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of
NATURAL HISTORY
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Band.
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Da Ihr den Kampf, den heiligen, begonnen, An das biedre Volk der Griechen.
Wohl hat's mich da wie Flammenhauch durchgluͤht,
und noch iſt die Begeiſt'rung im Gemuͤth Flamme auf, du hoher Geiſt der Rache,
Im kalten Wehen des Lebens nicht zerronnen; ; Heldenſinn der alten Zeit erwache,
8 Brich das Joch der Draͤnger kuͤhn entzwei:
Viel hat der Geiſt, der gluͤhende, geſonnen, 5 Kämpfe, Volk, für deine heil'ge Sache,
Das ſeinen Drang nach Eurem Kampf verrieth; Schirme dich mit deines Glaubens Flagge,
Doch frommt es, daß der Tropfen zu Euch zieht, Mach' Altar und Tempel wieder frei.
Dem ſchwache Kraft die Parze nur geſponnen? Finſter ruht auf Paradieſesauen
Frecher Willkuͤhr fuͤrchterlicher Fluch;
Goldne Freyheit kann fie nie bethauen,
Jede Kraft verſchlingt Tyrannentrug.
Zwar konnt' ich ſelbſt der Gluth nicht widerſtreben,
Geweiht war Euch, dem Glauben ſchon mein Leben,
Schon war der Fuß zur Wanderung bereit:
Da trat der Zufall feindlich mir entgegen, 5 0 1
4 Die Bruſt begann ſich ahnungsboll zu regen, Trinket Muth an Gräbern eurer Ahnen,
Dem Vaterlande weihe deine Zeit! 5 Deren Trümmer laut zur Rache mahnen
Von der Draͤnger Frevlerhand entweiht;
Da fah ich klar der Gottheit treues Walten, Auf der Freyheit lichten Sternenbahnen
Der Schwache ſollte nicht ihr Kämpfer ſeyn; Führt zum Sieg die ſieggewohnten Fahnen
Doch meine Töne will ich froh Euch weihen, Aus der alten ruhmgekroͤnten Zeit.
Des Herzens Gluth muß offen ſich entfalten; Decken Gruͤfte viele eurer Soͤhne,
DIE 8 —— Die gefallen in der Raͤcherſchlacht,
Fi per ſie Kuß im beni ekslten, . Aus des Helden Blute keimt das Schöne,
Nichts andres kann Euch meine Liebe ſtreun; Wo er ſank entſteigt das Licht der Nacht.
Und giebt der Herr dem Tropfen ſein Gedeih'n,
Soll treu mein Dank ihn feſt umſchlungen halten.
8 Herrlich ſchon ergluͤhn die freyen Zeichen,
So nehmt denn hin, was ich durchgluͤht geſungen, Urd die Manen der Heroen ſteigen
\ Heiß hat der . g mich durchdrungen, Sieg verkuͤndend aus der langen Gruft,
Fehlt oft der Klang auch innigem Gefuͤhl. Und die Draͤnger feſſelt ſtarres Schweigen
Und darf ich nicht für Gottes Sache ſterben, Vor der Rache müffen fie erbleichen,
Darf Armuth nicht um ew'ge Palmen werben, Scheu ſich bergen vor der Freyhelt Luft.
Auch Tropfen heiſcht ein herrlich großes Ziel. Aber freudig reichen ſich zum Bunde
Die Bedraͤngten bruͤderlich die Hand,
—— Treu zum Tode tönt von Mund zu Munde,
Treu im Kampf fuͤr Gott und Vaterland.
— —
* Aus: Gedchte für Griechenland's Sache von C. F. Schumann. Nudolſtadt 1821.
Iſis 1822. Heft 1. 2
3
Leuchtet denn, ihr goldnen Freyheitsſterne;
Freye fegnen Euch in weiter Ferne,
Eure Thaten ehrt die Ewigkeit!
Stolzer Voͤlkerunterdruͤcker, lerne:
Ewig bleibt die Raͤcherhand nicht ferne,
Muͤndig macht die Voͤlker einſt die Zeit.
Gott erhält der Freyheit lichten Funken,
Bis er Nammt in heller flotzer Gluth,
Volker, die in Feſfeln einſt verſunken,
Mit ſich reißt in nie bezähmter Fluch,
Ruͤſtet, Frevler! immer eure Sclaven,
Die noch jetzt im Licht der Freyheit ſchlafen,
Eingewiegt von einem Luͤgengeiſt:
Griechenland wird ſeine Draͤnger ſtrafen,
Gottes Geiſt ermuthigte die Braden,
Der dem ew’gen Glauben Sieg verheißt,
Nimmer wird die Heldenſchgar erzittern,
Wenn die Soͤlle ihre Blitze ſpruͤht,
An der Felſenbruſt muß fie zerſplittern,
Die noch ſinkend für die Freyheit glüht-
und fo werden Hellas Blüthentage,
Aus gefallner Helden Sarkophage,
Neu verklärt ihr goldnes Leben ſtreun;
Und verſtummen wird die lange Klage,
Blumen decken der Tyrannen Plage,
Keimend an der Freyheit Sonnenſchein;
Und die Muſen, welche trauernd ſchieden,
Werden neu ihr Heimathland erfreun;
Kunſt und Weisheit wird im goldnen Frieden
Ihrer Mutter neue Tempel weihn.
Alles Schoͤne, was im Sturm verklungen,
Großes, was der Wahn der Nacht verſchlungen,
Wird erbluͤhn im lichten Morgenroth;
Alte Kraft, die Griechenkand durchdrungen,
Welche Millionen nicht bezwungen,
Auferſtehn aus ihrem langen Tod.
And das Recht wird auf der Freyheit Wegen,
Hei verkuͤndend fein Panier erhoͤhn,
und der Glaube wird mit Himmelsſeegen
Auf die Neubegluͤckten niederſehn.
Aber ihr, die ihr es Luͤhn begonnen,
Strahlenvolle, hohe Freyheitsſonnen
Einer vielbewegten finſtern Zeitz
Die ihr blutend Herrliches gewonnen,
Frey vernichtet, was der Wahn erfongen,
Ihr beharrt im Buch der Ewigkeit.
Flammend werden eure Namen leben,
Nenn des Schönen viel die Zeit verſchlang⸗
Sw'ge Lieder eure Gruft umſchweben,
Die ein hochbegeiſtert Volk euch fang
Me. > W 2
Ypſilanti wird man heilig ehren;
Kindern ſelbſt den theuern Namen lehren,
Als den Klang, der jedes Schoͤne eint;
Dankerfuͤllt wird ihn der Enkel hoͤren,
Keine Zeit des Helden Ruhm zerſtoͤren,
Welcher ſtrahlend uͤber Hellas ſcheint;
Nennen ihn auch keine Monumente,
Seine Säule iſt das freye Land,
Seine Thaten dluͤhen ohne Ende
Schoͤner Zeiten goldnes Unterpfand,
Drum, o Held! kein Drohn ſoll dich erſchuͤttern;
Aus der Zeiten bangen Ungemwittern,
Glaͤnzeſt du in ewigem Strahlenlicht.
Sollte Hellas Hoͤllentrug zerſplittern,
Vor dem Opfertod wirſt du nicht zittern,
Hpfilanti faͤlt im Tode nicht.
Deiner Aſche wird der Geiſt entſteigen,
Welcher raͤchend Griechenland befreit,
Ew'ge Palmen dir die Gottheit reichen,
Der du dich im freyen Tod geweiht.
Nun wohlan! laßt keine Macht euch kuͤmmernz
Seht ihr nicht die Looſungsworte ſchimmern:
Auf zum Kampf fuͤr Gott und Vaterland!
Laͤnger moͤge Griechenland nicht wimmern,
Lieber fallen mit der Draͤnger Truͤmmern,
Als die Feſſeln tragen, dle es band.
Auf, denn auf! des Glaubens Fahnen fliegen
Freudig flammend eurer Schaar voran;
Seinen treuen Soͤhnen hilft er ſiegen,
Und verſtummen muß der duͤſtre Wahn.
An Deutſchland.
Auf, Deutſchland, auf! was zaudern deine Soͤhne?
Entſende fie, der ew’ge Glaube mahnt!
Vernahm dein Ohr nicht Hellas Klagetoͤne,
Durch deſſen Grab die Nacht ſich Pfade bahnt?
Das Taͤuſchung nicht die deutſche Treue hoͤhne,
Sey, biedres Volk! was Hellas in dir ahnt:
Laß dein Panier zu Feindes Schrecken ſchimmern,
Die Tigerbrut, Barbaren hilf zertruͤmmern.
Zu dir, mein Volk; iſt Griechenland gewendet,
Der deutſchen Kraft vertraut es ſein Geſchick,
Dir iſt der Blick voll Sehnſucht zugewendet,
O ſtoß' ihn nicht mit kalter Hand zurück.
Wenn Eigennutz die Völker noch verblendet
Und Menſchenwohl zertritt die Politik,
Dann zeige du in deinen kuͤhnen Helden,
Daß Treu und Recht in deutſchen Gauen gelten,
5
Die Menſchbeit ruft, mit frechem Hohn zertreten,
und ewig Weh ſtoͤhnt ſtumpf ihr Klagelied!
Eurapa hört's und Menſchenhaſſer ſchmaͤhten
Im Stolz ein Volk, das ſein Verderben flieht.
Iſt das die Frucht, wo Glaub' und Liebe ſaͤten,
Reitt dumpfe Furcht, wo Volkestreue blüht ?:
Dann, Menſchheit, raubt die Willkühr deine Rechte,
und jedes Band zerbricht das Graun der Nächte.
Empörung nennt's der Herrſcher feiger Sclaven,
Wenn frey das Recht Tyrannenketten bricht;
Wenn Völker kuͤhn Unmenſchlichkeiten ſtrafen,
Der eignen Schmach gedenkt der Freye nicht? —
Kann nur die Form den alten Schlummer ſchlafen,
Dann, Glaube, ſtirb, dann ſchwinde Recht und Pflicht,
Dann mag der Wahn ein ganzes Volk zertrummern,
Wenn Throne ſtehn, was konnen Menſchen Eümmern,
Doch Deutſchland Heil, das noch in alter Treue
In Fuͤrſten nur gerechte Väter ſchaut?
Du Vaterland, das alte Feſſelfreye,
Du bift der Hort, dem Griechenland vertraut;
Empfange ſtolz des Glaubens heil'ge Weihe,
Der hoffuungsvoll auf deine Jugend baut.
Beſchirme frey der Menſchheit ew'ge Rechte,
Schwoͤr' Untergang dem Troß der Raͤuberknechte.
Auf Segensau'n ſoll kein Barbar mehr wuͤthen,
Kein Drängerheer die Menſchheit mehr entweihn;
Wo Schwerter nur vom Blut der Unſchuld gluͤhten,
Da ſoll das Gluͤck des Lebens ſtill gedeihn.
Kein Raͤubervolk greif' in Europa's Frieden,
Mit blinder Wuth verheerend, ferner ein,
Europa ſoll vor keiner Geißel zittern,
Auf, Völker! auf, ſie raͤchend zu zerfplittern,
Nicht Hellas nur, das tief in Ketten ſchmachtet,
Nicht Rache heiſcht ein biedres Volk allein,
Das Grauſamkeit zertreten und geſchlachtet,
Der Voͤlker Wohl gebeut den Kampfverein:
Soll ein Barbar, der keine Rechte achtet,
Noch fernerhin Europa frevelnd draͤun? —
Muß jetzt der Nacht der junge Tag erliegen,
Dann zittre, Welt! vor ihren kuͤnft'geu Siegen.
Vergaͤßeſt du mein Volk, das ſtarre Schrecken,
Das auch auf dich der Tuͤrken Schwert ergoß,
Kann je die Zeit die grauſe Schmach bedecken,
Das Heldenblut, was deiner Rettung floß:
Dann wehe dir! des Tigers Klauen ſtrecken
Erſtarkt ſich aus, und wuͤthend naht der Troß,
Zu fpät wirft du auf umgeftürzten Mauern
Den Augenblick der Rache feig betrauern;
Zwar lange ſchlief das grauſe Ungeheuer,
Das über uns die Todesgeiſel ſchwang:
Der Löwe weckt's, und ſieh, es wuͤthet freyer;
Weh, Deutſchland, dir! wenn es den Leu verſchlang:
Wie Flammen bricht's durch ſtuͤrzende Gemäuer,
Verjuͤngt ſich neu im Voͤlkeruntergang,
Europa ſinkt, der Wahn verſchlingt den Glauben,
Das Heiligſte zerſtoͤrt der Hölle Schnauben,
Drum Deutſchland' auf, du darfſt nicht ſchweigend ſtehen,
Du wirſt es nicht, mein Heldenvaterland!
Die Rache ruft, laß deine Fahnen wehen,
Die Menſchheit fleht, des Glaubens heilig Band;
Der halbe Mond ſoll nicht Europa ſehen,
Das Nachtgebild hinaus zum Indusſtrand;z
Tilg', freyes Volk! die Schmach in fremden Banden,
Daß einſt vor Wien ein Tuͤrkenheer geftanden,
— —
An den nordiſchen Adler.
Hoͤrſt du das Stoͤhnen der Gruͤfte,
Stuͤrzender Tempel Geheul?
Wehe durchbebt es die Luͤfte,
Rache! in zitternder Eil!
Wehe hallts im Windesbrauſen wieder,
Schwebt empor zu Gottes Raͤcherthron;
Schmerzlich ſchaun der Voͤlker Blicke nieder,
Denn du ſchweigſt zu teufliſch frechen Hohn;
Und der Groll durchzuͤckt der Kette Glieder,
Faßt des Suͤdens und des Nordens Sohn, *
Ungeſtüm erheben ſich die Fluthen,
Aufzuflammen drohn die ſtillen Gluthen.
Auf denn vom eiſigen Sitze,
Kreiſchend geheiligter Aar,
Schmettre mit raͤchendem Blitze
Nieder die hoͤlliſche Schaar.
Hoffend ſieht bey feiner Draͤnger Wuͤthen
Griechenland zuerſt zu dir empor,
Deines Glaubens Himmelsſtrahlen gluͤhten ’
Dir aus Hellas milden Auen hervor,
und der Sitte erſte Zauberbluͤthen
Pfluͤckteſt du von feiner Weiſen Chor:
Schlaͤft das Kind bey ſeiner Mutter Truͤmmern,
Hoͤrſt du nicht, vom Eis erſtarrt, ihr Wimmern?
Stuͤrze mit eilendem Fluͤgel
Brauſend zur Rettung heran;
Auf der gemordeten Huͤgel
Mehret die Morde der Wahn,
7 4 —̃——
—— —
Grauenvoll der Mutter Nacht und Tod,
Und der Neid des raſchen Schickſals wendet ;
Schnell den Sieg zum Feind, den er bedroht,
Und das Seyn des trewften Volkes endet
In der Freyheit kaum erwachtem Noth;
Auf, vernimm der Menſchheit Klageſtimme,
Daß ihr Fluch nicht uͤber dich ergrimme.
Draͤnger, die Voͤlker vernichten.
Tilge fuͤr ewige Zeit,
Menſchen von Tigern zu ſichten,
Werde zum Tiger im Streit.
Schone nicht der Moͤrder ohne Schonen,
Deren Blutgier wild die Welt empört,
Sollen uͤber Menſchen Tiger thronen,
Deren Rachen keine Bande ehrt?
Fällt dies Volk, dann zittert, Kronen;
Zittre Aar, daß er auch dich verzehrt!
Kreiſche auf, es bebt der Chriſtenglaube,
Hellas faͤllt, die Menſchheit liegt im Staube.
An ar fta
oder Griechenland in der Knechtſchaft unter den Osmanen, feit
der Schlacht bey Koſſowa 1339 und im Befreyungskampfe feit
1821. Eine Zeitſchrift in freyen Heften, herausgeg. von Sickler.
Erſtes Heft 8. 112, nebſt einem Steindruck v. Aly Paſcha.
Hildburghauſen bey Keſſelring 1821.
Dieſe in einem geſchmackvollen Umſchlage hervortre—
tende Zeetſchrift beginnt von Seiten des Herausgebers mit
einem edlen Sinn fuͤr eine heilige, wenn gleich als verrucht
angeſchwaͤrzte Sache; ob ſie aber von buchhaͤndleriſcher
Seite gehoͤrig berechnet iſt, muͤſſen wir bezweifeln. Das
litterariſche Intereſſe fuͤr die Griechen kann nur in Schriften
erregt werden, welche bereits ein großes Publicum haben,
alſo in bereits beſtehenden Zeitſchriften. Daß die Welt
eine eigene, fuͤr die Griechen beſtimmte Zeitſchrift kaufen
ſollte, iſt ſchwer anzunehmen. Wit wuͤnſchen daher dop—
pelt, daß ſie in dieſem Falle eine Ausnahme machen möge.
Der Herausgeber hat es uͤbrigens an mannichfaltigen und
allerdings intereſſanten Abhandlungen nicht fehlen laſſen.
Nebſt einem kraͤftigen Vorwort, das wir mittheilen werden,
enthält die Anaſtaſia:
Blicke auf die fruͤhere Geſchichte der Osmanen.
Allgemeine Züge zur Schilderung der Neugriechen.
Aly Paſcha's Biographie nach Pouqueville.
Miscellen.
Chronik des neueſten Befreyungskampfes,
Actenſtuͤcke
und öffentliche Declarationen,
10 Wir ſind mit dieſen Auffaͤtzen vollkommen zufrieden,
die Chronik ausgenommen, welche ein zu trocknes Skelett
8
von Actenſtuͤcken iſt. Eine Schrift, welche ſich ausſchließ⸗
lich der griechiſchen Sache widmet, muß auch die Anzei⸗
gen dieſes fuͤrchterlichen Gewitters fchildern und nicht mit
dem Einſchlagen des Blitzes anfangen. Es follte gezeigt
werden, ob und wie man ſeit Napoleens Niederlage die
DBefreyung der Griechen, unferer Lehrer und Bildner, ohne
die wir noch viel rohere Barbaren waͤren, als wir wirklich
ſind, einleitete. Man würde die Frage, ob die Griechen
Rechte gegen die Türken haben, nicht berühren, ſondern
ſich lediglich an die Mittel halten, welche zur Befreyung
unſerer Bruͤder gewaͤhlt oder benutzt worden ſind. Voran
wuͤrde man die vorgeſpiegelten Umtriebe in Deutſchland zu
ſtellen haben, um dieſe Volker und dieſe Regierungen ge=
gen einander mißtrauiſch zu machen und fo eine Tüͤrkenhuͤl—
fe von dieſer Gegend her abzuwenden. Dann wuͤrde eine
conſtitutionelle Bewegung in Spanien das erſte erfreuliche
Zeichen ſeyn, um nicht nur Deutſchland, ſondern auch ganz
Europa auf eine nuͤtzliche Weiſe anßerhalb der Turkey zu
beſchaͤfftigen. Erregte indeſſen dieſer ferne Donner noch
nicht die gehoͤrige Furcht, um Europa in Bewegung zu ſe⸗
gen, fo würde man warten, bis ein anderes Gewitter, z.
E. in Neapel, ausbraͤche. Piemont und Portugall wuͤrden
das Getoͤſe nicht wenig vermehren; und nun würde die rech—
te Stunde geſchlagen zu haben ſcheinen. Auf ſolche Art
würde man vielleicht zeigen koͤnnen, daß die Befreyung
Griechenlands nicht ohne Vernunft begonnen hat, und daß
die Verfolgungen in Deutſchland, fo wie der Krieg in Nea-
pel nicht ohne Grund waren. Alles laͤßt ſich bey unvoll⸗
kommnen Voͤlkern, wie wir und die Neapolitaner ſind,
nicht vollkommen berechnen; und wenn daher nicht Alles,
wie in einem wohleinſtudierten Schaufpiel, auf die Secunde
zuſammentrifft, fo wuͤrde die Potitik wohl einen Ruck be
kommen, einige Minuten den Souffleur anſehen und dann
ihre Rolle fortſpielen. Bey einer ſolchen Veſtigkeit auf der
Buͤhne und bey einem ſolchen erhabenen Gegenſtande, den
die geſammte gebildete Welt gern ſieht und beklatſcht, kann
das Gelingen nicht ausbleiben, wenn auch gleich die Tra-
goͤdie ſchauerlicher wird, als ſie auf einer volkommen aus⸗
gebildeten Bühne menſchlicherweiſe werden ſollte. Wer den
Beyfall des Publicums hat, ſpielt nie ſchlecht, wenn er
auch gleich dem Stachel der Critiker ausgeſetzt iſt. Wer
mit Ueberlegung und Plan fein Stuͤck anlegt, bleibt im:
mer ein großer Mann, wenn es auch den Critikern gelin-
gen ſollte, einen Theil des Publicums abwendig zu machen.
Ein aͤchter Politiker wuͤrde eben daraus ſchließen, daß das
Unternehmen gelingt, weil die Hinderniſſe dagegen nur
kuͤnſtlich, mithin widernatuͤrlich ſind. Dieſe Andeutungen
in eine allgemein verſtaͤndliche Proſa uͤberſetzt, und mit den
Belegen, weiche ſich überall vollauf finden, obſchon fie
nicht von denjenigen gemerkt wurden, welche doch als Mer⸗
ker aufgeſtellt ſind, wuͤrden mehrere Hefte der Anaſtaſia
füllen, und ihr ein eigenthuͤmliches Intereſſe geben. Was
nutzen der Geſchichte die Thatſachen, wenn man ihre Be:
weggruͤnde nicht kennt? Was nutzt es, die Geſchichte der
griechiſchen Befreyung damit anzufangen: „Am 7ten März
1821 erſchien an allen Straßenecken in Jaſſy angeſchlagen
die merkwürdige Proklamation des Alexander BYpftlantı“",
wenn dabey nicht bemerkt iſt, daß in denſelben Tagen die
oͤſterreichiſche Armee gegen die Neapolitaner geſchickt wurde;
daß einige Tage ſpaͤter die Befreyungs-Wehen auch im
9
eigentlichen Griechenland ausbrachen; daß etwas früher ein
Preßverbot in Frankreich ergangen war, daß noch fruͤher
eine Commiſſion in Maynz niedergeſetzt worden, und daß. und
daß ie. Iſt denn der Zuſammenhang fo ſchwer zu finden
oder iſt man wirklich blind in deutſchen Landen? Nie ſind
groͤßere Talente in Bewegung geweſen als jetzt; ein Talent
aber muß ſich nicht abſchrecken, wohl aber leiten laſſen.
Nur blinde Talente ſtuͤrzen in den Abgrund, und Anmaa⸗
ungen von Talent zerplatzen. Wir bewundern daher dieje—
nigen, welche Griechenlands Befrepung bedacht haben.
Schon oft hat die Iſis fuͤr die Griechen geſprochen,
und ſie weiß, daß ſie es nicht ohne allen Erfolg gethan
hat. Sie glaubt aber nicht, je ein verkehrtes Must vor⸗
geſchlagen zu haben. Sie hat nie und wuͤrde nie deutſche
Jünglinge auffordern, auf ihre Fauſt nach Griechenland zu
gehen, wo man ihrer weder bedarf, noch wo ſie etwas an—
deres thun koͤnnten, als ſich niederſchießen zu laſſen. Die
Griechen bedürfen nicht der gemeinen Soldaten, wohl aber
der Anführer, Wer nun diefen Sinn für die Würde folcher
Thaten hat, welche die Befreyung unferer Väter in der
Bildung zu Menſchen bezwecken, der mache ſich auf und
heife durch fein Geſchick die Fuͤße und Hände der Griechen
leiten. Das Zweyte, das erſprießlich iſt, iſt das Geld,
nicht, um es den Griechen zu ſchicken, ſondern um die Of—
ficiere damit zu verſehen, welche den Zug gegen die Unter:
druͤcker der Bildung unternehmen wollen. Es muͤſſen aber
nicht Profeſſoren, überhaupt nicht Staasdiener die Samm—
ler machen, fondern unabhängige, reiche Leute, vorzüglich
Banguiers, welche die Mittel des Einſammelns und des
Vertheilens in ihrem Geſchäfte ſelbſt finden, und denen der
Wechſel des Geldes von Niemanden verboten werden kann.
Die deutſchen Banquiers zeichnen ſich vor vielen Ständen
durch Bildung, durch Liberalitaͤt und durch Liebe fuͤr Kunſt,
die ſie doch allein den Griechen verdanken, ſo vorzuͤglich
aus, daß man mit Recht erwarten darf, es werde ſich Ei—
ner, oder eine Geſellſchaft von ihnen an die Spitze eines
folchen edlen Unternehmens ſtellen, und eine Caſſe für die⸗
jenigen errichten, welche ihre Talente und ihr Leben den
Griechen oder vielmehr der Menſchheit, das heißt der Bil-
dung zum Opfer zu bringen, den ſchoͤnen Entſchluß ges
faßt haben,
Vorwort, als Einleitung.
„Die Tuͤrken, ein Volk aus Turkeſtan, iſt Trotz ſei⸗
„nes mehr als dreyhundertjahrigen Aufenthalts in Europa
„dieſem Welttheil noch immer fremd. Sie haben das mor—
„genlaͤndiſche Reich, das uͤber tauſend Jahre ſich ſelbſt und
„der Erde zur Laſt war, geendet, und ohne Wiſſen und
„Willen die Kuͤnſte dadurch weſtwaͤrts nach Europa getrie-
„ben. Durch ihre Anfälle auf die Europaͤiſchen Mächte ha=
„ben ſie dieſelbe Jahrhunderte lang in Tapferkeit wachend
„erhalten, und jeder fremden Alleinherrſchaft in ihren Ge:
„genden vorgebeuget; ein geringes Gute gegen das ungleich
„großere Uebel, daß fie die ſchönſten Länder Europa's zu
„einer Wuͤſte, und die einſt ſinnreichſten griechiſchen Voͤlker
„zu treuloſen Sclaven, zu liederlichen Barbaren gemacht
„haben. Wie viel Werke der Kunſt ſind durch dieſe Un⸗
Iſis. 1822. Heft 1.
10
„wiſſenden zerſtoͤrt worden! wie vieles iſt durch fie unterge⸗
„gangen, das nie wieder hergeſteht werden kann! Ihr
„Reich iſt ein großes Gefaͤngniß für alle Europaͤer, die
„darinn leben; es wird untergehen, wenn ſeine Zeit kommt,
„Denn was ſollen Fremdlinge, die noch nach Jahrtauſen—
„den aſiatiſche Barbaren ſeyn wollen, was ſollen ſie in
„Europa?“
Ideen zur Philoſophie der Geſch. der
Menſchheit. Th. IV. S. 40.
Mit dieſen Worten des tiefſinnigen und und geiffreis
chen Herder beginnt die vorliegende Zeitſchrift, die ihre
Leſer und Freunde da vor allem ſucht, wo das Gefuͤhl
des Mitleids und der Theilnahme an dem Leidenszuſtande,
in welchen ein hartes Geſchick eine große Nation — unſe⸗
re eurcpaͤiſchen Mitglieder und Mitehriſten — geſtoßen,
durch ſchiefe Anſichten noch nicht erſtickt, ſondern vielmehr
in wahrhaft veredelter Humanität erhalten worden iſt. Sie
nennt ſich Anaſtaſia: mit dieſem Namen die große Des
wegung bezeichnend, in welcher wir nach einem politiſchen
Todesſchlafe von mehrern Jahrhunderten dieſes ganze Volk,
wenige Feige und Schwaͤchlinge ausgenommen, gegen die
uſiatiſchen Barbaren, die es bisher in empoͤrender Knecht⸗
ſchaft gehalten, muthvoll begriffen ſehen. Wie wuͤrde der
deutſche Denker, lebte er noch, ſich freuen, wenn er geſe⸗
hen, daß jenes einſt ſinnreichſte griechiſche Volk mit der
Laſt des Sclavenjochs zugleich den Vorwurf der Treuloſig—
keit und liederlicher Barbarei, in welchem Lichte nicht ſeine
eigene, ſondern der aſiatiſchen liederlichen Barbaren Schuld
es Jahrhunderte lang erſcheinen ließ, kraftvoll abzuwerfen
bemuͤht iſt — daß dieſes Griechenvolk unſerer Zeit alles
daran ſetzt, der größten Gefahr entgegen ſtrebend, ohne ir—
gend eine ermunternde Hoffnung zur Huͤlfe von chriſtlich—
europaͤiſchen Nachbarvoͤlkern, allein und ſich ſelbſt Kberlafz
fen, eine zwar lange, nichtsdeſtoweniger aber um fo uns
gerechtere Uſurpation uͤber ſeinen Multerboden, uͤber ſich
ſelbſt, von Grund aus zu vernichten, — daß der Greis
wie der Juͤngling, der Ungebildetſte wie der Gebildete in
ihm Aſiens Wuth ſich entgegen wirft, und, wie einſt zu Xer-
res Zeiten, nachdem Weiber und Kinder auf Salamis
und auf den jeniſchen Inſeln in Sicherheit gebracht wor-
den, mit dem Edelmuthe der alten Athenaͤer und der To—
desverachtung der alten Spartaner, ſeinen Boden, wie ſich
ſelbſt, befreyen will von Unterdruͤckung und Schmach, —
daß fuͤr ſeinen Chriſtenglauben, den Stambuls barbariſcher
Despotismus vor feinen und unſern Augen an deſſen ober-
ſten geweihten Prieſtern durch Henkershand verhoͤhnte, wie
er ihn immer verhoͤhnt, gegen den alle Menſchenvernunft
erniedrigenden Fatalismus des Islam und der Moslemim
Alles in dieſem Volke ſich erhebt, und nicht bloß kaͤmpfen
will, ſondern wirklich ſchon kaͤmpft und dem Tode kahn
entgegen geht! — Wie würde dieſer Phoͤnix aus der Aſche
auf Griechenlands fo hochverehrtem Boden unfern, für. fol-
chen Genuß zu früh dahin gegangenen großen Herder nicht
uͤberraſchen! Denn obgleich menſchlicher, aus unſerer Fer—
ne genommener Anſicht es zur Zeit noch verborgen bleibt:
ob jetzt ſchon die Zeit gekommen, wo das große Volksgefaͤng—
niß, das afintifhe Barbarey in Europa's Oſten aufgebaut und
bis jetzt ſorgſam unterhalten, ganz zuſammenſtuͤrzen, und
der Barbaren Reich in unferm Erdtheile zur Ehre der
a I
11
Menſchheit endlich untergehen werde; ſo iſt doch die viel⸗
bedeutende Frage: was ſollen Fremdlinge, die noch
nach Jahrtauſenden aſtatiſche Barbaren ſeyn wol⸗
len, was ſollen fie in Europa:“ von den Unter:
druͤckten ſelbſt, deren edlerer Theil an Weſteuropa's Quel⸗
len der Wiſſenſchaften und Kuͤnſte ſich zum vollen Bewußt⸗
ſeyn der Humanitaͤt in den neueſten Zeiten mit herrlichem
Erfolge emporgebildet, völlig begriffen worden. Und diefi wäre
ſchon genug, um die Ausſicht auf eine ſchoͤnere Hoffnung
fuͤr die Folgezeit zu naͤhren und zu lichten! Ja, dieß waͤ⸗
re ſchon genug, um dem Volke der Neugriechen, wie den
übrigen mit ihnen verbundenen Nachbarvoͤlkern den Rang
in der Achtung der Mit- und Nachwelt wieder zu ſichern,
der jedem Volke, ſey es auch noch ſo unbedeutend oder
noch ſo tief geſunken, vor den Augen der Weltgeſchichte
gebührt, jedesmal, wo es feine Selbſtftaͤndigkeit und den
Genuß feiner unveraͤußerlichen Menſchenrechte gegen uͤberge—
waltige Ufurpatoren zu erringen ſtrebte.
Wien, der öͤſterreichiſchen Monarchie ſtolze Kaiſer⸗
ſtadt, hat ſelbſt als unſeres ehemaligen deutſchen Kalſer⸗
teiches Hauptſtadt der Tuͤrkenheere mehrere vor ihren Tho—
ren geſehen. Der tapfern Polen, der Sachſen, der Bav⸗
und anderer deutſchen Voͤlker ſchleunige Hülfe hat, kaum
iſt ein Jahrhundert ſeitdem verfloſſen, den Graͤuel der
Verwuͤſtung vor ihnen und die Gefahr der Einnahme ihrer
Mauern ſelbſt durch herrlichen Sieg an der Donau Ufern
zum letztenmale von ihnen entkernt. Ungarns weite Ebe⸗
nen haben oft den halben Mond fiegend und verwuͤſtend
erblickt. Bis in das letzte Viertel des letztvergangenen
Jahrhunderts war noch innerhalb der Grenzen von Defter:
reichs Monarchie gegen Oſten hin deutſches Blut in Stroͤ⸗
men durch den türfifhen Saͤbel vergoſſen. In dieſem
Jahrhunderte noch ſtritt, um nicht an Rußlands blutige
Kaͤmpfe gegen Conſtantinopel zu erinnern, der Montenegri⸗
ner kleiner Haufe, von feinen Biſchoͤfen angeführt, gegen
tuͤrkiſchen Einbruch und eroberungsluſtigen Angriff. Wenn
nun ſeit einem Jahrhundert dem aſiatiſchen laͤndergierigen
Barbaren nicht mehr gegen Europa ſo gelang, was er
fruher mit weniger Anſtrengung und bey ungeordnetem Wi⸗
derſtande leicht erreichte; ſollen wir deshalb glauben, daß
er nunmehr für immer feine Eroberungsplaͤne zum ferneren
n illchen Vordringen gänzlich aufgegeben? glauben, daß
die Periode innerer Anflöfung, die ihn jetzt nur zu bedro⸗
hen ſcheint, in eine wirkliche Verweſang feiner geſammten
politiſchen Kraft übergeben, vermuthen, daß er zu Euro⸗
pa's Ungluͤck nie wieder ſich ermannen werde? — Welcher
Politiker möchte wohl fo weiſe ſich duͤnken, um uns ſiche⸗
ze und von der Zeit einſt wirklich gerechtfertigte, berühi⸗
gende Versicherungen darüber zu ertheilen? Wird die Di⸗
plomatenmappe mit ihren Ziffern und Berechnungen, von
denen die eine immer die andere zu berichtigen pflegt, auch mit
ihren oft ſehr argen Fehlern, wie die franzöſiſche, z. B.
feit dem 14ten Ludwig ſie gar oft enthalten, ſich als ein
(ottesbuch vor uns zu unſerm Troſt, zur Beruhigung
und Erbauung aufſchlagen? Sollen wir vor der Osma⸗
nen künfugen Heerzuͤgen und Einbtuͤchen in Ungarn und
Deutſchland irgend deshalb weniger beſorgt feyn, weil ſeit
den Franzoſenkriegen das Gebet gegen die Tuͤrkenkriege in
unſern Kirchenagenden großtentheils abgekürzt oder geſtei⸗
chen werden?
1
Darum, und alſo gewiß nicht mit Unrecht, wird die
Sache der Griechen in ihrem heiligen Kampfe gegen die
Tuͤrken, die Fremdlinge, die noch nach Jahrtauſenden aſi⸗
atiſche Barbaren nicht allein ſenn, ſondern ihre Barbarey
in die ungleich höher gebildete, und darum fo glückliche,
unter menſchenfreundlichen, wahrhaft legitimen Fürften
lebende Weſtwelt ſtets weiter verbreiten wollen, die Sache
von ganz Europa genannt werden koͤnnen. Griechenlands
Freyheit und Wiederaufſtehung, des Griechenvolkes Befrey⸗
ung von der Osmanen unertraͤglichem, Europa entehrenden
Joche iſt das Bollwerk, das feſt und unerſchuͤtterlich Euro—
pas Sicherheit gegen des tief geſunkenen großen Aſiens
feindlich draͤuende Horden wahrt. Man gebe zu, daß
Griechenland in dieſem Verzweiflungskampfe unterliege; und
vernichtet, gaͤnzlich ausgerottet wird ſelbſt die naͤchſte Zeit
ſchon das ganze Griechenvelk ſehen. Denn was kuͤrkiſche
Wuth und Fanatismus dann vermoͤchten, das kann ſchon
die Erinnerung aus der Graͤuelgeſchichte im Oſten ſeit viers
hundert Jahren nur gar zu beyſpielreich belegen. Herrſcht
aber gaͤnzlich ungehindert hier der Barbar, hat Aſien von
neuem feine zerſtoͤrungsfuͤchtige Menſchenfluth über Grie⸗
chenlands Gefilde ergoſſen; welcher menſchliche Scharfſinn
wird uns dann gruͤndlich erweiſen, daß ſie fuͤr jetzt, wie
fuͤr die Zukunft an Griechenlands, an Serviens Grenzen,
wie an einem feſten Damm, ſich ruhig halten, und daß
nicht vielmehr hierdurch fuͤr Aſiens rohe Voͤlker der Stoß
gegeben ſey, der ſie abermals weſtlich ziehe und draͤnge.
Als im Jahre 1389 das muthige Servier-Walachen⸗
und Bulgarenheer bey Koſſowa in Servien von Amurath
J. geſchlagen war, und mit dieſem Siege der Osmanen⸗
Macht in Europa ſich zu entwickeln begann; als im Jah —
re 1396 das aus franzoͤſiſchen, burgundiſchen, ungariſchen
und einigen deutſchen Rittern größtentheils beſtehende Kreuz⸗
deer bey Nikopolis in Bulgarien von Bajazeth vernichtet
ward, als im Jahre 1453 Conſtantinopel ſelbſt, der Grie⸗
chen Hauptſtadt, in Muhameds II. Hände fiel, darauf
Servien und Albanien von 1454 bis 1466 deſſelben Er⸗
oberers Beute wurden; als endlich bis zum Jahre 1481
faſt alle Ueberceſte oſtroͤmiſcher Herrſchaft auf Griechenlands
Feſtlande und Inſeln vernichtet ſanken: hat dama's das
ganze weſtliche Europa wohl etwas mehr gethan, als die
müßige Zuſchauerrolle zu fpielen 2 Leider fühlten aber ſo⸗
gar diejenigen Maͤchte, denen die Gefahr am naͤchſten war,
nicht die Nothwendigkeit dem bittenden Conſtantin Pa⸗
laͤologus oder den um Huͤlfe flehenden europäiſchen Chri⸗
ſtenvoͤlkern im Oſten fruchtbaren Beyſtand zu leiſten! Wie
vieles würde der eben fo tapfere als kampferfahrne Skan⸗
derbeg haben leiſten konnen, der Osmanen Einbruch in
Europa zu brechen, wenn ihm nur Ungarns, Italiens u.
Deutſchlands Kämpfer zu Gebot geftanden hätten; er, der
Muhameds ganzer Macht mit feiner kleinen, entſchloſſenen
Streiterſchaar ſo lange Zeit hindurch die Spitze bot!
Jedoch, als Conſtantinopel fiel, als ein Land Grie⸗
chenlands, bis auf Morea, nach dem andern, eine Inſel
des Mittelmeeres auf die andere folgend, in Muhameds
Hände überging, da ſaß für Griechenlands, für Ungarns
und Deutſchlands Ungluͤck durch die Tuͤrken auf dem deut⸗
ſchen Kaiſerthron Friedrich der dritte, der denſelben die un⸗
chenland ſchon die Abſicht zeigte,
Eroberung der Chriſtenheit Hauptſtadt niederzuwerfen und
13 —
erhͤrt lange Reihe von 13 Jahren hindurch eingenommen
hat. Ein font zwar verſtändiger und ſehr guͤtiger Fuͤrſt,
der aber die Ruhe und den Frieden ungleich mehr liebte,
als ihm die damaligen, o aͤußerſt wichtigen Ereigiſſen ge:
gen Oſten erlaubten. Ruhig hatte er es geſchehen laſſen,
daß Preußen von dem roͤmiſchen Reiche ſich losgeriſſen;
ohne große Energie ferbft im Innern des Reichs, wo zur
Erhaltung des allgemeinen Landfriedens der ſchwaͤbiſche
Bund ſich bildete, verhielt er ſich bey Griechenlands Ver—
wüſtung und politifhem Untergang durch Muhameds Er⸗
oberungen noch ungleich ruhiger. Haͤtte Heinrichs des
Voglers, ja nur ſeines großen Anherrn Nudolphs von
Habsburg Geiſt auf ihm geruht, wie ganz anders wuͤrde
feiner eigenen Volker Geſchick ſich in der
Denn die leider ſo beruͤhmt gewor—
Nation, die er mit dem
Deutſchlands,
Folge geſtaltet haben?
dene Concordaten der deutſchen
Pabſt Nicolaus V. abgeſchloſſen, und die in der Folgezeit,
laͤnger als zwey Jahrhunderte, in blutiger, Deutſchlands
Innerſtes zerreißender Ausſaat, gleich der von des Cadmus
Drachenzaͤhnen, unter uns fortgekeimt dieſe wird doch
ſchwerlich die Geſchichte ſeiner langen Regierung ſeinen
Erbvölkern wie Deutſchlands Reichsvoͤlkern zum Gluͤck an:
rechnen mögen — Friedrichs des Guten, aber Gemaͤchli—
chen, damalige Ruhe und Kaltſinn bey den Vorgängen im
Oſten hat Oeſterreſch einen fo oft hoͤchſt gefährlichen Bun—
desgenoſſen des allerehriſtlichſten Königs von Europa, beſon—
ders des oben ſchon erwaͤhnten Ludwigs, und einen bis auf
dieſen Augenblick noch immer drohenden Feind erzogen.
Fuͤr Italien fuͤrchtend, wohin Muhamed aus Grie—
um daſelbſt mit Roms
dem halben Monde auch hier, wie vorher zu Conſtantino—
pel, den Sieg uͤber das Kreuz zu bereiten, veranlaßten
zwar des Papſtes Pius II. unablaͤſſige Vitten die Verſamm—
lung der ehriſtlichen Mächte zu Mantua, um daſelbſt me:
gen eines Tuͤrkenkrieges kraͤftige Beſchluͤſſe zu faſſen. Daß
aber hier viel geſchrieen, indeſſen nichts, gar nichts gethan
ward, dieß ſagt uns die Geſchichte. Verloren ging in Eu—
ropa die koͤſtliche Zeit, groͤßtentheils über Schul- und Dog:
mengezaͤnke; der Thatengeiſt, der ſonſt den Arm von Euro:
pens Rittern und uͤbrigen Streitern beſeelt, verkroch ſich in
die Falten der Prieſterkutte, und übte ſich hier in laͤcherlichen
Subtilitaͤten. Ungleich mehr ſicherte den zitternden Papſt⸗
ſtuhl unter dem laſterhaften Sixtus IV. nebſt ganz Italien ge:
gen Muhameds wirkliche Anſtalten zum Uebergange, der tur—
komaniſche Sultan, Uſſun Haſſan, der den Eroberer aus
Europa nach Aſien rief, wo er im Lager von Nicaͤa 1482
ſtarb, und die furchtſame Weſtwelt von feinem Eindruch be:
freyte.
Wenn nun jenes ruhige Zuſehen von Weſteuropa bey
dem politiſchen Untergange eines großen oſteuropaͤiſchen Chri—
ſtenvolkes ganz Europa, uns Deutſchen und Ungaen aber zu⸗
meiſt, die bitierften Erfahrungen bereitet; wenn feitdem Stroͤ—
me von europaͤiſchem Blute, durch die roheſten Barbaren um
der Barbarey fluchwürdigſte Zwecke vergoſſen, jenes fo ruhi—
ge und ſogar gemaͤchliche Zuſehen traurig genug geſtraft;
wenn dieſe Periode von Europas Geſchichte, wo ſolch ein
Mangel von Hochberzigkeit, ſolch ein Ueberfluß von ſchlaffem
faſt geiſtloſem Denken und Treiben in der poutiſchen Welt
14
ſich gezeigt, ſchon fo oft mit Recht eine der traurigſten ge—
nannt ward: ſollen wir Europaͤer es gegenwartig, bey Grie—
chenlands Quaal und Verzweifelungskampfe, abermals mit
dem bloßen Zuſeben bewenden laſſen? — Vergebens wird
man das empörte Gefühl jedes einzelnen rechtlich geſinnten
und menſchlich fuͤhlenden Mannes durch den mehr als ſophi—
ſtſſchen, aus ſehr unreiner Politik geſchoͤpften Vorwand zu
ahnlicher Apathie beſchwichtigen koͤnnen: „daß die Griechen
gegen einen angeſtammten Herrſcher ſich empört und gegen ei⸗
ne geſetzliche Regierung rebellirt hätten.“ Das Menſcheuge—
fuͤhl laͤßt ſich durch pol tiſche Sophismen nicht uuterdruͤcken,
und wo es eine Regierung und einen Herrſcher findet, der mit
alleiniger Huͤlfe des Erobererſchwerts auf dem Nacken der les
berwundenen feinen Thron baut, und mit alleiniger Huͤlfe des
Strangs und des Henkerbeils dieſen ſeinen Blutthron Jahr—
hunderte hindurch erhalten hat, da kann es nichts als Uſur—
pation, den ſchaͤndlichſten Frevel und Raub erblicken. Sind
aber die weſentlichſten Rechte des Menſchen durch ſolche Uſur—
pation gefährdet; fo kann keine Verjährung je ſtatt finden,
und der Groß Räuber wird durch die letztere fo wenig ges
ſchuͤtzt werden koͤnnen, als der Klein-Raͤuber von geſtern her
in dem Beſitze ſeines Raubes.
Ohnſtreitig werden Europa's weiſe und vaͤterliche Re—
gierungen Europa's Schmach durch die aſiatiſchen Fremd—
linge, die nach Jahrtauſenden noch Barbaren in unſerer Mit⸗
te ſeyn wollen, zu dieſer Zeit beſchraͤnken, die ſchwerlich je
fo gluͤcklich für fie wiederkommen dürfte. Hat Oeſterreich der
Carbonari unſinniges und laͤcherliches Beginnen in Italien
erfolgreich niedergeſchlagen, fo duͤrfte es bey dem ungleich
drohenderen Sturm an ſeinen Grenzen in Oſten, wie wir al⸗
le hoffen, wuͤnſchen und glauben, wohl nicht immer gleich
ruhig ſich verhalten, wie zu Friedrich III. Zeiten. Mit dem
Tuͤrkenſaͤbel zieht auch die Peſt als traulicher Gefaͤhrte;
und wie duͤrfte eine ſo weiſe Regierung beyde fuͤr die Zukunft
als ihre ungehinderte Nachbarn ſehen mögen! Denn daß der
Griechen, der Servier und Walachen große Sorgſamkeit fuͤr
die letztere uns geſchuͤtzt, dafuͤr ſprechen unzaͤhliche Bele⸗
ge. Auch Rußlands ſo umſichtige Regierung, wie moͤchte
dieſe, als zweyte Schutzmauer Europens gegen Wien hin, es
zugeben, daß durch die nahe drohende Vernichtung des im
Chriſtenglauben eng mit ihr verſchwiſterten Griechenvolkes der
Osmanen Macht ihr gegen Süden in Europa, wie in Aſien
feſter wurzele? Wie muß den frommen Alexander, den in
ſeinen bisherigen großen Unternehmungen der Segen vieler
Menſchen begleitete, weil ſie gerecht und weiſe waren, die
ſchmachvollſte Hinrichtung von zwey greiſen hohen Prieſtern,
eng verwandt im Glauben mit dem Seinigen, ergreifen! —
Vertrauend hoffen wir von beyden Nach barſtaaten der fo ſehr
bedrohenden Servier, Walachen und Griechen, daß die
Weisheit ihrer Regierungen das Rechte erfaſſen, das Reich
der Barbarey in Europa's Oſten mit beſchraͤnken helfen, und
die erzuͤrnten Elemente daſelbſt zu der bedraͤngten Voͤlker,
wie zu unſerm Heit beſaͤnftigen wolle.
Mit ſolchen Hoffnungen eroͤffnen wir die vorliegende
Zeitſchrift, die, fur das größere Publicum beſtimmt, den
geſchichtlichen Zweck hat, die Tuͤrkengraͤuel im Oſten von Eu—
ropa, ſeit länger als vierhundert Jahren verübt, zur allge—
meinern Kenntniß zu bringen. Hieraus wird ohne Zweifel
der bisher fo ſehr unterdruͤckten und fo tief herabgewuͤrdigten
13
Griechen Recht zum großen Befreyungskampfe gegen ihre
barbariſchen Gebieter ſich am beſtimmteſten ergeben. Gegen
die Bekanntmachung von Thatſachen, aus den glaubwürdig:
ſten gezogen, dürfen wir wohl kein Veto irgend eines chriftlis
chen Cenſuredikts zu fürchten haben, indem wir von einem
ſolchen doch unmoͤglich glauben koͤnnen, daß es ſeinen Mantel
der chriſtlichen Liebe durch Verhuͤllung der Unthaten der
Erbfeinde der Chriſtenheit je entwuͤrdigen werde.
Auch wir halten mit voller Ueberzeugung an den Wor—
ten, die einer unſter weiſeſten und gelehrteſten Staatsmaͤnner,
Freyherr von Gagern, vor kurzem erſt an oͤffentlichem Dr:
te, in der Staͤndeverſammlung des Großherzogthums Heſſen,
eben ſo maͤnnlich als ſchoͤn ausgeſprochen hat: „Die deutſche
„Nation druͤckt Blutſchuld, wenn ſich nirgends Huͤlfe noch
„Stimme zu Gunſten der Griechen erhebt. Sie koͤnnen un—
„klug, zur Unzeit, unbequem, mit unzureichenden Mitteln
„diefe Händel angefangen haben, Verbrecher find fir darum
„nicht. Sie waren nicht Unterthanen im Sinne des Völker:
„techts und unſerer Civiliſation, ſondern Sclaven; davon
„zeugen jene chriftlihen hohen Prieſter, die eben fo ſchuldlos
„als ungehoͤrt an den Thoren ihrer Tempel den ſchmaͤhlichen
„Tod litten“ — „Untertban hier eines Fuͤrſten, der der
„heiligen Allianz beygetrelen iſt, und Vertreter der Rechte
„und Wuͤnſche einer deutſchen Voͤlkerſchaft, ſpreche ich hier
„die Erwartung und Hoffnung aus, daß ſie ſiegreich aus dem
„Kampfe ſcheiden, oder ein Frieden für ſie wird bedingt wer⸗
„den, der fie unter die Aegide des europäifhen Völkerrechts
„ſtellt, und ich rufe die Worte jener Declaration für fie an:
„Le resultat m&me sera encore, sous les auspices de la pro-
„vidence, le ralfermissement de la paix et la consolidation
„d'un ordre des choses, qui assurera aux nations leur re-
„pos et leur prospérité.“
Uebrigens werden wir uns zur Aufnahme von gründli⸗
chen und geziemenden Berichtigungen, wie auch von anderen
belehrenden Beytraͤgen in dieſe Zeitſchrift gern verſtehen.
Schilderungen des früheren und des gegenwärtigen Zuſtandes
der Griechen, wie ihrer Unterdruͤcker, einzelner merkwuͤrdiger
Vorfälle, Biographieen der bedeutendſten Perſonen, die
handelnd unter den Unterbruͤckten, wie unter den Unterdruͤ—
dern aufgetreten, Anekdoten und Characterzuͤge werden, nebſt
der moͤglichſt treuen Darſtellung der neueſten Ereigniſſe in
Oſteuropa, die Hauptgegenſtaͤnde dieſer Zeitſchrift bilden, die
keineswegs politiſch, ſondern bloß hiſtoriſch ſeyn ſoll.
ieee tt na:
Taſchenbuch fuͤr deutſche Frauen, auf das Jahr 1822, von A.
Schreiber, 7ter Jahrgang, Heidelberg bey J. Engelmann,
234. mit Kupfern nebſt Muſikbeylage.
Die freundliche und verſtaͤndige Cornelia iſt uns dieß⸗
mal etwas zu ſpaͤt zugekommen, obſchon fie fehr frühe ab-
gereiſt war: dennoch koͤnnen wir nicht unterlaſſen, auch noch
nach der Zeit dieſes ſchoͤne Weihnachtsgeſchenk nach Verdienſt
zu loben. Es bleibt ſeiner Einrichtung getreu, behäit die⸗
ſelben Dichter und erwirbt ſich mehrere neue. Die Au
wahl iſt mit Geſchmack und Einſicht getroffen; die Verzie⸗
rungen und die Kupfer find gut gewaͤhlt, doch wie uns duͤnkt,
mit weniger Fleiß ausgeführt, als bey dem vorigen Jahr—
gang, obſchon immer Heideloff der Kuͤnſtler bleibt.
Der Gedichte find an der Zahl 52, von A.: Julie
v. Bechtolsheim, Griederike Brun, Conz, G. Do
16
ring, Eliſe Ehrhardt, G., Carl Geib, Graͤfle
Th. Sell, Zelmina, Suͤller, v. d. Malsbur En
fer, Julie Wordheim, Reſe, A. Schreiber A.
Schumacher, St., Theophania, und von drey Uns
genannten. ?
Erzählungen find 6, v. G. Döring, Souque', C.
Geib, A. Schreiber und vom Verf. von Wahl und
Führung. Die Würdigung des Einzelnen liegt ſowohl
außer dem Plane als außer den Kräften der Iſis, die ſich
mit dem Gefuͤhle begnuͤgt, daß die Cornelia ihr in dieſem
hausfraͤulichen Kleide vollkommen gefaͤllt. Wir theilen fol-
gendes ſinnige Gedicht mit.
Em
Bar. De
Der Spaziergänger.
Vom Getümmel, aus der Schwule
Fort, hinaus in Waldes tuͤhle.
Da werf' ich ab,
Was mir zu tragen
Das Leben gab,
Da kann ich erjagen,
Im gruͤnen Raum,
Einen goldnen Traum.
Bey ſolchem Spiele laßt ſich wagen,
Und waͤre der Gewinn auch klein,
Man ſetzt ja nur die Sorgen ein.
Der Jäger.
Beym erſten und beym letzten Gruͤn
Da mag ich hier am liebſten zieh'n.
Der Fruͤhling bringt gar mancherley,
Und auch der Herbſt, fuͤr Garn und Blei,
In der Welt laſſ' ich Schalten,
Wer will und kann,
Darf ich krey nur walten
Im Forſtesbann.
Wohl herrſch' ich ſtreng in meinem Reich,
Doch darin thuts mir mancher gleich.
Der Juͤngling.
Wo iſt die ſchoͤne Schaͤferin?
Juͤngſt ſaß ſie bey den Fruͤhlingseichen,
Und ſeitdem liegt ſie mir im Sinn;
Ach, koͤnnt' ich doch ihr Herz erweichen!
Hier grab' ich in des Baumes Rinde
Den Namen, mir ſo ſuͤß und lieb,
Du, Amor, ſag' dem holden Kinde,
Daß Herz und Hand zugleich ihn ſchrieb.
Der Holz händler.
Ein tuͤchtiger Hollaͤnderbaum,
Auch hat er ringsum wackre Bruͤder!
Mau legt ſie, denk' ich, alle nieder,
So wird fuͤr neuen Anflug Raum.
Das Madchen.
7 Kann daheim nicht laͤnger bleiben,
's zieht mich, weiß nicht was, hinaus
In des Waldes grünes Haus.
Voͤglein hier die Zeit vertreiben
Froh mit Spielen und Geſang,
Mir, ach! wird ſie gar zu lang!
Traurig iſt's, allein zu gehen,
Und die alten Staͤmme ſehen,
Die uns nur im Wege ſtehen, 2
Doch es rauſcht! Wer wird da kommen?
Ach, mir iſt das Herz beklommen!
Oh, ein Häslein! Dummes Thier,
Sag', was willſt im Walde hier?
N er
17 *
Der Sammler.
Natur, du zeigſt des Schoͤpfers Ruhm,
Bringft uns von ihm viel taufend Gaben!
Konnt' ich nur den Katalogum
Von allem ganz vollſtaͤndig haben!
Der Kunſtfreund.
0 Die Landſchaft iſt recht klein gedacht,
Den Bäumen fehlts an großen Maſſen,
Man muß es unserm Director laſſen,
Er haͤtte das ganz anders gemacht.
Das Kin d.
Waldroͤslein wel ich brechen,
Du Dorn, mußk mich nicht ſtechen,
Bin fromm, und mach' kein Waſſer truͤb.
Zum Mosleein will ich ſprechen:
O komm, ich hab' dich gar zu lieb!
Der Dichter.
Nirgend weil’ ich doch fo gern,
Als im Wald, von Menſchen fern.
Wunderbare Bilder ſteigen,
Bey dem Rauſchen in den Zweigen,
Wie aus fremden Welten nieder,
In der Bruſt erklingen Lieder,
Und wenn Schauer mich umfahen,
Fuͤhl' ich, daß mir Geiſter nahen,
Und ich mag es wohl verſtehen 4
Dies Gefäufel, dieſes Wehen,
Dies geheimnißvolle Leben,
Und ich moͤchte ganz hinein verſchweben.
Der Waldgeiſt.
Viel Gaͤſte ziehen in mein Haus,
Doch lieber bleiben ſie mir draus!
Der Dichter und das fromme Kind
Mir nur allein willkommen ſind;
5 Sie treibt kein Duͤnkel und kein Wahn,
Sie ſuchen, was ſie ſuchen muͤſſen,
Sie finden, was ich geben kann,
Sie ahnden, was die Geiſter wiſſen.
R Schreiber.
Vom Nieder: Rhein
Unter die großen Vorzüge der preußiſchen Regierung
zählen wir dankbar die Vorſicht, mit welcher die hier be—
ſtehenden Juſtiz⸗ Einrichtungen geprüft worden. Deren
Beybehaltung wir ſelbſt noch nach dem beruͤhmten Geſetz
vom 6. Maͤrz dieſes J. zu danken haben, daß wir keine
Cabinets-Juſtiz fürchten dürfen. Wie fuͤchterlich allen
dieſe Geißel vormals, als die Rhein- Provinzen noch in
eine Unzahl kleiner Laͤndchen getheilt waren, hier ſich geaͤußert,
geht aus folgendem damals vorgefallenen Juſtiz- Morde hervor.
Ein hoͤherer Beamter hatte einen Profeſſor, den er
nicht leiden konnte, als einen unruhigen Kopf von Poli—
zen wegen verfolgt; da er ihm aber nicht ankommen konn—
te, weil die Richter nach Thatſachen und Beweiſen frugen,
beſchimpfte er denſelben in offentlichen Blättern als einen
Verführer der Jugend u. ſ. w. Der Profeſſor ſucht gegen
dieſe perfönlichen Beleidigungen den Schutz der Geſetze nach,
indem er bey dem oberſten Gerichts -Hofe klagbar wird.
Der Präfident, die Macht des Beleidigers um fo mehr
fuͤrchtend, weil er Unrecht hatte, will die Klage zuruͤckwei⸗
fen. Allein die Raͤthe — treue Diener der Gerechtigkeit
ohne Furcht und Tadel — ſetzen es durch, daß die Klage
angenommen wird. Auf einmal erfolgt aus dem Juſtiz⸗
Ins 1822, Heft 1. ‘
1
— [|
18
Miniſterium ein Reſcript, daß die Klage nicht anzunehmen.
Dagegen remonſtrirt der ſouveraine Gerichts Hof; allein
nun erfolgt ein geſchaͤrftes Mandat vom Premier Miniſter.
Auch dagegen wagt man Vorſtellungen zu machen, als uf
einmal Serenissimus allerhoͤchſtſelbſt in dieſe Injurien Sa:
che gezogen wird, und eine Cabinets Ordre erlaͤßt, in welchen
den Ehren-Maͤnnern der Gerechtigkeit Unrecht gegeben wird.
Der arme Profeſſor mußte alſo ſeine Beleidigungen
geduldig einſtecken. Damit er aber nicht feinen vornehmen
Gegner etwa vor die Klinge fordern moͤchte, ward ihm ein
Wohnſitz auf einer entfernten Veſtung angewieſen.
Das war doch wirkliche Cabinets-Juſtiz!
Gott behuͤte uns vor der Wiederkehr dieſer ſogenann⸗
ten guten alten Zeit 12
Ueber die Einfuͤhrbarkeit der preußiſchen Hy⸗
potheken⸗Ordnung in den bein Preben
Die Immediat⸗Juſtiz⸗Commiſſion zur Organiſirung
der Rechts -Verwaltung in den Rhein-Provinzen, welche
mehrere Jahre lang damit zugebracht hat, ein Gutachten
über dort beſtehende franzoͤſiſche Gerichts -Verfaſſung zu
ſchreiben, hat über das franzöfifhe Hypotheken-Weſen
ein fo nachtheiliges Urtheil gefällt, und ſich dagegen fo
vortheilhaft über die diesfalſige preußiſche Geſetzgebung ger
aͤußert, daß man vermuthet, die letztere duͤrfte am Rhein
dereinſt eingeführt werden, wenn Überhaupt einmal daſelbſt
von einer neuen Juſtiz-Einrichtung ernſtlich die Rede ſeyn ſollte.
Es iſt unbeſtreitbar, daß in materieller Hinſicht das
franz. Hypothekenweſen durchaus keine Sicherheit gewaͤhrt.
Das Preußiſche dagegen 9. die hoͤchſte Sicherheit. Ueber—
dies erfolgen in Preußen alle Eintragungen bey den Ge—
richten, nach gehoͤriger Prüfung, und ohne ein Deeret
von dem Richter darf nichts im Hypothekenbuche vermerkt
werden. In Frankreich dagegen wird zum Hppothekenbe—
wahrer keine andere Qualification erfordert, als die Faͤhig⸗
keit, eine hinreichende Caution zu ſtellen.
In Preußen gibt der Hypothekenſchein die vollſtaͤn⸗
digſte Ueberſicht über die Verhältniffe eines Grundſtücks; fo
daß nach demſelben jeder, ohne es gefehen zu haben, ganz
genau beurtheilen kann, welche Sicherheit es gewaͤhrt In
Frankreich iſt im Hypsthekenſcheine von dem Grundſtuͤck
nicht weiter die Rede, als daß der Name deſſelben bezeich—
net wird. Die Folge davon iſt, daß jeder, der ein Grund-
ſtuͤck erwirbt, eine Art von öffentl. Aufgeboth erlaſſen muß,
um von den darauf eingetragenen oder ſtillſchweigenden Hy⸗
potheken befreyt zu werden.“
Sonach gibt auch in formeller Beziehung das fran—
zöſiſche Hypothekenſyſtem zwar durchaus keine Sicherheit,
dagegen die Oeffentlichkeit der preußiſchen Hypotheken-Ver—⸗
faſſung vollſtaͤndige Sichetbeit gewährt. Es entſteht aber
die Frage, ob die Vorzüge der preußiſchen Hypotheken- Ber:
faſſung etwa durch ſo große Weitlaͤuftigkeit erkauft werden,
daß ſie alles Gute uͤberwiegen?
Die Berichtigung des Beſitztitels macht in Frankreich
durchaus keine Schwierigkeit, denn es geſchieht weiter nicht, als
* Anmert, Art. 2181. Code Nap,
2
39. 8 a
daß, wenn der Beſitzer es verlangt, das Erwerbungs⸗Docu⸗
ment abgeſchrieben wird. Das preußiſche Hypothekenweſen
dagegen erſchwert dieſen Punct außerordentlich, da es den
vollständigen Nachweis des Beſitztitels erfordert. Die Eintra⸗
chung der Schulden iſt dagegen nach der franzöſiſchen Hppo⸗
theken⸗ Ordnung viel meittäuftiger. Denn wenn jemand
zwanzig verſchiedene Grundſtuͤcke hat, und auf jedes derſel⸗
ben nur 3 Special⸗ Hypotheken gibt; fo werden 60 Eintras
gungsgeſuche 240 mal geſchrieben, ehe ein Hypothekenſchein
gegeben werden kann.
Dagegen iſt die preußiſche Hypothekenverfaſſung durch⸗
aus nicht durchzuführen in einem Lande, wo das Grund ⸗Ei⸗
genthum in einem fo hohen Grade getheilt iſt, wie in den
Gegenden, wo 5000 Menſchen auf der O Meile leben; *
denn dann wuͤrden die Hypothekenbuͤcher oft nicht nur Biblio⸗
theken bilden, ſondern zu Bergen anſchwellen, und das mit
der Bearbeitung des Hppothefen : Wefens zu beich äftigende
Perſonal würde am Ende mit dem der Grundbeſitzer in einem
hoͤchſt auffallenden Verhaͤltniß ſtehen.
Die preußiſche Hypothekenordnung iſt in einem Lande
entſtanden, wo geſchloſſene Güter find, und zu einer Zeit,
wo Theilung eines Gutes ungewöhnlich, ja zum Theil verbo⸗
then war. Sie ſetzt voraus, daß das, was das Hypotheken buch
als ein Gut bezeichnet, jedem, wenigſtens in der Gegend,
als ein für ſich beſtehender und bleibender Complexus aller da⸗
zu gehoͤrigen einzelnen Grundſtuͤcke, an Aeckern, „Wie
fen, Waͤldern u. ſ. w. bekannt iſt, der auch gewoͤhnlich
innerhalb einer einzigen Graͤnze liegt, und ein Continuum aus:
macht. So iſt es in Preußen, Brandenburg und Schleſien.
In jedem Dorfe ſind gewöhnlich nur fo viele Grundbeſibungen
als Wobnhaͤuſer find, die ſeit unerdenklichen Zeiten als
ein Ganzes beſeſſen worden, und als ein ſolches auf andere
Beſitzer uͤbergehen. Ein Dorf mit 60 Feuerſtellen oder Wohn⸗
häuſern, hat daher nur 60 Folien oder Nummern im Hppo⸗
thekenbuche nöthig, wenn im Dorfe auch 600 Einwohner ſich
befinden. Ueberhaupt ſind in jenen Provinzen weit weniger
Grundbeſitzer, denn wenn dort auch 1798 Menſchen auf der
D Meile leben, und auf jeden 11 Morgen (Magdal) kom⸗
men, ** fo gibt doch dieß Verhaͤltniß bey weitem nicht einen
Maaßſtab über die wirkliche Vertheilung des Grundvermö⸗
gens; da der größere Theil in weit groͤßeren Antheilen beſeſſen
wird, und die Summe aller Beſitzungen unter 11 Morgen
einen ſehr unbedeutenden Theil des Ganzen ausmacht.
Bey ſoſchen Verhaͤltniſſen macht die Ausführung des
preußiſchen Hypotheken⸗Weſens keine anderen Schwierigkei⸗
ten, als die der collegialiſche Geſchaͤftsgang bey den groͤßeren
Gerichten herbeyfuͤhrt; wo das Hypothekenweſen fo fabrik⸗
mügig aus einer Hand in die andere geht was bey Geiſtesor⸗
beiten gewohnlich mit Nachtheil für die Sache verbunden iſt,
indem keinem derer, die daran gearbeitet, die Arbeit eigent⸗
uch ſelbſt angehört,
— — —
„ Anmerk. Statiſtik der preuß. Rhein⸗Porvinzen. Solln
1816.
u Ueberſicht der Bodenfläche und Bevölkerung des preußiſchen
Staats.
f 1
105 20
Schwieriger iſt die Ausführung aber ſchon in Weſtpha⸗
len, wo 2926 Menſchen auf der OU Meile leben, und auf je⸗
den Kopf nur 7 Morgen kommen. Zwar ſind auch hier noch
meiſt geſchloſſene Höfe, wie fie in der älteften Zeit angelegt“
und unverändert vom Vater auf dem Sohn vererbt worden.
Aldein neben ihnen befindet ſich viel parzellirtes Land, beſon⸗
ders da die meiſten Städte Weſtphalens Ackerbau treiben,
Hier vermehrt ſich die Zahl der einzelnen Beſitzungen ſchon
bedeutend. So hat ein Gericht bey einer Bevoͤlkerung von
2800 Seelen 514 Grundbeſſtzer, zu deren Haͤußern aber 3200
einzelne zerſtreut liegende Laͤnderchen gehören, welche eben fo
viele Hrpotheken-Nummern erfordern. Werden auf jedes
auch nur im Durchſchnitt 8 Seiten gerechnet, ſo gibt dies
mit den Supplementbogen und Regiſtern über 30,000 Seiten.
Mithin kommen auf jedes Haus ungefähr 5 Einwohner, auf
jeden Grundbeſitzer ohngefaͤhr 6 verſchiedene Grundſtuͤcke, und
der ste Menſch ohngefähr ıft Grundbeſitzer. Soeſt mit 16496
Einwohnern ““ bedurfte 34 Ries ſolches Papier, und hat eis
ne Hypothbekenbibliothek von 72 Bänden, Dazu kommen
nun nod ſo viele Acten-Baͤnde als Nummern in dieſen Hpv⸗
pothekenbüchern find, und man kann ſich einen Begriff von
den Bergen don Papfer machen, die durch die Regulirung
des Hypothenweſens zuͤſammengeſchrieben worden.
Der Bedarf an Papier zur Anlegung der neuen Hypo⸗
thekenbuͤcher beitug daher auch allein im Ober-Landes-Ge⸗
richts-Bezirke von Cleve jetzt zu Hamm, bey einer Einwoh-
nerzahl von nahe an 300,000 Seelen, ein Tauſend fage 1000
Ries Imperial Papier *** jedeszu 20 Buch, zu 24 Bogen,
mithin beynah eine halbe Million Bogen Die Koſten dieſer
Einrichtung find daher ſehr bedeutend. Bey der größten Bor:
ſicht, die Mindeſtfordernden auszumitteln, koſtet das Ries doch
25 rthl. 12 gl. Das Papier allein mithin 25,500 rthl Das
Bedrucken deſſelben mit den erforderlichen Rubriken koſtet
3666 rthl, das Ries zu 3 rthl. 16 gl. gerechnet, hiezu kommt
noch das Einbinden. Es werden 180 Bogen auf einen Band
gerechnet, welcher Arthl. koſtet; 1000 Ries bilden alſo eine
Bibliothek non 3200 Bänden, deren Einband 800 rthl. ko⸗
ſtet. Die Koſten des Ganzen aber 29966 tthl. Werden
hierzu noch die Anſchaffungen des Papiers zu den erforderli⸗
chen Verfuͤgungen und zu den Grundacten gerechnet, deren
Anzahl den Nummern der Hppothekenduͤcher gleich iſt, und,
kommen dazu noch die Beſoldungen der mit dieſer Arbeit bes |
ſchäftigten außerordentlihen Beamten; fo irrt man gewiß
nicht, wenn man annimmt, daß die Einrichtung des preußi⸗
ſchen Hypothekenweſens bey 300,000 Seelen gegen 50,000
tthl. koſtet.
Um dieſe Unkoſten aufzubringen mußte eine beſondere
Hypotheken-Steuer ausgeſchrieben werden; indem der
Glundbeſitzer für die Berichtigung des Beſitztitels, oder der
Gläubiger für die Eintragung eines Capitals bezahlen mußte:
„» Anm. Tacitus de mor. Germ. Möfers Osnabrück, Ges
ſchichte. VBenzen bers Peovinz. Verfaſſung in Weſtphalen.
Sommer uͤber denſelben Gegenſtand.
„ An m. Der Geihäftsgang in Preußen beſonders Im Ober⸗
Land Gerichtsbezirk Cteve. 1817 bey Becker in Weſel.
% Anm. Circular vom 16. Decb. 1816. Umtsblatt 1816.
Anm, Patent vom 22, May 1815. Jahrſammlung 1815.
21
— —
—
8 22
Bey einem Object unter 1oo thl. ⸗— 8 "gl. ſchen dem un (u) und phar (ph) ganz ausgelaſſen. Das sen ſieht
Be — von 100 - 200 —— 12 — weder ſo aus, noch wied es ſo genannt, noch ſo ausgeſpro⸗
et von 200 — 500 — » — 18 — chen, nur an der Stelle kann man errathen, was damit ges
don 300. 1000 — rl. — meynt iſt, hai (hee) fehr leiſe aſpirirtes h, oder gar nicht
für jedes 2000 mehr — 6 gl. Beym Kan iſt der Punct vorne ganz uber fluͤſſig, der Ha⸗
So unbedeutend im Ganzen dieſe Auflage erſcheint;
fo iſt fie doch groß genug geweſen, um die obenbemertten Un⸗
koſten zu beſtreiten. Aber ſpricht nicht auch dieſer Umſtand
für die zu große Umſtaͤndlichkeit des preußifchen Hypotheken⸗
Weſens ?
Recenſion von Klaproths Reiſe.
Reiſe in den Kaukaſus und nach Georgien unternommen in den
Jahren 1807 und 1808, auf Beranſtaltung der kaiſertichen Acas
demie der Wiſſenſchaften zu St. Petersburg, enthaltend eine
vollſtandige Beſchreibung der kaukaſiſchen Lander und ihrer Be—
wohner, von Julius von Klaproth, kaiſerl. ruſſiſchem Hofrathe
und Mitgliede der Academie der Wiſſenſchaften zu St. Peters—
burg. Erſter Band, Halle und Berlin, in den Bud:
handlungen des Halliſchen Waiſenhauſes, 1812. *
Seit Guͤldenſtaͤdts Reiſe ſind nur wenige und zum
Theil ſehr unvollſtandige Nachrichten über den Kaukaſus
und Georgien ins Publicum gekommen, und dieſe Laͤnder
blieben beynahe eben ſo unbekannt wie vormals. Um ſo
mehr mußte man auf die Reſultate einer neuen Reiſe be:
gierig ſeyn, die von allen Seiten unterſtuͤtzt und größten:
theils ſchon in ruſſiſche Provinzen gehend, zu vielen Erwartungen
berechtigte. In wie fern Hr. v. Klaproth dieſen entſpro—
chen und die vollſtaͤndige Beſchreibung dieſer Gegenden, die
er ankündigt, geliefert hat, wird ſich nach genauerer Durch—
ficht ſeines Buches ausweiſen.
| Zu Ende der Vorrede befindet ſich ein arabifch perſiſch—
tuͤrkiſches und ein georgiſches Alphabet.
5 In jenem fehlt der Buchſtabe 3 (p), der von den
Türken gebraucht wird. Wie Hr. » Kl. den Unterſchied
in der Ausſprache zwiſchen 5 Dale se, 2 dhad, b du, und
zwiſchen 3 Ise, yo zud und zun aufgefaßt hat, u. den Euro:
päern durch ds e, dh, id u. te, „ s erflaͤren will, iſt Rec. unceareis
flich. Das Ain, welches immer ſehr deutlich und vernehmlich
ausgefp: ochen wird wie a, a, o, oͤ, oder gar u, iſt haft
widerſinnigerweiſe durchein ' ausgedruckt Das Grufinifche
Alphabet iſt vollends hoͤchſt fehlerhaft. Nicht nur fehen die
Buchſtaben groͤßtentheils anders aus, ſondern werden zum
Theil auch anders ausgeſprochen. Benm au (a) erhebt ſich der
Haken rechter Hand nie fo hoch, beym 7 (b) ſollte der obe—
re Haken kaum merklich ſeyn. Bey 5 iſt vollends ein laͤ—
cherlicher Fehler vorgegangen: hier hat Hr. v. Klapr. das
win 3 mit dem wie 3 verwechſelt, und dieſen leztern Buchs
ſtaben, der nur ſelten und im gemeinen Leben nie gebraucht
wird, für das wahre w gehalten; dagegen das wie 3 zwi
Dieſe Bemerkungen ſtammen von zwey berühmten Männern
in Rußland ſelöſt her, welche die Gegenden, von denen
Ki reoet, genau kennen. Durch die Vermittelung von
Steffens zu Breslau ſind fie uns zugekommen,
und hat mit dem ruſſiſchen schischa keine Aehnlichkeit.
ken oben muß kaum merklich ſeyn; fo ſieht er ztemlich wit
das Hrn. Kl. unbekannt gebliebene 3 aus. Nach var (u)
hat er auch einen Buchſtaben 2 (je) wegzulaſſen für gut befunden,
Beym 5 (Par, py iſt der Querſtrich unten zu viel. In was
fuͤr einer Sprache sh ſo ausſieht, wie hier gedruckt ut, weiß
Rec. nicht, mit dem gruſiniſchen shan hat es keine Aehnt ng
keit. R heißt Rae, nicht Roj. Das Un iſt auch verfehlt
Nach Un follte das 3 (wie) folgen. Woher ein aſpirictes F
hart heißt, fo wie ein ähntiches K iſt auch nicht leicht zu er⸗
rathen. heißt auch nicht ha ſondern han. Das gan (q)
iſt genau das 39 der Araber und keinesweges, was Kl.
davon ſagt; auch die Form des Buchſtaben if verfehlt, fe
wie der Name, der gar und nicht gan iſt. Der Buchſtabe,
welcher wie ein h ausſteht, heizt nicht tſchuen, fondern
tſchu (vielleicht tſchun, denn der letzte Buchſtabe iſt in der
Hanoſchrift durchgerieven). Zan ſieht auch nicht jo aus.
Ysil wird wie ein ſehr weiches ds ausgeſprochen. Der Buch⸗
ſtabe dschar (nicht sehtschahar) iſt durch doch auszudrucken,
Das
dshan hat eine ganz andere Figur. — (hae) iſt ganz aus—
gelaſſen. Een anderer Buchſtabe heißt nicht hoj ſondern
ho () — Es finden ſich alſo drey Buchſtaben (die Zeichen
fehlen uns) gänzlich ausgelaſſen. Zwey, (sen? und gan?) haben
gar keine Aehnlichkeit in der Form, die meiſten uͤbrigen ſind
mehr oder weniger entſtellt; von fuͤnfen iſt die Benennung
und von zweyen die Ausſprache falſch. Für einen Sprach:
forſcher ziemlich unverzeihlich. Daß Hr. v. Klaproth es
wuͤrklich nicht beſſer gewußt hat, beweiſt, daß er nirgends
dieſe Fehler verbeſſert, ſondern vielmehr im Text oftmals
mit grufmeſcher Schrift pakadirt. *
Nach der Vorrede folgt eine kurze Einleitung und
dann die Jaſtructionen des Grafen Potoski, der Herren
Lehrberg und Krug, denen eine ſehr intereffante Geſchichte
der Polowzer als Beylage angehaͤngt iſt, dte nicht von Hin.
von Krug ſeyn ol, aber auch wohl nicht von Hrn. v. Kl. if,
In der Beantwortung einiger von Hrn. Hofr. Krug
vorgelegten Fragen gebt die der erſten uͤber die Identität
der Tſcherkeſſen mit den Polowzern ſehr intereffante Auf⸗
ſchlüſſe. Es finden ſich noch die meiſten in den ruſſiſchen
Chroniken vorkommenden Polowziſchen Namen bey den
Tſcherkeſſ. und Abaſiſchen Stämmen wieder. — Was Hr.
v. Kl. unter mediſchen Wörtern verſteht, iſt ſchwer zu er⸗
rathen. Soll es etwa die Baſis oder die gemeinſchaftliche
aller ſogenannten japhetiſchen Sprachen bedeuten? Daun
iſt die Entdeckung, daß die Oſſetiſche viele dergleichen ent⸗
hätt, fo alt, wie die Kenntniß dieſer Völker ſelbſt. Unter
den Namen, die die Oſſen ihren Nachbaren geben, finden
wir nur den der Zebeccen, Kasach, der Malbarn, Assi,
und der ſuͤdlichen Jnguſchen Maäkal eigenthümlich. — Die
* Da die obigen Buchſtaben in der Druckerey fehlen, fo haben
wir ähnliche Zeichen oder die Namen genommen, Kl, wird
leicht errathen, welche gemeym ſind, Red.
23
Beantwortung der übrigen Fragen enthält manches intereſ—
fante, das aber nicht wohl eines Auszuges fähig iſt.
Mit p. 87 fängt Hr. v. Kl. Reife an. Die Bemer⸗
kungen bey Moskau ſind ſehr trivial.
Anmerkungen zu Klaproths Reife Tom. I.
Die affectirte Genauigkeit des Verfaſſers in der Recht⸗
schreibung orientaliſcher Wörter contraſtiert auf eine recht auf⸗
fallende Art mit feiner Nachlaͤſſigkeit in Betreff ruſſiſcher Woͤr⸗
ter. Weit entfernt ſich Mühe zu geben, die im deutſchen
fehlenden Buchſtaben des ruſſiſchen Alphabets auf eine analo⸗
ge Art anzudeuten, druͤckt er ſich im Ruſſiſchen meiſtens nicht
einmal grammatikaliſch richtig aus. Als Beyfpiele dienen p.
90. Sselenoi Schtschi, ſtatt Sselenija Schtschi; p. 100.
Meschtschensk und p. 103. Mzensk, ftatt Mschtschensk;
p. 104. Gostinoi Divori, ſtatt Gostinija Divori; P. 10).
Pultawa, ſtatt Poltawa; p. 112. Gubernie, ſtatt Guberni-
ja, p. 250. Wonutschnoi legorlizkaja, ſtatt Wonjutschoi-
legorlizkaja; p. 251. Peschtschatnaja Kopani, ſtatt Pescht-
schannija Kopani; p. 508. Schamadani, ftatt Tschemo-
dani etc. etc, Ferner ſchreibt er immer Siberien, der ruf
ſiſchen Rechtſchreibung Siber zuwider.
p. 75. „Alle kleine Kupfermuͤnzen, von dem Werth ½
Kopeken, heißen in Georgien phuli.“ So viel ich weiß, bes
deutet im gruſiniſchen Puli überhaupt Geld; z. B. Tetri-
Puli Silbergeld, gerade fo, wie nach des Verfaſſers richti⸗
gen Angabe, Puch im Armeniſchen überhaupt Geld heißt.
p. 94. „Zum Letztenmal kamen wir auf der Schiff⸗
bruͤcke bey Twer über die Twerza. Die Brucke, welche aus
der Twerschen Vorſtadt nach der eigentlichen Stadt fuͤhrt,
geht, glaub ich, Über die Wolga.
p. 94. „Der Haupthandel von Twer beſteht in Ge⸗
treide und Hanf, welches die daſigen Kaufleute im ſuͤdli⸗
chen Rußland aufkaufen.“ Hanf, zur Ausfuhr durch die
baltiſchen Haͤfen, kommt keineswegs aus Suͤdrußland,
ſondern aus den mittleren Gouvernements. Ueberhaupt
liefert der Flachs und Hanfbau im ſuͤdlichen Rußland
keinen Ausfuhr- Artikel.
p. 90. „Wir begegneten ſelbſt in betraͤchtlicher Ent⸗
fernung (von St. Petersburg) einer Menge deutſcher Colo>
niſten, die ihre Producte dorthin zu Marke brachten.“
Die deutſchen Colonien um St. Petersburg ſind kaum 20
Werſte von dieſer Hauptſtadt entfernt. Weiter hin findet
man gegen Moskau zu keine mehr.
p. 95. „Die letzte Stadt vor Moskau Tschernaja
„Grjar“. Nur ein kleines Dorf. Vielleicht iſt Stadt ein
unangezeigter Druckfehler für Station.
„Die ruſſiſchen Kaufleute, die in Moskwa
* 2 — 1 .
überwiegen, kommen in St. Petersburg faſt gar nicht in
Betracht.“ Was will der Verfaſſer damit ſagen? Sind
nicht in St. Petersburg die ungebeuren Kaufhaͤuſer, ebenſo
wie in Moskau ganz in den Händen ruſſiſcher Kaufleute?
Nur etwa auf der Börfe praedominiren die, Ausländer,
p. 96.
—
24
p. 101. „Gorodnitschi (Buͤrgermeiſter) .,, Die Ue⸗
berſetzung iſt unrichtig. Buͤrgermelſter ind in ruſſiſchen
Staͤdten Mitglieder des Stadtmagiſtrats und werden von
den Bürgern erwaͤhlt. Der Gorodnitschei (Stadtamtman n)
wird von der Krone beſtellt und hat Stabs-Offiziers Rang
p. 104. „Sonſt gab es in Orel Tscherkassen, Klein⸗
euffen ꝛc.“ Bekanntlich find bey den Großruſſen Tscherkas-
sen und Bleinruſſen Synonyme. 5
p. 104. „Man findet in großen Staͤdten ganze Reis
hen von Buden, in denen nur Zucker, Thee und Kaffee
verkauft wird.“ Iſt keineswegs der Fall, nicht einmal in
beyden Hauptſtaͤdten.
p. 135. „Die Anzahl von etwa 6000 Einwohnern
der Stadt Charkow hat ſich (ſeit Errichtung der Univerjie
tät) noch nicht beträchtlich vermehrt.“ Vor 40 — 50 Jah⸗
ren, als Guͤldenſtaͤdt reiſte, mag wohl Charkow 6000
Einwohner gehabt haben. Jetzt belaͤuft ſich deren Zahl auf
14 — 16000.
p. 138. „Da es (in Rußland) keinen Mittelſtand
gibt, fo theilt ſich die Nation in zwey Haͤlften, in Herren
und Knechte, und jetzt auf eine andere Art in Leute, die
im Dienſte des Staats ſtehen und in ſolche, die nicht in
Dienſten find. Zu dem letzteren gehören die Leibeigenen und
Kaufleute, die nichts von den Wiſſenſchaften hoͤren wollen
und koͤnnen.“ Hoͤchſt oberflaͤchlich! und in mancher Hin-
ſicht unrichtig!
p. I4T. „Isjum führt 3 Weinreben mit drey haͤn⸗
genden Trauben im Wappen, welches anzeigt, daß dieſe
Frucht in ibrem Gebiete gut gedeihe.“ Das bier beſchrie⸗
bene Wappen deutet lediglich auf den tatariſchen Namen
der Stadt. Aber Trauben hat man um Isjum noch nicht
wachſen ſehen, fie führt alfo ihren Namen fo, wie im la-
teiniſchen lucus a non lucendo. a
p. 142. „In Bachmut — find die Salzquellen Ki-
rikowskoi und Chailowskoi, aus deren Sole viel Salz ges
ſotten, das nach andern Gouvernements verführt wird.“
Seit vielen Jahren wird in Bachmut kein Salz mehr ge⸗
ſotten. Hier und in ganz Neurußland bedient man ſich
des Crimmiſchen Salzes. Vermuthblich ſchreibt ſich dee Ver⸗
faſſers Angabe von Guͤldenſtaͤdt ber, zu deſſen Zeit die
Crimm noch nicht in ruſſiſcher Bothmaͤßigkeit war.
p. 145. „In Tscherkask iſt es fuͤr einen Fremden
ein überraſchenzer Anblick, eine Stadt zu finden, in der
alle Mannsperfonen gleiches Koſtum tragen, nehmlich einen
blauen mit roth aufgeſchlagenen Koſakenrock“ Wer Tscher-
kask, das Land der Doniſchen Koſaken kennt, weiß, daß
blau zwar die gewohnliche, aber bey weitem nicht die aus⸗
ſchließliche Farbe der Mannskleidung iſt. Rothe Aufſchlaͤ⸗
ge haben nur wevige, auf einen der regulären Ca vallerie
naͤher kommenden Fuß eingerichtete Koſaten⸗Regimenter.
p. 151. „Das Land der doniſchen Koſaken iſt ei⸗
gentlich keine ru ſche Provinz, fondern hat feine eiges
ne Regierung und Verfaſſung und ſteht unter einem Ataman
oder Dberanfährer, der ſich in allen Angelegenheiten geras
de nach ‚St, Petecsburg wendet. Warum das Land der
25
Doniſchen Koſaken keine ruſſiſche Provinz ſeyn ſollte, iſt aus
den von dem Verfaſſer angeführten Umſtaͤnden keinesweges
abzuſehen. Was in einem ruſſiſchen Gouvernement die Gou—
vernements-Regierung nebſt den Juſtiz- und Finanzkammern
iſt das iſt am Don die daſige Kriegs-Canzley (* Woiskowaja
Cancellaria) und was dort der Kriegs- oder Civil-Gouver—
neur iſt, das iſt hier der Ober-Ataman (? Woiskowoi Ataman).
p. 267. 268. Die Stelle von: „Schon ſeit 1088 wa⸗
ten Komaner in Ungarn“ — bis „ſowohl den Worten als dem
grammatiſchen Bau nach“ iſt mit Adelungs Mithridates zu
vergleichen, woraus, wenn mich mein Gedaͤchtniß nicht truͤgt,
dieſe Stelle wortlich abgeſchrieben if,
p. 289. „Von Nadeschda (auf dem Wege von *Staw-
ropol nach Alexandrow) hatten wir 8 Werſte bis Pokrowskoi,
dem erſten im Kreiſe von Alexandrow, das auf einer hohen Flaͤ—
che liegt. Davon liegt 15 Werſt das Thal, worinn das
Dorf Beschpaghir.“ Zwiſchen Nadeschda und Beschpaghir
kenne ich kein Dorf Pokrowskoi, das, wenn es auch vor:
handen wäre, auf keinen Fall zum Alexandrowschen Kreis
gehören konnte, den man erſt hinter Beschpaghir betritt.
p. 290. 291. „Von Beschpaghir 27 Werſte, liegt
an der linken des Kalaus das Dorf „ Nowo - Grigorjewskaja. —
— Hinter Nowogrigorjewskaja kamen wir auf einer Bruͤcke
- über den Kalaus und fuhren in einem engen Thale weiter, in
dem uns zur rechten der kleine Bach Dshikinly oder Tsche-
tschen blieb, der ſich beym Dorfe Sergjewskaja in den obge⸗
nannten Fluß ergießt.“ Zwiſchen Stawropol und Alexan-
drow trifft man am Kalaus nur das Dorf Sergjewskoi an.
Von einem zweyten davon verſchiedenen Dorf Nowogrigor-
jewskoi iſt mir nichts bewußt. Die Dörfer zwiſchen Stawro-
ol und Alexandrow waren noch nicht angelegt, als Guͤlden—
ſtaͤdt dieſe Gegenden bereiſte. Hier fehlt alſo dem Verfaſſer
ſein getreuer Fuͤhrer und zugleich auch diejenige Genauigkeit,
in den Ortsangaben, die man von jedem Reiſebeſchreiber
zu fordern das Recht hat.
p- 294. „Die Station Sablja, der erſte Ort im Geor⸗
giewskiſchen Kreiſe.“ Keineswegs! Sablji gehört jetzt und ger
horte jederzeit noch zum Alexandrowſchen Kreiſe.
p. 297. „Auf der Weſtſeite von Georgiewsk hat man
ſeit einigen Jahren angefangen bedeutende ſteinerne Baſtionen
und Werke anzulegen.“ Man hat von dieſer Seite ange—
fangen, die Stadt und Feſtung Georgiewsk zu erweitern, aber
keineswegs durch ſteinere Werke, ſondern nach den Regeln
der neueren Fortification, durch Werke von Erde und gazo-
niert.
p. 354, 355.
Furſtin Chanum.““ Schwerlich kann man es einem Ori
entaliften, wie der Verfaſſer, verzeihen, daß er den bekann⸗
ten Ehrentitel vornehmer Frauen Chanum fuͤr ein nomen
proprium hält,
p. 356. „Zu der Zeit, als Peter I. in Perſien ein⸗
rückte, erhob ſich der beruͤhmte Nadir-Ckuli aus dem Staub.“
Bekanntlich hieß Nadir-Schah, vor ſeiner Erhebung auf den
perſiſchen Thron. Thamas Kuli Chan. Die aus dieſen bey:
den Namen gebildete Benennung Nadir ⸗Ckuli aber iſt eine
dem Verfaſſer eigene Combination, die wohl ſchwerlich bey
irgend jemand Bepfall finden wird. 8
Sſis 1823, Heft L
„Die damals in Sſallian regierende
26
p. 372. Der Verfaſſer verſetzt die Feſtung Sewernaja,
(15 Werſte von Alexandrow.) an die Linke des Kalaus. In
der That liegt dieſe Feſtung und ' Koſakenſtanize 12 Werſte
oͤſtlich von der Rechten jenes Fluſſes.
p. 398. Erzaͤblt uns der Verfaſſer, 2 Mingrelien ſey
im Jahr 1804 vom Musketierregiment des General Belews⸗
ki beſetzt worden. Einen ſolchen General würde man ver—
geblich bey der ruſſiſchen Armee ſuchen. Das Regiment heißt
freylich Belewskoi, aber nicht nach feinem Chef, ſondern
nach der in Neurußland gelegenen, jetzt verlaffenen, Be—
lewskiſchen Seftung. b
p. 490. 493. In der Schottiſchen Miſſiens-Anſtalt
wohnten am Anfang 17 Familien, die aber, wegen des uns
geſunden Klimas, bis auf 8 zuſammengeſchmolzen ſind.“ —
„Es ſollen ſich ſeitdem mehrere Herrnhuter aus Sarepta nach
Ckarasz gezogen und mit den engliſchen Miſſionarien ge—
meinſchaftliche Sache gemacht haben.“ Der Verfaſſer iſt
meines Wiſſens der Erſte, welcher das Clima am Beſchtau
für ungeſund hält. Auch waren die Schettifhen Miſſio—
näre nie fo zahlreich, wie fie der Verfaſſer angibt. Die
neben dieſer Miſſions-Anſtalt angelegte Colonie beſteht aus
Deutſchen, meiſt Wuͤrtenbergern und uͤberhaupt Schwaben,
die aber, das Local ausgenommen, ſonſt nichts mit den
Schotten gemein haben. Wenn der Pfr. mit der Secte,
wozu dieſe gehoͤren auf der einen, und mit den Grundſaͤ⸗
tzen der Sareptiſchen Bruͤdergemeinde auf der andern Seite,
nur mittelmaͤßig bekannt waͤre, ſo wuͤrde er ſich ſchwerlich
haben uͤberreden laſſen, daß beyde gemeinſchaftliche Sache
gemacht haͤtten.
p. 495. Wird erzählt: „Auf dem Gipfel des Beſch⸗
tau ſeyen von einer ehemals hier errichteten Pyramide von
Bruchſteinen nur die Ruinen zu ſehen. Nach Ausſage der
Abaſſen ſolle fie vor 6 Jahren von einem Blitzſtrahle zer—
ſchellt worden ſeyn.“ Einen unbedeutenden Haufen in der
Naͤhe zuſammengeſuchter Steine habe ich auf dem Gipfel
des Beſchtau geſehen, aber nichts den Ruinen einer Pyra⸗
mide aͤhnliches, was die von dem Verfaſſer erwähnte Sa
ge der Abchaſen rechtfertigen koͤnnte.
p. 540. Erzählt der Verfaſſer einen Unfall, der ihm
beym Herunterfahren in das Thal der Soluka begegnet
ſeyn fol, Wenn man, wie der Verfaſſer von Georgiewsk
kommend, dem kleinen Fluͤßchen Soluka zu faͤhrt; iſt der
Abhang ins Thal durchaus unbedeutend. Vermuthlich be⸗
traf dieſer Unfall die Equipage des Verfaſſers, beym Her⸗
unterfahren ins Kura- Thal vor Pawlowskaja.
p. 546. Kommt zwiſchen ' Catherinogrod und Pawlo—
dolsk, ein Dorf Podpolnoi vor, durch welches die Straße
gehen ſoll und das mir völlig unbekannt iſt.
p. 554. „Jus Terek, 10 d. i. die hundert Weiß- Pap⸗
peln.“ Terek beißt wohl überhaupt Baum und nicht
eben Weißpappel.
p. 554. „Der Seidenbau im Caucaſus hat ſich neu⸗
erlich vermehrt und liefert, mit Georgien vereint, jetzt eis
ne bedeutende Menge roher Seide, für die Moskowſchen
und andern ruſſiſchen Seidenwebereyen.“ Aus Georgien
kommt keine rohe Seide nach Rußland,.
2 *
27 u
p. 551. Der Ausfall des Vefs auf den nun verſtorbe⸗
nen Obriſten Ismail Ataſchuka iſt voͤllig grundlos und al—
fo hoͤchſt tͤdelnswerth. Kein Kabardiniſcher Edler war Ruf:
land auftichtiger zugethan als Er, und wer ihn kannte,
wird feinem rechtſchaffenen Character und wahrhaft aufge⸗
klaͤrten Art zu denken gewiß Gerechtigkeit widerfahren laſ⸗
ſen. Daß er die Kabardiniſche Tracht nicht ganz ablegte
und mit der Europaͤiſchen vertauſchte, war fuͤr Ihn durch⸗
aus nothwendig, um ſeine Verbindungen in der Kabardah
nicht abzubrechen; daß er ſeine Religion nicht veraͤnderte,
alſo Mohammedaner blieb, macht ihm eher Ehre als
Schande; und daß er ſeine Frau und unmuͤndige Kinder in
der Kabardah wohnen ließ, hatte wohl auch einen poli—
tiſchen Hauptgrund; wobey er dann zugleich auf den
Wunſch feiner der ruſſiſchen Sitten ungewohnten moham:
medaniſchen Familie Ruͤckſicht genommen haben mag.
583. „Der gewöhnliche Preiß für ein Schaf bey den
Tſcherkeſſen iſt 6 Arſchinen grober Leinwand, die ohngefaͤhr
8 Kopeken koſtet.“ So mag es mit der Leinwand etwa
vor 50 Jahren ausgeſehen haben, als Guͤldenſtaͤdt den
Kaukaſus bereiſte.
p. 618. Der hier beſchriebene Tanz der Inguſcher, der
ſich bey den übrigen Kaukaſiern nicht wiederfinden ſoll, ift
gerade der, durch den ganzen noͤrdlichen Kaukaſus und na⸗
mentlich bey den Kabardinern und Abchaſen allgemeinſte.
p. 618. Der hier dargelegte Plan einer neuen mili⸗
taͤriſchen Linie am Kuban und einer anderen in der Sund⸗
ſcha ſtammt theils von General-Major Werjofkin, deſſen
der Vfr. nicht gedenkt, theils vom General: Lieutenant Kud—
zewitſch her, den der Verfaſſer, nach ſeiner gewoͤhnlichen
Art ruſſiſche Namen zu entſtellen, Kuzewi nennt.
p. 667. „In Laas ſtehen zwey Bataillons Infanterie.“
Vielleicht zwey Compagnien. Mehr wohl gewiß nicht.
p. „Hinter dem Berge uͤber Gergethie erhebt ſich
der hohe Schneegipfel Mqinwari, der bey den Ruſſen, fo
wie das Dorf Stephan-Tzminda Kasbek heißt. Auf der
Podrobnaja Karta iſt dieſer Berg nicht angegeben; dagegen
führt der ſuͤdweſtlich davon gelegene Schneegipfel Chochi,
auf dem der Terek ꝛc. entſpringen, den Namen Kasbek,
welches ein deſto unverzeihlicherer Fehler iſt, weil man ge—
rade vom Terek⸗ Thale ſehr genaue Karten und Marſchrou—
ten beſitzt.“ — Nicht des Verfaſſers Mqinwari, ſondern
fein Chochi führt ben allen im nördlichen Kaukaſus woh⸗
nenden Ruſſen den Namen Kasbek, welcher alſo mit Recht
in der Podrobnaja Karta beybehalten iſt. Dieſer zweygipf—⸗
lige Berg zeichnet ſich, in der Kette der Schneegebirge, ſo
wie man ſolche am noͤrdlichen Fuß des Gebirgs wahrnimmt,
naͤchſt dem Elbrus, am meiſten aus; dahingegen der Main:
wari, den der Verfaſſer faͤlſchlich für den Kasbek der Ruſ—
fen ausgibt, von dortaus weniger in die Augen fällt,
Guͤldenſtaͤdt, welcher von Aſtrachan nach Kisljan reiſ—
te, alſo die dem untern Terek nahe liegende kaukaſiſche
Landſchaft zuerſt kennen lernte, pflegt ſeine ſpaͤteren Beob⸗
achtungen im Kaukaſus, vornehmlich im Fach der Natur-
geſchichte, mit jenen fruheren zu vergleichen und in Ver⸗
bindung zu bringen. Das naͤmliche thut auch Klaproth,
obgleich er jene Gegenden niemals betreten hat. So heißt
— —
— b
*
es, z. B. p. 700. „Die Gebuͤſche am Aragwi, vor Ana:
nuri, gleichen vollkommen denen am unteren Terek, zwi⸗
ſchen Mosdok und Kurdukowa.“ Kann man wohl einen
deutlicheren Beweis der Plagiate des Verfaſſers, aus den
academiſchen Manuſeripten von Guͤldenſtaͤdt verlangen?
P. 721. Note. „Bemerkenswerth iſt,
ganz einzeln ſtehende Georgiſche Sprache, die mit keiner
bekannten Aehnlichkeit hat, in dieſem einen Wort Ghwino
mit vielen Europaͤiſchen uͤbereinſtimmt; dabingegen Wein
in allen benachbarten Sprachen durch ganz fremde Woͤrter
bezeichnet wird.“ Hier hat der Verfaſſer das helleniſtiſche
olvog der altgriechiſchen Kleinaſier und das noch naͤher⸗
kommende Eini der Armenier vergeſſen.
p. 713. „Unter dem zıten König Giorgi (um 1304)
ward die zerſtoͤrte Stadt (Mzcheta) wieder erneuert und
bald darauf wieder von Timurs — verwuͤſtet.“ Timurs Zuͤ⸗
28
daß die ſonſt
E!
ge nach Georgien fallen in das Ende des I2ten und in den
Anfang des lzten Jahrhunderts, alfo faſt 100 Jahre nach
der Wiederaufbauung von Mzcheta durch Zar Georg.
Ich babe nicht Zeit gebabt dieſen erſten Theil, fo
wie den zweyten, mit Guͤldenſtaͤdt's Reiſe, zu vergleichen,
obgleich dieß ſehr noͤthig geweſen waͤre, um den aller
Wahrſcheinlichkeit nach auch hier ſtatt habenden Plagiaten
des Verfaſſers naͤher auf die Spur zu kommen. Soviel iſt
richtig, daß die ganze auch in dieſem Theil enthaltene Rei⸗
fe wenig oder gar nicht von dem Wege abweicht, den vor-
mals Guͤldenſtaͤdt genommen hat.
Noten zu Klaproths Reiſe. Tom. II.
Seite 2. Die Meinung, Georgien, Gruſien Gur⸗
dſchiſtan heiße fo vom Fluß Kur, ſteht ſchon in Adelungs
Mithridates. 1
Heißt Georgien wirklich bey den Armeniern Urastan
oder Wrastan, wie Klaproth angibt? Ich glaube kaum.
S. 3. Sind die Graͤnzen von Georgien offenbar zu
weit ausgedehnt, z. B. in Oſten: das Caspiſche Meer.
S. 6. Nach Georgi's Tod haͤtten die Fuͤrſten durch
eine Deputation gebeten, Georgien zur ruſſiſchen Provinz
zu machen. — Davon ift mir nichts bekannt.
S. 7. Findet man ein ſchoͤnes Proͤbchen von Klaps
roths Einsichten im politiſchen Fache. Er meynt aͤmlich:
„man hätte David zum Zar machen und Boſaken, wie
die grebenskiſchen, in Georgien anſiedeln ſollen.
Auch hätte Anapa und Söchumkale beſetzt werden müſſen.
Sie waren beſetzt und an gutem Willen hat es uns, glaub'
ich, nicht gefehlt, ſie zu behalten.
S. 9. 10. Die Graͤnzen von Georgien!“ ſcheinen uns
richtig angegeben zu ſeyn: z. B. der Signachſche Kreis har
be in Suͤden und Welten den Kur. Das Gebirge zwiſchen
dem Aragwi und Jori mache die Graͤnzen ded Daſteikts
von Loci. 7
S. 11. Sagt Klaproth: „bey Einführung der Som
vernementsVerfaſfung ſeyen die Georgianer den Ruſſen
vorgezogen worden und viele Mitglieber der ehemaligen
reglerenden Familie haͤtten Civil une Milirehargen erhal⸗
— — —
29
ten.“ Beydes iſt unrichtig und insbeſondere bekannt ges
nug, daß man den Mitgliedern der Zariſchen Familie nicht
nur keinen Antheil ats der Adminiſtration gab, ſondern fie
ſogar aus dem Lande zu entfernen ſuchte; was auch nach
und nach geſchehen iſt.
S. 30. Die gewoͤhnliche Speiſe der Mingrelier ſey
Ghomi oder gekochtes Sirſenmus.
S. 31. „Die Imerretiner ſind gewohnt, mit bloßem
Haupt zu gehen, und heißen daher bey den Tuͤrken Atſchuk—
baſch.“ Bekanntlich tragen fie immer ganz flache Filz⸗
muͤtzen. ER
S. 52. Heißt es: Schamſchadil ſey ein Diſtriet des
ehemaligen Chanats von Ganſcha. Soviel ich weiß, gehoͤrt
der groͤßte Theil zu Georgiſch Armenien.
S. 54. „Fuͤrſtenfamilie Melik“ verdient Rüge,
S. 66. Der Caucaſus heiße bey den Perſern Jal-
bus. Ich glaube, letztere Benennung iſt vielmehr tatariſch
und bedeutet uͤberhaupt Eisberg.
©. 55. Der Vorgaͤnger von Dſchaphar Kuli Chan
in Scheki war nicht Mahommed-Haſſan Chan, wie Klaps
roth angibt, ſondern Setim Chan, der nach dieſem und
ſchon zur Zeit des Subowſchen Feldzugs regierte.
S. 45. Heißt es bey Achalkalaki, dieſer Ort ſey
wegen der verungluͤckten Expedition des Generals Gudo—
witſch merkwürdig. Da aber Klaproth 1814 ſchrieb, fo
hätte er mit beſſerem Grunde, auch der Einnahme dieſes
Platzes durch Paulucci erwaͤhnen muͤſſen. — Ueberhaupt
leuchtet überall des Verfaſſers boͤſer Wille gegen die ruſſiſche
Regierung und Nation hervor.
S. 64. In der Aufzaͤhlung der Nachkoͤmmlinge des
Targames, nach Davids kurzer Geſchichte von Georgien *
(Tiſftis Zoo) find die Georgier ganz ausgelaſſen. Dieß
har Klaproth nicht bemerkt und fragt daher, ob die daſelbſt
genannten Gristha etwa die Georgier ſeyn ſollten; die doch
offenbar die Nachkommen des Bardos, Targamos 3. Sohns
find, und in der vom Archimandriten Eugentus verfaß—
ten 1° Istoritschesko@ isobraschenie Grusis (S. Pbg. 1802)
unter dem Namen 17 Rannoe ili vorkommen. Aber ob:
gleich letzteres Werk auch in einer deutſchen Ueberſetzung
(des Archimandriten Eugenius Gemälde von Grafen, ins
Deutſche uͤberſetzt von F. Schmidt. Riga 1804 8.) erſchie⸗
nen iſt; fo fuhrt es dennoch Klaproth nicht an, ſcheint es
jedoch anderwaͤrts benutzt zu haben, wie aus den wort
lich damit uͤbereinſtimmenden Stellen, die ich in Klaprsths
Buch am Rande mit coͤmiſchen, die Pagina der Istoritschiesko&
isobraschenie bezeichnenden Ziffern angezeigt habe, zu erſehen
iſt. — Uebrigens wäre hier noch das gruſtniſche Werk des
David nachzuſehen, ob nicht etwa der Fehler von Klaproths
Ueberſetzer herruͤhrt, denn in Davids ruſſiſchem Werke ſind
richtig, nach den gruſiniſchen Chroniken, die 9 Sohne des
Targamos und ihre Landesantheile angegeben.
angehaͤngten Stammtafeln der von a» 1424 in Cartalinien,
Cachetien und Imerretien regierenden Linten find ganz die in
der Istoritscheskoé isobraschenie enthaltenen; ſo zwar, daß der
a. 1812 rad der Schlacht bey Borodin verſtorbene Fürft
Peter ie Iwangwitſch Bogration auch bey Klaproth noch als
ruſſeſcher Seneral, Lieutenant angezeigt it.
Die p. 258
30
S. 70. „Der große Strom, der in das Meer von
Darubandi fällt (der Terek?) — dann wieder der Fluß Lo⸗
megi lauch der Terek)“ nach Blaproth. Offenbar iſt un⸗
ter erſterem die Wolga zu verſtehen.
©. 249. „Die Muchraniſche Ebene erſtreckt fi längs
dem Kur von Aragwi bis zum Kſant.“ falſch! denn ein hos
her Bergruͤcken ſcheidet dieſe Ebene vom Kur. — „Wegen
Austretens des Aragwi war der Weg (von Miceta durch
Gartischari) ſehr kothig — und wir waren genothiat, auf
dem Abhange des Gebirgs zu reiten.“ So viel ich weiß,
folgt hier der Weg zu keiner Zeit dem Wicr des Aragwi—
S. 269. 580. „Die Würde der Kſans-Eriſtawt hat
bis zur ruſſiſchen Occupation fortgedauert — und der letz—
te David war ſeit a. 570 der 35 fſte““ Bekanntlich hatte
Irakli den Eriſtaw David entſetzt und feiner Güter beraubt,
die feine Familie, nach der ruſſiſchen Oecupation, wieder
erhielt. — Wenn wirklich ſeit 1200 Jahren 375 Exiſtawi
auf einander gefolgt find, fo kommen auf jeden im Durch—⸗
ſchnitt wenig über drey Jahre. Es zeigt Mangel an Kris
tik, ſolche offenbar falſche Angaben nachzuſchreiben. Guͤl—
denſtaͤdt gibt Zeile 1 S. 384 die Zahl 275 an, die auch
ſchon anſehntich genug if. Da Klaproths Nachrichten über
dieſe Familie ſich offenbar von Guͤldenſtaͤdt herſchreiben, ſo
koͤnnte man die Zahl 375 für einen Druckfehler anfehen,
wenn man ſie nicht an zwey Stellen ſo angegeben faͤnde.
S. 261. „Man ſieht den Kasbeck bey heiterem Wet—
ter von Eriwan.“ Sollte dieß möglich ſeyn, obgleich Eri-
wan dem bambakſchen Hochgebirge fo nahe liegt?
S. 240. 282 in der Note. „Es gibt im Kaukaſus
keinen Berg Kasbeck — den am Dorf des Kasbek gegen—
uͤberliegende Schneegipfel — der georginiſch Mqinwari
heißt — nennen die Ruſſen Kaſbekſkaja Gora.“ Mqinwa—
ri heißt, glaube ich, georgianifch überhaupt Eis, und nicht
der von Klaproth angegebene Schneegipfel, ſondern der p.
288 beſchriebene zweygipflige Chochi, an dem der Terek ꝛc.
entſpringen, iſt im nördlichen Kaukaſus allgemein und je⸗
derman unter dem Namen Kasbek bekannt.
S. 288. „Die Antelopenart, welche Oſchairani heißt.“
Bekanntlich eine tuͤrkiſch tatariſche Benennung des gemeinen
Rehs und der Antelopen uberhaupt.
S. 281. „Ein Gebirgsruͤcken ſcheidet den (am Kasbek
entſpringenden) Arredon von den Quellen des großen und
kleinen Liachwi.“ Da, wie p. 335 richtig bemerkt wird,
der kleine Liachwi ſüdweſtlich von den Quellen des großen
Liachwi nicht im hohen Scheidegebirge entſpringt, ſo erhellt
hieraus die Unrichtigkeit der obigen dieſem widerſprechenden
Angabe; und der Behauptung (p. 285) Klaproths, er habe
auf feiner Reiſe zu den Quellen des Terek auch die Quellen
des kleinen Liachwi beſtimmt.
S. 263 et alibi. Auf eine ganz poffterlihe Art belegt
Klaproth die an fo vielen Orten in Georgien vorkommenden
ummauerten Platze, zur Schutzwehr gegen feindliche Ueber
fälle, mit dem Namen Städte und Dörfer, daher gibt es bey
ihm Staͤdte von 120 (Duſchet), ja von 100 (Kareli) Schrit—
ten in der Laͤnge und eben ſoviel in der Breite; ja ſogar
Dorfer 30 Schettte lang und ebenſoviel breit (3. B. p.
265 Ola Zminda). B
31
S. 291. Wird der von M. v. Bieb in feiner Flora tauro-
eaucas, gerügte Irrthum, daß die Saamen, welche dem Chagrin
die koͤrnigen Eindrücke geben, von einem Chenopodio her—
kommen, nach Guͤldenſtaͤdt wörtlich wiederholt, aber als eis
gene Bemerkung auf der Reiſe nach Tianeti.
S. 381. Die Juden ſollen mehrere eigene Doͤrfer
über Krzchinwal, nach der Imeretinſchen Graͤnze zu, mit
Georgiern und Armeniern vermiſcht bewohnen. Heutzutage
wohl nicht mehr. Vielleicht fand dieß zu Guͤldenſtaͤdts
Zeit ſtatt.
S. 343. dan bedient ſich in ganz Georgien des
Steinſalzes aus Erivan.“ Nicht aus Erivan, ſondern aus
dem tuͤrkiſchen Gebiet von Kars und Erſerum holen die
Georgianer ihr Steinſalz.
Wenn man Guͤldenſtaͤdts Reiſen in Georgien und die
in Klaproths Reiſe (Theil II.) enthaltenen Kapitel über dies
ſes Land zugleich lieſt und erwägt, daß Guͤldenſtaͤdts Werk
nicht von dem Verfaſſer ſelbſt, ſondern nach deſſen Tod von
Pallas herausgegeben worden iſt, wenn man uͤberdieß Ge—
orgien ſelbſt bereiſt und Nachrichten über gedachtes Land ge—
ſammelt hat; ſo gelangt man zu der vollkommenen Ueber—
zeugung, daß Klaproths Nachrichten lediglich aus den Guͤl—
denſtaͤdtiſchen, von dem früheren Redacteur hoͤchſt nachlaͤſ—
fig behandelten Manuferipten genommen und daß das, was
Klaproth ſelbſt hinzugethan haben mag, von aͤußerſt gerins
ger Bedeutung iſt, ſo daß man ſelten fehlen wird, wenn
man dem von Klaproth gebrauchten Woͤrtchen Ich den
Namen Süldenſtaͤdt ſubſtituirt. Nicht ſelten find ganze
Seiten aus der Guͤldenſtaͤdtiſchen Reiſebeſchreibung woͤrtlich
ausgeſchrieben, die ich, in ſo weit ſie mir auffielen, in
Klammern mit Guͤldenſtaͤdts correſpondierender pagina am
Rande bezeichnet habe. Die botaniſchen Notizen und Pflan—
zenverzeichniſſe tragen den Guͤldenſtaͤdtiſchen Stempel ſo of—
fenbar, daß kein Botaniker, der Guͤldenſtaͤdt ſtudiert hat,
ſolchen auch nur einen Augenblick verkennen kann. Mehre—
re Pflanzen findet man unter ſolchen Trivial Namen auf—
gefuͤhrt, die vor und nach Guͤldenſtaͤdt niemand gebraucht
hat und auch niemand gebrauchen konnte, weil die Be—
ſchreibungen dazu niemals ans Tageslicht gekommen ſind,
alſo niemand weiß was darunter zu verſtehen iſt, z. B.
Chenopodium grandiflorum, Stachys foetida, Serapias Hel-
leborine, Pyrus Caucasi (vermuthlich P. salieifolia Pall.),
Scabiosa allissima, Astrantia maxima etc. Auch die Ei⸗
genheiten Guͤldenſtaͤdts in der Orthographie und in der
Benennung verſchiedener gemeiner Pflanzen findet man bey
Klaproth wieder, er ſchreibt z. B. mit Guͤldenſtaͤdt jeder⸗
zeit ſtatt Ballota Ballote, ſtatt Agrimonia Eupatorium A.
eupatorioides, ſtatt Parnassia palustris P. vulgaris, ſtatt
Mespilus germanica M. communis ste,
Cap. 36. Beſchreibung der Georgiſchen Lanz
der iſt faſt ganz aus Guͤldenſtaͤdt gezogen, ſehr oft wört⸗
lich, jedoch ſindet man darin die unzaͤhligen, der Schuld des
Herausgebers bey Guldenſtaͤdt zuzuſchreibenden Druck- oder
Schreibfehler meiſt verbeſſert.
= a 32
Cap. 37. Geſchichte von Georgien.
Von p. 94 — 158 eine Ueberſetzung der Wachtang⸗
ſchen Chronik, worinn aber Klaproth (conf, p. 64) einen
beſonderen Character von Originalitaͤt findet, die ein gu—
tes Vorurtheil fuͤr ſie erweckt, die mir aber hoͤchſt abge—
ſchmackt und hauptſaͤchlich in der fruͤhern Periode, welche
die Ueberſetzung zum Gegenſtand hat, aus abfurden von
den unwiſſenden Moͤnchen in Mzcheta und Gelati zuſam—
mengeſtoppelten Sagen, mit vieler eigener Zuthat, beſon—
ders in Beziehung auf Religion zu beſtehen ſcheintz ſo daß
David gewiß vernuͤnftiger gethan hat, dieſen Unſinn ins
kurze zu faſſen Für einen europaͤiſchen Leſer iſt nichts ge=
ſchickter, den Geiſt jener georgiſchen alten Geſchichte darzuſtellen
und zugleich meine Meynung uͤber deren Gehalt zu deglaͤu—
bigen, als das, was darinn uͤber Alexander den Großen
u. feinen Feldzug nach Georgien (wohin er erweißlichermaßen
niemals gekommen iſt) enthalten iſt. Recht originell,
aber wahrlich nicht dazu gemacht, um ein gutes Porur⸗
theil für dieſe Geſchichte zu erwarten, iſt insbes
ſondere folgendes, welches den Beſchluß von Alexanders
Geſchichte macht. „In 12 Jahren durchzog und eroberte
Alexander die ganze bewohnte Welt und am 4ten ſtarb er
zu Alexandria (in Aegypten). Vor ſeinem Tode — — rief
er 4 feiner Vertrauten zuſammen, Antiochos, Romos, By-
ſinthios und Platon — — unter die er ſeine Eroberungen
vertheilte. — Romos erbaute Rom — Byſinthios Byſin⸗
thi jetzt Conſtantinopel ꝛc.“ 5
Von p. 158 an iſt Klaproths Geſchichte lediglich als
eine, ſehr oft woͤrtliche Ueberſetzung von Davids Werke ans
zuſehen. Von der Mitte des ı7ten bis in die Mitte des
18ten Jahrhunderts findet man zwar hin und wieder et-
was mehr aus dem von Klaproth p. 63 unter den Quellen
erwahnten ruſſiſchen Manuſcript eingetragen, das aber von
ganz und gar keiner Wichtigkeit iſt. Weiterhin wird wieder
David abgeſchrieben und uͤberſetzt, und das ganze Mad:
werk nimmt wie Davids Geſchichte mit dem Jahr 1802 ein
Ende.
Demnach iſt das, was Klaproth in der Vorrede zum
oten Theil feiner Reiſe p. II. ſagt: „er glaube, daß feine
Geſchichte von Georgien eine bedeutende Luͤcke in der Litte-
ratur ausfülle, indem das, was wir bis jetzt über dieſen
Gegenſtand beſeſſen hätten, hoͤchſt unzulänglich geweſen ſey,“
offenbar grundloſes Selbſtlob.
Cap. 38. Reife zu den Quellen des Terek.
Bey aufmerkſamer Durchleſung von Guͤldenſtaͤdts
Reiſe wird man gewahr, daß der Herausgeber mehrerer ge—
wiß hoͤchſt intereſſanter Reiſen des Verfaſſers nur mit we⸗
nigen Worten erwaͤhnt, und das in denſelben Tagebuͤchern
enthaltene Detail ganz uͤbergangen hat. Die vorhehmften
dieſer Reiſen ſind folgende:
1) Reiſe von Mosdok uͤber den Terek in die kleine Ka⸗
barda, zu den Dugoren, dis an den Weg der aus
dem Lande der letzteren über das Schneegebirge nach
Imeret führt vom ı2ten Julius bis Ißten Anguſt
1771 (Guͤldenſt. 1. p. 161).
2) Reiſe von Mosdok auf dem gewöhnlichen gruſini⸗
ſchen Wege nach Niſchnoi-Tſchein, dis zum 18ten
—
33 f
Ang. bis 11 Septbr. 1797, „welche Zeit Guͤldenſtaͤdt
fo viel moͤnglich zu Unterſuchung der Alpen und zu
Ergänzung vorher geſammelter oſſetiniſcher Nachrichten
anwendete.“ (Guͤldenſt. 1. p. 103).
3) Reife von Niſchnoi-Tſchim, auf dem gewöhnlichen
Weg, nach Duſchet, vom kiten Sept. — Ende
Septbr. ı77ı. (Guͤldenſt x. p. 163.) — Aufent⸗
halt in Duſchet vom Ende Septbr. bis gten Octbr.
1771 (Guͤld. 1. p. 217.)
4) Reiſe von Duſchet nach 00 und Zug mit dem Za—
ren Iratli laͤngs dem rechten des Kur 120 Werſte aufs
wärts, und von da uͤber Krschinwol, Keltubani,
Tſchala, Muchran und Mzcheta nach Tiflis. Es war
vom 9. October — kꝗten Novbr. 1771. (Guͤld. r.
p- 218. 219; wo dieſe ganze merkwürdige BAR nur
23 Zeilen einnimmt.)
No. 3 von unten mit den Bemerkungen, welche
Guͤldenſtaͤdts Manuſcripte über deſſen haͤufige Excurſionen
von Achalgori aus, nach allen Seiten ins Gebirg (Guͤld.
I. p. 246) nothwendig darbieten muͤſſen, machen ohne
Zweifel den Fond der correſpondierenden Klaprothſchen im
38ten Kapitel enthaltenen Reiſebemerkungen aus. Die da:
felbſt vorkommenden botanica find insbefondere, fo wie
überall bey Klaproth, unverkennbar Guͤldenſtaͤdtiſch. Glei⸗
che Bewandniß hat es mit der Befchreibung der Stadt
Duſchet und deren umliegenden Gegend, woruͤber man in
Guͤldenſtaͤdts Reiſe ſo viel als nichts findet, wo alſo Klap—
roth freyes Feld hatte, das von Pallas unbenutzt gelaffe:
ne, für feine Arbeit auszugeben. — Bekanntlich richtete
Guͤldenſtaͤdt ſein Augenmerk, waͤhrend ſeiner Reiſe, uͤberall
auf die Ackergeraͤthſchaft, und beſonders auf die Conſtru⸗
etion der Pfluge, daher bey ihm Theil 2. p. 480 — 493
eine eigene Abhandlung uͤber verſchiedene Pflͤge, welcher
der Herausgeber, aus Guͤldenſtaͤdts Nachlaſſenſchaft, auch
die Abbildung des Georgianiſchen Pflugs angehaͤngt hat,
ohne jedoch (wie er p. 493 ſagt) die dazu gehoͤrige Be—
ſchreibung in des Verf. Papieren vorgefunden zu haben. —
Dieſe Beſchreibung tiſcht uns nunmehr Klaproth p. 283
und seg. als von ihm verfaßt auf, zugleich mit anderen
ganz gewiß aus der nehml. Feder gefloſſenen Bemerkungen über
Ackerbaugeraͤthſchaften und Feldbau in der Gegend von Du—
ſchet. Ein rein Guͤldenſtaͤdtiſcher Ausdruck iſt unter anderen
folgender p. 259 bey Klaproth vorkommender: „Um Du—
ſchet baut man — die beyden Hirſearten Milium und
Panicum.“ So bezeichnet nehmlich Guͤldenſtaͤdt, außer
ihm aber niemand, die beyden Panica miliaceum und ita-
eum. Das Ende dieſes Kapitels von p. 274 an, nehml,
die Alpenreiſe, bis an die Quellen des Aragoi und Terek
ſcheint rein Klaprothiſch zu ſeyn; auch findet man darinn
keine mineralogiſchen und botaniſchen Bemerkungen mehr,
die doch, gerade hier, recht ſehr an ihrer Stelle geweſen
waͤren.
Cap. 39. Reife nach Thianethi.
ö Dieſe ziemlich unbedeutende Reiſe enthaͤlt ein paar
"unturhiftosifee Bemerkungen, wie gewöhnlich nach Guͤl—
denſtaͤdt und beſonders Nachrichten von den Tuſchi und deren
Nachbarn im Hochgebirg, wo es wohl auch nicht ohne Benu—
tung der Guͤldenſtaͤdtſchen Manuſcripte abgegangen feon
Sſis. 1822. Heft 1.
34
mag, der, wie man aus deſſen Reiſe x. p. 246 fleht,
ebenfalls eine Excurſion nach Thlanethi von Achalgort aus
gemacht hat.
Cap. 40. Reiſe am Rur hinauf.
Daß dieſe Reiſe keine andere iſt, als der oben unter
No. 4 erwaͤhnte e mit dem Zar Irakli,
wobey Klaproth die Rolle des erſteren uͤbernimmt und den
Fuͤrſten Arbaljan die Rolle des zweyten ſpielen laͤßt, laͤßt
ſich nicht nur vermuthen, ſondern man kann ſolches bes
weiſen. —
Fuͤrs Erſte frage ich jeden, dem die jetzige Militaͤr—
Verfaſſung von Georgien bekannt iſt, ob es ſich Überhaupt
denken läßt, daß ein Georgianiſcher Fuͤrſt mit einem Trupp
von Nationalen, aus der Gouvernements-Stadt Tiflis, ei:
nen Zug gegen die Lesgier unternahm. Dergleichen Ex⸗
peditionen, wenn man ſie noͤthig findet, find ſeit der rufſi—
ſchen Occupation, lediglich eine Sache des Militaͤrs; und
hoͤchſtens läßt man georgianiſche Milizen ſich an jenes ans
ſchließen. — Ferner hat Klaproth feine Reife in den Früh—
ling geſetzt, nehmlich vom 22ten April bis Arten Junv;
da nun die Guͤldenſtaͤdtſche correſpondirende Reiſe in den
Herbſt fälle, nehmlich vom gten October bis 14ten Nov.,
ſo laſſen ſich, ohngeachtet Klaproth die Reiſebemerkungen
der von ihm angegebenen Jahreszeit uͤberall anzupaſſen ge—
ſucht hat, dennoch unverkennbare Spuren der Guͤlden—
ſtadtſchen Herbſtreiſe entdecken. So enthalten die einge⸗
ſchalteten Pflanzenverzeichniſſe (Baͤume und Staudengewaͤch⸗
fe abgerechnet) nicht Pflanzen des Fruͤhlings und angehen—
den Sommers, ſondern durchaus Pflanzen des Spaͤtherb—
ſteß, z. B. p. 304 305. Artemisia Abrotanum. und ver⸗
f@ edene andere Artemisien und Salsolae, Glycyrrhiza gla-
bra, Chiysocoma villosa u. d. g. — p. 305 kommt un⸗
term 25ten April die Bemerkung vor: „der rothe Wein,
den man waͤhrend der Mahlzeit getrunken, ſey nicht mehr
ganz gut geweſen, denn da man in Georgien den Wein
nicht ſo zu bereiten wiſſe, daß er ſich laͤnger als ein
Jahr halte, fo werde er gewöhnlich zum naͤchſten Som—
mer ſchon ſchlechter.“ Eine Bemerkung, die wohl im
October, nicht aber im April gemacht werden konnte.
p. 322 heißt es: „in den Niedrigungen am Kur —
ſchlaͤgt man gegen Ende des Sommers Heu, das ſonſt in
Georgien eine Seltenheit iſt.“ Wieder eine Bemerkung,
worauf Guͤldenſtaͤdt, der nach der Heueerndte reiſte, kaum
aber Klaproth im Anfang Mays verfallen konnte. —
Da uͤbrigens, gerade deswegen, weil Guͤldenſtaͤdts
Herausgeber die Reiſe, wovon hier die Rede iſt, gar nicht benutzt
hat, im Guͤldenſtaͤdtſchen Werke beynahe gar nichts uͤber
die Diſtricte Cartaliniens weſtlich von Mzcheta und Mus
chran vorkommt, und ſogar die 2te Stadt im Lande,
nehmlich Gori, nur dem Namen nach, im topographiſchen
Theil der Reiſe angezeigt iſt; ſo hatte Klaproth hier die
ſchoͤnſte Gelegenheit ſich um und um mit fremden Federn
zu ſchmucken. Daher iſt er auch hier an mineralogiſchen
und botanifchen Bemerkungen ganz unerſchoͤpflich, da⸗
her die umſtaͤndlichen Beſchreibungen der Staͤdte Gori,
Krzchinwal ꝛc.
Klaproth gibt, vornehmlich laͤngs dem rechten Ufer
des Kur, viele Ortſchaften als verlaſſen und unbewohnt
3
35
an, die es zu Guͤldenſtaͤdts Zeiten wohl geweſen ſeyn moͤ—
gen, die aber in den Jahren 1807 und 1808, da Klaproth
reiffe, wieder bewohnt waren, z. B. Kawtiſchewi jetzt mit
go Familien, Erthazminda jest mit 38 Familien u. a m.
p 329 heift es: „Kſauriſi, bey den Ruſſen gewoͤhnlich
Raleewa Kceepeſt genannt.“ Dieſe Benennung kennt jetzt
niemand mehr, fie war aber zu Guͤldenſtaͤdts Zeit daher
unter dem Militaͤr gewöhnlich, weil bey den Truppen⸗Corps
im Caucaſus und in Georgien um dieſe Zeit ein angeſehe—
ner Stabsoffizier aus der Familie Ratoſchwilli, welcher
Kſauriſi gehört, diente. ?
Cap. 4. Reiſe von Tiflis nach wladikawkas.
Der Excurſion von Niſchnoi-Tſchim ins Gebuͤrg p.
344 und se. liegen fonder Zweifel, die oden unter No.
2 angeführten Guͤldenſtaͤdtiſchen Excurſionen edenfalls aus
Niſchnoi-Tſchim nach Oſſetien und die von Guͤlden⸗
ſtaͤdt, waͤhrend ſeiner Wartezeit an gedachtem Orte vom
18ten Auguſt bis ıIten Sept. geſammelten Nachrichten
zum Grunde. Daher die offenbar Guͤldenſtaͤdtſchen Pflan⸗
zenverzeichniſſe, und die mineralogiſchen Beobachtungen.
Cap. 42. Reife nach Oſſetien.
Gleiche Bewandniß hat es ohnfehlbar mit der auch
in anderen Ruͤckſichten apocryphiſchen Reiſe nach Oſſetien,
wozu die oben unter Nr. 1 angeführte, von Pallas bey
der Herausgabe Guͤldenſtaͤdts erwaͤhnte Reiſe von Mosdok,
durch die Kabarda und zu den Dugoren den Stoff hergege—
den hat. Guͤldenſtaͤdt war auf dieſer Reife vom 1z2ten
July dis sten Auguſt 1771; Klaproth will die ſeinige
vom Izten July bis gten Aug. 1808 gemacht haben. —
Die Reiſebemerkungen enthalten, obgleich ſparſam Guͤlden—
ſtaͤdtſche Pflanzenverzeichniſſe, z. B. Scabiosa altissima,
Parnassia vulgaris u. d. g und auch an mineralogifchen
Notizen, im Guͤldenſtaͤdtſchen Styl fehlt es nicht. — Die
Preiße der Dinge ſind bey Klaproth, in dieſer vorgeblichen
oſſetiſchen Reiſe, ſo angegeben, wie ſolche vielleicht vor
30 Jahren, ſchwerlich aber A. 1808 ſtehen konnten, z. B. p.
388: bunte baumwollene Zeuge aus Imeret, das Stück
zu 1½ R., Leinwand zu 5 Kop. die Arſchine, ſchlechter Zitz
zu 15 Kop. die Arſchine; ferner Nachtrag p. XIII ſchmales
groibes Tuch mit Vitriol ſchwarzsefarbt aus Dugor die Ars
ſchine zu 10 — 12 Kop zu 15 Kop. das beſte, Filzmaͤntel
zu 2 Rub., ſchwarze Filze zu 80 Kop. ꝛc., und p. XIV
5 grobe Hemden à 8 Arſchinen gemeine ruſſiſche Leinwand
zu 3 Rub. Kupfer, alfo & 7 ½ Kop. die Arſchine. — End⸗
lich läßt es ſich, bey der Strenge, womit an der kaukaſi⸗
ſchen Linie, befondere zur Peſtzeit, die Grenzen bewacht
werden, gar nicht gedenken, daß ein Reiſender von Klap—
roths Art unbemerkt haͤtte uͤber die Grenze kommen, unge—
faͤhrdet eine geraume Zeit jenſeits derſelben herumziehen u.
ebenfo unbemerkt wieder zuruckkommen koͤnnen; auch wuͤr⸗
de ſich gewiß ihm zu Gefallen, in Mosdok niemand der
großen Verantwortlichkeit ausgeſetzt haben, welcher jeder
unterworfen geweſen waͤre, der ihm verſtohlener Weiſe zum
Begleiter gedient hätte. Ueberdies fol ja gerade waͤhrend
gieſer heimlich unternommenen Ausflucht, der zu Klaptoths
Expedition gehoͤrige Student Bobrinzow in Mosdok geſtor—
ben ſeyn, und dieſer Zufall allein waͤre hinlaͤnglich gewe—
en, die Abweſenheit des Chefs der Expedition bemerkich
36
zu machen, wenn man auch ſonſt zugeben wollte, daß
eine ſolche Excurſion uͤberhaupt zu verheimlichen moͤglich ge⸗
weſen wäre. — 5
Die Oerter Alexandrow und Podpolnoi, zwiſchen mel-
chen Klapceth feinen heimlichen Ruͤckweg über den Te⸗
tee (nach pag. 398) genommen haben will, find mir un⸗
bekannt. —
Guͤldenſtaͤdts Reiſe, herausgegeben von J. von
Klaproth.
In der alten Ausgabe iſt zugeſetzt von Klaproth.
©. 1. (145 alte Ausg.) Ganz im Anfang die Wörter:
„Ich hatte den Anfang des Winters in Aſtrachan zus
gebracht, und“
— 4 (147) „ W.“ bey Starogladka.
— 5 (148) „Kosiew-Jar (eder Kosi=- Jar)” — ſtatt Kos-
lefjar. — „Mekeui“ ſtatt Aleleusti.
8 (149) „Kurgok“ ſtatt Kurgukof. l
. 15 (152) „Dewalkirekeut,, ſtatt Dewalkiree. |
16 (154) Kortek („ruſſiſch Kortakowa), — ſtatt R=
oder K-a.
..17 (155) „Kuru“ „Axaj“ oder Jachsaj — ſtatt Kueu-
axaj — „Tschuwal“ ſtatt Tschurali — Acktaſch (d. i.
weißer Stein) ſtatt Achtyſch. Nach andrejewa oder
„Eudery“ — nach Kasma, d. i. „der gegrabene.“—
Bey Kostek ausgelaſſen „65 W.“, die in der alten
Ausg. flehen.
S. 128 (156) Statt Tarku „Tarchu“ — ſtatt Tawlinzen
„Bergvoͤlker.“
S. 20 (157) Nach „Georgien“ (ruſſiſch Gruſia) —
Bey Mosdok fehlen „200 W.“ der a. A. .
S. 21 (158) „Kutschuk“ ſtatt Kulschuk
S
S
S
25 (159) „Oſſetiſch: Ulgg Zmikau, d. i. das obere Dorf
Zmi oder Tschim“
. 24 (161) iſt ausgelaſſen: „Es wäre hier der rechte Ort,
die Beſchreibung dieſer Bäder folgen zu laſſen: ich
will ſelbige aber bis unten, wo vom Terek und den
am Fuß des Kaukaſus bemerkten Naturſchaͤtzen gehan⸗
delt werden wird, verſparen.“ a. A.
24 (162) „Dewletuqua“ ſtatt Dewletugu
. 25 (162) (eigentlich Istur dugur“) — (Hoſſetiſch Dal-
lag-zmi- kau, d i. Unter Imi“)
— 26 (165) „welches Stepanzminda heißt“ — „Heraclius“
ſtatt Herakleo. — „Karthii“ ſtatt Karduel
— 28 (164) „Fluß Malka“ ſtatt Malkfluß.
— 29 (163) „Schadrinsk“ ftart Schadrin
ausgelaſſen: „feinen Lauf zeigt die Karte, ich will
nur noch anführen.” ſtatt deſſen ſteht: „ih muß noch
anfuͤhren“ ‚ €
— 31 (166) ſtatt „vom Tatariſchen Kis, Mädchen, und
Lar, ertrunken, „weil dieſes eines ſchoͤnen Maͤdchens
Schickſal hier geweſen ſeyn fol” — „ * d. ie
die Mädchen, weil hier einſtmals ſchoͤne Madchen ers
trunken ſeyn ſollen.“ (es muß heißen re? ohne [)
(„ruſſiſch Staroj- Terek, tatariſch Eski- Lerek)
„Kapaj“ ſtatt Kopaj. Immer fort Kisljar für Kislar)
37
— 32 (166) („Dreymauern- Stadt“)
„Atschinskoj Laliw“ ſtatt Anschinskoj Lalif
— 353 (167) „Neugauthes“ für Meugauthes
— 34 (168) „Chewi, ſtait Kewi, — „Makal” ſtatt
Makut
— 34 (169) „Elmursin” ft, Etmursa — „Dwaleti“ ſtatt
Dewaleti
— 35 — „Mapsuani’ ff. Mapsurari — „Ssramagi oder
Ssarrimagi“ ftatt Särnkäli — „rechten“ fl.
95
—
— 36
— 37
linken —
Elmursin“ ft. Elmursa —
„Eschatteschach“ ft. Ekonschach
„Psechusch“ (oſſetiſch Urs-doa, welches ebenfalls
weiſſes Waſſer bedeutet) ſtatt Pschuch — „Kurrups“
ft. Kurzupi — „Karagös “ ft, Karage
„Psechusch‘’ ft. Pschuch
„Makal“ ſt. Chakal
„vereinigt ſich mit dem Lesken und faͤllt mit ihm ge—
meinſchaftlich in den Terek“ ſtatt nimmt den Less
ken auf
(170) „Kurp“ ſt. Karuka
„Achkinjurt‘’ ft. Akkinjurt
„Nassrau“ fi. Narsau — „Gilachsanische” ſt. Ge-
lassanische
(171) „Uhewsureti@ ff, Kewsureti — „Galga“ ſtatt
Gulga
„Datach“ ft. Dabach
„Aschgau“ ft. Aschqau
„Kistische District Ariachki“ ff, Kisichische District
Anaschki
„Kistische Distriet Tschidschnich“ ft. Kisichische D.
Tschischnik
(171) ‚‚Tsigetschenzisch“ ft. T-gisch
„Kainchi” ft. Kaenchi — „Schewet Schabot“ ftatt
Scharel, Schabol — „Tschaburtle“ fi. Tschabrile.
„Eigentlich dewlet-gerich)” — „D-kent‘ ftatt D.
gent
— 59 (272) „Chuntimes“ ſt. Gunlimer
— 42 (175) „Slaniza’’ uͤberall ſt. Stanez
— 45 (176) „(eigentlich wohl Tschewalowoe)“
— 44
— 44
(Der Fehler Parawikschowa iſt nicht verbeſſert)
(177) „Kargalinskaja Staniza“ ft. Kargalina Stanez
(177) “ St. Dubowkaja“ ft, St. Dubowka
„Borosdinskaja“ ft, B-sk
— 45 (178) ausgelaſſen „oen der ich einen Plan mittheile“
— 46
1 80
251
(Der Fehler „Kurze Aul nicht verbeſſert — Eben:
fo „Kasaute Aul” — Ebenſo „Thesiri)“ —
(181) „Kosaken“ für Kasaken
(Der Fehler Borosdinsk ift geblieben)
„in kleine Tscherkessische Hüttchen ft. im kleinen
Tscherkessischen Huͤrchen (welches mir richtiger ſcheint)
(Der Fehſer Rosch iſt geblieben — (Rosh.) letsch-
men — Prosa —
„Georgier“ ftatt Grusiner — Hastakon nicht vers
beſſert — ,
(182) Clarbesek iſt geblieben — Chegar da doch
richtig 1 geſchrieben iſt
(184) Sollte Mantalo Badelschan nicht Multane B.
heißen )
S. 53 184) „Turup“ ft. Turp
— 65
— 72 hat Kl. eine Note gemacht,
finden ſey:
II. p. 301 etc. und 354 etc., wo fie ganz vollſtaͤn—
38
S. — (185) „Urluk” fl. Noluk — „Jugan“ ſt. Jagan
(beydes falſch, Soghan) — Jamerzak ift geblieben;
fo auch Stiutschky, und Tobja für Lobja
„Burtschak“ ft, Burtschan
„Hale Aguwa, und arm. Hajuga oder Hai wa“ ff,
latar. und arm. Hajuga
— 52 (185) „Armud ſtatt Harmud — (Russ. Schiftaly if
geblieben)
„tat. Scheftalü” - (Mindall geblieben)
. ff. Schabulat — Mar ift geblieben)
(186) (Tschischky geblieben) — „Ochſenbeeren“ ſt.
Bocksbeeren N f
(Winnyä geblieben) — (Chachach geblieben)
— 55 (187) „Wassermelone“
Beym Coriander iſt ein offenbarer Fehler; es ſpricht
nehmlich G. von der Wurzel, 8
— 56 (188) Circec. Elym. arenaria,
Chamerdris — Glieyırhiza — glieyphyllus —
Chrysorome — Spargan amosum — cory=
ophora — lungermaenia ift ftehen geblieben,
Es iſt rein nach der alten Ausgabe abgedruckt.
Es ſcheint Kl. habe die ganze afte Angabe abdrucken
laſſen und nur hin und wieder jo etwas corrigirt, ohne et—
was von G. Papieren herzugeben. f
S. 62 (198) ‚Nowogladkaja” fi. N-y „Schadrinsk“ ſtatt
Schedrina, „Ischenslennoj“ fi. T-owa
— 63 (199) ausgelaſſen: „Ihre geogr. Lage etc. f. a. A.
„heißt Arek‘
ausgelaſſen p. 168. 200, die Ueberſchriften und Eins
theilungen der Paragraphen
— 65 (201) Dewalkiregeut iſt geblieben — „lssesu“ ftatt
Isses
aus gelaſſen die ganze chemiſche Analyse p. 201
204
Und doch faͤngt er an: „Dieſe Sauerwaſſer“
obzwar das, worauf ſich das dieſe bezieht, fehlt
— 67 (206) „(hier iſt Alt Euderi zu verſtehen ſ. oben
p. 19.)
— 68 (206) ausgelaſſen: „Die Lage der von mir etc. f.
A
a. .
— 68 (207) ausgelaſſen: 3 von den medieiniſchen Kräften
der Bäder bis p. 206 — Darauf fängt er an „Obs
gleich dieſelben Kraͤfte“ ſt. dieſe Kr.
— 69 (209) ausgelaſſen: „Von allen dieſen etc. bis p.
217“
— 70 (217) „Kharthli” ſt. Karduel, (Oben war Karthli)
— 71 (278) Koichoro iſt fo geblieben,
und erſt hinten
verbeſſert in den Druckfehlern
„Mzcheta““ ft. Zcheta — Teflis iſt geblieben.
„Argwi“ ft. Argi (Aragwi) -
(219) „Chertwis“ ft. Chartys
daß von dleſer ganzen
Reiſe in den Papieren des Verfaſſers kein Wort zu
Man ſuche fie aber in Klaproths Reiſe
dig iſt
„Ananurz” „Duscheti“ — ſtatt A-r D-t nnd fo
mehrmal ein i angehängt 5
39
m
—
—
—
—
—
„Abyssi“ ft. Abyss (Abisi) — „Tschheri” ſtatt Ze-
heri
75 „Zurbeli” ff. Zur Bela — „Kui“ ft 1 „Los-
baghe’ ſt. Tostaga — „gemeiniglich Jia Sch aghal
türk. J Schakal“ ſt. g. Jaekhals, Das hat Kl.
nicht gewußt daß ihn die Deutſchen Jackhals nennen.
76 (223) alles umgeändert, und ausgelaſſen: fauren kein
Alcali auch 5 etc. ſ. a A.
76 (223) geblieben Ritsch-Chusi (R-chuli)
77 (224) Chamaepythis geblieben
78 (225) „Titmawula“ ft. Tidmanula — fo nachläſſig
iſt Kl., daß er das Citat, p. 223 nicht einmal um⸗
geändert hat
79 (226) „Der Kirche“
Citra gebtieben (Litra)
81 (228) „Soghanluchi‘ ft. Soegalegi
82 (229) Der Punct hinter Hipp. rhamnoide iſt ges
blieben
„Patare Zeoli“ ft. Batara Seoli
83 (229) „Twaltass- Karo“ ff. Twaitass — „Ssagared-
scha
84 (230) ausgelaſſen:
mum)“ —
„Grywe“ ft. Gnewe
85 (231) „Endronika tchwilo‘ ft, E-schillo (Andro
nik schwilli) —
ausgelaffen „(Promonlorium secundum)“
232 „Khissigi“ ft, Kischa — Ninotzminda ſt. N. zi-
minda
86 (233) „Mephe“ ft. Mepe — „Wagiri“ fl, Wagir
(Wakiri)
87 (234) „(Georg. Tura)“
88 (234) (Georg. Kurtgheli)“ — „(Georg Chorhobi)“
„Assnauri““ ft. Assanuri (falſch)
„Chirs“ ft. Girs
(235) „Oaragatsch“ fi. Rarag — „Zlukani“ ſtatt
juk —
„Mirsani“ ft. Murs — „NMatschchani“ ft. Matschani
89 eingefchaltet: „von Khissigi in Oſten ꝛc. Cfr. aber
Guͤldenſt. p. 489 oben
90 (236) „Tschari““ ft. Dshari — „Nukriani‘ fi. Ne-
kiwanu
„Anagis-kari” ft. Anasgiskajri (A-chewi). Nachher
hat er das A-kawi des G. ausgelaſſen
92 (237) „Bakerziche,“ „Wedshini‘ ft. Bakarz. Wech-
schini ft. Gireliziche „Welisziehe“ (Gweliz)
93 (238) „Gawasi“ ſt. Gauas — „Tscharischen“ ſtatt
die von Dschari
9 (239 „Kuitzgaro“ ft. Kuitsaro — „Wepchizuhe ft,
11 —
„CJugum promontoriale pri-
95 (239) „Schilda“ ft. Tschilda — „Zubani“ ft, Zab.
96 (240) „Bolies“ ft. Boties —
„Hier ſtand ſonſt die eben ſogenannte Hauptſtadt
von Kacheti, welche Schach Abaſſ zerſtoͤrte, und
ihre Einwohner nach Perſien verſetzte. In der
Kirche von Gremi liegt der Zte König von Kache⸗
ti Namens Leon oder Lewan begraben.“ ſtatt in
dem nahen Thal ſtand die ehemals anſehnliche Stadt
Ereme von welcher noch 5 Kirchen übrig ſind, Der
—
—
\ 40
ren einige georgianiſche andere armeniſche Inſchriften
haben.
96 (249) „Schtori“ ft. Stori 5
97 (241) „Zwiſchen Laliscuri und Bachtrioni liegt am
Alasani die angenehme und fruchtbare Ebene Alom“
eingeſchaltet
98 (241) „Ruisspiri“ flatt Riuspiri — „Gulguli“ ſt.“
Gurglila i
98 (242) ‚‚Turdo’ fi, Tardo — „Ruispirio“ fl. Rui-
spiro (R-i)
„Achmeri“ ft. Achmeti „Ikalto“ ft, Ikallo. Wordi-
sobani (falſch W-s-ubani) iſt geblieben: Tardo ges
blieben 3
„Ruispirto“ ff, R-ro. Ko
99 „‚Kortschi-baschiani-Schwilo-z.'’ ſtatt Kortgibogi
Swille z. —
„Wachocha“ ift geblieben (Wachwachi) — „Dewe-
hiz ſt. Sweliz
„Karatschelar“ ff, Karageler; „Kisylhadshil“ ftatt
Kisischadgil oder Jinodalı’
100 (243) „Die von den Bergen Gombori und Juvi
kommen“
„Welisziche“ ft. Gwelisziche „Schtscheremiss- che-
wi‘ ft. Tscherinkewi
„Citra‘ geblieben — Dedopali ft, Dedopole (Ded-
upali
10T (244) „Welisziche“ ſt. Gwelisziche
„Chonheli“ fi. 'Thorelı
„Obolse‘’ ft. Obose (Obolidse)
102 (245) „Bach Uto“ — „Dorf Orweli ff, B. Or-
weli, D. Uto
„Tschokaschwilli u. Tuschischwili“ ff, Tischokaschw.
und Turschischw. 5
„NN)“
103 (245) „am Bache Pscha“ — „Schinwan“ ſtatt
Dschirwan
105 (246) ‚Ihianethi‘’ ft. Tronetti, „Bodawis-chewi““
ft. Bodawis, Koewi „Bodawi“ ff. Budawi. ,‚‚Dschin-
wan“ fi, D ri
(p. 247)% Wedsath -chewi’’ ff. Welsa Kaewi, „Kas-
siss - chewi ft. Kasis Kaewi „Uarguni“ ft. Arg. —
„Narekwawi” ſtatt Narekowi „Seglewis-chiewi““ ſtatt
Seglis - ch
p. 247. ausgelaſſen: und hatte dann den Bach Oris-
koewi an deſſen Urſprunge bey Lerdſobani das wuͤ⸗
ſte Dorf Toutſcha ſteht. Von hier ritt ich nach
meinem Standort zuruͤck,
106 (247) „Rauschewetis-chewi“ ft, Rauscheretische-
wi — „Rauschweti““ ff. Rausahereti’’
„Dann gieng ich wieder über den Kseni zuruͤck“
„Gurnaela ft, Gumacla
„Vom hohen Kalkberge“ L. — „Liachwi“ ſtatt Ba-
chin Duschet in „8“ ft. 80 - Ananurin „S .S. O0“ ſt.
O. N. O Mr
(248) ausgelaſſen: „Die Bemerkungen auf denſelben
werden erſt in der Folge vorkommen“
S. 106 (248) Sarkineti „in der Provinz Somcheti ſuͤdlich
von Tiftis“ ſtatt am Kur unter Tiflis
„Lamis- ehana“ geblieben — „‚Odsisi ft. Ossisa —
„‚Ischadis = dshwari“ ft, Mschausdscheri
41
S. 108 (249) Schagwachtel geblieben (Schnarr w.) —
u{georg. Dathwi)“
— — — „poutschela“ ft. Poutchela — „Saguramo“
ſt. S-n — „Tschaltkba“ ft. Tschalochba. „Aglani“
ſt. Agajani. — ,‚Kanda‘ ft, Karda falſch
'— 109 (250) „Nastakithi“ ff, Nastaki — „Nisschbisi” ſt.
N. pes — Utrutis-kari “ fi. Utrokisk. — „Nahe bey
Zicheſire liegt Kando.“ — „Ilgime“ fi, Migme
— 110 (251) „Testudo lutiaria“ geblieben
„Tschiusobani“ ji. Tschiosob.
ausgelaſſen: da der Zar meine Ruͤckkunft wußte, —
fand ich hier eine Bedeckung von 300 Mann.“
Dagegen eingeſchaltet: „Tschaltſba und Gartiss-
Kari etc.
== 111 (252) „Pontschela“ ff, Pontchela — „Samtawro“
ft. Samtauro
— e — „Muchatgwerdi“ ſt. Muchat. — „Seili Awt-
schala“ ft. Astsch. — ,‚Didube,, ſt. Tidabe.
— 113 (254) „Elaegrus geblieben
ausgelaſſen: Beſchreibung einer Mißgeburt und von
der Pockenimpfung
== — (255) „Bortschalo“ ff. Bart.
— 114 (256) „Nathlugi” fi. Nakl. — „Ssoglianlucki“ ff,
Songalugi
„Telathi“ ft. Telati (Teleti) — Rur
= 115 — „Rumisi” ſt. Kun. und weiter ft. Rarusi —
„Rodschori“ ft. Radgori
= — (257) „Trialeti“ fi. Twaleti — „Berg Rqinwari“
fi. Kinwari
ausgelaſſen: Telani in O. N. O. — „Chaschma’ ff,
Tbasciuni
„Risch- kala“ ft, Rischak
— 116 (258) „Khaia““ fi. Rsla — „Ssulthan d. i. Herr“
ſt. Sultan
— 117 (259) „Der König Roſtorn“ ſt. Zaar Roſtan —
„ehidi ſt. kudi
„und die Tataren Synechkurpi“ (Sinychkorpi)
„Achistafa“ geblieben (akstafa) — „Schumschadilo“
2 ft. Samschadali ?
— 118 „(oder Rulpis- Wank)““ — „Mtawar Wank“
ft. Tawarr
— — (260) „eglanterica” geblieben
— 119 — „Schegatina” ft. Schelogino
— — 261) „Pschoewri” ft. Pschocwri
— 120 — „eder Lori — „Bambak“
— — (262) „Tscharteni“ ſt. Ts.
11 „Tsadakle“ ft, Sadachle
— 122 — ,‚‚Utawno‘‘ft. Udobna (Udabno) (nachher doch
Udobna) gelaffen) p. 152
„(georg. Wapchi)“
= — (263) „Tschulawerdi”’ geblieben — „und der Fami—
lie Kaplonschw oder Orbeliani“ fi, kaplanow
Hotschakzlissa geblieben
© — 123 (264) „Tulawerdi“ ft, Talawerd
a „Kweschi” ſt. Guetsch — Dmanisi geblieben
= 124 — „Dschawakoni“ ſt. D-kan — „Taschiri“ ſt.
. Tschiri
ft. Bampek
„Kaplan“ ff. kaplanischw — Arm. u. Georg. So-
mechi“ iſt faͤlſchlich geblieben ſtatt Arm. aul Ge-
org. S.
Iſis 1822. Heft 1.
—
42
S. 125 (265) „Marneaul“ ff, Masneaul — „Gaurarchi‘
ft. Gaurach — „Sogaulugi“ ft. Pougalugi
— 126 (266) „(Metechi?)” — „Dsagine’ ſt. Sag.
128 (269) „Kalaki“ ſt. Ralas — „(Mikwari oder)! —
„Narekela“ ft. Narekla
— 150 (270) 5. „Nathliss Mzemelis“ ſt. Natlin Zem.
9. „Autschiss-chatis“ ſt. Antchis-Schati — „Zminda’
fi. Ziminde
eingeſchaltet: Außer der Stadt in NW. auf d. Fels
ſen Ischitur dukhi fieht die verfallene Kirche Mta
Zminde nach der gewallfahrtet wird.
131 (27) „Subsarkisi” ft. Subsasnisi (Surbl.)
„Citra“ geblieben (Litra.)
— 152 — Udobna geblieben — „Zalaskuri“ ſt. Z-karĩ
— „Chunani“ ff, Chunam.
„Aus der weſtl. Citadelle d. Tifl. Mauer fieht man
folgende Oerter alſo gelegen: den Schneeberg Maiu-
wari, an deſſen oͤſtl. Fuß d. Terek fließt ꝛc.
135 (275) „Ireddwa“ ft. Jeldwa (Eredwa) — Zirkola
fi. Ziskoli (Zirkas)
Ornita geblieben, dann Orinta, — „Kupri‘ ſtatt
Rupri
Kweni Ipne geblieben (Iiwemo) — „Tschurte ff.
Tschueto
— 135 (274) „Tschurta“ ſt. Tscharte — “Bosseli und
Sklebi“ ff. Sklebi Basseli
136 (275) „Zinubani“ ff, Zuanb. — „Somkari“ ſtatt
Samk. — „Chaduris-kari‘ ft. Chutansk. — Ribes ru-
bra geblieben — „Gullaraga ft. Kalleraga.
157 (276) „Dschankoni“ ff. Dschankon
138 „Tamerasche“ ſt. T= .
159 Dschaparisi geblieben (idse)
— (278) „Kolalto“ ft. Robalto — „Zocho” ff. Zache
— ,„Matschebeli” ft, Matschebile.
140 (279) „Mopsuani“ fi. Mapson — „Dshaparisi“
fi. Dsharisi
— 141 — „Ghebi” ff, Chebi — „Flusses“ ff. Rion —
„Globi“ fi. Globa. (in Kl. Reife XV ift Glola)
— — (280) „Bokwi“ aber ausgelaffen ſ. 2771 Aug. —
— wohlweislich!
„Pipeleti“ ft. P-s — „Zchmori“ ft, Zechori —
„Swani“ ff. Soni
143 (281) „Tschardometi“ fi, T-bete — „Ratschi“ ff,
Radshi
145 (285) „Zulukissi“ ſt. Zulusikow (Zukidse)
146 (284) „Sotaruli“ ft. Saturuli
147 „Rrichuxa“ ft, Rrichnia
146 (286) „Tschichiwana “/ ft, Tschchiwana
150 (287) „Baxula“ ft. Balma — „Cheori“ ſt. Chle-
ori — „Ribes rubra geblieb. \
— 151 (288) „Bosdshani“ fi. Bordgani, aber S. 152
Bordshani
— 152 (289) „Sakura“ ff. Sakula — „Laugwanta“ fratt
L-rla .
154 (291) „Poeonia gebfieb. — „Ghebi“ fi, Chebe
155 (292) „Ritzeauli“ fi. Rizeardi — „Tschordscho
fi. Tsordscho — „Rwanschchara“ fi. Awantse a2
— 156 — „Absalauri“ ſtatt Abralanti — „Gori“ ſtatt
3 *
43
Gari — „Kwemokrichi” ſt. Kiremokroli — Charge
des Aff. geblieben
S. 157 (293) Zuluskiri geblieben (Z-kidse) — „Schemok-
medi ff. Schamurmed
— — (294) „Dshumati“ fl. Tschumali — „Ghuria“ ft,
Guriel — „Nikolaj“ fi. Na
159 (295) „herumgeſchwaͤrmi“ fl. herumziehen
160 (296) „Utawno‘ ft. Udobna
161 (297) „Cheidsi“ gebt. Txeudg. — „Gurna“ flatt
Gerna :
— 162 (298) „Dsbwarisa“ ſt. Dshuw — „Lechadari“ ft,
Ln — „Gelati “ ff. Geloti
— 163 (299) „Kwawila” fi. Kwawisa — „Rhuthaissz‘
ft. Rutais |
— 165 (301) „Okrotscherdak“ — Cra
166 — Cratargus gebl.
— 167 (302) eingeſchaltet: Davith „(Sohn der Koͤnigin
Ruſſudan, der vom Jahr 1241 in Imerethi regier—
te)“ dagegen ausgelaſſen: „in der Georg. Chronik iſt
er d. 56. Zaar und ſcheint im ııten Jahrhundert re—
giert zu haben.
168 (303) ausgel. (Zaar Pancratius) — „waͤr“ ft. fol
geweſen ſeyn
Gelati ft. Genati 0
— 169 „Ogaskura Saloidkipaniso“ ft. S- kiani
171 (305) „NItawar“ fl. Tawar — „Tast“ ſtatt Taft
(Taffent) — N
175 „Euden“ ft. Eggen (Ecken)
174 (308) „(Pferdefluß)“
175 (309) „Lanawardo“ ft. Somuw.
176 (3:0) Klette geblieben als Futterkraut ( Klee?)
178 (3111 „Mus“ ft. Ptio — „Guria‘' fi. Guna
179 (312) Smilax excelsus geblieben
182 (315) „Perseti“ ftatt Persati — „Dimi“ ft. Dini
183 ausgelaſſen: „Losietcha oder“
184 (316) „Sasano“ ſtatt Susano (Nb. Nach Susa) —
Charge des affaires
„Schalatsche“ ſtatt Schalasche — Uabi geblieben
(Unabi)
185 (3:7) „Sudsa“ ft. Susa
— 186 „Guria“ ft: Guua
187 (319) eingeſchaltet: Die Reife von
Tscheheri vom ıten— Sten Septbr,
192 (322) „FRuchinwali““ ff. Zinwal — Ruka ft. Ruka
— 193 „Argwisi“ ft. Gredwi — Potuisa ſt. Potrisa —
„Roro“' ft. Roro
— 194 (323) Noakau ſtatt Noakuar „bergauf 1 Stunde,
bis Noakau ½ St., bis zur Quelle unter dem Guda⸗
berge ½ Stunde nach W N. W, bis Kobi 1 St.“
— nach Noakuar 3 St., nach Gopta 1½ St., bis
Kobi 1½ St. g
—
—
)
|
(Era DIEB
Zchraskaro bis
Es ſcheint bier die Marſchroute mit Fleiß verfaͤlſcht zu ſeyn.
Gu denſtädts alte A gibt von Ulete bis Kobi 6 Stunden an
— in Klapreths Ausgabe nur 2½ Stunde. — Klaproths
Reiſe II. p. 274 ic. will dieſen Weg gemacht haben und er
hat ihn entweder aus einer Excurſion des Guͤldenſtaͤdt aus
Achalgerf p. 247 ic genommen, oder bat Guͤldenſtaͤdt, waͤh⸗
zend er vom gien October bis aten Novor, in Kasbek wartete,
44
diefe Reiſe gemacht. — Oder hat er adſichtlich das was G.
in 1 Tage machte auf 3 Tage ausgedehnt, denn p. 284 nennt
er die Quelle am Kreuzberg Gubta, deren Namen er in G.
Reiſe mit Fleiß ausgelaſſen hat. i
S. 194 (323) „Von Kobi „über ſteinigten Weg eine Stun—
de, dann wieder eine Stunde“ bey Sioni’’ — „Ats cho-
ti“ ft. Alichoti
8 Er iſt von der Familie Tschobicani, die bey den Dfe
ſeten „Tschobikata heißt“
— 1 ausgelaſſen: „In Erwartung ıc. und fortge⸗—
ahren
(p. 430) — Dorf „Goleti am Bache gleiches
Namens. Dann den reißenden“ Jachdon und
nach „1 Stunde“ (ſt. 1 Werſt) die ate Bruͤcke, und
wieder nach 2 W. bey „Dairan (georg “ Dariella)
die zte Bruͤcke „uͤber den Terek“
„Techiat- don“ ſtatt Zalton, nach 1 Viertel Stunde
den Churnun; dann eine Stunde nach Zars —
Hier wohnte der oſſet. aͤlt. Achmet ic.
— 199 (433) „Hier mag nun eine auf dieſer Reife ausge-
arbeitete allgemeine Beſchreibung der kaukaſ. Gebuͤrge
folgen“
— 200 Hier folgt nun „eine allgemeine Beſchreibung
dieſes beruͤhmten Gebuͤrgs“ ſtatt das Reſultat meiner
Bemuͤhungen
ausgelaſſen die ganze Periode: „Ich will mit ꝛc. bis
das Hauptgebirge .
— 200 (434) Tscharuch ft. Tscheruich — ausgelaſſen
„42% ͤͤſtl. Länge Tiflis unter einem Meridian“
in gerader Linie 235 Werſt“ fl. nach den genaueſten
Schaͤtzungen 282 W. —
— 201 (434) „Eisgebuͤrge“ ſtatt Jugum alpinum glaciale
granilcum — weiter ausgelajfen (Jugum alpinum)
und Jugum alpium schistosum septentr. et australe)
und (Jugum subalpinum calcareum septentrionale)
— 202 (435) ausgelaſſen (Jugum subalpinum ealeareum
austvale) weiter (Saxum calcareum) und (lapis cal-
careus) und Promontor. septentrionale) und
— 303 (436) (Jugum transyersale orientale et occidenta-
le) und
(437) (Promontorium cotaceo-calcareum ausrale) u.
(Promont. septentr. araraticum cotaceo- cal-
cureum)
— 205 (438) ausgelsffen, Die in und am Kaukaſ. Gbge
ic. bis d. noͤrdl. arar. Gbg.
„in den Provinzen Kartli und Somcheti“ ff, in der
untern Cartelischen und Somchelischen Provinz
(439) „Dshogasi“ ft, Dshaga — Piſenglimmer geblie⸗
ben (Eiſengl.)
„Rulpi“ ft. Ralpe
206 (440) „Maschawera’’ ft. Kaja
207 (441) „Sarkineti“ ft. Sakineti
209 (442) „Tawaso‘‘ ft. Taurisa
— 210 (443) der eigentlich der kachetiſche Diſtrict genannt
wird, iſt ausgelaſſen
— 211 „Nicht weit davon iſt auch“ zugeſetzt
— 212 (444) „Der Sandſtein iſt unten grauer Thon ge⸗
miſcht⸗
e
45
ſt. Das Gebuͤrg iſt Sapdſtein, unten grauer Thon
„Dieſes Zweyte "st das Zweyte
213 (446) ausgelaſſen die lateiniſchen Benennungen der
Vorgebg.
214 — „Das ate erſtreckt ſich auch ununterbrochen vom
kaſpiſchen (Meere fehlt) bis zum weſtl. Abfall des hohen
Schnee- u. AlpengebuͤrgesDsbab oder Schah ın Dagestan“
fi. Das 2. erftcedt ſich ununterbrochen vom kaſpiſchen zum
ſchwarzen Meer. Am erſten wird ſein oſtliches Ende
das Gebuͤrge Schak genannt
„Dshak“ ft. Schak
217 (449) ausgelafjen (Saxum jaspideum brunneum)
218 (450) ausgelaſſen (Saxum fuscum trapezium) ſo
auch p. 221
222 (453) „und die Swanea Paza“ -
224 Daß Guͤldenſtaͤdt am Pfog ſelbſt war, bewei—
fen die bier angeführten Mineral: Bemerkungen. Es
iſt alſo auch aus ſeinen Papieren Klaproths Reiſe II. p.
369 ꝛc. entlehnt. Auch in Walagir ete. — p. 457.
In Barukowa, Elmurlina ete. (Negnutschna oder Rra-
sna@ Derewa) geblieben
226 Wohlweislich ausgelaſſen: Von demfelben
(dem nördl. Vorgebirge) iſt im Tagebuch am Terek vom
Jahr 1771 das mehreſte vorgekommen, daher ich nur noch
wenig von demſelben zu ſagen habe
227 (456) ausgelaffen!: Suberhaltigers Bleyglanz zeigt
fih am Pfog und Aredon um die Dörfer Kovra, Kul-
tal und Walagir. Die Bergart iſt ein mäßig feſter
Sandſtein, die Gangart weißer Quarz. —
14
229 (T. II. 1)
231 (2) Tschetschengisch geblieben
232 (3) Luga fi. Luk.
246 (12) ſtatt angeführten, „befindlichen“ wohlweislich!
Chr Klaproths Reiſe II p. 372
der 18te Junius (bis) iſt geblieben. So nachlaͤſſig iſt
Klaproth geweſen, daß er auch dies nicht corrigirt; wie auch
die Beſchreibung der Statue durch Auslaſſung der Worte, die 2te
Platte ſtellt dieſe Statue von allen 4 Seiten vor,“ ganz Aus
ßer Zuſammenhang mit dem übrigen Text geſetzt bat
b 252 (16) der ıgte Junius (bis) iſt geblieben.
— 265 (22) Die Luͤcke vom 25ten bis 27ten Junius iſt auch
ö nicht von Klaproth ergaͤnzt worden, ſondern nur der
alte Text abgedruckt
— 269 Da Guͤldenſtaͤdt von Madſhar fo überaus wenig ſagt,
ſo iſt wahrſcheinlich, daß Kl. auch hiervon die Beſchrei—
bung in ſeinen Papieren gefunden hat, um ſo mehr,
da in Guͤldenſt. Journal die Tage d. Ste — gte Julius
fehlen 5
* Von bier bis zu Ende iſt es nichts als ein unveraͤnder⸗
ö ter Abdruck von Guld, Reife bis p. 30
161
-
Die Sprachproben in Klaproths Reife IT find offenbar
N aus der Acad der Wiſſ geſtohlen. In sujewa puteschest-wie p-
281 findet man gerade ſolche für die Zigeuner⸗Sprache: „Die
—— 46
Mutter kuͤßt ihre Kinder; fie hat viel Milch in den Bruͤſten.
Sie hat vor 6 Tagen einen Sohn gebohren. Ihre Tochter
ſitzt bey ihr und weint — Wir haben zwey Fuͤße und an je
der Hand fuͤnf Finger — Auf dem Kopf wachſen Haare; der
rechte Arm iſt ſtaͤrker als der linke — Der Fiſch hat Augen
aber keine Obren. Der Vogel fliegt langſam ꝛc. 1c. Gerade
fo iſt auch eine iuterlinear-Ueberſetzung.
Die Sprachproben find von Gmelin geſammelt. Gm,
Reiſe IV. p. 95 zeigt, daß er ſich mit den Sprachen ſehr be—
ſchaͤftigt haben muͤſſe. a
(Fur die Richtigkeit der vielen fremden, meiſt
ſehr unleſerlich geſchirebenen Worter können
wir nicht ſtehen. Corrector.)
G. W. F. Wenderoth,
Prof. zu Marburg.
Lehrbuch der Botanik, zu Vorleſungen und zum Selbſtſtudium,
Marburg bey Krieger 1821. 8. 590.
Es wird von Tag zu Tag ſchwieriger, Lehrbuͤcher zu
beurtheilen. Es erſcheinen ihrer gegenwaͤrtig in deutſchen
Landen fo viele, und von fo tuͤchtigen Männern, daß man
nicht mehr weiß, welchem man den Vorzug geben ſoll.
Solche Entſcheſdung würde auch wenig helfen, da jeder
P ofeſſor bereits nach feinem eigenen lieſt, daſſelbe für das
beſte hält, und ſeine Zuhörer es demnach kaufen. Im all—
gemeinen müſſen wir aber geſtehen, daß alle, ſeit Wilde—
now erſchienenen Lehrbücher der Botanik die gehoͤrige Form
nicht haben, was indeſſen wohl zu begreifen und dadurch
zu entſchuldigen iſt, daß ſich dieſe Wiſſenſchaft jetzt in dem
Zuſtande der Gaͤhrung befindet und ſich neu zu geſtalten
ſtrebt. Die Linneiſche Methode hat 2 Menſchenalter bins
durch Zeit gehabt, ſich auszubilden; die jetzige philoſophiſche
Methode wir hoffentlich in kuͤrzerer Zeit ihre Vollkommen—
heit erreichen. Es wäre gewiß undankbar, wenn man uͤher
die Unform die vielen ſchoͤnen Ideen verkennen wollte, wel—
che die Naturphiloſophte in die jetzigen Lehrbücher der Bo—
tauik eingeführt hat. Die Materialien werden nun mit ei⸗
nem Rolands- Fleiß zufammen getragen, fo daß die Baus
herren nicht im Stande ſind, den Haufen gehoͤrig zu fichs
ten, die Steine regelmaͤßig zu hauen und aufbauen zu laf⸗
ſen. Die Terminologie iſt leider in unſerer Zeit fo ange⸗
ſchwollen, daß fie zu einer eigenen Wiſſenſchaft geworden
iſt. Man ſieht nun die Duͤrre des klappernden und Stu
denten verſcheuchenden Skelettes ein, und ſucht ihm durch
eine genetiſche Methode und aus dem Schatz der Natur-
philoſophie Fleiſch zu geben; allein man bedenkt nicht, daß
dieſes Skelett einige tauſend Knoͤchel zu viel an ſich haͤn⸗
gen hat, und daß daher nothwendig ein Scheuſal heraus
kommen muß wenn man alle dieſe Stummel mit Muskeln
überziehen will. Vor allem muß daher das Skelett der
Terminologie beſchnitten und gepuzt werden, wenn wieder
ein wohlgeſtalteter Leib aus der Botanik werden fol. Iſt
es denn nicht ein Unſinn für das Wort Samen noch ein
Dutzend Worte, für das Wort Capſel ein ganzes Schock
anderer Worte herumzuſchleppen? Iſt es nicht ein Unfinn,
ein und daſſelbe Ding Frucht, Lapfel, Germen, Pi⸗
*
47
fill, Synobaſis ꝛc. sc. zu nennen? Was ſoll man erſt
zu den Hunderten von Namen, die man zu Unterſcheidung
der Blätter erſonnen hat, ſagen? was zu den, großentheils
ganz gedankenlos gewaͤhlten ſpecifiſchen Benennungen, von
der kindiſchen und planloſen Generifexerey gar nicht zu re—
den; wenn vor einem ſolchen Gedaͤchtnißwuſt der Freund
der Naturgeſchichte nicht zuruͤckſchrickt, ſo muß er nothwen—
dig zu einem Tagloͤhner beſtimmt ſeyn, der nie die Geſetz—
maͤßigkeit und Einfachheit in der Natur erkennen und mit:
hin nie die Weisheit des Schoͤpfers bewundern lernt. In
den Zeiten, wo die Naturwiſſenſchaften in Windeln lagen,
waren ſolche Handlungen nothwendig, und ſie konnten ſich
auch ihren wiſſenſchaftlichen Sinn nebenbey bewahren, da
die geringe Maſſe ſie keinesweges zu erdruͤcken drohte, wie
jetzt. Auch hatten ſie noch nichts beſſeres, noch keine hoͤhe—
ren Ideen, welche ihren Geiſt auf eine erhabene Art ber
ſchaͤftigten. Jetzt aber den Einzuweihenden dieſen Genuß
durch einen Wuſt zuſammengeleſener Steinchen zu verkuͤm—
mern, iſt ein Verbrechen an der Gluͤckſeligkeit der Mens
ſchen und an der Wiſſenſchaft, welche die Gnade hat, ihr
Licht nun ſo herrlich leuchten zu laſſen. Das erſte Erfor—
derniß eines guten Lehrbuchs der Botanik iſt jetzt, daß es
die Terminologie zuruͤckdraͤnge und an deren Stelle den
Geiſt der Pflanze in das Pflanzenreich ausbreite, damit der
Zögling erkenne, das Pflanzenreich ſey nur eine Ausbrei—
tung der Pflanzen- Idee oder der hoͤchſten Pftanze ſelbſt,
damit er deren Repraͤſentanten in Feldern und Waͤldern
ſelbſt aufzuſuchen gereitzt werde, und ſich freue, an dem
Bau des Pflanzentempels ſelbſt zu arbeiten, nicht bloß
Steine und Moͤrtel herbeyzuſchleppen. Dieſe Idee herrſcht
offenbar in dieſem Lehrbuche, fo wie in denen von Wil-
brand und Nees. Der Geiſt der Botanik weht wahr
haftig in ihnen, aber noch in den Höhlen des terminologi—
ſchen Leibes, der mit jenem um die Macht kaͤmpft. Die
unnüße neue Namerey, beſonders die der Franzefen, iſt mit
fortgeſchleppt, und ſo hat der Zoͤgling nun nicht bloß die
Terminologie, ſondern auch das ſich emporwindende Ger
tuͤmmel philoſophiſcher Ideen zu ſtudieren. Unferes Erach—
tens muͤßte man gar keine Terminologie lehren, ſondern
nur den Pflanzenbau und die Verzimmerung des Pflanzen—
reiches. Von Pflanzen ſelbſt muͤßte man nur diejenigen
kennen lernen, welche irgend einen Einfluß auf das menſch—
liche Leben haben; alles übrige iſt ſchaͤdlich, weil es ſich im
Hien an die Stelle deſſen ſetzt, was noͤthig waͤre, und ihm
mithin keinen Raum verſtattet. Zur Beſtimmung der Pflan-
zen iſt ein Rumpelkaͤmmerlein fuͤr die Terminologie, alpha—
betiſch geordnet, vollig hinaͤnglich. Dieſes ſcheinen uns die
Fehler, welche alle neuen Lehrbuͤcher mehr oder weniger
treffen; dennoch ziehen wir fie denen nach der linneiſchen
Methode bey weitem vor, nicht etwa weil wir ſelbſt daran
zimmern, ſondern weil ſie den Geiſt wecken und den Leib
leben laſſen.
Um nun auf das vorliegende Buch ins beſondere zu
kommen, fo muß man an ihm vorzüglich den wiſſenſchaftl.
Sinn ruͤhmen, dofigleihen die Vollſtaͤndigkeit, und vor al
dem die aͤußerſt ausführliche und wohlgeordnete Litteratur;
für ein Ledebuch aber and die Paragraphen zu lang und
die Sprache iſt fo ausfuͤhrlich und der gewöhnlichen Unter
redung ſo aͤhnlich, daß wir nicht wiſſen, was dem Lehrer
—
noch hinzuzuſetzen übrig bleiben koͤnnte. Solche Buͤcher fe:
tzen dann den Studenten in den Kopf, als ſey ihnen der
mündliche Vortrag uͤberfluͤſſig,
das Reſultat der Univerſitaͤtsbildung nennt.
muß kein zsweges ſagen, was der Lehrer weiß,
das Buch in wenigen Jahren geſcheidter als der Profeſſor
ſelbſt, weit es bleibt, dieſer aber erſchlaffen kaun, und da er
nichts Neues hinzuzuſetzen weiß, erſchlaffen muß.
Nach den allgemeinen Begriffen uͤber die Natur und
das botan. Studium folgt eine kurze Geſchichte der! Dos
tanik und dann die Litteratur, wie geſagt, ſo ausführlich
und fo wohl geordnet, wie man es wohl kaum anderswo
findet. Sie geht von S. 29 bis 87. Das iſt nun aller⸗
dings eine ſehr verdienſtliche Arbeit, ob ſie aber in ein
Lehrbuch gehoͤrt, bezweifeln wir ganz ernſthaft; gewiß wuͤrde
dieſe Arbelt beſſer in der Form eines beſonderen Buches
ihren Zweck erreichen; dann müßten aber alle Buͤchertitel
a linea anfangen, und es müßte auch ein alphabet, Regis
ſter dabey ſeyn.
cher kennt, fo hat er das Hinlaͤngliche. Wer Botankker
von Profefion werden will, hat und weiß Huͤlfsmittel
genug.
Eben ſo vollſtaͤndig handelt der Verfaſſer von den
Huͤlfsmitteln zur Pflanzegkenntniß. In der eigentl. Bota⸗
nik wird ſodann, und mit Recht, die Pflanzen- Anatomie
vorausgeſchickt; dann folgen die aͤußern Organe, mit
welchen zugleich die Terminologie auch ganz ſchicklich,
aber zu meitläuftig und nicht ganz gut geordnet,
bunden if.
Texte zu lernen,
moͤglich.
als Beyſpiele dazu gibt,
tert den Lehrvortrag ſehr. Farben werden unſeres Erach⸗
tens bey den Pflanzen zuviel unterſchieden. Eine der wich
tigſten Lehren iſt die von der Blume und von den Necta⸗
rien, wir finden ſie aber noch nirgends genetiſch entwickelt
iſt gewiß mehr als ſchwer,
Daß der Verfaſſer immer Pflanzen namentlich
und auf ihre urſpruͤngliche Bedeutung zurückgekehrt. Doch
hat der Verfaſſer dieſe Lehre ziemlich vereinfacht. Die Leh
te von den Fruͤchten iſt noch wichtiger, noch ſchwieriger,
aber auch noch verwirrter. Wir finden nicht, daß in einem
der neuen Lehrbücher Ordnung bineingebracht wäre. Die
Entwickelung der Pflanzentheile aus einander und die Les
bensverrichtungen der Gewaͤchſe, verbunden mit den chemis
ſchen Beſtandtheilen, fo wie die Lehre von den Krankheiten
und die vom Vorkommen und der Verbreitung der Pflan-
zen enthält das Nothwendige und gut zuſammengeſtellt; die
Anordnung der chemiſchen Stoffe vielleicht ausgenommen.
S. 386 beginnt die Methodologie, in welcher der
Verfaſſer ohne Zweifel von richtigen, aber noch nicht voll—
ſtaͤndigen Peincipien ausgeht. Es müſſen alle Hauptorgane
der Pflanze zu Claſſeucharacteren werden, ſonſt entſteht
nimmermehr ein natürliches System Es werden hier bie
Syſteme von Linne, von Juſſieu und von Oken vollſtaͤn⸗
dig entwickelt und am Ende gibt der Verfaſſer eine Theos
rie der beſchreibenden Botanik. Unſere ſchließliche Meyt
nung von die ſem Buche iſt, daß es den Senn für die wiſt
ſenſchaftliche Botanik mächtig anregt, daß es ein gutes
Handbuch zum Seleltunterricht iſt, daß es dein anſangenden
48
und als koͤnnten ſie hinter
dem Ofen auch erreichen, was man ſonſt, und mit Recht,
Ein Lehrbuch
ſonſt wird
Wenn der Student einige Dutzend Düs
ver-
Die Terminoſogie aus einem fortlaufenden
faſt un⸗
iſt ſehr zweckmaͤßig und erleich-
|
derig:
49
Lehrer der Botanik viele Huͤlfsmittel beym Vorzeigen von
Muſtern gewährt, daß es endlich bey einer zweyten Aufla;
ge, in welcher das Buch um 1 Drittel beſchnitten iſt, ein
guter Leitfaden bey Vorträgen werden wird.
*
mung finden werden,
verdienen.
Lecons de Flore.
Cours complet de hotanique, Explication de tous les systèmes,
Introduction & l’etude des plantes, par J. L. M. Poiret, suivi
d'une iconographie vegetale en 55 planches coloriees, ofirant
pr&s de mille objets, par P. I. F. Turpin. Ouvrage en-
tièerément neuf. Paris chez Pankouke,
Von dieſem Werk iſt das letzte Heft oder das ıTte
1820 erſchienen. Jedes Heft enthält 2 bis 4 Bogen Text
und mehrere gut illuminirte Kupfertafeln und koſtet zwey
Franken.
Dieſe Hefte enthalten eine vollſtaͤndige Terminologie
bildlich und nach neuen Zeichnungen dargeſtellt, reinlich und
beſtimmt, wie alles, was die Franzoſen machen. In den
3 letzten Heften iſt eine Art von botan. Theorie von Tur⸗
pin, worinn viele intereſſante Ideen, Vergleichungen und
Combinationen vorkommen, weiche den Geiſt anregen und
der Botanik neue Freunde gewinnen und ein neues Feld
eröffnen werden. Bis jetzt ſtehen die Ideen aber nur ein⸗
zeln, jedoch als Lichtpuncte, deren Lage einſt beſtimmt und
deren Zuſammenhang durch Einſchtebung von Mittelgliedern
nachgewieſen werden muß. Es fehlt ihnen noch der eigentl.
philoſophiſche Boden, gleichſam das Schachbrett, ohne wel—
ches die noch ſo ſinnreich ausgedachten Figaren ſich ohne
Regel bewegen. Was man hoͤchlich bedauern muß, iſt die
jetzige Sucht der Franzoſen nach neuen Terminologien in
der Botanik, worin es jo weit geht, daß bald kein alter
linneiſcher Ausdruck mehr verſtanden wird. Dazu kommt
noch die unnütze Vermehrung der Namen fuͤr ein und daſ—
ſelbe Ding, wodurch man den Anfänger eher von der Wiſ—
ſenſchaft abſchreckt als anzieht. Uebrigens glauben wir,
daß die vielen ſinnretchen Beziehungen und Abbildungen des
vorliegenden Werks in Frankreich Beyfall und Nachah—
ſo wie ſie auch in der That
J. W. Meigen,
Syſtemat. Beſchreibung der bekannten europaͤiſchen zweyfluͤgeli⸗
gen Inſecten. Aachen, bey Forſtmann 2te Theil 1820. 8.
363. mit 10 Kupfertaf.
Bey dieſem anerkannt vortrefflichen Werke haben wir
nichts weiter zu ſagen, als daß der 2te Theil da iſt. Er
iſt natuͤrlich nach derſelben Methode behandelt wie der erſte
Band, wovon wir ſchon Nachricht gegeben haben. Dieſer
Band hat ein Regiſter und fuͤr den erſten Band liegt eines
nachgeliefert dey. Der Bfr hat von 34 Sippen ungefähr 500
Gattungen beſchrieben. Wir geben hier den Rahmen.
B. Mit weniggliederigen Fuͤhlern.
II. Familie: Xylophagi:
Fuͤhler vorgeſtreckt, an der Wurzel genaͤhert, dreyglie⸗
drittes Glied achtringelig. Ruͤſſel eingezogen, nur
Iſis 1822. Heft J. a -
— — —
derig: drittes Glied ungeringelt.
30
Hinterleib acht⸗
Fluͤgel parallel aufliegend.
der Kopf vorſtehend. Drey Punctaugen.
ringelig. Schwinger unbedeckt.
Drey Afterklauen.
42. Beris: Schildchen vielſtachelig.
43. Nenophagus: Schildchen wehrlos.
44. Coenomyia: Schildchen zweyzaͤhnig.
III. Familie: Tabani: —
Fühler vorgeſtreckt, an der Wurzel genaͤhert, entwe⸗
der dreygliederig: drittes Glied vier -bis achtringelig; oder
ſechsgliederig. Rüſſel und Taſter vorſtehend. Hinterleib fie
benringelig. Schwinger halbbedeckt. Flügel offen oder dach⸗
förmig. Drey Afterklauen.
a. Fuͤhler dreygliederig:
45. Pangonia: Drittes Fuͤhlerglied achtringegelig. Drey
Punctaugen. Ruͤſſel vorgeſtreckt, verlaͤngert.
46. Silrius: Erſtes Fühlerglied walzen⸗, zweytes mapf-
foͤrmig, das dritte fuͤnfringelig. Drey Punctaugen.
47. Tabanus: Drittes Fuͤhlerglied fünfringelig, an der
Wurzel oben ausgeſchnitten. Punctaugen fehlen.
48. Chrysops: Zwey erſte Fuͤhlerglieder gleich, walzen⸗
foͤrmig; drittes fuͤnftingelig. Drey Punctaugen,
49. Haematopota: Drittes Fuͤhlerglied vierringelig.
Punctaugen fehlen.
b. Fühler ſechsgliederig:
50. Hexaloma,
IV. Familie: Leptides:
Fuͤhler vorgeſtreckt, an der Wurzel genaͤhert; drey⸗
gliederig: drittes Glied ungeringelt. Ruͤſſel und Taſter
vorſtehend. Drey Punctaugen. Hinterleib ſiebenringelig.
Schwinger unbedeckt. Drey Afterktauen.
51. Leptis: Drittes Fuͤhlerglied kegelfoͤrmig, mit einer
Endborſte. Drey Punctaugen auf dem Scheitel.
52. Atherix: Drittes Fuͤhlerglied eyrund, mit einer Ruͤk⸗
kenborſte.
53. Clinocera: Drittes Fuͤhlerglied kegelfoͤrmig, mit ei⸗
ner Endborſte. Drey Punctaugen auf der Stirne.“
V. Fa milie: Xyletomae,
Fuͤhler vorgeſtreckt, an der Wurzel genaͤhert, dreyglie⸗
Kuüffel verborgen. Drey
Punctaugen. Hinterleib febencingelig, kegelfsrmig. Schwin⸗
ger unbedeckt. Flügel halb offen. Zwey Afterklauen.
54. Thereva.
VI. Familie: Midas.
Fuͤhler vorgeſtreckt, fuͤnfgliederig: die Glieder ungleich;
das letzte keulenfoͤrmig
55. Midas.
„ Dieſe Gattung ſteht uur vorläufig hier, bis zu genauer
Unterſuchungen.
4
5 ER
VII. Familie: Bombyliarii.
Fühler vorgeſtreckt, dreygliederig, drittes Glied unges
eingelt. Untergeſicht bartlos. Stirne flach. (Ruͤſſel einge:
zogen oder mebr weniger vorſtehend.) Drey Punctaugen.
Hinterleib ſiebenringelig, walzenfoͤrmig oder elliptſch. Fluͤs
gel ausgeſperrt. Schwinger unbedeckt.
56. Hirmoneura: Füͤhlerglieder kugelig: drittes mit eie
nem langen Endgriffel. Vorderſtes Punctauge von
den beyden andern entfernt. Nuͤſſel verborgen.
57. Fallenia: Fuͤhlerglieder kugelig: drittes mit einem
Endgriffel. Ruͤſſel verlaͤngert, unter den Leib zu:
ruͤckgeſchlagen.
58. Stygia: Fühler genaͤbert: erſtes Glied vorne ver:
dickt; drittes mit einem Endgriffel. Ruͤſſel verborgen.
59. Anthrax: Fühler entfernt: erſtes Glied walzenfoͤr⸗
mig. Ruͤſſel eingezogen oder nur etwas vorſtehend.
Augen nierenförmig.
60. Mulio: Fuͤhler entfernt. Ruͤſſel wagrecht vorſte—
hend fo lang als der Kopf. Augen elliptiſch.
61. Bombylius: Fühler genähert: drittes Glied zuſam—
8 mengedruͤckt. Ruͤſſel wagerecht vorſtehend, länger
als der Kopf. Leib wollig. Hintetleib eyrund.
62. Phthiria: Fühler genähert: drittes Glied ſpindelfoͤr—
mig, zuſammengedrückt. Nüffel wagerecht vorſte⸗
hend, laͤnger als der Kopf. Leib dunnhaarig; Hin⸗
terleib walzenfoͤrmig oder flach.
53. Geron: Fühler genähert, drittes Glied pfriemenfoͤr⸗
mig. Ruͤſſel wagerecht vorſtehend, länger als der
Kopf.
64. Usia: Fühler genähert: drittes Glied ſpindelfoͤrmig,
ſtumpf. Ruͤſſel wagerecht vorſtehend. Leib fein⸗
haarig.
65. Ploas: Fühler genähret: erſtes Glied ſehr dick, ke⸗
gelig. Ruͤſſel wagerecht vorſtehend, ſo lang als
der Kopf.
66. Cylienia: Fuͤbler genaͤhert: erſtes Glied walzenför:
mig; drittes kegelförmig. Ruͤſſel wagerecht vorſte⸗
ſtend, ſo lang als der Kopf.
67. Toxophora: Fühler genaͤhert, walzenfoͤrmig: drittes
Glied kurz, ſpitzig. e vorſtehend, aufwaͤrts
gebogen.
VIII. Familie: 4silici⸗
Fühler vorgeſtreckt, an der Wurzel genaͤhert: aufwaͤrts
gerichtet, dreigliederig: drittes Glied ungeringelt. Unterge:
ſicht mit einem Knebelbarte. Stirne eingedruͤckt. Ruüſſel
wagerecht vorſtehend, kurz. Hinterleib ſiebenringelig. Schwin⸗
ger unbedeckt. Fluͤgel parallel aufliegend.
a. Füße mit zwey Afterklauen:
Drittes Fuͤhlerglied mit zweygliederigem
68. Dioctria: . N
Hinterſchienen gerade, an
ſtumpfem Endgriffel.
der Innenſeite gefranzt,
. 82
69. Dasypogon: Drittes Fühlerolied mit einem kurzen
ſpitzigem Endgriffel. Schienen gerade, ungefranzt.
After des Weibchens ſtachelig. 5 s
70. Lapbria: Drittes Fuͤhlerglied ſtumpf, ohne Enb-
griffel. Schienen gebogen.
71. Asilus: Drittes Füͤhlerglied mit einem langborſiföͤr⸗
migen Endgriffel. Schienen gerade, ſtachelig.
b. Fuͤße ohne Afterklauen.
72. Leptogaster.
IX. Familie: Hybotinae.
Fuͤhler vorgeſtreckt, an der Wurzel genaͤhert, drey—
gliederig: die beyden erſten Glieder ſehr dicht zuſammenge⸗
ſchoben, wie eins ausmachend; drittes Glied ungeringelt.
Untergeſicht bartlos, flach. Stirne flach. Ruͤſſel wagerecht
vorſtehend, kurz. Mittelleib hoch gewölbt. Hinterleib ſchlank,
ſiebenringelig. Schwinger unbedeckt. Flügel parallel auf:
liegend. 2
73. Hybos: Drittes Fuͤhlerglied kegelfoͤrmig mit haari⸗
ger Endborſte. Hinterſchenkel keulenfoͤrmig.
74. Oeydromia: Drittes Fuͤhlerglied lin ſenfoͤrmig, mit
einer Endborſte. Beine alle einfach.
75. Oedalea: Drittes Fuͤhlerglied verlängert, zuſammen⸗
gedruͤckt ohne Endborſte. Hinterſchenkel keulenfoͤrmig.
Beſchreibung des innern Skelets einiger Inſe⸗
cten aus verſchiedenen Ordnungen)
von Fr. Eſcholtz,
außerordentl. Profeſſor in Dorpat (Taf. 1.)
Die Entdeckung innerer knochenaͤhnlicher Knorpelthei—
le der Inſecten, bey denen bis jetzt nur die aͤußere geglie⸗
derte mehr oder weniger harte Schaale als Stuͤtze und
Schutz der weichen Theile bekannt war, war gaͤnzlich die
Gunſt des Zufalls. Indem ich nehmlich bemuͤht war, eine
in Oberleib und Bauchtheil zerfallene Maulwurfsgrylle
(Gryllotalpa vulgaris Lalr.) wieder zuſammen zu kleben,
und zu dieſem Behufe die Spuren verwuͤſtender Mottenlar:
ven wegſchaffte, ſo fielen mir einzelne innere knochenartige Theis
le ſehr auf. Die Frucht der weitern Nachforſchung ſowohl bey
dieſem, als bey mehrern andern Inſecten aus verſchiedenen
Ordnungen war folgendes: Zuerſt die Maulwurfsgrylle.
In der Bruſthoͤhle lich wähle dieſen Ausdruck für den vom
Thorax eingeſchloſſenen Raum) fand ich den zufammenges
ſetzteſten Knorpelbau, deſſen Hauptzweck die Stuͤtze für die
zum Graben eingerichteten Vorderfuͤße zu ſeyn ſcheint. Er
Aus den Beytraͤgen zur Naturkunde aus den Oſtſeeprovin—
zen Rußlands in Verbindung mit ben Herren von Bär,
Deutſch, von Engelhardt, Erdmann, Eſchſcholtz, Fiſcher,
Grindel, von Kruſenſtern, Ledebour, v. Löwis, Parrot,
Struve, herausgeg. von Pander. — Dorpat 1820 I1ges
Heft. (Das zwar ſeit 1½ Jahren gedruckt, aber noch
nicht ausgegeben iſt.)
33
beſteht aus acht untereinander voͤllig verwachſenen Knor—
peln, von denen z ſeitliche doppelt und 2 mittlere einzeln
ſich vorfinden, und aus 2 unter ſich gleichen mit dem gan—
zen Knorpelgeruͤſt artikulirenden Knoͤrpelchen. An die Mit:
te des Thorax lan die innere Flaͤche des obern Halsſchildes)
ſetzen ſich 2 gleichſam die Grundlage bildende, ſenkrechte,
drepeckige Bnorpelplatten (Fig. 4. k i) an, die nach
hinten ſich vereinigen (k), vorn aber auseinander ſtehen ().
Sie find nicht überall gleichmaͤßig dick, ſondern beſtehen
gleichſam aus drey verſchiedenen Knorpeln, die unter eins
ander durch ganz duͤnne Scheiben verbunden ſind. Der
vorderſte Knorpelſtreifen (Fig, p) iſt der breiteſte und dickſte:
er ſteht ziemlich ſenkrecht und breitet ſich ohen, wo er an
den Thorax durch ein aͤußeres und inneres Blatt angewach—
ſen iſt, nach vorn und hinten anſehnlich aus. Der zweyte
Knorpelſtreifen (Fig. 4 1) iſt ziemlich ſchmal, nach hinten
zu gebogen und befindet ſich an der Verbindungsſtelle der
beyden Knorpelplatten. Der dritte, ſchmaͤlſte und laͤngſte
Knorpelſtreifen faͤngt von der hinterſten Spitze (k) an und
geht in gerader Richtung nach vorn und unten le), wo er
ſich mit dem erſten (p) vereinigt; nach innen ſteht er faſt
ganz aus der Knorpelplatte heraus. An den ganzen untern
Rand des hintern Fortſatzes der vereinigten Knorpelplatten
legt ſich eine andere (Fig. 4. 0) ſehr ſchmale ihrer Laͤnge
nach ſenkrecht an und ſteht nach hinten etwas vor. Ein
zweyter Knorpel (b), welcher doppelt, ziemlich dick, kurz
und von dreyeckiger Geſtalt iſt, faͤngt mit ſeiner Spitze
von der innern Flaͤche des Halsſchildes an der Stelle, wo
der Kopf ſich einlenkt, an und erſtreckt ſich, immer an
Breite und Dicke gewinnend, nach der Mitte zu bis zur
vorderſten und unterſten Stelle der erſten Knorpelplatte.
An ſeinem aͤußern Rande ſetzt ſich die innere lederartige
Haut le) noch bis zu demſelben Vereinigungspuncte beyder
eben erwaͤhnter Knorpel fort.
An den vordern, untern Rand der Grundknorpelplatte
legt ſich ein dritter, ziemlich platter, ebenfalls doppelter
Knorpel (d und q) an, nimmt etwas mehr, als / des
untern Randes ein, faͤngt mit einer zweyten abgerundeten
Kante (F. 2. d) von dem Vereinigungspuncte der beyden
erſtern Knorpel an, erſtreckt ſich nach hinten und unten, wo
er ſich mit einem vierten Knorpel verbindet. Von hier aus
begibt ſich die dritte ſcharfe Kante, in der Mitte eine große
Zacke bildend, nach oben in ſenkrechter Richtung zu der
Grundknorpelplatte. Der größte Theil (9) dieſes Knorpels
iſt ein ziemlich dünnes Blatt; der untere Rand (d) iſt
aber ziemlich dick und hat, von unten betrachtet (F. 2. d),
ganz das Anſehen eines Roͤhrenknochens. Nach vorn nun,
wo fich dieſer dritte Knorpel mit den beyden früher beſchrie—
benen verbindet, bildet er mit ihnen, wie es faſt ſcheint,
gemeinſchaftlich eine mit hervorſtehenden Raͤndern verſehene
halbmondfoͤrmige Gelenkgrube (e), welche ſich ſchon durch ih—
re dunkelbraune Farbe auszeichnet, ſtark glaͤnzt und zur Auf—
nahme einer ähnlichen Gelenkgrube an der innern, eckigen
Flaͤche des Schenkels am Vorderbein beſtimmt iſt.
Der vierte Knorpel, wit welchem ſich der dritte nach
hinten und unten verbindet, iſt, von unten betrachtet, huf—
eiſenfoͤrmig, ziemlich dick und einzeln in der Mitte liegend
(8)5 feine beyden ſich nach hinten erſtreckenden Fortſatze
—
54
find dreykantig; und zwar fo, daß 2 Kanten nach eben
gerichtet find, Außer dieſen beyden Fortſaͤtzen hat er noch
zwey nach oben gerichtete und mit dem dritten Knorpel ver-
bundene, und endlich eine auf jeder Seite nach Innen
vorragende Erhoͤhung (Fig. 3. m).
Der fünfte Knorpel (6) liegt ganz in der Mittellinie,
iſt ſchmal, lang, rundlich, nach unten etwas gebogen, an
beyden Enden dicker und breiter, verbindet vorn mit feinem
breitern Ende die beyden der Reihe nach als zweyten benannten
Knorpel untereinander und ſetzt ſich hinten mit ſeinem
ſehr verdickten und unten an den Seiten gefurchten Ende
(n) an den hufeiſenfoͤrmigen an. An dem vordern Ende
dieſes Knorpels iſt auf jeder Seite ein kleines Knorpel:
gen (a) durch ſehnige Bänder angeheftet, das aus einem
mittlern breitern Theile und aus einem nach Außen geboge—
nen laͤngern Haken (Fig. 4) beſteht. In der Unterleibs⸗
hohle bemerkt man zwey beſondere Vorrichtungen für die
hintern Füße in Verbindung mit den 4 Fluͤgeln. Es find
dies zwey Knorpelboͤgen, die unten auf dem Bruſtſchilde feſt
ſitzen, auf beyden Seiten in der Mitte ihrer Höhe Gelenk—
gruben fuͤr die Articulation der Fuͤße tragen und oben
feſte Puncte fuͤr die Inſertion der Flügel abgeben.
Der Bnorpelbogen für die mittlern Füße (F. 5.
6. und 7) bildet einen ſpitzen Winkel und ſitzt mit der
ziemlich breiten Spitze (d) feſt auf dem Bruſtſchilde. Vorn
bemerkt man an dieſer Stelle nur eine hervorſpringende
Kante, binten geht aber von hier eine mäßig lange hori—
zontale Roͤhre (g) aus, welche noch zu beyden Seiten an
der Baſts einen nach vorn gerichteten, nach Innen und Un—
ten gekruͤmmten Fortſatz (h) traͤgt. Bis uͤber die Mitte
der Dicke des Leibes ſteigt auf jeder Seite ein breiter,
ziemlich dicker Knorpelſtreifen auf, wo er dann ploͤtzlich nach
Innen eine große Ecke bildet und nur als ein ſchmaler,
rundlicher Fortſatz () ſich weiter aufwärts begibt. Dieſer
Fortſatz gibt aber bald einen Kt nach Außen ab, und bey⸗
de verlieren ſich in eine ſchmale Knorpelplatte, deren inne—
rer Theil in einen nach hinten gerichteten Haken (b) aus—
laͤuft. In der Mitte der Koͤrperhoͤhe, kurz vor der großen
Ecke des breiten Knorpelſtreifens befindet ſich auf jeder Seite
nach Außen eine halbmondfoͤrmige Gelenkgrube (e) zur Auf—
nahme einer ähnlichen auf einem breiten Fortſatze an der
hintern Seite des Mittelfußes. An der oberſten Knorpel—
platte, wo der Ausſchnitt (a) iſt, ſetzt ſich eine Fluͤgeldecke
auf jeder Seite an. Der hintere Bnorpelbogen (F. 8)
endlich iſt nicht ſo ſtark, wie der fuͤr die mittleren Fuͤße, und
ſteigt auch nicht gerade auf; man kann an ihm deutlich vier
einzelne Stucke unterfcheiden, nehmlich zwey an dem Bruſt⸗
ſchilde F 9. p) durch 2 Wurzeln befeſtigte Wurzelſtuͤcke (a. a),
die ſich etwas nach hinten wenden, nach oben breiter werden
und oben zur Aufnahme des andern Knorpelſtuͤckes ausgehoͤhlt
find. Nahe an der Wurzel hat jedes eine nach vorn und au-
ßen gerichtete lange Roͤhre h). In die Höhle des Wurzel-
ſtuͤckes fest ſich auf jeder Seite ein anderer Knorpel, der an⸗
fangs von derſelben Dicke in derſelben Richtung fortgeht, nach
außen die Gelenkgrube zur Articulation des Hinterfußes bildet,
dann aber ſehr ſchmal wird, ſich ſehr ſtark nach vorn beugt,
und oben einen feſten Punct fuͤr die Inſertion des Unterfluͤ⸗
gels (F) auf jeder Seite darbietet.
Auch im Vopf befindet ſich ein feiner Geſtalt und Fun⸗
ction nach, mit Kopfknochen der ruͤckgrathigen Thiere ver
*
55
gleichbares Knorpelgebilde (Taf. H. F. 1). Zuerſt iſt eine
deutliche, aber nicht durch Knorpelmaſſe vollkommne Schei—
dung der Hirnhoͤhle von der Mund- und Schlundhoͤhle zu be—
merken; fie wird durch einen Laͤngsknorpel in der Mitte und
durch zwey hornartiae, hervorſpringende breite Raͤnder an den
Seiten bewirkt. Der Laͤngsknorpel (t faͤngt hinten mit
einem weiten duͤnnen Ringe (8) an, der ſich in der Mitte
theilt und bald darauf wieder vereint. Nach der Baſis des
Knorpels hin ſieht man zwey nach innen hervorſpringende,
rundliche Fortſaͤtze (), welche denen am ſeitlichen Haken des
mit dem ganzen Knorpelgeruͤſt des Thorax durch Bänder ver—
bundenen Knoͤrpelchens entſprechen und mit ihnen artikuliren.
Am oberſten Rande des Knorpelringes befindet ſich ein tief
nach unten ragender Zacken (2) zur Inſertion der Halsmuskeln,
welcher als der an der innern Flaͤche des Grundbeins angebrach—
te Hinterhauptsſtachel zu deuten iſt. Nach vorn nimmt der
Laͤngsknorpel wieder allmaͤhlich an Breite zu, erhebt ſich in
der Gegend der Augen, aber mehr nach innen, auf jeder
Seite in eine kleine Hornplatte (8), die einer kuͤrzern, ſpitzern
ch), von der obern Kopfdecke am innern Augenrande hinab—
engenden in derſelben Richtung entgegenſteht, und welche
beyde nur durch einen kleinen Zwiſchenraum getrennt ſind.
Die erſtere Platte ſetzt ſich, immer niederiger werdend, nach
vorn bis zur aͤußern Kopfdecke (o) an der innern Seite der
Fuͤhlerwurzel fort. Zwiſchen den beyden untern Hornplatten
iſt der Laͤngsknorpel durch eine ziemlich gerade Linie begraͤnzt
(m). Von der untern Flaͤche deſſelben geht hier, unter den
untern Hornplatten, nach jeder Seite eine dreyſeitige, breite,
horizontale Hornplatte (op), welche die Grundlage der Au—
genhoͤhle bildet (bei i), vorn ſich aber an der Kopfdecke noch
weiter erſtreckt (bis o), wo ſie die Grundlage fuͤr die zu den
Fuͤhlern gehenden Organe ausmacht. Die benden früher er—
waͤhnten hornartigen, hervorſpringenden Raͤnder (e) an den
Seiten der Kopfdecke liegen in horizontaler Richtung, und
etwas tiefer, als der mittlere Laͤngsknorßei; an der Baſis
des Kopf verbinden ſie ſich mit dem Knorpelringe deſſelben. —
Noch iſt in der Kopfhoͤhle ein zweyeckiger, gekruͤmmter Knor⸗
pel (I), der an der innern Ecke der Baſis der Kinnbacken aufs
ſitzt, zu bemerken; er ragt nach oben in die Hirnhoͤhle hinein.
Nachdem dieſe ausführliche Beſchreibung der einzelnen
Theile vorangeſchickt worden, ſo mag nun ein Verſuch zur
Deutung dieſer innern Theile, fo wie noch anderer aͤußern
im Vergleiche mit denen hoͤher organiſirter Thiere folgen,
woraus man ſehen wird, daß auch die Inſecten nicht fo ſehr
abweichend von dem Baue der ruͤckgrathigen Thiere (in Ruͤck—
ſicht der den Knochen entſprechenden Knorpel) gebildet ſind.
Die meiſten Kopfknochen verſchwinden in der einzigen, horn—
artigen Kopfdecke; nur einzelne nach innen gerichtete Fortſaͤ—
tze und hervorragende Raͤnder laſſen, als Spuren der nicht er⸗
zeugten oder in eine ganze hornartige Maſſe verſchmolzenen
beſondern Knochen, einen dem Bau hoͤherer Thiere analoge
Bildung muthmaßen. Zuerſt der Laͤngsknochen ſcheint mir
für nichts anderes gedeutet werden zu koͤnnen, als für das
Grundbein, indem er hinten in dem Knorpelringe ein ver⸗
haͤltnißmaͤßig ſehr weites Zinterhauptsloch bildet, an deſ⸗
fen innerm Rande die beyden Geientfortfätze hervorfprine
gen. Voen auf dem Laͤugsknorpel erheben ſich in den ſchmalen
Hornplattenſg) die kleinen Flügel des Keilbeins und die
dreyſeitigen Platten (i), welche bier wegen der Lage der Augen
die untere Flaͤche der Augenhöhlen bilden, laſſen ſich fuͤglich
—
56
für die großen Fluͤgel beſtimmen die untern Fortſaͤtze ſchei⸗
nen zu fehlen. An der äußern Seite der Augen bemerkt man
auf der Oberfläche einen ſchmalen, gekruͤmmten Hornſtreifen
(a), den man mit dem Jochbein vergleichen kann. Der an
der Baſis der Kinnbacken (k) ſitzende, zackige Knorpel (I)
koͤnnte vielleicht zum Gehoͤrorgan dieſer Inſecten beytragen
(da bekanntlich nach Ramdohr's Unterſuchungen und Vers
muthungen bey der Biene das Gehoͤrorgan in den Mandi
beln angebracht iſt). Es waͤre um ſo mehr zu vermuthen,
da dieſer Knorpel in die Hirnroͤhre hineinragt und weil er
doch ſchon hier auch hinter den Augen anfängt. Was die
Fühler anbelangt, fo möchten fie wohl die Geruchsorgane
der Inſecten darſtellen, indem fie gerade an der Stelle ſich
befinden, wo die hintern Naſenloͤcher der Fiſche in dem
Thraͤnenbeine angebracht find. Merkwuͤrdig iſt es, daß die
vordere Naſenoͤffnung bey den Fiſchen oft in eine Roͤhre
ausgeht; bey einigen iſt ſie zu einem Trichter aufzurichten;
beydes gefchteht, um eine größere Quantitaͤt Waſſer beym
Schwimmen in die Naſenhoͤhlen aufzunehmen, welches dann
aus der hintern Naſenoͤffnung wieder hinausgeht (e). Da die
Fiſche das Waſſer nicht vermoͤge des Einathmens in die
Naſenhoͤhle bringen koͤnnen, ſo ſtehen ſie in ſo fern im
Vergleiche mit den Inſecten, welche auch nicht nach Will⸗
kuͤhr eine größere Menge der fie umgebenden Fluͤſſigkeit in
ihre Geruchsorgane gelangen laſſen koͤnnen; es wird dadurch
wahrſcheinlicher, daß die Natur deshalb nach Außen gleicht
ſam Auffaͤnger der Luft oder des Waſſers in ihren Fuͤhlern
gebildet habe. Vor den Fuͤhlern iſt ein ſchmaler, in die
Quere bor der Stirn liegender Theil (v) zu bemerken wel-
cher wohl das Stirnbein vorſtellen koͤnnte. Vor dieſem lies |
gen zwey viereckige Theile (), welche von einander durch eine
in die Hirnhoͤhle Führende Spalte getrennt find. Dieſe koͤnn—
ten als Naſenbeine gedeutet werden. Die Binnbacken
(K und y) nehmen ganz die Stelle der Oberkieferbeine ein,
und find es auch unverkennbar, nur find fie an der innern
Flache, ws fie aneinander ſtoßen, nicht unter ſich verwach—
ſen; auch artikuliren ſie an der Baſis. Der bey den In⸗
festen mit dem Namen Oberlippe (Labrum) belegte Theil,
(x) iſt dem Zwiſchenkieferbein der ruͤckgrathigen Thiere anas
log, nur bedeckt er die fuͤr Oberkieferbeine angenommene
Kinnbacken. Die Mundhoͤhle wird von unten durch die
Unterlippe (Labium) und Zunge (Ligula) und von den Seis
ten durch die Kinnladen gedeckt. Die Kinnladen, welche
hinten an dem Grundbeine artikuliren, find mit dem im
Foetus und bey den Thieren der untern Klaſſen der kück⸗
grathigen hauptſaͤchlich in zwey Theile getrennten Unterkie—
ferbeine zu vergleichen. Die Kinnladen beſtehen ferner
aus einem Grundtheile und aus dem aͤußern Fortſatze, der
eigentlichen Kinnlade. An der Stelle, wo dieſer Fortſatz
entſpringt, nimmt auch der Kinnladentaſter feinen Urſprung.
Indem ich nun den Taſter fuͤr ein den Fuͤßen analoges
Glied anſehe (was bey den Krebſen unbezweiſelbar wird),
jo muß ich den Grundtheil der Kinnlade für ein Schulter
blatt und den Fortſatz für ein Schlüffelbein nehmen. Die
Kinnlade der Inſecten mit dem Taſter machte nach dieſem
die Extremitaͤt des erſten Kopfwirbels aus. — Wenn man
nach dieſer Betrachtung auch die Kinnbacke auſteht, ſo
muß man vermuthen, daß fie ein bloßes Schulterblatt ik,
und daß fie die erſte Spur der Extremitaͤt des zweyten
Kopfwirbels abgebe. Der Vergleich iſt gewiß nicht ſehr ges
57
1 1 j
t, weun man die Unterlippe nebſt der Zunge und den
Lippentatern für den Zungenbeinen analoge Theile erklärt;
fie haben ihre Lage hinter dem Unterkiefer. Merkwuͤrdig
iſt es, daß die Taſter auch hier, wie bey den Kinnladen,
a der Verbindungsſtelle zweyer beſonderer Theile, der Un—
rlippe und der Zunge, ſitzen, welche letztere oft zweythei—
iſt. Für die Idee einer Symmetrie zwiſchen der obern
nd untern Koͤrperhaͤlfte (der Thiere) laſſen ſich bey den
Inſecten manche intereſſante Belege auffinden. Ein Bey:
ſpiel gibt hier der oben erwähnte Apparat der Unterlippe
mit der Ligula und deren Taſtern.
Maulwurfs gelle faſt ganz zweyſpaltig, nur unten find die
beyden Theile mit einander verwachſen; jeder dieſer Theile
iſt mit dem aͤußern Fortſatze einer Kinnlade zu vergleichen.
P. Unterlippe muß daun fuͤr zwey zuſammengewachſene
Grundtheile der Kinnlade, oder für zwey Schulterblaͤtter
erklaͤrt werden; mithin beſtände der ganze Apparat aus
zwey Extremitäten. Die Unterlippe ſitzt auf einer dreyerkis
gen Hornplatte auf, welche mit dem Koͤrper der Zungen
beine zu vergleichen iſt; da ſie als ſolcher mit einem den
Wirbeln analogen Theile an der Unterſeite des Koͤrpers
verglichen wird, fo wären die Lippentaſter die erſten (vor—
derſten) Extremitäten an der Unterſeite des Körpers, indem
die Kinnbacken und Kinnladen fuͤr Extremitaͤten der obern
Seite anzuſehen ſind.
7 Bey der Deutung der Knorpel im Rumpfe glaube ich
von einem ſichern Puncte ausgegangen zu ſeyn, naͤmlich von
. Artikulationsſtelle fuͤr die Beine. Nach dieſem zu ſchlie—
ßen, koͤnnte man in der Bruſthoͤhle den als zweyten bes
ſchriebenen Knorpel (b) für das Schulterblatt hatten, den
dritten (d) recht gut fuͤr das Schluͤſſelbein, woraus daun,
wegen der Verbindung mit den beyden Schluͤſſelbeinen, folg—
te, daß der hufeiſenfoͤrmige Knorpel (t), der ſich vorn mit
den beyden Schulterblaͤttern und hinten mit dem Bruſtbeine
verbindet, kein anderer ſeyn könnte, als der mit dem Ga—
bpelbeine der Voͤgel verglichene Knochen am Bruſtkaſten des
. latte aber laͤtzt wohl keinen Vergleich mit Knochen anderer
Thiere zu, außer daß man den breiteſten vordern Knorpel—
ſtreifen (p) für ein zweytes Schulterblatt anſehen kann, in⸗
dem er auch zu der Artikulattonsſtelle geht; durch dieſe bey—
den Knorpelſtreiſen (da auf jeder Seite einer iſt) wird ein
ahnlicher Knorpelbogen gebildet, als man bey den hintern
Gliedern anttifft. Die beyden kleinen mit dieſem ganzen
Knorpelgerüſte des Thorax am vorderen und unteren Ende
durch Baͤnder verbundenen Knoͤrpelchen bilden zuſammenge—
nommen einen halben Bogen, welcher mit einem oben nicht
geſchloſſenen Wirbel, deſſen Koͤrper aus den beyden mitt—
leren breiteren Theilen und deſſen Seitenfortſaͤtze aus den
nach außen gebogenen Haken beſteht, verglichen werden kann.
Dieſe Bildung ſtimmt mit der Entwickelungsweiſe der Wir:
el der Höheren Thiere uͤberein. Noch hat jeder Haken ganz
an ferien oberſten Ende einen nach innen vorfpringenden
platten Fortſatz, welcher mit dem Gelenkfortſatze am Kopfe
artikulitt.
8
S und Maulwurfs. Die erſte Grundknorpel—
N
}
4 Die Deutung der beyden Knorpelboͤgen für die vier
e Fuße und für die vier Flügel iſt leicht, indem jeder
em Becken en ſpricht. Die Symmetrie der oberen und uns
Ass 1822. Heft 1.
Die Ligula iſt bey der
58
teren Koͤrperhaͤlfte iſt hier ſehr deutlich dadurch ausgeſpro⸗
chen, daß immer ein Paar Flügel (Ruͤckenextremitaͤten) mit
einem Paar Beine (Bauchertremitäten) an einem Knorpel—
bogen angebracht ſind.
Die Maulwurfsgrylle zeichnet ſich aber auch ganz be⸗
ſonders vor allen andern Inſecten, die ich bisher unterſucht
habe, durch ihren zuſammengeſetzten, beſonders im Inneren
freyſtehenden Knorpelbau aus, indem ſich bey den meiſten
anderen die knorpligen Stutzen des Körpers mit der aͤußern
Schaale verbinden. Der Kopf der Gryllen bistet wegen
feiner Lage in Ruͤckſicht des Rumpfs bedeutende Unterfchies
de dar. Das Hinterhauptsloch (bey Gryllus migratorius)
befindet ſich an der Wäterjeite des Kopfs in einer Flaͤche mit
der Mundhöhle; die Augen nebſt den Fuͤhlern haben daher
die ſonderbare Stellung an dem hinter der Histerhauptsoͤff—
nung gelegenen Theile des Kopfs. Der bey der Maul:
wurfsgrylle mit dem Grundbeine verglichene Knorpel ſteigt
eben deshalb bey der Heuſchrecke von der unteren Seite zur
oberen hinauf und iſt ſehr kurz. Seine ſogenannten kleinen
Flügel, die hier ſehr breit und die größten und laͤngſten
ſind, treten nach dem Hinterhaupte zuruͤck, um die Augen—
hoͤhle von der Hirnhoͤhle abzugraͤnzen; die großen Fluͤgel
aber, die von anſehnlicher Groͤße und dreyeckiger Geſtalt
ſind, begeben ſich nach oben faſt in derſelben Richtung des
Grundbeins, nur etwas mehr nach vorn, und befeſtigen
ſich an der aͤußern Kopfbederkung. Dieſe letztern ſcheinen eis
nen bedeutenden Stuüͤtzpulct für die Articulation der Kinn—
backen abzugeben. Der bey der Maulwurfsgrylle an der
Baſis der Kinnbacken erwaͤhnte zackige Knorpel erſcheint
hier als ein duͤnnes Blatt, das in die große Augenhoͤhle
hineinreicht und ſich mit dem kleinen Fluͤgel feiner Seite zu
verbinden ſcheint. Auch die untern Slüͤgel des Keilbeins
laſſen ſich bey der Heuſchrecke deutlich nachweiſen; es gehen
nehmlich faſt von einem Puncte des Grundbeins aus die
bepden großen Fluͤgel nach oben, die kleinen Fluͤgel nach
hinten und die untern Fluͤgel nach unten. Dieſe letztern
breiten ſich bis zur aͤußern Kopfbedeckung nach den Seiten
aus und trennen die Hirnhoͤhle vollkommen von der Munde
hoͤhle. Die Hinterbeine lenken ſich mit dem durch ein en
am Oberſchenkel befindlichen und in einen rinnenfoͤrmigen
Knorpel auf dem Bruſtſchilde eingreifenden langen Haken
ein. (Nun folgen noch Beſchreibungen der in die Hoͤhlen
des Körpers hineinragenden Knorpel bey Gry!las suceinelus,
Geotrupes nasicornis, Hydrophilus caraboides, Eristalis
tenax, Musca Mortuorum, Aeshua grandis, Bombus ter-
restris, und Noctua Bubo, die aber weniger intereſſante
Reſultate lieferten. Bey den Fliegen laſſen ſich die Hinz
terfuͤße leicht mit einem ſchmalen Ringe der äußern Schaa⸗
le vom uͤbrigen Koͤrper abtrennen; da an dieſem Ringe
die Schwingkolben ſitzen, ſo ſcheint es mir ausgemacht zu
ſeyn, daß dieſe die Spuren der Hinterfluͤgel find.) Abbil⸗
dungen: Taf. I. Fig. 1. der Thorax der Maulwurfsgrplle
mit dem innern Knorpelbaue in natürlicher Größe von un⸗
ten. F. 2.) Der Knorpelbau vergrößert von unten. F. 3.)
Derſelbe von hinten. F. 4) Derſelbe von der Seite. F. 5)
Knorpelbogen für die mittl. Süße, nat. Gr. F. 6) Derſelbe
vergrößert, von vorn und Fig. 7) von hinten. Lig. 8)
Knorpelbogen fuͤr die Hinterfuͤße und Unterfluͤgel von der
Seite vergroͤßert. Fig. 9) Beyde Grundſtuͤcke deſſelben auf
der Bruſtſchaale.
4 *
50
Ueber die Bildung der rechten Herzkammer.
(ebendaſelbſt abgedruckt)
Bey den oͤfters angeſtellten Querdurchſchnitten des
Herzens der Vögel und niedern Saͤugethierer war mir im:
mer die beſondere, ſchmale, mondfoͤrmige Geſtalt der erhal—
tenen Durchſchnittsflaͤche der rechten Herzkammer auffallend,
und brachte mich zu der Idee, daß ſie nur ein zwiſchen der
äußern und innern Muskellage des ganzen Herzens nachge—
bliebener Zwiſchenraum ſey. Um hierüber gewiſſer zu wer:
den, unterſuchte ich einige Kaninchenherzen, wo es ganz
deutlich zu ſehen war, wie eine, von den beyden Spitzen
der halbmondfoͤrmigen Oeffnung ausgehende Linie ſich um
die ganze linke Herzkammer begab und dadurch eine duͤnne⸗
re, feſtere Schaale von dem Lockern die linke Kammer bil-
denden Kerne abgraͤnzte. Das Herz der warmbluͤtigen Thie—
re beſtaͤnde demnach aus einem eine Höhle für das Arterien—
blut in ſich enthaltenden Kerne und aus einer dieſen ums
gebenden Schale, welche mit dem größten Theile ihrer in—
nern Oberflaͤche an den Kern angewachſen und nur an ei—
ner Seite, bey den Saͤugethieren mehr, bey den Vögeln
weniger, von demſelben getrennt geblieben iſt, wodurch
eine zweyte Höhle zur Aufnahme des Venenbluts gebildet
wird. Einen wichtigen Beleg für die eben aufgeſtellte An—
ſicht gibt die auffallende Misbildung eines Gaͤnſeherzens,
welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, ges fand ſich
nehmlich beym Querdurchſchnitte deſſelben in der Mitte die
gewohnliche, zackige Hoͤhle fuͤr das Arterienblut, aber zu
jeder Seite eine halbmondfoͤrmige für das Venenblut, wel⸗
che nur durch einen ſchmalen Zwiſchenraum von einander
getrennt waren. An einem querdurchſchnittenen Huͤhnerher⸗
zen trat beym Drucke an einer der Venenkammer entgegen:
geſetzten Stelle des Randes aus einer ſehr ſchmalen, eine
halbe Linie langen Spalte Blut heraus.
An Hechtherzen ließ ſich die innere fleiſchige Schicht
leicht von der aͤußern haͤutigen abtrennen.
Mit dieſer Auſicht ſtimmt ſowohl die Entftehungsweie
ſe des Herzens beym Embryo, als deſſen allmaͤhliche Ver⸗
vollkommnung und Zuſammenſetzung bey den vollkommenen
Thieren uͤberein, und ſie wird geeignet ſeyn, die Parallele
zwiſchen den vorübergehenden Formen des Gefaͤßſyſtems
beym Embryo der hoͤheren Thiere und den bleidenden Ge⸗
bilden deſſelben dey niedern darzuthun. Die Entſtehung
und allmaͤhliche Ausbildung der Venenkammer bey den ruͤck⸗
grathigen Thieren will ich zu zeigen verſuchen.
Die Fiſche und Amphibien im engern Sinne des
Worts haben ein einkammeriges Herz, aber der Mus⸗
kelbau deſſelben iſt noch ſo wenig zuſammenhaͤngend, daß
das Blut zwiſchen alle feine Faſerbuͤndel tritt; es gleicht
an ſeinem untern Theile einem Schwamme und erſcheint hier⸗
durch als eine in unzählige Abtheilungen geſchiedene Kammer.
Im Herzen der Reptilien vereinigen ſich die kleinen unzaͤh⸗
ligen Faſerbuͤndel zu wenigeren groͤßern, fo daß die Kammer
gewohnlich nur drey Abtheilungen bat. Wohl zu merken
iſt es daß eine dieſer Abtheilungen, die kleinſte, ſich an
der Grundfläche des Herzens befindet, als eine ſackfoͤrmige
Anſchwellung von außen ſichtbar erſcheint, daß ſich die Come
munisationsöffnung zwiſchen ihr und der andern an der
Stelle findet, an welcher beym Embryo der hoͤheren Tbiere
die rechte Herzkammer aus der linken auszuſproſſen ſcheint
und daß ſie die Lungenarterien abſchickt. Das Herz der
Voͤgel iſt ſchon weit in der Vervollkommnung vorgeſchritten,
indem ſich die Lungenkammer gaͤnzlich von der Arterienkam⸗
mer getrennt hat, aber fie reicht bey Waſſervoͤgeln nur bis
auf die Haͤlfte, bey den Huͤhnerartigen bis auf zwey Drit-
theile der Länge des Herzens hinab. Die Saͤugthiere ha-
ben nur in ſofern ein vollfommreres Herz, als die Vögel,
als die Venenkammer bey den niedrigern (den Nagern) bis
auf vier Fuͤnftheile, bey den hoͤhern aber bis auf die Spi⸗
tze deſſelben hinabreicht und ſo noch weiter nach unten vors
geruͤckt iſt, als die urſpruͤngliche innere Kammer.
H. Pr. Carus in feiner Zootomie gibt beym Vogels
herzen die erſte Idee von dieſem Baue des Herzens, indem
derſelbe S. 602 von der linken Herzkammer ſagt, daß fie
„gleichſam als der Kern des ganzen Herzens zu betrachten
ſey, da die rechte Kammer von ihrer Seite ſich nur gleich
einer Schaale herumlegt.“
Eſchſcholtz.
Einige Beobachtungen und Auſichten uͤber Salpen.
In einer lebenden den Sonnenſtrahlen ausgeſeßzten
Salpa runcinata Cham. bemerkte ich, wie waſſerhelle Blut⸗
kuͤgelchen in dem uͤber (außerhalb) der Kieme gelegenen
Ruͤckengefaͤße von dem hintern Theile des Koͤrpers (wo das
Waſſer ausgeſtoßen wird) beſtaͤndig ſchnell nach vorn liefen;
hier am vordern Ende der Kieme theilt ſich das Ruͤckenge—
faͤß in zwey Aeſte, von denen ſich jeder auf eine Seite nach
unten hin wendet und daſelbſt zu verſchwinden ſcheint. (Die⸗
fe Aeſte findet man abgebildet bey Salpa pinnata, Cha-
misso de Salpa Fig. I. E und B.) An der Unterſeite des
Koͤrpers erblickt man ebenfalls an dem vordern Ende des
Koͤrpers zwey an den Seiten entſpringende Gefaͤße, welche
ſich in der Mitte in dem zum Herzen fuͤhrenden und bis
dahin immer an Dicke zunehmenden Bauchgefaͤße vereini⸗
gen; in dieſem, welches anſehnlicher, als das Ruͤckengefaͤß
iſt, ließ ſich nichts von Stroͤmung des Blutes bemerken.
”
Was bey Salpa pinnata die beyden dem hintern Theis |
le des Darmkanals anhaͤngenden gelben Lappen anbetrifft,
welche Cuvier (der jedoch nur von einem ſpricht) fuͤr den
Magen hält, fo muß ich bemerken, daß ich diefelben für
zwey hintere Lappen der Leber halte. Sie baben im le—
benden Thiere durchaus dieſelbe Farbe, wie der laͤngs
des Darmkanals verlaufende ſchmale gelbe Koͤrper, den auch
Cuvier Leber nennt. Das kann nicht gegen meine Anſicht,
ſprechen, daß Cuvier feinen vermeintlichen Magen vom Afe
ter aus (vom Maule nach C) aufblaſen konnte, da es be—
kannt iſt, daß die, oft ſehr vielfach getheilte Leber der nie⸗
dern Thiere keine dichte Maſſe bildet, und daß fie die Gals
le entweder durch einen ſehr weiten, oft ganz kurzen Darm
ergießt * oder ſich unmittelbar durch viele große Oeffnungen
Als Beyſpiel, das ich zur Hand habe, Führe ich nur dieſe
Veſchaffenheit bey Pleurobranchus tuberculatus Meckel
an: Beytrag z, vergl, Anat. I. B. 1, H. Taf. V. Fig, 36.
„ 0
61 \
in den Darm muͤndet. * Daß der vermeintliche Magen bey
dem Cuvier zu Gebothe ſtehenden Exewplare anders gefaͤrbt
war, als der Leberlappen, kann durch fruͤheres oder durch
das Aufblaſen bewirktes hineintreten von Nahrungsmitteln
aus dem Darmkanale entſtanden ſeyn.
f Eſchſcholtz.
Beobachtungen uͤber die Geſetze und Zahlenver—
haͤltniſſe der Bewegung in den verſchiedenen
Thierclaſſen mit beſonderer Ruͤckſicht auf die
Bewegung der Inſekten und Polymerien.
Von Johannes Müller,
Studierenden in Bonn.
Die Idee eines polaren Gegenſatzes im Gefaͤßſyſteme,
einer arterioͤs-venoͤſen Polaritaͤt iſt, ſeit Kitters treffliche
Verſuche in feinen Beytraͤgen der näheren Benntniß
des Galvanismus kund geworden, auch fuͤr das Mus—
kelſyſtem als giltig anerkannt und von wackern Maͤnnern
durchgefochten worden. Aus jenen Verſuchen ſchien her—
vorzugehen, daß auch der Gegenſatz in der Muskelbewegung
kein anderer ſey als jener der beyden electriſchen Fluida;
und die ſpecifiſche Receptivitaͤt derſelben fuͤr Metallreiz
ſchien ſich in den Formen der Beugung und Streckung
auszuſprechen. — Wenn die Erſcheinungen des electriſchen
und galvaniſchen Gegenſatzes ſofort als Analoga wenigſtens
gewiſſer Phaͤnomene des thieriſchen Lebens betrachtet wer—
den und zur Annahme eines eigenthümiichen Zoo, Electris
cons einluden; wenn die groͤßten Maͤnner in dem Gebiete
phyſicaliſcher Forſchungen bald nach einer ſo wichtigen Ent—
deckung in dieſer Idee ausgeſchweift haben, werde uns um
ſo eher verziehen, wenn wir uns in der Einleitung zu den
folgenden Beobachtungen jener cosmiſch-telluriſchen Poten—
zen nur als Bilder fuͤr eine Reihe von Phaͤnomenen des
thieriſchen Lebens bedienen.
Das Leben in der Bewegung iſt uns gleichſam ei—
ne organiſche Saͤule. Die Pole ſind Beugung und
Streckung, oder die Kreisbewegung und die Bewegung
in der Laͤngenſorm: — beyde auseinander geriſſene Haͤlften
der paraboliſchen Linie, auf welcher das Leben ſpielt. —
In den Anfängen des thieriſchen Lebens iſt offenbar Prio—
ritaͤt der Flexion. — In der Lage dee Frucht im Ey ſpricht
ſich das entſcheidendſte Uebergewicht der Flexionen aus. —
Die kreiſige, nicht ſigmafoͤrmige Wirbelſaͤule, die geringere
Suſtentationsflaͤche der Süße, der Bau der Bruſt, die ſpaͤ—
tere Ausbildung der Knieſcheibe zeigen genugſam, daß die
Extenſoren das Maaß der Gegenwirkung noch nicht zu bie—
ten im Stande find. — Mechaniſche, chemifche, galvanis
* Bey Doris Argo ebendaſ. H. 2. Taf. IV. Fig. 4.
3 Dfen Abriß der Biologie S. 78.
A. v. Humboldt über die gereizte Muskel- und Ner⸗
venfaſer. — z
J. B Wilbrand das Gefeg des polaren Verhaltens in
der Natur 2c. Gießen 1819, VIII. 6,
62
ſche Reize auf den lebenden Foͤtuskoͤrper rufen (wenigſtens
in der fruͤhern Entwickelungsperiode) immer Beugung,
nie Streckung der Glieder hervor; wie ich dieß oft zu
beobachten Gelegenheit hatte. — Denn die Streckung tritt
anderwaͤrts auf in der groͤßten Macht — an der Schwelle
des Todes. — Das Thier, dem Egoismus der aͤußeren
todten Natur unterliegend, fleigert, wenn die Flexoren ihre
endliche ſchwache Thaͤtigkeit in der letzten Exſpiration geuͤbt
und hingegeben haben, wenn das Leben ſchen aſphyktiſch
geworden und fuͤr die Erſcheinung erſtorben iſt, die letzten
Momente eines fluͤchtigen Daſeyns, um den vielfach gebeugten
Körper gewaltig in die ſtraffe Linie des Todes zu ſtrecken.
— Hieher gehört auch das Bedürfniß der Streckung nach
langer Affection der Flexoren, und das mit dieſer Ge—
genwirkung der Extenſion verbundene eigenthuͤmliche Luſt⸗
gefuͤhl. —
Slexion und Extenſion find alfo die beyden Pole
und Marken des bewegenden Lebens — jene gleichſam
der verſchloſſenen Knospe, dieſe der entfalteten aber wel—
kenden Bluͤthe. — An beyden iſt Nacht. — Zwiſchen
ihnen aber ſpielt das Leben vielgeſtaltig auf und nieder. —
Der Weg von dem einen zu dem anderen Grenzſteine iſt
ein ewiger Pol⸗ wechſel, ein beftändiger Austauſch von Con—
tractionen der Flexoren und Extenſoren, ein ununterbroche—
nes Spiel von Endladungen und Ladungen unſerer Saͤule,
gleichſam mit negativem oder poſitivem Polwerthe. — Da—
für zeugen das Athmen, in ſeine Elemente die Inſpiration
und Exſpiration geſchieden, und dann vorzuͤglich die Orts—⸗
Be 8 Von letzterer fol hier ausſchlleßlich die Re—
e ſeyn. —
Sehen wir, wie das eben Geſagte bey den thieriſchen
Organismen ſeine Anwendung finde, wie aus einem einfa⸗
chen Geſetz der Antitheſe die mannigfaltigſten Zahlenverhaͤlt—
niſſe der Bewegung bey den niederen vielgliederigen Thieren
ſich entwickeln. —
Wird der Organismus aus bemeaunasfofer Indiffe⸗
renz der Muskelfaſer zu ſolcher bewegenden Thaͤtigkeit bes
ſtimmt, daß ſein Schwerpunct in einen anderen Halbmeſ⸗
ſer der Erde falle, als den vorherigen; ſo geſchieht dieß,
indem das Muskelſyſtem aus dieſer Spannungsloſigkeit her⸗
vortretend ſich differenzirt. — Das Product dieſer Spam
nung iſt zweyerley. —
1. Im erſten Fall iſt Beugung des einen und Streckung
eines anderen Gliedes gleichzeitig. Es entſteht der
Schritt.
2. Im zten Falle folgt auf eine gleichzeitige Beugung
beyder Glieder, oder wenn das eine nur thaͤtig iſt,
dieſes einen, eine gleichzeitige Streckung derſelben. —
Es entſteht der Sprung.
In beyden Formen aber iſt es noihwendige Bedingung
der Ortsbewegung, daß der uͤbrige Koͤrper nach vorwaͤrts
geneigt ſey, damit das Ziel des Schrittes nicht mit dem
Ausgangspuncte zuſammenfalle. — So iſt alſo jeder
Sprung und Schritt gewiſſermaßen ein Fall nach vor—
waͤrts, der aber durch die Thaͤtigkeiten der Extremitaͤten nie
zu Stande kommt. — Beym Schritte heben die Flexoren
das eine Glied auf das Ziel des Schrittes. — Damit nun
der Schwerpunct des ganzen Körpers nach dieſem Ziele ges
ruͤckt und alſo immerfort projieirt werde, bedarf es einer
gleichzeitigen Extenſton des andern Fußes. — }
Bey dem Menſchen und den übrigen Dipoden if
jenes Geſetz das elnfachſte und einzige. Die Unabhaͤngigkeit
der obern Extremitaͤten iſt entſchieden. — Nur wenn der
Wille von diefen Theilen abgelenkt iſt, wenn fie keinen an⸗
deren Zwecken hingegeben ſind, ſtimmen ſie, uns ſelbſt un—
bewußt, in das Spiel der untern Extremitaͤten ein und hul—
digen auf Zeitmomente dem Geſetze, welches in den Vier—
füßern mit entſchiedenem Gewichte ſich ausſpricht. — Wird
unſere Aufmerkſamkeit dann plößlich auf unſere Arme gelei—
tet, ſo ſehen wir nicht ohne Verwunderung, daß dieſe waͤh—
rend des Gehens nicht unthaͤtig geweſen, ſondern daß gleich—
zeitig mit dem Hervortreten oder Beugen des einen Fußes
auch der Arm der entgegengeſetzten Seite ſich in dieſer Rich
tung bewegte, der andere Arm aber in vollkommner Exten—
fion ſich befand. — Auch 'ſcheint durch eine ſolche Sym—
pathie die Ortsbewegung nicht wenig erleichtert zu werden.
— Ein ähnliches Verhaͤltniß wird bey dem Sprunge bes
merkt, indem bey energiſcher Streckung der beyden Fuͤße,
gleichzeitig die obern Extremitaͤten gewaltig ſich zuſammen—
ziehen. —
Wenn die Hand zum Fuße geworden, tritt, was dort
nur Andeutung war, nun als Nothwendigkeit auf. — Es
119 fuͤr die Bewegungen der Tetrapoden drey Formen ge—
geben:
1) Dorderfuß der einen und Sinterfuß der ande—
ren Seite ſympaͤthiſiren in der Bewegung.
2) Die beyden Extremitäten der einen Seite ſind
in der Beugung, während die der andern Sei—
te in der Streckung begriffen ſind.
3) Die beyden Vorderfüße find in der Beugung,
wahrend die Hinterfuße gleichzeitig in der Stre—
ckung begriffen ſind.
Es iſt nicht wahrſcheintich, daß dieſe drey Formen,
wie fie in den hoͤhern Geſchlechtern der Säugthiere geſehen
werden, auch für alle Vierfüßer aus der Claſſe der Saͤug—
thiere Gultigkeit haben. — Vielmehr ſcheinen uns die
Saͤugthiere auf der Neigungsbahn gegen die Amphibien,
vom Elephanten durch die verwandten Taper, Tolypeutes,
Nilpferd, bis zum Daſypus, Manis, Bradypus u. ſ. w.
(wohin auch wahrſcheinlich die foßſilen Thiergeſtalten unter:
gegangener Schöpfung, das Megalotherion und Palaiotherton
gehoͤren), der dritten Form nicht faͤhig zu ſeyn; in dem
Maaße wie in den Amphibeen nur die einzelnen jener For—
men als einziges und sonffantes Geſetz der Bewegung kund
wird. *
In der Claſſe der Amphibien gilt das oben bey Ges
legenheit der Pierfußer ausgeſprochene rſte Geſetz Für die
Saurier, und wenn aus andern Analogien, namentlich
aus der Analogie der Fußbuldung, auch hier auf Gleiches
geſchloſſen werden darf, auch für die Krokodile, zunaͤchſt
aber noch für die Schwimmbewegungen der Salamander.
— — —
Vielleicht ſteht auch der Mangel oder das Vorhandenſeyn
hierzu in Beziehung.
x
— Ben den Sroͤſchen find die Vorderfüße zu ihrer eigens
thuͤmlichen normalen Ortsbewegung ganz unthätig. — Beym
Schwimmen folgt gleichzeitige Streckung der Hinterfuͤße auf
gleichzeitige Beugung derſelben. Die Vorderfuͤße find das
bey unter der Bruſt verborgen und gehen in die Sympa⸗
thie der Bewegungen nicht ein. — Wir machen auf dieſen
Unterſchied der Froͤſche und Salamander in ihren Schwimm⸗
bewegungen aufmerkſam, inſofern er uns für die Folge
wichtig werden wird, wenn von den Ortsbewegungen der
Waͤſſerinſecten Rede ſeyn ſoll. — Von den Sprungbewe⸗
gungen der Batrachier braucht hier nichts geſagt zu wer-
den, da das eben vom Sprunge Aufgeſtellte durch alle Thier—
claſſen durchgreift. — Auch die Schlangen werden von
den dert ausgeſprochenen Anſichten nicht ausgeſchloſſen. Die
Ortsbewegung der Gphidier iſt ein Convolut von Bew |
gungen und Strecknngeu,
andere hervorruft. Der Ausdruck dieſer Spannungen it
die Schlangenlinie; denn eine Beugung gibt Ringform. —
Unterſuchungen Über die Bewegung der Schildkröten ans
zuſtellen hatte ich nicht Gelegenheit. —
Jetzt wird es Zeit ſeyn, zu den wirbelloſen Thie—
ren uͤberzugehen. — Ich hatte mir es zum Vorwurfe ge—
macht, weun dieſe Unterſuchungen in den Terfen und Krab—⸗
ben guͤnſtige Reſultate bieten würden, von der oben darges
ſtellten Idee geleitet, die Geſetze der Bewegung ins Eine _
zelne gehend, von der Wiege des Lebens, von den Anfän—
gen oſeillatoriſcher Schwingungen der thierifchen Materie,
von der infuſoriellen Vibration aus, fofort durch die Pflan—
zenthiere, Radiarien, Mollusken, und endlich durch die
Fiſche und hoͤhern Thiergeſchlechter durchzufuͤhren. — Der
Ausfuͤhrung ſtand noch manches Hinderniß entgegen. —
Hier alſo bloß meine bisherigen Beobachtungen an In⸗
ſekten und Polymerien, denen ich wuͤnſchen moͤchte, daß
fie einen eigenen Abſchnitt über dieſen Gegenſtand in einer
künftigen Phyſielogie der Inſekten, die doch fo few _
nicht mehr liegen kann, nothwendig machen duͤrften. —
7
J
I. N R a ee
a. Landkerfe.
Fuͤr die erſten Beobachtungen dienten bloß langſame
Kothkaͤfer und größere Käfer. Als hier ein Geſetz ſich
durchgreifend erwies, mußten auch Repraſentanten der ang
dern Ordnungen gewählt werden. — Zu dieſem Zwecke
diente bey ſchnellern Individuen, denen das Auge im na⸗
tuͤrlichen-Zuſtande nicht nachkommen konnte, wochenlanges
Hungern. — So war es mir moͤglich, auch die ſonſt
ſchnellſten Inſecten in ihren Bewegungen mit dem Auge
feſtzuhalten. Aus der- Ordnung der Aptera habe ich nur
pediculus capitis beobachtet. Für die Ordnung der Zemipte⸗
ra dienten die langſamen Baumwanzen. Die VBaͤfer es
präſentirten der langſame scarabaeus stercorarius, carabus
auratus (nach langem Hungern), lucanus cervus, letzterer
mit äußerſt deutlicher Bewegung. — Aus der Ordnung
der Hymenopteren wurden mehrere Species von apis und
bombus (mit traͤgem Gange zur Unterſuchung gezogen. —
Für die Weuropterey dienten ausgebildete Waſſarjungfern.
Von den Orthropteren wurden locusta yiridissima, von
wovon jede eine die gleichzeitige —
65
„ *
den Zepidopteren arelia und bombyx Arten berbachtet.
— Aus allen dieſen Beobachtungen ergab ſich als unwan—
delbares Geſetz. — - ;
Alle auf dem Lande lebenden vollkommen entz
wickelten Inſecten bewegen ſich nach einem gleichen
Typus. 6 Süße thun 2 Schritte. 3 und 3 Füße
wechſeln ab. — In der Beugung nach vorwärts find
begriffen gleichzeitig die Endglieder der einen und
das Rittelglied der andern Seite; während in der
Exytenſion verweilen die Endglieder dieſer und das
Mittelglied der entgegengeſetzten Seite. — Siehe das
beygefuͤgte Schema J.
. p
Hieraus wird einleuchtend, daß der Typus fuͤr die
Bewegung der Inſecten auf dem Lande einfach aus dem
Bewegungsſchema der Saͤugthiere, das wir eben unter 1
genannt haben, und mit dieſem aus dem Schema fuͤr die
Bewegung der Zweyfüßler abgeleitet iſt. — Mehmet die
beyden Hinterfuͤße, oder, wenn ihr lieber wollet, die bey—
den Vorderfuͤße weg, in jedem Falle geht das Inſekt mit
feinen übrigen 4 Füßen ohne Adaͤnderung des fruͤhern Ver—
haͤltniſſes den einfachen Schritt des Saͤugethiers. —
Ce
Die Bewegung des pediculus capitis macht von dem
obigen Geſetze allein eine ſcheinbare Ausnahme. Seine
Bewegungen auf ebener Flaͤche ſind regellos und ſchleppend,
anders auf ſeinem Elemente auf dem ausgeſpannten Haare.
— Die Ortsbewegung auf dieſem iſt reines Klettern. —
3 Fuͤße der einen Seite und der Ste Fuß der anderen Sei—
te ſind bloß bey dieſer Bewegung thaͤtig. — Die beyden
vorderen Füße der einen Seite werden nicht in Anſpruch ges
nommen. Das Thier bewegt den 1ſten und Sten Fuß der
einen Seite nach vorwärts, während der ꝛ2te dieſer und der
Ste der andern Seite am Hagre haften, worauf letztere gleich—
zeitig die Vorwaͤrtsbewegung abloͤſen. — Uebrigens iſt die
Seite, deren ſaͤmmtliche Füße vorzugsweiſe in Anſpruch ges
nommen werden, bald dieſe, bald jene. — Das Nächfte wird
ſeyn, die ſehr ſchnellen Bewegungen des lepisma sachar. zu
beobachten, die ſeine Ausnahme von dem allgemeinen Be—
wegungsgeſetz der Landinſecten erwarten laſſen; da im
Grunde auch die thaͤtigen Glieder des pediculus capitis
beym Klettern das ihnen zukommende Verhaͤltniß beobach—
ten. — Ueber die Sprungdewegung des Flohs habe ich
noch nichts ſicheres ausmitteln koͤnnen. —
Sfiö. 1822. Heft I.
mn,
I
66
Ehe wir zu den Waſſerkerfen übergehen, muß noch
von der Seitenbewegung der auf dem Lande lebenden
Sechsfuͤßler geredet werden. — Es wird aber nöthia ſeyn,
auch hier, wie allzumal, von den einfachen Formen der
Vierfuͤßler auszugehen. —
Das antagoniſtiſche Verhaͤltniß der Füge bleibt. —
Bey der Seitenbewegung der Vierfuͤßler oder ihrem Um⸗
drehen in der Ortsbewegung dreht ſich der Körper um feir
ne Horizontalachſe. Der Vorderfuß der einen und der
Hinterſuß der andern Seite bewegen ſich in der Beugung,
anſtatt vorwärts in der Richtung ber Kreislitzie, in welcher
alle 4 Fuͤße liegen. — Indem die diagonalen Fuͤße à und
e gleichſam eine Achſenbewegung des Schwerpunctes bes
wirken, (Schema I.)
. —
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2 /
*
ruͤckt a z. B. auf den Punct bes Kreiſes «, e auf ß,
während die ſtreckenden Füße b und d diefe Bewegung uns
terſtuͤtzen. Darauf gehen dieſe in dieſelbe Achſenbewegung
ein und ruͤcken auf y und ; worauf das normale Entfers
nungsverhaͤltniß wieder hergeſtellt iſt. — Auch bey den In—
ſecten wird das antagoniſtiſche Verhaͤltniß, welches beym
Gang beſtand, in der Seitenbewegung nicht gehoben, nur
modificirt. Denn deutlich ſieht man, daß 3 Fuͤße waͤhrend
jeder Beugung auftreten. —
Wenn alle Füße eines Inſects in einer Kreislinie [&s
wie dieß bey den Vierfüßlern der Fall iſt, je wäre
Schema III.
gen,
die Erklaͤrung die leichteſte.
— 2
2 —
=
3
00
65
* +
>, % r
*
* —
5 In
a, b, e, d, e, k ſeyen die Füße eines Inſects. In
dieſem Falle wuͤrden die ſympathiſirenden Fuͤße ace ſo um
den Mittelpunct des Körpers o ſich drehen (in der Beu—
gung), daß ihre naͤchſte Stellung etwa 1, 5, 6 wäre, —
und die ſtreckenden Süße baf, nachdem fie dieſe Bewegung
unterſtuͤtzt, wuͤrden ſofort gleiche Segmente in der Beugung
abmeſſen, ſo daß nach vollendeter einmaliger Regung aller
Fuͤße die regelmäßige Stellung derſelben 1, 2, 5, 4, 5, ©
gegeben waͤre. — .
Es liegen aber die Füße des Inſects nicht in einer
Kreislinie; denn der Kreis, der das vordere und hintere
Fußpaar einſchließt, ſchließt das mittlere Fußpaar aus, u.
umgekehrt. Das mittlere Fußpaar ſchneidet daher, wenn
es in die Sympathie eingehen ſoll, als in einem kleinern
Kreiſe liegend, auch ein kleineres Segment desjenigen Krei—
ſes ab, in welchem es liegt, und zwar ein ſolches, das dem
Segmente der groͤßern Glieder proportionell iſt, d. h. glei—
chen Winkel am Mittelpuncte hat. Siehe Schema IV.
L 2
= 2 1
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*
LER 7 /
a, b, e, d, e, f ſeyen die Füße eines Inſects vor
der Seitenbewegung. — Die ſympathiſirenden Glieder
und e ſchneiden beym Umdrehen gleiche Segmente ihres
Kreiſes ab und ruͤcken alſo in der Beugung nach 1 und 3,
während gleichzeitig das zte und fompathifivende (Mittel-
glied) e ein kleineres Segment feines Kleiſes, das dem
Segmente der andern Glieder proportionel — xy iſt, in
der Beugung abmißt und alſo bis 3 vorruͤckt. — Ebenſo
verhält es ſich mit den 3 andern Füßen, wenn dieſe aus
der Streckung in die Beugung kommen; wodurch die
Stellung nach einmaliger Regung aller Fuͤße die regelmaͤßi⸗
ge 1; 2, 3, 4, 5, 6 if. — Das Segment des Mittels
fußes verhalt ſich aber zu dem der Endglieder, wie ſich der
Halbmeſſer des Kreiſes, welcher die Mittelglieder umſchließt,
zu dem Halbmeſſer des umſchließenden Kreiſes der End—⸗
glieder verhaͤlt. — f 1
Es liegt die Möglichkeit einer ſolchen Achſendrehung
der Fuͤße um einen Mittelpunct des Körpers hauptſaͤchlich
2 —
—ſ—— (——ũU
darinn, daß der Mittelpunct derjenigen Kreisbewegung,
welche jeder Fuß zu machen im Stande iſt, nicht an der
Peripherie des Thieres gelegen iſt, wie bey den Verte—
braten, ſondern daß die Centra für die Bewegungen jes
des einzelnen Fußes in einem Puncte zuſammen kommen;
indem nehmlich ſaͤmmtliche Füge wenigſtens für die Erſchet⸗
nung bey den meiſten Inſecten ſich um einen Mittelpunct
des Thorax inſeriren. — Daher läßt ſich vielleicht das Ge:
ſetz aufſtellen: :
Daß vom Menſchen bis zur Wurmform die
Bewegungspuncte für die ganzen Füße um fo mehr
zuſammenruͤcken und von der Peripherie des Korz
pers zurücktreten, je mehr die Zahl dieſer Süße
ſteigt und je somplicirter daraus die Bewegung
wird. g
b. Waſſerkerfe.
Hieher gehoͤren aus der Ordnung der Aptera die
Gattung podura, aus der Ordnung der Semiptera die Wafı
ſerwanzen und einzelne Gattungen der Blutwanzen, Hydro-
meta, Velia, Gerris, aus den Coleopteren die (von
Waſſerthieren lebenden) Hydrocanthariden und die (von
Aaslebenden) Hydrophilen. — *
So conftant die Bewegungsgeſetze der Landkerfe find,
ſo mannichfaltig und wechſelnd bey den verſchiedenen Gat—
tungen und Geſchlechtern ſind die Schwimmbewegungen
der Waſſerinſecten. —
1. Aptera.
Die einzige hiehergehoͤrende Gattung podura hatte ich
keine Gelegenheit zu beobachten. — 4
2. Hemiptera. 5
Der Grundcharacter fuͤr die Schwimmer dieſer Ord—
nung iſt der Bowegunastvpus der Batrachter oder die
Gleichzeitigkeit der Bewegung paariger Füße. Sie
he oben. —
g. hydrocorisiae, Waſſerwanzen.
ıte Form. Das vordere Fußpaar iſt beym Schwim—
men unthaͤtig. Die 4 uͤbrigen Schwimmfuͤße ſchwin⸗
gen zugleich. — Dies fand ich bey der Sigara sbri-
ata unſerer Waſſergraͤben. Das Inſect ſchwimmet
auf dem Bauche. Die in der Bildung der
Schwimmfuͤße gleichen Gattungen naucoris, ranatra,
belostoma laſſen auf gleiche Bewegungsform ſchlie—
ßen. —
2te Form. Das vordere und mittlere Fußpaar find
während des Schwimmens unthaͤtig. — Die hin:
tern Schwimmfuͤße rudern gleichzeitig. — Diefe
Form ſah ich bey motonecta glauca unſerer Weiher,
ſchwimmt auf dem Ruͤcken. —
3 Daher bey vorwaltender Laͤngenform bes Koͤrvers die Ende
glieder immer die größten. Beym Uebergang in die
Wurmbewegung wird dieſes Geſetz verwiſcht. —
ß. Cimicides, Blutwanzen. ?
Die vordern Fuͤße unthaͤtig. Die 4 hintern nicht
wie bey den Waſſerwanzen mit Schwimmhaaren
verſehenen Füße bewegen ſich gleichzeitig — Die
Beweguſig iſt mehr rutſchend als ſchwimmend. —
Die Beobachtung an der hydrometra stagnorum ums
ſerer Weiher. —
. Coleoptera. _
I. Die beyden Vorderfuͤße find während des Schwim⸗
mens unthaͤtig. — Die 2 hinteren Schwimmfüße ma⸗
chen gleichzeitige Schwingungen mit den mittleren Lauf—
füßen. Letztere beſtimmen mehr die Richtung als ſie die
Bewegung befördern. — So fand ich es bey Dytiscus mar-
ginalis. —
2̃. Das vordere Fußpaar iſt während des Schwimmens
unthaͤtig. — Die 4 hintern Schwimmfuͤße rudern gleichzei—
tig. — Zu dieſer Form die hydrocanthari. —
Das vordere Fußpaar unthaͤtig. — Die vier bin-
tern mit wenigen Schwimmhaaren verſehenen Lauffüße
bewegen ſich beym Schwimmen zum Unterſchied von den
vorhergehenden Formen nach dem Bewegungstypus der
Salamander (vergl. oben), d. h. das Verhaͤltniß der 4
ſchwingenden Fuͤße bleibt wie bey den Landinſecten. Das
mittlere Glied ſympathiſirt mit dem diagonalen Hinterglied in
Beugung und Streckung. — Dieſe Form ſah ich bey den
Hydrophilen unferer Weiher. Will der Käfer ſich nach ei—
ner Seite hin bewegen, ſo ſchwingen die correſpondirenden
Glieder mehrmal hintereinander. — Vielleicht gehoͤrt zu
dieſen (vom Aaſe lebenden) Hydrophilen in der Bewegung
I einzeln ſtehende (ebenfalls vom Aas lebende) Teichkaͤfer
Imis. —
4. Bey einem kleinen Waſſerkaͤfer, der nicht beſtimmt
wurde, und der mit feinen hintern Schwimmfuͤßen gleich:
zeitig ruderte, aber auch ſeine uͤbrigen Fuͤße beym Schwim—
men in Anſpruch nahm, habe ich das Verhältniß in der
Bewegung nicht wahrnehmen koͤnnen. In einem Falle
ſah ich bey einem ſehr kleinen Waſſerkaͤfer, der unter der
Lupe betrachtet wurde, keine gleichzeitige Schwingung paa—
riger Fuͤße, auch keine Schwimmfuͤße. — Doch waren
alle Fuͤße thaͤtig. Wahrſcheinlich bleibt hier das Geſetz der
Landkerfe. Vergl. unten von den Libellenlarven. —
Alle Waſſerinſecten, wenn man ſie aus dem
gewohnten Tiemente herausnimmt und fie zum
Gehen zwingt oder wenn ſie ſelbſt das Gefaͤß zu
verlaſſen ſuchen, aͤndern die beym Schwimmen con⸗
ſtante Bewegung der Füße, welche fie auch im:
mer war, und gehen theils fertig, theils beſchwer—
lich nach dem Bewegungsgeſetze der Landinſecten. —
Dytiscus marginalis ſtreckt in dieſem Falle feine fruher uns
thaͤtigen in eignen Vertiefungen des Halsſtuͤckes verborge—
nen und zuſammengewundenen Vorberfuͤße hervor. — Die
Schwimmfüuͤße werden vermittelſt der am Anfange der Fuße
wurzel befeſtigten Zacken zu Gangfuͤßen. —
Je mehr das Waſſerinſect feine Süße zum
Gehen in unſpruch nimmt, deſto mehr jmd auch
70
feine Schwimmbewegungen nach dem Geſetze der
Landinſecten geſtaltet. — Siehe oben von den Hydro:
philen.
Die Bewegungen der Inſectenlarven ſind regellos
und laſſen ſich im Allgemeinen unter den Character der
Wurm bewegungen bringen (ſiehe oben). Die wenn gleich
bey einigen vollkemmen gebildeten Fuͤße ſcheinen mehr zum
Befeſtigungs- und Anſatzpuncte für das wurmförmige Fort:
ſchieben des Körpers zu dienen. — Es ſpricht ſich aber
hier, wie uͤberall in der organiſchen Stufenleiter eine Wor:
ahndung des Hoͤhern, die im jetzigen Daſeyn ſchlummern⸗
de Kraft des kuͤnftigen aus. — Die Natur war frengebig,
fie gab dem Larvenwurm Süße; aber dieſe find nicht des
hoͤhern Lebensrhythmus faͤhig und duldſam, dem das Thier
im Zuſtand der geflügelten Pſyche huldigen ſoll. — Erſt
durch partialen Tod zu intenſiverm Leben geſteigert und ges
reinigt kann es dem Geſetze nachkommen, das den Anta—
gonismus der Wurmbewegung zum Antagonismus der Füße
ſchuf. — So ſind die Antheren der Laubmooſe nach
Sprengel der höheren Beſtimmung nicht fähig. — So
die Andeutung der Sinne in den niedern Thierclaſſen, fo
die Fußrudimente einiger Fiſche, die als Floſſe ebenſowe—
nig als zu Gliedern tauglich ſind. — So der Mittelkno—
chen der Sepien, die kleinen unvollkommnen Lungen eini—
ger Amphibien bey entwickelten Kiemen. —
Es waͤre ſehr intereſſant, vergleichende Unterſuchun—
gen uͤber die Lage, den Anſatz und die Form der Muskeln
der gefuͤßelten Larve und des vollkommnen Inſectes anzu⸗
ſtellen. — Vielleicht wuͤrden auch ſomatiſche Beziehungen
nachgewieſen werden. — Denn wie Herold und Keng-
ger gezeigt haben, fallen alle Muskeln der Larve bey dem
letzten Haͤuten derſelben ab; und der Bildungsproceß eines
neuen Muskelſyſtems beginnet von dem Heerde einer ins
nern Metamorphoſe des Juſects in der Puppe. Larven
der Waſſerinſecten zu beobachten ward mir weniger Gele—
genheit. — Die Larve der libellula depirssa ſah ich lang⸗
ſam und traͤge im Sande und Schlamm des Ufers irren,
— Ueber conſtante Norm ihrer Bewegung wage ich vor
der Hand nichts zu entſcheiden. Denn als ich ſie wenige
Zeit im Gefaͤß aufbewahrt hatte und eben zu bemerken
glaubte, daß die mittleren Fuͤße gleichzeitig auftreten, was
ich gerne widerrufen moͤchte, ward ſie mir von einem an⸗
dern hungernden Waſſerinſecte getoͤdtet. — Merkwuͤrdig
genug iſt auch der Chryſalide dieſes Inſectes eine irrende
Beweglichkeit gegeben. —.
Schließlich wollen wir noch bemerken, daß die In⸗
ſecten im hoͤchſten Grade des Hungers, wenn ſie den er—
matteten Koͤrper nur mehr ſchleppen, keine Spur eines Ge⸗
ſetzes mehr zeigen. — Wir verlaſſen jetzt die Zahl 6 bey
den Inſecten, um ſie verborgen bey den Uebergangsgattun—
gen der Polymerien wieder zu begruͤßen, dann aber zu
den entwickeltern und hoͤheren Geſchlechtern der Krabben
uns zu wenden, wo uns die Zahlen 8 und 14 auftreten und
größere Complicationen ahnden laſſen.“ —
Vergl. Schuberts Anſichten von der Nachtſeite der Na⸗
turwiſſen haft iZte Vorteſung. —
4 Bekanntlich koͤnnen einige Inſecten perpendiculaͤre Flachen
21
II. Polymerien.
a. Oetopoden. |
1. Phalangien.
Meine Beobachtungen an phalangium opilio beſtim⸗
men mich, in dieſe Ordnung den weſentlichen Uebergang
der Inſecten in die Krabben zu ſetzen. — Das Spſtem
gibt der Gattung phalangium 8 Füße. — Es iſt aber,
was im Syſtem das 2te Fußpaar des Weberknechtes, nichts
anders als ein Paar langer Taſter. — Denn abgeſehen,
daß dieſe beyden Glieder viel laͤnger als die uͤbrigen Fuͤße
ſind, auch eine ganz andere mehr fadenartige
und ganz andere Färbung haben, üben fie auch wahrend
des Ganges nur eine taſtende Thaͤtigkeit. — Ich glaub⸗
te anfangs durch die Angabe des Syſtems verleitet, daß
phalangium opilio ſich wie die übrigen Octopoden bewegen
wuͤrde. — Anderes zeigte Beobachtung. — Die Ortsbe⸗
wegung dieſes Thieres iſt nach demſelben Geſetze geſtaltet
wie die der Sechsfuͤßler auf dem Lande, wo die Endglieder
der einen und das Mittelgried der anderen Seite ſympathi⸗
ſiren. — Die eigentlichen Füße des Weberknechtes find
alſo das ıfte, zte und ste Fußpaar des Syſtems. — Das
2te, längere Gliederpaar ſpielt nur regellos uber den Bo—
den und frey in der Luft hin. — Beym Stehen des Thie—
res, wo jene 6 Fuͤße allein in Anſpruch genommen wer—
den, iſt das 2te Gliederpaar oder was wir Taſter ges
nannt haben, immer uͤber der Erde erhaben und bewegt
ſich frey in der Luft bey ungeſtoͤrter Ruhe des Koͤrpers. —
Auch hier wuͤrde eine Unterſuchung der Muskellage bey der
Inſertion von Intereſſe ſeyn. ? — Es wird aber eine fol
che Anordnung durch die Analogieen der Krebſe vollkommen
gerechtfertigt, wo verſchiedene Fuße verſchiedenen Functio—
nen vorſtehen. — Ob auch die andern Gattungen der
Phalangien, Siro, Trogulus uns Solpuga dieſe Anordnung
theilen, dieſer Frage muͤſſen wir jetzt bey ermangelnder
Beobachtung ausweichen. —
2. Milben.
Die Bewegung der Hydrachna holosericea unferer
Waſſergraͤben war nicht auf gleichzeitige Schwingungen
paariger Füße, wie bey den Waſſerinſecten gegründet, au⸗
ßerdem aber war das Thier zu klein, als daß das Verhaͤlk—
niß der übrigen Füße dabep aufgefunden werden konnte. —
- abwärts gehen. — Obgleich die Fußhoken gewiß ihre ei⸗
genthuͤmliche Rolle ſpielen, To dürfte doch eigener Mer
chanismus in der Fußbewegung mit Ruͤckſicht auf den Schwer⸗
punct des Körpers zu Grunde liegen. Dieſer Gegenſtand vers
ſpricht intereſſante Unterſuchungen. — Dieher gehört auch das
Heften der Fliegen an umgekehrten Flaͤchen gegen das
Geſetz der Schwere. — Einer meiner Freunde ſagte mir,
daß dieß bloß durch die 4 Vorberfuͤße und namentlich ihre
Hacken geſchehe, wobey die L Hinterfuͤße gegen den Koͤr⸗
per zurückgezogen ſeyen. (Geſchieht durch Ballen. O.)
4 Bekanntlich verdienen die Muskeln der Taſter bey den In:
ſecten ausſchließtich in der Nominglerklärung des Wortes
den Namen musculus. Denn die übrigen Muskeln, auch
der Fuße, ſind ſtrahlenfoͤrmig und divergirend. —
1
—
—
Structur
4 72
3. Araneiden.
Als Repraͤſentanten dienten zur Beobachtung Epeiea
diadema, aranea argyronela und andere, und die fehr
langſame ſeltene, einmal von mir hier gefundene Atypus
Sulzeri (Latr.), mit ſenkrechten Kieferhaken. — Aus dies
fen ergab ſich als conſtantes Geſetz: —
Die Spinnen bewegen ſich in 2 Schritten, ſo
daß jedesmal 4 Füße aufteeten; — und zwar,
wenn wir die Fuße in einem Breiſe uns gelagert
denken, liegt zwiſchen 2 beugenden oder vorwärts:
ſchreitenden süßen immer ein ſtreckendes Glied,
und fo umgekehrt, fo daß bey jedem Act der Bez
wegung immer Glieder zweyer Diagonalen ſympa⸗
thiſtren.
Zugleich treten auf der Vorderfuß der einen und der
Hinterfuß der andern Seite, der 2te Fuß dieſer und der
zte Fuß jener Seite, während die übrigen zwiſchenliegen⸗
den nach demſelben Typus geordneten Glieder jene Bewe⸗
gung in der Streckung unterſtuͤzen. — Oder, wenn bie
Fuͤße der einen Seite mit abed, die der andern mit aß yo
bezeichnet werden, fo find a, 6, c din der Streckung,
während a, b, 5, d in der Beugung begriffen find, —
Schema V.
& x
=...
.
7
2
8
5
dd
s
Da die Füße der Araneiden bey den meiſten in einer
Kreislinie liegen oder doch derſelben ſebhr nahe kommen, fp,
wird ihre Seitenbewegung aus einer horizontalen Ach-
ſendrehung auf die Weiſe, wie wir bey den Inſecten
verfahren ſind, begreiflich. — Die Skorpioiden werden
keiner befondern Erwähnung beduͤrfen — Die Waſſerkrab⸗
be unter den Spinnen, aranea aqualica, hatte ich keine Ge⸗
legenbeit zu beobachten. — Das Klettern der Spinnen an
den Fäden ihrer Gewebe verdiente wohl auch einer nähern
Unterſuchung. — N
b. Decapoden. f
Von den Familien der Weichſchwanzkrebſe und
Fächerſchwanzkrebſe wird wenig zu ſagen ſeyn, da in
ihren Bewegungen der Schwanz ein entſchiedenes Ueberge⸗
wicht uͤber die ſchon mehr depotenzirten Füße (welche meiſt
x
m —
3: . 0
andern Functionen dienen) äußert, außerdem aber nie
der Gelegenheit zur Beobachtung ermangeln. — Fuͤr ihre
Gangbewegungen rund für die Bewegungen der ſchon mehr
auf dem Lande lebenden Canceriden dürfte unſer Fluß:
krebs als Repraͤſentant dienen. — Seine Ortsbewegung
auf dem Boden iſt die der Spinnen, wobey das vordere
Zongenpaar nicht in das Verhaͤltniß eingeht, ähnlich, wie
bey den Scorpionen das Zangenpaar keine Bedeutung für
die Ortsbewegung zu haben ſcheint. — Die ſchnelle Nüd:
waͤrtsbewegung wird durch eine energiſche Contraction des
Faͤcherſchwanzes vermittelt. — Welchen Einfluß bey den
Schwimmbewegungen die Fuͤße haben, iſt mir noch
nicht deutlich geworden. —
Intereſſant, weil eine ganz abnorme Form dietend
und ausſchließlich auftretend iſt, iſt der Bewegungstypus des
gammarus pulex unferer Weiher, aus der Familie ber
Zeuſchreckenkrebſe. Der Floßkrebs ſchwimmt in der
Regel auf der Seite. Anfangs hielt ich die 3 an der in⸗
nern Seite des Schwanzes beſtaͤndig wirbelnden Blaͤttchen
oder Anhängfel für die Organe der Schwimmbewegung. —
Wenn man aber genauer beobachtet, ſieht man deutlich,
daß jene Blaͤttchen immer, ſo lange das Thier lebt, auch
wenn es ſonſt ruhig am Boden liegt, rhythmiſch wie der
Puls jenen Wellenſchlag üben. - Nur in ſofern ſcheinen
fie unter dem Geſetze der Willkuͤhr zu ſtehen, daß ihre
Thaͤtigkeit einer Beſchleunigung bey groͤßerer Beweglichkeit
mittelbar oder unmittelbar faͤhig iſt. — Daß aber die ei⸗
gentlichen Organe der Ortsbewegung anderswo [zu ſuchen
find, ſieht man uͤberdies genugſam daraus, daß, wenn das
Thier auf der Oberfläche des Waſſers weilt, trotz der im:
merwaͤhrenden Contraction und Vibration der Blattchen,
daſſelbe nicht merklich von der Stelle geruͤckt wd. - Ich
halte fie für Organe des Alhmens, da ſich aus ihnen,
wenn ſie verletzt werden, wie aus den abgeſchnittenen Fuͤß⸗
chen viele Luftblaͤschen entwickeln und nun das Thier auch,
ohne das Vermögen unterzutauchen, auf der Waſſerflache
ruht. —
8 Die ſehr ſchnellen Bewegungen des Flohkrebſes wer—
den daher dupch zweyerley vermittelt,
1) durch eine ſchnellende Streckung des fonft gekruͤmm⸗
ten Schwanztheiles,
2) durch Vibrationen der 5 letzten Füße derjenigen
Seite, auf welcher das Thier liegt; — wobey die Fuͤße
der andern Seite ganz unthätig find. — Auch die uͤbrigen
beyden Fußpaare mit Zangen ganz indifferent. — Da der
Schwanztheil in der Regel ganz gekruͤmmt iſt, fo bilden
auch die Fuͤße der einen aufliegenden Seite eine Kreisform.
— Die Thaͤtigkeit dieſer 5 Fuͤße, die beſondets bey der
Bewegung uͤber den Boden weg eminent iſt, laͤßt ein eige—
nes in den fruͤhern Formen nicht angedeutetes Vergaͤltniß
erwarten, das mir aber noch nicht klar geworden iſt, da
die Beobachtung bey der deckenden Lage des Koͤrpers ſchwer
iſt. — Zuweilen ſchwimmt das Thier auch eine Strecke
auf dem Bauche vermittelſt des Schwanzes und nimmt
meiſt von einer Seite ſich auf die andere werfend, die Thaͤ⸗
tigkeit bald dieſer bald jener Fußreihe in Anſpruch. — Es
hat dieſe Bewegungsart aber Zerley Eigenthuͤmliches, eins
mal die Seitenlage des Körpers, dann aber zumeiſt, daß
Sfis. 1622. Heft l.
74
immer nur die Fuͤße der einen Seite ſich bewegen, ohne
zugleich conſenſuelle rhythmiſche Affection der andern Fuß—
reihe aufzurufen, endlich, was nicht unweſentlich iſt, die
ungerade Zahl der jedesmaligen Bewegungsglieder, wovon
nirgendswo ein Analogon aufgewieſen werden kann. —
Alſo haben wir feit unferer bisherigen Unterſuchung Schwim:
mer des Bauches, des Ruͤckens und der Seite gehabt,
gleichſam, als wenn ſich die Natur in allen nur moͤglichen
Formen uͤben wolle. —
Jetzt wird es Zeit ſeyn,
zukehren.
c. Aſſeln.
Die Autopſie war hier viel ſchwieriger als in allen
vorhin betrachteten Thiergeſchlechtern. — Ohne langes
Hungern ward kein Reſultat gefunden. Langes Beobach—
ten, fortgeſetztes Feftbalten einzelner Glieder mit dem Aus
ge erregt anhaltende Schwaͤche des Sehorgans und faſt
Schwindel. —
Bey den Aſſeln iſt die Bewegung wieder blos auf
die Thaͤtigkeit der Füße beſchraͤnkt. Aber in der Vielfaͤltig⸗
keit der Bewegungsglieder ſpricht ſich ein conſtantes unwan⸗
delbares Geſetz aus. —
Bey den Vierzehnfuͤßlern wird zuerſt der 2theilige
Schritt in einen 4theiligen verwandelt, d. h 8ehe alle Glie⸗
der in der Bewegung abgelaufen oder aufgetreten ſind, ſind
4 Schritte geſchehen. — Es ſind alſo 4 Fußpartieen in der
Bewegung abwechfelnd;. fo daß, wenn die eine Fußreihe
auftritt, die 3 Übrigen entweder in Streckung oder grada—
tiver Vorbereitung zu naͤchſten Schritten ſind. — In der
erfien Reihe treten 4, in der 2ten 3, in der Zten 4, in
der Aten 3 Glieder auf — 14, — Schema 6.
zu den Landkrabben zuruͤck⸗
Wir bezeichnen die Fußreihe auf ber einen Seite des
Koͤrpers mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, die der andern mit I,
II, III, IV, V, VI, VII. Mit dem erſten Schritt treten
auf 1 T III T 5 + VII, mit dem 2ten Schritt treten
auf 2 + IV + 6, mit dem zten Schritt 1 + 3 + V +
7, mit dem gten II + 4 + VI. So liegt es in dem We⸗
5 *
75
fen dieſes Geſetzes, daß auf jeder Seite ein Glied nach
dem andern zur Bewegung kommt, wenn gleich auf bey⸗
den Seiten immer einige ſympathiſirende Glieder vorhan—
den find. — Die Glieder ſchwingen ablsſend von unten
nach oben wie ein Lauffeuer oder die vibrirenden Haare
des Raͤderthieres. — Die Glieder der einen Seite ſtehen
aber immer in der Bewegung um die Schnelligkeit zweyer
Füße zuruck. — Es iſt nicht zu verkennen, daß dieſer gtheis
lige Typus aus den Bewegungstypen der Inſecten und
Spinnen zuſammengeſetzt iſt, welche beyde zweytheilig
ſind; denn offenbar tritt das Thier im kſten u. Zten Schritt
wie eine Spinne, im 2ten und sten wie ein Inſect auf.
— Denken wir uns fürs erſte die Glieder der 2ten und
Aten Neihe weg, fo ſind uns die Füße U, III, V, VII.
1, 3, 5. 7 geblieben, deren Bewegung nach dem Geſetze
der Spinnen geſtaltet iſt. (Siehe das Schema) Denken
wir uns aber die Glieder nach dem Typus der Spinnen =
I, III, V, VII, 1, 3, 5, 7 weg, ſo bleiben uns die 6
Glieder II, IV, VI, 2, 4, 6, deren Thaͤtigkeit keine an⸗
dere als die der Inſecten iſt, indem hier die Endglieder der
einen und das Mittelglied der andern Seite ſich entſprechen.
— Es iſt aber die zweyte und vierte Bewegungsreihe — nach
dem Typus der Inſecten — in die Iſte und dritte Bewe⸗
gungsreihe, nach dem Typus der Spinnen fo hineingeſenkt,
daß zwiſchen je zwey Glieder jener Reihen ein Glied dieſer
Reihen fällt; worinn das Begruͤndende des oben Ausgefpro-
chenen liegt. — Dieſe Beobachtungen wurden ſehr oft an
Individuen des oniscus asellus und mehrerer anderer Arten
gemacht. —
Das Geſetz liegt hier ſo tief in der Zahl 7 begründet,
daß wir es mit vollem Zug für die übrigen Vierzehnfuͤßler, alſo
für die Gattungen cyamus, sphaeroma, cymothoe, idotea,
asellus, ligia, philoscia, nymphon, porcellio, armadillo
ſetzen dürfen. —
Die Scolopendren haben nur Vervielfältigung der Zahl
7 in ihren Fuͤßen. — Scolopendra morsitans hat nehmlich
21 Fußpaare; scolopendra hat zwar nach den Angaben der
Syſteme 5 Fußpaare. Das erſte Paar hat jedoch auch hier,
wie bey den Krebſen, nicht mehr die Function der Drtsbewe,
gung, und es Fellt auch bier die gedoppelte 14 ſich ein. —
Ashnliches mochte vielleicht von der Gattung scutigera gelten,
die nach der Angabe der Zoologen 30 Fußpaare trägt. —
Die Ortsbe wegung iſt uns daher nach demſelben Geſetz geord—
net, wie die der Aſſeln, da eine Projection des angegebenen
Verhaͤliniſſes auf das Vielfache der Glieder feine Aenderung
mit ſich führt, ſo daß bey 21 wie bey 14 Fußpaaren erſtes
der einen und letztes Glied der andern Seite zugleich auftre⸗
I
—
Scolopendra forficata und electrica ward mir fpäter zu
beobachten Gelegeghelt. — Die Bewegungen dieſer Thie
re find zu ſchnell, als daß etwas beſtimmtes ohne eige:
nen Apparat darüber ausgemittelt werden konnte — Letz⸗
tere hat das Eigene, daß oft nur ein Theil ihrer unz ah
ligen Fuße in Bewegung iſt, wobey der lange Theil ih⸗
res Körpers, der an der Krümmung liegt, ruht, und
daß ihr auch eine ſehr agile Beweglichkeit einzelner Koͤr⸗
pertheile nach der Seite hin zukommt. — Von wurmfoͤr⸗
miger Bewegung in der geraden Linie keine Spur. —
„5
76
Vielleicht ließen ſich die Beweaungsglieder des Julns,
deren wenigſtens 64 ſeyn ſollen, in der Weiſe, wie eben ge⸗
ſchehen, auf 63 — 7 + 9 reduciren. a
Die Zahl 7 und das ihr anhaftende Geſetz waͤre dann
auf eclatante Weiſe durch alle Gattungen der Aſſeln durchge⸗
fuhrt. — Iſt dieß nicht der Fall, fo laͤßt die Zahl 64 in
ihrer Integritaͤt eine Complication des bey den Spinnen und
Krebſen waltenden Zahlenverhaͤltniſſes mit 8 Gliedern ahne
den. Jedoch tritt hier das beſondere Verhältniß ein, daß je⸗
der Leibesring 2 Fußpaare trägt, wodurch wahrſcheinlich. im⸗
mer die beyden Glieder des Leibesringes zugleich auftreten. —
Allein dieß kann keine Aenderung des Geſetzes hervorrufen.
Der Leibesting mit Füßen auf jeder Seite gilt der theoreti-
ſchen Betrachtung ein Bewegungsglied. —
So viel von den Aſſeln, und wir konnten mit Weni⸗
gem über die Branchiopoden aus der Ordnung der Zehn—
fuͤßler dieſe Betrachtungen enden. — Allein hier verläßt
uns die Beobachtung. — Gattungen aus dieſer Ordnung,
die weniger als 8 Füße haben, wie cypris mit 4 Füßen, y-
clops mit 6, find mir bisher entgangen. — Andere mit 8
Füßen bewegen ſich wahrſcheinlich wie die Aranoiden. — Wie:
der andere, wie polyphemus, zoe, argulus haben unter 8
und mehrern Füßen einige Schwimm- oder Ruderfuͤße. Die⸗
fe werden ſich vermuthlich unter die Formen der Waſſerinſe⸗
cten, namentlich unter den Typus der Gleichzeitigkeit in der
Bewegung paariger Fuͤße bringen laſſen. —
Wir können am Schluſſe gegenwaͤrtiger Betrachtungen
einem Gedanken nicht ausweichen, der ſchon bey der Be—
trachtung der Inſecten ſich aufdraͤngte. Wenn es wahr
iſt, daß das Sehen in einem Bsoruͤbereilen der Bilder
von Punct zu Punct in der Zeit, nicht aber in dem Haf—
ten der Flaͤche vor dem Sehorgan begründet iſt, 7 fo folgt
daß, wenn das Sehen der Inſecten und der ihnen adne—
ren Thiergeſtalten kein anderes ſeyn ſoll, als das der Ver—
tebraten, die Unbeweglichkeit des Auges ihnen durch etwas
anders erſetzt ſeyn muͤſſe; dann iſt die Idee wohl mehr
als hypothetiſch, daß die Glieder der Vielfuͤßler zugleich
vicarirend dieſe Function der Augenmuskeln uͤbernehmen u.
es iſt eine intereſſante Parallele zwiſchen dem Antagonismus
in der Bewegung der Inſecten und Vielfuͤßler und den eben
fo antagoniſtiſchen Bewegungen der Augenmuskeln gefun⸗
den. —
Wohl wuͤrde es der Mühe werth fern, auch dorthin,
wo das Glied in der organiſchen Stufenleiter zum bloßen
Muskel wird, und immer tiefer bis an die Urform des
Lebens, wo aus thythmiſcher Undulation und Oscillation
weniger Kuͤgelchen in indifferenter Materie ſich allmaͤhlich
» Sehe J. G. Fichte die Beſtimmung des Menſchen. Ber⸗
lin 1800, pag. 90 — 94.
zen gebohren und geſtaltet erſchaut werden.
77
ein Leben der Bewegung durch Attraction indifferent gewor—
dener Materie erhebt und ſofort die abgeleitete kreiſige Be—
wegung zuerſt dem Willen des Infuſoriums unterthan wird,
— einen ſchuͤchternen Blick zu wagen. —
Die Zabl der Rhythmus, die in unwandelbarem Ge—
ſetz die kosmiſchen Elemente dannen und halten, Bah—
nen rollender Wellen meſſen, ſind auch dem Princip des
Microcosmus eingebildet und vielleicht dem Leben be;
fteundeter als es erkannt wird. — Was uns jetzt als Er:
centtieität der normalen Linie erſcheint, muß bald bey na:
herer Beleuchtung auch in der ſcheinbaren Störung und
Zufälligkeit als geſetznaͤßig und aus der Harmonie des Gan⸗
8
Analyse des travaux de Académie des sciences
—
\
de Paris.
Mois de Janvier 1821.
Par M. Flourens, Docteur en Medecine.
Stance du Lundi 2g.
Le ministre de Pinterieur soumet A Vexamen de
PAcademie les tableaux de Ja tontine projetee par les
Freres Pallard et Audeant. L’Academie nomme des com-
missaires pour les examiner. \
M. Durcille, oflicier de marine, lit un mémoire
sur la campagne hydrographique de la gabarre du roi,
la Chevrelte, dans le Levant et la mer Noire.
M. Cauchi fait un rapport sur les observations et
sur Vouyrage de M. Libri, relatif a la theorie des nom-
bres.
Seance du Lundi 5 Février 1821.
Au nom d’une commission, M. Delambre fait un
rapport sur le memoire de M. Paravey, velatif aux con-
naissances astronomiques des Chaldéens.
— M. Daubuisson est nommé corréspondent de la se-
cion de mincfalogie.
Seance du Lundi 12 F£vrier,
Au nom d'une commission, M. Latreille lit le yap-
port suivant sur le voyage de NI. d'Urville.
' „Le goüt de Phistoire naturelle s'est tellement Te-
paudu dans ces derniers temps, que plusieurs personnes,
eiraugeres par leurs occupations habituelles et leurs inte-
reis à cette science, lui consaereut leurs loisirs et con-
tribuent par la communication des objets qu'elles recueil-
lent, et quelquefois me&me par des Irayaux, aux progres
de nos lumières.
„L’expedition du capitaine Freycinet vient de nous
en fournir un exemple frappant; car il est peu de mem-
Vergl. über die Bedeutung der Zahl in der Naturkunde H.
Fr. Link Ideen zur philoſoph. Naturkunde 1814, pag.
71. 122 se.
78
bres de cette académie qui n’aient à lui offrir le tribut
particulier de leur reculez ee voyage
d'un demisiecle, il m’eüt éeté euere utile qu'à la 3 8
phie et au commerce Ignore-t-on encore que le Mu-
séum s’enrichisse chaque jour de divers dons piteicus faits
par des amateurs jaloux d’augmenter la gloire du plus bel
etablissement de Europe en ce genre? Vous lat portez
vous-meme, messicurs, trop d'intérét pour ne pas fayo-
riser une impulsion si generale et si louable, en encou-
rageant ceux qui veulent se vouer aux sciences nature!les
Tel est le motif qui a determine votre commissaire rap-
porteur a prier M. d'Urville de vous faire part de ses Ob-
servallons. Pai vu d’ailleurs dans cette démarche Pocca-
sion de rendre un nouvel hommage de gratitude au gou-
vernement qui, malgré des eirconsiances pénibles, seconde
si puissament votre zele et vos travaux.
reconnaissance :
„Le plan que s'est trace M. d'Urville n’embrassant
que des generalites, les details de sa relation et des dis-
eussions scienlifiaues lui etaient inlerdits, II wa &e
esperer capliver votre attention que par l’ensemble des
faits prineipaux. Ils se rattachent à trois considérations
majeures, Vhydographie, Varcheologie, et bistoire nalu-
turelle. Quoique cooperant avec M. Gaulbier, son ca-
pitaine, à la rEdaction d'un beau travail ayant pour ob-
jet le periple de la Mer-Noire qui servira de commen-
taire à un autre periple de cette mer, celui d'Arrien, et
qui deviendra pour la posterite ce que celui ei fut pour
les Grecs du moyen -äge, M. d’Uiville, dis -je, devail,
par respect pour l’autorite, garder le silence sur les re-
sultats de cette enireprise, il s'est borne A vous en faire
Pressentir les avantages. Transforme en simple voyageur,
i vous a montré suecessivement et d'une maniere fugitive,
la Propontide, les cötes septentrionales de Il’Asie e
et eclies de la Colchide et de la Tauride. 1 vous a peint
les moaurs des Scythes modernes de ces parages, et ce
tableau, surtout a l’egard_ des Abassas, a pu vous pa-
raitre un peu sombre et peu flatteur pour l’humanite.
Mais du.moins ces hordes feroces respectent- elles les cen-
dres des morts, puisque notre voyageur a vu dans quelques-
unes de ces conlrces, un grand nombre de ces monumens
auciens et funeraires de forme cönique, appeles lumulus par
les antiquaires, kertchs par les Russes et les Tartares, mo-
numens que nous relrouyons encore en Bretagne (voyez
surtout celui de la presqu’ile de Rhuis, departement du
Morbihan, appelé le grand mont), en Irlande; et dont
les plus anciens, à raison.de leur construction et des de-
scriplion pheniciennes qu'on ya decouvertes, nous rap-
pellent l’architeeture cyclopeenne, celle probablement de
nos ancelres,
„Un voyageur du commenc6ment du dernier siecle,
Paul Lucas, et l'un des ajeux d'un naturaliste de nos
jours, bien estimable, M. Lesueur, avait déerit et repré—
sente dans la relation de son voyage au Leyant, des tu-
mulus analogues, découverts par lui à peu de distance de
Karahisar, ville de la Caramanie, et tellement multiplies,
qu'il en evalue le nombre à 20,000. Aussi, malgre ses pro-
testations de veracite, frouva-t-il meme alors des ineré-
dules; mais sans rechercher sil existe r&ellement là un si
vaste et si singulier cimetiere, le fait est substantiellement
@
79
‘ 1 2 > * . [4
avcre, du moins quant ä des conirees voisines, par le té-
moignage de M. d'Urviile.
„Nous ne parlerons point des autres antiquiles, ni des
remarques sur la geographie ancienne dont cet auteur nous
a entretenus; nous P’abandonnons, pour ce sujel, aux mem-
bres -de académie des inseriplions et belles- lettres. Sans
vouloir empieter sur sa jurisdietion, il nous sera cependant
permis de faire l’eloge de ce voyage. Familiansé avec les
auteurs grecs, et parliculierement avec Strabon, il a visite
en anliquaire ces ſieux si celebres par tant de glorieux sou-
venirs, jadis le séjour des lettres, aujourd'hui le domaine
de la Barbarie, ou le desir de voir ee qu'elle n'a pas detruit
ne peut se manifester sans porter ombrage à la superstition,
sans irriter la eupidité et comprometlire existence de l’e-
tranger ayide de lumieres, de ces lieux enfin qui, sous un
rapport moral, forment une sorte de desert au milieu de la
eiyilisation européenne.
„Il nous reste à examiner le mémoire de M. d'Urville
sous un lroisieme et dernier point de vue, IThistoire naturel-
le, et nous yoila maintenant sur un terrain qui nous est
propre. Ce jeune ofheier, emplohé à la marine de Toulon,
cherchait dans la culture de la botanique et de l’entemolo-
gie un delassement aussi agréable qu'instruetif, lorsqu'il a
el appelé par son seryice aupres d'un ingenieur en chef,
NM. Gauthier. Gräces au geüt delaire et à la bonté de ce
capitaine, M. d'Urville a eu l’avantage de pouvoir concilier
ses devoirs avec d’autres inelinations, de trouver dans l’a-
mitie de ses camerades les secours dont il avait besoin, et
de se procurer ainsi un nouveau genre illustration. II a
exploré, autant que les cireonstances le lui permettaient,
la flore des bords du Pont- Euxin et de FArehipel. Le don
genereux qu'il a fait au Muséum d'histoire naturedle d'un
heıbier composé d’environ 500 especes de plantes, de
plusieurs iusectes et de quelques autres animaux, parmi
lesquels est touve une espece d’Ophisaure, le Lacerta
apoda de Pallas, d’autant plus interessant qu'il parait
Etre le Typhyne, on le Caceilia des anciens naluralistes,
altestent son zele pour les seiences naturelles. Ses re-
marques sur la vegetation de ces pays, la nomenelature
des plantes qui y sont indigenes, quoique denues d’ob-
servations spéeialess ont neanmoins du prix en ce qu“
elles se lient a la géographie des végétaux, ainsi qu'aux
eonnaissances botaniques des auteurs grees. Tournefort
avait soupconne que les qualités veneneuses du Rhodo-
dendrum ponticum pouvaient se commusiquer aux glan-
des nectariferes de ces fleurs, et il expliquait par-la ces
vertiges, cette espöce d’ivvesse qu’cpronvaient, dans la
Colchide, des soldats de Yarmee de Xenopkon, apres
avoir mange du miel de cette conirce. L’opinijon de ce
botaniste parailrait recevoir un nouvel appui, si les faits
rapporles à cel egard par M. d’Urville etaient à Fabri de
toute critique.
„Un fait important et dont nous sommes redevables
aux membres de la méme expédition, est que P'aiguille
aimanlee ne décline A P'entrémité orientale de la Mer-
Noire que d'environ quatre degrés. En suivant cette pro-
gression decroissante, nous pouvens en eonclure qu'un
peu plus à lest, elle devient nulle. Si Yon rapproche
= —
80
cette observation d'une autre faite à Archangel, et dont
mia parle M. de Humboldt, il en resultera que vers le
40 e. degré de longitude orientale, à partir de Paris, le
courant magnétique est dans la ligne de ce meridien.
„Nous aimons à voir M. d'Urville exprimer les sen-
limens d'une recornaissance bien legitime envers son ca-
pitaine, et les autres ofheiers del’equipage, Ainsi se res-
serrent de plus en plus les noeuds de cette heureuse fra-
ternite des sciences qui nous promet tant pour l’avenir.
„D’apres cet exposé, votre commission est d’avis que
le zele dec M. d’Urville mérite d’etre encourage par un
temoignage de votre eslime. Si le gouvernement entre
prenait un jour quelque expédition maritime pour des
terres lointaines, et dont les productions seraient moins
connues que celles des conhées parcourues par M. d’Ur-
ville, il serait possible qu'on altachät cet officier A Tex
pédition. Flatté, à juste titre, de votre bienyeillance, il
ferait, nous pouvons l’esperer, de nouveaux efforts pour
y repondre et bien meriter de sa patrie, et vous vous
applaudiriez d'avoir developpe un germe d’emulation qui,
laute d’une telle nouiziture, languit ou perit presque
toujours.“
M. de Humboldt présente une earte de Yile de Cu-
ba, redigee sur les observations astronomiques des navi-
galeurs espagnols et sur celles de M. de Humboldt lui-
meme. Celte carte est accompagnee d'un plan de la
ville et du port de la Hayane,
M. det Humboldt lit de nouvelles recherches. sur
les lois que Ton observe dans la distribution des formes
vegetales, Ä
M. Vallée lit un mémoire sur la vision; et M,
Chomel, des observations sur l’emploi des sulfates de Ri-
nine dans les fievres intermittentes.
Seance du 19 Fevrier. (Voyez Tab. I) .
Au nom d'une commission, M. Cuvier lit le rap-
port suivant: Ä
Nous avons été eharges MM. De Lacépeéde, Dume-
ril et moi de rendie compte à l’academie d'un travail
considésable qui lui a été présenté le 16 mai dernier,
par M. Jean - Victor Audouin, et qui a pour objet l’ana-
tomie comparative des parties solides des insecles.
Quiconque a pris la peine de rapprocher un cer-
tain nombre d'etres naturels du meme regne ou de la
meme classe, a du Sapercevoir qu'au milieu de ces in-
nombrables diversites de grandeur, de forme el de cou-
leur, qu'ils présentent, il regne de certams rapports
dans la structure, la position el les fonctions respcetives
des parties, et qu’ayee un peu d'attention on peut suiyre
ces rapports au travers des differences qui les masquenf
quelqueiois pour des regards superuciels.
Une élude un peu plus approfondi montre mme
qu'il existe une sorte de plan general que Pon peut sui-
vre plus ou moins long- temps Jans la serie des étres et
dont on retronve quelquefois des Waces dans cenk que
Von cıeirait les plus anomaux.
..
81 — 82
Enſin on est arrivé à reconrailre que les diversites
-memes ne sont pas jeitees au hasard parmi les ötres, mais
que celles de chaque partie s’enchainent à celſes des au-
tres parties d’apres certaines lois, et que la nature et la
destination de chaque étre dans l’ensemble de ce monde,
sont determinees par la combinaison des diversites qui le
caracterisent.
Ces ressemblances, ces differences et les lois de
leurs combinaisöns forment Yobjet de la science spéciale
a laquelle on a donné le nom d'Anatomie comparalive,
branche tres - importante de la science générale de or-
ganisation et de la vie, base essentielle de toute histoire
naturelle particuliere des étres orgauisés. -
L’un des plus grands genies de l’anliquite, Aristote
fut le ereateur de cette science, parce que de premier il
Venvisagea de ce point de rue eleye; mais immediate-
ment apıes lui, on negligea entierement le gente de re-
cherches qui pouyait donner de P'extension à ses idées et
depuis le renouvellement de scieuces, on se liyvra long-
temps et avec raison à des observations parlielles plutöt
qu'a des meditalions générales. j
L’esprit philosophique qui, de nos jours, a porté
la lumiere dans la plupart des sciences d’obseryations, a
rendu l’anatomie comparative à sa dignite et en a fait
de nouyeau la regulatrice de la Zoologie; aussi re-
marque-t-on depuis quelques années un grand mouye-
ment à son sujel. Les observations les plus précieuses se
recueillent, les rapports les pins delicats se saisissent; tout
ce que djd 'on a decouyert d’imprevu et en quelque
sorte de merveilleux, a semble jusliſier la plus grande
hardiesse dans les conceptions; elles sont allees pour ain-
si dire jusqu’a la temerite, et deja Pon a vu des philo-
sophes vouloir non-seulement lier ensemble tous les £ires
animes par des analogies successives, mais deduire a pri-
ori la compesition generale et parliculiere des lois uni-
verselles de l’ontologie et de la métaphysique la plus ab-
siruse. Quiconque a un peu etudie Thistoire de l’esprit
humain, sans partager toules les vues des auteurs de ces
tentatives, en felicitera cependant les sciences naturelles.
Bien des hommes n’entreraient pas dans une route si pe-
nibie, si de grandes esperances n’excitaient leur ardeur.
II est aise de prevoir, et dejä l’experience le prou-
ve, que de bons fruits en resulteront infailliblement;
quand bien me&me leurs auteurs n'atteindraient pas leur
but, ils auralent toujours sur la route recueilli une infinite
de faits ct de vues qui n'en seraient pas moins pour la
science des richesses solides.
Ainsi, dés-à- présent, personne ne peut douter
que le cräne des animaux vertcbres ne soit ramené a une
structure uniforme et que les lois de ces variations ne
soient déterminées.
S'il reste encore quelque doute relativement a cer-
ines parties de la face, le plus grand nombre de ces
Parties est deja soumis- à des lois fixes. Des dissentimens
subsistent encore touchant les parties interieures et exté-
rieures du thorax; mais les choses en sont au point, que
Von ne peut tarder, au moyen de quelques concessions
Iſis 1822. Heft
mutuelles, d’arriver à des resultats satisfaisans pour les
hommes de toutes les opinions.
Cependant les esprits les plus adonnes aux specula-
tions a priori reconnaitront sans doute que si la science
a fait des progres si marqués pour toute l’osteologie des
vertebres, c'est que des collecteurs infatigables, des
obseryateurs doues d’autant de sagacite que d’ardeur ,
avaient rassemblé depuis long-temps les faits principaux
et que des personnes de la meme trempe ont conlinue
d’y joindre des détails nombreux et positifs,
C'est a cette classe de travaux exempts de contesta-
tion, parce qu'ils sont uniquement fondes sur Pobser-
vation positive, qu'appartient le travail de M. Audouin.
Ce trayail immense par les details qu'il présente, satis-
faisant par la certitude des fait qu'il rapporte, est encore
tres- interessant par son objet sous le rapport de l’anato-
mie proprement dite et de la mecanique animale, non
moins que sous le rapport de la simple histoire naturelle.
En effet les insectes sont peut- élre de tous les ani-
maux, ceux oü la nature a développé la mecanique la
plus meryeilleuse ; tous les genres de mouvemens qui di-
stinguent entre elles les, autres classes, se rencontrent
dans celle-ci, et peuvent quelqueſois etre exerces par le
meme ıindiyidu au degré le plus parfait, comme avec la
vigueur la plus marquee; mais il sen faut beaucoup
qu'ils aient été etudies sous ce rapport avec autant de
soin que les animaux vertebres, on ne connaissait meme
que d’une maniere assez superficielle les organes de leur
mouvement; les parties dures ou elasliques qui leur ser-
vent de leviers ou de points d'appui, se trouvant pour
la plupart placees à l’exterieur, on en avait abandonne
V’examen a la zoologie qui n'avait pas eu besoin de les
decomposer, ni d’en connaitre les elemens.
M. Audouin, a voulu remplir cette lacune de !’a-
natomie comparee; il a examine les pieces dont se com-
pose la charpente solide des insectes, et s’elant bientöt
apercu que ces pieces ont entre elles d'un insecte a l’au-
tre, des rapports de posilion, de fonctions et souvent
de nombre et de formes, comparables aux rapports des
pieces du squelette dans les animaux verlebres, il a
cherche a generaliser ses observations; il a poursuivi cha-
que piece au travers des métamorphoses yariees qu’elle
subit dans les divers ordres et les divers genres d’insectes;
il est parvenu ainsi à les denombrer, à les caracteriser
et à determiner jusqu'à un certain point, les lois de
leurs variations. II ne présente encore que la portion
de ses recherches qui concernent le thorax, ou plutot le
tronc, cette partie intermediaire du corps de Pinsecte
qui porte les pattes et les ailes, et qui se trouve par
consequent le siege des principaux organes du mouve-
ment; il le considere d’abord dans les inseetes ordinai-
res, ceux qui ont six pieds (les insectes hexapodes). “
„ Depuis le 15 Mai 1820, époque à laquelle cet ouvrage a
été presente au jugemens de T’academie, M. Aud um
a completıe ses recherches sur les autres parties du
Systeme solide des animaux articules., Labdomen, Ia
6
9
85
Lexposé des parties du thorax es une nomenclatu-
ve fixe crece pour elles, devaient naturellement se pla-
cer à la tete de Youyrage. Le tronc de l’insecte se lais-
se tousjours diviser en trois anncaux dont chacun parte
une paire de pattes, et que M. Audouin nomme d’apres
leur position Prothorax, Mesothorax et Metathorax: ou-
tre ces pattes le mesolhorax porte la premiere paire d’ai-
les et le Metathorax la seconde; chacun de ces lrois
segmens est compose de quatre partis: une: inferieure,
deux Jaterales (formant à elles trois la portrine) et une
supérieure qui forme le dos: linferieure prend le nom
de Sternum; la partie laterale or le flane se diyise en
trois pieces prinetpales, une qui tient au sternum et se
nomme Episternum; Naulre placce en arriere de eelle-
ei et à laquelle la hanche s’arlieule, est nommee Epi-
mere. On nomme Trochantin, par opposition a Tro-
ehanter une petite piece mobile, jusqu'ici inconnue,
qui sert A P'union de l’epimere ct de la hauche; la tro-
sieme piece du flanc, qui, dans le mesothorax et le
anelalhorax est placée en avant de EEpisternum et sous
YPaile, est appell&e Hypoptere; quelquefois if y a encore
aulour du stigmale une pelite piece cornze qui se non
me Perlircme.
La partie superieure de chaque segment que Yau-
tcur nomme Tergum se divise en quatre piéces nomimdes,
d’apres leur position dans chaque anneau, Praescu-
tum, Seulum, Sculellum, Posteutellum; la première est
souvent, la qualrieme presque tousſours, cachee
dans intérieur. Les naturalistes mont guere distingue que
le Seuteflun: du mésothorax qui est souvent remarquable
par sa grandeur et sa configuration, mais on relrouye
son analogue dans les trois segmens; ainsi le trone des
insectes peut se subdiviser en 33 pieces principales, ei
si Yon comple les hypopteres, le nombre de ces
pieces peut aller a 43, plus ou moins, visibles a Pexteri-
cur. Une partie de ces pieces donne en outre au-de-
dans, diverses proeminences qui meritent aussi des noms
à cause de l’importance de leurs usages; ainsi de la par-
tie postérieure du sternum de chaque segment s’eleve en-
dedans une apophyse verticale quelque fois figurés en X.
et que M. Audodm appelle Entothorax, elle fournit des-
attaches aux muscles et protege le cordon medullaire;
a0n analogue se montre tans la tete, et quelquefois dans
les premiers anneaux de l’abdomen ; d'autres proeininen-
es inierieures resultent du prolongement de pieces exter-
nes voisines, soudees ensemble, M. Audouin les nomme
Apodemes ; les unes donnent attache aux muscles, d’au-
tres aux alles; enſin il y a encore de pelites pieces mo-
piles soit & Fintérieur entre ses muscles, soit à la base
——
tete, les organes genieratenrs cornés, males et femelles,
wil a stucliés avec la meme methode que le thorax,
Pont conduit A des resultats qu'il fera successivement
connaitre,
> Ce nombre pent Efre ainsi reparti:
3 Sternuras. 6 Episternums. 6 Epimeres. 6 Trochan-
“ins. 3. Praescutums. 3. Scutums. 3 Scutellums. 3 Postscutel-
fum. 6 Peritremes et 4 Hy poptères, en faisant abstraction de
des derniers, dans le Prothorax qui en est prive.
des, ailes, que Pauteur nomme Epidemes. Nous avons
dit que l'on retrouve toujours les pieces principales ou
leurs vestiges; mais il sen faut bien qu'elles se laissent
tousjours separer. lusieurs d’entre elles sont mème
tousjours unies dans certains ordres, et nei se dislin-
guent que par des traces de sulures, 5
M. Audouin a cru devoir donner également des
noms aux trous ou aux vides circonscrits par Fensemble
de chaque anncau.
Le trou anterieur de la téte porte le nom Buccal,
le posterieur celui W’Occipital; il nomme Pharyngien le
vide du prothorax, Oesophagien celui du m+sothorax et
Siomachal celui da metathorax, dislinguant ‚leurs deux
orilices se/on qu'ils sont anterieurs ou postérieurs.
Apres ce resume de P'analyse des pieces, et cette
fixation de leurs noms, M. Audouin passe à Pexamen de-
tafllé de leur développement respectif dans les differens
ordres; il ſeit voir que dans aucun d’eux, Ion ne re-
contre d'autres elemens, et que les anomalies les plus
bizarres en apparence ne tiennent qu'à des varietcs de
formes et de grandeur de ces seules et mèmes pieces.
I
Ainsi prenant d’abord le mesothorax pour objet de
son étude el examinanl ses rapports de grandeur avec le
segment qui le precede, et celui qui le suit, il le mon-
tre peu developpe dans les col&opteres et les orthopleres,
oü il porte des elytres de peu d’usage danslevol, plus etendu
dans les Nevropteres, les Hemipteres ou les deux paires
d’ailes sont presque égales en importance, alteignant le
maximum de son développement dans les Hymenopteres,
les Lepidopteres, les Dipteres oü la premiere paire d'ailes
est instrument principal du vol; il fait voir que l’accrois-
sement de ce mesothorax eutraine la réduction des deux
autres segmens. Quelque chose d’analogue s’observe dans
la proporlions des pieces de chaque segment entre ellesz
sil y en a une fort diminuce. e’est que quelque autre est
fort aggrandie, uelgnefois V’acroissement d'une piece dé
8 P
place la piece voisine, et c'est ainsi que Vepimere du me-
sothorax des cetoines, par exemple, devenant fort grand,
envahit la place de l’episternum, et conslilue cette piece
ecailleuse en avant de la base des elytres que les entomo-.
logistes ont bien remarquée sans en connaftre la nature,
Dans le libellules, au contraire, l’episternum prenant un
grand volume, s’eleve a la partie superieure, et unit a
celui du cöie oppose sur le milieu du dos, et en avant,
entre le prothorax et le tergum du mesolhorax. Daus
les cigales, c'est N'epimere du metathorax qui, se
prolougeant sous le premier anneau de l'abdomen, y for-
me la valvule qui clöt la cavite où reside l’instrument
sonore de ces insecles.
Il n'est pas impossible d’assigner aussi quelques reg-
Jes à cette proportion mutuelle des parties de chaque seg-
ment; en général le sternum se developpe devantage dans
les inseetes qui font beaucoup d'usage de leurs pieds. La
distinction des pieces de chaque partie se proporlionne
au développement de la partie elle-meme, ainsi, c'est
egalement dans les lépidoptères, les hymenopteres et les
dipteres que les quaise pieces du dos du mesothosax
84
2
|
35
sont les plus sensibles et les mieux divisés, dans les au-
tres ordres elles sont souvent presque rudimentaires et
conſondues ensemble; la distinction des pieces du meta-
- thorax deyait £ire comme le développement general du
metathorax: ains c'est dans les coleopieres où la, secon-
de paire d’ailes (les ailes ınembraneuses) est la plus im-
portante, que ce segment prend le plus de volume, et que les
pièces qui le composent se séparent le plus aisement. Une ob-
seryation curieuse de l’auteur, c'est que dans les hyme-
noptéres, le premier anneau de l’abdomen s’unit toujours
inlimement au tergum du mésothorax, et que, Jorsque
Tabdomen est porté par une sorte de pédieule, comme il
arrive si souvent dans eetördre, c'est le second de ces an-
neaux qui subit un étranglement et non pas le premier,
Dans l'étude du prothorax, dont le tergum est ce
e Ton nomme yulgairement Corselet dans les colèoptères,
et collier dans d'autres insecles, l’auteur fait connatue une
Particularité remarquable. L’episternum et l'spimère de
certains orthopteres, comme le Taupe-Grillon ne s’unis-
sent pas comme à l’ordinaire aux bords du tergum; mais
passent dessous et se joignent Yun & autre, en sorte
que le tergum les recouvre et les embrasse. Premier indice,
sclon M. Audouin, de ce qui arrive dans les crustaces de-
eapodes (les crabes ei les écrevisses), oü les flancs sont
embrassés par une enorme cuivasse.
Dans les lepidopteres les flanes du protborax s’unis-
sent de méme enire eux, mais le tergum de ce segment est
seduit A une sorte de vestige ou d’appendice à peine visible.
L’auteur pense que l’extreme de cette disposition est
ee qui fait le carraclere partieulier des arargnees; que leur
tergum n’existe plus, et que leurs flanes unis Yun à Yautre
forment le dessus de leur tronc.
Dans plusieurs hymenöpteres le tergum du prothorax
s’unit à celui du mesolhorax, et ne recouyrant plus son
&pimere ni son épisternum, leur permet de s’articuler avec
ta tele,
Les rapports de la puissance des ailes avec le deve-
loppement et la distinction des pieces du tergum des deux
segmens qui les portent,. sont tellement constans, que
toutes les fois que les ailes manquent à certains insectes
d'un ordre communément aile, ainsi qu'il arrive par
exemple dans les fourmis, les quatre pieces du teıgum se
conſondent entre elles; c'est par une raison semblable,
selon l’auieur, que le tergum du premier segment, le-
quel ne porte jamais d’ailes, est aussi plus rarement divise
que les autres, et forme dans les col&opteres un corselet
d’une seule piece, et que (en prenant ce rapport dans un
autre sens) ni ce premier segment, ni les segmens quel-
conques des insectes, ol ce lergum n'est pas divisible, ne
peuvent porter des ailes. C'est aussi dans le développement
Proportionnel plus considérable, et dans la divisibilite
des segmens qui doivent porter des ailes, que M. Audouin
place la principale difference de Yinsecte parfait à sa larve.
Cette consideration conduit M. Audouin a P’etude da
tronc dans les insectes sans ailes et à pieds nombreux, alt=
i que dans les arachnides et les erustaces,
86
II pose en prineipe que les pieces que ces animaux
possedent, se relrouvent toutes dans les insecles à six
paltes, mais que ceux-ci ont de plus des pidees que les pro-
miers n’ont pas.
Ainsi, comme nous venons de le dire, tout le ter-
gum manquerail aux araignées; leur tronc r&sulterait de la
reunion d’autant de segmens qu'elles ont de paires de pat-
tes. Leurs flaucs s’uniraieut de part et d’autre sur la ligue
moyenne,
M. Audouin eroit mème apercevoir dans les sillons
du trone de certaines araignées, des traces de leur union.
Le plastron qui est entre les pattes des erustacés se
composerait de la suite des sternums de leurs seginens; les
parois osseuses qui remontent sous leur carapace représen-
terajent les flanes de ces ındınes sesinens couverls, et em-
brasses par la reunion de leurs tergums, comme nous ayong
dit que cela arrive au prothorax dans les sauterelles.
En de lans du trone, des cloisons analogues aux apo-
demes des inseetes marquent, selon l'anteur, les sutures
des segmens.
Quant aux insectes à pieds nombreux et sans ailes,
leurs segmeus representeraient en quelque sorte autant de
prothorax.
Ce travail fonde entièrement sur des faits et sur une
grande multitude d'observations, dans lesquelles deux au-
tres jeunes naturalistes M. Odier, et M. Adolphe Brongni-
art, nils de l'un de nos confrères, ont assiste M. Audouin,
est appuye de dessins fort nets, et des preparations qui en
font clairement saisir tous les details. Nous en ayons v
rifie une grande partie; il a trouve d’ailleurs un garant re-
specläble dans un de nos confrères M. Latreille, qui en
travaillant de son cöteE sur un objet particulier (les pré-
tendues ailes antérieures de rhipipteres) s’est reneontré ayee
M. Audouin dans toutes les considerations generales aux-
quelles son sujet La conduit. a
„Independamment de son étendue et de son exaelitu-
de, le travail de M. Audouin a le merite d'avoir lixé les
idées sur une partie intéressante de V’organisation des insec-
tes, qui mavait été etudide encore que superficiellement,
de Pavoir deerite avec preeision, d'avoir donné aux parties
des noms méthodiques, au moyen desquels tous ceux qui
auront à en parler dans la suite, pourront s’enl«.dre aise-
ment; enfin d’ayoir deduit les faits, et par une methode
rigoureuse d’analyse, les lois generales obserydes par la na-
ture dans cette partie de ces ouyrages.
„Sous tous ces rapports, l’auteur nous parait tres=
digne des encouragemens de Académie qui nous semble
devoir faire imprimer son me&moire parmi ceux des sayans
elrangers. *,
„ M. Cuvier rapporteur ayant permis à Pauteur de pu-
blier ce rapport dontl’academie a ordonné impression;
on joint 55 pour U intelligence du sujet deux figu-
res extraites du grand nembre de celles qui composent
Vouvrage. (Tab, I.) =
87
Fig. I. Tergum du Mesothorax dır grand paon (Bom-
byx pavonia major)
1. Ensemble des pieces qui le cons tuent.
2. Ces pieces desarticulees. -
5. Praescutum, (ecu anterieur).
c. Scutum, (cu.
e. Scutellum, (ecusson).
J. Posteutellum, (€cusson postérieur).
Fig. II. Poitrine du mesothorax du Pytiscus flavo-
scutellatus. .
1. Ensemble des pieces qui la constituent,
2. Ces pieces desariiculees,
N. Sternum
1. Epister num.
1 Hypoptere.
k. Epimere.
k. Epimere, vu par sa face interne, afin de mon-
trer Tapodeme d’insertion 1, außmoyen de laquelle l’e-
-pimere est uni par son bord interne au bord externe
de Tépisternum. Lensemble de l’hypoptere, de epi-
sternum et de l’&pimere constitue ses flaucs.)
B. Entothorar.
(Annales gen. par Bory etc. Cah. 21.)
Recherches sur les rapports naturels qui exis-
tent entre les Trilobites et les Animaux
Articules; (Tab. I.)
Lues à la Société Philomatique de Paris, en Février 1821.
Par NM. J. V. Audouin. *
Les anatomistes et les classilicateurs conviennent au-
jourd’hui qu'on ne saurait accorder aux nonıbreux cara-
eteres qui s’observent chez un indiyidu, le meme degré
d’importance, mais qu'il faut assigner A chacun d’eux une
valeur relative bien differente.
Ce prineipe utile, et d'une application ires -heureu-
se dans l’eiude des animaux qui vivent à la surface du globe
actuel, devient surtout indispensable au zoologiste,, lors-
que, s’associant au geologue et iuterrogeant les festes des
animaux fossiles, il les observe, les compare à ce qu'il con-
nait, calcule des differences, combine les rapports et se
decide enfin à leur donner un rang dens la série des
etres.
* Un cclebre entomologiste, M. Latreille, mon maitre et
mon ami, a fait dernierement (mémoires da Museum
d'histoire naturelle de Paris et Annales générales des
sciences physiques, t. VI, p. (350) un memoire sur les
Trilobites dana lequel il rapproche ces animaux des
Oscabrions. Le travail que je publie aujourd'hui est
assez ancien, et ne doit pas étre regarde comme une
refutation des idées d'un savant que je respecte, et
dont j’admire la sagacite. |
Admis journellement aupres de M, Brongniart qui
publie dans ce moment un tres- beau travail sur les dif-
ferentes especes de Trilobites et leur gisement, j'ai pu
voir un grand nombre de ces animaux, les etudier com-
parativement, et arriver à des consequences auxquelles
des circonstances moins favorables pouvaient difficile-
ment conduire. Pai prolite de cet avanlage, et voila
le seul mérite que j'ai peut-Eire eu, N
. Si cette etude est pleine de charmes, si esprit doit
etre satisfait de pouvoir se rendre compte de ce qui a ete,
en obseryant ce qui est; si, d'un autre cöle, il est beau de
se servir du passe, pour completer l’idee du present; de
combien d’ecueils la route qui conduit à ces résultats n'est-
elle pas parsemee? Combien d’obstacles inherens au sujet
meme ne faut-ıl pas surmonter! Jei vous trouvez des de-
bris mutilés et informes; ailleurs les parties sont intaeles,
mais dissöminees au hasard, el ne donnent aucune idee de
ensemble qu'elles constituaient. Là vous avez, il est vrai,
une portion de ce tout; mais tellement incrustee dans la
pierre, qu'on ne peut juger qu'approximatiyxement son
etendue, sa direction et sa forme. Lors menıe que l’ani-
mal est tout- à- fait libre, et qu'un grand nombre d’echan-
Ullons suppleent à ce qui lui manque; en monirant elaire-
ment ce qu'il ne laissail pas apercevoir, il n'existe toujours
que les parties les plus dures du corps de animal.
Le squelette est done, dans tous les cas, le moyen
unique qu'il soit possible d’employer dans ses recherches.
C'est en le consultant, que vous devez vous rendre com ‚te
du systeme nerveux eirculatoire de lappareil digestif, des
organes reproducteurs, etc. C'est lui qui doit vous instru-
ire deshabitudes, des moeurs de l’individu auquel il appar-
tenait: c'est d’apres lui enfin que vous devez vous répresen-
ter animal tout entier, decrire ses caractcres zoologiques,
et determiner le genre, la famille, la classe dans lesquels
il se range.
Prive ainsi des secours les plus indispensables, de
ceux que lezoologiste invoque simultanement lorsqu’il cher-
che a etablir des rapports naturels, l’erreur devient par cela
meme plus facile, et, afin de l’eviter, observation doit
etre plus delicate, lattention plus scrupuleuse. On Sat-
tachera surtout aux caractères de premiere valeur; on ne
les saerifiera pas a des considerations de forme et de fon-
ctions qui ne sont admissibles que sous un certain point de
vue, landis que sous d'autres faces elles blessent les rapports
les plus importans, et se trouvent en contradiciion avec
les analogles les plus simples. 0
Guide par ce prineipe, el préparé d’ailleurs par quel-
ques trayaux sur le systöme solide des articules, * je vais
entreprendre Vetude animaux fort singuliers qui, s'ils ont
occupe beaucoup les geologues, ne meritent pas moins de
fixer l’attention des zoologistes. x
Ces animaux ont recu le nom de Tralobites. Leur
corps, compose de segmens transyersaux assez nombreux,
offre de chaque cöte de la ligne moyenne un enfoncement
qui le divise en trois porlions ou lobes dans le sens de la
longuer.
Le premier de ces caracteres classe naturellement,
selon nous, les Trilobites pasmi les articules, tandis que le
second leur assigne une place plus spéciale.
>
* Un oüvrage ayant pour titre: Rechesches anatomiques
sur le thorax des animauæ articules et celui des insectes
hexapodes en particulier. Par decision de l’Academie'
des sciences de Paris; ce travail.sera imprime inces-
samment dans les memoires des savans etrangers,
3
88
5
3
89 | GER
C'est en obserrant; cette partieularitt, et en lui
donnant le premier une valeur convenable, que M. Brong-
niarl reconnue chez les ligies, les eymothoés, les erevettes
et plusieurs erustaces, un indiee de la division lobaire et
rangea des lors les trilobites aupres de ces animaux. Cel
te observation exacte, et ce rapprochement judicieux pa-
raitront d’aultant plus remarquables qu'il furent faits a une
epoque on la connaissance du squelette des crustacks et
des insectes étant fort peu avancée, ou devait croire im-
possible de baser des analogies sur de semblables details,
— “
Cette lacune de la science, j'ai cherche à la remplir
par un ouyrage offert au jugement de l’Academie, ? dans
lequel je m’attache à enumerer les differentes pieces en-
trant dans la composition du thorax des animaux articules
en general et de celui des insectes hexapodes en particulier.
II est clair qu'un travail aussi special et aussi detaille
deyait decider en faveur ou contre les rapprochemens de
M. Brongniart. J’espere prouyer dans ce mémoire que
Join de les detruire il ne fait que les conſirmer; je mon-
trerai que les trois lobes des Trilobites repondent, sans
aucun doute, aux parties que ce sayant leur assigne, pour
analogues; apres avoir determine les pieces qui les forment,
je les retrouverai jusque dans les insectes, je ferai sentir
pourquoi, dans un cas, elles ne presentent plus le m&me
earaclere. Je discuterai enfin l’existence ou la non existen-
ce des patles; je montrerai que celle-ci loin d’etre une
eonsequence necessaire de l’organisalion du squelette de ces
animaux et que la presence des appendices locomoteurs se-
rait bien plus difficile à conceyoir que leur absence.
x Cest sous ces divers points de vues que je me propose
de considerer iei les Trilobites. |
Jedivise, comme il est necessaire de le rappeller, cha-
que anneau du corps de Fanimal articule en deux parties:
la poitrine et le tergum.
La poitrine est compose essentiellement du sternum
et des flancs. Le steruum eonuslitne ordinairement une
pi®e unique. Les flanesfsont intermediairesau dos et ster-
num, ils existent de chaque cöle ei sont formes par deux
pieces prineipales l’öpisternum et l’epimere.
Le tergum ou le dos resulte de la reunion plus ou
moins intime quelquefois de la soudure complete de qua-
tre pieces transversales; le prasscutum (&cu anterieur), le
seulum (ecu), le seutellum (ecusson), le postscutellum
( ecusson posterieur). 3
Tai dit qu'outre les divisions transversales plus ou
moins nombreuses, le corps des Trilobites était partage
dans le sens de la longuer en trois lobes constans et tou-
jours distinets; c'est ici le lieu de ſixer la valeur reelle de
chagun de ces caracteres. La division transversale ou seg-
mentaire apparlient aux animaux arlicules, on la retrouve
presque sans exception chez tous les indiyidus de cette clas-
2 L’ourrage précité.
2 On aura une idee plus exacte de ces pièces par le rap-
port de M Cuvier, imprime plus haut,
ST. 1822. Heft 1.
90
se, il n’en est pas de meine des divisions longitudinales qui
se montrent sur le dos: .celles-ci, en effet, étant dues,
comme nous le prouverons bientöt, au développement re-
latif des certaines parties, toutes les fois que ces parties
mont pas atteint ce genre particulier d’accroissement, La-
spect trilobaire ne s’est pas fait sentir. Ou ne saurait done
accorder à cette parlieularite, je dirais presque à cet acci-
dent, une importance telle qu'on la juge suflisante pour
exclure toute comparaison entre les Trilobites et les insectes
qui ne sont pas lobes. Pour donner une preuve conyain-
cante de la fugacite de ce caraclere sur les animaux vivans,
je remarquerai;
ı°. Que chez le méme individu les deux enfonce-
mens longitudinanx n’ont quelquefois rien de constant,
c’est-a-dire, quils ne se rencontrent que sur un cerlain
nombres d’anneaux, tandis que les autres men offrent
aucune trace.
2°. Que les crevettes, les ligies, le cymothoes; les
scolopendres, ete., présentent manifestement cette divisi-
on, et que dans des genres tres- voisins elle n'est en au-
cune maniere apparente.
J’ajouterai enfin, pour me faire mieux comprendre,
que la division trilobaire, qui resulte le plus souvent de
l’etendue considerable des flanes, et de l’etat rudimentaire
du tergum, est un cas tres- variable chez les animaux arti=
eules en general, mais constant chez un certain nombre
d’entr’enx; de méme que le développement excessif de
l’ecusson est un cas variable dans la serie des insecter
hexapodes, et constant dans le genre scutellere en parti-
eulier.
2 On conclura, je pense, de ce qui precede, qu'il ne
serait pas judicieux de s'attacher à la division trilobaire,
lorsqu'on enyisage les animaux articule d'une maniere
générale, tandis qu'il est très-wvonxrenable, comme La fait
M. Brongniart, de la prendre en considération lorsqu'on
etudie les trilobites en particulier.
Ces observations préliminaires seront d’ailleurs dau-
tant mieux senties, qu'on aura une connaissance plus exa-
cte du systeme solide des animaux articulés; sans my arré-
ter davantage, je vais passer immediatement a la determi-
nation des differentes parties que nous avons observées chez
les Trilobites.
Le lobe median, comme il est aisé de sen conyain-
ere, est forme par plusieurs segmens transversaux, chacun
d’eux repond à la partie que nous avons nommée lergumt
dans les crustacés et les insectes. Ce lobe resulle, par
consequent, d'une série ou assemblage de tergums, qui,
ayant tous a- peu- pres les m&mes caracleres, et se trou-
vant reunis d'une manière assez intime, peuvent &ire étu-
dies dans leur ensemble.
Le tergum des insectes nous offre, dans son &tat de
division le plus parfait, quatre pieces étendues transversa-
lement d'un cöte à lautre. 4 Si cette division était con-
* Ces quatre pieces que nous avons enum£rees plus haut,
sont surtout visibles dans le mesothorax des lepidop-
teres. :
6*
gi
stante chez ces animaux et chez les erustaces, on serait en
droit d’exiger qu'elle se retrouyät daus chaque tergum des
Trilobites; mais au lieu qu'il en soit ainsi, la variété qui
se présente dans le degré de sou dure, est lelle qu'on peut,
par des nuances insensihles, arsiver de la division la plus
complete à la reunion la plus infime. On ne saurait, par
eonséquent, s’altacher à ce caractère pour decider Fanalo-
gie d'une partie avec le lergum.
Japplique cette réſlexion aux Trilobites, parce qu'ils
n’offrent jamais sur chacun des tergums qui composent le
lobe moyen, les quatre pieces transversales que j’ai nom-
mees plus haut. On apercoit, toutefois, des enfoncemens
qui paraissent repondre à deux de ces divisions.
Si la composition premiere du tergum est le plus sou-
vent un caraclere nul pour appuyer des analogies comme
pour les exclure, le développement pa. .‚cufier qu'il presen-
ie ne mérite pas dayantage de fiser attention.
Rien n'est plus variable, en effet, que le volume
qu'il peut acquerir. Lobserve- t- on dans les crustaees de-
capodes, on le verra constituer une vaste carapace étendue
transversalement, de maniere ä enyahir la place des flanes
et à les envelopper en passant par dessus eux. Dans le
prothorax de la courtilliere (gryllus rote hd Lin.), du
brillon champ£tre (gryllus campestris), et de quelques au-
tres inseetes, il offrira le meme caraclere; tandis que
chez les crevettes, les cymothoés, les cloportes, etc., il
n’aura plus, quoiqu’encore assez developpe, le meme
diamètre et le m&me usage. Le considére-t-on, au
eontraire, dans chaque anneau de la scolopendre (Seo
pendr& morsilans Lin.) , dans le metathorax des coleop-
teres, dans le melathorax des dipteres, et surtout dans
le prothorax des papillons, oü il est reduit à une tige li-
neaire fort étroite, on le verra occuper un espace trés-
peu considerable. Ne nous étonnons plus apres cela de
Yetat rudimentaire que présente Je lobe moyen des Trilobi-
tes, et ne nous ſondons pas sur une soi-disant parlicu-
larité, qui d’ailleurs serait fort peu importante, pour nier
Yanalogie de cette partis avec le dos des cymothoés, des
ligies, des crabes, etc,
Jusquiei, je wai pas tant cherche à prouver que le
lobe median repondait au tergum qu’a eloigner certains
moyens qubon pourrait mettre en usage pour baser ou com-
baltre cette analogie; je me reservais, en effet, un cara-
etère d'une toute au're valeur avec lequel on arrive facile-
ment & celte determination: c'est la place constante que le
tergum occupe. Qu'il soit tres développé comme chez
plusieurs erustaces, rudimentafre comme dans la scolopen-
dre, le prothorax des papillons, etc., il est toujours si-
tue à la parlie supérieure et sur la ligne moyenne du
corps. II peut, à la veritc, dispayaitre complétement,
eomme cgia.a lieu chez les araignées; mais lorsqu'on le ren-
contre, sa position est invariable, paree qu'il n’existe en-
tre lui et ceite ligne, aucune partie qui, en se develop-
Pant, pourrait Ten ecarter. Par consequent toule piece
qui, dans un animal arlicule, sera placce sur la ligne
meoreune supesieure, quels que soient d’ailleurs sa com-
position intime ct son volume, zepondra sans aucun doute
N
DENT ED x *
—— —
tes,
au tergum. * Or, c'est le cas du lobe moyen des Trilobi-
et ce caractère suflirait seul pour démontrer d'une
maniere plausible son analogie avec de lergum, il ne
s'en presentait un second qui n'est pas d’une moindre
importance. II repose sur les connexions ordinaires du
dos; toutes les fois que celui- ei west pas libre sur ses c-
tes, i] adhere vers ce point avec d’auties pieces, qui
elles memes se reunissent au sternum et sont en rapport
avec les pattes; or lc lobe moyen des Trilobites unit,
comme Fon sait, à droite et à gauche à des pieces fort
etendues qui ont été nommes lobes laleraux.
A quelles parties de Fanneau d’un insecte ou d'un
crustacé, repondent ces deux lobes, et sur quoi baser
notre détermination? 7
Si le lobe moyen que nous venons d’eiudier dans sa
composition, son volume, s sa position et ses rapports, est
sans aucun deute Yanalcgne du tergum des inscetes, de
la carapace des erustacls, et en un mot de l’arceau su-
pericur de chaque segment d'un animal articulé; les lo-
bes lateraux ou la serie de pieces qui lui est unie, Te=-
pond necessairement à ce que ßai nommé les Hanes.
Ceux- ei en effet, lorsqu'ils ne sont pas libres supérieure
ment et lorsquils ne se réunissent pas entreux par leur
sommet, viennent, dans tous les animaux artieulds, abou-
tir à Yarceau superieur, ou au tergum, et se joignent &
lui d'une manière plus ou moins intime.
La position qu'ils affectent chez les Trilobites pourrait
surprendre, si nous disions avec Kirby: Les flanes sont
toujours les coles perpendiculaires au tronc.
Nous pensons au contraire que 77 75 position latérale,
supérieure ou inférieure, ne saurait ètre d’aucune valeur;
qu'il est de leur nature de changer de place, de méme
qu'il est de l’essence des pieces situees sur la ligne moyen-
ne d’etre invariables, et que leurs connexions avee le ter-
gum d'une part, et le sternum de Fautre, sont des cara-
eteres d’autant meilleurs qu'il sont plus stables.
La composition intime des parties qu'on ne peut fou-
jours appeller en leınoignage, parce qu'il n’existe pas
de piece, quelque distincte, quelque spéciale et isolee
qu'elle soit, qui ne se confonde dans une autre cireon-
stance avec autres pieces et ne eonstitue un tout homo-
gene, n’offrant souyent aucune apparence de sa division
premiere; cette composition, dis-je, s’accorde ici par-
faitement avee celle qui est propre aux flancs. Les lobes
lateraux de chäque anncau presentent deux pieces reunies
d’abord enti'elles, puis soudees par leur sommet aycc le
tergum. La plus anterieure represente V’episternum; tan-
dis que la postericure repond à l’Epimere. Ce caraelère,
en général Ires-constant, est sans conlredit preferable à
L
II est une circonstance olı le tergum venant A manquer,
les flancs se reunissent entr’eux sur la ligne moyenne;
mais alors il est toujours tres-aise d’apprecier‘ceite ab-
sence, ei on ne saurait s’en laisser imposer en les pre-
nant pour le tergum. Pai attiré Tattention sur cette
particularit€ propre aux araignees, dans l’ouvrage prä-
sente A l’academie le 15 mai 1820.
|
93
tous les autres. Un moyen non moins bon de reconnaitre
avec ceıtitude les pieces analogues aux-flaues, c'est de
eonstater leurs rapports avec.les pattes qu'ils n’abandon-
neut jamais. Cette exploration devient tout-à- fait impes-
sible chez les Trilobites, puisque jusqu'à present on m'a
trouve aucune trace d’appendices locomoteurs. Je reyien-
dıai sur cette partieularite.
Nous avous fait gonnaitre d'une maniere fort générale,
il est vrar, les pieces qui entrent visiblement dans la com-
position de chaque anneau de corps des Trilobites; nous
avons reconnu que le lobe moyen ıepondail au tergunı et
les lobes lateraux au flanes des autres articuls; mais nous
n’ayons pu parler d'une piece ires-iwmporlanle , le sternum.
Les Trilobites en effet n’ont été encore observés qu’enrou-
les, ou bien étendus, el vus par le dos. Cest done l’ana-
logie seule qui nous guidera dans la determination de cette
piece.
Le sternum chez les insectes comme chez les erusta-
eees, est situé sur la ligne meoyenne inferieure du corps.
Fut-il reduit & un point presqu’imperceptible, comme dans
les Jules, ou bien tres-developpe comme dans le genre
crabe, c'est vers cette ligne qu'on est toujours sur de le
rencontrer. Il ne sanrait devier de cette position, car il
en est à son égard comme pour le tergum; aucune piece
n’existant entre lui et la ligne moyenne du corps, et celle-
ei étant le point de départ de son accroissement, il {peut
bien étre reſoulé vers elle, se prolonger plus ou moins
en dehors pour se joindre aux flancs, mais jamais s’en
€carter par son eöle interne.
Dans les animaux les plus voisins des Trilobites, chez
des ligies par exemple, on remarque que le sternum, au
lieu de s’etendre jusqu'au bord externe des flancs, s’unit à
eus au- dessous de Penfoncement longitudinal qui se voit
A la partie superieure. Pexpliquerai bientöt comment les
flanes se comportent dans celle eirconstance, et je me
contenterai d’observer ici que c’ctait, autant qu'il est per-
mis de l’inferer par analogie, le eas des Iilobites. Chez
eux comme chez les ligies, le siernum n’etaif pas plus
developpe dans le sens transyersal que le tergum, il se
"reunissait à la base des flanes, au- dessous du point ou
ceux-ci se joignent au lobe moyen par leur sommet.
Nous verrons bientöt qu'il serait impossible de concevoir
une autre maniere d'ètre.
Ayant reconnu dans les Trilobites le tergum ainsi
que les flancs, et ayant admis par analegie le sternum,
nous avons, comme on voit, toutes les parties essenti-
elles à la composition d'un anneau entier. Cette deier-
mination et les raisons sur lesquelles elle repose, sufli-
talent seules pour mettre en evidence la justesse des rap-
prochemens .clablis par M. Brongniart, et je me borne-
rais A cet examen, si les Trilobites, en prenant place
parmi les articulés, ne fournissaient à l’anatomiste des
données entièrement neuves qu/il ne doit pas negliger.
Je m’attacherai done maintenant à reconnaitre la
nature des modifications qu'ont éprouvées les parties dont
jai termine l’enumeration, et ce travail, assez different
du premier, fera, j’espere, äpprecier à leur juste valeur
les rapports qui existent entre les Tuilobites et plusisurs
animaux arlicules. 5
94
He. Le sternum et le tergum, situés, Fun sur la
ligne moyenne inferieure, l'autre sur la ligne moyenne
supérieure du corps, ont chez les Trilobites une étendue
en rapport inverse de celle des flancs, Ils sont en outre
tres-rappıoches l'un de autre, de manière A constjiuer
presqu’a eax sculs, et sans le sceours des flancs, le dia-
metre du trou dans lequel étajent eontenus les organes
mous. II resulte de cette disposition que les deux lobes
laléraux, quoique lıes- developpes, sont pour ainsi dire
chasses de la circonference interne du segment. Le rap-
prochement qui a eu lieu entre le sternum et tlergum,
joint au peu de développement de ces parties et à le-
tendue excessive des lobes latéraux, sont une des causes
principales de la division trilobaire. Je reviendrai bien-
töt sur ce fait ires- eurieux.
Quoiqwil en soit, les ligies, les eymothoés, ele,
nous offient un exemple assez sensible de ce rapproche-
ment: si on observe le sternum et le tergum de ceg
animaux, on voit que ces parties marchent, pour ainsi
dire, Tune vers Fautre, quelles semblent se seunir par
leur eöte externe et que de meme que cela a lieu chez
les Trilobites, les flanc. sont en quelque sorte chasses au-
dehors, et concourent à former une hés-petite portion
de la circonference interne de l’anneau.
Si l'on est eurieux maintenant de renconfrer chez
d'autres animaux artieules une disposition enlierement
opposee à celle que je signale, on peut observer le me-
sothorax et le metalhorax des genves sauferelle et libel-
lule, et on verra que chez ces insectes le sternum et le
tergum, au lieu d’etre yoisins, sont situés à une trés-
grande distance l'un de Yauire, et que les flanes inter-
mediaires à ces deux parties concöurent dans toute leur
étendue à former la eireonference interne de Fanneau.
Je reviendrai d’ailleurs sur cette disposition que je
ne eite ici que pour faire mieux saisir ce qu’on doit en-
tende par le rapprochement du sternum et du tergum,
Les deux lobes lateraux ou les flanes, composés,
comme nous avons dit, de l’episternum et de l’epime-
ve, sont intermédiairxes au lergum et au sternum; ils
meritent sous plusieurs rapports de fixer notre attention,
et nous examinerons successivement et comparalive-.
ment aux autres auimaux arlicules, leur état de soudure,
leur direction, leur aplalissement, leur elendue ei leur
position.
Nous verrons eu derniere analyse que les diverses
dispositions qu’iis piésentent chez les Irilobites, se vetron-
vent ordinzirement chez un plus on meins grand nombre
d'animaux articules, qu'il en est tres-peu qui leur soient
propres et qu'on ne rencontre ailleurs.
A. Etat de soudure. Les flanes des Trilobites offient
souvent et d'une manière fort dislinete, l’epistesnumn et
l’epimere ; d’autrefois au conlraire, ces deux nir2es prin-
eipales sont confondues entr’elles et ne,se distiuguent que
difficilement ou meme ne se dislinguent pas du tout.
Cette soudure incompl&te sous la plupart des cas, com-
pleite dans quelques autres, west pas parliculitze aux
95
Trilobites, on la retrouve dans toute la serie des
animanx-articules, a des degrés fort différens; C'est
ainsi que l’episternum et l’&pimere sont tres-recon-
naissables dans le mésothorax du dytique et de l’hy-
drophile, dans le thorax des sauterelles, des criquets,
des libellules, dans la scolopendre; tandis que chez
les ligies, les crevettes, les cymothods, plusieurs
crustacés, le corselet de la plupart des colèoptères, le
thorax d’un grand nombre d’insectes, etc., il n’est
plus possible de reconnaitre leur division,
. B. Direction et aplatissement, La direction des
flancs chez les animaux articules est un point d’anato-
mie fort curieux et de la plus haute importance; on
ne saurait se faire une idée exacte de celle qu'ils af-
fectent chez les Trilobites, les ligies, les cymothoés,
les crevettes, etc., si on n'étudiait d'aberd les modi-
fications qu'ils présentent dans les insectes en général.
Elles se réduisent à trois principales: la direction ho-
rizontale; la direction oblique, la direction verticale. ®
ı°. La direction horizontale a lieu lorsque les
deux pieces du flanc étant contisugs par un de leurs
bords et posees de champ, l’une au - dessus de l'autre,
Tépimére occupe la partie supérieure et l’episternum
la partie inferieure. Leurs rapports avec les pieces
voisines sont dans ce cas tres-bornes; car le premier
est soudé seulement avec le tergum et le second
avec le sternnm. Cet état de choses qui n'est pas le
plus ordinaire, se montre évidemment chez les sco-
lopendres et leur donne l’apparence singulière d'étre
doublement trilobées, c’est-a-dire de présenter supé-
rieurement et inférieurement trois lobes formés par
des matériaux essentiellement différens. Ainsi vus
par le dos, ces insectes offrent sur la ligne moyenne
le tergum qui correspond au lobe moyen des Trilobi—
tes et de chaque côté l’&pimere qui représente les
lobes latéraux, tandis que si on les examine du cöte
du ventre, on observe aussi un lobe moyen et deux
lobes latéraux; mais celui-là est constitué par le
sternum, et ceux ci par l’&pisternum de droite et de
gauche. 5
—
ne disposition à-peu-près semblable se retrou-
ve dans le mötathorax des coldopteres à ces deux dif-
ferences pres, que chez eux le tergum occupant
toute la partie supérieure, l’&pimere se trouve refou-
Jé vers le ventre et n'est pas visible sur le dos, et que
Vepisternum qui dans bexemple précédent n’avait au-
cun rapport avec le tergum, se releve ici a son extré-
mité anterieure et se prolonge jusques à lui pour
fournir un point d’appui à V’aile.
2°, La direction oblique a lieu lorsque les flancs
se redressent tant soit peu d'un cöte et l'abaissent au
Sans m'étendre beaucoup sur ces trois espbees de dire-
etions, j’en dirai ce qui estnecessaire pour intelligence
de mon sujet, me reservant d'en traiter plus au long
dans mon ouvrage sur le thorax. ;
Il est indispensable pour bien concevoir ceci et les oh-
servations de meme nature, de recourir aux figures et
A leur explication.
96
contraire de Pautre; Fépisternum alors et Pepim£re
sont tous deux en rapport par leurs extrémités en
haut avec le tergum et en bas avec le sterhum.
Cette disposition particuliere à plusieurs insectes
hexapodes, aux agrıons par exemple, ne obserye pas
du meme que la precedente chez les Trilobites, aussi
n’insisterai-je pas davantage sur les particularites
qu'elle présente. i ;
3°. La direction verticale differe de la direction
oblique en ce que les flancs se redressent complete-
ment, comme s’ils avaient éprouvé un mouvement
de bascule, de telle sorte que les bords qui affectaient
chez la scolopendre une direction horizontale, en
ont ici une verticale, et que l’£pisternum et l’Epimere,
de meine que dans le cas d'obliquité, sont tous deux
en rapport par leurs extrömités avec le tersum en
haut et avec le sternum en bas. 5
La direetion verticale sensible dans un grand
nombre d’insectes, les sauterelles, par exemple, se
présente chez tous les Trilobites.
En effet, si l'on observe ces animaux, on re-
marque que l’Episternum et l'épimère ne sont pas su-
perposés, mais bien placés l'un au devant de autre,
et quils adherent tous deux, non par un bord eten-
du, mais par une extrémité delice,. au lobe moyen
ou en terme plus exact au tergum.
Les Trilobites offrent par conséquent dans leurs
flancs} une des directions principales que nous avons
dit exister chez plusieurs animaux articulés, et ils
appartiennent encore a cette classe par cette ressem
blance. N
Si les Trilobites ressemblent sous ce rapport aux
animaux articules en general, ils présentent quelques
caracteres qu’ils partagent seulement avec les genres
ligie, cymotho&s, etc., aupres desquels M. Brongniart
les a places. Je mettrai en premicre ligne l’applatis-
gement des flancs et je déterminerai ici le sens que
jaccords a cette expression.
Si on examine un insecte dont P'épisternum et
l’&pimere sont verticaux et trös-developpes en hauteur,
la sauterelle, par exemple, on remarque que le ter-
gum et Je sternum sont situés A une trés- grande
distance l'un de l'autre, et que cet éloignement est
du sans aucun doute, a la longueur excessive des flancs
qui leur sont intermédiaires. On congoit trés-bien
alors que si ces parties eprouvaient une diminution,
le sternum et le tergum se trouveraient naturellement
rapprochés, toujours d’autant que la diminution se-
rait plus grande, et qu'ils pourraient ım&me arriver
au contact si les flancs disparaissaient entièrement.
Mais ce rapprochement doit-il dans tous les cas
résulter de la réduction des flancs? Ne peut-il s’ope-
rer d'une autre maniere? C'est une question Alaquelle
il est tres-important de répondre.
L’observätion prouve que le tergum et le ster-
num peuvent étre tr&s - voisins Dun de autre, lere
41
meme que les flancs- conservent une longueur assez
grande; c'est le cas des Trilobites, et e'est aussi celui
des ligies, des cloportes, des crevettes, des cymo-
thoés, eto etc. On peut rapporter en effet ce qu'on
observe, dans cette circonstance, à ce qui arriverait,
si, appliquant les doigts sur le tergum et le sternum
pu thorax de la saulerelle, on les rapprochait artificielle-
ment un de l’autre. Ges parties alors deviendraient plus
voisines, les flancs eprouyeraient non une diminution,
mais un brisement vers le milieu de leur longueur: ils
deviendraient contigus A eux-memes, comme une leuille
de papier que on plie en deux et deborderaient à
droite et à gauche.
Ce rapprochement du sternum et du tergum ct le
brisement des flancs ont eu lieu chez les Trilobites et les
genres voisins, sans qu'il soit pour cela necessaire d’ad-
meltre qu'ils se sont effectués de la maniere que le viens
d’indiquer. Si on prend en effet un eloporle, et mieux
une ligie, et que Fon éludie anatomiquement les parties
qui repondent aux lobes lateraux des Trilobites, e’est-ä-
dire, celles situces de chaque .cöte, en-dehors des en-
foncemens longitudinaux qui existent sur leur dos; si, dis-
je, on étudie anatomiquement ces parties; on voit qu'el-
les sont toutes formees de deux feuillets superposés qui
se séparent facilement jusqu'à leur bord externe, ou ils
sont continus.
Ce bord externe west done pas, comme on pour-
rait le penser au premier abord, Pextrémité inferieure
‚des flanes qui serait devenue-libre, mais bien l’espece
de coude qui resulte de leur brisement, et Pendroit ou
eommence leur repliement sur eusx-memes.
Celte observation s’applique à plus forte raison aux
Trilobites dont les flanes ont acquis une étendue excessi--
ve, et chez lesquels le diametre vertical du corps eüt
ete ainsi affaisses sur EUX- mènies.
Les deux pieces principales du flane ayant été, jus-
qu’ä ce jour, meconnues, ce que je viens de dire de
leur soudure, de leur direction et de leur aplatissement
a sans doute été difficile A conceyoir, Il m'a été, en
effet, impossible, dans cet examen, d'établir des com-
paraisons avec des objets deja connus, ct en meme temps
que j’exposais les resultats auxquels une étude philoso-
phique peut seule conduire, j'ai eu A m’occuper des élé-
mens de la science. Je crois, neanmoins, avoir mis en
avant quelques laits prineipanx qui ne seront pas a dedaigner,
Jorsque, connaissant mieux l’anatomie des animaux arlicules,
on cherchera à étendre ces rapprochemens: je ne me
Dornerai pas cependant à l’expose de ces faits, jinsiste-
rai aussi sur l’etendue et la position des flancs, en reve-
nant sur celles du tergum.
C. Etendue. L'etat particulier d'aceroissement du
lobe moyen et des lobes latéraux, chez les Trilobites,
presente-t-il quelqu'obstacle à la delermination que nous
avons donnée de ces parties; ceux-ci, paree qu'ils sont
res- développées el replies sur eux- memes, n’en repré-
sentent-ils pas moins les flaues; et celui-lä, parce qu'il
est fort relreci, ne correspond-il pas cependant au ter-
Iſis 1823. Heft J. 2
98
s
gum des autres animaux arlieulds?- L'tendue relativa
„ 7
d'une partie eu un mot, est-elle de quelque valeur dans
la recherche des analogues; doit- on s arreter, el les
formes, sans cesse variables, seront - elles des entraves &
nos rapprochemens?
Lanatomie comparée ne peut.
semblables principes, et comme j'ai tranché précedem-
ment la difheulte, en déterminant chaque parlie, je
m’abstiendrais ici de toute discussion A cet egard, si jene
voulais poursuivre la chose jasque dans les plus petits-
details, et prouver que laceroissement des flanes et Peétat
rudimentaire du tergum qui, s'ils etatent propres aux
Trilobites, n'offriraient encore aucune anomalie, se retrou-
vent dans un grand nombre d’indiyidus de la classe des
arliculés.
etre basce sur de
C'est ainsi que les flancs sont tres-etendus dans le
mésothorax des libellules, dans le mésothorax et le mé-
tathorax des sauterelles, dans la scolopendre, £te., ete,
etc., tandis que le tergum a un volume relatif beaucoup
moipdre. Celui-ci se retrécit bien davantage dans le
prothorax des lepidopteres, et manque totalement dans
les araignées, chez lesquelle les flancs développés outre
mesure, enyahissent la place qu'il doit occuper. Nous
rsviendrons tout -à-Theure sur ce fait.
L’etendur trés- differente des flancs et du tergum,
chez les Trilobites, ne constitue done pas un caraclere
exelusif propre à ces animaux, ou étranger à ce qui
existe ailleurs. h
D. Position. La position de quelques -unes des
pieces qui forment un segment quelconque du corps d'un
animal artieule, varie à Vinfini, suivant l’etendue que
prennent les matériaux voisins et le volume qu'elles
acquierent elles-me&mes. Dans le cas le plus simple, le
tergum constitue tout le dos, le sternum la partie inferi-
eure, et les flancs les parois latérales; mais, pour peu
que Pune ou autre de ces parties s’aceroisse, devienne
libre, s’atrophie et m&me disparaisse completement, les
aulres Eprouyent un deplacement proportionnel; Vanneau
lui - meme, tout entier, subit de grands changemens
dans son diametre qui, tantöl s’agrandit ou se retrésit
uniformément, tanlöl augmente on diminue dans un sens
quelconque.
Si on se rappelle maintenant que le tergum es£
silué de m&me que le sternum sur la ligne moyenne du
corps, qu'il est intermédiaire aux flancs, ou, en d'autres
termes, qu'il les sépare en se joignant a eux de chaque
cöte par son bord externe; si, dis-je, on se rappelle
cette disposition invariable, on conceyra que laugmen-'
tation, la diminution ou absence de ce tergum pour-
ront donner lieu aux trois clals sulvans:
Sl s'étend dans le sens transversal, les flanes se-
ront dejettes sür les cöles, et m&me à la parlie inférieu-
re; sil se relrecit, au conlraire, ils paraitront sur le dos;
si, enlin, il manque eomplétement, ils se reuniront
enti’eux sur la ligne médiane.
Ce sont trois limites dans lesquelles rentrent toutes
les modifications qu'on observe chez les animaux arli-
7
99 i
culés dans le developpement relatif de leur tergum et
de leurs flancs. J'ai dü les Eenoncer jei d'une maniere
generale, paree que si les Trilobites nous présentent
Yune ou Yautre de ces dispositions, uous serons auto-
Tises par ce nouveau fait à les ranger dans cette classe.
La prémiere de ces dispositions se recontre dans
tous les animaux artieules chez lesquels le lergum occupe
en entier la partie supérieure et se recourbe me&me sur
les cöies: dans le plus grand nombre des insectes hexa-
podes, par exemple, parmi les insectes myriapodes, le
genre armadille est tres-remarquable sous ce rapport.
Son tergum occupe non-seulement tout le dos; mais il
se prolonge sur les eötesz ses flancs alors se trouvent dé-
jelles a la partie inférieure, et ses palles par suite de ce
refoulement et de l'état rudimentaire du sternum, sont
tres-rapprochees de la ligne moyenne ventrale. On con-
goit qu'un tel etat de choses est tout-A-foit T'inverse de
celui qui existe chez les Trilobites, et qu'il était im-
possible que les sillons longitudinaux qui le caracté-
risent, se montrassent dans les armadilles à la partie supé-
rieure, puisqu'ils sont dus a la réunion du tergum et
des flanes, et que dans ce cas, cette réunion s’opere
sous le venlre.
La seconde disposition qui est celle qu’affectent les
Trilobites, est bien loin de leur &tre particuliére. i
Tout animal articulé, en effet, chez lequel de ter-
gum existe sans occuper en entier la partie supérieure,
devient par celä meme trilobé. Les flancs recourbés sur
le dos vont en quelque sorte à la recontre des bords
externes du tergum, se joignent à eux et constituent alors
les deux sillons caractèristiques. Cest le cas des ligies,
des cymothoes.
C'est le cas de Pabdomen d'un grand nombre d’in-
zectes; c'est le cas du protherax des lepidopteres dont
le tergum est lincaire; c'est le cas des scolopendres à
ceite seule difference pres que les flanes étant horizon-
taux, et l’Epimere superpose a l’episternum, celui- la
seul est visible sur le dos. C'est le cas enfin de plusi-
eurs autres animaux articules.
La troisiöme disposition appartient aux araignées.
I n’existe plus chez elles aucune trace du tergum et les
flanes se r&unissent entr'eux par leur sommet sur la ligne
médiane. ?
Sl résulte de l’examen que je viens d’achever que
les Trilobites ont dans la composition de leur squeletie
les memes pieces que les animaux arlicules yivans; Sils
? Je ne puis ici donner à ce fait toute Pextension qu'il
mérite, je Pai exposé en detail dans Louvrage présenté
a Lacadémie.
Je passerai aussi sous silence comme s'eloignant du
sujet que je traite, le développement remarquable du
tergum dans les crabes, dans le prothorax de la cour-
tiliere, et du grillen champetre, ainsi que ses rap-
ports avec les flancs et la maniere dont ceux-ci se
comportent entr'eux et avec le tergum daus cette cir-
constance.
r 8
100
n'offrent aucune anomalie dans l'état de sondure, dans
la direction, l’eiendue et la position de ces parties, on
conelura sans toute qu'ils appartiennent à ce groupe
nombreux. a
Si d'un autre côté, ils présentent un ensemble de
caracieres secondaires propres a quelques individus de
cette serie, on les rangera aupres des animaux chez les-
quels on les observe. Or, il est suflisanıment demon-
tré, je pense, que les Trilobites doivent dans un ordre
naiurel avoisiner les ligies, les eymolhoes, elc., ayee
lesquels ils ont un grand nombre d’analogies, >
Pour completer Pétude de ces analogies, il nous
reste a parler des appendiees locomoieuıs,
888. Les Trilobites avaient-ils des pattes? S'ils en
avalenl, oü etaicut-elles places? Quels ceiaient leur
consistance, leur étendue, leurs formes, leurs usages?
Voilä une serie de questions auxquelles on deyrait
necessairement repondre_pour ayeir une idée complete de
la structure de leur squelette, de leurs moeuıs et de
leur organisation toute enlicre. i
Avant d’entrer dans cet examen, il est, je erois,
necessaire d'apprécier la valeur reelle de la presenee des
pattes. Si nous accordions en effet à ce caraclere un
degré d’importance qu'il ne mérite pas, nous tomberions
dans une erreur d’autant plus fächeuse, que basant sur
elle tous nos raisonnemens, nous arıiverions A des resul-
tals en apparence fondés, et par suite à des consequen-
ces qui sembleraient rigoureusement deduites et Ires- dig-
nes de foi,
Il n’existerait auenne difheulte, si les Trilobites
avaient des paltes; car alors ils parlageraient ce cara-
etere avec les autres animaux articules; mais il importe
de savoir, si, n’en ayant pas, ils doivent par cela me-
me etre exelus de cette classe, quels que soient d'ail-
leurs les autres points d’analogre par lesquels ils se rap-
prochent des &tres qui la composent. ”
Or, l’importance d'un organe ou d'un systeme d'or-
ganes est assez facile a apprecier lorsqu'on ne se borne
pas a Hétudier dans une espece, mais qu’on le suit dans
une serie nombreuse d’individus. Si organe est impor-
tant, on le voit au milieu des changemens qu'éprouvent
tous les autres appareils, affeeter une constance trés-
remarquable. Si au contraire il est de peu de valeur,
on s’apercoit bienlöt que ses dimensions, sa ſorme, son
nombre lorsqu'il est mulliple, ses usages se modifient à
linäni. ®
Si nous appliquons ce moyen d’explorer importance
des caracteres à l’etude des pattes chez les animaux arli-
culés, nous remarquons qu'elles eprouvent des varialions
tres -nombreuses, non-seulement dans leur volume, dans
leur structure, dans leurs formes, dans leurs -usages,
mais encore dans-leur nombre.
C'est ainsi que dans lascolopendre on observe autant
de paires d’appendices locomoteurs quil existe de seg-
mens: tandis que chez les crustacés isopodes, amphipo-
des, etc., plusieurs anneaux en sont deja priyes. Le
7 ö
nombre va ensuite en diminuant d'une maniére progressi-,
ve: les erustacds decapodes n’ont plus que ein paires-de
pieds; les araignses quatre; les iusectes trois. Les choses
n'en restent pas lä, car parmi ceux-ci plusieurs ne
presentent dans leur premier äge aucune trace de ces
appendices, -
Ces fails sufiront pour fixer le degré de valeur
qu’on peut accorder a Vexistence des patles, et desor-
mais on ne relusera pas, je pense, le nom d’articules
aux animaux qui étant priyes de ce caraciere, réuni-
ralent tous les autres.
Tous les observateurs sont d'avis que les Trilobites
etaient depourvus de pattes; ils fondent leur maniere de
penser sur ce que dans les indiyvidus complets et dans
les debris nombreux qui ont été etudies, on n'a jamais
rencontré aucune partie comparable à ces appendices.
En me rangeant entièrement de cette opinion, j'insi-
sterai tant soit peu sur ce sujet, parce que je crois pou-
voir déduire l’absence des pattes de organisation m&me
du squelette des Trilobites, et donner ainsi un plus
grand poids à ce caractere jusqulici négatil.
Les paties, comme je Fai demontre ailleurs, sont
en rapport constant avec les flancs et le sternum: ces
parlies concourent a former la eirconferenee du trou de
Ja hanche. II resulte de cette assoeiation inyariable que
plus le sternum acquerra de développement dans le sens
transversal, plus le flanes et les patles seront eloignes de
la ligne médiane. Ce premier fait conduit à un resultet
non moins important; c'est qu'alors les patles auront en
général une action d’autant plus marquée que leur dimen-
sion en longueur sera plus graude. C'est ainsi que les
crustacés desapodes et ies erabes em parliculier, ne pour-
raient pas elever au- dessus du sol leur thorax, s’ils n’a-
vaient des pattes ambulatoires d'autant plus longues que
celui-la a plus de largeur. Le sternum diminue-t-ilä
Tune ou autre extremite, les appendices diminuent dans
la m&me proportion. Üeei, par exemple, est tres- ma-
nifeste dans les dromies. 8 ;
Lorsqu'au contraire le sternum est peu étendu trans-
versalement, la longueur des paltes est ordinairement peu
considerable; c’est ce que presentent, avec evidence, les
cloportes, les cymolhods, et sourtout les jules et les ar-
madiles.
Si, se fondant sur Tanalogie, on applique aux Tri-
lobites ces observations qui sont vraies dans la plupart
des circonstances, et non dans tous les cas, on deyra
conelure que le sternum ayant chez ceux tres- peu d’ac=
On peut-attribuer au rapport qui existe entre le deve-
A loppement du sternum et l’etendue des pattes, chez les
erustaces, la longueur tres-differente qu'elles presen-
tent chez le méme individu. Ce rapport est tel, qu'ab-
straction faite de la premiere paire d’appendices qui
* est ravisseuse, les pattes les plus longues repondent au
segment du thorax qui offre un sternum plus developpe
dans le sens transversal. L
»
— —
102
eroissement, 9 les pattes &taient, par ecla mème, fort
courtes.
f Si on reflechit cependant que bien que le sternum
soit peu developpe, le corps de ces animaux offre un
tres- grand diametre transversal, à cause de l’etendue e
cessive et de Faplatissement des flancs, on ne concevra
pas alors comment des appendices si petits et fort rap
proches de la ligne moyenne pouvaient operer la pro-
gression, et on arrivera necessairement a lirer cette con-
clusion, opposee a la premiere; que les patles, pour étre
de quelqwWutilite, avaient chez les Trilobites, une assez
grande longueur el une certaine cousistance; mais cetle
opinion, en apparence fondee, tombe de nouveau d’elle
meme, lorsqu'on considere qu'il n’existe dans les fossiles
nombreux que Fon trouve, aucun reste de ces appendi-
ces, et que d’ailleurs quelquesuns de ces animauk S’en-
roulaient, phenomene qui est essentiellement lie à la pe-
titesse des pailes.
Quoiqwil en soit, les Trilobites &taient des animaux
5 5 1 7 8
marins, sujets a eprouyer autour d’eux des variations nom
Nous avons discute preeedemment Petendue du stermum
et nous avons conclu, par analogie, qu'il avait, chez
les Trilobites, le m&me développement transversal que
le lobe moyen. On peut citer ici, A Pappui de cette
opinion, un fait d’une autre nature, qui confirme en
meme-temps ce que j’ai dit de la petitesse des pattes,
et ne sapplique toutefois qu’aux individus qui jouissent
de la faculte s’enrouler.
L'enroulement, c’est-A-dire la propriete de rappro-
cher une de l'autre les deux extrémités da corps, n'a
lieu dans les animaux vivans, que chez ceux dont les
pattes et le sternum ont très- peu d’etendue transver-
salement
L’enroulement est incomplet ou bien complet.
S'il est incomplet, c’est-A-dire, si l’extremite ante.
rieure et l’extremite posterieure ne se rapprochent pas
assez Pune de l'autre pour se toucher, comme cla se
remarque chex les ligies, les idoties, les cymothoes,
etc., ete., on verra que cette disposition est toujours
liee A un développement assez considerable des pattes
et du sternum.
Si, au contraire, l’enroulement est complet, ou,
en d'autres termes, si les extremites arrivent iminedia-
tement au point de "contact, comme cela a lieu chez
les armadilles, les spheromes, etc., etc., on observera
que le sternum et les pattes sont alors dans un etat
rudimentaire tres-singulier, et on concluera que le
peu d’etendue des päties et du sternum sont, en gene-
ral, des conditions tres-favorables à Venroulement,
Les scolopendres et les jules offrent a quelques
egard une nouvelle preuve de ce que j’avance, ceux-ci
ont un sternum et des pattes fort étendues, et ils peu-
vent seenrouler sur eux- memes; celles-li, au centraire,
ont un sternum fort large, avec des paties assez lon-
gues, et ne jouissent pas de cette faculie.
En appliquant ces faits aux Trilobites, nous som-
mes portes mäturellement à penser que le sternum et
les pattes avaient, si ce n'est dans tous, du moins
chez ceux qui s’enroulaient, un developpement assez
analogue à celui qu'on leur remarque dans les genres
armadille, spherome, iule, etc., etc.
103
breuses dans les eirconstances, et jouissant, sans aucun
doute, de Ja faculté de sy approprier; mais de quelle na-
ture étaient les moyens employes à cet usage? est ce
qu'il s'agit de determiner.
Nous avons fait senlir, d'une part, qu'il était aussi
inyraisemblable de supposer des paties tres-courtes, que
d'en admettre de tres-longues. Ce n'était done pas avec
des appendices articulees que les ITrilobites exccutaient
leurs mouyemens.
Nous avons pu remarquer de l’aulre, que ces ani-
maux, elaient manifestement anneles; que les anneaux
jouissaient ordinairement d'une assez grande mobilite les
uns sur les autres; que les flancs avaient acquis un volu-
me considerable, et que replies sur eux - memes, ils etaient
Iibres entr’eux ainsi qu'à leur bord externe ou du moius
unis par une membraue et semblaient doués de mouve-
mens autant plus eflicaces qu'ils offraient plus d'éten-
due. 19
Ne sommes-nous pas amenés à conelure que c’etait
au moyen de ces arceaux continuellement tendus et dis-
tendus que animal s’acheminait par sauts et par bonds a
la manicre de quelques autres crustaces,
Comment d’ailleurs expliquer autrement la mobilité
des flancs qui était telle que lorsque Panimal s’enroulait,
ils cheyauchaient quelquefois les uns sur les autres, !!
comment ensuite eoncilier cette mobilite extrème avec
Vexistence des pattes qui pour £tre de quelqu'usage
requicrent dans toutes les circonstances un point d'appui
invariable,
Si maigré tous ces faits et les raisons que f'al al-
leguees plus haut, on s'inquiétait toujours de la disparu-
tion des pattes, j’accorderais comme l’hypothese la plus
probable, qu'elles &taient branchiales, à la maniere des
appendices de l’abdomen des crustacés decapodes, des li-
gies, des cymothods, des limules ete., et que dans cet
état, elles ayaient encore quelqu'usage pour la locomo-
tion, en executant des motyemens uniformes ajoules a
ceux des anneaux du corps.
II resulte de ce mémoire, 1%, que les Trilobites ne
s’cloignant des animaux articules que par des dissem-
blances de fort peu de valeur et sen rapprochant au con-
traive par les caraciéres les plus importans, appartien-
nent, sans aucun doute, à cette grande diyision du régne
animal.
très - grandes atec
avolsinent par con-
l’a tres-bien elabli
2°. Quils offrent des analogies
les ligies, les eymothoes etc., et qu'ils
séquent ces dilferens genres, ainsi que
M. Brongniart.
30 Cette mobilité des flanes est trös-remarquable dans les
premiers anneaux du corps de la crevette des ruisseaux z
Geoffroy. Gemmarus pulex; Fabr.
31 Cette disposition remarquable est très- sensible chez un
cal mene de Blumenbach communique AM. Brongniart
par M. de Bournon,
ee
— —
2: Wa
30. Que Pabsence des veritables paltes, bien qu'elle
ne soil pas un caraclere auquel on puisse s’arreter, sem-
ble étre ici un resultat necessaire de l'organisalion du
squelette de ces animaux. (?)
4°. Enfin, que si l'on veut absolument admettre une
hypothese à leur égard, Topinion la mieux fondee est,
que ces pattes reduites et devenues branchiales, en me-
me-temps qu'elles avaient pour fonction principale de
servir à la respiration, etaient encore de quelqu’usage dans
la progression et operaient des mouvemens en harmonie
avec ceux des anneaux du corps.
Si on reflöchit que les details toujours utiles dans
Petude de organisation des &ires vivans deviennent sur-
tout indispensables dans Pobsérvation des animaux fossiles
a cause du petit nombre de moyens qu'il est permis 4 Pa-
natomiste de mettre en usage, on ne s’elonnera pas qu'un
sujet en apparence aussi stérile, ait donné lieu A une dis-
sertalion aussi longue.
J’observerai d’ailleurs que Tanatomie des animaux
arliculés est appeilee de nos jours a prendre une telle di-
reclion, que des fails regardes peut- etre aujourd’hut
comme trop minulieux seront appréciés plus tard A leur
juste valeur.
D 4
Explication de la planche J.
Fig. I. Calymene de Blumenbach. Brong: copie sur
un dessin de l’ouyrage de M. Brongniart.
Ce Trilobite présente anlerieurement la carapace ou
eorselet dont je ne parle pas dans mon memoire, M.
Brongniart ayant eludie cette partie dans son ouyrage.
a. Les yeux.
En arriere du corselet on voit le corps divisé en
plusieurs segmens transversaux, et partage dans un autre
sens en trois lobes par deux lignes longitudinales. Le lo-
be moyen represente une série de tergums en meme nom-
bre que les anneaux. Les lobes lateraux representent la
suite des flancs composes de deux pieces distinctes, lepi-
sternum b, et l’epimere c.
Fig. II. Flancs droits et portion du tergum de
deux anneaux pris dans la figure précédente, afin de
montrer plus clairement les details, b. Episternum, e.
epimere, d. lergum, presentant deux divisions transyersa-
les d' ei d'.
Fig. III. Deux flancs gauches et porlions des ter-
gums correspondans de !Asaphus cornigerus, Brong., alin
de montrer les détails. d. tergum, b. episiernum, ce.
chimère.
On voit la maniere dont ils sont libres sur les bords
afın de chevaucher les uns sur les autres dans l’enroule=
ment. F Extremite postérieuxe du corps fracture que
présente la soudure compleie des derniers segmeus trans-
versaux, et conslitue une piece simple sans aucune trace
de division.
Nota. Ces trois figures sont exactement copiees d’a-
pres nature; les suivantes qui ont pour but de faire com-
preudre ce que jai appellè Lelendue, la direction, Va-
107
‚platissement etc. des flanes et du tergum se retrouvent,
il est vrai, dans la nature, mais ne sont pas faites ici fi-
delemens d’apres des tres vivans.
Tig. IV. Coupe verticale du corps d'un cloporte,
d'une ligie ou d'un insecte voisin, pour montrer, 1%. le
rapprochement du tergum et du sternum qui conslituent
presque A eux seuls la eirconference du segment; 29. Pa-
platissemeut des flaucs qui se sont rapproches un de.
autre en se repliant sur eux-memes vers le milieu de
leur longueur. b. L'épisternum cachant l'épimére qui est
place derriere lui et lui est soudé intimemement. d. Ter-
gun, e. siernum, -
Fig. V. Coupe verticale du thorax d'une sauterelle.
— On remarque une disposition opposce à la précé-
deute; en effet, le tergum et le steınum sont tres-eloig-
nes l’un de Pautre; les flancs concourent à former la
plus grande portion de la circonférence de FTanncau etils
ne sont pas aplatis, c'est- A- dire, plies vérs le milieu de
leur longueur. b. Episternum, cachant l’epimere place
derriere lui. — d. Tergum, e. slernum.
Fig. VI. Profil d'un segmeut du corps d'un animal
artieule chez lequel les flancs ont la direction horizontale.
La scolopendre, par exemple. b. Episternum, c.epimere,
d. tergum, e. sternum. On voit que dans ce cas l’epi-
sternum est seulement en rapport avec le stermum et l’c-
pimere avec te tergum. (Cette figure étant en per-
speelive, Je pointlle indique jes memes pieces du cöte
opposé.) i
Fig. VII. Profil droit d'un segment du thorax d'un
änseete chez lequel les flancs ont la direction oblique.
Le genre agrion en parliculier. c. b.a. flancs, d. tergum,
e. sternum. — On voit que les flancs s’elant redresses
sont tons deux en rapport avec le sternum et le tergum,
non par leur bord qui, dans Ja figure précédente, était
horizontal et adherast A une ou Yautre de ces parties,
mais par leurs extrémités.
Fig. VIII. Profil droit d'un segment du thorax d'un
insecte chez lequel les flanes ont la direction verticale.
La sauterelle par exemple, — b, £pisternum, e. epimere,
d. lergum, e. sternum. - C'est le cas des flancs dans les
Trilobites à cette seule difference qu'ils ont eprouye chez
ces animaux un repliement sur eux-memes comme dans
la fig. 4. 3
Fig. IX. Partie superieure d’un segment d’une sco-
lopendre (scolopendra mors:tans), vu de face; afın de
montrer les trois lobes du dos formé seulement par le
tergum d el Tepimere cc. |
Fig. X. Partie inferieure du meme segment vu éga-
Jement de face, afin de montrer les trois lobes du ven-
tre formés au contraire par le sternum e. et Fepister-
num bb.
Fig. XI. Coupe verticale de l’anncau enlier de la
seolopendre: d. tergum, cc. epimere, e. sternum, bb. epi-
sternum, gg. hanches. (ibid. Cah. 23.)
6
Ss 1922. Het
— — —-—-—
—
108
Abbildung einer Crania, Taf. I.
von Fr. W. Söninghaus
zu Crefeld.
Ich fand neulich in Maſtricht unter einigen Terebra-
tulae ein paar Crania, deren innere feit Jahrtauſenden fo
gut conſervirte Schalen um fo mehr meine Aufmerkſamkeit
reizten, da ſie (wo nicht eine unbekannte) doch wenigſtens
eine unabgebildete Varietaͤt der Crania personata von Ka:
marck (Tom. 6. p. 258) auszumachen ſcheinen, und von
den Bildern der Eagyel. Pl. 17. — Histoire natnrelle
des Coquilles par Bose, Pl. 7 und von Tab. 28 in Schlot⸗
heims Petrefactenkunde ſehr verſchieden ſind.
Bekomme ich mehrere Exemplare, ſo theile ich gerne
mit, bis dahin bitte ich die Freunde der Conchyliologie
mit einer Abbildung fuͤrlieb zu nehmen,
Auszug aus einem Briefe von Kuhl und Van
Haſſelt, an Temminck,
auf dem Meere geſchrieben und vom Vorgebg. d. g. H. den 22,
Octo b. 1820 abgeſandt.
Wir haben die ganze Inſel Madera durchreiſt, und
reiche Pflanzen- und Inſecten- Sammlungen gemacht. Uns
ter den Lurchen fanden wir hier ſehr haͤufig 2 Gattungen
von der Sippe Lacerta. Von Saͤugethieren keine beſonde—
re Art. Das Meer hier iſt ſehr fiſchreich und wir haben
manche ſeltene Gattungen gefunden; im Suͤßwaſſer ſind
keine Fiſche. (!)
Wahrend der Ueberfahrt von Madera nach dem
Vorgebirge hatten wir haͤufige Gelegenheit, eine Menge
wirbelloſer Thiere zu beobachten, und unſere Bemerkungen
daruͤber möchten für die Gelehrten, beſonders für Hrn. Cu—
vier und Leach nicht ohne Intereſſe ſeyn, indem mir im
Stande geweſen find, mehrere ihrer Endeckungen zu beſtaͤtigen.
Wir fanden in dieſer Thierclaſſe viele neue Sippen und ei—
ne Menge Gattungen von Sippen, die bisher fuͤr ſehr arm
gehalten wurden. Unſere Reiſe mußte uns natuͤrl. verhaͤlt—
nißmäßig weniger Gelegenheit geben, Wirbelthiere zu be—
obachten, indeſſen haben wir doch auch jede ſich dazu
darbietende Gelegenheit benutzt. Wir ſchoſſen viele Fre—
gatt- Vögel, Albatros, Sturmvoͤgel und mehre tropiſche
Voͤgel in der Hoffnung, daß einige aufs Schiff fallen ſoll—
ten, was indeß ſelten geſchah. Indeſſen ſind wir doch im
Stande geweſen, anatom. Beobachtungen uber Procellaria
capensis anzuſtellen. Dieſe Gattung hat keinen einzigen
luftenthaltenden Knochen, alle ſind ganz ausgefuͤllt. Den—
noch entfernt ſie ſich ſehr weit vom veſten Lande, und flog
tagelang um unſer Schiff herum. Dieſe Vögel ſchwim⸗
men wenig und tauchen ſelten, auch iſt ihr Herz nicht ſo
dreyeckig und niedergedruͤckt, wie wir es bey Anas nigre
und bey anderen, die oft und lange tauchen, beſchrieben
haben; auch findet ſich bey dieſer Procellaria nicht die Er⸗
weiterung der Venen, die bey den meiſten Schwimm- und
Tauchvoͤgeln bemerkt wird, an den Dauungs-Organen fin—
det ſich nichts Beſonderes; ein ſehr großer druͤſiger Lappen
erſtreckt ſich bis zum After, waͤhrend der musculoͤſe Ma—
7*
109
gen nicht viel über 6 Linien lang if;
find fo lang wie bey Anas nigra.
Sogleich als wir in den Canal einliefen, machten
wir unſer Fiſchergeraͤchſchaft bereit, um die mancherley
Fiſchgattungen dieſer Meergegend uns zu verſchaffen. So
arm die noͤrdlichen Meere an Fiſchgattungen ſind, ſo vieler⸗
ley findet man, ſobald man in die Aequatorial⸗ Regionen
kommt. Ganze Baͤnke von Stolephorus commersonii, von
Thyunus pelamys und Sarda, fd wie von Coryphaena hip-
Pulis werden von ganzen Wolken Schwimmvoͤgel verfolgt;
von dieſen Fiſchen haben wir ſchoͤne Skelette und Exempla⸗
re. Wir fingen Cuviers Lichia, feinen Serranus, einen
neuen Caranx, der unſerem Trachurus ſehr nahe ſteht, auch
den Centronotus duckor, Aulopus und mehrere andere.
Wir haben zwey ungeheure Hayen gefangen; Char-
charias vulgaris und glaucus. Da dieſe Exemplare zu groß
waren, ſo haben wir nur die Koͤpfe davon aufbewahrt und
unſer Zeichner hat ſchoͤne Zeichnungen davon gemacht. Der
Bau des Gehirns ſo wie die Splanchnologie dieſer-bepden
Rieſen iſt ſehr intereſſant und ganz von den uͤbrigen Squa-
lis verſchieden. Unſere Beobachtungen beſtaͤtigen in jeder
Beziehung die Zertheilung dieſer großen Familie in verſchie—
dene Sippen, fo wie Hr. Blainville und Cuvier fie aufger
ſtellt haben.
Auf der Höhe beym Cap konnten wir unſere Samm⸗
lung noch mit herrlichen Fiſchen vermehren, von denen wir
Skelette und zubereitete Exemplare beſitzen; erſtere haben
wir auch von Chrysochloris capensis, von Viverra genelta
und von Aptenodytes demersa; dieß iſt Alles, was wir
bey unſerem kurzen Aufenthalt von 4 Tagen zuſammen⸗
bringen konnten.
Aus einem anderen Briefe derſelben, an Herrn Profes-
for von Swinderen zu Groningen, im September 1820 auf
der See geſchrieben und am 22ten October v. Cap
5 abgegangen.
Wir haben ſchoͤne Reſultate geſammelt far die Ana⸗
tomie von H. Lamarcks anomalen Radiarien und Me⸗
duſen, und vielleicht gelingt es uns dieſen wenig gekaun⸗
ten Theil der Naturgeſchichte auszufuͤllen, wenn wir noch
mehrere Gattungen werden unterſucht haben. An Velella,
Porpita und Arethusa (Physalia) wurden die Zeugungsorga⸗
ne entdeckt; bey dieſer letzteren hat Cuvier fie ſchon ver:
muthet; ſie finden ſich in Theilen, die von allen Autoren
als Fühl⸗ und Saugfaͤden angeführt find,
Dem gelehrten Tilefius, der ſich beſonders mit Un⸗
terſuchungen über die Arethusae beſchaͤfftigte, gelang es
nicht fie aufzufinden. Durch unſere ganz genauen anatom.
Unterſuchungen findet ſich alles beſtaͤtiget, was Cuvier von
der Orgarifation der Pelella und der Porpita vermuthet.
Da viefer Gelehrte aber keine Gelegenheit hatte, dieſe Qual⸗
len im vollkommenen und friſchen Zuſtande zu unterſuchen,
ſo fand er nicht für gut eine beſondere Familie daraus zu
machen, was er gewiß gethan haben wuͤrde, wenn er, wie
wir, ganz vollkommene Beobachtungen hätte anſtellen koͤn⸗
nen; daraus erklaͤren wir uns auch die Meynung, in der
er zu ſtehen ſcheint, daß alle die beſchriebenen Gattungen
nur eine einzige ſeyen. Wir beſitzen eine neue Porpita (P,
—
die Blinddaͤrme
*
N
110
disticha), auch die Salpa octofera, pinnata und runcina-
ta, üderdieß auch zwey neue Gattungen, wovon die eine,
wenn die Anatomie derſelben wird vollendet ſeyn, wahr⸗
*
j
ſcheinlich eine beſondere Sippe bilden dürfte Die Mam
maria adspersa von Tileſius fanden wir auch, es iſt aber
daß Ey von einem Stern- oder einem anderen Seethiere,
wie wir dieß weiterhin bewe'ſen werden; ;
auch Gleba pseudo hippepus. Zwey der Gleba nahe fle
hende Thiere geden uns Anlaß zur Aufſtellung einer neuen,
Selenosoma, ven der wir 2 Gattungen defigen, S. oblon-
gum und ovatum. Auch von den Sippen Velella, Porpi-
ta, Cineras, Anatifa, Salpa, Pyrosama , Physalia, Chon-
dracanthus, Doris, Tritonia, Aetinja u. a. haben wir
Gattungen eingefammeit. 0 g 5
r
Uns ſcheint es, daß bis jetzt nur eine einzige Gat-
tung von Janthina bekannt iſt, nehmlich die, deren Anatomie
Hr. Cuvier bekannt gemacht hat; wir haben zu diefer Sip⸗
pe 3 neue Gattungen hinzugefügt und hoffen im indiſchen⸗
und im Weltmeer, vielleicht ſogar im atlantiſchen, noch
mehrere andere anzutreffen. Es iſt unſerer Meinung nach
wenigſtens eben fo intereſſant, neue Gattungen zu einer
armen Sippe aufzuſuchen - als eine Menge von Solanum,
Voluta, Conus :c. zuſammenzubringen, deren Sippen ſchon
reich genug an Gattungen find. Der gallertartſge Körper
(blaſiges Organ Cuv.) der Janthinen iſt bis jetzt ziemlich
problematiſch geweſen und ſelbſt Cuvier hat den Nutzen def:
ſelben nicht auffinden Eönnen. * Man findet dieſen gallert⸗
artigen Korper bey allen Gattungen; aber bey jeder ver⸗
ſchieden. Oft kommt er bey Individuen derſelben Gat⸗
tung von verſchiedener Groͤße und Volumen vor, und einigen
ſcheint er bisweilen gaͤnzlich zu fehlen. Oft findet man
dieſen Körper iſolirt umhertreiben ohne Jantbina; in dies
ſem Falle findet man einige rothbraune Bläschen, worinn
Koͤrnerchen ſind, und mittels eines Microſcops entdeckten
wir leicht, daß dieſe kleine Körner Junge waren; die Scha⸗
lenwindungen waren ſchon ſehr ſichtbar. Dieſe kleinen Bla⸗
fen finden ſich in beträchtlicher Anzahl, allein fie find je
nach den Gattungen verſchieden. Es iſt um deſto auffallen;
der, daß noch kein reiſender Naturforſcher daran gedacht hat,
ſo fingen wir
eine vollſtaͤndige Geſchichte der Janthina zu liefern, da ſich
doch dieß ſonderbare Thier uͤberall zeigt und bey ſtillem
Wetter die ganze Oberflaͤche des Waſſers damit bedeckt iſt.
Am Vorgeb. d. g. H. haben wir viele ſeltene und
neue Gattungen zuſammengebracht und unſere zoologiſchen
Sammlungen werden bey unferer Ankunft in Batavia ſchon
ſehr bereichert ſeyn; wir haben uns beſonders viele Mühe
gegeden, die Thiere von den Sippen Trltouia, Doris, Mu-
* Oben hat zuerſt in feiner größeren Naturgeſchichte 1815 UL,
2. S. 172 die Bedeutung dieſes ſ. g. Deckels angegeben,
„oft hängt an der Sohle ein Klumpen knorpeliger Luft⸗
blaſen, den man für einen Deckel gehalten hat, der aber
eher das Eyerneſt iſt, welches dieſes Thier mit ſich tra⸗
gen mag; theils weil kein Deckel an der Sohle klebt,
theils weil man dieſen Zellklumpen oft nicht bemerkt hat.“
Bey Buccinum harpa fagt er: „am Thier hängt ein
fleiſchiger Klumpen, der nicht in die Schaale geht; es
kann ihn abwerfen, wenigſtens haben ihn viele nicht,
Iſt offenbar Eyerneſt, und erinnert an Janthina.““
111
rex, Turbo, Haliotis, Patella, Fissurella, Capulus, Chi-
ton, Ascidia, Balanus ete. etc. recht friſch, unverſtäͤm—
melt und gut erhalten zu bekommen.
Was das Botaniſche betrifft, ſo glaube ich, es wird
Ihnen angenehm ſeyn, Ihnen unſere Beobachtungen von
unſerer Ankunft auf Madera an, im Septbr. letzten Jah—
res, mitzutheilen. Wir waren ganz Auge und ſchwerlich
wird eine einzige, waͤhrend unſere Excurſionen blühende
Pflanze uns entgangen ſeyn. In den 5 Tagen, die wir
am Lande zubrachten, ſammelten wir 224 Gattungen und
ungefaͤhr 1000 Exemplare, obgleich die Vegetation nur
armlich iſt und ganz den europaͤiſchen Character hat. . Ei:
nige Beſonderheiten der Formen abgerechnet, wuͤrde man
nicht glauben, in der Naͤhe von Africa zu ſeyn. Der gaͤnz—
liche Mangel an Eichen, Tannen, Birken, Weiden u. ſ.
w. gibt indeſſen dem Ganzen einen ganz beſonderen Anblick.
Alle unſere europaͤiſchen Obſtarten werden dort cultivirt, da
es aber hier nicht ſo gebraͤuchlich iſt ſie zu pfropfen, ſo
fanden wir alles Obſt, was wir genoſſen, ſchlechter als
das unſerige; dagegen ſind die Trauben herrlich und meiſt
roth; der gute alte Maderawein hat ganz die Farbe des
Rheinweins, der rothe Wein iſt ſelten. Alle urſpruͤngliche
Weinſtoͤcke des Landes haben lederartige Blätter und nur
eine einzige Gattung liefert wohlſchmeckende Fruͤchte; die
Portugieſen brachten auslaͤndiſche Weinſtoͤcke hin. Bey der
Entdeckung der Inſel fand ſich nur eine einzige Fichtenart
daſelbſt, allein die Waͤlder wurden ausgerottet und das
Holz zum Hausbau benutzt. Seit der Zeit bedient man
ſich zu dieſen Bauten des Kaſtanienbaums. Die baumar—
tigen Heiden, woven viele Gattungen auf dem Gipfel des
Pico-ruwa ſtehen, geben Weinpfaͤhle. Die Weinſtoͤcke wer⸗
den nicht ſenkrecht gezogen, wie dieß in Europa der Fall
iſt, ſondern horizontal auf etwas vom Boden erhaben,
gitterfoͤrmig gelegtes Lattenwerk, der dann wie mit einer
grünen Decke uͤberzogen, ausſieht.
In etwas beträchtlichen Höhen iſt das Clima, in als
len Laͤndern ſehr verſchieden; fo iſt es auch in Madera.
Auf den Bergen findet man in gewiſſen Höhen Pflan⸗
zen aus allen Climaten. Wir glauben, daß ſich folgende
natuͤrliche Abtheilung der Regionen machen laͤßt:
I. Region der Cactus- Arten.
Unſeren Beobachtungen nach erſtreckt dieſe Region ſich
von der Waſſer⸗Ebene bis zu 630 Fuß hinauf. Von Buch
nimmt dieſelbe Region für Teneriffa an; auf YiTade:
ra aber finden ſich nicht die ſaftigen Euphorbiaceen, die
Cacalien und andere africaniſche Pflanzen, die das Land
von Teneriffa verſchͤnern; nur bloß Cactus und Ficus in-
dica wachſen auf den unfruchtbaren Felſen, und der Wein—
ſtock, das Zucker Rohr und Arum und andere Früchte der
ſuͤdlichen Laͤnder wachſen in den Feldern. Es iſt dieſe Re—
gion reich an wildwachſenden Pflanzen; wir fanden 1 Acoty—
ledon, Adiauthum Capillus Veneris, 5 Monocotyledonen,
Panicum, nodon, Cetoria [2], Audropogon, Milium —
60 Dicotyledonen, Rumex, Convolyulus, Physalis, Crota-
laria, Asclepias, Helminthia, Atractylis, Gertis [II, Agera-
tum, Sida, Myrtus, Cassia etc. etc. Granat-Feigen- und
Bananenbaͤume, die um die einzeln liegenden Haͤuſer ans
(Be ern in
———
112
gepflanzt find, fo wie das angenehme Gruͤn der Arum
machte dieſe Gegend ſehr reizend, 17 von dieſen 68
Gattungen gehen bis zur Region des Weinſtocks hinauf u.
auf einer Höhe von 5,300 Fuß fanden wir noch 2 davon,
II. Region des Weinſtocks.
Schon an der Seekuͤſte faͤngt die Kultur des Wein—
ſtocks an, die Cacten begleiten fie nicht über 630 Fuß der
Höhe. Der Weinſtock erſtreckt ſich bis zu der Hoͤhe von
2,030 Fuß, in einer größeren Höhe werden die Trauben
nicht mehr reif.
In dieſer Region werden das Arum, das
die Maulbeeren, Kartoffeln, Zwiebeln cultivirt
aber weder Cactus noch Bananen. Hier iſt
reicher als irgend anderswo auf der Inſel;
hier auch wenig wilde Pflanzen und alle gehören zu den
Gattungen, die wir ſchon in den vorigen Regionen gefun—
den haben, und uͤberdieß 3 Gattungen, die ſich ebenfalls
in der folgenden Region finden.
Zuckerrohr,
„man findet
der Feldbau
es finden ſich
III. Region der Baſtanienbaͤume.
Der Anfang dieſer Region iſt bey 2,300 Fuß Hoͤhe,
und zeichnet ſich durch ſehr hohe Staͤmme aus, die man
bis auf eine Höhe von 2,950 Fuß antrifft. In einer grö—
ßeren Hoͤhe find fie klein, kruͤppelig und tragen keine Fruͤch—
te mehr. In dieſer Region hielten wir uns längere Zeit
auf, und machten deshalb auch hier unſere reichſte Erndte,
Wir fanden;
f 23 Acotyledonen, worunter 12 Farrenkraͤuter, wovon
eine Pirca (!) und eine Woodwardia; 5 Lichen; Anthoceros,
Marchantia, 2 Jungermannia und Boletus.
12 Monocotyledonen, meiſt
meine Gattungen, außer
ſehr ſchoͤnen Cyperus;
N lauter bey uns ge:
dieſen einen Carex und einen
66 Dicotyledonen, worunter 8 Rumex, Cleihra, Lo-
belia, Chamaemelum, eine baumartige Euphorbia, 2 Teu-
erium frutescens, Cineraria, Disandra u. ſ. w. Neun
von dieſen Gattungen fanden wir auch wieder in den fol⸗
genden Regionen.
IV. Region der Sinſter. (Genets)
Sie hört in einer Höhe von 3920 Fuß auf; fie ift
ſehr arm und hat keme einzige Pflanze, die wir nicht ſchon
in den andern Regionen gefunden hätten, Ganze Sttecken
waren mit Ginſter bedeckt.
V. Region der Saiden.
Dieſe erſtreckt ſich bis zum Gipfel des Pico-Ruwa,
der die hoͤchſte Spitze auf der Inſel bildet und nach unſerer
Berechnung bis 5300 Fuß hat. Dieſe Region iſt ſehr reich.
In der mittleren Höhe finden ſich die grünen Bäume mit
lederartigen Blättern, Clethra, Vaccinium und Laurus.
Zwiſchen der uten und sten Region findet ſich eine Zone
faſt ganz mit Pieris aquilina und einigen anderen Farren
bedeckt. Auf mehreren Stellen verdraͤngten dieſe Farren
7
13
faſt alle anderen Pflanzen, ihre große Maſſe fängt bey
3930 Fuß an und geht bis auf 4080 Fuß. Weiter unten
herrſchen die Ginſter vor und weiter hinauf die Haiden.
Nicht weit vom Gipfel des Berges ſindet man auch wieder
eine Zone, wo die Ginſter die Haiden verdrängen.
Die Region der grünen Bäume hat ihre eigenthuͤrli—
che Lage; außer den Gattungen der vorigen Regionen findet
man hier:
12 Atcotyledonen, wovon 5 Peziza, Lichen etc. etc.
7 Monocotyledonen, worunter Seirpus, Cynosurus, Aira,
Agrostis. 37 Dicotyledonen, und hien unter Sideritis, Echi-
um, Crocodylium, Pyrellrnm, Phyllis, Sempervivum,
Sedum.
Eine Region der Fichten fehlt.
Die Zahl der Gatungen aus den intereſſanteſten Fa⸗
milien geben folgende Verhaͤltniſſe:
Saxifragae Ya24 Rosaceae lem
Amentaceae 7765 Leguminosae ½3
Euphorbiaceae / ruciferae 8
Euphorbiacea If Crucil 53
alvaceae 6 ‚abiatae /
Mal 77 Labiat um
Umbelliferae 705 Gorymbiferae ¼9
Caryophylleae ½7 Filices 515
Cichoraceae 25 |Gramineae er
Hieraus ergibt ſich, daß die nördlichen Familien der
Saxifragae, Amentaceae, Caryophyllaceae, arm find. Eben
fo verhält es ſich mit den Pflanzen, welche in den tropi—
ſchen Gegenden vorherrſchen. Die Euphorbiaceae, Malya-
ceae und Corymbiſerae, die hier ½9 find, betragen am
Cap / und in den andern Aequatorialregionen "/;. Ci-
choraceae find auf Madera ſehr haͤufig. — Morgen ſegeln
wir vom Cap ab. (Da wir dieſen Brief aus den Annales
generales genommen, fo koͤnnen wir mehrere fehlerhafte
Namen nicht verbeſſern.)
Aus einem Schreiben von H. Kuhl und J. C.
van Haſſelt an Profeſſor van Swinderen
zu Groͤningen.
Straße Sunda 17. Dec. 1820.
Ich will Ihnen jetzo nur einige Bemerkungen uͤber
einige von unſern Thieren, die wir auf den Cocoseilanden
erhalten, mittheilen. Bey der Anatomie zweyer erſtaunend
großen Chelonia midas fanden wir 3 neue Specien von
Entozoen, aber keine von denen, welche Nurelphi in ſei—
nem letzten claſſiſchen Werke bekannt gemacht hat. Da ums
ſere Thiere aus einem ganz anderen Striche der Welt ſind,
fo ſcheint es mir, daß unſere Würmer bey den Schildkroͤ—
ten, die unter ganz verſchiedenen aͤußeren Umſtaͤnden leben,
nicht vorkommen moͤgen. Es ſind folgende:
1. Polystoma Mitlae nobis. —
ca vo nasali Chel. nıidae.
Habit. solitarius in
Corpore albo, vix planiusculo, suctoriis iner-
mibus 6 anticis quorum margo membrana-
ceus, pars autem interna lineis concentricis
114.
formata. NMagnitudine 2— 3 linearum. Su-
ctorio postico solitario.
2. Monostoma rubrum nobis. — Habit. socialis
inter oesophagum et ventriculum Chel. midae.
Corpore rubro, infra plano, supra convexo,
postice papillis 2 parvis approximatis kermi-
nato. Ovario granulato in corporis parte,
media. Magnitudine 1 lineae,
3. Monostoma album nobis. — Habitat socialis in
ventriculo Chel. midae.
Corpore albo, infra plano,
postice papillis 2 majoribus distantibus ter-
minato. Ovario ex corpusculis composito
distichis, elongatis, teretibus, obtusis, quo—
rum anteriora majora, posteriora graciliora,
minora. Magnitudine 1 liniae.
supra convexo,
Die Farbe dieſer Monoſtomenf ſcheint mir nicht, wie
Rudolphi glaubt, von den Ovarien oder den eingenomme—
nen Nahrungsmitteln herzuruͤhren, ſondern dem Thiere we—
ſentlich anzugehoͤren; denn die rothe Farbe findet ſich nicht
nur an den Ovarien ſondern gleichfoͤrmig am ganzen Thie—
re. Von den Nahrungsmitteln kann es eben ſo wenig
kommen, weil dieſe 2 verwandte Specien, die wir in uns
ſern beyden Schildkroͤten fanden, ſicher nur dieſelben Nah—
rungsmittel gebrauchen und kaum einen Zoll weit von einans
der wohnen, indem feiner jedoch feine Grenze uͤberſchreitet.
— Beyde Schildkroͤten hatten eine Menge Fucus, kalkige
Corallinen, und kleine Stuͤcke von Madreporen und Stücke
von Conchylten verſchluckt. 8
3 Specien von Cruſtaceen fanden wir auf den Inſeln,
dieſe aber in ungeheurer Menge. Da wir in den wenigen
Stunden, die uns an den Ufern zu verweilen vergoͤnnt war,
einige neue Bemerkungen uͤber deren Lebensart gemacht ha—
ben, ſo wird es Ihnen wohl angenehm ſeyn, wenn ich
Sie Ihnen hier mittheile. 0
Die beyden hier vorkommenden Paguren leben auf
dem Lande und meiden die See, wie Boje ebenfalls bey
einer andern Species in America beobachtet hat, da der
Pagurus Bernhardus der Nordſee hingegen nur fehr ſelten
ans Ufer kommt, und in einer Tiefe von Go — 80 Fa⸗
den fo erſtaunend häufig tt, wie ich auf einem Fiſchzuge in
Holland fruͤher einmal erfahren.
Die Paguren der Cocosinſeln aber leben nicht nur an
dem Strande, ſondern wandern ſelbſt in die dichteſten Waͤl—
der hinein, und was noch fonderbarer iſt, hier beklimmen
fie die Stämme der Cocospalmen und baumförmigen Rau-
wolfien, und kriechen auf den Aeſten hin, vermuthlich um
die Jungen und die Eyer der Sulen aus den Neſtern zu
ſtehlen. — Was wir von Vögeln ſchoſſen, legten wir hier
und da zuſammen auf Haͤufchen. Wie groß war aber un⸗
fer Erſtaunen, als wir nach kurzer Zeit kleine Geſellſchaf—
ten von dieſen gefraͤßigen Paguren um unſere Beute hevs
um verſammelt ſahen, um ihre Mahlzeit zu halten. Von
verfchiedenen Sulen hatten fie uns die Schnaͤbel abge:
freſſen.
1
113
Der Zte Cruſtacee war Ocypode Cerathophthal-
mum Fab., der, wie der Schatten eines voruͤberfliegen—
gen Vogels, uͤber den weiſſen Sand hinſchwand. La—
treille's Bemerkungen über die Lebensart dieſes Thteres
find recht gut, nur das unſer Ocypode weder in Geſellſchaft
lebt, noch am Abend zur Beute ausgeht. Er kommt nie in
das Waſſer und meidet es ſehr ſorgfaͤltig; uͤberraſchte ihn
jedoch eine ſchnell anrollende Brandung, ſo ſahen wir ihn
ſich immer ſchnell in den Sand einwuͤhlen, bis das Waſſer
wieder abgelaufen war, ohne Zweifel aus Furcht vor der
Unſumme von Hayen, welche das Ufer bewohnen. Es iſt
aͤußerſt ſonderbar, wie dieſer Krabbe, mit feinen 2 langen
Augen hoch aufgerichtet vor ſeinem Loche ſitzt, welches er
in den Sand gegraben hat; ſchon auf einen weiten Abſtand
ſieht er ſeine Feinde oder ſeine Beute, und flieht nun ſo
ſchnell, daß man ihn im Laufe nicht erreichen kann,
in einer ſeitlichen, ſondern ſchiefen Richtung, indem er ſich
ſehr hoch auf die Fuͤße erhebt; auch dieſe fluͤchtigen Thiere
waren bey unſern Voͤgeln ſehr geſchaͤftig, und wußten ih—
nen auf eine ſehr manterliche Weiſe die Augen auszupicken.
Dieſe 3 Krebſe ſcheinen allein den Strand von allen
todten Thieren zu ſaͤubern, weswegen wir leider gar nichts
anders am Strande fanden. Die Waſſervoͤgel ſetzen ſich
hier nicht wie in Europa an den Strand und warten von
der anrollenden Brandung ihre Nahrung ab, ſondern hal—
ten ſich auf den Baͤumen auf und jagen nur im vollen
Meere.
Ichthyotomiſche Tafeln von Dr. Fr. Roſenthal.
2te Lieferung. Guͤrtelfloſſer. 3tes Heft. Berlin bey
Schade 1321. 4. 14. mit 4 Tafeln in Folio.
Der Verfaſſer faͤhrt auf ſeine alte Weiſe fort, Fiſch—
ſkelette abbilden zu laſſen und die meiſten Theile davon zu
benennen, ‚auch ziemlich auf die alte Weiſe, fo daß wir
nichts Neues daruͤber zu ſagen wiſſen. Die Deutungen der
Kopfknochen von Bojanus und uns hat er kaum der Bee
rüſckſichtigung werth gehalten, und unſeren wohlgemeynten
Rath, die alten Tafeln neu aufſtechen zu laſſen und die
paar Bogen Text in Maculatur zu werfen, ſcheint er mit
Verachtung wegzuwerfen. Demnach find wir von den Ger
ſetzen der Iſis, uͤber jedes Buch ein beſtimmtes Urtheil zu
faͤllen, losgeſagt; gegen das Publicum haben wir die Pflicht,
anzuzeigen, was im Buche iſt.
Der Verfaſſer liefert hier auf Tafel X. Cobitis fossi-
Us, barbatula, anableps, Centriscus scolopax, Pegasus Draco.
Tafel XI.
Tafel XII. Sparus Raji Bloch, Coryphaena Nova-
eula, Balistes brasiliensis.
Tafel XIII. Zeus Faber, Chactodon striatus, cornu-
us, Coryphacna lutea.
Pleuronectes flesus, maneus,
Ps 1523. Seite
nicht
114
De Systemate Venoso Peculiari in permultis
animalibus observato.
Disquisitiones anatomicae nobis par plurium an-
norum serıem continuatae, eo nos deduxerunl, uf
novum et adhuc incognilum venarum syslema, quod
in permultis animalibus obtinet, indagaremus, Prio—
ra nostra observata Societati Philomaticae Parisiensi,
seriora vero Societati Regiae Scientiarum Hafniensi
obtulimus. Cum pluribus de causis in praesentia pro-
prohibeamur, quo minus has observationes ea, qua
optamus, diligentia elaboratas in publicum edere pos-
simus, tamen primas lineas huius systematis venosi
eruditorum examini et crisi subjiciendas putavimus.
In homine reliquisque mdmmalibus constat, ve-
nas omnes, excepta portarum vena, ita complexas
esse, ut unum et perpetuum systema efliciant, quod
sanguinem ex omnibus corporis partibus refluentem
ad cor revehat.
In his animalibus venae, quae ab inferiori vel
posteriori corporis parte proveniunt, in communem
truncum coeunt. Quo facto vena cava inferior for-
matur, et sanguis recta ad.cor ducitur,
Sed illa systematis venosi ratio in reliquis ani-
malibus vertebratis nusquam obtinet. Novum et pe-
culiare systema venarum existit, quod cum reliquis
corporis venis haud directo conjunctum est. Vena-
rum ope, quibus illud componitur systema, sanguis,
qui e media vel posteriori corporis parte refluit, nom
continue venam cavaın inferiorem et deinde cor petit,
sed ad renes, vel ad renes et ad hepar deducitur.
In avibus, reptilibus et piscibus hoc systema ob-
servatum est, ejnsque forma primaria ires modiſica-
tionum gradus percurrit.
Prima modificatio, quae prototypon reliquarum
est habenda, hanc speciem ostendit. E cute et mus-
culis partis mediae eorporis ramuli oriuntur, qui
plures formant truncos, qui diversi ad renes tenden-
tes in substantia eorum rursus in ramos diyiduntur
ibique varie dispertiuntur.
Secunda modificatio inde nata est, quod venae,
quaesa posteriori corporis parte redeunt, in hoc sy-
sterna recipiuntur. Vena caudalis, quae sangui-
nem a cute et musculis posterioris corporis revehit,
in duos abit ramos, qui, receptis nonnullis venis e
media corporis parte redeuntibus, ad renes utriusque
lateris flnunt ramosque suos in ecorum parenchymate
distribuunt. 3
In tertiae modificationis gradu venae huius sy-
stematis eodem modo ac in praecedenti formatae sunt,
nisi quod vena caudalis vel alia vena e posterioribus
partibus rediens ramum quoque ad venam portam.
emittit. Sanguis e media et posteriori corporis parte
8
113 -
reſlnens in prima et secunda huius systematis mo-
dificatione ad renes solum devehitur, in tertia vero et
ad renes et ad hepar.
Vena cava inferior systematis venosi vulgaris in
secunda et tertia huius systematis modificatione a ve-
nis revehentibus renum et a testium vel ovariorum
venis composifa est. In prima modificatione vena
caudalis venas revehentes renum excipit; cum venis
testium vel ovariorum conjungitur et hoc modo ve-
nam cavam inferiorem efficit.
Jam, quomodo hoc systema venosum singulare
in variis animalium classibus sitcompositum, breviter
exponere conabimur.
In piscibus nostrum systema venosum per omnes
suas modificationes temperatum apparel.
In pluribus piscium generibus, ubi systema ve-
narum secundum primam modificationem est} com-
positum, omnis sanguis cutis et musculorum, qui
mediam corporis gartem, a capite usque caudae radi-
cem, efhiciunt, excipitur ramis venosis. Hi deinde,
concurrentes in plures singulares truncos, variato
cursu ad renes, tamquam in commune centrum, con-
currunt, et in eorum parenchymate dispertiuntur.
Venae caudales in communem truncum abeunt,
inter renes fluentem, ubi, cum eorum venas recur-
rentes exceperint, cum venis testium vel oxariorum
conjunguntur et venam cavam inferiorem efliciunt,
Quae quidern modificatio prototypon, ut ita di-
cam, est systematis huius venarum, cum rami, e
quibus componitur, in ceteris modificationibus Iple-
rumque adsint, Systema venosum ita formatum in
pluribus generibus invenitur e. 3. cyprino, clupea etc.
Altera modificatio in piscibus facile est frequen-
tissima. Omnis enim posterioris et saepissime etiam
medii corporis sanguis ad renes fluit. Vena caudalis,
ut renes attigit, jam in duos ramos principales divi-
viditur, qui, exceptis singulis truncis partis mediae
corporis, per renes distribuuntur.
Quae genera amplioribus renibus sunt praedita,
ibi pars venaruw, ut trunci singulares, à media cor-
poris parte ad renes abit.
Vena cava inde oritur, quod venae sanguinem
& renibus reducentes (venae renales stricte sic dictae
8. venae renales revehentes) cum venis testium et ova-
riorum se conjungunt.
In Rajis, Squalis, Esocibus, Pleuronestis- etc.
hoc systema venosum ita est comparatum.
Tertia modiſicatio, superiori fere similis, hac
una re ab illa differt, quod vena caudae, praefer
venas, ad renes abeuntes, amplum ramum ad venam
pertarum emietit, ita ut sangnis posterioris et medii
corporis partim ad renes, partim ad hepar deducatur.
Vena cava omnins eodem modo existit ac in piscibus,
quorum systema venosum ad secundum modificatio-
nem temperatum est. Rarior autem est illa in hac ani-
malium classe, quae nobis adhuc nisi in Muraena et
Lophio sese praebuerit. 4
In omnibus amphibiis hoc systema venosum ter-
tiam modificationem sequitür, ut cuiusque tamen
animalisjvel posteriores extremftates vel caudae ma-
jores sunt, ita varie compositum,
Praeterea organon, amphibiorum classi propri-
um, huic systemati venas aliquot praebet. Quod
organen constat vel e duplici sacco membranaceo, in
cloacam hiante et saepissime liquorem ijpellucidum
continente, vel e sacco meinbranaceo oblongo, adipe
repleto nec cum cloaca conjuncto.
Age nunc, varia horum animalium genera, ut
cuitsque eorum modificatio systematis venosiest, bre-
yıler recenseamus.
Oyhidii. In his amphibiis peculiare organon
constat duobus saceis membranaceis praelongis, adi-
pe repletis. Systema vengrum componitur e vena
candali, qua divisa ad renes tendit. Quae venae rena-
les advehentes vense portae anastomosin praebent.
Venae orgari peculiaris et musculoru:n abdominalium
anteriorum truncum fingunt primarium, qui in ve>
nam portarum supra influit, quam in iecur intrat-
Postquam vero in hoc organon ingressa est, quosdam
minores truncos venosos e musculis abdominis ante-
rioribus recipit.
Vena cava oritur a venis renalibus propriis s. re-
vehentibus, quae cum venis testium vel ovariorum
se eonjungunt, ;
Saurit. Organon horum peculiare e sacco
membranaceo et celluloso constat adipe repleto, et ad
utrumque latus partis inferioris abdominis locato.
Vena caudalis sese cum vena ischiatica e ramo
venae cruralis conjungit, et hoc modo venamrenalem
advellentem efficit. Alter ramus venae cruralis, cum
analoge alterius lateris confluens, venas ex organo
peculiari et musculis abdominalibus mferioribus ori-
entes recipit, ad venam portam tendit, in eamque,
priusquam hepar intrat, sanguinem eflundit. Ve-
nae nonnulla, ex anteriori parte musculorum abdo-
minalium erumpentes, hepar transeunf et in trun-
cum venae portarum infuumt,
Vena cava aeque ac in animalibus jam memora-
tis formaiur.
Chelonii. Organon Imius generis cetera mag-
nitudine superat. Contextum est e membrana cellu-
losa per totam inferiorem corporis partem extensa, et
adipe referta,
Vena caudalis, cum vena extremitatum posteri-
orum vario modo conjuncta, venam renalem adve-
hentern utriusque lateris format. Ceterae venae cru-
rales cum venis diversis in locis ex organo peculiari
redeuntibus partim venam renalem advehentem se-
cundariam et adscititiam faciunt, partim ad inferio-
*
117
rem abdominis parietem aut separatim aut in superi-
ori parte conjunctae ad hepar abeunt, ibique sese
cum vena portarum conjungunt- 5
Vena cava e venisrevehentibus renum et testium
vel ovariorum eodem modo ac in reliquis animalibus
componitur.
Batracii. Organon eorum peculiare saccum
membranacenm refert, cloacae conjunctum. Vena
caudalis, quae exigua est, cum vena ischiatica se
conjungit, et, recepto e vena crurali ramo anasto-
motico, venam renalem advehentem formaf. Alter
ramus, e crurali ortus, ad inferiorem abdominis par-
tem tendit ibiyue ramo analogo alterius lateris se as-
Sociat, venas ex organo peculiari revebentes recipit
et truneum communem eflicit, qui, receptis venis e
musculis parielis inferioris abdominis surgentibus,
in venam portarum influit.
Venae cavae inferioris ratio et origo eadem est
ac in ceteris amphibiis.
In avium classe hoc systema venosum secun-
dum tertiam modificationem adornatum et compo-
situm reperimus. Et nobis quidem paucas easque le-
vioris momenti variationes hic observare contigit. In
his autem animalibus transitus ad mammalia obser-
vatur, cum nostrum systema venosum cum vulgari
est conjunctum.
Vena caudalis, ischiatica et cruralis vario modo
conjunctae ad renes fluunt, ibique ramos suos disper-
tiunt, et ramum anastomoticum ampliorem ad ve-
nam portam emittuni.
Sed vena cruralis, emisso ramo superiori ad lo-
bum superiorem renis, inferiori vero cum vena ischi-
atica conjuncto, ramum medium, ad venam cavam
pergentem, emittit. /
Haec vena, utiin animalibus prioris classis, e
venis revehentibus renum et e venis testium vel
evariorum componilur, et recepto ramo anastomoti-
co, e crurali orto, truncum facit. Sanguis igilur
omnis, qui in avibus e posteriori corporis parte re-
fluit, partim renibus, partim venae portarum adve-
hitur, partim, sed parva copia, directo in venam
effunditur.
Hoc systema venosum in animalibus diversarum
classium, quae inter se structura et organisatione
multimodis differunt, perfectam et absolutam com-
positionis et organisationis analogiam exhibet.
Exacta disquisitione anatomica et pluribus expe-
rimentis in animalibus vivis institutis, nobis persua-
sum est, illud systema venosum huic vacare muneri
ut sanguinem venosum a posteriori vel media corpo-
ris parte reflueniem ad renes aut ad renes et hepar
deducat, et in his organis secretionis functionibus
moderetur.
Hinc in avibus, reptilibus et piscibus secretio,
quae in renibus fit; ope venarum et sanguinis veno-
si perficitur,
—
118
‚ Quod ad originem et formationem huius syste-
matis attinet, disquisitiones in embryonibus avium
et nonnullorum amphibiorum instituta nos edocue-
runt, illud venis omphalomesentericis principium su-
um debere. Itaque huc systema primum inter om-
nia suas functiones exercere incipere probabile est.
Er In animalibus porro inferiorum ordinum disqui-
sitiones nostras continuavimus, et jam in i
obser vavimus venas complures ad oon, et
calcarium dictum, abire ibique sese dispertire, liquo-
rem autem, in hoc organo secretum, in mollus-
eis gasteropodis sat largam acidi urici copiam conti-
nere. Quare illud organon renibus animalium yerte-
bratorum analogum esse censemus.
Cum in compluribus insectis vasa biliaria sicdicta
acido urico abundare invenimns, in eundem ordinem
haec organa recipienda esse videntur.
Cum huius singularis systematis venosi observa-
tio, ut speramus, ad plures in physiologia graves lo-
cos illustrandos conferre possit, priusquam ad hanc
materiam uberius exponendam accedamus, ut, qni-
bus copia sit examinandi anımalia rariora, imprimis
inter varias magnas familias transitum facientia, ji
suas observationes nobiscum benigne communicent,
et praesertim, si quaedam minus diligenter explorat.ı
animadvertant, ea nobis indicent, enixe rogamus
atque optamus. “
Dabamus Hafniae d. 1 Sept. MDCECKXXI.
Ludovicus Jacobson,
Med. et Chir. Dr. et Professor, mem-
brum Societ. Reg Scientiarum
Hafn. et Medic. etc,
Monstri, molae speciem ꝓrae se ferentis de-
scriplio anatomica. Dissert. inaug. metlica
etc. auctore G. Lieber.
Berolini apud Brueschke 1821. A. 24. cum tab. duab.
Der Gegenſtand dieſer intereſſanten Abhandlung iſt
eine menſchliche Mißgeburt, welche Jedermann beym erſten
Anblick fuͤr nichts anderes als fuͤr ein Mola anſehen kann,
fo ſehr fehlen alle Glieder und menſchliche Formen, und jo
ſehr iſt die Haut von darunter liegendem Zellengewebe auf
geſchwollen, daß dos Ganze einem rundlichen Klumpen, wie
einem Osulo von der Decidua Hunter; umgeben, mehr
gleicht als einem wirklichen foetus. Dennoch liegt unter
dieſer Haut ein Skelett mit allen Kopfknochen und mit ver⸗
ſchiedenen Eingeweiden verborgen. Obſchon wir den Scharf⸗
ſinn des Verfaſſers in der Deutung der fo ſehr verſchobe⸗
nen, verkuͤmmerten und veraͤnderten Theile erkennen und
deſſen Fleiß und Geſchicklichkeſt im Zerlegen loben, fo find
wir dennoch mit der Beſchreibung, und ſelbſt mis den, ob⸗
„ Wir müffen hier bemerken, daß Bojanus ebenfalls dieſes
e b und uns ſchon 1817 die Abbildung
deſſelben in der Schildkröte gezeigt hat. D. £
119 .
gleich von Buimpel gut geſtochenen Abbild. nicht ganz zu⸗
frieden. In Bezug auf den Kupferſtecher haben wir zu be—
merken, daß man bey verſchiedenen anatomiſchen Theilen,
verſchiedene Manieren anwenden muͤſſe, damit alles gehoͤrig
getrennt und herausgehoben werde; die Knochen muͤſſen z.
B. punctirt, die Nerven langs, die Gefäße quergeſtreift,
die Eingeweide ins Kreuz geſtreift werden u. ſ. f. Die
Punctirmanier des Verfaſſers taugt nicht zu anatomi—
[het Gegenſtaͤnden. In Bezug auf den Verfaſſer hätten
wir gewuͤnſcht, daß er nicht manche Theile, beſonders der
Knochen, in der Zeichnung weggelaſſen haͤtte, ſo wie auch,
daß er einzelne Theile, z. B. den After oder die Cloake
und den Schaͤdel beſonders haͤtte abbilden laſſen. Durch
Unterlaſſung dieſes iſt es unmoͤglich, über die Kopfkno—
chen, beſonders uͤber das Scheitelbein, welches aus 4
Stuͤcken beſtehen ſoll, etwas zu jagen. Daſſelbe gilt von
der ſonderbaren Lage des Afters an der Stelle des Nabels.
Uebrigens iſt die Beſchreibung' gut: fie wäre aber beifer,
wenn ſie der Verfaſſer mit Beurtheilung der Theile unter—
miſcht hätte. Die Monstra find vorzüglich wichtig für die
Entſtehungsart der Daͤrme, der Gefäße und des KRuochen:
ſyſtems. Hier fehlt das Herz gaͤnzlich und die Nabelvene,
ſo wie die einzige Nabelarterie gehen unmittelbar durch den
Nabel zum Kopf, indem ſie ſich in zwey Aeſte theilen.
Der Darm iſt in drey Theile getrennt, in Duodenum, Je-
junum und Colon, welches mit Meconium angefuͤllt war,
obſchon die Leber fehlte, und es auch ſich nicht in die
Cloake oͤffnete. Die Verhaͤltniſſe dieſer Theile hätten aus—
fuͤhrlicher angegeben werden ſollen. Weder Lunge, Leber,
Milz, Bauchſpeicheldruͤſe, Nieren, Harnblaſe, noch Ge—
ſchlechtstheile find vorhanden. In die Cloake oͤffnen ſich
jedoch 4 blinde Canaͤle, wovon der Verfaſſer 2 fuͤr die
Harnleiter, 2 andere für den After hält, wenn fie nicht
vielmehr Trompeten oder Samenleiter ſind. Nerven find
vorhanden, aber weder Hirn noch Ruͤckenmark. Der Mund
mit feinen Theilen iſt ſehr deutlich, fo wie die Ruͤckenwirbel
mit 12 Rippen, desgleichen die Beckenknochen und das Bruſt—
bein. Keine Glieder, außer einigen Zehenſtummeln, auch
keine Halswirkel, kein Zwerchfell, keine Augen, aber Ohren—
loͤcher und ein Naſenloch. Die Nabelſchnur iſt in 2 Schnuͤ—
re getheilt, nach Vene und Arterie. Der Verfaſſer fraͤgt:
ob vielleicht Kraͤmpfe der Mutter waͤhrend der Empfaͤngniß,
oder Betrunkenheit des Vaters Monstra hervorbringen. In
vorliegendem Falle ſcheint uns die Erklaͤrung näher zu lies
gen. Bey Zwillingen, wie hier, iſt der Mangel an Raum
im Uterus ſchon hinlaͤngl. Grund von der Verkuͤmmerung
eines foelus. Dieſer iſt offenbar in der Embryozeit ſtehen
geblieben, deutlich durch die einfachen Gefaͤße und die dicke,
gallert- oder fettreiche Haut, fo wie durch den Mangel der
meiſten Eingeweide. Die Gefäße ſcheinen dann nichts wei⸗
ter als Gallert und Knochen hervorgebracht zu haben. Man
iſt dem Pfr. Dank ſchuldig, daß er auf eine ſolche merk—
wuͤrdige Mißbildung aufmerkſam gemacht hat. Wir haben
zuerſt in unſerm Buche von der Zeugung 1804 S. 1. 128,
129, 147 26. gezeigt, daß der Menſch eine Verbindung aller
Thierclaſſen iſt, daß er in feiner Entwickelung alle Thier⸗
claſſen durchlaufe, woraus unmittelbar folgt, daß eine jede
Hemmung in der Entwickelung des foctus dieſen auf einem
gewiffen Entwickelungsgrade veſthalte, welcher irgend einer
Thierclaſſe entſpricht. Wir finden dieſe Lehre nun ſo allge—
——— — 1
— ——ũꝛ— —
120
mein angenommen und bereits zu einer Art von Codex am
gewachſen, daß es kaum noͤthig iſt, dieſes Monſtrum als ein
Beleg zur Stütze dieſer Theorie anzuführen, wie der Verf.
thut. Es iſt nur wichtig, in fo fern es eine Lucke in der
Thierclaſſe der Monstra ausfuͤllt; um die eigentliche Stufe
aber, worauf er ſich befindet, angeben zu koͤnnen, _ müßten.
feine einzelnen Theile noch beſonders unterſucht und gezeich—
net werden. 5
Unmaßgebliche Meinung, was von Hahnemann,
dem Homoeopathen zu halten. Andere wuͤrden
„wiſſenſchaftliche Critik“ u. ſ. w. ſagen.
Suchet, jo werdet ihr finden. Den Geiſt daͤmpfet nicht. Prüs
fet aber Alles und das Gute behaltet. N
Einleitung, worinn kurz angedeutet, was
ein rechter Arzt wiſſen und thun ſoll.
Der rechte, d. h. der weiſe und philoſophiſche Arzt
durchduſtirt die große und kleine Welt, nicht — wie dort
ein großer Dichter * den Mephiſtopheles in recht diaboli⸗
ſchem Geiſte ſagen laͤßt — um es am Ende gehen zu Tafs
ſen, wie's Gott gefaͤllt; ſondern um mit treuer Sorgfalt
als ein gottbegeiſterter Kuͤnſtler die Leiden und Gebrechen
ſeines Mitmenſchen zu heilen.
Wenn nun zu dem Ende der Arzt ſich Kenntniß von
der großen und kleinen Welt verſchaffen muß, ſo fragt es
ſich, wie und auf welche Weiſe gelangt er zu ſolcher Er)
kenntniß? Hierauf antworten wir kuͤrzlich folgendes: 0
Was die Kenntniß der großen Welt anbelangt, fo
eignet ſich dieſe der Arzt zugleich mit und durch die Kennt-
niß der kleinen Welt an. Denn es iſt die große Welt nichts
anders als der Prototyp der kleinen Welt, oder: die klei-
ne Welt iſt der jedesmalige Endzweck aller früheren Anz
ſtrengungen und Thaͤtigkeitsaͤußerungen der großen Welt,
ſo daß alle Reiche und Organe dieſer wie eben ſo viele
Radien in einen Mittelpunct der kleinen Welt zuſammen⸗
laufen und ſich concentriren. **
Solch eine kleine Welt, in welcher alle Kraͤfte der
großen gleichſam wie in einem Brennpunct vereiniget ſind,
ſoll der rechte Arzt ſeyn, und es beſteht hierin nicht nur
alle wahrhafte, mediciniſche Erkenntniß, ſondern auch die
juriſtiſche und theologiſche und alle und jede Weisheit, Dee
ren Anwendung im Leben erſt wieder verjchieden wird.“
Nicht jeder Menſch zwar iſt ein gleich vollkommener
und heller Focus der großen Welt; es traͤgt aber ein je-
der, wenn nur ſonſt guͤnſtige Umſtaͤnde und Conſtellationen
dabey obwalten, die Anlage in ſich, der vollkommenſte von
allen zu werden, und es handelt ſich nur darum, daß er
* v. Gothe im Fauſt.
** Philippi Theöphrasti Peracelst Philosophiae sagaeis der
großen und kleinen Welt ib. I. pag. 145 u, f. im X Thl,
ſeiner Schriften. durch Johannem Huſerum an Tag ger
ben. Baſel 1589 — 90, :
— ————
121
jedes ſeiner Organe, vom 'niederſten bis zum hoͤchſten,
durch ort waͤhrende Uebung und Concordanz mit dem ihm
entſprechenden der Außenwelt zu moͤglichſt vollkommener
Reife ausbilde. Dieſe Uebung und Ausbildung der ver⸗
ſchiedenen Organe und Leiber des Menſchen und endlich
des ganzen Menſchen kann jedoch nicht auf die oder jene
beliebige Weiſe, ſondern ſie muß in der von der Natur
ſelbſt vorgeſchriebenen Ordnung geſchehen: denn der Menſch,
obſchon er frey iſt, wird er doch nicht ungeſtraft das
Geſetz uͤbertreten. N
Der geſetzmaͤßige Lauf der Dinge iſt nun, daß das
Höhere ſich aus dem Niederen hervorbilde, daß mithin
das Niedere vorerſt reifen muß, bevor es das Hoͤhere ent⸗
wickeln kann. Ehe der Pflanzenorganismus ſich geſtaltet iſt
det Mineralorganismus vollendet, und erſt aus der fer⸗
tigen Pflanze geht das Thier hervor, welches wiederum
nur erſt nach ſeiner vollendetſten Entwickelung die das Welt⸗
all einſaugende und erkennende Pſyche gebiert.
inſichtlich der menſchlichen Ausbildung iſt daher im
a folgendes feftzufegen: Im Kindes⸗ und Kna⸗
benalter bis zum Juͤnglingsalter ſoll mehr der Leib als die
Seele geübt werden. Das Kind ſoll alſo nicht zu viel,
wie ſo haͤufig gegen alle Ordnung und zum unverbeſſerli⸗
chen Nachteil gethan wird, mit geiſtiger, ſondern vor⸗
zuͤglich mit koͤrperlicher Speiſe geſpeiſt und genährt wer⸗
den und zwar ganz beſonders mit derjenigen koͤrperlichen
Speiſe, welche dem kindlichen, faſt ganz noch im Kreiſe
des Salismus * weſenden Organismus beſonders ent⸗
ſpricht. Dahin gehoͤrt Waſſer, als das elementare und mi⸗
weralifhes Salz, Pflanzenſchleime, Zucker, Obſt und an⸗
dere Salze aus dieſem Reiche, und endlich die hier ent:
1
—
122
ſprechendſten ſpeciſiſchen Thierſalze, Milch, Gallert, Zeile
bruͤhe, Ey u. d. m,
Der Juͤngling ſetze ſich neben dieſen planetaren oder
haliſchen Nahrungsmitteln und neben ſchon mınnigfaltiges
ren, ſinnlichen und pfychiſchen Speiſen insbeſondere mit
den Dingen in Concordanz und Wechſelwirkung, welche
dem Blutſyſtem oder dem lunatiſchen Leibe entſprechen.
Hierher ſind zu rechnen allerhand electtiſche, ſchwefelige
Stoffe und Thaͤtigkeiten: atmoſphaͤriſche Luft, Bewegung
in derſelben, Turnen, Aufenhalt in balſamiſchen Waͤldern,
und Feldern, Jagen, Botaniſiren, Fleiſchkoſt, kurz alles
was wit dem Körper, als ſolchem, mit dem Rumpf,
nehmlich mit dem Unterleib und der Bruſt und vorzuͤglich
mit letzterer, als welche die Sphäre des Electrism us
repetirt, in engerer Beziehung ſteht. Nur mit großer Vor⸗
ſicht genieße der Jüngling den mehr dem Mann angemeſ⸗
ſenen Wein und Aehnliches.
Der Mann endlich nähre ſich außer allen jenen Din⸗
gen vorzugsweiſe mit pſychiſcher Speiſe. Dieſes will nicht
wenig ſagen, ſondern viel, und alles, wodurch der Menſch
zur einzig wahren Erkenntniß feiner und der Außenwelt ge⸗
langt. Denn durch die pfochifche Wechſelwirkung dringt er
ein in das innere Weſen der Dinge, durch ſie ſchließt ſich
ihm bie Bedeutung der Welt und des Lebens auf, durch
ſie erſt geht er ein in den „dritten Himmel,“ in die Lichte
welt des Selbſtbewuſtſeyns. Die Lichtwelt iſt keine andere
als die Welt des Magnetismus. Die magnetiſche
Sphaͤre aber hat, wie die electriſche und haliſche, zwe
Hauptſeiten, eine dunkele und eine helle. Die finſtere oder
Nachtſeite des Magnetismus — die wiederum zwey Rich⸗
tungen hat — iſt die Seele des Rumpfes; die lichte oder
Tagſeite iſt die Seele des Kopfes. In letzterer iſt der
Brennpunct der groß' und kleinen Welt,
Anſtatt alles anderen folgende Andeutungen zu weiterem Nachdenken.
> urſeyn. = o
2. Urorganismus = + o
(Natur.)
Phyſiſche Elemente:
2. Magnetismus
©
N
|
(Aether.)
2. Electrismus = Ä
b. Luft.
4. Halismus ze
I. 5. Enkelorganismus — Ellipfe
a. Sonne. b. Mond und Planet.
I. 6. Mineralorganismus. E e
f a. Metall. b. Schwefel und Salz (Ird.)
III. 7. Pflanzenorganismus. 5 8
a. Bluͤthe. b. Laub und Wurzel.
*
2
2
(Gott.)
. Urſeele.
(Geiſt.)
Pſychiſche Elemente
2. Verſtand. (Wahrheit,) 4.
3. Gefuͤhl. (Liebe.)
4. Sinn. (Schoͤnheit.)
5. Enkelſeele. J. i
a. Licht. b. Wärme und Bewegung,
6. Mineralſeele. I.
7. Pflanzenſeele. III.
IV. 8. Thierorganismus, 8 ® > = 8. Thierſeele. IV.
4 Kopf. b. Bruſt und Bauch.
9. Menſchenorganismus. „„ 9. Menſchenſeele.
10, Menſchheit. Pfychiſcher Organismus. Vernunft.
. ; g 21.
* Ueber die Bedeutung dieſes Wortes ſ. weine Ahhandlung über die Arzneymittel und deren ne Iſis gtes Heft 1821
Iſis 1822 Heft 1.
1
123 — 124
urprincip der Wiſſenſchaft. So 5
: 2 (Matheſis,) .
1. Phyſiologie. : 5 = . Bi 1. Pſychologie.
Elemente der Seelenlehre: Elemente der Seelenlehre:
2. Magnetologie. . = : = = = 2. Logik. (Verſtand. Wahrheit.)
3. Electrologie.⸗ = = = = = E 3. Moral. (Gefühl. Liebe.)
4. Halologie. = - - - = = 4. Aeſthetik. (Sinn. Schönheit)
I. 5. Aſtronomie (des Weltkoͤrpers). E s . 5. Geſchichte der Geſtirne (Aſtrologie).
a. Zeitlehre (Arithmetik). b Raumlehre (Geomettie)⸗ a. Der Sonnen. b. Der Monde und Planeten.
II. 6. Mineralogie (des Minerals). E : : 6. Geſchichte der Mineralien.
a. Minerochemie. b. Kryſtallotomie.
III. 2. Phytologie (der Pflanze). =
a. Phytochemie. b. Phytotomie.
IV 8. Zoologie (des Thieres) 5 =
a. Zoochemie. b. Zootomie.
9. Anthropologie (des Menſchen).
10. Univerſalgeſchichte.
*
*
*
v
Philoſophie.
a. Der Metalle. b. der Brenze und Salze oder Steine.
7. Geſchichte der Pflanzen.
a. Der Bluͤthenpfl. b. Der Laub: und Wurzelpfl.
8. Geſchichte der Thiere.
a. Der Kopfthiere.
9. Geſchichte der Menſchen.
Vernunftwelt,
(Philologie, Theologie, Jurisprudenz, Medicin ꝛc.)
In dieſen Worten liegt der Sinn, was der Menſch
als Menſch, d. h. als Vernuͤnftiger, Weiſer, kurz als
Philoſeph ſeyn und werden fol: Er ſey Phyſikus und
Pſychikus und beſtrebe ſich beydes ordentlich und geſeßz—
maͤßig zu ſeyn als Mathematicus.
Wie man mathematice der Wiſſenſchaſt obliegen ſoll,
erfährt man am beſten in Euklid's hinterlaſſenen und in
Wagners neulich erſchienenen Schriften ıc.
Fuͤr die Vervollkommnung der Phyſiologie iſt
vielfältig gearbeitet und geſchrieben. Im Betreff der Che⸗
mie, welche ich als die arithmethiſche Seite der Phyſik,
alſo als die Lehre von den zeitlichen Verhaͤltniſſen und
Wechſelwirkungen der Einzelheiten der Natur anſehen moͤch—
te, erinnere ich nur an die Werke eines Stahl, Berg⸗
mann, Scheele, Lavoiſier, Berthollet, Klaproth, Roſe,
Gehlen, Bucholz, Vauquelin, Fourcroy, Trommsdorff,
wWinterl, Richter, Davy, Pfaff, Berzelius, Link,
Kaſtner, Doebereiner und vieler andern. Groͤßtentheils
haben die Chemiker doch nur die Mineralchemie cultivirt;
in der Pflanzen und Thierchemie iſt außer den neuerlichen
phytochemiſchen Entdeckungen von Runge noch gar wenig
gethan. — Wenden wir unſern Blick auf die Anatomie,
die nach meiner Ueberzeugung die geometrifche Seite der
Naturphiloſephie bearbeiten und alſo die Lehre von den
raumlichen Verhaͤltniſſen und Producten der Natur darftel-
len ſoll; ſo treffen wir in den Schriften des Ariſtoteles,
Theophraſt, Fallopius, Euſtachjus, Varolius, Caͤſalpini,
Harwey, Swammerdamm, Malpighi, Mayow, Loeu⸗
wenhoek, Saller, Morgagni, Lieberkuͤhn, Meckel, Mon⸗
ro, Hunter, Scarpa, Sömmering, Cuvier, Blumendbach,
Carus, Hauy, Bernhardi, Kiefer, Öfen, Bojanus und
anderen Mineral- Pflanzen- und Thier Anatomen auf tief
anregende Winke. Und wer wollte laͤugnen, welch ein
mächtiger Antrieb zu vollkommnerer Bearbeitung der Phy⸗
fiologie durch die Schriften jenet Männer gegeben wird, wel:
che beyde Seiten dieſer alles menſchliche Wiſſen begruͤndenden
Scienz vereinigen, wie z. B. Ariſtoteles, Paracelſus, Stahl,
Haller, Reaumur, Bonnet, Werner, Humboldt, Goͤthe,
Treviranus, Schelling, Schubert, Steffens, Malfatti,
Kiefer, Troxler, Oken und viele andere Phyſiologen und
Naturhiſtoriker der Mineral- Pflanzen- und Thierwelt?
Auch im Bereiche der Pſychologie iſt, obgleich uns
noch eine ſyſtematiſche Bearbeitung derſelben mangelt, man=
ches unſterbliche Wort geſprochen. Wer erinnert ſich wohl
ohne ehrfurchtvolles Entzuͤcken an die Kunſtwerke Iprifcher,
epiſcher und dramatiſcher Dichter und an die Geſchichts⸗
bücher alter und neuer Hiſtoriker; von den erſteren nen⸗
b. Der Bruſt- und Bauchthiere.
ne ich nur die Meiſterwerke eines Homer, Sophokles, Pin⸗
dar, Anacreon, Horaz, Oſſian, Taſſo, Petrarka, Hans
Sachs, Shakespear, Calderon, Cervantes, Voltaire, Leſ⸗
fing, Klopſtock, Wieland, Schiller, Herder, Goͤthe, nicht
zu gedenken der ſo erfreuenden als erhebenden Denkmaͤler
der Tonkunſt, Malerey und Bildhauerkunſt, die ſaͤmmtlich
mehr oder weniger als pfychiſche Darſtellungen Geiſt und
Herz gleichmaͤchtig erwecken und ſtaͤrken. Von den hiſtori⸗
ſchen Werken mögen angeführt werden: Thucidides, Plu⸗
tarch, Caͤſar, Salluſt, Tacitus, Livius, Johannes Müller
und vor allen die heiligen Schriften der Bibel. Auch der
Redner Demoſthenes, Iſokrates, Cicero, Fox, Pitt u.
a. iſt hier zu gedenken. Der Geiſtesphiloſophie weihete ſich
Plato, Ariſtoteles, Leibnitz, Kant, Herder, Fichte, Schel⸗
ling, Kiefer ıc,
Alle dieſe Männer wollten, daß wir fortfchreiten fol-
len in der Erkenntniß beydes, der Natur und des Geiſtes,
Suchen wir daher ihrem Willen nachzukommen dadurch,
daß wir eindringen in den Geiſt ihrer Worte, allſeitiger
und immer tiefer das Leben ſelbſt und feine Urquelle erfor-
ſchen und nicht ein geiſtloſes Spiel treiben mit todten
Worten und Geſtalten.
Zweck ſeines Lebens nicht ganz verfehlen will, Erſcheinun⸗
gen für das Weſen zu nehmen. Der Urquell des Lebens,
Gott, iſt der Punct, wo alle Wiſſenſchaft hinſtrebt und hinſtre⸗
ben muß. Ohne Erkenntniß Gottes iſt die Erkenntniß des Le⸗
bens unmöglich. Wer ſagt, er kenne das Leden und kennt Gott
nicht, der iſt ein Luͤgner: denn Gott iſt das Leben! — der
Sprachforſcher, ſpraͤche er auch in allen Zungen, trägt fo wenig
als der Geſchichtforſcher den Stempel der Wiſſenſchaftlich⸗
keit, wenn der eine und der andere todte Worte oder Er⸗
Daher huͤte ſich ein jeder, der den
123
zaͤhlung auf Erzaͤhlung haͤuft und nicht den Geiſt der Spra⸗
che uberhaupt, den Gott in der Geſchichte kennt. Der
Mineralog, der Botaniker, der Zoolog iſt nicht wiſſen—
ſchaftlicher Botaniker ꝛc., müßte er auch eine ungeheure
Menge Pflanzen ꝛc. zu nennen: die Idee der Pflanze, des
Minerals, des Thieres muß ſich ihm aufſchließen und fo-
mit nothwendig die Idee des Lebens, will er anders An—
ſprach auf Achte Wiſſenſchaftlichkeit machen. Und fo end—
lich jeder, er ſey wer er wolle; ohne den Schluͤſſel zu dem
großen Geheimniß in wahrhaft menſchlicher Bildung, in
Erkenntniß ſeiner ſelbſt und Gottes gefunden zu haben,
wird ihm all ſeine Kenntniß mit der Zeit ein todtes Hauf—
werk, das Leben ein unloͤsbares Problem und ſeine Kunſt
als Ruhm- und Brod-Erwerbmittel noch kaum achtbar
ſcheinen. Dahingegen der Menſch mit dem Gepraͤge der
Weisheit, feine Neigung führe ihn nun zu dieſer oder je—
ner Kunſt, uͤberall und fuͤr alle Zeiten erſcheint er ein
willkommener Bote, ein rettender Engel: denn die Gott—
heit ſpricht aus ihm ſichtbarlich.
So nun auch der Arzt, wenn er außer dieſer allge—
meinen menſchlichen Bildung noch die fuͤr ſeinen beſonderen
Wirkungskreis noͤthigen, beſonderen Kenntniſſe und Faͤhig—
keiten ſich erwirbt Die beſondere aͤrztliche Bildung beſteht
aber in nichts anderem, als einerſeits in Kenntniß ver—
ſchiedener Modificationen des Lebens, die Krankheit und
Krankheitsanlage genannt find, und die je nach dem
Organ, Syſtem, und nach der individuellen Beſchaffenheit
des Menſchen zwar in unendlicher, doch aber immer ges
ſetzmaͤßiger Verſchiedenheit auftreten, anderſeits in Kennt:
niß und geſchickter Anwendung der Mittel, die jene in
Bezug auf das beſtimmte Individuum abnormen Zuſtaͤnde
zuruͤckbilden und beſeitigen — eine Bildung, die er nun
mit Leichtigkeit und Luſt ſich anzueignen vermag: denn
das Leben iſt ihm ja nicht mehr fremd.
Wie der Arzt mit hippokratiſcher Treue und Sorg
falt Beobachtungen anſtellen und Erfahrungen ſammeln, und
wie er dieſe in platoniſchem Geiſte verdauen und zur Ein—
heit emporheben ſoll, um als „philoſophiſcher und goͤttlicher
Mann,“ als Buͤnſtler den Kranken und Leidenden beyſte—
hen und helfen zu koͤnnen, uͤberhaupt von des Arztes Wiſ—
ſen, Kunſt und Heimlichkeit, wie Paracelſus ſich ausdruͤckt *
und von den Dingen, die ihm gemaͤß ſind, hat in unſern
Tagen Bieſer das Trefflichſte gelehrt. Dieſes Mannes
und Gkens naturhiſtoriſche und medieiniſche Schriften und
ahnliche unſerer und der Vorzeit ſtudiere mit Eifer, wer
als Arzt ln dem großen Buche Gottes mit Verſtand le—
ſen will.
Nachdem ich nun kuͤrzlich gezeigt, worinn des rechten
Arztes Weisheit und Kunſt beſtehe, auch angegeben habe,
in welchen Schriften und Büchern der Wißbegierige ſich
weiter Rechts erholen koͤnne, will ich verſuchen, eine Lehre
zu charakteriſiren, welche auf die nach fo langem Winter-
ſchlaf ſchoͤn und herrlich ſich entfaltende Bluͤthe der Medi—
ein wie ein Gifthaud) Verderben drohend einwirkt.
* Das Buch Paragranum Doctoris Theophrasti Paracelsi
Pag. 30 und 40 im erſten Theile feiner Schriften.
126
Ins Enge gezogene, doch treue Copie der Lehre
Hahnemanns, mit unterlaufenden An—
merkungen.
Hahnemann hat, wie er ſelbſt ſagt, ſeine ganze me—
dieiniſche Lehre und Weisheit in einer Schrift zu Eu ge⸗
fördert, die den Titel führt:
Organon der rationellen Seilkunde.
1810. 8.
Von dem Titel des Buches wäre verſchiedenes zu far
gen. Ja man koͤnnte ſchon aus dem bloßen Titel ziemlich
gewiß des Inhaltes Geiſt erkennen, wenn man erwaͤgt,
daß Hahnemann ein Organon, eine organiſche Dakſtel—
lung der rationellen Heilkunde, welcher ſeit dritthalb Jahr⸗
tauſenden mancher große Geiſt ſein ganzes Daſeyn mit oft
geringem Erfolge widmete, in einem Buͤchlein von 222
Seiten gibt. Hätte er in folder Kürze ein rechtes Orgas
non der rationellen Heilkunde ſchreiben koͤnnen, fürwahr!
jedes ſeiner Worte muͤßte wie Gluthſchrift in die Cerebral—
ſyſteme und Herzen der Aerzte eindringen. Indeß mag doch
ein jeder feine Geiſtesproducte titultren wie er will, wenn
nur ſonſt der Inhalt gut und probabel iſt. Unterſuchen wir
daher den Inhalt des Hahnemanuſchen Organon mit aller
Unpartheilichkeit und Wahrheitsliebe und „klauben heraus,
das Nutz iſt.“
Indem ich aber vorausſetzen muß, daß nicht jeder
meiner Leſer in Ben des erwähnten Buches iſt, und auch
ſonſt um der Bequemlichkett mancher Leſer ein Opfer zu
bringen, will ich mir es angelegen ſeyn laſſen, den Inhalt
und die Hauptſsͤtze deſſelben, bevor ich darüber nach Ver—
dienſt und ſo gut ich eben im Stande bin urtheile, gedraͤngt
und wo möglich immer mit Sahnemanns eigenen Worten
voran zu ſchicken. An der Stirne und im Eingange der
Schrift ſtoͤßt uns folgender Satz entgegen:
„Indolenz, Gemaͤchlichkeit und Starrſinn ſchließt vom
Dienſte am Altare der Wahrheit aus, und nur Unbefan—
genheit und unermuͤdeter Eifer faͤhigt zur heiligften aller
menſchlichen Arbeiten, zur Ausuͤbung der wahren Heilkun—
de. Der Heilkuͤnſtler in dieſem Geiſte aber ſchließt ſich uns
mittelbar an die Gottheit, an den Weltenſchoͤpfer an, dei
ſen Menſchen er erhalten hilft, und deſſen Beyfall ſein
Herz dreymal beſeligt.“ 5
Dresden
Ueber ſolche Exklamationen iſt nichts zu ſagen, als
daß ſie eben Exklamationen und, wenn ſie aus gutem Ge—
muͤth kommen, lobenswerthe Exklamationen ſind. Es iſt die
Frage: Was ſoll der Heilkuͤnſtler, der ſich unmittelbar an
die Gottheit anſchließt, mit Unbefangenheit und unermuͤde—
tem Eifer ſich zu eigen machen, d. h. erkennen und wiſſen,
um des Weltenſchoͤpfers Menſchen erhalten helfen zu koͤn—
nen? Wie fähig er ſich zur heiligſten aller menſchlichen Ars
beiten, und auf welche Weife und durch welche Mit:
tel muß er die wahre Heilkunde ausuͤben, damit der Gott—
heit Beyfall ihn beſelige? Hahnemann gibt ung über dies
ſe Fragen folgenden Bericht: 5
„Jede Arzney, welche unter ihren im gefunden,
menſchlichen Körper von ihr erzeugten Krankheitszufaͤllen
127
die meiſten der in einer gegebenen Krankheit bemerkbaren
Symptome aufweiſen kann, vermag dieſe Krankheit am
ſchnellſten, gruͤndlichſten und dauerhafteſten zu heilen (8. 21).
„Dieſes ewige, allgemeine Naturgeſetz beruht auf
dem Satze: daß immer nur eine einzige Krankheit im
Körper beſtehen kann; daher durchaus eine Krankheit der
andern weichen muß. (22) Ein Satz, der wieder auf dem
beruht: daß der Organism, ſeiner an unwandelbare
Einheitsgeſetze gebundenen Natur wegen, eine zweyte
andere krankhafte Stimmung entweder überhaupt nicht ans
nehmen kann, oder doch nicht, ohne die erſtere fahren zu
laſſen; die neue krankhafte Stimmung muͤßte dann, un—
fähig die ältere aufzuheben, zu einer ebenfalls einzigen
(dritten, complicirten) Krankheit mit der aͤlteren verſchmel⸗
zen, (23).
„Das gruͤndet ſich wiederum auf folgende Thatſachen:
Eine chroniſche Krankheit halt die Entſtehung einer neuen
ab, außer wenn dieß eine miasmatiſche oder endemiſche iſt,
deren Anſteckung der Körper fortwährend geraume Zeit über
ausgeſetzt blieb. Der Scharbock verdraͤngte die Kraͤtze, die
aber wieder kam, nachdem jener geheilt war; (Schoepf)
in dieſem Falle iſt die aͤltere Krankheit ſuspendirt. Die
friſch entſtandene Kraͤtze eines veneriſchen kann mit Kraͤtz⸗
mitteln geheilt werden;
heiten zu einer complicirten, ſo hilft Schwefel nicht mehr.
Solche complicirte Krankheiten, neue monſtroͤſe Uebel von
empoͤrender Art, werden haͤufig durch unpaſſende, unho⸗
moopathiſche Cuten erzeugt. Behandlung der Spphilis
mit unpeſſenden Merkurialpräparaten erzeugt ein grauſa⸗
mes Mittelding zwiſchen venerifher Krankheit und chroni⸗
ſchem Queckſilberſiechthum, verlarvte veneriſche Krankheit,
die weder dem Queckſilber, noch der Schwefelleber weicht.
Grindkopf ſuspendirte bey zwey Kindern, ſo lange er dau—
erte, epileptiſche Anfaͤlle (Fulpius). Eben fo Fontanelle
(Pechlin). Flechten ſchuͤtzen vor Peſtanſteckung (Larrey).
Durch unterhaltene Fontanelle und beſtaͤndige Veſicatorien
bleiben die Europäer frey von der Anſteckung der levanti⸗
ſchen Peſt (Van Ililden, F. Plater). Flechtenartige Ausſchlaͤ⸗
ge und chroniſche Hautkrankheiten (Jenner), beſonders aber
Rachitis laſſen die Schutzpockenimpfung nicht haften; das
durch taͤgliches Kaffeetrinken erzeugte Siechthum iſt hier
ebenfalls hinderlich, oder erzeugt doch manchmal unaͤchte
Vaccinepuſteln. Erſt ausgebrochene Maſern werden ſogleich
durch ausbrechende Kindesblattern ſuspendirt, und kommen
erſt nach deren Heilung wieder zum Vorſchein und enden
ihren Lauf. Fiederhafte Ohr- und Unterkieferdruͤſen⸗Ge⸗
ſchwulſt (Bauernwaͤzel, Mumps) wurde durch Inoculation
ſuspendirt (Hahnemann). Frühere Maſeranſteckung ſuspen⸗
derte die Vaccine (Vortum). Schon entwickeltes Scharlach
fieber mit Braͤune ward pier Tage ſuspendirt, während die
Kuhpocken und ihre Areola entſtanden (Jenner). Bey
gleichartigen acuten Krankheiten wird die ſchwächere von
der ſtaͤrkeren gänzlich aufgehoben und homdopathiſch were
tilgt. Die zu Schuspoden kommende Kinddblatterkrankheit
hebt erſtere gaͤnzlich auf; feibit wenn die Vaccinepuſtel
ſchon ihrer Reife nahe if, dringt der Eiter der nun aus
brechenden Kindblattern, welche dann gutartig, einzeln les
hend, von einem breiteren rothen Hofe umgeben, mehr
warzenfoͤrmig und wenig Eiter gebend, ſind, bey der Fort⸗
vereinigen ſich aber berde Krank: .
128
impfung nichts anders als wahre Kindplattern hervor
(Mähry), in welchem Falle jedoch die Lymphe aus den
Vaccinepuſteln, nur wenig Augenblicke vor Ausbruch des
Kindblatterſiebers, noch aͤchte Kuhpocken zu erzeugen ver⸗
mochte (Hardege) — und dergleichen mehr bis §. 3, wo—
aus den angeführten Thatſachen „das große homoͤopathiſche
Heilgeſetz“ gezogen wird, und wo alſo Hahnemann gene
raliſirend den generellen Satz aufgeſtellt: 0
„Daß eine Krankheit blos von einer Arzuey vernich⸗
tet und geheilt werden kann, welche eine gleichartige und
ähnliche Krankheit zu erzeugen geeignet iſt — denn die Ef.
fecte der Arzueyen an ſich find nichts anders, als kuͤnſtli⸗
che Krankheiten.“ x
Ganz abgeſehen von der Beſorgniß um die Richtig⸗
keit oder Unrichtigkeit der angefuͤhrten Beobachtungen, die
wohl Hahnemann ſelbſt nicht unbedingt als richtig vers
buͤrgen kann, da ſie groͤßtentheils von Andern entlehnt ſind,
und angenommen, Hahnemann habe dieſe und mehr ders
gleichen Thatſachen wieder beobachtet und beftätiget gefunt
den: Folgt denn wohl aus dieſen Beobachtungen, was
Hahnemann daraus folgert? und gibt es nicht vielleicht
andere dieſen geradezu entgegenzuſetzende und eben fo richt
tige Erfahrungen und Thatſachen?
Die ganze Reihe der baſiſchen, mehr azothalti⸗
gen und wärmeartigen Potenzen find in der Regel gar
nicht geeignet Krankheiten zu erzeugen, * ſondern verſetzen
den Organismus, das Syſtem oder Organ, auf welche fie
ſpecifik, je nach ihrer Mpecifinhen Beſchaffenheit influiren in
denjenigen Zuſtand, der als Brankheitsanlage, hoͤhere
Empfaͤnglichkeit, Oportuniiaͤt für Krankheit, Senſihilitaͤt,
Schwindſucht u. ſ. w. bekannt iſt, und der mit der Wach⸗
wirkung der Arzneyen und mit dem Zuſtande der Recon⸗
valescenz oder der zweyten Krankheitshaͤlfte, die auch eine
Nachwirkung der krankheiterzeugenden Einfluͤſſe iſt, als
ganz identiſch angeſehen werden muß. * Eben aus dieſem
Grunde werden dieſe Potenzen vom Heilkuͤnſtler vorzüglich
zur Negation und Heilung wirklicher Krankheiten angewens
det: denn es iſt wohl ohne weiters klar, daß diejenigen
Einflüffe, welche die univerfale, expanſive Tendenz im Or
ganismus hervorrufen, am geſchickteſten ſeyn muͤſſen, die
uͤbermaͤßtge individuale, contractive, die im Krankheitspro—
zeſſe herrſcht, zu beſeitigen. 3 2
Der Krankheitsproceß, der ſich als ein beſtimmter
Afterorganismus, als ein Leben im Leben, mithin als ein
der Krankheitsempfaͤnglichkeit ganz entgegengeſetzter Zustand
manifeſtirt, wird von den pofltiven, oyygenhaltigen,
lichtartigen Einfluͤſſen erzeugt, wo fie einen empfanglis
chen Boden für ſich antreffen. Dieſe Schmarotzerorganis⸗
men oder „eigenartigen Individuen“ wie ſie Hahnemann
ſehr richtig neunt, werden im allgemeinen am rationellſten
durch jene negativen oder expandirenden Dinge -befeitis
get, welche in ihrer Totalwirkung vorzugsweiſe den Zus
„Es ſey denn, fie treffen auf einen ſehr empfoͤnglichen Bo⸗
den; wo ſie aber dann als poſttive Miktel zu be
trachten find, was ja überhaupt relativ iſt,
* S. Kieſers Syſtem der Medicin I. Thl. S. 138 u, f.
129
fand der erhöhten Krankheitsanfage herbeyfuͤhren; die
Weisheit des Arztes hat dann jedesmal. diejenigen auszu—
wählen, welche der ſpeeifiſchen Krankheit ſpecifiſch ent—
ſprechen. Es würde Raſerey und gaͤnzliche Unkunde mit
den Geſetzen des Lebens verrathen, wenn der Arzt bey hef—
tiger Lungenentzündung, in der Blürhe des Scharlachs oder
dem heftig delirirenden Typhuskranken und fo weiter, poftti⸗
ve Mittel reichen wollte, die jene Krankheiten zu erzeugen
geeignet ſind; ſelbſt in den kleinſten Doſen muͤſſen dieſe
hier, wo nicht den Tod, doch unfehlbar ſchwer zu verbeſ—
ſernden Nachtheil zur Folge haben. Bey weniger intenſi—
ven Krankheiten in minder wichtigen Organen, z. B, bey
Druͤſengeſchwuͤlſten, bey Hautkrankheiten und anderen vege—
tativen Afterorganiſationen hingegen, und ſelbſt in manchen
Formen der Geiſteskrankheiten iſt es am gerathenſten, ent
weder den langſamen Verlauf durch direct einwirkende po⸗
ſitive Heilmittel zu beſchleunigen, um fruͤher die Akme und
Erifis der Krankheit herbevzuführen, oder mittelſt der anz
tagoniſtiſchen Curmethode durch pofitive Mittel, welche
eine lange Erfahrung bewaͤhrt fand, eine minder wichtige
und dann leichter zu heilende Gegenkrankheit zu erzeugen,
die das urfprüngliche Leiden aufhebt. In dieſem Falle find
große Dofen unumgaͤnglich noͤthig, weil die Gegenkrankheit
nur in uͤberlegener Intenfitaͤt die urſpruͤngliche uͤberbie—
ten kann.
Iſt nun auf directe oder indirecte, auf antago⸗
niſtiſche Weiſe, durch contrahirende oder expandiren⸗
de Totalwirkung der Mittel die Krankheit gehoben, ſo bleibt
dem Heilkuͤnſtler noch übrig, den Grundzuſtand, naͤmlich
die erhöhte Krankheitsempfaͤnglichkeit zu heilen. Es iſt
ganz gleich, ob dieſe urſpruͤnglich durch übermäßige Einwir⸗
kung negativer Potenzen, oder ob ſie im Gefolge der Hei—
kung einer Krankheit und als zweyte Krankheitshaͤlfte aufs
tritt. Hier find die ſpecifiſch paſſenden pofitiven Heilmit—
tel in kleinſten nach und nach zu vergrößernden Doſen ins
dicirt, wobey von den ideelleren zu den reelleren übers
zugehen iſt. “
Hieraus geht hervor, daß es eben ſo viel jenen von
Hahnemann, dem Homoͤopathen, zu Begrundung feiner
Lehre angefuͤhrten Thatſachen direct widerſtreitende gibt.
Es folgt ferner daraus, daß ſelbſt aus dieſen einſeitigen
Beobachtungen und Thatſachen ein falſcher Schluß ge—
zogen iſt. Und endlich felgt mit Nothwendigkeit aus dies
ſem allen: daß, da die von Hahnemann ſeiner Lehre zu
Grund gelegten Thatſachen nur in einem beſchraͤnkten Ge—
ſichtskreis gültig, mithin einſeitig, zur Bildung eines Fun—
damentalſatzes unzureichend und daher verwerflich ſind, da
ferner das aus dieſen einſeitigen Thatſachen gefolgerte,
„ewig allgemeine, id est generelle und vom generaliſirenden
und idealiſirenden Hahnemann gezogene Naturgeſetz falſch
und verwerflich iſt, auch ſeine ganze Lehre falſch und
perwerflich ſeyn muͤſſe: denn find die Praͤmiſſen falſch,
fo muß nothwendig auch der Schluß falſch fi,a, und das
ganze darauf beruhende Lehrgebaͤude von ſelbſt in ſein Nichts
zufammenſtuͤrzen. Es verhält ſich mit Hahnemanns Lehr:
„ S. meine Abhandlung über die Arzneymittel und deren Do⸗
fie. Iſis Ytes Heft 1821.
Iſis. 1822. Heft I.
—
130
manier gerade ſo, als wenn der Mathematiker die Lehre
vom Dreyeck herausgeriſſen und ohne Bezug auf Punct
und Zirkel behandelt. Nur aus einer allſeitigen Beobach⸗
tung kann ein richtiges Prinzip hervorgehen, und der alls
feitigfte Beobachter wird das allgemeinguͤltigſte Geſetz
geben.
Somit waͤre meine Meynung uͤber Hahnemanns
Lehre wohl begründet ausgeſprochen und ich in der That al—
ler weiteren Muͤhe uͤberhoben; doch liegt mir daran, auch
die minder Unterrichteten weiter zu belehren, daß die aus
jenem als falſch erkannten Prinzip gefolgerte Lehre eine
Irrlehre ſey. Hoͤren wir alſo, was Hahnemann wei⸗
ter ſagt: N
„Das aͤchte Heilgeſchaͤft wird ſich alſo auf Beantwor—
tung folgender drey Puncte beſchraͤnken:
I. „Wie erforſcht der Arzt, was er von der
„ zu Seilabſichten zu wiſſen nöthig
DER f
Man koͤnnte hier leicht eine Klaſſification der unge⸗
heuren Menge von Krankheiten für noͤthig halten, um eis
nen faßlicheren Ueberblick zu gewinnen (§. 39); allein fie
iſt eben jo unmoglich (40) — denn die am meiſten gefey⸗
erten Eintheilungen in Local- und allgemeine Krankheiten
(41), oder in fieberhafte und fieberloſe (44) beruhen auf
falſchen Prinzipien — als ſie fuͤr den Arzt als Heilkuͤnſtler
ganz ohne Nutzen iſt. Für den Arzt als Naturhiſtori⸗
ker wuͤrde fie allenfalls den Nutzen einer tabellariſchen Ue⸗
berſicht haben (45). Der wahre Heilkuͤnſtler ſoll nicht
idealiſiren, denn die Natur, die weislich einzelne, eigens
artige Krankheitsindividuen geſchaffen, verbietet den fuͤr die
bloß in der Idee des Menſchen zuſammengefuͤgten Krank⸗
heitszuͤnfte geſchnitzten therapeutiſchen Leiſten (46). Viel
mehr will die Nationalität der Heilkunde, daß der wahre
Heilkuͤnſtler alle ſyſtematiſche und andere Vorurtheile uns
terdruͤcke, wo moͤglich nie ohne Gruͤnde handle und ſich
möglichſt an das Erkennbare der Dinge halte, kurz fireng
individugliſire, ſowohl was die Krankheit und ihre Zeis
chen, als was die individuelle Wirkungsart jeder Arzney
betrifft (47).
Folgt nun bis $. 62. ein uͤberfluͤßiges Raiſonnement
über die Unzuläffigkeit, den früher von Hahnemann ſelbſt
als „eigenartige Individuen“ definirten Krankheiten eis
gene Namen zu geben. Einige verdienten wohl ihren ei
genen Namen, da die Gruppe der Symptome bey jeder
ſich ziemlich gleich bleibe. Aber die ungeheure große Klaſſe
aller uͤbrigen Krankheiten, Gebrechen und Siechthume des
menſchlichen Koͤrpers, worunter viele unter die Rate:
gorie der erhöhten BFrankheitsanlage gehörigen ge—
nannt werden, „die unausſprechliche Zahl ungleichartiger
Leibes und Seelengebrechen, welche unter ſich je verigies
den ſind, das, genau genommen, jedes derſelben vielleicht
nur ein einzigesmal in der Welt exiſtirt, fordert ſtrenge
Individualiſation und unterſagt all jenes empiriſche ()
Generaliſiren, was mit dem kecken Vermuthen und dem
eigenmaͤchtigen Verwechſeln fo nahe verwandt iſt! Wie koͤnn
te man auch nur mit einem Schein von Nationalität jene
hoͤchſt verſchiedenen Krankheitszuſtaͤnde, welche oft nur ein
9
131
einziges Symptom mit einander gemein haben, unter genes
relle Namen zuſammen ziehen, und fo für jeden eine gleich:
artige arzneyliche Behandlung rechtfertigen wollen?“
Von $ 62 — 32 Regeln über das Krankenexamen,
wozu von Seiten des Heilkuͤnſlers nichts als Unbefangen—
heit und geſunde Sinne (geſunde äußere und innere
Sinne), Aufmerkſamkeit im Beobachten, und Treue im
Kopiren des Krankheitsbildes gehoͤren. Die Klagen des
Kranken, die Erzählung der, Angehörigen, des Arztes eige⸗
ne Beobachtungen werden genau aufgeſchrieben; der Arzt
verhalte ſich dabey mehr paſſiv und veranlaſſe den Kranken
nur durch allgemeine Ausdrücke — z. B. wie iſt es mit
dem Stuhlgange, dem Schlafe, dem Durſte, dem Ge—
ſchmacke? ꝛc. — die freymilligen Angaben zu vervollſtaͤndi—
gen. Nach Aufzeichnung dieſer faſt unveranlaßten Aeuße—
rungen des Kranken, Krankenwaͤrters zc. iſt es dem Arzt
erſt erlaubt, ſpeciellere Fragen zu thun, wobey es ſehr gleich
gültig iſt, ob ſchon ehedem eine aͤhnliche Krankheit unter
dieſem oder jenem Namen in der Welt vorgekommen ſey
oder nicht.
„Iſt nun der Symptomeninbegriff, das Bild der epi—
demiſchen oder ſporadiſchen Krankheit irgend einer Art ein—
mal genau aufgezeichnet, ſo iſt die ſchwerſte Arbeit geſche—
hen; waͤhrend der Kur oder der Anwendung der kuͤnſtlichen
Gegenkrankheitspotenz iſt dann von der urſpruͤnglichen Grup⸗
pe der Krankheitsſymptomen bloß abzuziehen, was ſich ges
beſſert hat, oder anzumerken, was etwa an neuen Beſchwer—
den hinzugekommen iſt.“
Dieſes erſte Hauptſtuͤck des Sahnemann'ſchen Or⸗
ganon der rationellen Heilkunde, welches, wie wir fehen,
die Lehre von der Erforſchung der Krankheiten enthält, aljo
zu der Erkenutniß des Weſens und der Form derfelben An—
leitung geben ſoll, veranlaßt uns ohngefaͤhr neben gebuͤh⸗
tendem Lobe zu folgendem Tadel.
Es iſt lobenswerth, daß Hahnemann vom wahren
Heilkuͤnſtler die Unterdruͤckung aller Vorurtheile verlangt;
ob ſyſtematiſche Ordnung zu den Vorurtheilen zu rechnen
ſey? laſſen wir dahin geſtellt ſeyn.
Sehr lobenswerth iſt ferner, daß Hahnemann vom
Heilkuͤnſtler, als ſolchem, d. h. von dem am Krankenbette
handelnden und ein beſtimmtes, ſpecielles Gebrechen des
Kranken behandelnden Arzte die ſtrenge Forderung macht:
genau zu individualiſtren. Denn wie iſt es wohl moͤg⸗
lich, daß ohne Erkenntniß der meiſten und ganz vorzuͤglich
der weſentlichen Verhaͤltniſſe und Beſchaffenheiten ein bes
ſonderes, individuelles Ding erkannt werden moͤge? Wir
Tonnen bey dieſer Gelegenheit unſeren innigſten Abſcheu und
die entſchiedenſte Verachtung gegen jene Practici nicht ber—
Ben, die, ohne nur im mindeſten gewiß zu ſeyn, gegen
weſchen Feind ſie zu Felde ziehen, auch ohne die geringſte
Fähigken zu beſitzen, die Lage der Dinge zu unterſuchen,
gleich jenem trefflich gebrandmarkten Chevalier errant ſinn—
und gedankenlos ins Blaue hineinſtuͤrmen oder in dummen
Zweifeln die Zelt der That verſtreichen laſſen, wobey fie,
weit entfernt der Habſucht und dem Egoismus zu entſagen,
nicht einmal jene immer edle Selbſtaufopferung zeigen, wel
nem Untergange,
b 132
che uns trotz ſeiner Unſinnigkeit, dennoch eine Art Wohl—
wollen für den Don Quixotte abnoͤthigt. Solche practici
errantes, deren wir ſo viele, zur Schande unſeres ernſt wiß
ſenſchaftlichen Deutſchlands, ihre leidenden Bruͤder um Gut
und Blut betrügen fehen, mögen dieſen und ähnlichen Leh⸗
ren des in vieler Hinſicht gewiſſenhaften Hahnemann, fo
ſelavenhaſt fie nur immer koͤnnen, Folge leiſten, dadurch eis
nen Theil ihrer Schuld zu tilgen, deren Strafe ſie einſt
am Weltgericht unfehlbar erreichen wird. — Dieß ſey jes
doch ganz generell geſagt, nicht in Bezug auf ein be⸗
ſtimmtes Individuum! — Ich ſagte, es iſt zu loben,
daß Hahnemann ſtreng zu indeoidualiſiren gebietet.
Was heißt aber Individualiſiren? und nimmt es Sah⸗
nemann auch in dem rechten Sinne?
Individualiſiren bedeutet wohl nichts anderes, als:
von einem individuellen Dinge die verſchiedenen Lebensaͤu⸗
ßerungen und die Zeichen feiner Form möglichft vollftändig
auffaſſen und dann beſonders noch die hervorſtechendſten,
weſentlichen Symptome, beydes, der Form und des Weſens,
als wodurch ſich das befondere Ding als ein beſonderes von
anderen zu unterſcheidendes manifeſtirt, herausheben. Um
fo zu ind ividualiſiren iſt erforderlich, daß wir ein Ding in
feiner Entſtehung, Entwickelung und Ausbildung bis zu fer
ſein Verhaͤltniß und Wechſelwirken mie
andern Dingen, kurz feine ganze Geſchichte kennen lernen.
Es iſt daher auch noͤthig, daß wir die Geſchichte der ande
ren Dinge kennen, und ſomit iſt endlich auch unerlaͤßlich,
daß wir die Geſchichte aller Dinge, d. h. die Geſchichte
Gottes und der Welt mehr und mehr einſehen zu lernen
uns beſtreben muͤſſen. Die Geſchichte der Dinge zu wiſſen
heißt alſo, neben ihrer äußeren Verhaͤltnißform auch ihre ins
nere Natur und Weſenheit wiſſen, und dieß nur heißt recht
individualiſiren.
In dieſem Sinne nimmt Hahnemann das Indivs
dualiſiren nicht, wenn er dem Arzt, als wiſſenſchaftlich
gebildeten Heilkünſtler, das Idealiſiren oder Generaliſiren
verbietet. — In ſolchem Verſtande nimmt er es nicht,
wenn er für „unmöglich und unnüß’ erachtet, eine natur
gemaͤße, d. h. aus den inneren Geſetzen des Lebens hervor
gehende Klaſſification * der Siechthume des Menſchen zu
» Freylich find alle Eintheklungsverſuche der Krankbeiten von
früherer und beſonders von der Zeit an, als Linne die
Klaſſſſicationen wünſchenswerth gemacht hatte, bis auf un-
ſere Tage — z. B. von Hebenstreit, Sauvages, Linne,
Vogel, Sagar, Cullen, Plouquet, Pinel, Swediaur,
Roeschlaub und Anderen mehr oder weniger mißlungen; fie
mußten mißlingen, weil der rechte Eintheilungsgrund ver⸗
fehlt wurde. Aber, wenn auch zugegeben werden muß,
daß dieſe fruͤheren Klaſſificationsverſuche der Krankheiten
mißlungen, ſind es darum auch die neueren? Sind es
die von Mal fatti (J. Malfatti Entwurf einer Patho⸗
genie aus der Evolution und Revolution des Lebens.
Wien 1809. 8.), Neil (J. C. Reil Entwurf einer allge⸗
meinen Pathologie. Halle 1815. 1816. 3 Bde 8.), Krey⸗
fig (Syſtem der praktiſchen Heilkunde ꝛc.), Troxler
J. P. V. Troxler Grundriß der Theorie der Medizin,
Wien 1805. 8.), Kieſer (im angefuͤhrten Syſtem) und
Anderen? Und wenn es ſelbſt dieſe wären, wie fie es
133
verſuchen. — Sahnemaun individualiſirt nicht in dem
von mir als richtig angegebenen Sinne, ſonſt muͤßte er ge⸗
funden haben, was denn eigentlich der Arzt als Natur⸗
forſcher und als Seilkünſtler individualiſſren ſoll; der
Unterſchied zwiſchen höherer Frankheitsanlage und
Rrankheitsprozeß und deren geſetzmaͤßige, aus der Ga
neſis alles Organiſchen hervorgehende Formen, woruͤber in
früherer und jetziger Zeit jo manches Gute geſagt worden
iſt, Könnte ihm dann nicht mehr unbekannt ſeyn. Es muͤß⸗
te ihm ferner klar ſeyn, daß mit der „Auffaſſung des
Som ptomeninbegriffs, des Bildes der Krankheit die ſchwer⸗
ſte Arbeit des Heilkuͤuſtlers noch nicht gethan ſey, ſon⸗
dern daß dieſe vielmehr in der Erkenntniß des Inneren
und Weſentlichen der Krankheit beſtehe, mit welcher Ev
kenntniß ſodann die Erforſchung des Aeußeren und Un⸗
weſentlichen eine leichte Arbeit zu nennen ſeyn möchte,
Dabey haͤtte er ohne Zweifel gefunden, daß dieſe Procedur
(nicht „empiriſches,“ ſondern) wiſſenſchaftliches und
vernünftiges Generaliſiren und Idealiſiren vorausſetze.
Und endlich wuͤrde Zahnemann, wenn er fo zu indivi⸗
dualifiren verſtaͤnde, eingeſehen haben, daß nur auf ſolche
Weiſe alle uͤbrigen Dinge in der Welt und alſo auch die
Arzneymittel rationell erſorſcht und angewendet werden
mögen. — Was hieraus folgt, uͤberlaſſe ich dem Urtheil
des Leſers, und wende mich nun zum zweyten Haupt
punct des Hahnemannſchen Organon der rationel—
len Seilkunde.
„Ul. Wie erforſcht der
heit, zur Heilung
ten beſtimmte,
Arzneyen?
„Die Arzneymittel koͤnnen nicht an kranken, ſondern
müſſen an gefunden Perſonen erforſcht werden ($. 85 — 86).
Alle Arzneyeffecte theilen ſich in primaͤre und ſecundaͤre.
Der Umſtand, daß die nachgaͤngigen oder Secundärſym⸗
ptome am haͤufigſten bey ſehr großen Gaben zum Vorſchein
kommen, und je kleiner die Gabe iſt, auch in den Verſu⸗
chen deſto ſeltner werden, zeiget, daß die Secundaͤrſympto⸗
me nur eine Art von Nachkrankheit ſind, welche bey
Arzt die als Segenkrank⸗
der naturlichen Krankhei⸗
krankmachende Potenz der
großen Gaben, nach Verfluß der anfaͤnglichen, poſitiven
oder Primärſymptome, entſteht — eine Art gegenſeiti⸗
im Leben,
h ger Zuftand , nach dem gewöhnlichen Vorgange
in welchem alles in Wechſelzuſtaͤnden vorzugehen ſcheint
(92). Die Haupteffecte der Arzneyen, als künſtlichen
Krankheitspotenzen, find jene häufigeren Primarſpmpto⸗
me. Die ſonderlichſten und die am ofterſten von Arz⸗
neyen erzeugten Symptome ſind die vorzuͤglichſten (als Krank—
heit erzeugende Potenzen! ob auch als Heilmittel? —).
Idioſynkraſien find ſolche Arzneyeffecte. Einige Sumachar⸗
ten bringen bey der Berührung nur wenigen Perſonen ge⸗
—— —
doch nicht find, woͤre nicht zu hoffen, daß mit ber jetzt
wieder blühenden Naturwiſſenſchaft endlich doch das rich⸗
tige Eintheilungsprinzip und mit ihm die Eintheilung
der menſchlichen Gebrechen ſelbſt gefunden wuͤrde? Wenn
ſie aber gefunden iſt, oder geſunden wird, muß nicht Hah⸗
nemann ſelbſt geſtehen, daß fuͤr den Arzt, „als
Naturforſcher“ und ſomit auch als Heilkünſt⸗
ler viel damit gewonnen? —
mente und Symptome ſorgfaͤltig und
134
wiſſe Hautausſchlaͤge — Flußkrebſe nach dem Ge i
Art Rothlauf und Blaſenfieber, 9 beyde i
dige Tendenz zu dieſen Aeußerungen unter allen Umſtaͤnden
behalten, = fo wie ſelbſt nur einige Individuen von Pfers
den und Kuͤhen nach dem Genuſſe der Tarusbfätter getoͤd⸗
tet werden, indeß die uͤbrigen nur wenig davon leiden. —
Wie jedes Mineral, jede Pflanze, jedes Thier ſich von
dem andern unterſcheidet, ſo unterſcheidet ſich jede Arzney
in ihren Wirkungen von der anderen und keine
kann die andere erſetzen (— $. 97).
Folgen nun bis $. 120 Regeln zu den Verſu
uͤber die Erforſchung der Arzneywirkungen, die 1
abzielen: mit groͤßter Vorſicht bey geſunden Menſchen
durch vorſichtig zubereitete Arzneyſtoffe kuͤnſtliche Krankhei—
ten zu erzeugen, dieſe mit derſelben Praͤtiſion zu copiren
wie die natuͤrlichen Krankheiten und dabey auf die prima⸗
ren Wirkungsarten beſondere Ruͤckſicht zu nehmen.
„Hat man nun eine anſehnliche Reihe Arzneyen in
gefunden Menſchen fo geprobt und alle die Krankheitsele—
treu aufgezeichn
die ſie für ſich als kuͤnſtliche Aaundbispot nz f ae
gen fähig find, fo hat man eine Maleria medica, eine
Sammlung der wahren poſitiven Wirkungsarten der
einfachen Arzueyſtoſſe, einen Codex der Natur, worinn
der Arzt die paſſendſte Gegenkrankheitspotenz, das
ſpecifſtſche Heilmittel (2) einer gegebenen natürlichen
Kranheit aufſuchen und finden kann (J. 120 124).
Es thut unſerm Herzen wohl, wenn wir in Schrif⸗
ten, wie im Leben, wo das Gute mit dem Schlechten zu
immerwaͤhrendem Streite ſich paart und wechſelſeitig die
Oberhand erringend eben das Leben hervorruft — ich fage
es thut wohl, wenn wir nach manchem Kampfe mit dem
Boͤſen und Finſtern endlich aus unerfreulichen Dunkelhei⸗
ten in die heitern Regionen des Lichtes gelangen, wo Gu⸗
te mit Guten weiteifernd das Gute erzeugen und das Schoͤ⸗
ne und das Wahre.
So freue ich mich denn auch bier endlich auf den
Punct gekommen zu ſeyn, wo Hahnemanns Verdienſt
um die Medicin entſchieden hervorleuchet.
Hahnemann warf einen tiefen Blick in das innere
Getriebe des Lebens, als er den Grundſatz aufſtellte oder
beſtätiget fand, daß, wie alles im Leben in Wechſelzuſtaͤnden
vorgehe, die Arzneyen zuerſt und primär eine poſitive und
hierauf ſecundaͤr eine negative Wirkung im menſchlichen
Koͤrper hervorrufen. — Seine Arzneymittellehre, von der
nun der ſechſte Band erſchienen iſt — wenn wir fie auch
gleich eine rudis et indigesta moles nennen muͤſſen — wird
fuͤr einen kuͤnftigen Pharmacologen eine wahre Fundgrube
ſeyn, und es iſt ſehr zu wuͤnſchen, daß Hahnemann auf
dem eingeſchlagenen Wege fortgehe, beſonders, wenn er
dabey den zweyten Hauptweg, der die ſecundaͤren Wirkungs⸗
arten der Arzneymittel aufſchließt, nicht unbetreten Injjen
wollte. — 4
Schon ſehe ich mich; kaum noch das Herz zum =
be geoͤffnet, wieder in den unerfreulichen Strudel des Ta⸗
dels unwillkuͤhrlich hineingezogen — des Tadels, daß
135
Hahnemann auf die ſecundaͤren Wirkungen der Arzneyen
fo wenig, oder vielmehr gar keine Ruͤckſicht nimmt. Wie
ſehr iſt zu bedauern, daß dieſer ernſt denkende Mann, ei—
ner der beſten Aerzte unſerer Zeit, von einem Vorurtheil
ſich hinreißen ließ, den dringenden Einladungen der Wahr—
heit eigenſinnig zu widerſtehen! Er war im Begriff den
Schleier der Göttin zu luͤften, die ſich bekanntlich „nur
Adeplen gewandlos ſehen laͤßt“ — einen Schritt noch, und
er waͤre eingegangen in das innere Heiligthum des Tempels
der Wahrheit; aber fein homoͤopathiſches Vorurtheil riß
ihn wieder auf Abwege.
Haͤtte Hahnemann gefragt, worinn denn eigentlich
der Grund und das Weſen jener merkwuͤrdigen Secundaͤr⸗
und Nachwirkung der Arzneymittel beſtehe, fo wuͤrde
er ohnfehlbar auch auf den Grund und das Weſen der er—
hoͤhten Krankheitsanlage geleitet und ihm deutlich gewor—
den ſeyn, in wiefern dieſer Zuſtand der erhoͤhten Krankheits—
empfänglichfeit der entgegengeſetzte ſey von dem des Krank-
heitsproceſſes — mit einem Wort: er haͤtte finden muͤſ—⸗
fen, daß Oeſundheit mit ihren beyden Abweichungen —
+ o — und T o und — o ſey.
Dieſer Fund aber haͤtte ihn weiter gelehrt, worinn
das Leben uͤbechaupt und die Wirkung der einzelnen Dinge
aufeinander, und insbeſondere, worinn das Weſen der Wir—
kung der Arzneymittel beſtehe, und mir waͤre erſpart, ſei—
ne Lehre: in allen Krankheiten, alfo auch in den beftig-
ſten edler Organe nur die primaͤre und poſitive Wirkung
der Arzneymittel in Anwendung zu bringen, als eine un—
ſinnige und heilloſe an den Pranger zu ſtellen. — Dieſer
Fund hätte ihn ferner vor der Abſurdität bewahrt, in wel⸗
cher er behauptet:
„Blos zum Mißbrauche des zu edleren Abſichten (oben
wurde von H. die Heilkunde die heiligſte aller menſchlichen
Arbeiten genannt!) dem menſchlichen Geiſte verliehenen
Triebes, das Unendliche zu erreichen, entſtanden jene ter
ken Eingriffe in das Gebiet des Unmoͤglichen, jene ſpecula—
tiven Grübeleyen uͤber das innere Weſen des arzneylich
wirkenden Stoffes in den Medicamenten, über Vitalität an
ſich, über die innere Natur und Weſenheit der Krankheit
(14),
„Alles was die Menſchenkinder vom thierifchen Mag—
netism, Galvanism, Waͤrmeſtoff, Gaslehre und von der
ubrigen Chemie und Phyſik etwa aufgefaßt haben, reicht
bey weitem nicht hin zur Erklärung auch nur der mindeſten
Function im lebenden geſunden oder kranken Organism.
(Haͤtte wohl Hahnemann ohne das Studium dieſer Dinge,
von dem er jetzt mit Geringſchaͤtzung ſpricht, das werden
koͤnnen, was er iſt? Und bedachte er nicht, als er dieſes
und aͤhnliches ausſprach, den Nachtheil, der daraus ber⸗
vorgehen muß, wenn er junge Studirends zy Flachheit und
Seichtigkeit berechtigt ?)
„Es iſt Mißkenntniß der menfchlichen Fahigkeiten und
Verkennung der Erforderniſſe zum Heilgeſchaͤft, wenn der
Arzt die Ergrübelung ſolcher Dinge, jene Spiele der Phan—
tafie und des Witzes (phyſiogeniſche und pathogenifhe Poe⸗
fie) fuͤr noͤthig ausgibt, deren Kenntniß ihm fo unnoͤthig,
als unfähig er zu ihrer Erforſchung geſchaffen ward, Wel⸗
136 ö
che unzaͤhlichen, unbekannten Kräfte und ihre Geſetze mi-
gen bey den Verrichtungen des lebenden Organism noch in
Wirkung ſeyn, die wir nicht einmal ahnen und zu deren
Erkennung uns unendlich mehr Sinne, als wir haben,
und von unendlicher Feinheit verliehen ſeyn muͤßen! (15)
und dann weiter (F. 247) ein für Hahnemann ganz un⸗
wuͤrdiges Gewaͤſche über die Kurzſichtigkeit der Menſchen in
Schaͤtzung der Groͤßen und Kleinheiten, uͤber die Groͤße der
unendlichen Schöpfung und über die Kleinheit der zahloſen
Organe des Infuſionsthierchens.
Est diſſicile, satyram non scribere!
Das dritte Hauptſtuͤck des hahnemann'ſchen Or⸗
ganons der rationellen Heilkunde handelt von der Jatro—⸗
technik.
„III. wie wendet der Arzt dieſe kuͤnſtlichen Rrank⸗
heitspotenzen (Arzneyen) zur Seilung der
naturlichen Krankheiten am zweckmaͤßigſten
an: 5
„Unter den Symptomenreihen vieler Arzneyen laͤßt ſich
nicht ſchwierig eine finden, aus deren einzelnen Krankheits⸗
elementen ſich ein dem Symptomencomplexe der natuͤrlichen
Krankheit ſehr aͤhnliches Gegenbild, eine paffende Gegen—
krankheitspotenz zuſammenſetzen läßt; und dieſe iſt das ges
ſuchte Heilmittel ($. 128). 1 N
Hierbey muͤſſen „die auffallenderen, ſonderlichen,
characteriſtiſchen Zeichen der natuͤrlichen ſowohl, als
der kuͤnſtlichen Krankheit vorzuͤglich feſt ins Auge gefaßt
werden, waͤhrend die allgemeineren Zeichen, z. B. Anorexie,
Mattigkeit, Unbehaglichkeit, geſtoͤrter Schlaf, wenn ſie
nicht naͤher bezeichnet ſind, weit weniger Aufmerkſamkeit
verdienen (129).
Das fo gefundene ſpecifiſche, homoͤspathiſche Heil
mittel hebt die Krankheit faſt immer nach einmaligem Ges
brauch um ſo mehr ohne Beſchwerden, je vollkommener ſich
beyde Symptomenreihen decken (130 — 131), „vermuthlich
weil ſich die ganze Kraft des ſpecifiſchen Heilmittels auf
ſeine der Krankheit aͤhnlichen Symptome concentrirt und im
Vernichten dieſer erſchoͤpft.“
„Jedoch bringt ſelbſt die kleinmöͤglichſte Gabe paſſend
homoͤopathiſcher Arzney in der erſten Stunde nach der
Einnahme eine kleine homöcpathifche Verſchlimmerung zus _
wege, muß fie zuwege bringen, da die Arzneykrankheit
natürlich um etwas ſtaͤrker ſeyn muß, als das zu
heilende Uebel, wenn ſie letzteres uͤberſtimmen und auslös
ſchen ſoll (132).
„Sollte man kein ganz paſſendes h. Heilmittel finden
koͤnnen, fo laͤßt man die erſte Gabe des paſſendſten nicht
völlig auswirken, ſondern unterſucht den geänderten Krank⸗
heitszuſtand aufs Neue, da man dann leichter ein dem neu⸗
en Krankheitsbild entſprechendes Analogon aus den gekann⸗
ten Arzueyen auffinden wird u. ſ. f.
„Findet man, daß zwey Arzneyen um den Vorzug
der Paßlichkeit ſtreiten, ſo duͤrfen nicht beyde zugleich an-
gewendet werden, ſondern nur die paſſendere, nach deren
erſter Gabe der Zuſtand wieder zu unterſuchen iſt. Nur in
137
einigen Fallen alter, keiner ſonderlichen Veraͤnderung uns
terworfener, chroniſcher Krankheiten laſſen ſich zuweilen
zwev gleich h. paſſende Heilmittel mit Erfolg abwechſelnd
brauchen (— S. 145).
Von $. 146 — 188. Vorſchriften und Beyſpiele, wo
nur einjge wenige Symptome die Krankheit characretiſiren,
wie ein vieljaͤhriges Kopfweh, ein vieljaͤhriger Durchfall,
eine ſolche Kardialgie ic. — „ſogenannte Lokaluͤbel, die alle
(mit Ausnahme der von aͤußerer Beſchaͤdigung ſeit kurzem
entſtandenen) mit einem innern durch den ganzen Organis⸗
mus verbreiteten Uebelbefinden zuſammenhaͤngen und des—
halb nicht topiſch behandelt werden duͤrfen.
’ Von $. 185 — 199 Über die Heilung der Ge:
müthskrankheiten. „Es gibt primaͤre Gemuͤthskrankhei⸗
ten, die, ſo kange fie den Koͤrperzuſtand noch nicht allzuſehr
zerrüttet haben, blos durch pſychiſche Mittel: Zutraulich⸗
keit, gütlihes Zureden, Vernunftgrände, am meiſten aber
durch wohl verdeckte Täuſchungen heilen laſſen. — Durch
Körperkrankheit entſtandene Geiſtes- und Gemuͤthskrankhei—
ten können einzig nur durch homoͤopathiſche Arzneyen bey
angemeſſener Seelendiaͤt geheilt werden.
Von $. 200 — 237 Über die ſpecielleren Geſetze
der rationellen Seilkünde, in Abſicht der Gebrauchs⸗
art der Heilmittel. „Jede, wenn auch nur um Weniges
zunehmende B fferung verbietet eine neue Gabe der Arzney,
um ſo mehr, da wir faſt von keiner Arzney die genauen
Gränzen ihrer Wirkungsdauer beſtimmen können. Eine
zweyte Gabe einer und derſelben h. Arzuey, wenn die erſte
(was nicht ſelten der Fall iſt) die Krankheit noch nicht gaͤnz⸗
lich vertilgt haͤtte, darf üderhaupt nie, oder doch nur in
kanggedauerten, chroniſchen Uebeln, und auch hier nue in
immer kleiner und kleinerer Gabe und in laͤngeren Zwi⸗
ſchenraͤumen gereicht werden: denn der Reſt der Sympto⸗
me gibt ein anderes Krankheitsbild und fordert daher ein
anderes h. Mittel. — Chroniſchen Krankheiten entſpre⸗
chen Arzneyen von langer — akuten Krankheiten hingegen
welche von kurzer Wirkungsdauer. — Lieblingsmittel gibt
es für den rationellen Arzt nicht, fo wenig als er Abnei⸗
gung gegen andere hegen darf. — Aus der Diät iſt alles
arzneylich oder ſchaͤdlich wirkende zu entfernen, damit die
feine Gabe nicht durch fremden Reiz uͤberſtimmt oder vers
köſcht werde; dieß wird um fo nöthiger bey chroniſchen
Kranken, deren Krankheit gewoͤhnlich durch dergleichen
Schaͤdlichkeiten erzeugt und unterhalten werden. Dagegen An:
ordnung des hier und da noͤthigen Gegentheils: Aufheite—
rung des Geiſtes, Bewegung in freyer Luft, angemeſſene,
unarzneyliche Speiſen und Getränke sc. — Geluͤſte acuter
Kranken nach unſchaͤdlichen Dingen müſſen befriedigt wer⸗
den. — Der Heilkuͤnſtler muß die Arzneyen ſelbſt genau
kennen und nur die vollkraͤftigſten und aͤchteſten anwenden.
Der frisch ausgepreßte Saft, ſogleich mit gleichen Theilen
Wieingeiſt gemiſcht und in wohlverſtopften Glaͤſern vor dem
Sonnenlichte bewahrt, enthält die ganze Kraft vieler ein:
heimiſchen Pflanzen vollſtäͤndig und auf immer. — In
keinem Falle von Heilung iſt es nöthig, mehr als eine
einzige, einfache Arzneyſubſtanz auf einmal anzuwenden.
Quod fieri potest per pauca, non debet fieri per plura
gilt auch hier, zumal vollig unbekannt iſt, wie zuſammen⸗
gefetzte Arzneyen durch einander veraͤndert werden.
Iſis 1822. Heft J. .
—— —
138
Von F. 237—254 über die Gaben der Arzney⸗
mittel. Hier iſt eins der Hauptgeſetze der hombopathi—
ſchen Heilkunde: „Die zur Aufhebung einer natürlichen
Krankheit moͤglichſt angemeſſen gewaͤhlte Gegenkrankheitspo—
tenz (das Heilmittel) nur ſo ſtark einzurichten, daß ſie
nur ſo eben zur Abſicht hinreiche, und durch unnöthige
Stärke den Körper nicht im mindeſten angreife. Da nun
die kleinſte Menge Arzuey den Organismus naturlich am
wenigſten angreift, und die Erfahrung durchgaͤngig lehrt,
daß auf homsopathiſchem Wege die kleinſten Gaben jeder⸗
zeit der Krankheit gewachſen ſind (wenn dieſer nicht offen⸗
bar eine betraͤchtliche Verderbniß eines wichtigen Eingewei⸗
des zum Grunde liegt), äͤberdieß die Empfindlichkeit des
Kranken beſonders im Puncte ſeiner Krankheit gegen jede
erdenklich kleinſte Gabe homsopathiſch paſſender Arzney
(beſonders wenn die Krankheit einen ſehr hohen Grad er⸗
reicht hat) fo ſehr erhöht wird, daß es allen Glauben über
ſteigt und nur der genaue Beobachter, nicht der gewoͤhn⸗
liche, hiervon einen Begriff hat; ſo wird der wahre Heil—
künſtler jede Gabe feiner genau gewaͤhlten Arzney in einer
Kleinheit verordnen, welche, wenn ihn menſchliche Schwaͤ—
che ja unpaſſend waͤhlen ließ, nur geringfuͤgigen Nachtheit
bringen koͤnnte, von einem nun paſſender gewaͤhlten h.
Heilmittel aber lebenfalls in kleinſter und nur einmaliger
Gabe) die Krankheit ſammt jenem etwaigen Nachtheil ver⸗
tilgt werden kann. 5
„Ein gefuͤhllos daliegender, komatoͤſer Typhuskran⸗
ker mit brennend heißer Haut von Schweiße bedeckt, mit
ſchnarchendem, ſtoßweiſe unterbrochenem Athem aus offenſte⸗
hendem Munde ꝛc. wird von einer milionenmal kleineren
Gabe Mohnſaft, als fie je ein Arzt auf der Welt verord:
nete, binnen wenigen Stunden zur Beſinnung gebracht und
binnen noch einigen Stunden zur Geſundheit wieder herge-
ſtellt, u. ſ. w. 8
Von §. 284 — 260. Empfaͤnglichkeit der verſchie⸗
denen Stellen des menſchlichen Körpers fiir die
Einwirkung der Arzueyen. — Zunge, Mund und Ma:
gen am empfaͤnglichſten; auch Lunge, Zeugungetheile,
Maſtdarm, wunde Flächen. Von der Haut ſind noch am
empfindlichſten: die Herzarude und die inneren Biegungen
der Gelenke; doch muß hier eine kräftigere Arzueyform und
auch in ſtaͤrkerer Menge aufgelegt, eingerieben oder in hal⸗
bem oder ganzem Bad angewendet werden.
$. 260 bis ans Ende, von der palliativen Anz
wendung der Arzueyen. „Sie iſt das gerade Widerſpiel
der homdepathiſchen Heitart, hat zur Norm: conlraria
contrariis curentur, und iſt mit wenigen Ausnahmen ver⸗
werflich. Wenn die bomsopathiſche Heilung von anfaͤngli⸗
cher Verſchlimmerung der Krankheit nach und nach zut Beſ⸗
ſerung und zur Gefundheit uͤbergeht, fo ſcheint in der
Palliativkur das Uebel gleich im Anfange wie verſchwunden,
geht aber nach und nach in groͤßere Verſchlimmerung und
intenfioere Krankheit über. — Selbſt der Krankheiten kann
man ſich fehlerbaft als Palliative bedienen. So glaubte
Leroy die ſcrophuloͤſen Drüfenverhärtungen des ganzen Koͤr⸗
pers bey einem Kinde durch Einimpfung der Menſchenpo⸗
cken heben zu koͤnnen. Beym Ausbruche der Pocken waren
alle Drüferverhärtungen verſchwunden; aber ſechs Wochen
9
*
139 =
hernach erfchienen fie wieder — ganz natürih! da die
Drüfenverhärtungen in der Pockenkrankheit nicht in ihrer
Primaͤrwirkung, nicht in ihrem acuten Stadium, fondern
in ihrer Secandaͤrwirkung, als Nachkrankheit zu entſte⸗
hen pflegen. — Das Paliativ muß, ganz entgegengeſetzt dem
h. Mittel, in ſtets verſtaͤrkten Gaben gereicht werden. —
Auf dieſe Art ſetzte man habitueller Neigung zur Schlaͤfrig⸗
keit, Kaffee entgegen; — den, ſeibſt chroniſchen Durchfaͤl⸗
len, die Leibverſtopfende primäre Kraft des Mohnſaftes; —
langwieriger Nachtmunterkeit und allen erdenklichen Arten
Schmerzen, die, betaͤubten dummen Schlaf und Stupor
und Füͤhlloſigkeit machende Wirkung des Opiums; — der
Leibverſtopfung — die in ſtarker Gabe die Daͤrme zu
häufiger Ausleerung reizenden Purgirarzneyen und Laxirſal⸗
ze; — dem Mangel an Blutwaͤrme und ſog. Magenſchwä⸗
che, — geiſtreiche Getraͤnke und erhitzende Gewuͤrze; —
langwierigem Stockſchnupfen — Nieſemittel: — der Ver⸗
brennungs⸗ Entzündung ſetzte man kuͤhlende Mittel entge—
gen; — jeder Hitze — Blutausleerung; — der faſt vollen⸗
deten Blaſenlaͤhmung — die die Harnausleerung fo mächtig
aufreizenden Kanthariden; — alten Laͤhmungen verſchiedener
Art — die in der Primaͤrwirkung die Muskeln in Bewe⸗
gung ſetzende electriſche und galvaniſche Kraft ꝛc. — Blos
bey hoͤchſt dringenden Gefahren, bey Aſphyxien und dem
Scheintodt vom Blitze, von Erſticken, Erfrieren ꝛc. ſind
Palliative fuͤrs erſte und um nur das phyſiſche Leben mie:
der in Gang zu bringen erlaubt und zweckmaͤßig, z. B.
gelinde electriſche Erſchuͤtterungen, ſtarker Kaffe, Riechmit⸗
tel ꝛc. Hieher gehören auch verſchiedene Antidota jählinger
Vergiftungen. — Brech⸗- und Purgirmittel find nur anzu:
wenden, um ganz unverdauliche, ftemdactige, ſchaͤdliche
Subſtanzen aus dem Magen zu entfernen. — Erweichende
Fette, contrahitender Gaͤrbeſtoff, die den uͤbeln Geruch
mindernde Holzkohle, Kalkerde, Laugenſalze, Seife und
Schwefel (um ätzenden Saͤuren und Metallſalzen chemiſch
zu begegnen), Lithontriptica, gluͤhendes Eiſen und andere
Aetzmittel ſinden bisweilen Anwendung, ſeltener und weni⸗
ger rationell Blutentziehungen (2) ıc. — Endlich noch eine
mißbilligende Bemerkung über die antagoniſtiſche Heilart. —
Ungern uͤbergehe ich, wegen Mangel an Raum, das
Lobenswerthe, das in dieſem Abſchnitt, mit Ausſchluß der
Hauptſachen, verkommt, und ſehe ich mich genoͤthigt, nur
das Tadelswerthe zu berühren,
Dieſe tadelverdjenenden Hauptſachen betreffen vorzuͤglich
einmal den für das homdoopathiſche Dorurtbeil ge:
ſchnitten therapeutiſchen Leiſten überhaupt und dann
noch beſonders die Lehre von den Doſen der Arzney—
mittel, und endlich die Abneigung Hahnemanns
gegen die antagoniſtiſche Curmethode.
Ich ſagte, daß die Homöôopathologie einem Vor⸗
urtheil ihr Daſeyn verdanke; dieß iſt nicht genug: denn ich
glaube mit wenigem evident erweiſen zu koͤnnen, daß
Hahnemann gar nicht weiß, was unter dieſer Lehre ver⸗
fanden werden muß. Ferner wurde dieſer letzte Abſchnitt
ein therapeutiſcher Leiſten genannt (im böfen Sinne H's. ſ.
oben).
Sehen wir nun zuruͤck,
ſchnitt des Organon der rgtjonellen Heilkunde eine Art
fo haben wir im erſten Abe
*
7
140
Somòopathologie, im zweyten eine Homöophar⸗
macologie und im dritten eine Fomöotherapie. Wa⸗
re hier Zeit zu ſpielen, ſo koͤnnten wir aus den übrigen
Lehrzweigen der Medicin noch eine Menge Homdo — ien
bilden. — Aus allem vorhergehenden iſt klar, daß Sahne⸗
mann unter Homsopathie nicht die Lehre von den durch
gleiche urſaͤchliche Momente erzeugten gleichartigen Brank⸗
heiten, uͤberhaupt gar keine Scienz, ſondern eine Art
Practik verſtanden wiſſen will, wodurch man in den Stand
geſetzt wird, durch moͤglichſt gleiche kuͤnſtliche Krankheiten
natürliche zu heilen. Ich halte mich nicht bey der Un⸗
richtigkeit des Namens auf, ſondern wende mich ſogleich zu
der unrichtigen Bedeutung deſſelben. Hätte Sahnemann
feine Lehre unter obige drey Hanptrubriken: Homsopatho⸗
logie, Homoͤepharmacologie und Homsotherapie gebracht,
ſodann etwa die Homoͤopharmacologie einerſeits in Ho⸗
moͤotoxicologie und andererſeits in Homoͤojamatologie ges
ſpalten, und ſich dabey begnuͤgt, nur eine Seite der Me⸗
diein bearbeitet zu haben; ſo wuͤrde ſchwerlich jemand
etwas Erhebliches dagegen einwenden koͤnnen; — die an⸗
dere Seite der Medicin, die es nehmlich mit der erhöh⸗
ten Rraniheitsanlage zu thun hat, hätte ſich dann
vielleicht eines ahnlichen Bearbeiters zu erfreun gehabt,
und auf dieſe Weiſe wäre endlich alles fo ziemlich berück⸗
ſichtiget und geordnet worden, wie es in Bieſers ſchon
mehrmals angezogenem und nicht genug zu empfehlendem
Syſtem der Medicin geſchehen iſt auf ſolche Art und
Weiſe, die nur noch die fpeciellere Bearbeitung zu wuͤn⸗
ſchen uͤbrig läßt. * Aber Hahnemann verſteht, wie ge⸗
ſagt, unter Homöopathie einen generellen practiſchen Leiſten,
der, weil er auf ſolchen Verderſaͤtzen beruht, auch den Zus
ſchnitt der uͤbrigen Theile ſeines Organons und ſo auch den
des therapeutiſchen Abſchnittes verdarb. — Eine natuͤrliche
Krankheit ſoll durch eine ihr moͤglichſt ahnliche, kuͤnſtliche
Krankheit geheilt werden. Das heißt mit anderen Worten:
Die Blatternkrankheit, die Maſern, das Scharlach, das
Nervenfieber die Lues venerea sc, muß durch Blatter-Maſern⸗
Scharlach-Nervenfieber und ſyphilitiſches Contaͤgiumu ſo je⸗
de andere Krankheit durch das fie erzeugende urſaͤchliche Mo⸗
ment geheilt werden: denn die durch dieſe Contagien und ur⸗
ſaͤchlichen Momente kuͤnſtlich erzeugten Krankheiten find ohn⸗
ſtreitig den durch ſie zufaͤllig hervorgebrachten am aller⸗
ähnlichſten. Und in der That liegt hierin die einzig ratio⸗
nelle homoͤotherapeutiſche Heilart, wenn von Behandlung
und Heilung der allen und jeden Krankheiten vorausgehenden
ſpecifiſchen Krankheitsempfaͤnglichkeit durch ihre ſpecifiſchen,
poſitiven Zeugungsmittel die Rede iſt.““ Wie unſinnig
* Schreiber dieſes iſt zwar durch Kieſers muͤndliche Vor⸗
träge zufrieden geſtellt; doch wuͤnſcht er, Kieſer wolle
nun auch, nachdem er durch die Herausgabe ſeines „Sp⸗
ſtems des Tellurismus“ nicht mehr behindert wird,
die Welt zufrieden ſtellen.
Darum iſt es eine wichtige Frage, ob die Blatternkrank⸗
heit, durch Einimpfung des Kuhpockencontagiums (das
doch in jedem Falle von dem Menſchenpockencontagtum eben
ſo ſpeciſiſch verſchieden iſt, wie die Kuh vom Menſchen)
auch vollkommen geheilt werde? und ob nicht vpfelleicht
ſeit Ausübung der Vaccination Cro up, Keuchhuſten
und andere Kinderkrankheiten eßtſtanden, oder doch weit
intenſiver geworden find, =
141
dagegen jene Behauptung wird, wenn von Heilung des
Tyobuskranken und wo der Typhus in feiner vollen Bluͤthe
ſteht, durch das Typhuscontagium, geſprochen wird, bedarf
keiner weiteren Eroͤrterung. — Daß irgend eine ſpecifiſche
Krankheisanlage durch andere Mittel als durch das beſtimm—
te urſaͤchliche Moment oder Contagium, wie z. B. die An⸗
lage zum Scharlach durch die von Hahnemann zu dieſem
Zweck empfohlene Belladonna, geheilt werden konne,
glaube ich nicht, ſo lange nicht dargethan wird, daß das
efjentiele der Belladonna ꝛc. ganz identiſch mit dem be
ſtimmten Miasma, Contagium ꝛc. iſt. Sollte dieß aber
auch erwieſen werden koͤnnen, ſo bleibt es in jedem Falle
nut ein Heilmittel der gegebenen höheren Krankheitsanlage
und alſo ein prophylactiſches oder Praͤſervativmittel gegen
die fonft ſtuͤrmiſcher ſich entwickelnde Krankheit, was bey
Exanthemen im Vieſer'ſchen Sinne, als nothwendigen
Ausbildungskrankheiten, immer eine Ausnahme erleiden
dürfte. — So viel uͤber den erſten zu tadelnden Punct
der Hahnemannſchen Homwoͤopathie; es ließe ſich hier⸗
Aber leicht ein Buch ſchreiben, wollte man die Sache er=
erſchoͤpfend behandeln — doch sapienti sat!
Der zwente tadelswerthe Punct dieſes Abſchnittes des
Hahnemannſchen Organon der rationellen Heilkunde be⸗
trifft die Lehte von den Doſen der Arzneymittel. Wir
koͤnnen uns hier kurz faſſen, da dieſer Gegenſtand in un⸗
ferer oben erwähnten Abhandlung von den Doſen der Arz-
neymittel ausführlich gewuͤrdiget iſt. — Was Hahnemann
von der nothwendigen Kleinheit der Arzneydoſen ſagt, fuͤllt
leicht ins Laͤcherliche, wenn man bedenkt, daß der ratio⸗
nelle Arzt nicht immer ſo heterogene Mittel, wie Hah⸗
nemann zu wollen ſcheint, ſondern weit öfter mehr Homo:
gene, nicht unter die Categorie der Gifte gehörende und ſich
mehr und mehr den Nahrungsmitteln anſchließende Arz⸗
neyen anwendet. — Der von Krankheit befallene Organis⸗
mus iſt nun zwar, weil Hahnemann bloß die poſitive
Wirkung der Arzneyen in Anwendung gebracht wiſſen will,
durch die die Krankheit ſteigernden Potenzen hoͤchſt empfind⸗
lich bedrängt, fo daß in Krankheiten wichtigerer Organe
und uͤberhaupt in Faͤllen ſehr intenſiver Krankheiten durch
das irrationale Verfahren, poſitive Specifica anzuwenden
ſehr leicht der Tod des Individuums herbeygefuͤhrt wird:
Hierdurch rechtfertigt ſich das Motiv, nichtswirkende
Quantitaͤten zu geben und es eben gehen zu laſſen, wie's
Gott gefällt, und bis die vis naturae medicatiix ſich ins
Mittel ſchlaͤgt. Aber aus welchem Grund verwirft denn
wohl Sahnemann die Anwendung negativer Specifica
(die immer in verhaͤltnißmaͤßig großen Doſen und in um
——
142
fo größeren Doſen gereicht werden muͤſſen, je intenfiver die
gegebene Krankheit iſt, weil ſie ſonſt, weit entfernt, die
Krankheit zu negiren, vielmehr als poſitive Mittel auftre⸗
ten)? Hat Hahnemann nicht erwogen, daß in Augenbli⸗
cken, wo die verſchiedenen Stadien der Krankheit ihre
Akme erreichen, durch rationelle Anwendung ſolcher Mittel
z. B. in einer heftigen Lungen⸗ oder Hirn-Entzündung im
Croup ꝛt. durch eine wohlberechnete Blutentziehung durch
große Doſen Calomels ꝛc., der weitere Verlauf der Krank⸗
heit gebrochen und die Ausbildung des naͤchſten Stadiums
derſelben prophylactiſch gemildert oder verhütet werden kann?
und daß bier durch Anwendung nur im geringſten poſttiv
wirkender Specifica, oder auch ſelbſt durch zu kleine Doſen
an ſich negativer Heilmittel unfehlbar der Tod des Kranken
beſchleunigt, oder doch durch nichtswirkende Gaben die
Zeit der That verabſaͤumt wird? Sind denn Unterlaſfungs⸗
fünden nicht auch Sünden?
Hinſichtlich des dritten ganz entſchiedenen Tadel verdienen⸗
den Punctes dieſes Abſchnittes der Hahnemannſchen Leh⸗
re: Hahnemans Widerwillen gegen die antagoniſtiſche Cur⸗
methode betreffend, ſage ich nur weniges, weil dieſer in⸗
intereſſante, für die geſammte practiſche Heilkunde höchft
wichtige Gegenſtand einer eigenen, ausfuͤhrlichen Bear—
beitung werth ift, der ich mich in der Folge, wenn nur
ſonſt Zeit und Gelegenheit gegeben wird, mit Vergnuͤgen
zu unterziehen gedenke. Hahnemanns ganze Curmethode,
wie er fie uns lehrt, iſt nicht Homoͤotherapie, denn ſonſt
müßte er nur die ſpecifiſchen urſaͤchlichen Momente, Con⸗
tagien ꝛc. und zwar nur in Faͤllen erhöhter Krankbeitsanlage
zur Heilung empfehlen; ſondern ſie iſt nichts anders, als
die von ihm verachtete antagoniſtiſche und die unmit-
telbare Curmethode der Krankheiten, nur daß dieſe
nicht wie fie fol, mit umfaſſender Kenntniß rein und lau⸗
ter gelehrt, ſondern daß fie von dem Homoopathen,
durch Vor- und andere falſche Urtheile und Lehrſaͤtze bedeu⸗
tend corrumpirt iſt. Dieß iſt nun nicht leicht zu beweiſen
an einem Orte, wo wir ohnedieß ſchon die Gren⸗
ze des Raumes uͤberſchritten; es moͤge daher nicht verargt
werden, wenn ich hier, ſtatt des ausfuͤhrlichen Beweiſes,
(der jedoch ſchon feinen Grundzuͤgen nach in dem bereits
Geſagten liegt, und der uͤbrigens auch nur eine in Hah⸗
nemanns Sinne unnöthige Nebenſache betrifft) auf Ries
ſers Lehre von der antagoniſtiſchen Heilungsart (f. deſſen
Syſtem der Medicin II. Band. S. 684 u. f.) verweiſe,
und von dorther zur Deutlichmachung des Verhaͤltniſſes
der antagoniſtiſchen zu den uͤbrigen Heilungsarten fok
gendes Schema entlehne:
Radicalheilung.
Entfernung des abnormen Zuſtandes.
—— . —— —
3;
Directe Heilung.
b.
mediciniſch⸗
Mittel.
A.
Durch mechaniſche Durch
u, chemiſche Mittel,
A.
Durch all⸗
N gemeinen Conſenſus,
————K1. . —ů—s—ð—Kr —— —
; 2.
Indirecte Heilung.
2.
Mittelbare Heilung.
Durch rm
b. 0. Steigerung des
Durch Durch abnormen Zu⸗
beſonderen Conſenſus, Antagonismus, ſtandes.
I.
Conſenſuelle Heilung.
143
Schlußrede, enthaltend: mein Urtheil über Hahne⸗
mann, den Homoͤopathen und eine Bitte
an Hahnemann, den Vernuͤnftigen.
Da Hahnemann in feinem Organon der rationellen
Heilkunde eine auf falfhem Grundprincipe beruhende fal-
ſche Lehre aufgeſtellt; da ferner dieſe Irrlehre nicht nur
manchen hoffnungsvollen Juͤngling auf Abwege verleiten,
ſondern auch manchen noch in feinen wiſſenſchaftlichen An:
ſichten ſchwankenden practiſchen Arzt zu heilloſen, dem
Kranken hoͤchſt nachtheiligen, ja verderblichen Irrthuͤmern
veranlaſſen kann; und da endlich jeder wahre Arzt ſowohl
die Leiden und Gebrechen ſeiner Mitmenſchen, als auch
die Maͤngel und Irrthuͤmer ſeiner Wiſſenſchaft allezeit und
mit ſtetem Eifer zu beſeitigen und zu heilen bereitwillig
ſeyn ſoll; fo ſchreibe ich hier mein Urtheil uͤber den Ho
moopathen Hahnemann, nach gepflogener und, wie ich
glaube, hinlänglicher wiſſenſchaftlicher Unterſuchung, nicht
in einer böfen Abſicht, nicht aus Haß oder fonft einem
niedrigen Intereſſe, ſondern einzig und allein der goͤttlichen
Wiſſenſchaft und um der Schwachen und Beduͤrftigen wil⸗
len, wahrlich! ungerne und nur nothgedrungen und jur
Ehre der Wahrheit nieder:
Daß Hahnemann in ſeinem Grganon der ra—
tionellen Seilkunde zwar manches wahre und Gu—
te,
lehrt habe.
In Betrachtung, was doch der Menſch Gott und
der Wahrheit und dem enſchenwohl ſchuldig iſt und
wie er bey aller Liebe zur Weisheit dennoch irren kann, er—
ſuche ich zum Schluſſe Herrn Hahnemann und jeden da⸗
zu Berufenen: er wolle mich die etwaigen Fehler in mei⸗
ner Critik ſeines Organon der rationellen Heilkunde mit
gleicher Wahrheitsliebe (nicht durch grundloſes, uͤber⸗
haupt jedem gebildeten Menſchen unwuͤrdiges Schimpfen)
geziemend wiſſen laſſen: denn
homo sum, humani nil a me alienum puto!
Jena im Novbr. des Jahres 1821.
Dr. Carl Friedrich Grob.
Von der Beſchreibung der deutſchen Brom⸗
beerſtraͤuche von A. Weihe und C. G. Nees
a von Eſenbeck .
iſt eben das x. und 2. Heft, 16%, Bogen ſtark mit 9
Kupfertafeln, an Herrn Buchhändler Marcus in Bonn abs
geben worden, welcher ſich erboten hat, die Verſendung an
die Herren Subſcribenten frey Frankfurt a. M. Leipzig
und Hamm gegen Verguͤtung von 8 ggl. pr. Cour. oder
36 kr. rhl., zu beſorgen. Eine Beylage gibt den Hrn. Hrn.
Empfängern Rechenſchaft uͤber die von den Herausgebern
getragnen Auslagen, nach welchen dieſes Doppelheft auf 4
Thlr. pr. Cour. oder 7. fl. 13 kr. angeſetzt werden muß
5 —— h
doch vielmehr Falſches und Irrationelles ge⸗
144
und doch noch 45 Subſeribenten zur Deckung der Koſten
fehlen. Wenn dieſe Zahl der Subſcribenten voll iſt, kann
das Heft zu 1 Thlr. 1s ggl. 6 pf. oder 2 fl. 50 kr. chl.
geliefert und in 1½ Jahren die ganze Monographie voils
endet werden, wozu das Material vollſtaͤndig vorliegt. —
Wer ſich direct in portofreyen Briefen an uns oder auf an⸗
deren Wegen an die Herren Buchhäudler Marcus oder
Weber in Bonn wendet, kann bis zur Zahl von 110 —
220 Theilnehmern noch Exemplare erhalten; ſobald aber die
Subſcription geſchloſſen iſt, werden auch nur fo viele Erems
plate, als dadurch noͤthig geworden find, gedruckt und aus
gegeben.
Mannighuffen und Bonn den 18. Nev. 1821.
Dr. Weihe und
Dr. Nees v. Eſenbeck.
Bey F. L. Herbig in Leipzig iſt erſchienen:
Archiv für den thieriſchen Magnetismus, herausgege⸗
ben von C. A. von Eſchenmayer, D. G. Bieſer und
C. G. Wees von Eſenbeck. 10. Band 1. Stück
(18 l/).
In halt.
1. Die Geneſis des menſchlichen Magnetismus ıc., von
Dr. 5. Runge (Fortſetzung der Abhandlung in 8. B.
2 St.).
2. Tagebuch einer lebensmagneiiſchen Behandlung der
Witwe A. M. Peterſen zu Arröeskjöping. Von B.
Bendſen zu Odenſee. (Fortſetzung von 9 B. 2 St.)
3. Erinnerungen an Hrn. Prof. Pfaff in Kiel, über die
Heilmittel des Aberglaubens. Vom Prof. Grohmann.
4. Bemerkungen uͤber die Schrift: Btiefe uͤber Magne⸗
tismus, aͤrztliche Praxis und Gefahren der Taͤuſchung,
zur Ehre der Wahrheit herausgegeben von P. . . . 58. —
Von Kiefer.
5. Ueber Pendelſchwingungen, von Dr. Groß.
Kieſers Syſtem des Tellurismus oder thieriſchen Mage
netismus wird naͤchſtens verſandt.
Anzeige.
Dr. M. E. Blochs okonomiſche Naturgeſchichte der
Fiſche, 3 Theile die Fiſche Deutſchlands und 3 Theile
die ausländifchen Fiſche enthaltend, mit 216 ausgemahl⸗
ten Kupfern in 2 Folio Banden, Berlin 1782 — 1787,
welche im Ladenpreiſe 90 Thlr. koſten, erbietet ſich der
Unterzeichnete in Franzband gebunden und gut conſervirt
ar 50 Thlr. zu verkaufen.
3 Ruippenberg,
Prediger zu Duͤckeburg.
A Billig Hätte der Beſitzer ſagen ſollen, welche drey
Bände der auslaͤndiſchen Fiſche er ſtehen hat. H.
ua „ „ —
1
3
2
+
II.
Re erg
Weſenſprache
(Iingua et character essentialis, auch Pasilalie und Pasigraphie bisher genannt),
Um Wiſſenſchaft zu erfinden und gliedbaulich (orga—
niſch) zu geſtalten, dann auch, um fie mitzutheilen und zum
Gegentande gejelliger Forſchung zu erheben, iſt eine Spra⸗
che erſorberlich, welche, ſelbſt den Forderungen der Wiſſen—
ſchaſt gemäß, als ein wiſſenſchaftliches Kunſtwerk geſtaltet
if. So wie ſich das gewoͤhnliche Erkennen zum wiſſen⸗
ſchaftlichen verhält, fo die bisherigen Volkſprachen zu einer
wiſſenſchaftlichen. Eine ſolche Sprache iſt bis jetzt nicht
vorhanden, obgleich ihre Weſentlichkeit von Vielen geahnet,
und von Einigen erkannt worden iſt, obgleich Viele ihre
Moglichkeit geleugnet, und einige Wenige ſchon verſucht
haben, fe aufzuſtellen, unter denen Dalgarne, Wilkins
und Leibnitz das Beſte geleiſtet haben.“ Für Anfänger
der Wiifenfchaft find einige todte, fo wie Einige der leben⸗
den Sprache geſchickt, z. B. die echte Sanfsritifhe, 2 die
3 Andere, und in dieſer Beſchränkung noch am Beſten, Mai-
mien in feiner Pasigraphie, Paris 1797, fo wie in
feiner Grande Carte pasigraphique, und Firmas Peries
in feiner Darſtellung der Maimieux' ſchen Pafigsaphie —
haben dieſe Aufgaben nur oberflächlich genommen, und
durch einen combinatoriſchen Mechanismus, — nicht durch
einen wiſſenſchaftlichen Organismus zu loͤſen geſucht, und
dad urch eine allgemeine Bezeichnung, ein aͤußeres Mittel
hergeſtellt, innerhalb der jetzigen Volkkultur, ſich auch
Menſchen verſtaͤndlich zu machen, welche mit uns keine
Volk prache gemeinſam verſtehen. Unter einer fogenann:
ten allgemeinen Sprache dachte man ſich blos ei⸗
ne Allen verſtaͤndliche Sprache, und unter allge⸗
meiner Verſtändlichkeit forderte man Faßlichkeit fuͤr alle,
auch ungebitdete, Volker, — eine ſogenannte Pasigra.
phie und Pasilalie. Eine perjönlide Sprache (We
ſenſprache, Urprache) dagegen, das iſt eine der Weſen⸗
heit des menſchlichen Geiſtes und dem Erkannten gemäße,
werd Ontoglossa heißen wuͤrde, und zugleich als Onto-
graphie und Ontolalie darſtellbar wäre, wuͤrde zugleich
den hoͤchſten Forderungen der Wiſſenſchaft, der Kunſt und
des geſammten Lebens entſprechen, dabey auch jedem Men:
\ ſchen, nach der Stufe feiner Bildung, verjtändlich ſeyn,
— ſo wie die Natur Jedem ſo Biel ſpricht, als er
Geiſt und Gemuͤth hat, fie zu vernehmen.
„ Wenn anders, was Anquetil du Perron, und Fra Barto-
lomeo davon verſichern, wahr iſt. Erſterer vorzuͤglich in
feiner Ausgabe des Oupnekhat, Letzterer veſonders in ſei⸗
Iſis 1823. Heft IL
altperſiſche, die acabiſche, die griechiſche und die deutſche.
Wuͤrde es geſtattet, die heutige deutſches Sprache von ihren
Gebrechen zu reinigen, den Schatz ihrer Sprachbildmittel,
das iſt, ihre Urlinge, Wurzelwoͤrter, Vorlinge, Endlinge
und Umlautlinge * den nachweislichen Urbedeutungen ges
maͤß, ſprachgeſetzlich und combinatoriſch- vollftändig auszu⸗
bilden und ihr dabey immer höhere ſatz bauliche und ſchoͤn⸗
heitliche (ſyntaktiſche und aͤſthetiſche) Vollkommenheit zu ger
ben, fo würde die deutſche Sprache für die Wiſſenſchaft,
und mit Ausnahme ihrer geringen Wohllautigkeit übrigens
auch für die Poeſie, die geſchickteſte und zugleich immer hoͤ⸗
herer Ausbildung faͤhigſte, ſeyn, ſelbſt ohne neue Urlinge,
Wurzeln, Vor und Endlinge, und Umlaute einzuführen;
es wurde an diefer werthvollen Sprache erfüllt werden, was
Fichte in einer ſeiner fruͤheren Schriften von derſelben
hofft.
ner Uyäcarana s. llocupletissima seeigel r
institutio a P. Paulino a S. Bartolomaeo. Ro 1804
(Dieſe Behauptung wird durch die, ſeitdem bey uns be.
kannt gewordenen Sanſcrit, Sprachlehre von Wilkins
Carrey, Forſter und Andere aufs ſchönſte beſtaͤtigt /
Anm. v. J. 1817).
Von der deutſchen Sprache habe ich dieſes erwieſen, in
meiner Schrift: Bon der Würde der deutſchen
Sprache u. ſ. w. Dresden 1816 (73 S)
“ Urlinge, wie nut, Wurzelwörter wie Nutze, Vorlinge
wie ur, — ab, Endlinge wie ig, — fal, umlaut⸗
1 ſchaͤllen von ſchallen, gedacht für ge⸗
enkt.
In der Vorrede zu Wolkers Anleit. zur deutſchen Ge:
ſammtſprache, Dresden 1812. S. XX-XXI habe ich den
Entwurf eines Ur wortthumes (Lexico:) der deutſchen
Sprache mitgetheitt, welches das hier Ausgeſprochene in
Anschung des Wortſchatzes zum größeren Theile leiſten
wurde, wenn ich jo gluͤcklich wäre, es zu vollenden, fe
wie es angefangen iſt. — (Aus der im J. 1816 erſchiene⸗
nen Ankundigung des urwortthumes, welche
auch in der Iſis im J. 1819 abgedruckt worden iſt, wer⸗
den Sachken ger das Eigenthuͤmliche und Zeitgemaͤße diefes
meines Vorhabens erſehen koͤnnen Ich kann hoffen
dieſes Werk in den naͤchſten Jahren zu vollenden. Anm.
im J. 1821.)
ueber den Begriff der Wiſſenſchaftslehre, 2te Ausgabe, Je⸗
na u. L. 1798. S. 13. f.
10
147
Allein weil jede Volkſprache bis jetzt, wenigſtens in
ihrer Grundlage, ein Werk des Bewußtſeinloſen Vernunft,
triebes iſt, und mit Kunſt bloß verbeſſert werden kann, ſo
Find gewiſſe Gebrechen angeboren, welche fie den erſtwe—
ſentlichen Foderungen an eine wiſſenſchaftliche Sprache unge
maͤß machen, und gegenwartig nicht mehr geheilt werden
konnen, ohne der Sprache ihre Individvalitaͤt zu rauben,
das it: nicht ohne fie, als folche, zu töden. Daher ſchon
mit Recht tieſſinnige Denker aus mehrern Völkern die For
derung anfgeftellt ;
eine weſentliche Sprache (Wefenſprache, „linguam es-
sentialem s. vere realem“) nach dem Geſetze der Wiſſen—
ſchaft ſelbſt, und nach dem Urbilde der Sprache über⸗
haupt, von Neuem, unabhängig von allen zeitheri⸗
gen Sprachen zu ſchaffen.
Dieſe Aufgabe umfaßt zugleich folgende:
daß dieſe Weſenſprache (Ontoglossa) ſowohl für das Au:
ge (als Ontographie, als Urzeichenſprache), als auch
für das Ohr (als Ontolalie, als Urtonſprache), darſtel⸗
bar fen, fo daß bende Aeußerungen deſſelben Sprach⸗
gliedbaues (Sprachorganismus) ſich vollſtaͤndig anpaſſend in:
einander uͤberſetzen laſſen, ferner, daß die einzelnen we:
ſentlichen einfachen Zeichen und der ganze Gliedbau der
Weſenſprache nicht willkuͤhrlich, ſondern aus der Weſen—
heit des menſchlichen Geiſtes und alles moͤgtichen Er⸗
kennbaren entwickelt, — und daß alle ihre Zeichen geſetzmaͤ—
ßig, mit tombinatoriſcher Vollſtaͤndigkeit verbunden, als ein
Uralphabet, e zu Bezeichnung alles Deſſen, was der
Menſch anſchauend, empfindend und wollend inne wer:
den kann, geſchickt ſey. Und daß ſich hieraus zugleich
ein ſich ſelbſt erklaͤrendes Woͤrterbuch und eine ähnliche
Sprachlehre ergeben.
Daß dieſe Foderungen erfüllt werden Finnen, behaup⸗
ze ich nicht dlos ahnend, fondern im Ueberblicke meines
gigenen, im Weſsnlichen ausgsführten Verſuches, ? deſſen
Daß insbeſondere die deutſche Sprache in ihrer jetzigen Ge⸗
ſtalt, ohne die erwähnte Befreyung und Hoͤhervollendung
zu erhalten, ungeſchickt ſey, Höhere und neue wiſſenſchaft⸗
liche Anſchauungen darzuſtellen, das zeigen ſämmtliche
phil. Schriften neuerer Zeit, auch der Stifter der deutſchen
philoſophiſchen Schulen, welche ſaͤmmtlich lateiniſche und
griechiſche Woͤrter in Menge aufgenommen haben, und zwar
mit einer ſolchen Freyheit und Angebundenheit in der
Wortbildung, daß die Brage entſteht, ob nicht, wenn mit
eben derſelben Freyhelt die deutſche Sprache behandelt
worden waͤre, die Darftellung ber Wiſſenſchaft mehr ge:
wonnen hätte, als durch jene aus mehrern Sprachen ge
miſchte Terminologie.
Als ein alphabetum cogitationum humanarum, wie
ſchon Leibnitz ahnete; (ſiehe deſſen nouveaux essays sur
Brent. hum., par Raspe die Vorrede und den Anhang,
und deſſen noch inddita fragmenta de seientia generali
et de lingua et charactere universali); beſſer als ein
uralphabet menſchlicher Anſchauung, Empfindung und Wil⸗
lenbeſtimmung (des Menſchengeſſtlebens).
3 Die beyden legten Foderungen hat zwar noch Niemand aus⸗
geſprochen; ihnen oemüget im Wefenlihen mein Verſuch.
Die Moglichkeit des ſich ſelbſt erklaͤrenden Woͤrterbuches
148
ich mich ſchon ſeit ade Jahren bey eigener Wiſſenſchaft⸗
forſchung, ſo wie in der Mathematik mit den ſogenann⸗
ten algebraiſchen Zeichen geſchieht, bediene. ““
Die egyptiſche Hieroglyphenſprache (nach Pleſſing, *
und Palin 12 und die ſineſiſche Schriftſprache (nach Four-
mont, Monlucei, "3 Desguignes, Hager, ) find wil⸗
kuͤhrliche, vielleicht zum Theit mit wiffenſchaftlicher Kunſtbe⸗
ſonnenheit gemachte Verſuche einer unmittelbaren Schrift-
ſpr ache, welche, ohne erſt Toͤne nachzuahnen, die Anſchau—
ungen ſelbſt bezeichnet. s Allein nach den davon bekannk⸗
gewordenen Bruchſtucken zu urtheilen, find alle dieſe Ver—
ſuche einer ideegemaͤßen Sprache der Idee einer Weſenſpra⸗
che wohl nicht näher, als die heutige deutſche Sprache. **
Keiner der bisherigen Bearbeiter der Weſenſprache har
die vorhin aufgeſtellten Foderungen erfuͤllt. — Die Idee
einer ſolchen Sprache, ihre Auszüͤhrbarkeit und ihre Mer
ſenlichkeit für Wiſſenſchaft, Kunſt und das geſammte Le⸗
ben, hat am tiefſten und klarſten Leibnitz aufgefaßt. Er
iſt davon fo durchdrungen, daß er die bloß ahnende Anz
ſchauung einer Wiſſenſchaftlehre (scientia generalis), die
in einer allgemeinen begriffthumgemaͤßen Sprache (ehara-
eleristica universalis et vere realis) dargeſtellt würde, für
etwas fo Hohes, und fo ſchwer nur für Wenige Erreich⸗
bares hielt, daß er ſie aufzuſchreiben zu muͤſſen glaubte,
damit fie der Nachwelt nicht unterginge. * Keiner vos
10 auf einem ganz einfachen, naturgemaͤßen Hälf-
mittel. 8 3 -
30 In der Schrift über die Alteften Kunſturkunden
der Freymaurenbruͤderſchaft 2te Nusgabe, Dress
den 1819 — 1821, findet fh vieles die allgemeine
Sprache Betreffende. a
11 In feinem Memnonium, Leipzig 1787.
2 In feiner Lettre sur les Hieroglyphes, à Dresde 1802
und feinem größern Werke über eben dieſen Gegenſtand.
33 Siebe deffen Kemarques philologiques sur les voyages
en Chine de M. de Guignes, par Smologus Berolinensis
(Montueei) & Berlin, 1510.
* Sn feinen Schriften uͤtzer ſineſiſche Sprache und Litteratur,
3. B. in deseription d'un ancient monument Chinois, fo
wie in der Beſchreibung einer alten chineſiſchen Pagode,
mit merkwuͤrbigen Sinnbildern und moraliſchen Inſchriſten.
is Bielleicht iſt auch die alte Samferdamſprache mit wiſſen⸗
ſchaftlichem Geiſte gebildet. Die in Änquetil du Per-
ron's Musgabe des Qupnekhat zeybehalienen wiſſenſchaftli-
chen Kunftwörter des Braminenlehrbegriffes ſcheigen dieſe
Behauptung zu unterflügen, wie beſonders das ebenda:
ſelbſt mitgetheilte Verzeichuiß derſelben anſchaulich macht.
Vergl. auch was ſich in Adelung's Mithridates über
dieſe uralte Sprache zuſammengeſtellt findet, fo wie Go r⸗
res Mythengeſchichte aſtatiſcher Völker,
36 Dieſe Vermuthung halte ich nun durch die zuvor erwähn⸗
ten Sanſerit⸗Sprachlehren und durch Degnigne's großes
Siniſches Woͤrterbuch vollkommen beſtaͤtigt. (Anm. v. J.
1517.)
17 „Causa edendi est, quod nesciam, an satis temporis vi-
„riumque habiturus sim ad perliciendam artem; unde
„coepi timere, ne diutius differenti humani quid accide-
„ret, omnis (que) ejus mentio memoriaque mea cul-
„pd penitusintexixet, Usque adeo enim ab hominum opini-
149
dieſem Tiefdenker hat, ſo viel mir bekannt, den eigentlich
wiſſenſchafilichen, das iſt, den hoͤchſten und zugleich in⸗
nerſten Theil dieſer Aufgabe fo klar erkannt und fo deutlich
ausgeſprochen als er, 1° und Keiner, der über diefen Gegenſtand
geſchrieben nach ihm, bat dieſe Leibnitziſche Idee gründ:
lich erfaßt. Leibnitz fordert nehmlich.
„Die Weſenſprache ſo zu vollenden, daß ſie fuͤr die
„geſammte Wiſſenſchaft, insbeſondere für die wiſſen⸗
„ſchaftliche Erfindungskunſt das in höherem Maße
„werde, was die algebraiſche allgemeine Sprache bey
Haller ihrer Unvollendetheit fuͤr die Mathematik und
„mathematiſche Erfindungskunſt ſchon wirklich iſt.“
Außer dem wiſſenſchaftlichen Zuſammenhange kann ich
dieſe Aufgabe nicht an ſich ſelbſt erlaͤutern, ſondern eben:
falls nur vergleichweiſe. So wie nehmlich in der algebrai⸗
ſchen Sprache die Zeichen für die Operationen UE, — , P,
der Strich in 1 „der Punct oder die Nebengeſtelltheit in
a, b S ab, die: in a: b, die Exponenten, Wurzelzei⸗
chen, Logarithmenzeichen, die Zeichen der Differentiale und
Integrale, und alle Localzeichen] und die Allgemeinheit,
und beſtimmbatre beſtimmte — Unbeſtimmtheit der unter
jenen Operationzeichen ſtehenden Sachzeichen, das Weſent—
lichſte (Erſtweſenliche), gleichſam der Geiſt dieſer algebrais
ſchen Sprache ſind: ſo muß das völlig Gleiche, in voller
Umfaſſung alles für den Geiſt Bewußtbaren, in der We⸗
ſenſprache hergeſtellt werden. — Leibnitz ſcheint ſich von
der damals keimenden algebraiſchen allgemeinen Sprache zu
jener allgemeinſten und ganz umfaſſenden Idee einer We—
ſenſprache erhoben zu haben. Dieß ſieht man daraus, daß
er, jedoch ausdruͤcklich nur vorlaͤufig, ?° die gebraͤuch⸗
4
„one remetum reperi, ut ingeniosissimi etiam viri, a me
„adınoniti, quae subinde satis clare dicebam, non satis
„capere viderentur. Ita melius esse duxi,
„vel presentibus vel certe, si victura sunt nostra, po-
„steris corsulere, remque ipsam in tuto collocatam fe-
„leio:ibus fortasse temporibus servare quam publica
„commoda meae amhitioni posthabere, etc. (In Leib:
nitzens Manuſcripten, aus der Sammlung Herrn Dr.
Schmeiß er's.) Dieſe Beſorgniß Leibnitzens iſt zwar
ungegründet. Denn in der ſeit ihm erfolgten hoͤheren
Ausbildung der Wiſſenſchaft, beſonders in dem durch
deutſche Philoſophen geweckten Streben nach organiſcher
Einheit und Geſtaltung der Wiſſenſchaft lag die innere
Nothwendigkeit, daß dieſe Idee wieder vor die Stele tree
ten mußte.
Auch ich habe unabhängig von Leibnitz und jedem andern
Denker ſeit 1806 an einem Verſuche einer urbildlichen
Wiſſenſchaftſprache gearbeitet, und war ſehr angenehm
uͤberraſcht, in den durch meinen Freund, Herrn D. Schmei⸗
ßer in Hannover gefammelten ineditis Leibnitianis,
Faden Sommer, ſehr uͤbereinſtimmende Gedanken zu
Aden,
In mehrern Stellen feiner noch ungedruckten Handſchriften.
Auch Lambert in feinem Organon iſt, im Weſenli⸗
chen wenigſtens, nicht weiter gekommen, in den wichtig⸗
Ken. Puncten nicht einmal fo weit, als Leibnitz.
„ um autem nondum constituere licuerit, quomodo
vsigna formari debeant, interim pro ipsis in Futurum
hominibus °
150
lichen mathematiſchen Zeichen zu feinen neuen Weſenſprach—
zeichen mit aufnimmt. Wird dagegen die allgemeine Ur:
zeichenſprache rein und aus dem Ganzen gebildet, ſo er⸗
ſcheint darinn auch die mathematiſche Zeichenſprache ur⸗
ſpruͤnglich, neu, und für die höhere Ausbildung der Ma⸗
thematik geſchickter geſtaltet. 27
Auch nicht einmal Annaͤherung an jene von ibni
aufgeſtellte Foderung haben nee 2 ee
Maimieuæ, * Volke, Birmann ?° und Andere geleiſtet
wohl aber Leibnitz ſelbſt, wie einige vorhandene Zeddel
unter ſeinen noch nicht herausgegebenen Handſchriften be⸗
weiſen. ?° *
formandis exemplo Mathematicorum utamur Üiteris Al
„pkabeti aliisve notis arbitrariis quibuscungne, quas
„progressus aptissimas suppeditabit.“ (Leihn. ined,) Wei⸗
ter iſt Leibnitz nicht gekommen. Die von Wilkins
Maimieux, Wolke, u. a, vorgeſchlagenen Zeichen ſind
unbrauchbar. Die von mir gewählten, oder vielmehr nach
Geſetzen gefundenen, genügen im Weſenlichen allen Fo⸗
derungen der Weſenſprache, und laſſen nur noch Vervoll⸗
kommnung im Einzelnen zu. Es find ſämmtlich geom
triſche Zeichen, und neben ihnen, zu freyer po 0
Schoͤnheit, Bildzeichen. Dieſen Schriftzeichen entfp ech
zugleich mit ähnlicher Geſetzlichkeit gewählte Laute, die
in ihrem Vereine eine vielmal kürzere, rein wehllaltige,
gemuͤthvelle Tonſprache geben, in welche dann die Urs
ſchriftſprache ſogleich treu uͤberſetzbar iſt, und umgekehrt.
2 Ich behaupte dieß, indem ich einen durchgeführten Merz
ſuch einer höher gebildeten mathem. Zeichenſprache über:
ſchaue, den ich feit 1811 vollendet babe, und beſſen ich
mich bereits bediene. (Auch Hoene de Mronsky haf eine
neue mathematiſche Zeichenſprache zu liefern vepſprechen,
wovon etwas ſehr Vorzuͤgliches erwartet werden kann.
Anm. v. J. 1821.)
* In einer geiſtreichen kleinen Schrift, betitelt: ars signo-
rum, vulgo character universalis er linguaa philosophi-
ca, etc. authore Geo. Dalgarno, Londini 166 „ l:mo,
Es iſt eigentlich nur eine allgemeine Zon’pradie, welche
ſich auch ſchreiben loͤßt, aber von allen zeuiherigen Ten:
ſprachen ſich weſenlich dadurch unterſcheidet, daß jeder
Grundlaut eine eigenweſenliche unveraͤnderliche Bedtutung
hat, wie es auch ſeyn muß, und wie ich ebenfalls, ehe
ich Dalgarnes Schrift kannte, nur nach andern Grund—
fägen verfahren bin. Allein auf Zeichen der Operationen
iſt Dalgarne ebenfalls nicht bedacht, Letbuftz konnte
alſo mit Recht ſagen: „Dalgarnus vidit aliquid per ne-
bulam.““
®
23 An Essay towards a real character and a philesophical
language, London 1688 fol. by John Pükins. — Ueber
dieſe Schrift hat Leib nig ſehr gründlich und richtig ge:
urtheilt, in einem noch ungedruckten, über diefen Ge:
genſtand claſſiſchen Briefe an Oldendorp in feinen erwaͤhn⸗
ten ineditis.) ;
* In feinen vorhin erwähnten Schriften. Seine Zeichen
ſind ohne wefentihen, aus der Natur der Sache gezoge⸗
nen Grund blos kalligraphiſch und tachygraphiſch willtuͤhr⸗
lich gewaͤhlt.
25 Dieſer Gelehrte verſprach im Maurer: Erhie (1 Pie,
1 Haͤlfte, Mannheim 1809), ſeine Pantographie und pa-
sigraphie bekannt zu machen, und theilte dafetoft einige
Proben ſeiner Erfindung auf dem Titelkupfer mit.
2° Ich will einige Beyſpiele der Leibnitziſchen einſtweiligen
Bezeichnung aus feinen ine ditis herſetzen,
181
Ob mein Verſuch einer allgemeinen Weſenſprache,
woran ich ſeit dem J. 1805 arbeite, dieſe und vielleicht
höhere Forderungen größtentheils erfuͤlle, werde ich dem Ur:
theile Anderer uͤberlaſſen, wann ich denſelben meinen Zeit:
genoſſen zur Pruͤfung und zum Nutzen vorlegen werde. In
jedem Verſuche der Weſenſprache ſpiegelt ſich der wiſſen—
ſchaftliche Geiſt und das Spſtem (der eigenthuͤmliche Vert
ſuch eines Gliedbaues der Wiffenfchaft) feines Urhebers; fo
wie umgekehrt eine eigenthuͤmliche Weſenſprache den höhe:
ren Aufſchwung und die Eigenthuͤmlichkeit der Wiſſenſchaft—
geſtaltung ruͤckbeſtimmt. — Jeder, der ſo einen Verſuch
macht, oder auch einen ſchon gemachten Verſuch höher bil—
den und anwenden will, muß ſich erinnern, daß ſein Werk
nicht das Urbild (Ideal) ſelbſt, fondern fo wie jede leben:
de Sprache und Schrift nur ein eigengeſtaltiges, mithin
auch nach der jetzigen Lage der Menſchheit eingeſchraͤnk—
tes, Nachbild jenes Urbildes iſt, und daß eine vollkomm—
nere Loͤſung dieſer Aufgabe nur von planmaͤßigem Vereinbe—
muͤhn der Wiſſenſchaftsforſcher mehrerer Voͤlker, die voll—
kommenſte aber auf dieſer Erde, nur vom Vereinleben der
ganzen Menſchheit erwartet werden kann. — Werthvoll
aber iſt ſchon jeder kommende Anfang.
Dem Wiſſenſchaftsforſcher iſt die Weſenſprache als
Theil einer dereinſtigen Baukunſtlehre (Grganon) der
Wiſſenſchaft überaus wichtig. Denn ſie iſt eines der aͤuße⸗
ren Organe, welche das innere Organ des Geiſtes ſich aus
innerer Kraft anbildet, um die Wiſſenſchaft rein und voll—
1 terminus ut A t oppositum termini seu non — A
b. terminus positivus t terminus privativus
bt terminus partim positivus partim privativus;
terminus positirus est, qui dicit perfectionem, privati-
vus qui limitatiönem,
terminus qui continet talem terminum, qui sequetur
vel jam affuit.
ll terminus ex duobus compositus
/ R A continens B, II AB
N — v ® —
Er erit terminus negans continens aRrmantem, sive
non — A continens B.
tt „(wobl tl“ non terminus continens ſterm. s. non A
continens B. — Etc.
Ebendafetbft auf einem anderen einzelnen Zeddel.
In ommi syllogismo est major, minor, medius.
Seu minor med. / med maj. / minor major //
In prima figura est medius major, / maj. med. / min.
maj.
In secunda: med. maj. / med. min. / min. maj. /
In tertia: maj. med. / min. med. / min. ne /
Sit minor y, med. e, maj. a. Sint + by aeg. ce.
(2) (3) 40 5
5. aeg. 58 / fe aeg. da. / ꝙe aeg. dc Iy aeg. ma
(6)
Av aey. um.
Ye (02) (8) (9)
E X beg. — aeg. 2 ae 5 etc
NEN CH. Paare 5 „
min. med. maj
— — — —
Fra Te 44
EEE Suse
— — — n x .
Ex hoc calculoonmes modi et figurae derivari possunt. Ete.
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weſenlich zu geſtalten. Was aber eine ſolche Sprache für
die Erziehung der Einzelnen und der Voͤlker, und fuͤr die
freve Mittheilung innerhalb der ganzen Menſchheit leiſten
wuͤrde, das macht das Beſtreben,
wohlwollenden Herzen werth.
BR. Chr. Fr. Krauſe.
Wir Finnen hier nicht umhin, auf Schmidts in Dil⸗
lingen Zeitſchrift uͤber allgemeine Sprache aufmerkſam zu
machen, den Bfr aber aufzufordern, eine Idee von feinem
Syſtem bier zu geben. D.
Das Denken als Thatſache. Zum Schulge⸗
f brauch
v. J. M. Schmidt.
Profefor in Dillingen.
Dillingen bey e Leipzig bey Koͤhler 1820.
„187.
Man kann dieſe Schrift eine populäre Philoſophie
im eigentlichen Sinne des Wortes nennen, ſowohl in
Hinſicht auf die feſt katechetiſche Methode als auf die be⸗
handelten Gegenſtaͤnde.
der Beobachtung des Lebens und der Geſchellſchaft abſtra—
hirt und in einer Form vorgetragen, wie fie der Gymnar
ſialunterricht verlangt. Man erkennt ſehr wohl, daß der
Vfr dabey auf feine Paſigraphie hinarbeitet, für werde
unfer Zeitalter jedoch wenig Neigung zu haben ſcheint.
Auch wuͤrden wir in große Verlegenheit kommen, wenn
uns Jemand fragte: ob die Zeit fuͤr eine Paſigraphie ſchon
vorhanden ſey. Indeſſen iſt jede Beſchaͤftigung, ſobald ſie
ſie zu bilden, jedem
Es iſt gleichſam eine Logik aus
es ernſtlich und gut meint, lodenswerth; in der Folge ent⸗
geht die Anerkennung nicht.
Das Buch zerfällt in 3 Theile; Sinn, Verſtand,
Vernunft. Die große Tendenz des Verfaſſers iſt practiſch,
Die Methode ſokratiſch, und dem gemeinen Verſtande ſehr
angemeſſen. Das Einzelne liegt zu ſehr außer unſerm Ges
ſichtskreiſe, und der Gegenſtand ſelbſt gehort nicht beſonders
in die Iſis, ſo daß wir daher uns eines ausfuͤhrlichen Be⸗
richts uͤberheben koͤnnen.
Gloſſen uͤber den Zeitlauf,
v. Fr. v. Spaun.
Enthaltend die dramatiſchen umtriebe mit einen bewährten Haus
mitttel gegen die peſtilenzianiſche Conſtitutionswuth aus der
Hausapotheke eines guten, deutſchen Koͤniges, und Etwas über
die Seegrungen des Mittelalters 1521. 8. 252
Ueber die Taumaturgie des ıgten Jahrhunders 1821. 8. 113.
Dieſer thaͤtige, witzige, in der Geſchichte und Politik
erfahrne Mann ſchreibt Nichts, was nicht geleſen zu wer⸗
und ſo werden auch dieſe Schriften ohne
den verdiente,
Zweifel ein großes Publicum finden, theils weil ſie an der
Zeit find, theils weil man aus ihnen viel Politiſchhiſtoriſches
lernen kann und weil man einem rückſichtsloſen, jedoch
nicht ſelten zu ſcharfem Stiele begegnet, den die jetzige Zeit
erzwungen hat, und der daher, wahrtſcheinlich nothwendig
iſt. Wenn der Pfr ſich einer reineten Schreibart befleißig⸗
te, nicht manchmal wie ein Blinder um ſich ſchlüge, ander
re Leute auch etwas gelten ließ, fo würde et, ohne Zweifel,
153
ſich unter die beliebteſten Schriftſteller verſetzt fehen; de⸗
ſonders da faſt alle ſeine Schriften das Gluͤck haben con—
fiscirt zu werden, was auch wahrſcheinlich einigen der vor—
liegenden bevorſteht. Daraus kann men ſchließen aus dem
Auszuge, welche wir in der Folge von ſeinen privilegirten
Umtrieben geben wollen.
Das letzte Schrifichen bezieht ſich, wie man wohl
denken kann, auf die Wunder von Hohenlohe, welche mit
viel Salz abgerieben werden Warum man Wunder verbie—
ten ſoll, ſehen wir übrigens nicht ein. Hohenlohs Wun⸗
derkraͤfte ſind jetzt in den Augen des Haufens keineswegs
zunichte gemacht, ſondern vielmehr beſtaͤtiget. Hätte man
fie fortdauern laſſen, fo würden die geheilten Lahmen und
Blinden ohne Zweifel viel ſicherer durch den Ruͤckfall in ih-
ren Zuſtand von der Wunderkrankheit geheilt worden ſeyn.
Alles Verbieten iſt ſchaͤdlich, ſobald es uͤberfluͤſſig iſt, oder
Dinge betrifft, die nicht unter das Recht fallen.
Das erſte Werk iſt voll intereffanser Ideen, die aber
alle etwas zu ſchroff hingeſtellt ſind, und daher wohl begie—
rig beſehen aber nicht benutzt werben; doch deßhalb das
Schreiben zu unterlaſſen, eße am Menſchengeſchlechte ver
zweifeln. Benutzt kann das Neue nicht werden, wenn man
nicht daran gewoͤhnt iſt, und wer benutzen koͤnnte, iſt ja
meiſtens alt und in ſeine Maſchine eingeuͤbt. Wer
daher dieſes Buch leſen will, muß eiligſt dazu thun, fonft
möchte er darum kommen. Wir geben ein unverfaͤngliches
Muſter aus der Einleitung.
+
—
Sathali Schach, König von Perſien ließ ſich von ei⸗
tem Reiſenden Engländer die Verfaſſung von England er—
klaͤren. Der Engländer ſchilderte ihm dieſe Werfaffung, fe
wie fie war, oder vielmehr ſeyn fokte, wenn alles fo waͤ⸗
te, wie es ſeyn ſollte; über die ungeſetzliche Praxis dieſer
Regierungsform glitt er leicht hinweg, und der große Kö:
mig wurde nachdenkend; endlich ſprach er: ich begreife
wohl, daß eine ſolche Verfaſſung euer Land maͤchtig und
bluͤhend machen koͤnne, aber ich, wenn ich euer König waͤ⸗
ge, faͤnde meine Rechnung nicht dabey— ;
Man weiß nicht, was der Meifende erwieberte; allein
tyenn ich der Reiſende geweſen wäre, fo hätte ich dem gro—
ßen Könige geantwortet: daß du beine Rechnung dabei
nicht faͤndeſt, wundert mich nicht; du haſt nichts gelernet,
und kannſt nicht rechnen. Nur den Saͤbel verſteheſt du zu
führen, und dieſes konnen andere fo gut als du. Was
koͤnnteſt du vernuͤnftiger Weiſe wuͤnſchen! Sicherheit fuͤr
deinen Kopf und deine Kisne! Deiner Allmacht ungeachtet
zitterſt du auf deinem Throne; du mußt alle deine Ver⸗
wandten, deine Brüder, Neffen cc. abſchlachten laſſen, weil
du weißt, daß alle nach deiner Krone trachten, die ein
wohlgeuͤbter Saͤbelhieb ihnen zuſichert. Der König [vor
England ſchlaͤft ruhig mitten unter einer Legion von Bruͤ—
dern, Söhnen, und ihren Kindern, und hat von ihnen
nichts zu beſorgen.
— Was willſt du weiter? Gelb! Beynah hundertjaͤhrige nicht
Buͤrger⸗, ſondern Tyrannenkriege haben dein großes Reich
verheeret Die großen Staͤdte Perſiens liegen in Ruinen;
Iſis 1822. Heft II.
dusch Canaͤle befeuchten, Muͤhlen treiben,
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die ſchoͤnen Waſſerleitungen, welche das Land befeuchteten,
ſind verfallen; noch einige Jahre, und es wird zur unbe—
wohnbaren Einoͤde. Du erpreſſeſt dennoch jaͤhrlich von dei—
nen verhungernden Sklaven. 10 Millionen Tom an.
Gut, wenn ich dir nun zeigte, wie du es machen ſolleſt,
um deine Staͤdte wieder aufzubauen, deine Einoͤden zu be⸗
völfern t., ſo daß dir deine Provinzen 20 Millionen ein:
truͤgen, wuͤrbeſt du nicht eilen, meinen guten Rath zu be⸗
folgen, und wuͤrde deine Habſucht nicht ihre Rechnung da⸗
bey ſinden? Es war eine Zeit, wo unſere Koͤnige gerade
fo tegierten, wie du. Sie zogen eben fo verheerend durch
das Land, wie ein Flug von Heuſchrecken. Wo fie mit ih⸗
rem Gefolge hinkamen, da flohen die Innwohner aus den
Dörfern, und fluͤchteten ſich mit ihrer Habe in die Wät-
der. Deine Raͤuberbanden richten keine ſolche Verheerun—
gen an, als der König und feine Hofleute bamals verüb—
ten, Raub, Mord, Notbzucht! Sie fingen die Leute auf,
und legten fie auf die Folter, um Geld von ihnen zu ers
preſſen. Endlich wurde man dieſer Raͤuberregierung muͤde;
die Englaͤnder bewaffneten ſich; der Adel ſtellte ſich an die
Spitze. Sie ſchlugen den Koͤnig und ſeine Banden aus
dem Felde, und ... mordeten iha nicht, ſondern ſchloſſen
mit ihm einen Vertrag, daß er keinen ſolchen Unfug mehr
treiben wolle. Nach und nach iſt Geſetzlichkeit ſtatt der⸗
zerſtörenden Willkuͤhr an die Tagesordnung gekommen. Das
Land wurde fruchtbar und reich, und unfer König hat weit
größere Einkünfte, als die, welche er ſich vorhin durch rauben
und pluͤndern erpreßte? Sieh! ganz Hindoſtan gehoͤret nun
einer unſerer Kraͤmerzuͤnfte, und unſer König gebiethet in
allen vier Welttheilen über Laͤnder, die viermal größer find,
als dein Reich; und ich ſtehe dir nicht dafuͤr, daß nicht heut
oder Morgen eine engliſche Flotte zu Ormus eine Armee ans
Land ſetze, und eine engliſche Armee über Candahar in dein
Land dringe, und die in deiner Hauptſtadt einen unwillkom⸗
menen Beſuch mache.. Woher dieſe ungeheure Macht?.
daher, daß ſie beſchraͤnkt iſt. Sammle das Waſſer, das in
der Nachbarſchaft deiner Hauptſtadt ungeheure Suͤmpfe bil—
det, in einen Fluß, ſchließe dieſes Waſſer in Daͤmme ein,
gib ihnen die zweckmaͤßige Richtung. Es wird das Land
Schiffe tragen.
Schließe es in Rohren ein, fo wird es zu ſchwindelnden
Höhen aufſteigen. Was auf der Erde unbegränzt iſt, zer
ſtoͤret ſich ſelbſt, und nuͤtzt nie. Geſetzt der große Koͤnig haͤt⸗
te für gut befunden, dieſe Converſation fortzuſetzen, fo haͤt⸗
te er vielleicht folgendermaßen geſprochen:
Ganz unrecht haft du nicht, aber was nuͤtzt mich eine
ſo große Macht, wenn ich ſie nicht nach Belieben verwenden
kann? Was nuͤtzen mich ungeheure Laͤnder, wenn mein Wil⸗
le in denſelben nicht ein Geſetz iſt? Ich bin nicht frey, ich
haͤnge von meinen Unterthanen ab, wenn ich nicht jeden Au⸗
genblick thun und befehten kann, was mir einfaͤllt.
Ich. In deinem Pavillon an der aͤußerſten Spitze des
Berges gegen den Abſturz hin laͤſſeſt du ſtarke Geländer ſe⸗
ken, warum? * f
Fathali. Du Narr? damit ich nicht hinunterfalle,
wenn ich vom guten Schiras etwas benebelt mit meinen Wei—
bern Ccherze. N
Ich. Da ſetzeſt du dir alfo ſelbſt Schranken. Gerade
ſolche Schranken ſind unſere Geſebe. Sie verhuͤten, daß
10
55
unſere Koͤnige nicht im Rauſche in den Abgrund ſtuͤrzen, in
welchen viele ſtuͤrzten, ehe dieſe Schranken geſetzt waren.
Manche verſuchten durch ihr Andringen gegen dieſelben ſie
wegzubrechen, und ſtuͤrzten mit denſelben in den Abgrund.
Fathali. Alkes recht, aber eure Koͤnige müſſen eine
uͤbermenſchliche Geduld haden, um nicht augenblicklich die zu
vernichten, die es wagen, ihnen zu widerſprechen, ja ihnen zu
drohen. Wie war die Geſchichte, die du mir neulich erzaͤhlteſt
von einem Gemeingut, das euer König ſich zueignen wollte.
4 Ich. Nahe an dem koͤniglichen Pallaſte iſt ein oͤffent⸗
licher Spaziergang, den der König mit einer Mauer amfan⸗
gen, und zu einem Garten fue ſich und feinen Hof ankegen
wollte. Plaͤne und Ueberſchlaͤge wurden gemacht, und dom
Könige approbirt, der ſie dem Herzoge von Grafton
vorlegte, und ihn fragte, wie viel 1 Erachtens der Bau
koſten würde? Eine Kleinigk
mehr als drey Kronen.
England, Schottland,
eit erwiederte der Herzog, nicht
Er ſpiekte auf die drey Kronen von
und Irland an.
Sathali. Ich haͤtte ihm auf der Stelke den Kopf ab⸗
Hauen laſſen ..
Ich. Und haͤtteſt den deinigen daruͤber verloren. Des
Herzogs Re 55 war keine Drohung,
te Warnung.
Fathali. Aber durfen denn die Unterthanen gegen ih:
rechtmaͤßigen Koͤnig rebelliren? Sind nicht die Koͤnige
on Gott ſeldſt über ihre Volker geſetzt?
Ich. Der Deſpotismus würdigt die Menſchen zum
Vieh herab. Die Löwen und Tiger haden kein Recht dich zu
freſſen, doch reift die Kette, welche ſie feffelt, fo freſſen ie
doch deine Hoheit, wenn du ihnen in den Weg kommſt. Je
drüͤckender der Deſpotismus iſt, deſto mehr beftialifirt er die Men⸗
ſchen, und deſto ärger iſt ihre Wuth. Sieh! was erſt vor
wenigen Jahren in Frankreich geſchah; was fuͤr Graͤuel die
Neger in San Domingo veruͤbten 1... Ich will nicht in Abre⸗
de ſtellen, daß alle Macht dir von Gott gegeben fen, daß du
von Gott ſelbſt zum Ehalife aller Gläubigen eingeſetzeſt ſepeſt;
aber warum hat er dich zu dem beſtellt, was du biſt? Etwa
damit du unter den Gläubigen wie der Storch unter den Froͤ⸗
ſchen aufraͤumeſt? Nicht um deiner, um der Glaͤubigen wik⸗
len hat dich Gott zum Hirten der Erde gemacht; El reißen⸗
dem Wolfe haft du von ihm keine Sendung. An SEHE es,
nicht an des Teufels⸗ Stelle ſitzeſt du auf dem Throne.
Fathali. Sprich nicht durch Parabeln, und Gleiche
niſſe, ſondeen ſag mir ohne STONE haben in Europa
die Unterthanen das Recht gegen ihre Regenten zu rebefiren ?
Ich. Sog mir zuerſt, ob ein Haus das Recht habe
tinzufallen, wenn es baufaͤllig iſt! Du kannſt die Nationen
nicht als einzelne Menſchen, du mußt ſie als Maſſen betrach⸗
ten, welche nicht den Geſetzen der Moral, ſondern den un⸗
wandelbaren Gefetzen der phyſeſchen Natur gehorchen. Hat
die Gicht das Recht deine Füße zu laͤhmen? Krankheiten,
der frühe Tod find die natl 8 Folgen der Unmaͤßigkeit,
der ſchlechten Lebensweiſe. Haben die Bienen das Recht die
Drohnen auszutreiben und zu todten?. Die Rebellionen und
Revolutionen find die natürlichen und unausweichlichen Stra:
en der Ungerechtigkeit und der Tyranney, Geſetze, welche
ſondern eine wohlgemein⸗
l
= 156
die Regenten verhindern, ungerecht und tyranniſch zu han⸗
deln, find für fie eben fo wohlthaͤtig als für ihr Volk. Sie
hen ihr Leben, befeſtigen ihren Thron. Du und deine
Vorfahrer habt manche Pyramiden von Meufchenföpfen aufs
gefuͤhret. Sag! haſt du eine Freude daran, dich im Men⸗
ſchenblute zu boden, und waͤreſt du nicht froh, wenn gelin⸗
dere Mittel dit den Ge ehorſam, die Liebe deiner Unterthanen,
alle Vortbeite ſchaffen koͤnnten, welche dem edel und men:
fchenfreundlich denkenden Manne eine Krone wünſchenswerth
machen können? Um den Preis, um welchen du König biſt,
"möchte ich es nicht ſeyn.
Fathali. Was du fagſt, ſcheint mir vernünftig.
Dennoch empoͤret mich der Gedanke, daß irgend Jemand ſich
anterfange meinem Willen ſich zu widerfetzen, meine Befehte
nicht zu achten, mich über meine Haudlungen zur Rechen⸗
ſchaft zu ziehen.
Ich. Wenn du in deiner Anwandlung von Teübſinn
den Dolch gegen deine Bruſt richteteſt, wuͤrdeſt du nicht dem
verpflichtet ſeyn, der dir den Dolch aus den Haͤnden riſſes
Die Befehle unſeres Königs werden⸗befolget, wenn ſie geſetz⸗
m. nößig find, beſſer und gewiſſenl Fer befolgt als die deinigen.
ür ſeine perſönlichen Handiungen ler nitmandenverantwort⸗
fich Geſetzt er gäbe einem Traßaitteh den Befehl mir den
Kopf abzubauen, fo würde der Trabant gehangen, wenn er
dem Beſehle gehorchte. Dem Könige würde kein Haar bo
kruͤmmet.
Fathali. Du luͤgſt! Habt ihr nicht euern König |
Cart auf das Schaffot geſchleppt und enthauptet? Und die
Franzoſen. . < N 5
Ich. Ach ja! dieſes haben wir gethan; aber es war
unrecht, geſetz widrig, und wir haben ſchwer dafür gebüpen $
Das Volk kann nicht gerecht handen, wenn es durch politis
ſchen oder religioͤſen Fanatismus irre geleitet wird. Mit dem
Schwerdte des Desſpotismus, weiches die Nation dem Koͤ—⸗
nige aus den Haͤnden Ep, törtete fie ihren König und ver⸗
wundete ſich ſeibſt. Es liegt ein Fluch auf demſelben. Dr
And deine Unterthanen ſeyd Schyiten. Geſe etzt du unternäh⸗
meſt die Lehre der Sunniten einzuführen, und wollteſt die
Perſer zwingen den Ali zu verſtuchen; was ſtuͤnde dir bevor?
Glaubſt du, daß die Lehre des unbedingten Gehorſams dich
ſchuͤßen würde? daß man in deiner Perſon den Stellvertreter
Gottes reſpestiren wuͤrde?
Sathali. Ohne Mirakel wäre ch nicht zu retten..
Ja! aber der franzoͤſiſche rg war ein guter, menſchen⸗
freundlicher Mann, und doch.
Ich. Aber ein ſchwacher Mann, den WR Gattin,
und feine Umgebungen ins Ungluͤck ſturzten. Sie wollten ihn
mit dem Schwerte des Deſporismus bewaffnen Sein Arm
war zu ſchwach, um es zu. führen. Wir haben in Europa
ein Weh, das ihr nicht kennet, eine eigene Claſſe des Vol⸗
des, die wir Adel nennen. Die lteſten Familien ſind Ab⸗
ſtaͤmmlinge jener Barbaren, die mit ihrem Anfuͤhrer Clo⸗
vis in Gallien einfielen, es eroberten, und die Bewohner
groͤßtentheils zu leibeigenen Knechten machten. Sie theilten
das Land unter ſich, und hatten keine andere Verbindlich⸗
Seit, als im Kriege dem Könige mit ihren Leuten zuzuzie⸗
hen, und auf den Landtagen ſich mit ihm a des Landes
Angelegenheiten zu beſprechen,
r
eu
157 h
Bald entſtunden Mißhelligkeiten zwiſchen dem Koͤni—
ge und dieſem Heere. Statt fuͤr ihn auszuziehen, zogen ſie
gegen ihn zu Felde, riefen den Feind ins Land, und begien⸗
gen großen Unfug. Um ſich ihrer zu erwehren, beguͤnſtigten
die Könige die Freylaſſung der Leibeigenen, den Anbau
der Staͤdte, die bald durch Gewerbe, Künſte und Hand—
lung reich und maͤchtig wurden. Es war alſo gerade das
Widerſpiel von dem, was in England geſchah. Bey uns be—
ſchützte der Adel das Volk gegen die Raͤubereyen des Könige,
In Frankreich ſchuͤtzte der König das Volk gegen die Raͤube—
reyen des Adels. Darum iſt auch der Adel in England ge—
ehrt, und hat ſich in den Stuͤrmen buͤrgerlicher Kriege er—
halten. In Frankreich iſt er verhaßt.
Höre, wie fie Montesquieu, einer unſerer beruͤhmte—
ſten Schriftſteller ſchildert. Herrſchſucht ohne Kraft und Thaͤ⸗
tigkeft, kriechende Hoffarth, Arbeitſcheu, Habſucht, Wahr:
heitſcheu, Schmeichelkuͤnſte, Falſchheit, Eidbruͤchigkeit,
Vernachlaͤſſigung aller Verbindlichkeiten, Geringſchaͤtzung al—
ler Buͤrgerpflichten, ſind die Hauptzuͤge des Characters faſt
aller Hoſteute. Sie ſchreckt die Tugend des Regenten. Sie
gründen ihre Hoffnungen auf feine Schwachheiten, und be—
ſpotten ohne Unterlaß alle Tugenden.
So mahlt er diejenigen, welche auf die Fuͤhrung des
Staatsruders, auf die Verwaltung der wichtigſten Staats—
Aemter ausſchließlichen Anſpruch machen, und mit denen die
meiſten Gabinete beſetzt find. Dieſe find die Materialien des
Dammes, welcher den Thron gegen den Andrang der Nation
ſchuͤtzen ſoll.
Die Meutereien des Adels dauerten bis unter Ludwig
dem 13., deſſen Itemadulat (erfter Miniſter) einem Dutzend
von ihnen die Kopfe abſchlagen ließ.....
j Fathali. Da ſiehſt du, daß ich recht habe. Nur das
Schwerdt kann Ruhe ſchaffen. —
ch, Verbrechen werden auch bey uns beſtrafet, aber
nicht auf Befehl des Königs, fondern nach gepflogener Unter:
ſuchung, auf Befehl der Richter und nach dem vom Koͤnige
gebilligten Urtheile, der das Recht hat den Beſchuldigten zu
begnadigen, aber nicht ihn zu verurtheilen.
Fathali. Dieſes ſind alberne Umſtaͤndlichkeiten. Wo—
zu hat Gott das Schwerdt der Gerechtigkeit in meine Hand
gegeben, wenn ich es nicht fuͤhren darf?
Ich. Hat er dir auch feine Weisheit und feine All:
wiſſenheit gegeben? Die Grundſaͤtze unſerer Politik fordern,
daß der Koͤnig von dem Volke geliebt werde, darum haben
wir auch die Einrichtung getroffen, daß alles Gute und Wohl—
thaͤtige uns aus der Hand des Koͤnigs zufließe, alle Strenge
und Gebaͤſſige auf die eiſerne Nothwendigkeit der Geſetze ge—
worfen werde.
Fathali. Dieſe Einrichtung iſt nicht ungeſchickt, und
nun erklaͤre ich mir, woher es kommt, daß die Dynaſtien eu—
erer Könige ſich fo viele Jahre auf dem Thron erhalten. Er:
zaͤhle weiter.
Ich Ludwigs Miniſter brach die Macht bes Adels,
und nahm ihnen beynahe allen Einfluß auf die Regierungs-
Gegenſtaͤnde. Sein Nachfolger verwandelte fie in titulierte,
und durch ſchoͤne Anhaͤngſel ausgezeichnete Hofbediente, denen
N
158
er für ſchlechten Dienſt großen Lohn gab, und einige Vorzuͤ⸗
ge einraͤumte. Nur ſie durften feine Wohnzimmer betreten.
Ihnen gab er die einttaͤglichſten Dienſte. Aus ihrer Claſſe
waͤhlte der naͤchſtfolgende König feine Miniſter.
Sathali. Dieſes iſt ſehr ungeſchickt. Man muß ein
Narr oder ein Wagehals ſeyn, um ſeinen Hof aus ſeinen
gedehmuͤthigten Feinden zu bilden, und ihnen wichtige Stgats—
aͤmter anzuvertrauen.
Ich. So groß war eben die Gefahr nicht, denn der
Adel war ga isgeartet. Ihr Ehrgeitz hatte ſich in laͤppi⸗
ſche Eitelkei d niedrigen Geldgeiz verwandelt. Sogar
ihre kriegeriſchen Talente hatten ſie verloren, und die Regie⸗
rung mußte Ausländer an die Spitze der franzöfifchen Armeen
ſtellen. Sie wuchſen in Unwiſſenheit und entnervender Uns
thaͤtigkeit auf und verſtunden ſich nur aufs Intriguen ſpielen,
und den Hof machen, das iſt, dem Könige Geſchenke abbetz
teln. Dabey verriethen ſie eine empoͤrende Geringſchaͤtzung
gegen die Nichtadelichen, die ſie Froͤſche nannten, ungeachtet
ihnen dieſe an Kenntniſſen, Talenten und Reichthuͤmern weit
uͤberlegen waren.
Hätte man nur die Altadelichen zu füttern gehabt, ſo
wire dieſe Laſt noch ertraͤglich geweſen, allein die Könige hat⸗
ten durch Adelsbriefe dieſe Claſſe ungemein vermehrt. Alle
hatten das Vorrecht vom Gemeingute zu leben, und nicht zu
demſelben beyzutragen, die Nichtadelichen von allen Aemtern
auszuſchließen. Dabey waren fie fo unerſäͤttliche Bettler,
daß die Staatseinkuͤnfte nicht hinreichten, um ſie zu befriedi⸗
gen. Da wurde von den Nichtadelichen gefordert, ſie ſollten
nach bezahlen, was an die anderen verſchwendet werden war. ı
Die Adelichen behaupteten, der Koͤnig habe das Recht, fo
viel von ſeinen Unterthanen zu fordern, als ihm beliebe, und
es zu verwenden und zu verſchenken, an wen ihm beliebe;
die Staatsaͤmter nach Wohlgefallen zu vergeben; er ſey Herr
und Eigenthuͤmer von Land und Leuten. Er ſey von Gott
eingeſetzt, und Niemanden Rechenſchaft ſchuldig. Die Nicht-
abelichen erwiederten, wenn er von Gott eingefetzt ſey, ſo ſey
er eingeſetzt für das Wohl des ganzen Vienenſtockes, und
nicht damit die Drohnen ſich vollfreſſen, und die Vienen ver—
hungern. Der König war ein ſchwacher Mann; die Adeli—
chen klammerten ſich an feinen Königs: Mantel, Die Nicht—
adelichen hatten eine ungeheure Uebermacht. Die Adelichen
munterten den König — auf, zu widerſtehen; als aber die Gefahr
am groͤßten war, liefen ſie davon, und riefen die Feinde ins Land.
So fiel dieſer unglückliche König. In Frankreich hat dieſe
Mau abet, und nie genutzt. In England hat der
el fiel nuͤtzliche Dienſte geleiſtet, und nie geſchadet. Dar⸗
um gennen wir ihm auch gerne feine Vorrechte, feine Titula⸗
turen, ſeine Auszeichnungen, ſeinen Reichthum. Die Privi⸗
legien, die er genießt, befriedigen ſeine Eitelkeit, und find
dem Lande unſchaͤdlich.
Cathali. Nun verſtehe ich fo ziemlich, woher dieſe
Unruhen ruͤhreten, und ſehe ein, daß euer Adel fortbeſtehen
werde, der franzoͤſiſche zu Grunde gehen muͤſſe; aber recht
war es doch nicht, daß die Franzoſen den verlaſſenen König
mordeten.
Ich. Freplich! freylich! es war mehr als unrecht;
ts war unklug, ſchaͤdlich, auch büßten die Franzoſen ſchwer
159
dafür. Allein, wenn ein Wuͤthender den Dolch in der Hand
hat, und ein anderer richtet dieſe Wuth gegen den wehrlosen,
wer iſt ſein Mörder
Fathali. Erklaͤre mir nun auch, was ihr unter dem
Worte Freyheit verſtehet, denn, wenn die Freyheit darin
beſtehet, daß jeder thun kann, was er wil, wie kann denn
Ordnung beſtehen?
Ich. Darin beſtehet ſie auch nicht; ſondern in der
Beſtrafung eines jeden, der ſie uͤbertritt; darin, daß, wer
kein Geſetz uͤbertritt, ſeines Lebens, feine moͤgens ıc.
feiner koͤrperlichen Freyheit gefichert ſey. Koͤnige in
Frankreich hatten ſich das Recht angemaßet, Geſetze nach Belie
ben zu machen; allein in Praxi wurden ſie nur gegen Nichtadeliche
vollzogen. Die Adelichen machten Anſpruͤche auf Ausnahmen
von dem Geſetze, und auf Strafloſigkeit, wenn fie dieſelben
übertraten. Die Regierung vollſtreckte die Geſetze, mit vier
ler Strenge, wenn ſie den buͤrgerlichen nachtheilig waren,
hielt ſich aber nicht daran, wenn ſie ihnen vortheilhaft waren;
auch waren die Geſetze wandelbar, wie die Laune des Veziers,
Was heute recht war, war Morgen Unrecht. Was den Ve⸗
ziers nicht behagte, wurde wie eine Uebertretung ber Geſetze
und noch ſchaͤrfer beſtraft; wo hingegen die Adelichen, wenn
ſie Raub, Mord, die abſcheulichſten Verbrechen begiengen,
ungeſtraft davon kamen. Der Deſpotismus gerechter unwan—
delbarer Geſetze iſt, was wir bürgerliche Freyheit nennen.
Wir wollen den Geſetzen gehorchen, aber nicht den willkuͤhr—
lichen Launen der Koͤnige und ihres Veziers. Waͤreſt du nicht
Schach von Perſien, wuͤrdeſt du nicht auch wuͤnſchen, unter
Geſetzen zu leben, die deine Habe, deine Freyheit, dein Le—
ben, die deine Weiber, deine Kinder gegen die Launen des
Schachs und feines Veziers ſchuͤtzten.
Fathali. Du haſt recht, aber bey alle dem empoͤret
meine Phantaſie die Idee eines Koͤnigs, der nicht alles
thun fang, was er will. Ein durch Geſetze beſchraͤnkter
Koͤnig kommt mir ver, wie ein Fuchs ohne Schwanz.
Ich. Du ſäͤheſt es alſe als ein großes Ungluͤck an, wenn
dir die Macht bensmmen würde, durch Ungerechtigkeit,
Grauſamkeit, Untiugbeit die und anderen zu ſchaden, wenn
gleich durch dieſe Beſchraͤnkung dein Leben und deine Kro⸗
ne geſichert, dein Thron befeſtiget würde? Hat das Bor
ſesthun ſo großen Reiz in deinen Augen? Gutes koͤnnen
unſere Könige thun, fo viel fie wollen.
Fathali. Tritt aber nicht oft der Fall ein, daß ſich
die Menſchen dem Guten wieberſetzen? Hat mein Nachbar
der tuͤrkiſche Kaiſer nicht die zugeloſen Janitſcharen baͤn⸗
digen, das Nizam Gedid (das eutepsiſche Exerzitium) ein⸗
führen wollen? War feine Abſicht nicht gut und wohlthaͤ⸗
tig? Buͤßte er nicht dafuͤr mit dem Leben?
Ich. Ja wohl! und ihn ſchützte nicht das Schwert
des Deſpotismus, das er mit entnerpter Fauſt fuͤhrete.
Wer die Rebellen in ſeinem Serail erwartet, iſt verloren.
Hätte er ſich auf fein Roß geſchwungen, und wäre mit ſei⸗
nen Getreuen unter die Aufruͤhrer geſtuͤrzet, fo waͤre er
nicht erwürget worden. Seine Unternehmung ſcheiterte,
weil fie unklug, ohne Vorderechnung des Widerſtandes an⸗
gelegt war, weil es ihm bey der Ausfuͤhrung am Muthe
fehlete. Wer nicht perſoͤnliche Tapferkeit hat, unternehme
A
den;
160
ja weder im Oriente noch im Decidente irgend eine Reform
mit Gewalt durchzuſetzen. Was er wuͤnſcht, muß er durch
kluge Anſtelligkeit bewirken. Er muß die Menſchen vorbe⸗
reiten, und ihnen die wohlthaͤtige Aenderung erwuͤnſchlich
machen. Wirft der Ackersmann ſeinen Saamen geradezu
auf ben Boden? Muß er nicht das Feld ackern, bewaͤſſern,
ehe er ſeinen Saamen ausſtreuet? Kindern muß man den
Brey nicht mit dem Saͤbel einſtreichen. Du kennſt des
Aeſeps Fabel, Boreas und Apoll. Am ungluͤcklichſten find
die Neckereien zwiſchen Regenten und Unterthanen, die
halbverſuchte Gewalt zu brauchen, und Drohungen. Sie
reizen und erbittern. Die Gemaitftreihe muͤſſen wie Jupi⸗
ters Donnerkeile wirken, ſchnell zermalmen, und verſchwin⸗
auch darf dieſe Artillerie nur dann aufgeführet wer⸗
den, wenn die hoͤchſte Gefahr drohet. Wenn fie gegen Muͤ⸗
cken gerichtet wird, ſo wird ſie laͤcherlich. Eine Regierung,
die ſich vor unbärtigen Knaben fuͤrchtet, ſtehet auf ſahwa⸗
chen Fuͤßen.
Fathali. Du haſt mir die Weisheit und Vortrefflich⸗
keit der Verfaſſung deines Vaterlandes geruͤhmt; die Praxis
muß aber von der Theorie ungemein abweichen. Denn fo
eben erhalte ich die Nachricht, daß man ſtuͤndlich den Aus⸗
bruch einer ſchrecklichen Revolution erwartet.
Ich. Man hat dir die Wahrheit berichtet In Eng⸗
land ſind 14 Millionen Menſchen, welche durch die Ver⸗
ſchwendung der Regierung zu Grunde gerichtet, und Bettler
ſind, und eine halbe Million, die Alles hat. N
Fathali. Sot wie dieſer Handel ausgehen wird, Fan
ich an den Fingern ausrechnen. Darüber geht England zu
Grunde, \
Ich. Du irreſt. Es wird blutige Köpfe geben. Die
Reichen werden einen Theil ihres Reichthums verlieren, die
Abgaben werben vermindert, manche Mißbraͤuche abgeſtel⸗
let werden, und nach wenigen Jahren kommt alles wieder
ins Geleiſe. Ein anderer Regent duͤrfte beſtellt werden, aber
die Krone wird bey der Familie bleiben. Buͤrgerkriege find
bald geendet, wenn ſich nicht die Nachbarn ins Spiel miſchen,
und Oel zugießen, um bey dem Brande pluͤndern zu konnen.
Sathali. Iſt dieſes fo berkoͤmmlich bey euch Europär
Iſt dieſes die Lehre eures Chriſtus? : l
Ich. Nein! nein! gerade das Miderfpiel gebiethet
fein Geſetz. Die Maximen mancher Cabinete find ein
Schandfleck unſerer Geſchichte. Sie legen alle ſchauderlichen
Revolutionen, die wir erlebt haben, cemigen Schriftſtellern
zur Schuld, welche die Lehre unſers Chrtſtus laͤcherlich ges
macht haben. Sie bieten alles auf, die Religion wieder ihe
ren Unterthanen ehrwuͤrdig zu machen; waͤhrend ſie im Ange⸗
ſichte der Welt bey vollem Bewußtſeyn, daß ſie Unrecht
thun, eben dieſes Geſetz um geringen Gewinn uͤbertreten.
Napoleon, deſſen Triumphe und endlicher Fall dir bekannt
ſind, heuchelte Andacht und Froͤmmigkeit, verwendete Mil⸗
lionen auf Unterhaltung der Religions-Lehrer, und dennoch
lockte er den Koͤnig von Spanien aus ſeinem Lande, und
ſtieß ihn vom Throne. 0 5
Fathali. Sie zerſtoͤren alſo mit der einen Sup
was fie mit der andern bauen. Horch! Freund! Ich muth⸗
maße, daß ihr, eurer ſo hoch geprieſenen Verfaſſung unge⸗
#
ern?
161
achtet, ein ganz demoraliſietes Geſindel fenb; dein König
hat mir feine Allianz angebothen; ich werde feinem Ges
fandten den Abſchied geben. Der Teufel traue ſolchen Leu⸗
ten. Aber a propos, von Schriftſtellern. Was verſtehet
ihr denn unter Preßfreyheit?
Ich. Was wir überhaupt unter Freyheit verſtehen.
Sie beſtehet darinn, daß jeder ſchreiben oder drucken laſſen
kann, was nicht gegen die beſtehenden Geſetze iſt.
Fathali. Dieſes iſt ſehr vernünftig. Warum erhe⸗
ben dann eure Veziers ein ſolches Zedergeſchrey gegen dieſe
Freyheit? Was ſchadet ſie ihnen?
Ich. Den guten ſchazzt ſie freylich nicht; dieſe haben
duch nichts gegen dieſelde; r den ſchlechten iſt ſie gefaͤhr⸗
Ih. Dadurch werden ihre Diebereien, ihre Gewaltthaͤtigkei—
ten bekannt, und kommen dem Könige zu Ohren, der ſie dann
zur Verantwortung zieht, und entſetzt.
Cathali Dieſe Einrichtung lobe ich. Ich will in
Perſon die Peeßfreyheit einführen.
Ich. Dieſes laß bleiben, großer König! Presfteyheit
kann nur beſtehen, wo bürgerliche Freyheit feſt gegründet iſt.
Du nimmſt dir nicht Zeit zur gruͤndlichen Unterſuchung, ob
dein Vezier ein Verbrecher, oder fein Ankläger ein Verlaͤum⸗
der ſey. Entſage alſo dieſer wohlthaͤtigen Anſtalt, die ſchon
auch in anderen europaͤiſchen Laͤndern durch den ſchrecklichſten
N Mißbrauch verderblich zu werden anfieng. Unter dem Vorwan⸗
de, den Mißbrauch diefer Freyheit zu verhuͤten, bemeiſtert
ſich die Parthey, welche am Ruder ſitzt, aller Preſſen, und
erlaubt nicht, daß Etwas gedruckt werde, das ihr unangenehm
iſt. Sie aber bedient ſich derſelben, um die vortrefflichen
Maͤnner der Gegen-Parthey zu verlaͤumden, das Volk und
den Regenten zu betruͤgen. Unſere (der Europaͤer) Verderbt⸗
heit preßt Gift aus den heilſamſten Pflanzen.
Sathali. Was du mir ſagſt, iſt mir unbegreiflich!
ie kann denn eine kleine Anzahl Menſchen eine Anſtalt
vereitlen, welche den Koͤnigen fo vortheithaft, und allen ehr=
lichen Leuten fo erwuͤnſchlich iſt?
Ich. Es gehet unſeren Koͤnigen beynahe wie dir. Zu
bir gelangt auch nur zufallig die Wahrheit, welche den Leuten
unwillkommen iſt, die deinen Thron umgeben. Unſere euro⸗
päifhen Hofſchranzen find gerade wie die deinigen, fie ſpaͤhen
deine ſchwache Seite aus, taͤuſchen dich, und richten deine
Schwachheiten, und ſelbſt deine Tugenden gegen ihre Feinde.
Sie bereden die Regenten, daß ein Gaͤnſekiel ihnen gefaͤhr—
licher ſey, als ein Dolch. Sie laſſen durch feile Skribler
Scharteken ſchreiben und drucken, in welchen die Perſon des
Monarchen auf das ſchaͤndlichſte mißhandelt, das Volk zur
Rebellion aufgefordert wird. Sie veranſtalten durch ihre
Emiſſaͤre Aufſtaͤnde, die ganz unbedeutend ſind, und die fie
als aͤußerſt gefaͤhrliche Verſchwoͤrungen auspoſaunen; fie laſ⸗
fen die durch fie Verführten ohne Barmherzigkeit niederſchie—
ßen, um ſich das Anſehen zu geben, als hättenjfie durch
dienſtfertige Grauſamkeit den Koͤnig und das Land gerettet.
>
-
Wenige unter ihnen haben Geſchick, und da fie doch
gerne alle eintraͤglichen Staats-Aemter verwalten moͤchten,
fo machen fie den Königen alle guten Schrififteller, alle Maͤn⸗
ner von Talenten als unruhige Koͤpfe, oder als fantaſtiſche
Sſis. 1822. Heft 1. 4
7
EE ZErSn Te
1 62
Ausbieter unausführbarer Plane und Reformen verdächtig ;
Sie bereden dieſelben, daß fie keine gefaͤhrlicheren Feinde has
ben als ihre Unterthanen, und keinen Augenblick ihres Lebens,
ihrer Krone ſicher wären, wenn fie um den Thron nicht ſtren⸗
ge Wache hielten.
Fathali. Da muͤſſen ja eure Könige dümmer ſeyn als
die Gaͤnſe, wenn fie nicht merken, daß man fie narret.
Ich...
Ich. Du! du biſt keiner von den ſchlimmſten, unge⸗
achtet du dir mit dem Saͤbel den Weg zum Throne gebah—
net haft; dennoch moͤchte ich nicht alle Ungerechtigkeiten zu
serantworten haben, zu welchen du, ohne es zu wiſſen, vers
leitet worden biſt; indem du Gerechtigkeit zu pflegen waͤhnteſt.
Dumm find ſehr wenige unſerer europäiſchen Könige, aber
der Kluͤgſte kann betrogen werden, wenn die, welche feinen
Thron umgeben, zuſammenhalten, und ſich verabreden, um
ihn zu taͤuſchen. Wir haben einige ſehr gute Koͤnige, die
es herzlich gut mit ihren Unterthanen meinen, auch allge⸗
mein geliebt werden, und der ſchlechteſte unſerer Koͤnige (au⸗
ßer einem) richtet lange noch nicht fo vier Unheil an, als
ein orientalifcher Salomo.
Fathali. Daß ich dennoch kein Tyrann bin, magſt
du aus der Gelaſſenheit abnehmen, mit welcher ich deine ver—
meſſenen Reden anhoͤre, die ich augenblicklich mit dem Tode
beſtrafen koͤnnte, und vielleicht ſollte.,
Ich. Toͤdten kannſt du mich, ſtrafen kannſt du mich
Meine Reden haben deinen Zorn gereizt; urtheile al⸗
wie dir die Preßfreyheit behagen würde.
Fathali. Einen beſcheidenen, ehrerbietigen Tadel ver—
truͤge ich wohl, aber — a
Ich. Ja, einen Tadel, der ſuͤßer und ſchmeichelhaf⸗
ter iſt, als directes Lob. Ein unehrerbietiger Tadel des Koͤ⸗
nigs wird in Europa ſcharf beſtrafet, aber feines Veziers. .,
Fathali. Welcher Monarch kann gedulden, daß die,
welche feine Befehle vollziehen, mit Koth geworfen werden ?
Ich. Recht! A enn fie unter dem Vorwande,
deine Befehle zu vollziehen, dein Land zu Grunde richten,
nicht.
ſo,
und durch ihre Grauſamkeit die Bewohner zur Empoͤrung rei⸗
zen, nimmſt du ſie dann auch in deinen Schutze Was das
Auge dem Menſchen, iſt die geſetzliche Preßfreyheit dem Mo⸗
narchen. Das Auge taͤuſchet manchmal, aͤrgert uns manch⸗
mal; aber dieſerwegen denkt doch Niemand, der bey Sinnen
iſt, daran, ſich die Augen auszuſtechen. Die Kinder des Lich⸗
tes, ünd wer ein gutes Gewiſſen hat, ſcheuen das Licht der
Sonne nicht. a
Fathali. Dir wäre es alſo gleichguͤltig,
deine Feinde laͤſterten, dich als einen Boͤſewicht,
Verbrecher darſtellten ? 5
Ich. Ich wuͤrde fie öffentlich auffordern, meine An⸗
klaͤger zu werden, aber ihre Schmaͤhſchrift keiner Antwort
wuͤrdigen. Wenn ein Gaͤnſekiel einem Throne, oder auch
nur dem Leumunde eines Privatmannes, geſchweige dem Leu⸗
munde eines Miniſters gefaͤhrlich iſt, ſo ſtehen der Thron,
und der Leumund auf ſchlechten Fuͤßen.
Fathali. Adieu, aber noch eins!
ſoll es ja auch ſpuken?
wenn dich
als einen
In Deutſchland
11
263
Ich. Ja, die Schulknaben haben eine ſchreckliche
Verſchwoͤrung angezettelt. Man haut alle Birkenwaͤlder ab,
um Ruthen zu binden.
Spitze, welche ſo gelehrt ſchreiben, daß ſie das Geſchriebene
feld nicht verßehen. Mit ihren Federmeſſern drohen die
Knaben die deutſchen Armeen in die Pfaane zu hauen,
und mit ihren Dintenfäſſern, wie der Hirtenknabe David die
Goliathe, die Garden niederzuſchleudern. Wer hätte je ge:
ahndet, daß Gaͤnſekiele, Federmeſſer und Dintenfaͤſſer fo ger
fährtiche Waffen werden würden.
Fathali. Nein! Nein! Es ſollen ſehr ernſthafte Un⸗
ruhen zu beſorgen ſeyn. N
Ich. Die ich mit einem Federzuge ſtillen koͤnnte, wenn
ich König wäre. Der Ruhm von Napoleons Siegen iſt
bis zu dir gedrungen, und waͤre er nicht jo geſchaͤftig gewe—
fen, fo hätten feine Geſandten fie hier auspoſaunet. In
deffen find dieſe Siege keine Mirakel, und nicht auffallender
als die Siege der Ruſſen uͤber deine Perſer. Am Kampfe
zwiſchen Napoleon und unſeren Koͤnigen nahmen die Natio—
nen keinen Antheil. Wo dieſe Antheil nahmen, wie in Spa—
nien, in England, da richtete er nichts aus. Den Voͤlkern war
es ganz gleichguͤltig, ob fie dem Kaiſer, oder ihren Koͤnigen
Steuern bezahlen, und Rekruten ſtellen mußten. Schlimmer
als jetzt kann es uns nicht gehen, dachten ſie, wenn er auch
unſer Herr wird. Allein ſie erfuhren bald, daß ſie ſich in ih⸗
rer Rechnung geirrt hatten. Sie wurden ganz unmenſchlich
geplündert und mißhandlet. Da wendeten ſich die Könige an
ihre Unterthanen, und verſprachen ihnen goldene Berge, die
Abſtellung aller Mißdräuche ꝛc., wenn fie zu den Waffen greir
fen, und ihnen helfen wollten den Feind zu beſtegen. Dem
Kaiſer war ſeine Armee in Moskau erfroren. Er ſtellte zwar
eine andere ins Feld, aber nun fand er maͤchtigeren Wider—
ſtand, denn es war den Voͤlkern Ernſt geworden, ſich zu weh—
ren. Er wurde beſiegt, und gezwungen, die Krone abzules
gen. Nun erwarteten die Voͤlker den verſprochenen Lohn ih—
ter Auficengung, aber nur einige Regenten hielten Wort.
Die Mächtigeren achteten ihr Verſprechen nicht. Daher das
Misvergnuͤgen, das ſich aber nur durch Klagen, nirgends
durch Aufruhr Kußerte. Allein ihr Bewußtſeyn machte ſie
unruhig und beſorgt, es dürfe zum Ausbruche kommen. Es
koſtete ſie nur ein Wort, ſo traͤte alles wieder ins Geleiſe.
Was fie verfügen, um den Ausbruch zu verhuͤten, nützt
nichts, und vermehrt die Zahl der Mißvergnuͤgten. Es ko⸗
ſtete fie nur ein Wort, um jedermann zufrieden zu ſtellen und
ſich die Liebe, den Dank aller ihrer Unterthanen zuzufichern.
Sie haben den glücklichen Erfolg diefes einfachen Mitteis vor
Augen, und doch — ſolkte man nicht verſuchet ſeyn zu muth⸗
maßen, es gebe in Europa Brandſtifter, die beym Brande
plündern mögten. Dieſes beharrliche Zuruͤckſtoßen der Nas
tion, die beharrliche Verweigerung aller, ſelbſt der gerechte,
ſten Wünfche, iſt ſehr unpolitiſch, und wird noch größeres
Unheil anrichten. Eben jo gefährlich find die Seiltaͤnzer⸗
Künfte der Regierungen, welche die Intereſſen diſſentirender
Partheten bolanziren wollen, und bald die Eine, baid die
Andere begaͤnſtigen, das iſt, einen ſtillen Bürgerkrieg unters
halten. Die elende Politik der vormaligen Zeiten paßt noch
weit weniger auf die unſe rigen. Zur Führung des Staatsrus
ders in ſtuͤrmiſchen Zeiten gehoͤret eine feſte und ſichere
Hand,
Einige Federfuchſer ſtehen an der
164
Fathali. Und ein guter Saͤbel! ;
Ich. Ja, wenn ihnen genügt über Ruinen und Lei⸗
chen zu herrſchen. Boͤthe man mir die Kronen aller Reiche
nm einen ſolchen Preis, ich würde fie mit Verachtung weg—
werfen. Es regierte ein Koͤnig in Frankreich, Heinrich der
IV. genannt. So oft er ſich dem Volke zeigte, hallte ihm
immer lauter Jubel entgegen, denn er war allgemein beliebt.
Einſt zwangen ihn die Umſtaͤnde eine neue Steuer auszuſchrei—
ben. Dieſes wurde kund, das Volk ſammelte ſich um das
Haus, wo der große Rath der Nation gehalten wurde;
allein, als der König nach Haufe zog, jubelte Niemand,
Alle waren ſtill und niedergeſchlagen.
feinen Miniſter Sully. Ste ſagt er zu ihm, mit thraͤ⸗
nenden Augen: heut haben mir kein Viyat zugerufen,
Geh hin und hebe die Steuer auf. Ihr Wohlwollen iſt
mehr werth, als ihr Geld.
Ein ſolcher Koͤnig zu ſeyn, iſt die groͤßte Wonne,
welche ein menſchliches Herz erfreuen kann. Es gab mans
che Welteroberer, aber nur einen Heinrich. Wer ein edles
Herz im Vuſen trägt, muß wuͤnſchen der zweyte zu ſeyn.
Im Oriente waͤchſt die Blume nicht, welche ſo himmliſche
Genuͤſſe gewährt. Im Occidente wirft man fie weg, oder
tritt fie nieder, wo fie von ſelbſt aufblühet. Nur in Bay
ern faͤngt ihr Saamen zu keimen an, und wird wie eine
bluͤhende Aloe geehrt. a
Zu Hauſe fand er
Sechs Pruͤfungstage in den von Graſer orga⸗
niſirten Volksſchulen in Baireuth, von Guſtav
Freyherrn von Voͤlderndorf-Waradein.
Erlangen in der Palmiſchen Verlagshandlung. 1821. 8. S. 62.
Preis 42 Kr.
Es iſt in unſeren Tagen nichts ſeltenes, daß Maͤnner,
welche in gar keinem wiſſenſchaftlichen Zweige theoretiſch oder
practiſch brauchbar ſich bewieſen, doch die Dreißigkeit ha⸗
ben, ſich als WVerfaffer von Schriften anzugeben, denen
man auf dem erſten Blatte ſchon unverkennbar anſieht, daß
fie Kinder ganz anderen Geiſtes ſind. Vorliegende Schrift
trägt den Namen eines Verfaſſers, welcher nach der wieder
holten Verſicherung des Frankfurter Journales vom October
einſtens dem kaufmaͤnniſchen Fache ſich widmete, bey mals
gelndem Gluͤcke ſich bald wieder davon zurückzog, und muͤſ—
fig wurde. In dieſem Juſtande glaubte er die erſten Tage
des Septembers dieſes Jahres nicht beſſer ausfüllen zu
koͤnnen, als durch Anhoͤren der oͤffentlichen Elemen—
tarpruͤfungen der Schulkinder, durch Aufzeichnen des
daſelbſt gehörten und geſehenen Merkwürdigſten, und durch
Mittheilung deſſelben an die groͤßten Gegner der Graſeri⸗
ſchen Methode, an die Dekanen Stephani und Pflaum.
Wem die Vorkenntniſſe der Paͤdagogik noch fehlen, von
dem iſt auch anzunehmen, daß er das, was in Schulprüs
fungen vor ſeinen Augen vorgeht, nicht richtig begreift,
noch weniger richtig beurtheilt, und ganz unrichtig an jene
rapportirt, welche aus Eitelkeit, widerlegt und eines
Beſſeren belehrt zu werden, ſchon eine vorgefaßte Meynung
gegen den Verfaſſer einer der ihrigen entgegen geſetzten Theo
rie haben. Der Titel, Druckort und Verleger, die Schreibe
159 *
art, Wearbeitungsart der Materialen, und vorzüglich
„die Citaten“ ic. laſſen keinen Zweifel übrig, daß Ste:
phani Hauptredacteur dieſer Schrift war. So konſequent
dieler einige naturrechtliche Abhandlungen durchgeführt hat,
fo auffallend iſt es, daß es der vorliegenden Schrift an al—
ler Konſeguenz gebricht; und weil der Herausgeber und die
Mitarbeiter der Iſis an einigen Stellen ſehr unſanft als
Verblendete beruͤhrt werden, ſo finden wir uns um ſo mehr
veranlaßt, dieſe Schrift als Schild einer ganzen Kette von
Partheyiſchen anzuzeigen, obgleich die Münchner Literatur—
Zettung ſchon wenige Tage nach derer Erſcheinung zwey mit
Miſtjauche geſchwaͤngerte Anzeigen aus der Feder eines
unterzeichneten Schuülfreundes geliefert hat.
In den drey erſten Abſchnitten wird im Allgemeinen
auf ganz derbe Art gegen die Graſeriſche Unterrichts -Me—
thode zu Felde gezogen, nach welcher die Lehrer und Schuͤ—
ler nur als willenloſe Maſchinen betrachtet wuͤrden. Im
vierten Abſchnitte wird aber ſchon die gekraͤnkte Eitelkeit
des Dekans und Stadtpfarrers Pflaum zu Baireuth, von
welchem die ſchon lange angeſtellten Lehrer ſich in Moral
und Religionslehre erſt noch unterrichten laſſen ſollten, und
dies verweigerten, als vorzuͤglichſten Grund der Unzufrieden
heit gegen Graſer angegeben. Im fünften wird das zur
Bildung für alle Kinder jedes Standes fo zutraͤgliche Des
clamiren als hoͤchſt ſchaͤdlich dargeſtellt, und verlanget, daß
die Mädchen am aller wenigſten dafuͤr zu bilden ſeyen, ins
dem ſie nur in das Haus, an den Rocken, Heerd, Naͤh—
und Stickrahmen, an die Wiege und auf den Markt ges
hoͤrten. Im ſechſten wird die notorſſche Unwahrheit vor—
getragen, daß kein Kind ohne Privatunterricht ſich einige
Kenntniſſe erwerben, oder gar eine Praͤmie erlangen koͤnne.
Im ſiebenten wird die ganze Methode laͤcherlich gemacht,
weil manchmal ein Lehrer fo einfältige Fragen an die Kin—
der ſtellt, wie unſer Verfaſſer an das Publicum. Im
achten, neunten und zehnten werden ganz entgegen ge—
ſetzte Fragen und Antworten zuſammen geſtellt, um nur die
Lehre als verdersfich ſcheinend darzuſtellen; unmoͤglich koͤn—
nen die Gegenſtaͤnde in ſolcher Ordnung vorgetragen wors
den ſeyn, wenn man auch die Faͤhigkeiten der Kinder noch
fo auffallend ungleich annehmen wollte. Im eilften Abs
ſchnitte veroffenbart ſich eigentlich die ganze Tendenz dieſer
Flugſchrift, nämlich ſich zu raͤchen für die dem Dekan Ste—
phani aufgedeckten Bloͤßen feines Schulmeiſterthums im
Bampfe mit der Elementarſchule fürs Leben von
J. B. Graſer 1820. 8. — An jedem der 11 Abſchnit—
te dirſer Streitſchrift von Voͤldernderf erprobt ſich die ins
kenſequente Denkweiſe des wahren Verfaſſers oder Haupt—
redacteurs. Es iſt auffallend, wie ſehr dieſe Verſtoͤße gegen
alle Regeln der Logik noch erhoͤht werden durch undeutſche
Worte unb grammatiſche Fehler, welche das Leſen der ſechs
Prüfungstage ungemein erſchweren. So z. B.: in den
von Graſer organiſirten Volksſchulen in Bafreuth — ohne
daß ſpäter Befahrung durch Zwangsgeſetze noth werde zum
Schutze für den Mitmaun — Briſten — und ne—
ben meinen ſpaͤter niederſchreibenden Erlebniſſen ſagt
ein gleichzeitig beygewohnter Schulfreund — mußten die
Mißgriffe von Jahr za Jahr mehr heraustreiben, im Wah—
ne einer abſoluten Gleichheit von der einen und in der Leh—
re vom Zuchtſtocke, von der andern Seite der Wirrwarr
166
Platz greifen in den Köpfen der Singer (sic) — di
Kehrer (ſtatt Lehrlinge) drohen dem Meier a Er
ger die Begriffe und Behauptungen Anderer nach
Vernunftwahrheiten und nach anderen Erfahrungsfäs
Gen — die (Selbſeſtandigkeit) ein Lehrer haben muß, ſoll
fein. Werk gedeihen — weil die Loſung nicht auferlegt,
ſondern angeboten iſt — es muß aber auch jene wohl:
thuende Sicherheit von Eltern, welche auch zu beſonde⸗
rem Unterrichte vermoͤgend wären, dann die Verbindlichkeit
zur Schulgeldszahlung auch in Faͤllen des Privatunterrichts
beigegeben werden — daß die Kinder (..) in der Geſell⸗
ſchaft hoͤher ſtehenden Klaſſen im Aeußeren eher ſich der
Einfachheit der Kinder des Mittelſtandes genaͤhert — das
Pramienwefen — wenn die Geſetzesgehörigen vo range
hen — dann wird ſelbſt der Gelegenbeits - Gaffer ſich
halten muͤſſen, und erkennen, daß es etwas mehr als
Schauſache ſey — Elementarlehrerſprache — Elementar-
ſprachkenntniſſen — im Schluſſe fo grandios die Jugend
nicht wenig empfaͤnglich dafür macht — Würfen — Wurk—
ſamkeit und Exekution eines Lehrplanes — dieſelbe Benen⸗
nung — wie weiland 1799 fo bald politiſchen Rang ges
winnen werden — immitten dieſer gejd wungenen Geiſſeln
den Naͤhrmann willenlos — darum koͤnnen auch Bediente
und Bankroutiers Schullehrer werden — die Erlernung der
Sprachwerkzeuge ꝛc. Bemerkenswerth iſt noch, daß Nils
derndorf ſich als einen uͤber die ganze Baireuther Bürger
ſchaft erhabenen Mann von Einſicht darſtellt, der dieſelbe
warnen zu muſſen glaubt, der ſich ſogar zur Pflicht rechs
net, entferntere Aeltern und Paͤdagogen, wozu er dech niche
gehoͤrt, zu warnen vor der Graſeriſchen Methode, ohnge⸗
achtet er im Eingange feiner eigenen Schrift dein Erfinder
derſelben tiefe paͤbagogiſche Einſicht und ſtrengen Beobach—
tungsgeiſt einraͤumt. Will der Verfaſſer noch einmal eine
ſolche ſchriftſtelleriſche Bahn betreten, fo lerne er doch vors
her Logik und Grammatik, oder erſuche er feinen Haupt-
Redacteur Stephant, kuͤnftig das Manuſeript beſſer zu ord—
nen und zu reihigen. ö !
Ueber Mehemet, Aly Paſcha, Bice- Koͤnig von
Aegypten, und uͤber Aline, ſeine Schweſter,
als Sultanin Valide zu Conſtantinopel
geſtorben 1817. *
Mehemet Aly und ſeine Schweſter Aline, deren
eigentl. chriſtliche Namen ſo manche Gruͤnde der Politik
und der Klugheit zu verſchweigen gebieten, wurden auf
Martinique ungefäthr in den Jahren 1763 und 1764 in ei⸗
nem Zwiſchenraume von ungefaͤhr 18 Monaten in einer der
ſchoͤnſten Pflanzungen geboren. Ihr Vater, Oberoffizier
über die Milizen batte in den Kriegen von 1744 und 1756
Frankreich große Dienſte geleiſtet. Der König, der, frey⸗
* Alle dieſe Thatſachen find aus einer Handſchrift von einem
ausgewanderten Franzoſen gezogen, der lange Zeit bey
der engl. Geſandtſchaft zu Conſtantinopel angeſtellt war,
und der naͤchſtens die vollſtaͤndige Geſchichte dieſer 2 au⸗
ßerordentlichen Perſonen nach authentiſchen Documenten,
die er beſitzt, bekannt zu machen denkt
168
ich ziemlich fpdt, mehrere Zuͤge von feiner Bravour und
Tapferkeit erfahren hatte, wollte ihn dafuͤr belohnen, ließ
ihm 1778 durch den Gouverneur, Marquis von Bouille,
das Ludwigskreuz und zwey Patente übergeben, eines auf
eine Stelle in der königlichen Abtey St. Cyr für feine Toch⸗
ler und das andere auf eine Unterlieutenants-Stelle im Re⸗
giment Bouillon in der Garniſen zu Marfeille für feinen
Sohn. Bruder und Schweſter ſchifften ſich zuſammen auf
einem Kaufmannsſchiffe aus dieſer Stadt ein, das mit Co⸗
lonial-Waaren zuruͤckgieng. Sie wurden von einem Corſa⸗
ren genommen und ſammt der Beſatzung von Algier ver⸗
kauft. Dieſer Eorfar war aus dem Haven von Cavalla im
Meerbuſen von Conteſſa bey Theſſalonich. Mehemet wollte
lieber Dienſte beym Corſaren nehmen, als Selave werden;
er war nicht älter als 18 Jahre, Aline war noch nicht 143
dieſe ward von einem Armenier gekauft und nach Smyrna ge=
bracht. Sie wollte ſich weder befreyen noch vom franzoͤſiſchen
Conſul Hrn. L'Amouraux loskaufen laſſen. Eine alte Nege⸗
rin hatte ihr nehmlich wahrgeſagt, fie würde einſt eine große
Prinzeſſin werden. Der Armenier verkaufte ſie darauf zu
Conſtantinspel an Iſaak Aga, den Sohn des Ibrahim,
Ober Zolleinnehmers, der fie dem Großherrn, Abdulha—
mid, der 1778 regierte, zum Geſchenke gab.
Sie kam nun ins Serail als Dienerin (Odaliske),
wurde aber bald Favorit- Sultanin, weil ihre ſeltene Schöne
heit dem Großherrn auffiel.
Nun war der Sultanin erſte Sorge, ihren Bruder
aufſuchen zu laſſen. Man traf ihn in Algier unter der
Garde des Deys, welcher ihn wegen feiner Braveur und
Tapferkeit auf dem Corſaren, der gewoͤhnlich auf jener Hö-
he kreuzte und ſeine Priſen dort verkaufte, in ſeiner Naͤhe
zu haben wuͤnſchte und deßhalb unter ſeine Garde nahm.
Der Dey fand ſich aͤußerſt gluͤcklich, ihn dem Großherrn ab:
treten zu koͤnnen und dadurch ſich einen Goͤnner und eine
Stuͤtze bey demſelben zu verſchaffen.
Mehemet kam alſo nach Conſtantinopel zu ſeiner
Schweſter. Abdulhamid ſtellte ihn im Inneren des Serails
bey der Ichoglans an. Aline kam 1784 mit dem jetzt
regierenden Sultan Mahmud nieder; ſie erreichte dadurch
den hoͤchſten Gipfel der Gunſt, die aber bald beym Tode
des Abdulhamid verſchwand. Waͤhrend der Regierung von
Selim und Muſtapha lebte Aline nur der Erziehung ihres
Kindes, und zog ſich in das alte Serail zuruͤck. Mehemet
machte ſeinen erſten Feldzug als Aga gegen die Franzoſen
in Aegypten; hier verdankte er fein Leben dem Hauptmann
der Cavallerie, Hrn. Lyon, vom Regiment des Oberſten
Lafelle. Lyon, ſtatt ihn bey einem Gefechte zu töbten,
nahm ihn gefangen, bewirkte beym Obergeneral die Freyheit
deſſelben, und ließ ihn nach Conſtantmopel zuruͤck. Der
Hauptmann Loon erhielt ben feiner Rückkunft aus Aegypten
feinen Abſchied, ergriff wieder das Gewerbe ſeines Vaters
zu Marſeille, und gieng mit feinem Schiffe in den Haven
iu avalla, um Getraide zu laden. Mehemet, der als Pa⸗
ſcha Beglierbey bort commandierte, erkannte ihn und gab
ihm alle Beweiſe der groͤßten Erkenntlichkeit.
Herr Lyon kam mit einer guten Ladung nach Marſeille
zurück und war mit ſeiner Reiſe ſehr zufrieben. Mehemet
— ne
169
war nach Conſtantinopel zuruͤckberufen und befand ſich gerade
dort bey der bekannten Revolution des Muſtapha Baraictar,
dem Tode des Sultan Selim und der Cataſtrophe dieſes
Groß-Veſſirs; er ſtand dem Namir Effendi kraͤftig bey, als
dieſer den Baraictar in dem Thurm, wo er mit feinen Wei⸗
bern und Schaͤtzen ſich eingeſchloſſen hatte, in die Luft
ſprengte.
Mehemet ließ mit Namir Effendi an der Spitze von 2000
Albaniern den Mahmud durch ein Fetſa des Ober Mufti
zum Sultan auskufen, und ſuchte ihn auf in dem Pallaſt, wo
ſein Bruder Muſtapha ihn eingeſperrt hatte, um in ſeine
Haͤnde das osmanniſche Zepter zu bringen.
Mehemet ward von Mahmud, deſſen Oheim er nach
europaͤiſcher Sitte iſt, keineswegs vergeſſen. Aline kam nun
wieder aus dem alten Serail hervor und ward Sultanin Var
lide. Nachdem alle Uncuhen gedämpft, die Ordnung wieder
hergeſtellt und der Thron beveſtiget war durch den unvermeid⸗
lichen Tod Muſtapha IV., den Mahmud vergebens zu retten
verſuchte, gieng Mehemet 1808 nach Aegypten, wo er die
empoͤrten Beys unterwarf, und ward bald nachher durch einen
Firman des Großhern zum Paſcha, Vice-Koͤnig von Aegyp⸗
ten ernannt. Dieſe ſchoͤne Provinz des tuͤrkiſchen Reichs be⸗
herrſcht er mit einem Glücke und einem Ruhm, der ſchon
laͤngſt nach Europa erſchollen iſt; die Unterwerfung der We⸗
chabiten; die Wiedereinnahme von Medina und des Grabes
des Propheten durch feinen Sohn, den jungen Ibrahim-Pa⸗
ſcha, die Eroberung der Dafis des alten Tempels des Jupiter
Ammon, die er zinsbar gemacht hat; der Canal von Alexan⸗
drien, 22 franz. Meilen lang, den er in 6 Monaten durch
dreymal hunderttauſend Fellahs hat graben und vollenden laſ⸗
fen, deren jeder taͤglich 10 Sous erhielten, und welchen er den
Mahmudſchen Canal nannte; die berühmten Anpflanzungen
des Zuckerrohrs von Otahaitiſcher Art, wovon er die erſten
Pflanzen ſelbſt aus Martinique ſich kommen ließ; der Anbau
des Indigo, die ſchoͤne Kriegs- und Handelsflotte, die er
unter dem Befehl des Iſmael Gibraltar, ſeinem Vice ⸗Admi⸗
tal, unterhält; die befondere Zuneigung für die Franzoſen;
die Erkenntlichkeit gegen feinen alten Freund, den Capitaͤn
Lyon, deſſen Gluͤck er machen wollte, wenn er nicht faſt in
dem Augenblick geſtorben wäre, wo er ihm feine edlen Geſin⸗
nungen durch Hrn. Lascaris, aͤgyptiſchen Conſul zu Marſeille,
anzeigen ließ.
Diefer erhielt kurz nachher den Befehl, an Lyons
Schweſter 10000 Franken auszuzahlen. Der Schutz, dender
den Gelehrten aller Nationen angedeihen laͤßt, beſonders,
wenn fie ihm von den Herren Drovetti und Pelavoine, franz.
Conſuls, die er beſonders in ſeine Freundſchaft aufgenom⸗
men hat, empfohlen werden; die Gunſt, deren Gau von
Cölln, Thedenat von Uses, Belzoni und der gluckl. Fran⸗
zoſe, dem er erlaubt hat den Zodiakus von Dendera abzuloͤ⸗
fen, theilhaft geworden ſind; alle dieſe Züge eines erhabe⸗
nen Characters ſichern für immer dem Vicekoͤnig Mehemet
Aly die Achtung der Mit- und Nachwelt zu, und be
weiſen, daß das Blut der erlauchten Sultanin Valide, ſeiner
Schweſter, der Mutter Mamuds, geſtorben 1817, in ſeinen
Adern fließe. f
9... | N — 17 0
Zur genauern Erörterung der Lehren vom Fall und vom Wurfe der ſchweren Körper,
von Dr. J. Friedrich Chriſtian Werneburg. (Taf. II.)
§. 1.
Es bedarf kaum der Erwaͤhnung des bekannten phyſicaliſchen Lehrſatzes: daß ſich bey ſtetig gleichbleibenden Ge⸗
ſchwindigkeuen c und C die durchbewegten Raͤume s und 8, wie die Producte aus den Zeiten t und J in die rückucht—
lichen Geſchwindigkeiten verhalten; oder daß s: S ct: CT. Es wird aber der daraus folgende Ausdruck s — cet
auch fort gültig ſeyn, wenn c einer ſtetigen Zu- oder Abnahme unterworfen iſt. Es beſteht das Gefeg: daß ſich die
Raͤuwe wie die Producte aus den Zeiten in die Geſchwindigkeiten verhalten, auch bey ſtetig veraͤnderlichen von Null an
wachſenden Geſchwindigkeiten. Dann ſind aber Zeit und Geſchwindigkeit Functionen von einander. Dieſe Functionen
können hoͤchſt mannigfaltiger Art ſeyn. Dann hat man das Verhaͤltniß s: 8 = (t X Funct. t): (T x Funct. T)
= (e „ Fund. c) : ( . Funct. C). In dieſen Functionen von t oder T muß t oder T als Factor vorkommen
wenn fie auch null ſeyn Sollen, wiefern t null iſt, daraus folgt, daß s— tx in (a+ Funct. 9).
H. 2%
2 Es muß die Bewegung eines Körpers befchleumigt werden, auf welchen nicht bloß im Anfange feiner Bewe⸗
gung das Anregende und Vedingende einwirkte, ſondern wo dieſes in jedem Momente ſtetig erneuert und ſtetig neu
anregend einwirkt, wo alſo das Bewegung Anregende und Erzeugende mit jedem Momente geſteigert wird. Die Anre⸗
gung zu und Erzeugung in der Bewegung iſt alſo da im Zuſtande der Beharrung. Daraus folgt, daß, wenn die An⸗
regung und Erzeugung der Bewegung im Verhaͤltniſſe der Zeiten ſtehe, die durchbewegten Raͤume, vom Anfange
an gerechnet, ſich verhalten müſſen, wie die zweyten Potenzen der zugehörigen Zeiten, oder auch wie
die zweyten Potenzen der zugehorigen Geſchwindigkeiten; da das Verhaͤltniß der Zeiten gleich iſt dem Verhaͤlt⸗
niſſe der Geſchwindigkeiten, nehmlich 8: 8 = te: T2 C2: C2. Haben aber die erneuerten Anregungen zur Bes
wegung eines Körpers ein anderes Verhaͤltniß, als wie dasjenige der einfach wachſenden Zeiten; Fo iſt auch das Ver⸗
Haͤltniß der Raͤume ein anderes, als das der zweyten Potenzen der Zeiten.
$. 3.
5 Die Erfahrung weißt uns ein ſolches Geſetz auf in der Wirkung der Schwere, oder vielmehr der Ueberwucht
einer von zweyen Materien, welche gleich große Räume erfuͤllen, uͤber die andere. Dichtere Koͤrper, welche mit einem
Hunnern Fluidum in Berührung find, vertreiben dieſes durch ihre Ueberwucht aus ſeiner Stelle, und von ihnen ſagt
man dann, daß fie fallen. Dieſe Ueberwucht ſtehet im Verhaͤltniß der Differenz der ſpezifiſchen Gewichte oder des Un⸗
terſchiedes der Dichtigkeiten. Weil und wie nun dieſe Ueberwucht ſtetig vorhanden iſt und mithin von Neuem fort an⸗
treibt; ſo verhalten ſich die Fallraͤume wie die zweyten Potenzen der Fallzeiten.
Eben fo dünnere Koͤrper, worauf ein dichteres Fluidum ſtetig fort durch feine, auch in der Differenz der Dig:
tigkeiten beſtehende Ueberwucht einwirkt und andraͤngt, werden von dieſem aus ihren Stellen und dahin vertrieben, wo—
hin ſie nur ausweichen koͤnnen, nehmlich woher der geringſte Andrang ihnen entgegenſtehet. Man pflegt dann zu ſagen,
die duͤnnern Körper ſteigen. Auch hier muͤſſen ſich aus einem gleichen Grunde die Steigraͤume wie die zweyten
Potenzen der Steigzeiten verhalten. Ueber dieſe hier ausgeſprochene Anſicht des Grundes vom Fallen und Stei—
gen und von der ſogenannten Schwerkraft, welche aller irdiſchen Materie innwohnen ſoll, die aber keine eigene Une
ziehungs = oder Attractions - Kraft der Erde iſt, gedenke ich in einer andern Schrift weitlaͤuftiger und gruͤndlicher
zu handeln. Die eigentliche Attractions-Kraft kann auf die Schwere und eben ſo auch auf die Leichte ſowohl vermehrend
als auch »eipinbernd wirken.
§. 4.
Aus s: S— tz T? folgt 8. t. s . T2 (10). Setzt man nun die erſte Zeit des Falles oder k = I, ſo
hat man S— T2 . 8. Wird nun der Fallraum s durch die erſte Fallzeit k — 1, wie gewoͤhnlich durch g ſtatt s be—
zeichnet, fo hat man 8 = T2 g (20). Der Werth von g laͤßt ſich aus der Erfahrung durch den freyen Fall wegen
des Widerſtandes der Luft nicht mit der gehörigen Schärfe beſtimmen und hierzu iſt auch ſelbſt die Schnelligkeit des Fal⸗
lens nicht günftig; richtiger iſt zuerſt durch Huygens dieſer Fallraum in einer Secunde durch Verſuche mit dem Pen⸗
del gefunden worden, und er beträgt 15,625 Rheinlaͤndiſche Fuß, oder 15,098 Pariſer. Aus (2°) ergiebt ſich aber
8 2 8
* , mithin tg) TV g und g =. (400.
Am Ende der Zeit T wird nun der Körper eine Zunahme der Geſchwindigkeit erhalten haben, mit welcher er bey
gänzlicher Aufhoͤrung der Wirkung der Schwerkraft, einen gedoppelten Raum durchlaufen koͤnnte. Denn ſetzt man 8
(T + 1) 2 g T’g+2Tg + g und ziehet S von 35 ab. fo hat man 28 — 8 = 2 1 38 + g. Der Theil g
des Fallraums 8 — 8 gehört aber allein der Wirkung der Schwere in der (T + 1) letzten Zeit oder Secunde zu, mit⸗
Iſis 1822, Heft IL 117 5
za ae 172
din 21g der Zunahme der Geſchwindigkeit ohne weitere Einwirkung der Schwere in der letzten Zeit oder Secunde. Der
Körper hatte alſo nach J Zeiten eine Endgeſchwindigkeit CZ 2 Jg erlangt, damit ohne Schwere weiter fortzugehen Da
2
2 2
nun aber im Allgemeinen T2 8 = 8, je it 2Tg =7 = C (55). Mithin iſt C = der Raum, welchen der
Körper nach dem Fall noch gleichfoͤrmig beſchreiben will und wird. Es iſt alſo hier C = 2 Tg (6%), und T — 25 (7°)
0 2 287
ſo wie 8 = m (85). g
8 } 8 8 \ 8 4828
- Da nach (6%) C = 28T und nach (3%), T= Vz fo ergibt ſich daher (9 Omg N —
4 N 8 © .
235 1 0 5 1
4 8 8; folglich (10%) C = 485, mithin auch S =, (11°) und 8 or (120. Aus der Gleichung (5°) ergibt
8 5
7 8
CT 8 8
ſich auch noch S = —- (13°) und T 2 (14°), Alles bekannte Formeln, woraus nun die folgenden durch Differen⸗
> = 9
12
ziirung abzuleiten ſind. |
. 9. 5
Differenziirt man nehmlich die Gleichung g 12 = 8, fo erhält man 21g dT = ds, und da nach (69, 27g
„san ä & 1S ,2
C, fo bekömmt man nach der Subſtitution dS— CAT, daher dT = 15 Wird ebenfalls die Gleichung 8 — un dif⸗
f =; nr eCdC Cd i 0 as AR
ferenzürt, fo iſt das Differenzial dS — . Td C, weil nach (7%) ss Tin, daher J — d C. Die
2 D 8
1225 ds
ſe beyden Differenzial- Gfeihungen ds — CdT oder — dT und d SST d dienen nun in der ſogenannten hoͤhern
Mechanik als Fundamental-Formeln. So lange es ſich vom freyen Fallen in der lothrechten Linie handelt, fo lange bes
dürfen dieſe Differenzialformeln keiner weitern Umgeſtaltung und genauern Erörterung, Will man fie aber auf den Fall
der Körper in der geneigten Linie oder in hohlen eder auf erhabenen Kurvenboögen ausdehnend anwenden; ſo muͤſſen die
nachfolgenden Betrachtungen erſt vorausgehen, damit fie über alles dasjenige genügende Auskunft geben konnen, worüber
man ſolche verfangen kann. Wir machen den Anfang mit dem Fallen der ſchweren Koͤrper auf geneigten Ebenen.
§. 6.
f Wenn in Figur 1 ein Körper von der Höhe A E s lothrecht herabfallen wurde, fo würde die darauf verwendete
Fallzeit t gefunden, wenn man, indem g die Fallhoͤhe in der Zeit: Einheit oder in einer Secunde bedeutet, alſo te
1 2
8 e { 2 5 4
7 ſetzt, und hiervon die zweyte Wurzel nimmt. Es wäre alfo t =) nach oben (39), Und die durch dieſen
o
Fall erlangte Endgeſchwindigkeit, womit der Koͤrper ohne weitere Einwirkung der Schwere weiter ſenkrecht gehen wuͤrde in der Zeit⸗
2. 2 8 1 5,
Einheit, oder ec wäre nach oben (5°) = = 2 (88) . f
Kaͤme nun der Koͤrper in E an und fände da einen ſchiefen Widerſtand CX, fo widerführe dem Körper da eine
Stauchung und die Schwerkraft würde vermindert: da nun das Maas der Schwerkraft ſich durch die Geſchwindigkeit ausdrucken
läßt und kund gibt: ſo muß man, nach der Lehre vom Parallelogram der Kraͤfte, die Wirkung der Schwere in zwey Theile
erfuͤten, nehmlich in einen Theil AD —-EG ſenkrecht auf CX und in einen Theil D E= AG parallel mit dem Wi⸗
derſtand. DA — EG gehe rein verloren durch die Stauchung. Der mit DE parallele Theil zerfaͤllt wiederum in einen ho⸗
tizontalen DE und in einen feryen lothrechten PE. Mit dee Geſchwindigkeit, welche dieſe Fallhoͤhe FE zugehört, wuͤrde
ohne weitere Einwirkung der Schwere der Körper beſtrebt ſeyn, fenkrecht weiter zu gehen. Es verhaͤlt ſich aber A E: DE
DE? FE DEN® DEN? -
„/// be) ine ich iſt FE — in aa. i
D FE, F F IE 6 5 G 70 s in d; folglich iſt F E A Es in a. Es bleibt alſo
nach der Stauchung in E dem Körper nur eine lothrechte Geſchwindigkeit, welche der Fallhoͤhe F E zugehoͤren würde, alſo
iſt dann c=2(g. FEM — 2 (g. KE. sin ) i = 2 (g. AE sin a,
g. 7. 2
8 Setzen wir die weitere Einwirkung der Schwere nach der Stauchung in E key Seite, fo würde der Koͤrper eigenk⸗
lich nicht fenkrecht fortgehen, fondern er wurde in der Richtung EY von dem ſchiefen Widerſtande EX unter demſelben
|
173 174
Winkel abprallen, als unter welchem er anftieß. Allein bey Fortwirkung der Schwere wuͤrde er ein Stud einer Kurve oder
einer Parabel beſchreiben, an welcher E eine Tangentenlinie wäre.
.
Es iſt aber die Fallzeit lothrecht durch X E, odert iſt gleich ( z ) 5 Laſſen wir aber den Koͤrper nicht loth⸗
recht durch AE fallen und nicht ſich ſtauchen in E, fondern von C nach E unter einer ſtetigen Neigung herabfallen, fo ift
die durch dieſen ſchiefen Fall erlangte Endgeſchwindigkeit, womit er ohne weitere Einwirkung der Schwere weiter zu gehen ſich
deßrebt, ebenfalls nur fo groß, als wenn er in E nach dem freyen Fall die oben erwaͤhnte Stauchung mit einem Male erfah⸗
ren batte. Dieſe Verminderung der freyen Schwere, nehmlich die Verminderung der ſenkrechten Endgeſchwindigkeit,
wurde gleich im Anfange des Falles durch die geneigte Ebene erzeugt und beharrete mit der beharrlichen Neigung.
Die Endgeſchwindigkeit cin E iſt beym ſchiefen Falle von Cnach E herab, nicht 2 (8. AE) % ſondern O 2 . FE) =
(g. AE) sin c. Allein in dem Verhaͤltniß als ſich die Geſchwindigkeit vermindert hat, in demſelben Verhaͤltniß iſt die Fallzeit
5 2A E 2 AE. ) _ BER 5 1 3
vermehrt worden, da t — „ ns > 117 i Indem alſo der Koͤrper von &
1 8 1 € be)
nach E herabfaͤllt, erlangt er eine Endgeſchwindigkeit, als wenn er nur don einer ohe FE lothrecht herabgefallen
waͤre, und braucht eine Zeit dazu, welche dem lothrechten Falle durch eine Hohe BE = AE sin d- zugehört.
Hier wird der Winkel « oder der Winkel ACE als eine beſtaͤndige Größe angeſehen.
8 K. 8.
! 1 „ AE 5 x 1 98 dx
Es iſt dann CE immer gleich Are Setzt man nun CE s, AE x, fo iſts Mithin ds — —. Es
III d.
. N sın © sın d
iſt aber auch nach oben ds — edt fund hier iſt e = 2 (g.AE)% sine —2 (g. X) % sin a = 2 (f. 8. sin d) 72 A sing;
9 BA) 116
— — Sl Se olgli ti
2 (g. ) / sin o? g7, sina?’ folglich =
} dx
alfo müßte ds = 2 (g. X) . sin &. dt a fomit dt —
Es
x) „ 1 AE ) BE 4 % 5
9 5 Es = — 5 — 1 [a ſeyn, was falſch und im Verhältniß von sin a: 1 zu groß waͤre.
8 Man wich dieſem Fehler in der Beſtimmung der Fallzeiten dadurch zeither aus, indem man lehrte: der Koͤrper habe
durch den Fall in der ſchiefen Linie GE eine eben fo große Endgeſchwindigkeit in E erlangt, als wenn er frey in und von
der lothrechten Fallhoͤhe A E herabgefallen wäre, was auch nicht wahr und richtig iſt. f
2 50.
Das Wahre und allein Richtige iſt, weil die Schwere oder Ueberwucht allein in der lothrechten Linie zu wirken
das Beſtreben hat, der Körper mag in einer geraden oder krummen Linie nur fchief herabfallen können oder gefallen ſeyn;
fo ſind auch Callzeit, Sallgeſchwindigkeit und Salfraum direct und allein auf die lothrechte Fallhöhe oder
Richtung der Schwere zu beziehen, wie beym lothrechten Falle ſelbſt, jedoch mit der oben ſchon erläuterten Ruͤckſicht
auf die Große der Stauchung und dadurch bewirkten Verminderung der Endgeſchwindigkeit fuͤr den weitern Fortgang abgeſehen
von weiterer ſtetigen Einwirkung der Schwere. Die Größe der Stauchung mag nun entweder eine einzige plötzliche, oder eine
ſtetig Eine gleich vom Anfange des Faltes in der ſchiefen geraden Linie, oder eine ſtetig veränderliche in einem Kurvenbo⸗
gen, oder eine gemiſchte auf gebrochenen Falllinien und Bahnen ſeyn. Wird dieſer Kuckſichten wegen die nöthige
Correction in den Formeln für den lothrechten Fall nicht unterlaffen, fo muͤſſen dann die fo corrigirten
Formeln richtige Reſultate und allen nothigen Aufſchluß über Umſtaͤnde und Fragen geben, welche
man zeither gaͤnzlich underückſichtigt gelaſſen hatte.
Gerade dieſer Lücke wegen gerieth ich in der Beſtimmung der Fallzeit beym Fall eines Körpers durch einen Kurven⸗
bogen auf einen Abweg, indem ich geradezu dieſen Fallbogen durch die der ſenkrechten Fallhöhe zugehörige Geſchwindigkeit
dividirte. — — Manche der größten Mathematiker haben bey redlicher Forſchung nach Wahrheit, wenn ihnen das zeitheri⸗
ge nicht auszureichen und zu genuͤgen ſchien, wohl manchmal anfangs gefehlt. Man muß aber aus uͤbergroßer Eitelkeit nicht
anſtehen, fein Fehlen wieder gut zu machen; dies ſoll nun durch die folgenden Erörssrungen geſchehen. j
Vom Ballen dene Kormer.imeineg Nur ve.
5 18 ’
Wenn ein ſchwerer Körper, abgeſehen vom Widerſtande des Mediums — in Fig. 2 auf dem hohlen Kurven:
bogen IB hecabgefallen wäre, fo hat ihn nehmlich die Ueberwucht oder Schwere von einer lothrechten Hohe EB — DB
herabgetrieben. Die dieſer Höhe beym freyen lothrechten Fall zugehörige Geſchwindigkeit kann nicht die ſeinige im Puncte B
ſeyn; denn er hat durch den Fall im Kurvenbogen IB eine ſtetig wachſende Stauchung erlitten. Die daraus hervorgegan⸗
*
gene verminderte Kraft oder Geſchwindigkeit wird ausgemittelt, wenn man am Puncte B eine Tangentenlinie BE ziehst, und
175
RR 176
auf dieſe vom Puncte E aus das Loth EG und nun von G aus auf EB dasjLoth GH herabfallen laßt. Zugleich errichte
man auf die Tangentenlinie FB in B die Normale BC, zu Anfang laſſe man von Iund B die ſenkrechten Ordinaten B
und ID auf die Akſe oder Abfziffenlinie 40. Das rechtwinkelige Dreyeck EG Bgibt die Zerfaͤllung der Kraft oder Ge⸗
ſchwindigkeit in B an, wiefern EB ihre Größe darſtellt, — nehmlich in eine auf B ſenkrechte gleich EG und in ei⸗
ne mit der Tangente parallele, gleich GB. Die erſtere iſt die durch den Widerſtand aufgehobene, und mit der zweyten wär
re der Koͤrper beſtrebt in der Richtung der Tangente ohne Schwere weiter zu gehen. Allein dieſe zweyte iſt wieder zu zerfaͤllen,
in eine horizontale GH und in eine verticale HB: dieſe letztere ſtellte nun die Größe der Geſchwindigkeit vor, mit welcher
der; Körper lothrecht weiter zu gehen beſtrebt iſt. Es verdient blos bemerkt zu werden, daß ſich durch die Conſtruction der
- 2 2
GB „ HB
Dreyecke verhalten EB: GB — GBHB, HB — EB und folglich EB ER iſt.
A n me r k u .
Wenn der Körper in Fig. 2 ſtatt durch den Bogen IB dagegen durch die geneigte Tangente FB heradgefallen wäre,
ſo haͤtte er hier dey ſtetig gleichfoͤrmiger Stauchung vom Anfang an in B dieſelbe freye lothrechte Geſchwindigkeit, welche
der Höhe II B zugehoͤrt, und nicht die der Höhe EB zugehörige erlangt, und dieſe Endgeſchwindigkeit ware c— 28 Ya 54
HB — 2 2” EB sin e — 2 (g. N sina. Das Differenzial der Zeitz oder At wäre nun nach oben gleich dem
Di ial k lhoͤhe HB Stine Geſchwindigkeit oder dit EB d (EB) *
ifferenzial der ſenkrechten Fallhoͤhe zugehörige Geſchwindigkeit oder at 5 2 az!
EBEN! 4 EB 1 BEN? URN.
* ——, Denn der Sinus von e iſt hier eine conſtante Groͤße, t „ 42 7 5 N 2 UB\%
5 8 Sin 5 are Fra
und
185
Welches Geſetz man auch fo auszudrucken pflegt: Die Fallzeit durch eine Sehne FB iſt fo groß als die Fallzeit durch den
Durchmeſſer UB.
SCHE EN
Wir kehren nun zur Beſtimmung der Endgeſchwindigkeiten im Durchfallen eines Kurvenbogens zuruͤck.
Durch die Aehnlichkeit der Dreyecke ergib ber) k!; a
urch die Aehnlichkeit der Dreyecke ergibt ſich aber, ferner B B ERB = 4
d GENE A
HB (a EB (rd.) pp. Setzt man nun K Db, AP—x, ſo iſt D PAD AP— b—x, daraus folgt
\norm/ \norm/
„ EN f
— (norm/ 4
i „ ; x Ford \ ord
9 1). — 9 — * —— *
Die Endgeſchwinbigkeit c in B ift aber gleich 2 (8. HB)", ſomit c = 2 lg (b—x) Knef 2 — 2 ar
g %(b—x)%;, und die Widerſtand leiſtende Materie erträgt oder erfährt einen lothrechten Widerſtand, welcher mit
der Ergänzung dieſer Endgeſchwindigkeit zur ganzen Endgeſchwindigkeit des freyen Falls gleiche Kraft hat; es iſt alſo
2
ord subn
½% E B%
der Widerſtand — 28 (b - x) (T — 4 O 2g (b — X) % — 2 3% EH — 2 g
norm / norm a med
P x
8 655 z. B. der Faden eines ſchwingenden Pendels wird in der Stelle B mit dieſre Kraft geſpannt und wuͤrde zerriſſen
werden, wenn feine Cohaͤſion nur dieſer Kraft gleich wäre,
H. 22,
5 4 x
Es wird aber dieſe Endgeſchwindigkeit o = 2 [g (b—x) Wa Y2 gleich Null, ein Mal, wenn b — Xx o,
alſo bx ift, nehmlich im Anfange der Fallhoͤhe und das zweyte Mal, wenn die Ordinate BP unten im Scheidel
Null oder der Winkel & So iſt; alsdann muß durch das Größte der Stauchung die freye lothrechte Endgeſchwindigkeit,
damit ſenkrecht weiter zu fallen, aufgehoben und vernichtet ſeyn, und es muß eine freye horizontale Tangential-Kraft
CP 6 *
oder Geſchwindigkeit uͤbrig bleiben, welche im Punct A aus 28% (b x) GB zu 29" b ar’ (8 b) = 2 (3.
ord
DA) % geworden iſt, und womit er ſich ohne weitere Einwirkung der Schwere weiter horizontal fortbewegen wuͤrde. Dieſe
Endgeſchwindigkeit würde aber auch der Körper erlangt haben, wenn er von der Höhe DA lothrecht herabgefallen waͤre;
durch das Fallen durch den hohlen Bogen iſt nur die ſenkrechte Richtung in eine wage rechte nach und nach umgeformt
worden. f
177 - — 178
— 98 3
Es kann nun die Frage entſtehen: in welcher Stelle des Fallbogens IB A dieſe lothrechte Endgeſchwindigkeit 0
ihr größtes erlangt. Dieſes Gloͤßte zu a muͤſſen wir das Differenzial von c 1 Null ſetzen.
rd bes or f ord \
—.— 8 d b — X) % — 282 ͤ —a—U—U—õ. , 22% (b — X) ½
d 4 ( ) a 8 2; (b — x)" norm m en ar x) a \norm/ = 9
dx ord N 7 ord \ dx „ ord TEE af ord \
ce — er di — 21 — ie wei
gibt 775 2 (b — N) % norm 0 ? ) \norm/ ’ (br x), \norm/ Are) e
ſtimmung fichte ſich nun nach der Annahme der Kurve. Iſt nehmlich die Kurve, die mit ihrem Scheidel an der kleinen
or d
Akſe nach unten gekehrte Radlinie oder Bykloide, fo iſt x — 2 sin as und — sin a, folgl 5
rm 2(b—x
i i 4 8 4 er 1
"ei — 2 . und 4 a — d sina, alfo fe 10 .
2 (b 2 r sin a2) 2 (b— 2 sin g 2 norm / 25 m) nord sine
cos d a 2 sin , cod cos ade : 8 f
— 11 — — — — , 2 r5ine? = b— 2 sin g, b = Ar sin d? 2 x quers a — P
us ſomit D S a a „ 4 0 quers c —x, da
(Ar Mia;
her x '/ab> sine — 5 r
Wenn alſo in einem Kykloidenbogen der Körper von der halben ſenkrechten Höhe herabgefallen ift, fo hat er
das Groͤßte ſeiner freyen lothrechten Endgeſchwindigkeit im Bogenfall erreicht und es nimmt von da an dieſe trotz aller
weitern Fortwirkung der Schwere durch die zunehmende Stauchung doch ab, bis unten am Scheidel dieſe lothrechte
Geſchwindigkeit zu null gewo rden und eine reine h 9 5 Karen ift. Es iſt dann dieſes Groͤß⸗
Oord 5 1 5 75 b N 7
f BE b— x) ]% A ER . {EN 72 beym allen durch die e.
4 0 2213 0 K 1 an N27 Ar- 2757 ym F ch die Radlini
$. T4.
Beym Fallen in einem Kreisbogen bekömmt x deu Werth von quersce und . = sine Dann find die
dx 74 ord. 1 1 — d NJ r d quers o
l 2 d — N
Werthe in die G ae e 50 ſtatt zu fegen, und man hat 2(b = rquers ee
E ; 50 —
| 2a g eng d se ade, sin a = 2 cos (b x quers a) „ = Be — br A r cos
Sin d 2 (br quers a) sing f 2 cos
12 2 — 2 r COS r— 3 cos c — 5 5
„er en —b-r, == _ = = ‚Go AN Sun + / — cos , cos - 2 cos &.
L 2C05% 5 2 COs e 2 * q 3
Er — oh Er 2 2 2, 2 ‘
% 8 FC
Nör ir or (ar) . 9
—bl⸗ r—b (4 - 2b be /,
(cos * — 799 cos r + nen m Lose —- querse „glers m —
3
2 b na 2 — 2 1b + b 0 ½ IR — 2 rbb TAr—- rbb (r- b) (Ar? - rbb) Y,
ET 7 & -_—— TREE FE FAN ET
4 NEN 2b — 2 (rb) (4r?—2erb b)
e .
Woraus für das Größte der Geſchwindigkeit oder von < folgt:
— 28 ((b eee Gr-TArb-azb ar- Gr — rbb) Y* -_
Fe =
(me 5 Crab 2b?—-2(r—b) Gre —arb+b3) 755 ) Ders
sin a
28 72
1 2 2
5 5 — E b> 55 72 * Gr rb.
r
2 (4r?-2rb+b?) (4r?-2rb+b®)" - 2 (gr°-6r?b-5rb?+b°)] %
52 2 b — 2 D)] % = „ [zart rb+bP) (Arö-srb+bY% = 2 Gr -ör Harb Ab
4 +4r? + Ar * % — 8 1 5
Iſis 1822 Heft II. 12
2% | 0 180
2 — 2 rb A b) % 2 rb) (rb) Gr = 50 J /
JGG. To
— 2% (ar) Y
P 75 2 5 9 10 PR 5 3 1 5 31 31 il :
b
= EN) ae — — — Ä 3 S — ; 5
2 + 2 ) (2 + 1 3 (4 a Setzt man nun 2 quers g, ſo iſt x — 15
D P b
— 1 9 — — ar — — 2 — — — — — S ME — 2 —
))))V..ͤ
EN 5 B. 2 b\ 2 3 k 5 8
> 341 —2 = — 5 3 — =) = 3 +cosß* Dieſe Werthe in die letzte Gleichung ſubſti⸗
tuirt, gibt folgende (=) e (vs) . (03 T eos 8%) 92 — cos ß (3 —cosß) (3-Fcos g)] h — (re) h 2
0
Tees % 2 cf 0 5 . 6 es __ cosß | (a %
ee ĩ
5.
Wir ſchreiten nun zur kurzen und direkten Beſtimmung der Größe der Fallzeit k durch den Kurvenbogen IB.
Wenn der ſchwere Körper von der Höhe DB frey und lothrecht herabgefallen wäre, fo würde er dadurch in B eine Ends
geſchwindigkeit gleich 2 (g.DB) ½ erlangt haben, womit er ohne ferneren Andrang der Schwere lothrecht weiter feine
Bahn verfolgen würde, Er iſt zwar auch von einer ſolchen Hoͤhe herabgefallen, indem er Thief durch den Kurvenbogen
IB feinen Lauf nehmen mußte, dieſer brachte aber durch ſtetig zunehmende Stauchung eine verminderte lothrechte Eud⸗
geſchwindigkeit zu Wege oder hervor, welche gleich iſt derjenigen, als wenn er bloß von einer Höhe HB lothrecht und
8 rd N ö F
frey herabgefallen wäre, alſo 8 = 2 3 HB . Es if aber HB=EB ( = (b - x) (ae) 2 folglich
ord . ar ord
norm 2) norm
\norm
g (B —- X) 3. Der lothrechte Fallraum iſt aber EB DP
1 2 (80
DA - AB D- x.
Da nun die Schwerkraft allein und ſtets in lothrechter Richtung einwirkt und treibt, fo iſt auch alles
auf dieſe Richtung und dieſen lothrechten Fallraum bezogen und zuruͤck gefuͤhrt zu berechnen.
Das Differenzial der Fallzeit t ift aber gleich dem Differenzial von der lothrechten Fallhoͤhe, 11 durch die im
BR 2B d(b— 3
Punkt B erlangte (hier verminderte) Endgeſchwindigkeit , für den weitern Foztgang, oder dt = 85 = .
b 1
Nun iſt aber e = 2 g 1 (b — K) „ mithin dieſen Werth von e in t ſtatt geſetzt, gibt dE =
norm
norm d (b—x) norm Ye d (b — DR
— 0
ET
erd g (b—|x) "2 ord 8 „7
Da ſich jedoch BP:BC=dEB : dIE, oder ord : norm
norm 1
= d(b—x): ds verhaͤtt, wenn der Bogen IB Ds geſetzt wird; fo erhalten wir, für - feines Werth 1
- ore d b x
datt gerät a1 d(b—x) d (b .. db „ ds 1 ds N 5
eſetzt, aͤt = . ĩð Un, „
an ord 2 (B- 2 gb 2 (b — 0 % db 29 (b — x) % en zeither
bekannten u. angewandten Werthfürdas Differenzial der Fallzeit, um dieſe durch die Integration zu beſtümmen, welches man in IBors
ten jo ausdrückte: man nehme das Differenzial vom Kurvenbogens, durch welchen der Körper ſtel, und dividire die⸗
ſes durch die der freyen lothrechten Fallhöhe, im freyen lothrechten Fallen zugehörigen Endgeſchwindigkeit,
To hat man das Differenzial der Fallzeit. ; g 3
Dieſer Ausdruck iſt aber für uns ein ſekundaͤrer oder abgeleiteter, und der unſrige iſt primitiver, und gab
uns ſchon über die Größe der Stauchung in jeder Stelle des Fallbogens Auſſchluß, und wird uns weiter unten noch
mehrere andere Aufſchluͤße geben, welche ſich aus dem zeither gebraͤuchlichen und hier gefolgerten richtigen Ausdruck at
ds
28 50 5— 12 nicht entwickeln laſſen⸗
181 i 5 182
88.
d(b—x)! norm
SPUR: 5 1a 4 ord zuvoͤrderſt auf
ER n 72
dae Fallen im Kreisbogen machen. Den Kreisbogen AI wollen wir = rß und den Kreisbogen AB = ra feken, fo
IB = AI- AB r (PB — c der Bogen, welchen der Körper bereits durchgelaufen haben ſoll. Von den
Kreisbogen iſt die Normale BG beftändig und gleich dem Radius und BP gleich dem Sinus vomogen AB rd ſo mit
E
Wir wollen nun die erſte Anwendung von unſerer primitivern Formel dt —
— — — —_ —. Asdann findet fih auch b r quers ß; und x Y x quers a. Setzen wir nun dieſe Werthe in unſern
ord r sin a sin a ur
BERN Sri lt 1 db -) norm_ 1 d (br quersche 1
Differenzial- Ausdruck für die Zeit gehörig ſtatt, fo erhalten wir dt — Aa, 5 77 ne 4
— 8 d) Y, b\ Y, dei - rb 1! gquers q) , ;
* Su = „o a . Der leichtern Rechnung wegen wollen wir einſtweilen
(2 quers « quers a L/ (2 quers a — quers ) 52 5
1-15! quers q) / = sin feßen, fo folgt 1 — rb 7! querse —sinp?, 1 -siup® rb quers c cos p%; mithin quers u
I >
br!cosgp? und 2 quers «- quersa®— 2 br "cos ꝙ ber cos ꝙ 5 4 cos ꝙ 2 (1 — r os 2);
b —
(2 duers e — quers 4% O 2 ( * cos gu 093% = s in . Ferner iſt dann
0 N 3
d ( rb! quers q) % —Zdsiap=cospdy. Dadurch erhalten wir
7 218 17 ey
A Si 1 d(ı b . Auers 2 ER (2) HR 1 0) —
2 8 In 8
\s 1 = i "2 cos ꝙ (1 — —— cos ꝙ 2) %
2 1
\
b
=] ½ d (1 — — csg)—i%Z
—
3. (an — 1) [b n an
8 — — cos eto
r 4.6.8 2n 65 1
8
r b 0 a
Von dieſem Differenzial iſt das Integral folgendes: t =) + [IT % 0 ronsptag+ 123 6005
28 er 2 AN 4 *
1. 3. 5 [b]; T % 5 Kain en)
4 2 N) ed N P eds d 5
e Ban e ai i (zn) J £ Pe
Es iſt aber / oosp?dp — 7 [p+ sinpcosp], F cos — 8 [(p + sing (eos ꝙ + 7, cosp)], cos ꝙ e.
BEA
NER b 3. he N
d = 5 [pP + sin ꝙ (cos ꝙ + ?/; cos 5 1 cos ꝙ , cos . d 5 l + sin .
2 4 3% Er: 3 1.3.5. 7. . . (2 n — 1)
(cos ꝙ + cospg’+ —— eosp® t — cosp?)] und allgemein [ cos do = en
cos ꝙ 9 i g gemein / c0sp 55 Keen =
5 5 2.4 Du N 2 „ (DIN —2
I + sin ꝙ (cos ꝙ +7 cospg’+ —— cosp! cos .. 4 — 12
9,2 er 3+5 5 3 2 5 7 5 3 17 4 n 1)
CoS ꝙ * —0
Um ſich von der Richtigkeit dieſer partiellen Integrale zu uͤbetzeugen, braucht man dieſes letztere allgemeine Inte⸗
gral wiederum nur zu differenziiten, fo erhält man nach gehörigen Ordnen und Zurückfuͤhren das Differenzial cos ꝙ n ꝗꝙ
8 1 „7 12 n= 1 2 . 2
rechter Hand. Nehmlich ee d [h + sin ꝙ (cos + = N 15 cos ꝙ 5 +.
. 8 N 2. 4 6 (2 n — 2) 3
—— c °F - Wes e , —— — — cos ꝙ an
2 939 „ 7 15 „ 5 ë f1i27⁊ ? ) 5
5 En 85 2 4 5
— —— — d d sin cos 2 cos ꝙ + - cos ꝙ + . —— cos ꝙ7
e ee ,,, 1 Bel 0 (eos ꝙ 25 1 3 7 5 15 J 5 se 3
183 x | 184
DIA 6....@n—2)
. . cospan—ı) + d cos ꝙ) sin ꝙ + 1 +2 cos + - cos ꝙ +
ENT **
1 8 8 2 2) e 7 (2n— T)
— cos er — cospgzn—e)\i = er
74.8 8 Be, (2n— 3) ® 70 2 me, —9
5 25. 4 „„
ar f. + cos: + J. cos, . - l 5 co t 9 5 5 6
2 0 . . 5 2 —
5 2 4 BANG 5 e (2 n 2)
cos ꝙ n — sing? (I +?) cos ꝙ 2 + Cos ꝙ t . £059°.... +7 N
. r K 4 1 3 > 3.5.7 1 3 (
5 — 2
cos e eee 2 BIN % f csg, + 7h cos, + e eos cos g-
8 . 2n .
S.. 1 „ 2 n 2 4 2.4 1 f
241 — cos pn — 1 — — cos ꝙ — S eee
+ ee u, ı 1 3 r
2 2 2 8
Je e be g N + 1 600 f et ER 4 cos ꝙ 5 +
1 . 3.5 42n—3) 3 41 . 3. 5
e (2 n — 2) 208 1 3 at 2. 4.6. (2 n 2) 6580 f
Eh .(2n—3) 7 . 4 5 B en 3 . eh Hr
55 . (2n—2): 8 „ E 3. % „ En ed 9 55 4. 6 „ (ame)
. (2 n 2) (an-) 2 SFF 5
8 cos ꝙ an cos ꝙ n dp.
S
41 3 5ůͤ 7 (2-2)
Man braucht alſo nur im Integral-Ausdruck für f cos y an 4 = i Te Tante y + sing
8 22 46 2 EROF (2 n- 2)
3 5 cos en . — — cosa =
(cos ꝙ + 2, cosp? +! cos & + Re Fr EN 55 ee 9
dem n nach und nach die Werthe der Zahlen, 5 a 3, 4 u. ſ. w. beyzulegen, fo erhält man die einzelnen Integrale
von cos dp, cos gd, cos ꝙ dꝙ, cos ꝙ sdꝙ u. ſ w. Wir haben nur dieſe fo erhaltenen Werthe in obiges
Integral für die Zeit ſtatt zu jegen, fo erhalten wir folgendes Hollſtändige Integral für die Fallzeit durch den Kreis⸗
bogen IB. ? '
$. 18.
= be 11505 i es vl E 0 % + in 9 . (cos ꝙ + 24 608 . 0 #
5 27 +
"5 + s in ꝙ Ces 5 4 cos ꝙ + —— 605 04
.5) En
(+
? rn: Er 27 9 155
2 RR fi. 8 re
P U: 5 + Ne
a gt 5 cos ꝙ +2 Es AR N ji =): +
2.4 u 5 2.4. 6 . „(2 n — 2)
s in ꝙ A (cos ꝙ A co + ee cos ꝙ + 8 9 1 e 12 er ſ. w.]
b 11 . 52 (b. 1.3.82 b
Oder auch nach folgender Dianne e 2 ꝙ (1 + (½) 85 1 65 0 15 8 559 5 +
1.3.8.7) (b }* ER i-3.5.7-.2.. en)! Kar e
per a r + ee 1 25” lr
elf
1 „le
IS
belt
1 os p+ 1 (esse 1, ces h I) | i bes v4. 1 css v. 00s ꝙ ) +
er 83 -
n b 2 2 4 5 2.4.6 7 E
E 0 u gran | + I e 00 + tt +
22 9.8.7 nen) Pr 4 3
.... . 1 2 a Er; = 4
— — = E C cos Rz: ie — pt +4. =
„ EN 8
— — (05 2 2 + 1 f. ſ. w.
3.5.7 2 n ) ii 99
ö N \ 9.
8 498 x b = X 5 3
Nun war aber oben sing? — (I— 5 quers a) = T — b 2 5 „ alſo sin g = = (2 und
f r quers e x XK 7 . 2 — 1 :
eos ꝙ — ren I alſo iſt p = Bog sin * ) . Dieſe Werthe find nun in dieſem
letztern Integrale von é zu ſubſtituiren „ und wir erhalten das eigentlich geforderte N
* 1 1% (Ves ein =” \ 10 9) (0 4 (0 3 Pan, ar: Au! bj:
= ie ) „„ a Erl
= e ee |
— 5 268 [27] ++.. . + EEE 7 m) 12 5 1
R E
50 7 = 8
al»
B a. PiBIa 5 N
1 51 [O1 2 x) 5 4 2 4 ler) SE +
3
a4 155 20 e e eee ee
0K 33 8
2 7% 33 !)ö⁰˙⁰ n . [ 2 3
ee en 16) 36
. 2 4: 6 (x\7a 2.14 . en 2) A NE >
3 5 05/ 3 7 \) — . . 3 5 on 5 2 kr f. 9 Dies iſt die
direct und richtig 1 Groͤße der Fallzeit durch den Kreisbogen IB. Fiele nun der Koͤrper herab bis zum Scheidel
A des Kreisbogens IA, fo koͤmmt B in den Punct A zu liegen und AP S x iſt = o. Dann iſt 5 * =
bo
b
3
i . 2 T 3 4 8
1 ae A sin = f , alſo Bog sin — 9 Zi Somit iſt alles — o, worinn 'x als Factor vor⸗
J
koͤmmt, nehmlich der ganze zweyte Theil der obigen Formel, welcher auch P Ya zum andern Factor und 5 =
in allen Gliedern zum Factor hat.
G. 20,
Fuͤr die Fallzeit durch den ganzen Kreisbogen IA bis herab zum Scheidel A erhalten wir nun
folgende Formel.
„ 71 b +
e 24 6 8 5
“ih ee
Zu
Te (@n-—ı) b
1 t al 650 a
z §. 2L
Ziehet man nun von dieſer Fallzeit durch den Bogen IA bie obige Fallzeit durch den Bogen IB ab, fo bleibt
tie Fallzeit t übrig, welche der Körper noch braucht durch den Bogen BA herab zu fallen. Wir erhalten dann als Factor
im erſten Theil der Formel 42 Bog sin 8 AN, welcher mit (i + I za - — E. ele! zu mul⸗
\2 . b J 2) le r 6 4
ARE 1822. Heft II. 12 *
187 ER 1 0 0 f 188
tipliziren if Es iſt aber = — Bog sin * — Bog sin 5 Demnach erhalten wir fuͤr die Fallzeit durch
den Bogen BA.
ne. ©
E ee
e r , Brig + Erh le ee
55
*
en
le
74
—
=
*
aln
. Re
5 Di 5 7
1 5 . een b * *—ͥ z .4 [K 7.
e Ele 0 00 1 25
al»
2.4:6 (x\% ))))
5 7 0 FF**5353 WEST, 40 4
. 22
Da nun ein als Pendel ſchwingender Koͤrper eben ſo viele Zeit braucht auf der andern Seite des Scheidels einen
gleichen Bogen A R wieder zu erſteigen, ats er bedurfte, um in dem Bogen IA herabzufallen; fo braucht man nur die
Zeit durch IA doppelt zu nehmen, und man erhaͤlt die Dauer eines Hinganges oder eines Pendelſchlags, nehmlich:
1 * 2 0 192 b 1. 3 (biz e a 1 „ e
1 = 2 9 4 |) 9 * En m + 5 = = 55 Er
Hr N b e
e 2 2 r 2
Dieſe Formel wurde ſchon lange von Andern nur nach andern Methoden oder Schlußfolgen bez
ſtimmt, mir ſcheint die hier oben eingeſchlagene die gerade, daher ſtrengere und einfachere zu ſeyn,
welche zugleich genau die Fallzeiten durch die beyden Theile IB und BA mit und voraus beſtimmt. —
Wir wollen nun zur Beſtimmung der Fallzeiten durch dieſelben zwey Theile eines Rykloidenbogens ſchreiten.
23.
Bey der Vykloide iſt der ganze Kykloidenbogen IBA i 2 (er. AD% BA σ 2 (2. AP), alfo
5 3 ½ Y 2 1½ 10 Y, Y, 17 5 EEE, —
1B 2 1 AD 2 r AP (67) A BAP“). Setzen wir nun A D = b und AP. S X, fo haben
h | 17 177 I I I BE BX
wir IBA = (8D) ““, BA (8 TX) “* und BA = (gr) L 8 . 1). Nun iſt RP TAP 5 ?
4 rg) (g) dx __ fer)’, _ norm 5
Uber Dodge e
f > d (b N) Na
Auch iſt oben allgemein beſtimmt worden dt — — 1 2 ars „folglich iſt nach Stattſetzung von
Ort 5
76 % 1 ee ee * ** 7
* als den Werth von “ Be = b = | * 0 "a 5 2)". Seben wir
8 X
e x 8 * ee 8
nun [ — 50 5 — sin ꝙ, fo iſt x FR s in ꝙ 1 —sın pr 5 cos p?, cos p — 15 ; und wir
\ı . 9 17 1 f d sin 2 7
erhalten hierauf de = = ug — 2 3 *⁵ a 1 0 nun iſt —— 2 d q; alſo iſt
271 72
—
2 I zr I - E 7 Bi
dt — =] 0 dp und mithin das Integral davon k — = % = 12 5 Bog s in | 1 *
3 : 1 8
1 7 — —
190
=”
Ziehen wir von dieſer Fallzeit, diejenige durch den Bogen IB ab, fo bleibt uns die uͤbrig, welche der
0 . Bog cos 5 0 Va fh für die Fallzeit durch den Kykloidenbogen IB, Wird nun x — o, fo iſt Bog sin
— Bog sin 1 — =. Hieraus ergibt ſich die Fallzeit durch den ganzen Kykloidenbogen IB A oder T —
1
Körper noch braucht, weiter durch den Kykloidenbogen BA zu fallen und wir erhalten:
7 1) 2 17 *
2 50 5 : — Bog cos 1: 5 Bog sin 1 (a _ .
o . 8
8 b
va
= g. 24. f
Weil auf die Größe der Fallzeit T = = 7 = die Fallhoͤhe b ganz und gar nicht einfließe, ſo
folgt ſchon daraus, daß der Fall durch einen Rykloidenbogen von irgend einer Stelle, immer ihm big
zum Scheidel herab, ganz e (iſochroniſch) ſeyn muͤſſe.
§. 25.
Wäre die Kurve, in welcher ein Körper herabffele, ein Parabelbogen, wo a der halbe Parameter, b die Abs—
ziſſe des Parabelbogens IA vom Scheidel A, x die Absziſſe des kleinern Parabelbogens AB; fo iſt bekanntlich norm
norm a? + 2 ax 5
77 = 7 = und das Differenzial der Zeit
Ar 2 I 955 b — 521%
oder dit 2 = = 5 d (b — ) 72 Zar * = 5? — d 0 5 Nehmen wir nun eben⸗
2 4a * 2 a R B
— BC (a?+2ax)', Ordinate BP — (2 a x) V, alſo
2 a X
. e x 5
falls an, daß 5 in pz alſs — = cos 9°, fo iſt d =" d sin ꝙ = cos ꝙ d ꝙund xb cos 2;
2 b a = 1 ces f,] (zba-:)%cosp
bol e = = 2 ab cos p 3 ki | +2ba-zcos pe (12 ba - 1 cos 0
x 2 a b cos ꝙ 2 a &
b Y ‚2 2 ar —2 2 — 2907 x
und es iſt dann dt |- 5 — 4 b — * e (1+ 2 ba eee din 9
8 2 a X b 1 2 ba- 20 cos ꝙ
5517 Yz Yz Y 2 5
5 2 Bi do(it+t2ba-:cos 9°) ; dt =)" 4 =) cos are) cos ꝙ d
29 a
Ina. 5./2h*
6 d 2 — 8
b ape 7 25 cos 98 d ꝙ etc.)
4
gi 2)" Io + ( Ce 00 =]: ( ip + sin: Ces vrt Fes 0
2 a 2 mu 50 a )
30
D
SE 512 1 2505 . 2 3 4 8 2
+ E 5 — — 5 =) [Y T sing (cos p + 5 cos 9° + 57 cos 9°) ]
e te 5 2 2 0 2 4 6
5 7 5 [p + ein ꝙ (cos @ + S cos 9 + 4 cs . + e cos 9] + — etc,
A a 3 5.5 55 5 7
1% 5 % 5 „ ( 1 42 bl zu—ı l 2 2.1 3
u He I ee — — —— — COS — Cos a
+ + . 1 (en 25) A) [(p+singp(cosp+ ea 3 5 p°’+
a. ..(4n—4)\? 2.3.8 .(4n— 1) 1
t — 4n—3 .
N e F Fee n) u-
191 —
292
=" ! 2 ER 248 5
e . ein h (80s n A. . ee ee 1?
a 3 e ee e RER A: 5
6
++— — cos n =) u. .J. digt ST
Br Tr Ami) 4 )] es | } j a
§. 26. f 0
Wollen wir die ganze Zeit des Fallens durch einen Parabelbogen bis zum Scheibel herab kennen, "fo muͤſſen wir
1 N
in biefer Formel x So, alfo auch 1 cos p = 0 ſeten, und wir erhalten 9 und sin ꝙ re Pu: 1
3 8
ul Vet 112 (2b 1 . 32 1 f2 b]? 1.3.52 1 ſe bh
Mithin T — 3 = 5 =-F& 5 e
u 5 Et, 2 a 2:4) 03,08 Rule Sala
e Ei NZ. ee I eb) 2 1
55 a ec) n —3) 5
1 1% 5 5 7 An = i) 1 2 DJ zn g
N b 4. 6. 8. . (4 n) n=) 5 e
Von der Bahn geworfener Börper. 3
27.
Wenn ein Körper in der Hohlung irgend eines Kurvenbogens herabfaͤllt von einer lothrechten Hoͤhe = b— x;
fo gibt uns die obige Formel, c = 29% (bx) a ‚ für die freye lothrechtwitkende Geſchwindigkeit, das Maaß
norm 5
der freyen Wirkung der Schwerkraft in jeder Stelle fuͤr die weitere lothrechte Richtung an. Dieſe Formel zeigte uns zu⸗
gleich an, daß unten im Scheidel, wo die Kurve horizontal auslaͤuft, alls lethrecht gerichtete Geſchwindigkeft vernichtet
ſeyn muͤſſe, und die Wirkung der Schwerkraft eine horizontal gerichtete Geſchwindigkeit fen, welche an Größe der der
Fallhoͤhe zugehörigen lothrechten Geſchwindigkeit im lothrechteu Falle gleichkomme. Denn unten im Scheidel iſt die Or⸗
dinate null, alſo iſt auch die ganze lothrechte Geſchwindigkeit null, weil fie dieſe Ordinate in ihrem Werthe zum
Factor hat. Es iſt alſo im Grunde von der Wirkung der Schwere nichts vorlohren gegangen, es iſt nur die dem Falle
zugehoͤrige Geſchwindigkeit aus einer lothrecht gerichteten in eine wagerecht gerichtete umgeformt worden. So daß, wenn
vom Scheidel an ein wagerechter Widerſtand oder ein Träger des ſchweren dann kugeltunden Körpers fortlaͤuft, dieſer auf
jenem mit einer Geſchwindigkeit — 2 (835) %½ fortgehen würde, wenn die Reibung und der Widerſtand des Mediums
aufgehoben wären, ö
§. 28.
Läuft aber der Kurvenbogen an feinem Scheidel nicht in einem fortgeſetzten horizontalen Widerſtand aus, hoͤrt
der widerſtehende Bogen im Scheidel auf, fo wird der Körper in einer Kurve weiter frey fortſallen. Dieſer wird nehm
lich nun von zwey Kräften und Geſchwindigkeiten fortgetrieben, neymlich mit einer horizontalen ſtetig gleichen Geſchwin⸗
digkeit und von einer ſenkrechten, welche von der Schwere im neubeginnenden Fallen erzeugt wird. Durch einen ſehr
leichten Verſuch auf einer ſchwach geneigten Ebene kann man ſich leicht davon uͤberzeugen.
Laͤßt man auf der geneigten Ebene eine nach einer Kurve ausgehoͤhlte Leiſte befeſtigen, wobey die Leiſte und Ebene
moͤglichſt glatt ſind, und man laͤßt an und in dieſer gekruͤmmten Leiſte eine kleine Kugel herabrollen, bis zum Scheidel
fo läuft fie von da an unaufgehalten in einer Kurve, welche der Parabel ſehr nahe koͤmmt, auf der geneigten Ebene
weiter herab, und war fie etwa mit Kreide oder Ruß angefaͤrbt, fo laͤßt fie Spuren davon auf ihrer Bahn zuruck,
Dieſe Vorrichtung mit einer geneigten Ebene iſt den gewöhnlichen, ſenkrechten, paraboliſchen Maſchinen vorzuziehen, weil
die Schnelligkeit des Fallens auf der geneigten Ebene ſehr gemindert wird und dadurch der Berfuh eher wahrgenommen
werden kann.
Ohne Einwirkung der Schwere wurde der Körper den horizontalen Weg Ad = Y — 2 (59) % t in der Zeſt k
beſchreiben, allein die Schwere wirkt von Neuem, gleich vom Anfang an auf ihn ein und treibt ihn lothrecht in derſeln
ben Zeit t zugleich durch einen Raum gt? — x = A= qM, und da beyde Kräfte gleich ſleiig wirken; fo beſchreibt
193 —— 194
NT N
er eigentlich die Kurve AM, daraus folgt, daß t? — = „ alſo k (5 it. Dieſen Werth von k ſetzen wir in
| 7 (NM
die Gleichung für y Sa (be) ½ t ſtatt, und erhalten y 2 (ba) ” 5 2 (bx)%, alſo y? — Abx px.
U
== BPB N 850 . Nehwlich d /t —
Welches die Gleichung für die Parabel iſt, deren Parameter p — 4b wire, Die Brennweite der Parabel iſt aber
gleich 5 alſo ift die Entfernung AA des Brennpunctes A vom Scheidel A gleich ber erſten ſenkrechten Fallhoͤhe A D
bis zum Scheidel beyder Kurven. Hiernach laͤßt ſich im Voraus die paraboliſche Bahn verzeichnen, welche der Koͤrper
beſchreiben müßte, und der Verſuch wuͤrde dann die aus dem Widerſtand des Mediums und von der Reibung entſprin⸗
gende Abweichung zeigen,
H. 29.
Wenn ein Koͤrper, z. B. eine Kugel in dem Bogen KMA, welchen wir gleich dem Bogen I B ſetzen wol⸗
len, herabgefallen wäre, fo würde er im Scheidel A eine Geſchwindigkeit erlangt haben, in der Richtung der Tan—
gente an A horizontal auf dieſer Tangente weiter zu gehen, welche der ganzen lothrechten Fallhoͤhe DA — b zugehoͤrt,
und dieſe Geſchwindigkeit in der Richtung der Tangente wäre c — 2 (35) ½. Allein es ſoll ſich nun im Scheidel A ein
anderer aufgerichteter Bogen AB I der Kugel horizontalem Laufe entgegen ſetzen, und fie werde durch die horizontale
Kraft genoͤthigt, den Bogen AB I hinauf zu rollen, alſobald beginnt auch die Schwere von Neuem auf ſie einzuwirken.
Geſetzt fie fen in B angelangt, fo hat ſie dadurch eine Höhe AP erſtiegen. Die Schwere wirkte aber auf dieſer Bahn
auf fie ein, und muß fie ven einer der Hohe AP gleichen Höhe herabgetrieben haben, welche fie ohne Einwirkung der
Schwere noch erſtiegen baben würde. Deswegen muß auch durch den Widerſtand der Schwere die Tangentialkraft in B
eine um dieſen Widerſtand verminderte ſeyn, als fie ſonſt gleich der in A geblieben ſeyn würde. Der Widerſtand einer
Tangentialkraft ſtehet aber im Verhaͤltniß der ten Potenzen der Tangential-Geſchwindigkeit, und ber Widerſtand der Schwere
ſtehet ebenfalls im Verhaͤltniß der zweyten Potenz der der Fallhoͤhe zugehoͤrigen Geſchwindigkeit, oder iſt dieſer Potenz
gleichzuſetzen. Wir wollen jenen Widerſtand durch Wund dieſen durch w bezeichnen, fo iſt W — C? — Abg und
W c 4g x, folglich W — w— 4bg — 4bx = 48 (b—x) = (, woraus ſich die Tangential-Geſchwin⸗
digkeit in B in der Richtung nach BF ergibt, nehmlich c — 2 9½ (b) . Welche alſo noch einmal fo groß iſt, als
wenn der Körper vom Begen IB, oder von der Tangente EB herabgefallen wäre,
8. 30. 0
Die Zeit, welche die Kugel zum Steigen im Bogen AB brauchte, iſt, weil mit dieſem Steichen zugleich ein
Fallen verknuͤpft war, genau fo groß, als die fie noch brauchte, durch den Bogen BA weiter zu fallen, nachdem fie
> air
ſchon vom Bogen IB herabgefallen war. Wir haben ihre Groͤße oben beſtimmt. Nehmlich dt — 755
+
28% (b - x)
r 1° d (0 r 25 GB r /r % d sin v
I (Z T- 8½ (b X) / (zr X 87 (IX D %% (2 r-x)a g/ cos
ars. fr 2 5
— 77 d — 2) — .
(1 = a) 5 pe 27 0 2
$. ar.
Laſſen wir den Bogen in B enden, und in eine Tangente BF auslaufen, fo wird die Kugel ſtatt auf dem Bo:
gen BI auf der Tangente BE weiter ſteigen. Die Zeit des Steigens durch B F iſt fo groß als die Fallzeit durch FB,
BNV b - X) N b—x\7 g
Die Zeit des Fallens durch bieſe geneigte Linie FB iſt aber =) en 0 =) 1 — 5 5 =
b BC {B UN % d(b—x)
_— [723 singift aber hier eine beſtaͤndige Größe, alſo
28 (b— x)" Sin g 1 * ſt 5 ſte a 9 ße, fi
1 (b. * AVI.
. 5 F N z
= sin g 28” (b—x)%—sine\ g /
Iſis 1822 Heft U. ; 3 473
%
*
195 1 "206.
K
Endete aber der aufſteigende Bogen AB in B und fegte ſich in keine Zangentenlinie B F fort, fo wuͤrde die
Kugel doch von B aus in dieſer Tangente BF fortzuſteigen beſtrebt ſeyn, weit aber von jetzt an kein Widerſtand wie
der Bogen oder die Tangente das Fallen des Körpers aufhält, während ihn die Tangentialkraft mit einer der Höhe BE
zugehoͤrigen Geſchwindigkeit in der Tangente forttreibt; ſo wird ſeine freye Bahn immer mehr von dieſer Richtung
abweichen, und fie koͤmmt dann genau mit der Bahn der fchiefgeworfenen oder ſchief in die Höhe geſchoſſenen Koͤrper
uͤberein. Die Geſchwindigkeit, womit der Koͤrper von B aus in der Richtung der Tangente geworfen wird,
iſt o = 2 (g. EB) Z = 2 [g (b—x) J. \
Diefe Tangential- Gefchwindigfeit zerlegt man nun in eine horizontale und in eine verticale: der erſtern wirkt
nichts entgegen, der zweyten wirkt aber in jedem Momente die Schwere entgegen. Die horizontale iſt gleich
c. cos FBV, die verticale gleich . sin FBV. Nun iſt aber L FBV L BFE = ZLBCA — a, alſo iſt . cos FBV
5 5 (Me B
= cos und . sin FBV C. sina, allein cose — EG’ sin c = BG
RN „ % ARE
lich erhalt man für die horizontale Geſchwindigkeit 6 28 ½ (b — X) ½ und für die verticale BG 28% (b x) .
und c = 2 % (b— ). Folg⸗
$. 33. 2
Man lehrt: die erſtere führe den Körper ſungehindert von der Schwere in der Zeit t durch einen 1 55 —
12 € P
2 BG 8 (b— x)½ t, die andere würde ihn ohne Einwirkung der Schwere durch einen lothrechten Raum — 2 56 8 E.
(b— x)" t bringen; allein in derſelben Zeit k mache die Schwere, daß er zugleich durch einen Raum — gt? herabfals
le: der Koͤrper werde alſo blos durch einen ſenkrechten Raum 2 EG g% (b— x)Yz t— gt? gehoben oder geſtiegen
ſeyn. Da die Schwere ſtetig fort einwirke, ſo muͤſſe es eine Stelle geben, wo dieſe Steighoͤhe ihr Groͤßtes erreiche,
und eine ſolche, wo der Körper wieder mit dem Punct B in eine horizontale Lage komme. Die letztere werde gefunden, wenn
D
815
3 B ; —
man die Größe dieſes ſenkrechten Raumes — o ſetze, alſo 2 = 3% (b -x) t— gt? = o, woraus folge 2 BG
BP b XN 4
D
die Größe des horizontalen Fortgangs ſtatt geſetzt, fo gebe dieſe vom B in der horizontalen Richtung PB die Weite des
5 b PB Yb CB. BP GB GE
zich n e e een N ni © bog E,
andern Punctes, Q, gl ich 2 56 5” (b . 2 C N 7 =4 Top ne 4 BE BE
46 H. f
Die erſtere Stelle werde gefunden, wenn man das Differenzial von dieſem Raume nehme und es gleich null ſe⸗
tze, nehmlich aß BE 82 (b x) t — gt —2 — 8 (b— x) ½ dt = 2stdt — o, woraus folge t
B RB bx
b—x)% t— gt? und daher 2 Werde hierauf nun dieſer Werth von k in den Ausdruck; für
Alſo die Hälfte von derjenigen Zeit, wo der ſenkrechte Raum ein Groͤßtes werde. Wird nun dieſer
BC N32 /
| BR CP BE
Werth von t in die Größe für den horizontalen Fortgang flatt gefest, fo würde dieſer gleich 2 — = — (b — X)
1 C6. 6B f ö
* BE = 2BE. ER — 26 Hl.
5 S. 34. 5
Es iſt aber die richtige Erörterung die folgende: Wir wollen annehmen, in einer Zeit k würde von B an, der
aufgeworfene Körper eine lothrechte Höhe — RO — ct — 23% (b xt, durch die Tangente BF gehend, erſtie⸗
5 22½ G t
gen haben ohne Gegenwirkung der Schwere, alſo in der Tangente einen Raum BO — . Al⸗
lein durch Fortwirkung der Schwere muß er zu gleicher Zeit durch eine lothrechte Höhe ON — gt? hecabgetrieben wor⸗
den ſeyn; er hat demnach nur eine Höhe RN = v— 29% (b— x)" tigt? erftiegen, und es bleibt ihm nur
noch eine Hoͤhe Z T = AD — AB RN = b x _ v—-b— x— 2 (b x, g t + St = (b -%
197 | hei 193
— 9721]? zu erfleigen übrig, Wie nun die Groͤße (b—x)% — 8% i— o wird, fo hat die Schwere alle ſenkrecht
5 N N
aufgerichtete Geſchwindigkeit vernichtet und es muß dann (b N) = g et, alſo k — 5 5 geworden ſeyn. In
kw)
dieſer Zeit hat der Körper alfo die ihm möglich hoͤchſte Höhe BE — ZV erſtiegen. Denn die dieſer letzten Höhe bx
— v zugehörige Geſchwindigkeit in der tangentialen Richtung wäre nehmlich c — 28 (b—x— N — 2 2% bx
sun (b X 8 + gi? ]% — 2 98 ((b — X* 7 — 9 ² 1 7. 2 8˙U (b -N — 23 b, und dieſe iſt null, wie
(b x\"2
2 (b x) H= g t, alſo k — ſiſt und wird,
8 0 DER * 8 J
$. 35.
Woͤhrend aber die verticale Kraft nach oben mit der Geschwindigkeit 2 8% (b— ) den Koͤrper ſenkrecht in die Hoͤhe zu
heben beſtrebt iſt, führe ihn in derſelben-Zeit t die horizontale Kraft mit der horizos talen Geſchwindigkeit — 28 ½ (b— X)
cos « COS c
durch den horizontalen Raum y— 28% (b—x) 2 —
Sin SI &
t. Setzen wir in die Gleichung für den horizonta⸗
BN
len Raum y den eben im vorigen §. gefundenen Werth der Zeit k — 5 ſtatt, fo erhalten wir Y — 22%
i 9
cos c b - NN
b— x)”
( ) sine N g q
*
— BV hat alſo der Körper feine hoͤchſte Höhe erſtiegen, indem ihm da alle derticale Geſchwindigkeit nach oben von der
Schwere genommen worden iſt und ihm da ſeine unveraͤnderliche horizontale Geſchwindigkeit — 29% (b— * cot g
allein geblieben iſt. Dieſe führt ihn nun auch in der horizontalen Richtung fort, allein ſogleich fährt auch die Schwere
fort ihn ſenkrecht herniederzutreiben, und er wird nun genoͤthigt, vom Scheidel Z an, die Kurve des freyen horizonta—
FE Wurfes zu beſchreiben, welches im luftleeren Raume — die Parabel ſeyn würde, Wir werden dieſes nachher
eweiſen. N
= 2(b—x) cot e BV EZ S 2EF. In dieſer horizontalen Entfernung EZ
E 38.
- Da, wo der Körper die Horizontale BV in Q durchſchneidet, muß er wiederum die der ſenkrechten Höhe EB
= ZV = b—x zugehörige, nun ſenkrecht nach unten gerichtete Geſchwindigkeit — 2 0% (b -x) h erlangt haben. Will
man nun die Länge der wagerechten Linie B — ty finden, fo muß man nun die Größe der ſenkrechten Höhe v —
(be xy
—
28% (b—x)"2 t — gt? gleich null ſetzen, woraus folgt, daß 2 3½ (b x) t- gt? — o, alſo t EN )
D
iſt, welches die doppelte Zeit von derjenigen iſt, welche der Koͤrper braucht, ſeine hoͤchſte Steighoͤhe zu erſteigen. Se⸗
(b-x\%
gen wir nun dieſen Werth von k — 2 \ } in den Werth von y — 23% (b -N. t cot c, fo erhalten wir
o
ke)
b NN 5
27 — 48% (b x) N 5 elle = 4 (B- ote = B = 2BV S 2V O == 4FE.
7 8 ( ) \ g 7 4
§. 37.
Da wir nun gefunden haben, daß der Körper dieſelbe Zeit braucht von B zu 2 dem Scheidel der neuen Bahn
zu gelangen, als weiche er braucht auf der andern Seite wieder herabzuſteigen zu derſelben horizontalen Linie B 10,
und daß dieſe Stellen von der lothrechten Linie aus ihrem Scheidel 2 gleich entfernt find; fo wollen wir nun verſuchen,
die Kurve lieber auf rechtwinkelige Ordinaten vom Scheidel zu bringen und in der Linie Z die Absziſſen nehmen.
15 17
Wir fegen zu dem Ende einmal t < ( 2 JR und BR — 25% (b N) t cok, RN v 29%,
8
b—x)% t-—e? VI; ſo iſt ZT = ZV VT = EB — VT=b-x- C- gt gt=
f E bu
Ib x)% — 8 4 tI2. T BEV — BR = RV = NT = 2 (b—x) cot & — 2 9% (b—x) k cot — ( = 0 5
S
c. cot aj NT 2 (b— N) cot & Ib -x) — g½ 1], daher NT? 4 (-x) cot d b— Xx — 2 (b— %
199 — 2 i 200
2
8½ t + gte) = 4 (b x) cot a. ZT = AZV. ZT. cot a, NT? 3 (b — x) cot d. Dieſe Glei⸗
chung NT? = 4ZV . cot d. Z J iſt aber die bekannte Gleichung für die Parabel, wenn ZT der Abeziffe 2, 4ZV.
cot d gleich dem Parameter p, und NT der rechtwinkeligen Ordingte u, und alſo u: — p,, 2 gleich geſetzt werben,
1
§. 38.
Hat man alſo BV — 2 (b — x) cot e gemacht und in Weine lothrechte Linie errichtet, und auf dieſe VZ xX
aufgetragen, fo hat man den Scheidel der Parabel. Tragt man nun b — x noch einmal über den Scheidel hinaus in k, zie⸗
het hierauf kB, und errichtet in B eine ſenkrechte BS auf kB; fo ſchneidel dieſe die verlängerte Z in S und Vs iſt dann
dem halben Parameter oder 2 Z V cot ? gleich; folslich Z V cot d —ZL, der Entfernung des Brennpunctes vom Schei⸗
del gleich, woraus ſich nun von ſelbſt die Verzeichnung der Parabel ergibt.
Daß wir nicht 4 Z V cos d, ſon dern 42 V cot a? für den Parameter p finden, davon findet ſich der Grund in unſerer
obigen Entwickelung und Beſtimmung der Geschwindigkeit für den ſchiefen Fall in der geneigten Linie oder im Kurvenbogen,
9. 39.
Verlaͤngert man die Parabel OZ B unter B weiter bis W, fo erhäft man die Bahn der Kugel, wenn dieſe erſt in
dem hohlen Kurvenbogen IB herabfiel, in B aber die Kurve und der Widerſtand endete, und die Kugel der freyen Wirkung der
erlangten Tangential- und der Schwerkraft bloß ausgeſetzt wäre,
§. 40. g
Man kann dieſe Lehren ſehr gut durch Verſuche auf einer ſchwach gegen den Horizont geneigten Ebene bewaͤhren, wenn
man eine Leiſte, am leichteſten nach der Kreislinie gehoͤhlt, auf dieſe Ebene andringt, und fie einmal unten im Scheidel
wie 1B A; zweytens ein Stuͤck noch über dieſen herauf wie K MAB; und drittens ein Stuͤck über dieſen, wie IB,
enden laͤßt. Man laſſe nun auf dieſen kreishohlen Leiſten gefaͤrbte, etwa geſchwaͤrzte kleine Kugeln herabrollen; fo beſchrei⸗
ben fie ruͤckſichtlich über das Ende hinaus die drey verſchiedenen oben erwähnten Parabelboͤgen, AM, B NZ und BW.
Dieſe ſo leichten Verſuche ſollten in einem guten Vortrage der Phyſik nicht fehlen.
An mer kun g.
Ich erlaube mir hier noch anzumerken, daß die theoretiſchen baliſtiſchen Berechnungen wohl auch deswegen nicht mit
den Erfahrungen zuſammenteeffen mögen, weil man die Größe des Widerſtandes eines Fluidums gegen eine Kugel gleich der
Saͤlfte des Widerſtandes ſenkrecht auf ihre größte Kreisflaͤche ſetzte, da doch eine richtigere Theorie des Stoßes und Widerſtan⸗
des auf krummen Oberflächen, fie gleich zwey Drittel des ſenkrechten Widerſtandes auf ihre größte Kreisflaͤche finden lehrt.
Es iſt hier nicht der Ort, den Beweis davon aus Erfahrung und Theorie zugeben. Es verhielte ſich demnach der zeither an⸗
9 5 1 2
genommene Widerſtand zum wahren, alle andern Beruͤckſichtigungen bey Seite geſetzt, wie 5 ’- 73:4 Man
müßte demnach den Widerſtand um ein Drittel größer als zeither berechnen. Man verſuche einmal dieſe Korrektion im Wider-
ſtand des Mediums bey der Berechnung der Wurfweiten nach den Regeln der Artilleriſten anzubringen, und man wird mit den
Erfahrungen genauer uͤbereinſtimmende Reſultate erhalten. Es iſt hier der Ort nicht, disſe Korrektionen in die Formeln der
Artilleriſten eingefuhrt aufzuſtellen; dieſe werden fie ſchon ſelbſt nun geſchickt zu machen wiſſen.
> Dr. Joh. Sriedr, Chriſtian Werneburg,
201
Neuer National = Calender,
für die geſammte oͤſterreichiſche Monarchie, auf das Jahr 1822.
Zum Unterricht und Vergnügen für, Geiſtliche und Weltliche,
Lehrer, Beamte, Buͤrger und Landleute faßlich eingerichtet v. Chr.
C. Andre. Herausgeber der Zeitſchrift: Hes perus, encyclo⸗
paͤdiſche Zeicſchrift für gebildete Leſer, und der Oeconomi⸗
ſchen Neuigkeiten und Verhandlungen, Zeitſchuift für
alle Zweige der Land und Hauswirthſchoft, des Forſt- und
Jagdweſens im oͤſterreichiſchen Kaiſerthume u. ſ. w. Zwoͤlfter
Jahrgang, Prag 1822, Calveſche Buchhandlung.
Das Talent von Andre Fire Volksſchriften iſt allge:
mein anerkannt, ſo wie der große Nutzen, den er' da⸗
durch geflifter hat. Unter dieſen Schriften darf man feinen
»Nationalcalender, wovon der vorliegende ſchon der I2te
Jahrgang iſt, um ſo mehr voran ſtellen, als er auf die
größte Claſſe des Volks einwirkt. Es iſt in der That keine
Schrift mehr geeignet das gemeine Volk über alle feine Be:
duͤrfniſſe zu unterrichten, und es ſelbſt zu vernünftigen Ans
ſichten über die Welt und das Leben anzuregen, als der
Calender. Man hat dieſen auch von je her als ein ſolches
Mittel anerkannt; allein Niemand hat mit ſo viel Einſicht
dieſe Idee aufgefaßt und verfelgt, wie Andres. Die gewoͤhn⸗
lichen Volkscalender ſind viel zu klein, als daß ſie mehr
als einige lehrreiche Erzaͤhlungen enthalten koͤnnten; André's
Volkscalender aber iſt über Fingers dick (enthält an 300
Seiten), und Kann Daher Alles faſſen, was das gemeine
Volk binnen einem Jahre zu Leſen Zeit hat. In dieſem
Buche iſt für alles Mögliche geſorgt, wie folgende Inhalts⸗
anzeige 'beweißt. ‘
Der Calender.
Tafeln für Einnahme und Ausgabe, 3 Bogen ſtark,
J. Merkwuͤrdigkeiten am Himmel (Fortſetzung).
II. Berichtigung zum National⸗Calender 1818.
Calenderbeſtimmungen (Fortſetzung).
Die Aſtrologen Stoͤfller und Carion und ihre Ca lender.
V. Ueberſicht ſtrenger Winter.
VI. Ueber Warzen und deren Heilung.
VII. Edle Rache. 8 |
VIII. Was war wohl die Urſache der Wurſtvergiftung.
IX. Geſchichte des Fuhrmanns Chriſtoph Bucher.
X. Von den Schwaͤmmchen der Kinder und Huͤlfsmittel
dagegen.
XI. Ueber den Unfug der ſogenannten Wochenbeſuche.
XII. Eine der edelſten Handlungen.
XIII. Mittel gegen erfrorne Glieder (Fortſetzung).
XIV. Gute und böfe, vernünftige und unvernünftige Men⸗
ſchen, Wohlthaͤtet und Feinde des Menſchenge⸗
Schlechtes (Fortfetzung). 8
A. Die Edtern, Beſſern und Bernünftigern,
J. Retter des Menſchenlebens.
I. Tuchmachermeiſter Kohlſtock zu Spremberg in
Preußen. N
2. Lieutenant Krahmer zu Gumbinnen.
3. Der Arbeiter Boelkens und der Muͤller Gowers
im Hannsver'ſchen.
4. Der Leidzuͤchter Begemann im Lippe⸗Detmold' chen.
5. Pfarrer Petri und Johann Reutze in Heſſen.
is 1823. Heft IL
———
— —————— .
202
6. Die Schifferknaben Adam Diel, Anton Koͤth und
Joſeph Hauck von Bingen am Rheine.
7. Der Bergſchreiber Germelmann von Clausthal am
Harze.
II. Edelſinn und Mottchätigeeit der Familie des Majors
von Gr zu Exer.
III. Liedloſigkeit goss auch wieder Menſchemiebe in einem
äbnlichen Falle im Hannoͤver' ſchen.
IV. Schornſteinfegermeiſter Jordan zu Neuſtadt an der
Orla.
V. Vaterlands- und Fuͤrſtenliebe der Buͤrger Wiens.
VI. Vaterlandsliebe des Invalidengreiſes Wolle in Weſt⸗
phalen.
VII. Hofrath Schubert in Petersburg.
VIII. Die menſchenfteundlichen Gebrüder Hahn in Hanno—
ver, und ihre von dem Koͤnige von Sachſen ge⸗
wuͤrdigten Verdienſte.
Hoͤchſtſeltene Dankbarkeit und Freygebigkeit des juͤdi⸗
ſchen Banquiers Heine zu Hamburg.
X. Kaufmann Stolz zu Koͤnigsderg, ein ſeltener Wohl⸗
thaͤter nach dem Tode.
Der Muſterhafte Schulze in Wirtemberg.
Nachruhm des Verdienſtes. Merkel in Nuͤrnberg.
Baucenducteur Bär zu Oppenheim am Rheine.
XIV. Finanzrath Schaͤzler ſtellt die verfallene Weber-Induſtrie
Augsburgs wieder her.
.Die Gräfin Werthern zu Neunheiligen, eine wahre
Mutter der Armen. f
XVI. Geiſtesgegenwart und Muth eines 1 jährigen Maͤdchens.
B. Die Schlechtern und weniger Vernünftigen.
1. Die Menſchenmoͤrder.
. Mord um einiger Thaler willen im Coͤllniſchen.
. Der geängftigte Selbſtmoͤrder.
. Der Schweftermörder Bracke im Schwarzburgiſchen.
Der Mord aus Rache. (Im Texte ſteht durch ei⸗
nen Druckfehler: Mord und Rache). 0
Mord aus Raubſucht im Baden'ſchen.
. Selbſtmord aus uͤberſpanntem Ehrgefuͤhle.
. Mord im Zorne.
. Mordthaten aus Wahnſinn.
9. Der Mörder Müller im Baden'ſchen.
40. Ein Todtſchlag bey Herbede an der Ruhr.
II. Merkwuͤrdiger im zöten Jahrhunderte veruͤbter Kies
chenraub.
III. Und fuͤhre uns nicht in Verſuchung.
XV. Auflöfung der Rechenaufgabe Nr. XXI im vorjaͤhrigen
Calender. g
XVI. Anecdote: Spaßvoͤgel und was noch?
XVII. Der Haus: und Feldſperling. .
XVIII. Wie ging das zu, oder Naturwunder in Schleſien
in den letzten Jahren.
XIX. Die Zimmerfiore der Blumenfreundinn, oder Untere
richt in der Wintergaͤrtnerey (Fortſetzung).
XX. Das Gewiſſen. 5
XXI. Einige Vortheile in der Hausoirthſchaft.
13
oson O
203
Reinigung des Ruͤboͤls. ate Vorſchrift.
Kitt fuͤr Porzellaͤn, Steingut, Glas, Marmor, Mer
tall.
Eine gruͤne Farbe zur Zierde des Gebaͤckes.
Das beſte Mittel, Ratten zu vertreiben.
Sicher erprobte Zuſammenſetzung zur Bereitung ei⸗
nes vortrefflichen Eſſigs. A
Der einfache Eisbehaͤlter (mit Abbildung).
XXII. Intereſſantes Schreiben eines Buchhaͤndlers und
Buchbinders in Nordamerika an ſeine Geſchwiſter
in Sachſen.
XXIII. Liebe bahnt allein den Weg zum Herzen,
dem Leben des Schulmeiſters Anton.
XXIV. Eine herrliche, nachabmungswerthe Mutteranſtalt
der großen nun ſeeligen Fuͤrſtinn von Lippe⸗Det⸗
molt, Pauline, Ehriftine, Wilhelmine.
XXV. Hengſtenbergs poetiſche Schilderung des Erzherzog⸗
thums Oeſtreich.
XXVI. Herſchels Rieſen⸗Teleſkop. (Hierzu das Titelkupfer.)
XXVII. Gläcklicher Erfolg eines Recepts gegen erfrorne
Glieder im National: Galender 1819. (Von Herrn
E .)
0
a uaw
Aus
XXVIII. Ein Kind von 8 Jahren an ſeines Vaters Ge⸗
burtstage.
XXIX. Geſpenſter-⸗Geſchichten.
I. Aemtliche Enthuͤllung einer Spuckgeſchichte zu Il⸗
Mmenan.
2. Das Licht in der Kirche.
XXX. Eber, Fuchs und Marder.
XXXI. Nuͤtzliche Vorſchlaͤge.
1. Vorſchlag zur beffern Einrichtung der Waſchhaͤuſer.
XXXII. Schlußworte bey der am 27. Dez. 1819 gehalte⸗
nen Secundizfeyer des Pfarrers Puz zu Iſchel. (Vom
Herrn Vice⸗Dechant Paur zu Goiſern.
XXXIII. Feuersgefahren und Mittel dagegen.
. Schafft Spritzen an.
2. Die neue Feuerſpritze, deren Unterſchied und Vor:
zug vor der gewöhnlichen.
3. Anleitung zu einer neuen wenig Holz erfordernden
Bauart für den Miitelſtand und Landwirth.
XXXIV. Rede zur Beerdigung des Dr. Heuber zu Brünn,
(Vom Herrn Senior Hochſtaͤtter.)
XXXV. Denkmahl der Caroline von Teſſedik, gebornen von
Liſſowinpß. (Vom Herrn Prediger Boſſy.)
XXXVI. Unglücksfälle zur Warnung und Belehrung,
1. Durch Waffen,
X. Beym Baden zu Duͤſſeldorf.
2. Unzeitiger Muthwille auf dem Rhein z.
3. Dritter Unfall auf dem Rheine,
4. In der Pleiffe.
5 Durch Austritt der Ruhr,
. 6. In der Saale.
Mittel gegen das Ertrinken,
Eine wirkliche Geſchichte.
Eine Erzaͤhlung.
204
II. Durch Feuer. |
1. In Gneſen.
2. Bey einem Schmiede.
3. Im Baden' ſchen.
III. Durch Gewitter.
1. Im Wirtembergiſchen.
2. In Baiern.
IV. Durch Unvorſichtigkeit.
1. Durch Pulver im Gothaiſchen.
2. Zweyter Fall mit Pulver,
3. Bey Gruben = Arbeiten.
4. Beym Seifenſieden.
5. Durch Feuergewehr.
V. Durch Gift.
1. Durch Kupfer in Minden,
2. Durch Fiſchkoͤrner,
VI. Durch Thiere.
1. Durch ein Pferd.
2. Unerhörtes Unglück durch Bienenſchwaͤrme nebſt
Erlaͤuterung uͤber dieſen Vorfall. 5 :
VII. Durch größere Natur = Ereigniffe.
I. Eine Lawine richtet in Schlefien Unheil am,
2. Berafall mit einem ganzen Dorfe,
XXXVII. Empfehlungswerthe Schriften,
I. Andre (Ch. C.) Hausbuch für Familien. 5
II. Glaz (J.) Andachtsbuch.
III. — — Hauspoftille für religioͤs geſinnte Familien.
XL. Vaterunſer von Raupach. Vierſtimmig mit Beglei⸗
tung des Fortepiano, in Muſik geſetzt von A. Nan⸗
ke. (Als Beplage am Schluſſe der Mannigfaltig⸗
keiten.)
Erſte Zugabe. Berichtigungen und Zufige zum Neuen
Engliſchen Wahrſager des vorjaͤhrigen
Nattonal-Calenbers, fo wie der fruͤheren
Jahrgaͤnge, 2½ Bogen ſtark.
Zweyte Zugabe. Statiſtiſche Ueberſicht und Merkwuͤe⸗
digkeiten der europaͤiſchen und außereuro⸗
paͤiſchen Staaten nach ihrem neueſten Zu⸗
ſtande von Ch. C. Andre. Als Zugabe zu
deſſen National-Calender fuͤr 1822, zu⸗
gleich als Fortſezung von 1821.
Anhang: Jahrmarktsverzeichniß. 5
nn Poſtberichte. 5 Dan
Tab, über den Gebrauch des Papierſtaͤmpels, ſtark.
7 —
205 1
Vergleichende Ueberſicht des Syſtems der
Chemie.
Ein Verſuch von K. W. G. Kaſtner, Prof. zu Erlangen.
Halle bey Hemmerde und Schwetſchke 1821. 4. Thl. I. Abſchn. 1.
Syſtem der an ſich empfindbaren Gemeinweſen,
Die großen, umfaſſenden Kenntniſſe des Verfaſſers
ſind ſo allgemein anerkannt, und die Vollſtaͤndigkeit und
Genauigkeit feiner Arbeiten dermaßen geſchaͤtzt, daß wohl
kein Bericht daruͤber weiter noͤthig iſt. Es iſt daher genug,
wenn wir ſagen, daß man in dieſem Buche alles moͤgliche
zuſammengetragen finden wird, was man irgend uͤber den
behandelten Gegenſtand ſuchen mag. Von dem Werth des
Inhalts, den wir in jeder Hinſicht mit Dank anerkennen,
kein Wort; wehl aber ein freunbſchaftliches über die Form
dieſes Buchs, und eigentlich aller Buͤcher von Kaſtner.
Die deutſche Sucht, alle Hirnwinkelchen auszufegen,
und alle Goldkoͤrnchen, fo wie allen Schutt zu Markte zu
bringen, hat Kaſtnern eben fo befallen, wie viele, von de:
nen ſchon in der Iſis die Rede geweſen. Daraus kommt
die Gliederloſigkeit des Drucks, der, wie einige Bandwuͤr—
mer, ſich durch das ganze Buch fortſchlaͤngelt; daher die
Schwierigkeit im Auffinden der Gegenſtaͤnde; daher der Le—
ſeſchreck beym Aufſchlagen des Buchs; daher die oͤftern
unnuͤtzen Wiederholungen; daher auch nicht ſelten Zuſam—
menſtellungen, welche aur durch Khebelung zuſammenblei—
ben. Gewiß, wir haben ſchon vieles, zwar mit Widerwil—
len, von Franzoſen gelernet; Ordnung im Buͤcherſchreiben
werden wir willig von ihnen anzunehmen haben. Mögen
dieſe Bemerkungen nur wenigſtens jo viel bewirken, daß die
folgenden Theile dieſes gewiß nuͤtzlichen und mit bewunde—
rungswürdiger Mühe zuſammengetragenen und mit vielem
Talent entworfenen Werkes, veſſer in Kapitel und Paragra—
phen abgetheilt und fo dem Leſer appetitlicher gemacht
werden.
Ueber eine Verbindung der Zucker- oder Sauers
Kleeſaͤure mit dem zu Kolowſerux bey Bilin
in Böhmen gefundenen Eifen,
Von Mariano di Rivero.
(Aus Peru.)
Bisher hatte die Sauerklee -Saͤure ſich, vermiſcht mit
Alkalien und Erden, nur in Pflanzen und in Thieren ge⸗
funden, und wenn ſie auch gleich in chem. Laboratorien mit
Metallen ſich verbinden ließ, fo war fie doch nech nie im
natuͤrlichen Zuſtande ſo gefunden worden, und man mußte
alſo natürlicher Weiſe aus der Analogie ſchließen, daß dieß
nie der Fall ſeyn koͤnnte, indem wir keine Pflanzenſaͤure
kennen, die im natärlichen Zuſtande mit einem Metall vers
bunden wäre, *
*Ich rede hier nur von dem Mineralreich und nicht von den
Verbindungen, die ſich in den Pl anzen finden, wo man
ſehr wohl Sauerklee-Saͤure direct mit Eiſen eder ande⸗
rem Metall verbunden antreffen konnte,
* —
EE
—
206
Ich will jetzt ein Beyſpiel dieſer merkwuͤrdigen Ver⸗
bindung anfuͤhren.
Herr Breithaupt hatte in der Moorkohl (zerreiblit
chem Lignit) eine mineral. Subſtanz gefunden, der er den
Namen Eiſen-Keſin, oder Eiſen-Mellat gab, bloß we⸗
gen der gelben Farbe und wegen der Analogie ihres Vor—
kommens mit dem Honigſtein, denn er hat weder ihre Anas
lyſe noch ihre mineralogiſchen Charactere angegeben; da er
die Guͤte hatte, mir einige Stuͤckchen davon zu geben, ſo
habe ich fie mit allem Fleiße analyſirt und mich uͤberzeugt,
daß dieſes angebliche Eiſen-Reſin nichts als ein Kifenz
Gralat fey..
Herr Breithaupt hatte es, wie geſagt, im zerrelbli⸗
chen Lignit gefunden; es beſteht aus kleinen, platten Stücks
chen und unterſcheidet ſich durch folgende Charactere: die
eaſſe iſt kryſtalliniſch, allein die Kryſtalle laſſen ſich nicht
beſtimmen. Die Farbe iſt ziemlich rein zeiſſiggelb, ganz jo
wie das Oxalat des Eiſen-Protoxyds unferer Laboratorien;
es laͤßt ſich mit dem Nagel ritzen; feine fpecifiihe Schwere iſt
1,5; iſolirt und gerieben bekommt es Harz-Electeicitaͤt; es
zerſetzt ſich leicht auf gluͤhenden Kohlen, gibt einen pflan—
zenartigen Geruch, und das Zurüchleibende geht ſtufenwei—
ſe von Gelb zu Schwarz und endlich zum Roth, d. h. es
geht aus dem Zuſtande des Protoxyds zu dem des Trit⸗
oxyds Uber,
Die chemifhen Charactere dieſer Subſtanz find: fie
iſt in ſiedendem Waſſer ſowohl als in Alkohol unaufloͤsbar;
laßt ſich leicht zerſetzen durch Sub-Carbonat von Sode und
Pottaſche, und beſonders durch Ammon; ſchwache oder ftars
ke Säuren loͤſen es ſchnell auf. Die Aufloͤſungen ſchlagen
Kalk, Muriat, Baryt- Nitrat, Bley Acetat, Silber-Nitrat
und Kupfer Sulfat nieder. Der durch Bley-Atetat Bes
wirkte Niederſchlag zerſetzt ſich leicht vor dem Loͤthrohr, und
hinterlaͤßt ein Bleykorn Metall. Die ammonial. Aufloͤſung
die ſer Subſtanz endlich faͤrbt das Sulfat von Eiſen-Prot—
oryd roth, und nach 24 Stunden erhaͤlt man einen zeiſig⸗
geiben Niederſchlag, wie der des Minerals; ſie ſchlaͤgt aber
nicht die Alaunaufloͤſung nieder, ein Character, der deutlich
ie Honigſteinſaure unterſcheidet, welche, wie Herr Vauque-
lin mir gezeigt hat, dieſe Eigenheit beſitzt. Derſelbe hat
auch meine Verſuche zu wiederholen die Güte gehabt.
Um zu den angegebenen Reſultaten zu gelangen, has
be ich mich folgender Mittel bedient. Ich behandelte das
angebliche Eifenrefin des Hrn. Breithaupt mit Ammon, das
es fogleich zerſetzt, und man erhält einen Rückſtand, den
ich fuͤr Eiſen Protoryd erkannt habe. Nachdem ich, dieſe
Ammoniac Aufloͤſung, die noch aufgeloͤſtes Protoxyd ents
hielt, 4 oder 5 Tage an die Luft ſtellte, ſo uͤberoxydirte
ſich das Proteryd und fiel nieder, nachdem ich darauf die
„Fluͤſſiskeit filtrirte und bey gelinder Hitze abdampfte, erhielt
ich kleine gfeitige Kryſtalle von bitterm Geſchmack, die ich
für Ammon Oxalat erkannte.
Aus dieſer Anolyſe ergibt ſich folglich, daß des Hrn.
Br. Eiſenreſin ein Eiſen-Suboxalat iſt, das aus 35,86
Eiſen Protoxyd und 46.14 Sanerklee-Saͤure beſteht; die—
ſes Refuitat weicht nicht weſentlich von denen ab, die wir
in unſern Laboratorien erhalten.
207
Bemerkung. Betrachtet man genau das Vorkom—
men dieſer Subſtanz, jo wird man finden, daß die Gegen—
wart der Sauerklee Säure hier nichts Außerordentliches iſt,
indem wir den zerreiblichen Lignit als ein Reſultat von Zer—
ſetzung kraͤuterartiger Pflanzen auſehen, und weil wir in
dieſen Pflanzen Saverklee-Saͤure finden und nicht in den
holzartigen; auch iſt Eiſen in dieſen Pflanzen.
Eine andere Bemerkung, welche die Reſultate beſtaͤti—
get, die Heer Berthier bey der Analyſe der Thonerden jener
Gegend erhalten hat, beſteht darin, daß ſie gar keine Spur
von Kalk enthalten; denn wenn Kalk darin wäre, fo wär
den wir ein Kalk Oxalat erhalten haben und kein Eiſen—
Oxalat, weil der Kalk eine groͤßere Verwandtſchaft zur
Sauerklees Säure als zu dem Eiſen hat.
Da nun der Name, welchen Hr. Breithaupt dieſer
Subſtanz gegeben hat, eine falſche Idee uͤber ihre Beſtaud—
theile geben koͤnnte, fo ſchlage ich vor, fie Humboldine
zu nennen, zu Ehre dieſes beruͤhmten Gelehrten, der mein
Vaterland, America, ſo gut beſchrieben hat. (Annal. d.
Chimie 1821.)
Ueberſicht der Beſchaffenheit der Gebirgsbildun⸗
gen in den Umgebungen von Baſel.
Mit beſonderer Hinſicht auf das Juragebirge im Allgemeinen,
von P. Merian, Prof. zu Baſel. Bey Schweighauſer 1821.
3. 456, mit 1 Charte und 1 Steintafel.
Es gibt nach Sachſen kein Land, uͤber welches ſo
viel geognoſtiſches geſchrieben worden wäre, als die Schweiz;
und es gibt uͤberhaupt keines, in welchem, oder wenigſtens
in deſſen Nachbarſchaft ſich alle Formationen der Erde ſo
vereinigt faͤnden, wie in der Schweiz, dieſem Centrum von
Europa. Aber gerade dieſer Reichthum der Schweiz hat
gemacht, daß die Geognoſten in ihr die Augen nur auf die
Haupt⸗Maſſen des Gebäudes richten, oder daß fie nichts
anderes als einzelne Merkwürdigkeiten herausheben konnten.
Monographieen vom Ganzen einer kleinen Gegend ſind,
wenn man Einiges in der Alpina ausnimmt, kaum wor:
handen. Ungeachtet daher die Schweiz das unterſuchteſte
Land iſt, war es dennoch dem Pfr moͤglich, in feinem Bus
che nicht blos in Hinſicht der Gegend, ſondern auch der
Gegenſtaͤnde neu zu ſeyn. Außer ſeinem in dieſem Fach ſo
ausgezeichneten Talente, kommt ihm noch zu ſtatten, daß
er an Ort und Stelle wohnt und daß er in Norddeutſch⸗
land ſtudirt hat, wo die geognoſtiſchen Verhaͤltniſſe am ges
naueſten bekannt ſind, und daher als Muſter zur Verglei—
chung des Erdballs in anderen Ländern dienen. Es war da:
her auch ein Hauptbeſtreben des Vfrs, die basler Erdfor—
mationen mit denen ähnlichen in Norddeutſchland zu ver—
gleichen, was ihm auch, unſeres Erachtens, auf eine neue
Weiſe gelungen iſt. Die ſchwierigſten Gegenſtaͤnde im Can-
ton Baſel ſind der Jurakalk und der Sandſtein, welche
ſich auch laͤngs des Schwarzwaldes und des Wasgaus herz
unterziehen. Den erſten will der Verfaſſer dem norddeutſchen
Ferse den letzten dem bunten Sandſteine analog
etzen.
—
pen geſchieden,
208
Zuerſt gibt der Pfr in der Einleitung einen geognos
ſtiſchen Ueberblick der daſeler Gegend. Der Rhein liegt
bey Baſel 780 Par. Fuß über der Meeresflaͤche, Strasburg
466. Die Gebirge gehören der Juraformation an und find
alſo ſecundaͤr, und beſtehen großtentheils aus Muſchel—
kalk, Mergel und Sandſtein, in geringer Entfernung fine
det ſich das Urgebirge des Schwarzwaldes und des Mage
gaus, welche wohl etwas mehr hätten in Betracht gezogen
werden ſollen, da fie wahrſcheinlich Hauptbeſtimmungs⸗
gründe des basler Eidgebaͤudes ind. i
Dann folgt eine wohlgeordnete Scheidung der Erd⸗
maſſen. Die erſte Formation begreift den alteren Sand⸗
ſtein in ſich, die zweyte den Jurakalkſtein, die dritte
neuere Bildungen oder daß aufgeſchwemmte Land.
Der rothe Sondſtein unterläuft die geſammte Jura⸗
formation, er iſt augenſcheinlich das Product zertruͤn mer⸗
ter Alterer Gebirge durch ein thoniges Bindemittel zuſammenge⸗
halten. Dieſer Sandſtein iſt durch alle Kennzeichen hin⸗
durch vortrefflich beſchrieben.
Die Formation des Jurakalkſteins wird in 4 Grup⸗
wovon die erſte den rauchgrauen Kalk:
ſtein enthält, und der nur wenige Verſteinerungen, aber
nicht ſelten Hornſteinkugeln und Gyps einſchließt.
Die zweyte Gruppe begreift den bunten Mergel nebſt
feinen untergeordneten Lagern, welche ſehr reich an Ver⸗
ſteinerungen find. Zu dieſer Gruppe gehören Gyps, juͤnge⸗
rer Sandſtein und Steinkohlen, welche letztere jedoch ſehr
ſelten ſind.
Zur dritten Gruppe gehört der ältere Rogenſtein Aber
dem bunten Mergel, worinn man ſehr viele zerriebene
Verſteinerungen findet, und der bisweilen zu einer Höhe
von 1000 Fuß anſteigt. .
Die vierte Gruppe endlich wird vom jüngeren Kalk⸗
ſtein und Mergel gebildet.
Ueber alle dieſe Gruppen ſind zahlreiche Beobachtun—
gen und viele ſcharfſinnige Bemerkungen mitgetheilt, daſſel⸗
be gilt von dem Schichtenbau der Juraformation, welchen
der Vfr weniger regelmäßig findet als andere; er ſcheint
auch ſich auf die Seite derer zu neigen, welche die Neigung
der Schichten von Stuͤrzungen herkommen laſſen.
Dann folgt S. 8s eine naͤhere Auseinanderſetzung der
Lagerungsverhaͤltniſſe der verſchiedenen Gruppen der Jura⸗
formation, und eine Vergleichung derſelben mit den deut⸗
ſchen Gebirgsformationen. Der letzte Artikel iſt beſonders
intereſſant und gibt ein ſchoͤnes Zeugniß von dem tiefen
Studium des Pfrs in der Geognoſie. Wie gefagt, der
Vfr iſt nicht der Meinung derer, welche den Jurakalk dem
thuͤringiſchen Rauchkalke gleichſetzen, ſondern er hält ihn
auch fuͤr den thuͤringiſchen Muſchelkalk. Man wird wohl
kaum daruͤber entſcheiden koͤnnen, ehe man die jeortigen
Verſteinerungen verglichen hat. Iſt freilich der ältere
Sandſtein um Baſel gleich dem bunten Sandſtein um Ser
na, fo kann das Aufliegende dort nicht wohl etwas Ande⸗
res als Muſchelkalk ſeyn. Das, was uns aus alter Erin⸗
nerung von dem Vorkommen des älteren Sandſteins langs
——
209
des weſtl. Nandes des Schwarzwaldes geblieben iſt, ſtimmt
fuͤr die Meinung, daß er zur Formation des thuͤringiſchen,
rotben, Todtliegenden gehöre. Daſſelbe ſcheint uns vom
lothringer Sandſtein zu gelten, als welcher faſt unmittelbar
in Grauwacke übergeht.
Bey den neuen Bildungen betrachtet der Pfr die
Formation des. Suͤßwaſſerkalkſteins, die Ablagerungen von
Geröllen, Sand, Nageifluh, Sandſtein und den Kalktuff.
Dann kommen einige Muthmaßungen uͤber die letzten
Hauptveraͤnderungen der Erdoberflache um Baſel. Den
Beſchluß macht ein Anhang über die Eiſenſteinbildungen im
Jura, die groͤßtentheils Bohnenerz find und wenig bedeu⸗
ten. Die Charte iſt fleißig illuminirt.
Es gibt wenig Gegenden, und ſo viel wir wiſſen,
keine Uniderſitaͤtsſtadt in Deutſchland, von deren Umgebung
man ſolche getreue und vollſtaͤndige geognoſt. Charten und
Beſchreibungen aufweiſen kann als Baſel, welches die
Wiege der Naturwiſſenſchaften fuͤr Deutſchland iſt, und
gemäß feiner Lage dieſen Genius immer behalten wird, To
lange eine Univerſität daſelbſt beſteht. Nur diejenigen Uni⸗
verſitaͤten gelangen zu einem weitverbreiteten, bleibenden
Ruhme, auf welchen ein beſtimmter Genius bleibend ruht.
Wir haben in Deutſchland eine philoſoph., eine hiſtor.,
ein philolog., eine mediein., eine juridiſche und eine theolos
giſche Univerſitaͤt, wo auf jeder derſelben ſich auch die
übrigen Wiſſenſchaften dach ihrem Genius modeln. Der
Univerſitaͤt von Vaſel iſt ſeit Jahrhunderten der Genius
der Naturwiſſenſchaften und der Mathematik hold geweſen.
Auch gehoͤren die ſeit einem Jahre erſchienenen, uns be
kannt gewordenen Schriften in die Mineralogie, in die
Geognoſie und in die Botanik.
Neueſte phytochemiſche Entdeckungen zur Begruͤn—
dung einer wiſſenſchaftlichen Phytochemie.
F. Runge. Berlin bey Reimer 1321.
Zweyte Lieferung v.
- S. 264, mit 4 Tafeln.
Wir ſehen mit Vergnügen, wie der finnteihe fr
raſtlos ſich beſtrebt, Ordnung in einen Zweig der Chemie
zu bringen, der noch einem Geſtruͤppe gleich ſieht; wir be—
merken aber auch dabey mit Mißvergnuͤgen“, daß er dieſen
Zweig in ein ſolch erhistes Treibhaus geſetzt hat, daß er
Zweiglein uͤber Zweiglein treibt, ſich in Knospen und Ran⸗
ken erſchoͤpft, daß man noch nicht erkennt, wann ſich Bluͤ—
the und Feucht anſetzen wird. Wir bemerken ferner, daß
der De eine Menge Gelehrte, welche er zu widerlegen
ſucht, auffordert, feine Anſichten zu prüfen; inſofern wir
auch darunter gehoͤren, wuͤrden wir es wohl thun, wenn
wir es nicht ſchon in einem fruͤhern Iſishefte (beym
erſten Theil) gethan hätten, worauf der Vfr bey Ausarbei⸗
tung des zweyten Theils noch nicht hat Ruͤckſicht nehmen
koͤnnen. Bis er dazu Zeit gehabt und Luſt bezeigt hat,
wollen wir uns daher nicht in Bewegung fetzen. Wir hals
ten die Beſtrebungen des Pfrs allerdings für loͤblich, und
verſprechen uns in der Folge von ſeinen Unterſuchungen
wichtige Reſultate, za wir glauben, daß der fr einſt der
Pflanzenchemie eine ganz andere Geſtalt zu geben im
Iss 1828. Heft II.
210
Stande ſey. Wir wuͤnſchen aber das Geruͤſte dazu weni⸗
ger koſtſpielig, nehmt. weniger lang, breit, hoch und duͤnn.
Was der Bfr von der Zerlegungsweiſe der Pflanzen, von
den Reagentien und vom Extractivſtoff Seite 176 bis
164 ſagt, ſcheint uns ganz vortrefflich und der Beachtung
der Chemiker werth. Man erkennt darinn einen großen
Fleiß, eine Maſſe empiriſcher Kenntniſſe, Scharfſinn und
Ordnungstalent. Dieſes iſt hintaͤnglich, um den Pfr freund⸗
lich in der gelehrten Republik zu begruͤſſen.
In den vorhergehenden Capiteln ſtoßen wir auf eine
Zerſplitterung der Wiſſenſchaften, beſonders der Botanik,
der Pflanzentheile und der Stoffe, bey der uns unbehaglich
zu Muthe wird, wovon ſchon das erſte Capitel einen Vor⸗
ſchmack geben kann, z. B.
Erſtes Bapitet.
Die Phytologie und das Derbältnig der Botanik
und der Phytochemie zu ihr.
Einleitung §. 1— 12.
Eintheitung der Phytologie nach den Erſcheinungsweiſen
der Pflanze. H. 13 24. a
I. Phyto = Biologie: Lebenslehre des Pflanzenreichs.
§. 15. a
II. Phyto-Stoͤchiologie, Stofflehre des Pflanzenreichs.
H. 16.
III. Phyto- Morphologie: Formlehre des Pflanzen-
reichs. F. 17.
Eintheilung der Phytologie nach dem Verhaͤltniß der Pflan—
ze zum Aeußern. f
I. Cosmo-Phytologie. H. 27.
2. Photo- Phytologie.
2. Thermo- Phytologie.
3. Skoto⸗Phytologie.
4. Ktyo-Phytologie.
II. Planeto-Phytologie.
1. Aero-Phytologie.
2. Hydro Phytelogie.
3. Geo-Phytologie.
III. Cosmo = Planeto : Phntölogie. H. 29.
I. Orykto⸗Phytologie.
2. Phyto⸗-Phytologie.
3. Zoo- Phytologie.
A. Anthropo⸗-Phytologie.
Beurtheilung der Leiſtungen von
1. Oken. H. 38.
2. Kiefer. FH. 39.
3. Nees von Eſenbeck. H. 40. 41.
Auf dieſe Weiſe koͤnnte man noch Millionen Wiſſen⸗
ſchaften aus der Botanik machen, man koͤnnte eine Dorn⸗
Wiſſenſchaft, Schuppen-Wiſſenſchaft, Zaſer-Wiſſenſchaft,
Poren Wiſſenſchaft u. ſ. w., creiren. Solche Dinger find
aber nur Paragraphen einer einzigen Wiſſenſchaft. Wollen
ſie ſelbſtſtaͤndig auftreten, ſo entſteht nur Verwirrung.
Von des Vfrs Pflanzenſtoffwelt im Zten Capitel ha=
ben wir ſchon hinlaͤnglich in der Iſis geredet, der Bft hat
aber darauf Ruͤckſicht zu nehmen, noch keine Zeit gehabt.
1,034
F. 28.
211
Von der Metamorphoſe der Pflanzen, und beſonders
von Runge's Claſſification, bliebe uns hier am meiſten zu
reden. Da aber unſere Anſichten daruͤber in verſchiedenen
Werken vor dem Publicum liegen, und wir auch nach Le—
ſung dieſer Schrift, nicht die geringſte Aenderung vorzunehmen
nöthig finden, fo koͤnnen wir auf dieſelben, als auf eine Critik
verweifen. Der Pfr hat übrigens keine einzige Pflanzenfa⸗
milie in fein Fachwerk eingetragen, fo daß eine Beleuch⸗
tung von Sciten der Ausfuͤhrbarkeit nicht einmal moͤglich
iſt. Beachtung verdient jedoch hiebey des Pfrs Meinung
von ruͤckgaͤngiger Bildung, wohin er z. B. die Frucht
und den Saamen rechnet. Der Vergleich mit dem Lebens-
auf des Menſchen, welcher vom Mannesalter an durch
das Greifenalter wieder zum Kinde zuruͤckgeht, kann kei⸗
neswegs neben die Pflanzenentwickelung geſtellt werden.
Der Pflanzenſaamen entſpricht offenbar dem Ey, die Frucht
oder die Capſel den weiblichen Geſchlechtstheilen; beyde ſind
doch wohl nicht Producte einer ruͤckgaͤngigen Bildung, und
im Greiſenalter erſtehen keine neuen Organe. Die Natur
ſchafft auch keineswegs etwas Neues bey ihrem Ruͤckgange,
Fondern zerfällt nur in diejenigen Geſtalten, welche ſich bil⸗
deten, als ſie bergan oder vorwaͤrts ging, z. B. in Infu⸗
Forien, in Pilze, in Erde, Waſſer u. ſ. w. Wie ferner
der Pfr die Frucht oder den Groͤps von dem weibl. Oega—
ne trennen, wie er weiter Jene in Capſel, in Nuß und
in Saamenſchale abjondern, wie er ferner wieder den Saa⸗
men in 3 beſondere, nehml. eigenthuͤmliche Theile trennen
und darauf ganze Pflanzen-Claſſen gründen kann, iſt uns
vollends unbegreiflich. Wie kann man die Saamenſchale
als gleichwerthig mit der Capſel u. ſ. w. auffuͤhren? wie
kann man die Cotytedonen, das Wuͤrzelchen und das Blatt
federchen als etwas beſonderes oder vielmehr die zwey ketz⸗
ten als nicht im Saamen vorhanden anſehen? Es iſt gänze
lich unrichtig, daß fie erſt durch das Keimen hervorgebracht
werden, und ware das auch der Fall, fo find fie deshalb
von dem Knoͤtchen nicht verſchieden. Wir waͤren daher der
Meynung, der Pfr thaͤte beſſer, die Pflanzenorgane und
das Pftanzenſoſtem ſo ſtehen zu laſſen, wie fie ſtehen, und
ſich an das Chemiſche zu halten, worinn er gewiß Tuͤch⸗
tiges mitzutheilen im Stande iſt. Wir loben daher zum
Voraus den zten Theil feiner Zeitſchrift mehr, als die zwey
bis jetzt arſchienenzn,
Musi thuringic i.
ivis ezemplaribus exhibuerunt et illustreverunt I. ©. Zenker
SER T. D. Dietrich. Fascic, I. Jenae apud Schmid 1821.
8. 8. cum 25 exemplar. viv. (18 gr.)
Unter allen Arten von Sammlungen lebender Pflans
zen iſt die der Mooſe die natuͤrlichſte, ſchoͤnſte und lehr
reichſte. Keine Pflanze erhält ſich fo unverandert in Ge⸗
ſtalt und Farbe, wie das Moes, keine iſt im trocknen Zim
ſtande mit einer ſolchen Leichtigkeit zu unterſuchen, wie dis⸗
ſe niedlichen Geſchoͤpfe, welche den Winter beleben. Aufger
klebte Mooſe ſind nicht bloß lehrreich, ſendern koͤnnen auch
als huͤbſche Bilder betrachtet und von der ſchoͤnen Wele lieb
gewonnen werden. Dieſes ſind wohl die Urſachen, welche
den lebendigen Moos ſamlungen einen guten Abſatz verjhaft
> 212
fen, und dieſem Abſatze haben die Freunde der Botanik
wieder die verfchiedenen Sammlungen, welche in Deutſch⸗
land angefangen ind, zu verdanken. Darunter zeichnen ſich
vorzuglich die cryptogamiſchen Gewaͤchſe des Fichtelgebirges
von Funk in Gefres (Leipz. bey Barth) aus, wovon wir
auch wächftens einen ausführlichen Bericht geben werden.
Das vorliegende ıfle Heft der Musci thuringick
zeichnet ſich vor den meiſten anderen durch feines, weißes
Papier aus, worauf ſich die ſchoͤnen Mooſe beſonders gut
ausnehmen. Die Exemplare ſind vollſtaͤndig, groß und mit
allen, zur Kenntniß noͤthigen Theilen verſehen. Das Heft
enthält 25 Stuͤck für 13 ge., welchen Preiß wir in Bes
tracht der koſtſpieligen Reiſen, welche eine ſolche Sammz⸗
lung fordert, billig finden,
Die Gattungen find:
1) Hypnum lucens.
2) Hypnum triquetrum.
3) Neckera pennata.
4) Fontinalis antipyretica.
5) Bartramia fontana.
6) Bartramia pomiformis,
7) Funaria hygrometrica.
8) Orthotrichum erispum.
9) Polytrichum urnigerum.
ro) Polytrichum juniperifolium.
11) Diphyscium foliosum.
12) Tortula subulata.
15) Barbula muralis.
14) Dicranum scoparium,
15) Weissia crispula.
16) Encalypta ümbriata.
17) Webera pyriformis.
+8) Sphagnum praemorsum.
19) Sphagn. latifolium.
20) Sphagn. acntifolium.
21) Sphagn. squarrosum.
22) Gymmostomum pyriforme,
25) Jungermannia Sphagni.
24) Junger m. bilobata.
05) Riceia glauca.
Sufter der Behandlung.
Hypnum lucens. L.
Leskea D. G. Pterisophyllum Brid.
Caule procumbente, ramoso, foliis bifariam im-
Bricatis, ovatis, pellucidis punctatis integerrimis;
capsulis ovatis nutantibus; operculis acuminatis.
Ad scaturigines in silvis abietinis prope Waldeck,
Jen.) Autumno fructus profert.
Memoire sur le limnadia,
nouveau genre de crnstacds.
Par M. Adolphe Brongniart. (Tab. 1.)
L’histoire des Crustac&s branchiopodes est encore
une des parties de ’Entomologie ou il reste le plus à
213
connottre. Müller, qui a pour ainsi dire eréé cette
famille d’animaux en decrivant sous le nom d’Entomo-
stracés la plupart des genres qui la compose, a enco-
re laissé beaucoup à desirer pour ce qui concernel’or-
ganisation et les moeurs de ces animaux,
Val pensé par cette raison que la description
d'un de ces entomostracés, peu connu, et qui offre
des caracteres assez diffèrens de ceux des genres qu'on
a decrits jusqu'à présent pour en faire un genre par-
faitement distinct, pourroit offrir quelque interet.
Get animal habite les mares de la forét de Fon-
tainebleau, pr&s de Bellecroix et de Franchard, ou
je bai trouvé au mois de juin dernier; il n'avoit en-
core été observé que par Hermann fils qui en a donné
une courte description sous le nom de Daphnia gigas; *
cette description, quoique faite d'après quelques
individus conservés, est exacte mais nécessairement
incomplete; elle est suffisante cependant pour prou-
ver que animal decrit par Hermann, et celui de
Fontainebleau, appartiennent à la mëme espèce.
Depuis Hermann, cet animal est resté dans l'ou-
bli; et aucun auteur, à ce que je crois, ne l’a inséré
dans les ouvrages generaux. Les caracteres particu-
Iiers qu'offre cet animal, et qui ne permettent de le
faire rentrer dans aucun des genres decrits jusqu’a
présent, en sont je crois la cause; ces caracteres
m'ont paru assez importans pour en faire un genre ä
part sous le nom de Limnadia, “ et je proposerai de
donner à l’espece qui seule jusqu’a présent compose
ce genre, le nom de Limnadia Hermanni, puisque
c'est a ce naturaliste que nous en devons la premiere
eonnoissance; la description que je vais en donner sera
en méme temps generigue et sp&cifique; mais j'en ex-
trairai ensuite les caractères que Pon peut regarder
comme propres à ce genre.
Cet animal se distingue au premier aspect de
tous les entomostracés bivalves par sa taille, car il at-
teint 18 millim., et les plus grandes espèces connues
de cette famille ne dépassent pas 3 a 4 millim.
Son corps est entierement renferme dans un
test bivalve, ovale, transparent, jaunätre, lisse, ou
n’offrant que quelques zönes parallèles à son bordlibre.
L'animal contenu dans ce test est allongé et re-
courbé a son extrémité supérieure; la tete n'est pas
sparée d'une manière distincte du reste du corps; A
84 partie anterieure se trouvent deux yeux très- rappro-
chès et contenus dans une mème protubèrance de la tete;
ces yeux ne sont pas sphériques; mais leurs cÖötes
internes sont presque plans, tandis que leurs cötes
externes sont tres-convexes; on voit facilement au
microscope que ces yeux sont composés d'une infinite
» Hermann, Memoires apterologiques, p. 134, tab, V.
Airaòts, nom des nymphes des dtangs,
— — —
214
de petits globules transparens de taille inégale qui for-
Er probablement autant de petits yeux; ces elobu-
es se montrent égalé . ac
Voeil. Chacun Re 2 ee
> g i u cerveau un
nerf assez gros qui, avant de penetrer dans son inte-
rieur, se renfle ct se divise en une inſinité de petits
filets qui entrent parallèlement dans P’oeil et vont se
rendre a chacun des globules qui le composent.
Au- dessous des venx on voit sur la ligne moy-
enne une crete peu saillante qui offre de chaque cöt&
une petite antenne simple, celargie A son extr&mite
et crenelee sur ses bords; plus em dehors se tronvent
deux grandes antennes dgales à la moitié du corps
d' abord simples et composées de g articles, ensuite di.
visées en deux branches, chacune formèe de 12 arti-
cles; au- dessous de ces antennes s’ouvre la bouche:
elle est composee de deux mächoires, qui par leur
reunion forment une sorte de bec ordinairement re-
plie sous la tete et de deux mandibules dont la positi-
on et les mouvemens sont assez remarquables.
Chacune de ces mandibules est renflée en forme
de poire arqude et tronquòe A son extrémité inferi-
eure; la partie superieure est insérée au sommet de
la tete derriere les yeux, tandis que les deux extré-
mités planes se rejoignent à l'entrée de la bouche et
sont unies par leur bord anterieur. Ces mandibules
ex£cutent chacune, autour de ces deux Points comme
axe, des mouvemens oscillatoires qui augmentent et
diminuent alternativement Pangle compris entre les
deux extr&mites planes qui les terminent inferieure.
ment et doivent nécessairement produire ainsi la tri-
turation des alimens; la teéle offre à sa partie supe-
rieure un petit appendice vésiculaire, droit, incolore,
dont j’ignore usage.
Le tronc est divisé en 23 anneaux dont les 22
premiers portent chacun une paire de pattes branchi-
ales, le dernier forme la queue et est terminé par
deux filets divergens; les 22 pattes sont semblables
entre elles pour la forme, du moins je puis Passurer
pour les 18 premieres, car les 4 dernieres sont si
petites qu'il est difficile de les observer.
Les 10 premières pattes sont à pen près de la
méme longueur et égales aux grandes antennes; les
suivantes diminuent rapidement jusqu'aux dernieres
qui sont trés-courtes,
Toutes ces pattes, à une petite distance de leur
insertion, se divisent en deux branches; l'une interne
porte ainsi que la partie simple de la patte, 4 appen-
dices branchiaux fortement cilies; la branche externe
est simple; avant de se diviser la patte présente à sa
face externe un appendice cylindrique, légèrement
renfl&, qui se porte en arriere vers le dos et qui m'a
presque toujours paru offrir un canal dans son milieu;
il est recouvert extérienrement par un fſilet qui ordi-
nairement ne dépasse pas sa longueur, mais qui dans
les 116, ı2e et ı3®, pattes s’allonge beaucoup et s’etend
dans la cavité qui se trouye entre le dos de l’animal et
1
Bi
215 =
la caröne du test:
c'est après ces filets que les oeufs
adherent, ;
|
Parmi les parties internes de cet animal, on ne
peut bien voir que les, centres de chaque grande fon-
ction: le cerveau, le canal alimentaire, le vaisseau
dorsal qui vemplit les fonctions de coeur, et les
ovaires. f
Les seuls muscles bien distincts, sont ceux qui
unissent Panimal au test, ce sont deux faisceaux qui
s’inserent devant le corps entre la tete et lu preiniere
paire de pattes et qui vont se fixer A la face interne
du test.
Le ceryeau est situé a la partie antérieure de la
tete sous les yeux, 3l s’etend entre les bases des deux
grandes antennesetembrasse une petite partie de l’oe-
sophage, il est reniforme, srumeleux, grisätre, sa
convexité donne naissance aux deux nerfs optiques,
on ne peut distinguer ni cordon nerveux ni aucune
autre partie du systeme nerveux.
Le canal alimentaire commence entre les deux
mächoires, passe sous le cerveau, se porte en arrière
et se courbe encore une fois pour suivre ensuite Ja di-
rection générale du corps. Il est renil& vers son mi-
lieu, simple dans foute son étendue, n'offrant ni coe-
cum ni vaisseau bilieux. Le vaisseau dorsal est place
entre le canal intestinal et le dos: il est difficile de di-
stinguer ou il se termine «dans la téte; il paroit pour-
tant se renfler et s’arrondir derriere le cerveau: la
partie de ce vaisseau qui est contenue dans les cinq
premiers anneaux du corps, est venflee dans l’endroit
qui correspond au milieu de chaque anneau; cette par-
tie supérieure est la plus contractile et Fest peut- étre
meme seule; celle qui s’etend depuis le cinqujeme an-
neau a un diamètre uniforme; elle offre bien quelques
mouvemens, mais ils semblent dus à P'arrivée du
fluide paussé par les contractions de la partie supé—
rieure qui seule paroitroit remplir les fonctions du
coeur.
A la partie antérieure on trouve un autre vais-
seau assez considérable qui s'étend entre le canal in-
testinal et Ja base des pattes; le premier seroit letronc
aortique, le second le tronc pulmonaire, du moins
c'est ainsi qa'ils sont placks dans les autres cru-
staces,.
Les oeufs sont situés dans l’interieur du corps,
sur les cÖöt&s du ganal intestinal et dans le premier ar-
ticle des pattes jusgu’a la base de ce canal récurrent
dont j'ai parlé en döcrivant les pattes; ils ne sont pas
réunis en masse, mais Cpars; ils sont arrondis, trans-
parens, d'une grosseur wariahle; on en voit depuis
Ia base de la premiere paite jusqu'à la base de la dix
huitieme. Outre ces oeufs ainsi places dans l'intéri—
eur du corps, beaucoup d’individas offrent une mas-
se d’oeufs agglomérés dans la cavité du test. Ces
oeufs ont une forme trés-différente de cesx qui se
trouvent dans le corps; ils sont beaucoup plus deve-
loppes, jaunätres; ils offrent tous une partie plus
AR
N g a i 216
foncle, soit vers leur centre, soit vers un de leurs
bords; leur forme devient trés - irrégulisre; on y
«istingue pourtant presque toujours quatre angles plus
saillans. Ils adhèrent par une inſinité de filamens
trés-déliés aux Klets allongés qui ment des 11,
128 et 132 Paftes. 2 R
I-paroit que les oeufs se portent de Y’interieur
du corps dans la cavit& du test par les canaux recur»
rens qu'on observe a la partie externe des pattes; la
disposition de ces conduits par rapport aux ovaires et
aux oeufs libres, semhle le prouver, et on sait que
dans tous les erustacts, les organes de la genération
sont doubles et souvent situ's A la base des paftes,
1l reste encore A determiner si les oeufs ne sortent
que. par la base d'une seule paire de paties, comme
Cela a lieu dans l’&erevisse et dans ”’apus, ou Sils sor-
tent par plusieurs des conduits röcurrens des paltes.
La première opinion paroit la plus probable et l’ana-
logie ainsi que la position des oeufs dans le test sem
blent indiquer qu’ils sortent par la ite paire de Pat-
tes, comme dans Papus qui est si voisin de ce genre.
Les oeufs ainsi plac&s dans la cavité du test, pe
vent en sortir par deux roufes Jiflerentes. Si Pani⸗
mal est tourmenté ou placé dans un espace trop &troit,
il les rejette en masse par la partie postérieure du
test; mais s'il est tranquille et a son aise, Il les fait
sortir un a un par la partie antérieure du corps. A
l'aide du mouvement des branchies, les ocufs avan-
cent peu à peu vers la partie postérieure de la tete, on
les perd alors de vue et on les voit ensuite sortir au-
dessous des mandibules. 4
Il reste un point tres - curieux à Eclaireir dans
l'histoire de ces animaux, c'est leur mode de géndra-
tion; il est en effet fort remarquable que sur pres de
mille individus que nous avons vus a Fontainebleau,
tous portoient des oeufs soit sur le dos, soit dans le
corps. h
On peut expliquer ce phẽnomène de denx mani-
eres; ı°, en supposant, comme M. Jurine l'a r&connu
dans les daphnia, * que dans ces animaux une seule
fecondation suffit pour plusieurs generations: il fau-
droit penser alors que celle qui existoit lorsque nous
sommes alles a Fontainebleau, n’ayant pas besoin
d’etre fecondee, ne çonsistoit qu'en individus fe-
melles, i
2°, En les regardant comme hermaphrodifes, soit
avec föcondation mutuelle, comme Schaeffer l’avance
pour les apus, mais sans en donner aucune preuve,
soit avec fecondation propre dans le m&me individu,
Ces deux dernieres opinions ne parolssent pas
probables, parce qu'il n'y a aucun exemple certain
d’hermaphrodisme dans les crustaces et parce qu’on
ne voit dans le Limnadia aucune partie pouvant jouer
le röle d’organe mäle, 2
* Bull. des Scienc., t. III, p. 33. . —
8
u»
217
D'aprés cette description on voit que le genre
Limn ia differe du genre apus par la forme du test
et par ses grandes antennes qui manquent dans les
apus; mais il s’en rapproche par la forme et le
nombre de pattes. II differe du genre branchipus par
la vresence du test, par la position des yeux, par ses
*
antennes bifides, enſin par le nombre double de ses
pattes,
Les Daphnia s'en distinguent facilement par
leur tete saillante hors du test, par leur oeil unique
et par leurs cing paires de pattes seulement: leurs
antennes qui ressemblent par la forme à celles du Lim
nadia, en different par leur position beaucoup plus
postérienre. +
Les senres Cypris, Cythere et Linceus sont bien
caractérisés par le nombre de leurs pattes et par leurs
antennes simples.
Quelques esp£ces de Linc&us se rapprochent pour-
tant des Limnadia par leur forme exterieure; mais Mül-
ler leur attribue quatre antennes. Si ces antennes etoient
simplement divisées pres de leur base et que les au-
tres caractères, tels que le nombre des pattes et des
yeux, fussent d'accord pour faire rentrer ces animaux
dans notre nouveau genre, on devroit nécessairement
les sparer des autres Lyncés aA antennes simples et à
tete saillante hors du test,
Les autres senres du méme ordre sont encore
plus différens. La forme de la bouche, des pattes et
Au lest les distingue parfaitement; on peut donc cara-
ve, deux yeux rapprochés,
petites simples, deux grandes divisees en deux bran-
cette foret.
ctériser ainsi le genre Limnadia.
Corps entièrement renfermt dans un test bival-
quatre antennes, deux
ches, vingt deux paires de pattes.
Le peu de temps que j’ai pu conserver ces petits
animaux vivans ne m'a pas permis d'en étudier les
moeurs d'une maniere suivie et qui puisse fournir
quelque résultat intéressant.
Ils nagent, comme la plupart des entomostrac&s,
sur le dos d’une maniere continue comme les Apus,
et non pas par sauts comme les Daphnia, ce qui tient,
je crois, au grand nombre de leurs pattes; leurs
grandes antennes paroissent pourlant étre leur prin-
ipal organe de natation, car leurs pattes remuent
meme pendant le repos, quoique moins vite: ce
mouyement &tant nécessaire pour qu'elles puissent
remplir leurs fonctions de branchies.
Ils ckangent de peau assez souvent, comme la
plupart des erustacés de cette famille, Je n'ai pas pu
determiner quelle étoit leur nourriture, car pendant
que je les ai conservés vivans, ils n'ont mangè que
leurs oeufs, et c’&toit cerfainement par manque d' autre
nourriture,
Ces petits animaux habitent a Fontainebleau les
mares situées sur te sommet des collines de gres de
Quelques-unes de ces mares ne sont que
Iſis. 1822. Heft U.
j —
— — —
218
de vrais bassins creusés dans ſes rochers mèmes et sont
a sec pendant plusieurs mois de Fannée, ce qui sup-
Pose aux oeufs de ces animaux et de quelques autres
entomostracés qui s’y trouvoient, la propriété de re-
ster long- temps à sec exposés A une forte chaleue
sans se décomposer.
Explication de la planche II.
Animal de grandeur naturelle.
Animal vu au microscope.
. Qeil vu de profil.
a. Cerveau.
5. Nerf optigue,
c. Oeil.
. Yeux vus de face.
. Mandihules détachées vues de faca.
. La tete vue au microscope,
a. Mächoires.
Mandibules.
Canal alimentaire,
. Vaissean dorsal.
Antennules.
Grandes antennes,
. Yeux.
. Cervean.
i, Muscles qui unissent animal an beet
2. Une des dix premieres pattes.
a. Appendices branchiaux.
5. Canal recurrent,
c. Filet r¤t.
8. La douzieme patie.
c. Filet recurrent qui porte les ceufs,
9. Oeufs dans la cavit& du test,
u 20 ma
num
e d n
Voyage de Mr. A. de Humboldt et A. Bonpland
ame parlie.
Recueil observations de Zoologie et d'anatomie comparse,
11 et 12 livraison. Planche 45 51, pl. 43. 4. à page 145 — 224.
Paris chez Maze, rue git-Ie-coeur 1821.
‚Der Mann, auf deſſen Erwerb Frankreich ſtolz ik,
und uber deſſen Verluſt man ſich deshalb vielleicht in Deutſch—
land zu ſchaͤmen anfängt, ohne jedoch ver Schaam gemäß
zu handeln, hoͤrt nicht auf, aus dem unerſchoͤpflichen Schatze
ſeinet Mühen und feines Talentes Neues mitzutheilen, was
die Wiſſenſchaften erweitert, die Kunſt unterſtuͤtzt, dit
Prachtliebe auf edle Beſchaͤftigungen leitet und daher dit
Sitten derjenigen mildern kann, welche Liebe zum Franzoͤ⸗
ſiſchen haben. Wenn ſich die Deutſchen mauchmal einfallen
laſſen, ſich über andere Voͤlker zu erheben, zieht unter den
Hauptgruͤnden voran der naive Ruhm, daß die groͤßten Ger
lehrten und Kuͤnſtler des Auslandes Deutſche ſeyen. Eu⸗
ler, Pallas, und wie viele noch in Rußland; Serſchel,
Ackermann, Vonig, und wie viele noch, in England.
Grimm in Deutſchland verſpottet, Mesmer aus Deutſch⸗
land verjagt, Chladni in Deutſchland herumgetrieben,
Gall in Deutſchland mißhandelt, Zumboldt in Deutſch—
land ohne Kunſt und litter. Mittel, haben in Frankeeich ei⸗
ne einſichtige, bildungsmaͤßige, unbarbariſche Aufnahme ges
. 14 £
—
219
funden, und Frankreich ruͤhmt ſich ihrer Su; Deutſchland
ſchaͤmt fh nicht. Sie ſchrieben und ſchreiben franzö⸗
ſiſch, und bald wird auch Görres franzoͤſiſch ſchreiben,
denn er iſt ja auch ein kenntnißreicher dentſcher Gelehrter,
der den Hofichranzen Küche gefallt, und Demseric hat bes
kanntlich auch franzoͤſiſch geſchrieben, oder, wenn er es nicht
han hat, fo hat er es doch thun muͤſſen zu ſeiner re.
Doch die Wiſſenſchaften gewinnen ja dadurch wie der Occi⸗
dent durch die Vertreibung der griechiſchen Gelehrten durch
die Tuͤrken, und gewiſſe Laͤnder verlieren demnach nichts,
wenn ſie keine Gelehrte haben. Was uns betrifft, ſo freuen
wir uns, vor der Hand franzsſiſch leſen zu koͤnnen —
wundern uns aber, daß es ſchen 400 Jahre her ſeyn ſoll,
ſeit Huß verbrannt worden iſt. und wie er ſo veſpectwideig
dem holzzutragenden Bauer fagen durfte; o sancka sim
plicitas!
Sach der Einleitung des erſten Heftes ſcheint es, als
wenn es in Paris Leute gaͤbe, welche der Meynung ſind,
daß Naturforſcher auf Reiſen nicht fo viel leiſten konnten,
als diejenigen, welche in den Cabinetten ſpatzieren, und daß
es beſſer ſey, bloße Sammler in alle Welt zu ſchicken. Hat
man freylich nur die Bereicherung der Cabinette zum Zwe—
cke, fo mag dieſe Meynung die richtige ſeyn; denkt man
aber dabey an die eigentl. Befoͤrderung der Wiſſenſchaft, fo
iſt fie offenbar falſch. Man kann zwar allerdings beſſer
Vergleichungen in den Cabinetten anſtellen; man kann aber
nicht die Lebensart, den Standort, das Geſammtbild im
Großen daſelbſt beobachten; was volleuds die Gallettthiere
det ifft; fo iſt an eine Zerlegung derſelben, wenn fie einma
in Branntwein ſtecken, kaum mehr zu denken. Alles dieſes
muß ein wirklicher Naturforſcher an Ort und Stelle beob—
achten und unterſuchen; der eigentliche Mißverſtand ſcheint
uns darin zu liegen, daß man dem reiſenden Naturforſcher
zumuthet, er ſolle ſelbſt den Schmetterlingen nachlaufen,
den Voͤgeln nachjagen, Fiſche fangen, Saͤugthtere abziehen
und ausſtopfen. Dieſes gehört allerdings für einen bloßen
Sammler. Etwas Vollkommenes kann daher nur erreicht
werden durch foͤrmliche Ausruͤſtungen von etwa 1 Dutzend
Menſchen, worunter einige wahre Gelehrte ſich befinden
muͤſſen. Die wahre Naturgeſchichte beſteht keineswegs im
Zuſammenraffen oder gar im Kennen aller Gattungen,
Wahrlich ein Menſch, der ſich die Muͤhe geben wollte, 44
Tauſend Inſeetennamen und 50 Tauſend Pflanzennamen
kennen zu lernen und behalten zu wollen, muͤßte für ver⸗
rückt gehalten werden. Die wahre Me ee beſteht
in der Einſicht in die Gliederung der Natur, und dieſe
Einſicht har Humboldt im vollen Maake befördert. Sch
ne Ueberblicke, welche er über ganze Theile gegeben, haben
eine ganz neue Art der Naturbehandl lung an die Tagesord⸗
nung gebracht. Nur Neues bewährt den Geleheten, und
eine ſichtliche Wirkung, die er in der Welt hinterläßt. Die
heutige Generifexerei iſt der Natur wiſſenſchaft mehr ſchaͤd⸗
lich als nuͤtzlich, weil fie die großen Geſtalten in Nürnber—
ger Waaren verwandelt. Das Entdecken von Gattungen
hat zwar feinen Nutzen, leiſtet aber nur in gewiſſen Claſ—⸗
fen wiſſenſchaftlühen Vortheik, z. B. bey den Lurchen, bey
den Quallen und bey den Würmern. Die Kraft der heu⸗
tigen Naturgeſchichte beſteht im Verbinden, Vergleichen und
überhaupt in der Entwickelungsgeſchichte der e
1
220
in ſofern fie von Einem Prtncip herſtammen, und daher
die Nothwendigkeit ihrer Exiſtenz in ſich tragen. Eine
Sippe, welche nicht nothwendig iſt, iſt fuͤr die Wiſſenſchaft
nicht wehr als eine einzelne chemiſche Zerlegung, welche in
kein ſtoͤchiometriſches Geſetz paſſen will.
nicht ſelbſt die Reiſen gemacht hätte?
Indiens geologiſches Pflanzen s und Thierſyſtem einen archis
tectonſſchen Riß geben koͤnnen, wenn er ſtatt feiner nur
einige Sammler hinſchickte? Wir preiſen daher den Muth,
welcher unterrichtete und geiſtreiche Naturforſcher beſeelt,
den Krieg mit der Natur aufzunehmen, und die Nachwelt
wird einſt auch diejenigen, welche dieſen Krieg unterſtuͤtzen,
eben ſo preiſen wie Jene, welche die Vaͤter der Wiſſen⸗
ſchaften in ihren Nachkommen unterſtuͤtzen und fie von dem
Joche der Barbarei, wenigſtens der Tuͤrken, befreyen. —
In den vorliegenden 2 Heften hat Herr Valencien⸗
nes, ein unterrichteter junger Mann und Casbinetsgehuͤlfe
im Pftanzengarten, die Humboldtſchen Entdeckungen und
Beſchreibungen dadurch ergaͤnzt, daß er die zu den entdeck⸗
ten Sippen gehörigen, und in der Pariſer Sammlung vors
findlichen Gattungen zuſammen geſucht, verglichen, und oft
die Sippencharactere feſter geſtellt hat.
fo viel Sachkenntniß und Talent gethan, daß man mit
Recht erwarten darf, er werde durch ſeine fortgeſetzten Ars
beiten der Zoologie, beſonders der Syſtematik großen Vor-
ſchub leiſten. Glücklicher Weiſe hat er ein Fach getroffen,
worin noch ſehr viekes, und man kann ſagen, am meiſten,
für die Syſtematik zu thun iſt, nehmlich in den Fiſchen,
in welchen man bis auf dieſe Stunde noch nicht einmal
das Eintheilungsprineſp erkannt hat. Es muß natürlich
durch die Bedeutung der Hifihe gegeben ſeyn. Wenn fie
nun, wie wir in unſerer Naturgeſchichte fuͤr-Schulen ges
zeigt zu haben glauben, in der Bedeutung des Bno⸗
chenſyſtems ſtehen, als in ſofern in ihnen dieſes Sys
ſtem zuerſt hervortritt, fo verſteht es ſich, nach den Philos
ſophiſchen Grundſaͤtzen der Zoologie, daß das- Bnochen⸗
ſyſtem mit feinen Zubehoͤrden das Cintheilungsprineſp der
Fiſche ſeyn muͤſſe. Auch finden wir in keiner Caſſe einen
ſolchen Wechſel im 1 nbau, wie bey den Fifcher,.
Subſtanz, Form, Zahl,
ſel unterworfen, daß man ſich wundern muß, warum man
nicht ſchon durch die bloße Empirie darauf gefallen if,
nicht bioß die 2 oberen Adtheilungen ſondern auch aße klei⸗
neren, und feldff die Sippen, auf dieſes Princip zu grun,
den. Wir haben bey der Ausarbeitung unferer- Naturges
ſchichte fir Schulen zwar immer dieſes Princip vor Augen
gehabt, allein es leider nicht anwenden koͤnnen, weil wir
nicht das Gluͤck haben, im pariſer Pflanzengarten unſere
Dächer auszuarbeiten, und Fiſchſkelette bekanntlich in unſe⸗
rem merkwürdigen Deutſchland, fo wie noch vieles Andere,
zu den Raxitaͤten gehoͤren. Wir nagen muͤhſelig an einigen
Knochen herum, blättern zeitverſplitternd Dutzende von theus
ren Büchern, die wir ſelbſt kaufen müſſen, durch, und tref⸗
fer dann naturlich den Nagel fo ſchief auf den Kopf,
unſer Zimmerwerk immer lotterig und mißſtaltig bleibt, den
Aus andern zum Spott, uns zur Uebung in der Unem⸗
pfindlichkeit. Waͤhrend unſeres Krieges mit dem Nichts
fpaßiert der Pariſer in Cuviers Knochenſaͤlen herum, trägt a
„
Hätte aber Hum
boldt ſeine verbindenden Ueberblicke geben koͤnnen, wenn er
Wurde er uns uber
Er hat dies mit
Lage find einem fo großen Wechs
daß
einige Skelette zuſammen, vergleicht die finnreich zerlegten
Schaͤbel, und wenn er herausgeht, lacht er uns aus, und
hat einige Sippen ganz gruͤndlich beſtimmt, und die
Kennzeichen mit dem Bleyſtift auf einige Blaͤttchen Papier
getragen, welche ſodann nach einigen Tagen allerliebſt geſto—
chen aus Licht treten. So iſt freylich gut arbeiten; doch,
was hindert die deutſchen Gelehrten, auc hinzugehen! Ja
man freut ſich, wenn fie dieſen Weg finder! Wenn fie ein—
mal aus Deutſchland find, ſo verſichern wir fie, daß ſie
nicht bloß von Gelehrten und Gebildeten, ſondern von
Jedermann mit Achtung, wenn auch nicht immer fuͤr,
doch vor der Wiſſenſchaft, und mit aller Artigkeit werden
behandelt werden, 1
zu Paris ſitzen, daß man ihnen met dev größten Bereits
willigkeit alle Schränke aufſchließen wird,
i Endlich wollen wir heraustreten und an das erſte
Heft kommen.
Gmelin hat 400 Saͤugthiere, 2600 Voͤgel, 345
Lurche, 826 Fiſche, worunter 200 Flußfiſche, und zwar
163 aus der gemaͤßigten Zone und 37 aus der heißen ſich
befinden. Nach den Verfaſſern kennt man jetzt an 500
Saͤugthiere, 4000 Bügel, 700 Lurche, 2,00 Fiſche (Fluß,
ſiſche aus der heißen Sone kennt man nur etwa 100), alſo
im Ganzen an 7700 Fleiſchthiere. Ferner 44000 Inſecten
(alſo wohl ohne Würmer) und 40000 Pflanzen mit Bluͤ—
then. Theilt man das trockne Aequatoriatland in 1000
Theile, fo kommen auf Aſien davon nur 114, auf Aura
lien 124, auf America 30, auf Africa 461. Von allen
dieſen Laͤndern kennt man noch ſehr wenig Flußfiſche. Ra—
mond hat in den Pyrenden die gemeine Forelle auf einer
Höhe von 155 Klaftern gefunden, die Alpenforelle auf
1162; keine mehr bey 1187. Die Lachsforelle ſteigt nur
917 Klafter. Die Pyrenaͤen liegen zwiſchen 42% Grad
bis 43 N. B., wo die mittlere Temperatur der Ebene 15
bis 16 Grad 100 grö. if. Im ͤqugtorialen America iſt
dieſe Thermlinie (bey Zers) um 1300 Klafter Höher als auf
den Pyrenaͤen, man, findet aber dennoch verhaͤltnißmaͤßig
Fiſche bey weitem nicht ſo hoch. Lachsgattungen hat Hum
boldt auf den Anden gar nicht gefunden. Die Fiſche,
welche am hoͤchſten vorkommen, bey 1400 und 1600 Klaf—
tern find Poecilia, Pimeledus, Eremophilus und Ae-
stroplepus, welche 2 letztern gleichſam Cobites ohne Bauch»
floſſen find. In den Seen 1800 oder 1900 Klaftern hoch
findet man ſelbſt unter dem Aequator, keine Fiſche mehr,
obſchon die mittlere Temperatur dieſer Seen 9,5 Grad iſt,
während die der pyrendiſchen Seen bey 1200 Klaftern Hoͤ⸗
be, in der ſich noch Forellen finden, bisweilen ein halbes
Jahr lang gefroren ſind und eine mittlere Temperatur von
1,3 Grad haben. Die Laguna de Nica unweit Quito
2100 Klafter hoch, iſt faſt das ganze Jahre shne Eis und
hat doch keine Fiſche. „Das Erloͤſchen oder vielmehr das
Aufhoͤren des thieriſchen Lebens in den Waſſern hoher Ge
genden, ſagt von Hämboldt, hänge nicht uͤberalt von cli
matiſchen Umſtaͤnden ab; und die Urſachen, weiche jede Gat—
tung in mehr oder minder enge, Graͤnzen eingeſchloſſen ha,
ben, ſind mit dem undurchdringlichen Schleier dedeckt, wel—
cher alles, was auf den Urſprang der Dinge, auf die erſte
Entwickelung der organiſirten Weſen Bezug hat, unſeren
Augen verbirat.“ — Uns duͤnkt, daß man aus dem Mans
r .
und wenn fie einmal im Pflanzengarten
rer
— — — —
222
gel der Fiſche bey beſtimmten Höhen ſchließen dürfe, ſie
ſeyen erſt erſchaffen worden, als das Waſſer auf
eine ſolche Tiefe geſunken war.
die Hoͤhen vergleichen,
findet.
Um ein Beyſpiel von der Behandlung und von dem
Antheil, welchen beyde Verfaſſer am Werke haben, zu ge⸗
ben, theilen wir hier Folgendes mit,
Man muͤßte hiermit
auf welchen man verſteinerte Fiſche
Le Guapucha de Bogola,
Poecilia bogotensis, ex viridi flavescens, fascia
longitudinali argentea, cauda bifßida.
„Guapucha (secundum Syst. Lin. ex ordine Ab-
dominalium), corpore 3-4 unciali, compresso, ova-
to-oblongo, ex viridi flavescente; fascia laterali ar—
gentea; maxilla superiore planinscula, lahbio inferi-
ore longiore, intumescente; cauda bifida; squamis
laxis; meimbrana branchiostega radiis constauter quin-
que, Dentes plurimi in utroque labio, acutissimi,
in lingua nulla.“
5 Dh Fe , 1 GN
„Pinnae pectorales et ventrales minimae anousta-
kae, acuminatae, Pinna dorsalis remota, anali sub-
opposita.“
Le Guapucha du plateau de Bogota, Pl. XLV,
fig. 1, (presque ½ de la grandeur naturelle du pois-
son.) ; 3
Lorsque je dessinai ce poisson ä Sanfa-Fe de
Bogota (en juillet 1801), dans la maison de M. Mutis,
je le pris pour une Atherine de Linné, genre de pois-
sons a nageoire dorsale double ou simple, qui ont
des dents nombreuses, la mächoire supérieure aplatie,
le corps comprimé et orné d’une bande argentee, et
dont une espece (Atherina Menidia de la Caroline)
habite les eaux douces.. Comme Gmelin donne 6
rayons aux ouies des Atherines, j'examinai un grand
nombre d’individus; et, ne trouvant dans le Guapu-
cha constamment que 5 rayons, je consignai sus mon
journal l’observation de Gouan “ d’apres laquelle la
mächoire branchiostege des Atherines de Linné varie
de 4a 6 rayons.- ;
D’apres le systeme des ichthyologues modernes,
le Gvapucha appartient aux Malacopterygtens abdo-
minaur, l’Atherina aux Aconthopterigiens de la famil-
le des Perseques. La premiqre est une Poecilie de
Schneider, petit genre voisin des Fundules et des
"Cyprinodons de NM. de Lacepede et du genre Lebias
etabli par BI. Cuvier.
La vessie natatoire du Guapucha est double.
Celle de devant est oviforme et comme tronqude à
2 Hist, piscium, p. 190,
223
une des extrémités; celle de derriere, 2-3 fois plus
grande, est marquée longitudinalement de quatre
stries blanches. En soumettant & analyse chimigue
Pair recueilli dans un grand nombre de vessies, 17
ai trouv 0.04 d’acide carbonique, 0.03 d’oxygene et
0.93 d’azote. Quoique cette analyse aft été faite par
le gaz nitreux dans le tube eudiométrique de Fonta-
na et non dans un vase tres-large, d'aprés la m&tho-
de M. Gay-Lussac, 2 on peut en regarder les ré—
sultats comme suflisamment exacts, l'air atmosph£-
rique (a O. 21 d’oxygene) ayant été analysé en meme
temps, dans le meme appareil et sur la mème eau.
Le Guapucha habite, et peut etre exclusivement,
a 1560 toises de hauteur au- dessus du niveau de la
mer, les eaux froides de la petite riyicre de Bogota
qui parcourt le plateau de Santa-Fe et se pr£cipite
par le fameux Salto de Tequendama, en melant ses
eaux, sous le nom de Rio Tocayma, A celles du Mag-
dalena. La temperature du Rio Bogota m'a paru g£-
n£eralement de 12° & 15° cent.
[Le-Guapucha, que M. de Humboldt a observé
et dessiné a Santa -Fe de Bogota, doit etre classe dans
la famille des Poecilies. M. Cuvier a divisé ce genre
de Schneider en Poecilies et en Lebias, et en a rap-
proché les Cyprinodons. Ces trois genres forment
une famille tres-naturelle. Voici les caractères que
M. Cuvier leur a assiends: ;
Les Poecilies ont trois rayons aux branchies, et
les mächoires aplaties horizontalement, garnies d’une
rangée de petites dents fines et pointues.
Les Lebias ont cing rayons aux branchies, et
les mächoires garnies de dents sur un seul rang, mais
dentelees à leur bord libre.
Les Cyprinodons ont la membrane branchiostege
soutenue par quatre rayons, et les dents fines en ver
lours, ayant en avant une range de dents plus fortes
et crochues.
Lorsque j’ai voulu déterminer le poisson que M.
de Humboldt a décrit dans son voyage, j'ai et& obligé
examiner avec soin les especes rapportées à ces trois
differens genres et classées dans la belle et riche colle-
* D’extröme precision de cette methode, qu'on ne pour-
k roit assez recommander aux voyageurs, a été prousde
par des analyses des mémes melanges de gaz que nous
avons faites simultanement, M. Gay-Lussac par le gaz
nitreux, et moi par le gaz hydrogene Mem. de la
Soc. d' Arcueil, Tom. II, pag. 14. L'emploi d'un ele-
etrophore que nécessite l!eudiomeire d’ailleurs si exact
de Volta, est ir&s- embarrassant sur mer et dans Paix
humide des regions &quinosiales.
® Comparez plus haut mes expsriences sur la respiratien
des jeunes crocodiles, Tom. I, P- 256.
en!
224
ctſon du Mussum d’histotre naturelle. Cet examen
m'a mis a meme de ren las präcis les caractęres
genérigtes fixés par M. Cusler, parce qu'à Pepoque
ou il a publié le Regne animal, ce savant n'avoit A
sa disposition qu'un inılividu du genre Poecilie, rap-
porté de Surinam par M. Le Vaillant. Cet indisidu,
eonserve depuis un grand nombre d'années dans P'al⸗
cohol, est defectuenx; mais dans plusieurs individus
d'une autre espece rapportés recemment du Bresil
par NM. Delalande, j'ai pu observer facilement les cing
rayons qui soutiennent la membrane branchiostege,
Les autres caracteres des especes non décrites s’accor-
dent parfaitement avec ceux qui ont été assignds aux
Poecilies par le savyant auteur du Regne animal; de
sorte que le caractere de ce genre devra etre modifié
par la presence de cing rayons aux branchies, Le
Guapucha est donc une espece nouvelle de Poecilie;
mais, pour mieux faire sentir seg rapports avec les
espèces de poissons qui l’avoisinent, je vais en donner
ici la description et les figures, {
11
Ge Poe ci lie.
Les Poecilies sont de petits poissons des eaux
douces de l'Amérique éguinoxiale. La forme de leur
tete deprimee de manière a ce que le museau ait la
fisure d'un coin, rend leur aspect remarquable et fa-
cile A reconnoitre a la premiere vue. Caradtérisées
par le nombre cing de leurs rayons branchiostäges, les
Poecilies sont maintenant tr&s-distinctes des espe&ces
de poissons que Schneider réunissoit sous cette déno-
mination generique. * Cet ichthyologiste celebre leur
donne pour caractere opposition de la nageoire dor-
sale à celle de anus et Ja presence des dents aux mä-
choires, Mais cette position relative de ces deux na-
geoires n'est pas exclusive, comme nous le verrong
bientöt; elle réunissoit, dans un meme genre, des
poissons de forme generale tres-differente, et dont
le nombre des rayons branchiosteges s'elève de ga 6,
La forme des dents varie aussi dans les Poecilies de
Schneider; mais elle est constante pour chaque genre
que M, Cuvier a établi; elle change en méme temps
que le nombre des rayons qui supportent la membrane
branchiostöge,
La premiere espece que Schneider a decrite, a
ete nommee Poecilia vivipara: Si le nombre des ray-
ons branchiostèges a été note exıctement, cette espece
ne pourroit pas &tre placée dans le senre que nous
etablissons avec le caractère distinctif de cing rayons
aux branchies. Cependant, en examinanf avec soin
la forme de la tete et du corps en général (Syst. Icht.,
Pl, LXXXYI, fig. 2), il est impossible de n’etre pas
frappé de sa grande ressemblance avec les esp&ces nou-
velles que je vais decrire. Je crois done qu'il est con-
venable de fixer P'attention des naturalistes sur cet
objet, parce que, ces poissons étant très- petits, les
4 Schn., Ed, de Bloch, p. 45%.
225
observations doivent étre faites sur un grand nombre
d’individus et avec un soin exiräme. Si le nombre
des rayons indiques est faux (de 5 au lien de 6), com-
me je suis porte à le croire, alors ce poisson conser-
vera sa place parmi les Poecilies. Les bandes brunes
et transversales du corps et la queue fourchue sont
les caracteres par lesquels on le distinguera du Poeci-
lia surinamensis et du P', unimaculata, L’esp£ce dé—
crite par M. de Humboldt est suffisamment distincte
par la belle bande argent&e qui orne ses flancs. D’ail-
leurs l’epithete de vivipara ne convient pas exclusive-
ment à la Poecilie a laquelle on a donnee, Les deux
espòces que j'ai sous les yeux sont également vivipa-
res. Le Guapucha l'est-il aussi? C'est ce que les
. voyageurs devront observer. Mais ce nouveau rap-
port de conformation entre le poisson decrit par
Schneider et ceux que je rapporte au genre Poecilie, est
encore un motif de plus pour croire a l'identité gene-
rique de ces espèces. Gelles que Schneider adecrites sous
les numéros suiyans appartiennent a d'autres genres
que je caractériserai dans ce mémoire; c'est alors aussi
que j’en discuterai la synonymie,
A la forme déprimée de la tete des Poecilies se
jdignent encore d'autres caracteres communs à tou-
tes ces petites espèces. Leur corps et comprimé,
couyert d’ecailles assez grandes. La téte et les préo-
percules en sont également reyétus: les opercules
meme sont nus; ils n’ont ni &pines ni dentelures.
L'abdomen est tres - grossi par la quantité d’oeufs
dont il est rempli au moment de la fecondation. Ces
oeufs ont A cette &poque une ligne de diamètre, et le
petit foetus, pret à sortir, y est tout formé et tr&s-
visible sous les membranes qui le protegent. La bou-
che est petite, fendue horizontalement et protractile.
La mächoire inferieure est plus avaneée que la supé-
rieure; toutes deux sont munies d'une seule rangée
de dents pointues, fines et tres-serrees l’une contre
l'autre. Les yeux sont grands, latéraux; et, au-des-
sus d'eux et un peu en ayant, les narines s'ouvrent
par un petit trou arrondi. La nageoire dorsale est
lac&e sur la partie posterieure du dos et opposte &
Base; les autres sont petites, et celle de la queue
paroit varier de forme, suivant les especes, La ligne
laterale est tres-foiblement marquée et ne se laisse
apercevoir que dans sa moitié antcrieure,
Dans les individus du Poecilia unimaculata que
j'ai ouverts, je n’ai pu voir de yessie atrienne, Cette
espece me paroit donc privée un organe dont les
fonctions, dans la physiologie des poissons, ne sont
pas encore bien connues, Cette difference d'organi-
sation avec le Guapucha ne peut cependant nous au-
toriser a séparer celui-ci du genre Poecilie. Nous
avons deja un exemple semblable dans d'autres gen-
res de poissons. - Tel est, parmi les Scombres, le
Scomber pneumatophorus de Laroche (Ann. du Mu-
seum, T. XIII, p. 148). C'est la seule espece de
Scombre qui ait une vessie natatoire, L’intestin, res-
serré entre les ſobes du foie, se présentoit dans le
Iſis 1842. Heft IL
—
m
Poecilia unimaculata roulé sur lui- mòme à peu prös
comme celui d'un tétard de grenouille. Dévelappé,
il est devenn presque quatre fois aussi long que le
eorps sans offrir aucun renflement ou aucune dilata-
tion semblable a un estomac. Ces poissons sont her-
bivores,
D’apr&s ce que je viens de dire, le genre Poeck-
lie sera caractérisé ainsi:
Corpus compressum, ovato oblangum, squamis
tectum.
Caput depressum, squamatum; apertura oris®
minima, transversa: dentes in utroque labro mini-
mi, acuti: membrana branchiostega radiis quinque-
1. Poecilia surinamensis, corpore immaculato.
flavescenti (?), pinna caudalı subtruncata, (Pl. LXI,
fig. I.)
Habitat in aquis dulcibus Surinami, bipollicaris.
An species satis distincta ?
Les individus, rapportes de Surinam par M. Le
Vaillant, sont tout-a-fait décolorés par Y’aicohol dans.
lequel on les conserve depuis long-temps. Aussi est-
il tres- difhieile de leur assiener un caractere tres-ex-
act, Mais leur corps me paroit plus large anterieure-
ment que celui de l’espece suivante: la queue est
aussi moins arrondie, et je ne puis apercevoir aucun
indice de taches.
2, Poecilia unimaculafa, corpore ex yiridescente
fusco, in utroque latere ante pinnam dorsalem ma-
cula nigra notato; cauda rotundata. (Pl. LXI, fig. 2,
5 et 6.)
Habitat in aquis dulcibus Brasiliae, bipollicaris.
Corpus breve, ovato- compressum, caput trun-
co angustius, obtusum; opercula laevia; praeoper-
cula squamis tecta; venter flavescens embryonibus
turgidus; pinna dorsalis fere librans, anali oppositafs:
pinnae pectorales et ventrales angustae.
D. 7: R. iz. VG A 7 22.
Cette petite espèce de Poecilie a été rẽcemment
rapportèe de Rio Janeiro par M. Delalande: elle fait par-
tie de la riche collection da Museum d'histoire na-
turelle.
3 Poeci'ia bogotensis, corpore compresso, fas-
cia longitudinali argentea.
0
Differt a P. surinamensi et P. unimaeulata, fas -
cia laterali argentea, et cauda bifida.
VN'ayant pas eu occasion de voir aucun individu
qui ressemblät exactement à la figure du P. vivipara
45 808 par Schneider dans son édition de Bloch, je
me contenterai de l’indiquer ici comme une espeèce
douteuse. Peut- etre des individus mienx conserves
du Poecilia surinamensis prouveront-ils son identité
avec le P. vivipara. Celle- ci differe des deux premie-
15
226
227
res Poecilies que j'ai decrites par la queue qui est
fourchue et non arrondie. La couleur jaune et les
bandes transversales brunes la distingueront facile-
ment de l’espece décrite et fisur&e par M. de Hum-
boldt. Je nominerai cette espece Poecilia Schneideri,
parce que V’epithete de vivipara ne lui convient pas
exclusivement, ainsi que je l’ai deja fait observer,
Gre Lebias
Ce genre, que M. Cuvier a é&tabli, avoisine,
par ses rapports, les Poecilies; mais la forme des
dents comprinices et tricuspidées a leur bord libre,
distingue facilement les Lebias des Poecilies. Le nom-
bre des rayons branchiosteges est le méme dans les
deux genres. Les Lebias ont la tete déprimée et cou-
verte d'écailles. Leur museau est obtus; Pouverture
de la bouche est tr&s-petite et fendue horizontale-
ment. La mächoire supérieure est un peu -protra-
ctile. Les dents sont sur un seul rang. Pignore de
quel pays viennent ces petites especes de poissons qui
sont depostes dans la collection du Museum d'histoire
naturelle de Paris. Toutes les especes rapportées a ce
genre sont nouvelles. Le caractere generique des Le-
bias peut Etre exprimé ainsi:
Corpus cathetoplateum, squamis tectum; caput
depressum, squamatum; apertura oris minima; den-
tes in utroque labro compressi, tricuspidati; mem-
brana branchiostega radiis quinque.
1. Lebias rhomboidalis , corpore latissimo, im-
maculato, cauda fere bifurca. (Pl. LXI, fig. 3 et 7.)
Corpus breve (bipollicare), compressum fere,
rhomboidale; dorsum elevatum; caput plasjoplate-
um; os parvum; dentes majores in unica serie ordi-
nati; pinna dorsalis librans fusca; pinnae pectorales
rodundatae; ventrales exiguae. Pinna analis haud
subdorsali posita, sed caudae propinquior. Pinna
saudalis sublunata.
D. 10. P. 16. V. 7. A. 12. C. 24.
2. Lebias fasciata corpore tereti, subcompresse,
10-12 fasciis albidis circumcincto, cauda rotundata.
(Pl. LXI, fig. 4.).
Corpus teretiusculum , bipollicare; caput de-
pressum; os paryum; dentes minores in unica serie
ordinati; pinna dorsalis remota, anali subopposita.
Pinnae pectorales et ventrales exiguae, Pinnae cau-
dalis rotundata.
10, P. 16. V. 7. A. 8. C. 24.
Ger Tun dul e.
M. de Lacépède a établi le genre Fundule pour
classer deux poissons que Gmelin (edit. XII. Sys. nat.)
avoit rangés parmi les Cobitis, quoiqu’ils n'en aient
aucun des caractères. Depuis que ce grand zoologue
a publié son Histoire naturelle des Poissons, la colle-
Ei VIE
228
®
ction du Museum compte trois fois plus d’especes
qu'elle n’en avoit a cette époque. C'est à Pactivite de
NI. Cuvicr et a linterdt que son ouvrage a inspire
pour cette branche de Phistoire naturelle, que Je Mu-
seum doit ce rapide accroissement. Aucune des espe-
ces que j'ai décrites precädlemment et de celles qui le
seront dans la suite de ce mémoire ne se trouvoit dans
le Museum, lorsque M. de Lactp£de a publié ses tra-
vaux: il n'a done pu les connoitre que par les des-
criptions incompletes et inexactes que Pon en trouve
dans les auteurs. C'est à cette cause qu'il faut attri-
buer l’inexactitude des caractères qui ont été donnés
jusqu'ici à ces différens genres de poissons. \
Le Cobitis hérétoclita n’existe que depuis peu de
temps dans la collection du Museum de Paris. NMI.
Cuvier, en determinant les especes de cette collection,
la confondu avec le Cyprinodon varie. C'est proba-
blement la raison qui l’a porte à passer sous silence le
genre Fundule de N. de Lac&pede. Par cette mépri-
se, l’auteur du Regne animal a donné precisement
aux Cyprinodons le caractère qui convient au genre
Fundule, genre qui a quatre ravons aux branchies, et
non cing, comme a indiqué NM. de Lac&pede d’apres
les descriptions peu exactes que se savant a employ-
ees. Le Cyprinodon varie Lac. que cite M. Cuvier
(Tom II, p-199, no. 3) n'a pas encore été vu dans
aucune des collections de Paris. C'est une espece si
voisine de ’Esox ovinus du docteur Mitchill, que
certainement ces deux especes sont du me&rme genre,
si me&me elles ne sont pas identiques. Or, d’apresM. -
Mitchill, ’Esox ovinus a six rayons aux branchies, et
je trouve le méme nombre pour l’Esox flavulus
Mitch., espece qui a les plus grands rapports avec
les deux precedentes. II en résulte qu'il faut admet-
tre six rayons a la membrane branchiostege des Cypri-
nodons, et quatre à celle des Furdules. C'est avec
ce caractere que le genre Kundule doit de nouveau
prendre sa place dans le système anpres des Poecilies,
des Lebias et des Cyprinodons, dont toutes les espè-
ces ont entre elles des rapports naturels,
Schoepf (Beschreibungen einiger Nord- Ameri-
canischen Fische dans les Schrift. N. Fr., Tom VIII,
Pp. 171 et 172) avoit déja indiqué ces petites espèces
de peissons. II les r&unissoit toutes sous Cobitis hete-
roglita de Linnee, en distinguant quelques variétés
par les noms anglois donnés par les pecheurs. N.
Schneider a place le Cobitis heteroclita dans son gen-
re Poecilie, sous le nom de Poecilia coenicola, et a
distinguele Yellow -bellied Cobler des Américains sous
le nom de Poecilia fasciata. Il considère, à l’exem-
ple de Schoepf, le Hill ich comme une variete de cet-
te espèce. XI. de Lacépéde passe sous silence le Yel-
Tow - bellied Cobler et le Killfish; mais, d' après une
note communiquee par M. Bosc, il etablit un genre
nouveau sous le nom d’Hydrareire. Cette Hydrargire
Swampine est précisément le jeune äge du Poecilia
fasciata Schn. ou Killfish des Americains que le doc-
teur Mitchill nomme Esox zonatus. Mais M. de
229
Lacëpède indique cinq rayons aux branchies au lien
de quatre. NM. Cuvier, dans son Regne animal (Tom.
II, p. 199 note 1), quoiqu'il n’ait pu examiner lui-
meme aucun de ces poissons, cite comme Poecilies 19
Cobitis heteroclita Linn., ou Poecilia coenicola Schn.;
2°, Hydrargyra Swampina Lac. qu'il designe , avec sa
sagacité ordinaire, comme synonyme du Poecilia fas-
ciata Schn.; 3°. Cobitis mayalis Schn. Aucune de
ces espèces ne sont des Poecilies; les deux premiéres
appartiennent au genre Fundule dont je m’occupe
maintenant, et la troisième est synonyme de PEsox
flavulus Mitch. que j'ai dit avoir six rayons aux ouies,
et qui des-lors est un Cyprinodon.
Le docteur Mitchill range toutes ces petites
espèces parmi les Esox. ignore ce qui a pu le deter-
miner à cette classification; car la forme de ces pois-
sons rappelle bien plus celle des Cyprins que celle des
brochets. Peut- etre at- il eu égard seulement aux
dents? Sans discuter si ces especes ont été decrites ou
non, il distingue ı°, le Yellow - bellied Rillfish sous
le nom d’Esox pisciculus , en lui donnant à tort cing
ravons aux branchies (c'est le Poecilia fasciata de
Schn., ou leYellow-bellied Cobler de Schoepf); 2° le
Killfish, Esox zonatus, qui est, comme je l’ai dit
plus haut, le jeune äge du Poecilia fasciata ou ’Hy-
drargire Swampine Lac. pour la description, mais
non pour la figure qui est mauvaise et à peine recon-
noissable.
. Ayant pu examiner moi-me&me un grand nom-
bre deces animaux, je ferai observer que, dans les
petites espèces, les jeunes ont des bandes transversa-
les sur le corps; que ces bandes s’effacent avec l’äge,
en commencant par celles qui sont le plus pres de la
tete; aussi on en voit toujours quelques traces vers la
queue. Cest faute d'avoir remarqué cette particula-
rité que l'on a distingué différens äges d'une meme
espece, comme étant des especes diffèrentes. II résul-
te de ces recherches que les especes du genre Fundu-
lus dont je vais établir le caractere, en comprennent
chacune plusieurs autres qui ont été vaguement di-
. stribuees jusqu'ici dans des genres différens.
Fun dul us.
Corpus oblongum, teretiusculum; squamis te-
ctum. Caput squamatum, supra depressum, infra
eonvexum. Dentes in utroque labro plurimi setacei,
priores majores aculi; in pharynge conici, validius-
culi. Membrana branchiostega radiis quatuor.
1. Fundulus coenicolus, corpore oblongo, pin-
na caudali rotundata, cinerascente, albo punctata.
Fundulus Mudfish. Lac. V. p. 38.
Poecilia coenicola. Schn. Edit. de Bloch, p. 452.
Cobitis heteroclita Linn. Gmel.
Mudlish' Schoepf. in Schrif. V. Fr. T. VIII. p. 171,
1
——ů
—
230
Habitat in rivulis et aquis salsis Americae borea-
lis, praesertim Carolinae,
D. ır. P. 15. V. 6. A. 9. C. 30.
2. Fundulus fasciatus, corpore oblongo fusco,
versus caudum fasciato; pinna caudali rotundata, con-
colore. (Pl. LXII, f. 1. 4. 5.)
Poecilia fasciata, Schn. loc. cit. p. 453.
Yellow - bellied Cobler, Schoepf. loc. cit. p. 172
(Cibitis maerolepidota, Art.) 5
Esox pisciculus, Mitchill, Trans. phil. of litt,
and scienc. Soc. of New- Yorch, Tom. I, p. 440.
Hydrargyra fasciata, Lesueur, Journ. Philad.
Rillfish Schoepf. loc. cit.
Esox zonatus. Mit. loc. cit. p. 443.
Hydrargire Swampine. Lac. T. V. p. 379.
Habitat in aquis dulcibus Americae borealiss
prope New-Yorck.
Les quatre premiers synonymes appartienn‘n£
au poisson adulte; les trois derniers au jeune äge de
la meme espèce. f
3. Fundulus brasiliensis, corpore oblongo, ex
nigrescente fusco, pinna caudali lanceolata, conco-
lore. (PI. LXII, f. 2.)
Habitat in aquis dulcibus Brasiliae, corpus tere-
tiusculum, oblongum; dorsum depressum ante pin-
nam pectoralem, post illam compressum; praeoper-
culum squamatum, poris marginatum; pinna dorsa-
lis remota, anali opposita, nigra. Pinna analis mag-
na, nigrescens. Pinna caudalis fusca lanceolata,
D. g. P. II V. 5. A. 11. C21.
Gre Cy pri n Oo don.
Ce genre a été établi par M. de Lacépéde, d'a
pres une note que lui avoit communiquée M. Bosc“
L'espèce qui a servi de type, ainsi que je Pai dit plu®
haut, n'est encore dans aucune de nos collections.
C'est donc par la comparaison de la figure donnèe par
M. de Lacépède et de celle du docteur Mitchill que je
me crois fonde a r&unir dans un mème genre ces deux
espèces trés- voisines.
Caracterises par les six rayons de la membrane
branchiostege, les Cyprinodons se distingueront fa-
cilement des Fundulus aupres desquelles ils sont natu-
rellement places, par la forme generale de leur corps
et par leurs habitudes. Ce sont de petits poissons qui
vivent enfoncés dans la vase des eaux douces ou sau-
mätres de ’Amerique. On en fait au printemps une
peche assez abondante pour en amorcer les hamegons.
Outre la difference dans le nombre des rayons
branchiosteges, les Cyprinodons se distinguent encore
des Fundules par la forme des dents; elles sont égales
231
entre elles, très- petites, disposées sur plusieurs
rangs, et en velours. La bouche est petite, fendue
horizontalement ; la mächoire supérieure est protra-
ctile; V’inferieure plus avancee. La t£te et le corps
sont converts entièrement d’ecailles semblables. La
ligne laterale, située sur Je milieu du corps, est tres-
peu sensible,
Cyprinodon,
PR Corpus oblongum, supra depressum, squama-
um.
Dentes in utroque labro, plurimi, minimi,
Membrana branchiostega radiis sex.
1. Cyprinodon flavulus, corpore oblongo viridi-
flavescente; lineis nigris, longitudinalibus in corpore,
ru pone caudam, ornato. (Pl. LXII, f. 5.
7.
Esox flavulus, Mit. loc. cit. 439, Pl. IV, fig. 8.
Cobitis majalis, Schn. p. 455.
Cobitismajalis Artedi (Schoepf. in Naturf. Fr.,
Tom. VIII, p. 173.)
5 Habitat in aquis dulcibus Americae borealis,
prope New-Yorck.
Caput supra depressum, squamatum; dorsum
ex viridescente flavescens, ante pinnam dorsalem de-
Pressum, pone illam compressum. Squamae magnze
striis concentricis exaratae. Venter flayulus. In utro-
que latere fascia unica longitudinalis, corpus dimidi-
ans, nigra; abdomen versus fasciae duae aut tres
longitudinales, interruptae; pone caudam duae lineae
transversae, nigrae. Pinnae pectorales albidae, ro-
tundatae; pinnae ventrales minores, concolores. Pin-
na dorsalis cinerea, remota, anali opposita. Pinna
caudalis integra. Longitudo totius corporis 6pollic,
D. 18. P. 18. V. 6: A. 10. C. 22.
Pajouterai encore ici la diagnose de deux espèces;
Pune d’apres la description du docteur Mitchill, l’au-
tre d’apres M. de Lacepede.
2. Cyprinodon ovinus, corpore abbreviato, irun-
cato ; ex viridescente cano, lineolis vel punctis or-
nato.
Esox ovinus, Mit. loc. cit. fig. 7.
Habitat in aquis tam dulcibus quam salsis Ame-
ricae borealis, bipollicaris.
Br . i Dein A. 9. C, 17.
3. Cyprinodon variegatus, corpore suboyato,
maculis fasciisque fuscis variegato,
Cyprinodon variegatus. Lac. V, p. 487, Pl. XV.
fig. 1.
Habitat in rivulis Carolinae.
Br. 3. D. 12. P. 14. V. 6. A. 11. C. 20.
f Ce sont, dans l'état actuel de nos connoissan-
ces, les veritables caracteres qui distinguent les qua-
— —
232
tre genres Poecilia, Lebias, Fundulus et Cyprinoſlon.“
Je les ai etablis d’apres un ſexamen soign& des objets
conservés au Museum d'histoire naturelle, — Valen-
ciennes.]
[Le travail que j’ai sur le genre Poecilie et sur
ceux qui l’avoisinent étoit imprime, lorsque nous
avons recu le Journal de Vacademie des sciences de
Philadelphie, dans lequel M. Lesueur a publié les des-
eriptions et les figures de trois espèces de poissons des
eaux douces de la Louisiane. Deux de ces especes sont
nouyelles; et la troisiöme est decrite et figurde dans
mon m&moire, d’apres un individu de la collection du
museum d’histoire naturelle, dont on igreroit la
Patrie,
La premiere espöce de M. Lesueur ? est le type
d'un genre nouveau qu'il nomme Molienesia. Ce
genre est caracterise par la position remarquable de la
nageoire anale entre les ventrales, immédiatement
sous Porigine de la dorsale. Les dents sont disposdes
comme celles des Fundules; le nombre des rayons
branchiostäges est de quatre ou cing: on sait que les
les especes da genre Fundule en ont quatre seule-
ment. D''après ces rapports, on voit que c'est entre
les genres Lebias et Fundule que doit etre placé le
Molienesia. BI. Lesueur n’en connoit qu'une espece,
qu'il nomme Molienesia latipinna; elle est représentée
PI III. qu Journal. Ce petit poisson est tr&s-commun
dans les mares d’eau douce pres de la Nouvelle-Or-
leans.
La seconde espece a été rapportee au genre Poe-
cilie, sous le nom de Poecilia multilineata; elle est
fisurde loc, cit. Pl, I. Les caracteres spéciſiques de ce
petit poisson, qui habite les eaux douces de la Floride
orientale, le font connoitre pour une espèce nouvelle
et distincte de toutes celles que j'ai decrites, Il est ce-
pendant ä regretter que M. Lesueur n’ait pas indiqué
positivement le nombre des rayons de la membrane
des branchies. Si ce nombre, sur lequel reposent en
partie les caractères que M. Cuvier a pris pour base de
ces determinalions, est cing, cette espece est une
Poecilie. La description des dents porte à le croire;
car elles sont exactement indiquées comme celles de
toutes les especes-de ce genre. Si le nombre des
rayons branchiosteges est quatre, ce poisson doit etre
placé dans le genre Fundule. Peut- etre a cause de,
ces dents est - il le type d'un nouveau genre?
La troisième espece decrite par M. Lesueur est
un Lebias; le caractere si remarquable des dents, don-
né par M. Cuvier, ne laisse aucun doute sur les po-
issons que l'on doit rapporter à ce genre. Le Lebias ellip-
soidea (loc. cit. plı II, fig. 1-3) est la me&me espèce
que celle que j’ai nommée plus haut Lebias rhom-
boidalis; elle vit dans les eaux douces de lest de la
Floride. — Valenciennes.
3 Journ. of the acad. of nat. scien. of Philad,, Tom, IL
sahier de janvier 1821, Pp. 2 et suiv.
233
Dann folgt:
Curimatus amazonum (et Taeniurus edentulus),
Cichla orinocersis, atabapensis, temensis
argus). }
Pimelodus zungaro, argentinus, velifer, barban-
cho, Srunniens.
Serrasalmo albus,
Miyletes paco.
Erythrinus guavina.
Doras crocodili (et costatus, carinatus, granulosus
crocodili, niger, oxyrhynchus).
Smaris lineatus — Labre longmuseau et spare
breton.
Atherina regia.
(et
Dann folgen noch mehrere halbbeſtimmte Fiſche, wer:
auf Humboldt die Reiſenden zu achten bittet, und intereſſan⸗
te Bemerkungen über die Delphine, welche im ſuͤfſen Waſ—
ſer leben, ſo wie Einiges uͤder die electriſchen Fiſche. Den
Schluß macht eine große Abhandlung über das Athmen
und die Schwimmblaſe der Fiſche, von H. und Provencal
vor mehreren Jahreu in den Mem. d’Arcueil abgedruckt,
hier aber zur größeren Bequemlichkeit den Phyſiologen wie—
dergegeben und mit Verſuchen über das Athmen von Gay
Luſſac vermehrt. Der Fleiß und die Genauigkeit, womit
v. H. und Peovengal gearbeitet haben, iſt hinlaͤnglich bes
kannt. Es gibt kaum einen Gegenſtand der Phyſiologie, der
fo haufig von den berähmteften Chymiſten bearbeitet wor:
den iſt, wie der Athemproceß, und deſſen ungeachtet weiß
man kaum, welcher Meynung man ſich ergeben ſoll. Die
Phyſtiologie wird einſt allein aus ihren Mitteln entſcheiden
mäülfen.
Valenciennes beſchreibt dann einige Muſcheln, welche
H. auf feiner Reiſe geſammelt. Man kennt jetzt 9 Sip—
pen Flußmuſchein und 36 Meermuſcheln. Der beſchriebe—
nen Muſcheln ſind nur 4. 1
Venus succincta, Donax radiata, Tellina peta-
lum, Mytilus ungulatus.
Abgebildet find: Taf. 45. Peecilia bogotensis, Cu-
rimatus amazonum, Cichla orfinocensis.
Taf. 46. Pimelodus zungaro, Smaris lineatus.
Taf. 47. Serrasalmo cariba, Myletes paco.
Taf. 48. Erythrinus guavina, Doras crocodili.
Taf. 48. bis. Venus succincta, Tellina petalum.
(Fig. 5 a, b, welche der Mantelfurche nach Mya picto-
rum nahe ſteht, iſt nicht erklaͤrt).
Taf. 49. Mytilus ungulatus.
Taf. 50. (fehlt unſerm Exempl.) Donax radiata.
Taf. 51. (nicht 61) Poecilia surinamensis, uni-
maculata, Lebias rhomboidalis, fasciata.
Taf. 52. (nicht 62) (fehlt unſerem Exempl.) Fundu-
Ius fasciatus, brasiliensis, Cyprinodon flavulus.
Die Muſcheln ſind vortrefflich ausgemahlt, die Fiſche
ſind geſtochen von Coutant. 8
Aſis 1822. Heft Ik
— ——
234
Magazin der ausländifhen Literatur der ges
ſammten Heilkunde, und Arbeiten des aͤrzt⸗
lichen Vereins zu Hamburg.
Herausgegeben von Dr, G. H. Gerſon und Dr. N. H. Julius.
Hamburg bey Perthes und Beſſer. B. 1. H. 1. 1821,
8. 208.
<
Dieſe Zeitſchrift ſcheint uns wahrhaft an der Zeit zu
ſeyn. So ſehr Deutſchland von inlaͤndiſchen mediciniſchen
Zeitſcheiften uͤberſchwemmt wird, fo wenig wurde es feit ei⸗
niger Zeit von auslaͤndiſchen getraͤnkt, und doch iſt nicht
zu laͤugnen, daß gegenwärtig die auslaͤndiſchen Krankheiten
bey weitem viel wichtiger find als, Gottlob, die deutſchen.
Der Eifer, welchen die Herausgeber dieſer Zeitſchrift an den
Tag legen und beſonders ihre verſtaͤndige Auswahl des Zeitz
gemaͤßen buͤrgt für den Nutzen, welchen dieſes Unterneh⸗
men bringen wird. Es enthält unter anderen eine ausführ-
liche Geſchichte des gelben Fiebers zu Cadix und zwar aus
Mittheilungen, die noch nirgends gedruckt ſind Da nun
dieſe fuͤrchterliche Krankheit ſich in Europa immer mehr
veſtſetzt und ihre Verheerungen keiner der älteren Peſten et=
was nachgeben, fo darf man erwarten, daß die deutſchen
Aerzte den Unterricht daruͤber in dieſer Zeitſchrift mit Dank
annehmen werden. Außer den eigenthuͤmlichen Abhandlun⸗
gen finden wir noch ſehr vollſtaͤndige Auszuͤge aus den
wichtigſten fremden Werken, dann kleine Berichte von ein—
zelnen Entdeckungen und andern Merkwuͤrdigkeiten, endlich
eine ſehr vollſtaͤndige auslaͤndiſche Literatur, welche zu ge=
ben nur Hamburgern oder Bremern moͤglich iſt.
Zu den eigenthuͤmlichen Abhandlungen gehoͤrt: ein
Ueberblick uͤber die niederlaͤndiſche Heilkunde, der aber im
Geunde Nichts enthält, als die Organiſation der niederlaͤn—
diſchen Univerſitaͤten, in ſo fern ſie das Medicinalweſen
betrifft, und iſt ohne beſonderen Werth. Dagegen iſt der
2te Aufſatz: Nachrichten vom gelben Fieber, insbeſondere
von der Seuche zu Cadix im J. 1819 von der größter
Wichtigkeit. Er laͤuft auch von S. 12 bis 49 und wird
erſt im naͤchſten Hefte geſchloſſen. Dieſe Nachrichten ſind
den Herausgebern von Franz Xaver Laſo, Seecretaͤr der
zur Unterſuchung des gelben Fiebers in Cadix niedergeſetz—
ten aͤrztlichen Geſellſchaft, handſchriftlich mitgetheilt wor⸗
den, und mithin ganz neu. Sie enthalten vorzuͤglich die
Kennzeichen des gelben Fiebers, das Weſen der Krankheit
und die Angabe der Organe, welche von ihr ergriffen wer⸗
den. Dieſer Auffas ſcheint ſehr wohl gerathen und zeigt
von großer Beobachtungsgabe, von beſonnener Ruhe in
der größten Gefahr.
Unter den Auszügen finbet ſich ein Bericht über die
epidemiſche Cholera, welche gegenwärtig in Oſtindien wüthet,
Dann folgt von S. 67 bis 103 das Werk von Bingham
über Harnroͤhrenverengerungen und endlich eine gravitas
extrauterina von Rizzo, Prof, zu Catanea, bis S. 109,
die eben nicht ſonderlich wichtig iſt.
Unter den kleinen Nachrichten befindet ſich, die Krank:
heit zu Falcada, eine Art Luſtſeuche, welche den Heraus:
gebern Aehnlichkeit mit der Marſchkrankheit und der
Kadeſeuche zu haben ſcheint. Außerdem kommen noch fo
viele Nachrichten vor, daß wir unmoglich mehr thun Edas
15 5
235
nen, als ihre Titel angeben, welche hier folgen, nebſt dem
Vorwort der Herausgeber, worin der Plan der Zeitſchrift
vorgelegt wird. i
Vorwort.
Bey dem großen in Teutſchland herrſchenden Streben
nach Kenntniß der auslaͤndiſchen Literatur, von der Wich—
tigkeit dieſer im Allgemeinen, ſo wie der aͤrztlichen insbe—
ſondere, nicht bloß fuͤr den gelehrten Forſcher, ſondern auch
für den ausuͤbenden Arzt, hier etwas zu ſagen, waͤre mehr
als uͤberfluͤſſig. Nur auf zwey Puncte möchte es rathſam
ſeyn, aufmerkſam zu machen. Der Wunſch, die Meinun:
gen und Anſichten auswaͤrtiger Aerzte zu kennen, verurſacht
nicht ſelten ein Haſchen nach ihnen, und wo dann nur
einzelne ihrer Schriften oder Angaben bekannt werden,
glaubt man dieſe alsbald ins Teutſche uͤbertragen zu muͤſ—
ſen, da ſie doch oft nur ſehr unbedeutend ſind, und ihre
Verfaſſer eben ſo wenig Beruͤckſichtigung verdienen, als ſie
auch erlangen würden, wenn dem größten Theile der teut—
ſchen Gelehrten, die Perſoͤnlichkeit jener auswärtigen, in
ihrem Vaterlande nur nach jedesmaligem, oft ſehr gerin—
gem Verdienſte geſchaͤtzten Gelehrten, hinreichend bekannt
waͤre. Auf der andern Seite entgehen die wirklich wichti—
gen, die Wiſſenſchaft wahrhaft bereichernden Schriften und
Erfahrungen des Auslandes, oft lange den Ueberſetzern,
(wie wir es z. B. bey dem erſt jetzt durch Krukenberg uͤber—
tragenen Thompſon von der Entzuͤndung geſehen haben),
oder den gelegentlich und abgebrochen daraus mittheilenden
Zeitſchriften Teutſchlands.
Um dieſe beyden Uebelſtaͤnde zu vermeiden, iſt es noͤ—
thig auf einem Standpuncte zu ſtehn, von wo aus man
das Ganze der auslaͤndiſchen Literatur, zur Anſicht und
Ueberſicht vor ſich haben konne.
Daß die Herausgeber der gegenwaͤrtigen Zeitſchrift,
den eben aufgeſtellten Forderungen in materieller Hinſicht
Gnuͤge zu leiſten im Stande find, duͤrfen fie als bekannt
vorausſetzen, da bereits in dem in Berlin erſchienenen
Hamburgiſchen Magazin für die auslaͤndiſche Literatur der
geſammten Heilkunde, gezeigt worden iſt, was der ärtzliche
Verein Hamburgs in dieſer Ruͤckſicht thut, und wie ſehr
er ſich die Herbeyſchaffung der literariſchen Huͤlfsmittel des
Auslandes angelegen ſeyn laͤßt. Wohl muͤſſen ſie bedau⸗
ern hierbey der thaͤtigen und einſichtsvollen Mitwirkung des
Herrn Dr. J J. Gumprecht in Hannover, ihres vorma⸗
ligen Mitbuͤrgers und Mitherausgebers jenes, mit ſeiner
durch Kraͤnklichkeit veranlaßten Abreiſe von hier, im Jahre
1819 beendigten Magazins, zu entbehren. Indeß haben
fie, die ihnen und mehrern Mitgliedern des aͤrztlichen Ver⸗
eins, durch mehrjaͤhrigen Aufenthalt im Auslande, gewor⸗
denen Verbindungen daſelbſt, theils wieder belebt, theils
zu jenen älteren noch neue angeknuͤpft. Mit den Ergeb⸗
niſſen dieſer ſowohl als der intereſſanteſten Verhandlungen
des ärztlichen Vereins, werden fie noch Einiges aus der
Fülle der arzneplichen und naturwiſſenſchaftlichen Erfahrun:
gen und Beobachtungen verbinden, die ſich, Amſterdam
ausgenommen, auf dem ganzen Europaͤiſchen Feſtlande, in
Hamburg allein, in dieſem Maaße vereinigen, und die bis—
her für die Wiſſenſchaft faſt ganz verloren gegangen find,
236
Wirklich find die Herausgeber bereits jetzt im Be⸗
ſitze mehrerer hierher gehoͤriger Abhandlungen, und hoffen
den ehrenvollen ihnen zur Herausgabe dieſer Zeitſchtift ges
machten Aufforderungen, auch durch eben fo ehrenwerthe
Beytraͤge entſprochen zu ſehn. }
Die Anordnung der Gegenſtaͤnde wird, wie bereits ei:
ne vorlaͤufig erlaſſene Anzeige beſagte, folgende ſeyn.
1. Eigne Abhandlungen, enthaltend, bisher unge—
druckte Arbeiten auslaͤndiſcher Aerzte oder hieſiger Mitglie-
der des aͤrztlichen Vereins, nebſt Nachrichten von beſonders
merkwuͤrdigen arzneylichen Ereigniſſen, im weiteſten Sinne
des Worts, in Hamburg.
II. Vollſtändige Auszüge der beſten ſelbſtſtaͤndigen
arzneylichen Werke des Auslandes.
III. Erfahrungen und Nachrichten.
I. Auszugsweiſe Mittheilung alles Neuen und Wiſſens⸗
wuͤrdigen, aus den zahlreichen arzneylichen Zeitſchrif—⸗
ten des Auslandes von dieſem Jahre an.
2. Kurze Nachrichten aus dem geſammten Gebiete der
Heilkunde des Auslandes, nebſt Mittheilung hierher
gehoͤriger Gegenſtaͤnde aus groͤßeren, weitſchichtigen,
und allgemeinen Werken, nichtarzneylichen Inhalts.
IV. Literatur. Moͤglichſt vollſtaͤndige Aufführung
aller im Auslande erſchienenen arzneylichen Bücher, von
kurzen Urtheilen über deren Werth und Irhalt, begleitet.
Puͤnctlich alle zwey Monate erſcheint eine Lieferung
von zehn bis zwölf Bogen, deren drey einen Band aus⸗
machen.
In allen vier Abtheilungen wird ſpaͤteſtens bis auf
das verfloſſene Jahr zuruͤckgegangen, einige wenige Aus⸗
nahmen in den erſten Stuͤcken bey Laͤndern abgerechnet,
die, es ſey der wirklichen geographiſchen Eintheilung, oder
dem literariſchen Verkehre nach, fremden Weltthellen gleich
zu achten ſind. 8 g
Im Ganzen hoffen die Herausgeber dem teutfchen
Leſer ſo viel zu geben, daß er im Allgemeinen der Muͤhe
und der Koſten Überhoben wird, die ausgezogenen, oft
nur ſchwer herbeyzuſchaffenden Werke und Zeitſchriften in
der Urſprache zu leſen, und auf dieſe Weiſe dem Wahl⸗
ſpruche, welcher den Titel gegenwaͤrtiger Zeitſchrift zieren
wird, nachzuleben:
Legimus aliqua ne legantur.
nh l.
Vorwort. 8
I. Eigenthuͤmliche Abhandlungen.
1. Literatur der Niederlaͤndiſchen Heilkunde.
2. Nachrichten vom gelben Fieber, insbeſondere von
der Seuche zu Cadix im Jahre 1819.
II. Auszuͤge.
Reports on the Epidemie Cholera troughout
Hindostan. (Berichte über die Brechruhr in In⸗
dien.)
237
2, Binsham’s Essays on Strictures.
über Harnroͤhrenvetengerungen.
3. Rizzo Memoria sopra una gravidanza estra-
uterina. (Rizzo über eine Schwangerſchaft au:
ßerhalb der Gebärmutter.) 5
III. Erfahrungen und Nachrichten.
A. Aerztliche.
1. Die Falcadiſche Krankheit.
2. Als Fallſucht verlarvtes Wechſelfieber.
3. Fall von Starrkrampf nebſt Leichenoffnung.
4. Katarrhaliſche geheilte Taubheit.
5. Pariſer Bruſtkrankheiten.
6. Tod aus Gram.
7. Urſprung der guͤldenen Ader-Knoten.
8. E. Home von einem merkwuͤrdigen Gallenſteine.
9. Krankheit in den Augen der Pferde.
10. Verſuche mit Viperngift und Blauſfaͤure.
11. Gegengift des Arſeniks und Mittel in Augenentzuͤn⸗
dungen.
B. Wundaͤrztliche und Geburtshuͤlfliche.
12. Cittadinis Ausſchneidung aus dem Bruſtfelle.
13. Ungeheilt gebliebene Zerſchneidung der Luft- und
Spe ſeroͤhre.
14. Liſton's gluͤckliche Unterbindung der Schluͤſſelbein⸗
ſchlagader.
15. Dupuptren's Einrichtung einer alten Verrenkung des
Schenkels.
16, Ohne Verengerung der Harnroͤhre geheilte Zerrei—
ßung derſelben durch einen Schuß.
(Bingham
Kleiner Beytrag zu dem Streite uͤber Brulliots
Werk: Dictionnaire des Monogrammes.
Dem Verfaſſer der Recenſion ſowohl, als der Antwort
auf die Antikritik, wird es gewiß nicht unlieb ſeyn, einige
Stellen aus meinem Tagebuche, welches ich auf einer Rei—
ſe durch Weſtphalen, Wuͤrtemberg, Bayern und Sachſen
im Jahre 1817 fuͤhrte, zu vernehmen, weil dieſelben die
Kenntniſſe des Herrn Br. in der lateiniſchen Sprache, Ge—
ſchichte und Literatur ganz vorzuͤglich bezeichnen. Ich will
kein Urtheil hinzufuͤgen, ſondern jeden Leſer es uͤberlaſſen.
Nur mein Staunen kann ich nicht zuruck halten, wie ein
ſolcher Mann wagen mag, ein Buch herauszugeben,
„„Es war gerade im Fruͤhjahre, als ich durch den
ſuͤdlichen Theil Bayerns nach München kam. Ich beſuchte
daſelbſt, wie uͤberall, die Merkwürdigkeiten, unter andern
auch das königliche Kupferſtich-Cabinet, worauf ich vor:
zuͤglich in der fo eben erſchienenen Beſchreibung von Muͤl⸗
ler aufmerkſam gemacht wurde. Da ich in dieſem Fache
keine Kenntniß habe, ſo ließ ich mir als Gelehrten bloß
die Bildniſſe zeigen; fie find, wie gewohnlich, nach den
Staͤnden geordnet, und haben geſchriebene Ueberſchriften, z.
B. Gelerte, Es iſt nicht ſelten, daß bloße Phantaſiekoͤ⸗
pfe öfters unter den Bildniſſen vorkommen. So liegen auch
folgende Bildniſſe unter den Biſchoͤfen: Gaßner, Meichel—
beck, Zillerberg.
238
Beſonders fand ich in dieſem Portefeuille der Biſchoͤfe
einige Sachen, die mir ſehr auffielen, und unmöglich durch
einen Irrthum hergekommen find, ſondern bloß durch Un—
wiſſenheit des Hrn. Scriptors. Denn jedes Land hat in
dieſem Portefeuille einen Umſchlag, worauf die Provinz ans
gegeben iſt. Gewöhnlich liegt vorne oder hinten ein ge—
ſchriebenes Blatt, worauf das Verzeichniß ſteht, weſſen
Bildniſſe in dieſem Umſchlage ſind. Auf dem Blatte, wor—
auf die Regensburger Biſchoͤfe ſtehen, iſt Joh. Joſephus
Gaßner Biſchof zu Regensburg No. 128. Dagegen
lautet aber die Inſcheift des Bildniſſes, auf deſſen Ruͤckſei⸗
te auch No, 128 ſteht:
P. R. D. JOAN.
JOSEPHVS GASSNER
Rev. mi et Cels. mi S. R. I.
Principis Episc. Ratisb.
ac. Praep. Elvac etc. etc.
Cons. Eccl.e et
Sacell,* aut.
Unten: I. M. Sockler sculps.
Ios. Wagner exc. Augsustae Vind 4to.
Wem iſt nicht Gaßner bekannt, und wer wird je auf
den Gedanken kommen, Gaßner unter die Regensburger
Biſchoͤfe zu ordnen — hoͤchſtens ein Br., der in der Ge—
ſchichte ganz unkundig iſt, und auch nicht das Mindeſte
von der lateiniſchen Sprache verfteht.. Unter den Biſchoͤfen
von Freyſingen iſt ſogar Meichelbeck geordnet. Dieſer
Kupferſtich hat die Unterſchrift
P. CAROLVS MEICHELBECR.
Benedictinus Benedicto Buranus
Reverendiss et Celsis Princ Episcop Frising
et Abba Campidon Consilus Ecclesiasticus.
denatus a d ıı April A. S. R. CIO ID CCXXAIV.
in Folio.
Auf dem eingelegten geſchriebenen Blatte ſteht: Bura-
nus Carolus bischof v. Freys. N. 75, welche Nummer
ſich auf das Blatt bezieht. Spaͤter wurde Buranus aus«
geſtrichen, und daruͤber Meichelbeck geſchrieben. Unter
den Salzburger Biſchoͤfen liegt Antonius v. Zillerberg;
dieſes Blatt hat die Unterſchrift
SEBASTIAN VS ANTONIVS
de ZILLERBERG
Cels. mi et Rev. mi Principus et Archi Episcopi Salis-
burgensis
Consiliarius status et ad Comitia Ratisbonensia Le-
gatus Directorialis.
1. L. Hirschmann ad Vivum pinx. Andreas Geyer
sc. Ratisbonae. Auf den geſchriebenen beygelegten Zettel
ſteht Zillerberg Sebast, Ant. von Bischof von, Salzburg
N. 149.
Ich koͤnnte aus meinem Tagebuch ſolcher Fehler,
welche ich in dieſem Cabinete fand, eine bedeutende Menge
aufzählen, die gewiß mehrere Bogen anfuͤllen, ich glaube
aber, dieſen wenigen werden hinlaͤnglich ſchon den Herrn
Recenſenten Überzeugen, mit was für einem Gegner er zu
thun hat. Ich kann ihn verſichern, daß ich es nicht glau⸗
ben konnte, wie ein Mann, der doch auf hoͤhere Bildung
239
Anſpruͤche macht, fo etwas ſchrelben Eönnte, wenn mich
nicht ausdrücklich der Diener verſichert haͤtte, daß dieſes
Br. Sandſchrift fey, und wenn er mir nicht mehrere
Schriften gezeigt haͤtte, welche ſchon dem Inhalte nach
von ihm geſchrieben ſeyn muͤſſen,
Des Kuͤnſtler-Lexicons von Bamberg
erſter Theil, herausgegeben vom Bibliothekar Igeck baſelbſt, iſt
erſchienen.
Der meiſtens aus ungedruckten Handſcheiften verfaßte
Inhalt verbreitet ſich uͤber Frater Anton — Joh. Anwan—
der — Georg Adam Arnold — Aſam — Anton Axmann
— Joh. Georg Wolfgang und Franz Auwera — Marx
Ayrer — Karl Bacck — Badum — Joh. Paul Baͤndorn
Lorenz Banſer — Sebaſt. Baſtel — Franz Ludwig Bauer⸗
ſchmidt — Joh. Conrad Baumann — Joh. Baumgaͤrtner
— Bauſewein — Kaſp. Baiimel — Joh. Heinrich Bayer
— Joh. Philipp Bayer — Heinrich Bayl — Mich. Be—
der — Beck — Peter Becker — Ant. Beczwarzowsky —
Hanns Beckhart — Jeh. Peter Benckert — Peter, Joh.
Chriſtoph, Carl Sebaſt., Simon Joſeph, Joh. Caſpar v.
Bemmel — Laux Benediet — Joh. Chriſtoph und Joſeph
Bonaventura Berg — Joh Georg Bergmuͤller — Joh.
Bernecker — Jacob Theodor Berus — Heinrich Beſſinger
— Beuther — Anton Beykofer — Joh. Albrecht Bichler
— Bilzius — Joh. Bitterich — Feanz Böhm — Alexius
Bolen — Joh. Mart. Bolsder — Bonalino — Mart.
Boſſi — Joh. Heinrich Bramberger — Chriſt. Gerhard
Brauns — Steph. Brechtel — Joh. Bapt. Brenno —
Hanns Briefmaler — Carl Joſeph Bronzetti — Andr.
Brunner — Joh. Rudolph Byſſ — Cartouche — Phile—
nus Cornazanug — Ludwig Sebaſt. Cella — Georg und
Veit Conradt — Joh. Jopſt v. Coſſiau — Cranach Vater
und Sohn — Lorenz Daiſinger — Daldon — Ant. Dann:
bacher — Joh. Caſp. Danner — Peter Dauth — Franz
Anton Decart — Sebaſt. Degler — Demleutner — Jo—
ſeph Denner — Georg Detſch — Joh. Heinrich u. Paul
Ditterich — Ferdinand Dietz — Joh. u. Joh. Heinr.
Dintzenhoſer — Dittmayer — Joſ., Roſalie, Caſpar und
Mich. Heinr. Dorn, Joh. Bapt. Dorſch — Anton Deeſel
— Mich Duͤring — Jak und Joh. Duſold — Joh. Chr.
Duſtau — Abraham Dyer — Dyrr — Kaſp. Eder —
Joh. Georg Endres — Georg Erlinger — Faber — Joh.
Fauſch — Joh. Feichtmaier — Andr. Feiſtenberger — Ge—
org Felbeck Chr. Feſel — Konr. u. Lor. Fink — Andr.
Fluͤgel — Joh. Mart. Foͤrſter — Joh. Nic. und Sebaſt.
Foͤrtſch — Aloys Fracaſſini — Andr. Franz — Euſt. Frie⸗
drich — Sancraz, Joh. G., Anton, Ad. Phil., Andreas,
Fried., Chriſt., Franz Fries, Fritz, Joh. Fruͤhauf — Dan Fuͤrſt
— Jak. Gebhardt — Carl Geibel — Geiger — Marg. Gen:
ger — Seb. Gerhardt — Ad. Gerner — H. Gihl — J.
A. Glantſchnigg — G. Glaſer — G. Goepfert — 4 Golde
witz — L. Goldwitzer — Greiffeld — Großbach — Guͤn⸗
ther — Halbig — Halter — Helmſauer — Herolt — Heß
— 2 Hemmerlein — 3 Hirſchmann — 2 Hoffmann —
v. Hohenhauſen — Hopfenmuͤller — Jakob — Imkof —
Iſelburg.
2
240
Durch die Entfernung des Verfaſſers von dem Druckort ha⸗
ben ſich beſonders in dem zweyten Heft
von K. Sternbergs Flora der Vorwelt
fe viele den Sinn entſtellende Druckfehler eingeſchlichen,
daß ſich dieſer genoͤthiget findet, feibe noch vor dem Schluß
des Werkes anzuzeigen.
In dem erſten Heft.
Seite 13 vorletzte Zeile Manheim l. Monheim
14 Zeile 13 Agama leſe Agamae
20 vorletzte Zeile ig. 2. J. fig. 2 B
22 vorletzte Zeile Anfang l. Anhang
23 Zeile 16 T. VI f. 2 und VIII f. 1. B. I. T. VI.
f. 1 und VII N -
— Zelle 25 f. 2. A. l. f. 2. B
In dem zweyten Heft.
Seite 2 3. 14 und um leſe um
— 3. 7 von unten, und ſcheinen, iſt auszuſtreichen
5 Z. 24 Antrapit l. Antracit
— 3. 30 Pictot l. Pictet
7 3. 18 Trümmer l. Trümmern
8 3. I ohne l. oder s
9 3. I gedilden l. gebilden.
10. 3. ſalniſche (. haliniſche
— 3. 3 und 4 von unten, S. 13. Z. 6 22. Z. 1. er
11 S. 28 Z. 2 et g von unten Fluel lese Flurl
. 54 Ostrocithen l. ostracithen.
13 von unten Volsugana l. Valsugana
7 Schacht (. Schächte
8 war l. waren
. 13 von unten Liber die Art l. Die Art.
ı Toalbrook l. Coalbrook
18 19 und 29 Timer l. Innee
II von unten Ronewalowa l. Ronowalowa
desgleichen Z. 28 von oben 5 7
IT
e
Bi
—— —
1 Ser
118
oo do do do xo xo do do do do de do ge h 0e ee eee eee eee
— 173. 7 von unten aber l. ober
— 18 8 Bruchhill l. Birchhill
— 20 3 von unten mit der, bey der geſtalt, T. mit
der, der Geſtalt
— 21 2 nach nicht l. noch nicht —
— 2 von unten Palmecither hexogonus l.
Palmacites hexagonus
— 22 3. 4 flosbelliformis l. flabelliformis
— — 3. 4 ven unten Baylicotl I. Raylicastle
— 23 ı Schumbridsense l. Thumbridgense
— — 3. 32. Liridodendron l. Liriodendron
— — 33 Palmocithes l. Palinacites
— 25 20 hinauspeichen l. hinausreichen
— 26 I Poculatus I. P, oculatus
— 26 Lycopodicides l. Lycopodioides
— — 3. 28 selangicides l. selaginoides
— 27 15 zergliederter l. gegliederter
— — 14 von unten Sibr. I. Sil
— 28 10 von unten Begeichnet l. Bezeichnet
— 209 3. 10 Bruͤr l. Brix
— — 3 von unten aus l. auf. woh l. wohl
— * 10 media einsidente Il. mediae insidente
— 52 3. 27 12 polices f. 1. 2. polices
— Z. 32 Zea l. Zeae
— — 3.10 von unten Anoyai l, Alovai
— — 2.9 — —
III.
F
Von Dr.
Das gte Heft der Iſis ſpricht bey Gelegenheit des
Tadels der Art, wie Profeſſor Heinrich in Bonn roͤmiſche
Inſchriften erklaͤrt, — von einer grjechiſchen noch unedirten
Inſchrift, welche in Bonn gefunden und daſelbſt aufdes
wahrt wird. N
Allerdings dürfte dieſes Denkmal wohl zu den interefs
ſanteren gehören, welche das koͤnigliche Muſeum beſitzt.
Ich mache daſſelbe daher jetzt einzeln und zum erſtenmal ber
kannt, damit durch mehrere Erklaͤrungsverſuche das Wahre
und Unumſtoͤßliche hervortrete.
Der Grabſtein, von welchem ich hier ſpreche, hat 2 / Fuß
Höhe, 1Fuß 4½ Zoll Breite und 6 Zoll Dicke; iſt getheilt; in der
obern 13½ Zoll hohen Abtheilung ift mit kunſtfertiger Hand ein
Hund — welcher dem Pudel-Geſchlechte zugezaͤhlt werden
kann, — eingehauen; die untere Abtheilung enthaͤlt die
Heilige griechiſche Inſchrift. Die Steinart iſt ein jünge⸗
rer Flötzkalk oder Muſchelkalk mit vielen Verſteinerun⸗
gen, welcher in der Gegend von Maynz gebrochen wird.
Die in Bonn ſich beſindende ſogenannte Ara Ubiorum
iſt aus derſelben Steinart gearbeitet.
Ein mir theurer Freund, der mit eben fo großer Ge
lehrſamkeit als Scharfſinnigkeit und ſtrenger Kritik zu er⸗
laͤutern und zu erklaͤren gewohnt iſt, erhielt von mir ein
fac simile der Inſchrift, welche ich — der griechiſchen
Sprache nicht kundig — mit diplomatiſcher Genauigkeit ge⸗
macht hatte. Auch ich mußte es, bey dieſer Arbeit ſehr
bedauern, daß bey frühern Erklaͤrungsverſuchen die Buch⸗
ſtaben mit Bleyſtift und öfters unrichtig nachgezogen was
ren; mit Recht tadelt dieſes Verfahren die Iſis — viel⸗
leicht aber zu ſcharf — indem eine ſolche Verſinnlichung
der Buchſtaben auf Steinſchriften den nachfolgenden Erklaͤ—
ver leicht irre fuͤhren kann.
»Mein Freund betrachtete dieſe Inſchrift vor längerer
Zeit bey feiner Durchreiſe ſehr flüchtig und las damals dis
ſelbe alſo:
- GELTAAONEIKH M..
TATPILETNAETOOYN...
AHM®. KA MATT .. ,
AONIOL SAT POILIAAM ... .-
EYNOYXOLTWEPCHL......
IL PONHNAAXO. ......
. KEMATHN AA.
EONANEYGEPATT. ...
Is 1828. Heft III.
FE
Do r o w.
Die Abſchrift, welche ich machte, ergab:
OELLAAONEIKHM. .
MATPILETAETOOYN..e
AHMDI. KAMAEIOEB ...
AOIY@LHATPOILIAAM....
EYNOYXOETEPEI....
IVPONHN AKO...
. .IMAIANOAN A.
EONANEYOEI..... ‚TI
Beyde Leſearten theilte ich nun nochmals meinem ver⸗
ehrten Freunde mit, und ſeine geiſtreiche und ſcharfe Kritik
brachte folgendes Reſultat:
„Selbſt ein treues fac simile kann mir die Verglei—
chung des Originals nicht ganz erſetzen. Nach meiner fruͤ⸗
heren flüchtigen Kopie muß ich mehrere Zeichen anders an—
geſehen haben, als Sie jetzt; aber geſetzt, Sie haͤtten richt
tiger geſehen, ſo erhellt doch, daß meine fruͤhere Erklaͤ—
rung richtig war, und nur in Nebenpuncten ſich abändert,
die mir auch jetzt noch ungewiß bleiben.
„Der Anfang heißt unſtreitig: @essaroveiay A
narpig Errhero ; mogen nun auch die folgenden Worte odvone
Anno noch ungewiß ſeyn, fo zeigt doch der Punet nach diet
ſem Worte das Ende eines Verſes und zwar eines Hexa⸗
meters an. Am Ende jeder Zeile fehlen 2 bis 7 Buchſta⸗
ben, und mit Ausnahme der vorletzten Zeile iſt kein Wort
gebrochen. So wie im erſten Zeichen der kleine Querſtrich
fehlt, fo iſt dieſer dafür im fünften Zeichen der vierten
Zeile zu viel geſetzt. Daſſelbe iſt der Fall im neunten Zei⸗
chen der zweyten Zeile, wogegen ſich wohl annehmen läßt,
daß im erſten Zeichen der dritten Zeile der Querſtrich un⸗
ten fehlt: denn A, A, J werden häufig verwechſelt. Demo
iſt wenigſtens ein Frauennahme; aus ZHMOI weiß ich
hingegen nichts zu machen. Da in der fünften Zeile das
zweyte und letzte E offenbar nur ein L ſeyn ſoll, fo laͤßt
ſich dieſes auch auf das E in der dritten Zeile anwenden.
Ließe man auch den unterſten Querſtrich weg, ſo muͤßte
man für ”Acıos- dyrog leſen; doch habe ich wegen xkgons in
der fuͤnften Zeile das erſtere vorgezogen, obgleich, wenn auf
jenes Wort wirklich ein B folgt, ich aus dieſem nichts an⸗
ders zu machen weiß, als 168 welches der Name der
J x
243
geheimen Prieſter der Wolluſtgoͤttin Cotytto zu Athen war.
Doch koͤnnte man auch Baxskos, der Name eines Gallus
oder verſchnittenen Dieners der Kybele, vermuthen, und
das Anfangswort der folgenden Zeile Aoıyog (verderblich)
oder Aoyıog (kundig) leſen, fo daß ein A für A geſetzt wäs
re, wie im drittletzten Zeichen dieſer Zeile ein A fuͤr 4 98
GELLAAONEIKH Ao
MAT PILETAE TOOYNDPMA]
AHM.L.. KAMALIOER[AKEAOL]
AOIFOE ÖINTFPOITIAAMÄLCEN]
EYNOYXOE WEPCHE OW IXIL
ILONHNAAXOTLAMOON]
[ALLKEMAT HNGAALTTOLRAINOY]
LONANEY GERATEIAT.
Theſſalonike war
Und mich bezwang zur Lieb!
mir Geburtsort,
244
ſetzt iſt, da die Leſung iirgoet ddunscen wohl keinem
Zweifel unterworfen ſeyn kann. Die Anfangsworte der
ſechſten und ſiebenten Zeile bleiben mir noch zweifelhaft;
aber das drittletzte Zeichen der vorletzten und letzten Zeile
ſoll wohl ein O für O ſeyn. Bis daher etwas Beſſeres
gefunden wird, leſe ich die Inſchrift alſo:
In Curſiwſchrift und nach Verſen abgetheilt:
G eοννEõa u wor margig Erkero, ovvoue Anus"
Kow "Asıog BAN Aosyög piArgoıcı Öcduassev'
Evvovyos IlEgang — ovrwg L i Adyog du
- [4 7 - ”
Ace uarnv H Rte voicov dvev Pepameing”
Name mir Demo:
ein verderblicher aſiſcher Gallus.
Ein Eunuch aus Fars — ſo war fuͤr uns Beyde das Loos gleich —
Floͤßt' umſonſt Clut
Mußte man für oörchg 160 leſen ourw v£or, ſo wär
re das Wort gleich mit neu oder ungewohnlich oder
ſeltſam zu vertauſchen; und wollte man für 84A og
Aoıyög lieber Banıng dilos leſen, jo kaͤme ein Wortſpiel
mit plkrgoisı heraus:
Und mich bezwang zur Liebe ohne Lieb’ ein aſi⸗
ſcher Luͤſtling.
Doch ohne die eigene Anſicht des Steines kann ich nichts
Gewiſſes ſagen.“
Nachdem ich dieſe Mittheilung erhalten hatte, unter—
ſuchte ich nochmals den Stein, und glaube, daß ich richtig
abgeſchrieben habe, bis auf das erſte Zeichen, welches ein
©, das fünfte der vierten Zeile ein O, das erſte und letzte
Zeichen der fünften Zeile ein L ſeyn ſollen.
Moͤchte dieſer bekannt gemachte Erklaͤrungsverſuch
Veranlaſſung werden, daß dieſe intereffante Grabſchrift —
ſo viel mir bekannt, die einzige griechiſche Inſchrift, welche
am Rhein gefunden iſt, — von den trefflichen und gelehr—
ten Profefforen von Schlegel und Welcker näher betrach—
tet und der vorſtehenden Erklärung entweder beygeſtimmt,
oder dieſelbe berichtiget werde.
Ueber privilegierte Umtriebe
von. Fr. v. Spaun.
8. 72.
Der Vfr hört nicht auf, ſich dem Verkehrten und An,
maaßenden entgegen zuſtellen, obſchon er wahrſcheinlich noch
keine Fruͤchte von ſeinen Saaten geaͤrndtet hat, was
auch eben nicht erwartet werden darf, da ein Einzelner die
Welt nicht verruͤcken, obgleich etwas ſchieben kann. Die Kunſt
ein und Krankheit ohne
die Heilung.
wirkt immer nur im Kleinen, die Natur allein im Großen.
Was der Chemiker in ſeinem Laboratorio fabricirt, kann
unmoͤalich Morgen ſchon in allen Fabriken Deutſchlands
ausgeführt werden, wenn es auch gleich die größten Vor⸗
theile verſpricht. Wie kann man einem Fabrikanten zus
muthen feine alten, obſchon plantofen Gebäude und Maſchi⸗
nen niederzureißen, um planmaͤßige an deren Stelle zu fes
gen, wenn ſolche Einrichtung mehr fordert als die Vers
beſſerung in der nächften Zeit einzutragen vermag. Daffele
be gilt von dem Staate. Ploͤtzliche Unterdruͤckungen der
Mißbraͤuche und der ſchlechten Einrichtungen kann ohne
Zerſtoͤrung des Wohlbefindens vieler Millionen nicht geſche—
hen. Dagegen kann man aber verlangen, daß die gedunge⸗
nen Lobpreiſer des Alten die Mißbraͤuche wenigſtens anerfens
nen und ſie nicht auf den Thron erheben, daß ſie nicht die
ſchlechten Einrichtungen als das nom plus ultra der menſchlichen
Klugheit und als die Quelle des Staatsgluͤcks auspoſaunen.
Nur voreilige Niederreißung muß verhindert werden. Wer
aber eine neue Fabrik anlegt, waͤre ein Thor, wenn er
nicht die neuen Entdeckungen benutzte. Neue Einrichtungen
aber, beſonders in Staaten, wieder zu zerſtoͤren, aus blo—
ßer Wuth gegen Andersdenkende, oder aus Hochmuth ge⸗
gen ſ. g. Untergebene, iſt entweder Boßheit oder Dumme
heit, welche, unter keinem Vorwand, geduldet werden duͤr⸗
fen. Gegen dieſe muß keine Gnade und keine Ruͤckſicht
Statt finden. Jeder, der ſprechen kann, muß ſich dagegen
erheben, und dieſes haben die Ehrenmaͤnner Arndt, Soͤr—
res, Jahn und viele andere Verfolgte gethan, welche
demnach mit Unrecht vom Vfr mißhandelt werden, von
feinem fonderbaren Bäumen gegen Schelling nicht zu res
den. Von allen politiſchen Einfichten abgeſehen, follte er
ſchon als Schriftſteller ſich vor Schelling und Goͤrres beu—
gen, da ſie Meiſter der Sprache und des Styls ſind, wor⸗
inn er ihnen nicht das Waſſer reicht. Mit Einſichten und
Geſinnungen, mit Muth und Hintanſetzung aller Ruͤckſich⸗
u
245
ten, ſelbſt mit Aufopferungen iſt es nicht gethan: man
muß auch Vortrag haben; man muß die Sprache der Ge⸗
bildeten vollkommen ji handhaben wiſſen, damit man ges
hoͤrt, und gern gehoͤrt werde. Die Gelehrſamkeit und der
gute Wille macht keineswegs den Profeſſor, und nicht einmal
den Schriftſteller, Beyde muͤſſen die edle und richtige
Schriftſprache, Jener muß auch die Wortſprache in ſeiner
Gewalt haben um wirken zu koͤnnen. Was hilft das Pre-
digen, wenn die andaͤchtigen Zuhoͤrer vor eckigen Gebaͤrden
und kraͤnklichen oder kreiſchenden Stimmen davon laufen?
Der Pfr zuͤchtigt mit Witz und Sachkenntniß den
Aberwitz, Bosheit und Unverſtand der Zeit. Er will aber
plotzlich den Stall reinigen und bedient ſich dabey ſehr un⸗
paſſender Inſtrumente, ſo daß man ihn bey dem Geſchaͤfte
wohl zuſieht, aber mehr aus Neugierde als aus Beyfall.
Als Beleg unſerer Behauptung und als ein Beweis
don des Pfrs allerdings loͤblichen Geſinnungen und von
feinem Eifer für die gute Sache, theilen wir Folgendes aus
dem vorliegenden Buͤchlein mit:
Wer etwas lang auf dieſer Suͤndenwelt lebt, und im
Regiſter feines Gedaͤchtniſſes nachſchlaͤgt, was in feiner
Jugend war; was war vergleicht mit dem was iſt; der
kann ſich nicht genug uͤber die Schnelligkeit wundern, mit
welcher ſich alle Verhaͤltniſſe im Occidente ändern, beſon—
ders dann, wenn er betrachtet, wie unwandelbar eben die—
ſelben im Oriente find. Im Ocecidente waͤre es beynah
nothwendig, daß man fuͤr die Alten eigene Schulen errich—
tete,
was man ſie in ihrer Jugend gelehret hat.
Dieſe Wandelbarkeit iſt ein Beweis, daß unſer Zu—
ſtand in jeder Ruͤckſicht unnatuͤrlich und unſicher ſey. Wir
ſuchen mit Anſtrengung ein fortdauerndes Gleichgewicht,
alter vorſchreiten will,
und gleichen Fieberkranken, die jeden Augenblick ihre Lage
auf dem Krankenbette aͤndern, in der Hoffnung durch die
Aenderung ihre Schmerzen zu lindern. Chi sta bene,
non si muove. Wir find gleich dem Seiltaͤnzer, der den
Strohhalm aͤquilibriret, in ſtaͤter Bewegung um dem un—
wandelbaren Geſetze der Natur entgegen zu arbeiten, ſtatt
demſelben gemäß zu handeln. Geſetze, Regierungs-Maxi⸗
men, Sitten, Gedraͤuche, Moden, und ſogar die religioͤſen
Verhaͤltniſſe ändern ſich To ſchnell, daß, wer mit dem Zeit—
im ſtrengen Galop nebenher reiten
muß. n
Meine Juͤnglings-Jahre fallen in die letzten Regie⸗
tungs⸗Jahre der Kaiſerin Maria Thereſia. Da fieng es an,
wie man damals ſagte, in den katholiſchen Laͤndern zu ta—
gen, und die ſcheue Philoſophie wagte es, ſich dem Throne
zu nahen. In Portugal unter Pombals Miniſterium
ſchrieb Pereyra, und forderte die Regenten auf, die von
der roͤmiſchen Curia uſurpirten Souverainitäts-Rechte zu
teclamiren. Die Jeſuiten, welche die Anſtifter der beruͤhm—
ten Verſchwoͤrung gegen das Leben des Koͤnigs Joſephs wa⸗
ren, werden hingerichtet, die ubrigen außer Land geſendet.
Dieſem Beyſpiele folgte Spanien, wo man der Inquiſition
die gar zu ſcharfen Klauen zu beſchneiden anfing. Frank⸗
reich, wo der Jeſuiten Provinzial la Valette, einen betruͤ—
getiſchen Banquerout verſuchte, und der Streit zwiſchen
in denen ſie das Widerſpiel von dem lernen moͤgen,
246
den Moliniſten und Janſeniſten gefaͤhrlich zu werden ans
fing, folgte Spaniens Bepſpiele, und zog vermoͤg dem Fas
milien⸗Tractate Oeſterreich mit. Die Ausgetriebenen ſuch⸗
ten und fanden Schutz bey Ketzern und Schismatikern.
Der Biſchof Hontheim trat in Pereyras Fuß ſtapfen,
und ſchrieb unter dem Namen Juſtinus Febronius gegen
die roͤmiſchen Anmaßungen. Dieſes Buch machte großes
Aufſehen; wurde in Rom anathematiſirt, in Oeſterreich
verbothen, aber dennoch in Jedermanns Haͤnden. Maria
Thereſia war eben keine Andaͤchtlerin; ſie reformirte die Uni⸗
verſitaͤten, und ſtellte Profeſſoren an, die eben nicht curiali⸗
ſtiſch geſinnt waren, dennoch war ſie nicht tolerant. Sie
verwies alle in ihren Erblanden heimlich lebende Proteſtan⸗
ten nach Ungarn. Einen Geiſtlichen, welcher die Febroni—
ſchen Grundfaͤtze oͤffentlich predigte, verwies ſie in das Klo—
ſter zu Thalheim ad poenitentiam. Unter ihrer Regie⸗
rung machten die Neuerer kein ſonderliches Gluck. Ich
war damals in den höheren Studien. Die Profeſſoren
Martini, Rieger, Baniza, Sonnenfels waren keine Curia—
liſten, und eben darum in ewiger Fehde mit dem Cardi—
nal Migazzi, um den ſich dieſe, und die Protectoren der
Jeſuiten ſammleten.
Daß die Machiaveliſtiſche Staats-Politik ſich mit der
Andaͤchteley wohl vertrage, davon liefert Thereſiens Regie-
rung hinreichenden Beweis. Sie both die Hände zur Theis
lung Polens. 3
Unter Joſeph des zweyten Schutze machten die Auf⸗
klaͤrer in Oeſterreich große Vorſchritte, und die Curialiſten
hatten einen um fo härteren Stand, als die Habſucht die
Waffen der Philoſophie ſchaͤrfete. Da wurde A tour de
bras tefotmitet: aber nur die reicheſten Kloͤſter wurden
eingezogen. Die nicht dotirten Kloͤſter, die Kapuziner, die
Franziskaner, die vom Aberglauben leben; die in finanziel«
ler Rückſicht nuͤtzlichen Wallfahrten blieben wie zuvor. Die
aͤchte Philoſophie und die aͤchte Politik hatten ſich über dies
fe Reformen nicht zu freuen. Ich ſprach oft laut dage⸗
gen, und vertheidigte aͤchte Religiöfität gegen die drey II.
welche nach der Hand die Coryphaͤen der Verfolgung wur⸗
den. Allein der Strom des Zeitgeiſtes floß gegen mid.
Joſeph prangte gar gerne mit philoſophiſchen und liberalen
Grundſätzen, aber die Geſinnungen, die fein Mund aus⸗
ſprach, waren ſeinem Herzen fremd. Ich bin, ſagte er,
weiter nichts als erſter Staatsbeamter doch ohne Rechnungs⸗
legen; aber ſeine Praxis entſprach dieſer Maxime nicht.
Er achtete die unveräußerlihen, und die durch Traktate
vorbehaltenen Rechte ſeiner Committenten eben ſo wenig,
als die des Clerus, und wenn man ihm ſein Unrecht vorhielt,
ſo antwortete er: Hat der Klaͤger 400000 Soldaten, die
er mit einem Federzuge in Bewegung ſetzen kann? Dieſel—
be Antwort erhielt der Fuͤrſt Kaunitz, als die Holländer ges
gen die Oeffnung der Schelde, und die Schleifung der
Barrie refeſtung proteſtirten. Es erfolgte, was erfolgen muß⸗
te. Die Niederlande und Ungarn griffen zu den Waffen.
Die Staͤnde von Boͤhmen und Steyermark droheten. Der
Clerus ſtund an der Spitze der Inſurgenten, und die ade
lichen Stuͤtzen des Thrones droheten, ihn umzuſtuͤrzen. Als
lein auch die Bürger und Bauern, die er beguͤnſtigen zu
wollen ſchien, eilten nicht ihm zu Huͤlfe, weil ſeine ſchein⸗
247
baren Wohlthaten ſchlecht berechnete Finanz- Spekulationen
waren, und er ſeinen Kindern den Brey mit dem Saͤbel
einſtrich. Haͤtte er laͤnger gelebt, ſo haͤtten die Oeſterrei—
cher ihren erſten Staatsbeamten abgedankt, ehe Ludwig der
I6te in die Klemme kam. Damals war der Grundſatz der
abſoluten und inviolablen Legitimitaͤt kein Axiom des Staats—
rechtes. Auf allen Univerſitaͤten wurde nach Puffendorf,
Daries, Martini ꝛc. gelehrt, daß das pactum sociale das
Fundament der Souveränität ſey. Damals war es eine
politiſche Maxime aller Cabinete die Inſurgenten in den
Staaten ihrer Nachbarn zu begünftigen und zu unterftügen,
Preußen bließ aus allen Kräften ins Feuer der Empörung
der Belgier und der Ungarn, und beguͤnſtigte die Lütticher,
Frankreich und Spanien alfiirten ſich mit den inſurgirten
Amerikanern. England ſuchte die fpanifchen Colonien gegen
den Mutterſtaat aufzubringen. Oeſterreich waffnete das ab—
getretene Tyrol gegen Bayern.
Da ſchickte Gott ſeine Zuchtruthe gegen die, welche
kein anderes Recht als das Recht des Staͤrkeren und
Schlaueren anerkennen wollten. Napoleon war ſtaͤrker und
ſchlauer als ſie. Zu Anfang der Revolution, das iſt, zur
Zeit der conſtituirenden National-Verſammlung war alles
noch ganz golden. Eine ungeheure Majoritaͤt im Auslande
wuͤnſchte Frankreich Gluͤck zu feinen vielverſprechenden Ber:
Änderungen in der Verfaſſung. Die Oeſterreichiſche Ne:
gierung ſelbſt zeigte ſich ungemein liberal. Der Moniteur,
die Schriften von Mirabeau, Priestley, Rowe, Paine
circulirten frey. Keine Cenſur laͤhmte die Hand, oder die
Zunge. Ich uͤbergab dem Miniſter Grafen Colloredo ein
Promemoria, in welchem ich widerrieth den Relationen
der nach Frankreich geſendeten Spionen zu trauen, und
aͤußerte in Geſellſchaften, wo Männer von hohem Range
und großem Einfluſſe anweſend waren, den Wunſch, daß
Oeſterreich feine Allianz mit Frankreich erneuern möchte,
weil dieſe Erneuerung das zweckmaͤßigſte Mittel ſeyn würde,
den drohenden Vorſchritten der Revolution Schranken zu
ſetzen. Viele, ſehr viele Adeliche und Unadeliche ſtimmten
mir bey. Dennoch erfolgte der aͤußerſt unpolitiſche Fehde⸗
brief des Fuͤrſten von Kaunitz gegen die Jacobiner, welcher
dieſen Club an die Spitze der Revolution ſetzte, und das
ganze Zutrauen der Nation auf dieſelben concentrirte. Es
erfolgte der Pilnitzer Traktat, der den Koͤnig gleichſam fuͤr
den Alliirten der combinirten Feinde der Nation erklaͤrete,
Durch dieſe unklugen Berfügungen goß man Oel ins Feu—
er; allein der Kaiſer Leopold mag eingeſehen haben, daß
ſie keinen erwuͤnſchlichen Erfolg verſprechen, und ſchien
nicht ungeneigt von der großen Allianz abzugehen.
Da erſchien Burkes Diatribe gegen Frankreich. Sie
wurde von Genz uͤberſetzt, und entzuͤckte durch ihre fhwüls
ſtige Beredſamkeit die höheren Claſſen der bürgerlichen Ges
ſellſchaft. Die weit beſſer geſchriebenen vindiciae gallicae
von Makintoſch waren zwar in allen Buchhandlungen, wie
der Moniteur, zu haben, aber wurden nicht überſetzt. Ein
Graf Ayala, ein Raguſaner, ſchrieb in Wien gegen die
Revolution; er ſtellte nicht in Abrede, daß die vorige Per
gierung einer weſentlichen Reform bedurft habe, aber rech—
nete es der Nationalverſammlung zur ſchweren Suͤnde an,
daß fie die Nation zum Widerſtande aufgefordert habe,
La resistance à l’oppression, ſchrieb er, est une véri-
EE
248
té, qu'il faut crier à Toreille des Princes (wenn man
dazu kann), et cacher aux Sujets. Dann tadelte er mit
Bitterkeit: daß fie an die Schaͤtze der Kirche gottesraͤuberi⸗
ſche Hände legte. Ich beantwortete dieſe dem Kaiſer Franz
dedizirte Diatribe mit Ruhe und Laune. Ich zeigte, daß
das Pariſer Parlament die Nation aufgerufen habe; daß die
drohendſten Aufſtaͤnde im Dauphiné, in der Bretagne,
in Paris ſelbſt ausgebrochen wären, ehe die Nationalverr
ſammlung zuſammen berufen wurde, daß ihre Zuſammen—
kunft augenblicklich die Unruhen ſtillte, und die nachfolgen
den das Machwerk der Privilegirten geweſen ſeyn. Ich
zeigte, daß die Kirchenguͤter Seaatsgüter ſeyen, deren Ein:
kuͤnfte von der Nation zur Unterhaltung der Geiſtlichkeit,
und für den Gottesdienſt beſtimmt worden ſeyen. Die Nas
tion bleibe Eigenthümer, und koͤnne nach Abzug der zu Dies
ſem Zwecke nothwendigen Koſten über den Ueberſchuß nach
Belieben mit eben fo vielem Rechte disponeren, wie der
Kaiſer Joſeph über die eingezogenen Kloſterguͤter diſponi⸗
ret habe.
Meine Schrift war nichts weniger als demokratiſch.
Ich war nie ein Feind des Adels, und bin es noch nicht.
Ich wuͤnſche vie mehr, daß derſelbe, der fo, wie er beſteht,
das fuͤnfte Rad am Wagen iſt, ſich gleich dem engliſchen
Adel zur Potenz im Staate erheben moͤgte. Ich war voll
kommen überzeugt, daß ſich Frankreich nie als Republik ots
ganiſiren koͤnne; auch gab es damals aͤußerſt wenige Re—
publikaner. Die erſten Angriffe der Convention auf die koͤ⸗
nigliche Würde wurden von einer ungeheuern Majoritaͤt ges
tadelt, und mir iſt unbegreiflich, warum der Koͤnig nicht
die ihm damals aͤußerſt guͤnſtige Stimmung des Volks be⸗
nutzte, um die Convention aufzuloͤſen und eine neue zuſam⸗
men zu berufen. So verſaͤumte er viele Gelegenheiten,
das Wohlwollen der Nation felöft durch Violirung der Con
ſtitutton zu gewinnen. Er ſchien nur auswaͤrtiger Huͤlfe die
Wiederherſtellung feiner vorigen Macht verdanken zu wol—
len. Dennoch war noch kaum eine Spur der nach der
Hand fo auflodernden Etbitterung. Die coaliſirten Mächte
ſcheinen gewuͤnſcht zu haben, den Schein einer unrechtmaͤßi⸗
gen Einmiſchung in fremde Haͤndel zu vermeiden. Man
veranſtaltete, daß der Krieg von Seiten Frankreichs erklaͤ⸗
ret wurde. Allein dieſe Kriegserklaͤrung kündigte keinen
Krieg auf Leben und Tod an. Das Dekret hierüber wur⸗
be mit vieler Gleichgültigkeit in Neu-Breiſach in Gegen
wart vieler Oeſterreicher, die von Freyburg um die Feyers
lichkeit der Publikation zu ſehen, dahin gereiſet waren, vers
leſen. Auch der Vortrag hierüber bey der Staͤnde⸗Ver⸗
ſammlung in Wien, wurde mit vieler Gleichgültigkeit aufs
genommen, und nicht die mindeſte Veränderung in den Pos
lizey Anſtalten erfolgte. Der Moniteur, alle revolutionde
ren Schriften waren, nach wie vor, in Wien zu haben.
Was die Politiker taͤuſchte, war die Leichtigkeit, mit wel⸗
cher Inſurrectionen gedämpft worden waren. Die erſte
Theilung Polens fand keinen Widerſtand, Preußen hatte
gleichſam im Laufe Holland erobert. Kaum ein Paar Res
gimenter waren nothwendig, um den Aufftand in den Nie⸗
derlanden zu beſiegen, an deſſen Spitze der Adel und die
Geistlichkeit waren, und der durch 20000 Monn regulirter
Truppen, heimlich vom Koͤnige von Preußen unterſtuͤtzt
wurde, Der Zug gegen Frankreich wurde als ein militärj⸗
249
ſcher Spaziergang nach Paris angekuͤndiget. Auch ſchien
dieſer Feldzug kein ſehr blutiger Kampf werden zu wollen.
Die Franzoſen ruͤckten in die Niederlande, und da der bei
ruͤhmte Fuͤrſt de Ligne ſich durch ſein Kreuzzugpredigen
gar vorzüglich ausgezeichnet hatte, fo zerſtoͤreten fie fein
Feenſchloß Belaeil, liefen aber wie die Haſen vor den an⸗
ruͤckenden Oeſtecreichern.
Nun giengen die Neckereyen und Spoͤttereyen an,
welche die eitle franzoͤſiſche Nation bis zur Wuth empoͤre⸗
ten. Die Oeſterreicher beſchoſſen Lille. Der Commandant
ließ durch einen Parlamentair vorſtellen, es ſey gegen
Kriegs- Raiſon nur auf die Haͤuſer, und nicht auf die Fe⸗
ſtungswerke zu ſchießen. Ihm wurde geantwortet: die Fe⸗
ſtungswerke gehoͤreten dem König, die Haͤuſer feinen rebel⸗
liſchen Unterthanen. Dann erſchien des Herzogs von Braun—
ſchweig Manifeſt und von dieſem kann man mit Wahrheit
ſagen, es ſey das Todesurtheil des Königs und der ſeptem⸗
briſirten Ariſtokraten geweſen. Wer die Wuth eines Ra⸗
fenden gegen Jemanden richtet, iſt fein Mörder. Die Al:
liirten cheten vor, und wurden durch unvermutheten Wi—
derſtand in ihrer Promenade aufgehalten. Die Oeſterreicher
lachten darüber. Bald darauf wurden diefe bey Mons aufs
Haupt geſchlagen, und nun ging erſt Feuer in Wien auf,
nun fing die Jacobiner-Jagd an. Man wurde durch kein
Geſetz gewarnet. Es war eine wahre Buſchklopferey. Ue⸗
der Nacht aͤnderten ſich die Regierungs-Grundſaͤtze. Die
ſtrengſte Cenſur wurde eingeführt, die Polizev-Anſtalten
und die Criminal, Geſetze wurden verſchaͤrft, die Andaͤchte—
ley kam an die Tags-Ordnung. Der Clerus und der
Adel draͤngten ſich ans Ruder, und ſind noch an demſel—
ben. Wie fie es geführt haben, mweifet die Geſchichte nach.
Mehr als einmal fund Oeſterreich am Rande des Abgrun—
des. Nur durch Wunder, nicht durch die Anſtelligkeit der
Steuerleute wurde es gerettet.
Man ſchimpfe ja nicht auf die Revolutionen. Sie
haben Mirakel gewirkt und jeder Katholik ſollte ein Lob—
lied auf dieſelben fingen, denn nichts bewirkt ſchneller die
Bekehrung großer Sünder, als eine gute recht blutige Re—
volution wie die franzsſiſche. Was waren die Hofherren
die heutigen Ultra, der hohe franzoͤſiſche Clerus für ein de⸗
moralifirtes Geſindel, das weder an Gott noch an den Teu⸗
fel glaubte und den Heiland noch wohlfeiler verkauft haͤtte
als Judas? Nun find alle bekehrt, alle in den Schaaf:
Fall der Kirche zuruͤckgekehrt. Neue Beſen kehren gut!
Mit ihrem Feuer: Eifer für die Religion iſt auch ein toͤdtli—
cher Haß gegen die Ketzer entbronnen. Miſſionaͤre durch⸗
ziehen Frankreich. Ketzer werden gemetzget; die Jeſuiten
unter einem neuen Masque reintroduzirt; neue Bisthuͤ—
mer werden mit Capiteln errichtet. Hunderte die nie eine
Meffe hören, und ein Hochamt l'opera des geux nen—
nen, ſind bereit das Schwert zu ziehen, um Wahrheiten
zu vertheidigen, an die ſie nicht glauben.
Die Oieſterreichiſchen Ariſtokraten waren zwar keine
Heiligen, aber auch keine ſo großen Suͤnder als die Fran—
zoͤſiſchen; dennoch hat auch in Oeſterreich die Revolution
Wunder gewirkt, und den Glauben befeſtiget, daß die ka—
theliſche Religion ſowohl in praeservativer als in cura-
tiver Rückſicht das probateſte Recept gegen Revolutionen
Iſis 1822 Heft III.
*
250
ſey. Die Ereigniſſe in Neapel, Piemont, Spanien, Por⸗
tugal ſcheinen die praͤſervative Vortrefflichkeit dieſes Mittels
in Mißkredit zu ſetzen, allein es zeigt fi doch dieß, wenn
es die Anfaͤlle nicht immer verhuͤtet, fo werden ſie ſo ge⸗
lind, daß man die Flammen mit geringer Mühe Löfchen
kann. Darum empfehlen auch die Oeſterkeichiſchen Schrift⸗
ſteller, die Concordia-Skribler, k einen eiſenfeſten und
blinden Glauben, 2 Demuth, welche vorzüglich durch die
literariſchen Annalen, vermuthlich aus Selbſtbewußtſeyn ge⸗
prediget wird. Daran genuͤgt es ihnen aber nicht. Da der
Glaube ſelig macht, fo erachten fie wohl, daß man deſto
ſeliger werde je mehr man glaube. Es genuͤgt ihnen nicht
an den gewohnlichen Glaubensartikeln. Sie ſetzen denſel⸗
ben das Dogma der Praͤdeſtination aus der Mohamedani—
ſchen Religion bey, vermuthlich um ihre Landesleute auf
die vortreffliche Mohamedaniſche Staats-Verfaſſung vor⸗
zubereiten.
Diefe neue Doctrin, mit dem aus dem Mittelalter re⸗
priftinieten Glauben an koͤrperliche Einwirkung des Teufels
und der Geſpenſter wird zwar wohl noch nicht von der
Kanzel, aber zur großen Erbauung des Publicums von der
Bühne geprediget. Die Dichter werden in allen Zeitungen
als Genies laudiret, wuͤthend applaudiret, und remuneri⸗
ret. Die Geiſtlichkeit und ſogar die Moliniſten ſchweigen.
Sie muͤſſen alſo wohl ihre Rechnung dabey finden, das
fatum an die Tagsordnung kommen zu laſſen.
So iſt es. Es genuͤgt nicht mehr an einer Concor—
dia Aequalitatis sacerdotii et imperii nach Petri de
Marca Antrage. Man will eine concordiam subjectio-
nis, eine reine Theokratie nach alt- Iſraelitiſcher Art, wo
der hohe Prieſter Souverain, und die Monarchen den ho—
hen Prieſter gehorſame Richter waͤren. Man will Gregor
des 7. Project einer theokratiſchen Univerſalmonarchie aus⸗
führen. Den Plan dieſer Organiſation hat Hr. Miller, Oeſter—
reichiſcher Conſul ſehr umſtaͤndlich ausgearbeitet, und in
die Schlegeliſche Concordia einruͤcken laſſen. Er verſichert,
daß dieſe ſeelenerhebende Conſtitution, welche die Repriſti—⸗
nation der Leibeigenſchaft zum Grunde legt, demnaͤchſt ſehr
bald zum Frommen und zum Seelenheile aller Gläubigen
werde realiſirt werden. Bey dieſer Organiſation hat er als
Kraͤmer ſeine, und ſeiner Zunft Vortheile nicht vergeſſen.
Solche Albernheiten wuͤrden ausgepſiffen, und keiner Critik
gewuͤrdiget werden, wenn ſie nicht in Wien unter den Au⸗
gen einer ſtrengen Cenfur gedruckt wären. Daß der Ver⸗
faſſer ſich hoher Protection zu erfreuen habe, erhellet wohl
daraus, daß die Jenaiſche Literaturzeitung mit der groͤßten
Gelindigkeit das Gewebe miszelliſchen Unſinnes anzeigt,
welches er juͤngſt herausgab. 8
Wir Baiern haben es in der Froͤmmigkeit nicht ſo
weit gebracht, ungeachtet wir es vor etwa 50 Jahren mit
unſeren Nachbarn wohl aufgenommen haͤtten. Bey'm Aus⸗
bruche der Reformation waren die Bayern nicht die letzten.
Die Ketzerey hatte beynah das ganze Land angeſteckt. Vor
der Kirchenverſammlung zu Trient erſchien Alois Paum⸗
gartner, herzoglicher Canzler, hielt eine lange Rede, in wel—
cher er bittere Klagen uͤber die Sittenloſigkeit, und Tyran
ney des Clerus führte. Er forderte die Communion unter
beyden Geſtalten, und die Prieſter-Ehe, ſonſt werde Bap⸗
16 * X
251
ern von der roͤmiſchen Kirche abfallen. Die Jeſuiten, und
der Religionskrieg vereitelten die Bemühungen der Reforma⸗
toren, Baiern auf ihre Seite zu bringen. Seitdem iſt es
das erzkatholiſchte Land in Deutſchland geblieben. Nirgends
wurden die Ketzer mit ſo vieler Bitterkeit verfolgt, bis end⸗
lich unſer Marmilian dieſen Gräueln durch weiſe Geſetze,
und. feine Conftitution abhalf Die Einziehung der Klöſter
verminderte die Zahl der Obſkuranten, die vom Aberglau⸗
ben lebten; aber man klagt nicht ohne Grund darüber, daß
von den eingezogenen Guͤtern zu wenig auf beffere Doti-
rung der Pfarren und Landſchulen verwendet wurde, der
Clerus verfiel in Geringſchaͤtzung, weil bey dem ſchlechten
Gehalte der Seelſorger, und ihren beſchwerlichen Amtsver⸗
richtungen keine gebildete Candidaten ſich zum Prieſteramte
meldeten, und man rohe Menſchen dazu ordiniren mußte,
die zu nichts taugten; und auch an ſolchen-Leuten war
Mangel. Die Regierung verlangte von der theologiſchen
Facultaͤt in Landshut Bericht über die Urſachen dieſes Man⸗
gels. Der erſtattete Bericht fiel ſo aus, wie man ihn von
Klerikern nicht anders erwarten konnte. Dem Staatsman⸗
ne nutzt er nicht, und fuͤhrt ihn irre, wenn er ſich auf die
Wahrheit der angeführten. Thatſachen verläßt.
Der ıfle Grund des Mangels foll die Aufhe⸗
bung der Klöfter und Kloſterſchulen ſeyn. Allein die Pros
teſtanten haben keine Kloͤſter und Kloſterſchulen, und ha⸗
ben doch keinen Mangel an Candidaten. Auch zogen die in
den Klöftern erzogenen Moͤnche nicht auf die Pfarreyen.
Als 2ter Grund wird angegeben, die ſchlechten
Schulanſtalten, und zweckwidrigen Lehrmethoden, beſonders
in Hinſicht auf den Religions Unterricht. Man ſey mehr
darauf bedacht die Juͤͤnglinge mit wiſſenſchaftlichen Bruch⸗
ſtuͤcken vollzupropfen, als Kopf und Herz ihnen zu bilden,
und ihnen religiofen Sinn einzupraͤgen .. daran ift viel
wahres; aber an wem liegt die Schuld? Sind denn nicht
die Berichterſtatter ſelbſt Lehrer? Können fie klagen, ohne
ſich ſelbſt anzuklagen? Als der Unfug mit der Transzen⸗
dental⸗Philoſophie aus Norden eindrach, und die Kopfe der
Jünglinge fhwinden machte, war auch nur einer unter
ihnen, der die Stimme gegen denfelben erhob? Als Schel⸗
ling öffentlich lehrete, Gott ſey ein abfolutes Thier, die
Lehre des eſoteriſchen Chriſtus, wie ſie die Kirche und die
Water lehren, muͤſſe mit Stumpf und Stiel ausgerottet
werden, ein neues Wiſſen, und ein neuer Glaube müffe
eingeführt werden ze. ze. trat ich nicht allein auf den Kampf⸗
platz, und ſtellte mich dem Unwillen der Protectoren der
neuen Religion des heiligen Geiſtes blos? Wurde nicht et⸗
wa gar die Natural⸗Philoſophie, der cryſtallhelle Myſtizis⸗
mus des Catholizismus auf die Theologie angewendet?
Wurden nicht ſtatt würdigen Lehrern des Evangeliums My:
ſtiker und Schwaͤrmer gebildet? Kamen Poͤſchel und ande⸗
re feiner Art nicht aus Landeshuter Schulen?, Iſt daſelbſt
nicht eine große Niederlage aberglaͤubiger Gebetlein, An⸗
dachtsbuͤcher, Inſchriften? Sehe ich nicht vor meinen Fen⸗
ſtern hier in Muͤnchen, auf dem Portale des Buͤrgerſaals
die Inſchrift: Divae Mariae Virgini? Wenn alſo der
ſchlechte und zweckwidrige Unterricht den Mangel an Candi⸗
daten zum Prieſter-Amt verurſacht, fo knieen fie, meine
Herren, nit clerikgliſcher Demuth nieder, und beten fir
2
252
ihr mes culpa. Räumen fle ihre Lehrſtühte, und wachen
ſie Platz für fähigere Lehrer. 2
zter Grund. Die Verſunkenheit unſeres Zeitalters.
Die Verfaſſer halten den Layen eine derbe Strafpredigt
daruͤber, daß ſie es unter ihrer Wuͤrde finden, bey den
Feyern der Geheimniſſe des Chriſtenthums zu erſcheinen,
und nur im Prunke unter rauſchender Muſik zum Cour
machen die Kirchen betreten; durch klingendes Spiel die
Ruhe der heiligen Hallen ſtoͤren. 5
Glauben die Herren Berichterſtatter im Ernſte, daß
wir viel ſchlechtere Chriſten geworden ſind, feit dem unfere
Regierung die Schnoͤrkel der Religions- Feyerlichkeiten be⸗
ſchnitten, die theatraliſchen Prozeſſionen, das Geißeln, das
Kreutzſchleppen und andere pfaffiſche Poſſen abgeſtellt hat?
Wenn unſere Statsbeamte bey denſelben erſcheinen, ſollen
fie ſtatt ihrer Uniformen haͤrene Kutten anzie“ , und fi
mit Aſche beſtreuen? Iſt nicht in allen katholiſchen Kir⸗
chen Muſik herkoͤmmlich? Man forderte von ihnen Bericht
uͤber den Mangel an Geiſtlichen, und ſie ſchreiben eine Ca⸗
puzinade Über die Verderbtheit, die Irreligioͤſitaͤt des Jahr⸗
hundertes. Meine Herren! wenn die ganze Heerde raudig
wird, fo iſt die Schuld am ſchiechten Hirten. She fügt
vor, daß die Heerde durch die Philoſophen angeſteckt wor⸗
den ſey Allein, was hätten fie mit ihren Gaͤnſekielen rich⸗
ten konnen, wenn ihr ſelbſt waret, was ihr ſeyn ſolltet.
Ihr waret reich an Gütern, maͤchtig an Anſehen; ihr
konntet ausſchluſſig von der Kanzel, im Beichtſtuhle wir⸗
ken; der Unterricht der Jugend war in euern Haͤnden, und
ihr hattet doch auch Gaͤnſekiele. Die Macht des weltlichen
Arms ſtund euch zu Gebothe, und ihr unterlaͤgt im Kam⸗
pfe gegen arme Seribler? Da waͤret ihr ja noch ſchlechtere
Soldaten als die Neapolitaner. Der engliſche Methodiſten?
prediger hat oft nicht einmal eine gute Hoſe, wird von den
reichen anglikaniſchen Kirche verfolgt, und weiß dennoch
feine Zuhörer zu einer frommen, nur etwas kopfhaͤngeriſchen
chriſttichen Gemeinde umzubilden. 8
Welche Nation hat ſich feit Luthers Reformation vom
Verbande mit der Kirche losgeſagt? Daß man der roͤmi⸗
ſchen Curie die Nägel beſchnitt, und ihrer vernunftwidrigen
Macht Schranken ſetzte, wird kein vernuͤnftiger Menſch tad⸗
len. Worauf gruͤnden ſich denn ihre Anſpruͤche? In
Glaubensſachen erkennt jeder Catholik den Primat der roͤ⸗
miſchen Kirche. In Disciplinarſachen iſt jede Kirche ſelbſt⸗
beitändig, war es, und muß es wieder ſeyn, ſonſt haben
wir einen statum in statu, und alle Graͤuel des Mit⸗
telalters.
Unſittlichkeit! Die Herren Berichterſtatter werden
uns Layen doch nicht die Keuſchheit der vormaligen Dom
herren, und der hohen Cleriſey, des roͤmiſchen Hefs ꝛc.,
als Muſter anfſtellen wollen? Wollen fie etwa die Regie⸗
rung bereden, daß die zum Cölibate verdammte Geiſtlichkeit,
von der Natur erleichterte Ausnahme abgerechnet, nicht im
Concubinate lebe? Glauben fie, wir haͤtten die lauten
Klagen vergeſſen, welche alle Fuͤrſten auf den Kirchenver⸗
ſammlungen von Conſtanz und Trient uͤber die ſittliche
Verderbtheit der Cleriker führeten? Wurde es ſeitdem befz
fer? Schlagt doch unſere Gerichtepratocolle nach. Dieſe Her!
zen hätten wohl beſſer gethan, dieſe Sgits nicht zu berüh⸗
Er zu kaͤrglich ausgemeſſenen Competenzen.
253
ten, und ich glaube mich fehr verdient um dieſelben zu mas
chen, wenn ich die Balken derer nicht meſſe, welche die
Splitter in unſeren Augen ſehen. Nein, nein, die ſtrenge
Enthaltſamkeit, welche vom Clerus de praxi gefordert wird,
iſt es nicht, was die Jugend vom geiſtlichen Stande ab⸗
ſchreckt. Hand veniam damus, petimusque vicissum.
gter Grund. Daß man die Kirchenguͤter, und zwar
ohne Erlaubniß des Papſtes und der Biſchoͤfe einzog, die
Bisthuͤmer und hohen Praͤbenden unbeſetzt ließ, den Re:
curs nach Rom erſchwerte ze.
Ueber das Eigenthum der Kirchenguͤter hat der Cle—
tus und die Curie fehr arge Irrthuͤmer zu verbreiten, und
die Communionem ecclesiarum in doctrinalibus auf
die disciplinaria auszudehnen geſucht. Die Kirchenguͤter
gehoͤren weder dem Papſte, noch den Biſchoͤfen, ſondern
der katholiſchen Gemeinde jenes Landes, in welchem fie gelegen
ſind. Die dringende Noth entſchuldigt das widerrechtliche Vers
fahren, mit welchem die Maͤchtigen der Erde ſich in dieſe Guͤ—
ter theileten, ohne die wahren Eigenthuͤmer darum zu befragen.
Ce qui est fait, est fait. Der Staat, der dieſe Guter
einzog, iſt ſchuldig, die Koſten des Gottesdienſtes und der
Salarirung der Geiſtlichen zu tragen; aber da der Staats—
buͤrger durch Steuern dieſelben aufbringen muß, fo muͤſſen
fie auf ein honnete necessaire beſchraͤnkt werden. Wer
eine Armee organiſiren will, muß zuerſt auf die gemeinen
Soldaten und Untereffiztere Ruͤckſicht nehmen, und es ja
nicht dem ſranzoͤſiſchen Miniſter nachthun, der mehr, Ge;
neräle und Staabsofſtziere anſtellte, als Musquetires. Die
Soldaten müfen zur Genuͤge genaͤhrt, gekleidet und gut
exerciret ſeyn. Wenn es uns alfo Ernſt iſt, der Irreligio—
fität, über die man fo laut klagt, abzuhelfen, fo ſorge man
vor allen fuͤr gute Pfarrer und Schullehrer, verbeſſere ihre
Von dieſen wird
weder in dem Landshuterberichte, noch im Concordate auch
nicht ein Wort erwaͤhnt. Wer ſich zu einem zwar zur Noth
falarirten, aber beſchwerlichen Dienſt beſtimmt hat, wuͤnſcht
in der Folge Befoͤrderung und Verbeſſerung ſeiner Glüͤcks—
umſtaͤnde. Grzpriefteräellen, Rural-Dekonate öffnen ihm
Ausſichten auf höhere Ehrenaͤmter. Dieſe führen die Auf—
ſicht uͤber die Pfarrer. Die oberſte Aufſicht in religioͤſen
Sachen bleibt ex institutione divina, non populi, dem
Viſchofe, der in feinem Kirchenſprengel nach der alleraͤlte—
ſten Verfaſſung der Kirchen ven den falſchen Decretalen
eben die Rechte, welche dem Papſte zu Rom zuſtehen, aus—
uͤbte und wieder ausuͤben fol, auch nur in Glaubensſachen
feinen Primat anzuerkennen fihuldig iſt. In Disciplinarſa—
chen hat er ſich dem Urtheile des National-Conciltums zu
fügen. Der roͤmiſchen Kirche ſteht hieruͤber keine Jurisdi—
etion zu.
Man kann nicht erwarten, und noch weniger fordern,
daß die Biſchoͤfe ſich nach dem Beyſpiele der Apoſtel, der
Method iſtenprediger Wesley und Whitefield ꝛc. mit dem
allernothwendigſten begnügen. Sie und auch ihre Gehuͤlfen
im Cpiſkopate, die Canonici müßten gut und anſtaͤndig
ſalarirt ſeyn. Aber daß wir 8 Biſchoͤfe brauchen, daß die,
ſe mit nicht geringerem Gehalte bey aller ihrer chriſtlichen
Demuth und Selbſtverleugnung auskommen koͤnnen, daß
jeder Biſchof 12 Domherren haben muſſe, die doch gewiß
254
keine Apoſtel ſeyn werden, wenn ihrer auch 12 find —
dieſes will mir nicht einleuchten, und ich glaube mit Er—
laubniß der Herren Berichterſtatter, es wäre ſehr klug und
zweckmaͤßig, hier wenigſtens die Hälfte abzubrechen, und den
ſchlecht dotirten Pfarrern und Schulen zuzuwenden. Bey
einer ſolchen Organiſation wuͤrden vielleicht hinreichende Aus—
ſichten auf beſſere Verſorgung dem Clerus eroͤfnet, um Can⸗
didaten anzulocken, und ihren Eifer rege zu erhaiten. Al⸗
lein, fo wie man dieſe Sache organiſicen will, hat man
ſich nicht das Mindeſte zu veriprechen! Die ſtudtrende
Jugend kann an den Fingern ausrechnen, daß die Visthuͤ⸗
mer und fetten Pfruͤnden ihr nicht zu Theil werden, wenn
ſie nicht zum hehen Adel gehoͤret, und daß man weiter
nichts beabſichtige, als unter dem Deckmantel der Religion
bequeme sine cura Stellen für adeliche Cadelten zu ſtiften.
Auf die zweckmaͤßige Organifirung des Clerus zum Behufe
einer allgemeinen Verbreitung des Religions- Unterrichtes,
daran haben die Herren Berichterſtatter nicht gedacht. Ih⸗
nen iſt nur um die Bisthümer zu thun, und doch wird ih⸗
nen ſchwerlich ein Bisthum zu Theil werden.
Sic vos, non vobis.
str Grund. Daß der geiſtliche Stand die alte
durch Staatsgeſetze beftätigte Auszeichnung eines eigenen
Gerichtsſtandes verloren habe. Man verſtehe wohl. Es
genügt ihnen nicht an einem Foro privilesiato, das ihnen
zugeſichert iſt; ſie wollen, wie vormals, einen eigenen Ge⸗
richtsſtand, eine vollkommene Exemption von der Gerichts-
barkeit der Layen, wie im Mittelalter. Nun folgen bittere
Klagen, daß fie die Kirchenguͤter und Stiftungen privative
und ſchlecht adminiſtriren, daß ſie ſchlechte Polizey-Anſtal—
ten treffen, Hurerey und Ehebruch unbeſtraft laſſen. Sole
che Graͤuel beleidigten das keuſche Auge der Jugend, und
ſchreckten ſie vom geiſtlichen Stande ab, der, wie wir wiſ⸗
fen, und alle Pfarrer-Haushaͤlterinnen atteſtiren werden,
durch ſeine Keuſchheit und Reinheit der Sitten den Layen
mit ſo herrlichem Glanze vorleuchtet. Ob die Herren Be⸗
richterſtatter nicht ſelbſt lachten, als fie ſolches Zeug nieder⸗
ſchrieben.
Ster Grund, und wohl der wichtigſte, der Colibat.
Dieſes erkennen die Herren Berichterſtatter ſelbſt, dennoch
meynen ſie, die Kirche ſolle auf der Eheloſigkeit der Geiftlis
chen beſtehen, und ſich durch die Sinnlichkeit der lebenden
Generation, welche laut die Aufhebung des Cölibats; Gefes
zes fordern, zur Willfaͤhrigkeit nicht bewegen laſſen; alſo
lieber das Concubinagt dulden, als Prieſterehen zu ges
ſtatten.
Aus dem Gewichte, welches die Herren Berichterfiate
ter auf die Incovenienzen des Coͤlibats legen, und der
Seichtigkeit der am Ende angeführten Gegengruͤnde, wird
jeder aufmerkſame und unbefangene Leſer, einſehen, wie
dringend die Zeitumſtände die Aufhebung dieſes Geſetzes fort
dern, ſoll der Weingarten des Herrn nicht aus Mangel gu⸗
ter Arbeiter verödet werden; denn eben des Coͤlibats wegen
widmen ſich dem geiſtlichen Stande nur die, welche zu
nichts anderem taugen; eben dadurch wird der auf dem
Lande lebende Pfarrer gezwungen, ſich mit ſeinen rohen,
aber ſcharfſichtigen Plarrkindern zu famjiliariſiren, mit ihs
255 fü
nen zu ſaufen, aus der Karte zu ſpielen, weil der Menſch
nicht nur ein ſinnliches, ſondern auch ein geſellſchaftliches
Thier if, und er durch den Coͤlibat außer allen Familien
Verhaͤltniſſen geſetzt iſt, welche dem gebildeten Menſchen
das Leben auf dem Lande ertraͤglich machen. Lebt er im Con⸗
cubinate, ſo iſt er ſeiner prieſterlichen Ehre wegen noch
ſchlimmer daran. Wie kann er als Sittenrichter die Kan—
zel betreten, wenn er ſelbſt nicht rein iſt? Nur rohe, vers
aͤchtliche Dirnen verdingen ſich zu Kebsweibern. Er kann
feine Kinder nicht im Haufe und unter feinen Augen erzie—
hen laſſen. Bey dem groͤßeren Aufwande, den die Ver—
heimlichung derſelben erfordert, richtet er ſich zu Grunde,
und hinterlaͤßt fie als Bettler der oͤffentlichen Barmherzig⸗
keit. Die Noth zwingt ſie oft zu graͤulichen Verbrechen.
Wer daruͤber Beweiſe durch Thatſachen verlangt, findet
ſie leicht.
Allein dieſen entſcheidenden Grunden ſteht das Vor—
urtheil entgegen. Die meiſten Menſchen glauben, daß mit
der Prieſterwuͤrde die Eheloſigkeit weſentlich, und durch
Gottes Geſetz verbunden ſey. Um ſolcher Leſer wegen wer—
de ich aus der Kirchengeſchichte ausheben, was nothwendig
iſt, um dieſen Irrthum zu heben.
Chriſtus ſelbſt war ein Jude.
daß er nicht geſendet worden ſey, um das moſaiſche Geſetz
aufzuheben, ſondern um daſſelbe zu beſtaͤtigen. Auch richte,
te er ſich in allen Ceremonten und Dis ciplinarſachen nach
dem moſaiſchen Geſetze. Eben ſo thaten ſeine Apoſtel und
ſeine Juͤnger. Damals und noch heut zu Tage wurde
(und wird noch) der eheloſe Stand von den Hebräern für
geſetzwidrig gehalten, und ſomit waren die Apoſtel und die
Juͤnger Chriſti alle verheurathet; ja, da nach demſelben die
Vielweiberey erlaubt war, fo hielt jeder fo viele Weiber,
als er erhalten konnte. Dieſes geſetzliche Befugniß be—
ſchraͤnkte der heilige Paulus, indem er verordnete: Episco—
pus sit vir unius uxoris: das iſt: der Biſchof ſoll nur
Eine Frau haben, und nicht, er ſoll nur einmal heurathen,
und ſomit waren alle Cleriker der erſten Kirche verheura—
thet. Bey den Griechen, die griechiſche und lateiniſche Kir—
che trennten ſich erſt im Sten Jahrhunderte ganz, beſtehet
die Prieſterehe bis auf den heutigen Tag. Da draͤngten
ſich die Moͤnche, urſpruͤnglich einſame, bußuͤbende Layen in
den geiſtlichen Stand. Sie ahmeten den Fakiers in Indien
nach, und beredeten ſich, und andere, Gott finde ein be—
ſonderes Wohlgefallen an einem durch Schmerzen ausgemer—
gelten Koͤrper, und an einem wundgehauenen Ruͤcken, und
vorzuͤglich ſey ihm angenehm, wenn man ſich die Freuden
der Liebe verſage, und nach Kraͤften beytrage, daß die Welt
ausſterbe. Sie machten Anſpruͤche auf vorzuͤgliche Heilig
keit, und glaubten vermoͤge ihrer Caſteyungen und Enthalt—
ſamkeit vor den verheuratheten Klerikern vieles voraus zu
haben. Der heilige Pacomius im Oriente, der heilige De:
nedikt im Occidente ſammlete dieſe faſt wie einſam lebende
Menſchen, und gab ihnen Ordensregeln, vermoͤge welcher
ſie verpflichtet waren, abſolute Keuſchheit, freywillige Ar—
muth und blinden Gehorſam anzugeloben. Der damalige
Zeitgeiſt, opinjon generale, bewunderte dieſe Selbſtver⸗
laͤugnung, und betrachtete fie dieſerwegen als Heilige. SH:
re Klöfter wurden mit Verſchwendung dotirt, und fie wur
Er erklaͤrte beſtimmt,
. 25⁰
den vorzuͤglich von dem päpfilichen Stuhle beguͤnſtiget, dem
fie, da fie vom Staate ganz iſottret und getrennt waren,
mit blinder Anhaͤnglichkeit ergeben waren. Eben dieſer groͤ⸗
ßeren Anhaͤnglichkeit wegen wurden die Moͤnche dem uͤbri⸗
gen Clerus vorgezogen, und die roͤmiſche Curia ſah bald
ein, daß ſie ihre Macht und ihren Einfluß ungemein ver⸗
mehren würde, wenn fie dieſen in dieſelbe Dependenz ſetz—
te; dieſem nach beſchloß fie den Cleriker ganz von dem
bürgerlichen Verbande loszureiſſen, indem fie. die Bande der
Ehe loͤſete, welche den Layen mit dem Prieſter verketteten.
Sie huͤtete ih wohl, von dem Prieſter das Geluͤbde
der Beuſchheit zu fordern, aber verbot ihm die
Ehe und connivirte dem Concubinate. Allein die
Cleriker im Norden und in Frankreich vertheidigten hartnaͤ⸗
ckig viele Jahre ihre Gattinnen und ihre Kinder. Die
Pfarrgemeinden hielten es mit ihnen, und jagten jeden un⸗
verehlichten Prieſter fort, weil, wie ſie ſagten, die Pfarrer
ihre Kühe melken würden, wenn fie keine halten dürften.
Dennoch beſiegte die roͤmiſche Curie den Widerſtand der
Layen dadurch, daß fie alle Benefizien an Mönche vergab,
und die Prieſter, welche ſich weigerten, ihre Gattinnen zu
entlaſſen, mit Interdikten belegte. Der Erfolg war ſehr
traurig. Die katholiſche Kirche wurde ein Sodoma, und
die eckelhafteſte allgemeinſte Unſittlichkeit riß ein, nicht nur
unter den Layenprieſtern, ſondern und hauptſaͤchlich unter
den Moͤnchen und Nonnen. Der franzoͤſiſche Kanzler Ger—
ſon ſagte auf der Kirchenverſammlung von Conſtanz, daß,
wer feine Tochter zur Nonne mache, fie in ein Hurenhaus
gaͤbe.
tionis, und allgemein war die Klage über die Hurerey der
eheloſen Geiſtlichkeit, allgemein der Wunſch einer Reforma⸗
tion, die immer verſprochen, und immer eludiret wurde.
Die Beharrlichkeit, mit welcher die roͤmiſche Curie ſich wei⸗
gerte, den lautgewordenen Wuͤnſchen der Nationen zu enk⸗
ſprechen, brachte Luthers Reformation hervor; um den Fort
ſchritten derſelben Schranken zu ſetzen, wurde die Kirchen
verſammlung zu Trient zuſammenberufen. Das Conſtanzer
Concilium hatte ernſtlich Hand ans Werk gelegt, und die
Reformation der Kirche in capite et membris mit Nach,
druck betrieben. In ſeine Fußſtapfen trat auch das Baſe—
ler Concilium. Auf beysen ſtimmten die Biſchoͤfe nach Mas
tionen. Allein auf dem Concilium zu Trient ſetzte die rös
miſche Curie es durch, daß nach Koͤpfen geſtimmt werden
ſolle. Da wurden ſogar Dörfer in Italien zu Bisthuͤmern
erhoben, und dieſe neugebackenen Vaͤter der Kirche mit eis,
ner Penſion nach Trient geſendet, fo daß die paͤpſtlichen Les
x
Der paͤpſtliche Hof wurde eine sentina abomina-
gate, wie die engliſchen. Miniſter im Haufe der Gemeinden
eine erkaufte und zu allem bereitwillige Majeritaͤt in Hans
den hatten. Vergeblich bemüheten ſich die franzoͤſiſchen,
ſpaniſchen und deutſchen Biſchoͤfe, eine Abſtellung der ſchrey⸗
endeſten Mißbraͤuche, die Aufhebung des Colebats durchzu—
ſetzen, vergeblich unterſtuͤtzten fie die Geſandten der Könige
und Fuͤrſten; Alois Paumgartner, Geſandter des Herzogs
von Bayern, legte den Vaͤtern des Conciliums ein langes
Suͤndenregiſter der katholiſchen Geiſtlichkeit vor, und er—
klaͤrte, fein Herzog ſey außer Stande, den Abfall der Bay⸗
ern vom katholiſchen Glauben zu hindern,
Prieſterehe und die Communion unter beyden Geſalten bes
williget werde. Sie wurden durch die Söldner der roͤmi⸗
ſchen Curia uͤberſtimmt, 4
wenn nicht die
257
N indem ich dieſe Thatſachen aus der
Geſchichte aushebe, iſt nicht Haß gegen die machiaveliſti—
ſchen Umtriebe der roͤmiſchen Curie zu erwecken, ſondern
dem frommen katholiſchen Leſer den Glauben zu benehmen,
daß der Eolibat der Kleriker von goͤttlicher oder auch nur
von ap oſtoliſcher Einſetzung ſey; er iſt durch die Herrſch⸗
ſucht der römischen Curie zum großen Nachtheile der Sir
che, und gegen den faſt allgemeinen Willen der Glaͤubi—
gen aller Nationen eingeführt, und aufrecht erhalten wor⸗
den. Er iſt die Grundurſache des Sittenverderbniſſes der
Geiſtlichkeit: er iſt vor allen andern Grunden der:
jenige, welcher den frommen ſittlichen, wiſſenſchaftlich ge—
9 3 Juͤngling vom geiſtlichen Stande eücfered
Meine Abſicht,
Disziplinar= Verfügungen find keine permanente Ge:
ſetze. Sie ſind dem Wechſel der Zeit und der Unftände
unterworfen, und koͤnnen, ungeachtet fie zu einer Zeit wei⸗
ſe und nützlich waren, in der Folge ſchaͤdlich werden. Nun
wiſſen wir, daß in katholiſchen Ländern kein geiſtliches
Disziplinar⸗Geſetz verbindlich ſey, wenn es nicht dutch
das Placitum regium sanctioniret iſt. Allein, wenn
ein ſolches Geſetz das Fönigkihe Exequatur zu einer Zeit
erhielt, wo die Befolgun 9. deſſelben unſchaͤdlich war, es
ereignet ſich aber in ſpaͤteren Zeiten, daß die Befolgung def:
Tana dem Staate und der Kirche gleich Kr wurde,
ann der Monarch nickt vermög ſeines jus circa sacra
eingreifen, und durch Zuruͤcknahme feines Placiti reęii die
Verbindlichkeit des Geſetzes aufheben? Muͤßte er den Staat
und die Kirche feines Landes zu Grunde gehen laffen und
der Politik des roͤmiſchen Hofes aufopfern? Ferdinand und
Sfabeih forderten den roͤmiſchen Hof auf, die Inauifition
in Spanien zu organiſiren. Wäre ein Nachfolger deifels
ben nicht berechtiget geweſen, dieſes Tribunal aufzuheben?
Wo geſunder Menſchenverſtand Sitz und Stimme im
Staatsrathe hat,
gen die roͤmiſche Curie um ſo mehr entſchieden werden, als
die von den Transalpinern für deu Coͤlibat angeführten
Gruͤnde nicht die mindeſte Ruͤckſicht verdienen, und jedem
einleuchten muß, daß, wenn der Gottesdienſt eilf hundert
Jahre lang von verheuratheten Ptieſtern -verfehen werden
konnte, die Aufhebung des Coͤlibats - der Kirche Gottes kei—
nen Schaden thun werde, wenn ſie auch den politiſchen
Maximen der roͤmiſchen Gurte zuwider ift, j
Aus dem Landshuter Berichte wird unſere Regierung
wohl nicht erſehen, welche die zweckmaͤßigſten Mittel ſeyen,
unſeren Clerus und den nothwendigſten Religions-Unterticht
auf einen reſpectablen Fuß zu ſetzen. Es ſind ihrer nur
drey. I. die Pfarrer und Schullehrer beſſer ſalariten, 2.
den Gölibat aufzuheben, 3. der Verbreitung des repriſtinir⸗
ten Aberglaubens mit Kraft entgegen zu wirken. Den Ob⸗
feuranten, die uns ins Mittelalter zuruͤckſchieben wollten,
den Myſtikern, welche ſich ruͤhmen, daß ſie ſechs Sinne
haben, den Apoſteln der neuen Theokratie, den Predigern
der abſoluten Prädeſtination, denen, welche die herrlichſte
aller Gaben Gottes, den gefunden Menſchen⸗Verſtand, als
ein trügerifches Irrlicht verſchreyen, verweigere man die To—
letanz, entferne ſie vom Katheder und der Kanzel, verſorge
fie im Irrenhauſe; dann, wenn dieſes Unkraut ausgerottet
iſt, dann rechne man darauf, daß die aͤchte Religion die
Iſis 1823. Heft III.
da wird wohl dieſe Frage einſtimmig ge⸗
—— * 258
8
Chriſtus gelehrt hat, mit voller Bluͤthe aufſchießen, und
herrliche Fruͤchte tragen werde.
Grundlegung zur Phyſik der Sitten,
ein Gegenſtuͤck zu Kants Gru indlegung zur Metaphyſik der
Sitten, mit einem Anhange über das Weſen und die Er⸗
tenutnißgränzen der Vernunft von Dr. F. E.
Beneke,
Privatdocenten an der Uniserſität zu Berlin.
Berlin und Poſen, bey E. S. Mittler 1822.
Die Anzeige einer Sittenlehre in einer Zeitſchrift,
welche vorzüglich den Fortſchritten der Naturwiſſenſchaft
gewidmet iſt, kann mit Recht etwas Auffallendes zu haben
ſcheinen. Oder iſt es nicht ſeit Kant außer allen Zweifel
geſetzt, daß die Elemente des Sittlichen, das Sictengeſetz
und der ſittliche Wille, außer der Natur und über ihr
erhaben find, alſo auf keine Weiſe nach Naturverhaͤltniſ—
ſen und Naturgeſetzen beurtheilt werden duͤrfen? Hat man
ſie nicht vielmehr als Glieder der intelligiblen Welt, und
als in dem Gebiete der Freyheit liegend, aller Na⸗
turgeſetzmaͤßigkeit gegenübergeſtellt? — Der Berfaffer der
vorliegenden Schrift iſt nicht dieſer Meinung. Wie alle
uͤbrigen philoſephiſchen Wiſſenſchaften, ſo, glaubt er, und
glaubt er erweiſen zu koͤnnen, wird auch die Sittenlehre
nicht zu einer feſten Grundlage und zu ſicheren Fortſchrit⸗
ten gelangen, nicht von der Gefahr, wieder ruͤckwaͤrts
ſchreiten zu muͤſſen, frey werden, bis fie eine Naturleh⸗
re der menſchlichen Seele geworden iſt, und durchaus
nichts anderes zu wiſſen ſich ruͤhmt und bemuͤht, als was fie
aus der Beobachtung derſelben geſchoͤpft hat. Haben wir
dieſe Anſicht in uns gefeſtigt, und vermögen wir es über
uns, ihr in unſeren philoſophiſchen Unterſuchungen auf das
Gewiſſenhafteſte uns anzuſchließen: dann werden wir ende
lich die ſo lange erſehnte Philoſophie ohne Namen erhal⸗
ten; bis dahin aber bleiben uns ohne Abhuͤlfe und Troſt
die Philoſophien mit Namen (von denen manche wenig
mehr find, als ihre Namen), und das endloſe Kreiſen wech⸗
ſelnder Meinungen. Der Verfaſſer geht daher von dem
Grundſatze aus, daß alle Säge, welche irgend eine menſch⸗
liche Wiſſenſchaft, alſo auch die Philoſophie, enthalten
kann, moͤgen ſie nun als vollendete Erkenntniſſe, oder als
nur wahrſcheinliche, oder als Fragen aufgeſtellt werden, of—
fenbar aus Seelenthaͤtigkeiten beſtehen. Sind nun dieſe
Seelenthaͤtigkeiten vollſtaͤndig und klar gebildet, ſo daß ſie
rein und lauter neben einander ſtehn, fo kann Kber die
Wahrheit eder Unwahrheit der aus ihnen zuſa mmengeſeb⸗
te Saͤtze kein Zweifel weiter entſtehn: die Prädicatrhaͤtig⸗
keit muß entweder enthalten ſeyn in der Subjectthaͤtigkeit,
oder nicht, und in jenem Falle wird das Urtheil wahr, in
dieſem aber falſch ſeyn. Doch kommt es nicht ſelten vor,
daß jene Seelenthaͤtigkeiten ſehr mangelhaft gebildet ſind,
und alſo keine klare Vergleichung zulaſſen, und in dieſem
Falle muß natuͤrlich der ſich findende Mangel ergaͤnzt wer⸗
den. Dieß geſchieht aber dadurch, daß wir ihrer Entſtehung
nachferſchen, und in derſelben zuruͤckgehen bis zu denjenigen
Thaͤtigkeiten, aus welchen für unſer Bewußtſeyn alle ander
ren 1 und die wir deshalb Urttaͤtigkeiten nennen
koͤnnen. Das Zuruͤckgehn muß uns vermoͤge einer genauen
17
259
Selbſtbeobachtung (einer genaueren freylich, als die man
groͤßtentheils in phileſophiſchen Lehrbuͤchern findet) ohne
Fehler moglich ſeyn, und wir werden bey ihm leicht die
Mängel, Lücken und Unklarheiten in der fruͤheren Bildung
jener Thaͤtigkeiten entdecken, und fie buch eine neue voll⸗
kommnere Bildung zu verbeſſern im Stande ſeyn. Dieſe
Saͤtze hat der Verfaſſer in feinen im vorigen Jahre erſchie⸗
nenen Schriften (in der „Erkenntnißlehre, nach dem
Bewußtſeyn der reinen Vernunft“ und in der „Erfahrungs:
ſeelenlehre als Grundlage alles Wiſſens,“ fo wie in
ſeiner Inauguraldiſſertation: „de veris philosophiae ini-
tiis) in ihren Hauptzuͤgen dargeſtellt und erlaͤutert, in der
bier angezeigten werden ſie mehr im Einzelnen auf die
Sittenlehre angewandt. Die verſchiedenen Entwickelungen
der Seele in Bezug auf Sittlichkeit oder Unſittlichkeit wer⸗
den in ihr ungefahr fo behandelt, wie die Phyſik und Che⸗
mie ihre Aufgaben löfen, oder noch beſtimmter, wie die
Geometrie ihre Figuren conſtruikt. Denn daß die Philo⸗
ſophie eben fo vollkommener Conſtructionen fähig,
als die Mathematik, iſt einer der Hauptſaͤtze des Verfaſ⸗
ſers, welchen er in der vorher angefuͤhrten Erkenntnißlehre
gegen Kant gerechfertigt, und bier durch die wirkliche
Ausfuhrung ſolcher Conſtructionen beſtaͤliget hat. Die
Entftehung der Sittlichkeit und Unſittlichkeit, ihr eigentli⸗
cher Character, und der Uebergang aus einer in die andere,
fo wie ihre Grenzſcheidung gegen ähnliche, oft damit ver⸗
wechſelte Zuftände und Thätigkeiten ıc. werden mit mathe⸗
matiſcher Evidenz, und nach ſehr einfachen Geſetzen
fuͤr das Bewußtſeyn eines Jeden entwickelt, und arithmeti⸗
ſche Berechnungen daruͤber zwar nicht ſchon hier gegeben
(die Geometrie berechnet ja auch nicht), aber doch für eine
noch genauere Beobachtung dit Ausſicht darauf eröffnet.
Und fo. glaubt denn der Vecfaſſer hier in der That eine
Sittenlehre ohne Namen aufgeſtellt zu haben: ein
Ruhm, welcher bey dem jetzigen Standpuncte unſerer Phi⸗
loſephie freylich kuhn, ja faſt verwegen und anmaßend
klingt, abet in Wahrheit doch das Seringſte iſt, was
die Philoſophie ſollte von ſich ruͤhmen koͤnnen, da fie allge:
mein als die wiſſenſchaftlichſte der Wiſſenſchaften angeſehn
wird, bey den Übrigen aber doch ſchon laͤngs abgekommen
iſt, außer ihrem eigenen Namen noch einen anderen, als
Zeichen der Dienſtbarkeit und Unſelbſtſtaͤndigkeit, an der
Stirn zu tragen.
Der Anhang Über das Weſen und die Erkennt⸗
nißgraͤnzen der Vernunft,“ gibt ſeinen Inhalt ſchon
im Titel an, und moͤchte, bey richtigem Verſtaͤndniß, trotz
feiner Kürze, wohl nicht wenig dazu beytragen koͤnnen,
den Streit zwiſchen den verſchiedenen fpeculativen Richtun⸗
gen für immer zu ſchlichten. Dieſe Geſetze der Vernunft,
wenn man ſie nur erſt in ihrer Reinheit zu faſſen gelernt
hat, ſind ſo überaus einfach, daß ſie ſich auch in ge⸗
draͤngter Kuͤrze nicht ohne Nutzen aufſtellen laſſen.
F. E. Beneke.
So weit wir Werke dieſer Art zu beurtheilen verftes
hen, ſo halten wir es, feines thetoriſchen Styls halber,
fur das arößere Publicum ſehr wohl geeignet. Es wird,
wie die Werke von Jacobi, alle diejenigen anſprechen, wels
che ſtatt Romane zu leſen, ſich mit erſteren Studien be⸗
— — 7 —
260
ſchaͤftigen und an philoſoph. Unterſuchungen im Sinne der
geſellſchaftlichen Unterhaltung Intereſſe haben. Eine Phi⸗
loſophie für das Leben hat immer ihren Werth und ſtiftet
in der Regel mehr Nutzen als ſtreng wiſſenſchaftl. Unter
ſuchungen uͤber die hoͤchſten Angelegenheiten des Geiſtes
theils weil zu dieſen nur wenige Köpfe berufen find, theils
weil an eine mathematiſche oder vielmehr phyſikal. Geiſtes⸗
Philoſophie noch gar nicht zu denken iſt. Wer das Ber
wußtſeyn, das Denken, Sittlichkeit, Recht und Schoͤnheit
nach mathematiſchen und phyſikaliſchen Geſetzen enttoickelnn
will, muß natuͤrlich zuerſt eine Philoſophie der Mathematik
und der Phyſik haben, d. h dieſe muß ſchon fo gang und
gebe in der Welt ſeyn, daß fie ſchon, die Form des niedern
Schulunterrichts angenommen hat. Die Mineralogie, die
Botanik, die Zoologie und die Chemie ſind auf dem Wege
dazu. Wie weit aber die Phyſik und die Mathematik noch
von der Philoſophie entfernt find, weiß wohl jeder, der
mit dem Zuſtand dieſer Wiſſenſchaften bekannt iſt, ja jes
der, der nur den bedauernswuͤrdigen Abſcheu der Phyſiker
und Mathematiker vor der Philofophie bemerkt hat. Wir
machen daher Niemanden die Zumuthung, jetzt eine auf
Mathematik und Naturphiloſophie gegründete Sitten⸗
Rechts: und Schon beitsletzre zu entwerfen, wohl aber ver⸗
langen wir, daß er dergleichen nicht vorgebe, beſonders wenn er
nicht einmal etwas von der Natur und der Naturphiloſophie weiß,
oder gar in dem ſtolzen Wahne ſitzt, es gäbe keine Natur-
philoſophie. So lange uns Jemand nicht ſagen kann, wel⸗
che Tugend dem Licht entſpricht, welche der Waͤrme, und
welche der Schwere; ſo lange uns Jemand nicht ſagen
kann, welches Laſter dem Nichts entſpricht; ſo lange uns Jemand
nicht agen kann, welcher Trieb dem Magnetismus, der Electrici⸗
taͤt und dem Chemismus entſpricht; ſo ſange uns Jemand nicht
einmal ſagen kann, welche Form die Natur hervorzubringen
Kreben muß, um die Schoͤnheit darzuſtellen, fo lange wer⸗
ren wir kein Buch über Geiſtesphiloſophie fuͤr etwas ande:
res anſehen als fuͤr einen Roman, welcher die menſchlichen
Leidenſchaften wohl recht gut zu beobachten und zu ſchildern
verſteht, aber nicht wiſſenſchaftlich zu entwickeln vermag.
Daraus folgt nicht, daß man die Hände in den Schooß Ier
gen und an einer wiſſenſchaftlichen Begruͤndung der Ethik
verzweifeln muß. Die bisherigen Verſuche dieſer Art ſammt
und ſonders, gleichen dem Sammeln von Naturgegenſtaͤn—
den, wie es bisher getrieben worden. Es find gute Mate⸗
rialien fuͤr die Naturphiloſophie; ſo die Beobachtungen der
Leidenſchaften und uͤbrigen menſchlichen Handlungen fuͤr die
Geiſtesphiloſophie. So lange man waͤhnte, das Zuſam⸗
menſcharren von neuen Kraͤuterchen, von neuen Kaͤferchen
ſey die Naturgeſchichte ſelbſt, und das Syſtem beſtehe in
nichts als im Aneinanderſchieben der Naturalien nach
Aehnlichkeiten; ſo lange hat man aus den Naturforſchern y
nur Rechenmeiſter gemacht; fo lange man die Tugenden
und Laſter nur nach Beobachtungen an einander ſchiebt,
ſo lange wird man ſie zu Spielballen der Politik machen,
und dieſe zum unbeſtimmten Handeln, d. h. zur Ungerechtig⸗
keit und zum Despotismus zwingen. Wer keinen veſten
Stand hat, tritt auf Alles, was nicht undurchſichtig iſt.
261
Anzeige und Erklärung, *
Gum eilften Hefte 1821.)
Gegen die Urtheile des Herrn Srohmann über
meine pſychiſche Anthropologie — kein Wort. Aber eine
Anzeige und Erklaͤrung mag hier, in derſelben Zeitſchrift,
dem Erkunde der Wahrheit und der Wiſſenſchaft willkom—
men ſeyn: der Wahrheit zunaͤchſt in Beziehung auf die—
ſes Verhaͤltniß des Menſchen zum Mitmenſchen; der Wiſ—
ſenſchaft in Abſicht auf die Sache, welche der eigentliche
Gegenſtand der Philoſophie iſt.
Ayz eig e.
1. Als ich das gedachte „Lehrbuch der höheren
Seelenkunde oder die pfychiſche Anthropologie“
ſchrieb, war des Herrn Grohm. „Phyſiologie des
menſchlichen Geiſtes““ mir noch ganz unbekannt. Nach
den Worten, die er S. 1027 anfuͤhrt, iſt die Quelle ge—
nannt, aus der ich dieſen Ausdruck geſchoͤpft habe: eine
mediziniſche Rezenſion in der Allg. Lit. Zeit. Alles, was
Herr Grohmann auf ſich bezieht, war demnach keineswegs
gegen ihn geſagt. Denn auch dasjenige, was ſodann als
Beleg aus Naſſe's Zeitſchrift ꝛc. gegeben wird, iſt kei—
neswegs aus einer Abhandlung von ihm genommen, z. B.
„daß der Geiſt des Menſchen pſychiſch betrachtet werden
muͤſſe, daß er ein Naturproduct ** ſey“ u. ſ. w. 4
2. Auf der S. 1028 und 1029 ift mit Anfuͤhrungs— $
zeichen oder ſogenannten Gaͤnſefuͤßen mehreres gegeben, fo
daß jedem Lefer,* welcher das Buch nicht kennt, der Ge:
danke entſtehen muß, dieſe Darſtellung, dieſe Zuſammenſe—
bung finde ſich wirklich in demſelben. Dem iſt aber nicht
alſo! Es finden ſich da (nach den zwey naͤchſten Anfuͤh—
rungen, welche jedoch gar viel vorausſetzen) bloß einzelne
Worte aus dem Lehrbuch, v. Hrn. Grohmann zuſammen—
geſtellt, und was mir da beygelegt wird, ſieht allerdings
„ſpashaft“ aus. Ja ich mußte dabey ſelbſt — lachen.
Kein Wunder, wenn ein Anderer, der gedachte Leſer, da—
bey laut auflachte, oder mit Ekel von einem ſolchen
„Pſychologen“ ſich abwandte. .
3. „aimonifetel! und „bedingter beſchraͤnkter“
(Geiſt) find ohne Zweifel nur Druckfehler; wie denn auch,
das Letztere betreffend, aus der nachfolgenden Kritik erhel:
let. Aber auf der S. 1029 iſt mir Einiges zugeſchrieben,
was meiner Anſicht zum Theile und wohl auch ganz wider—
ſpricht. Man vergleiche. Uebrigens ſind in dem Lehrbuche
nicht nur die Vermoͤgen, welche der realen Seite des Gei—
ſtes zuſagen, ſondern auch diejenigen, welche der formalen
Seite deſſelben entſprechen, aufgefuͤhrt und erklaͤret.
* Betreffend theils die Pſychologie, theils die Philoſo⸗
phie überhaupt. 8
Alſo Natur — 60615! Wer wagt es, das Moraliſche dar:
aus entſtehen zu laſſen, oder den Sachunterſchied zwiſchen
dem Moraliſchen und Phyſiſchen aufzuheben ??
|
262
U Eiern g
1. Die „pſychiſche Anthropologie“ des Verfaſſers ſchließt
ſich an die „allgemeine Philoſophie“ deſſelben an. In die—
ſer aber ſind beſonders als zwey Grundſetzungen aufgefuͤhrt:
Sache und Horm und zweyerley Sachen (das Ueber⸗
ſinnliche und Sinnliche, und dann, in der Psychologie, das
Geiſtige und Phyſiſche, in der Ethik aber, wo die naͤchſte
wiſſenſchaftliche Bezeichnung das Ueberſinnliche eintreten ſoll,
das Sittliche und Sinnliche). Wie nun Pſyche und Phy⸗
ſis nicht bloß dem Grade ſund hiemit der Form nach ver—
ſchieden find: fo auch Pſychologie und Phyſiologie. —
Uebrigens wird zwiſchen beyden, obwohl ein Sachunter—
ſchied, doch überall kein trennender (abſoluter) Gegenſatz ans
genommen. So ſindet ſich auch zwiſchen der Sache, welche
der Philoſophie Gegenſtand iſt, und jedem Anderen kein
Gegenſatz dieſer Art, wenn das Andere nicht Gottloſigkeit
oder Unſittlichkeit (Irreligioſitaͤt oder Immoralitaͤt) iſt. —
Und das deutſche Beywort: „höhere Seelenkunde,“ iſt
(wie in dem Lehrbuch angegeben wird) ganz Eines mit den
bekannten Beyworten: rational, metaphyſiſch, trans⸗
ſcendental. Die empiriſche Pſychologie hingegen fallt,
nach des Verfaſſers Anſicht, noch dem Gymnaſium zu, und
bildet demnach die Prspaͤdeutik zur Philoſophie, ſowie die
Logik in Verbindung mit dieſer Pſychologie. Denn an ſich
iſt die Logik Prepaͤdeutik zu jeder Sachwiſſenſchaft, da ein
„logiſcher Kopf“ nirgends, wo eine Wiſſenſchaft zu Stande
kommen ſoll, fehlen darf. 8
2. Um fuͤr die Philoſophie uͤberhaupt einen feſten
Punct zu gewinnen, diente dem Verfaſſer (nach ſeiner An—
ficht) vornehmlich die Erweiterung des bekannten, in der
Pſychologie geltenden Gegenſatzes „Spiritualismus und
Materialismus“ zu dem — ebenfalls nicht bloß unter—
ſcheidenden, ſondern zugleich trennenden oder feindlichen —
Gegenſatze: Philoſophie und Materialismus. Denn
ſo wie Letzterer, als ſolcher, bloß das Phyſiſche oder Sinn—
liche für „real“ erkennt, und daher das Ueberſinnliche oder
Ueberphyſiſche (nach einem bekannten, Worte von Plato
„das Goͤitliche“, auch „im Menſchen“) fuͤr eine Chi⸗
maͤre, ein Hirngeſpinnſt und dgleichen erklaͤrt: fo gehet
nun, eben im ſcharfen Gegenſatze mit der materialiſtiſchen
Anſicht der Dinge, das Ueberſinnliche hervor als das echte
Reale. Und indem der Menſch, nach ſeiner hoͤchſten An—
lage betrachtet, keineswegs als ein bloßes — wenn auch
geſteigertes — Thier, wie in jedem Syſteme des Materia⸗
lismus, erſcheint, muß eben der Geiſt oder, was in dieſer
Hinſicht auf die Phyſis nach deren Geſtaltung zu dem
menſchlichen Korper daſſelbe iſt, die Pſyche oder Menſchen⸗
ſeele zuvoͤrderſt im Lichte des Realen, und zwar dieſes
Realen, erkannt werden. Wie demnach zwiſchen Pſyche
und Phyſis ein Sachunterſchied obwaltet, ſo auch zwiſchen
Pſychologie und Phyſiologie. Eine Pſpchologie des
menſchlichen Geiſtes waͤre ein Pleonasmus ein Verſtoß
gegen die Logik. Aber eine Phyſiologie deſſelben vers
ſtötzt gegen die Metaphyſik, und ut folglich ein realer Wit
derſpruch, ja eine Aufhebung jener Sache, wofern nicht etz
wa das Wort (Phyſiologie) hier eine Art von Metapher
ſeyn, ſondern wiſſenſchaftliche Geltung haben ſoll. In letz,
teren Falle klingt es offenbar, wie z. V. eine phyſiſche
264 a 265
Erklärung des Ueberphyſiſchen (des Moraliſchen auf jede abſolute Neuheit: e) er it überall nur beſtrebe,
Rechtlichen u. ſ. w.), oder: wie eine ſinnliche Lehre
vom Sittlichen. Nicht allein die Sprach verwirrung, —
auch die Verwirrung der Begriffe trete hier nothwendig ein.
Das Wort allein, z. B. moraliſch oder Moralitaͤt würde da
keineswegs genuͤgen, denn der Materialiſt, der eigentliche
oder conſequente, gebraucht dieſes Wort nicht im Ernſte,
oder — verbindet damit einen ganz anderen Sinn:
eine Bedeutung, welche von der, die bisher bey allen Ge—
bildeten galt, weſentlich (d. h. nicht bloß dem Grade nach)
abweichet. Was iſt z. B. das „Subjective“, welches auf
dieſem „objectiven“ Grunde, dem phyſiſchen, emporſteigen
fol? Offenbar nichts weiter, als das Logiſche oder Formale
diefer Art, — alſo keine Sache, kein Reales, während das
wahrhaft Moraliſche, abgeleitet kraft der Idee von dem
erſten Realen (dem Ueberſinntichen) zuvoͤrderſt oder an ſich
nur als ein Saͤchliches, und zwar als ein Saͤchliches dieſer
Art, aufgefaßt werden kann. Ein anderer Name, indem
eben das Logiſche den Namen des Moraliſchen erhält, gibt
ſchlechterdings keine Sache (und keine andere Sache, wenn
etwa gar das Phyſiſche an die Stelle des Moraliſchen ges
fest wird), mag auch das Formale auf das Hoͤchſte geſtei⸗
gert und fo unter dem Geſichtspancte der Allheit aufgefaßt
werden. Durchgeführt iſt da hoͤchſtens der bekannte, in
den Schulen noch immer fo oft nachklingende und obwal⸗
tende Ariſtotelismus: „Subject und Gbject“ = dem
Logiſchen und Phyſiſchen. Was kann am Ende aus dieſer
Grundſetzung hervorgehen? Da zuletzt immer die Sache,
nicht die Form, entſcheidet: ſo ſtellet ſich natuͤrlich das Ob—
ject voran: die Phyſis (iſt fie nicht die Wurzel der Thier—
heit?) wird Grund oder Unterlage, nach dem bekannten,
von der Architectonik hergenommenen Bilde. Das Phyſi—
ſche iſt ſonach immer (wo jene Satzung vordringt und durch⸗
greifet) das Erſte, Vornehmſte und folglich Entſcheidende.
— Wie aber zwiſchen Pſychologie und Phyſtologie kein
feindlicher Gegenſaßz obwaltet: fo kann und ſoll dieſe mit
jener in dem prakeiſchen Kreiſe, wo menſchliche Körper zu
behandeln find, oder nicht bloß der Veterinaͤrarzt („Thier
arzt“) in Frage kommt, verbunden werden. Nur ſoll auch
hier jener Sachunterſchied zugleich erfaßt ſeyn, und die Idee
wenigſtens negativ, als warnender Leitſtern, entſchweben.
Sonſt kann fuͤrwahr die Heilkunde ſelbſt nicht wohl gedei⸗
hen; fonft entſtehet, was die Wiſſenſchaft betrifft, nothwen—
dig entweder der baare Matetialismus oder ein Gemiſche
von Poeſie und Philoſophie, dem ſodann ein Wechſelſpiel
mit den Worten vollkommen zuſagt. Daher ſodann die
Pſpychologie der Thiere auf der andern Seite, wie dort
die Phyſtologie des Meuſchen als Geiſtes (alſo eine
Phyſtologie der Pſyche); und wenn auch eben nicht die
Anthropologie der Thiere, ſo mag doch die „Zoologie“ des
Menſchen ſelbſt am Ende noch hervorkemmen. — Wenn
uͤbrigens ein Freund der „Naturphiloſophie“ in der Jenai⸗
ſchen A. L. 3. juͤngſthin die Anſicht und das Veſtreben des
Verfaſſers fo vorſtellte, als wollte dieſer in Abſicht der Aus-
drucke: „das Ueberſinnliche, das Goͤttliche, das Unbedingte“
u. ſ. w., nur feinen Sinn geltend machen; fo iſt zu bes
merken: 1) der Verf. verzichtet auch hiebey ausdrücklich *
+
„In dem Verſuche „Grundzüge der allgemeinen Philoſophie,“
Muͤnchen, bey Karl Thienemann 1820,
diejenige Bedeutung, die ſich bereits herangebildet hat,
zu erfaſſen und weiter heraus zu bilden; und 3) zu
folge jener Grundſetzung: Sache und Form, iſt feine Auf,
gabe immerhin dieſe: Erſt die Sache, dann das Wort,
aber fo denn auch das Wort (mit einem feſten, beſimmten
Sinne) um der Sache willen! Wie wire ſouſt Wiſſen⸗
ſchaft moͤglich, fo wie dieſe nimmermehr vollendet oder voll
kommen, wohl aber ſtets vervollkommlich, und die Ber:
vollkommnung derſelben einem Jeglichen, der fi zur Art
beit in dieſem Feide der Menſchheit beſtimmt findet, auf⸗
gehoben it?! — Was insbeſondre das vieldeutige und viel
gebrauchte Wort „Natur“ betrifft; ſo gibt es, nach des
Verfaſſers Anſicht (ſo vielen Beobachtungen und weiterem
Nachdenken zufolge!), ſchlechterdings keinen anderen Weg,
hierüber in's Klare und Reine zu kommen, als die Unter⸗
ſcheidung zwiſchen der eigentlichen und uneigentlichen,
d. iſt, phyſiſchen und nichtphyſiſchen Bedeutung; wo
denn, da hierbey zugleich eine ausgezeichnete Unentſchieden⸗
heit obwaltet, eine weitere Abtheilung dem Mißſtande und
Mißverſtande vorbeugen oder abhelfen muß. Merkwuͤrdig
bleibt immer, wie ſich der Geiſt (Genius) unſerer Sprache,
unzertrennlich von jenem der hoͤheren Bildung, in Abſicht
der „Natur“ zu helfen ſuchte, da naͤmlich dieſes Wort nun
einmal aus der lateiniſchen Sprache in die unſerige einge
gangen iſt, und nicht jedesmal auf das griechiſche (pvolg)
zurückgeführt werden darf. Man ſehe in den angeführten
Grundzuͤgen d. a. Ph. S. 116 — 135.
3. Die Lehre von dem Geiſtesvermögen weiſet von
der objectiven Menſchheit auf die ſubjective hin; und nur
in dieſer Hinſicht kann von ſolchem Vermoͤgen die Rede
ſeyn, da nehmlich das Vermoͤgen entwickelt werden, und
die Entwickelung vollſtaͤndig erſt durch die ſudjective Thaͤ⸗
tigkeit, d. h. indem der Menſch als Subject eintritt, ſich
ergeben kann. Die höhere Pfychologie bildet, nach des Vfrg
Anſicht, den Uebergang von der allgemeinen Philoſophie
zu den Hauptzweigen; ſie iſt die naͤchſte Vorbereitung (Pros
paͤdeutik) dazu, fo wie eben mit der weiteren Darſtellung
der Philoſophie der Menſch beſonders als Subject der
Sittlichkeit, des Rechtes und der Religion in Frage kommt,
In der allgemeinen Philoſophie genuͤgt der Ausdruck
Vernunft — dem Ueberſinnlichen oder Göttlichen neben
der Natur (in der eigentlichen Bedeutung des Worts h),
der Sinnlichkeit und der Erfahrung (nach der bekann⸗
ten, wenigſtens im Ganzen noch immer vorherrſchenden,
Einſchraͤnkung dieſes Wortes auf die Sinnenwelt). Aber
vorausgeſetzt iſt hiebeß die Bejghung zweyer Hauptfragen,
wovon die eine das Wort und die andere die Sache betrifft,
und Erſtere folglich dem Materialismus, Letztere aber der
bloßen Wortſtreitigkeit, dafür und dawider, ſcharf entgegen⸗
tritt.“ Dieſes vorausgeſetzt, heißt nun die Philoſophie
„Vernunftwiſſenſchaft“!“ Wer möchte ſie Freyheits⸗
wiſſenſchaft nennen? Kommt die Freyheit auch vor; fo
„ S. Daſelbſt, 142. u. ſ. w.
—
*
0
q 265 R 7 T
wird fie doch keineswegs — fo, wie die Vernunft — her:
vorgeboben. Die Philoſophie, der Sache (ihrem Gegen:
ſtande) nach mit der Metaphyſik ganz Eines, ſteht auf
folhe Weiſe der Phyſik — Naturwiſſenſchaft entgegen —
obwohl, ich widerhole es, keineswegs im abfoluten oder
trennenden Gegenſatze mit derſelben. — Wieferne die Frey⸗
heit hier ſchon zur Sprache kommt, mag ſie wohl die me⸗
taphyſiſche, fo wie dann in der pſochiſchen Anthropologie
die pſychologiſche, genannt werden.
Aber die Freßheit als ſolche, zuvoͤrderſt objectiv in
der metaphyſiſchen Bedeutung, und in demſelben Gegenſa⸗
ze mit der Nothwendigkeit, fällt eigentlich der Moralphilo⸗
die Freyheit entſtehet, d. h. durch diejenige Kraft,
ſchende Ausdruck:
ſophie anheim, da eden dasjenige moraliſch heißt, was durch
welche
aus der Frepheit hervorgegangen, zu Stande kommt. Der
Wille iſt daber als ſolcher Frey, fo daß der bekannte, herr:
„der freye Wille, ein freyer Wille“ u.
ſ. f. etwa durch den Umſtand, daß eben die Fteyheit das
Element der handelnden Menſchheit iſt, mag entſchuldigt
werden: darum follte noch das Beywort hervorheben, was
ſchon das Hauptwort, recht verſtanden, ausdrückt; oder es
mag auch der Ausdruck als Urtheil geiten: der Wille, wel⸗
gut gebraucht oder mißbraucht).
cher, als ſolcher, frey iſt. Denn ſonſt iſt der Ausdruck
wiſſenſchaftlich betrachtet, offenbar pleonaſtiſch, alſo ein
Verſtoß gegen das bekannte Geſetz der Logik. — Ein An:
deres iſt der Wille in Bezug auf die erworbene Freyheit,
wie da eben der Freye dem Unfreyen entgegenſteht. Wei⸗
ſet nicht hierauf, obwohl mit einem Hinblicke gegen die
Tyranney, ſchon das claſſiſche Wort: „nonnisi sapiens
liber?“ Hier iſt ohne Zweifel die im Subjecte verwirk⸗
lichte Freyheit zu verſtehen. Alſo unterſcheiden muͤſſen wir
zuvörderſt die objective und furbjective, d. h. die ange:
borene und erworbene Frevheit. * Und der Wille, zu:
naͤchſt ſo betrachtet, wie er aus der Freyheit entſpringt,
ſeine Thaͤtigkeit aber noch nicht eingetreten iſt, heißt nun
die Eine freye Kraft. So entwickelt er ſich aus der
Freyheit, wie das Gewiſſen aus der Vernunft, und in:
dem ſeine Thaͤtigkeit, dem Gewiſſen entweder entſprechend
oder widerſprechend, eintritt, heißt er nunmehr die Eine
freye oder ſelbſtthaͤtige Kraft. Denn auch der Ber:
ſtand und jede andere Menſchenkraft, erſcheinet nach der
tiefſten Anſicht beſtimmt durch den Willen, urſpruͤnglich und
fortwährend, — unbeſchadet der Reflexionsanſicht, welche
den Blick auf das äußere Leben der Menſchheit hinrichtet,
wo der Verſtand dem Willen — Willkuͤhr zugleich vorleuch⸗
tet. Brauchend oder gebrauchend heißt, jener Anſicht
zufolge, nur der Wille, der Verſtand hingegen gebraucht
Was aber durch die Wil⸗
lensthätigkeit entſteht, iſt nothwendig entweder die Wuͤrdig⸗
keit oder Unwuͤrdigkeit — als Beſchaffenheit des Menſchen
(als Subjects), — mit andern Worten (wefern man kein
Wort ſcheuet) entweder die Goͤttlichkeit oder die Ungöttlich—
keit, d. b. f. in der Sprache der Moralphiloſophie entweder
die Sittlichkeit oder die Unſittlichkeit, und 2. in der Spra⸗
che der Religionsphiloſophie entweder die Gottſeligkeit oder
die Irreligioſität. Die Moralität aber iſt mit der Religi—
»Man vergl. des Bfrs Darftellung der Moralphilofephie,
dritte, zum Theis neu bearbeitete Auflage, S. 110 und
und S. 41 (Daſelbſt 1821.)
Sfiö. 1822. Heft III.
— SE
—_—
266
ofität (Religion, in dieſem Gegenſatze mit der Irreligion)
der Sache nach ganz Eines: eben das Us berſinnliche oder
Goͤttliche im Menſchen als Sutjecte verwirklicht. Wie
hingegen das ſinnliche Begehrungsvermoͤgen als ſolches,
in der firengen, wiſſenſchaftlichen Bedeutung des Wortes,
zum Willen geſteigert oder potenzirt werden möge: dieß
iſt mir, ich geſtehe es, ganz undenkbar, heiße dann dieſer
Wille zugleich der nichtfreye oder — „der ſogenannte
freye.“ Uebrigens ging des Pfrs Beſtreben auch dahin,
beſonders der Scholaſtik oder dem Scholaſticismus entgegen
zu arbeiten. Denn das Einfachſte iſt, nach feiner Anſicht,
auch das Tiefſte, wenn es recht erfaßt und verſtanden mich;
oder das Tiefſte erſcheinet zugleich als das Einfachſte, wenn
es herausgebildet wird: und die Herausbildung erfolgt, ſo
wie ſich die Tiefe zur Schärfe geſtaltet. — Und: 4: Die
Vernunft iſt demnach, in jeder Darſtellung eines Haupt⸗
zweiges der Philoſophie, vorausgeſetzt, und wird eben dar:
um ſtets wieder hervorgezogen. Wenn nun aber der Frey⸗
heitsbegtiff den Menſchen als moraliſches Weſen (Geſchoͤpf)
in feiner Erhabenheit über jedes phyſiſche darſtellt, fo be>
dürfen wir auch ein eigenes, ausgezeichgetes Wort, um
den Menſchen in feinem Verhaͤltniſſe zu dem unendlich Hoͤ—
heren, alſo in ſeiner Abhaͤngigkeit davon, aufzufaſſen und
darzuſtellen. Daber das Gefühlsvermögen, wobey jedoch
die Frepheit nicht ausgeſchloſſen, ſondern vorausgeſetzt iſt,
und dann, wo der Menſch als Subject der Religion in
Frage kommt, zugleich hervorgehoben wird! — Was aber
Gott im trennenden Gegenfage mit dem Sötzen jeder
Art ſey, wird einzig durch das Merkmal der Heiligkeit
entſchieden; und dieſes Merkmal gehet aus von dem
Srundbegriffe der Sittlichkeit.“ Sonſt iſt jede Rede
von Gott entweder nur eine poetiſche Zugabe oder ein bloß
erbaulicher, practiſcher und folglich populärer Zuſaßz, wenn
auch mit einer ſchoͤneren Einfaſſung und mit einem Anklan
ge von Wiſſenſchaftlichkeit, indem einzelne Worte zu dieſem
Behufe gebraucht oder geſtellt ſind. Aber die phyſikaliſchen,
phyſiologiſchen, zeologiſchen u. ſ. w. Kenntniſſe, welche et⸗
wa zugleich vorkommen, koͤnnen darum nicht minder einen
in ihrer Art bohen und ausgezeichneten Werth bejigen.
Nur wiſſenſchaftlich betrachtet, kann (meines Erach⸗
tens) die Steigerung als ſolche, gehe ſie auch von der
Sinnlichkeit bis zu der Vernunft hinauf, zu keinem an⸗
deren Ergebniſſe fuͤhren, als zu demjenigen, welches dem
Materialismus vollfommen zuſagt. Offenbar iſt, wo dieſe
Steigerung waltet, nur Eine Sache (Idem, — eadem
res). Konnte doch bey dem bekannten Widerſtreite zweyer
Muͤnchener Akademiker uͤber Vernunft und Verſtand die
Steigerung ſelbſt einen ausgezeichneten Kantianer, indem
er mit feinem Meiſter von dem vaͤdagogiſchen Standpuncte
ausging, zu keinem anderen Reſultate führen! Denn was
ift die ſogenannte Vernunft, wenn fie auf dem Verſtande⸗
und dieſer auf dem Sinne ruht, ja wenn eben der zum
Allgemeinen geſteigerte Sinn der Verſtand, und der zum
Unbedingten (2) geſteigerte Verſtand — die Vernunft ges
nannt wird? So waͤre denn, kraft der Folgerichtigkeit, die
„Man vergl. des Verf. Darſtellung d. Religionephilofopkie, 2te
von Neuem ausgearbeitete Auflage S. 141 — übrigens
München 1821 bey Thienemann. f
* Wohl eine Hauptaufgabe! — Daſelbſt S. 212 — 249.
7**
17
267
Vernunft nichts weiter, als die zweyte Potenz der Sinn⸗
lichkeit, gerade wie im Syſteme des Materialismus! Und
was iſt wohl eine „Vernunft,“ welche das Sinnliche in
ſich begreift? Oder was iſt wohl „die uͤberſinnliche Welt,“
die ſich erſt mit der Vernunft als ihrem „Organ“ eroͤffnen
ſoll? — Wenn die Vernunft (wie juͤngſthin anderswo be⸗
hauptet worden) nichts weiter iſt, als „das paſſive Der:
mögen und fo das Organ des Söttlichen;“ dann er
ſcheint offenbar wieder die „tabula rasa“ des Ariſtoteles:
und das Pfaffenthum (von der eigentlichen Kirche und
Geiſtlichkeit wohl unterſchieden!) mag ſodann auf dieſe Ta—
fel ſchreiben, was ihrem Zwecke zuſaget, fo wie der Ma:
terialismus im Staatskleide, indem er den Namen „Staat“
groͤblich mißbrauchet, dann eben fo folgerecht die philoſo—
phiſche Begründung des Rechtes wegwirft, und dagegen
die hiſtoriſche Grundlage ſchlechthin auffuͤhret, ſchwazend z.
B. von dem „hiſtoriſch begründeten Menſchthum.“ () So
erhellet zugleich die innere Verbindung der Rechtsphiloſophie
ſowohl als der Religionsphiloſophie mit der Moralphiloſo—
phie, nach ſolcher Ableitung derſelben von ber Wiſſenſchaft
des Ueberſinnlichen.
Landshut, im December 1821.
Prof. Salat.
Ueber den wiſſenſchaftlichen Geiſt in der Mathe⸗
matik, und über die Art, fie wiſſenſchaft—
lich zu lehren.
Von Dr. K. Chr. 5. Krauſe.
Verfaßt im Jahr 1814.
Man ruͤhmt von der Mathematik,
und Einbildungskraft wecke und bilde,
Yung des wiſſenſchaftlichen Geiſtes wirke.
gur, wenn fie
1) ſelbſt mit wiſſenſchaftlichem Geiſte,
2) als Glied der Einen Wiſſenſchaft, an richtiger Stelle
und in richtigem inneren Verhaͤltniſſe,
3) als ein ſelbſtſtaͤndiges, mit allen anderen Theilen des
Wiſſenſchaftbaues (Syſtemes) allſeitig wohlverbundnes
Ganze, und e
4) mit heuriſtiſcher und didaktiſcher Kunſt, d. i. mit
Kunſtſinn nach dem Geſetze des freythaͤtigen Selbſt⸗
hervorbringens der Anſchauung,
gedacht und gelehrt wird. — Nur dann kann die Mathes
matik überhaupt Wuͤrde, innere Vollendung und aͤußere
hoͤchſte Anwendbarkeit für Weſſenſchaft, Kunſt und Leben
haben. — Ein jeder dieſer vier Punkte ſoll kuͤrzlich er⸗
kaͤutert werden.
daß ſie Verſtand
mithin zur Bele⸗
— Dieß kann ſie
ls
Der wiſſenſchaftliche Geiſt iſt die freye, ſelbſtthaͤtige
Wirkſamkeit des Vernunftweſens, ein ſyſtematiſches (archt—
tektoniſches, organiſches, gliedbauliches) Ganze des Wahren
in weſengemaͤßer Form ins Bewußtſeyn zu bringen. Dies
ſer wiſſenſchaftliche Geiſt ſchließt mithin alles Annehmen
eines Behaupteten ohne Prüfung, alle blinde Nachfolge,
auf jedem Gebiete des Wiſſens aus. Der Mathematiker
alſo, welcher von wiſſenſchaftlichem Geiſte beſeelt iſt, hat
ſeine Wiſſenſchaft nicht als ein von außen Gegebenes bloß
ee
268
erlernt, ſondern fie innerlich ſelbſtthaͤtig und frey erzeugt
und gebildet, und, ſofern ſie ihm mitgetheilt worden, mit
beſonnener Pruͤfung ſich lernend angeeignet. Nicht genug,
daß er das in muͤndlichem Vortrage oder in Schriften Mit⸗
getheilte ſelbſtthaͤtig durchſchauet, — er verhält ſich auch in
beyden Faͤllen immer zugleich erfindend; denn er eilet dem
Geiſte des Lehrers oder Schriftſtellers nach dem Plane des
Dargeſtellten, und nach der Idee der Wiſſenſchaft, voraus,
und ift überhaupt bey dem Auffaſſen fremder Gedanken auf
eee Weiſe ſelbſtthaͤtig, als wenn er ſie ſelbſt
erfaͤnde. 8
Aber noch viel Hoͤheres wird von dem wiſſenſchaftli⸗
cheu Geiſte gefordert: er ſoll, unabhängig von allen zeithes
rigen Geſtaltungen der Wiſſenſchaft, mit denen er ſich jes
doch innig bekannt zu machen hat, die Wiſſenſchaft von
Neuem zu bilden anfangen und ſie auf ſeine eigne Weiſe
nochmals geftalten. Dieß vermag er nur dann, und nur
dadurch, wenn er die Idee der ganzen Wiſſenſchaft an—
ſchaut, welche er ausbilden will, wenn er in dieſer Ides
den Gliedbau ihrer einzelnen Theile entwirft, und wenn er
endlich waͤhrend des Ausbaues alles Einzelne auf die Idee
des Ganzen, ſo wie auf den nach ihr entworfenen Plan
bezieht, und es danach prüft und gestaltet, er mag es nun
ſelbſt erdacht oder als ein bereits Durchdachtes von Andes
ren empfangen haben. n
Wuͤrdigen wir hienach das geſchichtlich vorhandne Gans
ze mathematiſcher Erkenntniſſe, fo finden wir, daß die Ans
faͤnge wahrhaft wiſſenſchaftlichen Wiſſens auch auf dieſem
Gebiete nur durch Maͤnner und Schulen begruͤndet wurden,
welche wiſſenſchaftlicher Geiſt beſeelte. So waren die mei—
ſten griechiſchen Mathematiker Philoſophen, welche die Ma—
thematik als weſentlichen Theil der reinen Wiſſenſchaft, we⸗
gen ihrer eignen Weſentlichkeit, nicht zuerſt um ihres Ge⸗
brauches willen, ausbildeten.“ Daher konnten aus dem
urgeiſtigen Beſtreben ſolcher Männer Werke wie Eukli⸗
des Elemente, Archimedes Schriften, Apollonius Ke⸗
geiſchnitte und andere mehr, hervorgehen. Auch die geiſtt
vollſten und erfindungsreichſten mathematiſchen Schriften der
neueren Zeit ſeit Wiederherſtellung der Wiſſenſchaften in
Europa, verdanken wir ebenfalls ſolchen Maͤnnern, welche
durch das Studium der Werke des griechiſchen Alterthumes
einen aͤhnlichen Geiſt in ſich weckten und uͤbten. So ge—
lang es einem Bepler durch genaue Kenntniß der Hriechis
ſchen Schriften, die Theorie der Kegelſchnitte weiter fort
zuführen, 2 und fo, auf echtplatoniſchem Wege, die Hy⸗
pothefe der Geſetze der himmliſchen Bewegungen zu erreis
chen, auch das tiefſinnige zehnte Buch der Euklideiſchen Ele=
1 Man leſe alle Stellen Platon's, welche in deſſen Ges
ſpraͤchen über mathematiſches Wiſſen vorkommen, beſon—
ders in der Republik; vergleiche damit die vortreffliche
Einleitung des Proklus, in ſeinem von unſerer Zeit
nicht genug gekannten und gewuͤrdigten Commentar uͤber
die Euklideiſchen Elemente, und mehrere Aeußerungen Ars
chimedes über die innere Würde. des mathematiſchen Wifs
ſens, um ſich von der rein wiſſenſchaftlichen Anſicht der
Griechen zu überzeugen, g
2 Von dem wiſſenſchaftlichen Geiſte Kepler 's zeugen unter
anderen die tiefſinnigen und faonen Bemerkungen über
die Kegelſchnitte in Parahp. in Vitellionew, p. 92 Is 1
269
mente, und die darauf gegründete Lehre von den an den
regulaͤren Koͤrpern dargeſtellten Verhaͤltniſſen in ſeinem ge—
nidlen Werke von der Harmonie der Welt, durch neue Bes
trachtungen und Saͤtze zu erweitern. Außer VBepler ber
währen Barrow, Mewton, Leibnitz und eine ganze
Reihe ehrwuͤrdiger Denker dieſe Behauptung.
Aber bey allen Vorarbeiten dleſer Männer fehlt dens
noch Vieles, daß das jetzt in Schriften vorhandne Ganze
mathematiſcher Erkenntniſſe den Forderungen des wiſſen—
ſchaftlichen Geiſtes ſchon vollkommen entſpraͤche. Denn
es erſcheint daſſelbe mangelhaft und unausgebildet: in An—
ſehung der Begruͤndung des Ganzen und jeder einzelnen
mathematiſchen Wiſſenſchaft, in den vorausgeſchickten plan—
los gemiſchten Axiomen und Poſtulaten; durch den Mangel
wiſſenſchaftlicher Nothwendigkeit in der Anordnung der ein—
zelnen Theile und Lehrſaͤtze, in der willkürlichen Kuͤnſtlich—
keit der Beweiſe; dann beſonders darin, daß es noch keine
ſyſtematiſche Darſtellung ſogenannter Elemente gibt, worinn
an den gehoͤrigen Orten alles Das aufgenommen waͤre, was
in den fogenannten höheren Theilen, als in der Functio—
nenlehre Überhaupt und in der Differential-, Integral—
und Variationrechnung insbeſondere, vorausgeſetzt, oder
dann im vorkommenden Falle zum Schaden der Deutlichkeit
und Evidenz kuͤmmerlich nachgeholt wird; endlich noch dar—
in, daß bis jetzt kein Mathemafiker, oder vielmehr keine
gelehrte Gefellſchaft, die in einzelnen Schriften und Ab:
handlungen zerſtreuten, hoͤchſt reichhaltigen und ſchaͤtzbaren
mathematiſchen einzelnen Erkenntniſſe in Ein geordnetes
- Ganzes verſammelt hat.“
Der wiſſenſchaftliche Geiſt iſt uͤberall, in allen einzel—
nen Wiſſenſchaften und in den unerſchoͤpflich vielen Formen,
die aus der Eigenthuͤmlichkeit des Wiſſenſchaftsbildners, des
2 Ich bitte zu vergleichen, was ich hierüber geſagt habe, in
der Vorrede zu meiner Grundlage eines philoſoph. Sy:
ſtems der Mathematik, 1803, und dafeibft im erſten Abs
ſchnitte, S. 1-30; in meiner differt. de philosophiae
et matheseos notione et earum intima conjunctione,
1802; in meinem erſten Entwürfe eines Syſtemes der Phi:
loſophie, 1804 erſte Abtheilung 8. 7 (S. 122 — 134) von
der Mathem. und ihrem Verhaͤltniſſe zur Phi⸗
loſophie uͤberh. und zur Naturphil. insbeſon⸗
dere; vo zuͤglich im Tagblatte des Menſchheitlebens,
Dresden 1811, in N. 46, 12, 14 und 153 endlich in dem
Vorberichte und in der von mir verfaßten Andeutung
des Begriffes der Mathematik, im Leyrbuche
der Combinationlehre und der Arithmetik,
u. ſ. w. Dresden, 1812.
Bloſe Verzeichniſſe ſolcher Abhandlungen, z. B. von Mur:
hard und Veuß, fo wie mathemathiſche, blos alphabe—
tiſch geordnete Lexica z. B. von Walch, Hall und Kluͤ—⸗
gel, haben zwar einigen Nutzen, kommen aber gegen ei⸗
ne wiſſenſchaftlich geordnete Darſtellung alles Einzel⸗
nen in mathematiſchen Schriften ſchon Erforſchten, nicht
in Betracht. — Nicht einmal ein ähnliches Syſtem der
griechiſchen Mathematik ift vorhanden. Wie reich iſt die
Nachleſe zu den Unfangsgründen der Geometrie, welche
Gilbert in feinem vortrefflichen Handbuche derfelben aus
den griechiſchen Schriſten gehalten, ſelbſt ohne daß das
von ihm Aufgenommene vollſtändig und im Sinne der
Griechen geordnft ist! 0
—
270
Lehrenden und des Lernenden, nach Alter und Bildungsſtu—
fe der Voͤlker und einzelner Menſchen, hervorgehen, un—
veraͤndert derſelbe. Er ſelbſt kann nur in allumfaſſender
Speculation erworben werden, und vermag ſich nur fruchts
bar zu aͤußern, wenn durch ihn die Wiſſenſchaftslehre,
welche zugleich Organik (Topix und Architeftenif) der Wie
ſenſchaft ſelbſt, und jeder in ihr enthaltenen Theilwiſſen—
ſchaft iſt, ſchon ausgebildet, und wenn dieſe ſelbſt mit wifs
ſenſchaftlichem Geiſte auf das Gebiet aller einzelnen Wiffens
ſchaften angewandt, gelehrt und gelernt wird. Dieſe Wifs
ſenſchaftlehre aber iſt Philoſophie, denn ſie iſt in Liebe zur
Wiſſenſchaft gebildet, — fie iſt ſelbſt Wiſſenſchaft und geit
ſtiges Werkzeug (organon) aller Wiſſenſchaft, und, ſub⸗
jectiv betrachtet, das Erſte der ganzen Wiſſenſchaft. —
Hieraus iſt klar, daß nur der Philoſoph auch in der Mas
thematik wiſſenſchaftlichen Geiſt haben, daß mithin auch nur
er dieſe Wiſſenſchaft ihrer Idee gemaͤß ausbilden, und in
ihr weſentliche Erfindungen machen, d. h. Weſentliches ur—
geiftig (originell) und aͤußerlich zufällig zuerſt (neu) cons
ſtruiren koͤnne. — Daher haben auch nur Philoſophen,
wie unter Anderen Platon, Euklides, Repler, des
Cartes, Newton, Leibnitz, Wolf, Daries, Schulz,
J. J. Wagner, Bern,“ die Mathematik wiffenichafts
lich zu begründen und ſyſtematiſch lorganiſch) zu geſtalten
geſucht, oder einzelne Theilwiſſenſchaften der Mathematik
erfunden, und ſie mit neuen, fuͤr ihren ganzen Ausbau und
fuͤr ihre Anwendung auf Phyſik und andere Wiſſenſchaften
entſcheidenden Grundanſchauungen, Methoden und Lehrſaͤt
tzen bereichert. Die Erfindungen ſolcher Maͤnner haben
dann Andere, in denen, bey großem Scharfſinne in einzel—
nen Speculationen, der wiſſenſchaftliche Geiſt ebenfalls, je⸗
doch mehr bewußtſeynlos durch Vernunſtinſtinkt, und in
niederem Grade nur in Beziehung auf Einzelnes wir
ſam war, als gegebne Thatſache der Erkenntniß aufge—
faßt, dieſe weiter ins Einzelne ausgefuͤhrt, und auf andere
einzelne Theile der mathematiſchen Wiſſenſchaften angewandt.
— Bey weitem die meiſten Mathematiker neuerer Zeit ges
hören zu den Denkern der letzt beſchriebnen Art, und es
ſcheint überhaupt, daß die mathematiſchen Wiſſenſchaften
ſeit Newton und Leibnitz mehr mit lobenswuͤrdigem Fleiße,
und mit Scharfſinn in der weiteren Ausfuͤhrung des Ge—
gebenen, als mit der Tiefe wiſſenſchaftlichen, philoſophiſchen
Geiſtes bearbeitet worden ſeyen.
2
Wenn anders die regulative Idee der Einheit, innere
nere Vielheit, und der Einheit von Einheit und Viel⸗
heit (der Vieleinheit, Harmonie) in der Wiſſenſchaft
conſtitutiv iſt, — welches hier als bewieſen vorausgeſetzt
werden muß: fo gibt es ſubjectiv und objectiv (dem Erken—
nenden und Erkannten nach) uur Eine Wiſſenſchaft, und
Auch von Gegner, wegen aller feiner, noch lange nicht
genug benutzten Lehrbücher, und Hauſen wegen feiner
originellen Elementa Matheseos, pars I, Lipsiae 1734.
Der Erſtere war jedoch mehr ein von wiſſenſchaftlichem
Geiſte getriebener Urgeift, der Andere wurde uns zu früh
durch den Tod entriſſen. Unter den Neuern verdient noch
Hoönd de Wronsky einer ausgezeichneten Erwähnung,
(Anm, v, J. 1821 5
271
U
die Mathematik muß daher ein beſtimmter, obwohl auf ih-
rem Gebiete dennoch unendlicher, innerer Theil der Einen
Wiſſenſchaft ſeyn. — Iſt dieſe Wahrheit mit philo ſophiſchem
Geiſte gefunden, fo muß ferner die ſubjective und objer-
tive Idee der Mathematik aufgezeigt werden, wodurch ſo⸗
dann auch die Stelle erkennbar iſt, worinn dieſe Wiſſen⸗
ſchaft als ein innerer organiſcher Theil Cals ein Gliedtheil,
nicht als ein Sammeltheil) der Einen Wiſſenſchaft, und
mit welcher eigenthümlichen Art der anſchauenden Thaͤtig⸗
keit des Geiſtes ihr Gegenſtand als ganzer aufgefaßt, und
dann in feinem Innern, nach feinem ganzen Inhalte wiſ—
ſenſchaftlich ausgebildet werden muͤſſe. — :
Um diefe erften Aufgaben find indeß die meiſten unſe⸗
rer Mathematiker wenig bekuͤmmert, und ſelbſt die Philos
ſophen haben denſelben, ſo weit gedruckte Schriften ein Ur⸗
theil begründen, noch wenig Genuͤge geleiſtet hat, s obs
gleich Letztere zum Theile wenigſtens dieß Beduͤrfniß gefuͤhlt,
und ihm abzuhelfen geſucht haben.? Wie Weniges jedoch
für dieſe Aufgabe zur Zeit geleiſtet worden, erſcheint äußere
lich ſchon darinn, daß der zeither allgemein angenommene
Begriff der Mathematik als Groͤßenlehre leigentlich Größe:
lehre oder Großheitlehre) in Anſehang mehrerer bereits allges
mein zu ihr gerechneter Theile (z. B. der Combinationteh⸗
re) unzulaͤnglich, und ein anderer erſchoͤpfender noch nicht
aufgeſtellt, wenigſtens von den Mathematikern noch nicht
angenommen iſt.? Selbſt die gebraͤuchlichen Grundbegrif⸗
„ RMVuch ich habe mich hierüber, in meinen vorhin erwhnten
Schriften ſeit 1802 vernehmlich genug erklärt, und glau⸗
be einiges Weſenliche geleiſtet zu haben, ob ich gleich das
noch Unvollendete dieſer gedruckten Arbeiten zugeſtehe. —
Aber nur Wenige erſt haben davon Kunde genommen, und
das Wefentliche dieſer Beſtrebungen geahnet und anerkannt.
Dieſe anſcheinende Gleichguͤltigkeit hat mich jedoch nicht
verhindert, dieſe Forſchungen ſtetig fortzufezen. — Auch
Kern's Metamathematik, oder die reine Vernunft in
den Koͤrperformverhältniſſen, Göttingen 1812 enthaͤlt
fuͤr die kuͤnftige rechtwiſſenſchaftliche Ausbildung der Ma⸗
thematik brauchbare Elemente, ſo wie J. J. Wagners
Scheiften. (Und ganz vorzuͤglich Hoene de Wrensky’s
Schriften. Anm. v. J. 1821.
? Selbſt bey Philoſophen herrſchen noch viele Grundvorurthei⸗
le über Mathematik, z. B. daß ihr Eigenthuͤmliches in
redlichen Conſtructionen liege; oder wohl gar, daß ſie
das Endliche nicht überfchreiten koͤnne noch ſolle; weßhalb
dann, z B. in der Geometrie der ganze Grundbau ver:
fehlt, und unter Anderen die in den endlichen Figuren
vorkommenden Linien und Hülfslinien nur als endliche ge⸗
dacht werden, wodurch man ſich eine unendliche Menge
von Problemen und Leheſätzen ſelbſt unzugaͤngig macht; —
ferner: daß die Arithmetik eben fo der Zeit, wie bie
Geometrie dem Raume entſprechen, u, d. m.
Einen jugendlichen Verſuch habe ich früher in der vorhin
angezogenen Dissertation und in der Grundlage eines
philoſ. Syſtems der Mathem. hiezu gemacht, und Andeu⸗
tung reiferer Speculgtion im Tagblatte d. Menſchheitle⸗
bens, und in der mit Fiſcher herausgegebenen Schrift,
gegeben. — Der von Kern (f. deſſen vorhin angefuͤhrtes
Werk a. m. O) fuͤr die Mathematik aufgeſtellte Begriff
als einer Verhältnißlehre iſt eben fo wenig rich⸗
tig, als der einer Groͤßenlehre. Denn abgeſehen da⸗
von, daß in der Mathematik nicht vom Verhältniß uͤber⸗
haupt, noch vom Verhaͤltniß jeder Art, die Rede tft, Be:
27
72
—
fe und die Difinitionen der einzelnen mathematifchen Wiſ⸗
ſenſchaften, wie z. B. der Combinationlehre und der Geo⸗
metrie ſind nicht im Ganzen der Erkenntniß begruͤndet und
bald unbeſtimmt, oder allzu eng beſtimmt oder mangelbaft.
— Dieſe und mehrere andere Gegenſtaͤnde machen, wifjens
ſchaftlich in Einem Ganzen gebildet, geordnet und gleich⸗
foͤrmig ausgefuͤhrt, denjenigen Theil der Mathematik
aus, der in dieſem Gebiete an ſich der erſte und urhohe,
weit mehr die hoͤhere Mathematik genannt zu werden ver⸗
dient, als Das, was man jetzt ſo nennt. Daries war unter
den Neueren wohl der Erſte, welcher einen Verſuch höherer ,
Grundlegung der Mathematik, wenn ich nicht irre unter
dem Namen der allgemeinen Mathematik, an die Spitze
der Elemente geſtellt hat. ' Platon, und platoniſcher
Philoſophie gemaͤß, auch Proklus, * dachten hierinn mit
dem eben Ausgeſprochenen gleichartig. u
trachtet dieſelbe ihren ganzen Gegenſtand, und alle einzel⸗
ne Gegenſtände insbeſondere, z. B. Flaͤchen, Körper
(End raume), auch noch in anderer Hinſicht, als blos im
Verhaͤltniß, nehmlich an ſich ſelbſt, und in der innern,
eigenen Beſtimmtheit. Die der Mathematik eigenthüͤmli⸗
che Grundanſchauung (Geundſchauniß, Kategorie) ſcheint
mir die reine, formale Anſchauung des Ganzen, des
Theiles, und des Theilganzen, oder beſtimmter, der
Ganzheit, der Theilheit und der Theuganzheit, zu ſeyn.
Dieſe Erklärung umfaßt alle zeither bekannte, und kuͤnf⸗
tig noch aufzufindende Theile der Mathematik; fie bezeich⸗
net das Allgemeinweſenliche der Combinationteyre, denn
dieſe iſt die Wiſſenſchaft: wie einzelne in Gleichartigkeit
verſchiedene Dinge (Elemente) auf alle moͤgliche Art, als
verſchiedene, ein Theilganzes (d. i. ein aus Theilen
beſtehendes Ganzes, eine Complexion,) find; eben fo
begreift dieſe Erklarung auch die Geometrie in fh, denn
dieſe betrachtet den Raum, fo fern er auf jede mögriche
Art Ganzes, Theile, und Theilganzes ift,
»Jetzt führen den Namen der Höheren Mathematik bekannt⸗
lich die Functionenlehre überhaupt, die Differential, In⸗
tegral:, Variation-, Derivationrechnung ꝛc., kurz Alles,
was man gewoͤhnlich unter dem Namen der Rechnung (beſ⸗
ſer: Mathematik) des Unendlichen (beſſer: mit
Größen verſchiedener Ordnung) begreift; ob⸗
gleich das Unendliche uͤberall gleich beym Eintritt in bas
Gebiet der ganzen Mathematik, und jeder einzelnen mas
thematiſchen Wiffenihafien angeſchaut werden muß; z. B.
in der allgemeinen Mathematik (Urmathematik) ein un⸗
endliches Ganzes uͤberhaupt, in der Arithmetik ein unend⸗
liches, zur Großheit begrenzbares (d. iſt endliche Theile,
Größen, in ſich haltendes) Ganzes, in der Geometrie der
. unendliche Raum, in der reinen Chronologie (einer erſt
zu bildenden Wiſſenſchaft) die unendliche Zeit, in der
Combinationlehre eine unendliche Vielheit der Elemente
(bey allen Operationen, die man mit Wiederholun⸗
gen nennt). — Wenn ich übrigens die ſogenannte Rech⸗
nung des Unendlichen nicht hoͤhere Mathematik genannt
wiſſen will, fo ſoll dieß keine Geringſchatung dieſer Wiſ⸗
ſenſchaft bezeichnen. Vielmehr erkenne ich die Weſenlich⸗
keit derſelben, die größere Tiefe ihrer Anſchauungen im
Vergleich der Elemente, ihren reicheren organiſchen Cha⸗
rakter, und ihren weſenlichen Nutzen in der allſeitigen
Anwendung der Mathematik.
40 In meiner Grundlage eines philoſophiſchen Syſtems d. M.
habe ich dieß vollkommener zu leiſten geſucht, — aber au⸗
ßer mir hat noch kein Mathematiker dieſem weſentlichen
Mangel der Mathematik abzuhelfen ſich bemüht. !
11 Defien Commentar über Euklides Elemente enthält in ber
Einleitung viel Tiefgedachtes uber das Weſen, den wiſ⸗
eren
273
Wird die Mathematik als innerer Theil der Einen
Wiſſenſchaft gebildet, ſo tritt ſie zugleich in das richtige in—
nere Verhaͤltniß zu dem Ganzen und zu dem Gliedbaue der
Wiſſenſchaft. Die Grundidee, deren Anſchauung die Ma⸗
thematik ausbildet, wird ihr in einem hoͤheren Theile der
Wiſſenſchaft gegeben, und ſaͤmmtliche Axiome, in denen
bis jetzt das offenſte Geſtaͤndniß der unwiſſenſchaftlichen
Grundlage ausgeſprochen iſt, fallen, als ſolche, weg, in—
dem ſie entweder in hoͤheren Theilen der Wiſſenſchaft, oder
innerhalb der Mathematik ſelbſt, dargethan werden, und
ſomit erſt wiſſenſchaftliche Befugniß erhalten, einem ſy⸗
ſtematichen Ganzen der Erkenntniß als innere, gleichartige
Theile zu gehoͤren. — Dann werden auch die einzelnen
Theile der Mathematik der ganzen aͤhnlich, ſelbſtaͤndig und
jeder mit jedem vereint, und zwar in allem dieſem gleich—
foͤrmig und geſetzmaͤßig ausgeführt werden. So daß dann
die Mathematik, in ihrem Innern durchaus vollweſenlich
(in ihrem Weſenlichen vollkommen) und wohlverhaltig, ein
treues, obgleich verjuͤngtes und eigenbeſchraͤnktes Bild der
Einen ganzen Wiſſenſchaft ſeyn wird. Der Zeitpunct, wo
ſich die Mathematik dieſer innern Vollendung, durch die
vereinten Bemuͤhungen philoſophiſcher Denker einiger Gene—
tationen, erfreun wird, ſcheint nicht mehr fern zu feyn, **
3
Soll die Mathematik dieſe innere Vollendung errei⸗
ſo iſt hierzu eine Organik derſelben, als einzelne
Denn ſo wie die Wiſſenſchaft
ſelbſt Einheit, Vielheit und Harmonie hat, ſo auch ihr
aͤhnlich jeder ihrer Theile, jede einzelne Wiſſenſchaft. So
wie daher die Wiſſenſchaft als ganze nur ausgebildet wer:
den kann, wenn die Wiſſenſchaftlehre, als ihr Organon,
erkannt und mit wiſſenſchaftlichem Geiſte auf ſie ſelbſt an—
gewandt wird; fo kann auch die Mathematik nur organi⸗
firt werden nach den Grundſaͤtzen einer mathematiſchen Wiſ⸗
ſenſchaftlehre (Philoſophie der Mathematik, Acchitektonik
oder beſſer: Organik der M.), welche ſelbſt ein untergeord—
neter innerer Theil der ganzen Wiſſenſchaftlehre iſt. In⸗
nerhalb dieſer Organik der Mathematik ergibt ſich dann der
ganze Grundriß des inneren Ausbaues dieſer Wiſſenſchaft;
ein Grundriß, der während der wiſſenſchaftlichen Conſtru—
ction ſelbſt immer weiter ins Einzelne ausgeführt wird, und
dem Wiſſenſchaftbildner bey ſeiner Forſchung und bey der
wiſſenſchaftlichen Darſtellung des Erforſchten, zugleich als
Wegweiſer und als Pruͤfmaaß dient, ??
chen,
Wiſſenſchaft, nothwendig.
ſenſchaftlichen Charakter, und die Eintheilung der Mathe
matik, welche zum Theil in die allgemeine Mathematik
aufgenommen zu werden verdient.
"2 Die Arbeiten bes tiefdenkenden Hoene de Mronshy leiſten
Weſentliches für dieſen Zweck. — Auch Heufinger ar:
beitet ſeit mehren Jahren an einer ſelbſtaͤndigen, wiſſen⸗
ſchaftlichen Geſtaltung der Mathematik. An m. v. J. 1821,
* Im Beſitze eines Verſuches der Wiſſenſchaftlehre (Organik)
der Mathematik, hoffe ich mich bald im Stande zu fehen,
dieſelbe durch den Druck bekannt zu machen, und darin
einen Baugrundriß Leine Topik und Architektonik) der
Matbematit aufzuſtellen.
\ Sfie. 1823. Heft III.
274
4
Der wiſſenſchaftliche Mathematiker, welcher bie Idee
der Mathematik als eines organifhen Theilganzen der Ei—
nen Wiſſenſchaft anſchaut, fie danach ausbildet, und alles
ihm muͤndlich oder ſchriftlich Mitgetheitte nach dem in je—
ner Idee entworfenen Bauplane pruͤft und verarbeitet, —
iſt auch allein fähig, fie wiſſenſchaftlich zu lehren. “ Denn
nur in ihm iſt die Mathematik Geiſt und Leben, mithin
auch begeiſtigend und lebenweckend auch für Andere. Gleich:
wohl muß ſich mit wiſſenſchaftlichem Geiſte noch Ein—
ſicht in die Wiſſenſchaft der Erziehung, und des Unter:
richtes insbeſondere, als Theiles derſelben, vereinen, und
ein eigner Kunſtſinn und Fleiß (Kunſtuͤbung) die Gabe des
Unterrichts vollenden.
Die Geundſaͤtze aber des Unterrichtes in wiſſenſchaftli⸗
chem Geiſte ſind folgende. —
1) Daß der Lehrer dem Lernenden Anlaß gebe, ja
ihn als Vernunftweſen noͤthige, Alles ſelbſithaͤtig, und
zwar mit bewußter und beſonnener Freyheit ſelbſt zu finden.
Der Leſer ſoll daher Alles ſo darſtellen, als wenn er es
ſelbſt fo eben erfinden wollte, und nach und nach erfaͤn⸗
de. Er ſoll den Lehrling leiten, ihn die rechte Richtung
zu nehmen veranlaſſen, ihm ſagen, wie er ſehen, und wohin
er ſehen ſolle; ihn pruͤfen laſſen, ob er ſo eben recht geſe—
hen, und was er wirklich geſehen; ſo auch, wie und wo—
nach er nunmehr, nach dem Plane der Wiſſenſchaft, zu
ſehen und zu forſchen habe. — Geſchieht dieß nur wirk-
lich, ſo mird der Lernende ſchon das ſehen und finden,
was der Lehrer auch ſieht und gefunden hat, — und ſehr
oft Neues, woran ſelbſt der Lehrer nicht dachte. — Der
Lehrer ſoll dabey ben ſelbſtthaͤtig forſchenden Schuͤler ſtetig
begleiten, ihm prüfend zur Seite ſtehen; er foll zwar ſtets
in ſeinem eignen Innern vorausſchaun, aber niemals im
Lehrvortrage eigenwillig und ungeduldig dem Schüler vorei—
len; er ſoll nie weiter gehn, wo und ſo lange der Schuͤler
nicht ſelbſtthaͤtig iſt.
2) Ferner ſoll ber Lehrer vorzüglich dahin wirken,
daß er in dem Lernenden den wiſſenſchaftlichen Geiſt wecke,
und ihn veranlaſſe, die Kunſt, Wiſſenſchaft zu bilden, in
ſich ſelbſt hervorzurufen, und gefegmäßig auszuuͤben. Denn
Wiſſen lehren iſt mehr und nothwendiger, als Gewußtes
lehren. Dazu dient, daß der Schuͤler geleitet werde, die
Idee der ganzen Wiſſenſchaft beſtimmt, klar und allumfaſ⸗
ſend anzuſchauen, dieſe Anſchaung ſich ſtets gegenwaͤrtig zu
erhalten, in ihr das Erforſchte zu prüfen, und im Ueber-
blicke des nun Gewußten jedesmal zu uͤberlegen, was nun
zunaͤchſt, und was alsdann, zu unterſuchen iſt, fo wie auch
durch jedes hinzugekommene Folgende alles Vorige zu beleuch⸗
ten, und damit in Verbindung zu ſetzen. — Eden daher
iſt es hoͤherweſenlich, daß der mathemathiſche Schüler ans
“ Ich will damit nicht ſagen, daß man die Mathematik auch
unwiſſenſchaftlich lehren konne; — denn alles, was wirk⸗
lich getehrt und gelernt wird, wird es wiſſenſchaftlich. un:
wiſſenſchaftlich kann man bloß Verſtand und Hand abrich⸗
ten, das Handwerkmaͤßige bloß dem Gedaͤchtniß einprägen,
ohne die, nur durch Selbſtthaͤtigkeit erlangbare, innerſte
Anſchauung der Sache ſelbſt zu erwecken und mitzutheilen.
18
275
geleitet werde, ſich die mathematiſche Wiſſenſchaftlehre
(Baukunſtlehre) ſelbſt zu erfinden, als es iſt ihn einzelne
mathemathiſche Wahrheiten ſelbſt erforſchen zu laſſen.
Denn aus dem geiſtigen Wirken nach dem Geſetze der ma—
thematiſchen Wiſſenſchaftlehre geht dann erſt das einzelne
mathematiſche Wiſſen in wiſſenſchaftlicher Ordnung und
Geſtalt hervor. 1°
Ein Lehrer, der ſo unterrichtet, erlebt die geiſtigen
Freuden, im Lehren zu lernen, bey der Unterweiſung jedes
Schuͤlers die Wiſſenſchaft in eigenthuͤmlicher Geſtalt, und
in der aufblühenden Geiſteskraft des Zoͤglinges die reine Be—
lohnung ſeiner Muͤhe zu erblicken.
In dieſem Geiſte behandelt verdient die Mathematik
wirklich, gleich jeder andern eben ſo gebildeten Wiſſenſchaft,
den Namen einer Lehr und Lernwiſſenſchaft (uednuarixn
swigriun), den ihr die Griechen geben; fo geſtaltet, hat fie
an ſich ſelbſt Wuͤrde als rechte Wiſſenſchaft; — Unterricht
und freythaͤtige Beſchaͤftigung auf ihrem Gebiete iſt ein
weſentlicher Theil der Erziehung und Selbſtbildung, mithin
auch desjenigen Ganzen der wiſſenſchaftlichen Belehrung,
welches von Schulen und Univerſitaͤten erwartet wird.
Ein jeder gruͤndliche und beſonnene Denker wird mich
übrigens deshalb, daß ich den wiſſenſchaftlichen Geiſt in
der Mathematik erhebe, nicht ſo verſtehen, als meine ich:
der wiſſenſchaftliche Mann koͤnne oder ſolle ſich der Muͤhe bege:
ben, ſich mit dem gegenwärtigen Zuſtande der mathemati⸗
ſchen Wiſſenſchaften bekannt zu machen, oder, ſich mit all⸗
gemeinen ideellen Anſchauungen begnügend, den Reichthum
der einzelnen mathematiſchen Erkenntniſſe verſchmaͤhen. Ge:
rade im Gegentheil kann und ſoll der philoſephiſche Mathemati—
ker die Schriften alter und neuer Zeit durchforſchen, er
foll fie insgeſammt als Eine, nach Geſetzen der wiſſenſchaft—
lichen Ausbildung der Menſchheit fortſchreitende Entwicke—
lung auffaſſen, und fo weit er es vermag, ihren wiſſen—
ſchaftlichen Inhalt zum Ausbau der Mathematik treu de⸗
nutzen.
Ermunterung, — der philoſophiſche Geiſt treibt ihn unfehl⸗
bar dahin, denn er ſtrebt überall nach tiefer und reicher in—
nerer Vollendung des Wiſſens, und nach wiſſenſchaftlicher
Geſtalt alles einzelnen Erkannten; feine Einzelkraft erſcheint
15 Dieſe Grundſoͤtze alles vernunftmaͤßigen Unterrichtes ſtim⸗
men im Weſentlichen mit denen der ſogenannten Peſtaloz⸗
ziſchen Methode überein, uͤberſteigen aber dieſelbe noch, fo
weit fie geſchichtlich ausgeführt erſcheint. Die einzelnen
Kunſtregeln der Lehrart in dieſem Seiſte ergeben ſich aus
obigen Grundſaͤtzen von ſelbſt, z. B. daß die einzelnen
Grundtheile jeder Anſchauung combinakoriſch vollſtaͤndig
entwickelt werden, daß der Lernende nie mit bloßem Ja
oder Nein, nech in unvollſtaͤndigen Saͤtzen antworte, u.
T. w. — Nach dieſen Grundſaͤtzen habe ich mich ſelbſt un⸗
terrichtet, und nach sbendenfelben habe ich Kindern von 6
bis 10 Jahren die Unfangegründe der Combinationlehre,
der Arithmetik und Geometrie rein und ſtreng wiſſenſchaft⸗
lich mit Erfolg gelehrt; verſteht ſich, daß die Methode
dem kindlichen Alter angepaßt, und nur ſo weit angewandt
werde, als der kindliche Geiſt ihr zu folgen vermag; auch
habe ich dieſen Lehrweg bey dem Unterrichte vieler Juͤng⸗
linge, und mehrerer reifen Maͤnner, ſtets mit gleichem
Erfolge, ſeit zwanzig Jahren angewandt,
Ja er bedarf dazu nicht einmal einer beſonderen
276
ihm als weſentliche Theilkraft des wiſſenſchaftlichen Vermoͤ—
gens der ganzen Gemeinde aller echten Wiſſenſchaftforſcher,
und iſt daher uͤberzeugt, daß auch er ſein Eigenweſentliches
und Schönes nur, geweckt und bekraͤftiget im Ganzen des
wiſſenſchaſtlichen Ledens, der Menſchheit darbringen kann.
Daß der von wiſſenſchaftlichem Geiſte Beſeelte Alles
Einzelne wiſſe, was in einzelnen Schriften und Zeitfchrife
ten Mathematiſches niedergelegt iſt, iſt eine unmögliche
Foderung, da, wie erwähnt, keine ſyſtematiſche Samm⸗
lung davon vorhanden iſt, und da, alles Mathematiſche
zu leſen, kaum ein dreyfaches Leben zureichen wuͤrde. —
Auch die Mathematik iſt, wie jede Wiſſenſchaft, in ihrer
Tiefe allſeitig unerſchoͤpflich; fo daß gleich wiſſenſchaftliche
Denker, bey gleichem Talente, ſich mit ihren Erfindungen
einander zu rathen aufgeben koͤnnten. Sie wuͤrden ſich
wechſelſeitig gleich wiſſend und unwiſſend erſcheinen, aber
ſich auch aneinander erfreun; denn Jeder faͤnde in dem
Andern den wiſſenſchaftlichen Geiſt zu eigenthuͤmlichen Er-
zeugungen wirkſam, der es allein iſt, in deſſen Bewußt⸗
ſeyn ein Jeder von ihnen ſich ſelbſt als Wiſſenſchaftforſcher
achtbar erſcheint. N N
Verhandlungen der helvet. Geſellſchaft zu Baſel
vom 23. 24. und 25. July 1821 v. Bernouilli.
Deu 25. Dieſe erſte Sitzung, welche Se. Excellenz
der Herr Bürgermetſter, einige Mitglieder des Staatsraths
und eine Menge Fremder mit ihrer Gegenwart beehrten,
ward vom Herrn Prof. Huber, diesjaͤhrigem Praͤſidenten
der Geſellſchaft, mit einer gehaltvollen Rede eröffnet. Er
ſprach über den Zweck des Studiums der Naturgeſchichte,
er zeigte beſonders, wie viele wichtige Entdeckungen gemacht
wurden bey Gelegenheit von Beobachtungen, deren eigentli⸗
cher Zweck jene Entdeckungen gar nicht war; und wie viele
gluͤckliche Anwendungen aus ſcheinbar rein ſpeculativen
Unterſuchungen entipringen. Er beruͤhrte die fortſchkeitende
Vergrößerung der Geſellſchaft, die im vorigen Jahre 330
ordentliche und 78 Ehren- Mitglieder zaͤhlte. Hierauf dank⸗
te er der Regierung des Cantons für das Geſchenk von
400 ſchweiz. Franken, welches der Geſellſchaft bey ihrer
Jahresſitzung gemacht worden. Endlich führt er ganz kurz
die hauptſaͤchlichſten Arbeiten der Cantonal-Geſellſchaften
von Bern, Zuͤrich, St. Gallen, Aarau nnd Baſel an und
die verſchiedenen Werke, welche der Geſellſchaft von den
Verfaſſern eingereicht worden ſind.
1 Profeſſor Pictet, eine kurze und intereſſante biogra⸗
phiſche Notiz über den am 21. Febr. 1821 verſtorbenen
Prof. Tingey. Er ward 1745 in Soiſſons geboren und
kam 177 nach Genf, wo er bald das Bürgerrecht erhielt.
Er war ein geſchickter Pharmaceut und zeichnete ſich als
Chemiker und Mineralog aus, und als ein Mann, der ſich
beſtrebte, ſeine Kenntniſſe auch fuͤr ſeine Nebenmenſchen
nuͤtzlch zu machen. Er war einer der Begründer der zu
Genf errichteten Geſellſchaft zur Aufmunterung der Kuͤnſte,
deren Vice Praͤſident er ſpaͤterhin ward. Als Pief. der
Chemie hielt er mehrere oͤffentliche unentgeltliche Vorleſuns
gen fuͤr verſchiedene Claſſen von Kuͤnſtlern und Handwer—
kern. Sein Werk, uͤber die Firniſſe, in 2 Banden; feine
merkwuͤrdigen Blitz der auf ein Haus in Genf fiel,
277
nuͤtzliche Erfindung eines Ofens, um die Arbeiten der Vers
golder weniger gefährlich zu machen; ſeine Analyſe des
Waſſers der Rhone, des Genfer-Sees und der umliegen—
den, vorzuͤglichſten Quellen; feine, von der Academie zu
Dijon gekroͤnte Abhandlung uͤber die Kreuzblumen, und die
Abhandlungen, welche er der phyficalifchen und naturfor—
ſchenden Geſellſchaft zu Genf mehreremale geſchenkt hat,
ſind Beweiſe der immer nützlichen Thaͤtigkeit und der um—
faſſenden, gruͤndlichen Kenntniſſe eines Mannes, der bey
dieſen Vorzuͤgen auch die anziehendſten geſellſchaftlichen Tu—
genden befaß,
Hrn. Rath Eſcher v. d. Linth, uͤber die Waſſer⸗
menge, die bey Baſel unter der Rheinbruͤcke durchgeht.
Nach einigen allgemeinen Betrachtungen uͤber die
ſchweitzer Quellen, uͤber die Gletſcher, uͤber das durch die
Waͤrme des Bodens verurſachte fortwaͤhrende Schmelzen des
unteren Theils derſelben, das nicht mit dem Schmelzen ih—
ter Oberflaͤche während der Sommermonate zu verwechſeln
iſt, uͤber die Veraͤnderung der Graͤnzen dieſer Gletſcher und
über andere Ähnliche Gegenſtaͤnde gibt der Verfaſſer die we-
ſentlichen Data zu der Berechnung des Waſſers an, das
taͤglich unter der Rheinbruͤcke zu Baſel durchfließt. Er gibt
ein Profil oder einen Durchſchnitt des Flußbettes; Curven,
wodurch die rhenometriſch gemeſſenen Hoͤheveraͤnderungen
und die verſchiedenen Geſchwindigkeiten, welche ſich mit der
Höhe verändern, dargeſtellt werden. Ferner die Refultate
der Vergleichung von ıtjährigen Beobachtungen und Tabel—
len über die taͤgliche Höhe des Fluſſes von 1809 bis 1820.
Das Mittel dieſer Waſſermaſſe beträgt jaͤhrlich 1046 Mit
lionen Cubikklafter, jede zu ooo Cubikfuß; womit ſich füge
lich ein Becken von der Groͤße des conſtanzer Sees auf
62 Fuß hoch anfuͤllen ließe.
Profeſſor Pictet; umſtaͤndlicher Bericht uͤber den
das
keinen Blitzableiter hatte, deſſen Dach aber mit weiſſem
Blech gedeckt war und durch Dachrinnen und Röhren von
demſelben Metall mit der Erde in Verbindung ſtand. Dies
ſes Ereigniß bewies die große Wichtigkeit und die Siche—
rungs⸗Eigenſchaft der in Genf bey Hausbauten gewoͤhuli—
cher Methode, Giebel, Sparrwerk und Dachrinnen der
Gebaͤude mit Blech zu belegen, und dieſer Methode ver—
dankt man es gewiß, daß in dieſer Stadt fo ſelten Gewit—
terſchaden entſteht.
Dieſer Blitz aber, der im Inneren des beſagten Haus
ſes gar keinen Schaden that, zeigte denn doch von Außen
manches Merkwürdige; er ſchlug, unter andern, in eine
Platte von Eiſenbiech zwey Locher einen Zoll groß und
ungefaͤhr 5 Zoll von einander entfernt.
Herr Pictet zeigte dieſes Stuͤck Blech nebſt einigen
anderen vor, die von demſelben Blitz durchbohrt oder vers
kalcht waren. Der Blitz war an einer Röhre herabgefahren;
die an einer feuchten Stelle ganz in die Erde hineinging,
da er doch einen näheren Weg an einer anderen blechernen
Rinne gehabt haͤtte, die aber nicht ganz auf die Erde hin—
abgieng.
Derſelbe machte einen Vorſchlag, den Moͤnchen auf
dem Kloſter des großen St. Bernhard einen beſſeren Auf—
278
enthalt zu verſchaffen, indem fie jetzt in ihrer zu jeder Jah
reszeit kalten und feuchten Wohnung vielen Gefahren und
Unannehmlichkeiten ausgeſetzt ſind. Durch eine allgemeine,
gewiſſermaßen europaͤiſche Subicription würden die Mittel
gefunden werden, ihnen ein geſuͤnderes und waͤrmeres Ge—
baͤude zu verſchaffen, er unterwirft dieſes Project der Prüs
fung der Geſellſchaft, an die dieſer Vorſchlag, der mit Ges
nehmigung des Ausſchuſſes gedruckt worden iſt, vertheilt
ward. —
Note und Vorſchlag wegen des Hoſpizes des St.
Bernhard, vom Profeſſor Pictet. Bey der erſten
Zuſammenkunft der helvet. naturf. Geſellſchaft
zu Baſel.
Die edelmuͤthige Sorge, welche die auf dem Hoſpiz
des St. Gotthards wohnenden Moͤnche den ungluͤcklichen
Reiſenden erweiſen, ihr eifriges Bemühen, fie zu retten mit
Gefahr ihres eigenen Lebens, ſind in ganz Europa bekannt
und bewundert. Was man aber nicht weiß und was ihre
edle Thaͤtigkeit noch verdienſtvoller macht, iſt der aͤußerſt ge⸗
ſundheitsnachtheilige Zuſtand der Wohnung dieſer Moͤnche;
nach wenig Jahren werden ſie von heftigen, unheilbaren
Rheumatismen befallen und gezwungen, in jungen Jahren
noch, im ebenen Lande ein trauriges, ſchmerzvolles Daſeyn
hinzuſchleppen.
In der „Nachricht uͤber die Naturgeſchichte des St.
Bernhards,“ welche der ehrwuͤrdige P. Biſelx, Prior des
Kloſters und unſer College, in der Sitzung der Geſellſchaft
zu St. Gallen mittheilte, findet man die Urſache dieſer
nachtheiligen Wirkung; fie beſteht in der kalten und feuch⸗
ten Temperatur, die zu jeder Jahrszeit im Inneren des
Hofpizgebaͤudes, wegen ſeiner Bauart und der Rauhheit des
Clima's herrſcht. Dieſem großen Uebel kann abgeholfen
werden durch die Benutzung der großen Fortſchritte, welche
die Kunſt unter der Leitung der Wiſſenſchaft in Anſehung
der Vertheilung der Wärme im Inneren der Gebäude ges
macht hat. Nun hat dieſes Inſtitut aber weiter kein Ver—
mögen als das, was nothwendig zum Unterhalt und zur
Austheilung von 30 bis 35000 Speiſerationen an Reiſende
alles Standes und aller Art jaͤhrlich erfordert wird.
Ein Profeſſor der ruſſiſchen Univerfität Dorpat (Hr.
Parrot), dem dieſe Betrachtungen ſich aufdraͤngten, forderte
im vorigen Jahre alle Philanthropen auf, dieſe guten Moͤn⸗
che durch eine Subſcription zu unterſtuͤtzen, deren Ertrag
zu den gewuͤnſchten Verbeſſerungen verwandt würde, Die⸗
fer Aufruf iſt in der Bibliotheque univers. Noybr. 1820,
aber leider ohne Erfolg mitgetheilt worden. Einige Sum
men find bey uns eingegangen und vorläufig bey den Hrn.
Banquters Candolle und Turretini zinsbar niedergelegt wor—
den; dieſe Summen aber reichen noch bey weitem nicht hin,
um den bewohnten Theil dieſes weitlaͤuftigen Gebäudes zu
“|
erwärmen.
Noch mehr: mein Schwiegerſohn, Hr. Prevoſt, be
ſuchte vor 14 Tagen noch in Begleitung feines Sohnes
dieſes Hoſpiz, und ſahe bey dieſe Gelegenheit mit eigenen
Augen, daß die Suͤdſeite des Gebaͤudes großer Reparatu⸗
279
ren bedarf, weil es hier font Gefahr läuft, einzuſtuͤrzen.
Da nun noch fo eine nothwendige Ausgabe hinzukömmt,
ſo werden auch noch groͤßere Kraͤfte erfordert.
Das ſchnellſte und ſicherſte Mittel zur Erreichung dies
ſes Zweckes glaubte ich darin zu finden, daß ich dieſer trau—
rigen Lage jener jo nuͤtzlichen Menſchen die groͤßere Noteritaͤt
verſchaffte, indem ich dieſelbe der ſchweizer Geſellſchaft bes
kannt machte, da ſie ſich noch verſammelt befindet und die
Mitglieder aufforderte, ihre Freunde und alle Freunde der
Menſchheit damit bekannt zu machen. Dieſe fo intereffans
ten, frommen Männer find unſere Mitbürger, und haben
dadurch noch ein Recht mehr auf unſer thaͤtiges Mitleiden.
Vielleicht moͤchten wohl, unabhaͤngig von den individuellen
Beytraͤgen, die wir ihnen geben koͤnnen, von den in unſe—
rer Caſſe unthaͤtig liegenden Summen ein Theil zu dieſem
Behufe verwandt werden koͤnnen und muͤſſen.“ Natur:
forſcher ſind mehr als andere Reiſende in dem Falle, auf
den Gipfeln in der Nachbarſchaft des Hoſpizes in Gefahr
zu gerathen und den Muth und die Geſchicklichkeit der
Moͤnche in der Stunde der Noth zu erproben. Aus die—
ſem Geſichtspuncte betrachtet wäre auch die Summe, wel—
che wir geben wuͤrden, kein bloß philantrop. Opfer, ſondern
gewiſſermaßen eine abzutragende Schuld.
Herr Prevoſt iſt uͤberzeugt, daß die geſchickten Ofen
bauer, Gebrüder Mellerio, ſich ſogleich in das Hoſpiz bes
geben werden, um vorlaͤufig den Riß und die Eintheilung
zu machen, und wenn während dieſer Zeit die eröffnete
Subſcription (die gewiſſermaßen durch ganz Europa gehen
ſollte) einen hinlaͤnglichen Erfolg hat, ſo ſoll unverzuͤglich
Hand ans Werk gelegt werden. Es waͤre dieß auch uͤber—
dieß eine gluͤckliche Gelegenheit zur Annaͤherung und zum
guten Verſtaͤndniſſe zwiſchen den beyden in der Schweiz
herrſchenden Religionspartheyen, wenn man ein Inſtitut,
das von Katholiken bedient wird, auf eine ſo thaͤtige und
uneigennuͤtztge Art von einer Geſellſchaft unterſtuͤtzt ſaͤhe, die
hauptſaͤchlich aus reformirten Mitgliedern beſteht.
Diejenigen, welche zu der vorgeſchlagenen Huͤlfslei—
ſtung unterzeichnen wollen, werden gebeten, die Summen, welche
fie zu dieſem wohlthaͤtigen Zwecke beſtimmen, anf dem gewöhnlis
chen Handelswege au unterzeichnetes Banquiershaus oder an die
Redaction der Bibliothèque universelle gelangen zu laſſen;
uͤber die Verwendung derſelben wird Rechnung abgelegt und die
Nahmen der Subſecribenten bekannt gemacht werden.
Namen der Correſpondenten der Herten De Candol-
le, Turettini et Comp. in verſchiedenen Städten Europas
Wittwe Armand und aͤlteſter Sohn zu Lyon.
Avigdor der ältere und Sohn zu Nizza.
Gebrüder Aubert Sohn und Comp. zu Turin,
G. F. Bouault zu Dijon.
Gebruͤder Badin und Lambert zu Wien (Iſar).
B. de R Meyer et Comp. zu Luzern.
J. L. Eouriet zu Vevey.
Collisub und Comp. zu Trieſt.
A. Delahante zu Macon.
v. Molin und Comp. zu Laufanne,
I. Des Arts zu Hamburg.
Die Geſellſchaft hat 600 Franken bewilligt.
nn
280
De la Rue Gebruͤder zu Genf.
Gebrüder H. und L. Eſtieu und Comp. zu Marfeille,
C. Forquet und L. Giuſſo zu Neapel.
Foreſt und Gendud zu Chambery.
Franch und Comp. zu Wien (Oeſterreich).
Girard und Comp. zu Freybucg.
Gebruͤder Jeanjaquet zu Neuſchatel.
Lichtenſtein und Villars zu Montpellier.
P. L. le Cointe et Comp. zu London.
Mirabaud und Comp. zu Mailand.
W. Mumm und Comp. zu Frankfurt a. M.
Marcuard Beuther und Comp. zu Bern.
Paſſavant und Ryhiner zu Baſel.
Gebruͤder Peyrot und Deſeigneux zu Bordeaug.
Hey NReviliiod und Comp. zu Odeſſa.
Gaſpard Schultheß Erben zu Zuͤrch.
Scherer und Comp. zu St. Gall.
Senn Guebhard und Comp. zu Livorno,
J. L. Schaͤzler zu Auaguſte.
Stadnitzki und van Heukelem zu Amſterdam.
Vaſſal und Comp. zu Paris.
L. Wolff und Comp. zu Florenz.
F. Schielin zu Venedig.
Aug. Snell und Comp. zu Rom.
Bretillot und Colin zu Befangon.
Gebr. Flotard und Comp. zu St Etienne.
Ginzetti und Krüger zu Moscau.
Francois Duval zu Petersburg.
Der Herr Secretair lieſt ein kurzes Protokoll Über bie
vorjaͤhrigen, zu Genf gehaltenen 4 Sitzungen der Geſell—
ſchaft; und einen Auszug einer Abhandlung des Hrn. Pa:
ſtor Pohl in Graubuͤnden, uͤber den ſchlaffen Zuſtand des
naturgeſchichtlichen Studiums in ſeinem Canton, wo bis
jetzt der Eifer in dieſer Wiſſenſchaft lange noch nicht dem
Reichthume jenes Cantons entſpricht.
Hr. Colladon, eine Ueberſicht der Arbeiten der Can
tonal-Geſellſchaft von Genf während des verfloſſenen Jah—
res. Mit Vergnügen bemerkte man die ehrenvolle Thätigs
keit der Liebhaber der Naturwiſſenſchaften. Er theilt auch
einen Brief mit von ſeinem Sohne dem Dr. Colladon (jetzt
in Edimburg), worin dieſer umſtaͤndlich das Hinabfahren in
einer Taucherglocke auf ungefähr 20 Fuß tief beſchreibt:
die Umſtaͤnde dieſer ungewoͤhnlichen Art zu reiſen, ſo wie
die phyſtologiſchen Beobachtungen find ſehr intereſſant.
Die Geſellſchaft dankt für das Geſchenk, welches ihe
von der Regierung des Canton Baſel gemacht worden iſt,
und ſtimmt einmüthig für den Druck der Rede des Hrn.
Praͤſidenten.
Hr. Goſſe der Sohn macht jedem Mitgliede der
Geſellſchaft ein Geſchenk mit einem Steinabdruck des Portraits
feines verſtorbenen Vaters, der durch feinen Eifer für die
Naturwiſſenſchaften ein Mitbegründer der Geſellſchaft war,
Zweyte Sitzung den 24. Nach geſchehener Verle⸗
“fung des gelicigen Sitzungs Protokolls wird ein Brief vom
Prof. Goldfuß aus Bonn uͤberreicht, wobey er der Ges
feuſchaft, Namens der Leopoldiniſchen Akademie, den neue;
281
fen Band ihrer Abhandlungen uͤbergibt. Die Geſellſchaft
dankt ihm dafür,
Hr. Ziegler aus Winterthur erzaͤhlt, daß er ſeit
Kurzem ſeine Wetterableiter mit einer kleinen Platinſpitze
hat verſehen laſſen, und zeigt der Geſellſchaft einen ſolchen,
ſehr gut gemachten, vor. Hr. Prediger Wyttembach aus
Bern bedauert in einem Briefe ſehr, daß er der diesjaͤhri—
gen Verſammlung nicht beywohnen koͤnne; er überfchidt ein
Project zu einem Reglement bey Einrichtung und Benu—
gung einer Bibliothek, das ſchon bey der ſeit Kurzem zu
Bonn an einem ſchicklichen Local angelegten Bibliothek be—
folgt worden iſt; das Project wird zur vorlaͤuſigen Unter⸗
ſuchung an den Ausſchluß verwieſen.
General de la Harpe, umſtaͤndlichen Auszug aus
den Verhandlungen der Geſellſchaft des Canton Waad.
Staatsrath Reugger von Aarau, Abhandlung uͤber
die Bildung der Mergel des Jura, beſonders im Argau,
und vorzuͤglich in Ruͤckſicht ihrer abwechſelnden Stratificati:
onen. Auch uͤbergibt er, Namens des Hrn. Diaconus
Wanger von Aarau, eine ſpſtematiſche umſtaͤndliche Zabel:
le der Foſſilien des St. Gotthards.
Herr Prof. Pictet (Namens des abweſenden Herrn
Selligue) die Zeichnung eines von dieſem Kuͤnſtler erfundenen
und ausgefuͤhrten geodaͤtiſchen und eines phyſicaliſchen In—
ſtruments; das Eine unter dem Namen Telemeter,
zur Ausmeſſung der Entfernungen von einem Standpunct
aus, mittelſt zweyer Glaͤſer, die an den beyden Enden ei—
nes gemeinſchaftlichen Querſtabs parallel angebracht ſind.
Im Brennpunct des einen iſt ein Schrauben-Miersmeter,
der den parallactiſchen Winkel mißt. Es ſcheint dieſe Vor—
richtung von den in der Art ſchon bekannten nur dadurch
ſich zu unterſcheiden, daß bey dieſen der Winkel mittelſt der
dem einen Glaſe gegebenen Bewegung gemeſſen wird, waͤh—
send die Glaͤſer bey der Selligueſchen Vorrichtung parallel
bleiben, wodurch der Gebrauch ſicherer wird.
Das zweyte Inſtrument kann als Barometer benutzt
werden; es iſt eine Art von Waage, die ſehr genau die Ge—
Gewichts: Veränderung eines und deſſelben veſten Körpers
ergibt, je nachdem das unverändert bleibende Volum Luft, das
er wegdruͤckt, mehr oder weniger dicht iſt; dieſe Dichtigkeit kann
(wenn ſie im ganz genauen Verhaͤltniß zu dem Drucke
ſteht) dieſen Druck anzeigen und felglich auch die verlang—
te barometr. Wirkung. Vermoͤge einer beſonderen mecha—
niſchen Einrichtung, iſt das Inſtrument fuͤr die allerklein⸗
ſten Gewichtsveraͤnderungen empfindlich, und die barometr.
Neſultate werden an einer angebrachten Scala bemerkt. Die
Zeichnungen find mit einer gedraͤngten Erklärung des Kuͤnſt—
lers begleitet, welche vorgeleſen ward.
Prof. Bernouilli, über Fabrication der ſeidenen Baͤn⸗
der im Canton Baſel, wo ſie für Rechnung der Fabrican—
ten der Hauptſtadt gemacht werden. Es iſt dieß einer der
intereſſanteſten und ergiebigſten Gegenſtaͤnde der ſchweizer
Induſtrie. Wenig Fabricationen waren bisher fo wenig ger
kannt. Aus den Pestocollen des Raths ergibt ſich, daß
nur erſt ſeit 1070, und nach ſtarkem Widerſtand der Poſa—
menticer, bie Werkſtuͤhle zur Verfertigung der ſeidenen Baͤn⸗
der in Baſel vollkommen eingeführt worden find; indeſſen
Iſis 1622. Heft II.
2
28
war ſchon 1610 und vor der von Bechmann angegebenen
Epoche, ein ſolcher Werkſtuhl zu Baſel, aber nur erſt ſeit
1670 wuchs ihre Anzahl merklich; und ſeit den letzten 50
Jahren hat dieſer Zweig der Induſtrie ſich beſonders entwi⸗
ckelt. Der Pfr zeigt, wie die Fabrication ſich nach und
nach auf alle Arten von Bänder ausgedehnt, da anfangs
faft nur ausſchließlich die Glanz-, ſ. g. Taft- und Fleurett⸗
baͤnder gemacht wurden; wie beſonders der lechniſche Theil
ſich beſtaͤndig und raſch vervellkommt hat, ſo wohl durch
die ſchnelle Nachahmung aller auswärtigen Entdeckungen,
als auch durch mehrere im Lande ſelbſt gemachte Verbeſſe—
rungen; die breiteſten und am reichſten verzierten Bänder
werden immer auf Stühlen mit mehrern Zügen gemacht;
und feit langer Zeit ſchon haben die Kunſtreichen Einrich⸗
tungen mit den Cylindern, die einfachen Werkſtuͤhle ganz
verdraͤngt. Alle Dorfſchaften des alten Cantons treiben die⸗
ſes Gewerbe, und es koͤnnen jetzt wohl an 3000 Werkſtuͤh⸗
le da ſeyn, wovon mehrere bis 300 Ellen Band täglich
liefern. Der Arbeitslohn, welcher durch dieſe Fabriken
jahrlich auf dem Lande in Umlauf kommt, laͤßt ſich auf
1200 Tauſend ſchweizer Franken (1 Million Franken)
annehmen, und der ganze Werth auf 6 bis 7 Millionen
jährlich.
Dritte Sitzung, den 23. Die Geſellſchaft wird
aufgefordert eine Commiſſion zur Unterſuchung der bis zum
Iſten Januar 1822 etwa noch eingeſchickt werdenden Abs
handlungen über die Preißfrage, die Veraͤnderung der Glet—
ſcher betreffend, zu ernennen, und es werden die vorigen
Commiffarien, die Hrn. Eſcher, Hörner, Ebel, Pictet
und Charpentier beſtaͤtiget.
Hr. Prof. de la Rive erzählt kurz die ſehr intereſ⸗
ſanten Unterſuchungen, welche Hr. Ampere von Paris uͤber
die eleetromagnetiſchen Phaͤnomone angeſtellt hat, und zeigt
eine ſehr geſchickte und einfache Vorrichtung um dieſe Phaͤ—
nomene und die Art, wie ein Metalldrath magnetiſch wird,
deutlich zu zeigen.
Gbriſtlieutenant Fiſcher von Schafhauſen zeigt
der Geſellſchaft mehrere Proben feiner nach Faradays Me:
thode angeſtellten Verſuche der Stahl- Legierung; und une
ter andern die Miſchungen mit Semilor und Silber, wo—
durch der Stahl ganz vorzuͤgliche Eigenſchaften erhaͤlt.
Hr. Dr. Zollikofer v. St. Gall. über einen aͤußerſt
merkwuͤrdigen phyſiologiſch pathologiſchen Fall. Eine Frau
von 47 Jahren war von Ihrer fruͤhen Kindheit an kraͤnk—
lich, endlich ging eine Menge Knochenſtuͤcke von ihr, die
wahrſcheinlich einem mit ihr zugleich gebornen Foetus, oder,
gewiſſermaßen, einem innerlichen Zwilling, angehört haben.
Hr. Staatsrath Eſcher von der Linth gibt eine
muͤndliche Erzählung, wie man zu Egliſau jetzt einbohrt,
um die Salzlagen zu ſuchen, nach der Art, wie es ſchon
mit ſehr gluͤcklichem Erfolge zu Wimpfen geſchehen iſt, und
die auch, wenn man kein Salz traͤfe, doch ſehr wichtig
für die Geognoſie iſt, da der Bohr bis auf 1000 und 1200
Fuß eindringt. Er erklaͤrt darauf die Methode, welche in
Egliſau befolgt wird, und bemerkt die mancherley Schwie—
rigkeiten, die bereits uͤberwunden ſind. n
Prof. Merian von Baſel, über die Lage der Berg
kette des Schwarzwaldes zwiſchen Baſel und Freyburg.
ıg*
283
Hr. Dr. Verdel, umſtaͤn dliche Beſchreibung des In—
ſeites Simulium reptans, das oft großen Schaden anrich—
tet und doch im Larvenzuſtande leicht zu vertilgen waͤre.
Hr. Hugi von Solothurn, zeigt eine merkwuͤrdige
Sammlung von verſteinerten Foſſtlien vor, die in einem
Kalkſteinbruche im Jura, nahe bey Solothurn, in großer
Menge gefunden worden und bis fetzt dort ganz unbekannt
waren; mehtere dieſer Knochen gehoͤren unſtreitig zur Claſſe
der Saͤugthiere.
Eine andere Abhandlung dieſes Naturforſchers fü wie
auch einige andere: von Hrn. Dr. Koͤchlin uͤber Scorbut;
Hr. de Luc über die Wärme der Erde; Hr. Schatzmeiſter
Eſcher Über das Bagne: Thal, find wegen Mangel an
Zeit verſchoben worden.
Am Schluſſe dieſer letzten Sitzung werden noch einige
Gegenſtaͤnde zur Deliberation gebracht.
Die von den Hrn de Candolle und Turretinj, Ban—
quieurs zu Genf, vorgelegte Caſſen-Berechnung wird ap-
robirt.
1 Des Hrn. Paſtor Wyttembach Project über die Ger
ſellſchafts bibliothek, wird mit einigen kleinen Abaͤnderungen,
angenommen.
Die Geſellſchaft bewilligt 400 Franken zur Reparatur
des Hoſpiz auf dem großen St. Bernhard, in Gemaͤßheit
des vom Hrn. Prof. Pictet in der erſten Sitzung gemachten
Vorſchlags
Eine neue Tabelle der Geſellſchaftsglieder wird beſpro—
chen und die in der jetzigen Sitzung vorgeſchlagenen ſollen
angenommen werden.
Zur naͤchſten Zuſammenkunft 1822 wird Luzern und
Hr. Dr. Tropler zum Präfidenten gewaͤhlt.
Nach beendigter Sitzung ging nun die Geſellſchaft
auseinander mit wechfelfeitigen Beweiſen von Zufriedenheit
über dieſes Inſtitut, das in ihrem, Vaterlande den Ge:
ſchmack an das Studium der Naturgeſchichte unterhalt,
und das Band der Verbindung immer theurer und werther
macht und es immer veſter zuſammenzieht.
ueber Geognoſie.
Das Studium der Geognoſie, wenn auch von den
ſtrengeren Oroctognoſten weniger geſchaͤtzt, die mit dem Gonio⸗
meter, der Waſſerwage und dem Haäͤrtemeſſer in der Hand,
nur dasjenige in ihr Syſtem aufnehmen, was ſich waͤgen,
meſſen und genau beſtimmen läßt, hat demungeachtet, ſeit⸗
dem Werner auch dieſen Theil der Naturkunde zu einer
Wiſſenſchaft ausbildete, beſonders in England und Teutſch⸗
land viele Freunde erworben.
Zugeſtarden, daß ein Geognoſt aus den tiefſten
Schachten, Steinbruͤchen und Waſſerriſſen nicht mehr zu Tage
zu foͤrdern vermoͤge, als muthmaßliche Anſichten der verſchiede⸗
nen Bildungsepochen unſerer Erdrinde, die ſich an bekann⸗
te Thatſachen durch Aehnlichkeit anſchließen, ſo wird doch
gewiß jeder practifche Bergmann Beweiſe vorzulegen vermoͤ—
gen, daß ihm die genaue Beobachtung der Formationen im
Allgemeinen, und der Ablagerungsverhältniffe insbeſondere
bey dem Bergbau weſentliche Dienſte geleiſtet habe. Ue—
bechaupt wollte man bey den Natur wiſſenſchaften alles das⸗
284
jenige ausſchließen, was ſich nicht durch Zahlen, Maß und
Gewicht beſtimmen läßt, wenn es ſich übrigens an das
Bekannte und Beſtimmte durch bewährte Wahrſcheinlichkeits⸗
gruͤnde anſchließt und daraus folgern laͤßt, ſo wuͤrde der
Forſchung ein unerfreuliches engbegraͤnztes Ziel geſetzt. Wir
wollen daher vielmehr den Wunſch aͤußern, beyde Abthei-
lungen dieſer Wiſſenſchaft moͤgen hinfort einander erklaͤrend
und beleuchtend friedlich neben einander einhergehen, und
in ein Ganzes verſchmelzen. i
Eine andere Frage, die uns hoͤchſt wichtig ſcheint, iſt
aber jene, ob der von den Geognoſten betretene Weg uns
zu einem gedeihlichen Ziele führen werde? Hieruͤber erlaus
ben wir uns der nächſten Verſammlung teutſcher Naturfor⸗
ſcher einige Bedenken reiflicher Erwaͤgung zu empfehlen.
In England gehen die meiſten geognoſtiſchen Arbeiten
von der geologiſchen Geſellſchaft aus, deren Mitglieder zwar
einzeln, jedoch nach einem gemeinfamen Plane arbeiten;
die von ihnen gelieferten geognoftifchen Eharten und Profile
laſſen wenig zu wuͤnſchen uͤbrig. In Teueſchland, das in
mehr Geſellſchaften als Staaten zerſplittert iſt, und keine
gemeinſame Hauptſtadt anerkennt, arbeitet jeder Gelehrte
für ſich, ohne von ben gleichzeitigen Unternehmungen der
Nachbarſtaaten Kenntniß zu erhalten, muß oft die Künftler,
die er zur Ausführung feiner Arbeiten braucht, in großer
Entfernung ſuchen, wodurch die Berichtigung der Arbeit er-
ſchwert, „das Werk vertheuert und der Abſatz geringer
wird. Dieß mag die vorzügliche Urſache ſeyn, warum die
in Teutſchland erſchienenen geognoſtiſchen Arbeiten mit jer
nen der Englaͤnder keinen Vergleich aushalten, und unter
ſich ſo wenig Uebereinſtimmung zeigen. Wir wollen dieſe
Angabe mit einigen Beyſpielen belegen.
Es ſind ſeit einigen Jahren mehrere geognoſtiſche
Chatten von einzelnen Formationen teutſcher Laͤnder erſchie⸗
nen, denen im Laufe dieſes Jahres eine geognoſtiſche Char-
te von ganz Teutſchland durch Veferſtein gefolgt if,
Man vergleiche ſie unter ſich, ſo wied man mit Bedauern
bemerken, daß fie weder in Zuſammenreihung der Forma⸗
tionen, noch in den angenommenen Farben, um ſelde dar⸗
zuſtellen, übereinſtimmen, ſo daß, wenn man die Charte
von Böhmen von Riepel, jene der Gebirge Niederſchleſi⸗
ens von Raumer, eder die der Umgebungen von Bafel
von Merian auf die Hauptcharte von Teutſchland von
Beferſtein legt, man der Farbe nach auch nicht ein ein⸗
ziges Gebirgsglied aufzufinden vermag; nebſt dem find auch
einzelne Formationen, die des Zuſammenhangs wegen von
großer Wichtigkeit ſind, ganz weggelaſſen. So hat z. B.
Riepel in feiner geognoſtiſchen Charte von Böhmen ben aͤl—
teſten Granit beſonders aufgefuͤhrt und mit gelber Farbe be—
zeichnet, die Urſchiefer aber alle verbunden, und
duch eine in das Violet fpielende graue Farbe angedeutet;
Keferſtein in ſeinem geognoſtiſchen Atlas von Teutſchland
hat die Granit: und Gneisformation zuſammengefaßt und
toſenroth angegeben, die Schieferformatien hingegen ohne
Unterſchied lichtgruͤn durgeſtellt; beyde haben aber den eine
Stunde unterhalb Tetſchen bey dem Dorfe Katſchken an
beyden Ufern der Elbe hervortauchenden Thonſchiefer, auf
welchem Chlorirfchiefer aufgelagert iſt, den Gneis und Gra—
nit mit roth und weißem Feldſpath, den Bergrath Reuß
285 N
nicht unbemerkt gelaffen hatte, uͤbergangen. Er iſt aber
an dieſem tiefſten Puncte von Böhmen in mehr als einer
Hinſicht merkwuͤrdig, denn durch dieſes Zwiſchenglied und
den ebenfalls nicht angezeigten. Granit auf der Herrſchaft
Rumburg wird die Urgebirgskette von Schweinitz bis Frey—
berg uͤber Reichenberg in Böhmen, die anſcheinlich unter—
brochen iſt, wieder hergeſtellt, und da ein ahnlicher Granit
wie jener bey Katſchken, auf welchem der Quaderſandſtein
aufgelagert iſt, jenſeits Schandau im Kreußgrunde zwiſchen
der oſterauer und der mitteldorfer Muͤhle im Naſſengrund
zwiſchen eben dieſer Quaderſandſteinformation in bedeutenden
Maſſen hervortritt, ſo wie er ſie jenſeits Pirna und Dona bey
Gamich begraͤnzt, ſo ſcheint es hoͤchſt wahrſcheinlich zu ſeyn,
daß die ganze Quaderſandſteinformation von dieſem Theile
von Boͤhmen und Sachſen unmittelbar auf dem Urgebirge
aufgelagert ſey, in welchem Falle der auf der hoͤchſten Kup—
pe des großen Winterberges in der ſogenannten ſaͤchſiſchen
Schweiß zu Tage ſtehende ſaͤulenfͤrmige Baſalt nach der
neueſten Anſicht ſich durch den Granit und den Quaderfands
ſtein heraufgeblaͤht haben muͤßte, das wohl kaum ohne be—
merkbare Spuren von gewaltſamen Veraͤnderungen in dem
Verhalten der fruher entſtandenen Gebirge hätte vor ſich
geben koͤnnen, wovon jeboch, fo weit dieſe entbloͤßt find,
nicht das geringſte wahrnehmbar ift.
Keferſtein verbindet den Porphyr mit der Steinkohle;
die Ablagerung der boͤhmiſchen Schwarzkohle iſt nur zur
Hälfte bis in den berauner Kreis angegeben, die Fortſetzung
bis Busſtehrad, Schlan, Muͤhlhaufen fehlet, der Zug der
Braunkohle und die Porphyre des boͤhmiſchen Mittelgebir—
ges fehlen ganz. Die Farbe der Kohlenporphyrformatton
it lichtumber. Riepel verbindet den Porphyr mit dem
Syenit, die Farbe iſt lichtblau. Das Steinkohlengebirg
wird von ihm beſondets aufgefuͤhrt, ohne ſich auf die Ver—
ſchiedenheit der einzelnen Glieder deſſelben einzulaſſen, und
rauchgrau angegeben; dieſe nehmliche Farbe benutzt Merian
in der geognoſtiſchen Charte des Cantons Baſel fuͤr den
tauchgraueu Kalkſtein.
Die Kalkmulbe im berauner Kreiſe, die Riepel als
Uebergangskalk mit jener Farbe darſtellet, die Keferſtein fuͤr
den bunten Sandſtein gewaͤhlt hat, iſt von ihm, da ſie
nur ungefaͤhr 6 Meilen in der Länge und 2 Meilen in der
Breite einnimmt, uͤbergangen worden. Das Farben-Sche⸗
ma der Raumeriſchen Charten iſt ebenfalls ſehr verſchieden;
da ſie jedoch im Ganzen ſorgfaͤltiger geſtochen und illumi⸗
nirt ſind, und noch uͤberdieß die Formationen mit Worten
ausgedruckt werden, wie es bey den meiſten engliſchen Char—
ten ebenfalls zu geſchehen pflegt, ſo gewaͤhren ſie eine
viel deutlichete Ueberſicht als der Keferſteiniſche Atlas, bey
dem ſich die Illuminirer nicht einmal genau an das vorge—
zeichnete Schema gehalten haben—
Die Baſalte werden durch groͤßere und kleinere Kleck—
fe von Keferſtein ſchwarz, von Riepel roth angedeutet.
Wenn man jedoch den Baſalt, den Klingſtein und Kling⸗
ſteinporphyr zu ein und derſelben Formation rechnet, ſo bil⸗
det das boͤhmiſche Mittelgebirg vom Borzen bey Bilin bis
an den Cuimerberg jenſeits der Elbe bey Tetſchen ein zu:
ſammenhaͤngendes Gebirg, deſſen Wurzeln fo tief eindrin=
gen, daß man kein anderes Geſtein wahrnimmt, auf wel—
chem ſie aufgelagert, oder durch welches fie hervorgedrungen
286
waͤren, fo wie fie andererſeits von keinem andern Gebirge
durchſchnitten, ſondern bloß begraͤnzt werden. Die Dar—
ſtellung als bloße einzelne Kegel, wie ſie ſich in der Vo—
gelperfpective zeigen, duͤrfte daher, in geognoſtiſcher Hinſicht,
nur jenen Kuppen zuſagen, die getrennt unter andern Ge—
birgen vorkommen.
Ein anderer ebenfalls nicht guͤnſtiger Umſtand bey gee
ognoſtiſchen Charten großer Länder, wenn fie nicht eigends
dazu bearbeitet, ſondern zu bloßem geographiſchen Gebrauch
geſtochene Charten mit Farben bepinſelt werden, iſt,
daß man nur das Nebeneinanderliegen großer Formationen,
keinesweges das Ueber- und Ineinandergreifen derſelben aus—
zudruͤcken vermag. Letzteres iſt in der Charte von Merian
am ſorgfaͤltigſten beruͤckſichtigt, wo die Jura-Formation
als der weſentlichſte Theil des Cantons Baſel in vier Glie⸗
der abgetheilt wird, nehmlich den rauchgrauen Kalkſtein,
den bunten Mergel und deſſen untergeordnete Lager,
den altern Rogenſtein und den juͤngeren Kalkſtein und Mergel,
deren Ineinandergreifen durch die gewaͤhlten Farben an—
ſchaulich ausgedruͤckt wird. Die eigentliche Uebereinonderla—
gerung der verſchiedenen Fermationsglieder auf einem und dem—
ſelben Gebirgszug laͤßt ſich nicht wohl anders als durch ge—
faͤrbte bandfoͤrmige Striche ausführen, wie Engelhardt und
Raumer die geognoſtiſchen Umriſſe von Frankreich und
Großbritannien dargeſtellt haben. Die Durchſchnitte laſſen
ebenfalls noch manches zu wuͤnſchen uͤbrig; wir wollen bloß
No. 2 des geognoſtiſchen Atlaſſes tab. II von Keferſtein
einer naheren Prüfung unterwerfen. Nach der Aufſchrift
fol ſich bieſer Durchſchnitt auf die Linie GH der General:
charte tab, I beziehen und von Fiume uͤber Laibach, Drau—
burg, Mautern, Melk, Kuttenberg, Hohenelbe, Hirſchberg
nach Glogau laufen; allein vermoͤge der Generalcharte be—
ginnt dieſe Linie auf der Inſel Veglio, beruͤhret weder Fiu—
me, noch Laibach, noch Mautern, noch Melk, die mehr
oder weniger Meilen oͤſtlich oder weſtlich von der Linie
entfernt bleiben; in Böhmen durchſchneidet fie Swietla,
Czaslau und Elbe-Teinitz, keinesweges das angegebene
Kuttenberg. Das boͤhmiſche Granitplateau wird nach
Znaim in Mähren verlegt, das in der Generalcharte gar
nicht aufgezeichnet if. Znaim liegt zwar allerdings in der
Reihe des Urgebirgszuges, der von dem aͤußerſten Böhmer:
waldgebirge durch den prachiner, klattauer, berauner, kaur—
zimer und czaslauer Kreis auf der Charte von Riepel als
Ueſchiefer bezeichnet von Suͤdweſt nach Nordoſt nach Maͤh⸗
ren hinausziehet, allein Znaim iſt weder der hoͤchſte Punct,
noch der ausgebreiteſte Ruͤcken vırfes Gebirgszuges, kann
daher unmoͤglich das Granitplateau von Boͤhmen ausſchließ—
lich genannt werden. Waͤre es nicht zweckmaͤßiger und be⸗
ſtimmter, bey jenen Orten, welche die gezogene Linie nicht
durchſchneidet, den Abſtand von derſelben in Meilen nach
der Himmelsgegend anzugeben? Waͤre es nicht einem ver—
dienſtlichen Unternehmen angemeſſen, ſich wechfelfeitig über
die Anſichten der Formationen, die Wahl eines gemeinſa—
men Farben-Schemas bey einer Zuſammenkunft teutſcher
Naturforſcher zu verſtaͤndigen und ganz eigene Charten durch
geſchickte eingeubte Zeichner und Kupferſtecher verfertigen zu
laſſen? Die geiſtigen Arbeiten der teutſchen Gelehrten Eöns
nen ſich mit jener der Gelehrten aller Nationen meſſen,
warum wollen wir in der Kunſtfertigkeit bey der Ausfuͤh⸗
1
297
rung zuruͤck fleben? Die Charte von Riepel zeigt, daß der
Steindruck dieſem Zweck ſehr gut entſpricht, er gewaͤhret
zugleich den Vortheil eines wohlfeilern Preiſes, der in
Teutſchland nie ganz uͤberſehen werden darf; es kommt da—
her hauptſaͤchlich auf eine Verſtaͤndigung unter den Ge—
lehrten Teutſchlands an, die nicht wohl auf einem andern
Wege, als durch Zuſammentreten mehrerer Naturforſcher
erzielt werden kann,
G. C. v. Sternberg.
Geognoſtiſche Beobachtungen und Erfahrungen,
vorzuͤglich in Hinſicht des Baſaltes. Nebſt Ane
gabe mehrerer Hoͤhenbeſtimmungen der vor—
zuͤglichſten Orte im eiſenacher Kreis.
Don G. Chr. Sartorius,
Großherzogl. Sachſ. Weim. Baurath. Eiſenach bey Bärede
1821. 8. 415.
Männer, deren Amtsgeſchaͤfte fie in die Natur führ
ren, haben ohne Zweifel Gelegenheit, dieſelbe in ihrem
Umfange genauer zu ſtudiren als Reiſende. Man muß es
daher mit Dank erkennen, wenn ſie uͤber die Beſorgung ih—
rer Geſchaͤfte auch der Wiſſenſchaft noch Etwas zuwenden,
nur ware zu wuͤnſchen, daß fie bey der Ausarbeitung ihrer
Schriften Maͤnner zu Rathe zoͤgen, die ihnen in der Be—
handlung der Sprache und in der Anordnung der Gegen—
ſtaͤnde behuͤlflich ſeyn koͤnnten. Der Verfaſſer hat ſeit vie—
len Jahren den Straßenbau im Eiſenachſchen zu beſorgen,
und da man dazu vorzuͤglich Baſalt anwendet, ſo hat er,
deſſen Verhaͤltniſſe zu beobachten, die beſte Gelegenheit ge—
habt. tebenbey hat er aber auch das Vorkommen des
todtliegenden Sandſteins und des Muſchelkalks nicht aus der
Acht gelaſſen. Er hat viele Höhen ſelbſt beſtimmt, viele
aus anderen Werken mitgetheilt und mit den ſeinigen ver—
glichen. Hannover liegt 240, Wittenberg 247, Mannheim
356, Leipzig 364, Halle 400, Jena 417,7, Goͤttingen
426, Meiningen 851, Coburg 876% u. ſ. w. Daß Leipzig
und Jena zu niedrig angegeben ſind, ſpringt in die Augen.
Die Höhe des thuͤringer Urgebirgs beträgt im Ganzen 18000,
des Floͤzgebirges 800. Die Berge um Jena 1146, mit—
hin über der Saale 728°, wenn deren Hoͤhe richtig wäre.
An einer anderen Stelle werden die Kernberge nur 590“
uͤber der Saale angegeben, was auch das Wahrſcheinlichſte
iſt. Der Verfaſſer hat eine Charte des eiſenachiſchen Lan:
des geognoſtiſch illuminirt, da fie aber unter 2 Thlrn. nicht
geſchafft werden kann, ſo hat er ſie der Schrift nicht beyge—
legt, will ſie aber gern auf Verlangen mittheilen.
Nach dieſer Charte hat er ſein Feld in gewiſſe Rei—
den eingetheilt, deren Graͤnzen vorzüglich Fluͤße beſtimmen.
Es iſt daher ſehr ſchwer, ohne die Charte des Verfaſſers
Beſchreibung gehoͤrig zu folgen. Man kann ſich jedoch ſchon
mit der Charte vom Großherzogthum Weimar und Eiſenach
1819 ziemlich helfen. Es iſt uns unmöglich, einen Auszug
aus den vielen Beobachtungen, welche der Verfaſſer in die—
fer Schrift mittheilt, zu geben. So bequem es iſt, gewiſſe
Erdſtrecken in Graͤnzen einzuſchließen und fie zu beſchreiben,
fo ſchwer iſt es, einen Zuſammenhang hinein zu bringen,
„
A
288
tach unſerer Meynung ſollte man jedesmal ganze Gebirgs⸗
zuͤge oder Gebirgsmaſſen in einer Art von Zuſammenhang
ſchilbern. Wie dem aber auch ſey, der Geognoſt wird
in des Verfaſſers Schrift eine Menge intereſſanter Beobs
achtungen aller Art finden, die ihm zum Wegweiſer in dies
ſem Lande der Baſalte dienen koͤnnen. Das Reſultat der
Schrift ſcheint darauf hinaus zu gehen: der Erdball ſcheint
anfangs weich geweſen zu ſeyn, und der Granit ſcheint ſich
zuerſt in dieſem weichen Kern gebildet zu haben. Im Ins
nern entwickelten ſich expandirende Kräfte, welche die Erde
wieder geſprengt und die weiche Maſſe hervorgedraͤngt has
ben. Die einzeln ſtehenden Baſaltkuppen ſcheinen daher zu
ruͤhren, daß die expandirenden Kräfte nach einmal gefprengs
ter Erdrinde zu wirken aufhoͤrten, weil fie keinen Wider⸗
ſtand mehr fanden. Da der Baſalt verſchiedenartig
und ſelbſt in und auf Granit vorkommt; ſo ſcheint das In⸗
nere der Erde eine ganz andere als granitiſche Maſſe gewen-
fen zu ſeyn. Es muͤſſen nicht nothwendig Vulkane den Bas
falt auf die Oberflaͤche gedrängt haben, vielmehr deuten
manche Foffilien an, daß es eine ſchlammartige Maſſe war,
welche durchgeſprengt wurde.
Der Verfaſſer ſchließt fein Werk folgendermaßen:
$. 30. 5 1
Aus der gegebenen Beſchreibung wird man doch erg
kennen, daß das geognoſtiſche Vorkommen des Baſaltes et—
was Allgemeinguͤltiges hat; als:
a. daß er ſchmale Spalten der Erdrinde nach allen
Richtungen und in allen Gedirgsarten und Gegenden aus—
füllt, weiche hoͤchſtwahrſcheinlich Verbindungsglieder groͤße⸗
rer Maſſen ſind;
b. daß er die Rinde des Erdballs von 1 bis 100 Ru
then und mehrere, bereits auseinander getrennt, und ſich
darinnen erhalten hat;
c. daß man feine Verbindung von Höhe zu Hoͤhe,
durch die Thaͤler hindurch, hergeſtellt erblickt;
d. daß er einzelne kegelſoͤrmige abgeſonderte Bergſpi—
Gen bildet, aber auch in einzelnen Puncten in den Nieder
rungen und Thaͤlern vorkoͤmmt; au
e. daß er auch breite, ſanft gewoͤlbte, weit ausgedehnt
te Gebirge formiret; f 8
f. daß man ein gewiſſes Syſtem in ſeiner Formation
unter ſich erkennt; — f
g. auch moͤchte ich noch hinzufuͤgen, daß gewoͤhnlich di
äußere Schaale der Baſaltberge, aus feſtem Baſalt, und
der Kern, aus Baſalttuff beſtehe.
Zu dieſen Syſtemen im großen kann man rechnen:
die Bafalte in Boͤhmen, den Weſterwald, den Dollmar,
die Rhoͤn, das Vogelsgebirge, den Meißner, den Habichts⸗
wald ꝛc.; fo wie dieſe Maſſen im Großen ſich charaeteri⸗
ſtiſch auszeichnen, ſo findet man ſie auch wieder unter ſich,
ich rechne zu ſolchen in dem Siſenachiſchen, den Dietrichs
berg, den Geiſer Wald und Sachſenburg, den hohen Rain,
die Geba, den Pinzlar und die hohe Rhoͤn,
289
Die Hauptmaſſen baſaltiſcher Gebilde, die den Cha—
racter von e tragen, werden nun von einzelnen Baſaltkup⸗
pen, gleich einer Einfoffung umgeben, wie z. Ba der Die:
trichsberg, vom Ochſenberg, Ulſterberg, Hubenberg, Erz—
berg und Beier; welche alle mit einander durch gefüllte
Spalten in Verbindung ſtehen. Solche Hauptparthien ſind
um den ganzen Erdball verbreitet, folglich muß der Baſalt
weſentlich zur Formation der ganzen Erde gehoͤren, und
nicht bloß zufällig.
Nach §. 29. müßte man die Höhe des Floͤzgebirges
auf 1275, oder 154,7 Fuß annehmen; aber der Floͤzkalk
ſteigt, wie beym Ochſenberg auf 1554, beym Hohenrain
2119, beym Gebaberg auf 2000; an der Rhön bey den
Felde⸗ und Streuquellen auf 1915 und 8114 Fuß, empor,
ſtehet alſo über / hoͤher, als er ſtehen ſollte; kann er an—
ders, als durch innere Kraͤfte gehoben, dahin gekommen
ſeyn?
Die innere Connection des Baſaltes — und als gan—
ze Maffe in den Gebirgen ſtehend, glaube ich, durch obi—
gen Vortrag, weitlaͤuftig genug erwieſen zu haben.
Daß er,
iſt ſogar augenſcheinlich:
der Baſalt, aus der Tiefe emporgetrieben,
denn man kann ihn nicht allein,
aus dem Thal uͤber ſeinen Ruͤcken, bis wieder ins Thal,
zu Tage verfolgen, ſondern die Beobachtung an der Sto—
pſelskuppe, und die Beſchretbung des Glaͤſerberges, beweißt
ſolches klaͤrlich; daß es aber zu einer Zeit geſchehen ſeyn
muß, als noch keine Thaͤler vorhanden ſeyn konnten, liegt
nach $. 12. offen vor, und iſt fein Erſcheinen, durch ein
volles Empordraͤngen der ganzen Maſſe, und nicht auf Art
der jetzigen Vulkane, geſchehen: denn es wurde noch kein
Crater, nach dem fo eifrig geforſcht worden iſt, gefunden.
Doch iſt auch die Wuͤrkung der Kraft, nach beſtimmter
Richtung, nicht zu verkennen. Selbſt in einzelnen Theilen
der baſaltiſchen Gebirgsgebilde, hat ſich noch eine beſtimmt
gerichtete Kraft geaͤußert, z. B. das ſchief ſtehen der ba—
ſaltiſchen Säulen, die Auswuͤchſe an den Baſaltbergen ꝛc.,
und die Baſaltkuppen auf den Baſaltgebirgen ſelbſt. Nach
D' Aubuissen de Voisins, Lehrbuch der Geognoſie I. Th.
1821 S. 76, ſoll dieſe, nach einer beſtimmten Richtung
wuͤrkende Kraft, auch bey Vulkanen zu erkennen ſeyn; die
fe einzelne Kraftaußerungen, unterſcheide ich aber von der
Hauptrichtung der ganzen Maſſe; ſie muͤſſen von einer weit
Rächer liegenden Urſache herruͤhren, vielleicht Dampf?
Bey Beſchreibung des Dietrichsberges, und der ihn
umgebenden kegelfoͤrmigen Baſaltkuppen, habe ich bemerkt,
daß die Lagerung des Baſaltes auf dem Floͤzgebirge bey den
Kuppen ſchief zu ſtehen ſcheine. Ob gleich, auf der Selte
nach Suͤnna zu, der Floͤzkalk auch am Dietrichsberg, fo
hoch als am Ochſenberg, vorkommt; ſo bemerkt man doch
keine ſchiefe, oder geneigte Lagerung des Baſaltes auf dem—
ſelben. Dieß und ſeine fanft gewoͤlbte Oberfläche und gro—
ße Ausdehnung hat mich beſtimmt, ihn als den Mittel:
punct der ihn umgebenden Bafaltfuppen zu betrachten —
Wenn nun dieſes Baſaltſyſtem im Inneren von einer thaͤ—
tigen Kraft, und zwar von einem Punct aus, in Bewe—
gung geſetzt wurde; jo mußte die Wirkung nach den Halb:
meſſern der Erdkugel, oder den Directionslinien der Kraft,
fh vorzuͤgſich ſtark aͤußern.
Iſis 18% Heft III.
me rn —
290
Der Dietrichsberg ſey alſo der Mitteſpunet, und die
Kraft wuͤrke aus dem Inneren, aus einem Punct ſtrahlen—
artig, ſo muß an dem Ochſenberg, der nach Norden liegt,
die Wuͤrkung der Kraft, auf der Nordſeite auch am be—
merkbarſten werden. — Nun beſteht die ganze Mordſeite,
von der Oechſe an, bis auf den Gipfel des Ochſenberges,
aus Baſalt, der Baſaltgipfel ſelbſt, ſcheint aber ſchief auf
dem Floͤzkalk, nach Norden hin geneigt, zu ſtehen.
Der Ulſterberg, welcher auf der Abendſeite liegt, zeigt
daſſelbe Phänomen: nehmlich auf der, dem Dietrichsberg
entgegen geſetzten Weſtſeite, iſt die groͤßte Wirkung ſicht—
bar: denn da iſt der Baſalt bis tief hinab in das Thal
entbloͤßt, und die Baſaltkuppe ſcheint nach Weſten geneigt,
auf dem Floͤzgebirge zu liegen.
Der Beier liegt auf der Oſtſeite, muͤßte alſo, nach
obiger Vorausſetzung, ſich ganz dem Ulſterberg umgekehrt
darſtellen — und wer den Beier von Dermbach aus ſiehet,
wird dieſes augenblicklich als wahr erkennen muͤſſen; es
wird ihm ja ſogar auffallen, wie merklich ſchief, nach Oſten
hin, ſich der Baſalt, auf dem an ihn anſtoßenden Floͤzkalk,
gelagert zu haben ſcheint. ——
Ja, die ganze Oſtſeite des Baſaltes muß nur noch
ſchwach vom Floͤzgebirge bedeckt ſeyn, weil man am Fuße
des Berges im Feldethal an verſchiedenen Puncten den
Baſalt zu Tage gehend findet.
Ganz disem Grundſatz angemeſſen, zeigt ſich der
Hubenberg, der nach Suͤden liegt, und deſſen ſuͤdlicher Abs
hang auch ganz Baſalt iſt.
Durch die ſchleſe, ja ich möchte ſagen, ſtrahlenartige
Kraft, welche die baſaltiſchen Gebilde im Inneren trennte,
wurde auch das, dieſer Richtung entgegen ſtehende Geſtein
eher und ſtaͤrker zerſtoͤrt, mußte dann der Kraft der Flur
then bey Bildung der Thaͤler leicht unterliegen, die alles
loſe mit ſich nahmen, und dadurch den Baſalt nackt dars
ſtellten, den man aber immer als umkleidet glaubt, und ſein
Inneres, das vor uns liegt, ſuchet.
Obgleich das ſchiefe Aufſitzen des Baſaltes bey den
mehreſten Baſaltkegeln, welche ſich um ein baſaltiſches
Hauptgebirge befinden, ſtatt hat; fo bin ich doch erſt ſpaͤ—
ter, nehmlich bey Ausarbeitung dieſes Werkchens, auf den
Gedanken gekommen, daß ſich wohl berechnen ließe, wo die
Directionslinien der thaͤtig geweſenen Kraͤfte eines baſal—
tiſchen Syſtems im Inneren des Erdballes ſich ſchnitten.
Vor Kurzem hatte ich Gelegenheit, den Neigungs—
winkel der oben erwähnten ſchiefen Lagerung, oder die ſchie—
fe Axe, am Ochſenberg zu meſſen; vorausgeſetzt nun daß
die Wuͤrkung der Kräfte nach gerader Richtung — und daß
die Lagerung der Floͤze perpendicular auf die Axe ſtatt fins
de; fo habe ich, nach dieſen Vorausſetzungen und Beobach—
tungen, gefunden, daß der Durchſchnittspunct der Direction
der Kräfte am Dietrichsberg als Centralpunct, und Ochſen—
berg als Strahl, 125248 Fuß, oder über 4 geographiſche
Meilen im Inneren des Erdballs ſtatt finden muͤſſe. Das
hingegen aber eine gleiche Beobachtung und Berechnung am
Ulſterberg nur 79104 Fuß gibt.
19
291
(Ho
Bedenket man nun, daß die baſaltiſchen Gebilde, im
Inneren des Erdballs, verborgen waren und ſeyn mußten,
daß dieſe Gebilde jetzo um den ganzen Eidball auf der Ober:
fläche zu finden find, aber auch, daß das Floͤzgebirge vor⸗
her auf ihnen nothwendig ruhen mußte; vielleicht der Gra—
nit blos als cryſtalliniſches Gewebe um dieſelben gebildet iſt,
zumal da man bey den mehreſten Baſalten nichts vom Ur—
gebirge antrifft, ich wenigſtens fand noch nie etwas der Art;
— ſo wird man zugeben muͤſſen, daß die baſaltiſchen Ge—
bilde bey Formation des Erdballs eine Hauptrolle uͤbernom—
men haben; das Vorkommen des Baſaltes im Urgebirge
ſelbſten beweiſt nur noch mehr, daß unter dem Urgebirge
noch eine andere Maſſe liegen muß.
Daß die Bildung des Baſaltes mit Bildung der Ur—
und Floͤzgebirgsarten gleichzeitig ſey, wie man neuerer Zeit
meynt, daß ſolches der Fall waͤre, davon kann ich mich
nicht uͤberzeugen.
Muͤller ſagt in feinen Anmerkungen zum Bakewell
Cap. VI.: „Im Organiſchen ſehen wir oft aus heteroge—
„nen Stoffen ganz gleichartige, und aus homogenen ganz
„differente Reſultate hervorgehen und die Procefje ſich An:
„dern, ohne daß wir eine Veränderung der Umſtaͤnde be⸗
„merken koͤnnen. Wenden wir dieſe Erfahrung auf das Mi
„neralreich an: fo iſt das nach allen Richtungen zerſtreute,
„und nach der Hoͤhe zu, ſich oftmals wiederholende Auftre—
„ten der Gebirgsarten, in veraͤnderter Stellung, in ver—
„ſchiedenen Verhaͤltniſſen des Vorkommens und von abwei—
„chender Form und Beſchaffenheit ein Erfolg der fortdau—
„ernden und oͤrtlich verſchtedenen Entwickelung dee Erde
„maſſe.“
Dieſemnach muͤßte man annehmen, daß alle Gebirgs—
arten gleichzeitig ihr Daſeyn erhalten haͤtten. — Dagegen
ſpricht ber lange Zeitraum, in dem das Rothtodtliegende
entſtand; dieſes Nothtodtliegende iſt offenbar Folge zerſtoͤrter
Felſen — die Geſchiebe in demſelben zeugen zu ſehr davon;
ſie muͤſſen zum Theil lange Zeit auf dem Boden herum ge—
trieben worden ſeyn, ehe ſie ein feſtes Lager erhielten! —
Glaubt man, daß das Rothtodtliegende, in feiner bunten
Mannichfaltigkeit, fo gleich, ſo wie wir es jitzo ſehen, fein
Daſeyn erhalten habe; jo mußten alle Spuren mechaniſcher
Einwirkung auf daſſelbe wegfallen, — die doch ſo klar von
der ehemaligen Beweglichkeit, der in demſelben befindlichen
Mineralien zeugen. Und warum ſind die baſaltiſchen Ge—
bilde, ohne auf die um fie befindlichen Gebirgsarten Ruͤck⸗
ſicht zu nehmen, alle einander gleich?
Einen Uebergang anderer Gebirgsarten in Baſalt ha⸗
be ich noch nicht wahrgenommen, und doch würde man ſol—
chen, wenn chemiſche Kräfte Einfluß dabey gehabt hätten,
erkennen muͤſſen.
Ich bin daher nicht der Meynung, „daß aus dem
„verſchiedenen Vorkommen des Baſaltes, auf, unter und in
„Begleitung verſchiedener Gebirgsarten, aus ſeinem ver—
„wachſen ſeyn mit ihnen, und aus ſeinem Erſcheinen in ho—
„rizontalen Lagern, oder auch ſenkrechten Schichten (Spal⸗
„ten), nicht nur in einzelnen iſolirten, ſondern auch in weis
.
— —
— —ͤ—ũ— —
\ 292
„ten Gebirgszuͤgen und ganze Terrains bildenden Maſſen,
„und aus ſeiner allgemeinen Verbreitung auf dem Erdball,
„in bedeutenden Hoͤhen, ſo wie in den groͤßten Tiefen, ſich
„mit Recht folgern laſſe, daß er, in Ruͤckſicht feines Ent
„ſtehens und der Zeit der Bildung, von den andern Ge—
„birgsarten nicht getrennt werden koͤnne, ſondern als ein
„weſentliches Glied des Ganzen, mit jenem als gleichzeitig
„formirt, zu betrachten ſey.“ Ich bin zwar auch der Meys
nung, daß die baſaltiſchen Gebilde ein vorzuͤgliches Glied
in der Formation des Erdballs aus machen, ja, wohl das
Ganze, d. i. daß ſie alle uͤbeige Gebirgsarten tragen, mit—
hin im Innern des Erdballs, noch eher als der Granit,
ihr Daſeyn erhalten haben muͤſſen; als was, und unter
welcher Geſtalt, Form und Umſtaͤnden die baſaltiſchen Ge—
bilde da verborgen waren, getraue ich mir nicht zu beant—
worten, aber überzeugt bin ich, daß fie durch innere Kräfa
te, durch alles über ihnen liegende, und auch wohl mit dem⸗
ſelben emporgedraͤngt worden ſind.
§. 32.
Bey Bildung des Rothtodtliegenden muͤſſen die Ruͤ—
cken und Kaͤmme des Uryevirges ſchon vom Waſſer be freyt
geweſen ſeyn, und das Meſſen der hoͤchſten Puncte deffele
ben, bey vielen Gebirgen, duͤrfte doch dahin fuͤhren, daß
man ein allgemeines Maas, wie hoch ehedem das Meer ges
ſtan ben haben koͤnne und mäſſe, gefunden werde.
Nach unſerer Gegend iſt dieſes Maas, nach F. 7,
17 — 1800 Fuß über dem jetzigen Meer, und dieſemnach
hätte die Waſſerſchaale um die Erde, ohne Abzug des fes
ſten Landes, 135256 Gubifmeilen gehabt, die nun im In
neren eine Kugel von 65 Meilen im Diameter füllen
wuͤrde.
Ob der empor getriebene Baſalt und ſeine Umgebung
auf unſerm Erdball, feinem cubiſchen Inhalt nach, fo viel.
betragen wird, will ich nicht entſcheiden, i
Daß aber das, von unſerm Erdball hinwegezogene
Waſſer, wieder einmal zuruͤckgekehrt ſeyn muͤſſe, dar⸗
uͤber ſind alle Geologen ſo ziemlich einverſtanden. — Nach
hydroſtatiſchen Geſetzen konnte ſich nun der Flußleimen, als
eine der verbreitetſten der aufgeſchwemmten Gebiegsarten,
welche damals erzeugt wurden, nicht eher niederſchlagen, bis
das fließende Waſſer, welches die Ingredienzen mit ſich
fuͤhrte, zur Ruhe kam. — Nun ließe ſich wohl denken,
daß, als die Hauptthaͤler mit Waſſer erfuͤllt geweſen, die
Nebenthäler Stauwaſſer gehabt hätten, worinnen ſich al⸗
fo Leimenlager bilden konnten; allein man trifft auf blan⸗
ken Hohen, welche keine 1100 Fuß erreichen, oft und viel
bedeutende Leimenlager an, bey denen kein anderes Staus
waſſer, als vom allgemeinen Uebertritt des Meeres entſtehen
konnte; über 1100 Fuß, traf ich den Flußleimen aber
nie an.
Nimmt man nun auch an, daß auf der Erde Men⸗
ſchen lebten, ſo bald ſie ſolche zu ernaͤhren vermochte, ſie
aber auch bey dieſem zuruͤckkommenden Waſſer, ſchon ziem⸗
lich bevoͤlkert ſeyn konnte; fo mußte alles Lebende, was.
nicht auf und in dem Waſſer ſein Daſeyn, behaupten konn⸗
te, außer den partiellen Ueberſtroͤmen der uͤbertretenden Fluͤſ⸗
ſe, in den allgemeinen Fluthen ſein Grab finden, und nur
293
diejenigen Völker und Gefchöpfe, welche in den Gebirgen
wohnten, vermochten ihr Leben zu retten; folglich muß die
2te Bevoͤlkerung von den Gebirgen abwaͤrts gegangen ſeyn.
Da die Gebirge doch immer ziemlich von einander entfernt
liegen, und die Gebirgsbewohner jedes Gebirges, etwas
Characteriſtiſches haben; fo würde es fo viel Menſchen—
Arten, als Gebirge geben.
Handbuch der Mineralogie,
v. C. A. S. Hofmann
fortgeſetzt von A. Breithaupt. Freyberg bey Craz und
3 Gerlach von 1811 bis 1315. 8. 4 ſtarke Bände,
Man kann dieſes Werk jetzt als einen Codex der Mir
neralogie anſehen. Es iſt jetzt das, was die Mineralogie
von Reuß zu ihrer Zeit geweſen. Es hat vor allen vor—
aus, daß es in Freyberg ſelbſt, im Centrum der Mineralo—
gie der Welt, zum Theil unter den Augen Werners und
eigentlich nach feinen Vorleſungen ausgearbeitet worden iſt.
Man kann dieſes Werk als die große Erbſchaft betrachten,
welche Werner nicht vertheilt, ſondern Jedem ganz hinter—
laſſen hat. Es hat daher vor allen Mineralogien den Vor—
rang, und es iſt alſo unnoͤthig, Etwas zum Lobe dieſes
Werks zu ſagen, in der Abſicht ihm Käufer zu verſchaffen.
Wer ſich mit dieſer Wiſſenſchaft beſchaͤftiget, wird ohne
Zweifel aus der Quelle und nicht aus den abgeleiteten Graͤ—
ben ſchoͤpfen wollen.
Der erſte Band und die erſte Abtheil. der zweyten find
von Hoffmann 'ısrı u. 1812 erſchienen, die uͤbrigen von
Breithaupt. Man kann Beyden das Zeugniß geben, daß
ſie mit Kenntniß der Sachen, mit Fleiß und mit großer
Genauigkeit gearbeitet haben, daß alle Charactere ſtreng
und nur nach wirklichen Beobachtungen aufgeſtellt ſind, daß
kein Mineral ausgelaſſen, daß keine Arten leichtſinnig an⸗
genommen, und daß beſonders das fpecififche Gewicht und
die Fundorte mit aller moglichen Genauigkeit angegeben wor—
den find, Deutſchland kann ſich ſehr Gluͤck wuͤnſchen und
muß den Herausgebern Dank wiſſen, daß ſie ſich einer ſol⸗
chen ſchwierigen Arbeit unterzogen haben.
Von der eigentlichen Einrichtung des Werks gibt Hoff—
manns Vorrede, die wir hier mittheilen, den vollkommen—
ſten Begriff.
Vorrede.
Das Publicum beſitzt ſchon eine ſolche Menge von
Lehr⸗ und Handbüchern der Mineralogie, und insbeſondere
der Oryetognoſie, daß es faſt unnoͤthig ſcheinen duͤrfte, die
Zahl derſelben noch durch. ein neues zu vermehren. Ich
hoffe indeß durch Auseinanderſetzung der Gruͤnde, die mich
zu Ausarbeitung des gegenwaͤrtigen Handbuches bewogen,
und durch Darlegung des Planes, den ich dabey befolgt ba=
be, zu zeigen, daß daſſelbe doch nicht ganz überfluſſig ſeyn
duͤrfte, und daß es als ein Verſuch angeſehen werden kann,
einem bey allem anſchefnenden Ueberfluſſe doch wirklich noch
vorhandenen Mangel abzuhelfen, a
294
Daß unter der großen Menge mineralogiſcher Lehr—
buͤcher, welche wir in der neuern Zeit erhalten haben, auch
eine ziemliche Anzahl ſolcher ſich befindet, in welchen die
Oryetognoſie nach der in Deutſchland, und, faſt moͤchte ich
ſagen, in dem größten Theil von Europa jetzt ziemlich Alls
gemein angenommenen und befolgten Methode und nach
dem Syſteme des großen Reformators der Mineralogie,
des Herrn Bergraths Werner vorgetragen wird, iſt be⸗
kannt. Aber keines derſelben liefert das letztere in, ſeiner
ganzen Reinheit: in allen findet es ſich mit einer Menge
fremder Zuſaͤtze und Angaben, die meiſt aus andern Wer—
ken von ſehr ungleichem Werthe ohne alle Critik zuſammen—
getragen ſind, ſo untermengt, daß man nicht im Stan—
de iſt, zu uͤberſehen, welche Beſtimmungen von Herrn
Werner herruͤhren, und welche nicht, und daß Herr Wer—
ner daher nicht ſelten wegen Beſtimmungen und Behaup—
tungen in Anſpruch genommen wird, die ihm nicht in den
Sinn gekommen ſind. Herrn Werners Angaben und Be—
ſtimmungen zeichnen ſich immer durch die hoͤchſte Conſequenz
und Genauigkeit aus, und gruͤnden ſich auf wiederholte
ſorgfaͤltige Beobachtungen. Schwankende, und nur nach
einem flüchtigen Ueberblicke fo obenhin entworfene Beſtim—
mungen, wie man ſie bey ſo vielen andern Mineralogen
findet, ſind ihm ganz fremd, und er gibt dergleichen nie
ohne vorausgegangene vielfältige Beobachtungen und Unter⸗
ſuchungen.
Dieſe werneriſchen Beſtimmungen nun in ihrer
ganzen Reinheit zu liefern, und dadurch einer Menge zu
Tadel und Verunglimpfungen Veraulaſſung gebenden Miß⸗
verſtaͤndniſſen abzuhelfen, war einer meiner erſten Zwecke bey
Ausarbeitung des gegenwaͤrtigen Handbuches, und ich habe
mich mit der angeſtrengteſten Sorgfalt bemuͤhet, alles
fremdartige, was von andern hinzugeſetzt worden, und von
deſſen Richtigkeit ich nicht vollkommen uͤberzeugt war, wie—
der davon abzuſcheiden. Da wir van Hrn. Werner felbft
nichts ſchriftliches darüber beſitzen, ſondern alles bloß auf
muͤndlichen Ueberlieferungen beruht, ſo war dieſes freylich
keine leichte Aufgabe. Ein faſt dreyßig Jahre lang in
Herrn Werners Naͤhe und zum Theil unter ſeinen muͤnd—
lichen Belehrungen fortgeſetztes anhaltendes Studium der
Wiſſenſchaft und ſeines Syſtems hat mich indeß doch mit
den fruͤhern Beſtimmungen deſſelben ziemlich vertraut wer—
den laſſen; und in Betreff der mir als neu zugekommenen
fpäteren bin ich mit der forgfältigften Kritik zu Werke ge—
gangen, und habe uberhaupt, fo viel als nur möglich war,
geſucht, mich durch Autopſie von der Richtigkeit aller von
mir aufgeführten Beſtimmungen zu überzeugen, und wiſ—
ſentlich nichts aufgenommen, was mir nur irgend zweifel
haft, bien. Freylich vermißte ich hierbey ſehr den Beſitz
einer eigenen Sammlung, und ich mußte mich theils mit
meinen fruͤhern Beobachtungen, theils mit unſerer nichts
weniger als vollſtaͤndigen academifchen Sammlung, fo wie
mit den verſchiedenen hieſigen Privatſammlungen, deren
Beſitzer mir jedoch, wie ich dankbar ruͤhmen muß, den Ge—
brauch derſelben mit der groͤßten Willfaͤhrigkeit zu verſtat⸗
ten die Guͤte hatten, begnuͤgen. f
Ein zweyter Hauptzweck bey Ausarbeitung des gegen—
waͤrtigen Handbuches der Mineralogie war, dem groͤßern
295
Publico, welches nicht immer Gelegenheit hat, muͤndlichen
Unterricht uͤber dieſen Theil der Naturgeſchichte zu erhalten,
und dem doch gleichwohl eine gewiſſe Summe von Kennt-
niſſen deſſelben theils nuͤtzlich und intereffant, theils ganz un:
entbehrlich iſt, ein brauchbares Huͤlfsmittel in die Hände
zu liefern, ſich dieſe Kenntniſſe zu verſchaffen. Wenn aber
dieſer Zweck vollſtaͤndig erreicht werden ſollte, fo durfte
das dazu beſtimmte Werk nicht bloß trockne äußere Beſchrei⸗
bungen der Foſſilien enthalten: ſondern es mußte alle die
Notizen, welche dem Studio der Naturgeſchichte bey denen
jenigen, die es nicht bloß in wiſſenſchaftlicher Hinſicht be—
treiben, erſt Intereſſe verleihen, und die Nützlichkeit deſſel—
ben in ſo vielen Geſchaͤften des buͤrgerlichen Lebens fuͤhlbar
machen vereinigen. Es mußte alſo neben dem Intereſſante⸗
ſten, was die Betrachtung des chemiſchen und phyſikaliſchen
Verhaltens der Foſſilien darbietet, vorzuͤglich auch alles
dasjenige, was ſich auf ihren Gebrauch in Kuͤnſten, in
der Oeconomie, oder fonft im gemeinen Leben bezieht, ent—
halten, und zwar in ſolcher Ausfuͤhrlichkeit, daß man nicht
noͤthig habe, erſt nach andern Werken, in denen ſich die
dahin gehoͤrenden Notizen zerſtreuet beſinden, daruͤber nach—
zuſehen.
Um nun dieſe beyden Hauptzwecke in moͤglichſter Voll⸗
ſtaͤndigkeit zu erreichen, habe ich dem Werke folgende Ein—
richtung gegeben:
Den Anfang michen die zu dem praͤparativen Theile
der eigentlichen Oryctognoſie gehörenden Abſchnitte: die
Kennzeichen-Lehre, und die Grundſaͤtze der oryetognoftifchen
Klaſſification und Nomenclatur der Foſſilien. In dem er:
ſten Abſchnitte, welcher die Kennzeichenlehre abhandelt, ha—
be ich mir moͤglichſte Muͤhe gegeben, die Erklaͤrung der
Kennzeichen ſo faßlich einzurichten, daß ſie jeder fuͤr ſich
und ohne Beyhuͤlfe unmittelbarer Demonſtration zu verſte—
hen und die Kennzeichen an den Foſſilien aufzufinden vers
moge. Dieſes hat allerdings zuweilen feine Schwierigkei—
ten. In der Zoologie und Botanik kann man ſich dabey
durch Kupfer helfen; und demohngeachtet bleibt auch dort
ohne unmittelbare Demonſtration an den natuͤrlichen Koͤr—
pern ſelbſt doch noch manches undeutlich. In der Minera—
logie faͤllt jenes Huͤlfsmittel ganz weg. Es ſind mir indeß
doch viele Perſonen bekannt, denen es gelungen iſt, ſich
auch von der oryctognoſtiſchen Terminologie bloß durch ei—
genes Studium vollkommen richtige Begriffe zu erwerben,
und ich hoffe, daß durch die von mir befolgte Art des Vor:
trags die Schwierigkeiten noch mehr vermindert worden
ſeyn ſollen. Zu dieſem Ende bin ich auch in der Wahl
der anzuführenden Beyſpiele aͤußerſt ſorgfaͤltig geweſen, und
habe immer nur ſolche Foſſilien genannt, bey denen das
Kennzeichen entweder ausſchließend, oder doch wenigſtens
ſehr häufig und ausgezeichnet vorkommt. Wo dieſes nicht
moͤglich war, und die Beyſpiele von Foſſilien hergenom—
men werden mußten, bey denen das in Frage befangene
Kennzeichen ſelten, oder gar nur einmal vorgekommen iſt,
habe ich noch uͤberdies den Fundort dieſer Abaͤnderung des
Foſſils genau angegeben, damit man nicht etwa verleitet
werde zu glauben, daß das Kennzeichen bey allen Indivi⸗
duen eines ſolchen Foſſils anzutreffen ſey.
Da die Methode des berühmten franzoͤſiſchen Kryſtal⸗
lographen, des Herrn Hauy, in Anſehung der Beſtim—
296
mung der Kennzeichen von der werneriſchen in vielen
Stuͤcken, beſonders in der Kryſtallographie, beträchtlich ab⸗
weicht, und einige Kenntniß derſelben vielen gleichwohl ange—
nehm und intereſſant ſeyn dürfte, dieſelbe auch zum Ber:
ſtaͤndniß der neueren franzoͤſiſchen Schriften uͤber mineralo⸗
giſche Gegenſtaͤnde unumgaͤnglich noͤthig iſt: ſo habe ich
auch davon das vorzuͤglichſte, beſonders ſeine Methode in
der Keyſtallographie, fo weit dieſes ohne Kupfer moͤglich
war, an feinem Orte jedesmal kürzlich mit angeführt, und
etlaͤutert.
In den Abſchnitten über die Geundſaͤtze der Claſſift⸗
cation und Nomenclatur bin ich, da ich mich in dem appli⸗
cotiven Theile durchaus an die Grundſaͤtze des Herrn Verg⸗
ratts Werner hierüber gehalten habe, auch faſt ganz Hrn.
Werners Ideen-Gange im Vortrage derſelben gefolgt,
und habe mich nur bemuͤht, dieſelben ſo klar als moͤglich
und mit Beruͤckſichtigung der neuerdings dagegen gemachten
Ar eftellungen und vorgebrachten Einwuͤrfe darzuſtellen, das
Ganze auch zuletzt noch mit einer kurzen Wuͤrdigung der
andern neuern Claſſifications-Methoden begleitet.
Im applicatwen Theile der Oryetognoſie laſſe ich die
Gattungen ſo auf einander folgen, wie ſie der Herr Berg⸗
rath Werner in dem neueſten mir bekannt gewordenen
Entwurfe ſeines Syſtems geordnet hat.
Bey jeder Gattung gebe ich zuerſt die Etymologie ih—
rer Benennung kuͤrzlich an, da dieſes gewiß vielen, beſon⸗—
ders Philologen und Schulmaͤnnern intereſſant ſeyn dürfte,
und es auch ſelbſt das Behalten der Namen erleichtert.
Hierauf folgt die ausführliche aͤußere Characteriſtik,
nach, ſo viel mir moͤglich geweſen iſt, rein werneriſchen,
fo wie auf eigne Beobachtungen ſich gruͤndenden Beſtim⸗
mungen. Fremde Beſtimmungen habe ich nur aͤußerſt ſel⸗
ten mit aufgenommen; und wo ich es, der Vollſtaͤndig—
keit wegen, fuͤr durchaus unerlaͤßlich hielt, hiervon eine
Ausnahme zu machen, und auch die Beſtimmungen ande—
rer mit beyzubringen, habe ich es ſtets ausdruͤcklich be—
merkt, und die Namen derjenigen, von welchen ſie herruͤh—
ren, genannt, um Jedermann in den Stand zu ſetzen,
uͤber die Zuverlaͤſſigkeit der Angaben ſelbſt urtheilen zu
können.
Am Schluſſe der aͤußern Characteriſtik findet man je⸗
desmal noch eine forgfaͤltige Auswahl der zuverlaͤſſigern Ans
gaben über das ſpecifiſche Gewicht des Foſſils, bey denen
ich aber mehrere Ausfuͤhrlichkeit, als gewöhnlich iſt, beob⸗
achtet, und die Beſchaffenheit der gewogenen Stuͤcke, wenn
ich dieſelbe angegeben fand, jedesmal genau mit bemerkt
habe, weil bey Beurtheilung der Richtigkeit und Zuverlaͤſſig—
keit der gefundenen Reſultate darauf gar ſehr viel an⸗
kommt. Die meiſten neuern Beſtimmungen des ſpecifiſchen
Gewichts der Foſſilien find ohnehin mit dem Nichelſon'ſchen
Araͤometer gemacht, und beſitzen ſchon deshalb bey weitem
nicht denſelben Grad von Zuverlaͤſſigkeit, wie die mit einer
recht genauen hydroſtatiſchen Wage gemachten. Ich habe
mit letzterer ſelbſt, in ſo weit es mir die kleine Anzahl von
hierzu tauglichen, vollkommen reinen und characteriſtiſchen
Stuͤcken, die ich mir dazu verſchaffen konnte, erlaubte,
noch ganz neuerlich eine Reihe forgfältiger Verſuche ange,
297
ſtellt, und die Reſultate derſelben da, wo ſie mir entweder
zu Eneſcheidung über die Richtigkeit verſchiedener Angaben,
oder zu mehrerer Beſtaͤtigung anderer etwas beytragen zu
koͤnnen ſchienen, mit angefuͤhrt.
Auf die äußere Characteriſtik folgt ſtets noch eine ges
drängte ſummariſche Ueberſicht der weſentlichſten und un⸗
terſcheidendſten Kennzeichen jeder Gattung und Art, auf
welche man vorzüglich zu achten hat; ungeachtet, wie an
ſeinem Orte gezeigt werden wird, auch die uͤbrigen Kenn—
zeichen durchaus nicht zu vergachlaͤſſigen find, und nur die
Summe aller Kennzeichen bey den Foſſilien ihren Character
vollſtaͤndig darſtellt. Damit iſt zugleich auch noch eine Ans
gabe derjenigen Kennzeichen verbunden, wodurch die Foſſi⸗
lien von andern, mit denen ſie in einzelnen Stuͤcken Aehn—
lichkeit beſitzen, am leichteſten unterſchieden werden konnen.
Ich haͤtte dieſe Angabe oft noch viel weiter ausdehnen koͤn—
nen, habe mich aber, um nicht zu weitläufig zu werden,
immer nue auf diejenigen Foſſilien beſchraͤnkt, mit denen
am leichteſten Verwechſelungen ſtatt finden können, und
es bey den uͤbrigen, wo die Verſchiedenheiten groͤßer und
in die Augen fallender ſind, dem eigenen Nachdenken der
Leſer überlaffen, dieſelben aufzufinden. Ich hoffe uͤbrigens,
daß dieſe Nachweiſungen fuͤr das groͤßere Publicum, wel⸗
chem das gegenwaͤrtige Handbuch eigentlich beſtimmt iſt,
und welches nicht immer Gelegenheit hat, große Sammlun⸗
gen zu ſehen, und ſich in Vergleichung der Foſſilien zu
uͤben, ſehr nuͤtzlich ſeyn werden.
Wenn die phyſical. Kennzeichen, welche bey man—
chen Foſſilien vorkommen, eine oder die andere vorzuͤglich
intereſſante Erſcheinung darboten, ſo habe ich mich, dem
zweyten oben angegebenen Hauptzwecke des gegenwärtigen
Handbuches, das Studium der Mineralien anziehender zu
machen, gemaͤß, bey dieſen etwas laͤnger verweilt, und ſie
ausfuͤhrlicher abgehandelt, als es in einem bloßen Lehrbu⸗
che der Oryctognoſie noͤthig geweſen wäre,
Eben ſo habe ich es mit den chemiſchen Kennzeichen
gehalten, und ich hoffe von den dahin gehörenden zuver-
laͤſſigern Beobachtungen nicht leicht etwas uͤbergangen zu
haben. Es kann daher der zahlreichen Claſſe von Chemi⸗
kern, die ich bey Ausarbeitung dieſes Werkes vorzuͤglich auch
mit im Auge gehabt habe, zu einer ſummariſchen Ueberſicht
desjenigen dienen, was zur Zeit in Anſehung dieſes Gegen⸗
ſtandes geleiſtet iſt, und was darinn noch weiter zu thun,
zu unterſuchen, und zu berichtigen iſt. Der ganze chemis
The Theil der Mineralogie bedarf überhaupt noch anhalten⸗
der forgfältiger Bearbeitung. So oft auch ſchon manches
Foſſil analpſirt worden iſt, fo darf man doch nicht glauben,
deshalb nun ſchon im Reinen damit zu ſeyn, da neuere
Entdeckungen auch hierbey immer wieder neue Reſultate
herbeyführen. Eben ſo ſteht es mit dem Verhalten der
Foſſilien im Feuer, und beſonders vor dem Loͤthrohre, wo
ſich jenes am leichteſten überfehen läßt; auch da fehlt es
noch ſehr an zuverläſſigen Beobachtungen, und es wäre zu
wuͤnſchen, daß mehrere Chemiker, die zugleich gute Ory—
ctognoſten find, uns mit fo zahlreichen und genauen Ver—
ſuchen dieſer Art beſchenken mochten, wie die neulich von
Herrn Profeſſor Zink in Roſtock bekannt gemachten ſind.
Sn 1822, Heft III.
—
. 298
Ueber die geognoſtiſchen Verhaͤltniſſe der Foſſilien ha-
be ich in moͤglichſter Kürze ſo viel bemerkt, als ſich bey
den noch fo mangelhaften und unzuverlaͤſſigen Datis uber
dieſen Gegenſtand angeben läßt. Vieles davon wird frey⸗
lich nur dann erſt ſeine volle Verſtaͤndlichkeit erlangen,
wenn man damit die zum Schluſſe des Ganzen zu liefernde
Gebirgslehre wird verbinden koͤnnen. Einftweilen koͤnnte
man allenfalls den kurzen Abriß mit zu Huͤlfe nehmen, den
ich von dieſem Theile der Mineralogie in dem im Verlage
der hieſigen Buchhandlung im Jahre 1790 etſchienenen er—
ſten Baͤndchen des Bergmaͤnniſchen Taſchenbuchs ehemals
geliefert habe.
Bey den geographiſchen Notizen habe ich ebenfalls,
uͤberzeugt, daß eine Menge zuſammengeraffter Namen von
Orten, wo das Foſſil vorkommen ſoll, oder naͤhere Be—
ſtimmung, ob daſſelbe in Menge daſelbſt angetroffen wird,
oder ob man es vielleicht nur irgend einmal in ein paar
unbedeutenden Stuͤcken gefunden hat, von gar keinem Nu⸗
gen ſeyn kann, die ſtrengſte Auswahl beobachtet. Bloß ben
ſolchen Foſſilien, die ſelten und in geringerer Frequenz an-
getroffen werden, habe ich die Fundorte genauer und voll
ſtaͤndiger verzeichnet. Bey ſolchen hingegen, welche ſehr
häufig vorkommen, und faſt überall zu Haufe find, habe
ich nur diejenigen Orte genannt, wo ſie ſich in ſeltneren
Abaͤnderungen oder unter beſonderen Umſtaͤnden finden.
Uebrigens habe ich nicht leicht Fundorte angegeben, von de—
ren Richtigkeit ich mich nicht entweder ſelbſt, ſo weit dieſes
moͤglich war, uͤberzeugt hatte, oder fuͤr die ich nicht einen
zuverlaͤſſigen Gewaͤhrsmann anfuͤhren konnte.
Den Abſchnitt hingegen, welcher ſich mit dem Ge—
brauche der Foſſilien beſchaͤftiget, habe ich mit aller dem
oben angegebenen zweyten Hauptzwecke des gegenwaͤrtigen
Werkes angemeſſenen Ausfuͤhrlichkeit behandelt, und daruͤ—
ber ſo viel beygebracht, daß es eine fuͤr den allgemeinen
Bedarf hinreichende Belehrung darüber gewaͤhret. Wir ha⸗
ben außer Völkers Handbuche der oͤconomiſch-techniſchen
Mineralogie, welches ſehr viel gutes und brauchbares uͤber
dieſen Gegenſtand, aber freylich auch noch manches Unrich—
tige und nicht hinlaͤnglich beſtimmte enthaͤlt, noch kein
Werk, welches denſelben mit einiger Ausfuͤhrlichkeit bes
handelt; die oryetognoſtiſchen Lehrbuͤcher berühren ihn
groͤßtentheils nur kurz und nebenhin. Ich glaubte aber,
wie ich ſchon im Eingange bemerkt habe, daß das Studium
der Naturgeſchichte fuͤr den groͤßten Theil des gebildeten
Publicums dadurch gerade erſt das meiſte Intereſſe gewin—
nen würde, wenn man es mit Belehrungen über den Nu:
tzen und die Anwendung der natuͤrlichen Koͤrper verbaͤnde.
Um endlich alle auf die Naturgeſchichte der Foſſilien
fi beziehende Gegenſtaͤnde, welche für das größere Publi⸗
cum einiges Intereſſe haben koͤnnen, gänzlich zu erfchöpfen,
und ihm etwas ganz vollſtaͤndiges daruͤber in die Haͤnde zu
liefern, werde ich nach Beendigung des eigentlich oryeto—
gnoſtiſchen Theils deſſelben auch noch zum Schluſſe eine fur:
ze Ueberſicht derjenigen Foſſilien folgen laſſen, welche die
großen Maſſen unſers Erdkoͤrpers, die wir Gebirge nennen,
conſtituiren. Daß hierbey von keiner Geognoſie, ſondern
bloß von einem Theile derſelben, von der ſpeciellen Gebirgs—
lehre, ſo wie ich dergleichen bereits in dem oben angefuͤhr⸗
19
299 2
ten bergmaͤnniſchen Taſchenbuche geliefert habe, die Rede
iſt, verſteht ſich von ſelbſt. Ohne dieſe wuͤrde das, was
in dem Handbuche uͤber die geognoſtiſchen Verhaͤltniſſe der
Foſſilien geſagt iſt, nicht ganz deutlich werden, „und folg:
lich eine Lücke bleiben, deten Ausfuͤllung dem größern Pu⸗
blico auf einem andern Wege nicht leicht moͤglich ſeyn
moͤchte.
Da ich aber nach allem dem, was uͤber die Beſtim—
mung des gegenwartigen Werkes bereits geſagt worden iſt,
dey demſelben durchaus nicht die Ausarbeitung eines kriti⸗
ſchen Lehrbuchs der Oryetognoſie beabſichtigte — eine Ars
beit, welche wir bloß aus der Feder des Schoͤpfers dee neu
eren wiſſenſchaftlichen Methode in der Mineralogie, unſers
Werners, oder eines andern gleich ſcharfſinnigen und um:
faſſenden Kopfes, dem überdieg auch noch alle Huͤlfsmittel
dazu in der Vollſtaͤndigkeit, wie erſterem, zu Gebote ſtehen,
erwarten können — fo habe ich alle bloß den wiſſenſchaft—
tichen Mineralogen intereſſirenden Erörterungen und Unter⸗
fuhungen uͤbergangen, und auch nur ſehr wenig Literar⸗
Notizen und Nachweiſungen auf andere Schriften beygefuͤgt.
Nur in denjenigen Fallen habe ich in Anſehung des letz⸗
teren eine Ausnahme gemacht, und auf andere Werke mit
verwieſen, wenn ich glaubte, daß doch wohl dieſem oder je
nem eine ausfuͤhrlichere Belehrung uͤber einen oder den an⸗
dern Gegenſtand zu erhalten wuͤnſchenswerth ſeyn duͤrfte —
wohin unter andern die fuͤr die Chemiker beſtimmten Nach⸗
weiſungen der Schriften, wo fie die ausführlichern Nach⸗
richten uͤber die mit den Foſſilien vorgenommenen Analyſen
finden konnen, zu rechnen find — oder wo ich eine gegebe⸗
ne Notiz näher belegen zu müffen für noöthig erachtete.
Dem gelehrten Mineralogen, fuͤr den dieſes Handbuch oh⸗
nehin weniger beſtimmt iſt, und dem eine ausführlichere
Nachweiſung der Literatur noͤthig ſeyn ſollte, ſtehen eine
Menge anderer mineralogiſcher Werke offen, wo füt jenes
Beduͤrfniß mehr geſorgt iſt. Vorzüglich brauchbar iſt in
dieſer Hinſicht das mit außerordentlichem Fleiße jufammen«
getragene Handbuch der Mineralogie von Heren Bergrath
und Doctor Reuß, welches in den Jahren 1801 bis 1806
zu Leipzig in 8 Baͤnden erſchienen iſt, und das eine ziem⸗
lich vollſtaͤndige, aber freylich durch die Vertheilung durch
alle Bände aͤußerſt muͤhſam zu benutzende Nachweiſung als
ler der Schriften, ſelbſt der unbedeutendſten Kompendien,
und der Stellen darinn, wo nur irgend etwas von einem
Foſſil erwähnt iſt, enthält,
Benutzt habe ich Übrigens bey Ausarbeitung dieſes
Handbuches alle in Deutſchland und Frankreich erſchiene⸗
nen wichtigeren neuen mineralogiſchen, ſo wie andere, da⸗
hin tinſchlagende Notizen enthaltende Werke, die ich
mir zu verſchaffen im Stande gewefen din, zu denen jedoch
die große Menge der ſich immer bloß ausſchreibenden und
das Bekannte wiederkaͤuenden größeren und kleineren ſoge⸗
nannten Mineralsgieen nicht gehoͤren. Beſonders haben mir
nachſt den vortrefflichen Sauyſchen Werken unter unſern
vaterlaͤndiſchen Schriften in oryectognoſtiſcher Hinſicht die
mit der höchſten Genauigkeit abgefaßten Beſchreibungen des
tiefeindringenden Mohs, ſo wie die ungemein muͤhſamen
Arbeiten des ſcharfſinnigen Zaberle ſehr weſentlicht Dienſte
geleiſtet,
8
300
In Betracht der Ausfuͤhrlichkeit und des weitumfaſ⸗
ſenden Zweckes, den ich mir, nach dem, was zeither geſagt
worden iſt, bey Ausarbeitung dieſes Werkes vorgeſteckt hat
te, hielt ich es für angemeſſener, demſelben den Titel eines
Handbuchs der Mineralogie, als den eines Zand⸗
buchs der Oryctognoſie zu ertheilen, da der Zweck dies
ſer letztern Wiſſenſchaft, nach Herrn Werners Beſtim⸗
mung, weit minder umfaſſend iſt, und ſich eigentlich bloß
auf die Erkennung und Unterſcheidung der Foſſilien beſchraͤnkt.
Mein urſpruͤnglicher Plan war, daß das Ganze aus
drey Bänden beſtehen, und der erſte den praͤparativen Theil
der Oryetognoſie, und von dem applicativen Theile die
drey erſten Geſchlechter der erdigen Foſſilien, der zweyte Band
die übrigen Geſchlechter der erdigen, nebſt den ſalzigen und
brennlichen, und der dritte Band die metalliſchen Foſſilien
nebſt der Gebirgslehre enthalten ſollte. Da aber der erſte
Band auf dieſe Art zu ſtark geworden wäre, und die Ver⸗
lagshandlung deshalb jetzt eine Abänderung wuͤnſchet, fo
ſehe ich mich genoͤthigt, mehr als die Hälfte der Gattun⸗
gen des Kieſelgeſchlechtes fuͤr den folgenden Baud zuruͤckzu⸗
behalten, und es waͤre möglich, daß die Vertheilung des
Ganzen dadurch in etwas abgeändert: werden dürfte. — Ich
wuͤnſche uͤbrigens, daß man die Ausführung dem von mir
entworfenen Plane entſprechend finden, und ich wenigſtens
nicht zu weit hinter dem mir vorgeſteckten Ziele zuruͤck ge⸗
blieben ſeyn moͤge.
Freyberg, im May 1811.
C. A. S. Hoffmann.
Muſter der Behandlung von Hoffmann.
I
Demant-Geſchlecht.
An der Spitze der erdigen Foſſilien ſteht der Demant, jenes
raͤthfelhafte Foſſil, das in feinem ganzen aͤußern Habitus fi
fo vollſtaͤndig als eine Steinart ausſpricht, und die charas
cteriſtiſchen Eigenſchaften der Foſſilien dieſer Claſſe faſt in
dem hoͤchſten Grade der Vollendung zeigt, in feinem Ver—
halten im Feuer aber wieder fo betraͤchtlich von dieſer Glafs
ſe der Foſſilien abweicht.
Den im zweyten Abſchnitte des praͤparativen Theils
entwickelten Claſſifications -Grundſaͤtzen gemuͤß muß der
Demant nothwendig zu der Claſſe der erdigen Foſſilien ge—
fest werden. Da er indeß mit keinem andern Foſſile
dieſer Claſſe in eigentlicher Verwandſchaft ſtehet, und er
ſich in mehrern feiner Eigenſchaften fo auffallend von ih—
nen unterſcheidet, fo kaͤßt er ſich nicht fuͤglich irgend einem
der uͤbrigen Geſchlechter dieſer Claſſe unterordnen, ſondern
er bildet ein eignes Geſchlecht für ſich, in welchem er zur
Zeit ganz iſolirt erſcheint,
Er ſte Gattung.
Demant.
Diamant. H.
Der Name Demant, welchen dieſe Gattung im
Deutſchen führt, iſt der griechſſchen Benennung deſſelben
doͤchlag, Adamas, nachgebildet. Das griechiſche Wort
—
301 x
heißt feiner urſpruͤnglichen Bedeutung nach fo viel, als:
unbezwinglich, indem die Alten von der Härte und Un—
zerftörbarfeit dieſes Steins einen viel zu hohen Begriff hats
ten, und in der irrigen Meinung ſtanden, daß ſchlechter—
dings weder Feuer noch Eiſen auf ihn zu wirken im Stan:
de waͤren. Im Deutſchen behielt man anfaͤnglich jenes
Wort mit einer kleinen Veraͤnderung bey, und nannte den
Stein Ademant, warf aber nachher, gleichſam durch eine
Art von Vorgefuͤhl geleitet, das im Griechiſchen verneinen—
de A weg, und fagte bloß Demant, und ſpaͤterhin, nach
dem franzoͤſiſchen, auch Diamant.
Man findet bey dem Demant eine große Mannigfaltigkeit
von Farben. Am gewoͤhnlichſten kommt er weiß und
grau vor, zuweilen grün, gelb und braun, ſelten
roth, am ſeltenſten blau und ſchwarz. Roth und
Blau find die beyden Extreme feiner Farbenſuite; von
erſterem geht ſie ins braune, gelbe, gruͤne, weiße,
graue, und aus dieſem endlich ins blaue uͤber. Er
zeigt nach dieſer Ordnung folgende Abaͤnderungen der
Farbe: Roſenroth, kirſchroth, röthlichbraun,
nelkenbraun, gelblichbraun, ockergelb, po—⸗
meranzgelb, weingelb, zitronengelb, ſchwe⸗
felgelb, zeiſiggruͤn, ſpargelgrün, piſtaziengrun,
lauchgrün, berggruͤn, gruünlichweiß, graulich⸗
weiß, milchweiß, ſchneeweiß, rothlichweiß,
gelblichweiß, gelblichgrau, aſchgrau,
grünlichgrau, perlgrau, rauchg rau, blaulich⸗
grau. — Aus dem blaulichgrauen gebt er wahrſchein⸗
lich ins indigblaue, und aus dem dunkel nelfenbraus
nen durchs ſchwärziichbraune ins pechſchwarze über,
Alle dieſe Farben finden ſich bey dem Demant immer
nur blaß und lichte, ſelten hoch, hoͤchſt ſelten dunkel.
Bey ſtarkem Sounen- und Kerzenlichte zeigt er, be—
ſonders, wenn er geſchliffen iſt, ein ſehr ſchoͤnes und
lebhaftes buntes Sarbenſpiel.
Er findet ſich in theils eckigen, theils vundlichen Rörs
nern, welche dieſe Form urſpruͤnglich gehabt haben,
und mit unter ſchon einzelne Kryſtalliſations⸗Flaͤchen zei⸗
gen: ſehr häufig kommt er auch kryſtalliſirt vor,
Die Kryſtalle find wegen ihrer Kleinheit und wegen der
haͤufigen Convexitaͤt und Brechung der Flaͤchen meiſt
ſchwer zu beſtimmen. 2
Die Haupt- und Stammkryſtalliſation, aus welcher alle die
uͤbrigen entſpringen, iſt:
1) Das vollkommene gleichwinkelige Ge⸗
taeder, oder die doppeltevierſeitige Py⸗
ramide, theils mit geraden, theils mit conve—
ren Seitenflächen.“ Wenn die Seitenflaͤchen des
* Diamant primitif H. — Rome de I'Isle, Crystallographie,
T. II. p. 191. Pl. III. Fig. 1. — Der Endſpitzenwinkel
der beyden yam den beirägt 70°,
Nach Rome de l' Isle kommen auch Octaeder vor,
5 deren Endſpitzen ſich in eine Schärfe endigen,
Fl. III. Fig. 2,
302
Octaeders abwechſelnd größer und kleiner werden, ſo
geht es endlich in
2) eine ein fache dreyſeitige Pyramide —
an 1 Ecken abgeſtumpft, über. Zuwei⸗
len iſt bey dieſer die Endſpitze ſehr ſtark abgeſtu
und es bleibt am Ende nichts als ’ une
3) ein Segment des Octaeders uͤbrig. Zuwei⸗ 5
len trifft man auch [
4) 5willings-Rryftalle, die aus zwey der⸗
gleichen mit den Grundflaͤchen zuſammenge⸗
wachſenen Segmenten beſtehen.
Von einer andern Seite entſpringen aus dem Octaeder
durch Veranderungen an den Kanten folgende Kepſtalli⸗
ſationen:
5) Das Gctaeder, an allen Kanten abge⸗
ſtumpft. Die Abſtumpfungsflaͤchen ſind cy⸗
lindriſch convex.
6) Das Ocetaeder — an allen Nanten flach zu⸗
geſchaͤrft. Die zuſchaͤrfungsflaͤchen find
ebenfalls convex.
7) Das OGctaeder — an allen Kanten zuge⸗
ſchaͤrft, und die zuſchaͤrfungsflaͤchen alle
einmal gebrochen.
Wenn die Abſtumpfungsflaͤchen der Varietaͤt 5 bis zu
ihrer Berührung zunehmen, ſo daß die Seitenflaͤchen des
Octaeders verſchwinden, ſo entſteht daraus,
8) das Granatdodekaeder mit cylindriſch con⸗
deren Slaͤchen, das zuweilen niedrig, zuweilen
auch ſehr lang gezogen iſt. **
Wenn die Zuſchaͤrfungsflaͤchen der Varietaͤt 6 bis
zu ihrer Berührung zunehmen, und die Seitenflaͤchen
des Octaeders verſchwinden, ſo entſteht daraus
9) das Octaeder, mit converen Seitenflächen,
wovon jede in 3 triangulaͤre Flaͤchen getheilt
iſt. Die Theilungskanten laufen vom Mittelpuncte
jeder Seitenſlaͤche aus nach den Ecken derſelben zu.
Der Kryſtall beſteht ſonach aus 24 gleichen etwas ge⸗
bogenen dreyſeitigen Flachen. ***
Wenn die gebrochenen Zuſchaͤrfungsflaͤchen der Va—
rietaͤt 7 bis zu ihrer Beruͤhrung zunehmen, und die
Seitenſlaͤchen des Octaeders verſchwinden, fo entſteht
daraus
10) Das Gctaeder mit converen Seitenflaͤchen,
wovon jede in 6 Flaͤchen getheilt iſt. Die
Theilungskanten laufen vom Mittelpuncte jeder Sei—
tenflaͤche aus, 3 nach ihren Ecken, und 3 nach der
* Diamant plan- convexe H. — Rome de Isle T. II. p.
185. var. I. Pl. III. Fig. 7.
Diamant spheroidal conjoint H. — Rome de Isle p. 199
var. 4. Pl. V. Fig. 106. 5
*r Rome de IIele p. 196. var. 2, Pl, III. Pig. 17.
303
II)
12)
13)
Mitte ihrer Kanten zu. Der Krycall beſteht aus
48 gleichen, noch ſtaͤrker, als bey dem vorigen, ge—
kruͤmmten dreyſeitigen Flaͤchen, und hat im Ganzen
ein ſehr rundliches Anſehen. Die Theilungskanten
treten, ungeachtet ihrer Feinheit, mehrentheils noch
ſchaͤrfer hervor, als die Kanten der Grundgeſtalt.
Das Granatdodekaeder (Var. 8) liefert auch noch
3 Abaͤnderungen zu der Kryſtalliſations-Suite des De:
mants, nehmlich:
Das Sranatdodekaeder mit diagonalge:
brochenen Flaͤchen, und zwar alle Flächen nach
der kuͤrzern Diagonale gebrochen. **
Wenn die Saͤule des Granatdodekaeders niedriger
wird, und die Zuſpitzungsflaͤchen der beyden Enden
endlich ganz zuſammenſtoßen, ſo entſteht
die flache doppelte drey’feitige Pyra⸗
mide, die Seitenflächen der einen auf die
Seitenkanten der andern aufgeſetzt, — und an
den Kanten der gemeinſchaftlichen Grundfläche
zuweilen abgeſtumpft.
Dieſe Abſtumpfungsflaͤchen find die Ueberreſte von
den Seitenflaͤchen der Säule. ***
Wenn man ſich endlich zwey Granatdedekaeder der
Laͤnge nach ſo ſtark in einander geſchoben denkt, daß
die Seitenflaͤchen beynahe ganz verſchwinden, und faſt
nur noch die Zuſpitzungsflaͤchen der beyden entgegen-
geſetzten Enden uͤbrig bleiben, und unmittelbar in
einander eingreifen, wobey zugleich die eine Säule oe:
gen die andere um ½ des Umkreiſes herumgedreht iſt,
fo daß die Zuſpitzungsflaͤchen des einen Dodekaeders
auf die des andern auftreffen, ſo entſteht wieder ein
anderer Zwillingskryſtall, nehmlich:
Die ſehr flache doppelte dreyſeitige
Pyramide, mit cylindriſch converen Seiten—
flächen, die Seitenflähen der einen auf die
Seitenflächen der andern aufgeſetzt — und an
jeder Ecke der gemeinſchaftlichen Grundfläche
mit 4 Slächen, welche auf die Seitenflaͤchen
der beyden Pyramiden ſchief aufgeſetzt ſind,
flach zügeſpitzt. — Dieſe Zufpigungsfläden find
* Diamant spheroidal sextuple H. — Rome de (Isle, p.
197. var. 3. Pl. III. Fig. 18.
++ Rome de Isle p. 200. var. 5. Pl. IV. Fig. 66. — Sind
die Flachen des Dodekaedres auch zugleich nach der lan⸗
gen Diagonale gebrochen, wie bey Rome de ESsle
Pl. IV. Fig. 65, fo hat man wieder bie 48 flaͤchige Varie⸗
tat 10,
Diamant spheroidal comprimé H. — Rome de Isle, p-
201. var. 5. Pl. IV. Fig. 67.
Nach letzterem kommt dieſe Varietät auch an den End
ſpitzen der beyden pyramiden abgeſtumpft
vor (Fig. 68), welche Abſtumpfungsflaͤchen eigenttich Ue⸗
berreſte von den Seitenflaͤchen der Stammkryſtalliſation,
des Octaeders, find,
i 304
die Ueberreſte von den Seitenflaͤchen der beyden Do⸗
dekaeder.“ 95
Waren die Flaͤchen der beyden Dodekaeder getheilt,
ſo entſteht endlich \
14) eine der vorigen ähnlihe ſehr flache doppel⸗
te ſechstheilige Pyramide.“
Die Kryſtalle ſind gewoͤhnlich ſehr klein, ſeltner klein,
ſehr ſelten von mittlerer Größe. Noch groͤßere ge:
hoͤren unter die aͤußerſten Seltenheiten. N
Die Kryſtalle find ſtees um und um kryſtalliſirt,
und alfo, fo wie auch die Körner, urſpruͤnglich einge—
wachſen geweſen; gegenwaͤrtig aber findet man ſie
meiſt loſe. Sie finden ſich faſt ſtets einzeln, ſehr
ſelten mehrere unregelmaͤßig zuſammengewach⸗
ſen, eigentliche Druſen bildend nie.
Die Oberfläche der Körner iſt entweder rauh, gekoͤrnt,
oder uneben, die der Octaeder meiſtens glatt; die der
Dodekaeder und der uͤbrigen Kryſtalliſationen, welche
durch Abſtumpfung und Zuſchaͤrfung der Kanten des
Octaeders entſtehen, rauh, oder geſtreift; und die des
Zwillings-Kryſtalls (13) geförnt.
Aeußerlich find die glatten Flächen der Kryſtalle ſtarkglän⸗
zend, die geſtreiften glaͤnzend, und die rauhen und
gekoͤrnten ſchimmernd. 3
Inwendig iſt der Demant ftets ſtark- und oft ſchon
ſpiegelflächig glänzend, und zwar
von dem vollkommenſten Demantglanze.
Der Bruch iſt vollkommen und zwar meiſt gerad⸗
blättrig, zuweilen doch auch etwas blumig
krummblättrig, von vierfachem ſich gleich⸗
und zwar ſchiefwinklich ſchneidendem
Durchgange der Blätter. Die Durchgaͤnge
find den Seitenflaͤchen des Octaeders parallel. Sie
ſind alle von gleicher Vollkommenheit.
Seine regelmaͤßigen Bruchſtuͤcke find daher entweder Oc>
taedriſch, oder tetraedriſch, oder von ei⸗
ner der zwiſchen dieſen beyden Ge;
ſtalten liegenden Mittelformen.
Die Kerngeſtalt der Kryſtalle iſt alſo nach Zauy
ebenfalls das reguläre Octaeder, durch ſehr vollkommene
Schnitte theilbar.
„Nach Hrn. Prof. Weiß (dem Ueberſetzer von Hauy's Lehr:
buche der Mineralogie) kommen auch dieſe Zwillings Kry⸗
ſtalle an den Endſpitzen der Pyramide abge⸗
ſtumpft vor, wie nach Roms de l' Isle die Varietät
12. — Weder Rome de l' Isle noch Ha uy [deinen
dieſe Zwillings-Kryſtalliſation gekannt, und fie wahrſchein⸗
lich mit unter der obigen Varietaͤt 12 begriffen zu haben.
„ Endlich will man noch ganz neuerlich gefunden haben, daß
das Granatdodekaeder des- Demants mit nach der kurzen
Diagonale gebrochenen Flachen auch in den Würfel
(Diamant cubique H.) uͤbergeht, indem die vier um jede
der ſechs ſpitzigern Ecken des Dodekaeders, oder der ur⸗
ſpruͤnglichen Ecken der Stammkryſtallſation, des Octge⸗
ders, herumliegenden Hälften der Dodecagederflaͤchen ſich
vereinigen und Wuͤrfelflaͤchen bilden.
1
305
Die integrirenden Theile find reguläre Tetraeder.
Zur Zeit hat man noch keine abgeſonderten Stuͤcke bey ihm
gefunden: wenn dergleichen vorkommen, fo koͤnnen es
keine andern als koͤrnige ſeyn, welche durch Zuſammen⸗
haͤufung von Koͤrnern oder Crpſtallen entſtanden ſind.
Er wird durchſichtig, aber auch nur halbdurchſichtig,
d ſtark durchſcheinend gefunden; ja ſelbſt das er:
em man bey ihm nie in fo vollkommenem Grade,
e bey dem Bergeryſtall, der ſchwarze iſt bloß an den
BVanten durchſcheinend. (Die Strahlenbrechung if
einfach. Haupy.) 1
Er gibt einen grauen Strich.
Er it im ſhochſten Grad hart, (er ritzt den Sa⸗
phir) und
ſchwer zerſpringbar.
Er fühlt ſich ſehr kalt an, und iſt
nicht ſonderlich ſchwer, dem ſchweren nahe kom⸗
mend.
Spezifiſches Gewicht:
3,500 — 3,520 nach Werner,
des ſchneeweißen 3,520 * nach Mohs,
des orientaliſchen gelben, 3.518 nach Briſſon,
des orient. weißen, unter dem Namen Regent oder
Pitt bekannten, 3.521 nach Briſſon,
des orient. gruͤnen, 3,523
des orient, blauen, 3,525 *® s
des orient, roſenrothen, 3,5381 3 a
des orient, dunkelgelben, 3,550 5 2
Das vorzuͤglichſte und auszeichnendſte Kennzeichen des
Demants iſt feine außerordentliche Harte, worinn er alle
andere bekannte Koͤrper uͤbertrifft. Er wird daher faſt von
keinem andern Körper angegriffen, und kann bloß vermittelſt
ſeines eigenen Pulvers geſchnitten, geſchliffen, und polirt
werden. Naͤchſtdem iſt die ſehr ſtarke Strahlenbrechung
und Zerſtreuung des Lichtes, die bey ihm weit groͤßer als
bey andern durchſichtigen Koͤrpern iſt, und woher bey dem
gut gefhliffenen das ſchoͤne Farbenſpiel rührt, fo wie der
ihm eigenthuͤmliche dichte Glanz ungemein characteriſtiſch.
Aus erſterer, der ſtarken Strahlenbrechung, die in dieſem
Grade ſonſt nur bey kohlenſtoffhaltenden und verbrennlichen
Körpern ſtatt findet, vermuthete Newton ſchon im Jahre
1675, daß der Demant ein verbrennlicher Koͤrper ſeyn muͤſ⸗
fe Zu den weſentlichſten Kennzeichen des Demantes gehoͤ—
ren endlich noch ſeine mehrentheils ſehr lichten Farben,
— feine äußern Geftslten, beſonders die regelmaͤßigen,
welche das Oetgeder zum Mittelpuncte haben, auf der eis
nen Seite ins Tetraeder, auf der andern ins Granatdode—
kaeder übergehen, und ſich ganz beſonders durch die ger
theilten und convexen Flaͤchen auszeichnen, — und ſein
Bruch.
* Bey einem vellkommen reinen urd in hohem Grabe durch⸗
ſichtigen von ſchneeweißer Farbe und 3 Karat Gewicht.
Is 1828. Heft III.
306
Dieſe Kennzeichen, und vorzuͤglich feine Härte, Tafe
fen es kaum zu, ihn mit einem andern Foſſile zu verwech—
ſeln. Dem Zircon aͤhnelt er zwar zuweilen in der Farbe
und äußern Geſtalt, aber auch letzteres nur ſcheinbar, ins
dem die Winkel der Octaeder bey beyden gaͤnzlich verſchie⸗
den find; und der Demant unterſcheidet ſich übrigens vom
Zircon ſehr betraͤchtlich durch den dichtern Glanz, ben blätt>
rigen Bruch, durch größere Haͤrte, und geringere Schwere.
Der Demant wird, beſonders wenn er geſchliffen iſt,
durchs Reiben in einem hohen Grade electriſch, und
zwar ſtets poſitiv, er mag roh und matt, oder glatt und
geſchliffen ſeyn. Hierdurch zeichnet er ſich ſehr von allen
übrigen Edelſteinen aus, die nur, wenn ihre Oberflache
glatt und geſchliffen iſt, positive, wenn letztere aber matt
und rauh iſt, negative Electricitaͤt zeigen.
Was man gemeiniglich von einer andern phyſicaliſchen
Eigenſchaft des Oemants anführt, daß er nehmlich, wenn
er vorher eine Zeitlang im Sonnen- oder Kerzenlichte ge⸗
legen habt, im Dunkeln leuchte, iſt gaͤnzlich ungegruͤndet,
Weder Saͤuren noch Altalien haben auf den Der
mant einige Wirkung. Eben ſo iſt er in jedem Feuers⸗
grade unſchmelzbar und unverglasbar. Bey niedrigen Gra—
den des Feuers iſt er uberhaupt ganz unveraͤnderlich. Er
bleibt dieſes auch bey dem ſtaͤrkſten und anhaltendſten Feu⸗
ersgrade, wenn er gegen den Zutritt der Luft wohl verwahrt
iſt. Wenn er hingegen mit letzterer in Berührung bleibt,
fo wird er anfangs, — nach Mackenzie ſchon bey einer
Hitze von 13° des Wedgewood'ſchen Pyrometers — roth=
gluͤhend, und bey 14° bis 15° des letztern verzehrt er ſich
ganz und ohne den mindeſten Ruͤckſtand zu hinterlaſſen,
ausgenommen daß er Kohlenſaures Gas liefert. :
Dieſe Zerſtoͤrbarkeit des Demants im Feuer bemerkte
man zuerſt in den Jahren 1694 und 1695 zu Florenz, wo
der damalige Großherzog von Toskana Cosmus III. Ver⸗
ſuche mit dem großen Tſchirnhauſiſchen Brennſpiegel anſtel⸗
len ließ. Andere Edelſteine, die man in den Brennpunct
des Brennſpiegels brachte, widerſtanden der Wirkung der
Sonnenſtrahlen: der Demant hingegen bekam Riſſe,
ſpruͤhte ſtark um ſich, wurde immer kleiner, und verſchwand
endlich ganz. Wenn man die Wirkung der Sonnenſtrah⸗
len von Zeit zu Zeit unterbrach, und die Demante unter⸗
ſuchte, ſo fand man, daß ſich die Theile der letztern ganz
gleichförmig von der Oberflache trennten, indem die De—
mante ihre Geſtalt, der verringerten Größe ungeachtet, nie⸗
mals veraͤnderten. Von einer Schmelzung des Demants
war dabey nie die geringite»- Spur zu bemerken.
In der Mitte des folgenden Jahrhunderts wurden von
dem nachmaligen Kaifer Franz I., als er noch Herzog von
Lothringen war, zu Wien, und von ſeinem Bruder, dem
Erzherzog Carl zu Bruͤſſel, aͤhnliche Verſuche mit dem
Demant im Ofenfeuer unternommen. Die eigentliche Ab⸗
ſicht ging wahrſcheinlich dahin, zu ſehen, ob es nicht moͤg⸗
lich wäre, aus kleinern Demanten größere zufammenzus
20
— —
307
ſchmelzen. Der Erfolg war aber ganz wieder derſelbe, wie
bey den vorher angefuͤhrten Verſuchen mit dem Brennſpie—
gel. Die Demante, welche in wohl verwahrten irdenen
Schmelztiegeln 24 Stunden lang dem ſtaͤrkſten Ofenfeuer
ausgeſetzt wurden, waren, ſtatt zu ſchmelzen, gaͤnzlich ver⸗
ſchwunden, und nicht eine Spur von ihnen aufzufinden.
Eine neue Reihe der ſorgfaͤltigſten und auf die man⸗
nigfaltigſte Weiſe abgeaͤnderten Verſuche begann mit dem
Jahre 1768, wo ſich d' Arcet und mehrere andere der ges
ſchickteſten franzoͤſiſchen Chemiker, Rouelle, Macquer,
Cadet, Lavoiſier, Briſſon ꝛc., au welche ſich in der
Folge auch mehrere deutſche und engliſche Chemiker, unter
erſtern beſonders Herr Prof. Tampadius, anſchloſſen, das
mit zu beſchaͤftigen anfingen. Man fand hierbey immer
wiederholt, daß der Demant, wenn er mit der Luft in
Beruͤhrung iſt, im Feuer zerſtoͤrt wird, und daß es hierzu
eben keines gar zu hohen Hitzegrades bedarf; daß er hinge—
gen, wenn er in ein Cement von Kohlenſtaub recht feſt ein—
gepackt, oder ſonſt gegen allen Zutritt der Luft wohl vers
wahrt wird, im ſtaͤrkſten und anhaltendſten Feuer unver⸗
ſehrt bleibt. Macquer bemerkte, als er den Demant auf
einem Probierſcherben unter der Muffel behandelte, eine
leichte Flamme über der Kapelle, und daß der Demant noch
heller gluͤhete als die Kapelle, welche Erſcheinung auch Herr
Lampadius in der Folge bey der Zerſtoͤrung des Demants
im Sauerſtoffgas beobachtete.
Als Lavoiſier den Demant vermittelſt der durch
Brennſpiegel conzentrirten Sonneshitze unter einer Glocke
in atmoſphaͤriſcher Luft zerſtoͤrte, fo bildete ſich Kohlen ſaͤu—
re; man bemerkte ein ſchwaches Aufwallen auf der Ober—
flaͤche des Demants, und es ſetzte ſich oft eine Fohlenartige
Materie auf derſelben an. Man ſchloß hieraus, daß der
Demant Kohlenſtoff enthalten muͤſſe. Das nehmliche ergab
ſich aus ſpaͤteren Verſuchen Smithſon Tennant's, bey
welchen der Demant mittelſt des Salpeters in der Roth—
gluͤhhitze zerſetzt wurde. Am entſcheidendſten waren indeß
über dieſen Punct die noch neueren Verſuche von Guyton.
Dieſer ſetzte den Demant im Sauerſtoffgaſe der Wirkung
der Sonnenhitze aus. Hierbey entwickelte der Demant in
der erſten Zeit ein purpurfarbnes Licht, und zeigte auf der
Ecke, wo ihn die Sonne unmittelbar traf, einen ſchwarzen
Punct; in der Folge wurde er ganz ſchwarz und kohlig,
nahm dann einen metalliſchen Glanz auf der Oberfläche an,
wie Graphit, und wurde endlich ganz verzehrt, wobey ein
großer Theil des Sauerſtoffgaſes in Kohlenſaͤure umgewan—
delt wurde. Ganz neuerlich unterwarf derſelbe Chemiker
geſchmeidiges Eiſen mit Demant der Cementation; er fand
nach Beendigung derſelben den Demant zerſtoͤrt und das
Eiſen in Stahl umgewandelt, welcher letztere bekanntlich
nichts anders als Eiſen mit einer gewiſſen Quantitat Koh:
lenſtoff verbunden iſt.
Nach allen dieſen Erfahrungen hielt man ſſch nun zu
dem Schluſſe berechtigt, daß die Zerſtoͤrung des Demants
im Feuer fuͤr eine wahre Verbrennung und nicht fuͤr eine
bloße Verfluͤcht'gung, wie mehrere Naturforſcher lange Zeit
geglaubt hatten, zu halten ſey, und daß derſelbe, ungeach—
tet ſeiner gaͤnzlichen Verſchiedenheit im Aeußern doch nichts
anders als eine ſehr verdichtete Kohle ſey.
308
Gupton zeigte indeß ſelbſt mit vielem Scharfſinn,
daß die gemeine Kohle und der Demant nicht bloß im
Aeußern und in ihrem Aggregatzuſtande, ſondern auch in
ihrem chemiſchen Verhalten ungemein verſchieden ſind, und
es folglich auch in ihrer Miſchung ſeyn muͤſſen. Die Koh⸗
le hinterlaͤßt bey ihrer Verbrennung ſtets einen afchenartis
gen Ruͤckſtand, wovon bey der Verbrennung des a
nie eine Spur du bemerken iſt. Der Demant erford
feiner Entzündung eine 14 mal höhere Temperatur als die
Kohle, — ein ungeheuerer Unterſchied! Die Kohle unters
haͤlt im Sauerſtoffgaſe die zu ihrer Verbrennung noͤthige
Temperatur von ſelbſt, dagegen beym Demant die zu ſeiner
Verbrennung erforderliche Hitze ſogleich aufhört, wenn man
das durch Oefen oder cenzentrirtes Sonnenlicht hrrvarges
brachte Feuer unterbricht. Der Demant erfordert endlich
zu ſeiner gaͤnzlichen Verbrennung eine weit groͤßere Menge
Sauerſtoffgas, als die Kohle, und erzeugt dabey viel mehr
Kohlenſaͤure als dieſe. Guyton glaubt daher, daß der
Demant aus ganz reinem Kohlenſtoff beſtehe, die gemeine
Kohle aber einen ſchon in hohem Grade oxydirten Kohlens
ſtoff enthalte. 8
Ein anderer franzoͤſiſcher Gelehrter, der durch feine
mathematiſchen Arbeiten berühmte Biot würde durch feine
neueſten Unterſuchungen über die Verwandtſchaft der Koͤr—
per zum Lichte, und insbeſondere über das Brechungsver⸗
mögen der verſchiedenen Gasarten auf den Schluß geleitet,
daß der Demant nicht aus reinem Kohlenſtoff beſtehen koͤn⸗
ne, und daß man wenigſtens noch ein Viertel Hydrogen
oder Waſſerſtoff darin annehmen muͤſſe, indem die Strah-
lenbrechung des Demants weit ſtaͤrker ſey, als die, welche
die Brechung der Kohlenſaͤure, des Alkohols, des Aethers,
und anderer Stoffe, welche Koblenitoff in ihrer Miſchung
haben, für letzteren anzeigen. Auch Herr Lampadius
hatte ſchon die Gegenwart des Hydrogens im Demante aus
einigen bey den Verſuchen mit ihm vorgekommenen Erfiheis
nungen vermuthet.
Nun glauben zwar ein paar engliſche Chemiker, Als
len und Pepys, aus ihren ganz neuerlich angeſtellten, ſehr
finnreichen Verſuchen uͤber die Verhaͤltnißmenge des Koh—
lenftoffs in der Kohlenſaͤure und uͤber die Natur des Des
mants folgern zu koͤnnen, daß der Demant ganz reiner
Kohlenſtoff ſey, und nicht den geringſten Waſſerſteff enthal⸗
te. Indeß fragt es ſich noch, ob der Waſſerſtoff im De—
mant durch Verbrennung zu finden ſeyn dürfte? und ſelbſt
Guyton, ungeachtet auch ihm die Gegenwart von Wafs
ſerſtoff bis jetzt wenig wahrſcheinlich vorkommt, iſt doch
nicht ganz abgeneigt, im Demante wenigſtens eine kleine
Menge Waſſer anzunehmen. Denn ſeine kryſtalliniſche Ges
ſtalt und der Durchgang feiner Blaͤtter laſſen nicht zweit
feln, daß er auf naſſem Wege entſtanden iſt, und man
würde gegen ein Grundgeſetz der Kryſtall Bildung verſtoßen,
wenn man annehmen wollte, es fehle in dem Producte der—
ſelben die Fluͤſſigkeit gaͤnzlich, in welcher die integrienden
Theilchen ihre mächtige Attractionskraft mit Freyhelt aus⸗
geübt hatten. Die Menge dieſes Waſſers muß freylich
nach Guyton ausnehmend klein, und vielleicht gar nicht
mehr wahrnehmbar ſeyn, da ſich der ſo außerordentlich ho—
he Grad von Härte ſonſt nicht wohl denken laͤßt, der nur
309
die Wirkung einer ganz unmittelbaren Anziehung ſeyn
kann.“ f
Aus dem, was hier in gedraͤngter Kuͤrze nach den
bis jetzt gemachten Erfahrungen Über das chemiſche Verhal—
ten des Demants angefuͤhrt worden iſt, ergibt ſich nun ſo
viel, daß man, ungeachtet aller in den letztern Zeiten uͤber
die eigentliche Natur des Demants erhaltenen Aufſchluͤſſe
noch immer damit nicht ganz im Reinen iſt, und daß
man noch weitere Aufklaͤrungen daruͤber abwarten muß.
Die Chemiker, ſo wie die mehreſten Mineralogen, haben
ſich indeß durch das chemiſche Verhalten des Demants fuͤr
berechtiget gehalten, ihn aus derjenigen Foſſilien-Claſſe,
welcher ihn die Naturforſcher vorher beygezaͤhlt hatten, her—
aus zu heben, und ihn in die Claſſe der brennlichen Foſſi⸗
lien zu verſetzen. Allein Herr Werner iſt hierin noch fort;
dauernd anderer Meynung, und glaubt, daß bey der gaͤnz—
lichen Verſchiedenheit des Demants im Aeußeren und in den
geogneſtiſchen Verhaͤltniſſen weder fein Gehalt an Kohlen—
ſtoff noch ſeine Verbrennlichkeit uns berechtigen koͤnnen, ihn
der Claſſe der brennlichen Foſſtlien beyzuzaͤhlen. Was den
Kohlenſtoff betrifft, Yo find. wir noch zu wenig mit der eis
gentlichen Natur deſſelben bekannt, um jene Klaſſifikatlon
darauf gründen zu koͤnnen. Die Verbrennlichkeit des Des
mants iſt ebenfalls kein hinlaͤnglicher Grund dazu, da auch
die Metalle verbrennlich ſind, und man dieſe deshalb doch
nicht zu den brennenden Folien zahlt. Auch iſt das Bren—
nen des Demants von dem Brennen aller anderen Körper
beträchtlich verſchieden, indem, wenn ſeine Verbrennung jaͤh—
ling unterorochen wird, die Beſchaffenheit des noch unver—
breunten Theils deſſelben, wie ſchoͤn oben bemerkt worden
iſt, durch das Feuer nicht im geringſten veraͤndert worden
iſt, und der noch vorhandene Reſt des Demants noch ganz
feine vorige Farbe, Glanz und Durchſichtigkeit zeigt,
eben ſo wieder behandelt und geſchliffen werden kann, wie
roher Demant. Die eigentlichen brennlichen Foſſilien find
ferner meiſt von ſchwarzer, gelber oder brauner Farbe; die
mehreſten find undurchſichtig; fie haben ſehr geringe Grade
von Kaͤlte und Schwere. Wie ganz anders verhaͤlt ſich
dieß bey dem Demante, den feine Farbe, Geſtalt, Durch—
ſichtigkeit, Härte, Schwere und andere Eigenfchaften, fo
wie feine geognoſtiſchen Verhaͤltniſſe fo auffallend den erdi—
gen Foſſilien, und vorzuͤglich den Edelſteinen nähern. Herr
Werner wert ihm daher noch foridauernd feinen Platz bey
den letzteren an, und ſtellt ian wegen des ausgezeichneten
Grades aller mit ihnen gemeinſchaftlich habenden Eigenſchaf—
ten an die Spitze derſelben.
—
Annales de Chimie 1808 Janvier — Annalen der Phy⸗
fit, B. 29. St. 1. S. 70. — Sournai für die Che:
mie, Phyſit und Mineralogie. B. 5. S. 664.
Herr Davy hingegen hält es, nach dem Ausfälle eini⸗
ger ganz neuerlichen Verſuche, bey denen er den Demant
mi Kalium in der Glüypitze behandelte, doch wieder für
ſehr wahrſcheinlich, daß berſelbe Sauerſtoff, obgleich nur
in ſehr geringer Menge, enthalt, Vergl. Gilberts Anna⸗
len der Phyſik, B. 35, ©, 459,
auch
310
Von dem naturlichen Vorkommen des Demants
weiß man noch ſehr wenig zuverläfiised. Die mehreſten
findet man am Fuße von Gebirgen im ebenen flachen Lan
de und an Fluͤſſen im Sande. Indeſſen kann dieß nicht
ihre urſpruͤngliche Lagerſtaͤtte geweſen ſeyn, und ihre aͤußere
Geſtalt beweiſt, daß ſie anfaͤnglich in einer andern Geſtein⸗
art eingewachſen geweſen, und erſt nach Zerſtoͤrung dieſer
frey geworden, und in die niedrigen Gegenden mit ſortge⸗
fuͤhrt worden ſeyn muͤſſen.
Herr Werner vermuthet aus mehreren Gruͤnden,
daß der Demant, fo wie auch verſchiedene andere Edelſtei—
ne, z. B. der Hiazinth, der Saphir ꝛc. Producte der
Slötztrap- Formation find, und urſpruͤnglich in einer
oder der anderen der zu dieſer Gebirgs Formation gehoͤren—
den Gebirgsarten vorkommen; wie denn ein Theil desjenis
gen Gebirgszuges, an deffen Fuße die oſtindiſchen Demante
in einem eiſenſchuͤſſigen Sande gefunden werden, wahrs
ſcheinlich zu dieſer Gebirgs Formation gehoͤrt. Wirklich
virfiherte auch der berühmte Naturforſcher, Herr von
Humboldt, im ehemaligen Statthalteriſchen Kabinette im
Haag Demante aus jenen Gegenden Oſtindiens in einer
aͤhnlichen Maſſe eingewachſen angetroffen zu haben, wie die
iſt, in welcher der Pirop in Böhmen vorkommt. Ebender—
ſelbe ſah in England Gebirgsarten aus der Naͤhe der De—
mantgruben in Oſtindien, welche aus baſaltiſchen Mandel—
ſteinen beſtanden, und viel Aehnlichkeit mit den frank,
furter Gebirgsarten hatten,
Die Demante kamen in fruͤheren Zeiten ganz allein
aus Gſtindien, wo fie ſich in mehreren Gegenden fins
den. Es fehlt uns aber uͤber die Orte ſelbſt noch eben
ſo ſehr, wie uͤber die Art des daſigen Vorkommens, an
genauen Angaben. Die Nachrichten, welche wir darüber
beſizen, ſind groͤßtentheils ſehr alt, und ihr Gebrauch
wird dadurch noch mehr erſchwert, daß in neueren Zeiten
fo ‚beträchtliche Veraͤnderungen in der politiſchen Lage und
Abtheilung jener Linder vorgegangen find.
Die mehreſten Demantgraͤbereyen befanden ſich ches
mals in verſchiedenen Gegenden des jetzigen Staates ven
Golconda, und zwar am Fuße der Gebirgskette Gauts
oder Gates. Die beruͤhmteſten darunter waren die zu
Colure, zu Raolconda, und zu Bisnagar; der größte
Theil derſelben ſoll aber jetzt verlaſſen ſeyn. In neueren
Zeiten find noch dergleichen vorzuͤglich bey Parte al im
Gange geweſen, aus denen man die ſchoͤnſten Demante, ung
ter anderen auch den unter dem Namen Pitt oder der Re—
gent bekannten großen Demant erhalten hat. Dieſe letz—
teren liegen am Fuße eines Gebirgs-Joches der Gauts,
in Muſtafanagar, 45 Lieues von Golconda, und zo
Lieues weſtlich von Mazulipatan, da, wo der Biſſera
in den Keichna oder Kriſchna fällt.
Die ausfuͤhrlichſten Nachrichten uͤber die oſtindiſchen
Demantgräbereyen hat uns Tavernier * in feinen Reifen
* Beſchreibung der ſechs Reifen, welche J. B. Taverne
311
nach Oſtindien geliefert. Man findet die Demante nach
ihm in jenen Gegenden in einem eiſenſchüͤſſigen Thone.
Dieſen ſticht man mit dem Grabſcheite aus, ſo lange bis
man auf Waſſer kommt, welches gewöhnlich in 14 bis 15
Fuß Tiefe erfolgt; dann ‚verläßt man die Gruben wieder,
Weiber und Kinder ſchaffen die Erde auf einen mit zwey
Fuß hohen Mauern umſchloſſenen ebnen Platz, und wenn
die Einfaſſung voll iſt, fo ſchoͤpfen die Arbeiter das Waſſer
aus den Gruben, und gießen es auf die Erde, um dieſe
aufzuweichen. Hierauf oͤffnen fie Köcher, die in verſchiede—
nen Hoͤhen der Mauern angebracht ſind, und laſſen das
Waſſer ablaufen, welches dann die Erde mit ſich fortnimmt.
Man ſetzt dieſe Arbeit ſo lange fort, bis nichts weiter als
ein grober Sand zurüͤckbleibt, den man in der Sonne troch
nen laͤßt. Dann ſchwingen die Arbeiter den Saud in Koͤr—
den, um den feinen Staub wegzub ringen, ſchuͤtten den Reſt
auf den Erdboden, und zerſtoßen die Erdkloͤſe mit einer
Art von hoͤlzernen Kloͤtzern. Hierauf ſchwingt man den
Sand aufs neue, breitet ihn aus, und ſucht die Demante
aufs ſorgfaͤltigſte heraus.
Bey Raolconda ſollen die Demante, ebenfalls nach
Tavernier, in einem ſehr zerkluͤfteten Geſteine vorkommen,
deſſen Y, bis 1 Zoll mächtige Kluͤfte mit Sand und Erde
ausgefüllt find. Die Arbeiter holen den Sand und die Er—
de mit eiſernen Haaken heraus, und zerſprengen das Ge—
ſtein, wenn ſie nicht in die Kluͤfte hinein koͤnnen. Mit dem
Verwaſchen des Sandes wird eben jo verfahren, wie vors
her beſchrieben worden iſt. j
Ferner findet man Demante in der Provinz Griſſa,
im Fluſſe Bouel, der bey der Stadt Somelpur vorbey—
fließt, und endlich in den Ganges faͤllt. Gegen den Mo—
nat Januar, wo dieſee Fluß ſehr niedrig iſt, und darin
kleine Sandinſeln zum Vorſcheine kommen, welche während
der Regenzeit und dem großen Waſſer angeſchwemmt wor—
den find, begibt ſich eine große Menge Einwohner jedes Als
ters und Geſchlechts an ſeine Ufer, umſchließt jene Sand—
hügel, welche die Demante enthalten, mit Pfählen und Fa—
ſchinen, um nicht von dem Waſſer gehindert zu werden,
und graͤbt dann den Sand zwey Fuß tief ab. Man ſchafft
den Sand auf ſolche Plaͤtze, wie oben beſchrieben worden
find, und verfaͤhrt auch übrigens damit ganz wie bey den
vorher angeführten Demantgraͤbereyen. Dieſer Fluß liefert
groͤßtentheils Oktaeder.
In der Hindoſtaniſchen Landſchaft Bundellcund,
ungefähr 60 engliſche Meilen gegen Süden von dem Fluſſe
Jumna (prich Dſchumna), welcher in den Ganges
faut, befinden ſich auch Demantgraͤbereyen. Desgleichen
werden auch auf der Inſel Borneo, beſonders zu Ling
und zu Bagnieres-WMaſſene, fo wie in dem Fluſſe
Succadan Demante gefunden. a
0 Endlich ſollen auch dergleichen auf der Inſel Java
und auf der Halbinſel Malacca vorkommen.
Eine zweyte Hauptniederlage von Demanten, von der
wir neuerlich durch Hrn. d' Andrada etwas beſtimmtere
Nachrichten erhalten haben,“ findet ſich im ſüdlichen
Amerika, in Braſilien, und zwar in dem Gouverne—
Freyherr von Aubonne, in die Turkei, Perſien und In⸗
dien verrichtet. Aus dem Franzoͤſiſchen. Genf, 1631,
„Journal de physique, Tom, XLI. p. 325.
*
312
ment (Capitania) Minas Geraes, in dem Diffvicte
(Camarca) von Serro do Frio, wo man fie in den Jah⸗
ren 1728 und 1750 entdeckte. Zuerſt fand man fie im
Riacho Fundo, und einige Zeit fpäter im Rio do Peixo.
Auch erhielt man dergleichen in großer Menge aus dem
Fluſſe Giquitiggogna. In den Jahren 1780 und 81
entdeckte ein Trupp Schleichhaͤndler die Demante in der
Terra de Santo-Autonio. Sie zogen große Reichthuͤ⸗
mer daraus, wurden aber nachher gensthigt, das Etabliſſe⸗
ment an die General Pachtung zu uͤberlaſſen. Damals bes-
ſtaͤtigte ſich die Vermuthung, daß die Gebirge der eigentli⸗
che Sitz der Demante ſeyen. Weil aber die Arbeit an den
Ufern und in den Betten der Fluͤſſe ergibiger, kuͤrzer und
wohlfeiler war, auch groͤßere Demante lieferte, fo verließ
man die Gebirge und machte ſich an den Fluß Toucam⸗
birucu, der die Thaͤler dieſer faſt go Meilen langen Ges
birgskette durchſtroͤmt. Man fand durch angeſtellte Unters
ſuchungen, daß die ganze unter der Dammerde liegende
Schicht dieſer Gegend mehr oder weniger zerſtreute Deman⸗
te enthalt, die in einer mehr oder weniger eiſenſchüſſigen
und dichten Maſſe innen liegen, ſich aber nie auf Gängen,
noch im Inneren von Kugeln finden.
Anfangs ſuchte man die Gewinnung der Demante
zu verbieten: allein der Schieichhandel mit denſelben verans
laßte die Regierung, fie in Pacht zu geben. Da indeß die
Pachter gegen den Kontract zu viele Arbeiter anlegten und
der Preis der Demante wegen ihrer Menge fiel, ſo über»
nahm die Negierung fpäterhin ihre Gewinnang ſelbſt wies
der. In neueren Zeiten iſt fie jedoch aufs neue an Pri
vatperſonen verpachtet worden.
Die Oktaeder des Demants finden ſich faſt ſtets nur
in den obern Schichten (la cröute) der Gebirge, die runds
lichen Kryſtalle hingegen und die Koͤrner, fo wie die Dode⸗
kaeder gewoͤhnlich in den Flußbetten und in dem aufges
ſchwemmten Lande der Ufer; doch trifft man auch derglei⸗
chen in den obern Schichten der Gebirge.
Das aufgeſchwemmte Land beſteht aus Schichten von
eiſenſchüſſigem Sande und von Geſchieben, die ein eiſenſchuͤſ—
ſiges Conglomerat bilden.“ An manchen Stellen iſt die⸗
ſes Conglomerat entbloͤßt; an anderen iſt es mit Damms
erde oder mit grobem roͤthlichem Sande und Geſchieben be⸗
deckt. Dieß letztere iſt der Fall am Fuße der Gebirge und
an den Ufern der großen Ströme. Unter dem Conglomerat
trifft man auf ein Lager von ſandigem Schiefer oder von
thonigem Eifenftein. In dem Conglomerak findet man auch
Gold in Blaͤttchen und goldhaltigen Schwefelkles.
Die Gewinnung der Demante geſchieht theils vermit⸗
telſt Verlegung des Flußbettrs, um den Sand waſchen und
die Demante herausklauben zu konnen, theils durch Zerſe⸗
Kung des Conglomerats mit großen Faͤuſteln, welches ſodann
ebenfalls gewaſchen wird. Die Neger, welche dieſe Arbeit
verrichten muͤſſen, gehen bis auf einen Schurz ganz nackend,
damit fie keine Demante verſtecken koͤnnen; trotz aller Vor⸗
kehrungen und Auſſicht werden aber doch viele Steine heim⸗
lich von ihnen für einen ſehr niedrigen Preis an die Schleich /
händler gegen Rum und Tabak verkauft,
* Das Vorkommen der braſilianiſchen Demante gleicht alfo ſehr dem
Vorkommen der oſtindiſchen, und beyder Vorkommen hat wieder
viel Aehnlichkeit mit dem Vorkommen der Pirope in Söhnen,
313
Außer den genannten Provinzen Braſiliens beſitzen
auch noch Lujabs und die Ebenen von Guara Puara
in der Provinz St. Paul Demante, die aber zur Zeit
noch nicht benutzt werden.
Alles, was man von europaͤiſchen Demanten angibt,
iſt ungegruͤndet; gewoͤhnlich find es nichts weiter als Berg—
eryſtalle, die ehemals ihres Glanzes, ihrer Farbe, Durch—
ſichtigkeit, und Haͤrte wegen, obgleich die letzte weit gerin—
ger als die des Demants iſt, von Unkundigen für Deman—
te gehalten wurden. So verhält es ſich mit den vorgebli-
chen Demanten von Marmoroſch im Bannate, von
Baffa auf der Inſel Cypern, von Briſtol in England,
von Stollberg und andern Orten in Sachſen c.
Den Gebrauch, den man von dem Demante
macht, iſt dreyfach. Wenn er rein, das heißt, vollkommen
durchſichtig iſt, ſo braucht man ihn 1) als Edeiſtein zum
Schmucke, und er iſt der vorzüglichſte und koſtbarſte unter
allen Edelſteinen, indem ihm kein anderer an Härte und
an Schönheit der Politur, fo wie an Staͤrke des Glanzes
oder an Feuer gleichkommt. Die unreinen, zum Schmucke
nicht tauglichen Demante hingegen werden 2) theils zum
Glasſchneiden, zum Graviren, und zum Bohren der Edel—
ſteine gebraucht, theils 3) zu Pulver geſtoßen, welches man
Demantbord nennt, und in dieſem Zuſtande zum Schleiz
fen der guten Demante fo wie anderer ſehr harter Edelſtei⸗
ne benutzt.
Als Edelſtein wird der Demant zu allen Arten von
Schmuck gebraucht. Man traͤgt ihn bald als einfachen
Ningftein, (Solitär), bald benutzt man ihn zu Einfaſſung
(Carmoſirung oder Carmuſirung) anderer Ringſteine, zu
Einfaſſung von Bildniſſen, Orden, Tabatieren, zum Kopf:
ſchmucke, Halsſchmucke, Armſchmucke, zu Beſetzung von
Kronen, Diademen, Sceptern, Waffen, Kleidern ꝛc. **
* Unter der technologiſchen Benennung Edelſteine begreift
man alle diejenigen Steine, welche einen ſehr hohen
Grad von Härte befisen, und daher eine vorzuͤglich ſchoͤ⸗
ne Politur anzunehmen faͤhig ſind, die zugleich damit
ſchoͤne Farben und einen ſtarken blitzenden Glanz, welchen
man bey geſchliffenen Steinen das Feuer nennt, verbin⸗
den, und die dieſer Eigenſchaften wegen zum Schmucke
gebrarcht werden konnen. Man theilt die Edelſteine
wieder in feinere oder eigentlich ſogenannte E delſteine,
und in Halbedelſteine ab. Erſtere ſind vollkommen
durchſichtig, und beſitzen, wenn ſie gut geſchliffen ſind,
ſehr vieles Feuer, kommen auch meiſt im natuͤrlichen Zus
ſtande cryſtalliſirt, oder in cryſtalliniſchen Koͤrnern vor.
Die Halbedelſteine hingegen find meiſtens nur halbdurch⸗
ſichtig, oder haben noch geringere Grade von Durchſchei—
nenheit, fie kommen faſt nie cryſtalliſirt, ſondern immer
in groͤßern unfoͤrmlichen Maſſen vor, und beſitzen bey
weitem nicht ſo viel Feuer, wie jene.
* Einem neuerlichen Zeitungsartiket des Hamburgiſchen Cor:
reſpondenten (vom 8ten Decbr. 1810) zufolge geht ſeit ei-
niger Zeit ſogenangtes kleines Gut von Demanten ſtark
nach Conſtantinopel, weil die dortigen Großen angefan⸗
gen haben, die Wände ihrer Cabinette mit Guirlanden
von Demanten einzufaffen, zwiſchen welchen Blumen⸗Bouquets
Iſis. 1822. Heft II.
l ——
314
Man hat den Demant ſchon in ben Älteften Zeiten
gekannt, und als Edelſtein getragen. Die Alten trugen
aber die Demante ſowohl als andere Edelſteine ungeſchlif⸗
fen, und zwar nur diejenigen Co yſtalle, welche glatte glaͤn⸗
zende Flaͤchen hatten, weil man das Schleifen derfelben
noch nicht verſtand. Mit dergleichen ungeſchliffenen Stei⸗
nen iſt noch die Agraffe des kaiſerlichen Mantels von Carl
dem Großen beſetzt.
In der Folge wurden fie nach ihrer naturlichen Ge—
ſtalt geſchliffen, oder vielmehr nur die natürlichen Flaͤchen
der octaedriſchen Cryſtalle polirt. Dergleichen Steine nann—
te man in ſpaͤtern Zeiten Spitzſteine, im franzoͤſiſchen
Pointes naives, und man ſieht dergleichen noch hin und
wieder an den uralten königlichen Kronen.
Spaͤterhin kamen die Dick⸗ und Tafelſteine auf.
Die Dickſteine haben die Form einer doppelten vierſeitigen
Pyramide, mit ſtark abgeſtumpfter oberer und ganz
ſchwach abgeſtumpfter unterer Endſpitze, ſo daß die untere
Pyramide noch einmal ſo hoch bleibt, als die obere. Dieſe
Form war ſehr leicht aus den rohen Octaedern des Demants
zu erhalten, indem man nur die acht Seitenflaͤchen einan⸗
der gehoͤrig gleich ſchleifen, und die beyden Endſpitzen ab—
nehmen durfte. Die Tafelſteine gleichen dünnen recht⸗
winklichen vierſeitigen Tafeln, die an den obern Seitenkan—
ten ſtark abgeſtumpft ſind, und haben alſo oberwaͤrts an
jeder Seite eine Facette. Man nahm ehemals Steine da—
zu, welche zu Dickſteinen zu dünn waren. Da aber diefe
ſowohl als die Dickſteine bey ihren wenigen Facetten nur
geringes Feuer haben, ſo ſind ſie gaͤnzlich aus der Mode
gekommen, und die Tafelſteine werden hoͤchſtens noch zu
eingelegter Arbeit gebraucht: Die alten Dickſteine hingegen
werden, wenn ſie es werth ſind, zu Brillanten umgearbeitet.
In der Mitte des töten Jahrhunderts kamen die
Roſetten (Roſen, Roſenſteine, Rautenfteine) auf.
Dieſe Haben eine platte Grundflaͤche (die Einfaſſung),
über welcher ſich zwey Reihen triangulärer Facetten erheben,
von denen 2 und 2 ein geſchobenes Viereck bilden, und
wovon die 6 oberſten (die Sternfacetten) in eine Spitze
zuſammenlaufen. Bey einer vollkommenen und gut gear⸗
beiteten Roſette muß die Höhe die Hälfte des Durchmeſ⸗
ſers ihrer Grundflaͤche betragen, und ſie muß 24 Facetten
haben, 18 in der untern (Querfacetten), und 6 in der
obern Reihe (Sternfacetten): dann befisen fie vieles
Feuer. In Ruͤckſicht der Geſtalt der Grundfläche oder der
Einfaſſung ſind die Roſetten wiederum entweder rund, oder
oval, oder birnfoͤrmig. — Die Roſetten ſcheinen dieſe Ber
nennung erhalten zu haben, weil fie einer noch nicht auf:
gebluͤhten Roſenknospe aͤhnlich ſehen. Obgleich die Roſet—
ten, wenn ſie gut gearbeitet ſind, viel Feuer beſitzen, ſo
ſind ſie doch in unſern Zeiten nicht ſo beliebt mehr, und
durch die Brillanten beynahe verdraͤngt worden.
Die Brillanten ſind erſt in den neuern Zeiten Mo—
de geworden, werden aber jetzt am hoͤchſten geſchaͤtzt und
von farbigen Steinen angebracht werden. Auch der Kai⸗
fer Mahmud hat im Serail mehrere Zimmer auf dieſe Art
ausſchmuͤcken laffen, 8
20
315
am theuerſten bezahlt. Den Brillant kann man ſich als
zwey abgeſtumpfte Kegel vorſtellen, die mit ihren Grund—
flaͤchen zuſammenſtoßen. Der obere Kegel, welcher nach der
Faſſung des Steins noch ſichtbar bleibt, heißt die Rrone
oder der Pavillon, der untere hingegen der Untertheil
oder die Cuͤlaſſe. Die Krone muß ein Drittel und die
Cuͤlaſſe zwey Drittel der ganzen Höhe des Steins einneh⸗
men. Die Abſtumpfungsflaͤchen der beyden Kegel find ho—
rizontal, und laufen ſowohl unter einander, als mit der
gemeinſchaftlichen Grundfläche, welche die ſogenannte Ein⸗
faſſung bildet, parallel. Die horizontale achtſeitige Fläche
der Krone heißt die Tafel, und der Durchmeſſer derſelben
muß fünfmal fo groß ſeyn, als der Durchmeſſet der unter:
ſten Fläche, welchen man die Calette nennt. Die Krone
iſt mit drey über einander befindlichen Reihen kleiner drey⸗
und vierſeitiger Facetten umgeben, von denen die dreyſeitt⸗
gen um die Tafel und die Einfaſſung herumliegen, und die vier⸗
ſeitigen ſich zwiſchen beyden befinden. Die dreyſeitigen Facetten,
welche an die Tafel ſtoßen, und deren in der Regel 16 ſind, heißen
Sternfacetten, und die 16, welche die Grundflaͤche oder
die Einfaſſung umgeben, Querfacettey. Die Cuͤlaſſe hat
ebenfalls eine oder zwey Reihen Facetten, und die an die
Einfaſſung ſtoßenden Querfacetten müffen um die Haͤffte
breiter feyn, als die Querfacetten der Krone.
Die Brillanten ſind uͤbrigens ebenfalls wieder in
Ruͤckſicht ihrer Hauptform entweder viereckig, und die⸗
ſes theils gleichſeitig, theils laͤnglich, oder ſie ſind rund,
oder oval, oder birnfoͤrmig, oder herzfoͤrmig. Die dirn⸗
foͤrmigen werden auch Pendelogues genannt, weil man
ehemals durch das ſpisige Ende ein kleines Loch dohrte,
um ſie vermittelſt eines Drathes frey haͤngen laſſen zu
können. Man hat auch halbe Brillanten, franzoſiſch:
Brillonets und Demi-brillants, welche unten platt find,
und nur oberwaͤrts die Geſtalt eines Brillanten haben.
Man kittet an dieſe zuweilen eine untere Halfte von bril⸗
lantirtem Topas oder Bergeryſtall mit Maſtix an; der:
gleichen Zuſammenſetzungen, womit Unkundige oft hin⸗
zergangen werden, nennt man Doubletten.
Da ein Brillant nicht nur doppelt fo ſchwer iſt, wie
eine Roſelte von gleichem Durchmeſſer, ſondern auch dep:
pelt fo viel Muͤde und Arbeit zu ſchneiden erfordert, fo iſt
auch der Preis derſelben weit größer, als der der Roſetten.
Ein Brillant hat aber auch weit mehr Feuer, da die Facet⸗
ten des Untertheils ſich in den Facetten des Obertheils
ſpiegeln, und die Lichtſtrahlen weit flärker als bey den No:
ſetten gebrochen werden.
Nicht bloß die Demante, fondern auch alle uͤbrigen
Edelſteine erhalten beym Schleifen die angegebenen Formen.
Wenn man aber ſchlechtweg von einem Tafelſteine, Die:
ſteine, einer Roſette oder einem Brillant ſpricht, ſo ver⸗
ſteyt man allezeit einen Demant darunter.
Die beſten Roſetten wurden ſonſt in Holland geſchnit⸗
ten. Antwerpen iſt ſeit mehr als 300 Jahre im Beſitzen
tiefer Kunſt, hat ihn aber ſpaͤterhin mit Amſterdam theilen
muͤſſen. In London wurde die Brillantirung erfunden,
und aufs hoͤchſte vervollkommnet,
0
5 316
Es gibt außer den angefuͤhrten vier Formen auch noch
einige andere, aus jenen groͤßtentheils zuſammengeſetzte, die
man deshalb Baſtardformen nennt: ſie ſind aber min⸗
der uͤblich. 5
Was nun die Schleifungsart der Demante felbft bes
trifft, ſo verfaͤhrt man dabey folgendermaßen: Wenn der
rohe Demant RNiſſe oder fehlerhafte Stellen hat, die man
abſondern wii, oder ſonſt feine Figur zum Schleifen noch
nicht recht geſchickt iſt, und man alſo etwas von ihm abs
nehmen will, fo wird er fürs erſte entweder mittelſt eines
ſtaͤhlernen, einer Klinge oder einem Meiſel aͤhnlichen In⸗
ſtruments und eines Hammers in der Richtung feines blaͤtt—
tigen Bruchs geſpalten; oder, wenn die Trennung in einer
andern mit den Durchgaͤngen der Blätter nicht parallelen
Richtung erfolgen muß, mittelſt eines ſehr feinen eiſernen
Drathes, der mit angefeuchtetem Demantbord beſtrichen iſt,
durchſchnitten oder durchſaͤgt. Da der Drath bey feines,
Duͤnnheit, wenn man ihn vier- oder fuͤnfmal uͤber den
Stein weggezogen hat, ſchon durchgeſchliffen ift, und man
alſo immerfort ein friſches Ende einſpannen muß, ſo geht
es mit letztrer Arbeit nur aͤußerſt langfam, und man bes
dient ſich ihrer nur in dem eden angegebenen Falle,
man mit dem Spalten nicht ankommen kann. Bey dem
Spalten muß erſt mit einem Demantſplitter eine kleine
Kerbe oder Vertiefung in den Demant hineingearbeitet wers
den, um die ſtaͤhlerne Klinge einſetzen zu können; auf
dieſe ſchlaͤgt man fodann mit dem Hammer, und der Des
mant ſpringt in zwey Stücken.
Wenn der Demant auf dieſe Art die erforderliche
Groͤße erhalten hat, ſo wird er nun zuerſt vermittelſt eis
nes Kitts von Ziegelmehl und weißem Pech auf einen hoͤl⸗
zernen Griffel oder Kittſtock befeſtigt, und die aͤußere Rinde
deſſelken mittelſt eines andern ebenfalls auf einem Kittſtocke bes
feſtigten Demants abgerieben, wobey zugleich die erſte An⸗
lage der Facetten gemacht wird. Dieſes Abreiben heißt in
der Kunſtſprache den Demant beſchneiden. Hierauf
wird er vermittelſt eines Kitts von Bley und Zinn in eine
kuͤpferne Buͤchſe, die Doppe oder Dokke, eingekittet, und
auf eine mit Oel und Demantbord beſtrichnen eiſernen oder
ſtaͤhlernen Scheide geſchliffen und polirt. Die Kunſt, den
Demant auf dieſe Art zu ſchleifen, wurde in der Mitte des
15ten Jahrhunderts von Ludwig von Berqusn aus Brügge
in Flandern erfunden, und zuerſt angewendet.
Wenn die Demante von grauer Farbe ſind, oder
dunkle Flecken haben, ſo kann man ihnen dieſe zum Theil
benehmen, wenn man ſie in einer feuerfeſten, genau ver-
ſchloſſenen thoͤnernen Capſel recht dicht mit Kohlenſtaub
umgibt, das ganze wieder in einen ebenfalls gut mit Kreis
de ausgefuͤtterten und bedeckten Schmelztigel bringt, und
fie fo mehrere Stunden lang einem ſehr heftigen Gluhfeuer
ausfetzt. Indeß muß dabey aller Zutritt der Luft ſorgfaͤltig
verhuͤtet werden, weil fonft der Demant, wie oben ange—
führt worden iſt, zerſtoͤrt wird.
Bey der Faſſung werden die Demante entweder mit
dem Untertheile in einen goldnen oder filbernen Kaſten geſetzt,
oder fie werden, was jetzt bey ſchoͤnen und fehlerfreyen Steis
nen gewoͤhnlicher iſt, à jour gefaßt, d. h. der Untertheil
bleibt auch frey. Farbige Demante erhalten im erſten Fall
317
eine Unterlage von einer ihrer Farbe angemeſſenen glänzen:
den Folie; a a
ſchwarz gefaͤrbt, oder er bleibt weiß,
bey weißen hingegen wird der Kaſten inwendig
und erhaͤlt bloß ein
ſchwarzes Kreutz.
ches in Karaten und Gränen angegeben wird.
Der Demant wird nach dem Gewichte verkauft, wel
Ein Ka⸗
rat enthält 4 Graͤn Troysgewicht, und 72 Karat gehen auf
€
1) Auf die Farbe.
2
2) Auf Reinheit und Fehlerloſigkeit.
x Loth cöllniſch.
Bey Beſtimmung des Werthes eines Demants kommt
8 auf folgende Stuͤcke an:
Die weißen werden am meiſten "ges
ſchaͤtzt, und unter dieſen wieder am hoͤchſten der ſchnee—
weiße;
von Farbe ſind,
ihnen der roſenrothe und blaue;
lichgelben, die braunen, grauen,
weit weniger geachtet.
die gelben und grünen, wenn fie rein und ſchoͤn
ſtehen auch in großer Achtung; naͤchſt
die ocker- und braͤun⸗
und ſchwarzen werden
Ein ſchoͤner
Stein darf weder Sprünge oder Federn, noch Flecken
haben.
3) Auf die Durchſichtigkeit. Er muß vollkommen durch⸗
ſichtig ſeyn; der halbdurchſichtige wird wenig geachtet.
— Reinheit und Durchſichtigkeit begreift der Juwelier un—
ter der Benennung Waſſer, und er theilt die Demante
in dieſer Hinſicht in Demante vom erſten, zweyten, und
dritten Waſſer ein. Die vom erſten Waſſer ſind die
ſchoͤnſten.
4) Auf die Proportion oder die Taille. Die Hoͤhe muß
5
6. Auf ſeine Größe.
zur Staͤrke in dem gehörigen Verhaͤltniſſe ſtehen, und fie
duͤrfen weder zu niedrig, noch zu hoch ſeyn. Sind ſie
zu niedrig, fo verlieren fie an Feuer, und ſehen zuwei—
len wie Glas aus.
) Auf die Anſetzung der Facetten. Wenn die Facet⸗
ten nicht richtig angeſetzt ſind, ſo verliert der Stein auch
dadurch an Feuer. f
Je groͤßer der Demant, bey uͤbri—
gens gleicher Schoͤnheit, iſt, deſto hoͤher ſteigt der Preis;
indeß erfolgt dieſes nicht in einer einfachen arithmetiſchen
Progreſſion, ſo daß ein Stein von 2 Karaten doppelt
ſo viel koſtete, als ein Stein von 1 Karat, ein Stein
von 3 Karat dreymal fo viel als ein Stein von 1 Karat
u. ſ. w., ſondern in einer mit jedem Karate wachfens
den Progreſſion, und man nahm ſonſt nach Jefferies
und Tavernier an, daß ſich der Werth der Demante,
bey uͤbrigens gleicher Schoͤnheit, wie die Quadrate ih-
rer in Karaten ausgedruckten Gewichte verhalte. Man
beſtimmte alſo zuerſt, wie viel der Demant werth ſeyn
wuͤrde, wenn er ein Karat woͤge, quadrirte hierauf ſein
Gewicht, und multiplizirte ſodann das Quadrat mit dem
Preiße des einfachen Karats. Wenn auf dieſe Art z. B.
ein Stein 4 Karat woͤge, und das einfache Karat 50
Thaler werth waͤre, ſo betruͤge der Preiß des ganzen
Steins 4° 4 50 = 16 , 50 — 800 Thaler. Bey
Steinen, die noch größer waren, und uͤber ein gewiſ—
ſes Gewicht hinausgingen, (welches Gewicht von Jeffe—
ries auf 100 Karst beſtimmt wurde,) richtete man ſich
ſilien.
gen 60,000 Karat in den europaͤiſchen Handel gebracht ha⸗
ben,
betraͤchtliche Menge braſilianiſcher Demante nach Europa
gelangt.
ſeim Welttheile iſt dagegen ſetzt unbedeutend.
2) Der beruͤhmte Demant des Groß-Moguls,
- förmig geſchnitten war,
3) Ein Demant von ſeltner Schoͤnheit,
318
auch nicht einmal mehr nach dieſer Berechnungsart, ſon⸗
dern beſtimmte den Preis derſelben ganz willkuͤhrlich,
und nahm bloß auf die Seltenheit Ruͤckſicht. Allein ge⸗
genwaͤrtig, wo die Preiſe der Demante bey der immer
zunehmenden Menge derſelben nicht mehr ſo hoch ſtehen,
wie ſonſt, iſt man von jener Berechnungsart in etwas ab—
gegangen, und der Preis derſelben waͤchſt nicht mehr
ganz in fo jähling ſteigender Progreſſion.
Nachſtehende find, einer aus ſichern Quelle mir zus
gekommenen Nachricht zufolge, die gegenwärtigen Preiſe
der Demante von minderer Groͤße:
1) Demant, roh, in Koͤrnern, als Bord,
wird bezahlt das Karat mit
2) cryſtalliſirt, das Karat mit
3) als Brillant, vom erſten
Waſſer, dreymalgeſchnitten,
8 auf ein Karat gehend, das
Karat mit
ein Brillant, dreymal ge⸗
ſchnitten, von obiger Be:
ſchaffenheit, ein Karat
ſchwer, mit
als Raute geſchnitten, vom
erſten Waſſer, 8 auf ein Ka⸗
rat gehend, das Karat mit
eine Raute von 1 Kar., mit
als Tafelſtein geſchnitten, wird
bezahlt das Karat mit
als Brillanten u. Rauten ge⸗
ſchnitten, wenn ſie nicht
von ſchoͤnem Waſſer find,
werden bezahlt, erſtere
das Karat mit 25 thlr.
2 letztere mit 15 thlr.
Bey farbigen Demanten kommt es auf ihre Schoͤn—
16 thlr.
25 thlr,
wo
45 thlr.
5 *
60 thlr.
.
20 thlr.
6) 5 30 thlr.
7 s
12 thlr.
8) s
heit und den Liebhaber an,
Die meiſten Demante erhielt Europa Kither aus Bra—
Die portugieſiſche Regierung allein ſoll jaͤhrlich ges
und durch den Schleichhandel iſt ebenfalls noch eine
Der Abſatz von orientalifhen Demanten nach uns
Einige der größten Demante, welche man kennt,
ſind folgende:
1) Ein roher, welchen der Koͤnig von Portugal beſaß, und
der 1680 Karat wiegt; er wird auf 224 Millionen
Pfund Sterling geſchaͤtzt. Indeß zweifelt man noch an
der Aechtheit deſſelben, und glaubt, daß es ein weißer
Topas fen
der roſen⸗
und 279°, Karat wog. Er
war von vollkommenen Waſſer und von ſchoͤner Form.
Tavernier ſchaͤtzte ihn auf 11,723,278 Livres oder
3,907,759 thlr. =
welchen der König
von Portugal beſaß, Er wiegt 215 Karat,
319
4) Der Demant von Amſterdam, welchen die Kaiſerin von
Rußland, Catharina II., im Jahr 1772 daſelbſt kaufen
ließ, wiegt 194 Karat. Er ift in Oſtindien in den
alten Demantgruben ungefähr ums Jahr 1765 gefunden
worden, und in Indien, alſo nur ſchlecht, pyramidenfoͤr—
mig geſchnitten, aber von dem ſchoͤnſten Waſſer, ganz
rein, und von der Größe eines Taubeneyes. Dieſer De—
mant, einer der groͤßten und ſchoͤnſten, die man kennt,
befindet ſich auf der Spitze des kaiſerlichen Scepters un—
ter dem Adler. Die Kaiſerin hatte ihn mit 450,000
Rubeln (2,250, 00 Liv.) baaren Geldes und 4000 Rubeln
lebenslaͤnglicher Penſion bezahlt. Dutens verſichert, daß
dieſe Summe dem Werthe des Steins in Ruͤckſicht ſei—
ner Größe und Schoͤnheit bey weitem noch nicht bey—
komme.
5) Der toscaniſche oder florentiniſche in Wien, der rein
und von ſchoͤner Form iſt, deſſen Farbe aber etwas ins
zitrongelbe faͤllt, daher Tavernier das Karat nur 135
Liv. ſchaͤtzt. Er wiegt 139%, Karat, und fein Werth
beträgt folglich 2,608,335 Liv. oder gegen 800,000 thlr.
6) Der Pitt oder der Regent, auch einer der vollkom—
menſten, die man kennt, iſt 14 Linien lang, 13 ½ Lin.
breit, und 9½ Linie dick; er wiegt 136 ¾ Karat. Er
iſt von rundlich viereckiger Form, und als Brillant ge—
ſchnitten. Der unter dem Namen des Regenten bekann—
te Herzog von Orleans kaufte ihn von dem Gouverneur
des Forts St. George Th. Pitt fuͤr den Koͤnig von
Frankreich, Ludwig XV., für die Summe von 2,500,000
Liv. oder 135,000 Pfund Sterling. Dutens ſchaͤtzte ihn
noch einmal ſo hoch. Nach den Jahrbuͤchern der Berg—
und Huͤttenkunde, B. 3, S. 322, hat der Hofjumelier
Reklam zu Berlin ſeinen Werth neuerlich zu 2 Millio—
nen Thaler angegeben. Er wurde während der franzöfie
ſchen Revolution von der Republik an den Kaufmann
Treskow in Berlin verpfaͤndet. — Nach noch neuern
Zeitungsnachrichten ziert er jetzt wieder den kaiſerlichen
Degenknopf in Paris, und wird nach dem ganz neuerlich
ſehr geſtiegenen Werthe der Demanten auf 12 Millionen
Franken geſchaͤtzt.
7) Der große oder ſchoͤne Sancy, der ſich auch unter den
franzoͤſiſchen Kron Demanten befindet, wiegt 106 Karat.
Er iſt von ſchoͤnem Waſſer, von laͤnglicher Geſtalt, und
als doppelt vofettirte Pendeloque geſchnitten. Dutens
ſagt, daß er 500,000 Liv. gekoſtet habe, aber weit mehr
werth ſey.
Von den drey großen Demanten im Gruͤnen-Gewoͤlbe
zu Dresden wiegt der eine 48, der zweyte 40, und der
dritte 38 Karat.
Der unreinen Demante bedienen ſich die Glaſer,
Spiegelfabricanten, und Glasſchleifer zum Schneiden des
Glaſes, wozu dieſelben, wegen ihrer Haͤrte und der
Schaͤrfe ihrer Ecken und Kanten, mehr als irgend ein an—
derer Körper geeignet ſind. Geſchliffene Steine kann man dazu
nicht wohl brauchen, weil ſich die kuͤnſtlichen Ecken ſehr
bald abnutzen, dagegen eine natürliche oder durch Spaltung
entſtandene Ecke 10 bis 15 Jahr dauert. Man nimmt das
zu am liebſten ſolche, von denen 15 bis 20 Stud auf ein
—
320
Karat gehen,
koſtet.
Man faßt den Demant in eine ſtaͤhlerne Zwinge, die
einen hoͤlzernen Griff hat, und befeſtigt ihn darinn mit
Zinnloth fo, daß eine feiner ſcharfen Ecken etwas hervor-
ſteht. Wenn dieſe Ecke durch den oͤftern Gebrauch abge—
nutzt iſt, ſo dreht man ihn ſo, daß eine andere heraus—
kommt. Bey dem Schneiden des Glaſes fuͤhrt man den
Demant mit leichter Hand längs dem Lineale auf dem Gla—
ſe hin, hierdurch entſteht ein Einſchnitt, worauf man durch
einen leichten Schlag oder Druck die Trennung vollends be⸗
wirkt. ;
Der Demantſplitter bedient man ſich auch zum Boh—
ren von Granaten, Pyropen, und Glasperlen; und die Al-
ten brauchten ſie zum Graviren, was bey neuern Stein⸗
ſchneidern ſelten geſchieht, indem das Ausſchleifen mit De—
mantbord ſchneller von ſtatten geht und nicht fo muͤhſam
iſt. Wahrſcheinlich ruͤhrt aber auch zum Theil daher mit
die groͤßere Vollkommenheit der alten Arbeiten, die durch
das neuere Verfahren nicht in gleichem Grade zu erreichen iſt.
Den Demantbord endlich oder das Demantpulver
braucht man zum Schleifen und Poliren der Demante
und anderer ſehr harter Edelſteine. Man nimmt dazu nicht
allein die ſchlechteſten Demantſorten, ſondern auch die Ab—
gaͤnge beym Spalten und Beſchneiden des Demants, die
man deshalb forgfältig aufſammelt. Man ſtoͤßt die Demans
te in einem Moͤrſel von gegoſſenem Eiſen oder Stahl zu
Pulver, und ſchlemmt dieſes, um es von gleichfoͤrmiger
Feinheit zu erhalten, mit Waſſer. Ein Karat Demantbord
koſtet jetzt in Paris 18 bis 20 Francs.
wo denn das Karat einige und 20 Thaler
Jefferies Abhandlung von Diamanten und Perlen.
Aus dem Engliſchen. Danzig 1756. Dies iſt die erſte claf:
ſiſche Schrift über die techniſche Behandlung des Demants.
Bruckmanns Abhandlung von Edelſteinen. Brauns
ſchweig 1774, 2te. Aufl., S. 59 u. f. f. und deſſen Bey⸗
traͤge zu ſeiner Abhandlung von Edelſteinen, Braunſchweig
1778. S. 20 u. ſ. f. 1783. ate Fortſetzung, S. 74 u. f.
f. Sie enthalten das meiſte, was bis um dieſe Zeit uͤber
den Demant bekannt war.
Kruͤnitz oͤkonomiſche Eneyclopaͤdie. Berlin 1776.
gter Theil, Art. Diamant. Iſt eine Compilation nicht al⸗
lein aus Brückmann, ſondern auch aus den meiſten aͤltern
Nachrichten, vorzuͤglich uͤber das Vorkommen des Demants,
fo wie über das Techniſche des Demantſchleifens.
Cristallographie par Mr. de Rome de L'Isle. Pa-
ris 1803. Seconde edition. Tom, II. p. ı89. etc. Ent⸗
hält die erſte mit Critik abgefaßte Beſchreibung feiner Erp⸗
ſtalliſationen und übrigen aͤußern Kennzeichen.
Die neueſten Nachrichten über die Kunſt die Demans
te zu ſpalten und zu ſchleiſen findet man in Eversmanns
technologiſchen Bemerkungen auf einer Reiſe nach Holland.
Freyberg, bey Graz und Gerlach, (S. 38 u. f. f.) die auch
im Bergmaͤnniſchen Journal 1791, Ater Jahrgang. B. 2,
S. 92 u, ſ. f. ſtehen,
321
Lampadius im feiner Sammlung practifch =chemi:
ſcher Abhandlungen, B. 2, S. 3 u. f. f. gibt eine kurze
Geſchichte der chemiſchen Verſuche uͤber das Verhalten des
Demants im Feuer,
Ausführlicher findet man die Geſchichte der aͤltern
vorzüglich von franzöjifchen Chemikern angeſtellten Verſuche
in Macquers chemiſchem Woͤrterbuche, Bd. 1. Art. De:
mant.
Muſter der Behandlung nach Breithaupt.
Zwey und zwanzigſte Gattung.
B a f ie
Der Urſprung des Namens Baſalt iſt nicht bekannt:
wahrſcheinlich ſtammt er aus Ethiopien her; denn ſchon
Plinius braucht ihn und ſagt, daß dieſer Stein zuerſt aus
Ethiopien gebracht worden fey.
Der Baſalt iſt gewoͤhnlich von graulichſchwarzer Farbe
und zwar von verſchiedenen Graden der Hoͤhe; ſelten
geht er ins dunkel aſchgraue ins braune fallend
über. Auf der Oberfläche erhält er durch Verwitterung
eine graue Farbe.
Er kommt mehrentheils derb vor, und zwar in ganzen Ge—
birgsmaſſen, auch in größeren und kleineren mehr
oder weniger abgefuͤhrten eckigen Stuͤcken. Haͤu—
fig iſt er blaſig, und die Blaſenraͤume find theils leer,
groͤßtentheils aber wieder mit andern Foſſeilien, auch mit
ausgefuͤllt.
Inwendig iſt er matt, weniger ſchimmernd, was theils
von eingemengten, ganz feinen Hornblende Theilchen
herruͤhrt, theils auch dem von muſchlichem Bruche eigens
thuͤmlich iſt.
Sein Bruch iſt ſtets dicht, am gewoͤhnlichſten uneben
von grobem, kleinem und feinem Vorne, zuweilen
nähert er ſich dem unvollkommen und flachmuſchli⸗
chen, ſo wie dem feinſplittrigen.
Er ſpringt in unbeſtimmteckige, nicht ſonderlich ſcharf⸗
kantige Bruchſtücke.
Selten findet man ihn unabgeſondert, faſt durchaus theils
im Sroßen, theils im Kleinen, mannichfaltig abge
ſondert Die Abfonderungen im Großen find nicht ſo—
wohl oryktognoſtiſche als vielmehr geognoſtiſche Struktu—
ren, ſollen jedoch hier auch Platz finden.
Im Bleinen zeigt er eckigkornige abgeſonderte Stuͤ—
cke, und zwar große, grobe, kleine und feine, die
in ſeltenen Fallen wieder in unvollkommen und kon⸗
zentriſch ſchalige verſammelt ſind.
Die Abſonderungsflaͤchen find zuweilen blau angelaufen,
uͤbrigens ein wenig rauh und
Iſis 1822. Heft IH.
3
— — —
322
Im Großen beſteht er theils aus einfachen, thetls
aus doppelten Strukturen oder abgeſonderten Stuͤ⸗
cken; von den erſtern trifft man am gewoͤhnlichſten ftänge
liche abgeſonderte Stuͤcke, welche jedoch, da es geognoſti—
ſche Strukturen ſind, ſaͤulenformige Strukturen,
Serfpaltungen oder Abſonderungen genannt werden,
— Säulenbaſalt.
Diefe Säulen find von wenigen zollen bis zu drey
und mehrerern Fußen dick, und von vier Jollen
bis zu hundert Fußen lang. Meiſtentheils find fie
gerade, doch auch zuweilen gebogen. Man trifft fie
von der größten Regelmaͤßigkeit bis zu einer Unregelmäfs
ſigkeit, die kaum noch das Saͤulenfoͤrmige erkennen läßt,
abwechſelnd an, und zwae nicht ſelten mit allen Ab—
ſtufungen der Regelmaͤßigkeit an einem und dem nämlis
chen Berge.
Die regelmäßigen Säulen finden ſich wieder in einer
und der naͤmlichen Baſalt Partie von verſchiedener Zahl
der Seiten; meiſtens fuͤnf-, ſechs- und fiebenfeitig,
ſelteuer drey-, vier- und achtſeitig.
Ferner trifft man fie in bald ſenkrechter, bald ges
neigter, bald föhliger Lage, theils und am gerwöhns
lichſten gleichlaufend, theils auseinanderlaufend, und
zwer oͤfterer ſeitwaͤrts oder unterwaͤrts, ſelten ober⸗
waͤrts auseinander laufend, dieß manchmal wie der
Bart einer Feder, — feberartig.
Auch im Großen finden ſich eckigfoͤrmige abgeſonderte
Stuͤcke, die aber hier großmaſſige Abſonderungen
heißen, und zuweilen wieder in kurz und unregelmäßig
fäulenförmige übergehen.
Diefe großmaſſigen Abſonderungen gehen, wenn fie
ihr eckiges Anſehen verlieren, in
großkugeliche über; Bugelbaſalt.
Noch trifft man ihn von ſchaligen abgeſonderten Stuͤt
cken an, die jedoch, weil fie ebenfalls nicht zur eigentlis
chen oryktognoſtiſchen Abſonderung gerechnet werden koͤn—
nen, plattenformige genannt werden. Dieſe Sttuktur
iſt oft fuͤr Schichtung genommen worden. —
Von den doppelten Strukturen haben wir folgen⸗
de Verſchiedenheiten:
In ſeltenen Fällen find die Säulen wieder durch fphäs
riſche * oder durch gerade Kluͤfte der Quere nach getheilt
oder gegliedert, — gegliedert faulenformig,
Ferner trifft man die Saͤulen oft in einem und dem—
ſelben Berge in mehreren Partieen zuſammen geordnet
oder gruppirt, die wieder für ſich ganz große Maſſen von
abgeſonderten Stuͤcken bilden, wo in jeder die Saͤulen,
welche fie umſchließt, eine eigne und von der der Saͤu—
len in den übrigen daran ſtoßenden Maſſen abweichende
Lage und Richtung haben, — ſaͤulenfoͤrmig gruppirt.
Endlich beſteht noch der großkugeliche oft wieder aus mehr
1
* Dieß find eigentlich großkugeliche, in Säulen geordnete Ab⸗
fonderungen, -
21
323
oder weniger vollkommenen konzentriſch ſchaligen abgeſon—
derten Stücken, — ſchalig großkugelich.
Die Abſonderungsflaͤchen faſt aller dieſer Strukturen ſind
rauh und
matt.
Er it undurchſlichtig, nur der mit ſplittrigem Bruche iſt
ganz ſchwach an den Vanten durchſcheinend.
Er gibt einen lichte aſchgrauen Strich,
iſt halbhart im mehr oder weniger hohen Grade,
ziemlich ſproͤde,
ſchwer mancher ſehr ſchwer zerſpringbar,
fuͤhlt ſich mager und
etwas kalt an,
klingt zuweilen in dünnen Platten, und
iſt nicht ſonderlich ſchwer.
Specifiſches Gewicht:
2,864 des vom Rieſenwege in Irland, nach Briſſon,
2,979 eines aus Sachſen, nach Rirwan,
3,065 des vom Haſenberge, nach Rlaproth,
5,125 nach Sukkow,
3,102 des von der Landeskrone bey Goͤrliz, nach mei—
ner Woͤgung,
des von Koſten an der Bila, nach m. W.
des von Stolpen, nach m. W.
3,225
3,225
Der Baſalt bildet beynahe in allen Kennzeichen eine
hoͤchſt ausgezeichnete Gattung. Vorzüglich characteriſtiſch
find bev ihm Farbe, Bruch, Abſonderung, Strich,
‚Härte, zuſammenhalt und Eigenſchwere. Verwandt
iſt er mit der Wakke und mit dem Eiſenthon, ſeltener
mit dem Blingſtein und mit der Zornblende. Von der
erſteren, in welche er ausgezeichnet übergeht, unterſcheidet
er ſich hinlänglich durch feine Farbe, Abſonderungs Ver:
haͤltniſſe, fo wie durch größere Harte, Zuſammenhalt und
Feſtigkeil. Von dem Eiſenthon und von dem Bling⸗
ſtein iſt er durch dieſelben Kennzeichen generiſch verſchie⸗
den. —
Der Baſalt, beſonders der blaſige,
fig für Lava gehalten worden, hat aber bey weitem
nicht das ausgetrocknete ſchlackenaͤhnliche Anſehen, den
Glanz und die Sproͤdigkeit der letztern, und beſitzt auch
dann, wenn er ſehr poros iſt, einen höheren Grad der Eu
genſchwere. Die fremdartigen Foſſilien, welche er enthält,
haben ein friſches Anſehen, ſind mit ihm feſt verwachſen
und nicht bloß wie eingewickelt; da bey der Lava ſich meiſt
alles dieſes zuſammen entgegengeſetzt verhält,
iſt ſehr haus
\
Der Baſalt ift magnetiſch und wirkt ſchon in ziems
licher Entfernung auf die Magnernadel. Nach Hrn. Sauy
befigs er ſogar Polaritaͤt. Unter anderen bemerkt man jes
nes ſehr ſtark an einigen Stellen des Stolpener Baſaltberges.
Hr. Werner ſchreibt dieſes einer Einwirkung des Luftelek⸗
Im Koehlentiegel erhielt er eine von außen dichte,
324
trism auf dergleichen Stellen, und dem in der Miſchung
des Baſaktes befindlichen, bloß oxydulirten, Eifen, zu, *
Der Baſalt iſt, wenn er der Luft und Witterung
ausgeſetzt iſt, der Verwitterung unterworfen, wird dadurch
weicher und veraͤndert ſeine ſchwarze Farbe in grau.
verwittert endlich zu einem ſehr fetten Thone.
Für ſich iſt zwar der Baſalt ſchmelzbar, erfordert
aber doch einen ziemlich ſtarken Feuergrad. Herr Werner
ſchreibt feine Schmelſbarkeit zum Theil der ihm fo haufig
beygemengten Hornblende zu. f
Der ſaͤchſiſche Baſalt ſchmolz, nach Rirwan, bey
100° zu einem ſchwarzen Glaſe, das fo dicht war, daß ſei⸗
ne ſpezifiſche Schwere noch 2 898 betrug; bey 150 wurde
dieß Glas ſogar noch dichter. !
Hr. Rlaprotb unterſuchte den dichten ſaͤulenfoͤrmi⸗
gen Baſalt vom Saſenberge in Böhmen, den gleichen
von Stolpen in Schfen, und großblaſigen mit einges
mengten Dlivenförnern von der Inſel Skya, im Porzel—
lanofen Feuer, und der Erfolg war ziemlich gleichfoͤrmig.
graue
mit ziemlich großen Eiſenkoͤrnern reichlich be—
legt, auch zum Theil mit einer tombakbraunen Eiſenhaut
uͤberzogen; im Bruche war ſie aſchgrau, matt, dem An—
ſchein nach dicht und erdig, aber durchs Glas betrachtet
durchgehends von einem ſehr zart poroſen, ſchwammartigen
Gefuͤge; im Anfuͤhlen ſehr rauh. Gewichtsverluſt 0,09. —
Im Kohlentiegel ein dichtgefloſſenes ſchwarzes Glas, in düns
nen Splittern nelkenbraun und durchſcheinend, von glattem
großmuſchlichem Bruche; oberhalb mit einer hellbraunen
glänzenden zartblumtigen Haut. 5
Maſſe,
Der fäulenförmige Baſalt von der Inſel Staffa
beſtand, nach der Unterſuchung des Hrn. Kennedy, * aus
48 Kieſelerde, _ ;
16 Thonerde,
9 Kalkerde,
16 Eiſenoxyd,
4 Natron,
1 falziger Säure,
5 waͤſſerigen und flüchtigen Subſtanzen,
99.
Ein ähnliches Reſultat erhielt Hr. Blaproth bey Uns
terſuchung eines ſehr reinen und gleichartigen ſaͤulenfoͤrmi⸗
Bergmann. Journ. 1789. B. II. S. 2007. 2
„ Transact of the Roy. Soc. of Edinburgh. Vol. V. P. I
No. 4. — Vergl. Scherer's allgem. Journ. der Chem.
B. IV. S. 108.; u. Gilbert's Annalen der Phyſik. B.
VII. S. 428.
Er
325
gen Bafaltes vom Saſenberge in Böhmen.“ Er
fand darin >
44 50 Kieſelerde,
16,75 Thonerde,“
2,25 Talkerde,
9,50 Kalkerde,
2,00 Natron,
20/00 Eiſenoxyd,
„% Manganoxyd,
2,00 Waſſer, und
eine aͤußerſt geringe Spur von Salzſaͤure.
5 97,72. ER
Herr Werner vermuthet aus der ſchwarzen Farbe und
dem Magnetism des Baſaltes, daß das darin enthaltene Eiſen
nicht ganz oxydirt ſeyn dürfte. Aus erſterer ſchloß er auch auf
das Daſeyn von etwas Kohlenſtoff, und er glaubte, daß durch
dieſen und durch das dabey befindliche Eiſen die mergelartige
Miſchung des Baſaltes zuſammen gehalten werde. Herr
Blaproth beſtaͤtigte durch einen direkten Verſuch die Gegen:
wart des Kohlenſtoffs, indem er fein gepulverten Baſalt, mit
der dreyfachen Menge Salpeter gemengt, in einen gluͤhenden
Tiegel trug, durch anhaltende Hitze die Zerſetzung des Salpe—
ters befoͤrderte, den alkaliſchen Ruͤckſtand mit Waſſer aufloͤſete,
und nun die klare Lauge mit Schwefelſaͤure verſetzte, wo ſich
denn kohlenſaures Gas entdand,
Eine kurze Vergleichung der chemiſchen Natur des Ba—
ſaltes mit der des Eiſenthons, der Wakke und. des
Klingſteins, ſey mir hier noch erlaubt:
Im Eiſenthon iſt mehr Thonerde und das Eiſen völlig
oxydirt enthaitens — daher ſeine braunen und rothen
Farben. 100
In der Wakke findet ſich faſt gar kein Eiſen, hingegen
iſt mehr Kalkerde und Thonerde vorhanden; — daher ihr er—
diges und fettes Arußere,
Der Blingſtein enthaͤlt wenig Eiſen, iſt ſchon mehr
kryſtalliniſcher Natur, hat aber viel Kieſelerde und einen alka—
liſchen Stoff, weswegen er leicht verwittert.
Der Baſalt gehoͤrt, ſeiner Entſtehungszeit gemaͤß,
ganz den Flozgebirgen, und zwar dem Floztrap an, und
wenn er in älteren Gebirgen vorkommt, ſo iſt es ſtets nur
auf eigenen Gängen, im Gneis, Syenit, Sandſtein, Kalk—
fein u. ſ. w., deren Ausfüllung mit dem Floͤztrap von gleich:
zeitiger Formation iſt. Man muß ihn als das Hauptglied
des Floͤztrapgebirges betrachten, und man findet ihn entweder
in theils ſpitzigen, theils abgeplatteten kegelfoͤrmigen Bergen
und einzelnen Kuppen, theils in einzelnen Lagern und Ne
ſtern, mit andern zu dieſer Gebirgsformation gehörenden Ges
birgsarten.
Er beſitzt, als Gebirgsart betrachtet, eine theils pors
phyrartige, theils mandelſteinartige Geſteins-Struktur. Zu—
weilen finden ſich dieſe beyden Strukturen bey ihm zuſammen.
Wenn er porphyrartig if, enthaͤlt er ſehr gewohnlich Kryſtalle
„ Deffen Beyträge, B. III. S. 245 u. f.
326
und Koͤrner von Olivin, Augit, ſeltener von baſaltiſcher
Hornblende, Glimmer und Leuzit, wie auch von magnetiſchem
Eiſenſand.“ Seine Blaſenraͤume find theils unausgefuͤllt,
gewöhnlich aber liegen Zeolith, Kalkſpath ꝛc. darin. Auch
enthalten fie zuweilen Waſſer eingeſchloſſen. Sind fie unaus—
gefüllt, fo nimmt man den Baſalt ſehr gewohnlich für La⸗
va. — Der Baſalt iſt oft nicht ganz rein und faſt immer
mehr oder weniger mit Hornblende gemengt, wie er denn auf
diefe Art zuweilen in Floͤzgruͤnſtein übergeht. Die Hornblende
kann man manchmal ſchon mit einem mäßig guten Vergroͤße—
rungsglaſe auffinden. —
Ein ſehr großer Theil des ehemals vorhandenen Ba—
ſalts ſcheint ſchon wieder von der Natur ſelbſt zerſtoͤrt zu ſeyn,
da ihn, wie ſchon oben bemerkt worden iſt, ſeine mergelartige
Natur ſehr leicht verwitterbar macht. Man findet daher auch
gewöhnlich um die Baſaltberge größere oder kleinere eckige
Stuͤcke herum liegen, die von außen mehr oder weniger ver—
wittert ſind. Da der Baſalt die Feuchtigkeit aus der Atmo—
ſphaͤre ungemein ſtark an ſich zieht, fo werden zuweilen, bey
felſigen ſaͤulenfoͤrmigen Partieen deſſelben, ganze Stücke
durch den Froſt abgeſprengt.
Der Baſalt iſt von allgemeiner Verbreitung auf un—
ſerm feſten Erdkoͤrper, und es werden wenig Laͤnder von einis
ger Ausdehnung ſeyn, in denen nicht Baſalt vorkommt. Ue—
berhaupt bilden die Baſalt-Gebirge und Kuppen gewiſſe Fa—
milien, die ſich in Zügen an einander reihen, oder doch durch
einzelne Partieen mit einander in Verbindung ſtehen. Sind
dieſe Familien ſehr eng gruppirt, ſo bilden ſie eine eigene Art
von Gebirgen, die Begelgebirge. Von den Zügen gehen
nicht ſelten Arme ab. Solche Zuͤge laſſru ſich beſonders in
Deutſchland nachweiſen. Ein nördlicher Zug geht von
dem gebirgigern Theil, Schleſiens nach der ſuͤdlichern Hälfte
Sachſens, und zwar nach der Lauſiz und dem Erzge⸗
birge; von hier ſcheint er mit dem böhmischen Mittelgebir⸗
ge und mit den uͤbrigen boͤhmiſchen und maͤhriſchen Baſacten
in Verbindung zu ßehen und einen Arm zu bilden. Vom
Erzgebirge und von Boͤhmen aus zieht er nach der Gberpfalz
nach dem Fichtel- und Thüringer Wald-Gebirge. Der
Zug ſcheint ſich nun zu theilen, nämlich erſtens etwas noͤrd—
lich nach dem Harz und in die Gegend weſtlich von Söttin—
gen, dann durch Heſſen nach dem Sabichtswalde, We—
ſterwalde und nach dem Niederrheine, zweytens mit uns
gemeiner Maͤchtigkeit nach der Khon, ins Fuüldaiſche und
nach dem Vogelsgebirge. Ein anderer Zug geht mehr
ſuͤdlich durch Deutſchland; er fängt ſich zum Theil ſchon in
Geſterreich, Bärnthen und Steiermark an, läuft nach
Schrvaben bis in die Nähe der Schweiz, und von hier an
den Rhein oberhalb Strasburg. — Schweden und
Norwegen beſitzen nur in ihrem ſüͤdlicheren Theile Baſalt;
allein in Schottland und Irland, im ſuͤdweſtlichen Theil
von Frankreich, auch in Spanien und Portugal findet
* Einige Mineralogen fuͤllen bey dieſer Gelegenheit ihre Hand—
buͤcher mit Angabe aller moͤglichen Foſſilten-Abaͤnderun⸗
gen, die ſich im Baſalte finden und finden ſollen; — wo:
zu das? Für den Baſalt iſt es ja nicht bezeichnend!
327
fih viel Baſalt; eben fo in Italien, auf Sizilien, in
Sibirien u. ſ. w.; uͤberhaupt in allen Welttheilen.
Ausgezeichnete Abaͤnderungen von Baſalt finden ſich,
wie dieß einleuchtet, an vielen Orten. Ein ſchoͤner muſch—
licher kommt zu Stolpen, der erſte, der in Deutſchland
bekannt worden iſt; ein grob- und kleinkörniger an der
Landeskrone bey Görlitz, und ein feinkoͤrniger zu or
ſten im Bilathale in Böhmen vor.
Den mehreſten Gebrauch vom Baſalt macht man:
J. in der Baukunſt,
1) Als Mauerſtein. Als ſolcher iſt er jetzt bey uns
ſeltener gebraucht, da er ſeiner Schwere wegen nicht leicht
zu transportiren und ſeines ſtarken Zuſammenhanges wegen
ſehr ſchwer zu bearbeiten und zuzufuͤhren iſt; ſo, daß man
die Steine meiſtens nehmen muß, wie fie find. Am ger
woͤhnlichſten braucht man noch die loſen Baſalt-Bloͤcke,
Saulen und Stuͤcke zu trocknen Feld- und Gartenmauern,
wo fie bloß übereinander gelegt werden. In fruͤhern Zei—
ten findet man ihn häufiger benutzt, und zwar bey Auffuͤh—
rung von dicken Stadt- und Feſtungsmauern, ſo wie bey
Grundmauern. — So iſt das ganze ziemlich große Berg—
ſchloß, die Stadtkirche und die Mauern des Staͤdtchens
Stolpen unweit Dresden von Baſalt erbaut. — In
dem oͤſtlichen Theile von Syrien und Paläſtina, wo nach
der Verſicherung des beruͤhmten Reiſenden, Dr. Seetzen,
gar keine andere Geſteinart als Baſalt zu fehen ſey und das
ganze Gebirge von Hauran daraus beſtehen ſoll, find alle,
fowohl neue als alte Gebäude, Kirchen und andere Monu⸗
mente von Vaſalt aufgeführt, und zwar die vielen römi—
ſchen Tempel, die ſich dort befinden, aus großen Baſalt⸗
Quadern, ganz ohne Moͤrtel. Faſt alle Hausthuͤren der
daſigen Wohnhaͤuſer haben ſteinerne ſchwere Flügel von
Baſalt, welche ſich um ſteinerne Axen drehen, und ihre
Schwere ſoll bisweilen ſo groß ſeyn, daß man alle Kraͤfte
anſtrengen muß, um ſie zu oͤffnen.
2) Die ſaͤulenfoͤrmigen abgeſonderten Stucke des Ba⸗
ſalts werden zu Eckſteinen, zu Pfeilern und zu Sitzſteinen
zan den Häufern, und zu Wachſteinen, fo wie zu Meilenzei⸗
gern auf den Straßen gebraucht.
3) Die etwas abgefuͤhrten eckigen Stuͤcke auch die
Saͤulen werden zum Straßenpflaſter angewendet, das aller—
dings ſehr dauerhaft iſt, und nicht leicht abgenutzt wird,
aber auch zur Regenzeit fuͤr Fußgänger und für Pferde we⸗
gen der Schlüpfrigkeit gefaͤhrlich werden kann.
Endlich braucht man auch den Baſalt beym Chauſ—
fee: Bau, wo er zwar ebenfalls wegen feines ſtarken Zus
ſammenhalts und ſeiner langen Dauer gute Dienſte leiſtet,
jedoch des erſteren wegen, ſehr ſchwer zu zerſchlagen iſt,
und, friſch auf die Chauſſee gebracht, durch ſeine ſcharfen
Ecken und Kanten für Pferde und Fuhrwerk nachtheilig
wirkt.
— u—-—V—- . Se}
? 328
II. Uebrige Gebrauchsarten: 5
1) In der Bildhauerey duͤrfte wohl wenig Gebrauch
von dem Baſalte zu machen ſeyn, da er gar zu ſchwer
zu bearbeiten iſt. Einigen Nachrichten zufolge,
ihn zu Saͤulen benutzt haben. Das, was die Alten unter
dieſem Namen zu Statuͤen, Vaſen u. dgl. verarbeitet ha⸗
ben, iſt nicht unſer eigentlicher Baſalt, ſondern eine fein⸗
koͤrnige Art des Gruͤnſteins. 5
2) Wenn der Baſalt vollkommen dicht und rein iſt,
ſo bedient man ſich ſeiner zu Probirſteinen; zu Amboßen
fuͤr Goldſchlaͤger und Goldſchmiede, ingleichen fuͤr andere
Metallarbeiter. Zu Moͤrſeln und Reibeſteinen. Ferner
braucht man ihn beym Bergbaue zu Pocheſſen, Pochſohlen,
Zapfenlagern u. dgl. — In den Gräbern der aͤlteſten Voͤl⸗
ker, welche das Eiſen noch nicht beſaßen, hat man durch⸗
lochte Stuͤcke gefunden, welche zu Hämmern und Streit⸗
kolben gedient haben.
3) Beym Eiſenſchmelzen wird der Baſalt, am lieb⸗
ſten der verwitterte, feiner Schmelzbarkeit wegen als Zus
ſchlag fuͤr ſtrengfluͤſſige Eiſenerze gebraucht, wobey er theils
den Fluß befördert, theils auch feines eigenen Eiſengehaltes
wegen zu Vermehrung des Ausbringens etwas beytraͤgt.
4) Auf Glashuͤtten wird der
des dunkelgruͤnen Bouteiken Glaſes angewendet, das durch
ihn haͤrter, feſter und dauerhafter als das gemeine Glas
iſt. Dieß iſt ſchon laͤngſt in den Glashuͤtten bey Mont:
pellier in Frankreich, neuerlich auch in der zu Senftenberg
in Sachſen, und im Fuldaiſchen geſchehen. — Nach den
Verſuchen, die Wolf mit einem Baſalt vom Buchberg in
Boͤhmen angeſtellt hat, kommt der Baſalt binnen acht
Stunden zu einem gehörigen Fluſſe. Sein Glas iſt fo fluͤſ—
ſig, daß es ſich gut in Formen gießen, aber nicht wohl
blaſen läßt. Es werden auf dieſe Weiſe Leuchter, Doſen,
Flaſchen ꝛc. verfertiget. E
Vaſalt zur Bereitung
— — —
Man will bemerkt haben, daß groͤßtentheils die Ge⸗
genden, wo Baſaltgebirge vorwaltend ſind, große Frucht⸗
barkeit beſizen. — Der Baſalt hat allerdings die Eigen⸗
ſchaft; aus der atmoſphaͤriſchen Luft die Feuchtigkeit anzu⸗
ziehen, die ſich als Waſſer auf ſeinen mannichfaltigen Zer⸗
kluͤftungen und Structuren nicht felten bis auf feine Auf:
lagerungsflaͤche herabzieht, und dann häufig am Fluſſe der
Baſaltkuppen in Quellen, die ſogar manchmal kreisförmig
um jene herum liegen, oder in Suͤmpfen, wieder hervor—
tritt. Dieſem nach muͤſſen Gewaͤchſe, welchen ein feuch⸗
ter und thoniger Boden dienlich iſt, an den Baſaltbergen,
wenn ſonſt das Clima dazu geeignet iſt, gut gedeihen,
Die älteren Mineralogen hielten die ſaͤulenfoͤrmigen
abgeſonderten Stücke des Baſalts fuͤr ein Product der
Kryſtalliſation, und für ident mit den Kroftallen des Schoͤrls,
der Hornblende ꝛc.; daher ſie dieſe ſaͤmtlich mit unter dem
Namen Basaltes begriffen. Wer aber nur die erſten Be—
griffe von Krpſtalliſation und Kryſtallen hat, ſieht ein,
ſoll man
20
329
— —
wie wenig jene Saͤulen fuͤr eigentliche Cryſtalle gehalten
werden konnen, ob fie ſchon cryſtalliniſch find; fie, die
in Muͤckſicht der Zahl ihrer Flaͤchen und der Winkel unter
denen letztern zuſammenſchließen,
oft ſo verſchieden ſind,
daß man 3, 4, 5, 6 und 7feitige Saͤulen beyſammen findet,
was bey Erpftallen von gleichzeitiger Entſtehung nie ſtatt fin⸗
det.
Auch find ſich die Seitenkanten-Winkel der Baſaltſaͤu⸗
len niemals gleich.
So wie man Über die Entſtehungsart der Baſaltſaͤulen
verſchiedener Meynung geweſen iſt, ſo iſt man es noch mehr
über die Entſtehung des Baſaltes überhaupt geweſen. Ein
großer Theil der Mineralogen hat ihn fuͤr einen Nieder⸗
ſchlag aus einer allgemeinen mäfferigen Auflöfung, gehalten.
Der erſtern Meinung find vorzuͤglich die franzoͤſiſchen Mis
neralogen zugethan, und an ihrer Spitze ſtehen Desmareſt,
Faujas,
Dolomieu und andere. Die zweyte Meynung
iſt von den mehreſten deutſchen und uͤbrigen nordiſchen Mi—
neralogen angenommen und vertheidiget worden.
geſchah dieß von Bergmann durch Gruͤnde,
Beſonders
die aus der
Chemie hergenommen waren, und von Werner und Var⸗
ſten durch unwiderlegliche, aus den geognoſtiſchen und allen
übrigen Verhaͤltniſſen des Baſaltes hergenommene, Gründe,
Thomas Horsfield
M. D. Researches in Java and the Neighkouring Islands.
Number I. London by Black etc. 1321. 4, mit 9 ausgemalten
Tafeln und 4 bis 5 Bogen Text.
Es iſt allgemein bekannt, daß Horsfield ſich lange
in Oſtindien aufgehalten und ſich daſelbſt vorzuͤglich mit
der Nat. Geſch. beſchaͤftiget hat, worin es ihm auch gelun:
gen iſt, die wichtigſten Entdeckungen zu machen.
glauben ſollen,
koͤnnte,
en Thiere wird H. in 8 Heften
Guinee koſtet,
Wer haͤtte
daß es in Dflindien einen Tapir geben
der in Europa noch nicht bekannt war. Die neu:
liefern, wovon jedes
was uns nicht viel ſcheint, ſelbſt wenn
wir das Buch als ein teutſches betrachteten.
Dieß erſte Heft enthaͤlt auf einer Tafel Gebiſſe und
Sänäbe, auf jeder der folgenden Ein Thier, als da find:
Felis javanensis, gracilis, Viverra Musanga, Tapirus
malayanus; dann an Voͤgeln:
-Phrenotrix Temia,
in der Iſis alle Saͤugthiere abbilden,
Irena puella m. et f.,
Motacilla speciosa. Wir werden
von den Voͤgeln
aber nur die Charactere angeben, da fie uns nicht von be—
fonderer Wichtigkeit zu ſeyn ſcheinen, und die neuen Sip⸗
pen wohl alle unter alte Hätten gebracht werden konnen,
vielleicht ſollen, wie auch die Synonymen angeben:
CHAR. GEN.
Irena puella. (9“ lang)
Rostrum mediocre cultratum; maxilla
apice adunca emarginata. Culmen arcuatum,
elevatum, inter nares carinatum, utrinque a ba-
si ultca medium usque sulco obsoleto exaratum,
lateribus subconvexis. Mares basales subrotun-
dar, vibrissis rigidis plumisque velutinis obtectae,
Aloe caudse hreviores. Bemiges: 2 — 6 exter-
Zſis. 1822. Heft Ul.
CHAR. GEN.
f 330
ne emarginatse, 3 — 6 lonsiores subaequales;
secunda sequente abrupte brevior, prima sub-
spuria. Cauda meliocris truncata. Tarsi digi-
tiquebreves. Acropodia scutulata. Ungues par-
vi, fortius curvati, debiles,
Arrınıras. Oriolo, Turdo, Pastori genere aflınis
differt tamen convexitate laterali rostri, teg-
mine velutino narium, brevitate tarsorum et
debilitate unguium.
Irena atra, corpore colloque supra cervice tectrici-
busque alarum primis caudaeque superioribus
et inferioribus cyaneis, nitore saturato azureo.
Bressi, of the Javanese,
Bicny-kapoor, of the Malays of Sumatra.
Lath. Ind. Orn. 171.
Fairy Roller, Lath. Syn. Supp. p. 87. 21.
Horsf. Syst. Arrangement of Birds
Linn. Trans, Vol. XIII. 153.
Coracias puella.
Irena puella,
from Java.
Phrenotrix Temia (Leib 5“ Schwanz 7“ lang)
Rostrum mediocre, validum altum, cul-
tratum, basi crassiusculum. Maxrilla arcuata
lateribus subconvexis, laevibus, sensim in cul-
men conniventibus. Capistrum latum, plumu-
lis holosericis densis. Nares capistro reconditae,
circulares, paryae, in medio sulci transversalis.
ad basin rostri dispositae, 4lae rotundatae; re-
migibus integris 5 et 4 longioribus. Cauda cor-
pore longior, cuneata, rectricibus ı0 in paribus
dispositis. Pedes congrui: digiti mediocres, ex-
teriore medio ad basin jevissime coalito. Acro-
podia scutulata. Ungues compressi: hallucis
medio vix major. f
ArrınıTas. Genus nostrum etsi Paradisiae et Corve
afſine, characteres satis distinctos habet.
Phrenotrix fuliginosa nitore viride-olivaceo fusces-
cente, <apıstro atro.
Chekitut or Benteot of the Javanese.
Temia, Le Vaillant fr. 56.
Corvus varians, Lath. Suppl.
1
Phrenotrix Temia, Horsf. Syst. Arrang. of Birds
from Java, Linn. Trans. Vol. XII. p. 162.
Motacilla speciosa.
Char. Gen. Rostrum mediocre, rectum cylindricum,
gracile, subulatum, emarginatum. Maxilla
*
21
331
basi subtrigona,
mandibula subcompressa.
rales, ovales, membrana nuda semiclausae,
Cauda elonsata aequalis seu forficata. Pedes
ambulatorii: tarst elongati, digito medio duplo
fere longiores. Ungues parvi, hallucis medio
antice majore;
culmine inter nares carinato;
Nares basales, late-
Motacilla atra, pileo cristato ventre uropygio fascia
alarum rectricibus extimis totis apicibus niveis,
cauda longissima forlicata.
Chenginging or Ringking of theJavanese.
Motacilla speciosa, Horsf. Syst. Arrang. of Birds
from Java, Linn. Tr. Vol. XIII. p. 155.
Schnaͤbel find abgebildet von Irena puella, Oriolus
galbula, Coracias galbula, Phrenotrix Temia, Cervus
Pica und senegalensis.
Ord. VIme Pachydermes Cwvier. 2de Famille, Pa-
chydermes ordinaires. 2de Division,
Ord. VI. Belluae Linn. Syst.
Ord. V. Multungula, Illiger. Fam. 20, Nasuta.
Tapirus, Cuv. Briss., Schreber, Fischer, IIliger etc.
Hydrochaerus, Erxleben.
Tapirus malayanus (Iſis Taf. III.)
Char. GEN. Dentium formula: Primores er Lani-
7 8 5 3 2
Pri mores inclusi, utrin-
arii —; Molares 1
que 6, contigui, «subobligui, supre quatuor in-
termeclli incisorii, lateralis utrinque major, la-
niarium mentiens, infra quatuor intermedli su-
perioribus aequales, laterales utrinque minor.
Laniarii inclusi, supra a primoribus remoti, mi-
nimi, infra itlis contigui, mediocres, primoribus
superioribus exterioribus longitudine aequales.
Molares supra utrinsecus 7 infra 6, complicati,
coronide collinis rectilineis duobus trans versis.
Rostrum acutum. Nasus elongatus mobilis. Auri-
culae oblongae.
Corpus pilis appressis variusculis tectum. Cauda
brevissima. Mammae.....
Pedes antici tetradactyli digite externo breviore et
minore, postici tridactyli. Ungues ungulae
omnes insistentes antıcae.
— SE Sr r
332
Tapirus ejubatus niger, tergo lateribus abdominis
uropygio auriumque apicibus albis. N
Tapirus Malayanus, Sir T S. Raffles’s Cat. ofa
Zool. Coll. made in Sumatra. Trans. Linn,
Soc. XIII. p. 2.
Le Maiba, Fred. Cuv. Mamm. Tithogr. *
Der malayſche Tapir ähnelt in der Geſtalt dem america⸗
niſchen und hat einen gleichen biegſamen Ruͤſſel, der 6 oder 8
Zoll lang iſt. Sein Anfehn iſt im Ganzen ſchwer und plump,
ungefähre wie beym Schwein. Augen klein, Ohren rund»
lich, weiß geſaͤumt; Haut dick und feſt, mit kurzen Haa⸗
ren dünn beſetzt; Glieder kurz und ſtark, an den vordern
4 Zehen, an den hinteren 3. Im Oberkiefer je 7 Backen⸗
zaͤhne, ein kleiner Eckzahn in der Zwiſchenkiefernath; vorn
6 Schneidezaͤhne, wovon die 2 aͤußern in Hauer verlaͤn—
gert ſind. Im Unterkiefer nur 6 Backenzaͤhne; die Eck—
zähne groß; auch 6 Schneidezaͤhne, wovon aber der aͤuße⸗
re der kleinſte iſt. Der dritte Backenzahn oben, und der
ate unten, haben 2 erhobene Querleiſten, welche in ent-
ſprechende Vertiefungen der Widerzaͤhne eingreifen; der erſte
und zweyte oben und der erſte unten haben eine Laͤngsleiſte,
welche bey geſchloſſenem Munde ſchief neben der Leiſte des
Widerzahns vorbeygeht. Die Hauptfarbe iſt glünzend
ſchwarz, mit Ausnahme des Ruͤckens, Kreuzes und der
Seiten des Leibes, welche weiß find. x
Folgende Beſchreibung iff ein Auszug aus feinem Ca⸗
talog einer zoologifhen Sammlung von der Inſel Sumatra,
welchen Th. St. Raffles Gouvern. Lieut. vom Fort Marl⸗
borough Band 13 der Linnean Transact 1821 hat ab
drucken laſſen. Er enthält das Weſentliche der urſpruͤngli⸗
chen Beſchreibung vom Major Farquhar, welche erder alias
tiſchen Geſellſchaft 1816 mitgetheilt hat. Das folgende iſt
nach einem febe jungen Tapir, den Farguhar lebendig in
feinem Haufe hatte Bis zum gten Monat iſt er ſchwarz
und oben mit gelben Flecken und Streifen, unten mit wei⸗
ßen ſchoͤn gezeichnet. Nachher aͤnderte er die Farbe, die
Flecken verſchwanden und im Alter von 6 Monaten. Bes
kam er die gewöhnliche Farbe der Alten. Das Thier war,
ſehr mild und zuthaͤtig; es wurde fo zahm wie ein!
Hund, fraß ohne Unterſchied alles, was von Pftanzen
herkommt und wartete beſonders bey Tiſche auf Brod, Ku⸗
chen und dal. Das lebende Exemplar, ſetzt Raffles hinzu
das von Bencoolen nach Bengal geſchickt wurde, war
jung, und wurde ſehr zahm. Man hielt es im Park von
Barrackpore, und ſein Waͤrter ſagte mir, daß es oft auf
dem Boden der Tiefe unter Waſſer ging und nie ſchwamm.
Die Eingebohrnen von Sumatra eſſen ſein Fleiſch. Bey
dem Volk von Limun heißt dieſer Tapir Saladang, bey
dem im Innern von Manna Gindal, im Innern von
Bencoolen Babi Alu, auf Malacca Lennu.
Die folgenden Maße find von 2 malayifchen Tapiren,
von einem Maͤnnchen, das Farquhar beſchrieben, und von
einem Weibchen, das zu Bencoolen getoͤdtet worden,
333
Maͤnnch. Weibch.
Groͤßte Länge von der Naſe zum Fuß Zoll Fuß Zoll
Schwanz, uͤber dem Rüden gemeſſen 6 10½ 8 15
Umfang des Wanſtes 89918 6 3
Höhe von den Schultern 3 2 3 5
deogl. von den Hüften h 9
Die erſte Nachricht von ſeinem Vorkommen auf Su—
matra erhielt das Gouvernement des Forts Marlborough
zu Bencoolen im Jahr 1772 von Hr. Whalfeldt, welcher
damals die Hüfte zu unterſuchen hatte. Im Regiſter vom
Monat April ſteht, daß Hr. W dem Gouvernement ſeine
Beobachtungen uͤber die Plaͤtze ſuͤdlich von Cawoor, wo er
den Tapir an einer Flußmuͤndung angetroffen, vorgelegt
habe. Er ſah ihn für den Hippopotamus an und ber
ſchrieb ihn unter dieſem Namen; die Zeichnung aber, wel⸗
cher dieſem Bericht beyliegt, beweiſt, daß es der Tapir war.
Dieſer Mißgriff im Namen laͤßt ſich erklaͤren, wenn man
bedenkt, daß in der zehnten Ausgabe von Linnés Syſtem,
der Tapir als eine Gattung von Hippopotamus aufge-
führt, in der 12ten Asgabe aber ganz weggelaſſen ift.
Zu dieſer Zeit war der gelehrte Vfr der Geſchichte
von Sumatra Will. Marsden Secretaͤr des Gouverne—
ments zu Bencoolen, ihm verdankt man die erſte Nachricht
von dem Daſeyn diefes Thieres, welches bey den Ma:
laren Ruda- Kyer, buchſtaͤblich Hippo potamus heißt.
Nach der erſten Entdeckung 1772 wurde der Tapir lange
nicht mehr bemerkt. Aus Raffles Catalog ergibt es ſich,
daß im Jahr 1805 ein lebendiges Stuͤck an George Leith
Gouvern. Lieut. von Penang geſchickt wurde. Nachher
wurde er vom Major Farquhar in der Nachbarſchaft von
Malacca bemerkt. Er ſchickte eine Zeichnung und Beſchrei—
bung an die aſiatiſche Geſellſchaft 1816, und nachher kam
ein lebendiges Stuͤck in die Menagerie zu Barrackpore,
Hier. machte Diard 1818 eine Zeichnung, welche, nebſt ei:
ner Beſchreibung von Farquhar feinen Freunden in Paris
mitgetheilt und im März 1819 von Hr. Cuvier in feinem
großen lithograph. Werk bekannt gemacht wurde.
Im Septemb. 1820 erhielt zuerſt in England Raffles
ein Stuck, damit ein vollſtaͤndiges Skelett und die Bruſt—
und Baucheingeweide in Weingeiſt. Everacd Home ift
dadurch in Stand geſetzt worden, die Aehnlichkeit des ſu—
matraiſchen und americaniſchen Tapirs in einer Abhandlung
vor der koͤniglichen. Societaͤt im April 1821 zu entwickeln;
ſie erſcheint im erſten Bande der Transact. Die vorlie—
gende Abb. iſt nach dem eingeſchickten, ausgeſtopften Stuͤck
von Will. Daniell gemähit, -. e
Felis javanensis Tab. III. f
Ord. Hime Carnassiers Cuvier 2de Famille. Les
carnivores, 2de Tribu, Digitigrades. .
Ord. III. Ferue Linn. Syst. 0
Ord. XII. Falculata Illiger. Fam. 25 Sanguinaria.
Feuis Linn. Briss. Eræleb. Cuv. Geoff. Illig.
Cuar. GN. Dentes primores intermedii aequales
Molares supra utrinsecus quatuor, tertius maxi-
334
mus, interius gradu laterali auctus, quartus tri-
torius (alüs nullus). Infra utrinseeus tres, ter-
tius maximus. Rostrum breye, rhinario rotun-
dato. Lingua retrorsum Acnleata, Folliculus
supra anum nullus. Pedes digitigradi antice pen-
tadactyli, postice tetradactyli. Ungues: falculae
acutae retractiles.
Felis cauda abbreviata, corpore griseo-fusco, su-
pra lineis quatuor fuliginosis dorso interruptis,
lateribus maculis oblongis, abdomine maculis
subrotundis notato, gula fascia una, jugulo dua-
bus fuliginosis.
Kurruk, of the Javanese.
Chat de Java, Cuv. Mem. sur les especes du genre
chat, Ann. du Mus. Tom. 14. p. 159 n. 26.
Felis javanensis, Desm. nowv. Dict. d’Hist. nat.
Felis javanensis, Encycl. Method. Mammalogie par
M. A. G. Desmarest, 1820.
Dieſes Thier gehoͤrt zu den kleinen Katzen mit hohen
Beinen, einem kurzen Schwanz und mit 3 Backenzaͤhnen
in jedem Kiefer. Es koͤnnte mit Pennants bengal. Katze,
mit Desmareſt Galeopardus (in der Encyclopaͤdie), mit
dem Serval von Fr. Cuvier und mit felis undata Des-
marest (ibid.) verwechſelt werden. Mit Huͤlfe einer ges
nauen Beſchreibung und einer treuen Abbildung im Muſe—
um der oftind. Geſellſchaft habe ich gefunden, daß die ben—
galiſche Katze beträchtlich groͤßer iſt, andere Zeichnungen
auf der Bruſt, den Seiten, dem Leib und dem Schwanz
und ein verſchiedenes Betragen habe. Des Servals Kenn—
zeiten find in Fr. Cuviers Werk genau abgebildet; er
unterſcheidet ſich durch eine dunklere Farbe, durch Flecken auf
dem Rüden und den Seiten, und durch einen geringelten
Schwanz. Felis undata von Java weicht hauptſächlich
ab durch den Querſtand der Seitenflecken und durch eine
hellere Farbe.
Die allgemeine Farbe von F. javanensis iſt graulich
braun, am Leib, Nacken und an den Gliedern, mit vers
ſchiedenen Schatten; der obere Theil iſt ſatter gefaͤrbt und
neigt ins braune; Kehle, Backen, Genick, Bruſt, Bauch
und Schwanz unten weißlich. Obſchon ſie in vielen Pun⸗
tten der gemeinen Hauskatze ähnelt, fo gibt ihr doch die
„Kleinheit der Ofen und ihr Abſtand von den Augen ein
verſchiedenes Anſehen; auch iſt ſie ſchlanker.
Der Gattungscharacter beſteht in 4 dunkelbraunen
oder ſchwaͤrzlichen Streifen, tiefer und regelmaͤßiger am
Kopf, Nacken und Ruͤcken; ſie gehen unterbrochen durch
das Grau des Leibes bis zur Schwanzwurzel; ferner in
der Regelmäßigkeit der Seitenftecken des Leibes und in den
Querbaͤndern an Kehle und Bruſt. Man muß diefe Kenne
zeichen mit einander verbinden, weit man die Laͤngsſtreifen
an Kopf und Rüden in- den meiſten verwandten Gattun—
gen, und ſelbſt in igen Abarten der Hauskatze bemerkt.
335
Bey F. javanensis find die 4 unterbrochenen Streifen von
laͤnglichen Flecken auf den Seiten bis auf das Kreuz regel-
maͤßiger als in anderen Gattungen und die Flecken am
Bauche ſind rundlich. An den Gliedern und am Schwanz
bemerkt man aͤhnliche Flecken in gebrochenen Linien und
nahe beyſammen; fie find am Schwanz ſehr dunkel. Die
innere Seite der Glieder zeigt 2 undeutliche Querſtreifen.
Das Geſicht hat die Farbe des Leibes, der Mund iſt blaͤſ—
ſer und mit einigen Querſtreifen gezeichnet, es ſtehen an
ihm viele Schnurrhaare, die kuͤrzer als der Kopf ſind, und
gefhädt von Grau und Weiß. Auf den Seiten der Naſe
laͤuft ein langer, weißer, aber breiterer Streif gegen die
Stirn. Zwiſchen den 2 inneren Stirnſtreifen zeigt ſich ein
dunkler Streif, der ſich am Nacken verliert, waͤhrend die
2 äußern auseinanderlaufen, ſchief auf dem Ruͤcken gehen
und auf den Schultern enden.
Die Augen ſtehen mehr vorn als bey anderen Gat—
tungen, die Iris iſt braͤunlich gelb; das Sehloch rund;
die Ohren rund und ſchmal; vorn an ihrem Grunde ein
Haarbuͤſchel; fie find auswendig und unten weiß und ha»
ben einen breiten, ſchwarzen Saum. Hinter den Ohren
iſt jederſeits ein großer, ſchwarzer Flecken. Vom bin:
tern Augenwinkel geht ein ſchmaler, kurzer Streif hinter die
Ohren. Das obere Querband entſpringt auf den Backen
am Mundwinkel, kruͤmmt ſich nach hinten, geht zur Keh—
le, und verbindet ſich mit dem von der andern Seite.
Von verſchiedenen Querbaͤndern auf dem Genick, ſind 2
deutlicher, und geben einen Gattungscharacter. Der Pelz
iſt lang und weich bedeckt, aber doch der Leib nicht ſo dicht,
wie der von F. gracilis.
Vorder- und Eckzaͤhne unterſcheiden ſich nicht von
denen anderer Gattungen dieſer Abtheilung; die Backenzaͤh—
ne ſind maͤßig groß und zuſammengeruͤckt. Der vorderſte
oben ſticht kaum aus dem Zahnfleiſch vor; der 2te iſt
dreyſpitzig, und hat eine lange und 2 kurze Spitzen, der
Zte iſt groß und hat die gewohnliche Form, jedoch iſt der
vordere und innere Vorſprung kaum bemerkbar. Unten ſind
die 2 vorderen Backenzaͤhne zſpitzig, der zte iſt der größte
und hat 2 gleich lange und eine kuͤrzere Spitze.
Die Klauen ſind ganz zuruͤckziehbar und im Zuſtand
der Ruhe ganz vom Pelz bedeckt.
Länge von der Naſe bis zur Schwanzwurzel 1 Fuß 11 Zoll
2 2 1
— des Kopfes 5 8 * — 4% —
— des Schwanzes = * — 8. —
Vorderglieder von der Schulter an — 7 —
Hintere 5 > E . 3-9 —
Dieſe Katze heißt auf Java Kuwuk und findet ſich
‚ überall in großen Wäldern. Sie macht ſich ein Lager in
hohlen Baͤumen und bringt den Tag darinn zu; Nachts
laͤuft ſie herum nach Nahrung, beſucht oft Doͤrfer in der
Naͤhe der Waͤlder und ſchadet dem Gefluͤgel. Die Einge⸗
bornen ſagen, ſie ahme die Hühnerſtimmen nach und naͤhere
ſich auf ſolche Art unbemerkt,
Sie iſt gaͤnzlich unbezaͤhmbar und ihre Wildheit kann
durch kein Einſperren gehoben werdzn. Gibbon und Bu⸗
chanan ſagen daſſelbe von der bengalifhen Katze, welche
336
noch uͤberdieß unangenehm riecht und ſich ins Rohr verſteckt,
um Fiſche, Schnecken und Muſcheln zu freſſen, was bey⸗
des vom Kuwuk nicht gilt. Ich fing Felis javanensis-
im Jahr 1805 in den großen Wäldern von Pugar und
Blambangan. Daſelbſt findet ſich auch F. undulata, doch
iſt fie auf das oͤſtliche Ende beſchraͤnkt, waͤhrend die erfte
ſich 192 ganz Java, ausgebreitet hat, und nirgends ſel⸗
ten iſt. -
Bertuchs Bilderbuch für Kinder,
enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen,
Blumen, Fruͤchten, Mineralien, Trachten und allerhand ande⸗
ren unterrichtenden Gegenſtaͤnden aus dem Reiche der Natur,
der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, alle nach den beſten Originalen
gewählt, geſtochen, und mit einer kurzen, wiſſenſchaftlichen und
den Verſtandeskraͤften eines Kindes angemeſſenen. Erklaͤrung bes
gleitet. Weimar im Landes⸗Induſtrie Comptoir, Heft 183. 184,
jedes von 5 Tafeln illumin. 1 Gulden, ſchwarz ½ Gulden.
Als Bertuch dieſe Sammlung anfing, war noch
nichts Aehnliches in Deutſchland vorhanden. Der Nutzen,
den fie geleiſtet, iſt allgemein anerkannt, und es iſt uͤber⸗
haupt unnoͤthig, ein Werk, das ſich fo lange den Beypfall
der Welt erhalten hat, und zu einer ſolchen Ausdehnung
gelangt iſt, jetzt noch zu beurtheilen. Es iſt allen Stün:
den, und man darf ſagen, nicht bloß den Kindern, ſondern
auch den Erwachſenen angemeſſen. Die Abbildungen ſind
getreu, reinlich, und erreichen daher den Zweck, den ſie
erreichen ſollen, nehmlich eine deutliche Vorſtellung vom
Gegenſtande zu geben. Die ethnograph. Abb. ſind beſon⸗
ders für das weibliche Geſchlecht intereſſant. Die Bau⸗
werke, Gegenden, Städte u. ſ. w. für das maͤnnliche. Fruͤ⸗
her waren die naturhiſtoriſchen Abbildungen in einem zu
kleinen Maasſtabe, jetzt aber geben ſie den beſten Abb., in
fo fern es Copien find, nichts nach, und da die Verlags:
handlung die Einrichtung getroffen hat, daß die natuchift.
Tafeln und von dieſen wieder die mineral, botaniſch. und
zoologiſchen beſonders abgelaſſen werden koͤnnen, ſo kann
man dieſe Sammlung als eine wirklich naturhiſtoriſche be⸗
trachten, welche ſowohl im Privatunterricht als in Schu⸗
len ſehr brauchbar iſt. Der Preiß iſt gewiß ſehr unbedeu⸗
tend, und iſt nur denkbar durch den großen Abſatz, den
dieſe Sammlung hat. In den vorliegenden Heften ſind
Cachemir-Ziegen allerliebſt abgebildet; ferner; Sabella in-
fundibulum et volutacornis aus Linnean Transact.
in natuͤrl. Größe; Ara tricolor, Psittacus cyanopygius,
Pennanti, eximius; Lycopodium clayatum, Sphag-
num obf£usifolium mit den zerlegten Fruchttheilen, An-
thoxanthum odoratum und Alopecucus geniculatus;
desgl.: die Stadt und der Hafen Mogadore in Marocco;
die Stadt Marocco, die Felſentempel zu Ybſambul nebſt
den innern Statuen von einem derſelben; eine Tyger⸗
jagd mit Elephanten, Trachten jetziger Griechen, Diontenes
griner, Morlacken, Scaliaren.
Die Art, wie dieſes Bilderbuch angelegt iſt, gewaͤhrt
den Vortheil, alles aus ihm machen zu konnen. Man kann
aus ihm ein Thierwerk ziehen, ein Pflanzenwerk, ein ethno⸗
graphiſches u. f. w. Da die Abb. befonders in der ſpäte⸗
ren Zeit mit Beruͤckſichtigung der naturhiſtoriſchen Charaktere
337
gemacht find, fo kann man fie jeber Schule empfehlen,
Bekanntlich iſt der Text franzoͤſ. und deutſch, und daher
brauchbar fuͤr beyde Nationen. Zur naͤheren Auskunft
theilen wir hier die Nachricht der Verlagshandlung mit.
N a ch r Ach t.
1) Dieß Bilderbuch für Rinder erſcheint in unſerm
Verlage, ohne Subſcription in einzelnen Heften.
Jeder Heft iſt in einen rothen ſtarken Umſchlag ge—
heftet, und enthaͤlt 5 Tafeln Kupfer, und eben
ſo viel Blaͤtter Teutſcher und Franzoͤſiſcher Erklaͤrung
der Kupfer.
2) Die Kupfer werden alle auf ſchoͤnes hollaͤndiſches
Schreibepapier abgedruckt, damit Kinder ſie auch zu ih—
rem Vergnuͤgen illuminiren koͤnnen.
3) Der Laden» Preis von jedem Hefte mit ſchwarzen
Rupfern iſt acht Groſchen Saͤchſiſch Courrant
oder 36 Kreuzer Rheiniſch; ein ſucceſſiver Aufwand,
den hoffentlich ein auch nicht reich bemittelter Vater
nicht ſcheuen wird, um feinen geliebten Kindern Ber:
gnuͤgen und Ausbildung zu verſchaffen.
4) Für reichere Eltern ſind auch Exemplare mit ſorgfaͤltig,
nach der Natur oder den beſten Originalen, ausgemahl⸗
ten NRupfern zu haben. Der Ladenpreis eines
Hefts von dieſen, iſt ein Gulden 12 Kreuzer Rhei⸗
niſch oder ſechszehn Groſchen Saͤchſiſch Courrant.
5) Die Zahlen der Hefte laufen von Nr. I an immer
in ihrer Folge fort; und da weder die Hefte noch
die Kupfertafeln einen Zuſammenhang oder Verbin—
dung mit und untereinander haben, ſo kann jeder
Liebhaber bey dieſem Werke antreten und abgehen,
wann und wie er will, auch einzelne Hefte befom-
men, ohne die Suite vom Anfange an’, oder die Fol:
ge davon mit kaufen zu muͤſſen. Eine Bequemlich—
keit, die jedem Käufer angenehm ſeyn wied. Wir ha—
ben indeſſen fuͤr Liebhaber, die dieß Werk ſammeln
und binden laſſen wollen, die Einrichtung getroffen,
daß immer 20 Hefte oder 100 Kupfer und eben ſo
viele Blätter Text einen Band, mit dazu gehörigen
Titel und Regiſter machen ſollen, und es alſo da—
n auch ein Werk fuͤr eine Bibliothek werden
kann.
6) Fuͤr Eltern und Lehrer, welche das Bilderbuch
beym Unterricht ihrer Kinder und Zöglinge gebrauchen
wollen, dient der Ausfuͤhrliche Text zu Bertuchs
Bilderbuche für Kinder, als ein reichhaltiger
Commentar, und an Statt einer ganzen Bibliothek.
Wir liefern denſelben auf Verlangen der Liebhaber
bey jedem Hefte viefes Bilderbuchs beſonders geheftet
mit, und jeder Heft davon koſtet vier Groſchen
Saͤchſ. Grit. oder 18 Kreuzer Rheiniſch.
7) Man kann dies Bilderbuch für Rinder
in allen guten Buch- und Kunſthandlungen,
bey allen Poſtaͤmtern,
bey allen Addreß Zeitungs- und Intelligenz Comptoirs
in und außer Teutſchland beſtellen und haben.
Ifis. 1822. Heft III.
auf ſeine Rechnung herausgibt,
BETT, © 338
3
Diejenigen Privatliebhaber aber, welche ſich direct an
uns wenden, wenigſtens eine Beſtellung von fünf Exeme
plarien, nicht fünf verſchiedenen einzelnen Süden, mas
chen (denn mit Verſendung einzelner Exemplare koͤnnen wir
uns nicht abgeben), und uns die Zahlung dafür baar ein—
ſchicken wollen, erhalten, (wie von allen unſern uͤbrigen
Verlagsartikeln) das fuͤnfte Exemplar frey, oder 20
pro Cent Rabbat vom Geldbetrage. — Es find ſtets
auch vollſtaͤndige Exemplare des ganzen Werks bey uns
zu haben. Liebhabern, welche ſich auch deswegen direct an
uns wenden wollen, werden wir die billigſten Bedingungen
bey dem Ankauf eines ganzen Exemplars machen. —
Großherz. S. priv. Landes-Induſtrie⸗
Comptoir zu Weimar.
Histoire naturelle générale et particulière des
mollusques terrestres et fluviatiles,
tant des éspèces que 'on trouve aujourd'hui vivantes que des
depouilles fossiles de celles qui n'existent plus; classes d’apr&s
les caracteres essentiels que présentent des animaux et leurs
coquilles. Oeuvre posthume de Ms. le baron
1. B. L. D’audebard de Ferussac,
colonel d’artillerie etc. continue mis en ordre et publié par
Ms le baron D’audebard de Ferussac, son fils, officier supé-
rieur au corps royal d’etat-major etc., à Paris chez Arthus«
Bertrand, rue haut-de-feuille nr. 23. grand in quarto.
Cahier I — XIII. 1819 — 1821.
Dieſes! Werk iſt ein neuer Beweis von dem Eifer
und dem Fleiße, dem Geſchick, den Kenntniſſen der Frans
zoſen in der Naturgeſchichte, von ihrem Geſchmack, von
dem Geſchick ihrer bildenden Kuͤnſtler, und von dem Tacs
te, den fie ſich in der Darſtellung naturhiſtoriſcher Gegen
ſtaͤnde erworben haben. Text und Kupfertafeln wetteifern
mit einander in Genauigkeit, Vollſtaͤndigkeit und Schönheit.
Obgleich im eigentlichen Sinne ein Prachtwerk, ſo iſt doch
kein Vortheil der Haushaltungskunſt aus der Acht gelaſſen,
um das Buch ſo wohlfeil als moͤglich zu machen; kein
Raum iſt unnuͤtz verſchwendet; die Abbildungen find nicht
bloß auf Blendung der Augen berechnet, die Sprache ſucht
nicht in Blumen zu glänzen, ſendern iſt gruͤndlich und
wahrhaft gelehrt, die Abbildungen ſind getreu und ihrer ſo
viele auf einem Blatte, als der Raum geſtattet, ohne der
Symmetrie und der Gefaͤlligkeit zu ſchaden; der Satz iſt
groß, die Zeilen haben den gehoͤrigen Abſtand, die Buch-
ſtabey find neu und ſchoͤn, der Druck rein, die Durch ſicht
forgfältig und faft fehlerftey. Die Mahler find Beſſa und
Huet, der Kupferſtecher iſt Coutant, den Druck und die
Ausmahlung beſorgt Langlois. Satz und Druck iſt von
Didot dem aͤltern. Die Quartausgabe, Abbildungen ſchwarz,
auf Velin, koſtet 15 Franken das Heft, die Folio-Ausgabe
mit gemahlten Abbildungen 30 Fr. Jedes Heft enthält 6
Tafeln und 3 bis 4 Bogen Satz. Die bis jetzt gelieferten
15 Hefte enthalten 72 Tafeln und 36 Bogen Satz. Da
der Verfaſſer dieſes Werk, welches ungeheure Koſten macht,
ſo kann man es bey ihm
unmittelbar und um den wohlfeilſten Preiß erhalten. Die
Iſis wird Beſtellungen um fo lieber bejorgen, da der Ver⸗
22
339
faſſer ihrem Herausgeber die oben genannten Erleichterun⸗
gen ausd ruͤcklich zugeſagt hat.
Wr haben Feruſſacs Sammlung von Muſcheln und
Schnecken ſchalen und die Gemälde davon ſelbſt zu ſehen
Gelegenheit gehabt und uns überzeugt, daß eine aͤhnliche
Sammlung wohl in der Welt nicht aufzufinden ſeyn mag.
Zur Befoͤrderung dieſes Werks hat die franz. Regierung
aus einem ſchoͤnen Sinn allen Conſuln in den verfchiedens
ſten Ländern und in allen Welttheilen den Auftrag gegeben,
alle Schnecken und Muſchelſchalen, und wo moͤglich auch
die lebendigen Thiere, welche ſich im Trocknen oder im ſuͤßen
Waſſer aufhalten, zuſammenzubringen und ſie an Feruſſac
zu ſchicken. Um dem Verfaſſer die Herausgabe zu erleich⸗
tern, kauft ihm der König alle Urgemaͤlde, welche wahre
Zierden find, ab; kurz, es wird von Seiten der Obern als
les Mögliche gethan, um dieſes fo nuͤtzliche und ſchoͤne Werk
zu Tage zu foͤrdern. Das Geſagte koͤnnte allein ſchon hins
reichen, von dem Werke einen Begriff zu geben; dennoch
Halten wir uns für verpflichtet, mehr ins Einzelne zu
gehen.
Die allgemeinſte Eintheilung hat der Verfaſſer noch
nicht egeben; doch läßt ſich nach dem Anfang dieſelbe wohl
andeuten: die Leche feiner Bearbeitung zerfallen natürlich in
Schnecken und Muſcheln, jene in Luft- und Waſſerathmen—
de, oder Luft⸗ und Waſſerſchnecken. Die Luftſchnecken wie⸗
der in bedeckelte und deckelloſe. Das Werk faͤngt mit den
Letzten an. Zuerſt der Ordnungs- Character S. 3; dann
die Geſchichte S. 4; darauf allgemeine Bemerkungen über
den Bau und die Fähigkeiten S. 0; endlich dis Ein⸗
theilung.
Pulmones sans opereules,
1. Sousordre, Ge£ophiles,
a. Section.
1. Famille, Limaces.
2. Famille, Limacens,
II. Sousordre: Eudophiles,
5. Famile, Scutacés.
4. Famille, Limnéens.
Von den nackten Schnecken kommt nım S. 21 zuerſt
zie Synonzmik, wobey die deutſche wohl richtiger ſeyn koͤnm
te; dann der Charakter, darauf S. 22 die Geſchichte von den
älteften Zeiten her. Wir werden fie unten ganz mittheilen.
Dann folgen wieder S. 51 allgemeine Bemerkungen über
Gau, Fähigkeiten, Sitten, Gewohnheiten, Nutzen, Scha
den und Vorkommen. Die Sippen dieſer Unterordnung
And:
1. Limacellus.
2. Arion (Limax rufus);
3. Limax.
4. Parmaeellus;
5. Onchidium;
6. Veronicellus.
7. Plectrophorus
$ Testacellus,
—
— ——
34⁰
Wir zweifeln, daß die Sprachforſcher die Endigung
auf us, welche die Franzoſen gewaͤhlt haben, billigen
werben. 5
Die erſte Sippe, Limacellus, wurde zuerſt von
Blain ville nach einem Stück in der ‚Britannifchen Samm⸗
lung aufgeſtellt. Sie kommt in Allem mit Limax übers
ein, ausgenommen, daß die Geſchlechtsloͤcher getrennt und
nur durch eine Furche verbunden find, wie bey Aplysia,
Wir erſchrecken jedesmal, wenn man uns ein Thier vors
legt, welches in einem Hauptcharakter ſo ganz von ſeiner
Zunft abweicht, und koͤnnen uns nie entſchließen, es ohne
die ſorgfaltigſte Zerlegung, die hier nicht vergoͤnnt war, in
das Spſtem aufzunehmen. Getrennte Geſchlechtsoͤffnungen
finden ſich bey den Luftathmenden nur unter den Waffer-
ſchnecken, und zwar ohne Verbindungsfurche. Der Abbil—
dung und der Beſchreibung nach kann aber dieſes Thier
nicht ſchwimmen, und die 4 Fuͤhler, wovon die 2 oberen
Augen tragen, ſcheinen einziehbar zu ſeyn. Nun iſt aber
nach unſerem Syſtem das Geſchlechtſyſtem das Charakteris
firende der Lehe, unter denen die Schnecken das männlis
che Geſchlecht darſtellen. Das Charakters Dcgan aber, wel⸗
ches den Thieren die Bedeutung gibt, iſt auch in jeder
Claſſe der Eintheilungsgrund. So muͤſſen die Fiſche nach
dem Knochenſyſtem eingetheilt werden, weil ſie die Knochen
thiere find; die Lurche nach dem Muskeiſyſtem, weil fie dig
Muskelthiere find; die Saͤugthiere nach den Sinnorganen,
weil fie die Sinnenthiere find; die Inſecten nach den Brufts
organen, weil fie die Lungentdiere find u. f. w. Da die
Schnecken in der Bedeutung der männlichen Gefchlechtötheis
le ſtehen, und deshald die männlichen Geſchkechtstheile uͤber—
wiegen, fo zerfallen fie auch fehr leicht in Zwitter und Ge⸗
trennte oder Zweylinge; ieſe find ſaͤmmtlich Meerſchne⸗
cken und Waſſerathmend; bey jenen ragt in den Patellen
das weibliche Geſchlecht vor; in der Zunft der Tritonien
ſtehen beyde im Sleichgewicht; in der Zunft der Luftath⸗
menden aber iſt das maͤnnliche vorragend. Nun finden ſich
hier zweyerley Bildungen; bey den Waſſerſchnecken find die
Fühler nicht einziehbar und die Geſchlechtsloͤcher getrennt;
ben den Landſchnecken dagegen find die Fühler einziehbar
and die Sefchlecdtsiöcher vereint. Limacellus wäre nun
eine Verbindung beyder Bildungen, welche uns nicht recht
vertraglich feheint. Die Trennung der Geſchlechtsloͤcher bes
dingt eine eigenthuͤmliche Pagrungsart; bey den Landſchnes
cken iſt ſie wechſelfeitig und muß es ſeyn, wie ſich von ſelbſt
verſteht; bey den Waſſerſchnecken iſt ſie aber keinesweges
wechfelfeiig, obſchon es in der Einleitung des Buchs ges
ſagt wird. Setzt ſich eine Waſſerſchnecke auf den Ruͤcken
der anderen und übt männliche Verrichtungen aus; zu ders
felben Zeit kann ſich die nun weibliche Schnecke auf eine
dritte ſetzen und auch männliche Verrichtungen ausüben.
Eine Wechſelpasrung iſt ſchlechterdings unmoͤglich, weil ſich
ſonſt eine Schnecke dabey auf den Ruͤcken legen muͤßte.
Limacellus müßte ſich alſo nach Art der Sußwaſſerſchnes
cken paaren, was man nach dem jetzigen Stande der Nas
turgeſchichte nicht aunehmen kann
Arion iſt eine vom Verfaſſer aus Limax rufus ge
machte Sippe; bloß gegruͤndet auf das Schleimlech an der
Schwanzſpitze, was uns keineswegs zu einem Sippencha⸗
rakter hinlaͤnglich ſcheint,
— — ann
341
Der Verfaſſer trennt Önchidium Buchanani von
O. Peronii als eigene Sippe, weil die Geſchlechter voll
kommen getrennt find; allein wenn man bedenkt, wie nach⸗
läffig oder vielmehr wie gar nicht Buchanan die Geſchlechts'
theile bey ſeinem Thier unterſucht hat, und wie genau da—
gegen Cuvier das von Peron zurückgebrachte Thier zerlegt
hat; fo muß man das vetzte allein gelten und das Andere
ſo wie Limacellus aus dem Syſtem weglaſſen, weil ihr
Bedeutungsorgan im Widerſpruch mit den anderen ihrer
Zunft ſteht. Daß es eine luftathmende Schnecke mit ge—
trennten Geſchlechtern geben ſollte, iſt in jeder Hinſicht
hoͤchſt unwahrſcheinlich. Ein Thier, das, in welcher Claſſe
es auch ſey, ganz allein ſteht, iſt verdächtig, und darf
nicht, ohne die genaueſte Unterſuchung, anerkannt werden.
Faſt daſſelbe gilt von Veronicellus Bl. Wenn das
Thier kein Schaͤlchen hatte, fo würden wir glauben, daß es
zu Aeolis gehören koͤnnte, wovon auch mehrere ganz kie—
menlos ſind; denn die Fuͤhler ſcheinen bloß zuruͤck- aber
nicht einziehbar zu ſeyn, auch ſogar keine Augen zu tragen.
Der After und das Athemloch waͤren dann weibliches Ge—
ſchlechtsloch und After. Ehe das Thier zerlegt iſt, kann
man ihm keine Stelle anweiſen. 3
Plectrophorus und Testaeellus ſtehen fich fo nahe,
daß wenigſtens wir, nach unſeren Grundſatzen, daraus nicht
2 Sippen bilden wuͤrden.
Seite 52 folgt nun die ausfuͤhrliche Beſchreibung der
Gattungen einer jeden Sippe. Charaktere, Geſchichte, Ana—
tomie, Synenymen, kurz Alles iſt jo vollſtaͤndig, daß nichts
zu wünſchen übrig bleibt. Die Zerlegungen find alle von
Cuvier. Da einmal das Werk, ungeachtet ſeiner Wohlfeil—
heit, doch zu den Prachtwerken gehoͤrt, ſo haͤtte man un—
bedenklich jede Sippe mit einem neuen Blatt anfangen
konnen.
Seite 97 folgt die zte Sippſchaft der Geophylen, die
Limacons, deren Bauch in einer Schale ſteckt. Synony—
mik, Kennzeichen, Geſchichte u. ſ. w. ſind eben ſo vollſtaͤndig,
wie vorher abgehandelt. Wir werden die Geſchichte, we—
gen ihrer beſonderen Gründlichkeit, ebenfalls unten geben,
Das Wort caracol wird von sgzde und 4% (Haustra⸗
gen) abgeleitet; andere leiten es wahrſcheinlich vom arabi—
ſchen carac (winden, drehen) ab; daher man auch in der
Reitkunſt die Drehungen der Pferde caracoles nennt.
Das italieniſche Chiocciola iſt einerley mit coquille.
Der zweyte Band fängt mit der allgemeinen Claſſifl—
sation dieſer Schnecken an.
1. Helixarion (ganz neu).
2. Helicolimax (testacella Germaniae etc.)
3. Helix.
4. Polyphemus,
5. Vertigo.
6. Partula,
Die zuſammengeſetzten Namen, Helixarion und He-
licolimax, bezeichnen zwar ſehr wohl die Verbindung der
342
Charaktere beyder Sippen, ſie ſind aber wider die Regeln
der Terminologie, und ſollten billig für einfache Namen
ausgetauſcht werden.
Helixarion kommt aus Neuholland, weicht bedeutend
von Helix ab, ſteht ihm aber naͤher als dem Limax, an
welchen ſich Testacella anſchließt. Es find nur 2 Gattuns
gen bekannt: H. Cuvieri und Freysinetti. So richtig es
ſeyn mag, daß bey dem jetzigen Zuſtande der Naturgeſchich—
te, wo die Sippen noch nicht in dem Fache ſtehen, wel
ches ſie bedeuten, ſie ſinnloſe Namen erhalten follen; fo gewiß
iſt es dagegen, daß die Gattungsnamen den Character auss
druͤcken muͤſſen. Das thun aber Gelehrtennamen noch viel
weniger als Laͤndernamen; auch iſt die Ehre, welche man
einem Gelehrten mit einem Gattungsnamen erweiſt, eher
verkleinernd als vergroͤßernd. Sippennamen in der Bota—
nik von Gelehrten genommen, ſind allerdings ſehr beehrend,
Gattungsnamen aber ſetzen ſchier herunter, von dem Nach⸗
theil, welcher daraus der Wiſſenſchaft erwaͤchſt, nicht zu res
den. Ueberhaupt muß der Grundſatz durchgefochten werden,
daß in lebenden Sprachen nie ein Hauptwort zum Gat—
tungsnamen gewaͤhlt werden darf.
Helicolimax hat Feéruſſacs Vater zuerſt in Schwa—
ben bey Billafingen entdeckt und im Naturforſcher 1802
Heſt 29 unter dem Namen, Helix semilimax, beſchrieben.
Ob der Verfaſſer dieſe Sippe mit vollem Recht von der
Testacella Galliae und ihren Cameraden trennt, laſſen wir
dahin geſtellt ſeyn, es waͤre zu wuͤnſchen, daß der Verfaſſer
jeder Sippe eine vergleichende Beurtheilung beygaͤbe, auf
daß die Unterſcheidungscharactere des Verf. ohne Umſchwei—
fe dem Leſer bekannt wuͤrden. Nun kann man ſie bloß
durch Vergleichung der Beſchreibung, alſo auf eine etwas
muͤhſame Art finden.
Helix theilt der Verf. in mehrere Gruppen ab, denen
er zuſammengeſetzte Namen gibt, für welche Appellativa
wohl beſſer ſeyn moͤchten.
I. Redundantes.
a. Volutatae. Helicoides.
1. Subgenus. Helicophanta (Vitrinoides et Ve-
siculae.)
b. Evolutatae,
2. Subgenus.
cenae.)
Cochloides.
Cochlohydra (Succineae s, Lu-
II. Inclusae.
a. Volutatae. Helicoides.
3. Subgenus. Helicosena. (Columellatae, Per-
foratae, Acavae, Depressae,)
4. Subgenus. Helicodont.a.(Personatae, lamella-
tae, maxillatae, anostomae, impressae,)
5. Subg. Helicigona (Caracollae, vortices.)
6. Subg. Helicella (Lomastomae, aplostomae,
hygromanes, heliomanes.)
343
7. Subg. Helicastyla (Aplostomae; Lamellatae,
canaliculatae, marginatae,) -
b. Evolutatae, Cochloides.
8. Subg. Cochlostyla (Lomastomae,
aplosto-
mae.)
9. Subg. Cochlitoma (Liguae, achatinae.)
10. Subg. Cochlicopa (Polyphemae, styloides.)
11. Subg. Cochlicella (turritae).
12. Subg. Cochlogena (Umbilicatae, perforatae,
bulimae, helicteres, stomotoides, odonto-
stomae.)
15. Sube. Cochlodonta (Pupae, cereales).
144 Subg. Cochlodina (Pupoides, Trackelioides,
anomales, clausiliae).
Wir können die Charaktere dieſer Abtheilung nicht ans
geben, ohne zu weitlaͤuftig zu werden, obſchon ſie ſehr kurz
ſind. Man muß erkennen, daß der Verfaſſer meiſterlich zu
ſcheiden und zu ordnen wiſſe. Eine Menge Gattungen,
worunter ſehr viele neue, werden nun beſchrieben und ab—
gebildet bis S. 94, wo die 2te Ordnung, oder die Ge—
hydrophilen anheben. Da von dieſen erſt der Aufang
gegeben iſt, ſo wollen wir ſie auf eine ſpaͤtere Anzeige ver—
ſchieben. Eben ſo werden wir die Muſter der Behandlung,
nr das Hiftorifche, in einem fpäteren Hefte mite
kheilen.
Kieſers Syſtem des Tellurismus oder thieri—
ſchen Magnetismus.
Ein Handbuch fuͤr Naturforſcher und Aerzte. Mit 2 Kupferta⸗
feln. Leipzig bey F. L. Herbig 1822. 1. Band XXXII und 478
S. 2 Band. 602 S. gr. 8. 5 rthl. 16 gl. 5
Die Welt ber Erſcheinungen ſchreitet in ihrer Ausbil—
dung unaufhaltſam und ewig vorwärts. Kleinere Kreiſe
des Lebens vollenden ihren Bildungsumſchwung; das All
aber kennt keine Grenze, keine Unvollkommenheit und da—
her auch keine Vollendung: denn es iſt das Zeit- und
Raumloſe.
Das Zeitliche und Räumliche alfo ift in ewiger Ver⸗
aͤnderung, in immerwaͤhrender Metamorphoſe begriffen und
zwar zu vollendeterer Ausbildung. Es gehoͤrt hieher auch
das pſychiſche Leben der Menſchheit, das, obſchon es ſich
der Beſchraͤnkung des Raumes und der Zeit faſt gaͤnzlich
entzieht, doch noch den allgemeinen Geſetzen gehorchen muß.
Ueberblicken wir den bisherigen Verlauf der allgemei—
nen Weltgeſchichte und in specie das pſychiſche Leben
und wechſelwirken der Individuen und Völker; ſo
ſehen wir auch hier mit Beſtimmtheit jenen Ausſpruch,
daß die Welt ſich zu größerer Vollkommenheit entwickele,
beſtäͤtiget.
„Volker entſtehen und Voͤlker vergehen. — Aus al:
terndem Stamme bluͤhet — ſo wollt' es Gott! — herrlich
ein neues Geſchlecht.“
—— —
— — -
344
Die Entwickelungsgeſchichte der Menſchheit nun hat
eben ſo ihre beſtimmten Geſetze und Abſchnitte, wie die des
einzelnen Individuums. Beruͤhren wir hier nur die allge
meinſten derſelben. N
Aus naturlichen Gründen * entſtand bas menſchliche
Geſchlecht auf unſerm Planeten im Orient. Die Culmina—
tionspuncte des orientaliſchen Cyklus der pſychiſchen Geſchichte
der Menſchheit bildeten ſich in dem Volke der Griechen und
Egyptier. Plato und Jeſus Chriſtus ſtrahlen, wenn auch
ihr Leuchten mehr dem fanfteren Scheine des Mondes ver:
gleichbar ſeyn dürfte, vor allen als hellleuchtende Sterne.
„Plato, fagt Kiefer, ** erfcheint als ein Koloß der
Zeit, unverſtanden von Zeitgenoſſen und Nachkommen, ge>
mißbraucht und gemißdeutet, verſtanden nur von Wenigen.
Die Kraft der Natur, die in Hippokrates den größten Heil—
kuͤnſtler bildete, erweckte in Plato die reinſte Anſchauung
der ewigen Ideen, als der Urbilder des Irdiſchen. Aber
die Kluft zwiſchen den unendlichen Urbildern und den irdie
ſchen Abbildern blieb zu groß, um ſeine Philoſophie ins
Leben einzuführen ic. An Plato und an den hoͤchſten Punct
der Ausbildung Griechenlands denken iſt ein und daſſelbe.
Es iſt nichts erhebender und das Gefühl für das Schone
erweckender, als das Studium der Platoniſchen Schriften,
Wer erkennt nicht, daß dem Griechiſchen Philoſophen die
Idee der Schönheit, wo nicht intellectuell, doch magiſch
bewußt war, wenn er nach länger, trefflicher Belehrung
über das Schöne *** mit den Worten ſchließt: Was
ſollen wir erſt glauben, wenn es einem zu Theil wuͤrde,
das Schöne ſelbſt zu erblicken, lauter, rein, unvermiſcht,
nicht mit menſchlichem Fleiſch, mit Farben und dem an—
dern ſterblichen Tande bekleidet, ſondern wenn er das
Schone an ſich in feinem einartigen und gottlichen
Weſen erblickte? Haͤltſt du wohl das Leben eines Men
ſchen für nichtig, der dorthin blickt, jenes fo ſchaut, wie
man es ſchauen muß, und der ſtets mit ihm beſchaͤftigt
iſt? Oder erkennſt du nicht, daß es ihm hier allein zu
Theil werden kann, nicht Schattenbilder der Tugend — er
hat es ja mit keinem Schattenbild zu thun — ſondern
wahrhafte Tugend zu erzeugen, da er es auch mit dem
Wahrhaften zu thun hat? Und wahrhafte Tugend er—
zeugend und ausbildend, folgt ihm der Lohn nach, von
den Göttern geliebt, und, wenn irgend ein anderer Menſch,
unſterblich zu werden. — ;
Wir glauben mit Beſtimmtheit annehmen zu können,
daß, wie das chriſtliche Zeitalter durch die Liebe zum Gu⸗
ten ſich auszeichnet, das platoniſche durch die Liebe zum
Schonen, durch Philoſophie der Schönheit characte⸗
riſirt iſt. Die Griechen befanden die Götter und die Wahr
heit ſchon. 5
7
„ Okens Lehrbuch der Naturphiloſophie 02 Bd. 3 Thl. S.
13 u. f.) 3 Bde. Jena 1809 — 1811. 8.
Deſſen Entſtehung des Menſchen. Iſis 1819. S. 1117
— 1123. 5
% Kieſers Syſtem der Medicin 1. Bd. (S. 24 — 85.) Halle
1817. 2 Bd. Ebendaſelbſt 1819. 8.
% Plato im Symposion.
345
Als endlich der Ruhm der Roͤmer, ein Nachklang
des Griechiſchen, zu wanken anfing, und fie, die Welter—
oberer in Weichlichkeit dahin ſchmolzen, da entwickelte ſich
mehr und mehr die zweyte Epoche der alten Welt. In
dieſem zweyten Bildungscyklus der Meuſchheit, der bis
auf unfere Zeiten heraufteicht, erkennen wir als den Gen:
tralpunet \
Jeſum von Nazareth. Seine herrliche Lehre, zu
der wir uns alle bekennen, und die von der Zeit ihrer Ent:
ſtehung an alle gebildetere Menſchen zu treuen Anhaͤngern
zählte und zählen wird bis in alle Ewigkeit, hat den
Glauben an eine ewig waltende Vorſehung und die Lie:
be zu Gott und Menſchen und die Hoffnung auf eine
geiſtige Wiedergeburt zur Norm. „Sintemahl darinnen ges
offenbaret wird die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche
kommt aus Glauben in Glauben.“ Ich ſage aber von
ſolcher Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den
Glauben an Jeſum Chriſt, zu allen und auf alle, die
da glauben. Durch welchen wir auch einen Zugang
haben im Glauben zu dieſer Gnade, darinnen wir ſtehen:
und rühmen uns der Hoffnung der zukunftigen Herr:
lichkeit, die Gott geben ſoll. Denn die Liebe Gottes iſt
ausgegoſſen in unſere Herzen durch den heiligen Geiſt. “
Ich halte es dafür, daß dieſer Zeit Leiden der Serrlich—
keit nicht werth ſey, die an uns foll geoffenbaret werden.
Das aͤngſtliche Harxen der Greetur wartet auf die Offenba—
rung der Kinder Gottes, und wir wiſſen, daß alle Greatur
ſehnet ſich mit uns, und aͤngſtet ſich noch immerdar. Denn
wir ſind wohl ſelig, doch in der Hoffnung. Aber in dem
allen uͤberwinden wir weit, um deßwillen, der uns geliebet
hat. Deng ich bin gewiß, daß nichts uns ſcheiden mag
von der Liebe Gottes, die in Chriſto Jeſu iſt, unſerm
Herrn.? Wenn ich mit Menſchen und mit Engelzungen
redete, und hätte der Liebe nicht; ſo waͤre ich ein toͤnen⸗
des Erz, oder eine klingende Schelle.
ſagen koͤnnte, und wüßte alle Geheimniſſe, und alle Er—
kenntniß, und haͤtte allen Glauben, alſo, daß ich Berge
verſetzte, und hätte der Liebe nicht; fo wäre ich nichts:
denn unſer Wiſſen iſt Stuͤckwerk. Wir ſehen jetzt durch ei⸗
nen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Ans
geſicht zu Angeſicht. Jetzt erkenne ich es Stuͤckweiſe, dann
aber werde ich es erkennen, gleich wie ich erkannt bin.
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, dieſe
drey;) aber die Liebe iſt die Groͤßeſte unter ihnen. ®
Geliebte! laſſet uns unter einander lieben! denn die Lie⸗
be iſt göttlichen Urſprungs, wer daher Liebe hat, iſt Got⸗
tes Kind und kennt Gott, wer keine Liebe hat, der kennt
Gott nicht: denn Gott iſt die Liebe.“
Paulus 1 Roͤmer 1, 17.
s Römer 3, 2.
„ Roͤm. 5, 2 — 5.
Romer 8, 18 - 39.
e 1 Korinther 13, 1 13.
Johannes. 4, 7-8.
Sie 1822. Heft III.
Are
—
Und wenn ich weiſ⸗
345
Dieſe und ähnliche Worte der Apoſtel bedürfen keiner
meiteren Erklärung; fie bezeichnen dem, der nur ſonſt ger
ſunder Sinne ſich erfreut, klar und deutlich, daß in der
ehriſtlichen Bildungsepoche der Menſchheit, ohngeachtet vier
ler hellen Andeutungen, de dennoch das wahre Wiſſen
unter der Herrſchaft des Glaubens ſtand und ſteht. Die
Pernunft liegt noch in ben Feſſeln des Glaubens!
Es ſcheint demnach der Ausſpruch gerecht, und wie
denken ebenfalls mit Beſtimmtheit annehmen zu koͤnnen,
daß die chriſtliche Weisheitsliebe Philoſophie des Gu—
ten ſey. Die Chriſten, und vor allen Völkern die Deuts
ſchen, glauben den wahren Gott gut und liebevoll.
Dieſe beyden Bildungseyklen der pſychiſchen Evolu⸗
tion des menſchlichen. Geſchlechts ſtellen gleichſam nur
die kindliche und Jünglingsſeele der Menſchheit dar.
Wann wohl die intellectuelle Entwickelang der rein intellec⸗
tuellen Seite, die maͤnnliche Seele, des unſerem Sons
nenſyſtem von der ewigen Weisheit zuerkannten pſychiſchen
Organismus ſich bilden wird? — Hieruͤber wagen wir fol⸗
gende Andeutungen.
Zur Zeit der glaͤnzendſten Epoche der Hierarchie fey—
erte die cheiſtlich⸗pſychiſche Bildungsperiode der Menſchheit
ihren hoͤchſten Triumph. Als aber der Papismus mehr
und mehr die Welt in Finſterniß huͤllte, und das ſich
nach und nach regende freyere Denken in harte Feſſeln
ſchlug, als der naͤchtliche Geiſt in uͤbermuͤthigem Wahne
und in blinder Raſerey die emporkeimende Geiſtesfreyheit in
bruͤckende Feſſeln ſchlagen und das anbrechende Tageslicht
verdunkeln wollte; da erweckte Gott in einigen Menſchen
die Flamme der herrlichſten Begeiſterung. Gleich dem
Sonnenlichte verſcheuchte nun die mit kraͤftiger Manneshand
geſchwungene Fackel der Erkenntniß die finſteren Nebel der
Nacht. Luther und Paracelſus ſind die Durchgangs⸗
puncte der alten zur neuen Welt! Furchtbar rang in die⸗
ſen großen Seelen mit der Magie die Vernunft, welche
letztere nicht ſelten die Oberhand gewinnend in ihren Schrif⸗
ten uns helle Sonnenblicke erſcheinen läßt,
Von nun an, und ſchon fruͤher, beginnt ein neuer
Bildungskreis des großen pſychiſchen Organismus, und zwar
der hoͤchſte, in welchem wir Vernunft und Selbſtbe—
wußtſeyn, vernuͤnftige, ſelbſtbewußte That und Kunſt in
immer herrlicheren Zügen ſich entwickeln ſehen. Das Mit-
telalter, treffend ſo genannt, ſchwankt zwiſchen dem Kin⸗
des⸗ und Mannesalter der großen Pſyche. Der ſchoͤnſten
Kunſtwerke herrliche Vollbringer, meiſterliche Saͤnger, tief
denkende Philoſophen wetteifern in heiliger Begeiſterung die
Sonne der Wahrheit in die Welt einzuführen. Die
Naturwiſſenſchaft, von Baco von Verulam mit Recht
aller uͤbrigen Wiſſenſchaften und ſelbſt der hoͤchſten, der
Univerſalphiloſophie große Mutter genannt, ““ erfreut ſich
10 S. unter andern Paulus an die Korinther, wo er uͤber
das falſche und wahre Wiſſen ſpricht.
?2 Naturalis philosophia pro magna scientiarum matre ha-
Heri debet etc. Fraucisci Bacenis, Baronis de Veru-
lamio opera omnia. Lipsiae 1694. fol.
22*
347 8
mehr und mehr allſeitiger Bearbeitung. Die ganze alte
Welt wiederholt ſich nach und nach auf hoͤherer Stufe!
Ja, es iſt unwiderſprechlich gewiß, der Faden, der die
Menſchheit zur Vollkommenheit leitet, wenn er auch bis⸗
weilen vom negativen Geiſte in nächtliche, finſtere Irrgaͤn—
ge gezogen und zerriſſen erſcheint, laͤuft dennoch ununter⸗
brochen dem von Gott geſteckten Ziele entgegen. Gluͤcklich
wer ihn jetzt wieder in freyem, lichtem Tag ſich fortweben
ſieht! —
Schon im ızten und zu Anfang des 16ten Jahrhun-
derts alſo entwickelte ſich wieder aus der Nacht der Schola⸗
ſtik der Keim zu der heutigen naturgemaͤßeren Anſicht, zu
dem zweyten großen Bildungsumſchwunge der Menſchheit.
Die philoſophiſche Geſchichte wird es einſt darſtellen, daß
dieſe großen Bildungsabſchnitte eben fo geſetzmaͤßig ſich
bildeten, wie in kleineren Kreiſen des Lebens die Bildungs—
cyklen und Metamorphoſen der Thier und anderer Orga⸗
nismen. Es iſt aber Schönheit, Liebe, Wahrheit,
dieſe drey; aber die Wahrheit iſt die Groͤßeſte unter ih⸗
nen,
Durch Kant, Schelling, Oken, Kieſer und A. ſchritt
und ſchreitet die Ausbildung beydes, der Natur und Gei⸗
ſtesphiloſophie ſichtbar vorwaͤrts, ſo daß man ſich faſt zu
der Hoffnung verleiten laͤßt: es werde unter den Deutſchen
noch der Geiſt erſcheinen, der mit lichter Vernunft ma-
thematiee der Welt Erſcheinungen und Thaten, in wohl—
geordnete Faͤcher und Abtheilungen verſtaͤndig geſondert zu
einem Ganzen vereiniget, der die Philoſophie des Wah—⸗
ren darſtellt. Denn es iſt unſere Zeit eine wunderbar herr⸗
liche Zeit fuͤr die Wiſſenſchaft und darin jetzt vor allen
Voͤlkern das Erſte, das Deutſche!
„Wahrhafte! forſchet nach Wahrheit; denn
Gott iſt in der Wahrheit!“
Doch wenn auch, was wahrſcheinlicher iſt, dieſer
Zeitpunct, wo ſich in dem Mikrotheus, gleich wie das Son⸗
nenlicht in dem Focus einer Linſe, der Makrotheus concen⸗
trirt, ich ſage, wenn auch dieſer erhabene Zeitpunct noch
ferne ſeyn ſollte; fo iſt doch ſo viel gewiß und klar zu er⸗
kennen, daß das Bild der hoͤheren geiſtigen Repetition der
alten Welt — gedenken wir, neben den deutſchen Philoſs⸗
phen, auch der Deutſchen Kuͤnſtler: Schiller, Herder, Goͤ⸗
the- u. A. — vielleicht nur noch des höchſten Lichteolorits
ermangelt. Denn, damit die Uebereinſtimmung der aus
der alten Welt neu emporſteigenden Schoͤpfung Erſtaunen
errege, fo erſcheinet uns in der weiſſagenden Somunam⸗
bule die verſchleierte Prieſterin des delphiſchen Orakels
entſchleiert wieder.
Es hat nehmlich in unſeren Tagen Biefer — dem
es bereits gelungen, die geſammte Medicin in eine acht
ſyſtematiſche Form zu bringen, und von dem ich ſchon vor
einigen Jahren in ſchoͤner Hoffnung ahnend vorausſah: er
werde uns mindeſtens durch eine Darſtellung der Grundzuͤge
der Geiſtesphiloſophie erfreuen * — mehr als dieſes, er hat
—
12 Vorbote einer kuͤnftigen Beurtheilung des Kieſer'ſchen
Syſtems der Medicin, Iſis 1820,
2
a
—
348
die ganze Nachtſeite des pſychiſchen Lebens (mit der noͤthi⸗
gen Ruͤckſicht, wie ſehr naturlich, auf die Tagſeite deſſel⸗
ben) in obengenanntem 5 !
Syſtem ] des Tellurismus oder thierifhen Magne⸗
tismus 5 ’
gegeben, und fo gegeben, wie fein bekannter, tief eindrin⸗
gender und umfaſſender Genius es vermuthen ließ. Dieſes
Werk iſt nicht das Erzeugniß einer temporaͤren Vorliebe fuͤr
eine neu gebildete Theorie, nicht eine jener flüchtigen Er-
ſcheinungen, wie ſie in unſerem ſchreibgierigen Zeitalter ſo
häufig gleich Pilzen hervorſchießen, die der naͤchſte Sonnen⸗
blick wieder in ihr Nichts zuruͤckſcheucht; ſondern es iſt das
Ergebniß Jahrelangen Studiums, während welchem der
thätige Verfaſſer ſowohl ſein Archiv fie den thieriſchen
Magnetismus herausgab, als auch academiſche Vortraͤge
hielt uͤber dieſen wichtigſten Gegenſtand unſerer Zeit. Ich
fage den wichtigſten Gegenſtand unſerer Zeit: denn es
möchte jetzt kaum zu berechnen ſeyn, welchen Einfluß die
philoſophiſche Bearbeitung des magiſch-pſychiſchen Lebens
auf alle Zweige der Wiſſenſchaft und Kunſt uͤber kurz oder
lang ausuͤben wird. „Es duͤrfte eine Zeit kommen, wo
der thieriſche Magnetismus durch die naͤhere Beſtimmung
dieſer hinſichtlich ihter Geſetze noch unbekannten Kraft ge⸗
waltfam in alle ephemeren Theorien der Natur eingreifend,
eine Revolution in der Phyſiologie, Mediein u. Pſychologie hervor
ruft, die noch nicht ihres Gleichen gehabt, und nur denen verflaͤnd⸗
lich ſeyn moͤchte, welche ſeine Bedeutung von Anfang ſeiner
Erſcheinung an zu würdigen faͤhig geweſen find.“ 17
Seit Bluges Werk, welches 1811 erſchien, und
feitbem unveraͤndert zweymal wieder aufgelegt wurde, iſt in
der in dem letzten Decennium befonders gepflegten Lehre des
thieriſchen Magnetismus nichts Umfaſſendes herausgekom⸗
men, fo daß bey der gegebenen Menge von Thatſachen und
bey der Unhaltbarkeit der bisherigen theoretiſchen Verſuche,
den thieriſchen Magnetismus zu erklären, es hoͤchſt erfreu⸗
lich und zeitgemäß erſcheinen muß, dieſe Thatſachen und
Erſcheinungen des thieriſchen Magnetismus zuſammengeſtellt
und das Ganze aus einem hoͤheren und umfaſſenderen
Standpuncte betrachtet zu ſehen. Wir konnen uns Gluͤck
wuͤnſchen, daß unſer Verfaſſer noch durch befondere Gründe
aufgefordert wurde, dieſe ſchwierige Aufgabe früher, als es
ſonſt vielleicht geſchehen ſeyn wuͤrde, zu loͤſen, und ſo ei⸗
nem Zeitbeduͤrfniß abzuhelfen, das die Sinnigeren unter
uns laͤngſt ſchon gar druckend empfanden. Theils indem
er in ſeinem Archiv fuͤr den thieriſchen Magnetismus man⸗
che Erklaͤrungen nur unvollkommen geben konnte, weil die
allgemeineren Praͤmiſſen fehlten, theils indem er zu ſeinen
academiſchen Vorleſungen über dieſen Gegenſtand eines
Handbuchs bedurfte, um ſich bey der Ausdehnung dieſer
Lehre kuͤrzer faſſen zu koͤnnen, ſah Liefer ſich ge⸗
noͤthiget, ſeine Anſicht davon in einem gerundeten Ganzen
zu geben. In einem gerundeten Ganzen oder in der
Form eines Syſtems! — An dem Werte „Syſtem“ klebt
für Viele ein verdammendes Vorurtheil — vielleicht nicht mit
13 Kiefer im Syſtem der Medicin 1 Band, S. 77 - 78.
349
Unrecht, (auch abgeſehen davon, daß viele dieſes Titels
ganz unwuͤrdige Producte denſelben zur Schau tragen):
denn ſo wenig die Natur ſelbſt ein vollkommenes Sy—
ſtem, einen Organismus hervorzubringen oder in die Er⸗
ſcheinung zu ſtellen vermag, weil ja ſtets der vollkommen⸗
ſte unter ihnen immer wieder, gemaͤß der fortſchreitenden
Tendenz des Lebens, von vollkommneren verdrängt wird,
eben fo wenig kaun der Menſch im Kreiſe ſeiner Thaͤtig⸗
keit und kuͤnſtleriſchen Darſtellung ein ſo vollkommenes
Syſtem zu Tage fordern, daß es nicht von vollkommneren
mit der Zeit übertroffen wuͤrde. Vollkommenheit iſt ja
uͤberhaupt in der Erſcheinungswelt nicht moglich, und das
Ideal iſt uͤber daſer und erfheint eben nie anders als un:
vollkommen. Es iſt aber hinlaͤnglich und entſpricht ber
hoͤchſten Anforderung an ein Syſtem, wenn dem Kuͤnſtler
wahrend der Darſtellung das Speak lebendig vor der Seele
chwebte. Dann kann es nicht fehlen, daß das Ganze bis
in ſeine entfernteſten Theile von einem Geiſte belebt und
durchdrungen werde. Und ein ſolches Syſtem iſt das
Syſtem, wie der Medicin, ſo auch des Telluris⸗
mus von Kiefer.
Dieſes Werk bedarf der Empfehlung nicht.
daß es ven der Mehrzahl unſerer Zeitgenoſſen nicht,
was noch ſchlimmer, mißverſtanden und mißgedeutet wird.
Doch hege ich die erhebende Zuvörſicht von meinen Lands—
leuten, daß der Geiſtreichen und Vernuͤnftigen nicht wenig
unter ihnen ſind. Nicht bloß der wiſſenſchaftliche Arzt,
fondern ein Jeder, der auf hoͤthere Bildung Anſpruͤche
macht, wird dieſes Werk leſen und ſich des Schatzes freu—
en, der in ihm verborgen liegt. —
Anſtatt der Vorrede gibt uns der auch hier durch die
edelſte Beſcheidenheit ſich als wahrhafter Philoſoph beurkun—
dende Verfaſſer die Worte des Hippokrates: Das Leben
iſt kurz, die Kunſt iſt lang, die Gelegenheit flüchtig, der Verz
ſuch mißlich, das Urtheil ſchwierig.
Das Werk ſelbſt zerfällt in 10 Abſchnitte,
Inhalt ich nun kuͤrzlich angebe.
oder
deren
Erſter Band.
Er ſter Abſchnitt.
Allgemeine Grundſaͤtze, Hoigerungen und Beſtim⸗
mungen, als Ueberficht des Ganzen.
H. 1 11, S. 3 32.
Ohne Aufftellung eines wiſſenſchaftlichen Grundprinci⸗
pes iſt in keinem Falle des menſchlichen Wiſſens eine mif:
ſenſchaftliche Darſtellung und Entwickelung moglich, und
fo iſt hier das allgemeine Geſetz der Polaritaͤt des Les
bens an die Spitze des Buches geſtellt, aus welchem, wenn
deſſen Nothwendigkeit erkannt iſt, ſich auch die einzelnen
Erſcheinungen des Lebeus deuten laſſen. Hieraus ergibt ſich
die das Weſen des (hieriſchen Magnetismus enthaltende
Definition deſſelben:
„Thieriſch magnetiſche Einwirkung und thieri⸗
ſcher Nagnetismus auf unſerer Erde iſt diejenige (abe
ſichtlich erzeugte) lebendige Wechſelwirkung zweyer lebender
350
Totalitaͤteu (Organismen) unter einander, in welcher nicht
die ſolare Kraft, ſondern die telluriſche Kraft das Ueber—
wiegende, Beſtimmende iſt, wo alſo das Beſtimmende als
Ausdruck der Erdtotalitͤt, als telluriſche Kraft,
oder als deren Repraͤſentant erſcheint!“ aus welcher nun
die nahere Beſtimmung der Begriffe: magnetiſcher Kreis, Mags
netifeur, Somnambul, magnetiſcher Rapport, Somnambulis—
mus, Siderismus, thieriſchmagnetiſche Kraft abgeleitet, und uber
die verſchiedenen Formen des Magnetismus u. des Somnambu—
lismus ein Ueberblick gegeben, ſo wie der Name Tellurismus
gerechtfertiget wird. — Der erſte Abſchnitt dient daher zur
einleitenden Ueberſicht des Ganzen.
Zweyter Abſchnitt.
Allgemeine Wirkungen der thieriſch-magnetiſchen
(telluriſchen) Kraft. — Somnam bulismus als
Product derſelben; Verſchiedenheit des
Somnambulismus. g. 12 — 30,
8 8
Dem Gegenſtande ſich mehr naͤhernd, wird der Somnu—
ambulismus in feiner allgemeinen Erſcheinung naͤher be—
leuchtet, als Product des telluriſch einwirkenden Magneti—
ſeurs und telluriſch empfangenden Somnambuls, wodurch
in letzterem ein beſonderer, telluriſcher Lebensproceß erzeugt
wird, der ſeinem Weſen nach mit dem Schlafe identiſch,
nach der Qualitaͤt und Quantitaͤt ſeiner Erzeuger verſchie—
den iſt, und hierdurch die qualitativ und quantitativ ver⸗
ſchiedenen, unter dem Prototyp des Schlafes liegenden For
men des Somnambulismus gibt, welche hinſichtlich des
menſchlichen Körpers tabellariſch verzeichnet find. Aus die—
ſer phyſiologiſchen Anſicht des Somnambulismus ergeben
ſich dann eine Menge Folgerungen hinſichtlich der verſchie—
denen Formen ſowohl des Magnetiſeurs als auch des Somn—
ambuls, ebenſo des magnetiſchen Kreiſes in den Pflanzen»
und Thierreiche, und ſelbſt im Reiche der anorganiſchen
Körper. Zuletzt wird die Frage beantwortet, durch welche
Verhaͤltniſſe die Entſtehung einer beſonderen Form des Somn⸗
ambulismus im Menſchen bedingt wird.
Dritter Ab ſoch eu ü k. '
Darſtellung der verſchiedenen magnetiſchen Potenz
zen für den menſchlichen Organismus.
H. 31 — 90. S. 87 — 283,
Nachdem im Bisherigen die magnetiſche Wechſelwir⸗—
kung im Allgemeinen betrachtet worden war, bleibt die
Unterſuchung, mehr ins Specielle ſich einlaſſend, beym
menſchlichen Organismus ſtehen, und da bey jeder Er—
ſcheinung des Lebens das Urſaͤchliche das erſte iſt, ſo wer—
den auch hier zuerſt die verſchiedenen Formen der magneti⸗
ſchen Kraͤfte abgehandelt,
Die Einleitung ſucht den, bisher noch nicht erkann⸗
ten Satz zu begründen: daß die magnetiſche Kraft, als
eine den beſonderen Lebensprozeß des Organes oder Orga-
nismus, auf welchen fie einwirkt, erhöhende Potenz, und
als ihrem Weſen nach telluriſche Kraft nothwendig einer
antimagnetiſchen, ihrem Weſen nach ſolaren Kraft ge
351 * 8 g
genüberſtehe, fo daß alle Kräfte der Erde entweder tellu—
riſch oder folar, und in Beziehung auf ihre magnetiſche
Wirkung entweder poſitiv und magnetiſch wirkend, oder nega—
tiv und antimagnetiſch wirkend ſeyn muͤſſen. Es wird hier
ferner begruͤndet, daß die verſchiedenen magnetiſchen Kraͤf—
te nur verſchieden potenziirte Ausdrücke einer und derſel⸗
Kraft, nehmlich der telluriſchen Kraft, find, die nach den
Entwickelungsſtufen des Erdenlebens in folgende Abtheilun⸗
gen zerfallen, in denen immer der telluriſchen Kraft eine
ſolare gegenuͤberſteht.
1. Allgemeine telluriſche Potenzen: der Erdkoͤrper
ſelbſt und als Theil der telluriſchen Totalitaͤt der Mond.
2. Beſondere telluriſche Potenzen; einzelne Kraͤfte und
Dinge der Erde, als befondere Ausdruͤcke der Erdtotalitaͤt.
Dieſe letzten ſind wieder:
a. Organiſche Potenzen, in welchen die Totalitaͤt
eines beſonderen Leibes und Lebens wirkt. Alſo:
aa. Des mineraliſchen Lebens. Mineraliſcher
Magnetiſeur.
bb. Des pflanzlichen Lebens. Pflanzlicher Mag—
netifeur,
cc. Des thieriſchen Lebens. Thieriſcher Mag:
netiſeur.
b. Pſychiſche Potenzen, in welchen die geiſtige
Thaͤtigkeit des Menſchen das Wirkende gibt.
c. Dynamiſche Potenzen; — telluriſche Kraͤfte der
chemiſchen Elementarſtoffe.
d. Mechaniſche Potenzen, in welchen die Kraft
der Schwere das Wirkende iſt.
Etſtes Capitel.
Allgemeine telluriſche Potenzen.
Die Wirkung der Erde als Totalität erſcheint jede
Nacht im Schlafe. Dann wird hier abgehandelt: die Wir⸗
kung des Mondes, der Winterzeit, der Waͤrme, des
violetten Lichtſtrahls, der Tone, des negativen Poles
der Electricitaͤt, und des Sudpols des Magnets.
Zweytes Capitel.
Beſondere telluriſche Potenzen.
A. Des mineraliſchen Lebens. Mineraliſcher
Magnetiſeur. Ein ſehr ausfuͤhrlicher Abſchnitt, da es
hier um Aufſtellung und Begruͤndung eines ganz neuen Be⸗
griffes ankommt. Im Mineralreich gibt es eine beſondere
Form der magnetiſchen Kraft, die man bisher auch wohl
ſideriſche Kraft nannte, welche nicht aus der durch die
chemiſchen Elemente wirkenden Kraft der Körper erklaͤrbar,
ſondern als eine hoͤhere organiſche Kraft angeſehen und in
die Phnfiologie aufgenommen werden muß, und die im
unmagnetiſirten ſideriſchen Baquet zuerſt von Kieſer
entdeckt wurde.
Geſchichte diefer Entdeckung. Dann zur Begründung
derſelben: Angabe der rhabdomantiſchen Erſcheinungen
und Vechaͤltniſſe; der Wirkung der Metalle zur Heilung
ͤ— —
zu
352
von Krankheiten; der Wirkung der Metalle, des Waſſers
ꝛc. auf die Somnambulen, die auf keine andere Weiſe er⸗
klaͤrt werden kann; der Wirkung des Waſſers zur Etzeu⸗
gung der Orakel der Alten; und zuletzt ausführliche Eroͤr⸗
terung der Frage: welche mineraliſchen Subſtanzen den
telluriſch wirkenden gegenuͤberſtehend antitelluriſch und ſolar
wirken? deren hoͤchſt wichtiges Reſultat iſt: daß nach der
Erfahrung wahrſcheinlich Seide, Harz, Pech, Glas, Sie⸗
gellack ꝛc. nicht nur nicht magnetiſch, ſondern ſelbſt antimag⸗
netiſch wirken. Denen, die die ſideriſche Kraft noch bezwei⸗
feln, kann dieſer Abſchnitt beſonders empfohlen werden.
Hinzugefuͤgt iſt eine ausfuͤbrliche Beſchreibung der
ſideriſchen und rhabdemantiſchen Werkzeuge und ein Verſuch
der Erklaͤrung ihrer Wirkung, fo wie, nach ausfuͤhrlicher
Angabe der Conſtruction des Mesmeriſchen, Klugeſchen,
Wolfart'ſchen Baquets, die Beſchreibung des unmagneti⸗
ſirten ſideriſchen Baquets von Kiefer, wozu die eine Kupfer⸗
tafel gehoͤrt.
B. Organiſche Potenzen des vegetabiliſchen Le⸗
bens. Degetabiliſcher MNagnetiſeur. Die Wirkung
der magnetifirten Baͤume beruht wahrſcheinlich auf der ei⸗
gentlichen magnetiſchen Kraft des Pflanzenlebens, fuͤr wel⸗
che Annahme noch andere hier aufgeführte Erſcheinungen
ſprechen, ®
C. Grganiſche Potenzen des animaliſchen Les
bens. Thieriſcher Utagnetiſeur. Hierher gehoͤrt zuerſt
die Erſcheinung der Idioſynkraſie mancher Menſchen auf
den Einfluß gewiſſer Thiere, beſonders Nachtthiere. Dann
die bezaubernde Wirkung der Klapperſchlangen; die Wir⸗
kung der electriſchen Fiſche, des Balneum animale; und
endlich die der ſtreichenden Hand in der magnetiſchen Manis
pulation, an welche ſich die magnetiſche Wirkung des An⸗
hauchens, des Speichels, der ganzen Vorderflaͤche des Men⸗
ſchen, des firirten Blickes (wie fie ſchon in der kascinatio
per oculos vorkommt), der Anſteckung des Somnambulis⸗
mus, der Gerocomic und des Selbſtmagnetiſirens ans
ſchließt.
2) Pſychiſche Potenzen. Der wichtigſte Theil dies
ſes Kapitels, inſofern unfere bisherige Pſychologie hier den
Ver ganz in Stich ließ, und ganz neue pſycholsgiſche Prin⸗
cipien aufgeſtellt werden mußten. Zuerſt Widerlegung des
Glaubens an Dämonen; dann Aufſtellung folgenden Sche⸗
ma's der pſychiſchen Kräfte:
1 οννν
Gefühlsſeite Erkenntnißſeite
= a — 3
Magiſches Magiſche Intelligentes Intelligentes
Handeln. Anſchauung. Handeln Wiſſen.
a — — — ———
Nachtleben Tagleben.
Rumpfſyſtem. Kopfſyſtem.
nach welchem alle mit — bezeichneten pſychiſchen Thaͤtigkei⸗
ten als telluriſch oder magnetiſch wirkend erſcheinen dage⸗
gen alle mit + bezeichneten Thaͤtigkeiten antimagnetiſch wir⸗
ken. Die Ausführung leidet indeſſen keinen Auszug, doch
353 53
gründet fich die ganze ſpaͤtere Erklärung der pſychiſchen Er:
ſcheinungen des Somnambulismus auf dieſe pſycholog'ſchen
Grundſaͤge Uuſern heutigen Pſychologen moͤchten fie ein
Stein des Anſtoßes ſeyn, aber auch vielleicht zur Belehrung
dienen Die Wirkung des Glaubens in den Wunderhei—
lungen ſowohl der aͤlteſten Zeiten als auch ſelbſt unferer
Tage werden hier vollkommen erklärt und auf Naturkraͤfte
zurückgeführt, und in dieſer Beziehung duͤrfte die Lehre
des pfychiſchen Selbſtmagnetiſirens von beſonderer Bedeu⸗
tung ſeyn.
3) Dynamiſche Potenzen. Die dynamiſche Kraft
der chemiſchen Elementarſtoffe iſt hier das Wirkende, und
es ergibt ſich nach Theorie und Erfahrung, daß Sauer-
ſtoff und Kohlenſtoff telluriſch, alſo magnetiſch, Waſſer⸗
ſtoff und Stickſtoff aber folke und alſo antimagnetiſch
wirken. Hierfür ſpricht die Wirkung des Kohlenoxyd —
und des kohlenſauern Gaſes, der narkotiſchen Stoffe und
noch eine Menge Erfahrungen, wohin auch die Wirkung
der hier angegebenen Hexenſalben gehört, der Raͤucherungen
bey Beſchwoͤrungen u. |. w.
4) Mechaniſche Potenzen. Inſofern auch auf
mechanische Weiſe durch Druck ꝛc. einzelner Organe Somn⸗
ambulismus entſtehen kann. |
Der letzte Paragraph dieſes Abſchnittes handelt von
dem Verhaͤltniß der Wirkung dieſer verſchiedenen Kräfte zu
einander, und der wichtige Satz wird ausgefuͤhrt: daß mit
dem Auftreten einer hoͤheren telluriſchen Kraft die niedere
latent wird, ein Geſetz, welches von allen Kraͤften in der
ganzen Natur gilt.
Vierter Abſchnitt.
KEigenthuͤmlichkeiten der telluriſchen (thieriſch-mag—
netiſchen und ſideriſchen) Kraft. §. 91 — 111.
©. 284 — 544.
Auf die Angabe des Weſens und der verſchiedenen
Form der magnetiſchen Kraft folgt die Darſtellung der fi:
genthümlichkeiten dieſer Kraft, durch welche fie ſich von
anderen bisher bekannten Kräften unterſcheidet, und als Ohaͤ—
tigkeit sui generis darſtellt. Zuerſt wird gehandelt von der
verſchiedenen Intenſitaͤt oder Peu der magnetiſchen
Kraft, wodurch ſich das Verhaͤltniß ihrer Wirkung in Zeit
und Raum,
und der Ausdehnung ihrer Wirkung, alſo der Fernwirkung
ergibt, und das Reſultat iſt: daß die magnetiſche Kraft
der hoͤchſten Potenz mit unberechenbarer Schnel—
ligkeit in ungemeſſene Räume wirken kann, woraus
ſich manche ſeltene Erſcheinungen bey Somnambulen erklaͤ⸗
ren. Dann wird das Verhaͤltniß der Quantitär der mag⸗
netiſchen Kraft erörtert, als abhaͤngend von der Quantität
der Maſſe des wirkenden Koͤrpers, und die wichtige Frage
von Neuem berührt: welche Subſtanzen und Kraͤfte auf
der Erde kelluriſch oder magnetiſch, und welche ſolar oder
antimagnetiſch wirken.
Es folgt: die Erſcheinung der magnetiſchen Traͤ—
ger (Magnetophoren), der Leiter der magnetiſchen Kraft,
der Iſolatoren verſelben, und das Verhältniß dieſer Kraft
Sſis 1842 Heft III.
und alſo die Verſchiedenheit der Schnelligkeit
I: 35+
zu anderen Kräften hinſichtlich ihrer Jerſtörbarkeit oder
Unzerſtorbarkeit, welche Erſcheinungen vollkommen erklaͤrt
und phyſtologiſch begründet werden.
Dann uͤber die Eigenſchaft der magnetiſchen Kraft
ſtralend zu wirken, und von glatten Flaͤchen zuruͤckgewor—
fen zu werden, welche Eigenſchaft ſie mit dem Lichte und
der Waͤrme gemein hat; und endlich eine ſummariſche An—
gabe aller Verhaͤltniſſe, durch welche ſich die telluriſche Kraft
von anderen Kräften, auf welche man fie zurückzuführen
verſucht hat, unterſcheidet.
Fünfter Abſchnitt.
Technicismus der magnetiſchen Behandlung. 5. 112
— 185. S. 345 — 478.
Erſtes Kapitel.
Magnetiſche Behandlung durch den menſch—
lichen Magnetiſeur. Theorie der pſychi⸗
ſchen und organiſchen Behandlung.
I. Allgemeine Bedingungen.
1. Ueberwiegen der telluriſchen Einwirkung des
Magnetiſeurs und der Empfaͤnglichkeit des Somn—
ambuls. Jeder Menſch kann magnetiſch einwirken und als
Magnetiſeur erſcheinen; doch muß er immer beherrſchend
und der Somnambul als empfangend erſcheinen, widrigen⸗
falls auch der Somnambul als Magnetifeur auftreten kann,
und weil die magnetiſche Kraft durch den verſchiedenen Zu⸗
ſtand des Organismus verſchieden modifteirt und nur vom
Geſunden Geſundes erzeugt wird, fo find folgende Eigen⸗
ſchaften des gefunden Magnetiſeur unerläßlich;
a. Vollkommene Eörperlihe und geiſtige Ge:
ſundheit. Der reine (harmoniſche) Somnambulismus
kann nur von reinen (geſunden, in ſich harmoniſchen) Men⸗
ſchen erzeugt werden. Es folgen Betrachtungen uͤber das
phyſiſche, pſychiſche und moraliſche Leben und uͤber die
Nothwendiskeit der Reinheit und Unſchuld, fo wie über die
traurigen Folgen der Verdorbenheit und Schuld des Mag
netiſeurs. „Wer als Magnetiſeur auftreten und magnetiſch
heilen will, pruͤfe ſich wohl, ob ſeine Individualitaͤt dieſem
Geſchaͤfte getwachſen iſt, damit er nicht, im Falle des Mans
gels dieſer Eigenſchaften, in die Gefahr gerathe, entweder
feine Selbſtſtaͤndigkeit in der des Somnambuls zu verlies
ren, und die Rollen zu tauſchen, oder ſtatt Wiedererzeu—
gung eines harmoniſchen Lebens ein krankhaftes, disharmo—
niſches hervorzubringen. — Wer nicht an die Sache glau—
bet, bleibe ferne vom Heiligthum des Glaubens. — Wenn
koͤrperliche Krankheiten das phyſiſche Leben trüben, heile ſich
erſt ſelbſt, ehe er durch ſich andere heilen will. — Wem
Leidenſchaften und Affecte die Seelenruhe zerreißen, ſuche
erſt ſein eigenes Innere zu beruhigen, ehe er das kaͤmpfen—
de Leben in Anderen zu beſchwichtigen unternimmt. — Wer
Suͤnden und Laſtern froͤhnt, ſcheue ſich wenigſtens vor der
Sünde, durch moraliſche Anſteckung ein ſchuldloſes Leben
zu verpeſten; — denn nur Reines kann Reines er—
zeugen“ ꝛc.
23
355
b. Mittleres Lebensalter. Obgleich auch Kinder
und Greiſe magnetiſch wirken koͤnnen, ſo iſt doch die Periode
vom 20. — 60. Lebensjahr die paſſendſte, wobey zu beruͤck⸗
ſichtigen, daß der Magnetiſeur immer der ältere ſey.
c. Von den Temperamenten und Conſtitutionen
wirkt das vegetative (phlegmatiſche) Temperament und die
Conſtiſtution des ganglioſen Menſchen am kräftigſten mag⸗
netiſch. Gründe hierfür und wiſſenſchaftliche Beweisfüh⸗
rung, daß rein gläubige, alle Reflexion verbannende Men⸗
ſchen, Landleute, Schäfer, Geiſtliche ꝛc. die beſten Magneti
ſeur ſind.
d. Das Weib gehoͤrt mehr dem Gefuͤhlleben, der
Mann dem Verstand. — Das Weib wirkt daher kraͤf—
tiger magnetiſch als der Mann, um ſo mehr, je weiblicher
es iſt — die intelligente aͤrztliche Praxis wird einſt Attribut
des Mannes, die magiſche durch den Tellurismus die des
Weibes ſeyn.
e. Der ſchlafende Menſch iſt ebenfalls und aus
gleichem Grunde der kraͤftigere Magnetiſeur, und dieß um ſo
enehr, je höher potenzürt der Schlafzuſtand iſt; daher Somn⸗
ambulen, Rhabdomanten.
2. Geiſtige und körperliche Annäherung. Ueber
einſtimmung der Denk und Handlungsweiſe und des Ge⸗
müths, Sympathie, geiſtige Wechſelwirkung. Wie
freundſchaftliche Zuneigung, wechſelſeitiges Zutrauen und
treue Anhaͤnglichkeit im wachenden Leben das Zuſammenſeyn
erleichtern, und im magnetiſchen Kreiſe die magneliſche
Wechſelwirkung unterſtuͤtzen, jo kann das Gegentheil: Abs
neigung, Mangel an Zutrauen, Haß ꝛc. das wachende wie
das magnetiſche Leben erſchweren. — Die Wirkung der
magnetiſchen Kraft nimmt im Verhaͤltniß der körperlichen
Annaherung zu. — Dann Belsuchtung der Frage: ob
körperliche Berührung bey der magneteſchen Manipulation
nothwendig ſey oder nicht? — Endlich über das Schickli⸗
che oder Unſchickliche hierbey.
3. Richtung der telluriſchen Kraft des Magne⸗
tiſeurs auf den zu magnetiſtrenden Theil und
4. Richtung der vorderen Flaͤche des Körpers
des Magnetiſeurs oder feiner Organe gegen dieſel—⸗
be des Sommambuls. Sehr ausführliche und gehalt
wolle Unterſuchungen, von S. 365 — 574.
5. Entfernung aller antimagnetiſch (ſolar) wir⸗
kenden Potenzen, und Vermeidung aller den einge⸗
leiteten Zuſtand ſtörenden Verhaͤltyhiſſe. Ahe fruher
angegebenen antitelluriſch wirkenden Dinge; jede Erzeugung
eines anderen Zuſtandes, ſelbſt wenn er gleichfalls telluri—
ſcher Zuſtand waͤre; Behandlung durch pharmaceutiſche Mit⸗
tel, wenn fie nicht vom hellſehenden Somnambulen oder
vom wiſſenſchaftlichen Magnetiſeur gefordert werden, muſſen
in der magnetiſchen Behandlung entfernt und vermieden
wer den.
II. Befondere Bedingungen der magnetiſchen Be⸗
handlung durch den menſchlichen Magne—
tiſeur.
Kranken — magnetiſche Manipulation.
TR 356°
A. Pſychiſche Behandlung. Gefuͤhlsthaͤtigkeit,
wohin Einbildung, Glaube, Andacht, Mitleiden, Theilneh⸗
men 20. gehören, und Willensthaͤtigkeit, ernſter, feſter
Wille zu helfen, beſtimmtes von aller Reflexion freyes
Wollen zu helfen und zu heilen, beyde auf den Kranken
gerichtet. 3
B. Organiſche Behandlung. Richtung und Fir
rung der telluriſchen Kraft des menſchlichen Leibes auf den
Die vorzügs
lichſten Formen der organiſch magnetiſchen Behandlung:
das Adſpiriren oder Anhauchen, das Fixiren durch den Blick,
das Streichen mit den Füßen, und endlich die Manipulas
tionsweiſen durch Streichen mit den Haͤnden werden hier
abgehandelt, ſo wie die letzteren ausfuͤhrlich beſchrieben und
geiwürdiget, von denen ich nur die wichtigſten namentlich
anführe; es gibt hinſichtlich der Bewegung oder Rahe der
Haͤnde, der Richtung der Striche und der verſchiedenen
Flaͤchen und Theile der Hand folgende:
1. die ſtetige, firirte Manipulation;
2. die vagirende Manipulation, Behandlung in Bo⸗
gen, Behandlung in großen Bogen, traitement 3
grands vourants ber Franzoſen. Poſitive, mag⸗
netiſche Striche mit der inneren Flaͤche — und ne⸗
gative, antimagnetiſche Gegenſteiche mit der Ruͤcken⸗
flaͤche der Hand oder der Finger und indifferente Stri⸗
che mit dem Rand derſelben. 5
a. Volar manipulation, die wiederum in Pal⸗
mar- und Digitalmanipulation — letztere ver⸗
einigt als Unterarten: die expandirte Digitalma⸗
nipulation, die contrahirte Digitalmanipulation,
die Pugnalmanipulation (einfache, und doppelte), —
und in Pollikarmanipulation zerfällt,
b. Dorſalmanipulation. Gegenſtriche zur Aufhe⸗
bung des Ssmnambuttsmus. Ventiliren.
e. Marginalmanipulation, iſt für die magneti
ſche Behandlung eigentlich gleichguͤltig und wenig
mehr in Gebrauch.
Hinſichtlich der großeren oder geringeren Entfer⸗
nung der magnetiſirenden Hand vom Kranken unterſcheis
det man: -
1. Die Manipulation
kraͤftigſten und oft zu heftig.
terarten. 5
2. Die Manipulation in distans. Sit ebenfalls vers
ſchiedenartig.
Rodifieationen der angegebenen Manipulationsweiſen
find: das Spargiren, Comprimiren, Calimiren und
Deriviren, — Bey allen Dianipulationsarten iſt nicht zu
vergeſſen, daß die Abſicht, der Wille und der Glaube
immer zugleich mit pſychiſch wirken. f >
III. Practiſche Regeln bey der magnetifchen Be⸗
i durch den menſchlichen Magne⸗
tiſeur.
mit Contact. Wirkt am
Hat verſchiedene Uns
357
a a. Bey der allgemeinen Behandlung. An⸗
näherung des Kranken und des Magnetiſeurs; Rich—
tung der vorderen Seite des Magneeiſeurs gegen die
vordere Seite des Kranken; Streichen mit der vorderen
Flaͤche beyder Haͤnde und der Finger. Vorbereitende Mar
nipulation (Rappertſetzen, mettre en rapport, en har-
monie) und ausfuͤhrende (effective) Manipulation, bey wels
cher Gelegenheit für diejenigen, die nicht ſelbſtſtaͤndig die
für jeden beſondern Fall noͤthige beſondere Manipulationgs
weiſe beſtimmen koͤnnen, die empiriſch angenommenen, aus
Wees von Eſenbecks kurzer Darſtellung (Rieſers Ar—
chiv. 7. Bd. 2. St. S. 66 — 68) angeführt werden; —
ferner Aufmerkſamkeit des Magnetiſeurs, Zutrauen zu ſei—
ner Behandlung, Theilnahme an ſeinen Kranken; Abge—
ſchiedenheit des magnetiſchen Kreiſes von der Außenwelt —
Stille und Ruhe in und um denſelben (die magnetiſche Der
handlung leidet weder Zuſchauer noch gemeinſchaftliche
Behandlung mehrerer Kranken, wie ſie beſonders Wolfart
empfiehlt, wenn dabey nicht alle Mitglieder der Geſellſchaft
ein und derſelbe Sinn und daſſelbe Gefuͤhl belebt. „Alles
nehmlich, was das Gefuͤhlsleben des Menſchen betrifft, iſt
dem Tagleben entgegengeſetzt und ſcheut jede Beleuchtung,
als Vertilgung feiner ſelbſt. Dem Tag und Vernunftleben
gegenuderftehend huͤllt es ſich in Dunkel und Nacht, und
iſt von der Außenwelt abgezogen und heilig, und Propali⸗
rung deſſelben, Hingeben an die Außenwelt iſt Profanirung,
welche das natuͤrliche Schaamgefuͤhl des Menſchen, als das
Gefuͤhl dieſer inneren Heiligkeit verbietet. Denn wie das
Princip des intelligenten wachenden Lebens das des Tages
und der Offenkundigkeit iſt, fo iſt das Princip des Ge—
fuͤhllebens, des Magnetismus, im Gegenſatze von jenem,
das Princip der Nacht und des Schlafes, das myſteriöſe
Princip.“ Und eben ſo, „ we, wie zum Teiche Bethes—
da, Kranke und Geſunde, Glaͤubige uns Ungiaubige, New
gierige und Wißbegierige indiscriminatim zu einem oͤffent—
lichen Baquet ſtroͤmen dürfen, iſt die Idee des thieriſchen
Magnetismus ganz verfehlt, und das Ganze wird theils zu
einem die Sache entehrenden Gaukelſpiel herabgewürdiget,
theils muß die Wirkung der magnetifhen Behandlung oft
die ganz entgegengeſetzte der Heilung ſeyn. — Denn da hier
die pſychiſche Kraft auch fernwirkend iſt, fo wird, wie ein
raͤudiges Schaaf die ganze Heerde anſteckt, auch ein Treu—
fofer den ganzen magnetiſchen Kreis ſtoren muͤſſen; abgeſehen
davon, daß gemeinſchaſtliche magnetiſche Behandlung auch
Gemeinſchaft der Krankheiten erzeugt ꝛc.); und endlich Vers
meidung aller, nicht nochwendig (vom Somnambul oder
von der Wiſſenſchaft) geforderten Verſuche.
B. Practiſche Regeln bey der oͤrtlichen mag⸗
netiſchen Behandlung durch den menſchlichen Mag⸗
netiſeur. if
Die oͤrtlich magnetiſche Behandlung bey Srtlichen Af—
fectionen, Zahn-, Kopf“, Ohren, Colik- und anderen
Schmerzen und Kraͤmpfen, bey oͤrtlichen Entzuͤndungen ꝛc.
kaun durch pſychiſche Einwirkung, durch Fixtrung des
Glaubens und Willens, verbunden mit Firirung der Augen
auf den kranken Theil, wie ſie bey dem im Volke gewoͤhn⸗
lichen Beſprechen mit Herſagen beſtimmter Formeln, Gebe—
te ꝛc. ausgedruckt iſt, oder durch organiſche Einwirkung,
durch Anhauchen, Manipulation des kranken Theiles, durch
358
Streichen und Druͤcken mit den Fuͤßen, — Treten (ſelten
in der magnetiſchen Praxis, wohl aber bey den Landleuten
gebraͤuchlich) geſchehen. Sopiren, Einſchlaͤfern. Dauer der
magnetiſchen Behandlung; Wiederholung der magnetiſchen
Sitzung.
IV. Erwecken des Somnambuls.
Iſt ebenfalls allgemein und örtlich durch i⸗
ſche oder organiſche Einwirkung, faſt 15 a
gentheil des Einſchlaͤferns und der Erzeugung des Somnam—
bulismus. Nothwendige VBehutſamkelt, weil Störung des
allgemeinen Somnambulismus leicht Lebensgefahr nach ſich
zieht.
V. Beſondere Nanipulationsarten zur Erzeugung
beſonderer Zuſtaͤnde.
Concentration der magnetiſchen Kraft auf einzelne Or⸗
gane und große Reaction derſelben, begründet in großer
Empfänalichteit für die magnetiſche Kraft. Hieher z. B.
Blutſchwitzen der Finger; Erſtarrung des Armes,
wachſerne Biegſamkeit, Catalepſis; Erbrechen; fogenants
tes Polſetzen am Kranken; magnetiſche Kette durch
Verbindung mehrerer Magnetiſeurs (wirkt nach des Ver—
faſſers Beobachtungen ſelbſt minder kraͤftig als die Einwir—
kung eines Magnetiſeues, was auch die Theorie beſtaͤtiget,
und die magnetiſche Kette durch Verbindung mehrerer Kran
ken iſt als nachtheilig zu verwerfen); Ceſtbannen auf
den Stuhl oder auf den Boden; Preſſungen einzel⸗
ner Theile; magnetiſche Schnellſtriche; Anziehung der
Organe des Somnambuls und ſelbſt des ganzen Körpers
deſſelben durch den Magnetiſeur, welcher alfo fomit alle
pſychiſchen Kräfte: Willen, Gedanken, Empfindungen,
Handlungen ꝛc.; die organiſchen Kräfte: Bewegung und
Function einzelner Organe des vegetativen, animaliſchen und
ſenſitiven Syſtemes, und die phyſiſchen (mechaniſchen)
Kraͤfte: die phyſiſche Maſſe, die Materie, Schwerkraft des
Körpers des Somnambuls zu determiniren vermag.
Im ußeſten Paragraph wird die vielbeſprochene Sta
ge: Schwächt die magnetiſche Behandlung den Mag⸗
netifeur, jo daß anhaltendes Magnetijiren für deſſen Leben
und Geſundheit nachtheilig ſeyn kann? dahin beantwortet,
daß fuͤrs erſte der abſolut bejahenden Meynung eine irrige
unphyſtologiſche Anſicht zum Grunde liege, und daß, wie
zwar uͤbermaͤzige Anſtrengung in allen und jeden Beſchaͤftit
gungen Ermuͤdung und Erſchlaffung zur Folge habe, eine
angemeſſene Uebung der verſchiedenen Thaͤtigkeiten des Men⸗
ſchen hingegen kraͤftigend und ſtarkend wirke, allerdings auch
uͤbertriebenes Magnetiſiren ſchaden oder wentgſtens tempo
roͤr ermüden und ſchwaͤchen, mäßige und angemeſſene Aus⸗
uͤbung dieſer beſtimmten Thaͤtigkeitsaͤuß rung aber vielmehr
nur wohlthaͤtſg und ſtaͤrkend für den Magnetiſeur ſeyn koͤn⸗
ne. Denn „ſo wenig die Sonne, wenn ſie das Erdleben
erleuchtet, einen Lichtſtoff ausſendet, der ihre eigene Maſſe
verringert, ſo wenig der Mond an Lebensenergie einbuͤßt,
wenn er die typiſchen Erſcheinungen der Menſtruation und der
Mondſuchten leitet, ſo wenig der Magnet an Subfkanz ges
ringer wird, wenn er das Eiſen magnetiſch macht, oder das
ſideriſche Metall, wenn es Somnambulismus erregt jo
wenig der durch ſeine Rede den anderen Menſchen belehren
359
de mit der Uebertragung feiner intellectuellen geiſtigen Kraft
einen Gedankenſtoff ausſtroͤmen laͤßt, und fo wenig über:
haupt die normale Aeußerung jedes Lebensactes in der
Pflanze, im Thiere, im Menſchen das Leben abſolut
ſchwaͤcht; eben fo wenig iſt an eine ſchwaͤchende oder nach—
theilige Wirkung des normalen Magnetiſirens zu denken ꝛc.
Beygefuͤgt iſt noch einiges ſehr bemerkenswerthe vom Se:
kundarmagnetiſeur.
Zweytes Kapitel.
Magnetiſche Behandlung durch den mineralis
[hen Mag netiſeur. Theorie der Behandlung
durchs ſideriſche Baquet.
8
Um durch das von Vieſer zuerſt in Anwendung ge—
brachte ſideriſche Baquet magnetiſch zu wirken, find »ben—
falls folgende allgemeine Bedingungen zu erfuͤllen:
1) Verbindung der am ſtaͤrkſten wirkenden ſide⸗
riſchen Subſtanzen zu einem Ganzen — Baquet. —
Nachdem uͤber die erfahrungsgemaͤß am kraͤftigſten ſideriſch
wirkenden Subſtanzen: Platin, Queckſilber, Eiſen, Waſ⸗
fer das Nöthige bemerkt, wirft der Vfr die wichtige Frage
auf: ob nicht eine Verbindung aller telluriſch wirkenden
Mineralkoͤrper zu einem Univerſalbaquet am kraͤftigſten
allgemein ſideriſch wirken werde, waͤhrend dann beſonde—
re Formen des Baquets (Eiſenbaquet, Waſſerbaquet,
Queckſilberbaquet ꝛc.) nur bey Krankheiten einzelner Syſte—
me und Organe ſpecifiſch anzuwenden waͤre? bis weitere
Erfahrungen hierüber entſcheiden, muͤſſe man nur das bis⸗
her gebräuchliche anwenden. — Ueber Größe und Con⸗
ſtruction des ſideriſchen Baguets. — Iſoliren unnütz
und unanwendbar. Das Magnetiſiren des Baquets
ebenfalls unnoͤthig, wenn nicht zugleich die menſchlich mag—
netiſche Kraft mitwirken ſoll, in welchem Falle es wegen des
naͤheren Rapports nicht gleichgültig iſt. —
2) Annaherung des Branken an das Baquet
und Derbindung beyder. Der Grad der Annäherung
wird durch die Groͤße des Baquets und durch die Empfaͤng⸗
lichkeit des Kranken beſtimmt. — Das kraͤftigſte Verbin⸗
dungsmittel des Kranken mit den Baquet iſt Eiſen (eiferne
Staͤbe), ſchwaͤchere Leiter ſind wollene, hanfene Schnuͤre.
3) Richtung der telluriſchen Kraft auf den zu
magnetiſirenden Theil. Entweder auf den ganzen Koͤr—
per oder auf einzelne Theile deſſelben.
4) Richtung der vorderen Flaͤche des Kranken gegen
das Baquet und
5) Entfernung aller antimagnetiſch (ſolar) wirkenden
Potenzen und Vermeidung aller den eingeleiteten Zuſtand
ſtoͤrenden Verhaͤltniſſe.
Practiſche Regeln bey der magnetiſchen Behand:
lung durchs ſideriſche Baquet.
Betreffen die Stellung und Verbindung des Kranken
mit dem Baquet, die Manipulation; Unnoͤthigkeit, ja bie:
weilen ſogar Nachtheiligkeit der Gegenwart und Mitwirkung
des Arztes, wobey jedoch immer der Rapport zu beruͤckſich⸗
360
tigen; Stille und Ruhe in und um den magnetiſchen
Kreis ic. 7 5
Das Erwecken des Somnambuls, wenn es gefor⸗
dert wird, geſchieht durch Streichen mit Metallen, im
gewoͤhnlichen Falle ſind hier Ruͤckſtriche des menſchlichen
Magnetiſeurs ganz unwirkſam. Dann von der complicir⸗
ten Behandlung durch den menſchlichen und mineraliſchen
Magnetiſeur. Endlich eine intereſſante Vergleichung der
magnetiſchen Behandlung durch den menſchlichen Magne⸗
tiſeur mit der durchs ſideriſche Baquet.
Drittes Kapftel.
Unterſtuͤtzungsmittel der
Behandlung.
Hieher alle Mittel, welche die magnetiſche Kraft des
Menſchen oder des Baquets entweder durch ihre eigene
telluriſche Kraft unterſtuͤtzen, oder dieſelbe concen⸗
triven, oder als Träger und Subſtitute des Magneti⸗
ſeurs auftreten — Magnetophoren 2c. a
Wollte man nun die telluriſchen Kräfte in der groͤß⸗
ten Mannigfaltigkeit und Intenſitaͤt einwirken laſſen, und
gleichſam ein Ideal der complicirten magnetiſchen Ber
handlung aufſtellen, alle uͤbrigen Ruͤckſichten einmal bey
Seite geſtellt; fo würden folgende Andeutungen die hierzu
erforderlichen Verhaͤltniſſe enthalten. a 0
Daͤmmerlicht des magnetifhen Zimmers durch vio⸗
lette Glasſcheiben oder Lampen; die Seſſionen nah Son:
nenuntergang, noch beſſer zur vollen Nachtzeit;
Schrweigſamkeit und Stille in und neben dem magneti⸗
ſchen Zimmer, und Abgeſchloſſenheit vor dem Eintritt aller
fremden Perſonen; im Zimmer ſelbſt ſo viel Metallge⸗
raͤth, als moͤglich, beſonders Eiſen — eiſerner Seſſel,
Fußboden, Getaͤfel der Wände — Waſſer in mehreren Ges
faͤßen aufgeſtellt e.; an der einen Seite des Zimmers ein
Univerfalbaquer, im Innern durch eine gluͤhende eifer-
ne Kugel oder durch ein Kohlenbecken erwärmt; die Wände
mit metallenen (platinirten) Hohlſpiegeln geſchmuͤckt, de—
ren Strahlencentrum auf die Kranken gerichtet iſt; telluri⸗
ſche Pflanzen und Raͤucherungen, wie in den Tem⸗
peln der heilenden Götter Griechenlands; Muſik, vorzuͤg⸗
lich wohl Harmonikatoͤne; alle Geraͤthe und das Baquet
in mofteriöfer Form, uͤberdem Schildereien magiſcher Hei⸗
lungen der Schrift, Heiligenlegenden, um den Glau-
ben und die Phantaſie des Kranken zu ſteigern; hell⸗
ſehende Soinnambulen würben als geweihte Prieſter er⸗
ſcheinen und zu befonders kraͤftiger Einwirkung, jo wie
zur Conſultation benutzt, wozu auch einfache, fromme
Menſchen, die in jeder Gegend und zu allen Zeiten im
Stillen (weil jede aͤchte magnetiſche Behandlung Still⸗
ſchweigen fordert, und man fie uͤberdem aus Mißkenntniß
Aberall geächtet hat) durch Beſprechen, Segnen ıc. mit
ausgezeichneter Kraft magiſch heilen, als Gehuͤlfe des Mag⸗
netiſeurs dienen koͤnnen. Jede Sitzung würde mit religio⸗
fen Sormen begonnen und alle Verſpottung des Heili⸗
gen, Unglaube, und jede Afterphiloſophie und Mediein die
fowohl die Vernunft verachtend, nicht durch Intelligenz zu
heilen verſteht, und ſich lieber bequemer Empirie und Ge⸗
dankenloſigkeit hingibt, als fie auch das Gefuͤhlsleben vers
magnetiſchen
361
hoͤhnend, nichts von der Wirkung religiöfen Glaubens ab:
net, entfernt gehalten. Auf ſolche We ſe ließe ſich die
größte Mannigaltigkeit und Intenſitäͤt der telluriſchen Kraft
in einem ächt magifchen Zimmer vereinigen. In dieſem
magiſchen Kriſe muß dann mit klarem Selbſtbewußtſeyn
g und heller Vernunft der Magnetiſeur herrſchen und wachen,
in feiner intelligenten Kraft den Schluͤſſel führen, der alle
dieſe aus der Unterwelt heraufbeſchworenen Nacht- und
Erdgeiſter öſet und bindet, je nachdem es der Zweck der
Heilung ferdert ıc.
Zweyter Band.
Sechster Abſchnitt.
Beſondere Erſcheinungen des telluriſchen Lebens
und des Somnambulismus im Allgemeinen.
$. 184 — 279. S. 3 — 280.
Erſtes Kapitel.
Natürlicher Schlaf und deſſen Erſcheinungen.
Allgemeine Erſcheinungen des Schlafes, beſondere Er—
ſcheinungen deſſelben in den drey Haupkſyſtemen, pſychiſche
Thaͤtigkeit des ſchlafenden Nachtmenfchen (Traumerſcheinun⸗
gen), centripetale und centrifugale Richtung der Thaͤtigkeit
des wachenden und ſchlafenden Lebens. Eine Einleitung
zum jerfien Kapitel dieſes Abſchnittes und die ausführliche
Erörterung der angegebenen Erſcheinungen des natürlichen
Schlafes, als Prototyp des Somnambulismus mit feinen
verſchiedenen Formen bahnt den Uebergang zur Unterſuchung
der in practiſcher Ruͤckſicht zu unterſcheidenden Erſcheinun⸗
gen und Zuſtande des Idioſomnambulismus und des
abſichtlich oder kuͤnſtlich erzeugten Somnambulismus.
755 Zweytes Kapitel.
Idioſomnambule Erſcheinungen und Zn⸗
fände,
Die Frage: gibt es Idioſomnambulismus im ſtren⸗
gen Sinne? wird, wie natuͤrlich, vermeinend beantwortet,
und der Begriff des Idioſomnambulismus als ein dem
Fuͤnſtlich und zu beſtimmten Heilzweck abſichtlich erzeugten
entgegegengeſetzter ſomnambuler Zuſtand beſtimmt, die
durch die verſchiedenartigſten telluriſchen Potenzen, wie
Krankheit durch urſaͤchliche Momente, hervorgebracht, nur
ſcheinbar von ſelbſt entſteht. — Verſchiedenheit des all:
gemeinen Characters der alten und neuen Welt, eine in
Bezug auf Univerſalhiſtorie hoͤchſte bedeutungsvolle Unterſu—
chung. — Qualitativer Unterſchied der idioſomnambulen
Erſcheinungen. Nachtwandeln und Mondſucht. Traum⸗
weiſſagungen (Erſtes Geſicht). Tempelſchlaf der Alten.
Weiſſagungen im alten Teſtamente. Ahnungen und Prophe—
zeihungen. Ahnungsvermoͤgen. Propheten, Inſpirirte,
Heilige. Sybillen, Zigeuner. Orakel der Alten. Anzeichen
und Vorbedeutungen. Warnender Daͤmon, Scusgeift.
Zweytes Geſicht (second sight); Doppelgaͤnger. Viſionen
im Momente geſchehender Ereigniſſe. Vom Teufel beſeſſe—
ner, Daͤmoniſche. Verzuckte und Exſtatiſche. Convulſio—
naͤrs bey den Proteſtanten in Cevennes; am Grabe des
Diaconus Paris. Deren und Zauberer, Casus inadiae.
Iſis 1822. Heft III.
362
Rhabdementen. Idioſomnambulismus als Symptom ande—
rer Krankheiten. Ruͤckblick, beſonders in Bezug auf das
Daͤmoniſche in dieſen Erſcheinungen und auf die Lehren der
Quaͤcker, Swedenborgianer, Hexeninqulſitionen, und der
Schwaͤrmer und Myſtiker neuerer Zeit. Aus der Behand:
lung aller dieſer Gegenjlände, die kei gen Auszug verſtattet,
geht die genaueſte Bekanntſchaft mit der hier einſchlagenden
Geſchichte und Literatur und die groͤßeſte Conſequenz des
feines Stoffes vollkommen maͤchtigen Vfrs auf eine voͤlllg
unzweydeutige Weiſe hervor, und wenn auch K. mit der
vorſichtig berechnenden Beſonnenheit eines ſeinem Zeitalter
vorausgeeilten Weiſen den Zeitgeiſt ſchonend, Alles und be—
ſonders die Unterſuchungen in ein beſcheidenes Gewand huͤllt,
To kann doch dem Sinnigeren die aͤcht wiſſenſchaftliche Prä—
eiſton und die gefunde phyſtologiſche und pſychologiſche An:
ſicht, kurz die gerichtete Jutelligenz nicht entgehen, welche
aus jener anſpruchsloſen Huͤlle entſchieden hervorleuchtet.
Drittes Kapitel.
Künſtlich erzeugter Somnambulismus und
deſſen Erſcheinungen.
Nachdem der Begriff feſtgeſetzt, wird in einigen Ar⸗
tikeln vom Typus des allgemeinen Somnambulismus (als
der die beſonderen Formen, den oͤrtlichen Somnambulismus
in ſich begreift) und deſſen Stadien mit ihren eigenthümli-
chen Erſcheinungsweiſen gehandelt.
I. Allgemeiner Typus des Somnambulismus.
Stadien deſſelben.
Der Somnambulismus verlaͤuft ebenfalls, wie jeder
beſondere Lebensprozeß nach beſtimmtem Zeitgeſetz, das im
allgemeinſten als die beyden Lebenshaͤlften, Ausbildung
und Ruͤckbildung, und wie im Krankheitsproceſſe als Erz
krankung und Geneſung, fo hier als Einſchlafen und
Erwachen erſcheint. Dieſe beyden Hälften des allgemei—
nen Somnambulismus verlaufen, wie jeder vollkommene
Lebensproceß, je nach den verſchiedenen ſtufenweiſe von ihm
ergriffenen Syſtemen, in beſtimmten Stadien, die man
auch wohl Grade der Somnambule genannt hat. Critiſch—
geſchichtliche Mittheilnng der bisherigen Eintheilungs—
verſuche dieſer Stadien; Mesmers Unbekanntſchaft mit
denſelben; Aluges, v. Eſchenmayers, de Lauſannes
Eintheilung. Bieſers phyſiologiſche Eintheilung (mit Sche—
ma). Stadien des oͤrtlichen Somnambuls. Dauer der
einzelnen Stadien.
II. Erſcheinungen des Somnambuls in den
verſchiedenen Stadien deſſelben. 8
Enthaͤlt zugleich die Erſcheinungen der verſchiedenen
Formen des oͤrtlichen Somnambulismus. In der Wirklich⸗
keit wird der regelmaͤßige Verlauf immer modificirt.
Erſtes Stadium. Degetatives Nachtleben.
Kindliches Lebensalter des Somnambuls. Die allgemeine
Form iſt magnetiſcher Schlaf. Oertlich conkentrirt er⸗
ſcheint es als örtlicher vegetativer Somnambulismus.
Zweytes Stadium. Animaliſches Nachtleben. Ju⸗
gendliches Lebensalter des Somnambuls. Der allgemeinſte
Ausdruck iſt magnetifches Schlafhandeln. Oertlicher
animaliſcher Somnambulismus.
. 22
363
Drittes Stadium. Senſitives Nachtleben. Maͤnn⸗
liches Lebensalter des Somnambuls. Magnetiſches
Schlafdenken. Oertlicher ſenſitiver Somnambulismus.
Von dieſen Stadien iſt zuerſt ein allgemeines Bild
gegeben; dann folgt eine genaue und ausfuͤhrliche Angabe
der ihnen eigenthuͤmlichen Symptome und andere merkwuͤr⸗
dige Erſcheinungen, wie z. B. im animaliſchen Stadi⸗
um: Die Abhängigkeit des Somnambuls vom Magneti⸗
tiſeur, vom ſideriſchen Baquet; magnetiſche Sympathie
zwiſchen Somnambul und Magnetiſeur; Unterſcheidung
magnetiſirter Fluͤſſigkeiten, — magnetiſche Anziehung, Feſt⸗
bannen, — Antipathieen — Sympathie mehrerer Som:
nambulen deſſelben Magnetiſeurs zu einander — magneti⸗
ſche Eiferſucht — Stadien der Ruͤckbildung ꝛc. Im ſenſi⸗
tiven Stadium: Sinnesfunctionen des Nachtlebens,
Nachtſinn, Allſinn des geſteigerten Gefuͤhlslebens, Fernfuͤh—
len. — Nachtauge des Nachtlichts oder der telluriſchen
Kraft, Fernſehen im Raum iſt Ferntaſten — Durchſichtig⸗
keit aller vom Nachtlichte durchleuchteten Subſtanzen. —
Analoga der übrigen im Aufinn des Gefuͤhlslebens entite;
henden Sinne des Gehoͤrs, Geruchs, Geſchmacks. — Fern,
ſehen in der Zeit gibt die Weiſſagung oder Divination ſo⸗
wohl zukuͤnftiger als vergangener Dinge, und iſt Fernfuͤh—⸗
len, Fernahnen des Somnambuls, wo alſo nicht wie beym
wachenden Menſchen von Bewußtſeyn, von wiſſenſchaftli—
cher Erkenntniß die Rede ſeyn kann. Dieſer innere Nacht:
ſinn ift häufig durch den Einfluß des Magnetiſeurs vermit⸗
telt und es kann in ſo fern hier Täuſchungen vorkommen,
daß des Somnambuls innere Ferngeſichte in Zeit und Raum
nur Abſpiegelungen der Gedanken des Magnetiſeurs find. —
Kopfuhr der Somnambulen. — Gegenſeitige Beſchraͤnkung
der Nothwendigkeit des Lebens (Maturgefeb, Schickſal) und
der Freyheit der Menſchen (Selbſtbeſtimmung). Das Ein:
treffen des durch den Somnambul Geweiſſagten hangt von
der ungeſtoͤrten Entwickelung der Naturgefege ab, die oft
durch die Kraft der freyen Selbſtbeſtimmung geändert wer⸗
den. — Aerztliche Verordnungen der Sommambulen. —
Vermögen fremde, vorhandene und neugebildete Sprachen
zu reden. — Vorausbeſtimmung der Witterung. — Be
deutſamkeit beſonderer Zahlen ſowohl in der alten Welt,
als im Leben des Somnambuls, vorzuͤglich der Drepzahl
*
Dorne
Die Ungemeine Reichhaltigkeit an hoͤchſt wichtigen Folge;
rungen und Beziehungen aller Art, die im Verlaufe dieſes
ganzen Kapitels des Leſers geſpannteſte Aufmerkſamkeit in
Anſpruch nimmt, kann ohnmoͤglich durch fo kuͤmmerliche
Auszüge und Andeutungen demerkbar gemacht werden) —
Gedaͤchtniß und Ruͤckerinnerung, als Wiederholung derſelben
pſychiſchen Thaͤtigkeit iſt nur im gleichen, hier alſo ſomnam—
bulen Zuſtande vorhanden, und verſchwindet im wachenden
Leben, weil das höhere intelligente Leben das niedere Ges
STETTEN
Tagleben T 0 — Nachtleben
|
Wachen
364
und der Siebenzahl. — Profopopdie, Antiropomorphismus
und Hypoſtaſirung der innern Anſchauunger des Somnam⸗
buls ſowohl in centripetaler als centrifugale Richtung. —
Religioͤſe und ſataniſche Stimmung. — Po'ſie, Hierogly⸗
phik der Sprache. Kunſttrieb, Wunderwirking, magneti⸗
ſche (organiſche und pſychiſche) Wirkung, dr nicht ſelten
auch auf den Magnetiſeur ſich richtet, wenn fine magneti⸗
ſche Wirkungskraft geſunken iſt. — Innere Hirmonie und
Wohlgefuͤhl, Disharmonie und Schmerz oder Qualgefuͤhl.
Wanderung aus dem Orte der Seligen zu den Orte der
Verdammten, und ähnliche Wechſelzuſtaͤnde. — Enorme
Reizbarkeit der Somnambulen. — Alle Functionen den See⸗
le kehren unter der Potenz des Nachtlebens im Somnams
bul wieder, und fo auch auf der hoͤchſten Stufe ein Analo⸗
gon der wachenden Intelligenz — ſomnambule Virnunft⸗
und Willensäͤußerung. — Moraliſches Zartgefuͤhl, miraliſch
reiner Somnambulen. Der Glaube an abfolute Reinheit
des Somnambuls iſt ein blasphemiſcher Aberglaube; die
Moralitaͤt deſſelben iſt vielmehr eine niedere, vom Magne—
tiſeur und der übrigen mit ihm in Rapport ſtehenden um⸗
gebung abhängige und unfreye; daher bey ſomnambulen
Handlungen auch keine moralifhe Zurechnung ſtatt ſinden
kann, und daher, indem befonders bey lange Zeit, anhalten⸗
der magnetiſcher Behandlung, die moraliſche Stimmung des
Magnetiſeurs auch auf den zum Guten wie zum Böfen
gleich fähigen Somnambul übergeht, die magnetiſche Bes
handlung auch in dieſer Hinſicht wichtigen Bedenklichkeiten
unterworfen iſt. — Mißtrauen in die Wahrhaftigkeit bes
Somnambuls wirkt ſtoͤrend ein und vertilgt die hoͤheren
magnetiſchen Erſcheinungen, weshalb alle polizeiliche Unter⸗
ſuchungen, da fie in der Regel von Männern geſchehen, die
mit den magnetiſchen Verhaͤltniſſen unbekannt ſind und
[hen ihrer Natur nach uͤberall Betrug ſehen, alſo Miß⸗
trauen hegen, mißlungen ſind und mißlingen werden. —
Im telluriſchen Nachtleben tritt eben ſo wie im ſolaren
Tagleben eine Richtung nach dem höheren (göttlichen) und
eine Richtung nach dem niedern Princip auf, doch iſt im
allgemeinen das ſomnambule Leben leichter zum Betrug
und zur Immoralitaͤt geneigt, weil es an ſich ſchon unter
der Herrſchaft des negativen Princips ſteht, wie folgendes
Schema zeigt: 8
Schlafen
fuͤhlsleben aufheht auf dieſelde Weiſe, wie in der ganzen
Natur jede höher geſteigerte Thaͤtägkeit die minder intenſive
vertilgt. Umgekehrt erinnert ſich dagegen der Somnambul
der Vorfslle aus dem wachenden Leben aus demſelben Grun⸗
de, wie wir aus einem dunkeln Zimmer in ein erleuchtetes
ſehen und in demſelben alle Gegelſſtaͤnde erkennen können,
— Durch Ideenaſſociation und Ertegen einer intelligenten
Thaͤllgkeit im Somnambulismus kann Rückerinnerung aus
demſelben kuͤnſtlich erzeugt werden. — Modificationen im
365
Verlaufe des ſenſitven Stad. des Somnambulismus, des
ren Hauptformen als enorme Steigerung des ſenſitiven
Nachtlebens, alsſhervortretende Affection einzelner ſenſitiver
Organe, und nich mehr oͤrtlich concentrirt, als oͤrtlicher
ſenſitiver Sommmbulismus ſich darſtellen. Magnetiſche
Erſtaſe, Doppelchlaf, (taͤuſchendes Gefühl der Entfernung
der Seele vom Körper, fo daß der Somnambulwaͤhnt, als
durchwandere ir mit feiner Seele ferne Regionen ꝛc.) Won⸗
neſchlaf, Schlaf der Entzuͤckung, Hochſchlaf der von
Bendſen behandelten Somnambule: Sehen außer der Zeit
und in Got ic. — Stadien der Ruͤckbildung in umgekehr⸗
ter Ordnunz. Critiſche Ausleerungen. Abnormer Verlauf. —
Sol. 279 — 280 ein Ueberblick des Ganzen — Verei⸗
nigung der einzelnen Anfälle zu einem groͤferen Eyklus, in
welchem die beyden Hälften, Stadien und einzelnen Aufaͤl⸗
le nur einzelne Perioden deſſelben, nur kleinere Umlaͤufe
und Rotationen in dem großen und allgemeinen ſind —
Periodiſche Wiederkehr des Somnambulismus und deſſen
typiſche Geſetze, und endlich Beantwortung der Frage: wel⸗
ches höhere typiſche Lebensgeſetz gibt den Typus der Wider:
kehr der einzelnen Anfaͤlle des Somnambulismus, mit wel—
chem höheren Typus coincidirt derſelbe und durch welchen
wird er beſtimmt? ſowohl in phyſtologiſcher als in practi—
ſcher Beziehung gleich wichtig.
Siebenter Abſchnitt.
Theorie des Somnambulismus im Allgemeinen,
und insbeſondere des ſenſitiven Somnambulismus.
a §. 280 — 515. S. 281 — 364.
Einleitung.
Nothwendigkeit der wiſſenſchaftlichen Er—
kenntniß.
Im Fruͤheren wurden uns, wie wir geſehen, von une
ſerem Verfaſſer die Erſcheinungen des Somnambulismus
(ſowohl des ſogenannten ſpontanen als des kuͤnſtlicherzeug—
ten), wenn gleich ſchon, wie noch von keinem ſeiner Vor—
gaͤnger, geordnet, und vom wiſſenſchaftlichen Prinzipe durch⸗
drungen, doch mehr erzaͤhlend vorgefuͤhrt, alſo im Grunde
eine Geſchichte der im Kreiſe des magnetiſchen Lebens von
ihm und Anderen gemachten Beobachtungen und Erfahrun—
gen, und, ſo weit die Geſchichte uͤberhaupt reicht, der wich—
tigſten vorhandenen Thatſachen gegeben. Das Ziel der big:
herigen Darſtellung nun erreichend gehen wir in dieſer Ab—
theilung des Werkes mit dem Verfaſſer ein in das innere
Heiligthum der das Urfächliche und Geſetzliche jener Er-
ſcheinungen und Thatſachen enthuͤllenden Lichtwelt der ern—
ſten Wiſſenſchaft und Vernunft.
i Hier wuͤnſchte ich dem Leſer dieſer Anzeige, ehe ich mit
ihm einträte in dasfHeiligſte des magiſchen Tempels, und um
mit der gehoͤrigen Vorbereitung die Weihe der Erkenntniß
zu empfangen ſowohl alles Vochergehende vollſtaͤndiger ge—
geben zu haben, als nun die einleitenden Bemerkun⸗
gen und die folgenden Geſetze unſeres Lehters, die von Jo
größerer Weisheit zeugen, je umſichtiger und beſcheidener
fie find, recht lebendig in die Seele ſchreiben zu koͤnnen.
Wenn mir aber auch ſelbſt die Fahigkeit hiezu nicht wans
gelte, fo wurden ſchon die engen Grenzen dieſes Berichtes
. sn
—
366
verbieten, mehr als bloß fluͤchtige Andeutun i
1 : ) gen auszuziehen
die jedoch das hoffe ich mit Zaverſſcht, wenigstens in >
pfänglichen Gemuͤthern das Verlangen nach gruͤndlicher Be⸗
lehrung aus der Quelle ſelbſt erwecken werden. \
Zuerft ift die Rede von den zwey verfchtedenen For
men der Offenbarung des Goͤttlichen im pſychiſchen Les
ben des Menſchen, durch den Glauben und durch die
Wiſſenſchaft. Gefuͤhlsanſchauung des inneren Natur-
geſetzes, unmittelbare Offenbarung; — intellectuelle An—
ſchauung oder Bewußtwerden des göttlichen Geſetzes, der
Idee in der Natur, die man auch wohl mittelbare Offen⸗
barung genannt hat. „Die erſte Weiſe der Offenbarung
der goͤttlichen oder der Naturgeſetze wird alſo durch die Ge⸗
fuͤhlsſeite der menſchlichen Seele geboren, und iſt die hoͤ⸗
here naturliche Religion. Sie iſt, als die reale und nie⸗
dere Form des Lebens des Geiſtes, die erſtgeborne, und das
Eigenthum der alten Welt, als der Kindheit des Men
ſchengeſchlechts, daher ihr Urſprung im Orient, als der
Wiege der Menſchheit, und ihr aͤlteſter Codex iſt in den
heiligen Schriften jeder Religion niedergelegt, von denen
die reinſte Darſtellung die Bibel der Chriſten iſt. —
Die zweyte Weiſe hat ihre Wurzel in der Erkenntniß⸗
ſeite der menſchlichen Seele, und ſie erſcheint auf der hoͤch⸗
ſten Potenz als Wiſſenſchaft. Als die ideale und hoͤhere
Form des geiſtigen Lebens iſt ſie die zweytgeborene und das
Eigenthum der neuen Welt, als des männlichen Alters
des Menſchengeſchlechts, daher ihr Urſprung im Gccident,
und ihren Coder wird die Philoſophie liefern. — Vere
haͤltniß und Beziehung dieſer Formen der Offenbarung zum
Nacht und Tagleben, fo wie zur alten und neuen
Welt, hinſichtlich ihrer Entſtehung, Fortbildung und ihrer
welthiſtoriſchen Bedeutung uͤberhaupt. — Folgerungen. Die
zeitgemäße Erkenntniß und Erklaͤrung des Magnetismus
muß wiſſenſchaftlich ſeyn, kann aber in gegenwaͤrtiger
Zeit nur unvollſtändig und erſt dann vobendet werden,
wenn die Erklarung von einem Standpuncte ausgeht, der
beyde Seiten des wachenden und ſchlafenden Ledens übers
ſieht. Die Furcht, durch die Anwendung und Erklaͤrung des
thieriſchen Magnetismus wieder in die frühere Zeit des
Aberglaubens zuruͤckzuſinken, kann nur vom Poͤbel aus
gehen, der keine Anſicht von der weltgeſchichtlichen Entwi—
lung des Menſchengeſchlechts und des menſchlichen Geiſtes
hat, oder vou bedaurenswerthen Schwachkoͤpfen, die fich
vor dem Lichte fürchten, weil es ihr Daͤmmerlicht verdun⸗
keln möchte, und fie iſt eben fo wenig begruͤndet, als die
entgegengeſetzte Furcht, daß durch den thieriſchen Magnetiös
mus und durch die Folgen, welche die Lehre deſſelben fuͤr
die wiſſenſchaftliche Erklärung der bibliſchen Wunder mit ſich
bringt, der wahre Glaube vertilgt und der Unglaube her⸗
beygefuͤhrt werde. „Was früher blinder Glaube war, muß
ſich jetzt in dem Glauben der Wiſſenſchaft in ſchoͤnerer Form
wieder gebaͤren, und wenn die neuere Philoſophie, durch
Aufhebung des blinden Glaubens an die Wunderkraft, die
chriſtliche Religion und den chriſtlichen Glanben, wie er
bisher beſtand, zerſtoͤrt hat, ohne fähig zu ſeyn, dem Be⸗
duͤrfniſſe des Menſchen zur glaͤubigen Anſchauung ſich ſelbſt
zum Erſatze zu geben; ſo kann die Lehre des thieriſchen
Magnetismus, in dem ſie die Wunderkraft auf die goͤttli⸗
che Kraft im Menſchen wieder zuruͤckführt, das Chriſten⸗
397
thum nur neu wieder erwecken; — aber allerdings wird die
Form deſſelben gewandelt und die bisherige in eine hoͤ—
here geläutert werden muͤſſen, nach dem ewigen Geſetze al—
les Lebens, und alſo auch der Religion, daß Alles ſich
ſtetig zum Soͤheren metamorphoſire ꝛc.
Erſter Artikel.
Vergleichende Phyſiologie und Pſychologie des
wachenden und ſchlafenden Lebens im All:
gemeinen.
Polare Verhaͤltniſſe im Leben überhaupt, und im
menſchlichen Leben ſowohl in der räumlichen als zeitlichen
Darſtellung deſſelben, Urpole des Lebens. Polarität in
dem Lebensprozeſſe des Sonnenſyſtems und des menſchlichen
Organismus. — Wachen und Schlafen. Bedeutung und
weſentlicher Unterſchied, phyſtologiſches Geſetz des Wachens
und Schlafens ſowohl in den ſematiſchen als phyſiſchen
Verhaͤltniſſen des menſchlichen Lebens. Das wache Tag—
leben iſt die hoͤhere individuelle Entwickelung des Men—
ſchen, das Freywerden des Individuums von den Feſſeln
der Nothwendigkeit des irdiſchen Lebens (jo weit es hier
möglich iſt), das Erwachen einer größeren individuellen
Selbſtſtaͤndigkeit aus der Univerfalität dis Lebens überhaupt,
ein Geborenwerden zum Lichte. Das ſchlafende Nacht-
leben iſt gegentheils anzuſehen als Zurückſinken des Indi—
viduellen und Hervortreten des Univerſellen, als ein Ge—
bundenwerden der menſchlichen Freyheit von den Feſſeln der
Nothwendigkeit, als Untergehen der individuellen Selbſt—
ſtaͤndigkeit in die Univerfalität des Lebens, als Streben und
Verſinken in die Nacht des Lebens. — Erklaͤrung der Er—
ſcheinungen des wachenden und ſchlafenden Lebens in den
drey Hauptſyſtemen. — Sinnes- und phyſiſche Fun:
ctionen. —
Zweyter Artikel.
Phyſiologie und Pſychologie des Somnambulismus.
Der Grundcharacter des wachenden phyſiſchen Le—
bens iſt Intelligenz und der des ſchlafenden phyſiſchen Le—
bens iſt Gefuͤhl und Phantaſie; beyde verhalten ſtch zu
einander entgegengeſetzt, beyde loͤſen ſich aber in einer
höheren Einheit auf, und muͤſſen ſich deßhalb nach ho—
mologen Geſetzen entwickeln. Wie jede Lebensform, fo
hat auch die des Somnambuls eine centripetale (empfan—
gende) und centrifugale (handelnde Richtung.)
A. Centripetale Richtung der Thaͤtigkeit des
ſomnambulen Lebens.
Die Offenbarung des Aeußeren im Inneren des Men—
ſchen iſt im Nachtleben durch die Thaͤtigkeit des Wachtſin—⸗
nes, des Ganglienſyſtems vermittelt, welches hier das
Gehirn repräfentirt. Jeder peripheriſche Theil des Gang:
lienſyſtems kann Sinnorgan werden; daher ſelbſt innere
Theile, woraus ſich das Sehen innererer Theile erklaͤrt.
Die Univerſalitaͤt des Nachtlebens ſpricht ſich auch in den
Nachtſinnorganen aus, woher es erklaͤrlich, daß hier jeder
Nerv alle verſchiedenen Sinnesfunctionen ausüben kann,
ohne beſondere Bildung (wie bey den Tagſinnen) zu beduͤr—
Ne
— — ——
368
fen, und daß die Sinnesewpfindung der Somnambulen
haͤufig weder ein Sehen, Hoͤren, Riechen, Schmecken iſt,
fondern eine Allſinnesempfindung, velche der Som:
nambule nur mit der Sprache des Tagebens bezeichnet.
Daher iſt es thoͤricht, auf die naͤchtichen Dinnesfunctionen
die Geſetze des ſinnlichen Taglebens anwenſen zu wollen.
Was dem Tagauge das Sonnenlicht, das iſt dem
Nachtauge der Geiſt der Erde, die telluüſche Kraft,
die dem Nachtmenſchen ebenfalls als Licht erſcheint, obſchon
fie ihrem Weſen nach Nachtlicht iſt, welchet das Nacht:
leben erhellt und durchleuchtet. Folgt nun de Erklaͤrung
der ubrigen Sinvesfunctionen des Somnambus und aller
dabey obwaltenden früher angegebenen Erſcheinurgen. So
daun vom inneren Nachtſinn, Nachtſeele — Pſychi⸗
ſche Krafte des Nachtlebens. Die Pſychologie der Ger
fuhlsſeite der menſchlichen Seele kann nur die pfychiſchen
Erſcheinungen des Somnambnlismus erklären. U ſere Dies
herige Piychologie hat vorzugsweiſe nur das Tagleden der
menſchlichen Seele beruͤckſchtigt, und für manche Piycholo⸗
gie exiſtirt die Gefühssſeite derſelben nicht einmal als befons
dere Sphäre des pſychiſchen Lebens. Daher der Verfaſſer
Bahn brechend, die Erklärung der früher angegebenen pſy—
chiſchen Erſcheinungen des ſomnambulen Lebens, z. B. die
große Emfaͤnglichkeit für äußere Einflüße, die Sympathie
und Antipathie der Somnambulen, das moraliſche Zartge⸗
fühl, die Hypoſtaſtrung, Symbolik, Hieroglyphik, Proſo—
popoie und Anthropomorphismus derſelben, die Offenbarung
der Gottheit durch deu Glauben ꝛc. nur xhapſodiſche An
deutungen genannt wiſſen will. a
B. Centrifugale Richtung der Thaͤtigkeit des
ſomnambulen Lebens,
Iſt Wirken nach Außen, Handeln des ſomnambulen
Lebens, das ſich, wie alle ſomnambule Thaͤtigkeit (im Ge—
genſatz und zum Unterſchied des bewußten Handelns des
Taglebens, als unfreyes, vernunft- und bewußtloſes,
magiſches Handeln darſtellt, weil es aus den Geſetzen
des Taglebens unkoͤrperlich, als übernatürliche und Wun⸗
deewirkung erſcheint. Im Kreiſe des eigenen Lebens
beſchraͤnkt, nur am eigenen Leibe ausgedruͤckt, alſo die
minder extenſive Wirkung des magiſchen Handelns, gibt
nach K. die ſubjective Form; wenn es aber über den
Kreis des eigenen Lebens hinaustritt, das Product ſeiner
Wirkung außer demſelben, in der Außenwelt geſtaltet,
fo iſt dieß die objective Form der Wunderwirkung. >
Subjectives magiſches Handeln (Anſteckung des ganzen Kor:
pers vom Somnambulismus einzelner Organe — Selbſt⸗
magnetiſiren), mit feinen Aeußerungen im Somatiſchen
und hieraus entſpringende materielle Veränderungen in den
Hauptſyſtemen des menſchlichen Körpers. — Ausdruck des
fubjectiven magiſchen Handelns im Pſychiſchen — Stei⸗
gerung des Phantaſielebens und ſeiner Bilderwelt, poetiſche
Stimmung und Sprache, religiöfe Richtung des Gemüths,
in welcher die Somnambulen ſchwelgen ze. — Das Dbjectis
ve magiſche Handeln (Uebertragung der Qualität des eige⸗
nen Lebens auf andere Lebensproceſſe) kann ſich ebenfalls
ſowohl im Somatiſchen als im Pſychiſchen aͤußern. Ber
hexen und Bezaubernheilende Wunderkraft — magnetiſche
Heilung durch Manipulation oder einfache Berührung —
—
369
ele etriſche Erſchͤtterungen; — die fernwirk ende Wunderkraft
Chriſti des älteren Jeſuiten und neuerer Somnambulen ꝛc.
„Sind die hier gegebenen Erklärungen folgerecht aus
dem Grundſatze des polaren Lebens des Menſchen im Ma:
chen und Schlafen abgeleitet, fo müffen auch alle noch
nicht binlaͤnglich erklaͤrten, fo wie alle noch ferner im Mei:
che des Nachtlebens zu entdeckenden oder aus der Geſchich—
te auftauchenden Erſcheinungen hieraus ihre Deutung fin:
den. Nur Eines iſt dem, der Erkenntniß der Wahrheit
ſucht, hierdey Noth: Freymachung von DPorurtheilen
ſowohl des glaͤubigen als wiſſenſchaftlichen Lebens — der Reli:
jonsdogmen und der Schuten der Wiſſenſchaft. Jede be⸗
ondere Form des Lebens, des glaͤubigen wie des wiſſen—
ſchaftlichen, iſt nur un vollkommener Verſuch der Annähe⸗
tung zu der ewigen Form des Lebens, die in Gott wohnt,
und wie das ganze Menſchengeſchlecht in der Entwickelung
der Zeit nur mit dem Untergehen der alten, und dem Auf⸗
blühen neuer Generationen ſich allmaͤhlig Gott annaͤhert,
und durch die Erlöfung vom Irbiſchen zu Gott eingeht,
zur Anſchauung Gottes gelangt, ſo kann auch der Glaube
und die Wiſſenſchaft nur mit der Aufopferung jeder befonderen
Form ihrer Exiſtenz die ewige Wahrheit zu finden hoffen,
und nur der Egoismus des einzelnen Zeitmomentes, der ſich
Gott und der Ewigkeit gleich waͤhnt, kann dieſer nothwen—
digen Metamorphoſe und Metempſychoſe des Lebens ſich
widerſetzen wollen.“
Achter Abſchnitt.
Theorie der Seilung durch den thieriſchen Magne—
tismus, und Regulatibe derſelben. H. 316 — 343.
S. 365 — 448.
Einleitung. Verſchiedene Form der magnetiſchen
Heilung in der alten und neuen Welt — bewußtloſe
gläubige des Jachtmenſchen und ſelbſtbewußte wiſ—
ſenſchaftliche des Tagmenſchen. — Bewußtloſe gläubige
Heilung iſt Wunderwirkung des Glaubens, und vorzugswei—
ſe Eigenthum der alten Welt. Culminationspunct derſelben
in Chriſto. Philoſophiſche und weltgeſchichtliche Bedeutung
der Wunder Chriſti, erlaͤutert durch die weltgeſchichtliche
Bedeutung der Erlöfung durch die Menſchwerdung Got⸗
tes in Chriſto. Uebergang der Menſchwerdung Gottes
und Erloͤſung des Menſchen in der realen Form der alten
Welt zu der Menſchwerdung Gottes und Erlsſung des
Menſchen in der idealen Form der neuen Welt. Daher
ſelbſtbewußte wiſſenſchaftliche magn. Heilung der neuen
Welt. — Für den Gläubigen gibt es keine wiſſenſchaftliche
Theorie. 5 2
Es werden nun die verſchiedenen Erſcheinungen
der glaͤubigen magnetiſchen Heilung und ihre Wirkungs-
weiſe abgehandelt, und dargethan, daß fie nach Denfelben
phyſiologiſchen und pſychologiſchen Geſetzen geſchieht,
wie die wiſſenſchaftliche Heilung. Dieſe, die bewußte mag⸗
netiſche Heilung, findet exit ſeit Mesmer ſtatt. Die Ges
ferge derſelben und die der Jamatologie und Jatrotechnik.
Eroͤrterung dieſer Geſetze in Bezuͤg auf die magnetiſche
Kraft als Heilmittel. Endlich Vergleichung der magneti—
ſchen Begandlung mit der durch andere Mittel und Anga⸗
Iiis 1822. Heſt UI.
—
—
—ͤ— —
370
be der Faͤlle in denen die eine oder die andere den Vorzug
verdient.
Anhang zu dieſem Abſchnitt. Ueber die Befugniß
zur Ausuͤbung der magnetiſchen Heilkunſt und uͤber den
Mißbrauch derſelben. Drey Fragen in dieſer Beziehung,
nehmlich: Unter welchen Verhaͤltniſſen iſt die künſtliche Er:
zeugung des Somnambulismus erlaubt? Wer darf den
thieriſchen Magnetismus anwenden, und wem darf der
Staat die Befugniß zur Ausuͤbung deſſelben anvertrauen?
Wie kann unrichtige Anwendung und Mißbrauch des thieri—
ſchen Magnetismus entſtehen? —
Neunter Abſchnitt.
Practiſche Regeln bey der Anwendung des thieriſchen
Magnetismus. H. 344 — 368. S. 449 — 486.
Nach einer kurzen Einleitung, Beleuchtung der Grund—
ſaͤtze, daß Keiner ſich mit der Ausuͤbung des thieriſchen
Magnetismus befaſſen möge, der nicht entweder durch Er—
fahrung oder durch wiſſenſchaftliches Studium ſich mit
dem Weſen, den Geſetzen, den Erſcheinungen und Wirkun—
gen deſſelben vertraut gemacht hat, und daß nur zwey
Zwecke die Ausuͤbung und Anwendung des thieriſchen Mag—
netismus rechtfertigen: Heilung und Sorderung der
Wiſſenſchaft.
Folgen nun Regeln in Betreff der Zuſchauer, der Eins
miſchung von anderen Aerzten, der Geſundheit des Magne—
tiſeurs, deſſen Aufmerkſamkeit, Zutrauen, Theilnahme, als
nothwendigen Bedingungen der magnetiſchen Behandlung,
Regeln über die Anwendung des Baquets und der Mani⸗
pulation, von denen das erſte mehr bey niederen, die letzte
re mehr bey hoͤheren Krankheiten paſſend iſt. Ferner uͤber
die Gleichfoͤrmigkeit der Behandlung, Vermeidung abnormer
Steigerung der Phantaſie oder Reflexion des Somnamvuls,
Verhuͤtung des Auftretens der Eitelkeit, des Eigenwillens,
des Betrugs deym Somnambul — Beurtheilung und Be:
handlung oͤrtlicher Affectionen — Beurtheilung der Aus—
Sprüche hellſehender Somnambulen — vuͤnctliche Ausfuͤh⸗
rung der Befehle derſelben — Regeln bey Conſultationen
für andere Kranke ac. f
Dieſer und der vorhergehende Abſchnitt dürfte beſon—
ders denjenigen Aerzten willkommen ſeyn, welche ihre Kunſt
mit Sinn und nach Grundſaͤtzen wahrer wiſſenſchaftlicher
Bildung auszuuͤben gewohnt, und die erfreut ſind, wenn
fie über ein wichtiges Mittel, wie hier über den ihierifchen
Magnetismus, näheren und fo trefflichen Aufſchluß erfahren.
Vorzuͤglich moͤgen aber auch alle jene Aerzte fleißiges Stu⸗
dium und gewiſſenhafte Beherzigung der hier mit ſo tiefer
Einſicht als Gruͤndlichkeit und Aberzeugender Wahrheit vom
größten Arzte unſerer Zeit ausgeſprochenen Grundfaͤtze und
Regeln uber eines der wichtigſten Heilmittel ſich empfohlen
ſeyn laſſen, die ohngeachtet der Seichtigkeit ihrer Kenntniſ⸗
fe dennoch vom Reiz der Neuheit geblendet und verführt
durch die Anwendung des thieriſchen Magnetismus unuͤber⸗
gehbares Unheil ſtiften koͤnnen.
24
37
Zehnter Abſchnitt.
Entwurf der Geſchichte des Tellurismus. Litera⸗
tur deſſelben. 5. 369 — 386. S. 487 — 550.
Zuerſt Einleitung und Ueberſicht. Dann
7. Zur Geſchichte des telluriſchen Lebens.
„Eine Geſchichte des telluriſchen Lebens haben
wir im ſechsten Abſchnitte dieſes Buches zugeben verſucht.
Die idioſomnambulen Erſcheinungen find indeſſen nur kurz
abgehandelt worden, und der Inhalt eines jeden der hier
gegebenen Paragraphen verdient Gegenſtand einer eigenen
Abhandtung zu werden, fo wie manche noch nicht hier auf
gezahlte Erſcheinungen, z. B. die Eeſcheinungen des telluri:
ſchen Lebens in den heiligen Schriften aller Volker und
Zeiten, und eine Menge Erſcheinungen, die noch nicht
als magnetiſche Erſcheinungen anerkannt ſind, hinfuͤhro
hier eingereiht werden moͤchten. Wenn die meiſten dieſer
Erſcheinungen bis jetzt als unverſtandene Raͤthſel in der
Geſchichte bald vom Unglauben als nicht oder in Betrug
eriftirend verworfen, bald vom Aberglauben zur Beſtaͤtigung
myſtiſchen Unſinnes benutzt wurden; ſo iſt jetzt die Zeit ge⸗
kommen, wo ſie, als Erſcheinungen der Nacht- oder tellu⸗
riſchen Seite des menſchlichen Lebens durch Vergleichung
mit den ahnlichen Erſcheinungen im kuͤnſtlich erzeugten
Nachtleben ihre Conſtatirung und Deutung erhalten werden.“
— Ueber die Geſchichte der Erſcheinungen des Nachtlebens
im Pflanzen und Thierreiche — Zeitliche Verhaͤltniſ—
fe des Nachtlebens, Chronologie der Entdeckungen im
Reiche des Tellurismus, Zeitcharte derſelden — Raͤum⸗
liche Verhaͤltniſſe, geographiſche Charte der magnetiſchen
Erſcheinungen.
2. Zur Seſchichte der magnetiſchen Seilung.
Zerfaͤllt in die Geſchichte der unbewußten (gläubigen),
und der bewußten (wiſſenſchaftlichen) Heilung.
A. Zur Geſchichte der unbewußten Heilung. — Ueber-
ficht Wunderheifungen bey den aͤlteſten Völkern —
Wunderheilungen in der Bibel — Wunderheilungen der
fpätesen Gläubigen — Heilung durch Talismane und Amu⸗
jete — Sympathetiſche Heilungen mancherley Art.
B. Zur Geſchichte der bewußten Heilung. — Ueber⸗
ſicht — Periode der Dorläufer — Periede der Begruͤn⸗
dung — endlich die Periode der Vollendung der Er:
kenntniß der telluriſchen Kraft und der Lehre des Telluris⸗
mus, an deren Schwelle wir uns befinden — Zuſtand des
thitriſchen Magnetismus in anderen Laͤndern.
3. Zur Geſchichte der Theorie und Wiſſenſchaft
des thieriſchen Nagnetismus.
Mesmeriſche, ppilanthropiſche, nervenpathologiſch⸗
atomiſtiſche, pfycholsgiſche, myſtiſch- gläubige, orthodoxe, ma:
rerialiſtiſche, philoſophiſche Theorie.
4. Zur philoſophiſchen Seſchichte des Telluris⸗
mus.
Philoſophiſch-geſchichtliche Bedeutung der Entdeckung
zes Tellurismus. Folgerungen.
5. Zur Literaturgeſchichte des thieriſchen Mag⸗
netismus.
372
N
Schriften geſchichtlichen Inhalts.
Schriften theoretiſchen Inhalts
Schriften practiſchen Inhalts
Zeitſchriften vermiſchten Inhalts.
Alle dieſe Schriften, deren Titel vollſtaͤndig aufgefuͤhrt
iſt, ſind jedesmal mit buͤndigen und treffenden kritiſchen
Bemerkungen charafterifiet, oder es iſt auf die Recenſton
derſelben im Archiv f. d. ih. M. verwieſen.
Die Bequemlichkeit beym Studium und Überhaupt
die Brauchbarkeit dieſes claſſiſchen Werkes wird noch durch
ein vollſtaͤndiges Wamenregiſter der Autoren und
Schriften, die citirt find (S. 551 — 537), und durch
ein Sachregiſter (S. 558 — 602) erhöht, fo wie auch
zu dieſem Behufe eine Inhaltsanzeige und eine Erklä⸗
rung der Rupfertafeln (XX) dem Werke bepgefuͤgt
ſind.
+ % W
Die Kupfer ſtellen Abbildungen des Wolfartſchen
und Bieſerſchen Baquets (wobey alles genau beziffert iſt)
dar, und ein hoͤchſt ſinnreiches Schema des wechſelnden
Tag: und Nachtlebens in Pflanze, Thier und Menſchen,
mit den Culminationspuncten, Stadien und Auf- und Un⸗
tergang, deſſen Deutung unſer Verfaſſer leicht nennt, die
inzwiſchen gar leicht, da hier das ganze Leben gleichſam in
einer Nuß gegeben iſt, fuͤr Manchen eine harte Nuß ſeyn
moͤchte
Jena im December 1821.
Dr. Carl Sriedrich Groh.
Anzeige und Bitte
Die ziemlich gute Aufnahme meines Werkes uͤber Lu⸗
cas Cranach ermuntert mich, ein Gleiches mit Albrecht
Dürer zu verfuchen, wozu ich bereits von mehreren Ger
lehrten und Kunſtfreunden, ſowohl oͤffentlich als privat auf⸗
gefordert wurde. Ich ſammelte zu dieſem Behufe ſchon
feit einer Reihe von Jahren, noch ehe ich an den Verſuch
über Lucas Cranach es Leben und Werke dachte, verſchiedene
Materialien zu dieſem Zwecke. Ich wurde auch darin von
mehreren edlen Literatoren und Kunſtfreunden ſehr thaͤtig
unterſtͤͤtzt, welchen ich vorläufig oͤffentlich danke.
Ich bin geſonnen, dieſes Werk in drey Baͤndchen
abzutheilen. Das erſte ſoll das ausfuͤhrliche Leben die⸗
ſes großen Kuͤnſtlers enthalten.
Im zweyten wird ein Verzeichniß feiner ſfaͤmmtlichen
Werke mit Beurtheilungen und hiſtoriſchen Anmerkungen
geliefert. Im erſten Abſchnitte deſſelben werden die Ge⸗
milde und Zeichnungen, im zwepten Bupferſtiche,
Holzſchnitte, und dasjenige, was nach ihm geſtochen
wurde, aufgefuͤhrt. Nicht allein follen die Kupferſtiche
und Holzſchnitte genau beſchrieben, ſondern auch alle
Ropien ſowohl von der Original- als Gegenſeite angege⸗
ben werden. Im dritten Abſchnitte wird man fämmtliche
Ausgaben feiner gedruckten Werke, und alle auf ihn ges
praͤgte Medaillen beſchrieben finden.
Im erſten Abſchnitte des dritten Baͤndchens follen
Dürers Briefe, das von ihm ſleißig geführte Tagebuch
—
373
und jenes feiner Reife nach Holland, dann noch andere
Auffäge deſſelben abgedruckt werden, fo wie im zweyten
Abſchnitte Briefe an ihn, und Urtheile gleichzeitiger Per:
fonen über ihn. N
Verſchiedenes iſt ſchon in Zeitſchriften und Buͤchern
zerſtreut anzutreffen, und deswegen ſchwer zu finden. Vie
les iſt noch ungedruckt in manchem Archive, in öffentlichen
und Privat- Bibliotheken verborgen; einzeln kann es Nie—
manden nuͤtzen. Wuͤrde es auch einzeln gedruckt, fo konnte
es als Fragment der Erwartung eben ſo wenig entſprechen,
als mich von meinem Vorhaben abhalten, und Anderen
unnöthige Koſten machen.
Ich erſuche daher alle Freunde der ſchoͤnen Wiſſen—
ſchaften und Künfte, alle Literatoren, Kunſtgelehrte, Kunſt⸗
haͤndler und andere Beſitzer von Gemälde: Kupferſtich⸗
Muͤnz » und Antiquitäten» Sammlungen, mich in
dieſem Unternehmen zu unterſtuͤtzen.
Meine Bitte geht dahin: Sie moͤchten mir zur
Anſicht, oder noch lieber zum Vaufe ungedruckte
Nachrichten über Dürer, Beſchreibungen feiner Ge—
melde, Bildhauer: Arbeiten und Handzeichnungen,
die zu feinem Andenken gepraͤgten Medaillen, jene Kur
pferſtiche, Holzſchnitte, welche unten verzeichnet ſind
(denn die andern beſitze ich ſchon), fo wie auch Kopien
nach den Kupferſtichen und Holzſchnitten, dann alles, was
nach ſeinen Zeichnungen und Gemaͤlden geſtochen wurde,
zuſchicken. Sollten einzelne Aufſchluͤſſe ſich in wenig ge—
kannten Zeitſchriften oder Buͤchern befinden, oder einige der
oben gennanten Gegenſtaͤnde mir nicht zugeſendet werden
koͤnnen, ſo erbitte ich mir die genaue Beſchreibung, oder
zum wenigſten die Anzeige. Alle ſolche Mittheilungen ſol—
en anf das dankbarſte benutzt, und mit den Namen der Eins
ſender bezeichnet werden. Die Zuſendungen ſelbſt erbitte ich
mir unfrankirt.
Obgleich ich zu hoffen berechtigt bin, mein Verſuchuͤber
Dürer mochte ebenfalls mit Beyfall aufgenommen werden, weil
er ſich durch Ausfuͤhrlichkeit vor ſeinen Vorgaͤngern auszeich—
nen, und das Andenken des vorzuͤglich ſten deutſchen Kuͤnſtlers
erhalten wird, fo waͤhlte ich doch den Weg der Subfcription, ,
um mein Ziel deſto leichter zu erreichen, einen Theil meiner Aus⸗
lagen damit zu decken, und das Werk ſo wohlfeil als moͤglich
geben zu koͤnnen. Je groͤßer daher die Anzahl der H. H. Sub—
ſeribenten ſeyn wird, deſto weniger ſoll das Werk koſten.
Meine Muͤhe opfere ich dem großen Kuͤnſtler als Zeichen
meiner Erkenntlichkeit für den Geuuß, welchen mir feine Wer:
ke gewaͤhrten.
Die H. H. Subſcribenten werden dem Werke vorge:
druckt. Man fubferibirt nicht nur bey mir, ſondern auch
unmittelbar bey jenen Hrn, welche die Güte haben, dieſe Anzeir
ge zu verbreiten: Subſcribenten-Sammler erhalten
das ſechste Exemplar unentgeldlich, Buch- und Kunſthaͤnd—
ler den gewöhnlichen Rabbat. Das Ganze wird hoͤchſtens drey
Alphabete betragen, und es werden nicht mehr Abbildungen
beygefuͤgt, als zur Erklaͤrung des Textes nothwendig find.
Sobald die gehoͤrige Anzahl der Herren Subſcribenten
bekannt iſt, ſoll ſogleich ein Abſchnitt erſcheinen, und un⸗
unterbrochen die Jortſetzung folgen,
374
Ich waͤre auch nicht abgeneigt, die ſeltenſten Blätter
Duͤrers nach den Originalien genau kopiren, und einis
ge wieder aufgefundene Griginalplatten von Dürer dazu
abdrucken zu laſſen, wenn ſich zu dieſem Unternehmen eine
hinlaͤngliche Anzahl Subſeribenten finden würde. Jedoch wüt:
den dieſe Blaͤtter ganz unabhängig von dem oben angeführ—
ten Werke erſcheinen, um daſſelbe dem minder vermoͤgenden
Liebhaber nicht zu vertheuern.
Bamberg im November 1821.
Joſeph Seller,
Distr. III. Nro. 1164.
Folgende Driginalblaͤtter mangeln in meiner Dürereſchen
Sammlung; die Nummern beziehen ſich auf le Peintre
Graveur par Bartsch.
Kupferſtiche: Nro. 23. 62. 64. 65. 81. 108. Holz ſchnit⸗
te alle Clairobscur's und. Nro. 4. 16. 54. 55, 57,
58. 98, 115. 116. 129. 130. 132. 133. 134. 135. 138. 139,
die Ausgabe von 1522. Nro. 140. 143. 144. 143. 150,
151. 132. 158. 160. 164. 167. — Anhang Nro. 1. 2. 5.
8. 7 8. . 10. II. 12. 14 1 18. 7 9 0 .
28. 29. 30. 31. 32. 34. 36. 37 39. 40. 43. 44. 45. 46.
47. 48. 49. 50. 51, 54 55. 56. 58. 59. 60. 61. 62. Von
den Buͤchern ſetze ich nebſt jenen Ausgaben, die ich beſitze
und mit einem Sternchen bezeichnete, alle jene her, wel⸗
che ich in Buͤcherkatalogen fand. Iſt das Verzeichniß wohl
vollſtaͤndig? oder zu berichtigen? Geometrie. * 1525
Nürnberg, deutſch. * 1532 Parifiis, lateiniſch. 1535 Pas
riſiis, lat. * 1553 Nürnberg, deutſch. * 1603 Arnheim,
deutſch. *, 1605 Arnhemiae, lat, Fortificatton “
1527 Nürnberg, deutſch. » 1532, Parisiis, lat. 1603 Arn⸗
beim, deutſch. Proportion. » 1527 Nürnberg, deutich,
* Norimbergae lib. I. II. * 1534 Noörimbergae, bis III.
IV. lat, 1555, Parisiis, lat 1537 Parisiis, lat. 1557 à Pa-
ris, flanzoͤſiſch. 1557 Parisiis, lat. * 1591 Venedig,
italieniſch. 1594 Venedig, ital. * 1603 Arnheim, deut ch.
1613. Arnheim, kranzoͤſiſch. 1622. Arnheim, hollaͤndiſch.
* Opera Dureri 1604 Arnheim, deutſch, 3 Theile, Meſ—
fung, Proportion und Befeftigung,
Ueber die Sucht nach Druckdenkmaͤlern.
Der berühmte Graf d'Elci aus Florenz hat im Vers
laufe von mehreren Jahrzehnten ſaͤmmtliche erſte Ausgaben
von Druckdenkmaͤlern zuſammen gebracht, praͤchtig einbinden
laſſen, und dann ſeiner Vaterſtadt geſchenkt, wozu der
Großherzog Ferdinand ein beſonderes Zimmer neben der oͤf—
fentlichen Bibliothek einrichten ließ. Von der Sucht nach
Druckdenkmaͤlern einmal ergriffen, entſchloß er ſich zu einer
zweyten Sammlung derſelben erſten Ausgaben, und hat be—
reits wieder mehrere gegen großen Koſten-Aufwand erhalt
ten. In der Hoffnung, daß auch die übrigen noch zu hof⸗
fen ſeyen, und im Vertrauen auf die edle Denkweiſe an—
derer Literaten für feine Stiftungs-Projecte wagt er oͤffent—
lich zu melden, daß er vorzuͤglich folgende Claſſiker zu er—
halten wuͤnſcht. 8
1. Aesopi fabul. et al. lat. et germ. Ulm Zainer s.
J. a. t. in fol.
2. 2 de oſſiciis (Colon, VIr. Zell de Hanau),
5 8. I. a, t. 4.
3. Ciceronis artitiones oratoriae. 1472, 4.
4. Catonis disticha, charact, missal, s, I. a. f. et
sign, 4. 8
375
5. Donatus minor, char. miss. s. I. a. t. kl. fol.
6. Juvenalis et Persius (Paris per Gering) s. I. a. t.
S. fol.
7. Martialis. Ferrariae 1471. 4. 5
8. Ovidius. Bonon. 1471. fol. (Etiam aliqua fragmen-
ta huius editionis suflicerent)
9. Propertius s. I. a. t. s. 4.
10. Sallustius. (Paris p. Gering) s. I. a. t. s. 4.
11. Terentius. (Moguntiae Schoeffer) s. J. a. t. 8. fol.
22.
15.
14. Vegetius (Paris p. P. Caesar et Stol) s. I. a. t. 4.
— (Paris p. Gering) s. I. a. t. s. fol.
—
charactere parvo s. I. a. t. s. 4.
Actuarius. Graece. Paris 1551. 8.
Adamantius Sophista. Grae. Paris 1540. 8.
Alexandri Aphrodisiensis in Sophisticos Aristotelis
libros comment. Grae. in aedibus Aldi etc. 4520.
Fol.
Annas Comnenae Alexiados lib. Grae. 4.
Anonymi Philosophi antiquissimi Isagoge anatomica.
Grae. lat. Hamburgi 1616. 4.
Anonymi veteris de Vitruvii Architectura compend.,
1540. Extat in fine operis Cattanei Italice con-
scripti. Fol. parvo.
Demetrius Pepagomenns de podagra graece. 1558. 8.
Fabius Pictor. Venetiis 1568. 8.
375
Grätii cynegeticon. Bononiae 1504. Fol.
Justiniani Imperatoris novellae collationes IX. grae.
lat. Paris. 1542. Fol.
Laberii mimi. Basileae 1502. 4.
Lambermontii medicinae compendium. Grae. lat.
1655. 12.
Libanii declamationes. Grae. Ferrariae 1557. 4.
Libanii epist. Grae. et lat. 1576.
Altorfiae 1613. Fol.
Grae. Romae 1505. 4.
Masuri Sabini Fragmenta.
Melampodes de naevis.
Meleager Gadarenus. Grae. Lipsiae 1780. 8.
Paulus Alexandrinus de praedictis natalitiis. Gras,
lat. Vitebergae. 1588. 4.
Lips. 1686. 8.
Philo Bizantius de nobilitate. Grae. lat. 1587. 8.
Paulinus Petrocorius.
Placitus Sextus jatrosophista. Narembergae 1558. 4.
Scholia vetusta in IX lib. Hiad. Grae. 1620. 8.
Grae. lat. 1601. 8.
Romae 1513. 4. p.
Senarius in horti Spectaculum.
Senecae ludus de morte Claudii.
Symposius Caelius Firmianus, Paris.
1555. 8. 5
Thaletaei, Theodori, Stephani Cyrilli, et aliorum
comment. Hagae Comit. 1750. Fol.
enigmata.
Theophrasti Characteres. grae. lat. Norimb. 1527. 8.
Velius Asper Longus de ortographia. Romae 1587. 8.
Ge —
+
Ay.
Ueber die literariſche Thaͤtigkeit der Armenier zu Venedig.
Das von dem Armenier Mechitar 1740 geſtiftete
Kloſter auf der Inſel St. Lazaro bey Venedig hat ſeit je—
ner Zeit einen ſtets höheren Ruhm in der Pflege der Wiſ—
ſenſchaften, und beſonders durch die Herausgabe mannig—
faltiger Schriften aus ihrer eigenen Druckerey, errungen.
Die hoͤchſte Stufe erſtieg es vor wenigen Jahren durch die
Herausgabe der vollſtaͤndigen Chronik von Eufebius in aus
meniſcher, lateiniſcher und griechiſcher Sprache, wovon vor—
her nur ein Theil in letzterer bekannt geworden war. Von
der Wichtigkeit der aufgefundenen alten armeniſchen Hand—
ſchrift dieſer Chronik für alle Gelehrte uͤberzeugt, veranſtal⸗
tete man eine Quart und Folio Ausgabe auf ſchoͤnem,
weiſſem Druck- und Velin Papier mit neben einander ſte—
hendem Texte der drey Sprachen, wodurch Jedem die Reich—
haltigkeit des neuen armenisch = lateiniſchen Textes vor dem
griechiſchen ſehr einleuchtend geworden iſt. Da in der Elö-
ſterlichen Bibliothek noch viele andere armeniſche Handſchrif—
ten ſind, und noch mehrere dahin zu bringen man ſich ſtets
beeifert, ſo hat das gelehrte Publicum von dem Eifer, der
Thaͤtigkeit, den Talenten und Kenntniſſen der Armenier
noch andere wichtige Reſultate fuͤr die Bereicherung der
Wiſſenſchaften aus denſelben zu hoffen. Waͤren die Arme—
nier nur Buchdrucker, ſo wuͤrden ſie ſchon durch die ſchoͤ—
nen Werke ihrer Preſſe, womit fie ganz Aſien begluͤcken,
einen unſterblichen Ruhm in der Literaͤr Geſchichte erları
gen. Von dem Einfluſſe ihrer Preſſe mag ſchon nachſte—
hendes Verzeichniß der bisher von ihnen gedruckten Werke
zeugen:
Catalogo dei Libri Armeni
Stampati nell’ Isola di S. Lazzaro in Venezia, coi loro prezzi.
Fr. C.
Trattato sopra le Virtù e li Vizj. in quarto. Tom.
2. stamp. 1773. 14:
Spiesazione di S. Matteo. in 4.1737. 15:
Spiegazione di tutte le Epistole di S. Paulo. in
4. Tom. 3. 1806-1812 30
Spiegazione dei Salmi, in 8. Tom, 10. 1816-20. 40:
Spiegazione de' Cantici profetici, in 8. 1897. 5
Iſis 1822. Heft IV.
Spiegazione degli Inni dell' Ufficiatura Armena. Fr. C.
In 4. 1814. 14:50
Spiegazione del Credo in Armeno Volg. e in
Turco.in g. 1807.
Spiegazione delle preghiere di S. Gregorio Nari-
cense.in 8. 1801. 42
Testimonianze della Chiesa Armena sopra il Pri-
mato di S. Pietro e dei suoi Successori. in
2:50
Arm. e Lat. in 4. 1804. 2:25
Lettera dogmatica di S. Leone Papa in tre lin-
gue. Lat. Grec. ed Arm. in 4. 1805 5:50
Tommaso de Rempis, in 12. 1786. 250
Pensieri Cristiani. in 12. 1771. 4
Mistero della pietà, in 4. gr. 1775. 2
Le Feste della B. M. Vergine. in 8. 1805. 4:
Lodi della B. Vergine. in g. 1759. 25
Miracoli della B. Vergine. in 8. 1781. 2:
Le Glorie della B. Vergine. in g. 1812. 2:50
Mese Mariano. in 12. 181g. f 2:
Esercizio spirituale di una settimana. in 12.
1802. 1:50
Meditazioni sopra le passioni di Gesu Cristo.
12. 1759. 1
Meditazioni sopra li sette dolori della B. Vergi-
ne. letter. volg. in 12. 1810. 1:25
Buoni pensieri, in Armen. Volg. Turco. in 12.
1809, 152
Esercizj della perfezione. in g. 1779. 2:
Prediche diverse. in 8. gr. 1781. 4
Preghiere. in 12. 1814. fig. 5:
Preghiere. in 12. ein 24. diverse forme. 2
Preshiere. in 8. 1816. 3
Bibbia Sacra, Grande fornita di Rami. in foglio.
1735. rarissimo, 150:
Detta. nuova stampa. in 4. gr. 1805. 25:
24 *
Tom. 2. in 4. 1821817. 26:
Rettorica. in 8. gr. 1775. 6:
Libro delle Lettere, o Epistolario. in 8. 1805. 3:
Aritmetica. in 8. gr. 1781. 5:
Delta. Compendiosa in Volgare. in g. 1817. 1:50
Geometria. in 8. 1794. fig. 8:
Geometria pratica. in Volg. in 4. 1817. fig. 6:
Trigonometria. in 4. 1310. fig. 42
La Nautica, e Logarifmi. in 4. 1809. fig. 24:
Elements della Miniatura, in 4. 1878. fig. 6:
Prospettiva lineare prattica. in 4. 2815. colle Ta-
vole a parte. fol. 15
Calendario universale ecclesfastico e civile, in g-
gr. 1818. 3:
' Filowfa. 4. Tom. in g. 1750. 6:
FilosoBba morale di Emmanuele Tesauro, 8.1799. 4:50
Geograſia universale. Tom. 1. in g. 1802 - 16. 44;
Delta. Con molte figure. 120:
Detta. Colle Figure miniate, 180:
379 380
Fr. Fr. C.
Bibbia Sacra. in 8. Tom. 4. 1805. 20: Storia Sacra volg. in g. 1805. 2:
Salmi. in diverse forme, in g. e in 12. 2: Trattato Storico del Vecchio Testamento, Tom.
II Nuovo Testamento. in g. 1816. 4:50 4. In 8. gr. 1819. 16:
Ufficio Ärmeno. in 12. 1793. 3: Storia Arınena universale. Tom. 3. in 4. 1784-86. 48:
Preghiere di S. Gregorio Naricense. in 12. 1807. 2:50 Compendio della detta in Volg. in g. 1811. 4:
Compendio delle deite Preghiere di S. Gregor. Detto, in turco. in 8. 1812. 4:
Naricense, fornito di Rami. in g. 1804. 5 Storia di Thamas Chulihan in 12. 1800. 30
Spiegazione de’ Cantici di Salomone, per Nari- Vita di tutti ı Santi del Calendario Armeno colle
cense. in 12. 1789. 3: annolazioni. Tom. 12. in g. 1810-1814. 42:
Chrie, o Progimnasma di Moise Corenense. in 8. Detta. in foglio. senza annotaz. 30:
1796. 10 a 6: Il Gore delle vite dei Santi. Tom. 2. in 12. 1800. 2:
ione sinodale e due altre Omelje di S. Nier- : : : ; . P
erste N „ N „ Vita di S. Gregorio Illuminatore. in 8. 1749. a
{ 5 a 5 Vita di S. Antonio Abbate. in g. 1794. 2:50
Orazione sinodale di S. Nierses Lampronense, Ar- 5 15 5 5 :
men -Ital. in g. 812. 4? Vita dell’ Ab. Mechitar. in 8. 1810. 32
Di Giovanni Filosofo Ozniese Orazione contro i Spettacolo della Natura. in g. 1810. “3:50
Fantaustich. Arm- Latin. in 8.1816, 3:50 Descrizione di Bosforo in Versi. in 12. 1794. 2:50
Favele di Michitar Cos, in 12. 1790. *: 50 Materie Medicinali. in g. 1806. 8 2:
Storia di Lazzaro Parpense. in g. 1798. 3 I quattro Ultimi in Verso Letter. e Volg. Tom. 2.
Grammatica Armena. in 8. 1815. 5 in 12. 1810. 2:
Delia, compendiosa. in 8. 1819. 2: Morale in Verso. in 12. 1812. 1:50
Grammatica Ital-Armen- Turca. in g. 1815. 5 Istruzione de’ Costumi. in 12. 1816. 75
Grammatisa Inelese- Armen. in g. 1816. 4: Re degli interessi nazionali e sociali. in g.
5 1 185. 7 —
atica Arm- Inglese. in g. 1819. 5 N ? E BER 5
Beet De EN 5 929 b Enciclopedia per la gioventù, in 8, fig. 1815. 5%
Dizionario Armeno Letterale, in 4- 1749. 100: 5 7 8
1 Fa vole d’Esopo. Volg. in 12. 1818. 4:
Dizionario Arm. Letter -Volg. e Volg- Letter. e De olle Fi
dei Nome proprj. ec. in 4. 1769. 50: ra core 5 0 75 De
Dizionario Ital- Armen - Turco. in 4. 1804, 18: Istruzione de’ Fancialli. Tom. 4. in g. 1818. 6:
Dizionario Franc - Armen. e Ärmen - Francese. Le avventure di Robenson Crusoe. in g. 1817. 2:50
Libretti della Storia Naturale. in 12. con Asure,
ogn’uno.
:75
Storia Romana di Rollin. Tom. 6. in 4. 1816
1817. fig. 90:
Opere scelte di S. Gio. Crisostomo. Tom. 2. in 4.
1818. 202
La Cronaca d’Eusebio Pamfilo. Tom. 2. in 4.
1818. 50:
Deita. in carta vellina. 80:
Delta. in foglio. 60:
Delta. in carta vellina. 90:
Le Notti di Young. in lingua furca, Tom. 3. in
3. 1819. y 10:50
Messale Armeno, in fogl. 1686. 100:
Calendario. in 12. 1782. 2:
Calendario perpetuo.in 4. 1782. 6:
Lunario, per ogni anno, in 11. 25
Almanacco. per ogni anno. con figure in 12. 4:
Carte Geografische incise,
mondo, Mappamondo
di quattro parti del
quadrato, dell' Arme-
381
; Fr. C.
nia, di Palestina, del Mar nero, dı Marma-
del Bosforo, e di tutto I’Impero Otto-
ra,
mano, l' una. 75
Tutte insieme. 7:
Coborite. 10:
La Lege Naturale. in 8. 1879. 2:50
L’Arte di amare i Dio. poema in Versi. in g.
Fig. 1819. 4:
Storia geograſica del Ponto osia mar nero. 4. 1819. 4:
Dottrina Cristiana. g. 1820. 3:
Compendiose Notizie sulla Congresazionede Mo-
naci Arıneni Mechitaristi di Venezia. 12.
1819. 2:75
Morale, in g. 1821. 4:
Grammatica Francese- Armena in 8. gr. 1821. 10:
Dizionario Inglese- Armeno. Vol. I. in 4. 1820. 22:
Detto. Armeno- Inglese, Vol. II. in 4. 182 1. sotto
Jorchio.
Preshiere di S. Nierses Glajense. in 24 lingue. in
12. 1821. — sotto Jorchio.
Tip. S. Lazaro. 181.
Ahndungen einer allgemeinen Geſchichte des Les
Zweyten Theils zweyter Band. — Leipzig, bey Carl Heinrich
. Reclam 1821 8. 427 S.
Laut der Vorrede wurde die lange, beynahe vierzehn⸗
jährige Unterbrechung dieſes Werks, auf deſſen Fortſetzung
die Freunde und Verehrer des Vfrs bis jetzt vergebens
hofften, durch deſſen „aͤußere Lebensverhaͤltniſſe herbeyge—
führt,“ fie erhalten aber von ihm das Verſprechen, daß
dem vorliegenden zweyten Bande des zweyten Theils der
dritte und letzte Theil in moͤglichſter Kuͤrze nachfolgen ſoll.
Ueber den Werth der gegenwärtigen Fortſetzung aͤußert ſich
der beſcheidene Verfaſſer S. IV der Vorrede in folgenden
Worten: — „Er mag auch in feiner theilweiſe (z. B. im
2ten Abſchnitt) ſehr dürftigen Weitſchweifigkeit und breiten
Armuth fuͤr ſich ſelder ſprechen und feinen Gegenſtand, bis
der naͤchſte Band, deſſen Inhalt vielleicht für die Mehrzahl
der Leſer ein allgemeineres Intereſſe haben koͤnnte, dieſe
chronologiſchen Unterſuchungen mit dem Hauptinhalte des
ganzen Buches noch mehr in Verbindung ſetzen und recht⸗
fertigen kann..“
Es erhellt hieraus zugleich, womit es die vorliegende
Fortſetzung des Werks vorzüglich zu thun habe. Wir thei⸗
len — damit kuͤnftige Leſer wiſſen mögen, was fie zu er⸗
warten haben — den Inhalt nach den Ueberſchriften der
Abſchnitte mit, welchen eine zweckmaͤßige Einleitung, be⸗
treffend die philoſophiſche Anſicht der Chronologie des Altee⸗
thums vorhergeht:
1) „Ueber die Zahl Sieben und das von ihr ausge-
hende Syſtem der Zeitrechnung (S. 2 — 24). 2) Von den
Zahlen 5 und 10 und ihrer Anwendung zur Eintheilung
382
der Zeiten (S. 24 — 33). 3) Die Zahlen 6, 60, 600 und
6000, als Zahlen der Zeiten abtheilung (S. 33 — 43).
4) Von der Periode des Vorruͤckens der Nachtgleichen eder
dem fogenannten großen Fixſternjahre (S. 43 — 61), 5)
Von der Achtung, worinn die Zahl 432, noch mehr aber
4320, bey dem geſammten Alterthum geſtanden (S. 61 —
90). 6) Ueber die Zeitrechnung des Grundtextes der heili⸗
gen Schrift, und ihre Uebereinſtimmung mit den chrongs
logiſchen Angaben, die ſich bey verſchiedenen Voͤlkern Aſiens
finden (S. 90 — 121) 7) Von dem künſtlichen Syſtem der
Zeitrechnung, welches die Verfaſſer der Septuaginta vor Aus
gen hatten, und von feiner Abweichung und dennoch genau⸗
en Uebereinſtimmung, mit der wahren, aus dem hebräͤi—
ſchen Grundtexte hergeleiteten Zeitrechnung (S. 121— 258).
8) Von dem Mondenjahre, als Feſt- und Kirchenjahr,
und von einigen merkwürdigen Eigenſchaften der Periode
von 4320 Mondenjahren (S. 258 — 270). 9) Von einer
merkwurdigen alten Weiſſagung, auf die Zeit der Erſchei—
nung des den Vätern verheiffenen Schlangentreters im
Fleiſche, welche an die Kenntniß der Naturperiode von 4320
Mondenjahren gefnüpft war (S. 270 — 346). 10) Das
allgemeine Geſetz der Schwere und des Falles der Koͤrper,
nachgewieſen in der Lebens- und Entoickelungsgeſchichte des
menſchlichen Leibes (S. 346 — 377). 11) Nähere Beleuch-
tung des Ucfprungs der alten Aſtrologie (377 — 407) 12)
Des natuͤrlichen Umlaufes des Lebens Anfang und Endpunct,
(S. 407 — 427).“ i
Hinſichtlich der chronslogiſchen Unterſuchungen, bey
welchen der Dfr. die Quellen, aus welchen er fchöpfte, ge-
wiſſenhaft anzeigt, laſſen wir ihm gern die gebuͤhrende Ges
rechtigkeit widerfahren, und find geneigt, fie, ruͤckſichtlich
des darauf verwendeten Fleißes und vieler Scharfſicht in der
Zuſammenſtellung, Vergleichung und Deutung der Nachrich⸗
ten, hoͤher zu ſchaͤtzen, als er fie ſelbſt ſchaͤtzen zu wollen
ſcheint. Die Freunde der alten Chrsnologie werden darinn
viel Unterhaltung finden. Was aber den philoſophiſchen
Geiſt betrifft, der uͤber dieſer Fortſetzung weht, und ſich
beſonders in den drey letzten Abſchnitten offenbart; ſo laͤßt
ſich daruͤber keinesweges ein eben fo günftiges Urtheil fälz
len. In den benden erſten Bänden dieſes Werks fahen wie
einen beſſeren Geiſt walten, nehmlich den einer geſunden
Naturphiloſophie; aber der Vfr hat ſpäterhin, wie es
ſcheint aus religiöfen Gründen, feine philoſophiſchen Ueber—
zeugungen aͤndern zu müſſen geglaubt. Darüber gibt fol-
gende Stelle der Vorrede (S. VI) einen vorläufigen Wink:
— „Denn dem Verfaſſer iſt, ſeitdem er die beyden erſten
Bände dieſes Buches ſchrieb, Über viele in ihnen beruͤhrten
Gegenſtaͤnde ein anderes Licht geworden, was ſich ſeiner
Natur nach weder verldugnen will noch verläugnen darf.
Er kann ſich indeß hier vorlaͤufig auf das berufen, was er
in der zweyten Auflage ſeiner Anſichten von der Nachtſeite
der Naturwiſſenſchaft (wir beſitzen und kennen nur die erſte
Auflage dieſes Buchs] bereits über feine früheren Arbeiten
geſagt hat“ u. ſ. w. — Aus welcher Quelle nun auch das
ſpaͤtere Licht gekommen ſey, welches das frühere verdraͤngt
oder ausgeloſcht hat, fo kommt es hier bloß darauf an,
ob das, was hier im neuen Lichte und als Product deſſel⸗
ben erſcheint, ſich im Lichte der wiſſenſchaftlichen Kritik bes
währen koͤnne. Um dieß zu entſcheiden, bedarf es nun ei⸗
ner näheren Beleuchtung der Hauptzuͤge des Inhalts vom
383
loten Abſchnitt, welchem die Ueberſchrift vorſteht: „Das
allgemeine Geſetz der Schwere und des Falles der Körper,
nachgewieſen in der Lebens- und Entwickelungsgeſchichte des
menſchlichen Leibes.“
Der Verfaſſer ſucht nehmlich in dieſem Abſchnitte ei⸗
nen moͤglichſt vollſtaͤndigen Parallelismus aufzuſtellen zwi
ſchen der Lebensgeſchichte oder dem Entwickelungsgange des
menſchlichen Leibes, und dem Falle der Koͤrper nach dem
Geſetze der Schwere, und es iſt auf die Durchfuͤhrung dieſer
Allegorie viel Scharffinn — wir möchten lieber fagen ver—
ſchwendet, als verwendet. — „Iſt doch — ſo heißt es im
Eingange dieſes Abſchnitts — das ganze leibliche Leben mit
einem beſtaͤndigen Herabfallen von oben nach unten, aus
dem Unſichtbarern ins Sichtbarere, aus dem Feinförperlis
chen ins Grobkoͤrperliche zu vergleichen, bis die herabrollen—
de Kugel endlich an dem tiefſten Puncte, den ſie erreichen
konnte, Ruhe findet.“ — Es wird gezeigt, wie die Entſte—
hung des Leibes, hinſichtlich ſeiner Syſteme und Organe
verſchiedenen Rangs, in der Richtung von oben nach un—
ten geht. Zuerſt wird das Haupt ſichtbar, als Centrum
des hoͤchſten Syſtems (Nervenſyſtems), und an ihm das
vollkommenſte Sinnorgan, das Auge. Auch entwickeln ſich
ſpaͤterhin Kopf und Nerven am ftuͤheſten (2). Naͤchſt die—
ſem hoͤchſten oder erſten Syſtem gelangt das zweyte, das Sy:
ſtem des Athmens und Kreislaufs zur Thaͤtigkeit und Ent—
wickelung: ſpaͤter das dritte, nehmlich das Verdauungsſy—
ſtem, am ſpaͤteſten das vierte, welches das Geſchlechtsſy—
ſtem iſt. — Waͤhrend nun das Nervenſyſtem, in Beziehung
auf Maſſe, das feinſte ift und bleibt, werden die folgen—
den immer groͤber, maſſiger, und ſo iſt das vierte oder Ge—
ſchlechtsſyſtem, zu welchen, wie der Vfr mit vielem Scharf—
ſinn darthut, das Knochenſyſtem und die Hautbedeckung
in naͤchſter Beziehung ſteht, das groͤbſte, maſſigſte. Eben
ſo findet auch, bey der Entwickelung des Leibes und ſeiner
Syſteme, ein aͤhnliches Verhaͤltniß der Zunahme des Rau—
mes ſtatt, wie beym Fall eines Koͤrpers: Hirn und Ner⸗
ven nehmen den kleinſten, das Geſchlechtsſyſtem den groͤßten
Raum ein.
Es folgen nun die Media (Stoffe), deren jedes Sy⸗
ſtem zu feiner Nahrung und Fortdauer bedarf, wie fie, in
dieſer Beziehung betrachtet, in gleicher Ordnung des Abfal—
les vom Aetheriſchen ins Grobkörperliche, auf einander fol—
gen: Nervenaͤther, Luft, Speiſe und Trank, und — das
Medium des vierten Syſtems? — „Unter allen iſt jedoch
— ſagt hier der Vfr S. 349 — das Beduͤrfniß des nied⸗
rigſten Syſtems des Leibes das allergroͤbſte, der Gegenſtand
ſeiner Neigung iſt der ganze Menſchenleib, ſeine Luſt in
mehr als einer Hinſicht, im genaueſten Sinne des Worts,
eine Fleiſchesluſt.“ Hier ſcheint uns das Gleichniß nicht
mehr zu paſſen. Die Folge, daß das Beduͤrfniß des Ge—
ſchlechtsſyſtems das allergroͤbſte ſey, weil der Gegenſtand
feiner Neigungen der Menſchenleib iſt, kann uns nicht eins
leuchten. In welchem Werthe ſteht denn bey unſerm Pfr.
der Menſchenleib? bey ihm, der doch wiſſen muß, daß
dieſer Leib das edelſte und hoͤchſte iſt, was die Natur her—
vorgebracht hat, ein Tempel von ihm aufgebaut zur Woh—
nung für den Geiſt Gottes. (r. Corinth. 3. 16.) — Wo
von der natürl. Entwickelung des Wenſchen die Rede ſepn ſoll,
— —
384
da muß auch von der Geſchlechtsliebe geſprochen werden, als
von einem reinnatuͤrlichen Triebe, abgeſehen von allem,
wodurch er ſuͤndlich oder zur bloßen Fleiſchesluſt wird. —
Der Parallelismus des Verfaſſers findet alſo hier feine
Grenze, und zwar ſchon in ſofern, als das Ganze (des
Menſchenleibes) höher und edler iſt, als das einzelne Syſtem,
und deſſen Medium. (Das Leben iſt mehr denn die Speiſe
Luc. 12. 23.) — Indem nun der Pfr. im Folgenden ſeinen
Parallelismus auch im Gebiete des pſychiſchen weiter ver
folgt, fo zeigt ſich datinn die gleiche Vermengung des Rein⸗
natürlichen mit dem Ausgearteten, Zerſetzten, Verdorbenen.
Die Rede ſoll hier nehmlich von den natuͤrlichen, pſychiſchen
Tendenzen und Functionen der Syſteme ſeyn, wovon z. B.
die des Nervenſyſtems das Erkennen oder der Trieb zum
Erkennen, die des Athmens die Bewegung iſt u. ſ. w. Hier
meint nun der Pfr die Region der Seele, welche dem 4.
Syſteme entſpricht, ſey „der Trieb zu gefallen — Eitel⸗
keit, Coketterie, Stolz, Hochmuth, Herrſchſucht, Morde
und Zerſtoͤrungsſucht.“ (S. 351) — Wir kennen aber auch
eine beſſere, dem gten Syſtem des Leibes entſprechende
Region der Pſyche, nehmlich die höhere, poetiſche Stim—
mung in der Geſchlechtsliebe, deren Gegenſtand der ganze
Menſch, von pſychiſcher ſowohl als phyſiſcher Seite iſt,
und deren Tendenz auf Vereinigung der Seelen und Leiber,
des maͤnnlichen und weiblichen Lebens und Geiſtes, zum Be—
huf eines höheren Ganzen und höheren Zwecks geht. Die⸗
ſe Region wird demnach von einem Triebe erfuͤllt, der an
ſich heilig und von großer Bedeutung iſt, da bekanntlich,
mit und in ihm die Anregung zum Bewußimerden des
Göttlichen im Menſchen gegeben iſt. Und hier siegt — um
es deylaͤufig zu erwähnen — der Grund der vor einigen.
Philoſophen behaupteten, fo haͤufig mißverſtandenen Ver:
wandtſchaft der reinnatuͤrlichen Geſchlechtsliebe mit der Re⸗
ligion. — Dasjenige leibliche Syſtem alſo, welches man
für das unedelſte Hält, führt gleichwohl die Pſyche auf den
hoͤchſten Gipfel ihres natuͤrlichen Lebens, welcher ihe die
Ausſicht auf das Univerſum eroͤffnet. Auf der andern Sei⸗
te vermag aber auch dieſes Syſtem die Seele, wenn ſie
das Reinnatuͤrliche (ihre Unſchuld) verläßt, in den tiefſten
Abgrund hinabzuſtoßen, der unmittelbar an jenem hoͤch ſten
Standort graͤnzt. Und hierher gehört jenes Gefolge des
pſychiſchen Abfalls in Beziehung auf das Geſchlechtsſyſtem,
wovon oben die Rede war,
Um zu wiſſen, was der Vfr mit jenem Parallelismus
eigentlich wolle, iſt es noͤthig, zuvor feine religioͤſe Grund⸗
anſicht recht ins Auge zu faſſen. Dieſe gibt ſich in den
letzten Abſchnitten dieſes Bandes hinlaͤnglich kund, und
laͤßt ſich auf folgende Säge reduciren:
1) Die Menſchen waren urſpruͤnglich reine, oder nur
mit einem ätheriſchen (nicht ſterblichen) Leibe verbundene
Geiſter, die in der Sphaͤre des Ewigen, in der Anſchau⸗
ung Gottes und im Umgange mit ſeinen Engeln lebten.
2) Aber der Verfuͤhrer, nehmlich der (perſoͤnliche)
Satan, in Geſtalt der Schlange, verleitete die unſterbli⸗
chen Menſchen, ſich in die ſinnliche Luft hineinzuwaͤh⸗
nen, und ſo die gewiſſe, herrliche Gegenwart fuͤr einen zu⸗
kuͤnftigen unbekannten Genuß hinzugeben. (Der Abfall der
erſten Menſchen beruht ſonach auf einer Verführung. Der
2
—
385
Philoſoph fragt aber nach der Möglichkeit eines erſten, ur—
ſprüͤnglichen Abfalls ſeliger Geiſter von Gott, die keiner
Verfuͤhrung durch ſchon gefallene ausgeſetzt ſeyn konnten.
Auf dieſe Frage laͤßt ſich aber Herr Schubert nirgend
ein.)
3) Dieſer unſelige (durch eine zufaͤllige Handlung ver—
anlaßte) Wahn verkoͤrperte und geſtaltete ſich, und fo ent:
ſtand dieſer irdiſche Menſchenleib, der nun wenigſtens dazu
diente, den Menſchen vor dem gaͤnzlichen Verderben zu be—
wahren. Dieſer Leib iſt alſo gleichſam die individualiſirte
Sünde, und fein Leben iſt ein beſtaͤndiges Fallen und
Hinabeilen zum Tode.
4) Mit dieſem Leibe des Todes waͤhnt ſich der Geiſt
eins zu ſeyn; dieſer iſt aber ein dem beſeelten Leibe ganz
fremdartiges, ja entgegengeſetztes Weſen. Die Richtung
des Geiſtes geht nach oben, die des natuͤrlichen Lebens
nach unten, welches dem gleichen Geſetz der Schwere folgt,
wie der herabfallende Stein. — Hier alſo die pietiſtiſche
Vorſtellung vom naturlichen Menſchen und deſſen abjoluter
Unfähigkeit zum Guten!
5. Die große Idee der Menſchwerdung Gottes bes
ſchraͤnkt ſich auf einen beſonderen, wie wohl lange und oft
vorherverkuͤndigten Fall, nehmlich in der Meinung, daß
Bot allein und ausſchließend in der Perſon Chriſtus Menſch
geworden ſey.
Dieſe dem theoretiſchen Pietismus wenigſtens ſehr ver:
wandte religiöfe Anſicht, welche zum Theil auf einem uns
philoſophiſchen Gegenſatz des Goͤttlichen und Natuͤrlichen,
oder auf einer Verwechslung des von der Natur und deren
göttlihen Harmonie Abgewichenen mit dem Natuͤrlichen
ruht — dieſe Anſicht philoſophiſch zu machen, iſt des Ver—
faſſers Tendenz in dieſer Fortſetzung ſeines Werks. Wir
ſehen daher in den drey letzten Abſchnitten des Vorliegenden
des Verfaſſers religidsſe Meinungen mit dem, was echt phi—
loſophiſch gedacht und entwickelt iſt, in einem ſeltſamen
Contraſte ſtehen; das Streben, dieſe beyden feindlichen
Elemente mit einander in Einklang zu bringen, offenbaret
ſich in der einſeitigen, aber dabey doch moͤglichſt conſequen—
ten Durchfuͤhrung der obigen Saͤtze, welche des Verfaſſers
religioͤſe Totalanſicht bilden. Durch dieſe Conſeguenz ges
winnt die Darſtellung viel ſcheinbar Wahres, fuͤr diejeni⸗
gen Leſer wenigſtens, welche mit dem Pfr. die Art der Ges
muͤthsſtimmung und religiofe Grundanſicht theilen, ohne
eben ſehr zum Denken geeignet zu ſeyn.
Um alſo den Pfr. zu widerlegen, darf man ihm nur
— was ſehr leicht iſt — die Einſeitigkeit ſeiner Saͤtze und
Behauptungen darthun. Der Satz: das ganze leibliche
Leben gleiche in ſeiner Entwickelung einem beſtaͤndigen Her—
abſinken von oben nach unten, einem Herabſinken mit be:
ſchleunigter Geſchwindigkeit aus dem Hoͤhern, Feinkoͤrperli⸗
chen ins Niedere, Grobe und Maſſige, iſt in der That
kaum einſeitig wahr zu nennen. Wir fragen den Pfr., ob
denn die Bluͤte kein hoͤheres Organ ſey, als das Blatt,
der Stamm und die Wurzel? ob fie nicht feinkoͤrperlicher
und dabey vielſeitiger gebildet fen, als die genannten Orga—
ne, aus welchen fie ſich entwickelt? Wenn aber dieſe Fra—
ge, ohne Zweifel, bejahet werden muß, ſo war auch die
Entwickelung der Pflanze bis zur Blüte kein Herabſinken,
Iſis 1822. Heft Iv.
386
ſondern ein Aufſteigen. Erſt von der Bluͤte geht der Weg
des pflanzlichen Lebens wieder herabwaͤrts ins maſſiv Koͤr—
perliche bis zur ausgebildeten Frucht, welche zwar hinſicht—
lich der Feinheit des Baues tiefer ſteht als die Bluͤte, in
anderer Hinſicht aber (indem ſie die Allheit der Pflanze
darſtellt) vollkommen iſt. Darum iſt das ganze leibliche
Leben vielmehr ein Kreislauf (in welchem das Steigen dem
Fallen vorhergeht) und gieicht daher keinesweges dem Fallen
eines Steins, welches immer nach einerley Richtung ger
ſchieht.
Ferner möchten wir den Pfr. fragen: ob denn das
Reife (Entwickelte, Ausgebildete) nicht hoͤher ſteht, als das
Unreife (Unentwickelte, Chaotiſche, Rohe)? oder auch: ob,
hinſichtlich der Entwickelung des Menſchenleibes, aus ſeiner
Theorie nicht folgen muͤßte, der Saͤugling ſtehe unter
dem Embryo, der Knabe unter dem Saͤugling der Juͤng—
ling unter dem Knaben, der Mann unter dem Jüng⸗
ling? — Nicht ganz richtig iſt uͤbrigens auch, in dem
obigen Parallelismus, die Behauptung des Vfrs: das
Hirn und fein Nervenſyſtem entwickele ſich unter allen Sy-
ſtemen am fruͤheſten, das Geſchlechtsſyſtem am ſpaͤteſten.
Denn geſetzt auch — was, ſtreng genommen, nicht einmal
der Fall iſt — das Cerebralſyſtem gelange von allen Sy⸗
ſtemen am fruͤheſten zur Thaͤtigkeit, ſo kommt es doch
erweislich am ſpaͤteſten zur Reife, oder wenigſtens gleich-
zeitig mit dem Geſchlechtsſyſtem, mit welchem es ſich im
Gegenſatz ausbildet. — Wir fragen endlich Herrn Schubert
— um dieſes Schema, woruͤber noch viel zu ſagen wäre,
abzukürzen — ob in der Natur das Geſetz zu verkennen
ſey, daß alles Hoͤhere ſich aus dem Niedern entwickelt?
Und wenn es nicht zu verkennen iſt, ſo muß wenigſtens
die erſte Hälfte des natuͤrlichen (organifchen) Lebens auf:
ſteigend, nicht abſteigend ſeyn; es kann mithin auf das
Ganze das Geſetz der Schwere (im Fall der Koͤrper) nicht
angewendet werden.
Betrachten wir des Verfaſſers Gleichniß von einer
anderen Seite, fo findet ſich, daß der fallende Körper oder
fein Geſetz nicht nur nicht das rechte Bild für dasjenige ſey,
was Herr S. dadurch bezeichnen und erläutern wollte, ſon—
dern daß es ſogar beſſer fuͤr das Gegentheil paßt. Denn
der fallende Körper fällt kraft eines innern Triebs, ſich
mit dem Ganzen oder deſſen Centrum, von welchem er
ſich enfernt hatte oder entfernt wurde, wieder zu vereiniz
gen; er wäre alfo vielmehr ein Bild des aus der Fremde
(der Entfernung vom Göttlichen) in die Heywath zurückkeh⸗
renden Menſchen, mithin ein Bild ſeiner Verſoͤhnung mit
Gott.
Es laͤßt ſich erweiſen, daß in der Entwickelung des
Menſchenleibes ſich die ganze Geſchichte der Menſchheit,
vom Beginn ihres Abfalls bis zur erreichten Verſöhnung
vorbildlich abſpiegele. Nur muß man den Abfall nicht als
ein zufaͤlliges Ungluͤck, ſondern als das nothwendige Her—
austreten aus der Einheit in die Vielheit und Mannichfals
tigkeit, oder aus der bewußtloſen Harmonie ins Bewußtſeyn
betrachten, mit welchen der Streit des Guten mit dem Boͤ—⸗
fen beginnt. Eben fo if die Verſoͤhnung, deren Reſultat
oder Ziel das Selbſtbewußtſeyn des Goͤttlichen iſt, keine zu—
faͤlige, gegen den Lauf der Natur erfolgende Bege—
25
387
benheit, ſondern die im Laufe der Geſchichte nothwendi⸗
ge Ertegung und Bethaͤtigung der goͤttlichen Natur des
Menſchen. Der Abfall iſt die nothwendige Bedingung
der Verſoͤhnung. — War der Menſch im Anfange ſchon —
wie des Verfaſſers Meinung zu ſeyn ſcheint — was er ſeyn
ſollte, fo wäre er nie geworden, was er nicht ſeyn fall,
und das Daſeyn der Geſchichte wäre unbegreiflich. — War
die Natur jemals die Offenbarung Gottes, ſo iſt ſie es
noch und wird es ewig ſeyn; ſie iſt es in ihrer ganzen
Entwickelung oder Geſchichte. Unſerm Pfr. iſt die gegen:
waͤrtige Natur nur der verdorbene Ruͤckſtand, gleichſam das
caput mortuum jener Offenbarung. Man vergleiche mit
dieſer Bemerkung folgende Stelle: — „So iſt z. B. das
Sehnen des Geiſtes, zu wiſſen und zu erkennen, ueſprung⸗
lich auf das Goͤttliche, Unzertheilte und Ganze angewieſen,
es ſollte nur durch das vergnuͤget werden, was ſeiner Art
und Natur iſt, ſollte, ſtatt nur die einzelnen Faͤdchen,
woraus das Gewand gewebt iſt, das ihren Leib verhuͤllt,
oder ſelbſt nur die auf dieſem Gewand liegenden Staͤubchen
zu betrachten, jener Seele der Natur, die alle Einzelnen
zu einem gemeinſamen lebendigen Ganzen macht, ſelber
ins Auge ſchauen, ſie in ihrem Thun und Weſen bemerken
und erkennen. (So weit recht ſchoͤn, nur ſollte Herr
©. nicht vergeſſen, was er doch zu vergeſſen ſcheint; daß
dieſe Forderung noch gegenwärtig uberall erfüllt wird, wo
Religion und Philoſophie einheimiſch ſind.] Aber nun liegt
vor dem Auge von Staub, durch das er ſieht, dieſe natür⸗
liche Welt [die aber dem geſunden, gebildeten Geiſte noch
immer als ein Ebenbild der göttlichen Welt erſcheint!, gleich
einem ehemals koͤſtlichen Gefaͤß, das durch einen Fall in
zahlloſe Scherben und Splitter zertrümmert, von unendlich
vielen kleinen Riſſen und Spruͤngen durchſetzt und durch—
drungen iſt. Und durch eine merkwuͤrdige Verkehrtheit,
ſieht das natuͤrliche Auge, nicht etwa die noch immer zu
verkennenden Umriſſe des Ganzen, fondern es bewerkt und
zahlt ſchon ſeit Jahrhunderten nur die Riſſe und Sprünge,
die unter der Hand an Zahl immer noch zunehmen, be⸗
merkt die bald krumme, bald gerade Richtung der Riſſe,
die Zertheilung der groͤßeren in kleinere, und glaubt hier
die Geſetze zu finden, durch welche einſt das unzertheilte
Ganze entſtand. So daß jenes alte Wort hier wohl Recht
behält: Er gab den Weltkreis ihrem Gezaͤnk hin.“ (S.
213, 214.)
Zwar liegt dieſer Allegorie eine wiſſenſchaftliche Wahr⸗
heit zu Grunde, aber ſie iſt durch das Irrige der Meinung
getruͤbt, und es ſchimmert durch die Darftellung einerſeits
unphiloſophiſche Geringſchaͤtzung des Natuͤrlichen, anderſeits
der Wahn von der Zufaͤlligkeit des Abfalls. — Das natuͤr⸗
liche Auge — es ſey aus Staub oder aus Aether gebaut —
iſt ein herrliches Organ fuͤr die geſunde Vernunft, wenn es
auch anderwaͤrts dem verkehrten Geiſte (dem einſeitig reflek⸗
tirenden Verſtande) dienen muß. Was der Pfr. für Riſſe
und Spruͤnge hält, ſind nur Linien und Striche, die zur
Ausfuhrung (Detaillirung) des Gemaͤhldes gehören, und
auch in der fruͤheſten Zeit vorhanden waren, aber nicht be⸗
merkt wurden. Und wenn auch die Schwachen an der Be⸗
trachtung des Einzelnen feſtkleben, und in ihrer Beſchrankt⸗
ſeit die Tuͤnche und Zierrathen des Ganzen für das We⸗
entliche halten, fo war doch für die Staͤrkern die Kennt⸗
1 8 388
niß des Einzelnen und Beſondern die nothwendige Bedin—
gung zur Anſchauung des Ganzen mit Bewußtſeyn.
Unter den drey letzten Abſchnitten des Vorliegenden er⸗
ſcheint uns der elfte, mit der Aufſchrift: „Naͤhere Bes
leuchtung des Urſprungs der alten Aſtrelogie“ als der in
wiſſenſchaftlicher Hinſicht werthvollſte. Der Gegenſtand die⸗
ſes Aufſatzes iſt nehmlich die Sympathie und Harmonie
des Beſondern mit dem Allgemeinen, des Einzellebens mit
dem Allleben und daher die Uebereinſtimmung der organi-
ſchen Veraͤnderungen mit den kosmiſchen, welche Ueberein⸗
ſtimmung nur aus der Eiaheit der beſondern Beſeelung mit
der allgemeinen oder Weltfeele erklaͤrlich iſt; eine Erkennt⸗
niß, welche in ihrer ſyſtematiſchen Behandlung und canfes
quenten Anwendung, das Weſen der alten Aſtrologie auge
machte. Wir fanden übrigens hier groͤßtentheils Wiederho—
lung eines Fruͤhern, nehmlich deſſen, was uͤber denſelben
Gegenſtand theils in fruͤhern Abhandlungen deſſelben Werks,
theiis in des Vfes Anſichten von der Nachtſeite der Nas
turwiſſenſchaft vorkommt. Nur daß auch hier der Pfr. ale
les mit dem Geſetz der Schwere und des Falls der Koͤrper,
welches ihm das Geſetz alles natuͤrlichen Lebens iſt, in Ue—
bereinſtimmung zu bringen ſucht. In dieſer Beziehung ers
klaͤrt ſich der Vfr beylaͤufig (S. 391) auch uͤber den eigent⸗
lichen Sinn des Titels zu feinem We ke, wie wohl nur
indirect durch die hier vorkommenden Erklaͤrungen uͤber die
Wörter ahnden und Ahndungsvermogen. Das unge:
geſtoͤrte Selbſtgefuͤhl der Seele nehmlich (der Seele, als
Prinzip des natuͤrlichen Lebens), die Anſchauung ihrer ſelbſt
(in gewiſſen Zuſtaͤnden, z. B. im Traum,
Somnambulismus), „als jenes Geſetzes, nach welchem das
Leden mit einer quadratiſchen Beſchleunigung ſeines innern
Impulſes von oben nach unten füllt, iſt eins mit dem Vor⸗
gefühl des kuͤnftigen, eins mit dem, was wir am Men⸗
ſchen Ahndungs- ((nicht Ahnungs-) Vermögen nennen.“ Der
Pfr. erklärt ſich nun über denſelben Punct noch deutlicher,
indem er fortfährt: Ahndungspermögen, von ahnden:
ſtrafen, raͤchen. Denn jener Richter und Raͤcher, der
dem natürlichen Menſchen vorausſagt, was die Folge ſei—
nes Handelns, irgend einer Uebertretung des unverbruͤch-
lichen Geſetzes der Natur ſeyn werde, der das Geſchehene
und Begangene ahndet, iſt feiner Natur nach nahe vers
wandt, und ſelbſt eins mit dem erwachten Selbſtgefuͤhl und
Selbſtbeſchauen der Seele. Denn wenn das Leben, das
der natürliche Menſch lebt, ſich feiner ſelbſten bewußt wird;
ſo erkennt er ſich als ein Hinabſinken von dem Freyern und
Höhern zum Groͤbern und Unvollkommenern, als eine
Richtung von oben nach unten, deren Ende der Tod ſeyn
wird. Daher iſt auch, um dies nur beylaͤufig zu bemer⸗
ken, die Thaͤtigkeit des Ahndungsvermoͤgens meiſtens [und
warum nicht immer?] mit Beziehungen des Schreckens und
des Todes tingirt und nach dieſer Region ſcheint () in den
meiſten Fällen lalſo doch nur in den meiſten!] feine ange⸗
meſſenſte und natuͤrlichſte Richtung hinzugehn.“ b
Wir finden in dieſer Stelle eine neue Aufforderung,
den Vfr. auf den Zuſtand feiner Theorie aufmerkſam zu ma-
chen: Wir behaupten, daß die Selbſtanſchauung einer Na⸗
tur in einer ihr entſprechenden Handlung oder Handlungs-
weiſe nur vom Gefühl der Billigung oder des Wohlgefallens
noch mehr im
—
389
begleitet ſeyn koͤnne, da ſie durch ihr Handeln nur ſich
ſelbſt darſtellt, und dieſe Darſtellung mit der Darſtellenden
(Natur) in Harmonie iſt. Beſteht die Natur des Menſchen
in einer Tendenz von oben nach unten, ſowohl in phyſi—
ſcher als pſychiſcher oder moraliſcher Hinſicht, fo iſt das
Herabſinken und Verſchlechtern ein treuer Abdruck ihrer
ſelbſt, oder ihres Geſetzes, und man ſieht nicht ein, wie
und warum das Bewußtſeyn oder Selbſtgefuͤhl dieſes ab—
wärts tendirenden Handelns zugleich ein Beſtrafen des letz—
tern ſeyn koͤnne und ſolle: denn ſtrafwuͤrdig iſt nur die
Abweichung vom Geſetz, nicht die treue Befolgung deſ—
ſelben. Darum kann „das erwachte Selbſtgefuͤhl und
Selbſtbeſchauen der Seele (die ja, nach Herrn S., das le:
bendige Geſetz des Abfalls iſt) unmoͤglich eins ſeyn mit dem
innern Richter und Raͤcher, weil dieſer ein ſich ſelbſt wi—
derſprechender, d. h. ungerechter Richter waͤre, wenn er die
ſeiner eignen Natur, d. h. dem Weſen der Seele entſpre—
chenden Handlungen ahnden (beftrafen, raͤchen) wollte. Es
muß vielmehr, um das Daſeyn jenes Richters zu begreifen,
gleichzeitig mit jener Selbſtbeſchauung das Bewußtſeyn oder
Selbſtgefuͤhl eines Hoͤhern im Menſchen vorausgeſetzt wer—
den, welches feine wahre Natur und von welcher jene
abwaͤrts tendirende die Abweichung (Neigung zur Uebertre—
tung des hoͤhern Gefises) iſt. Nun erſt ſieht man ein, daß
das Ahnden (innere Selbſtbeſtrafen) nichts anders ſey, als
das quälende Gefuͤhl des Widerſpruchs zwiſchen dem wah—
ren und Scheinmenfchen, Der Richter kann nicht eins ſeyn
mit dem, den er richtet, er kann nur Richter ſeyn, wenn
und in ſofern er uͤber dem Verbrechen erhaben und außer
aller Gemeinſchaft mit ihm iſt.
Irrig iſt daher auch, obgleich in Uebereinſtimmung
mit ſeiner Theorie, die Behauptung des Vfrs S. 392:
das Andungsvermoͤgen ſey „weit verſchieden von ungleich hoͤ—
herer Gabe des Geiſtes: zu weiſſagen, welche dieſer nur
aus der ihm verwandten (hoͤhern) Region“ empfange, denn
wir haben ſo eben erkannt, daß zur Erklarung des Ahn—
dungsvermoͤgens der Gegenſatz einer hoͤhern und niedern
Region die nothwendige Bedingung iſt. Zum Weiſſagen
wird ohne Zweifel der gleiche Gegenſatz erfordert, und der
Unterſchied zwiſchen Weiſſagen und Vorahnden duͤrfte wohl
nur darinn liegen, daß bey jenem das Selbſtgefuͤhl der hoͤ—
hern Region (des Göttlichen) mit größerer Klarheit (in
ſtinktartig) vorherrſcht. Denkt ſich aber Herr S. — was
mehr als wahrſcheinlich iſt — dieſe Region als etwas au—
ßer und uͤber der Menſchheit befindliches, als eine uͤber—
menſchliche, von der Natur und vom Menſchen abgeſchie—
dene ſelbſtſtaͤndige Geiſterwelt, mit welcher der Geiſt des
Menſchen zwar auf gewiſſe Weiſe verwandt iſt, mit wel:
cher er jedoch, als mit einem Fremden, nur uneigentlich
durch einen Wahn, durch ein Hineinwaͤhnen in ſie eins wer:
den kann; fo muͤſſen wir bekennen, daß wir ihn mit die»
ſer Anſicht außerhalb der Region der Philoſophie auf ei—
nem Standorte erblicken, welcher keine wiſſenſchaftliche
Verſtaͤndigung geſtattet.
Indem wir übrigens die Deutung des Titels zu vor⸗
liegendem Werke nach den obigen Erklärungen des Vfrs
uber die Warter: ahnden und Ahndungsvermogen den
Leſern uͤberlaſſen, theilen wir noch die Schlußzeilen dieſes
be nicht nur die Abſicht,
390
Bandes mit, woraus hervorgeht, was der Inhalt des fol—
genden ſeyn werde:
„Gleich jenen Weltkoͤrpern, die ſich einem gemein⸗
ſchaftlichen Geſetz der Schwere und des Falles unterworfen,
um eine Centralwelt bewegen, haͤlt auch das Meteor des
einzelnen Menſchenlebens, dem Geſetz des Falles gemaͤß,
feinen Umlauf um einen anziehenden Mittelpunct, und
haͤlt, waͤhrend dieſes Umlaufes, ſeine Perioden der Um—
drehung um die eigene Are. Wenn und wo ſich aber die
Bahnbewegung endigt, bleibt es ungewiß, ob das Meteor,
als ſchwerer Stein hinabſtuͤrzen werde nach ſeiner Erde,
oder, maͤchtiger gezogen durch eine hoͤhere Sonne, ſich wie⸗
der auflöfen und erheben werde in den heimathlichen Aether.
Doch von dieſer Kreis- und Bahnbewegung des allgemeinen
e] Lebens wird der naͤchſte Band deutlicher und beſſer reden.“
Wir ſehen hier alſo den Parallelismus eine andere
Wendung nehmen. Vermuthlich wird der Vfr. im Folgen:
den das natürliche Leben, mit dem des Geiſtes ſyntheſirt,
betrachten, um auf dieſem Wege zu einem Kreislauf des
Menſchenlebens zu gelangen. Wir wuͤnſchen, daß er ſeinen
Plan zur Zufriedenheit ſeiner Leſer gluͤcklich durch und
ausführen möge, wenn es nach der bisherigen Anlage
möglich iſt. Was wir etwa zu früh geurtheilt haben, würs
den wir dann mit Vergnügen zuruͤcknehmen,
Beytraͤge zur naͤheren Kenntniß des Elektro⸗
Magnetismus
von G. F. Pohl,
Profeſſor der Mathem. und Phyſ. am Fr. W. Gymnaſium
zu Berlin.
Der im loten Stuͤcke (Jahrg. 1821) der Gilbert—
ſchen Annalen von mir gelieferte Aufſatz hatte, neben der
darin verſuchten Nachweiſung einer reellen Verknupfung zwi⸗
ſchen dem Elektrismus, Magnetismus und Chemismus,
vornehmlich den Zweck, uͤber die Art und Weiſe der mag⸗
netiſchen Wirkſamkeit des Schließungsdrathes der Volta'ſchen
Kette eine beſtimmte Auſicht darzulegen. Es war ſodann
noch eine nur corollariſch behandelte Seite jenes Aufſatzes,
die beſondere Art jener Verknuͤpfung der genannten drey
Glieder, wie ſie aus der nachgewieſenen Beſchaffenheit des
Zuſtandes in dem Schließungsdrathe ſich wohl darzubieten
vermag, im Allgemeinen noch vorläufig anzudeuten.
Was nun jene über den eigentlichen magnetiſchen Zus
ſtand des Schließungsdrathes niedergelegte Anſicht betrifft,
ſo kann ſie, außer ihrer facteſchen Begründung an ſich ſel—
ber, wohl nicht guͤnſtiger und augenſcheinlicher bethaͤtiget
werden, als durch die uͤberaus einfache und ungezwungene
Weiſe, mit welcher ſowohl die fpeeifüihen Phänomene des
Oerſtedt'ſchen-Verſuchs, wie alle mit oder bald nach demfels
ben entdeckte Thatſachen im Gebiete der elektriſch magnetis
ſchen Erſcheinungen ſich daraus conſtruiren laſſen. Ich has
dieſes in der gegenwärtigen Ads
handlung zu zeigen, ſondern es iſt mir zugleich eine ernſtli—
che Angelegenheit, jene nur beylaufig berührte Seite des
früheren Aufjaßes hier gleichfalls mit voͤlliger Beſtimmtheit
39T
hervorzuheben und ſonach eine ſolche mit moͤglichſter Präci-
ſion ausgeſprochene Anſicht über das eigentliche Wie der
nach meinem Dafuͤrhalten ſtattfindenden weſentlichen Ver—
knuͤpfung des Eleftrismug, Lagnetismus und Chemis—
mus,“ der Phyſik hiermit zur Prüfung darzubieten,
Wenn ein doppelarmiger, in der Gegend ſeines Schwer
punctes gehörig unterſtuͤtzter Hebel auf und nieder ſchwankt,
fo liegt zwiſchen jeden zwey auf einander folgenden entge—
gengeſetzten Zuftänden ein Moment der ruhenden Horizon
tallage, welche das Ziel der fortgeſetzten Thaͤtigkeit des He—
bels iſt, das aber, indem der Zuſtand der Ruhe auf der
einen Seite gehoben iſt, durch das Streben nach Wie:
derherſtellung, ſobald es erreicht iſt, auf der anderen Seite
wieder uͤberſcheitten wird, und fo fort. So iſt hier wie
überall mit er einmal in die Natur geſetzten Differenz zu—
gleich das Veſtreben, fie auszugleichen und damit eine gan—
ze Folge neuer Differenzen geſetzt, und jenes Hinausgehen
einer Differenz über den erſtrebten Indifferenzpunct zum
Zuftande entgegengeſetzter Differenz und von dieſem wieder
zuruck zum erſten, und fo fort, kann als Grundtypus der
organſchen und chemiſchen, ſowohl wie der mechaniſchen
Naturthaͤtigkeit angefehen werden. So hoͤchſt einfach dieſe
Betrachtungen find und ſo uͤberfluͤſſig es ſelbſt ſcheinen mag,
fie hier anzuſtellen, fo wichtig find fie doch, ſofern fie ein
Vorbild fuͤr die richtige Beurtheilung zuſammengeſetzterer
Hergaͤnge, wie der ganze Proceß der Volta'ſchen Kette ein
folder iſt, darzubjeten vermögen. Das zunaͤchſt folgende iſt
nun die ſynthetiſche Darlegung des Geſichtspunctes, aus
welchem ich den letzteren betrachte.
Mit der Differenz der beyden als Erreger in die eins
fache Kette eintretenden Metalle (denn nur von der einfa—
* Der geehrte Herausgeber der Annalen verneint, in Folge
der Anmerkungen, mit welchen er meinen früheren Auffag
zu begleiten die Güte gehabt hat, an dem dort beſchriebe—
nen Verſuche die beweiſende Kraft für eine reelle Verbin-
dung zwiſchen Magnetismus und Chemismus der Kette.
Darf ich mir indeß erlauben, feinen Ausſpruͤchen einen bes
ſcheidenen Zweifel entgegen zu ſtellen, ſo wuͤrde ich zu—
nachſt den Umſtand: daß die Ablenkung der Magnetnadel
durch den Schließungsdrath mit der Stärke der Elektrici—
taͤt des Apparats zu eder abnimmt, wohl nicht mehr als
eigentliche Thatſache betrachten, da die unmittelbare Be—
obachtung an der Kette die Elektricität nur bey geöffnes
ten, den Magnetismus nur bey geſchloſſenem Kreiſe zeigt,
jene alſo, wenn allein die directe Erfahrung ſpricht, — 0
iſt, ſo lange die magnetiſchen Erſcheinungen in beſtimmter
Quantität vorhanden ſind, und umgekehrt. Daß außerdem
die Quantität und Form des fluſſigen Leiters (die Natur
und chemiſche Qualität deſſelben bleibt während des Ver:
ſuchs im weſentlichen dieſelbe) auf die Starke der Elektri—
citaͤt des Apparats beträchtlichen Einfluß habe, iſt mir
wohl gegenwärtig geweſen, aber die daruͤber ſprechenden
Erfahrungen ſind, fo weit meine Kenntniß reicht, entwe-
der nur ſolche, bey welchen mit der größer oder kleiner
werdenden Oderflaͤche der Fluͤſſigkeit auch die der Erreger
groͤßer oder kleiner wird, wahrend in meinem Verſuche
nur die erſtere variirt; oder ſolche, bey welchen unter
übrigens gleichen Umftänden nur die Dicke der Schicht des
392
chen Kette iſt hier die Rede, weil das von ihr geltende ſei—
ne Modification für die Batterie ſehr leicht findet) if, nach
obigem, das gegenſeitige Streben derſelben, dieſe Differenz
zum Gleichgewichte zurüͤckzufuͤhren, nothwendig gegeben.
Der Moment, in welchem beyde Metalle ſich berühren iſt
fofert der Anfang des in die Sinne fallenden Strebens an
beyden, dieſe Differenz aufzuheben und fich gegenfeitig zu
ergaͤnzen; jedes von beyden wird von dem anderen und
durch daſſelbe ergriffen, das Kupfer z. B. als das urfprüngs
lich orydirtere, und ueſpruͤnglich pofttive, um desorydict,
der Zink, als das urſpruͤnglich minder oxydirte und negative,
um oxydirt zu werdeg. Dieſes Streben aber, das vermoͤge
des beſtimmten Grades der Cohaͤſion der Metalle in jedem
von ihnen nicht zur Befriedigung zu gelangen vermag,
bleibt eben daher als ein Zuſtand der bloßen gegenſeitigen
Spannung an beyden ſtehen und offenbart ſich am Kupfer
als negattv-, am Zink als pejitiv elektriſche Spannung. —
Wenn in Fig. 1. die Kupfer s und Zinkplatte mit einem
Schließungsdrathe verbunden ſind, der nach mathematiſcher
Entwicklungsweiſe als ein bloßes, die Ueberſicht des ganzen
Herganges erleichterndes Subſtitutionsglied vorläufig einge—
führt, nachher aber, ohne weſentliche Veraͤndernng der Ans
ſicht des Ganzen, wieder eliminirt werden kann, und wenn
dieſer Schließungsdrath, um alle ſtoͤrende Nebenrüͤckſichten
zu vermeiden, von der Kupferplatte an, bis zu ſeiner Mitte
o ſelbſt aus Kupfer, in der anderen Hälfte aus Zink beſte—
hend gedacht wird, ſo iſt alſo in dem ganzen Syſtem, von
c nach ab hin, die negative, von c nach de hin, die pos
ſitiv elektriſche Thaͤtigkeit vorherrſchend und in ab und de,
als den Polen dieſer Thaͤtigkeiten ſtreben beyde Metalle ſich
zu durchdringen, um hier und naͤchſt dem in allen uͤbrigen
Puncten der Maſſe einen Zuſtand befriedigter Indifferenz
hervorzubringen. Die Intenſitaͤt dieſes Strebens aber, oder
feuchten Leiters zwiſchen den Metallplatten variirt, die
wiederum in dem von mir angeſtellten Verſuche conſtant
blieb. Daß nun unter dieſen Umſtaͤnden die mit der allein
bartivenden Breite der Fluͤſſigkeit etwan verbundene Ver⸗
aͤnderuug ihrer Leitungsfaͤhigkeit eine ſolche Veraͤnderung
in der Stärke der Elektricität des Apparats hervorbrin⸗
gen ſollte, wie ſie der anfaͤnglich zwar beträchtlichen, aber
deſſen ungeachtet doch noch von 30 bis zu 689 Abweichung
geſteigerten magnetiſchen Einwirkung in jenem Verſuche
entſprechend ſeyn muͤßte, moͤchte, nach meinem Ermeſſen,
vom Standpuncte der Volta'ſchen Theorie aus, ohne dem
chemiſchen Proceß einen befonderen, wefentlichen Einfluß
einzuräumen, wohl nicht leicht vollkommen nachweisach
ſeyn. Dabey kann ich nicht unerwaͤhnt laſſen, daß die zu
Gunſten der Volta'ſchen Theorie praͤdicirte Modification
der Leitungsfaͤhigkeit der Fluſſigkeiten vornehmlich nur aus
den Erſcheinungen an der Kette ſelbſt und unter ber uns
bedingten Annahme eines continuirlichen elektriſchen Stro⸗
mes geſchloſſen ſey, mithin gegen meine dortigen Folge⸗
rungen mehr eine Anticipation als eine wirkliche Widerle⸗
gung bilde. — Uebrigens bin ich nur zu ſehr von der
Ueberzeugung durchdrungen, daß ein einzelnes Factum nicht
ſowohl eine Anſicht conſtituiren koͤnne, als daß vielmehr
letztere ur einem beſtimmten Grade innerer Conſequenz,
mir wel em ſie eine größere Mannigfaltigkeit von Tyat⸗
ſachen umfaßt und ſich denſelben cengruent zeigt, ihre Bes
gru dung zu verdanken vermöge, die eben daher nur das
Reſaltat mannıgfaltiger und mehrſeitiger Prüfungen ſeyn
kann.
——
393
die Eroͤße dieſer Verwandtſchaft muß, weil fie mit der Co,
haͤſſon im Conflict iſt, ſtets geringer ſeyn, als die Intenſi—
tät der chemiſchen Anziehung zwiſchen dem aciden und dem
boſiſchen Theil eines fluͤſſigen Letters, der jetzt zwiſchen die
Kapfer- und Zinkplatte eintretend gedacht werden mag.
Denn faͤnde das Gegentheil ſtatt, ſo wuͤrde ſogleich, nach
dem Geſetz des Erfolgs einer zwiefachen Wahlverwandt—
ſchaft, der fluͤſſige Leiter fo zerſetzt werden, daß das nega—
tive Kupfer ſich mit dem poſitiven aciden und der poſitive
Zink ſich mit dem negativen baſiſchen Theil verbände, oder
daß im directen Widerſpruche mit der Erfahrung das Ku:
pfer oxydirt, der Zink desoxydirt würde. Der fluͤſſige Leis
ter wird dagegen in dieſem Falle einer ruhenden Affinität
(wie es wohl ausgedruͤckt zu werden pflegt) vielmehr nicht
nur in der Intenſitaͤt des chemiſchen Zuſammenhanges ſei—
ner beyden Pole zunaͤchſt noch mehr befeſtiget werden, ſon—
dern er wird im Gegentheil, indem allein repulſive Thaͤtig—
keit derſelben gegen die elektriſchen Pole wirkſam werden
kann, die elektriſche Spannung umkehren, jo daß der acide
Theil die pofitiv elektriſche Thaͤtigkeit des Zinks, der baſi—
ſche die negativ elektriſche des Kupfers zuruͤckſtoͤßt. Mit
dieſer Repulſion im Bunde wirft die Cohäfion die urſpruͤng—
liche elektriſche Spannung in ſich zucuͤck, fo daß ſtatt dieſer
erſten Longitudinalſpannung die ganze Maſſe der Metall
platten und des Schließungsdrathes in entgegengeſetzter und
zwar kreis oder zonenfoͤrmig um die Achſe fghi des gan;
zen Syſtems in transverſaler Richtung gelagerten Spannung
zuruck oſeillirt, — und eben dieſe wegen des unendlich
ſchnellen Wechſels der Schwingungsmomente als continuir—
lech erſcheinende transverſale Spannung iſt es, die ſich als
nothwendige Reaction der elektriſchen Longitudinalſpannung
in der eigenthuͤmlichen Geſtalt des Magnetismus offenbart,
indem in ihr beyde Thaͤtigkeiten waͤhrend des gegenſeitigen
Ruͤck und Durchganges ſich wechſelſeitig durchdringen, ohne
ſich dennoch zu binden, ſo wie es der in meinem fruͤheren
Aufſatze angedeuteten Anſicht entſpricht. — Wie aus der
urſpruͤnglichen elektriſchen Longitudinalſpannung im Conflict
mit der Cohaͤſion der Maſſe die viel mehr energiſche mag—
netiſche Transverſalſpannung hervorgeht, das iſt in fo viel
analogen Hergaͤngen anderer Art in der Natur vorgebildet,
daß meiner Ueberzeugung nach wohl nichts uaturgemäßer
ſeyn kann, als eine ſolche Anſicht der Sache. Man darf
(der akuſtiſchen Schwingungen nicht zu erwaͤhnen) nur an
einen der Länge nach geſpannten Streifen elaſtiſchen Harzes
denken, der im Angenblicke der aufgehobenen Spannung in
ſich zuruͤckſchnellt und der Breite nach ſich hinaus wirft;
nur muß, wie ſich verſteht, die innere Anſchauung den mag—
netiſchen Proceß in eine ungleich hoͤhere, der groͤberen
Sinnlichkeit entruͤckte Sphäre der materiellen Thaͤtigkeit auf—
nehmen und vor Allem nicht aus der Acht laſſen, daß die
magnetiſche Transverſalſpannung zur elektriſchen Longitudi—
nalfpannung im Ganzen zwar wie Contraction zur Expan⸗
ſion ſich verhalte, daß aber dieſelben beyden entgegengeſetz—
ten Thaͤtigkeiten, welche in der elektriſchen Spannung als
Expanſion und Contraction zugleich auftreten, auch in der
magnetiſchen und zwar, der Natur der Sache gemäß, in
einer ungleich innigeren, in jedem Puncte der Maſſe zu
gleicher Zeit ſich offeubarenden und nur durch die conſtante
Richtung nach verſchiedenen Seiten hin auseinander gehal—
tenen Durchdringung ſich wirkſam zeigen muͤſſen. Dieſer
Sſis. 182. Heft IV.
— —
394
Zuſtand, durch den Impuls wieder uͤber das Gleichgewicht
hinausgefuͤhrt, endet begreiflich, nach dem vollendeten ge—
genſeitigen Durchgange beyder Thaͤtigkeiten in einer der ans
faͤnglichen entgegengeſetzten elektriſchen Spannung, vermoge
deren der Zink jetzt negativ, das Kupfer poſiliv elektriſch
iſt. Da aber dieſe Spannung erſtens durch die Repulſion
des fluͤſſigen Leiters, ztens und vornehmlich durch den Eine
klang mit der Cohaͤſion, BZtend durch den Impuls an und
für ſich, der allemal über die Indifferenz hinaus geht, un—
gleich weiter als die erſte das Gleichgewicht überſchritten has
ben muß, ſo iſt die Intenſitaͤt derſelben groͤßer als diejeni—
ge der chemiſchen Anziehung der beyden Pole des fluͤſſigen
Leiters. Daher greift nun nach dem Geſetze zwiefacher zer
legender Wahlverwandtſchaft der eigentliche chemiſche Effeet
ein; es tritt der acide Theil an den negativen Zink, ihn
oxydirend, der baſiſche an das pofitive Kupfer, wenn nicht
mit ihm reelle Verbindung eingehend, doch durch fein Hint
antreten das Streben dazu andeutend. Daß auch dieſe
chemiſche Wirkung mit ihrem Impuls uͤber das Gleichge—
wicht hinaus geht, daß damit die anfaͤngliche elektriſche
Spannung nur in verſtaͤrktem Grade und mit dieſer derſel—
be Rhythmus des ganzen Herganges wieder von neuem ans
hebe, um ſich auf diefelde Weiſe unendliche Male zu wieder
holen, hedarf kaum der Erwaͤhnung. — Weil einer jeden
der beyden elektriſchen Spannungen, der erſten der repulſi—
ve (ſynthetiſche), der zweyten der attractive (analytiſche) Ef-
fect des Chemismus von der erſten Regung an bis zum
Ausbildungsmoment ihres Maximums negirend entgegen
tritt, ſo iſt begreiflich, warum von elektriſcher Spannung
waͤhrend des Proceſſes der geſchloſſenen Kette nach Außen
hin nichts wahrzunehmen iſt; nur der magnetifche Effect iſt
der einzige ungehemmte, der ſich frey nach Außen hin aus—
ſprechen kann, und, wie geſagt, nicht ſpringend, was er in
der Natur des Herganges an ſich freylich iſt, ſondern, bey
der Blitzesſchnelle, mit welcher die Zuſtaͤnde wechſeln, als
continuirlicher Zuſtand der Maſſe des Schließungsdrathes
ſowohl als der Metallplatten hervorzutreten vermag. Ue—
berhaupt iſt es nun Sache der inneren Anſchauung, dasje—
nige, was das Werk des Augenblicks iſt, auch in dem Er—
leuchtungsblitze des momentanen Ergreifens in ſich aufjus
nehmen, während es in Worten und abſtracten Vorſtellun—
gen nicht anders als mit dem uͤber ganze Seiten ſich fort—
ziehenden Schneckengange der Demonſtration zu verfolgen iſt.
Um das Weſen der Sache in einen gedraͤngten Ueberblick zu
faſſen, kann man zwey Hauptmomente des ganzen Proceſ—
ſes unterſcheiden. Der erſte iſt die urſpruͤngliche elektriiche,
longitudinal erpanfive Erregung, wo Zink poſitiv, Kupfer
negativ elektriſch wird und die Metalle von beyden Seiten
her ſich zu durchdringen ſtreben, um ihre urſpruͤngliche Dif—
ferenz zu loͤſen; dieſem Momente ſchreitet parallel entgegen der.
repulſive Effekt des Chemismus. Der 2te Moment iſt der
magnetiſche, transverſal contractive, wo die Metalle gegens
ſeitig auf den normalen Standpunct ihrer Individualttaͤt
zuruck und darüber hinaus zu der, der erſten entgegengeſetz—
ten elektriſchen Erregung geführt werden, indem Zink nega—
tiv, Kupfer poſitiv elektriſch wird und dieſem Moment ſchrei⸗
tet, von dem Augenblicke des Ueberſchlagens zur entgegen—
geſetzten Seite an, parallel entgegen, der attractive Effect
des Chemismus oder die ſchlechthin ſogenannte chemiſche
Action der Kette. Daß die beyden Momente ſich verhalten,
25
395
wie Auffhwung und Niederſchwung des Hebels, und daß
mit der chewiſchen Action, die wie der Schwerpunct im
Hebel gleichſam der Regulator der Thaͤtigkeit iſt, ihr Ziel
erreicht werde, und ihre eigentliche reale, identiſche Seite
gegeben ſey, während der Elektrismus die äußere, objective,
der Magnetismus die ſubjective, der realen Sphaͤre ungleich
naͤher liegende Seite darſtellt, bedarf keiner weiteren Aus⸗
einanderſetzung. Alles kommt hierber nur darauf an, die
elektriſche Spannung als eine dem Chemismus gleichartige,
bloß dem Grade nach davon verſchiedene und mit ihm im
Weſentlichen dieſelben Geſetze befolgende Thaͤtigkeit der Ma⸗
terie zu betrachten, ſo findet die Stellung und Bedeutung
des Magnetismus ſich gleichſam von ſelbſt, wie ſich denn
überhaupt mit jener Grundanſicht nach allen Richtungen hin
lebendige Beziehungen und DBerftändniffe eröffnen, die außer⸗
dem, wenn Elektrismus und Chemismus als zwey durchaus
getrennte, nur zufaͤllig neben einander gehende Phaͤnomene
angeſehen werden, wie abgeſchnitten und dem Verſtaͤndniſſe
unerreichbar erſcheinen. Und ſollte fuͤr die verbindende Anſicht,
zu welcher die elektrochemiſche Theorie gewiſſermaßen bereits
einen erſten, wenn gleich indirecten Schritt bildet, bey dem
großen geoͤffneten Reichthum ſo vieler, ſo eindringlich dafuͤr
ſprechender Thatſachen jetzt nicht viel mehr Grund vorhans
den ſeyn, als fuͤr die trennende? Es ſey mir nur noch die
Bemerkung erlaubt, daß, ſo wie die mechaniſche Thaͤtigkeit
des Hebels oder Pendels als leitendes Vorbild der chemis
ſchen Wirkſamkeit der Volta'ſchen Kette diente, eben ſo die
letztere wieder ein fruchtbares Schema der organiſchen Fune—
tionen abgeben koͤnne, aus dem die Phyſiologie ſehr viel zu
entnehmen vermag.
Im uͤbrigen iſt der hoͤchſt merkwuͤrdige Umſtand, daß
die Richtung der beyden Thaͤtigkeiten in der magnetiſchen
Transverſalſpannung eine fo durchaus conſtante iſt, indem
die Wirkung des Nordpols ſtets nach der rechten, die des
Suͤdpols ſtets nach der linken, vom Kupferpol aus verfolgt,
gerichtet iſt, ein außerhalb der naͤchſten Graͤnzen der allge—
meinen Hergangsconſtruction liegendes Factum, welches auf
eine höhere Geſetzlichkeit hindeutet, nach welcher der elektri—
ſchen, wie der magnetiſchen Spannung die in der gewöhns
lichen Vorſtellung für indifferent gehaltenen Seitenrichtungen
keinesweges gleichguftig find, und mit der, wenn fie anders
weitig nachgewieſen, noch über vieles, beſonders in Bezie—
hung auf den Erdmagnetismus, das bis dahin in tiefes
Dunkel gehuͤllt ſchien, ein großes Licht verbreitet werden
wird. Eine damit weſentlich zuſammen haͤngende Unterſu—
chung wäre die, ob und unter welchen Umſtaͤnden die Zo—
nenebene der magnetiſchen Transverſalſpannung des Schlie⸗
ßungsdrathes auf der Achſe deffelben ſenkrecht ſey oder nicht,
und welche Lage ſie im letzteren Falle gegen jene einnehme.
Die bisher unbeachtet gebliebene, aber wie es ſcheint, wohl
kaum mehr zu verkennende Geſetzlichkeit eines Unterſchiedes
in der oͤſtlichen- und weſtlichen Abweichung der Nadel bey
entgegengeſetzter, Übrigens unter gleichen Umſtaͤnden ſtatt fins
dender Einwirkung des Schließungsdrathes moͤchte fin einer
Reihe fuͤr dieſen Zweck beſonders angeſtellter Verſuche viel⸗
leicht allein ſchon die erferderlichen Data zur naͤheren Be—
ſtimmung jenes eben beruͤhrten fraglichen Punctes dar—
bieten.
a
—
396
Wer uͤbrigens die Deduction, nach welcher Elektrici—
tät und Magnetismus nur Functionen der Cohaͤſton find,
nicht gelten laſſen möchte, der waͤre doch durch die ſpre—
chende Thatſache, daß der Schließungsdrath in einer an
ihm in entgegengeſetzten Richtungen geſtrichenen Stahlnadel
auch entgegengeſetzte magnetiſche Polaritaͤt hervorruft, we—
nigſtens zue Annahme des Reſultats jener Deduction, wels
ches ich in meiner erſten Abhandlung kuͤrzlich ſo ausgeſpro⸗
chen habe: daß jede Querzone des Schließungsdrathes eine
in fi reell zuruͤcklaufende Magnetnadel darſtelle, gendthis
get. Auch hätte man von der Zeit an, als die magnetiſi⸗
rende Wirkung des ſogenannten elektriſchen Stroms bekannt
wurde, durch bloße Induction auf jene Anſicht des magnes
tiſchen Zuſtandes des Schließungsdrathes der Volta'ſchen
Kette kommen koͤnnen. Da nehmlich dieſer Strom in Stahl
draͤthen, über oder unter welche er rechtwinklich hinweg geht,
zur Linken einen magnetiſchen Nordpol, zur Rechten einen
Suͤdpol hervorruft, fo muß in ihm zur Linken die Thaͤtig⸗
keit des Suͤdpols, zur Rechten die des Nordpols herrſchen;
da aber dieſes Links und Rechts von der Achſe des Stroms
aus, wie auf den telluriſchen Polen das Oſt und Weſt,
überall in jedem Puncte zugleich und nur der conſtanten
Richtung nach aus einander gehalten iſt, ſo iſt damit gera⸗
de hin ein ſolcher magnetiſcher Zuftand des Leitungsdrathes
poſtulirt, vermoͤge deſſen er vom Kupferpole aus, oder in
der Richtung des hypothetiſchen Stroms rings herum nach
der Linken die Thaͤtigkeit des Suͤdpols, nach der Rechten
die des Nordpols beſitzt.
Will man die Hypotheſen von materiell elektriſchen
Subſtraten nicht aufgeben, ſo kann man freylich von dem
Kupferpole aus die eine poſitive, von dem Zinkpole die ans
dere negative elektriſche Materie ausſtroͤmen, und aus ihrem
Conflict eine den Thatſachen angepaßte, zur magnetiſchen
Wirkſamkeit modificirte zwiefache Materie wiederum entftes
hen und aus jedem Puncte des Leiters nach den erforderkis
chen Richtungen hin ausſtroͤmen laſſen; mit einer einzigen
elektriſchen Materie iſt auf andere Weile nicht mehr auszu—
reichen, als wenn man nach der Weiſe des Herrn Ampere
den Magnet zugleich mit in einen elektriſchen Strom wis
ckelt. Was iſt aber fuͤr Gewinn dabey, wenn wir auf der
einen Seite das natürliche Leben der Materie unbeachtet
laſſen und auf der andern, ohne zu wiſſen von wonnen und
wohin, hypothetiſche, zauberartige Weſen ins Leben rufen,
die unbegreiflicher ſind, als das, was durch ſie begreiflich
werden ſoll.
Daß der elektriſche Funke und die elektriſchen Lufter—
ſcheinungen überhaupt, die freylich die Hypotheſen von mas
teriellen Subſtraten vor allem motivirt haben, gleichſam nur
als Nebenphänomene der eigentlichen elektriſchen Spannung,
lediglich der Luft angehoͤren, haͤtte der Phyſik und Chemie
wohl ſchon ſeit der Zeit des bekannten Verſuchs von Ca⸗
vendiſh eben fo gut gegenwaͤrtig fern koͤnnen, als es ihr
zum Vorwurf gereichen möchte, daß fie es ganz außer Acht
gelaſſen, jenen Verſuch ſowohl zu weiterer Aufklärung der
ihm zum Grunde liegenden Thatſache ſelber, als zur Ber
leuchtung von einer Menge anderer Erſcheinungen in man⸗
nigfacheren Beziehungen und Abaͤnderungen weiter zu vers
folgen. — Wenn die Maſſe des Metalls einer ſolchen inni—
| — gen
397
gen Erregung unterworfen iſt, wie wir fie in der eleftris
ſchen und magnetiſchen Spannung augenſcheinlich gewahr
werden, was iſt natürlicher, als daß die Luft, in dem Au:
genblicke, wo die elektriſche Spannung ſich zum Erregungs—
act in einem zweyten Körper den Weg durch fie hindurch
bahnt, eine noch viel größere Contraction und Expanſion
erfaͤhrt, die hier in einem noch hoͤheren Grade, als bey der
gemeinen mechankſchen Compreſſion mit Lichterſcheinung und
zwar mit deſto ſtaͤrkerer, je dünner die Luft iſt, verbunden
ſeyn, oder gerade hin in den mit erzeugter Salpeterſaͤure
endigenden Verbrennungsproceß uͤbergehen muß.
Um nun aus jenem ſpeculativ oder empiriſch aner⸗
kannten Zuſtande des Schließungsdrathes die mit dem Der:
ſted'ſchen Verſuche zugleich und beſonders durch die Bemuͤ—
hungen des Herrn Ampere bekannt gewordenen Übrigen ele—
ktromagnetiſchen Erſcheinungen zu conſtruiren, darf jener
Zuſtand nur ſchematiſch, etwa fo, wie es in Fig 1. geſche⸗
hen, abgebildet werden. Die Pfeile, welche die Richtungen
beyder Thaͤtigkeiten, der angegebenen Schließungsordnung
gemaͤß, bezeichnen, muͤſſen dabey, wie ſich verſteht, als
unendlich kleine und zugleich als nach zwiefacher Dimenſion
unendlich nahe Elemente der Flaͤche des Schließungsdrathes
und der Erreger angeſehen werden. Die Abbildung erinnert
an die Prechtl'ſche Vorſtellung, die indeß, ſo lange die
aus beyden Thätigkeiten, in ihr noch als endlicheu raͤumlich aus:
einandergehaltene, nicht in den dynamiſchen Durchdringungs—
proceß aufgenommene Momente betrachtet werden, einer—
ſeits dem wahren Zuſtande der Sache ſo ſehr nahe, ande—
rerſeits aber auch wieder ſo fern ſteht, wie die Vorſtellung
des regulären Polygons derjenigen des Kreiſes.
Fig 2 ſtellt die Durchſchnitte zwever parallelen mit—
telſt gleichartiger Schließung in die Kette aufgenommener
Leiter vor, fo daß die Kupferpole k und k“ von beyden
auf einer und derſelben Seite liegen. Da mithin die Rich—
tung der gleichnamigen Thaͤtigkeiten auf den einander zuge—
wandten entgegengeſetzten Seiten derſelben gleichfalls entge—
gengeſetzt iſt, fo daß jedem Nordpol a des einen ein Süd:
pol b des andern, und jedem Sudpol d des einen ein Nord
pol e des andern entſpricht, ſo werden ſie, wenn entweder
beyde oder der eine von ihnen mittelſt radienfoͤrmiger Traͤger
um einen Mittelpunct c beweglich find, ſich nach den ges
wohnlichen Geſetzen der magnetiſchen Thaͤtigkeit einander
anziehen. Dagegen iſt eben ſo ohne weiteres klar, daß
wenn beyde mittelſt entgegengeſetzter Schließung in den
Kreis getreten find, wie Fig 3 einen ſolchen Fall vorſtellt,
Abſtoßung erfolgen muͤſſe. Liegen die beyden Leiter mit den
Achſen horizontal über einander und ſind beyde, oder iſt
einer von ihnen um die Mitte der Achſe in der Horizontal⸗
ebene beweglich, ſo geht eben ſo leicht und natuͤrlich und
ohne, daß es hier noch einer weiteren Auseinanderſetzung
beduͤrfte, aus den gewoͤhnlichen Geſetzen des magnetiſchen
Anziehens und Abſtoßens hervor, daß bey gleicher Schlie—
ßung Ruhe, oder vielmehr Befeſtigung der Nube, bey ent:
gegengeſetzter drehendes Abſtoßen ſtatt finden muͤſſe.
Das iſt mithin der wahre Grund und Boden des ge:
genſeitigen Verhaltens beweglicher Schließungsdraͤthe, tel:
ches Herr Ampere zur abſoluten Baſis feiner Theorie ge:
macht hat, ohne nach der tieferen und als ein weſentli⸗
398
ches Beduͤrfniß um fo dringender geforderten Begruͤndung
deſſelben zu fragen, je offenbarer dieſes Verhalten, bey der
bloßen hypothetiſchen Vorſtellung electriſcher Strömung, mit
den gewoͤhnlichen Geſetzen der electriſchen Anziehung und
Abſtoßung, wie Herr Ampere ſelbſt bemerkt, im Widerſpru—
che begriffen erſcheint. Um auf dieſer unbegründeten Ba—
ſis die ſpeciſiſchen Erſcheinungen des Oerſted'ſchen Experi⸗
ments zu conſtrujren, mußte er nun die natürlich eben fo
wenig begründeten und das unverkennbare Gepräge der Fic⸗
tion an ſich tragenden electriſchen Strömungen der Mag⸗
netnadel kuͤnſtlich erſinnen, eine Fiction, an welcher der
Schein von Wahrheit, den fie etwa noch von der magneti—
ſchen Wirkung der electriſchen (doppelt gekruͤmmten) Spira⸗
le entlehnte, jetzt als gaͤnzlich erloſchen zu betrachten iſt,
durch die aͤußerſt leichte Zuruͤckfuͤhrung diefer Wirkung auf
die eigentliche, weiter unten noch naͤher zu beſtimmende
Natur der electriſchen Leitung uͤberhaupt, ſo wie durch die
in den Verſuchen des Herrn Prof. Pfaff dargelegte gleiche
und auf das nehmliche Princip der electriſchen Leitung zu—
ruͤck zu führende magnetiſche Wirkung der ebenen Spirale,
Ich bin unendlich weit davon entfernt, durch das eben ge—
ſagte gegen Herrn Ampere polemiſiren zu wollen, um ſo
mehr, da die Anſicht, zu welcher ich mich hinſichtlich des
magnetiſchen Zuſtandes der Metalle in der Kette bekenne,
durch ſich felber der Polemik entnommen iſt; da aber von
Herr Ampere ſchon mehr als einmal im Angeſichte der
Wiſſenſchaft die Erklaͤrung ausgeſprochen worden, daß er
feine Hypotheſe nicht mehr als Hypotheſe, ſondern als die
Wahrheit der Sache ſelber anſehe, ſo habe ich es, ohne
alle perfönlihe Ruͤckſicht, nur für eine der Wiſſenſchaft und
der Sache ſchuldige Gewiſſenspflicht gehalten, durch das
obige einer ſolchen Erklaͤrung zu begegnen, damit ſelbſt der
ſchon nachtheilige Schein ſtillſchweigender Zuſtimmung auf
jeden Fall beſeitigt ſeyn möge. Möge, wer eine Hypotheſe
liebt, ſie beydehalten, fo lange es ihm zweckmaͤßig duͤnkt;
aber auch der leiſeſte Verſuch, fie der Wiſſenſchaft als abe
ſolute Wahrheit darbieten zu wollen,
jeden, der es mit der Wahrheit und Wiſſenſchaft treu
meint, ohne anderweitige Ruͤckſicht entſchieden zuruͤckgewie⸗
ſen zu werden.
Meine, bey dieſer Gelegenheit zu erwaͤhnende Verſu⸗
che, Ringe aus weichem Stahlbleche gedreht, ſo zu mag⸗
netiſiren, daß fie eine Zone des Schließungsdrathes darſtel⸗
len, haben mir bis jetzt wenigſtens ſo viel gezeigt, daß die
Sache moͤglich ſey. Der rotirende Ring darf niemals mit
dem Magnetſtabe unmittelbar beruͤhrt werden, ſonſt er-
haͤlt er gewöhnliche Polariſation; ſchon ein zu raſches Anz
nähern oder Entfernen des Stabes, kleine Unregelmaͤßig⸗
keiten der rotirenden Bewegung und dergleichen bewirken
denſelben Erfolg. Das vollkommene Gelingen des Verſuchs
erfordert alſo, außer den übrigen Vorſichtsmaßregeln, ins⸗
befondere um die Maſſe des Ringes ohne unmittelbare Be⸗
ruͤhrung mit der Wirkung dennoch zu ergreifen und zu
durchdringen, einen ſehr kraͤftigen Magnetſtab, über deſſen
unbedingten Gebrauch ich aber nicht gebieten konnte. Ich
ſtelte deſſen ungeachtet mit einem nur mäßig kraͤftigen Sta⸗
be einen Ring dar, der, wenn ſeine Flaͤche von der Ebene
des Meridians der Nadel ſenkrecht halbirt wurde, ſie con-
ſtant mit allen Puncten feiner Peripherie um wenige Gra⸗
verdient von einem
399
de nach Oſten oder nach Weſten ablenkte,
der angegebenen Lage uͤber der Nadel die eine oder die
andere Seite ſeiner Ebene nach Norden gekehrt war; auch
leiſtete er dies noch, wenn ſeine Durchſchnittslinie mit der
Meridianebene eine dem ſenkrechten Durchmeſſer oͤſtlich oder
weſtlich nahe liegende Parallelſehne war; wenn aber die
Ebene des Ringes und des Meridians ſich ünter einem
ſchiefen Winkel durchſchnitten, ſo gaben die vom Magne—
tismus nicht durchdrungenen Seitenkanten des Ringes zu
anomale Wirkungen. Vielleicht gelingt Anderen unter guͤn—
ſtigeren Umftänden die Darſtellung vollſtaͤndiger als mir;
die Magnetiſirung des Ringes durch die electriſche Spirale
habe ich noch nicht verſucht; wahrſcheinlich aber erfolgt
die Darſtellung am leichteſten unmittelbar an einem cylindri—
Then Schließungsſtabe einer ſehr kraͤftigen Vos g'ſchen Bat:
terie, wenn auf jenem ein genau paſſender Stahlring wäh:
rend des Geſchloſſenſeyns der Kette entweder in unverrüd:
ter Lage erhalten oder nach feiner und derſelben Richtung
in einer und derſelben Ebene herumgedreht wird. Auch
verdient die Idee einer bleibenden Darſtellung des magneti—
ſchen Zuſtandes des Schließungsdrathes in Stahldraͤthen,
die eine Zeit lang zu Schlußgliedern einer kraͤftigen Kette
gemacht werden, gewiß recht bald ernſtliche Verſuche. —
Ein ſolches magnetiſches Zviavrov, ein foiher Saturnus—
ring, in gehoͤciger Größe, Kraft und Dauer zu Stande ge:
bracht, wuͤrde zu den bedeutendſten Gegenſtaͤnden des php:
ſicaliſchen Apparats gehören. Schwebt der Ring horizontal
mittelſt eines in ſeinem Centrum befindlichen Huthes auf
einer Spitze, wie in Fig. 4, ſo muß ein mit einem Pole
genaͤherter Magnet ihn in continuirliche, rotirende Bewe—
gung verſetzen nach der einen oder andern Seite, je nachdem
der Nord- oder Suͤdpol auf den Ring wirkt oder je nachdem
dieſer die eine oder die andere Seite ſeiner Ebene nach oben
wendet. Unter den durch die Bezeichnung in der Figur an—
gedeuteten Umſtaͤnden muß der Ring in der Richtung abe
rotiren. Aber wenn auch die Spitze, auf welcher der Ring
ſchwebt, mittelſt eines radienfoͤrmigen Traͤgers de um den
wirkenden Pol k beweglich iſt, fo wird, hinlaͤngliche Kräf—
tigkeit und Beweglichkeit des Apparats vorausgeſetzt, auch
die peripheriſch-progreſſive Bewegung in gleicher Richtung
dig h, wie die rotatoriſche erfolgen. Dieſelben Wirkungen
werden uͤbrigens ſtatt des Ringes auch an einem Schlie—
ßungsdrathe, der um einen magnetiſchen Mittelpunct außer
ihm und um ſeine eigene verticale Achſe beweglich iſt, er—
folgen. Denkt man ſich aber einen ſolchen Ring oder
Schließungsdrath ganz frey und ſo wenig durch die Schwe—
te als ſonſt etwas außer der Wirkung in f und feiner eige⸗
nen ſollicitirt, ſo wird er ſich, nach Maßgabe der Staͤrke
jener Wirkung und der in jedem Puncte von ihm zu glei—
cher Zeit thaͤtigen abſtoßenden und anziehenden, nach hoͤhe—
rer Geſetzlichkeit in ihrer Intenſitaͤt um irgend eine beſtimm—
te Differenz unterſchiedenen, Kraͤfte, in einer beſtimmten
Entfernung von k von ſelbſt fielen und von hier aus wies
der nach einer und derſelben Richtung theils retiren, theils
eine Curve 2ter Ordnung um k beſchreiben, von der es
aber, weil hier nichts zufaͤllig von Außen herein wirkendes
ſtatt findet, ſondern Alles durch das in ſich geſchloſſene Zu:
ſammenwirken derſelben Kräfte gemacht wird, ſich wird bes
weiſen laſſen, daß fie eine gleichfalls in ſich geſchloſſene,
je nachdem in
5 400
alfo nur Kreis oder Ellipfe, keine Parabel und keine Hy-
perbel ſeyn kann. Was nach einem ſolchen Vorbilde dem
Newton'ſchen Gravitationsſyſteme und der bisherigen Mer
chanik des Himmels (verſteht ſich nur der in den Quartan⸗
ten befindlichen, fo der Allmaͤchtige will) noch für nothwen-
dige Modificationen bevorſtehen, ergibt ſich aus dieſen Anz
deutungen von ſelbſt.“ — Der hohe Character, den die
Mathematik unter den Wiſſenſchaften behauptet, gibt
ſich mit dadurch kund, daß ſie eben ſo leicht wie großartige,
argloſe Menſchen der Gefahr des Mißbrauchs ausgeſetzt iſt,
ohne im mindeſten davon etwas zu ahnden; ſie- kann nicht
anders als aus richtigen, der Erfahrung entnommenen,
quantitativen Datis auch wichtige quantitative Quaͤſite ges
ben, das Qualitative der Anſicht aber uͤberlaͤßt fie, ſich
in ſich ſelbſt genuͤgend, dem Ermeſſen derer, welchen ſie
willfaͤhrig ihre Huͤlfe zu Theil werden laͤfkt. Mit welcher
unfehlbaren Bereitwilligkeit wuͤrde die Mathematik nicht die
vom Standpuncte der Ampereſchen Hypotheſe aus und in
deren Sinn unternommenen Entwickelungen geleitet und mit
welcher ſcheinbaren Autoritaͤt wuͤrde ſie dadurch nicht dieſe
Hppothefe ſelbſt bekleidet haben, wenn dieſelbe nicht durch
unwiderſprechliche Thatſachen und Gründe anderer Art auf
ihre wahre Bedeutung zuruͤckgefuͤhrt wuͤrde.
Wenn ein Theil des Schließungsdrathes, wie bey der
ſchematiſchen Abbildung in Fig. 5, die Geſtalt einer krum⸗
men oder gebrochenen, in ſich zuruͤcklaufenden Linie hat,
die nur an zwey benachbarten Puncten a und b geöffnet iſt,
welche mit den Zuleitungsdraͤthen verbunden ſind und in der
verticalen Achſe cd liegen, um welche das Ganze beweglich
iſt, fo iſt wahrend des Geſchloſſenfeyns der Kette, an
der aͤußern Kante der vom Drathe umgebenen Flaͤche, auf
der einen Seite der letzteren die Wirkung des Nordpols auf
der andern die des Suͤdpols von der Flaͤche abwaͤrts oder
nach Außen gerichtet. Indem der Erdmagnetismus auf
dieſe bewegliche Vorrichtung, wie auf einen doppel- und
gleicharmigen Hebel theils anziehend, theils abſtoßend wirkt,
ſo wird nothwendig der Erfolg der Wirkung durch die
Kraft an den aͤußerſten Puncten des Hebels, d. h. durch
die magnetiſche Thaͤtigkeit, welche überall an der Außen
kante der vom beweglichen Drathe umſchloſſenen Flaͤche
herrſcht, beſtimmt werden, nehmlich diejenige Seite dieſer
Flaͤche wird ſich nach Suͤden kehren, auf welcher an der
Kante derſelben der Suͤdpol, angezeigter Weiſe nach Außen
hin herrſcht, wie dies in der Figur an der dem Beſchauer
zugewandten Seite ſtatt findet, die andere Seite mit dem
„ Es iſt wohl kaum noͤthig, das Mißverſtändniß zu beſei⸗
tigen, daß ich mit dem Geſagten die Wirkung der Gras
vitation mit dem Magnetismus etwa unmittelbar identiſch
ſetzen wolle. Jene Erfolge machen es, meiner Meinung
nach, nur gerade hin augenſcheinlich, daß dem bis dahin
nur anerkannten attractiven Effect der Gravitation auch ein
eben ſo reeller repulſiver zur Seite ſtehe; denn daß die
Erfahrung von letzterem auf dem Planeten ſelber nichts
wahrnehmen läßt; iſt wohl eben fo geſetzlich, als der Erz
folg, mit welchem ein ſehr großer Magnet in ſeiner Naͤ'
he jeden kleinen magnetiſchen Körper, gleich viel, ob der
letztere die gleich- oder ungleichnahmige Seite ihm zuwen⸗
det, ohne Unterſchied an ſich reißt. a
— —
40 .
nach Außen hin herrſchenden Nordpol nach Norden. Die
ganze Ebene alſo ſtellt ſich ſenkrecht auf die des magneti—
ſchen Meridians und zwar allemal ſo, daß die mit dem
Kupferpol (von oben her) zunaͤchſt verbundene Seite des be:
weglichen Draths nach Oſten, die andere nach Weſten ge⸗
richtet iſt, (daß der hypothetiſche Strom die obere Haͤlfte
des Draths von Weſt nach Oſt, die untere alſo von [Oſt
nach Weſt durchfließt) dern nur in dieſer Lage iſt der Suͤd⸗
und Nordpol der Außenkante des Drathes wirklich auch nach
Süden und Norden gerichtet.“ Man kann ſich hier und
in ahnlichen Faͤllen vorſtellen, daß eine jede auf der Flaͤ—
che ſenkrechte (oder beynahe ſenkrechte) Reihe der unendlich
kleinen magnetlſchen Elemente in der Kante derſelden, eine
an den Endpuncten in der Ordnung der beyden Pole eines
jeden Elements polariſirte Linie bilde, eben fo wie mehre⸗
re kleine in gleicher Ordnung mit ihren Polen geradlinig an
einander gelegte Magnete einen größeren Magnet mit zwey
in derſelben Ordnung liegenden Polen bilden und der gans
ze Erfolg laͤßt ſich bildlich nachahmen, vermittelſt eines an
einem Faden haͤngenden gebogenen Pappſtreifens, an wels
chem vier oder mehrere Maynerdrätbe, fo [wie es zugleich
in Fig. 5 verſichtbart iſt, befeſtiget find,
Denkt man ſich eine aͤhnliche Vorrichtung wie in Fig.
5 mit einer horizontalen, die Ebene des magnetiſchen Me:
eidiaus ſenkrecht ſchneidenden Achſe, ſo daß die von dem
beweglichen Drathe umgebene Ebene vor dem Schließen der
Kette in vollkommenem Gleichgewichte in der Horizontalebe—
ne ſchwebt, ſo iſt begreiflich, daß bey geſchloſſener Kette
die in der noͤrdlichen Hemiſphaͤre vorherrſchende Thaͤtigkeit
des telluriſchen Nordpols den Drath, wenn die entfprechen:
de Lage nicht fen vorhanden, ſo wenden wird, daß dies
jenige Seite der Ebene, welche an ihrer Peripherie den nach
Außen gerichteten Nordpol traͤgt, dem telluriſchen gleichnah—
raigen Pol zugewandt iſt; ſodann aber iſt von der auf al—
le Puncte der Peripherie dieſer Ebene gleichmaͤßig wirkenden
telluriſchen Kraft kein anderer Erfolg zu erwarten, als daß
die Ebene eine auf die Wirkungsrichtung ſenkrechte Lage an⸗
nimmt, vermoͤge deren ihr Neigungswinkel mit dem Hori—
zonte das Complement des gewoͤhnlichen Inclinationswinkels
der Nadel iſt, ſo daß eine auf die Ebene ſenkrecht gedach—
te Linie jetzt eben fo wohl in die Lage der Inclinationsna—
del faͤllt, wie fie im vorhergehenden Verſuche bey vertica⸗
ler Drehungsachſe in die Lage der Declinationsnadel gerich—
tet wurde. Da indeß die Darſtellung der Inclinationsnadel
an ſich ſchon ſchwierig iſt; fo iſt begreiflich der genügende
Erfolg des obigen Verſuchs um ſo mehr mannigfaltigen
Störungen unterworfen; wie denn auch Herr Ampere, uns
geachtet der uͤberaus zweckmaͤßigen Leitung ſeiner Verſuche
* Statt des einmal gekruͤmmten beweglichen Schließungsdra⸗
thes kann auch zur Verſtaͤrkung der Wirkung ein in der
Verticalebene mehrfach, z. B. in der Geſtalt der Archi⸗
mediſchen Spirale, gewundener Drath angewandt werden.
Herr Freyherr v. Althaus, der in ſeiner kleinen Schrift
uͤber Electromagnetismus von einer nicht anders als ver—
fehlt zu bezeichnenden Anſicht des magnetiſchen Zuſtandes
des Schließungsdrathes ausgegangen iſt, hat darum auch
dieſe und andere Erfolge auf eine mißlungene Weiſe zu
deuten verſucht. ie
Iſis 1822. Heft IV.
worden,
— electriſche Spannung noch magnetiſche,
402
und der vorzuͤglichen Conſtruction ſeiner koſtbaren Apparate
die Unvollſtandigkeit des Erfolgs zu erkennen gibt, die frey⸗
lich bey der von ihm gewaͤhlten Geſtalt des Rechtecks, deſ—
ſen der Meridianebene parallel liegende Seite noch ein—
mal ſo lang als die andere Seite war, betraͤchtlich vermehrt
werden mußte, wahrend die Figur eines Quadrats oder
Kreiſes ſie unfehlbar zum großen Theil haͤtte beſeitigen
muͤſſen.
Zwey mit ſpiralfoͤrmig gewundenen Drathe umgebene
und auf die bekannte Weiſe des Hrn. Ampere vorgerichtete,
in den Kreis der Kette gebrachte bewegliche Glasroͤhren ſtel—
len mit ihren kreisfoͤrm gen Spiralwindungen eine Reihe pa—
ralleler hintereinander ſtehender und wie in Fig 8 an den
Raͤndern magnetiſirter Ebenen dar. Es wuͤrden daher dieſe
Ebenen nach demſelben Geſetze, wie die Fig. 5, von Oſt
nach Weſt, alſo das ganze Syſtem der Laͤnge nach, wie
eine gewoͤhnliche Magnetnadel von Nord nach Suͤd durch
den Erdmagnetismus gerichtet werden, * wenn die Länge
der Hebelarme, an welchen die Richtung hier wie dort ge—
ſchieht, im Vergleich gegen die Länge der ganzen Vorrich⸗
tung und der Beweglichkeit derſelben nicht zu gering waͤre.
Nur in der Naͤhe der Enden vorgehaltene Magnetpole wir—
ken in der Regel hier ſo, wle unter geeigneten Umſtaͤnden
die Pole des Erdmagnetismus ſelber es thun.
Ich Eonime jetzt noch zur Conſtruction der magnetiji-
renden Wirkung des Spiraldraths, die eben ſo leicht, als
die der vorhergehenden Erſcheinungen iſt; da aber dieſe Wir—
kung mit der gemeinen Electricitaͤt ſowohl wie mit der der
Volta'ſchen Kette bewerkſtelligt wird, fo noͤthigt das noch
zu einer weſentlichen Vergleichung beyder Electricitaͤten, an
welche ſich dann zugleich noch einige andere wichtige Re—
ſultate von ſelbſt anknuͤpfen werden.
Die Volta'ſche Kette zeigt, wie bereits oben bemerkt
darum waͤhrend ihres Geſchloſſenſeyns keine freye
Electricitaͤt nach Außen, weil jeder elettriſchen Erregung an
ihr, in demſelben Maße, in welchem dieſe Erregung waͤchſt,
auch ein in demſelben Verhaͤltniß wachſender, ſie bindender
chemiſcher Effect entgegen tritt, und ſo wenig aus dieſem
Grunde eine directe Spur des Electrismus nach Außen hin
zu erkennen iſt, eben fo wenig kann darum auch die Thaͤ⸗
tigkeit des ganzen Herganges im innern durch leitend? Bes
ruͤhrung von Außen geſtoͤrt, noch weniger gehemmt werden.
Nur der Magnetismus iſt der vernehmliche Verkünder des
regen innern Lebens der Kette. ** Er ſpricht ſtaͤrker oder
leifer, je nachdem mehr oder minder beſchleunigt der Wech⸗
ſel iſt, mit dem Electrismus und Chemismus ſich gegen—
ſeitig hervorrufen, um ſich eben ſo ſchleunig wieder zu
* Andere zweckmäßig veränderte Apparate leiſten, nach der
kuͤrzlich erſchienenen Beſchreibung, dieſes wirklich.
* Was würde jetzt Ritter jagen, der bey einer Borleſung
über Galvanismus zu Java im Jahre 1804 in einem Dic⸗
tat die Zuhoͤrer ſchreiben ließ: „in fo fern die Glieder
der Kette an dieſer (der allgemeinen) Action wirklich Theil
nehmen oder in ihr begriffen find, koͤnnen fie auch weder
oder Magnetis⸗
mus, zeigen. — Ritters phyſ. chem. Abhandl. Ir. B.
. 26
403
vertilgen. Wäre irgend ein Moment der Stockung des che—
miſchen Proceſſes und mit dieſem ein Ueberſchuß nicht ge—
tilgter Electricität vorhanden, fo wuͤrde dieſe freye Electri—
cität auch an dem Schließungsdrathe nach Außen hin weiter
erregend, der Magnetismus deſſelben aber ſchwaͤcher und
unwirkſamer ſich zeigen. Das iſt nun nicht der Fall bey
der⸗Volta'ſchen Kette, aber es iſt der eigenthuͤmliche Cha—
racter des Auftretens der gemeinen Electricitaͤt. Die Elec⸗
tricitaͤt der Kette iſt eine freywillig oder vielmehr bey ein⸗
maliger Beruͤhrung nur unter einem Minimum des Zwan⸗
ges hervorgerufene Spannung und endet mit der Ver—
änderung der naturlichen Beſchaffenheit der Erreger; die
gemeine Electricitaͤt iſt dagegen eine durch vielfach wiederholte
Beruͤhrung (durch Reiben) mit entſchiedenem Zwange her⸗
beygeführte, bis zu irgend einem Grade hingehaltene Span—
nung des Cohaͤſionszuſtandes, welche bey der mangelnden
Bedingung des Chemismus in irgend einem Moment ge—
waltſamer Befreyung, ohne Veränderung der naturlichen
Beſchaffenheit der urſpruͤnglich Erregten, bloß das natuͤr—
liche Gleichgewicht wieder herſtellt. Aber dieſe Herſtellung
geſchieht der allgemeinen Form des Herganges nech auf
dieſelbe Weiſe, wie der chemiſche Ausgleichungsact in der
Kette; die Gewalt des Impulſes erſetzt, wiewohl nur uns
vollkowmen, den Chemismus und vermöge dieſer, wegen
der länger verhaltenen Wirkung mit ihrem Ausbruche ver:
bundenen Impetuoſitaͤt wird jeder von ihr zunaͤchſt ergriffe—
ne erregte Körper zugleich wieder ein Erreger für jeden an⸗
dern in binlaͤnglicher Naͤhe befindlichen Koͤrper, waͤhrend
die Erregung nach Außen bey der Kette gaͤnzlich fehlt. Der
anfängliche Ort der Erregung heiße A und die in ibm er⸗
zwungene Spannung ſey die der poſitiven Electricitaͤt. Ein in
dem ſogenannten Wirkungskreiſe von & befindlicher Körper
zeigt ſchon im Voraus durch ſeine bekannten Zuſtaͤnde an
entgegengeſetzten Seiten die mit der wirklichen Entladung
verbundene Natur des Erfolgs. Die Spannung ergreift in
irgend einem Moment, nach Maßgabe ihrer Intenſitaͤt,
naͤhere oder entferntere Körper, die in dem Maße, in wel⸗
chem ſie erregt werden, gleichfalls weiter erregend um ſich
herum wirken und indem ſo ein, ſeiner Ausdehnung nach,
der Inlenſitaͤt der urſpruͤnglichen Spannung entſprechendes
Syſtem von Koͤrpern, von & aus bis zu dem aͤußerſten
Puncte der Erregung, welcher B heißen mag, in Longitu⸗
dinalſpannung gerathen, fo iſt ein uͤber das Gleichgewicht
hinausgeführter Zuſtand hervorgebracht, dem zufolge B,
uͤber die erſtrebte Indifferenz hinaus, pofitiv, wiewohl we⸗
gen des vertheilenden Aus- und Umſichgreifens des Effects,
in Vergleich gegen die urſpruͤngliche Spannung, nur
ſchwach, und eben fo A negativ iſt. Von B aus ſtellt ſich
nun alſo bis nach A hin, eben fo wie vom Zinkpol, und
von A aus nach B hin, eben ſo wie vom Kupferpol der
einfachen Kette aus, mit der contractiven Reaction des
ganzen in Erregung begriffenen Syſtems, durch die ſchwa⸗
che rückwirkende transverſal magnetiſche Spannung, das
Gleichgewicht wieder her, und was alſo dort, bey ſchwacher
electeifcher Erregung durch den repulfiven Effect des Che:
mismus erfolgte, das entſteht hier aus der fo viel groͤße⸗
ren Stärke des über die Indifferenz hinausgehenden Impul⸗
ſes, verſteht ſich unter beſonderer, in dem einem ſo gut
wie in dem andern Falle thaͤtigen Mitwirkung der Cohaͤſion.
Denn durch die letztere allein wird dem Hergange, wie er
404
im Allgemeinen überhaupt durch fie bedingt iſt, in feinen
beyden e der electriſche und magnetiſche Char
racter aufgepraͤgt; der longitudinelle electriſche Effect iſt ges
gen die Cohaͤſton gerichtet, er trachtet fie zu überwinden
und an ihn iſt daher auch bey der gemeinen Electricitaͤt, fo
wie bey der in der Kette, unter hinlaͤnglicher Intenſitat der
Wirkung, die Waͤrmeentwickelung geknuͤpft; der zweyte
transverſal magnetiſche Effect iſt dagegen im Einklang mit
der Cohaͤſton, er iſt der partielle Erfolg, mit welchen die
Cohaͤſion ihr vom allgemeinen Standpunct der planetariſchen
Spannung aus ihr zukommendes Recht zuruͤckfordert und
verwirklicht. — Bey der Entladung der Flaſchen und Bat⸗
terieen bedarf es zur Ausgleichung keines weiter verbreiteten
Erregungskreiſes, weil die Ausgleichung ſchon durch die
ſchlechthin entgegengeſetzten Zuſtaͤnde in A und B auch auf
dem kuͤrzeſten Wege erfolgt. Bey der hier ſo ſehr geſtei—
gerten Impetuoſitaͤt des erſten longitudinellen Effects wird
aber das Gleichgewicht in dem Maße uͤberichritten, daß die
transverſale magnetiſche Ruͤckwirkung abermals wieder auf
der entgegengeſetzten Seite darüber hinausgeht und in einer
der erſten begreiflich gleichartigen, aber fo viel ſchwaͤcheren
electrifhen Spannung, daß dieſe dieſelbe Schlagweite nicht
von neuem zu durchdringen vermag, endigt. Dieſe Span⸗
nung iſt der ſogenannte Ruͤckſtand, der ſomit nach meinem
entfchiedenen Dafuͤrhalten kein wahrhaftes Reſiduum, ſon—
dern eine, angezeigter Weiſe, ganz von neuem gebildete La—
dung ausmacht. Es iſt denkbar, daß eine ſolche abermali—
ge Ladung unter beguͤnſtigenden Umſtaͤnden auch eine aber
malige Entladung zur Folge haben kann, und in den großen
gewaltſamen electriſchen Entladungen der Natur moͤgen die
mit abnehmender Höbe und Stärke des Tons ſchnell auf
einander folgenden, praſſelnden und rollenden Schläge des
Donners, außer dem zufaͤlligen Antheil den das Echo an
ihrer Erzeugung haben mag, vornehmlich wohl in der Bea
deutung eines erſt durch mehrfachen Wechſel der electriſchen
Longitudinal- und der ruͤckwirkenden magnetiſchen Transver⸗
ſalſpannung errungenen Gleichgewichtes ſtehen, nicht an⸗
ders, wie ein Pendel erſt nach einer groͤßern Zahl von Os—
cillationen wieder zur Ruhe gelangt. Insbeſondere wuͤrde
auch die fogenannie ſtroͤmende, durch Spitzen oder völlig
continuirliche Leitung bewerkſtelligte Entladung als ein fols
cher Wechſel des longitudinellen und transverſalen Effects,
der bey der Schnelligkeit des Herganges die Form des ſte—
tigen Zuſtandes traͤgt, zu betrachten ſeyn. .
Was wir electriſche Leitung nennen, waͤre demnach
uͤberall nichts anders, als dieſer einfache oder mehrfache
Wechſel der Longitudinal- und Transverſalſpannung oder
der Wechſel des elektriſchen und magnetiſchen Effeets, und wenn
man fagt: die Körper find in dem Grade Leiter der Elec⸗
tricitaͤt, in welchem fie des Magnetismus in der Volta'ſchen
Kette empfaͤnglich ſind und umgekehrt, ſo waͤre das in der
That nichts mehr, als nur ein identiſcher Satz. Wird
hingegen die Sache folgendermaßen gefaßt: Ein Koͤrper iſt in dem
Grade Leiter der Electricitaͤt und darum auch in eben dem
Grade des Magnetismus empfaͤnglich, in welchem die Nas
tur des Cohaͤſtonszuſtandes feiner Maſſe den electriſch- mag—
netiſchen Schwingungswechſel der longitudinalen und trans-
verſalen Spannung zulaͤßt, ſo wird damit das Leitungs⸗
vermögen als ein ſo relatives bezeichnet, wie es ſich in der
Natur wirklich zeigt; wie man in der That an ſchlechten
ſchauer zugewandte Windungen,
|
405 3
Leitern, z. B. dem Waſſer, auch die magnetiſche Span—
nung in der Kette bereits bemerkt hat. Die ſogenannten
Nichtleiter find nur die ſchlechteſten Leiter, weil entwe—
der ein Maximum von Haͤrte und Sproͤdigkeit, wie beym
Glaſe, Harze, Schwefel u. ſ. m. oder ein Maximum von
Zähigkeit und Weichheit, wie bey Wachs, Oel, Seide u.
m. jene Schwingungsfaͤhigkeit nicht ſowohl gerade hin aufhebt,
als vielmehr nur auf ein Minimum von Wirkſamkeit her—
abfegt. — Wenn einzelne Fälle ſcheinbar einer Anſicht der
Art widerſprechen moͤchten, ſo ſind ſie darum wohl nicht
ſogleich Signale, die ganze Anſicht umzuſtoßen, ſondern
ſie ſind vielmehr Aufforderungen, weiter zu forſchen, um
den hoͤheren Vereinigunspunct, mit dem die Anſicht viel,
mehr bereichert und beſtatigt, als beſchraͤnkt oder gar auf:
gehoben werden möchte, zu finden.
Wenn demnach an jede electriſche Leitung magnetiſche Thaͤ—
tigkeit und zwar im Weſentlichen auf dieſelbe Weiſe wie in der
Volta'ſchen Kette, geknuͤpft iſt, ſo muß dieſer Magnetismus, wie
ſchwach er auch ſey, eben ſo wie die ſchwache magnetiſche
Wirkung einer ſehr kleinen Kette, durch vielfache Umſchlin—
gung des Leiters um den magnetiſch zu erregenden Korper
ſichtbar gemacht werden. Und was iſt die bey der gemeinen
Electricitaͤt gebrauchte magnetiſirende Spirale anders, als
nur eine ſehr geringe Modification des Schweigger'ſchen
Multiplicators? 5
Fig. 6. ſtellt ſchematiſch die Wirkung einer rechts ges
wundenen Spirale vor, d. h. einer ſolchen, deren dem Bes
bey ſenkrechter Ahle
nach der Rechten hin aufſteigen. Sie ſey um eine Glas,
roͤhre gewickelt, die einen Eiſenorath umgibt. Man darf
ſich nun nur den Leiter Fig. 1. auf gleiche Weiſe um die
Roͤhre geſchlungen denken, um die Art der magnetiſchen Po—
lariſation an der inneren, dem Drathe zugewandten Seite
der Windungen, wie fie bey den ſichtbaren Stellen ab, cd
in der Figur angezeigt iſt, ſogleich zu uͤberſehen. Dem zu—
folge wirkt auf den Drath nach e hin die Thaͤtigkeit des
Nordpols, nach k die des Suͤdpols; er erhaͤlt mithin an
dem Ende e, während hier das Ende a der Spirale dem
Kupferpol der einfachen Kette oder einem urjprünglich in
poſitiver elektriſcher Spannung begriffenen Körper dargebo—
ten wird, den Suͤdpol, an f den Nordpol. Da auf der
aͤußeren Seite der Windungen die entgegengeſetzte Ordnung
der Pole herrſcht, ſo wird ein Draht, auf welchen dieſe
Außenseite der Spirale wirkt auch einen dem durch die in—
nere Wirkung hervorgebrachten entgegengeſetzten, und weil
nur halb jo viel Windungen für ihn thaͤtig find, um
fo ſchwaͤcheren Magnetismus erhalten. — Daß bey einer
links gewundenen Spirale entgegengeſetzte Erfelge ftatt fin—
den muͤſſen, bedarf, nach dem Verſtandniſſe des obigen, wohl
keiner weiteren Auseinanderſetzung. — Eben ſo leicht iſt
es hiernach, alle in den Verſachen des Herrn Profeſſor
Pfaff mittelſt der ebenen Spirale dargeſtellten Erfolge zu
conſtruiren.
Nach allem dieſem ſcheint es nun keinem Zweifel un—
terworfen, daß die Magnetnadel auch durch die gemeine
Elektricitaͤt eben fo wie vermittelſt der Kette, wenn auch
unter verhaͤnnißmaßig geringeren Winkeln, muͤſſe abgelenkt
—
406
werden Finnen, Liegt die Nadel der Laͤnge nach in der
Achſe der Spirale, ſo hat man den Fall, in welchem bey
der Kette der Drath von Oſt nach Weſt oder von Weſt
nach Oſt um die Nadel geſchlungen iſt, wo nach Verſchie—
denheit der Verbindungsweiſe entweder gar keine Abwei⸗
chung oder gaͤnzliche Umkehrung erfolgt; durchſchneidet das
gegen die Nadel die Achſe der Spirale rechtwinklig, fo ent
ſpricht der Fall der gewöhnlichen Einwirkungeweiſe, bey
welcher oͤſtliche oder weſtliche Abweichung erſolgt. — Es
kommt hierbey aber darauf an, ob die Ablenkung durch
plötzliche momentane Wirkung (und dahin gehoͤrt eine jede
auch mit dem kleinſten Funken oder mit einer ganzen Reihe
derſelben verbundene Entladung), oder durch einen ſtetigen,
metaphoriſch ſogenannten Strom von gemeiner Elektriettät
hervorgebracht werden ſoll. Was den erſten Fall anbetrifft,
ſo waͤre ich geneigt, auch bey der ſtaͤrkſten Wirkung und uns
ter den guͤnſtigſten Bedingungen einen reellen Erfolg zu
verneinen oder nur ein der ſinnlichen Wahrnehmung faſt
gaͤnzlich entzogenes Minimum deſſelben zuzugeben. Denn
es iſt etwas ganz anderes, durch eine momentane Wirkung
einen für den Magnetismus empfaͤnglichen und an der Ems
pfängniß durch nichts gehemmten Drath zu magnetiſiren,
als die durch den Erdmagnetismus ſtetig feſt gehaltenen Nas
del abzulenken, da bey letzterem in demſelben Augenblicke,
wo die Wirkung eintreten ſoll oder einzutreten im Begreff
iſt der maͤchtigere Erdmagnetismus ſie auch ſchon wieder
aufhebt. Ein mit ſcharſem Winde ſeegelndes Schiff wird
durch momentane gewaltſame Seitenwirkungen der Wellen
vechaͤltnißmäßig wenig oder gar nicht in ſeiner Hauptrich—
tung geſtort, während eine geringe continuirliche Strömung
einen betraͤchtlichen Einfluß auf den Cours ausübt. So iſt
die vermoͤge der Volta'ſchen Kette abgewichene Nadel eine
modiſtcirte Diagonale in dem Parallelogramm, deſſen beyde
Seitenkrafte die ſtetige Wirkung des Eroͤmagnetismus und
die eben ſo ſtetige, wenn auch noch ſo ſchwache Wirkung
des Verbindangsdrathes bilden. Aber die nur auf den Mos
ment beſchraͤnkte magnetiſche Reaction eines auch noch ſo
ſtarken eiectriſchen Eutladungsſchlages wird gegen den durch
Schwere und Friction noch unterftüßten continuirlichen Ein⸗
fluß der telluriſchen Kraft ſchwerlich eiwas vermoͤgen. Man
kann dieſe Schlüſſe augenſcheinlich machen, wenn man eine
Kette, die 50 und mehrere Grade Abweichung gibt, plößs
lich ſchließt und wieder oͤffnet; die Nadel wird ſodann kaum
einige Grade abgelenkt und ſogleich vom Erdmagnetismus
wieder zurück gezogen, und was iſt die von ſolcher momen—
tanen Schließung umfaßte Wirkungszeit noch für ein Zeit⸗
raum gegen den unthellbaren, allein von der Blitzesſchnelle
der elektriſchen Entladung erfüllten Moment? Wenn aber
die Rede davon iſt, die Ablenkung durch die ſtetige ſtroͤt
mende Entladung zu bewirken, fo fragt es ſich zunaͤchſt, ob
die begreiflich aͤußerſt ſchwache magnetiſche Reaction einer
ſolchen Strömung, wie ſich verſteht, bey einer durch Muls
tiplication moͤglichſt verstärkten Wirkung, es dennoch vers
möge, einen Drath zu magnetiſiren, worüber mir keine
fremde, beſtimmt ausgeſprochene Erfahrung vorliegt, und
meine eigene, beym Mangel an Geräthſchaft zu einer dazu
erſorderlichen hinlaͤnglich ſtarken Elektricitaͤtserregung bis
letzt nicht hat entſcheiden konnen. Falle die Antwort auf
jene Frage bejahend aus, dann muß nothwendig auch unter
407
zwechmäßigen Vorkehrungen die wirkliche Ablenkung der Nas
del durch gemeine Elektricitaͤt gelingen.
Ich ſehe mich unterdeß veranlaßt, die Hoffnung fuͤr
die Realiſirung eines noch ungleich wichtigeren Erfolgs durch
das folgende anzuregen und damit wenigſtens einen geringen
Antheil an einem, vielleicht bald von einem Anderen aus,
geführten Verſuche mir zu ſichern, da ich in meinen gegen:
waͤrtigen Verhaͤltniſſen fo wenig über thinlaͤnglichen Apparat
als uͤber die erforderliche Zeit zu reellen Verſuchen zu gebie—
ten vermag. „
Eine jede noch ſo ſchwache oder ſtarke, elektriſche eder
magnetiſche Spannung muß nothwendig wenigſtens mit ei—
nem zugleich beſtehenden und nur der ſinnlichen Wahrneh—
mung ſich entziehendem Minimum der entgegengeſetzten
Spannung in Oscillation begriffen ſeyn, ſo wie etwa der
Hauptimpuls einer in einer Glasroͤhre nach einer entſchie—
denen Richtung hin bewegten Queckſilbermaſſe mit den ruͤck—
gaͤngigen, bis zu Minimis deprimirten Impulſen der Maſſe
in Wechſelwirkung ſteht. Was uns die Spannung als ei:
ne ſtehende, feſte, unbewegliche erſcheinen laͤßt, iſt nur,
naͤchſt der Unvollkommenheit unſerer ſinnlichen Wahrneh—
mung, die auf gleiche Weiſe ſtatt findende Unvollkommen
heit unſerer Reflexion; wie es denn uͤberhaupt nirgend eis
nen Stillſtand oder eine einſeitige Bewegung in der Natur
gibt, als nur vermoͤge des Scheins unſerer formalen Vor—
ſtellung, und wie nirgend anders der Tod erfolgt, als nur
in der Einſeitigkeit unſerer Abſtracetion. Haͤtten wir eleb
triſche und magnetiſche Condenſatoren, die der Volta'ſchen
durch die Faͤhigkeit einer ins Unbegraͤnzte hinaus zu treiben
den Approximation der verſtärkten Wirkung übertraͤfen, ſo
würden wir durch ſie gewiß auch an der leiſeſten elektriſchen
Spannung das in jedem Augenblicke während ihres Beſte—
hens zugleich wirkſame Differential der magnetiſchen Re,
action gewahr werden, deren Integral ſich uns hoͤchſtens
erſt mit der vollkommenen Entladung zu offenbaren vermag,
und ſo umgekehrt bey der magnetiſchen Spannung. In
der elektriſchen Spannung verfolge gleichſam die magnetiſche
oscillirend in jedem Augenblicke mit einem Minimum von
Gegenthätigkeit, als endlich ſiegende Parthei, das ihr zu—
ſtehende Recht; in der vorherrſchenden magnetiſchen Span
nung appellirt gleichſam ein Mintmum der elektriſchen Os⸗
cillation verſuchsweiſe gegen den Verluſt des früher vorhan-
denen Rechts. Ohne dieſe elektriſche Gegenthaͤtigkeit iſt mir
der Magnetismus ein Unding, wie der Elektrismus ohne
die magnetiſche Reaction nicht denkbar iſt, und die Eigen—
thämlichkeit der magnetiſchen Metalle, den Magnetismus
feſt zu halten, beſteht, meiner Anſicht nach, eben in der,
durch die natuͤrliche Beſchaffenheit ihrer Maſſe gegebenen
Fähigkeit dieſer längeren, gleichſam freywillig fortgeſetzten
Oscillationsdauer, wie gewiſſe Koͤrper einen anhaltenden
Klang zu geben vermoͤgen, inſofern eine entſprechende Or—
ganisation ihres Cohaͤſtonszuſtandes ſie der akuſtiſchen Schwins
gung empfaͤnglich macht. Mit dieſer Anſicht iſt die wohl
mehrmals genaͤhrte Vorſtellung, nach welcher die Aufloͤſung
der magnetiſchen Spannung bey einer etwannigen ins Un—
beſtimmte vermehrten Intenſttaͤt derſelben von einer Art ges
waltſamen, der elektriſchen aͤhnlichen Entladung oder Ueber—
firömung erwartet wird, nicht vereinbar. Die magnetiſche
408
Spannung kann vielleicht in die elektriſche ruͤckgaͤngig ges
macht werden, aber eine vorſchreitende weitere Aufloͤſung
derſelben iſt, da fie ſelbſt als der naͤchſte Uebergang zum
Chemismus zu betrachten iſt, auch nicht anders als durch
den letzteren ſelbſt möglich, nehmlich entweder dadurch, daß
die beyden bereits in Durchdringung begriffenen, aber noch
auseinander gehaltenen Thaͤtigkeiten, in der Nadel z. B.,
mittelſt des ſynthetiſchen Akts des Chemismus ſich wirklich
einander binden, womit jene, ohne ſelbſt eine weitere Vers
aͤnderung zu erleiden, den Magnetismus verloren hat und
wieder indifferent erſcheint; oder dadurch, daß diefelben Thaͤ⸗
tigkeiten mittelſt des analytiſchen Akts des Chemismus ent⸗
weder beyde, oder wie es der durch höhere Geſetzlichkeit
vorgeſchriebene, gewoͤhnliche Hergang iſt, daß nur die eine
oxydirend, unter dem gleichzeitigen Freywerden der anderen,
entſchieden an das Metall tritt, wodurch eben ſowohl alfo
der Magnetismus verſchwindet, die Nadel aber in den Zu—
ſtand der Oxydation uͤbergegangen iſt. Und in der That iſt
es ja eine nur zu bekannte Erfahrung, daß magnetiſches Eis
fen unter völlig gleichen Ulnſtaͤnden viel leichter roſtet, als
unmagnetiſches, und daß mit dieſer Oxydation zugleich der
frühere Magnetismus vernichtet wird. — In zwey heteros
genen Metallen wird durch Erwaͤrmung der Homogeneitaͤt
zu⸗, alſo die elektriſche Spannung abnehmen; eben fo wird
die Summe der Cohaͤſion und damit auch die magnetiſche
Gegenthaͤtigkeit vermindert werden; wenn man ſich aber die
erſtere Abnahme wegen der ungleichen Wärmecapacität nach
einem groͤßeren Verhaͤltniſſe als die letztere fortſchreitend vor—
ſtellt, jo iſt ein Temperaturgrad denkbar, bey welchem die
magnetiſche Spannung, deren Minimum, wenn es nur
frey iſt, ungleich vernehmlicher als das der eleftrifchen ſich
ausſpricht, die vorherrſchende geworden, und ſo waͤre viel—
leicht durch den belebenden Hauch der Wärme die Ritter'ſche
Zink Silbernadel aus dem Grabe der Vergeſſenheit wieder
hervorgerufen. Ueberhaupt ſcheint mir durch aͤhnliche Schlüfs
ſe der Geſichtspunct beſtimmt zu werden, aus welchem es
begreiflich werden moͤchte, wie verſchiedene Koͤrper nach
Maaßgabe ihrer größeren oder geringeren Gleichartigkeit und
ihres mit der inneren kryſtalliniſchen Structur verknüpften,
mehr oder minder mannigfaltigen Cohaͤſionszuſtandes, durch
Veraͤnderung der Temperatur entweder elektriſche oder
vielleicht auch magnetiſche Polaxitaͤt auszuſprechen vers
moͤgen. :
Ich komme nach dieſen vorläufigen Andeutungen zu
dem oben erwähnten, vorzuſchlagenden Verſuche. So wie
nehmlich in dem elektriſchen Drathe die vorherrſchende
longitudinelle elektriſche Spannung mit einem Minimum
der transverſalen magnetiſchen verbunden iſt, ſo iſt al⸗
fo auch in dem magnetiſchen Drathe die vorherrſchen—
de (in ihm longitudinal zu nennende), gewöhnliche magnetiz
ſche Spannung mit einem Minimum der (etzt trans⸗
verſal zu nennenden) electriſchen Spannung verknuͤpft, und
wie demnach die electriſche Spirale als Condenſator der
magnetiſchen Thaͤtigkeit dient, ſo wuͤrde umgekehrt die
magnetiſche Spirale s Condenſator der electriſchen zu prüs
fen ſeyn. Der Verſuch wäre demnach im Weſeutlichen et:
wa ſo einzuleiten, daß von einer eng gewundenen Spirale
aus Stahlorath, mit einer woͤglichſt großen Zahn von Wins
dungen, die verlängerten, zuruͤckgebogenen und armirten Ent
® —
409
den der beyden aͤußerſten Windungen mit den beyden Polen
eines möglich! kraͤftigen magnetiſchen Hufeiſens geſchloſſen
wuͤrden, woe ſodann der electriſche Condenſator an den aͤu—
ßerſten Windungen der Spirale, oder an den aͤußerſten
Enden eines durch fie hindurch gehenden Draths electriſche
Polaritaͤt nachzumeifen hätte. Und wenn ich ſelbſt fo weit
gehe, dieſe genaͤherten, in eine zweckmaͤßige Fluͤſſigkeit ge—
tauchten Enden auf chemiſche Reaction zu unterſuchen, ſo
ſcheint mir wenigſtens dieſe an die Natur gerichtete Frage
ihrer ganzen, in ſich klaren Haltung zu folge, nach den
vorliegenden Thatſachen und vor Allem nach der aus ihnen
gezogenen Anſicht, eine entſchiednere Antwort hoffen zu
laffen, als fie der mit der Darſtellung ähnlicher Erfolge
vielfach beſchaͤftigte, aber dabey gleichſam noch im Finſtern
tappende, unermuͤdliche Ritter und einige nach ihm wirklich
erhielten.
Und fuͤr wahr duͤrfen wir jetzt wohl fuͤr die Mehrzahl
unſerer kuͤnftigen Schritte auf dieſem ſonſt ſo unſichern Ge—
biete der Wiſſenſchaft einen zuverlaͤſſigeren Grund und Bo—
den gefunden zu haben glauben, auf dem wir mit Ritters eis
genen, einſt nur bedingungsweiſe geſprochenen Wrten, jetzt
gerade hin mit Gewißheit ſagen koͤnnen: „Wir werden zu
einer Phyſik gefuͤhrt werden, gegen welche unſere bisherige
nur wie ein Schattenſpiel ſich ausnehmen wird.“ — Ders
ſted's herrlicher Compaß hat uns den Weg zu dem Stand—
puncte gezeigt, von dem aus wir bereits das aufdaͤmmernde
Tageslicht erblicken und die raͤthſelhaften Schattengeſtalten
der Nacht in klare verſtaͤndliche Umriſſe ſich auflöfen ſehen,
— ein Standpunct, den uns bis dahin weder die redlichſte,
unverdroſſenſte Forſchung der Erfahrung, noch die kuͤhnſte
Speculation zu zeigen vermocht hat. Wie viel ins befons
dere ſelbſt der Naturphiloſophie noch an dem Verſtaͤndniſſe
des Magnetismus gefehlt habe, zeigt ſich daraus, daß ſie
des Oerſted'ſchen Experiments, als einer Thatſache, die,
wie wir jetzt ſehen, mit dem wahrhaften Weſen des Mag—
netismus ſo innig und unaufloͤslich, wie das Leben mit
feiner Erſcheinung verſchlungen iſt, und zu welcher die andes
ren, bisher bekannten Formen des Phänomens ſich nur
wie einzelne, zerſtreute Hieroglyphen zu dem lebendig aufge—
ſchloſſenen Commentar derſelben verhalten, vor dem facti⸗
ſchen Gegebenſeyn mit keiner Andeutung gedacht hat. —
Möchten daher recht bald die enttaͤuſchte Erfahrung und die
anmaßungsloſe Speculation, deren keine der andern ent—
behren kann, verſohnt einander die Hände reichen zu einem
Bunde, über den die aufgehende Sonne der Wiſſenſchaft
ihre Strahlen werfen wird, und wenn es auch unſern En⸗
kein vorbehalten bleibt, ſich in diefen Strahlen zu erwaͤr⸗
men, ſo werden ſie doch ſpaͤt noch vielleicht, im ſtill be—
geiſterten Ruͤckblick auf große vorausgegangene Zeitpuncte,
die Väter gluͤcklich preiſen, die von dem erſten goldenen
Morgenroth des hereinbrechenden Tages entzuͤckt wurden.
Iſis. 1822» Heft IV.
410
Ueber einige magnetiſche Verſuche,
von Wilhelm Gerhard.
Vorgeleſen am 15ten Januar 1522 in der naturforſchenden Ges
ſellſchaft zu Leipzig.
Giebey eine Abbildung)
In den letzten Tagen des verwichenen Jahres, we
eben die Erſcheinungen, die der Magnet darbietet, meinen
Geiſt lebhaft zu beſchaͤftigen pflegten, ſah ich bey einem
unſerer geſchaͤtzteſten Phyſiker ein artiges magnetiſches Spiel—
werk, welches derſelbe bey feiner Anweſenheit in Paris ge—
kauft hatte, beſtehend aus einem mit glatt polirten eiſernen
Stifte verſehenen Kreiſel (in manchen Gegenden Deutſch—
lands auch Dorl, Drehling genannt), welcher, nachdem
man denſelben, zwiſchen zwey Fingern ihn drehend, in Be—
wegung gebracht hat, und hierauf ein dazu gehoͤriges Mag—
netſtaͤbchen von verhaͤltnißmaͤßiger Kraft daruͤber haͤlt, von
letzterm angezogen an dem einen nach unten gehaltenen Po—
le deſſelben eine lange Zeit, ja ſelbſt laͤnger als auf der
Ebene des Tiſches fortwirbelt. Dieſe mir neue Erſcheinung
zog mich ſo ſehr an, daß ich verſuchte das Spielwerk
nachzuahmen. Ich fertigte mir zu dem Ende aus einer
ſtarken eiſernen Stricknadel einige Stifte von der Laͤnge ei—
nes Zolles, deren beyde Enden ich halbkugelfoͤrmig feilte
und glatt polirte, dann durch hoͤlzerne Knopfformen ſteckte
und in der Mitte durch Wachs befeſtigte. Ein kleiner
magnetiſirter Stahl, in Form eines Kreuzes, den ich eben
bey der Hand hatte, war gerade ſtark genug, einen auf je—
ne Weiſe gefertigten Kreiſel in ſeiner Wirbelbewegung mit
dem untern Ende, dem Nordpole, vom Tiſch aufzuheben
und an demſelben fortdrehen zu machen.
Ich verſuchte das Experiment nun mit einem ſtaͤrkeren
Magnete von Hufeiſenform und fand, daß fuͤr ſeine Kräf—
te der Kreiſel zu leicht war. Er wurde durch ihn zu ſtark
angezogen, drehte ſich folglich nur einigemal und in weit
langſamerer Bewegung um und ſtand hierauf ganz ſtill,
waͤhrend er ſich an der Spitze des ſchwaͤchern magnetiſchen
Kreuzes mit unglaublicher Schnelligkeit und mehrere Minu—
ten lang fortbewegte. Als ich aber einen dieſer Kreiſel am
Nordpole des Hufeiſenmagnetes feſthaͤngen ließ, und mit
dem untern Theile ſeines Stiftes einen auf dem Tiſch in
Wirbel geſetzten aͤhnlichen Kreiſes aufzuheben verſuchte,
hing ſich letzterer nicht allein an, ſondern wirbelte an der
Spitze des Stiftes des erſten Kreiſels mit eben der Leich—
tigkeit und Schnelligkeit fort, als bey dem fruͤhern Ber:
ſuche mit dem magnetiſchen Kreuze.
Spaͤterhin ließ ich mir Kreiſel von verſchiedener Groͤ—
ße und Schwere drechſeln, und brauchte zu den Experimen⸗
ten einen dreyfachen Hufeiſenmagnet von noch ſtaͤrkeren
Kräften. An dieſem gelang es, drey Kreiſel, immer einen
an dem Stifte des andern, zugleich drehen zu laſſen, wo—⸗
fern nur der obere größer, der mittlere kleiner und der un—
tere am kleinſten gewaͤhlt wurden. Dabey bemerkte ich,
daß mit abnehmender Dimenſion und Schwere des Kreiſels,
die Bewegung deſſelben an Dauer und Schnelligkeit zunahm.
Hierdurch beſtaͤtigte ſich mir die bekannte Wahrheit, daß
der Magnet einem daran gehangenen Stucke Eiſen feine An⸗
ziehungskraͤfte, jedoch in e Grade, mittheilt, als
2 *
411
er fie ſelbſt beſitzt, und daß ſich dieſe durchſtroͤmenden Kräf:
te immer mehr verduͤnnen, je mehr Stuͤcken, eins an dem
andern haͤngend, daran befeſtigt werden.
Ich machte hierauf eine Scheere magnetiſch, und zwar
ſo, daß ich der einen Haͤlfte die Kraft des Suͤdpols, der
andern die des Nordpols gab; hierauf ſetzte ich auf dem
Tiſche zwey Kreiſel auf einmal in Bewegung, fing mit dem
Nordpole den einen, mit dem Suͤdpole den andern auf,
und ſie wirbelten beyde an den aͤußerſten Spitzen der Sche—
re fort. Nach dem Naturgeſetz: daß der eine Pol die
Wirkung des andern aufirebt, mußte die Schere von dem
Augenblick aufhören, magnetiſche Kraft zu befipen, wo ben:
de Theile durch eine Gegenreibung vereinigt wuͤrden. Ich
ſchloß daher die Scheere, die dadurch ſogleich demagnetiſirt
und unfähig war, die kleinſte Nadel anzuziehen, ihre mag⸗
netiſche Kraft aber ſogleich zuruͤckerhielt, wenn ich ſie wie—
der oͤffnete.
Um mir auch die Kräfte zu verſichtbaren, welche der
Magnet dem Eiſen oder Stahle in horizontaler Richtung
mittheilt, hing ich an die beyden abwaͤrts haͤngenden Pole
des Hufeiſenmagnetes eine Stricknadel, und die beyden
aͤußern Enden derſelben, nach einem wie nach dem andern
Pole zu, hoben den Kreiſel mit Leichtigkeit auf und hielten
ihn in wirbelnden Schwingungen.
So gelangte ich ſtufenweiſe zu folgendem Verſuche,
welcher die Hypotheſe, daß die aus dem Magnete ſtroͤmen⸗
de unſichtbare Fluͤſſigkeit ſich kreisfoͤrmig um feine Axe,
und zwar von dem Indifferenzpuncte aus nach jedem der
beyden Pole in verſchiedener Richtung, bey dem einen von
der Linken nach der Rechten, bey dem andern von der
Mechten nach der linken drehe, auf einem neuen Wege zu
beſtaͤtigen ſcheint. Ich hing nehmlich den dreyfachen Hufs
eiſenmagnet N. S. mit berabgeneigten Polen an einen von
mir befeſtigten Hacken vollkommen lothrecht auf, fo daß
mir der Suͤdpol rechts, der Nordpel links war; hierauf
hing ich eine, ohngefaͤhr einen halben Zoll breite und acht
Zoll tange Stahlklinge (d — e) von der Stärke einer Uhr:
feder wagrecht an beyde Pole, und verſuchte den Kreifel
auf dem zwiſchen beyden Polen gelegenen Mittelpuncte (a)
der Stahlklinge anziehen zu laſſen, wo er auß begreiflichen
Gruͤnden nicht haftete. Ich führte hierauf den Kreifel mit
dem obern, etwas längeren Theile des Stiftes leiſe ein
Stuck weiter auf die Mitte der Fläche nach dem Suͤdpole
Yin bis zu dem Puncte b, wo er ſchwach angezogen und
hierauf von unfichtbarer Kraft in Bewegung geſetzt, von
der Linken nach der Rechten (k), und zwar auswärts,
zu kreiſen begann und dieſen Wirbel mit zunehmender
Schnelligkeit fo lange fortfegte, bis er von dem zueilenden
Süͤdpole feſtgehalten wurde. Ich ſtellte ihn hierauf links
auf den Punct (c) und es erfolgte die Bewegung ebenfalls
nach außen zu, aber in umgekehrter Richtung, nehmlich
von der rechten nach der linken (2). Ich ſchloß hieraus,
daß, wenn ich den Magnet umdrehen würde, fo daß det
Suͤdpol links, der Nordpol aber rechts zu ſtehen käme, die
Bewegungen des Kreiſels entgegengeſetzt, nehmlich deym
Suͤdpol von der Rechten nach der Linken, beym Nordpol
ven der Linken nach der Rechten, und zwar bey beyden
Polz einwarts erfolgen müßten, 8
—Feilſpaͤhne taucht.
412
Dieſe Vermuthung beruhte auf ganz natuͤrlichem Grun⸗
de. Wenn nehmlich waͤhrend dem Verſuche bey der erſten
Stellung der Pole mir eine Perſon gegenüber geſeſſen hät-
te, ſo wuͤrden ihr die Bewegungen des Kreiſels eben auch
umgekehrt erſchienen fern, Ich drehte den Magnet und
fand meine Muthmaßung durch die That beſtaͤtiget, konnte
daher keinen Augenblick laͤnger zweifeln, daß die Wirbelkraft
des Magnetes, wofern derſelbe nur immer vollkommen
lothrecht haͤngt, den Kreiſel bey jedem Pole auf beſtimmte
und unveraͤnderliche Weiſe dreht. Daß es noͤthig ſey, nach
den Kräften des Magnetes die Schwere des Kreiſels abzu:
meſſen, wenn das Experiment leichter gelingen und ans
ſchaulicher werden fol, darf ich wohl kaum erwähnen.
Wenn nun dieß beweiſet, daß eine dem Magnet um⸗
ſtroͤmende Wirbelkraft vorhanden ſeyn muͤſſe, welche den
Kreiſel von dem Puncte an, wo er von ihr ergriffen wird,
in Bewegung ſetzt; fo ſcheint es keinem Zweifel unterwor⸗
fen zu ſeyn, daß dieſe kreisfoͤrmige Ausſtroͤmung von dem
magnetiſchen Meridian an nach jedem der beyden Pole ſich
in entgegengeſetzter Richtung bewege. Daß es bey der Be⸗
hauptung: der Kreiſel werde durch die Kraft des Magnes
tes in Drehung gebracht, keinesweges auf Taͤuſchung bes
ruhe, davon kann man ſich uͤberzeugen, wenn man ſich
einen ruhig haͤngenden Kreiſel mit einem andern Magnete
naͤhert, und zwar mit dem freundſchaftlichem Pole desjer
nigen, dem er am nächſten haͤngt, worauf er ſich gewiß
ſogleich, und zwar ſtets auf oben beſchriebene Weiſe in
Bewegung ſetzen wird. 5
Ehe noch neuere Forſcher die Hppotheſe aufſtellten:
daß die magnetiſche Fluͤſſigkeit in umgekehrten Drehungen
nach jedem Pole laufe, hatte man ſchon früher dieſe kreis⸗
förmigen Bewegungen durch das Experiment mit Feilſpaͤh⸗
nen geahnet. Man beſtreute bekanntlich eine Glasplatte
damit und legte den Magnet darauf. Klopfte man hierauf
auf die Glasplatte, ſo fügten ſich die Feilſpaͤhne um den
Magnet und feine Pole herum zu kreisförmigen Linien,
wie ſie Cavallo, in ſeinem Werke uͤber den Magnet, und
Andere haben abbilden laſſen. Dieſer Verſuch zeigt indeß
nur die Durchſchnitte der Wirbel, ohne daß er uns eine
deutliche, verkörperte Anſicht ihrer Ausſtroͤmung nach allen
Richtungen verſchafft. Dieſe kann man ſich aber auf eine
hoͤchſt einfache und vielleicht einzig moͤgliche Weiſe dadurch
verſchaffen, wenn man einen Magnet nicht allein mit fer=
nen beyden Polen, ſondern auch nach allen Seiten in feine
Da die Feitſpaͤhne ſelbſt kleine Magne⸗
te werden, fo hängen die ziemlich langen elaſtiſchen Faden
an einander, und bilden fo dem Auge ſichtbar die vom Mer
tidian auslaufenden nach den Polen hin in entgesengefester
Schwingung kreisfoͤrmig, an den beyden Polen dagegen
buͤſchel-kreisfoͤrmig erſcheinenden Ausſtroͤmungen der mag⸗
netifchen Materie. Das Buͤſchelfoͤrmige der Figuren an
den Polen rührt davon her, daß ein Pol, den andern ſu⸗
chend, ſeinen Ausfluß nach dem entgegegengeſetzten Pole in
ringsum getheilten Cirkelſtroͤmen zu nehmen ſcheint. Bey
einem Hufeifenmagnet ſieht man die Vereinigung der Aus,
ſtroͤmung aus beyden Poten am deutlichſten, weil bey ihm
die Pole einander am naͤchſten ſtehen. Wenn man zwey
Hufeiſenmagnete mit ihren Polen in Feilſpaͤhne taucht,
413
und einen dem andern nähert; fo ergibt ſich eins der in—
tereſſanteſten und belebrendſten Schauſpiele. Man ſieht
nehmlich deutlich, welche Figuren die magnetiſche Materie
abſtoßend ſowobl als anziehend bildet, und der Magnet er⸗
ſcheint uns in dieſem Augenblick wie ein lebendiges Thier.
Bringt man die freundſchaftlichen Pole allmaͤhlig zuſam⸗
men, ſo heben ſich die Cirkel auf, welche fruͤher die eige—
nen Pole des Magnets verbanden, und ſtroͤmen dem Po:
le des ihm entgegen gehaltenen zu, die mittleren Stroͤ—
mungen fügen ſich in geraden langen Linien, die Außen
eirkeiförmig und feſt an einander. Trennt man die beyden
Magnete wieder und laßt fie mit ihren feindlichen Polen
einander nähern, jo biegen ſich die geraden Linien der Polar—
ausſtroͤmungen kreis- buͤſchelfoͤtmig an beyden Magneten zu⸗
ruͤck und die halbairkelfoͤrmigen Verbindungen der eignen
freundſchaftlichen Pole beyder Magnete werden wieder her—
geſtellt. Man thut wohl, wenn man dieß Experiment mit
Magneten von verſchiedener Form wiederholt, wo dann
auch die Figuren verſchieden, aber immer nach demſelben
Geſetze ſich bilden werden.
Worin nun aber eigentlich dieſes wunderbar maͤchtige
Fluidum des Magnetes beſtehe, das hat noch kein Sterb⸗
licher erforſcht, und es wird auch um fo weniger kuͤnftig
dem menſchlichen Geiſte gelingen, dieß zu entraͤthſeln, je
gewiſſer es iſt, daß unſern ſchwachen Sinnen bis jetzt die
Uranfänge aller, auch der kleinſten Naturkraͤfte dunkel ger
blieben find.- Es haben allerdings Des Cartes, Euler und
Andere Theorieen uͤber das Weſen des Magnetes gegeben,
aber dieſe Theorieen, ſo ſcharfſinnig ſie auch immer ſeyn
mögen, waren und blieben doch nur Hypotheſen, und wir
muͤſſen daher auch bey den Erſcheinungen, die der Magnet
darbietet, mit dem unſterblichen Haller ausrufen:
In's Inn're der Natur dringt kein erſchaffner Geiſt,
Zu glücklich, wenn fie ihm die aͤußre Schale weiſ't.
Ueber einige neuerlich in Schleſien vorgekommene
5 Foſſilien;
von Dr. E. 5. Glocker.
Fortſetzung.
(S. Iſis 1820 Heft XI. S.
„ esd ie.
Als Vaterland dieſes ſeltenen Foſſils ſind bis jetzt nur
wenige Laͤnder bekannt. Außer der Inſel Elba und Schle—
ſien nennt man auch noch Norwegen und Nordamerika. Am
ausgezeichnetſten kam es jedoch in den beyden erſtgenannten
Ländern vor. Folgendes iſt die Beſchreibung des ſchleſiſchen
Lievrits.
Aeußere Seſtalt. Theils kryſtalliſirt, theils
der bund eingeſprengt. Der kryſtalliſtcte in langen,
ſchwach⸗geſchoben- vierfeitigen Säulen, die ſtumpfen
Seitenkanten meiſtens zugeſcharft, manchmal auch ſchwach
abgeſtumpfi; am Ende entweder mit einer ungleichkantig⸗
814 ff.)
vierflaͤchigen Zuſpitzung, die Zuſpitzungsflaͤchen aufges
ſetzt auf die Seitenflosen der Saͤule, oder mit einer End⸗
zuſchaͤrfung, die Zu chaͤrfungsflaͤchen auf die ſtumpfen Seis
tenkanten der Säule aufgejekt. (Die Endzufchärfung ſah
ich nur an ein paar Kryſtallen deutlich; hingegen beſitze ich
mehrere Kryſtalle mit der Endzuſpitzung. Dfeſes bemerke
ich darum, weil der Herr Bergmeiſter Singer in feiner
Nachricht „uber das Vorkommen des ſchleſiſchen Lievrits“ #
fagt, er habe bey demſelben die vierflaͤchige Endzuſpitzung
nie gefunden.) — Die Seitenflaͤchen der Saͤule ſind der
Lange nach geſtreift. Die Rryftalle groͤßtentheils klein
bis ſehr klein, oft ſehr dünn und nadelfoͤrmig; nur eint
ge, welche aber zugleich plattgedruͤckt und ſchilffoͤrmig mas
ren, fand ich von mittlerer Groͤße. Sie ſind meiſt einzeln
eingewachſen, oder nur in geringer Anzahl zufammens
gehaͤuft.
Der gewoͤhnliche Bruch iſt uneben von kleinem und
feinem Korn; wenig wahrzunehmen iſt die blättrige, ins
ſtrahlige uͤbergehende Structur, parallel den Seiten—
flächen. der geſchoben vierfeitigen Saͤule. — Die Bruch—
ſtuͤcke unbeſtimmt eckig.
Der derbe iſt theils unabgeſondert, theils gleich⸗
laufend- oder zuweilen etwas büſchelformig-aüsein⸗
anderlaufend⸗ſtaͤnglig abgeſondert.
Die Saͤrte iſt die geringe Feldſpathhaͤrte, (d. h.
durchs Meſſer laͤßt er ſich nicht ritzen, aber leicht durch
Quarz, zuweilen auch ſehr ſchwach durch Feldſpath; am
Stahle gibt er wenig Funken). — Ziemlich leicht zer⸗
ſpreugbar.
Das ſpecif. Gewicht iſt zwiſchen dem drey- und
vierfachen des Waſſers, mehr ſich dem letzteren naͤhernd.
Die Farbe eiſenſchwarz, theils ins Blaulich⸗
ſchwarze, theils ins gemeine Graulichſchwarze. An
der Oberfläche der Kryſtalle erſcheint jedoch die Farbe meiſt
ſammtſchwarz.
Im Bruche glänzend bis ſtarkglänzend, von
halbmetalliſchem Glanze, der ſich zumeiien etwas in
Settglanz zieht. Die aͤußeren Vryſtallflaͤchen find von
ſtarkem oder ziemlich ſtarkem Glasglanze.
Stets undurchſichtig.
Eine chem. Analyſe fehlt von ihm noch,
von den meiſten der folgenden ſchleſiſchen Foſſilien.
Vorkommen. Er bricht lagerartig in einem zum
ſo wie
Theil ſehr eiſenſchüͤſſigen asbeſtartigen Strahlſtein, zuweilen
auch mit derbem gemeinem Quarz und Praſem, ſeltener
mit Glimmerblaͤttchen, weiche den Strahlſtein durchziehen.
Er hat demnach ein ganz aͤhnliches Vorkommen, wie der
von Elba. Das Lager, welches ihn enthaͤlt, iſt im Horn—
blendſchiefergebirge und führt Kupferktes, Schwefeikies
und Magneteiſenſtein. Der Lievrit ſelbſt aber kommt nicht
in unmittelbarer Begleitung mit dieſen Erzen vor, ſondern
nur mit den zuvor angegebenen Foſſilien.
* Karſten's Archiv für Bergb, und Huͤttenw. Bb, 1, Heft 1
1 eee Arten a
415
Fundort. Schon vor geraumer Zeit (nach der Ans
gabe des Herrn Bergmeiſter Singer * vor ungefähr 20
Jahren) iſt er in dem nunmehr verfallenen Wolfsſchachte
der Einigkeitsgrube zu Rupferberg im jauer'ſchen
Bergamtsreviere in Niederſchleſien vorgekommen. Ehemals,
als dieſe Grube noch im Betriebe war, kannte man ihn
gar nicht, und warf ihn daher, indem man ihn für gemei—
nen Schoͤrl hielt, mit dem tauben Geſtein als unbrauchbar
auf die Halden, aus denen man ihn nun in neueren Zeiten,
ſeitdem er durch den Herrn Profeſſor Weiß erkannt wor—
den iſt, mit Muͤhe hervorgeſucht hat. Gegenwaͤrtig findet
man ihn faſt gar nicht mehr in ausgezeichneten Stuͤcken,
fondern meiſt nur in kleinen Parthieen eingeſprengt. Die
Kryſtalle ſind ohnedieß ſehr ſelten, und von der Groͤße, wie
die Elbaer, nie vorgekommen. Die derben Stuͤcke dagegen,
die ich davon beſitze, find eben fo ſchoͤn, wo nicht noch ſchoͤ⸗
ner, als die von Elba. Einige derſelben habe ich im Som—
mer 1819 an Ort und Stelle ſelbſt auf den erwähnten Hals
den gefunden, mehrere aber ſind mir nachher durch die
Güte meines Freundes, des Herrn Markſcheiders Bolbſch
in Kupferberg, zugekommen.
7. Dio pſi d. (Muſſit.)
Der ſchleſiſche Diopſid, welcher ſchon ſeit geraumer
Zeit bey Reichenſtein gebrochen hat, aber immer fuͤr den, ihm
freylich ſehr verwandten Strahlſtein gehalten wurde, und erſt
ſeit einigen Jahren als Diopſid erkannt worden iſt, ſtimmt
zwar im Weſentlichen ganz überein mit dem piemonteſiſchen
und helvetiſchen Diopſid, unterſcheidet ſich aber doch von
beyden durch einige Merkmale, welche berechtigen, ihn als
eine beſondere Darietst gelten zu laſſen, wie aus folgen
der Beſchreibung hervorgeht.
Er iſt bis jetzt nur derb (mithin als Muſſit) vorge⸗
kommen.
Die Struktur iſt meiſt ſehr ausgezeichnet breit—
und büfchelformig = auseinanderlaufend - ſtraͤhlig oder
langblattrig, und zwar geradblättrig und geradftrahlig,
feltener krummſtrahlig. Von den drey wahrnehmbaren
Durchgaͤngen iſt einer vorherrſchend und am deutlichſten,
nehmlich der, welcher der ſchiefangeſetzten Endflaͤche der au—
Schleſiſcher Diopſid.
Str. breit und buͤſchelfoͤrmig auseinanderlaufend⸗
ſtrahlig; auch ins Dichte ubergehend.
Flußſpath- bis kalkſpathhart.
Ziemlich ſchwer zerſprengbar.
Von der lichteſten bis zur dunkelſten Farbe.
Perlmutterglanz auf allen Durchgangsflaͤchen der Struk—
tur; ſonſt ſchwacher Feitglanz.
» Karſten's Archiv, a. a. O. S. 192.
8
—
ſpathhart.
|
416
gitaͤhnlichen Säule parallel iſt. Auf den Strukturflaͤchen
bemerkt man weder Laͤngs- noch Querſtreifen, wie bey einis
gen anderen, dem Diopſid verwandten Foſſilien, aber zus
weilen, jedoch nicht immer, feine Querſpruͤnge. Manchmal
findet man auch einen Uebergang in den dichten Bruch,
und zwar ins ſplittrige. — Die Bruchſtuͤcke find un⸗
beſtimmteckig und ziemlich ſcharfkantig, zuweilen eis
was dem Beilformigen ſich naͤhernd.
Er zeigt eine unvollkommen-geradſchaalige, ins
breitſtenglige uͤbergehende Abſonderung.
Die Särte iſt gewoͤhnlich Flußſpath- bis Kalk⸗
ſpathharte, letzteres vorzuͤglich deym Uebergange in das
unter Nr. 8. zu erwaͤhnende weiche talkartige Foſſil. Sel—
ten nähert er ſich dem Feldſpathharten, wie der pigmontefl>
ſche. — Er iſt ziemlich ſchwer zerſprengbar.
Das ſpecif. Gewicht betraͤgt wenig Uber 3.
Die herrſchenden Farben ſind grünlichweiß und
grünlichgrau, letzteres vom lichteſten bis zum dun⸗
kelſten Grade. Von da geht er über in gelblichgrau,
weißlichgrau, ſchmutzig aſchgrau bis ins Schwärz⸗
lichgraue. — Die dunkeln Farben kommen beym piemon—
teſiſchen und helvetiſchen Diopſid nicht vor.
Auf den Durchgangsflaͤchen der blaͤttrig-ſtrahligen
Struktur iſt er glänzend bis ſtarkglaͤnzend von Perl⸗
mutterglanz; ſonſt wenigglaͤnzend und mehr von Gett—
glanz.
Undurchſichtig oder nur ſchwach an den Ran:
ten durchſcheinend.
Er bricht in Begleitung von Arſenikkies, Amianth,
Kalkſpath ꝛc. im Serpentingebirge bey Reichenſtein.
Die dunkleren Abaͤnderungen kommen mit den helleren zu:
ſammen vor. — Da feit mehreren Jahren der Arſenik—
bergbau bey Reichenſtein ſehr ſchwach und mit großen Un—
terbrechungen getrieben wird, fo erhält man dieſen Diopfid
faſt nur von den alten Halden.
Die Unterſchiede zwiſchen dem ſchleſiſchen und
dem piemonteſiſchen und helvetiſchen derben Diopſid
ſind, dieſer Beſchreibung nach, folgende: 5
Piemonteſiſcher und helvetiſcher Diopſid.
Str. mehr ſchmal- und gleichlaufend s ſtrahlig (nie
dicht).
Feldſpathhart, oder zwiſchen feldfpath s und fluß
Ziemlich leicht zerſprengbar.
Bloß lichte Farben.
Im Hauptdurchgange der Struktur Perlmutterglanz;
fonft Glasglanz.
47
8. Ein noch unbeſtimmtes, weiſſes kalkartiges
Foſſil, als Begleiter des ſchleſiſchen Diopfids.
Es kommt bloß derb vor.
Theils von ſtrahliger Struktur und dann entwe—
der noch deutlich breitſtrahlig, wie der Diopſid ſelbſt, oder
klein- und kurz- und untereinanderlaufend-ſtrahlig; theils
von unebenem oder erdigem Bruche. — Unbeftimmt:
eckige, ſtumpfkant ge Bruchſtuͤcke.
Theils unabgeſondert, theils undeutlich koͤrnig
abgefondert.
Von Gypshaͤrte (ſehr weich), und etwas milde.
Sehr leicht zerſprengbar.
d Specif. Gewicht zwiſchen 2 und 3.
Die Farbe grunlichweiß, ins Graulichweiſſe.
Auf den Flaͤchen der ſtrahligen Struktur ſchwach—
glanzend, zuweilen bis glänzend, von Seidenglanz;
auf dem unebenen und erdigen Bruche ſchwachſchimmernd
bis matt.
Undurchſichtig.
Bald mehr, bald weniger fettig anzufuͤhlen.
Wicht an der Zunge haͤngend. .
Auf dem erdigen Bruche ziemlich ſtark abfär:
bend, ſonſt nur ſehr wenig,
Die chem. Analyſe wird ein bewaͤhrter Chemiker
liefern. g
Dieſes Foſſil kommt mit dem Diopfid zuſammen vor
und bildet ſich ſichtbar aus demſelben durch eine allmaͤhlige,
der Verwitterung aͤhnliche Umwandelung. Ich beſitze meh—
rere Stuͤcke, an denen der Uebergang des Diopſids in die—
ſes talkartige Foſſil ſehr deutlich zu ſehen iſt. Die breit—
ſtrahlige Struktur behält der Diopſid bey dieſer Umwande⸗
lung noch eine Zeitlang bey, verliert ſie aber allmaͤhlig und
geht durch das Klein und Kurzſtrahlige ins Unebene und
zuletzt ins völlig Erdige über. — Nicht ſelten iſt Arfeniks
kies eingeſprengt.
Ohne Zweifel iſt dieſes Foſſil in die Talkfamilie zu
ſtellen; wenigſtens muß es aus ebendenſelben oryktognoſti⸗
ſchen Gruͤnden vom Diopſid getrennt werden, wie z. B.
die durch eine aͤhnliche Umwandelung entſtehende Porzellans
erde vom Feldſpath, die in Afterkryſtallen vorkommende
Gruͤnerde vom Augit, aus dem ſie ſich wahrſcheinlich bil—
det, und dergl. Ob es unter den talkigen Foſſilien als eine
eigene Gattung aufgeführt zu werden verdiene, laͤßt ſich
noch nicht entſcheiden; aber zu laͤugnen iſt nicht, daß es
mit keinem der bisher bekannten talfigen Foſſilien über:
einſtimmt.
9: Pikroli t h.
Auch dieſes iſt eines von den Foſſilien, welche Schle—
fien entweder eigenthuͤmlich find, oder welche es nur mit
wenigen Laͤndern gemein hat. Den Pikrolith hat man
nehmlich bis jetzt nur in Schleſien und in Schweden ger
funden,
SAb 1842. Heft IV.
——
derung.
418
Er erſcheint bloß derb.
Der Bruch iſt vollkommen flachmuſchlig, ins
Ebene, theils auch ins Zartſplittrige übergehend. —
Die Bruchſtuͤcke unbeſtimmteckig, nicht ſonderlich
ſcharfkantig.
Faſt immer unabgeſondert; ſelten von einer eigen!
thuͤmlichen keilformig- eckigen (nicht ſtaͤnglichen) Abſon—
Der letztere hat auf den Abſonderungskluͤften oft
das Anſehen einer unregelmäßig faſerigen Struktur; eine
ſolche findet aber im Inneren nicht ſtatt, wie das Zerfchlas
gen der abgeſonderten Stuͤcke beweiſet; es iſt mithin eint
bloße Wirkung der Abſonderung.
Hohe Flußſpathhaͤrte, und zwar dieſe fehr con⸗
ſtant.“ (Er laͤßt ſich nehmlich durch das Meſſer und durch
den Feldſpath, jedoch nicht ſehr leicht, ritzen, er ſelbſt aber ritzt den
Kalkſpath leicht.) — Sprode und ziemlich ſchwer zer:
ſprengbar.
Specif. Gewicht wenig Über e.
Die Farbe iſt gruͤnlichgrau oder lichte lauchgruͤn.
Das Gruͤnlichgraue iſt theils dunkel, theils lichte und ſelbſt
zuweilen ſo blaß, daß es ans Gruͤnlichweiße grenzt. Dieſe
Grade der gruͤnlichgrauen Farbe wechſeln wohl auch in zar—
ten Streifen mit einander ab, welche parallel laufen mit den
ſchmalen Kalkſpathtruͤmmern, die den Pikrolith zuweilen
durchſetzen. Andere Farben find mir bis jetzt nicht vorges
kommen. — Der Strich iſt grünlihweiß.
Der ausgezeichnet flachmuſchlige Pikrolith iſt auf dem
friſchen Bruche ohne allen Glanz oder matt, wird aber
durch öfteres Berühren etwas fettig glänzend. Der
zartſplittrige iſt meiſt ſchwach ſchimmernd. Bey dem
Eeilförmig » eckig abgefonderten find die Abſonderungsklüf—⸗
te ſchimmernd bis wenigglaͤnzend, von Gettglanz.
An den Banten durchſcheinend.
Er fuͤhlt ſich fein, aber mager an.
Hänge nicht an der Zunge.
Man findet ihn in Rlüften des Serpentins, in
Begleitung von Kalkſpath und koͤrnigem Kalkſtein, zuweilen
mit eingeſprengtem Arſenikkies, bey Reichenſtein. Er iſt
zur Zeit nur ſelten vorgekommen.
10. Magneſit.
Der Magneſit findet ſich nur in Steyermark, Maͤh⸗
ren und Schleſien. Vom ſchleſiſchen, den ich in einer bes
traͤchtlichen Menge von ausgezeichneten Exemplaren an zwey
In meinem Grundriſſe der Mineralogie, Bresl. 1821; S.
315, habe ich, indem ich fremder Autorität folgte, die
Härte des Pikroliths von kalkſpathhart bis weich angege-
ben. Dieſes iſt unrichtig. Was jene Härte hatte, war
kein Pikrolith, ſondern nichts anderes, als edler Serpen—
tin, von welchem ſich der Pikrotith, außer dem bekcuten>
den Unterſchiede in der Haͤrte, auch durch den vollkommen⸗
flachmuſchligen Bruch, durch feine Sproͤdigkeit, durch das
nicht Fettige im Anfühlen (fo wie chemiſch durch feinen
Waſſer- und Kohlenſäuregehalt) weſentlich unterſcheidet.
27 5
419
verſchiedenen Fundoͤrtern geſammelt habe, entwarf ich folgen
de Beſchreibung.
Aeußere Seſtalt. Derb und in mehr oder weni—
ger ſchmalen Truͤmmern; zuweilen etwas zerfreſſen.
Der Bruch theils dicht und dann flachmuſchlig,
theils feinerdig. Die Bruchſtucke unbeſtimmteckig
und beym erſten nicht ſonderlich ſcharfkantig, beym legs
teren ſtumpfkantig.
Groͤßtentheils unabgeſondert. Der in Gangtruͤm⸗
mern vorkommende zeigt zuweilen eine ſtaͤngliche Abſon⸗
derung oder vielmehr eine ſaͤulenfoͤrmige Zerklüftung
(ahnlich der des ſtaͤnglichen Thoneiſenſteins); die abgeſonder—
ten Stuͤcke find in dieſem Falle theils gefchoben = vierfeitig-,
theils fuͤnfſeitig-, theils unregelmaͤßig-ſaͤulenfoͤrmig, aber
nach dem einen Ende zu meiſt ganz verwachſen und ins Uns
abgeſonderte uͤbergehend.
Die Härte iſt ſehr verſchieden; "fie wechſelt vom
Flußſpathharten bis zum ſehr Weichen (Gypshaͤrte).
Zuweilen kommt er ſogar von geringer Geldſpathhaͤrte
vor. Nach dieſem verſchiedenen Grade der Haͤrte iſt auch
der Bruch und die Schwere verſchieden. — Der dichte
Magneſit it ſprode, der erdige etwas milde; jener
ziemlich ſchwer-, dieſer leicht zerſprengbar.
Das ſpecif. Gewicht iſt beym dichten ungefaͤhr
das Drittehalbfache des Waſſers oder etwas daruͤber;
beym erdigen kaum — 2. a
Die Farbe ſtets weiß, vom ſchoͤnſten Schneeweiß
bis gelblichweiß, graulichweiß, milchweiß, ſeltener
röthlichweiß, und am ſeltenſten mit einem blaß roſen⸗
rothen Aufluge. Im Striche ebenfalls weiß und glanz—
los. — Der dichte hat oft ſehr ſchoͤne dendritiſche Zeich:
nungen.
Matt und undurchſichtig.
Dichter
Bruch flachmuſchlig.
Bruchſtuͤcke nicht ſonderlich ſcharfkantig.
Geringe Feldſpath bis Kalkſpathhaͤrte.
zerſprengbar.
Sproͤde.
Specif. Gewißt über 2.
Wenig fein anzufuͤhlen.
Nicht oder ſehr ſchwach abfaͤrbend.
jognefit,
Ziemlich ſchwer
420-
Mager und etwas rauh eder nur wenig fein an⸗
zufuͤhlen. 5
Der dichte färbt nicht oder kaum merklich, der
erdige ziemlich ſtark ab.
Wenig oder gar nicht an der Zunge
Dieſes gilt ſowohl vom dichten als vom erdigen.
Nach einer Analyſe von Stromeper * enthielt der
Magneſit von Baumgarten: 47,55 Talkerde, 50,76 Koh
lenſaͤure, 1,39 Waſſer, o, 21 Manganoxyd.
Er kommt theils vor in ſchmaͤleren oder breiteren
Gangtruͤmmern des Serpentingebirges zwiſchen
Frankenſtein und Noſemitz, wo er an der Straße an⸗
ſteht; theils in großeren und kleineren Maſſen in uns
mittelbarer Begleitung von braunem Hornſtein, gemeinem
Opal, Halbopal, zelligem und zerfreſſenem Quarz, in den
Chryſoprasgruben bey Baumgarten unweit Frankens
ſtein. Merkwuͤrdig iſt es, daß er einen deutlichen Uebergang
in zwey kieſelige Foſſilien zeigt; am erſteren Orte nehmlich
in einen iſabellgelben und weißlichgrauen muſchli⸗
gen Sornſtein, mit welchem er zulammen vorkommt;
am zweyten Orte in einen gelblichweiſſen Salbopak.
Dieſe Uebergaͤnge find um fo merkwürdiger, weil es wir
lich allen Anſchein hat, als ſey der Magneſit theils aus
Hornſtein, theils aus Halbopal entſtanden, was wieder ein
Beleg waͤre fuͤr die noch ſo raͤthſelhafte Umwandelung feſter
Foſſilien in andere, ganz heterogene. — Der Serpentin,
worin der Magneſit vorkommt, iſt meiſt mehr oder weni
ger verwittert und von einer mehr braunen, als gruͤnen
Farbe. Der lichte gelbe Hornſtein, welcher ihn bey Kos
ſemitz begleitet, liegt theils im Magneſit, theils der Mag—
neſit in ihm.
Die beyden Varietäten des ſchleſiſchen Magne⸗
ſits, die ſich als ſolche deutlich ankuͤndigen, unterſcheiden
ſich auf folgende Weiſe.
haͤngend.
Erdiger Magneſit.
Bruch feinerdig.
Bruchſtuͤcke ſtumpfkantig.
Schwerſpath-bis Gypshaͤrte. Leicht zerſprengbar.
Etwas milde.
Speeif. Gew. kaum 2.
Rauh anzufuͤhlen.
Ziemlich ſtark abfaͤrbend.
11. Graphit (Schuppiger und dichter).
Derb und eingeſprengt.
Theils unvollkommen ſchuppig⸗ blättrige Struk⸗
tur, theils dichter und zwar unebener, klein- und
feinkorniger oder unvollkommen = kleinmuſchliger
Bruch; im Großen gewohnlich ſcheferig. — Die
Bruchſtücke unbeſtimmteckig und ſtumpfkantig, oder
ſcheibenformig.
Sehr weich und leicht zerſprengbar; theils mil⸗
de, theils etwas fprode.
Specif. Gewicht ungefaͤhr das Doppelie des
Waſſers, oder wenig daruͤber.,
„ Schweigger's Journ, der Chemie, Bd, XIV. S. 3 ff.
421
Die Farbe dunkel ſtahlgrau, zum Theil ins Ki⸗
ſenſchwarze. — Im Striche, Farbe und Glanz be;
haltend oder noch glaͤnzender werdend.
Gewöhnlich glaͤnzend, zuweilen ſelbſt ſtarkglaͤn⸗
zend, von metalliſchem Glanze. Nur wenn der Gra⸗
phit verunreinigt iſt, verliert ſich der Glanz allmaͤhlig.
Undurchſichtig.
Im Anfuͤhlen fettig und dabey bald mehr, bald
weniger abfaͤrbend; uͤberdies ſchreibend.
Er kommt im Gneiß vor, in größeren oder
kleineren Maſſen, und hat meiſtens die Schichtung deſ—
jelben. Vier Fundoͤrter deſſelben kenne ich bis jetzt in Schle⸗
ſien: 1) Bey Seudorf, am Schwarzenberge unweit
Landeck, wo er aber unrein vorkommt und von einem
kohlig⸗thonigen Anſehen, fo wie von einem halb bitumi—
nöfen, halb thonigen Geruche; dieſer ſchmutzt auch außer:
ordentlich ſtark. 2) Bey Tannhauſen, unweit Wal
denburg, auf der langen Breche, und 3) bey Rynau,
ebenfalls in der Nähe von Waldenburg; an benden Orten
oft mit Quarz durchzogen und auch ſelten rein (am rain:
ſten tritt er da hervor, wo er ſehr viel Quarz zum Beglei—
ter hat). 4) Am ausgezeichnetſten und ſchoͤnſten aber fand
ich ihn erſt vor kurzer Zeit (im Octb. 1821) bey dem Dor—
fe Veugericht unweit Schweidnitz, da, wo jenes Dorf
mit Wuͤſte⸗ Waltersdorf zufammengrenzt, Er liegt hier
in einem niedrigen, mit Wald bewachſenen Gneißgebirge,
nur ungefaͤhr 5 — 6 Fuß unter der Oberflaͤche, und noch
ſind an einer kleinen zugeworfenen Grube die Spuren zu
ſehen, daß man ehemals den Verſuch gemacht hatte, ihn
zu gewinnen, was aber feit geraumer Zeit wieder unters
blieben iſt, ungeachtet es ſich wohl der Muͤhe lohnte; denn
er iſt hier ſehr rein und ſchreibt vortrefflich. Der, wel—
cher der Atmosphäre ausgefetzt war, riecht ſtark vitrioliſch.
Groͤßtentheils iſt dieſer Graphit der dichte, votzuͤg—
lich der von dem zuletzt angegebenen Fundorte; er findet
ſich aber auch unvollkommen ⸗ſchuppig⸗ blaͤttrig, und
dieſer macht dann einen allmaͤhligen Uebergang in den
dichten.
Der hier beſchriebene ſchleſiſche Graphit iſt noch ſo gut
als gar nich: bekannt. Selbſt Leonhard, der in feinem
neueſten Werke (Handb. der Orykt., Heidelb. 1821) ſonſt uͤber⸗
all das Topographiſche fo vollſtaͤndig geſammelt hat, weiß
noch nichts von ihm. Nur der von Tannhauſen iſt in
Meineke's und Keferſtein's min. Taſchenb. für Teutſchl.
(Halle, 1820. S. 229) angefuͤhrt.
12. Chromeiſenſtein.
Arſpruͤnglich derb; jetzt aber nur in ſtumpfeckigen
Stuͤcken, weiche zum Theil das Anſehen von Geſchieben
haben, eigentlich aber kein Geſchiebe, ſondern nur Bruch—
ſtuͤcke eines vormaligen derben Vorkommens find.
Struktur unvollkommen ⸗ blaͤttrig, theils etwas
ſchuppig⸗ und etwas krummblaättrig; wie es ſcheint,
von mehrfachem Durchgange, ein Durchgang aber vor⸗
422
herrſchend deutlich. Der Querbruch uneben von
feinem Vorn, oder klein- und unvollkommen-muſch⸗
lig. Auch geht die blättrige Structur ſelbſt ins Unebene und
Unvollkommen⸗Muſchlige über. — Die Bruchſtücke uns
beſtimmteckig, nicht ſonderlich ſcharfkantig. f
Unabgeſondert oder kornig abgeſondert.
Slußſpathhart, ans Eeldſpathharte grenzend.
Ziemlich leicht zerſprengbar und ziemlich ſprode.
Specif. Gewicht — 4,1.
Eiſenſchwarz; nur auf den Flaͤchen der blaͤttrigen
Structur hin und wieder ins Pechſchwarze. Im Stris
che lichte roͤthlichbraun.
Auf dem Sauptbruche oder den Strukturflaͤ⸗
chen glänzend oder wenigglänzend, von halbmetalli—⸗
ſchem Glanze, der ſich in Fettglanz neigt; auf dem
Quer- oder unebenen Bruche glaͤnzend bis ſtark—
glänzend, von vollkommen metalliſchem Glanze.
(Dieſer Unterſchied im Glanze, den ich an ſehr vielen
Stuͤcken beobachtet habe, iſt allerdings etwas auffallend,
da ſonſt in der Regel gerade das Umgekehrte ſtatt findet,
daß nehmlich die blaͤttrige Structur den ſtaͤrkeren und aus⸗
gezeichneteren Glanz beſitzt.) a
Undurchſichtig.
Vorkommen. Im Serpentingebirge, in Bes
gleitung von edlem Serpentin, blättrigem Talk, Quarz und
Chalcedon, welche ihn häufig theils in ſchmalen Truͤm—
mern durchziehen, theils in kleinen Parthieen in ihm ein—
geſprengt find. Aller Wahrſcheinlichkeit nach wurde er ehe
mals aus einer, auf den Srochauer Feldbergen zwi—
ſchen Grochau und Briesnitz (in der Nähe von Frans
kenſtein, Wartha und Silberberg) befindlichen Grube zu
Tage gefördert. Man kannte ihn aber damals eben ſo we⸗
nig, wie den oben beſchriebenen Lievrit, fo wie denn Übers
haupt das Chrom damals noch gar nicht entdeckt war,
und er wurde daher wahrſcheinlich ebenfalls auf die Halden
geworfen, nachdem man vielleicht einen vergeblichen Verſuch
gemacht hatte, ihn auf Eiſen zu verſchmelzen, oder aber
gefunden hatte, daß er die Schmelzkoſten nicht lohne. Das
her findet man ihn auch gegenwaͤrtig in der angeführten
Gegend nur an zwey, in geringer Entfernung von
einander liegenden Stellen, welche ehemals Halden ges
weſen zu ſeyn ſcheinen. Die eine dieſer Stellen iſt auf ei⸗
nem heideartigen Platze, wo unter anderen viele Stuͤcke
von verwittertem Serpentin umherliegen; die andere iſt auf
einem kleinen Acker am Fuße des Thornauer oder
Fürſtenberges, jedoch ebenfalls noch auf der Anhöhe,
In der Naͤhe des erſten Fundortes ſcheint noch die Spur
eines verſchütteten Schachtes zu ſeyn. — Nach der Angabe
des Herrn Bergmeiſters Singer “ ſoll er ſich auch im fo:
genannten Hartenbuſche, ganz nahe bey den erwaͤhnten
Grochauer Feldbergen, finden. Allein ungeachtet meines
anhaltenden Suchens habe ich daſelbſt keine Spur davon
entdecken koͤnnen. :
* Karſtens Urchiv, Bd, III. Heft 1, (1820) S, 83.
423
Man hat dieſen ſchleſiſchen Chromeiſenſtein, der zu
den ausgezeichnetſten gehoͤrt, die wir kennen, ungefaͤhr vor
8 oder 9 Jahren entdeckt, und der Herr Inſpector Breit—
haupt hat ihn zuerſt als ſolchen erkannt. Seinen Fundort
bat man lange geheim gehalten, weil gewiſſe unwiſſen—
ſchaftliche Leute ihn lieber unbenuͤtzt aufhaͤufen — denn zu
der bekannten gruͤnen Farbe wurde er von ihnen nicht be—
nutzt, als Anderen zu wiſſenſchaftlichem Zwecke etwas
davon mittheilen wollten. Der Hr. Beram. Singer hat
zuerſt über feinen Fundort eine nähere Auskunft gegeben. *
— Gegenwärtig iſt er nun allerdings nicht mehr häufig, wie mich
das eigene Aufſuchen deſſelben an ſeinen Fundoͤrtern an
Oſtern des vorigen Jahres (1821) gelehrt hat; auch findet
man ſelten ausgezeichnete feſte Stuͤcke, ſondern meiſt nur
ſolche, welche durch das Verwittern der in ihnen enthaltes
nen Talk- und Serpentintheile ihre Feſtigkeit verloren haben.
Grundriß der Mineralogie. Fuͤr Univerſitaͤten
und hoͤhere Gymnaſialclaſſen
v. Dr. E. F. Glocker.
Lehrer an einem Gymnaſium und an der Kriegsſchule zu Bres⸗
lau 1821. bey Joſeph Max. 8. 491. XVI.
Obſchon wir kein beſonderer Freund der vielen Lehr—
bücher find, weil fie die gleichfoͤrmige Bildung in Deutſch—
land ſtoͤren und das Verſtaͤndniß in der Unkerhaltung derer,
welche an verſchiedenen Orten ſtudirt haben, ſehr erſchwe—
ren; ſo können wir doch nicht uͤber das gegenwaͤrtige unge—
halten ſeyn; nicht als wenn es eben in der Anordnung und
in den Beſchreibungen viel vor den andern voraus hätte,
ſondern weil es neue natuͤrliche Familien enthaͤlt, die viel—
leicht beſſer gerathen find, als in manchem anderen Verſu⸗
che der Art. Die Charakteriſtiken find ziemlich nach der
Wernerſchen Weiſe und deſtehen daher aus etwas zu langen
Beſchreibungen ohne einen herausgehobenen, weſentlichen
Charakter, als, worauf man, unſeres Erachtens, ſetzt vor:
zuͤglich ſteuern ſollte und auch ſchon hinlaͤnglich kann.
Das Buch zerfallt nach der Einleitung in die Gryk—
tognoſie und die Geoguofie, jene in die allgemeine und
in die ſpecielle.
Die Allgemeine theilt ſich in 3 Hauptabſchnitte
1) von der Geſtalt der Foſſilien
1) von ihren phyſ. Eigenſchaften
3) von ihren chemiſch., welche Anordnung ſehr klar iſt.
An der Bearbeitung dieſer Theile erkennt man vielen
Fleiß, Geſchick im Ordnen und Einſicht in den Gegen⸗
ſtand. : N
Die fpecielle Oryktognoſie zerfaͤlt in 2 Hauptab⸗
ſchnitte, in die Syſtematik und die Diagnoſtik, welche
letztere das eigentliche Syſtem enthaͤlt, deſſen Rahmen wit
hier mittheilen.
„ Karſtens Archiv, a, a. O, S. 82 ff.
r
| N 424
Erſte Claſſe: Erdige Foſſilien.
J. Ordn. Kiefelige Foſſilie n. 197.
I. Quarzfamilie.
197 219.
I. Quarz. 8. Hpalith. 14. Schwimmſtein.
2 Plasma. 9. Opal. 15. Kieſelſinter.
3. Chryſopras. 10. Pechſtein. 16. Menilit.
4. Hornſtein. 11. Obſidian. 17. Eiſenkieſel.
5. Kieſelſchiefer. 12. Perlſtein. 18. Jaspis.
6. Feuerſtein. 13. Bimsſtein. 19. Heliotrop.
7. Chalcedon.
II. Edelſteinfamilie. 219 — 251.
A, Granatfamilie. 220— 228. —
I. Kaneelſtein, 5 Kolophonit. 9. Staurolith.
2. Pyrop. 6. Allochroit. 10. Veſuvian.
3. Granat. 7. Helvin. 11. Egeran.
4. Pprenaͤit. 8. Melilith.
B. Schoͤrlfamilie. 228 — 232, —
I. Pyrosmalith. | 3. Turmalin. 4. Gieſekit.
2. Lievrit. 5
C. Rubinfamilie. 232 — 238.
I. Spinell. | 4. Salamſtein. | 6. Schmirgel.
2. Automolit.
5. Saphir u. Ru- 7. Corund.
3. Ceylanit. bin. |
D. Diamantfamilie, 238 — 240, —
Diamant.
E. Zirfonfamilie, 240 — 242.
Zirkon (nebft Hpacinth).
F. Topasfamilie. 242 — 243. —
1. Topas. 3. Pyknit. | 4. Chryſoberyll.
2. Phyſalith.
G. Beryllfamilie. 245 — 249. —
1. Beroll und 2, Euklas. | 3. Dichroit.
Smaragd. -
H. Chryſolithfamilie. 249—25I —
I. Chryſolith.
III. Hornblendfamilie. 251 — 279.
A. Augitfamili e. 252 — 261. —
2. Olivin. |
1. Kokkolith. 4. Diopſid. 7. Spobumen,
2. Augit. 5. Sahlit. 8. Zoiſit.
3. Faſſait. 6. Baikalit. 9. Piſtazit.
B. Horndlendfamilie. 261 — 264.
Hornblende. N N
C. Arinitfamilie. 264 — 267. —
1. Titanit. 2. Sphen. | 3. Axinit.
D. Diallagonfamilie. 267 — 270. —
1. Paulit. 3. Anthophyllit. 5. Smaragdit,
2. Bronzit. 4. Schillerſpath.
2. Glimmer.
.
425 -
E. Strahlſteinfamilie. 270— 279.
I. Omphacit. 5. Pargaſit. 9. Tremolit.
2. Strahlſtein. 6. Rhaͤticit. 10. Asbeſt.
3. Kalamit. 7. Cpanit. 11. Spreuſtein,
4. Karinthin. 8. Vivianit.
IV. Zeolithfamilie. 279 — 272.
1. Karpholit. 9. Nephelin. 16. Albin.
2. Wavellit. 10. Eisſpath. 17. Lomonit.
3. Prehnit. II. Cuboicit. 18. Schmelzſtein.
4. Stilbit. 12. Petalit. Eu: 19. Schaalſtein.
5. Meſotyp. dialpt.) 20. Diaspor. (Al⸗
6. Natrolith. 13. Leucit. bit. Noſian.
7. Kreuzſtein. 14. Analcim. Sodalit.)
8. Mejonith. 15. Apophyllit.
V. Feldſpathfamilie. 292 — 307.
A. Blauſpathfamilie. 293 — 307. —
1. Hauͤyn. 4. Blauſpath. 6. Kalait.
2. Laſurſtein. 5. Allophan. (Ku:
3. Lazulith. (Sa⸗ pferkieſel.)
phirin.)
B. Feldſpathfamilie. 297 — 507.
Erſte Reihe:
. Feldſpath. 4. Elaͤolit. 7. Baſalt.
2. Variolith. 5. Nephrit.
3. Sauſſuͤrit. 6. Klingſtein.
Zweyte Reihe:
8. Scapolith. 122 Ambipgonit,
9. Gehlenit. 11. Chiaſtolith.
II. Ordn. Thonig talkige Foſſilien. 307.
VI. Glimmerfamilie. 308 — 312.
I. Pinit. 3. Lepidolith.
(DOurthelit.)
0 Andaluſit.
4. Chlorit.
VII. Talkfamilie. 312 — 320.
I. Talk. 7. Steinmark. 12. Gelberde.
2. Topfſtein. 8. Kollyprit. 13. Pimelit.
3. Bildſtein. 9. Meerſchaum. 14. Grünerde,
4. Speckſtein. 10. Lenzin. 15. Walkerde.
5. Pikrolith. k. Bolus. 16. Bergſeife.
6. Serpentin.
VIII. Schiefer- und Thonfamilie. 329 — 330.
A. Eigentliche Schieferfamilie. 321— 323.
. Zeichenſchiefer. 3. Alaunſchiefer. ] 5. Thonſchiefer,
2. Btandſchiefer.] 4. Wetzſchiefer.
B. Thonfamilie.
a. Die feſteren Maffen:
6. Schieferthon. | 9. Eiſenthen 6. Wade,
7. Thonſtein. 10. Gebrannter
8. Alaunſtein. Thon. |
Iſis. 1822. Heft IV.
426
b. Die weicheren Maffen.
15. Bergmehl. 18. Polierſchiefet.
16. Aluminit. 19. Tripel.
17. Klebſchiefer.
12. Thon.
13. Porzellanerde.
14. Kieſelguhr.
III. Ordn. Kalkig-barptige Foſſilien. 329.
IX. Kalkſpathfamilie. 330 — 332.
A. Mittelfamilie zwiſchen der Thon- und
Kalkſpathfamilie. 330 — 333.
I. Bergmilch. 3. Magneſit. 5. Conit.
2. Kreide. 4. Gurhofian.
B. Kalkſpathfamilie im engern Sinne.
333 — 342.
I. Kalktuff. 6. Stinkſtein. 12. Bitterſpath.
2. Erbſenſtein. 7. Kalkſtein. 13. Dolomit.
3. Rogenſtein. 8. Tutenkalk. 14. Schieferſpath
4. Mergel. 9. Kalkſpath. nebſt Schaum⸗
5. Bituminoͤſer 10. Braunſpath. erde.
Mergelſchiefer. If. Antrakolith.
C. Gypsfamilie. 342 — 345. —
1. Gyps. 3. Glauberit. 4. Anhydrit nebſt
2. Gypsſpath. Muriacit.
D. Flußſpathfamilie. 346 — 352.
1. Boracit. 4. Kryolith. 7. Phosphorit.
2. Bottyolith. 5. Fluß ſpath. 8. Apatit.
3. Datolith. 6. Fluß. 8. Arragonit,
X. Schwerſpathfamilie. 352 — 358.
x. Strontianit, 3. Coleſtin. 4. Schwerſpath.
2. Witherit.
Zweyte Claſſe:
I. Ordn. Erze. 360.
Metalliſche Foſſilien.
XI. Metallbarytfamilie. 360 — 371.
A. Zinkbarytfamilie. 361 — 363.
. Zinkkieſel. | 2. Galmey. |
(B. Manganbarytfamilie. 363 — 365.
3. Mangankieſel.] 4. Manganfpath. | 5. Eiſenſpath.
C. Bleybarytfamilie. 365— 369.
6. Schwarzbleyerz. 10. Gruͤnbleyerz. 14. Bleypvitriol.
7. Blaubleyerz. 1. Bleyniere. 15. Weipbieyerz.
8. Braunbleperz. 12. Gelbbleyerz.
9. Rothbleyerz. 15. Tungſtein.
D. Hornerzfamilie. 369 — 371.
16. Bleyhornerz. 18. Queckſilberhorn 19. Silberhornerz.
17. Weißſpiesglas⸗ erz.
erz.
27
427
XII. Metallchloritfamilie. 372 — 373.
A. Metallglimmerfamilie. 372 — 573.
1. Uranglimmer. | 2. Kupferglimmer.] 5. Kupferſchaum⸗
B. Malachitfamilie. 375 — 580. —
4. Kupferſmaragd. or. Olivenerz. 16. Kupferindig.
5. Malachit. 11. Strahlerz. 17. Kupferlaſur.
6. Kupfergruͤn. 12. Salzkupfererz. 18, Kupferſammt⸗
7. Eiſenſchuͤſſig 15. Phosphorkupfers erz.
Kupfergruͤn. erz.
8. Skorodit. 14. Linſenerz.
9
Wuͤrfelerz.
C. Metallanthoidfamilie. 580 — 382.
19. Kupferbluͤthe. [2 r. Arſen kbluͤthe. 22. Kobaltbluͤthe.
20. Spießglanzbluͤ⸗
the.
XIII. Metallerden oder OGckerfamilie. 382 — 389.
. Kobaltocker. 8. Gruͤneiſenerde. 15. Bleyocker.
.Manganecker. | 9. Nideloder. 16. Natuͤrl. Men⸗
I
2
3. Bleyſchwaͤrze. 10. Wismuthocker. nige.
4. Kupferſchwaͤrze. 11. Spiesglasocker 17. Eiſenrahm.
5
6
2
15. Blaueiſenerz.
Silberſchwaͤrze. 12. Molybdaͤnocker 18. Eiſenocker.
Eiſenſchwaͤrze. 15. Uranocker. Ike. Ziegelerz.
Blaueiſenerde. 14. Zinkocker.
XIV. Melanerzfamilie. 389 — 409.
A. Titanerzfamilie. 390 — 393.
I. Kupferpecherz. | 4. Titaneiſen. 6. Iſerin.
2. Rothkupfererz.] 5. Menakan. 7. Anatas.
3. Rutil.
B. Zinnerzfamilie. 595 — 396. —
g. Uranpecherz. 10. Wolfram. 12. Holzzinn.
9. Tantalit. 11. Zinnſtein.
C. Cerinerzfamilie. 396 — 397.
13. Cererit. 14. Allanit. 115. Gadolinit.
D. Eiſenerzfamilie. 397 — 409. —
16. Grüuͤneiſenſtein.] 12. Graumanganerz. 72. Raſeneiſenſtein.
17. Blaueiſenſtein. 22. Magneteifens 82. Thoneiſenſtein.
18. Kupfermangan. ſtein. 29. Brauneiſenſtein.
19. Schwarzeiſen⸗ 23. Chromeiſenſtein. Lepidokrokit.
ſtein. 24. Manganpecherz. Pyeoſiderit).
20. Schwarzmanga- 25. Glanzeiſenſtein. 30. Rotheiſenſtein.
nerz. 26. Eiſenpecherz. 31. Eiſenglanz.
II. Ordn. Gediegene Metalle. 409.
XV. Gediegen-Metallfamilie. 410 416.
Ged. Eiſen. 7. Ged. Silber. 12. Ged. Tellur.
Ged. Kupfer.] 8. Spießglanzſil⸗ 13. Schrifterz.
Ged. Gold. ber. 14. Weißtellurerz.
Ged Platin. 9. Arſenikſilber.
Ged. Queckſil⸗(10. Ged. Arfenik,
ber. 11. Ged. Spiesglas.
. Natuͤrl. Amal⸗
gam.
15. Ged. Wismuth,
16. Ged. Nickel,
S n
1
428
III. Ordn. Kieſe. 416.
XVI. Schwefelkiesfamilie. 477 — 426.
I. Kupfernickel. | 6. Leber- u. Zell⸗ 11. Glanzkobalt.
2. Buntkupfererz. kies. 12. Speiskobalt.
3. Kupferkies. 7. Magnetkies. 13. Fahlerz.
4. Schwefelkies. | 8. Zinnkies. 14. Nickelſpießglanz⸗
5. Strahlkies, nebſtſ 9. Weißkupfererz. erz.
Kamm und 10. Arſenickkies.
13. Nadelerz.
Speerkies. |
(Wodankies.)
XVII. Glaserz- oder Glanzkiesfamilie. 426 — 432. —
1. Wismuthglanz. 6. Kupferwismuth- ır. Sproͤdglaserz.
2. Grauſpießglanz⸗ erz. 12. Glaserz.
7. Wismuthbley⸗ 13. Nagyagererz.
erz. 14 Wafferbiey,
8. Schilfglaserz. 15. Bleyglanz.
9. Kupferglas.
Silberkupfer⸗
glanz.
erz.
3. Schwarzſpieß⸗
glanzerz.
4. Weißguͤltigerz.
5. a
gel.
XVIII. Demantkiesfamilie. 433 — 438.
A. Blendefamilie. 433 — 437.
1. Manganblende. 4. Quedjilberleber-| 6. Rauſchgelb.
2. Blende.
3. Rothguͤltigerz.
erz.
5. Zinnober. I.
B. Schwefelfamilie. 437— 438,
Natuͤrlicher Schwefel.
Dritte Claſſe: Kohlig-harzige Foffilien,
XIX. Erdharzfamilie. 439 — 442.
I. Honigſtein. 3. Bernſtein.
2. Retinit. 4. Erdoͤl.
XX. Steinkohlenfamilie. 442 — 447.
I. Braunkohle. | 4. Mineraliſche
2. Schwarzkohle. | Holzkohle.
3. Glanzkohle.
5. Erdpech.
5. Graphit.
Vierte Claſſe: Salzige Foſſilien.
XXI. Salzfamilie. 448 — 452.
1. Natuͤrl. Koch- 5.
Mascagnin. [IT. Bergbutter.
ſalz. 6. Natuͤrl. Glau 12. Natüuͤrl. Vitriol.
2. Natuͤrl. Sal⸗ berſalz. 13. Nat. Borax.
miak. 7. Reuſſin. 14. Nat. Borax
3. Natuͤrl. Sal 8. Natürl. Bitter: ſaͤure.
peter. ſa z 15. Nat. Arſenick⸗
4. Natuͤrl. Mine, 9. Polyhalit. ſaͤure.
talalcali, 10. Natuͤrl. Alaun.
429
Zee
Man kann dieſer Zuſammenſetzung nicht abfprechen,
daß fie fo viel Natuͤtliches hat, als nur irgend ein Gerathe—
wohl-Spſtem ohne Principien haben kann, und es ſcheint
uns, daß es dieſem Lehrbuche mehr als einem andern ge—
lungen ſey, das Natürliche zu treffen. Uns iſt alles Zwit⸗
terattige zuwider. Allgemein nimmt man jetzt die philoſo—
phiſche Claſſification in der Naturgeſchichte an; man gibt
ſich aber Muͤhe, die philoſophiſchen Principien wegzulaſſen,
damit es ſcheinen ſoll, man hätte auf empiriſchem Wege ge:
funden, was die Naturphilofophie zuerſt und allein aufges
ſtellt hat. Die natuͤrlichen Familien, fo wie ſie jetzt in als
len philoſophieloſen Buͤchern erſcheinen, ſchweben willkuͤhr—
lich in der Luft hin und her, ohne Schwung- und
Schwanzfedern. Niemand weiß woher ſie kommen, Nie—
mand weiß wohin ſie der Wind treiben wird; Niemand
kennt ihre Zahl, Niemand ihre Maſſe; Niemand weiß,
warum der liebe Herr Gott ſolche Dingerchen gemacht,
warum er fie fo gemacht, warum er nicht mehr oder weni⸗
ger beliebt, warum er fie ohne Stuͤtzen, wie den Phoͤnix,
unaufhoͤrlich in der Luft herumflattern laͤßt. Als wir in
dem Jahr 1809 unſer natuͤrl. Syſtem der Erze (Jena bey
Frommann) bekannt machten, hatte noch kein Menſch an
eine Familie der cher, der Halde, der Gelanze, der
Blenden, der Gediegenen u. ſ. w. gedacht; jetzt ſpricht
Jedermann davon als von einer laͤngſt abgemachten Sache,
die auf dem Boden der Empirie gewachſen waͤre. Das
gaͤlte nun an ſich ganz gleich, wenn dadurch nicht der
Sinn der Jugend für die Geſetzmaͤßigkeit der Natur gaͤnz⸗
lich zerſtört würde, Vorher waren die Sippen der Minera—
lien, Pflanzen und Thiere wie Kraut und Ruͤben durch
einander geworfen; da nun Ordnung hinein gebracht und
gezeigt iſt, daß und warum ſolch eine Ordnung iſt und
ſeyn muß; fo hat man dieſe Sippen in Familien geord:
net angenommen, allein den Grund der Nothwendigkeit
weggelaſſen und zugleich die Familien wieder wie Kraut und
Ruͤden durch einander geworfen. Der Gewinn iſt daher
in den empiriſchen Buͤchern bis jetzt erſt den Sippen zu
Theilgeworden, die wenigſtens uͤberall ziemlich ſo zuſammen—
geſtellt find, wie fie nach philoſophiſchen Principien zuſam⸗
mengeſtellt ſind gefunden worden. Welch eine Marter aber
für das Gedaͤchtniß, alle Claſſen, alle Ordnungen, alle Fa⸗
milien und zum Theil die meiſten genera auswendig zu
lernen, ohne irgend einen Haltpunct, ohne ein Treibendes,
Leitendes und ohne ein Ziel zu haben! Kann man ſich
wundern, daß diejenigen Gelehrten, welche ſich nicht mit
der Naturgeſchichte beſchaͤftigen, über Kleinigkeitskraͤmerey,
über unnuͤtzen Wuſt, über Vertaͤndelung der Zeit u. ſ. w.
klagen und ſpotten? Kann man ſich wundern, daß die
Studenten nur duͤnn die naturhiſt. Collegien beſuchen, ja
ſelbſt aus denſelben hinauslaufen, wenn ſie den regelloſen
Schwarm von Muͤcken und Wespen aushalten, das Geſtruͤp—
pe von vielen Tauſend Pflanzen durchbrechen, die Stein—
haufen von Steinen erklettern ſollen. Wie kann man Lie⸗
de zur Unordnung ſo muthwilligerweiſe in die jungen Ge:
muͤther pflanzen wollen? wie den Menſchen einen fehle:
ten Begriff von der Einrichtung der Natur leichtſinniger—
weiſe eintrichtern, da fie doch fo ſchön geordnet und ge—
zähle iſt? das Geſagte gilt nicht dem Nfr fondern den Un—
ordnern der Natur. Mag man in Gottes Namen empiri—
ſche Zuſammenſtellungen verſuchen und drucken laſſen; fie
| 430
find nothwendig, um zu wiſſen, was in die philoſophiſch
beſtimmten Fächer eingefchoben werden fol, Nur muͤſſen
ſolche Verſuche nicht als Lehrbuͤcher, ſondern als Zeitſchrift⸗
abhandlungen auftreten; fuͤr den Gelehrten muß man ſie
ſchreiben, aber nicht für den Lehrling.
Was uns an des Pfts Buch vorzüglich gefallt, iſt,
daß bey ſeinen Zuſammenſtellungen kein vorgefaßtes Kenne
zeichen, kein ſ. g. Grundſatz, ſondern blos die Natur, wie
ſie ſich einem gutſehenden Auge darbietet, den Vorſitz ge⸗
führt hat. Die Jugend wird daher ſehr wohl erkennen,
daß das zuſammengehoͤrt, was der Vfr zuſammengeſtellt,
ſie wird aber nicht einſehen, warum die Natur bald ABG
bis H gemacht, warum ein andermal A bis E, dann wie⸗
der nur A bis B, nachher A bis D, und wieder A bis G
gemacht, ſie wird denken muͤſſen, die Natur ſey ein Kind,
das tauſend Gaͤnge hin und her macht, ohne zu wiſſen
been und mithin ohne daruͤber Rechenſchaft ablegen zu
nnen.
Systema Mycologicum,
sistens fungorum ordines, genera et species hucusque cogni-
tas, quae ad normam methodi naturalis determinavit, dispo-
suit atque descripsit Elias Fries, Academ. Carol. Adjunctus
etc. Gryphiswaldiae, sumptibus E. Mauritii 1821.
8. LVII. 520.
Dieſes lang angekuͤndigte und lang erfehnte Werk hat
endlich uͤber den Sund geſetzt, ein ſchwieriges Unternehmen
für einen ſchwediſchen Gelehrten. Nach Verhaͤltniß der Ber
voͤlkerung, bluͤhen in keinem Lande die Naturwiſſenſchaften
ſo ſehr wie in Schweden, und doch hat kein Gelehrter ſo
viel Schwierigkeiten in der Bekanntmachung ſeiner Schrift
ten zu uͤberwinden, als eben dieſer ſo thaͤtige Schwede. Ihr
eigene sPublicum iſt zu klein, als daß es eine Literatur hal⸗
ten könnte; die ſchwediſche Sprache iſt zu wenig verbreitet,
als daß ihre Bücher im Auslande Abſatz finden konnten.
Es bleibt daher den ſchwed. Gelehrten nur die lateiniſche
oder die deutſche Sprache. Jene iſt allerdings wohl paſſend
für ſtreng wiſſenſchaftliche Gegenſtaͤnde, nicht aber für fols
che, welche dem Leben wichtig ſind. In Buchhaͤndler Hin⸗
ſicht gibt es fuͤr die Schweden auch kein anderes Land als
Deutſchland; wie ſchwer es aber auch da iſt, einen Verle—
ger für wiſſenſchaftliche lateiniſche Werke zu finden, hat je⸗
der hinlaͤnglich zu etfahren Gelegenheit gehabt. Wenn das
Publicum nicht mehr latein leſen will, fo kann man frey⸗
lich den Buchhaͤndlern den Verlag nicht zumuthen. Es bleibt
daher den Schweden nichts anders mehr uͤbrig, als deutſch
zu ſchreiben, oder wenn ſie etwa glauben ſollten, daß die
deutſche Sprache bald in Barbarey zu fallen das Anſehen
habe, franzoͤſiſch, die Sprache eines Landes, in dem man
noch nicht glaubt, den Gipfel der Weisheit, Klugheit, Mile
de und Gerechtigkeit erſtiegen zu haben indem man da=
ſelbſt noch jaͤhrlich an den politiſchen Inſtitutionen einiges
zu verbeſſern findet. Alſo zu deutſch oder zu franzoͤſiſch
muͤſſen ſich die Schweden, Daͤnen und die Niederlaͤnder ent⸗
ſchließen, wenn ſie in der gelehrten Welt einen Rang be⸗
haupten wollen.
431
Was nun das vorliegende Werk betrifft, fo enthaͤlt es
einen ſolchen Reichthum und beweiſet einen ſolchen Ordnungs-
ſinn, daß ihm, beſonders in erſter Hinſicht, keines gleich»
zuſtellen iſt. Was Linne für die geſammte Botanik, das
darf man Fries fuͤr die Pilze nennen. Er kennt alles, was
über dieſe Claſſe geſchrieben worden, er beſchreibt alles
nach eigenen Unterſuchungen; er ſchafft ein neues Syſtem;
er ſchafft neue Sippen (nicht eben unſere Farbe), und un⸗
terſcheidet die Gattungen bis auf die geringfuͤgigſten Arten
herab, meiſterhaft. Er iſt zwar nicht ohne tuͤchtige Vorar⸗
beiter aufgetreten, beſonders unter den Deutſchen, denen,
wie die Franzoſen ſagen, die Pilze gelaſſen find, die uͤbri⸗
gens für arme Leute keine fo üble Speiſe geben; auf je—⸗
den Fall iſt ſie fuͤr ſie gut genug.
All unſer Reden hilft aber unſern Leſern und auch
dem Pfr weniger, als wenn wir ihn ſelbſt reden laſſen;
wir theilen daher dasjenige, was den beſten Begriff von
dieſem Werke geben kann, mit.
RartĩDtVv(⁴ oe Oper Ai.
Vicesimus jam labitur annus ab editione Synopsis
Fungorum Persoonianae, operis meritissimi, ultimi spe-
cialia in Mycologia continentis. Quo a tempore stu-
dium mycologicum, ducibus Link et Nees, et praeci-
pue inferiorum Ordinum, plane reformatum et ad ho-
diernum scientiarum cultum magis, quam reliquae Bo-
tanices partes, accommodatum. Perennia in Systema-
tologia stabilita principia; genera plurima nova deter-
minataet jam cognita accuratius circumscripta. Inter
scienliae ultimis his annis promolores eximium sibi
vindicant locum Sowerby, Decandolle, Schumacher,
Albertini et Schweiniz, Swarz, Kunze et Schmidt,
Ehrenberg, Dittmar aliique. Opus horum et anteces-
sorum observationes, novo examini subjectas et conci-
liatas, in compendio colligens, ad conspectum scien-
tiae facilitandum, in praesente mihi visum maxime
necessarium,
Mycologia enim jam ampliorem Botanices par-
tem constituit, quam vulgo creditur. Species hacte-
nus cognitae plures, quarum etiam fere omnes Euro-
peae, quam editio prima Linnaeand Specierum Plan-
tarum recenset. Ob studium totius dispositionis ratio-
nem, non plantarum characterem solum, sed et indo-
lem e. s. p. exponere, multo majus quoque evasit opus
nostrum et in tria volumina divisum. Primum descri-
bit fungos Pileatos et Clavatos; secundum reliquos re-
censebit Hyrmenomycetes et Gasteromycetes (Phanero-
mycetes); tertium Hyphomycetes et CGoniomycetes
(Cryptomycetes). Restat tandem Mlycologia theoreti-
ca Fungorum historiam, terminologiam et physiolo-
giam exponens,
Priusquam praesens opus adgressus sum, fungos in
diversis Sueciae provinciis, montosis et campestribus,
acerosis et frondosis, per decennium et quod excurrit,
diligentissime conquisivi, examinavi et descripsi. Ce-
leberrimi Germaniae Mycologi plurima novorum gene-
3
432
*
rum et specierum specimina mihi largiti sunt, quoruim
vero pauca ad praesens Volumen pertinentia, cum ex-
siccala in herbarüs conservari nequeant. (Haec ratio
quoque videtur, cur multi Botanici hodierni ad herba-
rid augenda curiosissimi magis quam Feteres, scien-
tiam in naturae gremio colentes, fungos vilipendant).
In sequentibus vero voluminibus ad unamquamgue spe-
ciem, cui specimina debeo gralissimus agnoscam. Da-
ta hac occasione, Fungorum ut et Lichenum specimina
rariora et originalia possidentes velint mecum commu-
nicare, amice rogo, Me in his remunerandis paratis-
simum invenient.
Dein omnia, quae de fungis scripta novi, perle-
gi et quae ad partem systematicam speclant, in hoc.
opere in meum usum convertere studui, Religua, ad
Mycologiam theoreticam reservata, ‚ob summum inter
Systema nalurale et Physiologiam nexum heic quoque
passim tangere coactus fui. Qui vero omnia in nuce
collecta cupit, adeat acutissimum Neesii ab Esen-
bech opus (Das System der Pilze und Schwämme),
quod uniuscujusvis studio diligentissimo demandatum
volui. — Inliteratura novissima forsan quaedam ad
nos nondum perventa, me fugiunt. Praecipue doleo,
quod tabulas GCCCI priores, aliquot exceptis, in
praetioso Sowerbei opere (English Fungi) lantum in-
spicere mihi contigerit. ;
Si recentiores ad cognitionem Fungorum Pileato-
rum minus contulerint, eo plura apud antecessores
Persoonii, ab ipso vero omissa, determinanda restant.
E veteribus J. Bauhini Historiam, utpote in synony-
mis locupletissimam, et Raji Historiam, ob observa-
tiones multas accuralas, _ praecipue allegavi. Icones
Vaillantii, Michelii, Bauxbaumii omnes, ut et Batta-
rae, uno.alterove excepto Agarico, neuiiguam sper-
nendas, determinavimus. Nullam, pro nova vendita-
tam speciem, apud Schaeffer, Bulliard, Batsch, Bol-
ton, Sowerby, Holmslöld, in Flora Danica etc. nisi
lapsu calami, omisi. Reliquorum Auctorum species
plurimas extricavi; Schumacheri aliorumque ex du-
ctorum iconibus ineditis cognosco. Tantum ‘species
Villarsii et Ottonis ob mancas descriptiones parum cu-
rare potui, — De cetero vero omnia aggregare citata
in animo non fuit; tantum primum uniuscujusque spe-
ciei, ive novae, sive pro nova.habitae, descriptorem
citavi; reliquorum e synonymis cognoscantur.
In ipso libro conscribendo summam brevitatem
cum rei integrilate (hinc et summa oeconomia typo-
graphica) conciliare volui. * Sine hoc brevitatis stu-
*
„ Indicem completam synonymorum studio omisi, eum ip-
so libro vix tertia parte minor evasisset. Majoris quoö-
que utilitatis foret commentarius ordine chronologieo
omnes Auctores Mycologicos (et praecipne icones) criti-
eis observationibus illustrans. Hic vices Bibliethecae
Mycologicae suppleret. Opera majora pervolventibus ex-
plicationem iconum mox praeberet. Si Botanicis placeret,
hujus Mnser. typis exscrıbendum cnrabo Quand
genus in plura, e. gr. Boleti, divisum, species Aucto-
133
dio triplo auctius praesens evasisset volumen. Generis
Agarici apud auctores descriplae species plures quam
Lichenum, Muscorum e. s. p. Hine diagnoses tan-
tum ad species uniuscujusque tribus distinguendas ad-
aptavi. Quae ad tribus, omnes ut pe naturales, jam
allata in specierum descriptionibus (quae hinc brevissi-
mae videntur, sed vix essentialem notam omittunt),
nunguam repetü. Si in his I. observationibus Fre-
guenter interspersis, quid ad scienliae progressum con-
tulero, benevoli operis nostri Censores) dijudicent,
Conspectus Systemalis praemissus, ob genera
multa nova et reformanda ,„omnem perspicuitatem al-
lingere non potuit, Revisiones unicuique classi et or-
dini subjunctae magis ad hoc illustrandum conferant,
Constructio, quae multis forsan curiosa et paradoxa,
mihi probari videlur ex immensa harmoniae mundi
ratione, qua omnia in universum sibi congruunt et cor-
zespondent.
Dabam Lundae in Suecia d. 16. Nov. 1820.
Introductio,
De Systematis Constructione.
Systema naturale, monente jam immortali a
Linné, ultimus Botanices finis, Multi autem summi
Viri sectatores hoc ita sumere videntur, ut semper
inter pia desideria maneret, saltim non pauci hujus
constructionis tentamen temerarium judicarunt. Jam
vero inter omnes consiare spero, methodum quam-
cumque artificialem vero scientiae scopo nullo modo
satisfacere, sed utpote ab omni essentiali studio re-
motum leve, immo perniciosum “ esse compedium.
E contrario systema naturale omnes partes earumque
sublimiorem rationem respiciens, explicationem per
se continet studiumque physiologicum arctissime jun-
git. Sunt quidem ordines naturales hujus tantum
fragmenta, sed ad horum veram dispositionem om-
nium formarum <cognitionem, ut nonnulli objiciunt,
— . ———
*
zum sub novis, ut Polyporo quaerendae. Ad quamque
speciem nomen primi determinatoris in indice hinc ad-
posui. Melius sane placet Polyporus perennis Linn.
sub Bol,, quam P. perennis Mihi, illud historico re-
spectu utilitatis non caret, neque hoc specie vanae glo-
riae cupiditatis.
Plena utriusque disponendi generis comparatio limites
nostros nimis excederet. Speciosissime exposuit Decan-
dolle. Quae de Systematis Naturalis difficultate recitari
solent, weritati repugnant. Tirenes facilius certam
plantarum eognitionem secundum ordines naturales,
quam ex Systemate sexuali sibi adquirunt. Verum qui-
dem hos Systema naturale non perspicere, sed ordines
nat. ad ejus cognitionem ducunt, Neque incertum,
quia plurium formarum locus in systemate artificiali
vacillat, et in hog maxima confusio e partis defectueic.
oritur.
Sſis 184 Heft Iv.
— — —
434
non esse necessariam, omnino persuasum nobis. Pen-
det multo magis e vera de naturae systematisque con-
structione idea.
Affinitatem plantarum simplicem efficere seriem
l. catenam, multis ab bine annis explosa sententia.
Plantas omnes utrinque affinitatem monstrare, ex-
pressis verbis jam docuit Linné. At ab egregio hoc
vaticinio nimis discessit, statuens genera a Natura
stricte esse limitata. Species unica in natura fixe cir-
cumscripta idea. ? Superiores nullas agnovimus se-
etiones strictissime eircumscriptas, tantum circulos
plus minus clausos, affines vero ubique tangentes.
Hos tribus, genera, sectiones etc., simulque si natu-
rae vestigia sequuntur, naturales dicimus.
Qui igitur omnes plantas in simplici serie empiri-
ce disponunt, temere oberrant. Ob diversas, quas
ad se invicem adaptare student series, hanc metho-
dum adaptatam dicimus. Ordines proxime colloca-
tos in tali Systemate plus minus semper esse affi—
nes non negamus; sed centena hoc modo oriri pos-
sunt Systerhata aeque bona, quorum alterum in hoc,
alterum in alio capite veritatem magis tangit. Con-
speclum quendam universalem quidem tradunt, sed
nexum cum totius plantae constructione non ex-
hibent.
Veri autem Systematis (absoluti dicendi, utinam
quoddam suum nomen mereatur!) hoc erit consilium,
simulque omnes plantarum affinitates exprimere et
ante oculos ponere. Hujus constructionem acutissi-
me exposuit Cel. Oken, estque tam simplex, quam
vera. Non in Systemate quaerimus solum, quomodo
haec s. illa species differunt, sed potius quo modo ex-
terior discrepans forma exprimit diversas harum for-
marum rationes. Has enim vitae l. organismi ratio-
nes, organa externa exprimunt. Singulum organum
essentiale repraesentatpropriam classem, ad quam re-
feruntur ordines et genera, in quibus hoc prae cete-
ris evolutum. Haec classis iterum in ordines dividi-
tur ad eandem normam, adeo ut, quando organum
quod maxime eminet classem, dein perfectissimum
ordinem indicet. Ita et subdivisiones, quas hoc mo-
do ortas semper cum natura, verissima Systematis
magistra, conspirare expertus sum.
Haec disponendi ratio non tantum unica gennina
nobis videtur, sed et naturam affinitatem alio modo
exprimere potuisse non perspicimus. Quid enim sit
affinitas, nisi characterum (organorum S classium
— ordinum) harmonia universalis? Vidimus semper
quando organum mutatur, alia etiam inde furbari;
quando unum perfectius, alterum imperfectius eva-
dit e. s. p. Ipsum koc aequilibrium uniuscujusque
2 Hinc omnia, quae confluunt, jungimus, quamquam in
diversis statibus ad diversa genera, glasses, immo reg-
na pertinere vidsantur. Ut tales existant, necesse nobis
videtur. Jide exempla et canssas infra,
28
435
locum in Systemate indicat. Locus uniuscujusque non
solum indicatur, sed et demonstratur, quare alius es-
se nequeat. Nulla mutatio frustra assumilur. Quan-
do rite constructum, omnia amicissime conspirant.
Fx altea parrte locus in Systemate indolem et
characterem magis quam descriptio indicat. Hic for-
mulis facile exprimi posse videtur, ut infra in Syste-
matis Mycologici conspectu invenies. Quatuer lite-
ris relationes cosmicorum 4 momentorum (sunt nısus
repreductivus, aer, calor, lux), e quibus determina-
tur funeus l., qui cum his intime cohaerent, 4 fun-
eorum characterum essentialium, exprimuntur. -
Formula Poly pori est HH? U; non solum indicat
characterern (H hymenium esse maxime essentiale
Classem ; H? receptaculum supra mediante luce dila-
tatum sterile l. Ordinem; U hymenium esse porosum
(uterinum), cum pileo concretum (genus); sed et to-
tam evolutionem, locum natalem in lieno exsiccato
etc. etc. Unica mutata litera omnes differentias Aga-
riciindicat. Genus, cujus formula latet, non in-
telligimus; hac data universam illius harmoniam per-
spicimus.
OQuaecumque sectio characterem snperioris opti-
me exprimens (J. quae organum sections typum per-
fectissime evolutum sistit, ut reliquas simul sumtas
antecellat l. saepe excludat) Centrum dicitur. Ut hoc
a reliquis sectionibus distinetissimum sit, hinc etiam
sequitur. Relationes cum reliquis organis essentiali-
bus heic etiam minus mutantur, indeque species in
dentro maeis similes evadunt. Genera igitur centra-
lia, ordinem typi, semper vastissima (Agaricus, Fa-
eus, Lichen sensn Wahlenb., Hypnum e. s. p.) et
multo difficilius in plura genera divelluntur, quam
radii, qui sunt sectiones (senera, ordines etc.) ab
una ad alteram transeuntes. Ex. gr. Daedalea ex hy-
menii forına in plura genera, quam Agaricus, dividi
potest e. s. P. 5
Haec centra totius systematis fundamenta. Or-
do (v. g. Gantharelloidei P.), genus“ (Röleria, Dae-
dalea) e variis radiis compositum artifichale dicimus et
—
Genera in hoc systemate non pro lubitu esse fingenda
sed ab natura ipsa fixa et quoad numerum et propor-
tionem esse deternfinala, facile patet. Genera ad qua-
tuor elasses refero: 5
1. Gen. originaria, quae organum guoddam essen-
rale exponunt v. gr. Agaricus lamellas bymenium hy-
meninum), Polyporus poros (hym. uterinum ; Rosa re-
ceptaculum calycinum, Fragaria rec. baecatum, Hel-
ſeborus, Ranunculus etc. Talia graminum apud Linns.
2. G. intermedia, quae duo orięinaria jungunt v. gr.
Daedlalea Agaricos et Polyporos, Kobresia Carices et
Scirpos, Trichophorum Scirpos et Ericphofa, Oæytropis,
et fere omnium xecentiorum inter gramına.
3. G. subordinantia, quae a genere originario sub-
diviso oriuntur; essentialem hujus characterem partici-
pant, sed in accidentalibus diflerunt (vide supra). Sie
— — —
—
in dispositione primaria non respicienda. Numquam
negligendum, unumquodque regnum, ordinem, ge-
nus etc. in systemate, ut individuum esse sumendum. 2
Sic in dispositione classis ad classem, ordo ad ordi-
nen, genus ad genus abeunt, eodem modo ac in spe-
cierum serie proxime affines sequuntur; non vere ita
ut v. gr. summum antecedentis ordinis genus in infi-
mum sequentis abeat J. perfectissima inferioris ge-
neris species in infimam sequentis. Omnis sectio
naturalis circulum per se clausum exhibet. - Po=
tius summum genus ad superiora sequentis ordinis
abit.
Facile hinc patet, totum Systema, ad infimas
formas extensum, non, ut in simplici serie proponi-
tur, esse perspiciendum. Hinc et facile explicatur,
qua ratione imperfectiores formae saepe perfectiori-
bus in libro anteponuntur, ex. gr. Clavariae fungis
Mitratis. Sunt enim Mitrati fastigium Hymenomy-
cetum Uterinorum et Clavati infima stirps Hym. Hy-
meninorum. Demonstravimus vero Hymeninos Uteri-
nis simul sumtis esse perfectiores;
quitur infimos Hymeninos summis Uterinis esse infe-
riores, sed summos Uterinos summis Hymeninis esse
inferiores (quod p. 455 demonstravimus). Series
enim naturae, ut saepissime diximus, non simplex
est; seqnitur unamquamque seriem donec in hac di-
rectione ulterius progredi nequeat (Vid. Obs, post pri-
mam Fungorum classem). Tum novus rerum nasci-
tur ordo; nova ab ipsis elementis adscendit series, an-
tecedentes breviter repetens etc. — Systema verecon-
structum omnium tamen nexum proponit.
Praemissa, ad nostri Systematis cognitionem
maxime necessaria, leviter esse exposita et altioris
scientiae votis non satisfacere facile video. In his
consulenda Cel. Okenii scripta.
Anemone cujus essentia involucrum $phyll. et corolla
polypetala), continet Hepaticam, Pulsatillam ete.; Are-
naria Alsinellam, Helianthum etc.; Parmelia Lecano-
ram, Borreram, Cetrariam ete. Haec tribus nos di-
eimus.
4. G. aberrantia, quae parte quadam luxuriante J.
mutiläta J. alia e ordine heteroclitanota distinguuntur;
Ranunculi genera aberrantia sunt Ficaria,
Potentillae Tormentilla et Sibbaldia; Convallariae Ma-
janthemum ete. Omnes aberrationes numeris facile
reducuntur; secundum numerum originarium, qui v.
gr. inter Acotyledoneas 2. Monoecotyledoneas 3. Dico-
tyledoneas 5, eorumque producta e. s. p.). — Solori-
na e. s. p.
3 Die Natur ist der entwickelte Gott, so ist jedes Natur-
reich sein entitickeltes Individuum. Oken,
3 Altera dispositio est methodus adaptata e. gr. Si post
resupinatos Merulios poneras resupinatos Polyporos dein
reliquas tribus usqıte ad Mesopodem; porro Hydna sti-
pitata, sessilia, resupinata; tandem Telephoras resupi-
natas ete. Exemplum evidens, ut spero; haec vero ve-
ra Systematum adaptatorum idea |
x
x
436
inde vere non se-
Myosurus.
437
De Affinitatis et Analogiae differentia.
E mutua elementorum, ut puto, relatione in
infinitis fere modificationibus omnes oriuntur diver-
sitates, quas species, immo et genera, ordines etc.
dicimus. Hae regulas perpetuas sequuntur. Chemia
recentior elementorum in proportionibus definitis con-
junctionem demonstravit, et unice ex his derivari
nobis videtur specierum constantia; sine his undique
quoque confluerent species. Nisi unumquemque or-
anismum per se intesrum et discretum, et vis vita-
is inorganicae nalurae leges subordinantes reddidisset
(non sustulit), nulla differentia inter species et con-
junctiones chemicas existeret.
etionibus, quae stricte circumscriptae in natura non
existunt, Omnes classes, ordines etc. natura invita
acute limitati. Natura tamen, ubique varia, semper
tamen eadem h. e eandem ideam exponere tendit,
mutatis modo, quae ex ulteriori ratione necessario
pendent; eadem sequitur principia, ita modo ut infe-
riora, (v. g. exterior forma, quae in infimis adhuc
vaga) superioribus cedant. Errant igitur, qui distin-
ctiones summas e forma exteriori tantum ducunt;
quis ex hoc regnum animale et vegetabile definire po-
tuit 2 Evidentissime hoc demonstrant Lichenes et
Fungi. * Recentiores horum differentiam in charac-
teribus externis tantum ponentes, cum Fungis jun-
gere voluerunt Leprarias, Opegraphas, Calicia, Ver-
Tucarias e. s. p., quod nullo modo probare potui. Al-
tius illorum differentia deducenda. Sed cum natura
eadem via inter Lichenes et Fungos ubique progredi—
tur, singulum genus Lichenum Fungis correspondet.
At haec inde aflinia non dicimus; sed analoga.
Affinia igitur sunt, quae in eadem serie sequun-
tur et in se invicem transire videntur. Haec in ulte-
rioribus congruunt, sed in citerioribus rationibus dif-
ferunt. Analoga autem dieimus, quae in diversis se-
riebus locis parallelis posita sunt, et sibi invicem
correspondent. Ultima cosmica momenta differunt,
sed citeriora congruunt, quae in habitu externo et
characteribustaccidentalibus mutandis maxime valent.
Ubicumque in Historia naturali oculos convertimus,
singuli organismi multiplicia hujus offerunt exem-
pla. Systema mycologicum, infra explicatum, his
omnino nititur. Uredo et Puccinia, Melanconium et
Stilbospora affinia sunt, sed Uredo et Melanconium,
Phragmidium et Puccinia analoga. Sphaeria etHyste-
rium afhnia, sed Sphaeria et Verrucaria analoga.
Clavaria et Peziza, Biatora (v. gr. Lec. icmadophila
Ach.) et Baeomyces affines sunt, Clavaria et Baeomy-
ces, Peziza et Biatora analogae e. s. p. in infinitum.
1 E characteribus externis, si vitam perfectiorem in
spontaneitate expressam neglexeris, Monas etc. etiam
fungis adnumerari posset. Nulla im forma eaistit e. gr.
differentia inter Mucedines et Algas e. s. p. in infini-
tum.
— —-—-——
m
Aliter in reliquis se-,
438
Cornparatio Linnaeana aſſinitatis plantarum cum
mappa geographica hand ignobilis visa fuit, ienosca-
tur isitur mihi hancita extendenti, ut affinitas in hac
indicet longitudinem et analosia latitudinem,
Neque hoc tantum in inferiores classes qua-
drat. Naturae leges ubique harmonicae. Sic Labia-
tae et Personatae, Asperifoliae et Solanaceae analo-
gae; Labiatae et Asperifoliae, Solanaceae et Persona-
tae affınes. Summam brevitatem quaerere coactus, li-
mites mihi praescriptos jam excedens, addam modo 2
initium tabulae comparationis, affinitatem et analo-
giam Ordinum Dicotyledonearum Polypetalarum in-
dicantis; ordines aflines subjuncti, analogi oppositi,
Caliciflorae. Thalamiflorae,
Rosaceae 5 Ranunculaceae
Salicariae — Papaveraceae
Leguminosae * — Cruciferae
Frangulaceae — Berberideae
Portulacaceae, Crassu- Caryophyllaceae cum
laceae etc.(Montia, — Droseraceis etc, etc.
Scleranthus etc.)
Etiam in horum subdivisionibus analogiam re-
perimus v. gr. inter Rosaceas et Ranunculaceas ana-
logae sunt Potentilleae et Ranunculaceae, Spirese et
Helleborineae. e. s. p. Quid? quod; Rosa et Nym-
phaea. — Mutatis modo, quae ex utriusque seriei
charactere essentiali pendent.
In regno animali Quadrupedia et Cetacea in in-
timis vitae principiis conveniunt; sed haec ob mo-
menta secundaria, v. gr. vitam submersam, Pisci-
bus analoga sunt.
Quando tandem haec analogia in sectionibus ge—
nerum valde affinium, v. gr. apud Lichenes et Fun-
gos observatur, mutationum caussae valde accidenta-
les necesse sint. Ita et utrum Polypori, Daedaleae,
The’epborae stipitate et sessiles, an resupinatae, e si-
tu locoque pendere solet.
Quo magis in ‚superficie acquieverunt naturae
5 eo magęis analoga cum aflınibus commu-
tarunt.
Si Systema Mycologicum et principia, quibus nititur,
omnibus non displicerent, totius regni vegetahilis dis-
positionem demonstrare couabor. Plurima jam elabo-
ra 71.
Vidimus semper perfectiores ordines floribus regularibus
(verticillatis) ab ordinibus floribus irregularibus Symine-
trieis), in quibus et staminum numerus depauperatus
adscendere. Sie Rosaceae a Leguminosis, Asperifoliae
a Labiatis, Solanaceue a Personatis, Cistini a Violaceis
etc.; sed saepius et rectius hi sub eodem ordine com-
prehensi, ut Delphinia etc. inter Ranunculaceas, Fums-
riae inter Papaveraceas e. s. p.
439
De Fungorum affinitate et differentia.
Regnum Vegetabile in duas maxime naturales
sectiones, Cotyledoneas et Acotyledoneas (Vasculares
et Cellulares), „dividi, notissimum est. 1 Ad has sen-
su strictissimo sumtas referuntur Anandrae Linck. ?
defectu contextus cellulosi [resularis (ne dicam vaso-
rum vestigii) bene diversae. A Linnaeo sub ultimis
duobus Cryptogamiae Ordinibus, Algis et Funeis,
comprehenduntur; sed neque Hie neque alius illos
characteribus externis circumscribere yaluit. Recen—
tiores hinc in plures disposuerunt ordines, inter quos
eminet acutissimus Link.
Eodem vero modo ac Cotyledoneas natura ipsa
in duas series (Monocotyledoneas et Dicotyledoneas)
divisit, ita et divisio Linnaeana naturalissimas Anan-
drarum series indicare videtur, cujus vero ratio non
exposita. Etiam divisi in plures Ordines aegre ex ex-
ternis characteribus distinguerentur, nisi Algas et Mu—
cedines, Lichenes Conithalamos et Coniomycetes,
Lich. Pyrenothalamos et Pyrenomycetes etc. junge-
res, quod ego saltim numquam probarem. Probat,
quod supra attuli, characteres strictos externos inter
superiores non existere sectiones, °
E variis differentiis, quae e contextu, duratio-
ne, chemica compositione e, s. p. sumi solent, prae-
cipue eminet sequens, Apud Algas fructificationes se-
cundariae et thallus essentialis, apud Fungos vero to-
ta planta fructus et thallus semper accidentalis. Haec
vero nota tantum comparatiya et a thalli definitione
pendet.
Respicimus autem ipsa vegetationis momenta,
mox eximie differunt Algae et Fungi. Vegetatio est l.
primitiva Algae (Protophyta) I. reproductiya, Fungi
(Hysterophyta).
Protophyla sine humo enasci possunt. Etiam
Florae esse primigenita, Geologia probat. Partes ad-
huc vix discretae, quare tota herba cum Linnaeo Ra-
dix optime dieitur. Ex his totum ascendit regnum
vegetabile. Protophyta sunt aqualica (Algae proprie
sic dictae) I. aörea (Lichenes). Hae duae Classes ean-
— ln
3 Introductionem Systematis Vegetabilium sectionesque ge-
nerales vide in /egregio epere: Megni Jegetabilis Sy-
stema Naturale. Auct. Decandolle. Vol. J.
2 Berlin. Mag az. Naturf. 1808.
3 Tales quoque sunt Algae et Fungi. Cum natura in in-
fimis maxime multiplicata, plantas Anandras reliquas
simul sumtas numero superare concludo. De fungis
hoc a priori deducitur; sed. exemplo harum relationem
illustrabo. Ager Femsionensis vix ½ quadrati milliar.
spatio alit 420 phanerogamas, inter quas multas (100
circiter) recentiori aevo advenas: Lichenes et Algae
430; Fungi 2000 et ultra. In tropicis eryptogamas
pauciores esse conjieiunt, sed equidem rationes suffi-
cientes non perspicio. Etiam in his Fungorum nume-
zus, ubi plantarum reliquarum auctus, augeri dehet.
BREI
— —
v
40
dem seriem constituunt. Differentia saepe solum ex
proximis, cosmicis momentis pendet. Algae in aöre
(h. e. locis exsiccatis) contrahuntur; sed in eadem
directione (immutatis vegetationis polis) crescunt et
Lichenes evadunt. Nostoc muscorum abit in Collema
limosum, Conferva atrovirens in Corniculariam pu-
bescentem, Scylonema minutumi & etc. Et nuperius
Cel. Smith iterum distinxit emersam et submersam
Lichinae pygmeae formam, quarum hanc Algam, il-
lam Lichenem pronunciavit, — Abeunt quiden Algae
etiam in Fungos, sed rarius et alio modo, tum ve-
getationis poli convertuntur et moriens in ‚vegetatio-
nem reproductivam abit, (Conf. fenesiralis Nees Syst.
p. 500. E contrario fungus in Algamabit numquam,
quia vegetatio reproductiva primitiva, evadere nequit,
Hysterophyta tantum in organismis languescenti-
bus et destructis oriuntur, eorumque (non vero vege-
tabilium, quibus subordinant) ultima ratio est nisus
organismorum reproductivus. ° Infimae quoque
formae yix nisi exanthemata, J. partes plantarum in
functionibus turbatae et libertate in vegetatione com-
potes factae, v. gr. Phylleria. Superiores vero, v. gr.
in potentia ferrae, etiam sponte evolyuntur e. s, p.
Totius regni vegetabilis finem constituunt et jam tri-
tam sententiam simplicissima quaevis orsanisma esse
primigenita refutant. Ut Entozoa inter animalia no-
vam inchoant seriem, sic et Fungiinter plantas; quod
Infusoria inter illa, Mucedines inter Funsos. Inde et
omnes in infusionibus obviae stirpes Fungi, nec Al-
gae. (Cf. Lyngbye Hydroph. Dan., qui sub una Con-
fervarum sectione tantum recenset Mucedineas, plu-
rimas jam descriptas e. s. p.)
Objiciunt jure, qui aberrationes sectantur, et-
iam Lichenes in alia vegetabiliaoccurrere, sed tum ar-
bor, cui innascitur aut viva aut plane exsiccato - ex-
succa; et his Jocis numquam occurrunt Fungi. Sum-
ma adhibita diligentia Fungos et Lichenes in matrice
ejusdem indelis numquam reperi, sed in ligno etc. pu-
trescente Lichenem destrui (putrescere), quando orj-
tur fungus. Ramos vidimus uno latere vivos Liche-
nosos, altero emortuos Stilbosporis inquinatos e. s. p.
Natura, ubique perpetuas sequens leges J. potius
ex eodem elementorum influxu pendens, easdem re-
petit inter Hysterophyta formas, quas olim inter
Protophyta formavit. Ob eximiam hand analogiam,
ut secundum eadem principia disponantur, necesse
est.
Specialem unicujusvis ordinis et generis analogi-
am suo loco indicabo. Conspectum modo generalem
hoc loco addam. :
Fungi e Classe et Ordinibus Mucedineis Algis
analogae ex. gr.
Of. Agardh de Metamorphosi Algarum Lund 1820 ubi
varia exempla. N
Of, Spreng, Neu. Entd, 1,
441
Epiphytae Muced. — Chlorococcum. *
Gymnosporangium — Nostoc.
Geotrichum ? — Diatoma !
Acremonium — Vaucheria,
Zyzigites — Zygnema!
Byssus — Oscillatoria !
Dematium — Scytonema,
Alternariae Spec. — Lemania,
Phlegmatium ete, — Ceramium.
Xylostroma — Codium.
Anthina ? — Zonaria!
Rhizomorpha — Fucus.
Sed plurimas et evidentissimas analogias indi-
cant variae Confervarum species, quod genus multo
latins apud Algologos sumitur, quam ullum inter
Mucedines apud Mycologos recentiores.
Reliqui, exceptissummis Geogeniis, cum Liche-
nibus, v. sr,
Conisporium — Lepraria
Apiosporium — Coniangium Fr, ®
Tubercularia — Calicium.
Stilbum — Coniocybe.
Thelebolus — Pyrenotea.! Fr.
Sphaeria — Verrucaria etc. *
Hysterium — Graphis.
Phacidium — Limboria.
Peziza — Biatora Fr. ®
Clavaria — Baeomyces.
Tremella — Collema e. s. p.
*
Ex altera parte Fungi (Exanthemata quasi ter-
rae) cum Exanthematis veris, quae etiam a nisu re-
productivo oriuntur, confluunt. Difficilius sane in-
ter haec, quam inter reliquos ordines, acuti ponun-
tur-limites. Infimae forınae oppido Exanthemata, et
partes plantarum in statu morboso v. gr. Phylleria,
Sclerotium Clavus e. s. p. Quando per se libera vege-
tant, ad fungos refero. Doctrina de morbis planta-
rum cum Mycologia intime coliaeret.
Tremella botryoides, Schreb. Nostoc. Agardh,
2 Ceratonema dilatatum Both.
3 Spiloma paradoxum 1. Lecidea dryina. Ach.
* Verrucania (Sphaeria, Cyphelium etc.) leucocephala,
Hu Lecideae apotheciis coloratis. Hae, Lecanorae, Bor-
rerae, Cetrariae etc. unius generis originarii tantum
(Parmeliae) tribus, nec magis diversae, quam tribus
Polypori, Hydni etc.; cum vero jam distincta, equi-
dem ut genera subordinantia retineo. Longe a Biato-
ris distant Lecideae verae. Inter Lichenes, utrum mar-
ginati, an immarginati, utrum Idiothalami, an Coe-
nothalami, non genera originaria, multo minus sectio-
nes differunt, b
is 1828. Heft IV.
—
442
Fungorum sectiones generales. ®
Aqua et tellus sunt cosmica momenta Vegelabilis
evolutionem determinantia. 7” Cuando hoc per nisum
organismorum reproductivum educitur, oritur fun-
gus. Hujus diversa evolutio determinatur mediante
adre, calore, luce. Quatuor hinc oriuntur fungo—
rum classes, quarum prima adhuc maxime ab ipso ni-
gu reproductivo, secunda ab aere, tertia a calore,
quarta a luce praecipue determinantur. Hue nec pro
lubitu, neque ut symbola assumuntur, sed ad finem
uniuscujusque classis a posteriori (praecipua in opere
practico exponendi ratio) demonstrantur. ® Mlere
vero hinc exstruere Systema superlluum foret, cum
horum influxus in organis externis exprimitur. Uni-
cuique e citatis momentis correspondet organum,
quod perfectius evadit, quo magis ab uno alterove
pendet. Cum vero in diversis proportionibus simul
agunt, unum organum alterum non excludit; sed ho-
rum relationes inde determinantur.
Totius fungi, ut supra monui, essentia frnctus,
Organa fungi essentialia hinc etiam ad fructificatio-
nem pertinent partesque fructificationis maxime neces-
sarias apud plantas perfectiores repraesentant. Sunt
Sporidia, Flocei, Uterus, Hymenium.
Nisus Vegetabilium reproductivus in statu pri-
mario (simplicissimo) producit Sporidia — cellulas
plantarum discretas solutas, * (Pulverem, quem se-
minula fungorum '° dicimus). Simplicissima igitue
vegetationis reproductivae forma, e qua resnum My-
cetoideum adscendit, est mere Pollen. * Infimarum
quoque formarum sporidia sunt tantum Pollen in sta-
tu morboso v. gr. Uredo Antherarum. Sporidia per-
fectiorum fungorum itidem cellulae discretae et cel-
lilis (ascis) saepe inclusa. Quando accedunt reliqua
cosmica momenta varie mutantur; accedente are
elongata, pedicellata, donec in floccos abeunt, acee-
Ex intimis vegetationis elementis regnum Mycetoideum
acutissime deduxit Nees ab Esenbeck Syst. p. 1 — 3)
quae et reliqua Physiologica ut jam cognita heic sup-
Pon.
0
Im Wesentlichen sind alle Organismen gleich; und ihr
Unterschied liegt allein in dem Verhältnisse zu den Ur-
functionen ihres Planeten, durch welchen sie zu Evo-
lution determinirt werden, Nees I. e. 2 Of. I, 3, zetc,
% Hyphomycetes esse fungos aöreos et Gasteromycei£s calo-
ris jam probavit Illust. Nees.
„ Metamorphoseos processum exposuit Nees Syst. p. 9.
Hinc facile patet, quare ex his sporidiorum forma
apud Epiphytos centrales (Urelines) pendet. Etiam
quando hi copiose evolvunter, planta ipsa minor ratu-
ralem nisum reproductivum deponit et sterilis evadıt!
o Notae sunt pulcherrimae Ehrenbergii de germinatione
fungorum observationes. — Nos plures instilnimns ob-
servationes, ut fungsrum generationem aequıvocam
probaremus.
n Infusorium vegetabile. — Sic et prima animalia repzoduc-
28*
443
dente calore annulata et enfospora, donec in uterum
expanduntur. 8
Nisus vegetabilium reproductivus in potestate
aeris producit Floccos — cellulas (plantarum) discre-
tas contiguas (fila tenuia elongata, simplicia l. ramo-
sa). Vidimus eadem ratione in plantis vegetis cellu-
las discretas elongari— et hoe modo oriuntur Pili plan-
tar u. Infimae quoque Mucedineae sunttantum pili
planturumin statu morboso v. gr. Phylleria. Sed ne-
cesse est, ut libere evolutae perfectiores evadant, qua-
les Byssi. Ob han structuram cellularem Nees bene
Alsas a@reas dixit. Perfectissimus et maxime essen-
tialis, vasis cinctus! contextus cellulosus in Pistillo
plantarum, cui respondent perfectiores (Aspergillus, *
Acrosporium, Stilbum, Byssi varii etc.); infimae ad-
huc stigmata sessilia (Taphria, Rubigo). Sed a reli-
quo cosmicorum momentorum influxu varie modifi-
cantur, ut dispositio infra exponit,
Modum, quo sporidia, determinatis polis, in
floccos abeunt, acute exponit Nees Syst. p. 39. Sum-
mam affinitatem insuper horum organorum demon-
strant flocci variorum in sporidiis solvendi et Cliso-
sporium sporidiis in floccis conjungendis. Facile igi-
tur patet, haec duo organa unius tantum esse modif-
cationes. Superior Classis etiam inferiores continet,
indeque iterum in sequentibus occurrunt.
Nisus hic reproductivus in potestate caloris pro-
ducit Uterum — Fungum clausum, intus. expansum
semina colligentem, varie rumpentem. Prototypos
exhibent sporidia distincte entospora, quae expansa
uterum constituunt, ut et flocci apice inflati; sed hi
modo formae transitoriae. Genuini enim Fungi Ute-
rini ab infusorio vegetabili (corrupto et aqua) per ca-
lorem fervescente oriuntur. Aethalium, Cribrariae
etc. plurima offerunt exempla, suo loco enarranda.
Saepius quoque in succum soluti et fluxiles. Infimae
formae sunt Glandulae plantarum in statu morboso v.
gr. Polysticta; l. cellulae plantarum fervescendo con-
cretae (in Perisporio, et confusae Ayloma e. s. p.).
— Oplime etiam sistit fructum plantarum perfectio-
rum, variasque capsularum species.?
Nisus idem reproductionis in potestate lucis ®
producit Hymenium — Receptaculum apertum, spo-
—
tiva et prineipium reproductionis in hoc regno Entozoa
(Animalcula infusoria). Apud Cryptogamas semina ad-
huc tantum Pollen.
t Pistillum polline ohrutum.
2 Sie et: Die Fruchtkapsel auf den höheren Pflanzen
ist ein Pilz auf einem belaubten Stiele, ein durch das
Licht organisirter Pilz. Oken. i 3
3 Hyphomycetes luce privati optime vigent; hi et Uterini
in eryptis non mutantur, Sed Hymenini luce privati
semper monstrosi evadunt, perraro ascos formare
queunt. Pezizae clausae (Uterinae manent. Pileum,
genuinam Hymeniorum formam, sine luce formari non
5 444
ridiis immersis. Totum e cellulis (solutis et elongatis
contiguis) concretum. _ Sporidia saepius in proprüs
cellulis (asciis) continentur, De cetero Hymenium,
saltim apud perfectiores formas, etiam reliqua organa
continet. Aepraesentat quoque receptaculum planta-
rum perfectiorum una cum flore et fructu. Utrius—
que forma simplicissima.est semen nudum — Sclero-
tium et infima Sclerotii species (S. Clavus) verum est
semen in statu morboso. Quo modo accedentibus
reliquis elementis mutatur, indicat conspectus Syste-
matis. ö
Quamquam locus est inter proxima momenta
fungi evolutionem determinantia, ideoque tantum ana-
logiam indicat, intime, generaliter sumtus, cum re—
liquis cohaeret. Sporidia nuda (Epiphyli) progignun-
tur in organismis vivis languescentibus J. recenter
emortuis; Flocci Mucedines) in organismis sub pu-
trescentiae processu (fervescentibus); Uterus (Xyla-
ri) in organisınis putrefactis le saepius exsiccato - in-
duratis; Hymenium (Geogenii) in terra, ipsa humo.
Haec tamen in centra praecipue quadrant; radit
uniuscujusque sechionis,- ut ex iis, quae de analogia
disserui, sequitur, quoad locum natalem praecipue
conveniunl cum sectione, ad quam transeunt.
Quo magis orsanismus dissolutus, eo liberius
agunt reliqua cosmica momenta, eo perfectior evadit
fungus, In quavis sectivone (Classe, Ordine, Genere}
imperfectiores sunt fungi, quo magis ad Epiphylorum
naturam accedunt (parasitantes); quo magis recedunt,
eo perfectiores, perfectissimi Geggenii. Infinita hu-
jus exempla, et qui mutuam hanc relationem novit,
locum natalem a priori determinare potest. Cf. Clas-
sium ordines infra.
Exemplo afferam, Coniomycetes et Hyphomyce-
tes Epiphytos semper in organismis langnescentibus
crescere; Gasteromycetes Epiphytos etiam in organis-
mis putrescentibus; Hymenomycetes Epiphytos sum-
mos in ipsa terra — neque in ipso flore plantarum
perfectiorum, ut Epiphyti proprii, adscendunt. —
Insuper infimi Hymenomycetum ordinis (Sclerotiacea-
rum) species in foliis vivis plantarum perfectiorum
(Erysiphe)'occurrunt; Tremellinae Epiphytae in cau-
libus plantarum vivarum, sed imperfectiorum; Gupu-
lati epiphytiin Muscis tantum vivis; et summi Pilea-
ti, quando epiphyti, tantum in Fungis vivis occur-
runt. Apud reliquos ordines eandem seriem ubique
servatam invenies, ut quo perfectior sectio, eo magis
ab Epiphytis ad Geogenios tendat. — Epiphyti infe-
posse (p. 502) plurimis exemplis probavi. Agit, ut in
floribus plantarum perfectiorum. Sensu strietissimo in
hos quadrat: Die Urtendenz der Pflanze ist also Spros-
sen von der Erde nach dem Lichte — linigter Prozess,
um sich von der Frde los zu machen und im Lichte
von Neuem zu polarisiren — Diese Urtendenz, als Spros-
sen ausgedrückt, ist bey den niedern Pflanzen in den
Schlauchreihen. Rieser.
445
riores in partibus nobilibus plantarum perfectiorum
vivis crescunt, epiphyti perfectiores tantum in plan-
tis imperfectioribas l. emortuis e. s. p.
1 418 5 8
Eaedem igitur omnino oriuntur Classes Fun-
gorum, e quoyis principio consideratorum. Sunt
nempe:
A. E cosmicis momentis, fungi evolutionem de-
terminanlibus:
N
N I. Protomycetes. II. Fungi aërei. III. F. ca-
loris. IV. F. lucis.
B. Ex organis primariis: *
I. Coniomycetes. II. Hyphomycetes. III. Ga-
steromycetes. IV. Hymenomycetes.
C. Ex interiori constructione:
I. Cellulis discretis, solutis. II. Cellulis discretis
contignis. III. Cellulis concretis, discretis centrali-
bus. IV. Cellulis concretis, fructiferis (discretos se-
cedentibus) superficialibus. ?
D. Ex organorum significatione:
I. Pollinares. II. Pistillares. III. Capsulares.
IV. Receptaculares.
E. E laco natalı:
I. Epiphyti. U. Mucedinei. III. Xylarii. IV.
Geogenii. 5
Dispositio chemica desideratur.
Allatam Classium seriem esse naturalissimam,
ita ut classis superior simul sumta inferiorem semper
superet, ex quavis disponendi ratione facile demon-
stratur. Vide ipsas ordinum revisiones in libro. Pro—
bat insuper evolutionis historia; perfectiores in di—
versis aetatis statibus integram seriem inferiorum
classium percurrunt v. gr. Sporidia Hymenomycetum
sunt Coniomvcetes (Entophyta!); haec serminantia
J. prima evolutio sunt Hyphomycetes (Mucedines!),
juniores adhuc Gasteromycetes ® tandem evoluti Hy-
menonıyceles.
Pyrenomycetes ob aſſinitatem cumLichanibus “
perfectissimos esse, multi statuunt. Quod vero pro-
* Reliquae fungorum partes Hypothallus, stipes etc. om-
nino accidentales sunt — et in ipsa terminologia ulte-
rıus exponendae.
2 Hae iterum e humore mucedineo discretae, Mucedines
evadunt v. gr. Isaria. \
Pezizas in statu juniori clausas, dein apertas Sphaeriis
semper clausis perfectiores esse, nobis extra omne du-
bium videtur
* Systema nostrum Lichenologicum hanc seriem optime
illustrabit et comprobabit Infimi sunt Lichenes Fungis
proximi; perfectissimi ab his remoti (Parmeliae).
446
ficiscitur ab aliena de affinitate idea. Ipsa haecaflınitas
imperfectionem potius indicat; perfectissima enim
sunt in quavis sectione ab omnibus aliis remotissima.
Sic perfectissima animalia et vegetabilia, quae maxi-
me a se invicem remota; inſima, quorum limites con-
fluunt. — Sed non hinc solum, sed omni respectu
Pileati perfectissimi. Cf. p. 455. .
Gasteromycos et Scleromycos, quos omnes re-
centiores Mycologi distinctos tradunt, eandem siste-
re classem, nos a priori didicimus, sed restat, ut te—
stem naturam provocemus et per analosiam demon-
stremus. Quod peridium et perithecium dicitur idem
omnino organım, illud vero magis induratum. Peri-
thecia tamen multa mollia et fragilia, peridia vero in-
durata citare possumus; haec enim differentia, ut
reliquae ejusdem indolis v. c. pileus carnosus l. sube-
rosus, a loco, cui innascitur fungus pendet, adeoque
e citerioribus rationibus deducitur. Asci, qui primo
aspectu maxime essentiales videntur, notam certe mi-
crologicam et fallacem offerunt! Vidimus in Hyme-
nomycetum classe, non solum in infimis ordinibus,
sed et in uniuscujusque perfectioris Ordinis, immo gene-
ris, speciebus imperfectioribus ascos desiderari. Vi-
dimus apud multas Sphaeriaceas genuinas, Bostry-
chias, Sphaeronaemata etc. ascos nunc plane desidera-
ri, nunc simplices referre filos. Vidimus apud alios
Pyrenomycetes et Pezizas ascos ascellos iterum inchı-
dere, quis ex his peculiarem constitueret classem ?
Respectu elementorum et evolutionis historiae omni-
no conveniunt. Quod flocci apud Trichias, asci apud
Sphaerias (vide infra). Ortus Ascorum hnic senten-
tiae eximie favet. Altera ex ratione Byssos (entospo-
ros) et Mucedines (ectosporos), Coniomycetes septa-
tos e. s. p. etiam distingueres. Reliquae familiae pro-
bant. In quovis Algarum ordine, saltim in hodierna
dispositione, ecto — et entosporae occurrunf. Ascos
inter Lichenes minoris esse momenti jam persuasi su—
mus. Verrucariae saxicolae ascis destitutae, quae in
corticolis (V. nitida, gemmata etc.) praesentes! (Hae
hinc inter illas et Sphaerias mediae! Quanta elemen-
torum vis!) Idem in Parmeliae genere sensu latiori
sumtum. Sed ne nimius in re aprica, quis inter
plantas perfectissimas classe distingueret eymnosper-
mos Ranunculos J. Potentillas a capsuliferis Helleboris
J. Spireis? Ea latius quotidie serpit opinio, characte-
res, quo magis abscenditi et microscopi (saepe tan-
tum vident, quod qüaerunt), eo praestantiores et cer-
tiores esse; quamquam hi multo minus ad totius
plantae temperamentum mutandum valent, praecipue
in inß mis formis. Notae micrologicae inspeciebus di-
stinguendis praestantissimae!; sed in sectionibus ge-
neralibus parum valent et ad Jistinctiones artificiales
ducunt. 5
5 Reliqua in ipso libro demonstrata invenies v. gr. locum
Mitratorum p. 49 e. s. p. Hoc maxime necessarium
duco, ut, ubi erravero, alius rationes nostras refutet
et hinc certum aliquando eliciatur. Simplicia Schema-
ta ad hanc exoptatam metam non ducunt, *
447 5
In quavis classe (ut et ordine etc.) observanda
esse centrum et radios, supra jam monui. In illud,
quod species plurimas continet, character optime
quadrat; hi, ad reliquas classes (I. ordines, genera
etc.) abeuntes, utriusque classis characterem concili-
ant, sed ad illam, cujus character maxime eminet,
referuntur. Six ex. gr. inter Coniomycetes jam re—
ceptaculum (hymenium) observatur, sed hoc J. spo-
ridiis inexplicatis homogeneum! l. sporidiis undique
obrutum, indeque ad Hymenomycetes non referantur.
Trichoderma hinc ad Mucedines ob floccos magis,
Mucor ad Gasteromycetes ob uterum magis pertec-
tum referuntur. Systema radios ubique tangentes
ubique exprimit!
Centrum abit semper in duas series, inferiorem
et superiorem, quarum illa ad antecedentem, haec
ad sequentem classem evidentius accedit. Ubique ex
eodem principio derivantur. Ob analogiam harum in
quatuor allatis classibus, illas earumque rationem
heic breviter exponam. .
I. Coniomycetum duas series rite indicarunt
summi Viri Link et Nees; nempe Entophytas planta-
rum vivarum et mortuarum. Respectu evolutionis hi-
storiae maxime differunt. N
II. Hyphomycetes in duas suas series optime
solutos apud Neesium quoque invenies. Inferiorem
constituunt ectospori (Coniomycetoidei) Mucedines ;
superiorem entospori * Byssacei. Ob thalli indolem
diversam in his fibrae, in illis flocci dicitur,
III. Gasteromycetes ulterius analogas continere
series, nullum mihi restat dubium. Praeter uterum,
in centro accedunt receptacula partialia, in inferiori-
bus ectospora (flocci dicta — pappus), in superiori-
hus entospora (asci 2 dicta — arillus, alae etc.). —
In illis uterus dicitur peridium (Gasteromyci Auct.
Trichomyci P,); in his perithecium (Scleromyci Willd.
I. Pyrenomycetes inihi). 5
IV. Hymenomycetum donique receptaculum in
inferioribus tantum fulcrans (elongatum et verticale)
evadit indeque hymenium superum; in superioribus
Nemo objiciat Byssaceos quosdam esse sporidiosos; for-
mae enim transitoriae nullibi desiderantur; centrum
ubique respiciendum. At quantum differunt v. gr. spo-
ridia Helicosporii, Helmisporii etc. quae potius fihrae!,
a Mucedinum, oculatum non fugit etc. ete.
2 Expositio cemparativa omnium fungorum organorum
cum partibus fructificationis reliquarum plantarum de-
sideratissima. Inter fungos haec ad quatuor evolutio-
nes ejusdem typi referuntur. Eodem modo ac perfec-
tissimae plantae et iuferiorum partes rite evolutas si-
unt earumgue significationem explicant, sic et apud
jofimas, ubi omnes confluunt, perfectiorum rudimen-
ta occurrunt. — Summa mihi videtur botanices perniei-
es studinm singulas tantum cognoscere et elahorare fa-
dias, quae inde status in statu evadunt, Talis Liche-
ogia. eic, etc.
443
simul obtegens et includens (in perfectissimis saltim),
dilatatum et horizontale. In illis receptaculum Cla-
vula (Clavati), his Pileus (Pileati) dicitur. =
Oriuntur e conjunctione cosmicorum momento-
rum diversoque ex his in diversa serie praedominante.
Sic inter Coniomycetes (Protomyceles) evolutio ele-
mentorum, optime monente T. F. Nees, magis im-
pedita in plantis vivis, quam in plantis mortuis,
ubi influxus a@ris accedit. Hyphomycetes (fungi
drei) sporidiosi et parasitantes (Mucedines) adhuc
indolem Coniomycetum mere reproductivam magis
servant, quam subxylarii et aspori Byssacei, veri
fungi aëris. Inter Gasteromycetes (fungos caloris)
Trichomycetes magis in potestate àEris refinentus,
quaın asciseri et clausi Pyrenomycetes. Tandem in-
ter Hymenomiycetes (fungos lucis) inferiores ad lucem
tendentes eiongantur; sed superiores luce saturati et-
iam (dehiscentes) dilatantur. De his CJ. p. 502.
In quavis insuper classe series inferior ad infe-
riorem, superior ad superiorem sequentis classis abit.
Hoc facilius patebit e serierum dispositiene parallela :
Series inferior — Series superior
ı, Hypodermia — 1. Stilbosporeae.
2. Mucedines (Trichoderma) - 2.Byssacei (Antennaria).
5. Trichomycetes — 3. Pyrenomycetes.
4. Clavati (carnosi) — 4. Pileati (subsuberosi),
Series inferior distinguitur molliori et delicatiori
contextu, superior firmiori et persistente. Superior
vero prius desinit, ad principium revertens semper de-
liquescendo perit, ex qua nova surgit generatio,
Hinc deducam omnia genera deliquescentia; hinc
Naemaspora e contactu aeris, Byssus e contactu calo-
ris, ? Sphaeriae (ut et Phallus, Clathrus) e contactu
lucis deliquescunt. Tandemque in momentaneis Co-
prinis regnum Mycetoideum subvertitur.
His ex seriebus perspicitur superiorum Classium
ex inferiorum conjunctione origo; hinc patet, qua
ratione Persoon Hypodermia et Trichomycetes, Stil-
bosporas et Pyrenomycetes conjunxit etc.; sed omnes
exponere reflexiones, quae hinc deduci possent, limi-
tes nostros excederet,
#’
.
Conspectus Systematis,
Classis I. Coniomycetes
Char, Sporidia nuda — absque receptaculo he-
terogeneo. Huc referuntur fungi, in quibus spori-
dia prae reliquis partibus eminent et sic fungi essen-
tiam conslituunt. Hinc etiam heic magis evoluta
8 Hoc plurimis experimentis probavi. Byssi in temperatu-
ra calida in aquam solvuntur. Byssus, nivalis mihi,
latas plagas inter liquescentes nives in ericetis occu-
pans, sole tacta perit.
449 :
occurrunt, quam in alia classe v. gr. Exosporii, Pros-
themii etc. Receptaculum,.si «dest, oritur J. e. pe-
dicellis connatis I. Sporidiis connatis et cum sporidiis
immaturis homogeneum * (sporidia abortiva).
Ordines, ut semper, quatuor, quorum in hac
prima classe primus centrum, reliqui tres ad sequen-
tes classes abeunt. ?
Ord. I, Entophytae (CE). Sporidia nuda, libera,
absque receptaculo. Receptaculi rudimen-
tum in summo genere uniuscujusvis serie.
— II. Sporodesmia (CM). Sporidia nuda, innata,
septata l. pedicellata (elongata). Recepta-
culum in duobus summis generibus.
Sporidia distincte angi-
— III. Coniosporia (CU).
Receptaculum in
ospora!, subinde velata.
tribus summis generibus.
— IV. Tubeeculariae (CH). Sporidia nuda, sim-
plicia, receptaculo inspersa. Recepſacu-
lum in omnibus, tantum in prima specie
chsoletum. ?
Singulus ordo quatuor continet genera prima-
ria. Haec iterum quatuor ordinibus correspondent.
Hymenini cognoscuntur receptaculi rudimento per-
fectissimo, Poridiis vero Uterinis etc. imperfectiori-
bus, fere Epiphytorum! — Uterinorum indolem in-
dicant sporidia septata! Mucedinum sporidia pedi-
cellata. Fntophytarum sporidia strictissime simpli-
cia, absque septis et pedicellis.
Ord. I. Entophytae. Nees p.g. Abit, ut supra
demonstravimus, in duas series.
Subordo. I. Hypodermia. (CE!) in plantis vivis
parasitica. Persoon inter Gasteromycos.
Genera: 1. Caeoma Lk. (CEE)
2. Spilocaea Fr. [CEM
5. Phragmidium Lk. (CE)
— 4. Podisoma Lk, (CE'H)
—
Centrum (Caeoma) iterum, secundum eadem
principia!, in quatuor subgenera abit — (Uredo),
Numquam thallus floccosus. Organa fructificationis et
nutritionis eadem.
Ut haec affinitas facilius patebit formulam, hand expri-
mentem, nomini subjunzi. C. indicat Coniomycetes.
M. Hyphomycetes (Mucedineos) U Uterinos, Gaste-
romycetes. H— Hymenomycetes. Nec omittendum cum
his synonyma esse E. Epiphytas X — Xylarios. G—Ge-
ogenios.
Quamvis hae, ut et omnes sequentes sectiones à priori
deductae sint, illas esse naturalissimas respectu chara-
cterum, elementorum , loci natalis, quae simul sumta
affinitatem indicant, demonstrabimus.
semper erit sapfentiae testis et magistra. Ad interim
tamen afferre juvabit dispositionem nostram (jam 1815 _
exstructam, Cl. Liljebl, sv fl.) saepissime cum summi
Neesſi conspirare — deflectentem exponere conabor.
Iſis 1822. Heft IV.
— nn —
Experientia
450
Coeomurns, Puccinia Lk, Aecidium. + His caliculus,
pro more, perfectior, sed sporidia, ut in Uredinibus.
Subdivisiones e plantarum ordinibus paturalibus, qui-
bus innascuntur, sumendae, Quo imperfectior fami-
lia, eo imperfectior hie caliculus. Exemplo erint Pe-
ridermia in Coniferis, Roesteliae in Rosaceis Hie
caliculus, quamquam e plantarum epidermide forme-
tur, eodem modo ac sporidia e plantarum cellulis de-
terminantur, rotam essentialem offert. — Restant.
nonnulla genera intermedia v. gr. Bullaria Dec.
.
Subordo II. Stilbosporei (CE?) Entophytae plan-
tarum mortuarum. Persoon inter Xylarias. (Nees
Syst. p. 20!).
Genera: 1. Melanconium Lk. (CE?C)
— 2. Fusidium L. (CEN)
— 3. Stilbospora. P. (CE?
— 4. Naemaspora. Fr. (CE H)
Ubique conferendus Nees locis citatis, qui in
praesenti ulteriores omnes observationes superfluas
reddit, Stroma, in oınnibus hujus generibus passim
observatum, spurium est! Genera intermedia jam
plura Didymosporium Nees, Astrosporium, Septaria
Fr. etc. In Naemaspora iterum sporidia ad formam
simplicissimam revertuntur. Cf. J. A. H. 1817 et
Ehrenb. silv. Myc. Ber.
Ord. II. Sporodesmia. (Nees J. c.) Sporidia in-
nata egregium sistunt characterem,
Genera: 1. Seiridium Nees (CHIC)
-- 2. Sporodesmium TL. (C
— 3. Exosporium L. (CML)
— 4. Gymnosporangium Dec. (CMH)
Sporidia in primo tantum genere exannulata.
Coryneum Nees medium genus inter Sporodesmium
et Exosporium,
Ord. III. Coniosporia. Angiospori; et in genere
centrali Uteri quoque rudimentum.
Genera: 1. Conisporium. Lk. (CUC)
2. Bactridium. Runz. (CU
3. Prosthemium. Rz. (CUU)
4. Sclerococcum. Fr. (CU
—
Conisp. olivaceum Lk. non vidi, tantum pecu-
liare C. circinans Nees. Ordo heic necessarius; an
vero omnia allata genera loco naturalissimo posita,
inquirendum.
Ord. IV. Tuberculariae. Nees syst. p. 29. Spo-
ridia, ut semper in Hymeninis, antecedentium im-
perfectiora.
Ef. Stictis,' Sphaerobolus, genera epiphyto- Hymeninaz
5 Im Systemate sequenti modo exprimuntur genera inter-
media: Septaria (Stilbospora Uredo Dec.) = CE?M-+
U. Sparassis = HH!--H?e s. p. , =
29
451
Genera: 1. Aegerita. P. (CHO)
2. Fusarium. L. (CHM)
3. Atractium. Lk (CH)
4. Tubercularia. Tod. (CHH)
Ad eadem principia Aegerita quatuor subgene-
ra continet (Illosporium, Psilonia, Dermosporium,
Aeserita); ita et Tubercularia. In genere Mucedineo
sporidia elongata.
Ulterius Coniomycetes progredi nequeunt; si
enim Sporodesmium una dienitate augeretur
(CMRIM), evaderet Monilia; si Prosthemium attol-
leretur a CUUU, vera evaderet Sphaeria; si Tuber-
cularia fieret BHIIII, culıninaret et Helotii species
(quales et nonnullae species Todei). Immo Aegerita
evaderet Sclerotium. — Etiam in Tubercularia ad
summam Mycetoideam formam pileatam evecti!
Quatuor hujus ordines repraesentant Lepraria,
Pulveraria, Coniangium, Calicium inter Lichenes,
Classis II. Hyphomycetes.
Char. Thallus floccosus. Hoc charactere reli-
quis classıbus mox dignoscitur. I nulla alia classe
tam perfecte evoluti flocci occurrunt, quamquam ut
organa subordinaniia in Uterinis et Hymenomycetibus
occurrunf. R
Ordo primus Epiphytos revocat;
trum constituit; tertius in Gasteromycetes;
in Hymenomvcetes abit.
Ord. 1. Phylieriaceae (ME). Fibrae spuriae, conti-
guae, enlosporae. Receptaculum nullum.
In foliis vivis.
sub-
In orga-
— II. Inomycetes (MM). Fibrae genuinae,
septatae. Receptacnlum nullum.
nismis puirescentibus.
Stilboidei (MU). Fibrae in receptaculum
concretae. Sporidia in capitulo discreto
denudato inclusa.
— IV. Cephalotrichi (MH). Receptaculum distinc-
tum, floccis obductum, sporidiis inspersis.
Ord. I. Phylieriaceae. (Nees Syst. p. 65.) Sunt
status morbosi vestitus plantarum. Evidentissime
hoc monstrant Phyllerium Gei, Rubi, quae nil nisi
pili foliolum aggresati et paululum mutati. Horum
metamorphosin, in Phyllierio tiliaceo, Erineo nervi-
sequio etc. etc. observatum, ut suo loco ulterius ex-
ponam. Hinc patet, quare sporidia nulla.
Genera: ı. Taphria Fr. (MEE)
2. Phylierium Fr. MEM)
3. Rubigo L. ex em, (MEU)
A. Erineum P. MEH)
Flocci in Taphria sporidia referunt. Phylleria
centrum constituunt et hine minus quam reliqua a
— III.
—
—
— —
secundus cen-,
quartus _
452
pilorum indole recedunt. Cronartium genus medium
inter 2 et 3.
Ord. II. Inomycetes. Abit in duas series:
Subordo I. Mucedines (MM). Flocci pellucidi, sep-
tati, ectospori. Cf. Nees Syst. p. 42.
+ Entophytae (MM’C). Flocci peregrini, sporidiis copiosissi-
mis immixtis J. innatıs. d
jr Mucedinede liberae (MMM). Flocei genuini, liberi, spori-
diis libere evolutis inspersi. '
++ Trichodermata MMU. Flocci genuini, conjuncti, spo-
ridiis libere evolutis subinspersis.
+ttr Hypochri (MM’H). Flocci essentiales, contexti, sporidi-
is ex articulis collabentibus! Transitus ad Byssos.
+ Entophytae. Nees Syst. p. 44.
Genera: 1. Sepedonium Lk. (MM'CC)
— 2. Mycogone Lk, (MHM CM)
++ Muc. liberae. Nees Syst. p. 45. !
Ordinis sectio centralis iterum in quatuor gene-
ra superiora l. subdivisiones collahitur:
* Sporomyci (MM’MC)\. Sporidia copiosa, eseptata, floceos
parcos decumbentes obtegentia.
** Trichomyci MM MM. Sporidia eseptata, floccis decum-
bentibus hine inde inspersa.
*+* Trichotkecii MM MU.. Sporidia septata, floceis decum-
bentibus inspersa
*+*+ Botrytides (MM MH). Sporidia regulariter coacervata, in
floecis erectis. 2
* Sporomyci. Nees Syst. p. 45.
Genera: 1. Arthrinium. R. (Sporomyc. E.)
ar 2. Fusisporium. Lk. ( — M.)
— 3. Epochnium, Lk. ( — U.)
— 4. Acremonium. Lk. ( — H.
** Trichomyci. Nees p. 47.
Genera: ı. Aleurisma.
Lk. (Trichom. C.)
(
— 2. Sporotrichum. Lk. — M)
— 3. Macrosporium. Fr. ( — U)
— 4. Collarium. Lk. ( —- H.)
—
1 Singula sectio forsan potius genus et genera allata tri-
bus. Primaria attuli, de cetero ob formarum copiam
centra magis, quam radios, subdividere necessarium
est. }
2 Sunt forsan, qui judicent me aliquando pro lubitu, sine
sufficiente ratione, ut nullus typus desideraretur, unum
— alterumve genus J. sectionem collocasse. Mehercle!
nullibi, quantum novi. Sie heic in centro tam alto!)
Sporomyei loco natali, sporidiorum forma et copia af-
finitaten cum Coniomycetibus indicant. Trichomycäi
procul dubio centrum constituunt. Trichotheciorum spo-
ridia septata (ut inter Epiphytos dempnstravi) affinita-
tem remotiorem cum Uterinis et Botrytidum forma,
locus, sporidia subcapitata cum Hymeninis indicant,
Ct. ulterius ipsa genera, inter quae, jam a religquis re-
motissima, vestigia nondum obsoleta; sed semper oh-
servandum quid sectionis character mutat v. gr. inter
Sporomycos M. sporidia elongata, sed inter Trichomy-
cos flocci e. 5. p. — At universalem harmoniam, dum
ubique perspicimus, verbis frutsra exponere conabimur.
453
Sporotrichum 4 subgenera continet. Byssocla-
dium medium inter Algas et Trichomycekes.
"+ Trichothecä. H. I. tantum duo genera descripta:
Trichothecium. Lk. et Scolicotrichum. Rx.
* Botrytides. Ehrenb. — Mucedines capitat. Nees
Syst. p. 51.
Genera: 1. Acrosporium. Nees (Botryt. C.)
— 2. Botrytis. Mich. ( — M.)
— 3. Dactylium. Nees. ( — U.)
— 4. Aspergillus. Mich. ( — H.)
Botrytis quatuor continet subgenera. Cf. Nees.
Accedunt alia intermedia.
444 Trichodermata. Nematomycet. tegentes. Nees
Syst. p. 79.
Genera: 1. Myrothecium. Tod. (MM UC)
— 2. Trichoderma. P. ex Lk. (MIM UM)
+74} Hypochni. Habitu, loco, sporidiis ad Muced.
hymen. accedunt.
Genera: ı. Oidium. Lk. (MM’HC)
— 2. 5. Hypochnus, Fr. (MM' HM et U)
— 4. Geotrichum. Lk. (MM‘HG)
Subordo 2. Byssacei (MM?) Fibrae! entospo-
rae, opacae, fructiferae articulatae; steriles! conti-
guae. Cf. de cetero Nees Syst. p. 62! Humectatae
aquam repellunt, quod nec Mucedines verae, neque
Algae. 2
+ Epiphyti (MME). Fibrae spuriae, nudae, disjunctae, ar-
ticulatae.
++ Byssi Solidi (MM?M).Fibrae genuinae, nudae; disjun-
ctae, fertiles articulatae.
+4+ Gasterotrichi, MM 2 U). Fihrae fertiles velatae, liberae,
articulatae.
+++ Hymenotrichi. MM H). Fibrae nudae, concretae, sub-
asporae,
+. Epiphyti. —
priori; sed aspori.
differunt.
H. l. Herpotrichum Fr. etc.
In hac serie, quod Entophytae in
Fibris articulatis a Phylleriis
++ Byssi solidi. Nees Syst. p. 65. 69. Sectio, centra-
lis iterum subdlividenda.
„ Moniliae MMZ ME). Fihrae totae articulatae.
** Byssini (MM MM). Fibrae remote septatae, I. tenuissi-
mae, septulis inconspicuis.
3 ** Racodia MM2MX,. Fibrae continuae, granuliferae;
granulae intus fibris moniliformibus fertilibus).
1 „* „4
Helmisporia (MM MH). Fibrae primariae erectae, rigi-
dae, contmuae; secundariae (fertiles, sporidia vulgo di-
ctae) septatae secedentes.
——
3 Byssus paucissimaque genera semper sterilia,
454
* Moniliae. Mere sporidia concatenata. Genus To-
rula P. est epiphytum. (Cf. Nees Syst. p. 72.)
H. Il. quoque Hormiscium Rz., Monilia Lk., Al-
ternaria Nees.
* Byssini. Centrum constituunt,
H. I. Plegmatium Fr., Byssus! Lk., Lanosa
Fr. — Acrotamnium Nees videtur genus hyme-
ninum hujus subdivisionis.
* Racodia. Subdivisio uterina, prototypus sectio-
nis uterinae subsequentis.
H. l. Racodium P. et Dematium Lk., si ad
Fungos pertineat.
* Helmisporia. Byssi disjuncti Nees p. 65.
Genera: 1. Cladosporium. Lk. (Genus E.)
— 2. Helicosporium Nees ( — M.)
— 5. Hel misporium Lk. ( — U.)
—— 4. Chloridium Lk. ( — He)
\ Ad superiores subdivisiones omnia genera seor-
sim non proposui, cum plura non viderim. Sineula
subdivisio cum correspondente prioris subordinis 3
ferenda v. gr. Helmisporia et Botrytides. Spori-
dia sic dicta Helmisporiorum eadem sunt ac fibrae An-
tennariae, interiores Racodii etc.; in genere mucedi-
neo (Helicosporio) optime evoluta. Jam Illustr
Link in Cladosporio ramos in sporidia abire notayit
es sp:
+14 Gasterotrichi. Cf. Nees p. 278.
Genera: 1 Clisosporium. Fr. (MMU)
ar 2. Antennaria. Lk. U
— 3. Epichysium Tod. (MM?UH?)
Antennariam hujus loci non dubito. Cf. Ra—
codium.
+ttt Hymenotrichi l. Geosenit. — Inomycetes ter-
restres. Fr. Nees. Rad. Mycet. p. 5 5
Genera plurima; typi sunt:
— 2. Ozonium. Lk. (MM2HM)
— 3. Rhizomorpha. Roth. MHD
— 4. Äylostroma. Tod. (MHH
Medium inter Rhizomorpham et Xylostroma Rhi-
zostroma Fr. — Horum natura quam reliquorum
magis dubia, non videtur.
Ord. III. Stilboidei, Sarcocephali Nees p. 87. Huc
pertinet vastum Stilborum genus, quod proprium
ordinem necessario constituet. Genus ad Hyme-
notrichos abiens est Chordostylum Tode — etad
Cephalotrichos Periconia. Tod.
Ord. IV. Cephalotrichi. Nees Syst. P. 84.
Genera: ı. Cephalotrichum, Lk. (MHE)
— 2. Coremium. Lk. (MHM)
— 3. Ceratium. A. S. (NU
— 4. Isaria P. (MHH,)
. Observationes acumini Lectorum relinquo. Ul-
terius haec Classis progredi nequit; Stilbum unica
455
dignitate auctum culminaret et Gasteromyces eva-
deret; sic et Gephalotrichi ad Hymenomycetes abi-
rent. Ad formam summam clavatam et pileatam in
ultimo Ordine quoque evecta.
Classis III.
Char. Uterus h. c. Fungus totus clausus, in
centro sporidia colligens. Sporangium componilur e
cellulis concretis, includitque cellulas discretas.solutas
(sporidia), saepe et elongatas contiguas (floccos l. as-
cos); quae vero imperfectiores sunt, solutae, quam in
Coniomycetibus; et contiguae, quam in Hyphomy.ce-
tibus; sed novum quod ex his formatur organum (ute-
rus) in hac classe perfeclissimum. Uterus iterum oc-
currit in reliquis classibus v. gr. Pezizis, Polyporis
etc.; sed tum totius plantae essentiam non constituit.
Gasteromycetes.
Ordines duo priores ad antecedentes Classes
abeunt; tertius centrum; quartus Hymenomyceti-
bus proximus.
Ord. I. Perisporia (UE). Uterus sessilis, tenuis,
simplicissimus; sporidia absque receptaculis
partialibus.
Mucoroidei (UM). Uterus stipite floccoso,
membranaceus; sporidia absque receptaculis
partialibus.
Üterini veri (UU). Uterus genuinus, re-
ceptaculum constituit (concreli) ; sporidia
cum receptaculis partialibus.
Ord. II.
Ord. III.
Ord. IV. Angiocastres (UH). Uterus mox rumpens
a receptaculo (hymenio) discretus. Sporidia
in receptaculis collocata.
Ord. 1.
Perisporia. (1. Hund locum forsan melius
occuparunt Xylomaceae.)
Genera: ı. Perisporium Fr. (UEE)
2. Eurolium. Lk. (UEM)
3. Amphisporium. Lk. (UEU)
Ultimum genus non vidi. An hujus loci?
Ord. II. Mucoroidei. Mucedines vesiculiferi.
Syst. p. 81. (Thallus subseptatus).
Genera: 1. Hydrophora. Tod. (UME)
2. Thamnidium. Lk. (LMM):
3. Ascophora. Tod. (CM)
4. Pilobolus. Tod. (UMH)
Nees
\ —
Ordo naturalis, cum alio non commutandus.
Centrum (3) ulteriorem divisionem admittit.
Ord. III. Uterini veri. Centrum.
Subord. I. Trichospermi. P. Uterus mollior, sub-
fatiscens. Sporidia receptaculis partialibus
(floccis) inspersa.
456
+ Liceoidei .(UU’E). Flocei ohseleti.
++ Fuliginoidei (UU M.. Uterus subdifformis, sessilis, junior
fluxilis. Sporidia floccis discreta. g f
+++ Trichocisti (UU’X'. Uterus regularis; junior fluxilis. Spo-
ridia floceis copiosis inspersa. a RR: '
tti+ Lycoperdinei (UG). Uterus
determinatus, junior car-
nosus. Flocei copiosi. 5
+ Liceoidei. Gasteromyei diffluentes. Nees Syst. p.
104. Ni rationem haberes uteri perfectioris,
cum UE facile conjungendi. =
Genera: 1. Dichosporium. Nees (MU'EC)
i . Licea. Schrad. (JU'RU)
. Dermodium. Lk. (UU'’EH)
Fulisineidei. Aerogastres! sporomesti.
Syst. p. 98. — (Fungi caloris aërei ).
Genera: 1. Pittocarpium. Lk. (UU'ME)
2. Aethalium. Lk. (UU'MM)
5. Lycogala. Mich. (UU’MU)
4. Spumaria. P. (UU'MH)
Pittocarpium non vidi. Lycosala quatuor ad-
mittit subgenera Lignidium. Lk. (E), Strongylium
Ditt. (M) etc.
+++ Trichocisti (Trichioidei) Nees Syst. p. 110. Sec-
tio centralis, inde formarum numero ditissima,
admittit subdivisiones, characteribus facile cir-
cumscriptas!
1. (MU'XE) Craterium. Trent. (si placet subdivi-
dendum).
2. (DUX) Diachea. Fr. (E), Stemonitis Gleb. (
Cribraria Schrad. (U), Dictydium Schrad. (H).
t
0
11 Nees |
3. (UU'XUD) Arcyria P. (E), Trichia (M), Physa-
rum P. (U), Cionium L. (H.
4. (UU'XH) Diderma P. cum Didymio. Schrad.,
Leocarpus. Lk. cum Leangio. Lk.
Plurima observanda offert!
ttt Lycoperdinei. Geogastri! Nees Syst. p. 128.
Asterophora Ditt. — Epiphytum.
Onygena. P. — Epizoum.
2. Tulostoma. P. (UU GN
3. Lycoperdon! Mich. (UU’GU)
— 4. Polysaccum. Dec. (UU'GH)
Asterophora tantum in fungis vivis occurrere de-
bet. Cf. p. XXIX, lin. ultima. — Genus centrale,
peridio duplici non frustra distinctum, secundum ex-
terius in quatuor genera iterum abit. (Scleroderma
Pp., Bovista P., Geaster Mich.) Restant intermedia
varia. — Polysaccum intime cum Sclerodermate (me-
dium est Rhizopogon Fr.) cohaeret, hoc loco omni-
no necessarium!, abitque evidentissime ad sequentem
ordinem (non subordinem) e. s. p.
Subord. II. Pyrenomycetes. Uterus magis clausus,
induratus. Rec. partialia includentia. Cf. Fries Scler.
exciss. Fasc. II.
Genera: 1.
—
457
+ Xylomacei (UU?E). Rumpentes; asct obsoleti; sporidia in-
nata.
++ Cytispori (UU. Clausi: asci disseluti; sporidia dif-
flüentia (saepe cum utero).
+tr. Sphaeriacei UU2U). Perithecium clausum, ostiolatum,
intus nucleo subthecigero. j
+++4 Phacidiacei (UU?H) Perithecium xumpens, demum aper-
tum; asei fixi.
+ Xylomacei (Cf. Nees p. 25).
Genera: 1. Depazea. Fr. (UU?EE)
a 2. Actinothyrium. R. (UU?EM)
— 3. Xyloma.P. (UU2EU)
4. Leptostroma. Fr. (UU?EH)
Genera intermedia plura. - Schizoderma Ehrenb.
et Leptostroma mihi; Ejusd, Leptostroma (Ectostro-
ma) vegetabile non censeo.
++ Cytispori. Ehrenb.Sylv. Mye.p. 15.
Genera: ı. (Apiosporium?)
— 2. Chaetomium. Rz. (UU?MM)
= 3. Coccopleum, Ehrenb. (LU H),
— 4. Sphaeronaema. Fr. (UU2MH)
444 Sphaeriacei. „Fr. Exs. II.! Centrum.
Genera: ı. Phoma. Fr. (UU?UE)
— 2. Bostrychia. Fr. (UU?UM)
— 3. Sphaeria, Hall. (UU2UX)
— 4. Dothidea. Fr. (UU?UH)
Praecipue genus centrale subdivisiones admittit:
Cordyceps Fr. (H) Poronia Fr. (U) e. s. p. Dothidea
est genus hymeninum ob ascos fixos. Restant genera
plura intermedia, omnia in sequente volumine plane
reformanda. Nescimus sane quare Mycologi antece-
dentem subordinem tantum subdiviserunt, et hunc
gonjunxerunt. In hac sectione primum perspexi,
quae p. XXIX, de loco natali allata.
Iiir Phacidiacei. Fr. J. c.
Genera: 1. Excipula. Fr. (UU?HE)
— 2. Actidium. Fr. (UU2HM)
— 3. Phacidium. Fr. UU?HU)
— 4. Thelebolus Tod. (UU HH)
Centrum admittit subgenera: Hysterium Tod.
(E) Solenaria Spreng. (B) Rhytisma. Fr. (H). — Vi-
dimus heic novum exemplum, sectionem quartam ad
primam abire. Quare unica tantum Phacidii species
geogenia, explicat sequens ordo, ad quem per Exci-
DR turgidam et Thelebolum Tod. evidentissime
abıt.
* Ord. IV. Angiogastres. Ordo maxime memora-
ilis. a
Genera: 1. Sphaerobolus. Tod. (DHE)
— 2. Polyangium. Lk. (UHM)
— 3. Cyathus. Hall. (HHU)
* 4 clavatus : Clathrus. Mich. (UHH)
wileatns + Phallus. Veter. (UHH?)
fi. 1892. Heft Iv.
ML U
458
Genera intermedia varia. Polyangium non vidi.
Ultima maxime tangunt Hymeninos, ut Phallos in
statu perfecto jam culminasse, facile crederes.
Classis IV. Hymenomycetes.
Char. Hymenium h. e. Fungus mox apertus,
sporidiis in superficie nidulantibus, in perfectioribus
ascis inclusis. Sporangium componitur fere, ut in
Gasteromycelibus, sed cellulae discretae (Sporidia) ad
lucem tendentes superficiales; hinc hymenium num-
quam rumpitur. *
Repetuntur primo antecedentes classes prius-
quam ad centrum attingimus.
Ord. I. Sclerotiacei (HE). Hymenium cum recepta-
culo carnoso sporidiisque confusum. ? Asci
nulli.
Tremellini (AM). Hym. cumreceptaculo ge-
latinoso confusum. Sporidia discreta. Asci
nulli.
— II.
— III. Uterini (HU). Hymenium distinctum, supe-
rum, marginatum. (Receptaculum urceo-
latum l. reflexum, semper inferum).
— IV. Hymenini (HH). Hymenium distinctum, su-
perum immarginatum J. inferum. (Becepta-
culum |, expansum superum.)
Ord. I. Sclerotiacei. Semina terrae. Nees!
Genera: ı. Erysiphe. Dec. (HEE)
en 2. Rhizoctonia. Dec. (HE
er 3. Sclerotium. Tod. (HEN)
BR 4. Tuber. Mich. (HEG)
Forma subglobosa, polis nullis discretis, inde
omnes partes confusae.
Ord. II. Tremellini. Funęi aerei! Nees p. 155.
Genera: 1. Agyrium Fr. (HME)
— 2. Dacrymyces. Nees (HMM)
— 3. Tremella. Roth. (HMX)
— 4. Hygromitra, Nees (HMG)
1 Inter Protophyta Filices hymenina et Musci uterina I.
capsularia. Ulterius non adscendit analogia fungorum.
Numerus vero fungorum religuorum plantarum verosimi-
le major derivatur ex uniuscujusvis organismi nisu re-
produetivo ejusque multiplici modificatione ex elemen-
torum varietate. 5 Sphaeriae Sorbo propriae, 5 Pyre-
nomycetes Vaceinio vitis ideae privi e. s. p.
2 In Systemate naturali construendo nil antiquius exit quam
observare, utrum partes discretae, an concretae. Apud
inferiores eadem occurrere solent organa, modo non-
dum explicata. E partibus concretis omnes irregulari-
tates oriuntur v. gr. Corollarum e. g. p. An Composi-
tae sint Umbelliferae conoretae?
29*
459
Typus Agyri est Trem. cinnabarina.
genera intermedia.
Ord. III. Uterini. — Uter. calycini. Nees. p. 258.
Genera: 1. Cyphella. Fr. (HME)
Soleria. Hoffın. (HUM)
3. Peziza. (HU)
4. Mitrati. (HUH) Cf. p. 598.
Duo priora genera ascis destituta.“ Peziza abit
in duas series, ascis fixis et liberis, etiam subgenera
admittit: Stictis est Epiphytum (Cf. Aecidium) Bys-
sisedae (M), centrum (IJ), Aleuria (G) e. s. p. Sic et
Mitrati.
Ord. IV. Hymenini. Reęni mycetoidei fastigium.
Subord. I. Clavati. Fries Syst. p. 461.
Genera: ı. Pistillaria. Fr. (HE)
2. Typhula. Fr. (HH'M)
3. Spathularia. P. HHU)
4. Clavaria .Vaill. HH)
Subord. II. Pileati. Fr. Syst. p. 8,455 - 461.
Genera: ı. Thelephora. Ehrh. (HH?E) Lejostroma!
2. Hydnum. L. (HHN) Diopegon!
. 3. Polyporus. Mich. (HHN) Apus!
4. Ägaricus. L. (HH?G) ? —
Ulterins regnum Mycetoideum (IVachtseite der
Pflanzenwelt) ad formam umbellarem et fructificati-
onem verticillatam evectum, limites suos extendere
nequit. In altero vero orbis vegetabilis hemisphaerio
restant quasi coloni (novae formationis sexnalis pro-
totvpi) Cynomorium et Aphyleja, quarum haec flori-
bus hermaphroditis maxiıne abnormis. 5 Semper pa-
rasiticae (Hysterophyta!) sunt herbae fungosae La-
ihraea, Monotropa, Epipogium etc.
Restant
— 2.
—
Rei peritis, nisi tota constructio displiceret,
Haec sufficiunt. Omnes mutationes in contextu, for-
Non tamen separo. Eodem modo inter plantas Vascula-
res, quarum singula series e plantis aquatieis ascendit,
infimae vasis smbdestitutae.
2 Contradictio, quae inter ea, quae de Agarico pluries et
Boleto ut perfectissimo p. 386 attuli, apparet, facile ex-
plicatur ex diverso respectu quo considerantur. Boleti
ut fastigium Uterinorum inferioribus Agaricis perfectio-
res ete. Cf. p. XIV. Fungi Mitrati.)
Perfectissima animalia sexu distincta et infima herma-
phrodita; perfectissimae plantae hermäphroditae, infi-
mae diclines. E plantis radicis Oken (a quibus nunc
semotos gaudeo Fungos. Isis 1820. VI 555) unice
sexnales (Musci) dielines. Fere omnes Plantae caulis
(Palmae, Con ferae, Amentaceae etc) diclines; inter
Culmiferas infimae Cyperoideae (amentaceae) saepe dich-
nes, raro Gramineae; numquam summae Juncaceae glumis
verticillatis e. s. p Plantae foliorum Okeu. (Urticeae,
Euphorhiaceae) suhdiclines Vix umquam diclines Plan-
tat Loroliinae, Ructus e, s. p-
N 460
ma et loco natali ex hoc me explicare posse spero.
In ipso libro leviter subinde discessi; Ordinum cen-
tralium subordines distinguo, ut jet sectionem hyme-
ninam Hymenomycetum Uterinorum et Gasteromyce-
tum Hymeninorum ob habitum deflectentem. Neque
receptam seriem Pileatorum reformare volui. ’
Haec in rerum copia ad Systematis cognitionem
maxime necessaria, in praesenti annotare volui. Va-
leas igitur Libelle! Mitto te per orbem non sine metu
et spe. Conferas, quantillum fuerit, ad naturae ejus-
que Conditoris, cognitionem, tum quotannis redeunte
telluris pomona, nova mihi subministratur laetandi
materies.
Fungorum
Ordines,
Genera, Species.
Classis Prima.
Hy men o my et e .
Charact. Hymenium nudum.
Evoluti. Link. diss. 1. p. 35.
collocati, immersi, plerumque Axi. Sporidia in ascis
seriatim disposita. — Radix e fibris mucosis, tenui-
bus, subinde simplex, fusiformis. Receptaculum car-
nosum (suberosumve), annuum, forma varium, con-
textu solido, subfloccoso.
Asci in superficie
Prototypi. Nees Syst. p. 146. Asci haui evolu-
ti. Sporidia in ambitu nidulantia, emergentia. —
Forma globosa, in cupulatam, clavaeformem l. pilea-
tam tendit. Substantia vesiculosa, extus intusque
homogenea. f
Utrique optime a reliquis Classibus hymenio —
sporidiis in superſicie collocatis, non vero nudis, dif-
ferunt — l. — ut negativis notis exprimam, defectü
perithecii nucleique fructificantis a Pyrenomycetibus;
defectu peridii, sporidia, massam fungi constituentia,
includentis a Gasteromyceiibus; sporidiis non denu-
datis ab Hyphomycetibus et Protomycetibus,
Adsendit haec classis ab Ordine summo (Exospo-
rii) Protomycetum, quosinfiinae in singulo ordinetan-
gunt. Prototypus epiphyllus est Erysiphe.
Conspectus ordinum:
+. Evoluti. Ascis perfectis.
I. Pileati. Receptaculum dilatatum, subinde ramo-
sum, in formam orbiculatam tendens. Hyme-
nium inferum. Asci fixi.
Centrum: Agdricus, Boletus.
tharellus, Theleph. ramosae.
Radii: Can-
II. Clavati. Receptac, elongatum, simplex I. ramo-
461 x g
sum in formam cylindricam tendens, immargi-
natum Hymenium superum. Asci fixi.
Centr. Clavaria, Typhula.
— Mitrula.
III. Mitrati. Receptaculum bullatum, pileiforme,
mareinatum. Hymenium superum, numquam
clausum. Asci fixi.
Centr. Helvella, Leotia. Rad, Morchellae
cont. — Rhizina.
IV. Cupulati. Receptac. patellaeforme, marginatum.
Hymenium superum, junius clausum, urceola-
tum. Asci erecti. a) fixi, 6) liberi, emer-
gentes.
Centr. Peziza, Ascobolus. Rad. Helotium. —
Burcardia.
+4. Prototypi. Ascis imperfectis, nullis.
v. Tremellinae. Receptaculum varium vesiculoso- ge-
latinosum. Sporidia libera, emergentia.
Cent. Tremella. Rad. Auricularia — Naema-
telia.
VI. Sclerotiaceae. Recept. varium, vesiculoso- carno—
sum. Sporidia libera, subemergentia.
Cent. Sclerotium. — Rad. Phyllopta — Ery-
siphe. — Afſin. Aegerita etc. inter Protom.
Obs. Centrum indicat genera naturaliss. Radii genera ad
antec. et sd. ordinem transenntia,
Ordo I.
Pitch. ait
Fungus et Agaricus. Tourn. J. R. H. p. 558. Fungi
pileati. Dill. Giess. p. 172. Nees. Syst. p. 178.
Agaricoidei, Boletordei, Hypnoidei et Gymnodermata.
Pers. Syn. p. XVI. sg. Iidem et Chantarelloid. Pers.
Ch. eomest. Fungorum ser. I. Link. I. c. p. 36.
Stat. nat. Hiımenium inferum, subeffigura-
tum, raro laeve. Ascı lineares, fixi, vix paraphyso-
phori. — Stipes erectus l. adscendens, subcylindri—
cus, cum pileo plus minus contiguus, saepe oblitera-
tus. Pileus horizontalis, dilatatus, in formam orbi-
culatam tendens, sensim magis magisque explanatus,
marginatus. Velum in duobus generibus occurrit.
Statt. aberrant. Pileus passim obliteratus, nunc
resupinatus (pagina superiori adnatus), effusus, crus-
taeformis; nunc in ramos sursum plerumque dilata-
tos abiens, qui nisus praecipue inter genera ad fungos
clavatos accelentia observatur. Utraque haec aber-
ratio in formam senuinam facile transit, saepe ex
actate et loco solum pendens.
Affinit,. Ordo vastissimus, maxime naturalis,
nec amplius dividendus, fungos perfectissimos conti-
net. Ab inferiori parte affines sunt Clavati; sed dif-
ferunt hymenio supero laevissimo nec ut in Hydnis,
Rad, Spardssis.
402
Thelephoris etc. ramosis subtus praecipue thecigeris.
Extima genera quoque Exosporiis affinia, nec dubito,
quin nonnullae species in diversis aetatibus ad utrum—
que ordinem pertineant, utriusque modo fructifi-
cent. Quales metamorphoses frequentes inter orga-
nismos imperfectiores observantur, inter Algas et ani-
malia infusoria, inter Lichenes et Algas (conf. Ag.
Syn. Alg.) etc.
Histor. Dioscorides duos modo seorsum com-
memorat, reliquos inter edules et perniciosos com-
prehendit (Lib. 4. C. 85.) . Plinio „numerosa fungo-
rum genera‘ paucissimos vero notat. C. Bauhinus
60 fere, plurimos e Clusio, huc spectantes collegit.
Tournefort gen. 2. spec. 87. Michelius gen. 6, species
prope 80. Linnaeus genera 3, spec. 50. Gleditsch
genera 2, sp. 44. Persoon in Synopsi genera 9, species
685. Link. gen. 15. Nos gen. 4 primae, totidemque
sec. et tert. dignitatis, species ultra mille, totidem
nondum determinatis ad veras species relatis pluri-
misque dubiis simul indicatis. Sporidia Porta (Phy-
togn. VI. c.2.), hymenii essentiam Vaillant, ascos
Link primi observarunt. De Systemate Nees, de spe-
ciebus praecipue conferendi Clusius, J. Bauhin, Stee—
beck, Rajus, Buxbaum, Battarra, Haller, Scopoli,
Persoon etc. Icones nitidissimas Michelio, Schaeffe-
ro, Bulliardo, Batschio, Boltonio, Sowerby, Florae
Danicae editoribus etc. debemus. Synonyma college-
runt C. Bauhin, Gleditsch; haec vero Mycologiae
pars maxime neglecta fuit.
Patria, locus, tempus, duratio. Extra- Euro-
paei, pauci scilicet quos rite novimus, specie plerum—
que, raro tribu, numqnam genere ab Europaeis diffe-
runt. Hi vero, exceptis quibusdam #esione mediter-
ranea privatis, a Svecia in Italiam, a Ruthenia in An-
gliam communes videntur. Qui horum nomine in
Floris Extra- euröpaeis occurrunt omnino dubii, ex-
ceptis forsan Americ. boreal. Incolunt terram et ligna
putrida similiaque, numquam saxa. Individua J.
species in cryptis tantum provenientia meras esse
monstrositates in sequenti demonstrabimus, Vigent
optime tempestate pluviosa simulque calida, aestivali
et autumnali, pauci tantum vernales, paucissimi hie-
males. Horum proventus anomalus quidem videtur,
est tamen observatu jucundus. Aliicerto anni tempo-
re, neolecta coeli teräperie protrudunt; alii ex aeris
conditione plus minusve humida praecoces I. serotini
sunt; alii tandem meteoricı dicendi, annis valde plu-
viosis (v. gr. 1813, 1817) suis locis tantum resureunt.
Exempla in sequentibus. Quod ad durationem atti-
net Agaricus unus alterve ephemerus est, plurimi hu-
jus ordinis per 7 (Plin.) — 14 dies vegetant, sed mul-
ti diutius, immo dimidium per annum persistunt.
Multae auteın Daedaleae et Polypori perennes dicun-
tur, horum vero substantiam suberosam esse emor-
tuam novumque porium carnisve stratum quottannis
superimpositum vivum tantummodo esse, multis ex-
perimentis nixus judico. Radicem vero, quam nega-
vit Theophrastus, multis et praecipue truncicolis esse
463
perennem, aliis, ut Coprinis, modo annuam, nunc
compertum habemus.
*
Vires et us. Crudi plerumque venenati, sapore
mucidlo, saepe acri, sed coctione mitiores. A Galeni
(Al. 2.) usque temporibus anceps cibus visus. Alü
semper perniciosi dicuntur, forsan ob larvas infestan-
tes. Usus in Medicina (Polyporus officinalis etch,
pro fomite et in cibariis multiplex, accuratius inves-
tigandus!
Synopsis generum, ex hymenii indole distin-
guendorum:
I. Agaricus. Hymenium lamellatum. Lamellae sim-
plices, parallelae.
A, Coprinus. Asci segregati, quaterna sporidio-
rum serie. Lamellae diffluentes.
B. Gomphus. Lamellae longe decurrentes ramo-
sae. Pileus turbinatus subumbonatus.
II. Cantharellus. Hymenium venosum.
gae dichotomae, subparallelae.
III. Merulius. Hymenium venosum. Plicae subpori-
formes, flexuosae, interrupte ascigerae,
IV. Schizophyllum. Hymenium lamellatum.
\ lae longitudinaliter bifidae revolutae.
v. Daedalea. Hymenium sinuesum e lamellis ana-
stomosantibus J. poris elongatis.
VI. Polyporus. Hymenium porosum.
ti, subrotundi, subinde lacerati.
Plicae l. ru-
Lamel-
Pori concre-
B. Porotheleum. Pori distantes, papillosi, super-
ficiales,
C. Polysticta. Pori superficiales, : punctiformes.
Asci nulli.
VII. Boletus. Hymenium tubulosum.
ti, connexi.
VIII. Fistulina. Hymenium tubulosum.!
beri, juniores clausi.
IX. Hydnum.
berae.
Tubuli discre-
Tubuli li-
Hymenium subulosum. Subulae li-
B. Diopogon. Asci nulli, in floccos soluti.
X. Sistotrema. Hymenium lamellis interruptis flexu-
osis dentatum.
XI. Phlebia. Hymenium rugosum el papillis elongatis
I. confluentibus.
XII. Thelephora. Hymenium papillosum l. laeve.
B. Phylacteria. Sporidia quaterna serie disposi-
ta. Resupinatae.
C. Himantia. Junior et in ambitu byssina. Asci
nulli.
D. Lejostroma. Glabra absque ascis.
Genera accedentia sunt plurima genera hymenina reli-
ꝗquarum Glassium et ordinum (Coniophora ?), a
464
Dienitates. Primae dignitatis sunt Asaricus,
Polyporus, Hydnum, Thelephora; secundae Cantha-
rellus , Daedalea, Boletus, Merulius; tertiae Schi-
zophyllum, Fistulina, Sistotrema Mihi nec Pers.,
Phlebia. Confer. insuper ordinis revisionem ad
finem. 1
Critica. Simplex series oritur sequ. modo: The-
lephoreae, Merulii, Agaricoidei, Daedaleae, Polypo-
roid., Hydna, Boleti, qui saltim respectu hymenii
perfectissimi. Valde superflua mihi videtur divisio
Persooniana in quinque ordines. — Generum cha-
racteres, unice ex hymenio, neglecta pilei forma, su-
mendi. Hinc factitia sunt genere forma pilei cla-
vata (Merisma, Hericium, Gomphus etc) l. resupina-
ta (Poria, Corticium eto). Neque genere distineuen-
dae species lamellis aculeisve incisis, poris laceratis e.
s.p. Hinc genus Sistotrema, e Meruliis, Polyporis,
Hydnis, Daedaleis conflatum, plane delendum.
Subdivisiones generum ubique, quıntum sec,
natur. fieri potuit, eaedem. Probe vero distinguen-
dum inter genera discreta (Agaricus, Boletus) et con-
creta (Cantharellus, Polyporus, Hydnum etc.). II-
lis enim saepius velum, hymenium a pileo discre-
tum, forma non aberrans (resupinata), substantia
carnosa etc.
Determinatio tribuum naturalium Systematis
basis, synonymorum decus, specierum robur; harum
vero in hoc ordine e notis mere superficialibus erro-
nea, sine synonymorum studio yitiosa, varietatibus
et formis onusta taediosa,
I. Agaricus Linn.
Fungi spec. C. Bauh. pin. 370. Tourn. 536. Fung. Ord.
VI. Vaill. par. p. 61. Fungus! et Agar, ord. VII.
Mich, p. 153. 122. Amanita. Dill. Giess. p. 172.
Lam. Eneyel. p. 103. Juss. gen. p. 6. Agaricus,
Linn. gen. 1074. Gled. meth. p. 51. Nees. Syst. p.
188. Petrona, HKeuma, Gelona, Amanita, fungus,
Volva. Adans. fam. Pl. Amanita, Russula, Agaricus,
Lactarius, Coprinus, Pers. disp. meth. Link. diss.
p. 36.
Char. Lamellae e centro l. basi radiantes, sim-
plices, parallelae, immixtis plerumque brevioribus,
e membrana duplici arcte connexa coınpositae, trans-
versim planae, a pileo subdiscretae, utrinque
ascigerae. — Stipes numquam reticulatus, raro ob-
literatus. Pileus carnosus l. membranaceus, hori-
zontalis in adultis, determinatus, margine libero ju-
niori inflexo, numquam effusus, crustaceus etc. Ve-
lum varium, nullum. 5
Aberratt. Coprinus et Gomphus. — Reliquae
praeternaturales, quia species resupinatae adultae re-
flectuntur; et lamellae thecis rarius privatae I. e
statu morboso, I. in individuis a Sepedonio, Sphae-
riis etc. farctis. Alio procul dubio pertinet Aste-
ramus.
VII.
5
rophora, ut etiam Phalloidastrum. Batt. t. 40. f.
A. — D.
Histor. Vastissimum genus in tota re herbaria!
Nomen ab Agaria Sarmatiae resione. Diosc. Species
e vario principio deferminatae; alii diversissimas
commutarunt (Gleditsch); alii formas individuales
modo descripsernnt (plurimi); paucı veras indigita—
runt species (Bulliard, Persoon). In plura genera di-
velli nequit, nisi Boletos etiam lacerares. Methodus
autem certa et facilis maximi momenti. Plurimae
propositae. Artificiales e magnitudine (Villars), colo-
re pilei (Linné), lamellarum (Haller); a stipite farcto
lamellarumque colore (Withering) pileive (Schu-
mach.), e situ lamellarum (Otto) et., quas non cu-
Naturales a Micheli, Battarra, Scopoli, Per-
soon, Nees etc., quas diligenter citabimus.
Divis.e velo, lamellis, sporidiis — nec non pi-
lei indole; inde series sequentes et tribus:
Ser.
Lamellae immutabiles.
I. Leucosporus. Velum varium J. nullum.
Sporidia alba,
* Stipite centrali, velato.
I. Amanita. Velum duplex, universale discretum, partiale
annuliforme subpersistens,
11. Lepiota. Velum simplex, universale concretum annulifor-
me, subpersistens. ;
III. Armillaria. Velum simplex, partiale, discretum annuli-
forme, suhpersistens.
IV. Limacium. Velum fugacisimum, viscosum. Lamellae
adnato - decurrentes,
V. Tricholoma. Velum fugacisimum, flocculosum, margina-
le, Lamellae emarginatae J. zotundatae.
5 ** Stipite centrali, nudo.
VI. Bussula. Pileus carnosus, demum depressus. Lamellae
aequales, exsuccae. (Sporidia innonnullis lutescunt.)
Galorrheus. Pileus carnosus, demum depressus. La-
mellae inaequales, lactescentes.
Clitocybe. Pileus carnosus, junior convexus. Lamel
lae inaequales, exsuccae. Jariae.
VIII.
IX. Colly bia. Pileus carnoso-membranaceus, planiusculus,
Parvae, aridae.
X. Mycena. Pileus membranaceus , campanulatus. Graciles,
Stipes fistulosus.
XI. Omphalia. Pileus membran. . carnoso - membranaceus,
junior umbilicatus. Jariae.
de Stipite excentrico, nullo.
XII. Pleurotus, Pileus excent. lateralisve.
Ser. 2. Hyporhodius.
lae decolorantes.
Varii.
Velum nullum.
Sporidia rosea.
Lamel-
Stipes omnibus centralis.
Mouceron. Pileus carnosus,
mellae longe decurrentes
Conf. ı**.
demum depressus, La-
Odor farin. recent.
XIV. Clitopilus. Pileus carnosus, convexus. Yarü.
XV. Leptonia.
Plauus.
XIII.
Pileus carıoso - membranaceus, e convexo-
Paruae. a
Heft IV.
Jſis. 1822,
466
XVI. Nolana. Pileus membranaceus, campanulatus, Graci-
les. Stipes fistulosus.
XVII. Eccilia.
Ser. 3. Cortinaria. Velum praesens,
sum. Lamellae decolorantes, arescentes.
ochracer.
Pileus umbilicatus. Lam. adnatae.
araneo-
Sporidie
Stipes omnium centralis. Conf. ı*
XVIII. Telamonia. Velum annuliforme contextum, subper-
sistens. Lamellae distantes.
XIX. Inoloma. Velum fugax. Lamellae emarginatae. Stipes
bulbosus. Color subviolaceus.
XX. Phlegmacium. Velum fugax, viscosum. Lamellae adna-
to-decurrentes. Color acyan.
XXI. Dermocybe. Velum fugax. Lamellae confertae. Stipes
aequalis. Jariae.
Ser. 4. Derminus. Velum praesens, non ara-
neosum. Lamellae decoloratae, subpersistentes. Spo-
vid. ferruginea. \
Velo distincto. Conf. ı*. \
XXI. Pholiota. Velum siccum, annuliforme. FVariae.
XXIII. Myxacium. Velum viscosum, fugax. Lamellae ad-
fixae.
XXIV. Hebeloma. Velum marginale, fugax. Lamellae emar-
ginatae.
Velo fugacissimo, a. spurio. Conf. ı**
et ** }
XXV. Flammula. Pileus carnosus, convexus, glaber, subvis-
cosus. Lamellae non emarginatae.
XXVI. Inocybe. Velum e pilei carnosi convexi fibrillis longi-
tudinalibus. Lam. albidae.
XXVII. Naucoria. Pileus carnose - membranaceus planiuscu-
lus, squamulosus. Parvae. Lamellae cinnamomeae,
XXVIII. Galera. Pileus memhran., campanulatus. Graciles.
Stipes fistulosus.
XXIX. Tapinia. Pileus umbilicatus, margine villosus. Va-
Tide.
XXX. Crepidotus. Pileus excentricus, s. sessilis. Farii.
Ser. 5. Pratella. Velum praesens, non araneo-
sum. Lamellae decolerantes, nebulosae, dissolubiles.
Sporid. fuscopurpurea.
Omnes centrales.
XXXI. Yolvaria. Velum universale discretum. Folva.
XXXII. Psalliota. Velum annuliforme.
XXXIII. Hypholoma. Velummarginale fugax. Lamellae adna-
tae. Stipes subaegualis. E
XXXIV. Psilocybe. Velum fugaciss. Pileus subcarnosus stipes-
que aequalis tenax.
XXXV. Psatyra. Pileus submembranaceus stipesque fragilis.
XXXVI. Coprinarius. Lamellae subdiffluentes. Velum partia-
le. Sporid. nigric.
” Coprinus. Asci ut supr. Velum universa-
le. Lamellae liberae cum pileo diffluentes.
Sporid. nigra.
” Gomphus. Lam. ut supr Spor. nigra,
30
467
Critica. Singula series, a natura fixe determi-
nata, clausa est, reliqnis parallela, nullibi affinis. —
E tribubus Persoenii Galorrheus, Russula et ad par-
tem Amanita naturales; reliquae mixtae et artificia-
les; nostras vero esse absolutas speranrus. Ne autem
numerus nimis augeretur et ut omnes aequaliter di-
starent parallelasque repraesentarent, plures affines
sub gencrali (Varıt dicto) subinde junximus.
Tribus diversarum serierum analogas, diu eo-
dem nomine salutavi. 1
stant graviora. Majoris momenti sunt quam genera
Hyphomycetum Mycologiae recentioris. Genus hoc,
in statu, duo Cel. Flörke Cenomyc., accepi. Species
vagae, deſinitiones inadaequatae, descriptiones habi-
tuales, synonymon vix decimum fixe determinatum.
En, candide Lector! decem annorum laborem et fru-
<tum.
Series prima.
Trib. I. Amanit a.
Fung. ord. Mich. gen. p. 183 — 188. Fung Cap. IV.
Batt. p. 27. Ag. tuberosi. + Scop. Earn. p. 415.
A. volvati. C. Batsch. Fl. p. 57. Amamitae spee.
Pers. Syn. p. 246. Nees Syst. p. 189.
Char. Velum duplex; universale volva, a pileo
discreta, fungum juniorem ovatum totum involucrans,
dein stipite protruso rupta, partim ad basin, partim
in pileo remanens verrucaeformis; partiale annulus
superus, membranaceus, rellexus. Stipes e floccis
plus minus contextis farctus, dein subcavus, squa-
moso- fibrillosus, basi incrassatus. Pileus disco car-
nosus, margine tenuis, e campanulato- planus, sub-
verrucosus; verrucis discrelis, mollibus, secedenti-
bus; epidermide diu irrigata viscosa. Core alba.
Lamellae postice attenuatae, liberae, antice latiores,
ventricosde, confertae, parum inaequales, sub anthe-
si denticnlatae. — Color varius, lamellaram albus,
an una specie lieteus.
Obs. Nomen, fungo cuidam eduli = Galeno
tributum, hu transtulit Persoon. Plurimae species
venenatae. Diu persistunt. Amant loca silvarum um-
brosa, temperaturam minus frigidam, solum humo-
sum, numquam ligni — l. fimicolae. Aestatıs fine
optime vigent.
» Volvalaxa, pilei marg. laevi. Noxii.
Mich. gen. p. 184. Cled. p. 90.
1. A. vernus‘, pileo subsquamoso, margine laevis sti-
pite farcto subaequali, volva libere vaginato.
Ag. spec. V. Gled. I. e. Ag. vernus. Bull. ch. :. 108.
Am. verna. Pers. Syn. p. 250.
Candidus, odore ingrato. Stipes 2-6 unc. long
4 lin. crass. et ultra, laceratus. Pileus junior ovatus,
subrepandus, etiam nudus et demum subdepressus,
2-4 unc. lat. Lamellae lanceolatae. In silvis, solo
humoso, sat frequens. Vere et aestate. („v. v.)
rr
— u
In multis placet; at quae ob-
468
2. A. Phalloides, pileo subsquamoso, margine lae vi,
stipite apice cavo, volva connata bulboso,
Fung. phalloid. Yaill. par. p. 74. t. 14. f. 5. A. bul-
bos, et verrucos. Bull. t. 2. 577. Decand. fr. 2. p.
210. A vernalis. Bolt g. 48.
a. pileo albo. Linn. Spec. 1237.
bulbosus. Schaeff. k. 241.
dus. Vill. p. 10 L.
Hall. helv. 2355. A.
Am. Pers. I. e. A. insipi-
b. pil. flavo. Ag. eitrinus. Schaeff. b. 20. Nees I. e. f. 165.
Am. Pers. p. 251. Ag. verrucos. Curt. 2. 2. 312. fig.
dextr. A. Mappa. FYiilld. Ber. 331.
c. pil. pallide viridi. Roz. Obs. Jul. 1775. e.1. f. 6, 7. &
2. f. 1. 4. Ag. viresc. Fl. Dan. k. 1246. x
d. pil. olivaceo-viridi. Am. viridis. Pers. I. c.
pileo fusco. Mich. t. 78. f. 1. A. sinnat. Schum.
Colore varius, inodorus. Stipes demum cavus,
5 unc. longus, firmus, fibrillosus, volva bulbiformi
nunc laxa, nunc marginata. Pileus irregulariter
squamosus, 2 unc. et niltra; subinde fusco et viridi
varius. A. S. p. 143. Ad hujus formas quoque perti-
nent Ag. stramineus et pustulatus. Scop. Carn. p. 478
416. excl. syn. A. viridis, viridescens, mappa, citri-
nus, sinuatus, irrotatus. Schum. p. 248 — 250. Ubi-
que in silvaticis, d. b.locis subapricis. c. d. umbrosis
humidis inter folia decidua. e. in pinetis. Jul, —
OLSEN
3. A.porphyrius, pileo nudo, margine laevi, stipite
subfistuloso aequali, volva ocreata.
Mich. gen. k. 76. f. 3. A. gracilis. Scham. p. 252. Am.
porphyr. A. S. p. 142. t. 11. f. 1. Fries Obs. 2. p. 4.
Antecedentis formae e. nimis affinis. Statura
tenuior. Stipes vix bulbosus volva semper laxa. Co-
lore variat griseo, livido, purpurascente. Inodorus.
In rinelis muscosis humidis, frequens Jul. — Oct.
(v. v.)
Volva ut supra, pilei marg. striato. Edules,
Mich. p. 185, 183. Cled. meth. p. 54.
4. A. vaginatus, pilei margine sulcato, lamellis al-
bis, stipite ſistuloso attenuato subnudo, volva
vaginali.
Buxb. Cent. IV: p. 12, e. 19. — Mich. t. 76. f. I. Batt.
fung. t. 5. A. C. A. vaginat. Bull. t. 512, 98.
vag. et involut. Lam. Encycel. l. p. 106, 109. Am.
Rida, spadicea c. var, Pers. syn. p. 247, 248.
a. pileo albido. A. fungites. Batsch. f. 79.
b. pil. griseo, Hvido. Ag. lividus Auct.
Schaeff. t 85, 86. Fl. Dan t. 1014.
c. pil. caesio. A. hyalinus. Schaeff. t. 244.
d. p. spadiceo. A. pulvin. Bolt. 49. A, badius. Schaeff.
245. ü
e. p. fulvo. A. fulvus. Schaeff. t. 95. A, trilob. Bolt. 38.
2.
Am.
A. plumbeus,
f. pil. viridi. Hall. Helv. 2375.
Species a Bulliardo optime constituta. Stipes
—.7 unc. longus, sursum aequaliter attenuatus,
fragilis, sericeo- squamulosus. Pileus junior campa-
469
nulatus, aut nudus, aut squamis latis membranaceis
secedentibus. Moscowitae comedunt; sec, Jen. Litt.
Zeit. 1819 venenatus. Ubigı:e ad terram incultam. f.
vernal., a, b. autumn. relig. aestate, (v. v.)
5. A. ovoideus, pilei margine striato, lamellis candi-
dis, stipite farcto aequali, volva laxa.
Caesalp. XI. c. 47, Coccola. Mich. p. 185. — Batt.
t. D. Fung. alba. Magn. Bot. p. 103. Ag. 2.
Gled. p. 84. A. ovoid, Bull. t. 564. Dec. fr. 6. p.
53. Am. alba. Pers. Ch. Com. A. cocola. Scop. p.
f. Leutomyc. pectin. alter. Batt.p. 28.
Candidus, admodum deliciosus. Dec. Stipes
crassus, palmaris, externe villosus, interne medulla
gossypina, in ß. ventricosus. Pileus crassus, junior
oris incurvis. Lamellae ventricosae Batt. In sil-
vis et agrorum limitibus opacis Europae austr. au-
tumno. (V. ic.)
6. A.caesareus, pilei margine striato, lamellis luteis,
stipite farcto, volva laxa.
Boletus. Plin. XXII. c 46. Caesalp. p. 616 Fung.
esc. 9. XVII. Clas hist. p. 272. Jaseran. J. Bauh.
XL. c 283. Mich. t. 77 f. 1. — Magn. I. o. p.
102. — Sterb t. 1. D. E. F. Elv. Ciceronis. Batt.
. 27. t. 4 e A. caesareus. Schaeff. t. 258, 247
(male Host. syn. p. 637. A speciosus. Gouan
Monsp. 461. — Hall. Helv. 2430. A aureus. Batsch.
A. aurantiac. Bull. t. 120. Am. aurant. et caesar.
Pers. Syn. p. 252.
Volva et annulus albus. Stipes subaequalis, al-
boluteus, medulla gossypina. Batt. Pileus junior he-
misphaericus, aurantiacus. Lamellae in liquamen
(quid 2) diffluentes. Scopoli. Habitus sequentis, odor,
Syringae. Tratt, essb. Schw. p. 37. f. c. Deliciosus.
Sporidia inquirenda. In silvis Eur. austr. autumno;
rarissime in Norvegia? Gunn. II. p. 181. (v. ic.)
*++ Volva obliterata, pil. ut supra. Venenati.
Mich. p. 188. Ag. spec 1. Gled. y. 82.
7. A. muscarius, pilei margine striato, lamellis can-
didis, stipite subfarcto bulbaso, volva squa-
miosa.
Fung. pern. g. XII. spec. 4. Clus. p, 280. F. muscar.
Trag. — J. Bauh. XL. c. 51. Parking. 1321. 5. Mel.
mus. Sterb. t. 22. A. Mich. t. 75. f. 2. Ag. musc.
Linn. Spec. 1235. Hall. H. 2375. Schaeff. t. 27, 28.
Kern. Schw. t. 33. Scholl. barb. p. 257. A. pseud-
aurant. Bull. t. 122. 4 imperialis. Batssh. — Fl.
Dan. t. 1129. Am. muscar. Pers. Syn. p. 253.
b. verruc. stipiteque rubentibus. A. rubens. Scop. p. 416.
e. eisdem flavesc. Am. formosa. Pers. |. e.
Species tritissima. Variat pileo sanguineo, mi-
niato, aurantiaco, luteo, albido, hepatico. Verru—
cae albae, regulariter dispositae; subinde nullae (Am.
puella Rec.) Angli cum reliqu. commutant. Conf.
With. — Sow. t. 286. (A. fulvus). Notus Entomolo-
gis veterum (List. ap. Goed. t. 136, 142, 145) oecono-
misque ad muscas et cimices pellendas. Liquorem
inebriantem ab hoc et Epilobio angustif. parant Ramt-
schathdalenses. Ruthenis cibarius; vix autem Gal-
470
lis, ut apud Popow. ubique, Aug. —
Oct. (v. v.)
6. regalis, major, pileo hepatico glutinoso, ver-
rucis flavis, stipite subsolido.
In silvis,
Vulgari duplo major, subcaespitosus. Stipes ı —
2 unc. crassus, basi squamis squarrosis reflexis con-
centricis. Pil.6 unc. latus. In fagetis aestate (v. v.)
Ueber die Nahrung N Fliegenvoͤgel (Tro-
chilus).
(Vom Prinzen Max v. Neuwied.)
Unter allen Geſchlechtern der Voͤgel iſt unbezweifelt
keines, welches in Hinſicht der Schönheit und Zierlichkeit
den Fliegenvoͤgeln den Rang ſtreitig machen koͤnnte. Die
glaͤnzenden Federn, auf denen die feurigſten Metallfarben
mit einem reichen Goldglanze ſchillernd prangen, zieren ih—
ren kleinen Körper, welcher noch außer dieſem Farbenreich—
thum oft durch eine ſeltſame Bildung oder Stellung der
Federchen, gleich Hauben und Halskragen, oder durch ver—
laͤngerte und beſonders gebildete Schwanzfedern von der Na»
tur aus geſtattet wurde. Dieſe hat die beyden Extreme
der befiederten Schöpfung in jeder Hinſicht einander gegen—
uͤbergeſtellt, indem ſie ihnen eine voͤllig entgegengeſetzte
Bildung gab. Die größten der Voͤgel find mit verſtuͤmmel—
ten Fluͤgeln verſehen bloß an den Boden gefeſſelt, und nur
mit unanſehnlich gefaͤrbtem Gefieder bedeckt; ihre Fuͤße ſind
beſonders ſtark und vollkommen gebildet, damit der ſchnel—
le Lauf den kraͤftigen Schwung des Fluͤgels erſetze; ihre
zahlreichen koloſſalen Eier liegen kunſtlos in dem heißen
Sande der Steppe vereint und erzeugen ein Geſchlecht, das
bey ſeinem Eintritte in die Welt ſogleich ſelbſtſtaͤndig die
Geburtsſtelle verläßt. — Gerade umgekehrt iſt es bey den
Fliegenvögeln, den kleinſten der befiederten Luftbewohnet.
Sie vereinigen mit dem mannichfaltigen Glanze ihres herr—
lichen Gefieders eine zierliche Geſtalt, und die moͤglichſt
ausgebildeten Organe des Fluges, weshald fie, ganz ent—
ſprechend ihrer Schoͤnheit, pfeilſchnell die zierlichſten wohl—
riechendſten Blumen gleich Bienen umſchwirren,— mit eis
ner Schnelligkeit, der das Auge kaum zu folgen vermag,
von der einen zu der andern eilen und die Erde hoͤchſtens
nur dann berühren, wenn die große Hitze des Sommers ih—
nen Durſt verurſacht. Hat ein langer Flug ſie ermuͤdet,
fo ruhen fie im Schatten des dunkeln Laubes auf einem
kleinen Zweige, und hier iſt es, wo man ihr zierliches klei
nes oft kuͤnſtlich gebautes Neſtchen findet, in welchem nur
zwey ſehr kleine Eierchen enthalten ſind. Durchbricht der
junge Vogel die duͤnne Schaale des Eyes, ſo iſt er nackt
und völlig huͤlflos, bis er durch die Sorge feiner Eltern err
zogen, fein Hauptorgan, die Flügel, gebrauchen lernt, wel—
che bey ihm die mangelnde Kraft der zarten Fuͤßchen erſe—
gen, Sehr natuͤrlich war es, daß man bey den vielen
angenehmen Eigenſchaften dieſer kleinen Thierchen, in den
Schriften der Reiſenden haͤufig Nachrichten von ihnen fand,
eben ſo auffallend aber, daß gewiſſe wichtige Theile ihrer
Naturgeſchichte für uns immer in einem Halbdunkel ver-
borgen blieben. Hierhin gehört ganz vorzuͤglich die Nah
471
zung der Fliegenvoͤgel. — Begreiflich iſt es, daß man die⸗
ſen niedlichen Thierchen, welche ihren langen zarten Schna—
bel in die roͤhrenfoͤrmigen Blumen verſenken, eine ihrer
Schönheit angemeſſene Nahrung in den ſuͤßen Honigfäften
der Blumen anwies. Da man die lange, aus zwey eylin—
derfoͤrmigen Theilen beſtehende Zunge dieſer Voͤgel für roͤh—
renförmig hielt, ſo glaubte man auch, daß ſie den Blu—
mennectar ausſaugen muͤſſe. Selbſt Azara, dieſer ſonſt
gewiſſenhafte, Schriftſteller hatte dieſen wichtigen Theil der
Naturgeſchichte dieſer kleinen Voͤgel nicht ſelbſt unterſucht,
und iſt daher bey der allgemein angenommenen irrigen Mei—
nung ſtehen geblieben. Er war in der guͤnſtigſten Lage uns
Belehrung uͤber dieſen Gegenſtand verſchaffen zu koͤnnen,
verdient aber mit Recht den Vorwurf, daß er ſich einzig
und allein an die aͤußete Geſtalt der Voͤgel hielt, ſonſt
wuͤrde er ihr Geſchlecht oft richtiger erkannt haben. Einige
andere Schriftſteller haben den Irrweg bemerkt, auf wel—
chem die Ornithologen ſich befanden, und unter ihnen muß
Dr. Brandes, der Ueberſetzer von Molina Naturgeſchichte
von Chili (ſ. p. 216 in der Note) genannt werden. Die
Nahrung der Colibris oder Fliegenvoͤgel beſteht alſo in klei—
nen Inſecten und ihre Zunge iſt keine voͤllig durchbohrte
Röhre. Ich habe mehrere dieſer Organe von Trochilus
ater, saphirinus, macreurus u. a. Arten mit nach Eu—
ropa gebracht, und fie, meinem eigenen Blicke nicht bin»
länglich vertrauend, der Unterſuchung eines ausgezeichneten
Anatomen unterworfen, welcher aber, ſo wenig wie ich,
ihre beyden cylinderfoͤrmigen Theile durchbohrt gefunden hat.
*
Die Zunge der Fliegenvoͤgel nimmt ihren Urſprung
voͤllig wie bey den Spechten (Picus), indem die beyden
Schenkel des Zungenbeins unter der Haut auf der Oberflä-
che des Schaͤdels befeſtiget ſind, zu den Seiten des Hin—
terkopfs herumlaufen, ſich unten vereinigen und in den
Schnabel treten. Dieſer Einrichtung zu Folge verdient der
Colibri mit allem Rechte den Namen Blumenſpecht. Ein
ſolcher Bau ließ ſogleich auf eine große Dehnbarkeit dieſes
Organes ſchließen, welches ganz geeignet iſt, in die Tiefe
der langen Roͤhren mancher Blumen, z. B. der Posoque-
ria revoluta Schraderi, der Mirabilis longiflora, der
Justicia Bignonia u. f. w. verſenkt zu werden. Betrach—
ten wir dieſe Zunge genauer, ſo finden wir, daß ſie aus
zwey neben einander liegenden Muskelcylindern beſteht, de—
ren Haut ſich an der vorderen Hälfte roͤhrenfoͤrmig uͤberein—
ander legt, nach der Spitze hin aber ſich gaͤnzlich oͤffnet,
und hier in eine duͤnne, am Rande etwas gefranzte, ebene,
biegſame Hautſpitze auslaͤuft. — Durch dieſe roͤhrenfoͤrmig
zuſammengerollte Haut des Vordertheils dieſer Zunge ſind
manche Beobachter veranlaßt worden, das Ganze fuͤr eine
durchbohrte Röhre zu halten. Die beyden haͤutigen Spitzen
der Zungenſchenkel oder Zungencylinder des Fliegenvogels
ſind vollkommen geeionet, wenn ſie in den Grund der Blu—
menröhre gebracht worden, die daſelbſt befindlichen hoͤchſt
kleinen Inſecten zu fuͤhlen, zu ergreifen, und bis in den
Schnabel zurückzuziehen. — Bey Eroͤffnung der Maͤgen die⸗
fer kleinen Vögel uͤberzeugt man ſich bald von der Wahr—
heit dieſes Satzes, und ich habe in denſelben gewoͤhnlich
die Ueberreſte kleiner Kaͤferchen gefunden, welche ſie oft
gänzlich anfuͤlen. Dieſe vorläufige Nachricht wird dazu
dienen, der Gattung Trochilus in den Syſtemen die side
5
tige Stelle zu verſchaffen; fie iſt durch Nahrung und dafur
beſtimmte Organe den Spechten nahe verwandt, durch ihre
Gangfuͤße aber mit andern Vogelgattungen, und ſcheint
daher etwa den Uebergang von den Kletterfuͤßern zu den
Gangfuͤßern zu machen.
Aus einem Schreiben von Dr. Kuhl und Dr.
van Haſſelt auf Java.
An Profeſſor Th. van Swinderen zu
Groͤningen. .
Tjchorjavor am Fuße des Pangerango d. 18. July 182t.
Durch meine Briefe, die ich ſowohl an ſie als an
Temmink gerichtet habe, find fie ungefähr unterrichtet, wie
es uns bis dahin ergangen. — So wie wir hier begonnen
haben, auf dieſelbe Weiſe fahren wir noch fort. Es ver:
geht kaum ein Tag, an welchem kein neues Genus gebil⸗
det oder keine neue Species beſtimmt werde, und noch
ſammeln wir ſehr vieles, welches vor der Hand nicht wei—
ter beachtet wird, was wir erſt in Europa zu unterſuchen
gedenken. Die Pflanzen bieten faſt eben ſo viel oder noch mehr
Stoff an als die Thiere, und jede Gegend, jedes Gebirg
dringt uns wieder neue Gebilde, und faſt alles iſt unbe-“
kannt in Europa. Auch hoffe ich, einſt in Europa zuruͤck
gekehrt, nicht der Einſeitigkeit beſchuldigt zu werden, ins
dem ich nicht nur diejenigen Theile genau zu bearbeiten ſu—
che, die in Europa meine Lieblingsbeſchaͤftigung ausmach⸗
ten, ſondern ich ſuche alles zu beachten und habe mich in
manche ſehr mühſame Zweige eingearbeitet, von denen ich
in Europa noch kaum einen Begriff hatte. Dahin rechne
ich vorzüglich die Familien der Orchideen, Scythamine-
en, Aroideen und Contorten, die hier fo reich an wun—
derbaren Gebilden find. Doch darüber ſchreibe ich lieber
an meine Freunde De Haan und Nees etwas, und ſo kommt
es ja auch zu Ihnen. — Unter den Thieren ſind es die Mol—
kusken des ſuͤßen Waſſers und die Fiſche und Amphibien,
von denen ich Ihnen jetzo und in meinen folgenden Brie⸗
fen etwas mittheilen will. —
Die Ophidier ſcheinen wohl die reichſte Familie der
Amphibien hier zu ſeyn, denn es find ſchon 45 Arten, die
wir hier erhalten, und darunter finden ſich mehrere neue
Genera. Von einer Species eines jeden Genus haben wir
eine genaue Anatomie verfaßt, und noch andere Species
deſſelben Genus damit verglichen, fo daß ich etwas voll:
ſtaͤndiges daruͤber ſchon ausgearbeitet vor mir liegen habe.
Die andern Arten unterfuhen wir theils noch hier in Zus
kunft oder in Holland aus Liquor, denn unſere Sammlung
von Schlangen beträgt wohl ſchon 250 Stuͤck. — Dießmal
will ich ihnen eine kurze Ueberſicht uͤber unſere hieſigen
Ophidier geben: 5
1. Von Pythion beſitzen wir 2 Arten, worunter ſich auch
mein P. bivittatus findet. —
Cuviers P. javanicus iſt ein Gemiſche auf falſche
Nachrichten und keine gute Beurtheilung der ſebaiſchen
Figuren gegründet, denn die von ihm angeführten Fi⸗
guren gehören außer meinem bivillatus noch 2 andern
42
473 F
Arten an, wovon bie eine die 2te javaniſche Art iſt,
Seba I. 62. 2, aber die Schuppen ſind ſchlecht ge:
zeichnet. — Wir behalten fuͤr dieſe Art, um keine
neue Namen zu machen, den von P. javanicus bey.
Uebrigens iſt Na Jawa nicht ein Python, wie Gus
vier meint, ſondern ift Coluber cancellatus von Op—
pel, die ſich im Pariſer Muſeum findet. Die Pythons
heißen uberall im malaiſchen Ular Sandja,
2) Von Trigonocephalus haben wir eine Art gefunden,
die neu iſt. —
3) Von Trigonocephalus habe ich andere Schlangen
getrennt und dieß neue Genus Craspedocephalus
(von xoasnedov Leiſte) genannt.
Bey Craspedocephalusfind die Schuppen alle cari⸗ N
nirt ohne Glanz, der Kopf mit Schuppen gedeckt,
die noch kleiner ſind, als die des Koͤrpers. Dieſer Kopf
erhält durch ſcharfe aufgekruͤmmte Raͤnder ein eckiges
ſonderbares Anſehen.
Bey denen, die ih Trigonocephalus nenne, find die
Schuppen glatt ohne Carinen, der Kopf länger, ge:
runteter, mit großen Schilden gedeckt, die Ränder
deſſelben nicht aufgekruͤmmt. — Rur dieß allgemeine
gelte fuͤr dieſen Augenblick, meine Papiere enthalten
alles naͤhere. Die Craspedocephalen ſind die giftig⸗
ſten Schlangen.
4) Vom genus Bungarus fanden wir 2 neue Arten, die
eine iſt laͤngſt abgebildet von Seba IL 58. 2. Es iſt
unſer Bungarus ferrum equinum. —
5) Von Elaps fanden wir 3 neue Arten.
6) Von Dipsas Laur. nur 2, eine neue und den Bun-
garus flum von Oppel.
7) Von Naja fanden wir eine neue Art.
8) Von Typhlops 3 neue Arten.
9) Den Acrochordus javanicus.
10) Von Tortrix eine laͤngſt bekannte aber verwechſelte
Art. Sie iſt Seba II. 25. 1. Seba II. 20. 3. abge⸗
bildet, und ſteckt unter Daudius Eryx rufus.
11) Von den Schlangen, denen ich den Namen Coluber
laſſe, ſind hier nur 4 Thiere, und davon nur eine in
Europa. Es ift Col. cancellatus Oppel.
12) Von Csluber habe ich getrennt und unter den Ge⸗
ſchlechtsnamen Tropinotus vereinigt 11 neue Schlan⸗
gen, deren keine beſchrieben noch abgebildet iſt. Durch
Geſtalt des Koͤrpers und Kopfes, durch carinirte
Schuppen und die Anordnung der Kopfſchilde, die
conſtant bey allen Arten dieſelbe iſt, unterſcheiden ſie
ſich von den Colubers. Es ſind die ſchoͤnſten Thie⸗
re unter allen indiſchen Ophidiern.
15) 8 Species von neuen Schlangen haben uns Stoff ge:
geben ein neues Genus zu bilden, wozu auch der von
mir beſchriebene Col. brachyurus gehört und der als
Repraͤſentant dieſes Genus kann angeſehen werden.
1 Wir wollen das Genus Brachyura nennen, wenn
nicht vielleicht ſchon in irgend einem andern Theile der
Iſis 1832. Heft IV. ;
- 474
Zoologie einmal auf ſolche Art ein Genus iſt benannt
worden.
Eine unſerer 8 neuen Arten iſt von Seba II. 77. 6.
abgebildet.
Eine beſtimmte Zeichnung wiederholt ſich bey dieſem
Genus faſt immer, es iſt eine gewuͤrfelte Bauchfeite
mit brillanten Farben und eine punctirte dunkle Ni:
ckenſeite.
14 — 17) Und endlich haben uns 4 andere Schlangen
Gelegenheit gegeben 4 neue Genera aufzuſtellen, von
denen ich Ihnen mehr ſagen will, wenn wir erſt mehr
Arten zuſammen gebracht haben. Das eine Amplyce—
phalus von uns genannt, zeichnet ſich durch eine
wahre Mopsphnjiognomie von allen andern Schlan—
gen auffallend aus. —
Das Genus, welches wir Homalopsis nennen (oue-
Aög, platt und 31g Geſicht), iſt ein laͤngſt bekanntes Thier,
Coluber horridus Merrem Seba II. 18. fig. 1. fig.
optim. Lebensart, Anatomie, Kopf und Körper und
Schuppenbildung ſind von allen andern auffallend ver—
ſchieden. —
Mehr kann ich Ihnen jetzo nicht ſagen. Auf Details
kann ich mich jetzo nicht einlaſſen. Machen Sie dieſe Zei⸗
len bekannt, damit man doch etwas von uns erfahre. —
Es iſt wirklich ſehr merkwuͤrdig, daß keine von allen un:
ſern Schlangen an dem feſten Lande Indiens vorkommt,
denn alle Ruſſelſchen ſind von den unſern verſchieden.
Dieß ſcheint mir nicht nur ein merkwuͤrdiges Factum fuͤr
die geographiſche Verbreitung der Ophidier, ſondern auch ein
ſehr merkwuͤrdiges Factum für die Geſchichte der Entſtehung
Java's. Ich din aͤußerſt neugierig, was uns die uͤbrigen Inſeln
des indiſchen Archipels darbieten werden. Es follen gewiß
ſchoͤne Thatſachen aus unſern Unterſuchungen hervorgehen.
Noch mit wenigen Worten will ich Ihnen ſagen,
was wir aus den uͤbrigen Familien der Amphibien gefun—
den.
II.
III.
Von Cheloniern lebt in den Fluͤſſen nur Trionyx ja-
vanica des Geoffroy,
Von Sauriern und zwar
1) Von Tupinambis eine Art, mein bivittatus
(vide Beytraͤge, wo der junge beſchrieben iſt).
2) Von Draco 2. der fimbriatus meiner Benträge,
und der viridis, wovon das Männden immer ei:
nen gelben, das Weibchen einen blauen Bartſack
hat. —
3) Von Agama 6 Arten. Die gigantea meiner
Beyträge, die salotes derfeiben und 4 neue.
4) Von Scincus 3 Arten, 2 neue und der carina-
tus Schneider. Der eine dieſer neuen iſt von Er—
neſt ſchon erwaͤhnt, aber weiter nicht bekannt.
5) Von Tachydromus eine neue Art.
6) Von Crocodilus der durch Cuvier bekannte.
7) Aus der Familie der Geckonen fanden wir, und zwar
von a) Hemidactylen Cuv. 3 Arten: 1) eine neue,
30*
475
2) den Gecko javanicus Cuv. Seba II. 108. Fig.
8. und 3) einen, der wohl Gecko porphyreus Daud.
iſt. — Von Cuviers b) Platydactyla fanden wir
nur einen und zwar das Thier, welches ich in den
Beytraͤgen unter dem Namen Gecko annulatus
beſchrieb, allein ich kannte damals nur das jun-
ge Thier. — bp) Ein neues Thier gab uns Gele:
genheit ein neues Untergenus — Gonydactylus
zu bilden (yovv, Knie), welches den Phyllouren Cuv.
am naͤchſten ſteht, aber durch Bildung ſeines
Schwanzes ſehr abweicht. — d) und endlich ha—
ben wir aus einem in den Schriften d. B. Gef.
N F in Berlin beſchriebenen Thiere (wenn ich
es mir recht erinnere) ein eigenes Genus Ply-
2 chozoon gebildet. Dieß Thier ſcheint für das
Waſſer geſchaffen, lebt aber nur an den Waͤnden
der Haͤuſer.
Von Hylen fanden wir 8 Arten, die alle nen find.
Von Ranen 3, ebenfalls neu.
IV.
Von Bufo 4, alle neu.
5) Von 2 andern neuen Batrachiern haben wir 2
neue Genera muͤſſen bilden, das eine iſt unſer mes-
ophrys monticola (dle, Augenbraune) den Ra-
nen verwandt, lebt fern vom Waſſer in den Waͤl—
dern. Das auffallendſte iſt feine kantige Kopfbil—
dung und ein hohes membranoſes Horn uͤber je—
dem Auge.
; Das andere Genus nannten wir Ooeidozyga
(Ovalkroͤte) ein Mittelglied zwiſchen Kana und Bufo,
8 durch ſeine voͤllig ovale Geſtalt und die Structur
ſeiner Hinterfuͤße aber ganz verſchieden von allen.
Er lebt nur in den Sawahfeldern,
Wir beſitzen alſo 45 Ophidier
1 Chelonier
20 Saurier
& 17 Batrachier.
83
und noch find wie nicht 20 Stunden weit von Buitenzorg
gekommen. — 5
Buitenzorg 8. Aug. 1821.
Wir kommen ſo eben von einer ſehr beſchwerlichen
Bergreiſe zuruͤck, denn trotz aller mißlungenen Verſuche iſt
es uns endlich geglüdt, die Spitze des Pangerango zu
erreichen, die 8500 Fuß über Buitenzorg und alſo 9400
uͤber der See liegt. —
Ich ſchreibe Ihnen nur noch, was wir amphibiolo⸗
giſch neues mitgebracht haben, obgleich das nur ſehr wenig
iſt, da die gewirbelten Thiere in den Urwaͤldern ſich faſt
ganz verlieren. —
Von Schlangen erhielten wir da noch 1 neuen Tro-
pinotus, fo daß deren Zahl jetzo 12 beträgt. — In den
Urwaͤldern find alle Saurier, Ophidier verſchwunden und
nur einzelne Batrachier finden ſich noch. Auch ſchon in
den bewohnten Berggegenden find die meiſten Saurier und
Ophidier der niedrigen Striche verſchwunden. Durch unfer
te vitlen barometriſchen Meſſungen koͤnnen wir etwas vol
8
47
ftändiges uͤber die Verbreitung der Amphibien, wie aller
Thiere und Pflanzen liefern,
In den bewohnten Berggegenden fanden wir einen neuen
Scincus, alſo den sten des Genus, und eine neue Aga-
ma. 2 herrliche neue Holen fanden wir an dem Rande
der Roſamalenwaͤlder unfere aurifasciata und chalcono-
tos, und 2 andere neue Batrachier, welche ein eigenes
Genus bilden, welches den Hylen am näͤchſten ſteht,
aber durch Kopfbildung und kantige Lappen zwiſchen der
Ruͤck⸗ und Unterſeite der Extremitaͤten und des ganzen Has
woruͤber ein andermal mehr.“
bitus abweicht. Wir nennen es Rhacophorus, die eine Art
Rheinwardti, weil auch Herr Rhinwardt dieß Thier ge—
ſehen hat, die andere moschata, weil fie einen ſtarkn Bi:
ſamgeruch weit verbreitet. —
Ariſtoteles Verdienſte um die wiſſenſchaftliche
Bearbeitung der Zoologie, und ſein
Einfluß bis auf unſere Zeit, *
dargeſtellt von
W. J. Anton Werber, Dr. Philosophiae.
Ariſtoteles Leben fiel in eine Zeit, wo das freye und
feldftftändige Leben des helleniſchen Staatenſyſtems allmaͤh⸗
lig erloſch,
Makedoniſchen Herrſcher zertruͤmmerte. Noch aber bluͤhte
das Reich der Wiſſenſchaften; das Hoͤchſte und Herrlichſte
des Menſchengeiſtes trat in uͤberſchwenglicher Fülle hervor.
Platon glaͤnzte als der lichteſte Stern unter den Geiſtern
Griechenlands, ſeines Ruhmes Strahlen drangen in alle
Fernen, und lockten die höheren Wiſſenſchaften anſtrebenden
Juͤnglinge nach Athen. 7
Dabin zog auch Ariſtoteles um das Jahr 368 vor
Chriſti Geburt, aus Stagira feiner Vaterſtadt, in Make⸗
donien, an der Muͤndung des Fluſſes Strymon gelegen.
Platons Rieſengeiſt ſchwang ſich auf Adlersfittigen
zur kühnſten Hoͤhe des menſchlichen Wiſſens; was noch
keines Menſchen Auge ſah, was der an die zerſplitterte
Formenwelt geheftete Sinn nicht wahrnahm, das erſchuf er
aus der unverfieglihen Tiefe feines Gemuͤths, von den bfi-
genden Gluten der Phantaſie zauberiſch durchleuchtet. —
Im menſchlichen Organismus, glaubte er, ſey ein
göttliches Organ, die Vernunft, — welche das Ewige und
Ueberſchwengliche — Gott in umfeſſendſter Fuͤlle und rein⸗
ſten Klarheit erſchaue; er glaubte, die Ideen, Wahrheit,
*
„ Diefe Abhandlung wurde in etwas geänderter Form vom
Verfaſſer bey Gelegenheit ſeiner Promotion oͤffentlich ge⸗
ſprochen. Urſpruͤnglich aber iſt fie ein zu dieſem Zwecke
bearbeitetes Fragment aus einem groͤßern Werke, wel⸗
ches eine Kritik aller Saͤugethierſyſteme und deren Ein⸗
fluß auf die Zoologie uͤberhaupt enthält, und nach Muſe
des Verfaſſers dem Drucke übergeben werden wird. Die
Eritiihen Bemerkungen gehören nicht in dieſe gebrängte
Ueberſicht, darum fielen fie weg. ;
Anmerk. des Verf,
und zuletzt unter der gewaltigen Macht der
1
477
Schönheit und Güte feyen die ewigen Urbilder, nach mel:
chen die Welt und alle Dinge in ihr geſtaltet feyen. Die:
ſe Ideen ſind ihm gleichſam unendliche Formen, welche ſich
dem nichtigen Stoffe, der Materie oder dem wahren Nichts
— 70 000 — eingeboren haben; und dieſe vor dem
menſchlichen Zeitleben exiſtirenden, und nur dem geiſtigen
Auge der Vernunft ſchaubaren Ideen ſeven das Allein Wah—
re und Wirkliche, weil ſie das allein wahre und unendliche
Leben der Gottheit find. Da er nur das Eine und in al—
len Dingen der Welt ſich ewig gleiche Weſen ſah, ſo hielt
er die den Sinnen und dem Verſtande unterworfenen Wahr:
nehmungen der äußern Welt, die vielgeſtaltete Materie fuͤr
nichtig, und die durch den ſogenannten Empieismus ent—
ſtandenen Kenntniſſe für taͤuſchenden Schein. Solche Leh—
re hoͤrte Ariſtoteles aus dem Munde des begeiſterten Platon.
Aber Ariſtoteles folgte nicht dem erhabenen Schwunge ſeines
Lehrers; ſey's daß er von ſeinem Vater Nikomachus, einem
Arzte und Naturforſcher, ſchon in ſeinen fruͤheſten Jahren
zur erfahrungsmaͤßigen Naturbeobachtung geleitet worden,
oder daß die Natur ihn mit vorwaltenden empiriſchen Gei—
ſteskraͤften degadthabe, was aus dem Charakter feiner wiſ—
ſenſchaftlichen Producte uͤberhaupt hervorleuchtet, oder daß
die uͤberſinnlichen und einfeitigen Behauptungen und Leh—
ren Platons ihn zum entgegengeſetzten Streben fuͤhrten,
wie ja fo oft die Extreme wechſelſeitig einander hervorru—
fen, oder endlich, daß alle dieſe angeführten Beſtimmungs—
gruͤnde ihn zum Gegner des Platoniſchen Syſtems bildeten,
das bleibe hier uneroͤrtert, genug — Ariſtoteles betrat die
entgegengeſetzte Bahn zur Erforſchung der Natur und ih—
ter ewigen Geſetze.
Waͤhrend Platon alle wahre und wirkliche Erkenntniß
aus dem ſchoͤpferiſchen Acte der Vernunft herleitete und al—
les übrige als Sinnenwahn verdammte ſchoͤpfte Ariſtoteles
alle wahre und wirkliche Erkenntniß aus den Einwirkungen
der Natur und ihrer mannigfaltigen Dinge auf unſer Sin—
nenſyſtem, und verwarf alle uͤberſinnlichen Anſchauungen
der Vernunft als Traumbilder der tüufhenden Einbildungs⸗
kraft; alſo nur Erfahrung war ihm Mittel und Weg, die
Se Welt in wiſſenſchaftlicher Conſtruction nach zu
ilden.
Das Einzelne und Zerſplitterte der ſinnlichen Wahr—
nehmungen ſteigerte Ariſtoteles zu höheren und allgemeineren
Begriffen, und waͤhnte durch alſo gewonnene, nicht tiefer
eindringende Definitionen und Axiome das ewige Weſen und
die organiſche Verkettung der Dinge erfaßt zu haben.
Auf empiriſche Weiſe gewonnene Begriffe legte er al⸗
len einzelnen Wiſſenſchaften als Grundpfeiler unter, und
ſo durchforſchte er alle Zweige der menſchlichen Erkenntniſ—
fe, und fügte fie ordnend feinem empiriſchen Syſteme ein.
So ſtanden zwey der gewaltigſten Geiſter, die je die
Menſchheit ſah, beyde von Einſeitigkeit befangen, und da—
her mit widerſtrebenden Kräften fich gegenüber. Die Einſeitig⸗
keit beyder großer Denker beſteht — mit wenigen Worten
angedeutet — darin, daß Ariſtoteles bloß Sinn und Ver⸗
ſtand, die ſogenannten niederen Erkenntnißkraͤfte des menſch⸗
lichen Geiſtes als einzige Bedingung zur Gewinnung wiſ—
ſenſchaftlicher Vollkommenheit anſah, und die hoͤchſte Er⸗
kenntnißkraft, die Vernunft mit Ihren ewigen Rechten ver⸗
178
kannte, Platon hingegen bloß der Vernunft, dem ſogenann—
ten göttlihen Organe (wie wenn die übrigen Erkenntniß—
kraͤfte und ihr Gegenſtand in der Natur ungöttlich waͤren 2)
das Recht wiſſenſchaftlicher Forſchung einraͤumte, und die
niedern Erkenntnißkraͤfte als nichtige Spiele irdiſcher Wan—
delbarkeit verdammte; beyde Denker verfielen alſo auf den
entgegengeſetzten Irrthum, denn fie zerriſſen die organiſche
Ganzheit des menſchlichen Geiſtes! — Sind nicht Sinn,
Verſtand und Vernunft bloß ſich ſteigernde Erkenntnißkraͤfte
des einen menſchlichen Geiſtes, damit die innerſte Tiefe der See—
le und das Leben der Welt im Wiederſtrahle der Wiſſenſchaften
ſich verſchwiſtern? Sind nicht die Wiſſenſchaften die geiſtigen
Abbilder der Natur; beginnt dieſe nicht in thieriſcher
Sphäre — ihren Schoͤpfungsact mit der Aermlichkeit eines
Infuſoriums, immer reicher werdend, immer Ring an Ring
an die große thieriſche Lebenskette bildend, bis ſie mit der
ſchwellenden Fuͤlle thieriſcher Organiſation im Menſchen en—
det? oder führt nicht die Natur in kleirerm Kreiſe — den
Menſchen von der leiſeſten Spur geiſtigen Erwachens, von
der Sinnesfunction bis zum Strahlenkreiſe der Vernunft
empor? Und ahmen nicht die Wiſſenſchaften dieſen ange>
deuteten Entwickelungsgang der Natur nach, ſelbſt aus ih⸗
rem Schooße hervorgehend, indem fie von den einzelnen Ele—
menten der ſinnlichen Wahrnehmung aufſteigen, immer
reicher werden, und mit der Geſammtfuͤlle der Ideen ihren
organiſch geordneten Lebenskreis vollenden ? *
Dieſe angeführten Saͤtze mögen meinem Zwecke genü⸗
gen, die Verſchiedenheit der Lehren Platons und Ariſtoteles,
ihre wechſelſeitige Beziehung und Ergänzung, und ihre Irr—
thuͤmer kurz angedeutet zu haben, und ich wende mich jetzt
unverweilt zum zoologiſchen Theile der Ariſtoteliſchen Schrif—
ten, um zu zeigen, mit welch ungemein gluͤcklichem Geiſte
Ariſtoteles die unermeßliche Fülle thieriſcher Organismen
mit dem Blicke des vergleichenden Scharfſinnes und faſt
ohne wiſſenſchaftliche Vorarbeiten durchforſcht hat.
Seine Schriften ſind uns nicht vollſtaͤndig gerettet
worden. Wir beſitzen nur noch 18 Buͤcher: 9 Buͤcher,
betitelt: ve g Lorogiag, die eigentliche Zoologie ent»
haltend; dann 4 Buͤcher reo S noolav, mehr anato⸗
mfchen Inhaltes, und endlich 5 Buͤcher, reel dh yee-
csc, in welchen feine Anſichten über die Generation nie—
dergelegt ſind.
Die in den verſchiedenen Buͤchern zerſtreut und faſt
ſyſtemlos mehr oder weniger ausfuͤhrlich dargeſtellten Ein—
theilungsprincipien der Thiere habe ich geſammelt und mit
Beweisſtellen aus dem Originaltexte des Ariftoteles begleis
tet und auf einen Punct zuruͤckgefuͤhrt, damit der Blick
leichter das Ganze uͤberſchauen koͤnne.
Ich citire nach der Ausgabe ex bibliotheca Isaaci
Casauboni, Lugduni, apud Guillehelmum Laemari-
um 1590, weil ich die vortreffliche Ausgabe von Prof.
Schneider nicht erhalten konnte. Das erſte Buch der Abs
theilung zegi S οοτν nogiov wurde von Prof. Franz Niklas
D ieſe Anſichten entwickelte der Verfaſſer vollftändia nach
eigenem Plane in feinem im naͤchſten Mon te dem Drucke
zu uͤbergebenden „Neues Syſtem der Anthropologie.’
An merk, d. Verfaſſers,
479
Titze beſonders im Jahr 1819 edirt, und mit Recht von
ihm als Einleitung in die naturwiſſenſchaftlichen Schriften
des Ariſtoteles betrachtet, und an die Stirne der Thierge—
ſchichte geſtellt. {
Anmerk. d. Verf.
Die Natur entwickelt aus ihrem ſchoͤpferiſchen Schooße
eine unendſſche Fulle irdiſcher Gebilde, indem fie aus der
Tiefe der leblos ſcheinenden Irden (Mineralien) immer hoͤ—
here Formen erſtrebend aufſteigt, im Reiche der mit zauber
riſcher Farbenpracht glaͤnzenden Pflanzen regere Lebendigkeit
gewinnt, und in ihrem hoͤchſten Gebiete, im Kreiſe des
thieriſchen Lebens die vollendete Fuͤlle irdiſcher Schoͤpfung
erreicht, ſo daß der Menſch als der mit allem Reichthume
ausgeſtattete Gott der Erde erſcheint! — Dieſe Anſicht der
Naturentwickelungen finden wir ſchon bey Ariſtoteles, wir
verweiſen vorzuͤglich auf das 1. Cap. des 8. Buches zeoi
dec iorogias, wo er ſagt: So ſteigert ſich die ſchoͤpferit
ſche Natur aus dem Kreiſe des Lebloſen unmerklich zu den
Thieren empor, fo daß in jener Verkettung das Angraͤnzen—
de und Mitteliegende verborgen iſt; in dem Kreiſe der leb—
loſen Din ge behauptet die Klaſſe der Pflanzen den erſten
Rang. Ob ro o 85 av ayvyav eig ra Sau neraßaiver Kur
uh 17 Püsıs, Gore 1 Guvezela Lau 10 uedoguov
Kurav ace zo lakoov rorẽ gh srl. Merd 10 r ayoyav
yEvog TO TWV Pvrav mewrov For,
Aus dieſer — und noch vielen anderen Stellen, —
die wir des Raumes wegen nicht auffuͤhren koͤnnen, wird
klar, daß Ariſtoteles ein Naturprincip annahm, welches in
unmerklichen Stufen von der Welt der leblosſcheinenden
Dinge bis zum hoͤchſten Lebensgebilde dem Menſchen ſich ſtei—
gert, in welchem letzteren allein die vollkommne Kunſt,
Weisheit und Klugheit ſich findet (ſieh Lib. 8. Cap. I.
neo, dh. (or.), „oder der „allein mit Willen begabt ift
er od xl uövov, olov avdewnog Zorı, ry geb
I. C. 1 5 und das vollendetſte Gebilde des Alls iſt (o d’av-
Hownog övog Yαοο zo ro HAov zehuwdeis ꝛc. Lib. I.
Cap. 15.).
Dieſe herrliche Anſicht ſchlummerte Jahrtauſende lang
und erwachte erſt ſeit einigen Decennien wieder, und geht
jetzt in ein viel verſprechendes, ja das wahre Heil der Na—
turgeſchichte, und ſomit der Arzneykunde begruͤndendes Le—
ben uͤber!
Aus Ariſtoteles Schriften, und vorzuͤglich in Lib. 1,
zeor wmv wogiwv erfieht man deutlich, daß vor ihm ſchon
mancherley Verſuche gemacht wurden, die unermeßliche Mens
ge irdiſcher Gebilde, und insbeſondere die thieriſchen Orga—
nismen zu ordnen, d. iſt zu klaſſifiziren; allein dieſe Ver:
ſuche werden mehr oder weniger von Ariſtoteles als nichtig
verworfen (vorzüglich kaͤmpfete er gegen die Dichotomie)
und von ihm andere treffliche Eintheilungsprincipien aufges
ſtellt, welche Jahrtauſende die Norm der Zoologen waren,
die aber doch mehr oder weniger in Einſeitigkeiten befangen
den allſſchtigen Geiſt des großen Ariſtoteles nicht erreichten.
Mit dem Erwachen des höheren Geiſtes in den Naturwifs
ſenſchaſten zu unſerer Zeit erringt die Syſtematik der Na⸗
turgeſchichte eine dewundernswuͤrdige Vollendung.
Ehe Ariſtoteles zur geiſtreichen Vergleichung der Thie
re ſchritt, entwickelte er im erſten Buche meoi gc uοονον
|
480
die Grundſaͤtze, nach welchen eine wiſſenſchaftliche Anorb⸗
sung der Thiere ſich richten müſſe. Wir wollen
Hauptgrundſatze aufführen; im Sten Cap. ſagt er:
Hauptunterſchied beruht auf der Form in dem Stoffe;
es beſteht weder ein Organ (Theil) eines Thieres
Stoff,
feine
gun
„der
denn
ohne
noch ‚befteht der Stoff allein (ori 0 7 ‚Iepoga
zo eidog &v ‚en vun. obre yd avev e ovölv wov wögiov,
oUre uory y van ꝛc.).,, Die beſte Erklarung dieſes Satzes
iſt das Okenſche Syſtem der Naturgeſchichte. Denn hier iſt
das durchgreifende Geſetz klar ausgeſprochen, daß die Ei⸗
genthuͤmlichkeiten des ſich organiſirenden Stoffes der Natur
in den Gebilden ſich entſprechende Syſteme und Organe
conſtituiren, wie z. B. das irdige Elen nent der Erde dle
Wurzel oder den Ernaͤhrungsprozeß, das flüßige den Stem
gel oder den Kreislauf, und das luftige das Blatt oder
den Athmungsprozeß an der Pflanze, und fe ihre ſich wies
derholenden, veredelten Bildungen im Bluͤthenſyſteme 20.
oder im Thierreiche das irdige Element das Darmſyſtem,
das fluͤſſige das Gefaͤßſyſtem, und das luftige das Arhems
ſoſtem ꝛc. geſtaltet; fo muͤſſen ſich Stoff und Form wechſel⸗
feitig erklaͤcen.
Ein anderer Grundſatz lautet ſo in demſelben Cap.:
„Ferner muß man nach, in einem Dinge, weſentlich ges
gründeten, und nicht bloß zufälligen Merkmalen an demſele
ben eintheilen (Er. oͤdalgelr 10% rolg Ev 2 odolg, “ol m
zoig suußsßnaös za a).“
Die Wahrheit dieſes Grundſatzes fließt aus dem vor⸗
hergehenden; denn nur die Hauptſyſteme und Organe eines
Organismus, welche unmittelbar und weſentlich aus dem
ſich geſtaltenden Stoffe hervorgehen, folglich die Grundzüge
jedes Gebildes darſtellen, find zugleich das Feſtſtehende, waͤh—
rend die einzelnen Bildungstheile der Organismen dem
Spiele irdiſcher Wandelbarkeit aufgeopfert find. So koͤn—
nen das Darmſyſtem, Gefaͤßſyſtem und die übrigen Haupt
ſyſteme ein weſentlich gegründetes Merkmal zur Eintheitung
der Thiere geben, waͤhrend die einzelnen Verſchiedenheiten
dieſer Syſteme wie Hautbedeckung, Herz, Zähne ꝛc. bloß
als untergeordnete geſchichtliche Momente des Lebens gelten,
folglich nie faͤhig ſind, die Grundgeſtalt der thieriſchen Or⸗
ganismen in Treue und Wahrheit aufzufaſſen, und als ein
großes, ſchoͤnes Lebensgemaͤlde darzuſtellen!
Wieder ein anderer Grundſatz im gleichen Capitel iſt
dieſer:
„Man muß ferner nach Gegenſaͤtzen eintheilen (E
zoig d ν« o xon dıaipeiv).,,
Es offenbart ſich jede Organiſation in Satz und Ges
genſatz (etwa unſer polares Verhalten!), fo das Geſchlechts⸗
ſyſtem in weibliches und maͤnnliches, das Gefaͤßſyſtem in
Arterien und Venen, das Nervenſyſtem in Empfindungs⸗
und Bewegungsnerven 1c. Vor einem Mißbrauche des Ge⸗
genſatzes warnt Arxiſtoteles ſelbſt in demſelben Cap., nämlich
die Negation irgend einer Eigenſchaft an einem Dinge iſt
kein Merkmal, oder „der Mangel als Mangel. iſt kein Un⸗
Erſchid (ob Lr dE oͤraqppogc Orsgndemg N sreonaıs)."
Ja er ſagt ausdrücklich in gleichen Cap: „Die Arten
müffen das allgemeine Unterſcheidungs-Merkmal an ſich tra⸗
gen oder der Charakter des Eintheilungsgrundes einer
N
ABI
Klaſſe (größeren Ganzen) muß ſich auch in den Einthei-
lungsgliedern (Unterabtheilungen) wiederſpiegeln (der os ig
nad0hov diapoods selon elvat).““
Ferner ſagt Ariſtoteles im gleichen Capit.: „Ueber⸗
dieß koͤnnen die beſeelten (thieriſchen) Gebilde nach gemein—
ſchaftlichen Verrichtungen des Leibes und der Seele einge
theilt werden (moog bös! robroig ra y Eupoge rolg xowoig
- [4 8 — —
Le voig rod Cmuarog x zig Ag.,
Jedes einzelne thieriſche Leben offenbart ſich in dop—
pelter Form, in Raum und Zeit; das in die Form bes
Raumes tretende Leben heißt Leib, und das in der Form
der Zeit ſich aͤußernde Leben heißt Geiſt; der Urgrund bey—
der Lebensformen iſt die Idee des Lebens, welche als Eines
und Ewiges in ſolche raͤumlich- zeitliche Lebensverhaͤltniſſe
ſich offenbart, ſich organıfirt, folglich das Geſetz der Entwi—
ckelung beyder Lebensformen bedingt, fo. daß das Eine das
Symbol des Anderen wied und dadurch ſich gleichen Schritt
halten in ihren geſchichtlichen Momenten; wenn die Thier—
geſchichte als die wiſſenſchaftliche Darſtellung der Entwicke—
lung des thieriſchen Lebens gelten ſoll; fo müffen Geiſt und
Leib gleichmäßig in das große Lebensgemaͤlde, ſich wieder—
ſpiegelnd, uͤbergehen!
Dieß die Deutung des arifotefifhen Satzes!
Ariſtoteles verlangt noch im gleichen Cap., daß alle
Eintheilungsmerkmale, nach welchen die thieriſchen Organis—
men geordnet werden, nur ein Ganzes bilden (— wg !v
ri zo mev du). a
Um dieſer Erforderniß zu entſprechen, muß ein Sy⸗
ſtem der Thiergeſchichte alle Bildungen des thieriſchen Le—
bens genetiſch verfolgen, und das in der Entwickelung der
Thierwelt real ausgeſprochene Lebensgeſetz ideal in dem
wiſſenſchaftlichen Gemälde der Thiergeſchichte darſtellen.
Endlich haͤlt Ariſtoteles mit Recht die Organiſation
des Menſchen fuͤr die vollendetſte und vollkommenſte aller
thieriſchen Geſchoͤpſe, und ſtellt den Menſchen daher zum
beſtaͤndigen Vergleichungspuncte aller Forſchungen über thies
riſche Organismen auf, welche nur durch die Zahl und La—
ge ihrer Organe, und andere aus dieſen entſpringende Ab⸗
weichungen, wie Größe, Kleinheit, Farbe, Geradheit und
Krummheit ꝛc. von ihm verſchieden ſeyn ſollen (Lib. I.
Cap. 1., Cap. 6. und Cap. 15. de hist. animal., Lib. I.
Cap. 4r und Cap. 5. de partibus animalium).
Dieß find die Ideen, welche Ariſtoteles zur Erfor—
ſchung des thieriſchen Lebens hauptſaͤchlich leiteten; ſeine
Thiergeſchichte ſtellt uns dar das große und ruhmvolle Rin—
gen nach dem Ideale, welches ihm vorleuchtete in dunkeln,
noch wenig gegangenen Pfaden, nach Erfaſſung des vielge—
ſtalteten Lebens der Thierwelt. — Aber das Gebiet iſt ſo
groß und fo tief, und erfordert das raſtloſe Bemühen vie—
ler geiſtvoller Bearbeiter, um ganz in feiner reichſten Fuͤlle
und Klarheit unſerm ſchauenden Auge aufzugehen! Darum
gelang es dem großen Denker Ariſtoteles nicht, feinen
Grundſaͤtzen entſprechend das unendliche Leben der Thier
welt in ſeinen Grundzuͤgen und feinen mannigfaltigſten Vers
zweigungen zu erfaſſenz er griff zwar alle Seiten des thie⸗
riſchen Organismus zur Vergleichung auf, allein die eine
Iſis. 1822. Heft IV. ern
Organe
432
und alldurchdringende Idee des Lebens, aufkeimend im
tieſſten Grunde und in geſetzlichen Stufen nach oben ſich
entwickelnd, Glied fuͤr Glied nach einem Geſetze bildend,
ſo in der Sphaͤre eines einzelnen Thieres, und der geſamm—
ten Thierwelt, war nicht klar und lebendig genug ſeinem
ſcharfſichtigen Geiſte aufgegangen!
Seine Thiergeſchichte iſt als ein Beet zu betrachten,
welches Saamen voll Kraft und Reife enthaͤlt; er bedarf
vieler Waͤrter und Bearbeiter, viel Zeit und Bemuͤhung,
um auf zu keimen, zu bluͤhen, und endlich mit vollende⸗
ter Frucht prangend dazuſtehen.
Ariſtoteles Thiergeſchichte iſt alſo kein eigentliches Sy—
ſtem der Zoologie, etwa auf ein Princip ſich fußend, und
alle Formen der Thierverſchiedenheiten darauf zuruͤckgefuͤhrt;
nein, ſie iſt nur ein geiſt- und kenntnißvolles Auffaſſen und
Vergleichen der thieriſchen Organiſation nach unendlich vie-
len Geſichtspuncten Waͤre fie ein Syſtem, fo koͤnnte fie
es nur auf zweyfache Weiſe ſeyn, entweder ein Fünftliches,
oder ein natürliches; ſie waͤre ein künſtliches Syſtem,
wenn Ariſtoteles irgend ein oder mehrere Organe der thie—
riſchen Organismen aufgefaßt, zum Princip aufgeſtellt, und die
Thiere nach demſelben durchgaͤngig klaſſiſizirt hätte; er hat aber
alle Thiere nach allen Organen, ja nach den einzelnen Theilen der
vergleichend behandelt, und fomit keinem ein—
fertigen kuͤnſtlichen Syſteme gehuldigt; nur feine Nachfol⸗
ger griffen das eine oder das andere Eintheilungsmerkmal,
welches in Ariſtoteles Thiergeſchichte in allſeitiger Beziehung
verflochten war, in einſeitiger Befangenheit auf, und ver:
fielen dadurch auf ein kuͤnſtliches Syſtem.
Es draͤngt aber ein ehernes Geſetz (den Alten der
Fluch des Schickſals) jedes einzelne Leben vom Puncte
ſeiner unentfalteten Einheit, feiner Idee ſich los zu reißen,
ſich zu zerſplittern in eine Mannigfaltigkeit von einzelnen
Bildungen, und dann wieder dahin zuruͤck zu kehren, von
wo die Entwickelung ausging, zur geſchloſſenen Einheit
des Lebens im Symbole des Kreislaufs. So iſt uns die
Pflanze das treueſte Symbol dieſes Geſetzes: aus einem
Samenkorn, in welchem die Formenwelt der künftigen
Pflanze noch als Embryo ruht, keimt eine Bildungsſtufe
der Pflanze nach der andern hervor, fo Wurzel, Stengel,
Blatt und die Bluͤthe, bis die Frucht, alle einſeitigen Bilz
dungen erſchoͤpfend, die Einheit und Allheit der Pflanze rer
praͤſentirt. (Same iſt unentwickelte Frucht, und Frucht
entwickelter Same.) Das gleiche Geſeßz verkündet ſich in
der Entwickelung der Wiſſenſchaften, denn ſie ſind nur das
abgeſpiegelte wirkliche Leben der Dinge; auch ſie gehen von
einem Puncte aus, welcher der Grund ihrer Entwickelung
iſt, einer Idee, und entfalten ſich — je nach ihrer Tiefe
und ihrem Umfange — in eine unendliche Reihe von Er—
ſcheinungen (der Fluß ihrer Organiſation), und enden nur
mit der Erſchoͤpfung derſelben, wo dann die Frucht ſich ger
ſtaltet, ſo daß Seyn und Erkennen, Natur und Wiſſen⸗
ſchaft ſich gleichen Schritt halten in der Entfaltung der
Idee des Lebens. ;
Dieß angedeutete Geſetz erblicken wir nun auch im
Gange der thiergeſchichtlichen Syſteme; eine Thierform nach
der andern wurde ven den Zoologen ergriffen, um das thie—
riſche Geſammtleben und feine ewige Geſetzlichkeit zu erfaf-
31
483
fen ; jeder ſpaͤtere Verſuch ſtellte ſich Höher als der frühere,
und fo drang man immer mehr vor zur Allbeit der Lebens⸗
idee, und unſere Zeit zeichnet ſich dadurch merkwuͤrdig aus,
daß ſie zur klarſten, tiefſten und umfaſſendeſten Beſinnung
kömmt, daß ſie alle einfeitigen Bemuhungen mit einem
Geſammtblicke uͤderſchaut, und fo zur wiſſenſchaftlichen
Conſtruction der Thiergeſchichte gelangt; doch wir kehren
von dieſem Seitenſprung zuruͤck!
Ariſtoteles Thiergeſchichte wäre hingegen ein natuͤrli⸗
ches Syſtem, wenn es die reine und wahre Idee des Le⸗
bens, welche das Ewigeine beſchraͤnkt in unermeßlich vie
len Geſtalten ausgepraͤgt iſt, und ſo in einem wahren na⸗
turgeſchichtlichen Syſteme aufgeſtellt werden muß — klar
erkannt hätte; aber ein ſolches die Erdſchoͤpfung alldurch⸗
dringendes Wiſſen finden, und koͤnnen wir nicht in Ariſto⸗
teles Schriften finden, das kann nur das große Werk der
allgemeinen erkennenden Menſchheit ſeyn! —
Es bleibt alſo das Refultat, daß Ariſtoteles kein Sy:
ſtem der Thiergeſchichte aufgeſtellt, fondern das thierifche
Leben mit geiſtreichen Blicken durchferſcht, in mannigfaltige
Geſichtspuncle zur leichtern Ueberſchauung geordnet habe,
damit das Aehnliche oder Entfernte der thieriſchen Drganiz
ſation, das Mehr oder Weniger ihrer Eigenſchaften (zei 70
Gloy, uc TO Hero Lib. I. Cap. 4. de part. animal.)
leichter und deutlicher ins Auge ſpringe, und ſo entſtehen
feine Abtheilungen. —
Viele und wahrſcheinlich die Hauptabtheilungen (un=
ſere Thierklaſſen) waren ſchon vor ihm aufgeſtellt, wie zum
Theil auch aus ſeinen Schriften hervorgeht (Lib. l. Cap. 3.
de park. anim.); er mag ſie aber auf geiftreiche Weiſe
durch Beleuchtung anatomiſch⸗ phyſſologiſcher Forſchungen
tiefer begruͤndet und manche andere Aehnlichkeiten und Ver⸗
ſchiedenheiten unter den Thisren durch feinere Betrachtun⸗
gen entdedt haben.
Wir heben bloß die wichtigſten Abtheitungen — un⸗
ſerm ſich ſelbſt beſchraͤnkenden Zwecke gemaͤß — aus der
großen Maſſe von Vergleichungen heraus, denn gerade dieſe
haben einen fo mächtigen Einfluß auf die ſpaͤtern Zoologen
geäußert. —
Aristoteles ſagt im ıfien Buche, aflen Hauptſtücke
feiner Thiergeſchichte: die Verſchiedenheit der Thiere gruͤn⸗
det ſich auf Lebensart, Verrichtungen, Sitten und Organe,
al os Sao ry geb eich zard re robg Biovg, ud
dg mgafsıg, ua ve jon, val rd hf.
In Ruͤckſicht der Lebenkart zerfallen die Thiere in
zwey große Abtheilungen, in Waſſer⸗ und Lanbthiere (7 ra
piv Evvöga wirav (Low) kerl, vo d ge,? Lib. 115 Cap.
1. u. Lib. VIII. Cap. 1. de hist. anim.). Die Waſſerthiese
zerfallen nach der Reſpiration in 3 Adtheilungen; dle eine
faßt jene Thiere in ſich, welche Luft athmen, wie die Rob⸗
den (rh Öfysras rev asg), die andere jene, welche Waſ⸗
fer athmen, wie die Fiſche, (0 zo Zoͤcog) unb die Zte Ab⸗
theilung begreift jene Thiere in ſich, welche die Tempera⸗
ur beyder Elemente ertragen, aber doch weder Waſſer noch
Luft athmen, oder eim ſich aufnehmen wie die Muſcheln und
Akalephen (Mecrneſſeln) (or“ dan οννοα, ours d ego-
—
484
atv zo vöwo L. VIII. C. 2. und Lib. I. C. 1. de hist.
anım.).
Die Waſſerthiere unterſcheiden ſich noch auf eine an⸗
dere Art, nehmlich nach dem Bewegungsſpſteme; fo find
die einen feſt angewachſen und konnen ſich nicht ablöfen,
(moognepuxever) wie mehrere Gattungen Muſcheln, andere
fisen zwar feſt, koͤnnen ſich aber doch frey machen
(droga bSerdι =), wie die fogenannten Akalephen. Wieder
andere find frey (emoArlurive), wovon die Einen ſich den⸗
noch nicht fortbewegen koͤnnen (axivyre), wie die Muſcheln
und die ſogenannten Holothurien, andere koͤnnen ſchwim⸗
men wie die Fiſche, Weich- und Kruſtenthiere (vevrıza),
wieder andere gehen wie die Krebſe (wogevrixd L. I. C. 3.
de hist. an.).
Die Waſſerthiere betrachtet Ariſtoteles noch nach weis
tern Unterſchieden, ſo nach dem Aufenthalt in Meeren,
Fluͤſſen, Seen ic. die wir aber übergehen,
Die Landthiere zerfallen nach der Reſpiration in 2
Abtheilungen, in Thiere, welche Lungen beſitzen, alſo ath⸗
men (raurd de mvevuove Ae Tov Ysocaimv), wie der
Menſch und alle mit Lungen verſehene Landthiere, und in
Thiere, welche nicht athmen (ra oͤs ron age nv 09 Öeye-
rat), wie die Wespen, Bienen und andere Inſekten (Lib.
l. Cap. 1. de hist. an.),
Nach dem Bewegungsſyſteme unkerſcheiden ſich die
Landthiere in Fliegende (Yegoai« — rund), wie die Vier
nen und Voͤget, und in wandelnde (eck os ret). Die
wandelnden Thiere zerfallen wieder in ſolche, die ſchreiten
(rogevrind), oder kriechen (Eemvorse) oder ſchleichen (elly-
rind).
Die Eintheilung der Thiere nach dem Aufenthaltsorte
wendete Plinius unter allen Nachfelgern des Ariſtoteles am
allgemeinſten an; denn er theilt die Thiere ein in Anima-
lia terrestria, aquatilia, volatilia und Insecta; beſchraͤnk⸗
ter gebrauchten es Aldrovandi und Jonſton für die Qua⸗
drupeden, dann kam es in Vergeſſenheit, bis Scopoli in
der Syſtematik der Quadrupedum viviparorum ein
Hauptaugenmerk darauf richtete; der alle Syſteme verwer⸗
fende Buffon verfiel ebenfalls auf dieſen einſeitigen Einthef⸗
lungsgrund: in groͤßter Allgemeinheit ſtelte ihn Zimmer-
mann auf in ſeiner geographiſchen Anſicht von der Verbrei⸗
tung der Quadrupeden in den verſchiedenen Laͤndern der
Erde; geiſtreicher, als alle dieſe, waͤhlte Wilbrand dieß Ein⸗
theilungsprincip, indem er die Idee einer entſprechenden
Gleichheit des Aufenthaltortes und der Geſammtorganiſatit
on durchzufuͤhren ſtrebte. :
In Ruͤckſicht der Sitten (Lib. I. C. 1. de hist. an.)
find die einen gefellig (aysAaie), die andern einſam (uove-
ond); welches ſowohl bey Vierfuͤßigen, als Fliegenden und
Schwimmenden ſtatt findet. Einige find beydes (Lmatqpors⸗
eite). Die geſelligen Thiere zerfallen wieder in ſolche, wel⸗
che in einer Art von Verbindung (zodırıza), Menſchen,
Bienen, oder ohne ſolche leben (omegadıza), Voͤgel mit ges
krümmten Klauen. Die Geſelligen ſowohl als die Ungeſel⸗
ligen bleiben entweder im Lande (dmiömumdıza), oder wan⸗
dern aus (duromirine). Ferner find die Thiere entweder
zahm (iuege) Menſch und Maulthier, oder wild (aygıe)
485
Pardel und Wolf. (Mehrere dieſer Eintheilungen verwirft
Ariſtoteles ſelbſt im erſten Buche weol mov woolov, und
doch fuͤhrt er fie in feiner Thiergeſchichte auf; ſollte dieß
nicht ein bedeutender Beweis ſeyn, daß er keine Syſtema—
tik der Thiere, ſondern bloß eine Vergleichung ihrer Er—
ſcheinungsformen, ein Material fuͤr eine ſpaͤtere Syſtematik
ſchreiben wollte ?)
Wir uͤbergehen die fernern Unterſchiede der Thiere
nach ihrer Wohnung, Stimme, Begattungsart, und den
Gemuͤthseigenſchaften, weil ſie uns zu weit fuͤhren wuͤrden,
und ſie ſelbſt unbedeutend ſind.
Nach der Nahrung theilt Ariſtoteles die Thiere ein,
in Fleiſchfreſſende (Geo cy), in Fruchtfreſſende (a-
ody), in Allesfreſſende (naupeya) und in Eigenthuͤmliches
Freſſende (idiorgoge) wie die Bienen und Spinnen. (Lib.
I. C. 1. de hist. anim.)
In Ruͤckſicht der Geburt unterſcheiden ſich die Thiere
in ſolche, welche entweder ausgebildet aus dem Schooße der
Mutter herausgehen (dıeoyeraı Schon), oder als Ey (G6)
oder als Wurm (GAG)
Eine fernere Verſchiedenheit der Thiere beobachtete
Ariſtoteles nach dem Nervenſyſtem, und insbeſondere nach
den Sinnen; ſo beſitzen die meiſten Thiere, beſonders die
vollkommenen alle Sinne, andere beſitzen nur wenige. Al:
len Thieren gemein iſt der Gefuͤhlſinn (os yd dH] e Ad-
cv Undαοννν, dd roig uV ndcaı, rolig o' endrrovg.
Lib. IV. C. 8. de hist. anim.).
Unter den ſpaͤtern Zoologen haben beſonders Rudol—
phi und Oken bedeutendes Gewicht auf das Nervenſyſtem
gelegt.
Nach dem Knochenſyſtem bemerkte er dieſen Unter⸗
ſchied der Thiere, daß alle blutfuͤhrenden Thiere eine Ruͤ—
ckenwirbelſaͤule haben (mavr« ö ra Sch 000 SYννͥ dorıv,
Ter o@yıw Lib. III. C. 7. de hist. anim. ). Ebendaſelbſt ſagt
er, einige Thiere haben Knochen, andere nicht — Batſch,
Lamark und Cuvier hoden das Knochenſyſtem hauptſaͤchlich
zur Abtheilung der Thiere hervor. (Animaux A ou sans
vertebres.)
Eine Abtheilung der Thiere, welche den größten Ein:
fluß auf die ſpaͤtern Zoologen aͤußerte, iſt nach dem Blut⸗
und Gefaͤßzuſtande. Ariſtoteles ſagt: das Blut und die
Adern ſcheinen die Urquelle des Lebens zu ſeyn (wel os
eo; roũ eineros ꝙi¹ꝙ, zal I rd e αονν L. III. C. 2.
de hist. aniın.).
4 Von dieſem Geſichtspuncte aus zerfallen die Thiere
überhaupt in 2 große Abtheilungen; in Thiere mit Blut,
und in Thiere ohne Blut, sche sveta, und csc avaıno.
(robro de ô ice rd weyıore yEım meög ra Aoınd raw
alhwv Samy, za za ne Efe, ra dvaıud eva. Lib. II.
C. 15., Lib. I. C. 6. de hist. anim. und Lib. I. C. 2. de
Partib. anim.)
Zu den Blutfuͤhrenden rechnet er alle vollkommnere
Thiere, und zwar nach ſeinen eigenen Worten, den Men⸗
ſchen, die vierfüßigen Lebendiggebaͤhrenden und Eyerlegenden,
die Vögel, Fiſche und den Walfiſch, und die übrigen, wel⸗
che unter keinem allgemeinen Namen begriffen find, weil
— en
486
ſie keine beſondern Abtheilungen bilden, wie das Krokodil
und die Schlangen; — kurz Linnees rothbluͤtige Thiere. —
Die blutloſen Thiere theilt Ariſtoteles in 4 Klaſſen
ab, indem er fagt: die Übrigen Klaſſen der Thiere, indem
fie in 4 Klaſſen abgetheilt find, heißen Weichthiere, weich⸗
ſchaalige, hartſchaalige Thiere und Inſecten (rd ö? Aoıma
ve rv gan, Emeidn eis zerrega dmonulva sl A —
ra Öl D,, , nel TE ααννννντν,H˖, zal rd bord -
pa, a0 Er re Zvroue Lib. IV. C. 8. de hist. anim.).
Unter Weichthieren (ueAdzıa) verſteht Ariſtoteles bie:
jenigen Thiere, welche blutlos ſind, außen Fleiſch, innen
einen feſten (harten) Bau beſitzen, gleich den blutfuͤhrenden
Thieren, wie bey der Gattung der Sepien.
Die Klaſſe der Weichſchaaligen (ucAaxocrowxw) be⸗
greift jene Thiere in ſich, welche den feſten Bau außen,
und innen das Weiche und Fleiſchige beſitzen; der aͤußere
harte Bau (Schaale) iſt nicht ſowohl zerbrechlich (Hoavorov),
als zerdruͤckbar (pAusrov), wie die Gattung der Krebſe ꝛc.
Die Klaſſe der Hartſchaaligen (Soros Goͤ coe) faßt je⸗
ne Thiere in ſich, welche innen auch das fleiſchige, und au—
ßen den harten Bau beſitzen; dieſer iſt aber zerbrechbar und
zerſchlagbar (Honvorov 0v zul zarezröv), nicht aber zer⸗
druͤckbar, wie die Muſcheln und Schnecken.
Die ate und letzte Klaſſe der blutloſen Thiere, die
Kerfe (Erona) umfaßt jene, welche Einkerbungen von hin—
ten, vorne und von beyden Seiten haben, fie bejigen we—
der beſtimmte harte noch fleiſchige Theile, ſondern, was in
der Mitte beyder ſteht; ihr Koͤrper iſt nehmlich gleichmaͤßig
innen und außen hart. (Lib. IV. Cap. 1. de hist, anim, und
vielen andern Stellen.)
Die blutloſen Thiere hat alſo Ariſtoteles beſtimmt nach
äußern und innern organiſchen Theilen geordnet, was bey
den hoͤhern blutfuͤhrenden Thieren nicht ſo ſtatt findet, weil
dieſe verwickelter in ihrem Organismus ſind, die Einheit
alſo nicht ſo leicht in die Augen ſpringt.
Er ſagt im sten Cap. des erſten Buches de par tib
anim.: die blutloſen Thiere beſitzen verhältnißmaͤßig die
nehmliche Kraft des Blutes und ſeiner Gefäße, wie die
blutfuͤhrenden: und im 4ten Cap. des erſten Buches de hist.
anim.: bey den vollkommnen Thieren nennt man Blut und
Ader, was bey den unvollkommnen Blutſaft und Saftgefaͤß
heißt; ahnlich dieſem ſtellte er das Analsge des Baues
und Zweckes gewiſſer Organe, wie Lunge, dewegende Theile
in den verſchiedenen Thierklaſſen auf; was ſeinen Ruhm
als vergleichender Phyſiolog und Zoolog bedeutend ſteigert. —
Die Eintheilung nach den Blute findet ſich fortge—
pflanzt in Plinius Werk, bey Wotton, Aldrovandi und
Jonſton, bis Ray der große Syſtematiker Englands, ſie
als nichtig erklärte, und doch in ſchwankender Unentſchloſ—
ſenheit fie beybehielt; durch Linnze erhielt ſie eine veraͤnder—
te Geſtalt, indem er ſie vollkommener entwickelte und mit
Ruͤckſicht auf andere Theile des thieriſchen Leides als Klaſ⸗
fen beſtimmend anwendete; in reinſter Geſtalt ſtellte dieſe
Eintheilung Wilbrand, der Reformator des Linneiſchen Sy⸗
ſtemes, auf, der faſt ausſchließlich, nur mit Beyziehung des
Herzens in den hoͤhern Thierſtufen das Blut durch dit
Klaſſen der Thiere als beſtimmendes Princip anwendete.
437
Cuvier, Tiedemann, und votrzuͤglich der geiſtreiche Be—
gruͤnder der philoſophiſchen Naturgeſchichte, Oken,
bey der Klaſſenbeſtimmung der Thiete auf anatomiſch - phy—
ſiologiſche Syſteme Hauptruͤckſicht.
Die blutfuͤhrenden Thiere zerfallen nach Ariſtoteles
vorzuͤglich nach den Bewegungsorganen in folgende 3
terabtheilungen: r. in Tergamode , — (Quadrupedia), 2.
Öinoda — (dipedia), 3. in oe (expedia), denn er
fegt: ferner haben die Thiere entweder Fuͤße, oder fie find
fußlos, die befußten Thiere haben entweder 2 Fuͤße, wie
der Menſch und der Vogel allein, oder 4, wie die Eidechſe
und der Hund. ꝛc. (Er os, r geb cor za uev; let modus
Ta ö droò e, Hal rh Eyovrov ck ey dvo modag Vel
olov avdonmog nc Oe MOVE, ze d xcrrtegeg, oloy gb
al avov ic. L. I. C. 5. de hist. zan.)
Die vierfuͤßigen Thiere zerfallen wieder nach der ver⸗
ſchiedenen Art ihres Gebaͤhrens in reroanode S orö a —
(Quadrupedia vivipara) und in zerganode woroze —
(Quadrupedia ovipara) Linnées Säugethiere und Amphibi⸗
en — nur die Schlangen ausgenommen (rergdmoò ee — d-
ac rd ut ordne, z& Ö& woroxa aur@v. L. I. C. 6. de
hist. an.). )
Den Menſchen zählt er doch zu den Lebendiggebaͤh—⸗
renden Vierfuͤßlern, obgleich er nur 2 Fuͤße hat, weil er
durch andere organiſche Theile in die Klaſſe der Quadru-
ped. vivipara fallt. Die dinod« find die Vögel, indem
Ariſtoteles ſagt: das befluͤgelte Geſchlecht der Thiere heißt
Vogel (ro Sr ody mregmrov yEvog TWV g h, Go R t
zer. L. I. 6. de hist. anim.).
Die En zerfallen in 2 Unterabtheilungen nach ih⸗
rer Bewegung, in yEvog vavrızöv, ſchwimmendes Geſchlecht,
Fiſche, denn er fagt: die Schwimmenden, in ſofern fie
fußlos find, und Floſſen haben, ſind die Fiſche (Tav 68
vavrızav, 060 rod, T& fue re Ele me iI böeg.
eee 6.) und in 58. Eamverınev, kriechendes Geſchlecht,
Schlangen. Ein von Natur fußloſes und blutführendes
Landthier iſt das Geſchlecht der Schlangen, (&movv oe pi
1237 srl, Evanuor ch, ro r opiov Fee Cap. 8 in
libro de animalium incessu und L. I. C. 6, de hist.
anim.).
Eine andere Eintheilung der blutfuͤhrenden Thiere ift
nach der Bedeckung; Haare haben nur die lebendige Junge
. fuͤßigen Thiere (rolſag — Jace mega K Sors-
Ad.) Schildſchuppen die Eyerlegenden füßigen Thiere (po-
Aldas o' doe reg val woroze). Schuppen haben die Fi⸗
ſche, in fofern fie koͤrnige Eyer legen — (Aerlöceg o' gv.
eg — Lib. III. ©. 10. de hist. anim.). Federn haben die
Voͤgel (TO r Sgviwv yEvog mregwrov. Lib. II. C. 13. de
hist. anim.).
Unter allen Thieren machte dem allſichtigen Ariſtoteles
die Stellung der Schlangen und der Walfiſche, der Robben
und Fledermaͤuſe die größte Schwierigkeit, wegen der Dop⸗
pelſeitigkeit ihrer Organiſation, beſonders in einzelnen Or—
ganen; doch wir werden am Ende dieſes Aufſatzes noch dar⸗
auf zuruͤcktkommen.
Ariſtoteles verglich die Thiere nach den innengelegenen
Organen, wie z. B. Lib. I. Cap. 14. und Lib. II. Cap.
nehmen
Un⸗
488
11. de hist. anim., nach Milz, Galle, Nieren und Blaſe,
Leber, Magen, Speiſeroͤhre und Geſchlechts heilen. Lib. I.
Cap. 16. — nach Lunge und Adern, Lib. 1. Cap. 17 —
nach Herz, Milz ꝛc.; allein dieſe Vergleichungen begründen
nur die früher angeführten Abtheilungen der Thiere auch
nach den inneren Gebilden, ohne ſelbſt eigenthuͤmliche Ab:
theilungen zu bewirken. 1
Dieß iſt der Umriß der ariſtoteliſchen Zoologie! Um
aber auch zu zeigen, welche wiſſenſchaftliche Umſicht Ariſto⸗
teles auch in den einzelnen Thierklaſſen in Rückſicht auf
vergleichenden Scharfſinn bewies, heben wir eine beſon⸗
dere Klaſſe heraus, und gehen tiefer in ſie ein, und zwar
die Klaͤſſe der Saͤugthiere, weil dieſe uns am meiſten ber
ruͤhrt und zugleich uns durch dieſe mannigfaltige Beziehung
auch am bekannteſten iſt; wir werden zugleich in fluͤchtigen
Worten diejenigen Zoologen anführen, welche irgend eine
ariſtoteliſche Einthellung vorzuͤglich in ihr Syſtem aufge—
nommen haben. —
Im erſten Hauptſtuͤcke des zweyten Buches feiner
Thiergeſchichte führt Ariſtoteles folgende Eintheilungsprinci⸗
pien an, und zwar erſtens nach den Bewegungsorganen.
A. Kara robg velgag zal mödag, — nach den Händen und
Fuͤßen.
a. IDokvoyıdj, g avdonmos, — Hände und Fuͤße viel⸗
fach getheilt, wie der Menſch.
b. Hogvòdærvla, dg ds, vielzehig, wie der Löwe.
c. Aix , ds mooßerov, — Klauen gefpalten, bi-
sulca, wie das Schaaf.
d. Aoxioñ - povavuge — wg brog, mit ungeſpalte⸗
nem Hufe, solipes, Pferd.
Das Eintheilungsprincip nach den Extremitaͤten der
Bewegungsorgane erbten von Ariſtoteles Wotton, Aldros
vanbi und Jonſton, und erhoben es zum einſeitigen Haupe⸗
beſtimmungsgrunde; freyer und eigenthuͤmlicher bewegte ſich
der kritiſche Ray, indem er die Hauptabtheilungen ſeiner
Vorgaͤnger zu Unterabtheilungen verwendete, und nur zwey
große Ordnungen bildete, Ungulata und Unguficulata,
übrigens auch Ruͤckſicht nahm auf andere Beftimmungsgrüns
de, z. B. Zaͤhne, Nahrung ꝛc., und dadurch fein oberſtes—
Princip truͤbte; Theodor Klein führte die Eintheilung nach
den Extremitaͤten in getreueſter Form durch, aber mit dem
größten unnatuͤrlichen Zwange, weil die Klaſſifikation nach
einem einzelnen, wandelbaren Organe nicht durchgreifend
iſt; in getruͤbter aber eigenthümlicher Geſtalt bediente ſich
Pennant dieſes Eintheilungsprincipes, mehr entwickelt trat
es durch Blumenbachs, Wilbrands Streben hervor; hoͤher
ſtellten es Cuvier und Tiedemann durch vergleichende Bes
trachtungen; am geiſtreichſten verwebte Oken dieß Einthei⸗
lungsprincip mit der Geſammtorganiſation der Thiere.
Ein anderer Eintheilungsgrund entſpringt aus dem
Gebilde der Zaͤhne im gleichen Capitel:
a. gd dumodovre, olov Aοοο , vollzaͤhnig in bey⸗
den Kinnladen, wie der Menſch.
489
b. Od duposovre, oo zegeropsge. Beyde Kinnla⸗
den nicht vollzaͤhnig, wie die Hoͤrnertragenden.
©. Xaviuödovre, olov namgog, die Zaͤhne hervorragend,
wie das wilde Schwein.
d. Axav⁰νj ro, nicht hervorragende Zaͤhne.
e. Kapyapodovre, olov , ſaͤgenfoͤrmige Zähne, wie
der Lowe.
f. Arved M,, odo Innos, gleichlaufende Zähne, die
1 nicht in die Zwiſchenraͤume der anderen eingreifen,
dentes continui, wie das Pferd.
Ariſtsteles faßte freylich die Zähne fo wie die
Extremitaͤten der Bewegungsorgane (doch jene noch weniger
als dieſe) nicht in ihrer Entwickelungsfolge nach dem ſyſte⸗
matiſchen Geiſte der Natur auf: eine ſolche hoͤhere Be
trachtung verdankt ihre Entſtehung unſerer Zeit. —
Der Zähne, als Eintheilungsprincip, erwähnte Pli⸗
nius; bedeutend war es dem Engländer Ray, zum einfels
tigen Haupteintheilungsgrund erhob es Linnke, was den
größten Einfluß auf feinen Nachfolger, Briſſon, und den
Dänen, Brunnich, hatte. Zu Unterabtheilungen verwende
ten es Pennant, Blumenbach und Wilbrand, und in den
Hintergrund nach ihrem Werthe ſtellt es Oken.
Die Verſchiedenheiten der Zitzen verglich Ariſtoteles
ebenfalls an den lebendige Jungen gebaͤhrenden Vierfuͤß—
lern in doppelten Verhaͤltniſſe, nämlich nach ihrer Lage und
Zahl im nämlichen Capit,
A. Zuerſt nach ihrer Zahl:
a. d bo hagrobg, wg üvdgwmog; zwey Bruͤſte, wie der
Menſch⸗
b. rerrdgoug nagrolg, wg donros; vier Bruͤſte, wie der
Bär,
6: molovg uaorovg, OU drag d g ug, cg zh, viele
Bruͤſte, aber nicht alle gleich wie der Hund.
B. Nach ihrer Lage: 8
a. &v ro ornde, oc du οοοτν , auf ber Bruſt, wie ber
Menſch.
d. er criber, cg Alpug, neben der Bruſt — ne:
he bey den Achſeln — wie der Elephant.
©. &v zii yaorol, olov zb, auf dem Bauch wie der
Hund.
Auch hier beachtete Ariſtsteles nicht den Entwickelungs⸗
gang der Bruͤſte; die neuere Zeit beleuchtete ihn; in wenig
Worten ſey er hier angedeutet. Das Erſcheinen der Zitzen
iſt an den vogelaͤhnlichen Säugthieren, wie Echidna und
Ornithorhynchus ſchwer auszuforſchen, weil die Zitzen
wahrſcheinlich noch wenig ausgebildet find, und in der Klo
ake außer der Zeit des Saͤugens (wie auf eine Art beym
Walfiſch) im Zuftande der Leerheit ſich unſichtbar zurückzie⸗
hen; am Walfiſche ſind die Zitzen ſchon mehr ſichtbar, dann
ziehen fie ſich in der ferneren Entwickelung zwiſchen die Hin,
kerbeine, wie bey den Wiederkaͤuern, dann auf den Bauch,
wie bey den Nagern, und endlich auf die Bruſt, wis beym
Affen und Wenſchen,
Sſis 1822. Heft IV.
490
Binnde legte in ben erſten Ausgaben feiner Zoologie
ein ſehr bedeutendes Gewicht auf die Eintheilung nach ben
Zitzen, ſpaͤter ſtellte er fie in den Hintergrund, wie die übsis
gen Zoologen, darum übergehen wir fie.
Einen anderen Vergleichungsmoment fand Ariſtoteles
in den Hoͤrnern, im gleichen Capit.:
a
*
zegwropöge, gehoͤrnte Thiere, cornigera.
b. &xege, hoͤrnerloſe, mutila.
Die gehoͤrnten haben wieder entweber
die Hörner beſtaͤndig /
cr. 24 kee Gvveytws Eyovre,
Perpetua, oder:
6. — dovveyiws Fyoven, die Hörner unbeſtaͤndig, de-
cidua.
Die Hörner zum Eintheilungsgrunde zu erheben, wäs
te noch weniger, als die fruͤher angeführten einzeln durchs
greifend, weil fie noch beſchraͤnkter als jene Organe find;
der Horner erwähnt auch Plinius; Aldrovandi, Jonſton
und Pennant verwendeten dieß Eintheilungsprincip zu Un⸗
terabtheilungen; die übrigen Zoologen zerſchmelzen dieß Eins
theilungsmerkmal mit den Übrigen zur tieferen Erkenntniß
der Thiere. 17
Ein anderes Gebilde diente Ariſtoteles zur Verglei⸗
chung, nehmlich das Geſchlechtsſyſtem im gleichen Capit.:
2. ta uE aldoie Em ανονντ , O Avdamnos, die Ge⸗
ſchlechtstheile liegen nach außen, wie beym Menſchen.
b. rd Ö’Zvros Eypvra, Gg g degig, liegen nach innen,
wie beym Delphin,
Die nach außen liegenden Seſchlechtstheile ſind entweder
d. moös rn yacrol, nach hinten.
ß. eig rd r, vornen.
Die nach vornen liegenden Geſchlechtstheile find ent⸗
weder
2) drol EE, frey, oder
2) O de“), verwachſen.
Dieß Merkmal ift im Grunde unwichtig und dient
bloß zur naͤheren Beſtimmung der einzelnen Thiere, wurde
deswegen auch von ben Zoologen wenig beachtet.
Ferner verglich er die Thiere dieſer Klaſſe nach der
Bedeckung; ob fie nehmlich am ganzen Korper, oder nur an
einzelnen Stellen, ob fie ſtark, oder nur ſchwach ꝛc. behaart
find; Ray nannte dieſe Thiere wegen ihrer Haarbedeckung,
Animalia quadrupedia pilosa, doch mit ſchwankendem
Gemuͤthe. f
Eben fa unwichtig als Eintheilungsgrund iſt die Vers
gleichung der Thiere nach der Verſchiedenheit des Baues
der männlichen Ruthe, ob er fleiſchig und zellig, ſehnig
oder knochig iſt, als die Vergleichung nach dem Schwanze,
ob er kurz oder lang, oder gar nicht vorhanden; in glei⸗
chem Grade unwichtig iſt die Vergleichung nach ber vers
ſchiedenartigen Oeffnung des Mundes im 7ten Cap. des zten
Buches der Thiergeſchichte; Diefe Merkmale dienen bloß zur
32
498
näheren Beſtimmung des verfihiedenen Baues der einzelnen
Thiere; darum uͤbergehe ich ſie. — 8
Eben ſo uͤbergehe ich die Vergleichung nach innen lie⸗
gender Organen, denn dieſe erſtrecken ſich über alle Klaſ—
ſen der Thiere, und können nicht, weil fie zu ſehr ins Ein⸗
zelne fuͤhren wuͤrden, in dieſe allgemeine Ueberſicht aufge⸗
nommen werden. Noch ſtelle ich zum Beſchluß einige Be—
merkungen uͤber gewiſſe Thiergeſchlechter auf; die Walfiſche,
Robben wußte Ariſtoteles in keine ihm genuͤgende Ordnung
zu bringen, weil fie zugleich Land- und Waſſerthiere find,
obwohl er einſah, daß ſie, vermoͤge der Saugwarzen und
Lungen, welche fie beſitzen und weil ſie lebendige Junge ge:
baͤhren, ſich an die Übrigen vierfuͤßigen Thiere, welche Th
durch ſolche Organiſation auszeichnen, natuͤrlich anſchließen.
Lib. VI. Cap. 12 fagt er vom Robben: er hat auch 2 Zi—
Ben, und wird von feinen Jungen geſaugt, wie die Vierfuͤ⸗
ßigen (ac wacrodg d Set vo, kat onder Uno roy
zesvav, nadenee rd rerganode.), Im 2ten Cap. des Sten
Buches aͤußert er aber doch, daß fie zu den Waſſerthieren ge—
rechnet werden muͤſſen, und zwar in jene Abtheilung, wel:
che Waſſerthiere mit luftathmenden Organen enthaͤlt, weil
fie Nahrung und Aufenthalt im Waſſer haben. Eben fo
zweifelhaft und ſchwankend aͤußert er ſich uͤber die Bildung
der Fledermaͤuſe, indem dieſe wie die Seeſaͤugthiere eine
doppelfeitige Organiſation befäßen; denn die Fledermaͤuſe
haben ihre Bildung zum Theil mit den Voͤgeln, und zum
Theil mit den Vierfuͤßlern gemein, in gleichem Sinn thei—
len die Seeſaͤugthiere ihre Bildung mit den Seethieren und
mit den Landthieren (Lib. IV. Cap. 14. de partibus ani.)
Wenn aber Ariſtoteles doch dahin entſchied, daß die
Robben und Walfiſche zu den Seeſaͤugthieren zu rechnen
ſeyen, ſo laͤßt er hingegen ganz unentſchieden, zu welcher
Klaſſe von Thieren die Fledermäufe zu zaͤhlen find. Ein
doppelſeitig organiſirtes Geſchoͤpf nennt er auch den Straus,
doch ſcheint er ihn wegen feiner Größe zu den Quadru-
peden zu rechnen.
Unter Ariſtoteles Nachfolgern ſtellen Aldrovandi und
Jonſton die Fledermaͤuſe und Strauße als Vermittler zwi—
ſchen Voͤgel und Quadrupeden auf (de Carnivoris me-
diae naturae, ſagt Jonſton im Bande de Avibus.).
Die Robben, Walroſſe und Walfiſche wurden von dieſen
Zoologen den Fiſchen angehängt,
Ray verpflanzte die Robben und Walroſſe in das
Hundegeſchlecht der Quadrupeden, und die Fledermaͤuſe eben
dahin als fliegendes Geſchlecht, und zwar letztere nach dem
Beyſpiele Wottons; die Walfiſche ließ er bey den Fiſchen.
Linnze, der kuͤhne Naturforſcher, verſetzte endlich auch
die Walfiſche in die Klaſſe der Saͤugthiere, wahrſcheinlich
durch Briſſon bewogen, indem ſie dieſer Zoolog als eine
eigene Klaſſe zwiſchen die Saͤugthiere und Vögel ſtellte.
Dieſer ſchwache Umriß möge genuͤgen und überzeugen,
daß des Ariſtoteles Thiergeſchichte nicht als ein Syſtem der
Zoologie, ſondern als ein großes Material zu einem natüͤrli—
chen Syſteme, dem aber mit bedeutenden Schritten gend:
hert wurde, zu betrachten ſey: und zugleich erhellt, daß er
ein uͤber Zweyjahrtauſende lang unerreichtes Muſter in zo⸗
elogiſcher Wiſſenſchaft iſt; denn fein umfaſſender Blick griff.
Ü 2 492
alle Seiten der thierifhen Organismen zur allbeziehenden
Vergleichung auf, waͤhrend ſeine Nachfolger empiriſch nach
einem einzelnen, meiſtens unwichtigen Organe die große
Thiermaſſe zu ordnen fuchten. >
Erſt durch Vicg d’Azyr, durch Batſch und Blumen:
bach, beſonders aber durch Cuvier gelang es, mit einem wif—
ſenſchaftlichen Geiſte die Zoologie wieder zu erfaſſen, durch
tieferes Eindringen der vergleichenden Anatomie und Phyſi—
ologie in die Geſetzmaͤßigkeit .yierifcher Entwickelung.
Gluͤcklich und fruchtbar trat Tiedemann in die Fuß:
tritte Cuviers, weiter vorwaͤrs dringend mit anatomiſch—
phyſiologiſchem Streben. Aber der geiſtvolle Herausgeber der
Iſis, ausgeſtattet mit der reichen Frucht naturgeſchichtlicher
Kenntniſſe, vorbereitet durch Jahrtauſende von der langſam
gebaͤhrenden Zeit, und mit einem ungemeinen Tief- und
Scharfſinne begabt, dringt in die ewig rege Werkſtaͤtte
der Natur, und ſtrebt darzuſtellen, wie die geſammte irdi⸗
ſche Schöpfung nur ein großer, ganzer, unendlich mannig-
faltig gegliederter Organismus ſey, deſſen ewige Geſetze in
jedem einzelnen Organe getreu und wahr ſich wiederſpie⸗
geln. —
Die Bahn iſt gebrochen — die Sonne der Wahrheit
ſtrahlt uns in unvergaͤnglicher Schoͤne — wandeln wollen
wir den bezeichneten Pfad!
De structura lumbrici terrestris. Dissert. in-
auguralis etc. Auctor Julius Leg,
Regiomont. Berolini apud Nicolai 1820. 4. 38. cum Tab.
duabus.
Es iſt gewiß merkwuͤrdig, daß ein ſo gemeines Thier,
wie der Regenwurm, bisher ſo gut wie gar nicht bekannt
war. Die paar oberflaͤchlichen Zerlegungen geben ſo viel
als keine Aufſchluͤße über feinen Bau, vielmehr machten fie
ihn noch unverſtaͤndlicher. Athemorgane, Gefaͤßſyſtem, Forts
pflanzungsorgane lagen voͤllig im Dunkeln. Wir haben da—
her bey jeder Gelegenheit in der Iſis und in unſeren phyſio—
logiſchen Vorleſungen zur Zerlegung des Regenwurmes aufge—
fordert. Leo hat endlich dieſer Aufforderung entſprochen
und eine Zerlegung geliefert, welche fo gut iſt, als nur etwas
zum erſten Verſuch ſeyn kann. Sie verbreitet ſich über alle
Theile, gibt meiſt ein treues Bild von denſelben und ſucht
ihre Verrichtungen mit ſo viel Gluͤck zu deuten, als bey ſo
ſonderbaren und von allen anderen abweichenden Organen
moͤglich iſt. Er ſcheint uns die ſchoͤnen Zerlegungen des Blut⸗
egels von Bojanus in der Iſis nicht genug verglichen zu has
ben, ſonſt waͤren ihm vielleicht manche Deutungen noch beſſer
gelungen. Auf jedem Fall bringt aber dieſe Diſſertation dem
Ver. mehr Ehre, als wenn er ein Dutzend Observata quae:
dam memorabilia zuſammengeſchrieben hätte.
I. Cap. Von der Saut. Es werden zwey Species
von Regenwuͤrmern aufgeſtellt, woven die Eine keinen Sat
tel hat. Um den Leib ſind nicht weniger als 11 Laͤngsreihen
Löcher, wovon die unteren 8 in paarigen Reihen ſtehen, 2
laufen längs den Seiten, eine auf dem Ruͤcken, dieſe ſcheinen
die Eyer auszulaſſen, jene bloß Schleim abzuſondern; die 4
Paar Bauchreihen enthatten Borſten, welche in der Abbil—
dung nicht haͤtten fehlen ſollen. Außerdem ſind auf der Un⸗ ö
terſeite im 16ten Ring 2 große Oeffnungen der weiblichen Ge⸗
x
+93 5
ſchlechtstheile, im gten und ıoten 4 kleine zu den maͤnn—
lichen.
U. Cap. Bewegungs-Organe. Der Verf. unters
ſcheidet Herley Muskeln: 1) Laͤngsmuskeln von Ring zu
Ning, vom erſten Ring zum dritten, und endlich 5 Muskel—
ſtreifen innerlich vom Mund bis zum After, welche der Verf.
mit den Muskelſtreifen bey den Holothurien hätte vergleichen
koͤnnen. Eben ſo mahnen die Loͤcherreihen maͤchtig an dit
Felder der Seeigel.
III. Cap. Speiſecanal. Im Rachen iſt eine kleine
Fleiſchwarze, welche wie ein Ruͤſſel vorgeſchoben werden kann,
und dahinter eine kelchfoͤrmige Falte, uͤber welcher auswendig
am Schlunde eine gelbe Druͤſe (Speicheldrüͤſe Fig. 7. d) liegt,
welche ihre Ausführungsgaͤnge in den Kelch hat. Dieſe Druͤ—
fe it in der Zeichnung nicht genug abgeſondert. Weiter hin
ten liegen auf der Speiſeroͤhre 3 Paar braune Körper (Fig.
7. ff. gg.), in denen ſich kalkige Koͤrnchen finden, welche auch
in der Zeichnung nicht gehörig abgeſondert find und deren
Nutzen nicht errathen iſt. Die 2 vorderen find haͤutige Sad;
chen und öffnen ſich in die Speiſeroͤhre. Willis hielt dieſe
Koͤrper, weil ſie ganz mit Blutgefaͤßen durchzogen ſind, fuͤr
das Herz. Der Magen iſt klein und fleiſchig wie ein Vogel—
magen. Der uͤbrige Darm iſt gerade; von jedem Leibesring
laͤuft eine Scheidewand zu ihm, ſo daß der Leib in eben ſo
viele Zellen geſchieden iſt, als er Ringel hat. Sie enthalten
freyliegende Eyer und oͤffnen ſich durch das Ruͤcktnloch. Im
Darm läuft längs der oberen Wand ein Canal (Fig. 4. f.),
von dem der Verf. weiter nichts ſagt. Dieſe ſonderbare Dil:
dung ſcheint ſich bey mehreren Würmern zu finden. Wir ha—
ben denſelben Bau bereits vor 15 Jahren bey Lernaea bran-
chialis gefunden, und vielleicht gehören auch die 2 Munde
hieher, welche Otto bey ſeinem Siphonos toma bemerkt hat.
Die Ungewißheit über dieſen Langscanalım Darmcanal iſt die
Urſache, warum wir bisher unſere Anatomie der Lernaea
branchialis, wovon wir einige Zeichnungen beſitzen, noch
nicht bekannt gemacht haben. Wir fordern daher die Na—
turforſcher auf, auf dieſe Bildung bey vorkommendem Fall
zu achten und die Beobachtung gefaͤlligſt der Iſis mitzu—
theilen. Der Darmcanal iſt mit einer pulverigen, gelben
Maſſe bedeckt, welche der Verf, für Galle anſieht. Wir
haben bey arenicola piscatorum eine aͤhnliche Lage be—
ſchrieben und ſie fuͤr Leber angeſehen. Der After iſt hin—
ten, ein ſenkrechter Spalt. Die Regenwuͤrmer freſſen Er—
de, Miſt, Theilchen von todten Thieren, Wurzein und
Blaͤtter.
IV. Cap. Geſchlechtstheile. Es iſt merkwuͤrdig,
daß die Geſchlechtstheile bey den Würmern am ſchwerſten
zu unterſcheiden ſind. Wahrſcheinlich ſind alle Rothwuͤrmer
Zwitter; außer dem Blutegel aber kennt man die Geſchlechts—
theile von keinem Einzigen. Der Verf. beſchreibt hier 2
Ruthen und 4 Hoden. Man bemerkt naͤmlich auswendig
am 27ſten Leibesring 2 keulenfoͤrmige, knorpelige Körper
ohne allem Zuſammenhang mit den Hoden und ohne alle
Durchbohrung (Fig. 2. b.). Der Verf. glaubt, ſie dienten
bloß zur Reitzung (indem ſie bey der Paarung wirklich in
die weiblichen Oeffnungen treten und darin ſehr veſt hal—
ten), wie die Ruthe der Aplysia. Die 4 Muͤndungen für
den Samen treffen bey der Paarung auf den Sattel. Wie
auf ſolche Art eine Befruchtung moͤglich ſeyn ſollte iſt nicht
zu begreifen. Was die Aplysia betrifft, jo hat zwar Eu:
494
vier keinen Zuſammenhang zwiſchen dem Samencanal und
der Ruthe gefunden, ſondern jener ſchien ſich ihm bey der
weiblichen Oeffnung zu endigen. Davon abgeſehen, daß
nicht ein einziges Beyſpiel zur Annahme einer Selbſtbe⸗
fruchtung der Zwitter berechtiget, ſchien uns die Zerlegung
der Limnaea stagnalis, welche wir ſchon lange vorgenom—
men hatten, als Cuoier die ſeinige und die der Aplysia
bekannt machte, den abweichend gefundenen Bau bey der
letztern zu erklären. Der Samenleiter bey Limnaca staena-
lis laͤuft nämlich bis zur weiblichen Oeffnung, wird daſelbſt
ganz duͤnn und verſteckt ſich im Fleiſch, ſo daß man glaubt,
er endige ſich daſelbſt. Erſt eine wiederholte Unterſuchung
hat uns gezeigt, daß der Samenleiter weiter vorn wieder
aus dem Fleiſch hervorkam und ſich zur Nuthe begab. Als
wir daher zum erſtenmal Cuviers Zerlegung der Aplysia
laſen, dachten wir, es ſey ihm ein Aehnliches begegnet. Da man
nun Aplysla nicht fo haͤufig zum Zerlegen hat. wie die gemeine
Weiher Schnecke, u. bisher auch Niemand darauf aufmerkſam
gemacht hat, ſo iſt die Sache bisher beym Alten geblieben.
Was nun den Blutegel betrifft, ſo koͤnnen wir unmoͤglich
glauben, daß die Beſtuchtung fo ver ſich gehe, wie der
Verf. meint, geſtehen aber, daß wir nichts Beſſeres an die
Stelle zu ſetzen wiſſen. Uns ſcheint, es muͤſſe im Sattel
irgend etwas verborgen liegen; ſicher iſt er nicht umſonſt
da, aber was er thut, hat noch niemand erforſcht. Wir
haben eine beſtaͤndige, wellenfoͤrmige Bewegung darin ges
funden, als wenn er ein Athrinorgan wäre. Vielleicht ſtellt
er auch Fußſtummeln vor, wovon die fogenannten Nuthen
noch deutlichere Spuren zu ſeyn ſcheinen, beſonders da ih⸗
rer zwey Paare ſind.
Die weiblichen Geſchlechtstheile haben viel Aehnlichkeit
mit denen der Inſecten, und es ſcheint ohne Zweifel, daß
fie der Verf. richtig gedeutet hat. Was aber die 5 Eyer⸗
gänge (Fig. 5. h. h.) betrifft, welche durch den ganzen Leib
laufen, ohne ſich zu oͤffnen, und welche nur Halb canaͤle
vorltellen, die durch die aufliegende Haut ergänzt werden,
jo ſcheinen fie uns in dieſer Bedeutung ſehr zweifelhaft.
Es find uns dabey wieder die Seeigel, Seeſterne und Ho—
lothurien eingefallen, und zwar ihre Waſſergefaͤße. Die
Eyerſtoͤcke ſcheinen einzelne, zerſtreute Haͤufchen zu ſeyn,
aus denen ſich die Eyer abloͤſen und in alle Leibeszellen
kommen, man weiß nicht wie? die Eyer find große Ellip⸗
fen mit zwey Angeln, fie ſcheinen durch das Ruͤckenloch her:
auszukommen. Man findet die Eyerhäufchen in der Erde.
Man ſieht aus all dieſem, daß ungeachtet des Verf. ſehr
ſchönen Unterſuchungen und Beobachtungen die Geſchlechts—
theile, die Paarung, die Entwickelung und Legung der Eyer
noch einmal ganz genau unterſucht und beobachtet werden müffen,
VI. Cap. Athemorgane. Der Verf. zeichnet a
Reihen länglicher Bläschen faſt durch den ganzen Leib ab
(Jig. 6. c.). Sie Öffnen ſich durch Löcher im Bauch (Fig,
2. e.) längs der zwey inneren Borſtenrethen und enthalten
Luft. Sie haben fo viel Aehnlichkeit mit den Schleimbläss
chen des Blutegels, daß man beyde zu einerley Bildung zu
rechnen verſucht wird. Vielleicht ſind dieſe Schleimblaſen
beym Blutegel als verfümmerte Athemblaſen anzuſehen.
VII. Cap. Blutgefaͤße. Ein Herz fehlt. Ein
Hauptvenenſtamm läuft unter dem Darmcanal, welcher ver⸗
ſchtedene Zweige empfängt. Auf dem Ruͤcken des Darms
laͤuft ein entſprechender Arterienſtamm und ein kleinerer un⸗
\
495
ter dem Nervenſtrang; beyde enthalten verſchiedene Zweige,
die gut beſchrieben, aber nicht deutlich abgebiidet werden.
VIII. Cap. Mervenſyſtem, beſteht, wie bey allen
Wuͤrmern und Inſecten, aus 2 Fäden auf der Bauchflaͤ—
che. Zum Schluße ſagt der Verf., daß zerſchnittene Re⸗
genwuͤrmer nicht wieder ganze Thiere werden, aber noch
mehrere Monate leben.
Abgebildet iſt: die Paarung, die Hautloͤcher, die
Athemblaſen, maͤnnliche und weibliche Theile, Darm, inne—
re Flaͤche deſſelben, ein Stuͤck des Nervenſtrangs, einige
Blutgefaͤße, Eyer und Junge; die merkwuͤrdigern Figuren
haben wir auf Taf. IV. abſtechen laſſen.
Wir haben uns bey dieſer Anzeige laͤnger als gewoͤhn—
lich aufgehalten, weil der Gegenſtand neu, wichtig und gut
bearbeitet iſt. Wir haben daran herauszuſetzen, daß der
Verfaſſer keine idealen Zeichnungen gegeben hat, als welche
allein den eigentlichen Bau, den wahren Zuſammenhang,
den Vorgang mancher Bewegung, und überhaupt die Ans
ſicht deutlich machen, welche der Verf. davon hat. Wir
ſchlagen daher dem Verfaſſer vor, uns eine Tafel idealer
Zeichnungen bloß in Umriſſen, fo wie er ſich den Zuſam—
menhang der Theile deukt, zu ſchicken, und zwar:
1) Die Paarung, durchſichtig gezeichnet, alle Geſchlechts⸗
Muͤndungen, ſo wie die inneren Theile an ihrem
Platze angegeben, und die Leibesringel beziffert;
2) Alle Leibesloͤcher nebſt den Borſten.
3) Die Geſchlechtstheile beſonders, ohne den Leib.
4) Ein Querdurchſchnitt des Leibes, um die Eyergaͤnge zu
zeigen.
5) Das Gefaͤßſyſtem ganz allein, in allen feinen Ver—
bindungen, nur ſo, wie er es ſich denkt, nebſt einer
beſtimmten Erklärung des Kreislaufs, die Richtung
des Blutes durch Pfeile angegeben.
6) Die druͤſenartigen Körper um die Speiſeroͤhre deutli⸗
cher abgeſondert.
Sind innerhalb des Sattels auch Athemblaſen, und
find fie von den anderen vielleicht verſchieden? wie
kommt der Samen zu den weiblichen Theilen? wie
kommen die Eyer in alle Zellen?
Erklaͤrung der Figuren,
Fig. 1. Superficies cutis externa lumbrici terrestris
longitudinaliter dissecti.
a, Eminentia cutis clitellum dicta, b. Membra
virilia in ventre lumbrici; c. orificia organorum
sexus femineorum. d. Aperturae quatuor testi-
culorum. ce. Foramina vesicularum respiratio-
ni inservientium in utroque ventre conspicua.
ff. Foraminum paria, e quibus setae corporis
prodeunt.
Fig. 2. Pars lumbriei anterior nonnihil magnitudine
aucta.
a. Os lumbrici cum proboscide, 5. Foramina me-
dii dorsi, quae permeant lumbrici ova, corpus
matris relinquentes. c. Foramina in utroque
latere dorsi, humorem glutinosum corporis de-
stillantia,
496
Fig. 3. Organa respirationis, cum vasis sanguiferis
ea petentibus magnitudine aucta.
a. Pruncus arteriosus in medio dorso vermis de-
currens. b. Truncus venosus in ventre-vermis
conspicuus. c. Vesiculae respiratoriae. d. Ra-
mi e vesicnlis in truncum arteriosum decurren-
tes, sive venae pulmonales. e. J. Vasa ad vesi-
culas adhaerentia g. Rami e trunco venoso in
vesjculas respiratorias decurrentes. F. Arter.
pulmonales.
Fig. 4. Superficies interna partis anterioris canalis
cibarıi. Sectio in ventre facta est.
d. Os lumbr. cum proboscide retracto. 5. Pliga
circularis caliciformis in oesophagum propen«
dens et in pariete superiori sita. c. Aperturae
corpusculorum duorum quas oesophagum am-
plectuntur. d. Superficies interna oesophasian-
te ventriculum dilatäti. e. Superficies ipsius
ventriculi interna. J. Plica torosa longitudinalis
intestinorum, g. Superficies intestinorum in-
terna.
Fig. 5. Figura lumbrici supinato disseeti, canali ci-
bario, vasis, et ovariis remotis, ut in conspe-
ctum veniant oviductus et oviductuum receptacula,
mercurio injecta.
a. Proboscis longitudinaliter fissus. 5. Ramus ner-
vosus e ganglio superiori primo in proboseidem
decurrens. cc, Truncus nervosus inde nascens,
‚dd. Receptacula oviductuum. ee. Testiculi qua-
tuor. . Glebulae ovorum in plica receptacu-
lorum oviductuum receptae, gg. Glebulae ovo-
rum a receptaculis solutae in corpore sparsae,
membrana communi tectae. it. Ova adulta in
parte corporis posteriori. Ak. Corpora fusca,
oculorum exuviae, HR. Oyiduetus quinque.
Fig. 6. Pars antica l. t., dorso longitudinaliter aperto
et canali cibario amoto.
a. Ganglion superius in media parte dissectum et
utrinque reclinatum. b. Ramus e ganglio supe-
riori in proboscidem decurrens, cc. Vesiculae
respiratoriae. d. Truneus nervosus. ee. Cor-
pus album quandrangulare !ovaria excipiens. ff,
Övaria. h. Glomus e vasis deferentibus natum.
ii. Vasa deferentia. KK. Finis et orificia vasorum
deferentium.
Fig. 7. Pars anterior lumbr. supinato dissecti.
a. Proboscis. b. Ramus nervosus e ganglio supe-
riori in proboscidem abiens. c. Ganglion superi-
us cum annulo ner voso oesophagum amplectente,
d. Glandula salivalis. e. Oesophagus. ff. Cor-
pora duo, quae oesophagum occupant et concre-
mentum terreosalinum continent. gg. Corpora
quatuor vermiformla parimodo oesophagum am-
beuntia. Ah. Ampliſicatio oesophagi ante ventri-
culum. i. Ventriculus. K. Intestinum, J. Trun-
cus arteriosus longitudinalis in dorso canalis cir
barii, :
DUÜODENA PINDARI CARMINA GRAECO-LATINA.
Textum metricis versionibus adjecit Dr. Franc. Anselm. Deuber,
.
R. M. D
a Winter.
Historiarum in Uniyersitate Literarum Albertina
. Bad. Professor p. 0. Editio altera imitationibus adaucta. Heidelbergae, ap. Bibliop. Mohr et
MDOGCCRXX.
wir heben aus dieſer intereſſanten Sammlung und neuen Erſcheinung folgendes Sedicht aus:
Str. 1.
*
10.
Ant. 1.
Ep. 1.
25.
Pax altera Parisie
Pede compita libero
pulsare juvat; canendum nunc est, nova nunc Deo
statori
annuis celebranda votis et prece festa!
Vindex fortior hosticas hic hic legiones
fregit, quae petiere regna cladibus, urbeis
eineribus, eiveis fehribus
mortique dedere.
Quo stratı= populos duce
se posse jugatos
refringere credidit Gallia,
orbata manet, Regibüsque subdita priscis.
Adeone satellites
tui taciti fremunt, aut tricas Bonaparte! nectis ullas?
Per fas perque nefas tenens sceptrum, super astra
. celsas imperii tui sedes positurus,
cur jaces graviore lapsu? Dextra potentis
tonitruum suprema Dei
hoc fecit, ab imä
vires docta tyrannidis
. radice nefandas
secare ; jugumgue Germaniae
prostravit humi, vinculis cervice xevulsis,
ab Haeduisque ad Uhios,
Ripuariae super vetustae
populum, amplificavit
fines regni. Videor mihi in portum
Iſis 1842 Seit V. g
nsis
30.
4
Str. I.
1818.
20. Nov.
pacifico navim cursu,
divis remeare sub auspiciis,
jactam diu sine remigio. Caesar
Francisce! Friderice Rex Guilhelme! sospitis eynosu-
za puppis
O.adeste! superstitis
epomide laudis, alma&que stemmate originis decori.
Carpi nescia destinatos fila per annos p
Vobis Atropos adnuet, n& rursus ahenam
35. terrae barbariem invehat, luctantibus aevo.
40.
Ant. 2.
45.
50.
Fama virtutis memori,
solvique perennes
penna Vos metuente agit,
ac omne nepbtum
genus meritum decus resciet.
Concordia firmissimum per oppida fulerum
minimis ab initiüs
ad maxima promovet. Solamen populis potentiorum
Principum socialis ardor suaviter adflat;
qualis balsameus Fyuor diffundit odorem,
Emodi riguus jugis in arva Brahmanum,
calice fragranti rosetr.ı,
Sic, quando procellas,
undosum ciet Aeolus
per aequor, et Euri
strepunt famulantibus cum Notis;
si Tyndarides, navis antennis ruiturae
33
497
Ep. 2
55
60
Str. 8.
55.
70
Ant. 5.
75.
80.
Xp. 3.
85.
90.
Sr. 4.
95,
super gementibus micant,
gemini quidem; perzeulosis
. agitatus in undis -
Nam silent vexti
illico, et udum tranquillus er
Nereus caput exerit oceano.
laetatur navita:
Ferro tyrannidis a jugulis palso
Europa foederis sacri ceiit nexu aureo: Tanaim Bi-
bentes,
et Iherii et accolae
Rheni, Thamesisque; fidas nen jungere dsxtera9 re-
cusant
Galli, vulnerikus nec est obducta cicairix ;
quae feralis Enyo, quinque putria lustris
inerudescere febrium taho, sanièque
fluere fecit dira cohors-
Berecina vidit
auffugos, maceros fame
. sitique rigentes
jacere cruoris in sordihus,
praedasque luporum, probris cadavera nudis.
9
Glomerata sororibus
Minerva novem, reluctantes cedere vidit urbeetagris,
Lipsiae, et miseras domum referre ruinas.
Quid eonjunetus in arma Russus, quidve Britannus,
Belgae, Teutogenaegue possint, Sequana fracuis
cornibus tandem didicit.
Jano hene clause,
faustitas etiam redux
et, eredite vati!
in ubere flava sulco Ceres,
in colle Lyaeus racemifer comes ihit-
Quibus renidet aureum
diadema, regiasque laurus
viridi quibus unıbrä
winxit frontes! prohibete Bellonem,
carcere rupto grassari.
Involvere qui laqueis alios
tendit vafer, proprios metuat casses.
Qui regna terruit supertilii nutu, thronum petituzus
erbis;
Helenae in scopulis latet.
Pulcherrima quaegue Saturnus falte truci metit trö-
phaea,
Non per aethera pensiles Semiramis horti,
nen aulaea Sesostrihus calcata supersunt;
moles pyramidum suos silent Pharaones;
et sepuleri transit hHonos,
et marmora lietas
lugubri querimonias
498
100. cum voce Ioquuntur,
et imber edax cavat, saeviox
quae non Aquilo turpe disjecit, monimenta.
Ant. IV. Ubinam vetus est Rhodi
colossus? in atriis obduxit imagines Quirinis
fumus; degme tot urbibus cinis modo restat,
quas discordia perdidit. Sat sanguinis ehen!
stirpi natio Teuionum suae malefida
fudit, Atridum gladiis.
Sie mater Agave,
laeta funere filii,
Penthea trucidat.
Manet sua guzmgque gentem dies;
certä rediens lege fixus volvitur erde:
105.
210.
Ep. 4.
315.
Necesse , persicum jugum
Babyloniam subire Cyri:
metuenda phalange
Hellas confregit aeinacem Persae x
Roma triumphavit Graecos,
Europae, Asiae, Libyae dominz:
420. adscivit imperium sibi romanum
Germaniae gens. Regna sic adamantinis tenenfur
adunea clavis!
Maͤhrchen⸗ und Sagenbuch der Böhmen,
Herausgegeben von A. W. Grieſel. Erſter Theil. 207 S.
Zweyter Theil. 254 S. — Prag, 1320: Bey Friedrich Temps⸗
ky. Firma: J. G. Calve.
Die Freunde der Maͤhrchen und Volksſagen erhalten
in dieſet ſchaͤtzbaͤren Sammlung ein angenehmes Geſchenk,
welches ſie dem gemuͤthlichen und geiſtreichen Bearbeiter und
S Dank wiſſen werden. Zwar iſt dieſes Feld im
zanzen ſchon viel, insbefondere auch in Beziehung auf
Böhmen zum Theil bearbeitet, und letzteres von guten.
Haͤnden; denn die Volksſagen der Böhmen von der bes
liebten Dichterin Caroline von Woltmann und Gerle's
Volksmährchen der Böhmen find bekannt, auf welche
beyde Schriften auch der Herausgeber mit Beſcheidenheit und
Anerkennung hindeutet, Da aber, wie in der Einleitung bes
merkt wird, die alten Geſchichtsbuͤcher der Böhmen, in Ber:
bindung mit „der Sage aus dem Munde des Volks“ eine
teiche Ader für den Andau dieſes Fachs enthält; fo iſt die
Arbeit des Zerren Griefel keinesweges uͤberflüſſig, und man
muß ihn vielmehr im Namen feines Publikums auffordern,
noch mehr aus dieſer ergiebigen Quelle, die ohne Zweifel
noch länge nicht erſchoͤpft iſt, in feiner Manier bearbeitet,
ans Licht zu ſtellen. Herr G. beſitzt die Gabe der lebendigen
poetiſchen Darſtellung in hohem Grade, und wenn man ihm
in dieſer Bezishung etwas vorwerfen wollte, ſo waͤre es der oft
etwas zu blühende, an Bildern faſt uͤberreiche Styl, was je—
doch für letztern nur dann ein gerechter Vorwurf ſeyn würde,
— —
499
wenn man ihm etwas Geſuchtes abmerken könnte, was kei⸗
nesweges der Fall iſt, da er vielmehr als der natürliche Aus⸗
fluß einer reichen Phantaſie und poetiſchen Individualität er⸗
ſcheint. Zur Beſtaͤtigung bieſer Bemerkung wird Ref. nachher
etwas zur Probe mittheilen.
In der Einleitung, deren Inhalt (über Weſen und
Form des Maͤhrchens) in hiſtoriſcher Einkleidung erſcheint,
wird die Veranlaſſung zur Entſtehung der vorliegenden Samm—
lung erzählt: „Zwey Familien, deren Haͤupter eine angeneh⸗
me Jugend freundſchaftlich durchlebt hatten, und ſpaͤter, durch
Verhaͤltniſſe getrennt, weit von einander geſchieden waren,
hatten es ſich vorgenommen, jedes Jahr die ſchoͤnen Früh⸗
lingsmonate mit einander zu genießen, um ſich fo für die lan⸗
ge harte Entſagung Genugthuung zu verſchaffen. Ein kleines
Gut in einem der angenehmſten Kreiſe Boͤhmens gelegen,
nicht weit von einem ſehr beſuchten Badeorte entfernt, ſollte
der ſtille Sammelplatz ihrer Freuden ſeyn. — Nebſt den al⸗
ten Herren und Frauen beſtanden beyde Familien aus drey
jungen wohlerzogenen Maͤnnern — und zwey lieblichen Maͤd⸗
chen, die nach Maaßgabe ihres Geſchlechts eine recht warme
rege Theilnahme an Wiſſenſchaft und Kunſt, vorzuͤglich an
der letztern immer bezeigt hatten.“ —
Dieſe drey jungen Maͤnner unternehmen es, die Geſell⸗
ſchaft mit ſolchen Maͤhrchen und Sagen ihres Vaterlandes,
wie ſie hier mitgetheilt werden, abwechſelnd zu unterhalten,
wozu ſie ſich durch fleißiges Studium der Quellen zu dieſem
Behuf in Stand ſetzen. In dieſer Form läßt der Derausg.
unter andern manches beachtenswerthe Wort uͤber die Metho—
de des Maͤhrchens und über Zweckmaͤßigkeit von Zeit und Ort
zur muͤndlichen Mittheilung fallen: „Man denkt ſich gewoͤhn⸗
lich — fo heißt es S. X in dieſer Beziehung — das Maͤhr—
chen am Kamin als an ſeinem rechten Platze, etwa wie ein
alter wunderlicher Herr am beften auf feinem Großvaterſtuhle
zu Haufe iſt. Auch iſt es gewiß keine unangenehme Empfin⸗
dung, wenn es draußen Nacht iſt, und der Sturmwind durch
die Luͤfte heult, die alten Geiſtergeſtalten erſcheinen zu laſſen,
und fo die Phantaſie (2) in ihren Tiefen zu erſchuͤttern. Als
lein unſere Freunde harten in dieſem Puncte der Sache
eine andere Anſicht abgewonnen, und vorzüglich erklaͤrte
Auguſt, ein huͤbſches Maͤhrchen ſollte nur in einer ſchoͤ—
nen Gegend, deren Anblick ſchon die Begeiſterung oder ver
nigſtens die Darſtellung des Erzaͤhlers erhöhen müßte, vor:
getragen werden. Er ſagte; Selbſt das Unheimliche und
Spukhafte, was man jetzt fo fehr liebt, und das auch,
ſo zu ſagen, ein ergaͤnzender Theil des Maͤhrchenthums iſt,
verträgt das Licht des Tages und eine freundliche maleriſche
Umgebung recht wohl“ u. ſ. w. Genug das Mährchen Le—
ſen und Erzaͤhlen zu Hauſe vor dem Schlafengehen wird
aus guten Gruͤnden, unter andern auch in diaͤtetiſcher Hin—
ſicht gemißdilligt, und Ref. ſetzt hinzu, daß es auch in pas
dagogiſcher Hinſicht verwerflich iſt, wenn Kinder daran
Theil nehmen.
Ueber den Zweck (deſſer wohl: das Weſen) und die
Form des Maͤhrchens erklart ſich der H. fo: „Iſt der
Zweck des Trauerſpiels, den Menſchen uͤber ſich ſelbſt zu
erheben, ſo iſt es der Zweck des Maͤhrchens, ihm in dem
kalten mühfeligen Leben einen gemuͤthlichen Augenblick zu
verſchaffen. Sey es nun durch eine einfache, natürliche
500
Darſtellung [wodurch z. B. die Grimmiſchen Sagen und Mähr:
chen charakteriſirt find], oder durch eine glaͤnzendere phantas
ſtiſchere Ausfuͤhrung [wodurch ſich die vorliegende Samm-
lung auszeichnet! oder durch Humor oder Schwaͤrmerey [der
Charakter der Mufaͤus'ſchen Methode!, es bleibt immer
eins und daſſelze (25) und ich wage es nicht mich für dieß
oder jenes ungetheilt zu entſcheiden, obgleich ich fuͤr meinen
Theil, die phantaſtiſchere Ausführung der humoriſtiſchen
Darſtellung vorziehe. Auch das Einfache und Natürliche
[womit der H. nach Maaßgabe des Stoffs zuweilen ab—
wechſelt] liebe ich mehr im Mähren als das Schwärmeris
ſche, wenn es nur im mindeſten uͤbertrieben iſt.“ — Hin—
ſichtlich der Methode hält es Ref. groͤßtentheils mit dem
Herausgeber, was aber den Zweck (das Weſen) des Maͤhr-
chens betrifft und deſſen Unterſchied vom Trauerſpiel, ſo
findet er das daruͤber Geſagte allzuunbeſtimmt und unges
nuͤgend, indem ja der gemuͤthliche Augenblick, welchen das
Maͤhrchen dem Menſchen verſchaffen ſoll, im Grunde auch
eine Erhebung Über ſich ſelbſt, d. h. über das gemeine Le—
ben und Bewußtſeyn iſt. Nicht mit dem Trauerſpiel (wel—
ches vom Maͤhrchen zu weit abſteht), ſondern mit der Fa⸗
bel und der poetiſchen Erzaͤhlung muͤſſe, duͤnkt ihn, das
Maͤhrchen verglichen werden, um deſſen Eigenthümliches zu
beſtimmen.
Der Inhalt dieſer Sammlung iſt in zwey Theile ge—
ſondert, und folgendes ſind die Namen der darinn vorkom—
menden Mährchen und Sagen:
Erſter Theil. 1) Der Bergſeegen (S. 3 — 30). 2)
Die St. Prokopiushoͤhle oder Leben und Tod der ſchoͤnen
Gräfin Lidwinna (S. 33 — 74). 3) Die Durings: Erle
(S. 77 — 136). 4) Prinz Brzetislaus und fein ſchoͤnes
Fraͤulein Juditha (S. 139 — 170). 5) Die Windsbraut
(S. 175 — 188). 6) Des Juͤnglings Geiſt (S. 191 — 207).
Zweyter Theil. 1) Die Rieſenbraut oder das
Maͤhrchen von den drey Schloͤſſern. Alt-Boͤhmiſchen Ure
ſprungs (S. 3 — 120). 2) Der theuere Schwur (S. 124
— 160). 3) Die Waldfrau (S. 163 — 186). 4) Der
Landesverraͤther (S. 190 — 230). 5) Die beyden Zauber-
herren (S. 233 — 254).
Die meiſten dieſer Erzaͤhlungen tragen den Charakter
des echten Maͤhrchens, waͤhrend eine und die andere ſich
mehr der romantiſchen Erzaͤhlung naͤhert. Alle fand Ref.
ſehr anziehend, unterhaltend und geeignet, das Gemuͤth des
Leſers abwechſelnd in mannigfaltige Stimmungen zu verſe—
gen. Von dem wenigſten Intereſſe für die meiſten Lefer
ſcheint ihm jedoch Nro, 6 des erſten Theils: Des Juͤng—
lings Geiſt, zu ſeyn. N
Um die verſprochene Probe von des Vfrs. Methode
nachzuholen, waͤhlt Ref. die Beſchreibung eines Abentheu—
ers aus der Rieſenbraut, dem laͤngſten Maͤhrchen der gan—
zen Sammlung, welches in XXV Abfchnitte, jedes mit eis
ner paſſenden Ueberſchrift, getheilt iſt. Der IV. Abſchnitt
dieſes inhaltreichen, auch durch die Darſtellung vorzuͤglich
ausgeſtatteten Maͤhrchens beginnt, wie folgt:
„Als Paul fo davon ging (er war fo eben den moͤr⸗
beriſchen Händen des Rieſen mit genauer Noth entkom⸗
*
501 ==
men), fand die Sonne ſchon hoch und hauchte Feuer und
Flammen, und die Luft war heiß wie ſiedend Waſſer.
Seine Wange und Stirn ſchlugen gluͤhende Wellen, und
ſogen den letzten Reſt von Kraft, den Schrecken und Angſt
noch uͤbrig gelaſſen hatten, noch auf. Stumm ſtanden die
Bluͤmlein am Wege, und ſenkten die matten Koͤpfchen,
und die Baume hingen die kraftloſen Arme und ließen
Blatt und Bluͤte. So wankte er fort durch das heiße
Luftmeer, als er mit einem Mal ein Aechzen und Win⸗
ſeln vernahm, nicht fern von ihm auf der Straße. Er
ging darauf zu. Ein Windhund lag mit weit ausge:
ſtreckter Zunge und gebrochenen Augen an einem duͤrten
Strauche und ſchien eben bereit, aus dem Lichte der Son—
ne zu gehen, als Paul mitleidig hinzutrat, um zu ſehen,
was das arme Thier zum Tode gefoͤrdert. Der Leib ſchien
von außen unberuͤhrt; keine Wunde, keine Verletzung, und
als er ſo um den ſterbenden Hund herumging, wandte die⸗
fer die verlöfhenden Augen wie zum letzten Mal nach ihm,
und begann neuerdings gar erbaͤrmlich zu winſeln. Da
nahm ihn Paul und trug ihn zu einem ſilberhellen Bache,
der einige hundert Schritte von ihm den gruͤnen Grund
durchirrte. Kaum hatte der Hund getrunken, da ſprang
er ſtark und froͤhlich auf, und rief, indem er um ihn her—
tanzte:
Wenn du meiner bedarfſt, ſo rufe: „Schnellfuß, ſtell
dich ein! und als er dieß ausgeſprochen, rannte er fort,
und ward nicht mehr gefehen.‘’ 0
Auch das Aeußere des Buchs it bedacht, gur haben
ſich in den erſten Theil mehr kleine (doch nicht ſinnentſtel—
lende) Druckfehler eingeſchlichen, als das beygegebene Vers
zeichniß anzeigt.
Neue Biographie der Zeitgenoſſen,
oder hiſtoriſch pragmatiſche Darſtellung des Lebens aller derje-
nigen, die ſeit dem Anfange der franzdoͤſiſchen Revolution durch
ihre Handlungen, Schriften, Irrthuͤmer oder Verbrechen, ſowohl
in Frankreich als im Auslande Berühmtheit [warum nicht lieber:
Auf] erlangt haben. — Nebſt einer chronologiſchen Tabelle über
die merkwurdigſten Epochen und Begebenheiten von 1787 bis auf
die gegenwaͤrtige Zeit. Von A. V. Arnault, ehemaligem Mits
gliede des Inſtituis, A. Jay, E. Jo uy, Mitglied der franz.
Academie; J. Norvins, und andern Gelehrten, Beamten
und Militärperfonen. — Ueberſetzt und mit Anmerkungen beglei—
tet von Karl Geib. Exſter Band. Frankfurt am Main,
= 1821. Hermannſche Buchhandlung. Heidelberg.
J. Engelmann. Gr. 8. 402. S.
Ob wir gleich, bekanntlich, ähnliche Werke wie das
vorliegende befigen, mit welchem namentlich die Zeitgenoſ—
ſen von Brockhaus am meiſten concurriren duͤrften; ſo iſt
doch kaum zu zweifeln, der Ueberſetzer habe mit dieſem Un
ternehmen eine verdienſtliche Arbeit unternommen, von hin-
laͤnglicher Wichtigkeit, um ſich den Dank des deutſchen Pu—
blicums dadurch zu erwerben. Denn es iſt gut, daß die
Stimmen über die Zeitgenoffen von verſchiedenen Matios
nen ausgehen, da ein Zuviel und Zuwenig, hinſichtlich
der Wuͤrdigung ausgezeichneter Perſonen, vermoͤge der na—
tionellen Vorliebe, auf keiner Seite ganz zu vermeiden ſeyn
dürfte, und die Zeit erlangt dadurch Stoff zur kuͤnftigen
502
Ausgleichung der Differenzen ihres Inhalts, und zur Aus:
ſcheidung von Irrthuͤmern und Uebertreibungen zum Behuf
des wahren Gehalts der Geſchichte.
Was den Biographieen dieſes erſten Bandes Beach⸗
tungswerthes vorausgeht, iſt, außer der Vorrede des Webers
ſetzers, die Einleitung des Originals (von S. VI XV),
von deren Inhalt Nef. nachher einige Zuge miltheilen wird,
und die, auf dem Titel erwähnte, ſchätzbare, 61 Seiten
ſtarke „Tabelle, in chronologiſcher Ordnung, der beruͤhmte⸗
ſten Epochen von 1787 (dem eigentlichen Anfang der fran⸗
zoͤſiſchen Revolution) bis auf die gegenwärtige Zeit, mit ei⸗
ner ſummariſchen Anzeige der vornehmſten Begebenheiten,
merkwuͤrdigen Thaten, Geſetze, Dekrete, oder wichtiger Ente
ſcheidungen, Seegefechte, Belagerungen und Schlachten,
auch denkwuͤrdiger Ereigniffe bey den fremden Machten u.
ſ. w.“ — Auch die S. 62 bis 68 verkommende „Erklaͤt
rung der Benennungen und Ausdrücke, welche die intereſſan⸗
teſten, ſowohl allgemeinen, als beſondern Zuge der frau zoͤ⸗
ſiſchen Revolution, die geſetzgebenden Verſammlungen, Fac⸗
tionen, Partheien u. ſ. w. naͤher bezeichnen,“ witd den,
der Termmologie dieſer merkwürdigen Geſchichtsepoche we⸗
niger kundigen, Leſern willkommen ſeyn. A
Ueber das Eigenthuͤmliche des Werks fpricht die Vor—
rede treffend, vorzuͤglich in folgenden Zeilen: „Die Ten⸗
denz dieſes Werks iſt in den Biographieen ſelbſt ausgeſpro⸗
chen. Sie rollen uns das Gemälde der franzoͤſiſchen Her
volutien wieder auf, zeigen große Tugenden und Handiun—
gen, über welche die Nachwelt ſtaunen, große Laſter und
Verbrechen, die ſie kaum glauben wird. Es erſcheinen mu⸗
thige und ſtarke Naturen neben ſchwachen Characleren;
aber auch unter erſtern viele, die man der Haltungsloſig⸗
keit beſchuldigen kann; dagegen wieder andere, die in je⸗
dem Wechſel der Dinge, welche Grundſatze ihnen auch ei⸗
gen find, die Probe beſtanden. Die welterſchuͤtternde Bege⸗
benheit ſchlug hie und dort tiefe Wunden, aber auch ihre
wohlthaͤtigen Wirkungen auf das Ganze werden nicht ver-
kannt“ u. ſ. w.
„Doch nicht allein jene, die ſeit dieſem Umſchwung
auf der großen Weltbuͤhne thaͤtig waren, ſind in dieſen
Darſtellungen gezeichnet: auch Gelehrte, Kuͤnſtler, und ſol⸗
che, die für National-Wohlſtand und Induſtrie durch nuͤtz⸗
liche Erfindungen und vorzuͤgliches Streben wirkten, nicht
allein Franzoſen, ſondern auch Ausländer, die ſich einen ge⸗
ſchichtlichen Namen erwarben.“ —
„Die auf dem Titel genannten Verfaſſer ſind als
achtungswerthe Gelehrte bekannt, und ihre Mitarbeiter wan⸗
deln mit ihnen auf gleicher Bahn. Denn alle Schilderun⸗
gen athmen im Ganzen den Geiſt der Liebe zum Edlen,
Guten und Schoͤnen, zu dem, was hier und jenſeits uns
heilig iſt, den der Unpartheilichkeit (namentlich in Bezug auf
Ausländer), einen gluͤhenden Patriotismus, der jeden, von
welchem Volke er auch ſey, wenn er frey iſt von kleinern
Leidenſchaften, zu eigner Vaterctandsliebe höher begeiſtern
muß, und den Sinn für wahre Freyheit, welche die zügel*
loſe Anarchie eben ſo ſehr verabſcheut als willkuͤhrliche Herr⸗
ſchaft, und nur da wohnen mag, nicht allein, wo, wie
Blopſtoct ſagt, das Geſetz und Viele, auch, wo
das Geſetz und Einer herrſchen.
505
Auch hinſichtlich der bey dieſer Ueberſetzung beobachte—
en Norm darf man Serrn Geib den verdienten Beyfall
nicht verſagen. Daß er z. B. zwar nach Treue ſtrebte;
aber mehr in Betreff des Sinns und Ausdrucks als der
Worte, wegen noͤthiger Beachtung des verſchiedenen Genius
beyder Sprachen; daß er, ohne die Eigenthümlichkeit der
deutſchen Sprache zu vernachlaͤſſigen, doch nicht einem übers
triebenen Purismus huldigen wollte, den ſich manche deut—
ſche Schriftſteller unſerer Zeit zum Geſetz gemacht haben,
daß er die, deutſchen Leſer nicht zuſagende, franzoͤſiſche Um:
ſtaͤndlichkeit, zumal in Beziehung auf Perſonen ohne hiſto⸗
riſches Gewicht, hier und da abkuͤrzte; dieß alles find Maß⸗
regeln, die jeder Vernünftige billigen wird. Dagegen ge-
hoͤrt es zu den kleinen Unvollkommenheiten, wovon nicht
nur keine Ueberſetzung, ſondern vielmehr kein deutſches
Buch ganz frey iſt, daß man an der Stelle manches deut:
ſchen Worts ein beſſeres und paſſenderes wuͤnſchen, daß man
z. B. S. 31 lieber verdrängen als verbringen, S. 65 lie:
ber phyſicaliſche ſtatt phyſiſche Wiſſenſchaften u. ſ. w. leſen
moͤchte.
Die Haupttendenz der Verfaſſer bey dieſem Werke
ſcheint die Verherrlichung der franzoͤſiſchen Revolution, hin⸗
ſichtlich des aus dieſer Revolution hervorgegangenen allge⸗
meinen Bildungszuſtandes zu ſeyn. In der Bedeutung
dieſes Erfolgs wird daher auch in der Einleitung das Wort
Revolution groͤßtentheils genommen. — Es iſt nicht zu
laͤugnen, daß die franzoͤſiſche Revolution eine kräftige und
erfolgreiche Erregung fuͤr die politiſche Bildung Europa's
war, und daß ſie dadurch zu einer ins Unendliche fortwirkenden
Weltbegebenheit erhoben iſt. Wie ſich aber die Verfaſſer
in dieſer Wahrheit fühlen, offenbart ſich in der Einleitung
auf ſehr characteriſtiſche Weife, unter andern in folgender
Stelle: „Alle dieſe Erſcheinungen unferer Revolution ge:
ben der modernen Geſchichte einen ganz neuen Character.
Unſere vergebens bekaͤmpfte, politiſche Reformation von
1789, welche noch neulich drey ſuͤdliche Voͤlker Europa's
annahmen, iſt die Zeitgrundlage, der Scheidepunct, das
Vorbild der neuen Cipiliſation in beyden Halbkugeln ge:
worden.
Nein, Europa konnte ſich unſerer Revolution nicht
entziehen. Seine Politik, Induſtrie, Kriegskunſt, Verwal⸗
tung, Sitten, alles, bis auf ſeine Literatur [], trägt das
Gepraͤge dieſer großen Veraͤnderung, die in der menſchlichen
Geſellſchaft den nehmlichen Platz behauptet und die nehm:
liche Dauer zeigt, die uns eine Natur- Revolution in der
Geſchichte der Erdumwandlungen und Klimate ſehen laͤßt.
Auch die Menſchen, welche ſeit dieſer Zeitbeſtimmung des
erneuten Europa's irgend einen Ruhm in ihrem Vaterlande
erlangt haben, bieten der Beobachtung Charactere dar,
die ſowohl von dem perſoͤnlichen Stande, in welchem ſie
die Grſellſchaft vor 1789 bemerken konnte, als auch von
den Menſchen, deren Gedaͤchtniß die vorhergehenden Epo⸗
chen überliefert, gaͤnziich abweichen. Solche Modißcationen,
eine ſolche Verſchiedenheit von ſich ſelbſt und andern, können
nur Zeitgenoſſen darſtellen, eine ſolche Eigenthuͤmlichkeit
kann nur von Zeugen, welche ſie theilen, aufgefaßt wer⸗
den.“ (S. VII.) >
Dieſer ſo hoch geſteigerte Matiomaiftolz, der aber kei⸗
nesweges mit Verachtung auf das Ausland herabſieht, fons
Sſis. 1822. Heft V.
— 7 rg
nn
506
dern vielmehr, feiner edlern Natur gemaͤß, die Anerkennung
und freudige Wuͤrdigung fremder Vortrefflichkeit in ſich auf⸗
nimmt, wird darum billig denkende deutſche Leſer um ſo
weniger zurückſchrecken, als fie dieſe gute Eigenſchaft nicht
nur in der Beſchaffenheit der Biographieen in Beziehung auf
die Ausländer vielfach beſtaͤtigt, ſondern auch ſchon in der
Einleitung, manchen Orts, Spuren daven finden werden,
wie z. B. in folgender Aeußerung:
„Aber was ewig denkwuͤrdig bleiben wird, iſt das Na⸗
menverzeichniß fo vieler ausgezeichneter Fremden, die wäh:
rend der Dauer des Reichs ſich dem Ruhme deſſelben an⸗
ſchloſſen. Wenn man dieſe herrlichen Namen in unſerer
Tagsgeſchichte findet, kann ein Franzoſe glauben, er habe
fein Jahrhundert oder fein Vaterland veraͤndert [verwechſelt J.
Ganz Europa ſteht, mit allem was ihm theuer iſt,
ſeit dreißig Jahren in unſern Annalen, ſey es nun durch
ſeinen erſten Widerſtand, oder durch die Einverleibung eines
Theils feines Gebiets, oder auch durch feine Befreyung.
Keiner der berühmten Männer Europa's iſt uns feit 1789
fremd; ſie waren alle entweder betheiligte Zeugen oder
Mithandelnde bey dem, was die Erörterung und Feſtſetzung
unſerer Verhaͤltniſſe mit denſelben, und den daraus ent>
ſpringenden Genuß betraf. Sie ſind Zeitgenoſſen unſerer
Revolution; ſie theilten auch ihren verſchiedenen Gluͤcks⸗
wechſel. Die Meinung, welche die Staatsmaͤnner, die Krieger,
die Literatoren und Gelehrten aller Nationen denjenigen, deren
Vaterland zu ſeyn Frankreich ſich ruͤhmt, zur Seite ſtellt,
kann man in der gegenwaͤrtigen Epoche wuͤrdigen, und ſie
muß auch dieſem Werke einiges Intereſſe mehr verleihen.“
(S. XII.)
Die Anordnung iſt uͤbrigens die alphabetiſche und der
Umſtand, daß der vorliegende erſte Band nur die Durch-
führung des erſten Buchſtabens enthält, gibt vorläufig eis
nen Begriff von dem Umfange des Ganzen. — Uebrigens
bürfen kuͤnftige Leſer dieſer Ueberſetzung nicht gerade voll⸗
kommne Vollſtaͤnbigkeit, hinſichtlich ihrer deutſchen Zeitges
noſſen, erwarten, wie denn Ref. unter andern die Namen
der Schriftſteller: Abbt, Abicht, Aſt vermißte; dagegen
werden ſie nicht wenige, ihnen bisher unbekannte auslaͤndi⸗
ſche, beſonders franzoͤſiſche Namen kennen lernen. — Auf⸗
fallend war es Ref., daß die V. S. 310, bey Gelegenheit
der Biographie Arndts, die Nachricht von der Hinrichtung
des Buchhaͤndlers Palm auf Befehl des damaligen Kaiſers
Napoleon für falſch erklären. In ſolchen und aͤhnlichen
Fällen fehlt es aber nie an den noͤthigen Berichtig ungen
von Selten des Ueberſetzers.
32
507
Zuſammenſtellung einiger Hauptmomente aus der
Geotomie, Phytotomie und Zootomie,
oder aus der ideel angeſchauten vergleichenden Anatomie an der
Seh: Pflanzen und Thiergruppe unferes Planeten, ferner: über
die Methode in der Biologie uͤberhaupt und namentlich uͤber die
Anwendung der Mathematik bey der Interpretation der Le⸗
bens ⸗Erſcheinungen, und bey Feſtſetzung ſolcher Erſchei⸗
nungen; erläutert durch die Betrachtung der Hahneman—
niſchen Homdopathiſchen Heillehre. — Zweyter Nachtrag zu dem
Werke: Skizzen zu einem Geſetzbuche der Natur vom Grafen
Georg von Buquoy Leipzig bey Breitkopf und Haͤrtel
1820. 4. 487 — 562 (fortlaufende Seitenzahlen des
genannten groͤßern Werks).
Den Inhalt des vorliegenden Hefts bezeichnet der Titel
deutlich genug. Es iſt eine Sammlung zufammengetragener
Saͤtze, theils empiriſchen, theils naturphiloſophiſchen Cha⸗
tacters, betreffend die auf dem Titel genannten Wiffen-
ſchaften. Der dieſer Sammlung beygegebene Aufſatz uͤber
die Methode in der Biologie iſt nur wenige Blaͤtter ſtark.
Fuͤr die Zuſammenſtellung der Hauptmomente aus jenen
Wiſſenſchaften nahm der Pfr. (laut dem Schmuztitel) vor:
zuͤgliche Ruͤckſicht auf die Werke der Herren Charpentier,
Riefer, Carus und Weber, und das bier Mitgetheilte
iſt zu betrachten „als Erweiterung der Lehre vom Anato—
mismus und Plaſticismus an unſerm Planeten, S 19 bis
S 80 in dem Werke: Skizzen zu einem Geſetzbuche
der Natur“ u. ſ. w.
Um die Erweiterung eines Werks richtig zu beurthei—
len, kaͤme es darauf an, den Plan des Werks ſelbſt zu
kennen, und welchen Gewinn für die Wiſſenſchaft der Pft.
damit ſchaffen wollte. Da nun Ref des Vfrs. Werk:
Skizzen zu einem Geſetzbuche der Natur u ſ. w. nicht
kennt, noch mit deſſen Plane bekannt iſt, wie ihn ſich der
Herr Graf gedacht und entworfen hat, ſo kann und darf
auch das Folgende nicht als eine Beurtheilung des Vorlie—
genden genommen, ſondern nur als einige durch ſeinen In⸗
halt veranſaßte unmaßgebliche Gedanken betrachtet werden.
Was koͤnnte eine Sammlung von Skizzen zu einem
Geſetzbuche der Natur anders wollen, als Materialien zur
moͤglichſt vollſtaͤndigen Bearbeitung des letztern zu liefern und
es dadurch beſtens vorzubereiten. Was wird aber ein fol:
ches Geſetzbuch ſeyn oder enthalten koͤnnen? Ohne Zweifel
die wiſſenſchaftliche Darſtellung des Syſtems der Naturgeſe—
tze. Soll nun das Geſetzbuch vollſtaͤndig ſeyn, ſo wird es
nicht nur den Entwurf des geſammten Geſetzſyſtems der
Natur, ſondern auch die Ausführung dieſes Syſtems ent:
halten, d. h. ein Syſcem der im Geiſt des Geſammtſy—⸗
ſtems behandelten (beſondern) Naturwiſſenſchaften Jener
Entwurf, welcher das Ganze des Naturgeſetzſyſtems von
realer Seite umfaſſen muͤßte, waͤre ein naturphiloſophiſches
Werk, worinn echte Naturſyſtematik durch das Ganze herr—⸗
ſchend ſeyn müßte. — Beſitzen wir noch kein Werk, mel:
ches dieſen Forderungen wenigſtens groͤßtentheils entſpricht?
Der Pfr. ſcheint es nicht vorauszuſetzen; denn da die hier
mitgetheilten Skizzen jedem, der mit der naturphiloſophi⸗
ſchen Literatur unſerer Zeit vertraut iſt, groͤßtentheils be—
kannt ſeyn muͤſſen, ſo kann der Zweck der Zuſammenſtellung
kein anderer ſeyn, als das Naturſyſtematiſche oder die wiſ—
ſenſchaftliche Darſtellung des Geſetzſyſtems erſt vorzuberei:
ten, durch Hindeutung auf den Zuſammenhang der Geſetze
———
[2
50
im Ganzen, durch Entwickelung der Analogie zwiſchen den
einzelnen Wahrheiten und Kenntniſſen. Dieſes ſucht zwar
der Vrf. zu leiſten, aber es geſchieht ſehr unvollkommen,
und — man kann wohl ſagen: — zu ſpaͤt. Viele dieſer
Skizzen befinden ſich bereits in andern Werken in beſſerem
Zuſammenhange, ausgeführter, durch Conſtruction einleuch⸗
tender dargeſtellt, viele ſetzen, um recht verſtanden zu wer⸗
den, ein zuſammenhängendes naturwiſſenſchaftliches Stu⸗
dium voraus. Die Skizzen, welche dem Syſtem vorausge-
hen ſollten, kommen alſo hinter dieſem her, die Bruch⸗
ſtuͤcke hinter dem Ganzen. Wer z. B. Gkens Elaffifi-
cation des Thierreichs kennt, und wem ſie einleuchtet, dem
kommt die vom Pfr. S. Sog ff. erwähnte Eintheilung in
Thiere ohne Hirn und Ruͤckenmark und in Thiere mit
Ruͤckenmark und Hirn, in Wahrheit zu ſpaͤt.
Dieſer Tadel ſey indeß, wie geſagt, nur bedingt aus⸗
geſprochen, da Ref. die Tendenz des Pfrs mit feinem Wer⸗
ke zu wenig kennt; auch betrifft er nur den größten Theil
dieſer Aphorismen, denn es fehlt auch nicht an eignen
Gedanken, genialen Bemerkungen, getroffenen Analogieen
und gluͤcklichen Einfaͤllen, welches alles den Kundigen will⸗
kommen ſeyn wird, wenn es ihnen zuſagt, dieſe Blu⸗
men unter vielem Bekannten zu finden, das ſie ſchon voll⸗
ſtaͤndiger kennen, wiewohl auch unter dieſem manches in
neuer Stellung und Beziehung vorkommt, was für die MWif-
ſenſchaft ebenfalls nuͤtzlich ſeyn kann. — Der Pfr. verraͤth
demnach viel Scharffinn und Einſicht in den Geiſt der Wiſ⸗
ſenſchaften, uͤber deren Hauptmomente er ſpricht, aber man⸗
ches ſcheint zu fluͤchtig, mit zu wenig Ueberlegung nieder⸗
geſchrieben, z. B S. 493 in Beziehung auf die Phytoto⸗
mie: „Aus dem Baue der aͤußeren Organe ſcheint folgen⸗
des Geſetz nachgewieſen werden zu koͤnnen. In den niederen
&ußeren Organen prädominirt das niedere anatomiſche Sy:
ſtem, in den hoͤhern aͤußern Organen prädominirt das hoͤ⸗
here anagtomiſche Syſtem, bey der fortſchreitenden Meta⸗
morphofe in den Bildungen der aͤußern Organe beſteht
auch eine fortſchreitende Metamorphoſe in den Bildungen
der Etementarorgane derſelben. Hiermit iſt doch eigentlich
nichts geſagt, als was der Vfr bey dem Hinſtellen dieſes
ſogenannten Geſetzes ſchon vorausſetzte, und was ſich nach
dieſer Vorausſetzung dem Kundigen von ſelbſt verſteht,
nehmlich, daß es höhere und niedere Organe der Pflanze
gibt, und daß in dieſen Organen das eine oder ande⸗
re anatomiſche Syſtem vorherrſcht; denn eben dieſes Vor⸗
herrſchen iſt es ja,
dern macht. Es war mithin dieſe vermeinte Nachweiſung
eines Geſetzes nur eine Erklaͤrung, wie man ſich das Dös
here und Niedere der Organe zu denken hade.
Ref. weiß nicht, ob der Pfr. auch die idealen oder
Geiſteswiſſenſchaften in ſeinen Plan mit aufgenommen hat.
Dann wäre freylich der Plan fo umfaſſend, daß er ſchwer⸗
lich die Vollendung ſeiner Skizzen zu einem Geſetzbuche der
Natur erleben duͤrfte. Fuͤr die Geiſteswiſſenſchaften, wor⸗
inn, hinſichtlich der philoſophiſchen Begruͤndung und Bear⸗
beitung, noch ſehr viel vor uns liegt, würden ſolche Skiz⸗
zen viel nuͤtzlicher und verdienſtlicher ſeyn, als für die Mas
turwiſſenſchaften, worinn wir bereits das Feld viel beſſer in
der Gewalt haben, 8 5 —
was das Organ zum hoͤhern oder nie⸗
— —
—
509
Wo der Pfr. mehr im Zuſammenhange philofophirt,
da laſſen ſich auch verſchiedene Wolken wahrnehmen, durch
welche ſich das philoſophiſche Licht mühſam bindurchdraͤngt
und dadurch ſeine Kraft oder Reinheit zum Theil verliert.
So in dem Auffage über die Methode in der range A
ſ. w., deren Tendenz und Geiſt ſich in folgender Stelle f
554) ausſpricht: „Dieſe Methode beſteht aber darinn:
fortwährend jenen Analogieen nachzuſpuͤren, wel:
che beſtehen, einerfeits zwiſchen den Lebenserſchei—
nungen und den Erſcheinungen an unſerm Geiſte,
anderer Seits zwiſchen den Lebenserſcheinungen
und den ſich für unſere Intelligenz am klarſten
ausſprechenden Actionen der lebloſen Natur, nehm⸗
lich jenen des Mechanismus, welcher zur intellec⸗
tuellen Anſchauung erhoben, ſich uns in der Spra⸗
che der Mathematik kund thur. Um das Weſen
der ſinnlich wahrnehmbaren Lebenserſcheinungen wenigſtens
ahnend zu deuten, da hier von Erklären und Begreifen
[geſchweige alſo wohl vom Conſtruiren ?] nimmermehr die
Rede ſeyn kann, ſtehen uns zwey große Erſcheinungen zu
Gebote, aus denen indirect, durch zu entdeckende Analo⸗
gie, dem Weſen der ſomatiſch ausgeſprochenen Lebenserſchei⸗
nungen nachgeſpürt werden kann; nehmlich einer Seits das
Walten unſers geiſtigen Weſens, das wir mit innigem
Bewußtſeyn erfaſſen, anderer Seits der in der unbelebten
Natur in feiner urfprünglichen Geſtalt hervortretende Me—
chanismus, den wir der ſtrengen und eben ſo ſubtilen
Methode des Kalkuls zu unterwerfen vermögen.“ 5
„Analytiſche Dynamik (im Sinne eines Delagran—
ge) und Pfychologie find daber die zwey Doctrinen, wel⸗
che wenn gleich nicht unmittelbar auf Biologie angewandt,
nichts deſto weniger auf indirectem Wege, weſentlich dazu
dienen koͤnnen, an der Philofophie der lebenden Natur,
manche verborgene Seite zu beleuchten.“
Dieſes Thema und deſſen Ausführung in dem genann⸗
ten Aufſatze gibt Ref noch zu folgenden Bemerkungen An—
laß: 1) Mit einer bloß ahnenden Deutung der Lebens—
erſcheinungen kann ſich eine wiſſenſchaftliche Biologie nicht
begnügen; fie mag in die Poeſie gehören, wo fie an ihrer
rechten Stelle iſt In ſofern aber das Ahnen in der Wiſ—
ſenſchaft eine Rolle ſpielt, kann es nur eine hevriſtiſche
ſeyn, es kann in der Intelligenz nur den Trieb erregen,
aus der Dunkelheit oder Daͤmmerung des Ahnens in das
Licht des evidenten Wiſſens überzugehen, welches doch al-
lein das Hoͤchſte der Wiſſenſchaft iſt. Waͤre es gegründet,
daß die Biologie ſich auf keine Weiſe zur Evidenz erheben
koͤnnte, daß ſie ſich auf bloß ahnendes Deuten beſchraͤnken
müßte, fo nenne man fie — und mit ihr jede andere Docs
trin von gleicher Ungewißheit oder Schwaͤche — Ahnen:
ſchaft ſtatt Wiſſenſchaft, wenn doch zwiſchen Ahnen und
Wiſſen unterſchieden werden ſoll.
2) Die Ideen, z. B. die des Makrokosmus und Mi-
krokosmus, hinſichtlich des zwiſchen beyden ftatıfindenden
Parallelismus, ſcheinen von unſerm Pfr. nicht philoſophiſch
genug aufgefaßt zu ſeyn, welches Ref, daher zu kommen
ſcheint, daß es an der rechten Idee des Lebens fehlt. Das
Leben betrachtet er als etwas dem Organismus oder Mikro⸗
kosmus eigenthuͤmliches, dem Makrokosmus fehlendes, wo⸗
510
von S. 553 in folgender Aeußerung Zeugniß gibt: „Nein!
wenn wir gleich an dem Lebenden die Aeußerungen des Mer
chanismus, Chemismus, Galvanismus, Magnetismus, der
Electricitaͤt, der Licht- und Waͤrmeerſcheinungen u. f. w.
vereint entdecken, ſo tragen doch alle dieſe Actionen den
Character des Lebens fo deutlich mit ſich, daß wir uͤber⸗
zeugt ſeyn muͤſſen, es beſtehen von dieſen Actionen, die
ſich am Lebenden ihrem ganzen Weſen nach voͤllig entwickelt
ausſprechen, an den Erſcheinungen der leblofen Natur
bloß die Rudimente. Die Actionen treten hier genugſam
getrennt und einſeitig hervor leinſeitig ſind ſie nur fuͤr den
einſeitig reflectirenden Verſtand!, daß fie von unſerer bes
ſchraͤnkten Intelligenz klar erfaßt, und fogar in vielen Faͤl⸗
len der Methode unferes ergrundenden, aber alles beengen—
den und erſtarrenden [!] Kalkuls unterworfen werden koͤn⸗
nen.“
Wollte man auch — um dieſe Stelle moͤglichſt guͤn⸗
ſtig zu deuten — annehmen, der Pfr. betrachte das Eigen⸗
thuͤmliche des Lebens nicht als etwas von den Actionen und
von der Art ihrer Concentration verſchiedenes, ſondern er
ſetze dieſes Eigenthuͤmliche bloß in die vollkommne Entwicke—
lung des Weſens der Actionen; ſo iſt doch der von ihm
angenommene Parallelismus ein todter, weil er einerſeits
das Leden von ſich ausſchließt und den Makrokosmus als
leblos fest. Wären die Actionen des letztern wirklich fo ge—
trennt als fie erſcheinen, wären fie nicht durch innere Be—
ziehung und Zuſammenhang zum Ganzen eines makrokos—
miſchen Lebens verbunden, ſo fehlte dem Parallelismus
das weſentlichſte Element und dem Begriff Mikrokosmus
die lebendige Bedeutung.
3) Auch das Verhaͤltniß der Mathematik zu den rea⸗
len Wiſſenſchaften, nach deſſen Erkenntniß und Verwirkli—
chung die Methodik (Darſtellungskunſt) trachten ſoll, ſcheint
ſich der Vfr. nicht allſeitig gedacht zu haben, und es kann
fuͤr dieſen Zweck eine beliebige Anwendung des hoͤhern Kal—
kuls auf jene Wiſſenſchaften nicht genuͤgen. Es iſt dieſes
Verhaͤltniß kein geringeres oder zufuͤlligeres, als das der
aͤußern Form und innern Structur eines Organs zu ſeiner
weſentlichen Function. Mathematik iſt die natürliche Form
der Naturwiſſenſchaften, ja, in gewiſſem Sinne, aller Wiſ—
ſenfchaften.
Umriſſe zu den phyſiſchen Verhaͤltniſſen des von
Oerſtedt entdeckten Elektromagnetismus
von Erman.
Man hat es auffallend gefunden, daß jene Periode,
in der ein fo allgemeines Intereſſe an dem damals eben ent—
deckten Galvanismus genommen wurde, und die noch im
Andenken Aller ſeyn wird, vorüber gegangen war, ohne daß
die von fo Vielen geſuchte und zum Theil vermeintlich ent⸗
deckte Verbindung des Galvanismus mit dem Magnetis—
mus gefunden wurde, und erſt, nachdem laͤngſt wieder die
Aufmerkſamkeit auf anderweitige, hieher nicht einſchlagende
Dinge gerichtet war, in dieſer Lehre kurz hinter einander
fo viele merkwürdige Thatſachen entdeckt worden find. In⸗
deß die ganze Entdeckung des Herrn Oerſtedt wor nicht bloß
511
\
ſehr zufällig gemacht, ſondern das lange Ueberſehen der Sar
che hatte auch wohl darin feinen guten Grund, daß die vies
len frühern vermeintlich gemachten und immer ſehr bald
falſch befundenen Entdeckungen uͤber den Einfluß des Mag⸗
neten im Galvanismus eine Prafumtion gegen die fo nahe
liegende Verbindung hervorgebracht hatten; man brach das
her die Unterſuchung hier ab. Ritter glaubte, etwas der
Art gefunden zu haben, er hatte ſich aber betrogen, wie
ihm der Verf. unſeres Buches bewies, ob er gleich nahe
daran geweſen, und noch leichter hätte dieſer ſelbſt auf die
Entdeckung kommen koͤnnen. Dieß nun damals uͤberſehen
zu haben, ſey es aus Mangel an Vertrauen auf einen güns
ſtigen Erfolg oder an Intereſſe geweſen, hat der V. durch
feine neueſten mit der an ihm gewohnten Gruͤndlichkejt ats
geſtellten Arbeit wieder gut gemacht. Die Idee der traus—
verſalen Polariſation des Schließungsleiters der Kette hatte
Prechtl in Wien faſt gleichzeitig mit dem Verfaſſer. Die
Anſicht iſt ſo nahe liegend, daß man ſich wundern muß,
daß die Parthey ihrer Anhaͤnger auch bey uns noch nicht
wachſen will. Bey dem, was der Verf. bey ſeinen Verſu—
chen fand, hat er die Theorie folgerecht durchgeführt. Der
indeß in Frankreich entdeckte Einfluß der Richtung zwiſchen
den Schließungsdraͤthen zwever Saͤulen auf ihre Bewegung
war ihm unbekannt geblieben. Zwar Gilbert ſetzt fie der
Anſicht des Verf. entgegen, ſie ſcheint ſie aber vielmehr zu
beſtaͤtigen, und zwar auf eine ganz unzweydeutige Weiſe,
ſo daß ſie ihr als ihre rechte Pruͤfung haͤtte zur Bedin—
gung gemacht werden koͤnnen, ehe man ſich no“ an Beob-
achtungen uͤber das Theorem gemacht. Alle Erfahrungen
beweiſen, daß das zwiſchen den beliebigen Metallen der
Schließungsleiter in Thaͤtigkeit Geſetzte bloß mognetiſch iſt
ohne alle galvaniſche Spannung. Die Anziehung iſt dau—
ernd und geht nicht in Repulſion über, die Repulſion fin⸗
det durch Iſolatoren ſtatt u. ſ. w. Hieruͤber kann alſo
kein Streit ſeyn. Nun iſt aber leicht einzuſehen, daß die
Theilung des Leiters in ſeine Breitenpole davon abhaͤngt,
wo ſich die Pole der Kette befinden; ſind z. B. zwey Saͤu⸗
len vertikal fo geſtellt, daß die einen oder die anderen gleich:
namigen Pole nach dem Nadir zeigen und alſo eine gleiche
Richtung der Bewegung von einem Pol zum anderen ſtatt
findet, ſo werden ſich, da hier gleiche Bedingungen ſind,
auch die Breitenpole der Schließungsleiter correſpondiren,
das heißt, iſt der eine nach Weſt gewandt, ſo wird ſich
auch der andere nach Weſt gewandt finden. Es iſt alſo
auch einleuchtend, daß ſie ſich ſelbſt ihre ungleichnamigen
magnetiſchen Pole zuwenden und ſich anziehen werden. Der
Verf, hatte auf dieſe Wirkung die Leitungsdraͤthe geprüft;
daß er aber nichts fand, lag wahrſcheinlich nicht daran,
daß fein Apparat nicht beweglich genug war, ſondern daran,
daß die Leiter wegen ihrer Unterlage nicht in ihre Wir—
kungsſphaͤre kommen konnten. Die ganze Sache zeigt übrir
gens durchaus nichts, was nicht [hen die Bewegungen der
Bouſſolen an der geſchloſſenen Kette gelehrt haͤtten, denn
die Erfahrung, daß kein Metall einer magnetiſchen und über
haupt kein Körper einer polariſchen Attraktion folge, ohne
feine eigenen Pole zu bekommen oder ſchon bereits gehabt
zu haben, war laͤngſt bekannt und insbefondere für den Fall
der Polariſation des Schließungsleiters von Arago, Con—
figliacchi und anderen bewieſen worden. So beſtimmt nun
zwar aus allen Erſcheinungen folgt, daß eine transverſale
512
Polariſation ihnen zum Grunde liegt, fo reicht man doch
allerdings mit ihr nicht aus. Es iſt das Verdienſt des
Verf., dieß zuerſt geſehen zu haben. Die Art, wie er hier
die Widerſpruche zu verbinden und zu heben ſucht, macht
das eigentlich Poſitive feiner Theorie aus. Sie ſelbſt durch⸗
zufuͤhren und ſelbſt in den verwickelten Faͤllen wieder her⸗
auszufiaden wird keine unüberſteiglichen Schwierigkeiten zei
gen; das Wichtigſte und die Hauptſache aber dabey iſt, daß
fie einen ganz neuen Geſichtspunct in unſere bisherige Lehe
re vom Erdmagnetismus bringt. Wenn übrigens auch Fünfs
tig die Darſtellung des diagonaloiden Breitenmagneten eis
nen anderen und umfaſſenderen theoretiſchen Sinn bekommt,
als ihn ihm der Verf. gibt, ſo iſt doch ſeine Anſicht der
vollkommen richtige Ausdruck wenigſtens an der Sache
und vereinigt alle Widerſpruͤche. Es iſt hier weder der Ort,
ſich uͤber den reinen wiſſenſchaftlichen Theil der neuen Lehre
einzulaſſen, von welcher Seite ſie beſonders der Verf. fuͤr
ſeine Arbeit gewaͤhlt hat, noch daruͤber, wie ſie ſich mit
den alten Vorſtellungen unſerer Philoſophen verträgt, ſon⸗
dern es iſt hier nur der Ort, auf den Inhalt des aufgeges
benen Theorems aufmerkſam zu machen und beyzutragen,
daß die geſunde Idee unter dem vielen Confuſen, was uͤber
den Gegenſtand vorgebracht worden iſt, zur allgemeinen
Kenntniß und Förderung komme. Die, wie es alſo ſcheint,
richtige Vorſtellungsart des Verfaſſers, den Schließungsleis
ter als einen Magneten anzuſehen, deſſen transverſale Pos
laritaͤt ſich der Diagonale nähert, hat, wie es nicht anders
ſeyn kann, vieles wiſſenſchaftlich ſowohl, als was das De—
tail der Beobachtungen betrifft, noch nicht nach jeder Sei»
te durchgefuͤhrte, was eben die Sache ganzer Zeiten und
nicht einzelner Arbeiten iſt. Es iſt aber zu erwarten, daß
dieß uun hinfuͤro weiter verfolgt wird, ohne Advokatenei⸗
fer, ein Theorem durchzufechten und durchzuſchreien; ſondern
mit Bereitwilligkeit das gerne mit aufloͤſen zu helfen, das
am Ende vielleicht ſeine eigene Erweiterung wenigſtens nutz⸗
los macht. Es find gewiß viele (unter den Phyſikern), des
nen die ganze, zum erſtenmal gemachte Erfahrung der Eris
ſtenz idesmagnetiſcher Körper unter die Thatſachen wird zu
gehören ſcheinen, von denen eine fo große Maſſe im Nepo⸗
ſitorium der Wiſſenſchaft altert, ohne daß fie ihr befons
ders erſprießlich und foͤrderlich geweſen waͤre; denn vieles
hat die neuere Philoſophie zwar verbraucht, aber doch noch
immer das Wenigſte und oft nicht das Beſte. Indeß die⸗
ſem iſt erſtlich überhaupt nicht fo, denn es darf nicht über
das, was die Wiſſenſchaſt braucht, vernuͤnftelt werden.
Hier aber insbeſondere handelt es ſich keinesweges um Er
fahrungen, die man in fofern für Incremente der Willens
ſchaft halten koͤnne, als ſie ihre Maſſe ſchwerer machen;
ſondern um ſolche,
die ganze alte Lehre von dieſer Klaſſe ven Phänomenen has
ben. Was das Detail der Verſuche des Verf. betrifft, fo
find fie nicht uͤberhaͤuft und werden daher einem jeden eine
leichte Ueberſicht der Dinge gewähren, auf die es vorzügs
lich bey dem, was hier beobachtet wird, ankommt. Was
der V. von den beyden Dimenſionen ſagt, in denen ſich die
je zwey magnetiſchen Pole des Leiters trennen, muß bey ihm
ſelbſt nachgeſehen werden. Die Analyſis und die Mechanik
wird hier ſehr zuſammengeſetzte Aufgaben finden. Da aber
in Deutſchland die geiſtzeiche Behandlung der Mathematik
des vorigen Jahrhunderts ausgegangen zu ſeyn ſcheine, fo
—
bie einen ſehr entſchiednen Einfluß auf
- 513
wird wohl vor der Hand nicht daran zu denken ſeyn, daß
ſich jemand an dergleichen bey uns wagte.
Beytraͤge zur gegenwaͤrtigen Geſchichte der
f Mineralogie,
I.
Neue Analyſe eines Steins.
Göthit.
Name von Gott, ſehr bezeichnend in Beziehung auf
die guten Funken, die er mit dem Stahle nicht gibt.
Einige wollen ihn herleiten von Göthe, hindeutend auf
jene eigenthuͤmliche Eigenſchaft, mit welcher Herr geh. Rath
Leonhard glänzt. Andere fagen Gotha, wegen des Fund-
ortes 30 Meilen weſtſuͤdlich von dieſer Stadt. Auch an die
Gothen, welche dieſen Stein ſehr häufig gehabt haben
ſollen, und an 50, mrog, hat man gedacht. —
Syn. Spermolegit, Koimesiophthalm, Anaxit,
Dipsychit, Hemithan, Salpistit, Kiferflein, Geminit,
Perikatharmatit, Atmiophthalm, Apographit, Eido-
lolatrelitk. —
Berngefialt. Der Stein hat das Merkwuͤrdige,
daß es noch nicht moͤglich geweſen, jene feſtzuſtellen, Die
Art ſeines Seyns, wie es ſich jetzt darſtellt — dem Ver—
Ergebniß der Zer— Parit
legung nach (Haüyne) | (Waſſer)
? 33
Die früheren Zerlegungen find zu abweichend in ih:
ren Reſultaten, um ein beſtimmtes Anhalten zu bieten.
Falſch iſt die Angabe Baryt ſtatt Parit, weshalb ich Hauyne
daneben geſetzt. Eben fo Waſſer. Göthit-Sydrat
wurde zuerſt Baͤferſtein (auch Fliegenſchwamm) genannt;
darnach trug man dieſen Namen zunaͤchſt auf das in Halle
vorkommende Foſſil uͤber, zuletzt allgemein. —
Ungemein haͤuſig iſt dem Kaͤferſtein Blende beyge⸗
mengt. Gold und Eifen erſcheinen mehr zufällig. —
Bleygrau. Etwas abfaͤrbend. —
Einzige Art. —
Keyſtalle theils hohl, und dann nicht ſelten mit zugerunde⸗
ten Kanten. Außen glatt; meiſt drufig verbunden (deſon⸗
ders die Varietät No. 6 und 7), und dann ſich gegenſeitig
ihren Glanz mittheilend. Kryſtalliniſche und derbe Maſſen,
letztere mit vielartigen Eindrücken; zerfreſſen. Zuweilen
durch die fremdartigen Beymiſchungen eigenthuͤmlich ſchil⸗
lernd; haͤufig mit bunten Farben angelaufen. —
Der Söthit erſcheint unter fo mannigfaltigen Ver⸗
haͤltniſſen des Vorkommens, daß daruͤber noch nichts Ge—
wiſſes zu ſagen iſt. Siehe Leonhards Taſchenbuch und
fein „Handbuch der Oryctognoſie“; Käferſteins geognoſti⸗
ſches Deutſchland u. ſ. w. E R. W.
Iſis 1922. Heft v.
524
faſſer aber nicht durch Autopſie bekannt — ſcheint ganz
neuen Urſprungs. Auch iſt in dem Spermolosöthit eine
überwundene, aber dennoch nicht zu verkennende Tendenz zu
einem ganz heterogenen Seyn bemerkbar. Außerdem nie
ganz rein, ſondern mit Glimmer und Diallage nach allen
Richtungen verwachſen. Daher Rhombendodekaeder hypo⸗
thetiſch. Durchgang einer Flaͤche leicht entbloͤßbar. —
Kryſtalle. 1) Rhombendodekaeder (2); 2) Entehome
boederſcheitelt (2); 3) desgleichen zum Verſchwinden der
Kernflaͤchen; 4) entoktaederſcheitelt (2); 5) desgleichen entfcheis
telt bis zur Flachheit. 6) Nichts als Flachheit. 7) Halb⸗
verdrehte Kryſtalle, vorzuͤglich aus No. 5 und 6. 8) Af⸗
terkryſtalle aus faſt allen Gattungen; meiſt hohl.
Die dem Söthit ſo häufig zuſtehende Neigung, ſich
regelmaͤßig zu geſtalten, dann die Mannigfaltigkeit der ihn
begleitenden Foſſilien, bieten Anlaß zu den vielartigſten und
ſchoͤnſten Gruppirungen. Fundorte ausgezeichneter Kryſtalle
— Heidelberg und Halle (vorzuͤglich aus der Varietaͤt No.
6 und 7). —
Was ſich bey keiner Subſtanz, wenigſtens nicht in
dem Grade, gefunden, zeigt ſich hier als eine bewunderns⸗
werthe Elgenthuͤmlichkeit, ich meine jenes Kennzeichen der
Haͤrte: ein Stuͤck ritzt das andere. Durch Hausmann nur
ſchwierig ritbar. Strich matt. Sp. S. — 0,00001. Iſo⸗
lirt gerieben, — f. erlangend. Schon am Sonnenlicht zer⸗
kniſternd, reduzirbar, unter Entwickelung von ſtinkenden
Daͤmpfen. Loͤsbar in ſchwaͤchſten Saͤuren. —
Göthe Autarkine | Geſammt⸗
Betrag.
33 33 99
2.
Unterſuchungen über die Formen der lebloſen
Natur, v. J. F. L. Hausmann. kr und r Band.
Göttingen, Vanderhoͤck und Ru⸗
precht, 1821.
Zwey Buͤcher erregen die Aufmerkſamkeit des minera⸗
logiſchen Publikums, in ſoweit es nichts davon verſteht.
Zwey Buͤcher ſind zur endlichen Kenntniß ihrer Verfaſſer
ans Licht getreten, ein oryctognoſtiſches überhaupt, und ein
kryſtallographiſches, dieſes von Hausmann, in Goͤttingen,
jenes von Leonhard in Heidelberg. Hausmann nennt ſein
Buch, das aus Verſehen zu dick geworden, Unterſuchun⸗
gen über die Formen der lebloſen Natur, ſtatt:
leblofe Unterſuchungen u. ſ. w. In einer langen Eins
laͤutung bemüht er ſich, mit einer nicht bloß ihm eigenen,
ſondern jetzt ſehr haͤufig auftretenden Sprache, die das
Trivialſte in ſehr gelehrte Rahmen faßt, ſeinem Werke ei⸗
nen Anfang zu verſchaffen. Durch ſchaales abgeſtandenes Urs
theil werden die Naturreiche verknuͤpft und geſondert, ein⸗
geſtreute poetiſche Redensarten ziehen ſich als ein rother
Bindfaden hindurch; eine Anmaßung ſpricht ſich aus, wie
ſie nur ein Mann haben kann, der in den ſchon gemach—⸗
ten Anfaͤngen einer jungen Wiſſenſchaft durch wenig Gabe
und vielen Hochmuth unnuͤtzerweiſe berühmt gewefen,
33
515
Gleichwie er zu dem Schwarm derjenigen gehoͤrt, die durch
gelehrtes Benutzen der flachſten alttaͤglichſten Dinge, durch
ein Erheben der gemeinſten Beobachtungen und Betrachtun—
gen auf eine ſelbſt geſchaffene, fremdartige, nebelvolle Hoͤ⸗
he, durch wohlfeile Entdeckungen, durch Wuͤrfelſpiele, in
welchen die Wurfel doch immer Wuͤrfel bleiben, ſich das An-
ſehen geben, als arbeiteten fie, — ſich des, Ruhmes freuen,
ihren Namen hie und da gedruckt zu ſehen, eben fo
zeichnet ihn von den ſtillen ſtrengen Forſchern jene tappende
Sprache aus, welche recht gut weiß, wie laͤngſt bekannte
Sachen ſie zu vernebeln hat, damit ſie eigenthuͤmlich ſchei—
nen, und wann ſie naͤchtlich ausziehen muß, um fremde
Felder abzupfluͤgen. Es iſt daher im Allgemeinen eine ins
nerlich ſcheue Sprache, die aber frech die Augen nach Aus
ßen wirft und eine ſchamloſe Stirn zeigt, — nach der Vor⸗
rede, worinn jeder Sachkundige um Zurechtweiſung u. f.
w. gebeten wird, vor den Getaͤuſchten eine bloß offne.
Das Gefühl der Sicherheit unter Bloͤdlingen macht fie im:
mer frecher, ſie tritt nicht mehr ſo leiſe auf, ihre Beweiſe
werden immer ſparſamer, ſie triumphirt im Stillen, weil
ſie durch jeden Beweis, den ſie wirklich führen muͤßte, das
Gegentheil und ſich als Hure darthun würde. Daber wird
jedes Ding ſicher geſtellt und aus aller genauern Betrach—
tung durch die nun, nach ſo langem Harren der Kreaturen
auf ihn, endlich vollendete des Verfaſſers herausgerüͤckt,
Die fixen Ideen deſſelben, durch eine leichte Diſtillation
aus fremden Stoffen abſtrahirt, wachſen mehr und mehr,
je weiter man ließt, als eine nunmehr für alle kuͤnftigen
Zeiten feſtgeſtellte reine Realitaͤt der Dinge auf; zu großen
Luͤmmeln geworden, laſſen fie ſich nicht mehr bändigen, er—
ſcheinen als die rohſten, hinter der Thuͤr gemachten
Schwaͤchlinge und zeugen fuͤr ihren Vater. Werke uͤber
Werke der Art kommen ans Licht. Es iſt endlich Zeit, daß
wir deren einige, nun wir koͤnnen, naher betrachten und uns
dadurch Licht über ihre Verfaſſer ſchaffen, welche fo lange
unbegreiflicherweiſe — oder dem Himmel ſey die Ohnmacht
dieſer Wiſſenſchaft geklagt — ſogar als Leuchter und Ora⸗
kel angefehen werden konnten. Es kann ihrer ſchnoͤden
Willkuͤhr, vor welcher kein Ding mehr eigne objective un⸗
verrückbare Wahrheit hat, dieſes Anſehen vielleicht noch lan:
ge bleiben; noch lange koͤnnen ihre geognoſtiſchen und oryc-
tognoſtiſchen Schleuderwurfe die ekelhaften Umtriebe ma⸗
chen, — es iſt genug, daß für heranwachſende Stimmen
der erſte Ton angeſchlagen werde.
Hausmann hat nicht verfehlt, ſein Moͤglichſtes zu
thun, um durch die beliebte hochdeutſche Mundart feinem
Werke ein Eingeweide zu verſchaffen. Die beyden erſten
Bände machen ſchon einen faſt drey Finger dicken Quar⸗
tanten aus; für die drey folgenden kann H. H., beyläufig
geſagt, keine Wörter mehr finden und bittet um Mitthei⸗
lungen. Es iſt alſo klar, daß wir auf das Werk hier nur
in fo weit eingehen koͤnnen, als nöthig iſt, ſowohl um ums
ſre obigen allgemeinen Bemerkungen einigermaßen zu be⸗
gruͤnden, als um endlich von einer andern Seite her als
gewohnlich auf daſſelde aufmerkſam zu machen. Es muͤſſen
Herrn H. die weſentlichſten kryſtallographiſchen Kenntniſſe
ganz und gar abgeſprochen werden, wir moͤgen von den
dargelegten eine große Subtraction vornehmen und ihm den
Reſt laſſen, oder wir moͤgen ihm Alles als das Seinige laſſen
516
und dieſes mit bei, vergleichen, was von Weiß, Raumer
und Mohs bereits feſtgeſtellt. Denn in dem letzteren Falle
finden wir eine nicht geringere Armuth, eine ſo auffallende,
daß nicht zu ſagen iſt, ob Herr H. den groͤßten Theil der
Schriften jener Gelehrten nicht hat verſtehen koͤnnen, oder
ob er ihn aus Furcht, ſich durch Gegenſtaͤnde, denen man
ihn nicht gewachſen glauben duͤrfte, zu verrathen, gaͤnzlich
ignorirt habe. Es moͤchte ihm recht wohl thun, bey Weiß,
Raumer oder dem Engländer Mohs ein Vierteljahr zu hoͤ⸗
ren oder nur mit irgend einem Schüler derfelben ſich ſchein—
bar beylaͤufig zu beſprechen, um das Nothwendigſte von
der Kenntniß der Reihen, der Zerlegung der einfachen wie
der Zwillingsgeſtalten zu erfahren, und ſeinen baͤuriſchen
Hochmuth abzuſpannen.
Deshalb wird es uns auch unmöglich, To gerne wir es
thaͤten, ſein Buch im Vergleich mit anderen zu wuͤrdigen,
um ſo mehr, da dieſe Wuͤrdigung immer in dem Kreiſe je⸗
ner drey Gelehrten bleiben und Herrn H. gar nicht beruͤhren
wuͤrde. Das Einzige iſt uns unbenommen, was uns bey
Durchleſung ſeines Buchs aufgefallen. Die geometriſche
Betrachtung der Kryſtallreihen, vorzüglich des (ifometrifchen)
Wuͤrfelſyſtems, wie ſie Herr von Raumer angeſtellt, ſcheint
ihm fo zuwider und fo unverſtaͤndlich geweſen zu ſeyn, daß
er dieſen Gelehrten gar nicht benutzt hat. Hier koͤnnte al⸗
fo eine Vergleichung moglich werden, weniaſtens der vers
ſchiedenen Behandlungsarten. Herr von Raumer hat ſei⸗
nem Lehrbuch aus wahrer Demuth und zum Beweiſe for
wohl feiner Hochachtung für. hohere mathematiſche Bes
trachtung der Kryſtalle, als feiner Anſichten über den jeßis
gen Zuſtand und die große Zukünft dieſer W eſſenſchaft, den
Namen: „ABC, Buch der Kryſtallkunde“ gegeben, obgleich
es das buͤndigſte und gehaltrenhfte iſt, was wir bis jetzt
kennen. Die verborgenſten Verhaͤltniſſe find auf eine eigens
thümliche ſcharfſinnige Art aͤcht wiſſenſchaftlich entwickelt;
der Wiſſenſchaft ift eine Seite abgewonnen, die man bisher
kaum geahner hatte. Schlicht, ohne Brey und Brühe, fühs
ren die Betrachtungen je weiter und weiter; feine Schuler
befinden ſich zuletzt frey in Mitten eines Kreiſes, von wo
aus es ihnen alle Tage nach Tiſche eben ſo leicht wie ung
nuͤtz ſcheint ein Buch zu ſchreiben, wie das Hausmanni—
ſche. Hausmann dagegen ſagt von ſeinem Werke in der
Vorrede, es ſey nach dem Plane deſſelben nicht für Ans
faͤnger geſchrieben. NRothwendig wird es alſo Höhere Ans
ſchauungen, tiefere mathematiſche Betrachtungen geben. So
iſt es aber nicht gemeynt. Waͤhrend Herr von Raumer
bey den mühſamſten Vorarbeiten feinen Geiſt mit dem
ſtrengſten Fleiß in die ſchwierige geometriſche Unterſuchung
der inneren und aͤußeren Kryſtallverhaͤltutſſe vertieft bedient
ſich Hausmann auf eine ſonderbare Art der Ichnellgefchlages
nen Schiffs- und Eſelsbrücke, Vega über jeden Graben,
geht nachher, froh dieſen Uebelſtand uͤberwunden hinter ſich
zu haben, auf ſicheren Fuͤßen ruͤckſichtslos weiter, gibt,
nachdem er die von Weiß in feiner Diſſertation: de inda-
gando formarum crystallinarum charactere geome-
trico principali, und ſpaͤter in der beſonderen Schrift
über die Rautenflache und Doppelpyramiden, nachgewieſe—
nen trigonometeiſchen Hauptverhaͤltniſſe noch einmal mit
unbedeutenden Zuſatzen feſtgeſtellt — mit wenigen Wor—
ten Rechenſchaft über dieſe Zuſaͤtze, deren Beſchaffenheit
wir gleich wollen kennen lernen, ſagt Seite 299:
517
4 „Es ergibt ſich alſo beylaͤufig die Wahrheit unferer
fruͤheren Behauptung, daß unſer Verfahren auf
ſehr viel kuͤrzeren Wegen zur Beſtimmung der Wins
kel führe, als die Methode des großen franzoͤſiſchen
Kryſtallographen.“
und beginnt die flachſten Unterſuchungen, alle ſchon laͤngſt
vorhanden, von ihm aufs ſchlechteſte zuſammengeſtellt.
Durch vorgefundene gegebene Winkelbeſtimmungen war es
ihm leicht geworden, durch das umgekehrte Verfahren, Tale
er angegeben, das Verhaͤltniß der dinusse zu den Cosi
nussen dieſer Winkel, d. i. die Axen- und Neigungsver—
haͤltniſſe nach Wurzelgroͤßen feſtzuſtellen. Was thut Herr
Hausmann? Statt dieſes umgekehrte Verfahren und die
Benutzung der gegebenen Winkel anzugeben, ſtellt er je—
desmal die Reſultate dieſer Rechnungen unbefümmert, und
als haͤtte er ſie ſo beylaͤufig den Kryſtallen abgeſehen, als ge—
geben hin, ſagt kein Wort davon, wo er ſie eigentlich her
hat, ſon bern gründet im Gegentheil — wer begreift dieſen
uͤberſchwenglichen Unſnn! — darauf wiederum die Berech—
nung dieſer ſelben Winkel, von welchen er ausgegangen,
und thut ſehr vornehm, wenn die neuen Reſultate von den
alten Angaben um einige Minuten oder Secunden abweichen.
Ein merkwuͤrdiges Beyſpiel dieſer Art liefert er beym Held—
ſpath. Hier hat ang die Flächen als regelmaͤßige Ab—
ſtumpfung der Kante II beſtimmt; alle aͤußeren Linienver—
haͤltniſſe laſſen dieß auch kein geſundes Auge verkennen.
n 7
Der Neigungswinkel = iſt alſo = dem A 135°; den⸗
noch gibt Herr Hausmann ſehr vornehm 134° 57 40“ an,
durch Rechnung gefunden, und ſagt in einer Anmerkung:
„dieſe Neigung beſtimmt Hauy zu 1559.“ So rechtfertigt
ſich ſeine Prahlerey, ſo bedient er ſich der Trigonometrie,
um doch ſeinem Werke vor den Augen derjenigen, die alles
Andere darinn für nichtig erachten, von Mathematik aber
nicht viel verſtehen, den Schein einer einſeitigen werthen
Berrachtung zu geben. Dieſe Art, die ſich die Tiefen
daͤmmt, waͤhrend zur Beſchwerlichkeit Andern das Waſſer
ſich uͤber Alles Land ergießt; die Art derer, die heimlich,
waͤhrend ſie ganz gelaſſen ſcheinen, nach beyden Seiten des
Stroms ſpaͤhen, bis ſie endlich einer alten Furth und feichs
ten Stelle gewähren, durch welche Me, unter keinem ande—
ren Uebelſtand, als daß fie das Waſſer trüben, durchwaten
koͤnnten, — ploͤtzlich erſchallt dann die Stimme vom ande:
ren Ufer herüber, wieder dieſelbe hohe Stimme eines Nie—
derlaͤnders auf Stelzen, — dieſe Art iſt der tieferen For—
ſchung immer am unnüßeften geweſen. Hausmann macht
auch kein Hehl: er ſtaunt die geometriſchen Verhaͤltniſſe
zwiſchen zweyen, in der Reihe ſpitzer Rautenflache ſich zu—
naͤchſt ſtehenden Gliedern, und die ſchoͤnen Verhaͤltniſſe des
Winkeltauſches unter den Gliedern der beyden entgegengeſetzten
Reihen an, citirt fuͤr beyde Hauy, ohne im Geringſten, wie
er es auch überall nicht thut und wie es doch hier ſehr am
rechten Ort geweſen wäre, ſich um Reihe und Geſetz zu
kuͤmmern. Namentlich dieſe beyden Eigenſchaften ſtehen oh—
ne Beweis, bloß unter Hauys Autoritaͤt, ſo einzeln ange—
führe da, daß ein Schüler fie als die hoͤchſten bewun ern
koͤnnte, die zu beweiſen der beſchraͤnkte Raum (678 Duarts
„
— .
518
feiten die beyden erſten Bände!) nicht erlaubte, Nach alle
dieſem ſcheint ee mit der Bemerkung in der Vorrede, daß
er die tiefere Bearbeitung der mathematiſchen Seite der
Kryſtallographie Anderen überlaffen müffe, die Geometrie zu
meynen, und es wird ihm gerathen, da eine neue Kennt—
niß nicht zu verſchmaͤhen ſeyn kann, hier zuerſt Kries und
darnach Raumers ABC -Buch zu ſtudiren. —
Nachdem wir nun fo einen Vergleichungspunct aufges
funden, liegt ein anderer eben ſo nahe. Es iſt eine Freu—
de, das ſcharfgefaßte, knapp und gedrängt nach den be—
ſtimmteſten Abſchnitten geſchriebene Lehrbuch des Herrn von
Raumer zu ſtudiren, während der breite Mund des Goͤt—
tingers uͤberfließt von aufgeſtoßner Saͤure, die er als Zu—
ſatz, zur Verdauung noͤthig erachtet. Herr von Raumer
hat die eigenthuͤmlichſte, vor ihm noch unverſuchte Art der
Bearbeitung geliefert, und für die muͤhevollſten Forſchungen
den Lohn ganz neuer ſchoͤner Reſultate empfangen, deren
fein Buch voll iſt. Hausmann hat, bey Raumer zwar
nicht zu finden, 165 Quartſeiten mit den gedehnteſten Be—
merkungen über die krummflaͤchigen unkryſtalliniſchen Fors
men des Roth- und Braun-Eiſenſteins, des Gypſes, Kalks
ſinters, Obſidians, Horn- und Feuerſteins, der Waſſer—
und Queckſilbertropfen, des Schwefelkieſes u. ſ. w., vor—
zuͤglich aber des Waſſerkieſes angefülle, deſſen er durch die
beyden Buͤcher hindurch bis zum Ekel Gelegenheit nimmt,
zu erwaͤhnen, weil er ſchon früher daruͤber fehr wuͤſte Ob—
servationes (de pyrite gilvo) geſchrieben. Herr H. ber
fist, im Vorbeygehen geſagt, wahrſcheinlich Steffens Hands
buch der Oryktognoſie, und hat in dem Zten Theil deſſelben
Seite 187 sg. gegen ſeine fruͤheren Anſichten uͤber dieſen
Gegenſtand Raumers Abhandlung über Hauys fer sulfure
blanc geleſen und dieſelben darnach modiftzirt. Wir bitten
ihn, ſolches bekannt zu machen, weil Niemand wiſſen wird,
wie er, ohne ſich weiter zu erklaͤren, dazu kommt, ſolche
den fruͤheren entgegengeſetzte Betrachtungen zu machen. —
Darnach bis Seite 325 (alſo 160 Quartſeiten!) dauern die
Unterſuchungen uͤber die Eintheilung der eigentlichen Kry—
ſtalle, womit er die Betrachtung derſelben eroͤffnet. Es iſt
nicht zu beſchreiben, jeder muß es leſen wollen, wie ekel—
haft er ſich abgemuͤht, die von Weiß (dem er ſich deshalb
zur Beſaͤnftigung an vielen Orten geſellig anſchmeichelt) herz
genommene Klaſſefikation unter den möglich dickeſten Filz der
gaͤnzlichen Erſchoͤpfung zu verbergen; nach dem wiederholte—
ſten Filtriren glaubt er die Sache fo rein zu haben, daß fie
für die ſeinige gelten kann. Aber die Aufloͤſung iſt dieſelbe,
Weiß bleibt Weiß, wie entfernt die verdunnte Aufloͤſung
auch davon ſey, die alten verſchluckten Kryſtalle wieder an—
ſchießen zu laſſen. Vorzuͤglich dienen eine Menge neuer
auffallender Namen und Bezeichnungen, hinter welche ſich,
fo gelehrt und hoch fie auch klingen, die gemeinſten Begrif—
fe verſtecken, zur Verhuͤllung, z. B.
U
Kryſtallhorizont, Aequatorialehne, Nequatoriallinie—
Kryſtallaͤduator, Bipyramidaldodekaedriſche Grund,
formen, Vertikalnormalebne, Berticaldiagonalebne
(die beyden letzteren nennt Raumer Hauptſchnitte
durch die Kanten und durch die Flachen), Flaͤchennor—
mallinien, Horzonralnormallinien, Zentralnormalli⸗
nien, Transverfſalnormalebne u, ſ. w.
519
Seite 217 lobt er Werner über feine Kunſtausdruͤ—
cke zur Beſchreibung der Kryſtalle und tadelt diejenigen (z.
B. Leonhard; fiehe oben unter Härte des Göthits), wel—
che haben Neuerungen machen wollen. Indeß hat er
ſelbſt dem Kitzel nicht widerſtehen koͤnnen, zu thun, was
dieſe haben thun wollen, und indem wir ſehen, daß viele
Ausdruͤcke zweydeutig ſind und andere Begriffe zulaſſen, als
die gemeynten, wollen wir einige davon anfuͤhren, wieder—
um vergleichungsweiſe, um ihn an ſeinen Freund, Herrn
von Raumer, zu verweiſen. Wenn er z. B. nach alter Art
die ſenkrechten Kanten einer ſtehenden Säule Seitenkanten
nennt, ſo ſcheint dieſe Benennung nicht zugleich, wie er
ſich ihrer bedient, für die Polkanten (Raumer) der Dop⸗
pelpyramiden und Rautenflache zulaͤſſig, ja es ſcheint, als
koͤnnte man — wenn nicht bey den erſteren, doch bey letz⸗
teren mit größerem Recht die anderen, wenn nicht ſelbſt
ſenkrechten, doch in ſenkrechten Flaͤchen liegenden Kanten al⸗
ſo bezeichnen. Herr von Raumer, der wirklich daruͤber
zweifelhaft war, hat fie nachher beym Rautenflach Rand⸗
kanten genannt. Hier hat nun wiederum H. H. Grund—
kanten, da doch das Rautenflach in dieſer Beziehung gar
keinen Grund hat, wie ihn die Doppelpyramiden haben,
fiir weiche dieſer Name gilt. Um das Gemenge vollſtaͤndig
zu machen, ſpricht er S. 206 von Seiten (ſtatt Flächen)
des Oktaeders. Ferner nennt er der Analogie wegen, weil
er Endflaͤchen hat, die Polecken (Raumer) der Dop⸗
pelpyramiden und Rautenflache Endecken, da ſich doch
Raumers Bezeichnung zu den ſonſtigen planetariſchen Nas
men (ſiehe oben) ſehr gut wuͤrde geſchickt haben. Auch
kann man nicht gut Endaxe (bey Raumer Polaxe)
ſagen. — g
Von Seite 323 heben die Betrachtungen der einzel
nen Kryſtallſyſteme an. Man weiß nicht recht, ob man
ſagen ſoll, der Verfaſſer habe fremd ſcheinen wollen, oder
ihm ſeyen die mitgetheilten Dinge wirklich noch ſo neu, daß er
ſich nicht habe kurzer faſſen koͤnnen. Ohne Umſicht, mit ei—
nem Aufguß von Worten, wiederum der Diſtillation we—
gen, ohne Beobachtung auch nur der geringſten geometri—
ſchen Verhaͤllniſſe. Auf die von Raumer herausgebrachten
hat er, vielleicht aus Mangel an Schulkenntniſſen, wes⸗
halb er ſie nicht verſtehen konnte, durchaus keine Ruͤckſicht
genommen. Vielmehr ſcheint es ihm bequemer, in einer
recht ausgetretenen Straße zu wandeln und ſie ſo zu durch—
kreuzen, daß ſein Weg unbeſehens auch neu ſcheint. Man
vermißt alle in der Vorrede verſprochenen tieferen Unterſu⸗
chungen, die das Werk für Anfänger nicht eigneten. Wir
theilen ein Beyſpiel mit, hergenommen von der Unterfus
chung des Verhaͤltniſſes zweyer Koͤrper, das die ſchoͤnſten
Reſultate erwarten ließ. Seite 355 ſteht:
„Beſonders merkwürdig iſt unter den zuſammenge⸗
ſetzten Formen der Tetraederreihe, die Kombination
der Flachen des Trapezoeders (Raumer: Leuzitkry⸗
ſtalliſation, oder ſchlechtweg Leuzit) mit den Tetra—
ederflaͤchen. Sind ſaͤmmtliche Flachen des Trapezo—
eders vorhanden, fo bildet die eine Halfte derſelben,
die den Flaͤchen des Tetraeders entſpricht (was heißt
das 2), eine Zuſchaͤrfung ſeiner Kanten, die andere
‚Hälfte dagegen eine Sflaͤchige Zuſpitzung ſeiner Ecken
(von den Flächen oder Kanten aus 7)“
—
0 n
Nun beſchreibt er die Form der Zuſpitzungs flaͤchen in
dem Fall, wo fie mit den Zuſchaͤrfungsflaͤchen auf den⸗Flaͤ—
chen des Tetraeders in einer Ecke zuſammen kommen, als
trapeziſch, ſagt dann S. 356, daß einerjeitd nicht immer
ſaͤmmtliche Flaͤchen des Trapezoeders an dem Tetraeder zus
gleich, andererſeits noch die Wuͤrfel- und Oktaederflaͤchen
mit vorkaͤmen (S. 357), nennt Seite 358 den aus Zu⸗
ſchaͤrfung der Kanten entſtandenen Körper wie gewohnlich
Pyramidentetraeder, und gibt bekannte Winkelbeſtim⸗
mungen an. Daß er aber ſollte unterſucht haben, welche
Körper aus bloßer Zuſpitzung der Ecken entſtehen, daß er
nur den Englaͤnder Mohs daruͤber ſollte nachgeſehen haben,
davon iſt nicht die Rede. Nichts zu finden, als wie ges
ſagt, eine faule Infuſion uͤber die klaren Beobachtungen
Hauys und Anderer, vorzüglich uͤber des Erſteren Kupfer,
wovon wir nachher noch ſprechen wollen. Dagegen leſen
wir bey Raumer in ſeinem Lehrbuch S. 84:
„Vierflach und Zeusit. &. Der eingeſchriebe⸗
ne Leuzit. Das Vierflach verwandelt ſich in
den Leuzit durch Zuſchaͤrfung feiner Kanten,
verbunden mit Iflaͤchiger Zuſpitzung feiner Ecken,
die Zuſpitzungsflaͤchen auf die Kanten aufs
geſetzt.“
Bald darauf ſtellen ſehr anziehende Betrachtungen feſt:
„Es wird daher jede Zuſchaͤrfungsſlaͤche 11 einer
AFlachsare, und des halb ſenkrecht auf der ihr ges
genuͤberliegenden Flaͤche ſeyn.“
Ein geometriſcher Beweis beſtimmt:
„Es nimmt die vollendete Zuſchaͤrfung z der Kan
tenaxe weg.“
Darnach heißt es:
„Die hiernach gemachte Eintheilung der Linien zeigt
nun, wie die einzelne Zuſpitzungsflaͤche einer 4
Flachsecke, welche fuͤr ſich eine vollendete Leuzitflaͤche
gäbe, bey einem auf einer wagrechten Fläche ſtehen⸗
den 4 Flach vom unteren 8, Punct einer Kante nach
dem oberen &,, Punct der gegenüber liegenden Hös
henlinie geht.“ s
Ferner:
„Die Linie, welche die Flaͤchenmitten des umſchriebe⸗
nen 4 Flachs verbindet, — 5 der 4Flachskante. Die
Zkantige Axe des Leuzits iſt 2 der Are des umſchrie—
benen 4Flachs, die Hauptleuzitaxe 3 der Kantenaxe
deſſelben.“
Nachdem Herr von Raumer die Verhaͤltniſſe des in
den Leuzit eingeſchriebenen 4 Flachs eben fo ſcharf entwickelt,
folgt als Zuſatz eine muſterhafte Betrachtung der Pyrami⸗
denvierflache. Wir fuͤhren aber nichts weiter an, damit wir
nicht mengen wie Hausmann und ſeiner ganz vergeflen,
Eben fo koͤnnten wir aus ihm noch mehr dergleichen Bey—
ſpiele anfuͤhren, am wenigſten ſie der Pruͤfung wegen einem
aͤhnlichen Vergleich unterwerfen. Wir wenden uns vielmehr
jetzt zu einer anderen Seite der Betrachtung mit folgender
Uebergangs⸗ Bemerkung. 7 |
521 ;
Zu Ausgang des zweyten Bandes fehen wir, daß end—
lich einmal in einer Anmerkung des Herrn von Raumers
Erwähnung geſchieht. Es iſt dieß bey Gelegenheit der Vers
ſteinerungen, und H. Hausmann ſagt, — das erſtemal ein
demüthiges Wort, wenn es nicht eben der hoͤchſte Hochmuth,
— er koͤnne ſich zu der Anſicht derer nicht aufſchwingen, wel—
che dieſe verſteinerten Geſchoͤpfe als verkrüppelte, nie zum
Leben gediehene Weſen, als in der Stunde ihrer Geburt
ſchon wieder verſtorben, betrachten (v. Raumers Schleſien,
Seite 165, Anmerkung). Er ſcheint ſich, um dieß mit
Gewicht jagen zu duͤrfen, über dieſen Gegenſtand wenig
mehr als um die Anmerkung des Herrn von Raumer und
die Schriften derjenigen bekümmert zu haben, welche ſchon
vor ihm eben auf dieſelbe Art dieſe Anmerkung angegriffen,
während fie den Text ignorirt. Ihm und dieſen, weſche
ihm den Ruͤcken decken ſellen, wird Treviranus Biolo⸗
gie zu leſen empfohlen.
Wir kommen von der Anmerkung auf das Werk zus
ruͤck. Es iſt kein Zweifel, es läßt ſich von demſelben nicht
einmal ſagen, was etwa von dem Leonhardſchen gelten
duͤrfte:
— — — es enthaͤlt viel Neues und Gutes,
wäre das Gute nur neu und das Neue nur gut,
Vielmehr hat das alte Gute unter ſeinen Haͤnden ein
fo fremdartiges Anſehen gewonnen, daß es hier mit in die
Klaſſe des Schlechten gehoͤrt. Wir wollen von dem alten
Guten, daß ſich bey ihm verpuppt, und von dem neuen
Schlechten, von ſedem zum Beweis nur ein Beyſpiel ge—
ben. Wir ſehen feine Kupfertafeln an, die wahren Augen
eines jeden Werks, die den Geiſt deſſelben abſpiegeln. Es
falt folgendes auf:
1) Alle Kupfer find ducchgefischen und nachgezeichnet aus
Hauy. Die bloße Anſicht ergibt dieß. Deshalb
ſind
2) die Zuſammenſtellungen hoͤchſt ungleich und unregel⸗
maͤßig, denn es war zu des Verfaſſers Bedarf er—
forderlich, aus den einzelnen von Hauͤy dargeſtellten
Subſtanzen die Zeichnungen herzuholen, welche nun
in dieſer neuen Gemeinſchaft ſich nicht finden konnen.
Die eine zeigt das Geſicht, wo die andere den Ruͤ—
ecken kehrt; von zwey ähnlichen findet man an der ei⸗
nen eine Kante, wo die andere eine Flache zeigt. Siehe
Taf. IV die erſte und zwente, Taf. V die vierte, Taf.
VI die erſte und zweyte, Taf. XIV die erſte Reihe;
die andern Tafeln haben gar keine Reihe; auf ihnen
ſteht Alles durcheinander, — wie Maͤuſedreck und Kos
viander.
5) Von der ungleichen Größe wollen wir im Allgemeinen
nicht ſprechen, da Hauy dergleichen bey einzelnen
Gattungen auch hat. Was ſich aber durch fein ges
ſchmackloſes Zuſammentragen noch ganz befonders eins
gefunden, zeigt ſich merkwürdig auf der Veen Tafel
in der erſten, zweyten und vierten Reihe.
4) Alle die Zeichnungen, welche bey Hauy keinen Hin⸗
tergrund haben, haben auch natuͤrlich bey ihm keinen.
So Taf. Y die von Schwefelkies bey Hauy herge⸗
Iſis 1882. Heft v. —
———ů 1
— —
6)
2)
8)
522
nommene Fig. 71, bie ganze Ste Tafel, der Defuvie
an auf der gien, die Quarze und Andere auf der
ı2ten, der Eiſenglanz Fig. 227 und 228 auf der Iten
Tafel u. ſ. w.
Die eignen oder ſonſt woher genommenen Zeichnun⸗
gen, deren etwa drey ober vier, find im hoͤchſten Gras
de ſchlecht und falſch. So muß an der aus unver:
ſtandenem Kryſtall ſchlecht gezeichneten Fig. 123 jede
0
Kante — Hgehen einer Polkante des o = Flachs; eben
©
fo muß an Fig. 132 jede Kante 5 1 gehen einer
5
Kante 5 Diefe letztere Fig. iſt aber nicht von ihm,
daher draͤngt ſich
bie Unterſuchung daruber auf, ob er nicht auch ande⸗
re Kupfer von Hauy aus Mißverſtand falſch nachge—
zeichnet; und ſo findet es ſich allerdings faſt bey al—
len. Als Probe prangt Fig. 168, die ſo ſchlecht iſt,
daß wir erſt gar nicht erkennen konnten, welchem
Stein fie angehoͤrte. Sie ſoll zum Theil das untere
Ende des, Zeichn. 137 bey Hauy dargeſtellten Kry—
ſtalls der Hornblende ſeyn; aber wie linkiſch ſich der
Zeichner bey der Uebertragung genommen, und wie
überaus falſch H. H. dieſen Kryſtall betrachtet, zeigt.
der weggelaſſene Hintergrund und die Art wie die Flaͤ⸗
chen w (Hauy c) angebracht.
Es hätte zu feinem Text bey Weitem mehr Kupfer
bedurft, als der Verfaſſer geliefert. Weil er aber nur
mit fremden Kaͤlbern pfluͤgen konnte, mußte er mit
dem zufrieden ſeyn, was dieſe leiſteten. Man ver⸗
mißt in dem Text die nothwendigſten Hinweiſungen
auf Zeichnungen, und umgekehrt, wo es deren gar
nicht bedurft haͤtte, findet man ſie zum Ueberfluß, —
aus aͤhnlichem Grunde.
Blindlings ſind daher auch alle in Hauys Kupfer einge⸗
ſchlichenen Fehler mit nachgezeichnet worden, z. B.
die ſchiefen d⸗Flaͤchen an Fig. 142 des Kreuzſteins.
Wir bemerken hierzu gleich alles dasjenige, was bey
Hauys Auftreten zwar als angenommen galt, ſeitdem
aber als itrig befunden und aufgeklaͤrt, von Herrn
Hausmann indeß nicht beachtet worden iſt. Wir koͤn⸗
nen hiezu mit Recht folgende Subſtanzen rechnen:
2) Sornblende. Der Verfaſſer hat die Kryſtalle
derſelben auch nicht im Entfernteſten einer nd»
heren Unterſuchung unterworfen, ſondern haͤlt
die irrige Anſicht Hauys wo moͤglich noch irri—
ger feſt. Er haͤtte ſich nur ein wenig umthun
und Jemanden aus der Schule des Herrn von
Raumer um Nachricht daruͤber erſuchen duͤrfen,
wie derſelbe ſchon laͤngſt dieſe Kryſtalliſation bes
trachten lehrt. Laͤngſt find ſchon alle Hau ſchen
Kupfer, außer Fig. 133, von Hrn. von Rau⸗
mer fuͤr Zeichnungen von Zwillingskryſtallen erklaͤrt
und andere Zeichnungen fuͤr hoͤchſt intereſſante
332
523
neue Vethaͤltniſſe ſowohl der einfachen Kryſtalle,
als der Zwillinge angefertiget, ja, die Fig. 137,
gerade die, welche Herr Hausmann aus Hau
abgezeichnet, iſt für vollkommen faſch erkannt
worden. 0 i
b) Rothguͤltigerz. Herr Hausmann iſt bey Nach:
zeichnung der Krypſtallfiguren dieſer Subſtanz über
alle darinn leicht zu erkennenden Fehler hinwegge—
huͤpft. Fig. 11 bey Hauy hat eine falſche Stel⸗
lung gegen die andern, vergl. mit Fig. 8 und 18.
Dieſer Fehler iſt aber bey Fig. 12 groͤber, weil
es hier nicht mehr die bloße falſche Stelle iſt,
ſondern das Rautenfſlach 2 muß um ½ berumger
dreht, die 2 Flaͤchen muͤſſen auf die ſchaͤrferen
Polbanten der Kalkpyramide geſetzt werden. Das
Rautenflach s Fig. 20 iſt wieder tichtig gezeich⸗
net; es entſteht aus regelm. Abſtumpfung der Pol:
kanten des 2 Rautenflachs. — Ein anderer Feh—
ler iſt folgender. Fig. 14 mit Fig. 21 und die
angegebenen fo wie fonftige Winkelheſtimmungen
verglichen, find die mit i und 9 bezeichneten Fläe
chen identiſch, duͤrfen alfo nicht durch die Be:
zeichnung unterſchieden werden. Die Rautenflache
2, p und i verhalten ſich alſo ganz wie g, pund
f beym Kalkſpath. Alles dieſes hätte Here Hause
mann bemerken koͤnnen, da nicht mehr als ein
einigermaßen geuͤbtes Auge dazu gehoͤrt. Sein
Werk ſcheint aber in der groͤßten Arroganz und
Gedankenloſigkeit zugleich geſchrieben zu ſeyn.
c) Chabaſit. Von dieſer Gattung hat Herr H.
noch keine Zwillinge geſehen, ſondern daß es wel—
che gäbe, darüber bezieht er ſich auf Weiß. Fer⸗
ner weiß er nur von einer Art Zwilling des Zyanit,
nehmlich der von Hauy angegebenen; Raumer
lehrt in feinen Vorleſungen ſchon ſeit vielen Jah»
ren feine Schüler zwey verſchiedene kennen. Wir
glauben auch dieß mit Recht anführen zu dürfen,
um zu zeigen, wie Herr H. durchaus nirgend
fortgeſchritten.
d) Ueber die fogenannten Bipyramoiden hat Hr.
Hausmann nicht einmal das, was aus den blo—
ßen Hauyſchen Kupfern auch ohne allen Text ſo
ſchoͤn hervorgeht, ich meine das Verhalten einer
jeden zu drey verſchiedenen Rautenflachen. Es
kann nichts, als die unerhoͤrteſte Traͤgheit ihn ver—
hindert haben, ſeine gänzliche Unwiſſenheit durch
dieſe wohlfeile Betrachtung zu verbergen.
e) Herr Hausmann hat nach Hauy die Kryſtalliſa—
tion des Zinnobers als Wuͤrfel unter die Rauten—
flache geſetzt. Es wird noͤthig, bis zum Ueber⸗
druß zu wiederholen, wie wenig ſich Herr H. um
die neueſte Literatur ſeines Fachs bekuͤmmert. In
dem ABC Buch von Raumer findet er aufs
Buͤͤndigſte bewieſen, daß die Geſetze des Rauten⸗
flach Syſtems den Wuͤrfel hier durchaus nicht
zulaſſen. Dieſe Belehrung kann er ſich zugleich
bey derſelben Gelegenheit für den Spinell ver
ſchaffen. —
ses
4 524
Wir begnuͤgen uns, durch dieſe Beyſpiele nicht nur
nachgewieſen zu haben, wie das neueſte Werk, das ſich in
jeder Hinſicht, nur nicht in der betreffenden, als vollkom—
men darſtellt, ganz auf, ja unter dem alten, von allen ans
deren deutſchen Mineralogen laͤngſt verlaſſenen Stantpunct
ſteht, und nichts thut, als die alten Irrthuͤmer verſchwemmt,
daß fie ſchwerer (aufzufinden. Wollten wir mehr der Art
Beyſpiele anfuͤhren, ſo muͤßten wir das ganze Buch abdru⸗
cken und es unnuͤtzerweiſe eine neue Auflage erleben laſſen. —
Es bleibt uns nur noch übrig, und damit ſchließen
wir, auch für unfere Behauptung über die Beſchaffenheit
des, ſoweit wir wiſſen, Herrn Hausmann zukommenden
Nagelneuen, einige Belege hinzuſtellen:
1) Den Rreuzfiein finden wir aufgeführt in dem Kry⸗
ſtallſyſtem des Quadratoktaeders. Wir zählen dieſen
Itrthum zu dem Eigenthum des Verfaſſers, obgleich
er ſchon durch Hauy gegeben und nur noch noͤthig war,
in ein Syſtem gebracht zu werden. Wir empfehlen
Herrn H., daruͤber Weiß nachzuleſen. Er wird fin⸗
den, was er vielleicht bey Nachzeichnung der Fig. 142
von Hauy uͤberſehen, daß nur 1 Paar Kanten des
vermeinten O Octaeders abgeſtumpft find, eben fo,
daß nach der ganzen Art, wie die Flächen o ſich dar⸗
ſtellen, ihnen ein zweyfacher Werth zukommt.
2) Den Spinell findet man unter die Rautenflache ger
ſtellt, weil Herr H. ihn fo betrachtet und beylaͤufig
behauptet, einen Blaͤtterdurchgang (er meint den, der
die Polecken dieſes Rautenflachs wegſprengen würde).
deutlicher als die andern geſehen zu haben. Dieß
iſt aber eine Luͤge. Eden ſo ſteht
3) der Granat unter den Rautenflachen deshalb, weil
an ſeinen Kryſtallen noch keine Flaͤchen des Wuͤrfels
und Achtflachs vorgekommen, die Kryſtalle auch ſehr
oft in der Richtung einer dreykantigen Axe verlaͤngert
erſcheinen. Seite 183 ſagt der Verfaſſer dagegen
ſelbſt: „Wir find berechtigt, Flaͤchen für gleicharz
tig zu halten, wenn die Bedingungen, von denen
ihre Lage abhängt (d. i. die Winkel), dieſelben ſind.“
Hierzu kommt noch der Durchgang der Blätter.
Hinter jedem Syſtem führt er außerdem noch gewoͤhn—
lich diejenigen ſcheinbar ungeſetzlichen Veraͤnderungen
auf, die bloß in Vergroͤßerung von Flaͤchen befichen,
Ueberdieß geben wir ihm den vorkommenden Pyrami—
denwuͤrfel zu bedenken.
4) Körpers, Flaͤchen- und Liniengroͤßen weiß man, find
dey Kryſtallen veraͤnderlich. Herr Hausmann ſcheint
mit einem Satz: daß dieß auch mit den Winkeln
der Fall fey, daß auch dieſe nicht feſiſtehen,
nicht gern gerade herausruͤcken zu wollen. Man kann
ihn ſchwer mißverſtehen. Wir erinnern ihn, ſich zu
beſchraͤnken.
Ee wird kaum nöthig ſeyn, nach dieſen Beyſpielen
noch darauf aufmerkſam zu machen, wie biefer Sinn ſchnoͤ⸗
der Willkuͤhr die feſteſten Säulen der mathematiſchen Be—
trachtung, worauf ſie allein beruht, angreifen, Alles was
wir Geſetz nennen, ſtuͤrzen und ſtatt deſſen einem Schlu⸗
525
dern Raum machen will, durch welches dieſer Sinn ber
Subjectivität, der in den andern Theilen dieſer Wiſſen—
ſchaft fein Weſen treibt, nun auch hier aufkemmen will.
R. W.
3 N
Handbuch der Oryktognoſie von K. L. v. Leon:
hard, geh. Rathe und Prof. an der Univer⸗
lität zu Heidelberg. — Heidelberg bey
Mohr und Winter, 1821.
Unter den neueſten Büchern uber Mineralogie iſt die⸗
ſes dickſte das ſchlechteſte, das duͤnne von Mohs das beſte.
Dennoch iſt Mohs durch das mathematiſche Beypferd Leon—
hards unvortheilhaft rezenſirt worden. Ueber Leonhards Buch
iſt im Allgemeinen nur der Wunſch auszuſprechen, daß die
deutſchen Mineralogen, Raumer und Weiß, fo wie der
Engländer Mobs, dieſe drey, welche ſich von den Franzo—
ſen losgemacht, endlich die Schande aller deutſchen Wiſſen—
ſchaft hie und dort zum Schweigen bringen moͤchten. Alles
freye Gediegene, Kryſtall über Kryſtalle, hat feine Igno⸗
tanten, die in keine Tiefe nachſteigen moͤgen (lahm von Ge—
burt, und mit Kruͤcken iſt ſchwer fahren), ſondern in den
vorgefundenen Huͤtten warm gebettet ſich wohl ſeyn laſſen,
oden von allen abgeſtandenen Halden ſcheinbar mit Wahl
Steinwerk zu einem feſtern Gebaͤu um ihr Bett zufams
menſchleppen. So ſind ſie oben auf und ſpielen mit Blin—
den Verſteck. Ihnen abnlih machte man in früherer Zeit
alte untaugliche Invaliden zu Schullehrern, und einige der
ſelben duͤßkten ſich einen Namen gemacht zu haben, wenn
ſie eine neue Art zu buchſtabiren erfunden.
Wir glauben, daß folgende Puncte endlich einer reif—
lichen Erwaͤgung werth ſind und ſtellen ſie deshalb hin.
Auch ſchaffen ſie uns eine Bruͤcke in das Leonhardſche Werk,
da wir anſtanden, womit wir den Angriff eröffnen ſollten.
1) Es find, was die Naturwiſſenſchaften, inſonderheit
die Mineralogie und unter dieſer wieder die Geognoſie
betrifft, alle die einzelnen Faͤlle zuſammenzuſtellen,
fuͤr welche der Beweis zu Tage liegt, daß die Fran—
zoſen, verſteckt oder mit der unerhöoͤrteſten Frechheit,
Diecftähle an deutſchen Gelehrten begangen. Es kann
kein Zweifel uͤber den Begriffsraum dieſes Worts
ſeyn. Die Geſchichte darf ſich nicht einſeitig ihr Ta:
gebuch länger dictiren laſſen.
2) Es ſind pfychologiſche Urſachen und der bezeichnendſte
Name fuͤr das Betragen derjenigen Deutſchen aufzu—
ſuchen, welche auf eine auffallende Art ſich dieſen
Franzoſen aufdrangen. Es iſt
a) darauf zu achten, ob dieſe Deutſchen ſich bey
wabrhaftigen Männern. ihres Volks einen guten
Namen gemacht,
b) ob fie nicht ihre Buhlerey um die Franzoſen durch
gaͤnzliche Unwiſſenheit begründen, und umgekehrt.
3) Wo kann dieſe unzuͤchtige Eitelkeit ihren Urſprung
genommen haben? Steine gehen hin und her wie
Weberſchifflein, und wirken Ebrenſeide, die nicht
verbrennt, weil keine Schaamroͤthe da iſt, Namen
526
werden genannt, — wie mag es Uber 10 Jahre aus⸗
ſehen? Welcher Stein wird dereinſt nach dem
Wunſche des Heidelberger Profeſſors, ©. 93 ſei⸗
nes Buchs, Leonhardit heißen koͤnnen? Blende —
Kobold — Hohlſpath (Makel)?
4) Welche fpielen die ſchoͤne Orgel der Geognoſie ohne
Füße? Welche mit gichtbruͤchigen Füßen? Welche
mit menſchlichem Verſtand? Welche mit chriſtlichem?
Wer hat die Geſetze des Generalbaſſes aufſtellen mös
gen? Iſt das muſicaliſche Gonverfationg : Waſſer,
womit der Verſtand für den Geſchmack behandelt wird,
Erſatz? Schiffbruͤchige Herzen wenden ſich in dieſe
Gegenden junger Wiſſenſchaft, da reichlich Korn waͤchſt
ohne Saat, und bringen die Erndte prahlend zu
Markte. Wenn aber der Fluch dafuͤr, daß ſie ſich
gegenſeitig gern geiſtig todtſchlagen moͤchten, mit
Aengſten eintreten wird, wird die fette Weide abge—
graßt, das Feld auf ewig ohne Saamen arm, der
Schweiß des Angeſichts nöthig und der Faule nackt
ſeyn.
5) Die Raumerſche Schule iſt die in der Bildung forte
geſchrittene Wernerſche. Raumer hat zuerſt den ins
terſchied zwiſchen Kryſtallographie (Geſtalt) und Ste—
reometrie (Größe) feſtgeſtellt. Nach ihm kommt e es
weniger auf Beſtimmung der inneren als der aͤußeren
Verhaͤltniſſe an, der Kanten zu einander und zu Li—
nien, die auf den Flaͤchen gedacht oder in Streifung
u. ſ. w. gegeben ſind. Die Syſteme beſtimmen, ver—
wirrte Flaͤchenſpiele entwickeln ſich. Die Aufſchließung
der entfernter liegenden innern Verhaͤltniſſe, der Axen
u. ſ. w. unter ſich und zu anderen inneren und au
ßeren Linien, durch Geometrie, die daraus ſich erge—
bende trigonometriſche Berechnung der Winkel aller
ſo wie das umgekehrte Verfahren, — bleiben als we—
niger natürlih und weſentlich den Einzelnen vorbe—
halten.
6) Wenn wird man die Mineralogie eine deutſche Wiſ—
ſenſchaft nennen koͤnnen? Wann ſie wird ſeyn wahr,
treu, demuͤthig, ſtolz, heilig, keine Hure, frey,
lieblich, deutſcher Zunge; wann die Vulkane ausge⸗
brannt, Buch zu den Büchern, Kaͤferſtein zu den
Kaͤfern geſteckt und Humboldt ein Kobold geworden.
Darum rufen wir Przoſtanowski Heil!
7) Und weg mit kryſtallogenetiſcher Putzmacherey, jener
Kryſtallogenie ohne Kryſtallgenie, mit Variationen
nachgeſpielte Naturphiloſophie ohne Sophie! Weg mit
dem Wiſſen derer, die da hauſen wie Hausmann,
und loͤwenartig, d. i. thieriſch ſtolz thun wie Leon—
hard!
Hier ſteigen wir ab und reiten das allgemeine Pferd
nicht länger. Das Thor ſteht offen, wir gehen ſtraks hin—
ein. Wir treten in reinliche Vorhoͤfe; helle ausgeſchmuͤckte
Zimmer, ſchöngemachte Tapeten, geſchmackvoll vertheiltes
zierliches Hausgeraͤth, Ordnung und Ebenmaaß lachen.
Aber das Haus iſt von dem alten faulen Holz vieler mor—
ſcher Huͤtten erbaut, das Gebaͤlk dröhnt bey jedem Tritt,
die Fugen ſchlottern, die papiernen Waͤnde mit dem kla⸗
527
ren engliſchen Druck halten nicht aus und konnen nicht
länger täufhen. Nichts iſt feſt, als die alten Keller; wir
durchſteigen ſie nicht; es haben auf ihnen ſchon viele Bau⸗
ten geſtanden, fie find im Weſentlichen dieſelben geblieben,
Neue Thüren, neue Treppen kuͤmmern uns wenig. Wir
wenden uns zur naͤheren Beleuchtung der prunkvollen Ueber—
tündung oben, die dem Schloßherrn eigenthuͤmlich zuſteht.
Derſelbe heuchelt, die entfernteſten Laͤnder bereiſt und die
vorhandenen Kunſtſchaͤtze mit großen Koften zuſammengetra—
gen zu haben. Wir dürfen behaupten, daß er ſehr viele
heimlich weggeſchleppt. Er heuchelt ferner, durchaus weiter
keine gefunden zu haben, da ihm nachzuweiſen iſt, daß
er in den nächſten Gegenden in den herrlichſten Sammlun—
gen deshalb das Schoͤnſte unbenutzt ſtehen laſſen, weil er
nicht vermoͤgend war, es fortzubringen, wenn nicht gar,
weil er es nicht verſtand. Aber Überhaupt iſt er gar nicht
aus dem Haufe gekommen, ſondern hat ſich auf gewoͤhn—
lichen Wegen einen Schwarm dienſtbarer und aͤhnlich be—
dienter Geiſter angeſchafft, durch die ſein Haus voll ge—
wotden. Wir werden Gelegenheit haben, dem Aufmerkſa—
men im Verfolg hin und wieder Belege fuͤr die Wahrheit
dieſer Bemerkungen zu geben. Wir duͤrfen dem Beſitzer
ein fleißiges Zuſammenſchaffen des einzeln Vorhandengewe—
ſenen nicht abſprechen; indeß iſt der Wiſſenſchaft in dieſer
Zeit wenig damit gedient. Wir haben uns alſo vorgeſetzt,
feinen Geſchmack und feine Kenntniſſe zu analyſiren und
alle Folgerungen daraus den Leſern zy uͤberlaſſen. Ja, wir
wollen uns von ihm fuͤhren laſſen und ſeine Erklaͤrungen
vernehmen. Ihr Abſchreckendes muß man bemuͤht ſeyn zu
uͤberwinden, z. B. daß er ſich gleich mit dem Ausdruck:
„die Feſtrinde der Erde“ offnen Leib macht, da man⸗
cher eher an die Rinde eines Feſtkuchens denken moͤchte,
als an das, was der Verfaſſer meint die Feſte der Er
de war ihm nicht ſonderbar genug, darum waͤhlte er den
Pleonasmus Feſtrinde, als ob man moͤglicher Weiſe das
Waſſer auch Rinde nennen konnte!).
Jedes Buch hat die Sprache ſeiner Wiſſenſchaft oder
Kunſt. In dem vorliegenden iſt eine völlig aus ihrem Kreis
fe herausgetretene, zur Poeſie abgemarterte und verdrechſel⸗
te, aber auch in eben dem Grade unbeſtimmte und ſtum—
pfe Sprache. Es iſt uns noch nie ſo eine Unbeholfenheit
vorgekommen, einem nicht zu verkennenden Streben, kurz,
neu und nicht gemein zu ſeyn, zu genügen. Undeutſch in
hohem Grade, ungewandt wie ein in unſerer Sprache wenig
geuͤbter vornehmer Franzoſe; während auf allen Seiten das
einzelnſtehende reciproke, aber auch eben fo oft ohne allen
denkbaren Bezug vorkommende „jenes“ vornehmthut, wäh:
rend eine Ueberfuͤlle von Participialconſtructionen, vorzuͤglich
das participium praesentis praͤſentirt wird, finden ſich,
ohne Jagd darauf zu machen, z. B. folgende verſetzte
Stellen: z
Seite 102 heißt es von Rom? de L Isle: „ihm gebührt
die erſte Wahrnehmung der Beſtaͤndigkeit in den
Neigungswinkeln der Keyſtalle,“ — ſtatt: die Ehre
der erſten Wahrnehmung.
Seite VIII ſpricht er „von gefaßten Anſichten, die widerlegt
werden durch genuͤgende Ueberzeugung.“
.
528
Seite 18 „die ebnen Winkel beſtimmen das Lagenver⸗
haͤltniß zweyer Renten, die Meigungswinkel
jenes zweyer Flächen.” (Sind nicht alle Winkel
Veigungswinkel, z. B. iſt das Lagenverhäftnig
zweyer Kanten nicht ihre Weigung zu einander?
Wird das Lagenhaͤltniß einer Gere oder einer Hoͤhenli⸗
nie zur anderen oder zu einer Kante nicht auch durch
einen ebnen Z. beſtimmt? Auf der anderen Seite,
wird die Lage zweyer, an einer Ecke gegenuͤbertiegen⸗
der Kanten auch durch einen ebnen L beſtimmt?
Heißt der , unter welchem eine Flaͤche oder Kante
zur Axe oder einer anderen aͤhnlichen Linie neigt,
heißt der &, der die Lage einer Fläche zu einer
Kante beſtimmt (3. B. beym Rantenflach ꝛc.) nicht
auch Neigungswinkel?)
Seite 22 findet ſich geradezu ein, unter einer langen Per
riode verſteckter Unſinn; „Bey manchen Geſtalten,
heißt es, ſchließen ſich an die Endpuncte gewiſſer
Kanten — Ecken an“ (aus dem folgenden erſieht
man, daß dieſe Ecken, welche ſich an die End⸗
puncte der Kanten anſchließen (!!), diefe Endpuncte
ſelbſt ſind, und mit dem Namen Seitenecken be⸗
legt werden ).
Seite 21 findet ſich ein ſonderbarer Grund fuͤr die Wahl
einer Bezeichnung angegeben: „Liegen die Endpuncs
te der Hauptaxe in zwey Ecken, fo heißen dieſe
Ecken Scheitel, denn die Winkel, jenen Ecken
angehorig, verhalten ſich zu einander wie
Scheitelwinkel.“ (Aus dieſem Grunde muͤſſen
nothwendig alle Eckenpaare Scheitel heißen. Was
heißt Scheitel? Hat es Scheitel oder Scheitel⸗
winkel eher gegeben? Heißt der Himmel darum
Himmel, weil er himmelhoch iſt?) Nachdem er ſo
den Begriff Scheitel beſtimmt, ſagt er
Seite 22: „wenn nur bey einer der Queraxen an beys
den Endpuncten Ecken befindlich ſind, ſo nennt man
dieſe Ecken Querſcheitel.“ —
An einem Koͤrper unterſcheidet er ſpitze und ſtumpfe Ecken
ohne ein Maaß oder dergleichen anzugeben (viel:
leicht ſtatt ſpitzere und ſtumpfere? aber welches Maaß
bedingt hier die Vergleichung ?). -
Wir nehmen dieſen Faden auf und betrachten kuͤrzlich
die Beſchaffenheit anderer Kunſtausdruͤcke. Er hat z. B.
nach Werner Endflächen und Seitenflächen einer Saͤu⸗
le; man ſollte auch Endkanten und Seitenkanten er
warten. Statt Endkanten bat er aber Rande, und iſt
eine Endflaͤche von zweyerley Kanten umringt, fe unter: .
ſcheidet er Laͤngenrand und Breitenrand. Gleich wie
er nicht weiß, was Scheitel iſt, fo ſcheint er auch den
Begriff Rand nicht zu haben; es wird ihm gerathen, aus
dem Vergleich mit rund, Rinde, Grund, Grind,
Kranz u. f. w. ſich denſelben anzueignen. Wie mit feis
nem Gebrauch dieſer Bezeichnung ſich nun weiter die Ber
nennung ebenrandiges Dodekaeder (wo er Rande Släz
che ſetzt), ferner die Randkanten und Kandecken (von
Raumer hergenommen) des Rautenflachs reimen, weiß ich
nicht herauszubringen. (Hauptſchnitte des Rhomboeders
hat er auch von Raumer.) Statt Seitenkanten fagt er
529
ſchlechtweg Seiten, als koͤnnte je ein Menſch, außer ihm,
bey Körpern, wenn er von Seiten derſelben ſpricht, die
Seitenkanten meinen und verſtehen, unb nicht vielmehr
bie Flächen. Statt Flaͤchen Seiten zu fagen, geht eher
und iſt vielfach gebraucht worden. Das Urtheil des Herrn
Verfaſſers uber dieſe Anfuͤhrungen iſt in der Vorrede fo ges
eben;
. „Von der Sünde nomenclatoriſcher Neuerungen has
be ich mich fo frev gehalten als möglich ; denn zur
Vergrößerung des Thurmbaues der babploniſchen
Hauptſtadt die Hand zu bieten, konnte ich mich
1) emp 2
empjemandenfehlen, ſtatt jemanden empfehlen
empgeldfangen — Geld empfangen
empmitleidfinden — Mitleid empfinden
Empjemandenfehlungsbrief u. ſ. ww.
17
= gegeldbrauchen — Geld gebrauchen
gewech ſelbaͤlgebaͤften — Wechſelbaͤlge gebaͤren
geverbrechenſtehen — das Verbrechen geſtehen
Geverbrechenſtaͤndniß u. ſ. w.
er
; zerſprachdrechſeln — die Sprache zerdrechſeln
zerſchaamroſeknicken — die Schaamroſe zerknicken
zereierbrechen — Eier zerbrechen
Zerſprachdrechslungsbloͤdſinn u. ſ. w.
7) miß
mißſprachehandeln — die Sprache mißhandeln
mißehreverſtehen — die Ehre mißverſtehen
mißerbrathen — das Erbe mißrathen.
Wir brauchen nichts weiter hinzuzuſetzen. Etwas ſcheu
wagen wir bey der Gelegenheit die Bemerkung, ob man
überhaupt fuͤr die Kryſtallveraͤnderungen entkanten und
entecken brauchen dürfe. Emarginer heißt, nach dem
Lateiniſchen emarginare, bloß entranden, nicht allge⸗
mein entkanten; wir duͤrfen alſo wenigſtens nicht durch
dieſes letztere Wort, wenn wir es ja noͤthig haben (Wer:
ner!), die Franzoſen uͤberſetzen. Durch das Verfahren,
welches man mit entkanten und entecken bezeichnen will,
werden gewoͤhnlich noch mehr Kanten und mehr Ecken
gebildet; und doch kann erſt nach dem Begriff unſres ent
der uͤberall runde Körper entkantet heißen, er und die
Walze enteckt; ein entſeiteter Börper (Leonhard!) iſt
eigentlicher Unſinn. — Wenn nur Herr L. folgende Kıy-
ſtallbeſchreibungen bat:
Blende. Zweyfach unſymmetriſch entoktaederſcheiteltes
und polariſch entrhomboederſcheiteltes Rhombendode—
kaeder;
Topas. Rektangulac⸗ Oktaeder, fuͤnffach entrandeckt zur
zwanzigſeitigen Saͤule, zweyfach entbreitenrandet,
vierfach entrandeckt (je zwey Entrandeckungsflaͤchen
in ber Richtung einer Scheitelkante), entſcheitelkan⸗
Sts 1822. Heft V. 8
WEL Zr Fran
— 8 —
nicht entſchließen, auf die Gefahr ſelbſt, baß die
gebrauchte (ſoll heißen gebräuchliche) Nomenclatur
nicht freygefunden werden ſollte von Inconſequenzen.“
Wir gehen nun durch folgende Betrachtung zu einem
anderen Theil der Nomenclatur uͤber. Wir haben in un⸗
ſerer Sprache acht Vorſpellen für Zuſtandwoͤrter, die eine
zeln keine Bedeutung mehr haben, alſo von letzteren nicht
getrennt werden duͤrfen. Durch leichte mittelbare Schluͤſſe
findet man, daß fie unter anderem nicht auf folgende Art
gebraucht werden duͤrfen:
2) be
bekopfdecken — ben Kopf bedecken
belandſtaͤnderufen — die Landſtaͤnde berufen
beblumengartenpflanzen — den Blumengarten ber
pflanzen
Beblumengartenpfanzungsgeſchaͤft u. ſ. w.
ver
verſatzeinfachen — den Satz vereinfachen
verſtandlieren — den Stand verlieren
verrufgeben — den Ruf vergeben
Verſtandluſt u. ſ. w.
6) er
erausfagehärten — die Ausſage erhaͤrten
erdummheitſinnen — Dummheit erſinnen
erwechſelbaͤlgezeugen — Wechſelbaͤlge erzeugen
Erwech ſelbaͤlgezeugungsbrunſt u. ſ. w.
8) ent. Herr geh. Rath von Leonhard, Profeffor, hat:
Entlaͤngenrandung, Entbreitenrandung, Entſtumpf⸗
randung, Entmittelſeitung, Entſpitzeckung, ent
ſcheitelkanten, Entgipfelkantungsflaͤche, entoktaeder⸗
ſcheitelt, entrhomboederſcheitelt, Entſeiteneckungas⸗
flaͤchen u. ſ. w. u. ſ. w.
tet zum Verſchwinden der Pflaͤchen und fuͤnffach enk.
ſcheitelt (Ales — heni cosiicosiale bey Hauͤy);
Seldſpath. Schiefe rhombiſche Säule, dreyfach entner
benſeitet, 3 reihig entſpitzeckt, 2 reihig enticharfrans
det und F reihig entſeiteneckt (— decidodecaedre);
fo iſt es für den, der diefe Gattungen ſowohl, als die Des
ſchreibungsart der jetzigen Wernerſchen Schule und die Der
zeichnung Hauys kennt, ſchon genug, um den bloͤdſinnigen
entſcharfkanteten Hochmuth, den auf Ruhm durch Neues
erpichten ſchriftwerferiſchen Wahnſinn des Verfaſſers einigers
maßen zu wuͤrdigen, wenn er in der Vorrede ſagt:
„Die fur Kryſtalle angewandte Beſchreibungsſprache
verbindet, wenigſtens in allen nicht zu verwickelten
Faͤllen, mit ihrem Gebrauch unverkennbare Vorthei—
le durch Kürze, Beſtimmtes und leichte Verſtaͤnd—
lichkeit.“
Seite 64 vergleicht er dieſelbe mit der ber Wernerſchen
Schule und waͤhlt dazu ein für die letztere unguͤnſtiges Bey—
ſpiel. Er bleibt uns aber weislich die Erklaͤrung ſchuldig
uͤber ſeinen Begriff: Wernerſche Schule. Werner iſt
34 =
531
todt, feine Schüler lehren; die ſolches in feinem Geiſte thun,
find feine Schule, — wenn wir hier ſo ſagen Dürfen. Setzt
er uns betrügeriſch eine Beſchreibung aus Werners Munde,
fo ſagt feine Schule vielmehr jetzt in dem gegebenen, vom
Chabpaſit hergenommenen Beyſpiel: „Rautenflach mit abge⸗
ſtumpften Polkanten und Randecken;“ er ſtelle dagegen den
mannigfaltigen Unſinn: „Rhomboeder entrandeckt und ent
ſcheitelkantet,“ in welchem Ausdruck nur an dem einigen
Woͤrtlein und nichts auszuſetzen iſt. Er aber ruͤhmt ſich
deſſelben gegen die Wernerſche Schule. —
Kommen wir von einer anderen Seite, fo har ſich
Herr L. noch weiter gewagt. Wir finden naͤmlich vor jeder
Steingattung groͤßere oder kleinere Nottzen über den Nas
men derfelben, über Sprache, Herleitung, Abſtammung;
wo fie nicht aus Hauy abgeſchrieben oder frey übertragen
ſind, hat ſie Herr Baͤhr geltefert, dem fuͤr dieſen Dienſt in
der Vorrede gedankt wird. Bey der Kupferlaſur und ans
deren Subſtanzeu prangen fogar arabiſche und hebraͤiſche
Schriftzuͤge. Aus den groben Irrthuͤmern in den Erkids
rungen beym Feldſpath, Harmotom, Meſfonit, Triphan
und anderen merkt man aber zu enffallend daß kein Sach—
ſondern ein bloßer Wortverſtändiger dieſe Notizen geliefert,
und Herr L. auch hier ein fremdes Pferd geritten das
nicht Beſcheid wußte Beym Flimmer ſteht: „man pflegte
eh dem ſtatt glaͤnzen, glimmern zu ſagen.“ Bey der
Blende und beym Bleyglauz zugleich findet man wörtlich
dieſes ſelbe: „Name ſehr bezeichnend in Beziehung auf den
eigenthümlichen lebhaften Glanz.“ Bey Silber, Schwe⸗
fel ꝛc. fuͤhrt er aus Adelung an, wie etwa Uſfilas geſchrie⸗
ben; bey anderen ſagt er kurz,, Name deutſcher Abſtam⸗
mung, mothiſcher Name u. f w. Bey Kupfer ſteht nas
tuͤrlich Cypern, aber auch Ottfried, bey Zinn stannum,
Bey Bley findet man: „vom altdeutſchen Bli oder (nach
Diet. v. Stade) von bleuen (schlagen) in Beziehung auf
dee Eigenſchaften (Voll heißen Eigenſchaft; iſt das eine
Eigenſchaft zu nennen?) des Metalls, ſich leicht haͤmmern
zu laſſen.“ — Kurz, wer in dieſem Theil unferer Sprache
nicht recht bewandert iſt, wied ſowohl in ſeiner Meynung
von der vielfeitinen Gelahrtheit des Herrn Verfaſſers, als
von der Richtigkeit der Angaben ſehr getaͤuſche. Wir neh—
men uns daher die Mühe, noch einige Stellen herzuſetzen
und zu verbeſſern.
1) „Gold, Name von gelb gebildet, in Beziehung auf
die Farbe!“
Ju eben dem Sinne iſt Bley von blaß, Ben:
de von blind u. ſ. w hergeleitet. Eine aufge
fundene, nahe genug gelegte Verwandtſchaft nimmt
dieſe eckelhaft ſeichte Art zur Aufſtellung einer Ab⸗
ſtammung, wagt ſich in den, die tiefſten Kent
niſſe vorausfordernden Theil der Sprache mit ei⸗
ner Anmaßung, die keine Gränzen kennt. So
geht es hier weiter:
„Wachter, sloss german. p. 599, fagt gel und
od, fulva substantia; die erſte Stamps ſylbe dürfe
richtig ſeyn, die Annahme der zweyten un⸗
nothig.“
So, Herr Piofeſſor? Ihre Arroganz iſt ſehr laͤt
cherlich. Wenn von Wachter geſagt wird: gel —
od — fulva Substantia, fo iſt leicht einzuſehen,
daß od — substantia alſo nicht unnuͤtz, ſondern
eben als Hauptwort, dem das gel als nähere Bes
zeichnung nur zugegeben, weſentlich. Verſtaͤnde
H. L. die lateiniſche Sprache etwas, ſo wuͤrde er
ſich nicht fo blamirt, hätte er eine Ahndung vom
der Tiefe ſeiner Mutterſprache, fo würde er ſich
befonnen, und wenn dieß nichts gehelfen, ge—
ſchwiegen, ſonſt aber angeführt haben; daß wir
dieſes ihm unverſtändliche, daher beſeitigte od in
Kleinod, Allod, Heimat, Zierat, es, etz
was, Armut, Gut, und feine Verwandten im
eit, heit, keit, Heiland v. Valand (aus ens
A. . w.) haben. Ein anderes boͤhmiſches Dorf
wollen wir ihm auch kurz in der Andeutung des
wahrſcheinlichen Stamms von Gold aufbauen:
Gold, Gluth (calidus — kalt); Glatt, Glas,
Glanz; gelten, Geld (hier gel — od, was vor—
her gewohnlich Vieh war, daher pecunia) u-
5 f. w.w.f w.
2) „Queckſilber, Benennung zuſammengefetzt nach der
Eigenſchaft des Verquickens (Amalgamtrens) und der
ſüberahnlichen Farbe-
Was ſoll man zu dieſem Unſinn ſagen? Weiß der
Herr Proſeſſor nicht, daß Queckſilber — arsen-
kum vivum? das lebendige Selber? daß vs al
fo nahgelegen, an die Bedeutung von queck zu
denken, welches Wort dem Herrn Prof zum
Spott soch eher als das Amakgamjfren, als ver⸗
quicken da geweſen. Es faßt auch gleich er⸗
duicken auf; im Schiller kann Herr L. quick
= vegetus, vividus aufſchlagen; mehrere Pflan-
zen, z. B. Queckengras, heißen danach; Zinn⸗
ober heißt auch Quickerz. Ja viv, veg find
aus demſelben Stamm; dohin gehoͤren im Deuts
ſchen wach, Wiege, wecken; Wachholder—⸗
baum = rebensbaum; queck ; weck — Quelle?
Welle (geweck, Gewelle).
Wie begnuͤgen uns mit dieſen Bemerkungen und ers
achten ſie für hinreichend, um das Urtheil der Leſer über
die anderen, mit aͤhnlicher abgeſchmackter Klarheit behandel⸗
ten Theile zu witzigen. Sprachkenntniſſe, wenigſtens die
eingeſchulten, duͤ fen einem Profeſſor nicht abgehen; fie find
ihm unerlaͤßlich, er darf nicht ſagen: fie find nicht meines
Fach. Sie ſind ſein Fach. Wenn H. L. nun in ſeinem
Fach fo unwiſſend erſcheint, was ſollen wie von dem ers
warten, was wirklich nicht ſeines Fachs iſt? ich meyne der
Mineralogie? Wie wenig auf einer noch anderen Seite,
mit welcher er ſich groß vorzeigt, Herr L. ſich — wir wol
len nicht ſagen um die Schriften irgend eines Philosophen,
etwa Vants, oder um neuere Phyſik, fondern nur uͤber⸗
haupt um Hhyſik befümmert, zeigt er auch auffallend;
„Die Feſtrinde der Erde, heint es gleich im Anfang,
ſoweit ſie erforſcht worden durch menſchliches Trei⸗
ben, iſt zuſammengeſetzt aus Mineralien, die bes
trachtet werden muͤſſen als Reſultate der Anziehungs⸗
gewalt gleichartiger, an und über einander gefugree
Theile.“ — Dann: „bey Thieren, wie bey Pflan—
532
0
535
a zen und Kryſtallen wird die Geſtalt herbeygefuͤhet
durch Einheit der Theile, durch ihr Juſammenſtim⸗
men, nicht durch ihr Aus» und Nebeneinander
ſeyn.“ — a
" Xıs charafteriftifchifüe das Werk führen wir zum Schluß
noch folgendes an;
1) In der Geſchichte Seite 100 iſt Werner mit trivia⸗
fer und doch ſonderbaren vornehmen Urtheilen behanı
delt; Weiß, Steffens und Mohs, von welchem letzte
ren er, wer es nicht wiſſen ſollte, die beſtimmten
Haͤrteſtufen entnommen, werden nur erwaͤhnt; eben ſo
Home; — dagegen nimmt Hauy durchaus Alles hin!
Ein vielſeitig ſchlimmes Zeichen! Herr L, erſchoͤpft
ſich und wir ſehen uͤberall keinen rechten Grund.
Vielleicht daß
2) Herr Hauy dadurch bewogen werden fol, ſich kuͤnftig
deſſelben Klaſſifikations-Syſtems zu bedienen, als
Herr L.!
Wir ſind daher mit ihm fertig, well es hier unſer
Zweck nicht ſeyn kann, über Weiß Mods, Berzelius u. |.
w. zu ſchretben. Die zu dem Werk gehoͤrigen Zeichnungen
find von Herrn Seſſel, der gegen Mohs aufgerieien, Se—
hen wir, was er dagegen gibt. Da wir nicht wuͤnſchen,
ungerecht zu etſcheinen, jo bitten wir, dieſe Kupfer zu uns
ſerm Urtheil eines Augenblicks werth zu halten. Dreyerley
faͤllt auf;
1) Die Zeichnungen haben, ſo weit ſie Herrn Heſſel an—
gehoͤren, keinen Hintergrund Kein gutes Zeichen fuͤr
die Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers. In Hauys Werk
halten wir es für die guößte uͤberwundene Schwierige
keit, daß ſich an feinen Kupfern diefer Hintergrund,
und damit jene Klarheit und Durckſichtigkeit findet,
die den Heſſelſchen Zeichnungen gaͤnzlich abgeht. Ei—
ne Zeichnung mit Hintergrund darf felten falſch ſeyn;
fie verraͤth zu leicht alle ihre Fehler.
2) Die Bezeichnung mit den großen Buchſtaben iſt fo
überaus geſchmacklos und plump gewählt, daß die Fi:
guren badurch noch ihrer wenigen Schönheit deraubt,
ja — wie Taf., II. Fig. XIV. — fo bedeckt werden,
daß man fie kaum erkennt, 5
3) Den dargeſtellten Körpern iſt faſt jedesmal die ver
kehrteſte, fonderbarſte, entſtellendſte, und am meiſten
linkiſche See abgewonnen, So kruͤppel- und teipel:
hafte, verzogne und magre Figuren, wir dürfen es
ohne Uebertreibung jagen, ſieht man nicht alle Tage.
Darum hieher, wer was Neues ſehen will! Eine
Vergleichung mit Hauys Kupfern iſt abſchreckend; das
Auge kann kaum den Anblick ertragen, wenn es von
Dildern des Granats, Geldes, Silbers, Bleog l anzes,
Schwefelkieſes, Fahlerzes u. ſ. w. den Blick wendet
auf Heſſels Tafeln. Fig. IX, XII, XV bis XLI,
XLII u ſ. fort, gehoren zu dem Schlechteſt n was
je ein Griffel gezeichnet. Hausmann that kluger, als
er fremde durchſtach. Die ſchoͤneren Zeichnu gen auf
der vorletzten Tafel gehoren hier aug Saup und
Weiß, auf der letzten zum Theil Bournon an,
534
Wir enden mit des Verfaſſers Urtheil uͤber ſein Bu
(Vorrede IX): 9
„Eine ſorgſame Vergleichung wird dem hochvertrau,
ten Leſer die Ueberzengung bieten, daß mein Hand,
buch alles wiſſenswerthe Bekannte umfaßt, daß es
außerdem nicht arm iſt an eigenthumlichen Beobach⸗
zungen, an neuen Thatſachen.“
R. W.
Nachtrag zu den Beſchreibungen ne ie
ctrag i ſcher Foſſilien, u
(Iſis XI. 1820. S. 814 ff.)
von E. F. Glocker.
1. Johnit.
Wiederholte Unterfuchungen dieſes im Kieſelſchieferge⸗
birge ben dem Dorfe Steine unweit Jordansmuͤhl in Nies
derſchleſien vorkommenden Foſſiks haben es nun vollends bes
ſtaͤtigt, daß daſſelbe wirklich der von Fiſcher beſchriebene
Johnit oder ſplittrige Kalait fey. Ueber das Vorkom⸗
men deſſelben din ich jetzt im Stande zu dem bereits Ans
gegebenen noch Folgendes hinzuzufegen.
Außerdem, daß er — was ſein gewoͤhnliches Vorkom⸗
men iſt — in ſchmalen Klüften des Kieſelſchiefers vor—
kommt, welche er theils ganz ausfuͤllt, theils nur an ih⸗
ren beyderſeitigen Wanden als Anflug oder ſie in kleintraubi⸗
ger Geſtalt uͤberzieht, findet er ſich auch eingeſprengt und
in kleinen derben Parthieen in dem gemeinen derben Quarz
ze, welcher hin und wieder in maͤchtigeren Kluͤften des Kie—
ſelſchiefets liegt. Beym Zerſchlagen einer ſolchen Quarz-
maſſe kommt oft ganz unerwartet der ſchoͤnſte grüne Joh—
nit zum Vorſchein. Zuweilen find auch in dieſem derben
Quarze Druſen von Kryſtallen (von Bergkryſtall und ges
meinem Quarz), und zwiſchen den letzteren kiegt dann
manchmal derder Jehnit, oder fie find auch ſelbſt mit
demſelben überzogen; doch iſt beydes bis jetzt ſehr ſel—
ten. Am merkwuͤrdigſten iſt aber das von mir erſt im Fe⸗
bruar dieſes Jahres (1822) entdeckte Vorkommen des
Johnits im aufgeſchwemmten Lande, nehmlich nur ½
dis 1 Fuß tief unter der Dammerde, wo er in zerſtreuten
derben und traubigen Stuͤcken in einer auch mit Kiefelfhies
ferſtuͤcken angefuͤllten roͤthlichbraunen, eiſenſchuͤſſigen Erde
liegt, welche das Kieſelſchiefergebirge unmittelbar bedeckt.
Die auf diefs Art gefundenen Johnite find die ſchoͤnſten, die
mir bisher vorgekommen find. Sie haden ſaͤmmtlch eine
berg=, ſeltener eine grasgruͤne Farbe, da hingegen die im
Querz vorkommenden faſt immer ſpangruͤn oder himmelblau
find. Häufig find fie mit Eiſenocker überzogen, ja, was
ſehr auffallend iſt, mit dieſem fand ich ſogar an einigen
Stücken die traubigen Hervorragungen inwendig ausgefüllt.
— Daß dieſes letztere Vorkemmen des Johnits ein bloß
ſecundaͤres ſey, erhellt unter anderem daraus, daß man
ihn in der erwaͤhnten eifenfhäffigen. Erde haͤufig noch in
einzelnen der unregelmäßig unter einander liegenden Kieſel⸗
ſchieferſtuͤcke eingewachſen antrifft,
535
So hart und quarzartſg oder vielmehr dem dichten
Feldſpath aͤhnlich dieſer Johnit auch im friſchen Zuſtande
iſt, ſo verliert er doch, wie einige von mir gefundene der—
be Stuͤcke beweiſen, wenn er ſehr lange der Luft ausge:
ſetzt war, von ſeiner Haͤrte, er wird dann kalkſpathhart und
zugleich matt, gruͤnlichweiß und im Bruche mehr eben und
feinerdig.
2. An daluſit.
Es iſt jetzt nicht mehr ausſchließlich der Winklerberg
bey Landeck, in deſſen Glimmerſchiefer ber ſchleſiſche Anda⸗
luſit vorkommt. Auf einer mineralogiſchen Wanderung in
dem reitzenden Schleſier - und Michelsdorfer Thale
unweit Wuͤſte-Waltersdorf im Schweidnitziſchen Kreiſe ent⸗
deckte ich (im October 1821) da, wo dieſe beyden Thaͤler
an einander grenzen, — außer Turmalin in einem der vor
ſpringenden Granitfelfen, — in einer großen Gneißmaſſe
ſchoͤnen pfirſichbluͤthrothen Andaluſit in langen, aber groͤß⸗
tentheils dünnen. Säulen. Die meiſten Kryſtalle fand ich
an den Stellen zuſammengedraͤngt, wo der Quarz vorzugs⸗
weiſe aus dem Gneiße hervortritt.
Kurze Ueberſicht der auf der Inſel Ceylon vor—
kommenden Foſſilien.
Aus John Davy's Account of the Interior of Ceylon and
of its Inhabitants with Travels in that Island. Vergl. Annals
of Philosophy, new series, nr. XIII. January 1822.
S. 64. ff.
Nach John Davp's Bericht, welcher ſich auf Ori—
ginalbeobachtungen, die in den Jahren 1816 bis 1820 in
Ceylon geſammelt wurden, ſtuͤtzt, iſt der geognoſtiſche
Charakter der Inſel Ceylon ziemlich einfoͤrmig. Es
ſind groͤßtentheils Urgebirge, und unter dieſen wieder
vorzuͤglich Granit und Gneiß, woraus fie beſteht. Sel—
tener find Quarzfels, SHornblende, Urgrünſtein,
Sienit, Dolomit. Schriftgranit, welcher ſonſt auch
ſelten iſt, findet ſich ausgezeichnet bey Trincomale. Unter
den jüngeren Gebirgsbildungen führt D. blos Ralkftein
und Sandſtein auf.
Was die einzelnen oryktognoſtiſch- einfachen
Foſſilien betrifft, fo iſt im Allgemeinen zu bemerken, daß
Ceylon einen großen Reichthum an Edelſteinen und
anderen ſonſt ſeltenen Fſſilien beſitzt, hingegen ſehr
arm iſt an gemeinen und brauchbaren Steinarten,
und insbeſondere auch an Metallen. Von den letzteren
beſitzt es eigentlich nur zwey, nehmlich Eiſen und Man⸗
gan.
1. Aus der Claſſe der erdigen Foſſilien kommen in
Ceylon folgende vor:
Bergkryſtall, derb und keyſtalliſirt, von verſchiede⸗
nen [Farben. Die Eingeborenen brauchen ihn ſtatt Glas,
auch zum Schmuck und zur Bildhauerey. Haͤufig.
Amethyſt; ziemlich haͤufig. Schoͤne Stuͤcke deſſelben
ſinden ſich im aufgeſchwemmten Lande, in Saffragam. D.
ſah einen großen Amethyſtkryſtall mit Waſſertropfen, der
bey Ruanwelle gefunden wurde,
. }
536
Gemeiner Guarz. Häufig.
Roſenquarz; ziemlich häufig, Kommt mit dem
Amethyſt ver. 8
Schillerquarz oder Vatzenauge,
ſchoͤnſten in Ceylon. a
Praſem; ſelten.
Chalcedon; im Innern der Inſel.
Hyalith; ſehr ſelten; in Doombera auf Granit.
Eiſenkieſel; nicht ſelten, in der Gegend von Candy,
bekanntlich am
*
Pechſtein. {
Baneelſtein.) Alle dreh angeblich im Gnei
Dyrop. Gan ich im Gneiß oder
Sranat. 3
Gemeiner und edler Turmalin; der erſtere ziem⸗
lich häufig; der letztere von gruͤner, honiggelber und rother
Farbe, und ſelten. 5
Spinell; verhaͤltnißmaͤßig ſelten.
Ceylanit.
Saphir, in vielen Varietaͤten. Der carmoi ſinrothe
(der ſogenannte orientaliſche Amethyſt) iſt ſelten; eine grüs
ne und ſchwarze (2) Abänderung iſt noch ſeltener. Die an⸗
ders gefaͤrbten ſind ziemlich haͤufig.
Corund; nicht ifo häufig, wie der Saphir. Wird
als Pulver von den Eingeborenen zum Schleifen und Po»
liren der Steine, fo wie auch zum Poliren der Gewehre
gebraucht.
Vom Spinell, Saphir und Corund vermuthet D.,
daß ſie urſpruͤnglich im Gneiß oder Granit vorkommen.
Zirkon und Hyacinth, beyde in den gewoͤhnlichen
Formen in Menge. Außer dieſen will aber D. auch einen
derben Zirkon von dunkelbrauner Farbe in Saffragam
gefunden haben.
Topas; in vollkommenen Kryſtallen ſelten; gelbliche
und blaulichweiß. (Man nennt ihn in Ceylon weißen oder
Waſſerſaphir.)
Chryſoberyll; kommt nach D.'s Vermuthung urſpr.
auch im Gneiß oder Granit vor.
(Smaragd findet ſich nach D. nicht in Ceylon, und
eb ſich Beryll finde, halt er noch für zweifelhaft.)
Das herrſchende (ſecundaͤre) Vorkommen dieſer Edel⸗
ſteine iſt im aufgeſchwemmten Lande. Da, wo man ſie zu
finden vermuthet, werden Gruben 3 bis 20 Fuß tief ger
graben; der grobe Sand, in dem ſie gewoͤhnlich zerſtreut
liegen, wird geſammelt, in Koͤrben an einen nahen Fluß
gebracht und da gewaſchen, wobey die leichteren Koͤrner
durch die kreisfoͤrmige Bewegung, die man mit dem Kor⸗
be im Waſſer macht, fortgeſchwemmt werden; der Ueber⸗
reſt wird hierauf in andere Körbe gebracht und forgfältig
ausgeſucht,
Gemeine Sornblende; vorzuͤglich am Pic d' Adam
und bey Candy,
537 b
Slaſiger Tremolit.
Feldſpath. Von dieſem ſollen alle Arten vorkom⸗
men. 0
Glimmer; in Menge, als conſtituirender Beſtand⸗
theil des Granits und des Gneißes.
Gemeiner Chlorit; nur in einzelnen Parthieen.
Talk, beſonders der gemeine. a
SGruͤnerde, von einer lichteren gruͤnen Farbe, als
gewöhnlich; ziemlich ſelten.
Magneſit (Carbonate of Magnesia), von ſchnee⸗
weißer Farbe, erdigem Bruche, rauh im Anfuͤhlen, ohne
Geruch beym Anhauchen, nicht an der Zunge haͤngend; ſp.
G. 2,32 bis 2,70, je nach feiner Feſtigkeit. Eine Ana:
Iyfe davon gab: 86 Fohlenfaure Talkerde, 5 Waffer, 9
Kieſelerde mit etwas kohlenſaurem Kalk. D. fand ihn im
Thale von Maturatta, in Begleitung von Dolomit und
als Ueberzug und Einſchluß im Gneiß. (Dieſes wäre alſo
eine ganz neue Art des Vorkommens.)
Gemeiner dichter Valkſtein; Valkſinter und
Kalkſpath.
Dolomit, in vielen Varletaͤten. Eine ſchöne kry⸗
ſtalliniſche Abaͤnderung deſſelben, deren ſp. Gew. 1, 93
(fol wohl beißen 2, 93?) war, beſtand nach Davy aus:
56,0 kohlenſaurer Talkerde, 56, 9 kohlenſaurem Kalk, 41
Thonerde, 1,0 Kieſelerde, 2,0 Waſſer.
Anhydrit.
2. Unter den metalliſchen Foſſilien fuͤhrt D. als
die einzigen bis jetzt in Ceylon gefundenen folgende an:
Eiſenkies oder Schwefelkies; ſelten, z. B. zu
Ratnapoora, in Saffragam und am Berge Lavinia.
Magneteiſenſtein, in ziemlich großen Maſſen im
Gneiß in der Nähe von Candy und im Granit zu Cata—
bowa in Welaſſey, und eingeſprengt in einem ähnlichen
Geſtein bey Trincomale.
? Eiſenglanz.
Roth 1 =
Rafeneifenftein. Dieſe beyden find am haͤufigſten.
Blaueiſenerde, in einem ſumpfigen Grunde bey
Columbo, und mit Moraſterz bey Atgalle unweit Candy.
Sie wird von den Eingeborenen als Faͤrbematerial gebraucht.
Graumanganerz, in Saffragam und Üpper-Ouva.
Die Beſchaffenheit der Gebirge auf Ceylon laͤßt er:
warten, daß noch andere Metalle da vorkommen moͤgen.
Vergebens aber ſuchte D. beſonders nach Zinn und Kupfer.
Schwefel iſt ſehr ſelten und ſein Vorkommen noch
nicht hinlänglich bekannt.
3) Unter den kohlig-harzigen Foſſilien kommt
bloß eine Gattung, nehmlich Graphit, vor.
4) Von ſalzigen Soſſilien machte D. mit Sicher
heit folgende ausfindig: A
Sfis. 1822. Heft v.
538
Natürliches Rochfalz, und zwar Seeſalz (Com-
mon Salt). Es bildet ſich in großen Quantitäten in ge⸗
wiſſen Seeen am Meeresufer.
Natürlicher Salpeter und Valkſalpeter (Nitra-
te of linte); haufig.
Natürliches Bitterſalz, (Sulphate of Magne-
sia).
Natürlicher Alaun.
Dieſe Salze, mit Ausnahme des Kochſalzes, ſind bis—
her nur im Innern der Inſel gefunden worden, in Hoͤh⸗
len, wo ſie nicht der Auswaſchung durch die tropiſchen Re⸗
gen ausgeſetzt ſind.
E. G.
An das naturwiſſenſchaftliche Publicum,
Bitte und Nachricht
den Streit uͤber die Sexualitaͤt der Pflanzen betreffend.
Nachdem die geringen wiſſenſchaftlichen Bemuͤhungen,
mit welchen ich an der neuerlich ſo kraͤftig wiederbelebten
Unterſuchung der alten Lehre vom Pflanzengeſchlecht An—
theil genommen, das Gluͤck gehabt, ſelbſt in der Ferne von
fo manchem hochverdienten Meiſter phyſiologiſcher Forſchun—
gen einiger Aufmerkſamkeit gewuͤrdigt zu werden, mußte es
mir doppelt erfreulich ſeyn, zu bemerken, wie fie nun auch
von meinem allernächften botaniſchen Nachbar, Herrn Pro—
feſſor Dr. Treviranus für wichtig genug gehalten worden,
daß derſelbe, anſtatt den Gegenſtand (der eine neue, rein
objective Bearbeitung gar wohl verdiente) fernerhin in ſelbſt—
ſtaͤndige und allgemeine Verhandlung zu nehmen, es vorge⸗
zogen hat, meinen Studien: „Von der Serualität der
Pflanzen. Breslau 1820. 8.“ in einem eigenen Werke,
betitelt: „die Lehre vom Geſchlechte der Pflanzen in Be—
zug auf die neueſten Angriffe erwogen. Bremen 1822. 8.“
mit einer ganz ſpeciellen Recenſion unmittelbar perſoͤnlich
entgegen zu treten. Wenn ich nun gleich in der Sorgfalt,
welche ein ſo beruͤhmter Botaniker an mein Buch, das
doch, weiß Gott, die Sache nicht iſt, gewendet, das eh⸗
renvolle Zeugniß durchblicke, daß die Anregung, die davon
ausgegangen, eine wirklich ins Leben und die Wiſſenſchaft
eingreifende geweſen ſey; ſo fuͤhle ich wich doch bewogen,
gegen das kritiſch anatomiſche Scalpell, deſſen Schärfe mein
geſchaͤtzter Herr College bey dieſer Gelegenheit an mir zu
erproben unternommen, auch meine, freylich nicht fo ſchnei—
denden, aber vielleicht dauerhafteren Werkzeuge zu verſu⸗
chen. Ich benachrichtige daher das naturwiſſenſchaftliche
Publicum, daß ich mit einer ausführlichen Beant⸗
wortung jener Streitſchrift emſig beſchaͤftigt, je:
doch] mit der Herausgabe derſelben keinesweges fo fehr zu
eilen geſonnen bin, daß ich mir nicht einige Zeit laſſen
ſollte, durch Aufſuchung neuer factiſcher Momente, der
wahrlich nicht durch meine Schuld, faſt in eine Privatan⸗
gelegenheit ſich zu verwandeln drohenden Sache, auch ein
allgemeineres Intereſſe geben zu konnen. Je zuverläſſiger
ich mich aber im Stande glaube, nachzuweiſen, wie we—
nig die Erwägungen des Gegners dem Ideale einer tuͤchtigen,
unbefangenen und in die wahre Tiefe des Gegenſtandes ein⸗
34”
ar
539
dringenden Kritik entſprechen, beſto dringender darf ich die
Sachverſtaͤndigen bitten und auffordern, den Streit js
nicht durch die bloße Gppoſition des Hrn. Prof.
Treviranus ſchon fuͤr abgemacht zu halten. Dieß
ſchon darum, da ich vorläufig anzeigen kann, daß ein
Werk von dem trefflichen Urheber dieſer, und fo Gott will,
künftig noch mancher anderer geiſtiger Bewegungen in der
Botanik, Herrn Hofrath Schelver, ſo eben unter dem
Titel: „Lebens- und Sormgeſchichte der Pftanzen⸗
welt“ die Preſſe verläßt, worin der Gegenſtand aus feinen
tiefſten Grunden behandeit wird — allermeiſt aber des⸗
wegen, da ja noch zu erwarten ſteht, was die zahlreſchen,
ausgezeichneten und competenten Männer, die bey dieſer
Gelegenheit, öffentlich oder privat, ihrer Zuſtimmung mich
verſichert haben, nun, nachdem wir unſeres Theils mit Eifes
und Liebe für die Sache gewirkt, ihres Theils zu thun für
noͤthig erachten werden, um den gemeinſamen Widerſacher
auf sine würdige, der Wiſſenſchaft erſprießliche Weiſe, zu
beſtreiten.
2 Dr. A. W. E. Senſchel.
Beyträge zur bayerischen Insectenfaune,
oder
Beschreibung und Abbildung neu entdeckter Käfer, mit
angehängtem Namensverzeichnisse der Eleuteraten des
Landgerichtsbezirks Zusmeshausen. Augsburg, bey
FW olff-ı817. 8. 45. mit 7 illumin. Kupfertafeln.
Dieſe kleine, aber reichhaltige Schrift ſcheint nicht ger
hoͤrig bekannt geworden zu ſeyn. Der Fehler tiegt wohl
theils darin, daß der Verf. ſich nicht genannt hat, wovon
man keinen Grund dinfieht, da naturhifterifhe Schriften
und Lehren unſeres Wiſſens bis jetzt nue an zwey Orten in
Deutſchland verboten worden ſind, theils daß ſelche kleine
Abhandlungen ſich nicht allein ſollten in die Welt wagen:
ſie gehoͤren in Zeitſchriften. Die vielen neuen Kaͤfer find
gut und genau abgebildet, wenn man hin und wieder ein
verzäͤhltes Zehenglied abrechnet; alle aber find allerliebſt cos
loritt. Die Gattungen find
1) Hister ovalis.
2) Agathidium varians, Globulus, Punctulum.
5) Bembidium fornicatum, acrocolium.
7) Pselaphus ruber, eyrigaster, castaneus, no-
dicornis.
11) Cryptophagus villosus,
72) Cateretes Atomus.
13) Lathridius umbilicatus, Foveola.
15) Silvanus singularis. . ;
26) Anobium cornicularium, striatellum.
18) Dorcatoma Zusmaehusense,
10) Coccinella plagiata, Decas,
aı) Galleruca articulataa.
22) Haltica chrysopygis, apicalis.
24) Dircaea dorsalis, x
25) Elater macrotis , fulvipes-
27) Salpingus mutrlatus,
28) Lixus marginatus,
540
29) Rhynchaenus ‚velutus, setiger, Capucinus,
Acanthion, erythrocneme, tereticollis, sca-
Prairie Li
36) Curculio bifoveolatus, gemmellatus, gracilis.
39) Paederus qnadratus;
40) Omalium denticolle.
Das hinten angeführte Verzeichniß von Käfern if
ſehr bedeutend und beweiſt einen ausgezeichneten Eifer des
Verfaſſers für die Entomologie.
An k uͤn digung.
Den deutſchen Inſectologen find durch die unnaczahm⸗
lichen Gemaͤlde der Schmetterlinge des Herrn Huͤbners,
durch die getreuen und zierlichen Abbildungen des Herrn
Dr. Panzers ſchaͤtzbare Huͤlfsmittel in die Hände gegeben,
und Herrn Sturms Inſectenfaune wird alle Wünſche übers
frigen, wenn durch wuͤrdige Anterſtuͤtzung ihre Vollendung
befördert, wird. Aber die Hilfsmittel zum Studium der
auslaͤndiſchen Inſecten, beſonders der Eleuteraten, find fo
zerſtreut und dabey ſo mangelhaft, daß mit dem groͤßten
Koſtenaufwande meiſtens wenig erzielt wird. Olivier hat
zwar eine ziemlich vollſtaͤndige Sammlung von Abbildungen
der Kaͤfer herausgegeben; allein abgeſehen von ihrem hohen
Preiſe find die Zeichnungen fo unregelmäßig, daß fie ſchon
ein ungeübtes Auge beleidigen und in zahlloſen Fällen den
Kenner über Gattung und Art in Ungewißheit laſſen. Die
unterzeichnete Buchhandlung glaubt daher dieſem Zweige der
Naturkunde einen weſentlichen Dienſt zu keiſten, wenn fie
getreue und kunſtgerechte Abbildungen von auslaͤndiſchen Kat
fern, dieſen Lteblingen der meiſten Inſectologen, allmahlich
und um die billigſten Preiſe uͤberliefert.
Alle Käfer, welche ihre Heimath ausſchluͤſſig in nicht
deutſch ſprechenden Ländern haben, find der Gegenſtand dies
ſer Sammlung.
Die Abbildungen werden nach Griginalien geliefert.
Für die artiſtiſche Behandlung geben die gegenwaͤrtit
gen Beytraͤge ein entſcheidendes Muſter.
Jeder Käfer wird einzeln auf einem Octavblatte in
natuͤrlicher Groͤße, oder nach Beduͤrfniß auch vergroͤßert
bargeſtelt, und erhält nur eine laufende Nummer, damit
die Wahl eines oder des andern Syſtems, oder Veraͤnde⸗
rungen und Ergänzungen der Infestologie keinen Einfluß
auf dieſe Abbildungen behaupten koͤnnen.
Die Abbildungen werden in keiner beſondern Reihe
folge eines Syſtems, ſondern in mannigfaltiger Verbindung
zuſammengeſtellt. *
Zehn Bilder machen ein Heft und jeden Monat ers
ſcheint ein ſolches.
Jedem Hefte wird die Benennung der abgebildeten
Kaͤfer nach dem Fabriciſchen Syſteme oder der des jüngern
Entdeckers mit einer kurzen Beſchreibung, in der Form der
Panzerſchen Initia beygegeben und zugleich angezeigt, in
welcher Nakuralienſammlung ſich das Original befinde.
541 |
Liebhabern der Inſectenkunde, welche Abbildungen ih:
rer ſeltenen Käfer wuͤnſchen, koͤnnen dieſes Werk auch
hierzu benutzen, wenn fie ihre Exemplare wohlverwahrt an
die Buchhandlung mit der Bezeichnung „Inſec ten“ ein⸗
fenden, und fie dürfen der unverletzten Zuruͤcklieferung ver:
ſichert ſeyn. I
Der Jahrgang dieſes Kaͤferwerkes koſtet 22 fl. oder
jedes Heft 1 fl. 50 kr. Obwohl die Buchhandlung auf als
len Gewinn verzichtet, fo kann fie jedoch ein jo wichtiges
Unternehmen ohne Sicherung der Koſten nicht beginnen, ſie
ſchlaͤgt daher den Weg der Subſcription ein, und er⸗
ſucht die Freunde dieſes Studiums, dieſes Werk durch ih⸗
ren Beytritt zu unterſtuͤtzen.
Augsburg.
sagte J. Wolffiſche Buchhandlung.
Ueber Blitz⸗ und Hagelableiter aus Stroh:
Seilen. —
Von Lapoſtolle,
Apotheker Sr. Maj. des Koͤnigs von Frankreich, Correſponden⸗
ten der mediciniſchen Geſellſchaft von Paris, der pharmaceuti—
ſchen ebendaſelbſt, Profeſſor der Chemie zu Amiens, Präfiden:
ten der Ackerbau⸗Commiſſion daſelbſt, wie auch der pharma⸗
ceutiſchen Geſellſchaft des Somme Departements, des wohlthä:
thigen Vereins zur Behandlung der Kranken vermittelſt der Elec⸗
tricitat, und mehrerer anderer Akademien und gelehrten Ge⸗
ſellſchaften Mitgliede. — Aus dem Franzoͤſiſchen. — Mit einee
Abbildung. —
Weimar, im Verlage des Gr H. S. priv.
Landes Induſtrie-Comtoirs 1821. 8. 72. S.
Der Gegenſtand dieſer kleinen Schrift iſt — was der
Titel ſchon verraͤth — eine Entdeckung, deren Wichtigkeit
auf den erſten Blick einleuchtet,
ge ſorgfaͤltige Prüfung von allen Naturfoeſchern verdient,
welchen dazu der noͤthige elektriſche Apparat zu Gebote ſteht.
Sollte ſich die Entdeckung bewähren, fo haͤtte die Erfin⸗
dung der Blitzableiter dadurch vollen Werth erkangt, und
Franklin, wenn er noch lebte, wurde ſich im Namen der
Menſchheit freuen, daß man ſeiner wichtigen Erfindung
nun auch die Bedingung zur allgemeinen Einführung gege⸗
ben haͤtte. \
Die Verſuche, welche der Verfaſſer mittheilt, um da⸗
ran die Wahrzeit feiner Entdeckung zu prüfen, find fol-
gende: 8
1) „Man biete dem Conductor einer in Bewegung
geſetzten Elektriſirmaſchine das eine Ende eines Strohſeils
von 7 — 8 Zoll Länge und jeder beliebigen Dicke oder
Form dar; im Augenblicke wird der Conductor ohne eine
Spur von Lichterſcheinung dey der Beruͤhrung entladen
ſeyn“ u. ſ. w. > 5 a
2) „Verlangt man einen noch auffallendern Verſuch,
fo faſſe man mit einer Hand das Ende jenes Strohſeils,
und berühre mit der anderen den aͤußern [das äußere] Beleg
eines ſtarken elektriſchen Apparats, und die Entladung wird
ohne Geraͤuſch, ahne Funken und ohne Erſchuͤtterung vor
ſich gehen.“ — (S, 40, 41.)
und die daher eine baldi⸗
542
3) „Wenn an das untere Ende eines Strohſeils, das
als Gewitterableiter berm Worüberzieben von Gewitterwol—
ken errichtet iſt, ein Stuͤck Metall befeſtigt wird, das in
eine Kugel endigt, und man im Moment, wo der (das]
Elektrometer Elektricitaͤt anzieht, den einen Schenkel eines
Ausladers damit beruͤhrt, den andern Schenkel an die Erde
halt, fo geht von der Kugel alle Elektricitaͤt zum Auslader
uͤber, und dieſer Uebergang iſt durch einen Funken bezeich⸗
net, der im Stande iſt, wie ein Blitz zu wirken. Dieſer
Verſuch muß daher ſehr vorſichtig angeſtellt werden.“
Dabey macht der Pfr. auf die Gefahren aufmerkſam,
welchen mit metallenen Blitzableitern verſehene Gebaͤude
durch zufällig entſtandene Unterbrechungen der metallenen
Leitung ausgeſetzt find, zeigend auf die Vorzuͤge der
Strohſeile als Blitzableiter auch in dieſer Hinſicht, in—
dem er verſichert, daß letztere auch dann ihre Leitungskraft
nicht verlieren, wenn ſie „durch Riſſe oder Bruͤche, durch
Faͤulniß oder andere Zufaͤlle veranlaßt, ſchadhaft waͤren.“
Dieſen Vorzug des Strohs vor den Metallen beſtaͤtigt der
Pfr. durch folgenden Verſuch:
4) „Man befeſtige ein Strohſeil von ungefaͤhr 3 Fuß
Laͤnge an einem Ende einer Stange von Holz, ungefähr
von der gleichen Große, und mache nun an dieſem Seil
alle 2 bis 3 Zoll eine Trennung im Zuſammenhang. Bringt
man dieſen Apparat mit einem ſtark geladenen Glascylinder
in Beröhrung, man möge mit dem aͤußern Belege den Zus
ſammenhang bewirken oder nicht, alles wird ſich, wie bey
den frühern Verſuchen mit den Strohfeilen zutragen, d. h.
die elektriſche Fluͤſſigkeit wird durch dieſe Luͤcken nicht auf⸗
gehalten werden, fo zahlreich fie auch ſeyn mögen, und obs
ne bey dieſem Durchgang einen Funken zu veranlaſſen, wird
fie zur Erde abſtroͤmen.“
5) „Es iſt bekannt, daß man einer gewiſſen Anzahl
in einer Kette aufgeſtellten Perſonen die clektriſche Erſchuͤt—
terung mittheilen kann. Wenn man ſtatt eines gewoͤhnli⸗
chen Ausladers das Ende eines Strohſeils anwendet, fo
geht die Elcktricität von demjenigen, der fie- zuerſt auf⸗
nimmt, nicht weiter, ſondern, indem fie durch dieſen durchs
geht, ſtellt ſie das Gleichgewicht her, ohne ſich den uͤbrigen
Perſonen der Kette mitzutheilen.“
„Wenn nach allem dieſen — ſetzt der Vfr. hinzu —
noch einige Zweifel über die große Leitungsfähigkeit des
Strohes obwalten koͤnnten, ſo wird eine letzte Erfahrung
allem dem, was man im dieſer Entdeckung bisher Wunder⸗
bares geſehen hat, gleichſam die Krone aufſetzen.
Ohne die geringfte Furcht, nehmlich erſchlagen zu
werden, kann man mit dem Ende eines Zoll lan⸗
gen Steohſeils in der Hand einen ſehr ſtark geladenen
elektriſchen Apparat beruͤhren, und die elektriſche Fluͤſſig⸗
keit dadurch entladen, ohne auch nur die geringſte Erſchuͤt⸗
terung in der Hand zu empfinden.“ (S. 42 — 44.)
Aus dieſen Verſuchen, an deren Richtigkeit man kaum
zu zweifeln Urſache haben dürfte, folgert nun der Pfr.
nicht nur die große Leitungsfaͤhigkeit des Strohs, durch die
es ſich zu ſehr wohlferlen Blitzableitern eignet, ſondern auch;“
daß es ein großer Irrthum war, wenn man bisher die Mes
talle für die beſten Leiter der Elsktrieitaͤt hielt, Das Letzte,
543
folgt aber keinesweges aus jenen Verſuchen. Hätte Herr
Lapoſtolle bedacht, daß die Leitung der Elektricitaͤt bloß
auf die Oberfläche der Körper beſchraͤnkt iſt, und daß mit⸗
hin von zwey Koͤrpern von gleicher Subſtanz und gleichem
Gewicht, aber von verſchiedener Form, derjenige am mei—
ſten leiten muß, welcher die groͤßte Oberflaͤche hat; haͤtte
er ferner bedacht, daß das Stroh, der Subſtanz nach,
vom Holze wenig verſchieden, letzteres aber bekanntlich ein
viel ſchlechterer Leiter iſt als das Metall; ſo muͤßte ihn
das zu der Ueberzeugung gefuͤhrt haben, die große Leitungs—
fähigkeit des Strohs beruhe nicht auf deſſen Subſtanz ſon—
dern auf feiner Form, 'kraft welcher es für die Leitung der
Elektricitaͤt, im Verhaͤltniß zu feiner geringen Maſſe, eine
ſehr große Flaͤche darbietet, Man darf nur den Durchſchnitt
eines Strohhalms betrachten und zugleich erwaͤgen, welche,
Menge von Halmen zu einem Strohſeil erfordert werde,
um ſich zu uͤberzeugen, daß letzteres, im Verhaͤltniß zu ei—
ner Eiſenſtange von gleichem Umfange eine ungeheure Flaͤ—
che hat. — Ueberhaupt iſt die theoretiſche Seite dieſer
kleinen Schrift, in Beziehung auf die Natur der Elektrici—
tät und der Gewitter, eine ſehr ſchwache, und der Ueberſe—
tzer hat wohl gethan, das Werkchen in dieſer Hinſicht be—
deutend abzukuͤrzen; es würde aber noch mehr zuſammen—
ſchmelzen, wenn man das Ueberfluͤſſige, was z. B. uͤber
den Schaden, welchen die Gewitter und Hagelwetter anrich—
ten, darinn vorkommt, und das laͤngſt Bekannte, was ſich
auf die Geſchichte der Blitzableiter bezieht, davon abziehen
wollte. Das kann man aber, wegen der Wichtigkeit der
Entdeckung, wenn ſie ſich bewähren follte, gern uͤberſehen;
man halte ſich an das Praktiſche. In letzterer Hinſicht
hat es der Pfr. an nichts fehlen laſſen. — Das Weſentli—
che bey der Verfertigung eines zu einem Blitzableiter be—
ſtimmten Strohſeils beſteht in Folgendem: Man nimmt
dazu befeuchtetes Stroh, wegen dadurch zu bezielender Fe:
ſtigkeit; es wird aus 4 Straͤngen, jeder zu 4 Streifen, zu—
ſammengedreht, und das Ganze ſoll den Durchmeſſer von
15 Linien u eine Laͤnge von 15-20 Fuß erhalten. Ein ſolches
Strohſeil wird an eine geſchaͤlte Stange von gleicher Länge, wel—
che oben mit einer Spitze von hartem und zaͤhem Holze verſehen
iſt, mittelſt einer kupfernen Schraube an jedem Ende, befeſtigt,
wobey es ſtraff angezogen wird. Zwiſchen beyden Enden
wird noch uͤberdieß das Seil durch einfache Reifen von ro—
them Kupferdrathe befeſtigt, welche in der Entfernung von
18 Zoll von einander angebracht werden. Den ſo gefertig—
ten Apparat will der Pfr. durch 6 lange kupferne Schrau—
ben an den Gibel eines Hauſes befeſtigt wiſſen, damit er
dem Winde gehoͤrig widerſtehen koͤnne.
Wenn es ubrigens gegruͤndet iſt, daß der Hagel durch
die gleichen Mittel, wie der Blitz, abgeleitet, nehmlich ſei—
ne Entſtehung verhindert werden kann, ſo wird die Entde—
ckung dadurch noch wichtiger, und ſowohl die Zeitgenoſſen
als die Nachwelt werden den Namen des Entdeckers fegnen,
Der beygegebene Steinabdruck ſtellt vor: t) einen
Blitz und einen Hagelableiter in deutlicher Abbildung.
(Bende unterſcheiden ſich übrigens nur durch die Art der
Befeſtigung), 2) die Anſicht eines mit Blitzableitern (aus
Strehfeilen) verſebenen Dorfs, 3) die Anſicht einer mit
Hagelableitern ausgeſtatteten Ebene,
544
Wetterauiſche Laubmooſe,
geſammelt und herausgegeben von J. H. Caſſebeer. Frank
furt a. M. bey Hermann, in Fol. 3 Decurien ſeit 1814.
Der Verfaſſer, welcher beſonders uͤber die Entſtehung
der Mooſe viele Beobachtungen anſtellt und bereits nicht
wenig neue Entdeckungen gemacht hat, liefert hier dem
Publicum aus bloßem Eifer fuͤr die Wiſſenſchaft eine Reihe
der intereffanteften und meiſt ſehr ſeltenen Mooſe. Es if
bekannt, daß das Publicum die lebendigen Herbarien nie
belohnt, indem ſich der Abſatz wohl ſelten auf 100 Exempl.
ſtellt und die Einſammlungskoſten bey faſt woͤchentlichen
Reiſen ſo hoch ſteigen, daß an eine Verguͤtung kaum zu
denken waͤre, wenn man auch auf einen gewoͤhnlichen Abſatz
rechnen koͤnnte. Nicht leicht gibt es daher eine literariſche
Unternehmung, bey welcher die Uneigennüßigfeit fo klar am
Tage liegt, wie bey der Herausgabe lebendiger Herbarien,
beſonders von Markpflanzen oder Bryptogamen, für
welche die Abnehmer noch viel weniger zahlreich ſind als
fuͤr die Phanerogamen.
Obgleich die Huͤgel der Wetterau aus aufgeſchwemmtem
Lande, alſo wohl groͤßtentheils aus Mergel beſtehen, fo
wird es doch nicht viele Gegenden Deutſchlands geben, in
welchen ſich eine größere Mannigfaltigkeit von Gebirgsfors
mationen findet als in der Wetterau. Man bemerkt da—
ſelbſt vorzuͤglich bunten Sandſtein, Baſalt, und im Spefs
ſart Granit.
Taſſabeer hat feinen Lieferungen auch eine ſinnrei⸗
che Einrichtung gegeben. Die Mooſe liegen ganz frey in
Papier s Kapfeln, welche an verſchiedenen Plaͤtzen auf den
Foliobogen aufgeklebt ſind. Dieſes gewaͤhrt den Vortheil,
daß man die Pflaͤnzchen mit Leichtigkeit herausnehmen und
mit aller Bequemlichkeit unterſuchen kann. Auch gibt der
Verf. gewöhnlich ganze Raſen meiſtens mit der Erde, wo—
durch man ein Bild von dem Vorkommen erhält, Was
daher an und mit einer Pflanze zu geben iſt, erhaͤlt man
hier in feiner Vollkommenheit. Auch der Fund- und Stand—
ort, fo wie die Sammelzeit iſt bey jeder Gattung angeges
ben, z. B. Gymnostomum sphaericum, Hedwig,, ges
fammlet am Rande der Teiche, unterm Thiergarten bey
Buͤdingen im Septbr. 1811. .
Die bis jetzt gelieferten Pflanzen find;
Hedwigia ciliata.
Gymnostomum intermedium, £runcatulum, sphae-
ricum, Heimii, faseiculata, pyriforme.
Grimmia lanceolata, recurvata.
Dicranum pallidum, purpureum.
Bartramia marchica, fontana.
Fissidens exilis.
Syntrichia subulata.
Bryum delicatulum.
Hypnum rostratum, populeum, xiparioides, lore-
um, brevirostre.
*
545
Plıascum bryoides.
Encalypta vulgaris. 8
Trichostomum pulvinatum, canescene,
Potystrichum aloides.
Orthotrichum Ludwigi,
Neckera viticulosa,
Pohlia elongata.
Leskia sericea.
Charactere ſind keine gegeben, was auch unnoͤthig iſt,
wofern man nicht neue zu machen für noͤthig findet.
Ueber Claſſification, inſonderheit der europaͤi⸗
ſchen Voͤgel.
Von F. Boie in Biel.
Die Naturforſcher ſiud darüber einig, daß men bey
ber Claſſiſication der Naturproducte zufoͤrderſt nur ſolche
Theile derſelben beruͤckſichtigen dürfe, deren Vorhanden
oder Nichtvorhandenſeyn einen weſentlichen Einfluß auf die
Exiſtenz der Körper hat, und Reſultate der conſequenten
Anwendung dieſes Grundſatzes find in der Zoologie die Ein⸗
theilungen der Thiere in Wirbelthiere und wirbelloſe, in
Saäͤugethiere, Vögel, Reptile, Fiſche, Mollusken, Anneli⸗
den, Cruſtaceen, Arachniden, Inſecten u. fe w., die man
jetzt allgemein als die richtigere angenommen hat. Deſto
abweichender ſind die Anſichten uͤber die Bildung der Un—
terabtheilungen für jede dieſer Claſſen, welche, um das Auf:
finden einer Art im Syſtem moͤglich zu machen, unumgaͤng⸗
lich noͤthig wird, und kann deshalb die Mittheilung von
Bemerkungen, wie dieſem Beduͤrfniſſe om zweckmaͤßigſten
abzuhelfen ſey, nicht außer der Zeit liegen.
Es iſt ausgemacht, daß man bey dieſen ferneren Ab—
theilungen, ſobald jene weſentlichen einer Reihe von Gegen—
ſtaͤnden gemeinſchaftlich find, nun auf minder weſentliche
Eigenſchaften ſehen muͤſſe, auf welche unter ihnen aber vor
zugsweiſe iſt eine Frage, die vom Anbeginne der Periode
ſyſtematiſcher Eintheilungen benkende Köpfe entzweyte.
Schon vor und während des Streites uͤber die Vor
züge der Linnäſſchen Arbeiten und der von ihm durchge⸗
führten doppelten Benennungen gaben gemachte Klaffificar
tionsverſuche, wobey man meiſtentheils beſondere Merkmale
bey den einzelnen Claſſen als ausſchließende Richtſchnur zu
Mathe zog, Hierzu Veranlaſſung, häuften ſich aber in der
Folge. So ordnete man die Saͤugethiere unter Berüuͤckſich⸗
tigung der Zähne, die Vögel nach der Form der Schnaͤbel
und Bildung der Fuͤße, die Fiſche nach den Floſſen, eine
Anzahl Mollusken nach der Geſtalt der fie umgebenden
Hüllen, endlich die Inſecten und die früher unter ihnen bes
griffenen Claſſen nach den Fußgliedern, Freßwerkzeugen, den
Fluͤgeladern, Fuͤhlern und Taſtern.
Obwohl fuͤr die Beybehaltung vieler der in ſolchen
Syſtemen aufgeſtellten Gattungen entſchied ſich doch die
Nachwelt für keines derſelben, Fe überlebten ſelten ihre
She 1823. Heſt V.
—
546
Urheber, ja wurden nur um deſto eher verworfen, je folges
rechter letztere in der Anwendung ihres Theilungsprincips
geweſen waren.
Die Frage, weshalb dieß bey allen Thlerclaſſen bee
Fall war und ſeyn mußte, iſt bereits dahin beantwortet
worden, daß jene Syſtematiker mehr darauf ausgiengen,
die Natur einem Syſteme als das Syſtem der Natur an-
zupaſſen; in Erwägung‘, daß die Moͤglichkeit einer zwecke
maͤßigen Anorbnung durch die Bekanntſchaft mit einer hin⸗
reichenden Menge von Naturproducten bedingt ſey, wird
man indeß nicht ſowohl ihnen die Unvollkommenheit ihrer
Arbeiten zum Vorwurf machen, als vielmehr dem Zeitalter,
in dem fie lebten, beymeſſen dürfen.
Nachdem neuerdings eine zuvor nie geahndete Menge
neuer Arten, Formen und Uebergaͤnge aus allen Thierclaſſen
aufgefunden worden, mußten ſich mit dem veränderten Bils
de der Natur auch die Syſteme anders geſtalten. Viele der
bisherigen Gattungen wurden durch für noͤthig erachtete Un⸗
tergattungen nach und nach in Familien verwandelt, uns
man Fam mit der Ueberzeugung von der Unzulsnglichkeit der
bisherigen Methode zur Anſicht, die natuͤrlichen Abſchnitte,
die in Folge der neueren Entdeckungen nun deutlicher her⸗
vorgetreten waren, mehr als bisher geſchehen war, beruͤck⸗
ſichtigen zu bürfen. Wann die Wiſſenſchaft dadurch gewiſ—
ſermaßen auf die ſchon laͤngſt im gemeinen Leben befolgte
Claſſificationsmethode zuruͤckgekommen, ſo ſcheint eben darin
eine Buͤrgſchaſt zu liegen, daß eben fie dauernder als eine
der vorhergehenden ſeyn werde; und die Erwaͤgung, daß
das Princip der Abſtraction, wenn man dey Bildung der
Gattungen, anſtatt der früheren Beruͤckſichtigung bloß ein⸗
zelner, nun alle eine Reihe von Gegenſtaͤnden aus zeichnenden
Merkmale in Anſchlag britgt, auch auf die natürlichen Gat—
tungen fuͤhre, gibt einen deutlichen Fingerzeug, daß man
ihr unbedenklich folgen duͤrfe.
Hiervon ausgehend ward die folgende ſyſtematiſche
Eintheilung der mir bis jetzt bekannten Arten europaͤiſcher
Vogel entworfen.
Ueberzeugt, daß dieſelbe den Hauptzweck am beſten
erfülle, habe ich die Cuvier'ſche in ſechs Ordnungen bey:
behalten, obgleich nicht alle derſelben natürliche Grup⸗
pen bilden, und namentlich die Trennung der Ordnungen
Pici und Passeres eine bloß wiſſenſchaftliche genannt wers
den kann.
Die Menge ber Familien und Gattungen, welche letz⸗
tere begreift, ſchien es auch mir zu einem Bedärfniß zu
machen, dieſelbe in Unterabtheilungen zu bringen, um durch
ſcharf begrenzte Merkmale es auch für den minder geübten
möglich zu machen, eine Art im Seftem aufzufinden. Die
Löſung dieſer Aufgabe wird aber wohl erſt alsdann moͤglich
ſeyn, wenn alle unſere Erde bewohnenden Arten bekannt
find, “ und hat auch mir nicht gelingen wollen.
Die Euvier'ſchen Abtheilungen find ungenügend, weil, ab:
geſehen davon, daß ſie keine natuͤrlichen ſind, die angege⸗
benen Unterſcheidungsmerkmale zum Theil auf bie unter
fie gebrachten Arten, zum Theil auch auf andere paſſen.
35
547
Durch eine nebeneinander fortkaufende Eintheilung in
Familien und Gattungen, welche in ſofern in der Natur
ſelbſt begründet iſt, als dieſe manche Formen vielfältig mo⸗
diſtcirt und vervielfältigt, andere gleichſam als Gegenſaͤtze
zu einer ganzen Reihe von Grappen abgeſondert hingeſtellt,
habe ich indeß die Ueberſicht zu erleichtern und mich ſo we—
nig als moglich von der bisherigen Methode zu entfernen
geſucht. Der Familienname wird, wie ſchon Baron Cuvier
in Betracht feiner Hauptgattungen vorgeſchlagen, bey Be—
zeichnung einer Art gebraucht werden koͤnnen, und bey vis
len ausländiſchen Arten gebraucht werden muͤſſen, weil wir
noch weit davon entfernt find, dieſe mit gleicher Genauigs
keit, wie die europaͤiſchen, zu fendern.
2 In der Meynung, daß eine richtige Claſſification, oh-
ne die ausländiſchen Arten und Gattungen mit in Anſchlag
zu bringen, nicht wohl moͤglich ſey, iſt ſtets auf letztere mit
Ruͤckſicht genommen.
Die aufgeftellten Gattungen find naturliche, und bey
Bildung derſelben alle eine Reihe von Arten auszeichnen⸗
den Merkmale mit Inbegriff der Lebensweiſe beruͤckſichtigt.
Ueber die Zweckmaͤßigkeit einer neu gebildeten Gattung muß
nach meiner Ueberzeugung beſonders letztere, mithin die Nas
turgeſchichte im engeren Sinne, vorzugsweiſe entſcheiden.
Bey jeder zuerſt von mir aufgeſtellten Gattung bin
ich bemüht geweſen, Kennzeichen herauszuheben, welche die
unter ihr begriffenen Arten unter den Familienverwandten
auszeichnen, und habe dabey unbedenklich ja oft vorzugss
weiſe auf das Gefieder und die Farbe der Schnaͤbel und
Fuͤße, in ſofern dieſe beſonders hervorſtechend war, Ruͤck⸗
ſicht genommen.
Unter den Trivialnamen einer Art bin ich ſtets den
alteſten auszumitteln bemüht geweſen.
I. Ordnung. Napaces.
1. Familie. Geier, Vultur.
1. Gattung. Vultur Linn.“
1. fulvus Linn.
2. cinereus Linn.
Viele dentirostres haben z. B. keinen Zahn, wohl aber
verſchiedene feiner eonirostres u, ſ. w. Richtiger, wenn
gleich auch nicht genugend, waͤre folgende Eintheilung:
1) in Arten, welche Inſecten im Fluge haſchen und ganz
verſchlucken, Caprimulgus, Hirundo, Ampelis, Muscica-
pa, Edolius, Platyrhynchus, Ceblepyris, Lanius, Pipra,
Ocypterus (beſſer Leptopterix Horstield); 2) in Arten,
welche von Inſectenlarven und Würmern leben und diefe
ganz veeſchlucken, Turdus, Myiothera , Sylvia‘, Motacil-
ja, Saxicola, Thamnophilus, Rupicola, Sturnus; 3) in
Arten, welche die Nahrungsmittel mit dem Schnabel zer⸗
ſtucken, Corvus, Coracias, Melliphaga, Lamprotornis,
Oriolus, Cassicus, Gracula, Pastor, Parus, Tanagra;
4) in Arten, welche fie mit dem Schnabel zerquetſchen,
Fringilla, Loxia, Alauda, ‚Emberiza; 5) kletternde Ar⸗
ten, Sitta, Dendrocalaptes, Certhia, Upupa; 6) Honig⸗
ſauger, Nectarina, Trochilus. Die Abtherlung Synda-
eryli müßte unter die Ordnung der Picae geſtellt werden.
2. Familie.
548
2. Gattung. Cathartes Illig.
3. percuopterus Illig.
Adler, Aquila.
3. Gattung. Gvpaetus Bechst. ?
4. barbatus Bechst. 5
4. Gattung. Aquila Cuv. ke
5. fulvus Cuy.
6. imperialis Cuv.
7. naevia Cuy.
8. pennata.
5. Gattung. Haliaetus Savig.
9. albicilla.
10. leucocephalus.
6. Gattung. Pandion Savigny.
11. haliaetus Cuv.
3. Familie. Falken, Falco.
4. Familie.
10. Gattung.
7. Gattung. Hierofalco Cuv. ®
12. candicans Cuv.
13. lanarius.
14. peregrinus.
8. Gattung. Falco Linn.
15. subbuteo Lath.
16. aesalon. Gmel.
17. tinnunculus Linn,
18. tinnunculoides Natterer.
19. vespertinus Gmel.
Hadichte, Astur.
9. Gattung. Astur Bechst.
20. palumbarius Bechst.
Nisus Cuy. N
2 1. nisus Cuv.
Die Savignyſche Zerſpaltung dieſer Gattung in die Gat⸗
2
2
tungen Aygypius und Gyps ſcheint, in ſofern fie bloß die
europäifhen Acten beruͤckſichtigt, uͤberfluͤſſig: Siehe:
Memoires sur les oiseaux de L’Egypte et de Syrie in
dem grand ouyrage sur l’Egypte; die hieher gehörigen
ausländiſchen machen ſie vielleicht noͤthig. Hieher noch die
Gattung Sarcoramphus. Dumeril.
Der Laͤmmergeier ſcheint den Adlern aͤhnlicher als den Gei⸗
ern und daher in dieſe Famitie zu gehoͤren. Ob die
Gattungen Harpeia Cuv. und Morphyus Cuv. hieher zu
ſtellen, wage ich nicht zu entſcheiden, ingleichen Carracara
Cuv. und Cymindis Cuv.
Die abweichende Bildung des Zahns iſt nach meiner Anſicht
kein fo weſentliches Merkmal, um deshalb den islaͤndiſchen
Falken von den uͤbrigen Arten zu trennen. Die aufge:
zahlten 3 Gattungsverwandten haben dagegen mehrere fie
auszeichnende Eigenſchaften gemeinſchaftlich. Man ver⸗
gleiche die Abbildungen in Naumanns Naturgeſchichte der
Vogel Deutſchlands Zte Ausgabe. Kennzeichen der Gat⸗
tung Hierofalco; die Steifigkeit der Schwanzfedern und
Federn überhaupt, =
549
5. Familie. Buſtarde, Buteo.
11. Gattung. Buteo Bechst.
22. communis.
23. lagopus.
12. Gattung. Pernis Cuv.
24, apivorus Cuv.
13. Gattung. Circaetus Viell.
25. gallicus.
6. Familie. Milane, Milans. 2
14. Gattung. Milans Savigny.
26. aetolius Savig.
27. ietinus Savig.
7. Familie. Weihen, Circus.
Gattung. Circus Bechst.
cyaneus Bechst.
rufus Bechst,
cineraceus Mont.
8. Familie. Tageulen, Surnia.
15. Gattung. Surnia Dumeril.
28. hudsonia.-
29. uralensis.
16. Gattung. Noctua Savigny,
30. lapponica.
ZL. nyctea.
17. Gattung. Athene,
32. passerina.
35. Tengmalmi.
54. acadica.
18. Gattung. Otus Cuv,
35. brachiotus Cuv.
9. Familie. Eulen, Strix.-
19. Gattung. Bubo Cuv.
36. atheniensis. N
37. Otus.
38. scops.
20. Gattung. Strix. Linn. —
39. flaınmea Linn.
221. Gattung. Syrnium Savigny.
40. aluco Savigny.
41. nebulosa.
= unterſcheidendes Merkmal der Gattung find die genetzten
Beine. In Neuholland ſoll les eine zweyte Art geben,
Falco albidus Cuv. pl. col.
2 Als Gattung hieher Elanus Savig.
9 Die verſchiedene Bildung des Ohres berechtigt, nach meiner
Anſicht, nicht dieſe drey Arten zu trennen, welche eine
uͤberwiegende Anzahl ihnen gemeinſchaftlicher Merkmale
und Yehnlichkeit in der Lebensweiſe auszeichnet,
b 550
II. Ordnung. Passeres.
10. Familie. Tagſchlaͤfer, Caprimulgus. *
22. Gattung. Caprimulgus Linn.
42. europaeus Linn,
45. ruſicollis Temm.
11. Familie. Schwalben 7 Hirundo.
23. Gattung. Cypselus IIlig.
44. murarius.
45. melba.
24. Gattung. Hirundo Linn.
46. rustica Linn.
25. Gattung. Chelidon.
47. urbica.
48. rupestris.
26. Gattung. Cotile.
49. riparia. 2
Familie. Seidenſchwanz, Ampelis. ?
27. Gattung. Bombycivora Temm.
50. garrula Temm.
Familie. Fliegenſchnaͤpper, Muscicapa. *
28. Gattung. Muscicapa Linn.
51. grisola Linn,
52. albicollis Temm.
535. luctuosa Temm.
54. parva Bechst.
14. Familie. Wuͤrger, Lanius.
29. Gattung. Lanius Linn,
55. excubitor Linn.
56. meridionalis Temm.
57. minor Linn,
58. rufus Bechst.
59. collurio Briss.
1
2
Dieſe Familie ſteht hier oben an, weil fie den nächſten
Uebergang von den Raubvoͤgeln zu den ſperlingsartigen
bildet. Außerdem gehört hieher die Gattung Steatornis
Humb. und Nyctibius Viellot.
ueber die ſich den europäiſchen Arten der Familie anſchlie⸗
ßenden auslänbifhen, ſiehe Cuv. Thierreich, Ueberſetzung
von Schinz Thl. 1. BR
Procnias ſteht unter den hleher gehörigen Gattungen den
Schwalben am naͤchſten, dann folgen Ampelis Cuv., Co-
racina Vaill., Ermnoderus Geoffr. Die zum Theil zu:
gleich Familien bildenden Gattungen: Platyrhynchus Desm.,
Edolius Cuv. und Pipra ſtehen am beſten zwiſchen Ampe-
lis und Muscicapa. a
Es folgen die Gattungen Muscipeta Cuv,, "Cephalopterus
Geoffr. Eine Monographie über die hieher gehörigen Voͤ⸗
gel wäre überhaupt vor vielen andern Beduͤrfniß.
Sonſtige Gattungen: Vaill. pie- grieches seot. 2. id. sect,
3. Psaris Cuv., Ocypterus Cuy., Vanga Buff., Sparac-
tes Illiger, Gymnocephalus Geoffr., Thamnophilus Viell.,
in fofern fie nicht beſondere Familien bilden. Geblepyris
Temmink, macht den beften Uebergeng zur folgenden Ab⸗
theilung. ?
551
15. Familie.
30. Gattung.
————
Raben, Corvus ?
Jorvus, Linn.
60. corax Linn.
61. cornix Linn.
62. corone Linn.
65. frugilegus Linn.
54. monedula Linn.
31. Gattung. Pica Cuv.
65. europaea Cuv.
32. Gattung. Garrulus Cuy.
33.
34.
16. Familie.
35
66. glandarius Cuv.
67. infaustus Cuy.
Gattung. Pyrrhocorax Temm.
68. alpinus Koch.
69. graculus Temm.
Gattung. Nucifraga Briss.
70. caryocatactes.
Racken, Coracias. ?
Gattung. Coracias Linn,
71. garrula Linn.
17. Familie. Pirole, Oriolus. ?
36. Gattung. Oriolus Linn.
72. galbula Linn.
18. Familie. Staare, Sturnus.“
37
. Gattung. Sturnus Linn,
73. vulgaris Linn. .
74. unicolor Marm.
38. Gattung. Pastor Temm,
75. roseus Temm.
19. Familie. Myiothera, Ameiſenjaͤger.
39. Gattung. Troglodytes Roch.
20. Familie.
40. Gattung.
76. punctatus Roch.
Cinclus 5
Cinclus Bechst,
77. aquaticus Bechst,
2 Hieher außer den aufgeführten als Gattungen Phrenotrix
Horsfield (Temia Viell.); Les pies Azzara Tom. III. p.
149, indeß mit Ausnahme von No. 56.
2 Hieher Colaris Cuv. und Gracula Tenım. — Von Ausläns
dern muͤſſen nun die zugleich Familien bildenden genera
Barita Cuv., Paradisea Linn. uns Philedon Cur. folgen.
Auf Oriolus folgt die Familie Cassicus, welche, wenn gleich
der Schnabel in gewiſſem Betracht abweichend, ſich durch
andere Aehnlichkeiten zunächſt an erſtern anſchließt. In
der Lebensweiſe zeigen manche Arten derſelben viel uͤber⸗
einſtimmendes mit dem europaͤiſchen Pirol, fie wohnen
iſolirt in den Waldungen, vereinigen ſich nicht in Schaa⸗
zen. Hiezu kommen noch die kurzen ſtarken Fuße, der
Glanz des Gefieders, die vorherrſchende ſchwarze und gelbe
Farbe, die Gewohnheit, ein kuͤnſtliches Meft zu bauen.
Azzara Voyages Tom. III. p. 159.
“ Durch Sturnus militaris verbindet ſich Cassicus unmittelbar
mit Stuxnus. Pastor Temm,, Lamprotornis Temm. ſind
552
bie nun folgenden Gattungen oder Famitlen, Zu den
Droſſeln bilden Turdus chrysogaster und Leucogaster den
Uebergang.
Bisher ſtand dieſer Vogel mit ſeinen Gattungsverwandten
Troglod. platensis Azzara No. 150. enl. 301. fig. 2 und
Troglod. ludovicianus enl, 501. fig. 1. Azzara N. 151%
ſehr mit Unrecht unter den Sängern,
einmal der Schnabelform nach gehoͤrt.
zu denen er nicht
Der ihm hier
angewieſene Platz wird durch die ihm in vielem Betracht
ahnlichen, zu der bisherigen Gattung Myiothera gereihne:
ten Voͤgel gerechtfertigt, inſonderheit die Ameiſennachti⸗
gallen Buffons,
Hieher die Gattung Grallina Viell., der Name Tanypus
Oppel gehoͤrt bereite einer Gattung aus der Claſſe der
zweyfluͤgeligten Snfekten.
21. Familie. Steinſchmaͤtzer, Saxicola.
41. Gattung. Saxicola Bechst.
78. rubicola Bechst.
79. rubetra Bechst.
2. Gattung. Vitiflora Brise. !
80, oenanthe :
81. lencomela
82. stapazina
85. aurita
84: leucura,
22. Familie, Droſſeln, Turdus.
45. Gattung. Monticola. ?
85. saxatilis
86. cyanus.
44. Gattung. Merula.
87. merula
88. torquata.
45. Gattung. Turdus Lin, *
89. pilaris Linn.
90. viscivorus Linn.
91. musicus Linn.
92. iliacus Linn.
93. atrogulejus Natterer
94. Naumanni Natterer.
35. Familie. Sänger, Sylvia.“
46. Gattung. Calamoherpe. “
95. turdoides
96, arundinacea
97. Cetti
98. galactotes
99. arbustorum “.
100. palustris
101. Phragmitis
102. fluviatilis
103. cariceti Naum.
104. locustelia
105. certhiola
106. aquatica.
47. Gattung. Sylvia Lath, ®
10). trochilus Lath,
108. rufa Lath,
553
109. sibilatrix Lath.
110. eisticola Temm.
111. Nattereri Temm.
48. Gattung. Curruca Briss,
112. hippolais
113. hortensis
114. luscinia
115. philomela
116. sericea
117. nisoria
118. cinerea
119. garrula
120. orphea
121. conspicillata
122. passerina
125. subalpina
124. provincialis
125. atricapilla
126. melanocephala
127. Sarda
128. leupogon
€.
Unterſcheibendes Kennzeichen der Gattung: Steiß- und bie
untere Hälfte der Ruderfedern weiß.
Unterſcheidendes Kennzeichen der Gattung: das roſtrothe
oder ſchieferblaue Gefieder.
Unterſcheidendes Kennzeichen der Gattung: die mehr oder
weniger ſchwarze Farbe des Gefieders ohne Glanz.
Unterſcheidendes Kennzeichen der Gattung: das gefleckte
Gefieder.
Hieher auch die Gattung Malurus Viell.
Unterſcheidendes Kennzeichen der Gattung: der abgeſtufte
Schwanz, platte Kopf, die kurzen Fluͤgel.
Eine Beſchreibung biefer, der Sylvia arundinacea am naͤch⸗
ſten ſtehenden Art, behalte ich mir vor, in der Folge mit⸗
zutheilen,
Unterſcheidendes Kennzeichen der Gattung: der in der Syl—
vienform am feinſten ausgebildete Schnabel. Der Name
Asilus gehört einer Gattung aus der Claſſe der zweyfluͤge⸗
ligen Inſecten.
49. Gattung. Ficedula,
129. rubecnla
130. suecica
151. phoenicurus
152. thytis.
50. Gattung. Accentor Bechst,
135. alpinus Bechst.
134. modularis Cuv.
135. montanellus Temm.
24. Familie. Bachſtelzen, Motacilla.
51. Gattung. Motacilla Linn.
136. alba Linn
157. sulphurea Bechst.
158 lugubris Pall.
52. Gattung. Budites Cuv,
1859. fla va Cuv.
140. citreola.
SE 1826. Heft y.
TRIER 554
25. Familie. Lerchen, Alauda.
53. Gattung. Anthus Bechst.
141. pratensis Bechst.,
142. campestris Bechst.
143. aquaticus Bechst.
144. Richardi Viell.
145. arboreus Bechst.
Gattung. Alauda Linn.
146. arborea Linn.
147. cristata Linn.
148. arvensis Linn.
149. brachydactyla Temm.
150. alpestris Linn.
151. tartarica Pall. 7
Gattung. Plectrophanes Meyer“
153. nivalis
154. calcarata
155. fringilloides.
54
55
Die Vereinigung diefer brey Arten bey verſchiedener Schna:
belform wird nicht mehr auffallend ſcheinen, wenn man
ſich der Abweichungen erinnert, die das genus Dendroca-
laptes Herm. in dieſem Betrachte darbietet. Fringilla ni-
valis Linn. reihet ſich durch zu viele Aehnlichkeiten an den
Schneeammer, um von ihm getrennt zu werden.
26. Familie. Ammer, Emberiza.
56. Gattung. Emberiza.
156. miliaria Linn.
157. schoeniclus Linn.
158. citrinella Linn.
159. melanocephala Scopoli.
360. cirlus Linn.
161. cia Linn.
162. hortulana Linn.
165. pythiornus Pall.
164. lesbia Gm.
165. provincialis Linn, *
Familie. Finken, Fringilla.“
57. Gattung. Fringilla Linn.
166. coelebs Linn.
167. montifringilla Linn.
58. Gattung. Pyrgita Cuy.“
168. domestica Cuv.
167. hispaniolensis
170. cisalpina
171. montana Cuv.
272. petronia *
59. Gattung. Carduelis Cuv.
173. carduelis Cuv.
Gattung. Linaria Bechst.
174. cannabina Bechst.
175. montium
176, linaria Bechst. *
177. erythrina
60
35*
555 :
178. rosea
279. sibirica- ?
61. Gattung. Serinus Cırr;
180. chloris:
181. serinus Cuv.
182. spinus Civ.
283. Cibrinella Cuv. 5
62. Gattung. Coccothraustes Cur.
184. coccothraustes Cu.
65. Gattung. Pyrrhula.
185. vulgars.
* Emberiza lesbia enl, 656. Fig. 2. Emheriza provincialir
enl. 656. Fig. 1.
2 Mein Verfahren bey Claſſiſication der Finken glaube ich
um fo mehr gerechtfertigt, als beſonders bey ihnen eine
Reihefolge vergeblicher Verſuche gezeigt, daß eine Theis
lung der Famitie unter bloßer Beruͤckſichtigung der Schna⸗
belform durchaus unthunlich ſey.
Viele von Cuv. hieher gerechneke auskändiſche Arten ſchei⸗
nen nicht an ihrem Platze zu ſtehen, F. hispanislensis bis
nach Abyſſinien verbreitet. Vid. Salt Reife nach Abyſ⸗
finien. . 8
* Daß dieſer Vogel hieher gehöre zeigt Brehm Beytraͤge
zur Voͤgelkunde 1. Band pag. 709.
Von den Arten gehoͤrt zuförderit F. rosea Pall, ausgemacht
hieher. Pall. Reifen 2. Thi. Bd. 3. pag. 699. — F. si-
birica Pall. ebendaſelbſt pag. 711, hat bloß den Dempfaf⸗
fenſchnabel und ſchließt ſich durch Geſteder und Lebensart
„an Linaria an. Sowohl der Doctor Nilſon ats ich ſchoſ—
fen im nordweſtlichen Norwegen eine weiße Varietät letz⸗
terer, die auch durch den Glanz der weißen Federn am
Kopf und Hals an F. sibirica erinnerte. F. erythrinz
hat viel aͤhnliches von F. cannabina. F. flavirostris Pall.
ſcheint eine von F. montium verſchiedene Art.
F. cannarina gehört offenbar hierher. Ich geſtehe gern:
F. chloris nicht ohne Bedenken genannt zu haben. Viel⸗
leicht würde man fie paſſender mit No, 132. Arzarg ber⸗
Linden.
38. Familie. Kreuzſchnabel, Loxia.
64. Gattung. Corythus Cuy.
186. enueleator Cuv. *
65. Gattung. Loxia Briss.
187. pythiopsittacus Bechst;
188. curvirostra Bechst.
Familie. Meiſen, Parus.
66. Gattung. Parus Linn;
189. major Linn.
190. coeruleus Linn.
191. cyanus Linn.
192. sibiricus Linn,
293. palustris Linn,
194. ater Linn.
75. lugubris Natterer,
196. cristatus Linn,
2
29.
|
556
67. Gattung. Resulus Cuy. ?
#97. ignicapillus
198. cristatus. & 3 .
Gattung. Aegithalus.
199. pendulinus
200. caudatus.
69. Gattung. Mystacinus 5 5
201. biarmicus,
30. Familie. Kleiber, Sitia“
70. Gattung. Sitta Linn.
202. europaea Linn.
68.
31, Familie. Baumlaͤufer, Certllia.
71, Gattung. Certhia Linn,
203. familiaris Linn.
208. brachydactyla Brehm.
Gattung. Tichodrorma Illig.
205. muraria IIlig. 5 0
32. Familie. Wiedehepfe, Upupa,
73. Gattung. Upupa Linn.
206. epops Linn.
72
Ledensweiſe, Bildung der Federn und die Vertheilung der
Farben bey beyden Geſchlechtern ſcheinen mir uͤberwiegen⸗
de Grunde, die Gattung nicht unter die Familie der Fin
den zu bringen. -
2 An Loxia ſchlisßt ſich die Familie Ploceus, an dieſe Tana-
gra an, und unter letzteren macht die Gattung Euphone
den naͤchſten Uebergang zu den Meifen, Azzara Tom, I.
pag. 228. = jr
Unterſcheidendes Merkmal der Gattung: die die Naſenloͤcher
deckenden Federchen von beſonderer Bildung. Faſt uͤber⸗
fluſſig duͤrfte die Bemerkung ſeyn, daß nicht dieſes Kenn
zeichen die Urſache ſey, weshalb ich die Gattung von der
Familie der Saͤnger trennen zu muͤſſen glaubte. Sehr oft
hat die Natur Gattungen und Familien durch ſolche ihnen
eigne Attribute hervorgehoben. Dergleichen find z. B. die
ſtachelaͤhnlichen Haare bey Loncheres IIlig., die Bartfaſern
bey der Familie Silurus, die ſogenannte Fettfloſſe bey
der Familie Salmo, der Saͤgebauch bey Clupea, der Aus
pferglanz bey Cicindela und Chrysis, der eigenthuͤmliche
Geruch bey Procellaria.
* Die Vereinigung dieſer Artem unter eine Gattung! hat mie
paſſender geſchienen, als die Cuv. Eintheilung, welcher
P. eaudatus unter den eigentlichen Meilen laßt. Fuͤr mei⸗
ne Anſicht redet die Gewohnheit, ein kunſtliches Neſt zu bau⸗
en, die Bildung des Gifiederd und die Vertheilung der
Farben. 5
Oy nicht hieher Le Citrin Vaill. und le double soureil id,
pl. 127. und 128 2 are
Von Sitta zu Certhia ift durch die Gattungen Dendrocolaptes,
Kenops Ill. und Anabates Temm, ein naher Uebergang,
33. Familie. Pienenfreſſer, Merops,
74. Gattung. Merops Linn,
207, apiaster Linn. ’
557
34. Familie.
35. Familie.
36.
37. Familie.
Eisvogel, Alcedo !
75. Gattung. Alceto Lin.
206. ispida Lin.
HT. PI e ade.
Spechte, Picus,
76. Gattung. Picus Linn.
209. martius Linn.
210. viridis Linn.
211. canus Gm.
212. leuconotus Bechst.
215. major Linn.
214. medius Linn.
215. tridactylus Linn,
216. minor Linn.
Familie. Wendehals, Yunx.
77. Gattung. Lunx Linn.
217. torquilla Linn.
Kuckuke, Cuculus. ?
78. Gattung. Cuculus Linn.
218. canorus Linn.
219. glandarius Linn.“
1
2
2
39.
Die hieher gehörige Gattung: Dacelo leach macht den
naͤchſten Uebergang zur Familie Galbula Lath. unter den
ſpechtartigen Voͤgeln.
Von Galbula iſt ein naher Uebergang zur Familie Bucco
von dieſer zu Cuculus, dann zu Picus. Den huͤhnerarti—
gen Voͤgeln nähert ſich am meiſten die Gattung Pezopho-
rus Illig,
Zufolge eines Exemplars des C. glandarius, welches Herr
Temminck aus Aegypten erhielt, kann es keinem Zweifel
unterworfen ſeyn, daß dieſe Art in den Brehmſchen Bey—
traͤgen Band 1. pag. 494 beſchrieben ſey, und folglich
duͤrfte auch C. pisanus Lath. als Synonym anzufuͤhren
ſeyn. Auch die Brehmſche Abbildung und Edw,. Tab, 56
laſſen jene Identität vermuthen.
IV. Gallinae,
38. Familie. Safane, Phasianus,
79. Gattung. Phasianus Linn,
220. eolchicus Linn.
Familie. Waldhuͤhner, Tetrao,
80. Gattung. Tetrao Linn,
221. urogallus Linn,
222, tetrix Linn.
223. bonasia Linn.
Gattung. Lagopus,
22%, scoticus,
225. albıs.
226. rupestrid, 3
81.
40
—
42.
43.
44.
45.
Familie.
558
Feldhuͤhner, Perdix.
82. Gattung. Perdix Lath.
227. cinerea Lath.
228. rubra Lath.
529. saxatilis Lath.
230. petrosa Lath.
Gattung. Francolinus Cuy,
231. francolinus Cuy.
Gattung. Pterocles Temm.!
232. alchata.
235. arenarius.
Familie. Wachteln, Coturnix.
85. Gattung. Coturnix Meyer,
254. dactylisonans Meyer.
83.
84
Familie. Hemipodius.
86. Gattung. Hemipodius Temm.
254. andalusicus.
256. gibraltarensis.
Familie. Tauben, Columba Lin.
87. Gattung. Columba Linn.
257. palumbus Linn.
238. oenas Linn.
259. livia Briss.
240. turtur Linn.
T. rupestris iſt bereits ein alter Name des Felſenſchnee—
huhnes. Die netzfoͤrmige Bekleidung von Fuͤßen und Zar:
ſus bey den Schneehühnern und die Bildung der Naͤgel
dienen, ſie von den Waldhuͤhnern zu unterſcheiden,
V. Ordnung, Grallae.
Familie. Trappen, Otis. *
88. Gattung. Otis Linn.
241. tarda Linn.
242. tetrax Linn.
243. houbara Linn.
89. Gattung. Cursorius Lath.
244. isabellinus Meyer.
Familie. Regenpfeifer.
90. Gattung. Oedienemus Temm.
245. crepitans Temm.
91. Gattung. Aegialitis. ?
246. hiaticula.
247. cantianus.
248. minor,
92. Gattung. Charadrius.
249. morinellus Linn.
250. pluvialis Linn.
93. Gattung. Squatarola Cuy.
251, varia Cuy,
559
46. Familie. Kiebitze, Vanellus. “
94. Gattung. Vanellus Briss.
252. cristatus Meyer, 1
1 ueber die nahe Verwandtſchaft der Gattungen Otis und
Cursorius, ſiehe Temm. manuel 2=e edit. p. 512.
2 Unterſcheidendes Merkmal der Gattung ift das reine Weiß,
welches bey allen Arten mehr oder weniger am Gefieder
vorherrſcht. Durch die Bildung der Federn an den untern
Theilen nähert ſich die Gattung den Waſſervoͤgeln.
Das Vorhandenſeyn einer hintern Zehe ſcheint mir kaum
ein ſo weſentliches Merkmal, um eine Trennung von der
vorigen Gattung zu rechtfertigen. — Noch gehoͤrt als Gate
tung zur Familie Pluvianus Viell,
Beſondere Gattungen bilden die auslaͤndiſchen Kiebitze mit
hoͤheren Tarſus und Fluͤgelſporn.
Familie. Steinwaͤlzer, Strepsilas.
95. Gattung. Strepsilas Illig.
255. interpres.
Familie. Sandhuͤhner, Glareola.
96. Gattung. Glareola Linn.
256. austriaca Linn.
49. Familie. Strandreuter, Himantopus.
97. Gattung. Himantopus Briss.
257 melanopterus Meyer.
50. Familie. Auſternfiſcher, Haematopus,
98. Gattung. Haematopus Linn,
158. ostrealegus Linn.
Familie. Kraniche, Grus,
99. Gattung. Grus Pallas.
259. cinerea Bechst.
52. Familie. Reiher, Ardea. *
100. Gattung. Ardea Linn. 2
260. cinerea Lath.
261. purpurea Linn.
Gattung. Herodias. °
262. egretta.
265. garzetta.
Gattung. Botaurus. *
264. stellaris.
265. minuta.
Gattung. Ardeola. “
266. ralloides.
47.
51
101.
102.
103
1 An jede der Gattungen ſchließen ſich eine immer größere oder
kleinere Anzahl auslaͤndiſcher Arten an.
2 Kennzeichen der Gattung: der duͤnne Hals und lange Tarſus.
Kennzeichen der Gattung: das mehr oder weniger rein
weiße Gefieder.
* Kennzeichen der Gattung: das gefhädte Gefieder,
5 Kennzeichen der Gattung: die kurzen Füße.
an
104. Gattung. Nycticorax.
267. nycticorax,
53. Familie. Stoͤrche, Ciconia.
105. Gattung. Ciconia Briss.
268. alba Bellon,
269. nigra Bellon.
270. maguarı Temm.
54. Familie. Loͤffelſchnaͤbler, Platalea,
106. Gattung. Platalea Linn.
271. leucorodia Linn.
55. Familie. Saͤbelſchnaͤbler, Recurvirostra.
107. Gattung. Recurvirostra Linn.
272. ayocetta Linn. a
56. Familie. Flammant, Phoenicopterus.
108. Gattung. Phoenicopterus Linn.
275. ruber Linn.
57. Familie. Ibis, Ibis.
109. Gattung. Ibis Lacep.
274. falcinellus,
58. Familie. Brachvoͤgel, Numenius.
110. Gattung. Numenius Lath,
275. arquatus Lath.
276. phaeopus Lath.
111. Gattung. Falcinellus Cuv.
277. pygmaea Cuy,
59. Familie. Scolopax, Schnepfe.
112. Gattung. Scolopax Linn,
. rusticola Linn.
. major Linn.
280. gallinago Linn.
. gallinula Linn.
2. grisea Gm.
50. Familie. Strandläufer, Tringa.
113. Gattung. Limosa Briss.
285. rufa Briss,
284. belgica. = {+
Gattung. Totanus Bechst,
. semipalmatus Temm. =
fuscus Leisler.
. calidris Bechst. 7
. stagnatilis Bechst.
. glottis Bechst. 5
. Bartramia Wils.
ochropus Temm,
glareola Temm.
macularia Temm.
Gattung. Aclitis. “
294. hypoleucus.
Gattung. Tringa.
295. cinerea Linn.
296. subarquata Gm.
297. maritima Brünn.
114.
115.
116.
561
208. alpina Linn.
pa
— ——
—
65. Familie. Alken, Alca.
562
117. Gattung.
118. Gattung.
61. Familie.
119. Gattung.
299. minuta Leisler.
300. Temminckii Leisler.
Calidris Illig.
305. arenaria Illig.
Machetes Cuv. 2
302. pugnax Cuy.
Rallen.
Rallus Linn.
308. aquaticus Linn.
>
1
1 Die Lebensweiſe dieſes Vogels entfernt denfelben aus der
2 Meine Behauptung,
120. Gattung.
—
62. Familie.
122. Gattung.
121. Gattung.
vorigen Gattung. Unterſcheidendes Kennzeichen der Gat—
tung iſt der kurze Tarſus.
daß der Kampfſtrandlaͤufer nicht von
den übrigen Strandlaͤufern getrennt werden duͤrfe (Wie⸗
demanns Zoologiſches Magazin p. 107), nehme ich als ir⸗
rig zuruck, nachdem ich wiederholte Gelegenheit gehabt,
ihn an Brüteplaͤtzen zu beobachten.
Orex Illig.
304. pratensis Meyer.
305. porzana,
306. pusilla.
507. Bailloni.
Gallinula Lath.
308. chloropus Lath. *
Waſſerhühner, Fulica.
Fulica Linn.
309. atra Linn.
123. Gattung. Porphyrio Briss.
63. Familie.
124. Gattung.
30. hyacinthinus Temm.
Phalaropen, Phalaropus.
Phalaropus Briss.
311. hyperboreus J,ath.
312. lobatus Laith.
1 unterſcheidendes Merkmal der Gattung:
54. Familie.
125. Gattung.
126. Gattung.
Ifis. 1822.
| die nakte Haut
auf der Stirn, das ſchwaͤrzliche Gefieder.
VI. Pal mi pedes.
Taucher, Colymbus *
Podiceps Lath.
313. cristatus Lath.
314. rubricollis Lath.
315. auritus Nils.
516. cornutus mihi.
317. minor Path.
318. arcticus mihi.
Columbus Linn,
319. glacialis Linn.
320. arcticus Linn.
32 1. septentrionalis Linn.
Heft Y.
128. Gattung.
129. Gattung.
130. Gattung.
66. Familie, Papageytaucher,
131. Gattung.
67. Familie.
132. Gattung. Procellaria Linn.
133. Gattung.
134. Gattung.
66. Familie.
135. Gattung. Lestris Illig.
136. Gattung.
127. Gattung. Uria Lath.
3522. Brunnichii Sabine.
323. trosle Lath.
Cephus Cuv. *
324. grylie.
Alca Linn.
325. Torda Linn.
326. impennis.
Mergulus Ray.
327..alle.
2
Fratercula Briss,
Fratercula Briss.
328. arctica.
529. glacialis Leach.
Sturmvögel, Procellaria.
350. glacialis Linn.
Pufinus Cuv.
531. puffinus Cuy.
2. anglorum.
3. Obscura.
Hydrobates.“
354. pelagica.
355. Leachii.
Meeven, Larus.
a
3
3
3
I O1 01
336. cataractes Teınm.
357. pomarinus Temm.
338. parasitica mihi.
359. Buffoni H. Boie.“
Larus Linn.
340. marinus Linn.
341. glaucus Brünn.
342. glaucoides Lemm. leucopterus Faber.
343. argentatus Brünn.
344. argenteus mihi. 7
Die unter diefer Familie vereinigten Gattungen bieten zu
viel uͤbereinſtimmendes der, als daß ſie wegen der die
Gattung Colymbus auszeichnenden Verbindung der Zehen
getrennt werden duͤrften. Mein Tagebuch auf einer Reiſe
durch Norwegen p. 158. 85
Verſchiedene Syſtematiker haben ſich neuerdings gegen die
Trennung der Gattung Cephus von Tria erklärt. In
Ruͤckſicht der Lebensweiſe bin ich für dieſelbe. Unterſchet⸗
dendes Merkmal der Gattung: die roth gefärbten: Füße,
Hieher die Gattung Phaleris Temm. 4
Ueber die Unterſcheidungsmerkmale diefer Gattungen, fiehe
Temm. manuel 2 edit. p. 802, 80%, 806. Procellaria und
Hydrobates unterſcheiden ſich überdieß dadurch, daß bey
erſterer die erſte und bey letzterer die zweyte Schwungfe⸗
der die laͤngſte iſt.
Der L, paräsitica ſehr ähnlich, der Eiszone angehoͤrig.
Eine dem L. glaucus ſehr ahnliche neue Art, welche wie
L. eburneus der Eiszone anzugehoͤren ſcheint.
Der vorigen ſehr aͤhnlich, unterſcheidet ſich indeß durch ihre
Große und den auders gebildeten Schnabel. Eine genaue
Beſchreibung naͤchſtens. 5
36
%
563 564%
345. canus Liun. 2 71. Familie. Enten, Änas,
346. fuscus. Linn. 150. Gattung. Tadorna.
137. Gattung. Ca 380. familiaris,
347. eburneus. 5
348. tridactylus,
2 1 Unterſcheidendes Merkmal diefer Gruppe iſt der auffall
138. Gattung. Xema. * a 5 N Een
3:0. ruhbee 0 aan Beyde Arten bewohnen ausſchließzich Fel⸗
350. minulus. 2 Zu biefer Gattun i
g, welche zwiſchen Mever und Seeſchwal
351. melanocephalus. ben in der Mitte ſteht, gehoͤren die A Ara.
352. atricilla. ten Larus poliocephalus und S$abini. Characteriſtiſches
355. capistratas. Kennzeichen der Gattung ſind die rothen Füße und der in
= der Bruͤtezeit dunkel gefärbte Kopf, den Larus polioce-
69. Familie. Seeſchwalben, Sterne. phalus fo gut wie die andern Arten in der folgenden
as en Mauſe verliert. Aug Larus Sabini konnte bloß wegen
139. 3 a 9, erna. des gefpaltenen Schwanzes nicht fuͤglich eine beſondere
354. 17 1 Gattung gebildet werden.
355. Mrunde Lemm, 3 unterſcheidendes Merkmal der Gattun d i
en er verhaͤltn .
356. leucopareia Natterer ßig großere und dicksre Schnabel. 1 e
557 Dougalli Montagu. *Das dunkle Gefieder dient als unterſcheidendes Merkmal
140. Gattung. Thalasseus. . 5
358. caspia. Aus den auslaͤndiſchen Schwanen und ſchwanaͤhnlichen Gän⸗
359. cantiaca. ns meiner Anſicht beſondere Gattungen ge⸗
360. anglica.
141. Gattung. Sternula.
361. minuta.
151. Gattung. Anas Linn.
382. boschas Linn.
585. penelope Linn.
142. Gattung. Hydrochelidon.“ 384. acuta Linn.
362. Ea 385. strepera Linn.
365. leucoptera», 386. querquedula_Linn.
Ar . 7. crecca Linn.
70, Familie. Pelikane, Pelecanus; 38 re
re 1 1352. Gattung. Spatula.
143. Gattung. Pelecanus Mllig- 588. clypeata.
364. onocrotalus IIlig.
2 > 153 Gattung, Branta.
»44. Gattung. Carbo Meyer; 30
365. cormoranus Meyer; 5 A
366. graculus. Meyer. 154. 1 ythya.
367. cristatus Temm. 95 ad:
b} — N 4 3 A R 8
368. pygmaeus Temm, 392. nyroca.
145. Gattung. Sula Briss. 395. fuligula.
369. bassana. 394. ınersa.
71. Familie. Schwäne, Cygnas. ? 155. Gattung. Melanitta.
x46. Gattung. Cygnus Meyer, 395. nigra.
370. olor. 306. fusca,
397. perspicillata.
’ 775 z. 5 156, Gattung, Somateria Leach.
72. Familie Bänfe, Anser. 1
147. un as 399. spectabilis Leach.
u ee, Dr 157, Gattung. Clangula Cuv.
3 N. 12
= 51 Mayer 400. glacialis Cuv.
374 albifrons Meyer; 401. histronica. Cuv.
371, musicus,
375. Temminckii miha, ax a
148. Gattung. Chen. 493. Stelleri.
576. hyperborea. 72. Familie. Sager, Mergus Linn.
1 nicht, 158. Gattung. Mergus Linn.
149. N BL 404. merganser Linn.
F 405. serrator Linn.
578. leucopsis- 406. albellus Linn,
579. ruficollis. 8
565
Felis gracilis (Tab. v.)
(aus Horsfields Zoolog. rescarches in Java No, I.)
Ord. III. Carnassiers, Cuvier.
Ord. III. Fer ae, Linn. Syst.
Ord. XII. Falculata, Illiger.
Felis Linn. Briss. Erxleb. Cuv. Geoff. Illig.
Character genericus. Vide felis jJavanensis,
Sect. Prionodontidae, Nob.
E 6 „
Dentium formula: Incis. , Canini — Molares
6 1-1
3-5,
6-6
Molares omnes multicuspides, superiorum quar-
tus maximus gradu laterali mediocri auctus, quintus
tritorius. Infra quintus maximus, acie externa posti-
ca longissima, acutissima. Rostrum elongatum, rhi-
nario prominnlo. Corpus codario et pilis densis vesti-
tum. Cauda longissima. Pedes digitigradi, penta-
366
Felis cauda elongata annulata, cylindrica, cor-
pore dilute - flavescente, fasciis dorsalibus 4 latissi-
mis, analibus duabus angustis, striis lateralibus, dua-
bus latis, cervicalibus angustis, maculis humeralibus
et femoralibus pluribus, annulisque caudae septem
saturatissime fuscis.
Delundung of the Javanese.
Viverra? Linsang. Hardwickein Linn. Trans.
Vol. XIII. p. 255.
Dieſe Katze hat Charaktere von Felis und Viverra,
und verbindet beyde Sippen mit einander.
Sie heißt Delundung, und ſtimmt in der Zahl der
Hinterzehen und der Zaͤhne, in der Form des Kopfes und
des Leibes mit Viverra überein; die Klauen aber, der bes
ſondere Bau der Zaͤhne und ihr Gebrauch deuten, nach mei
ner Meynung, auf eine naͤhere Verwandtſchaft mit Felis.
Darum habe ich dieſes Thier dahin geſtellt, aber in eine
beſondere Abtheilung, die ich Prionodontidae nenne.
Hier ſtehen Illigers Beſchreibungen von Felis und Vi-
dactyli. Ungues:
natae,
F
Sie e k. I.
Molares 4 aut 3 in maxilla supe—
riore, pedibus posticis tetradactylis.
1
Dentes primores utrinque sex,
in eadem serie collocati.
Laniarii distineti primoribus
multo longiores conici acuti, ver-
sus apıcem sulcis exarati.
Molares obducti, fere omnes se-
clores, supra utrinsecus 4 aut 3:
ontici duo conoidei crassiusculi,
tertius maximus acie bicuspide, et
interius gradu antice laterali parvo
auctus, quartus tritorius tubercu—
latus, parvus interior transversus.
Infra utrizsecus 3: antici duo com-
pressi simplices, tertius maximus
acie bicuspide. i
falculae retractiles parvae acumi-
IS;
Sect. II. Prionodontidae,
Dentes primores utrinque 6, in
eadem serie collocati, aequales (ex-
teriores vix majores).
Laniarü distincti primoribus
multo longiores, conici acutissimi
verſus apicem laeves.
Molares obducti, supra utrınse-
cus quingne; antici tres sectores
compressi; primus bicuspidatus, se-
cundus subtricuspidatus, gradibus
posterioribus minoribus, tertius
subquadricuspidatus, acie interme-
dia sectoria elongata, antice gradu
uno, postice duobus brevioribus
auctus; quartus sectorius maximus
acie una elongata, antice ei postice
gradibus duobus minoribus et inte-
rius processu laterali mediocri au-
ctus; quintus tuberculatus tritorins.
Infra utrinsecus 6: antici quatuor
sectorii compressi; primus tricu-
spidatus; secundus, tertius, et
quartus gradatim majores, quadri-
cuspidati, gradibus posticis oblole-
tioribus; quintus omnium maxi-
mus quadricuspidatus, aciebus dua-
bus externis sectoriis, posteriore
longissima compressa, tertia inte-
riore quarta abrupte breviore po-
steriore sextus minor tubercula-
tus tritorius-
— — —CU ——⅛ —ꝛ3ů ů j ßÄ8—ßK—4X2—ñůñꝛů3—ßꝛ—ßꝛð7ð—j—
verra zur Vergleichung.
e e
Dentes primores utrinque 6, in
eadem serie collocati.
Laniarii districti, primoribus mul-
to longiores conici.
Molares obducti supra utrinse-
cus sex: tres antici sectores conoi-
dei compressiusculi, quartus ma-
ximus sectorius acie subtricuspide
et interins gradu laterali antico par-
vo auctus, quintus et sextus trito-
res tuberculati, sexto minore. In-
fra utrinsecus 6: antici 4 sectorii
unicuspides (primo nonnullis defi-
ciente), quintus sectorius maximus
acie externa bicuspide, tuberculis
duobus internis aucta et postice
gradu magno quadrituberculato
auctus, sextus tritorius tubercula-
tus magnus.
*
567
F. , n n s
Sect. I.
Roslrum calvaria brevius, obtu-
siusculum, rhinario prominulo ro-
tundato.
Lingua retrorsum aculeata. Lingua,
Pupilla his oblonga, illis orbicu-
laris.
Auriculae par vae acuminatae.
Corpus pilosum.
Cauda longissima.
cris aut brevis.
Mammae apertae aut ventrales 4 Mammae.
vel 2, aut 4 pectorales et 4 ven-
trales.
Folliculus supra anum nullus.
Pedesdistincti ambulatorii digiti-
gradi, antici pentadactyli, postici
Cauda aut elongata aut medio- N
tetradactyli.
Planlade pilosae. |
Ungues: falculae acutae retrac-
tiles vaginatae,
Ungues:
natae retractiles.
Iliger.
Felis gracilis iſt hauptſaͤchlich characteriſirt durch ei—
nen ſchlanken Leib und zugeſpitzten Kopf und ſpitzige
Schnautze, einen langen und dicken Schwanz, und durch
ſchlanke, zarte Glieder. Dieſe Verhaͤltniſſe ſind in der
Figur ſorgfaͤltig angegeben. Der Leib iſt in der Laͤnge
ziemlich wie der der gemeinen Katze, ähnelt aber, wegen
feiner ſchlanken Geſtalt, mehr dem einer Viverra,
Länge von der Naſe zur Schwanzwurzel 1 Fuß 3 Zoll
— des Kopfs E } Wr
— des Schwanzes 41 — Hr
Vorderglieder von der Schulter an „ — 5 —
hintere n
Die Form des Kopfes gibt dem Geſicht ein langes,
ſpitziges Anſehen: beyde Kiefer ſind gleich lang, das untere
aber ſchmaͤler, ſo daß es vom oberen eingeſchloſſen wird.
Augen mäßig groß, ſehr feurig, und ſtehen dicht an der
Naſe: Iris braun, Sehloch rund. Viele Schnurrhaaxe
auf der Oberlippe Sänger als der Kopf, und nach hinten
gerichtet, auch ſtehen einige Borſtenbuͤſchel bey den Ohren
und am Mundwinkel. Naſe lang, vorn ſchmaͤler, dunkel,
mit einem dunkelgrauen Laͤngsſtteifen bis über den Kopf;
Naſenloͤcher ſeitlich, unten rund, Ohren mäßig, rund und
hinter den Augen; vorn auf ihrem innern Grunde ſteht ein
weißes Haarbüſchel und vor ihnen iſt ein Kreis von dicken
Borſten auf den Seiten des Kopfes. Die Vorderglieder
ſind ſchlanker und zarter, die Hinterſchenkel ſind ſtark. Die
Zehen ſind mit zartem und lindem Pelz dicht bedeckt; er
Mi
Sect. II. Prionodontidae,
Nostrum elongatum acutiuscu-
lum, rhinario prominulo.
Pupilla orbicnularis.
Auriculde breves rotundatae.,
Corpus codario molli et pilis lon-
gioribus dense vestitum.
Folliculus supra anum nullus?
Pedes distincti ambulatorii digi-
tigradi pentadactyli.
Plantae pilosae..
568
N. EIN EB
Rostrum acutiusculum, rhinario
prominulo obtuso.
Lingua (certe antice) retrorsum
1 aculeata.
|
Pupilla elongata transversa.
Auriculae breves rotundatae,
Corpus codario et pilis longiori-
bus vestitum.
Cauda longa,
Mammae apertae aut 4 pectora-
rales et2 ventrales, aut 4 ventrales
et pectorales nullae,
Folliculus glandulosus inter ge-
nitalia et anum.
Pedes distincti ambulatorii digi-
tigradi PER ac lissi.
Plantae pilosae.
falculae parvae acumi- Ungues: falculae acutae semiva-
ginatae semiretractiles, '
Illiger.
ſteht auch zwiſchen den Zehen und felbjt auf den Ballen,
ganz ſo, wie bey den eigentlichen Katzen. Klauen klein,
ſpitzig, durchſcheinig, zuruͤckziehbar und ganz im Pelz verbore
gen. Der ganze Pelz iſt ausnehmend lind und zart; das
Seitenhaar maͤßig lang und dicht anliegend. Schwanz faſt
ſo lang als der Leib ohne den Kopf, ganz walzenförmig,
dicht mit langem ſeidenartigem, abſtehendem Haar bedeckt
und mit 7 Ringen ſchoͤn gezeichnet.
Der ſtarke Abſtand zwiſchen dem blaßgelben Weiß ber
Kehle, des Bauchs, Ruͤckens und Schwanzes, und den
dunkelbraunen Bändern und Flecken, gibt dem Delundung
ein auffallendes Anſehen, das in Niedlichkeit von keiner an⸗
dern Kate übertroffen wird: auch hat das Stuͤck, welches
ſeit 14 Jahren in dem Muſaͤso der oſtindiſchen Geſellſchaft
aufbewahrt wird, ſeine Schönheit behalten.
Die Farben find auf folgende Art vertheilt: Vier
Querbänder, die allmaͤhlig breiter werden, find in gewiſſen
Abſtaͤnden auf dem Ruͤcken zwiſchen den Gliedern; auf dem
Kreuz ſind ſchmale Baͤnder; 2 Laͤngsſtreifen entſpringen
jederſeits, einer zwiſchen den Ohren, der andere am hin—
tern Augenwinkel, und gehen unterbroßhen an den Quer:
baͤndern zu den Keulen, wo ſie ſich in viele große Flecken
auflöfen. Von den Schultern und Keulen gehen verſchiede⸗
ne dunkele Streifen zu den Fuͤßen, welche dunkelgrau ſind.
Zwiſchen dem Anfang der Laͤugsſtreifen auf dem Leibe,
und der Querbaͤnder auf dem Ruͤcken, liegen 2 kleinere
9
ben. J
569
Streifen, welche ſich auf dem Nacken mit denen der ande—
ren Seite verbinden.
Ich entdeckte dieſes Thier im Jahr 1806 im Diſtrict
Blambangan am Oſtende von Java,
gemein iſt. Es bewohnt die großen Wilder, welche mit
Ausnahme der Hauptſtadt Banyu Wangi und einiger Eleis
nen Dörfer, dieſen ganzen Diſtriet bedecken. Die Einwoh⸗
ner konnten mir uͤber feine Lebensart wenig Aufſchluß ges
Nachher hade ich noch ein Stuͤck bekommen, das
mir aber bald davon lief; ſeitdem habe ich nirgends auf
Java wieder eines finden koͤnnen. Im Jahr 1812 habe ich
dieſes Thier in dem Catalog, welchen ich der oſtindiſchen
Geſellſchaft zuſchickte, als Yiverra Delundung angegeben.
A. Kopf, ¼ der Größe,
B. Gebiß, v. der Seite,
a. oberes,
b. unteres, von außen,
. daſſelbe von innen,
D. von vorn, .
E. Vorderfuͤße, Klauen vom Pelz bedeckt,
F. Hinterfuß, Pelz weggeſchoben, a
Viverra Musanga var, javanica.
Ord. III. Carnassiers, Cuvier. Zme famille les
Carnivores 24e Tribku Digitigrades.
Ord. III. Ferae, Linn. Syst.
Ord. XII. Falculata, Illig. Fam. 35, Sanzui-
maria.
Geoffr.,
Viverra, Linn., Erxl., Schreber, Cuv.,
N Illig.
> & 6
Char. Gen. — Dentium formula: Primeres 75
KR 6-6 5-5 Ka
Canini — , Molares seu ——. - Primores
1-1 — 9 5-5
utrinque 6 intermedii breviores. Molares utrin-
que 5 aut 6: supra quartus maximus, interius
gradu laterali antice auctus; quintus ei sextus
tritores. Infra quintus, seu quartus primo defi-
ciente, sceclorius maximus; sextus tritorius
magnus.
Caput elonzatum, rhinario prominulo,
trorsum aculeata.
Lingua re-
Corpus codario et pilis longieribus vestitum. Folli-
culus inter genitalia et anum.
Sect. II. Genettae Ille sous- genre les Genettes.
Follicules reduced to a simple excavatlon.
Viverra corpore nigro et cinereo variegato, dor-
so obsolete striato, capite pedibus caudaque nigris;
Iſis. 1822. Heft V.
wo es eben nicht
570
-fascia frontali per aures ad latera celli oblique pro-
ducta rhinariique basialbentibus,
Luwuck, oftlıe Javanese.
Musang-bulan, of the Malays.
Viverra Musanga, Sir. T. S. Raffies’s Cat. of a Zool.
Coll. made in Sumatra. Tr. Linn. Soc. XIII.
P. 255. .
Musang, Marsden's Hist. of Sumatra, p. 118.
Die Viverra Musanga gleicht fo ſehr der Viverra
Genetta in Große, Farbe und Vertheilung der Flecken, daß
fie von verſchiedenen Schriftſtellern unter dieſem Namen
veſchrieben worden. Sie iſt aber eine eigene Gattung, wel⸗
che ſogar ihre Abarten hat. Die Abb. iſt nach einem ande
gewachſenen Stüd.
Länge bis zur Schwanzwurzel 1 Fuß 10 Zoll
Schwanz 1 — 6 —
Korf 8 6
Vorderglſeder ee
Hintere 3
Kopf ſchwarz, mit einem weißlich grauen Streifen,
der am innern Augenwinkel anfängt, allmählig breiter wird
und uͤber die Ohren auf die Seiten des Nackens geht.
Spitze der Schnauze und die Naſenwutzel weißlich. Leib,
Vordertheile des Halſes und der Bruſt grau und ſchwarz
geſchaͤckt, ins braͤunliche geneigt und ſehr dunkel geſtreift.
Glieder und Schwanz ſchwarz oder dunkelbraun. Naſe
vorſpringend und tief gefurcht, Ohren kurz und rund, vorn
mit einem kleinen Läppchen. Borſten ſteif und hornartig,
hinten auf der Oberlippe zahlreich und ſehr lang, über den
Augen und ars Mundwinkel einzeln, kurz. Augen vorſte⸗
hend, Setloch rund, Iris dunkel. Glieder ziemlich kurz
und ſtark, Klauen groß, ſtark, vorſtehend und kaum zus
ruͤckziehbar, Ballen nackend; Schwanz faſt ſo lang als der
Leib, wird duͤnner gegen die Spitze, und iſt mit langen,
rauhen Haaren bedeckt. Der Pelz etwas ſteif und borſten⸗
artig, liegt nicht feſt an der Haut. Haare gefhädt, unten
grau, mit ſchwarzen Spitzen, oder auch ganz ſchwarz je
nach dem Alter, daher der Unterſchied in der Zeichnung.
Bey der gemeinſten Abart auf Java iſt die Farbe
heller grau, auf dem Rücken find 3 deutliche Längsſtreifen.
Die weiße Farbe um die Naſe iſt weiter ausgedehnt und
zeigt ſich ſelbſt unter dem Auge und am Ende des Unter⸗
kiefers. Dieſe Zeichnungen, nebſt der 1 oder 2 Zoll langen
weißen Schwanzſpitze ſcheinen beſtaͤndig zu ſeyn.
Auf Sumatra nimmt der Mufang, nach der Be⸗
ſchreibung von Raffles, eine dunkel braunrethe Farbe an, die
Schwanzſpitze iſt aber auch weiß. Die Ruͤcken⸗ und Seiten⸗
flreifen find deutlicher als in der dunkeln Varietät von Ja⸗
va. Eden fo ſieht die Figur in Marsdens Hist. of. Su-
Matra t. 12. nr. 2 aus. Er
Die Zähne find in den Stücken beyder Inſeln gleich.
Schneidezähne nichts A Eckzaͤhne lang und etwas
3 =
57
vertieft. Backenzaͤhne in jedem Kiefer 5: oben die 3 vor⸗
derſten kegelförmig und ziemlich kurz. Der vierte iſt der
groͤßte, und fe, wie ihn der Sippeneharacter angibt; der
gte verbältnißmäßig groß und wie ein Mahkzahn geſtaltet.
Unten find die 3 vorberen kegelfoͤrmig. Der ate entfpriche
dem sten in anderen Gattungen; der gte iſt ſehr groß und
mir 3 Hsckerleiſten bezeichnet. Die Kürze und verhältniß⸗
mäßige Breite aller Backenzaͤhne zeigt an, daß ſie haupt⸗
ſaͤchlich für Pflanzennahrung beſtimmt find.
Von allen Gattungen Viverra, welche Desmereſt uns
ter dem Artikel ranunalogie in der Encyclop. method.
1820 beſchsieben hat, kommt V. fasciata der V. NIusan-
ga am nächſten. Das weißliche Schnauzenende, das Band
von der Stirn über das Auge durch das Ohr, und die Lie
nien auf dem Rücken und den Seiten find gleich; der Leib aber
iſt gelblich, die Füße und Schwanzſpitze dunkelbraun. Auch
ſtimmt die neulich von Leschenault aus Oſtindien einge:
ſchickte Viverra nigra in verſchiedenen Puncten mit unſe⸗
rer Gattung uͤberein.
Die Lebensart und das Betragen der V. Musanoa
ſind wie bey der Genetta. Jung gefangen wird ſie balb
zahm und artig, und gewoͤhnt ſich an Thier“ und Pflan⸗
zennahrung. Sie bedarf wenig Pflege, indem ſie ſich mit
allen Ueberbleibſeln von Eſſen kegnuͤgt, mit Fiſchen, Ey—
ern, Reiß, Bataten. Ihre Geluͤſte find vorzuͤglich auf Gaͤr⸗
ten und Pflanzungen gerichtet, wo Fruͤchte aller Art, bes
fonders Ananas, viel von ihnen leiden.
Beſonders ſtellen ſie ſehr den Kaffeepflanzungen nach
und heißen auch deshalb an verſchiebenen Orten Vaffee⸗
Ratte. Sie freſſen die Beeren in Menge und geben die
Saamen wieder unverdaut von ſich, woran man ihren Ber
ſuch gleich erkennt. Sie wählen nur die reifſten und voll⸗
kommenſten Fruͤchte; die Saamen werden gern von den
Eingebornen geſammelt, weik fie dadurch des muͤhſamen
Ausſchaͤlens überhoben werden.
Uebrigens wird der Schaden, welchen der Luwak den
Kaffeepflanzungen thut, wieder vollſtaͤndig dadurch ausgegli⸗
chen, daß er die Pftanzen in alle Theile der Wälder, bes
ſonders auf die abſchuüſſigen Huͤget verbreitet. Dieſe wil⸗
den Baͤume geben oft den Eingebornen eine betraͤchtliche
Erndte, und der Reiſende freut ſich beſonders, wenn er de⸗
ten in den entfernteſten Theilen der Inſel antrifft.
G. Zähne in natuͤrlicher Größe von der Seite,
a. obere,
b. untere,
H. von vorn,
J. Hinterfuß.
eo t.
In dem Ste Hefte der Iſis, Jahrgangs 182, iſt
eine Recenſien meines Werkchens: „Ems und feine Heil:
quellen ꝛc.“ enthalten, die, während ſie den Inhalt beſſel⸗
ben kaum oberflächlich berührt, ein Product des leiden ſchaft⸗
lichſten Eifers gegen mich darſtellt.
rr ; 7 . —
— — —
572
Um letzterer Eigenſchaft willen koͤnnte biefe Recenſt⸗
on, ohne Radyıbeit für mich, dem ſtillſchweigenden Urtheik
des gebildeten Publicums lediglich anheim geſtellt werden;
jedoch ergreife ich diefeibe als Veranlaſſung, über einige all:
gemeine Wahrheiten, die nur von der Keidenfchäftlichkeit
gemißdeutet werden konnten, einige Worte zu fagen, —
mich dabey huͤtend, in den Fehler des mir unbekannten
Herrn Recenſenten zuruͤckzufaen und die Wiſſenſchaft und
das ſiitliche Gefuͤht der Leſer zu beleidigen,
Gleich im Anfange und durch der ganzen Verlauf der
Recenſton hindurch (wenn man dem Ganzen dieſen Namen
geben darf), eifert der Hr. Rec. über den Umſtans, daß
mein Vorgänger und ich über Ems geſchrieben hätten,
nachdem wie kaum einige Jahre achte Brunnenirzte geweſen
ſeyen! — Der Hr. Rec. gibt ſich für einen Arzt aus (ich
glaude es ihm, denn ein unbefangener Laie wurde unbefange⸗
nete Bemerkungen aufgeſtellt haben), ich verweiſe ihn da⸗
her auf Marcard, der über Pyrmont ſchrieb, ohne ei⸗
gentlich Brunnenarze zu ſeyn, nachdem er nur of⸗
ters dieſen Brunnenort, um ſeiner eignen Geſund⸗
heit willen, deſucht hatte. Unveränderlich iſt der Werth
dieſes Werkes geblieden, während Hunderte vor und nach
ihm erſchienener Brunnenſchriften Uralter Brunnenaͤrzte
laͤnaſt in die Vergeſſenheit und in die Specereylaͤden ge⸗
mandert find. — Die aͤlteſten Brunnenaͤrzte ſelbſt er⸗
kennen taglich den Werth deſſelben an, in der Literatur der
Heilkunde iſt daſſelbe als klaſſiſch bezeichnet und von allen
Nachfolgern nachgeahmt worden. Marcard antwortet in
der Vorrede zu feinem Werke auf denfeiben Einwurf eines
Recenſenten: !
„Dreyßig Jahre (bezieht ſich auf Seip, der vor
Marcard Über Pyrmont gefchrieben hat und Längft vergeſſen
iſt) befuchte ich zwar freylich nicht Pyrmont, — ader da⸗
für bin ich dort immer mit offenen Augen geweſen.
Dreyßig Jahre Erfahrung ſind fuͤr ſtumpfe und ſchiefe Koͤ⸗
pfe, wie Ein Tag, und Wehe denen Aerzten, die nichts
für ſich anzuführen haben, ats ihr Alter und ihr ſtolzes ei⸗
genſinniges Kleben an laͤngſt verjaͤhrtes Geplauder!“
Der Herr Retenſent, dem nach ſeinen Aeußerungen
Autoritaͤten über alle Gruͤnde der Vernunft gehen, erin⸗
nere ſich aus den neueſten Zeiten an Wetzler, der, ehe er
noch vielleicht daran dachte, Brunnenarzt zu werden, uns
mehrere ausführliche Werke uber die Geſundbrunnen liefer⸗
te, die zu den beſten Producten dieſer Gattung gehoͤten u.
. w. Es kann ſich der Herr Recenſent ſeldſt daraus den
Schluß ziehen, wie unpaffend fein Vorwurf ſey, „daß man
nicht die erforderliche Zahl don Brunnendienſtjahren beſitze.“
Od das rerenſirte Weck gut fen, wie es ſich in dieſer Ber
ziehung zu frühern Arbeiten verhalte, — mit dieſen Fra⸗
gen ſollte ſich eine Recenſion beſchaͤftigen; — der Vorwurf
meines Herrn Recenſenten iſt in 100ofaͤltiger Anwendung
ber privilegirte Gemeinplatz des Egoismus, von welchem
her man immer thaͤtigſt bemüht war, dem gefunden Men⸗
ſchenverſtande den Mund zu verſchließen. Es gieng indeſſen
nicht immer nach dem Willen des Egoismus: — was wä⸗
te aus den Wiſſenſchaften und Künften geworden, wo fiände
die ganze politifhe und geiſtige Bildung der Menſchheit,
wenn das Alterthumsrecht in einem ſolchen Umfange wire
573
gültig geweſen? — Hohe, Verehrung gebübrt ſtets dem
perſoͤnlichen Alter in allen buͤrgerlichen Verhallniffen, aber
die Wahrheit einer wiſſenſchaftlichen Behauptung iſt davon
ganz getrennt; wir wiſſen ſogar, daß das Alter leider
oft kindiſch und ſchwach werden kann, follen wir auch dann
noch alle Avefprüche, die von demſelben ausgehen, für
untrüglich halten? — Es iſt indeſſen eine tägliche Erſchei—
nung, daß ſich alle Menſchen mehr oder weniger, aus
blinder Anbängligkeit an Autoritäten zu abgeſchmackten Bes
hauptungen hinreißen laſſen, die ſie, frey von Vorurtheilen,
jederzeit ſelbſt belachen wurden. Eine fo eben geiefene
Stelle einer ſehr geiſtreichen Schriftſtellerin (de Stael Hol-
stein) druckt ſich über dieſe Erſcheinung ganz vortrefflich
aus:
Les opinions, qui different de l’esprit domi-
nant, quel qu'il soit, scandalisent toujours le vul-
geire: :.. . car on se soumet à de certaines idées
recues, non comme a des vérités, mais comme au
pouvoir; et c'est ainsi que la raison humaine s’ha-
bitue à la servitude dans le champ mème de la lit-
terature et de la philosophie.
Der Hr. Rec. wirft mir in der Vorrede eine gewiſſe
Eitelkeit vor; — ich appellire an das Urtheil jedes unbe⸗
fangenen Leſers, ob nicht das ganze recenfirte Werkchen eis
ne Parodie der aͤrztlichen Eitelkeit — die brunnenaͤrztliche
Kunſt als ein Zunftgeheimniß darzuſtellen — genannt wer:
den koͤnnte. Es gibt indeſſen in jedem Fache eine gewiſſe
Scheinheiligkeit, die man nicht antaſten darf, ohne ſich ein
ganzes Heer von Prieſtern auf den Hals zu laden. Der
Hr. Rec. ſtellt, ohne auf den Zuſammenhang des Textes
Ruͤckſicht zu nehmen, eine Ueberſicht der an der Heilquelle zu be:
handelnden Krankheitszuſtände auf und zieht daraus den Schluß,
daß hinſichtlich der in den Brunnenſchriften herrſchenden ge:
meinen Lobpreißungen das recenſirte Werkchen ſeinem Vor—
laͤufer nicht nachſtehe. — Der nicht von der Leidenſchaft
geblendete Laie wird auf wenigſtens 20 Stellen des recen
firten Werkchens die Wahrheit ſehr vernehmlich ausgeſpro—
chen finden, daß die Heilquelle zu Ems gleich jeder anderen,
gleich jedem Heilmittel überhaupt, jede Krankheit, jeden Na—
mens, von A bis 3, unter gewiſſen Berhältniffen zu heilen im
Stande fen, — wodurch der Widerſpruch erklärt wird, der
ſich taͤglich erhebt, — daß es daher bey einer wiſſenſchaft⸗
lichen Darſtellung der Heilkraͤfte einer Heilquelle ganz allein
auf das Mehr oder Weniger, auf den naͤbern oder ent
fernten Antheil der Heilquelle an der Heilung, und alſo
auch nicht ſowohl auf Darzaͤhlung von Krankheitsnamen
als auf Darſtellung von Krankheitscharacteren ankommt; daß
daher ferner eine vorurtheilsfreye Darfielung der primitiven
Wirkungen des Mineralwaſſers dem Arzte den brauchbarſten
Fingerzeig gibt, demſelben, wie jedem andern Heilmittel,
einen Platz in der Heilmitellehre anzuweiſen u. f. w.; —
dieß iſt die Idee des recenſirten Werkchens, die ich bald an
einem andern Orte ausführlicher zu erörtern ſuchen werde;
es iſt die Idee jeder beſſern Heilmittellebre und der Heil⸗
wiſſeuſchaft uberhaupt Ohne ſichere allgemeine Grundſaͤtze
iſt die Heilkunſt ein dlindes empiriſches Treiben, immerdar
von den größten Widerſpruͤchen bewegt, deren jeder ſich
keck auf die Erfahrung beruft; — es iſt eine Muſiklehre
ohne Grundſaͤtze des General-Baſſes, 5
374
Nirgends iſt ein ſolches Treiben bisher einkeimifcher
geweſen, als an den Heilquellen, weshalb ih mich darüber
auf das deutlichſte ausgeſprochen habe. Nach der einen Heil—
quelle z. B. ſendet man alle Unterleibskranke ohne Unterſchied,
nach der andern alle Lungenkranke; hierhin die Haͤmorrhoi—
den, dorthin die Unfruchtbarkeit; nach jener die Gicht, nach
dieſer die Nervenſchwaͤche ꝛc., ohne zu erwägen, daß jedes
dieſer Uedel unter 1o6ofältig möglichen Verhaͤttniſſen 1ooofaͤl⸗
tig verſchiedene Heilmittel erfordern kann, daß alſo Feiner
Heilqnelle eine in dieſem Sinne ſpecifiſche Wirkung
beyzumeſſen iſt.
Der Hr. Rec. begeht abermals eine Unredlichkeit, in⸗
dem er meiner Anſicht ruͤckſichtlich des geſchwefelten Waffen
ftoffgafes bey dem Keſſelbrunnen widerſpricht. — Ich habe
durchaus nicht widerſprochen, daß ſich an jener Quelle ein
dem Schwefelwaſſerſtoffgaſe ähnlicher Geruch verſpuͤren laſ—
fe; dagegen iſt es gewiß, daß ſich diefes Gas in dem Keſ—⸗
ſelbrunnen auch nicht durch das empfindlichſte chemiſche
Reagens erweiſen laͤßt; eben ſo unterliegt es wohl keinem
Zweiftt, daß dieſer Geruch keinen Unterfchied oder Vorzug
des Keſſelbrunnens von oder vor dem Kraͤhnchen begruͤn⸗
det, indem derſelde Geruch bey allen Eohlenfauren Mineral⸗
quellen, warmen und falten, mehr oder weniger merk—
bar iſt, je nachdem durch die Faſſung und Reichhaltigkeit
der Quelle, oder durch eine ſchnelle Verflüchtigung des Ga»
ſes, dieſer Geruch auf die Geruchsorgane concenktiet wird,
Man gehe an die Heilquellen zu Geilnau, Fachingen,
Wiesbaden, oder auch an die übrigen Quellen in Ems
(aber jedesmal an die Stelle, wo die Quellen der Erde ent⸗
ſpringen), und man wird dieſen Geruch oft noch ſtaͤrker em⸗
pfinden. An einem andern Orte werde ich dieſe Erſcheinung
aufzuklaͤren ſuchen; ich wiederhole indeſſen, was ich in dem
recenſirten Werkchen andeuten wollte, daß man ſich dem
Urtbeile eines taͤuſchenden Sinnes nicht überlaffen müffe,
wo die Naturlehre uns einen weit ſicherern Weg zeigt.
An einer andern Stelle citirt der Herr Rec. ſogar die
Frankfurter Zeitung, um einigen und doch nicht einmal
paſſenden Witz anzubringen; — man muß bedauern, daß
der Herr Recenſent, indem es ſo hoͤchſt leicht iſt, einem
aus dem Zuſammenhange geriſſenen Gegenſtande ein ſatyri—
ſches Gewand anzuziehen, nicht auf gebildete Leſer Ruͤck⸗
ſicht genommen habe.
Am ganz unrechten Orte gibt ſich der Herr Rec. die
Veranlaſſung, von einem Gegenſtande zu ſprechen, der durchs
aus nicht in den Zweck des recenſirten Werkchens gehort.
Hätte in bemfelben abgehandelt werden follen, was in Ems
zukünftig geſchehen und was geändert werden muͤſſe, fo wäre
daſſelbe etwas dickleibiger geworden. Eine gleiche Forderung hätte
der Hr. Rec, mit mehrerm Rechte ruͤckſichtlich der geführ
lichen Folgen erheben koͤnnen, die allenfalls auf den unzweck⸗
mäßigen Gebrauch des Heilquellen entſtehen moͤchten; —
der Herr Rec. vergeſſe indeſſen nicht den Standpuuce eines
Arztes, der fuͤr ein gemiſchtes Publicum fuͤr Aerzte und
Nichtaͤrzte ſchreibt; — wegen letzterer iſt er verpflichtet, den
Eindruck zu berechnen, den die ſchriftſtelleriſche Darſtellung
auf dieſelben macht; er darf daher, indem er dem Kunſt⸗
verwandten gefaͤhrliche Klippen andeutet, den Kranken nicht
in Todesſchrecken verſezen, Oder wurde man es z. B. für
575
zweckmaͤßig halten, wenn der Arzt, der einem Kranken die
Hungerkur vorſchreibt, demſelben die Qualen Ugolino's vor—
malte? H -
Hinſichtlich der Meynung des Herrn Rec. uͤber den
Genuß der Säuren bey dem Gebrauche von Mintralwaͤſ—
ſern, habe ich nichts zu erinnern, als denſelben auf das
recenſirte Werkchen zuruͤckzuweiſen und übrigens die Verſi⸗
cherung beyzufuͤgen, daß es eben ſo wenig meine Abſicht
war, eine vollſtaͤndige Diaͤtetik für das Baden nnd Wat:
ſerteinken vorzuſchreiben — wozu der Umfang der franzoͤ—
ſiſchen Encyklopaͤdie nicht hinreichen moͤchte — als auch den
Leſern das Quantum ihrer Speiſen und Getraͤnke auf Gran
oder Tropfen zu beſtimmen. Eine ſolche Abhängigkeit des
Kranken von dem Arzte, die durch dieſe Behandlung be—
zweckt wuͤrde, iſt des vernuͤnftigen Kranken wie des Arztes
unwuͤrdig, bringt hundertfaͤltigen Nachtheil, und kann nur
in den allerſeltenſten Faͤllen geboten erſcheinen.
Schließlich mache ich die Bemerkung,
Herren Redacteurs von Zeitſchriſten gefallen möchte, dem
Betheiligten jederzeit alsbald ein Exemplar des ergangenen
Urtheilsſpruches zuzuſenden, damit durch Unkenntniß deſſel⸗
ben, wie in dem gegenwartigen Falle, die Antwort nicht
verſpaͤtet werde; — auch dürfte der Hr. Rec. künftig feinen
Namen und Wohnort anzugeben haben, indem, wenn eine
Recenfion, wie die betreffende, von der heftigſten Leiden⸗
ſchaft zeugt, durch Anonymität der Verdacht perſoͤnlicher
Abſichten und Verhaͤltniſſe nur erhöht wird.
ı Naſſau, den 20. Febr. 1822.
Dr. Vogler.
Anleitung zu Beurtheilung der Hauptmaͤngel der
Hausthiere fuͤr Aerzte, Landwirthe und
Rechtsgelehrte,
nebſt einem Vorſchlage, wie der häufig ſchlechten Begutachtung
thieraͤrztlich⸗ gerichtlicher Fälle abgeholfen werden koͤnne;
von Dr. J. D. Sofacker,
außerordentlichem Profeſſor der Medizin im Fache der Thier⸗
Arznepkunde zu Tuͤbeingen, 5 C. F. Oſtander. 1822,
7 144 3
Der Verf. dieſer Schrift, welche uns Aufmerkſamkeit
zu verdienen ſcheint, hatte haͤufige Gelegenheit, zu ſehen,
wie unvollkommen die Gutachten der Viehſchauer ſind, nach
welchen oft die koſtſpieligſten Prozeſſe entſchieden werden.
Eines Theils iſt hieran die Unwiſſenheit dieſer Maͤnner, in
deren Händen ſich ein wichtiger Theil der gerichtlichen Arz⸗
neykunde befindet, anderen Theiles der Mangel eines ganz
brauchbaren Leitfadens Schuld, nach welchem ſich der Ad—
vokat, der Richter, der Landwirth, der Arzt in Betreff die—
fer Gegenſtaͤnde, ein Urtheil bilden koͤnnte. Einen ſolchen
glaubt nun der Verfaſſer in dieſer Schrift geliefert zu ha⸗
ben. Dieſelbe umfaßt in 2 Abtheilungen, einer rechtli—
chen und einer aͤrztlichen, alles was bey dem gegenwaͤr⸗
tigen Zuſtande der Thierheilkunde über dieſe Materie ge⸗
ſagt werden kann, in ſtrenger Ordnung. Zuerſt wird ge⸗
zeigt, wie nach roͤmiſchem Rechte in Betreff aller Fehler,
TE
daß es den
576
welche die Brauchbarkeit einer Sache verminderten, vom
Käufer geklagt werden konnte, wie hierdurch der Vieh-,
beſonders der Pſerdehandel für den Verkaͤuker ſehe erſchwert
werden mußte, und wie demnach die Regierungen verſchie⸗
dener Laͤnder veranlaßt wurden, gewiſſe Fehler der Haus⸗
thiere vorzugsweiſe als ſolche zu bezeichnen, wegen welcher
für die Zukunft allein geklagt werden koͤnne. Nach Angabe
der in verfihiedenen Ländern hierüber gegebenen Geſetze wer
den die rechtlichen Wirkungen derſelben fuͤr den Kaͤufer und
Verkäufer, und die Vortheile und Nachthelle, welche jeder
in Vergleichung mit dem roͤmiſchen Rechte erfährt, be⸗
trachtet. :
Der Beſchreibung der einzelnen Hauptmaͤngel wird
jedesmal eine Definition vorangeſchickt, in welcher die we⸗
ſentlichen Merkmale derſelben enthalten ſind. Die Sections⸗
erſcheinungen, urſaͤchlichen Momente, Heilbarkeit und Natur
der Krankheit werden nach der Reihe abgehandelt.
In Betreff der ſchlechten Begutachtung gerichtlicher
Faͤlle von Seiten der Viehſchauer ſagt der Verfaſſer: „Es
iſt ſchwer zu beſtimmen, wie dieſem Uebel abgeholfen wer⸗
den koͤnne. Soll man aller Orten gebildete fund gelehrte
Thieraͤrzte aufſtellen, die zwar beſſere Gutachten entwerfen,
aber bey dem Auſwande, den fie der Schulbildung und ih⸗
rer Studien wegen machen mußten, auch größere Dlaͤten
und Beſoldungen anſprechen wuͤrden? Soll man in dieſer
ohnehin uͤbergelehrten Zeit, in der ſich alles nach den höhes
ren Staͤnden draͤngt, auch in dieſem Fache die Claſſe der
conſumirenden Menſchen auf Koſten der produeirenden ver-
mehren, welch' letzterer es trotz aller liberalen Ideen und
Verfaſſungen noch wenig beſſer geht, als fruͤher? Soll auch
die Thierheilkunde dem Ariſtokratismus ein Mittel werden,
Titel, Stellen und Beſoldungen den Seinigen zuzuwenden,
die am Ende niemand bezahlt als der Bauer? Nein,
Nein! antwortet der Verfaſſer, wir wollen keine ſo koſtba⸗
ren Thieraͤrzte, ſondern gute Curſchmiede und Schaͤfer durch
Routine zu handwerksmäßiger Fertigkeit gebildet.“
Das Mittel hun, wodurch jenem Uebelſtande ſchlech⸗
ter Begutachtung abgeholfen werden ſoll, ſucht der Verfaſ—
fer darin, daß der Staatsarzt, Oberamtsarzt auch in den
die Hausthiere betreffenden Faͤllen der gerichtliche ſey,
wenn er nhaͤmlich zuvor auf der Univerſitaͤt Vorle⸗
ſungen über die Krankheiten, vorzuͤglich aber die
Seuchen der Sausthiere, gehört hat, und am En⸗
de feines Curſes daruber geprüft worden iſt.
In Wuͤrtemberg verſteht in der Regel der Oberamts⸗
arzt von der Thierheilkunde gar nichts, und die jungen Mer
diziner werden nicht zu Hoͤrung dieſer Vocleſungen angehal⸗
ten, obgleich, wie der Verfaſſer ſagt, „viele practiſche Aerz—
te von der Univerſitaͤt weg auf das Land verſetzt, es bes
reuten, die Thierheilkunde vernachlaͤſſigt und verachtet zu
haben.“ Einmal vertrauter mit ihr wuͤrde vorzüglich der
Phyſicus haͤufige Gelegenheit finden, als gerichtlicher und
polizeilicher Arzt in fie einzugreifen, um Thorheit, Vorur—
theile und Schlendriau ſeiner untergebenen Vlehaͤrzte aus
zurotten. Der Verfaſſer, feinen Studien und feiner Stel⸗
lung nach, ein Mittels mann zwiſchen Menſchen- und Thier⸗
aͤrzten, wuͤrde dann auch der Thierheilkunde Gluck wuͤn⸗
ſchen, wenn ſie auf dieſem Wege den Händen der Schmiede,
577
Schäfer und Kleinmeiſter entriffen, in diejenigen von Leu⸗
ten kaͤme, die mit wiſſenſchaftlicher Bildung ausgeruͤſtet, als
lein auf dem Boden ſtehen, auf welchem die Erfahrung
Fruͤchte traͤgt.“
Mögen diejenigen, denen die Obhut uͤber die Univer—
ſitaͤt Tübingen anvertraut iſt, den Vorſchluͤgen des Verfaſ—
ſers Gehoͤr ſchenken und dieſer in eine Wirkſamkeit treten,
wie man fie von feinen Kenntniſſen ſchon lange haͤtte er—
warten koͤnnen. 5
Naͤchſtens wird von demſelben Verfaſſer eine verz
gleichende Pathologie erſcheinen, welche in der medizini⸗
ſchen Literatur eine Luͤcke ausfüllen wird.
Einige Proben von vergleichend pathologiſchen Anſich⸗
ten kommen in dem uͤber die Natur der Krankheiten geſag—
ten, in der ſo eben angezeigten Schrift vor, wovon wir
das den Rotz betreffende ausheben.
Zwey Uebel des Menſchen find es hauptſaͤchlich, mit
welchen der Rotz Aehtzlichkeit hat, die veneriſche Krankheit
und die Scropheln.
Wie Schankergift greift das Rotzgift das Lymphſyſtem
an, bringt eine Art Bubonen und ſchankerartige Geſchwuͤre,
die zuletzt die Knochen angreifen, hervor. Auch in Sy-
philis werden die Knochen der Naſenhoͤhle porzugsweiſ⸗
befallen.
Beyde Krankheiten heilen in unſerm Klima wohl nie
von ſelbſt, beyde beſitzen einen Anſteckungsſtoff von mehr
fixer Natur, der bloß durch unmittelbare Beruͤhrung vor—
zuͤglich auf Schleimhaͤuten die Anſteckung bewirkt, und has
den einen ſehr langſamen Verlauf.
Beyde machen keine eigentliche Metaſtaſen, in ſofern,
wenn die Krankheit außer dem urſpruͤnglichen Sitze ein an-
deres Organ befaͤllt, das fruͤher ergriffene darum doch nicht
befreyt wird. Auch Schanker Materie röther Lakmas wie
Rotzeyter.
Darin aber iſt zciſchen beyden ein weſentlicher Un
terſchied, daß ſich in unſerem Klima zu jeder Zeit Rotz von
neuem entwickeln kann, während Schanker-Gift immer nur
durch das einmal zu Ende des ı5ten Jahrhunderts entftans
dene Contagium mitgetheilt wird. Rotz greift vom Kno⸗
chenſyſtem nur die Knochen der Naſenhoͤhle an, Schanker—
gift zerſtoͤrt auch andere Knochen. -
Einzelne Rotzgeſchwuͤre koͤnnen heilen, obgleich dafuͤr
andere entſtehen, Schanker⸗Geſchwuͤre ſich felöft uͤberlaſſen,
heilen hoͤchſt ſelten. Der hauptſaͤchlichſte Unterſchied iſt aber
der, daß das Notzeontagium an alle Theile des Körpers
geheftet iſt, an das Blut und die verſchiedenſten se- und
excreta, während Schankergift nur an dem in den Ges
ſchwuͤren erzeugten Eyter haftet.
Harn ſteckt indeß ſeltener an, als Rotztyter. Mit den
Scropheln hat der urfprüngliche Rotz in ſofern Aehnlichkeit,
als eine Entmiſchung der Lymphe beyde Krankheiten bes
gründet, auf welche Anſchwellungen der Lymphdruͤſen folgen.
Mit ben ſcrophuloͤſen Ausſchlagen, böfen Köpfen,
fluͤſſigen Ohren und Augen, hat offenbar die Entſtehung der
Iſis 184 Heft V. !
der ganzen Natur,
578
Rotzgeſchwuͤre Aehnlichktit, und endlich hat Rotz, wenn er
allgemeine Krankheit veranlaßt und in Wurm uͤbergegan⸗
gen iſt, ſehr große Analogie mit der vollkommen ausgebil-
deten Scrophel Krankheit. In beyden finden ſich an vers
ſchiedenen Stellen angeſchwollene Lymphdruͤſen, bie häufig
aufbrechen; bey beyden werden leicht die Lungen ulceros
angegriffen, und beyde endigen mit allgemeiner Cachexie.
Auf der anderen Seite zeigen ſich aber auch bedeutende Un—
terſchiede zwiſchen Rotz und Scropheln. Die Entmiſchung
der Lymphe in Scropheln geht ohne Zweifel aus einer feh⸗
lerhaften Aſſimilation in den Verdauungsorganen und hler
vorherrſchender Saͤurebildung hervor, beym Rotz iſt es im⸗
mer vorhergehende Krankheit der Schleimhäute des Reſpit
rations-Syſtems, Strengel, Druſe, aus welcher die Ente
miſchung im Lymphſyſteme hervorgeht, und nie ſcheint ſich
bey Scropheln ein Contagium zu entwickeln, was doch
beym Rotz ſo energiſch hervortritt.
Aus allem dieſem ergibt ſich, daß zwar der Rotz mit
der veneriſchen Krankheit wie mit den Scropheln des Mens
ſchen bedeutende Aehnlichkeit, mit keiner dieſer Krankheiten
vollkommene Gleichheit beſitze, ſondern mehr eine gleichſam
in der Mitte zwiſchen beyden ſtehende Krankheitsform
darſtelle.
Denkſchriften der koͤniglichen Akademie der Wiſ⸗
ſenſchaften zu Münden 7r B.
Dr. Ignaz Dollinger,
Koͤnigl. Bayer. Hofr. und Profeſſor zu Würzburg, orb. ausw.
Mitglied der Koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften,
vom Kreislaufe des Blutes.
Vorliegende Schrift eines bekannten Phyſtologen ges
hört, nach des Referenten Anſicht, unſtreitig zu den inter⸗
eſſanteſten, welche kuͤrzlich im Gebiete der Phyſtologie ers
ſchienen find, — mag man nun auf die Aufgabe ſelbſt fer
hen, oder auf den Weg, welchen der Verfaſſer eingeſchla⸗
gen hat, um fie zu loͤſen. Da Referent fruͤherhin (Dar
ſtellung der geſammten Organiſation, Gießen 1809; tiber
den Urſprung und die Bedeutung der Bewegung auf Er⸗
den, Gießen 1815; Phyſiologie des Menſchen, Gießen
1815; uͤber das Geſetz des polaren Verhaltens in der Na—
tur, Gießen 1819; und in anderen Schriften) die Lehre
vom Breislaufe in der Natur bearbeitet, und na⸗
mentlich gezeigt hat, daß der Kreislauf in den organiſchen
Geſchoͤpfen nur aus dem allgemeinen Reeislaufe in
und insbeſondere nur aus dem Leo
ben, wat unſerem Weltkoͤrper vom ganzen Univerſum aus
zukommt, begriffen werden koͤnne; fo war ihm die Er⸗
ſcheinung dieſer Schrift, worin hinſichtlich des Kreislaufes
in der thieriſchen Natur auf ſehr intereſſante Beobachtungen
hingewieſen wird, beſonders erfreulich. Doch fand Refer⸗
bey genauerer Anſicht manches, worin er mit dem Ver.
ſaſſer nicht uͤbereinſtimmt; — ja er muß es fogar, die
Sache und ihre Bezeichnung genau genommen, mit klarer
Beſonnenheit durchaus laͤugnen, daß es in irgend einem
Thiere einen Kreislauf des Blutes gibt.
37
I
579
Damit indeß der Leſer genau beurtheilen koͤnne, von
welchem Geſichtspuncte aus Refer. die Lehre vom Kreislau⸗
fe in der Natur überhaupt, und in den organiſchen Ge;
ſchoͤpfen insbeſondere darſtellen zu muͤſſen glaubt, und aus
welchen Gründen er einen Kreislauf des Blutes (den Aus—
druck in dem Sinne genommen, worin ihn, nach des Re—
ferenten Willen, faſt alle, — ja alle Phyſtologen nehmen)
fo entſchieden laͤugnet, ſchickt er aus feinen verſchiedenen
—ſonſtigen Darſtellungen folgende Saͤtze voraus.
1) Jedes Geſchoͤpf in der Natur hat ſein Entſtehen,
ſein voruͤbergehendes Daſeyn und ſein Vergehen dem Gan—
zen der Natur zu verdanken. Es verhaͤlt ſich nehmlich zu
allen übrigen Geſchoͤpfen und Natucerſcheinungen auf eine
aͤhnliche Weiſe, wie ſich die in einem Waſſerſtrome hervor—
tretende Welle, in Vergleich mit dem Strome ſelbſt,
hält, — fie geht nämlich im Strome hervor, iſt in ihrem
Daſeyn durch den Strom bedingt, und findet in und durch
den Strom wieder ihren Untergang.
2) In jedem Geſchoͤpfe aͤußert ſich das durch die gan—
ze unendliche Natur ausgegoſſene Leben auf eine befondere
(individuelle) Weiſe. Das Leben ſelbſt iſt aber in keinem
Geſchoͤpfe gefaßt; — es geht vielmehr uͤder jedes Geſchöpf
ſelbſt unendlich hinaus, — beſteht aber ſeinem Weſen nach,
in dem Hervortreten des Einen All von idealer
Seite; — es verkuͤndigt ſich daher in der Natur durch ei—
ne allgemeine Beſeelung, die uns von jedem Geſchoͤpfe
aus als eine beſondere Beſeelung anſpricht. Es verſinnlicht
ſich durch die Bewegung; dieſe iſt mithin der aͤußere Aus—
druck des Lebens (S über den Urſprung und die Bedeu:
tung der Bewegung auf Erden).
3) So wie der Weltkoͤrper, den wir bewohnen, und
uͤber deſſen organiſche oder thieriſche Geſchoͤpfe hier zunaͤchſt
die Rede iſt, dem Ganzen der Natur fein Entfteben und
ſein Daſeyn verdankt, ſo tritt auch das Leben auf ihm
vom Univerſum aus zu ihm hinuͤber, und offenbart ſich
in den einzelnen Geſchoͤpfen auf ihm, — in jedem auf be—
ſondere Weiſe. Hiermit iſt alſo nothwendig die allgemeine
Bewegung, welche wir auf ihm, an ihm und in ihm, und
welche wir weiterhin in jedem Geſchoͤpfe, was den Welt—
koͤtper bewohnt, wahrnehmen, von denfelben allgemeinen
Naturverhaͤltniſſen bedingt, die das Daſeyn des Weltkoͤr—
pers ſelbſt begruͤnden.
3) Die allgemeine Bewegung, welche ſich an unſerm
Weltkoͤrper im Ganzen aͤußert, und wodurch der Jahres—
wechſel und der Tageswechſel, und wodurch weiterhin das
Fluthen in den Lebenserſcheinungen der geſammten organi-
ſchen Natur begründet wird, dieſe allgemeine Bewe⸗
gung, welche ſich im Meere und in der atmofphärifchen
Luft als Fluth und Ebbe aͤußert u. ſ. w., — dieſe iſt es
auch, welche bis ins Einzelne verfelgt, endlich in den orgas
niſchen Geſchoͤpfen hervortritt, und dort Breislauf ge⸗
nannt wird (S. Urſprung und Bedeutung der Bewegung
auf Erden).
5) Der Kreislauf kann ſich demnach nicht bloß auf
diejenige flüffige Materie in den organiſchen Geſchöpfen be—
ziehen, welche wir die Säfte dieſer Geſchoͤpfe, und welche
wir bey den dier oberſten Thierclaſſen Blut nennen; er
vers
530
muß ſich vielmehr, ſeines Urſprunges und feiner innern Nas
tur wegen, auf das ganze jedesmalige Geſchoͤpf, mithin
auch auf alle feſten Gebilde deſſelben, auf alle Fluͤſſigkeiten,
die abgeſchieden werden, kurz auf jede Molekül des Ge⸗
ſchoͤpfs beziehen. Indeß wird ſich derſelbe in denjenigen
Theilen, welche nicht zu den Saͤften, und welche in den
höhern Thieren nicht zu dem Blute gezaͤhlt werden, auf
eine andere Weiſe darſtellen, als wie er ſich in den Saͤf⸗
ten, — in dem Blute der Thiere verſinnlicht. Die Säfte
haben in der organiſchen Schoͤpfung nur Sinn und Bedeu⸗
tung in Beziehung auf das ganze ledende Geſchoͤpf, und
zunaächſt in Beziehung auf die feſten Gebilde dieſes Ge:
ſchoͤpfes. Wie ſoll nun eine Eigenthuͤmlichkeit von den
Saͤften als ein allgemeines Phaͤnomen gelten koͤnnen,
welche Eigenthumlichkeit ſich in den Übrigen Theilen und
Molekülen des Körpers nicht weiter refleetirt? —
6) Darum laͤugnet Refer. das Daſeyn eines Kreis⸗
laufes der Saͤfte, eines Kreislaufes des Blutes in
den hoͤheren Thieren, * d. h. alſo, er laͤugnet bas wirkliche
Daſeyn eines ſolchen Kreislaufes worin dieſelben Saͤf⸗
te vorwärts und rüuͤckwaͤrts laufen, worin daſſelbe
Blut vom Herzen abwaͤrts und zum Herzen zuruͤckläuft,
ohne daß auch alle Übrigen Gebilde und Molekuͤlen des
Koͤrpers, welche nicht zu den Saͤften, zu dem Blute
gezäblt werden, auf eine ihrer Natur angemeſſene Weiſe
mit in dem Breiſe begriffen waͤren. Refer. behauptet,
ein ſolcher Kreislauf, welcher ſich bloß auf das Blut bezoͤ—
ge, ſey wegen feiner Einſeitigkeit, und wegen der ſonſti⸗
gen Beziehung, die das Blut doch nothwendig zu den üb-
rigen Gebilden des Körpers haben muͤſſe, gar nicht moͤg⸗
lich; und wenn man bisher nicht bloß die Moͤglichkeit, ſon⸗
dern auch die Wirklichkeit eines ſolchen Kreislaufes behaup⸗
tet habe, fo beruhe dieſe Behauptung auf der nicht gegruͤn⸗
deten Vorausſetung, daß man glaube, auch das Weſen
des Kreislaufes mit den Augen ſehen zu konnen. N
7) Nach dieſem allem ftellt Refer. die Lehre vom
Kreislaufe in den organiſchen Geſchoͤpfen auf folgende Wei⸗
fe dar; — die fluͤſſige Materie (die Säfte) ſtroͤmt ſtets ge⸗
gen die feſten Gebilde, und erſtiebt in der ſtetigen innern
Verwandlung, worin 1. alle Gebilde des Körpers, ein
jedes nach feiner Art, erzeugt werden; worin 2. alle Stof⸗
fe erzeugt werden, die abgeſchieden wetden u. ſ. w. Aber
auch 3., die feſten Gebilde erſterben in einer jeden Moles
kuͤl, woraus ſie beſtehen, — ſie erſterben nehmlich in jedem
Augenblicke, und werden in dem folgenden Augenblicke von
den ſtets zuſtroͤmenden Saͤften von neuem erzeugt, welche
eben deshalb in der Art wie fie zuſtroͤmten, ſtets unterge—
ben. Die ſtets wieder abſterbenden Molekülen der feften
Gebilde werden zum Theile verfluͤſſigt zu Lymphe, und
zu venöfen Blute, zum Theile auch mit den Stoffen,
„Nach des Refer. Anſicht kann der Nusdruck Blut nur auf
die brannten rothen Safte der mit Knochen verſehenen
Thiere angewendet werden, und die Säfte der Mollus⸗
ken, Inſecten, Würmer, Inteſtinalwuͤrmer und Zoophyten
können nicht Blut genannt werden. Die Geunde
hierfur finden ſich in der Schrift des Refer, uͤber die Claſ⸗
fifiestion der Thiere. Gieß, 1214,
381
die ausgeſchieden werden, fortgeſchafft. Die venöfe Blut⸗
ſtroͤmung (und die lymphatiſche liegt in derſelben Richtung)
kehrt nun bey den Thieren, in welchen bereits ein Herz
vorhanden iſt, zu dieſem Herzen zuruͤck, wie die arterielle
Strömung ſtets vom Herzen abwärts geht. So iſt dann
das Blut, was in den Venen zuruͤcklaͤuft, wahrhaft ein
neu erzeugtes, und iſt nicht dasjenige Blut, was un:
mittelbar vorher in den Arterien ſich befand. Die Functi⸗
onen, welche Refer oben unter 1, 2 und 3 im Allgemei⸗
nen aufgefuͤhrt hat, bezeichnet er durch den Ausdruck Me⸗
tamorphoſe, und ſagt deshalb (um ſich kürzer auszudruͤ—
cken), die arterielle Strömung (die ubrigens als ſolche
nur in den Thieren, nicht auch in den Pflanzen vorhan—
den iſt) geht ſtets in die Metamorphoſe uͤber, —
und erſtirbt in die ſtete Geburt der Metamorpho—
fe, und aus der Metamorphoſe geht, mit dem Untergange,
und mit der bierin gegebenen Verwandlung aller feſten
Gebilde die venoͤſe Stroͤmung hervor. Dieſes gilt ſowohl
von dem ſogenannten Lungen-Kreislaufe, wie von dem
Kreislaufe des ganzen Körpers.
Die Bewegung iſt nur an der Blutfirömung aͤußer⸗
lich ſichtbar; fie iſt in der Metamorphoſe dagegen eine in⸗
nere auf die Verwandlung ſich beziehende, und deshalb dus
ßerlich nicht ſichtbar.
So umfaßt dann der Ausdruck Kreislauf in dem
Sinne des Kefer. das ganze leibliche Leben, d. h.
1 ganze lebendige Verhalten, wie es ſich im Koͤrper aͤu⸗
ert. 0
Dieſer eine das ganze leibliche Verhalten eines orgas
niſchen Geſchoͤpfes umfaſſende Kreislauf aͤußert ſich nun
nach der einen Seite hin, nehmlich in den Saͤften, als
ſichtbare Stroͤmung, nach der andern Seite hin als
Metamorphoſe, und die Strömung der Säfte und die Me—
tamorphoſe ſind die beyden hervortretenden Pole eines und
deſſelden Lebens, wie es ſich in der koͤrperlichen Natur regt.
So verſinnlicht ſich mithin das eine die ganze Natur
durchgreifende Geſetz des polaren Verhaltens in dem
Kreislaufe, wodurch ſich das koͤrperliche Leben der organi—
ſchen Geſchoͤpfe verſinnlicht.
Der Unterſchied zwiſchen dem Kreislaufe in den Pflan⸗
zen, und dem Kreislaufe in den Thieren beſteht nun dar—
inn, daß in den Pflanzen ſich die Metamorphoſe hervor—
hebt uͤber die Bewegung der Saͤfte, waͤhrend in den Thie—
ren (dieſe mit den Pflanzen verglichen) die Stroͤmung der
Säfte ſichtbarer hervortritt über die Metamorphoſe.
Refer. hofft jetzt, feine Anſicht fo beſtimmt und klar
aufgeſtellt zu haben, daß der aufmerkſame Leſer ihn im
Weſen dieſer Anſicht nicht mißverſtehen wird. Sicher iſt
nach dieſer Anſicht die ganze Blutſtrömung in einem
innigen nothwendigen zuſammenhange mit dem
Leben in jeder Molekül des Vorpers, und der prac⸗
tiſche Arzt hat hiermit den Grund, warum er die Veraͤnde⸗
rung im Körper aus der Blutſtroͤmung erkennen kann.
Der eigentliche Hauptpunct, worauf es ankommt, be—
ſteht alſo darinn, daß Refer behauptet, das venöfe Blut
habe gar nicht zunachſt als Blut exiſtirt, ſey nicht
aus den Arterien in die Venen uͤbergegangen, — es ſey
582
vielmehr ein neu erzeugtes, — vorzugsweiſe aus den
wieder aufgelöften und verwandelten feſten Gebilden des Koͤr—
pers; das Hohlvenenblut geht insbeſondere aus der verwan⸗
delten Muskularſubſtanz hervor (S. Phyſiologie des Men⸗
ſchen). Hiergegen ſtreitet nun zwar der äußere Schein,
wenn ein Beobachter dieſen Uebergang mit eigenen Augen
geſehen zu haben glaubt. Refer. hat indeß bereits 1816 in
den mediciniſchen Annalen S. 730 gezeigt, wie beſondets
in Embryonen die arterielle Strömung fo nahe der vend-
fen liegen koͤnne, daß zwiſchen dem Untergange der arteriel⸗
len und dem Entſtehen der venoͤſen nur infuſorielle Mole:
fülen verhanden ſeyen. In dem Falle würde es dem Auge
eines Zuſchauers fo erſcheinen, als gehe das Blut direct
aus den Arterien in die Venen! — Daß aber dieſes nicht
ſeyn kann, geht ſchon allein daraus hervor, daß das Blut
in den Venen in feiner innern Natur nicht uͤbereinſtimmt
mit dem Blute in den entſprechenden Arterien; — dieſe
Uebereinſtimmung muͤßte aber doch ſeyn, wenn das Blut
aus den Arterien in die Venen uͤbergienge! —
Wie ſich in dem mit Blut verſehenen Thiere die ſtete
Erzeugung der Lymphe zu der Erzeugung des Hohlvenen⸗
hlutes verhalte, — dieſes alles hat Refer. in feiner Phyſio—
logie des Menſchen näher dargeſtellt.
Indem jetzt Refer. das Angegebene vorausſetzt, und
jeden Leſer freundlich erſucht, den Hauptgeſichtspunct wohl
im Auge zu halten, geht er zu der Schrift des Verfaſſers
über.
Wenn der Pfr. S. 3. die Meinung äußert, daß die
Behauptung, Hau vey ſey der Entdecker des Kreislaufes, nur
zum Theile wahr ſey, weil er das Phänomen des Kreis-
laufes nicht beobachtet, nicht ſelbſt gefehen habe, und daß
deßfalls auch Haller ausrufe: „supererat, ut ipsis oculis
circuitus sanguinis subjiceretur:“ fo glaubt Refer.
hiergegen bemerken zu muͤſſen, daß der Kreislauf als fols
cher nie beobachtet worden iſt, und nie, — ja in Ewigkeit
nie, — den Sinnen dargeſtellt werden kann. Dieſes folgt
aus feiner innern weſentlichen Natur. Die Bewegungen
des Blutes, die geſehen werden, find nicht der Xreis⸗
lauf, ſondern nur einige Erſcheinungen, wodurch ſich der
Kreislauf ankuͤndigt, in ſo weit er nach der einen Seite
hin als Bewegung der Saͤfte hervortritt. Hallers Mei⸗
nung, daß man den Kreislauf muͤſſe ſehen koͤnnen, iſt in
der Meinung ſeines Zeitalters gegruͤndet, uͤber welches ſich
Haller nicht hervorgehoben habe; — ſie iſt darum noch nicht
im Weſen der Natur gegruͤndet. Uebrigens bezweifelt auch
Refer., daß Harvey eine klare Anſicht von der eigentlichen
Natur des Kreislaufes gehabt habe, obſchon Harvey nir⸗
gends die Meinung ausſpricht, daß die venöje Blutſtrö⸗
mung aus der arteriellen hervorgehe. — Harvey's Nachfol⸗
ger meinten aber nach und nach, den Kreislauf ſehen zu
koͤnnen, waͤhrend ſie die Bewegungen des Blutes ſahen; —
andere meinten den Uebergang des Blutes aus der arteriel⸗
len Strömung in die venöfe dadurch beweiſen zu koͤnnen,
daß fie Injectionsmaſſen aus den Arterien in die Venen
hinuͤber trieben, — ſo war allmaͤhlig die Lebre von einem
Kreislaufe des Blutes da, und hiermit die von der Natur
geſetzte innere Einheit zwiſchen Blutſtroͤmung und Meta⸗
mocphoſe — in der Phyſiologie vernichtet, und wurde durch
alle Erklaͤrungen und Erklaͤrereyen nicht wieder hergeſtellt;
und die Phyſſologie konnte weder den gründlichen Naturfor⸗
ſcher befriedigen, noch fuͤr die Pathologie, und weiterhin
für die practiſche Arzneykunde eine brauchbare in ſich gegruͤn—
dete, in ſich klare wiſſenſchaftliche Grundlage liefern. Das
Wiſſen wurde zu einer Vielwiſſerey, die keinem wahrhaft
wiſſenſchaftlichen Beduͤrfniſſe, keinem practiſchen genügen
konnte.
Sehr wahr ſagt der Vfr. S. 6: „Klar iſt es uͤbri⸗
gens, daß dasjenige, was alle Beobachtungen zufammenge:
nommen uns uͤber den Kreislauf des Blutes lehren, fuͤr
den Phyſiologen ein todtes Kapitel iſt, fo lange er nicht
verſteht, die einzelnen Erſcheinungen zu einem Ganzen zu
verbinden, den Kreislauf ſelbſt aus der Idee des Thierle⸗
bens (Mefer. möchte ſagen, aus der Idee des Lebens über:
haupt, und wie ſich daſſelbe in der Natur verſinnlicht) be:
greift, und die innige Verknupfung des beweglichen Blutſy⸗
ſtems mit dem uͤbrigen Leben hell und deutlich erkennt.“
Wenn nun Refer. dieſe Aeußerung des Pfrs nicht anders,
als mit großem Vergnuͤgen geleſen hat, ſo beruͤhrte ihn die
darauf folgende um ſo ſchmerzlicher, obſchon er die Ueber⸗
zeugung hegt, daß der Bfr. fie nicht gegen ihn (den Refer.)
geſchrieben hat. Die Stelle heißt, wie folgt: „da nun
eine durchdringende Anſchauung des Thierlebens, welche
uns jedes Phaͤnomen nach ſeiner Bedeutung und Beziehung
zu dem Ganzen ſehen ließe, bis jetzt wenigſtens noch zu
den frommen Wuͤnſchen gerechnet werden muß, ſo iſt u. f.
w.““ — Refer. hat vom Jahre 1807 angefangen, wo er
feine erſte Schrift: „uͤber das Verhalten der Luft zur Orr
ganiſatien u. ſ. w.“ hat erſcheinen laſſen, — und ſchon
früher, fo wie ſpaͤterhin bis zu dem gegenwaͤrtigen Augen—
blicke, mit unausgeſetztem raſtloſem Eifer an einer ſolchen
durchdringenden Anſchauung, nicht bloß des Thierlebens,
ſondern des Lebens in der ganzen Natur, und von daraus
an der Anſchauung des Thierlebens, gearbeitet, — und
zwar als Schriftſteller und als akademiſcher Lehrer; —
er hat in mehreren Schriften die Reſultate feiner Forſchunz
dem wiſſenſchaftlichen Publicum vorgelegt, — vor allem
aber in ſeiner Darſtellung der geſammten Organiſation; —
er iſt ferner der Meinung geweſen, daß die dort aufgeſtell—
te Anſchauung des Lebens wirklich eine durchdringende
und klare ſey, — und viele, ja die meiſten, wenn nicht
alle feine Zuhörer, unter welchen er auch viele Nichtaͤrzte
zählt, haben dieſe Meinung getheilt! — Das alles waͤre
aber nun bloße Taͤuſchung, wenn der Satz des Pfrs.
richtig iſt, daß eine ſolche durchdringende Anſchauung des
Lebens in der Natur uͤberhaupt, und des Thierlebens ins⸗
beſondere, zur Zeit noch zu den frommen Wuͤnſchen
gehört! — und doch hat noch kein Schriftſteller die vom
Ref. aufgeſtellte Darſtellung des Lebens widerlegt. Viel⸗
leicht find aber die Bemühungen des Refer, eben nicht ber
achtet worden, weil er es, ſeinem innern Gefuͤhle nach,
verſchmaͤhet hat, fie unter literaͤriſchem Trompetenſchall be—
kannt zu machen, oder bekannt machen zu laſſen. Doch
das in ſich Wahre und Beſſere wird beſtehen, und
wo es iſt, auch endlich wohl erkannt werden.
Wenn der Pfr. S. 7 ſagt: „Gleichwohl bleibt in
der Naturlehre des thieriſchen Organismus die Theorie des
Diutumlaufes immer eine der wichtigſten:“ fo kann Refer.
dieſe Stehe, wie fie da ſteht, nicht unterſchreiben, weil er
er
gar nicht zugeben kann, daß ein Blutumlauf in irgend
einem Thiere exiſtire. Setzt Refer. aber an dieſe Stelle
feine eigene Anſicht vom Kreislaufe, welche (S. oben)
die ganze Metamorphoſe, — Überhaupt das ganze Eörperlis
che Leben umfaßt: fe würde die Stelle dahin abzuaͤndern
feon, daß die Lehre vom Kreislaufe die Grundlage der
Phyſiologie der beſondern organiſchen Geſchoͤpfe ausmache,
ja daß ſie das Ganze der Phyſiologie umfaſſe, daß ohne
eine klare Anſicht von der Natur und dem Weſen des
Kreislaufes Überhaupt, und der organiſchen Schöpfung
insbefandere, alle und jede Phyſiologie ohne Begründung
ſey. — Wie ſich Refer. die Metamorpheſe denke, wie ſie
ſeiner Anſicht nach in der Natur vor ſich geht, dieſes glaubt
er auf eine nie ſchwankende wweiſe, ſondern ſtets gleiche
foͤrmig in ſeinen Schriften dargeſtellt zu haben; — hier
moͤchte bloß noch zu bemerken ſeyn, daß er ſich die Meta⸗
morphoſe nie als ein Erſtarren des Blutes gedacht hat,
weil dieſes im lebenden organiſchen Koͤrper wohl nie ein⸗
tritt. Wie moͤchte auch daraus die ſtete Erzeugung der
verſchiedenſten Gebilde des organiſchen Koͤrpers begreiflich
ſeyn? — . 8 f
Aus dem Uebergehen der Injectionsmaſſe (S. 8) aus
einer Arterie in eine Vene kann, — wie auch der Verf.
mit dem Refer. völlig uͤbereinſtimmt, — nichts gefolgert
werden, weil die Injectionen ARunftproducte find,
welche der Anatom hervorbringt. — Leider ſind unſere
Anatomen nicht ſelten zu große Rünfiler, welche mit
ihren ſchoͤnen Präparaten die wahre Natur entſtellen,
und dem Zöglinge eine ganz falſche, der wirklichen
YTerur durchaus nicht entſprechende Anſicht bey⸗
bringen. Nur zu gutmuͤthig und ohne Nachdenken ber
ſchauen wir die anatomiſcheu Kunſtproducte, und bewundern
die kuͤnſtliche Natur, ohne daß es uns je einfällt, und obs
ne daß uns die Anatomen zu der Frage kommen laſſen:
„iſt das dann auch wirklich der Natur getreu? — Wagſt
du Anatom, das wirklich zu behaupten? — und was haſt
du für Gründe für dieſe Behauptung?“ — Oder gehört eis
ne ſolche Frage etwa zu den Subtilitaͤten, welche keine Ber
ruͤckſichtigung verdienen? —
Die Seite 9 vorkommende
„auf dieſe Weiſe ſah ich wohl ein, daß die Lehre von eis
ner in den Kreislauf eingreifenden, und ihn unterbrechen
den Metamorphoſe ſelbſt einer Metamorphoſe bedürftig ſey,“
glaubt Refer. dahin verſtehen zu muͤſſen, daß der Verfaſſer
von feiner eigenen, aber nicht von des Kefer. Anſicht
von der Metamorphoſe rede. Denn nach des Ref. Anſicht
greift die Metamorphoſe nicht in den Kreislauf
ein, ſondern iſt die eine Seite, worin ſich der Kreislauf
verſinnlicht, waͤhrend die Blutbewegung die andere Seite
iſt, worin ſich der Kreislauf darſtellt; — und zwar ſo, daß
Blutbewegung und Metamorphoſe als die beyden Pole des
einen und in ſich einigen, und das ganze koͤrperliche Los
ben umfaſſenden, und ganz in ſich enthaltenden Kreislaufes
hervortreten. Dabey iſt die Metamorphoſe im Sinne des
Refer. kein bloßes Feſtwerden des Fluͤſſigen. Referent
hat die aufgeſtellte Anſicht überall auf dieſelbe Weile geger
ben, und namentlich auch in den mediziniſchen Annalen,
Jahrg. 1816, Heft 6. S. 724, wo ſich von der 14ten Zeis
le von unten angefangen gerade daſſelbe findet. Ueberhaupt
Stelle des Verfaſſers:
2
585
laͤugnet ja Refer. das Daſeyn eines Kreislaufes in den
Thieren, welcher ſich bloß aufs Blut bezieht; nach die⸗
fer Laͤugnung kann aber dann auch kein Eingreifen ber Me⸗
tamorphoſe in den Kreislauf ſtatt finden; denn ſie iſt ſchon
darin.
Refer, muß es, und namentlich auch in Beziehung
auf S. 10 des Verf., wiederholt bemerken, daß uͤber das
Weſen des Kreislaufes Beobachtungen eben ſo wenig, als
uͤber das Weſen Gottes entſcheiden koͤnnen; — es iſt zwar
die Bewegung des Blutes, und es ſind die Reſultate der
Metamorphoſe, — der ſteten Bildung und Zerſtoͤrung —
ſinnlich wahrnehmbar, aber dieſe Erſcheinungen ſind nicht
der Kreislauf ſelbſt, ſondern nur aͤußere Zeichen deſſelben,
hinter welchen der Kreislauf, ſeinem ganzen Umfange nach,
verborgen liegt. Sde find die ſichtbare Flamme und der
Rauch u. ſ. w. die äußern Erſcheinungen des Verbren—
nens, nicht aber das Verbrennen ſelbſt; und ſo ſind der
körperliche Umfang, und die ſichtbare Geſtalt eines Men⸗
ſchen die aͤußern Erſcheinungen deſſeiben, nicht der Menſch
ſelbſt; wir ſchauen nehmlich nicht in ſeine innere koͤrperliche
und geiſtige Natur hinein, waͤhrend ſich uns ſeine aͤußere
Geſtalt darſtellt.
Was die Blutkuͤgelchen (S. 11) betrifft, fo koͤnnen
ſie nur die Andeutung der hervortretenden, ſich regenden
Geſtaltung ſeyn. Wenn der Pfr. S. 12 ſagt: „das Blut,
welches dem Herzen zufließt, iſt ebendaſſelbe, welches vom
Herzen abfloß; und was vom Herzen abſtroͤmt, das ſtroͤmt
ihm auch wieder zu:“ fo muß Refer. beſtimmt behaup—
ten, daß der Pfr. dieſes nicht geſehen habe; aber gern
gibt er es dem Verfaſſer zu, daß er dieſes geſehen zu
haben glaube. Wenn nun der Pfr. gegen dieſe beſtimm—
te Verneinung des Refer. doch behaupten wollte, diefes
wirklich geſehen zu haben: fo wuͤrde Refer. dem Pfr. die
Frage vorlegen, ob denn dieſes bey Erwachſenen auch fo
ſey? — und die Frage noch beſtimmter aufgeſtellt, ob z.
B. das Blut, was im Hohlvenenſyſtem zum Herzen zu:
ruͤckſtroͤmt, wirklich daſſelbe ſey, was im Aortenſyſtem
vom Herzen abwaͤrts ſtroͤmte? — Aus der Bejahung dieſer
Frage wuͤrde folgen, daß gar keine Verſchiedenheit zwiſchen
dieſen deyden Blutarten, zwiſchen dem Blute im Aortenſy⸗
ſtem und im Hohlvenenſyſtem obwalte; — es wuͤrde wei—
terhin die ſtete Ernährung, der Wechſel der Materie u. f.
w., und der Zuſammenhang dieſer Functionen mit der
Blutſtroͤmung ganz unbegreiflich ſeyn! — Will nun
aber der Vfr. etwa hinzufuͤgen, daß er den Satz: „was
vom Herzen abſtroͤmt, das ſtroͤmt ihm auch wieder zu,“
nicht in dem ſtrengen Sinne genommen habe, das nicht
wohl eine Veraͤnderung mit dem Blute vor ſich gegangen
ſey: fo ſtellt Refer, die weitere Frage, ob der Pfr. denn
den innern Sergang dieſer Veraͤnderung, d. h. ob er
en innern Sergang der Metamorphoſe gefehen ha:
E —
Was uͤbrigens den Schein des unmittelbaren Ueber⸗
gehens der arteriellen Strömung in die venöfe betrifft, fo
muß Refer. immerhin auf das zuruckweiſen, was er hier—
über in den mediciniſchen Annalen S. 730. Jahrgang 1816
angegeben, und bildlich erlaͤutert hat. Es iſt nehmlich in
jedem organiſchen Geſchoͤpfe das Fluͤſſige (die Saͤftemaſſe)
Iſis 1822, Heft v.
536
um fo mehr überwiegend in Vergleich mit den ubrigen Ge:
bilden, je juͤnger das organiſche Geſchoͤpf iſt. Hiermit liegt
an manchen Stellen zwiſchen der arteriellen und venoͤſen
Strömung die Metamorphoſe fo, daß fie ſich nur in Mor
lekuͤlen verſinnlicht, welche mit einem Infuſtonsthierchen,
mit einem Graͤnzenthierchen (Monas termo Linn.) überein—
ſtimmen. Alsdann wird es dem Auge des Beobachters
nicht anders vorkommen, als gehe die arterielle Stroͤmung
unmittelbar in die venöfe über,
Der Pfr. erwaͤhnt S. 18 des infuſoriellen Lebens
der Blutkuͤgelchen. Refer. iſt hiermit ganz einverſtanden,
aber bey dieſer Anſicht auch durchaus der Meinung, daß
auch das Beſtehen der Blutkuͤgelchen von infuſorieller Na—
tur ſeyn muͤſſe, d. h. daß ſie zwiſchen Daſeyn und Nicht—
daſeyn ſchweben, mithin in der beſtaͤndigen Metamorphoſe
begriffen ſind, nehmlich ſtets entſtehen, und im folgenden
Augenblicke wieder aufgelöfet werden, und wieder von neus
em auf eine andere Weiſe entſtehen, und fo weiter im fie:
ten Fluſſe. So hätte denn der Verf. das wieder von neu—
em berührt, was Refer. zum Theile unter Metamorphofe
begreift, welche nach ihm mit der Bewegung der Säfte,
und im Gegenſatze gegen dieſelbe das Ganze des Kreislau—
fes darſtellt.
Was die Gefaͤßwandungen (S. Lg) betrifft, fo iſt die
Entſtehung derſelben unſtreitig mit der Blutſtröͤmung in eis
nem und demſelben Augenblicke gegeben, weil im lebenden
Zuftande das eine ohne das andere ſonſt nicht if, Wohl
mag es aber der Fall ſeyn, daß in Thier-Embryonen dieſe
Wandungen noch nicht ſichtbar ſind, wo ſchon eine Bewe—
gung des Blutes wahrgenommen wird. Daß es, wie der
fr. S. 21 meint, „im Leibe der Thiere Blutſtroͤmchen ge:
be, welche keine Gefaͤßwand haben,“ kann Refer. durchaus
nicht zugeben, und daraus, daß dieſe Wandungen oft nicht
geſehen werden, folgt nicht, daß ſie auch nicht da ſind.
Indeß iſt dieſer Umſtand, ob nehmlich das eine oder das
andere wahr ſey, hinſichtlich des eigentlichen Weſens des
Kreislaufes ſelbſt gleichguͤltig.
Merkwuͤrdig iſt aber dem Refer. die Stelle ©. 29,
wo der Pfr. ſagt: „Ich glaube ſelbſt, daß zwiſchen den
nackten Blutſtroͤmchen und dem Thierſchleim ein Wechſel der
Stoffe ſtatt habe u. ſ. w.“ Iſt hier der Pfr. nicht der
Meinung des Refer., nehmlich daß die Blutſtroͤmung in
die Metamorphoſe untergehe, und als venoͤſe Stroͤmung
aus der Metamorphoſe wieder hervorgehe? — Oder ſoll et⸗
wa dieſer Wechſel der Stoffe nur ſo nebenbey geſchehen? —
Dann waͤre es doch immer ein Wechſel der Stoffe, mithin
wieder daſſelbe, was Refer. behauptet, nur mit dem Untere
ſchiede, daß Refer. dieſen Wechſel zugleich direct ins Au⸗
ge faßt, während ihn der Pfr. nur von der Seite anſieht.
Wenn aber der Pfr. S. 30, hinſichtlich feiner Beobachtun⸗
gen an den Fiſchlarven, ſagt: „der Thierſchleim iſt eben
nicht fließendes Blut, das Blut iſt ſtroͤmender Thierſtoff:“
fo möchte Refer. freudig ausrufen, der Pfr. iſt alſo volls
kommen derſelben Anſicht, welche Refer. als durchaus noth⸗
wendig behauptet. Der weitere Verfolg beſtaͤtigt dieſes.
„Die ganze Maſſe meiner Thierchen, — heißt es, theilte
ſich in zwey Theile; ein Theil floß; der andere lag ruhig
zwiſchen den munter fließenden Stroͤmchen; auch dieſe Ru⸗
- 37
x
— z
587
he kann nur von der Vitalität des Thierſtoffes abhaͤngen;
denn wenn in ihm die Luſt zum Stroͤmen erwacht, ſo
wird er Blut, wie ich nachher erzählen werde.“
Hinſichtlich deſſen, was der Bfr. über das Ueberge—
hen der Arterien in die Venen S. 33 bemerkt, verweiſet
Nef. auf das oben bereits vorgekommene, und weiterhin
auf das von ihm in den mediciniſchen Annalen, Jahrg.
1816, bereits Angegedene.
S. 36 beſtaͤtigt auch der Vfr die Anſicht des Refer.,
den Uebergang der Injections-Maſſen aus den Arterien in
die Venen bekreffend: „ſind nehmlich keine Gefäße da, —
heißt es, — ſo nimmt die Injectionsmaſſe den Weg durch
den Thierſchteim.“ Hierauf gerade beruhet des Refer. Be⸗
hauptung, daß die ſogenannten gelungenen Injectionen, in
welchen die Maſſe aus den Arterien in die Venen binüder
getrieben worden iſt, wenigſtens zum großen Theile Kunſt⸗
producte ſind, welche der wirklichen ledenden Natur nicht
entſprechen. Läßt ſich doch auch Queckſilder mit leichter
Muͤhe durch Leder preſſen, wo find da Candle? — Boll:
kommen ſcheint diefe Uebereinſtimmung des Vkes. mit der
Anſicht des Refer. auch aus der unmittelbar folgenden
Stelle hervorzugehen: „im Allgemeinen mögen gelungene
Injectionen, um die Abaͤnderungen in der Vertheilung der
Haargefuͤße in den verſchiedenen Gedilden des thieriſchen
Leibes zu zeigen, wohl geſchickt und tauglich ſeyn; über
die feinſte Blutvertheitung aber, und Über die verſchiedenen
Arten von Uebergaͤngen der arteriellen Ströme in venöfe,
über den Kreislauf felbft koͤnnen fie uns wenig belehren;
man muß das Leben im Leden ſehen.“
Wenn der Pfr. S. 38 ſagt: „in der Naͤhe eines
fließenden Blutſtromes geraͤth ein Streifen des unbeweglich
liegenden Thierſtoffes in Bewegung u ſ. w.“ und ferner S.
59 es „bildet ſich neues Blut aus dem vorhandenen Thier⸗
ſchleime, gerade fo, wie im bebruͤteten Eo aus dem Dot⸗
terſtoffe,“ — und weiter: „dieſes neu ſich bildende Blut
geräth auch ſogleich, während feiner Bildung, in Bewe⸗
gung:“ ſo ſind alle dieſe Acußerungen vollkommen übers
einſtimmend mit der Anſicht des Refer. 5 Der Unterſchied
iſt nur, daß der Pfr. einen Kreislauf aufſtellt, welcher ſich
bloß auf das Blut beziehen fol, und daß er demzufolge
auch die Verwandlung des Schleimſtoffes in Blut außer?
halb des Kreislaufes geſchehen, und wenn es Blut gewor⸗
den iſt, erſt in den Kreislauf hineintreten läßt: während
Mefer. behauptet, daß die Verwandlung des Schleimſtoffes
in Blut nut in dem Breislaufe liege, und daß ein
Kreislauf, welcher ſich bloß aufs Blut beziehe, nicht
möglich ſey, weil die Molekulen, welche nicht Blut ſind,
wegen der andauernden Verwandlung auch nie ruhen kön⸗
nen, und mit dem Fluͤſſigen in ſteter Harmonie ſeyn müfs
fen. Nach des Refet. Anſicht tritt jedesmal da, wo die
Arterielle Strömung mit dem Verſchwinden der Haargefaͤße
untergeht, die Metamorphoſe vorzugsweiſe ein =
vorzugstweiſe, weil auch die Strömung des Blutes nicht
ohne Metamorphoſe iſt), und dieſe aͤußert ſich zum Theile
als eine Erzeugung der Lymode und des Blutes aus den
fiets untergehenden feſten Gebilden, mithin als Verfluͤſſi⸗
gung deſſen, was im vorhergehenden Augenblicke als feſte
Molzkal da war, In die Stellt dis wieder Aufzeloͤsten
‚
3
58
tritt in jedem Augenblicke eine neue Bildung, ein mit ver⸗
änderter Form — und alles dieſes in einem nie ruhen⸗
den Fluſſe So ſchwankt denn jedes Gebilde des Körpers
zwiſchen Daſeyn und Nichtdaſeyn; — es ſtirbt in jedem
Augenblicke ab, und wird in jedem darauf folgenden Au⸗
genblicke von neuem geboren. Das Abgeſtorbene geht zum
Theile als fluͤſſig gewordene Materie, — als Lymphe
oder als venofes Blut, in der Richtung der venofen
Strömung zum Herzen zuruck, zum Theile wird es als
abgefonderter Stoff auch nach außen abgeſchieden. Die
neue Bildung geſchieht aus dem untergehenden (abſterben⸗
den) arteriellen Spſteme, und mit der Geſtaltung des im
vorigen Augenblicke noch fluͤſſigen arteriellen Blutes, geht
auch hier eine Ausſonderung gleichen Schrittes und iſt
verſchieden nach der Verſchiedenheit der jebesmaligen Bil⸗
dung. Dieſe iſt aber verſchieden in jeder Molekül des Koͤr⸗
pers, und iſt in keinem Augenblicke des Lebens dieſelbe.
Daher die fortdauernde Verwandlung auch der aͤußern Ge
ſtalt der organiſchen Geſchoͤpfe, wie ihres ganzen innern
Verhaltens. Anders iſt daher die Abſonderung, welche die
fortdauernde Bildung des Zeliftöffes begleitet, und an jeder
Stelle deſſelben wieder verſchleden; anders iſt die Abſon⸗
derung, welche die Bildung der Muskelfaſer begleitet, und
an jeder Stelle des Körpers, und in jedem Augenblicke des
Lebens verſchieden. Anders iſt wieder die Abſonderung,
welche die ſtete Erzeugung der Knochenſubſtanz begleitet,
und an jeder Stelle und in jedem Augenblicke der Lebens⸗
dauer des Gefchöpfes verſchieden. Anders iſt die Abſonde⸗
rung, welche die ſtete Bildung in einer jeden Drüfe beglei⸗
tet; ſie iſt in jedem Augenblicke der individuellen Lebens⸗
dauer eine andere. So geht ſtets die arterielle Strömung
in dieſe ſtets wechſelnde Bildung und Abſonderung unter,
und fo gehen die Gebilde wieder unter, und es tritt aus
ihrem Untergange die vendſe Strömung hervor. Ss liegt
alſo die Metamorphoſe als eine ewig rege Erſcheinung, als
innere Bewegung, in demſelben Kreiſe, worin die Blut⸗
ſtrͤmung liegt, an welcher die Bewegung eine außere den
Sinnen erſcheinende iſt.
Wenn der Pfr. S. 41 auch von Arterienzweigen
ſpricht, welche ſich in einer Entfernung vom Hauptaſte bil⸗
den, und ſich alsdann mit demſelben vereinigen; ſo wider⸗
ſpricht dieſe Bildungsgeſchichte durchaus der arteriellen Stroͤ⸗
mung, und es laͤßt ſich dieſelbe gar nicht denken. Hat
der Vfr. vielleicht eine venöfe Stroͤmung für eine arterlelle
angeſehen? —
Die Schnelligkeit der Blutſtroͤmung (S. 42) in den
Aeſten und Zweigen moͤchte wohl einem Wechſel unterworfen
ſeyn. So iſt ja in Krankheiten, z. B. waͤhrend der Exa⸗
cerbation, die Strömung eine andere, als während der Ne
miſſion. Wird der Kreislauf in dem vom Refer. aufgeſtell⸗
ten Sinne betrachtet, ſo iſt es vollkommen begreiflich
(vergl. S. 43), daß die venzͤſe Strömung langſamer, als
die arterielle geſchieht. 8 -
Was die Bewegung des Blutes betrifft, fo kann dies
ſelbe (verg!l S. 48) nicht vom Herzen abgeleitet werden,
wenn es auch dem Auge des Beobachters ſcheinen mag,
als gehe fie vom Herzen aus, weil das Herz den Mittel-
punct im Kreislaufe darſtellet. Die Blutſtroͤmung in den
Arterien kann weder von der Zuſammenziehung des Her⸗
539
zens, noch 'die in den Venen von einer etwaigen Saug⸗
kraft des Herzens abgeleitet werden. Beobachtungen Fön:
nen hierüber nicht belehren, aber darin, daß in der Thier—
welt ſchon eher eine Blutſtroͤmung wahrgenommen wird,
als ein Herz vorhanden iſt, z. B. in den. Wuͤrmern, liegt
es beſtimmt vor Augen, daß die Stroͤmung nicht vom
Herzen abgeleitet werden duͤrfe.
Es ſind der Schrift drey ſchoͤne Kupfertafeln, mit
der Bezeichnung IX, X und XI angehängt, welche ſich
auf die Anſicht des Pfrs. beziehen, und dieſelbe deutlich
machen.
Hiermit glaubt Refer. jeden Leſer in den Stand ge:
ſetzt zu haben, ſowohl über das große Intereſſe der Schrift
und uͤber ihre Wichtigkeit für die Phyſiologie, als auch
daruͤber urtheilen zu konnen, worin die Anſicht des Refer.
beſteht, und wie und warum derſelbe von dem Pfr. ab⸗
weicht. Sehr vortheilhaft zeichnet ſich die Schrift in Ver—
gleich mit aͤhnlichen fruͤhern dieſer Art aus. Refer. hegt
die innigſte Hochachtung für das rege und befonnene For:
ſchen des Vfrs. im Gebiete der Natur, und es macht
ihm ein wahres Vergnügen, dieſes hier zugleich oͤffentlich
zu äußern.
Gießen, den 15. Novemb. 1821.
J. B. wilbrand.
(Dieſe Ash. iſt uns viel ſpaͤter zugekommen. H.)
Darſtellung der Juſtizverwaltung am Rhein nach
der Vertreibung der Franzoſen.
Bruch ſtück aus dem noch ungedruckten
Werke:
„Verwaltung der Rhein-Provinzen unter dem Gene⸗
ral⸗ Gouverneur Sack in den Jahren 1814 bis 1816.
Von dem Köngl. Preußiſchen Ober Landes-Gerichts Rath
Yieigebaur, Mitglies der Akademie der Wiſſenſchaften
zu Zıfart, und der gel. Gef. zu Königsberg, Verfaſſer
der Schilderung der Provinz Limouſin, der Darfteliung
den proviſoriſchen Verwaltungen am Rhein vom Jahre
1813 bis 1819, und der Satyre: Keine Volks» Repräfens
tation in den deutſchen Bundesſtaaten.
Darſtellung der Juſtiz⸗ Verwaltung in dem General⸗
Gouvernement des Nieder- und Mittel: Rheins in
den Jahren 1814 bis 1816.
- Bey dem fiegeeichen Eindringen der verbuͤndeten Heere
in Frankreich verordneten zu Anfang des Jahres 1815 die
hohen verbündeten Mächte von Bafel aus, daß die beſetzten
frangöfifihen Departements in General- Gouvernements vers
theilt, bis zur endlichen Eneſcheidung ihres Schickſals pro:
piſoriſch verwaltet werden ſollten.
3 Beybehaltung des Beſtehenden war der dabey ausge:
ſpruchene Hrundſatz; mithin mußte auch die Rechespflege in
den vorgefundenen Formen ihren Fortgang behalten,
De aa u
_—
590
Dennoch waren manche proviſoriſche Maaßregeln noth—
wendig, die nicht nur für die Geſchichte dieſer Juſtiz Vers
waltung merkwuͤrdig, ſondern auch fuͤr die Folge bedeutend
geweſen ſind.
Was in dieſer Hinſicht in dem General- Souvernes
ment des Nieder Rheins geſchehen, ſoll hier gezeigt wer⸗
den, da aus demſelben die preußiſchen Rheinprovinzen her⸗
vorgegangen ſind.
Dieß General- Gouvernement erſcheint in 3 verſchie⸗
denen Perioden verſchieden geſtaltet und verwaltet.
1) Für die hohen verbündeten Mächte verwaltet, bes
ſtand es aus dem Roͤr-, Nieder-, Maas und Orte Des
partement, von denen jedes ſein eigenes Idiom, deutſch,
flamaͤndiſch und franzoͤſiſch hatte.
2) Vom 15. Juni an wurde damit das General—
Gouvernement vom Mittel-Rheine auf dem linken Ufer der
Moſel verbunden. Die Verwaltung geſchah für preußiſche
Rechnung, allein noch proviſoriſch, da der Congreß zu Wien
110 nicht uͤber das Schickſal dieſer Länder entſchieden
atte. 5
5) Eublich war dieſe Entſcheidung erfolgt, und am
15. May 1816 dem König von Preußen zu Aachen gehul⸗
digt worden; allein noch bis zum März 1816 die proviſo⸗
riſche Verwaltung durch den General-Gouverneur Sack
beybehalten. Mit feiner Verwaltung war unterdeſſen noch
das General-Gouvernement Berg und die neuerworbenen
Naſſauiſchen Provinzen vereinigt worden, ſo daß in dieſer
lezten Periode dieſe Verwaltung mehr als 1,600, 0 Sees
len umfaßte.
Bey der Darſtellung der Juſtiz-Verwaltung dieſer
Laͤnder muß Rechenſchaft abgelegt werden:
1) Von den allgemeinen Verfuͤgungen, durch welche die
beſtehende Geſetzgebung abgeaͤndert iſt, und von den
Grunden, welche dieſe Abänderung noͤthig gemacht
haben.
2) Von den Verfuͤgungen, durch welche die Gerichts
verfaſſung wieder hergeſtellt, im Gange erhalten und
controllict iſt. — Von beyden wird in beſonderen Ab⸗
ſchnitten die Rede ſeyn, und an den letzten Abſchnitt
ſich die Darſtellung der Verwaltung der Gefaͤngniſſe
und Strafanſtalten anſchließen, und hieben zugleich die
Rede von den Begnadigungs-Geſuchen, fo wie übers
haupt von der angeordneten Reviſion der Kriminal—
Erkenntniſſe ſeyn koͤnnen.
IJ. Geſetzgebung.
Vorbemerkung.
Die in einem jeden Staate beſtehenden Geſetze bilden
ein in ſich geſchloſſenes Ganze. Jede Aenderung in deniels
ben bringt Luͤcken oder Ungewißheiten hervor. Aus dieſem
Grunde und weil nach der ergangenen Inſtruction die beftes
henden Geſetze beybehalten werden ſollten, iſt die Zahl
der, die bisherigen Geſetze abandernden Verfügungen nur
ſehr gering, unk auch dieſe Verfügungen betreffen meißtens
nur Deſtimmungen, die durch die Zeitumſtande dringend
591
herbeygerufen waren, oder wohlthaͤtige Einrichtungen, die
bey dem franzoͤſiſchen Finanzdruck nicht hatten aufkommen
koͤnnen, oder einzeln ſtehende Beſtimmungen, welche in
den allgemeinen Geiſt des Geſetzes nicht eingriffen. — Bey
der Erlaſſung dieſer Verfuͤgungen wurde außerdem mit der
groͤßten Umſicht verfahren und ſowohl die Appellationshoͤfe,
als andere ausgezeichnete Rechtsgelehrte mit ihrem Gutach⸗
ten gehoͤrt.
Unter den erlaſſenen Verfügungen verdienen vorzüglich
folgende angefuͤhrt zu werden.
Er ſte Periode.
In dieſe fällt nur die Verordnung über die Verlaͤnge⸗
rung der Nothfriſten. Durch den Krieg war nehmlich im
erſten Augenblicke eine Stockung bey den Gerichtshoͤfen ent=
ſtanden; es mußte auch, da dieſe Laͤnder ihren Kaſſations—
Hof, weil er ſich in Paris befand, verloren hatten, dieſe
Inſtanz neu gebildet werden; dieſes machte, um die Par—
theyen vor Nachtheilen in den ſchwebenden Prozeſſen zu be—
wahren, dieſe Verordnung über die Verlängerung der Noth—
friſten in Appellations und Kaſſaſachen nothwendig, welche
unterm 26. May 1814 ergieng. .
(Journal des Nieder Rheins I. No. 33.)
Zweyte Periode.
In dieſer wurden folgende Verordnungen erlaffen,
1) Wegen Verſtattung zum Armenrecht.
Nach der franzsſiſchen Sarfafung gibt es kein Ate
menrecht, und doch dürfen die Partheyen bey den Bezirks
oder Appellations-Gerichten nur in Beyſtand eines Anwal⸗
des und mit Stempelpapier erſcheinen; dieß ſetzte die Ars
men in die Unmoͤglichkeit, zu ihrem Rechte zu gelangen, fos
bald ihre Forderung nicht ganz klar war, und dadurch ein
Anwald bewogen wurde, die Sache zu uͤbernehmen, in der
Ausſicht, ſich an dem zu erſtreitenden Gegenſtande wegen
der Gebühren und Auslagen zu erholen. — Durch die Ders
ordnung vom 28. Septbr. 1814,
Journal des Nieder Rheins, Jahrgang 1814 p. 37.)
welcher die Beſtimmungen der preußiſiſchen allgemeinen Ge—
sihtsordnung zum Grunde liegen, wurde dieſem Mangel
abgeholfen.
2) Wegen der gerichtlichen Depoſiten.
Das beſtehende Depofitals Verfahren war hoͤchſt man⸗
gelhaft; die zu deponirenden Summen konnten in die Amor—
tiſſements-Kaſſe zu Paris eingezahlt werden, wo die Des
ponenten zwar Zinſen, aber keine deſondere Garantie wegen
der Ruͤckzahlung erhielten. Bey den eingetretenen politiſchen
Verhaͤltniſſen mußte dieſer Einrichtung eine andere ſubſti⸗
tuirt werden. Die Staatskaſſe zu ſubſtituiren wuͤrde bey
den damals noch obwaltenden Verhaͤltniſſen wenig populaͤr
erſchienen ſeyn; die in den alten preußiſchen Staaten beftes
hende Depoſital Ordnung ließ ſich jedoch wegen der ver:
ſchiedenen Organiſation der Gerichte nicht ohne große Schwie—
Eu einführen; durch eine Verordnung vom 16ten Juni
1814.
8 2
592
(Journal vom Nieder- und Mittel Rhein, Jahrgang
1814 p. 11.)
wurde fuͤr das Intereſſe beyder Theile bey der Depoſition
Sorge getragen.
5) Verordnung wegen Regulirung verſchiedener aus dem
Konſcriptions Syſtem entſprungenen Verhaͤltniſſe.
Der Stellvertretungs Vertrag veranlaßte eine große
Zahl Prozeſſe, beſonders deshalb, weil gerade im Jahr
1815 eine Menge ſolcher Vertraͤge abgeſchloſſen waren, weil
die Stellvertreter wegen der politiſchen Veraͤnderungen nach
wenigen Monaten des Dienſtes geſund in ihre Heimath zus
ruͤckkehrten,
Summe verlangten, welche häufig ſo hoch war, daß dieſe
durch deren Zahlung ganz ruinirt wurden; und endlich weil
bey dem Eintritt der im Vertrag nicht vorgeſehenen Faͤlle
ſtreitig war, ob der Stellvertreter den Vertrag erfüllt ha⸗
be oder nicht. Die Verordnung vom 29. Juli 1814
(Journal vom Nieder- und Mittel- Rhein, Jahrgang
1814 p. 14.)
ſtellt beſtimmte und billige Grundſaͤtze auf, nach denen die⸗
fe Prozeſſe entſchieden werden ſollten. Darch dieſelbe find
die meiſten derſelben verglichen worden.
4) Verordnung wegen Wiederverheirathung der Witt—
wer, und wegen Zulaͤſſigkeit der Ehe des Schwagers
mit der Schwägerin, Der Code Napoleon gebot eis
nen zehumonatlichen Wittwenſtand, er verbot die Ehe
des Schwagers mit der Schwaͤgerin. Nag
Beyde Beſtimmungen find nach Anleitung des preußts
ſchen Landrechtes abgeaͤndert worden durch die Verordnung
vom 14. Oct. 1814.
(Jahrgang 1814 p. 422 seq.)
Es war dieß um fo dringender, als über den zehn—
monatlichen Wittwenſtande viele Ackerwirthſchaften in dieſer
ſo ſchwer auf dem Grundbeſitzer laſtenden Zeit zu Grunde
gegangen ſeyn wuͤrden. Die Ehe zwiſchen Schwager und
Schwaͤgerin war fruͤher in den meiſten Rhein Provinzen
erlaubt geweſen, daher dieſes Verbot zu vielen Beſchwerden
Anlaß gab, und Perſonen geringeren Standes haͤufig, ohne
getraut zu ſeyn, zuſammen lebten, die von der erhaltenen
Erlaubniß nunmehr Gebrauch machten. \ .
5) Verfügung wegen der Moratorien.
Die ganze bisherige Moratorien- Geſetzgebung ber
ſchraͤnkte ſich auf die im Art. 1244 des Code Napoleon dem
Richter im allgemeinen ertheilte Befugniß, nach Lage der
Umftände dem Schuldner Zahlungsfriſten zu bewilligen. —
Um den Grundbeſitzer zu erhalten, den die oͤffentli⸗
chen Laſten an der puͤnktlichen Erfüllung feiner Privat-
Verbindlichkeiten hinderten, und den Kaufmann, der durch
Stockung der Geſchaͤfte in augenblickliche Zahlungs- Derles
genheit gerathen konnte, ſind beſondere Inſtruktionen und
nähere Beſtimmungen nach Anleitung der preußiſchen allge—
meinen Gerichtsordnung erlaſſen worden; jedoch unter ſteter
Beruͤckſichtigung der Wichtigkeit, den allgemeinen Kredit in
dieſen Provinzen, in denen das Handels- Intereſſe dominirt,
zu erhalten. —
4
und nun von den Remplazirten die ſtipulirte
—
5
593
6) Verordnung wegen Verleſung der Ausſagen der aus,
gebliebenen Zeugen.
Beym Kriminalprozeſſe dürfen in der oͤffentlichen Si—
Kung die Ausfagen der ausgebliebenen Zeugen nicht verle⸗
fen werden. In dem franzoͤſiſchen Reiche war dieſe Eins
richtung durchzufuͤhren, es mochte ſelten die Erſcheinungzei—
nes auslaͤndiſchen Zeugen noͤthig werden, und der einlaͤndi⸗
ſche konnte durch angemeſſene Zwangsmittel zum Erſcheinen
angehalten werden. In dieſen Provinzen, die an vielen
Stellen mit dem Auslande grenzen, kam aber der Fall ſehr
häufig vor, daß auslaͤndiſche Zeugen vorgeladen werden
mußten; die Sachen wurden mehreremal zur naͤchſten vier⸗
teljährigen Sitzung vertagt, und am Ende der Angeklagte
freygeſprochen. — Dieſe Beſtimmung ſchien eine Pedanterie
des franzoͤſiſchen Geſetzes; es war kein Nachtheil davon zu
befuͤrchten, wenn dem Gericht die Erlaubniß ertheilt wurde,
die beeideten Ausſagen des abweſenden Zeugen zu verleſen
und dem Ermeſſen der Geſchwornen anheim geſtellt, welche
Slaubwuͤrdigkeit dieſelben in Verbindung mit den übrigen
ausgemittelten Umſtaͤnden verdiene. — Dieſes Verleſen wur⸗
de daher nächgelaſſen, wenn ſich aus den Umſtaͤnden mit
Beſtimmtheit ergab, daß der Zeuge nicht würde angehalten
werden koͤnnen, zur naͤchſten Sitzung zu erſcheinen. (Ver⸗
ordn. vom 14. Oct. 1814 Abſchn. VII.)
(Jahrgang 1814. p. 425.)
7) Verfügung wegen Milderung verſchiedener Strafen.
Auch der kleinſte, einfachſte Haus oder Felddiebſtahl
wurde ſonſt vor das Geſchwornen⸗ Gericht gebracht,
und mußte mit einer Strafe von mindeſtens fuͤnf
Jahren Zuchthaus geahndet werden. —
Die zum Theil weither berufenen Geſchwornen mit
dergleichen geringfügigen Sachen zu behelligen, ſchien un⸗
paſſend; es wurde außerdem das moraliſche Gefuͤhl derſel⸗
ben oft auf eine harte Probe geſtellt, die ſie nicht immer
gluͤcklich beſtanden, indem auch bey vollkommen ausgemit—
telten Thatſachen die Unverhaͤltnißmaͤßigkeit der Strafe fle
abhielt, das: Schuldig! auszuſprechen. Beyde Nachtheile
wurden dadurch vermieden, indem die Gerichte ermaͤchtigt
wurden, dergleichen Sachen beym Korrektions-Gericht zu
entſcheiden und die Strafe nach Lage der Umſtaͤnde bis auf
ſechs Monate zu ermaͤßigen.
8) Verordnung wegen der Gerichts -Vollzieher.
In dem Verfahren der Gerichts-Vollzieher hatten ſich
verſchiedene Misbraͤuche eingeſchlichen, welche vorzuͤglich
urch die ſelbſtſtändige Stellung, der dieſelben nach der be⸗
"ehenden Gerichts-Verfaſſung genießen, veranlaßt waren.
anz auszurotten waren dieſe Mißbraͤuche nicht gleich, da
de zu tief in das Ganze der Gerichts- Verfaſſung verwach—
ſen ſind. Durch die Verordnung vom 24. April 1815
(Jahrgang 1815 P. 411.)
iſt denſelben indeſſen ein Ziel geſetzt, und es iſt eine Kon⸗
trolle angeordnet, durch welche ſie beſchraͤnkt werden muͤſſen.
Dieß ſind die wichtigſten in der zweyten Periode das
Civil, oder Kriminal-Recht oder die Rechts Verwaltung
abandernden allgemeinen Beſtimmungen. —
His 184. Heft v.
zn
594
Die Zahl derſelben iſt gering, die Abänderung ſehr
vieler geſetzlichen Beſtimmungen wäre noch zu wunſchen ge—
weſen, aber die Durchloͤcherung der allgemeinen Grundſaͤtze
des franzoͤſiſchen Rechts und die Ungewißheit, die dadurch
entſtanden ſeyn würde, ſchien gefaͤhrlicher, als dieſe Bes
ſtimmungen noch eine kurze Zeit fortdauern zu laſſen.
Dritte Periode.
In dieſe fällt nur die Publikation zweyer in den als
ten Staaten bereits früher ergangenen geſetzlichen Beſtim⸗
mungen:
1) Verordnung wegen Beſtrafung von Lazareth-Dieb⸗
ſtaͤhlen.
Die Errichtung großer Lazarethe nach der gluͤcklichen
Schlacht vom ſchoͤnen Bunde, mehrere Anzeigen von bey
denſelben vorfallenden Diebſtaͤhlen und Betruͤgereyen, mach⸗
ten es noͤthig, die koͤnigl. Kabinetsordre vom 13. October
1813 auch hier zu publiciren; Verordnung vom 28ten Junf
1815.
(Jahrgang 1815 p. 649.)
Doch die Furcht vor den durch dieſelbe angedrohten
Strafen war ſo groß, daß nur ein einziges Vergehen, auf
welches dieſelben anwendbar waren, bey aller von den Be⸗
hoͤrden angewendeten Wachſamkeit, zur Kenntniß derſelben
gekommen iſt; und auch bey dieſen wurde der Angeklagte
wegen Mangel an Beweis freygeſprochen.
2) Verordnung wegen Suspenſion der Prozeſſe über
gutsherrliche und baͤuerliche Verhaͤltniſſe.
Die von des Königs Majeſtaͤt erlaſſene Kabinetsordre
vom sten May 1815 wegen Suspenſion der Prozeſſe über
gutsherrliche und baͤuerliche Verhaͤltniſſe iſt auch hier publi⸗
cirt worden. Verordn. vom 3. Juli 1815.
(Jahrgang 1815 p. 699.)
Wegen der gaͤnzlichen Verſchiedenheit der hieſigen laͤub⸗
lichen Berfaffung, von der in den alten Staaten beſtehenden,
hat dieſelbe aber zu mancherley Zweifeln bey den Gerichten
Anlaß gegeben, und dieſe haben die Siſtirung vieler Pros
zeſſe verordnet, deren Siſtirung zu befehlen wohl nicht die
Abſicht geweſen ſeyn duͤrfte.
Bey der lange genaͤhrten Erwartung ber unverzuͤglich
bevorſtehenden neuen Organiſation der Gerichts verfaſſung
hatte indeſſen der General-Gouverneur geglaubt, hieruͤber
nichts beſonderes veranlaſſen zu duͤrfen; jedoch hat er auf
die Beendigung dieſer Ungewißheit angetragen und wieder—
holt bemerkt, daß eine baldige Entſcheidung über den Forts
gang und die Regulirung dieſer Prozeſſe einen allgemein
guͤnſtigen Eindruck machen dürfte,
II. Gerichts- Verfaſſung.
Erſte Periode.
Gleich nach der Ankunft des General: Gouverneurs
ſetzte er die Beybehaltung der bisherigen Gerichts -Verfaſ⸗
fung feſt. (Vererdn. vom zıten März 1814.)
38 *
595
(Journal vom Nieder: Ahein 1814 No. 56.)
Hierdurch traten die Friedens !, die Bezirks und die
Handels- Gerichte wieder in Thaͤtigkeit. —
Der Appellations-Hof zu Lüttich, welcher die Appel
lations Inſtanz für dieſe Provinzen bildete, war durch das
Austreten mehrerer Mitglieder, welche geborene Franzoſen
waren, desorganiſirt, ein Kaſſations-Hof fehlte ganz, da
der zu Paris nicht ferner beybehalten werden konnte.
Durch die Verordnung vom 28ſten April 1814
(Jahrg. 1814 vom Nieder Rhein No. 21.)
wurde daher der Appellations Hof zu Luͤttich neu organiſirt,
fuͤr die Bezirks Gerichte im Roͤr Departement wurde eine
beſondere deutſche Sektion eingerichtet, und unter Beneh—
mung mit dem bergiſchen Gouvernement zu Duͤſſeldorf ein
Kaſſations Hof aus den Gliedern des dortigen Appellationg-
Gerichts für dieſe deutſchen Sachen, für die franzöͤſiſchen
aber aus dem Gremio des luͤtticher Hofes ein Kaſſations—
Hof gebildet. —
Fruͤher ſchon nehmlich durch die Verordnung vom 18.
April Ber:
\ (Jahrg. 1814 vom Nieder Rhein No. 17.)
war wegen Wiedereröffnung des Geſchwornen Gericht das
Moͤthige erlaſſen, und jo der erdnungsmäßige Hang der
Juſtiz⸗ Verwaltung uͤberall wieder hergeſtellt worden.
Zweyte Periode.
Die Abtretung der Diſtrikte auf dem linken Maas
ufer, das Hinzukommen eines Theiles des Waͤlder⸗, Saar⸗
und Rhein und Moſel Departements und der Stadt Cor
blenz mit dem dort von dem General Gouverneur Gruner
errichteten Reviſions-Hofe, die hierdurch erfolgende Zerreiß
fung mehrerer Gerichts» Sprengel machte naͤhere Beſtim—
mungen dieſerhalb noͤthig; dieſe erfolgten in der Verordnung
vom iſten October
(Jahrgang 1814 p. 382.)
und der nachträglichen Verordnung vom ı7ten November.
(Jahrgang 1814 p. 514.)
Durch dieſe wurden die Sprengel einiger Bezirks
gerichte erweitert und die anderer verringert; der Sprengel
des Appellations Hofes zu Lüttich wurde über das ganze
General Gouvernement vom Nieder- und Mittel Rhein
ausgedehnt, und dem Hofe zu Coblenz für die Reviſions⸗
Inſtanz eben dieſer Wirkungskreis beygelegt. — \
Um die Stockungen zu unterſuchen, worüber bey mehs
reren Bezirks-Gerichten in dem Maas, ,„ Ourthe und Waͤl⸗
ders Departement Beſchwerde geführt wurden, fo wie um
angemeſſene Vorſchlaͤge wegen Wiederbeſetzung einiger bey
dieſen Gerichten vakanten Richterſtellen einreichen zu koͤnnen,
beauftragte der General- Gouverneur den Appellations Pra
ſidenten Koͤnen, eine Rundreiſe zu machen. — —
J Er hat ſich dieſes Auftrages mit der Umſicht, Gründ⸗
lichkeit und Gewandheit entledigt, die nach feinem früheren
Benehmen bey ihm vorauszuſetzen war, Beſonders ſchwie⸗
596
rig war es, zur Wiederbeſetzung der erledigten Richterſtel⸗
len wegen des mit denſelben verbundenen uͤberaus geringen
Gehalts von resp. 300 bis 600 Rthlr. berliner Courant
(1250 bis 2700 Francs) geeignete Subjekte zu finden; ins
deſſen iſt auch in dieſer Beziehung das Moͤgliche geſchehen,
und der Erfolg hat den Zweck dieſer Rundreiſe als ſehr
wohlthaͤtig bewaͤhrt. Nachdem hierdurch die Gerichte voll—
ſtaͤndig beſetzt, und in ihre ordnungsmäßige Thaͤtigkeit wies
der eingetreten waren, glaubte der Generals Gouverneur,
ſich darauf beſchraͤnken zu muͤſſen, die über dieſelben einge
henden Beſchwerden genau erörtern zu laſſen, und nach Las
ge der Sachen überall auf Beobachtung des geſetzmaͤßigen
Ganges zu halten. —
Hier mögen daher nur folgende allgemeine Bemerkuns
gen ihren Platz finden:
Civil-Gerichte. Die ſtets nahe geglaubte Einfuͤh⸗
rung einer neuen Gerichts-Ordnung hat ſehr laͤhmend auf
den Fortgang der laufenden Prozeſſe gewirkt; die Gerichte
mußten ſich hierben paſſiv verhalten,, da der Fortgang der
Prozeſſe von den Anträgen der Advokaten verfaſſungsmaͤßig
allein abhaͤngt, und die Gerichte nur durch die Beſchwerden
der Partheien die Befugniß erhalten, die Advokaten durch
den Staats-Prokurator zu groͤßerer Thaͤtigkeit anzuſpornen.
In dieſem Geiſte iſt überall von dem General-Gou—⸗
verneur verfügt worden, wenn Beſchwerden über verzoͤger⸗
te Rechts Pflege eingiengen; und bey Eroͤrterung dieſer
Beſchwerden hat ſich auch uͤberall ergeben, daß nicht die
Gerichte, ſondern dieſe Mangelhaftigkeft der Prozeß-Ord⸗
nung und die Saumſeligkeit einiger Advokaten die Urſache
dieſer Verzögerung waren — Außerdem aber, daß die lau⸗
fenden Prozeſſe langſam giengen, vermied jeder in Erwars
tung der Dinge, die da kommen ſollten, fo viel möglich,
die Anſtellung neuer Klagen.
Handels-Gerichte. In allen kaufmaͤnniſchen Sa⸗
chen entfcheidet ein aus lauter Kauflleuten, denen ein Ges -
richtsſchreiber, jedoch ohne Votum, zur Seite ſteht, be—
ſetztes Gericht, und zwar, ſobald das Objekt unter 1000
Franken iſt, in letzter Inſtanz, mit Ausſchluß des ſelben zu
ſubſtantiirenden, Kaſſations-Rekurſes. Dieſe Einrichtung
hat den Vortheil, daß die oft verwickelten kaufmaͤnniſchen
Geſchaͤfte auch von Kaufleuten am richtigſten beurtbeilt
werden. Da es ihnen aber an der Uebung fehlt, ihre Bes
griffe zu entwickeln, ſo gibt dieß haͤufig ſchiefe Entſcheidun⸗
gen, eben ſo oft aber kommt der Fall vor, daß, wenn ſie
über einen Streit entſcheiden, der ſich in ihren eigenen Ge⸗
ſchaͤften binnen kurzem ereignen wird, ſie ſo entſcheiden,
wie es ihnen am vortheilhafteſten iſt und dadurch eigent-
lich in ihrer eigenen Sache Recht ſprechen. Bey dieſen Um⸗
ſtaͤnden wird zwar eine Beybehaltung der Handels-Gerich⸗
te in dieſen von Handel und Fabriken vorzuͤglich lebenden
Provinzen gewünſcht, jedoch unter Wegraͤumung der geruͤg⸗
ten Nachtheile, welche dadurch erfolgen koͤnnten, daß die
Handels-Gerichte aus Rechts-Gelehrten und Kaufleuten ges
meinſchaftlich beſetzt wuͤrden. Eine ſolche Umaͤnderung der
beſtehenden Geſetzgebung lag außer den Grenzen der Befug⸗
niſſe des General- Gouverneurs.
Korrektions-Gerichte. Sie erkennen in oͤffentli⸗
chen Sitzungen uͤber Vergehen, die mit Geldſtrafen oder
597
einer Gefaͤngnißſtrafe, die in der Regel die Dauer von
fünf Jahren nicht uͤberſteigt, geahndet werden. Die bey
denſelben vorkommenden Unterſuchungen ſind, wie ſich aus
den halbjaͤhrig eingereichten Tabellen, und aus der Einſicht
einzelner Akten ergeben hat, immer ſchnell abgemacht
worden.
Geſchwornen-Gerichte. Zu deren Entſcheidung ge:
hören nur Verbrechen, d. h. (im Sinne des franzoͤſiſchen
Strafgeſetzbuches) geſetzwidrige Handlungen, die mit einer
entehrenden Strafe (peine aftlictive ou infamante) ge:
ahndet werden, dieſe Strafe iſt wenigſtens fünfjährige
Zuchthausſtrafe (reclusion), Bauarbeit (travaux forces)
und die Lebens: Strafe.
Die Geſchwornen entſcheiden über die Schuld oder
Unſchuld der Angeklagten. Die ganze Verhandlung iſt oͤf—
fentlich und die Entſcheidung wird daher vom Publikum
kontrollirt. Es iſt dieß eine Einrichtung, welche ſchon ſehr
viele Vertheidiger, und eben ſo viele Gegner gefunden hat.
Wegen der Wichtigkeit des Gegenſtandes theilen wir folgen:
de, waͤhrend dieſer Verwaltung hieruͤber geſammelte Wahr—
nehmungen mit. a
Wo das Inſtitut der Geſchwornen beſteht, iſt es nicht
die Regierung oder deren Organe, ſondern wie angefuͤhrt,
die Staatsbürger, welche über die Schuld oder Unſchuld
ihrer Mitbürger entſcheiden. — Man findet hierin ein
Palladium der Unſchuld, und die Unmoͤglichkeit, daß ein
Unſchuldiger verurtheilt werden koͤnne.
Wo jedoch die Tendenz der Regierung und des Volks
dieſelbe iſt, kann ein ſolcher Fall nicht leicht vorkommen;
ſetzt ſich aber die Regierung in Oppoſition mit dem Volke
und erklaͤrt Handlungen für ſtrafbar, welche dem Volke oder
deſſen Repraͤſentanten (hier den Geſchwornen) nicht fo ers
ſcheinen und die Geſchwornen ſprechen nun unter Nichtach—
tung der Geſetze und im Widerſpruche mit den erfolgten
faktiſchen Ausmittelungen den Angeklagten von der gegen
ihn erhobenen Anklage los, fo iſt die Regierung ſchon ver—
loren, welche nicht mehr die Kraft hat, ihre eigenen Geſetze
aufrecht zu erhalten und dieſem Unweſen ein Ziel zu ſetzen.
— Bey allen Regierungen aber, bey denen Geſchwor—
nen = Gerichte beſtehen oder beſtanden, haben wir geſehen
und ſehen noch, daß Vergehungen, bey denen man fuͤrch—
tete, daß die Geſchwornen ihr Schuldig nicht ausſprechen
würden, der Kognition derſelben entzogen find.
Dieß iſt der Fall geweſen unter der tyranniſchen Re—
gierung Napoleon Bonapartes mit den Special-Gerichten
in Douanen-Sachen, welche auf Brandmark und langjaͤh—
rige Bauarbeit erkannten — der häufigen Mititär : Roms
miſſionen nicht einmal zu erwaͤhnen — dieß iſt der Fall
mit den neuen Prevotal : Gerichten feit der Ankunft Ludwig
des XVIII., welche wegen gefuͤhrter Reden ıc. harte Urtel
ausſprachen; dieß iſt der Fall in dem konſtitutionellen Eng—
land, welches zu Aufrechterhaltung ſeines druckenden Zoll:
und Abgaben⸗Syſtemes beſondere Gerichte für Kontraventi-
onen errichtet hat, die zum Theil hohe Strafen ausſpre—
chen.
5 Hieraus ſcheint ſich folgender allgemeiner Saß zu er⸗
geben 0
598
Daß die Geſchwornen⸗Gerichte dem Volke eine Ga:
rantie geben für die Fälle, wo es derſelben nicht bedarf;
ihm aber keine Garantie geben, wo es einer beduͤrfte; ſo⸗
fern es der Regierung nicht verfaſſungsmaͤßig unmoͤglich iſt,
Sachen der Kognition der Geſchwornen zu entziehen; wel—
ches daher, wenn die Sache allgemein nuͤtzlich ſeyn fol,
nicht geſchehen darf. 0
Werth der Ausſpruͤche der Geſchwornen.
Das Strafgeſetz iſt allgemein, und wenn auch dem
richterlichen Arbitrio ein Spielraum gelaſſen wird, ſo ſind
dieſe Grenzen doch weit enger, als die Strafbarkeit einer
und derſelben Handlung, von dem moraliſchen Standpunk⸗
te aus betrachtet, varürt; dies iſt ſchon bey einzelnen Ver—
brechen der Fall, noch weit mehr aber, wenn man die
Strafen verſchiedener Verbrechen gegeneinander vergleicht —
Hierdurch geſchieht es, daß nach der Meinung des Volkes
einzelne Verbrechen zu hart, andere zu gelinde geſtraft wer⸗
den; als Beyſpiel der erſten Art mag der Kinder-Mord
als Beyſpiel der letzteren, der Diebſtahl da ſtehn. ;
Der Geſchworne fol nur über die Thatſache entfcheia
den; allein er wird es nie unterlaſſen, im Voraus auf die
Folgen ſeiner Entſcheidung zu blicken, und dieſe werden ſei⸗
nen Ausſpruch uͤber Schuld oder Unſchuld mehr oder weni⸗
ger beſtimmen. — Eine Kindermoͤrderinn wird in der Regel
freygeſprochen werden, ein Dieb dagegen, beſonders ein Ge-
wohnheitsdieb, wird fuͤr ſchuldig erklaͤrt, wenn vielleicht
nur die Wahrſcheinlichkeit, daß er das Verbrechen began⸗
gen habe, da iſt; und dieſe durch den übrigen Lebenswan⸗
del des Angeklagten unterſtuͤtzt wird. — Durch eine Men⸗
ge einzelner Beyſpiele koͤnnte dieſe allgemeine Bemerkung
erwieſen werden. — Der Richter dagegen wird ſich bey
ſeinem Urtheile durch die angefuͤhrten Nebenruͤckſichten gar
nicht oder weit weniger beſtimmen laſſen, er wird unparthey⸗
iſcher die für die Schuld oder Unſchuld ſprechenden Gründe
abwaͤgen, und hiernach fein Urtheil abfaſſen.
Alles dieſes berechtigt zu der allgemeinen Behauptung:
daß die Ausſpruͤche der Geſchwornen dem Sachver—
haͤltniß häufig weniger angemeſſen find, wie die der Richter
es ſeyn wuͤrden.
Werth der oͤffentlichen Verhandlung.
Die durch die Oeffentlichkeit dem Publikum geſtattet
Theilnahme an den gerichtlichen Verhandlungen hat den
Vortheil, daß dieſes dadurch Gelegenheit erhält, das Ver—
fahren der Geſchwornen und der Richter zu kontrolliren,
und daß in denſelben der Sinn für Theilnahme an öffent-
lichen Verhandlungen und an Angelegenheiten, die die Ein—
zelnen nicht gerade perſönlich betreffen, erweckt und ausge
bildet wird. Dieſe Vortheile ſind nicht zu beſtreiten. Es
entſpringt aber hieraus auch der Nachtheil, daß eine Men-
ge Menſchen Kenntniß von Verbrechen erhalten, von des
nen fie vorher keine Ahnung hatten. So kann der Ge⸗
richts ⸗ Saal zu einer öffentiihen Unterrichts- Anſtalt in
Wiebrechen ausarten. Denn ob der Einzelne von den bier
erlangten Einſichten und erworbenen Notizen einen lobens⸗
599
würdigen oder einen ſchlechten Gebrauch macht, dieß hängt
lediglich davon ab, ob das denſelben, ſey es bewußtlos oder
mit Bewußtſeyn bey ſeinen Handlungen leitende Prinzip
ihn ſtreben laͤßt nach dem hoͤchſten Gute, oder nach Be
friedigung ſeiner egoiſtiſchen Triebe. — Wo das letztere
der Fall iſt, kann vorkommenden Falls von den erworbenen
Erfahrungen ein dieſem Zweck entſprechender Gebrauch ge—
macht werden; ſo daß ſelbſt bey entſchiedenen Vortheilen
der Oeffentlichkeit der Prozedur doch auch ihre weſentlichen
Nachtheile für das Effentliche Wohl nicht verkannt werden
koͤnnen.
Anwaͤlde und Advokaten.
Die Geſetzgebung, deren Beybehaltung befohlen war,
hatte die Befugniſſe und Verbindlichkeiten dieſer Beamten
genau beſtimmt. Ohne ſeine Vollmachten zu uͤberſchreiten,
konnte durch den General-Gouverneur in dieſer Organiſa—
tion nichts geändert werden, wenn dieſelbe gleich manches
zu wuͤnſchen uͤbrig ließ, wohin beſonders der bereits er⸗
waͤhnte Mangel an Kontrollen in der Thaͤtigkeit der Be:
treibung der ihnen uͤbertragenen Prozeſſe gehoͤrte, der in—
deſſen mit der ganzen beſtehenden Prozeß-Ordnung weſent⸗
lich zuſammenhieng. Er hatte ſich, wie angefuͤhrt, lediglich
darauf beſchraͤnken muͤſſen, eingehende Beſchwerden eroͤr—
tern, und die betreffenden Beamten nach Lage der Sachen
durch die Disciplin-Kammern, oder die Praͤſidenten der
Gerichte zurechtweiſen zu laſſen. —
Notarien und Gerichts-Vollzieher.
Von ihnen gilt auch das von den Advokaten und An⸗
waͤlden Geſagte. Eine Beſchraͤnkung ihrer Befugniſſe, wie
ſehr ſie auch zu wuͤnſchen waͤre, mußte, als in das Ganze
der Gerichts-Verfaſſung zu tief eingreifend, der definitiven
Organiſation vorbehalten bleiben. —
Nur zur Repreſſion der Mißbraͤuche und Sportel-Ex⸗
ceſſe einiger Gerichtsvollzieher wurde auf Antrag des Appel⸗
lations⸗Hofes die oben erwähnte Verordnung erlaſſen.
Gefaͤngniſſe und Straf-Anſtalten.
Nach der in dieſen Departements beſtehenden Einrich⸗
tung wurden alle zu länger als einjaͤhriger Gefaͤngniß-Stra⸗
fe, zum Zuchthaus oder zur Bauarbeit verurtheilten Straͤf—
linge, nach Vilporden, Antwerpen oder einem andern fran—
zoͤſiſchen See⸗Hafen gebracht; aus dieſem Grunde fehlte es
in dieſen Provinzen gaͤnzlich an Anſtalten, um dergleichen
Straͤflinge aufzunehmen.
Es war daher die erſte Sorge des General-Gouver—
neurs, zu Juͤlich und Luxenburg Anſtalten zur Aufnahme
der Baugefangenen einrichten zu laſſen, in welche theils die
Gefangenen, welche Frankreich zuruͤcktransportiren ließ,
theils diejenigen, welche die Geſchwornen-Gerichte zur Bau:
arbeit verurtheilten, aufgenommen wurden. —
Aus den von den Gefaͤngniſſen geforderten Ueberſich—
ten ihres Raumes und ihres Beſtandes ergah ſich, daß die
zu längerer Gefaͤngniß⸗ und zur Zuchthaus- Strafe verur⸗
r -
„„
x 600
theilten, in denſelben Raum hatten. Dieſer Umſtand, fo
wie die damals noch obwaltende Ungewißheit, ob dieſe Pro⸗
vinzen mit den königlich⸗preußiſchen Staaten wuͤrden verei⸗
nigt werden, oder die Ausſicht, auch Trier zu erlangen,
wo die oͤſterreichiſch-bayriſche Adminiſtrations-Kommiſſion
bereits ein ehemaliges Kloſter zu einem Zuchthauſe einrich⸗
tete, hielt den General-Gouverneur ab, ein eignes Zucht⸗
haus in dieſen Prosinzen anlegen zu laſſen. — Der dadurch
zunehmende Beſtand in den Kreis- Gefängniffen wachte
es noͤthig, auf dieſe eine beſondere Aufmerkſamkeit zu
wenden. }
Der Appellations-Proͤſident Koͤnen erhielt daher bey
ſeiner Rundreiſe den Auftrag, die Sicherheit ſowohl wie
die Verwaltung der Gefaͤngniſſe ſeiner Pruͤfung zu unter⸗
werfen. — Mehreren Mängeln, welche vorzuͤglich dadurch
entſtanden waren, daß die Buͤrgermeiſter, wegen der durch
die Umſtaͤnde veranlaßten Vermehrung ihrer uͤbrigen Ge⸗
ſchaͤfte, die ihnen geſetzlich obliegende Aufſicht über die
Gefängniſſe nicht mit der gehörigen Aufmerkſamkeit ausuͤb⸗
ten, wurde abgeholfen, indem den Staats-Prokuratoren
und Inſtruktions⸗ Richtern dieſe Aufſicht mit übertragen
wurde. -
Die Baugefangenen wurden bey den Veſtungs-Arbei⸗
ten beſchaͤftigt, die uͤbrigen Straͤflinge in den Kreisgefaͤng⸗
niſſen zu beſchaͤftigen, wurden verſchiedene Verſuche gemacht,
wegen der Ungewißheit des politiſchen Zuſtandes wollte
indeſſen nichts Bleibendes zu Stande kommen,
Begnadigungs-Geſuche.
Die preußiſche Geſetzgebung laßt dem Kriminal- Rich⸗
ter einen ſehr freyen Spielraum in Beſtimmung der Stra—
fe, und fest ihn dadurch in Stand, eine, befonderes erleichs
ternden Umſtaͤnden angemeſſene Strafe zu erkennen; außer⸗
dem werden die Erkenntniſſe in den wichtigeren Sachen noch
dem König ſelbſt, oder dem Juſtiz-Miniſter zur Beſtaͤti⸗
gung vorgelegt, und bey dieſer Beſtaͤtigung uͤbt das hoͤchſte
Staats⸗Oberhaupt das Recht der Begnadigung oder Mil:
derung den Umſtaͤnden nach aus, und ergaͤnzt dadurch die
etwaigen Mängel der Kriminal- Gefese,
Von dieſer zarten Sorgfalt fuͤr die Freyheit und das
Leben der Unterthanen hat die franzoͤſiſche Geſetzgebung
keine Ahnung. — Der unbedeutendſte Hausdiebſtahl, eine
dem Vater vom Sohne, vielleicht in der Trunkenheit, ge⸗
gebene Ohrfeige, wird mit fuͤnf- bis zehnjaͤhriger Zuchthaus⸗
ſtrafe unnachſichtlich geahndet. Wenn das Gericht Kennt⸗
niß von der Sache erlangt hat, iſt die Verzeihung ber El⸗
tern und die Verwendung der Dienſtherrſchaft ohne Er⸗
folg!
Der Code pénal, indem er fo den geringſten Ex⸗
ceß mit langjähriger Einſperrungl ahndete, und auf kom⸗
putationsfaͤhigen Zuſtand im allgemeinen keine Ruͤckſicht
nahm, ſchien darauf berechnet zu ſeyn, die Untertha⸗
nen an Einſperrung zu gewoͤhnen, und ſo einen knech⸗
tiſchen Sinn in ihnen zu erzeugen oder zu verſtaͤrken, indem
ihnen die willkuͤhrlichen Verhaftungen der Regierung minder
ſchrecklich ſchienen. >
6or
Die natuͤrliche Folge dieſer Geſetzgebung war, daß
haͤufig Strafen ausgeſprochen wurden, welche mit der ſtraf⸗
baren Handlung in gar keinem Verhaͤltniß ſtanden, und
das Villigkeits-Gefuͤhl aufs Aeußerſte beleidigten. — Das
Urtheil wurde ruͤckſichtslos vollſtreckt, in den erſten 24
Stunden nach Eingang des das Kaſſations-Geſuch verwer—
fenden Erkenntniſſes. Von einer hoͤchſten Beftätigung war
gar nicht die Rede, und dennoch wäre fie bey dieſer Krimi⸗
nal⸗Geſetzgebung ein ſehr dringendes Beduͤrfniß geweſen.
Aus den angefuͤhrten Gruͤnden ergibt ſich aber auch,
daß die eingehenden Begnadigungs-Geſuche nicht ganz un⸗
berückſichtigt bleiben konnten. Bey den Geſuchen der zum
Tode Verurtheilten hatte der General- Gouverneur ſtets
Suspenſion der Strafe verfügt, und die Akten an das
Juſtiz⸗Miniſterium eingeſendet, welches demnaͤchſt die för
niglichen Entſcheidungen zugeben ließ.
Bey den Geſuchen vieler andern, die zu laͤngerer oder
kuͤrzerer Einfpersung verurtheilt waren, und bereits einen
größeren oder geringeren Theil der Strafen ausgeſtanden
hatten, wurden von den betreffenden Staats- Prokuratoren
gutachtliche Berichte nebſt den Akten erfordert, und wenn
ſich aus dieſen ergab, daß die von dem Supplikanten be⸗
reits erlittene Strafe die Dauer der Strafe, in welche er
nach dem preußiſchen Straf⸗Geſetzbuche vecurtheilt ſeyn
wuͤrde, uͤberſtieg, wenn ferner die bisherige Aufführung des⸗
ſelben die Buͤrgſchaft gab, daß durch deſſen Entlaſſung die
oͤffentliche Sicherheit nicht gefaͤhzdet werden würde, und
endlich, wenn zu allem dieſen die duch die drückenden Zeit⸗
Umftände vermehrte Noth der zuruͤckgelaſſenen Familie noch
binzukam, ward in einzelnen Fällen die Entlaſſung von
dergleichen Verbrechern verfuͤgt.
Nach denſelben Grundſaͤtzen iſt in Gemäßheit der von
dem König erlaſſenen Beſtimmungen, bey Gelegenheit ber
Huldigung, eine größere Zahl Verbrecher in Freyheit geſetzt,
und zu ſeiner Zeit ein die Beweggruͤnde der Entlaſſung ent⸗
Haltendes Verzeichniß eingereicht worden.
Dritte Periode.
Reorganiſation der Gerichte.
Die Vereinigung der naſſauiſchen und bergiſchen Pro⸗
winzen, ſo wie des Landes auf dem rechten Moſel⸗ Ufer,
und die Abtretung des groͤßten Theiles des Maaß- und Our⸗
the⸗ und des Wälder Departements an das Koͤnigreich der
Niederlande, machte verſchiedene neue Beſtimmungen über
den Inſtanzenzug nothwendig.
So weit dieſelben die dieſſeits des Rheins belegenen preu⸗
ßiſchen Provinzen betrafen, ergieng daruͤber eine Verord⸗
nung vom 22. Juni 1815.
(Jahrgang 1818. p. 667.)
Dem wieder mit der dieſſeitigen Verwaltung vereinigs
ten Appellations⸗ Hofe zu Trier wurde fein früherer Ges
richte = Sprengel wieder beygelegt. — Die deutſche Abthei⸗
lung des Appellations⸗ Hofes zu Luͤttich wurde nach Coͤln
als den ſchicklichſten Ort im Mittel⸗Punct des niederrhei⸗
5 1808. Heft v.
602
niſchen Gouvernements und den ſchon geſetzlich beſtimmten
kuͤnftigen Sitz eines Ober- Landes Gerichts verlegt. Der
Sprengel des Reviſions-Hofes zu Coblenz wurde auf die
auf dem rechten Mofels Ufer gemachten Erwerbungen aus⸗
gedehnt. f
In dem ehemaligen bergifchen General-Gouvernement
wurden in der bisherigen Gerichts-Verfaſſung keine Aende—
rungen vorgenommen, weil jede Aenderung Stockungen her—
vorbringen mußte, die wegen der anſcheinend nahen befini«
tiven Organiſation mit dem davon zu erwartenden Vor⸗
theile in keinem Verhaͤltniſſe ſtanden.
Da die naſſauiſchen Provinzen ihre oberen Inſtanzen
verloren hatten, fo wurde der Rtviſions-Hof zu Coblenz
in zwey Abtheilungen getheilt, und dadurch die zweyte und
dritte Inſtanz gebildet. Die bieferbalb ergangenen Verord⸗
nungen vom Zten Juli und 29ten Nevember ſind im Eh⸗
renbreitſteiner Anzeiger zut oͤffentlichen Kenntniß gebracht.
Die allgemeinen Bemerkungen, welche in der vorigen
Periode über die Gerichte und die gerichtlichen Beamten ge-
macht ſind, gelten auch fuͤr dieſe Periode.
Gefaͤngniſſe und Strafanſtalten.
Mit der Stadt Trier gieng auch die dort befindliche
Strafanſtalt zur dieſſeitigen Verwaltung über, Die Arbei—
ten an dieſer noch nicht ganz ausgebauten Anſtalt find fort⸗
geſetzt worden, und es find die noͤthigen Einleitungen ger
troffen, daß in derſelben nur zur Zuchthaus- oder länge⸗
rer Gefängnig- Strafe Verurtheilte aufgenommen, und daß
alle zur Bauarbeit Verdammte in den Feſtungen unterge⸗
bracht werden.
Zu dieſem Ende hatte das Militaͤr-Departement, au:
ßer der Strafanſtalt zu Juͤlich für circa go Köpfe, noch
eine zu Coͤln fuͤr etwa 70 Koͤpfe einrichten laſſen. —
Wegen der Beſchaͤftigung der Straͤflinge zu Trier war
bereits Verſchiedenes eingeleitet, um dieſen Einleitungen
mehr Nachdruck zu geben und das ganze Syſtem der Be:
ſchaͤftigung zweckmaͤßig zu ordnen, ward im Anfang Febru⸗
ar 1816 ein beſonderer Kommiſſarius dahin geſchickt.
Begnadigungen.
Die von dem König unterm ızten Septbr. 1815 be:
fohlene Begnadigung iſt überall vor den Gerichten vollſtreckt,
und dieſe Gnade den Betheiligten auf eine angemeſſene Art
troͤffnet worden.
Der König hat außerdem geruht, der Straf- Milde:
rungs⸗Kommiſſion zu Berlin die Reviſion der Akten, der
in dieſen Provinzen Verurtheilten, aufzutragen. —
Die ſehr große Zohl der hierüber verhandelten Akten
ward mit wenigen Ausnahmen nach Berlin abgeſendet, und
in Betreff der Meiſten find mildernde Beſtimmungen ergan⸗
gen, und iſt die Entlaſſung der Begnadigten ſofort verfuͤgt
worden. Der General-Gouverneur hat außerdem an ſaͤmmt⸗
lichen Polizey⸗Behoͤrden ausfuhrliche Verfuͤgungen wegen
der über dieſe Individuen und ihren Erwerb zu fuͤhrenden
38* |
603
polizeplichen Aufſicht erlaſſen, und hoffte dadurch die ſonſt
gegründeten und aus dieſem Geſichtspunkt dem koͤniglichen
Polizey⸗Miniſterium mitgetheilten Beſorgniſſe zu vereiteln,
daß die öffentliche Sicherheit durch die erfolgten Entlaſſun⸗
gen gefährdet werden moͤchte.
—
So hatte die Rechts⸗Pflege am Rhein, der proviſo⸗
tiſchen Verwaltung ohnerachtet, ihren ungeförten Fortgang,
indem der General: Gouverneur alle fonft an den Großrich⸗
ter von Frankreich als Juſtiz-Miniſter gelangenden Geſchaͤf⸗
te bearbeitete. Den Vortrag bey ihm hatte in Juſtiz: Sa⸗
chen zuerſt der Regierungs-Rath Focke, und nach deſſen
Adgang der Dber- Landes Gerichts-Rath Neigedaur. Als
im März 1816 der General- Gouverneur zu feiner neuen
Beſtimmung abgerufen wurde, übernahm der Regierungs⸗
Chef Praͤſident von Reimann die einſtweilige Ober: Ber:
waltung der Rhein⸗ Provinzen, in welche ſich jedoch bald
die im Fruͤhjahr 1816 angeordneten ſechs rheinfſchen Re⸗
gierungen theilten. Die odere Leitung der Juſtiz blieb ihm
jedoch noch ferner uͤberlaſſen; bis durch die dekannte Kabi⸗
nets⸗ Ordre vom 20. Juny 1816 die diesfalſigen Grſchaͤfte
einer befondern Immediat-⸗Juſtiz-Kommiſſion übertragen
wurden, welche ſich aber erſt am 13. Septemb. 1816 für
konſtituirt erklärte, ihren Sis in Coln nahm, und nicht
nur die Obliegenheiten des Großrichters wahrzunehmen
hatte, ſondern auch Vorſchlaͤge zur daldigen Organiſation
der Juſtiz⸗ Verwaltung in den Rhein - Laͤndern machen
vn. erſterer Beziehung fegten fie die vorgefundne
fort, wie fie der General Gouverneur Sad
und was fie in der r des B Se
ber hat ſich das gründlihe Votum des Deren Juſtiz“
. Meere enn Jahr 9155 und die Beleuchtung des Gut⸗
achtens der gedachten Immediat⸗Kommiſſion nn Grävel
hinreichend ausgeſprochen, daher wir mit .
darauf, die Darſtellung der proviſoriſchen Justiz. Bernal
tung in den Rhein-Provinzen vom Jahr 1814 bis 1816
ſchließen konnen. 8. N. D. E.
In
Verwaltung
eingeleitet,
Ueber Oeſterreichs Geſchichte.
Der derühmte Ritter Karl Heintich v. Lang bat
das Miniſterium zu Wien um Erlaudniß, die bisher unbe:
nutzt gebliebenen Kanzleybuͤcher der Kaiſer Siegmund 1 At⸗
precht und Friedrich, als einen großen Schaß für die Reichs;
geſchichte zu benutzen; allein er erhielt eine abſchlaͤgliche
Antwort aus dem angeblichen Grunde, weil darin viele
den oͤſterreichiſchen Lehenhof derüͤhrende Gegenftände vorkaͤ⸗
men, deren Einſicht Fremden nicht wohl zu geftätten ſey.
Man kaun nicht zweifeln, daß die durch v. Lang erregte
Aufmerkſamkeit auf unbekannte Schaͤtze erſt einheimiſchen
Geſchichtforſchern zukommen foll ; obgleich bekannt ift, daß
er nicht ſo ehrgeizig iſt um den Ruhm Nostrorum [hm
lern zu wollen. Ihm bleibt doch die Ehre, auf eigenen
Antrieb die erſte Veranlaffung dazu gegeben zu haben.,
——
604
Des dents des mammiferes, -
eonsiderdes comme caracteres zoologiques.
Par F. Cuvier.
Avec cette epigraphe:; Le Cabinet anatomie forme par M. G. Cuuier ;
au Jardin du Roi, pouvait seul donner l’idee et fournir les matériaux
de cet ouvrage.
e eee
Depuis que importance des dents, et surtout
des dents molaires, considerees comme caractères Z00-
logiques, a été reconnue, toutes les personnes qui
s’occupent de l'histoire naturelle des mammiferes ont
du desirer une representation fidèle de ces organes, et
une description de tout ce qui ne pouvait pas s’expri-
mer dans des figures. R
En effet, il est impossible aujourd'hui de se faire
une juste idee d'un mammifère, c'est- à- dire de dé-
terminer ses rapports principaux avec les animaux du
meéme ordre que lui, si l'on ne connait point la stru-
cture de ses dents; et la raison en est sirmple: ces or-
ganes indiquent avec précision une des circonstances
les plus importantes de la vie, le genre de nourriture,
et par consequent la structure essentielle des organes
qui sont destinés A agir d'une maniere directe sur les
alimens. !
Ce serait en vain que l'on aurait étudié les orga-
nes du mouvement, ceux des sens, le nombre des
doigts, les rapports de longueur des membres, leurs
usages etc.: on ne saurait point encore quelle est la
veritable nature de l’animal qu'on aurait sous les
yeux; car, si l'on en excepte les bisulces et les solipe-
des, essentiellement herbivores, ces differentes ma-
nieres d’etre s’accordent avec toutes les especes de
nourriture.
C'est faute d'avoir connu cette verite que la me-
thode de Linnaeus n'a conduit qu'à former des grou-
pes arbitraires dans les mammiferes, comme nous le
montrent les voyageurs qui ont suivi cet auteur, d’ail-
leurs si digne de célébrité, pour decrire les aniuaux
qu'ils observaient. Sparrmann, Forster, Sonnerat,
Gmelin, Guldenstaedt, Vosmaer, Pallas lui- méme, et
cent autres, nous ont laissés dans une incertitude ab-
solue sur la véritable nature d'un grand nombre de
mammiferes dont ils parlent, faute d'en avoir decrit
les molaires; et l'on pourrait faire le méème reproche
à la plupart des naturalistes actuels, étrangers a l’e-
cole francaise. Au moyen des dents, au contraire,
on peut decider A l’instant à quel eroupe naturel ap-
partient un animal: car, jusqu’a present, iln’ya
point d’exemple que des molaires de formesdifferentes
se soient alliees a une organisation semblable du reste;
et tous les individus des eronpes naturels de mammi-
feres formes par la consideration d’une ressemblance
organique générale, ont presque toujours présenté des
molaires conformees de mème. .
*
605 .
U ne faudrait pas conelure de la, cependant,
que cette ressemblance générale peut suppleer a la
connaissınce des dents; souvent elle est plus apparen-
te que reelle, et pour la juger il faut une expérience
que peu d’hommes sont a portée d’acquerir. Plu-
sieurs fois meme elle a conduit a d’assez grandes er-
reurs: pendant long-temps les naturalistes r&unirent
les chiens et les hyenes, les ichneumons et les coatis,
les herissons et les porcs-epics, les écureuils et les
loirs etc., à cause de la ressemblance que ces ani-
maux avaient entre eux exterieurement; bientöt on
reconnut qu’ils differaient par des organesimportans,
et Pexamen de leurs dents est venu confirmer cette
observation. Aujourd’hui ces apparences exterieures
ne sont, pour les naturalistes, ‘que de simples indi-
ces, plus ou moins dignes d’attention, mais qui ne
les exemptent point de recourir a des signes plus
precis et plus certains: aussi les derniers ouvrages
de mammalogie ont tous admis, pour caractereprin-
cipal des genres, les formes des molaires. C'est ce
qui a eu lieu dans les Dictionaires d'histoire natu-
relle nouvellement publiés en France; M. G. Cuvier
lea fait dans son Reene animal, et MI. Desmarest A
dü b'imiter dans sa Description des especes de mam-
mifères: or, ces ouvrages ne peuvent etre bien com—
pris qu'autant qu'on se représentera les formes dont
ils parlent; et ils n'ont point denne de figures des
dents.
Ces simples aperęus suffiraient, sans doute,
pour faire sentir P'utilité de l’ouvrage que nous an-
nongons; mais son utilite paraitra encore plus evi-
dente, si l'on considere qu'il n’en existe point qui
puisse en tenir lieu, et qu'aucune collection dans le
monde ne renferme les aniımsux qu'il a fallu ras-
sembler pour son execution et que le Cabinet d’ana-
tomie forme par M. G. Cuvier, au Jardin du Roi,
pouvait seul fournir. Seulement on trouve quelques
frasınens de cet ouyrage dans les premiers volumes
des Annales du Museum d'histoire naturelle; mais ils
sont tres-imparfaits. M. F. Cuvier n'avait d’autre
objet, en publiant ses memoires intitules: Essais sur
de nouveaux caracteres pour les genres de mammife-
res, que de consulter les maitres de la science sur
Putilit@ de ses recherches; et c'est pour repondre à
Paccueil qu'ils ont recu, qu'il en publie aujourd'hui,
en la completant, la plus importante partie.
Sans doute, la connaissance la plus detaillee des
dents et.celle de tous les organes qui conceurent a la
digestion, ne sufhraient-pas pour donner une idee
juste et completede la nature d’un animal. Non-seu-
lement il se nourrit, mais, pour sa conservation indi-
viduelle, il a besoin encore de se mouvoir, de se de-
fendre et d’entrer en communication avec les objets
exterieurs: de la, ses membres et ses sens; et, pour
la conservation de son espece, il est necessaire qu'il
soit pourvu d’organes générateurs. Toutes ces par-
ties de organisation doivent donc £tre également
connues pour qu il soit possible d’etablir avec quelque
— rn
6 06
fondement les rapports qu’ont entre elles les esp&ces
reunies par la considération des dents; car ces parties
se presentent avec des modiſications nombreuses qui
se combinent de plusieurs manières et concourent tou-
tes a des fins particulières, ce qui constitue autant
d’especes differentes. Aussi ces divers organes, dans
ce qu’ils ont d’exterieur, formeront une suite natu-
relle du travail sur les dents, qui fait plus particuliè-
rement objet de cette annonce. De nombreux mate-
riaux sont deja recueillis pour cela, et nous esperons
qu'il ne s'écoulera pas beaucoup de temps avant que
nous puissions mettre au jour ce complement des ca-
racteres zoologiques des mammifères, jusqu’aux cou-
leurs, ala forme et à la distribution des tégumens et
des poils exclusivement, qui, ne constituant que des
caracteres spécifiques, se trouvent avec la representa-
tion et la description des espèces.
Cet ensemble de recherches n’est, au reste, qu?
une consequence de l’Histoire naturelle des mammife-
res publiee par MM. Geoffroy Saint-Hilaire et F. Cu-
vier; * il tend à completer, autant qu'il est possible,
cet ouvrage, où les caracteres spöcifiques sont detail-
les, mais ou ceux d'un ordre supérieur n’ont pu etre
qu’indiques. II devient conséquemmeut necessaire A
ceux qui possedent cette Histoire, dont on n’aurait
pas une intelligence parfaite, si l'on ne pouvait pas se
representer exactement les caractères des divisions de
genres et de sous-genres dont on parle au sujet de
chaque espèce.
Le travail que nous annoncons consistera dans
un fort volume in-8.°, de deux cents pages de texte,
et d’environ quatre-vingt - dix ou cent planches, cest-
a- dire qu'il y aura autant de planches que d'espèces
de dents. \
Il se publiera par livraisons, dans l’ordre suivant:
15. Livraison. L’homme, les quadrumanes, les
roussettes et le kinkajou.
2‘, Livraison. Les cheiroptères et tous les insecti-
Vores.
35. Livraison. Les carnassiers.
4. Livraison. Les didelphes.
5°. Livraison. Une partie des rongeurs.
6°. Livraison. Une autre partie des rongeurs.
7°. Livraison,
Les édentés et quelques paqui-
dermes.
8. Livraison.
Une autre partie des paquidermes
et les chevaux. f
9 *. Livraison.
7 L Les ruminans, les amphibies et
les cetaces.
* Cet ouvrage in-folio, dont M. De Lasteyrie est &diteur,
forme d'un texte et de figures coloriées, dessindes d’a-
pres nature vivante, est arrivé à sa e. livraison: on le
trouve A la librairie de F. G. Levrault. g
607
La premiere livraison paraitra le 3 Novernbre
prochain, et à partir de cette epoque les suivantes se-
ront publices de mois en mois, de sorte que l’ouvrage
sera termind en Juillet »g22.
Le prix de chaque livraison sera de 3 francs pour
les souscripteurs. Ilsera porte a 4 francs des quel’ou-
vrage sera entierement publié.
D
An o us eff I £
A Paris, chez F. G. Levrault, rue des Fosses M. le
Prince, ne. 33, et
Strasbourg, chez le meme, rue des Juifs, ne. 33.;
Et chez les principauxlibraires de France et del’etranger.
(La redation de !’Isis souscrit.)
——
REVUE ENCYCLOPEDIOQUE. *
Circulaire
Accompagnant Lenvoi du Coup d’oeil general sur les huit pre-
miers volumes de ia Revue Encyclopedique, et du
Prospectus de ce Recueil, pour la troisieme année de
sa publication (1821).
Paris, ce 31 janvier 1821.
A MM. les Pr£sınEns, SECRETAIRES PERPETUELS et ORDINAIRES
et Mrupres des Academies et des Socieles savantes,
philosophiques ou litteraires; des Societes d emulation
et d’encouragement, pour les sciences et les arts in-
dustriels, la literature et les beaux-arts, pour V in-
dustrie nationale et le commerce; des Societes philan-
thropiques ou d’utilite publique, pour le perfection-
nement des méthodes, pour l’amelioration des pri-
sons, des hospices, des maisons d’alienes, enfin, des
Societes d’agriculture, de physique et de chimie, d-
histoire nalurelle, de medecine, de pharmaeie, d’edu-
cation, d'histoire, d’antiquites, de peinture, de sculp-
ture, de musique, des amis des arts, etc.;
A MM. les Auteurs, Editeurs d’ouyrages et Libraires, —
en France et dans les pays Strangers;
Et à tous les Amis de Phumanité, repandus sur les dif-
ferens points du globe,
1
„Messieurs,
Les Redacteurs et Collaborateurs de la Revue
Encyclopedique, en s’occupant d’executer peu à peu,
On souserit, pour ge nouveau Recueil scientifique et lit-
teraire, dont il parait un cahier de douze feuilles d'im-
—— ge
608
dans toute son étendue, le plan qu'ils ont trace, pour
présenter une analyse substantielle des travaux scien-
tiiques, industriels, géographiques et statistiques,
économiques et politiques, philosophiques, histori-
ques, arch&ologiques, philologiques eb littéraires, etc.,
entrepris chez les différentes nations, et pour exposer
successivement, dans le cours de quelques années,
la marche et les progrès de la plupart des connaissan-
ces humaines, esperent contribuer ainsi A rendre plus
active la circulation des richesses intellectuelles et mo-
rales, a faire mieux apprecier les ayantages que la
société retire journellement des sciences et des lettres,
a signaler A la reconnaissance publique les noıns et les
travaux des hommes les plus distingués qui les culti-
vent; ils se flattent également de procurer une gran-
de &conomie de tems dans les recherches scientifiques
et littéèraires, en faisant connaitre les meilleures sour-
ces ou chacun pourra puiser, suivant sa destination et
le genre de ses études. za
Nous croyons pouvoir vous recommander, à ce
titre, et avec une entiere confiance, notre Revue,
et nous aimons a la placer sous vos auspices. Sans
doute chacun de vous nous aidera volontiers a perfec-
tionner Pexécution de ce Recueil, en fourrissant des
indications et des renseignemens sur les branches des
<connaissances dont il s’occupe, et en contribuant ale
répandre et à augmenter ie nombre de ses lecteurs.
Les amis des sciences et des lettres, dans quelque pays
qu’ils habitent, sont invites A s’associer a nos travaux
par leur correspödance et par d'utiles communicati-
ons, et à faire connaltre et apprecier un ouyragede-
stine A recevoir et A r&unir les materiaux les plus im-
portans pour l’histoire littéraire, philosophique et sci-
entifique du XIX. siecie, {
Nous avons !’honneur de vous adresser gi - joints:
d'abord, un Coup d’oeil general sur les huit
premiers volumes de la Revue Encyclopëdique, et un
Apercu de la direction imprimee au mouvement de
Pesprit humain dans les deux dernieres années, 1819
et 1820; puis, un resume sommaire du Prospectus de
notre Recueil, pour la troisieme année de sa publica-
tion (1821). L'Isis donnera plutard le coup d’oeil.
Nous vous prions d’agreer, Messieurs, P’hom-
mage du notre consideration la plus distinguse,
Au nom de MM. les Redacteurs de la
Revue Encyclopedigque,
M. A. Jullien,-de Paris,
pression, tous les mois, au bureau central d’abonne-
ment, rue d'Enfer-Saint- Michel, no 18; chez Arthus
Bertrand, rue Hautefeuille, no 25; et chez Eymery,
rue Mazarine, no 30. Prix, à Paris, 42 fr, pour un an;
dans les departemens, 48 fr.; et 54 lr. dans l’etranger.
In
—
1
VI.
A Fragment aus einem Briefe an S****, das Religiöfe betreffend.
„Freund H. iſt nicht der Meynung, daß man uͤber
celigioͤſe Dinge reden dürfe. Wahr im ganzen; nur dann
unwahr, wenn es darauf ankommt, Gefühle, die uns hei—
lig ſind, in des Freundes Bruſt uͤberzufuͤhren. Wir wollen
ja den Freund zu uns ſelber machen, wir moͤgen keinen
Schatz beſitzen, den er nicht theile. — Sehr irrig, wenn
der Grund des Schweigens eine gewiſſe Verza-theit iſt um
die inwendige Kraft unſerer Meynung; wenn wir ihr nicht.
zutrauen, ſie vorlegen zu können, ohne Gefahr zu laufen,
ſie zu verlieren. Heraus, an den Zweifel muß dieſes in—
wendige Glaubensgefuͤhl duͤrfen, damit es daran ſich ſtaͤhle.
Das iſt kein Religiöſer, der die Angriffe gene en e.
um ſich nicht irren zu laſſen. Staͤrkung bed f der Glaube
an der freyen Luft der Welt, nur an Feſtigkeit gewinnt er
in der Anfechtung.
Wir find aber verſchiedener Meynung in Betreff un⸗
ſeres Glaubens. Du laͤßt ihn bedingungsweiſe gelten, ſo
weit, als er der Vernunft nicht in den Weg tritt. Sie
gilt dir mehr als der Glaube, an ihrem Feuer moͤchteſt du
ihn pruͤfen. Hier ſind wir zwey. — Ich meyne, daß die
Vernunft nicht über, noch neben, fondern unter den
Glauben zu ſtellen ſey; ich meyne, daß die Vernunft die
beſchraͤnktere Graͤnze, der Glaube die unbeſchraͤnktere gabe;
ich meyne, daß die erſtere in der Zeit und im Raume (in
der Welt) ihren Spielraum habe, daß aber der Glaube
uͤber Raum und Zeit ſich erhebe, daß er ſtehe zur Vernunft
wie das Geiſtige zum Leiblichen. Die Vernunft ſteht nicht
uͤber dem Glauben, ſondern ſie iſt das Auge fuͤr denſelben;
fie dernimmt den Glauben, und hat davon den Nahmen;
ſie iſt das Gefaͤß, in dem ſich der Glaube verbirgt, ſie iſt
gleichſam das materielle (mehr ungeiſtige) Subſtrat, der
Leib, fuͤr das himmliſche Licht des Glaubens. Gleichwie
ſich das Licht verbirgt (vergraͤbt) in der Materie, um in
ihr geiſtigend zu wirken, alſo birgt ſich der Glaube in der
Vernunft, als ſeinem irdiſchen Leibe, um ſie zu beſeelen,
zu veredeln. Vernunft und Glaube ſind hier eins, wie
Leib und Seele, und ſtehen zu einander, wie die letzteren
beyden. :
Dieß vorläufig meine Anfiht vom Glauben, in Be⸗
ziehung zur Vernunft. Der Glaube aber iſt die Baſis der
Religion, iſt der Jabegriff der Kirche, wahrend die Ver⸗
"Sfis. 182. Heft VI.
nunft, als getrennter Pol gedacht, der Inbegriff des Staats
(und was dem angehoͤrt, z. B. der Politik) iſt. Kirche
und Staat ſtehen ſich entgegen, wie Glaube und Vernunft.
Menſchenſatzungen haben die Kirche verunreinigt, aber
was ſchadet es der Sonne, wenn Wolken vor ſie treten?
das ewig Reine bleibt daſſelbe, ob auch das Unreine ver—
ſuche es zu ſchwaͤrzen. Eine reine Hand ſondert den
Schmuz, und hell ſteht die alte Sonne wieder da. Alſo
iſt es im Laufe der Zeit mit der Kirche geweſen. 8
Zwar iſt das Wort Gottes, die Bibel, von Min-
ſchenhaͤnden geſchrieben, und die Vernunft hat dadurch ei—
nen gewiſſen Fußpunct gewonnen für die Oppoſition; fie
beweiſt daher das Unſichere jenes heiligen Wortes. — Ber:
gleichen wir freylich die Bibel mit einer andern Schrift der
Menſchen, fo haben die Vernuͤnftler recht, wenn fie zweis
feln. Allein ich meyne, daß die Offenbarung des Glaubens
ſich zwar habe bedienen muͤſſen der Sprache, der Schrift,
um zu uns (auf die Nachwelt) zu gelangen, gleichwie der
Herr des irdiſchen Leibes ſich bediente, um das ewige Ge—
heimniß zu offenbaren; daß aber Gott, der das Wort ge—
ſendet, auch uͤber ihm wache, mehr als uͤber einem andern
Dinge auf der Erde. Iſt doch noch kein Geſchlecht, noch
keine Art der Geſchoͤpfe untergegangen, und Gott hat ſie
bewacht, und — obwohl in der Regel des Weltgeſetzes —
erhalten; — mehr das Wort, das hoͤchſte Kleinod der
Welt. Wenn dort, ohne ſcheinbares Wunder, die Welt
beſteht, und in ihren millionenfachen Formungen ſich erhaͤlt
und wiederholt, ſo iſt hier, durch ein mehr ſichtbares
Wunder, die Bibel geſchuͤtzt geblieben gegen alle Stuͤrme
und Anfechtungen der Zeit, gleichſam als ob der Herr be—
ſonders ſeine Hand uͤber ſie gebreitet. — So wie das
Evangelium durch ein Wunder auf die Erde gekommen, fo
hat es ſich durch nicht minder wunderbaren Schutz bis heu—
te erhalten, und wird immerfort das Wunder bleiben aller
Zeiten. — Der Religioͤſe erkennt in jenem Wunderbaren
noch immer den Heiligenſchein der Apoſtel und des Herrn,
wie er nach wie vor das Wort umleuchte, das jene verkuͤn—
det; jenes Wunderbare, das wir an der Bibel gewahren,
iſt ihm (dem Religioͤſen) nichts, als ein Hinzeigen auf die—
ſelbe mit Gottesfinger, damit alle Welt auf ſie die Augen
richte. Naturlich, daß die Bibel darum ſeyn muß, ein
39
e
611
ſteter Stein des Anſtoßes für die Vernunft, die nie mit
ihr ins Reine kommen wird So wie die letztere es ver⸗
ſucht in die Geheimniſſe der Bibel Licht zu bringen, fo iſt
mit einem Schlage das Heilige zum Gewoͤhnlichen verun—
ſtaltet, und das Hohe und Zarte iſt abgeknickt durch die
plumpen Finger der Erktärer. Weil der Glaube hoͤher iſt
als die Vernunft, ſo darf wohl der Glaube veredlen die
Vernunft, nicht aber kann umgekehrt das Ungeiſtige über
das Geiſtige gebiethen, nicht die Vernunft den Glauben ver,
nuͤnfteln.
Die Vernunft iſt aber die Welt, und gefaͤllt ſich als
Hätte fie den Glauben nicht über ſich, fo waͤre ſie
die Herrſcherin. Darum befeindet fie den Glauben, ſo wie
der Teufel das Kreuz befeindet. Jener Chriſtus, den die
Juden gekreuzigt, wird heute noch gekreuzigt, weil er ein
Anſtoß iſt für die Vernunft, und ein Aergerniß, und jenes
Phariſaͤerthum, das dem Herrn aufgelauert, ſteht heute
noch mit derſelben giftigen Zunge unter dem Volke, daß es
den Heiligenſchein von des Heilands Haupte reiße. .
Der Religiöſe begreift, wie diefe Feindin des Glau⸗
bers, die Vernunft, nothwendig ſey zur Ehre deffelben;
wie gerade an dirfem Gegner der Glaube erwache und ſich
empor hede, weil immer nur durch die Oppoſition das
Gtoße ſich entwickle und das Entwidelte Feſtigkeit erlange.
— Darum ſind ſie alle blind, daß ſie nicht begreifen, was
doch ſo klar vor Augen liegt, daß das Allerhoͤchſte nicht
duͤrft ſich darbringen ohne Muͤhe, ſondern daß darum weil
er das hoͤchſte Gut fen, der Glaube auch muͤſſe unzugängig
gemacht ſeyn durch großes Hinderniß, alſo daß nur die
trefflichſten feinen Tempel erſteigen. Und darum iſt die
Vernunft ſeine Gegnerin, und darum gehört ein volles Le⸗
den dazu, um ihn zu erringen, und mehr vielleicht als ein
Leben, und darum ſind unter tauſenden nur wenige, die
ihn errungen. Das hoͤchſte Gut bedingt die hoͤchſte Muͤ⸗
he, findet das größte Hinderniß; daher das, was uns ſo
koͤſtlich duͤnkt, was wir felber erſt mit Muͤhe entwickeln,
die Vernunft, die Gegnerin des Glaubens. — Weil die
meiſten mit großer Anſtrengung gerade nicht weiter kamen,
als bis zur Vernunft, und weil ſie von Geſindel hoͤren,
das den Glauben habe, ſo meinen ſie des Glaubens lachen
zu dürfen, als eines Beſitzthums des Pödels. Die Thoren
wiſſen nicht, daß gerade dadurch, well der Glaube allen
Graden von Geiſtesentwickelung angehört, und wil er auch
ohne Wiſſenſchaft beſteht, und da am troͤſtenbſten beſteht,
und weil eben ſo gut den Armen wie den Reichen das
Evangelium gepredigt worden, — ſage, daß gerade dadurch
der Glaube feine höhere Heiligkeit gewinne, und darin
eben ſeine unendliche Größe deurkunde, und ſeinen Werth
vor der Wiſſenſchaft, indem er ja nach allen Richtungen
ſich verbreite, wie das Licht, waͤhrend die letztere ein be⸗
ſchraͤnktetes Gediet behaupte.
Das Höhe für die Welt iſt die Vernunft. ö
die ſie umgehen, finden den Köhlerglauden; ſolche die mit
ten durch fir hindurch — wie Sigur durch dir Flammen son
Grimbilsisburg — den Glauben — das Heiligthum — fu:
chen und finden, find darum nicht — die Glaͤubigeren,
zur die Wenigeren, wel die meifien an jenen Flammen
ſich verzehren,
ſolche.
Solche,
8
5 I; 5 N 612
2 e
Das ſoll jedoch die beſſeren nicht hindern, muthig das
Heiligthum des Glaubens zu ſuchen; rühmlich um fo mehr
der Sieg, je weniger ihn erringen, gewiß auch um fo herr⸗
licher der Triumph, je ſchwerer der Sieg. 5
« Ich habe, lieber Freund, der Vernunft ihre Ehre ers
wieſen, ich habe ihren Werth erkannt. Ich betrachte ſie
als den Hoͤhepunct der Welt, als das Organ ſelbſt für den
Glauben. Denn obſchon fie feine Gegnerin iſt, fo iſt fie
gleichwohl auch die Fuͤhrerin zu ihm, und wird ſich endlich
ihm vermahlen, wenn nicht die tollſte Anmaßung ihr das
Auge verſchließt, mit dem fie nach dem Ewigen blickt. —
Wir haben gefunden, daß eine Anzahl wiſſenſchaftlicher
Männer endlich ihren Erlöfer erkannten; wir fahen daneben,
daß die, welche ſelbſtſuͤchtig dem Glauben ſich verſchloſſen,
den Frieden nie erhielten, den der Gläubige in ſich trägt,
Das iſt endlich der Lohn des Glaubens — jener innere Frie⸗
de, jenes leichte Ertragen des Ungemachs, jener heitte Blick
in allen, auch noch fo trüben Lagen des Lebens. — Dagt⸗
gen, was hat der Menſch an der. Vernunft allein? In
dieſem ewigen Einerlev des Lebens erſtarrt er zuletzt, alle
Wiſſenſchaft genuͤgt ihm nimmer; ſie moͤchte endlich zur
Verzweiflung führen, weil ſie die letzten Reſultate verſagt.
Alle Wiſſenſchaft kann nur ein Ziel haben — Gott, und
was nicht zu dieſem Ziele fuͤhrt, fuͤhrt zum Tode. Sie
führt unerlaͤſſig zu dem Verborgenen, und ſtehs hier ſtill,
um ſich in die Arme des Glaubens — der Ahndung, der
Stehvertreterin des Glaubens — zu werfen. —
e Zeiten vor Chriſtus haben fich dieſer Ahndung
genahet; fie haben aber alle verfchieden geahndet. Von jer
nem Punkte der Ahndung aus gehen alle Religionen der
Zeiten; die größten Meiſter der Jahrhunderte haben fie
begründet. — Alle geſtanden fie ſich, daß weiter die Ver
nunft nicht gehe, noch gehen duͤrfe, und daß alles Wiſſen
zuletzt zum Eingeſtehen des Nichtwiſſens fuͤhre. Sie haben
es darin ausgeſprochen, daß der Glaube das Höhere fey,
dem ſie — die beſſeren Forſcher — alle nur auf verſchiede⸗
nen Wegen ſich naheten, dem ſie alle am Schluſſe langen
Speculirens oder kuͤrzerer Demuth ſich ergeben haben.
Alle Jahrhunderte vor Chriſtus haben alſo geſucht,
und ihren Gott in tauſend Geſtalten ſich gebildet, und als:
le Philoſophen aller, und namentlich der vorchriſtlichen
Zeiten, haben vergebens hinter jenem Vorhange des Ewi⸗
gen das Wahte zu errathen oder zu erſchließen getrachtet.
Sie haben durch ihr fruchtloſes Forſchen erwieſen, daß da⸗
hinter kein fterbliher Blick dringe Nachdem die Zeit
ſich abgemüht im Suchen des ewig Wahren, im Suchen
des Friedens, im Erforſchen des jenſeitigen Geheimniſſes,
da kam Gott, und brachte die Wahrheit, er offenz
barte fie. Hier die Offenbarung. Die Geburt des Er⸗
löfers iſt der Tag des gewordenen Lichts. Endlich war
es doch erwieſen, daß jene ewigen Raͤthſel kein Menſch zu
loͤſen vermoͤge. Nur Gott allein konnte und wollte es.
Die Geburt Jeſu iſt das wirkliche Herabkommen Gotz
tes auf die Erde. Hier iſt keine Vernunftpruͤfung anzule⸗
gen, bier iſt Glaube unetläſſig. Die Abndung führt hin zu
dieſem Glauben; die Erſcheinung bewaͤhrt ihn. Nur in die⸗
ſem glaubigen Hinblicke iſt der eigentliche Himmel für den
Menſchen, — Ich ſehe den Erloſer als eint heilige Geſtalt
613
wandeln uͤber die Erde; ich hoͤre feine Rede; fie iſt keines
Menſchen Rede, denn das Ewige liegt in ihr aufgefchlof-
ſen; was kein Menſch jemals gefunden und gelehrt, das
Tiefſte liegt in ihr verborgen. Ich ſehe das Leben Jeſu,
es iſt kein menſchliches Leben, es iſt ein Leben ohne Schuld
und ohne Sünde; es iſt ein fortgehendes Dulden für die
Menſchen, ein ewiges Verzeihen, eine fortgehende Feindes⸗
liebe. — Was die einzelne Handlung ſeltner guter Men:
ſchen, was vielleicht der Hoͤhepunct eines ganzen Lebens,
eines ganzen Zeitalters iſt, von tauſend Zungen geprieſen,
von tauſend Liedern beſungen, das iſt das Leben Jeſu, in
einer ununterbrochenen Kette von Liebe, von Wohlthun,
von Ertragung für andre. O! nicht ausreichend dieſes
Gleichniß. — Vereinige die Maſſe aller Voͤlker, wie ſie bis
heute gelebt, und ſammle in einen Punct alles Gute, was
durch alle geſchehen, fo lange die Welt geſtanden, und ver«
gleiche das Gefundene, die Summe alles Guten und Gro⸗
fen, und Hoͤchſten, mit dem unendlich Herrlichen was Jeſus
verrichtet, dieſer einzige Jeſus, und ſiehe indieſem einzigen Les
ben übertroffen die Summe alles Guten aller Zeiten. — Ich bitte
dich mein Freund! — Du kennſt mich nicht als unvernünftig,
du weißt wie ich die Wiſſenſchaft gleich dir ſchaͤtze und ſu⸗
che — glaube mit mir an dieſen Heiland, blicke mit mir in
dieſes Wort. Alles in der Welt hat keine Tiefe; nur da
iſt die Tiefe. Traue mir einmal mein Bruder! ſiehe, wel—
che an jenes Wort geglaubt, welche in dieſem Chriſtus den
Erloͤſer begriffen — wie haben alle dieſe vor unſren Augen
geſtanden? Siehe das Leben jener Maͤrtyrer, dieſe Freude
zum Sterben, dieſes Leben voll Wohlthun und der Aufopfe⸗
rung; hinter dieſem allen muß wohl etwas Großes verbor—
gen liegen, eine neue ungewöhnliche Kraft konnte nur die
Erzeugerin ſeyn von der wunderbaren Größe jener Männer.
Vermuthe, auch wenn du ſie nicht faſſen kannſt, aus ihren
Folgen die Groͤße des Chriſtenthums.
Ich meine aber nicht dieſes moraliſche Geſaͤuſel, was
man auch, und zwar heutzutage, Chriſtenthum nennt. Fuͤr
fo ein vernünftiges Flickwerk, für fo ein Flittergold ſtirbt
kein Stephanus unter den Steinwuͤrfen mit betendem Bli:
cke und nicht die Hunderttauſende, die für jenes Chriſten⸗
thum geftorben, hätten für die angeblich verbeſſerte Aufla⸗
ge deſſelben in unſren Tagen ihr Leben gelaſſen.
Das iſt aber eben das Gemeine unfrer Zeit und das
Flache derſelben, daß fie das Chriſtenthum bequem haben
wollen, ſo mundrecht, ſo nach ihrem Mutterwitz, und da
haben ſie ſo lange an der Bibel herumgeflickt und gebeſſert,
bis endlich die Vernunftreligion daraus geworden, nach der
wir ja alle ehrliche Leute ſind; Heiden, Juden, Tuͤrken ꝛc.
— alles eins. Was koͤnnen die armen Tuͤrken dafuͤr, daß
fie Türken ſind? Gott iſt ja ein guter Vater, er hat alle
gleich lieb. — Miſſionen? — laͤcherliche Narren, die da⸗
hin wandern, das Work unter den Heiden zu predigen;
koͤnnten ja eben fo wohl von dort her zu uns ihre Miſſio⸗
näre ſchicken; Uebermuth, Arroganz, daß wir ung für beſ—
fer halten, als jene anderen. Die chriſtliche Religion iſt
freylich, und allerdings um vieles Flüger erfunden, als die
übrigen: jedoch, das berechtigt nicht, ſie vom Aufgang bis
zum Niedergang zu predigen, fie gleichſam aufzudringen. —
Chrſſtus war ein geſcheuter Kopf; wo ser nur unterrichtet
ſeyn mag? Schade, daß da ale Nachrichten ſchweigen⸗
614
Alle jene Wunder; jetzt haben wir ja den Schluͤſſel, —
Mesmerismus, verborgne Arzneywiſſenſchaft. — !! Trau⸗
rige Zeit, die ſich ſelbſt ihren Frieden ſtiehlt, die, um der
lieben Vernunft nicht wehe zu thun, und weil ihr das
Ehriftenthum zu ſchwer und zu unbequem iſt, liebst, alle
dieſem Heiligen entſagt, und wohlgemuth und im Eigens
duͤnkel fortlebt, unbekuͤmmert um die Ewigkeit, die doch
wartet; gleichguͤltig gegen das Hoͤchſte, was den Menſchen
erſt zum Menſchen macht, was ihn frey macht von der
Erde, daß er jener Ewigkeit angehoͤre, was ihn befriedigt
bey allem Druck der Zeit, was ihn zum guten Bürger bil—
det, und ihm Stärkung gibt, da, wo er der Stärke bes
darf. — Die Religion, um welche tauſende unferer Vaͤ⸗
ter geſtorben, iſt uns jetzt um das geringſte feil. Dieſt
Nachricht von Gott und von unſerer Auferſtehung, von
den Engeln, die uns führen, von dem Vater, der da zähs
let die Haare unſeres Hauptes, von der Erloͤſung durch den
Tod Chriſti, die uns eine ewige Seligkeit verſpricht nach
dem Tode, die uns den Weg zeigt — den einzigen — zum
Frieden, die uns erkennen lehrt in jedem Armen, in jedem
Ungluͤcklichen denſelben Chriſtus, daß wir fein pflegen, mit
feinem Ungluͤck theilen, die uns die Feinde lieben lehrt, die
uns das Ungluͤck kennen lehrt als das Gluck, die Armuth
als den Reichthum, und die darum fuͤr alle Arme ein Troſt
geworden, die uns den Tod ſchildert als die Geburtswehen
zu dem eigentlichen Leben, — dieſe Nachricht, Evangelium
genannt, wird heutzutage als eine Lüge ausgeſchrieen, und
faft von den Canzeln verwieſen. — Ein guter Kopf, ein
— allerdings — und das jmüßte noch erwieſen werden —
moraliſch guter Menſch, jedoch ein Menſch, hat ſie erdacht.
Sie gehoͤrte damals fuͤr die Unmuͤndigkeit der Zeit. Gut⸗
müthige — durch Wunder getäufchte — haben fie aufrecht
erhalten. Aber jetzt, we die Zeit muͤndig geworden, jetzt
geziemt es den Kluͤgeren, ſie zu modeln. Jeder erkennt in
ſich den neuen Chriſtus. Die frommen Gebete, der Slau—
be im Geſangbuch, die alten Lieder, das alte Dogma —
weg damit — Kinderpoſſen. So etwas gehört hoͤchſtens
für den Bauer noch, der mag ſich vor der alten Hoͤlle frch—
ten; und auch der iſt heutzutage viel zu klug für jene
Maͤhrchen; die Herrn Paſtoren haben da ſchon nachge—
holfen. 5
Alſo ſteht die Zeit, mein lieber Bruder, glaubens—
arm, folglich troſtlos, flach, erbaͤrmlich mit alle ihrer Ver⸗
nunft, und es iſt dem Teufel allerdings gelungen, das
Kreuz zu verwiſchen. Er hat es verteufelt pfiffig angefans
gen mit dem Untergraben des Chriſtenthums; er kommt
daher getreten im Prieſterrock, oder verſteckt hinter der Pers
rücke des Voltaire, er hat die Vernunft beſtochen und die
Dichtkunſt in Sold genommen, er ſieht freundlich aus und
verſteht die guten Sitten. Die ganze Welt erkennt in ihm
den artigſten Mann. — Der alte Chriſtus dagegen, der
Griesgramm, der Schmerzensmann, der Bettelmann, hatte
nicht, wo er fein Haupt hinlege, muthet den Leuten zu,
mit ihm der ſchoͤnen Welt zu entſagen, das Gut den Ars
men zu ſchenken, ihm nachzuztehen, wer den Rock verlangt,
dem noch den Mantel zu ſchenken, wer den einen Backen ſchlug,
dem den andern hinzuhalten; — der Mann — wir müffen
die Achſeln zucken — wir wollen uns gar nicht auslaſſen
uͤber das, was wir denken — teine Tollhaͤusler Grundſaͤ⸗
Be ie. — Allo der Ttufel durch den Mund feiner Leue. —
1
615
Wie die Kunſt durch den Kuͤnſtler, alfo iſt vornehm,
lich die Religion durch die Prieſter geſunken. Sie — frey—
lch nicht alle, denn ich kenne gute Prieſter — find entwe—
der lay und haben das Wort nicht begriffen, oder fie find
klug und gelehrt, und erſcheinen daher als die Phariſaͤer
unlerer Zeit, mochten gern dem Heiland in die Charte gu-
cken, um ihn über einem Zafchenfpieler Kunſtſtuͤck zu ers
tappen, und, obwohl fie ihn nicht ertappen, find fie gleich—
wohl frech genug, den Herrn fuͤr den Caglioſtro jener Zeit
zu erklären. — Das iſt eben ihre Angſt, und darüber
ſchwitzen ſie blutigen Schweiß, wie ſie es andrehen, jenem
Chriſtus das Gottheits-Diadem zu nehmen, ohne ſeiner
Ehrlichkeit zu ſchaden Denn etwas muͤſſen ſie doch ihm
laſſen, damit es ihnen nicht ergehe, wie jenem Bauer, der
ſich mit dem Aſte vom Baume herabgeſaͤgt; etwas an der
Kirche muͤſſen fie. laſſen, damit fie nach wie vor Futter von
ihr haben.
Beſſer jedoch, wir reißen die Kirchen ein, wenn dem
alſo iſt, wie jene Herren erklaͤren. Was heucheln wir laͤn—
ger? Iſt Chriſtus nur ein Menſch, und kaum ein mora⸗
liſcher Menſch — ſonſt hätte er den Leuten nicht blauen
Dunſt vorgemacht — ſo iſt es Gotteslaͤſterung, ihn laͤnger
goͤttlich zu verehren. Werfen wir von den Altaͤren die
Kreuze, vor denen wir gekniet, heben wir auf die Feſte
und das Abendmahl und die Taufe; bauen wir vielmehr
der Vernunft einen Tempel, mit dem Robespierre und
Conſorten; ehren wir den braven Mann im Grabe, der zur
Komoͤdie unſerer Zeit die Ouverture gegeben. —
Doch ruhig Freund; ſo boͤſe war es nicht gemeynt.
Die Herren Rationaliſten haben noch niemand gebiſſen, als
hoͤchſtens die Myſtiker. Das ſind ihnen die fatalen Todes—
Unken, die immerfort mahnen an die Tiefe des Worts, die
nun einmal nicht ablaſſen wollen vom alten Glauben. An
dieſen Starrkoͤpfen geht ihr ganzer Witz, alle ihr Spott
voruͤber. So ſehr ſie auch warnen Volk und Fuͤrſten, ſo
ſehr ſie auch drohen, ſo ſehr ſie auch reizen — vergebens,
kein Erfolg; die gehen immer ruhig ihres Weges. — Sie
muͤſſen doch wohl etwas mehr von jenem Wort begriffen
haben, wie die obgedachten Herren, denn ſie haben einen
Muth, eine Kraft, eine Geduld, wie man ſie nirgends an⸗
ders her als aus der Bibel haben kann. — Daß nur die
Herren Kirchenverbeſſerer ſich huͤten, das Herzblut jener
Myſtiker anzuſtechen, daß ſie nur nicht, dreiſt gemacht durch
dieſes Schweigen und Ertragen, ſie noͤthigen, durch freche
Forderungen fuͤr das Heiligthum in den Kampf auf Tod
und Leben zu treten. Schon regt ſich eine Stimme im
Volke, ſchon find des Herren Donner laut geworden; —
was gilts, der Luther iſt nicht fern, der dieſe Tezel
entlarven wird! — Ich glaube es, und bin deſſen feſt und
gewiß, denn der Herr hat nie noch gefehlt in der Noth,
und wo das Bedraͤngniß am groͤßten war, da hat immer
ſeine Huͤlfe am naͤchſten geſtanden.
E Unglückfeelige Iſis!
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a .
| 616
Carl Ludwig Sand,
dargeſtellt durch feine Tagebücher und Briefe von einigen ſeiner
Freunde. — (Motto: „Nichts im Leben kann gehörig begriffen
und richtig gewürdigt werden, wenn es nicht in ſeiner Beziehung
zum Ganzen aufgefaßt wird:“ von Wilhelm Stark: „Das ke:
ben und deſſen hoͤchſte Zwecke.“) — Altenburg, Verlag
von Chriſtian Hahn. 1821 8. 224 S.
Dieſe Schrift leiſtet vollkommen, was der Titel vers
ſpricht, nämlich Einſicht in das innere Leben eines merk:
würdigen Menſchen, der, bey einem vortrefflichen moralis
ſchen Charakter, deſſen Mittelpunct tiefes religioͤſes Gefühl
war, doch ein Opfer eines zur fixen Idee gewordenen Irr—
thums wurde, eines Irrthums, der als die groͤßte Inconſe⸗
quenz, ja als ein greller Widerſpruch in dieſem Charakter
erſcheint. Darum gebuͤhrt dieſem Werkchen unter Allem,
was uͤber Sand oder ſein Leben und Ende herausgekommen
iſt, eine vorzuͤgliche Stelle. Die treue Zeichnung dieſes
Charakters in der Zuſammenſtellung der Tagebuͤcher und
Briefe Sands, wie ſie in dem Vorliegenden geleiſtet wird,
iſt gleich intereſſant und belehrend für den wiſſenſchaftlichen
Menſchenforſcher, wie für den denkenden Pädagogen, Fuͤr
jenen liegt darin die pſychologiſche Aufgabe, die Mögliche
keit eines ſolchen ſcheinbaren Widerſpruchs in einem ſolchen
Charakter zu entwickeln, für dieſen aber zugleich die Aufga—
be, die moͤgliche Entſtehung einer ſo furchtbaren Irrung in
ahnlichen Individualitaͤten durch zweckmaͤßige Behandlung
zu verhuͤten. Allem Irreſeyn des Geiſtes liegt natuͤrlich
Beſchraͤnkung zum Grunde. Dieſe Beſchraͤnkung iſt aber
entweder abſolut; das ſoll hier heißen: fie iſt mit der indi⸗
viduellen Anlage gegeben, oder fie iſt relativ und zufällig,
d. h. entweder phyſiſch durch Zerruͤttung oder Krankheit des
Cerebralſyſtems, eder pſychiſch durch ein Mißverhältniß der
Geiſtes und Gemuͤthskraͤfte entſtanden. Im letztern Falle
wird z. B. die freye, allſeitige Entwickelung der dunklen
Gefuͤhle zu hellen Gedanken durch die zu große Energie der
erſteren gehemmt. Die letztere Art der Beſchraͤnkung war
unſtreitig Sands Fall. Sie iſt die entſchiedene Anlage zur
Schwaͤrmerey, und es iſt keine geringe Aufgabe für die Eis
ziehungskunſt, dieſen Feind mit Gluͤck zu bekaͤmpfen. —
Sand war und blieb ein Schwaͤrmer, und wurde, trotz des
redlichſten Bemuͤhens über ſich ſelbſt, ſein Streben und uͤber
die menſchlichen und goͤttlichen Verhaͤltniſſe des Lebens ins
Klare zu kommen, ein Opfer ſeiner Schwaͤrmerey. Die
Herausgeber irren alfo, wenn fie (S. 169 u. 170) der Meys
nung find, es habe ſich „Sands religioͤſer Glaube und froms
mes Gemuͤth (während feines Aufenthalts in Jena) mehr
und mehr aller Schwaͤrmerei, oder vielmehr von allem
Myſticismus gereinigt.“ — Von Schwaͤrmerei und Myftis
cismus kann man ſich nur durch religioͤſe Bildung reinigen,
und dieſe war es gerade, welche Sanden fehlte. Daß er
nicht im Stande war, ſich den objektiven Charakter ſeiner
That zu entwickeln, iſt Beweis von der Untererdnung feis
nes Geiſtes unter die Herrſchaft ſtarker, oft auftuͤhreriſcher
Gefuͤhle und Neigungen. Das gute Princip kaͤmpfte in
ihm maͤchtig, und oft ſiegreich über das boͤſe, aber dieſer
Kampf erforderte zuviel Kraft, welche dem Geiſte entzogen wer⸗
den und deſſen Bildung zuruͤckhalten mußte. Dieſes Verhaͤltniß
iſt, wie geſagt, die Grundlage zur Schwaͤrmerei, waͤhrend
von der religioͤſen Bildung Harmonie des Geiſtes und [677]
r
617 5
1 . 8
muͤths der (allgemeine) Charakter iſt; durch fie treten die
Verhaͤltniſſe des Goͤttlichen zum Menſchlichen, und umge⸗
kehrt ins Klare, der ſittliche Trieb kommt zum deutlichen
Bewußtſeyn, und dieſes ſchließt die Moͤglichkeit eines ſo
groben Ircthums, in welchen Sand verfiel, nothwendig
aus. Es bedurfte wegen dieſes Mangels an Selbſtſtaͤndig—
keit eines maͤchtigen Beyſtandes fuͤr ſeine Bildung. Nur
die intime Freundſchaft und der taͤgliche Umgang mit einem
Manne von gereifter philoſsphiſcher Bildung konnte ihn ret—
ten. Wir nehmen an, dieſer Freund haͤtte ſich Sands Ver⸗
trauen in dem Grade bemaͤchtigt, daß dieſer ihm ſeinen
Vorſatz (der bey einem ſolchen Umgange vielleicht gar nicht
entſtanden wäre) entdeckte. Darauf hätte ihn der Freund et⸗
wa durch folgende Anrede bey ſeiner empfindlichſten Seite
zu faſſen geſucht:
„Wie war es moͤglich, lieber S., daß dieſer Gedanke
in Deinem Inneren eine bleibende Staͤtte finden, daß der
Entſchluß zu einer ſolchen That, der wahrlich nicht des Geis
ſtes Licht zum Vater hat, in Deinem frommen Gemuͤthe
geboren werden, und ſich da mit dem Geiſt der chriſtlichen
Religion befreunden konnte? — Dich reizen, wie es ſcheint,
jene Patristen aus alter und neuer Zeit, die ſich durch die
Ermordung eines Tyrannen großmuͤthig dem Vaterlande
opferten, zur Nachahmung? Welche
da gewaͤhlt! War die Abſicht dieſer Menſchen auch gut,
ſo waren die gewaͤhlten Mittel deſto verwerflicher; waren
fie Werkzeuge des raͤchenden Schickſals, fo waren fie doch
ſchlechte Werkzeuge, denn fie waren Sünder gegen das heis
ligſte Geſetz der Staaten, mithin Verbrecher, und konnten
als ſolche, wegen der guten Abſicht, wohl dss Mitleiden
der Edeln ihres Volks erregen, nimmermehr aber auf
deren Beyfall Anſpruch machen. Wenn aber auch unter
Heiden eine ſolche That ihre Lobpreiſer fand, ſo war es
verzeihlich, wir dagegen ſind Chriſten, und wir muͤſſen als
foiche- den Charakter einer Handlung beſſer zu beurtheilen
verſtehen. Wenn unter uns ein ſolches Lob ertoͤnt, ſo kann
es nur aus dem Munde derjenigen kommen, die das Chri⸗
ſtenthum mißverſtehen. Wer iſt denn ein Chriſt, wenn nicht
derjenige, der im Namen, d. h. im Geiſte Chriſtus denkt,
fühlt und handelt, oder wenigſtens nach dieſer göttlichen
Handlungsweiſe ernſtlich trachtet? Nun denke Dir einmal,
wenn Du kannſt, den goͤttlichen Charakter des erhabenen
Stifters unſerer Religion, und die Maxime des Meuchel—
words aus guter Abſicht in einen Begriff zuſammen.
Fuͤhlſt Du den Widerſpruch? Suche Dir ihn im Stillen
weiter zu entwickeln, und je mehe Du ihm nachſinnſt, deſto
empfindlicher wird er Dein Inneres beleidigen. — Und
kann denn ein Patriotismus, der dem Geiſt des Chriſten⸗
thums fo auffallend widerſpricht, der wahre ſeyn?
Daß Dein ganzes Gemuͤth von der Idee eingenom—
men iſt, ein Märtyrer für Dein Vaterland zu werden, müßs
te Dir zum hoͤchſten Ruhme gereichen, wenn Du dazu götts
lichen Beruf haͤttsſt, und die Selbſtopferung ohne Verle—
gung der Sittlichkeit geſchehen koͤnnte. Entweder ſtehſt Du
die Nothwendigkeit dieſer Bedingungen nicht ein, und dann
biſt Du ſo beſchraͤnkt, daß man Dich bemitleiden muß,
oder Du haſt fie ganz uͤberſehen, und beweiſeſt dadurch die
Blindheit Deines Enthuſiasmus.
Ifis. 1822. Heft JI. 4
euſter haft Du Dir.
nicht, welcher lehrte, daß man,
Frage die Geſchichte nach
618
den Kennzeichen des goͤttlichen Berufs zum Märtyrer, und
fie wird Dir antworten, daß fi) dieſer Beruf jedesmal
durch Verfolgung wegen der Verkündigung göttlicher Lehren
und wegen großer Tugend kund gegeben hat. Dagegen ift
es die ſtrafbarſte Vermeſſenheit, ſich ſelbſt gewaltſam durch
ein Perbrechen zum Maͤrtyrer ſtempeln zu wollen,
iſt zugleich der verwerflichſte Duͤnkel, die eigne individuelle
Meynung, die ſo leicht irren kann, zum Richter über Des
ben und Tod eines Menſchen zu ſetzen. — Oder iſt etwa
die Maxime: Schaffe jeden, den du für einen ſchaͤdlichen
Menſchen haͤltſt, aus der Welt, damit er nicht ferner ſcha—
den koͤnne, vernuͤnftig? entſpricht ſie den heiligen Iheen des
Rechts und der Sittlichkeit? — Dann haͤngt ja unſer Leben
von Gottes- und Rechtswegen von der Meynung jedes
Schwaͤrmers, Traͤumers, Fanatikers, überhaupt jedes bes
ſchraͤnkten Menſchen ab, mit deſſen Denk- und Lebens weiſe
wir niche uͤbereinſtimmen. — Wie leicht iſt es moͤglich, daß
Mancher, der von Deinem Leben und Charakter Kenntniß
het, Dich für einen Schwaͤrmer mit der Anlage zum Fana⸗
tismus und darum fuͤr einen gefaͤhrlichen Menſchen hielte.
Und wenn nun ein ſolcher, aus dieſem Grunde, getrieben
durch gluͤhenden Patriotismus, den Vorſatz faßte, Dich
aus dem Wege zu raͤumen; haͤtte er nicht ganz in Deinem
Geiſte beſchloſſen?
und es
Du wirſt ſagen: „Mein Urtheil uͤber dieſen Men⸗
ſchen iſt keine individuelle Meynung, weil es alle meine
Freunde und ohne Zweifel alle brave Deutſchen mit mir
theilen.“ — Es iſt ja aber von dieſem Urtheil gar nicht
die Rede, ſondern von Deiner allerdings ſehr individuellen
und beſchraͤnkten Meynung, daß der Mann, deſſen Hands
lungsweiſe mit Recht gemißbilligt wird, darum des Todes
ſchuldig ſey, und daß der Charakter des deutſchen Volkes
nicht anders zu retten ſey, als durch deſſen Ermordung.
Hat Dich etwa das deutſche Volk zum Richter über ihn ges
fest? — Kennſt Du die Stimme nicht, in welcher die bes
deutenden Worte erklangen: „Richtet nicht, auf daß ihr
nicht gerichtet werdet“ u. ſ. w., und kennſt Du denjenigen
aus eigner Macht, nicht
einmal mit Worten, geſchweige durch die That uͤber ſeinem
Naͤchſten den Stsb brechen ſoll? — Haͤtte uͤbrigens der
Charakter der deutſchen Nation keine beſſern Stutzen als
die Befolgung Deiner Maxime, waͤre er ſo ſehr geſunken,
daß er im Kampf gegen Schlechtigkeiten und undeutſches
Weſen die Pruͤfung nicht aushalten koͤnnte; ſo waͤre es
wahrlich nicht der Mühe werth, ſich um ihn zu bekuͤm⸗
mern. — Das Vaterland bedarf Deines Dolchs nicht,
wohl aber bedarf es Maͤnner von Bildung und Kraft, wel—
che, wie Luther, den Muth haben, die Sache der Wahr—
heit und des Rechts in offener Fehde gegen die Feinde des
Lichts und ch iſtlichen Sinnes zu führen. Darum gehe hin
und ſorge vor allem fuͤr Deine Bildung; mit Waffen des
Chriſtenthums und der Wiſſenſchaft ruͤſte Dich gegen die
Feinde deutſchen Sinnes und deutſcher Art, und Du wirſt
Dich, wenn Du ruhigen Gemuͤths Dein Beginnen mit
meinen Bemerkungen vergleichen willſt, um alles ſelbſt zu
prüfen, bald überzeugen, daß eine Ruͤſtung, wie Du ſie in
der Angſt Deines Herzens ergriffen haſt, den deutſchen
Charakter ſchaͤndet. — Es bleibt übrigens alles unter
uns.“ >
39 *
.
5
619 5
Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß Sand', deſſen Gemuͤth
jeder beſſern Ueberzeugung offen war, durch eine ſolche oder
ahnliche noch ausgefuͤhttere Vorſtellung aus dem Munde eis
nes ſeiner Freunde, zur Beſinnung gekommen waͤre, und,
dem gemäß, ſeinen Vorſatz aufgegeben haͤtte. — Wir
ſchreiben dieſe Andeutungen in der Abſicht nieder, daß ſie
manchen deutſchen Juͤngling, hinſichtlich der ethiſchen Be⸗
urthetlung einer ſolchen That, wozu ſich der unglückliche
Sand aus Verirrung deflimmt hatte, auf den rechten Weg
führen mochte, da bekanntlich die Meynungen in dieſer
Hiteſicht anfangs ſehr getheilt waren, zum Theil aber auch
noch ſind. x
Wir bitten auch einen Politiker um feine Meynung.
Kritiſche Bibliothek für das Schul- und
Unterrichtsweſen.
Mit einem Anhange, welcher Anzeigen, Abhandlungen, Bemer⸗
kungen, Ueberfetzungen, Kollatienen von Handſchriften, Schul⸗
chröniken, vermiſchte Nachrichten und dergleichen enthält, In
Verbindung mit den Lehrern am koͤnigl. Andreanum zu Hildes⸗
heim und andern Gelehrten herausgegeben von Gottfried
Seebode. Dritter Jahrgang. Hildesheim, bey J. D.
Gerſtenberger 1821. 8. S. 2016. Preis 7 fl. 12 kr.
5 ey der allgemeinen Ueberſchwemmung der literari—
ſchen Welt mit kritiſchen Zeitſchriften ift es wirklich zu be⸗
wundern, wenn eine derfelden mit gruͤndlichſtem Stoffe ganz
ausgeſtattet iſt, und ſich auf mehrere wiſſenſchaftliche Zwei—
ge wirkſam aͤußert. Dieſe Ueberzeugung von vorliegender
Zeitſchrift auszuſprechen, iſt uns das große Vergnügen ge⸗
wöhrt. Den weſentlichſten Theil derſelben machen roͤmiſche
und griechiſche Klaſſiker aus, indem Ausgaben derſelben mit
Vergleichungen mit Handſchriften, Beleuchtungen der bes
ruͤhmteſten Philologen vorkemmen. So erſcheint auf dies
ſem Felde: Xenophon von Lange, Dindorf, Jacob, Lion,
Bothe, Voigtländer und Gail — Virgil von Esmarch und
Buri — Velleſus Paterculus v. Bardili, Genßler — Tis
bull und Plinſus v. Frenzel und Huſchke — Thueydides v.
Roſt, Haacke, Tafel, Burges, Gail und Möbius — Theo
crit von Paſſow und Gail — Tacitus v. Aſt, Walther,
Orelli, Meyer, Moͤbius, Koͤhler, Huſchke — Statius Sylv.
von Kannegießer — Sophocles v. Oſſann, Kannegießer, Gail,
Paſſow, Benedict und Burneius — Porphyrius, Libanius
und Philoſtratus von Jacobs — Perſius v. Billerbeck —
Pindar v. Tourlet und Moͤbius — Lucan v. Seebode —
Kvtus v. Niebuhr und Wolper — Juvenal v. Nuperti
und Donner — Homer von Payne — Horaz v. Bueren,
Bothe, Zell, Kannegießer, Jebſen und Frentzel — Heſp⸗
chius von Buttmann — Hephͤſtion von Ahlwardt — Gel⸗
tius von Jentzen — Euripides von Schwenk und Moͤbius
— Diodor von Gail — Claudian, Auſonius und Catull
von Heffwann — Cicero von Baden, Schutz, Degen, Er⸗
neſti, Marcelli, Reuſcher, Luͤnemann, Hottinger, Niebuhr,
Seebode, Platz, Frenzel, Klein und Jentzen — Estull v.
Bueren, Schwenk und Jebſen — Demoſthenes v. Cam:
man — Cäſar von Dähne, Ruhkopf und Oberlin — Cal⸗
limach von Schwenk — Aeſchylus von Schutz, Schwenk,
Hermann Wellauer u. Porſon — Apollontas Rhod. von
Struve — Ariſtides v. Jacobs — Ariſtophanes v. Bur⸗
keiten.
8 620
ges u. Dindorf — Ulvian v. Bucher — Terentius v
Goodluek — Sueten v. Bremi — Salluſt v. Bothe, Frot⸗
ſcher u. Schluͤter — Plinius v. Luͤnemann — Philo von
Pfeiffer — Plate v. Aſt u. Boiſonade — Corn. Nepos v.
Bremi, Muller u. Bardili — Lycurg v. Becker u. Hein⸗
rich — Eutrop v. Haus und Groſſe — Anacreon v. Des
gen — Aeſop v. Schaͤfer. — Zu dieſen ſchaͤtzbaren Arbei
ten geſellen ſich vorzuͤglich die Beytraͤge für die Berichti⸗
gung und Vecvollſtaͤndigung des geiechiſchen Woͤrterbuches
von Schneider, Kritiken uͤber die vorzuͤglichſten Lehrbuͤcher
der philologiſchen philoſophiſchen und theologiſchen Wiſſen
ſchaften, und Abhandlungen über grammatiſche Bedenklich—
Der größte Vorzug der ganzen Zeitſchrift aber iſt
die vorberiſchende Ruhe, Beſcheidenheit, Uneigennuͤtzigkeit
und Wahrheitsliebe aller einzelnen Mitarbeiter, weswegen
derſelben eine ſolche Aufnahme im großen Publikum zu wuͤn—
ſchen it, daß ſie ihren Segen uͤber mehrere wiſſenſchaftliche
Zweige noch viele Jahre ausbreiten kann.
Der Knaben Luſtwald. —
Erſter Theil. Mit acht Bildern und einem ſinnbildlichen Um⸗
ſchlage. — Nürnberg, im Verlage von Riegel und Wieß⸗
net. 1321, 8. 390 S.
(Ein anderer Titel auf dem erſten Blatte bezieht ſich auf
das Ganze, und heißt:) 5
Deutſches Leſebuch. — Zweyter Band, enthaltend
den erſten Theil von: Der Bnaben Luſtwald.
(Ein drittes Tittelblatt wiederholt den hier zuerſt genannten
Titel in altdeutſchen Buchſtaben, und enthalt in der Mit⸗
te eine Vignette mit einem ſinnbildlichen Kupfer auf je⸗
der Seite.)
„Dieſes Leſebuch für die deutſche Jugend zerfällt in
folgende drey Abıheilungen:
Die erſte Abtheilung iſt beſtimmt für 6 — 8jah⸗
rige Kinder beyderley Geſchlechts und hat den deſondern
Titel: . ;
Der Rinder Luſtwald; erſtes Leſebuch.
Die zweyte Abtheilung iſt fuͤr die maͤnnliche Jugend
vom g—ıpten Jahre — und bat den beſonderen Titel:
Der Bnaben Luſtwald. iter, 2ter, zter Theſl —
2tes, Zted, tes Leſebuch.
Die dritte Abtheilung iſt fuͤr die weibliche Jugend
vom sten bis 18ten Jahre — und führt den deſondern
Titel:
Der Maͤgdlein Auſtgarten. Iter, zter, 3ter Thl.
— 2tes, Ztes, 4tes Leſebuch.
Das Ganze iſt zunächft für diejenige Jugend geeignet,
welche nach einem (vernünftigen) Lehrgange unterrichtet
wird, dem es nicht einerley ſeyn kann, ob irgend ein Bruch⸗
ſtuͤck aus dieſem oder jenem ſpaͤter erſt eintretenden Unter⸗
richtsgegenſtande oder Unterrichtsabſchnitte durch das Leſe⸗
buch vorweggenommen und etwa noch dazu darin auf eine
Art misgeiheris werde, die dem Elementargang le]! geradezu
. U
— — —
621
entgegenlaͤuft oder denſelben verruͤckt.“ (Leider, lieben uns
ſere vielſchreibenden, ſpeculativen Jugendſchriftſteller das
Sammeln von dergleichen unnuͤtzen Bruchſtuͤcken und Bro⸗
cken nur allzuſehr. Sie ſammeln ſo fleißig wie die Bie⸗
nen, aber nicht den Nektar der Blumen, ſondern allerhand
Pflanzentheile, welche, abgeriſſen, ſogleich ſterben und ver⸗
faulen, und daher keine geſunde Nahrung, geſchweige Ho⸗
nig gewähren.)
„Dagegen iſt in dieſem Leſebuche im Allgemeinen
nur das zu finden, was durch kraͤftigen Spruch und fpres
chende That gottinnige Gefühle weckt, ſittliche Geſinnungen
nährt und dem jungen Auge friſche Blicke in das reiche Le⸗
ben öffnet. Statt des ſonſt fo beliebten Moraliſirens und
Empfindelns uͤber Handlungen, find dieſe lieber ſelbſt vorge—
führt” u. ſ w. — Aber auch „was für Wahrheit vorberei⸗
tet und empfaͤnglich macht, durch Ergoͤtzung eines einfachen
Gemuͤths, mag darin feine Stelle finden. Denn auch das
heißt Belehrung, und les] iſt ſolche oft mehr werth und
fruchtbarer, als die wohlgemeinte Litannei von Warnungen
und Ermahnungen. In jenem und dieſem Sinne finden
ſich daher die Belehrungen dieſer Bücher, in folgender Form:
in Erzaͤhlungen lin deren Reiche ſich aber — ſagt
der Herausg, und was Refer. ſehr billigen muß — Friz—
chens und Luis ens Arten- und Unartenregiſter nicht vor—
findet] ; —
in Fabeln, welche die allgemeinen fittlihen Wahr:
heiten, die fie auf beſondere Faͤlle zuruckfuͤhren, durch die
Einkleidung derſelben in lebendige innere und dukere Hand—
lungen dem jugendlichen Sinne am anſchaulichſten hin—
ſtellen;
in Gleichniſſen: „durch Gleichniſſe und Exempel
macht er jeden Markt zum Tempel;“
in Sagen, die bedeutungsvoll ins Volksleben ver:
webt find, oder auch ſonſt gewiſſe Zeitverhaͤltniſſe und Les
bensanſichten merkzeichnen;
in Legenden, die mit dem ſchlichten, einfachen To:
ne eines frommen, ſtillbegeiſterten Herzens das menſchliche
Gemuͤth anſprechen u. ſ. w.] — 8
in Maͤhrchen, aus denen „die gute Lehre und die
Anwendung auf die Gegenwart ſich fo leicht von ſelbſt ers
gibt und daraus erwaͤchſt, wie eine gute Frucht aus einer
gefunden Blüte ohne Zuthun der Menſchen;“
in Liedern, ſelchen ſowohl, denen Sage und Maͤh—
re zum Inhalt dient, als auch die ſonſt den Geiſt einfa—
cher Froͤmmigkeit, ſinniger Heiterkeit, argloſer Luft und eds
ler Kraft athmen; ferner 5
in Baͤthſeln, in Sprichwoͤrtern und Spruͤchen,
die da find „goldne Aepfel in ſilbernen Schalen;“ — bey
den ſpaͤtern Theilen außerdem noch
in Zebensz Gemüchs- und Naturſchilderungen
mit den oben angegebenen Einſchraͤnkungen; — und endlich
5 ſonſtigen guten und kernigen Reden von verſchiedener
orm.
Dieſe Leſeſtucke find aus Dichtern und Schriftſtel⸗
lern neuer und Älterer Zeit entlehnt. Wo es der Zweck der
622
ganzen Sammlung oder die Beſtimmung eines einzelnen
Theils erforderte, erlaubte man ſich Abaͤnderungen. Denn
nicht alle jene Maͤnner hatten gerade die Jugend vor Au⸗
gen, und nicht immer alle Schriftſteller, die fie beruͤckſich
tigen, haben auch den rechten Blick in der Jugend eigen—
thuͤmliches Weſen und in die Anforderungen einer reinen,
zeitgemäßen Erziehung.“ — — „Jeder Band des Leſebu⸗
ches enthält auch Leſeſtuͤcke in alter und neuer Mundart,
nach Maßgabe des Alters, für das es beſtimmt ift. Gute
geführte Knaben werden ein Hebelſches Lied in allemanni—
ſcher, oder ein Grimmiſches Maͤhrchen in plattdeutſcher oder
eine Bornerſche Fabel in altdeutſcher Mundart mit lebhaf—
ter Begierde zu verſtehen ſuchen und mit Hülfe des Lehrers
auch verſtehen“ u. ſ. w. — —
„In jedem Theile finden ſich mehrere eingeſtreute Bild—
chen. Zu einer wohlfeileren Ausgabe auf ordin. Papier find
ſie weggelaſſen.] Bilder erfreuen die Kinder und erwecken
bey ihnen größere Theilnahme für das Abgebildete. Doch
ſeyen diejenigen ferne, welche mit Darſtellung bedeutungs⸗
loſer Handlungen oder ſonſt gleichguͤltiger Perſonen und Le—
benslagen den Kinderſinn verflahen, noch mehr aber ſolche,
welche ihn durch Abbildung haͤßlicher oder fratzenhafter Be,
ſtalten verunreinigen und verderben. Selbſt ſchnell voruͤber⸗
ziehende unbeſtimmte Gebilde der Phantaſie ſollte man nie
durch die Zeichnung feſthalten wollen, weil ihr Anblick die
Schwingen der lebendigen Kinderphantaſie laͤhmt, waͤhrend
ſich dieſe außerdem dergleichen Gebilde gewiß poetiſcher vor
ſtellt, als die Zeichner fie nur immer darſtellen koͤnnen.
„Zu jedem Bande wird in der Folge ein Heft mit
Singweiſen zu den darin enthaltenen Liedern beſonders
erſcheinen.“
„Der Knaben Luſtwald, und zwar der erſte Theil deſ—
ſelben, erſcheint zuerſt; darauf der erſte Theil des Luſtgar—
tens. Der Kinder Luſtfeld wird der ſchwierigern Bearbei—
tung des, ihm zum Grunde liegenden, eigenthuͤmlichen Pla
nes halber, ſpaͤter, wo nicht gar zuletzt, erſcheinen; ihm
wird beygegeben werden eine vollſtaͤndige Anleitung zu feis
nem Gebrauche, wie auch Winke uͤber die Behandlung der
übrigen Theile des Leſebuchs.“
Ref. glaubte den Zweck, Inhalt und Geiſt dieſes Les
ſebuchs nicht beſſer bezeichnen zu koͤnnen, als durch Mit⸗
theilung dieſer Stellen der Vorrede, die er um ſo lieber
abgeſchrieben hat, als man daraus erſieht, daß der (oder
die) ungenannte Sammler und Herausgeber nicht planios
ſammelt, ſondern dabey mit gefunden paͤdagogiſchen Grund⸗
fägen zu Werke geht, was bey ſolchen Unternehmungen
eben nicht haͤufig der Fall zu ſeyn pflegt. — An zweck⸗
maͤßig geſammeltem Leſeſtoff für Kinder, vom öten Jah⸗
re dis zum Juͤngungs- und Juüngfrauenalter beſitzen wir
noch keinen Ueberfluß, und darum verdient ein Werk wie
dieſes, Beyfall und Unterſtuͤung durch Beſoͤrderung des
Abſatzes. Auch das Aeußere empfiehlt ſich durch Feinhenn und
Weiße des Papiers, durch Güte des Drucks und die Qua⸗
lität der kleinen Kupfer (von Kirchner, Eßlinger und Roß⸗
mäßler jun.).
Die Namen der Schriftſteller und Dichter, deren
Schriften der Leſeſtoff des vorliegenden erſten Theils von
623
der Knaben Luſtwald entnommen iſt, ſind folgende:
Brummacher, Claudius, Hagedorn, Eruſt Moriz
Arndt, Zaharis, Pfeffel, Lichtwehr, Ludwig Uh⸗
land, Sleim, Hans Sachs (durch Buͤſching), Niko⸗
lai, Zudwig Tiek, Leſſing, Gothe, Auguſt Gebauer,
Gebel, MN. A. Büchner, Pfeiffer, Friedrich Rüdert,
F. G. Wetzel, Salis, Sölty, Criſolin, Griedrich
Spre, Sebaſtian Franke, Georg Bollenhagen u.
a. — Vieles iſt aus Wyß Volksſagen, manches aus
Haupts ng genommen, am fleißigſten aber find
die Schriften der Gebruͤder Grimm benutzt.
Die Auswahl findet Ref. meiſt gut, doch nicht durch⸗
gaͤngig zweckmaͤßig in Beziehung auf das Alter (ein Punkt,
worin überhaupt die meiſten Sammler fehlen), für wel:
ches das vorliegende Baͤndchen beſtimmt iſt; fuͤr Knaben
von acht Jahren dürfte noch manches zu hoch ſeyn,
Skizirte Biographie des Medicinaͤ Doctor Jo:
hann Adam Katzenberger.
Seine Aeltern Jacob und Anna Maria Katzenberger,
geborne Schuck, waren zu Knelzgau, Landgerichts Elt—
mann, ſchlichte, in jeder Hinſicht rechtliche Leute, hatten
beh wenigem Vermoͤgen mehrere Kinder, und Verſtand ge—
nug, diefelben durch Schulunterricht und wahre Neligiöfität
gut zu erziehen; den 30. Octob. 1779 geboren, vermehrte
er nur die aͤlterlichen Sorgen, welche ihm bey größerer Ge—
lehrigkeit vor feinen Brüdern vorzuͤglich zugewendet wurden.
Den erſten Elementarunterricht gleichzeitig in der
Muſik erhielt er von dem braven Ortsſchullehrer Carl, und
von dem damaligen wuͤrbigen Kaplan Schramm die erſte
Anleitung in der lateiniſchen Sprache, welche bey deſſen
Befoͤrderung auf die Pfarrey zu Mosbach am Neckar bey
dem Rector zu Haßfurth bis zur Aufnahme ins bamberger
Gymnaſium im roten Jahre feines Alters fortgeſetzt wor—
den iſt.
Auf demſelben ſtudirte er die 2 erſten Schulen unter
Prof. Steiner, die Zte unter Prof. Schloſſer, die Poeſie
und Rhetorik unter Prof. Nickel, die Mathematik unter
Pater Jacobs, die Phyſik unter Pater Roppelt, und die
geſammte Philoſoptzie unter Prof. Batz, welche Lehrer er
eben ſo dankbar verehret, als die erkenntliche Erinnerung
an die Wohlthaten edler Maͤnner, beſonders des Stadtkon⸗
ſulenten Hrn. Dangels und des feligen Dr. Marcus in ſei⸗
nem Herzen nie erſterben wird.
Schon am Ende der philoſophiſchen Studien zog die
Medicin ihn gaͤnzlich an, allein vermoͤgenlos und durch
den Willen ſeiner Aeltern dem weltgeiſtlichen Stande be⸗
ſtimmt, mußte er 1800 zu Wuͤrzburg, zu welcher Diöcefe
fein Geburtsort gehört, der Theologie ſich widmen, bis am
Ende deſſelben Jahres der prager Doctor Anton Duͤckel⸗
mann aus Zeil auf einer wiſſenſchaftlichen Reiſe die Spi⸗
taͤler zu Bamberg und Wurzburg beſuchend, als Landsmann und
wohlmeinender Freund zugleich den Uebertritt zur Lieblings⸗
wiſſenſchaft ihm mit der Verſicherung anrieth, daß bey ſei⸗
ner eheſtens auszufuͤhrenden Heife nach Rußland, deſſen
—
624
Vettern in Prag, bie Herren Dockoren Fenninger ebenfalls
aus Zeil, ſtatt feiner ihn freundſchaftlich aufnehmen, und
dann ſeinem Gluͤcke ferner förderlich ſeyn würden. Es wur⸗
de daher mit anfangendem Schuljahre die Theologie aufge⸗
geben, und Anatomie bey Barthel v. Siebold und Heffel⸗
bach, und Chemie bey Pickel, im ꝛten Semeſter aber zu
Bamberg, in Hoffnung mehrerer Unterſtuͤgung daſelbſt, Phy⸗
fiologie und Mineralogie bey Doͤllinger, und Naturphiloſo⸗
phie bey Reubel gehoͤrt.
Als Student, obfhon dürftig, aber leichten geſunden
Blutes, wußte er, frühzeitig an Entbehrung gewöhnt, am
Arme der Freundſchaft frohſinnig durch das Leben zu gehen,
und mit Luſt gedenkt er noch der herrlich verfloſſenen Zeit
auf der Univerſitaͤt, und mit ewiger Liebe eines genialiſchen
Schwarz, jetzt in Amerika, eines Bottler und Jungermann
aus Zeil, Duͤrring von Zell, Doctor Schmitt von Haffr
furth, Profeſſor Richarz zu Wuͤrzburg, und vieler anderer
ihm ſtets theuern Freunde.
Im Herbſte 1801, nachdem Dr. Duͤckelmann im
Juli mit dem Fuͤrſten Zuboff als deſſen Leibarzt nach Ruß⸗
land abgegangen, wo er nach drey Jahren am Nervenfieber
ſtarb, hat er ſich zur Reiſe nach Prag entſchloſſen, ver:
trauend der allguͤtigen Vorſehung und geſegnet' von feinen
Aeltern, welchen er in banger Ahndung, ſie das letztemal
in dieſem Leben zu ſehen, mit ſchwerem Herzen Lebewohl
ſagte. i
Hier fand er die geheffte gute Aufnahme, und die
Gewißheit, daß das unfhägbare ihm unvergeßliche Wohlwol⸗
len’ der Hen. Doctoren Fenninger ihn bis zum Ziel feiner
Wuͤnſche begleiten werde. Obſchon aus mehreren Doctri⸗
nen der Heilkunde die Univerſitaͤts-Zeugniſſe von ihm bey:
gebracht wurden, ſo mußte er doch nach der beſtehenden
öſterreichiſchen Studienordnung den fuͤnf Jahre dauernden
mediciniſchen Curſus von vern anfangen, welcher im Herb:
ſte 1807 vollendet, und die Promotion zum Doctor der
Arzneywiſſenſchaft den Sten Januar 1808 an ihm feyerlich
vollzogen worden iſt.
Leider wurde dieſer Feſttag durch die ſchmerzliche Ex
innerung an ſeine Aeltern getruͤbt, indem ſein Vater ſchon
1804 den zten April im 77ten Jahre ſeines Lebens am
Darmbrand als Folge eines eingeklemmten Leiſtenbruches
geſtorben, und ſeine Mutter an der Lungenſucht krank war,
welcher fie im 66ten Jahre ihres Alters den ı2ten Januar
1814 unterlegen iſt. Dieſen unerſetzlichen Verluſt innigſt
geliebter Aeltern beweinen mit ihm nech zwey am vaͤterli⸗
chen Heerde lebende traute Brüder,
Ausgezeichnet von feinen Lehrern betrat er nun unter
der Aegide der hieſigen angeſehenſten Aerzte die praktiſche
Laufbahn, und es wurde 1809 ihm die Ehre zu Theil, als
Leibarzt den Fuͤrſten Ferdinand Kinsky lein hier hochgefeyer⸗
ter Name) ins Feld zu begleiten, und ſeit dieſer Zeit be⸗
ſtändiger Arzt der füͤeſtlichen Familie zu ſeyn. Im Som⸗
mer folgenden Jahres benutzte er mehrere Reiſen zur eige⸗
nen wiſſenſchaftlichen Bervollkommnung, heyrathete im Sep⸗
tbr. 1811 die Demoiſelle Caroline Graff, und erfreuet ſich
in gluͤcklicher Ehe zweyer hoffnungsvoller Kinder Rudolph
und Caroline. 8
625
Allein es follte ihm noch eine harte Prüfung werden,
im Jahre 1812, den 3. Nov., iſt ihm der hochherzige fuͤrſt—
liche Gönner plötzlich durch den Tod entriſſen, und durch dieß
ungluͤclliche, allgemein detrauerte Ereigniß feine Geſundheit fo
wankend geworden, daß nach einer anhaltenden Hypochondrie
ein ſchleichendes Nervenfieber ihn dem Grabe ſo nahe brach⸗
te, als ein im Jahre 1806 uͤberſtandener Typhus conta-
giosus. i
Geneſen fixirte er hier feinen Wirkungskreis, und es
iſt ihm durch anerkannte Wiſſenſchaftlichkeit und Erfahrung,
welchen er fortſchreitend im Geiſte der Zeit ausharrend nach—
ſtrebet, durch unermuͤdeten menſchenfreundlichen Eifer fuͤr
das Wohl auch der aͤrmſten Kranken und durch ein unta—
delhaftes Betragen gelungen, unter den erſten hieſigen Aerz⸗
ten einen Rang einzunehmen, in welchem er im 2ten Va—
terlande von ſeinen Mitbuͤrgern geliebt, von den Collegen
geachtet, von allen Klaſſen des Publikums, beſonders dem
hohen Adel, als Arzt geſucht und verehrt wird.
Unterhaltungen des Buͤrgermeiſters Behr in
Wuͤrzburg mit ſeinen geehrten Mitbuͤrgern.
NA 2. 1821. 8.
; Alle baierifche Gelehrte, welche ein reines Intereſſe
am Gedeihen der Wiſſenſchaften uͤberhaupt, und der konſti—
tutionellen Ideen beſonders, nehmen, bedauerten im vori—
gen Fruͤhlinge recht laut, daß Behr burch ein Gewebe von
Intriguen veranlaßt wurde, ſein Lehramt niederzulegen; ja
viele beſorgten ſogar, er möge, in praktiſche Geſchaͤfte ver:
loren, fegar der Schriftſtellerey entſagen, und fo dem Pur
blikum den reichen Erguß ſeiner Gedanken entziehen. Allein
wer einmal den innern Drang des habituellen politiſchen
Schriftſtellers zur Mittheilung kennen gelernt hat, konnte
dieſe Befergnig im Ernſte nicht hegen; auch hat die Er:
fahrung an Behr bereits widerſprochen, fo groß fein jetzi—
ger Geſchaͤftskreis iſt,
In Nr. x ſagt er, daß er ſich gleich bey dem Antritte
ſeines Amtes vorgenommen habe, von Zeit zu Zeit mit
feinen Mitbuͤrgern uͤber die ihnen allgemein intereſſanteſten
Gegenſtaͤnde ſich zu unterhalten, ſie aufmerkſam zu machen
auf die Bedingungen des Gemeindewohls — auf ihre Red:
te und Pflichten, ſie zu belehren und zu guter That zu er⸗
muntern.
Denn die Buͤrger-Gemeinde gewinne erſt ihr Daſeyn
durch die innigſte Verſchmelzung aller einzelnen Intereſſen
in ein gemeinſames, wodurch ſich ein Gemeingeiſt erneu—
ern würde, welcher ſeit Jahrhunderten erloſchen war, und
zu deſſen Wiederbelebung der Koͤnig durch die Konſtitution
ſie veranlaßt habe. Die jetzigen großen Stadt-Abgaben
dienten groͤßtentheils zur Bezahlung der Schulden der Vor⸗
zeit, und zur Erfüllung der Staatszwecke; nur der klein⸗
ſte Theil werde fur ſtaͤdtiſche Beduͤrfniſſe verwendet. Die
naͤchſte Gelegenheit zur Erprobung des wiedererwachten Ge—
meingeiſtes biete die bevoeſtehende zweyte Gemeindewahl dar.
Er bittet fie daher, ihre Stimme zur Verwaltung der Ges
meinde = Angelegenheiten nur Männern zu geben, welche
uͤberal recht und untadelhaft handeln, der Wahrheit ſelbſt
Iſis 1822. Heft II.
a. : 2
626
auf Koſten ihrts perſoͤnlichen Vortheils huldigen, den ruhis
gen und geſetzmaͤßigen Weg wandeln, kein Anſehen der Pers
fon beruͤckſichtigen, und ohne Rechthaberey oder Superklug⸗
heit eine ſachkundige, die Rechte aller Theile ſchonende,
Umſicht bewieſen haben.
In Nr. 2 widerlegt er beſcheiden und gruͤndlich die
Bedenklichkeiten kurzſichtiger Menſchen uber die Geſetzmaͤ—
ßigkeit feiner Unterhaltungen überhaupt, über die zu tref—
fende Wahl nicht bloß vermoͤgender und rechtlicher, ſondern
auch einſichtvoller und muthiger Bürger zu Deputirten und
Rathen, Über die nicht einmal ſcheinbare Verletzung eines
Amtsgeheimniſſes in Gemeinde- Angelegenheiten, welche
eben die groͤßte Oeffentlichkeit erforbern, uͤber die unwahr⸗
ſcheinliche Einmiſchung von Gegenſtaͤnden der Polizey, wels
che den Gemeinden aufgebuͤrdet wurde. Er beleuchtet dann
den Hang zum Luxus der Bürger und Dienſtboten, welche
letztere durch unmaͤßigen Kleideraufvand und Genuß an
Speiſen und Getraͤnken wie durch Theilnahme am Lotto=
Spiele nicht allein ihren rechtlichen Erwerb vergsuden, fon=
dern oft auch zur Untreue verfuͤhrt werden. Er rathet zur
Errichtung einer Sparkaſſe, in welche die kleinſten Gelb:
uͤberſchuͤſſe niedergelegt, und aus deren allmaͤhlig anwachſen⸗
den Zinſen eine Quelle zur Steuer der Noth im Alter,
oder zur haͤuslichen Niederlaſſung gebildet werde.
Mehrere Staͤdte Baierns hätten bereits eine ſolche
Sparkaſſe errichtet, und dadurch die Ruͤckkehr ihrer Dienſt,
beten zum Einſchraͤnken im Luxus, und zur Enthaltſam⸗
keit von der verderblichen Lotterie gewonnen. Die Buͤrger
Wuͤrzburgs würden die Nothwendigkeit davon laͤngſtens an
ihren» Hausgenoſſen wahrgenommen haben: bey ihrer Em-
pfänglichkeit fuͤr alles Gute wuͤrden ſie alſo nicht allein zur
Errichtung einer Sparkaſſe mitwirken, ſondern auch durch
ihr eigenes ſchoͤnes Beyſpiel im Einſchraͤnken auf die noth—
wendigſten Beduͤrfniſſe, im Sparen fuͤr die Noth in der
Zukunft, und für die Erziehung ihrer Kinder ſowohl, als
fuͤr die Begruͤndung deren kuͤnftigen Haushaltung ſehr vor⸗
theilhaft auf ihre Dienſtboten zuruͤckwirken. s
Des Freyh. von Voͤlderndorf-Waradein Kritik
der ſechs Pruͤfungstage in den von Graſer or⸗
ganiſirten Volksſchulen zu Baireuth, beleuch—
tet von den Lehrern daſelbſt.
Hof und Baireuth in Comm, bey Grau, 1822. 8. S. 84.
Nach der Vorrede ſind die 10 Volksſchulen zu Bai⸗
reuth ſeit 7 Jahren in 5 Hauptklaſſen männlicher und weib⸗
licher Seite nach Graſer's Methode des Unterrichts fürs
Leben eingerichtet, und mit dem allgemeinen Beyfalle der
Buͤrgerſchaft ſowohl als der Behoͤrden ſo ausgezeichnet wor⸗
den, daß entfernte Schullehrer des Kreiſes, welche die Me⸗
thode praktiſch noch nicht kannten, in der Ferienzeit dahin
reiſten, ſich mit ihr zu vertrauen. Deſto auffallender war
ihnen Voͤldernderfs Vorwurf, fie ſeyen Automaten, aufge⸗
zogene Uhren, Charlatane, Betrüger ic. — Sie rechneten
ſich zur Pflicht, ſich gegen dieſe Vorwuͤrfe zu reinigen.
Schon im Vorberichte werden die 3 weſentlichſten Beſchul⸗
digungen durch ein Zeugniß des Lokal- und Schul: Inſpec⸗
40
627 ;
tors Geißler und des Konſiſtorialraths Dir. Starke als un⸗
gearhindet erklärt, Die Lehrer theilen dann einige Bemer⸗
kungen über Voͤlderndorfs Wahtheitſcheue, Mangel an
Kenntniß der teutſchen Sprache Verſtoͤße gegen die Lo⸗
gik und gegen alle pädagogiſchen Regeln mit, und uͤberwei⸗
fen ihn der Lüge über die Zeit des Öffentlich ergangenen Lo⸗
bes der Methode ſowohl, als uͤber das ihm angeblich vom
Stadtdekan und Pfarrer Pflaum ertheilte Zeugniß von der
Schädlichkeit der Methode, indem dieſer ein Jahr fruher
den verſammelten Lehrern die größten Lobſpruͤche darüber
ertheilte. Die Lehrer widerlegen die einzelnen Behauptun⸗
gen Wölderndorfs, beſonders in Beziehung deſſen, was
Oken ſelbſt zu Baireuth beobachtet haben wollte. Nach
durchgefuͤhrtem Beweiſe von den unlogiſchen Behauptungen
Voͤlderndorfs zeigen die Lehrer auch, daß er verächtlihe Ge⸗
muͤths⸗Eigenſchaften habe. Letzteres wird beurkundet durch
eine lange Reihe von Verläumdungen, welche die Lehrer
Doreth, Bauer, Pohland, Lippert, die beyden Kalb, Eiſ—
ſer, Bencker Roſenmerkel, Raͤnz und Schuhmacher von ihm
aufführen. Das Auffallendſte iſt der Beweis, daß V. meh⸗
rere Schulen gar nicht beſuchte, von welchen er die Pruͤ⸗
fungen kritiſirte — dieß iſt ein neuer Beweis, daß ihm
der weſentlichſte Stoff zu feiner Schrift von den notorifmen
Gegnern der Graſeriſchen Methode formell und materiell
ſoufflirt worden war, was die Lehrer Seite 38 ihrer Ver⸗
tbeivigung auch aus der Ungleichheit der Schreibart be⸗
wieſen.
Répertoire portatif
de histoire et de la littérature es nations espagnole et por-
tugaise, par le cheval. A. A. de Liägno, espagnol, aujourd-
hui bibliothec. de S. M. le Roi de prusse et de S. A. R.
Monseigneur le prince Henri frere du Roi. Berlin chez
Nauck. Tom. I. Cah. I et 2. 1810, 8.- 508.
Dieſe Geſchichte von einem durch feine merkwuͤrdigen
Schickſale bekannten und erprobten Vfr. iſt in einem an⸗
ziehenden Styl nach männlichen Grundfägen, und, fo weit
wir es beurtyeilen können, mit vieler „Sachkenntniß geſchrie⸗
ben. Sie iſt voll der ſonderbarſten Zuͤge und der lehrreich-
ſten Thatſachen, welche geeignet ſind, ſowohl einen Begriff
von jenen 2 Völkern und von deren dürften zu geben, als
auch Lehren für den Staatsmann, wie er nicht regieren
ſoll, und für die Voͤlker, wie man regieren fol. Wir zwei-
feln nicht, daß dieſe Schrift, wenn ſie einmal mebr, be⸗
ſonders in Frankreich bekannt ift, mit Begierde werde ges
kauft und geleſen werden Wir werden nach und nach den
Leſern der Iſis Auszüge mischerlem.
125.
Jean Diaz, que M. Alfonse de Beauchamp appel-
le novateur espagnol, (Biogr. univ. T. XI. p. 305),
Etait un théologien aussi illustre par son savoir que
vénérable par sa piété. Il était ne a Guenca et fit'ses
preinières études en Espagne, moi, desirant jouir des
avantages que l'université de Paris a offerts de tout
tems & la jeunesse éprise de la vérité et del erudition,
il se rendit & cette villeet y passa treize annees dans
628
une application constante au travail et à la vertu. Les
‚ meditations et la lecture des écrits théologiques de ce
terms - la le detacherent de l’Eelise romaine. II alla
trouver Calvin a Geneve, et aprés avoir profit& des lu-
mieres de ce réformateur et de son église, il en visita
quelques unes de celles qui avaient embrasse sa r&for-
me, et il finit par se ſixer à Strasburg on il s’attacha
au celebre Martin Bucer“ Le zele de Diaz pour la
réforme et son desir d’y attirer les espagnols révoltè-
rent les fanatiques auxquels Charles- Quint confiait
les affgires religieuses. Diaz par son savoir étant fort
capable de propager les doctrines des reformateurs par-
mi sescompatriotes les conseillers et les agens de Char-
les formerent la resolution de le converlir au pape, ou
de le tuer. Claude Senarele (en latin Senarclaeus),
jeune gentilhomme savoyard, amiintime de Diaz, pro-
testant comme lui, et temoin dess mort, nous atrans-
mis Phistoire de cet horrible attentat. Jean Geniez de
Sépulvedda qui entendit cette histoire de la bouche du
-fratricide qui en est Laffreux heros, est si d'accord
avec Senarcle qu il ne parait avoir faßt autre chose que
Vobreger et substituer la morale atroce du fanatisme
et de l’orgueii national aux sentimens touchans de Pa-
mitie, de la charit& et de la religion qui caracterisent
partout le langage de Thistorien protestant, Le fait,
comme nous venons de Pinsinuer, n'ést pas moins
nun horrible fratricide. Alfonse Diaz, frere de Jean,
elait um papiste fanatique et un enthousiaste pour qui
la verite et la morale n’etaient à trouver que dans les
prejneds des espagnols. Son emploi l’attachait au tri-
bunal de la Bote * en qualité de jurisconsulte. Un
- x
Ce grand dialecticien naquit & Strasbourg en 1401. Som
nom de f mille état Ruhhorn, mot allemand qui sig-
nifie: corne dle vache. D’apres le gcüt de ce tems-lä
il traduisit avec exactitude ce nom en grec en prenant
le surnoın de Bacchus: Psx@gog, celui qui a des cornes -
de boeuf. II quits les dominicains en 15.1 pour em-
brasser la reforme. Il fut pendant 20 ans l’oracle de
leglise protestante de Strasbonrg. Ouoique diffus com-
me ora'eur et grand architecte de subtilites, d’apres la
remarque de Bossuet, comme dialecticien, iljona un
grand röle. Cranmer Lappela en 15 9 en Angleterre,
oh il mourut le 7 fevr. 1501. Ses &crits sont rares, et
justement estimes.
Ce tribunal, nommé en italien Ruota, et plus commu-
nement Rota, pourrait étre nommé en frangois tribunal
du tour ou de l’examen des causes par des juges qui
alternent entr’eux. C'est une cour d’appel établie par
le pape Jean XXII, du moins d’apres le temoignage de
Polydore Virgile. Les juges qui la composaient autre-
fois, etaient au nombre de treate: mais depuis le pa-
pe Sixte IV il ne sont que douze, dont trois doivent
stre comains, deux espagnols, un frangais, un allemand,
un venitien, un milanais, on bolognais, un ferrarais,
et un, enfin, tescan ou perugiuois. Ainsi ce tribunal
auquel le St Pere voudrait bien que toutes les causes
importantes de l’univers fussent rapportees, est un tri-
Bbunal dans lequel aux quatre catholiques-romains etran-.
gers A /’Italie et qui peuvent soupgerner que la reli-
ion chrétienne n'est pas toujours la volonte du pape,
Sa. Saintere peut opposer huit italıens dent six, ou, au
—
629 5
—
espagnol qui avait été en Allemaene apprit à ce fana-
tique que Jean fais it profession ouverte du protestan-
tisme, et que le theologien Pierre Malvenda agent
du ministre Granvelle, avait travaille en vain à le
ramener à la communion de l’eulise roınaine et avait
tout &cerit au dominicain Pierre Soto, ** confesseur
de l’empereur Alfonse, ne put apprendre des nouvel-
les de cette nature sans fremir de rage: il se deeida
aussitöt à aller joindre son frere pour le forcer de
rentrer dans le sein de l'église de sa famille, ou si non
lui arracher la vie. II partit sans delai de Rome et il
se fit accompasner d'un assassin qui avait été bour-
reau. Il passa par Augsbaurs ou il trouva peut- etre
des fanatiques puissans qui Lexcitérent à consommer
son crime et qui lui en sarantirent l’iinpunile. D’Augs-
bourg il alla a Rutisborine, ou, quoique avec peine, il
apprit des amis de son frere que celui- ci était a Neu-
bourg, ville situee sur le Danube à ı4 lieues environ
au dessus de Ratisbonne. Jean demenrait a Neubourg
chez le pasteur de la ville, et il s’y occupait de cor-
rieer les épreuves de impression d'un ouvrage de
Bucer. L’arrivee d’Alfonse le surprit, mais il était
moins cing, sont nes dans les états de l’Eglise, et ont
ete eleves dans tous les prejuges du papisme,
On treuve des lettres de Malvenda parmi celles de Var-
gas qui concersent le Concile de Trente. On connaft
le genie, Yactivite et Yambition du prelat qui employ-
ait Malvenda Un agent de Granvelle ne pouvait qu“
etre un homme habile, mais il devait &tre aussi un
theclozien sanguinaire, car Granvelle donna son appro-
ba on an massacre de la Saint- Barthelemi, en disant
qu'on y avait seulement eu le tort de le differer trop
long tems.
Cependant l’Europe a oublié tan? d’hommes publics
de ce genre, elle a perdu de vue cette atrocite, et dans
son delire elle parait desirer le retour de se systeme,
En meme tems des scelerats et des forences prennent,
disons-le ainsi, à täche de le rendre necessaire.
Le savoir de ce religieux était, à ce qu'il parait, assez
borné hors la theologie scholastiyue dan laquelle il
etait furieusement fort. Ses intentions farent pures et
sa conduite exemplaire, mais Frangois Eneinas qui fut
A meme et de le connaifre et de sentir assez durement
son fanatisme persecuteur, a beaucoup affaibli les elo-
70 ges outres que Nicolas Antonio et les Ecrivains de Por-
dre de St. Dominique ont cru devoir faire du confes-
seur de Charles- Quint. — Pierre Soto était ne 4 Cor-
doue, et ncore fort jeune, em 5 , i! entra chez les
dominicains. Au concile de Trente il comhattit en grand
dialecticien les prctestans Le celebre Jean Brentz son
antıgoniste ne Ja point menage, mais il faut avouer
ze Soto aurait mérité des egards. Je trouve aussi trop
'exageration dans les accusations dont Encinas le noir-
cit. Car, enfin, Soto au coneile de Trente defendit
des verites precieuses, combattit Ia cour de Rcme et
les ‚esuites, s eleva avec force con!re une partie dumy-
stere d’iniquite La lettre qu“ écrivit de son lit de
mort pour plaiger devant ie pape Pie IV les droits de
Vepiscopat, prouve ce que nous venons de dire. On la
tro:ve dens les annales d'Odorie Raynaldi, an. 55. n.
Leos Scıo mourut à Trente le 20 avril 1563. Les pe-
res l’enterrerent avec pompe,
— 630
trop plein de cliarité et d'amour fraternel pour ima-
giner qu'il embrassait son bourrean. Alfonse &t:la a
son frere tous les principes et tous les sophismes du
vulgaire de la communion romaine, * mais Jean re-
pondit a tout avec autant de modestie que de clarté
et d'ordre. Alfonse quita la polemique pour tenter
son frere par des offres séduisantes, tels que celle de
quelques bons benefices de ceux auxquels la corrupti-
on de l'église chrétienne doit, peut- etre, ses plus
grands progres, mais le pieux theologien opposa à ces
avantages périssables le jugement de Dien, les mena-
ces et les promesses de J. C., finalement les prindi-
pes qui rendent incomparable la morale qu’on apprend
a l’ecole de ce créateur de la vraie justice, Alfonse
fut donc force de reconnaitre que le degré de convic-
tion et l'enthousiasmè de son frère rendaient impossible
de le reconcilier- avec l’eveque de Rome. Alors, des-
esperant, dit Sepülveda, de guerir P’äme de son fre-
re, Alfonse se decida a se servir de l’artifice pour l’ar-
racher à la societé de ceux que Jean aimait et rèvérait
comme ces [reres et ses maitres dans la foi, Il feig-
nit de se sentir touché de la doctrine des Réformateurs,
il affecta de se trouver convaincu par les raissonne-
mens de son frere et se parant du zele d'un prosélyte
il entreprit de lui prouver que c’etait un devoir de
quitter “Allemagne, pays suffisamment pourvu d’a-
pötres de la vérité, et d’aller la precher en Italie ou
elle était inconnue. „Puisque Dieu a dissipé les ténè—
bres de ton äme, s'ecria Fhypocrite,“ „et qu'il t'a
éclairé d'une manière merveilleuse, c'est ton devoir
de faire en sorte, comme te le.conseillel’apötre S. Paul,
que lu grace du Seigneur ne reste pas vide, ne devien-
ne ive en toi: c’est ton devoir d'agir avec vigueur,
de quitter Allemagne, ou cette doctrine ayant beau-
coup de maitres qui l’enseignent, tu ne peux qu’-
etre oisif, et de te transferer en Italie et dans d’au-
tres pays où en aeissant en secret et avec prudence,
tu pourras dissiper les ténébres de ceux que la super-
stitio Egare et aveugle.“ jean, dont la candeur Ega-
lait la droiture et la piete, fut au comble de la joie des
qu'il crut avoir arraché à la superstition un frere qu'il
aimait tendrement, et se penétrant des beaux senti-
mens qu' Alfonse venait de feindre, il aurait voulu le
suivre a Rome ou le pape par un meurtre légal aurait
épargné à ce scélérat la honte, 'atrocité et les re-
mords d'un fratricide. Mais jean ayant demandé
conseil à Bucer et a ses autres amis ** ils lui inspire-
* Des principes et des sophismes que Bossuet, Nicole, Ar-
nauld et les disciples de ces grands theologiens ont eu
le ban esprit de desavouer, et cette variation fait al-
tre d’etrangers prejuges, mais elle ne doit point affai-
blir notre respect pour la partie non papiste de l’eglise
catholique- romaine.
* Lillustre theologien et orientaliste de Zuric Jean Henri
Hottinger a insere dans le IX volume de son Histoire
eccelesiast, du Nouv. Test. (pag 2 2 — 233) la lettre que
J. Diaz écrivit A Ochin le 22 mars 1546, quatre jours
avant la scene sanglante dont nous parlons ici. Cette
lettre montre toute la candeur et toute la piete du
631
rent une juste mefiance et le porterent à donner un
refus absolu a son frere. C'est alors que celui-ci,
selon Sepülveda, se décida a commettre le crime. Cet
indigne historien ose Pexcuser avec une impudence
qui fait fcémir. Selon lui, fAlfonse se vit force a ar-
racher la vie a son frere parce qu'il n'y avait pas un
autre moyen de mettre un terme aux maux que celui-
ci faisait ala religion, parceque ce meurtre allait em-
pecher beaucoup d'autres et de plus grands crimes,
parcequ’il épargnerait à la famille et a la patrie du
meurtrier et de la yictime un grand opprobre, parce-
que en versaut le sang de Jean on réparerait linjure
atroce que Phérésie de celui-ci avait faite a cette fa-
mille et à cette patrie, parceque comme jennemi de la
patrie et de la religion, Jean était [condamne a mort
par les lois divines et humaines, Cet évangile de Se-
pulveda était celui d’Alfonse Diaz et de Charles-
Quint.
Le crime fut consommè avec des circonstances
atroces. * Alfonse embrassa son frère, affecta de ver-
ser des larmes de tendresse, et le forga d’accepter de
largent pendant qu'il meditait la manière de le mas-
sacrer: le perſide feignit de s’en retourner en Italie et
il alla en effet jusqu'à Augsbourg, mais des le lende-
main il reprit le chemin de Neubourg accompagne du
bourreau qu'il avait a ces gages et auquel il se propo-
sait de commander avec precision et en detail l’ex&-
cution du crime atroce qu'il avait si bien medite,
Ce fut au point du jour (27 mars 1546) que ces
deux scelérats se presentèrent a la porte de la maison
on logeait Jean Diaz. Ce saint homme dormait enco-
re. Le bourreau ayant dit qu'il était porteur d'une
lettre d’Alfonse, la porte lui fut ouverte, et il monta
a la chambre du saint martyr, tandis qu'Alfonse resta
au bas de l'escalier pour aider en cas de besoin et em-
pöcher que quelqu'un n'arrétät le coup. Jean ayant
ete réveillè sauta de son lit avec intrepidite aussitöt
qu'on lui eut dit qu'on lui apportait une lettre de son
fröre. II la prit et pendant qu'il la lisait l’assassin qui
etait derrière lui enfonca de toute sa force dans le cô-
te droit de la tete une hache qu'il tenait cachée sous
Phabit. Jean tomba sans pouvoir proferer un mot.
Le jeune gentilhomme savoyard, Claude Senarcle,
qui couchait dans la m@me chambre que Jean Diaz,
sortit agité d'un pressentiment sinistre, à celle où le
martyr, et la ruse odiense du perfide fratricide, Jean
trouble par les sophismes de celui- ei, montre le tou-
chant desir decouyrir la volonte de Dieu et de se vouer
à la remplir.
* Claudii Senarclaei Histor. vera de morte Ioa Diazii His-
pani — (sans le lieu d'impression) 1546. Ouvrage pre-
cieux reimprime dans le T. VIII du jScrinium Antiquar
rium de D. Gerdes.
Jo, Genes, Sepulved. De rebus gest. Caroli V. Lib,
IX, SS. 35 — 40. 3
Jo. Sleid. De statu Rel, et Reip. Lib. XVII, au com»
menceinent,
S
— —
632
*
saint homme était alle pour lire la lettre de son frere,
Ile trouva mourant, les yeux tournes vers le ciel et
les mains jointes comme pour implorer la miséricorde
de Dieu. Le jeune homme sut maitriser ' horreur et᷑ la
douleur qu'un tel spectacle ne pouvait qu'inspirer, et
il donna a son ami les consolations de la religion.
Jean quoique aux prises avec les angoisses de la mort,
et privé de la parole, put denner quelques marques
d'etre sensihle à ces secours d'un ordre sup£rieur: une
heure apreès il expira. Ses meurtriers furent poursti-
vis et pris, mais l'empereur les protégea: il mit tou-
te l'ardeur du fanatisme à les soustraire jau glaive de
la loi. U fut facile de voir, dit Sepülveda, qu'il ap-
prouvait le fait. Cet indigne historien appele Aumani-
te l'injustico révoltante de Charles:
aucun Ccrivain catholique- romain qui ait ose la bien
dévoiler; mais l'on sait que esprit de secte est in-
compatible avec Pimpartialité de histoire. Alfonse
Diaz protégé par son souyerain, obtint d’etre juge
comme clerc par l’&veque de Trente, et se prelat en-
tra aveclezele d'un pretre courtisan dans les vues et
dans les sentimens de l'empereur. * Mais lesremords
* Dans la septieme edition du Dictionnaire historique d’u-
ne Societe de Gens de lettres, (Caen et Lyon 1789),
et vraisemblablement dans les editions prec&dentes, on
avait extrait Particle de Jean Diaz de la continuation
de Histoire Ecelesiastigue de Fleury, par l’oratorien
Jean- Claude Fabre. Disciple d’une-ecole dont la mo-
rale repousse les moyens violens des papistes, cet Ecri-
vain, tout en condamnant ceux des prineipes religieux
de Jean Diaz qui ne s’accordaient pas avec la foi ca-
thol.-romaine, bläme sans detour le zele atroce dufrä-
tricide: „au lien de gemir, dit-il, sur Pendüurcisse-
mient de son frere, et d’adorer les jugemens de Dieu
qui ouvre ou ferme les yeux à qui il lui plait, il en-
treprit sur la vie corporelle de celui pour qui seulement
il devait demander la vie spirituelle, Mais cette mani-
ere de raconter ne pouvait pas étre du goüt de la ma-
jorite des auteurs de la Biographie universelle: NM. Alf.
de Beauchamp, auteur de article de Diaz, n’est pas
un homme capable de laisser Echapper une occasion de
montrer son attachement à la cause des souverains-pon-
tifes. Ainsi il a rejeté Particle de ancien dietionnaire
historique et il a employe dans la biographie du pieux
martyr espagnol la phraseologie de Histoire des mal-
heurs et de la captivite de Pie VII. Diaz n'est donc
qu'un novateur espagnol pour Pimmense vulgaire qui
pour juger cette intéressante vietime se contentera de
lire la Biogr. Univ. Ce grand oracle de l’esprit de par-
ti se garde hien de blämer le fratricide, de nous ap-
prendre sa fin desastreuse, d’indiquer merme le livre de
Claude Senarcle, témoin oeulaire de cet horrible forfait.
La B. Un. n'a de fiel que pour les jacohins, les usurpa-
teurs et les héretiques: les crimes les plus atroces, des
qu'ils ont été commis en fayeur de ce que ses princi-
paux auteurs appellent foi chretienne , piete , pouvoir le-
gitime), eglise veritable, bonne cause, sont ou oublies,
du excusés, ou meme defendus avec impudence dans se
recueil d'une faction eminemment anti historique. La
verile, cependant, a arracheä M. de Beschamp com-
me une ombre de blame sur la partialite et la mauvai-
se foi de Charles-Quint: mais il aurait du associer
ee nom ceux de Ferdinand son frere, de l’eveque de
Trente et de tous les autres complives de l’empexeur,
je ne connais
ö
633
poursuivirent sans reläche linfortung fratricide, et
quelques historiens ont pretendu qu'au lieu d’implorer
Malgré la longueur de cette note je erois utile de
mettre jei sous les yeux des lecteurs les mots de Henri
de Sponde, döserteur du protestantisme , eelehre prose-
Iyte de l’öcole de Duperron et de Bellarmin et conti-
nuateur des annales de Baronius: ces mots avec ceux
de Sepülveda, et avec les detours de M. de Besuchamp
pourront etre un &chantillon de la morale tortueuse de
cetie classe d’apötres et de catechumenes, Apres aveir
indique la mort tragique de J. Diaz, Sponde se permet
sur le meurtrier la reilexion suivante: „Quo in facino-
re (si omnino res ita se habuerit) sicuti excusendus vi-
detur zelus Alfonsi; ita, meo judicio, caedes fratri pro-
ditorie privata auctoritate illata vix reperiat qui eam
laudet, vel etiam comprohbet © — On sait que facinus
peut étre facilement pris en bonne part: Sponde en
employant ici ce mot, a plus pense à la hardiesse qu à
Thorreur de l’action dont il vient de parler. C'est dire
en francais, fait, en allemand, That, en espagnol, he-
cho, accion, en portugais feito« quiconque dans ces
languss se servirait de ces mots vagues pour indiquer
un erime atroce, aurait Pair de l’exceuser, ou au mo-
ins de le regarder avec quelque indifférence; mais sup-
posons que Sponde ne pensant qu'à imiter Teloquence
jatine, se soit servi du mot facinus, m&me quand il a
eu A raconter le meurtre commis dans la personne d’un
evéque ou d'un jésuite, et puisque ce mot est sans épi⸗
thete, traduisons- le par celui d’attentat; la morale du
prosélyte - éEvéque ne devient pas par la beaucoup plus
pure. Veici la traduction de toute la phrase de cet an-
naliste: „Dang cet attentat, (si toutefois il a £te tel
qu'on le raconte), on doit exeuser le zele d’Alfonse (du
fratricide — );“ „mais selon mei on aura de la peine
A trouver qui veuille loner, qui veuille méme approu-
ver la trahison dont il se servit pour massarrer son
frere.‘“ — Or, dirai-je, qu en lise la zarration simple et
touchante de Claude Senarele qu'on pense à la piete, ‚A la
vie laborieuse, à la candeur et à la tendresse fraternel-
ze du martyr, et qu'on me dise si cet esprit de parti
de Sepülveda, de Sponde, de M. de B. et de leurssem-
bplables ne mérite pas l’indignation des gens de bien.
MM. de Bonald et de Chateaubriand, au lieu de repro-
cher à la theologie de Huss et des rsformateurs du XVI
siecle les crimes et les folies d'une faction qui lui a
substituè le fanatisme de la vanité nationale et de l’es-
prit de corps et de parti, devrajent se souvenir que ia
morale des papes excuse Vattentat atroce d’Alfonse Diaz
et arrache un tel criminel à la force, à Yautorite au-
guste des lois: abus revoltant qui a exalté la noble in-
dignation du poste dont on lit les vers latins sous le
portrait de Jean Diaz dans le recueil interessant d’elo-
ges et de portraits des théologiens opposés aux papes,
publis par Jacq. Verheiden sous ce titre: „Praestantis-
. simor, aliguet tkeologor. qui Anti- Christum oppugna-
7 runt, Efügies et Elogia,“ Les vers que je viens d’in-
diquer meritent d’etre mis en circulation parmi les
nombreuses dupes que la Cour de Rome fait au'jourd-
hu.’ Nous allons les transcrire et les traduire:
\ Dieite Pontifices ubi fratri occidere fratrem
Fermissum? Quis vos spiritus exagitat?
Proh scelus horrendum! Guncti, me teste, cayete:
Nam scelerum artifices Roma profana colit.
en frangais
„Pontifes, dites- nous où la loi permet -elle que le
krere son frere? Eh, Par quel esprit &tes- vous
8 agiles? L’horrikle crime! Soyez tous sur vos gardes,
gar, croyez à mon témoignage, la profane Rome xévé-
ke des scélérats.““
Iſis. 1828. Heft. va,
Im
4 rr.
9 —
634
la misericorde de Dieu, ilse donnala mort dans un accès
de désespoir. L’emperenr que ces atrocités et tant
d'autres auvaient dü accabler de remords non mains
cruels, selivra a ses projets et a ses illusions, et de-
vint de jour en jour plus superstitieux et plus fana-
tique a la maniere des pharisiens. L’inquisition, qui
pendant longtems lui avait inspiré une juste méſian-
ce, eut depuis cette époque en lui un protecteur zé-
le et profondément affligé de ne l'avoir pas été tou-
jours: fidele aux instructions de son confesseur il
devint oppresseur et cruel en l'honneur da papisme;
les espagnols sous sa conduite sacrifierent leur or,
et versèrent leur sang pour cette cause; l’exil, les
Proscriptions, des büchers furent le partage de ceux
d’entre eux qui étudièrent avec candenr la religion,
et Charles obtint de rattacher de plus en plus la
nation espagnole a l’övangile-coran de la Coue de
Rome.
Senne,
oder kritiſches Jahrbuch der Literatur, Leipzig bez Brockhaus,
ſeit 1819.
Dieſes Inſtitut iſt in Deutſchland das Einzige, wel⸗
ches, in ſeiner Anlage wenigſtens, dem Begriff der Kritik
im erhabenen Sinne des Wortes wirklich entſpricht. Es bes
achtet nur das wirklich Gediegene, nur die großen Gebaͤu⸗
de, welche in dem Lande der Literatur aufgeführt werden,
und läßt die Hütten, von Sclaven ohne Regel und Sinn
zuſammengeklebt, in ihrer verdienten Dunkelheit. Die Wuͤr⸗
digung der Pallaͤſte dagegen iſt im großen Styl, wie fie
wenigſtens ſeyn ſollten. Brockhaus hat die Idee der
Kritik vollkommen ergriffen, und er ſtrengt ſichtlich alle
Kraͤfte an, um fie lebendig darzuſtelen. Ob er aber immer
Gelehrte findet, welche Sinn, Luſt und Kraft haben, um
ſich der undankbaren Kritik zu widmen und ihr Ideal zu
erreichen, ob er ferner ein Publikum findet, welchem weni-
ge, gründliche Recenſionen genuͤgen, das iſt eine Frage,
welche ſich in einem Lande, bas ſich nicht frey bewegen
kann, ſondern das ſeyn muß, wozu es der Unverſtand macht.
gar nicht beantworten laͤßt. Dieſes Unternehmen würde
man daher immer ein Wagſtuͤck nennen muͤſſen, wenn es
nicht durch feinen faſt vierjaͤhrigen Beſtand gezeigt hätte,
daß in Deutſchland der Sinn fuͤr die aͤchte Bedeutung der
Dinge noch nicht hat ausgerottet werden koͤnnen. Ungeach⸗
tet dieſer erfreulichen Anſicht muͤſſen wir doch geſtehen, daß
uns viele Leſegeſellſchaften in Deutſchland bekannt ſind, wel⸗
che den Hermes nicht halten und daher nicht das beſte Ur⸗
theil in der Literatur, ſondern lieber alle Urtheile hoͤren
wollen, was freylich in einem Haufſtaat bildungsgemäß
iſt. Wer im Waſſer ſchwimmt, greift nach jedem Scrohhalm,
weil er doch etwas iſt, ſobald nehmlich die großen Balken,
Felſen und Pfeiler ſich nur als Waſſerhoſen beweifen. Auf
dieſe Art iſt es ein Gluͤck, in einem Lande zu leben, oder
in einem Meere zu ſchwimmen, in dem alles begreif⸗
lich iſt.
Eine Kritik vom Hermes ſelbſt zu liefern, geht uͤber
unſer Vermögen, iſt auch nicht vonnothen. Er beurtheilt
7 40 5 Ä
>
635
ſich ſelbſt überall da, wo man ihn ließt. Statt ihn zu kri⸗
tiſiren, ſagen wir daher nur: leſ't ihn.
Unvorgreifliche Meynung über die Parallel⸗Theo⸗
rie des Profeſſors M. Metternich.
Zweyte Auflage. Mainz 1822. bey Keferberg zu Maynz in
Konmiſſior.
Das Geſetz des Paralleliſm hat Euklid im I. Buch,
Satz 28 erwieſen. Dieſer Satz, mit den Folgerungen fuͤr
die Verhaͤltniſſe der Winkel, welche die Sekante (der Ver⸗
faſſer heißt die Sekante: Normallinie) in den zwey
Schnitten der beyden Parallelen macht, fuͤhrt der Vef auf in
Nr. 2, 5 und 4 der Einleitung, woraus ſich die Folge er
gibt, daß es vier Vorkenntniſſe vom Verhalten dieſer Win⸗
kel gebe, deren jede zu dem Satze führt, daß die zwey ins
neren Winkel zu jeder Seite der Normale zuſammen zwey
rechte Winkel betragen, ſsfort ſolche Linien auf keiner
Seite und bey jeder Verlaͤngerung zuſammen⸗
ſtoßen konnen. — Sind die zwey innern Winkel an
der einen Seite der Normale kleiner, und folglich auf der
andern Seite größer als zwey rechte, jo find die Linien
nicht parallel; man heißt ſie: geneigt, und der Verfaſſer
warnt gegen die Ausdehnung des Begriffes von der Ge⸗
neigtheit, ais wenn darin jo geradehin das Zuſammenſtoßen
der Linien auf der Seite wo die inneren W. L 2 R. mit
begriffen ſeyn koͤnnen; er will, daß man ſich nichts anderes
bey diefem Umſtande denken ſolle un“ Eönne, als: die Li⸗
nien ſind nun nicht parallel (Nr. 1. und 7. der
Einleit.). Um die Geneigtheit in einem vollſtaͤndigen und
eigenthümlichen Begriffe darzulegen, nimmt er am dieſen
Stellen die zwey Bedingungen an, nämlich: zwey Linien
find nicht parallel, a. wenn gegeben if, daß ſie in ei⸗
nem Punkte zuſammenſtoßen, d. h. einen Winkel bilden,
und dieſe Vorausſetzung fuͤhrt zu dem Schluſſe b, daß jede
Sekante, T. B. Fig. 5., weiche die Winkelſchenkel fihneis
det, zwey innere Winke X Tu Z. 2 N. bilder (Eukl. 17 S.).
Aber die Umkehrung tes Satzes, nämlich wenn d iſt jo
folgt a, iſt das eigentlich zu loͤfende Problem.
So geordnet iſt nicht der Vortrag des Verfaſſers, obs
ſchon er die Materialien dazu (in 1 u. 7) geliefert hat,
und doch dünkt es dem Referenten, daß es weſentlich iſt,
die Ideen fo aneinander zu reihen; wenn man den Zwei
fel: in dem Nichtparalleliſm, oder, in dem Begriffe von
der Geneigtheit vorbeugen will, als würde der Begriff
vom Schneiden ſolcher zwey Linien mit aufgenommen.
Der Begriff, den der 28te S. des Eukl. vom Paralleliſm
beweiſt, t nur darin beſchränkt, daß ſolche Linien unmoglich
zuſammenſtoben koͤnnen. Es ſcheint fehlerhaft zu ſeyn, die
parallelen Linien gleichlaufend zu benennen; welcher Ausdruck
gar leicht die Nebenidee erzeugen kann (und wirklich erzeugt
hat, wie es die Wolfiſche Theorie des Paralleliſm an Tag
legt), daß ſolche Linien überall gleichweit abſtehen. Aber
dieſe Nebenidee iſt ſo ganz fehlerhaft, daß fie nicht einmal
deutlich gemacht werden kann, indem es kein geometriſches
Mittel gibt, den Abſtand zweper Linien zu meſſen; man
hat bekanntlich nur das Mittel, den Abſtand zweyer Punkte,
und dann den Abſtand eines Punktes von einer in Lage ge⸗
—
a . 636
gebenen Linie zu meſſen. Indeſſen ſcheint es doch, als ha—
be die Idee vom gleichen Abſtande der Parallellinien dem
Verf. zur Grundlage ſeines Planes gedient, indem er den
Beweis zu geben ſich beſtrebt, daß die ſenkrechten Linien
zwiſchen Parallellinien überall gleich fenen. Um biefen Haupt⸗
ſatz zu beweiſen, der, wie er in der Vorrede fagt, der
Bahubrecher zu dem vom kiten Axtom des eukl. Axioms
iſt, bat er verſchiedene Vorderſätze bewieſen, die ſich in den
Elementarbuͤchern nicht finden; z. Ba, daß in dem einen
Schenkel eines jeden Winkels ein Punkt angeblich ſey, aus
welchem eine ſenkr. auf den andern Schenkel gefällt, dieſe
ſenkr. groͤßer werde, als eine angegebene Linie; b, daß,
wenn zwey Linien parallel ſind, mittelſt einer ſenkr. Nor⸗
male, es unzählig viele ſchieſe Normalen gebe, deren End⸗
punkte wechſelſeitig zu beyden Seiten der ſenkr. Normale
und in gleichem Abſtande von den Endpunkten dieſer ſenkr. Nor-
male genommen werden, die dann alle dieſe ſenkr. Normale in
der Mitte ſchneiden, und fo dieſe ſchieſen in dem Schnitte
halbirt werden; und umgekehrt, wenn zwey Linten mittelſt
einer ſchiefen Normale paratlel ſind, es allemal eine, aber
nur eine ſenkr. Normale gebe, die durch die Mitte der ſchie⸗
fen gefuͤhrt werden kann und muß. c, daß die ſenkr. Linien.
die aus Punkten der einen Parallele auf die andere gefällt
find, paarweiſe gleich ſind, wenn deren Anfangspunkte ſo
genommen werden, daß der eine dieß, de andere jenſeits
der ſenkr. Normale in gleichem Abſtande von den Endpunks
ten dieſer Normale abliegen.
Um nun die Gleichheit aller ſenkrechten Linien zwi
ſchen Parallelen (der Wirfaſſer heißt dieſe ſenkr. Linien:
Parallelſinuſſe) zu beweiſen, trägt der Verfaſſer $ VIII.
den Satz vor: jeder Parallelſinus bildet in dem Punkte
der einen Parallele, aus welchem er auf die andere Paral⸗
lele gefällt wird, mit dieſer erſten Parallele zwey rechte
Winkel. Und dann, wenn dieſer Satz feine gesmetr. Ges.
wißheit hat, wird es leicht zu erweiſen, daß alle Parallel⸗
ſinaſſe gleich find,
Der Beweis dieſes Satzes war in der erſten Auflage,
die 1814 erſchien, unvefcietegt gegeben, daher die Unterſu—
chung geſcheitert In dieſer zweyten Auflage werden nun
zwey Beweiſe dieſes Satzes aufgeführt, der erſte iſt neu ers
funden? wovon der Titel auch Meldung thut; der zweyte
iſt eine Umarbeitung des in der erſten Ausgabe verunglücks
ten Beweiſes. — Mecenſ. findet es nöthig, beyde Beweiſe,
welche die Hauptgrundlage dieſer Theorie find, hier möge
lichſt umß aͤndlich darzuſtellen, um zu ſehen, ob und wie der
Verf. fein Ziel erreicht habe.
Zwey Linien, MS und NT, beyde ſenkrecht auf eis
ner dritten MN, und zwar in deren Endpunkten M und
N (dieſe MN wird fo zur ſenkr. Normale, und MS und
NT zu Parallelen) find parallel. Man nehme in der eis
nen Parallele einen Punkt 8 in willkürlicher Entfernung
von dem Normalpunkte DM, und führe aus dieſem Punkte
auf die andere Parallele NT eine ſenkr. ST (Parallel
ſinus), ſo ergibt ſich ein Viereck MNT S (welches ſich
jeder leicht entwerfen kann), wevon die Winkel M, N, T
gegebene rechte Winkel find, es ſoll erwieſen werden, daß
der vierte Winkel S weder ſpitz, noch ſtumpf ſeyn konne.
Der erſte Beweis iſt kurz und einfach, und ſpricht
ſich fo aus: geſetzt 8 ſey ſpitz, To gibt es in 8 eine ſenkr,
1
4
637
SM’ auf TS, und ſo wurde SM’ nun mit T N parallel
ſeyn: aber SM war mit TN parallel gegeben, daher gäbe
es durch S zwey parallele Linien 8 mit IN, welches dem
Satze Nr. 6. widerſpricht, daher kann SM? ſenkr. in 8
nicht zur Sette der fruheren Parallele SM liegend gedacht
werden. Auf eben den Widerſpruch fuͤhrt die Annahme,
daß vielleicht der Winkel bey S ſtumpf ſeyn konne.
Es find dem Verfaſſer zwey Einwuͤrfe gegen den Be—
weis gemacht worden, die er in einer Note, welche im
Mſcpt. dem Exemplare beygefuͤgt iſt, das der Necenf. vor
Augen hat, gründlich beantwortet, und nach des Necenſent.
Meynung iſt dieſer Beweis nun befriedigend. Die Eins
würfe waren: a. In Nr 6. iſt der Punkt (hier S) zuerſt
gegeben, und nachher wird die mit N J parallele durch dies
- fen Punkt geometriſch conſtruirt, hier wird die Parallele
zuerſt gegeben, und nachher der Punkt S in ihr angenom—
men. b. Die Conſtruction in Nr. 6. wird einzig mittelſt
einer Normale vollzogen, die durch den gegebenen Punkt
zieht, und fo wird die MS einzig parallel mittelſt dieſer
Normale; hier iſt die M mittelſt einer anderen, an einer
anderen Stelle liegenden (ſenkrechten! Normale, als paral—
lel mit NT gegeben. Den Zweifel a hebt der Verfeſſer
fo, daß er ſagt: in beyden Fällen befindet ſich der Punkt
S in der parallelen MS, und die Frage iſt unnuͤtz, in weh
cher Zeit und unter welchen Umſtanden er in die Stelle ges
kommen, wie dieſes in der Beantwortung des Einwurfes
b noch deutlicher wird; nämlich fo: durch den Punkt S gibt
es, gemäß eines vorhergegangenen Beweiſes H. V., eine
ſchiefe Normale, und der Paralleliſm der beyden Linien
MS und NT wird eben io gu: begründet in dieſer ſchiefen
Normale, an der die Wechſelwinkel gleich find, als in der
ſenkr Normale MN, und fo iſt der Schluß hier der naͤm—
liche wie in Nr. 6., daß es durch S keine zwey parallele
Linien, nämlich nicht noch eine SM’ geben koͤnne.
Recenſ. hat den Gang dieſes Beweiſes, fo wie die
Gruͤnde, worauf er beruht, mehrmal durchforſcht, und
nichts Erhebliches einzuwenden entdeckt; er hat ſich die Fra—
ge gemacht, ob doch nicht irgend eine verſteckte Vorausſe—
tzung des zu beweiſenden ııten Axtoms eingeſchlichen; allein
er fand keine andere Anwendung des Begriffes vom Nicht—
paralleliſm der zwey Linten, als die oben bemerkte, daß
naͤmilich, wegen der inneren zwey Winkels, Summe 2 2 R,
dieſe Lage dem Parallel-Geſetze widerſpreche. Aber dieſes
Geſetz iſt einſach und wahr, und es iſt unnütz, zu fragen,
ob es auch einzig ſey, denn, wenn es noch eines geben
ſehhte, fo müßte es nothwendig auf das naͤmliche Reſultat
führen: Die zwey parallelen Linien Finnen bey jeder Vers
laͤngung auf keiner Seite zuſammenſtoßen und fo einen Wins
kel bilden. -
Der zweyte Beweis iſt viel verwickelter, und ſchon
dieſer Umſtand nimmt ihm feinen Werth. (Der Verfaſſer bes
merkt in der Vorrede, daß er dieſen zweyten Satz darum
hier umgearbeitet vortrage, weil er der einzige in der er—
ſten Auflage war.) Wenn man die obige, leicht zu ent:
werkende Figur beybehaͤlt und den Winkel S als ſpitz ans
nehmen wollte, ſo fuͤhrt dieſe Annahme auf einen Wider—
ſpruch; das iſt der zu erweiſende Satz. Unter dieſer Vor—
aussetzung gibt es nämlich von J aus tine ſenkr. Linie,
638
die nothwendig in einem Punkte p der SM eintreffen muß,
welcher von 8 gegen M hin liegt; ja es iſt denkbar, daß
MS klein genug genommen ſey, daß p in M, oder jene
ſeits M falle; dieſes haͤngt von der freylich unbeſtimmten
Groͤße des ſpitz ſeyn ſollenden Winkels ab; wovon wie in
einem vorherigen Satze erwieſen iſt, die Laͤnge der Sp abs
hängt. In dieſem leicht möglichen Falle würde es aus dem
Punkte M zwey ſenkrechte Linien MN, und Tp, d. h. 1 NMI
geben (weil p in M fiel), beyde in der naͤmlichen Ebene,
worin die Parallelen liegen, welches unmsglich iſt, daher S
unmoͤglich ſpitz ſeyn kann. Eben der Widerſpruch wuͤrde
Statt haben, wenn p jenſeits MM fiele, und fo Pp die
M nothwendig zwiſchen deren Endpunkten ſchneiden und
ein Dreyeck von zwey rechten Winkeln bilden wuͤrde, wel⸗
ches unmöglich, und daher auch alsdenn die Annahme, 8
ſey ſpitz, unmoͤglich mache.
Aber wenn p zwiſchen M und 8 fällt, fo wird, weit
da der rechte W. bey J getheilt wird und pT N ſpitz ſeyn
muß, von p auf NT eine ſenkr. pq moͤglich, die zwiſchen
T und N eintreffen muß, weil pa nun mit MN parallel
wird, und in N nicht eintreffen kann.
Nun ſpricht der Verf folgenden Satz aus: Wie oft
auch immer dieſe Konſtructionen der ſenkrechten Linien Statt
haben mögen, die wechſelſeitig bald auf MS, bals von die
fer auf MT gezogen werden, fo muß es doch einmal ges
ſchehen, daß ein Punkt p in M oder jenſeits eintreſfe und
daher fich der obige Widerſpruch veroffenbaren. Denn wenn
die ſich ergebenden Segmente in SM, naͤmlich Mp; pp‘;
pp’ u. ſ. w. alle gleich, oder jedes folgende größer, als
das vorhergehende wird, ſo iſt es keinem Zweifel unterwor—
fen, daß einmal, nach einer 2ten Konſtruktion, ein Punkt
p in M oder jenſeits falle. Allein wenn die aufeinander —
folgenden Segmente immer kleiner wuͤrden; ſo wuͤrde dieſer
Zuſan menſtoß eines Punktes p mit M nicht erreicht wer:
den. Daß aber dieſer Fall vom Kleinerwerden nicht Statt
haben koͤnne, ſucht der Verfaſſer zu beweiſen aus den fols
genden Saͤtzen:
1) Beweiſt der Verfaſſer ſtrenge, daß dieſe twechfelfeitis
gen Konftruftionen nicht abbrechen, d. h. daß fie bis
ins Unendliche koͤnnen fortgeſetzt werden.
2) Daß, wenn man annehmen will, daß das zweyte
Segment kleiner als das erſte ſey, man auch annehs
men muͤſſe, daß nicht nur das dritte kleiner, als das
zweyte werde, fondern daß zwiſchen dieſem dritten und
zweyten Segmente eben die Differenz oder das Ver—
haͤltniß beſtehen muͤſſe, wie ſie zwiſchen dem erſten
und zweyten beſteht. Denn, ſagt der Verf., wenn
dieſes Kleinerwerden Statt haben ſoll, ſo muß es ein—
zig ſeinen Grund haben in der Konſtruktion: aus eit
nem Punkte außerhalb einer Linie auf dieſe ein Pers
pendikel zu fällen; aber bieſe Konſtruktion wird hier
immer nach einerley Elementen hervorgebracht, und
die Lage der Parallelen MS und NT diſt eben foims
mer die naͤmliche, daher muß die Abnahme nach ir—
gend einem, aber dem naͤmlichen Geſetze Statt ha-
ben. Nun gibt es aber dreyerley Reihen von geleßs
licher Abnahme auf einander folgender Glieder;
639
1) die atichmetiſche, 2) die geometriſche Progreſſton,
3) die vermiſchten Reihen, deren Glieder nach Po⸗
tenzen, oder nach Potenzen und Coefficienten ab⸗
nehmen. "
5) Der Verfaſſer beweiſt ſtrenge, daß die Abnahme weder
nach dem arithmetiſchen, noch nach dem geom. Progreſſi—
ons Geſetze Statt finden koͤnne. Und wenn man dieſe Ab,
nahme nach einem anderen Reihengeſetze als möglich ver⸗
muthen wolle, ſo muͤſſe man bedenken, daß ſolche Reihe
nach einem einzigen Geſetze muͤſſe gebildet werden (nach
ohen II.), d. h. daß eine ſolche Reihe einen termi-
num communem habe, und folglich die arithmeti—
ſche oder geometriſche Differenz mittelſt dieſes allge—
meinen Gliedes modificirt zu zweyen auf einander fol
genden Gliedern in der Reihe angeblich werden, wel—
ches dann auf das Geſetz einer der zwey Progreſſionen
fuͤhrt; aber nach keiner derſelben iſt die Abnahme der
Segmente pp’ denksar; folglich und weil die Abnah—
me nicht denkbar iſt, ſind die Segmente alle unter
ſich entweder gleich, oder jedes folgende wird größer
als das vorhergehende; und dieſe Folge führt zu dem
Schluße, daß irgend einmal ein Punkt p in oder
jenſeits M eintreffen, und auf den Widerſpruch füh-
ren muͤſſe, wie er oben angegeben iſt. Da aber alle
dieſe Konſtruktionen moͤglich ſind in der Annahme,
daß TSM ſpitz ſey, fo kann diefe Annahme nicht be⸗
ſtehen. Auf gleiche Weife wird erwieſen, daß der
Winkel TSM nicht ſtumpf ſeyn koͤnne.
Nun dieſer vierte Winkel bey S auch ein rechter ſeyn
muß, wie es die andern drey in dem Vierecke MS TN
ſind, wird daraus der geometriſche Beweis hergeleitet, daß
die gegenüberſtehenden Seiten dieſes Viereckes gleich ſind,
woraus dann offenbar wird, daß alle Parallelſinuſſe zwi⸗
ſchen zweyen Parallelen gleich find.
Die Gleichheit der Parallelſinuſſe und das fruͤher
bewieſene beſtaͤndige Wachsthum der Winkelſinuſſe, welche
wechſelsweiſe Theile von einander werden, wenn ſie zwi—
ſchen zwey Linien Statt hat, wovon die eine auf einer
Normale mit einer dritten zwey innere Winkel S 2, die
andere aber auf der naͤmlichen Normale errichtet, die inne⸗
ren Winkel mit dieſer dritten 2 R. angibt; dieſer durch
Figuren deutlich gemachte Fall fuͤhrt dann zu dem Schluße,
daß dieſe andere Linie, gehörig verlaͤngt, die dritte in it
gend einem Punkte ſchneiden müſſe. Und hierin läge dann
der Beweis vom eilften Axiom im erſten Buche der Euklidi—
ſchen Elemente.
So wenig Erhebliches gegen den hier gelieferten Be⸗
weis des berüchtigten Axioms einzuwenden ſeyn möchte, fo
zuruͤckhaltend glaubt doch Recenſ. mit feinem ganz beyfaͤlli⸗
gen Urtheile ſeyn zu muͤſſen. Das Problem an ſich hat der
Seiten viele, aus denen es betrachtet werden koͤnne und auch
muͤſſe, um es ganz aufzufaſſen, und wer moͤchte es wagen
auszuſprechen, daß der Hr. Verf. alle mogliche Seiten und
Zweifel beleuchtet habe. Die Sache iſt, das weiß wohl je—
der Kenner, von der größten Wichtigkeit für die reine Geo—
metrie, und wur der Nichtkenner kann die Bemühungen des
Hrn, Prof. Metternich und eines jeden andern Forſchers
5 5 640
nach der Wahrheit, die Euklid als Luͤcke ließ, mit dem her⸗
abwürdigenden Namen einer muͤſſigen Spekulation belegen. 3
Dieſe Wichtigkeit des Gegenſtandes veranlaßte Necenf. eine
in's Einzelne gehende Darſtellung des Metternichiſchen Pla⸗
nes und deſſen Ausfuͤhrung zu geben. Der Verfeſſer, ruͤhm⸗
lich bekannt durch mehrere mathematiſche Schriften, beſon⸗
ders durch die Schrift über den Widerſtand der Reibung,
welche im Jahre 1788 den Preis von einer Medaille von
25 Dukaten bey der Fuͤrſtl. Jablonowskiſchen gel. Gefells
ſchaft zu Leipzig erhielt, hat uͤberall in dieſer Daraticl- ee
rie Scharffinn und volle Kenntniß des Gegenſtandes an den
Tag gelegt, darum muß Recenſ. dem Wunſche des Verfaſ⸗
ſers beytreten, daß mehrere Sachverſtaͤndige eine gleiche
Pruͤfung dieſer Schrift anſtellen und ſie wuͤrdigen moͤchten.
Recenſ. wuͤrde es gar nicht kraͤnkend finden, wenn auch er
eines Verſehens uͤberfuͤhrt werden ſollte; er wuͤrde ſich mit
dem bekannten Horaziſchen Denkſpruche troͤſten: Solamen
miseris Socios habere malorum. Und unter dieſen aͤl⸗
teren und neueren Sociis zu ſeyn, iſt wahrlich keine Uneh⸗
re, wenn man auch nur die unvollſtaͤndige Namens- Lifte
der meiſt großen alten Autoren lieſt, die der Hr. Prof. J.
Hoffmann zu Aſchaffenburg in einem erſten Thie (Jena
1807; iſt der zweyte erſchienen?) bekannt macht, nein, es
iſt keine Unehre, mit dieſen zum Theile großen Maͤnnern
ein Verſehen in der Unterſuchung dieſer Außerft verſteckten
Wahrheit gemacht zu haben. -
Vom Verhaͤltniß der Electricitaͤt zum Mage
netismus.
Eine Vorleſung von J. Weber zu Dillingen. Muͤnchen bey
Lentner 1821. 8. 38.
Der Pfr. zeigt vorzuͤglich gegen VNelin, daß Magne⸗
tismus und Elektricitaͤt weſentlich von einander verſchieden
find.‘ Er ſtuͤtzt ſich hiebey theils auf Verſuche, theils auf
Schellings Lehre von den drep verſchiedenen Dimenfionen,
welchen der Magnetismus, die Elektricitaͤt und der Chemis⸗
mus entſprechen. Als Gegenſtuͤck von Oerſtedts Beobach⸗
tung heben wir hier einen Verſuch von Weber aus:
„Ich ſchiebe unter einen horizontalen Metalldrath,
der an 2 Saͤulchen eines 14 Zoll langen Bretchens ausge⸗
ſpannt iſt, einen Harzelektrophor von 1 Fuß Durchmeſſer;
auf den Harzkuchen ſtelle ich ein 5 Zell langes hoͤlzernes
Staͤbchen, das ſich auf einer Spitze leicht bewegt, und
drehe den Elektrophor fo lange, bis der horizentale Drath
mit dem Staͤbchen parallel hingeht. Hierauf verbinde ich
mit der Seite, wo das Staͤbchen + E zeigt, die Kupfer⸗
plgtte, und mit der andern Seite,
E meifet, die Zinkplatte, tauche hierauf bepde Platten uns
ter das Waſſer, welches mit Salzſaͤure vermengt iſt, und
das polariſirte Staͤbchen declinirt.“ “ a
* Das Experiment fordert Geduls, weil der über den Harz,
kuchen geſpannte Drath in der negativen Wirkungsſphaͤre
deſſelben plus clektriſirt wird, ſonach den obern Theil des
Stäbchens (= — Ey anzieht; alsdann auch das Stäbchen
durch das Streben feines untern Endes (= + E) vom
Harzfuchen (= — E) etwas gehalten wird.
wo das Staͤbchen —
8.
’
64
Dieſer Verſuch ſcheint uns bintängliche Aufſchluͤſſe
ber den Sinn der Oerſtedtiſchen Erſcheinung zu geben.
Mineralogiſches Taſchenbuch fuͤr Deutſchland.
Zum Behuf mineral. Excurſtenen und Reiſen, herausgegeben
von Meinecke und Keterftein. Halle bey Hemmerde und
\ Schwetſchke 1320. 8. 432.
Wir haben Floren für Deutſchland in Menge, Fau⸗
ne einzige, und dieſes iſt das erſte Taſchenbuch fuͤr
die deutſche Mineralsgie. Schon das iſt ein hinlänglicher
Grund, dieſes Unternehmen zu billigen, wenn auch die
Ausführung nicht fo gelungen wäre, wie man doch im Gan⸗
zen anerkennen muß. Es gibt Fein Land en Mineralien
ſo reich wie Deutſchland; es iſt auch noch keines fo voll
ſtaͤndig unterſucht wie dieſes, ein Beweis, daß bey uns die
ärmſten Leute die fleißigſten und finnigften find. Ohne die
hungernden Bergleute hatte Deutſchland nicht die Ehre, die
Schoͤpferin der Mineralogie zu ſeyn.
Das Buch iſt bequem eingerichtet, das Format klein,
der Druck eng, die Literatur weggelaſſen, die Beſchreibun⸗
gen kurz, mitbrechende Mineralien, welche ein fo gutes
empiriſches Kennzeichen find, angegeben, ebenſo alle geos
graph. Fundorte, deren Aufzaͤhlung bekantlich keine geringe
Schwierigkeit macht. Die Brenze und Erze hat Meine—⸗
cke, die Erden und Salze Veferſtein bearbeitet. Beyde
haben das ihrige gethan. Es hieße unbillig ſeyn, wenn
man verlangte, daß ein Werk uͤberhaupt, welches in ſeiner
Art das erſte iſt, auch auf den erſten Wurf gelingen ſollte.
Das Wichtigſte in Schriften dieſer Art iſt der Fundort,
und darin ſcheinen uns die Verf. das Moͤgliche geleiſtet zu
haben. Das leichte Auffinden der Mineralien iſt fuͤr den
Mineralogen nicht ſo wichtig wie das der Pflanzen fuͤr den
Botaniker, indem man in einem Tage viel weniger Mine⸗
talien findet als Pflanzen, und unter denſelben wohl gewiß
äußerſt wenige, die man gar nicht kennt. Die ſoſtematiſche
Anordnung iſt daher für ſolch ein Buch ziemlich gleichguͤl⸗
tig, obſchon es beſſer iſt, wenn fie gut iſt. Die Anord⸗
nung von Mohs oder die von Breithaupt wire vielleicht
vie paſſendſte, da fie ſich bloß auf einige wenige aͤußere
Kennzeichen gruͤnden und in ſofern der Linneiſchen Methode
entſprechen. Auf jeden Fall wird aber dieſes Taſchenbuch
großen Nutzen haben, da es jeder reiſende Student mit
ſich tragen kann.
Einige Bemerkungen auf Ausflügen in die nor⸗
wegiſchen Schneegefilde,
von Dr. Carl Naumann.
(Taf. VI.) b
. 1) Selgefonden,
N Folgefondens Halbinſel in Soͤnder Bergenhuus Amt,
Sondhordlehns Fogderie, iſt einer der intereſſanteſten Theile
des genannten Amtes. Schon der Name verkündet, daß
es dort hohe Gegenden geben muͤſſe; denn wo der ewige
Schnee eine ununterbrochene Bedeckung dildet, da darf man
Sſis 184.2 Heft VI.
—
642
nicht niedrige Berge erwarten. Doch nicht bloß ein von
Schnee ſtarrendes Gebirge finden wir hier, ſondern auch,
was der Name nicht beſagt, in der Tiefe die lieblichſten
fruchtbarſten Gefilde, welche gerade hier in fo ſchauerlicher
Nachbarſchaft doppelten Reiz erhalten. Die Halbinſel hat
ihre laͤngſte Erſtreckung in der Richtung S. S. W. nach
N. N. O., und ſo ungefaͤhr iſt auch das Hauptſtreichen
der Gebirgsſchichten. In Oſten und Süden trennen fie der
Soͤe⸗ und Akre⸗Fiord vom feſten Land, in Norden und
Weſten der breite Hardanger⸗Fiord, deſſen noͤrdliche und
innere Erſtreckung unter dem Namen Hio- und Samle-Fi⸗
ord von der ſuͤdlichen und aͤußeren unterſchieden wird. Die
ganze Halbinſel iſt nur eine einzige Felſenmaſſe; jäh ſen—
ken ſich die Ufer in den Fiord, und von allen Seiten ſchim—
mert die Schneekuppel heruͤber. Außer in einigen tieferen
und längeren Thalſtrecken, welche mit ſchoͤnen Obſtgaͤrten
und fetten Wieſen prangen, ſieht man nur hie und da in
einer Bucht oder auf herabgerolltem, verwitterndem Gebirgs⸗
ſchutt einzelne Gaarde und ſpärlichen Raum fuͤr Wieſen und
Feld. Imponirend ſind die Umgebungen von Roſendal's
Schloß, durch die im Halbkreis da herumſtehenden Gneus⸗
felſen, die ſo kuͤhn in das Thal hereinhaͤngen mit ihren
dunkeln ſchroffen Wänden, und durch den Gontraft; wel⸗
Wen das üppige lachende Anſehen der Thaltiefe dagegen bil⸗
det, die allmaͤhlig in den Seeſpiegel verlaͤuft, mit vielen
ſchoͤnen Gebäuden zwiſchen Feldern und Gärten, und pracht⸗
voller Ausſicht nach Sniloͤe, Tyonaͤs und dem gegenuͤderlie⸗
genden feſten Lande. Weit grauſiger iſt dagegen der Felſen⸗
beſſel von Matre, und ich kann fagen, daß ich nie in Mor:
weg einen furchtbareken Gebirgs⸗ Schlund durchwanderte.
Wir unternahmen die Beſteigung Folgefondens von
Ullensvang aus einem lieblichen Thal am Söe-Fiord. Zu
dem Ende ſchifften wir uns den 21. Juni Abends 6 Uhr
ein, um noch in der Nacht nach Odde zu reifen. Am Wer
ge dahin links an den Felſen, welche den Fiord einſchließen,
enfangs Gneus mit häufigen Lagern von Gruͤnſtein; Eins
ſchießen in Me. Oc. Bey Hofand nimmt der Grünftein:
ſchiefer die Oberhand und enthält reciproce Gneuslager,
auch ſonſt Gneus in Maſſen eingeſchloſſen, bitdet aber ſelbſt
der dunkeln Gebirgsabhaͤnge Haupttheil. Die Nacht war
ziemlich hell; die Morgenröthe folgte kurz nach 12 Uhr un⸗
mittelbar auf die letzten Schimmer der Abendroͤthe, ſo daß
der Himmel nach Norden hin nicht dunkel ward, und wir
im Boote um Mitternacht ganz bequem leſen konnten.
Vor Foſſedal iſt das Anſehen des Gebirgs veraͤndert; ſtatt
der dunklen ſteil abgebrochenen Waͤnde mit deutlich erkenn⸗
barer Parallelſtruktur treten abgerundete hellgraue Felsmaſ⸗
fen hervor ohne alle Spur von Parallelismus; fo bis Foſf⸗
ſedalelss Muͤndung. Die Art der Gebirgsſtruktur, die abe
gerundeten glatten enwaͤnde, und die Farbe des Geſtei⸗
nes waren ganz fo beſchaffen, wie an den Granitfelſen am
MWigedateFiord, ſuͤdlich von Folgefonden, auf denen dort
Thonſchiefer liegt; indeſſen war es mir nicht moͤglich aus
hundert Fuß Entfernung, auf dem ſtark ſchwankenden Boos
te, bey dem daͤmmernden Lichte beſtimmt auf die Geſteins⸗
art zu ſchließen. Auch zeigten ſich hier, was wie ſeither
am ganzen Hardanger-Fiord vermißt hatten, zuerſt wieder
Kiefern (pinus sylvestris) in Menge, verſchwanden aber
bald am linken Ufer des Elv, wo auch dann ſegleich Gruͤn⸗
. > 41
643 |
ſteinſchlefer im ſteilen Wänden aufſtieg. Weiter nach Odde
hin verdrängt ihn der Gneus, der am Odde-Vand und
bis Jordal anſteht. Ganz im ernſten nordiſchen Charakter
praͤſentirte ſich der dunkle Foͤrenwald vor dem jaͤhen Felſen⸗
abbang, und beyde ſchienen mit ihrem finſtern Colorit die
Daͤmmerung zur Nacht verdunkeln zu wollen; der Elv
tauſchte und ſchaͤumte gewaltig im Vordergrunde und der
wogenſchlagende Fiord ſchien der Vereinigung zu wider,
ſtreben.
Es war 1 Uhr, als wir in Odde landeten; die Kir⸗
che mit den naͤchſten Gehoͤften liegt ſehr anmuthig am En⸗
de des Fiordes auf ſanftanſteigendem Ufer; dahinter graſige
Huͤgel, die ſich an einen Wall von Geſchieben lehnen, mo:
mit der Odde-Elv ſich ſelbſt zum See aufdaͤmmte und das
Thal verſchloß. Weiterhin am See (288 Pariſer Fuß uͤber
dem Fiord) hohe ſchroffe Gneuswaͤnde über 3000 Fuß an⸗
ſteigend, mit weniger duͤrftigen Vegetation von Birkenge⸗
ſtruͤpp. Man gelangt nach Jerdal, einigen Gaarden am
Ausfluß des Baches, an dem höher aufwaͤrts Buer liegt,
und hat ſogleich einen uͤberraſchenden Blick in das Thal
über Buer hinaus auf eine Gletſchetwand, die mit zackigem,
blauſchimmerndem Eis vom wigen Schnee in der Endſchlucht
des Thales herunterdringt. Dieſe Ausſicht wird im Vorders
grund durch zwey ſehr hohe Gneusberge begraͤnzt, welche
wie ein paar coloſſale Pyramiden die Pforte zu den er⸗
habnen Naturphaͤnomenen des innern Thales bilden.
Der Schulmrifter von Jordal, ein junger flinker Mann,
im Gebirg wohl bewandert, ward auf Empfehlung des Probſts
Herzberg in Ullensvang unſer Fuͤhrer. Wir giengen im Thal
aufwärts bis zum Gaard Buer; hier waͤhlten wir ſogleich
einen engen Pfad, der am rechten Thalabgang ſteil hinauf:
führt, um fo auf dem kuͤrzeſten Wege zu dem Punct zu
gelangen, der uns vom Probſt Herzberg als der hoͤchſte
bezeichnet worden war.
Die ganz eigenthuͤmliche Phyſiognomie der engeren
Gneusthaͤler im Bergenſtifte ſahen wir hier auf exemplari⸗
ſche Weiſe ausgeprägt. Dieſe engen tiefen - Einfohnitte
im Urgebirg, mit ſteil abfallenden, dunkel ſchattirten Waͤn⸗
den von 3 — 4000 Fuß Höhe, bey einer Breite des Tha⸗
les, die oft in der Sohle nicht 800 Schritt beträgt; die
Gehaͤnge nach unten theils mit Birdengeſtrüpp überranft,
theils mit Trümmern ihrer felbjt hoch uͤberſchuͤttet, an den
höhern Theilen dagegen als nackte Felswände ſchroff anſte⸗
hend, von häufigen tiefen Furchen durchſchnitten, die ſelbſt⸗
geſchaffenen Bahnen der Schneegewaͤſſer, die da herabſtuͤr⸗
zen; unten in der Tiefe Alpentriften und Gerſtenſaat; dann
ein rauſchender Bach, deſſen auffallend grüne Fluthen Er⸗
len, Birken und Ulmen umſchatten. RN der Habitus der
meiſten engen Thaler, der ſich auch z Theil an den Ge:
birgsabhängen findet, welche die Fiorde bilden, nur daß hier
die Thalſohle durch den Fiordſpiegel repräfentirt wird, und
die Winde ſelbſt oft meilenweit von einander abſtehen.
Der ewige Schnee bildet auf Folgefonden eine lange,
ganz ſanft gewoͤlbte Kuppel oder Haube über dem erhabnen
Felſengebäude, und nur in Schluchten und Thalausgehen⸗
den, zumal nach der Abend ⸗ und Mitternacht Seite,
laͤuft er ſteiler herab, bis da, wo er in Gletſcher (Bräer)
az g \ 2
64
übergeht, ober in Felſenmaſſen feine Begraͤnzung
An ſolchen Stellen iſt es ſchwer, ja a ; vn as
anzugeben, wo der ewige Schnee beginnen und der jaͤhri
aufhören ſollte, und nur Erfahrungen der Thaldewohner
über das Verharren oder Wegſchmelzen des Schnees koͤn⸗
nen hier ein Urteil rechtfertigen. Ueberhaupt liegt die un⸗
mittelbare Beſtimmbarkeit der Schneegränze für einen bes
ſtimmten Punkt wohl meiſt zwiſchen + ein paar hundert
Fuß, und nur das Mittel aus mehreten Beobachtunge
kann eine etwas genaue Mittelzahl geben. Wir betr
beym Hinaufſteigen an einem nach N. W. abfallenden Fon
den ewigen Schnee bey 3964 P. F., und verließen ihn beym
Niederſteigen mit 3814 P. F. Hoͤhe; aber ein Fond (Schnee
abfall) eignet ſich nie zur Beſtimmung der Schneegränze.
Je höher man ſteigt, um fo fanfter wird die Woͤl⸗
bung der Schneekuppel, und oben verläuft fie oft in heris
zontale Ebene, auf welcher ſich wie rieſige Wellen ganz alls
maͤhlig anſteigende niedrige Erhebungen der Schneeflaͤche
hinziehen; dergleichen find auch Sauge Nuten und Rege
ne⸗Nuten, welcher letztere für Folgefondens hoͤchſten Punkt
gilt. Der Schnee ſelbſt erſcheint eigentlich als ein Conglos
merat von kleinen waſſerhellen Eiskoͤrnern, die wahrſchein⸗
lich in der Tiefe durch den Druck der obenliegenden Maſſen
zu feſtem Eis zuſammenſintern. Oben auf der Kuppe iſt
die Oberflaͤche des Schnees ganz plait und mit einer ſehr
dünnen Eisrinde wie mit einer Glafur überzogen, während
fie an den Abhängen von dem daſelbſt häufigen niederſickern⸗
den Thauwaſſer ganz leicht geſchlängelte Furchen zeigt. So
mag auf Folgefonden der Scpnee viele dundert Fuß aufge⸗
thuͤrmt liegen Ich fand auf dem hochſten Punkt, den wir
erreichten, 2 Uhr Nachmittags das Barometer — 23% 4,2"
T“ 2 11 5% t“ — 3.32; zu gleicher Zeit in Ullensvang 5
b = 338,53“ T=o,t= 15% dieß gibt fuͤr die
Höhe des Standpunctes über Ullensvangs Barometer 4881
P. F.; dazu 31 Fuß Höhe des letzteren, und 150 Fuß um
welche Reene- Nuten in N. N. O. vom Standpunct aus
höher erſchien, als dieſer gibt für Regne⸗Nuten oder Folge⸗
fondene größte Höhe 5062 P. F * Die beyderſeitigen Baro, nes
ter und Thermometer waren vorher verglichen und vollksmmen
uͤbereinſtimmend befunden worden, das Wetter war ruhig, die
Zeit der Beobachtung nahe an Mittag, und der Himmel ganz 8
heiter; man kann alfo wehl bey der geringen Entfernung bepder
Beobachtungsoͤrter dieſe Meſſung für zuverläffig annehmen.
Herr Prof. Smith fand den Regne- Nuten ebenfalls nach
correſpo direnden Beobachtungen des Probſts Herzberg 5190
daͤniſche — 5014 parifer Fuß; ein Kefultat, das ſehr ſchoͤn
mit dem unfrigen harmonirt, in welchem doch eine nach
dem Augenmaaß tafirte Höhe mit enthalten iſt. Es iſt
ſehr ſchwierig und leicht taͤuſchend, auf einem Schneefelde
Hoͤhen mit dem Auge ungefahr zu beſtimmen, weil der blen⸗
dende Schnee und ſein unmerkliches Anſteigen, dann die
verfließenden Conture und die ganz monotone Beleuchtung
die Entfernung nur auf hoͤchſt unſichre Weiſe zu ſchaͤtzen er⸗
*
„Alle in dieſem Bericht angegebenen Höhen find nach der
eben ſo eleganten als genauen Formel von Gauß (Bode
aſtronomiſches Jahrbuch 1818. p. 170) berechnet, die
nichts anders iſt, als die Forme, von La Place, in di
moͤglichſt bequeme Geſtalt verwandelt.
45
uben, wodurch natürlich die Beurtheilung der Höhe gleich
wankend und unſicher wird.
der höchſte Punkt, den wir erreichten, lag mitten
iſchen Sauge- und Regne- Nuten; die Linie von einem
zum andern ſtreicht hor. 1,4; wir befanden uns hier auf
dem hoͤchſten Ruͤcken, und eine Ausſicht fern hinuͤber in die
Nordſee eröffnete ſich. Weit bin über die in ammer undeut⸗
licheren Conturen verſchwindenden Inſeln erſchien wie hoch
der Luft ſchwebend, und mit ihr zu einem Bilde ver⸗
chmelzend der Meereshorizont, nur dem ſchaͤrferen Auge
erkennbar. Im Norden glänzten über die naher liegenden
Fielde Schneeflaͤchen von Store Fond heruͤber; nach Har⸗
danger hinein trat Hortegen oder Hartoug, nach Smith
5400 daͤniſche Fuß, eine graue Gneuskuppe, ſebr bemerkbar
über die Schneefelder des gleichnamigen Fields heraus (in
hor. 6,2 Or). Ueberhaupt erſchienen in Oſten und Nor—
den nichts als ſchneebedeckte Gebirgsruͤcken; nach unten, wo
fie in Thaͤler ſich herabſenken, mit zahlloſen, in ihrem
dunkeln Grau lebhaft mit der blendenden Schneehuͤlle con—
traſtirenden Gneusklippen, wie mit tauſend Flecken und
Streifen ſchattirt. So iſt das Anſehen aller Gehaͤnge in
der Gegend ihrer Hoͤhe, wo der ſchneebedeckte Theil in
den tieferen ſchneefreyen Theil uͤbergeht, weil allezeit in eins
zelnen Schluchten und Vertiefungen noch tief im Sommer
Schnee liegt, nicht ſelten weit am Abhang herunterlaufend,
während die ſteileren Gebirgstheile zwiſchen dieſen Schluch—
ten hetousſtarren; dieß erſtreckt ſich fo weit aufwärts, dis
9
da, wo der ewige Schnee in ſeinen erſten Generationen auch
den waͤrmſten Tagen des Sommers Trotz bietend almaͤhlig
im Laufe der Zeiten zu einer mehrern hundert Fuß mächti⸗
gen Decke anwuchs, und allen Unterſchied von Schlucht
und Kuppe faſt gaͤnzlich vernichtete, in der Alles hoch über:
wölbenden Oberflaͤche feiner eignen Erſtreckung. So bildet
der Schnee der Gletſcher eine eigne Art von Gebirgsfor—
mation atmoſphaͤriſchen Urſprungs, die uͤbergreifend uͤber die
hoͤchſten Gebirgszuͤge der Erde gelagert iſt, und manche der
fpäteren Schutt» und Grus Lager an Alter übertreffen mag.
Nach glaubwuͤrdigen Traditionen der Umwohner nimmt
allerdings die Höhe des Schneefeldes almählig zu, wiewohl
nur bemerkbar von Generation zu Generation. Es Laßt ſich
auch nichts gegen die Moglichkeit eines ſolchen Zuwachſes
anführen, und dieſelben Urſachen, welche die anfaͤngliche
Entſtehung des Schneegefildes bedingten, muͤſſen auch jetzt
noch die Schneeanbäufung beguͤnſtigen. Durch Schmelzen
wird dem hoͤchſten Gipfel wenig entnommen, und wiewohl
die Verdunſtung von oben,
dem Uebechandnehmen der Schueemaſſe entgegen wirken, fo
mag doch wohl, wenigſtens in Jahren, wo auf ſtrenge Win⸗
ter und bedeutenden Schneefall ein weniger heißer Sommer
folgt, einiges Uebergewicht zu Gunſten der Schneeanhaͤufung
‚Statt finden. In den Thaͤlern finden ſich an mehrern Or—
ten Glerſcher, welche hier meiſt ſehr ſteil abfallen ſollen,
und wie überall ihre Murainen vor ſich herdrängen; fo im
Bondebus Dal,
her Gehoͤriges enthält ein Auffag vom Probſt Herzberg in
Budstikken Förste Aargang 1818. no. 90 08 91; dann
eine ſchoͤne Abhandlung von Smith, betitelt, Nogle Jag-
tagelser isaer over Jisfieldene paa en Fieldreise i Nor-
82 1812. 5 4 .
und die Erdwaͤrme von unten
im Matre Dal u. ſ. w. — Mehr hie⸗
646
Auf dem Ruͤckweg hatte ich Gelegenheit an einem
Schneebruch die Schneedecke in der Naͤhe ihrer Graͤnze
auf, 20 Ellen hoch im Profil entbloͤßt zu ſehen; man unters
ſchied ſehr leicht, ſchon an der ganz weißen Farbe, den dief⸗
jährigen Schnee von der Reihe feiner mehr blaulich tingir—
ten Vorgaͤnger; aber noch auffallender gab ſich dieſer Uns
terſchied durch ein eigenthuͤmliches Schichtungsverhaͤltniß.
Waͤßhrend nehmlich die untere Schneemaſſe ohne mehr era
kennbaren Unterſchied der Jahresfolge ſich nach der wahr—
ſcheinlichen Figur der Sohle der ausgefuͤllten Schlucht in
breite Schichten abgetheilt fand, die von beyden Seiten des
Profiles nach der Mitte hin einfielen, lag der juͤngſte
Schnee, fo zu ſagen, in abweichend uͤbergreifender Lage—
rung über der etwas gewoͤlbten Oberflache der untern Maſſe.
Als Gebirgsart fand ſich auf dem ganzen Weg von
Jordal bis an die Graͤnze des Schneefeldes nichts als
Gneus, unten im Thal ſehr grobflaſrig, oben zum Theil
recht feinkoͤrnig mit Hornblendſchiefer an manchen Punkten.
Haupteinſchießen Or: und Or Me Or. meift bedeutend, ja
auf der Hoͤhe zum Theil 909, und dann in der Naͤhe nicht
ſelten mit widerſinnigem Fallen. Auch auf dem Weg von
Matre nach Rofendal nur Gneus, indeß dort die Schich—
ten gegen Oc fallend, fo auch der Glimmerſchiefer an der
gegenüberliegenden Kuͤſte des Hardanger Fiord. Auf Folge—
fondens Halbinſel ſcheint aber kein Glimmerſchiefer vorzukom⸗
men, wenigſtens ſah ich bey Herransholm nur Gneus (in
Oc), fo auch bey Heſthammer. Dagegen iſt Varilsoͤr
Glimmerſchiefer und die ganze Kuͤſte gegenuͤber von Gier—
mundshaon bis Vigor, fo daß offenbar der Hardangerfiord
auf die Graͤnze des Gneus und Glimmerſchiefers einge»
wühlt iſt. 5 8
Mir fliegen durch eine ſchneeetfuͤllte Seitenſchlucht hin
ab in das Regne-Thal, wo zwey kleine Seen; der obere
heißt Blaavand 3386 P. F., war noch fo mit Eis be-
deckt, daß wir ihn ohne Gefahr paſſiren konnten, der un:
tere dagegen (Regnedalvand — 2487 P. F.) war ziemlich
aufgethaut. SEA
Rennthiere gibt es nicht mehr auf Folgefonden, man
hatte fruͤher von den Finnen eine Anzahl gekauft, um ſie
in dieſem (wohl kaum für fie geeigneten) Terrain zu vers
breiten; allein die Colonie wollte nicht recht gedeihen, und
zuletzt wanderte fie aus der Gegend fort, tiefer in die oͤſtli⸗
chen Gebirge, ohne wieder die Halbinſel zu betreten.
2. Die Hurrunger.
Loſter's Kirche liegt ziemlich am Ende der letzten Ver:
zweigung des bedeutenden Fierdes, welchen die Nordſee un⸗
ter dem Namen Sogne Fiord in den ſuͤdlichen. Theil von
Nordre⸗ Bergenhuus? Amt fendet. Keiner ber vielen Fiorde
dringt fo tief ins Binnenland als dieſer, daher er vorfügs
lich den Verkehr von da nach ſuͤdlichen Theilen der Weſt—
kuͤſte beguͤnſtigt. Wer Norwegs. weſtlichen Gebirgsabfall
kennt, begreift leicht, daß ohne dieſe Fiorde das ganze Land
bis zur Seekuͤſte mit Ausnahme weniger Thalſtrecken einer
oͤden Wuͤſte gleichen wuͤßte, waͤhtend jetzt dieſe tiefen Ger ,
birgseinſchnitte die ſicherſten Aſyle dem thätigen Leben
und feinem fröhlichen Verkehr darbieten. Wo es nur die
Neigung der Gehaͤnge oder eine herunterkommende Schlucht
647 Ne
geſtattet, ſahen wir die Ufer mit ſtattlichen Gaarden beſetzt,
Kornfelder in voller Reife wogten uns entgegen, in den
Gaͤrten prangten Kirſchbaͤume mit reifen Fruͤchten, und
die Pflaumen » und Aepfelbaͤume neigten ſchon jetzt ihre frucht—
beladnen Aeſte tief niederwaͤrts. In dieſen engen von 4000
Fuß hohen oft ganz ſchroffen Waͤnden eingeſchloßnen Felſen⸗
gruͤnden, deren Sohle der Seeſpiegel bildet, hereſcht im
Sommer oft eine italieniſche Hitze, waͤhrend von den hoͤch—
ſten Punkten der Gehaͤnge der ewige Schnee ernſt in die
luſtige Tiefe hinabſchimmert.
Gewöhnlich verläuft das Ende jedes Fiord und feiner
Verzweigungen in ein Thal von mehr oder weniger Erſtre⸗
ckung, worin ein Gebirgswaſſer dem Meere zuſtroͤmt. Die
laͤngſte fruchtbarſte und lieblichſte Thalſtrecke der Art im
Bergenſtift iſt wohl die, welche von Opheim uͤber Voſſe⸗
Bang nach Stamnaͤs lauft; eine der kuͤrzeſten und im
Charakter eines fuͤrchterlich wilden Felſenkeſſels ſchnell ger
ſchloſſene ſahen wir dagegen bey Matre auf Folgefondens
Halbinſel. Auch der Lyſter-Fiord, als der norkoͤſtlich⸗
ſte Endauslͤͤufer des großen Sogne-Fiord endet in einem
Thal, das von Eide aus nach Sogne-Field hinaufſtreicht;
in ihm iſt Fortun's Kirche gelegen (135. parifer Fuß über
der See). Ein anderes bedeutendes Thal beginnt bey Goup—
ne, laͤuft in Juſtedal's Praͤſtegield aufwärts zu dem hoͤch—
ſten Gebirgsruͤcken, und bildet zugleich mit dem auf oͤſtli—
cher Seite in Gulbrandsdalen herabſtreichenden Thale des
. die Graͤnze zwiſchen Lang = Field und Sogne⸗
ield.
Beyde Fielde find wahrſcheinlich die hoͤchſten und
fuͤrchterlichſten in Norweg, denn nehmen wir einzefne Punk⸗
te aus, fo zeigt Dovrefield's Plateau im Allgemeinen eine
weit geringere Hoͤhe und einen ganz anderen Charakter als
dieſer Gebirgsſtrich, deſſen Plateau zumal nach dem weſtli—
chen Abfall hin in ſchauderhaft erhabnem Styl ausgeprägt
iſt. Das ganze ode Hochland zieht ſich in allmaͤhlig ab⸗
nehmender Höhe von Lang-Field uber Sogne- Fille und
Hardanger⸗Field bis Gute Field, wobey es nach Oſten
und Weſten auf den zwiſchen vielen Fiorden und Thalſtre⸗
cken auslaufenden Gebirgsjochen ſich verbreitet, auf der Welke
feite oft mit faſt ſenkrechten Felswänden plotzlich in den
Meeresſpiegel abſtürzend, auf der Oſtſeite dagegen im All,
gemeinen in der Hauptrichtung nach Suͤdoſt ſich fanft ver⸗
flaͤchend. So bildet es die Baſis einer ziemlich zuſammen⸗
hängenden Schneebedeckung, welche nur in den hereindrin⸗
genden Thaͤlern der Vegetation ſpaͤrlichen Raum uͤberlaͤßt,
oft auch dieſen einſchraͤnkend mit furchtbaren Gletſchern
(Bräer), die bedrohend von den Regionen des ewigen
Schnees in die Alpenthaͤler herunterſchreiten. So iſt der
allgemeine Charakter des norweziſchen Hochlandes zwiſchen
Bergenſtift und Aggershuus Stift.
Ganz eigenthuͤmliches Anſehen erhaͤlt dieſes Plateau
durch die mehr aber weniger häufigen Felſencoloſſe, welche
ſich über die Oberflache des ewigen Schnees erheben und in
ihren impoſanten tollkühnen Geſtalten denjenigen, welcher
gieſe einfoͤrmigen Geſilde einer zu ewigem Tod erſtarrten
Natur durchwandert, im hoͤchſten Grade uͤberraſchen. k
Ich habe die Schweiz nicht geſehen, aber ich zweifle,
daß ſie Anſichten aufweiſen kann, in welchen die jeden Reiz
—
verſchmaͤhende Majeſtät und der furchbar⸗ ernſte ſchweige
Charakter der Gletſcher⸗Natur auf groteskere und üben
ſchendere Weiſe ausgeſprochen iſt, als dieß von de', An
ten auf Sogne⸗ und Lang⸗Field behauptet werden k
dieſen oͤden Gefilden ewigen Froſtes, deren Grabesſtille nur
vom donnernden Lauvinenſturz ſelten aber ſchrecklich geſtoͤrt
wird. Entſetzlich jaͤhe Felskuppen, auf denen kein Schnee
zu haften vermag, ſtarren heraus aus der weit umher das
Gebirg hoch uͤberwoͤlbenden Schnee- und Eis-Hülle, und
eigends ſticht ihr dunkles Grau ab gegen das blendende
Weiß unter ihnen, und das klare Himmelsblau über ihnen;
ſo zeigen ſie ſich, mit verwegner Hoͤhe himmelwaͤrts ſtre⸗
bend, in unvergaͤnglicher Ruhe dem anbrauſenden Nordſturm
trotzend, wie Rieſendenkmale einer begrabenen Welt.
Nicht alle laſſen ſich erſteigen; manche erklimmen zu wol⸗
len, waͤre an Wahnſinn ſtreifende Tollkuͤhnheit, und war⸗
nend geht von einigen die Sage, daß keinem, der ſich un⸗
terfange, ſolch Wagniß zu beſtehen, gluͤckliche Heimkehr be⸗
ſchieden ſey. 5
Auf Sogne: Field nach Valders hin, da zieht ſich eis
ne der bedeutendſten und zahlreichſten Gruppen ſolcher aus
dem Schneegefild ragender Felshoͤrner, und ſeltſam eigens
thuͤmlichen Anblick gewähren deshalb die dortigen Gebirge,
ſobald man die Schneeregion erreicht hat. Ein paar Nor⸗
männer, * die weder Entbehrungen noch Gefahren ſcheu⸗
ten, um fo intereſſante Gegend ihres Vaterlandes im Zu—
ſammenhang kennen zu lernen, ſchlagen den Namen Jotun⸗
Field vor fuͤr dieſe Strecke von Sogne-Field, auf welcher
die vielen wunderbar geſtalteten Kuppen ſich finden. In
der That ein bezeichnender Name; denn Jotuner ſind der
nordiſchen Mythologie, was Titanen oder Giganten der
griechiſchen. 5
Von Lyſter aus gelangt man jim Sommer leicht und
ohne Schneegeſilde zu paſſiren zu einigen ſehr intereſſanten
Kegeln dieſes Jotunfieldes, den ſogenannten Hurrungern
(Horrunget); ſie liegen an der Graͤnze des ganzen Kuppen⸗
Syſtems, daher ihre leichtere Zugänglichkeit, welche uns be-
wegte, einen Ausflug dahin zu unternehmen. x
er
Wir tuderten deshalb am ızten Auguſt nach Eide,
und verfolgten von dort das Thal nach Fortun, da die
Hurrunger ſeitwaͤrts- in Suͤdoſt von dem Nebenthale liegen,
welches von Fortun über Berge nach dem hohen Gebirgs
ruͤcken ſtreicht (ſiehe Pontoppidans Charte). Der Weg geht
anfangs an einem kleinen See, welcher des Thales ganze
Breite ausfüllt, am ſteilen Felſenabhang hin- Das Ge:
ſtein iſt da unten noch Gneus (Neigung der Schichten hor.
10. Me. Or. 30°); allein oben auf den Höhen liegt ſchon;
Glimmerſchiefer, welcher auf recht eigenthuͤmliche Weiſe die -
Gehaͤnge des Thales bildet; ein ſpitzer Pick, deſſen Baſis
von Eide nach Fortun läuft, erſcheint am noͤrdlichen Ge⸗⸗
hänge, während das ſuͤdliche eine ununterbrochen geflürzte
durch reichliche Waſſerfaͤlle belebte Felſenwand darſtellt. Hat
man die halbe Länge des Sees zurückgelegt, ſo tritt der
Glimmerſchiefer herunter an feine Ufer, er iſt dunkel blau
* Die Herren Buk und Keilhau, zwey junge Gelehrte, deren
Bekanntſchaft die letzte ſchoͤne Ausbeute in Norweg war,
5 649 5 * B
grau, ſehr wellig, mit viel gage e e
gen (bis nahe an Fortun's Kirche Ne hor. 9. Me.
— 30°). = —
x 9
Vergeblich fieht man ſich ber Fortun nach einem Tha⸗
le um, das vom Berge (618 P. F.) herunter ins Haupt
thal ſtreiche. Da führt unerwartet ein fleiler Felſenpfad im
Zickzack 500 Fuß hoch an der ſchroffen Glimmerſchieferwand
binauf, mit welcher Berge's⸗Thal ſich plotzlich in das von
Fortun hinabſenkt. Der Weg iſt für Pferde gangbar und
bildet jetzt einen Theil der Hauptſtraße uͤber die Gebirge nach
Gulbrandsdalen, wodurch ein bedeutender Theil der Com;
munication von Oſt⸗ und Weſt-Land vermittelt iſt. Meh⸗
rere Caravanen Gulbrandsdaler Bauern (Doͤler) begegneten
uns alle zu Pferd, mit Fellen und Butter heruͤberziehend,
womit fie vorzuͤglich Handels treiben. Tracht und Phyſiog⸗
nomie ganz anders, als die wir zu ſehen bisher gewohnt
waren.
Das Thal vom Berge nach Skaſtol-Saͤter einer Senn:
huͤtte in der Nähe der Hurrunger iſt eng, ziemlich kahl,
und ſchnell aufſteigend, weshalb der Bach wie über viele
Terraſſen als ſtetiger Waſſerfall niederrauſcht. Unfre Be⸗
muͤhungen nach einem Wegweiſer waren vergebens bey den
dringenden Geſchaͤften der Heuerndte; fo mußten wir uns
entſchließen, die Tour allein zu machen, denn in den Senn⸗
huͤtten hatten wir nur unkundige Weiber und Kinder zu
erwarten. Bey Optun, einem Gaard am rechten Ufer des
Baches (1267 P. F.), kaum eine Viertelmeile von Berge,
wird das Geſtein wieder gneusaͤhnlich und wechſelt nun in
der Hauptſache alsbald gneus⸗ bald quarzſchieferartiges Ge⸗
bild (hinter Optun N. hor. zo. Me. Or. 60%. In der
Nahe des oberſten und letzten Waſſerfalles erſcheint zuerſt
Skaſtol⸗Tind, der naͤchſte und niedrigſte der Hutrunger,
und etwa 100 Fuß unter des Foſſes oberſten Punkt (2287
P. F.) fand ſich Salix lanata ein, welche nun zugleich mit
Betula nana weiter aufwärts alle Gehaͤnge und Schluch⸗
ten bedeckt, während Albus incana, und bald darauf Be-
tula alba, welche tiefer unten vorherrſchend die Gebuͤſche
bildeten, verſchwindet. Das ſchoͤne Aconitum septen-
trionale fanden wir auch hier ungemein haufig.
Das Terrain veraͤndert, und die Ausſicht erweitert ſich
nun. Der Bach fließt, ſo weit ihn das Auge aufwaͤrts ver⸗
folgen kann, in einer langen oͤden Thalſtrecke von ziemlich ebe⸗
ner Sohle; nach einigen hundert Schritten kommt am lin⸗
ken Ufer ein kleines Seitenthal hetein, das ſich im An⸗
ſteigen erweiternd einige Sennhütten enthält, und im
Hintergrund entſetzliche Felskuppen erſcheinen läßt. Zu ihm
findet ſich weiterhin ein Perallelthal, von den Hurrungern
herabſtreichend; beyde verbindet eine Querſchlucht, auf des
ren Abhang Skaſtol Saͤter liegt (2898 P F.). Am We⸗
ge dahin, vom erwähnten Waſſerfall aus, theils Gneus,
theils Quarzſchiefer (in hor. 10. 50); dann dicht beym
Säter einige Lagen Thonſchiefer, und auf dieſen ein ſchoͤ⸗
nes grobkorniges Geſtein, ausgezeichneter Gabbro, wie ich
ihn früher auf Gulſfield bey Bergen gefunden hatte.
Die drey Hurrunger⸗Kegel lagen nun vor uns in al⸗
ler Pracht, von der Abendſonne angeleuchtet, wahrend das
Thal ſchon in Schatten gehüllt war; lichtes Gewölk ſchweb⸗
te wie eine Glorie im Abendrothſchimmer um die Haͤupter
e 188 . Heft VI. :
SW 1.
650
dieſer ewigen Einßebler der MWülte) die nur in einfaches
Weiß und Grau, die Farben des Schnees und Felsgeſteins
gekleidet ſind. Die kalte Nacht war hoͤchſt unbehaglich in
dem engen Saͤter-Raum, und freudig begruͤßten wir die
Sonne am andern Morgen im Freyen. Reif hatte das
Gras überzogen und der Boden war hart gefroren. -
Wir fuhten in das oben erwähnte Parallelthal zu
kommen, welches immer höher (doch nicht aumählig, ſon⸗
dern treppenfoͤrmig in drey bis vier Abſaͤtzen) hinaufſteigt bis
zu den Regionen des ewigen Schnees. Dort iſt es auch, wo
die Hurrunger einerſeits, anderſeits eine in ihren obern
Theilen zu drey Hörnern zerriſſene Felſenwand die Thalge—
haͤnge bilden, ſo daß zwiſchen beyden das Terrain ſchon
mit Schnee hoch erfullt iſt, der tiefer Über einen terraſſen⸗
artigen Abfall der Thalſohle herunterdringend in einem klei⸗
nen gruͤnſchimmernden See feine Begraͤnzung findet (Höhe
des Seeſpiegels 4259 P. F). Im Hintergrund, da we
das Thal aus dem aligemeinen Schneeplateau herunter⸗
kommt, iſt es durch einen niedrigen Felſenkamm geſchloſſen,
jenſeit welchem es ſich dann in die unſehbare Schneeſtrecke
verflaͤcht. Weiter unten bietet das Thal eine reiche alpini⸗
ſche Flor dar; wir fanden Häufig: Pedicularis lapponi-
ca, Andromeda coerulea, A. hypnoides, Silene acau-
lis, Lychnis alpina, Ranunculus pygmaeus u. f. w.
Ranunculus glacialis folgte uns faſt bis zur geößten
Hoͤhe.
g Vor Skaſtol⸗Tind liegt eine gewölbte viel niedrigere
Kuppe, welche die oͤſtliche Thalwand unterhalb der Hurrun⸗
ger mit bildet; zwiſchen beyden zieht ſich eine kleine ganz
ſchneefreye Schlucht nach Oſten hin, welche die Gontinuität
des obern Thalgehaͤnges unterbricht und hinäͤber in oͤſtliche⸗
re Theile des Schneegefildes führt; in ihr trifft man eine
unbedeutende Waſſeranſammlung (4886 P. F.) und pracht⸗
volle Ausſicht in die ferneren Gefilde von Sstunfeib.
Es war mit Anſtrengung verbunden, durch das furcht⸗
bare Sturzgeroͤll von Felsbloͤcken (auf norwegiſch Ur), wel⸗
ches von oben bis tief herunter alle dieſe Kuppen bedeckt,
bis zum Gipfel von Skaſtol-Tind zu gelangen; eine Be⸗
ſchwerde, zu welcher ſich Gefahr geſellte in der Hoͤhe, wo
lockrer Schnee die Steinkluͤfte und Hölungen heimtückiſch
verdeckt. Da wir ohne Wegweiſer waren, wagten wir uns
nicht auf das jaͤhe Schneefeld, welches der Kuppe öſtlichen
Abhang bedeckt, und ſo fanden wir etwa hundert Fuß un⸗
ter dem hoͤchſten Punkt unerwartet unſern Weg geſperrt durch
ſenkrechte Klippenwaͤnde, an denen nur ein ſchmaler ab⸗
ſchuͤſſiger mit. Schnee und Eis belegter Rand herumzufuͤh⸗
ren ſchien; indeß behagte es uns nicht eine genaue barome⸗
triſche Beſtimmung mit Lebensgefahr zu erkaufen, und der
ſchreckliche Abgrund Unter fo ſchwindelndem Standpunkt
drohte zu ernſt herauf. Indem wir ſo bey ziemlich heiterem
Himmel hinabſchauten in die gaͤhnende Tiefe, und hin⸗
aus über die fern her ſchimmernden unbegraͤnzten Gefilde des
Lang Field, da eitoͤnte plotzlich in einem nahen Seitenthal
ein furchtbar krachender Donner; mit grauſenvollem hohlem
Gepolter rollte der gewaltige Schall an 30 Sekunden, in
vielfachem Echo verkuͤndend, wie er weit hin zu ferneven
Klippen gelangt ſey. =
Wir befanden uns hier 6644 P. F. über dem Mee⸗
te; die große Ledals⸗Kaabe auf Langfield erſchien in hor.
*
65 |
10,6 Se.: dagegen in hor. 12,7 Me., etwa eine halbe Mei⸗
le entfernt, ein fuͤrchterlicher Felſenkegel, der unſern Stand⸗
punkt weit an Höhe zu übertreffen ſchien. Allein noch hoͤ⸗
her und ſchrecklicher thuͤrmten ſich die beyden folgenden ſpi⸗
tzeren Hurrunger, und ſchwindelerregend iſt der Hinuͤberblick.
zu ihnen von Skaſtol Tinds jaͤhem Abhang aus. Gewiß
kann man den hoͤchſten an 400 Fuß über Skaſtol-Tind
ſetzen, und gern ſtimmt man in folder Höhe und Naͤhe der
allgemeinen Meynung bey, daß dieſe Felſen erklimmen zu
wollen, ein eben fo frevelhaftes als Unausfuͤhrbares Unter⸗
nehmen ſey.
Unvermuthet kamen Wolken von Suͤden angezogen,
und huͤllten die ferneren Felspyramiden in glänzende Schley—⸗
er; darum eilten wir, das Thal zu erreichen, ehe auch un⸗
ſere Kuppe umzogen wurde.
Vor uns iſt Skaſtol-Tind von den oben erwaͤhnten
Herren Buk und Keilhau von einer andern Seite aus be⸗
ſtiegen worden, und von ihnen habe ich die muͤndliche Nach:
richt, daß ſeine hoͤchſte Kuppe kaum zwey Menſchen ſichern
Standpunkt gewährt; ihre Hoͤhenbeſtimmung iſt mir nicht
bekannt. Rechnen wir die hundert Fuß, um welche wir
uns nach ungefähter Beurtheilung unter dem Gipfel befan⸗
den zur Höhe unſeres Standpunktes, fo gibt dieß 6744 P.
F fuͤr die Höhe dieſes niedrigſten der Hurrunger. Herr
Bohr * maaß den vorliegenden Dyrhougs-Tind barome⸗
triſch, und erhielt 6352,4 nordiſche Fuß; von da aus fand
er Skaſtol-Tind durch geometriſche Meſſung 622,7 N. F.
höher; dieſes gibt 6975 nordiſche — 637 pariſer Fuß;
ein Reſultat, welches auf unerwartete Weiſe mit dem von
uns gefundenen uͤbereinſtimmt. Hienach wäre alfo des
hoͤchſten Hurrungertind muthmaßliche Hoͤhe 7100 — 7200
P. F.; eine Höhe, welche vielleicht die des Snoͤhaͤttan uͤber—
trifft, wenigſtens ihr gleich kommt. Als ich fpäter auf Snoͤ⸗
haͤttan war, erhielt ich 32 Fuß unter ſeinem Gipfel (wegen
des heftigen Windes)
b’ = 255,28", T* — ar Eu — — 0,5
Beziehe ich dieß auf die gleichzeitigen Beobachtungen des
Hrn. Bohr in Bergen (b == 336,04“ T So, t 120%,
ſo gibt dieß nach Gauß Formel 6992, alſo etwa 7000 P.
F. Die gewoͤhnlichen Angaben ſind gewiß meiſtens zu hoch.
Das Geſtein iſt von Skaſtol Saͤter bis auf den hoͤch—
ſten Punkt ein Gemeng das ich bis auf nähere anderweiti⸗
ge Beſtimmungen als zur Gabbroformation gehörig. annehme.
Koͤrnigblaͤttriger, graulichweißer Feldſpath von kleinem Korn
bildet die Hauptmaſſe, in ihm ſind etwa im Verhaͤltniß
4: 1 kleine dunkelgruͤne Kryſtalle ausgeſtreut, die ſich wohl
als Diallage bewähren dürften. **
„Ein Gelehrter in Bergen, der als Afteonom mit Chriſtia⸗
nia correſpondirt; bey ihm fand ich zu meiner Freude die
Werke von Delambre, La Place, Biot u a., auf welche
man fonf felten in Norweg ſtoͤßt; ſeiner Güte verdanke
ich auch einen großen Theil ſehr zuverläſſiger correſpondi⸗
render Barometerbeobachtungen.
„ Benm Saͤter ſelbſt iſt das Gemeng ganz ausgezeichnet Feld⸗
ſpath und Diallage; dieſe ſchmilzt vor dem Loͤthrohr nur
En *
e Sante, Gletſcher und Lodals⸗Kaa be
Fortuns Thal und Juſtedalen ſchließen das nordw
lichſte Hauptſoch von Sognefield ein, i
an Langfield ſtoͤßt; fo gehören die Gehaͤnge des linken Ufers
vom Stor- oder Justedal-El noch zu Sognefield, % a
rend die des rechten Ufers die Boͤſchung eines Hauptjohs
welches unmittelbar
E
von Langfield bilden, welches vom hoͤchſten Punkt des Ges
birges nach Suͤdweſt hinabſtreicht, ſich in viele Nebenjoche
ausbreitend. Dieſer hoͤchſte Punkt iſt eine Gegend nahe
am Urſprung des Stor Elv, etwa 3 nordiſche Meilen obere
halb Juſtedals Kirche, ausgezeichnet durch eine mächtige
Gneuskuppe, welche daſelbn aus dem ewigen Schnee vor⸗
ragt. Sie führt den Namen Lodalskaabe, weil an ihrem
Fuß eine Schneeſchlucht hinüber nach Lodal führt, am jens
ſeitigen Abfall des Gebirgsjoches. Ihr in Süden liege
eine andere, weniger impontrende Kuppe, faſt ganz mit
Schnee uͤberwoͤlbt, dagegen jene als ſchroffer Fels zu fuͤrch⸗
terlicher Höhe hinaufſteigt; weil sieſe kleine Kuppe auf dem
anderen Gehaͤnge der nach Lodal ſtreichenden Schneeſchlucht
liegt, fo nennt man fie die kleine Lodalskaabe. Sie iſt von
Hen. Bohr in Geſellſchaft des Herrn Lieutenant Dagr des
fliegen, und der darüber verfaßte intereſſante Bericht von
ihm bekannt gemacht worden in: Blandinger, eller Las-
ning for begge Riön, ıste Aarg. 4deHäft. Die große
Lodalsfgabe abet gehört zu einer der verrufenen Klippen,
deren Beſteigung durch den Volksglauben verpoͤnt iſt; indeß
wollten wir doch das, Moͤgliche verſuchen, da unſer Vorha⸗
ben, die Gletſcher von Judeſtal zu bereiſen, uns einmal in
die Naͤhe beyder Kuppen brachte. ö
Wir verließen dem gemäß Lyſter am 18. Aug. Der
Meg führt durch ein herrliches Alpenthal, welches eine nor-
diſche Meile von Lyſter's Kirche, beym Gaard Kilen, ploͤtz⸗
lich von einem an 2000 Fuß hohen Felſenwall geſchloſſen
iſt. Dergleichen ſonderbare Thaͤler finden ſich häufig im
Bergenſtift, und nicht ſelten verraͤth ſolche ploͤtzliche Verrie⸗
gelung eine Modifikation des Gebirgsgeſteines.
So auch hier; von Lyſter an bis nahe an des Tha⸗
les Ende war das Geſtein durchgaͤngig Glimmerſchiefer mit
einzelnen Schichten von blaulichem Quarzſchiefer (Neigung
in hor. 8 Me. Or. 20% — 50%. Dann tritt ein koͤrniges
gruͤnſteinartiges (ob gabbroniſches?) Gebild auf mit viel
weißem Feldſpath, welches jedoch bald in weißen grobflaſeri⸗
gen Gneus übergeht (Schichtung ſehr regellos); dieſer
Gneus zeigt erſt weiterhin konſtantes Einſchießen (in hor.
8; 4 Me. Or. 60%. Wir ecreichten die Höhe des Thal
riegels (Stor-Hange 2373 P. F.), den hoͤchſten Punkt
des ganzen Weges, und Juſtedal lag vor uns mit ſeinen
unten dunkeln oben ſchneeglaͤnzenden Gehaͤngen. Stor Hauge
ſinkt allmaͤhlig nach Juſtedal hinab; ſeine Abdachung bildet
die Sohle für das aus Nordoſt herunter kommende Graus
—
—
ſchwer in den ſchaͤrfſten Kanten zu ſchwarzer Schlacke,
ſcheint von Phosphorſalz nicht angegriffen zu werden, gibt
dagegen mit Natron eine undurchſichtige ſchmutzig gruͤnlich⸗
„ graue Schlackenkugel. So verhalten ſich auch, nach einer
vor äufigen Prüfung, bie kleinen Kryſtalle, welche daher
keine Hornblendkryſtalle find,
3
653 .
Man koͤmmt einen Gaard Vigedal vorbey zu dem
Testen ſteilen Abhang äber welchen ein Pfad im Zickzack
hinunter führt in die Thaltiefe von Juftedal(Öneus in hor.
9,4 Me. Or.). ;
Es hat ein majeftätifch eigenthuͤmliches Anſehen dies
ſes Thal des Stor⸗Elv. Die, Gehaͤnge zeigen theils übers
einander gethürmte Felſenkuppen mit- duͤſtern Foͤren bewach—
fen, theils fallen fie in einer einzigen jähen Flache nieder,
aber immer tritt abwechſelnd von beyden Seiten ein Fel⸗
ſenbollwerk nach dem andern in das Thak, das ſolchergeſtalt
in Schlangenwindungen fortiäuft, Der bedeutende Stor⸗
Elv jagt reißend durch die Tiefe; an manchen Orten iſt er
gewaltig zuſammengepreßt da ſtürmt er im brauſenden Fall
durch die geſprengten Felſen hin, und meiſt ſind Bruͤcken
über ſolche Stellen gelegt, als uͤber die ſchmalſten und bes
währteſten; denn maͤchtig und furchtbar ſoll er ih im An—
ſchwellen beweiſen, wovon die Thalbewohner genug zu kla
gen wiſſen (vergl. Bing Norges Beskrivelse, Artikel
Justedal.); er führt viel feinen Sand mit ſich, daher fein,
Waller trübe und die Ufer voll ſchlammiger Sandanhaͤu—
fungen.
; Iſt man Hornbergs Gaard vorbey, fo führt der Weg
über einen Waſſerfall (dabey Gneus hor. 10. Me. Or.
45°), und dann wird das Geſtein bis zum Praͤſtegaard von
ufte nal ja weit über ihn hinaus nach Lie zu, ein bald gneu
1 ba granitiſches Gebilde. Hauptgemengtheil iſt ein
ſehr conſt nter weißer Feldſpath mit graulichweißem Quarz
in k inks nigem Gemeng; dazu treten kleine Glimmerblaͤt—
ter on ſchwarzer Farbe in hoͤchſt verſchiedener relativer
Menge; bald find ſie ganz einzeln in der Hauptmaſſe ver—
firent, welche dann granitartig iſt (A); bald gedraͤngter mit
deutlichem Parallelismus der Lage, doch ſo, daß meiſt glim—
merreichere und glimmeraͤrmere Parallelſchichten alterniren,
daher dieß gneusartige Geſtein faſt immer in der Richtung des
Streichens geſtreift erſcheint (B); bald ſehr gedraͤngt, ſo daß
das ganze Geſtein grünlichſchwarz wird (C). In beyden
letzteren Fällen iſt die Parallelſtruktur immer deutlich zu ers
kennen. Das Merkwuͤrbigſte aber iſt die Art und Weiſe
des Zuſammenvorkommens dieſer drey Geſteine oder ihre
Combination zum Gebirg ſelbſt. Ganz unregelmaͤßige und
unbeſtimmbare maſſige Formen von A und B umſchließen
ſich gegenſeitig, dabey iſt B manchmal keil- oder ſtockfoͤr⸗
mig, und C erſcheint nur untergeordnet. Wo die Maſſen
von A die von B umſchließen und besraͤnzen, da bildet in
den meisten Faͤllen ein großkoͤrniges Gemeng aus weißem
Feldſpath und graulichweißem Quarz die Graͤnzſcheide (nach
Art eines Stockſcheiders); B erhält feine Parallelſtruktur
ganz unverändert und konſequent (anfangs Einſchuͤße in hor.
10 Me. Or., dann allmaͤhlig ſich wendend durch hor. 11,
12 nach ı Me. 70%); auch fehlt der Scheider nicht ſelten;
allemal da, wo das Gebild in der Richtung des Streichens
geadlinig begraͤnzt iſt, was oft eintritt. Sonſt durchs
—
ſchwaͤrmt die Maſſe des Scheiders das ganze Gebirg in
mehr und weniger. mächtigen‘ Trümmern. Beym Praͤſte⸗
gaard iſt das Einſchießen beſtimmt hor. 2 Me. Or.
Die Kirche hat eine traurig einſame Lage bey der
großartigen aber ſchauerlichen Umgebung; die Pfarrſtelle iſt
die ärmſte in Norweg, fo wie die Gemeinde ſelbſt. Wie
654
ſtiefmuͤtterlich ſcheint aber auch die Natur dieſes Thal in
Vergleich gegen andre bedacht zu haben. Juſtedals Kirche
liegt nur etwa 600 Fuß über Lyſter (nach Herrn Bohr), *
und während. am Lyſterfiord der Roggen zum Theil ſchon
in Garben auf dem Felde ſtand, und die Fruchtbaͤume vom
Segen gebogen der Reife entgegen harrten, ſahen wir hier
nur grünen eben verblühten Hafer, und ein paar unglüdlis
che Johannisbeerſträucher beym Pfarrhaus, die wohl kaum
in dieſem Jahre ihre Früchte zur Reife gebracht haben.
Daher gibt Viehzucht den Bewohnern des Thales den ein⸗
zigen Unterhalt, und waͤhrend des Sommers liegen meiſt
die Welber und Kinder in den Sennhuͤtten, die Männer
auf der Rennthier- oder Baͤrenjagd.
Der Weg nach Lie geht immer im Thale fort, das
ſich an theils Orten ziemlich ausbreitet vorbey Berſet Braͤen
zu dem merkwürdigen Nysaard Brä. Dieſer durch Herrn
v. Buch und Prof. Smith bekannt gewordne Gletſcher iſt.
eine der fuͤrchterlichſten Eismaſſen im Juſtedal, und laͤßt
ſich mit nichts beſſer vergleichen, als mit einer ungeheueren
Waſſerfluth, die bergehoch aufgedaͤmmt durch das Seiten:
thal vom Gebirg herunter wogte, und im Momente, da fie
das Hauptthal berührte, ploͤtzlich zum Erſtarren kam. Er zeigt
die unverkennbarſten Spuren ſeiner Verminderung (des ſo⸗
genannten Zuruͤckſchreitens); denn die Murainen ſtehen mehr
als 3000 Fuß vom Ende des Gletſcher ab-in zwe Haupt⸗
waͤllen von 20 — 50 Faß Höhe, und das ganze Teerain
zwiſchen ihnen und dem Gletſcher iſt. eine mit weiß gebleichs
ten Seſchieben und Felsſtucken befäete Ebene (1023 P. F.),
auf welcher ſich keine Spur von Vegetation offenbart; fo
bewaͤhrt ſich der toͤdtende Einfluß des Gletſchers viele Jahre
über die Zeit hinaus, da er das Feld räumte. 5
Auch die Felſengehaͤnge des Thals, in welchem der
Braͤ herabgeſchritten iſt, zeigen ſich an ſeiner Graͤnze in ei⸗
ner hoch uͤber ihm ſchraͤg aufſteigenden Linie aller Vegeta⸗
tion beraubt, wie abgeſchaͤlt und abgeſtorben; nackte bleiche
Felswand bezeichnet die Stelle, an welche ſich ehemals die
höhere Eismaſſe gelehnt hatte, während über und neben
dieſen Stellen die Gehaͤnge dicht mit Birkengeſtripp uͤber⸗
wachſen find. Auch auf dieſem Gletſcher ſah ich am En—
de, wo er von Schlamm und Sand verunreinigt iſt, einige
der kegelfoͤrmigen Erhoͤhungen, von welchen weiter unten
noch einmal die Rede ſeyn wird. \
Ehemals war das Thal, welches nun vom Eis erfullt iſt,
eine grasteiche bewohnte Alpenſtrecke; es finden ſich noch ſehr
junge hiſtoriſche Zeugniſſe für dieſen ehemaligen Zuſtand. Hr.
von Buch und Prof. Smith haben daruͤber mehreres mitges
theilt; ich entlehne aus Hr. Bohr's Abhandlung noch folgende
Nachricht in Betreff des Verſetbraͤ (a. a. O. p. 292).
„Auszug aus dem Gerichts- und Juſtiz - Protokoll von
Indre Sogns.“
„„Auf dem Saard Berſet im Kranthale waren 1742 am
21. Auguſt der Sorvenferiver, Fogd und ſechs ernanns
te Zeugen zugegen, um den Schaden zu unterſuchen,
welchen der Gletſcher dort verurſacht batte. Sie fans
den, daß ſich das ganze Eisgefilde 880 Fuß von Ber—
ſet's Gebäuden zwiſchen zwey Gebi:gswänden in einer
Schlucht, Tufteſkaar genannt, herunter gedraͤngt hat⸗
* Sit wohl noch beynahe zu hoch.
PM a
655 — ——— a 656 2
wo der Gletſcher anfängt ſeine Oberfläche zu ebenen in
St. 11,4, und dann thürmt ſich die große Kagbe im Hin⸗
tergrunde auf; die Gehaͤnge, auf deren Soͤhe ſich die lille
Kaabe erhebt, welche man anfangs vor ſich liegen ſah, hat
man nun zur linken Seite. Iſt man nahe am Fuß der
großen Kaabe angelangt (3755 P. F.), ſo wendet ſich das
Thal (in hor. 8,6) ſteil zum hoͤchſten Jochruͤcken aufſtei⸗
gend; des Eis if verſchwunden und Schnee erfüllt hoch die
ganze Thalſtrecke, welche ein ſchauderhaft lebensbedrohendes
Anſehen gewaͤhrt. Der Schnessbfall iſt naͤmlich von fuͤrch⸗
te. Dieſer Gletſcher kommt von Norden und richtet
ſeinen Lauf nach Süden gegen den Berg Hoineppen.
Zwey alte Maͤnner ſagten aus, daß der . -
ihrer Jugend noch ganz oben in Zufteffaar ſich ver⸗
halten habe, aber ſeit den letzten 10 Jahren ungefähr
600 Fuß heruntergeruͤckt ſey. In der Breite hatte er
1680 Fuß zugenommen. In Weſten ſchraͤg uͤber find
Gebirgsabhang und Feld von oben bis zum Bach;
Gletſcher bedeckt. Berſetgaard war ſolchergeſtalt fi
ganz feines Acker und Wieſen Landes beraubt
85 w.“ “
Herr Bohr fuͤge noch Folgendes hinzu uͤber Ny—
gaarbbrä:
„Die Sage, daß ein ganzer Gaard, Nygaard genannt,
da geſtanden habe, wo jetzt des Gletſchers unterſter
Rand iſt, ſcheint allerdings gegründet, Eine gajaͤhrige
Frau, die erſt 1810 ſtarb (zufolge des Juſtedaler Kir⸗
chenbuches), ſoll oft in dem alten Nygaard geweſen
ſeyn, und nach ihrer und mehrerer andern Ausſage
verließen ihn ſeine Bewohner erſt, als der Gletſcher
das Haus auf die Seite geworfen hatte. Sie erbau⸗
ten nachher das kleine Gehoͤfte Nygaard auf dem Skar—
venaafen, da, wo es jetzt ſteht, und noch volle Ges
rechtigkeit eines Gaardes genießt.“ So weit Hr. Bohr.
Lie Gaard liegt etwas hoch am rechten Gehaͤnge des
Thales (E262 P. F.); allein ſowohl Ober: als Nieder⸗
Faaberg, oberhalb Lie, da, wo die anfaͤngliche Haupt⸗
richtung (hor. 5,4) des Thales in einer großen amphitheas
traliſchen Erweiterung geſchloſſen iſt, von welcher es in an—
derer Richtung Chor. 12) weiter ſtreicht. Daher iſt die La⸗
ge des Ortes Faaberg auf Pontoppidens Charte unrichtig
angegeben; auch wußte kein Menſch, daß etwa ſonſt jemals
ein Gaard gleichen Namens unterhalb Lie gelegen haͤtte.
Von Faaberg aus ſetzt das Thal ſehr eng fort, und
biegt ſich dann wieder in die erſte Richtung bis zu einer
baſſinfoͤrmigen Erweiterung, an deren Anfang Faabergsſaͤter
liegt, von welchem man dann zu der letzten Sennhütte,
Stordalfäter, gelangt (etwa 1550 P. F.). Auf dem We—
ge dahin ſieht man den praͤchtigen Faabergſtol-Brä oder
Bioͤrneſtegs Braͤ, der ſehr ſteil niedergeht (tiefſter Punkt
1475 P. F.). Auch an ihm dieſelben deutlichen Spuren
vom Zuruͤckſchreiten um gewiß 1400 Schritt; ja, er ſoll fi
ſogar nach der Erzaͤhlung unſers Fuͤhrers ehemals bis zum
anderen Gehaͤnge erſtreckt und ſolchergeſtalt den Fluß über:
woͤlbt haben, der unter ihm wegſtroͤmte.
Die laͤngliche Thalerweiterung, in welcher Stordals⸗
Saͤter liegt, hat ihr Hauptſtreichen in hor. 12,4 und ganz
flachen Geſchiebegrund, welchen der hier ſeinem Urſprung
ſehr nahe Stor Elv in mannigfaltigen Windungen und Ver⸗
zweigungen durchſtroͤmt. Ein andrer Elr ſtuͤrzt in einem
vom Stygge Vand herunterſtreichenden Felſenthale dicht bey
Stordal Saͤter in das Hauptthal, und vereinigt ſich mit
jenem bey Faabergsſaͤter. Zwey Thaͤler, eigentlich nur die
letzte Dichotomie des Stordal ſtreichen am weſtlichen Ende
der Thalerweiterung herunter vom Gebirg, beyde mit Glet—
ſchern erfüllt und durch ein Felſenſoch von einander getrennt;
das eine (in hor. 8,4) führt hinauf zu den Lodalskaaben,
und in ihm ruht der fuͤrchtecliche Lodals Gletſcher (tiefiter
Punkt 1775 P. F.); im andern (streicht hor. 1,4) hat lid)
der Trangedels⸗Gleiſcher gebettet. Erſteres biegt ſich da,
Pr
terlichen Kluͤften durchſchwaͤrmt, wahre Abgründe, entſetze
lich anzuſchauen; oft ſind beyde Waͤnde durch einen Schnee⸗
ſtreif wie durch eine Bruͤcke verbunden, welche man halb
wagend halb zagend betritt. Man mußte hier die groͤßte
Vorſicht anwenden, und wir und unſre drey Führer hatten
uns gegenſeitig durch um den Leib geſchlungene Taue geſi⸗
chert. Meiſt find dieſe Schueebruͤche in der Tiefe weiter
als oben, fo daß man in geraͤumige blauſchimmerade Hoͤh⸗
len hinabſieht, hie und da mit niedergeſtuͤrzten Truͤmmern
der Wände unregelmäßig erfüllt, welche letztere vom nieder⸗
träufelnden und wieder gefrornen Thauwaſſer ſchoͤn glaſirt
find, und oft mit glaͤnzenden, zackigen oder ſtaudenartigen
Eismaſſen prangen, eine Vegetation, welche in dieſen ſtar⸗
renden Eishoͤhlen die einzig moͤgliche iſt.
Die große Kaabe ſteht zwar iſolirt da als abgefrumpfe.
ter Felſenkegel, aber dennoch ſtreckt ſie ſich nach Weſten mit
ihrem tieferen Theile zu einem längeren, beyderſeits ſteil
abfallenden Ruͤcken, welcher vereint mit der gegenüberlie⸗
genden Baſis der kleinen Kaabe das hohe Schneethal bildet.
Dieſer Ruͤcken erhebt ſich nur einmal zu einer bedeutenden
ſpitzen Schneekuppe (6094 P. F.) auf deren Gipfel das
Untergebirg ganz unbedeutend heraustritt, und die ſonach
eine kleine Schneebucht (5885 P. F.) zwiſchen ſich und der
großen Lodals Kaabe laßt. Sie iſt alſo nichts als ein An:
hang dieſer letzteren, indeß boch bedeutend genug, und hoͤher
als die kleine Kaabe (welche nach Herrn Bohr 5905 P. F.).
Außerdem erſcheint auch auf der gegenüberliegenden Höhe
etwas ſeitswärts eine unbedeutende Kuppe, welche ſich vom
Gletſcher aus geſehen, links neben der kleinen Kaabe praͤ⸗
ſentirt. Ich beſchreibe dieſe an ſich unbedeutenden Localis
täten fo ausſuͤhrlich, weil man über die Zahl der Kuppen
nicht ganz einig iſt. Naturlich koͤnnen, ſobald von dem
Terrain der Lodalskaaben die Rede iſt, nur ſolche Kuppen
gezählt werden, die durch kein Thal von dem Gebirgstheil
geſchieden ſind, auf welchem beyde Kaaben ſich jederſeits er⸗
heben; und dann bleibt es gleichgültig, ob man vier oder
nur zwey Kuppen zaͤhlen will, in welchem letztern Fall je⸗
der eine Nebenkuppe beygeſchrieben werden muß. Als aus⸗
gezeichnet ſchroffe Felſenkuppe im eigentlichen Sinn aber
ſteht nur die eine große Lodalskaabe da, während alle gn⸗
deren kuppenfoͤrmigen Erhöhungen fanfter anſteigen und vom
Schnee buckelfoͤrmig uͤbertagert find, welcher nur nach oben
das Untergebirg durchblicken laͤßt.
Mit Lebensgefahr erklimmten wir den erwähnten Arte
hang der großen Kaabe; als wir aber von da hinuberſchau⸗
ten nach dieſer, da gaben wir willig unſer Vorhaben auf,
auch fie zu beſteigen, glaͤubig in die allgemeine Sage ein⸗
ſtimmend. Noch ſchauderhafteren Anblick gewahrt die jen⸗
ſeilige Thaltiefe, fo wie der jaͤhe Schneeabfall unſerer Kup⸗
—
657
ſchreibung in ſeiner grauſenhaften Große hinlaͤnglich ſchil—
dern kaun. Die oben anſtehende kleine Felſenmaſſe iſt
ein gelblichgrauer feldſpathreicher Gneus (Einſch. deutlich hor.
12. Se 70°). Die kleine Kaabe erſchien in hor. 12,4 Me.,
die große in Mor. 4. Or.
in einem Augenblick die ganze Gegend, ſo ward uns all
Ausſicht nach ferneren Punkten benommen, und weder di
Hurrunger noch Lomms Eggen,
waren uns ſichtbar,
Der Trangedals-Braͤ iſt reines blauſchimmerndes Eis
bis zum tiefſten Punkte, auch fällt er iſteiler abwaͤrts als
der Lodals⸗Braͤ; an ihm ſah ich keine Spur von Zurüd>
ſchreiten, denn Vegetation und Eis graͤnzen an einander,
und die Murainen liegen dicht vor des Braͤens Ende. Lo:
dals Bra dagegen ſinkt weit allmaͤhliger ab, und tritt
nicht rein ins Thal nieder, ſondern bedeckt mit Schutt und
Steinbloͤcken. Zwey merkwuͤrdige Steinwaͤlle ziehen ji
von ſeinem Ende aufwaͤrts, an Hoͤhe und Maſſe immer
abnehmend; von des Thales linkem Gehaͤnge läuft der groͤß—
te in St. 8 gerade fort bis faſt an den Fuß der kleinen
Raabe; ein zweyter, nicht Biel kleiner, ihm parallel, etwa
1500 Schritt weiter nach Süden, Beyde bilden da wo fie
über des Gletſchers Endabfall ins Thal herunterlaufen,
Steinabſtuͤrze, und dort iſt ihre Maſſe am bedeutendſten;
zwiſchen ihnen, doch naͤher dem erſteren, findet ſich noch
eine unbedeutende, aber doch beynah gleichlange Reihe von
Selfenblöden. Dieſe Steinwaͤlle beſtehen indeß nicht bis un:
ten aus Steingeroͤll, fondern es ſind eigentlich Eiswäͤlle,
mit Geröllen und Felsbloͤcken beſaͤet; davon überzeugte mich,
außer unmittelbarer Entbloͤßung, das uͤberall an ihrem Ab⸗
hange nieder rieſelnde Waſſer.
und auf ihnen zeigen ſich die merkwuͤrdigen kegelfoͤrmigen
Erhöhungen, *
beſetzt iſt, wo ſich Steinſchutt und Gene in der Naͤhe be:
findet. Sie haben nicht immer regelmaͤßige Kegelform (wel⸗
che ich nur an den vollkommenſten Gebilden der Art vor⸗
fand), ſondern find zum Theil prismatiſch fortlaufende
Kaͤmme, zum Theil auch ungeſtaltete Erhöhungen von als
ler Größe, zollhoch bis wohl uͤber 12 Fuß; fo wenigſtens
eine große ſehr regulaͤre Pyramide auf dem ſuͤdlichen Wall.
Alle find fie auf der Oberfläche mit Sand und Grus uͤber⸗
ſchüttet, im Innern aber zeigen fie klares muſchliches glas⸗
glänzendes Eis, ohne die geringſte Spur von Durchbohrung
oder auch nur von Verunreinigung durch Grus erkennen zu
laſſen. Der Sand bedeckt ſie ganz in der Art, wie es bey
einem durch Ausfhättung entſtandenen Schutthaufem der
Fall iſt, daß oben bie feinſten Theile liegen, und- nach des
Kegels Fuß hin immer groͤbere folgen, zuletzt nicht ſelten
Gerölle von mehr als zollgroßem Durchmeſſer, welche doch
auf keine Weiſe durch den Eiskegel zu Tage gefördert ſeyn
koͤnnen, fo ſehr auch der äußere Anſchein für einen Aus⸗
2
Vergleiche: Bohr a, a. O. P. 305.
Ins 1888. Heft VI.
—— non
Wir hatten nicht ganz freyen
Himmel; Nebelwolken kamen angeflogen, und umhuͤllten
noch Tunderdals Kirche
In der Nähe dieſer Waͤlle >
mit denen der Gletſcher überhaupt nur ba,
658
g pe da hinein in den Abgrund; ein Anblick, den keine Bes wurf aus dem Gipfel ſpricht. Indeß, von folder Muthe
maßung wird man leicht abgebracht, wenn man erwägt,
ieſe Kegel und Kaͤmme nur in der Naͤhe von Stein⸗
tt vorkommen, oder da, wo fließendes Thauwaſſer
dergleichen über die Eisflaͤche rinnt, Sand und Schlamm
mit ſich führend; fo wie, daß ihre innere Subſtanz voll-
kommen reines Eis iſt, welches keine andere Hoͤhlung wahre
en laͤßt, als die g= oͤhnlichen capillarfeinen Luftblaͤs⸗
Sonach iſt ihre Erklaͤrung etwas ſchwierig, da man
le doch auch nicht aus bloßer Anſchwemmung herleiten kann.
Vielleicht wirkt der an einer Stelle zufällig angehaͤufte
Schutt und Sand durch Gapillarität; das bey Tage ein-
geſogene Waſſer friert des Nachts, zugleich ſich nach dem
Eisboden hin Foncentrirend, von wo aus der Erſtarrungspro—
ceß zuerſt beginnt. Setzt ſich dieß durch viele Sommertage
fort, fo iſt wohl begreiflich, wie unter der Sandanhaͤufung
ſich allmaͤhlig ein Eiskegel aufthuͤrmen muͤſſe, der um fo
regelmaͤßiger ausfallen wird, je feiner der Grus iſt, der
ſein Entſtehen bedingt.
Wo einzelne kleine Steinchen auf dem Eisfeld liegen,
da find fie meiſt, und in des Bräer hoͤherer Gegend jeder—
zeit unter bie Oberflaͤche eingeſunken, welche ſich daher nicht
ſelten wie ein Sieb ſo gedraͤngt voll cylindriſcher Loͤcher
zeigte. Indeß vermag die Sonne ſolchen Effect nur auf
dergleichen einzelne Steinchen; ſobald der Schutt einige
Zoll hoch aufgeſchuͤttet iſt, ſo ſchuͤtzt er die Oberflaͤche vor
dem Schmelzen. Dadurch iſt vielleicht auch die Entſtehung
der Eiswaͤlle einigermaßen begreiflich, wenn man annimmt,
daß die Felsſtuͤcke durch ein irgend einmal erfolgtes Nieder⸗
ſtuͤrzen eines Theils der ſehr hohen und uͤberhaͤngenden Fels—
wände laͤngs des Braͤ auf feine Oberfläche gelangten, eine
Annahme, welche die Geſteins-Identitaͤt um ſo mehr beguͤn⸗
ſtigt, als jede andre dadurch erſchwert wird.
Des Gletſchers ganze Maſſe iſt von häufigen Kluͤften
zerſchnitten; dieſe ſind oft Ellen breit, verengern ſich aber
meiſt ſchnell nach unten, und nur die ſchmäleren keilen ſich
ganz allmaͤhlig aus. Aller Hauptſtreichen iſt quer über den
Braͤ, ungefaͤhr Hor. 5, ihr Stand meiſt wenig vom ſenk—
rechten abweichend. Die Thauwaſſer dringen von allen Sets
ten in dieſe Kluͤfte, mit ſonderbarem Murmeln in der Tiefe
verrauſchend, wo ſie ſich vereinigen, um erſt am Rande des
Gletſchers als bedeutender Bach” wieder zu Tage zu kom⸗
men. Außer dieſen bald weit fortſetzenden, bald ſich ſchnell
auskeilenden Kluͤften finden ſich auch hie und da gerad ⸗ cy⸗
lindriſche Hoͤhlen von kreisfoͤrmigem oder elliptiſchem Quer⸗
ſchnitt, die bey 1— 3 Fuß Durchmeſſer oft 20 — 30 Fuß
Tiefe halten, meiſt mit Waſſer erfullt, ihre Lage nahe
ſenkrecht, ſelten ſchraͤg füid (dann mit Haupteinfallen in hor.
5). Die mit elliptiſchem Querſchnitt ſcheinen die lange Axe
parallel dem Hauptſtreichen der Kluͤfte zu haben; ſie ſind
alſo wohl nur Kluͤfte im Verſchwindungszuſtande von bey: -
den ſeitlichen Auskeilungsenden, fo wie von unten zugefro⸗
ren, wofuͤr namentlich auch das in manchen ſtagnirende
Waſſer ſpricht. Die Oberflache des Gletſchers war eine Ab⸗
wechslung von wellenfoͤrmigen Erhöhungen und entſprechen⸗
den Vertiefungen, die ſich dazwiſchen wie geſchlaͤngelte Fur⸗
chen hinzogen, auf alle Weiſe in einander verlaufend; ſind
offenbar Produkt der rinnenden Thauwaſſer, denn fie gli⸗
chen ſich immer mehr aus in des Gletſchers voͤheren Ge⸗
42 ai,
8
659 ——-
genden, bis feine Oberflähe endlich da, wo ſich Schneeflo⸗
cken auf ihr einfanden, ganz eben erſchien.
Viel iſt noch übrig aufzuklaͤren in den Phäno
der Gletſcher Natur; ich habe meine Beobachtungen
dargeſtellt, ohne mich auf andere zu beziehen (was ei
raifonnirenden Abhandlung, aber keinem erzaͤhlenden Berich-
te gebührt), und war bemuͤht, uͤberall ſo unbefangen
möglich zu beobachten.
Wir verließen die Stordalen am ıöten Auguſt,
uͤber den hohen Gebirgsruͤcken hinuͤber nach dem herrliche
Gulbrandsdalen zu gelangen, von wo wir weiterhin nach
Dovrefield reiſten.
Ich kann dieſen Bericht nicht ſchließen, ohne etwas
in Betreff der Schneegraͤnze hinzuzufügen. Auf der neuen
ſehr inbaltsreichen Charte uͤber Scandinavien vom Obriſt⸗
lientenant Hagelſtam wird die Schneegraͤnze unter 60° Brei⸗
te im Binnenland circa 3300 P. F. (5800 Schwediſche
F.), * auf Folgefonden 4700 P. F. (5000 Schw. F) an⸗
gegeben, welches ſich auf die ſehr wahre Bemerkung ſtuͤtzt,
daß in ganz Norwes die Schneelinie am weſtlichen Abfall
tiefer ſtreicht, als auf dem oͤſtlichen. Unter 59° wird ſie zu
5484 P. F. (6000 S. F.) beſtimmt; dieß gibt alſo etwa
5400 P. F. (5900 ©. F) fuͤr den Fieldruͤcken unter 59
30 zwiſchen Obertellemarken und Raboigdelaugets Fogderte.
Folgefondens größte Höhe füllt gewiß zwiſchen 5100 und
5200 P. F., und die ununterbrochene Schneehuͤlle hat we—
nigſtens ihre Graͤnze 600 Fuß tiefer; fo müßte man die
Schneegränze daſelbſt noch unter 4700 P. F. herunter fer
gen, und die Ausnahme vom allgemeinen Geſetz wird noch
bedeutender. Hr. von Buch beſtimmt den Abſtand der Bir⸗
kengränze im Weſten Scandinaviens auf circa 1850 P.
F. Prof Smith fand euftere fuͤr Ullensvang 2908 däni⸗
ſche, alſo ungefähr 2850 P. F.; ſonach gaͤbe dieß ebenfalls
4700 P. F. für die Schneegraͤnze auf Folgefonden; ein
Reſultat, welches wahrſcheinlich jener Annahme zu Grunde
liegt. Auf dem Gebirge zwiſchen Laurdal und Valle fand ich
nach mehreren Besbachtungen im Mittel die Birkengraͤnze
2950 P. F., Profeſſor Smith diefelbe in Ober⸗Tellemar⸗
ken, alſo in gleicher Breite nur mehr oͤſtlich und weiter
vom hohen Gebirgsruͤcken, 3280 Dänifhe, alſo 3100 —
3200 P. F.; ſonach wird die Schneegraͤnze, wenn wir Hr.
v. Buch's Zahl zu Grund legen, 5000 P. F. in Ober⸗
Tellemarken, und 4800 P. F. auf dem Fieldruͤcken unter
89 30“, welche letztere nach der auf Hagelſtans Cbarte be⸗
nutzten Beſtimmung 5400 P. F. geſetzt werden muͤßte. Hr.
Bohr fand dagegen mitten auf dem Ruͤcken von Langfield
unter faſt 62° die Schneegränge 5100 P. F., was ziemlich
mit Herrn von Buchs Beſtimmung üdereinkommt, welcher
fie unter 61° zu 5200, unter 62,5 zu 4860 P. F. angibt.
Sie läge ſonach 300 Fuß hoher unter 62° als unter 59°
30‘ bey gleichen Lokalitaͤten.
„Nach D Aubuisen's Formel wäre fie baſelbſt 1580 Metre
oder 4864 P. F; 1
5
660
Wenn hieraus nichts Poſitives folgt, ſo ergibt ſich f
doch, wie die Beſtimmung der Schneegraͤnze ein ſehr ſchwie⸗
riges Problem ſey, und wie man kaum nach einer allge⸗
meinen Anſicht von einem Orte auf einen andern mit Si⸗
cherheit ſchließen koͤnne. Die Lokalitaͤten und manche mes
teorelogiſche Verhaͤltniſſe, welchem letzteren (ſchon für einen
und denſelben Ort) kaum anders als durch vieljaͤhrige Bes
obachtungen eine Art von Regel abgelauſcht werden kann,
bewaͤhren ihren modificirenden Einfluß zu gewaltig, als daß
ich eine allgemeine Regel uͤber die Hoͤhe der Schneegraͤnze
fir ganze Länder aufſtellen ließe. Die mittlere Menge des
jährlich fallenden Schnees, die mittlere Erdtemperatur, die
mittlere Verdunſtung ſind Elemente, die nur durch unmit⸗
telbare Beobachtung ausgemittelt werden koͤnnen, deren
Unentbehrlichkeit aber zur Beſtimmung der Schneegräng
für einen beſtimmten Ort einleuchtend iſt. -
Eine andere Aufgabe ift es, mit Hinwegdenkung alles
Unterſchiedes der Lokalitaͤten und Witterungen eine analys
tiſche Formel zu ſchaffen, wodurch die krumme Oberfläche,
beſtimmt würde, in welcher unter erwähnten Voraus ſetzun⸗
gen überall die mittlere Lufttemperatur — 0 liegen müßte;
eine Aufgabe, welche unmittelbar gefunden werden kann,
ſobald das Geſetz der Abnahme der mittleren Temperatur
vom Aequator nach Pol und das der Waͤrmeabnahme von
der Tiefe nach der Hoͤhe gegeben iſt. Eine ſolche Formel
wuͤrde zugleich die (wenn ich ſo ſagen ſoll) ideale Schnee⸗
graͤn ze repräfentiren, welche für jeden beſtimmten Punkt in die
reale ſich verwandeln ließe durch Kortectionen deren Argus
mente von den jedesmaligen lokalen und meteorologiſchen
Verhaͤltniſſen entlehnt wuͤrden.
Noch führe ich an, daß bey Ullensvang in der Thal⸗
tiefe die mittle Lufttemperatur nach Beobachtungen des Probſts
Herzberg von 1800 — 1820, + 5,6 KR — + 7° bes
trägt. Die Temperatur einer ſehr zuverläſſigen Quelle zwi⸗
ſchen Matre und Quinherred gab mir am zyten Juni +
7,4% ; zwey andere Quellen bey Ullensvang zeigen nach
Probſt Herzberg das ganze Jahr im Mittel zwiſchen 5s und
6 R alſo daſſelbe; 2 Quellen bey Lyſter zeigten mir, die
eine, nahe beym Präſtegaard, am gten Aug. + 6,5 C, die
andere, zwiſchen Lyſter und Korhauge, am 13ten Aug. +
6,2 C. Nach zehnjaͤhrigen Beobachtungen des Praͤſt Wilſe
in Spydeberg * iſt die mittle Lufttemperatur daſſelbſt — +
2 Dieſes Reſultat theile ich mit aus Forsög til en stedsva ·
rende Meteorologisk Natur og Huusholdnings - Kalender
for Norge Söndenfields, efter ti Aars egne daglige Jag-
tagelser af. I. N. Wilse M. Phil. og Sogne Präst. Christ.
1700. Er ſelbſt erklart ſich jo: „die Tempera habe
ich täglich zwiſchen 8 und 10 uhr Vormittags beobachtet,
und wenn ſich an einem und demſelben Tage bedeutende
Differenzen fanden, das Mittel daraus genommen. Die
Summe der Zemperätur für alle Tage vom gleichna⸗
migen Dato, diovidirt mit der Zahl der Jahre, gab mir
die Mittelzahl für jeden Tag“ u. ſ. w. Daraus rech net W.
erſt die Dekaden der Tage, oder Monar- Drittheil, 3. B.
vom 1 — 10 Januar — 5,9 R.
1 = 200h/̃ 6,1
— 20 — 31 — — 4,99
7
* | 662
661
480R = +60. Spydeberg's Kirche liegt etwa /s fübs heimenrath Piſtor in Berlin ſehr genau aearbeites
licher als Chriſtiania, aber landeinwaͤrts am Ölommen, ten Gefaͤßbarometer) bis auf die Depreflionsgröße,
Ee'lemente zu den berechneten Höhen. b
1) Holgefonden. Die cor. Beobachtungen (b, t, T)
von Probſt Herzberg; fein Barometer (ein Heberbas
allen meinen Beobachtungen zu addtren iſt. Herz
©: meinem Barometer S 0,56%, welche Größe zu
bergs Barometer ſtehe 31 Pariſer Fuß uͤber dem
rometer) ſtimmte mit dem meinigen leinem vom Ge⸗ Meert.
32. Juni N Berechnete Höhe
ai b b’ SS 120% K t’ ‚über Ullenvangs Ben
Odde Vand 338,87 385,7 o 120 10% 9,7 | 83,6 Metres 42,9 Toisen,
go“ über Rand des
Schneefeldes 338,6 291,5 — 125 15,2 8 1277 — 6555 —
Hoͤchſter Punkt 338,55 280,2 — 115,5 15,7 3,3 1585 — 315,5 —
Rand des Schneefeldes 338,48 292,8 — 10 16,1 8 1229 — 630% —
Blavand 338,46 298,5 — 14 16,2 12 189,7 — 559,1 —
Regnedalvand 358,4 308,6 — 14,5 16,4 10, J 797,8 — 409, —
3) Surrunger. Den 10. Aug. früh 7 Uhr verließ ich Lyſter, und am 11. Aug. Abends 8 Uhr war ich wieder in
Eide, am Lufterfiord. Die auf T So reducirten Barometerſtaͤnde find: 528,64“ und 331,56, am 13. Aug. 11
Uhr Vorm. fand ich für T = 14, b = 27” 10,6“, daher ſtieg das Barometer in beſchleunigtem Verhaͤltniß, und
ich erhalte die correſpondirenden Höhen am Lyſterfiord ziemlich genau, wenn ich die Hälfte der Differenz 1,92 auf
die Zeit von 7 Uhr Morgens d. 10. Aug. bis ſelbige Stunde am 11. Aug., und die andere Hälfte auf die uͤbri⸗
gen Stunden vertheile. t iſt von Herrn Bohr entlehnt. So erhalte ich folgende Stände (die Correction wegen
Depreſſion iſt natürlich hier unnoͤthig);
= b b 3 ai tt
Berge 329,09 320,4 0 13,3 26,5° 200,8 Metres 103, Toisen
Optun 329.15 314,7 0 17 23 411,6 — 21, —
Urſprung des Foß 529,2 ‚501,9 0 10 19,5 743 „
Baſſin vor Skaſtoltind 350,25 275,1 0 7,7 15,1 1587 — 3814,35 —
See, der den Fons begraͤnzt, 550,83 281,2 0 12 19,9 [138,9 — 709,9 —
Skaſtoltind (Too! unter) 550,41 255,3 0 9 16,4 2158,2 — 11073 —
Skaſtol Saͤter 3531,01 297,2 0 14 25,6 941,3 — 483 —
Fortun Kirche 35738 550,7 0 14,5 25 43,8 „
3) Juſtedals Gletſcher und Lodals-RKaaben. Da Juſtedal zu weit abliegt von Bergen und zu tief im Gebirg,
jo konnte ich meine Berechnungen nicht fuͤglich auf die bergenſiſchen Beobachtungen gründen. Herr Bohr’s und
mein Barometer; ſtimmten nur bis auf 05”. Deshalb, und um nähere Beobachtungen zu haben, auf welche ich
mich beziehen koͤnnte, nahm ich ſehr genau am 13. Aug. früh 7 Uhr die Barometerhoͤhe am Lyſterfiord ab; fie bes
trug 28“ 0,8% bey T — 132°; dieß gibt fuͤr T = o, 356,06”. In Bergen ſtand es um dieſelbe Zeit 354,47“
ebenfalls für T = o, alſo die Differenz — 1,59“. Nun laͤßt ſich weit eher annehmen, daß das Steigen und
Fallen der Baremeter an beyden Orten ſich parallel verhalten muͤſſe, als die abſolute Höhe der Barometerſtaͤnde;
daher iſt der Fehler gewiß geringer, wenn ich den Barometerſtand 356,06 zu Grunde lege, als den in Bergen,
334,47, um nun ſolcher Geſtalt alle korreſpondirenden Beobachtungen, wie ft ſich am Lyſterfiord ergeben würden,
zu erhalten, darf ich nur zu allen gleichzeitigen von Herr Bohr die Differenz 1,59“ addiren; wobey ich noch ers
innere, daß ich die Depreſſion an meinem Barometer für die Differenz 1,59“ corrigiste, weil, wie geſagt, mein
Borometer immer zwiſchen 0,5’ und 0,6‘ höher ſtand als Herrn Behrs, eine Differenz, die ſo ziemlich ausge⸗
glichen wird. Dieß gibt folgende Elemente:
Wenn ich dieſe Dekaden zum Grund lege, erhalte ich für die Monate folgendes:
Jan. — 5,42 Jul.“ + 15,64
Feb. — 3,86 Aug. 12,7
Maͤrz — 1,9 Sept. 9,83
Apr + 53 Oct, 5,2
May + 9,23 Nov. — 1,83
Jun ie ie e, EB
Kıfo jährliche Temperatur ZH 4,8 R, = + 60 C.
z
b BY a an? t 2 ar. Fuß. Mheinlaͤnd.
Stor Hauge, 530,17’ 3077800. 0 15 14,9 13,6 RR . dm A
Nygaardbraͤens End 354.53 522,0 9,5 15,8 7,2 1048. 1085
Lie Gaard, 554,42 319,6 B 7 15 16 14 1287 1533
Bioͤrneſtegs B. End, 334,52 316,5 15 15,5 9,6 | 1500 1553 éèW Ü ůñmq;m—ͤ—
Stordal Saͤter 334,47 315,6 0 11,5 11 7,2 1558 1613
Fuß der Store Kaabe, 535,53 289,3 0 2,6 15 2,6 3780 5914 mE
Schneebucht vor ihr 335,67 267,55 15 14 5,1 | 5910 6119
Ihr kuppenartiger Anhang, 335,69 264,7 „ 8 14,5 2 6119 6335
Lodals Bra End f 356,15 315,4 19 16 14,4 | 1798 1862
Stordal Saͤter, 556,19 517,25 ER 16 16 1646 1704 x
Von allen Höhen find 25“ abzuziehen, weil Herr
Bohrs Barometer ſo hoch uͤber dem Meere haͤngt, wes—
halb die Differenz 1,59“ nicht ſtreng vaßt. Sie iſt ei—
gentlich geringer, weil ich mein Barometer dicht am
Meerſpiegel beobachtete. So aber wird der kleine Fehler
ausgeglichen. Die Reſultate ſind dennoch mit unter ſehr
differirend von andern.
Probe der Geſteinscombination vor Judeſtal; nach ei:
ner horizontalen Entbloͤßung nahe vor der Kirche; ſiehe
Tafel 6.
Musci thuringici.
Vivis exemplaribus exhibuerant et illustraverant I. C. Zenker
et F. D. Dletrieſi, Jenae apud Schmid, fasciculus Zdus
1322. 8. (18 gr.)
Da wir im zten Heft der Iſis d. J. bey der Anzei—
ge des kſten Heftes von dieſer niedlichen Sammlung ſchon
das Nothwendige geſagt haben; ſo begnuͤgen wir uns, die
Erſcheinung des 2ten Heftes hiemit anzuzeigen. Die Moo—
ſe ſind ebenfalls in ſehr ſchoͤnen und vollſtaͤndigen Exempla⸗
ren zu je zwey auf Velin-Papier geklebt und mit neuen Cha⸗
rakteren verſehen, welches den Eifer der Herausgeber be—
weiſt und ihr Unternehmen empfiehlt, um ſo mehr, da oh—
ne Zweifel davon daſſelbe gilt, was von allen Herbarien,
nehmlich, daß das Publikum ſich ſehr lau dagegen bezeigt
und kaum die Schuhe bezahlt, welche beym Einſammeln der
Pflanzen zerriſſen werden.
Die hier gelieferten Mooſe ſind folgende:
Hypnum scalare (crista castrensis), parietenum, mol-
luscum, lutescens, alopecurum.
Nechera viticulosa.
Polytrichum aloides, commune,
Buxbaumia aphylla.
Tetraphis pellucida.
Trichostomum canescens.
Dicranum heteromallum, varium, pellucidum, glau-
cum.
Callibryum (Catharinea) undulatum.
Fissidens taxifolius.
Grimmia apocarpa, pulvinata.
Weissia controversa.
Encalypta vulgaris.
Gymnostomum ovatum. | >
Phascum subulatum, cuspidatum.
Jungermannia Tomentella. Ehrhard.
Mufter der Behandlung.
Nobis.
L. 5
26, Hyprum scalareı
H. crista castrensis.
Caule procumbente, subdiviso, ramoso; ramis
distichis patentibus; foliis ovato-lanceolatis, acumi-
natis, subserrulatis, margine involutis, falcatis, se-
cundis; capsulae cernuae operculo conico, subro-
strato. .
Primo vere in silvis abietimis prope Waldeck, fröhl.
Niederkunft etc. Nomen ab Linnaeo ex Dillenio huic musco
impositum, ob longitudinem minus placet, quoinde H, scala-
re diximus. In statu enim vegeto rami distichi patulique ae-
ge distant, ut scalae figuram referant, quod etiam in
ecremento longitudinis ramorum (sub caulis apicem sensim
sensimque decrescentium) observari licet. Quae forma exem-
plaribus pressis minus seryatur, cum ita partes magis dila-
tentur,
27. Hypnum parietinum. Sw.
H. splendens Hedw. H. proliferum Brid.
Caule adscendente, ramoso, duplicato- disti-
cho; ramis pinnatis; foliis imbricatis, erecto - pa-
tentibus, ovato-lanceolatis, enervibus; capsulae sub-
ovatae cernuae operculo conico, oblique rostrato.
Caulis non semper est purpureus, ut Bridelius
eum describit, sed viridis quoque in humidis obser-
vatur. Folia caulina interdum sunt longe acumina-
ta, et saepe serrulata. Non veros nervos vidimus,
quos adesse quidem (e. c. Martius) contendunt, qui
potius plicae videntur.
*
Vere capsulae exstant. In silvis et locis umbrosis satis
frequens. 5
28. Hypnum molluscum. Hedw.
pinnato; foliis secundis,
Caule procumbente, secundis,
pasi subbinervibus
falcatis, lanceolato-acuminatis,
665
(interdum enervibus), denticulatis; capsula ventrico-
so-Ovata, eernua; operculo conico, acumınato.
Vere in saxosisudis, silvaticis v. g. Rauhthal, Forst, in
silvis propter Legefeld etc. fructiferum.
Circulation des Saftes in der Chara,
vom Prof. J. B. Amici.
(Mem, della Soc. ital. in Modena Vol. XVIII. 1820.)
(Tas VI.) b
Ich machte mir ein catadioptriſches Mikroſcop und
ſammelte lauter kleine Gegenſtände, theils um die Staͤrke
des Mikroſcops zu prüfen, theils um vielleicht neue Entde—
ckungen über die Organiſation dieſer Dinge zu machen.
Die kleine Waſſerpflanze, Chara vulgaris, in der Hr.
Corti ſchon 1774 eine Cirkulation des Saftes entdeckt hatte,
zog befonders meine Aufmerkſamkeit auf ſich.
Die ſonderbare Erſcheinung des ſichtbaren Aufſteigens
und Fallens der Fluͤſſigkeit fiel mir ſo ſehr auf, daß ich
mich entſchloß, an dieſer Pflanze eine Reihe von Erfahrun⸗
gen zu machen.
Da nun mein vorzuͤglich gutes Mikroſcop mich bey
der Chara hat neue Geſetze der Saftbewegung und neue
Organe entdecken laſſen, die jenem ſinnreichen Beobachter
entgangen waren, fo will ich fie hier angeben, und zwar
kurz und nach der Ordnung, wie ſie in meinem Tagebuch
aufgezeichnet ſind.
Die Chara macht übrigens nicht den einzigen Gegen:
ſtand dieſes Aufſatzes aus; da ich angenommen ha—
be, daß die Bewegung des Saftes in den anderen Pflans
zen wohl auf eben die Art und aus derſelben Urſache ger
ſchehe, die ich bey der Chara angebe, fo habe ich auch ei—
nige andere Pflanzen anatomirt, um meinen Satz zu unter—
fügen, Dieß verleitete mich, im Vorbeygehen etwas von
meinen Beobachtungen Über Hrn. Michels poroͤſe Röhren,
die fo ſehr und fo lebhaft beſtritten worden find, und über
die Verrichtung dieſer Gefäße in der Pflanzen Defonomie
zu ſagen.
Den 2. Oct. 1814. I. Beobachtung. In den
dicken Wurzeln der Chara bemerkt man eine Fluͤſſigkeit
eirkuliren. Von den weißen und durchſcheinigen kugelarti⸗
gen Theilchen von verſchiedener Dicke, welche ſich in der
Wurzeltöhre bewegen, giengen einige von unten nach oben,
andere von oben nach unten. Dieſe letzten ſind in der ei⸗
nen Hälfte der cylindriſchen Rohre enthalten, die anderen
in dem übrigen Theile derſelben.
An jedem Ende der Roͤhre iſt ein Auswuchs oder Ano-
ten; hier gehen die Theilchen von den Aufſteigungskanaͤlen
in die Abſteigungskanaͤle über, und umgekehrt, und zwar un⸗
unterbrochen, ſo daß man ein und daſſelbe Molekül unauf⸗
horlich denſelben Umlauf machen fieht.
Die Knoten am Ende der Roͤhre ſind mit haarartigen
Wurzeln umgeben. a
Iſis 282. Heft VI.
666
Dieſelbe Bewezung bemerkt man in den grünen Zwei⸗
gen der Pflanze, und ſie erſtreckt ſich immer von einem
Knoten zum andern.
*
Inwendig in jedem Knoten iſt ein Zwerchfell, wodurch
der Lauf der Flüſſigkeit in einer Rohre von dem in der fol—
genden unabhaͤngig bleibt.
In denen Roͤhren, die nicht durch zwey Zwerchfelle
verſchloſſen find, bemerkt man gar keine Bewegung.
Einige Roͤhren ſind gewunden und die Cirkulation
iſt hier ſpiralfoͤrmig, fo daß die Auſſteigungskanaͤle anfangs
rechts, nachher links find, und fo umgekehrt.
Auch in den hoarförmigen Wurzeln bemerkt man ſehr
kleine Molekule, welche fortwährend zwiſchen den zwey Kno⸗
ten cirkuliren.
Wenn man an irgend einer Stelle eine gruͤne Roͤhre
der Pflanze quer durchſchneidet, ſo findet man, daß ſie aus
einer großen Centralroͤhre beſteht, umgeben von ähnlichen,
kleineren Möhren, wie Fig. 1, wo fie ungefaͤhr 60 mal
vergrößert iſt. i
Iſt der Schnitt nahe beym Knoten gemacht, ſo ſieht
man das Zwerchfell, welches die große Roͤhre beendet und her⸗
metiſch verſtopft; man bemerkt auch die Verſchließungen der
anderen kleinen Noͤhren, obgleich weniger deutlich, weil hier
fo viele Zweige zuſammenlaufen.
Beym Querſchnitt der Wurzelroͤhren ſieht man nur
einen einzigen Cplinderkanal von einer ſehr duͤnnen Membran
umgeben.
D. 5. Octob. 1814. II. Beobachtung. In eis
nigen Roͤhren der Pflanze ſieht man ſehr deutlich große
Haufen kleiner Theilchen oder Kuͤgelchen verbunden zu einer
Sphäre, deren Durchmeſſer bis auf 3), des Durchmeſſers
der Roͤhre beträgt. Dieſe dicken Körper behalten ihre fphäs
riſche Form, und drehen ſich um eine Achſe, welche auf
die der Röhre perpendicular iſt, in derſelben Richtung wie
beyde Ströme der Fluͤſſigkeit. Außer dieſer Umdrehung neh⸗
men auch einige von dieſen Körpern eine fortſchreitende Des
wegung nach der Länge der Roͤhre an, doch dauert dieſe Be⸗
wegung nicht lange in derſelben Richtung fort; denn wenn
der Körper z. B. einen gewiſſen Raum gegen das obere
Zwerchfell hin durchlaufen hat, fo geht er wieder ruͤckwaͤrts
und fängt dann wieder die erſte. Bewegung am, und hat auf
dieſe Art eine oſcillirende Bewegung innerhalb ſeiner Roͤh—
re. Dieſe Oſcillationen find aber nicht von gleicher Laͤn⸗
ge; ſondern einige find laͤnger als die andern, und zwar
ohne irgend eine Regel, und dieſe treiben nach und nach
den großen Klumpen von einem Ende det Röhre zum an⸗
dern.
Wenn die durch den Strom fortgefuͤhrten Theilchen
dem großen Körper, der den größten Theil der Länge der
Roͤhre einnimmt, begegnen, fo bewegen fie ſich mit ihm,
indem ſie auf ſeine Oberflaͤche ſich ſtuͤtzen und gleich loslaſſen,
ſobald fie an den leeren Raum zwiſchen jenem Körper und
den Waͤnden der Roͤhre gekommen find; aus dieſem kom.
men ſie wieder vor und ſetzen dann ihren Weg fort. Dieß
ſieht man Fig. 2, wo das Theilchen O, das zu dem Stro⸗
me AB gehört, dem großen Körper C begegnet, von der
42
667
geraden Nichtung abweicht und nach NI geht, von wo es
auf die andere Seite hinuͤber kommt und feine gewoͤhnliche
gerade Richtung wieder annimmt. 8085
1 Man ſieht, daß der erwaͤhnte große Klumpen eine
Sphaͤre iſt, weil er in allen Lagen der Roͤhre dem Beob⸗
achter immer citkelfoͤrmig erſcheint.
Schneidet man die Roͤhre an einem Ende ab, fo tritt
der walzende Körper aus der Oeffnung heraus und verſtreut
ſich im Waſſer, bisweilen zerplatzt er an der Luft wie eine
Seifenblaſe.
Dieſe Klumpen bilden ſich unverſehens in der Rohre;
bisweilen erzeugt ſie ein ſtarker Stoß.
Den loten April 1813. III. Beobachtung.
Wenn man eine Roͤhre der Chara mit einem ſehr duͤnnen
Faden ganz ſanft zuſammenſchnuͤrt, oder noch beſſer, wenn
man fie in einen ſpitzen Winkel biegt, fo theilt die Cirku⸗
lation, welche von einem Knoten zum anderen gieng, ſich
in zwey, und die Zuſammenſchnuͤrung vertritt die Stelle ei⸗
nes Mittel⸗Knotens Nimmt man biefes kunſtliche Zwerch⸗
fell wieder weg, ſo nimmt die Fluͤſſigkeit nach und nach
ihren vorigen Lauf wieder an; dieß geſchieht aber nicht,
wenn die Zuſammenſchnuͤrung zu lange gedauert hat oder
die Pflanze an dieſem Theile verletzt worden war.
Iſt das kuͤnſtliche Zwerchfell einmal gemacht, ſo kann
man die obere oder untere Roͤhre völlig durchſchneiden, und
die Cirkulation geht darum nicht weniger zwiſchen dem äh:
ten und dem kuͤnſtlichen Knoten fort.
Mehrere Zuſammenſchnurungen an derſelben Roͤhre
erzeugen ebenfoviele aufſteigende und niedergehende einzelne
Stroͤme.
Den ı7ten April. IV. Beobachtung. Ich brach⸗
te eine dicke, kraͤftige Röhre von Chara unter das Mikro—
ſcop, ſo daß die Flaͤche, welche die Ströme theilt, dem Aus
ge des Beobachters zuſtand, und bemerkte, daß die aufſtei⸗
genden Moleküle rechts und die niedergehenden links mit ver:
ſchiedenen Geſchwindigkeiten ſich bewegten, je nach ihren
Stellungen.
Die größte Geſchwindigkeit geſchieht gegen die Seiten⸗
waͤnde der Roͤhre; je weiter davon, deſto ſchwaͤcher wird ſie,
und in der Flaͤche, welche die Strome trennt, iſt fie mög:
lichſt gering.
Die Theilchen, welche in dieſer Flaͤche ſich befinden,
ſind eine Zeitlang im völligen Zuſtand der Ruhe; darauf
fangen fie an zu zittern, fie oſcilliren langſam nach der
Richtung der Roͤhre, und endlich folgen ſie dem aufſteigen⸗
den oder dem niedergehenden Laufe.
Auch bemerkt man große und kleine Kuͤgelchen, wel⸗
che, wenn ſie unter Weges Hinderniſſe treffen, oder von an⸗
deren ſich bewegenden Koͤrperchen geſtoßen werden, von ihrer
erſten Richtung abweichen und ſich der unbeweglichen Fluͤſ⸗
ſigkeit nähern; nachdem fie in biefer Gegend der Roͤhre et⸗
was in Ruhe geweſen find, gehen ſie zu dem entgegenſtehen,
den Strome über oder ſetzen ihren Weg fort.
Bringt man nun die Röhre in die Lage, daß die Fr
che der Thellung beyder Kanäle dem Geſichteſtrahle des Br»
e
668
9
obachters perpendicular iſt, in welchem Falle die Ströme
übereinander liegend erſcheinen, fo ſieht man daß die Mole⸗
kuͤle, die im oberen Theil der fo geftellten Rohre gehen, ſich
mit einer größeren Geſchwindigkeit bewegen als die, welche
unten ſich befinden. 57
Der Abſtand der Molekule von der oberen Wand der
Röhre laͤßt ſich leicht beurtheilen, je nachdem man den
Schieber vorruͤcken muß, um die verſchiedenen Theile des
Gegenſtandes, den man beobachtet, genau unter den deutli-
chen Sehpunct zu bringen. a N
Auf aͤhnliche Art und eben ſo leicht findet man, in
welcher Gegend der Röhre die Scheidungsfläche der beyden
Ströme iſt; denn wenn man den Schieber ungefähr um
die Haͤlfte des Durchmeſſers der Roͤhre der Pflanze hinauf⸗
ſchiebt, ſo ſcheint die Fluͤſſigkeit, z. B. in der oberen
Gegend von der Linken zur Rechten, dann in der unteren
Gegend von der Rechten zur Linken zu laufen, vielleicht weil
man es wegen der durch den oberen Kanal verurſachten
Dunkelheit nicht ganz deutlich ſehen kann. 2
Dieſe Beobachtungen, welche ich mehrere male in den
Jahren 1816 und 1817 wiederholte und beſtaͤtigte, übers
zeugten mich, daß die Bewegung des Saftes in, dieſer Pflan⸗
ze in einer und derſelben, an ihren Enden durch 2 Zwerch⸗
Felle verjchteffenen Noͤhre geſchieht, und daß die eine Haͤlfte
des fluͤſſigen Cylinders aufſteigt, waͤhrend die andere Hälfte
niedergeht, indem die entgegengeſetzten Stroͤme in abſoluter
Berührung bleiben, ohne daß die Roͤhre durch eine Langs
Wand getheilt werde.
Der Querſchnitt der Wurzelroͤhre, der nur eine ein⸗
zige Roͤhre (J. Beobacht.) zeigt; das kuͤnſtl. Zwerchfell, ver⸗
mittelſt deſſen man dem Safte allenthalben, wo man will,
eine andere Richtung gibt (II. Beobacht.); der dicke Koͤrper,
der in der Richtung der Ströme ſich um ſich ſeldſt herums
dreht und frey die ganze Länge der Roͤhre durchlaͤuft (III.
Beobachtung); die verſchiedenen Grade der Geſchwindigkeit
der Körper, welche die Fluͤſſigkeit mitfuͤhrt, und der Ueber⸗
gang dieſer Körper von einem Strom zum andern, ehe die
völlige Umwaͤlzung erfolgt (IV. Beob.); alle dieſe Thatſa⸗
chen vereinigt ſcheinen mir die Natur der Bewegung un⸗
bezweifelt feſtzuſetzen.
Hr. Abbé Corti, der erſte, welcher dieſe Cirkulakion
bemerkte, konnte mit feinem dollondſchen Mikroſcop nicht
ſehen, daß fie in derſelben Röhre vor ſich geht, und dachte
nicht weiter daruͤber nach, vielleicht wurde auch eine fo ſon⸗
derbare Erſcheinung ihm unerklaͤrbar oder gar widerſinnig
geſchienen haben.
Er glaubte, daß zwey Kanäle da wären, wie
zuruͤckgebogene Röhren, oder mit gemeinſchaftl.
Wand. Das Weſen der beyden großen Sefaͤße
ſchien ihm ein ſehr zartes Gewebe von Laͤngsfi⸗
bern und ſehr feinen Zellen; er blieb aber unent⸗
ſchieden darüber, ob dieſe Randle nur 2, oder ob
deren mehrere nur ſcheinbar als zwey verbundene,
oder ob fie in einer ſchwammigen Subſtanz, wie
die der Binſen zerſtreut waren / zwiſchen deren gie
bern die Flüſſigkeit cirkulirte,
669
Wenn es, nach Bonnet's Aeußerung, ſchon intereſſant
war, die Kraft kennen zu lernen, welche die von Hrn, Cor:
ti beobachteten Koͤrperchen in Bewegung fest, fo waͤre es
gewiß nicht weniger wichtig, die Urſache der bdewundernswuͤr⸗
digen Bewegung einer Fluͤſſigkeit zu entdecken, welche, wie
wir jetzt wiſſen, im Indren einer einfachen cylindriſchen
Roͤhre eirkulirt, auf eine Art, die mit den bekannten hy⸗
drauliſchen Geſetzen unvertraͤglich iſt. *
Die meifien Gelehrten, denen ich meine Beobachtun⸗
gen mittheilte, haben mich aufgemuntert, dieſe Unterſuchung
vorzunehmen, und obgleich ich alle Schwierigkeiten dabey
fuͤhlte, ſo habe ich doch 1818 den Anfang gemacht, und zu⸗
erſt genau die Membran, welche die Huͤlle der Hauptroͤhre
der Pflanze ausmacht, unterſucht.
Dieſe ſehr dünne Membran zeigte, fo wie ich in den
erſten Bemerkungen angegeben, eine große Menge linienar⸗
tiger, paralleler und gleichweit abſtehender Striche, welche
in einigen Roͤhren ſich laͤngs ausdehnten, und in anderen
Spirallinien um ihre Oberflaͤche bildeten.
Die zte Fig. zeigt die Laͤngsſtriche und die ite die
Spiralen.
Nun trifft es immer, daß der Saft der Pflanze nach
der Richtung der Baͤnder auf und abſteigt; ſo daß, wenn
der Saft bey AB Fig. 3 gerade aufſteigt, er bey CD fu,
gleich wieder gerade hinunter geht; wenn er bey IN Fig.
4 ſchief aufſteigt, fo geht er bey PO herunter und ſteigt
längs des unmittelbar oberen Bandes RS wieder hinauf; fo
daß man die Stroͤme abwechſelnd nach bepden Seiten des
Cylinders gerichtet ſieht.
Merkwuͤrdig iſt es, daß zwiſchen den Baͤndern, nach
welchen der Strom aufſteigt, und denen, nach welchen er
hinabgeht, befländig eine Art von leerem Raum iſt, wo
keine Streifen ſind, und wo doch deren 5, 6 und mehrere
ſeyn koͤnnten.
Dieſer Raum ohne Streifen iſt Fig. 3 und 4 ange⸗
geben; man muß wohl bemerken, daß in jeder Roͤhre im⸗
mer deren 2 von gleicher Stärke ſich befinden, an deren jes
der Seite die geſtreiften Bänder aͤhnlich und gleich geſtellt
ſind.
In der Flaͤche, die wir als laͤngs durch die Linien
gehend bemerken konnen, welche die entgegengeſetzten und
ſtrichloſen Baͤnder der Membranen in gleiche Theile theilen,
befindet ſich immer die Gränze der Ströme, wo die Fluͤſ—
ſigkeit gleichſam ſtockt. { Ä
Die Membran der Roͤhre iſt glatt, durchſcheinig und
weiß, aber die Streifen daran ſind gruͤn. Bey aufmerkſa⸗
mer Beobachtung ſieht man, daß die Streifen an der in—
neren Oberfläche der Membran hängen; und ich habe be:
Abbé Corti glaubte, daß die Chara trarislucens major
von le Vaillant ihm große Dienſte leiſten würde, um,
wie er ſagt, das große Problem aufzulöfen, nehmlich die
Urſachen, durch kwelche die Cirkulgtion der Flüſſigkeit in
den Theilen der Chara bewirkt wird, ein Problem, ſagt
er, das ich nan habe an den von mir unterſuchten Gat⸗
tungen von Chara auflöfen konnen,
670
merkt, daß die Fluͤſſigkeit in denjenigen Roͤhren beſtaͤndig
weit ſchneller floß, in denen die Streifen deutlicher ausge—
druͤckt und mehr zuſammengeruͤckt waren.
Langſamer iſt die Cirkulation, wenn der Streifen we⸗
niger oder unterbrochen find; fie hört gänzlich auf, wenn
die Streifen völlig desorganiſirt find. Behalten ſie laͤngs
der ganzen Roͤhre eine gute Organiſation, mit Ausnahme
eines einzigen Stuͤckes, wo ich fie theils als gaͤnzlich, theils
zum Theil aufgeloͤſt annehme,
um Theil ı ſo wird in dieſem Stuͤcke
die Slüffigkeit geſtauet und der Strom doppelt werden, wie
in der Zten Beobachtung.
Dieſe Erfahrungen ließen
daß dieſe Streifen
keit beſtimmten.
n Deshalb unterſuchte ich mit doppelter Aufmerkſamkeit
die Natur dieſer Organe und das Phaͤnomen ihrer Desor⸗
ganiſation und bisweilen ihres gaͤnzlichen Verſchwindens.
Durch die ſtaͤrkſten Vergroͤßerungen mit meinem Mi—
kroſcop habe ich gefunden, daß die Streifen nicht, wie
man beym erſten Anblick glauben ſollte, aus einem Stucke
beſtehen, ſondern wirklich eine Zuſammenſetzung einer gros
ßen Menge grüner, wie Paternoſterkuͤgelchen an einander
ſtehender Körper find, wie Fig. 5. fie hunderttauſendmal
vergrößert zeigt.
Dieſe Koͤrperchen haͤngen an der innern Wand der
Membran; durch eine Erſchuͤtterung oder ſonſt durch eine
Urſache koͤnnen ſie ſich davon lostrennen, und daun zer⸗
freuen ſie ſich entweder oder bilden einen unregelmäßigen
Haufen im Inneren der Rohre, wo man fie leicht durch
ihre grüne Farbe von den andern ſich in der Nöhre bewes
genden Kuͤgelchen unterſcheiden kann. g
Schneidet man die Pflanzenroͤhre quer durch, fo tres
ten die Koͤrperchen der Streifen mit dem Safte heraus,
ohne ſich mu ihm zu vereinigen, ſie bilden ſich im Waſſer
in kleine Haͤufchen und zerſtreuen ſich.
Indeſſen treten doch nicht alle gruͤnen Koͤrper durch
die Oeffnung heraus, einige bleiben an der Membran haͤn⸗
gen, und ich habe bemerkt, daß die, welche am entfernte⸗
ſten von dem Schnitte ſind, wie Roſenkraͤnze angereiht
bleiben, die aber ihre urſpruͤngliche Spannung nicht mehr
9 und alſo unregelmäßige Biegungen machen, wie Fig.
zeigt. a
Wenn man die Korper, aus denen alle Streifen be⸗
ſtehen mittelſt eines leichten Druckes auf die Membran durch
die Oeffnung herausdruͤckt, fo verſchwinden alle Streifen.
Dann wird die Membran, woraus die Roͤhre be⸗
ſteht, hell und durch ſichtig, faſt wie eine Glasroͤhre.
Einen deutlicheren Begriff von der Art und Weiſe
wie die Koͤrperchen, welche die Streifen bilden, geſtellt
find, gibt Fig. 7., wo die Roͤhre der Chara im Quer-
ſchaitt vorgeſtellt iſt. ANBM if die Membran der dis
cken Roͤhre mit weggenoenmener Schaale und umgebenden
Roͤhrchen. Die ſchwarzen Punkte im Innern zeigen die
Streifen bildenden Kügelchen, deren bisweilen 100 zu ei⸗
ner Roͤhre gehören. -AB die Raͤume ohne Roſenkraͤnze, ies
der ungefähr /½s des Umfanges der ganzen Rohre, Ich
ließ mich ſogleich vermuthen,
hauptſaͤchlich die Bewegung der Fluͤßig⸗
671
muß hier bemerken, daß ich die aͤußerſten Roſenkraͤnze,
welche jederſeits an dem Theil der Membran ſind, wo ſich
keine befinden, nie vollſtaͤndig gefunden habe. Hier iſt nun
in der Richtung von AB die Graͤnze der beyden Stroͤme,
die ſich in entgegengeſetzter Richtung bewegen. Der hoͤchſte
Grad der Geſchwindigkeit der aufſteigenden Fluͤßigkeit iſt in
M, und der der niederſteigenden in der diametral entgegen⸗
geſetzten Gegend bey N.
Ich kann nicht angeben, ob die entgegengeſetzten Sy—
ſteme von Streifen, welche inwendig die Roͤhre laͤngs übers
ziehen, an den Enden derſelben ſich vereinigen oder nicht.
Ich habe oͤfter eine Roͤhre iſolirt, indem ich ſie vorn und
hinten abſchnitt, um die Zwerchfelle bloß zu legen; allein
obgleich man durch dieſe Zwerchfelle hindurch den Lauf und
Ruͤcklauf des Saftes ſehr gut ficht, fo iſt es mir doch un—
moͤglich geweſen, beſtimmt anzugeben, ob Streifen an dem
Zwerchfell ſelbſt anhaͤngen oder nicht.
Ueber die Art, wie der Saft aus einem Querſchnitt
der Roͤhre austritt, iſt mir kein Zweifel geblieben. Ich
habe bemerkt, daß der Saft nicht durch den ganzen Cirkel⸗
ſchnitt, ſondern nur durch die eine Haͤlfte (wie ein Waſſer—
ſtrahl) und gerade durch die Haͤlfte, wo der Strom ſich
befand, der zu der Oeffnung hingieng, austritt.
Die Fluͤßigkeit des entgegengeſetzten Stromes tritt
nicht eher aus, als bis er wenigſtens einmal durch den Kno—
ten gegangen iſt. Ich ſage, wenigſtens einmal, weil ich
ein Molekuͤl bemerkt habe, das ſich in der Nähe des Schnlt—
tes befand, aber auf dem Wege zum Knoten war, und
mehreremale auf und niederſtieg, ehe es heraustrat.
Ich habe ſchon bemerkt, daß, wenn man eine Roͤhre
quer abſchneidet, die Streifen, welche anfangs geſpannt und
parallel waren, an einigen Stellen ſich einbiegen, ſo daß
einige an einander kommen, waͤhrend andere aus einander
treten. Wenn man nun das Loch des Schnittes etwas zu—
hält, damit nicht aller Saft herausgehe, fo geht die Circulation
nochtfort. Nun habe ich bemerkt, daß, in dieſem Falle, die ſich
bewegenden Theilchen beſtaͤndig den Weg verfolgen, der ihnen
durch die Streifen (obgleich dieſe aus ihrer erſten Lage ver—
ruͤckt find) bezeichnet wird und in ihrem Laufe allen Wins
dungen derſelben folgen. Ueberdieß folgen dieſe Theilchen,
was beſonders bemerkt zu werden verdient, nicht allein den
durch die Stellung der Streifen beſtimmten Windungen; ſie
erlangen ſogar einen Zuwachs von Geſchwindigkeit, wenn
ſie an die Stellen kommen, wo die Streifen ſich aneinan—
der gedraͤngt haben, und wo folglich in einem gleichen
Raume ſich eine größere Anzahl derſelben findet.
Nach alle dieſem mußte ich nun noch die Chara che—
miſchen Pruͤfungen unterwerfen. Ich habe nun den Eſſig
als Agens angewandt, und nicht nur das von Corti beob⸗
achtete, durch dieſe Fluͤſſigkeit bewirkte Aufhoͤren der Bewe—
gung des Saftes geſehen, ſondern auch gefunden, daß,
wenn man eine Rohre quer abſchneidet (nachdem man fie
vorher einen Augenblick in Eſſig getaucht hat), der Saft
nicht mehr von ſelbſt austritt und man dann die Roͤhre druͤ⸗
cken muß, um ihn herauszutreiben.
Daraus entſteht auch noch das beſondere Phaͤnomen,
daß die grauen Koͤrperchen ſich nicht mehr im Waſſer als
672
ungeformte und zerſtreute Haufen zertheilen, ſondern ein⸗
zeln heraustreten und noch Stuͤcke von Roſenkraͤnzen zeis
gen, die mit einer aͤußerſt zarten und viel feineren Haut,
als die der Roͤhre, an der ſie anhingen, verbunden zu ſeyn
ſcheinen. .
In Fig. 8. find dieſe ausgetretenen Haufen von Koͤr⸗
perchen, wo kein Eſſig angewandt worden; Fig. 9. die
Stellung dieſer Körper, wenn Eſſig angewandt wurde.
Alle dieſe letzten Beobachtungen machte ich 1818 an
großen Röhren von Chara, von grünen Zweigen, von des
nen ich die aͤußeren umgebenden Röhrchen behutſam weg⸗
nahm.
Bey Unterſuchung des Ganges des Saftes bediente
ich mich, wie geſagt, Wurzeln, die im natürlichen Zuſtande
durchſcheinig ſind und gar keine Spur von umſtehenden
Roͤhren haben. E
Unter dieſen Wurzeln find einige dicke, wo man zwar
die Streifen der Koͤrperchen gut ſehen kann, allein doch
nicht fo deutlich als bey den Röhren der Zweige, weil hier
die Koͤrperchen einen kleineren Durchmeſſer haben und bey
einigen das Gruͤn weniger dicht, faſt ganz durchſcheinig
iſt, daher beym erſten Anblick die Streifen junterbrochen
ſcheinen.
In den Haarwurzeln und bis in die aͤußerſten Fäden
ſieht man die Koͤrperchen deutlich von einem Knoten zum
anderen cirkuliren, fo wie in den dicken Roͤhren, allein auch
das ſtaͤrkſte Mikroſcop laßt in den durchſcheinigſten Roͤh⸗
ren nicht die geringſte Spur von Streifen bemerken.
Ich ſchließe daraus nicht, ſelbſt nicht in Anſehung der
letzten Roͤhren der Pflanze, daß die Möhren nicht dergleis
chen Koͤrperchen enthielten, wie ich hier beſchrieben habe,
und die eben ſo im Innern der Membran vertheilt waͤren;
ſondern ich finde es vernünftiger, anzunehmen, daß ihre
Kleinheit und voͤllige Durchſcheinigkeit ſie unſeren Augen
entzieht. Ich habe auch wirklich bey der Vergleichung der
Röhren einiger kleinen Haarwurzeln, in denen ich deutlich
kleine Koͤrperchen in Bewegung ſahe, mit einer Roͤhre von
einem Zweige, gefunden, daß ihr Durchmeſſer ı5mal Eleis
ner war. Auch iſt der Durchmeſſer der groͤßten grünen
Körperchen der Roſenkraͤnze großer Röhren nicht über
% = 000185 Zoll; behält man nun dieß Verhaͤltniß
fuͤr die Haarwurzeln den, fo muͤſſen ihre Streifen 460 rs
Zoll ſeyn, eine Größe, die ich mit meiner ſtaͤrkſten Vergroͤ—
ßerung nicht bemerken kann. -
Ich habe auch die Roͤhrchen, welche um die große
oder Hauptroͤhre herumſtehen, unterſucht, und ſie aus einer
Membran beſtehend gefunden, welche der der Hauptroͤhre
ähnlich, aber viel feiner iſt; fie enthalten inwendig dieſelben
Streifen, die aber aus noch gruͤneren Koͤrperchen beſtehen,
und die Cirkulation iſt hier völlig eben fo, wie in den gro⸗
sen Röhren der Pflanze. Dieſe letzte Beobachtung iſt mir
ſehr ſchwierig geworden, weil man leicht die Roͤhrchen zer—
reißt, wenn man die undurchſcheinige Huͤlle, womit ſie um⸗
geben find, wegnimmt.
Einige dieſer Roͤhrchen laufen nicht uͤber die Laͤnge der
Roͤhre hin, auf die fie ſich ſtuͤßen, ſondern da, wo eine
1
673
aufhört, faͤngt die zweyte an, dann wieder eine dritte u.
fe w., bis an den Knoten, wo die Centralroͤhre endet.
Auch die Richtung der aͤußeren Roͤhrchen iſt parallel mit
der der inneren Streifen der großen Nöhre, d. h. wenn
die aͤußeren Roͤhrchen gerad ſind, ſo ſind die Streifen der
Centralroͤhre auch gerad; wenn hingegen die aͤußeren Roͤhr⸗
chen ſchneckenfoͤrmig die groͤßere Roͤhre umwinden, ſo ſind
die Streifen dieſer Roͤhre auch ſchneckenfoͤrmig: dieß läßt
ſchon von außen, und ohne die Schale wegzunehmen, auf
den Gang der Fluͤßigkeit in der großen Roͤhre ſchließen.
Sieht man Fig, I an, die den Querſchnitt eines
grünen Zweiges der Chara vorſtellt, fo ſcheint es, als ob
jedes der aͤußeren Roͤhrchen 3 Theile der gemeinſchaftlichen
Wand ausmache, einen von der Centralroͤhre, die beyden
anderen von den nebenſtehenden Roͤhechen.
Eben fs ſieht es auch unter dem Reflexions⸗Mikro⸗
ſkop aus, und bey der ſlaͤrkſten Vergrößerung kann man die
Trennung der Membranen nicht bemerken. Doch laͤßt ſich
durch ein mechaniſches Mittel wahrnehmen, daß jedes Roͤhr⸗
chen von einer eignen Membran umgeben iſt, wenn man
nehmlich die Centrolroͤhre ganz wegnimmt und die aͤußeren
Roͤhrchen davon abloͤſt; was leicht iſt.
Ich will nun noch eine Betrachtung zufuͤgen: keine
von allen fo finnreid) ausgedachten Urſachen des Aufſteigens
des (Saftes in den uͤbrigen Gewaͤchſen kann auf eine ge:
nügende Art auf unſeren vorliegenden Fall angewandt werden.
Die Natur der Bewegung im Innern der Membra⸗
nen der Chara ſchließt augenſcheinlich die Hypotheſe einer
haarrohrenartigen Aktion in den Roͤhren, und auch eines
durch Tranſpiration bewirkten leeren Raumes aus.
Die abwechſelnde Zuſammenziehung und Ausdehnung
der ſilberfarbenen Fiber von Knight kann hier eben ſo we—
nig Statt finden, aus dem doppelten Grunde, weil dieſe
filberfarbene Fiber bey der Chara fehlt, und weil, wenn
ſie da wäre, ſie die beobachtete doppelte Vewegung nicht
hervorbringen konnte.
ſigkeit, druͤckt ihn mittelſt eines Gewichtes bald mehr bald
weniger, wodurch die Aktion der ſilberfarbenen Fiber nach⸗
gemacht wuͤrde, ſo wird die Fluͤſſigkeit keine regelmaͤßige
Bewegung annehmen, ſondern hoͤchſtens durch den Darm
durchdringen.
Eben dieß laßt ſich von der Reizbarkeit ſagen, wo⸗
durch Dr. Thomſon das Auslaufen der milchigen Fluͤſſigkeit
an den bepden äußerſten Enden eines Schnittes erklaͤrt, am
Zweig oder Blatt von Eupliorbia.
Wenn die gereitzte Membran der Chara auf die Fluͤſ⸗
ſigkeit einen ſolchen Stoß ausübte, daß ſie davon erſchuͤt⸗
ett wuͤrde, fo muͤßte die Fluͤſſigkeit auf alen Punkten des
Querſchnittes austreten und nicht bloß an einer. Hälfte defs
ſelben, wie es doch wirklich geſchieht. Anderentheils muͤßte
man auch eine Zuſammenziehung der Roͤhre, oder eine Ver⸗
minderung ihres Durchmeſſers bemerken; was aber nicht der
Fall if.
Ebenſo wenig kann ich zugeben, daß die Umdrehung,
wie Targioni bey Gelegenheit der Cortiſchen Beobachtungen
ſagt, von dem Stoß entſteht, den die Fluͤſſigkeit längs der
Höhlen der Zellen, indem fie aus einem engen Kanal in
Ife 1862. Heft II.
Nimmt man einen Darm voll Fluͤſ⸗
. 674
einen breiteren uͤbergeht, durch bie von der Warme erzeugte
Luftverduͤnnung erleidet. N
Bey der Chara iſt ein einziges Fach iſolirt und durch
eine und dieſelbe Membran verſchloſſen, von der man nicht
ſagen kann, daß ihre unfichtbaren Poren der Fluͤſſigkeit
keinen Durchgang geſtatten. Wie könnte auch der Ruͤck⸗
fluß auf eine Entfernung ungefaͤhr 9 mal ſo breit als der
Kanal, mit einer ſolchen Regelmaͤßigkeit ſich erſtrecken. *
Achtet man genau auf die Natur und die Umſtaͤnde
der Bewegung des Saftes in der Chara, zieht man in Er—
waͤtung, daß der Saft allenthalben, wo die Roſenkraͤnze
von Koͤrperchen fehlen, ſtillſtehend iſt, daß er ſchneller laͤuft,
je näher er dieſen Roſenkraͤnzen kommt, daß er da, wo die⸗
ſe in groͤßerer Anzahl vorhanden ſind, ſchneller laͤuft, und
daß er immer nach ihrer Richtung ſich bewegt, ſo iſt wohl
nicht zu zweifeln, daß in jenen gruͤnen Koͤrperchen die be—
wegende Urſache liegt.
Wie koͤnnen aber diefe Koͤrperchen eine ſolche Bewe⸗
gung der Fluͤſſigkeit mittheilen? dieß uͤberlaſſe ich groͤßeren
Gelehrten zu entſcheiden, und will hier bloß meine Muth-
maßungen äußern, nehmlich: daß die Keänze in der Cha-
ra voltaiſche Saͤulen ſind.
Dieſe Meynung wird beſtaͤtiget durch die Kraft, wel⸗
che der galvaniſche Strom beſitzt, das Waſſer vom poſiti—
ven zum negativen Pole hin zu fuͤhren, indem er daſſelbe
durch die vorher undurchdringlichen Poren einer Blaſe treibt
und die Fluͤſſigkeit uͤber ihr Niveau erhebt, wie dieß durch
Hen, Porrets Erfahrung beſtaͤtiget wird.
Die Anatomie des Hopfens und Propaedlum ſcheint
der Hypotheſe der Saͤulen noch mehr Gewicht zu geben.
Dieſe beyden Pflanzen geben bekanntlich unter gewiſ⸗
fen Umſtaͤnden deutliche Zeichen von Elektricitaͤt, ** und find
beyde ſehr reich an kleinen Koͤrperchen, die jenen in dem
Noſenkranz der Chara ähneln; fie find zwar hier nicht fo
ſymmettiſch geſtellt, allein dieß kommt vielleicht von der Er⸗
ſchuͤtterung, welche die Pflanze beym Abſchneiden erleidet,
wie dieß auch bey der Chara der Fall iſt, wenn man nicht
ſehr behutſam dabey zu Werke geht.
Allem Anſcheine nach gehören die Koͤrperchen in der
Chara zu den Koͤrnchen, welche nach Sprengel ſich zwi—
ſchen den Zellen anderer Pflanzen finden und bisweilen eine
regelmäßige Stellung annehmen, und nach Hen. Mirbels
und Links Meynung, ſtaͤrkeartiger, ſalziger oder harziger
Natur ſind. Ob alſo die Cirkulation des Saftes in ande⸗
ren Pflanzen auf eben die Art geſchieht wie in der Chara,
und ob meine angegebene bewegende Urſache die wahre ſey,
dieß glaube ich, verdient die Aufmerkſamkeit der Naturfor⸗
ſcher und Phyſiker. Viele Erſcheinungen bey anderen Pflan⸗
* Ich fand den Durchmeſſer einer Koͤhre einer Chara von
mittlerer Große (1 Zell lang) 0,0145 Zoll.
** Tropaeolum majus. Flores ante crepusculum fulminant
Linn. Humulus lupulus. Murmur electricum, quasi re-
motisimum tonitru, vento exagitante humuli palos,
quid? Willden, sp. pl. p. 769. 8
43
675
zen wuͤrden durch Annahme meiner Hypotheſe leichter zu
erklaͤren ſeyn; ich will aber hier die nackten Thatſachen fo
angeben, wie die Anatomie anderer Pflanzen fie mir gelie⸗
fert hat.
Man bat fi viel mit der Frage beſchaͤftigt, ob die
von Mirbel beſchriebenen poroͤſen Röhren wirklich ein Loch
haben, oder nur mit ſymmetriſch vertheilten Kuͤgelchen oder
Vorragungen uͤberſaͤet find, die, vermöge eines oßtiſchen Ber
truges, in ihnen ein Loch zu haben ſcheinen.
Zwar wuͤnſchte ich, daß die Exiſtenz dieſer Kuͤgel⸗
chen ſich beſtaͤtigen moͤchte, jweil nach Mirbels Theorie der
Saft in jenen großen Gefaͤßen aufſteigen ſollte, und dann
dieß Phänomen gewiſſermaßen mit meiner Hypotheſe über:
einſtimmen würde; allein trotz meiner großen Vorliebe für
dieſelbe in Anſehung der Natur dieſer Organe, bin ich doch
endlich durch wiederholte Beobachtungen überzeugt worden,
daß in der Mitte jener Auswuͤchſe oder Wuͤlſte der Mem⸗
bran der Roͤhre wirklich ein Loch iſt;
Hauptfrage bey der Anatomie der Pflanzen iſt, fo will ich
meine mit dieſen Organen angeſtellten Verſuche, ſo wie
mein Verfahren, um alle Taͤuſchung zu vermeiden, umſtaͤnd⸗
lich angeben.
Die porsſen Roͤhren nahm ich von folgenden Pflan⸗
zen: Symphytum offic., Cneurbita pepo, Anethum
foenicnlum, Humulus lupulus, Sassafras, Schinus
molle, Asclepias syriaca etc.
or
Dieſe Röhren ließen ſich ſehr leicht von anderen Or⸗
ganen der Pflanzen unterſcheiden, wenn ich ſehr duͤnne
Schnitzelchen machte, und ſie in einen Waſſertrepfen auf
ein ſehr helles Glas im Object⸗ Schieber des Miktofkops
tauchte; allein trotz aller Aufmerkſamkeit konnte ich doch zu
keiner beſtimmten Ueberzeugung gelangen, ob die Auswüchſe
an der Membran durchloͤchert wären oder nicht. In gewiſſen
Lagen ſchien es mir, als ob die Löcher deutlich offen wären,
in anderen Lagen hingegen ſchienen ſie mir verſchloſſen.
Ich verſuchte es, die Intenſttaͤt des Lichtes zu modificiren,
ihm eine andere Richtung zu geben, die Vergroͤßerung zu
veraͤndern; alles umſonſt.
Jetzt veränderte ich meine Methode, und erhellte das
Object anſtatt durch Transmiſſion nun durch Reflexion,
wie man bey undurchſichtigen Körpern thut.
Zu dieſer neuen Unterſuchung waͤhlte ich verſchiedene,
ſehr duͤnne Schnittchen von dünnen Honfſtengeln, die wegen der
weißen Farbe einer ſtaͤrkeren Vergrößerung fähig ſind. Eis
nes von dieſen Schnittchen legte ich auf ein gut polirtes
Stuck Ebenholz trocken, brachte es unter's Mikrokſop, und
nun zeigte ſich die Membran einer aſchfarbigen Roͤhre nebſt
ihren glaͤnzendweißen Auswüchſen, die in der Mitte ein
ovales, völlig ſchwarzes Loch hatten. In Fig. 10 iſt ein
Stuck dieſer Membran einer poröſen Rohre vom Hanfſten⸗
gel mehre Hunderttauſendmal vergrößert abgebildet.
Mit dieſem erſten Ergebnis war ich aber nicht zufrie⸗
den; mir fiel ein, daß die Wuͤlſte der Membran von der
Politur, die eine Reflexion der Objekte bewirkte, moͤchten
entſtanden fegn, und daß das ovale Loch im Mittelpunkt
nur das Bild eines corsefpondisenden unerleuchteten Stuͤcks
und da dieß eine
676
von dem Spiegel ſeyn könnte. In den Augen der Fliegen
bemerkt man, daß auf einer hexagonalen Baſis ſich eine
Hemiſphaͤre erhebt, in deren Mitte man, bey einer gewiſ⸗
ſen Beleuchtungsart, einen kleinen ſchwarzen Kreis bemerkt.
Viele Perſonen, denen ich dieß zeigte, hielten es für di
Pupille des Auges, und doch iſt es nichts, als eine dur
die centrale Oeffnung des oberen Erleuchtungs- Spiegels
verurſachte Lichtentziehung. ö re
Um nun alle Taͤuſchung zu vermeiden, ohne die Erz
leuchtung zu verändern, drehte ich den Object: Schieber rund
herum, und ſah nun, daß die ovalen Loͤcher ſich mit her⸗
umdrehten und immer ihre große Axe gegen die Roͤhre ſelbſt
quer ſtand, was nicht geſchehen ſeyn würde, wenn es
bloß Schatten geweſen wäre. 8 ö
Auf der anderen Seite fiel mie nun wieder ein:
wenn die Form der Wuͤlſte laͤnglichrund waͤre wie eine
Olive, fo hätte der Centralſchatten ſich auch zugleich mit
dem Objectſchieber drehen muͤſſen; allein dieſer Zweifel ward
geboben, indem ich mich uͤderzeugte, daß die Auswüchſe der
Membran keine Bilder zuruͤck werfen; ich fieng nehmlich
bald den einen bald den andern Theil des Lichtes vom Er⸗
leuchtungs Spiegel auf, ohne daß dadurch die Objecte ir⸗
gend eine Formveraͤnderung erlitten haͤtten. N
Dieſe Erſcheinung fand ich bey allen poroͤſen Roͤhren
des Hanfs, und bald entdeckte ich ſogar die Löcher in- den
dieſer Pflanze, die, bey der Transmiſſion betrachtet, mir
noch zweifelhaft geblieben waren. Ich habe auch in einigen
Röhren Auswüchſe oder Wuͤlſte bemerkt, die fo zuſammen⸗
gedraͤngt waren, daß die Locher darinn wie ein einziger
ſchwarzer Strich erſchienen. 2
Eben ſo ein dunkler Strich findet ſich bey den Ver⸗
bindungen der aufgetriebenen Raͤnder der Tracheen, und be⸗
weiſt, daß die unaͤchten Tracheen auch in der Mitte ihrer
Borragungen lange Spalten haben. f
Aus der wiederholten Unterfuchung der großen Pflan⸗
zenroͤhren ergibt ſich, daß ſie keine ſolche kleine Koͤrnchen
enthalten wie die Chara, und daß da, wo die Membran
aufgedunſen iſt, ſich eine kuͤrzere oder laͤngere Spalte zeigt.
Es fraͤgt ſich nun noch, ob der Saft wirklich in die⸗
ſen großen Gefäßen aufſteigt oder ob dieſe nicht andere Be⸗
ſtimmungen haben? Hier ſind die Meynungen verſchieden
und die Autoritaͤten auf begden Seiten zlemlich gleich.
Link verſichert, daß die gefaͤrbten Fluͤſſigkeiten nicht in die⸗
fe Kanaͤle dringen, fo lange die Wurzeln der Pflanzen und
die Pflanzen ſelbſt unbeſchaͤdigt bleiben, und daß die Tra⸗
cheen, die unaͤchten Tracheen und die poröfen Roͤhren im
mer leer find. Nach ihm find dieſe Gefäße beſtimmt, die
zur Bearbeitung des Saftes erforderliche Luft zu enthalten,
der durch die faſerigen Gefaͤße in der Pflanze aufſteigt.
Wem ſoll man nun glauben ? j W
Eine von mir gemachte, ganz einfache und leicht nach⸗
zumachende Erfahrung ſcheint fuͤr Links Meinung zu
ſprechen, wenigſtens bey den Pflanzen, die ich unterſucht
habe.
Bey genauer Bebachtung des Cewebes von Heracle-
um sphondylium bemerkte ich, daß laͤngs der dicken Tra⸗
677
5
Mikroſkop,
cheenbündel undder poroͤſen Roͤhren, noch andere Buͤndel
von faſerigen Roͤhren von einem Ende zum andern hinlaufen.
Dieſe Buͤndel ſchnitt ich quer durch und unterſuchte nun
mit einer achrematiſchen Lupe von 5 Linien Brennpunkt
den Schnitt. Ä
Wenn ich mit den Fingern dieſe Bündel zuſammen⸗
drückte, ſo ſab ich ſehr deutlich den Saft aus den fibröſen
Gefäßen hervorſpringen, die Oeffnungen der Tracheen und
der poröfen Rohren bedecken und ein ziemlich ſtarkes
Knurren erregen, welches von der aus dieſen letzteren Ge⸗
fägen ſich in Blaſenform entwickelnden Luft verurſacht
ward. Dieſer Verſuch gibt, unter jeder Veränderung, im⸗
mer diefeiben Reſultate. Man nehme Tracheenbuͤndel, un⸗
achte Tracheen und Buͤndel von poröfen Roͤhren mit
den daran hängenden fihröfen Rohren, und preffe ſie zwi⸗
ſchen zwey hellen Glasſcheiben. Betrachtet man nun durchs
gegen das Licht gehalten, die Kanaͤle dieſer
Organe ſenkrecht ihrer Länge nach, fo wird man finden,
wenn man die Glaͤſer zuſammendruͤckt, daß der Saft aus
den fibröſen Rohren läuft, und daß aus den ubrigen großen
Gefaͤßen Luft ausſtroͤmt, wie in dem vorigen Experiment;
allein man bemerkt hier auch uͤberdieß, daß die Roͤhren,
welche die Luft enthalten, einen hohen Grad von Elaſtici—
tät haben; denn wenn der Druck cuf das Glas aufhört, fo
tritt die Luft zum Theil wieder in ihre Behälter zurüuͤck
nebſt etwas Feuchtigkeit, die durch die Oeffnung der Roͤh⸗
ter und die in ihren Minden durch das Preſſen verurſach⸗
ten Riſſe hineindeingt. Huͤbſch ſieht es aus, wie dieſe Luft,
wenn man die Glaͤſer ab⸗
vermiſcht mit jener Feuchtigkeit,
wechſeind preßt und los läßt, in den Roͤhren aͤußerſt ſchnell
auf und abläuft, Diekelben Phänomene habe ich bey Cu-
curbita Pepo, in den Rippen von Plantago major,
Plant. lanceolata u. a. gefunden,
Ich bin alſo nun veſt überzeugt, daß die Röhren,
aus welchen Saft ausſließt, wirklich Körperchen ent:
halten, die denen in der Chara aͤhnlich ſind.
Doch ſind ſie nicht alle von gleicher Groͤße, und ei⸗
nige laſſen ſich kaum bey der ſtaͤrkſten Vergrößerung
erkennen, und in anderen Pflanzen gibt es vielleicht
welche, die ihrer Kleinheit wegen gar nicht zu bemer—
ken ſind.
De Helminthibus acanthocephalis. 1
Commentatio historico- anatoıniea, adnexo recensu animalium,
in musaeo Vindebonensi circa helminthes dissectorum et sin-
gularım specierum harum in illis repertarum. Auctore
A. H. L. Westrumb Dr., Hannoverae apud Helwing
1521. in fol. 85. cum 3 Tabulis aeneis.
Das durch den unermuͤdeten Eifer von Schreibers
binnen wenig Jahren, nach Ausſage aller Reiſenden, io au⸗
ßerorbentlich vervollſtöndigte kaiſerl. Naturalien-⸗Cabinet zu
Wien hat feir wenigen Jahren zu verſchiedenen vortreffli⸗
chen Arbeiten Gelegenheit gegeven und Materialien geliefert.
Unter dieſen Mate alien ſcheinen nan die Eingeweidwuͤr
mer durch die Bemühungen von Byemſer nicht nur in der
wiener Sammlung, ſondern in ganz Europa den erſten
een,
678
Rang einzunehmen, auch hat das wiener Cabinet faſt alle
Cabinette in Europa mit Eingeweidwuͤrmern verſorgt, ſelbſt
Jena und Paris nicht ausgenommen, wo wir die Rein⸗
lichkeit, Vollſtaͤndigkeit, Genauigkeit, und den Ge—
ſchmack zu bewundern Gelegenheit hatten. Merkwürdig iſt
es auch, daß nirgends fo, wie in Wien, die Eingeweid wuͤr—
mer gezeichnet und geſtochen werden. Was die pariſer
Kuͤnſtler fuͤr die Blumen, Schnecken, Schneckenſchalen und
Saͤugthiere ſind, das ſind die wiener fuͤr die Eingeweid⸗
wuͤrmer. Unter ihnen zetchnen ſich vorzuͤglich Mans⸗
feld, Jebmayer und Zehner aus. Daraus kann man er—
kennen, daß ſich alle Arten von Talenten in allen Ländern
hervorthun, ſobald man ihnen Gegenftände und freyen
Spielraum gibt. Auf das Hauptwerk über die Eingeweid—
wuͤrmer von Bremſer iſt die Monographie von Leukhard
gefolgt, und nun haben wir ſchon die zweyte von Weſtrumb,
welche Jener weder in Schoͤnheit der Kupfertafeln, noch in
der Genauigkeit der Beſchreibung, Vollſtaͤndigkeit der Auf—
zaͤhlung der Gattungen, noch in der Anatomie und Phnfios
logie nachſteht. Der Verfaſſer behandelt die Sippe, Bra⸗
ger, Echinorrhynchus. 8
Character: Vermis corpore tereti elastico sac-
ciformi, proboscide retractili seriatim uncinata, or-
ganis genitalibus discretis instructus.
I. Echinorhynchi forma fixa.
A. Collo corporeque inermibus.
1) Probescide subgloboso.
a. Collo nullo.
1) E. microcephalus.
b. Collo brevi.
2) E. spirula, amphipachus (Erinacei), oligacanthus,
oligacanthoides, clavaeceps, compressus, lagu-
naeforınis, macracanthus (Charadrii), ricinoides,
napaeformis, kerkoideus (Citilli,, tuberosus, ma-
jor (Erinacei), gigas.
2) Proboscide oyali.
a. Collo nullo.
b. Collo brevi.
16) E. linearis (Sternae), globulosus.“
3) Proboscide oblonga, medio incrassata.
a. Collo nullo.
18) E. Pumilio, macrourus (Ardeae), slobo caudatus,
cinctus. s
b. Collo brevi.
22) E. inaequalis, megacephalus (Colubri).
4) Proboscide apice incrassata s. clavata.
a. Collo nullo,
24) E. bacillaris, appendiculatus (Soricis), sigmoideus
(Orioli) , inscriptus (Turgi), fusiformis.
b. Collo brevi. 9
1
679
29) E. plasicephalus (Acipenseris), dimorphocephalus
(Muscicapae), agilis. } 5
5) Proboscide bası incrassata s. conica,
a. Collo nullo.
32) E. teres (Picae).
b. Collo brevi.
55) E. Haeruca.
6) Proboscide cylindrica s. lineari,
a. Collo nullo.
54) E. simplex, falcatus, gracilis, transversus, mi-
cracanthus, spiralis, caudatus, tuba, aequalis,
reticwlatus (Ralli), acus, terebra, moniliformis,
contortus (Collurionis).
b. Collo brevi.
40) E. angustatus, lancea (Vanelli), cylindraceus, fa-
sciatus (Atricapillae), areolatus,
c. Collo longissimo.
53) E. porrigens.
B. Echinorhynchi proboscide, collo corporeque ar-
matis. ;
1) Proboscide ovali.
54) E. vasculosus.
2) Proboscide bası incrassata.
55) E. hystrix.
3) Proboscide clavata.
56) E. acanthosoma (Atherinae), striatus, pyri ·
formis.
4) Proboscide medio incrassata,
59) E. subulatus.
5) Proboscide cylindrica.
60) E. gibbosus, strumosus, pristis, ventricosus.
II. Echinorhynchi proboscide, collo corporeque
mutabilibus.
64) E. polymorphus, sphaerocephalus, proteus (te-
reticollis).
Species dubiae.
67) E. Pardalis, mustelae, muris, haliaeti, alcedi-
nis, dendrocopi, orioli, tanagrae, emberizae,
pari, hirundinum, tardae, gruis, ardeae albae,
Wachniae, pleuronectis maximi, platessae, pla-
tessoidae, glabri, sciaenae, eperlani, argenti-
nae, atherinae.
90) E. tritonis.
In der zweyten Abhandlung handelt der Verfaſſer
von der Anatomie und Phyſiologie, wobey er alle Theile
mg
ſehr ausfuͤhrlich betrachtet und abbildet. Was das Gefaͤß⸗
netz in der Haut betrifft, fo ſtimmt er darin mit den Enk -
deckungen, welche Bojanus in der Iſis geliefert hat, uͤber⸗
ein, obſchon ihm dieſe Arbeit noch nicht hat bekannt ſeyn
koͤnnen. Man kann nun die Naturgeſch. dieſer merkwuͤrdi⸗
gen Sippe im Ganzen als vollſtaͤndig betrachten. Die
Kratzer ſchlleßen ſich offenbar durch ihr Gefaͤßnetz in der
Haut, welches dem Darm zu entſprechen cheint, an die
THeberegel, durch die getrennten Gtſchlechter an die Spul⸗
wuͤrmer an. -
Der Anhang von der Eingeweidwurmſammlung zu
Wien erregt wahrhaft Erſtaunen; viele tauſend Thiere,
worunter die ſeltenſten, ſind binnen wenig Jahren geoͤffnet
und unterſucht worden; und oft von einer Gattung mehrer
re Hunderte, ja Tauſende, z. B. von der Feldmaus 2095
mit Wuͤrmern, 1517 ohne Wuͤrmer, ebenſo Wieſel 375
und 318, Fuͤchſe 62 und 9, Kaͤnguruh ro und 8, Hirſche
30 und 13, Gemſen zo und 2, von Falco Buteo 325 und
166, Dorndreher 240 und 178, Nußheher 472 und 24,
Sperlinge 1557 und 1490, europaͤiſche Schildkroͤten 116
und 82, gemeine Natter 249 und 149, gemeiner Froſch
1290 und 520, Grasfroſch 427 und 11g, Laubfroſch 2176
und 1195, Waſſerſalamander 957 und gır, vom Lophius
piscatorius 44 und 2, vom Salvelin 795 und 193 uf.
w. Es iſt ſehr zu loben, daß auch die Zahl derjenigen
Thiere angegeben iſt, in denen man keine Wuͤrmer ges
funden.
Die Kupfertafeln enthalten:
Echinorhynchus agilis, linearis, moniliformis,
hystrix, caudatus, megacephalus, macracanthus,
dimorphocephalus, plagicephalus, proteus, sphaeroce-
phalus, spirula, porrigens, lancea, pyriformis.
Auf der zweyten Tafel iſt die Anatomie von E. gi-
gas, major, spirula, moniliformis, porrigens.
Auf Tafel 5 von E. caudatus, lancea, polymor-
phus, hystrix,-haeruca, proteus. Die inneren Theile
hätten ſollen Buchſtaben erhalten.
Muſter der Behandlung.
II. Echinorhynchi proboscide, collo corporeque
mutabilibus.
64) Echinorhynchus polymorphus. Brems.
Syn on. Ech. licollis. Rudolphi Synops. p. 71.
327. nr. 35., Entozool. p. 285. nr. 25. Eich. tor-
quatus. Froelich Naturf. St. 29. p. 70. ur. 38. —
Ech. borealis. Zeder Naturg. p. 16. nr. 58. —
Gmelin Syst. Nat. p. 5045. nr. 10. Rathke in
Dansk Selsk, Skriyt. Bd. 1. p. 71. — Ech. analis mol-
lissimae, Ru dolphi Eatozool. p. 304. nr. 41. —
Müller Naturf. St. 22. p. 57. > S’puneulus Lendix.
Phipps Voyage towards the North- Pole. p. 194.
Tab. 15. fig. 1. A. B. C. — Ech. versicolor. Ru-
dolphi Synops. p. 74. 530. nr. 24. — Ech. minus
tus. Ru dolp hi Eutozool. p. 295. nr. 33. Goeze
680
68r
Nature. p. 164. Tab. 13. fig. 1. 2. Zeder Nachtrag
p. ı42 , Naturg. Pp. 158. nr. 27. — Ech. consirictus.
Rudolphi Entozool. p. 296. nr.56. Zeder Nach-
trag p. ı3g., Naturg. p. 158. nr. 26. — Ech. colla-
ris. Rudolphi Entozool. p. 298. ur. 55. Zeder
Naturg. P. 159. hr. 32. — Ech. vesiculosus. Schrank
Be Nya Handl. 1790. p. 124. ur. 26. — Ech.
nuicollis. Froelich Naturf. St. 29. p. 69. nr. 37.
Tab. 2. fig. 15. 16. — Ech. Analis. Gmelin.
— Syst. Nat. p. 5045. nr. 12. Schrank Yeızeichn. p.
26. nr. 87. Froelich Naturf. St. 24. p. 105., St.
ag. P. 68. nr. 56. — Ech. boschadis. Schrank
Verzeichn. p. 27. nr. 58. Goeze Naturg. p. 165.
Tab. 13. fig. 6. 7. Gmelin Syst. Nat. p. 3045. nr.
11. Froelich Naturf. St. 29. p.66. nr. 35. E. F.
Jassoy Dissert. inauguralis de Echinorhyncho poly-
morpho Br. etc. Herbipoli 1820. *
Chasact. Proboscis vermium aelale minorum oblonga
uneinorum seriebus oclo, collum nullum, corpus
obovale undique aculeatum. Aetate majori ganden-
tium proboseidis forma eadem, corporis teretis inae-
qualis utrinque attenuati antica pars parum aculeata
vel jam laevis, media crassissima uncinis fortibus ar-
mata. Proboscis mox linearis in apice rotundata red-
ditur, corporis antiea pars collum conicum inerme
facit, et superstes teres utrinque attenuata antrorsum
adhue aculeata. Stadio hoc relicto proboscidis forma
pyriformis fere cum basis crassissima apex vero atte-
nualus est. Colli et corporis habitus idem. Mox
autem postica pars proboscidis in machinulam sphae-
ricam abit, cui adhuc anterioris partis rudimenfum
insidet, eollum filiforme inerme, corpus teres ulrin-
que altenualum, antica parte parum aculeatum ; de-
nique proboseidis et aculeorum omnia vestigia evane-
scunt, in bullam magnam sphaericam illa mutata,
hoc laeye ac nudum teres obiter incisum, utrinque
altenuatum et antrorsum in collum longum laeye fili-
forme productum ac redditum est.
Hab. In inlestinis Andtis Boschadis domesticae et fe-
rae, Clangulae, Creecae fuscae, lewcophthalmaz,
Marilae, Nyracae, Penelopes, rufinae, Fuligulae,
Anseris, Sponsae, mollissimae, Fulicas atrae et
Chloropodis.
Descript. Helminthes omnino mutationes quam
maximas al celerrimas subituras esse, facile perspi-
Cum vir doctus pauca tamium in dissertatione sua egre-
gias alias observationes centinente adduxerit, solumque
fere tabulam, cui mutationes praecipuae incisae sunt
et de qua ill. Rudolphi in Synops. p. 327. mentionem
jam fecit, publici juris fecerit, haud inutile mihi vi-
sum est, mutationes omnes ex ovo deposito fere fuse
describere, praecipue cum multorum speciminum copia
adjutus tam felix sum, alias adhuc formas melius et Iu-
eulenter transitum et metamorphoses demonstrantes ob-
servare, Mutationum emnium descriptiones ab specimi-
nibus ex Anatis Boschadis ferae intestinis mihi obviis
desumpsi, excepta solum ultima quae ab Echinorhynchi
Fulicae atrae figura detracta est.
Aſis. ıgae, Heft JI.
682
cuum collatis embryonibus adultisque, cum illi mini-
ma tantum vestigia et rudimenta organorum habent,
et tamen rarissime pusilli vermium et inveniantur et
observenfur. Ova et embryones autem citissime non
solum evolvendi sunt, sed serins adhuc nonnulli ver-
mium intestinalium mutationes, ne dicam metamor-
phoses subeunt, de quibus optimum nobis exemplum
Echinorhynchus hic polymorphus a cl. Bremsero di-
ctus, praebet.
Vir clarus cui Helminthologia tam multa optima
et notatu dignissima debet, hujus observationis maxi-
mi momenti jam per aliquot tempus auctor existit,
cujusque veritas extra omnem dubitationis aleam po-
sita est, cum mutationes quibus Echinorhynchus hic
Anatum ab ovo usque ut mihi persuasum ad finem
evolutionis obnoxius tam claris et firmis nituntur fun-
damentis, ut ill. Rudolphi usque ad novissima tempo-
ra magnus hujus rei adversarius, Echinorhyncho
sphaerocephalo viso, manus victas ut ipse proätetur
(Synops. 598) dare coactus sit. Si enim quis mutatio-
nes has in Echinorhyncho polymorpho et sphaeroce-
phalo obvias non agnoscat, seniles prae reliquis etiam
e numero Acanthocephalorum delere coactus est,
quia illis signum primarium proboscis retractilis re ve-
ra deest, neque ut Rudolphi opinatur (Synops. p. 32g.)
in bullam ita retracta est, ut nulla encheiresi evolvi
possit, cum haec quam infra fusius describendi locus
erit, tam in hoc quam sequente in Echinorhyncho ex
duabus membranis glaberrimis apice organo magno
sugente instructa formata est et ut modo ex dictis pa-
tebit e proboscide evanescente prodit. — Sed singula-
rum mutationum descriptionem annotem.
Ova matura Echinorhynchi polymorphi utero
inclusa (Tab. III. fig. 13 et 14.) oblonga, ovalia, dua-
bus ex distinctis membranis constant, embryonemque
clare continent, qui ovo foecundato atque deposito,
formam hanc oblongo -ovalem retinet, cum minutis- -
sima speciminum vix duas quartas lineae partes ad-
tingentia, hac sub forma mihi obvia sunt. Proboscis
horum minutissima et obovalis, seriebus paucis unci-
norum exiguorum armata est, totum quoque corpus,
excepta parte postica et minore lente fortissime au-
gente adhibita, aculeis minutis munitum conspicitur.
Vermis paululum aetate provectus jam probos-
cide majore oblongo ovali uncinorum minutissimorum
seriebus circiter octo utitur. Collum ei adhuc deest,
sed corpus lineam integram fere adtingens, inedia in
parte crassissimum, utringue attenuatum illa in parte
aculeis satis fortibus armatum, dum in antica acule-
orum parva rudimenta tantum observantur.
Statui huic ut mihi videtur vermes postponendi
sunt, quorum efhgies in figura prima et secunda ta-
bulae dissertationi Jassoy supra laudatae adpensae
data est. Longitudo enim vermium lineam integram
paululum excedit, proboscis oblonga, apice rotunda-
ta, uncinorum seriebus octo decemve munita. Cor-
poris teretis inaequalis pars media tumidula aculeis
43*
683
minutis dense munita, antica vere snbconica (fig. 2)
laevis. In nonnullis specimimibus colli nullum vestisi-
um, in aliis vero jam breve distinctum vaginatum ad-
est (fig. 1.) et herum quoque proboscis majore jure
oblonga-ovalis dicenda. Echinorhynchum hoc ex
stadio dissecandi operam quam maximam navavi et
semel conatum felicissimo eyentu coronatum observa-
vi. Specimem hoc dissectum foemineum erat, lem-
niscos minutissimos teretes, vaginam proboscidis et
musculos, et materiam grumosam membranae cellu-
losae ab vagina usque ad apicem caudalem tendenti
inclusam exhibuit, qua in materia autem erumosa
lenti fortissime augenti microscopii compositi subjec-
ta, non nisi puncta pellucida rotunda intermixtis ma-
joribus obscuris observare mihi licuit, et nescio an re-
cte dixerim priora ovula immatura, hasc vero ovaria
esse.
Nunc certe Echinorhynchus ille enumerandus
est, quem Goeze sub nomine Echinorkynchi minuti
coccinei, Zeder sub denominatione Ech. minuti de-
scripserunt. Specimina enim mihi visa, et fere nullo
in signo ab descriptionibus datis discrepantia, circa
duas lineas longa, proboscide cylindrica antice rotun-
data, uncinorum seriebus octo munita et instructa
sunt. Collum jam longius et distinctius obconicum,
vagina colli brevissima, laevis, corporis pars antica
subovata, aculeis satis fortibus munita, postica vero
ab antica laevi strictura quasi sejuncta, in nullo ovalis
sed in omnibus inaequalis parum decrescens, apice
mox obtuso mox acutiusculo terminata.
Mutatio sequens auctoribus jam nomine Echi-
norhynchi constricti nota et in fig. 3. et 4. (sed collo
vaginaque maxima parte retracta) depicta est. Pro-
boscis in nonnullis speciminibus (fie. 3.) subelavata, in
aliis vero (fie. 4.) oblonga apieibus rotundatis visa, un-
cinorum validorum et aeque longorum seriebus octo
munita. Collum duas tertias fere partes lineae adtin-
gens (vermis longitudo duas cum dimidia tresve line-
as adaequat), exsertum obconicum, vagina colli bre-
visetnuda. Corpus tres quasi in partes duarum stri-
cturarum ope divisum, utrinque attenuatum anteriore
parte aculeatum, postica nudum ac laeve. Apex cau—
dalis obtusus. In nonnullis speciminibus collum hu-
jus vaginam et anticam corporis partem ita retractam
vidi, ut proboscis tanquam ex globulo erumperet, et
hanc ob rem praecipue cum et superficies longitudi-
naliter striata esset, magnam aflınitatem cum Echi-
norhyncho striaso habere persuasus sum. An forsan
Echinorhynchus striatus Anatis Oloris ad polymor-
phum adnumerandus? —
Duo specimina ab his dissecui, quorum unum
casu felicissimo mas, alterum foemina fuit. Maris
organa generationi inservientia jam exculta quidem,
sed testiculi minimi et vas deferens vix conspicuum
erat, et in nullo specimine vesiculam illam caudalem,
quae dum vermis ad foecundandam ova a foemina de-.
posita paratus protraditur, et quam cl. Rudolphi et
Zeder observaverunt inspicere licuit, ut etiam mate-
2 en
—
684
riei albae, tenuis, obiter grumosae sive granulis exi-
guis constantis, quam Rudolphi ex corpore maris dis-
secto effusam vidit, nullum vestigium hoc in specimi-
ne adfuit. Foemina oviductum exhibuit ovulis linea-
ribus pellucidis, rotundis obscuris et corporibus ma-
joribus ovalibus repletum.
In stadio sequente proboscis minor et ovalior
reddita, iisdem tamen seriebus aculeorum munita,
collum longissiinum conicum nudum, vagina colli
brevis, laevis et transversim rusosa, Stricturae cor-
pus tres in partes dividentes haud adsunt, sed hoc
teres, utrinque mox antrorsum mox retrorsum ma-
gis attennatum, antica et vaginae praxima parte, acu-
leis satis fortibus armatum est. Apex caudalis obtu-
sus, in aliis rotundatus, in uno tantum specimine ve-
sicula terminatus, quod dissectum in Tab. III. fie. 8.
depictum est, et ad hanc quoque mutationem fig. 5.
6. tabulae supra laudatae respiciunt.
Vermes forsan nunc enumerandi, proboscide
jam in bullam transire parata instructi sunt. Haec
enim basi crassissima apice rotundato et attenuato
utitur, ita ut fere pyri formam accipiat, et postica
pars parum adhuc aculeata conspicitur. Collum lon-
sum, filiforme, aequale, corpus teres, utrinque at-
tenuatum et obiter incisum, antica parte paucas se-
ries aculeorum habet.
Proboscidis pars postica verme aetate magis ad-
huc provecto jam in bullam mutata est, cui antica
subglobosa et aculeata pars ut segmentum cirenli mi-
noris insidet. Collum longum, filiforme, nudum.
Corpus teres, utrinque retrorsum magis atlenuatum,
apice caudali obtusiusculo instructum, antica in parte
adhuc parum aculeatum est (fe. 7.) de quibus autem.
„
£
corporis armaturae sienis nulla vestigia verme masis
adhuc provecto supersunt, sed hoc teres, utrinque
attenuatum, inaequale, ubique nudum et laeve red-
ditur; de proboscide ipsa minima adhuc pars et de il-
lius aculeis, series unica adhuc superest, coronam
circa parvam prominentiam bullae apicem terminan-
tem efficiens, et hoc quoque stadio relicto, de acule-
is his ne rudimenta quidem supersunt, sed bulla, api-
ce organe suctorio supra jam memorato instructa est,
collum longissimum 5 filiforme, et corpus teres,
utrinque attenuatum, ubique laeve, obiter hinc illinc-
ve incisum, apice acutiore vel obtusiore terminatur.
Hac cum figura, Echinorhynchus polymerphus,
firem mutationum adligisse persuasus mihi sum,
cum ex maximi Echinorhynchi sphaerocephali Br.
eundem prae se ferunt statum. Foemina dissecta
oviductum, innumeris ovariis ovula immatura conti-
nentibus, et GBlorum vasıulosorum ope cum vase
magno ex vagina proboscidis in uterum descendente
communicantibus et cohaerentibus repletum, uterum-
que ova malura ovalia-oblonea includentem exhibet
(Tab. III. fie. 9.). Mas hoc ex statu observare mihi
haud fuit concessum, sed omnia specimina dissecta et
horum numerus ultra duodecim erat, foeminca erant.
685
Minores Echinorhynchi tunicae villosae intesti-
norum inhaerentes pra.sertim occurruere, mujores
vero tunicis fere omnibus perforatis externa in facie
intestini protuberantiarn glob ſosam arcte collum in-
cludentem perfecere, unde elucet his vermibus vim
sedem mutandi deesse. —
Pauca adhuc adducenda mihi supersunt, de re-
liquis in enumeratis avibus aquaticis Echinorhynchis
repertis. Specimina ex Anate Boschade domestica
mihi obvia statui tertio et quinto adnumeranda sunt,
lineam unam nempe vel unam cum dimidia longa,
proboscide oblonga, apice rotundata, collo nullo vel
-brevissimo, corpore tereti, inaequali, utrinque atte-
nuato, media in parte aculeato instructa sunt, vel
tres quatuorve lineas longa proboscidem subclavatam,
collum obconicum, corpus bis constrictum antica in
parte aculeatum habent.
—
Echinorhynchi Anatis Clangulae, primum quar-
tum et septimum statum adtigerunt, alii forma Ech.
vulgo minuli, alii constricti gaudent, Fulicae atrae ve-
ro, ulteriorem metamorphosin fere omnes exhibent. —
Beytrag zur Anatomie des Strongylus ar-
matus,
vom Dr. Auguſt Weſtrumb.
(Taf. VI.)
Der Stronevlus armatus, deſſen innern Bau ich in
dieſen Zeilen etwas naͤher zu beſchreiben gedenke, gehoͤrt
eben nicht zu den ſehr ſeltenen Helminthen, wird zu jeder
Jahrszeit, beſonders jedoch im Fruhjahre, in den Darmen
des Pferdes und Eſels gefunden, und beſitzt nach Rudol—
phi folgende Charaktere: „St. capite globoso truncato,
ore aculeis rectis densis; bursa maris triloba, cau-
da feminae obtusiuscula“ (Synops. Entozoor. pag. 30.
.
Das Maͤnnchen (Fig. 1.) iſt kleiner als das Weib—
chen, etwa einen guten Zoll lang, und eine Linie dick; das
Weſbchen (Fig. 2.) erhält die Größe von zwey bis drittehalb
Zollen und die Dicke zwever Linien. Der Kopf bender iſt
kugelfoͤrmig, nach hinten durch eine leichte Striktur von
dem uͤbrigens auch ſchmaͤchtigeren Koͤrper getrennt, vorn ab—
geſtumpft, mit etwas wulſtigem Rande verſehen, in dem
kleine, gerade, dicht nebeneinanderſtehende Stacheln einge:
ſenkt ſind (Fig. 3). Der Korper rund nach beyden Sei—
ten, nach dem Schwanzende jedoch ſtaͤrker verjüngt und
verſchmaͤchtigt, geringelt und von ſchmutz ger Farbe. Das
Schwan ende der Weibchen etwas abgeſtumpft, der Maͤnn⸗
chen mit einem drey oder mehr lappigen Beutel (Fig. 5.)
verſehen.
Oeffnen wir nun den Koͤrper eines ſolchen Strongy-
lus, fo werden wir zwey Haute finden, vor denen die du:
ßere eine dichte, derbe, zellgewebige Haut iſt, die innere aus
ſtarten, dicht neben einander liegenden Zirkelfibern beſteht,
uber die ſich Laͤngenfaſern, in acht dis zwolf Buͤndeln gela⸗
gert, vom Kopf bis zum Schwanzende erſtrecken.
r
1
686
An der innern Haut nun verlaufen ferner vom Kopf
bis zum Schwanzende, zwey erhabene, auf jeder Seite des
ſchlauchfoͤrmigen Darmkanals gelagerte Linien, die, unter dem
Mikroſkope betrachtet, folgenden Bau haben. In der Mit—
te jeder dieſer Linien nehmlich (Fig. 10.) laͤuft ein feines
geſchlaͤngeltes Gefaͤß herab, zu deſſen bepden Seiten hohle
dunkle, retorten- oder blaſenfoͤrmige Koͤrperchen gelagert
find, die unter einander durch jenes Gefäß, und mit den
Aeſten des mitten in den Haͤuten des Körpers, und nur erſt
nach Wegnahme des Darmkanals ſichtbaren Gefäßes (Fig
10. b) in Verbindung zu ſtehen ſcheinen.
Die Nutritions- und Digeſtionsorgane dieſes Helmin—
then ſind ſo einfach wie möglich: ein gerader ſchmutzig
gelber, cylinderfoͤrmiger, vom Kopf bis zum Schwanzende
verlaufener Schlauch macht den ganzen Darmkanal aus.
Derfeibe hängt nach oben mit dem kugelfoͤrmigen, hornar—
tigen, oben abgeſtumpften, um feine Mundoͤffnung mit
Hacken bewaffneten Kopfe zuſammen, und gehet, nachdem
er oben ſtark zugeſchnuͤrt worden, in den cylinderfoͤrmigen
Schlauch über. Dieſer beſteht aus einer dünnen, gefuͤß rei⸗
chen und zarten Haut, iſt durch feine gefäßartige Zellgewe⸗
besfaſern an die Haͤute des Koͤrpers befeſtigt, und endigt
ſich beym Männchen mit einer aͤußerſt feinen, zugleich zue
Emiſſion des maͤnnlichen Gliedes dienenden Oeffnung in dee
Schwanzſpitze; deym Weibchen hingegen einige Linien von
der Spitze entfernt, unterhalb der weiblichen Geſchlechtsoff—
nung. —
So einfach in manchem Betrachte die Nutkritions—
und Digeſtionsorgane dieſes Helminthen zu ſeyn ſcheinen
deſto complicirter und ausgebildeter ſind die Geſchlechtswerk⸗
zeuge beyder Geſchlechter, und ſtehen auf einer Stufe der
Vollkommenheit, die kaum die Parallele mit den uͤbrigen
Organen verträgt. Gleich den hoͤchſt organiſirten Weſen
nehmlich beſitzen dieſe Thierchen Hoden, Saamenblaſen und
Ruthe, Scheiden, Gebärmutter und Ovarien, ja ſelbſt in
der Begattung iſt zwiſchen ihnen und jenen kein weſentli—
cher Unterſchied. Doch die Beſchreibung der einzelnen Ge—
ſchlechter wird dieſe Behauptung noch mehr rechtfertigen.
In dem geöffneten Maͤnnchen liegen faſt in der Mit:
te des Körpers, durch ein feines Gefäß von einander getrennt,
zwey laͤngliche, hin und wieder eingeſchnittene Körper, die
Hoden (Fig. 4. C. C.), deren oberer in feines ſchlangenfoͤr—
mig auf und um den Darmkanal liegendes Gefaͤß, in das
Saamengefaͤß (Fig. 4. b), uͤbergehet; deren unterer hingee
gen mit dem Analogon der Saamenblaͤschen zuſammenhaͤngt.
Jenes Saamengefaß nun verläuft, wie eben geſagt, nach
dem Kopfende zu, und ſcheint ſich hier in den Darmkanal
zu verlieren, das Analogon der Saamenblaschen hingegen
iſt ein ſtarkes, anfangs gerades, nachher ebenfalls mannig⸗
fache Kruͤmmungen bildendes Gefäß, welches etwa eine Li—
nie vom Schwanzende einen kleinen Knoten macht, und
aus dieſem als feines, hornartiges, maͤnnliches Glied her—
vortritt. Feine Faſern halten die Geſchlechtstheile in ihrer
Lage, und von dem eben beſchriebenen Knoten gehen meh⸗
rere Faſern nach oben und unten aus, welche vielleicht zur
Direktion, Emiſſion und Retraktion des männlichen Glie—
des dienen. — Als zu den Geſchlechtsorganen des Männe
chen gehoͤrend, muß ich nun noch des ſogenannten Schwanz⸗
687
beutels erwähnen, welcher ein duͤnnhaͤutiger, geſtrahlter,
drey oder mehr lappiger, vorn offener Beutel iſt, mit dem
das Maͤunchen den Körper des Weibchens bey der Begat⸗
tung umklammert, und ſich ſo an demſelben befeſtigt. —
Etwa einen halben Zoll vom Schwanzende des Weib
chens entfernt, iſt ein kleiner brauner Fleck, die Geſchlechts⸗
Öffnung ſichtbar, mit der, Öffnen wir den weiblichen Stron⸗
gylus, die cylinderfoͤrmige Vagina verbunden iſt. Dieſe bes
ſteht aus einer duͤnnen durchſichtigen Haut, gehet eben in
eine haubenfoͤrmige Erweiterung über, aus deren Seiten
zwey kurze Gefäße entſpringen, die mit den länglichen, hin
und wieder eingeſchnuͤrten, zu jeder Seite des Darmkanals
liegenden und nach dem Kopfe hin gerichteten Ovarien in
Verbindung ſtehen, weiche in den Exemplaren, die ich un:
terſuchte, elliptiſche Eyerchen enthielten, die den Embryo
deutlich einſchloſſen. Aus dieſen Ovarien entſpringen feine
mannigfachgewundene, bis nach dem Kopfe zugehende Ge⸗
faͤßchen, welche ſich hier verlieren, wohin aber, kann ich
nicht ſagen. —
Dieſes iſt Alles, was mir oft wiederholte und mit
dem groͤßten Fleiße angeſtellte Unterſuchungen des Strongy-
lus armatus gaben. Es iſt, wie ich ſattſam fuͤhle, nur
ſehr Weniges, allein wer die mannigfachen Schwierigkeiten,
die unumganglichen Hinderniſſe, die ſich den anatsmiſchen
Unterſuchungen der Helminthen entgegenſtellen, kennt, wird
dieſen Zeilen eine nachſichtsvolle Beurtheilung zukommen
laſſen, und in dieſer Hoffnung hade ich es mir auch, obgleich
mit Scheu und Zaudern erlaubt, meine Beobachtungen den
geneigten Leſern dieſer gehaltvollen Zeitſchrift vetzulegen. —
Erklarung der Siguren.
Fig. 1. Maͤnnlicher St. armatus in natürl, Größe,
Fig. 2. Weibchen deſſelben in natuͤrl. Größe,
Fig. 3. Kopfende vergroͤßert.
Fig. 4. Maͤnnchen aufgeſchnitten. a. Der Darmkanal. b.
Das Saamengefaͤß. c. c. Die beyden Hoden. d. Das
Analogon der Saamenblaſe. e. Das männliche Glied.
Fig. 5. Schwanzende und Beutel des Maͤnnchens vergroͤ⸗
ßert, a. Spiculum.
Fig. 6. Weibchen aufgeſchnitten. a. Darmkanal. b. Die
Scheide. c. c. Die beyden Ovarien. d. d. Die Saa⸗
mengefaͤße. e. e. Die beyden Seitenlinien.
Fig. 7. Scheide, haubenfoͤrmige Erweiterung derſelben nebſt
linkem Ovario.
Fig. 8. Eyer aus dieſem Ovario.
Fig. 9. Der Strongylus armatus in der Begattung.
Fig. 10. Theil der innern Haut vergrößert. a. a. Die bey⸗
den aus blaſenartigen Koͤrperchen beſtehenden Sei⸗
tenlinien. b. Das in der Mitte unterhalb des Darm⸗
kanals liegende Gefäß, c. c. c. c. Laͤngenfaſerbuͤn⸗
del,
=
688
Tentamen Systematis Amphibiorum.
Auctore Blasio Merrem. Marburgi apud Krieger 1820, 8. 191
(gegenuber deutſch). ?
Dieſes Syſtem der Lurche iſt anzuſehen als die ver⸗
ſprochenen Beytraͤge zu Bechſteins Ueberſetzung von La-
cépëde's Lurden, wozu noch die von Schneider zu erwar⸗
ten ſteben. Es enthält alle Gattungen mit ganz vollſtaͤn⸗
digen Anfuͤhrungen, und iſt ſchon in dieſer Hinſicht ein ſehr
nuͤtzliches, ja unentbehrliches Werk; außerdem enthält es
viele neue Sippen, uͤber deren Werth ſchwer zu entſchei⸗
den iſt. Was die uͤbrige Zuſammenſtellung betrifft, ſo
darf man fie wohl unnatürlich nennen. Dieſes iſt aber
nicht das Vorzuͤgliche des Buches, als welches vielmehr in der
Sichtung und Charakterifirung der Gattungen und zum Theil
auch der Genera bejteht. Bekanntlich find Merrem (und
Schneider) die Hauptkenner der Lurche in Deutſchland, und
wenn ſie nicht leiſten konnten, was fremde Naturforſcher,
fo liegt es eben daran, daß fie lange in einem Deutfchland
gelebt haben, in welchem man nur Buͤcher, aber keine
Lurche hatte. Selbſt jetzt iſt die Klage noch nicht ver⸗
ſtummt, daß man nirgends vollſtaͤndige Sammlungen von
Naturalien in Deutſchland findet, und daß kein Naturfor⸗
ſcher große Luſt haben koͤnne, an ſolche Orte zu reiſen,
wo ſich noch die groͤßten Sammlungen finden. Alles ſtroͤmt
daher nach Paris, weil man ſich dort ohne Mißmuth auf⸗
halten kann, indem man dort die Fremden gerne ſieht,
und die Polizey die Einſicht hat, daß die Wiſſenſchaft
mehr werth iſt, als eine politiſche Meinung, und heiliger ge—
achtet werden muͤſſe, als eine Privat-Leidenſchaft, welche
nur der Stempel der Barbarey iſt, den ſich kein Franzoſe
will aufdrücken laſſen, weil gebildete Menſchen auch nach
ihrem Tode noch Ehre haben wollen. Die deutſchen Na⸗
turforſcher alſo muͤſſen nach Paris gehen, und da ſie das
konnen (denn arme Leute koͤnnen in Paris viel wohlfeiler
leben, als an deutſchen Naturalienſammlungen), ſo iſt ihnen
das [Klagen Über Mangel an Huͤlfsmitteln und Unterſtuͤ⸗
tzung, über Hintanſetzung der Wiſſenſchaften und Mißhandlung
der Gelehrten nicht zu verzeihen, vielmehr ſind ſie zum Still⸗
ſchweigen und zur Ordnung, und noͤthigenfalls nach Frankreich
zu verweiſen, damit fie mit ihren Klagen, als dort uͤberfluͤſſig,
hier Niemanden incommodiren. Wenn alſo Merrem (und
Schneider) nicht die groͤßten Amphibiologen der Welt ſind, ſo
liegt es bloß daran, daß ſie uͤber Mangel an Huͤlfsmitteln
klagen, wahrend fie doch jahrlich einige Monate in Paris
ſtudiren und geachtet werden koͤnnten. Die Naturwiſſen⸗
ſchaften find ja noch nicht überall in Deutſchland verbos
ten, und ſie in Frankreich zu treiben, iſt bis jetzt erlaubt
geweſen. l
*
Wir glauben daher, daß Merrem's Werk noch viel
beſſer würde geworden ſeyn, als es wirklich iſt, wenn er es
in Paris ausgearbeitet oder wenigſtens revidirt hätte, Wir
ſind nehmlich der Ueberzeugung geworden, daß jeder or⸗
dentliche Naturforſcher wenigſtens alle drey Jahre ſich auf
einige Monate im pariſer Pflanzengarten müſſe einquarti⸗
ren laſſen, wenn er etwas Rechtes vor ſich bringen will.
Doch dem Buche iſt nicht mit Rathſchlaͤgen geholfen, ſon⸗
dern es will vorgelegt und beurtheilt ſeyn, und ſo ſagen wir
denn von ihm mit voller Ueberzeugung, daß es ſo voll⸗
689
kommen iſt, als etwas der Art in Deutſchland werden kann; daß
es mit großem Fleiß, mit vieler Kenntniß und mit muſterhaf—
ter Genauigkeit bearbeitet if. Dieſes wird der Rahmen
des Syſtems und das zu gebende Muſter der Behandlung
bewelſen.
Rahmen.
Crassıs AmPpHIBIORUM,
1. Pholidola.
Corpus pholide tectum 8 g
5 2. Batrachia.
Corpus glabrum aut verrucosum .
Worum der Verfaſſer die Lurche in 2 Claſſen theilt,
iſt nicht einzuſehen. Wie koͤnnen Hautbedeckungen Claſſen
beſtimmen? Es fehlt hier am philoſophiſchen Princip. Der
Pfr. hat ſich nirgends um die Begründung ſeiner Abthei⸗
lungen durch die Hauptorgane des Leibes befümmert, doch
iſt dieſes ein Mangel, den man ſelbſt in Paris noch nicht
fühlt, und der daher, wenn man unſere Vorſchlaͤge befolgt,
auch noch lange nicht in Deutſchland wird gefuͤhlt werden.
Kann man gleichwehl nicht nach Paris gehen, ſo ließt
man doch pariſer Buͤcher, und man ſucht ſich an ihnen
durch Wiederkauen für das zu entichädigen, was einem in
Deutſchland an Geiſtesnahrung verſagt iſt.
Grass is I.
ede 4
Ordo. I. Testudinata. Cutis fornice dorsi et sterno
adslutinata. Testudines.
— il. Loricata, Aures valvula clausiles. Croco-
dilus.
III. Squamata. Labia, dentes, aurium valvu—
la nulla. Lacertae et Serpentes.
Tribus 1. Gradientia. Pedes quatuor aut saltem duo
posteriores; digiti omnes antici. — Lacertae.
Tribus 5. Prendentia. Pedes quatuor,
que binis ternisque coadunatis,
Cliamasleon.
digitis quin-
oppositis. —
Tribus 4. Incedentia. Pedes anteriores tantum, po-
steriores nulli. — Chirotes.
Tribus 2. Repentia. Pedes nulli, palpebrae. — Anguis.
Tribus 3. Serpentia.
— Serpentes,
Pedes nulli; palpebrae nullae.
Stirps a. Glutones. Aut caput cum trunco
squamis, aut abdomen scutis tectum.
Stirps b. Typhlini. Truncus squamosus; caput
scutatum. — Typhlops et Amphisbaena.
Obſchon Schlangen und Eidechſen in einander über:
gehen, ſo kann man ſie doch unmoͤglich in eine Ordnung
vereinigen, und noch weniger das Crocodil als eine be—
ſondere Ordnung davon trennen. Der anatomiſche Bau,
als worin doch das Weſen der Thiere beruht, muß hoͤher
geachtet werden als die Schuppen. Der Bau des Unterkie⸗
Sſis. 1828. Heſt VI.
690
fers der Schlangen iſt allein ſchon mehr werth, als alle
Schuppenbildung. Auch darf man nicht glauben, daß die
Natur Ordnungen geſchaffen habe mit einem Schock Sippen
und wieder andere mit einer einzigen. So unbedeutend dieß
philoſoph. Geſetz manchen Naturforſchern ſeyn mag, ſo iſt
es doch ein ſehr guter Leiter bey der Claſſification. Der
Freund der Natur erkennt in ſolchen disparaten Ordnun⸗
gen nur Unordnung und bekommt wenig Achtung fuͤr die
Regelmaͤßigkeit der Schöpfung und für den Plan des Schoͤ—
pfers. Es ſieht aus, als wenn er manchmal haͤtte etwas
machen wollen, was uͤder ſeine Kraͤfte ging, oder als wenn
er dabey eingeſchlafen wäre; ein andermal als wenn er ſich
vergeſſen, oder als wenn er aus Schlafloſigkeit fortgeſpielt
hatte. So muß man wenigſtens bey dem Schock der Squa—
mata denken, und wie zuerſt bey dem einſiedleriſchen Cro—
codil. Die Natur iſt ein ſchoͤnes ſymmetr. Gebaͤude, Aber⸗
all im vollkommenſten Gleichgewicht, wenn gleich ein Muͤn⸗
ſterartiger Thurm mit vielen Pyramiden. So muß eine
natuͤrliche Naturgeſchichte die Natur nachbauen, wenn
Verehrer und Andaͤchtige den Tempel beſuchen ſollen,
On .
Testudi na t a. (pag. 17)
A. Pin nat a.
1. Caretta (Chelonia) atra, Cephalo, Cepedii, escu-
lenta” (Midas), nasicornis (Caretta), imbricata,
Thunbergii (Japonica).
2. Sphargis mercurialis (Testudo coriacea).
B. Digi tat a.
3. Triony® aegyptiacus, euphraticus, coromandeli-
cus, ferox, subplanus, carinatus, stellatus.
4. Testudo.
a. Matamata (Chelys), ſimbriata, bispinosa.
b. Emys depressa, planiceps, galeata, serpentina,
Spengleri, Gronovii, picta, cinerea, scripta,
glutinata, punctata, lutaria, pulchella, porphy-
rca, centrata, reticulata, serrata, subrufa, lon-
gicollis, melanocephala.
c. Terrapene Boscii (pensylvanica var. 3), odora-
ta, pensylvanica, amboinensis, tricarinata, ni-
gricans (subnigra), clausa.
d. Chersine retusa (indica), punctularia, fasciata,
pusilla, signata, Mühlenbergii, areolata, tessel-
lata, graeca, marginata, geometrica, calcarata,
denticulata, tetradactyla, rotunda (orbicularis),
elegans, scorpioides, planitia,
Ox d. II.
, 2 mar 5)
5. Crocodilus,
44
691
a. Alligatores: lucius, sclerops, palpebrosus, tri-
gonatus (p. var. 2.)
b. Champsae: biscutatus, galeatus, rhombifer, bi-
porcatus, vulgaris, oopholis, acutus.
c. Gavialis: longirostris, tenuirostris.
rad IM.
S quam a t a. (pag. 39)
1. Gradient i a.
A. Ascalabotae,
6. Gecko Ascalabotes (Hasselquistii), Caudiverbera,
Embriatus, tetradaciylus, Osbeckii (chinensis),
platyurus, aculeatus (spinicauda), triedrus, tu-
berculosus, maculatus, laevis, verus, vittatus,
Sputator , Stellio (mauritanica), cepediamus,
inunguis, ocellatus, squalidus, porphyreus.
7. Anolis podagricus, carbonarius, bullaris, Cepedii
(Roquet), principalis, Sebae (punctatus?), linea-
tus, Edwardsii (Blue), equestris (a echarpe), bi-
maculatus, Cuvieri (a crete).
g. Basiliscus mitratus, amboinensis.
9. Draco fuscus, viridis, lineatus.
10. Iguana sapidissima, nudicollis, cornuta, fasciata,
11. Polychrus marmoratus.
ı2. Pneustes prehensilis (Agama p.)
15. Lyriocephalusmargaritaceus (Lophyrus furcatus).
14. Calotes.
a. Asama mutabvis, stellaris, cristata, tigrina
(superciliosa), superciliosa, versicolor, Ophio-
machus, gutturosa, platyura (Stellio phyliuros),
discosura, tetradactyla (saxatilis), macrocepha-
la, guttata, uralensis, helioscopa, flavigularis,
mystacea (aurita), orbicularis, gemmata, acu-
leata, muricata, aspera, grandoculis, atra, Um-
bra, colonorum, pipiens, angulata, Plica, Se-
bae (cordylina), cordylea (vulgaris), paraguen-
sis, rosacauda.
p. Uromastyx niger, spinipes, acanthurus, cy-
clurus (Quetz- paleo), caeruleus (azureus), azu-
reus, undulatus.
15. Zonurus Cordylus (verus).
B. Saurae,
16. Varanus varius (variegatus), elegans, guttatus,
(indicus), punctatus (bengalensis), Taraguira,
Scincus (griseus), ornakus, Dracaena (nilolicus),
exanthematicus, Argus, Dilineatus.
Teius viridis, lemniscatus, Ameiva, Monitor,
17. Re I
cpaneus, bicarinatus, crocodilinus (Dragonne),
+ nm
692 5
x
18. Lacerta longicauda viridula, Boskiana, fallax, de-
pressa, sericea, Tiliguerta, viridis, ocellata, macu-
lata, striata, fusca, agilis, muralis, lateralis, pyrrho-
gaster (crocea), algira, ptychodes, dumetorum,
rudis, galeata, rhombica, Palluma, deserti, ve-
lox, montana, coccinea.
19. Tachydromus Seps, sexlineatus, quadrilineatus,
ee
20. Scincus sepiformis, Sloanei, carinatus, auratus,
Cepedii, Schneideri, aeneus, melanurus, rufes-
cens, quinquelineatus, punctatus, trilineatus,
taeniolatus, laticeps, brachypus (serpens), tuber-
culatus, Gigas, Tiligugus, officinalis, lateralis,
fossor, ocellatus.
Gymnophthalmus quadrilineatus.
Seps chalcidica (cicigna).
Tetradactylus chalcidicus.
24. Chalcis Cophias.
25. Colobus Daudini (Chalc. monodactylus.
26. Monodactylus anguineus,,
27. Bipes anguineus.
28. Pygodactylus Gronovü.
29. Pygopus lepidopus.
Pseudopus serpentinus (apus).
21.
2. REPENTIA pag. 79).
51. Hyalinus ventralis (Ophisaurus).
32. Anguis frasilis, Eryx,
35. Acontias Meleagris, reticulatus, coecus, ,
3. SERPENTIA (pag. 81).
A. Gul ones.
a. Inno cui.
34) Acrochordus javanicus.
35) Rhinopirus Erpeton.
35) Tortrix melanosticta, reticulata, miliaris, annu-
lata, Jaculus, colubrina, Scytale, maculata, Rus-
selii, rufa, brachyura.
37) Eryx turcica, anguiformis.
38) Boa hortulana, Constrictor, carinata, conica,
murina, Canchria, Hypnale, canina, Merremii,
concortrix, Orophias, ternatea, laevis, regia.
39) Python Schneideri, Bora, elapiformis, Houttuy-
ni, Tigris, amethistinus, hieroglyphicus, Molu-
rus, rhynchops, ordinatus, punctatus.
40) Scytale anguiformis, Scheuchzeri, Gronoyiü, co-
ronata. => ;
4 Coluber,
693
a. Hurria bilineatus, porphyreus, ocellatus, Nym-
pha, irregularis, ordinatus,
albus, =
Hermanni,
Triangulum,
agilis,
versicolor,
rufescens,
Hebe,
Schneideri,
simus,
cala marius,
Cenchrus,
Nicandri,
Seetzenü,
- Getulus,
Aurora,
Da dini,
Clelia,
malienus,
Linnaei,
Russelil, -
uttatus,
Molurus,
laticapitatus,
plicatilis h
Cuvieri,
marga ritaceus,
reticulatus,
arctiventris,
Typhlus 5
laevis,
Plinii,
naevius,
antherinus,
obscurus,
Cobella,
canus,
schistosus,
capitatus,
nebulatus,
He ena,
trigonatus,
Scopolii,
audam,
Hippocrepis,
Maximiliani,
ranınus,
vireinicus,
aulicus,
Pilineatus,
crucıfer,
Condanarus,
co:npressus,
Blochii,
crab icaudus,
girondicus,
b. Natrix.
torquatus, stolatus,
Aristotelis, fasciatus,
Honstrictor, maculatus,
Pethola, Heterodon,
Pallasii, palustris,
ornatus, Sipedon,
Boddaerti, torquatus,
trovirens, hybridus,
melanocephalus, |Aldrovandi,
Bechsteinii, triseriatus,
rhombeatus, viperinus,
annulatus, Tiedemanni,
|caerulescens, _ scaber,
lineatus, _ Pythonissa,
Latreillei, Argus,
viridissimus, subfuscus,
Cursor, Thalia,
Scheuchzeri, scutatus,
purpureus, Hydrus,
personatus 7 varıus,
Cenchoa, decorus,
sibilans, bucephalue,
saturninus, Catesbeii,
mucosus, scandens,
cyaneus, einctus,
Marcgravii, asiaticus,
Resinae, rufus,
cancellatus, bimaculatus,
cinereus, azureus,
pallidus, doliatus,
flaselliformis, meridionalis,
Caracaras, mexicanus,
arsentatus, Tyria,
Linkii, jugularis,
bicarinatus, Ibiboca,
erythrogrammus, monspessulanus,
Elaphis, |Schockari,
Aesculapii, Minervae,
striatulus, Sibon,
monilis, maurus,
Blumenbachii, arboreus,
vittatus, macrolepidotus,
Dora, piscivorus,
umbratus, Domicella,
Gesneri, Alidras,
carinatus, punctatus,
fulgidus, farinosus,
Ahaetulla, catenatus,
‚jaestivus, Sirtalis,
Caninana, melanotus,
Gepedii, coecus,
angulatus, _ miliaris,
piscator, caeruleus,
Saurita, Galsthea,
porcatus, planiventer,
694
lugubris, Jauii, Chiametla,
Iara, Dhara, Shawii,
Pelias, Situla, |graphicus,
Dione, surinamensis, mordax,
Padera, platyrhinus, tessellatus,
elegans, trifasciatus, Edwardsii,
ovivorus, |Pennanti, berlatus.
melanogaster, elegantissimus,
leucogaster, Meleagris,
c. Dryinus mycterizans, nasutus.
d. Venenati. Telis et dentibus solidis in ma-
xilla superiore (pag. 137).
42) Bungarus caeruleus, annularis.
45) Trimeresurus leptocephalus.
44) Hydrus.
a. Chersydrus granulatus.
b. Pelamis bicolor, obscurus,
Schistosus, fasciatus.
c. Enhydris curtus, spiralis, caerulescens, dolia-
tus, laevis, nigrocinctus, cyanocinctus, striatus,
gracilis.
c. Venenanti. Telis nec dentibus solidis in
maxilla superiore (pag. 141).
45) Platurus fasciatus.
46) Elaps Ibiboboca, lemniscatus, lubricus, angui-
formis, trimaculatus, Psyches, lacteus, Hygeae,
fuscus, corallinus, coccineus, triscalis, melanu-
rus, Duberria, severus, octolineatus, furcatus,
47) Sepedon Haemachates.
48) Ophryas Acanthophis.
49) Naja iripudians, Haje.
50) Pelias Berus, niger.
51) Vipera.
a. Echis carinata, Rrait.
b. Echidna Cobra, semifasciata, Spilotes, nasicor-
nis, Cerastes, Ammodytes, Aspıs, Acontia, 85
gyptiaca, arietans, Atropos, Daboia, elegans,
maculata, crotalina, Leberis, caerulescens, Bae-
taen, urens, striatula, flava.
52) Cophias (Tvigonocephalus) crotalinus, atrox,
Hypnale, lanceolatus, viridis, Jararaca, trigo-
nocephalus. 5
Chloris, Shawii,
55. Crotalus miliarius, Durissus, atricaudatus, Dry-
inus, rhombifer.
54. Langaha madagascariensis,
B. Typhlini (pag. 188).
55. Typhlops vermicularis, lumbricalis, mammilaris,
oxyrhynchos, ros tralis, fasciatus, septemstriatus,
brunneus, -cinereus
56) Amphisbaena fuliginosa, alba, reticulata,
695
4. Incedentia (pag. ı6ı).
57) Chirotes canaliculatus,
5. PRENDENTIA (ibid.)
58) Chamaeleon carinatus, calcaratus, planiceps, sub-
eroceus, margaritaceus, bifidus.
Cass is II.
Batrachia (pag. 165).
Ordo. I.
Ap Odea (pag. 167).
Caecilia tentaculata, albiventris, glutinosa, lum-
bricoides, nasuta.
Ord I
8 2 Ii e nt i a pe 96)
2. Calamita tinctorius, surinamensis, ranaeformis,
fuscus, bicolor, hypochondrialis, quadrilineatus,
intermixtus, arboreus, lateralis, femoralis, bili-
neatus, Squirella, ruber, aurantiacus, melanorab-
dotus, ocularis, tibicen, ca: lacteus,
variegatus, boans, leucophyllatus, palmatus, mar-
moratus. 5
5. Rana caerulea, Leveriana, grunniens, tigrina,
pipiens, mugiens, ridibunda, temporaria, ves-
pertina, clamitans, esculenta, paradoxa, cyano-
phlyctis, cornuta, ocellata, marginata, maculata,
Daudini, Schneideri, virginica, bufonia,
4. Breviceps gibbosus.
5. Bombinator Systoma, ventricosus, maculatus, ig-
neus, obstetricans, strumosus, horridus.
6. Pipa Tedo, bufonia, laevis.
7. Bufo variabilis, flaviventris, typhonius, musicus,
pustulosus, semilunatus, ventricosus, Thaul,
Calamita, marinus, cinereus, roseus, fuscus,
Arunco.
Ord. III.
Tc.
„ MA rA 5111 K.
Salamandra atra, maculata, punctata.
8
9. Molge (Triton) striata, rubra, cinerea, punctata,
palmata, Wurfbainii, alpestris, palustris, Geitje,
gigantea, tridactylus.
= Amphipneusta
10. Hypochton (Proteus) Laurentii.
11. Siren lacertina.
r
—
696
Mufter der Behandlung.
Gaile .
Membrana tympani in mealu auditorio brevi.!
20. (24.) SCINCUS.. b) Pedes quatuor, penta-
dactyli.-
Caput scutatum.
Gula simplex,
Truncus squamosus. .
Poris femoralibus. (Forsan generis diversi.)
sepiformis 1. S. sutura laterali. c)
Habitat
Caudae, corpore duplo longioris squa-
mae carinataue, corporis laeves, men-
ti, gulae et colli sexangulae, abdomi-
nis rhombeae, dorsi quadratae. Di-
gitus quartus plantarum longissimus.
Sloanei 2. S. cauda apice verticillata. d)
Habitat in Tamaica.
Cauda longissima. Squamae rotundae.
* Poris femoralibus nullis.
carinatus 3. S. squamis tricarinatis rotundatis, in
fine caudae, corpore fere duplo lon-
gioris, hexagonae, laeves. “ e)
Habitat in Promontorio bonae spei.
Caput subovatum, tetragonum, indi-
stinctum. Scutum frontale anterius
rhombeum. Scutum verticale anteri-
us lanceolatum. Scuta occipitalia .5.
Truncus fere aequalis, depressus. Di-
gitus palmarum tertius, plantarum
quartus longissimus.
auralus 4. S. squamis dorsi rotundatis subtrica-
rinatis; abdominis sexangulis laevi-
bus, cauda longissima imbricata. * f}
a) Les scincoidiens. Cu v. r. a. II. p. 52.
b) Seincus. Gron. Mus. ichth. II. p. 75. Zooph. I. y.
— 11. Laur. rept. p. 55. 8 chneid. hist. Amph. II. p.
171. Lamarck Philos. zool. I. p. 336. Dumeril
Zool. anal. p. 83. Brongniart in Bullet. philom,
No. 36. Lat r. rept. II. p. 64 Da ud. rept. IF. 5.
221. Oppel Hept. S 38. Cuvier v. a. II. p. 52.
<) Scincus sepiformis. Schneider. h. Amph. II. p. 191.
d) Lacertus minor laevis. Sloane. Jam. II. p. 333. k.
278. f. 5. 6. 4 Sloanei. Dau d. rept. IV. p. 287. j
e) S. carinatus. Schneid. h. Amph. 2. p. 183. Da ud.
rept. V. p. 304. a 8
7) Lacerta cauda tereti, pedibus pentadactylis, squamis ro-
tundatis laevissimis subgriseis, lateralihus suhfuscis,
Linn. Mus. princ. No. Al. Z Am. Acad. I. p. 575.
697
Cepedii 5
Schneideri
aeneus
FF
a —
Habitat in Carolina, ſorsan etiam in
insulis Antillis.
Praecedenti simillimus. Truncus ma-
gis fusiformis, teretior, Digiti pal-
marum terlius el quartus aequales.
S. squamis rotundatis striatis, cauda
sesquitertia corporis longitudine. g)
Habitat ,
6, S. squamis glaberrimis, cauda cor-
-pore duplo longiore. A)
Habitat in America,
7. S. squamis glabris, cauda basi depres-
sa longitudine dupla corporis. i)
Habitat in Oriente.
melanurus 8. S. cauda tereti, longitudine dupla
‚ rufescens
guinqueli-
neatus
corporis. *)
Habitat in Sumatra.
9. S. cauda hemiolia, squamis sexangu-
lis, J)
Habitat in Arabia (S e ba).
Caput indistinctum. Squamae magnae,
glabrae. Digitus palmarum tertius,
plantarum quartus longissimus, Cau-
da conica,
10. S. cauda hemiolia, squamis rotun-
datis.
a. Lineis dorsalibus ad mediam fere cau-
dam ductis, m)
Lacerta harbara.
Lacerta aurata.
Linn. Mus. Ad. Tr. I. p. 46.
Linn. S. N. I. p. 368.
Lacerta tristata. La tr. rept, I. p. 248, c. f. Da ud. rept.
8)
110
Lacerta longicauda.
k)
»
nı)
ſis. 1822.
IV. p. 246.
Le dore. Lacep, QOuadr. ovip, I. p. 384. t. 25,
Seba Thes. II. t. 10. f. 4. 5.
Scincus Stellio. La ur. rept. p. 55.
Der Amerikanische Skink.,
Anph. II. S. 113.
S. Schneideri. Da u d. rept. IV. p. 291.
Shaw Gen. zool. III. y. 287. f.
Bechstein in Lacep.
80. (Seba).
S. aeneus. Da u d. rept. I. p. 254.
S. melanurus, Dau d. rept, IV. p. 180,
Seba Thes. II. p. 105. f. 3.
Scinci aurati exemplar maximum. Schneid. A. amph.
II. p. 176.
Lacerta rufescens,
(Seba).
Lacerta quinquelineata,. Linn. . N. N
Gen. 200l. III. p. 241. 5 5 S. N. J. y. 366. Shaw
» Heft VI.
Shaw Gen. zool. II. p. 285. t. 80.
698
B. Cauda caerulea. n)
Habitat in America septentrionali.
punctaius 11. S.candalongissima crassiuscula, tru@-
co tereti, squamis laevibus. 0)
Habitat in Asia.
trilineatus 12. 8. cauda longissima, digito medio
plantarum longissimo. 5)
Haba
Caudae squamis anticis rotundis, posti-
ois sexangularibus.
taeniolalus 15. S. serie squamarum majorum sub
cauda longissima.
. ottolineatus. 9)
6. decemlineatus. r)
y. quadrilineatus. s)
Habitat in Noya Hollandia.
Caput indistinctum, aculiusculum.
Squamae laeves. Digitus plantarum
‚quartus longissimus.
Lezard strie. Daubenton in Enc. meth. Auim. II. p.
662.
Five -Jined Lizard. Arct. zool. II. p. 84.
Sch n. h. amph. p. 201, Latr.
S. quinquelineatus.
Da ud. rept. IV. p. 272. f. 55. f. I.
rept. II. p. 74.
2) Lacertus marianus minor, cauda caerulea. Peti v.
8 Mas, T. 6 1. EI.
Elue- tail Lizard. Cates b. Car. II. £. 67.
Lacerta fasciata. Linn. S. N. I. pag. 369. Latr.
rept. II. p. 243. Shaw Gen. zool. III. p. 241.
Lezard queue blenue. Daubenton in Enc. meth.
Anim. II. p. 665. 5
0) Lacerta punctata. Lix n. Mus. Ad. Fr. I. p. 46. S.
N. I. y. 369.
Stellio punctatus. Laur, rept. p. 58.
La Double-raye. Daubenton in Ene. meth. Anim.
II. p. 622. Lacep. Quadr. ev. I. p. 408.
Lacerta interpunctata. Gmel. S. N. L. J. p. 1075.
Shaw Gen. zool. III. p. 242.
Seincus punctatus. Schneid. k. amph. II. p. 197.
Lacerta bilineata. Suckow Thier, III. C. 135.
Scincus bilineatus. Lat r. rept. IL, p. 78. Da u d. rept.
IV. p. 256.
S. trilineatus. Schneid. h. ampk, II. p. 202. Daud.
p)
rept. IV. p. 263,
9) Lacerta taeniolata. White Journ. p. 245. c. f. Shaw
Gen. zool. III. p. 239.
S. octolineatus. Da u d. rept. IF. p. 285.
r) S. decemlineatus. Lace p. in Ann, du Mus. d’h. n. IV.
p. 192. 208.
$ 8. Whitii. La cep. in Ann. du Mus. d'. n. IV. p.
192. 209.
44*
699
—
Taticeps 14. Cauda longa in parte posieriore scu-
tata. 0)
Habitat: 204:
Caput pone oculos latescens, scutis ad
aures usque.tectum. Sduamae rotun-
dae, laeves. Digiti longt.
brachypus 15. S.jcauda longa squamosa. )
f. 2 Idem, sed cauda mutila. x)
Habitat in Capite bonae spei.
Caput oblusum. Truncus teres, longis-
simus. Squamae rolundae. Pedes et
dieiti minimi. Cauda teres, obtusa.
tubercula- 16. S. cauda sublonga, capite angustiore
tus quam truncus, cute tuberculata. )
Habitat in Nova Hollandia.
Aures membrana semiclausae. Truncus
fusiformis. Squamae magnae, Cau—
da conica,
Gigas 17. S. cauda longiuscula, capite permag-
no, cute glabra. *
Habitat in Amboina.
2)
Caput subtetragono - pyramidale, apice
.
t) S. laticeps. Schneid. h. amph. p. 189. Da ud. rept.
11)
x)
*
IV. p. 301. i
Anguis quadrupes. Lin n. S. N. I. p. 390.
Scincus pedibus brevissimis pentadactylis unguiculatis,
cauda truncoque longissimis cylindraceis. Gron.
Zooph. I. p. II. .
Lacerta chalcides. Gmel. S. N. L. I. p. 1078.
ns. Gmel. S. N. L. I. p. 1078. Bloch in
1 Berl naturf. Fr. II. S. 28. T. 2. Shaw. Gen
2001. III. p. 30. .
Chalcide. Daubenton in Enc. meth. Anim. II. p.
601.
Africaansche glad - geschubde Worm Hagedis.
ma er Monogr. Amst. 1774. Ato. c. J.
Scincus serpens. Schneid. h. amph. II. p. 192.
Vos-
Chalcides serpens. Latreille rept. II. p. 87.
Seps pentadactylus. Daud. rept. IV. p. 325.
Lacerta abdominalis. Thunberg in N. Schwed. Abh.
FI d ils F F. .
Chamaesaura abdominalis.
212.
Lacerta scincoides. White Journ. p. 242. c. f.
Le Seinque ordinaire, premiere variété. Da ud. rept.
IV. p. 256.
Australasian Galliwasp. Shaw Gen. 200l. III. p. 289. t.
82. (White.)
Scincus crotaphomelas? Lacepe&de in Ann. du Mus.
dH. n. p. 09.
Schneid. k. amph. II. p.
2) 8. Gigas. Schneid. h. amph. II. p. 202. Da ud. rept;
IV. p. 244.
Ti ligugus
700
rotumdatum. Scutum frontale ante-
rius rhombicum. Scuta verticalia qua-
tuor. Scuta occipitalia plura irregu-
laria. Squamae rotundae. Digiti pal-
marum tertius, plantarum tertius et
quartus longissimi. Cauda conica,
1
18. S. cauda dodrantali, maxillis aequali-
bus. a) ö
Habitat in Sardinia.
officinalis 19. S. cauda septunciali, maxilla superi-
ore longiore, digito plantarum Sto
longissimo. * b)
Habitat in Esypto et Africa boreali.
Caput indistinctum. Scutum frontale an-
terins longum. Scuta occipitalia tria.
Digitus palmarum quartus longissimus.
Cauda conica, subdepressa.
lateralis 20. S. digitis mediis longissimis. c)
Habitat in lava et Nova Hollandia?
Caput indistinctum. Squamae laeves,
Cauda corpore brevior, imbricata.
a) II Tiligugu. Cetti Amf. di Sard. p. 21. c. f.
b)
c)
Seps Scineus? Laur. rept. p. 58.
Gmel. S. N. L. I. p. 1075.
Gmel. S. N. L. I. p. 1077.
S. Tiligugu. Lat r. rept. II. p. 72. Daud. rept. IV. p.
251.
Scincus. Plin.
Quadr. p. 71.
Lacerta Dioscoridis. Lacerta Libyca. Imperati hist.
n. p. 897. co. f. p. 906.
S. aegyptiacus. Olea r. Gottorf. Kunstk. S. 8. T. 8. F. I.
S. major. Lochner Mus. Besl. p. 43. k. 12. f. 1.
Lacerta Stincus. Hassel g. Reis. S. 359. Linn. S. N.
I. p. 205.
Seinque. Lacep. Quadr. ov. I. p. 373. t. 31.
S. officinalis. Laur. rept. p. 55. Schneid. h. amph:.
III. p. 174. Latr. rept. II. p. 65. c. f. Daud. rveps.
5, 223.
El Adda, Bruce Heise, übers. v. Volkm. V. S. 159.
T. 40.
Lacerta Scincus.
(Bruce .
Lacerta lateralis. Thunberg in N. Schwed. Ab.
VIII. S. 118 F
S. lateralis. Dau d. rept. IV. p. 314. Lac ep. in Ann.
du Mus. d'h. n. IV. p. lO.
? Mabouya. Lace p. Ouadr. ov. I. p. 378. k. 24.
2 Scineus variegatus. Schneid. h. amph. II p. 185.
Shaw Gen. zoolog. III. p. 287.
Lacerta Tiligugu.
L. sepiformis?
k. n. XXIII. c. 8. Raü Syn.
Shaw Gen. zool. III. p. 281. t. 79.
? Lacerta Mahouya,
t. öl. (Lacep.)
——
701
A RN NR
fossor 21. S. cauda quadrantali. d)
Habitat in Jamaica.
Caput pone crassum, pyramidale. Trun—
cus subcylindrieus. Dieiti fere aequa-
les. Cauda crassa,'conica, subacuta.
* N *
9
ocellatus 22. S. cauda tereti imbricata brevi, griseo-
virescens ocellis subrotundis iride fus-
ca pupilla rectangula alba; subtus al-
bus. e)
Hapitat in Egypto prope domos.
21. (25) GYMNOPHTHALMUS. Palmae tetra-
dactylae. Plantae pentadactylae.
Caput scutatum.
Truncus et Cauda squamosa.
(Dentes conici in maxillis. Lingua bifurca. Pal-
pebrae nullae)
Gymnophthalmus. /)
guadrii- 1. G.
Habitat in America septentrionali.
neatus
(26.) SEPS.
Caput scutatum. '
Truncus et Cauda squamis imbricata.
ehalcidica ı. Seps. g)
Habitat in Europa australi.
22, Pedes quatuor, tridactyli.
d) A Galliwasp sive Seincus maximus fuscus. Sloane
Jam. II. p. 834. t. 278. f. 9. +
The Galley wasp, sive Lacerta media squamosa.
Browne Iam. p. 463. +
Seincus Gallivasp. Da ud. rept. IV. p. 239.
Lacerta occidua. Shaw Gen. zool. III. p. 288.
e) Lacerta ocellata. Fors k. anim. p. 13. Gmel. S. N.
L. I. p. 1077. Schneid. h. amph. II. p. 203.
S. ocellatus. Daud. rept. IV. p. 308.
) Seba Thes. II. t. 41. f. 6.
Lacerta lineata. Lin n. Mus, Ad. Fr. I. y. 46. S. N.
ed. 10. I. 5. 209.
Lacerta quadrilineata. Linn. S. N. ed. 12. 5. 371.
EN rept. II. p. 252. Shaw Gen. zool. III. p.
Scincus quadrilineatus. Da ud. rept. IV. 5. 266.
g) Caecilia major. Imperati k. n. p. 899. c. f. in p. 917.
Lacerta chalcidica. Al d ro v. Quadr. ov. p. 638.
Seps s. Lacerta chaleidica Ra ü. Quadr. p. 272.
Lacerta Chalcides. Linn. S. N. I. p. 369.
Gen. zool. III. p. 305. t. 84.
Shaw
702
23. (27.) TETRADACTYLUS. Pedes quatuor,
tetradactyli.
Cap ut scutatum.
Truncus suprasquamis quadratis, sub-
tus hexagonis imbricatistectum, semi-
annulos formantibus, sutura laterali.
Cauda verticillata,
(Lingua brevis, plana, lata, integra.)
chalcidicus 1. Tetradactylus, A)
Habitat. .0.
24. (28) CHALCIS. Pedes quatuor, tridactyli.
Caput scutatum.
Truncus et Cauda verticillata.
Cophias 1. Chalcis i)
Habitat k
25. (29.) COLOB US. Pedes quatuor, monoda-
ctyli.
Caput scutatum.
Truncus et Cauda verticillata.
Daudini 1. Colobus. *
eee,
MONODACTYLUS. Pedes quatuor, mo-
nodactyli.
26. (30.)
Caput scutatum.
Truncus et Cauda squamis acutis cari-
natis imbricata.
(Lingua brevis, plana, lata, integra.)
Chalcides tetradactyla. Laur. rept. p. 64.
La Cieigna. Cetti Anif. di Sard. p. 28. c. f.
Le Seps. La cep. Quadr. ov. I. p. 433. t. 31.
Chamaesaura Chalcis. Schneid. h. amph. II. p. 287.
Chalcides Seps. Latreille rept. II. p. 2. c. f.
Seps tridactylus. Da ud. rept. IV. p. 333. t. 57.
Lezard tetradactyle. Lacep. in Ann. du Mus. d’h. n.
IV. p. 356. t. 59. f. 4. Cu v. r. a. II. p. 55.
Chalcides tetradactylus. Dau d. rept. IV. p. 362.
h)
i) Le Chalcide. Lace p. Ouadr. op. I. p. 443. t. 32.
Chalcides flavescens. Bonnat. Exp. p. 67. t. 12. f. 3.
Latr. rept. II. p. 85. :
Chamaesaura Cophias. Schneid. h. amph. II. p. 209.
Chalcides tridactylus. Da u d. rept. IV. p. 5. 567. f. 58.
. .
Annulated Chalcides. Shaw Gen. zool. III. p. 307.
k) Chalcides monodactylus. Da u d. reyt. IV. p. 370.
703
anguineus 1 Monodactylus. )
Habitat in Africa.
(51.) BIPES. Palmae nullae.
dactylae.
27. Plan tae di-
Caput scutatum.
Truncus et Cauda squamis imbricatis.
(Lingua fere immobilis, apice incisa,)
enguineus 1. Bipes. * m)
Habitat in Promonterio bonae spei.
(32.) PYGODACTYLUS. Palmae
Plantae monodactylae.
28. nullae,
Caput scutatum.
Truncus et Cauda squamis imbricatis.
(Solis plantis monodaclylis hoc genus a Bipede
differt, vix tamen dubito alterum minorem-
que digitum a Gronovio et Daudino non
observatum fuisse; genus itaque Pygodactyli
delendum, speciemque ejus unicam a Bipede
anguineo non diversam esse.)
n)
Gronovü 1. Pygodactylus.
Habitat in Africa.
) Seba Thes. II. t. 68. f. 7. 8.
Lacerta anguinea. Linn. S. N. I. p. 130. Sha w Gen.
zoolog. III. p. 508. t. 85 (Seba).
Chalcides pinnata. Laur. rept. p. 64.
Slang-Hagedis. Vosmaer Monogr. Amst. 1774. e. f.
Chamaesaura anguinea. Schneid. h. amph. II. p. 210.
Latr. rept. II. p. 88.
Lezard monodactyle. Lace p. in Ann. du Mus d'h. u.
II. p. 356. t. 57. f. 1. Cuv. r. a. II. p. 55.
Seps monodactylus. Dau d. 'rept. IP. p. 342. ke. 58, f. 1.
m) Seba Thes. I. f. 55. f. d. t. 86. f. 3,
Anguis bipes, Linn, Mus. Ad. Fr, I. p. 21. t. 28. f. 3.
F. N. I. p. 390.
Gmel. S. N. L. I. p. 1079.
u) Seincus pedihus brevissimis subulatis monodactylis, an-
Chalcides anguinea,
Lacerta bipes.
m
29. (33.) PYGOPUS. 0) Palmae nullae. Plan
tae adactylae, apice votundato, lobato,
Caput scutatum,
Dorsum squamis, Abdomen scutellis
tectum.
(Dentes in maxillis, in palato nulli, Lingua
immobilis , integra.)
Pysopu s. p)
Habitat inNovaeHollandiae paludosis,
(34.) PSEUDOPUS,: Palımae nullae, Plan-
tarum rudimenta,
lepidopus 1.
30.
Caput scutatum, :
Truncus
tectus.
(Lingua bifurca. Dentes oblusi in maxillis, in
palato nulli.)
squamis
serpenlinus 1. Pseudopus. 9)
Habitat in convallibus herbaceis are-
nosis Naryn ad Sarpam, et in deser-
N
to Cumano,
ticis nullis, cauda apice nudo.
Seps Gronovii. Daud. rept. IV, p. 354. t. 58. f. 2.
Cf. Chamaesaura bipes, Schneid. hist. amph. II. p.
213.
o) Sheltopusik. Oppel rapt. p. 40.
p) Bipes lepidopus. Lace p. in Ann. du Mus. d'h, n. IM,
p. 193 209. t. 55. f. 1. Cuv. r. d. II. p. 56.
9) Sheltopusik. La tr. rept. I. p. 271.
Bipes. Oppel rept. p. 42. 1
r) Lacerta apoda, Pallas in Nov. Comm, Petrop. XIX.
. 435. f, 9.
Lacerta apus. Gmel. S. N. L. I. p. 1079.
Schneid. k. amph. II. p. 212,
Bonnat. Exp. p. 63.
Latr. rept. II. p. 273,
Seps Sheltopusik. Da ud. rept. I p. 351,
Chamaesanra apus.
Bipes Sheltopusik.
Sheltopusik didactylus.
: 704
osseis verticillatim
Gron. Zooph. I. p. II.
Jahrgang
8 2 2 White Band.
Heft VII x
e
bey m Herausgeber.
1 8 2 2,
2
L.-D am.
VII.
4.
Griechen lau d.
Geſchrieben im Jahre 18 10.
— —— 0 0 —ͤ ——
Weint mit mir! Laßt eure Klage ſchallen
um das alte ſchoͤne Griechenland! — ;
O, wie tief, wie tief biſt du gefallen,
Das des Schoͤnen ew'ge Kraͤnze wand!
Einft zur Goͤtterwohnung auserleſen,
Jetzt ein Denkmal für des Forſchers Blick! —
Traurig deutend, was du einſt geweſen,
Blieb der Trümmer Herrlichkeit zuruͤck.
Ach, mit tiefer, endlos tiefer Trauer,
Mit der Geiſter innigem Verdruß
Schwebt, umweßt von dumpfem Grabesſchauer,
Ueber dir dein ernſter Genius,
Seine Blicke forſchen in der Ferne
Dunkler Zukunft nach erwüunſchtem Licht.
ſie zoͤgern, ſeiner Hoffnung Sterne,
Und dein eh erner Fluch — er loͤß't ſich nicht!
Ach,
Und des Nordlands dir verwandte Söhne,
Einſt Barbaren, dankbar weihen wir
Toll Bewund rung eine ſtille Thrane,
Hocherhab' nen, tiefgefall' nen dir,
Aufgeſchlagen ſeh'n wir heil' ge Rollen
Deiner ſchoͤnen, deiner großen Zeit,
Denen Licht und Wahrheit einſt entquollen
Durch der Zeiten öbe Dunkelheit.
Welch ein Zauber will uns hold beluͤgen?
Faͤllt der Jahre lange dunkle Wand?
Aus den ſchoͤnen Trümmern aufgeſtiegen
Bluͤht empor das alte Griechenland!
„Aus Zimmermanns? Vier Gedichte, den Grlechen gelb ibmet.
Sfis 1882. Heft VII.
Thaten ſehen wir der lebend' gen Tobten —
Lebensluſt und Fuͤlle wogt umher —
Und wir wandeln auf dem hell'gen Boden,
Freund und Brüder, nicht Barbaren mehr
Seh gegruͤßt mir, Krone der Hellenen,
Stadt der Göttin, die bid, hoch beſeelt,
Wo die Wahrheit freundlich ſich dem Schoͤnen,
Und die Kraft der Milde ſich vermaͤhlt.
Welch ein wechſelnd tauſendfaches Leben! —
Markt und Tempel fuͤllt der bunte Schwarm,
Alle jouchzen, tauſend Segel ſtreben
Gluͤckbekraͤnzt in des Piraͤus Arm.
Seyd gegruͤßt mit eurem Feſtgepraͤnge,
Göttertempei, hohe Porticus!
Ihr Theater, durch des Chor's Gefänge,
Hoch verherrlicht durch den Debipus.
Schöne Stadt, die Kimon einſt beglüdte,
Als er Sieg⸗ und Beutereich gekehrt,
Dis mit Reiz der Suada Liebling ſchmuͤckte —
Ewig lebſt du im Geſang verklaͤrt!
Und auch du, ber ſchlachtenfrohen Krieger
Nauhe Mutter, Sparta, ſey gegruͤßt!
Deine Knaben ſeh' ich, kuͤnft' ge Sieger,
Streng geprüft im Dulden und der Eift!
Und auch dich muß preiſend ich verehren,
Reichgeſegnet, herrliches Korinth,
umarmt von zwey geprießnen Meeren,
Alles Reiche, Koͤſtliche gewinnt.
Das,
Ansbach 1821. 24 ©.
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707 5 08
Doch getragen auf des Beiftes Flügel 2
es 7
5 5 auch den ſchoͤnen Bi nahen. je 2 a: 5 Nee
g in Gefild betrat! 8
Delos, dich, und deine Rebenhuͤgel, Dreymal Fluch dem Tag, wo Blitze ſchwin d
Schoͤnes Naxos, red’ id jauchzend an. Roma's Adler deinem Strand genaht 1
Auch der Sappho Heimath laßt uns ſchauen — Aber ſelbſt der ungebroch'ne 1 5 0
. Dann um Athos Felſenſtirn gewandt, Fühlt bezaͤhmt des Geiſtes hehre Macht
CAwingt die Flügel nach des Haͤmons Auen, Weisheit lehrſt du, Hellas, den Beſieger 285
Wo der große Goͤttinſohn erſtand. . Und noch wird dir Huldigung gebrachte
Freudig, Tempe, gruß’ ich deine Fluren Schlimm're Tage, bittere Mutterſchmerzen
Durch des Peneus Silber doppelt ſchoͤn. Bieten dir die eignen Herrſcher Ro
Schaudernd froh ſuch' ich der Götter Spuren Zwietracht wuͤhlt in deinem eignen Herzen
5 Auf Olympos wolkennahen Hoͤhn. g Und dich drängen Perfer und Bulgar;
uebern Opferaltar des Alkiden Doch der Tage, die den Oſten roͤthen, f
Schweb' ich dann in göttergleihem Schwung, Schlimmſter hob ſich — dir zum Untergang
Helikon, zu deiner Baͤume Frieden Als zuerſt die Fahne des Propheten h
Und dem Quelle der Begeifterung. Auf dem Nacken dir der Tuͤrke ſchwang.
Volk der Freyheit, Herrliches zu ſchaffen, Ach, da ſtuͤrzte deine Wunderwerke
Nicht zu toͤdten — fuͤhlteſt du den Drang, Des Barbaren fuͤhllos ehrne Hand,
Wie sun, die im Glanz der Waffen Vor dem Koran kniet die rohe Stärte,
des ew'gen Vaters Stirn’ entiprang, 1 Und die Schönheit und die Kunſt verſchwand. f
Kraft mit Weisheit künden deine Thaten, Wo einſt ſiegreich hochgeſinnte Schaaren
Nicht der Romuliden ehrne Kraft, Sahen den Meder nach den Wogen fliehn,
Die, ein Sturmwind durch der Menſchheit Saaten, Treibt der Aga ſeine Janitſcharen
Nur den Caͤſarn einen Thron erſchafft, f Ueber eingeftürzte Tempel hin,
Mag der Oſt auch ſeine Millionen, Eile, Tag, im Oſten zu erwachen, 8
Die den Edelſten Vernichtung drohn, Der das Joch den Unterdruckten nimmt,
Mag er Horden, die am Indus wohnen, Denen noch — o eilt ihn anzufachen! — 8
Und den tollen Koͤnig mit dem Thron — Kräft'ger Ahnherrn Sinn im Buſen glimmt,
Ketten mag er, mag er Flammen ſenden — O genug, ihr Brüder, floß der Thraͤnen
Ha, der Rieſe ſchreckt den Heros nicht: Eurem blut'gen jammervollen Streit. — .
Siegreich muß der leben oder enden, Schaͤmt Euch! Gebt die Freyheit den Hellenen,
Der fürs Vaterland, für Freyheit ficht. Und verſoͤhnt Euch mit der Menſchlichkeit. —
Marathon, du Siegsfeld der Zehntauſend, Eures Namens wuͤrdig, edle Chriſten,
Salamis, zum Sternenplan erhöht, Komm' t das Schwerdt und — Frieden in der Hand,
Du Platàa, wo die Rache grauſend Nicht auch ſelbſt zu rauben, zu verwuſten,
2 Myriaden Perſer hingemaͤht — In das alte, ſchoͤne Griechenland.
Wenn die freyſten ihren Nacken beugen, Laßt in Stamkul Eure Fahnen wehen,
Zwingherrn ſtolz auf Franklins Boden ſteh'n, Und das Reich der Willkuͤhr ſey zerſtoͤrt,
Wenn ſich Alle einem Goͤtzen neigen — Und die herrlichſte der Siegstrophaͤen
Euer Name wird dann untergeh' n. Sey die letzte, die den Sieger ehrt!
Schönes Land, durch deiner Griechen Haͤnde
Herrlicher mit jedem Reiz geſchmuͤckt,
Wo im ftillen Raum der heil' gen Wände
Phidias Olympier entzückt —
Das der Mahler fhöne Kunſt verklärte,
Und des Dichters lieblicher Geſang — RR
Fluch der Hand, die deine Pracht zerſtoͤrte, . i
und dich, Freye, in die Feſſel zwang! . 8 0 9
4
II. Den Neugrieden,
Ihr Bekoͤmpfer der Barbaren,
Heil euch, aufgeſtandne Schaaren,
Hochgeſinnte Griechen all el
Die ihr mit gepruͤfter Hand
Auf hebt euer Vaterland
Aus dem tiefen, tiefen Falle!
Schönes Wort von eurem Bunde,
Eurer Thaten frohe Kunde
Stoff dereinſt zu Heldenliedern:
Wie ihr kaͤmpft mit Gott vertrauen,
Althelleniſch, Mann und Frau'n,
Dringt zu uns, den teutſchen Brüdern,
Wer für euer hohes Streben,
Euern Kampf auf Tod und Leben,
Eure Tugend im Gefechte
Nicht mit ganzer Seele gluͤht —
O der traͤgt ein kalt Gemuͤth
Fur der Menſchheit heil'ge Rechte,
Doch Verachtung zugeſchworen
Sey dem herzlos kalten Thoren,
Der, ein Anwalt der Barbaren,
Eure heilgen Kaͤmpfe ſchilt;
Tuͤrkiſch Joch, ſo ſanft und mild
Der verdient es zu erfahren.
und wenn ſie ihn bey der Kehle
Grimmig faßten und die Seele
Mär ihm ſchon im letzten Scheiden
Zu den legitimen Herrn
Spräch er wohl: ich ſterbe gern;
Schnuͤrt nur zu, ich will es leiden.
Nein, wo die Natur gebietet
Einen Herrſcher, der nur wuͤthet,
Wölfen gleiche Aſtaten
Abzuſchuͤtteln, dieſe Brut
Dürftend nach dem Chriſtenblut:
O, wer preißt nicht ſolche Thaten?
III. Alexander Hypfilanti.
Auf den Kuͤſten von Morea
Rufen tauſend Stimmen tro send:
Altxender Hypſitanti! Fed
Doch der Tapfere hort ſie nicht.
—
N 710
Warum ſaͤumſt du? Kriegesfackel!
Von Theſſaliens Gebirgen
Ruft's der Grieche, kampferfahren,
Doch der Tapf're hört fie nicht.
„Thaten thun wir, deiner wuͤrdig ;
Mit dem Blut der Menſchenſchloͤchter
Raͤchen wir den Mord der Deinen —
Könnteft du die Thaten ſeh'n,
Und wie eine Flamme Gottes,
Gluͤcklicher auf unſerm Boden
Uns zum Kampf, zum Siege fuͤhren —
Held, wo biſt du? ſaͤume nicht!“
Doch, mit namlos tiefem Schmerze,
Senkt das Haupt und zuͤrnet duͤſter
Hypſilanti — moͤchte kaͤmpfen —
Fuͤhren — doch er darf es nicht!“
Einiges uͤber den Zodiak von Denderah,
von W. v. Lüdemann. x
x (Tafel VII.)
5 Als vor einigen und zwanzig Jahren die erſte Nach⸗
richt von dieſem unter allen Geſichtspuncten intereſſanten
Erzeugniß der egyptiſchen Sculptur nach Europa uͤberkam
war dieß die Veranlaſſung zu einer lebhaften und nachhal⸗
tigen Bewegung in der Gelehrten-Republik. Ein von bey
den Seiten mit großem Aufwand von Gelehrſamkeit und
Eloquenz geführter Streit entfpann ſich, theils über das
Alter dieſes Werks, theils über das Verdienſt der Arbeit.
Wir nehmen uns vor, etwas zur Beurtheilung dieſes Streits
und unſere eigne Anſicht über den ſtreitigen Gegenſtand, jetzt
da es den verdienſtlichen Bemühungen der Hrn. Lelorrain
gelungen iſt, den Zodiak ſelbſt wohlbehalten nach Frankreich
heruͤber zu bringen, in dem Nachfolgenden vorzulegen. Zus
vor mag jedoch eine gedraͤngte Beſchreivung des gegenwaͤr⸗
an Zuſtandes des Werks (.die anliegende Zeichnung) Platz
nden.
Der Zodiak an der Decke des oberen Saales, auf der
linken Seite des zweyten Veſtibuls im Tempel von Dennes
rah, wurde zuerſt vom General Deſaix entdeckt, und von
den die Expedition begleitenden Gelehrten mit großer Ge—
nauigkeit gezeichnet. Die ganze Maſſe nimmt einen Raum
von acht Quadrätfuß auf einen Fuß Dicke ein, und beſteht
aus zwey Stuͤcken, von denen das eine etwa drey Viertel,
das andere ein Viertel des ganzen Basreliefs enthalt: das
Material iſt derſelbe oberegypttſche Sandſtein, von dem faſt
alle 1 von Denderah bis Phila erbaut find; er iſt
weich, gleichartig und compact, und deshalb zu Wer
Meiſſels beſonders geeignet. Nude ; zünde
711
Das Basrels f ſelbſt beſteht aus dem Thierkreis, der
von innen und von außen von einer großen Anzahl aſtro—
nomiſcher und emblematiſcher Figuren umgeben und von
zwoͤlf menſchlichen Geſtalten in den acht Hauptpuncten des
Umkreiſes getragen wird. In den vier Ecken des Qua:
drats ſtehen vier aufrechte weibliche Geſtalten; zwiſchen ih—
nen vier Gruppen von je zwey maͤnnlichen knieenden Figu—
ren mit Sperberkoͤpfen. Zwiſchen dem Thierkreis ſelbſt und
den Seiten des Quadrats laͤuft in gleicher Entfernung ein
Streif von Hieroglyphen, der von den einzelnen Figuren
unterbrochen wird, herum; drev andere Streifen dieſer Art
folgen den Beinen der weiblichen Geſtalten. Das Zimmer,
an deſſen Decke das Planiſphaͤrium entdeckt ward, war
durchaus mit Hieroglyphen geziert: dieſes nahm die rechte
Seite der Decke ein: zur linken waren einige weniger be—
deutende Verzierungen: zwiſchen beyden laͤngſt dem Durch—
ſchnitt der Decke befand ſich eine lange, weibliche Geſtalt,
die die Entdecker eine Iſis nennen, und die nach ihrer Ver—
fiherung von wunderbar ſchoͤner Zeichnung ſeyn fol, Der
Umfang des Zodiaks und die Schwierigkeit des Transports
einer Maſſe von, wir meynen, wohl 80 — 100 Centner
hat die Herren Lelorrain bewogen, ſich mit der Fortbrin—
gung Thierkreiſes allein, mit Zuruͤcklaſſung aller Acceſ—
ſorie begnuͤgen, und gluͤcklicherweiſe befindet ſich dieſer
faſt durchaus auf einem einzigen der ungeheueren Bloͤcke,
die die Decke bildeten. Das ganze Werk iſt in dem vor—
trefflichſten Zuſtand der Erhaltung, und die Schwarze Farbe,
die, wie es ſcheint, nur Anflug von Lampenrauch iſt,
wird unbedenklich zu entfernen ſezn. — Eine detaillirte
Beſchrelbung des Werkes ſelbſt hat mit dem Plan unſerer
Arbeit nichts gemein, und wir koͤnnen uns derſelben um fo
mehr uͤberheben, als dieſe durch die großen Werke uͤber
Egypten und Denons Beſchreibung hier uͤberfluͤſſig gemacht
wird. Unſere Zeichnung iſt aus dem Atlas dieſer Werke
entlehnt, und der bloße Anblick des Origenals gibt Gele—
genheit, dem großen Fleiß und der ſeltenen Genauigkeit der
Zeichnung die vollſtaͤndigſte Gerechtigkeit wiederfahren zu laſ—
ſen. Die Abweichungen, die wir bemerkt haben, ſind
durchaus unbedeutend, und ſollten wir ja etwas bemerken,
ſo waͤre es das, daß uns die menſchlichen Figuren in der
Zeichnung etwas mehr Eleganz der Contouren und mehr
Articulation, die Thiere und die uͤbrigen ſymboliſchen Fi—
guren aber weniger Leichtigkeit und Dreiſtigkejt zu haben
ſcheinen.
Nach dieſer Vorausſchickung dürfen wir zur Entwicke—
lung unſerer Anſicht von dem Alterthum und dem Verdienſt
dieſes Werkes, die nach einem fo langen Streite unentſchie—
den geblieben find, uͤbergehen, und thun dieß ohne die Ans
maaßung, dem Urtheil, das gegenwaͤrtig unſtreitig in
zweyter Inſtanz gefaͤllt werden wird, dadurch vorgreifen zu
wollen.
Die Gelehrten, welche unſeren Zodiak zuerſt ſahen,
glaubten in der Stellung der Sternbilder gegen einander
eine Spirale heraus zu erkennen und wahrzunehmen, daß
das Zeichen des Loͤwen ſich an der Spitze der uͤbrigen Bil⸗
der befaͤnde. Hieraus — aus einer an ſich beſtreitbaren
Wahrnehmung — ward nun mit unbegreiflicher Leichtigkeit
gefolgert: dieſe Stellung des Löwen deute auf die Lage des
Solstitii, und aus dieſem wiederum imaginaͤren Satze mit
712
0
aͤcht franzoͤſiſcher Conſeguenz nicht allein geſchloſſen, daß das
Werk die Lage des Solstitii zur Zeit feiner Entſtehung ans
deute (indeß es ſich doch wiederum eben ſo gut auf jede
andere ruͤckwaͤrtsliegende Periode beziehen konnte), ſondern
man rechnete nunmehr auch aus dieſem, durch eine doppelte
logiſche Suͤnde gefundenen Vorderſatze ſehr genau das Al⸗
ter des Werks ſelbſt heraus. Und obgleich das Reſultat
mit allem, was wir bisher von dem Alter egyptiſcher Kunſt—
erzeugniſſe wußten, mit dem geſunden Menſchenverſtande,
mit den unwiderleglichſten Judicien in dem Werke ſelbſt
und endlich mit allen Zeugniſſen der Geſchichte in den
ſchreiendſten Widerſpruch trat; jo ward es nichts deſts we⸗
niger von franzoͤſiſchen Gelehrten mit Heftigkeit verfochten,
und ein Streit in Bewegung geſetzt, der ſich durch die gans
ze Gelehrten-Republik mittheilte. ;
Aber hier nicht zum erſtenmal geſchah es, daß ein uns
geheures Gebäude von Schluͤſſen und Folgerungen funda-
mentlos aufgeführt wurde; und laſſen wir uns nur nicht
durch Namen und falſche Fühn citirte Autoritäten irren, fo
wird ſich die Unhaltbarkeit des Bauwerks bald ergeben; ja
vielleicht zeigt ſich ſelbſt durch dieſe Unterſuchung die ganze
Erzählung von dem prodigieuſen Alterthum egyptiſcher Kunſt⸗
werke als eine grundloſe und wahrhaft franzoͤſiſche Chimaͤre.
Die Stellung des Löwen, welche nach Dupuis fo uns
widerleglich die Lage des Solstitir andeutet, verſetzt nach
ſeiner eben ſo kunſtvollen als gelehrt erſcheinenden Rechnung
die Entſtehung des Werkes zwiſchen das sZfte und A4ſte
Jahrhundert vor Chriſto.
Gruͤnde, die wir hier unentwickelt laſſen, beſtimmten
dieſen Gelehrten jedoch ſpaͤter, die Erfindung des Zodiaks
noch um eine volle halbe Umwaͤlzung der Aequinoctial-Be⸗
wegung zurück zu verlegen und dieſe in die Zeit zu verfes
tzen, wo die Wage das Zeichen des Fruͤhlings-, und der
r des Herbſtaͤquinoctii war, d. h. 13,000 Jahr
vor Chr. .
Die Mehrzahl der Menſchen iſt geneigt, eine Annah-
me mit Vergnügen und ohne Prüfung zu ergreifen, die da
verſtattet, ſich an der Hand einer kraͤnkelnden Einbildungs⸗
kraft in das Dunkel der Zeiten zu verlieren, und nicht ohne
Muͤhe find fie dann zu bewegen, dieſe ihnen wohlgefaͤllige
Finſterniß mit dem Lichte zu vertauſchen, das eine geſunde
Kritik und die vorurtheilsfreye Berechnung deſſen, was mit
dem Verſtande zu ergreifen iſt, gewöhnlich hervorzurufen
pflegt. Die allerklareſten Beweiſe werden alsdann ver⸗
ſchmaͤht, die unumſtoͤßlichſten Wahrheiten geloͤugnet, die eins -
ander widerſtrebendſten Conſeguenzen zuſammen geſtellt, um
nur das behagliche Dunkel zu retten. Und alles dieß iſt in
Abſicht unſeres Gegenſtandes mehr, als mit irgend einem
anderen geſchehen. Der zu allen Sinnen ſprechende Um—
ſtand, daß nach dieſer Rechnung der Zodiak von Esneh,
den alle Kenner, die ihn noch ſahen, für unzweifelhaft ale
ter, als den von Denderah erkennen, daß dieſer ploͤtzlich
um 7000 Jahr jünger wird; die überzeugenden Gründe
Visconti's (ſ. Larchers Ueberſetzung des Herodot $. 563.),
der mit großer Eindringlichkeit erwieſen hat, daß die Ini⸗
tiale des Loͤwen in dieſem und der Jungfrau in dem Zodiak
von Esneh nichts anderes, als den Anfang der reſp. Jahre
bezeichnet, und alles, was Teſta in feiner Diſſertation Über
213
dieſen Gegenſtand anführt, nichts iſt vermoͤgend geweſen,
die maͤhrchenhaften Anführungen Dupuis und feiner Par,
they zu entkraͤften, aus keinem andern Grunde, als weil
die Neigung einer großen Anzahl von Menſchen ſich zu ih⸗
rer Unterſtäͤtzung verſchworen hatte. Unſere Vorgaͤnger in
Bekämpfung der Dupuiſchen Annahmen haben ihre Gruͤn⸗
de aus den aſtronomiſchen Rechnungen ſelbſt, auf denen
Duputs feine Satze ſtuͤtzte, hergenommen; wir, denen dies
fer Kreis von Kenntniſſen fehlt, finden der Beweiſe fo vier
le außerhalb dieſer Gründe, und unter denen, die von un⸗
ſeren Vorgängern gaͤnzlich zur Seite gelaſſen ſind, ſo ſtarke,
daß wir der Ueberzeugung find, sie allein genügen, die
Nichtigkeit der gegentheiligen Meynung darzuthun. Was
zunaͤchſt den Zweck der verſchiedenen in egyptiſchen Monu⸗
menten entdeckten Zodiaken betrifft, ſo glauben wir, daß ſie
bey weitem mehr religloͤſe, als aſtronomiſche Beziehungen
darboten.
Die Sternbilder find in allen denen, die wir kennen,
fo offenbar mit cein emblemstiſchen Figuren vermiſcht, und
machen unter dieſen gewoͤhnlich einen ſo geringen Theil und
ſo ſelten ein abgeſondertes Ganze aus, daß ſchon dieſer
Umſtand hinreicht, alle Conſeguenzen aus ihrer Lage gegen
einander mit dem Vorwurf der Frivolitaͤt zu treffen. Um
von ihrer Bedeutung unter und zwiſchen dieſen emblemati—
ſchen Figuren urtheilen zu koͤnnen, muͤßten wir im Beſitz
aller Details des egyptiſchen Cultus ſeyn, und welcher
Meynung man auch zugethan ſeyn mag, ſo iſt ſo viel aus
der einfachen Anſicht der Zodiaken ſelbſt klar, daß ihre
aſtronomiſche Beziehung viel zu untergeordnet, und die Ar⸗
beit ſelbſt viel zu ungenau erſcheint, als daß wir mit Si—
cherheit aus der Stellung der Sternbilder Schlußfolgen fuͤr
das Alter der Werke ziehen koͤnnten.
Was demnaͤchſt die aſtronomiſche Bedeutung des
Thierkreiſes angeht, ſo haben wir mit Ueberzeugung dieje—
nige Meynung zu der unſrigen gemacht, welche annimmt,
daß der Zodiak ein in der Ebene des Aequators entworfe—
nes Planiſphaͤrium ſey, deſſen Nordpol in den Mittelpunct
des Kreiſes faͤllt. Anſtatt jedoch, wie es die mathematiſche
Genauigkeit erforderte, nur die noͤrdliche Hälfte des Zodiaks
darzuſtellen, hat der Kuͤuſtler alle zwölf Zeichen in feine
Darſtellung aufgenommen. Dieſe find ziemlich genau auf
einer gegen den urſpruͤnglichen Kreis excentriſchen Kreislinie
gezeichnet, dergeſtalt, daß die Haͤlfte, welche die unteren
Zeichen enthält, herabſteigt und ſich dem Rande naͤhert,
waͤhrend die oberen Zeichen gegen den Pol ſinken, woraus
fh die Abſicht des Kuͤnſtlers, die beſondere Geſtalt der
Ekliptik darzuſtellen, zugleich aber auch feine geringe Ge⸗
ſchicklichkeit für Werke dieſer Art, deutlich ergibt. Weſent⸗
lich iſt es ferner zu bemerken — was bisher unbemerkt ge=
blieben iſt — daß die Linie, auf der der Löwe ſich defins
det, ſich genau an die der Zwillinge anſchließt; die gemeine
ſchaftliche Kurve iſt alſo keine Spirale, wie man meynt,
deren Anfangspunct in das Zeichen des Loͤwen faͤllt, ſon—
dern der Krebs unterbricht nur die Kreislinie und erhebt
ſich uͤber den Loͤben und die Zwillinge, ein Umſtand, der
auf die Lage des Solstitii hinzudeuten ſcheint. Wenn dieſe
Auslegung die richtige iſt, fo führt fie das Alter des Werks
in die hiſtoriſche Zeit, der Fipirung des Fruͤhlingsanfanges
in das Zeichen des Stieres: d. he. in die Zeit zwiſchen den
Iſis. 1822. Heft VII. 2
714
Pharaonen und den Ptolomaͤern zuruͤck. Wir werden fe:
hen, ob diejenigen Zougniffe, die wir theils aus der Be—
ſchaffenheit des Werkes ſelbſt, theils aus der Geſchichte ent⸗
lehnen, mit dieſer Annahme zuſammenſtimmen.
Eine lateiniſche Inſchrift, die wir als bekannt vor-
aus ſetzen, fand ſich an der Kranzleiſte des Pronaos des
Tempels von Denderah, aus dem unſer Zodiak herſtammt—
Sie iſt aus der Zeit Tibers, der darin erwaͤhnt wird; der
Sinn der Inſchrift iſt ſtreitig; einige ſehen darin eine ein—
fache Dedication des fuͤr ſich laͤngſt beſtehenden Gebaͤudes;
andere finden dadurch die Zeit der Erbauung des Pronaos
angedeutet. Der Streit ſelbſt iſt unſerem Gegenſtande fremd,
da jetzt von allen Theilen anerkannt wird, daß der Pro—
naos ſpaͤter angebaut iſt, und daher über das Alter des
Tempels ſelbſt, in dem ſich das Basrelief fand, nichts ent;
ſcheiden kann. So viel geht jedoch aus dieſem Umſtand zu
Gunſten unſerer Meynung ſchon hervor, daß der Tempel zu
Tibers Zeit noch zu religiöſen Gebrauch diente, und daher
nicht wohl mehrere Tauſend Jahr alt ſeyn konnte. Ein
größeres Gewicht als auf dieſen Beweisgrund, find wir ger
neigt, auf die aller Orten und in allen Zeiten wiederholte
Erfahrung von der allmaͤhligen Erhöhung der Erdoberfläche
zu legen. Die allgemeinen Urſachen, die dieſe irkung
zum Grunde liegen, werden noch durch n face
verſtaͤrkt, wenn wir von egyptiſchen Monumenten, und na—
mentlich von ſolchen in ſtark bevoͤlkerten Diſtricten und gror
ßen Orten ſprechen. Dahin gehört die Beweglichkeit der
egyptiſchen Sanddecke, die Anhaͤufung der Materialien aus
den ringsum zerſtoͤrten Gebaͤuden, die Schlammanſetzung
des Nils und andere mehr. Wäre es noͤthig, dieſe Anfüh:
rung mit Beyſpielen zu belegen, ſo koͤnnten wir uns auf
die dieſerhalb in Rom zu Tage liegenden Erſcheinungen ber
rufen, auf die Bedeckung der Via Flaminia mit einer
achtzehn Fuß hohen Erddecke, auf die Tempel von Bubaſte,
die ſchon zu Herodots Zeit tiefer lagen, als die Straßen,
auf die mehrere Fuß betragende Vertiefung des Pflaſters in
Notre-Dame zu Paris und zahllefe Beyſpiele dieſer Art.
Die Tempel von Edfou find bis an die Säulencapitäle in
Sand vergraben; die von Esneh, von denen griechiſche In—
ſchriften uns lehren, daß ſie unter den Ptolomaͤern noch im
Gebrauch waren, verbirgt eine Sandhuͤlle, die bis an das
Karnies reicht, und die von Denderah ſelbſt, deren Vers
ſchuͤttung erſt nach Tiber anfangen konnte, umgibt jetzt ſchon
ein Hügel, auf dem Herr Lelorrain den Zodiak ſanft her⸗
untergleiten ließ, nachdem er ihn uͤber die aͤußere Mauer
des Tempels emporgehoben hatte. Wenn nun ſechzehn oder
achtzehn Jahrhunderte hinreichten, ſolche Anhaͤufungen her⸗
vorzubringen, was anderes konnte in 180, oder ſelbſt nach
der maͤßigern Rechnung, in 40 Jahrhunderten geſchehen,
als eine gaͤnzliche Vergrabung dieſer Monumente durch dies
ſelben Urſachen? Gewiß, wenn die Egypter vor ſo vielen
Jahrhunderten, als man geneigt iſt, fuͤr ſie geltend zu ma—
chen, bauten, wir wuͤrden von den Staunen erregenden Ruinen
Thebens, Lougfors und Denderahs fo wenig ſehen, als von
denen Bubaſte's und Memphis, von denen wir nicht ein?
mal die Stellen zu erkennen vermoͤgen! Und dieß um ſo
mehr, wenn wir bedenken, daß die einwirkenden Urſachen
deſtomehr an Kraft verlieren, als die allgemeine Abplattung
und Gleichmachung des Landes vorſchreitet, und daß ſie
45
5
I
fih im Gegenſatz verſtaͤrken, je weiter in das Alterthum
wir zurückgehen. Schon hiernach möchte mit vieler Wahr—
ſcheinlichkeit behauptet werden koͤnnen, daß wir kein egypti⸗
ſches Denkmal — die Pyramiden ihrer außerordentlichen
Erhebung wegen allein ausgenommen — beſitzen, dem ein
Aber die hiſtoriſche Zeit hinausreichendes Alter zugsſchrieben
werden könnte. 5
Einen andern Grund fuͤr unſere Anſicht finden wir in
der verhaͤltnißmaͤßig ſo geringen Verſchiedenheit des Ge—
ſchmacks der Bauwerke dieſer ſogenannten Urzeit, in Ders
gleich zu denen, deren Alter wir kennen. Allem Anſehen
und dem Urtheil eines Mannes nach, der zur Unterſuchung
der egyptiſchen Bauwerke gewiß unter allen den geſundeſten
und praktiſchſten Blick, wenn auch nicht die meiſte Gelehr—
ſamkeit mitbrachte, wir meynen VBelzoni, find die Tempel
von Gournah unter den echten egyptiſchen Monumenten die
aͤlteſten, wie die von Philaͤ die juͤngſten, neueſten, eine
Mepnung, die durch Burckhardts Zuſtimmung großes Ges
wicht erhält. Die Tempel von Phila aber find unbeftritten
von den letzten Ptolomaͤern erbaut. Und welche im Ver⸗
haͤltniß zu einem ſo ungeheuren Zeitraum unbedeutende Ab—
weichung im Geſchmack in der Arbeit und in der Behand—
lung des Materials, zeigen dieſe um 12,000, oder nach der
mäßigeren Angabe, um 4000 Jahr aus einander liegenden
Monumente? Es widerſteht allen unſeren hiſtöriſchen Erfah⸗
rungen, einen fo ungeheueren Zeitraum vollſtaͤndigen Stils
ſtandes in den Kuͤnſten und ihrer Anwendung anzunehmen.
Und bey alle dem ſind die Tempel von Tentyris noch juͤn
ger, als die von Gournah!
Wenn dieſe von uns nur angedeuteten Gruͤnde ſchon
hinreichen, uns zur Beſtreitung der ausſchweifenden Annah—
men Dupuis geneigt zu machen, ſo werden hoffentlich die—
jenigen Gruͤnde, die wir aus der Geſchichte und aus eini—
gen unbeachtet gebliebenen Indieten in dem Werke ſelbſt
entlehnen, ſtark genug ſeyn, unſere Meynung über dieſen
Gegenſtand feſtzuſetzen.
Aus dem Zeugniß Moſes entnehmen wir, daß im
16ten Jahrhunderte vor Chriſſo die Juden von den Egyp—
tern — nicht zue Herbeyſchaffung gewaltiger Steinmaſſen,
wie ſie die Tempel von Tentyris zeigen — ſondern zur
Bereitung von Backſteinen gezwungen wurden. Es ſcheint
hiernach, daß in diefer Zeit — in Oberegypten wenigſtens
— noch keine Obsliske ausgehauen — zu welcher viel ſchwie—
rigern Arbeit man ſich gewiß der jädifhen Heloten bedient
haben wuͤrde — und ſeibſt noch keine Gebäude aus Frey
ſteinen aufgeführt wurden, ja das Alter der Pyramiden von
Gizeh und Saccarah ſelbſt moͤchte hiernach leicht diesſeits
dieſer Periode firirt werden muͤſſen.
Halten wir dieſes Zeugniß mit denen der viel juͤngern
griechiſchen Hiſtoriker und vor allen mit Herodot zuſammen,
fo ſcheint es, daß ſie einander unterſtuͤgen. In der That
Spricht der Vater der Geſchichte von langen Jahrhunderten
der Regierung der Goͤtter, abet keine Thatſache wird ers
zähle. Da, wo Facten erſcheinen, beginnt die von andern
documenkirte Zeit. Cheops erbaut dieſe Pyramide, Rami—
ſes loͤßt dieſen Obelisk aushauen, Moetis graͤbt dieſen See,
Seſoſtris erobert Aſten; aber alle dieſe Handlungen treten
in die von Moſes und anderen gegebene hiſtorſſche Zeit hervor,
— —
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Und ſo bleibt uns ein Zeitraum von 15 — 16 Jahr⸗
hunderten für die Errichtung aller der egyptiſchen Monu—
mente, deren Ruinen wir bewundern; die Abweichungen im
Geſchmack, der Fortgang der Kunftfertigfeit, die hiſtoriſchen
Zeugniſſe, der Umſtand, daß noch unter den Kaiſern im
Urgeſchmack gebaut wurde; endlich der Zuſtand der Erhal⸗
tung ſelbſt, und diejenige hiſtoriſche Kaiſon, die ſich ges
gen ein höheres Alter auflehnt, alles vereinigt ſich, uns auf
dieſe Periode hinzuweiſen.
Unter den Gruͤnden gegen die Dupuiſchen Annahmen
iſt der Zuſtand der Erhaltung der Tempel von Denderah
von nicht unbedeutendem Gewicht. Wenn es auch zugeges
ben werden muß daß das Klima Egyptens, das faſt kei⸗
nen Regen, keine Nebel, keinen Froſt und keinen Schnee
kennt, alte Denkmale faͤhig macht, ein hoͤheres Alter, als
dieß bey uns möglich wäre, zu erreichen; fo iſt doch auch
nicht zu uͤberſehen, daß andre locale Urſachen dieſe Vor⸗
theile faſt aufzuheben drohen. Die Ueberſchwemmungen des
Nils, wenn fie auch die Gehaͤude ſelbſt nicht erreichen,
ſchaden doch ihrer Erhaltung weſentlich. Das Erdreich ums
her ſaugt die Feuchtigkeit begierig ein, blaͤſt ſich auf, ſchwillt
und bricht bey der wiederkehrenden Hitze; ja dieſer Umſtand
allein hat aroße und noch ſichtbare Verwuͤſtungen in Lougſor
angerichtet, und ihm allein iſt neuerdings das Einſtuͤrzen
der Seitenhalle des Tempels von Gau el Rebir zuzuſchreis
ben. Wer möchte hiernach wohl an ein ſiegreiches Wider
ſtehen gegen die Einwirkung der Zeit, von Seiten der Tem
pel von Tentyris, waͤhrend einer langen Reihe von Jahr⸗
tauſenden glauben?
Aber die ſtaͤrkſten Gründe fuͤr unſere Meynung haben
wir, wie es einem guten Sachwalter zukommt, gegen das
Ende hin verſpart, und meynen, daß ſie uns zu einem er⸗
wuͤnſchten Reſultat verhelfen werden.
Unſerer Meynung nach hatte Egypten zur Zeit Moſes
einen bedeutenden Grad der Civiliſation erreicht; es hatte
eine auf aſtronomiſche Beobachtungen gegruͤndete Zeitein⸗
theilung, eine organiſirte Staats verwaltung; eine erſte Des
kanntſchaft mit den Künſten war gemacht, und die Arbeiten
wurden vorbereitet, die wir noch, in Ruinen, anſtaunen.
Es iſt undenkbar, daß ein ſolcher Zuſtand lange ohne Ein⸗
fluß guf die rohen Nachbarvoͤlker bleiben konnte, und in der
That ſehen wir, genau um dieſe Zeit, von dieſem Heerde
Strahlen ausgehen, die Europa erleuchten. Egyptiſche An⸗
koͤmmlenge gründen das Orakel von Dodona; Cadmus trägt
die Schrift nach Griechenland; Danaus gründet feine Cos
lonie; Griechenland empfängt den ausgeſtreuten Saamen;
Städte erheben ſich; Leben und Regung geht in die Bevoͤlt
kerung über, und die Kuͤnſte finden ein neues, beſſeres Bas _
terland. Alles ſchreitet natürlich und ohne Sprung, wie oh⸗
ne gewaltſamen Aufenthalt fort. —
Was geſchieht ſtatt deſſen in der Annahme unſerer
Gegner? Egypten beſitzt 120 Jahrhunderte hindurch einen
Schatz von aſtronomiſchen Kenntniſſen, der bedeutend ge⸗
nug iſt, die Dauer des Jahres zu ſixiren; ſeine Weisheit,
feine Kenntniß der Naturwirkungen, feine Kunſt, fein Gotz
terglaube, feine Staatsverwaltung, kurz feine Civiliſation
ſchließt ſich 12 Jahrtauſends ohne ſichtbare Urſache in ſeinen
717
ein; kein Nengieriger, kein Eroberer, kein Kauf—
es ihnen, um Licht in die uͤbrige Welt zu tra—
gen; ja, was mehr iſt, kein Krieg vertreibt — keine Ge⸗
winnſucht lockt — und ſo bleibt alles eine Reihe von Jaht.
hunderten, für die wir kein Bild in unſerer Einbildungskraft
finden, — alles bleibt in demſelben Zuſtand der Beharrung,
mit einer kaum ſichtbaren Abweichung in den Werken der
Kunſt. Iſt ein ſolcher Zuſtand unſerer Erfahrung, ja iſt er
nur der allgemeinen hiſtoriſchen Raiſon gemäß? — Die
Antwort hierauf kann fuͤr unſere Meynung nur guͤnſtig ent⸗
ſcheiden. —
Wollten wir unſeren Gegenſtand erſchoͤpfen, ſo waͤre es
hier an der Zeit, zur Unterſtützung unſerer Meynung alle
diejenigen Zeugniſſe anzuführen, welche ſich dafuͤr vereinigen,
darzuthun, daß das Zeichen der Wage, welches ſich auch in
unſerem Thierkreis findet, erſt von der alerandrinifchen Schule
an die Stelle der Scheeren des Krebſes der alten egypti⸗
ſchen Darſtellung geſetzt worden iſt. Allein da dieſe Dei
hauptung unſerer Ueberzeugung nach unverfechtbar iſt, ſo
verweiſen wir unſere Leſer dieſerhalb lediglich auf Dupuis
Diſſertation über dieſen Gegenſtand.
Mehr Gewicht ſind wir geneigt, auf das Zeugniß
Herodots (Eut. $. 43 — 50) zu legen, der uns mit un⸗
verfaͤnglichen Worten ſagt, daß die Egypter die Dioscuren
(die Zwillinge) ſelbſt nicht einmal dem Namen nach kann
ten; indeß wir aus andern Zeugniſſen (ſ. Hyde de vet.
Pers. religione) wiſſen, daß der alte egyptiſche Thierkreis
an ihrer Stelle zwey kleine Ziegen, als das dritte Stern—
bild enthielt. Nichts deſto weniger zeigt unſer Zodiak ſehr
deutlich zwey menſchliche Figuren. — Da dieſer Umſtand
bisher in allen Discuſſionen ohne Erwähnung geblieben iſt,
ſo wiſſen wir nicht, was unſere Gegner darauf zu erwiedern
haben, und interpretiren die Sache alſo ſo lange zu unſerem
Vortheil. 5
Nach allem Vorhergehenden duͤrfen wir den Verſuch
wagen, nachdem wir alle uͤbertriebene Annahmen von der
Hand gewieſen, nunmehr das wahre Alter des Zodiaks naͤ—
her zu beſtimmen. Aus dem Daſeyn der Wage und der
Zwillinge ſchoͤpfen wir, aus den angeführten Urſachen, kei—
ne Beweiſe, und begnuͤgen uns, dieſe aus dem Styl und
der Arbeit ſelbſt herzuleiten. — Der erſte Anblick ſchon ge—
waͤhrt uns die Ueberzeugung, daß dieſe aus einer Zeit iſt,
in der, wir wollen nicht ſagen, die ſtrengen Formen des
alten egyptiſchen Styls einer Rettification unterlegen hat=
ten, in der wenigſtens eine große Leichtigkeit der Behand-
lung des Materials, Freyheit und eine gewiſſe Dreiſtigkeit
in der Zeichnung Eigenthum der egyptiſchen Kuͤnſtler ge—
worden war. In den Köpfen der vier großen Figuren,
welche den Thierkreis tragen, iſt in der That wenig von
dem Urſtyl wieder zu erkennen. Die Formen ſind nicht, wie
in dieſem, ſcharf und eckig, und die Uebergaͤnge ſchneidend,
die Augen nicht ſo geſchlitzt und flach, wie in den wahrhaft
alten Werken, die Lippen nicht geſchwollen; vielmehr, und
trotz der unverkennbaren Unvollkommenheit dieſer Figuten,
die ſich dadurch erflätt, daß ihre Formen tradirt und vor—
geſchrieben waren, haucht durch die ganze Geſtalt ein Cha—
rakter der Frepheit und Lieblichkeit, der an den fogenannten
Memnons⸗Kopf zu London erinnert, und der fir von den
wahren egyptiſchen Urwerken unkerſcheidet,
7178
Sichtbarer noch iſt der vorgeſchrittene Zuſtand der
Kunſt in allen Thiergeſtalten, die faͤmmtlich eine hohe Nai—
vetaͤt zeigen. Der liegende Löwe außer dem Kreis beſon⸗
ders zeigt in der Bewegung des Kopfes und in der Articu—
lation ſeiner Glieder die auffallendſte Aehnlichkeit mit dem
capiteliniſchen Loͤben aus Baſalt und mit denen der Aqua
felice. Der im Kreiſe erinnert dagegen unverkennbar an
den bekannten Barberiniſchen Löwen. Zwar ſetzt Winkel:
mann, nach den zu ſeiner Zeit bekannten Beweismitteln,
den Urſprung dieſer Werke in eine ſehr alte Periode und
namentlich vor Cambyſes; allein Winkelmann wußte noch
nicht, daß man noch unter der Regierung der Ptolomaͤer
in Hierogipphen ſchrieb, und unter griechiſchen Doctrinen
im altegyptiſchen Styl fortarbeitete, woran jetzt niemand
mehr zweifelt. So vereinigen ſich auch die meiſten Meis
nungen jetzt darin, die genannten Werke demjenigen egypti⸗
ſchen Styl zuzuſchreiben, der zwar noch die alten und tra—
dirten Formen, aber doch unter der Einwirkung der grier
chiſchen Lehren nachahmte, und die alte Rohheit und
Steifheit gegen eine gewiſſe Lieblichkeit und Dreiſtigkeit aus—
tauſchte — ſo weit dieſe immer von der Beobachtung der
alten Grundform zugelaſſen wurde. Gerade dieſer Kampf
zwiſchen der tradirten Form und dem beſſeren Wiſſen, der
alten Steifheit und der neuerlangten Fertigkeit zeigt ſich uns
deutlich als der eigenthuͤmliche Charakter im Styl unſeres
Zodiaks, und wir ſtehen deshalb nicht an, unſere Meinung
dahin auszuſprechen, daß dieſer, wie die vorhingenannten
Stuͤcke, mit denen er Vorzüge und Mängel theilt, aus der
alexandriniſchen Schule herſtamme, und alſo nicht uͤber
das dritte Jahrhundert vor unſerer Zeitrechnung hinausrei⸗
che. Hiermit ſtimmen die Anſichten der neueſten Reiſenden
in Egypten, Burkhardts und Belzonis uͤberein, und auch
Visconti wird für uns angeführt werden koͤnnen, obgleich
er unferes Erachtens ſich von dem Geiſt des Widerſpruchs
zu weit führen laͤßt, wenn er die Entſtehung unferes Zo⸗
diaks dieſſeits der chriſtlichen Zeitrechnung ſetzen möchte, ei—
ne Meinung, die in dieſer Ausdehnung verworfen werden
muß, weil in dieſer Zeit der Styl der blinden Nachahmung
ohne Nachdenken anfängt, dem unſer Monument offen⸗
bar nicht angehört. — Einen indirecten Unterſtuͤtzungsgrund
findet unſere Meinung uͤberdieß noch in der Vergleichung der
Tempel von Tentyris mit den anerkannt aͤlteren von Gour⸗
nah, Ybſambul und Edfou: denn welche wiſſenſchaftliche
Erfahrung unterftügte wohl die Rechnung von dem Alter
dieſer Werke, wenn ſchon die Annahmen unſerer Gegner,
in Abſicht der viel jüngeren Tempel von Denderah gegen
alle bekannte Erfahrung ankaͤmpfen, und uns unwillkuͤhrlich
in maͤhrchenhafte Suppoſitionen verwickeln wuͤrden?
Wie konnen uns nicht entſchließen, dieſen Gegen⸗
ſtand zu verlaſſen, ohne uns ein nicht ganz hiehergehoͤriges
Wort über die gepriefene „Schönheit“ diefes und ande-
rer egyptiſcher Monumente zu erlauben Die Sache iſt
ernſthaft, und wir nehmen uns vor, daruͤber einmal aus—
fuͤhrlich zu den Deutſchen zu ſprechen. Aber ſchon jetzt fra»
gen wir: Wohin werden wir endlich damit kommen, und
wird die Nachwelt einmal wiſſen, was wir wirklich fuͤr
ſchoͤn halten und was nicht, wenn wir fortfahren mit dem
ſchnodeſten Mißbrauch, alles was wiſſenſchaftlich intereſ⸗
ſant, anziehend, ja was lieblich und ſelbſt hübſch if, wenn
729
wir fortfahren, alles dieß mit grenzenloſer Leichtigkeit
ſſchoͤn“! zu nennen, ohne dem Worte die Beſchraͤnkung
des Relativen oder für einen beſondern Styl Bedingten
hinzuzufuͤgen? — Wie unvollkommen auch alle unſere bishe-
rigen Definitionen des Schoͤnen ſeyn moͤgen, ſo iſt doch
keine ſo mangelhaft, daß ſie allgemein auf egyptiſche Sculptur⸗
werke angewandt, dieſe nicht von allem Antheil an abfo-
luter Schoͤnheit ausſchloͤſſe. Und in der That, unter wel⸗
chem Geſichtspuncte waͤre der entgegengeſetzte Ausſpruch zu
rechtfettigen? Etwa unter dem des abfoluten ſchoͤnen der
als? Wie fern ſtehen die egyptiſchen Bildungen hiervon.
Oder unter dem der ſchoͤnen Form überhaupt? Die Egyp—
ter haben nicht einmal die menſchliche, geſchweige denn
die ſchoͤne menſchliche nachzuahmen vermocht. Oder unter
dem, der ſogenannten akademiſchen Schoͤnheit? Wer je
ein egyptiſches Bildwerk ſah, wird mit uns uͤbereinkom⸗
men, daß die Egypter keinen großen Anſpruch hierauf ma⸗
chen koͤnnen. Iſt es endlich die Schönheit der Motive,
des Ausdrucks, des Seelenzuſtandes, das Eingreifende in
Stellung, Bewegung, Leben, oder die Schönheit der Fa:
bel in ihren Compoſitionen, das Ruͤhrende, das Erſtaunen⸗
de in den Handlungen? — nichts von allem dem kann ih⸗
nen zugeſchrieben werden, wenigſtens nichts abſolut. Ne
lativ und im Vergleich zu dem bekannten Schlechteren, ja,
wir ſagen mehr, ſchoͤn in dem Geiſt dieſes Volks, und
dieſes Styles, mag man fie immerhin nennen; nur ſu⸗
chen wir nichts in ihnen, was vor dem griechiſchen Genius,
oder auch vor dem Grade der Entwickelung des Schönheits-
ſinnes, in dem wir uns befinden, beſtehen konnte, oder
was uͤberhaupt faͤhig waͤre, unſere Kenntniß von der ſch oͤ⸗
nen menſchlichen Form zu erweitern und fortzubilden.
Wir haben es gewagt, ein Bekenntniß auszuſprechen,
das manchem gar ketzeriſch erſcheinen wird, beſonders um
der Schlußfolgen willen, die daraus für die choragiſchen
Denkmale der Griechen, fuͤr die Giottoſche Periode in der
Mahlerey u. ſ. w. zu ziehen ſind; allein wir fuͤrchten die
Anwendung nicht, und dann iſt uns das Wort „ſchön““
ein viel zu hohes und der Begriff ein zu heiliger, als daß
wir ihn mit Gleichguͤltigkeit auf faſt alles, was hiſtoriſch im:
tereſſant, oder der Ttaͤger einer wichtigen Summe von
Kenntniſſen ſeyn mag, anwenden, und mit frevelnder Hand
die Grenzen einſtuͤrzen ſehen koͤnnten, die ihn von allen
verwandten Begriffen trennen. Die endloſe Breite und der
Mißbrauch des Begriffs des Schönen iſt es, gegen die wir
ankaͤmpfen, und die daraus nothwendig herfließende Ver⸗
wirrung der Begtiffe, die wir fürchten. Dennswenn wir
heute von allen Seiten den Begriff des Schönen an Bild—
werke knuͤpfen ſeben, zu deren charakteriſtiſchen Zuͤgen ei⸗
ne abgeplattete Naſe, eine zuruͤckgedraͤngte Stirn, ein her⸗
vorſtrebendes Kinn, Augen, die mit der Geſichtsbafis nicht
parallel ſtehen, geſchwollene Lippen, eine vollkommne Ab⸗
weſenheit aller Articulation, allen Ausdrucks, und Motive,
die den Situationen widerſprechen, Steifheit und harte
Contouren gehören, wo iſt dann die Grenze des Schönen,
und was hindert uns, immer im Schoͤnheitsbegriff jener
Volker, morgen die Bildung eines indiſchen oder chineſiſchen
Idols und endlich die eines Vitzliputzli ſchon zu finden? —
Das freylich iſt der Punct, wohin uns ein conſequentes
Fortſchließen in dem Syſtem der ſtrengen Charakteriſtiker
220
fuhrt, die es ſich nicht übel nehmen, mit ziemlich unver⸗
faͤnglichens Worten, den Satz zu werfechten: Es koͤnne ei⸗
ne Bildung auch trotz ihrer unſchoͤnen Form ſchoͤn ſeyn. —
Aber der Genius des Schönen behuͤte uns vor fo
heilloſer Lehre! Und fo laſſen wir denn auf dieſen, den
andern Wunſch folgen, daß recht viele unter allen Geſichts⸗
puncten fo intereſſante Monumente, als unſer Zodiak iſt,
in Europa eingebuͤrgert werden, und daß er bald aufhoͤren
möge, Privateigenthum zu ſeyn, um, ohne Unterbrechung,
den Augen, die ihn ſuchen, dargeſtellt zu bleiben. —
Paris.
*
Grundlinien der allgemeinen Pſychologie zum
Gebrauche bey Vorleſungen 5
von
Franz Anton Nuͤßlein,
Dr. und Profeſſor der Philoſophie in Aſchaffenburg, und aus⸗
wärtigem Mitgliede der Societaͤt für die geſammte Mine⸗
ralogie zu Jena. Mainz b. Kupferberg 1821.
Der Pfr. beweiſet ſich auch in dieſem Werke, wie in
ſeinen fruͤheren naturhiſtoriſchen Schriften und in ſeiner
Aeſthetik, als einen Mann von Talent, wofuͤr ihn auch
die hitzigſten Gegner anzuerkennen gezwungen waren. Was
dieſe Schrift wieder beſonders empfiehlt, iſt die dem Pfr.
ganz eigenthuͤmliche Klarheit, die Nuͤchternheit und Beſon⸗
nenheit der Anſichten, was für das Buch in der gegenwaͤr⸗
tigen Zeit um fo mehr einnehmen muß, indem der Myſti⸗
zismus nicht nur fein Gefieder, ſondern auch fein Haupt
ſtolz emporzuheben anfaͤngt. f
Nachdem der Pfr. in der Einleitung das Weſen ber
Seele entwickelt, den Umfang der Pſpychologie gezeichnet,
ihre Architektonik beſtimmt, ihre Geſchichte erzaͤhlet, und
die Hauptwerke der Pſychologie angefuͤhrt hat, geht er zur
Eintheilung der allgemeinen Pfychotogie uͤber, und handelt
in den drey Hauptſtuͤcken von dem Erkenntniß : Vermoͤ⸗
gen, von dem Gefuͤhl-Vermoͤgen und von dem Willens⸗
Vermoͤgen. Von großem Umfange iſt die Lehre des Ex⸗
kenntniß⸗Vermoͤgens. Es iſt hier die Rede
A. von dem Sinne, und zwar a. von dem äußern Sin⸗
ne nach ſeinen ſechs Modificationen. b. Von dem
innern Sinne. c. Von dem Allſinne und den hier
einſchlagenden Erſcheinungen, als . der Ahnung, 5.
dem ſogenannten prophetiſchen Traume, und 5. dem
Somnambulismus.
B. Von der Vernunft und ihren verſchiedenen Beziehun⸗
gen, als a. Wahrheitsſinn. b. Schoͤnheitsſinn. e.
Sittlichkeitsſinn. d. Religiöfer Sinn.
C. Von dem Verſtande und ſeinen verſchiedenen Functi⸗
onen. a. Von dem Begriffs-Vermoͤgen. b. Von
dem Urtheils-Vermoͤgen. c. von dem Schluß-Ver⸗
moͤgen. \
D. Von der Einbildungskraft. «a. Von der reproducti⸗
ven Einbildungskraft, g. Aſſociations⸗Vermoͤgen. G.
721
Gedaͤchtniß. y. Erinnerungskraft. b. Von der pro,
ductiven Einbildungskraft. 4. Von der willkuͤhrlich—
productiven, befonders von der Phantaſie. 6. Von
der unwillkuͤhrlich-productiven Einbildungskraft und
den einſchlagenden Erſcheinungen, als ag. Traum,
60. Verrücktheit, 57. Schwaͤrmerey. . Von dem
Bezeichnungs⸗Vermoͤgen. In der Lehre von dem
Gefühl’: Vermögen wird nach Entwickelung des Be—
griffes von der Verwandtſchaft und der innern Ver—
ſchiedenheit der Gefühle geſprochen. A. Von den ſinn⸗
lichen Gefühlen. B. Von den vernünftigen Gefüh:
len. C. Von den Affecten. Und eben fo in der Leh—
re von dem Willens⸗Vermoͤgen. A. Von dem ſinn⸗
lichen oder egoiſtiſchen Willen. B. Von dem ver⸗
nuͤnftigen oder Univerſalwillen. C. Von dem intelli⸗
giblen Willen.
Dieſer kurze Umriß mag als Beweis dienen ſowehl
von der Vollſtaͤndigkeit des Werkes, als auch von der na⸗
turgemaͤßen Anordnung des Ganzen. Von der vollen Gar:
be will Recenſ. nur noch einige Aehren ausheben. Vor⸗
trefflich iſt entwickelt der Begriff der Seele. Der Verfr.
ſchoͤpfte ihn nicht aus der Oberflaͤche gemeiner Erfahrun—
gen, ſondern entwickelte ihn, von dem letzten Grunde
aller Dinge ausgehend, aus der Idee deſſelben, und wies
feine Realitaͤt in der Erfahrung nach, wodurch man die
Natur der Seele verſtehen, und die Nothwendigkeit ihres
Weſens einſehen lernt.
Dieſet Deduction zu Folge iſt die Seele weder Kol:
ge der koͤrperlichen Organiſation, noch ein bloßes Denken,
Fühlen und Wollen, fondern der Mittelpunet in dem Um-
kreiſe des Univerſums, die Ineinsbildung von Natur und
Geiſt, die Natur aber iſt dem Verfaſſer nicht ein bloßes
Bilden, ſondern auch ein Wiſſen, aber ohne Reflexion, ein
unreflectirtes Wiſſen. Durch dieſe Anſicht von der menſch⸗
lichen Seele wird nicht nur der unnatuͤrliche Zwieſpalt, den
man in das Menſchenleben eingeführt hat, aufgehoben,
und der Menſch in der Einheit begriffen, in welcher er vor
uns ſteht, ſondern auch die ſonſt raͤthſelhaften Erſcheinungen,
3. B. der Allſinn, der Somnambulismus erhalten ihre ganz
einfache und natürliche Deutung, ohne daß man ferner zu
goͤttlichen oder daͤmoniſchen Eingebungen, oder zu einem
erganiſchen Aether ſeine Zuflucht nehmen muß. Was
in der Lehre von dem aͤußern Sinne den Recenſ. beſonders
anſprach, iſt die zwiſchen den Naturfunctionen und den
Sinnesfunctienen nachgewieſene Harmonie. Das Geſichts—
Organ z. B. entwickelt Licht, das Gehoͤrorgan Schall, das
Gefuͤhlorgan Waͤrme, das Riechen iſt ein elektriſcher Pro⸗
zeß, das Schmecken ein chemiſcher. — In der Region der
Vernunft treiben gegenwärtig der Supernaturalismus und
der Myſtizismus ihr Spiel, daher eine nuͤchterne Darſtel⸗
lung der Vernunft, wie fie uns der Pfr. gibt, von hohem
Werthe iſt. Die Vernunft, fage man, fol aus ſich und
durch ſich nichts um Gott und goͤttliche Dinge wiſſen, fon:
dern nur durch Höhere Mittheilung. Aber wenn dem Gei—
fe die Idee oder der Sinn für die Höhere Welt urfprüng-
lich mangelt, ſo iſt auch alle hoͤhere Mittheilung zwecklos,
fo wie alles Reden über Licht und Farben zu dem, welchem
urſprünglich das Geſicht mangelt. Das Ueberſinnliche, fa:
gen andere, wird nur durch das Gefuͤhl erkannt. Treffend
Iſis 1842 Heft VII.
— — — —
722
erwiedert dagegen der Vfr., daß dadurch nicht nur dem My⸗
ſtizismus die Thuͤre ‚geöffnet, ſondern auch die natuͤrliche
Ordnung der Dinge umgekehrt, alles Wiſſen und alle Wiſ⸗
ſenſchaft aufgehoben werde. Durch das Gefuͤhl nehmlich er:
kennt man nie die Natur oder das Anſich der Dinge, ſon—
dern jedesmal nur ihr Verhaͤltniß zu dem Gefuͤhlvermoͤgen.
Und ſelbſt die Erfahrung bezeugt es, daß das Gefuͤhl der
Erkenntniß nicht vorgehe, fondern nachfolge. So ſchweigt
3. B. das ſittliche Gefühl fo lange, als der moraliſche
Werth der Handlung unerkannt iſt. Etwas anderes iſt das
moralifhe Gefühl, und etwas anderes der moraliſche Sinn,
welcher die Vernunft ſelbſt iſt. Der moraliſche Sinn iſt
vergleichbar der oberrichterlichen, das moraliſche Gefuͤhl der
vollziehenden Gewalt; die Vollziehung ſetzet aber jedesmal
Erkenneniß, Urtheil und Spruch voraus. Lichtvoll iſt
die Bedeutung des Verſtandes auseinandergeſetzt. Sinn unz
Vernunft find zwar, ſagt der Verfaſſer, die Quellen der
Erkenntniß der Dinge, aber weder der eine noch die ande⸗
re ſetzt uns in den Stand, uͤber unſere Erkenntniß Rechen⸗
ſchaft zu geben. Dies wird durch den Verſtand moͤglich.
Mittelſt des Verſtandes lernen wir erſt die Wahrheit deſſen,
was wir durch den Sinn oder die Vernunft unmittelbar ers
kannt haben, begreifen, verſtehen, d. h. aus Gründen ein:
ſehen. Dazu aber wird erfordert allgemeine Regel, Sub⸗
ſumtion des Beſondern unter die allgemeine Regel, und
dann Erkenntniß mittelſt der Subſumtion, woraus der Vers
faſſer die Functionen und Thaͤtigkeiten des Verſtandes ent⸗
wickelt.
Leſenswerth iſt, was der Pfr. uͤber das Schlußver⸗
mögen und vorzüglich über das Vorherſehungsvermoͤgen
fagt. — Die Einbildungskraft nach ihren verſchiedenen Ber:
aͤſtungen und Verzweigungen iſt vollſtaͤndig und ſchoͤn ent⸗
faltet. Die productive Einbildungskraft zeigt der Verfaſſer
von einem höheren Geſichtspunete, als man fie zu ſehen
gewohnt if. — Kurz, aber charakteriſtiſch, iſt die Zeich⸗
nung der philoſophiſchen und religioͤſen Schwaͤrmerey. —
Vorzuͤglich bemerkenswerth findet Recenſ., was der Pfr.
von dem religioͤſen Gefuͤhle und der daraus herporgehenden
äußern Religion anfuͤhrt. — Die Natur des Willens und
die Vollkommenheiten deſſelben, die der Verfr. in Meise
heit, Maͤßigkeit, Tapferkeit und Standhaftigkeit ſetzet, ſind
klar entwickelt. Das Verhaͤltniß zwiſchen Affect und Lei⸗
denſchaft iſt richtig auseinandergeſetzt. Der Verfaſſer nennt
den Affect eine acute, und die Leidenſchaft eine chroniſche
Krankheit, und fuͤhrt dieſe Idee recht ſchoͤn durch. Nir⸗
gends hat Recenſ. noch das Weſen des vernuͤnftigen Wil⸗
lens fo deutlich und genau entziffert gefunden; der Verf—
enthuͤllte es aus der Natur der Liebe, des Beſtimmenden
dieſes Willens,
Rec. bricht ab, um nicht die Schranken einer Anzei⸗
ge zu uͤberſchreiten, und verweiſet an das Buch ſelbſt,
welches gewiß jeden Leſer befriedigen und erfreuen wird.
Nur muß er noch bemerken, daß der Pfr. dieſer Schrift
eine große Vertrautheit mit den roͤmiſchen Claſſikern bewei⸗
ſet: denn faſt uͤberall ſind paſſende Stellen aus römiſchen
Autoren angeführt, Beſonders macht Rec. aufmerkſam auf
die Ciceronianiſchen Stellen, welche der Darſtellung des
Freyheits⸗Triebes und des 5 beygefuͤget find,
4
723
Möchte der Verf. auch die übrigen Theile der Philoſophie
recht bald im Drucke erſcheinen laffen,
Zwey Hauptgebrechen der teutſchen Wiſſenſchaft
als Philoſophie.
1. „Aogik iſt unſere erſte philoſophiſche Wiſ—
ſenſchaft.““ Wie muß nach dieſer Anſicht die Philoſophie
der Theologie gegensber, wenn Letztere die Lehre von dem
Chriſtenthume, dem Ueberſinnlichen u. ſ. w. heißt, erſchei⸗
nen? — Der Verſtand iſt dekanntlich die logiſche Kraft,
und, obwohl kein Sinnliches, doch gleich demſelben ein
Brauchbares, d. h. vereinbar mit dem, worauf der Menſch⸗
heit Wuͤrde und Heil beruhet, aber auch nicht weniger
trennbar von demſelben. Wer mag laͤugnen, daß die Lo—
gik als ſolche, dieſe Feinheit, Gewandtheit u. ſ. w. auch
demjenigen, der ſich mit dem hoͤchſten Zwecke der Menſch⸗
heit im praktiſchen Gegenfage befindet, wohl zu Gebote ſte⸗
hen koͤnne? — Das Verſtaͤndige oder Logiſche als ſolches
ſteht demnach, wenn eben ſein Werth in Betracht gezo—
gen wird, mit dem Sinnlichen auf Einer Linie. Wird da⸗
her die Logik als ſolche in die Elaſſe der Philoſophie ge:
fetzt: dann faͤlt dieſe nothwendig, kraft der Folgerichtiakeit,
hinab in die Kategorie des Irrdiſchen; und wie der Himmel
über der Erde erglaͤnzt ſodann die Theologie über derſelben.
Wie der neuaufſtrebende Obſcurantismus dieſe Anſicht von
der Phileſophie benutzen koͤnne, ſpringt in die Augen. —
Ganz anders iſt das Ergebniß, wenn die Logik zuvörderſt
nur als Vorbereitungswiſſenſchaft (Propaͤdeutik), aber nicht
bloß zur Philofophie, mit Beſtimmtheit aufgeſtellt wird.
Welche Sache, welcher Gegenſtand auch anfgefaßt und darge:
ſtellt werde: der Denker als folder, mithin der logifche
Kopf, it überall noͤthig; und das Werkzeug muß vorge—
bildet ſeyn, welches da angewendet oder gebraucht werden
ſoll. Wenn aber in der Philoſophie, nicht in der Empi⸗
rie oder Phyſie als ſolcher (Mineralogie, Botanik u ſ. w.),
ſodann das logiſche Moment noch eine beſondere Auszeich—
nung fordert: fo iſt es, weil nur da, auf dem Gebiete
des Ueberſinnlichen, eine ganz eigene Gefahr im Betreff der
Logik obwaltet, — die Gefahr, dieſelbe entweder zu übers
fhägen und ſomit oben an zu ſetzen, oder ſie auszuſchlle⸗
ßen bey dem Blick auf die Sache, welche dann, wie im
Lichte des Idealen, fo in der Geſtalt des Einen hervorge⸗
het Daher in dem erfien Falle der Intellectualiemus (For⸗
malismus), und in dem andern der Hyperidealismus, oder
auch, von dieſer Seite betrachtet, der Myſticismus. Keine
dieſer Gefahren findet ſich im Felde der empiriſchen Wiſ⸗
ſenſchaften:
1. ber Gegenſtand iſt hier nicht unſichtbar, und die Ferm
kann deſto weniger vordringen, je größer die Fulle
des Sachlichen iſt: alſo die leere Speculation, das
Begriffefpiel u. ſ. f. kann hier nicht eintreten; und
2. das Beduͤrfniß der logiſchen Charaktere, Ordnung,
Deutlichkeit u. ſ. w. dringt ſich deſto mehr auf, je
reichlicher die Ausbeute der Forſchungen iſt, waͤhrend
dort das Ueberſinnliche oder Goͤttliche, felbft in den
Geſtalten des Rechtes und der Sittlichkeit, das Ge⸗
— [0
x 724
muͤth dergeſtalt einnehmen und befchäftigen kann, daß
die Form, von welcher die Beſtimmtheit und Deuts
lichkeit ausgehen ſoll, mißkannt, vergeſſen oder zuruck
gedraͤngt wird. 5
So moͤgen wir die reine und die angewandte Lo⸗
gik unterſcheiden, und, indem Erſtere (die formale Wiſſen⸗
fchaft) als Vorbereitung für jede Sache und fo zu jeder
Sachwiſſenſchaft erſcheinet, — Letztere in der Philoſophie als
lein noch beſonders als Beſtandtheil, aber ſonach nur als
den zweyten hervorheben. Daher die bekannte, neuerlich
auf teutſchem Boden ſo geltend gewordene Setzung in Ab⸗
ſicht auf die Philoſophie: „Weſen und Form z“, wo
denn eben jenes den metaphyſiſchen, dieſe aber den logi⸗
ſchen Beſtandtheil derſelben ausmacht. Aber wie oft dringet
noch der bekannte Ariſtotelismus vor! „Subject und
Object“ — dem Logiſchen und Phyſiſchen it im Ganzen
noch immer die herrſchende Schulſetzung; und wohin fuͤh—
ret dieſe als Grundſatz, hat man je Kraft oder Muth ge:
nug, die Folgerichtigkeit durchzuführen? — Wird hingegen
das Logiſche als ſolches, fo oder anders geftattet, zum Ran⸗
ge der Philoſophie erhoben: dann faͤllt jede andere Lehrt
nothwendig, nach demſelden Grundgeſetze der Wiſſenſchaftlich⸗
keit in die Sphaͤre des Logiſchen hinab; und ſelbſt die
Worte⸗Rechtsphiloſephte, Moralphiloſophie“ u. ſ. f. werden
ein leeres Spiel. Denn nie konnen weſentlich verſchiedene
Bedeutungen mit einem und dem elben Hauptworte, wenn
dieß ein eigentliches iſt, verknuͤpft werden. (Ein ganz
Anderes iſt es z. B, wenn von der „moraliſchen und phyſi⸗
ſchen Natur des Menſchen geſprochen wird; denn was heißt
„Natur“ mit dem erſten Beyworte?) Soll alſo dem In⸗
tellectualismus auf der einen Seite, und dem Obſcuran⸗
tismus auf der andern, zumal wie Letzterer jetzt wieder in
mehr als Einer Geftalt des Poſitiven eingreifen moͤchte,
vom Grunde aus geſteuert und vorgebeugt werden: fo muͤſ⸗
fen wir die Logik fals ſolche) aus der Claſſe der philofophis
ſchen Wiſſenſchaften oder Disciplinen geradezu wegſtreichen.
Alſo, wie paradox es auch klingen mag,
A. der Lehrer der Logik iſt kein Profeſſor der Philo⸗
ſophie — kein Mitglied der philoſophiſchen Facultaͤt;
und
B. die bekannte Schulſetzung: „Logik und Meta⸗
phyſik“ iſt ganz ungültig, ſo eingewurzelt diefer Ari⸗
ſtotelismus, — ſo befeſtigt er durch die Macht der
Zeit, der Angewoͤhnung und des Anſehens auch uͤber⸗
all ſeyn mag: er iſt ſchlechthin verwerflich, weil er
kraft der Folgerichtigkeit nur dem Materialismus, zus
mal dem pfaͤffiſchen und despotiſchen, zu Gute kommt.
Daher folget denn weiter:
a. die Logik als ſolche, dieſe formale Wiſſenſchaft, ge⸗
hört gar nicht an die Hochſchule, ſondern dieſelbe füllt
dem Gomnaſium anheim: aber fo iſt fie denn eine
Vorbereitung zu jeder Sachwiſſenſchaft, und
p. auf der Hochſchule, im Vortrage der allgemeinen
Philoſophie, kommt ſie nur ſo weit noch beſonders
vor, als hier das Verhaͤltniß des logiſchen Elements
zu dem metaphyſiſchen, im Gegenſatze mit jedem der
gedachten Extreme, beſtimmt werden ſoll. d
725
Dieſe Anſicht aber kann nicht wohl einleuchten wo⸗
fern nicht wey Grundſetzungen zuvoͤrderſt beſtimmt erfaſſet
find: 1. Sache und Form, und 2. zweyerley Sa⸗
chen: das Ueberſinnliche und Sinnliche, damit nehmlich
weder das Formale mit dem Realen verwechſelt, noch
das eine Reale mit dem anderen vermiſcht werde. Mir
hung und Trennung find, in dieſer Hinſicht, die Er:
treme; die Unterſcheidung iſt die Wahrheit in der Mit
te: ohne dieſelbe entſteht nothwendig, mehr oder weniger,
die Verwirrung, die babvlonifche Sprachverwirrung und da⸗
mit eine Stoͤrung, welche in das Innerſte der Wiſſenſchaf⸗
ten weir bineingreifet. Der Phyſiker (im weiteren Sinne)
greift die Metaphyſik nicht an — wirft oder ſpottet das
Ueberſinnliche nicht weg, wie der Materialiſt: aber in ſei⸗
nen Kreis, als Gegenſtand ſeiner Wiſſenſchaft nimmt er
daſſelbe eben fo wenig auf. Und fo gedeiht, fo gewinnt je:
de Sachwiſſenſchaft, indem jede an ihrem Orte und zu ih:
rer Zeit bearbeitet wird Das Ueberſinnliche kann jedoch
erſt weiterhin wahrhaft erglaͤnzen, indem es ſich zum Sitt⸗
lichen (Moraliſchen), Rechtlichen und Religiöſen geſtaltet,
ſo wie gerade in ihren Hauptzweigen die Philo ſophie der
Pfrafferey und der Despotie (weder der Kirche noch dem
Staate!) ſcharf entgegen tritt. Aber zuvoͤrderſt muß die
Philo ſophie uͤberhaupt, von Seiten ihres Gegenſtandes (Ob⸗
jects) angeſeben, im ſcharfen Gegenſatze mit dem Materia⸗
lismus erfaßt ſeyn, gerade wie ſelbige in Betracht des
Subjects — des Meuſchen nach feiner Beſtimmung zur
Philoſophie — dem Weſen nach der Sophiſtik, und der
Form nach der Myſtik entgegenſteht. Wer moͤchte dem
Sophiſten das Weſen der Philoſophie,
dem Einen aͤchten Geiſte, zugeſtehen? und wer dem My—
ſtiker die Form, wie davon die Beſtimmtheit und Deutliche
keit ausgehet, zuſchreiben?
Wofern aber noch jemand einwenden koͤnnte: „Es
gibt kein Weſen ohne Form;“ fo müßten wir ber
merken: Es gibt allerdings kein Jaturweſen, wel⸗
ches da ſichtbar iſt, ohne irgend eine Geſtalt; aber
welche Empirie, welche Gemeinheit! — das Weſen in fols
cher Verbindung mit der Philoſophie iſt ja kein Bleibendes,
Allgemeines, ſondern eine Beſchaffenheit, deren Daſeyn
von- der Selbſtthaͤtigkeit abhängt; aber in die Kategorie
des Ueberfinnlichen oder Göttlichen gehört zugleich dieſe Be—
ſchaffenheit. Denn eben dieſe tritt ein, ſo wie jenes — die
Vernunft, in Ermangelung eines anderen Wortes — im
Menſchen als Subzecte, d. i. in irgend Einem, verwirklicht
wird. Und ſollte noch behauptet werden: „Weſen und
Sorm find an ſich Eines;“ fo wollen wir dieſer Ber
hauptung gerne beyſtimmen, ſobald von dem Einen,
der nicht philoſophirt, die Rede iſt: in der Gott⸗
heit, oder, wenn man lieber will, in Gott, alſo in dem
Ideal (r SSozm⁰) erſcheinen und find akerdings Weſen und
Form ganz Eines, indem Vernunft und Verſtand in der
Gottheit abſolut, d. h. vollkommen und ſo nicht minder
unzertrennlich als ungetrübt, erfaßt werden muͤſſen. Dieſe
abſolute Einheit geht folglich nur als Idealpunct in die
Menſchenwelt ein: fo ſchwebet und leuchtet fie dem ſtreben⸗
den (ſubjectiven) Menſchen ver — ſtets völliger, aber
nie vollig erreichbar! -
ausgegangen von,
726
II. Die Philoſophie wird in die theoreti⸗
ſche und praktiſche abgetheilt, waͤbrend zuvoͤr⸗
derſt beyde — Philoſophien? — akademiſche Lehrgegenſtaͤn⸗
de ſind oder ſeyn ſollen! Wie eingewurzelt iſt beſonders
dieſer Ariſtstelismus, jener gemeine, nur fuͤr den Stand—
punct des aͤußern Lebens gültigen, Anſicht zufolge. „Ver—
ſtand und Wille,“ — dieſer Nachbildung des alten Ari⸗
ſtoteliſchen: Heoontisn zul mouxtınn etc.!! Aber wo iſt
denn hier zuvoͤrderſt die Eine Philoſophie? Oder was ver
bindet denn eigentlich dieſe zwey, die fogenannte theoretis
ſche und praktiſche Philoſophie? Jene, ſagt man, bat
„theoretiſche Gegenſtaͤnde,“ diefe aber „praktiſche.
Aber was find denn jene? — Die theoretiſche Philoſophie,
ward ferner gefagt, hat das Wiſſen, und die praktiſche das
Wollen zum Gegenftande, . Alſo das Wiſſen waͤre Eines
mit den theoretiſchen Gegenſtaͤnden, und folglich dieſe nichts
weiter, als die Denkgeſetze eder Denkregeln. Denn wenn
das Wiſſen als ſolches, indeß man von jeder Sache, wel:
che da gewußt werden mag, abſieht, ins Auge gefaßt
und detrachtet wird; ſo erſcheint ja nichts weiter, als das
Formale, Logiſche. Und die Philoſophie, indem fie theore=
tiſch heißt, faͤllt nothwendig wieder zur bloßen Logik herab:
und heiße ſie dann auch praktiſch, ſo nimmt ſie auch in dieſer
Geſtalt an demſelben Falle eben ſo nothwendig Theil, d.
h. die Philoſophie wird aufgehoben; ein Ergebniß, welches
dem Materialismus, zumal in jenen zwey praktiſchen Ge—
ſtalten, böchft willkommen ſeyn muß! — Ja dieſer Fall
trifft um fo gewiſſer ein, da eben die theoretiſche Philo fo⸗
phie obenan ſteht und, beſonders als ſpeculative, erglaͤnzet.
— Wirkt uͤberdieß die alte „Phyſik und Ethik,, des Ariſto—
teles nach, wenn auch mit der Kant'ſchen Zugabe: „Na:
tur- und Freyheitsbegriff;“ fo wird die theoretiſche Philo—
ſophie, wo ſie eben nicht als Logik hervorgehen und etwa
wieder Magddienſte thun ſoll, in die Phyſik geſetzt, waͤh—
rend natuͤrlich die praktiſche, bey ſolchem Gegenſatze, als
Ethik auftritt. Iſt doch ſolche Beſtimmung ſelbſt bey dem
bekannten „Neuen Kritiker der Vernunft“ ſo ausdruͤcklich
als moͤglich hervorgegangen! Aber dieſes Ergebniß muß
natuͤrlich dem Pfaffenthume noch angenehmer ſeyn, ſobald
es auf die Sache ankommt. Wer mag läugnen, daß eben
die pusıg oder das Phyſiſche und ſomit der Gegenſtand der
Phyſik als ſolcher — dem Irrdiſchen ſey? Alſo wie der
Himmel uͤber der Erde ſteht oder ſchwebt dann jene foge-
nannte Theologie wiederum uͤber der Philoſophie: kein
Wunder, wenn dieſe hinabſinkt (im Wahne des Hypertheo—
logen) zur „profanen Wiſſenſchaft.““ Dahin fuͤhren die
„theoretiſchen Gegenſtaͤnde,“ ſeyen dann ſolche die ſogenann⸗
ten Gedankendinge — eigentlich bloß Formales — oder ein
Reales, aber bloß Phyſiſches, da hingegen z. B. das Recht,
von der Macht als ſolcher (der „phyſiſchen Staͤrke“) offen⸗
bar der Sache oder dem Weſen nach verſchieden, als ein
Ueberphyſiſches erkannt werden muß. Mit dem Ueberphyſi⸗
ſchen aber iſt, im Grunde, das Metaphyſiſche ganz Eines.
Denn eben dasjenige, was in der bekannten, aufſteigenden
Linie des Paͤdagogikers (Sinnlichkeit, Verſtand, Vernunft“)
als ein Nachphyſiſches vorkommt, ſtellet ſich ja, ſobald
man herabſteigt, als ein Ueberphyſiſches dar. Daran
nimmt der (jeder) Menſch feiner hoͤcſten Anlage nach Theil,
und ſo weit findet ſich der Gegenſtand aller Philoſophie
in dem Menſchen; der Grund der Philoſophie aber liegt
l
ſchlechthin im Menſchen nach der Idee, d. i. im „Goͤtt—
lichen in uns“ — nach Platons bekanntem Worte.
Wie nun dieſer Grund, objectiv und ſubjectiv hervor⸗
gehe (entwickelt werde), kann nur aus dem Entwickelungs⸗
gange der Vernunft ſelbſt erkannt werden. Hierbey er⸗
ſchließt ſich zuvoͤrderſt die Geneſis aller Philoſophie, wie
da in irgend einem, welcher dann in der That Subjeet
derſelben iſt, die Philoſophie zu Stande kommt. Von Al⸗
le dem iſt natuͤrlich keine Rede, nachdem man die „Philo⸗
ſophie“ zur bloßen Logik oder zur Wiſſenſchaft des Sinnli—
lichen, des Phyſiſchen als ſolchen, herabgewuͤrdigt hat.
Dann mag der Poſitiviſt ganz folgerecht in ſeiner Weiſe,
unter der Firma des Goͤttlichen, Himmliſchen, Uebernatür:
lichen u. ſ. f. allerley aufſtellen, was mit dem Goͤttlichen
im Menſchen — mit der Sache, worin eigentlich die ange⸗
berne Menſchenwuͤrde beſteht — ſchlechterdings in keinem
innern, fachlichen Zuſammenhange ſtehet. Aber wo iſt dann
eine Grenze für feine Poſitionen? Und woher eine
Schutzwehr gegen die Vorſpiegelung, den feinen und gro:
ben Betrug? — Wie hingegen das Reine (Rationale) ſelbſt
zu dem Poſitiven, welches guͤltig iſt, und hiemit zu einem
Hiſtoriſchen ſich geſtalte, begreift dieſer Poſitiviſt gar nicht.
Das Hiſtoriſche, worauf er baut, iſt bloß ein Aeußeres,
Phyſiſches oder Natuͤrliches in der eigentlichen Bedeutung
des Wortes, wie oft er auch mit dem Worte „üuͤbernatuͤr⸗
lich“ um ſich werfen mag. Um ſo mehr befreundet ſich mit
dieſem Poſitivismus jene Politik, welche von den „Hhiſtori—
ſchen Grundlagen,“ dem „hiſtoriſch begründeten Menſch⸗
thum,, ꝛc. ſchwatzt, aber von einem Rechtsgrunde, der im
Weſen der Menſchheit liegt, uͤberall nichts weiß oder wiſſen
will. Wo faͤnde ſich fuͤr dieſe Empirie irgend eine Grenze,
wo ein Leitſtern gegen ihre Truggebilde, ſobald von der Er⸗
fahrung, nicht von der Vernunft, von der Geſchichte (in
dieſem Sinne), nicht von der Philoſophie, ausgegangen
wird?? Die Willkuͤhr, die Despotie, hat dann freyes Feld
zu ihren Poſitionen — zu jedem Poſitisen, das ihrem
Zwecke, der Hab- und Herrſchſucht, zuſaget. Kein Wun⸗
der, wenn ſich dieſer Poſitivismus mit jenem verbindet,
wo nicht eben der Kampf um die Beute ſie trennt! Aber
auch kein Wunder, wenn ſodann die religioſe und politiſche
Schwaͤrmerey auf der andern Seite hervorgetrieben, und der
Werth des Hiſtoriſchen, wie es einleitend nach paͤdagogi⸗
ſcher Anſicht und zum Behufe der Ausführung im Dienſte
der Vernunft unentbehrlich iſt, verkannt wird!
Die Napoleon'ſche Despotie handelte ganz folge⸗
recht, indem ſie die Rechtsphiloſophie von ihrer großen
„Univerſitaͤt“ (2) ausſchloß. Aber die Moral- und Re:
ligionsphiloſophie wurden von derſelben nicht weniger
verbannt. Und die Folgerichtigkeit war bloß durchgefuhrt, als
die Philoſophie ſelbſt, der Name ſowohl als die Sache,
entfernt ward. Dieſer Despotismus verfuhr demnach ganz
offen: und wir koͤnnen ihm wenigſtens keine Heuchelei oder
Spielerei mit dem Worte vorwerfen. Denn was gewaͤhrt
uns der Name „Philoſophie,“ wenn unter demſelben nichts
weiter gegeben wird, als Legik und eine ſogenannte Meta:
phyſik (einige allgemeine Formeln, die ſich, kraft der Folge⸗
richtigkeit, wieder in bloße Logik auflöfen), in Verbindung
mit der Phyſik, aber ohne jede Anſchließung an das höhe⸗
tr, wetaphyſiſche Princip? So verfuhr noch in einer neu⸗
— -
8 728
eren Zeit der Jeſuitismus, der ſich in einer ſuͤbteutſchen
Reichsſtadt am laͤngſten erhielt, am muthigſten auftrat,
und jetzt in einem weiteren Kreiſe, ſelbſt unter dem Schu⸗
tze eines bekannten Concordats, wiederkehren moͤchte. Kluͤg⸗
lich gab derſelbe keine Rechts- und Religionsphilsſophie; ja
er ſtraͤubte ſich maͤchtig, ſelbſt gegen den Wunſch eines Bi⸗
ſchofs, der Churfuͤrſt war, die Ethik oder Moralphiloſo⸗
phie lehren zu laſſen. Ganz folgerecht! Denn wie vertruͤ⸗
ge ſich dieſe, wofern mit dem Worte nicht geſpielt wird,
mit jenem Poſitivismus? Und wie koͤnnte fie wahrhaft ge»
lehrt werden, verbinde man nicht mit derſelben die Religi⸗
onsphiloſophie? Dieſe aber, indem fie eben im Gegenſatze
mit dem Materialismus (Naturalismus) durchgeführt wer⸗
den fell, iſt nothwendig dem maskirten Naturaliſten vor
allem Andern ein Dorn im Auge. Alſo gerade da, wo die
Philoſophie in die wichtigſten Gegenſtaͤnde und Angelegen⸗
heiten der Menſchheit eingehet, wird ſie aufgehoben oder
ausgeſchloſſen, waͤhrend man die ſogenannte theoretiſche oder
ſpeculative Philoſophie ſpielend auffuͤhrt. Natürlich heißt
dann ſolche, im Grunde nichts weiter als Logik und ſoge⸗
nannte Metaphyſik, eine Magd der Theologie (ancilla seu
famula theologiae) ; und was iſt fie denn dem ſogenann⸗
ten Juriſten, dem Poſitiviſten in dieſer Geſtalt, in Bezug
auf ſeine Jurisprudenz, heiße er dieſe auch Rechtswiſſen⸗
ſchaft? Den Stoff gibt überall die Geſchichte als bloße
Empirie: von einer Anſchließung derſelben an die Philo-
ſophie, und ſomit von einem tieferen Sinne, welcher den
Gehalt und den Namen der Wiſſenſchaft ihr gewaͤhren koͤnn⸗
te, iſt da uͤberall keine Rede, die Form aber wird von
der ſogenannten Philoſophie, d. i. von der Logik, gegeden.
Naiv iſt eine Erklarung, die in Betreff der Metaphyſik
vor kurzem in einer bekannten katholiſchen Literatur-Zei⸗
tung aufgeſtellt ward: „Die Metaphyſik iſt eigentlich dazu,
damit die Wahrheiten der geoffenbarten Religion (2?) or⸗
dentlich, klar, deutlich u. ſ. f. dargeſtellt werden.“ So
hat jener Ariſtotelismus von jeher dem Pfaffen⸗
thum beſonders gedient. 8 5 \
Spreche man auch, um die Metaphyſik zu bezeichnen,
von „rein- ſpeculativen Unterſuchungen““ dieſes
Reine ſtoͤret den Poſitiviſten gar nicht; es laͤuft ja doch
auf ein Logiſches, wenn auch auf ein geſteigertes, hinaus.
Und eben fo wenig findet er ſich gewiß durch ein „Verz
nuͤnftiges,““ welches mit dem „Wirklichen“ Eines iſt,
geftört. Denn die ideale Anſicht, vermoͤge welcher die
meraliſche Weltordnung (im Univerfum), und damit ohne
die Vernunft, ohne dieſe Grundlage im Kreiſe einer geiftie
gen Individualitaͤt, überall kein wahrhaft Sependes oder
Wirkliches erſcheinet, bleibt fern von dem Sinne eines
ſolchen Politikers. Der idealiſche Ausſpruch dienet ihm nur
als Maske, als neue Beſchoͤnigung jener hiſtoriſchen Grund-
lage: jede Despotie, jede Tyranney iſt ihm daher, wie ein
Wirkliches, fo ein Vernünftiges; denn „Beyde find Ei⸗
nes," und das Türkenthum ſelbſt ward, in feinem
Sinne oder nach ſeinem Wahne, von der „Vernunft!
gebaut. Wie ganz anders erſcheint die Sache, wenn ſich
mit der Vernunftanſicht diejenige Beobachtung verbindet,
welche, von dem ethiſchen Begriffe ſelbſt nicht trennbar,
dem Reiche der Menſchheit angehört, und dann vorzugs⸗
weiſe die geſunde Beobachtung heißt! Die Unſittlichkeſt
759
(Immoralität) oder, deren Steigerung, das Laſter, fo wie
die Willkuͤhr oder Despotie zur Tyranney geſteigert, ift da
fuͤrwahr eben fo wirklich als unvernünftig. Und im
Gegenſatze damit fol eben das Vernünftige — dasjenige,
was an ſich gut und recht iſt — verwirklicht (in dieſen
Kreis der Menſchheit immer mehr eingeführt, oder, mit Ei⸗
nem Worte, ausgefuͤhrt) werden. Nur kann die Verwirk⸗
lichung im Aeußeren nicht eintreten, wenn nicht erſt die
Verwirklichung — der Vernunft — im Innern vorgegan⸗
gen iſt. Soll aber die Ausführung gelingen, ſoll nicht
vielmehr trotz der guten Abſicht, welche mit der innern Ver⸗
wirklichung eintrat, der Mißgriff und ſomit das Mißlingen,
ja vielleicht das gerade Gegentheil deſſen, was man beab⸗
ſichtigt, erfolgen: fo muß die Blugheit hinzukommen,
auftretend im Dienſte der Vernunft, wie ſolche zur Ver⸗
nünftigkeit, vermöge des Willens, entwickelt iſt. Und eben
bie Klugheit iſt ohne die Erfahrung, ohne die Geſchichte,
indem fie die Menſchen- oder Sachkenntniß von dieſer
Seite gibt, unmoglich. Alſo gleichwie die Geſchichte durch
ihre Nachweiſungen an dieſem und jenem Orte, zu dieſer
und jener Zeit dasjenige beſtaͤtigt, was die Philoſophie als
gültig für alle Zeiten und Orte aufgeſtellt hat: fo ſchlie⸗
ßet ſie weiter an dieſe ſich an, indem Letztere in dieſen
Kreis des Lebens eingehet oder praktiſch wird — ſich zur
Philoſophie des Lebens fortbildet. Daher „der prafti-
ſche Philoſoph!“
Und was heißt demnach „praktiſche Philoſophie?“
— Sehen wir zuruͤck auf die Philoſophie, wie ſolche auf
ihrer realen Seite nicht allein objectiv dem Materialis—
mus und dem Formalismus lerſterem poſitiv, und letzterem
negativ), ſondern auch ſubjectiv der Sophiſtik entgegenſteht,
während ſie der Myſtik bloß auf ihrer formalen Seite oder
ſo weit, als dem Myſtiker die angemeſſene Form mangelt,
entgegengeſetzt werden kann: ſo erſcheinet ja wieder das
Weſen der Philoſophie in ſeiner Ableitung von dem aͤchten
Geiſte, da eben dieſer mit der urſpruͤnglichen Vernuͤnftig⸗
keit (der im Subjecte verwirklichten oder realiſirten Ver⸗
nunft) Eines und daſſelbe iſt. Nur fegen wir hiebey im⸗
mer voraus, daß die Vernunft — dem Goͤttlichen, in der
gedachten, weitern Bedeutung, ſey, nachdem einmal z. B.
das Wert Ueberſinnlichkeit zu ſolchem Gebrauche fuͤr die
Wiſſenſchaft nicht geltend geworden. Dieſe Verwirklichung
der Vernunft aber kommt ja durch den Willen zu Stande, fo
gewiß dieſer die Eine freye und dann frey⸗ oder ſelbſtthaͤtige
Kraft iſt. Und eben der Wille heißt ja fuͤglich zugleich die
praktiſche Kraft, wenn der Verſtand die theoretiſche
heißt. In dem Sudjecte als ſolchem — dem Odjecte (nicht
dem Prädicate!) gegenüber — erſcheint nach der tiefſten
Anſicht der Wille zuerſt, waͤhrend nur der Menſch, indem
er als Einzelweſen von der geiſtigen Seite betrachtet wird,
Subject in dieſer Stellung heißen darf. Iſt nun der Wil
ie ſchon dort, in der Tiefe des Gemuͤths, thaͤtig: fo fine
det ſich ſchon hier, wo die Geneſis der Philoſophie ihrem
Geiſte nach vorgeht, ein Praktiſches. Nur muͤſſen wir die⸗
fe Praxis, da fie nicht in das Aeußere fälle, die reine
oder innere nennen, gerade wie das innere, reine Leben
längſt bekannt iſt, während man die Praxis und das Ke-
ben in dieſer Hinſicht für Eines nimmt. Alſo gleichwie
dus innere Leben vor der Wiſſenſchaft, das äußere aber
35 183. Heft VII. 3
m
739
nach derſelben aufgeführt wirb, unb daher zwey beſtimmte
Setzungen („Leben und Wiſſenſchaft“ und „Wiſſenſchaft
und Leben“) entſtanden find: fo müffen wir auch, fol
anders die Folgerichtigkeit gelten, die Praxis theils vor
theils nach der Theorie ſetzen. Die reine und die empiri⸗
ſche Praxis — dieſer Ausdruck iſt daher nicht weniger
gültig, mag auch die Reflexionsanſicht, welche in der Pras
ris als ſolcher ein Aeußeres ſieht, in der Sprache fo maͤch⸗
tig vorherrſchen, daß eben dieſe Eintheilung des Praktiſchen
wie ein Paradoxon erklingt. Jene Sprache iſt ſelbſt nur
ein Gebilde der Reflexion, und, wofern fie ſchlechthin gelt
ten will, der Oberflaͤchlichkeit. Die Philoſophie iſt folglich,
nach dieſer Anſicht des Subjectiven (aber unter Voraus ſe⸗
zung des metaphyſiſch Objectiven!), als ſolche praktiſch:
ihrem Geiſte oder dem Weſen nach und folglich im Gegen
fage mit der Sophiſtik, fo wie fie im vergleichenden Ge⸗
genſatze mit der Myſtik als ſolche theoretiſch erſcheint.
Alſo ohne Pleonasmus, ohne dieſen Verſtoß gegen die Kor
gik kann der Philoſophie keines dieſer Worte beygelegt wer⸗
den, da ſchon das Hauptwort, recht verſtanden, dieſe
zwey Seiten der Einen Philoſophie ausſpricht. Stellen
wir uns hingegen auf jenen Standpunct der Reflexion, wie
derſelbe guͤltig eintritt, hinweiſend auf das Aeußere, auf
das Geſchaͤftsleben, Staatsleben u. ſ. f.: dann ergibt ſich
die wiſſenſchaftliche und die angewandte, oder die the⸗
oretiſche und praktiſche Philoſophie. Alſo mit der Lebens⸗
philoſophie, in dieſem beſtimmten Sinne des Wortes, fälle
Letztere in Eines zuſammen. Soll hingegen ein akademi⸗
ſcher Lehrgegenſtand, wo demnach eigentlich die Wiſſenſchaft
oder Theorie gegeben wird, — ſoll die Moralphiloſophie,
die Nechtsphiloſophie und (in der neuern Zeit) die Religi⸗
onsphiloſophie noch als „praktiſche Philoſophie“ aufgefuͤhrt
werden, waͤhrend ohne Zweifel bey der akademiſchen Firma
der volle wiſſenſchaftliche Ernſt gelten ſoll: ſo duͤrfte man
fragen: .
1. Wie paßt dieſe praktiſche Philoſophie zu jener, wel⸗
che doch einmal in der Sprache der Gebildeten eben—
falls vorkommt? — wer kennt nicht wenigſtens den
praktiſchen Philoſophen als Eines mit dem Philoſo⸗
phen in jenem Kreiſe des Lebens? — iſt da kein Wi:
derſpruch? oder ſol man zwey praktiſche Phi⸗
leſophien aufführen, fo daß am Ende wohl auch
eine praktiſch-praktiſche zum Vorſchein kommt?
— Dahin fuͤhrt jener Scholaſticismus!
Redet man von der „praktiſchen Philoſophie,“ waͤh—
rend das Keinpraktiſche in Abſicht auf die Geneſis
aller Philoſophie, und ſomit auf den erſten (meta⸗
phyſiſchen) Beſtandtheil derſelben nicht ergruͤndet oder
mit keiner Silbe berührt iſt: waltet dann hier keine
Oberflaͤchlichkeit, trotz jedem Tiefen und Schar
fen, was zugleich vorkommen mag?
3. Woher die Moraltheorie, Moralwiſſenſchaft,
Rechtstheoxie ic. trotz dieſer „praktiſchen Philoſo⸗
phie?“ Zeiget ſich hier nicht ein neuer Wider—
Spruch bey ſolcher Ruͤckſicht auf dieſen Ariſtotelis—
mus? Oder ſoll die Folgerichtigkeit und ſomit die
Logik nicht ebenfalls im Worte, bey ſolcher Beſtim⸗
mung deſſelben für die SR wohl gelten? —
4 *
2
*
731
Unb \
4. zeiget fih in dieſen Ausdruͤcken — Moraltheorie ic.
— nicht zugleich eine Vorbereitung des Beſſeren
durch den Sprachgebrauch, indem der Genius höherer
Bildung ſelbigen dergeſtalt entſchied oder beſtimmte,
ſelbſt im Lande der Wiſſenſchaft — trotz jenem Scho⸗
laſticismus?!
Man vergleiche uber dieſe zwey Hauptgebrechen teut⸗
ſcher Wiſſenſchaft die „Grundzuͤge der allgemeinen Philoſo—
phie“ von Dr. J. Salat, — uͤber das Letztere beſonders
S. 246 u. w.“ Wie dieſe ſcholaſtiſche Eintheilung der
Philoſophie gleichwohl noch immer feſtſitzen und mächtig
nachklingen möge: darüber findet ſich S. 252 eine hiſto⸗
riſchpſychologiſche Erklarung, die nicht mehr als —
zehn Grunde beſonders auffuͤhrt. Daß aber dieſe Ein⸗
theilung ein grund- und heilloſes Schulgebilde heißen
duͤrfte, erhellt, hoffen wir, ſchon aus dem Vorſtehenden.
Aber wann mag wohl diefelse (ein ſcholaſtiſches Vorur—
theil wie kein anderes!) je ganz dahin ſchwinden? Nur
allmählig ſiegt das Beſſere, auch im Lande der Wiſſen⸗
ſchaft.
Verbeſſerung ſinnſtoͤrender Druckfehler; nebſt
Zugabe.
In der „Anzeige und Erklaͤrung“ vom Prof. Salat
im Iten Hefte 18232 iſt zu leſen:
S. 261 3. 4 Freunde anſtatt Erkunde
— — 38. 4 v. u. gücıs-anft. cogıs (1)
— — — 20 phyfiſch anſt. pfychiſch (in Bezug auf den
„menſchlichen Geiſt“ als „Naturproduct“ !)
— — 14 v. u. „Hinweiſete“ ſtatt Himeniſete
262 — 18 v. u. erſte anſt. achte
264 — Aträte anſt. trete
— — 33 Setzung anſt. Satz
— — 4l vorſchweben anſt. entſchweben (1)
265 — 12 aufgegeben anft. aufgehoben
— — 40 frey (freythaͤtige) anft. freye
— — 5 v. u. (nach oder) Gottloſigkeit, Religioſitaͤt
oder Srreligiofität,
Eine Frage des Hrn. Gr. mag hier noch beantwor⸗
tet werden:
1) im Unterſchiede von Gott, dem Urgeiſte (dem un⸗
FE
.—
Das Nähere über die Ethik oder Moralphilofophie findet
ſich in der neuſten (dritten) Auflage der Moralphiloſophie
von demſelben akademiſchen Lehrer. In der Einieitung
dieſes Werkes wird beſonders gezeigt, wie in der Rede
vom Moraliſchen die Verwechſelung des Wiſſenſchaftli⸗
chen (Theoretiſchen) mit dem Praktiſchen vorgehen,
ſo — die praktiſche Philoſophie hervorkommen moͤge: als
wäre die moraliſche oder fitilihe, nicht die wiſ⸗
ſenſchaftliche Bildung (in Abſicht des Sittlichen) der
eigentliche Zweck, die aka emiſche Kufgave. Konnte doch
ſelbſt Tennemann noch letzthin „die Beſtimmung
des Willens zu guten Handlungen“ für den
Zweck der praktiſchen Philoſophte erklären So wurde die
wiſſenſchaftliche Moral mit der praktiſchen vermiſcht und
verwechſelt. 1
— —
—
und
endlichen oder unbeſchraͤnkten Geist) iſt ihm (dem
Verf.) der Menſchengeiſt ein Beſchraͤnktes 3 u >
2) im Unterſchiede von dem bloßen Naturweſen,
Stein, Pflanze und Thier, alſo von dem Phyſi⸗
ſchen als ſolchem = dem „Bedingten oder Nelatis
ven“ iſt ihm der menſchliche Geiſt, oder, was hier
gleichviel heißt,
bedingtes oder Abſolutes — in dieſem Sinne des
Wortes. 8
Alſo jene Beſchraͤnktheit hebt dieſe
Unbedingtheit
nicht auf! 1 g
Die allgemeine deutſche Erziehungsanſtalt in
Keilhau bey Rudolſtadt betreffend.
Von dem Vorſteher derſelben
G. w. A. & r. & be
Wir find wiederholentlich von Freunden und Befoͤr
derern einer wahren deutſchen Volkserziehung im Allgemei⸗
nen, und beſonders von Freunden und Beföoͤrderern unſeres
erziehenden Wirkens und Sttebens aufgefordert worden, in
einem oͤffentlichen und vielgeleſenen Blatte von unſerem
Wirken, deſſen Grundſaͤtzen und Zweck eine moͤglichſt kurs
ze und gedraͤngte Nachricht und Rechenſchaft zu geben;
zugleich aber auf dieſem Wege die Einheit und den innern
Zuſammenhang der drey bis jetzt von uns erſchienenen an⸗
zeigenden Schriftchen nachzuweiſen, um eine allgemeine,
gruͤndliche und allſeitige Prufung unſeres Wirkens und
Strebens moͤglich zu machen und herbeyzufuͤhren Da wir
einſehen, daß wir dieſes nicht allein uns ſelbſt, ſondern
ganz beſonders noch den theilnehmenden Freunden unfere®
erziehenden Wirkens ſchuldig ſind; ſo wollen wir jener
Aufforderung durch das Folgende zu entſprechen ſuchen.
Alle Erſcheinungen und Begegniſſe des menſch⸗
lichen Lebens mit ihren Wirkungen, fo wie fie
den Einzelnen oder eine Geſammtheit treffen, ha⸗
ben ihren Grund in dem Enttrpickelungsgange und
der Entwickelungsſtufe des Gemüthes und Geiftes
dieſes Einzelnen, dieſer Geſammtheit; ſo daß al⸗
fo auch die widerſprechenden, überhaupt fehler⸗
haften Erſcheinungen des Lebens in widerſprechen⸗
der, fehlerhafter Entwickelung und Ausbiidung
des Semuͤthes und Seiſtes derſelben ihre einzige
Quelle haben. i |
Daß aber beſonders in der jetzigen, wie in jeder auf⸗
geregten ſtrebenden Zeit ſo viele der Erſcheinungen des Le⸗
bens widerſprechend, zerſtoͤrend, überhaupt krankhaft,
fo einem wahrhaft menſchlichen Leben entgegen find; dar⸗
an wird wohl jeder mit uns zu glauben gezwungen, da die
Klage daruͤber ſo allſeitig und ohne Ausnahme entgegen
tritt. Denn jeder Menſch, mit welchem uns das Leben in
Beruͤhrung und Verbindung bringt, iſt nit den Erſcheinun⸗
gen deſſelben unzufrieden, findet und erkennt fie nach Maaß⸗
gabe ſeiner Einſicht und ſeines Beurtheilungszuſtandes in
zwar verſchiedenen Ruͤckſichten, aber immer in dem Grade
732
die Menſchenſeele (Pſyche) ein Un⸗
\
und
733 |
fehlerhaft, daß er klar ausſpricht: fo kann es nicht blei⸗
ben. Iſt es alſo damit, daß alles das, was jedem jetzt
überwiegend im Leben als ein Fehlerhaftes und Verderbli⸗
ches entgegentritt, ſchwinden möge und muͤſſe, wenn wah—
res Familiengluͤck und Volkswohl herrſchen folle: fo muß
auch eine diefer Forderung entſprechende Entwickelung und
Ausbildung unſeres Geiſtes und Gemüͤthes größte Sorge
und erſtes Veduͤrfniß jedes Einzelnen, jeder Familie, wie
des ganzen Volkes ſeyn.
Eine ſolche Entwickelung und Ausbildung kann aber
nur eine in dem Weſen des menſchlichen Geiſtes und Ge⸗
muͤthes bedingte, und aus demſelben nothwendig hervorge⸗
hende, alſo eine allſeitige und harmoniſche, mit den noth⸗
wendigen Erſcheinungen und Forderungen des menſchlichen
Lebens in völliger Uebereinſtimmung ſtehende ſeyn. Und
dieſe dem Menſchen zu geben, iſt der Zweck unſeres erziehen⸗
den Wirkens. .
Anſere Erziehung nimmt fo den innern Menſchen zu:
erſt und ganz in Anſpruch; ſie gruͤndet ihren geſammten
Entwickelungs⸗ und Ausbildungsgang auf dieſes Innere,
dieſes Geiſtige des Menſchen und auf deſſen Geſetze. Dieſe
Geſese find es einzig, nach welchen wir den Menſchen er⸗
ziehen, alſo nicht willkührliche, nicht gemachte, ſondern
nothwendige, ewige. Daher ſtreben und ſuchen wir auch
jede Anlage des Zoͤglings nach dieſen in dem menſchlichen
Geiſte ſelbſt liegenden, nothwendigen Geſetzen zu entwickeln
und auszubilden; und ſind der feſten Ueberzeugung, daß
dieſe Geſetze ebenfalls allen uͤbrigen Erſcheinungen zum
Grunde liegen und ſie bedingen.
So wie wir nun unſere Erziehung und unſeren Un—
terricht Überhaupt an das Geiſtige des Menſchen, an das
Weſen deſſelben und deſſen Grundverhaͤltniß zu Gott knuͤ—
pfen und binden, ſo binden und knuͤpfen wir wieder jedes
einzelnen Zoͤglings Erziehung an ſeine geiſtige Natur; ſo
daß wir alſo eines Jeden Weſen, Anlagen und Talenten
und eines Jeden Charakter nach der reinen Quelle derſelben
ihre Entwickelung und Ausbildung zu geben uns bemuͤhen.
Hierdurch find wir überzeugt, die Uebereinſtimmung der all
ſeitigen Ausbildung des Menſchen mit den Forderungen der
Außenwelt und des Lebens, mit denen der haͤuslichen und
buͤrgerlichen, der menſchlichen und goͤttlichen Verhaͤltniſſe zu
erreichen, zu deren Aufſuchung der Menſch mit fo unwi—
derſtehlicher Gewalt hingetrieben wird. Darum folgen wir
ſtufenweiſe der Entwickelung des Menſchen, von dem faſt
noch inſtinctartigen Triebe an durch die Empfindung und
das Gefuͤhl hindurch bis zum Bewußt eyn und Willen hin⸗
auf, und bemühen uns, dem Zoͤglinge auf jeder dieſer Stu:
fen nur das zu geben, was er auf derſelben ertragen, vers
ſtehen und verarbeiten kann, was ihm aber zugleich wieder
ein Leiter zur naͤchſt hoͤhern Stufe der Entwickelung und
Ausbildung des Lebens wird. So verwahren wir ihn vor
jeder Halb- oder Ueberbildung; und er tritt fo von unten
herauf gebildet einig mit Gott, mit ſich und der Welt in
den Beruf und Stand, welchen er ſeinem Innern gemaͤß
wahlt, oder der ihm feinem Innern angemeſſen gegeben
wird. Seine, wenn auch auf der unterſten Stufe noch
nicht ganz klare, aber doch immer wahre und lebendige Er:
keuntniß von dem Weſen des Menſchen und deſſen Verhaͤlt—
niß zu Gott, wozu und wofür ihm fein Inneres und ſein
Bearbeitung derſelben,
* 734
Leben ſelbſt ein unzweydeutiger Lehrer wird, wird ihn in
allen Lebensverhaͤltniſſen zu einem wuͤrdevollen Betragen
führen. So allſeitig und nach den Forderungen feines In⸗
nern ausgebildet, iſt unſerem Zoͤgling alles, was er kann
und weiß, aus feinem Innern ſelbſt gleichfam, hervorge—
wachſen. Daher wird er auch alles ſein Wiſſen und Koͤn—
nen nicht allein überall zweckmaͤßig anwenden, ſondern er
trägt auch die Mittel zur eignen weitern Ausbildung und
Vervollkommnung in ſich; es iſt nicht Todtes Angelerntes,
ſondern lebendig aus dem Innern Entwickeltes, was alſo
auch wie ſein Weſen, das Weſen der Menſchheit von
Stufe zu Stufe der Vollkommenheit entgegenſchreitet.
Aus dieſer Entwickelung und Ausbildung nach Maaß—
gabe eines Jeden Anlage und Kraft muͤſſen nothwendig zu⸗
friedene, thaͤtige, tuͤchtige Glieder der Familie hervorwach—
fen. Denn in jedem Menſchen ruht für irgend eine Wirk⸗
ſamkeit, irgend einen Beruf eine vorwaltende Anlage, und
fuͤr die Ausbildung derſelben eine in gleichem Verhaͤltniß
ſtehende Kraft. Die Ausbildung nun fuͤr dieſen von der
Natur ſelbſt beſtimmten und gegebenen Beruf kann keine
andere als zufriedene und tüchtige Familien- und Volksglie⸗
der hervorbringen. Wir ſuchen dieſe Zufriedenheit mit ſich,
dieſe Befriedigung in und durch die verſchiedenen Verhaͤlt—
niſſe des Lebens noch ins Beſondere dadurch zu erreichen,
daß wir in unſerer Lehre und unſerem Unterrichte Erkennen
und Thun, Denken und Darſtellen, auf das innigſte zu
vereinigen ſtreben, und in dem Menſchen die Faͤhigkeit ent⸗
wickeln und zur Fertigkeit zu erheben ſuchen, jedes Erkann—
te und Gedachte auch außer ſich darzuſtellen, und das au—
ßer ihm ſich Findende leicht ſich anzueignen — und ſo das
Erkennen des Menſchen zum groͤßten und hoͤchſten Thun zu
erheben, und ihn bey ſeinem Thun zum gruͤndlichen und
erſprießlichen Denken zu führen.
Hierdurch wird beſonders in jedem Zoͤglinge fruͤher die
Fahigkeit, für Selbſtſtaͤndigkeit, Selbſterhaltung wirken zu
koͤnnen, vermittelt, zur Fertigkeit und Sicherheit, zum Be⸗
wußtſeyn und fo zur achten und wahren Wuͤrdigung er⸗
hoben.
Da wir den Menſchen nach der Allſeitigkeit ſeines
Weſens und ſeiner Anlagen im Auge haben, ſo iſt es na—
tuͤrlich, daß die Entwickelung fuͤr die Kunſt wie fuͤr das
Wiſſenſchaftliche, die Bildung fuͤr die Hervorbringung der
einfachen Naturprodukte wie für die einfachere und höhere
daß uns die Kenntniß der Stoffe
und Kraͤfte der Natur, und die Naturgeſchichte wie die
Volks- und Menſchengeſchichte, die Mathematik wie die
Sprache, und hier die ſogenannten todten wie die lebenden
Sprachen ꝛc. zur Ausbildung des Menſchen gleich wichtig
ſeyn muͤſſen.
Es iſt uns nun nur noch uͤbrig, den innern Zufams
menhang der drey bis jetzt von uns erſchienenen -anzeigens
den Schriftchen anzudeuten.
Einheit, Einigkeit und Zutrauen sind die
Grundbedingungen jedes erſprießlichen Wirkens be⸗
de für bleibendes Familiengluͤck und Vater—
andswohl. IJider Deutſche hat gewiß dieſe Wahrheit,
wenn auch nicht klar und bewußt gedacht, jedoch mit uns
*
7
735
gleich lebendig empfunden. Wir find uͤberzeugt, daß das
Streben nach Herſtellung derſelben nicht anders als die
Theilnahme jedes Denkenden, Fuͤhlenden und Erfahrenen
im Volke wecken koͤnne und muͤſſe. Unſere erſte anzeigende
Schrift (auf dem Titel die ꝛte genannt): „An unſer
deutſches Volk. Erfurt bey Muͤller 1820. 8. 40%
zeigt daher unſer erziehendes Wirken und Streben als ein
in Einheit, Einigkeit und Zutrauen ruhendes und daraus
hervorgegangenes. Sie zeigt, wie unfer Streben iſt, ſeyn
muß und nur ſeyn kann: für hoͤchſtes Zutrauen — Zu:
trauen zu Gott, zu ſich und zu Anderen — zu erziehen, und
nachzuweiſen, daß ein ſolches Zutrauen ſeinen letzten Grund
nur in dem urſpruͤnglichen Verhaͤltniſſe der Menſchen zu
Gott habe. Sie zeigt, daß ein pruͤfender Blick auf das,
was unſer Volk ſeinem Weſen und ſeiner Anlage nach iſt,
uns lebendig mit dieſem Zutrauen erfüllen, dafür beleben
und bethaͤtigen koͤnne und muͤſſe; ſo daß daher jedes aͤcht
deutſche erziehende Streben in der Entwickelung und Aus—
bildung für dieſes Zutrauen, als in einem die tiefſten Bes
duͤrfniſſe des gemeinſamen deutſchen Vaterlandes in ihrer
Quelle befriedigenden, ſein letztes Ziel und ſeinen hoͤchſten
Zweck finden muͤſſe, und daß wir unſer Ziel und unſeren
Zweck darin finden.
bas dem Einzelnen, ſey es ein einzelner
Menſch oder eine einzelne Familie oder ein einzel—
nes Volk wahrhaft wohlthaͤtig, erſprießlich und
heilbringend iſt, das muß auch in dem Ganzen,
von dem es ein Theil iſt, bedingt ſeyn und aus
demſelben nothwendig hervorgehen. Daher ſuchen
wir in unſerer zweyten anzeigenden Schrift: „Durchgrei—
fende, dem deutſchen Charakter erſchoͤpfend genügen:
de Erziehung iſt das Grund- und Guellbeduͤrfniß
des deutſchen Volks. Erfurt bey Muͤller 182 t. 8.
48“ die Nothwendigkeit einer gründlichen deutſchen Volks—
erziehung in der Uebereinſtimmuug des Entwickelungsganges
des menſchlichen Geiſtes mit den hoͤchſten Entwickelungsge⸗
ſetzen der Natur zur Anſchauung zu bringen und in dem
Weſen und Charakter des deutſchen Volkes nachzuweiſen.
Ferner ſuchen wir darin die verſchiedenen Erſcheinungen
des Lebens, ſowohl Einzelner im Volke, als auch des ganzen
Volkes, ihre nothwendigen Folgen und die aus dieſen her—
vergehende Nothwendigkeit einer durchgreifenden deutſchen
Volksbildung in geſchichtlichen Erſcheinungen, deren Urſa⸗
chen und Folgen im Allgemeinen und in denen des deutſchen
Volks insbeſondere zu zeigen.
Dieſes Wiederkehrende und Geſetzmaͤßige in allen Er⸗
ſcheinungen und Verhaͤltniſſen des Lebens, ſowohl Einzel—
ner im Volke, als des ganzen Volks, dieſe Uebereinſtim⸗
mung der Entwickelungsgeſetze der Natur mit denen des
Geiſtes und die Erkenntniß: daß dieſe Geſetzmaͤßigkeit und
Gleichgeſetzigkeit nur darin bedingt ſey, daß alle Dinge aus
einer Einheit hervorgegangen ſind, daß ſie alle durch
Bott ihr Daſeyn und Beſtehen haben, kann und muß
den Menſchen mit Zutrauen zu Gott, zu ſich und zu an:
deren erfüllen. Und ſo haͤngt dieſe Schrift mit der vorhin
genannten in ſich zuſammen.
Da es aber die Erziehung, die Lehre und das Leben
wodurch der Menſch zu jenem Zutrauen erhoben wer,
if,
— . —
736
den ſoll, und der allgemeine Zuſammenhang des Unterrichts
unter ſich und mit dem Leben, und die Behandlung jedes
einzelnen Unterrichtsgegenſtandes eben ſo von einer inneren
Nothwendigkeit bedingt iſt; fo ſuchen wie in einer dritten
Schrift: „Srundſätze, Zweck und inneres Leben der
allgemeinen deutſchen Erziehungsanſtalt in Keil:
hau. Rudolſtadt 1821. 8. 32 in Commiſſion der
Hofbuchhandlung“ andeutend nachzuweiſen, wie wir den
in den obigen beyden Schriften aufgeſtellten Grundſaͤtzen
durch unſer Leben, unſere Lehre nachzukommen uns bemuͤ⸗
hen, und wie weit ſich unſer Kreis in jedem einzelnen Er⸗
ziehungsmittel und Unterrichtsgegenſtande wirklich ausgebil⸗
det hat. Zugleich zeigen wir in dieſer Schrift die Bedin⸗
gungen an, unter welchen Knaben in unfere Erziehungs = Ans
ſtalt aufgenommen werden.
Dies muß uns hier als Andeutung uͤber den inneren
Zuſammenhang der genannten drey Schriftchen genügen,
Aus dieſer Darſtellung unſeres Wirkens und der Grund⸗
fäge deſſelben geht alſo klar hervor, daß wir bey unferem
Erziehungs = und Lehrgeſchaͤft einzig von dem Inneren übers
haupt und dem Bedingenden deſſelben ausgehen, daß dem
ſelben nur die nothwendig innere Anſchauung der Dinge zum
Grunde liegt. Wir wiſſen recht gut, daß dieß für die mei⸗
ſten weder eine anſprechende, noch für die Sache einnehmen
de Seite iſt. Dennoch kann fernerhin eine nur aͤußere An⸗
ſchauung und Beachtung des Menſchen und feiner Verhälts
niſſe, der Dinge und Erſcheinungen, ihrer Urſachen und
Folgen uns uͤberhaupt zu Nichts fuͤhren, wenigſtens kann
ſie uns nichts von dem reichen, was wir als Menſchen und
als Deutſche fo ſehr bedürfen. Nur die innere Anſicht der
Dinge, des Menſchen und ſeiner Verhaͤltniſſe, nur die iſt
es, die, wie ſie von jeher und durch alle Zeiten hindurch
ſich bewährt und erhalten hat, ſich auch in unſerer jetzigen
kaͤmpfenden Zeit und in alle Zukunft hin als die einzige
wahre bewaͤhren und erhalten kann und wird. Sie iſt es
aber, die jetzt mehr denn zu irgend einer Zeit durch den
vorwaltenden Hang zur Aeußerlichkeit uns entruͤckt worden
iſt. Zu ihr müffen wir unumgaͤnglich zurückkehren, wenn
wir finden und uns aneignen wollen, was Noth thut.
Zwar ſcheuen wir uns alle davor und ſtraͤuben uns
dagegen, ſowohl in Beziehung auf uns ſelbſt als in Bezie⸗
hung auf unſere Kinder; denn es iſt mit Hingabe von oft
tief mit unſerem Leben verwachſenen Aeußetlichkeiten, ſeyen
es auch nur vorgefaßte Meynungen, liebgewordene Gewohn⸗
heiten ꝛc. verbunden. Dennoch wird uns, fo ſehr dieß auch
iſt, nichts von jener Ruͤckkehr zu uns, zu dem Geiſtigen,
Inneren befreyen; und werden wir nicht aus eignem freyen
Willen dazu greifen, fo wird uns das Feſthalten am Aeußeren ein
dieſem Aeußeren gleiches Schickſal bereiten, und uns alſo, wenn es
in ſich ſelbſt verſinkt, auch mit ſich dahin reißen, ohne daß
wir uns eines höheren geiſtigen Seyns und Bleibens zu ers
freuen haben. Es iſt jetzt wie zu allen großen geſchichtlichen
Zeiten dem Menſchen ſein Wohl und ſein Wehe in ſeine eigne
Bruſt, in ſeinen eignen Geiſt gelegt. Wer ſich von dieſem
wendet, wendet ſich von ſeinem eignen Heile. Wer ſeine Kinder
und ſeine Pflegebefohlenen nicht zu ihrem Inneren fuͤhrt,
der fuͤhrt ſie nothwendig von dem Wege zu ihrem bleiben⸗
den Wohl, ſey es als Familien oder Volksglieder oder
737
als Menſchen an ſich, hinweg. Laſſet uns darum nie
vergeſſen: „Unſere Binder werden unſere Richter
ſeyn!“
Der oͤffentliche Credit,
dargeſtellt in der Geſchichte und in den Folgen der Finanzopera⸗
tionen der großen europaͤiſchen Staaten ſeit Herſtellung des all⸗
gemeinen Land⸗ und Seefriedens, ihrer Maaßregeln zur Begruͤn
dung oder Befeſtigung öffentlicher Creditanſtalten, und der Be⸗
gebenbeiten in der Hondelswelt, deren Wirkung damit zuſam⸗
mengetroffen; von Friedrich Nebenius, grosherzoglich⸗ ba⸗
diſchem geheimen Referendaͤr. — Mit großherzoglich-badiſcher
Ober » Eenfur- Erlaubniß. Carlsruhe und Baden im Verlag
der D. R. Marx'ſchen Buchhandlung 1820. 8. 448. S.
und 256 Anh.
Es iſt kaum zu zweifeln, daß dieſes Werk auch ohne
die Mitwirkung kritiſcher Blätter in Umlauf kommen wuͤr⸗
de, da ſchon der einen jo intereſſanten Gegenſtand darbie—
tende Titel, in Verbindung mit dem Vertrauen, welches
auf dem Namen des Verfaſſers ruht, fuͤr jeden denkenden
Staats und Geſchaͤftsmann Reiz genug zur Anſchaffung
deſſelben ſeyn duͤrfte. Indeſſen machen ſolche Fälle die Ans
zeigen ven Seiten der Fritifihen Inſtitute keinesweges übers
fluͤſſig, da das Privaturtheil die Beſtaͤtigung durch das oͤf—
fentliche erwartet. Aber bey Werken von ſo reichem In—
halte, wie das vorliegende, die nicht naturwiſſenſchaftlich
(im engern Sinne) ſind, muß ſich die Iſis, außer einem
Urtheile uͤber das Ganze oder deſſen Werth, groͤßtentheils
auf einen Bericht uͤber den Inhalt und Plan des Ganzen
beſchraͤnken, und als ſolchen Bericht, nicht als eigentliche
Recenſion, muß man die folgende Mittheilung nehmen.
Das ganze Werk beſteht, hinſichtlich feines aͤußeren
Baues, aus zwey Büchern und einem vierfachen Anhange.
Das erſte Buch iſt hiſtoriſchen Inhalts, hat drey Capitel
und beginnt mit einer Einleitung, welche diejenigen allge
meinen Saͤtze vorausſchickt, welche zum Verſtehen des Cau—
ſalzuſammenhangs der erzaͤhlten Begebenheiten nothwendig
waren. Das erſte Capitel enthält eine „Darſtellung der,
nach Herſtellung des Friedens, auf dem Geld und Capi—
talmarkte wirkenden Verhaͤltniſſe. Ereigniſſe bis zum Frühr
jaht 1818.“ S. 10 — 56. Zuerſt treten in dieſer Be⸗
ziehung England und Frankreich auf; bey letzterm wird na—
mentlich berüͤckſichtigt das erſte große franzoͤſiſche Anlehen von
30 Millionen Franken Renten im J. 1817, und es werden
die Folgen dieſes Anlehens ans Licht geſtellt. An dieſe
Darſtellung ſchließt ſich eine „Ueberſicht des Zuſtandes der
mittlern und nord sſtlichen europaͤiſchen Staaten, nach Her—
ſtellung des Friedens, im Allgemeinen,“ worauf die Eroͤrte—
rung der Verhältniffe Oeſterreichs, Rußlands, Hollands,
Preußens und verſchiedener anderer Staaten folgt.
Zweytes Capitel. Ereigniſſe som Frühjahr 1818
bis zum December deſſelben Jahres. S. 58 — 107. I.
Zuſammentreffen verſchiedener Anlehen. II. Negotiation des
zweyten großen franzöſiſchen Anlehens. III. Ereigniſſe, wel⸗
che den Vollzug des franzoͤſiſchen Anlehens von 14,600,
Franken, in dem Zeitraume vom Monat Maͤrz bis zum
Auguſt begleitet haben. IV. Vorläufige Convention über
das franzoͤſiſche Anlehen zur Tilgung der zwey letzten Fuͤnf⸗
Iſis 1822. Heft II. 5
738
theile der Contribution. V. Entwicklung der Ereigniſſe,
welche die Kriſis im Spaͤtjahr 1818 herbeyfuͤhrten. VI.
Kriſis auf dem europaͤtſchen Geld- und Capitsimarfte im
Spaͤtſahr und Winter 1818. VII. Verhandlungen und
Beſtimmungen über die Bezahlung der zwey letzten Fuͤnf⸗
theile der franzoͤſiſchen Contribution.
Drittes Capitel. Ereigniſſe und Zuſtand der Din:
ge In dem Zeitraume vom December 1818 bis zum Som—
mer 1820. S. 108 — 150. I. Großbritannien. II.
Frankreich. III. Oeſterreich, Rußland und verſchiedene an-
dere Staaten.
Das zweyte Buch zerfaͤllt in zwey Abtheilungen,
wovon die erſte theoretiſchen Inhalts iſt, die zweyte
aber nähere hiſtoriſche Entwickelungen in Beziehung
auf den Stoff des erſten Buchs enthält. Die erſte Abz
theilung hat fuͤnf Capitel. Davon handelt das erſte:
von den Bewegungen auf dem Capitalmarkte; das zwey⸗
te: von den Bewegungen auf dem Geldmarkte; das drit⸗
te: von der Wechſelwirkung zwiſchen den auf dem Geld—
und Capitalmarkte vorgehenden Veraͤnderungen; das vier—
te: vom Staatscredit und dem Zuſammenwirken des Cre—
dits und anderer Urſachen, von denen die Leichtigkeit, An⸗
lehen zu finden, abhängt; das fuͤnfte: von dem Einfluß
der oͤffentlichen Anlehen und betraͤchtlichen Staatsſchulden
auf den oͤkonomiſchen Zuſtand der Voͤlker.
Die zweyte Abtheilung (des zweyten Buchs) ent“
haͤlt in ſechs Capiteln Betrachtungen über die Ereigniffe
in den Jahren 1817 bis 1820, und uͤber den gegenwaͤrti—
gen Zuſtand des Credits in verſchiedenen Staaten. In
dieſer Beziehung werden die groͤßeren Staaten Europa's
nach ihren hierher gehoͤrigen Verhaͤltniſſen und genommenen
Maaßregeln in’s Auge gefaßt, und jedes Capitel, das
ſechste ausgenommen, nimmt ſich einen dieſer Staaten oder
Reiche zum Gegenſtand ſeiner Unterſuchung, und es treten,
nach der Folge der Capitel, Frankreich, Großbritanz
nien, Rußland, Geſterreich, Preußen und verſchiede—
ne andere Staaten nach einander in der erwähnten Bezie—
hung auf. Das ſechste Capitel aber enthält: Allgemeis
ne Betrachtungen über die natürlichen Folgen des Ueber
gangs vom Kriege in den Friedenszuſtand und uͤber den
Einfluß, den die ſeit Wiederherſtellung des Friedens auf
dem Geld- und Capitalmarkte eingetretenen Veränderungen
auf die oͤkonomiſche Lage der Völker ausgeübt haben.
Es folgen nun noch die vier Anhaͤnge von ebenfalls
wichtigem und anziehendem Inhalte. Der erſte gibt Noti—
zen über das Nationaleinkommen, den Handel, das Geld—
weſen und den Finanzhaushalt von Großbritannien uns Ir⸗
land. Dieſer Anhang theilt ſich in fünf Abſchnitte, deren
Gegenſtaͤnde ſind: 1) das Nationaleinkommen von Groß
britannien und Irland; 2) der Ausfuhr - und Einfuhr:
Handel; 3) die Banken, Circulationsmittel; 4) Staats-
einkuͤnfte und Ausgaben von Großbritannien und Irland;
5) die brittiſche Schuld.
Der zweyte Anhang handelt in eben fo vielen Ab⸗
ſchnitten und in gleicher Ordnung über die gleichen Gegen⸗
ſtaͤnde in Beziehung auf Frankreich. Der dritte Anhang
enthaͤlt Notizen uͤber die Staatsſchulden von Rußland.
b 47
739
Oeſterreich und Preußen,
Geldweſen der erſten beyden Staaten.
und uͤber die Banken und das
Der vierte Anz
hang endlich gibt Auskunft uͤber die ſeit den 78er Jah-
ren in dem cirtulirenden Medium von Europa vorgegange
nen Veraͤnderungen. 5
Von der Zweckmaͤßigkeit des Plans werden ſich uͤbri—
gens diejenigen Leſer bald überzeugen, welche Sinn fuͤr gu—
te Anordnung des Stoffs wiſſenſchaftlicher Gegenſtaͤnde ha:
ben. Durch die geſchichtliche Darſtellung des erſten Buchs
werden die Leſer, mit Huͤlke der Einleitung, auf den reichen
und gediegenen Inhalt des Ganzen zweckmaͤßig vorbereitet.
Aber jene Einleitung enthaͤlt nur vorläufige theoretiſche Saͤe
in national: und finanzwirthſchaftkicher Beziehung, ohne Be⸗
gründung und Beweis. Darum folgt in der erſten Abthei—
jung des zweyten Buchs die theoretiſche Entwicklung dieſer
Satze, wodurch den Leſern die Bedingung zur Einſicht in
den Zufammenhang der bisherigen und nun folgenden des
taillirteren hiſtoriſchen Entwickelungen und Darſtellungen der
Veihaͤltniſſe gegeben wird.
Die zweyte Abtheilung des zweyten Buchs entſpricht
daher der geſchichtlichen Darſtellung des erſten, und wenn
dort die Thatſachen in Betreff der verſchtedenen Laͤnder nach
Zeitpertoden erzählt werden, fa werden ſie hier nach der
Abtheilung der Staaten, welchen fie angehoͤren, beurtheilt.
Sehr zweckmäßig enthaͤlt ſonach dieſe zweyte Abtheilung die
Anwendung der in ver vorhergehenden Abtheilung enthalte,
nen theoretifhen Entwickelungen auf die im erſten Buche
erzaͤhlten Thatſachen und auf den gegenwärtigen Zuſtand der
einzelnen Länder. So entſpricht auch dem Schluſſe des er⸗
ſten Buches, welcher eine Ueberſicht der Hauptreſultate der
großen Bewegungen auf dem Geld- und Capttalmarkte ges
währt, das letzte Capitel des zweyten, indem es naͤhere
Betrachtungen Über den gegenwärtigen Zuſtand uns deſſen
Urſachen enthalt. — Was ſchon die Vorrede uͤber dieſen
Plan vorläufig mittheilt, hat Ref. im Texte vollkommen
veſtaͤtigt gefunden. — Leſer, welche den Vetfaſſer noch
nicht kennen, werden ſchon aus diefer Vorrede ein hoͤheres
Vertrauen zu ihm und ſeinem Werke einathmen. Daher
kann es dienlich ſeyn, einiges daraus mitzutheilen. Sie
beginnt:
„Die Geſchichte der letzten drey und zwanzig Kriegs⸗
jahre iſt reich an Ereigniſſen, die Stoff zu ernſthaften Du
trachtungen Aber die Urfachen und Wirkungen des oͤffentli—
chen Credits gewährten. Nach Herſtellung des Ftiedens
war beynahe in allen Staaten die Sorge der Regierungen
auf diefen wichtigen Gegenſtand gerichtet.
Die Maaßregeln, die in dieſer Beziehung von den
größern Staaten ergriffen wurden, find in ihrem Zuſammen—
wirken mit einigen anderen Begebe eiten betrachtet, merk—
würdig wegen des Einfluffes, den fie ſowohl auf das unge⸗
heure Vermoͤgen, das eine zahlreiche Claſſe von Individuen
in den Öffentlichen Fonds niedergelent hat, als auch auf die
Lage der Finanzen in verſchiedenen Ländern, und auf den
zkonomiſchen Zuſtand der Völker ausgeuͤbt, und wegen des
Lichtes, das fie durch die Erſcheinungen, die ſie hervors
krachten, auf einige der ſchwietigſten und verwickeltſten
Materien der Matisnalöfonpmis, und anf den naturlichen
740
Zufammenhang der Dinge auf dem großen Weltmarkte ge⸗
worfen haben. E
Alle Länder, welche ein regelmäßiger Verkehr verbin—
det, ſind als ein Markt zu betrachten, auf dem jede, auf
irgend einem Punct vorgehende Veraͤnderung ſich in weiten
Umkreiſen fortpflanzt. Regellos ſcheint ſich alles zu geſtal⸗
ten, wenn man, ſeinen Blick auf die naͤchſten Umgebungen
heftend die Erſcheinungen der Gegenwart an ſich vorüber
gehen laͤßt. Im gewoͤhnlichen Zuſtande pflegen aber alle
Bewegungen fo unmerklich vor ſich zu gehen, daß es auch
dem aufmerkſamſten Beobachter in den meiſten Fällen ſchwer,
und oft unmoglich wird, die wenig auffallenden, entfernt
liegenden Urſachen der wahrgenommenen Erſcheinungen mit
ſeinem Auge zu erreichen. 7
So wie aber in der organiſchen Natur gewaltſame
Anſtrengungen den innern Bau des Koͤrpers leichter verra—
then, fo geſtattet bey großen Erfchütterungen die Heftigkeit
der Bewegungen in der moraliſchen Welt einen tieferen
Blick in den inneren Zuſammenhang und die Natur der
Dinge zu werfen, und laßt uns die Geſetze jener Bewegun⸗
gen eher entdecken.
Man wirs unn nicht leicht eine Periode in der Ge
ſchichte des Handels und der Finanzen der Staaten finden,
wo fo viele verſchiedenartige und nach Größe und Schnel⸗
ligkeit der Wirkung fo bedeutende und in die Augen fallen
de Urſachen einer allgemeinen Bewegung auf dem Geld
und Eapıtalmarkte, man kann ſagen, der ganzen. civilifirten
Welt zuſammentrafen, als in den erſten vier bis fünf Jah⸗
ren nach hergeſtelltem Frieden; nie war es uns daher auch
in gleichem Grade vergoͤnnt, die Verkettung zwiſchen Ul fa⸗
che und Wirkung zu duechſchauen, ſowohl bey dem Wechſel
der Ereigniſſe auf einem, als bey den gleichzeitigen Vorfaͤl—
len auf verſchiedenen, durch ungeheuere Zwiſchenraͤume ger
trennten Plaͤtzen. —
Als im Jahre 1816 und 1817 drey große europa
ſche Reiche jene Maaßregeln, welche ihre Geldſyſteme zum
Gegenſtande hatten, theils ankuͤndigten, theils in Vollzug
zu ſetzen begannen, einem anderen Reiche große Anftrens
gungen zur Erfüllung feiner eingegangenen Verbindlichkeiten
bevorſtanden, und die Entwickelung der Folgen, welche ſich
an den Uebergang vom iege zum Frieden zu knüpfen pfle—
gen, noch dazu in der naͤchſten Zeit zu erwarten war, ſo
ließ ſich ohne großen Scharfſinn vorausſehen, daß eine, die
gewohnten Verhaͤltniſſe heftig erſchötternde Kriſis nicht aus
bleiben werde.
Von jener Zeit an verfolgten wir den Gang der Bes
gebenheiten mit aller derjenigen Aufmerkſamkeit, wozu ein
beſonderes Intereſſe für die Sache nur immer anzureizen
vermag.“ (S. III. — VI.)
Daß es dem Verfaſſer zu dieſem Behuf auch nicht
an Unterſtuͤtzung und guten Quellen fehlte, kann man vers
muthen, wenn er S. IX. dieſer Vorrede ſich ſehr beſchei⸗
den durch Folgendes aͤußert:
„Wenn einige Leſer unſere Schrift nicht ganz unbe—
fritdigt aus der Hand legen, jo glauben wir, dieß vorzuͤg⸗
.
74:
lich unferen Freunden verdanken zu muͤſſen, die uns theils
mit ihrem Rathe, theils mit ſchaͤtzbaren Materialien gütigft
unterſtuͤtzt haben. Wir halten es in dieſer Hinſicht vor Al—
lem für Pflicht, Hrn. Finanzrath und Banquter Schätzler
in Augsburg unſeren Dank für die wirkſame und gefällige
Theilnahme an unſerem Unternehmen oͤffentlich darzubringen.
Wir koͤnnen uns ſelbſt des ſeltnen Gluͤckes ruͤhmen,
daß die Cenſur, ſtatt zu nehmen, uns gegeben hat, indem
uns die in dem erſten Anhange zu dieſer Schrift aufgenom—
menen fchrifilihen Bemerkungen des Herrn Hamiltons
durch die Güte unſeres Cenſors zugekommen find.”
Dieß ſey genug zur Empfehlung dieſes Werkes, wel—
chem man ein großes Publicum wuͤnſchen muß, worin es
fo viel Nutzen ſtiften möge, als es, bey gehoͤriger Beach-
tung, zu ſtiften vermag. Kenner werden auch in der Dar—
ſtellung, worin Klarheit und Conſequenz die Hauptzuͤge find,
eine Meiſterhand nicht vermiſſen.
Verſuch einer Würdigung der Tendenz des teut-
ſchen Handelsſtandes, angeſtellt auf dem Stand—
puncte des bairiſchen Patrioten,
von 5. E. B. v. St.
Straubing, bey Cyriſttan Schmidt (ohne Jahrzahl). 8. 62 S.
„Wenn ſich in irgend einem Zeitpunct eine Erſtaunen
2] erregende, auf geſellſchaftliche Inſtitutionen ſich bezie,
hende intellectuelle Thaͤtegkeit in teutſchen und nicht teutſchen
Voͤlkern ausgeſprochen hat; dann iſt dieſe Thaͤtigkeit vor—
zuͤglich in der jetzigen Zeitepoche bemerkbar. Doch kaum
ſchien je dieſes intellectuelle Regen mehr geeignet, dem ru—
higen Beobachter — der auf rechtlichem Wege nach dem
Beſſern ſtrebt, ſo viel Beſorgniſſe, ſo bange Ahndungen
einzuflößen, als eben jetzt. Nicht als wenn in früheren
aͤhnlichen Kataſtrophen die Partheyen weniger heftig gewe—
ſen waͤren, ſondern weil es — obgleich nur von zwey
Hauptideen ausgehend (naͤmlich der alten ſtabilen, deren
kraftigſtes- Leben nun im Todten liegt, und der neuen Des
weglichen, die nun einmal nichts als das Vernunftmaͤßige
will, oder was fie dafür hält, der beſonderen Partheyen
eine unendliche [?] Menge gibt, die — wenn fie auch ſchein—
bar nach einem Ziele ſtreben, dennoch ſo widerſprechende
Mittel waͤhlen, daß ſie ſich einander ſtoͤrend anfeinden und
lieber der Gegenparthey foͤrderlich dienen, als das indivi—
duelle dem Geſammtintereſſe aufopfern wollen. Weiſe Um:
ſicht wird durch kurzſichtige Rechthaberey, kluge und billige.
Schonung durch ehrlofe Selbſtſucht verdrängt. Wo nur
Vernunft und Humanitaͤt ſprechen ſollten, ſchreit der Ei—
gennutz. Mit arroganten Anſpruͤchen an das Ganze tritt
ohne Scheu das Indioiduelle auf, als, wäre es der Mittel—
punet, um den das Univerſum ſich ſchwingen „müßte. Das
her die bizarren Meynungen, die widerſprechenden Anfiche
ten uͤber die einfachſten Verhaͤltniſſe des Menſchen und des
Scaatsbuͤrgers, die empoͤrendſten Behauptungen uͤber Rechts-
zuſtand und Obliegenheit. — Früher predigten uns exzentri
ſche Philoſophen, es ſey den Rechten und dem Intereſſe
der Volker angemeſſen, ſeine Regierungsform nach Will⸗
742
kuͤhe zu wechſeln, eigentlich nach dem Ausſpruch einiger
Demagogen, die an allen Enden auf Weitreformation loss
arbeiten, nur ſelten in ihrem eignen Buſen. Jetzt lehrt
uns mit transzententaler Weisheit ein Sohn der freyen
Schweiz, daß es für das Gluck der Voͤlker erſprießlicher
ſey, wenn ſie in orientaliſcher Manier hinter dem undurch—
dringlichen Vorhang des Geheimniffes regiert würden: —
daß ein legitimer Koͤnig nicht das Recht habe, ſeinem Volke
eine Verfaſſung zu geben, die dem Throne die feſteſte Bas
ſis gewährt — die vernünftige Freyheit und das Gluck des
Staatsbuͤrgers. Hier nennt ein Beobachter — Umftürzen,
was der andere Herſtellen und Erbauen heißt. — Einer
nennt in ſeiner — vermeintlichen — ganzen Vernunſt ein
Volk — gefaͤhrlich bewegt — das ein anderer in ſeiner
angeblichen Halbvernunft [2] im Ringen nach einem beſſern
Zuſtande begriffen glaubt, dem die europaͤlſche Menſchheit
mit feſtem Schritt und ruhiger Wuͤrde entgegen gehe, die
Diener der Finſterniß möchten ſich gebehrden, wie ſie wollen
und die Ritter vom Geiſtes-Loͤſchhorn herumfahren aus ei—
ner Ecke in die andere. — Dort behauptet mit großem
Reichthum an frappanten Bildern ein oͤffentlicher Lehrer in
feinem heiligen Eifer, daß wir zu beklagen find, weil wir
nicht mehr die himmliſche Luft des Mittelalters athmen,
und kein großer Hildebrand mehr hilft, wo es noth thut.
Jener Lehrer ſcheint ung den Glauben beybringen zu wols
len, als wenn das hoͤchſte Glück eines Volks darin beſtehe,
daß ſein legitimer Regent, von der empoͤrendſten Anmaßung,
im Bunde mir allgemeiner Ignoranz, herabgewuͤrdigt wer—
de. — Im Norden von Teutſchland entwerfen junge Män—
ner, die ſich erſt vorbereiten, um ihrem Vaterlande und der
Menſchheit nuͤtzlich werden zu koͤnnen, den Plan — [? das
Daſeyn eines ſolchen Plans aus dieſer Quelle iſt nicht er⸗
weislich] der ganzen teutſchen Nation eine politiſche Einheit
zu geben, von der fie nicht wiſſen, ob alle einzelnen Stam
me damit zufrieden ſind. — In Frankreich haͤlt uns das
Journal des debats hochweiſe Vorleſungen über unſere
Intereſſen, ohne zu bewetſen, daß es auch genau unſere
Verhaͤltniſſe kenne. — So macht jeder die Rechnung ohne
den Wirth und mancher zecht an dem betaͤubenden Kelch
ſeiner Lieblings-Ideen, ohne nur daran zu denken, daß er
vielleicht mit irgend einem Wirthe rechnen muß. In ahn-
lichem Fall ſcheint ſich auch in einiger Beziehung ein Theil
des teutſchen Handelsſtandes zu befinden.“ —
Ss ſchildert der Verf. im Eingange zum Theil ſehr
treffend das in ſich ſelbſt entzweyte intellectuelle Treiben un⸗
ſerer Zeit in politiſcher Hinſicht, faͤhrt dann noch durch eis
nige Blaͤtter fort, es auf aͤhnliche Art auch in naͤchſter Be⸗
ziehung auf ſeinen Gegenſtand zu ſchildern, und erregt da—
durch die Erwartung ſeiner Leſer auf etwas Vorzuͤgliches
und Entſcheidendes, die er aber im Folgenden nicht in dem
Grade auch befriedigt, fuͤr diejenigen wenigſtens, die ſich
durch Mirtelmäßiges nicht befriedigen laſſen. Der Stand—
punct über den Partheyen iſt nicht fo leicht zu behaupten,
als es ſich der Verf. vorgeſtellt haben mag; denn alles zu
Beſchränkte und Einfeitige, wovon feine Anſichten nicht frey
ſind, füge ſich unter irgend eine der Partheyen. — Am Ens
de if die Meynung: „es ſetze uch zuletzt alles von ſelbſt
ins Gleichgewicht!“ welche der Verk. S. 2 als eine er
ſchoͤn polirten Stelzen auffuͤhrt, auf welchen eine der Par⸗
743
thenen einherſchreitet, So übel nicht, wenn man fie allges
meiner nimmt und dabey von allen Partheyen eignem
Intereſſe abſieht. Dann ſoll damit geſagt ſeyn, daß wich—
tige und dauernde Veraͤnderungen im Staate, von welcher
Art ſie ſeyn mögen, ſelten oder nie durch Meynungen, Vor-
ſchlaͤge, Theorieen Einzelner oder auch durch willkuͤhrliche
Verfuͤgungen zu Stande kommen, ſondern durch den Drang
der Umſtände und Verhaͤltniſſe herbeygefuͤhrt werden. (Die
Meynung iſt aber nicht die: daß gute Vorſchlaͤge und wiſ—
ſenſchaftliche Theorie, worauf ſich jene gründen, uͤberfluͤſſig
und ganz unfruchtbar waͤren, ſondern es wird nur be—
hauptet, daß ſie es nicht fuͤr ſich allein vermoͤgen, wichtige
Veraͤnderungen im Staate hervorzubringen.) Man weiß z.
B., daß der deutſche Handels- und Gewerbsverein, im
Verwerfungsfalle feiner Vorſchlaͤge, eine allgemeine Verar—
mung der deutſchen Nation prophezeiht hat. Iſt dieſe Be—
fuͤrchtung nicht uͤbertrieben, ſo wird ſich das Uebel, bevor
es hereinbricht (der Verein wird ſagen, wenn es zu ſpaͤt
iſt), durch reellere und bedeutendere Vorzeichen ankuͤndigen,
als es bisher der Fall war; und dann werden die Vor—
ſchlaͤge des Vereins, beruͤckſichtigt durch die Erkenntniß der
Gefahr, zu Maaßregeln Veranlaſſung geben, welche von
jenen Vorſchlaͤgen vielleicht bedeutend abweichen dürften, ins
dem die entwickeltern Verhaͤltniſſe beſtimmter als es fruͤher
der Fall ſeyn konnte, auf die zweckmaͤßigſten Mittel hin—
weiſen werden.
Der Verfr. declamirt mit beſonderem Eifer gegen die—
jenigen, welche eine unbedingte Handelsfreyheit wollen, und
redet dagegen dem jetzt beſtehenden Mauth und Zollweſen,
mit beſonderer Beziehung auf Baſern, zu einſeitig das
Wort. Soll es mit dem Worte: unbedingt, genau ge—
nommen werden, fo iſt die Declamation überfluͤſſig; denn
die Sache hebt ſich dann durch ihren Begriff von ſelbſt auf,
da es in der realen Welt uͤberall keine unbedingte Frey—
heit (welches eine unbeſchraͤnkte ſeyn würde) gibt. Ob aber
auch die Forderung moͤglichſter Erweiterung der Handels—
freyheit eine unvernuͤnftige wäre? iſt eine andere Frage.
Der Verf. ſtuͤtzt fein Naͤſonnement über dieſe Gegenſtaͤnde
auf folgenden — allen denkenden Staatsmaͤnnern ohne Zwei—
fel bekannten — Satz, welchen er Seite 47 als das erſte
Reſultat feiner Unterſuchungen aufſtellt. „Da alle Verhälte
niſſe des ſtaatsbuͤrgerlichen Lebens unter ſich in ſteter Bes
ziehung ſtehen; ſo darf keines einzeln herausgehoben und
modifizirt werden, ohne auch alle damit in naher und fer⸗
ner Verbindung ſtehenden Verhaͤltniſſe in gleichem Sinn’
umzuwandeln. Aus dieſem Grunde kann kein Urtheil über
irgend ein poſitiv Gegebenes — alſo ein Beſtehendes —
abſolute Gültigkeit haben, wenn bey Faͤllung dieſes Urtheils
nicht auf alle weſentlichen Beziehungen dieſes Gegebenen
Ruͤckſicht genommen worden.“ Der Perf. folgert nun aus
dieſem Satze für das jetzt beſtehende Mauth und Zollwe—
ſen, als einem ſehr verwickelten Syſtem, und warnt ſehr
nachdruͤcklich vor ploͤtzlichen Veraͤnderungen und Alterationen
dieſes Syſtems ohne gehoͤrige Berüuͤckſichtigung des Zuſam—
menhangs, und vor den daraus entſpringenden Gefahren
und unberechenbaren Felgen, wie ſie — was man gern zus
gibt — „jedes unvorbereitete und uͤbereilte Experiment
in der Staatsverwaltung nach ſich zieht.“
Es waͤre gut, wenn man bey Entwerfung der neuen
Mauth und Zollſyſteme, deren Einführung ja auch ploͤtzliche
18
81
— 744
‘
Veränderungen waren, die von unſerem Verf. empfohlene
genaue und zarte Beruͤckſichtigung des Zuſammenhangs der
Verhaͤltniſſe, beſonders in Beziehung auf den Handel, be=
obachtet hätte, wodurch dieſe Syſteme vermuthlich ganz ans
ders medeficirt worden waͤren. Aus der Wahrheit jenes.
Satzes folgt nichts fuͤr die Billigung dieſer Syſteme, wie
ſie jetzt in den groͤßern deutſchen Staaten beſtehen, und der
Verf. dürfte die Frage: ob nicht ein den Handel ſehr ein⸗
ſchraͤnkendes Mauthſyſtem dem geſammten Kinanzſyſtem ei⸗
nes Staats in die Länge mehr ſchaden als nutzen durfte?
nicht umgehen; eine Frage, welche hoffentlich die fernere
Entwicklung des Kampfes der Verhaͤltniſſe zwiſchen Voͤlkern
und Regierungen bald entſcheiden wird.
Das Nuͤtzlichſte, was der Pfr. in dieſer kleinen Schrift
geſagt hat, bezieht ſich auf ſein Vaterland, und beſteht in
einer Muſterung des Gewerbszuſtandes von Baiern, worin
die Vortheile und Maͤngel gegen einander abgewogen werden
und daher manches zur Sprache kommt, was zur Erweite—
rung und Verbeſſerung verſchiedener Zweige veranlaſſen kann.
Fuͤr das Allgemeine aber reicht, wie ſchon bemerkt wurde,
des Verfaſſers philoſophiſche Bildungsſtufe nicht aus. Fuͤr
dieſes Urtheil koͤnnten, außer dem ſchon Geſagten, noch mans.
cherley Belege beygebracht werden; es würde aber Ueberfluß
ſeyn, und nur die Meynung des Pfrs., als koͤnne etwas
theoretiſe) richtig ſeyn, was praktiſch unausfuͤhrbar iſt, muß
noch in Betrachtung gezogen werden. Es mag ſeyn, daß
der Def. dieſe Meynung mit Vielen theilt, aber fie kann
dadurch nicht aufhoͤren, irrig zu ſeyn, und die entgegenges
ſetzte- Wahrheit ſteht feſt: daß nehmlich die Unausfuͤhrbarkeit
einer Theorie der ſicherſte Beweis ihrer Unrichtigkeit iſt.
Oder es muͤßte zwey Wahrheiten geben, die einander wi⸗
derſprechen, und die praktiſche Wahrheit müßte etwas ander
res ſeyn, als die Beſtaͤtigung oder Realiſirung der theores
tiſchen.
Arndt abgenoͤthigtes Wort aus ſeiner Sache,
zur Beurtheilung derſelben.
Altenburg und Leipzig im Verlag des literariſchen Comtoirs 1821.
(In Eommiſſion bey F. A. Brockhaus in Leipzig) 8. 43 S.
Arndt iſt bekanntlich nicht der einzige, welchem ſein
Schickſal ein ähnliches Wort abgenoͤthigt hat, in unſerer wegen
demagogiſcher Umtriebe fo verdaͤchtigen Zeit, welche die Wachs
ſamkeit und Strenge mancher Regierung in ſo hohem Grade rege
gemacht hat. Ader ein Gegenſtand fuͤr die Kritik find literariſche
Erſcheinungen dieſer Art nicht, die gewiſſermaßen ſelbſt indirecter
Weiſe Recenſionen find, nehmlich über die Zeitumſtaͤnde, wel-
che ſie hervorgebracht haben, uͤber welche aber erſt die
Nachwelt das Recht haben wird, ein unpartheyiſches Urtheil
auszuſprechen. — Arndts Freunde, wie ſeine Feinde, wer⸗
den laͤngſt uͤber ihn entſchieden haben; wer aber Luſt hat,
über dieſe Sache, die er nur von Hoͤrenſagen oder durch
Zeitungsnachrichten kennt, ohne Partheyligkeit zu urtheilen,
der leſe wenigſtens erſt, was der Bfr. dieſes abgenoͤthigten
Wortes ſelbſt — ſo weit er es konnte und durfte — darüber
mitgetheilt hat. Wer aber, ohne das Vorliegende zu ken⸗
nen, vorläufig gern wiſſen moͤchte, ob Arndt der Mann
745
noch ſey, als welchen er ſich in ſeinen Schriften und in
feinem Leben gezeigt hat, konnte es allenfalls aus folgen—
der Stelle errathen, vorausgeſetzt, daß bey einem Manne,
wie Arndt, die Sprache jederzeit den Sprechenden offenbart.
„Er [der Pfr.] lebt aber kraft der Ehre und des
Ruhms der preußiſchen Juſtiz und kraft der vorlaͤngſt fey⸗
erlich zugeſagten Verſicherung, feine Sache ſolle auf ordent—
lichem Wege Rechtens entſchieden werden, der noch feſtern
Zuverſicht, daß er unter dem Scepter des erhabenen Mon⸗
archen, deſſen Unterthan er iſt, durch Willkuͤhr in An⸗
wendung der Geſetze gegen ihn nicht gefährdet werden kann,
und daß ſein Koͤnig und deſſen hoͤchſte Stellvertreter im
Staate, an welche er ſeine demuͤthige Bitte gebracht hat
oder bringen wird, fie nicht unerhoͤrt werden verſchal⸗
len laſſen.
Denn nimmer kann er glauben, daß nach den Jah—
ren 1813, 14 und 15 und nach fo offenen feyerlichen Vers
dammungen der Napsleoniſchen Art und nach Verkuͤndi⸗
gungen und Geloͤbniſſen, welche die Rheinlande wieder un⸗
ter deutſche Redlichkeit und Treue ſtellten, das Schickſal
gerade mit ihm und gerade an dem befreiten Rheinſtrome
die fuͤrchterliche Ironie ſpielen werde, daß er durch ein aus
Ferordentliches Specialgericht gerichtet werde.
Diesmal ſey dieß hier genug. Da er hofft, dieſe
lärmvolle Zeit und Geſchichte noch zu überleben, fo iſt ihm
freylich durch die letzten Vorgänge und Verhaͤngniſſe derſel—
den fuͤr ſich und ſeine Freunde die Pflicht aufgelegt, von
feinem politiſchen Leben und feinen bürgerlichen Verhaͤltniſ—
ſen, wie ſie in den beyden letzten Jahrzehnten geſtanden
find, kuͤnftig einmal zu reden. Nur aus Noth wird er den
Mund aufthun, da es bey ſeiner Ueberzeugung, daß ein
Mann von ſich am wenigſten und am leiſeſten ſprechen
muͤſſe, erſt feſt beſchloſſen war, nur hinter ſeinem Grabe
andere daruͤber reden zu laſſen, wenn anders hinter ſeinem
Grabe andere von ihm noch etwas zu reden und zu erzaͤh—
len haben werden.
Leicht koͤnnen, welche im Gluͤck oder Unglück, geduldig
oder gefuͤhllos reines und faules Waſſer uͤber ſich hinfließen
laſſen, ohne ſich von der Stelle zu bewegen, oder welchen
ein guͤnſtigeres Geſtirn eine glücklichere und ruhigere Lage
anwies, als ihm, über durch die gewaltige Zeit bewegte und
umhergetriebene Menſchen das Wort Abentheuter ſchreien,
— welches Wort feine Feinde mehrmals Über ihn gerufen
haben — aber er wird ihnen urkundlich beweiſen koͤnnen,
daß er immer in ehrenvollen und redlichen Verhaͤltniſſen ge—
ſtanden iſt, daß er, wenn fein Leben voll Wechſel war,
dieſe Wechſel oft in Noth und Gefahr nicht fuͤr das Schlech—
teſte erfuhr, Sondern in feiner Kleinheit dieſes Loos mit
Fuͤrſten, Miniſtern und Feldherren und mit Namen theilte,
welche das Vaterland mit Recht als feine herrlichſten Zier⸗
den verehrt.“
Der Reeenſ. ſcheint nicht ſo keck geweſen zu ſeyn,
ſelbſt etwas zu ſagen! In welcher Zeit leben wir und in
welchem Lande! Warum geht denn Arndt nicht hinaus
und bettelt?
Hid 18. Heft vn.
—
746
Der Hesperus von Andre’
erſcheint jetzt bey Cotta, als in einem der Literatur
günſtigeren Lande und mithin mit mehr Huͤlfsmitteln, mit
zahlreicherer und ſchnellerer Correſpondenz, und endlich mit
größerer Luft und mit mehr Muth des Herausgebers. Da
ſich dieſe eneyklopaͤdiſche Zeitſchrift während ihres Erſchei⸗
nens in Oeſterreich ſolchen Ruf und ſolche Abnahme erwor—
ben; ſo kann man hoffen, daß ſie in Deutſchland nicht we⸗
niger freundlich werde aufgenommen werden. Sie verbrei⸗
tet ſich uͤber alle Verhaͤltniſſe des Lebens und der Natur,
und berückſichtigt vorzuͤglich den Unterricht und den Nutzen,
ohne das Angenehme zu vernachlaͤſſigen und ſich in das
ſtreng Wiſſenſchaftliche einzulaſſen. Es iſt die einzige Zeit>
ſchrift ihrer Art mit einem individuellen Charakter, wel⸗
cher immer das Zeichen der Fortdauer iſt, wofern nicht
feindliche Maͤchte eingreifen. Man kann daher mit Ber:
trauen dieſe Zeitſchrift anſchaffen; man wird fie mit Zus
friedenheit leſen; es ſcheint uns, der Hesperus fen für das
Leben, was die Iſis mehr fuͤr die Wiſſenſchaft iſt.
Es gereicht außerdem dieſer Zeitſchrift gewiß nicht zu
einer geringen Empfehlung, daß der Pfr. aus reinem Eifer
fuͤr die Literatur ſeinen geliebten Wohnſitz in Oeſterreich,
feine zahlreiche Familie, feine eben fo zahlreichen Freunde und
Bekannte verlaſſen, daß er uͤberhaupt bey ſeinem vorge⸗
ruͤckten Alter fo viele Wurzeln der Liebe und des Intereſ—
ſes zerriſſen, um ſeinen Baum in ein freyes Erdreich zu
pflanzen, auf daß er unverkruͤppelte und nicht wurmfraßige
Fruͤchte trage. Wer ſolche Opfer der Cultur zu bringen im
Stande iſt, hat auch Kraft in ſich, fuͤr dieſelbe etwas zu
thun.
Literariſches Converſationsblatt.
Leipzig bey Brockhaus. 4.
Dieſes Blatt iſt eigenthuͤmlich und mithin individuell;
alles Individuelle aber iſt gut, weil es den Grund ſeines
Daſeyns und ſeiner Fortdauer in ſich ſelbſt traͤgt. Was
der Hermes fuͤr das Studium der vornehmen Welt iſt,
das iſt das Converſatiensblatt fuͤr ihre Unterhaltung. Dort
wird nur das Vorzuͤglichſte aus der eigentlichen Schriftſtel⸗
lerwelt, aber gruͤndlich und vollſtaͤndig vorgeführt und be⸗
urtheilt, hier wird das Ausgezeichnete aus dem Leben wie
aus den Schriften gleichſam nur erzaͤhlt und beſprochen.
So ergaͤnzen beyde Zeitſchriften einander und fuͤhren den
Gebildeten aus ſeinem Arbeitszimmer in die Beſuchſtube
und aus dieſer in jenes zuruͤck. Was dazwiſchen liegt, füllt
das Geſchaͤftsleben aus.
Der Inhalt des Converſati lattes iſt, ungeachtet ſei⸗
ner Beſchraͤnkung auf die eigentliche gebildete Unterhaltung,
doch mannigfaltig und jedem Stande angemeſſen; der Ton
iſt anſtaͤndig, gefällig, meiſt ſinnreich und witzig; doch bes
merkt man darunter auch, wie in den meiſten Geſellſchaf⸗
ten, einige Figuren, welche bey allem Wechſel ihren Stuhl
immer einnehmen und jedem Eintretenden ihren Vorrath
von Anekdoten, von Grundſaͤtzen auftiſchen, die zwar für.
den Fremden gar nicht unintereffant find, aber für die,
welche die Geſellſchaft oͤfter beſuchen, etwas fade werden.
47
747
Das iſt aber eben die wahre Darftellung bes Lebens, daß
man darin wechſelnde Figuren und Stublbalter auffuͤhrt,
Genießende und Bewirthende, Ernſthafte und Spaßmacher,
daß man gediegene Anſichten heraushebt im Gegenſas von
eitlen, daß man das Ganze zu achten, das Halbe zu bela⸗
chen Luſt dekommt.
Es iſt demnach das Converſationsblatt gegenwaͤrtig
das einzige ſeiner Art, und werth, der Wegweiſer und Ge⸗
ſpraͤchanknuͤpfer in jeder Geſellſchaft zu fern. Man ſieht
ihm ſichtlich an, daß der Herausgeber Alles aufwender, um
Biefes Blatt fo berzuſtellen, wie es den natuͤrlichen Wuͤn⸗
ſchen der Geſellſchaft gemaͤß ſeyn ſoll, auch bat es ſich
ſchon in alle Zirkel eingefunden und ſeine Ankunft wird
wohl fortdauernd immer gerne geſehen werden.
Verzeichniß derjenigen Buͤcher aus allen Wiſſen⸗
ſchaften, welche in dem 1. (2. 3.) Drittel des
Jahres 1821 (u. ſ. f.) ganz neu oder in neuen
Auflagen erſchienen ſind.
Wiſſenſchaftlich georoner mit Angabe der Ladenpreiſe und Verle⸗
ger, und bey Fortſezungen, mit Nadiweifungen über das früher
ſchon Geſchriebene verſehen. Herausgegeben von J F. Leid,
Buchhändl. in Leipzig, neuer Neumark N 17. kl. 8.
Diefer nuͤtzliche Katalog, welcher mit 1821 angefan⸗
gen, hat ſich bis jekt, gewiß zum Vergnuͤgen aller Biber:
käufer, erhatten. Es erſcheinen jährlich ihrer 3, wovon je⸗
der die Bucher enthält, welche binnen 4 Monaten heraus:
gekommen find, wohlgeordnet und genau verzeichnet. Dieß
iſt genug, um Alle, welche Bucher kaufen wollen, auf die⸗
je Art von Zeißſchrift gufmerkſam zu machen.
Elementarbuch fuͤr den Schulunterricht in der
Geographie
vom Prof. Karl Friedrich Sohn. —
Achte, nach den neueſten politiſchen Beſtimmungen umgearbeitete
And vermehrte Auflage, Bamberg und Würzburg in den Göb⸗
; hardt'ſchen Buchhandlungen, 1820. 8.
Dieſer Grundriß der Geographie hat ſenach das felte⸗
ne Gluck gehabt, acht Auflagen zu erleben, welchen viel,
leicht noch mehrere folgen werden. Nicht alle für den
Schulunterricht beſtimmte Schriften eder auch Leſebücher
für die Jugend, die ein ähnliches ober noch größeres Gluͤck
erlebten, verdienen es in dem Grade, wie die vorliegende,
Sie iſt ein zweckmaͤßiges Compendium für den kurz gefaß⸗
zen Unterricht, wie er z Bin Buͤrger⸗ und Landſchulen,
uberhaupt wohl 200 Anfaͤnger gegeben werden muß.
Das Werkchen k übrigens auch für Exwachſene zum
Selbſtgebrauch dienen, zum Behuf einer überfichtlichen Wie⸗
drrbolung und des bequemen Nachſchlagens in vorkommenden
Faͤllen, wozu es ſich, vermöge ſeines geringen Umfangs
und kleinen Ostavformats, bequem faſt wie ein Taſchen⸗
buch eignet, indem es ihm nicht au dem dazu noͤthigen Re⸗
giſter fehlt. Es kann ohne Einſchraͤnkung beſtaͤtigt werden,
was der Pfr. ſelbſt, im Vorworſe, zur Empfehlung deſſeſ⸗
.
— —
748
ben fagt: „Der Nutzen dieſes Grundriſſes der allgemeinen
Geographie hat ſich durch die ſchnell auf einander gefolgten
acht Auflagen bewaͤhrt. Seine Ausdehnung iſt auf die
Dauer eines einjährigen Kurſus in dieſem nothwendigen
Zweige des Unterrichts beſchraͤnkt, ſtellt im verjuͤngten Maß⸗
ſtabe alle bis jetzt bekannten Staats Veraͤnderungen mit
der jedem Lande eigenthuͤmlichen Phyſiognomie dem Lehr⸗
linge und Freunde der Erdbeſchreibung in der natuͤrlichſten
Ordnung dar, und nimmt zugleich Ruͤckſicht auf ſolche ſta⸗
tiſtiſche Momente, nach welchen man den Reichthum, die
Größe, Kultur und den Gewerbfleiß der Einwohner bemefr
fen kann.“ Zugleich gibt der Vfr. daſelbſt Über verſchiede⸗
ne Quellen, aus welchen er ſchoͤpfte, befriedigende Auskunft
Die Einrichtung und Anordnung des Buchs iſt, wie
geſagt, zweckmaͤßig: Die Einleitung gewährt einen moͤg⸗
lichſt kurzen und doch deutlichen und geordneten Abriß der
mathematiſchen und phyſiſchen Geographie, und laͤßt darauf
das Allgemeine von der politiſchen folgen Im Texte er⸗
leichtert die gedraͤngte Zuſammenſtellung des Aehnlichen die
Ueberſicht und komme durch die Ordnung des Zuſammenge⸗
ſtellten dem Gedaͤchtniß zu Hülfe, indem z. B. fortſchrei⸗
tend im Zuſammenhange die Lage der genannten Lander
eines Erdtheils beſtimmt wird. Es werden auf Abntidye
Art bey jedem Erdtheile zuſammengeſtellt die vorzuͤglichſten
Gewäſſer erſt die Meere und Meerengen, dann die Seen
und Fluͤſſe Eben fo die merkwürdigſten Gebirge und Vor⸗
gebirge. Daun folgen kurze Beſtimmungen in klimatiſcher
Hinſicht, Nachrichten Über den Reichtbum an Producten,
über die Zahl der Einwohner, über die vorzuͤglichſten Sprar
chen und Religionen, und das Allgemeine ſchließt mit einer
nach der Rangordnung gemachten Zuſammenſtellung der
Staaten.
Die beſondere Beſchreibung jedes Landes beginnt, wie
gewoͤhnlich, mit der nähern Beſtimmung der Lage, worauf
dann das Nöthige in phyſiſcher, politiſcher und ſtatiſtiſcher
Hinſicht folgt. Die Beſchreibung der Staͤdte konnte, dem
Piane gemäß, nur ſehr kurz ausfallen, doch findet man
bey jeder fo viel charakteriſtſſche Hauptzuͤge, als es die
vorausbeſtimmte Kürze nur immer geftatten konnte. Gegen
die Vollſtaͤndigkeit aber, hinſichtlich der Städte und anderer
merkwürdiger Orte, läßt ſich freilich manche gegründete Eine
wendung machen, und ob der Pfr. gleich, im Verhaͤltniß
zu fo getingem Raume, allerdings viel geleiſtet hat, fohdts
te er doch beſfer gethan, fein Werkchen, zum Beſten der
Vollſtaͤndigkeit, um einige Bogen zu verſtaͤrken. Schon
ttwas bedeutende Städte von 14,000 Einwohner, wie Lai⸗
bach, dürften nicht fehlen, eben fo wenig kleine Orte,
die in geſchichtlicher Hinſicht merkwuͤrdig geworden find,
z. B. durch merkwuͤrdige Schlachten, wie Collin, Auer⸗
ſtedt u. ſ. w., durch merkwürdige Stiftungen, durch Bes
ziehung auf das Alterthum, in welcher Hinſicht ebenfalls
Luͤcken genug bemerkt werden. Ein ähnlicher Tadel, hin⸗
ſichtlich der Vollſtaͤndigkeit (in dem angegehenen Sinne),
trifft auch die Angabe der Infeln. Der Pfr. wird alſo wohl⸗
thun, bey einer Fünftigen neuen Auflage auf dieſen Tadel
Ruͤckſicht zu nehmen,
749
Wiſſenſchaft der materiellen Natur, oder Dy-
Pacha namik der Materie,
v. J. Weber,
„der ik. Dillingen. Munchen bey Lentner. Leipzig
Ri een 1821. 8. 371. 2. Kupfert.
Diͤeſes Lehrbuch der Phyſik verbindet mit gruͤndlicher,
philoſophiſcher Beurtheilung und Anordnung, viele, ſowohl
der Wiſſenſchaft als dem Leben nuͤtzliche Thatſachen, Bes
obachtungen und Verſuche, und umfaßt alle Theile der
Phoſik, welche, jeder beſonders zwar getrennt, aber voll⸗
ſtaͤndig abgehandelt, und dem Verſtaͤndniß der Jugend ans
gepaßt werden. 5
Nach einer Einleitung in die MWiffenfchaft der mate—
riellen Natur folgt der Begriff und das Weſen der Mate—
rie, ſammt den allgemeinen Lehren von derſelben Seite 2;
dann folgen die allgemeinen Phänomene an der materiellen
Natur, Cohaͤſtion, Adhaͤſſon und Gravidation S. 82; dar⸗
auf wird vom Leben der materiellen Natur gehandelt, und
zwar vom Magnetismus S. 102, von der Elektricitaͤt S.
161, von ihrer Verwandtſchaft mit dem Magnetismus S.
266, vom chem. Proceß ganz ausfuͤhrlich S. 280, Aufld:
ſung, Zerſetzung, Mengung, Miſchung, Gaͤhrung, chem.
Elemente.
Wir finden in dieſem Werke ſehr viele Kritik und
die gelaͤutertſten Anſichten uͤber alle Theile der Natur, die
hier wirklich als ein lebendes Weſen nicht als ein Hauf—
werk todter Stoffe erſcheint. Das Buch verdiente daher ei—
ne ausfuhrliche Würdigung, welche wir gerne aufnehmen
werden.
*
Neues Journal fuͤr Chemie und Phyſik
von Schweigger und Meinecke. Nürnberg bey Schrag 8.
Seit dem vorigen Jahr hat ſich Meinecke mit Schweig—
ger verbunden, um dieſe ſeit ſo vielen Jahren beſtandene
Zeitſchrift, die einzige ihrer Art, fortzuſetzen. Es iſt kein
Zweifel, daß durch eine Vertheilung der Gefchäfte ein ſol—
ches Unternehmen gewinnen muͤſſe, und, wie man an den
vor uns liegenden 8 Heften ſieht, ſchon gewonnen hat.
Iſt es ſchwer, eine Zeitſchrift MM Einzelnen zu beurtheilen,
ſo iſt es noch viel ſchwerer, von ihr einen Bericht zu ge—
ben, aus welcher Verlegenheit man ſich jedoch dadurch am
beiten hilft, daß man beydes für unnoͤthig erklaͤren kann.
Bey Zeitſchriften thut der Fleiß des Herausgebers faſt Al—
les, und dieſer zeigt ſich hier in vollem Maofe. Es wird
Alles in dieſem Journal zur Sprache gebracht, was auf
dem Erdenrunde in den betreffenden Wiſſenſchaften, beſon—
ders in der Chemie, vorgeht. Die fremden Aufſaͤtze werden
mit Einſicht verarbeitet und gedrängt gegeben. Wenn die
einheimiſchen manchmal etwas zu weitlaͤuftig werden, iſt es
natürlich nicht die Schuld der Redaction, ſondern der
Schreiber ſelbſt, die ſich leider in Deutſchland nicht oft
auf die Sprache vorbereiten. Die deutſchen Zeitſchrif—
ten haben bekanntlich bor den auslaͤndiſchen den Vorzug,
daß ſie alles zur Sprache bringen, was ihr Fach betrifft,
während ſich dieſe groͤßtenthells nur auf ihren politiſchen
750
Kreis beſchraͤnken. Dieſes gilt von den Naturwiſſenſchaften
vielleicht mehr, als von den andern; und bas chem eſche
Journal zeichnet ſich hierin vorzuͤglich aus. Da die Herz
ausgeber ihre Pflichten in vollem Maaße erfuͤllen, ſo ſollte
man denken, das Publicum thaͤte dabey auch das Seinige,
und bewieſe, daß es Kunſt und Wiſſenſchaft zu feiner Lieb
lingsbeſchaͤftigung gemacht habe; es bewieſe, daß es in der
Bildung fo weit fortgeſchritten wäre, daß es wohl wüßte,
wie nuͤtzlich ihm faſt in allen Verhaͤltniſſen des Lebens die
Naturwiſſenſchaften ſind. Man ſollte denken, wenn auch
die reichen Muͤſſiggaͤnger zu ungebildet ſind, als daß ſie
ſich ihre Langeweile mit Wiſſenſchaften, wozu die Roman—
leſereien nicht gehoͤren, vertteiben koͤnnten, daß doch alle
Fabricanten, Brauer, Brenner, Faͤrber, Schriftgießer,
Glockengießer, Stahlmacher u. ſ. w., endlich und vorzüg⸗
lich alle Aerzte und Apotheker, ſich an die Nat. Wiſſenſch.
wenden wuͤrden, um ſich Raths in ihrer Noth zu erholen,
und daß fie namentlich dieſes chemiſche Journal ſich ans
ſchafften und laͤſen. Allein der Mangel an Kenntniſſen
bringt immer Unbehuͤlflichkeit hervor, und bekanntlich in
ſolchem Grade, daß ſolche Menſchen nicht einmal die Mit—
tel kennen, um ſich zu helfen. Das muß beſonders hier ber
Fall ſeyn; denn wir wiſſen, daß ſowohl diefes Journak
als die Annalen der Phyſik, doch die einzigen in Deutſch⸗
(end, einen ſolch geringen Abſatz haben, daß die Verleger
nur aus Liebe zur Wiſſenſchaft und nur zur Ehre in der
Fortſetzung dieſer Zeitſchriften ausdauern. Es kommen zwar
hier einige aͤußere Verhaͤltniſſe in die Quere, welche dem
Abſatz Schaden thun. Einmal, daß ſich die beyden ger
nannten Zeitſchriften nicht ſtreng in ihre Fächer getheilt ha—
ben, in die Chemie und in die Phyſik. Wir wiſſen aber von
guter Hand, daß die Schuld einzig an Gilbert liegt, indem
Gehlen ihm eine ſolche Vertheilung vorgeſchlagen, er ſie
aber ſchnoͤde abgewieſen hat. Nun gibt er eine Zeitſchrift
der Phyſik und Chemie, und dieſer eine fuͤr Chemie und
Phyſik heraus, wodurch ſich beyde den Raum verſperren,
und es nicht ſelten geſchieht, daß das arme Publicum
(denn das reiche kauft ſolch Zeug nicht) einerley zweymal
bezahlen auß Noch größeres Uebel aber find die vielerley
Apotheker-Journale, deren faſt jaͤhrlich einige ſich in un—
beholfener Sprache und langweiligen Kochereien hervorpros
biren und ſo die Apotheker glauben machen, ſie waͤren
Handwerksleute, denen die Wiſſenſchaft ſchadete, und die
mit ihrem Brey fuͤrlieb nehmen muͤßten. Betrachteten die
Apotheker das Journal der Chemie eigentlich für ihr Jour—
nal, und ſchickten fie ihre Abhandlungen zu etwas menſchliche⸗
rer Verarbeitung dahin, ſo koͤnnten ſich die Herausgeber
auf die Chemie beſchraͤnken, und durchaus alles liefern,
was zum Fach gehoͤrt; denn der Abſatz wuͤrde groͤßer ſeyn,
und die Hefte koͤnnten demnach noch dicker werden, als ſie
ſchon ſind; Herausgeber und Verleger wuͤrden mehr Muth
und Luft bekommen, ein Werk auszuſtatten, welchem die ge⸗
hoͤrige Erkenntlichkeit zu Theil würde. Wenn die Verfaſ—
ſung der Literatur nicht eine republicaniſche waͤre und da—
her nicht jeder Gelehrte ein Recht haͤtte, alle ſeine Rechte
beliebig auszuuͤben, d. h. Alles zu ſchreiben, was ihm be—
liebt, fo würden wir vorſchlagen, alle Apotheker-Journale
und alle Gewerbe: Journale zu zerſtoͤren, damit nur Eines
an ihre Stelle träte, welches dabey, daß es Alles lieferte,
zugleich ein allgemeines Verſtaͤndniß in ganz Deutſchland
7
751
hervorbraͤchte. Da aber ſolch ein Despotismus in der Li—
teratur erſt dann eintreten kann, wenn die Bildung allge:
mein iſt, und jeder nur Eines will, weil er es allein fuͤr
das Rechte erkennt, ſo bleibt jetzt nichts anders uͤbrig, als
wiſſenſchaftlich dahin zu wirken, daß das Publicum ſein
Rechtes erkenne. Das gefchieht am beſten dadurch, daß
man es ihm immer vorſagt; denn an Beweiſen iſt der
Welt wenig gelegen, und daß man thut was recht iſt.
Die Schmalte = Fabrication und das Safflor⸗
machen aus Kobold,
von M. G. Mayer, Bad. Bergmeiſter. Frankfurt a. M. bey
Jäger, 1820. 8. 232, mit 9 Steindrucken.
Dieß iſt eine vollſtaͤndige Anweiſung, gegruͤndet auf
eigene Erfahrung und auf Beruͤckſichtigung alles deſſen, was
bisher in dieſem Fache geleiſtet worden. Die weitſchweifige
und oft unrichtige Sprache abgerechnet, wird daher dieſes
Werk jedem zufagen, welcher daraus Unterricht ſchoͤ—
pfen will. Da es in ſeiner Art das einzige iſt, ſo wird
ihm auch der Abſatz keineswegs entſtehen. Wir koͤnnen uns
daher begnuͤgen, auf ſein Daſeyn aufmerkſam gemacht zu
haben. Die Abbildungen fielen Oefen und andere Geräth:
ſchaften vor. Der Inhalt ſagt das Weitere.
a
2
uin nn Hk
Mineralogie des Kobolds.
Erſte Gattung. Weißer Speiskobold.
Erſte Art. Gemeiner Speiskobold.
Zweyte Art. Strahliger Speiskobold.
Zweyte Gattung. Grauer Speiskobold.
Dritte Gattung. Glanzkobold.
Vierte Gattung. Schwarzer Erdkobold.
Erſte Art. Zerreiblicher.
Zweyte Art. Feſter.
Fünfte Gattung. Brauner Erdkobolb.
Sechſte Gattung. Gelber Erdkobold.
Siebente Gattung. Rother Erdkobold.
Erſte Art. Koboldbeſchlag.
Zwepte Art. Koboldbluͤthe.
Abhandlung über den Kobold, aus Hilde⸗
Erſter the⸗
brandts Encyelopaͤdie mit Noten,
oretiſcher Theil 4tes Heft.
Zweyter praktiſcher Theil, ı3te8 Heft.
Probierungen der Kobolderze.
Scheidung der Kobolde vom Arſenik.
Wismuth.
Eiſen.
Nickel. ‘
Fabrikmaͤßige Benennung und Bezeichnung der Kobolde und
ihrer Fabrikate ꝛc.
Verzeichniß der bey der Schmaltefabrikation entſtehenden
Abfaͤlle.
Verzeichniß der bey der Schmaltefabrikation zu verrichten⸗
den Arbeiten.
— —
1 752
Erſte Abtheilung. Die Votarbeiten.
Erſte Vorarbeit. Zubereitung des Kieſels oder Quarzes.
Zweyte Vorarbeit. Bereitung der Pottaſche.
Dritte Vorarbeit. Das Roͤſten des Kobolds im Kleinen
oder das Probroͤſten.
Vierte Vorarbeit. Das Probieren des Kobolds im Kleinen
auf Blau.
Fuͤnfte Vorarbeit. Das Probieren des Kobolds im Großen,
für die Beſchickung auf jeden Buchſtaben nebſt ſich hier⸗
auf gründenden Einkaufsberechnung für den Kobold.
Sechſte Vorarbeit. Das Pochen des Kobolds fuͤrs kuͤnftige
Röften zur Schmaltefabrikation und zum Safflorma⸗
chen im Großen.
Siebente Vorarbeit. Das Roͤſten des Kobolds im Großen
zur Schmaltefabrifation und zu verfäuflihem Safflor.
Achte Vorarbeit. Die Behandlung des geroͤſteten Kobolds
zu verkaͤuflichem Safflor ꝛc. 5
Neunte Vorarbeit. Das Roͤſten der Speiſe. 155
Zehnte Vorarbeit. Reinigung wismuthhaltiger Kobolde vom
Wismuth. ;
Eilfte Vorarbeit. Fertigung der Häfen und alles deſſen,
was von Thonerde zum Gebrauch bey der Schmaltefas
brikation da ſeyn muß.
Zwoͤlfte Vorarbeit. Das Zubrennen in den Häfen ic, und
ihre Einſetzung in den Farbofen.
Dreyzehnte Vorarbeit. Das Gemengmachen oder das An—
mengen der Beſchickungen des Kobolds ꝛc. zu Schmal
teglaß.
Aötheilüng B. Das Schmelzen der Gemenge oder der Ber
ſchickungen, alfo die eigentliche Bereitung des Schmal⸗
ten= oder Blaufarbenglaſes.
1. Das Hauptſchmelzen.
II. Das Umſchmelzglasmachen. -
Abtheilung C. Aufbereitung des Glaſes zu den Farbprodukten.
Erſte Nacharbeit. Pochen des Glaſes.
Zweyte Nacharbeit. Das Mahlen des gepochten Glaſes.
Dritte Nacharbeit. Das Verwaſchen des gemahlenen Glaſes.
Vierte Nacharbeit. Das Verreiben, Trocknen und Sieben
des verwaſchenen Streublaus und der Farben.
Fünfte Nacharbeit. Das nochmalige Mahlen, Verwaſchen,
Trocknen und Beuteln der Eſcheln.
Sechſte Nacharbeit. Das Mahlen, Verwaſchen, Trocknen,
Beuteln des puren EN lautern Kieſels.
Siebente Nacharbeit. e Vermiſchung der Farben und
Eſcheln unter ſich, dann die Verrichtung des letzten
mit dem gebeutelten Kieſelmehl und das Verpacken
derſelben zur Verſendung. -
Verzeichniß des erforderlichen Huͤttenperſonals. 4
Verzeichniß der noͤthigen Geraͤthſchaften. a
Benutzung und Verbrauch des Streuſandes, Farben und
Eſcheln nebſt Anzeige der Preiſe.
Verzeichniß der gegenwaͤrtigen bekannten Blaufarbwerke.
Entwurf und Uebeeſchlag zu Anlegung und Betreibung ei
ner Schmaltefabrik.
Anleitung zur Literatur.
Erklaͤrung der Kupfertafeln.
— — —
Deutſche Lichenen,
geſammelt und mit Anmerkungen herausgegeben
von H. G. Slörfe,
Profeſſor der Naturgeſchichte und Botanik zu Roſtock.
Von dieſem Werke ſind jetzt wioder 4 Lieferungen er—
ſchienen, die 7te, Ste, gte und rote, deren jede 20 Num—
mern in Fol. und einen Bogen Text enthält, und bey dem
Verfaſſer 1½, in Commiſſſon bey dem Hofbuchhaͤndler,
Herrn Stiller in Roſtock, aber 2 Rthlr. n. tel koſtet.
Die vor uns liegenden 10 Lleferungen ſtellen manche neue
Arten und Abarten auf, welche letztere bey den Lichenen ſo
mannigfaltig ſind, und das Studium derſelben bekanntlich
ſo ſehr erſchweren. Nachſtehender Auszug aus dem Texte
dürfte deshalb den Botanikern, die mit dieſem Werke nicht
bekannt ſind, nicht unwillkommen ſeyn.
Erſte Lieferung.“
ı. Spiloma verrucosum, crusta verrucosa molli
pulverulenta albissima, verrucis difformibus flexuosis
obtuse lobatis, subconfluentibus; apotheciis prominu-
lis subrotundo - convexis confluentibusque floccoso-
scabridis nigris, intus albis. Floerk. — An Felſen in
der ſaͤchſ. Schweiz.
2. Arthonia punctiformis.
3. Lecidea fumosa. Achar.
4. Lecidea sabuletorum 5, euphorea.
Achar.
5. Lecidea rupestris. Achar.
6. Calicium chrysocephalum. Achar.
Achar.
Achar.
Floerk.
7. Gyrophora proboscidea.
8. Opegrapha herpetica. Achar.
9. Graphis scripta g, varia. Achar.
10. Verrugaria nitida ß, nitidella, crusta carti-
laginea laevigata viridi - pallido - cinerea niero - subli-
mitata; apotheciis confertis minntulis elobosis ½ im-
mersis convexis glabris, apice impressis nigris. Floerk.
An Haſelbuͤſchen. ’
11. Porina lejoplaca. War.
12. Variolaria corallina, Achar.
13. Urceolaria ocellata. Floerk. U. ocellata u.
eineres. Achar.
14. Lecanora lobulata, thallo minuto subfolia-
ceo depresso lobato viridi- aurantiaco, lobis brevissi-
mis rotundato-crenatis; apotheciis confertis thallum
subobtegentibus, disco plano intense luteo, margine
resulari integerrima. Floerk. — An Weiden, auch
an Felſen. N N
»Das Werk folgt in Anordnung der Gattungen noch der
Synopsis Lichenum des vor einigen Jahren verſtorbenen
ſa wed Lichenologen Acharius.
Iſis 1822. Heft VII.
754
15. Parmella revolufa, thallo subcoriaceo orbi-
culari laeviusculo viridi- cinereo, subtus nigro-fusco,
fibrilloso, lobis sinuato -laciniatjis inciso-crenatis, la-
cinüs erectis cueullato -revolutis, dorso pulverulentis
fructiferisque; apotheciis subpedunculatis fuscis, mar-
gine tenui crenulato. Floerk. An Erlen- und Birken:
ſtaͤmmen.
16. Cenoınyce neglecta, glabra, demum verru-
coso-scabrida, cinereo-l. caesio - viridis, foliolis thal-
li lobatis erectis, podetiis turbinatis omnibus scyphi-
feris, scyphis regularihus subinde margine extenso
fructifero rarius prolifero, prolificationibus simplici-
bus nudiusculis, cephalodis fuscis. Floerk. — An
der Erde in den Tannenwaldungen. Eine ausgezeichnete
Art, die mit der eigentlichen Cen. pyxidata, wie chez
rius es zuletzt gethan hat, nicht verbunden werden kann.
17. Cenomyce pleurota. Floerk. Achar.
18. Cenomyce rangiformis. Floerk. Clad. ran-
giform. Hm. Genom. furcata & pungens, Achar.
19. Cellema palmatum ß, corniculatum. Achar.
20. Lepraria chlorina. Achar,
Zweyte Lieferung.
2ı. Conioloma coccineum. Floerk. Spiloma tu-
midulum 8, rubrum. Achar. Opegr. coccinea. Schultz.
— Der Charakter der neuen Gattung Conioloma, wovon
nur dieſe eine Art bekannt iſt, wird ſo angegeben: Discel-
lus oblongo- difformis adpressus demum subelevatus,
asgerculo pulveraceo cinctus.
22. Arthonia pruinosa f;, lobata, crusta tartarea
crassiuscula inaequabili lobulata alba, lobis erectis
compressis flexuosis subplicatis latere fructiferis; apo-
theciis planis immersis subrotundo - polygonis, con-
fluentibus, obscure fuscis glauco - pruinosis. Floerk.
— An Sandſteinfelſen in der ſaͤchſ. Schweiz.
Achar.
Achar.
25. Lecidea microphylla var. corallinoides. Floerk.
Collema nigrum Achar. Stereoc. corallinoides Hoffm,
26. Calicium albo-alrum, crusta leprosa pulve-
rulenta alba; apotheciis minntis turbinato -lentifor-
mibus subimmarsinatis scabridis aterrimis, stipitibus
tenuibus brevissimis concoloribus. Floerk. — An Ei:
chenrinde.
27. Opegrapha notlia. Achar.
28. Verrucaria Schraderi ß, foveolata, crusta te-
nui contigua albescente; apotheciis majoribus immer-
sis globosis apice perforatis, intus sordide hyalinis.
Floerk. — An Kalkſteinen. 8
29. Variolaria hemisphaerica, crusta tartarea
subdeterminata noduloso - plicata laevigata caesio - lac-
ten, ambitu radiato- plicata pallidiori; apotheciorum
verrucis immarginatis hemisphaericis subconfluenti-
bus granulato- pulverulentis albidioribus. Floerk, —
An Eichenrinde.
23. Lecidea immersa.
24. Lecidea Ehrhardtiana.
48
Floerk. Verrucaria
Urceolaria Hoffmanni. Achar.
30. Urceolaria contorta
contorta. Hoffm.
31. Urceolaria contorta var. calcaria. Floerk,
Urceol. calcaria. Achar.
32. Lecanora Swartzii g, leucoma. Achar.
53. Lecanora sulphurea. Achiar.
54. Parmelia conspersa. Achar.
35. Cenomyce extensa. Floerk. Cen. coccifera.
Achar. Synops. a
56. Cenomyce delicata. Achar.
37. Isidium phymatodes g, phragmaeum. Achar.
38. Stereocaulon pileatum. Achiar.
59. Sphaerophorum compressum. Ac har.
40. Ramalina polymorpha. Achar.
Dritte Lieferung.
41. Lecidea corticola ß, farinosa. Achar.
42. Calicium roscidum. Floerk, Cal. hyperel-
dumm b. roscidum. Achar.
Verrucaria umbrina $, nigrescens. Achar.
Floerk.
e univ. Verrucaria antiquitalis.
44. Lecanora glaucoma. Achar.
45. Lecanora dispersa. Floerk. Verrucaria disper-
Hoffin.
46. Lecanora haematomma.
47. Parmelia pityrea. Achar.
48. Cetraria saepincola 8, ulophylla. Achar.
49. Peltidea aphthosa. Achar.
Cenomyce pyxidlata ß, longipes, A (cornuta.)
sa,
Achar.
B (abortiva.} Floerk,
C (Fibula.) —
D (cladocarpa.) —
54. — — E (tubaeformis.) —
55. — — F (fimbriata.) —
56. — — & (radiata). —
57. — — H (carpophora.) — - 4
Alle dieſe, zu Cenom. pyxidata gehörigen Entwide-
kungsformen wurden bisher von den Botanikern, wie auch
von Acharius, theils als eigene Arten angeſehen, theils
mit Arten verbunden, mit denen fie keine Verwandiſchaft
haben, wie die ausführliche Kritik im Texte es nach⸗
weifet. 9
vis und damaecornis. Achar.
59. Collema cheileum. Achar,
60, Lepraria leiphaema, char,
58. Cenomyce alcicornis, Floerk, Gen, alcicor-
Vierte Lieferung.
61. Arthonia pruinosa. Achar.
62. Lecidea atrovirens 8, geographica. Achar.
63. Lecidea atrovirens ò, Leeanora, areolis cru-
stae verruciformibus plano - subglobosis angulesisque
viridi- flavescentibus, subiculum atrum subobtegenti-
bus; apotheciis in verrucas immersis planiusculis ru-
gosis atris, intus concoloribus. Floerk. — An Sand»
ſteinfelſen am Harze.
64. Lecidea tessellata, crusta tartarea rimoso-
areolata alba nigro-limitata, areolis planiusculis angu-
losis; apotheciis immixtis sessilibusque,planis subcon-
vexis marginatis atris, intus farinosis albidis. Floerk,
— Ebendaſelbſt. 6
65. Calicium chlorellum. Achar.
66. Calicium quercinum. Pers. Cal. claviculare,
Achar.
67. Gyrophora glabra. Achar. i 2
68. Lecanora lepraeformis, crista phylloidea lo-
bata, lobis minutis radiatim aggregatis crassiuseulis
subplicatis inciso -crenatis einereo viresgentibus, me-
dio pulverulentis subtus nudıs concoloribus; apothe-
ciis planis fuscis, margine thallode integerrimo,
Floerk. — Un der Rinde alter Linden und Eichen,
- 69. Lecanora murorum. Achar.
70. Evernia vılpina. Achar.
71. Parmelia caesia. Achar.
72. Parmelia dubia. Floerk. Parm. caesia ß, du-
bia. Achar.
73. Borrera tenella. Achar.
74. Peltidea polydactyla var. spuria. Floerk.
Peltid. canina var. spuria. Achar. — Gehört zu Lichen
polydactylus ul,, nicht zu Peltigera polydactyla
Ho m., welche von letzterem ſehr verſchieden iſt. GE. Nr.
154 und 175. weiter unten.
75. Cenomyce decorticata. Floerk,
Cen. pityrea
c, decorticata. Achar. e
76. Cenomyce sylyatıca. Floerk.
Cen. rangiferi-
na ß, sylvatica. Achar. {
77. Stereocaulon incrustatum, thallo erecto ra-
moso crassiusculo, tomento spongioso incarnato-albo
densius incrustato, granulis subglobosis coadunatis
incanis e tomento prorumpentibus vestito; apotheciis
terminalibus simplicibus conglomeratisque nigro - fus-
cis. Floerk. — An der Erde in duͤrten Tannenwal⸗
dungen. er
78. Stereocaulon d#tylophyllum, thallo decum-
bente ramosissimo glabriusculo pallido, subtus nudo
supra squamis digitato - Rbrillosis viridi- cinerascenti-
bus vestito; apotheciis sparsis plano-convexis nigro-
fuscis. Floerk. An bemofeten Felſen auf dem Harze.
79. Stereocaulon denudatum, thallo deeumben-
te ramoso glabriusculo pallido, subtus nudo supra gra-
Der
756
2757
nulis subphylloideis crenatis lobatisque albo-margi-
natis vestito, superne subdenudato; apotheciis latera-
libus sessilibus planiusculis dilute fuscis. Floerk. — An
Felſen auf dem Harze.
go. Collema livido - fuscum, thallo subimbricato
gelatinoso subdiaphano livido demum fuscescente, lo-
bis minutissimis erectiusculis planis crenatis incisis la-
ciniatisye; apotheciis majusculis tandem planis rufo-
fuscis, margine tenui dilutiore subevanescente. Floerk,
— Auf fandiger, etwas begrafeter Erde.
Fünfte
gı. Lecidea parasema 8, punctata Floerk. Le-
cid. paras. b. punctata und d. myriocarpa. Achar.
Lieferung.
1
2. Lecidea scalaris. Achar, Psora ostreata.
Hoffm.
83. Lecidea citrinella. Achar.
84. Calicium salicinum. Pers. Calicium trache-
linum. Achar.
85. Calicium capitellatum ß, crassiusculum, crus-
ta pulveraceo -conglobata l. verrucoso - rimosa viridi-
flava; apotheciis globosis stipitibusque filiformibus
brevioribus flavo - virescentibus, demum pallide fus-
cis. Floerk. — An Erlen und Eichen.
Achiar.
Achar.
38. Lecanora albella var. cinerella, crusta tenui
elfusa continua membranacea subrugosa cinereo - lac-
tea, apotheciis confertis minutulis plano-convexis
subpruinosis albido-pallidis demum fusco-incarnatis,
86. Gyrophora deusta.
87. Opesrapha vulgata.
mareine thallode tenui subevanido. Floerk. — An der
Rinde junger Eichen, Erlen ıc.
89. Lecanora angulosa var. galactina. Floerk.
Lecan. galactina. Achar,
90. Lecanora polycarpa, Floerk.
lycarpa. Hoffm.
91. Lecanora nigricans, crusta phylloidea sub-
imbricata obscure cinereo - vigidi l. nigricante, subtus
nuda dilutiore, lobis erectiusculis laciniatis , lacinılis
erenatis, margine grumosis; apotheciis planis fusco-
nigris, margine thallode crassiusculo integerrimo.
Floerk. — Un alten Weiden und Brettern,
92. Evernia prunastri. Achar.
95. Parmelia fahlunensis. Achar,
94. Parmelia ulothrix. Achar,
95. Cenomyce cariosa. Achar.
96. Cenomyce extensa var, asotea; Floerk, Cen.
eoccifera 8, asotea. Achar.
97. Baeomyces roseus. Achar.
98. Sphaerophorum coralloides.
Verrucaria po-
Achar.
9909. Collema minutissimum , thallo foliaceo sub-
steilata subgelatinoso fusco, lobis depressiusculis abbre-
———
—
758
viatis inciso -ramulosis; apotheciis centralibus minu-
tissimis subelevatis plano-concavis rufo - fuscis conco-
loribusque , margine thallode integerrimo persistente.
Floerk. — An altem Holze.
100. Collema byssinum. Hoffm. Coll, cheileum
o, byssaceum. Achar,
Sechste Lieferung.
101. Lecidea parasitica, crusta subnulla, apo-
theciis minutis depressis planis atris intus nierican-
tibus, margine tenui integerrimo. Floerk, — Pata—
ſitiſch auf der Kruſte verſchiedener Lichenen.
102. Lecidea pellucida g, hyalinella, crusta ef-
fusa tenuissima gelatinoso-subleprosa cinerea l. sub—
nulla; apotheciis minutissimis confertis plano-conve-
xis hemisphaericis immarginatis pallide fusco - cinere-
is subhyalinis demum fuscescentibus, intus albis,
Floerk. — An Balken und Brettern.
105. Calicium capitellatum , rimarum, crusta
tenuissima leprosa subrimulosa cinereo-viridi; apo-
theciis globosis stipitibusque brevibus. pulverulentis
pallide flavidis demum fusco - incanis, Floerk. — An
Eichenrinde. f
104. Verrucaria epidermidis. Achar.
105. Thelotrema exanthematicum. Ach.
106. Lecanora Hageni. Ach.
107. Lecanora Hageni y, umbrina. Ach.
Ach.
y, crispa. Ach.
108. Lecanora citrina.
109. Cetraria islandica
110. Cenomyce degenerans, glabra, virescentis
caesia, podetiis elongatis subcylindricis omnibus scy-
phiferis, scyphis irregularibus fissis, margine radia-
to- cristato multoties prolifero, prolificationibus foli-
osis polymorphissimis, podetiis mortificatis nigres-
centibus albido-punctatis, cephalodiis fuscis.
Lit. L. podetiis cinereo - fuscescentibus rigidis
squamosis brevibus, scyphis irresularibus lacero-
crispis, e margine vage ramosis proliferisque subste-
rilibus. Floerk. Cen. gonorega var. trachyna. Achar.
111. Cenomyce degenerans, Lit. O. gracilescens,
podetiis elongatis gracilescentibus cylindricis repetito-
prolificatis, scyphorum evanescentium maręinibus
foliosis substerilibus, Floerk, Beyde an der Erde in
den Tannenwaldungen.
112. Cenomyce squamosa, Floerk. Cen. sparas-
sa. Achar. Cladonia squamosa Ham. 0
113. Cenomyce gracilis. Eloerk.
na d, gracilis. Achar.
114. Cenomyce bellidiflora.
Cen. ecmocy
Achar.
115. Ramalina pollinaria. Achar.
128. Cornicularis aculeata. Floerk. Cornicula-
ria aculeata u, f, spadicea und 2, acanthella. Achar.
=
759
117% Cornicularia aculeata var. crinita, caespito-
so -subpulvinata nigro-fusca, thallo erecto slabro
obtuse anguloso compresso ramosissimo ramis ramu-
lisque brevibus lexuosis implexis aculeatis, fibrillis lon-
giusculis Haceilis ramosis instructis; apotheciis ampli-
oribus terminalibus fuscis, marsine denticulato.
Fioerk. — An der Erde in Tannenwaldungen.
118. Cornicularia aculeata var. muricella, hu-
milis pulvinata fusco-atra, thallo glabro teretiusculo
ramosissimo , ramis ramulisque brevibus flexuosis im-
plexis aculeatis; apotheciis amplioribus terminalibus
fuscis, margine denticulato. Floerk. — An Felſen
auf dem Harze.
119. Collema velutinum. Achar.
120, Lepraria chlorina var. latebrarum. Floerk.
Lepraria latebrarum. Achar.
Siebente Lieferung.
Achar.
122. Lecidea biformis, zrusta fructificante effu-
sa subtartarea scabriuscula rimosa lilacino -lactea;
apotheciis adpressis plano -convexis hemisphaericis-
que marsinatis lacteo - pruinosis intus atris; crusta ste—
rili sorediis fusso.-
— An Eichen, Linden und Pappeln.
Achar.
Achar.
Floerk. Calic. tur-
turbinatum und sti⸗
Arthonia astroidea.
123. Lecidea quernea.
124. Lecidea canescens.
125. Calicium turbinatum.
binatum und sessile. Pers. Cal.
sonellum. Achar.
126. Opegrapha stenocarpa. Achar,
127. Opegrapha stenocarpa P, denigrata. Achar.
128. Opegrapha stenocarpa , abbreviata, cru-
sta subefflusa suhmembranacea cinereo - albic: ante;
apotheciis sessilibus variis confertiusculis, minoribus
globosis rugulosis, majoribus teretinsculis flexuosis
ramasis stellatisque, ramis abbreviatis, disco rimae-
formi clauso. Floerk. — An Fraxinus excelsior.
129. Verrucaria velutina. Schar.
150. Verrucaria nitida. Floerk. Pyrenula niti-
da. Achar.
131. Pyrenula maura. Floerk, Verrucaria mu-
cosa, umbrina und maura, fo wie Pyrenula aractina
und aethiobola. Achar. Alles nur Entwickelungsſtufen
einer und derſelben Species.
Variolaria discoidea, Pers. Verrucaria fagi⸗
152.
nea var, discoidea. Hoffm.
135. Lecanora atra. Achar.
154. Lecanora atra var. forulosa, crusta deter—
minata verrucoso-torulosa albo -cinerascente; apo-
theciorum disco plano demum tumidalo atro „ intus
subfungoso concolore. Eloer k.— An Bäumen und Steinen,
nn 4 i 5
rufo - einereis adspersa. Floerk._
760
135. Parmelia aipolia. Achar.
136. Cetraria islandica. Achar,
137. Peltidea malacea. Achar.
138. Cenomyce coniocraea,
olis laciniatis crenatis; podetiis elongatis subramosis
glahris, saepe foliolis adspersis, apice pulverülentis,
subilakisc h scyphiferis, albo -l. fusco -cinereis viri-
dibusque; scyphis irreeularibus demum radiatis, ra-
diis obtusis, cephalodiis fuscis. Floerk. — An der
Erde in Tannenwaldungen.
thallo foliaceo, foli-
159. Cenomyce coniocraea var. excelsa, podetiis
caespitosis longissimis subventricosis subramosis su-
bulatis glabris squamosisque apice pülverulentis, ci-
nereo - ]. fusco- viridibus; scyphis subnullis J. minu-
tis sterilibus. Floerk. — An eben den Orten.
140. Collema furvum. Achar,
Achte Lieferung.
141. Lecidea dryina. Achar,
12. A, B und C. Lecidea decolorans, Floerk.
Achar.
145. Opegrapha rimalis. Achar.
144. Opegrapha phaea. Achar.
145. Verrucaria carpinea. Achar.
146. Verrucaria epigaea. Achar.
147. Porina fallax. Achar.
148. Thelotrema lepadinum. Achar.
149. Pyrenula leucocephala. Achar.
ſchluß der Synonyme.)
150. Lecanora hypnoruın. Achar.
151. Lecanora coronata. Floerk.
nea var. coronata, Achar.
152.
53.
membranacea. Achar,
154. A und B.
dea canina a, Achar.
155.
(Mit Aus⸗
Lecanora brun-
Borrera ciliaris. Zchar.
Peltidea leucorrhiza. Floerk. Peltid. canı-
Peltigera canina Hoffm.
Peltidea ulorrhiza. Floerk. Pelti-
Lichen polydactylus Aa
Achar,
156. Cenomyce uncialis var. adunca. Achar.
157. Cenomyce sylvatica var. alpestris Floerk.
Cenom. ransiferina y, alpestris. Achar.
na ß,
Cenomyce uncialis.
158. Cenomyce rangiformis var. foliosa, pode-
tiis tenuibus ramosissimis divaricatis implexis cine-
reo- viridibus albo - maculatis foliosis, ramulis atte-
nuatis subfurcatis rectis; apotheciis rärissimis mi-
nutis fuscis. Floerk, — "An der Erde in ſchattigen Tan⸗
nenwaldungen. BEN 3
159. Cenomyce raneiformis var. nivea. Floerk.
Cenomyce gonorega J. nivea. Achar,
460. Baeoınycescarneus. Floerk. Baeomyces ru-
pestris y, rufus. Achar, , Lichenogr. univ. a
768 Fan
Neunte Lieferung.
161. Lecidea anomala, Achar.
162. Lecidea cyrtella. Floerk. Lecid. anomala
ß, cyrtella. char.
1063. Lecidea icmadophila. Achar.
164. Opegrapha mäcularis. Achar.
165. Opegrapha cymbiformis. Floerk. Opegra-
pha vulvella. Achar.
166. Opegrapha rubella. Floerk.
petica 8, disparata. Achar.
Opegrapha her-
167. Verrucaria gemmata. Achar.
168. Verrucaria stictica. Floerk, Verrucaria
pPyssacea var. stictica. Achar.
169. Thelotrema variolarioides 8g, agelaeum.
Achiar.
170. Variolaria communis. Achar.
171. A und B. Lecanora candelaria. Achar.
172. Parmelia pulverulenta. Achar.
173. Borrera furfuracea. Achar.
174. Sticta pulmonacea. Achar.
175. A, B und C. Peltidea polydactyla. Achar.
(mit Ausſchluß des Wulfenſchen Lich. polydactyl.) Pelti-
sera polydactyla. Hoffm. (eben fo).
176. A, B und C. Genomyce digitata. Achar.
177. Cenomyce cenotea. Achar. ö
178. Usnea florida. Achar.
179. Usnea florida var. hirta. Floerk.
plicata c. hirta. Achar. (Mit Früchten!)
ı80. Lepraria flaya. Achar.
Usnea
Zehnte Lieferung.
1
181. Lecidea glaobulosa, minuta crusta effusa
tenuissima cohaerente laevigata albida; apotheciis ele-
vatis planis marginatis, subinde convexis globuloso-
conglomeratis rugosisque atris, intus concoloribus;
margine tenui mox evanescente, Floerk. — An Pinus
Abies.
182. Lecidea abietina. Achar.
1835. Lecidea abietina b. leucocephala.. Floerk.
Pyrenüla leucocephala 8, amphibola. Achar. Sphae-
ria leucocephala. Ehrh. Pers. Iſt nur eine Verkuͤm⸗
merung der vorhergehenden. z g
184. Lecidea pineti. Achar.
185. Lecidea aurantiaca. Floerk. Lecidea lu-
teo alba y, pyracea. Achar. Verrucaria aurantiaca.
Hojfm. 5 .
186. Lecidea auranliaca var. holocarpa. Floerk.
Lecidea luteo- alba var. holocarpa, Achar, Verruca-
ria oblitterata var. holocarpa. Hoffm.
Iſis. 1822. Heft VII.
762
187. Lecidea synothea var. exilis, minutissima,
crusta leproso-sranulata, granulis subpulverulentis
cinereo -viridibus; apotheciis immarginatis convexis
subglobosis conglomeratisque scabridis nigro -fuseis
demum atris, intus cinereo -fuscescentibus. KFloerk.
— An altem Holze.
188. Calicium pusillum. Hoerk. Calicium cla-
viculare , pusillum. Achar. Lichenogr. univ. Ca-
lie. clavicul. B, subtile, Achar. Synops. (Pers. ausge:
ſchloſſen). 8
189. A, B und C. Opegrapha subocellata. Floerk.
Opegrapha herpetica var: subocellata. Achar.
190. Opegrapha subocellata var. fraxinea. Floerk,
Arthonia obscura. Zchar.
191. Opegrapha siderella. Achar.
192. Peltidea polydactyla var. hymenina. Floerk.
Peltidea horizontalis 6, hymenina, Pelt. polyd. ß,
pellucida und 5, microcarpa Achar.
195. A und B. Cenomyce pityrea, Floerk. Achar”
194. Cenomyce degenerans. Floerk. Cenom. go-
norega. Achar.
195. A und B. Cenomyce polydactyla, thalle
minuto; ‘podetiis subelongatis gracilibus pulverulentis
albis cornutis scyphiferisque; scyphis subregulari-
bus radiatis, radiis tenuibus numerosissimis ramosis
proliferisque; cephalodiis coccineis. Floerk. — Au
* 2 ” 2
der Erde und an alten Baumſtaͤmmen in den Waͤldern.
196. Cenemyce furcata. Achar. 8
197. Cenomyce furcata var. subulata, Achar.
198. Cenomyce furcata var. adspersa Floerk,
Cenom. pityrea b. acuminata. Achar.
Achar.
200. Cenomyce neglecta b. Pocillum. Floerk. Ce-
nomyce Pocillum. Achar.
199. A, B. Stereocaulon paschale.
Die Gründe für die obigen mancherley Namenaͤnde⸗
rungen, ſo wie die vielen Berichtigungen der Synonyme
ſind in dem Texte ſelbſt nachzuſehen. Hier geſtattete es der
Raum nicht, darauf beſondere Ruͤckſicht zu nehmen.
Flörkes Arbeiten, feine großen Kenntniſſe in der
Kryptogamie, ſein unermuͤdeter Eifer im Sammeln, ſeine
Genauigkeit im Beſtimmen, ſind hinlänglich bekannt, ſo daß
dieſes Herbarium vivum keiner Empfehlung von der Iſis
bedarf. Es waͤre zu wuͤnſchen, Fl. verſuchte einmal eine
natürliche Anordnung der Flechten. Wer koͤnnte es beſſer
als er?
48 *
763
Die deutſchen Brombeerſtraͤuche (r), beſchrieben
und dargeſtellt
von Dr. A. Weihe,
ꝓhyſikus zu Mennighuͤffen und Dr. Ch. G. Nees von Efenbed,
Prof. zu Bonn. Bonn, auf Koſten der Pfr. 1822. Fol. 8 Ku:
pfertafeln, 8 Bogen deutſcher und eben ſo viel la⸗
teiniſcher Text.
Deutſchland nimmt feit einigen Jahren einen gewalti⸗
gen Anlauf, um Prachtwerke zu erzeugen, die auch in fo
weit wohl gelingen, aber bey der Geburt leider keine freye
Luft finden, in der fie fortleben und groß werden, d. h.
nicht erſticken oder nicht verzwergen koͤnnten. Hier ein ent
ſchiedenes Beyſpiel; die Zahl der Subſcribenten iſt beyge⸗
druckt; thut den Mund auf und ſprecht: 55! Wie lange
wird ein folches Kindlein in ſolcher Luft wohl leben, ob⸗
ſchon es ein hübſcher, ſtarker Junge iſt, den die Engloͤn⸗
der und Franzofen wohl groß ziehen und auf einen dem
Lande Ehre bringenden Poſten ſtellen würden, der aber in
Deutſchland einſt wahrſchemlich nur Mitleiden erregen wird.
Die Vfr. haben fogar die Berechnung ihrer Koſten, nehm⸗
lich nur die des Drucks und des Stichs, nicht ibrer Reifen
und Corteſpondenzen, ihrer Zeit, ihrer Mühe und ihres
Talentes beygelegt, und dennoch zeigt ſich ein kleines De⸗
ficit von einer großen Summe, welches aber die Pfr. bis⸗
her mit ihrer Taſche gedeckt haben, was ubrigens bey un⸗
fer einem nichts rühmliches iſt, da ein deutſcher Gelehrter
billig zu dergleichen dreſſirt feyn muß, wenn er gern ein
Gelehrter ſeyn moͤchte. Dem ſey übrigens wie ihm wolle,
wir haben einmal dieſe Bromdeerſtraͤucher, und ob fie auch
andere haben, ob fie der Welt nuͤtzen, ob fie Deutſchland
Ehre oder Schande bringen, indem fie im Oreck ſtecken
bleiben, was liegt einem Herrn, der thun kann was er
will, daran!
Bisher haben wir uns in Deutfchland mit zwey
Brombeerſtraͤuchern begnügen muͤſſen (-Rubus fruticosus und
caesius); jetzt aber zeigen uns die Pfr., daß wie ſehr un⸗
dankbar gegen unferen Boden geweſen, indem er uns einen
ganzen Wald derſelben wachſen laßt, als da find: Rubus
plicatus, fastigiatus, allinis, nitidus, certifolius,
rhamnifolius, fruticosus, tomentssus, 6.
So lange man noch nicht im Stande iſt, das Princip
anzugeben, nach weichem die Natur Species hervorbeingt,
muß man es geſchehen laſſen, daß man jede beſtaͤndige Ad⸗
weichung als eine Gattung aufführt. An ſich iſt es löblich
und nuͤtzlich, daß alles, was in der Natur vorkommt, er⸗
kannt und bekannt werde, und daß alles, was materialiter
exiſtirt, auch idealiter als Zeichnung im Archiv der Gelehr⸗
zen Republik, oder wenn das Wort verdaͤchtig ſeyn ſellte,
der Gelehrten⸗Monarchie aufbewahrt werde; denn der Geiſt
iſt ja nur die vergeiſtigte Natur, was allmäblig anfaͤngt
zu ſcheinen geglaubt zu werden. Was uns beteifft, \
ren wir mit einer einzigen Species von Brombeeren, in
Deutſchland wenigſtens, vollkommen zufrieden, und nahmen
es nicht übel, wenn man uns die anderen nur als Abarten
aufſtellte. Vor der Hand liegt aber, am Namen nichts,
und wir gedulden uns gerne bis zu der einſtigen Entdeckung
des Geſetzes,
ſo waͤ⸗
764
Was nun die Pfr. betrifft, fo haben fie augenſchein⸗
lich mit großer Liebe und vieler Sachkenntniß gearbeitet,
und Engels und Wild haben die Pflanzen meiſterhaft ge⸗
ſtochen, obſchon man an dem Gewirre der Staubfaͤden
deutiich erkennt, daß ihnen die Botanik fremd iſt, und
daß auch ſelbſt die Vfr. das Geſetz nicht kennen, welches in
den Staubfaͤden der Roſaceen herrſcht, und daher auch die
Zeichner nicht auf die Zahl und den Stand der Staubfaͤden
aufmerkſam machen konnten.
Die Beſchreibungen ſind genau, die Synonymen und
Abbildungen vollſtaͤndig und mit Kritik angegeben,
Daven hier ein Muſter aus dem latein. Texte:
Gemeiner Brombeer-
Tab. VII.
7. Rubus fruticosus.
strauch.
R. caule decurvo angulato sulcato-aculeato gla-
bro, feliis quinatis ovato-oblonsis acutis subtus al-
bo -tomentosis, panicula decomposita angusta sricta,
ealyeibus reflexis subinermibus.
SYNONYMA. Rubus. Lob. Hist. p. 619. Adv. p.
446. Ic. stirpp. II. p. 211. — Dod. Pempt. VI.
Lib. I. Cap. I. p. 750. (ed. Antv. 1583.) —
Cam. epit. 751. — Caesalp. Syst. 98. — Da-
lech. Hist. 119.
Rubus major fructu nigro. Joh. Bauh. Hist.
II. p. 57. (Joh. Bauhinus in descriptione sua
ad aliam quoque Ruborum speciem, cui flores
roco colore tinguntur, adyertit. — Chabr.
Sciagr. p. 109.
Rubus vulgaris, seu Rubus fructu nigro,
C. B. Pin. p. 479: — Ray. H. pl. II. p. 1639. (ob
citatum Bauhinum, nam in textu soli veteres
a Rayo repetuntur.) — Herm. Lugd. Batt. p.
550. — Sabb. Syn. pl, Rom. p. 39. — Mapp.
Fl. Als. 272.
Rubus caule spinoso serpente, foliis quinatis
et ternatis, subtus tomentosis, bacca laevi,
Hall. Helv. II. n. 1109.
Rubus foliis ternatis et qitinatis costa spino-
sa, fructu nigro et laevi, Crantz Fl. Aust. p.
82. 2.
Nubus fruticosus, caule aculeato, foliis ter-
natis et guinatis, Lin. H. Cliff. p. 446. (De-
terminandae speciei fundamenta hoc loco po-
nuntur figurae, a Lobelio, Dodonaeo et Joan-
ne Baithino evulgatae, quae cunctae nostrae
speciei imaginem evidentissimam exprimunt.
— In Flora sueeica pro ista arripitur Rubus,
aflinem appellamus, qui denique, una cum
altero illo variisque, his similibus, Systema-
tis plantarum verbis: „foliis quinate - digita-
tis ternatisque, caule petiolisque aculeatis““
descriptus, vulgarem speciei praebtit notio-
nem et eam mox usque adeo commixtam at-
— 766
que confusam, ut, deficientibus vel neglectis
figuris, omnis plenissimae evolutionis diversi-
tas per longum aevum una hac voce elidere-
tur, — Hoc etiam monendum est, nos sicca
exempla, in Suecia lecta, vidisse, quae cum
nostro Rubo fruticoso omni fere numero con-
gruebant.)
OBSERV. Frustra itaque apud eos scriptores, qui
Ions.
solam Linneanam diagnosin rescripsisse satis habe-
bant, certi quid eruere laborabis, nisi forte verae
senlenliae autoris aliquid lucis afferatur figuris
quibusdam veterum, ad iHustrandam istam vel
ab eo laudatis, vel rejectis; eujusmodi veri
specie huc referre possumus synonyma, quae
sequuntur: Roy. Lugd. Batt. 275. — Mill.
Gartenl. n. ı. — Scop. Garn. II. n. 6135. —
Neck. Gallob. p. 229. — Mattuschk. Sil. n.
359. — All. Pedem. II. p. 152. — Berg. Fl.
Francof. p. 159. — Reich. Fl. Moenofr. p.
100 — Moench. Hass. n. 428. — Doerr. Nass.
p. 268. — K. fıuticosus 6, foliis sublus albis et
tomentosis. Poll. Pal. II. p. 58. — R. frutico-
sus ß. M. a. B. Taur. Cauc. I. 401; — verum
omnia haec gravissimis tenebris opprimuntur,
Rubus fruticosus, foliis subquinatis sub-
tus tomentosis, foholis petiolatis aculeis adun-
cis, caule angulato, calycibus reflexis. Smith.
Fl. Brit, II. p. 543. (Solvit rursus formarum
diversissimarum confusjonem dijudicatque
synonyma autor gravissimus.) — Pers. Syn.
II. p. 51. 17. (Smithium tamelsi auctorem Ci»
tet. nihilominus tamen per ea, quae ex suis
addidit, ab altera „aidem parte Rubum rham-
nifolium, ab altera vero Rubum tomentosum
rursus permixtos efferre videtur.) — Hoerte
et Schw. Fl. Erl. p. 157.! — Lois. Fl. Gall. I.
P. 298.2 (Solum Dodonaeum laudat.)
Rubus sulcatus Roehl.
Lob. I. c. (distincta.)
Dodon. I. c. (Lobelii icon repetita.)
Ioh. Bauh. I. c. (rudis, sed bona.)
Chabraeus J. c. (Joh. Bauh. icon rep.)
Obs ERV. 1. Praeter veteres illas icones, ad hune
locum relatas, alia quaedam deformis et ficta,
Fragaride comparanda, per plures antiquissi-
mos rei herbariae thesauros cadem semper for-
ma repetita cernitur, v. g. excusa est in Ryflli
Dioscoride, apud Durantem p.4ı2., in Röss-
ini Kräuterbuch, anno 1569 impresso, p.
108. — in libro, qui inseribitur: Eſſig. pl.
arb. fr. et herbb. num. octing. Francof. 1562.
el al. — Figura Weinmanni (Kr. B. T. 874.)
non est determinanda,
Össirnv. 2. Rubus minor, yaueißerogs. Dod.
Pempt. p. 750., qu: a ple:isque Rubo caesio
adscrihitur, ob aculeos aduncos nullo modo
cum eo conjungendus ost el omnino alieni quid
monstrat. A Joanne Bauhino vice repetitur.
Osserv. 3. Quisnam est Rubus monococeus
Herm. Lugd. Bait. I. c. „baceis monococcis,
caeterum vulgart simillimus?““
Exsıccarı. Schleicher. Cent.
Vanlar: 5. panicula supradecomposita;
7. foliis laciniatis: R. foliis eleganter dis-
sectis D. Fagon ex H. R. P. Pluck. Alm.
p. 525. Phytogr. T. 108. f. 4. (Nobis
haec eadem forma visa est, quae, va-,
riis in hortis varäis appellationibus, {lo-
ribus etiam hinc inde plenis, occurrens,
olim a quibusdam pro Rubo jamaicensi
vel etiam pro occidentali venditabatur.
Rubus laciniatus Willd. H. Berol. 2.
tab. 82., cum foliis sit „utrinque viri«
dibus concoloribus,“ ex horum censu
merito excluditur.)
oͤ. Floribus plenis: Miller Gartenl. —
Magnol. H. Monsp. 175. — Berg. Fl.
Moenofr. p. 159. — Ait. Kew. III. p. 269.5;
c. Joliis flavo - variis: Berg. I. c. — Ait.
Re. I. c.
g. Fructibus albis: Miller Gartenl.
n. caule inermi: Ailon l. c.
0
9. floribus majoribus rubieundis foliisque
mollioribus cano - micantibus:” Rubus
‚Fruticosus Hayne Arzneypfl. III. Tab.
XII.
(Verumtamen ab hoc. cl. viro duae
istae species, R. fruticosus et rhamni-
folius appellatae, clam lectorem con-
fundi videntur. Figuram ad siccum
ramulum, circa Linzam ad Rhenum
decerptum, pictam, floribus autem su-
um colorem ad plenos quosdam flores
vivi feuticis, in Horto Regio Berolinensi
culti, restitutum esse, autor retulit.) —
Chamiss. Adnot. in Kunth, Fl. Ber. p. 10.
A
Surculus sterilis angulatus lateribus planis cana-
liculatis, aculeis recurvatis parce obsitus, glaberri-
mus, fusci coloris, adscendens, longitudine pedum
15— 20, basi crassitie dimidii pollicis.
Folia qninata; foliola lateralia brevissime petio-
lulata, medii petiolulo elongato; cuncta ovato-ob-
longa, acuta, in pagina superiore glabra, in aversa
autem, prout frutex radiis solis magis minusve expo-
nebatur, tomento vel densiori vel tenuiori induta,
margine inaequaliter serrata. Petioli pubescentes, mu-
niti aculeis aduncis, qui, sensim decrescentes, folio-
lorum neryum medium sequuntur,
267:
Flores in panicnlis crescunt lon>!s et angustis,
quas basi quidem foliola singula lanceolata dividunt;
tum apicem versus angustae Bracteae, illorum loco
natae, persistunt. Petala plerumque alba; laciniae
calycis prorsus albo-tomentosae, reflexae; pedunculi
quoque ejusmodi albo tomento aculeisque sparsis ve-
stiuntur. :
Fructus magni e drupeolis mediocribus atris, sa-
Poris grati, componuntur.
In omni Europa boreali ad montium praerupta
inque dumetis vulgaris nascitur haec species, v. c.cir-
ca Mennighüffen, — ad Rhenum inferiorem, — in
Saxonia — (Reichenbach), in Silesia (Günther, Röh—
ler). — Varietatem 9 in rupibus calcareis prope a
Pyrmontio nuper detegit cl. Menke. — Calidissimus
quisque locus atque maxime apricus albissimum red-
dit foliis colorem densissimumque tomentum.
Röhlerus, vir cl., qui in Sudetis hunc fruticem
observavit, sequentia tradit: „Maximus est omnium
ramosque emittit flagelliformes glabros, qui ad 4—6
pedum altitudinem recta adscendunt, tuns ultra viri
staturam arborum ramis implexi, rursus spatio 8 —
12 pedum terram versus inclinantur, 12 — 20 pedum
longitudinesı excedentes. Truncus rubro-fuscus, di-
midium pollicern crassus, sulcis quinque profundis
totidemque angulis obtusis circumscribitur. Rarni
fructigeri nunquam ad eam proceritatem increscunt
magisque eriguntur. Folia caulina coriacea, supra
intense viridia, inferne alba tactuque tomentoso - mol-
la.“
Disquisitio quaestionis academicae de diseri-
mine sexuali jam in seminibus plantarum
dioicarum apparente.
Praemio Regis ornata. Additis quibusdam de! sexu plantarum
argumentis generalibus. Auctore H. F. Autenrieth, M. Dr.
(Filius). Tuhingae apud Laupp. 1821. 4. 62.
tab. lithogr. 2.
Bekanntlich hat der Streit Über das Geſchlecht der
Pflanzen in der neuern Zeit wieder ziemlich lebhaft begon-
nen; dieſes hat vermuthlich die Tübinger medicin. Facul⸗
taͤt veranlaßt, folgende Preisaufgabe zu ſtellen:
Constat, e seminibus plantarum dioicarum, vel
plantas masculas vel feınineas nasci: interrogatur,
an jam in seminibus harum plantarum ipsis, vel in
germinatione et evolutione escum, vel in positione
eorundem in plantis adultis diversitates reperiantur,
quibus semina mascula a seminibus femineis discer-
ni possint.
Der Pfr. hat deshalb verſchiedene Verſuche angeſtellt,
beſonders mit Hanf, Bingelkraut. Im Allgemeinen ſcheint
es zwar, als wenn die laͤngeren und ſchwereren Saamen
maͤnnliche Pflanzen hervorbraͤchten, allein aus dem Ganzen
geht doch hervor, daß durch äußere Einfluͤſſe des Bodens,
des Lichts und der Feuchtigkeit, der Fettigkeit und Mager⸗
baren Werke meines Freundes,
. > uw‘
—
keit, aus einem und demſelben Saamen maͤnnliche weibli⸗
che und Zwilter entſtehen koͤnnen; ja es iſt durch die Ver⸗
ſuche des anderen Concurrenten, Maus, im. eigentlichen
Sinne erwieſen: daß eine bereits entſchiedene maͤnnliche
Pflanze durch Verſtuͤmmelung dahin gebracht werde, neue
Aeſte zu treiben, welche weibliche oder Zwitterbluͤthen tra⸗
gen. Wir haben dieſe Pflanzen bey unſerer Durchreiſe durch
Tuͤbingen ſelbſt geſehen. Dadurch find alſo die Spalanza⸗
niſchen Verſuche hinlaͤnglich erklaͤrt, und die Kenntniß von
dieſem Theil der Botanik iſt mithin durch dieſe Preisauf:
gabe erweitert worden, wodurch ſowohl die Facultaͤt als die
beyden jungen Maͤnner den Dank des Publicums verdienen.
Die Einrichtung der Schrift iſt übrigens folgende.
Zuerſt wird gezeigt, daß viele Diöciften nicht wirklich
getrennten Geſchlechtes ſind, fendern nur durch Verkuͤmme⸗
rung den Zwitterzuſtand verlieren: dann, daß der verſchiedene
Stand der Saamen auf dem Fruchtboden keinen Unterſchied
des Geſchlechts hervorbringe.
Ferner wird unterſucht der Unterſchied in dem Saar
men ſelbſt, und es ſchien dem Pfr., als wenn die laͤnge⸗
ren, dickeren und ſchwereren Hanfſaamen eher männliche,
die runderen und leichteren eher weibliche Pflanzen bringen.
Die Farbe gibt keinen Unterſchied. Die laͤngeren Saamen
enthalten verhältnigmäßig auch ein längeres Wuͤrzelchen. Die
männlichen Saamen keimen fruͤher als die weiblichen.
Mauz hat gefunden, daß in magerem und ſonnigem Bo⸗
den mehr maͤnnliche Hanfſtengel entſtehen. Die weiblichen
find aſt- und blattreiher, und die Aeſte ſtehen weniger
ſenkrecht, auch ſind die Blaͤtter der weiblichen Pflanzen in
der Regel breiter, die maͤnnlichen laͤnger, die Bluͤthenſtiele
dort kurzer, hier länger. Die maͤnnlichen Pflanzen ſcheinen
zahlreicher als die weiblichen zu ſeyn. Bey den Huͤhnerey⸗
ern gaͤbe es keinen Unterſchied.
Gegen das Ende folgt eine Muſterung der Lehre vom
Pflanzengeſchlecht und eine Theorie deſſelben, worin der
Vfr. der heutigen Lehre der Naturphiloſophie huldiget. Ab⸗
gebildet find Theile von Lychnis, Spiraea und Cannabis.
Dieſe Arbeit beweißt, daß das Sprichwort: Heroum
filii noxae bisweilen ſehr erfreuliche Ausnahmen erleidet,
Ornithologiſche Beytraͤge
von F. Boie
in Kiel.
Erſte Lieferung.
Die nachſtehenden ornithologiſchen Bemerkungen find,
ihrer urſpruͤnglichen Beſtimmung nach, Beyträge zum ſchaͤtzt
} des Herrn Fr. Naumann,
über die Vögel Deutſchlands, und nur die Betrachtung, daß
ſich in der Naturgeſchichte Wahrnehmungen an Wahrneh⸗
mungen zu reihen pflegen, und eben deshalb die baldmoͤg⸗
lichſte Bekanntwerdung einer Beobachtung der Wiſſenſchaft
nicht anders als foͤrderlich ſeyn koͤnne, hat deren früheren
„Abdcuck veranlaßt. Bey Ordnung der Materialien folge ich,
1
769
fo wie bey einem früheren Aufſatze ähnlicher Art der erſten
Ausgabe des Temminkſchen Handbuches, jetzt einer neuer—
dings von mir entworfenen ſyſtematiſchen Anordnung, hier
alles dasjenige zuſammenfaſſend, was ich Neues uͤber die
Naturgeſchichte europaͤiſcher Voͤgel überhaupt mitzutheilen
habe. Moͤchten auch andere Freunde der Wiſſenſchaft dem
Beyſpiele Naumanns folgen, in dieſer Zeitſchrift ihre neu—
eſten Entdeckungen bekannt zu machen.
1. Fultur einereus Linn.
b Es fehlt nicht an Beyſpielen, daß Geier dieſer Art
ſich bis an die Eider verflogen, wenn gleich ſolche Faͤlle zu
den Seltenheiten gehoͤren moͤgen. Ein, wie es ſcheint, al—
tes Männchen, welches ſich in der Sammlung des Stadt:
ſeeretaͤr Benisken in Schleswig befindet, erhielt letzterer aus
dem Städtchen Friederichsſtadt, woſelbſt daſſelbe 1½ Jahr
lang lebendig erhalten worden war. Der Pegel hatte in
Gefellſchaft von einigen andern 2 Schaafe niedergeſtoßen
und getödtet, und nach dem Bericht des Schuͤtzen, der den
Haufen mit Freſſen beſchaͤftigt fand, große Deeiſtigkeit be—
wieſen. In der Gefangenſchaft zeigte er nur dann Gleich—
guͤltigkeit, wenn er 4 bis 5 Pfund friſches oder verdorbe—
nes Fleiſch verſchlungen hatte, nahm dann in den naͤchſten
Tagen keine weitere Nahrung zu ſich, und ſaß mit nieder—
hängenden Flügeln und eingezogenem Halſe, während der
Kropf ſackfoͤrmig hervortrat. Hungrig pflegte er mit den
Fluͤgeln zu ſchlagen und verſuchte, die, welche ihm nahe
traten, mit dem Schnabel zu verwunden. Dieſe wenigen
Nachrichten verdanken wir Perſonen, welche das Thier le—
bendig ſahen und hernach meinem Freunde erdroſſelt zufand-
ten, da man daſſelbe nicht lebend fortfchaffen zu koͤnnen
geglaubt hatte. Damals ſollen die nackten Stellen am Hal:
fe und die Faͤnge nebſt der Wachshaut von weißlich blauer
ins ppiolette ſpielender Farbe geweſen ſeyn, die ſich nach
dem Tode in ein ziemlich dunkles Himmelblau verändert
hatte.
Die Ausmeſſung des Vogels ergab folgende Reſultate:
Länge von der Schnabelſpitze bis zum En⸗
de des Schwanzes . Mi E
Mit ausgebreiteten Flügeln . 5
Schnabel bis zur Stirn 3 :
Kopf lang von der Stirn bis zum Hin⸗
terhaupt : 0 75 . 3
Vom Hinterhaupt bis zum Ruͤcken 10
Fluͤgel von der Handwurzel bis zur Spitze 33
Mittelzehe mit dem Nagel a N
Nagel nach der Krümmung
Aeußere Zehe. 5 5
Nagel. 1 8 5
Innere Zehe. ; 4
agel 2 .
Hintere Zehe . x 8
Nagel N. 5
Schwanz I 8 8 8
Zoll 6 Lin.
45
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nackter Theil deſſelben
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Iſis. 1832. Heft VII.
— 770
2. Bierofaleo candiecans. Cub.
Die aufbewahrte Haut eines, nach dem roftrothen Anz
fluge des Gefieders zu urtheilen, jungen Vogels, fand ich
im Sommer 1819 auf der Inſel Amrom, kann aber kein
ſonſtiges Beyſpiel anführen, daß dieſer Vogel in Däne⸗
mark vorkomme.
3. Laco tinnunculus Lınn,
Mein Bruder erzählt bey Gelegenheit einer Reiſe durch
den Schwarzwald im April 1816 folzendes:
Am 25ten d. M. flieg mir folgende Merkwuͤrdigkeit
auf. Beym Eintritt in das Dorf Neuſitz, ohnweit Dffen-
burg, hoͤrte ich die bekannte Stimme des Thurmfalken,
und bemerkte alſobald zwey Paͤrchen deſſelben, die ſich
furchtlos auf Baͤume ſetzten, keine 20 Schritte von mir
und Arbeitern im Garten entfernt. Bald bemerkte ich auch
Koͤrbe, die an den Siebeln verſchiedener Haͤuſer befeſtigt
waren und augenſcheinlich befanden ſich darin die Neſter jer
ner Vögel. Eingezogene Erkundigungen ergaben, daß man
in Ermangelung von Tauben dieſe Falken zum Vergnügen
halte, und in der That waren ſie nicht ſcheuer als dieſe zu
ſeyn pflegen.
Man nennt ſie Wandwachteln, ähnlich dem Ausdruck
Windwachteln, unter welchem der Vogel im Oeſterreichiſchen
bekannt iſt. *
Im allgemeinen paßt auf ihn die an einem andern
Orte hinſichtlich der s. tithys ** gemachte Bemerkung, daß
ſie nur Berge bewohne, dieſen aber die Daͤcher groͤßerer
Städte gleichſtelle. Demzufolge darf man den Thurmfalken
in einem ebenen Lande, wie die daͤniſchen Staaten, nicht
erwarten, und meine Erfahrung beſtaͤtigt dieſen Satz voll⸗
kommen. Nur hin und wieder ſieht man ihn in einzelnen
Jahren auf Thuͤrmen, und faſt noch ſeltener in den Wal⸗
dungen. Bloß in Copenhagen iſt er haͤufig, vorzugsweiſe
auf den Ruinen des Schloſſes und der Marmorkirche.
4. Noctua nyctea Savigny.
Ein Exemplar dieſer in allen nördlichen Gegenden, ber
ren Fauna uns bis jetzt bekannt geworden, ſo ſeltenen Eu—
le, ** daß wir noch keine vollſtaͤndige Beſchreibung beyder
Geſchlechter beſitzen, ward vor einigen Jahren ohnweit Goͤt⸗
tingen geſchoſſen. 5
* Man vergleiche Gottſchalks „gitterburgen“ bey Gelegenheit
der Schilderung einer Schloßruine im Oeſterreichtſchen.
* Mein Tagebuch auf einer Reife durch Norwegen pag. 138.
Anmerk.
e Die Fauna groenlandica bezeichnet stryx nyctea als einen
feltenen Vogel, und eben fo ſelten iſt diefride in Island;
im noͤrdlichen Norwegen ſtieß mir kein einziges Exemplar
auf, und mein Freunb, der Dr. Nilſon, ſah ſie auf ſeiner
Reife in jenen Gegenden nur einmal au’ den Gebirgen
zwiſchen Jemteland und Norwegen. — Siehe auch Trans-
act. of the Linnean society vol. XI. pag. 175. Herr Bul⸗
lock traf fie nach den hier mitgetheilten Nachrichten auf
den ſhetlaͤndiſchen Inſeln und den Orckneys, und be—
hauptet, daß fie daſelbſt bruͤte.
49
*
—
Nach meinem neueren Erfahrungen kommt ſie im
Frühlinge auf unſerer Halbinſel in fo bedeutender Anzahl
vor, daß dadurch eine jaͤhrliche Marderung von Norden
nach Süden außer Zweifel geſetzt wird. Ein Exemplar
wars im Februar 1818 ohnweit Itzehoe geſchoſſen, ein
anderes ein Jahr ſpaͤter ohnweit Schleswig beobachtet, ein
Paͤrchen in meinem Cabinette im Febr. 1821 am Seeſtran⸗
de ir Jütland getoͤdtet, und ein im Apris 1821 exlegtes
Weibchen fans ich ebendaſelbſt an der Thuͤre eines Bauern—
hauſes angenagelt. Ich Fönnte dieſen noch andere Beyſpie⸗
le beyfuͤgen, halte aber die Bemerkung für genügend, daß
die Schneeeule faſt allen Jagdliebhabern im weſtlichen Juͤt⸗
land bekannt ſey, und dort Jahr aus Jahr ein im Fruͤh⸗
kinge gefehen werde. Der Strich von Norden nach Süden
muß dagegen durch andere Länder gehen, weil man ſſe nicht
im Herbſte bemerkte: Wie bey den Gattungsverwandten
iſt das Maͤnnchen bedeutend kleiner als das Weibchen Im
Schlunde erlegter Exemplare fand man disher nichts als
Maͤuſe. —
5 Athene Tengmalmt.
Nach zuverlaͤſſigen Beobachtungen erſcheint dieſe Eu⸗
kenart im weſtlichen Holſtein alljährlich im Octob. und
Movb., mit den wandernden Waldſchnepfen.
6. Nucifraga caryocatactes Briss..
Gehört zu den feltenen Erſcheinungen in Schleswig
und Holſtein. Im Herbſt 1875 waer er hier ziemlich häu—
Fa fo wie im Übrigen Norddeutechland. Chen fo wiederum
im Herbſt 182 Wahrſcheinlich waren dieß Zugvoͤgel aus
dem höhern Norden.
7. Fringilla montifringilfa Linrs.
7
Latham behauptet, daß dieſer Finke in den Waͤldern
em Drontbeim niſte, indeß nach meiner Erfahrung mit Un:
recht. Esſt zo Meilen nördlicher, wo die Lerche und der
Thurmfalke verſchwinden und auf einer zoologiſch geographi⸗
ſchen Chaste vielleicht eine Grenze gezeichnet werden muͤß⸗
ze, traf ich zuerſt in den großen Tannenwaͤldern ſich zum
Bruten anſchickende Paͤrchen Höher noͤrdlich bis zum 69?
N. B. waren Birken: und Fichtenwaͤlder waͤhrend der Som⸗
mermonate von ihnen bevölkert, Im Auguſt beginnt ſchen
gier das merkwürdige Zufammenrotten, welches es vorzugs⸗
weiſe bey diefen Voͤgeln möglich machen ‚würde, eine Ger
ſchichte ihrer Wanderungen zu ſchreiben. Sie mögen ſich zu⸗
urſt nach dem ſuͤdlichen Normegen wenden. Hier bemerkte
ich im Octor 1817 einen aus vielen Tauſen zen zuſammen⸗
geſetzten Schwarm, der ſich auf Stoppelfelser geworfen
hatte. Aehnliche belebten die Tannenhoͤtzungen der Gegend
und fingen ſich in den mit Ebereſchendeeren dehaͤngten
Dehnen ſehr häufig. Daß dieſe Züge devm Eintritt des
ſtrengen Winters in ſuͤdliche Lander gehe, ſcheinen die
alljährlich auf dem Harz und in der Schweiz vorkommen—
den außer Zweifel zu ſezem, auch macht es der Umſtand,
daß man ſolcher wandernder Haufen gemeiniglich nicht auf
dem Striche anſichtig wird, glaublich, daß fie ſich waͤhrend
ver Reife zu einer ſehr betraͤchtlichen Höhe erheben. Mein
Bruder beobachtete ders eſchen im Herbſt 1816 in der
Schweiz auf dem Weißenſtein, ale er früh Morgens dis
7
De Se nz
772
Sonne aufgehen ſah. Tief unter ihm zogen ſich die Wok
ken am Abhange des Gebirges bin, und eben in die dich—
teſten derſelben ſah er ſich jene Haufen tauchen, eine Be⸗
merkung, die daran erinnert, daß auch die Krammetsvoͤgel im
der Strichzeit dann am haͤufigſten find, wenn ſtarke Neben
herrſchen. Sie ſcheinen auf dieſe Weiſe Schutz vor den!
Nautvögeln zu ſuchen, welche ihnen, wie Raubthiere den
Schaaren der wandernden Mauſe u. Raubfiſche den Heringen
auf dem Zuge unablaffig folgen. — Es iſt ferner ausge⸗
machs, daß die Bergfänken auf ihrer Wanderung in der Re⸗
gel den Lauf der Gebirge folgen; denn nur ausnahmsweiſe
finden fie ſich in Menge in ſolchen Gegenden ein, die nicht
detraͤchtlich über den Meeresſpiegel erhoben liegen. Nicht,
wie man glauben koͤnnte, außerordentliche Kälte, fonderm
Usberfluß an Buchnuͤſſen, ſcheint aber hiezu die Veranlaf⸗
fung zu geben Im Winter 1318 war dieß in manchem
Gegenden den Fall, unter andern in Holftein, und zugleich
ſtellte ſich eine ungewoͤhnliche Menge unferer Vögel ein.
Wolkensbnliche Zuͤge derſelben beobachtete ich in der Luft,
wahrend andere den Boden der Holzungen bedeckten. Sie
hatten ſich uͤber die ganze Provinz verbreitet
„Zu Helſingoͤr hatte man gegen Weihnachten ein nie
gefebenee Schauſpitl Fruͤh Morgens vor Aufgang der
Sonne zeigte ſich eine ungeheure Schaar kleinerer Zug ö⸗
gel, eine Art Kernbeißer, mit großem Geſchrei und in ſol⸗
cher Menge, daß ſeldſt die Luft verdunkelt wurde. Sie
ruheten einige Augenblicke am dortigen Ufer und fegsen dann
ihren Weg über's Meer weiter fort.“ * 5
„Ungeheure Schwaͤrme von Bergfinkem, die früher
fon in vielen Waldgegenden mit den Bewohnern die Buch⸗
eckernerndte theilten, ſtetlten ſich in der Gegend von Wuͤrz⸗
burg, Bamberg, Heidelberg und Freiburg ein und for der⸗
ten in den Berggegenden Rheinbaterns nachtwandelnde Jagd⸗
liebhaber zu der beliebten Bohemer Jagd mit dem Blas
rohre heraus. 8 f
8 Corylhus enucleator Cub.
Es iſt auffallend, daß waͤhrend fo manche Naturger
ſchichten dieſen Vogel aus dem Norden nach Norddeutſch⸗
land wandern laſſen, es doch faſt an neueren Beyſpielen fehlt,
daß man ihn dort wirklich angetroffen habe. Dagegen fin⸗
det er ſich alljährlich mit den Krammetsvoͤgeln in Jütland
ein, und wird dort nicht felten in Dohnen gefangen. Haͤu⸗
fig ſah man ihn im Winter 163% auf Seeland. Im
Spatherbſt 1821 wurden verſchiedene Exemplare ohnweit
Schleswig gefangen, andere in Holſtein.
Dimenfionen eines im Novbr. 1821 im Amte Eie⸗
mar gefangenen maͤnnlichen Vogels:
Fänge: von der Schnabelſpitze bis zum
Ende des Schwanzes ; 7 Zoll. 1 Lin.
Mit ausgebreiteten Flügeln — 10 7% I =
Schnabel, lang bis zur Stirn 3 7 *
> Altonaer Merkur 1820. No. 7, Schreiben aus Copenha⸗
gen vom loten Maͤrz.
* Sylvan 1820. pag. 110.
*
773 — 774
1 .
Schnabel, bis zum Mundwinkel — Zoll. 7%, Lin. 11. Charadrius apricarius Linn.
f — boch 8 . va E TE 5, f Ungemein häufig auf der jütländifhen Heiden. Das
A — breit umye . . — 4% ® Weibchen legt regelmaͤßtg 4 Ever in eine Vertiefung im
Kopf lang von der Stien d. z. Hinter⸗ Boden, die mit etwas Rennthiermoos (Lichen raneiferi-
haupt 1 nus) ausgefuttert zu ſeyn pflegt Am Ende des Julius
Hals lang vom Hinter haupt dis zum
Ruͤcken 0 ; 8 0 ae RT
Flügel von der Handwurzel d. 5 Spize 4 = gi, dia
Unterſchenkel lang 8 2 A 8 5 2
Nackter Theil deſſelben 2 8 er
Mittelzehe mit dem Nagel „ 1
Nagel nach der Kruͤmmung u 4 A
Fe
Nagel * x v * * 2 279 2
ieee e e
Nagel n END, 'e
ame >... 8 0% en Bis le
Nagel 5 u , 2 ng 37 =
Schwanz 8 8 „ e 8 F 4 A
Tarſus „ e dr, 1
12 Ruderf dern.
Der Schwanz 1 Zoll länger als die zuſammenge⸗
legten Fluͤgel. Von den 9 Schwungfedern kſter Ordnung
iſt die Zte die laͤngſte, die te faſt ſo lang als die erſte,
und von den 3 dazwiſchen ſtehenden die mittelſte nur we⸗
nig länger als die angrenzenden. Von den 9 Schwungfe⸗
dern 2ter Ordnung ragen die benden vorletzten nur wenig
uber die vorhergehenden hervor. Der Schwanz beſteht aus
Darunter find die beyden aͤußerſten kuͤr—
zer als die dreß folgenden, welches die laͤngſten, die ste
vom Ende nur wenig kurzer als die mittelſten, welches die
kuͤrzeſten von allen.
9. Loxia pytfiopsittacus Bechst,
Obgleich dieſe Art im mittleren Deutſchland bruͤtet, iff
8 nicht weniger ausgemacht, daß fie ſich auch im hohern
Norden finde. Im Auguſt erſcheint ſie regelmaͤßig auf der
Inſel Seeland und man trifft fie hier vorzugsweiſe auf
Pappelbaͤumen.
so. Loxia curvirostra Bechst.
Schon in der Mitte des Junius haben Familien idee
nördliche Heimath verlaſſen; denn ich traf dergleichen um
dieſe Zeit in Juͤtland, erſt einen Monat ſpaͤter in Hoi:
fein. Junge Vögel ſah ich am ıffen July an der Min:
dung des Ringkiöping - Fiord am Strande von den Wellen
ans Land geſchleudert, nachdem es Tages zuvor geſtuͤrmt
hatte, und die Zahl der auf der See ihr Leben verlierenden
mag nicht geringe ſeyn.
» Meder die Wanderungen der Landvöger über die Ser fehlt
es noch ſoſſſeyr an Nachrichten, daß jede dieſen Gegenſtand
betreffende Beobachtung ſchon deshalb intereſſiren muß.
Der Jägermeiſter von Teilmann auf Kierregaard in Juͤt⸗
land erzaͤhlte mir, daß er auf einer Reiſe nach Island im
Frühling 1820 verſchiedene Haufen von Goldregenptes⸗
fern geſehen, welche ſic auf Augenblicke in der See niaa
Serliegen und dann wieder erhoben. Ermattete Steinſchwä⸗
ger (Vitiflora oenanthe) hatten dieß Vermögen niche, ſon⸗
dern wurden hauſig von dam tobenden Elemente verſchlungen,
oder Anfang Auguſt koͤnnen die Jungen fliegen, und man
ſieht alsdann die gemeiniglich aus 2 Alten und 4 Jungen
beſtehenden Familien hin- und herſtreichen und ſich darauf
in ‚arößere Schaaren vereinigen, die nun ſuͤdlich zu wan⸗
dern anfangen. Diejenigen Paͤrchen, welche ihre Eper oder
Jungen verloren haben, verweilen laͤnger und beleben jene
oͤden Heideſtrecken fortwaͤhrend, wenn ſchon die ubrigen
fortgezogen find. Die für ihre Brut deſorgten Alten nä—
hern ſich furchtlos den Landſtraßen und Voruͤberreiſenden,
und laſſen felbft in der Nacht ihre traurige Lockſtimme hoͤ⸗
ren, ein einfoͤrmiges tüh, dem nur ſelten einige andere Toͤ⸗
ne folgen. Neugierde zeichnet fie alsdann vor andern Voͤ—
geln aus und der Jaͤger iſt dieſer ſeiner Beute ſicher,
wenn er nur ruhig ſtehen bleibt, und die Annaͤherung der⸗
ſelben abwartet. Maͤnnchen und Weibchen bruͤten wahr-
ſcheinlich abwechſelnd; denn bey beyden fand ich von Federn
entbloͤßte Stellen auf dem Bauch. Ein Weibchen, welches
ich auf den Eyern überrafchte, lag ſehr feſt auf den ſelben
niedergedrückt. Der noch mit der Neſtwolle bekleidete junge
Vogel und der junge Vogel, bevor noch die Federn ausge⸗
wachſen, find die fchönften ibrer Gattungsverwandten und
die gelben Flecken auf dem Obertheil des Körpers ungemein
lebhaft. Das Gefieder der Alten iſt ſchon im Junius min-
der ſchoͤn und im folgenden Monat ſind die Federn ſchon
ſehr abgenutzt. Aach unter den in Juͤtland brütenden Paa—
ren fand ich viele mit ſchwarz und weiß gefleckter Bruſt,
feltener Vögel mit rein ſchwarzem Unterlsibe.
12. Aegialitis cantſanus- .
Im Junius und Julius 1821 ſah ich ihn an der
Weſtkuͤſte Juͤtlands in ungemein großer Anzahl, befonders
häufig auf den Inſeln Sylt, Roͤmee und Fanoe, woſelbg
mir mitten auf dem Heiderucken, oft zwiſchen hohen Biz
ſcheln von Garex aremıria, eine halbe Meile vam Ser
ufer entfernt, bruͤtende Paare qufſtießen. In größter Merz
ge findet er fid auf den fandigen Landengen zwiſchen der
See und dem Ringfisping und Limftord. Jedes brutende
Pärchen hat hier oft nur ein Gediet von einigen hundert
Schritten im Umkteiſe, und dieß nätbigt-fie, um Nahrung
zu ſuchen, weitere Exeurſionen, als ſonſt isre Gewohnheng
iſt, vom Bräteplas aus zu machen. Vorzugsweiſe inder men
das Neſt an ſolchen Orte, wo Steine von verſchiedener
Farbe das Geſtade bedetken, und wirklich if 2s hier ſchwie⸗
riger ats an andern Platzen Eher und Junge aufzufinden.
Ein der Stimme des Finken nahe kommender Lockton iſt
den Alten waͤhrend der Brütezeit eigen. Die erwähnten *
Paͤrchen ohne Schwarz auf Gruft und Stirn find faſt eben
fo haͤufig ats die von gewoͤhnlicher Zeichnung, und es ſcheint
daher wahrſcheinlich, daß erſt zwey ⸗ und dreyjaͤhrige Voges
das dunkle Colorit erhalten. Im naheren Verein brütet der
* 2. aun s spolsgffäse Magazin 1. Band, As Steck, m
r
275
Kantiſche Regenpfeifer ſehr oft mit Sternia arctica und
minuta, und nur ausnahmsweiſe bemerkte ich ihn am fri—
ſchen Waſſer, z. B. am Fladſee, nördlich vom Limfiord.
15. Syuaterola varia Cuv.
Meine Vermuthung, * die Brütepläge dieſer Art in
Juͤtland anzutreffen, hat ſich nicht als richtig bewaͤhrt.
Auch der Verfaſſer des manuel d'ornithologie hat in der
zweyten Ausgabe dieſes Werkes nichts Naͤheres uͤber die
angebliche Fortpflanzung in Holland bemerkt. Letztere wird
aber vorzugsweiſe darüber entſcheiden muͤſſen, ob die Gat-
tung zur Familie der Regenpfeifer, welches am wahrſchein—
lich ſten iſt, oder der Kiebige gehöre,
14. Nycticorax nycticoraæ.
Im May 1821 ward ein Exemplar dieſes Vogels im
Flecken Neumünfter, im Holſteiniſchen, ein zweytes ohn—
weit Ripen in Juͤtland geſchoſſen.
15. Numenius arquatus Lal h.
Mit Unrecht behauptete ich, daß der große Brachvo—
gel einzeln in den fehleswig = holfteinifhen Heiden niſte.
Selbſt in Juͤtland ſcheint dieß nicht der Fall zu ſeyn, ob:
gleich ich hier ſchon am Ende Junius eine Familie, aus Al—
ten und Jungen beſtehend, antraf. Dieſer Umſtand be:
weiſt indeß nichts weiter, als daß die Art fruͤhzeitig im
Jahre niſte, und ſo, wie viele Ordnungsverwandte, ſobald
die Jungen das Vermoͤgen hiezu erlangt haben, ſuͤdlich
ſtreiche. Im Anfang Julius bemerkte ich ſchon verſchiedene
ſolcher Familien und am Ende deſſelben Monats groͤßere Schaa—
ren. Dieſe gingen ihrer Nahrung waͤhrend der Ebbe am
Seegeſtade nach, mit dem Eintritte der Fluth aber erhoben
ſie ſich, flogen den mit Heide bewachſenen Anhoͤhen zu und
fraßen die reifenden Beeren des Empetrum nigrum. Von
dieſer vegetabiliſchen Nahrung wandten ſie ſich begierig wie—
der zur animaliſchen, ſobald das Waſſer abzulaufen an⸗
ſing. Auch die Jaͤger in Juͤtland halten dafuͤr, daß dieſer
Brachvogel den Zug des vom Norden zuruͤckſtreichenden
Strandgefluͤgels eroͤffne.
Nach meinen Beobachtungen iſt ein bedeutender Groͤ⸗
ßen⸗Unterſchied zwiſchen Männchen und Weibchen, und
zwar letzteres groͤßer, beſonders der Schnabel viel laͤnger.
16. Tringa alpina Linn.
Auf der Weſtſeite Juͤtlands, ſowohl in der Nachbar—
ſchaft des Seeufers als von demſelben entfernt, gibt es im
Sommer nicht leicht ein feuchtes Plaͤtzchen, welches nicht
von einem Paͤrchen des veraͤnderlichen Strandlaͤufers be—
wohnt wuͤrde. In den Mooren auf dem Heideruͤcken des
Herzogthums Schleswig bruͤtet er ebenfalls häufig. Es lei—
det daher keinen Zweifel, daß jene ungeheueren Schaaren,
welch: man noch im Junius ſieht, * hier im Lande er:
zeugt werden; raͤthſelhaft bleibt es aber, weshalb dieſelben
Wiedemann's zpologiſches Magazin J. e p. 99.
* Wiedemann's zoologiſches Magazin loco citato pag. 107.
—
non
775.
alsdann noch verſammelt find. Im May gibt es nehmlich
der paarweiſe abgeſonderten Voͤgel die Menge, und am Ens
de dieſes Monates finden ſich ſchon Junge. Vielleicht bruͤ⸗
ten die Paͤrchen in einer gewiſſen Reihefolge. Noch am 1.
Jul. 1821 habe ich nehmlich unbebruͤtete Eyer in den Mes
ſtern gefunden, und zwar fo haͤufig, daß dieß nicht wohl
die Eyer ſolcher Voͤgel ſeyn konnten, deren erſte Brut zer-
ſtoͤrt ſeyÿn mochte. Daß jedes Paͤrchen zweymal bruͤte, kann
man deshalb nicht annehmen, weil Alte und Junge ſich,
ſobald letztere fliegen koͤnnen, an den Strand begeben.
Hier geſellt ſich eine Familie zur anderen, und um die
Mitte Julius ſtoͤßt man ſchon auf Schaaren, die aus 5
bis 4 Paͤrchen und deren Nachkommenſchaft gebildet ſind.
In dieſer Periode fangen ſich die braunrothen Federn auf
dem Ruͤcken und den Fluͤgeln der alten Voͤgel zu verlieren
an, die ſchwarzen Brufts und Bauchfedern fallen aus, aber
die bruͤtenden Paͤrchen ſieht man in eben dieſer Zeit noch
in voller Sommertracht. Mit der Erzeugung der neuen
Federn ſteht die Veraͤnderung der Lebensweiſe und die der
Nahrungsmittel ohne Zweifel in Verbindung, und übers -
haupt ſind vorzugsweiſe bey den Sumpfvoͤgeln Mauſe und
Wanderung von einem Orte zum andern correlata. Ande⸗
re Wirkungen, welche das Beſuchen der Ufer bey dem ver⸗
aͤnderlichen Strandlaͤufer aͤußert, ſind der Verluſt der ihm
zur Brütezeit eigenthuͤmlichen Stimme, und die Erzeugung
einer übermäßigen Menge Fettes. Der vorher duͤrre Vogel
wird nun uͤberaus feiſt, ungemein wohlſchmeckend und ſo
traͤge, daß, wenn den verſammelten Schaaren dieſe Eigen—
ſchaft bliebe, ſie nothwendig einen Einfluß auf die Vermin—
derung der Art haben muͤßte. Ein geuͤbter Schuͤtze mit
dem Blaſerohre würde im Julius am Ufer eines jütländis
ſchen Landſees oder an der Kuͤſte ohne Beſchwerde ſeine
Jagdtaſche fuͤllen koͤnnen. Eben dieſe Sorgloſigkeit aͤußern
die Alten beym Neſte, umkreiſen den ſich Nahenden, ſetzen
ſich wenige Schritte von ihm entfernt und laſſen dabey ein
lautes rauh rauh, den andere meckernde Töne folgen, ver⸗
nehmen.
17. Totanus- glareola Temm.
Dem vorläufigen Bericht über die Fortpflanzung *
kann ich jetzt auf genauere Beobachtung des Vogels geftüßs
te Nachrichten beyfuͤgen. Man findet ihn in der Bruͤtezeit
nicht ſelten auf dem Heideruͤcken im Herzogthum Schles⸗
wig, ungemein haͤufig auf den Heiden Juͤtlands, niemals
aber auf den Inſeln der fchleswig holſteiniſchen Kuͤſte,
noch am Seeſtrande. Die bruͤtenden Paͤrchen pflegen ſich
bald durch ihr Geſchrey zu verrathen und den Menſchen fo
wenig zu ſcheuen, daß ich ſie an Muͤhlteichen in unmittel⸗
barer Naͤhe von Gebäuden angetroffen habe. Die Mehr-
zahl findet man aber mit ihren Jungen an Lachen auf je .
nen einfoͤrmigen Ebenen und vorzugsweiſe mit Wollgras
(Eriophorum polystachyon) bewachſenen Niederungen,
welche ſich in dieſen befinden. Eine Erhabenheit in einer
ſolchen pflegt als Warte zu dienen, auf welcher einer der
Eltern Wache haͤlt, und von Excrementen weiß gefaͤrbt zu
ſeyn. Oft trifft man hier das Maͤunchen, waͤhrend das
* Wiedemann's zeologiſches Magazin 1. e. pag. 112,
7227 a
Weibchen abweſend iſt, an, oft nur das Maͤnnchen, bis
weilen beyde. Im letzteren Falle pflegt doch nur einer der
Eltern die Rolle des Vertheidigers der Jungen zu uͤberneh—
men, und dieß geſchieht mit beyſpielloſer Verachtung jeg—
licher Gefahr.
Es iſt dem Naturforſcher eine jederzeit doppelt werthe
Entdeckung, und kann als Probierſtein der richtigen Ver—
theilung von Arten unter Gattungen angeſehen werden,
wenn er bey einer Art die Gewohnheiten und Sitten mie
der findet, welche anderen unter dieſelbe Gattung geſtellten
eigen ſind. Eine ſolche Uebereinſtimmung findet ſich im
hohen Maaße zwiſchen Totanus glareola und den be
kannten Gattungs verwandten. Glaubt der Vogel die Si⸗
cherheit der Seinigen gefaͤhrdet, umſchwebt er den Jaͤger
aͤngſtlich, haͤlt ſich dabey oft gleichſam angeheftet in der
Luft auf demſelben Puncte, und ſtoͤßt ein lautes tick, tick,
tick, tiü, ti, tiuͤ ty oft wiederholt aus. Dann ſchießt er
muthig auf den Feind zu und ſetzt ſich abwechſelnd auf die
Warte oder ins hohe Gras, oft nur 10 Schritte von er⸗
ſterem entfernt. Wird das Weibchen oder Maͤnnchen bey
dieſer Gelegenheit getödtet, zeigt ſich der uͤbrig bleibende
Ehegatte nach wie vor ſcheuer, gleichſam als ſaͤhe er ein,
ſich für die Seinigen erhalten zu muͤſſen, und hält ſich in
umſichtiger Ferne. Wie die anderen zur Bruͤtezeit beobach—
teten Totanus- Arten legt glareola 4 Ever, und zwar oh:
ne ein ordentliches Neſt zu bauen, auf den duͤrren Heide—
boden und eine Unterlage von Rennthiermoos (Lichen
rangiferinus). Die Eyer fand ich in ziemlich betraͤchtli—
cher Entfernung vom Waſſer. Der bruͤtende Vogel verließ
dieſelben nicht eher, als bis ich ihm ſehr nahe gekommen
war, zeigte aber von dem Augenblick an viel Vorſicht.
Maͤnnchen und Weibchen brüten abwechſelnd, und bey beys
den finden ſich von Federn entbloͤßte Stellen auf dem Un—
terleibe. Letzteres iſt etwas groͤßer als das Maͤnnchen. Die
jungen Voͤgel find den Alten aͤhnlich, haben aber anſtatt
der weiſſen roͤthlich braune Flecken auf dem Rüden. Schon
am Ende des Junius ſah ich Junge, welche fliegen konn—
ten, und 4 Wochen ſpaͤter finden ſich nur noch wenig Alte,
welche durch ihr Betragen zeigen, daß ſie fuͤr noch Uner—
wachſene zu ſorgen haben. Alle Gattungsverwandten ſind
bekanntlich außer der Bruͤtezeit ſcheue Vögel, welche die Nähe
des Menſchen aͤngſtlich vermeiden. Dieſen Charakter zeigen
Alte und Junge von dem Augenblick an, daß ſie den Bruͤ⸗
teplatz verlaſſen haben im grellen Abſtich gegen ihr voriges
Betragen. Einzeln und familienweiſe beſuchen fie die Land⸗
ſeen und Baͤche und fliegen nun ſchon mehrere 100 Schrit—
te ſcheu vor dem Jaͤger auf. Mit dieſer Veraͤnderung im
Betragen verbindet ſich, indem nun die Herbſtmauſe be—
ginut, die des Gefieders, und die Vertauſchung der Lock
ſtimme mit anderen Tönen, welche gleichzeitig eintritt, er—
hebt ſie zu einer wahren Metamorphoſe.
Auf die Schwierigkeit, die Nahrungsmittel der Schnes
pfen und der mit ihnen verwandten Vögel kennen zu ler»
nen, habe ich bereits aufmerkſam gemacht. *
Wiedemann's zoologifhes Magazin loco citat. p. 116.
Iſis 1842 Heft VII.
—
778
Was den Waldwaſſerlaͤufer betrifft, ſo war ich ſo
gluͤcklich, ein Exemplar am Brüteplag zu erlegen, deſſen
Schlund mit den durch die ſechs langen Strahlen am Af—
ter ausgezeichneten Larven einer Species der Gattung Ti—
pula angefült war. Sehr wahrſcheinlich leben viele der
zur Gattung Scolopax Linn. gehörigen, mit einem biegſa—
men Schnabel ausgeſtatteten Voͤgel wenigſtens im Sommer
von Larven zweyfluͤglicher Inſecten. f
Ein Exemplar des dem Totanus olareola fo ähnli⸗
chen Totanus solitaria Temm., im Sommerkleide und
in Carolina geſchoſſen, im Amſinckſchen Cabinette in Ham
burg, unterſcheidet ſich vom erſteren hauptſaͤchlich duech die
breiteren Schwanzbinden. Die mittelſten Ruderfedern find
ganz braun, bloß mit Ausnahme einiger weiſſen Flecke auf
den Fahnen. 0
18. Aetitis Rypoleucus
niſtet, obgleich nicht in betraͤchtlicher Menge, an den ſteinrei—
chen, ſchnellfließenden Baden Juͤtlands, die ſich in die
Weſtſee ergießen. Auf dem Gute Endrupholm fand man
vor einigen Jahren ein Neſt im Garten, und der brütende
Vogel lag ſo feſt auf den Eyern, daß man ganz nahe
hinzutreten konnte.
19. Scolopax major Linn,
wird den Sommer über in der nördlichen Hälfte des Her-
zogthums Schleswig nicht felten, Häufig in ganz Jutland
angetroffen, und niſtet hier familienweiſe auf keuchten Wie⸗
ſen, vorzugsweiſe ſolchen, die ſich in der Nachbarſchaft der
Heiden befinden. Das Neſt wird auf ähnliche Weiſe wie
das der Heerſchnepfe erbaut, und in demſelben findet man
4 Eyer, welche ein wenig groͤßer, uͤbrigens aber denen der
letzteren überaus ähnlich find. Den maͤnnlichen Vogel fand
ich lebhafter gefärbt und etwas kleiner als das Weibchen,
von welchem er ſich beſonders durch den kuͤrzeren Schnabel
unterſcheidet. Die Familien bleiben bis zur Wanderungs⸗
periode, welche in der Mitte Auguſts beginnt, vereinigt,
und verlaſſen alsdann die Gegend. Auch im Sommer hoͤrt
man von dieſer Schnepfe, wenn fie aufftiegt, keinen Laut.
Uebrigens aber zeichnet fie ſich durch haͤchſt merkwuͤrdige
Sitten aus, und dasjenige, was Jaͤger vom Falzen der
Becaſſinen berichten, gilt von ihr, und nicht von der Heer⸗
ſchnepfe. Bevor es noch ganz dunkel geworden iſt, vers
ſammeln ſich die Paͤrchen auf trockenen Plätzen, und waͤh⸗
rend die Weibchen ruhige Zuſchauerinnen bleiben, breiten
die Männchen ihren Schweif aus und laffen die Flügel haͤn—
gen. Nun folgt ein Pfeifen, welches dem der Rasen ſehr
ähnlich iſt, und endlich ein Zuruckbeugen des Kopfes auf den
Ruͤcken, eben ſo wie dieß der Storch zu thun pflegt, und
ein Geklapper mit dem Schnabel, welches man in ziemli⸗
cher Entfernung hoͤren kann. Dieß Auftreten dauert den
ganzen Sommer uͤber an ſchoͤnen Abenden fort, und be—
ſchraͤnkt ſich nicht bloß auf die Paarungszeit, ſoll aber als
dann mit einer Art von Kampf unter den Männchen ver-
bunden ſeyn. Noch am 24. Juni 1821 Abends ſah ich 4
bis 5 falzende Maͤnnchen, die nach einander Maulwurfs⸗
hägel beſtiegen, obige Gebehrden wiederholten und dabey ſo
wenig ſcheu waren, daß ich mich ihnen bis auf 15 Schrit—
40
—
779
te nähern konnte. Nach dem Geklapper ſaßen fie eine zeit
lang unbeweglich und verſchwanden unter dem Heidekraute,
um auf einem anderen Huͤgel daſſelbe Spiel wieder zu be—
ginnen. Die Jungen kamen bey dieſem Aufzuge nicht zum
Vorſcheine. i
In Juͤtland findet fig die Pfuhlſchnepfe fo haufig,
daß man in vielen Gegenden die kleinere Art gar keines
Schuſſes fuͤr werth achtet. Gegen das Ende Julius fand
ich die alten und jungen Voͤgel noch ziemlich mager, aber
in dieſer Periode fangen fie an, außerordentlich fett zu were
den. Es iſt eine bekannte Sache, daß im Fluge geſchoſſe—
ne Pfuͤhlſchnepfen im Fallen platzen, und Huͤhnerhunde has
ben alsdann die Neigung, ſich auf dem Vogel zu wälzen.
Im Sumpfboden erkennt man die Gegenwart deſſelben an
den mit dem Schnabel gebohrten koͤchern. Im Schlunde
geſchoſſener Exemplare fand ich die Vartetaͤt des Regenwur—
mes, welche im Moorboden vorkommt, und zur Familie
Tipula gehörige Larven von Zweyſluͤglern.
20. Scolopax grisea G mel.
Ein Exemplar dieſes in den europäifchen Cabinetten
eben fo ſeltenen, als dadurch, daß er das Bindungsalied
zwiſchen zwey nicht in ſehr naher Verwandtſchaft ſtehenden
Gtrungen bildet, merkwürdigen Vogels, in Carolina ae
ſchoſſen, befindet ſich in dem Cabinette meines Freundes,
des Herrn Amſinck in Hamburg.
21. Totanus Bartramia Temm.
Exemplare dieſes Vogels aus Sanct Paulo in Braſt—
lien, im Cabinette des Herrn Anmfine in Hamburg, bewei
fen. daß derſelbe auch der fuͤdlichen Haͤlfte der neuen Welt
angehoͤre,
22. Limosa Belgica.
Neuerdings hatte ich Gelegenheit, diefen mir früher
nur durch ausgeſtopfte Exemplare bekannten Vogel lebend
zu beobachten. Er brütet in nicht unbetraͤchtlicher Menge
auf den überſchwemmten Wieſen am Ausſfluſſe der Skiernaa
in Jutſand, und ſtellt ſich hier unter den SOnmpfvögeln mit
am frühzeitigſten ein. Schon gegen das Ende des Junius
verlaſſen diejenigen Pärchen, deren Junge alsdann fliegen
können, die Gegend, und ſpaͤterhin ſoll man nur ſolche ans
treffen, deren erſte Brut zerſtoͤrt wurde. Der ſchwarz⸗
ſchwaͤnzige Sumpflaͤufer zeigt ſich auch in der Gegend des
Nees ſcheu, und pflegt, wenn man ſich demfeiben oder den
im Graſe verſteckten Jungen nähert, den Jaͤger auf die die
Gattungen Totanus und Tringa auszeichnende Weiſe zu
umkreiſen, wobey er indeß ſelten auf Schußweite heran
kommt. Im Fluge ſtreckt er die Beine betraͤchtlich hinter
wärts und ſtoßt dabey ohne Aufhoͤren ein dem Geſchrey des
Kis bitzes ſehr naheſtehendes ivi aus, welchem andere kla⸗
gende Töne und bisweilen ein leiſes wett wett folgt.
Dader wahrſcheinlich der Localname Roͤwitte. Auf der
Juſel Fande, wo das Geſchlecht Limosa den Namen
Kodberhoͤns (Kupferhuhn) führe und dieſe Art, ſo wie
die folgende, auf dem Zuge erſcheint, unterſcheiden Jaͤger
ſie unter dem Namen des groͤßern Rupferhuhn: Der eben
aus dem Ey gekrochene junge Vogel iſt mit roͤthlich grauer
U
Wolle bedeckt und auf dieſem Grunde ſchwarz gefleckt und
geſtrichelt. “ Das Herbſt und Winterkleid der alten Voͤgel
halte ich fuͤr hinlaͤnglich beſchrieben, ich muß aber dagegen den
780
I.
Größen s Unterfihied unter beyden Geſchlechtern berühren, .
auf den Herr Temminck neuerdings zuerſt aufmerkſam machs
te, und der ſo auffallend iſt, daß er ſelbſt dem oberflaͤchli⸗
chen Beobachter nicht entgehen kann. Daher kennen ihn
auch die Schuͤtzen an der Skiernaa, behaupten indeß faͤlſch—
lich, daß das Männchen der groͤßere Vogel ſey. Ich uͤber⸗
zeugte mich indeß vom Gegentheil, welches die nachſtehen⸗
den Dimenſionen beweiſen: —
Männchen:
Schnabel lang bis zur Stirn N 3 Zoll 6 Lin. "ho ein.
— bis zum Mundwinkel 3 = 7 = — >
— hoch + 5 . . — 6 = — .
RT) breit * * 8 0 rar} = 5 = — 7
Schwanz fang . 5 x A 5, erben ne
Tarſus lang . N . 8 222 5 2—
Weibchen:
Schnabel lang bis zur Stirn 0 4 Zoll 3 Lin, ½o Lin.
=, — biz zum Mundwinkel 4 = 4 = — 2
hoch >
— breit + 2 > „ S 5
Schwanz lang * * * 4 = 3 = TG
Tarſus lang . . f 3 te U
25. Limosa rufa Briss.
Der auffallende Öröfenslinterichied zwiſchen Maͤnn⸗
chen und Weibchen bey der vorigen Art redet ſo ſehr fuͤr
die Identitaͤt der Limosa rufa und Meyeri, daß die ent
gegengeſetzte Meynung wenigitens die Wahrſchernlichkeit im
hohen Grade gegen ſich hat Die Unterſuchungen, die ich
feit dem Jahre 1819 über das Geſchlecht geſchoſſener Exem
plare anſtellte, haben mich noch mehr von der Richtigkeit
dieſer Anſicht uͤberzeugt. Eine betrachtliche Anzahl ſowohl
alter als junger Voͤgel, welche die Größe der Limosa ru-
fa hatten, erkaunte ich insgeſammt für Männchen, die
Meyerſchen Limoſen, welche mir zur Hand kamen, für
weibliche Voͤgel. Unter letztern habe ich freylich einzelne
bemerkt, die im Verhaͤltniß zu einander von verſchiedener
Groͤße waren, alle aber uͤbertrafen darin die als beſondere
Art aufgestellte Limosa rufa, beſonders in der Länge des
Schnabels. Dergleichen Voͤgel mögen von einer verſpaͤte⸗
ten Brut herruͤhren, un in dieſer Vermuthung beſtaͤtigt
mich der Umſtand, daß ein ſolches Weibchen ſich noch am
17. May im reinen Winterkleide befand.
Die hier mitgetheilten Dimenſionen von Männchen
und Weibchen verglichen mit dem Groͤßen-Unterſchiede zwi⸗
ſchen Männchen und Weibchen der Limosa Belgica, wer“
* Nach meiner Erfahrung kann man ſchon an den eben aus
dem Ey gekrochenen Sumpf- und Waſſervoͤgenn die Krk,
weicher fie angehören, unterscheiden, weshalb ſie n mit dazu
dienen, guszumitteln, ob ein Vogel wirklich als Art vers
ſchleden ſey.
781
EN 1 ;
den einen uͤberzeugenden Beweis abgeben, daß Limosa ru-
la und Meyeri ein und dieſelbe Art aus mache.
i Die Vermuthung Naumann's, daß der Vogel ſich in
Siam fortpflanze, hat ſich, was den weſtlichen Theil der
Provinz anbelangt, nicht beſtaͤtigt, und in Island iſt man
bisher eben ſo vergeblich, als ich früher in Norwegen, die
Bruͤteplaͤtze derſelben aufzufinden bemüht geweſen,
Maͤnnchen, alt:
Schnabel lang bis zur Stirn. 8 2 Zoll 10 Lin.
— — bis zum Mundwinkel . 2 711 =
aa hoch „ * + * ar = 6 E
2 breit + * * * * ee = 4 HN E
Schwanz lang . 3 . R EN PRO
Zar ſus „ . * . * „ 1 > 9 74 9 *
- Weibchen, alt:
Schnabel lang bis zur Stirn _. : A 6 Zoll 6 Lin.
— — bis zum Mundwinkel 5 S
— hoch x 3 . R « — 7 e
— breit . * „ 0 1 — 5 =
Schwanz lang . . . N Eee
Tarſus + . — + . + 3 rk
-Yistoire naturelle des Mammiferes.
Avec figures originales enluminées par MM Geoffroy St.- Hi-
laire et Fr. Cuvier. A Paris chez Mr. C.
de Lasteyrie, In fol.
Dieſes, feit wenigen Jahren von den 2 berühmten
Gelehrten und dem kunſtreichen Herausgeber angefangene
Prachtwerk hat einen fo raſchen Fortgang, daß man ſchon
daraus auf feine Vortrefflichkeit ſchließen darf. Ein aͤhnli—
ches Werk haben wir nur an Schrebers Saͤugthieren,
welche jedoch groͤßtentheils nur Nachbülder und in Quart
find. Bey vorliegendem Werke find die Abb. auf Folio und
alle nach der Natur. Sie find zwar nur lithographirt, al:
lein für das Haarige der Saͤugthiere paßt dieſe Art vor—
trefflich. Die Zeichnungen find größtentheils von dem ges
foiFten Maler des Pflanzengartens Werner Die Stein:
zeichnung von de Last. Es iſt zu bedauern, daß der Preiß
etwas höher hat angeſetzt werden muͤſſen, als man von li—
thographiſchen Werken erwarten ſollte.
Ein großer Theil der Abbildungen iſt nach den lebendi—
gen Thieren ſelbſt, welche immer im parıfer Pflanzengar—
ten gehalten werden, und deren Aufſicht Hr Fr. Cuvier ans
vertraut iſt. Die Abb der ſeltenſten Thiere ſind nach den
ausgeſtopften Baͤlgen der dortigen Sammlung. Da man,
was die Saͤugthiere betrifft, faſt Alles in Paris zuſammen—
g: bracht hat (von den größern Saͤugthieren wird kaum ½
Dutzend fehlen); ſo kann man ſich einen Begriff von den
Mitteln machen, welche den Herausgebern zu Gebote ſtehen,
und da ſich zugleich in Paris fo viel Kunſtgeſchick vereini—
ger kann man uͤberzeugt ſeyn, daß dieſem Werke nichts
Erforderliches abgehe. Es iſt daher genug, dieſes Werk in
Deutſchland nur bekannt zu machen, um diejenigen zu Une
ſchaffung deſſelben einzuladen, welche ſich mit der Natur,
— — |
782
geſchichte der Thiere befchäftigen. Dem Werke wäre viel,
leicht bloß zu wünfchen, daß mehr als geſchehen iſt, einzel⸗
ne Theile, z. B Zehen, Sohlen, Zähne, Zitzen, Naſen—
loͤcher u. d. gl. in ihm abgebildet wären. So getreu fer⸗
ner der Steindruck den Pelz gibt, ſo wenig ſcheint er uns
dagegen die Umriffe der Knochen, die Einfuͤgungen der Zaͤht
ne ſcharf anzugeben; allein es laͤßt ſich nun einmal Kupfer⸗
druck und Steindruck nicht wohl auf einem Blatte anbrins
gen, obſchon man auch noch Mittel finden wird, dieſe bey—
den Arten mit einander zu vereinigen. Cine Kritik des Ein—
zelnen kann nur Jemand liefern, der Zeit hat, die Gegen⸗
ftände in der pariſer Sammlung ſelbſt zu vergleichen In—
deſſen ſcheint uns eine beforbere Beurtheilung ſehr überflüfe
fig, da man überzeugt ſeyn darf, daß das Talent der Vfr,
Maler, Zeichner und Drucker das Moͤgliche leiſtet. 5
Das Werk erſcheint in Lieferungen von je ſechs Ta—
feln mit ½ bis 1 Bogen Text. Zwoͤlf Liferungen machen
einen Band, wovon der 2te bald fertig iſt. Bis dahin thei—
len wir hier das Verzeichniß des erſten Bandes mit,
VV
du contenu des livraisons Le XIIme,
en planches qu'en texte.
tant
Planches NOM BRE
des Fruilleg
Premiere livraison. du Texte,
Prospectus.
Ker er teler n
Le Revel, male
Le Mouflon de Corse,
e, ren Re
Le Marikina, male
Le Ceati roux, male
Le Serval, male.
n A
males
een
S b
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Deuæieème livraison.
De Chace mile.
Ee Nen s N
e se mer,
Ine laser Wau
Le Mongous, male . ee
Le Malbrouck, Ade .
|
vos
2 „ „
Troisieme livraison.
13. L’Algazelle ,
Le Macaque, mäle .
. Le Macaque, femelle, et le Ma-?..
caque jeune
een „„ „%% „ 46
7 e
——— ter.
SO BRENNER A Ba en On ORAL
ı7. Le Maki à front blanc, male
. Le Maki à front blanc, tele
avec son petit.
..
* — Wing
Quatrieme livraison.
Le Babouin, male
Le Gallittichesmaler run
19.
20.
eee
e
783 RE 784
— — 2 TE — ——̃ — ———
Planches h NOMBRE Planches NOMBRE
—— des Feuilles —ä— des Feu lles
du Texte z du Texte.
D’autre part 17 % Drautre part.
21% Die Grison malen a EN ER 1 Din 1945
22. Le Coati brun, femelle ) son
23. Le Coati brun, femelle, variete fauve 2 61. Le Maimon, femelle
24. Le Maiba, ale V „ 95 1. e très-jeune 7 1
5 5 | 0 3, Le ien de rare 1
Cinquieme livraison. 64. Le, Ranguroo gèant. femelle 4
eh. Le Parkarin, male 15 65. Li Ecureuil gris de la Caroline, male 1
ne Goaita fenelle * 66. Le Daim fauve e N
Moes, male K „„
F ; 0 g DER livraison.
29. La Mangouste r N e 1 67. Le Sajou, mäle . „
30, De Pecari A Collier, 1 68. La Lionne de Barbarie
; 69. Le Chien des Eskimaux 9
Sixieme livraison. 70. Le Daim, variéëté noire
uber 5 71. La Chevre de la Haute -Egypte 1
117 r 2 SONGPEEIE AR ee han „ >
52. Le Mangabey, femelle „ 1 72. Lie, Bison d Ameéri que 1
e,, ma, NEE = Des N hal 1
54 Le Bouc de Cachemi ze . af „VV f | 7.
e Cousouar, Temelle „ „7.0. f % Tora des feuilles du texte 49 52
36. Le Castor du Canada ,. 25 1 ˖
Septiöme livraison.
i . Beytraͤge zur Zoologie und vergleichenden
58. Le Papion, femelle, très-jeune . 5 Anatomie,
ge e et sse, 888 ara von 5. Buhl.
70 N ir des Alpes. a el de 1 a: Frankfurt bey Hermann 1820. 4., iſte Abtheil. 151, 2te
5 . 0 e 19 ge, äge de 3 mois 1 Abtheil. 212, mit 11 Kupfertafeln.
2. X15, ma e Sale the 5
2 ER 1 Ehe der Verf. ſeine große Reiſe nach Oſtindien an—
Huitième livraison. - trat, hielt er es für gerathen, feine vielen zoolog. Beob—
3. Le Ouistiti, male, adulte die er in Paris, London, Berlin, Leyden und
44. Le Ouistiti, jeune, femelle ; f 1 Gr ningen geſammelt hat, drucken zu laſſen. Da das
45. L’Opossum, male 15 Schickſal auf ſolchen Reiſen immer zweifelhaft iſt, ſo muß
46. L’Assapan Anäle 5 RES 1 das Publicum die Vorſicht des Verfaſſers mit Dank erken—
47. Le Minister F 1 = nen, um fo mehr, da feine Arbeiten ſich durch raſtloſen
48. 8 Felle e 1 Fleiß und eine bewunderuswuͤrdige Ausdauer auszeichnen
CCC 8 und mehrere Theile der Zoologie theils aufklaͤren, theils bes
Neuvieme livraison. reichern. Man ſieht ſchon aus dieſem Werke, daß nicht
La Mone ale x leicht ein deutlicherer Mann hätte nach Oſtindien geſchickt
= ee 11 ne V 15 werden koͤnnen als dieſer, was ſich von Haſſelt gleich falls
555 Le Li A Sen Seal emelle 5 Ye ſagen laͤßt. Schon in Europa an vieles Reiſen gewöhnt,
1 2 A Res F % aausgeruͤſtet mit vielen eigenen Unterſuchungen und Beobach⸗
55 Le 1 80 ER U i 1 tungen, mit Erkenntniß deſſen, was vor ihm geleiſtet wor—
15 Le Pl DIE 1 Z. . . 1 % den, und mit einem Talent, raſtlos, ruhig und geduldig,
54. Le Thoque commun, fauve bey Wind und Wetter, Hitze und Kaͤlte, Nacht und Ne⸗
Dixieme livraison. bel, zu Hauſe und im Felde zu beobachten, zu verfolgen
Be Sin * u. ſ. w., werden ſie nicht ohne große Eroberungen zurück
55 155 1 Ae t“ kehren, was auch ihre bereits in der Iſis gegebenen Ges
5 = Bis RR d een „ 1, richte ſchon hinlaͤnglich an Tag legen. Moͤge ſie der Him⸗
22 15 1 55 a a Ber st ee 4 55 mel geſund erhalten, damit ihre Ausbeute fuͤr 1 729
8. . „ Ne V te
Me ſchaft der Abſicht ihrer Regierung entſpreche; möge er ie
59. 15 RER 1 Rant "le 0 : | ; 1 wohlbehalten in ihre Heimath zuruͤckkommen laſſen, damit
bar e eue de Ta ane eee ee ende Früchte Ihrer Anſtrengungen Nee koͤnnen.
Al
785
Diefe Beytraͤge beſtehen aus ſehr verſchiedenartigen,
theils großen, theils kleinen Abhandlungen und Bemerkun—
gen, wovon uns die eigentlichen zoologiſchen mehr anſprechen
als die angtomiſchen, weil hier viele Theile in ihrer Form,
Lage und Größe beſchrieben find, was kaum noͤthig geweſen
waͤre, da es ſich bey den meiſten, beſonders in hoͤheren
Thieren, gewoͤhnlich von ſelbſt verſteht und auch die Ab—
weichungen ſo gering find, daß man damit nichts anzufan—
gen weiß. Wenn man indeſſen bedenkt, daß dem Verfaſſer
nicht viel Zeit zum Sichten ſeiner Papiere geblieben iſt, ſo
wird man dieſes gerne uͤberſehen, um ſo mehr, da hier das
Zuviel nicht ſchadet. Die zoolog. Abhandl. find dagegen
meiſtens durchgefuͤhrt und vergleichend.
Voran eine Ueberſicht der Affen, 1820 zu Paris aus:
gearbeitet, ein trefflicher Aufſatz, in dem die Charaktere der
Abtheil., der Sippen und Gattungen neu, und die Syno—
nyme mit viel Kritik gegeben find.
L Catarrhini.
ı) Simia satyrus (agrias Schr. 2. C, troglodytes
Schr. Fig. ı. C, satyrus Schr. fig. 2. B et 2.),
troglodytes (pygmaeus Schr. fig. 1. B, satyrus
Schr. fig, 2.). g
2. Hylobates Lar (S. longimana Schr. fig. 3.), va-
riegatus (S. long. variet. Schreb. fig. 3.), leuciscus,
3. Colobus polycomus, ferruginosus, Temminkii.
4. Cercopithecus Nemaeus, nictitans, cephus (S. Schr.
19 et? S. Schr. 15.), Mona (S. Schr. fig. 15 nr. 2.)
petaurista (S. petaurus Schr. fig. 19.), auratus,
latibarbatus (S. dentata), ruber (rufa et patas
Schr. fig. ı6. B et 16.), Diana (S. Diana et roloway
Schr. fig. 14. et 25.), pileatus, Talapoin, maurus,
larvatus (S. nasica Schr.), Entellus, atys, sini-
cus, radiatus, aethiops (S. aethiops Schr. fig. 2 1.),
fuliginosus (8. aeth. Schr. fig. 20.), cynosurus
(S. cyanosurus Schr. fig. 14. B, Faunus Schr. fig.
12.), Sabaeus, aygula, cynomolgus.
5. Inuus ecaudatus (S. inuus Schr. fig. 5., pythecus
fig. 4. B., silvanus fig. 40. rhesus, nemestrinus (S.
n. Schr. fig. 9., platypigos fig. 5. B.), leucophaeus.
6. Papio silenus, cynocephalus (S. basiliscus Schr. fig.
2 2. C.), Sphinx (8. Schr. ig. 6., cynocephalus Schr.
fig. 15. B.), comatus (S. sphingiola Schr. fig. 6. B.),
porcarius (S. porc. Schr. 8. B., sylvestris 18. C.),
hamadryas, mormon (et mainon).
7. Pongo Wurmbii. E
II. Platyrrini.
1. Famil. Sapajou,
Sect. ims: Dentes molares 6. — Caudae pars api-
calis subtus calva, manmum instar inserviens.
r. Ateles pentadactylus, marginatus, paniscue, bel-
zebuth (non Linnei), Arachnoides, Hypoxanthus,
fuliginosus, Geoffroy. N
Iss. 1822. Heft VII.
4
' (mn ——
786
2. Lagothrix canus, Humboldti,
. Mycetes seniculus, ursinus, stramineus, fuscus
(S. Belzebuth Linn.), flavicaudatus, niger, rufi-
manus,
Sect, 2d: Dentes molares 6. — Cauda ubique vil-
losa, volubilis.
4. Cebus cirrifer, fatuellus, variegatus, flavus
(Schr. 5 T. B.), barbatus, albus, frontatus, ni-
ger, albifrons, robustus, xantosternos, apella,
capucina (Schr, 29. Ceb. trepidum Geofi.), lunatus,
hypoleucus (S morta et syrichta non sunt spe-
cies distinctae.).
Famil 2. Sagouin.
©.
5. Callithrix sciureus, infulatus, torquatus, amictus,
lugens, Moloch, personatus, melanochir.
6. Aotus trivirgatus.
7. Pithecia Satanas, chiropotes, rufiventer, mi-
riquouina, rufibarbata, ochrocephala, mo-
nachus, leucocephala (S. ipithecia Schr. 32.)
melanocephala.
Fam. 3. Hapales.
8. Hapale Jacchus, penicillatus, leucocephalus, au-
ritus, humeralifer, melanurus, argentatus.
9. Midasrufimanus (S. midas Schr. 37.), ursulus, la-
biatus, chrysomelas, rosalia, leoninus, oedi-
pus. Geoff. 6.
In Guiana rara. Carthagena — Rio Sinu.
Pinché Aud. Fam. 6. Sect. 2. Fig. 2., bona
Sim. oedip. Schreb. fig. 34. (Edwards
fig. repetita.)
Humboldt p. 337 spec. 42.
Fuscobrunescens, gastraeo, antipedibus et scelidum
latere interno albis, caudae parte radical rufa,
apicali nigra. Coma longa, sericea, alba, depen-
dente. f
In musaeo Harlemensi, Parisiensi, Bullokiane
nunc Temminkiano.
S. 53. Einige Bemerkungen uͤber die Koͤpfe mehre⸗
rer Mammalien im berl. Muſaͤum niedergeſchrieben. —
Ueber die Schädel mehrerer Affen, Bären, Marder, Kar
Ben, Robben, Delphinen.
Nicticebus bengalensis ik ein Lory.
©. 61. Beſchreibung einiger zum Theil neuer Mar:
ſupialien, Gliren und Falculaten. — Der Verfaſſer hatte
eine ſyſtematiſche Ueberſicht aller Species der Wirbelthiere
vor, und hat daher angefangen, in allen Kabinetten dieſel—
ben zu beſchreiben. Durch feine Reife unterbrochen, gibt
er nun hier das Vorraͤthige. Dasyurus, Phalangista, Ba-
lantia, Didelphis tristriata, Arctomys melanopus,
Castor, Cavia, Mus bursarius (Saccophorus), Sciurus,
Tamias, Meriones, Hystrix, Loncheres, Vespertilio,
Hyaena, Mustela. Ein großer Theil davon iſt neu.
5 50
787
S. 75. Beytraͤge zur Kenntniß der Amphibien
meiſt in Paris. Testudo oculifera, multiscutata,
Ophisaurus, Anguis, Tortrix, Eryx, Amphisbae⸗
na, Boa, Dipsas, Coluber, Trigonocephalus, Vipera,
Caecilia, Acrochordus, Python. Von allen find die
Schwanz und Bauchſchilder oft von mehreren Stuͤcken ge:
zahlt; manche ſind ausfuͤhrlicher.
f S. 97. Einige kritiſche Bemerkungen zu Daudin's
Schlangen.
S. 101. Ueber Draco, Camaeleo, Agama, Amai-
va, Lacerta, Tupinambis, Scincus, Anolis, Gecko,
Bufo. Manche ganz vollſtaͤndig, viele neu.
S. 133. Beytraͤge zur Ornithologie.
A Procellaria, in London verglichen; nicht weniger als
28 Gattungen beſchrieben: novum genus ex corvorum
familia: Ptilonorhynchus, ſchlechter Name, für corvus
squamulosus.
f Die ꝛ2te Abtheil. enthält anatom. Zergliederungen,
meiſt gemeinſchaftlich von Ruhl und Saſſelt; zuerſt von
Mammalien Cercopithecus sinicus, aethiops, Ateles
belzebuth, überflüßig genau, beſonders die Muskellehre,
die man vollſtaͤndig nennen kann.
S. 35. Galago Madagascariensis, Stenops gra—
cilis, Vespertilio serotinus, Myotis, Phoca vitulina,
Schweins-Foͤtus, das meifte mit Abbildung.
S. 49. Hirntheiſe der Thiere; von Squalus acan-
thias, Cyclopterus lumbus, Gadus aeglefinus, Lophius
piscatorius, Anarrhichas lupus, Rana temporaria, Bufo
aquaticus, Agama marmorata, Lacerta agilis, Coluber
natrix, Aquila ossifraga, meiſt alles abgebildet.
S. 71. Zergliederung der Voͤgel. Psittacus, Cor—
vus, Ampelis, Icterus, Aquila, Falco, Strix, Tetrao,
Pavo, Charadrius, Vanellus, Tringa, Arenaria, Larus,
Anser Anas, Mergus, Urica, Fulica, Podiceps.
S. 105. Zergliederung der Amphibien. Testudo,
Coluber, Chiron, Proteus, Rana temporaria.
S. 115. Myologie der Rana esculenta.
S 127. Anatomie der Fiſche, vorzuͤglich der Nord—
ſee. Petromyzon, Squalus, Raja, Accipenser, Clu—
pea, Cyprinus, Gadus (Myologie), Pleuronectes, Cy-
clopterus, Anarrhichas, Scomber, Trachinus, Mul-
jus, Trigla, Cottus, Lophius.
S. 181. Oſteologie der Fiſche. Squalus, Accipen-
ser vollſtaͤndig; Anarrhichas lupus vollſtaͤndig. Bey dies
ſen Beſchreibungen iſt auf die neueren Entdeckungen in der
Lehre von Bedeutung der Knochen keine Ruͤckſicht genom—
men, wodurch die ſonſt genauen Beſchreibungen ſehr tro—
cken geworden ſind, beſonders da ſie Thiere betreffen, die
man groͤßtentheils ſchon kennt. Man darf aber dem—
nach erwarten, daß die Reiſenden aͤhnlich genaue Beſchrei—
bungen von unbekannten Thieren machen werden. Da das
Wein der Fiſche im Knochenſyſtem liegt, fo mögen fie vor>
zuͤglich daſſelbe genau beſchreiben und abbilden; denn ohne
Abbildungen nützen die Beſchreibungen wenig.
5
788
Auf der erſten, zweyten, dritten und vierten Tafel
ſind Hirne, auf den folgenden Eingeweide, worunter die
Kiemenboͤgen dom Stoͤr ſchlecht Auf Tafel 8. und g · find
die ganzen Schaͤdel von Squalus laevis und Anarrhichas
lupus ziemlich gut; auf Tafel 10. Schnaͤbel von 6 Pro⸗
cellarien, ſehr gut. }
Man kann alſo ſagen, daß die Zoologie und Zootos
mie durch dieſes Werk wirklich reich geworden find,
Paste Team
ad L. II. Bojani anatomen testudinis;
cranii vertebratorum animalium, scilicet piscium, reptilium,
avium, mammalium, comparationem faciens, icone illustra-
tam. In usum studiosae juventutis seorsum excusum.
Vilnae, typis Zawadzki, 21. 4. 15, 1 tabula aen. *
in Folio.
Der Verfaſſer ſtellt hier alles zuſammen, was ſowohl
er als andere über die Bedeutung der Schaͤdelknochen bis
jetzt herausgebracht haben, und gibt dazu die Abbildungen
von Schaͤdeln allet 4 oberen Thierclaſſen, groͤ tentheils die⸗
ſelben welche er früher in der Iſis mitgetheilt hat, nehm⸗
lich von Cyprinus Brama, Testudo cavana, Phasianus
gallus, Bos urus. Da dieſe Figuren eigentlich für fein
großes Schildkroͤtenwerk beſtimmt find, ſo hat der Verfaſſer,
um die philoſophiſchen Ideen über den Schaͤdel jedem zus
gaͤnglich zu machen, dieſen kleinen Vorlaͤufer herausgegeben.
Ein Gedanke, der allen Beyfall verdient und gewiß ſeinen
großen Nutzen hat, beſonders wenn das Buͤchlein einem
deutſchen Buchhaͤndler in Commiſſion gegeben wird. Der
Verfaſſer ſcheint uns manche Knochen richtiger gedeutet zu
haben, als man es bisher wußte, beſonders mit den Schar
deln der 3 untern Claſſen; bey den meiſten nahmen wir eine
gluͤckliche Uebereinſtimmung wahr zwiſchen feinen Deutuns
gen und den unſrigen, welche wir in der voriges Jahr zu
Paris herausgegebenen kleinen Schrift (Exquise etc. chez
Bechet, jeune) eine Frucht unſerer Unterſuchungen in
Cuviers Cabinett, verſucht haben. Da ſich dieſelben Deu—
tungen im letzten Heft der Iſis 1821 finden ſo werden wir
bey größerer Muſe uns weitläuftiger darauf einlaſſen; für
jetzt haben wir nur die Abſicht, dieſe kleine Schrift allen
denjenigen zu empfehlen, welche ſich eine kurze aber voll—
ſtaͤndige Ueberſicht von der Bedeutung der Schaͤdelknochen
verſchaffen wollen. Die Genauigkeit von Bojanus Unters
fuhungen, die Beſtimmtheit und Reinlichkeit feiner Zeich
nungen, das Scharfe ſeiner Deutungen ſind zu bekannt,
als daß wir daruͤber ein Wort zu verlieren noͤthig
hätten,
F
789
Grundriß der Phyſiologie
von K. A. Rudolphi,
Berlin bey Duͤmmler 1821, Iſter Band, 8. 297.
Wir haben ſchon mehrmals angefegt, eine Beurthei⸗
lung von dieſem Buche zu liefern. Die voͤllige Ver⸗
ſchiedenheit aber in unſern phyſiologiſchen Lehren hat uns
keinen Standpunct finden laſſen, von dem aus wir etwas
Paſſendes dafür oder dawider haͤtten vorbringen koͤnnen.
Bey reiferer Ueberlegung fürchten wir, eine Ungerechtigkeit zu
begehen, wenn wir unſern Maasſtab an ein Werk legten,
das nach einem ganz anderen gemeſſen werden will; ſo wie es
auch ſelbſt unmöglich iſt, Dinge in Gefaͤßen zu meſſen, de⸗
ren Natur das Laͤngenmaas fordert. Wir muͤſſen uns daher
begnuͤgen, unſeren Leſern bloß die Einrichtung des Buches
anzugeben. Es iſt kaum noͤthig, hinzuzuſetzen, daß der
Pfr. hier feinen großen Schatz von Kenntniſſen, von Be:
leſenheit und von eigenen Unterſuchungen aufthut, daß aber
auch! das Werk nach feiner Anlage mehrere Bände füllen
wird, obſchon der Verf. auf zwey Bände ſich zu beſchraͤn⸗
ken vornimmt. Noch muß man an dieſem Werke, wie uͤb—
rigens von Allen des Vftes., feine Aufrichtigkeit, mit der
er andere Schriftſteller behandelt, ruͤhmen, was bey einem
Manne, dem fo viel Huͤlfsmittel zu Gebote ſtehen, keine
geringe Tugend iſt.
Dieſer erſte Band enthaͤlt den allgemeinen Theil.
Nach einer Einleitung uͤber den Begriff der Phyſiologie,
über die Huͤlfswiſſenſchaften und Literatur, folgt das ıfte
Buch, unter dem Titel Anthropologie, welches in 2 Ab—
ſchnitte zerfaͤlt wovon der erſte vom Unterſchied des Men⸗
ſchen von den Thieren, der zweyte, vom Unterſchied der
Menſchen unter einander, handelt, alles ſehr ſcharfſinnig
und gelehrt. '
Das 2te Buch heißt: Anthropotomie S. 69, zer⸗
faͤllt ebenfalls in 2 Abſchnitte: von den einfachen, feſten
Theilen und von den zuſammengeſetzten. Man bemerkt
hier mit Vergnuͤgen die Maſſe von eigenen Unterſuchungen.
Das zte Buch heißt: Allgemeine Anthropochemie
S. 117, und handelt zuerſt von den einfachen wegbaren,
im 2ten Abſchnitt, von den allgemeinen organiſchen Stof—
fen, im Zten, von den allgemeinen, zuſammengeſetzten
Theilen, im 4ten, von den allgemeinen chemiſchen Proceſ—
ſen, im sten, von der Zerſetzung im menſchlichen Leichnam.
Das 4te Buch heißt: Zoonomie S. 226, und hans
delt von den Erſcheinungen des Lebens uͤberhaupt, im 2ten
Abſchnitt, von der Quelle des Lebens, im zten,. von den
verſchiedenen Zuſtaͤnden und Urſachen deſſelben, im 4ten,
von dem Aufhoͤren des Lebens.
Es wird wenige, hier einſchlagende Gegenſtaͤnde ge:
ben, welche der Leſer nicht beruͤhrt, und wovon er nicht die
Literatur nachgewieſen findet. Alles, was für die Phyſio⸗
logie bis auf gegenwaͤrtige Zeit gearbeitet worden iſt, hat
der Dfr. mit vielem Fleiß und guter Auswahl hier zufam:
mengeſtellt. 5
790
Ueber thieriſche Bewegung und ihre Organe
von E. Suſchke,
Docent der Medicin an der Univerfität zu Jena.
Wie alles Leben ſich polariſch geſtaltet, fo zerfaͤllt
auch die organiſche Bewegung in zwey entgegengeſetzte Rich-
tungen, im Allgemeinen Expanſion und Contraction genannt
oder peripheriſche und centrale Tendenz. Jene ſtrebt von
dem Organismus aus nach feiner Peripherie und Außen⸗
welt, dieſe zieht ihn ab von derſelben nach ſeinem Central—
punct zuruck. Wenn ſich dieſer Gegenſatz der Bewegung
im Unorganiſchen und bey den niedern Organismen in der
einfachen Maſſe, woraus dieſe Koͤrper beſtehen, aͤußert noch
verfloſſen mit der chemiſchen und den uͤbrigen Kraͤften der
Materie, fo treten dagegen in den hoͤhern Organismen be—
ſondere Organe für die Bewegung auf, worin ſich dieſe
freyer darſtellt; dieß ſind die Bewegungsorgane, votzuͤglich
das Muskelſyſtem. Das Muskelſyſtem iſt die materiale
Entwickelung der Bewegungskraft, die ſich in jedem Koͤrper
äußert; am freyſten tritt fie endlich hervor in der Entwicke⸗
lung von Extremitaͤten und in einer dadurch vermittelten
Ortsbewegung. Wie durch Zerfallung des einfachen orga—
niſchen Schleims Organe hervortreten, die ſich gegen ver—
ſchiedene aͤußere Potenzen richten, ſo entſtehen jene, indem
der Organismus ſich gegen den Raum kehrt. Wie die
Lunge das Aſſimilationsorgan der Luft, wie Auge und Ohr
die Aſſimilationsorgane für Licht und Schall find, fe find
die Ortsbewegungsorgane die Aſſimilationsorgane des Raums.
Die Ortsbewegung eines Organismus iſt eine Wechſelwir—
kung mit dem Raum und die Extremitaͤten die Organe da—
zu. Je niederer die Stufe der Entwickelung iſt, auf wel—
cher die Extremitaͤten ſtehen, deſto mehr ſind ſie auf dieſe
allgemeine Wechſelwirkung mit demſelben beſchraͤnkt, fie find
anfangs nur ortsbewegende Organe; je hoͤher ſie ſich entwi—
ckeln, deſto mehr richten fie ſich auf die einzelnen Zerfalluns
gen deſſelben; die Floſſe der Fiſche dient bloß der Ortsbe—
wegung, höher herauf wird fie zum Greiforgan, fie aſſimi—
lirt, umfaßt endliche Raͤume oder einzelne Koͤrper und
dient der Verdauung; endlich auf der hoͤchſten Stufe der
Thierheit aſſimiliren ſie an ihren Spitzen bloß noch die
räumlichen Eigenſchaften der einzelnen, individualen Koͤrper,
und werden zum Taſtorgan, zur taſtenden Hand, die nue
noch das geometriſche Verhaͤltniß der Körper aufnimmt.
Darum entwickelt ſich eben der Taſtſinn an den Extremitaͤ—
ten, weil dieſe ſelbſt die Organe ſind, welche ſich gegen den
Raum im Allgemeinen kehren.
Die Entwickelung des Muskelſyſtems, als des vor—
züglichften Theils des Bewegungsſyſtems iſt indeß, ſoviel ich
weiß, bis jetzt noch nicht verſucht worden, obgleich viele
Thatſachen dazu in der vergleichenden Anatomie, wenn auch
nicht ebenſo in der Entwickelungsgeſchichte des Foetus, an—
gehaͤuft liegen. Waͤhrend man beym Foetus dem Kno—
chenſyſtem eine ausgezeichnete Ehre und Beruͤckſichtigung er:
wies und die Entwickelung der kleinſten Stuͤckchen derſelben
in ſeiner Metamorphoſe verfolgte, ſo ſind im Gegentheil
für die Metamorphoſe des embryoniſchen Muskelſyſtems nur
ſehr wenige Btuchſtuͤcke vorhanden. Jedoch bildet eben dies
fe genauere Betrachtung der foetalen und vorzäulic der
Knochenentwickelung im Thierreich, ſowie dieſe eine Grund⸗
791
lage des übrigen Körpers find, auch elne Grundlage für die
wiſſenſchaftliche Entwickelung des Muskelſyſtems, wenn
gleich dieſes Syſtem weiter in der Thierreihe verbreitet iſt,
als das Knochenſyſtem, das ziemlich auf die vier oberen
Thierclaſſen allein beſchraͤnkt iſt.
Daß die Extremitaͤtenmuskeln nicht die Urmuskeln
find, iſt ſchon daraus klar, daß die Extremitäten eine ſpaͤ—
tere Bildung als der Rumpf, ſowohl im Foetus als im
Thierreich find. Der gegliederte Rumpf iſt das Erſte, in
ihm muͤſſen ſich daher die Urmuskeln finden, und in den
ertremitätenlofen Thieren, bey den Würmern ic. muͤſſen
wir ſie ſuchen.
Welchen Muskeln des Menſchen find die der Wuͤr—
mer oder der wirbelloſen Thiere im Allgemeinen zu verglei—
chen, oder finden fie überhaupt ihr Gleichniß im animalen
Muskelſpſtem der Vertebraten? Wenigſtens wird dieß ziem⸗
lich allgemein von den vergleichenden Anatomen gelaͤugnet,
und bloß eine Vergleichung des Muskelapparats der Wirbel—
loſen mit dem ſogenannten Hautmuskel der hoͤhern Thiere
zugegeben. Allein, genetiſch betrachtet, iſt es wohl keinem
Zweifel unterworfen, daß die Muskeln der Inſecten und
Wuͤrmer das eigentliche animale Muskelſyſtem der Wir—
belthiere ſind, in welches ſie ſich mit Erhebung des Thier—
reichs zu den Fiſchen umwandeln und in welches ſie uͤber—
gehn. Mit dem Hautmuskel koͤnnen ſie nur in Beziehung
zu ihrer Schwaͤche und auch ſo nicht mit Recht perglichen
werden, indem ſie gewiß verhaͤltnißmaͤßig zur Kleinheit die—
ſer Thiere nicht unbedeutend ſind. Was aber die Meta—
morphoſe betrifft, ſo iſt eine Vergleichung derſelben mit
dem Hautmuskel durchaus nicht paffend, da dieſer nur ein
Product der höhern. Vertebraten iſt und ein Uebergang des
Muskelſyſtems der Wirbelloſen in den Hautmuskel nicht
ſtatt findet. Bey den Fiſchen', der naͤchſten hoͤhern Stufe
jener Thiere, iſt keine Spur eines beſondern Hautmuskels,
bloß das animale iſt vorhanden, ſo daß alſo, da das Mus—
kelſyſtem der Fiſche nur die höher entwickelten Inſecten—
und Wurm Muskeln ſind und kein beſonderer Hautmuskel
dort erſcheint, die Muskeln der Wirbelloſen das gewohnliche
Knochenmuskelſyſtem darſtellen müſſen. — Welchen Muss
keln des animalen entſprechen alſo ihre einfachen Straͤnge?
Auf jeden Fall den Intercoſtalmuskeln, in ihrer weitern
Bedeutung, fo wie fie bey den Fiſchen erſcheinen. Waͤh—
rend bey den Wuͤrmern ihre vier Laͤngsſtraͤnge unzerfaͤllt
vom Kopf zum After laufen, obgleich ſchon Gliederung des
Leibes vorhanden iſt, ſo zerfallen ſie bey den Raupen da—
gegen mit fortfchreitender Gliederung in einzelne Stuͤcke für
die einzelnen Glieder. Es brauchen ſich nun in ihnen nur
Wirbel und Graͤten zu entwickeln und — der Muskelbau
der Fiſche iſt gegeben. — Was find aber die Muskelſchich⸗
ten der Fiſche anders, als die noch ungeheuer entwickelten
Intercostales, welche die Rippen von allen Seiten umges
ben und hoch bedecken? Die Intercoſtalmuskeln deuten im
Muskelſyſtem, und am deutlichſten bey den Fiſchen, die ur—
ſpraͤngliche, gegliederte Wurmbildung an, wie die Wirbel—
und Rippenbildung im Knochenſyſtem; fie find die Urmus—
keln, aus welchen die uͤbrigen ſich entwickelt haben, ſowie
das Wirbelthier aus dem wirbelloſen Gliederthier hervorge—
gangen iſt. Alle übrigen Muskeln des animalen Muskelfgs
ſtems find nur Zerfallungen, nur Mobificationen einzelner
792
Intercoſtalbuͤndel * und ihre ungeheure Dicke in den Fiſchen
ſchmilzt nach und nach zu den duͤnnen Zwiſchenrippenmus⸗
keln der Saͤugthiere zuſammen mit der ſteigenden Differen⸗
züirung des Muskelſyſtems. Sowie es allgemeines ⸗Geſetz
aller Entwickelung iſt, daß mit dem Hervortreten eines
neuen Organs oder Organismus, der alte, der es gebar,
von feiner Lebenshoͤhe zum Decrementum vitae herab⸗
ſinkt, ſo ſinkt auch die Zwiſchenrippenmuskelbildung, ſowie
einzelne Theile derſelben ſich freyer und hoͤher entwickeln,
und hiebey kann man wiederum als Geſetz aufſtellen, daß
der Muskel deſto edler und freyer ſey, je weiter das einzel-
ne Intercoſtalbuͤndel den Zwiſchenraum feiner Rippe oder
fein Glied uͤberſpringt. So ſtehen die Levatores costa-
rum longi höher, als die breves und Intercostales ex-
terni, fo die Serrati höher, als dieſe, und auf noch frey⸗
erer Stufe der Bildung die Bruſtmuskeln, ſo ſind hinten
die einzelnen Ruͤckenmuskeln nur freyere Intercoſtalbuͤndel
(Interspinosi), ihre Freyheit ſteigt von den Zwiſchendorn⸗
muskeln nach außen bis zu den viele Glieder uͤberſpringenden
und gleichſam größere Gliederungen bildenden Cucullaris
und Latissimus dorsi.
Jener Gegenſatz aber, der ſich ſchon in der Bewe—
gung der muskelloſen thieriſchen Koͤrper offenbart, wieder—
holt ſich nun beym Hervortreten eines eigenen Muskel:
ſtems durch Bildung zweyer entgegengeſetzter Muskelreihen,
er ſtellt ſich dar als Syſtem der Beuger und Strecker,
oder allgemeiner ausgedruckt, Contractoren und Erz
panſoren; denn Slexion iſt ja nur jene centrale Tendenz
bezogen auf Extremitaͤtenbevegung, Extenſion nur jene
erpanfive Richtung dargeſtellt in den Extremitaͤten. — Es
zerfällt das Muskelſyſtem der Wuͤrmer in ein Bauch⸗
und in ein Ruͤcken-Muskelſyſtem. Der Ruͤcken iſt die
Streckſeite, hier legen ſich alle expanſiven Muskeln an, der
Bauch die Beugeſeite, an ihn treten vorzüglich die con⸗
tractiven Muskeln. ** Dieß iſt die Bedeutung der vier Laͤn⸗
genbuͤndel der Wuͤrmer, von denen zwey an der Ruͤckenſeite
liegend, eine erpanfive Richtung haben, die anderen zwey an
der Bauchſeite herablaufend, die Contraction des Wurms
vermitteln. Dieſer Gegenſatz der Bewegung druͤckt ſich alfo
ſelbſt durch Entwickelung an entgegengeſetzten Seiten aus,
ſowie ſich auch das Gefaͤßſyſtem mit feinen Gegenſaͤtzen an
„Wenn der Refer. meiner Diſſertation über Mimik und
Phyſiognomik (Altenburg, med. Ann. 1822. St. 1) be⸗
hauptet, dieſe Anſicht der Entwickelung des ganzen ani⸗
malen Muskelſyſtems aus den Intercoſtalmuskeln ſey zu
weit getrieben und der Schellingſchen Philoſophie zu Ge⸗
fallen durchgefuͤhrt, i i n
der Erfahrungs- noch Vernunftgründe finden koͤnnen. Nicht
allein das Weſen aller Entwickelung muß ſchon à prioxi
auf dieſes Zerfallen einer Einheit auch im Muskelſyſtem
fuͤhren, ſondern auch die Natur ſelbſt draͤngt dieſe Entwi⸗
ckelung des animalen Muskelſyſtems aus den Intercoſtal⸗
muskeln jedem vorurtheilsfreyen Beobachter von ſelbſt auf,
Sind die hoͤhern Knochen nur modificirte Wirbel, find die
höheren Nervengebilde nur wiederholte, hoͤher potenzlirte
von ihnen entſpringenbe niedere, warum ſollen es die
Muskeln nicht ſeyn? Entwickelung des Thierreichs und
des Foetus ſprechen dafur eben fo klar als Abſtraction.
++ Den, Naturphiloſophie Bd. 4. §. 2112,
fo habe ich für dieſe Behauptung we-
r
793
dieſe beyden Seiten vertheilt, indem das Venenſyſtem vor:
zuͤglich der negativen Bauchſeite, das Arterienſyſtem der po⸗
fitiven Rückenſeite angehoͤrt. Dieſelbe Bildung des Mus-
kelſyſtems, nur ſchon differenziirter, haben die Inſecten;
Bauch und Ruͤckenmuskelſyſtem find hier durch die an jeder
Seite des Koͤrpers laufende Reihe der Stigmata beſtimmt
von einander geſchieden, und ſo wird ein deutlicher Ueber—
gang zur Fiſchbildung gemacht, indem die Tracheenreihe ſich
in die Schleimhoͤlen der Seitenlinie der Fiſche verwandelt,
an deren Seiten, wie bey Inſecten und Würmern, die
zwey entgegengeſetzten Intercoſtalmuskellagen ſich befinden.
Aus dem Rumpf ſproſſen aber die Extremitaͤtenkno—
chen hervor, und fo konnen auch die Extremitaͤtenmuskeln
nur Metamorphoſen der Rumpfmuskeln ſeyn, nur abgelöfte,
rechtwinklig auf den Rumpf geſtellte Intercoſtalbuͤndel. Die
Wurzel der Extremitaͤtenbildung liegt bey den Fiſchen, wo
die Extremitaͤten der hoͤhern Thiere deutlich als Floſſe er
ſcheinen, in der Biemenbildung. Der Bruſtguͤrtel der Fi⸗
ſche ſammt der Floſſe iſt nichts als ein Kiemenbogen mit
‚feinen Kiemen, nur kehren dieſe ſich dort gegen den Raum,
wie die eigentlichen Kiemen gegen die Luft, d. h. ſie ſind
am Bruſtgürtel aus einem Luftorgan zu einem Bewegungs-
organ geworden. Denn anatsmifh betrachtet, ſind die
Floſſen nichts als auf die Mitte ihres Riemenbogens
zuſammengedraͤngte Kiemenfofern, an welche ſich die,
die Bewegung vermittelnden Zwiſchenrippenmuskeln anſetzen.
Daher beſteht jeder Floſſenſtrahl aus zwey an einander lies
genden Knochenſtuͤcken, zwiſchen denen, wie an den Kie⸗
men, die Gefaͤße und Nerven verlaufen; daher ſind ſie
durch viele Querſchnitte in eine Menge Glieder getheilt,
wie die Kiemenfaſer daſſelbe durch eine Menge Einſchnitte
andeutet; nur iſt der knoͤcherne Theil bey weitem mehr als
an den Kiemen entwickelt, wo die Kiemenfaſer bloß ein zar—
tes durchſichtiges Blaͤttchen iſt.
Wenn es aber theils durch den Anſatz der Muskeln
an dieſe Floſſenſtrahlen, theils durch die Staͤrke dieſer Kno—
chen, theils durch die wie bey den Floſſenſtrahlen, ſo auch
an den Fingern der Amphibien noch vorkommende Theilung⸗
derſelben in viele Phalangenſtuͤcke, und endlich durch bie
Wiederholung dieſer platten, floffenartigen Gliederform bey
den Fiſchſaͤugthieren wahrſcheinlich wird, daß fie nicht eine
Oberhautbildung oder Nagelformation, ſondern die wirkli⸗
chen Phalangen der hoͤhern Claſſen find, fo find alfo die
Finger ſelbſt nur bewegende Kiemenfaſern oder Reſpirati—
onsorgane, in denen das Gefaͤßſyſtem zuruͤck-, das Mus:
kel⸗ und Knochenſpſtem vorgetreten find, und die fo als Be⸗
wegungsorgane daſtehn. Die uͤbrigen Gliederknochen werden
daher auch nichts ſeyn als zerfallene Floſſenknochen, und
folglich zerfallene Kiemenfaſern. Sie find alſo nicht Rip⸗
pen ſelbſt, ſondern erſt aus den Rippen ſenkrecht hervorge:
ſproſſet, ohne weder vom Ruͤckrath, noch vom Bruſtbein
auszugehn, wie die eigentlichen Rippen. Da aber die Kies
mendogenrippen und ebenſo der Schultergürtel im Allgemei⸗
nen aus zwey entgegengeſetzten Haupttheilen beſtehen, aus
einem Ruͤckentheit und einem Bauchtheil, da ferner die
Extremitaͤten als auf den Mittelpunet der Rippe (Gelenk),
(der in die Seitenlinien fällt) zuſammengedrängte Kiemenfa—
ſern zu betrachten ſind, ſo werden, wo mehrere Knochen,
Iſis 1822. Heft III.
EEE IT
6P———
794
wie an Hand und Vorberarm auftreten, die einen berfel-
ben dem Ruͤcken,, die andern dem Bauch-Theil angehören.
So gehoͤrt am Vorderarm die Speiche zur Ruͤckenſeite, die
Elle zur Bauchſeite, ſo ſind kleiner und Ringfinger Fort»
bildung der Kiemenfafern am Bauchtheil des Bruſtguͤrtels,
Daumen aber, Zeigefinger und Dritter Ueberbleibſel der Flof—
ſenſtrahlen an der Ruͤckenſeite. Da laber der Ruͤcken die
Streckſeite, der Bauch die Beugeſeite des Rumpfs iſt, fa
haben nothwendig radius, tertius, index u. pollex im All⸗
gemeinen die Bedeutung von Ruͤcken- oder Streckknochen,
jene hingegen die von Beugeknochen. — Aus dieſer geneti⸗
ſchen Beziehung zu den zwey entgegenſetzten Seiten des
Koͤrpers erklaͤrt ſich, warum an der Radialſeite ſich mehr
und ſtaͤrkere Fingerknochen entwickeln, warum dagegen die
Ulna die fhwächeren zwey andern beſitzt; denn die Ruͤcken⸗
ſeite iſt ja die, wo überhaupt Knochenbildung vorherrſcht,
woraus folgt, daß die aus dem Schulterblatt hervortreten-
den Extremitatenknochen ſtaͤrker entwickelt ſeyn muͤſſen, als
die Schluͤſſelbeinfortfaͤge. Schon an der Fiſchfloſſe zeigt ſich
dieß deutlich, indem der nach oben und vorn gerichtete Theil
derſelben die ſtaͤrkſten Knochen (Daumen zc.) hat, von wo
aus ſie bis ans entgegengeſetzte Ende immer mehr und mehr
abnehmen. Daraus erklart ſich ferner, warum, wenn Mus⸗
keln am Vorderarm ſich entwickeln, die Strecker (— abge:
loͤſte Ruͤckenmuskeln) an den Radialknorren des Oberarm—
beins, die Beuger vorzuͤglich an den Ulnarknorren ſich ans
legen, weshalb ſchon lange jener der Streckknorren, dieſer
der Beugeknorren genannt wurde.
Verfolgen wir die Extremitaͤtenbildung weiter, fo rich—
tet ſich deutlich dieſe zuſammenhaͤngende Reihe von laͤngſt
der Schulterrippe herunterliegenden Floſſenſtrahlen mit ihrer
concaven vordern Flaͤche nach unten oder der Bauchſeite zu,
mit ihrer hintern, convexen nach oben oder nach der fires
ckenden Ruͤckenſeite hin, und ſo iſt ſchon in der Floſſe der
Fiſche Dorſalflaͤche und Vola deutlich zu unterſcheiden.
Waͤhtend die Kiemen noch in gerader Richtung im Rippen⸗
canal herablaufen, ſo hat die gleichnamige Bildung am
Schulterguͤrtel, die Floſſenſtrahlen, ſchon eine ſchiefe Rich-
tung, welche ebenſowohl noch ihr Urbild, die Kiemenbildung,
als das Streben nach einem hoͤhern Typus erkennen laͤßt.
Die hintere Fläche dreht ſich an der Floſſenkieme nach
oben, die vordere nach unten, und es gehoͤrt daher, außer
der Radialſeite, auch die urſpruͤngliche hintere Floſſenflaͤche
(Handruͤcken) zur ſtreckenden, expandirenden Seite der Glie—
der, waͤhrend zur beugenden Ellenſeite die Vola hinzu⸗
koͤmmt, und die Streckmuskeln vertheilen ſich daher zugleich
an der Ruͤckflaͤche der Glieder, die Beugemuskeln vorzuͤglich
an der empfindlicheren Vola. Es ergibt ſich aus dieſer Ent⸗
wickelungsweiſe der Glieder zugleich, daß ſie von einem ſu⸗
pinirten Zuſtand ausgehen und allmaͤhlig zu ſtaͤrkerer Prona—
tion ſich ausbilden, fie ſtimmen alſo in dieſer Hinſicht mit der
embryoniſchen Metamorphoſe überein, wo auch die Extremi—
täten anfangs mehr ſupinirt find, und erſt ſpaͤter nach und
nach, fo wie überhaupt Extenſion, ſo auch ihre Modificati⸗
on, die Pronation ſiegt.
Die Muskeln der oberen Extremität ſind uͤbrigens bey
ihrem Auftreten in den Fiſchen eben ſo einfach, wie die
Knochen. Der Supra- und Infraspinatus, die Anconaei,
50*
795
die Extensores digitorum fließen noch in einen einzigen
ſtarken Muskelbauch zuſammen, der vom Schultertheil
des Bruſtguͤrtels an die Ruͤckenſeite der Floſſe laͤuft und
bis zu den Fingern reicht, alſo zugleich Schulter- als Fin⸗
germuskel bedeutet, ebenſo tritt von unten und vern vom
Ende des Zungenbeins ein dicker Beugemuske! nach der
Vola der Floſſe, und zerfäßt hier, wie der Ruͤckenmuskel,
in die einzelnen Sehnen fuͤr die Finger, ſtellt alſo zugleich
Pectorales, Biceps und Flexor. disitor. dar. Erſt mit
höherer Thierbildung treten die einzelnen Differenzen durch
Zerfallen der Einheit dieſer Muskelbildung hervor, ſowie
die einzelnen Extremitaͤtenknochen aus den einfachen Floſſen—
ſtrahlen ſich entwickeln, und werden fo auf einzelne Gelende
veſchraͤnkt.
So ſcheint ſich die obere Extremität und die einzelnen
Gegenſaͤtze in ihr zu entwickeln. Es wird alſo die Linz
tere, da ſie nur eine Wiederholung von Gliederbildung am
Beckenguͤrtel iſt, im Allgemeinen diefelben Gefetze ihrer
Entwickelung haben. Die Lagerung der einzelnen Muskel-
reihen iſt eben fo wie an der oberen, die Strecker gehn vom
Nuͤckentheil des Beckens an die Dorfalfläche der Extremitaͤ—
ten, die Beuger entſpringen am vordern Theil deſſelben und
gehen an die Volarftaͤche.
Wenn ader, wie jetzt wohl ziemlich anerkannt, der
Kopf nur ein höher potenziirter Rumpf iſt, wenn ſſch im
Schädel die Wirbelſäule fortfetzt und im Geſichtstheit die
Mippenhoͤhle, fo muß nothwendig auch die Muskelbildung
deſſelben auf Rumpfmuskelformation ſich zuruͤckfuͤhren laf—
laſſen. Wenn ſich dieſes gleich ſchon jetzt nur unvollkom—
men thun laßt, wegen der noch nicht geſchloſſenen Unterſu⸗
chung über die Bedeutung der knöchernen Theile, fo wird
ſich doch wenigſtens im Allgemeinen ihre Natur angeben
kaffen. —
Sehr deutlich iſt der Epicranins nur ein Interspino-
sus, der den mittleren Dornfortſatz des Schaͤdels uͤberfpringt;
er hat alfo die Bedeutung eines Streckmuskels, wie jene,
und fein Antagoniſt der Corrugator superciliorum iſt
ein Beuger, der außerdem noch mehr dadurch feine con⸗
tractive Bedeutung verraͤth, daß er wahrſcheinlich nur ein
ereyer gewordener Theil des Orbicularis oculi iſt, der als
Sphinkier, der contrattiven Seite des Bewegungsſyſtemes
"angehört.
Die Maxillen find ohne Zweifel eine Wiederholung
von Extrem kaͤtenbildung; jedech moͤchte ich nicht, wie Oken,
der Urheber dieſer Meinung, thut, die eigentuchen Kinnla⸗
denbogen als Extremitätenknochen ſelbſt betrachten; fie
ſcheinen mit bloß Wiederholung einer hoͤhern Rippenbildung
zu ſeyn, nehmlich dem Bruſt - und Beckengürtel zu ent⸗
ſprechen und die Zähne allein find Eptremitötengeitalten.
Nur ſteht an den Kinnladen dieſe Eyttemitätenform noch
auf der niedern Stufe der Bildung, wie die Rumpfglieder
den den Fiſchen. Die Finger allein find gebildet, ſie ſtehn
ſenkrecht auf ihrer Maxillarrinne, wie die Kiemenfaͤden auf
der Rippenfurche ihres Kiemenbogens. Sie ſind die blaſen⸗
foͤrmig ſich geſtaltenden Kiemen der Maxillen und die Kinn⸗
laden ihre Kiemendögen, ihe Schultergüctel. Außer ihrer
rippenartigen Bildung ſpricht dafür auch ihr Bewegung;
|
796
denn das Oeffnen und Schließen der Kinnladen iſt offenbar
nur eine levatio und depressio costarum. Will man
aber die verſchiedenen Arten der Zähne mit ihren analogen
Bildungen am Rumpf, mit den Fingern vergleichen, ſo
gibt hier die Art der Entwickelung der Extremitaͤten, deren
ich oben erwaͤhnt habe, das Geſetz dazu, woraus aber das
Gegentheil der Okenſchen Meinung folgt, welcher Schneide
und Hundszaͤhne dem Daumen u f. w., die Backzaͤhne dem
Vierten und Kleinen für entſprechend hält. * Wie nehmlich
die Floſſe in einen Ruͤcken- und in einen Bauchtheil zer:
fiel, ſo zerfallen auch die Floſſenknochen der Kinnladen (Zaͤh⸗
ne) in dieſe. Sowie dort, entwickeln ſich auch hier am
hintern oder Ruͤckentheit der Rippe die ſtarkeren Knochen,
am vorderen oder Bauchtheil die ſchwaͤcheren; die hinteren
find die Vackzaͤhne und entſprechen daher den Streckfin⸗
gern (Daumen, Zeigefinger), die gleichfalls am Ruͤckentheit
des Schulterguͤrtels entſpringen, dagegen find die Schneide⸗
zaͤhne die Beugeglieder und entſprechen alſo dem Kleinen,
ſowie die Eckzaͤhne die mehr indifferenten Mittelglieder dar⸗
fielen. Denn dieſe letzteren find, ſowie Mittel- und Ringfin⸗
ger, auf jeden Fall nicht allein die niederſten, fondern auch die
Urzaͤhne. Als Beweis braucht man nur die Entwickekung der
Zaͤhne im Thierreich und im Foetus zu betrachten, bey wek⸗
chem letztern die uͤbrigen Zahnarten anfangs alle die Eckzahn⸗
form haben. Dieſe Indifferenz der Eckzaͤhne zerfällt an
entgegengeſetzten Seiten nach entgegengefetzten Richtungen.
In den bdeyden andern Zahnarten erkennt man deutlich das
Wirken zweyer entgegengeſetztet Kräfte, eine transverſale
und longitudinale Tendenz, von denen jene durch die nach
der Seite ſich herauswerfenden, oben plattgedruͤckten Bade
zaͤhne, dieſe durch die umgekehrt nach der Laͤnge ſtrebenden
aber meiſelfͤrmig von hinten nach vorn zuſammengedruͤckten
Schneid ezaͤhne dargeſtellt wird, waͤhrend der Eckzahn deyde
Bildungen noch in feiner koniſchen Form vereinigt und ver⸗
ſchließt. Derſelbe Gegenfatz ſcheint, odwohl weniger deutlich,
der zuſammengedruͤckten Daumenform und der ſchlankern
Geſtalt des kleinen Fingers zu Grunde zu liegen. — Keh—
ten wir zum Muskelſyſtem zuruͤck, fo iſt bekanntlich alle
Bewegung der Zaͤhne, wenigſtens in den hoͤhern Thieren,
erloſchen. Was aber die Kinnladenmuskeln betrifft, fo koͤn⸗
nen fie, da die Maxitzen nur Rippen find, auch nichts als
Zwifchenrippenmuskeln ſeyn, was auch ihre Bewegung und
Anlage beweiſt. Von hinten ſteigt dieſe Rippenmuskelbik⸗
dung durch Teinporalis, Masseter, Buccinator bis an
die Bauchfeite der Kinnladenrippen, und Zufammendruͤcken
oder Flexion iſt ihre Bewegung, wenn man in gewiſſer
Hinſicht dielleicht den Buccinator ausnehmen will, der frey⸗
er geworden, als Antagoniſt des contractiven Orbicularis
oris erſcheint und daher wie die Zygomatici, Levator
anguli oris-u. ſ. w. eine erpanjive Bedeutung hat. Da
die obere Kinnlade firirt iſt, fo wird das Oeffnen der Kinn⸗
laden durch die von unten, vom Zungenbein ( Bruſtbein
des Halſes und Kopfs) kommenden Antagoniſten hetvorge—⸗
bracht, obgleich dennoch durch die bey den Thieren faſt im—
mer zugleich vorkommende Zuruͤckwerfung des Kopfs, beym
Oeffnen der Kinnladen waͤhrend des Freſſens angedeutet wird,
* ueber die Bedeutung der Schädelknochen S, 12,
*
797
daß levatio ebenfo wie bey der Reſpiratien an den Rippen,
Bemwegungsorgane und
rer
auch hier der expanſiven Seite der Bewegung mehr ange—
hoͤrt und naͤher ſteht, als die Bewegung nach unten, die
nur eine mediſicirte Flexion iſt. Jene vom Dungenbein an
die Kinnladen gehenden Muskeln find übrigens auch nichts
als Zwiſchenrippenmuskeln, indem das Zungenbein mit ſei—
nen Hoͤrnern nur ein Beberbleibfel einer Rippenbildung iſt;
ſowie dieſe aͤußerlich und in einer groͤßern Gliederung der
Platysmampyoides darſtellt, fo tiefer der Digastricus, My-
loh., Geniohyoid. u. f. w. a
Am uͤbrigen Geſicht ſtellt ſich jener Gegenſatz meiſtens
durch Levatoren und Ringmuskel, oder durch Levatoren und
Depreſſoren u. ſ. w. dar, was ich weitlaͤuftiger in einer
fruͤhern Abhandlung uͤber dieſen Gegenſtand betrachtet habe,
Ich habe dieſe Bemerkungen uͤber Entwickelung der
uͤber Beziehung der verſchiedenen
Muskeln zu einander groͤßtentbeils vorausgeſchickt, um dar—
aus Geſetze fuͤr Mimik folgern zu koͤnnen. Denn wenn
Geſetze über beſtimmte Bewegungen bey einzelnen Leiden—
ſchaften aufgeſtellt werden follen, fo muͤſſen nothwendig
vorher die Theile, welche ſich bewegen, in ihrer Bedeutung
und Verwandtſchaft aufgefaßt werden. Es muß vor der
Phyſiognomik der Bewegungen eine Phyfiologie des
Bewegungsſoſtemes da ſeyn, und nur durch dieſe hindurch
kennen wir zu einer Deduction der leidenſchaftlichen Bewe—
gungen gelangen. Wer ſich nicht um die niederen Kraͤfte des
Organismus genauer bekuͤmmert hat,
wird ihren Zuſam—
menhang mit den Geiſteskraͤften hoͤchſtens nur errathen,
aber nicht wiſſenſchaftlich nachweiſen können. Es fordert
zweytens dieſer Gegenſtand eine engere Verbindung der Pfy:
chologie mit der Phyſiotogie, ſowie Geiſt und Körper ſelbſt
nur Bluͤthe und Stamm oder höhere und niedere Stufe eis
nes einzigen Weſens find. Wer den Geiſt ſich als ein un:
endliches Etwas in den todten Korper hineinfahrend denkt,
wie Andry das Saamenthierchen in das Graafſche Blaͤs—
chen, der wird nur auf erzwungene Weiſe die Harmonie
bevder und ihr Abhaͤngigſeyn von einander erklaͤren. Klarer
wird der Gegenſtand nur, wenn der Geiſt (wie er es auch
iſt) für nichts anders genommen wird, als für höher ge:
ſtellten Leib und ſeine einzelnen Vermoͤgen fuͤr hoͤher entwi—
deite körperliche Thaͤtigkeiten. Hat ſich der Geiſt, wie es
nicht anders ſeyn, aus dem Koͤrper entwickelt, ſo wird er,
muͤndig geworden auf ihn den er nun beherrſcht, natuͤr—
lich ruͤckwirken koͤnnen; denn was genetifh zuſammenhaͤngt,
hat auch im Leden Beziehung zu einander, und je naͤher
dieſe genetiſche Verwandtſchaft iſt, deſto leichter und leben—
diger iſt auch die Wechſelwirkung.
Bevor wir alſo die Frage aufwerfen: welches iſt die
Urſache des Conſenſus der einzelnen geiſtigen Thaͤtigkeiten
mit den einzeinen Muskelgruppen? muͤſſen wir vorher be—
antworten, welches der Grund des niedern, phyſiologi—
* Mimices et Physiognomices fragmentum physiologieum,
Jenae 1821.
793
ſchen Conſenſus fen, müffen wir zweptens den Zuſammen⸗
hang der geiſtigen und der Bewegungskraͤfte nachweiſen.
Mit dieſer Nachweiſung der Gleichnamigkeit einzelner
Leidenſchaften und Bewegungen iſt aber dann ſogleich auch
das Hauptgeſetz für die Mimik gegeben, mit der Nach⸗
weiſung derſelben in der Phyſiologi? der Grund für den
niedern Conſenſus Denn das erſte Geſetz allet Conſenſus
iſt eben die größere oder geringere Gleichnamigkeit zwiſchen
den verſchiedenen Theilen ſowohl der Welt, als des einzel⸗
nen Organismus. * Ehe ich aber dieſes Geſetz in Mimik
und Phyſiognomik verfolge, will ich es zuvor in einigen
conſenſuellen Erſcheinungen des Bewegungsſyſtems betrachten,
die mehr der Phyſiologie allein, als, wie Mimik und Phy⸗
ſiognomik, zugleich der Pſychologie angehören, um mir da⸗
durch gleichſam als durch eine materiellere Baſis, nach der
vielleicht manche Phyſiologen und Pfychologen fragen moöch⸗
ten, ein deſto ungeſtoͤrteres und leichteres Aufſteigen zum
Geiſt vorzubereiten.
Gleichheit der Tendenz ſpricht ſich ſchon als Urſache
der gleichzeitigen Bewegung der Faſern eines einzelnen Mus—
kels aus, die Faſern deſſelben ziehen ſich zu gleicher
Zeit zuſammen, weil ſie zu einer Einheit gehoͤren; ebenſo
im Syſtem, das als zerfallener Muskelbauch angeſehen wers
den kann, wie die Faſer als zerfallener Muskel. Nur iſt
hier der Unterſchied, daß dort ein qualitatives Zerfallen
hier nur ein quantitatives ſtatt findet. Das Muskelſyſtem
zerfiel aber nach zwey entgegengeſetzten Richtungen nach dem
Geſetz aller Bewegung in eine expanſive und contractive Seis
te, und alle Muskeln konnten mehr oder weniger auf eine
dieſer Hauptrichtungen zuruͤckgefuͤhrt werden. So zeigte ſich
die Expanſtvkraft des Körpers verſchleden organifitt, als Ex⸗
tenſor an den Extremitaͤten, als Ruͤckenſtrecker an der Wir-
beifäule, als Levator an den Sinnesorganen, Rippen und
allen Oeffnungen, endlich am undeutlichſten in der Laͤngen⸗
fafer des Darmkanals; fo iſt die Contractivkraft materiell
dargeſtellt im Beuger der Extremitaͤten, in den Beugern
der Wirbelſaͤule, im Sphinkter der Oeffnungen und übers
haupt hoͤhlenartiger Organe. Folglich muß vor Allem, we⸗
gen dieſer Zerfallung in zwey entgegengeſetzte Hauptreihen
und nach jenem Geſetz der Homologie, jeder Muskel mit
den homolegen oder mit den übrigen feiner Reihe im ſym⸗
pathiſchen Verhaͤltniß ſtehn. Es wird ſich demnach vorzuͤg⸗
lich ein Conſens finden zwiſchen den verſchiedenen Modifi⸗
cationen der Expanſoren unter einander, und zweytens zwi⸗
ſchen den einzelnen Gliedern der contractiven Seite. Wenn
dies a priori folgt, fo beweißt es ebenfo deutlich und
ſtreng die Erfahrung und die Beobachtung von Bewegun⸗
gen, die mehrere Muskelgruppen ergreifen. Vorzuͤglich auf⸗
fallend iſt dieß in der Reſpirationsbewegung und ihren Mo—
dificationen. Schon deutlich genug iſt dieſes Schwanken des
Muskelſyſtems zwiſchen Extensor und Flexor im gleichen
Schritte mit der Lunge beym ruhigen Athmen. Das Heben
der Rippen, die Ausdehnung der Beuſt, des Zwergfells die
Erſchlaffung der Bauchmuskeln zeigen unverhohlen ein Ue—
berwiegen der extenſiven Ruͤckenſeite und ein Unterliegen der
Oken uͤber das Univerſum S, 13,
799
eontrastiven Bauchſeite an, umgekehrt ermannt ſich bey der
Contrartion der Lunge die übrige contractive Seite der Be:
wegungsorgane, und ſo ſteigen und fallen die zwey Pole
derſelben im Verein mit der Lunge in periodiſchem Wed:
ſel. Noch hervorſtechender aber wird dieß Geſetz bey einzel—
nen erhöhten Inſpirationen oder Exſpirationen, z. B. beym
Gähnen, Schluchzen, Nieſen u. ſ. w. Das Gaͤhnen, wel:
ches, als Bewegung betrachtet, in einer uͤberwiegenden, lan⸗
gen Expanſion der Lunge beſteht, zieht nicht allein die ge⸗
woͤhnlichen Inſpiratiensmuskeln in Conſens, ſondern durch
das Muskelſyſtem vom Rumpf bis zu den Spitzen der Ex⸗
tremitaͤten, von den Lendenwirbeln bis zu den letzten Kopf?
wirbeln herauf, ergreift eine allgemeine Zuſammenziehung
die Streckmuskeln. Die Arme und Füge ſtrecken ſich bis
zu den Fingerſpitzen aus, der Rumpf wird nach der ſtrecken⸗
den Ruͤckenſeite zurädgebogen, indem die einzelnen Zwiſchen⸗
dornmuskeln und ihre edleren weiter greifenden Wiederho—
lungen (Recti capitis postici, Cucullaris, Latiss. dorsi
etc.) ſich conſenſuell zuſammenziehen und der Kopf wird da⸗
her zugleich zuruͤckgekehrt. Und iſt nun noch nicht klar,
warum beym Gaͤhnen die Stirn zugleich durch den Epi-
cranius gehoben und nach oben gezogen wird? Iſt der
Stirnmuskel nicht der letzte oberſte Zwiſchendornmuskel an
den Kopfwirbeln und wird nicht der elektriſche Funke, der
durch alle Interspinosi hindurchſchlaͤgt und ſie zu conſenſu—
eller Zuſammenziehung reizt, auch den oberſten ergreifen und
die Kopfwirbel und ihre Bedeckung nach hinten aneinander
druͤcken, kurz fie ſtrecken? Wird endlich nicht dieſe Expan—
ſlonstendenz der Lunge vorzugsweiſe die übrigen homologen
Geſichtsmuskeln ergreifen? Sobald in der Lunge und im
ganzen Reſpirationscanal die Spbinkteren durch erhöhte Ex:
panſion uͤberwunden werden, erhebt ſich auch im Geſicht ein
Uebergewicht der Expanſoren über die Sphinkteren, daher
werden alle Sinnesöffnungen vom Mund an bis zum Auge
herauf krampfhaft ausgedehnt durch die Kraft der Levato—
ren. Der Mund öffnet ſich weit durch die radienartig in
feinen Sphinkter eingreifenden Erpanſoren (Zygomatici,
Levatores labiorum, Buccinator), die Naſenfluͤgel heden
und erweitern ſich durch ihre ſtreckenden Muskeln, im Auge
endlich ſiegt der dem Sphinkter entgegenſtehende Levator
palpebrae superioris und die Liderſpalte öffnet ſich weit.
Was erklaͤrt hier Nervenverbindung? was ein teleologiſches
Suchen nach Zwecken? was eine mechaniſche Anſicht des
Conſenſus? hier, wo die entfernteſten Theile ſympathiſiren,
Theile, deren Bewegung zur Inſpiration nicht mechaniſch
beytragen koͤnnen, wenn man gleich die Streckung ſelbſt eine
Inſpiration der Glieder nennen koͤnnte. Wie erklaͤrte ſich
endlich der wunderbare Conſens zwiſchen Lunge und Iris,
der bey den Vögeln ſich findet, deren Pupillen ſich mit jes
der Inſpiration erweitern, mit jeder Exſpiration verengern,
anders als durch Gleichartigkeit der Tendenz? * Ja dieſer
„Ich kann mich nicht uͤberzeugen, daß, wie viele behaupten,
die Contractſon der Pupille der der Expanſion im übrigen
Muskelſyſtem homologe Zuſtand ſey und Expanſion der
Pupille ein contractiver. Die Bildung i Iris iſt am
Apfel nur eine Wiederholung der Liderbildung und ihrer
Mus kein; ſie beſteht, wenn auch nicht überall aus wirkli—
chen Muskelfaſern, doch aus den dieſen homologen Bewe—
Conſens zwiſchen Lunge und Iris ſcheint ſelbſt beym Men⸗
ſchen nicht ganz zu fehlen. Wenigſtens beobachte ich an
meinen Augen bey jeder ſtarken Inſpiration (vorausgeſetzt,
daß nicht zuviel Licht ins Auge faͤllt) eine Erweiterung der
Pupille, die mit der Erfpiration nachlaͤßt, was ſchwerlich
auf Rechnung der bey dem Ausathmen ſſch ſtaͤrker füllenden
Kopfoenen zu fegen iſt. a
Daſſelbe findet fih ferner bey Aſthmatiſchen, auch
oft bey Menſchen, deren Geſichtszuͤge während des Eſſens
ſehr lebendig ſind, wo bey Einführung des Biſſens und
Oeffnung des Mundes ſich zugleich Naſenloͤcher und Augen
weit oͤffnen, ja ſelbſt der Stirnmuskel zuſammenzieht. Bey
vorwaltender Exſpiration (Contraction der Lunge) hingegen
zeigt ſich das Umgekehrte, alle Contrackoren und Flexoren
ziehen ſich zuſammen. So beym Wieſen. Ihm geht vor⸗
an eine dem Gaͤhnen aͤhnliche lange, zuckende Einathmung,
wobey wie dort das ganze Geſicht conſenſuell Theil nimmt
und eine allgemeine Extenſion zeigt; von dieſer ſpringt
ſammt der Lunge das ganze Geſicht und Kopf zum entges
gengeſetzten Pol über. Der Nieſende beugt daher unwill⸗
kuͤhrlich zuckend den Kopf und Koͤrper vorwaͤrts zuſammen,
ſtatt daß er ihn beym tiefen Athemholen vor dem eigentlis
chen Nieſen nach der ſtreckenden Ruͤckenſeite erhob. Dabey
bekommen die Sphinkteren das Uebergewicht, und Auge,
Mund und Naſe ziehen ſich krampfhaft zuſammen. Auf
800
aͤhnliche Weiſe verhält ſich Kopf und Körper beym erfpirirens -
den Suſten. Vergleichen wir im Gegentheil endlich dieſe
Mimik des Nieſenden und Huſtenden mit dem Geſichts⸗
ausdruck beym Schluchzen, ſo verraͤth dieſes, wie jene
eine krampfhaft zuckende Flexion, umgekehrt eine ſchnelle
zuckende Extenſion des ganzen Koͤrpers, vorzuͤglich des Kopfs,
eben weil Lunge und Zwergfell in Extenſionszuſtand dabey
geraͤth. Daher kommt das krampfhafte Zuruͤckwerfen des
Kopfs zu gleicher Zeit mit der ſtoßenden, ſchluchzenden In
ſpiration, daher das zugleich erfolgende krampfhafte und
kurze Aufzucken der Stirnhaut durch den ſtreckenden Zwi—
ſchendornmuskel des Kopfs, daher das Aufreißen der Aus
genlider und des Mundes.
Ein aͤhnliches Verhaͤltniß findet man am ſchlafenden
und wachenden Menſchen und organiſchen Körper über:
haupt. Wie ſich in diefen beyden Zuftänden des Lebens, in
dieſer Tag- und Nachtſeite deſſelben auch in mancher ande⸗
ren Hinſicht ein Gegenſatz offenbart, ſo druͤckt er ſich auch
und vielleicht am klarſten im Bewegungsſyſtem durch einen
allgemeinen Conſens der zwey Hauptmuskelreihen aus. Das
gungen und wenn alſo die Zuſammendruͤckung der Lider
nothwendig auf der Seite der Contraction ſteht, weil der
bewegende Muskel ein contractiver iſt, ſo muß ebenſo
nothwendig die Zuſammenziebung der Pupille, als eine
durch Cirkelfaſern (Orbicularis) hetvorgebrachte Bewegung,
der Flexion angehören, ihre Erweiterung hingegen, die
wie an allen Oeffnungen durch Radfalfaſern hervorgebracht
wird, als ein der Extenſion homologer Zuſtand angeſehen
werden. Daher findet ſich auch nicht allein bey der Exſpi⸗
ration conſenſuelle Contraction der Pupille, ſondern auch
bey anderen contractiven Zuſtaͤnden (Schlaf, Embryo⸗
leben).
801
Wachen iſt erhöhte Differenziirung des Organismus, tauſend
neue Leben entfalten ſich dem erwachenden Menſchen und
eine groͤßere Außenwelt umfaßt er; daher ſpricht ſich dieſes
auch in der Bewegung aus durch durchgreifendes Vorherr—
ſchen der expanſiven Muskelhaͤlfte; denn Erpanfion iſt ja
in der Bewegung, was Zerfallen der Indifferenz in der
qualitativen Entwickelung. Dagegen iſt Schlaf Zuruͤckkeh—
ren des Organismus zur embryoniſchen Indifferenz, zum
differenzloſeren reproductiven Centralpunct des Lebens; es
bewegt ſich daher auch der Schlafende ſeinem Centrum zu,
er contrahirt und beugt ſich, wie ebenfalls der Embryo die
Einfachheit ſeines Lebens durch erhoͤhte Flexion ausdruͤckt,
nur allmaͤhlig vor und nach der Geburt immer mehr nach
der Ruͤckenſeite ſich ſtreckt und gleich einer Knospe der Auſ—
ſenwelt ſich aufſchließt. Der aufrechte Stand des Rumpfs,
die geöffneten Sinnesorgane find charakteriſtiſch für das Was
chen, der zuſammen gekruͤmmte Körper, die durch Beuger
geſchloſſenen Sinnesoͤffnungen für den Schlaf. Und nicht
Folge der Ueberlegung und des Willens ſind dieſe Bewe—
gungen des animalen Muskelſyſtems, wenn gleich dieſes das
willkuͤhrliche genannt wird. Im Gegentheil, der groͤßte
Theil ſeiner Bewegungen auch in anderen Zuſtaͤnden, insbeſon—
re auch im Geſicht, iſt unwillkuͤhrlich. Tag und Nacht iſt
unſer Geſicht in einer ewigen Metamorphoſe, am Tage laus
fen die Gedanken und Leidenſchaften des wachenden Mens
ſchen uͤber daſſelbe in einem ſteten Treiben, in der Nacht
zieht es die Ruhe des Schlafs zuſammen oder bewegt es
die Lebendigkeit der Traumwelt. Wie wenig ſind aber Be—
wegungen darunter, die der ſelbſtbewußte Wille hervor—
bringt. Unbewußt tragen wir in unſeren Geſichtszuͤgen den
Zuſtand unſeres Geiſtes, ohne daß jene hoͤchſte bewußte
Selbſtbeſtimmungskraft, welche wir Wille nennen, mitwir—
ke. Die unbewußte Spontaneitaͤt des Inſtincts wirkt vom
niedern Hirntheil auf die Bewegungsſeite des Menſchen,
wie die noch dunklere des Ganglienſyſteins die Reproduc—
tion anfacht.
Gehen wir nun über zur Mimik, ſo habe ich ſchon
oben erwähnt, daß fie nur eine vollkommnere Geſtalt ges
winnen kann, wenn die Bedeutung der einzelnen Theile
und ihre genetiſche Beziehung zu den Geiſteskraͤften durch
philoſophiſche Behandlung der vergleichenden Phyſiologie
mehr erforſcht ſeyn wird, * ſowie die Pſychologie ſelbſt
* Sonderbare Geſetze über Mimik hat neuerlich Gall in ſei⸗
ner Anatomie et Physiologie du systeme nerveux T. IV.
pP. 207 aufgeſtellt, indem er, feine Organologte allein im
Auge haltend, aus der Lage der beſtimmten Geiſtesorga—
ne die verſchiedenen Bewegungen des geiſtigbewegten Men-
ſchen erklären will. Wie einfeitig fie ſind und wie oft ſich
Ei widerſprechend, davon gibt folgender kurzer Auszug
eweiſe.
1. Les organes,
inferieures du cerveau lorsqu’ils agissent avec energie,
portent de haut en bas la t£te, raccourcissent le corps.
2. Ceux des organes, qui sont places dans les regions
superieures du cerveau lors de leur action énergique
elevent la tete et tout le corps (p. 220): l’organe de la
devotion est place dans la ligne médiane dans la partie
supérieure de la moitié superieure du frontal, pres du
Iſis 1862. Heft VII.
. ’ E
u
qui ont leur siege dans les region
802
nur dadurch eine ficherere Baſis erhalten kann. Wir muͤſ—
ſen alſo, nachdem wir das Erſte oben ſchon verſucht haben,
hier das Band zwiſchen den Geiſtesthaͤtigkeiten und der Ber
wegung aufſuchen.
sommet de la téte. Par conséquent, lors de son action
energique, le corps et la tete doivent étre portés en
avant et vers le haut. Les bras et les yeux sont diriges
vers le ciel. Tantöt les mains sont jointes, tantöt cha-
cune de son cote est doucement élevée ou doucement
inclinée selon que c'est la joje, l’esperance ou la resi-
gnation qui dominent. Lorsqu’enfin c'est l’idee de la
grandeur et de la toute-puissänce de l’Etre supreme qui
prennent exelusivement le dessus, ’homme s’humilie et
penetre d'une profonde vénération, il adore dans la
poussiere. Pai vu un homme faisant une fervente prière,
qui avait incline ahsolument la tete contre la terre et
qui faisait tous les efforts pour toucher le carreau, non
pas avec le front, mais precisement avec l’organe de la
croyance en Dieu et de la religion. (!!!)
3. Les organes places dans les regions superieures-
posterieures du cerveau depriment la tete et tout le
corps en arriere de haut en bas (p. 205): l’organe de la
propagation étant place dans la partie inferieure du cer-
veau dans les fosses occipitales immediatement derriere
le grand trou occipitale la tete et le corps doivent etre
tires en arriere et de haut en bas toutes les fois que
get organe agit avec Energie. Que l'on observe pendant
Vaccouplement le taureau, l’etalon, le cerf, le helier,
le houc, la souris, les oiseaux et l'on verra qu'ils reti-
rent la nuque et portent le nez en ayant (iſt ja nur
Folge der ſtreckenden Begierde!) p. 209: j'ai deja montré
que dans la jouissance amoureuse c'est au cervelei, que
se rapportent tout les gestes. C'est en conformite de
cette loi que l’amour tient son bras passe autour de la
nuque de Psyche, (!!!)
4. Les organes places dans les regions inferieures-
anterieures du cerveau dirigent la tete et tout le corps
en avant et vers le bas (p. 215): l’organe de la ruse est
place dans la partie inferieure du front en avant, mais
pas tout à fait dans la partie anterieure, Il suit de là
que, lors d'une action énergique de cet organe la tete
et le corps doivent étre portes en avant et de haut en
bas. — Le tigre et le chat lorsqu'ils guettent leur proie
ou Vapprochent A pas de loup, placent la tete à plat
sur leurs pattes de devant ou Lien ils couchent tout
leur corps à plat, les pieds etendus en avant et arriere
en faisant mouvoir doucement, tantöt d'un cöt& tantöt
de l’autre la tete, les yeux et la queue. Le renard a
la meme allure lorsqu’il se coule hors du bois. Meme
les chiens lorsqu’en jouant entre eux ils veulent sur-
prendre leur camarade, ou bien se placent droit sur
leurs pieds, qui ont une direction oblique en avant com-
me en arriere, la tete horizontalement étendue en
avant, ou ils se couchent par terre à plat ventre égale-
ment la tete étendue en avant; en se trainant douce-
ment en avant en zigzag, jusqu'à cequ’ enfin ils sau-
tent avec petulance sur leur adversaire. Le moineau,
lorsqu’enlui jette A manger ne sen approche qu'en don-
nant à son corps une direction plus ou nioins oblique.
5. Les organes places dans les regions superieures
anterieures du cerveau elevent la tete et tout le corps
et les portent en avant (p. 215): Mimique de la medi-
tation. L’organe de la sagacite comparative, qui agit
dans la meditation est plac& dans la partie anterieure-
superieure du front.... Toujours les mouvemens tant
de la tete que de la main indiquent, que la contention
51
803
Sowie es im Geiſt neben einer ingeſtiven Richtung
Empfindung) eine egeſtive (Phantaſie, Production von
Ideen ꝛc) gibt, fo zeigt ſich in ihm auch eine Expanſions—
und Contractionskraft. Man nennt beyde zuſammengenom⸗
— — —
a lieu dans la region frontale antérieure - supérieure.
Quelquefois les bras sont croises et fortement serres
contre la poitrine, les yeux sont immabiles, la tete tan-
tet relevee, tantöt haissee en avant. L’on soutienttoute
la partiesuperieure du front dans le plat de la main, les
yeux fermes Pon place le doigt indicateur sur la région
moyenne- superieure du front, tantöt on laisse pencher
la tete, tantöt on leve les yeux comme si Pon cherchoit
quelque chose, et lorsque Von tient idée, l'on se dresse
brusquement et Ion porte la main, en etendant le doigt
indicateur comme si l'on montroit ce que Lon vient de
deeouvrir, en se disantä& soi meine: c'est cela. Lors-
que Lon veut engager quelqu'un à reflöchir on lui porte
le doiet sur le haut de front en lui disant: Allons,
zassemblez vos idées.
7. Les organes places dans les regions inferieures du
cerveau en ligne perpendiculeire avec le grand trou
occipital, abaissent perpendiculairement la tete et tout
le corps.
f 8. Les organes places dans la region supérieure du
_cerveau perpendiculairement au dessus du grand trou
occipital, elevent perpendiculairement la tete, et tout
je corps l’organe du meurtre ou de la destruction ason
siege immédiatsment au dessus des oreilles, dans la
ligne perpendiculaire de la colonne vertehrale. La tete
doit donc lors de l’action energique de cet organe étre
retir& entre les epaules et n'étre portée ni en avant ni
en arriere, mais faire un mouvement rapide ou pluiöt
se secouer rapidement de gauche ä droite et de droite
A gauche (wie folgt das?). Lorsqu' à la chasse l'on re-
tient par force les chiens au moment oü alteres de sang
Ils se vont jeter sur la bete ils serrent les deuts avec
violence, jettent de l'écume, poussent des aboiemens
prolonges et secouent la tete aver violence. Souvent
dans le combat des animaum de Vienne, j'ai vu des
boeufs et des taureaux en furie pousser devant leur en-
nemi, quils menacoient d’aneantir, des gemissernens
&toufies, de longs beuglemens, faire jaillir en Pair avec
Jeurs pieds de devant et de derriere les sables et les
’ pierres, secouer avec fureur leur tete, qu’ils tenoient
zetiree dans la nuque. Ainsi le lion ne respirant que
le carnage et la mort secoue sa criniere avec furie.
Si les animauz secouent avec violence leur proie qu’ils
etranglent, ce mouvement tient à la meme cause
. 221: La mimique de la fermete a son siege imme-
iatement au sommet de la tete, il doit donc lors de son
£ action énergigue, tenir la tete et le corps eleres per-
pendiculairement.
*
9. Lorsque les organes jumeaux de chaque fonction
agissent simultanement, la tete et tout le corps se meu-
vent symétriquement dlavant en arriere, de haut en bas
etc. suivant que l’organe qui agit est place dans la re-
gion anterieure, posterieure, superieure ou inferieure
du cerveau.
10. Lorsqu'il n'y a que Fun des deux organes pairs,
Aui agit, 15 tete et le corps se meuvent du cdte où il
est place cet organe, de haut en bas, d'avant len ar-
riere, d’arriere en ayant selon; jue Forgane agissant
est place dans la region inferieure, sup., aut, ou poster:
du cexyesh,
804
men, aber unvollkommen, Begehrungsvermögen, in—
dem dieß Wort bloß die eine Seite dieſer Geiſteskraft aus
druͤckt; fie zerfallt nehmlich nach zwey entgegengeſetzten Sei⸗
ten hin, in Begierde und Abſcheu, und in beyden ſtellt
ſich im Geiſt im Allgemeinen das Verhaͤltniß der Expan⸗
ſion zur Contraction im Koͤrper dar. Jene iſt ein Stee⸗
ben des Geiſtes gegen die Außenwelt mit Empfindung der⸗
ſelben verbunden. Sie iſt alſo nur eine Wiederholung des
allgemeinen organiſchen Strebens nach der Außenwelt;
denn alle Expanſienskraft des Koͤrpers, die ſich im Syſtem
der Strecker offenbart, zeigt ja auch nur jenes Streben
des Organismus von innen nach außen an. Folglich iſt
Begierde nur eine hoͤhere Stufe jener Seite der Bewegung.
Wollen wir aus dieſem Begriff der Begterde ihren mimi
ſchen Ausdruck dedueiren, fo folgt nach obigem Geſetz des
Conſenſus: Alle Begierde (S Expanſion des Geiz
fies) muß vorzuͤglich die erpanfive Seite des Mus⸗
kelſyſtems in Conſens ziehen; denn jenes Band der
Homologie, welches das Hoͤchſte mit dem Niederſten der⸗
bindet and in den ideellſten Thaͤtigkeiten des menſchlichen
Koͤrpers nur modiſtcirte niedere wieder erkennt, aus welchen
jene durch einen neuen Schoͤpfungsact hervorgegangen find,
dieſes wird nothwendig jenen expanſiven Pol des Geiſtes
wieder anknüpfen an die expanſive Tendenz des Koͤrpers und
eine erhohte Expanſion wird eine nothwendige zol-
ge jeder lebendigen Begierde ſeyn. Aber nicht der
Theil des Körpers allein wırd ſich nach der refpestiven Auſ⸗
ſenwelt ausdehnen, der zu ſeiner Erreichung dient, ſondern
die extenſive Tendenz des Seiftes ſpringt von einem fires
ckenden Organ aufs andere über, von der poſitiv gemordes
nen Gehirnfaſer auf den paſſenden Extenſor und von dies
ſem auf die übrigen Modificationen der Expanſion, auch
wenn fie nichts beytragen zur Erreichung des begehrten Ges
genftandes. — Betrachten wir die Bewegungen des begtexi—
gen Menſchen, fo und es hauptſaͤchlich nur Wirkungen von
Luskeln, welche expanſive Bedeutung haben. Bine Ex⸗
panfion haͤlt Geiſt und Körper an die Außenwelt gefeſſelt,
eine allgemeine Extenſien bewegt alle Strecker, und es
würde ſelbſt geradezu der geſunden Vernunft widerſprechen,
wenn der Koͤrper eines gierigen Thiers oder Menſchen, ans
genommen, daß er durch dieſe Geiſteskraft in Bewegung
geſetzt wied, vom begehrten Gegenſtand ſich ab in ſich zu⸗
ruͤckziehen ſollte, d. h., wenn Flexoren vorherrſchen follten.
Daher wendet ſich der Rumpf nach der expanſiven Rüden
ſeite, daher werden die Extremitaͤten in allen Geienfen ges
ſtreckt, der Koͤrper erhebt ſich durch das Uebergewicht der
von der Nuͤckenſeite herabſteigenden Glutaͤen, die Arme ſtre⸗
11. Lorsque les deux organes agissent alternativement
la téte et le corps font alternativement les mouvemens
conformes à leur action, tantöt d'un cote, tantöt de
Vautre. Ze
12. Lorsgne les organes pairs, ayant leur siege dans
Taxe perpendiculaire du cerveau, agissent alternative-
ment, la tete se ment sur son pivot de droite à gauche
et de gauche à droite; de haut en bas ou de bas en
haut, selon que organ agis:sant est situé dans la partie
supérieure ou dans la partie inferieure du cexreau,
—
805
cken ſich bis zu den letzten Fingergliedern aus und der Kopf
bewegt ſich in Verein mit dem Rumpf nach oben und hin;
ten. Und wie koͤnnte derſelbe Ausdruck im ausdruckvollſten
Theil des Koͤrpers im Geſicht, dieſem Mikrokssmus des
Rumpfs, fehlen? Dieſelbe Extenſion wiederholt ſich in den
Miniaturgeſtalten der Geſichtsmuskeln, wenn auch ſie ſelbſt
oft keinen Theil haben an dem Erlangen des Gegenſtandes,
und inſofern alles Televlogifiren ausſchließen. Es druͤckt ich
hier jene vom Geiſt über den Körper ſtroͤmende Extenſten
aus durch die erhoͤhte Thaͤtigkeit der Levatoren, die geſchloſ—
ſenen oder halb geöffneten Sinnesoͤffnungen werden aufge:
riſſen, wie ich es oben beym Gaͤhnen und Schluchzen ges
zeigt habe, der Mund oͤffnet ſich, bey den Thieren ſpitzen
ſich die Ohren, und endlich wirft auch der Stirnmuskel,
gleich wie die uͤbrigen edleren und niederen Zwiſchendorn—
muskeln den Kopf zurückziehen, die bewegliche Stirnhaut
nach hinten zuruck und die Stirn wird gehoben. Ja ſelbſt
die Iris im Auge ſcheint oft daran Theil zu nehmen; ſo
erweitert ſich die Pupille der Katzen, wenn ſie mit Begier—
de nach ihrer Beute hinſehen, und in Gemaͤlden druͤckt man
die Gier im Auge theils durch ſtaͤrkeres Hervorſtehen und
groͤgere Convexitaͤt des Apfels, theils aber auch durch ein
größeres Sehloch aus. Nur muß man hiebey bedenken,
daß fo manches dieſe Wirkung der Begterde auf dieſen Theil
des Auges einſchraͤnken kann, z. E. Verſchiedenheit der Hel
ligkeit, Naͤhe oder Ferne des Gegenſtandes.
i Wenn alſo Begierde als der Expanſivtrieb des Gei—
ſtes nothwendig auch im Körper vorzuͤglich ein Uebergewicht
der ausdehnenden Kraft und Organe erzeugen mußte, fo
wird der Gegenſatz derſelben ein umgekehrtes Verhaͤltniß
hervorrufen, und dieß offenbart ſich deutlich in Abſcheu und
Furcht. Bepde find ſelbſt nichts anders als das Abkehren
des Geiſtes don der beftimmten Außenwelt; nicht das Ge:
fühl einer unuͤberwindlichen aͤußern Kraft iſt Furcht, denn
diefes kann leicht ohne Furcht beſtehn und der Fuͤrchtende
denkt in der Regel daran nicht; das Streben und der Act
des Abkehrens des Geiſtes iſt die Furcht ſelbſt. Wollte man
dieſe nur als ein Gefuͤhl betrachten, waͤhrend man in Be—
gierde und Wollen eine Expanſivkraft des Geiſtes annimmt,
fs wäre es eben fo, als wenn man der Erde eine Schwer:
kraft und keine Centrifugalkraft benlegen wollte. Neben der
Ingeſtion des Gefuͤhls ſteht im Aboſcheu zugleich eine der
Begierde entgegengeſetzte Kraft des Geiſtes, eine Contractiv,
tendenz, während Begierde die mit Gefühl verbundene Ex⸗
panſivkraft deſſelben iſt. Es wird ſich demnach auch in ih:
rer Mimik ein Abkehren des Körpers vom Gegenſtand aͤu—
Fern, und dieſes kann doppelt geſchehen, entweder, wenn Orts-
bewegung dabey iſt, als Entfernung von ihm, die ſich als
Flucht ausdruͤckt, oder wo dieß nicht ſtatt findet, als Zu:
ruͤcktreten des Körpers in ſich ſelbſt, als eigentliche Con—
traction. Es werden folglich hier vorzuͤglich die Beuger
des Korpers vorbertſchen. Daher koͤmmt das Zuſammen⸗
kriechen furchtſamer Thiere und Menſchen in ſich ſelbſt.
Ein erſchreckender Menſch fährt zuſammen, d. h. die Beu⸗
ger bekommen ein Uedergewicht über die Strecker, wie bey
einer andern contractiven aͤußern Potenz, der Kälte, eben»
falls die Zuckungen groͤßtentheils auf der Beugeſeite liegen.
Daher ziehn ſich ferner ſchen Würmer und Inſecten und
wohl alle Thiere anf ein Knauf nach der Bauch ſeite zuſam⸗
806
men, der Igel kugelt ſich zuſammen, der Menſch druͤckt
den Kopf zwiſchen die Schultern, kruͤmmt das Ruͤckgrat,
zieht die Beine nach dem Bauche herauf, ſchlaͤgt zuweilen
die Hände über die Bruſt zuſammen, als wollte er in eis
nen krampfhaften Foetalzuſtand zuruͤckkehren. Im Geſicht
wiederholt ſich dieß in dem furchtſamen unwillkuͤhelichen
Schließen der Lider (Zwinkern), Schließen der Naſenlocher
und des Mundes. Damit ſcheint es ferner zuſammenzuhaͤn⸗
gen, warum bey jedem Widerwillen und Abſcheu vor allen
anderen Muskeln ein ſo genauer und wunderbarer Conſens
mit dem Corrugator superciliorum iſt, der als Antago—
niſt des ſtreckenden Frontalis der Beugeſeite angehört, wel-
che ja eben jenes Zuruͤckziehen von der Außenwelt ausdrückt.
Warum gerade durch dieſen Beuser des Geſichts und durch
keinen andern Sphinkter ſo deutlich der Abſcheu ausgeſpro—
chen wird, bleibt freylich noch etwas raͤthſelhaft; indeß die
edle Stufe des Sinnesorganes, dem er angehoͤrt, und die
große Beziehung des Auges uͤberhaupt zu den Leidenſchaften
und zum Gemuͤth kann man wohl als Urſache aufſtellen.
— Ferner erklärt ſich dadurch, warum ſelbſt bey der
Flucht, wo Beuger und Strecker in abwechſelnder Thaͤtig⸗
keit find, dennoch die Beugeſeite uͤberwiegt, wie man dieß
bey jedem Thier an der niedergedruͤckten Ha tung des Kor
pers und an dem nach der Bauchſeite zwiſchen die Beine
gezogenen Schwanz beobachten kann.
Verſchieden modificirt ſich aber jene Expanſivtendenz
der Begierde, und Contractivkraft des Abſcheus in den ver—
ſchiedenen Gemuͤthsbewegungen und Leidenſchaften. Jene
ſtreckt als Hoffnung ihre Arme nach der Zukunft aus, als
Habsucht nach Geld und Gut, als Sehnſucht nach dem
geliebten Gegenſtand, als Geſchlechtstrieb nach dem ande—
ren Geſchlecht, und in allen wird mehr oder weniger Stre—
ckung der Charakter des mimiſchen Ausdrucks ſeyn Ferner
iſt der Zorn eine Modification der allgemeinen Streckkraft
des Geiſtes, * Mer richtet ſich gegen den Feind und ſtrebt
ihn zu vernichten, es iſt alſo ein Streben gegen die Außen⸗
welt und muß inſofern vorzugsweiſe die erpanlive Muskel-
reihe ergreifen; nur muß man bedenken, daß,, da ſtets
Widerwille damit verbunden iſt, nothwendig ſchon eine Com-
plication von Beugung und Streckung entſtehen muß vor⸗
zuͤglich wird dieſes durch den den Abſcheu hauptſaͤchlich auss
druͤckenden Corrugator superciliorum bargeftellt, während
in den flammenden, gierigen Augen, in den gehobenen Na—
ſenfluͤgeln ſchon im geringen Grad des Zorns dennoch die
Expanſivkraft erſcheint. Man muß ferner unterdrückten
Zorn wohl unterſcheiden von ausbrechenden, und es wird
ſchon in der Sprache durch jenen Ausdruck das Unachte
* Troxler (Blicke ins Weſen des Menſchen p. 111) ſagt et-
was damit äbereinſtimmendes, nur wie mir ſcheint, dunk⸗
ler: „Schreck und Zorn verhalten ſich wie Gefühl und
Handlung in der Gemuthsſtimmung. Schreck iſt das ein⸗
dringendſte Pathema, Zorn der erſchuͤtterndſte Enthuſtas⸗
mus; oder Tiefe der Inniskeit des Schreckens koͤmmt nur
die Heftigkeit des Ausbruchs des Zorns gleich, und Schreck
und Zorn find als die urſprunguchen und unmittelbaren
Gezenſatze und Wech elwirkungen des Gemuths in ſich
fe auseinandergelegte Extreme des Gleichmuthes anzu⸗
ehen.“
807 ;
dieſes zornigen Zuſtandes deutlich bezeichnet, indem er durch
den Willen hervorgebracht und gegen die Natur des Zorns
if. Alles Unterdruͤcken einer Thaͤtigkeit muß vorzüglich
durch Contraction in der Bewegung ausgedruͤckt werden,
ebenſo wird alſo vorherrſchende Flexion jenes Zuruͤckpreſſen
der Leidenſchaften in den Organismus ſelbſt anzeigen. Es
gehoͤrt daher das Zuſammenpreſſen der Haͤnde zur geballten
Fauſt, das Verbeißen des Mundes, das Knirſchen der Zaͤhne,
das Zuſammendruͤcken der Augenlider nicht dem frey auftreten:
den Zorn an. Wo er frey erſcheint als Wuth, da expandiren
ſich alle Sphinkteren durch Uebergewicht der Levatoren, das
Auge wird krampfhaft geöffnet und durch eine aͤhnliche Ex—
panſivkraft hervorgetrieben, bey den Thieren werden die
Lippen ebenfo heftig gehoben und die Zähne gefletſcht, ſelbſt
die Stirn, die bey leichtem Zorn als Folge des in ihm
herrſchenden Abſcheues hereingezogen war, erhebt ſich krampf—
hafte, indem das ganze Gemuͤth zur Begierde wird, und
in ihrem Gefolge ein reiner extenſiver Charakter vorzüglich
im Geſicht ſich ſtets offenbart,
Sowie im Zorn und in der Hoffnung ſchlaͤgt auch
in den uͤbrigen Gemuͤthsbewegungen, worin Begierde und
ein Streben nach oder ein Hängen an der Außenwelt
herrſcht, der erpanfive Muskelfactor vor. Der Weugierige
wie der Erwartende, dieſer wie der Bewundernde und
Staunende, alle dieſe tragen in ihrem Geſicht und uͤbri—
gen Koͤrper nur eine Nachahmung der geiſtigen Expanſion,
des Strebens vom Centrum nach der Peripherie oder des
Haftens an derſelben. Der Fragende, welchen die Begier⸗
de etwas zu wiſſen nach der Außenwelt fuͤhrt, hat daher,
ſowie jene den Ausdruck einer allgemeinen Extenſion im Ge—
ſicht. Der Kopf wird nach hinten geſtreckt, die Stirne fra:
gend nach oben gezogen, Auge und Mund geöffnet, alles
durch Muskeln, die, wie ich ſchen mehrmals geſagt, exten⸗
ſive Bedeutung haben, nur an verſchiedenen Theilen ver⸗
ſchieden geſtaltet. Denſelben extenſiven Ausdruck hat ferner
der Befehlende und Muthige, indem bey beyden das
Wollen kraͤftiger auftritt, und daher, wenn unbewußt der
Körper den Geiſt nachahmt, die ausdehnende Seite des Be⸗
wegungsſyſtems uͤberwiegen muß.
Raͤthſelhaftere Affecte ſind Freude und Leid, weil in
beyden weniger eine Richtung und Bewegung zu erkennen iſt
und beyde der reinen Empfindung zu nahe ſtehen. Jedoch
da Freude immer mit Begierde, Leid mit Abſcheu verbunden
iſt, da Freude ſelbſtbeſtimmender wirkt, Leid hingegen eis
ne Beſtimmtheit des Geiſtes iſt, ſo folgt ſchon daraus,
welche Bewegung vorherrſchen und welche Muskeln vorzuͤg—
lich thaͤtig ſeyn muͤſſen.“ Es erklaͤrt ſich daraus die krons
„ Frorxler (a. g. O.): Freude und Liebe find die Offenbar
rung der Selbſtbeſtimmung des Geiſtes im Gemuͤth; durch
Freude und Liebe thut ſich das Herrſchen des Geiſtes von
der einen in Empfindung, von der andern in der Bewes
gung des Gemüths kund und ihre Einheit iſt Seligkeit.
In Leid und Haß hingegen zeigt ſich uns die Beſtimmt⸗
heit des Geiſtes im Gemüth; es iſt das Element des Koͤr⸗
pers, welches das Band der Gemüͤthlichkeit zerſtoͤrt, See⸗
le und Leib in Gefühl und Handlung entzweyt und das
Gemuͤth der Verdammniß dieſer Entzweyung hingibt, die
ſich in Leid und Haß ausdruͤckt.
—
\ 808
serena, das Ausdehnen des Geſichts überhaupt bey der
Freude, das Erheben (Strecken) des Hauptes, die Erwei⸗
terung der Geſichtsloͤcher, während, wie ich ſchon vorhin
erwaͤhnt habe, nur hieraus erklaͤrlich iſt, warum im Gegen⸗
theil Traurigkeit vorzugsweiſe durch einen Beuger, durch
den Augenbrauenrunzler ausgedruckt wird. Freude verhaͤlt
ſich zur Traurigkeit wie Inſpiration zur Exſpiration, oder
wie Wachen zum Schlaf. Hierin mag ferner der wunder⸗
bare ſpecifiſche Conſenſus der Freude und Luft mit dem Le-
vator anguli oris feinen Grund haben, der, wie im Alle
gemeinen alle Heber, der expanſiven Muskelreihe angehört
und das laͤchelnde Geſicht hervorbringt, waͤhrend im Ge—
gentheil fein Antagoniſt, der Depressor anguli oris (der,
wie die Exſpirationsmuskeln die Bruſt herabziehen, fo das
Fleiſch des gleichſam exſpirirenden Maxillarthorax herunter⸗
bewegt und inſofern auf der Seite der Contraction ſteht)
vorzugsweiſe den Schmerz ſammt dem contractiven
Stirnmuskel ausdruͤckt und beym Weinen votrzuͤglich thaͤtig
iſt. Die uͤbrigen ſtreckenden und beugenden Bewegungen
am Rumpf bey Freude und Schmerz weiter nachzuweiſen,
halte ich hier für unnoͤthig, ihre Uebereinſtimmung mit dem
Geſichtsausdruck faͤllt jedem von ſelbſt in die Augen; wer
bildliche Vorſtellungen haben will, vergleiche die niedlichen
und treuen Kupfer in Engels ſchoͤnem Werk über Mimik.
Gehen wir endlich noch weiter und ſteigen von der Ge⸗
muͤthsbewegung zu der des denkenden Menſchen, ſo finden
wir darin denfelben Uebergang von Expanſion zu einer vors
herrſchenden Contraction, welchen die Senſation zum Den⸗
ken macht. Sowie die Senſation als die objective Seite
des empfindenden Menſchen groͤßtentheils genau mit der ob»
jectiven Seite der Bewegung, mit der vorherrſchenden Ex⸗
panſion zuſammenhaͤngt, fo umgekehrt beym ſubjectiven
Denken mit der contractiven, weil ſich hier der Geiſt von
der Außenwelt ab in ſich zuruͤckwendet; bey tiefem Nach⸗
denken wird man daher finden, daß die Beuger des Ge—
ſichts als vorzuͤglich der Corrugator superciliorum, ſelbſt
oft der Depressor nasi, Orbicular. oris, die Beuger des
Kopfs ꝛc. vorherrſchend wirken, * ebgleich auch hier oft noch
durch die ſcharfen blitzenden Augen die Expanſion oder das
Streben des denkenden Gehirns nach dem Gegenſtand, als
nach etwas außer ihm befindlichen, hervorleuchtet.
Auf derſelben Baſis, worauf ſich die Bewegung des
leidenſchaftlichen und denkenden Menſchen ſtuͤtzt, muß noth⸗
wendig, wenn ſie dort feſt ſteht, auch die Phyſiognomik
ruhen, und ihre allgemeinen Geſetze ergeben ſich alſo, und
vielleicht allein aus dem Geſetz der Homologie. Fruͤher hat⸗
te man dieß Geſetz in der Mimik kaum, in der Phyſio⸗
gnomik gar nicht angewandt zur Erklärung der phyſiognomi⸗
„Ein neuerer engliſcher Schriftſteller über Pbyſiognomik, Cross
(an attempt to establish Physiognomy upon scientific
principles by John Cross M. D. Glasgow 1817.), dem es
nicht an geiſtreichen, engliſchem. Boden faſt fremden Ideen,
aber wohl, wie allen übrigen Phyſtognomonen, an Einheit
in der Betrachtung des Gegenſtandes gebricht, ſagt richtig
p. 201: A predominance of the positive nach ihm die
Beuger des Geſich ) over the negative (Strecker)
muscles distinguishes the man of education from the clown.
809.
ſchen Erſcheinungen und zur Zuruͤckfͤhrung derſelben auf
Geſetze; theils glaubte man fie aus der öftern Bewegung
bey Leidenſchaften erklaͤren zu können, wobey aber dann ei—
ne Erklärung der Geſetzmaͤßitzkeit in der Mimik fehlte, oder
wie Ariſtoteles, Porta und viele alte Phyſiognomen
thun, man ſuchte die Geſichtsbildung und den Grund ihrer
Bedeutung aus Thierähnlichkeiten deutlich zu machen, und
blieb alſo auch hier offenbar bey der nächſten Urſache ſtehn,
waͤhrend der letzte Grund nur in der Nachweiſung der
Gleichnamigkeit zwiſchen Geiſtesthaͤtigkeit und Körperbildung
zu finden iſt, wenn auch alle jene Gleichniſſe vorzuͤglich im
Speciellen nicht ohne Wahrheit ſind. — Ich will hier nur
kurz den mit der Mimik zuſammenhaͤngenden Theil betrach—
ten und abſehen von der Bedeutung einzelner Organe des
Geſichts (3. E. wie ſich Naſe zu Lippe oder dieſe zu Kinn
28. geiſtig verhalten, von der Bedeutung der verſchiedenen
Farben ꝛc). Zu dieſem letzten baut erſt jetzt vielleicht nach
und nach die vergleichende Phyſiologie eine Bruͤcke uͤberlden
Abgrund zwiſchen Geiſt und Leibesfunctionen, Gehirn und
uͤbtigem Koͤrper. Ich will hier bloß die Form der Ge:
ſichtstheile unterſuchen in Beziehung auf die Bewegung,
die in ihnen liegt.
Nicht allein wiederholte und dadurch ſtehend geworde—
ne Bewegungen des Geſichts geben ihm ſeinen geiſtigen Aus—
druck, obgleich dieß ohnſtreitig ſehr oft der Fall iſt, fon:
dern gewiß hat auch die Bewegung des Bildungsproceſſes
oft, in manchen Faͤllen allein den Grund in ſich, und der
Geiſt ſcheint hier mit der feſtſtehenden Geſtaltung oder
Cryſtalliſation der Ernaͤhrung in derfelben Sympathie zu
ſtehn als mit der voruͤberſchwindenden Formung der
Muskelbewegung. Daß der Bildungsproceß die Theile in
eine mit dem Geiſt homologe Form cryſtalliſirt, und gleiche
namige, aber ſtehende Bewegungen am Koͤrper hervor⸗
bringt, wie der Muskel in der Mimik flüchtige, davon
gibt den ſchoͤnſten Beweis gerade der Theil des Körpers,
welcher mit dem Geiſt in der naͤchſten Beziehung ſteht vor
allen andern, die Geſichtsbildung. Bekannt iſt, wie das
Geſicht ſich mehr und mehr zuruͤckzieht, wie die Kinnladen
allmaͤhlig und zunehmend zuruͤcktreten, wie der Geſichts—
winkel um ſo groͤßer wird, je hoͤher das Thier und die
Menſchenrage ſteht. Was iſt aber die Bedeutung aller die⸗
ſer Bewegungen der Geſichtsbildung durch das Thierreich
herauf? Iſt nicht das Zuruͤcktreten der Naſenbeine eine
Flexion der Kopfwirbelſaͤule, iſt nicht das Zuruͤckziehen der
Kinnladen eine Exſpirationsbewegung des Maxillarthorax?
Alſo beydes Contraction! Und denſelben Gang von Expan⸗
ſion zu Contraction oder von Dbjectivität zur Subjectivi—
tät, geht ihn nicht ebenfalls der Geiſt? Senſation und
Begierde ſind das Vorherrſchende im Thier, Denken im
Menſchen, und je höher Thier und Menſch ſteigt, deſto hoͤ—
her entwickelt ſich dieſes, deſto tiefer ſinken jene. Senſati⸗
on iſt aber der erpanfive, oder wenn man lieber will, der
objective Theil des Geiſtes, Begierde der erpanfive einer hör
hern Stufe deſſelben, waͤhrend Denken im Gegentheil ein
nach innen ſich wendender Prozeß des Geiſtes genannt wer⸗
den muß. Es folgt hieraus, daß ſein Einfluß auf Geſichts⸗
bildung nach jenem Geſetz der Homologie um ſo mehr jene
contractive Richtung auch feinem Spiegel dem Geſicht mit:
theilen muß, je mehr in ihm eine fubjectivere Richtung vor⸗
His 1822. Heft VII.
rn r
— nennen
810
herrſcht, was ſich auch durch jenes Zuruͤckweichen der Ma-
xillartippen und die Flexion des Endes der Witbelſaͤule
Schritt vor Schritt bewaͤhrt. Damit in Uebereinſtimmung
iſt es ferner, daß der Mund je höher ein Thier ſteigt, des
ſto kleiner wird. Reißende Thiere tragen in ihrem weiten
Rachen das Bild der vorherrſchenden erpanfiven Tendenz
auch im Geiſt, und ſelbſt die dem Menſchen am naͤchſten
ſtehenden Affen und die niederen Menſchenarten haben ho⸗
molog mit der Objectivitaͤt ihres Geiſtes die Mundoͤffnung
auffallend groͤßer, als der kaukaſiſche Menſch. Damit ſtim⸗
men ferner die Ausſpruͤche der beſſern Phyſtiognomiker, die
aus der Erfahrung ihre Säge entlehnten, überein. Nur
waͤre es einſeitig, zu behaupten, daß dieſer Contractivzuſtand
der Marillen und der Kopfwirbelſäule bloß Ausdruck jener
contractiven Richtung zu den höhern Geiſteskraͤften
hin fen; auch die Übrigen contractſven Geifteeeigenf&aften *
werden ihr Ueberwiegen dadurch ausdrucken koͤnnen, nur
mit Modificationen natuͤrlich, als da find: Furcht, Bee
ſcheidenheit, Mangel an Thatkraft ** und heftigen Leidens
ſchaften, * Neigung zur Melancholie, Verſchloſſenheit ꝛc.
Desgleichen iſt oft die Stellung und Geſtalt der Brau-
en, Lider und Augen nicht Folge der oͤftern Bewegung,
* Wenn ich die einen Affeste und Geiſteseigenſchaften con:
tractio, bie anderen erpanſiv nenne, fo iſt dieß naturlich
nicht zu beztehn auf die Bewegungen, welche fie an Kör⸗
pern hervorbringen, ſondern auf ihr Weſen und ihren
innern Charakter. Wenn ich Furcht oder Traurigkeit eine
Flexion oder Contraction des Geiſtes nenne, ſo bezieht
ſich dieß nur auf ihren phykognomifhen Ausdruck. War⸗
um ich nicht andere eingefuͤhrtere Woͤrter, z. E. poſitiv
und negativ oder excitirend und deprimirend ꝛc. ſtatt
dieſer neuen gewaͤhlt habe, mag mich entſchuldigen, theils
weil ihre Beziehung zu einander und ihr Weſen nur deut⸗
lich wird durch Betrachtung der Richtung und Bewegung,
welche in ihnen liegt, wodurch man nothwendig auf dieſe
allgemeinen Ausdrucke für bie Polarität der Bewegung ge⸗
fuͤhrt werden muß, theils und vorzuͤglich aber zwang mich
der Gegenſtand, der zur Theorie der Bewegung gehört,
dazu, indem das Hauptgeſetz des Conſenſus, das der Ho=
mologte, nicht klar aufgezeigt werden kann bey hinkenden
Symbolen, auch wenn weitere Beſchreibungen die Flexjons⸗
oder Extenſionstendenz in den deidenſchaften ꝛc. nachweiſen.
Daß ſch ferner bald Extenſion, balb Expanſion ꝛc, für ei⸗
nen und denſelben Begriff brauche, geſchieht auch nur die—
ſes Geſetzes halber, indem ich dadurch die Einheit aller
dieſer Erſcheinungen deutlicher zu machen glaube, ebenſo
wie ich im anatomiſchen Theil die Extremitätenmuskeln
modificirte Intercoſtalmuskeln genannt habe. Wem es auf
die Verſchiedenheit biefer Organe und Kräfte ankommt,
ſetzt auch die verſchiedenen Ausdruͤcke leicht wieder an ih⸗
ren umſchriebenen Platz. Mir kam es hier auf ihre Iden⸗
dität an. 2
* Cross p. 172. Where the jaws recede from the perpen-
dicular, there is a want of activity. p. 173. the more
the plane of thebrow stands before the plane of the face,
the more does pure intellect predominate over activity.
198. the world is not governed by meck - mouthed people.
The man whose lips so shroud up the jaws, that they
have no scope to gape and grasp at an object, is one
from whom neither danger need he dreaded nor enter-
prize expected: .
*** Cross p. 181. A face tapering into narrow jaws denotes a
character whose basis of animal appetites and passions
is feeble.
*
51 0
811
fondern reines Product des Bildungsproceſſes. In den nach
der Mitte zuſammenlaufenden und nach unten gerichteten
Augenbrauen kuͤndigt ſich zuweilen ſchon fruͤh eine Neigung
zur Melancholie an, die als krankhafte Neigung des
Menſchen von der Mannigfaltigkeit der Außenwelt in ſeinen
ſixen, beſchraͤnkten Gedankenkreis zuruͤckzugehen, ein treues
Abbild in jener contractiven Bildung der Brauen, ſo wie an
dem gebogenen Kopf und Rumpf hat. 0
In der Naſenbildung iſt dieſe Wirkung des Bildungs
proceifes einverſtanden mit dem Gtiſt noch deutlicher. Mann
und Weib ſtehen zu einander wie Expanſion und Contraction.
Im Mann waltet nicht allein im Bewegungsſyſtem die Extenſion
vor, während dem Weib ein Uebergewicht der Beugung, 3 E.
in der Neigung des Körpers nach vorn, verliehen iſt, fons
dern auch dem Hirn des Mannes iſt ein Uebergewicht ſei—
ner expanſiven Geiſteseigenſchaften, dem weiblichen hingegen
ein Uebergewicht der contractiven gegeben, was ich wohl
hier nicht weiter zu beweiſen brauche. Damit übereinſtim—
mend erhebt ſich die Naſe des Mannes ſtaͤrker nach der
Streckſeite des Ruͤckens, waͤhrend das weibliche Geſchlecht
in der Regel mehr eingedruͤckte (alſo flectirte) Naſen hat.
Romiſche Naſe gehört dem Mann, fein beſchnittene, klei⸗
ne eingedrückte dem Weib, und dieſe beyden find die
zwey Extreme der Naſenbeldung, wie Weib und Mann das
nach zwey Polen hin auseinandergelegte Geſchlecht ſind.
Und ſo bedeuten die verſchiedenen Formen der Naſen nach
dieſem Ueberwiegen des einen oder des andern Pols in dem
einzelnen Menſchen daſſelbe Vorherrſchen der homologen
Seite der Geiſteseigenſchaften, wozu die praktiſchen Phyſi⸗
ognomiker den reichhaltigſten Stoff darbieten. *
In derſelben Uebereinſtimmung mit jenem Geſetz der
Homologie findet man die Behauptungen der Pbypſiognomi⸗
ker uͤber die Bedeutung der einzelnen Formen der übrigen
Geſichtstheile, uͤber Auge, Mund, Kinn ıc., worin ich in
meiner frühern Abhandlung viele Beweiſe angefuͤhrt habe,
vie ich aber noch ſehr hatte vermehren koͤnnen. ““
— —
*
* Cross p. 177. Where the acmé of facial projection is situ-
ated in the nasal region, there predaceous energy is
the prominent partofthe animal character, where it is si-
tuated in the oral region, there appetites and passions
stand in the fore- ground of the animal character.
Cross p. 196. In a paroxysm of rage, the buccinators
contract, and the labial chink is lengthened, as if in
preparation to devour the object of rage. The same
leırsthening of the labial orifice, which, when tempo-
rary, announced a paroxysm of rage — when habitual,
betokens habitual irascibility. On the other hand the
more the orbicular muscle predominates over the buc-
cinators, and the shorter the labial chink, the more
benign is the animal temper. i
p. 185. A large under jaw projecting at the mouth
denotes stern rapacity; a large perpendicular under jaw
denotes strong animal selfishness; a large under jaw
with projecting chin denotes ambition — as if the huge
rapacious under jaw of the tiger receded at one place,
put stretched at an other into the insatıably ambitious
chin of Buonaparte.
812
Das Speciellere der Phyſiognomik muß aus dem phy⸗
ſislogiſch nähern Verhaͤltniß des ſpeclellen Theils zur ſpe⸗
ciellen Leidenſchaft erklaͤrt werden. Jedech möchte vorzuͤglich
bey Beurtheilung der ſpeciellen höhern Geiſteskraͤfte we⸗
niger das Geſicht als der Schaͤdel, ſo wie Gall es thut,
beruͤckſichtigt werden muͤſſen, da deſſen Bau zu dem Gehirn
und feinen einzelnen Theilen in einem nähern Verhältniß
ſteht, als das Geſicht, welches dem lebendigen Gemuͤth und
den Leidenſchaften verwandter iſt, als der abſtracten, kalten
Vernunft. a
Ein ſehr leichtes Verfahren, die Erſcheinungen
der Entzuͤndung zu beobachten;
mitgetheilt Ir
$ von C. F. Seuſinger.
Es iſt ſonderbar, eigentlich unbegreiflich, daß der bey
weitem arößte Theil der Mediciner von Univerſitaͤten zus
ruͤckkoͤmmt, ohne nur einmal den Blutumlauf unter dem
Mikroſkope beobachtet zu haben, da es doch wenigſtens drey
Collegia gibt, die jeder Mediciner hoͤrt, in denen er gezeigt
werden ſollte. In der Phyſik würde es deswegen am bes
ſten geſchehen koͤnnen, weil der Phyſiker gewöhnlich vom
Staate Inſtrumente erhaͤlt, die ih der Phyſtolog und Dar
tholeg nur durch eigene Aufopferungen verſchaffen kann,
weil er endlich mit jenen Inſtrumenten umzugehen gewohnt
it, und die Verſuche für ihn am wenigſte zeitraubend find,
Iſt es aber nun in der Phyſik nicht geſchehen, wie fol es
der Lehrer der Phyſiologie anfangen, feinen Zuhoͤrern einen
Begriff von einer Sache beyzubringen, die ſich in der That
weder beſchreiben, noch malen laͤßt, wenn er fie denſelben
nicht in der Natur ſelbſt zeigt? Wie kann aber der Patho⸗
log die gerinsſte krankhafte Erſcheinung erklären, wenn er
nicht bey ſeinen Zuhoͤrern Bekanntſchaft mit den Erſchei⸗
nungen des Blutlaufes vorausſetzen kann?
Daher ſcheint es mir nicht unzweckmaͤßig, wenn ich
hier kurz ein leichtes Verfahren angebe, die Phaͤnomene des
Blutlaufes und der Entzündung zu beobachten. .
Thiere, die man erſt anbinden, oder annageln muß,
paſſen nicht zur Unterſuchung des Blutlaufes, weil dieſer zu
ſehr geſtoͤrt wird; am beſten ſind einige Tage alte Froſchlar⸗
ven, an deren Kiemen man fihon die allgemeinſten Erfcheis -
p. 199. Depression of the middle part of the upper
lip is a descent of the social part of the animal charae-
terjover the rapacious. The more the upper lip descends
over the upper fore-teeih, the more condescending is
the social part of the animal character. A peak des-
cending from the middle of the npper lip bespeaks ani-
malsympathıy. On the contrary elevation of that part of
the upper lip which covers the front-teeth, is just a
preparation to bite. When the dog uncovers his upper
te th we at once say that he snarls. When man unco-
vers his upper tor teeth, he either snarls or sneers;
for man has the advantage of ihe dog inbeing a laugh-
ing as well as a biting animal,
„wählen.
lich die Arterien,
813
nungen des Blutlaufes fehr leicht wahrnehmen kann, Faber
zur Beobachtung der Entzüntung muß man den Schwanz
Man bringt die Larve mit ein Paar Trrsfen
Waſſer in das ausgeſchliffene Loch eines gewöhnlichen Glas—
ſchlebers unter das Mikroſkop, anfangs if fie ſehr unru⸗
hig und ſpringt hin und her, aber ſchon nach einigen Aus
geuoluden wird fie matter und bieibt oft Minuten lang ru⸗
dig liegen, ſo daß man ſie ruhig beobachten kann. Man
fiebt die Seiten des Schwanzes aus einer graulic = weiſſen,
unbeſtimmt koͤrnigten Maſſe gebildet, die hin und wieder
mit ganz feinen, ſchwarzen Pigmentkügelchen beſtreuet, mit
einer dünnen Oberhaut überzogen iſt. In dieſer koͤrnigten
Maſſe (Bildungsgewebe) ſieht man die Blutſtroͤmchen, naͤm⸗
welche aus einem Stamme entipringen,
welcher in der Mitte des Schwanzes laͤuft, und die Venen,
die ſich in einen ahnlichen Stamm ſammeln; fie zeigen ſich
als Strömchen einer weiſſen Fluͤſſigkeit, in der goldgelbe
ovale Kuͤgelchen ſchwimmen, man wird bald ſehen, daß
Dollinger Unrecht hat, wenn er das Blut mit laufenden
Eroſen vergleicht, denn es ut offenbar eine geſtaltloſe Fluͤſ⸗
ſigkeit vorhanden; aber eben jo ſcheint Rudolphi die Blut,
kuͤgelchen für viel zu beſtaͤndig zu halten, fie ſind in der
That in einer beſtaͤndigen Metamorphoſe, ſie zergehen in
Fluſſigkeit, und es bilden ſich neue aus der Fluſſigkeit; ſo
wird man auch bey einiger Gedult und Aufmerkſamkeit bald
bemerken, wie ſich Theile des Bildungsgewebes in Bewe—
gung ſetzen und als Blut fortfließen, dagegen anderes Blut
zu Bildungsgewebe erſtarrt und andere Erſcheinungen, die
auch Gruithuiſen, Dollinger, Schulz u. ſ. w. beſchrie⸗
ben haben. Im ganzen Schwanze ſieht man aber kein ganz
rothes Bit. 8
Nun nehme man eine etwas Marke Naͤhnadel, durch:
ſteche mit derſelben den Schwanz und bringe die Larve in
das Waſſer zuruͤck. Nach einiger Zeit * findet man die
Wunde mit einer ganz duntelrothen, bewegungslos ſtehen—
den Blutmaſſe angefuͤllt, die nach und nach noch immer
dunkler wird. Die Blutſtroͤmchen in dem geſunden Theile
kehren an dem Umfange dieſer Maſſe mit einer Schnellig,
keit um, daß man glauben ſollte, fie würden von ihr abge;
ſtoßen. Bald aber gewinnt die Blutmaſſe ein gekoͤrntes,
dem umgebenden Bildungsgewebe ähkliches Anſehen, man
unterſcheidet dunklere und hellere Stellen; iſt man jetzt recht
aufmerkſam, ſo kann man bald darauf ein unbeſtimmtes
Hinz und Herfahren der Körner bemerken, dann ift aber
auch gleich die Verbindung mit den benachbarten Biut—
ſtroͤmchen hergeſtellt, “ und die Thatigkeit der letzteren iſt
Ich gebe keine Zeit beſtimmt an, weil dieſe Perioden ſehr
verſchieden find; doch findet man nach 24 Stunden in der
Regel die Blutmaſſe noch ganz unbeweglich. Die Gelegen—
heit, dieſe Beobachtungen zu machen, verdanke ich übris
gens dem Herrn Hofrath Oken, der die Guͤte gehabt,
mir fein ſchoͤnes Mikroſtop längere Zeit zu leihen; eine
Gute, fuͤr die ich mich in der That fahr verpflichtet fühle,
Iſt die Wunde größer, fo werden ſich die ſich bewegenden
Theile wabrſcheimtich erſt in eigene, von den umgebenden
"unabhängige Blurſtromchen ſammeln ich habe dieß aber
nicht beobachtet, wahrſcheinlich wegen Kleinheit der Wunde,
ö A 814
hier viel größer als in irgend einem anderen Theile des
Schwanzes, der Stoffwechſel erfolgt nun in dem rothen
Fleck, wie in dem übrigen Bildungsgewebe, und nach einis
gen 1 85 iſt er in gewöhnliches Bildungsgewebe umge,
wandelt.
Will man den Blutlauf in einem Saͤugthiere beobach⸗
ten, ſo paſſen dazu die Flughaut und die Ohren der Fleder⸗
maus, in denen man ihn recht gut beobachten kann; übers
dieß kann man da noch ſehr merkwuͤrdige Erſcheinungen in
den Baͤlgen der Taſthaare bemerken, von denen ich nach⸗
ſtens an einem anderen Orte zu ſprechen Gelegenheit has
ben werde.
Waſſerhoſe.
Der verſtorbene Herr Maxwell (Edimb. philoſoph.
Journal) ſagt folgendes darüber;
In dem Augenblicke, wo ſich eine Waſſerhoſe bildet,
fenft fi ein Theil von einem Gewoͤlke, das anfangs was
gerecht ſtand, nun ſenkrecht auf das Meer nieder, in Ge-
fials eines umgekehrten Kegels; der Fuß dieſes Kegels if
der Wolke, die Spitze dem Waſſer zugekehrt.
Das Meer faͤngt ſchon ziemlich lange vorher an zu
ſieden, ehe die Spitze des Kegels es erreicht.
Der rauchaͤhnliche Dampf, welcher vom Meere auf—
ſteigt, erhebt ſich nach und nach über die Oberflaͤche und
erreicht endlich die Maſſt der Wolke, und nun bietet das
Phaͤnomen den ſchrecklichſten Anblick. a
Wenige Augenblicke vor dem gänzlichen Verſchwinden
der Waſſerhoſe zeigt ſich zwiſchen der erwähnten umgekehr⸗
ten Kegelſpitze und dem Meere eine dünne durchſichtige
Rohre, die da endet, wo das Meer noch immer kocht.
Dieſe merkwürdige Erſcheinung einer vertikalen, durch⸗
ſichtigen Roͤhre zwiſchen der Wolke und dem Meere hat
ſchon 1701 Herr Alexander Steward in Transact. phil.
angegeben. Er ſagt ſogar, daß man ganz deutlich das
Merrwaſſer mitten in der Röhre hinaufſteſgen fähe „gerade
fo wie der Rauch in den Schornſtein auffteigt.
Den 6. Septb. 1814 ſahe der engl. Marine⸗Capitaͤn
Napier (Mitglied der Edimburgher Geſellſchaft), Comman—
baut des Erne, eine Waſſerhoſe in einer Entfernung von
5 Kabeltau Länge. Der Wind blies nach und nach in ver—
ſchiedenen Richtungen zwiſchen W. N. W. und N. N. O.
Die Breite war 530%, 47 Nord., Länge 62°, 40“ von
Greenwich.
Beym erſten Erſcheinen ſchien die Waſſerhoſe den
Durchmeſſer eines großen Faſſes zu haben, ſie war cylin⸗
iſt dieſe aber groͤßer, ſo wird wieder die Beobachtung er⸗
ſchwert, weil man fie nicht ganz überſehen kann,
815
driſch und das Serwaſſer ſtieg raſch zu ihe auf; der Wind
führte fie ſuͤdlich. Als fie ungefähr auf eine Seemeile vom
Schiff war, blieb ſie mehrere Minuten ſtehen. Das Meer
ſchien an ihrem unteren Ende zu kochen und gab viel
Schaum. Betraͤchtliche Waſſermengen waren bis zu den
Wolken getrieben, man vernahm eine Art Pfeifen. Die
Maſſe der Hoſe ſchien eine ſehr raſche Spiral-Bewegung zu
haben, doch bog fie ſich bald in dieſer, bald in jener Rich
tung, je nachdem der veraͤnderliche Wind mehr oder wenis
ger gerade darauf ſtieß, der gerade da in wenig Minuten
nach und nach alle Puncte des Compaſſes umlief,
Als die Hoſe von neuem ſich fortzubewegen anfing,
war ihre Richtung von Suͤden nach Norden, d. h. gerade
dem Winde entgegen. Da nun dieſe Bewegung ſie gerade
auf das Schiff zuführte, fo nahm Kapitän Napier feine
Zuflucht zu einem von allen Seeleuten empfohlnen Mittel;
er ließ nehmlich mehrere Kanonenſchuͤſſe auf das Meteor
thun. Nachdem eine Kugel ungefähr auf den sten Theil
ihrer ganzen Hoͤhe, von unten gerechnet, durchfuhr, ſo ſchien
die Hofe horizontal in 2 Stuͤcke zerſchnitten zu ſeyn, und
jedes dieſer Stuͤcke ſchlackerte hin und her, wie von entge⸗
gengeſetzten Winden bewegt. Nach einer Minute versinigs
ten beyde Stuͤcke ſich wieder auf einige Augenblicke; dann
ging das Phänomen ganz aus einander und die darauf fols
gende ſchwarze, ungeheuere Wolke ſtroͤmte in Platzregen
herab.
Als die Kanonenkugel die Hoſe in zwey Theile zer⸗
riß, war ſie kaum eine halbe engl. Meile vom Schiffe ent⸗
ſernt. Der Fuß derſelben, fo nennen wir das Stuͤck der
Meeresflaͤche, welches kochend ſchien, hatte 300 Fuß im
Durchmeſſer. Der Hals der Hoſe oder der Abſchnitt, den
816
die in ein großes Stuͤck des den Himmel bedeckenden Ge⸗
woͤlkes aufwaͤrtsgehende Roͤhre bildete, war in dieſem Aus
genblicke nach Herrn Napiers Meſſungen 40 Grad Höhe
im Winkel. 8
Wenn man 2050 Fuß oder etwas uͤber eine Drittel⸗
Meile für den horizontalen Abſtand des beobachteten Puns
ctes von dem Schiffe annimmt, ſo findet man, daß die
ſenkrechte Höhe der Hofe oder dle Länge der aufwärts ges
henden Nöhre zwiſchen dem Meere und dem Gewoͤlke 1720,
Fuß war. Dieſe Beſtimmung iſt wichtig, denn ſie beweiſt,
daß das Waſſer in die innere Röhre nicht durch den bloßen
Druck der Luft aufſteigt.
Waͤhrend der ganzen Dauer des Phaͤnomens war we⸗
der Blitz noch Donner. Das Waſſer, welches aus den
Wolken auf das Schiff fiel, war ſuͤß. Kurz vor dem gänzs
lichen Verſchwinden der großen Hoſe bemerkte man in Suͤ⸗
den 2 andere kleinere, die aber faſt ſogleich verſchwanden.
Die von Maxwell beſchriebenen Hoſen fingen in den
Wolken an, die ſich Eegelförmig herabſenkten, ehe noch
das Waſſer von unten auf in Bewegung zu gerathe
ſchien. f
Die hier beſchriebene entſtand auf der See ſelbſt und
lief eine ganze Strecke nach Suͤden, ehe ſie die Wolken
erreichte und deren Ausdehnung bewirkte. Da das auf dem
Schiffe Erne aufgefangene Waſſer vollkommen füß war, fo
kann man wohl natuͤrlich annehmen, daß das von der Hoſe
bis zu den Wolken hinaufgetriebene Waſſer nur in geringer
Maſſe in den nach dem Verſchwinden der aufwaͤrts ſteigen⸗
den Saͤule herabfallenden Regen uͤberging.
VIII.
Bericht uͤber alte Handſchriften vom Bibliothekar Jaeck zu Bamberg.
Obgleich der Archivar Oeſterreicher zu Bamberg ſchon
von Jugend an wegen feiner notoriſchen Geiſtes Armuth
von den gelehrten Stadtbewohnern nur mitleidig beruͤckſichtigt
wurde; obgleich ich feine literariſche Nullitaͤt in meiner
Antwort auf ſeine Anzeige meiner Geſchichte Bambergs ſehr
umſtaͤndlich und unwiderleglich erwieſen hatte; obgleich er
auch noch nicht einmal einen weſentlichen Theil der Ger
ſchichte Bambergs nur ſkizzirt — viel weniger die ganze —
ungeachtet ſeines Berufes liefern konnte; ſo erlaubte er
ſich doch, mir den Gebrauch alter Acten und Urkunden
ſelbſt in Fällen, in welchen ich vom Reichsarchive beſonders
authoriſirt war, auf alle nur mögliche Weiſe zu erſchweren.
Ich mußte dadurch alle Luſt zum ferneren Erforſchen der
hiſtoriſchen Verhaͤltniſſe Bambergs, welchen ich mehr als
20 Jahre meine meiften Nebenſtunden gewidmet hatte, vers
lieren, was ihm um fo lieber war, ſeitdem ich mir durch
mein Pantheon ein Denkmal geſtiftet hatte.
Kaum war ich im Juni 1821 nach Oeſterreich gereiſt, fo
nahm er ſich die Freyheit, die Nachſicht meines Subſtitu—
ten zu benutzen, ſich mit ſeinem Regiſtrator Dorn — die⸗
ſem einzigen Hebel ſeines Thuns — auf der koͤnigl. Biblio—
thek in die Sammlungen und Regiſter der Handſchriften
einzuſchleichen, und an die Direction der Geſellſchaft fuͤr
Geſchichtkunde ſolche Berichte uͤber ſeinen vermeintlichen Fund
zu erſtatten, daß ſachunkundige Leſer der im dritten Bande
derſelben abgedruckten Correſpondenz glauben konnten, die⸗
fer einfättige Menſch habe auf der koͤnigl. Bibliothek erſt
entdeckt, was daſelbſt für das hiſtoriſche Publicum Inter⸗
eſſe haben moͤchte.
Sowohl zur Beſeitigung dieſes Irrthums, als auch
wegen der im Archive vergeſſenen Erwaͤhnung meiner fruͤhe—
ren Beſchreibung der nehmlichen und anderer Codices, ſehe
ich mich veranlaßt, einen Theil meiner an die Direction
der Geſellſchaft für Geſchichtkunde erſtatteten Berichte durch
die Iſis dem Publicum mitzutheilen.
Verzeichniß der mir in öffentlichen und Privatbiblio⸗
theken zu Gebot ſtehenden Handſchriften:
A. 1. Vita s. Ottenis Episcopi Bamberg.
2. Menologium Abbatiae Langheim ord. Cist.
Sſis 1822. Het VI.
3. Chronicon Abbatiae Langheim, ab ejus fun-
datione a. 1132 usque ad saecularisationem a.
1803.
4. Chronicon Abbatiae s. Michaelis ord. s. Bene-
dicti prope Bambergam.
5, Andreae Lang, Abbatis monasterii s. Michae-
lis, legenda sanctorum ord, s. Benedicti.
6. Vita s. Juliani martyris.
7. Gesta a creatione mundi usque ad Henricum
VII. Imp.
8. Pauli Diaconi historia.
9. Vita s. Remigii, Remacli et Hugonis Episc.
10. Historia Richerii monachi.
11. Victor Vticensis de persecutione Vandalica sub
regibus Genserico et Hunerico.
12. Vita B. Philiberti et Aichardi Abb.
1
B. 1. Alcuini Flacci l. 4. de virtutibus ad Widonem
Com.
2. Juliani Episcopi Toletani prognosticon futuri
saeculi, quod e graeco in latinum transtulit
Paulus diaconus Neapolis Ecclesiae.
3, Leonis P. excommunicationes adversus «os,
qui bona ecclesiae diripiunt.
4. Fundatio Episcopatus Bambergensis.
5. Non nulla de Leupoldo Episcope de Beben-
burg.
6. Series Episcoporum Bambergensium usque ad
Leopoldum de Bebenburg.
7. Memoria Henrici II. Imp. et s. Cunegundae
uxoris, primorum Episcoporum Bamberg. et
Canonicorum, Ottonis Ducis.
8. Missale nitide pictum, cui desunt nomina ss.
Henrici et Cunegundae.
9. Pontificali Rom. Bamb. adscripta est: series
Episcoporum Bamb. usque ad Lambertum de
Brunn. Saec. XIV. -
53
819
10. Pontificale ipsius s. Ottonis Episcopi Bamb.,
traditum monasterio s. Michaelis in monte mo-
nachorum. Fol. Saec. XII.
11. Regel für die Brüder des deutſchen Hauſes zu Je⸗
ruſalem, in ſehr altem Dialecte. 4.
12. Ansegisi Abb. capitularia Caroli M. Fol. Saee.
IX. vel X.
13. Acta Concilii Aquiseranensis sub Ludovico Pio
Imp. a. 816 habiti. 4 Saec. IX.
14. Concilium Moguntinum, Wormatiense et
Chalcedonense. 4. Saec. IX. vel X.
15. Catalogus Pontificum usque ad Stephanum
(Ambiguum est quem P. auctor intelligat. Ex
saec. X. nullum Pontiſicem commemorat). Fol.
Saec. IX. vel X.
16. Chronica ad a. 717, variante manu scripta;
alia ad a. 1255 se extendens et seriem Pontiſi-
cum exhibens; alia ab initio mundi usque ad
- Agrippam regem. Fol.
17. Chronicon ab exordio mundi ad a. 982, scrip-
tum ab aliquo monacho s, Vedasti in Gallia
Belgica. Fol.
18. Chronicon breve sine historiis,
collectum usque ad a. 1137, 4.
ex Sigeberto
19. Adami Clerici Claremont. flores historiae univ.
Fol.
20, Series Episcoporum omnium totius mundi 4.
21. Beſchreibung des Jungfrauen = Klofters zu Himmels:
kron bey Kulmbach, in mit iltuminirten Wapen un:
terbrochenen Reimen. 4. Perg,
22. Mappa mundi. Frovinciele
continens Episcopatus orbis
Romanae curiae
Fol. Saec. XIV.
23. Pauli catalogus haereticorum usque ad Beren-
garium. 8. a
a4. Spartani vitae diversorum principum a D. Ad-
riano usque ad Numerianum. Fol.
25. Urbarpuch der Pleg Friburch. 4. Perg.
26. Ambergs Stadt-Chronik. 4. Pap.
7. Augustini de Ancona tract. de ortu, statu et
fine Rom. Imperii. 4. Pap. per lo. Frickenhau-
sen 1445.
28. Bildhusani monasterii fundatio. 4.
29. Catalogus Episcoporum Bamb. a fundatione
Ecclesiae usque ad a. 1465, cum catal, haere-
sum. Fol.
30. Chronik des Krieges zwiſchen dem Markgrafen Al⸗
brecht von Brandenburg und dem Rath zu Nurnberg.
1439. Fol.
31. Cisterciensis Ordo s. tabula monasteriorum
fundaterum ab a. 1098 ad saec. XVI.
52. Fragmenta a) de initiis ecclesiarum et möna-
steriorum Norimbergae, b) de Episcopis Passa-
820
viensibus, c) de Episcopatu Wirceburgensi, d)
de historia civitatis Norimb. Fol.“
35. Genealogia s. Henrici Imp. ex chronico Euse-
bii, cum illa plurim. regnorum, principum et
comitum. Fol.
54. Georg Friedrichs des Markgrafen zu Brandenburg
Fundation der Heilsbronner Schule. Fol.
55. Historia Pontificum et Imperatorum. 4.
6. Hussitarum errores et litterae quaedam. 4.
. Ioannis Episcopi Argentin. decretum a. 1374. 4.
g. Decreta contra judaeos, Herbipoli lata a. 1451. 4.
. Legendae s. Henrici Iınp., Cunegundae virei-
nis, ac Ottenis Episcopi Bamb, cum catalogo
Episcoporum Bamb., Pontiicum et Imperato-
rum. Fol. i
1
I
© 0ı 01 0
Ne)
40. Notitiae hist. super diem et locum natalem -
ac mortis plurium sanctorum ac Pontiſicum. 8.
41. Nuͤrnbergs Anfang und Urſprung. Fol.
42. Nuͤrnberger Chronik. Fol. u. 4. {
45. — — vom Urſprunge bis 1820, bis
1552, 1576, 1584, 1595, 1603, 1620. Fol. in
mehr als 30 Exemplaren.
Hans Ludw. Pfinzings Reiſebuch. 4.
4
45. Ruperti, comitis Palat., Administratoris Eccle-
siae Ratisbon., statuta pro ejusdem dioecesi
promulg. a. 1467 Fol.
46 Salzburger Erzbiſchoͤfe bis 1580 Fol.
47. K. Siegmunds Decret wegen der Pfalzburger, Worms.
z *
1232.
48. Thuͤringen, oder Doringiſche Chronik bis 1587. 4.
49. Tabulae hist. usque ad saec. XVII. 4. 8
50. Bericht von des Stiftes Waldſaſſen Henkergeld. F.
51. Eragmentum de Episcopatu Wirceburgensi. F.
52. Würgburger Chronik. F. 8
55. — — — bis 1495 F.
54. — — — von dem, was ſich unter
Conrad III. und 1519 ereignet. F.
55. „ von 1496 — 1545. F.
56. — — — bis 1556. F.
57. — — — bis 1563, 1573, 1599. F.
58. Adelberti, Diaconi Babebergensis, liber de vi-
ta et gestis s. Henrici Imp. et s. Cunegundis. 4.
Saec. XV. 5
59. Jac. Ayrers kurze Geſchichte der Biſchoͤfe von Bam⸗
berg in Verſen. Nbg. 1599. 4.
60. Bambergenses Annales ad a. 1599. Fol, et 4. in
mehreren Exemplaren. ö
61. Banthensis olim castri, hodie monasterii situs
et facies, ac quomodo ad marchiones Yohbur-
genses sit deyolutum. 4. ö
— —
821
62. Chronik der Bamberger Biſchoͤfe v. oo - 1880. F.
63. Cygnei Io. epitome annalium Bamb. usque ad
1604.
64. Andreae (Lang) Abbatis in monte s. Michaelis
vita Fpiscoporum Bamberg. ad a. 1497.
65. 5 chronicon dioeceseos Bamber-
gensis et monasterii s. Michaelis prope Bam-
bergam. Saec. XV.
—— — Legenda s. Ottonis Episc. Bamb.
1499, et quidem in pluribus copiis et interpre-
tationibus. Fol. 4.
67. Statuta civitatis Bambergensis.
cathedralis. Fol.
68. Synodalis constitutio facta Bambergae 1457.
69. Aencae Jylvii epistolae, in duplo — tractatus
de miseria Curialium etc.
66.
Item Ecelesiae
Die Handſchrift von Victor Vticensis de persecu-
tione Yandalica iſt wahrſcheinlich vom IX. Jahrhunder—
te, — ſtimmt mit Mabillon de re dipl. p. 365. N. 2.
Ex alio Cod. Colbertino überein, hat 88 Quartblaͤtter
von 8 Zollen in der Hoͤhe, 6 Zoll in der Breite, und auf
jedem derſelben 20 ganz durchlaufende Zeilen, iſt vom An—
fange bis zum Ende in ganz gleichen Lettern und mit einer
ſchwaͤrzlichten Tinte geſchrieben. Ihr Inhalt ſtimmt mit
der Ausgabe: Delibatio Africanae historiae Eccles. s.
Optati Mileuitani L. VII. ad Pırmenianum de schis-
mate Donatistarum. Victoris Vticensis L. III de per-
secutione Vandalica in Africa, annot. ex Fr. Baldui-
ni I. C. comm. rerum Eccl. Paris. 1559. 8. ap. Mich.
Sonnium. von pag. 1 bis 55 bis auf kleine Variationen
einzelner Worte ganz uberein. Nur hat ſie eine 45 Zeilen
ſtarke Vorrede, welche der Pariſer Ausgabe fehlt. Sie be—
ginnt mit den Worten: Incipit prologus. Quondam
veteres ob studium sapientiae enucleare atque scisci-
tari assidue minime desistebant etc., und ſchließt qui
monetarios possit solidos picturare. Incipit historia etc.
Von einer fpäteren Hand iſt der leere Raum des
38ſten Blattes zum Theile uͤberſchrieben: IP ex libro
quıdrasinta beati (Fregorii omelia eiusdem in natalem
beati Andreae apostoli etc. Auf der Kehrſeite unten
ſteht mit rother Tinte: Explicit Storia Africana, In-
eipit Storiae Romanae Liber Primus.
Hier beginnt Eutropius mit anfangs etwas kleineren
und viel bleicheren Lettern, unter außerordentlichen Varianten,
welche dem Publicum vorgelegt werden ſollen, vom Zoſten
bis auf das 194ſte Blatt. Auf deſſen rechter Seite unten
ſteht:
Explicit Liber decimus.
Huc usque historiam Eutropius composuit, cui ta-
men aliqua Paulus Diaconus addidit.
Incipit Liber Undecimus.
Von dieſem folgen 6 unvollftändige Bücher, von der
Kehrſeite des 194ſten bis 247 ſten Blattes, in denſelben
822
Lettern und Farben, wie Victor Veicensis. Nach genauer
Vergleichung mit der Ausgabe: Ex Recoęn. Des. Eras-
mi Roterodami. Basil. 1518. Fol. p. 520 et seq. (alle
anderen älteren Auflagen der koͤnigl. Bibliothek ſind ſo eben
verliehen) ergeben ſich Unterſchiede in der Orthographie der
eigenen Namen, welche manchmal ganz anders lauten, wie
auch der Zeit- und Bindewoͤrter; in der Abtheiluug der Saͤ⸗
ge, Hauptſtuͤcke und Bücher ſelbſt. Obgieich im Ganzen
eine ziemliche Uebereinſtimmung zwiſchen dem Codex und
dieſer Ausgabe ſtatt findet, ſo wird doch oͤfters durch ein
anderes Wort, z. B. intererat ſtatt intereat, ein gan
entgegengeſetzter Sinn herbeygefuͤhrt. Alle in der Druck
ſchrift befindlichen Zahlen find im Codice durch Worte aus—
gedruͤckt, woraus auch oͤfters eine Verſchiedenheit ſich ergibt.
Das 8. (reſp. 18.) Buch fehlt ganz; und vom zten noch
ein Blatt, indem der Codex ſich mit den Worten endigt:
„Qui parcere Romanis cupiens, per totam noctem
clangere bucinam“ (nach der Druckſchrift p. 548. 3 14.)
Von außen iſt uͤbrigens dieſer Band, wie alle ehe—
malige Codices des Domcapitels mit deſſen Wapen, mit
dem des Domdechants Hector von Kotzau, und des be—
ruͤhmten Erasmus Neuſtetter — genannt Stuͤrmer — fers
ner mit dem alten Bibliotbek-Zeichen H. 6 verſehen. Der
Einband iſt 200 Jahre alt. 5
Der zweyte Coder aus dem Bambergiſchen Domcapitel
mit dem alten Zeichen H. 7, von 13 Zoll in der Höhe
u. 10% 3. in der Breite, enthält einen von den Abdruͤcken
ſehr verſchiedenen Eutrop. wovon jedoch das erſte Buch
und die erſten 8 Hauptſtuͤcke des zweyten Buches fehlen.
Auf der letzten Zeile der Kehrſeite des 73ften Blattes heißt
es: Explicit Lib. XI. Incipit Lib. XII. Anno ab ur-
be condita millesime centesimo octavo decimo Va-
lentinianus etc., womit das Werk von Paulus Diaco-
nus auf dem 74lten Blatte anfängt, und bis zum Ende
deſſelben Bandes auf das 178ſte Blatt fortlaͤuft, deren je—
des 36 Zeilen in nicht geſpaltenen Columnen hat. Die
Vergleichung geſchah mit der im erſten Bande von Muras
tori (Mediolani 1723) befindlichen Ausgabe von pag. ge
bis 179. Im Verlaufe des ganzen Werkes finden ſich
wieder viele Varianten an der Conſtruction der Saͤtze, an
einzelnen Worten, welche weder in Muratori's Haupttexte
noch in deſſen Noten vorkommen. Ein bedeutenderer Un—
terſchied ergibt ſich p. 97 — 101, wo unſer Codex zwar
mit Muratori's Notentexte uͤbereinſtimmt, aber p. 100 in
der rechten Spalte nur noch von: Cessante bis Zenonis
excessum — dann von Eo tempore bis His ipsis, und
endlich von Quod adspiciens bis suscepit. Aller übrige
Text iſt von dem Codex verſchieden, welcher auch mebrere
Sätze enthält, als die Druckſchrift. Eben fo verhält es
ſich auf deren linken Spalte v. p. lor unten, wo der Arti—
kel: Anastasius erſt in den 4 letzten Zeilen wieder mit
dem Codex uͤbereinſtimmt.
Nach dem Schluſſe von: „Leo. Postera vero die
bis Adrianopolim cepit“ folgt im Coder noch: Expli-
eit Lib. XXVI. historiae Romanae feliciter. Hierauf
noch ein kurzes Regiſter, als: Primus Romanorum
principatum singulariter obtinuit Caius Julius Cae—
sar, a quo Caesares caeteri Imperatores appeilati
*
823
sunt, quique reenavit annos quatuor mensibus sep-
tem. Post luum Romanis imperavit Caesar Octa-
vianııs Augustus etc. bis Diocletianus annos viginti;
das naͤchſte Blatt fehlt.
Wird der Codex verglichen mit Mabillon de re dipl.
Pag. 307. N. 1 et 2, indem die vorausgehenden und ſpaͤ⸗
teren Zlaͤtter mit größeren Lettern geſchrieben ſind, ſo
möchte ſich die Wahrſcheinlichkeit für das zehnte Jahrhun—
dert ausſprechen.
Der dritte Band von 331 Blättern enthält viele
B uchſtuͤcke von Schriftſtellern, welche groͤßtentheils in mei
ner Ausgabe der Claſſiker zum Vorſcheine kommen werden.
Der Coder iſt nach anliegendem Fac- Simile I, vergli⸗
chen mit Mabillon de re dipl. p. 369 N. 2. Ex Codice
regio, waheſcheinlich aus dem Irten Jahrhunderte. Er hat
15½ Zoll in der Höhe und 12 Zoll in der Breite, durchs
aus gleiche Schriftzuͤge in geſpaltenen Columnen und 80 —
31 Zeilen. Nach einem abgekuͤrzten Sextus Aurelius Vic-
tor, und nach einem in weniger gutem Latein verfaßten
Cutrop, welcher von allen Abdruͤcken ganz verjchieden iſt,
folgt auf der Kehrſeite des 5zften Blattes:
Nunc usque historiam Eutropius composuit, cui
tamen aqua Paulus Diaconus additit jubente Domna
Athelberga christianissima, Beneventi ductrice, con-
juse Domini A.. . . chis sapientissimi et catholici prin-
cipis. Ista alia, quae sequuntur, idem Paulus Diaco-
nus ex diversis auctoribus composuit.
Anno ab urbe condita millesimo centesimo octa-
vo decimo Valentinianus Imperator est factus a militi-
bus apud Niciam. In dieſer Form geht der mit keinem
Abdrucke uͤbereinſtimmende Text bis auf die Kehrſeite des
66ſten Blattes fort, und endigt im erſten Kapitel des 18ten
Buches mit den Worten: Veniens idem Narsis ad Ita—
liam magnum certamen habuit pugnando cum Gothis,
et prope ad mortem deduxit illos, regemque corum
Totilam occidit, qui super decem annos regnavit, et
universam Italiam sub potestate ipsius imperii revoca-
vit.“
An dieſes ſchließt ſich auf der nehmlichen Spalte an:
Incipit Gregorii l'uronensis historia.
Est in terra civitas de Asia, quae dicitur Troja;
homines autem, qui ibi habitabant fuerunt fortissimi
bellatores etc., und endigt ſich auf der linken Spalte des
S3ſten Blattes mit den Worten: Franci vero consilio
accepto Warantlionem virum illustrem in loco ejus,
jussione regis, majorum demo palatii constituunt,“
welcher Tert groͤßtentheils mit der zu Hannover typ. We—
chel. 1615 Fol. erſchienenen Ausgabe von S. 57 bis 83
uͤbereinkommt. Nach einer leeren Zwiſchenſpalte des 85ſten
Blattes folgt ohne Ueberſchrift die Fortſetzung von Jornan-
des „Lib. I. de regnorum ac temporum successione:
It gue hung diem fastis Romam dampnavit fuso exer-
citu Galliae, Jam moenibus urbis adpropinquabant,
ubi pene nulla erant praesidia. Tune isitur, sicut
nunguam alias apparuit illa Romana vera virtus, jam
primum maiores natu amplissimis usi honoribus in
TE — — — BE FL End on
21
foro coeunt etc., und endigt auf der zweyten Spalte des
zo4ten Blattes mit den Worten: Item eum Gepidis,
aut certe Mundonis, cum Gothis pugnavit, in qui-
bus ambobus antores belli pariter corruerunt. Hi
sunt casus Romanae reipublicae prater instantia quo-
tidiana Bulgarum, Ancium et Slavinorum, et siquis
scire cupit annales, consulum seriem revolvat sine
fastidio, reperietque dignam nostris temporibus
rempublicam T'hraciae, scietque, unde orta, quomo-
do aucta, qualiterve sibi cunctas terras subdiderit, et
quomodo eas iterum ab ignavis rectoribus ammiserit.
Quod et nos pro captu ingenii breviter tetigimus,
quatenus diligens lector latius ista legendo cognoscat.
Explicit. 1
Im Vergleiche mit der Frankfurter Ausgabe roͤmiſcher
Geſchichtſchreiber 1588 fol. p. 644 — 658 find alle Sei-
ten ſowohl in der Sprache als in der Ordnung der Säge
außerordentlich verſchieden.
Nach einer Zelle Zwiſchenraumes beginnt ohne Ueber⸗
ſchrift die Vorrede zu Jornandes Getarum seu Gotho-
rum origine et rebus gestis ad Castalium wie in Mura-
tori J. p. 191: Volente me parvo etc.
Das Werk ſelbſt eröffnet ſich mit den Worten: Ma--
jores nostri, ut refert Orosius eto., und läuft durch 10
Blaͤtter, ohne Abtheilung in Hauptſtuͤcke, ganz ununterbro⸗
chen fort, bis zum Ende des 17. Hauptſtuͤckes reddidit
rariores. Dann fehlt ein ganzes Blatt, auf welchem der
Schluß des 17., das 18. und 19., nebſt dem Anfange des
zwanzigſten Hauptſtuͤckes bis zu den Worten: quibus Asiam
transierunt, fehlen. Vom zoften bis zum Ende des 24.
vindicantes Hermanrici latus ferro petierunt, geht
der Text wieder fort; dann fehlt ein Blatt, auf welchem
der Reſt des agſten, das ganze 25. und 26ſte nebſt dem
Anfange des 27ſten Hauptſtuͤckes bis ad fortia provoca-
vit ſteht. Vom 27. bis zum Goſten Hauptſtück fehle nichts
mehr; der Text ſchließt ſich wie bey Muratori p. 221 mit
dem Worte: exponens.
Weſentliche Luͤcken finden ſich in den einzelnen Haupt⸗
ſtuͤcken nicht; auch iſt der Inhalt der Handſchrift mit Mu⸗
ratori's Ausgabe ganz gleichfoͤrmig dem Sinne nach; in
Worten aber ſo verſchieden, daß eine ſehr genaue Verglei⸗
chung und Ausſchreibung beyder wohl vorgenommen zu wer
den verdient, woraus fich viele Varianten ergeben moͤchten,
welche ſich in Muratori's Noten bey weitem nicht finden,
Unmittelbar an dieſes Werk, welches mit „Deo Gra-
tias. Amen“ endigt, ſchließt ſich ein anderes ohne Ueber⸗
ſchrift auf 58 Blättern an, nehmlich: Pauli Warnefridi
Diaconi .Forojuliensis Libri VI de gestis Longobar-
dorum,
Vor jedem dieſer 6 Bucher iſt ein Inhalts Verzeich⸗
nik der darin enthaltenen Kapitel. Da aber dieſe nicht
gleichheitlich mit der Druckſchrikt abgetheilt find, fo kann
auch jenes nicht mit der letzteren uͤbereimſtimmen. Zwiſchen
dem 155. und 155ſten Blatte fehlt eines, worauf die erſten
zwey Drittel des ⸗6ſten Hauptſtuͤckes vom nritten Buche,
nehmlich von qui post praedas et incendia bis fecit pa-
4
825
cem per mum annum, fehlen. Das Zäſte Hauptſtuͤck
des IV. Buches hat nur 10 Zeilen, es fehlet alſo faſt ganz,
obgleich die Abtheilung der Hauptſtuͤcke in der Ordnung
fortlaͤuft. Im fünften Buche find das 7. 8., 9., 29., 30.
51., 32., 53. Hauptſtuͤck der Handſchrift voͤm Abdrücke ſehr
verſchieden. Auf der Vorderſeite des 191. Blattes endigt
ſich das ſechſte Buch dem weſentlichen Texte nach wie bey
Murateri; der Varianten gibt es aber fo viele auch hier,
wie oben bey Jornandes. Mancher Satz iſt anders bon,
ſtruirt, mancher kuͤrzer, mancher langer gefaßt; einige Ma—
le finden ſich ganze Saͤtze, welche im Abdrucke fehlen. Die
Letternform und Zeilenzahl iſt uͤberall gleich und die ganze
Handſchrift ziemlich leſerlich.
Ohne Unter- und Ueberſchrift ſchließt ſich nach einem
ſchmalen Zwiſchenraume an: Ventorum quatuor cardi-
nales sunt. Primus cardinalis Septemtrio etc. und fo
noch 2% Spalte. Nach einer leeren Seite heißt es: In-
cipit prologus libri Alexandri. Certamina vel victo-
rias excellentium virorum infidelium ante adven-
tum Christi, quamvis extilissent pagani, bonum et
utile est omnibus christianis ad audiendum etc. Nach
dieſer Einleitung folgt auf dem naͤchſten Blatte: Incipit
nativitas et victoria Alexandri Magni. Sapientissimi
namque Aesyptiorum scientes mensuram terrae, at-
que domantes undas maris, et coelestium, id est, stel-
larum ordinem compntantes etc., und endigt auf der
Kehrſeite des 27ſten Blattes mit den Worten: Duodeci-
ma (sc. civitas) Alexandri M., quae dicitur Aegyp-
tus. Hic finit vitam suam Alexander M. atque mira-
bilis rex. a
Auf der zweyten Spalte deſſelben Blattes folgt: In-
Gpit commonitorium Palladii. Mens tua, quae sem-
per amat discere, et semper est accensa in amore sa-
pientiae etc., und endigt nach 2 Blättern mit den Wor⸗
ten: Qui cum esset de genere servili propter magnam
sapientiam, quam habuit, ad maximum pervenit ho-
norem temporibus Heronis Imp., qui Petrum erucifi-
gere et Paulum decotlari jussit.
Nach einer leeren Zwiſchenſpalte folgt auf dem 22 2ꝛſten
Blatte: Dindimus nomine Bragmannorum Magister,
vitas eorum referens, haec locutus est. Alexander
Imperator, cum ei non sufliceret imperium Macedo-
niae etc., und endigt nach zwey Blättern mit: neque ul-
lam gloriam sperare, quae promittitur in futuro sae-
euto. Incipit epistola Klexandri regis ad Dindimum
regem. Per multas vices nuntlatum est nobis, quod
wita vestra et mores separäti multum essent ab allis
konrinibus etc,, und endigt: et tu Magister cognosce-
res sollicitudinem et ingenium atque studium animi
mei. Explicit epistola Alexandri regis Magni Macedo-
vum ad Magistrum suum Aristotelem.
Nach einer Zeile Zwiſchenraumes folgt auf azäſter
Seite: Incipit prologus historiae eccles. gentis Anglo-
rum Ven. Bedae presbyteri, welche mit der editione
Jovaniensi 1566. 12. ziemlich genau uͤbereinſtimmt.
Die 2 letzten Blätter handeln: De aetatibus mundi.
etas prima. Adam cum esset circa triginta anno-
Iſis. 1822, Heft VIII.
——
826
rum, genuit Seth efe., und enolgen: Frunf signa in so-
le, luna et stellis: neque enim tale signum pro iniqui
dere morte in universo mundo Dominus osten-
eraf.
Nach einer halben Spalte leeren Raumes ſtehen noch
die Worte:
Codicis hanc partem Pauli conscripserat Igo,
Praesulis Arnulphi promtus pia jussa secutus.
Der Codex, welcher uͤberſchrieben iſt: Historia saty-
rica gestarum rerum regum atque regnorum et sum-
morum pontificum, a mundi exordio usque ad Hen-
ricum VII. iſt nach feinem Schluſſe aus dem 14. Jahr⸗
hunderte.
Nach der Vorrede wird de productione extrinseca
ek intrinseca — de creatione mundi — de diversitate
linguarum — de nativitate Abrahae — de oblatione
Melchisedech — de Joseph et sibi contemporaneis —
de benedictionibus Nephtalim — de submersione Pha-
raonis etc., p. 18 de Remae edificatione, p. 21 de Cy-
ro et sibi contemporaneis a. 3428 — p. 30 de
punico bello Carthaginum — p. 32 de mirabili vi-
sione Alexandri — de Ptolomaeo p. 35 b. — de bel-
lo Tarentinorunn — de bello Numantiano p. 42 — p.
58 de his, quae contiserunt tempore nativitatis Chri-
sti — p. 64 de praedicationibus Johannis Bapt. — p.
7ı de ascensione Christi in montem et electione 12
Apostolorum — nach vielen theol. liturg. aſcetiſchen Zwi⸗
ſchenſaͤtzeu, p. 137 de duobus discipulis ambulantibus in
Emaus — p. 165 de imperio Diocletiani et ejus con-
temporaneis — p. 174 de baptismo Constantini — p.
176 de Machario Alexandrino — p. 188 de origine
Vandalorum et Gothorum — p. 198 de Attila rege
Hunnorum — p. 205 de morte Justini et Lotharii —
p. 210 de imperio Constantini — p. 213 de imperio
Leonis — p. 217 de imperio Caroli Calvi et ejus con-
temporaneis — p. 219 deimperio Henrici et ejus con-
temporaneis — p. 222 de imperio Conradi secundi —
P. 225 de vigore Gregorii FP. — de Henrico IV. — p.
225 de gestis Hispaniae — p. 227 de peregrinatione
Galterii et suae comitivae usque ad Constantinopolim
— p. 228 de peregr. Gothofredi ac Hugonis Magni —
p. 250 de Antiochia civitate ejusque obsidione — p.
232 de imperio Henrici V. — Pp. 254 de imp. Lotha-
zii — p. 259 de s. Malachia Archiepisc. — p. 242 de
martyrio 8. Thomae — p. 244 de Henrico VI. et sibi
contemporaneis — p. 25: de ordine s. Dominici et
legatione XII abbatum contra haereticos — de impe-
rio Ottonis IV. et sibi contemporaneis — de Almeri-
co haeresiarcha — de imp. Friderici II. et sibi cont.
— p. 255 de confirmatione ordinis praedicatorum —
p. 254 de humilitate et obedientia — p. 259 de qui-
busdam gestis trium regum circa a. 1511 — p. 262 de
imperio Landgrafii ducis Thuringiae — p. 263 de imp.
Guilelmi Comitis — p. 264 de vita B. Clarae et ejus
paupertate — p. 265 de Carolo I. dante regnum Sici-
liae — p. 266 de s. Ludovico rege — de imp. Ru-
52 ö
827
dolphi — p. 267 de quibusdam gestis inter Nicolaum
III. P. et Imperatorem — p. 268 de quibusdam gestis
et canonisatione Coelestini V. — p. 269 de imp. Hen-
rici VII. a. 1308. Nach genauer Vergleichung vieler Ras
pitel, welche ſelten den Raum einer Seite einnehmen, mit
den beſten Chroniſten habe ich nur einige Uebereinſtimmung
mehrerer Kapitelstheile mit Sigebertus Gemblacensis
gefunden. So oft auch Legenden und moraliſche Belehrun—
gen dazwiſchen laufen, ſo moͤchte doch einſt der Codex, trotz
des muͤhſamen Durchleſens, wenigſtens vom 10. — 11.
Jahrhunderte an, von Wort zu Wort unterſucht zu ers
den verdienen. Er iſt ubrigens 270 Blätter ſtark, jede
Seite hat 75 — 76 Zeilen in doppelten Columnen, auf
gleichem Pergament, mit gleichen Lettern und Tinten iſt
das ganze Buch geſchrieben. Die Hoͤhe der Blaͤtter iſt
17¼ 3. — Die Breite 11 Der Einband geſchah
vor mehr als 200 Jahren, wie bey den vorigen, auf Rech—
nung des Domkapitels, mit deſſen Bibliothekzeichen H. 1.
und Wapen es verſehen iſt. Kein Blatt iſt verletzt, und
der ganze Codex ſcheint noch unbenutzt zu ſeyn, indem viele
Blaͤrter durch die rothe Randfarbe des Buchbinders noch
zuſammen geklebt waren, wenn ich auch keine anderen Be—
weile von der Unbenutztheit der domkapiteliſchen Bücher ger
wonnen haͤtte.
Unter mehreren Handſchriften der Lebens- Beſchrei—
bung des h. Otto zeichnet ſich die originelle vom J. 1499
aus, welche Abt Andreas im Kloſter Michelsberg bey Bam
berg ſchon vor der Erhebung zu dieſer Wuͤrde entweder als
lein, oder in Verbindung mit anderen Conventualen, z. B.
Erhard Vetter, verfaßte, und vielleicht durch feinen Ge:
heimfchreiber und Mitbruder Nonnosius (Nonisius) kopi—
ren ließ. Sie iſt auf Pergament 9 Zoll hoch und 6°, 3.
breit, mit gleichen Lettern und ziemlich ſchwarzer Tinte
ſehr leſerlich geſchrieben, und hat 56 Blätter,
Nach genauer Vergleichung mit der bey Ludewig
Scriptores Banbergenses p. 394 befindlichen Ausgabe
ſtimmt die praefatio überein; der Prologus fehlt, wie auch
Caput I. de fundatione monasterii s. Michaelis p. 400.
Statt deſſen ſteht Capitulum primum vor: de ortu,
stu.liis ac profectu Ottonis pueri. Von dieſem Kapitel
bis zum Schluſſe des gedruckten 16. ſtimmt der Text ziem⸗
lich genau uͤberein. Dann fehlt der gedruckte Text vom 17.
bis zum 28ſten Kap., welches letztere wieder mit dem 16.
des Codex beginnt: De primitiis operum etc. Die Kap.
16 — 24 des Cod. harmoniren wieder mit 28 — 36 der
Druckſchr. p. 422 — 428 bis s. palatii. Fx Jaschio. Der
Reſt des gedruckten 36. Kapitels fehlt im Coder. Datz 25.
Kap. des Coder harmonirt mit dem 37. K. d. Druckſch. —
Das 26. mit 38 — das 27. mit 39 bis satagebat ope-
ribus p. 432. Der Reſt fehlt im Coder. Dann fehlen
alle Kap. vom 4oſten bis 57ſten: de Hospitali s. Ae-
gidii etc. der Druckſchrift p. 433 — 448. Von dieſem an
bis zum Schluſſe des 6often ſtimmen Druckſchrift und Co:
der genau mit einander überein. Dagegen folgen im letzte—
ren erſt noch die vorher abgehenden Kapitel 40 bis 36 ein—
ſchluͤſſig. Uebrigens iſt das erſte Buch nach dem Zeugniſſe
der Randgloſſen aus Ottos Zeitgenoſſen und Reiſegefaͤhrten
Ebbo, Tiemo und Sefrid genemmen,
Im zweyten Buche des Coder fehlen die erſten 13
Kapitel der Druckſchrift, wofür 40 Kapitel aus Sefrid und
1 aus Tiemo ſich vorfinden, welche in der Druckſchrift von
p. 648 bis 689 unter dem Titel: Historia Anonymi
cum historia Andreae collata vorkommen. Nebſt ſehr
wenigen Varianten einzelner faſt gleich lautender Worte fins
det ſich hiebey noch ein Unterſchied im Eingange des 41ſten
Kapitels von Tiemo, nehmlich: Ut video inquit tua
nab atio ad sedem suam reducere vult omnem no-
strum: sed de ipsius terrae, quam deseris, oppor-
tunitate vel foecunditate vellem aliquid diceres. Pos-
sent ne illic esse coenobia? Sefridus: Possent uti-
que et maxime hujus temporis sanctorum etc. Vom
42ſten Kapitel bis zum Schluſſe dieſes Buches, welcher
Reſt aus Ottos Zeitgenoſſen Ebbo nach Zeugniß der Rand:
gloſſe genommen iſt, ſtimmt der Coder mit dem 14. — 18.
Kap. der vorhergehenden Druckſchrift p. 479 — 489 Hist.
Andreae überein,
Das dritte Buch hat im Coder 32 — in der Druck⸗
ſchrift nur 26 Kapitel. Des Erſteren fiebentes handelt:
de causa inquisitionis eorum, beginnt mit: Porro fa-
ma farti etc. und endigt mit blasphemantes deride-
bant, wie der 2te Theil des dritten Kapitels III. Buchs in
der Historia Anonymi p. 695 - 697 lautet. Das achte
Kapitel des Coder: de periculo clericorum etc - Ita-
que urbem ingressns bis ammonuit ſtimmt mit derſel—
ben Druckſchrift p. 698 — 699 Kap. V überein. Das gte
Kap des Codex de lesatis ſtimmt mit dem 7 der Druckſchr.
p. 700. überein. Das lote Kap. des Codex de seditione
sacerdotum idolorum facta beginnt ut revera jocandum
erat spectaculum, endigt mit paganiço errore irreti-
tos adire, und ſteht p. 503 in der Mitte von Andreas
Druckſchr. Das 11.— 15. Kap d. Codex ſtimmt mit 8 —
13 Hystoriae Anonymi überein, deren 5 naͤchſte Kapitel
14 — 16 im Codex fehlen Das 17 — 22. Kap. d. Cod.
harmonirt mit gleichen Kaptteln Hist. Anon Das
23te Kap. des Codex de Hrationibus pro salutatione
pii Ottonis in monte s., Michaelis factis et de visio-
ne Ellenhard senioris fehlt in den Druckſchriften ganz.
Das 24. — 30. Kap. d. Cod. ſtimmt mit 25 — 29 Hist,
Anon. überein. Das 31. des Cod. mit dem 30. dieſer
Druckſchrift nur zur Hälfte, indem jener mit dem Worte
adstringentes endigt. Endlich das 31. des Cod. harmo⸗
nirt ganz mit dem 21. Kap. von Andreas. Zu bemerken
iſt noch, daß faſt alle Kapitel des III. Buches am Rande
bald mit Ebbo bald mit Sefridus, als Pfr., beſchrieben
ſind. 5 f
Das vierte Buch des Cod. eroͤffnet ſich mit dem bey 5
Andreas p. 527 befindlichen Prologe als erſtem Kap.; das
zweyte mit Quidam ex fratribus etc., und ſteht im 22,
Kapitel des zten Buches der Druckſchrift von Andreas p.
520. Das dritte de visitatione findet ſich in Andreas
L. III. C. 23. p. 521, das vierte in deſſen 24ſten, das
fünfte de Imbricone Episc. Herbip. et ejus lamenta-
tione in exequiis s. Ottonis in den Addit. ad Andre-
am p. 557 unten, bis p. 540 unten feliciter. Dann
folgt noch im Coder: Et ne quid de exuviis vieilın-
tissimi pastoris devoto gregi deesset, etiam intestina
828
829
ejus, dum aromatibus condirentur, excisa et in ur-
nam missa in medio capellae Dei genitricis terrae
mandata et rotundo lapide signata sunt, ut dum
fratres ad celebranda divinae servitutis munia etc.
— inhaeserit. Das ſechste Kap. d. Codex ſtimmt mit
dem XI. addit. ad Andr. p. 552 — das 7. — 12. mit
dem 1. — 10 und mit dem Reſte des 11. daſelbſt ziemlich
genau bis auf Kleinigkeiten uberein.
Uebrigens iſt der vergoldete Lederband mit der Jah—
reszahl 1587 und mit Zeichen des ehem. Kloſters Michels
berg verſehen, woher der Codex in die allgemeine koͤnig.
Bibliothek gekommen iſt.
Eine Kopie dieſes Coder mit vielen Randgloſſen auf
Papier findet ſich aus dem 16ten Jahrhunderte ohne Un—
terſchrift des Schreibers und ohne Jahreszahl vor. Eine
zweyte Kopie auf Papier fertigte ein Conventual von Mis
chelsberg, Namens Johann Eulenfhmid im Jahre 1596,
welche beyde vor mir liegen.
Hoͤchſt wahrſcheinlich verfaßte Abt Andreas dieſelbe
Legende ſchon lange vor feiner Abtswuͤrde, indem ich eine
etwas anders geformte teutſche Ueberſetzung derſelben von
einem andaͤchtigen Bruder Barfuͤßer-Ordens, Namens
Conrad Biſchof, aus dem Jahre 1473 nach beyliegendem
Fac-Simile vor mir habe. Die erſten 3 Kap. dieſes Co-
der ſtimmen mit den vier erſten der gedruckten Historia
Andreae — das 4 und 5. mit den 3 erften der Hist.
Anonymi — das 6. — 19. mit 5— 16 Hist. Andr. —
überein Das 20. Kap. handelt von der Freygebigkeit und
Mildigkeit, womit Otto zeitliche Guͤter ausſpendete — das
21. Kap. vom herrlichen Beyſpiele, welches er in feiner
Regierung gegeben — das 22. von Klöftern, Klauſen, Spi—
taͤlern, Kirchen und Kapellen, welche er geſtiftet, erbaut
und aufgerichtet hat, welche aber alle 3 in der Geſtalt we—
der im geſchriebenen noch gedruckten Latein ſich befinden.
Das 23. Kap. von der Wieder Erbauung der Domkirche
ſtimmt zwar mit dem 38. der gedruckten Hist. Andr. über-
ein, hat aber einige Umſtaͤnde mehr. Das 24. K. ſtimmt
mit dem 39. derſelben bis satagebat operibus p. 432 —
das 25. K. des Codex mit d. 57. derſelben — das 26 —
27. des Cod. mit dem 58. — das 28. — 29. mit dem 39.
— das 30. — 32 mit dem 60. — das 33. mit dem 25,
— das 34. — 35 mit d. 26. — 27. — das 36. mit d. 43.
— das 37. mit d 42. — das 38. mit d. 44. — das 39.
mit d. 51. — das go. mit d. 52, — das 41. mit d. 45.
— das 42. — 43 mit d 54. — 55. überein. i
Im zweyten Buche ſteht eine kleine Vorrede, welche
in den Druckſchriften ſich nicht befindet, und worin es heißt:
daß die Geſchichte der Sendung des h Otto nach Pom—
mern erzählt werde, wie fie Ulrich, Prieſter und Verweſer
der h. Aegidi Kapelle am Fuße des Kloſters Michelsberg
mitgetheilt habe. Das 1. — 4. Kap. des Cod. ſtimmt mit
dem 1. — 2 der Druckſchrift Hist. Andreae p. 460, das
5. 7. des Cod. mit d. 2. — 6. und einem Theil des 7. Kap.
Hist. Anonymi p 649 — 653, das 8. — 12. des Cod.
mit dem 3. — 4. Kap. Hist. Andreae p. 465 — 470, das
13 d Cod. mit d. 13. — 14 Hist. Anon p. 657 — 660
dis Lanta quoque, bas 14. des Cod, mit d, 18. — 21, Hist.
830
Anon. p. 665 - 668, das 18. b. Cod. mit d. 22. daſelbſt,
das 16. des Cod. mit 23 Flist. Anon. p. 669 — 671 bis
iret, und mit d. 7. — 8. Hist. Andr. p. 472 bis rediit —
dann % einige Bruchſtücke, das 17. des Cod. mit d. 25,
Hist. Anon. p. 7, das 18. d. Cod. mit 9 Hist. An-
dreae p. 473 von Apostolus itaque bis Christi adje-
cit — mit 26 Hist. Anon. p. 7%, das 19. d. Cod. mit
27 Hist. Anon. p. 7%, das 20. d. Cod. mit 28 Hist.
Anon. bis veniebant ad fidem, das 21. d. Cod mit
dem Reſte des 9. Hist. Andr. von Quo audito bis zum
Schluſſe; das ?%,,. d. Cod. mit ¾ Hist. Anon. p.
7% bis ac direptae — ferner der Reſt des Cod. mit der
erſten Haͤlfte des 31. Kap. Hist. Anon. p. 680, das 24.
K. d. Cod. mit dem 13. Hist. Andr. p. 7%, das 25.
K. d. Cod. mit dem Schluſſe des 31. und mit dem groͤßten
Theile des 32. Kap. Hist. Anon. p. 681, der letzte Theil
des 26. K. d. Cod. von dem Widerſtreben der Goͤtzenprie⸗
ſter gegen den h. Otzo mit dem letzten Theile des 33. K.
Hist. Anon. p. 682, das 27. K. d. Cod. mit dem 10. K.
Hist. Andr. p. 474, der größte Theil des 28. K. d. Cod.
mit d. 11. und 15. K. Hist. Andr. p. 475 und 480, das
29. K. d. Cod. mit d. 12. K. Hist. Andr. p. 475, das
30. K. d. Cod mit d. 14. K. Hist. Andr. p- 479, das
51. K. d. Cod. mit d. 16. K Hist. Andr. p. 48%, das
3. K. d. Cod. mit d. 17. K. Hist. Andr. p. 8%, d.
34. — 36 K. d. Cod. mit d. 18. K. Hist. Andr. p. Een
größtentheils dem weſentlichen Texte nach überein,
Im dritten Buche harmonirt das 1. und 2. Kap. d.
Cod. mit d. 1. Hist. Andr. p. % das 3. d. Cod. mit
d. 2. Hist. Andr., das 4. — 7. d. Cod mit d. 3. Hist.
Andr., das 8. und 9. d. Cod. mit d. 4. und 5. Hist. An-
dr., das 10. d. Cod. mit d. 6. H. A., das II. — 12. d.
C. mit d. 7. H. A., das 13. — 16. mit d. 9. — 10. H.
A., das 17. d. Cod. mit d. ır. H. A., das 18. d. Cod.
mit d. 12., das 19. d. Cod. mit wenigen Zeilen von d.
12. II. A., dagegen iſt vom 20. — 21. K. des Cod. uͤber
die dem h. Otto zu Stettin gemachten Nachſtellungen —
über die Erſtarrung det Heiden bey verſuchtem Morde deſ⸗
ſelben — 22. K. über wiederholten Mordverſuch und bewil⸗
ligte Bedenkzeit fuͤr die Beybehaltung des Gtaubens — das
23. K. von Knaben, die auf der Gaſſe ſpielten, und dem h.
Otto die Getauften von den Ungetauften ausſchieden — das 24.
K. d. C. von einem Wunder wie der h. Otto in Stettin von
den Moͤrdern befreit wurde, welche die abgoͤttiſchen Prieſter ber
ſtellt hatten, ihn umzubringen — d. 25. d. Cod., wie die abge⸗
fallenen Stettiner auf gedachtem Termine wieder zum Glauben
ſich bekehrt haben, wovon die letzte Haͤl te und das 26. K. d.
Cob mit dem Bruchſtuͤcke Reliqua etc. Hist. Andreae
P. 511 — 512, das 27. und 28. Kap. d. Cod. mit dem
15. Hist. Andreae, 29 mit 16, 30 mit 17, 31 mit 1,
32 mit 19, 33 — 34, und der größte Theil vom 38. K.
d. Cod. mit d. 20., der Reſt vom 35. und das ganze 36,
Kap. d. Cod. mit d. 21. — das 37. d. Cod. mit d. 23. K.
Hist. Andr., das 38. d. Cod., wie Otto ſeinen Schaffner
mit Geld und Gut nach Pommern zur Erlöfung einiger ges
fangener Chriſten ſendet, das 39. Kap., wie Otto wegen
der Verletzung eines Altarſteines zu Burgebrach krank wur⸗
de, das 40. K. d. Code, wie Otto in dieſer Schwachheit
ſich in das Kloſter verlobte und vom Geluͤbde wieder befreit
831
wurde, das Ar., wie Dito ſelbſt in einer großen Theurung
die vor Hunger geſterdenen Menſchen begrub, und andere
zur Erde bringen ließ, d. 42. K., wie Otto in der theu⸗
ern Zeit Jedermann gerne behuͤlflich war, fehlen ganz. Dage⸗
gen harmonirt wieder das 43. K. d. Cod. mit d. 22. Hist.
Andr. p. 520 bis auf den Namen Hilpolt ſtatt Luppold,
das ¼5. mit d. 24., das 46. mit den additam. p. 558
— 540 bis auf einige Zufäge am Schluſſe dieſes Buches.
Die Conventualen des Kloſters Michelsberg ließen
1714 einen in 8. bey Kurz gedruckten Lebenswandel des h.
Otto für die Stadtbewohner Bambergs verlheilen, welcher
nur einige Abaͤnderungen von obigen Handſchriften hat.
J. P. v. Ludewig wurde bey der Ausgabe der Scrip-
tores Bambergenses 1719. Fel. von der fuͤrſtbiſchoͤflichen
Regierung unter Lothar Franz Graf v. Schoͤnborn, wel⸗
cher zugleich Churfürft zu Mainz 1694 — 1729 geweſen iſt,
großmuͤthigſt unterſtuͤtzt, ohne welche Bedingung fein Werk
nie fo umfaſſend hätte werden koͤnnen.
Ein Jahrzehent ſpaͤter erſchien: Mundi miracu-
lum, seu s. Otto Episcopus Bambersensis, Pomera-
niae Apostolus, et exempti monasterii Ensdorffensis
praecipuus Dotator, collectore F. Anselmo Meiller,
Ensd. Abbate. Pedeponti 1739. 4. p. 479, welches
vom kuͤnftigen Bearbeiter des Lebens des h. Otts vorzuͤglich
beruͤckſichtigt zu werden verdient.
Eine diplomatiſch genaue Arbeit waͤre aber erſt nach
erfolgtem Abdrucke der Bamberger Urkunden moͤglich, wel⸗
cher zwar ſeit 15 Jahren oͤfters verſprochen wurde, wozu
aber nicht ſobald einige Hoffnung ſeyn moͤchte.
Eine der ſchoͤnſten hiſtoriſchen Handſchriften auf der
hieſigen k. Bibliothek ſtammt vom Abte Andreas Lang aus
der hieſigen Benedictiner⸗Abtei Michelsberg; ſie betitelt ſich:
Opus canonisatorum de ordine s. Benedicti Abb. Pon-
tiicum, Archiepiscoporum, Antistitum, Abbatum et
Abbatissarum cum singulorum gestis, sive Andrea
Abbatis legenda sanctorum ordinis s, Benedicti. Der
ganze Text hat 286 Blätter 1 Sch. 27, Zoll hoch und
10% 3. breit. Am Eingange befinden ſich noch nebſtdem
9 Blätter Inhaltsanzeige und Kalender, und 6 Blätter
Lobgedichte auf den h. Benedict, deren 2 letzte er ſelbſt vers
faßt hatte.
In der Vorrede ſagt er, daß er fein Buch aus den
beſten Buͤchern, wie fie in Unterredungen mit feinen Chor
brüdern gewuͤrdigt worden ſeyen, verfaßt habe; er bitte des—
wegen um Nachſicht. Dann folgt Introductorium in
opus sequens — de ortu et progenie ss. P. Benedicti
etc. — de catalogo sanctorum ord, e. Bened. — pri-
mus color flaveus seu ethereus — summi Pontifices
ord. s. Bened. — Cardinales — Legati non Card., et
quidem Archiepiscopi ac Episcopi — Legati, qui fu-
erunt solum Abbates, propter conversionem infide-
lium et praedicationem evangelii in exteris nationi-
bus missi a Deo vel summis Pontificibus — Monachi,
qui fuerunt legati et ambasiatores a regibus, principi-
bus et episcopis ad diversas legationes missi.
ee
32
Pars secunda hujus operis träctans de s. martyri-
bus de ord. s. Ben. Secundus color rubeus. Nomina
Archiepisc. et Episc. (Von dieſer Abtheilung an find die
Biographien gewohnlich ausführlicher). Nomina Abba-
tum, qui palmam martyrii sunt consecuti. Nomina
monachorum martyrio coronatorum. |
Pars tertia principalis de s. Doctoribus et Scripto-
ribus, summis Pontificibus, Episc., Abb, et monachis
ord. s. B. sub croceo colore s. aureo. Inter monachos
seriptores primi sunt Rabanus, Claudius, Alcuinus et
Joannes Scotus, an weiche ſich die Nonnen Hildegard,
Eliſabeth und Roſuita anſchließen. .
Abbates tantum canonis. exceptis illis, qui aut
sunt martyrisati aut Episcopi vel summi Pontifices ef-
fecti. — Abbates insignes ab ecclesia non canonisati.
— Monachi canonisati. Famosi aperte non canon.
Pars quarta de virginibus s. o. s. B., Abbatissis
et monialibus s.
Pars quinta de Pontiſicibus o. s. B. nach Ländern
abgetheilt, von welchen die 3 Bamberger Biſchoͤfe, Her—
mann, Otto I. und Lambert v. Brunn, wie auch die bey⸗
den Würzburger Kilian und Megingaud, ausführlicher bes
handelt find, ü
Endlich kommen Reges ac Imperatores Rom. cum
illorum filiis, Duces et Comites o. s. B. nebſt einer als
phabetiſchen Inhalts Anzeige mit Seitenzahlen über dieſes
ganze Werk.
In artiſtiſcher Hinſicht zeichnet es ſich durch goldene
Anfangs- Buchſtaben und ſchoͤnfaͤrbige Randverzierungen,
durch ganz gleiche Tinte und Lettern auf dem ſchoͤnſten Ders
gamente aus. Jeder Lebensanzeige iſt das Bildniß eines
Benedictiners durch ein Holzſtoͤckchen vorgedruckt, welches
immer entweder eine andere Geſichtform lieferte, oder durch
Farben ⸗Miſchung von dem vorhergehenden verſchieden iſt.
Die vom Abte Andreas verfaßte Chronik feines Klos _
ſters Michelsberg bey Bamberg beginnt mit der Stiftung
deſſelben, und wurde nach ſeinem Tode von Anderen noch
50 Jahre fortgeſezt. Die Handſchrift iſt auf 55 Perga—
ment-Blaͤtter 1494 mit gleichen Lettern geſchrieben, 11%
3. breit und 14% hoch, zwar viel geleſen aber dennoch
wohl erhalten. Sie enthaͤlt viele Urkunden, welche noch
nicht gedruckt und doch des Druckes mehr werth ſind, als
manche andere bereits abgedruckte. Von jedem Abte iſt die
Regierungszeit — von den meiſten die merkwuͤrdigſten Hands
lungen aufgefuͤhrt. Mehrere Aebte und Conventuale vor
der Buchdruckerkunſt haben ſich die gerechteſten Anſpruͤche
auf den Dank der fyäteften Nachwelt durch ihr thaͤtiges
Streben um die Erhaltung und Beförderung der Literatur
erworben, wie in meinen fo eben erſchienenen Beytraͤgen
zur Kunſt- und Literatur-Geſchichte umſtaͤndlich 6er
wieſen wird. Die bald nach der Stiftung der Abtey ers
richtete Kloſterſchule für adeliche Juͤnglinge und Schoͤnſchrei⸗
ber iſt zwar ſchon im erſten Jahrhunderte faſt wieder zu
Grunde gegangen, allein Abt Wolfram (1112 — 23)
wurde ein neuer Schöpfer derſelben, veranſtaltete eine für
833
jene Zeiten ſchon bedeutende Buͤcher Sammlung unter dem
Conventuale Burchard als Bibliothekar, und ließ durch ſei—
ne Chorbrüder Konrad, Frutolph, Thiemo und Se:
rold viele Handſchriften theils abſchreiben, theils neu zus
ſammenſtellen. Sein Nachfolger, Abt Hermann (1123 —
47) erweiterte die Anſtalt, und ließ durch feine Mitbruͤder
Allenhard, Adelhard, Gundold, Helmerich, Volmar, Nyt—
hard, Weiel (?), Arnold, Dietpert, Gottſchalk, Hermann,
Marquard, Üdalrich, Burchard den Kleinen, Günther,
Polgrin, Marquard und Hermann die jüngeren, Mathfried,
Berenger, Weiel den jüngeren ꝛc. ſehr viele wiſſenſchaftliche
Werke abſchreiben; allein nur ſehr wenige derſelben haben
ſich bis auf unſere Zeiten erhalten. Dieſes mag daher kom—
men, daß die adelichen Conventualen von der Mitte des
ı2ten Jahrhunderts an die Wiſſenſchaften ganz vernachlaͤſ—
ſigten; weswegen Abt Udalrih III., welcher 1475 — 83
regierte, von der Gewohnheit, nur Juͤnglinge adelichen Ges
bluͤts aufzunehmen, abgewichen iſt, und meiſtens buͤrgerliche
aufgenommen hat. Man kann ſeine Abtszeit als die Pe—
tiode der Wiedergeburt des wiſſenſchaftlichen Lebens in ſei—
nem Kloſter betrachten. Zur Beförderung feines edeln Zwe—
ckes legte er auch eine neue Bibliothek von vielen Hand—
ſchriften und Druckdenkmaͤlern an, wovon ein großer Theil
bis auf unſere Zeiten ſich erhalten hat. Sein Nachfolger,
Abt Andreas, ſtellte nicht nur in der Perſon ſeines Ge—
heimſchreibers, Nonoſius, einen neuen Bibtiothekar auf,
und vermehrte die neue Buͤcherſammlung, ſondern dictirte
auch ſelbſt mehrere hiſtoriſche Werke, unter welchen das be—
reits beſchriebene Leben des h. B. Otto I., die Chronik
ſeines Kloſters, und eine Legende aller merkwuͤrdigen Bene—
distiner eine vühmliche Erwähnung verdient. Dieſer wif:
ſenſchaftliche Eifer erbte ſich auch auf feine Nachfolger,
Wolfgang Prechtlin (1502 — 5), Wolfgang Sutt:
ner (1522 — 31) und Georg Adam (1539 — 49),
fort, mit deſſen Leben die Chronik des Kloſters fich endigt,
welche weder in Bruſch noch in Uſſermann fo umſtaͤnd—
lich iſt.
An dieſe Chronik ſchließt ſich noch eine kurze Chronik
des Bisthums Bamberg mit dem Titel: Catalogus pon—
tificum s. Babenbergensis ecclesiae a fundatione sua
primaeva usque ad tempora nostra. Incipit feliciter:
1494. Darin kommen mehrere noch unbekannte Verhälts
niſſe der Vorzeit vor, obgleich die Chronik nur 40 For
lioblaͤtter umfaßt. Ich werde davon bey der erſten Gele
genheit dem Publicum eine Mittheilung machen.
Der nehmliche Abt Andreas ließ auf Papier 11 / 3.
breit und 16 Zoll hoch die Chronik feines Klofters in gleis
cher Weiſe, und gleichzeitig auf 266 Blättern noch umſtaͤnd⸗
licher ſchreiben, mit mehreren Urkunden ausſtatten, und der
Nachwelt übergeben, wie beyliegendes Fac - Simile bewei—
fet. Auf die mit dem pergamentenen Manuſcripte faſt gleich
lautende Vorrede aber folgt hier auf 66 Blättern eine Ein-
leitung aus der allgemeinen Weltgeſchichte vom letzten gries
chiſchen Kaiſer Leo an bis zur Stiftung des Bisthums
Damberg, welche durch mehrere Urkunden erläutert iſt.
Sowohl in der ausführlichen Behandlung mehrerer Ver—
haͤltniſſe einzelner Biſchoͤfe, als in der Einwebung vieler
Umſtaͤnde, welche zur allgemeinen Weltgeſchichte gehoͤren,
unter ſcheidet ſich dieſe Chronik von allen Druckſchriften über
Iſis 1822 Heft VIII.
834
Bamberg bis zum 15. Jahrhunderte, von welcher Zeit an
bis zum Schluſſe des 15ten Jahrhunderts nur eine Jahres⸗
Anzeige der Regierung der Biſchoͤfe folgt.
Erſt nach dieſem Werkchen folgt die ausfuͤhrlichere
Chronik der Abtey Michelsberg, und zwar für das erſte
Jahrhundert derſelben ziemlich uͤbereinſtimmend mit dem In⸗
halte der pergamentenen Handſchrift. Vom 12. Jahrhun-
derte an, beſonders unter den Aebten Wolfram, Her⸗
mann und Selmerich beginnt die Sammlung ausfuͤhrlit
cher zu werden durch Beyfuͤgung der Urkunden über Käufe,
Verkaͤufe, Verpfaͤndungen, Vererbungen, und ſogar manche
Käufe, alle Schenkungen einzelner Grundſtuͤcke und Rech⸗
te ꝛc., woraus man ſieht, daß das Klofter vom Norden
und Suͤden Teutſchlands beguͤnſtigt worden iſt. Mit dem
14. Jahrhunderte beginnen die teutſchen Urkunden ſchon
häufiger zu werden; auch finden ſich die biſchoͤflichen Ernens
nungs- und Beſtaͤtigungs-Urkunden der Aebte vor. Es iſt
nur zu bedauern, daß dieſe vortreffliche Sammlung, aus
welcher ich einſtens die noch ganz unbearbeitete Geſchichte
des Kloſters ſo viel möglich entwickeln werde, nicht weiter
als auf das J. 1432 fortgeſetzt worden iſt. In den drey
letzten ſo ſchreibſeligen Jahrhunderten wuͤrde ſich ein noch
intereſſanterer Stoff zur Geſchichte dieſer Abtey ergeben
haben.
Das Original: de vita et rebus gestis s. Henrici
Imperatoris, wovon in der Beylage ein genaues Fac-
Simile ſich befindet, habe ich nach Jac. Gretſer's Ausga-
be (Ingolſtadt 1611. 4. unter dem Titel: Divi Bamber-
genses) von Wort zu Wort genau verglichen. Das Refuls
tat war: Cap. I. regni fastigia ſtatt fastigium. C. XI.
iſt die Schlußſtelle der paͤbſtlichen Beſtaͤtigungs-Urkunde des
Bisthums Bamberg: „Sit tamen idem sus metrope-
litano subjectus atque obediens,“ fo herausgekratzt oder
geaͤtzt, daß auch nicht ein Wort mehr auf dem leeren Raus
me zu leſen iſt, wenn man die Urkunde nicht ſchon kennt.
Ein Gleiches findet ſtatt C. XVII. in der Bulle P. Leo IX.
mit den Worten: salva auctoritate Domnae Metropo-
litanae Moguntinae Ecclesiae. Im C. XVIII. heißt es
in der Mitte: „Qua conscriptione relecta.“ Im letzten
Dritttheile find die Worte: „Sed tamen idem Episcopus
suo Metropolitano Episcopo Moguntino in Canonicis
caussis tantummodo sit subjectus, et obediens,“ eben-
falls wieder ausgekratzt oder geaͤtzt und der Raum unbe—
ſchrieben. Im C. XXIV. fehlen am Schluſſe die Worte
apostolici bey privilegii und in mense primo nach Pa-
pae primo, welche p. 39 der Druckſchrift zu leſen ſind.
Mit dem C. XL. De caeco ſchließt ſich das erſte Buch
des Lebens des H. K. Heinrich. Nur ſind im Codex von
einer nicht viel ſpaͤteren Hand noch folgende Worte beygeſetzt.
Floruit Henrico decus imperiale pudico
Docto masnifico summae pietatis amico
Regi munifice sit in exemplum Friderico,
Praedico, praedico, cum metra dico, dico.
Von einer ſpaͤteren Hand noch 8 ſo unbedeutende Zeilen.
Die Abtheilung der Kapitel iſt zwiſchen dem Coder
und der Gretſerſchen Druckſchrift verſchieden: erſterer hat
mehrere Abſaͤtze und immer mit einem in Gold geſchmelz.
ten Buchſtaben am Eingange, letztere aber hat Ueberſchrift
53 .
835
ten, welche Inhalts Anzeigen find,
Zoll hoch, 7%, breit.
Das Leben der h. Kunegunde beginnt mit der Ue—
berſchrift: Vita s. Cunegundis. C. I. Ex nobilissimo
parentum etc. Die Kapitel dieſes Codex ſtimmen eben:
falls mit jenen der Druckſchrift nicht überein, und find oh—
ne Ueberſchriſten. So umfaßt die erſte Abtheilung des Co—
der 7. Kap. der Deuckſchreft. Dagegen trifft ſich nicht nur ein
Unterſchied in einzelnen Worten, ſondern auch in ganzen Stel⸗
len. So fehlt das zweyte Kap. der Druckſchrift von Qua-
liter autem bis unten In Fascibus — vom dritten Kap.
Item Monasterium bis Porro cooperante etc. Zeitwoͤr—
ter wechſeln öfters die vergangene mit der gegenwärtigen
Zeit. Derſelbe Fall findet ſich im Eingange des C. IX.
convocavit ft. convocat; ubi velata est fehlt im Coder
— einzelne Worte ſind verſetzt. Das C. X. beginnt: Ita
sponso Christo consecrata. Am Schluſſe zwiſchen vir-
tutum. Pauca tamen ſteht im Codex noch: unde et
tantae majestati indigna scribendi minor materia
Der Codex ift 11
fuit. Am Schluſſe vom C. XI. fehlt im Codex: tua vir-
tute extinxisti. Das C. XII. daſelbſt beginnt: Aliud
miraculum, quia tam timendum quam etc. Im C.
XVII. endigt der Codex fo: Isitur dum haec cum soleın-
nitate chori et populi devotione agerentur, quidam
contractus in suburbio de hospitali s. Aegidii addu—
ctus sanitatem postulabat, et misericorditer exaudi-
tus, quod precabatur, obtinnit. Dum signorum
fama totum Babenbersensem locum respersisset, con-
tractus de domo Cunradi Praepositi majoris ecclesiae
sanitatem affectans, et quamvis natura in membris
ejus oberasset: (is) tamen prout potuit velocius re-
ptans venerabili sepulchro se ingessit, ubi a Domino
salutem oblatam invenit etc.
Noch 11 andere Blätter des Codex find mit Wunder—
werken uͤberſchrieben, deren viele in der Druckſchrift nicht
vorkommen. Der Codex iſt 1 ½ Zoll hoch, 7°, breit.
Ein Codex auf Papier vom 15. Jahrhunderte enthält
außer einigen Bruchſtücken von Cicero und Seneca noch
mehrere Werke von Aeneas Sylvius, als: Dialogus de
s. communione corporis Christi sub una specie contra
Bohemos et Taboritas; liber de duobus amantibus,
epistola contra amores. Beyde letztere Werkchen werde
ich einſt bey meinen philologiſchkritiſchen Studien beruͤckſich—
tigen — erſteres aber verglich ſogleich mit der Baſeler Aus—
gabe. 1571. fol. p. 660, woraus ſich nur wenige Varian⸗
ten entwickelten. Nach beyliegendem Fac-Simile iſt das
Alter dieſer Handſchriſt, wie ihr Werth, beſtimmt.
Bitte des Bibliothekars Jaͤck in Bamberg, um
Unterſtuͤtzung zur Herausgabe der Kanonen der
Mainzer Kirchen-Verſammlung vom J. 8,2,
an die Direktion der Geſellſchaft fuͤr Geſchicht⸗
Kunde zu Frankfurt.
Ein ſehr alter Cedex der koͤniglichen Bibliothek zu
Bamberg liefert Nachrichten Über die Mainzer Kirchenver⸗
5 836
ſammlung v. J. 852, welche ich mitzutheilen wünſche. Shs
ter erwähnen zwar ſchon die Fuldaer Jahrbuͤcher bey Freher,
Th. I. 8. 29 mit faſt gleichen Worten, auch Labbeus Th.
IX., Harduin Binnius Th. III. Abth. 2, Mabillon in
in den Jahrbuͤchern des Benedictiner-Ordens Th. 8. B.
34. ©. 22. Bucelin Th. I. 8. 32, Hermann, Gordon,
Eckard Th. II. 418, Harzheim Th. II., Secarius Th. I.,
Hauptſt. 55., Adlzritter Th. I., B. 9. 8. 246, Beunner
Th. II. 8. 141, Baronius Th. II. 208 und Heumann;
aber keiner dieſer berühmten Schriftſteller machte uns mit
den Beſchluͤſſen der Kirchen Verſammlung bis jetzt bekannt.
Ich glaube daher, dem Publicum einen nicht unbedeuten⸗
den Dienſt durch eine diplomatiſch genaue Mittheilung der
noch ganz unbekannten Kanonen zu leiſten. Ehe ich jedoch
dieſe vorzulegen wage, rechne ich mir zur Pflicht, davon
eine vorläufige Anzeige zu machen, und alle Mitglieder une
ſerer verehrlichen Geſellſchaft zu erſuchen, mich durch gefäls
lige Mittheilung Ihrer Handſchriften, welche Sie vielleicht
über den nehmlichen Gegenſtand beſitzen, guͤtigſt zu unterſtü⸗
Ben, damit ich in den Stand geſetzt werde, meine Vorar—
beiten einſtens in moͤglichſt vollkommenem Zuſtande zu lies
fern. Der Codex hat nach den Beſtimmungen der vorzuͤg—
lichſten Lehrbücher der Diplomatik zu ſichere Kennzeichen eis
nes faſt gleichzeitigen Alters, er widerlegt zu beſtimmt die
von Harzheim gelieferten ſogenannten Aktenſtuͤcke, als daß
ich nicht die Verſicherung ſchon zum Voraus ertheilen koͤnn—
te, das hiſtoriſche Publicum auf die angenehmſte Weiſe zu
uͤberraſchen.
Ich würde gleichartige Bitten über Kirchenverſamm⸗
lungen von Worms, Nizaͤa und Chalzedon ꝛc. beyfügen,
koͤnnte ich hoffen bey genauer Vergleichung der ſchon ges
druckten Kanonen derſelben mit den vor mir liegenden
Handſchriften etwas mehr als einige Varianten zu ent
wickeln. N
Tituli Capitulorum Concilii Moguntini.
Prologus.
I. De concordia Episcoporum Comitumque fidelium.
ll. De potestate Episcoporum.
III. De decimis exquirendis.
IV. Ut nullus audeat immunitates infringere.
V. Ut haeredes decimam non dividant.
VI. Ut Episcopi venationem non exerceant.
VII. De continentia Presbyterorum.
VIII. De excusatione Presbyterorum et Diaconorum.
IX. De infantibus oppressis. {
X. De adulterio.
XI. De homicidio.
XII. De concubinis.
XIII. Item de homicidiis.
XIV. De operibus servilibus, quae diebus dominicis
non sunt agenda.
XV. Qui uxorem habet et simul concubinam,
+
— —
837
XVI. De parvulis infirmis baptizandis.
XVII. Ut nullus Presbyter alli suam parochiam inter-
venire prosumat.
XVIII. Ut nullus alterius clericum sollicitet.
XIX. Ut nullus presbyter munera dare prosumat, alte-
rius ecclesiam subripere.
XX. De presbyteris qui habuere conjugia.
XXI. Ut presbyteri honorem habeant.
XXII. Non licet in quadragesima festa celebrare.
XXIII. Non licere clericum spectaculis ludichris in-
teresse.
XXIV. Non licet missam cantare in dome.
(Eine Copie dieſes Coder mit Vorrede und Anmerkungen
wurde von der Direction der Geſellſchaft fuͤr Ge—
ſchichtkunde im Sommer 1821 nach Wien zur Ver⸗
gleichung mit anderen Handſchriften, im Falle ſolche
vorhanden ſeyn ſollten, geſendet.)
Einiges uͤber die Recenſionen der Tuniſias, und
der Perien der h. Vorzeit.
Es iſt wirklich ſonderbar, daß ſowohl in der Recen⸗
fion der Tuniſias im Morgenblatte, — vom Jahr 1820
— als auch in dem Repert. der Lit Heft VI. S. 409.
Jahr 1822 in jener der Perlen der h. Vorzeit, die
Aeußerungen vorkommen: Klopſtocks Meſſiade habe dem
Verfaſſer jener Gedichte als Muſter vorgeſchwebt. Er
hatte die Meſſtade zum erſten Mal in feinem 18ten Jahre
geleſen, wo er aus Mangel der gehörigen Sprachkenntniß
das wenigſte davon begriffen hatte, und bis jetzt, wo er
deren nahe an die funfzig zaͤhlt, hat er zuweilen nur ein⸗
zelne Gefänge, z. B. den zıren und ızten, die ihm wegen
der Auferſtandenen und der maleriſchen Scenen ihrer Er—
ſcheinungen, anziehender daͤuchten, und den Igten wegen
Abadonnas herrlich gedichteter Begnadigung wiedergeleſen.
Zur Zeit, als er ihm auch in dieſen voͤllig verſtaͤndlich
war, Er die Protefi. den ſelbſt, durch die harten, her⸗
abwuͤrdäßsden Urtheile, die fie über Klopſtock faͤllten, ihm
die Luſt', sfemne Werke zu ſtudiren, benommen; auch war
das Wenige WAS er davon kannte, fuͤr ihn von keiner hin:
reißenden Kkaft. Von Jenen will ich nur Einige zum Ber
lege anführen .
Carl. Ge Becker in feinem Werk:
„Die Dichtkunſt aus dem Geſichtspuncte des Hiſtori⸗
kers betrachtet, Berlin 1803 bey C. G. Nauk“ — fagt
von Klepſtock, freilich aus einem ganz naiven Grunde, ſey
er bereits ganz aus der Mode gekommen; nehmlich:
„Der teligioͤſe Sinn, welcher damals noch herrſchte,
erhielt dieſe Saite bey unſern Vätern in bey weitem ſtaͤrke⸗
rer Spannung, als ſie jetzt hat, und man kennt die er⸗
ſtaunliche Wirkung, welche der Meſſias auf feine Zeitgenoſ⸗
fen gemacht hat. Jetzt — iſt auch er zu den Vätern ver⸗
ſammelt, und früher als fein edler Urheber ſelbſt. — Die
838
Neigung, welche durch dieß Gedicht angeſprochen wird, hat
laͤngſt aufgehört, allgemeine Neigung zu ſeyn.““ —
Novalis fagt in feinen Schriften 2te B. unter der
Rubrik II. uͤber Kunſt und Literatur:
„Klopſtocks Werke ſcheinen groͤßtentheils freve Ueber—
ſetzungen und Bearbeitungen eines unbekannten Dichters,
durch einen ſehr talentvollen, aber unpoctiſchen Philologen
zu fen
Fr. Bouterweck in ſeiner Aeſthetik; III. Kl. Epiſche
Form: g
„In Taſſos Jeruſalem iſt die Regierung des epiſchen
Intereſſe verfehlt. Noch auffallender iſt dieſer Febler in
Klopſtocks Meſſiade, die uͤberdieß durch das beſtaͤndige Eis
nerley der metaphyſiſchen Exaltatien ermuͤdet.“ —
Auch außer Jean Paul (Vorſch. der Aeſth.) laſſen die
Meiſten der neueren Ariſtarchen Klopſtocks Hexameter kaum
für etwas mehr, als poetiſche Proſe gelten. Wie ſollte
nun der Verfaſſer der Tuniſias und der Perlen bey ſol⸗
chen Geſinnungen ſich Klopſtock zum Muſter gewählt Haben?
Und wie kommt man auf den Gedanken, ſolches zu bes
haupten, da jene Werke ſelbſt den klaͤrſten Beweis dagegen
liefern? Dieſe Fragen beantwortet man leicht, wenn
man erwaͤgt: daß fie ein Suͤßddeutſcher ſchrieb — daß
Norddeutſche alſo ſprechen, die ihren Werth nicht ganz
verkennen koͤnnen — daher ſie ſelbe als gelungene Nachah⸗
mungen der Ihrigen gelten laſſen!
1
Uebrigens kommen die meiſten Recenſenten darin
uͤberein, daß die Sprache ſowohl, als auch der Versbau in
der Tuniſias meiſterhaft fen. In den Göttingiſchen ge⸗
lehrten Anzeigen gıtes Stuck, J 1821 heißt es: „fie
bat durchgängig das Verdienſt eines reinen, und ſehr edlen
poetiſchen Styls in Hexametern.“ —
Im Wegweiſer im Gebiete der K. K. und W. W.
1820:
„Es iſt in meiſt ſehr gerundeten Hexametern mit Le—
ben, Waͤrme und Kraft geſchrieben, und behandelt den ein—
fachen Gegenſtand der Belagerung der Veſte Goletta mit ſo
vieler Mannigfaltigkeit, und einer epiſchen, weit augmalene
den Wahrheit u. ſ. w.,“ und weiter unten: „Koͤſtlich
find die Verſe im IX. Geſang“ x.
In der Abendzeitung vom ſelben Jahre: — „Eine
ſehr edle Sprache, ein ſehr correcter Versbau, ein ſeltener
Ideenreichthum und eine hohe energiſche Kraft, welche der
Verfaſſer in feine, ſehr harmoniſch dahin rollenden Hexa—
meter zu legen wußte, zeichnen dieſes Dichterwerk (Tuniſi⸗
as) beſonders aus“ ꝛc.
Da nun der Recenſent der Perlen der h. Vorzeit
(S. Repert. der Lit. Heft VII. 1822) der Meinung iſt,
der Verfaſſer, dem dieſes Werkchen, als ein Nachklang
Klopſtocks, nicht uͤbel gelang, würde uͤbrigens auf dieſes
Meiſters: „Eigenthuͤmlichkeit, Kraft, Zartheit und Fülle
der Sprache, und auf alles, was ihm eigentlich zum Gros
8. St
ßen Klopſtock macht, ohne Zweifel ſelbſt nicht Anſpruch mas
chen,“ ſo will er die unten ſtehende Stelle, die zugleich ein
Bild darſtellt, aus fo vielen der Tuniſias ausheben, ob er
.
839
ihm etwa viele aus der Meſſiade entgegenſtellen Eönnte, wel⸗
che fie in Hinſicht des Versbaues uͤbektraͤfen,
IV. Geſang. V. 151 — 16g.
Erſt aus dem rußigen Schlott, in meilenumkreiſender
Runde,
Quoll Rauch auf — in des Himmels Raum die Sterne ver:
ſchlingend:
Und in dem wirbelnden Flug durchzuckten ihn blaͤuliche Blitze;
Dann aufbrauſ'te, wie Staub vom Winde gerafft an dem
\ Kreutzweg,
Odemerſtickender Schwefelqualm, und ſtoͤbernder Aſche
Dichtes Gewoͤlk; und jetzt, in wuͤthender Eile geſchleudert
Raſſelten gluͤhende Stein ihm nach; jetzt hob ſich die Flamme
Himmelempor, und leuchtete weit in die finſtere Nacht hin.
Rings ergluͤhte das Meer: denn ſo hoch die Flamm' an die
Wolken
Loderte, wogte ſo tief ihr Bild in's dunkle Gewaͤſſer
Nieder, und warf in die Unterwelt hellleuchtende Funken.
Und den kreiſenden Berg durchzuckten noch ſtaͤrkere Wehen,
Unterirrdiſcher Donner rollt’; aufrauſchten die Wogen,
Schlugen das ſchaͤumende Haupt im Kampfe zufammen,
Aetna
Scheitel erbebte: denn jetzt, o grauſenerweckender Anblick!
Jetzt ausſpie ſein Schlund die wuͤthende Lava: ſie waͤlzte
Breiter und flammender ſtets die feurigen Wogen herunter.
Laut aufheulten die Luͤft', und die Schoͤpfung ſchauderte rings⸗
um,
Des
ze
Oder die Stelle im ııten Gef. vom 213. — 228. V.
Ueber die Cedern herauf an Jafranos dunkleren Höhen
Schwebte der Mond und erhellte rings den ſchweigenden Erdkreis.
Draußen im duftigen Meer', an den fern hin gleitenden Wellen,
Glomm ſein duͤſteres Licht; er zog in dem finſter'n Gewaͤſſer
Hin die ſtrahlende Bahn. Vom Schilf her fäußelte Kühlung,
Summend wiegten die Muͤcken der Nacht ſich in wuͤrzigen Luͤften,
und in der Wogen Getöß am ferneren Felfengeſtade
Mengte vom dunkelen Hain die kreiſchende Stimme der Laub:
froſch.
entſchlummert ruhten die
Krieger.
Lieblich und mild war die Nacht,
Aber kein Schlummer umſing des Herrſchers glähendes
Auge;
Sinnend ſaß er vor ſeinem Gezelt, und blickte zuweilen
Nach dem truͤblichen Schimmer hinaus auf den gleitenden
Wellen;
Hörte der Wogen Geräufh am fernen Geſtade; der Mücken
Summenden Flug, und das Kreiſchen der grünlichen Zweigebe⸗
wohner;
und er ſeufzete laut des Herzens nagendem Wehe! —
nn }
840
Eben fo genuͤgend werden dem Kenner die Verſe in
den Perlen der h. Porzeit ſeyn, obſchon ſie wegen des
ganz verſchiedenen Inhaltes aus einem anderen Ton er⸗
klingen mußten?
Was heißt Natur?
Der Recenſent meines „Lehrbuchs der hoͤhern Seelen—
kunde“ in der Leipz, Lit. Zeit. 1322 hat bemerkt: „Der Pfr.
nimmt das Wort Natur in einem ungebuͤhrlich en⸗
gen Sinne.“ In welchem Sinne wohl? Denn das
Nähere wird von dem Recenſenten nicht angegeben, 5
In ſeinen „Grundzuͤgen der allgemeinen Philoſophie,“
an welche der Pfr. dieſes Lehrbuch oder „die pfychiſche
Anthropologie“ anſchließt, unterſcheidet er vier Bedeutungen
des Wortes Natur, die ſich nun einmal im Ganzen mit
ſprachlicher Entſchiedenheit vorfinden, wovon aber, nach
feiner Bemerkung, zwey in einer wiſſenſchaftlichen Darftels
lung gar nicht oder doch nur nebenher vorkommen duͤrfen,
und zwey dagegen auch im Lande der Wiſſenſchaft fo ein-
gebürgert find, daß man fie im laufenden Sprachgebrauche,
in Abſicht auf das Eigentliche und Uneigentliche der Bedeu⸗
tung, ſchwer zu unterſcheiden vermag: 1
I. die zwey erſteren find 1. die concrete oder popu⸗
laͤre, wo die Natur mit ihrem Urheber zuſammengefaßt iſt,
und wo demnach eine Concretion in dem auffallenden
Sinne Statt findet: „Gaben der Natur, Urtheile der Na—
tur“ (naturae judicia) u. ſ. w., und 2. die poetiſche,
wo bekanntlich die Natur idealiſirt und perſonificirt wird;
und
II. bie eigentliche oder phyſiſche Bedeutung, alſo
I. die Natur — gvsıg, wie eben davon das Phyſiſche
— und zwar in der Sprache aller gebildeten Voͤlker, ſoweit
die Bildung vom claſſiſchen Alterthum ausging — mit ſol—
cher Entſchiedenheit abſtammt, zumal im (nicht- trennenden,
aber doch einen Sachunterſchied ausſprechenden) Gegenſatze
mit dem Moraliſchen; und 2. die uneigentliche oder
nicht⸗phyſiſche Bedeutung, alſo die Natur des Geiſtes,
der Tugend, des Rechtes u. ſ. f.: wo jedoch in der
Sprache zugleich eine auffallende Une itſchiedenheit vorkommt,
indem auch von der „Natur des Steins“ ꝛc. geſprochen
wird. Der logiſche Mangel, welcher hiebey erſcheint, trifft
eigentlich nur die Sprache, und zwar nicht die unſerige, da
eben dieſes Wort urſpruͤnglich ein Fremdling iſt. Und
wenn der Genius der teutſchen Sprache dem Mißſtande
und Mißzverſtande dadurch abzuhelfen ſtrebte, daß, wo die
eigentliche Bedeutung entſchieden iſt, die Natur jedesmal in
den Genitiv neben einem andern Hauptworte tritt („Kräfte
der Natur, Erſcheinungen der Natur“ u. ſ. w.), und hin⸗
gegen als Nominativ auftritt, we dieſe Bedeutung we⸗
nigſtens nicht mit Entſchiedenheit gilt: fo if, wohl, ber
Verwirrung vorzubeugen, kein anderes Mittel übrig, als
die weitere Frage, ob die Sache, von deren Natur man res
det, in die Kategorie des erſteren oder des zweyten Realen
(des Ueberſinnlichen oder des Sinnlichen) gehöre? So mös
gen wir denn, in dieſer Hinſicht, die Natur überhaupt als
Eines mit dem Weſen einer Sache aufſtellen. Das Weſen
aber (essentia) iſt dergeſtalt von der Sache lelber (sub-
841
stantia) abgeleitet, Alſo die Natur der Seele, oder, was
hier daſſelbe iſt, des Geiſtes, ja ſelbſt die Natur Gottes
gebet ſolchergeſtalt auf das Pernunftweſen zuruck, und
kann folglich nimmermehr ꝙbolg oder ein Phyſiſches genannt
werden. Die Natur des Steins, der Pflanze u. ſ. w.
ſtammt hingegen offenbar von dem Naturweſen ab, ſo⸗
wie in dieſem Worte unlaͤugbar die phyſiſche Bedeutung
waltet. Kurz die Natur oder das Weſen einer Sache iſt
eben dasjenige, wodurch fie dieſe und keine andere iſt.
Spricht man alſo von der „geiſtigen und phyſiſchen
oder (mit der größeren Beſtimmtheit) „moraliſchen und
phyſiſchen Natur des Menſchen;“ fo gewaͤhret hier
das Wort Natur nur die logiſche oder formale, ſchlechter—
dings keine reale, Allgemeinbeit: und der beſagte Mangel
tritt hervor, ſobald die phyſiſche Natur oder das Weſen
des Menſchen auf diefer Seite nicht unter dieſem Geſichts⸗
puncte der Abweichung genommen, fondern auf die Nas
tur in der eigentlichen Bedeutung zurückgefuͤhrt wird. Denn
ſonſt ergäbe ſich ja die phyſiſche Phyſis. (Welch ein
Pleonasmus!) Und mit dee phyſiſchen Natur des Mens
ſchen fält ja eben die Phyſis, wis ſolche neben der Pſy⸗
che aufgeführt wird, zuſammen, indem der Menſch, als
ſolcher, ein Pfychiſches und ein Phyſiſches (Goͤttliches und
Natuͤrliches) in ſich verbindet.
Der Verfaſſer verwirft keine dieſer vier * Bedeutun⸗
gen des Wortes Natur: er laͤßt vielmehr jegliche derſelben
an ihrem Orte wohl gelten. So nimmt er das Wort un:
ſtreitig im weiteren Sinne! Wo iſt alſo die „Ungebuͤhr,“
oder der „ungebuͤhrlich enge Sinn?“
Wohl aber macht er die Anforderung, daß man, im
Felde der Wiſſenſchaft, dieſe ſo verſchiedenen Bedeutungen
deſtimmt unterſcheide. Spielt hingegen die uneigentliche mit
der eigentlichen, wie dieſe beyden auch im Lande der Wiſ—
ſenſchaft vorkommen, zufammen: fpielen uͤberdieß jene zwey,
die concrete und poetifche, in dieſes Gemiſche hinein; dann
mag allerdings ein Zaubergebilde entſtehen, wobey viel
Schoͤnes und Treffliches im Einzelnen, aber im Ganzen
weder Gruͤndlichkeit noch Beſtimmtheit erſcheinen und ſtatt
finden kann. Dieß iſt wenigſtens das Ergebniß, wozu
den Verfaſſer langes Nachdenken und vielfältige Beobach⸗
kung führte,
Und ſey auch die uneigentliche oder nicht⸗phyſiſche
Bedeutung, „die Natur des Geiſtes“ (im bekannten Gegen⸗
fage mit der „Materie“), nun einmal unſerer Sprache ber
maßen eingebildet, ja im Sprachgebrauche aller Gebildeten
ſelbſt dermaßen eingewurzelt, daß ſie nunmehr faſt oder auch
recht eigentlich klingt; ſo darf ſie doch in jeder weitern Rede
oder Anwendung nimmermehr als die eigentliche angeſehen
Campe in feinem Wörterbuch erzählt, wie er zu deſſen
Behufe einen berühmten Phyſiker um eine beſtimmte oder
entſchiedene Bedeutung dieſes ſo vieldeutigen und vielge⸗
brauchten Wortes erſucht hatte, als ihm derſelbe endlich,
nach laͤngerer Zeit, — über 40 (ſage uͤber vierzig) Be⸗
deutungen deſſelben zufandte. Ein neuer Phyſiker, ob:
wohl zugleich ein alter Arbeiter im Felde dieſer Wiſſen⸗
ſchaft, wollte jedoch juͤngſthin nur Eine Bedeutung (das
Seyn oder Sevende) geltend machen.
Sas 1028. Heft vill.
*
* - = nm 2
842
und behandelt werden. Sondern wie auf der andern Sei⸗
te die Naturlehre (Phyſik), die Naturforſchung u. f. f bes
reits entſchieden iſt, ſo muß dann das Uneigentliche jener
Bedeutung gerade um ſo beſtimmter aufgezeigt werden,
wenn ſolche Wortbeſtimmung zugleich, beſonders im Tone
der Wiſſenſchaftlichkeit und der Tiefe, auf das Ueberſinn⸗
liche oder den Geiſt uͤberhaupt angewendet wird. Denn
welch' eine neue Sprachverwirrung müßte hiedurch eintreten!
Und wie ſtoͤrend muͤßte, kraft der Folgerichtigkeit, dieſer
Wortgebrauch auf die Sache oder Sachkenntniß ſelbſt ein⸗
wirken! Nur der Materialismus koͤnnte hiebey, wenigſtens
mittelbar, gewinnen. — Von einem Denker, Forſcher ıc,,
welcher bloß den alten franzoͤſiſchen Satan (den bekannten
Materialismus) mit einer neuen teutſchen Form zudecken,
mit einer neuen Floskel ſchmuͤcken, oder mit einer neuen
poetiſch⸗religioͤſen Farbe uͤbertuͤnchen koͤnnte, ſey jedoch hier
keine Rede. —
Ganz verwerflich ſind daher,
drey wiſſenſchaftliche Beſtimmungen,
in dieſer Hinſicht begegnet ſind:
1. „die Phyſiologie des Geiſtes““ = Pſychologie
(wie koͤnnte dieſe Setzung Statt finden, rachdem, wie
Pſyche und Phufis, fo Pſocholegie und Phyſislogie laͤngſt
im Lande der Wiſſenſchaft einheimiſch — in den Schriften
der lrefflichſten Bearbeiter derſelben aufgenommen ſind s
Und wie koͤnnte es, ſaͤhe man auch nur auf das Wort,
irgend einem Spaͤtern noch gelingen, dieſen Sprachgebrauch
geltend zu machen );
2. „die pſychiſche Phyſiologie !“ — ein Ausdruck,
der ſoeben in dem Lertlonefakaloh einer boſpichen liniverfir
tät, übrigens von einem alten teutſchen Kantianer, vorges
kommen iſt — (follte hier das Wort Phyſiologie nur eine
Art von Metapher ſeyn: wie koͤnnte die Wiſſenſchaft, ihr
Ernſt und ihre Aufgabe, eine ſolche Metapher zulaſſen?
und wer dürfte denn, wie von der Natur der Seele, fo
von der Phyſis derſelben oder gar von der Phyfis der Pſp⸗
che reden? ?); und
3. „bie Waturlehre der Seele, die phyſikaliſche
Theorie“ — alſo die Phyſik — „des Geiſtes,“ und nun
vollends, von jener Leipziger Recenſenten, „der Natur-
forſcher der Seele / (nachdem der Naturforſcher — Php⸗
ſiker, und fo wie ſich dieſer zum Phyſiologen im gedachten
Unterſchiede vom Pfychologen geſtaltet, ſonſt überall fo ent:
ſchieden iſt!)
Durfte man im Ernſte mit der Wiſſenſchaft ſo verfahren:
dann mußte offenbar — wofern anders der bemerkte Sach—
unterſchied im trennenden Gegenſatze mit dem Materialis⸗
mus oder mit der materialiſtiſchen Anſicht der Dinge noch
feſtſtehen ſollte — eine doppelte Phyſik aufgefleilt wer⸗
den. Und wie konnte da, bey einem und demſelben Haupt⸗
worte, dieſe Unterſcheidung noch beſtehen?
Die Logik ſelbſt aber, indem ſie ihr Recht der Folge⸗
richtigkeit behaupten wollte, dürfte nicht wenig ins Gedraͤn⸗
e kommen, oder auf wunderliche Ergebniſſe führen. „Die
Natur uͤberhaupt,“ abgetheilt ſodann in die innere und
aͤußere, geiſtige und phyſiſche ꝛc., iſt ja nur eine logiſche
Augemeinheit; und das Blendwerk, das allerdings leicht das
53
meines Erachtens,
welche mir neuerlich
843
her entſteht, verſchwindet, ſobald man bemerkt, daß bey
dem erſten Beyworte das Hauptwort eine ganz andere Be—
deutung, als bey dem zweyten, habe oder haben müffe.
Und welch eine ganz neue Scholaſtik muͤßte da auftreten,
wenn nunmehr auch die Phyſik uͤberhaupt aufgeſtellt und
dann in die geiſtige und — phyſiſche abgelheilt wuͤrde?! —
Daſſelde gilt, wie man ſieht, von dem „Naturforſcher.“
Was aber die Sache betrifft: wie koͤnnte der gedachte Sach⸗
unterſchied (zwiſchen Geiſt und Körper ꝛc.) noch erſcheinen,
wenn von der Einen Phyſik als Gattung die geiſtige und
die phyſiſche abgeleitet wuͤrde? Was aus Einer Quelle
fließt, kann ja böchſtens bloß der Farbe oder Form nach
verſchieden ſezn. Eine ſolche Unterſcheidung ſagt bekannt⸗
lich dem Natüraliſten (Materialiſten) vollkommen zu. Pens
ne man auch jene Einheit, unter dem Geſichtspunete der
logiſchen Allgemeinheit fo viel möglich geſteigert, — „Gott:“
ſelbſt dieſes Wort, dieſer Name gewaͤhrt, nach ſolcher
Grundlegung, uberall keine andere Sache. Und was muß,
kraft der Folgerichtigkeit, hervorkommen, wenn die lg
(dieſe Wurzel der Thierheit) ausdrücklich zum „Grunde“
gelegt wird? — Wenn aber das Wort uͤberall zum Dienſte
der Sache beſtimmt iſt, und der wiſſenſchaftliche Vortrag
von dem vulgaͤren und ſelbſt von dem praktiſchen, heiße
dann ſolcher populaͤr oder nicht, durch die Schaͤrfe des Aus⸗
drucks, die Präciſion der Form ober die Beſtimmtheit des
Wortes ſich unterſcheidet: fo dürfte dem ernſten Denker,
z. B. die „pſychiſche Phyſiologie“ nicht beſſer erklin⸗
gen, als die ethiſche oder moraliſche Phyſik (trotz dem
ſchon vom Ariſtoteles aufgeſtellten und durch das ganze
claſſiſche Altertbum, ja durch den Culturgang aller neu⸗
europäiſchen Völker beftätigten Sachunterſchiede zwiſchen
Ethik und Phyſik). Und wenn die Natur der Seele oder
des Menſchengetſtes nicht Phyſis, und folglich dieſer Geift
nicht eben, z. B. der „hoͤchſte Erdenfunke“ ſeyn foll: wel⸗
che Pein — um nicht zu ſagen: welche Marter — fuͤr den
auffaſſenden Geiſt muͤßte alsdann die Naturlebre der Seele
neben der Naturlehre — Phyſik ſeyn, da mit einem und
demſelben Ausdrucke, und zwar bey ſolchem wiſſenſchaftli⸗
chen Ernſte („Naturlehre“), zwey fo ganz verſchiedene Be⸗
deutungen verknuͤpft werden ſollten?! Die Logik aber, mit
ihrem Rechte der Folgerichtigkeit, wuͤrde ſtets wiederkehren,
und das Uebel nur Ärger machen; denn fo kaͤme ja auch
die Naturlehre überhaupt, abgetheilt in die Natur⸗
lehre der Seele und die Naturlehre der — Tatur
(Phpſts). Wo denn zugleich, wenn mit dem Worte nicht
geſpielt werden ſollte, im Namen der Wiſſenſchaft zu be⸗
merken wäre: a. der erſte dieſer Ausdrucke iſt ein Verſtoß
gegen die Metaphpſik; denn eben dieſe, hoffentlich eine
Sachwiſſenſchaft, verſtattet ſchlechterdings nicht, daß ein
Ueberphyſiſches oder eine Lehre, die ſich auf ein ſolches be⸗
zieht, mit demjenigen Worte bezeichnet werde, welches,
ſtrenge oder eigentlich genommen, zur Bezeichnung eines
Phyfiſchen ſchon feſtgeſetzt iſt; und b. der andere Ausdruck
verſtoͤßt offenbar gegen die Logik, da ohne Zweifel von eis
ner Metapher bey demſelben — „Naturlehre der Natur“
— keine Rede ſeyn ſoll: und welche Naivetaͤt iſt zu⸗
gleich dieſer ſchreiende Pleonasmus!
Auch darf uns, bey dieſen Grundbeſtimmungen, eine
alte, bekannte Scholaſtik („natura naturans und „na-
= — ——
- 844
tura naturata“') nichſt ſtoͤren. Nur im Gegenſatze mit
der Anſicht, welche Gott von der Natur trennet — nicht
bloß unterſcheidet, — erſcheint ein Wahres und Tiefes
in dieſer Scholaſtik, trotz dem, was die Etymologie und
hiemit die Grammatik (abgefehen von der Aeſthetik!) gegen
dieſe Zuſammenſetzung — natura und naturans — eins
wenden mag. Sonſt aber und genau betrachtet waltet auch
in dieſem Ausdrucke die beſagte Concretion und ſomit eine
Popularitaͤt, trotz dem ſcholaſtiſchen oder wiſſenſchaftlichen
Anſtriche. Das eben fo Barbariſche als Pleonaſtiſche na-
tura naturata verdient wohl gar keine weitere Bemerkung.
Das Neuere aber: „wahre und erſcheinende Natur,
die Natur an ſich ꝛc., ja fogar die neue Scholaſtik
„sbfolute und relative Natur“ verdient, meines Er⸗
achtens, eine Wuͤrdigung aus dem — poetiſchen Stand⸗
puncte: in geheim, wenn auch durch eine wiſſenſchaftliche
Formel verhuͤllt, waltet da die gedachte poetiſche Anſicht
und Bedeutung (wofern nehmlich, wie bemerkt, nicht eben
eine neue Faͤrbung des alten materialiſtiſchen Gebilbes vor⸗
geht): und dieſe Anſicht kann ſich deſto kraͤftiger aͤußern⸗
und deſto länger erhalten, wenn mit derſelben die gemuͤth⸗
liche, die fromme Welteinſicht, die veligiöfe Natürbetrach⸗
tung, und eine dieſer zuſagende Sprache oder Darſtellungs⸗
weiſe ſich verbindet. Aber wiſſenſchaftliche Gruͤndlichkeit
und Beſtimmtheit kann ben ſolcher Vermengung des Poe⸗
tiſchen und Erbaulichen mit dem Wiſſenſchaftlichen ſchlech⸗
terdings nicht ſtatt finden. Dieſes war das Ergebniß je⸗
der weitern Pruͤfang, nachdem ich geſtrebt hatte, auch ſol⸗
chen Darſtellungen Wahrheit abzugewinnen, auch ſolchen
Denkern jede mogliche Gerechtigkeit wiederfahren zu laffen,
Der gedachte Recenſent — vornehmlich ein Anhaͤnger
der alten Kant'ſchen Lehre — iſt uͤbrigens in der Anzeige
eben nicht gluͤcklich oder genau, * in der Beurtheilung aber
ſehr muthig geweſen. Wie Vieles will ſich dagegen auf⸗
dringen! Es iſt hier der Ort nicht dazu. Nur zwey Pun⸗
cle zu berühren, fey dem Pfr. erlaubt:
I. „das Ueberſinnliche. Unbedingte“ ꝛc. find dem Re⸗
cenſenten „logiſche Formeln“ — eine „Leerheit.“ Daß
dem Materialiſten in dieſen Worten nichts anders erſchei⸗
nen koͤnne, begreife ich: ihm iſt ja die Idee ſelbſt (dieſe
Sachvorſtellung, in Abſicht des Ueberſinnlichen) nichts wei⸗
ter als eine Chimaͤre; wie aber ein Kantianer dieſen Ton
7
„3. B. in feiner Anzeige von der „Ankündigung des
Göttlichen,“ oder indem er die „hoͤhere Seelenkunde“
anfuͤhret, ohne der „rationalen“ ıc., auf welche in der
Vorrede ausdrücklich hingezeigt iſt, zu gedenken: als habe
der fr. dort etwas ganz Neues aufſtellen wollen! —
Wie erſcheint in den juͤngſthin herausgegebenen „Vorle⸗
ſungen uͤber die Metaphyſik“ von Kant, die empiriſche
Pliychologie neben der rationalen oder metaphyſiſchen?? —
Ob übrigens der Ton, welcher in dieſer Recenſion
über einen Genannten geführt wird, der ſeit fo vielen
Jahren raſtlos in dieſem Felde der Wiſſenſchaft gearbeitet
hat, und über den ſchon aus früherer Zeit ganz andere
Urtheile vorliegen, — der gebuͤhrende ſey, mögen Ans
dere entſcheiden, obwohl der Vr. in dem Recenſenten auch
einen ernſten Denker und billigen Mann gern erkennt.
end
845
anſtimmen koͤnne, iſt mir, ich geſtehe es, ſchlechterdings
unbegreiflich. — Und:
II. „Thatſachen,“ ſage man auch „des Bewußt⸗
ſerns,“ find das Dbject der Geſchichte: Philoſophie und
Hiftorie follen aber wohl eben fo wenig mit einander ver⸗
miſcht, als von einander getrennt werden. Und wie iſt
denn der beſagte „Naturforſcher der Seele“ als Subject
beſchaffen, bevor er als ſolcher eintritt? Oder wird da
keine Vorſtimmung, kein beſtimmter Zuſtand von Seite des
Willens und des Verſtandes als Vorbedingung, erfordert?
— Auch wuͤnſchte der Vfr. insbeſondere, der Recenſent
möchte, da er den paͤdagogiſchen Gedankengang neben
dem philoſophiſchen ſo beſonders zur Sprache bringt, ei⸗
nen Blick auf jene „Grundzuͤge“ zuruͤckgeworfen, und we⸗
nigſtens Ein Beyſpiel, um den wahren Sinn des Pfrs.
darzulegen, angeführt haben, wie z. B., wenn das Sinn⸗
liche, in der bekannten paͤdagogiſchen Ordnung der Anfang
oder das Erſte in dieſer hiſtoriſchen Hinſicht, mit der aeym
oder dem Princip im wiſſenſchaftlichen Sinne verwechſelt
wird, ſodann kraft der Folgerichtigkeit unter dem Worte
Vernunft nichts weiter hervorkommen koͤnne, als die
zweyte Potenz der Sinnlichkeit, gerade wie im Syſte⸗
me des Materialismus. Einen recht ausgezeichneten und
wohl denkwuͤrdigen Beleg hiezu lieferte vor einigen Jahren
die Leipziger Lit. Zeit., da ein luͤbrigens wohlverdienter)
Kantianer den bekannten Widerſtreit zweyer Muͤnchener
Akademiker uͤber Vernunft und Verſtand gar leicht dadurch
ſchlichten zu koͤnnen glaubte, daß er den Sinn zum Verſtan⸗
de, und dieſen zur Vernunft hinaufſteigerte. Die eigentli⸗
che „Grundlage“ oder „Baſis,“ und ſomit ohne Zweifel
der Sachgrund, waͤre demnach das Sinnliche: und was
könnte beſſer, was realer ſeyn, als der Grund? — Von
der Natur oder dem Phyſiſchen ſteigt bekanntlich der Kan⸗
tianer zum Moraliſchen auf: aber wie? Im Grunde wie
der Ariſtoteliker! (M. ſ. das Lehrb. d. h. Seelenk. S. 412.)
Landshut, im Maͤrz 1822.
Prof. Salat.
Zugaben.
Juͤngſthin iſt, wie ich ſo eben vernehme, ſogar eine
— „Phyſik der Sitten“ erſchienen, im Gegenſatze mit
Bants „Retaphyfik der Sitten“ (welch ein Abſtich !),
alſo eine Phyſik des — Moraliſchen (und ſonach als
Eines mit der Moral oder Ethik), während die Setzung:
„das Moraliſche und Phyfiſche“, ſonſt bekanntlich uͤber⸗
all gilt, als eine Grundſetzung das ganze Reich der Menfchs
heit durchdringt, und die Sprachen aller gebildeten Voͤlker
beherrſchet. Selbſt Franz Baader, obwohl er „die Ethik
auf die Phyſik gründet“, gebraucht und liebt die Sprache:
„das moraliſche und phyſiſche Leben des Menſchen.“ —
Noch iſt mir die „Phyſik der Sitten“ nicht zugefem:
men. Der Deutſche nimmt wohl das Wort nicht im be⸗
kannten franzoͤſtiſchen Sinne, wie z. B. Selvetius die
Phyſik an die Stelle der Ethik oder „Moral“ ſetzen woll⸗
te. Soll nun das Wort (Phyſik) dort bloß eine Art von
Metapher ſeyn; ſo mag da noch Wahres, Gutes und
Treffliches vorkommen. Aber wie koͤnnte wohl die Wiſſen⸗
846
ſchaft eine ſolche Metapher verſtatten? — Sollte hingegen
der volle wiſſenſchaftliche Ernſt und ſomit das Wort (zus
mal als Titel der Schrift und mit ſolchem Abſtiche!) recht
eigentlich gelten: was müßte dann erfolgen, weun je die
Folgerichtigkeit einträte und durchgeſetzt würde? Ja, was
müßte ſich da in Betreff der Sache ſelbſt — des Einen,
worauf die Würde und das Heil der Menſchheit ſich gruͤn⸗
det — ergeben?? Dabey, welche Wort- und Begriffs⸗
verwirrung!!
In der Jenaiſch. A. L. 3. (Ergänz. Bl. 1822. Nr.
11. [e]) hat fo eben ein ernſter Denker, und der gerecht zu
ſeyn unverkennbar beſtrebt iſt, die neueſte Auflage meiner
Darſtellung der Moralphiloſophie recenſirt. Aber es begegs
net mir dieſelbe Anſicht und Sprache, in Abſicht auf jene
Begründung: „Die geſunde Menſchenvernunft (2) for⸗
dert von der Philoſophie, daß fie die Geſetze * der
menſchlichen Seele, alſol eine (2) Naturlehre (1) ders
ſelben entwickele.“ Sollte nun die Naturlehre hier =
Phyſik ſeyn, und dieſes Wort im Ernſte der Wiſſenſchaft
genommen werden: wie könnte dann der bekannte Sach⸗
unterſchied zwiſchen dem Moraliſchen und Phyſiſchen, und
mithin auch zwiſchen „dem moraliſchen und phyſiſchen
Geſetze“ noch beſtehen?
Dieſer „Naturlehrer der Sitten“ fährt, nach dem
Angeführten, alſo fort: „Dem Verf. iſt, wie dem groͤße⸗
ren Theile unſerer heutigen (12) Philoſophen, dieſe Anfor—
derung ſo fremd, daß er gleich im Eingange (S. 4) Alle,
welche ſich fuͤr dieſelbe erklaͤren, in das Warren- oder
Zuchthaus zuweiſt“ (ſchickt?). Nein, von der „Natur-
lehre oder Phyſik“ des Geiſtes und hiemit „der Sitten“ iſt
dort gar keine Rede: dieſe neue Erſcheinung auf deuts
ſchem Boden war dem Verf. ſelbſt zu der Zeit, als er je⸗
nes Werk neu bearbeitete und herausgab (1821), noch
ganz unbekannt — und wie hätte er fie vorherſehen
koͤnnen oder jemals erwarten follen, trotz der gedachten „Be—
gründung der Ethik durch die Phyſik“ *? —; fondern es
wird nur geredet wider den beſagten, franzoͤſiſchen Mate—
rialismus (beſonders nach dem „Systeme de la Na-
ture“), wie derſelbe dem deutſchen Boden, in gewiſſen hoͤ—
heren Claſſen und ſelbſt in einem akademiſchen Kreiſe, noch
keineswegs ganz entfremdet iſt, und dem Verf. jo eben wies
der eine recht ausgezeichnete Erſcheinung dieſer Art vorget
kommen war. ** Einem ſolchen „Naturlehrer“ iſt die Idee
in Platon's Sinne ⸗— abgeſehen hier von deſſen poetis
ſcher Einkleidung! — eine „Chimaͤre“, eine „Leerheit,“
und zwar ganz folgerecht, nachdem er den Gegenſtand ders
* Bon dem „Moralgeſetz“ iſt vorher die Rede.
Welche Wuͤrdigung jedoch dieſer Anſicht gebuͤhre, iſt in
der 3. Aufl. noch berührt, in der 2ten aber ausführlich
(im Beſchluſſe) gezeigt.
e Dieſer Materialismus in der ethiſchen Geſtalt hatte ja den
Verf. ſchon vor 20 bis 26 Jahten beſchaͤftigt — in der
„deutſchen Monatſchrift“ und im „deutſchen
Merkur“; daher ſodann die Schrift: „Winke uber
das Verhaͤltniß der intellectuellen und der
verfeinernden Cultur zur ſittlichen.“ (Mün«
chen 1802.)
847
ſelben, das „Ueberſinnliche“ oder „Ueberphyſiſche“,
für das Leere, Bodenloſe, für ein „Hirngeſpinnſt“ oder
einen „metaphyſiſchen Traum“, und die Metaphyſtk ſelbſt,
nicht minder folgerecht, für „die hohle Wiſſenſchaft“ er:
klaͤrt hat. Denn er findet ja „das Reale“ oder, wie er
auch ſagt, „das Gbjective“ bloß im Sinnlichen, im
Phyſiſchen als ſolchem; und die Phyſik, die Lehre von
der Phyſis (pos) = dem Sinnlichen, iſt ihm daher die
einzige Sachwiſſenſchaft; wo dann die Logik, die „for
male Wiſſenſchaft,“ theils auf dem bekannten Schulwege
vorhergehen, theils angewandt auf dieſes Reale mit—
gehen ſoll. Spricht aber ein ſolcher Naturlehrer, Nature
forſcher u. ſ. w. auch von der „Idee“ oder vielmehr von
„Ideen“; fo nimmt er das Wort im ariſtoteliſchen Vers
ſtande: Idee iſt ſonach die „bloße, logiſche Sorm, wel;
che dann mit phyſiſchem oder ſinnlichem Stoffe ge:
fuͤllt wird“ (daſelbſt S. 3). Und in dem menſchlichen Gei—
ſte oder, dem Obigen zufolge, in der „menſchlichen Seele“
erſcheint ihm daher nichts weiter, als „die alte leere Ta—
fel (tabula rasa)“, worauf der Finger der Natur —
olg, ſchreibet. Nothwendig erkennt dann ein ſolcher uͤber—
all auch in dem Menſchen, ſobald es auf die Sache oder
ein Sachliches ankommt, nicht mehr als „ein geſteiger—
tes oder potenzirtes Thier“, indem ſelbſt das „Bewußt⸗
ſeyn“ — an ſich oder als ſolches offenbar bloß ein Forma—
les, Logiſches — nur einen Form- oder (vermoͤge der
Steigerung) Grad-Unterſchied gibt. Spreche man auch
z. B. von „Gebundenheit und Entbundenheit“: auch dieſe
betreffen nur die Form, geben keine andere Sache, ſondern
nur eine andere Geſtalt. Wem koͤnnte dieſer Gewinn,
dieſes neue Ergebniß genuͤgen? Ja die Sache bleibt im-
mer dieſelbe, zufolge der bekannten, dem Ariſtoteles nachge—
bildeten Schul- und Grundſetzung: „Denken und Seyn“
oder „Subject und Object“ — dem Logiſchen und Phy—
ſiſchen. Nach ſolcher Anſicht von dem Menſchen muß
denn aber auch der beſagte Naturlehrer
entweder die Sittlichkeit (Moralitaͤt), das Recht
und die Religion geradezu verwerfen, oder
mit dieſen Worten einen ganz anderen Sinn
verbinden! *
Dagegen nun, gegen ben eigentlichen (conſequenten) Mate—
rialiſten, iſt dort, S. 4, bemerkt, wie er 1) in dieſem
ſchneidenden Widerſpruche mit den trefflichſten Denkern
aller Zeiten und Orte, ſelbſt die Beſten für „Warren“
oder „Phantaſten“ erflären, und 2), was die Sache be⸗
trifft, entweder fortwaͤhrend heucheln oder, indem er
einen Geiſt frey ausſpricht, erwarten muͤſſe, daß er ent⸗
Im Grunde eben daſſelbe Ergebniß — aber auch willkom⸗
men jener gott - und heilloſen Politik, welche,
bauend auf „Natur und Verſtand,“ mit der Menſch⸗
heit ſpielet! und wie das Pfaffenthum (heife es nun
Ultratatholicis mus oder nicht) fein Intereſſe mit
dieſer Wendung verbinden koͤnne, hat der Verf. in der
neuen Auflage feiner Darſtellung; der Religionsphi⸗
loſophie — vornehmlich im Beſchluſſe derſelben —
zu zeigen geſucht. Denn mit dem eigentlichen Moral⸗
degriffe ſteht daſſelbe im ſchaͤrfſten Gegenſatze.
—
N 848
weder in das Narren: oder in das Zuchthaus geſchickt
werde. „Dahin“ (ift dort beyg ſetzt) weiſet die Folge⸗
richtigkeit ſelbſt, wenn ſie durchgefuͤhrt wird.“
Was aber den ſogenannten „Materialismus“ betrifft,
welchen man den deutſchen oder den „Ideal-Materia⸗
lismus“ genannt hat; ſo iſt, meines Erachtens, dieſer von
jenem nicht etwa nur auf formale oder graduale, ſondern auch
auf weſentliche oder reale Weiſe verſchieden, wofern mit
dem Worte „Ideal“ oder „ideal“ nicht bloß ge—
ſpielt wird. Nur waltet lerſcheint mir) dann im Ganzen
einer ſolchen Darſtellung bloß ein mehr oder weniger aus⸗
gezeichnetes Amalgama von Poeſie und Philoſo—
phie, ſelbſt bey dem Wahren und Trefflichen, was neben⸗
her vorkommen mag, zumal fuͤr die Phyſik oder irgend eit
nen Zweig derſelben, ſo wie ſelbige an ihrem Orte hoch—
ſchaͤtzbar, nicht etwa nur gültig, hervorgehet. Alſo der ſo—
genannte deutſche Materialismus ſoll mit jenem
franzoſiſchen — der freylich auch. bey fo manchem Deuts
ſchen praftifh und theoretiſch * Eingang fand — keines-
wegs auf Eine Linie geſtellt werden. Welcher Wunſch
aber, zum Behufe jeder Sachwiſſenſchaft ſelbſt, zugleich
entſtehen duͤrfte, iſt ſchon oben bemerkt worden.
Fraget nun dieſer Recenſent den Verf., wie er das
Gefuͤhl als ein Urfprünglidhes, und doch das
Moralgeſetz vor demſelben aufſtellen koͤnne; fo muß er
bemerken, daß hier ſeine Anſicht wohl nicht erfaßt worden.
Denn nur in ſubjectiver Hinſicht — wie es dem Begrif—
fe, welcher dann als Vernunftbegriff eintritt, zum Grunde
liegt — iſt das Gefühl nach des Verfaſſers Anſicht und
Darſtellung das Urſpruͤngliche: fo faͤllt ihm daſſelbe mit der
gemuͤthlichen Ergreifung lurſpruͤnglichen Anerkennung) des
Goͤttlichen zuſammen; und wie es der Gefühlloſigkeit in
derſelben Hinſicht entgegenſteht, weiſet es auf das zartere,
tiefere, innigere ꝛc. Gefühl hin gleich dem Poſitiv auf den
Comparativ, da eine Sache erſt geſetzt (ponirt) da ſeyn
muß, wenn ſie im hoͤheren Grade eintreten ſoll. Auch
fällt das Gefühl mit der Idee in derſelben Tiefe des Ger
muͤths zuſammen, da nehmlich die Idee vor ihrer Entwickes
lung hergeht, d. h. ſchon entſtanden ſeyn muß, wenn ſie
durch den Begriff ſoll entwickelt werden. Alſo iſt dem Verf.
auch keineswegs „das Gefuͤhl die erſte Offenbarung des
Goöttlichen;“ ſondern die innere Offenbarung (Ankündis
gung des Goͤttlichen, Ueberſinnlichen) geht, nach ihm, vor
dem Gefuͤhl her: an dieſelbe ſchließt eben, im geſetzten Fal⸗
le, jene Anerkennung ſich an. So geſellt ſich zur Offen⸗
barung — der Glaube, wie das Subjective zum DObjecs
tiven; der „Glaube“ in der reinen, univerſellen Bedeutung,
welche eben der Philoſophie angehoͤrt, und neuerlich auf
deutſchem Boden durch Kant und Jacobi, Schiller und
Herder ꝛc. (trotz dieſer und jener Nebenbeſtimmung) fo
geltend ward! Auch mit dem Glauben haͤngt oder trifft ſo⸗
nach das Gefühl in jener Tiefe zuſammen. Erhellt dieſer
„ Befonders in dem Felde jener Empirie — empiriſchen Wiſ⸗
ſenſchaft — wo die Gewohnheit die Denkkraft fo
leicht an das Matertelle bindet. Aber wie oft iſt dann,
zur Ehre der Menſchheit und des Menſchen, „der Geiſt
beffer als der Buchſtabe!“
849
Zufammenhana nicht ſelbſt aus jenem Worte des Tadeld : „Ge⸗
fuͤhls⸗ und Slaubensphiloſophie?“ Ein Tadel, der übs
rigens wohl eine Darſtellung nicht treffen kann, welche den Be⸗
griff, auf jenem Grunde, und ſomit die Erkenntniß des
Göttlichen ausdruͤcklich hinzunimmt; und gleich ungültig lein
Kind der Ungerechtigkeit, wenn nicht der Unwiſſenheit) waͤre,
bey ſolcher Vorausſetzung des — metaphyſiſch — Gbjectiven,
der Vorwurf: „Subjectivitaͤtsphiloſophie,“ oder „Re—
flextonsphiloſophie““, da und fofern die Reflexion mit dem
bloßen Begriffe zuſammenfaͤllt. Das Subjective iſt dem⸗
nach ein Hervorgebrachtes, durch die ſubjective (Willens
und Verſtandes) Thaͤtigkeit Entſtandenes; alſo das Gb⸗
jective, in ſeinem Unterſchiede davon, ein Gegebenes.
Wie aber dieſe Gabe von Oben, betreffend das Ueber
ſinnliche, (die Gnade?) in drepfacher Seſtalt erſchei⸗
ne, und die fubjective Thaͤtigkeit von dieſem objectiven
Grunde urſpruͤnglich und fortwährend getragen werde, zeigt
beſonders die weitere Darftellung der Dhilofophie. Nur fo
viel mag hier geſagt werden: die Anlage des Menſchen in
Abſicht auf das Ueberſinnliche („Vernunftanlage“) kann ſich
ohne entſprechende Anregung läußere Offenbarung) nicht
entwickein, und dle gedachte Ankündigung ſetzt demnach
dieſe beyden voraus.
nnn
— — —
Mit dieſer Ankündigung fallt das „Moralgeſetz“ als
Setzung zuſammen, waͤhrend das Geſetzte — dem Men-
ſchen, wie oder indem er als Subject * eintritt, zur An⸗
ſtrebung Porgeſetzte — mit dem Goͤttlichen, Ueberfinns
lichen, dem angekündigten oder geoffenbarten, ganz Eines
iſt. Vorausgeſetzt wird hiebey das Goͤttliche uͤberhaupt,
wie es Gegenſtand der allgemeinen Philoſophie iſt, wie
auch der Menſch, zuvoͤrderſt objectiv und nach ſeiner hoͤch—
ſten Anlage betrachtet, an ſelbigem Theil nimmt, und wie
es dann im Menſchen (alfo begrenzt) neben dem Natuͤrli—
chen oder Phyſiſchen in der pſychiſchen Anthropologie vor—
läufig naͤher, zum Behufe des Weitern, betrachtet wird.
Wie koͤnnte nun das Moralgeſetz, indem wir ſelbiges von
dem erſten Realen im ſcharfen, trennenden Ge—
genſatze mit dem Materialismus ableiten („deduci—
ren“), als eine „Verſtandesform“ erfcheinen? — Und
was iſt wohl „die Verſtandesform des Sittlichen?“ —
Wer aber das Ueberſinnliche nicht zuvoͤrderſt beſtimmt als
das erſte Reale in dieſem Gegenſatze auffaßt, dem mag ſich
freylich dieſer Schein gar leicht vorbilden. Und wenn das
Meberiinnliche, wie es erſt in feiner Geſtaltung zum Sittli—
chen, Rechtlichen 2. die weitere und nähere Beſtimmung er—
halten kann, als ein Reales in der eigentlichen Bedeu—
tung gar nicht erkannt oder angenommen wird: fuͤhret dann
nicht die Conſequenz ſelbſt theils zur bloßen Verſtandeslehre
(Logik), theils zur Phyſik oder Naturlehre als folher?? —
Wer es aber vollends „über fein Herz“ und, wenn dieſer
Ausdruck erlaubt iſt, über feinen Kopf bringen koͤnnte, gleich
dem (eigentlichen) Materialiſten poſitiv auszuſprechen: „Als
les Ueberſinnliche ift eine Chimaͤre, ein Sirnge⸗
ſpinnſt und der Menſch hoͤchſtens ein geſteigertes
Noch einmal: wer nennt das neugeborne Kind fon,
und den Wahnſinnſgen noch ein Subject — neben dem
Objecte — ?
ſis. 1832. Heft VIII.
850
Thier,“ wie Könnte man einem Solchen philoſophirend,
im wiſſenſchaftlichen Sinne, noch beykommen? Nur prak-
tiſch mag ihn irgend eine andere Macht noch ergreifen,
wenn auch die hoͤhere paͤdagogiſche Einwirkung fo genannt
werden darf.
Eben ſo wenig (wie dort über den Materialismus) iſt
der Sinn oder die Anſicht des Verf. in dem, was dieſer
Recenſ. vom „Sprachgebrauche“ ſagt, erfaſſet. Nein,
nicht was im „gewöhnlichen Leben“ ſich angebildet und
feſtgeſetzt, ſondern was durch würdige und denkende
Vorgänger (dieſe Organe der Meuſchheit, der Wahrheit)
ſich herangebildet, noch aber nicht ganz entwickelt hat,
nimmt die Aufmerkſamkeit jedes Spaͤteren auf derſelben
Bahn in ſolchen Anſpruch: dieſe und jene tiefere Bedeu—
tung, die etwann erſt durchblickt oder noch ringet, fol ers
griffen und weiter herausgebildet werden! — Der (übrigens
nicht unbillige) Recenſ. meiner „Grundz. d. allg. Ph.“ in
derſelben Lit. Zeit. 1821 zeigte ſo an, als wollte ich in
Betreff des „Ueberſinnlichen, Unbedingten“ ꝛc. nur mei—
nen Sinn geltend machen: aber ich hatte ja auf jede „abz
ſolute Veuheit“ foͤrmlich verzichtet, und nur weitere
Ergründung oder ſchaͤrfere Beſtimmung für die Aufgas
be jedes ſpaͤteren Arbeiters im Felde dieſer Wiſſenſchaft er—
klaͤrt! Und wenn der Rec. des Verſuchs „Sokrates oder
über d. neueſten Gegenſ. zw. Chriſt. u. Philos.“ in demſel⸗
ben Jahrg. dem Verf. „Lieblingsausdrücke und Lieb⸗
lingswendungen“ zuſchreibt (ohne jedoch einen anzuführ
ren); ſo beſcheidet ſich der Verf. gerne, daß ihm es nicht
zukomme, dieſe oder jene Eigenheit rechtfertigen zu wollen:
nur ausſagen und verſichern will er, daß ſein Beſtreben
dahin ging, folgend dem Genius unſerer Sprache auch im
Ausdrucke das Einfachſte geltend zu machen, ſoweit unſere
Verbindung mit der alten, claſſiſchen Welt, zufolge der be—
kannten Abſtammung aller neu europaͤiſchen Cultur, ſolches
verſtatten moͤchte. Und was fordert auf dieſem Wege der
Zuſammenhang des Lebens mit der Wiſſenſchaft? —
Uebrigens iſt dieſe Recenſion ebenfalls nicht unguͤnſtig, aber
ſehr kurz, zumal als Anzeige einer groͤßeren Schrift, wo—
durch der Verf. in einem weiteren Kreiſe und nach einem
(wie es ihm ſchien) dringenden Beduͤrfniſſe der Zeit zu wirs
ken ſtrebte und wuͤnſchte.
Solche Erſcheinungen gibt es noch auf dieſem Gebie⸗
te der Literatur. Aber ſolche verſtatten noch, wie der Dil:
ligkeit, ſo der Verſtaͤndigung Raum oder Moͤglichkeit.
Ganz anbers, wo der Partheygeiſt oder „die göttliche Grob
heit“ (2!) waltet, wie juͤngſthin wieder — in den Wiener
Jahrbuͤchern der Literatur! Aber welche „Gottes⸗
und Staatslehre“ verbindet ſich mit derſelben“!? Davon
vielleicht ein andermal. Mag jetzt der alte jeſuitiſche,
pfaͤffiſche und despotiſche Gbſcurantismus mit neuem
Muth aufſtreben; mag ſelbſt von Seiten der Wiſſenſchaft
und der Kunſt, ſoweit dieſe und jene dienſtbar werden
oder ſeyn koͤnnen, eine neue Macht ihm zu Huͤlfe kommen,
und er dann um ſo muthiger jeden freyſinnigen oder
wahrheitliebenden * und beſonders jeden akademiſchen
„Die Wahrheit wird euch frey machen.“
Jeſus Chriſtus.
54 a
851
Lehrer, der iſt, was fein Name ausſagt, ein Bekenner —
Protfeſſor — der Wahrheit * zu unterdrücken und (mo mögs
lich) zu vernichten beſtrebt ſeyn 2 dieſe Zeichen der Zeit koͤn—
nen wohl den „Mann von Grundſaͤtzen“ nicht irre mas
chen, alſo Keinen, der nach Keberzeugung handelte, lehrte
und ſchrieb. Die Wahrheit wird ſiegen; denn nur in die⸗
ſer iſt Heil: dazu aber erſcheint Jeglichem, dem die Men⸗
ſchenwürde kein leerer Name iſt, die Menſchheit beſtimmt.
Und wer ſchon ehedem der Aufklaͤrerey offen widerftand, **
und für die Philoſophie auf ein tieferes Princip, als das
losiſche oder bloß verſtaͤndige, drang; wen daher ein Mi⸗
colai * unter die „Myſtiker“, und mehr als Ein „ka⸗
tholiſcher“ Aufklaͤrling unter die Finſterlinge oder „Obſeu⸗
ranten“ (obwohl unter die feineren“) warf, während er
zugleich redlich, nach Vermögen wie nach feiner Anſicht, für
das Licht, für die Aufklaͤrung arbeitete: dem mag jetzo um
ſo eher verſtattet ſeyn, auch gegen Pfafferey und Despotie —
im entſchiedenſten Gegenſatze mit Staat und Kirche — ein
offenes Wort zu ſprechen. Aber dieſe Tendenz der Philoſo⸗
phie ſteht der Leidenſchaft oder Heucheley, welche unter der
Maske des „Freyſinnigen“ ſpielt und wuchert, nicht min⸗
der entgegen.
Journal historique,
aur le siege de Saragosse, snivi d'un coup d’oeil sur An-
dalousie, par I. D’audebard de Ferussac, chef de bataillon
d’ötat-major etc, Paris. Alexis Eymery. 1816. 8.
117. et 70,
Die Schilderung der fuͤrchterlichen Belagerung von
Saragoſſa iſt hier weniger im eigentlichen militaͤr. Sinn
als im gemüthlichen gegeben, und iſt daher anziehend für
jeden Stand. Der Pfr. erzähle nicht bloß die militär.
Vorgange nach feinem Tageduch, ſondern ſchildert auch die
einzelnen Scenen des Heldenmuths, der Ergebung, der
Menſchlichkeit, als ein Mann, dem alle zarten Gefühle bes
freundet ſind; er gibt, als ein wiſſenſchaftlich gebildeter
kann, Nachricht von den Gelehrten, den wiſſenſchaftlichen
Sammlungen, welche ihm aufſtießen, oder vielmehr, wel
che er aufſuchte; er entwirft Bilder von fehonen Gegen⸗
den, ruft die Thaten der Romer, der Mauren in der neu⸗
eren Zeit ins Gedaͤchtniß und zeigt in der lebhaften Spra⸗
che der enthuſtasmirten Jugend die Gräuel, welche eine
ſinnloſe Eroberungswuth nach ſich zieht, indem ſie den
Menſchen Gefühle einſloͤßt, welche nur dem Tyger eigen find,
In diefem Werke kann man lernen, was ein Volk vers
mag, wenn es für ſich kaͤmpft gegen despotiſche Willkuͤhr;
man kann aber auch lernen, was ein Despot vermag, wenn
er Menſchen durch das Trugbild von unbedingtem Gchoss
ſam an ſich zu ketten, Verſchlagenheit oder Macht genug hat.
„Nach Meberzeugung! Wer kann, wer darf asders??
Schon vor 21 bis 27 Jahren — in dem „Philo ſophi⸗
ſchen Journal“ von Fichte und Nrethammer,
und dann in der Schrift: „Auch die Aufklärung
hat ihre Gefahren! Ein Verſuch zum Behuf e
der höheren Cultur.“ (München, 1801 und 1804 —
Zweyte, vermehrte und verbeſſerte Auflage.) }
„ In feinen Schrift: „Weber meine gelehrte Bil⸗
dung.“ .
852
Anfangsgruͤnde der Phyſik, als Vorbereitung
zum Studium der Chemie,
von B. Scholz,
Prof, am polytechn. Inſtitut. Wien bey Heubner. te Auf.
1821. 8. 642 mit 6 Kupfertafeln. 2
Wir find nicht mehr im Stande, Retenſtonen von
Lehrbuͤchern zu machen; es iſt unmöglich wegen ihrer Menge,
iſt unnoͤthig, weil doch kein anderer Profeſſor danach lieſt,
indem jeder das ſeinige macht; iſt unthunlich, weil ſie im
Ganzen alle uͤber einen Leiſten geſchlagen ſind, und weil
man ſich gar zu viel zumuthen muͤßte, wenn man die ein⸗
zelnen neuen Stellen herausklauben ſollte. Man mag auch
ein Lehrbuch recenſiren wie man will, es aͤndert nichts an
der Sache, die Zuhoͤrer muͤſſen das Buch kaufen; es ge⸗
fälle ihnen auch am beſten, weil fie kein anderes kennen.
Was nun das vorliegende betrifft, ſcheint es uns
wohl geordnet, lehrreich eingerichtet und hinlaͤnglich volle
ſtaͤndig zu ſeyn, um den Zwecken des Vortrags zu entſpre⸗
chen. Die Sprache iſt klar und rein, die neuen Entdeckun⸗
gen ſind benutzt und die Anwendung der theoret. Lehren
auf das Leben iſt gezeigt. Mehr kann man von einem
guten Lehrbuche nicht verlangen, und ohne unaufhoͤrlich das
Alte zu wiederholen, nicht berichten.
Nach der Einleitung wird von dem Weſen und den
Grundkraͤften der Materie gehandelt; von der Bewegung,
der Anziehung, Schwere, Pendelbewegung, Cohaͤſion, Kry⸗
ſtalliſation, Capillaritaͤt, chemiſchen Verwandtſchaft, von
der Abſtoßung.
Dann folgt S. 175 die Lehre von den getheriſchen
Stoffen, Licht, Wärme, Elektricitaͤt, Magnetismus.
S. 405. Von der Atmeſphaͤre.
— ;zır, Die Akuſtik. b
— 570. Nachtrag von Maaßen und Gewichten.
Dem Werk iſt ein vollſtaͤndiges Sachregiſter beygege⸗
den, die Tafeln find reinlich gezeichnet und reichlich ausge⸗
ſtattet. ö
Johann Ignaz Penkers kritiſche Blicke in das
Weſen des Chemismus nebſt Grundzuͤgen einer
naturwiſſenſchaftlichen Darſtellung
derſelben. —
Jungbunzlau, gedruckt bey Franz Gerzabek,
k. k. Kreisbuch⸗ s
drucker 1817. 8. 176 S. .
Der Pfr. aͤußert in der Vorrede im Allgemeinen eine
ſehr geſunde philoſophiſche Anſicht uͤber das Weſen der
Wiſſenſchaft uͤberhaupt ſowohl, als auch insbeſondere ein⸗
zelner Naturwiſſenſchaften, namentlich der Chemie, und dies
jenigen unter ſeinen Leſern, welchen der Genius der
Wiſſenſchaften nicht fremd iſt, werden ihm mit ganzer
Seele beyſtimmen, wenn er in folgenden Worten das wah⸗
re — obgleich noch ſo wenig allgemein gefuͤhlte — Beduͤrf⸗
niß unſertr Zeit ausſpricht; „Es iſt uberhaupt ſehr zu
853
wuͤnſchen, daß nicht allein in der Chemie, ſendern in al-
len Fächern des menſchlichen Wiſſens wieder die uralte Le⸗
bendigkeit an die Stelle der ſteifen und unbehülflichen Maſ⸗
fe trete, und nach langer ſinnloſer Zerſplitterung, zu ei—
nem gegliederten erganiſchen Ganzen wieder vereint werde,
was im Weltall durch tiefe Einheit und Harmonie beſteht.“
In wie weit nun der Rec. das Werkchen ſelbſt jener An⸗
ſicht und dieſem Wunſche entſprechend gefunden habe, wird
ſich aus einigen Zügen ergeben, die er, von feinen Bemer—
kungen begleitet, mittheilen will.
Anfangs bis gegen S. 40 geht der Verf., indem er
ſeine Anſicht uͤber die Natur des Chemismus allmaͤhlig ent—
faltet, ſtreng polemiſch zu Werke gegen die mechaniſchen Er:
klaͤrungen der Empiriker, wobey er vorzuͤglich auf die Unzu⸗
verläſſigkeit der ehemiſchen Analyſe, hinſichtlich der daraus
zu ziehenden und gezogenen Reſultate aufmerkſams macht.
Er verſucht hierauf die Theorie des Chemismus durch die
Entwickelung der Idee einer Weltſubſtanz oder Univerſalma⸗
terie zu begründen, und dann folgen kleine Abhandlungen
Über folgende Gegenſtaͤnde: 1) Ueber den Brennproteß (S.
84); 2) uͤber die Phosphorescenz (S. 11603 3) uͤber den
Entwickelungsproceß des elektriſchen Fluidums (S. 127);
4) über den Gährungsproceß (S. 130); 5) über die Sub⸗
ſtanz organiſcher Weſen und die Hauptzuͤge des in denſel⸗
ben waltenden chemiſchen Proeeſſes.
Zu einem ſolchen Unternehmen, wie es der Pfr. bes
gonnen hat, gehört, wenn es glücken fol, mehr Klarheit
der Ideen und Begriffe und ein conſequenteres Feſthalten
an den einmal aufgeſtellten Principien, als er in dieſer
Schrift offenbart hat. Wenn man z. B. gegen mechani-
ſche Anſichten ſtreiten will, ſo muß man ſich der entgegen—
geſetzten dynamiſchen Anſicht ſo weit bemaͤchtigt haben,
daß man felbjt gegen mechaniſche Begriffe und Vorſtellungs—
arten geſichert ſeyÿ, was aber bey unſerm Pfr. nicht der
Fall if. Vor allem Hätte er ſich darum bekuͤmmern muͤſ—
fen, wie oder wodurch in die anfaͤngliche Einheit (Identi⸗
taͤt) der Materie, als welche doch die Weltſubſtanz begrif—
fen werden muß, eine chemiſch qualitative Verſchiedenheit
kommen konnte? Durch die philoſophiſche Eroͤrterung die:
fer Frage würde er ſich am ſicherſten vor Ruͤckfaͤllen in das
Mechaniſche bewahrt haben, und ſein uͤberall bemerkbares
Streben nach dem höheren Wiſſenſchaftlichen und dem ges
maͤßen Reſultaten waͤre ihm beſſer gelungen, zumal da, nach
S. 40 — 42, jene Idee einer Weltſubſtanz allerdings rich⸗
tig aufgefaßt zu ſeyn ſcheint. Dagegen iſt unmittelbar
nach der Beſtimmung dieſer Idee von „zwey gewaltigen
chemiſchen Differenzen“ die Rede, nehmlich von einem Fei—
nern und Gröbern, dem Fluͤſſigen und Feſten, die der
Pfr. als die Hauptzuſtaͤnde oder als die chemifchen Haupt⸗
pole der Weltſubſtanz betrachtet. (Fluͤſſig iſt nehmlich dem.
Vfr., nach der alten negativen Unterſcheidungsart, ages
was nicht feſt iſt; das Gaſige iſt aber neuerlich mit Recht
als ein dritter Hauptzuſtand beſtimmt worden, von welchem
wieder das Aetheriſche als ein vierter zu unterſcheiden iſt.)
Ohne ſich uͤbrigens um einen Grund dieſer ſogenannten
Hauptpolaritaͤt der Weltſubſtanz zu bekuͤmmern, macht ſie
Herr P. fogleich zum Princip feiner Theorie, und verfaͤllt
eben dadurch, weil ſich ihm dieſe Zuſtaͤnde unvermerkt in
Kite Qualitäten oder weſentliche Glieder der Weltſubſtanz
U
854
verwandeln, in eine, zwar feinere, im Grunde aber doch
— mechaniſche Anſicht, durch welche ſeine Theorie charak—
teriſirt iſt. Fuͤr eine mechaniſche Anſicht muß es z. B.
Rec. erklären, wenn der Vfr. S. 4 behauptet, daß die mes
chaniſche Seite der Körper (Größe, Geſtalt, Schwere u. f.
w. gehören dahin) und die chemiſche „fur ſich abgegraͤnzte
Sphaͤren“ bilden, die ſich zwar beruͤhren, aber ohne mit
einander in urſaͤchlicher Beziehung oder dynamiſcher Ge⸗
meinſchaft zu ſtehen. Daher des Verfaſſers Polemiſtren ge—
gen den Begriff der chemiſchen Durchdringung (S. 10),
die er als abſolute Durchdringung betrachtet und als ſolche
verwirft, indem er zugleich alle chemiſche Verbindung (weil
nehmlich die ſich verbindenden Stoffe ihre mechaniſche Sei—
te nicht ablegen konnen) auf feine Miſchung (ein Außer⸗
und Nebeneinanderbleiben qualitativ verſchiedener Theilchen)
zurüdführt. Doch iſt er weit entfernt, die chemiſch vers
bundenen Stoffe fuͤr ein mechaniſches Gemenge zu halten,
wogegen er eben aus allen Kräften ſtreitet. Nein! vielmehr bes
ſteht ihm das Weſen des Chemismus in der Transſubſtantia—
tion, da, nach feiner Theorie, die Stoffe, bey der chemia
ſchen Verbindung, einander gegenſeitig aſſimiliren und da-
durch veränderte Qualitäten bilden. Man koͤnnte hier bey
läufig einwenden, das Wort Transſubſtantiation ſey, zur
Bezeichnung der Natur des Chemismus, nicht gluͤcklich ges
waͤhlt, inſofern es mit der Idee einer Weltſubſtanz, nach
welcher in der geſammten Koͤrperwelt nur eine Subflang
iſt, die, bey allem Wechſel der Accidenzen, unveraͤndert
bleibt, in Disharmonie ſteht. Auch ſcheint der Begriff der
Traneſuſtantiation dem Begriff des Verfaſſers von der ches
miſchen Durchdringung, als möglichft feiner Miſchung der
Stoffe, zu widerſtreiten. Allein, in Betreff des erſten,
darf man nicht vergeſſen, daß der Pfr. nur eine relative
Verſchiedenheit, mithin nur uneigentlich eine Vielheit der
Subſtanzen annimmt; und was den zweyten Widerſpruch
betrifft, ſo verwahrt ſich Herr P. gegen ihn durch die An—
nahme, daß alle Aſſimilation nur in der Verfeinerung oder
Vergröberung oder in der Annäherung der Qualität des ei—
nen Stoffs in die des andern beſtehe, fo daß es nie zu fie
ner völligen Verwandlung kommen könne.
Zeichnet ſich irgend eine Schrift durch Disharmonie
der Anſichten aus, ſo iſt es die vorliegende. Welche Er—
wartung muͤßte es bey manchem Leſer rege machen, wenn
er, ohne noch naͤher mit dem Inhalt des Buchs bekannt
zu ſeyn, beym vorläufigen Durchblättern, zufällig auf Stel⸗
len, wie folgende (S. 58), ſtoͤßt. 3
„Mit Anerkennung dieſer Anfiht [in Beziehung auf
wiſſenſchaftliche Zuſammenſtellung verwandter Metall- und
Erdgruppen] erſcheint uns die Weltſubſtanz als eine zur die
chotomen Trennung tendirende Potenz [dem Purismus in der
deutſchen Sprache huldigt der Vfr. eben nicht, wie man
ſieht), in welcher aber, da fie nirgends zu Stande kommt,
alle dieſe relativ differenten Materien zu einem in ſich ei
nigen Ganzen auf die bruͤdetlichſte Art verbunden ſind,
welche die gewöhnliche Vorſtellungsart auf die bekannte
Weiſe auseinander zu reißen pflegt. Es ſucht und ſtrebt
ſich vielmehr hier das Ganze und ihm gemaͤß jedes Theil—
ganze nach zwey Hauptſeiten zu entfalten, und im Kleineren
und Kleinſten immer wieder nachzubilden, wozu das Große
den Grundton angegeben, Dieſes merkwuͤrdige Verhalten,
855
durch welches die obern Abtheilungen immer wieder zu Ein⸗
theilungsnormen der untern dienen, verleiht der Weltſub⸗
ſtanz das Anſehen eines großen Gewaͤchſes, welches aus ei:
nem einzigen Stamme alle Aeſte, Zweige, Blätter und
Bluthen als Modificatienen oder Varianten feines eigenen
Ichs hervortreibt. In verſchiedenen Verhaͤltniſſen verbun⸗
den, bilden fie die zuſammengeſetzten chemiſchen Miſchungen,
deren es ein ungeheures taͤglich zunehmendes Heer gibt,
und geben muß, weil, wie ſchon der große Denker Herr
Ekartshauſen (in feinen Aufſchluͤſſen über Magie) be:
merkt, Verſetzungen nach einer Zahl von go, Millionen
Aenderungen erzeugen. Iſt aber einmal das Verhaͤltniß und
die Claſſification des Einfachern beſtimmt, ſo laſſen ſich
dieſe Zuſammenſetzungen nach bloßen Proportionen finden,
und unter ihnen jene, in welchen einzelne Subſtanzen vor⸗
herrſchen, an die einfachern anreihen.“
Iſt es nicht Schade, daß dieſe echtphiloſophiſche An⸗
ſicht des Naturganzen in unſerm Verfaſſer zu keiner beſſern
Entwickelung gediehen iſt? Man vergleiche nun damit z.
B. des Pfrs. Vorſtellung von der Natur des Lichts, nad»
dem man ſich mit ſeiner Eintheilung der Weltſubſtanz in
Fluͤſſiges und Feſtes, des Fluͤſſigen in Aetheriſches und
Waͤſſeriges, des Feſten in Inflammables und Nichtinflam⸗
mables bekannt gemacht hat:
„Da, wo es dem Aetheriſchen gelingt, ſich mit in
ihm aufloͤslichen Theilchen imflammabler und vorzuͤglich
feinſtbrenziger Materien zu ſchwaͤngern, erſcheint es als Licht
oder in groͤberm Zuſtande als Feuer, welches, je nachdem
die ſtickig⸗ oder kohligbrenzige Seite vorwaltet, entweder
mehr weiß und gelblich oder blau und violett erſcheint.
Obgleich es unmöglich iſt, in einem fo feinen Fluidum auf⸗
gelöfte Theilchen empiriſch darzulegen, fo gibt es doch Grün:
de und Thatſachen genug, welche auf einen ſolchen Aufloͤ⸗
ſungsproceß mit Beſtimmtheit ſchließen laſſen“ u. ſ. w.
(S. 61). — Ferner S. 62: „Der Aether iſt die hellſte
und feinſte aller Fluͤſſigkeiten, ein geiſtiges [1] Licht und Feu⸗
er und urſpruͤnglich ſtrahlend, folglich unter allen Fluͤſſig⸗
keiten am meiſten geeignet, die flüffige Baſis des Lichts
und Feuers abzugeben. [Das Letztere waͤre ſchon gut —
aber.] Durch das Geſchwaͤngertwerden mit brenzigen Theil⸗
chen wird er deutlicher und ſichtlicher, fo wie es auch an⸗
dere Fluͤſſigkeiten durch Schwängerung mit feſten Theilchen
mehr weniger zu werden pflegen“ u. ſ. w. — Bedarf es
wohl mehr, um ſich zu überzeugen, der Verf. habe jene
univerfale Anſicht zwar den Worten nach, ganz richtig vor—
getragen, keinesweges aber eben ſo richtig aufgefaßt? Noch
weniger alſo iſt an eine folgerichtige Benutzung derſelben
zu denken. Es ergibt ſich daraus, in wie weit es dem Pfr.
gelungen ſey, in den Geiſt der alten Chemiker und der
hermetiſchen Philoſophie, an welche er ſich anſchließen will,
einzudringen. Rec. haͤlt es unter ſolchen Umſtaͤnden nicht
für dienlich, in das Naͤhere des Inhalts kritiſch einzugehen,
es ſey ihm, wie den Leſern der Iſis genug, wenn er noch
einige Zuge und Reſultate von den Studien des Verf. mit⸗
theilt.
Für die Theorie des Brennproceſſes hat es der Pfr.
an mancher ſehr weſentlichen Vorkennntniß fehlen laſſen.
Dahin gehört vorzuͤglich der gaͤnzliche Mangel einer Erz
—
856
klärung über die Natur der Wärme und deren Verhaͤltniß
zum Lichte. Der Pfr. ſcheint der Waͤrme bloß als einen
bekannten Stoff zu betrachten, der ſich beym Verbrennen
entwickelt. Der Brennproceß iſt dem Pfr. im Weſentlichen
ein Aetheriſirungsproceß „ein mit andern chemiſchen Proceſ⸗
fen complicirter Auſtsſungsproceß des Kohligen und vorzüglich
des Bituminsſen.“ Nach ihm ſpielt das Sauerſtoffgas bey
dieſem Proceß eine bloß untergeordnete Rolle. Es iſt dieſes
Gas, nach S. 106, 107, „ein dem imflammablen Cha⸗
rakter feindſeliges Weſen, welches dieſem nach, wenn es
durch die imflammabiliſirende Potenz des brennenden Koͤr⸗
pers nicht vorerſt zu einer pofitiv aͤtheriſch geſteigerten Stu⸗
fe gelangte, und fo zum Nahrungs- und Unterhaltungsmittel
des Brennproceſſes tauglich gemacht wuͤrde, ſtatt einem
die Verbrennung unterhaltenden, vielmehr gleich dem Waſ⸗
fer einen loͤſchenden, das Brennvermoͤgen tilgenden Effect
aͤußern muͤßte.“ Wer über dieſe Anſicht nähern Aufſchluß
verlangt, konnte ihn vielleicht in einer Definition dieſes
Gaſes S. 102 finden? wo der Pfr. meint, das Sauer
ſtoffgas ſey „bekanntlich ein mit poſitiv elektriſchem Flui⸗
dum bis zur Gaſigkeit geladener Waſſerdunſt.!“ Doch muß
man auch wiſſen, daß der Pfr. — freylich dem Sprachge⸗
brauche ganz entgegen — uͤberhaupt den negativen Pol fuͤr
den energiſchern, den poſitiven dagegen nur fuͤr den durch
den negativen zu einer mindern Thaͤtigkeit erregten Pol Hält,
Aſſimilation und Auflöfung find gleichſam die beyden
Hauptpole, um welche der Pfr. ſich alles drehen laͤßt.
Daher ſcheint ihm fogar S. 154 „das ſogenannte magne⸗
tiſche Fluidum das in Auflöfung ſchwerſt aſſimilabler feſter
Materien begriffene matteſte Aetheriſche zu ſeyn.“
Ohngeachtet dieſer Ausſtellungen verdient die vorlie⸗
gende Schrift von allen Chemikern, die nach wiſſenſchaftli⸗
cher Ausbildung ſtreben, mit Aufmerkſamkeit geleſen zu
werden, was gewiß nicht ohne Nuten geſchehen wird.
Denn allerdings beurkundet ſich in ihr der Pfr. als einen
denkenden Kopf, obgleich es ihm noch nicht gelungen iſt,
die Vorurtheile der Empirie durchgaͤngig zu überwinden,
Des Pfrs. Vermoͤgen zur philoſophiſchen Behandlung ſeiner
Wiſſenſchaft offenbart ſich mehr in den ſpaͤtern Aufſätzen
dieſes Buchs, unter andern vorzüglich in dem Aufſatze über
den Gaͤhrungsproceß, deſſen Analogie mit dem Verbrennungs⸗
proceſſe der Pfr. ſehr ſcharfſinnig nachgewieſen hat, am
meiſten aber in dem letzten mit der Aufſchrift: Com⸗
parative Blicke auf die Subſtanz organiſcher Weſen uf
w. Der Pfr. trifft hier mit den Anſichten unferer größten
philoſophiſchen Naturforſcher zuſammen, obgleich auch in
dieſem gelungenſten Aufſatze feine eigenthuͤmlichen Ergebniſſe
keinesweges gegen gegruͤndete Einwuͤrfe ſicher geſtellt ſeyn
dürften. Er behauptet z. B. in der ſchleimigen Grund⸗
maſſe des Organiſchen einen vorwaltend nichtinflammablen
Charakter, und haͤlt das Entwickeln des Kohlenſtoffs in or⸗
ganiſchen Körpern fuͤr keinen Beweis gegen dieſe Behaup⸗
tung; er hält dieſe Eatwickelung bloß für eine Folge ei⸗
nes „ſich im Innern und Innerſten des lebendig gewordenen
Schleimigen zusleich etablirten mehr weniger deutlichen In⸗
flammabiliſirungs⸗ und vorzüglich Verkohlungsproceſſes.
Sobald das Schleimige — fo erklärt ſich der Dir. näher
— paſſender Erwärmung ausgeſetzt iſt, gewinnt ſein Inner⸗
ſtes eine in Relation zu ſeinem Außern inflammable, und
857
am haͤufigſten eine mehr weniger kohlige Beſchaffenbeit,
und ſo beginnt eine eigene neue Gaͤhrung in dieſem Schlei—
migen. Dieſer Umſtand iſt es alſo eigentlich, der das
Schleimige zum Organiſchlebendigen ſteigert, und dieſe neue
Gaͤhrung mit ihren Producten iſt das organiſche Leben mit
feinen Erſcheinungen“ (S. 180). — Der Pfr. macht alfo
die Gaͤhrung zum Grundproceſſe des Organiſchen, und er
weiß auch, ſcharfſinnig genug, die Analogie dieſes Proceſſes
mit dem Lebenspreceſſe zu entwickeln. Allein die Gaͤhrung
iſt doch nur ein beſonderer chemiſcher Proceß, der, wie ſe—
der beſondere, in feinen Producten ſich endigt. Die Fort:
dauer des Lebensproceſſes iſt nur begreiflich, wenn er ein
totaler, d. h. ein ſolcher iſt, der alle Proceſſe in ſich
begreift. Da der Bft den Organismus als Mikrokos⸗
mus begreift, ſo iſt es allerdings ſehr folgewidrig, daß er
das Leben des Organismus, welches doch ein mikrokosmi—
ſches ſeyn muß, in einen beſondern Chemismus ſetzt.
Nec. zweifelt nicht, daß der Pfr. etwas vorzuͤgliches
zu leiſten im Stande ſeyn würde, wenn er die philoſophi⸗
ſche Grundanſicht, die er in dieſer Schrift offenbart, in ſich
zu beſſerer Entwickelung bringen, und dadurch den, feinen
Studien noch anhaͤngenden groͤbern Stoff ausſcheiden woll⸗
te. Dazu wuͤrden ihm die Werke unſerer beſten Naturphi—
loſophen huͤlfreiche Hand bieten, und vorzuͤglich OGkens
Schriften die beſten Dienſte leiſten, die er unbeachtet gelaſ—
fen zu haben ſcheint, obgleich übrigens Rec. des Verfaſſers
Beleſenheit ruͤhmen muß. Wieviel endlich auch gegen
des Vfrs. hoͤchſt unreines Deutſch einzuwenden ſey, iſt be:
reits in Beyſpielen nebenbey genug gezeigt worden.
Verhandlungen der kayſerl. Leopoldiniſch-Caro⸗
liniſchen Akademie der Naturforſcher.
Band X. Theil 2. Bonn bey Marcus 1821. 4. von S. 257 bis
©. 732, von Taf. XX bis LIII.
Die Schriften der deutſchen allgemeinen Akademie der
Naturforſcher ſind nun wirklich durch den Eifer des neuen
Praͤſidenten in die Reihe der Philosoph. transactions und
der Mem. de YPAcad, ſowohl durch Pracht des Drucks
und der Kupfer als durch Werth der Abhandl. getreten, ja
wir getrauen uns zu dehaupten, daß kein einzelner Band
der Philos. transact., oder ber Linnean Society, viel
weniger der Nlémn. de P Acad. aufgefunden werden koͤnne,
welcher den vorliegenden auch nur von ferne erreichte. Iſt
das nun freylich ſehr erfreulich, fo miſcht ſich doch in dieſe
Freude das flörende Gefühl, daß wir hier nur einen kraͤfti⸗
gen Aufflug ſehen, wie bey der Schlacht von Leipzig, um
der Welt zu zeigen, was man mit Deutſchen vermag,
„wenn fie das Fieber haben,“ wie Napoleon ſagt, daß
wir aber in der Ferne ſchon das Zuruͤckſinken bemerken, um
von der Anſtrengung auszuruhen, und uns vor dem Froſt
durch ein warmes Bett und Stroh zu ſchützen. Doch, wer
wird ſich mit der Vergangenheit und mit der Zukunft pla=
gen, wer eine leisliche Gegenwart hat; und „wem es nicht
gefällt, der hat ja das Recht hinauszugehn.“
Wir ergösen uns alſe an dem ſchoͤnen Papier, dem
ſchoͤnen Druck, dem dicken Volumen dieſes Bandes, an den
Iſis 1822. Heft vin.
„
858
treu unb reinlich gezeichneten, meiſt forgrältig ausgemel⸗
‚ten Kupfer- und Steinplatten und an den vielen neuen
Ideen, welche uns in den fleißigen Abhandlungen begegnen
und anſprechen.
Dieſer Band enthalt nicht weniger als 39 Platten,
wovon verſchiedene meiſt von den Pfrn. ſelbſt gezeichnet,
geſtechen von Franz; Schubert, Sturm, die meiſten
jedoch von Engels in Bonn. Die Steinzeichnungen von
Beckers.
Abhandlungen ſind nicht weniger als 18, zwar im
Gehalt verſchieden, doch keine ohne Neues. Die meiſten
beſchaͤftigen ſich mit niederen Pflanzen und niederen Thie⸗
ren, oder mit Verſteinerungen. Dieſe Theile der Naturge—
ſchichte find jetzt mit Recht an der Tagesordnung, da fie
noch am meiſten Ausbeute gewaͤhren.
Voran die Lebensbeſchreibungen Wendts (vorigen
Praͤſidenten der Akademie) von Harles, Swartzens von
Sprengel, dann die der Akademie gemachten Geſchenke au
Geld, Naturalien und Buͤchern.
I. Den Band eröffnet Soldfuß mit Abbildungen eis
nes verſteinerten Baͤrenſchaͤdels v. Muggendorf. Von dem⸗
ſelben folgen noch mehrere Aufſaͤtze gleichen Inhalts, über
Cervus giganteus, Elaphus, über einen Backenzahn vom
afrik. Elephanten und den Schädel des Höhlenlöwen. Dabey
find nicht weniger als 11 Steintafeln in Fol und 2 Ku⸗
pfert. mit Umriſſen, ſinnreich ausgedacht. Die Abb. ſind
in natuͤrl. Größe und ſehr ſorgfaͤltig gemacht; die Beſchrei—
bungen ausfuͤhrlich mit genauen Meſſungen und Verglei⸗
chungen. Auszüge aus dieſen Abhandlungen zu geben, er>
laubt die Natur des Gegenſtandes nicht. Fuͤr Viele wird
auch die Entraͤthſelung der Thiere im Nibelungen-Lied,
welche Wees den Auffaͤtzen angehängt hat, Salpfwuol,
Leu, Elch, Schelch, Wiſent, Uor, anziehend ſeyn.
Wer weiß, mit wie viel Schwierigkeiteu die Beſtimmung
der verſttinerten Knochen verbunden iſt, der wird dem DBfte
für feine muͤhſamen Unterfuhungen gewiß Dank wiſſen.
II. Seite 277. Broſil. Inſecten von Klug; Agra
16 Gattungen, Calophaena (Carabus) 2, Ophionea
(Attelabus) 3, Ctenostoma (Collyris) 1, Käfer; Mu-
tilla 27. Tafeln dabey 3, meiſt illuminirt, gez. von We—⸗
ber, geflohen von Franz. Die Beſchreibungen ſyſtema⸗
tiſch, kurz und genau, wie man von dieſem Inſectenken⸗
ner gewohnt iſt.
III. Seite 325. Phyſiolog. Bemerkungen über die
ſ. g. Gallgefaͤße der Inſecten von Gaede. Iſt derſelbe
Aufſatz, den wir ſchon in der Iſis aus den Annal. géné-
rales par Bory ete. mitgetheilt und über deren Gegenſtand
wir ſchon wiederholt und zur Genuͤge unfere Meinung ges
aͤußert haben. Uns iſt dabey nur eine Anmerkung von
Mees aufgefallen, in welcher er dem Pflanzen- Geflecht,
verführt durch Schlever und Senſchel, ebenſo wie
Sprengel, den Abſchied gibt. Solche Wandelbarkeit hät
ten wir in der That von Nees nicht erwartet Was fol
die arme Iſis anfangen, wenn fie allein das Pflanzenge—
ſchlecht vertheidigen und zuletzt gar unter ihren Schleier vers
bergen ſoll; ſie kann ſich dabey mit der Betrachtung troͤ—
ſten, daß ſie ſonſt ſchon viel hat leiden muͤſſen.
5
859
IV. S. 343. Verſchiedene niedere Meer- Thiere von
Chamiſſo und Kyſenhardt, ſyſtemat. und kurz beſchrie—
ben, vom Entdecker nach der Natur gemalt und von En:
gels geſtochen: Pterotrachea, Glaucus, Eolidia, On-
chidium, Nereis, Penella, Hirudo, Sternaspis, Ho-
lothuria, Rhizostoma, Geryonia, Cyanaea und mehrere
andere Meduſen; Callianira, Appendicularia, Velella,
Porpita, Diphyes, Stephanomia, Caryophyllia, Tubi-
pora, Paramecium. Abgebildet find: Eolidia annu-
licornis, Nereis heteropoda, Penella Diodontis, Hi-
rudo vittata, Sternaspis elegans, Holothuria macu-
lata, Radackensis, Rhizostoma Leptopus, Geryenia
tetraphylla, Aurellia labiata, globularis, crenata,
Medusa campanulata, mucilaginosa, Bero& ovata,
eapensis, punctata, constricta, Callianira heteropte-
ra, Appendicularia Flagellum, Velella sinistra, oblon-
ga, lata, Diphyes dispar, Stephanomia Amphitri-
tis, Caryophyllia glabrescens, Tubipora musica, Co-
ryne ramosa, Paramecium oceanicum,
Man muß dem Eifer des Verfaſſers und feinem Ge—
ſchick im Malen alle Gerechtigkeit wiederfahren laſſen
man bemerkt aber an dieſen Abbildungen, daß er leider bey
ſeiner Reiſe noch keine gehörigen Kenntniſſe uͤber die Gal:
lertthiere geſammelt hatte. An den Thieren iſt nur gezeich—
net, was der Maler, nicht aber was der Naturforſcher
ſieht, jener ſieht nur die Oberflaͤche, dieſer aber durchſchaut
den Leib und zeichnet überhaupt das, was da iſt, nicht
das, was nur erſcheint. So fehlen den Meduſen die Ge:
faͤße im Hut, ſtatt derſelben iſt nur Farbenſpiel gegeben,
auch ſind deshalb die Beſchreibungen ſo kurz und unbe—
ſtimmt, daß man ſich dabey kaum Raths erholen kann.
Es wäre beſſer geweſen, die meiſten diefer Abbildungen waͤ—
ren unterdrückt worden. Dieß gilt deſonders von den regel:
mäßigen Quallen und von den Beroen; Schoͤn iſt dagegen
die Holothuria maculata, nützlich find die Zeichnungen
von den Velellen, werthvoll die von Dipliyes, von Tubi-
pora und Caryophyllia. Die Pterotrachea hatte keine
Schaalen und ſchwamm doch munter, fiſchartig. Die Be—
ſchreibung läßt es aber doch ungewiß, ob nicht eine
Schaale da geweſen. „Branchiae ventrales“ gibt uns
noch keinen Begriff. Da wir von der Anatomie dieſes
Thiers fo gut wie Nichts wiſſen, fo hätte der Pfr. alles
moͤgliche thun muͤſſen, um doch einiges darüber aufzuklaͤ—
ten. Kein Wort von Geſchlechtsloͤchern. Die Pfr. meinen
zwar, wie Cuvier und Blainville, das Thier gehöre zu den
Gaſteropoden; iſt es gleich richtig, daß die Floſſe oben, ei:
gentlich am Bauch ſteht, und die branchiae ventrales
Muͤckenkiemen find, fo folgt daraus noch keineswegs, daß
das Thier ein Gaſteropod, d. h. ein Bauchkrieger iſt,
auch ganz vom Namen abgeſehen, der in der Naturgefchichs
te kein Ordnungsprincip iſt. Es laßt ſich ebenſowohl eine
Sohle bey Clio nachweiſen, und doch hat ſie noch Nie⸗
mand zu den Gaſteropoden ſtellen wollen. Doch wird es
nicht mehr lange dauern, da bereits Blainville die Hya-
laea zu Bullaea zu bringen ſich bemüht. Analogien find
natürlich bey allen Thieren zu finden, deshalb gehören fie
aber nicht zuſammen.
Glancus ähnelt ſehr den Eolidien; allein dieſe krie⸗
ten auf Tang, jene ſchwimmen beſtändig, woraus wir
860
fliegen, daß fie keine Sohlen haben, wovon aber lei⸗
der der Pfr. nicht redet. Wir ſtellen deshalb Glaucus zu
den Schwimmern, wie Pterotrachea, Clio, Hyalaea,
Sepia. . 8
Onchidium kriecht an Felſen zwiſchen Wind und
Waſſer, iſt daher wahrſcheinlich luftathmend. 4 5
Penella Diodontis iſt nicht gehörig beſchrieben, die
Feder hinten fol zwar Kiemen vorſtellen, allein‘, wie ſie
gebauet iſt, erfährt man nicht, ebenſowenig was die zwey
Hörnchen hinten am Kopf find, od der Leib hart oder weich
iſt u. ſ. w. Chamiſſo und Eſchſcholz ſtellen das Thier
zu den Ringelwuͤrmern.
Sternaspis elegans ſcheint uns nicht zu Sternaspis
zu gehören. Aus der Beſchreibung und Abbildung läßt ſich
nichts machen. Es iſt aber ohne Zweifel eine eigene
Sippe. :
Holothuria maculata iſt über 3 Fuß lang und
Fingers dick, ſieht vollkommen wie eine Schlange aus.
Die Fuͤnfzahl wiederholt ſich auch in den Fuͤhlern, deren
15 um den Mund ſtehen. Dieſe Abbildung iſt ſehr ſchoͤn.
Mit Hol. Radackensis, brunnea und aͤhnlichen wird ein
großer Handel in Indien getrieben, ſie werden eingemacht:
als Wolluſtsmittel gebraucht. i
Die eigentlichen Meduſen hätten, wie geſagt, allenfalls
wegbleiben koͤnnen. die Abbild. wie die Beſchrerbungen,
find ohne allen Werth. Von den Beroen gilt daſſelbe.
Callianira und Janira werden in eine Sippe vereint, was
ſich wohl ſo verhalten wag Wir wollen jedoch hiebey bemerken,
daß unfere Janira von Slabber in det Nordſee gefun⸗
den worden und nicht aus dem Suͤdmeer herſtammt, wie
die Encyclop. method. durch einen Irrthum angibt. Wenn
übrigens beyde Sippen nur Eine find, fo muß Peéron's Ab⸗
bild. der Callionira unvollſtaͤndig ſeyn.
Was aus Appendicularia zu machen, iſt weder aus
der Beſchreibung noch aus der Abbildung zu errathen.
Ueber den eigentlichen Bau der Velellen erfaͤhrt man
auch nichts. =
Am meiften waren wir auf Diphyes begierig,
auch
erfährt man darüber allerdings mehr als man bisher wuß⸗
te. Die Reiſenden fanden 2 Thiere zum Theil in einander⸗
ſteckend und die in ihrer Geſtalt etwas von einander abwi⸗
chen. Bey dem einen gieng nehmlich eine von den beyden
Höhlen ganz durch wie bey Salpa. An dem andern hängt
ein langer Fuͤhlfaden heraus, der unter dem Mikroskop
Franzen zeigte, welche an die Eyerſtoͤcke der regelmäßigen
Meduſen erinnern. Wir waren früher verſucht, dieſes
Thier, von dem wir ein Stuͤck ohne den Fuͤhlfaden in Cu⸗
viers Sammlung gefehen haben, zu den. Salpen zu ſtellen.
Nun aber ſcheint es uns wirklich zu den Quallen zu gehoͤ⸗
ren, und zwar zu den Beroen. 6
Die hier abgeb. Stephanomia konnen wir uns auch
nicht deutlich machen, iſt aber ſicherlich von Peron's verſchie⸗
den, und wohl eine eigene Sippe, die eber zu den Beroen
als zu den Blaſen-Quallen gehört; Eyſenhardt nennt fie
Cuneolaria. 2
2
861
Es iſt gut, daß wir einmal wieder eine Abbildung
von dem an einer Madrepore (Caryophyllia) erhals
ten. Es iſt wie eine Artinia gebaut mit einer Menge
Fuͤhler. Es hätte wohl verdient, durchſchnitten zu werden,
damit man wuͤßte, ob es innerlich nur einen, oder viele
Canale hat.
Vom Thiere der Tubipora bekommen wir hier die
erſte Abbildung. Es iſt wirklich pelypenartig und hat 8
kurze Fuͤhler, wie die Thiere der Gorgonien u. ſ. w.
Coryne ramosa iſt ganz ſchlecht abgebildet.
V. S. 375. Kyſenhardt über die Anatomie von
Rhizostoma, und von den Seeblaſen, mit a Tafeln. Eis
ne ganz vortreffliche Abhandlung, welche uns in dem Bau
dieſer Thiere, beſonders in der Bedeutung ihrer Theile, ein
großes Stück weiter bringt. Der Aufſas iſt wohl geordnet
und mit einem aͤcht vergleichenden Sinne geſchrieben. ‚Eben
fo find die Abbildungen meifterhaft, es iſt alles gezeichnet,
was an und in dem Thiere iſt, nicht blos, was die Ober⸗
fläche zeigt. Die Saugroͤhren von Rhizostoma, der Mas
gen, die Athemhoͤhlen (ſonſt für Eyerſtocke gehalten) „ die
eigentlichen Eyerſtoͤcke, der Aufenthalt der Eyer in den Arm—
lappen, kurz, Alles, was zu einer Meduſe gehoͤrt, ft ge:
nau beſchrieben und vergleichend erklärt, Wir find nicht im
Stande, einen gedrängten Auszug zu geben, der Aufſatz
muß ſelbſt nachgeleſen werden. Auch die Deutungen der
Theile bey Arethusa und Rhizophysg (wozu Chamiſſo
Zeichnungen geliefert, welche viel beſſer ſind als die ſeiner
eigenen Abhandl.), ſind ſehr ſinnreich und, nach unſerm Da⸗
fürhalten, wohl getroffen. Die Blaſe der Rhizophysa etz
klaͤtt der Verfaſſer für eine Umſtuͤkpung des Quallenhuts.
Unglücklicherweiſe iſt auf der Tafel die beſte Figur, nehm—
lich der Linear-Umriß, vergeſſen. Es wird hier nicht un⸗
dienlich ſeyn zu bemerken, daß Arethusa der aͤltere Name
(von Brown), Fhysalia aber der juͤngere iſt, der ohnehin
zu viel Aehnlichkeit mit Physalis hat. Was wir noch im⸗
mer nicht b greifen, iſt die Erzählung, namentlich von Liz
leſius, daß die Arethuſen ganze Fiſche bis auf die Graͤten
verzehrten. Es haͤtte doch wenigſtens geſagt werden ſollen,
wie ſie dabey zu Werke gehen, und wie groß die Fiſche
find. Der Bau der aͤchten Meduſen erinnert übrigens fo
mächtig an den Bau der Muſcheln, daß wir uns ſehr
freuen, ſie in unſerer Nat. G. fuͤr Schulen auf Eine Stu⸗
fe geſtellt zu haben. Sie gehen auch uͤberdieß faſt unmit⸗
telbar in die Salpen uͤber, und haben mit den Polypen
keine andere Aehnlichkeit als die, welche aus der Wieder—
holung entſpringt.
VI. S. 423. Ueber den inneren Bau und die Ent
wickelungsgeſchichte der Afcidien, von Carus, mit 2 Tafeln.
Sind nur die ausführlichen Abbildungen von denen, welche
C. früher in Meckels Archiv gegeben. Hier ohne einen an—
deren Text als die Erklärung der Abbildungen. Er hält die
druͤſige Subſtanz an dem Darmcanal, von welcher Cuvier
vermuthet, daß fie der Hode fen, für den Eierſtock, dage⸗
gen für Hoden, was Cuvier fuͤr Eyer anſpricht. Auch hat
er den Verbindungscanal des Kiemenſacks mit der After
roͤhre entdeckt. — Die Arbeit von Carus iſt aller Ehren
werth, es iſt nur Schade, daß er ſeinen Zeichnungen zu
viel Schatten gibt und die Theile zu unbeſtimmt laͤßt,
862
Mit der Idee, daß die Aſcidien maͤnnliche Geſcylechtstheile
haben ſollten, koͤnnen wir uns nicht befreunden, wiſſen
aber nichts Anderes an die Stelle zu ſetzen, da wir auch
ohnehin noch nicht Gelegenheit hatten, Aſcidien ſelbſt zu
unterſuchen.
VII. S. 437. Ueber Valvata und eine aus ihren
Ueberreſten hervorwachſende lebendig » gebähtende Conferve,
von Gruithuiſen, mit ı Tafel. Ein guter Aufſatz mit
deutlichen Abbildungen. Es iſt wohl kein Zweifel, daß das
Organ rechts am Halſe der Valvata das männliche Glied
ſey. Die Valvata, welche Müller unterſucht hat, war
wahrſcheinlich ein Weibchen. Des Verf. Beobachtungen
an der Conferve find intereſſant mehr für die Saftbewe—
gung in den Pflanzen, als für den lebergang des Pflan⸗
zenreichs in das Thierreich, und beweiſen die genaue Be⸗
kanntſchaft des Verf. mit mikroſkop. Gegenſtaͤnden.
VIII. S. 455. Oſteolog. Beytraͤge zur Kenntniß
verſchiedener Saͤugthiere der Vorwelt von Goldfuß, mit
10 Steintaf. in Folio. Der fleißige Aufſatz, von dem wir
ſchon oben geredet. Nees hält den Halbwolf des Niebe—
lungen; Liedes für die Hyaͤne.
IX. S, 503. Martius, Decas plantarum myce-
toidearum, quas in itinere brasiliensi obser vavit, mit
1 Tafel.
Mucor cyanocephalus, arcuatus, aureus.
Thelactis flava, virens, violacea, coccinea.
Didymocrater obscurus.
Diamphora bicolor.
Cirrolus flavus, ein ſonderbarer Pilz.
X. S. 315. Sornſchuch, über die Entſtehung und
Metamorphoſe der niederen vegetabiliſchen Organismen, mit
2 Kupfertafeln. Ein großer intereſſanter Aufſatz mit phi⸗
loſophiſchem Sinn geſchrieben. Die Beobachtungen ſind
meiſt an Meoſen angeſtellt. Dem Verfaſſer find aus Mo—
naden und Prieſtleyiſcher gruͤner Materie Mooſe aufgewach—
fen; er hatte deutlich geſehen, wie die Moosblaͤtter ſich aus
Conferven zuſammenſetzten. Der Verfaſſer ſtellt ſodann
ſehr ſinnreiche Betrachtungen uͤber die Stufenfolge und die
Verwandtſchaft der niederen Waſſerpflanzen an. Dann fol—
gen eben ſo kenntnißreiche Betrachtungen uͤber die Flechten,
Homallophyllen, Lebermooſe und Laubmooſe. Wir freuen
uns, in den Beobachtungen und den Anſichten des Verf.
unſere Anordnung der niederen Pflanzen, und die Bedeu⸗
tungen, welche wir ihnen gegeben, beſtaͤtiget zu ſehen.
Seine Arbeit wird uns dienen, manche kleinere Stellung,
z. B. der einzelnen Sippen, als worauf wir bisher noch
nicht fo genau achten konnten, zu verbeſſern. Solche Ars
beiten, Fruͤchte des philoſophiſchen Pflanzenſyſtems, ſind
jetzt demſelben eben ſo nothwendig, wie dem Linn. Syſtem
die vielen Reiſen, welche es veranlaßt hat. Wir danken
daher, fo weit es uns betrifft, Jedem von Herzen, der eis
ne philoſophiſche Zuſammenſtellung von einzelnen Famillen
nach unſeren Grundſaͤtzen verſucht.
Der Verfaſſer nimmt ebenfalls an, daß die niederen
Pflanzen Darſtellungen der anatom, Syſteme ſeyen, wie
863
wir in unſerer kleinen Hat, Geſch. gezeigt haben; er weicht
aber darin ab, daß er nur zwey anatom. Syſteme, nehm—
lich das Zellgewebe und die Spiralgefaͤße zugibt, wovon
jene dem Waſſer, dieſe dem Lichte entſprechen. Daraus
entſteht alſo ſchon eine Abweichung in unſeren Claſſificatio—
nen, jedoch iſt die Stufenfolge ziemlich gleich, wenn man
einige Verſetzungen von Sippen abrechnet; ſo betrachten
wir z. B. Sphagnum als das hoͤchſte Moos, der Verf.
dagegen ſtellt es ganz herunter zu Phascum, Dieſes find
Übrigens an ſich ganz gleichguͤltige Dinge, da die Kraft der
Nat. Geſch. in den nothwendigen Grundſaͤtzen der Schoͤ—
pfung oder der Claſſification beruht. Was übrigens die
Claſfification der niederen Pflanzen nach ihren Bedeutungs—
organen betrifft, ſo haben wir ſie, veranlaßt durch unſere
Winter⸗Vorleſungen zu Baſel, aufs neue vorgenommen
und, wie wir glauben, manche Oippſchaften beſſer geſtellt.
Wir betrachten jetzt alle Kryptogamen als anatom. Pflan-
zen oder als Pflanzen, deren Bedeutungsorgane die ana—
tom. Theile ſind, und vereinigen dagegen in der Claſſe der
Wurzelpflanzen alle eigentlichen Waſſerpflanzen, nicht bloß die
Najaden, ſondern auch die Hydrochariden u. ſ. w. Die
Pilze ſind uns nun bloß Zellpflanzen, welche nach ihrer
Stuſenfolge in 3 Zünfte zerfallen, nehmlich in:
1) Reine Zellpflanzen = Schimmel:
2) Ader⸗Zellpflanzen — Fiſte;
5) Droſſel-Zellpflanzen — Morcheln.
Die Ader: Pflanzen werden ſodann die Flechten und
Mooſe.
Die Droſſelpflanzen die Farren , als in welchen dle
Spiralgefaͤße zuerſt auftreten. Doch davon ein andermal.
Wir muͤſſen ſchlisßlich noch bemerken, daß der Verf.
die Idee von Nees, die Pilze machten ein eigenes Reich
zwiſchen Pflanzen und Thieren, ebenfalls angenommen hat.
Die Entſtehungsart der Pilze, nehmlich als Folge eines
Gaͤhrungsproceſſes abſterbender Pflanzenſtoffe (eine lang be—
ſtrittene Anſicht, welche wir wieder in unſerer Nat. Philo
ſophie 1810 an die Tagesordnung gebracht haben), kann
hiezu nicht berechtigen, es muͤßten ſonſt auch die Eingeweids
würmer eine eigene Claſſe über den Thieren bilden; und
überhaupt gibt es nur Pflanzen, weil es Bedeu—
tungsorgane gibt. Wenn man aber die anatomiſchen
„Theile an die gruͤnen Kryptogamen verſchenkt, fo bleibt
nichts mehr uͤbrig, was zu Pilz werden koͤnnte. Sind
auch die Pilze gleich ſchlechte Dinge, ſo ſind ſie doch nicht
auf Nichts gegruͤndet.
XI. ©. 583. Ueber Trichothalamus, von Leh—⸗
mann, mit einer Kupfertafel. Iſt die Potentilla lignosa,
die bey einem behaarten Fruchtboden zugleich unten ausge—
hoͤhlte Saamen hat. Wir daͤchten, unſer Freund Lehmann
koͤnnte was Beſſeres thun, als unnuͤtze Sippen machen.
XII. S. 589. Die Aufgabe der hoͤheren Botanik,
von Schelver.
Wir haben mit Haft dleſen Aufſatz aufgeſchlagen und
geleſen und noch einmal durchblaͤttert, und am Ende nicht
eine Sylbe von Botanik, geſchweige von hoͤherer Botanik
u
nach ſich das Pflanzenreich entwickelt hat.
meln und bereits zum Ekel uͤberall halb fromm, halb erha—
ben, clairvoyantenmaͤßige Sentenzen ſind nicht einmal eine
Bruͤcke für die Botanik, geſchweige geſunde Nahrung.
XIII. S. 617. Otto, Animalium maritimorum
nondum editorum genera duo; über Sternaspis tha-
lassemoides und Siphonostoma diplochaitus, mit 2
Kupfertafeln. Dieſes it eine Wiedergabe von des Verf.
Abhandl., welche die Ils ſchon laͤngſt angezeigt hat. Die
Abbildungen find hier illuminitt. — Die Wiſſenſchaſt for⸗
dert hier die Anzeige, daß uns ein Englaͤnder zu Paris
geſagt: daß die von Otto im erſten Theil des roten Bos
S. 111 aufgeſtellte neue Sippe von Rochen (Proptery-
gia) nichts als ein zugeſtutztes junges Stück von einem ge
woͤhnlichen bey Edimburg vorkommenden Rochen (wir glau-
ben Batis) ſey. Der Verfaſſer ſagt freylich nicht, ob er
bas Thier friſch oder getrocknet geſeh en habe.
XIV. ©. 835. Selenognoſtiſche Fragmente von Gru⸗
ithuiſen, mit 2 Steindr. Ein großer, gelehrter und fleis
ßiger Aufſatz, den wir nicht beurtheilen koͤnnen, der jedoch
viele Hypotheſen Über die Bewohnbarkeit des Mondes ent—
haͤlt. Die Titel der Abſchnitte ſind: Atmoſphaͤre des Mon⸗
des, organiſche Weſen auf demſelben, Gewaͤſſer.
nimmt dieſe 3 als vorhanden an. Typus im Mondbau.
XV. S. 695. Detharding, uͤber die Geburt einer
zwepleibigen und über eine hirnloſe Mißgeburt; die letzte
iſt anatomirt.
XVI. S. 711. Mees, Nachtraͤglich zur Abhandlung
über die Zauberkraft der Infuſorien von Agardh. Fon⸗
tana hat bemerkt, daß die Regenwuͤrmer gleich ſterben,
wenn ſie von einem Waſſerpolypen ergriffen werden.
XVII. S. 717. Entſtehung von Entomoſtraceen
und Podurellen aus der Prieſtleyiſchen grünen Materie,
Verwandlung derſelben in kryptogamiſche Gewaͤchſe, und
dieſer wieder in die oben genannten Thiere, von Wieg⸗
mann.
Es iſt zu bedauern, daß dieſer Übrigens fo wohl ges
meinte Aufſatz auf ſo unreinen Beobachtungen beruht. Daß
ſich aus Urin oder aus Prieſtleyſcher Materie Cypren, Eys
clopen und gar Poduren erzeugen, iſt nach den bisherigen
Erfahrungen ſo unwahrſcheinlich, daß man billig zahlreiche⸗
re und andere Verſuche gemacht haben muß, als der Verf.,
ehe man dergleichen behauptet. Gruͤnes Waſſer aus Pfüͤ⸗
tzen, oder gar Waſſer mit Conferva bullosa, welches der
Verf. angewendet hat, mag wohl Entomoſtraceen und Pos
duren hervorbringen. Allein wer wird dabey an generatio
aequivoca denken. Ueberhaupt fordern ſolche Verſucht
mehr Genauigkeit, als der Verf. angewendet hat.
Werfen wir nun einen Blick auf den ganzen Band,
ſo finden wir nur zwey Abhandlungen ohne allen Werth,
drey, welche ſchon früher gedruckt waren, hier aber in ver⸗
beſſerter Geſtalt erſchienen ſind; ſieben von gewoͤhnlichem
und drey von ausgezeichnetem Werthe. Auf die Abbild.
iſt durchgaͤng viel Fleiß verwendet. Bey aller Strenge, wo—
mit wie hier geſchieden haben, duͤrſen wir dennoch mit Zu⸗
864
gefunden; es iſt nicht einmal das Geſetz ausgedruckt, wos
Allgemeine For⸗
Der Vfr.
865
verſicht behaupten, daß diefe Verhandl. der dentſchen Aka
demie ihrem Boden Ehre bringen, indem ſie die Schrif—
ten der Akademien anderer Länder ziemlich hinter ſich zurück
laſſen. 5
Die Charaktere der Claſſen, Ordnungen, Ge⸗
ſchlechter und Arten, oder die Charakteriſtik
des naturhiſtoriſchen Mineralſyſtems
Al von Fr. Mohs. 5
a He verbefferte Luflage mit 3 Kupfert. Dresden bey Arnold,
1821. 8. 226.
Die ſchnelle Erſcheinung der 2ten Auflage iſt ein er-
freuliches Zeugniß für die Anerkennung deſſen, was tuͤchtig
if. Ein Mann von der Gruͤndlichkert eines Mohs, darf
irgend etwas bekannt machen, ſo wird es begierig gekauft;
denn man weiß, daß es eigenthuͤmlich iſt; nur das Indivi—
duelle exiſtitt.
Dieſe zweyte Auflage waͤre übrigens auch nothwendig
geweſen, wenn die erſte Auflage ſich auch nicht vergriffen
haͤtte, weil es jener an der Entwickelung der Kryſtalltheorie,
worein Mohs ſo große Regelmaͤßigkeit gebracht hat, fehlte.
Die erſte Auflage hatte nur 126 Seiten, bey der jetzigen
begreift bloß die Einleitung, welche ſich groͤßtentheils mit
der Kryſtallographie beſchaͤftiget, 108 Seiten, die 3 Kpf. in
4. gehören dazu. Dieſe find die Hauptſachen bey der neu:
en Auflage, denn ohne fie wäre der größte Theil der Cha-
rakteriſtik unverſtaͤndlich geblieben. Die Kryſtallographie von
Mohs muß gruͤndlich ſtudirt werden; wir wuͤrden jedoch Je—
dem rathen, vorher das A B C von Raumer durch-
zuarbeiten, ehe er mit dem vorliegenden Buche beginnt.
Durch die Bemühungen von Weiß, Hausmann, Raumer
und Mohs iſt nun die Kryſtallographie in einen Zuſtand
gekommen, den man fuͤglich den wiſſenſchaftlichen nennen
kann. Wir ſind zwar keinesweges der Meinung, daß die
Kryſtallographie fuͤr die Mineralogie das werde, was die
Stoͤchiometrie fuͤr die Chemie, indem die Formen nicht das
Weſen der Mineralien, wie dagegen die der Pflanzen und
der Thiere find; dennoch achten wir die Kryſtallographie,
beſonders als einen Theil der angewandten Mathematik,
und als ein einzelnes Kennzeichen vieler Mineralien, ſehr
hoch, und ſuchen fie zu empfehlen und zu verbreiten, wo
wir koͤnnen. Das Weſen der Elemente liegt in der Ma—
thematik, das der Mineralien in der Phyſik und Chemie;
der Pflanzen und Thiere in der Geſtalt und im Leben. Es
werden daher immer die phyſiſchen und chemifhen Merkma⸗
le die Hauptmerkmale der Mineralien bleiben, und Mohs
hat zwar ein großes Kunſtſtuͤck hingeſtellt, indem er die
Sippen nur durch 3 Merkmale charakteriſirt, und man
kann ſagen, er habe dadurch erreicht, was er laut der Ein—
leitung erreichen wollte, nehmlich ein Mineralſyſtem aufzu:
ſtellen, wie das linnsiſche Pflanzenſyſtem, nach dem man
eben fo leicht die Namen der Mineralien finden könne,
wie die der Pflanzen. Daß aber ein ſolches Huͤlfsmittel
kein natürl. Syſtem, keine Grammatik, ſondern nur ein Le—
ricon iſt, hat Linné ſeldſt überall geſagt, und in unſerer
Zeit, wer zweifelt daran? Wer ſchaͤtzt aber deshalb Linne's
Iſis 1842. Heft IIII.
iin u ——
866
Arbeit geringer, und wer wird bie von Mohs nicht hoch⸗
ſchaͤtzen, beſonders, da fie die erſte ihrer Art iſt. Wie das
Linnäifche Syſtem als Flora ſehr bequem auf Excurſionen
iſt, ſo wird es das Mohsſche werden, wenn einmal jeder⸗
mann ſich in die Kryſtallographie eingeübt hat, was jedoch
nicht fo leicht geht wie bey der botaniſchen Terminologie.
Was mit derben Mineralien anzufangen iſt ohne Phyſik und
Chemie, möchte wohl ſchwer Jemand zu beantworten im
Stande ſeyn. Es iſt freylich leicht zu ſagen, ſie ſeyen
keine Sippen. Sie ſind aber dennoch da und laſſen ſich
nicht vernichten. Natuͤrlich kann ein Syſtem nur ſeyn,
wenn es alle Eigenſchaften beruͤckſichtiget; nach je weniger
ren es verfaͤhrt, deſto unnatürlicer iſt es. Das wird aber
Alles auch die Zeit erſt beweiſen müffen,
Voyage souterrain,
ou description du plateau de Saint-Pierre de Maestricht et de
ses vastes cryptes; par le colonel Bory de Saint - Vincent etc.
avec une carte topographique et trois vues dessinees sur les
lieux par l’auteur, suivi de la relation de nouveaux voyages
entrepris dans les montagnes maudites; par M. Leon Dufour,
Dr. etc. Paris chez Ponthieu 1521. 8. 3ol.
Der Pfr. fowohl durch feine früheren Reifen nach
verſchiedenen afrikan. Inſeln als Naturforſcher, als ſpaͤ⸗
ter durch ſeine erlittenen Verfolgungen ruͤhmlichſt bekannt,
hat durch feine widerwaͤrtigen Schickſale, die Ausgeburten
der heutigen ſchlechten Politik, nicht den Muth verloren,
als Naturforſcher fuͤr die Wiſſenſchaften thaͤtig zu ſeyn und
dem Lande Ehre zu machen, welches ſeine Verfolger erzeugt,
groß gezogen und beauftragt hat. Dieſe unterirdiſche Reiſe
in den beruͤhmten Maſtrichter Petersberg iſt ein neuer Be—
weiß von des Vfrs. unermüdlichen Thaͤtigkeit, von ſeinem
Beobachtungstalent, von feinen geodaͤtiſchen Kenntniſſen
und Geſchicklichkeiten und von feiner Macht über die Spra.
che, welche ſo anziehend als belehrend und gruͤndlich iſt.
Wir ſind nicht faͤhig dieſes Werk zu beurtheilen, und zei—
gen daher nur ſeinen Inhalt an, welcher den Charakter
des Buchs hinlaͤngl. an den Tag legt, die Charte ſtellt die
Bergebene des Petersberges nebſt ſeinen Umgebungen, den
Lauf der Fluͤſſe, die Gebaͤulichkeiten, die Eingänge zu den
Höhlen u. ſ. w. vor. Auf der erſten Tafel iſt ein ſenk—
rechter Durchſchnitt des Berges, auf der gwepten der große
Eingang in die Höhlen, auf der zien die ſ. g. geologiſche
Orgel.
Table des Matières.
Lettre dedicatoire à Léon Dufour.
Légende pour l’explication de la carte du plateau de
gende ps P P
Saint-Pierre de Maestricht.
$. I. Des curieux qui ont visite le plateau de Saint-
Pierre,
H. II. Etymolosies.
H. III. Situation, disposition, aspect du plateau de
Saint-Pierre. ö
$. IV. Gar erreur numèrotè P.) Elèvation, etc. Epais
seur du plateau.
55
867
6. VI. De la pierre, du sable d'engrais et des carri-
ers de Maestricht.
6. VII. De égarement dans les souterrains du pla-
teau de Saint-Pierre; fin tragique de quelques
malheureux qui s’y perdirent.
4. VIII. Temperature des cryptes. De Venfer,
paradis et des inscriptions qu'on y trouve.
H. IX. Aspect des galeries souterraines du plateau de
Saint-Pierre.
%. X. Travaux antiques des Romains bien distincts
des travaux modernes.
6. XI. Affaissemens qui ont interrompu toute com-
munication souterraine entre la vallée de la Meu-
se et celle de la Jaar. Fort Saint-Pierre.
g. XII. Principales entrées des cryptes.
$. XIII. Excursion dans les souterrains du plateau
de Saint - Pierre. 5
6. XIV. Lien ou fut trouyee la mächoire d'un grand
saurien, conservee au Museum d’histoire naturelle,
et tenue par Faujas pour celle d'un crocodile gi-
santesque,
$. XV. Etat primitif et sous-marin de la contrée
dont je plateau de Saint-Pierre fait partie.
d. XVI. Fin de la promenade eouterraine. Sortie des
carrieres par le rocher perce sur l’escarpement
orzental du plateau.
d. XVI f. Des orgues géologiques, ou puits de terre.
H. XVIII. Des effondremens et des bouleversemens
qu’occasionnent les conduits des orgues géologiques.
$. XIX. De la formation des orgues géologiques dont
on peut faire des imitations artificielles.
6. XX. Cause future de la ruine certainedu fort Saint-
“ Pierre, trouvee dans la difference de niveau qui
existe entre le lit de la Jaar et celui de la Meuse.
6. XXI. Des effondremens cratériformes et du rap-
port qu’ont les puits de terre avec quelques au-
tres phenomenes géologiques.
6. XXII. Apparences de certaines coupes de tuyanx
d'orgues géologiques qui ont fait soupconner A tort
Vexistence d'un phénomène inexplicable et qui
n’existe pas.
b. XXIII. Assises de silex vagues et continues qui se
distinguent dans les parties coupees à pic à la ba-
se du plateau de Saint - Pierre.
$. XXIV. Rapport des cötes de la Manche et du pla-
teau de Saint-Pierre; röle que remplissent dans
la nature les corps antiquement organisés dont
ces lieux ne sont qu'un amas. —
$. XXV. Opinion de MM. Faujas de Saint- Fond, He-
ricart de Thury et Clere, sur les assises siliceuses
des environs de Maestricht.
6. XXVI. De la formation des silex stratifiés de Maes-
“ tricht et des silex vagues amorphes du reste de la
Belgique.
6. XXYH. De la rive gauche de la Jaar et des cryptes
qui s’y voient.
(. XXVII. Catalogue linneen des plantes du plateau
de Saint-Pierre. 8
Explieation de la premiere planche,
du
——
868
Explication de la planche II.
Explication de la planchıe III.
Lelires d NM. Palassou sur les Montagnes Maudites,
par M. Leon Dufour.
Premiere lettre,
Secande lettre,
Troisieme lettre.
Die Lehre vom Geſchlechte der Pflanzen in Be⸗
zug auf die neueſten Angriffe erwogen,
v. 2. Chr. Treviranus.
Bremen bey Heyſe 1822. 8. 146.
Dieſe Schrift widerlegt Stuͤck für Stuͤck Henſchels
Behauptung wider das Pflanzengeſchlecht, gegruͤndet auf
Thatſachen, auf Vergleichungen der Abbildungen und auf
das Talent, Taͤuſchungen zu entdecken, und ſie ohne Scheu
zu nennen. Da wir in der Iſis ſchon hinlänglich und
ausfuhrlich über Henſchels Werk geredet und daſelbſt den
darin verſchwendeten Scharfſinn aufrichtig bedauert haben;
fo wäre es hier überfluͤſſig, die Widerlegungen von Trevi⸗
ranus Schritt für Schritt zu verfolgen. Wir können dage⸗
gen jedem das Buch empfehlen, der in feiner Meinung
uͤber das Geſchlecht der Pflanzen wankend geworden iſt,
und welcher das Beduͤrfniß in ſich fühlt, daſſelbe durch Zus
ſammenſtellung vieler Thatſachen ſich beweiſen zu laſſen;
auch demjenigen, welcher durch Henſchels lebhafte Sprache
geblendet, durch ſeinen oft abſprechenden Ton von der
Wahrheit der Thatſachen ſicher gemacht, durch feine ſchein⸗
bare Naturphiloſophie, welche nicht das Ganze ins Auge
faßte, irre geleitet worden iſt. An ſich haͤtten wir eine ſol⸗
che Widerlegung nicht fuͤr noͤthig gehalten, indem wir mei⸗
nen, man müffe keine Zeit weiter mit ausgemachten Ges
genſtaͤnden der Wiſſenſchaften verlieren, da es noch fo viel
Unausgemachtes und mithin wichtigeres gibt; allein in den
Wiſſenſchaften iſt das Ausgemachte meiſtens nur fuͤr Weni⸗
ge da, und man muß daher ſolchen Schriftſtellern Dank
wiſſen, welche ſich die Muͤhe geben wollen, das ſchon zehn⸗
mal geſagte den Unglaͤubigen wieder zu ſagen, obſchon fie es ei⸗
gentlich nicht verdienen. Die beyden Treviranus liefern ſo
viel Eigenthuͤmliches, daß fie nicht nethig haben, ſich mit den
Streitigkeiten des Tages, welche nur die Ausgeburten von
Mißverſtaͤndniſſen ſind, abzugeben. Wer mit ſeinem phyſi⸗
ologiſchen Gewiſſen ohne Pflanzengeſchlecht aufs Reine kom⸗
men kann, habeat sibi. Was uns betrifft, fo ſtudiren
wir die Wiſſenſchaften zu unſerer Befriedigung, und wir
müßten uns für einen Thoren halten, wenn wir noch Je⸗
mand beweiſen ſollten, daß der Schädel aus 4 Wirbeln bes
ſtehe, daß die Daͤrme aus der Vesicula umbilicalis ent-
ſpringen, und daß der Mutterkuchen eine Kieme, die Kie⸗
fer wiederholte Füße, die maͤnnl. Geſchlechtstheile höhere
weibliche, daß das Thierreich die Darſtellung der menſchli⸗
chen Organe, das Pflanzenreih die der Pflanzenorgane,
das Mineralreich die der Elemente u. ſ. w. ſey. Wer der⸗
gleichen nicht glauben will und ſich einbildet, er komme dene
noch durch die Natur, Gluͤck zu! Solche verdienen nicht
einen Federſtrich. Daſſelbe ſcheint uns auch vom Pflanzen
869
geſchlecht zu gelten. Wem die Natur ein Ganzes iſt, der kann
nach einmal genommener Einfitht der vorhandenen Thatſachen
nicht in Zweifel ſeyn; wem aber die Natur Stuͤckwerk
iſt, dem werden alle Thatſachen doch nur ſtuͤckweiſe bewei⸗
ſen, und er wird von Eitelkeit getrieben, ſich einbilden,
noch 1000 barocke Meinungen aufſtellen zu koͤnnen. Es
gibt aber in den Naturwiſſenſchaften nur eine einzige Mei—
nung, nehmlich die, welche durch das Ganze zu laufen ver—
ſteht. Es hätte daher Treviranus vielleicht beſſer gethan,
die Vertheidigung des angegriffenen Pflanzengeſchlechs An—
dern zu uͤberlaſſen. Da es indeſſen Wenige mit fo viel
Sachkenntniß gethan haben wuͤrden, ſo muß man ſich freu—
en, daß er ſich dieſer faſt nutzloſen Mühe hat unterziehen
wollen.
Le d
in der Baumgaͤrtner'ſchen Buchhandlung:
Magazin der aͤſthetiſchen Botanik,
eder Abbildung und Beſchreibung der fuͤr Gartencultur empfeh⸗
lungswerthen Gewaͤchſe, nebſt Angabe ihrer Erziehung,
von 5. ©. £. Reichenbach,
Dr. und Profeſſor ꝛc.
1821. I. — IV. Heft, mit Kupfern. 4.
7 Der Herr Verf., von dem wir ſchon einige lehrreiche
Schriften und ſchaͤtzbare Beytraͤge zur Botanik erhalten ha—
ben, erwirbt ſich durch die Herausgabe des vorliegenden
Werks ein neues Verdienſt um die Wiſſenſchaft. Bey der
Ausarbeitung deſſelben hat er die Abſicht, die neuen und
wenig bekannten Gewaͤchſe, welche ſich durch die Schoͤnheit
ihrer Blumen oder durch andere artige Eigenſchaften aus—
zeichnen und zur Verſchoͤnerung unſerer Gaͤrten dienen, in
dieſes Magazin aufzunehmen und die Beſchreibung derſel—
ben durch colorirte, der Natur getreue Abbildungen an—
ſchaulich zu machen. Jede abgehandelte Pflanze iſt latei⸗
niſch und deutſch ſehr ausfuͤhrlich beſchrieben, und die Ab—
bildung mit der noͤthigen und moͤglichſt vollſtaͤndigen Zer⸗
gliederung der Bluͤthen und Feuchttheile verſehen, auch Li⸗
teratur und Synonyma find gehörigen Orts angeführt.
In der Ankuͤndigung, welche das erſte und zweyte
Heft begleitet, verſpricht der Verleger monatlich ein Heft
mit 6 Blättern Text usd eben fo vielen Blättern Abbik
dungen herauszugeben. 12 Hefte ſollen einen Band ausma⸗
chen. Um den Leſern eine deutliche Ueberſicht des Planes
und der Einrichtung dieſes Werkes zu geben, wollen wir die
Pflanzen, welche in den 4 Heften vorkommen, kuͤrzlich ans
zeigen und einige Bemerkungen beyfügen.
Erſtes Heft. No. 1. Dracocephalum argunense
Fisch.; eine ſchoͤne Species, welche ſich von Dracocepha-
lum Ruyschiana L. am meiſten durch entferntſtehende Blu—
menquirle, von Drac. austriacum L. durch die Glaͤtte
und durch andere Merkmale unterſcheidet. Sie waͤchſt am
Argunfluſſe in Sibirien, und bluͤht vom Juli — Septem⸗
ber. Den Saamen hat der Verfaſſer vom Dr. Fiſcher aus
Gorengki erhalten. .
870
2) Myoporum oppositifolium und M. parvifolium,
beyde von Rob. Brown in Neuholland entdeckt. Die
Kennzeichen, wodurch ſich Myoporum von den Gattun⸗
gen Stenochilus und Pholidia Br. und Bontia L. unters
ſcheidet, ſind hier richtig angegeben. 3) Gloxinia macu-
lala U Herit. 4) Gloxinia speciosa Rer. fol. ellipt. ca-
no- hirsutis crenatis, pedunculis erectis flore lonsiori-
bus, segmentis calycinis acuminatis| pubescentibus
Ker. Beyde Arten finden fih in unferen Treibhaͤuſern.
5) Lychnis fulgens Fisch.: floribus laxe trichotomo-
fasciculatis, petalorum lamina, calyce fere duplo lon-
giore R. Dieſe neue Art, welche in Davurien wild waͤchſt,
hat der Verfaſſer von der ihe ſehr aͤhnlichen Lychnis chal-
cedonica L. genau wuterfchieden, und bemerkt, daß der
ſpecifiſche Charakter der L. chalcedonica L. fo geſtellt wers
den muͤſſe: floribus laxe trichotomo-fasciculatis, peta-
lorum lamina calycem subaequante. 6) Bauera ru-
biaefolia Andr. Die beygefuͤgte Abbildung ſcheint von eis
ner Vaxrietaͤt Bauera humilis Hortul., welche ſich durch
einen niedrigern Wuchs, durch eine ſtaͤrkere Villoſitaͤt unters
ſcheidet, entlehnt zu ſeyn.
Zweytes Heft Nr. 7) Cactus speciosus Cav. 8) Me-
laleuca parviflora Otto und Melaleuca pulcheila R.
Br. Die Abbildungen von dieſen beyden Zierfiräuchern find
dem Kuͤnſtler ſehr wohl gelungen. Desgleichen Nr. 8) Ca-
lothamnus quadrifida und Cal. villosa R. Br. Der Ver—
faſſer bemerkt, daß dieſe neue, von Labillard. aufgeſtellte
Gattung Calothamnus noch ſelten und von den Schrift⸗
ſtellern nicht genau unterſucht worden ſey, daher fühlte er
ſich bewogen, die Kennzeichen, wodurch ſie von der ihr
ſehr nahe verwandten Gattung Melaleuca zu unterfcheis
den iſt, deutlicher hervorzuheben. Der Character generi-
cus it fo geſtellt: Cal. 4 — sdentatus. Petala 4 —
5, staminum phalanges lineares, versus apicem fila-
mentis radiatis, petalis oppositae, antlıerae erectae,
Caps. 3locularis polysperma, calyce aucto inclusa R.
Demnach beſteht der Unterſchied hauptſaͤchlich in den langen
Staubfaͤdenbündeln, in aufrechten Antheren und in ber Ver
ſchaffenheit des Kelches und der Narbe. 10) Hallia im-
bricata Thunb. (Hedysarum L. suppl.) 11) Chorizema
nana Sims Labill. voy. 1. tab. 21. 12) Acacia decipiens
und Acacia billora R. Br.
Drittes Heft No. 15) Aponogeton distachyon
Linn. 14) Peliosanthes Teta Andr. Der Character
genericus iſt fo angegeben: Corolla rotata, Globa, fau-
ce fornicata antheras fovente, centro aperto, germen
inferum triloculare, Baccae tres clavatae, exsertae,
ı — 2spermae R. Nach dieſer verbeſſerten Diagnoſe iſt
die Gattung von den ähnlichen Cyrthanthus und Carcu-
ligo leicht zu unterſcheiden. 15) Gazania Pavonia Andr.
Eine ſchoͤne Pflanze, die in einigen Gärten unter dem Nas
men Gorteria Pavonia vorkommt. 16) Theedia lucida Bud.
Calyx 5partitus. Corolla hypocrateriformis, obtusa
quinquefida, stilus brevis persistens. Caps. baccansbi-
locularis, placenta utrinque incrassata R. Capraria Ait.
Borkhausenia Roth. 17) Tristania nereifolia R. Br.
(Melaleuca Sims. bot. Mag. Andr. Rep.) 18) Ste-
wartia pentagyna l'Herit. Sehr richtig wird bemerkt,
871
daß Malachodendron Mitch. zur Gattung Stewartia ges
höre, und daß die fehlerhafte Abbildung beyder Gattungen
mehr kuͤnſtlich als natuͤrlich zu ſeyn ſcheine. Die Wahr—
heit des Geſagten beitätiget die in dieſem Werke gelieferte
treffliche Abbildung der Stewartia und die mit Sachkennt⸗
niß gelieferte Zergliederung der Bluͤthen und Fruchttheile.
Viertes Heft. No. 19) Edwardsia tetraptera Poir.
und Edw. microphylla Salisb. Wende finden wir in den
meiſten botaniſchen Schriften unter Sophora aufgeführt,
20) Lupinus variegatus Poir. ift Lup. nootkatensis
Sims. 2ı) Liparia hirsuta Thunb. 22) Justicia bi-
color Sims. Dieſer angenehme Zierſtrauch kommt in eini-
gen Gärten unter dem Namen Justicia picta vor, iſt aber
von der Linnélſchen Pflanze dieſes Namens unterſchieden.
Die Gattung Hakea hat der Verf. durch die Angabe der
nahen Verwandtſchaft mit Grevillea, Anadenia und Lam-
bertia ficher geſtellt; beſonders in Beziehung auf die Ge—
ſtalt und Beſchaffenheit der Fruchtbaͤlge und der gefluͤgelten
oder nackten Saamen; er hat folgende Arten aufgefuͤhrt:
23) Hakea pungioniformis Cav. H glabra Schrad.
Banksia teretifolia Salisb. Conchium Smith. Lam-
bertia teretifolia Gaertn. Auch Hakea glauca Knight
gehört als Synonym hierher. 24) Hakea acicularis und
II. ceratophylla. Eine Varietaͤt hat filzige Aeſte und
rauchhaarige Blumen; beyde fand R. Brown in New
Holland.
Am Schluſſe einer jeden Diagnofe iſt das Vaterland,
Bluͤhzeit und Dauer der Pflanze angegeben, und eine kurze
Anleitung über ihre Erziehung und Fortpflanzung im Allges
meinen. Wenn der Hr. Pfr. ferner auf die Zuſammenſtel—
lung der nahverwandten Gattungen und Arten Ruͤckſicht
nimmt, auch hie und da auf die beygefuͤgten Abbildungen
mehr Fleiß und Sorgfalt verwendet; ſo hat man gerechte
Hoffnung, ein brauchbares und gemeinnuͤtziges Werk zu er⸗
halten, welches hinſichtlich ſeiner Gruͤndlichkeit viele andere
und ſehr theure Kupferwerke entbehrlich macht. Wir wuͤn⸗
ſchen alſo recht ſehr, daß dieſer gut angelegte Plan raſch
fortſchreiten und dieſes nuͤtzliche Werk feiner Vollendung naͤ⸗
her gefuͤhrt werde.
a D — ch
Ornithologiſche Behtraͤge
von 5. Boie
in Kiel. Zweyte Lieferung.
24. Podiceps auritus Nilson.
Nachdem die neueſten Entdeckungen ergeben, daß der
gehoͤrnte Steißfuß dem Norden angehoͤre, in England zu
Hauſe ſey, und ſich namentlich auch in Irland finde, muß—
te es einigermaßen zweifelhaft werden, ob Linne wirklich
jene Art, welche die deutſchen Ornithologen auritus ge—
nannt beſchrieben, oder nicht vielmehr der jetzt Podiceps
cornutus genannten Art den Namen auritus deygelegt
habe. Das neueſte ſchwediſche ornithologiſche Werk gibt
hierüber Aufklärung, indem es uns belehrt, daß dort von
den beyden Steißfuͤßen, die leicht mit einander verwechſelt
872
werden koͤnnen, nur eine Art vorkomme und ſich unter
den Rudbeckiſchen Abbildungen finde. Die Beſchreibung
des Vogels ergibt, daß dieß kein anderer als Podiceps
cornutus Lath. ſey, auch beſtimmte der Pfr. des eitirten
Werkes waͤhrend ſeiner neulichen Anweſenheit in Copenha⸗
gen einen gehoͤrnten Steißfuß als Podiceps auritus, wo⸗
durch der Irrthum der Ornithologen, welche Podiceps cor-
nutus Lath. nicht kannten, voͤllig außer Zweifel geſetzt
wird. Demzufolge ſcheint eine Veränderung der Trivialnah⸗
men unvermeidlich zu ſeyn, und ich ſchlage deshalb vor,
den Colymbus auritus (Faun. suec.) in dem Verzeich—
niffe europaͤiſcher Voͤgel als Pocliceps auritus aufzuführen,
dagegen aber der in Deutſchland haͤufiger vorkommenden
Art, auf welche derſelbe ebenfalls paßt, den Namen Podi-
ceps cornutus bepzulegen, \
Den Podiceps auritus Nilson habe ich im nord—
weſtlichen Juͤtland angetroffen. Auf der Oſtkuͤſte der Halb
inſel kommt derſelbe ungleich haͤufiger vor, und ich habe
auch dort erlegte Exemplare unter Händen gehabt,
25. ria troile Lath.
In meiner nordifhen Reife ift die Art mit flärkerem -
Schnabel, welche neuerdings Sabine Uria Brunnichii bes
nannte, durch den Namen Uria troile bezeichnet. Nur
fie kommt auf der Oſiſee vor, und ward fonder Zweifel
von dem Ritter Linne unter dem Namen Colymbus tro-
ile beſchrieben. Nach meinen neueſten Erfahrungen beſucht
fie die Kuͤſten unſerer Halbinſel alljaͤhrlich in ſehr be⸗
traͤchtlicher Anzahl.
26. Alca impennis Linn.
Eine Haut dieſer Art erhielt einer meiner ornithologi—
ſchen Freunde im verfloſſenen Jahre, als eine Seltenheit,
aus Grönland. Auf den Heſtmanndͤ Eilanden bey Island
findet ſie ſich nach den Nachrichten, welche ich dem Herrn
Jaͤgermeiſter Theilmann verdanke, nicht mehr, und ſcheint
dort völlig ausgerottet zu fepn.
27. Mergulus alle Ray.
Im Brantwein aufbewahrte Exemplare, welche ich
von Spitzbergen erhielt, haben mich uͤberzeugt, daß ſich ein
Groͤßen⸗Unterſchied zwiſchen beyden Geſchlechtern finde.
Namentlich ſind die Maͤnnchen durch einen etwas dickern
Schnabel ausgezeichnet. Nach den Berichten der Mall:
fiſchfaͤnger iſt dieſer Vogel auch in der Gegend von Spitz
bergen ungemein haͤufig. Wie die Familienverwandten naͤhrt
er ſich hauptfählih von Schaalthieren, denn nur dieſe ha—
be ich in feinem Magen angetroffen. Im Winter beſucht
er die Weſtkuͤſte unſerer Halbinſel in nicht unbetraͤchtlicher
Anzahl, und wurde ſogar auf Baͤchen in betraͤchtlicher Ent⸗
fernung von der See geſchoſſen.
28. Fratercula glacialis Leach.
Herr Temminck führt diefe Art in feiner zweyten Aus⸗
gabe des manuel nicht als europaͤiſche Voͤgel auf. Sie iſt
indeß im noͤrdlichſten Europa eben ſowohl einheimiſch als in
den Regionen, welche die Engländer auf den letzten Expe⸗
873
ditionen zur Erforſchung der nordweſtlichen Durchfahrt beſuch—
ten. Die Papageytaucher, welche die nach Spitzbergen auf
dem Wallfiſchfang ausgeruͤſteten Schiffe von Zeit zu Zeit
mitbringen, gehoͤren ihr an, und ich habe nie ein dort her—
gekommenes Exemplar der gewöhnlichen Art geſehen. Die
Dimenſionen letzterer habe ich bereits in meiner nordi—
ſchen Reiſe mitgetheilt. Hier Dimenſionen einzelner Theis
le der Fratercnla glacialis, welche ſich übrigens durch ihr
Gefieder nicht unterſcheidet.
Schnabel lang bis zur Stirn 2 Zoll Jo Lin.
— — bis zum Mundwinkel 12 67/0 =
— hoch „ een 8 s
— breit Bee ee e Me TR
Kopf lang von der Stirn dis zum Hin:
terhauft e ee e e e .
Fluͤgel von der Handwurzel b. z. Spitze 6 7 4
Mittelzehe mit dem Nagel. 5 6269 2
Nagel nach der Kruͤmmung . — 5 ỹ 3
eh.... 1% „ e
Nagel . . „ oo. „ * . 77 2 4 7
nere Zehe N % RR | 5
Nagel 8 . „ + 5 * 4 710 2
Tarſus 8 1 * I a
zte Schwungfeber die läͤngſte.
29. Puffinus anglorum.
Weil dieſer Vogel annoch felten in den Cabinetten
iſt, und nicht viel Exemplare deſſelden beſchrieben ſind,
theile ich einige Reſultate der Ausmeſſung eines Maͤnnchens
mit, das ſich in meiner Sammlung befindet. Daſſelbe
ward im Julius 1820 ohnweit Vidoe auf Island geſchoſ—
fen, und entſpricht der im Manuel 2te Ausgabe Tom. II.
P. 807 gegebenen Beſchreibung mit dem Unterſchiede, daß
der Tarſus und die Schwimmhaͤute faſt ganz gelb ſind.
Schnabel lang bis zur Stirn . 8 1 Zoll 4 Lin.
— — bis zum Mundwinkel . l
— hoch %Cßùͤĩ ĩł] a an
r breit * * . „ r a 7 6 E
Mittelzehe mit dem Nagel . 13 * <
Nagel nach der Krümmung „
Aeußere Zehe g N - 5 1 „ 18% =
Nagel Ä N x 8 „
Innere Zehe . 5 : - „ 7 E
agel . . . . 3533 le 02 .
Schwanz lang Ak = Ä AR
FRE ,, Eee
Von einer Hinterzehe iſt nur ein Rudiment vorhan—
den. Unter den Schwungfedern erſter Ordnung iſt die er⸗
ſte die laͤngſte, die zweyte anderthalb Linien kuͤrzer und
die naͤchſtfolgenden nehmen jedesmal um 7 bis 8 Linien in
der Laͤnge ab. 0
30. Hydrobates pelagica.
Unter den naturhiſtoriſchen Abbildungen auf dem Gu⸗
te Endrupdelm, deren bereits der Vfr. der Ornithologia
borealis erwähnt, befindet ſich auch dieſer Sturmvogel.
is 18326. Heſt Tin.
—
874
Die heftigen Stürme im letzten Monat des letzt verfloſſe—
nen Jahres verſchafften den hieſigen Sammlungen die ih—
nen bis dahin fehlenden Exemplare. Haufenweiſe ſah man
ſie am Ausfluſſe der Elbe, und meinem dortigen Freunde
gelang es, verſchiedene derſelben zu erlegen. Andere wur⸗
den am Ausfluſſe der Eider, an der Schley und an der
Oſtſeekuͤſte ermattet gefangen, oder todt gefunden. Zwi—
ſchen weiblichen und maͤnnlichen Voͤgeln findet ſich fo mer
nig in der Größe als in Betracht der Vertheilung der Far⸗
ben der mindeſte Unterſchied, und damit ſtimmt auch die
Beſchreibung eines ohnweit Frankenthal am Rhein vor ei-
nigen Jahren erlegten Vogels uberein.
531. Lestris Buffoni H. Boie.
Ich ſehe aus meiner Correſpondenz vom Jahr 1gıB,
daß einſtens Herrn Temminck waͤhrend eines Sturmes an
der hollaͤndiſchen Kuͤſte eine Schmarotzermeeve aufgefallen
war, welche ſich unter allen bisher beobachteten durch die
Länge der mittelſten Schwanzfedern auszeichnete, und der
Herr Jaͤgermeiſter Theilmann, deſſen ich bereits oben ge—
dacht, verſicherte mir, aͤhnliche Voͤgel waͤhrend ſeiner Reiſe
nach Island auf der hohen See bemerkt zu haben. Meh—
rere Exemplare derſelben lieferte im Jahre 1820 ein Schiffs:
arzt, welcher von einer Reife in die Gewaͤſſer von Spitz—
bergen zuruͤckgekommen war, und mein Bruder, durch deſ—
ſen Hand ſie gingen, erkannte ſie alſobald fuͤr eine neue
Art, welcher er obigen Namen beplegte.
Aus einem Briefe, worin letzterer mir dieſe Entde—
ckung bekannt machte, theile ich nachfolgende Beſchreihung
mit:
Laͤnge von der Spitze des Schnabels bis
zum Ende des Schwanzes X 20 Zoll 6 Lin.
Länge des Schwanzes . = 5 12 — =
Hervorragung der mittelſten Schwanz⸗
federn uͤber die uͤbrigen i 5 6 2 0
Länge des Fluͤgels vom carpus bis zur
Spitze N x ; \ 5 7), =
Länge des Kopfs von der Stirn bis zum
Hinterkopf . 5 ; 5 129 s
Länge des Schnabels von der Stirn bis
zur Spitze S 0 2 8 — ü I 2
Laͤnge des Schnabels vem Mundwinkel
bis zur Spitze ? l 0 Le 6% 3 €
Höhe des Schnabels an der Wurzel — 47 «
Breite des Schnabels . 1 — AN =:
Länge der Kuppe 5 - — 7 Pr
— ber Dille 3 5 N — 4% 6
— der Laden . R . 1: 2 e
— des Tarſus e © — 2 *
Breite deſſelben 3 ; 8 b —̃ 1 .
Wachshaut und Tarſus gruͤnlich bleyfarben, der uͤbri⸗
ge Schnabel und die Füße ſchwarz; Ruder- und Schwanz:
federn ſchwarzbraun, die Schafte an der Wurzel weiß, ſo
wie bey Lestris parasitica. Die beyden mittelſten
Schwanzfedern zeichnet ein Anflug von Metallglanz aus,
und die einander beruͤhrenden Fahnen derſelben bilden ein
Dach. Vordere Seite des Halſes und Oberbruſt weiß,
Seiten des Halſes und Nacken gelblich, das übrige Geſie⸗
55
875
der blaß maͤuſegrau. Hintere Seite des Tarſus glatt, die
Naͤgel ſtumpf, wie bey parasilica.
Als Synonymen gehören hieher: Stercorarius.lon-
sicandus Briss. — Edw. 148. — pl. enl. 762. — te
pechim Neife III. pag. 224. tab. 2. — Meißner helvet.
mus. Heft 4. tab. 1. Roß Entdeckungsreiſe. Art. Ster-
corarius cepphus.
Ein junger Vogel, am Rhein geſchoſſen, war den
Jungen der Lestris parasitica ſehr ähnlich, indeß ragten
die mittelſten Schwanzfedern bereits ½ Zoll über die an⸗
deren hervor. :
Ich glaube nur noch hinzufügen zu duͤrfen, daß ich unter
vielen hundert Pärchen der Lestris parasitica, welche ich zu
beobachten Gelegenheit hatte, nie ein Exemplar mit fo
langen mittlern Schwanzfedern als die der Lestris Zuffoni
bemerkt habe, ubrigens aber auch Herr Zemmind fih von
der ſpetifiſchen Verſchiedenheit letzterer uͤberzeugt habe.
Schon Buffon erklart die pl. enl. 991 (le stercoraire)
und 762 (le stercoraire a longue queue de dibérie) ab-
gebildeten Vögel fr verſchieden.
Lestris cataractes Temm.
=
52.
Mit Unrecht vermuthete ich, * der am angefuͤhrten
Orte unter dem Namen Lestris Skua beſchriebene Vogel
meiner Sammlung, deſſen mittlere Schwanzfedern nur uns
erheblich uͤber die andern hervorſtehen, ſey ein junger.
Nach der Verſicherung des Herrn Jaͤgermeiſter Theilmann,
der den Skua auf Island im Sommer zu beobachten
Gelegenheit hatte, haben nehmlich auch alte Vögel kein
einfarbig braunes Gefieder und im Schwanze Ruderfedern
faſt gleicher Länge,
33. Larus glaucus * Brünn.
2 Zufolge mir neuerdings gewordener Nachrichten muß
dieſe Meeve die Oſtſee in betraͤchtlicher Menge beſuchen.
Im Frühling 1821 war ſie im Sunde ziemlich haͤufig und
derſchledene Exemplare wurden vom Lande aus geſchoſſen. Dar⸗
unter befand ſich ein altes Paͤrchen im Sommerkleide, mit rein
weißem Kopf und Hals Andere in den Wintermonaten geſchoſſe⸗
ne hatten, wie alle übrigen Arten der Gattung im Winter⸗
kleide, graue Flecken am Hinterhalſe und Nacken.
2 i
34. Larus argentatus ** Brünn,
Am angeführten Orte finde ich die Anzahl der Mee.
ventyer, welche man zu Lyſt auf der Nordſpitze der Inſel
Sylt einzuſammeln pflegt, zu niedrig angegeben. Man
kann dieſelbe auf 15,000 Stuͤck, und nach der Berechnung,
man erhalte von jedem Paͤrchen 5 Eyer, die Zahl der im
Umkreiſe bruͤtenden Paͤrchen anf 5000 anſchlagen. Der Be⸗
figer des Strandes hielt im Junius 1821. 3 Leute, wel⸗
che in einer Hütte gleichſam mitten unter den Voͤgeln wohn⸗
„ Wiedemann's zoologiſches Magazin loco eitato p. 133.
„Hieber das im Wiedemann'ſchen zoologiſchen Magazin loco
“eitato p. 126 unter dem Artikel Larus consul gefagte,
„e pieher die Nachrichten über Larus glauchs thendaſ. P. 127,
—
Schnabel.
876
ten, und das gedoppelte Geſchaͤft hatten, Ever einzuſam⸗
meln, und den Beſuch Unberufener abzuwehren. Sie
brauchten nach ihrer Ausſage zwey Tage, um den Platz,
woſelbſt ſich die Voͤgel aufhalten, gehoͤrig zu begehen, und
kamen auf dieſe Weiſe jeden dritten Tag an dieſelbe Stel⸗
le. Die Perſon dieſer Leute ſchien den Voͤgeln bekannt,
welche ſich ihnen dergeſtalt naͤherten, daß fie dieſelben oft mit
einem Stocke erſchlagen konnten. Innerhalb der Zeit von
vier Wochen werden den Meeven ſaͤmmtliche Eyer genommen,
in fofern man nicht bereits drey derſelben in einem Neſte
findet, welches für einen Beweis gilt, daß die Voͤgel fie
zu bebruͤten angefangen. Sobald ein Pärchen feine Eyer
verloren, faͤngt es an ein neues Neſt zu bauen. Nach dem
ooten Juny läßt man die Eyer liegen, die Bewachung des
befriedeten Platzes dauert aber noch drey Wochen lang fort.
Dieſe Sorgfalt findet ſich aber nur hier, und ſie mag vor⸗
zugsweiſe dazu beygetragen haben, daß ſich fo viel Srege⸗
vogel hergezogen. Auf den noͤrdlichern Inſeln Roͤmoe und
Fanoe findet man zur Bruͤtezeit fo gut wie keine blauruͤcki⸗
gen Meeven, eine unbedeutende Anzahl auf den letzterer ges
genuͤberliegenden Halbinſeln Skallingen und Langeliebierge,
alsdann aber bis über dem Limfiord hinaus keinen Ort, der
den Namen eines Bruͤteplatzes verdiente. Der von Lyſt
war in aͤlterer Zeit weniger bedeutend, und gibt einen Bes
weis, daß Bewobner des Strandes und beſonders die der
Inſeln bey zweckmaͤßiger Behandlung nicht unbetraͤchtlichen
Vortheil von den Seevoͤgeln ziehen koͤnnen. Wahrſcheinlich
iſt nicht Mangel an Nahrung, ſondern der Mangel an
Plaͤtzen, wo fie zur Bruͤtezeit gehegt werden, Veranlaſſung,
daß die Zahl derſelben nicht ungleich größer iſt, und mit⸗
bin wird es glaublich, daß letztere, ſobald man ſich einer plan⸗
loſen Störung der Bruͤtenden enthielte, ſich betrachtlich
vermehren wuͤrde.
55.
gehört in unſerer Gegend in den Sommermonaten zu den
ſelteſten. Vom Ausfluß der Elbe bis über dem Limfiord
hinaus ſcheint die Inſel Sylt der einzige Punct zu ſeyn,
wo ſich einzelne Paͤrchen fertpflanzen. Die, welche ich im
Jun. 2821 dafelbft zu beobachten Gelegenheit hatte, zeigten
ein, dem des Larus argentatus ſehr 2 iches Betragen,
wenn man ſich ihren Neſtern näherte, flogen mit ei⸗
nem ihre Beſorgniß ausdruͤckenden scack, scack um mich
herum, und verbanden damit von Zeit zu Zeit ein lauteres
sciah, sciah. Zugleich ſtießen ſie, obgleich vorſichtiger als
viele Seeſchwalben u. Lestris- Arten zu thun pflegen, auf
mich herab, und zeigten auch in dieſem Betracht viel Aehn⸗
lichkeit mit Larus argentatus. Die Neſter fand ich im
klaren Sande, vorzugsweiſe auf den hoͤchſten Sandduͤnen,
Larus canus Linn.
36. Gavia eburneus.
Nach Exemplaren dieſer Meeve, die ich im Herbſt
1820, in Brantwein aufbewahrt, aus der noͤrdlichen Eis⸗
zone erhielt, unterſcheidet ſich der maͤnnliche Vogel von dem
weiblichen durch ſeine Groͤße, beſonders den ſtaͤrkeren
Letzterer war bey beyden bleyfarben und an der
Spitze roͤthlich, die Augenlider orange, die Iris dunkel-
braun, und die Flügel ragten 11 Linien über die Schwanz⸗
ſpitze hervor, Die fehlerhafte Abbildung auf der Pl. enl.
877
994 Scheint ein Männchen darzuſtellen.
Weibchens ähnelt ſehr dem der Sturmmeeve. Unſere
Groͤnlandsfahrer geben der weißen Meeve den Namen
Kriehger, der von ihrer Stimme entnommen iſt. Man fin—
det ſie in der Naͤhe der feſten Eisfelder, meiſtens ſchaaren—
weiſe. Bruͤtende Haufen traf ein Capitaͤn, welcher hier
vor Jahren landete, in der nicht von aller Vegetation ent:
bloͤßten Koͤnigs⸗Bay auf Spitzbergen unter 79 Grad. noͤrd.
Breite.
Der Schnabel des
37. Xema ridibundus,
Platze, wo dieſe Meevenart in Juͤtland niſtet, find
ein See, nicht weit vom Ausfluſſe der Skiernaa, das Ei—
land Flegbusken im Limfiord, beſonders aber Inſeln auf
den Seen Sperring und Sioͤring im nordweſtlichen Theil
des Landes. Auf letztern bruͤtet die Lachmeeve gemeinſchaft—
lich mit den kantiſchen Seeſchwalben in erſtaunungswuͤrdi—
ger Anzahl, und die Inſeln dieten in dieſem Betracht ſo
viel merkwuͤrdiges dar, daß ich hier einige Bemerkungen,
die ich am gten Julius 1821 nach dem Beſuche derſelben
niederſchrieb, mittheile.
Wir hatten Morgens um 10 Uhr eine Meile auf
wellenfoͤrmigem, vom Holzwuchs entblößtem Boden,
welcher der Landſchaft Thyland eigen iſt, zuruͤckgelegt,
und gelangten an den Sperrings-See, den mit Hei:
de bewachſene Huͤgel umgeben. Die Ufer des Sees
ſind mit Rohr bewachſen und durch viel Gefluͤgel be—
lebt, dem hier niemand nachſtellt. Ich unterſchied
Stockenten, Krikenten, Waſſerhuͤhner, Hauben- und
Ohrentaucher (Podiceps auritus Nils.). Ein Holm
in der Mitte des Sees hatte 800 Schritt im Um:
fange und eine dichte Einfaſſung von Rohr. In der
Mitte deſſelben erheben ſich ſandige Anhoͤhen, uͤbri—
gens aber iſt der Boden mit Gras bewachſen. Der
Bauer, dem der Platz zugehoͤrt, hatte es uͤbernom—
men, uns auf denſelben zu führen, und erlaubt, ei⸗
nigemal zu ſchießen. Bienenſchwaͤrmen aͤhnlich er=
hoben ſich die Vögel, als das Boot die Ufer erreich⸗
te, und bildeten gleichſam eine doppelte Schicht in
der Luft, indem ſich die Hattaer niedriger, die ſcheu—
en Splittaer aber ungleich Höher hielten. Ein Schuß
überzeugte uns, daß letztere kantiſche Seeſchwalben
waren, und in den Hattaern * erfannten mir ads
meeven. Der Boden der Inſeln und das Rohr um—
her war mit Neſtern und Jungen beſaͤet, die theils
noch in erſteren lagen, theils umherliefen. Die alten
und die erwachſenen jungen Voͤgel bildeten hin und
wieder dichte Schaaren auf der Oberflaͤche des Sees,
und doch wollte man ſchon mehrere 1000 letzterer ges
fangen und verkauft haben, und ein großer Theil der
Alten ſollte den See bereits verlaſſen haben. Der
Boden war durch Excremente betraͤchtlich erhoͤht, wel—
che einen widerlichen Geruch verbreiteten. Von den
Jungen lagen viele zertreten, andere waren Hungers
— — —
e Tae der Propinzialgattungsname des Geſchlechts. Daher
Hartaer (Hutmeeve) Splittger (Meeys mit geſpaltenem
Schwanz).
— —
878
geſtorben, manche bis zu Gerippen abgezehrt, und
noch lebendig hatten ſie ſich den Schlund mit Koth
angefuͤllt. Auch alte Voͤgel fanden wir hin und mies
der auf dem Boden, äußerlich unverletzt, aber im
hoͤchſten Grade abgemagert, und viele derſelben ſollen
nach Ausſage des Mannes hier ihr Leben enden.
Mehrere der Leichname waren halb in den Boden
verſenkt, ein Werk der Necrophori, die fich in Mens
ge eingefunden hatten. Nech häufiger fahen wir
Musca mortuorum und caesar. Der Grund des
Eylandes war Überall von Ratzen * durchwuͤhlt, tele
che wahrſcheinlſch den Eyern nachgehen. — Drey
andere Inſeln von minderer Größe liegen in dem eine
Viertel: Meile entfernten Sioͤring-See, einem Gewaͤſ⸗
ſer von anſehnlichem Umfange. ** Wir beſuchten die
oͤſtlichſten zwey am Nachmittage und fanden auch ſie
von Lachmeeven und kantiſchen Seeſchwalben bevoͤl—
kert. Mit den Jungen beyder war man fo ſchonungs⸗
los umgegangen, daß ſich nur noch wenige derſelben
fanden. Diejenigen, welche der Verfolgung entronnen
waren, bildeten eine von den Alten getrennte Schaar und
ſaßen auf einer vorſpringenden Erdzunge. Ein Storch,
der ſich wahrſcheinlich in raͤuberiſcher Abſicht unter
ihnen niedergelaſſen hatte, ward von vielen Hunderten
der Alten angefallen, und die Flucht zu nehmen ge—
nöthige. Das dritte Eyland ſoll der Aufenthaltsort
einer noch viel zahlreichern Colonie als dieſe, ſeyn.
Merkwuͤrdig bey dieſen Bruͤteplaͤtzen iſt zuvoͤrderſt die
enge Verbindung, in welcher hier die Lachmeeven mit den
kantiſchen Seeſchwalben leben, und von der ſie zwey ande—
re Arten (Sterna arctica und nigra), welche ſich ebenfalls
auf den Seen finden, ausgeſchloſſen haben, und von denen
ſich keine auch nur entfernt den Inſeln naͤhern darf. Auf
Flegbusken im Limfiord iſt dieß dagegen nicht der Fall, denn
ich fand hier Sterna arctica, welche hier die Mehrzahl
ausmachte, mit beyden zuſammen. Daß die Vereinigung
nicht das Reſultat einer freyen Wahl und der Zuneigung
ſey, ſetzen die Bruͤteorte, wo wir bald die eine bald die
andere Art abgeſondert antrafen, außer Zweifel. Sie müf.
ſen indeß eine mindere Abneigung als andere Voͤgel gegen
einander empfinden, wie denn ſchon bey Schleswig bemerk—
termaßen *** kantiſche Seeſchwalben von den Meeven gedul⸗
det werden. Nicht weniger auffallend waren mir jene tod⸗
ten Voͤgel, die ſich ouf den Inſeln fanden. Sollte die Ges
gend zu wenig Nahrungsmittel fuͤr eine ſo große Anzahl
von Individuen derſelben Art darbieten und deshalb eine
Anzahl vor Hunger ſterben muͤſſen? Dieß ſcheint deshald
> Ratzen finden ſich auch auf den von Voͤgeln bewohnten Hol⸗
men im Limfiord. Ob Hypodaeus amphibius Illig.? Da
es mir nicht gelingen wollte, ein Exemolar derſelben zu
bekommen, wage ich es nicht, hierüber zu entſcheiden.
e Dieſer weder mit dem Meere, noch mit dem benachbarten
Limfiord in Verbindung ſtehende See bietet eine ichthiolo—
giſche Merkwuͤrdigkeit dar, eine Lachsart zur Gattung
Coregonus Art. gehörig. Ueber dieſelbe behalte ich mit
an einem andern Orte zu reden vor.
* Wiedemann's Magazin loco citato p. 12%
879
unglaublich, weil ſich die Vögel in Streifparthien uͤber die
ganze Provinz Tyland ausbreiten, und es in dieſem Bezir⸗
ke nicht wohl daran fehlen kann. Die Bruͤteplaͤtze der Lach⸗
meeven und mit ihnen verwandter Wögel betreffend, iſt we:
nigſtens dieß ausgemacht, daß kein Raubvogel die Ruhe der—
ſelben ſtoͤren dürfe und Verwundete hier Schutz ſuchen oder
ſelbſt noch im Vorgefuͤhle des Todes ihre Brut zu ſchuͤtzen
bemuͤht ſind. So fanden wir auf Flegbusken im Limfiord
eine Seeſchwalbe (Sterna arctica) todt auf ihren Eyern lie—
gen und halb von den Ameiſen zerfreſſen, an der ſich deut⸗
liche Spuren einer Schußwunde zeigten.
In Betracht der noͤrdlichen Breite jenes Theils von
Jütland hatte ich hier nicht Nema ridibundus fondern
capistratus zu ſehen vermuthet. Eine ſorgfaͤltige Unterſu—
chung mehrerer Exemplare hat mich indeß vom Gegentheil
überzeugt,
38. Sterna arciica Temm.
dewohnt bald paarweiſe, bald in größeren Schaaren vereis
nigt in den Sommermonaten die Oſt- und Wefttüfte, in—
gleichen die Landſeen unſerer Halbinſel, und iſt hier ohne
Widerrede die am häufigften vorkommende unter ihren Gat—
tungsverwandten. Wegen der betraͤchtlichen Ausdehnung
der Kuͤſten, auf welchen ich ſie zu beobachten Gelegenheit
hatte, glaube ich hier der Meynung Naumann's, * fie lege
ihre Eyer nur auf dem Marſchboden, widerſprechen zu dürz
fen. Ich fand letztere in uͤberaus großer Anzahl ſowohl
auf den felſigſten Eylanden der Nordlande, ** als am fans
digen Seeſtrande. Ein Holm im Filſen an der Weſtſeite
Juͤtlands war im Julius 1621 von einer großen Colonie
brutender Pärchen bevoͤlkert und eben fo die Landenge, wel-
che den Fiord von Ringkioͤping vom Meere trennt bis zur
Spitze der hohen Sandduͤnen. Dieſe weite Strecke iſt von
anderem Seegefluͤgel dieſer und der kleinen Seeſchwalbe uͤber—
laſſen, und beyde bruͤten vorzugsweiſe zwiſchen Steinen,
welche die Zwiſchenraͤume zwiſchen den Sandduͤnen ausfüls
len. — Ich behalte mir vor, unter dem Artikel Lerche
uͤber eine auffallende Verſchiedenheit der Sitten zu reden,
wodurch mich verſchiedene Pärchen der gemeinen Art in eis
ner durch ihren Charakter ausgezeichneten Gegend veranlaß—
ten, ſie anfaͤnglich fuͤr eine verſchiedene zu halten. Eben
dieſe Verſchiedenheit zeigt auch die arctiſche Seeſchwalbe in
dem Betracht, daß fie ſich bald beynahe fuͤͤrchtlos den Men—
ſchen naͤhert, bald, ſelbſt wenn ihre Brut gefaͤhrdet iſt,
denſelben nahe zu kommen vermeidet. Eben in dem Ber
zirke jener wilden Duͤnen, ſo wie an verſchiedenen anderen
Platzen ſtieß ich auf dergleichen Voͤgel, deren endliche Erle:
gung nach lange vergeblicher Bemuͤhung mich erſt von neuem
von der Identitaͤt der Art überzeugen mußte. Eines dieſer
Exemplare trug ein wohl erhaltenes Exemplar des Sand—
graͤbers Ammodytes Tobianus Linn.) im Schnabel, und
die Strandbewohner belehrten mich, daß die Scefhwalben
vorzugsweiſe dieſem in jener Gegend häufigen Fiſche nach-
ſtellen.
s Iſis Nov. 1819,
Mein Tagebuch auf einer Reife durch Nerwegen pag. 234.
—
880
39. Thallasseus canliaca,
Den früher über dieſe Seeſchwalbe mitgetheilten Nachs
richten dient zur Vervollſtaͤndigung, daß ich fe im Som—
mer laͤngſt der ganzen Weſtkuͤſte Juͤtlands bis zum 57ften
Grade noͤrdl. Breite angetroffen habe. Der Mangel an
Inſeln laͤngſt derſelben ſcheint indeß Veranlaſſung, daß ſich
hier keine Bruͤteplaͤtze finden. Am Limfiord if die kantiſche
Seeſchwalbe faſt zahlreicher als die aretiſche, und dle dortir
gen Holme Flegbusken und Rothelm find wahrſcheinlich ur—
alte Sammel- und Bruͤteplaͤtze der meilenweit umherſtrei—
fenden Paͤrchen. Ohnweit Thiſted haben beträchtliche Haus
fen angeführtermaßen die Inſeln auf einigen Landſeen wähs
rend der Sommermonate gemeinſchaftlich mit den Pachmees
ven in Beſitz, ein Umſtand, der meiner fruͤhern Behau-
ptung, * der Vogel gehoͤre ausſchließlich der offenen See
an, widerſpricht. Hier fand ich Junge und Eyer theils
auf Sandhuͤgeln, theils zwiſchen Steinen hart am Ufer.
Nur wenige der erſteren entgehen den Nachſtellungen der
Menſchen, da man ſie ſo gut wie die der Lachmeeven ißt,
und nur der Mangel an befriedeten Plaͤtzen in dieſer Ges
gend, in welche fie der mächtige Wanderungstrieb zuruͤck—
treibt, mag die Alten veranlaſſen, alljaͤhrlich an den Ort
zuruͤckzukehren und an die Stelle wiederholt geraubter Eyer
ſtets neue zu legen. Die bedeutende Anzahl der Paare mit
der geringen Anzahl der den Verfolgungen entrinnenden .
Jungen verglichen, berechtigt zu dem Schluſſe, daß dieſe
Vögel ein bedeutendes Alter erreichen. Ihre Nahrung ers’
haſchen ſie weniger oft als andere Seeſchwalben aus der
Höhe herabſtuͤrzend, wenigſtens habe ich dieß ſeltener be-
merkt, ſondern indem fie ruckweiſe an der Oberflaͤche der
Wellen des Meeres oder an der ruhigern Flaͤche der Lands
feen hinſtreifen und ihren Schnabel in das Waſſer tauchen,
wie man dieß vom Verkehrtſchnabel (Rhynchops nigra
Linn.) erzaͤhlt. Hier und wenn ſie geſaͤttigt ſhaarenweiſe
am Ufer ausruhen, gelingt es faſt nie, ihnen auf Schuß⸗
weite nahe zu kommen. Auch an den zuletzt erwaͤhnten
Bruͤteplätzen fand ich fie uͤberaus vorſichtig, im Widerſpruch
mit dem Betragen der auf der Inſel Norderog beobach⸗
teten Colonie.
40. Thalasseus anglica.
Auch dieſe Art darf ich jetzt als Bewohnerin der bis
niſchen Halbinſeln aufführen, nachdem fie mir einen auffals
lenden Beweis von der Schwierigkeit gegeben, die zoologi—
ſche Fauna eines Landes völlig ins reine zu bringen. An
der Weſtkuͤſte Holſteins geboren fing ich ſchon als Knabe
an, Vögel zu beobachten, und lernte viele derſelben kennen.
In ſpaͤterer Zeit beſuchte ich in einer Reihe von Jahren
die dortigen Geſtade vorzugsweiſe in der Bruͤtezeit der Waſ⸗
ſervoͤgel, um ſolche zu beobachten. Einen Theil der Inſeln
auf der Weſtkuͤſte des Herzogthums Schleswig bereiſte der
Capitain Woͤldicke im Sommer 1878 in eben der Abficht,
und Herr Naumann und ich begleiteten denſelben im Jahr
1819 nach verſchiedenen anderen. Wir entdeckten dort die
kantiſche und caspiſche Seeſchwalbe, erlegten viel Gefluͤgel,
„ Wiedemann's zeologiſches Archiv loco citato pag. 122,
831
das ſich noch auf dem Striche befand, und verließen dle
Gegend in der Ueberzeugung, daß dort unſerer Aufmerk—
ſamkeit nichts entgangen ſeyn koͤnne. Auf den Juſeln
Sylt, Fanoe und Roͤmoe hielt ich mich im verfloſſenen Jah—
re einige Wochen lang auf, durchſtreifte mit einem Gefaͤhr—
ten die dortigen Sandduͤnen auf das emſigſte, und richtete
mein Augenmerk vorzuͤglich auf Seeſchwalben, von denen
ich Sterna Dougalli und vielleicht auch anglica zu finden
offte. Meine Bemuͤhungen blieben indeß hier ſo fruchtlos
als an dem Strande Juͤtlands, deu ich faſt ununterbrochen
von Ripen an bis uͤber dem Limfiord hinaus verfolgte.
Endlich fand ich den geſuchten Vogel unter den Abbildun—
gen der in dortiger Gegend vorgekommenen Naturmerkwuͤr—
digkeiten auf dem Gute Endrupholm, durch welche ſich die
Herrn von Theilmann, Befiger deſſelben, einen bleibenden
PVerdienſt um die Naturgeſchichte Juͤtlands erworben haben.
Man ſagte mir, jene mit der kantiſchen Seeſchwalbe vers
wechſelte Art niſte am Strande ohnweit Hierting, der In—
ſel Fanoe gegen über, und weil ich eben hier die Kuͤſtt
nicht beſucht hatte, fand ich mich um ſo mehr veranlaßt,
unvorzuͤglich dahin zu reiſen. Abermals in meiner Erwar⸗
tung getaͤuſcht, erbeutete ich indeß bloß kleine, aretiſche und
kantiſche Seeſchwalben, und hielt jene Abbildung nunmehr
fuͤr eine fehlerhafte Zeichnung der letzten Art. Wenige Ta—
ge ſpaͤter, am 29. Julius hatte indeß ein Sturm viel Ge:
fluͤgel an die Küſte getrieben, worunter ſich auch Sterna
anglica befand, und die freundſchaftliche Bemuͤhung des
Herrn Jaͤgermeiſters Theilmann ſetzte mich endlich in den
Beſitz eines Paͤrchens, wovon das Weibchen ſich gegenwaͤr—
tig im koͤnigl. Muſeum zu Copenhagen, das Männchen in
meinem Cabinette befindet. Beyde Voͤgel nebſt einigen
hundert anderen hatten ſich in Geſellſchaft einer Anzahl von
Sturmmeeven befunden.
Nach obigem befinde ich mich annoch außer Stan⸗
de, etwas uͤber die Sitten und Gewohnheiten dieſer zuvor
nicht beachteten Bewohnerin unſeres Strandes bekannt zu
machen.
Zufolge der erwähnten Exemplare iſt das Weibchen
etwas kleiner als der maͤnnliche Vogel, und beyde unter—
ſcheiden ſich auf den erſten Blick von den Gattungsvers
wandten durch den auffallend hohen Tarſus, die verhaͤlt—
nißmäßige Dicke des Schnabels und die ſtark ausgeſchnitte⸗
nen Schwimmhaͤute. Die Nägel an den Zehen find eben:
falls verhaͤltnißmaͤßig ſehr lang, Schnabel und Füße dun⸗
kelbraun.
Männchen:
Schnabel lang bis zur Stirn a 1 Zoll 5 Lin.
— — bis zum Mundwinkel . 8 =
”_ hoch * * * * 3 8 3 6 =
— breit . + * . * * rs ®
Schwanz lang r 4 10 e ©
Tarſus lang 2 A ; N 3
Sſis 1842 Heſt VII.
882
Weibchen:
Schnabel lang bis zur Stirn . { s 1 Zoll 4 Lin.
— — bis zum Mundwinkel . 2q —
are hoch * + “ . D m 5 .
en breit * * * * Pi — 7 :
Schwanz laug * + * 0 . 4 9 *
Tarſus lang 7 * * 5 * 1 2 Mo ⸗
Unter den zehn Schwungfedern erſter Ordnung iſt die
erſte die laͤngſte.
Ein junger Vogel, im September ı820 bey Schles⸗
wig geſchoſſen, unterſcheidet ſich von anderen jungen Sees
ſchwalben weniger durch die Geſtalt des Schnabels als den
hohen Tarſus und den ſtarken Ausſchnitt der Schwimm—
haͤute, auch der ganze Kopf iſt ſchmutzig weiß und bloß auf
dem Ruͤcken finden ſich hin und wieder ſchwaͤrzliche und
gelbbraune Puncte und Flecken.
41. Sterna hirundo Temm.
Auch dieſe Art findet ſich in Holſtein, und bei Schles⸗
wig iſt fie ſogar die gemeinſte. Indeß darf ich mit Bee
1 behaupten, ſie an der Weſtkuͤſte nicht angetroffen
zu haben.
42. Sula Bassana,
Nach den Berichten Fleiſchers * hatten die von ihm
im Julius 1820 auf der Inſel Baß beobachteten alten Toͤl⸗
pel einen hell bleifarbigen Augenſtern. Bey den hier im
Lande im Winter erlegten Exemplaren war derſelbe bren—
nend gelb.
45. Anser Temminckii.
Unterſcheidendes Kennzeichen der Art: die Halfterfet
dern (capistrum) treten in der Mitte des Oberſchnabels in
einem abgeſtumpften, auf beyden Seiten deſſelben in einem
ſcharf zulaufenden Winkel vor. Im Schwanze befinden
ſich ſechszehn Ruderfedern. ** Beſchreibung: der ſehr kur—
ze Schnabel orangeroth mit hornfarbigem Nagel, Füße
und Augenlider orange, Augenſtern braun, Geſteder wie
bey den Gattungsverwandten olivengrau, am Kopf und
Hals einfarbig, auf der Bruſt, dem Ruͤcken und den Sei—
ten find die einzelnen Federn heller geraͤndert. Die vier ers
ſten Schwungfedern erſter Ordnung und die Deckfedern
überhaupt braͤunlich aſchfarben, die folgenden faſt ſchwarz.
Die erſten Schwungfedern zweyter Ordnung eben ſo, die
folgenden an den Lußeren Fahnen ſchmal weiß gerändert,
Spitze vieler Deckfedern der Fluͤgel weiß, wodurch ein
weißes Querband gebildet wird. Bauch, After und Steiß⸗
federn weiß, indeß ſpringt das Grau des Ruͤckens in einem
Winkel bis nahe an den Schwanz vor: Schenkel auf der
inneren Seite weiß, grau auf der aͤußeren. Ruderfedern
auf der unteren Seite weiß und bloß an den Schaͤften
grau, oben in der Mitte grau, ſo daß auf den aͤußerſten
„ Iſis 1821. Literaͤriſcher Anzeiger pag. 330.
» Bey Anser cinereus 18, bey Segetum 14.
56
883
mehr die weiße, auf den mittelſten mehr die graue Farbe
vorherrſcht. Am Kinn ein kleiner weißer Fleck.
Dimenſionen:
Länge von der Schnabelſpitze bis zum Ende
des Schwanzss 19 Zoll 1 Lin.
Schnabel lang bis zur Stirn. 9 ish ee
— bis zum Mundwinkel 17 ‚—
Far hoch . + * + * 7 2 8 =
— breit. 5 — 8
Kopf lang von der Stirn bis zum Hinter⸗
haupt . & „ . . 2333 =
Unterſchenkel lang 05 5 1 .
Nackter Theil deſſelben e 5 : — 6 ⁰
Mittelzehe mit dem Nagel . 5 .
Nagel nach der Kruͤmmung x { — 3½% :
Aeußere Zehe 5 2 2 RR:
Nagel . . . . . ® — : 3 =
Innere Zehe. 8 8 a 5 at Ne. A
Nageln. 8 8 8 = 3 2
Hintere Zehe 2 5 5 x — 7
Nagel 5 > ! 3 5 zen.
Ban . . „ * . Min. 7; 7
Taärſus 5 5 5 R A 5 2 S
Die Flügel reichen 1 Zoll 7 Linien über das Schwanz—
ende hinaus.“ Zehn Schwungfedern erſter Ordnung, uns
ter denen die zweyte die laͤngſte und zwar 2%, Linien läns
ger als die erſte und dritte.
Das alte Weibchen, von welchem obige Beſchreibung
entlehnt iſt, ward im November 1820, abgeſondert von ans
dern Ganien, in der Gegend von Hamburg angetroffen und
befindet ſich in. dem Cabinette des Herrn Amſinck in Ham—
burg. Auf dem Gute Caden ward vor geraumer Zeit ein
ähnliches Exemplar geſchoſſen, und vielen Jaͤgern hieſiger
Gegend iſt dieſe ſich durch ihre geringe Groͤße fo ſehr aus,
zeichnende Gans bekannt. Herr Temminck ſchoß im Fruͤh—
ling 1821 an der hollaͤndiſchen Kuͤſte ein drittes aus einer
ganzen Schaar von ähnlicher Groͤße. Da nun der Vogel
noch keinen lateiniſchen Namen erhalten, habe ich demſel—
ben keinen paſſenderen als den dieſes berühmten Naturfor—
ſchers belegen zu konnen geglaubt.
Zwerggans ſcheint die natürlichfte deutſche Benennung.
44.
Der von mir aus Kalm's Reiſe nach Nordamerika
mitgetheilten Nachricht ”* über die Bruͤteplaͤtze dieſer Gans,
widerſpricht der Vfr. einer topographiſchen Beſchreibung der
Inſel Leſſoe, *** indem er anfuͤhrt, daß eine Gegend, ge—
Bernicla torquata.
„Bey dem Temminckſchen Vogel erreichen die Fuͤgel die Spi⸗
de des Schwanzes. Uebrigens muß ich bemerken, daß die
vorſtehende Beſchreibung nach dem bereits ausgeſtopften
Exemplare gemacht if.
D Mein Tagebuch auf einer Reife durch Norwegen p. 65.
“> Phyſiſk og oͤconomiſk Beſkrioelſe over Seen Leſſde af Lars
Heß Bing Chr. 1802,
884
nannt Gaulmaaſe, in Norwegen gar nicht exiſtire. _ Am 26.
Sep tbr. 1817 trug es ſich ohnweit Ripen in Juͤtland zu,
daß ein Bauer 22 Ringelgaͤnſe in einer Reihe auf einem
Acker und in einiger Entfernung davon noch andere fand,
welche ſonder Zweifel der Blitz erſchlagen hatte. Viele der⸗
ſelben hatten zerſchmetterte Fluͤgelknochen, und andere wa⸗
ren wie mit einem Nagel aufgeriſſen. 1
93
44. b. Bernicia ruficollis. Jag
Es ſind bisher nicht viele Derfpiele bekannt gewor⸗
den, daß die Nethbalsgans im noͤrdlichen Europa vorge⸗
kommen ſey. In Fuͤhnen und Jütland erſcheint fie vl
glaubwuͤrdigen Nach richten alljaͤhrlich auf dem Zuge, ſo da
ſie hier in der Jaͤgerſprache unter dem Namen Speilgaas
(Spiegelgans) bekannt iſt. Sie zeigt ſich namentlich a
dem von fo vielen Seevögeln beſuchlen Strande bey Nie
pen, in Fuͤhnen am Seeufer auf dem Gute Ulrichsholm
in kleinen Schaaten von vier bis ſechs Stück, und ſoll ſich
auch hier durch außerordentliche Schönheit ede.
45. Tadorna ſamiliaris. 5 5
Vor einer Reihe von Jahren befanden ſich un Be⸗
richten der Einwohner die Brandenten häufig auf der Int
ſel Römoe, und wurden hier den Einwohnern, wie dieß
jetzt auf Sylt der Fall iſt, nuͤtzlich. Jetzt ſieht man ſie
dort faſt nicht mehr, nachdem fie angeblich von Wieſeln
(IAlustela vulgaris Lind.) vertrieben worden, eben fo fetten
auf der Inſel Fanode, und die Zahl der Pärchen, welche
ſich in den Sandduͤnen Weſtjuͤtlands aufhalten, iſt bis an
dem Limfiord hinauf hoͤchſt unbettächtlich. Seit dem harten
Winter von 1814, der ihnen den Uebergang vom fe⸗
ſten Lande her moͤglich machte, befinden ſich Wieſel nun
ebenfalls auf Sylt, und drohen dieſen nuͤtzlichen Voͤgeln
auch hier Abbruch zu thun. Dennoch war hier die Anzahl
derſelben im Sommer 1821 noch ſo groß, daß eine auch
nur oberflächliche Berechnung ihrer Anzahl nicht wohl mog⸗
lich ſchien. Die Paͤrchen zerfallen in felche, welche hin und
wieder in den Sandduͤnen von armen Leuten aus der Ge⸗
meine angelegte Hoͤhlen beziehen, und andete, welche den
Bauernhoͤfen angehören. Letztere find die zahlreichſten, weit
ſie nach gewiſſen Regeln behandelt, unter den Augen ihres
Schutzherrn alljährlich Junge groß ziehen, waͤhrend dieß bey
erſteren nur ſelten der Fall ſeyn kann. Die Bewohner der
Höfe bereiten ihren Enten haͤufig auf folgende Weiſe Neſter:
Auf einer Anhoͤhe werden reihenweiſe zu drey, dreyßig oder
noch mehr, zwey Fuß tiefe Locher von verhaͤltnißmaͤßiger
Weite gegraben, und dann nach ausgeraͤumter Erde wieder:
um mit einer Erdſcholle bedeckt. “ des dieſer Löcher wird
durch einen Seitengang mit dem angrenzenden in Verbin⸗
dung geſetzt, und nur an der Seite der Anhoͤhe, befindet ſich
eine Oeffnungs welche unter der Erde zum naͤchſten Loche
führt, und den gemeinſchaftlichen Eingang für alle Weib⸗
chen bildet. Die Männchen kriechen nie in die Höhlen,
und erhalten dadurch ihr Gefieder in ſeiner glaͤnzenden
Reinheit. Faſt unausgeſetzt fieht: man indeß einen Haufen
derſelben nicht weit vom Eingange Wache halten. Beym
Dorfe Wenningſted unterſuchte ich einen ſolchen Bau, und
fand zwölf Neſtee in demſelben. Dieſe befinden ſich ſtets
in einem der mit Erdſchollen belegten Loͤcher, indeg nie in ei⸗
885
nem der mittelſten Reihe, welche bloß als Communicationsweg
dient. Die Eyer, welche der Vogel zuerſt legt, laͤßt man
demſelben, nachdem man ſie gezeichnet, und nimmt ihm
nur die ſpaͤter zugelegten. Die Beſitzerin eines Hofes er—
zählte mir, daß im Jahr 1817 ihre Ausbeute an Brand⸗
Wein Epic an 600 Stuͤck betragen, ſie aber in dem letz—
ten Sabre, nach Ankunft der Wieſel, nur 200 bekommen
habe. In einem Bau letzterer hatte man ſechs Junge und
die Schaalen ſechzig herbeygeſchleppter Eper gefunden. —
Folgendes Beyſpiel zeigt, in wie hohem Grade die Brand⸗
enten einer Zaͤhmung fähig find. Im Dorfe Munckmarſch
ütterte man ein junges Weibchen mit den gemeinen Haus
nten auf, und gewoͤhnte es an das Futter letzterer. Daſ—
elbe flog im Herbſt davon, kam aber im Fruͤhling mit ei—
nem Gatten zuruͤck und geſellte ſich wieder zu den zahmen
Eier, wenn diefe ihr Futter bekamen. So oft dieß ge
ſchah, zeigte ſich der Enterich beſorgt, ſchlug aͤngſtlich mit
den Flügeln, und machte die wunderſamſten Gebehrden, um
feine Gefaͤhrtin zur Ruͤckkehr zu bewegen, konnte auch nie
dahin gebracht werden, dem Beyſpiele der Ente zu folgen.
Dig Pärchen brütete, wie dieß oft der Fall iſt, in einem
Eedwalle, welcher den an das Haus ſtoßenden Garten
umgab.
Uebrigens wird man die Brandenten nur in ſolchen
Gegenden, welche ſalziges Waſſer darbieten, anzuziehen
hoffen duͤrfen, da dieſes zu ihrem Wohlbefinden unentbehr—
lich iſt. Auf ſuͤßem Waſſer erhaltene erreichen nicht ihre
natuͤrliche Groͤße und pflanzen ſich auch nicht fort.
46. Anas Penelope Linn.
gewöhnt ſich in der Entenkoye auf Sylt faſt eben fo ſchwer
als die Spießente an den Genuß von Koͤrnern. In einer
langen Reihe von Jahren erlebte der Waͤrter daſelbſt nur
ein Beyſpiel, daß ſich ein Pfeifentenpaͤrchen fortpflanzte.
47. Anus acuta Linn.
Auf dem kleinen Teiche in der Vogelkoye auf Sylt
findet man neben eben ſe vielen Pfeifenten gegen zwoͤlf
Paͤrchen der Spießenten. Die Maͤnnchen bekommen aber
hoͤchſt ſelten die fie in der Frepheit auszeichnenden verlaͤn⸗
gerten Schwanzfedern, und nie hat hier ein Pärchen gebruͤ⸗
tet. Nur mit Beſchwerde gewoͤhnen ſie ſich daran, Gerſte
als Hauptnahrungsmittek zu genießen, und führen eine ver:
kümmerte Exiſtenz. Am Ende des Herbſtes behaͤlt der
Koyenwärter jedesmal noch einmal fo viele Spießenten, als
er durchzufuttern beabſichtigt, lebendig, beſchneidet ihnen die
Fluͤgel, und ſperrt ſie in einen hoch mit Brettern umklei⸗
deten und mit Waſſer verſehenen Raum. Im Durchſchnit⸗
te pflegt aber nur die Hälfte dieſer Vogel den Eintritt des
Winters zu erleben, wahrſcheinlich weil ihnen der Genuß
von Suͤßwaſſerſchnecken und Inſectenlarven, welche ihnen
hernach, wenn ſie gezaͤhmt, auch jener Teich bey ſeiner
Beſchraͤnkheit nicht im zureichenden Maaße liefert, ein we⸗
ſentliches Beduͤrfniß iſt. Nachdem dieſe Enten im folgen
den Herbſte als Lockvogel gedient, ergreifen fie die Gelegen-
heit, mit den wandernden Zuͤgen fort zu ziehen.
| 836
48. Ands Boschas Linn, ns
pflanzt fih auch an den Seen und Suͤmpfen im weſtlichen
Juͤrland in ſehr betraͤchtlicher Menge fort. Auf Sylt hat⸗
te man in der erwähnten Entenkoye * im Jahr 1820 nur
uͤberhaupt 7000 Enten gefangen, welches eine fortwaͤhren⸗
de Abnahme der Frequenz dieſer Vögel während der Strich⸗
zeit andeutet. Darunter hatten 1800 Stockenten ſich befunden,
2
49. Anus ereccu Linn,
brütet im weſtlichen Juͤtland in beträchtlicher Anzahl, haupt⸗
ſaͤchlich in den Mooren. Häufig traf ich fie im Junius
1821 in den Niederungen am Ausfluß der Skiernga. Die
Vogelkoye auf Sylt liefert von dieſer Entenart die Mehr⸗
zahl. Die Erfahrung des Waͤrters in derſelben ergibt, daß
die Krikente die Kälte unſeres Winters nicht ertragen kann,
oder ſich nie daran gewoͤhnt, von Korn zu leben. Man
hat in dem hiezu ſo paſſenden Local wiederholte Verſuche
gemacht, eine im Herbſt eingefangene Anzahl durchzufuͤttern,
Dieß mißlang indeß fo oft, daß man endlich von den Wera
ſuchen abſtehen zu muͤſſen geglaubt hat.
50.
Daß die Loͤffelente eine an Individuen wenig zahle
reiche Art fen, ergibt auch der Entenfang auf Sylt. Nur
wenige der Gefangenen find Loͤffelenten. Sie druͤtet in
Juͤtland, namentlich alljaͤhrlich am Ausfluſſe der Skiernag,
Spatula clypeata.
*
Anatome testudinis europaeae.
Indagavit, depinxit, commentatus est L. H. Bojanus, Pros
fessor etc. Vilnae, impensis auctoris, apud Moxitz, Lipsias
apud Fr. Fleischer. Pars IIda. 1821. in, Fol, 178.
cum tabul. 21.
Wir haben jetzt nicht Zeit, dieſes Werk ausführlich zu
beurtheilen. Es forderte ein Studium von mehreren Wo⸗
chen. Die Freude unſeres Herzens aber uber deſſen Das
ſeyn erlaubt uns nicht einen Augenblick mit einer Anzeige
davon zu zoͤgern. Man erſtaunt uͤber die unſägliche Mühe,
welche der Pfr. ſich mit der Zerlegung der Schildkröte ge⸗
geben; über die Genauigkeit im Zeichnen von fo viefen
Tauſend Gegenſtaͤnden, uͤber die Reinheit und Kunſt des
Stichs von Lehmann, welchen der Pfr. eigens von Darm⸗
ſtadt nach Wilna hat kommen laſſen. Bedenkt man nun,
daß die Herſtellung dieſes Werks, welches in ſeinen zwey
Theilen 40 Kupfert. in Fol. enthält, an 3000. Thl. koſtet,
daß dieſe Koſten ein Privatmann den Wiſſenſchaften zum
Opfer gebracht hat (denn wir wiſſen, daß noch nicht 30
Crempl. gekauft find); fo wird man dem deutſchen Eifer
wenigſtens Gerechtigkeit wiederfahren laſſen, wenn man ihm
auch nicht unterftüsen will. Nach Poli's Arbeit uber die
Muſcheln kennen wir kein Werk in der vergleichenden Ana⸗
tomie, welches dem vorliegenden verglichen werden könnte.
Man kann kaum begreifen, wie ſo etwas in einem Lande,
wo man weder Papier, noch Preſſen, noch Kupferſtecher
Wiedemann's zoolgiſches Magazin 1. . p. 141.
837
zur Auswahl hat, hergeſtellt werden koͤnne. Das Papier
iſt freylich nicht wie an Poli's Werk, Zeichnung aber,
Stich und Druck geben ihm nichts nach; ſein Inhalt buͤrgt
ihm, wenn es einmal in den cultivirteren Laͤndern der
Welt bekannt wird, einen dauernden Abſatz. Es wird nach
Jahrhunderten das Hauptwerk für die Anatomie nicht bloß
der Schildkroͤten, ſondern der ganzen Lurchclaſſe ſeyn; denn
es ſteckt die Fackel auf, mit der man die uͤbrigen Ordnun⸗
gen und Zuͤnfte beleuchten muß.
Das Werk iſt Cuvier'n gewidmet, zum Beweiß, wie
ſehr der Vfr. den Begründer der vergleichenden Anatomie
verehrt, obſchon er ihn manchmal beſtritten hat.
Die Tafel 18 und 19 zeigen die Muskeln von der
Unken Seite;
Taf. 19 die zweyte Schicht.
— 20 die dritte nebſt den Eingeweiden.
Jeder Tafel iſt eine andere mit der Linearzeichnung bey⸗
gegeben.
Taf. or das Hirn, das Ruͤckenmark und die Ner⸗
venanfaͤnge. Auch eine Tafel mit Linearzeichnung.
— 22 die Nerven des ganzen Leibes. Eine ſchoͤ⸗
ne Arbeit.
— 23 alle Nerven in Umriſſen.
Zum Erſtaunen
genau,
— 24 die Arterien des ganzen Leibes.
— 23 die Venen des ganzen Leibes; klar gemach⸗
te Labyrinthe.
— 26 Sinn: Organe, ductus thoracicus, und
vasa chylifera. Dabey eine Tafel mit Umriſſen. Eine
Soͤmmerringſche Arbeit.
— 27 Eingeweide. Tafel mit Umriſſen. Wie le⸗
bendig!
— 28 Eingeweide vom Ruͤcken geſehen. Umrißtafel.
— 29 Herz, Lunge, Leber, Bruſtdruͤſe. Nun wird
das Herz der Schildkroͤten endlich deutlich werden.
— 30 Darmcanal, Geſchlechtstheile.
— 31 Schaͤdel der vier oberen Thierelaffen, ges
deutet.
Das ganze Werk enthaͤlt nicht weniger als 201 Ab—
bildungen, in denen jeder einzelne Theil herausgehoben und
mit Plan bezeichnet iſt. Man kann an dieſem Werk alles
neu nennen und alles vollendet. Was früher über die
Schildkroͤten da geweſen, iſt nicht mehr in Vergleich zu
ziehen, und kann nun als uͤberfluͤſſig angeſehen werben.
Moͤge dieſe Anzeige indeſſen zum Studium des Werkes an—
reizen, uad moͤge es als Leitſtern benutzt werden bey der
Unterſuchung anderer Lurche,
—
888
Die Skelette der Pachydermata, abgebildet,
beſchrieben und verglichen
von C. Pander und E. d' Alton.
Bonn bey Weber 1821, Querfol. 26 Seiten, 12 Kupfertafeln.
Wir haben bey Erſcheinung des erſten Heftes den
großen Werth dieſer Abbildungen in jeder Hinſicht aner—
kannt, und die Welt darauf aufmerkſam gemacht. Es iſt
daher hier genug, wenn wir anzeigen, daß das zweyte Heft
vorhanden iſt, daß dieſelbe Kunſt ſich am Kupferſtich ers
probt, daß die Zahl der Abbildungen viel groͤßer, und
daß die Schaͤdelnaͤthe noch viel deutlicher ausgedruckt find
als im ıflen Heft. Die Abbildungen find groͤßtentheils nach
den Skeletten im pariſer Muſaͤum, deren Anſchaffung und
Verfertigung die Welt Cuvier'n zu verdanken hat.
Auf der erſten Tafel iſt das Skelett des aftikan. Ele⸗
phanten von Scheinfleiſch umgeben, aus dem pariſer Muſaͤ⸗
um; auf der aten der Schädel des aſiatiſchen in 6 Ans
ſichten nebſt einigen Zahntheilen, aus dem Camperſchen
Muſaͤum; auf der dritten das Skelett des Maſtodonten,
nach Peale's Zeichnung; auf der g ten einzelne Knochen
des Maſtodonten, aus der Camperſchen Sammlung; auf
der sten das Skelett des Nilpferdes von Scheinfleiſch um⸗
geben nach Knochen aus Brugmann's Sammlung; auf
der öten der Schaͤdel deſſelben in 6 Anſichten, mit gut an⸗
gedeuteten Naͤthen; auf der 7ten viele andere Knochen von
den Füßen; auf der Sten das Skelett des aſiatiſchen, ein-
hörnigen Nashorns, aus der pariſer Sammlung, auch von
Scheinfleiſch umgeben; auf der gten der Schädel eines afis
atiſchen zweyhoͤrnigen Nashorns und eines zwephoͤrnigen
afrik. in verſchiedenen Anſichten nebſt mehreren Fußtheilen;
auf der toten das Skelett des amerikaniſchen Tapirs aus
der pariſer Sammlung von Scheinfleiſch umgeben; auf
der ııten das Skelett vom zahmen Schwein, auch von
Scheinfleiſch umgeben; auf der I2ten Schädel vom aethi-
opiſchen Schwein in verſchiebenen Anſichten und von Peca-
ri, beyde aus dem Camperſchen Muſaͤum, von Babyrussa
und vom Tapir. Die Naͤthe koͤnnten hier beſſer angegeben
ſeyn; auch vermißt man die Abbildungen von einzelnen Zaͤh⸗
nen. Wenn auch die Näthe an einem Schädel fo verwach⸗
ſen ſind, daß ſie der Zeichner nicht bemerkt, ſo wird es doch
in den meiſten Faͤllen dem Anatomen leicht, die Richtung
derſelben anzugeben. Im Ganzen verdienen aber dieſe Ab⸗
bildungen alles Lob und alle Unterſtützung vom Publicum,
damit eine ſolche Sammlung von Skeietten, wie ſie noch
nirgends exiſtirt, bis zu ihrer Vollendung fortgeſetzt werden
koͤnne, um ſo mehr, da an einen Gewinn bey einer ſolchen
Herausgabe nicht zu denken iſt, wenn man erwaͤgt, daß
die Verfaſſer deshalb eine Reife nach Paris, Madrid, Eng⸗
land und Holland gemacht haben, und daß der Zeich⸗
ner noch immer dieſe Reiſen zu wiederholen gezwungen iſt,
von der Langwierigkeit eines ſolchen reichen und feinen
Stichs, von Aufopferung der Augen und der Geſundheit
überhaupt nicht zu reden. Dieſes Werk ſchließt ſich an bie
erſten naturhiſt. Prachtwerke der Welt an, und dient dazu,
die Ehre der deutſchen Länder zu erhalten, welche leider zur
Zeit nur noch die Gelehrten halten, f
889
A Was den Text betrifft, ſo iſt er ziemlich kurz und
koͤnnte in Betracht des Inhaltes noch kuͤrzer ſeyn, obſchon
manche intereſſante Betrachtungen darin vorkommen. Sol⸗
che Abbildungen konnen faſt ohne allem Text erſcheinen;
will man aber denſelben hinzugeben, ſo mußte er der Aus;
druck eines langweiligen Fleizes ſeyn, nehmlich vergleichende
Meſſungen aller Knochenſtuͤcke enthalten, wozu nur ſolche
Zeit und Gelegenheit haben, welche an Ort und Stelle
wohnen. Darum kann nie in Deutſchland etwas vollſtaͤn⸗
diges erſcheinen, weil es ein Bettelland iſt, in dem die
Wiſſenſchaften nur brockenweiſe, wie in der Rumfordtſchen
Suppe, zugemeſſen und vorgeſchuͤttet werden; in einem
Lande, wo nicht lebt was leben kann, ſondern nur, was
man leben laͤßt, oder leben laſſen muß, koͤnnen nur ein
Paar Menſchen in einem Schwarm von Ungeziefer, nicht
aber Skelette und noch weniger lebendige, kraftige Thiere
zum Nutzen aller Menſchen aus der Erde hervorſproſſen.
— Der Text enthält übrigens, nach einer kurzen denkenden
Vorrede, eine Einleitung über die Veraͤnderung der Thiere
unter verſchiedenen Verhaͤltniſſen; dann folgen allgemeine
Bemerkungen uͤber den lebenden Elephanten, eine kurze Be—
ſchreibung ſeines Skeletts, und eine Vergleichung des indi—
ſchen mit dem afrikaniſchen; ferner des foſſilen mit dem le⸗
benden. Seite 14 wird das Skelett des lebenden Flußpfer—
des, Seite 18 der lebenden Nashorne, Seite 22 des Ta⸗
pirs, Seite 24 der Schweine beſchrieben.
Dieſe Beſchreibungen halten ſich aber nur im Allge—
meinen und gehen nicht ins Einzelne ein, wie ſchon oben
bemerkt.
ueber Weber's Gehoͤrknoͤchelchen der Fiſche.
Die Aufzeigung von Gehoͤrknoͤchelchen bey den Fiſchen
durch Weber (de aure et auditu hominis et anima-
Num P. I. Lips. 1821) hat allerdings das Feld unſeres
Wiſſens über das Gehoͤrorgan in anatomiſcher Hinſicht ei:
nigermaßen erweitert, das Anatomiſche liegt deutlicher durch
feine Unterſuchungen vor uns, aber auch mur die todte,
anatomiſche Form. Ohne Beziehung zu einem Früheren find
neu entdeckte Organe nur eine Laſt des Gedaͤchtniſſes. Ei—
nen fuͤr ihre Klarheit wichtigeren Schritt haͤtte er thun koͤn⸗
nen, wenn er ihre Entwickelung und Bedeutung zugleich ges
geben hätte, ohne dieſe bleiben fie eben fo raͤthſelhaft als
die Gehoͤrknschelchen der Höheren Thierclaſſen.
Frage uͤber ihre Entwickelung ſteht übrigens noch eine aus
dere nicht durch Unterſuchung von ihm beantwortete da:
Sind nehmlich dieſe Knoͤchelchen dieſelben Theile, welche
man bey den höheren Thieren Gehoͤrknochen nennt, oder
verhalten fie ſich nur zu ihnen, wie etwa Kiemen zu Lun—
ge, oder Äberhaupt wie der Function nach aͤhnliche Orga—
ne zu einander? W. Hält fie dafür. Sind es aber die
analogen Theile der Gehoͤrknoͤchelchen höherer Wirbelthiere,
-fp muß nothwendig der anatomiſche Uebergang in ſie gezeigt
werden. Allein gegen dieſen Uebergang laſſen ſich auch jetzt
ſchon manche Einwuͤrfe machen, ſo daß ein Zweifel an der
Wahrheit der Behauptung Webers nicht der ungerechteſte
ſeyn dürfte. Ich beſchranke mich jedoch hier nur auf die
Beantwortung der erſten Frage: 3
Iſis. 1822. Heft VIII.
—
7
noch verſchloſſen liegt,
deutlich gezeichnet hat (fig. 27. 28.).
Außer der
890
Sind dieſe Ruöhelhen neue zum Skelett hin⸗
zugekommene, die keiner früheren Bildung an dem⸗
ſelben entſprechen, oder find es nur Wiederholun⸗
gen und Nodiſicationen von anderen Bnochen und
welches iſt ihre Bedeutung?
Dieſe Frage iſt von Weber auf die erſte Weiſe bes
antwortet worden, ſie ſcheinen ihm, wie ſich aus mehreren
Behauptungen deſſelben ergibt, völlig neue Theile, kurz
nichts als Gehoͤrknoͤchelchen. Allein Oken hat mit Recht
ſchon bey der Anzeige ſeines Werkes einiges dagegen erin⸗
nert. Betrachtet man ihre Geſtalt, Lage und Verbindun—
gen etwas genauer, fo findet man ohne viel Schwierigkeit,
daß alle vier nur veraͤnderte Theile des Skeletts
find, die nur hier ſich vergrößert, dort 0e ;
haben. Am deutlichſten liegt dieß am Tag bey! tten
Knoͤchelchen W. oder feinem Steigbuͤgel. Was dieſer bes
deutet, deaiß jeder bemerken, der ihn nur oberflächlich, aber
mit der Idee, daß er vielleicht kein neuer Theil der Wir—
belſaͤule ſeyn koͤnne, betrachtet. Er iſt nichts anderes als
der Grundtheil des Dornfortſatzes des erſten Sals⸗
wirbels. Wenn W. (Explicatio tabui. p. 11. fig. 27.)
ſagt, daß der erſte Halswirbel keinen Processus lateralis
habe, ſo hat er offenbar Unrech Dis Wirbeltheile zerfal⸗
len (z. B. beym Karpfen) ae zu immer mehr.
Schon der vierte und dritte wirbel laͤßt ſeinen ganzen
Processus spinosus, worin der Processus lateralis oder
der Gelenk- oder Grundtheil dieſes hinteren Wirbelbogens
aus dem Wirbelkoͤrper herausneh⸗
men, waͤhrend er in den hinteren feſt ſteckt, durchs Kochen
fish. nicht loͤſen laͤßt und mit feinem Koͤrper zu Einem Stuͤck
verſchmolzen iſt. Am zweyten Halswirbel zerfallen dieſe
oberen Ruͤckenmarksboͤgen ſchon mehr. Es trennt ih nehm—
lich am Dornfortſatz die pars articularis (= pars late-
ralis W.) von der Spitze deſſelben, wie dieß auch W.
Es entſtehen fo drey
Stuͤcke, ein oberes, was urſpruͤnglich aus zweyen beſteht,
nehmlich aus den verwachſenen Seitenhaͤlften des Process.
spinos. Web., und zwey partes articulares, die in den
beyden oberen Gelenkloͤchern des Körpers ſtehen. Hie—
mit iſt die Metamorphoſe der Dornfortſaͤtze ſchon ſo weit,
daß fie bey immer größerer Zerfallung im naͤchſfolgenden
Wirbel den Stapes darſtellen kann; denn dieſer Gelenktheil
(der übrigens nicht dem Wirbelkörper, wozu W. ihn
rechnet, angehört, ſondern dem Wirbelbogen, alſo dem
Proc. spinos.) wird am erſten Wirbel nur dadurch Sterabügel,
daß er ſich verkleinert, wie der ganze Wirbel, und von feinem obe⸗
ren Theil, mit dem er am zweyten noch durch eine glatte
Knorpeiflaͤche zuſammenhing, gänzlich ſich abloͤſt. Dieſer
letzte hängt daher frey zwiſchen Hinterhaupt und dem zwey⸗
ten Wirbel. Sein Gelenktheil, der Steigbügel, wird auch
freyer und beweglicher, und erhaͤlt an ſeiner inneren Flaͤche
eine Grube, worin das Gehoͤrſaͤckchen liegt, und welche
auch am Proc. lateral. vert. secund. ſchen angedeutet iſt.
Noch klarer wird die eben ausgeſprochene Bedeutung dejs
ſelben, wenn man den Ort betrachtet, we er auf ſeinem
Wirbelkoͤrper aufſteht. Seine Wurzel oder fein condylus
ſenkt ſich nehmlich in daſſelbe Lech am erſten Wirbel, in
welchem am zweyten Wirbel der noch ungeheure Gelenktheil
(pars lateralis W.) des Dorafortſatzes articulirt (fig. 25.
56
* dor
26. 2.), fo daß alſo feine Wurzel nur die pars condyloi-
dea eines Dornfortſatzes iſt. Dieſer Knochen iſt gerade im
Varpfen fo deutlich, daß ich dieſe Bedeutung deſſelben
kuͤhn als unumſtoͤßliche Wahrheit aufſtellen kann.
Obgleich die anderen Knoͤchelchen nicht ſo leicht ihr
Weſen zu erkennen geben, ſo lehrt doch ſchon ihre Geſtalt
und Lage, daß es nur Wirbeltheile ſind. Das Claustrum
W. gehört offenbar zum Dornfortfaß des erſten Wirbels,
es hängt zwiſchen dem Gelenktheil (Stapes) und dem Proc.
spinosus deſſelben, und heftet ſich an den Gelenktheil des
Hinterhauptbogens wie der Gelenktheil des dritten Wirbels
an dem des zweyten anliegt, graͤnzt ferner an den obern
Rand des Stapes und iſt daher nichts anderes als ein
obe tůck des Processus lateralis des erſten Wir:
bels hoͤrt alſo urſprünglich zum Steigbuͤgel (O unteres
oder Gelenkſtüͤck des Proc. lateralis). Vielleicht it es je:
doch auch durch Zerfallung des Proc. spinos. erſten
Wirbels entſtanden und urſpruͤnglich ſein unteres Stuͤck.
Kurz, es gehoͤrt aber gewiß zum Ruͤckenmarksbogen des er⸗
ſten Wirbels, der hier in eine noch größere Anzahl Stuͤcke
ſich trennt, als an dem vorigen Wirbel.
Die zwey letzten groͤßeren Knoͤchelchen, der Incus
und Malleus W., zeigen ihre Bedeutung ſchon bey denje—
nigen Fiſchen an, be de, und Querfortſaͤtze fehlen,
bey denen (Loph. piscator., Raja etc.) auch fie nicht vors
handen ſind. Doch iſt der Uebergang und die Abſtammung von
bekannten Wirbeltheilen bey den Fiſchen wenigſtens, welche
ich darauf unterſucht habe, nicht fo deutlich als beym Sta-
pes, deſſen Natur ſich von ſelbſt darbietet. Der Incus
W. ſcheint mir nichts anderes zu ſeyn, als eine Wieder⸗
holung der Seitengraͤten, welche von der Baſis des
Dornfortſatzes ausgehen, und der Incus unterſcheidet ſich
von ihnen nur, daß er ſich feſter an den Koͤrper als an
den Dornfortſatz anlegt, und nach vorn, ſtatt wie dieſe
nach hinten, laͤuft. Daß er dieſen Knoͤchelchen entſpricht,
ſcheinen diejenigen Fiſche zu beweiſen, wo mit Abweſenheit
des Incus dieſe Seitengraͤte am zweyten Wirbel vorhanden
iſt (Forelle), waͤhrend im Gegentheil beym Karpfen umge⸗
kehrt mit der Abweſenheit der Seitengraͤte dieſes Wirbels
die Anweſenheit des Amboßes verbunden iſt.
Noch längere Zeit bin ich über die Bedeutung des
Malleus in Zweifel geblieben, wenn ich auch einſah, daß
dieſer große bogenfoͤrmige Knochen nicht plotzlich in das
Skelett hereingeflogen ſeyn konnte, und keine neue Bildung
ſey. Man koͤmmt hier in Verlegenheit wegen der großen
Anhaͤuſang von Knochenſtücken am zweyten Wirbel. Pro-
cessus spinos., Querfortſatz, in welchem die Rippe vers
ſchloſſen zu ſeyn ſcheint, Seitengraͤte als Incus, ſind alle
da, ſo daß ich den Hammer gern einen Wirbel weiter zus
ruͤck eingelenkt hätte, wenn ihm nicht die Natur zu deuts
lich ſein Plaͤtzchen am zweyten Wirbel angewieſen haͤtte.
Auf ſeine Bedeutung kam ich durch Betrachtung des
Schwanzſtückes einer Karpfenwirbelſaͤule, und zwar eines
patholegiſchen oder wenigſtens unſymmetriſchen Stuͤcks.
In der Gegend des 23ften Wirbels von hinten fangen die
Rippen an zu verſchwinden und einfache Querfortſatze ents
ſtehen. Die hinteren, den Kanal für die abſteigende Aorte
bildenden Boͤgen ſind nehmlich nicht verkleinette und vorn
zuſammengewachſene Rippen, wie man vielleicht denken
—
892
konnte, ſondern bloße Proc. transversi. Zwiſchen beyden
tritt eine eigene Umwandelung ein, die zugleich auf das
Weſen der Querfortſaͤtze Überhaupt ein Licht wirft. Es bes -
ſteht urſpruͤnglich die Rippe aus zwey Stuͤcken, wie der
Dornfortfaß des zweyten Wirbels, aus einem Gelenktheil
und einem Rippentheil. Der Gelenktheil iſt am groͤßten
Theil der Wirbel, wo Rippen ſind, ſo klein, daß er eben
nur das Gelenkſtuͤck des Rippenbogens darſtellt. An mei
nem Schwanzſtuͤck war da, wo die Querfortſaͤtze anfingen,
die Bildung nicht ſymmetriſch gleich; auf der linken Seite
iſt die Rippe völlig verſchwunden und der Proc, trans-
vers. hat ſich ſchon vollkommen ausgebildet, waͤhrend auf
der rechten Seite noch eine, aber ſehr duͤnne Rippe an einem
Querfortſatz haͤngt, der vor ihr vorſteht und kleiner iſt als
die uͤbrigen und als der der linken Seite. Weiter nach
vorn wird dieſer Fortſatz immer kleiner und geht endlich ges
radezu in den Gelenktheil der uͤbrigen Rippen über. Die
Processus transversi find demnach urſpruͤnglich nichts
anderes als die Gelenkſtüͤcke der Rippenbogen, das
her hängen bey vielen Fiſchen, welche große Querfortſaͤtze
und kleine Rippen haben, die letztern nicht am Koͤrper der
Wirbel, ſondern an ſeinem Querfortſatz, d. h. wie immer
an ihrem Gelenkſtuͤck.“ Eine aͤhnliche Bildungsweiſe ert
ſcheint nun nach meiner Meynung am zweyten Halswirbel
der Fiſche. Es trennt ſich hier Rippen uͤck von ſeinem Ges
lenktheil. Der Gelenktheil entwickelt ſich ſtaͤrker und tritt
als eigener Fortſatz, als feſt eingewachſener Querfortſatz
des zweyten Wirbels und zwar am vordern Ende des
Wirbels wie an den Schwanzwirbeln hervor, die Rippe
trennt ſich von ihm und wird mit ihrer Articulation, wie
an den Schwanzwirbeln, an den hinteren Theil des Wire
belkoͤrpers zurückgedraͤngt, und heißt nach Weber nun
Hammer. Daher fehlt er, wo die Rippen überhaupt fehs
len, wohl groͤßtentheils, daher fehlt er ſcheinbdar, wo an
diefem Wirbel noch eine deutliche Rippe iſt (Forelle), weil
eben dieſe Rippe ſelbſt der noch nicht eigenthümlich veräns
derte Hammer iſt.
Die vier Gehoͤrknoͤchelchen Webers ſind demnach nichts
anderes als veränderte Wirbeltheile, keine neuen ploͤtz⸗
„Hieraus ergibt ſich auch, im Vorbeygehen geſagt, daß,
ſtreng genommen, nicht die von den eigentlichen Rippen
gebildete Hohle der hinteren durch die Dornfortfäge um⸗
ſchloſſenen am vorderen Theil des Koͤrpers entſpricht, ſon⸗
dern nur die von den Querfortſätzen ( partes articula-
res costarum) gebildete, die die Aorta umgibt, welche
aber nur bey den Fiſchen zum Theiß zum Schluß koͤmmt,
während jie bey den höheren Thiesclaſſen es nicht kann
oder verſchwindet, weil, wie aus obigen Beyſpielen ers
hellt, Process. transversi und Rippen im antagoniſtiſchen
Verhaͤltniß zu einander ſtehen, und folglich bey der ſtaͤrke⸗
ren Entwickelung der Rippen in den hoͤheren Thierclaſſen
immec mehr dieſe den Proc. spinos. entſprechende vorde⸗
re Bildung, die Querfortſaͤtze, veeſchwinden muͤſſen. Die
Nippen ſammt Ruͤcken- und Bruſtwirbelkoͤrpern find die
allgemeine knoͤcherne Umkleidung des Körpers, die ebene
ſowohl der hinteren als der vorderen Koͤrperſeite angehoͤ⸗
ren, hinten bilden ſich hierauf nach entaegengefegten Rich⸗
tungen zwey Kanaͤle für die zwey nach Haut und Darm
allgemeinſten (Gegenſoͤtz des Koͤrpers für Nervenſyſtem und
Biurjpftem, Pros, spinos, und transvexti,
893
lich erſcheinenden Knochen, ſondern mit 'der Entwickelung
einer Wirbelſaͤule gegeben, und zwar ſind ſie nur die drey
Hauptfortſätze der Wirbel: 1) Process. spinos. Sta-
pes und Claustrum, 2) Seitengraͤte = Incus, 3) Rips
pe als Malleus.
Sind alſo dieſe Knoͤchelchen die Vorbilder der ge—
woͤhnlichen Gehoͤrknoͤcheſchen, woran ich uͤbrigens zweifle,
fo wären alſo dieſe bewegenden Theile unſeres Ohres nichts
anderes als Wirbelfortſaͤtze im Kopf und unter denſelben
gezogener Wirbelkörper, und damit waͤren wieder einige
ſcheinbar fuͤr ſich beſtehende Organe an allgemeinere Bildun—
gen angeknüpft, ohne welche Verbindung die Anatomie ein
Chaos bleibt, das weder das Gedaͤchtniß behalten noch der
Verſtand verdauen kann. Sollte aber auch eine fernere Un—
terſuchung der Gehoͤrorgane der Amphibien die Analogie
zwiſchen dieſen Fiſchknoͤchelchen und den Gehoͤrknöchelchen
derſelben nicht erweiſen, ſo glaube ich dennoch nicht von
der Meynung abgehen zu duͤrfen, daß die Gehoͤrknochen
nur eine Rippenbildung ſind, ſelbſt dann nicht, wenn auch
die neuerdings von Oken wieder geaͤußerte Meynung Ge:
offroy's über die Entwickelung derſelben aus dem Kiemen—
deckel (Esquisse du Systeme d' Anatomie Paris. 1821.
p. 44) ebenfalls eine genaue Prüfung nicht beſtehen ſollte.
Dr. Suſchke.
Briefe von Kuhl und Haſſelt.
Bis zum Tode des unermuͤdeten Rubls (14. Septb.
1821, erſt 25 Jahr alt) zu Buitenzorg ſind uns 11 Briefe
zu Geſicht gekommen, welche den großen Eifer von Kuhl
und Haffelt beweifen und die Hoffnung rechtfertigen, welche
man von ihnen in der Nat. Geſch. hegte. Dieſe Briefe
beweiſen ferner, daß man außer Deutſchland wiſſe, ſeine
Aeuſtrengungen für die Wiſſenſchaft zum Nutzen der Welt
bekannt zu machen. Von den öfterreichifchen, baierſchen u.
preußiſchen reiſenden Naturfocſchern iſt (außer einigen trock—
nen Verzeichniſſen des Zuſammengerafften) ſo viel wie gar
kein Bericht bekannt gemacht werden, ja es find uns fogar
Briefe von ihnen zu Geſicht gekommen, aber mit der jaͤm⸗
merlichen Bitte, fie doch ja nicht abdrucken zu laſſen,
„weil es die Regierungen übel nehmen möchten, — indem
man nicht wiſſen könne, ob fie nicht die Bekanntmachung
ſich ſelbſt vorbehalten haͤtten.“ Nun koͤnnen wir uns
zwar nicht bereden, daß ſolch ein Vorbehalt vorhanden
ſey; indeſſen iſt die Furcht doch da, und mithin der Glau—
be an einen ſolchen Vorbehalt. Alles dieſes beweiſt wenige
ſtens, daß in Deutſchland die Bildung gehemmt iſt. Welch
ein Gluck iſt es daher nicht für uns, daß die gebildeten
Völker nicht deutſch leſen koͤnnen. Die Unwiſſenheit der
Ausländer wird auf dieſe Art ein Panzer für uns gegen
das Laͤcherlichwerden.
Wir theilen die der Iſis aus Holland mitgetheilten
Briefe mit.
1. Brief. Kuhl an Dr. Boie zu Leyden. Am
Bord der Nordlah unter 24° O. B. und 12 Länge von
Greenwich den 8. October 1820,
804
Beereits im Eanal hatte ich Gelegenheit, ſehr wich⸗
tige Bemerkungen zu machen. Ein neu Genus aus der
Sippſchaft der Corallinen ward entdeckt, und viele alte und
neue Arten von Flustra und Fucus gaben Arbeit genug.
Wir zerlegten den Scomber Scomber, den Conger
und Raja oxyrhynchus. In den Aequatotial-Meeren be—
kommen wir oft an einem Tag ſo viel Wichtiges zu unter⸗
ſuchen, daß wir unmoͤglich mit Allem fertig werden koͤn—
nen. Eine große Menge merkwuͤrdiger, zum Theil neuer Mol—
lusken, Echinodermen und Entozoen ward uns zur Beute.
x Wir fanden bey einem ſehr großen Squalus Carcha-
rias einen ſehr großen Behälter an der Vena cava, zwi⸗
ſchen dem Herz und der Leber, gerade wie bey Phoca vi-
tulina und bey verſchiedenen Seevögeln. Wir ſahen hier
ſehr deutlich das Ende der Eyergänge gegen die Eyerſtoͤcke
hin, und unſere verfertigten Zeichnungen werden eine gute
Vorſtellung von dem fonderbaren Bau dieſer Thiere geben.
Der Darmcanal weicht bey dieſen Fiſchen von allen
bisher bekannten ſehr ab. Das ſpiralfoͤrmige Band im di—
den Darm fehlt, aber der Darm enthält in feiner ganzen
Länge eine eigenthuͤmliche Haut, welche in ihm zuſammen—
gefaltet liegt, und ausgebreitet, ſeinen Durchmeſſer zehnmal
übertrifft. Home machte bereits aufmerkſam auf die Quer⸗
ſtreifen des kleinen Hirns; bey dieſer Art iſt das kleine
Gehirn viel mehr entwickelt als bey anderen. Daſſelbe
gilt von den Hemiſphaͤren. Ich habe ſchoͤne Zeichnungen
verfertigen laſſen über die Anatomie von Thynnus Sarda,
deſſen Hirnbein fo groß iſt, daß es über die langen wurſt⸗
förmigen corpora quadrigemina hinausreicht und die
Hälfte der Halbkugeln bedeckt. Bey Exocoetus volitans
füllt das Gehirn die ganze Schaͤdelhoͤhle aus, und die Fluͤ—
gel erhalten nur einen ſchwachen Nervenaſt, weil ſie bloß
Bewegungsorgane ſind, und an ihrem Grunde keine Fuͤhl⸗
faͤden haben, wie Dactylopterus volitans. Bey Thynnus
Sarda und Pelamis liegt eine harte Fettmaſſe zwiſchen der
Hirnſchaale und dem Hirn. Was wir bey den Scomber⸗
Arten währnahmen, gibt hinlaͤnglichen Beweis für den all—
mäbligen Uebergang der Appendices pyloricae in ein wah⸗
res Pancreas. In Scomber Scomber und Colias (Cen-
tronotus) ductor fanden wir eine Bildung, die ziemlich
mit der gewoͤhnlichen uͤbereinkommt, bey Thynnus Sarda
hingegen find alle die unzaͤhlbaren Anhaͤngſel bereits in ver⸗
ſchiedene Büſchel vertheilt, und bey Pelamis endlich bilden
ſie nur eine einzige druͤſenartige Maſſe. Dieſes wahre
Pancreas ſcheidet einen zaͤhen Schleim ab, welcher wie
eine Pſeudomembran den Koth umhuͤllt und zur Beide
gung der Darmwaͤnde beſtimmt zu ſeyn ſcheint.
Ueber den Darmcanal der Pelagia und die Eyperſtö⸗
cke der Porpiten haben wir wichtige Data geſammelt, und
ſind ſo gluͤcklich geweſen, den Blutumlauf der Salpen zu
entdecken, woruͤber alle fruͤheren Meynungen unrichtig wa⸗
ren. Wir haden Salpa vivipara, scutata und fusifor-
mis und octofora gefunden, und drey neue mit den Sal—
pen verwandte Sippen entdeckt.
Humboldts Wahrnehmung, daß die galvan. Säule
keine reizende Wirkung auf die Meduſen hervorbringe, gilt
auch von dem Pyrosoma, bey weichem übrigens noch eine
893
Spur von einem Nersenſyſtem vorhanden iſt; wie die Sal:
pen erhoͤhen ſie die Temperatur des Waſſers ungefaͤhr um
1% hundertgraͤdig. Pyrosoma atlanticum, die einzige
Art, welche wir bisher angetroffen haben, zeigt, in der
Tiefe ſchwimmend, ein Leuchten von ı bis 1½ Fuß im
Durchſchnitt. Stellt euch nun das praͤchtige Schauſpiel
vor, wenn, wie vor einigen Tagen, ein Heer dieſer Thiere
voruͤberzieht, das von 7 bis 11 Uhr Abends ununterbro:
chen anhält. Das Licht, welches dieſe Thiere um das Schiff
verbreiteten, war fo groß, daß wir auf 15 Fuß tief die Fi⸗
ſche erkennen konnten, welche uns ſeit einer Woche folgen,
obſchon wir in dieſer Zeit ſehr ſchnell ſegelten, und in jeder Nacht
6— 7 deutſche Meilen zuruͤcklegten. Es war Thynnus Pelamis
und Sarda. Wir haben noch Coryphaena Hippurus und
Scolepus Humboldtii zerlegt, welcher letzte zu der Sippe
Aulopus gehört; auch Berosé pileus und macrostoma.
Heute ſchoß ich 5 Stuͤck von Procellaria capensis. Sie
haben einen ſehr großen Drüfens Magen, aber keine Er:
weiterung der Adern.
oter Brief an Temminck v. 22. Oct. 1820 ſteht
in der Iſis Heft I. 1822. S. 108.
gter Brief an Swinderen von demſelben Datum
ſteht ebend. S. 109. 6
Ater Brief an D. J. van Ewyck, Secretaͤr beym
Miniſterium des Unterrichts u. ſ. w. Capſtadt den 24ten
Octob. 1820.
Bereits im Canal hatten wir Gelegenheit uͤber ver—
ſchiedene Polypiers flexiles Wahrnehmungen zu machen
und verſchiedene Fiſche zu zerlegen, die man an dem hol!
laͤnd. Strand nicht findet. Fuͤr das Muſaͤum beſitzen wir
einige ſchoͤn ſkelettirte Köpfe von denſelben. In der Bay
von Biscaja hatten wir zu unguͤnſtiges Wetter, als daß
wir etwas haͤtten bekommen koͤnnen. Im ſpaniſchen Meer
fifchten wir die erſten Salpen, von welchen wir jetzt ſchon 8 Bat:
tungen haben, wovon wohl kein Cabinett in den Niederlan-
den eine beſſtzt. Den 28. July kamen wir nach Madera,
welche Inſel uns um ſeviel wichtiger war, weil fie bisher we⸗
nig unterſucht worden. Die wenigen Tage, welche unſerm
Auffenthalt geſtattet waren, wandten wir ſo gut als mög:
lich an. Der engl. General-Conſul Veith ſtand uns mit
Rath und That dey, und daß wir ſo weit in das wuͤſte
Binnenland gedrungen find, haben wir ihm zn verdanken.
Die hoͤchſte Spitze der Pico Ruiva iſt 5300 Fuß über dem
Meer, und beſteht, wie die ganze Inſel, aus Bafalt, der
hoͤchſt wahrſcheinlich vulcaniſch emporgehoben worden. We—
der von einem Keſſel, noch von Lava, wovon man im Lan⸗
de viel erzaͤhlt, zeigt ſich eine Spur.
Unſere Sammlungen von hier ſind ſehr reich, obſchon
die Flora und Fauna arm ſind. Wir haben ein Ankerfaß
voll Thiere, 225 Pflanzenarten und verſchiedene Gebirgsar—
ten. Wir haben auf unſerer Reiſe fo viel ſkelettiren und
zeichnen laſſen, als die Zeit erlaubte; das Uebrige muͤſſen
wir auf unfere Zurückkunft aufbewahren. Die Anſicht von
den Daſort-Inſeln von Porto- Santo, von verſchiede⸗
nen Kuͤſten von Madera und von der Hauptſtadt habe ich
theils ſelbſt gezeichnet, theils von unſerm Zeichner zeichnen
laſſen, weil die Form dieſer Berge ſehr wichtig für die
896
Geognoſte iſt. Die Berge von Porto-Santo haben die
ſprechendſte Aehnlichkeit mit dem Trapp-Perphyr des Sies
bengebirgs,
Unſere Reiſe von Madera bis zum Cap vom 3. Au⸗
guſt bis gten Octob. lieferte uns reichen Stoff zu zoolog,
und anatom. Unterfuhungen, von allem, was wir bekamen,
haben wir Stuͤcke fuͤr's Muſaͤum aufbewahrt, und bis jetzt
iſt noch nichts verdorben. Es iſt für die niederlaͤnd. Unis
verſitaͤten wichtig, viele Stücke von Weichthieren zum Un⸗ .
terricht zu erhalten, da dieſe noch nirgend in Europa, aus
ßer dem pariſer Muſaͤum, find, und auch da nur zum
Theil.
Wir beſitzen, außer einer großen Menge wirbelloſer
Thiere, noch Skelette und Haͤute von Procellaria capen-
sis, Thynnus Sarda und Pelamis, Coryphaena Hippu-
rus, Caranx, Lichia und von vielen andern Fiſchen, die
noch den niederlaͤnd. Cabinetten fehlen. .
Wir hielten uns 14 Tage am Cap auf und muͤſſen
Morgen ſchon dieſes reiche Land verlaſſen. Von Morgens fruͤh
bis Abends ſpaͤt waren wir in den Esbirgen oder am
Strande, fo daß unſere Sammlung hier ſehr angewach⸗
fen iſt.
Die Zahl von unſeren Pflanzenarten iſt noch nicht
anzugeben, denn ſie iſt ſehr groß, weil wir gerade in der
beſten Zeit hieher gekommen ſind. Einige Packete Zwiebeln
und ungefaͤhr 200 Saamen theils vom Cap, theils aus
Bengalen, haben wir hier erhalten, und hoffen dieſelben
bald im botan. Garten zu Batavia bluͤhen zu ſehen. Wir
führen ein großes Faß, das 2 Anker hält, mit uns, ganz
mit Thieren angefuͤllt; verſchiedene Voͤgel ſind abgezogen,
die größte Zahl aber iſt zu Skeletten beſtimmt. Wir haben
die Skelette von Viverra Genetta, Chrysochloris capensis
etc., viele Lurche, Mollusken, Sternthiere, Zange, Fi—
ſche, Cruſtaceen, die wir in der Tafel- und Holzbay ges
ſammelt haben. Sehr wichtig war es uns, das geognoſti—
ſche Verhalten der naͤchſten Gebirge kennen zu lernen.
Noch in der neueſten Geognoſie von Aubouiſſon wird
angenommen, daß der Tafelberg aus Granit beſtehe; dem
iſt aber nicht ſo. Nur der Fuß des Tafelberges beſteht aus
ſehr grobem Granit, der an der ganzen Kuͤſte von der Holz⸗
bay bis an den Loͤwenkopf entbloͤßt iſt; der groͤßte obere
Theil aber von dem Rand ab iſt viel juͤnger, und beſteht
uͤberall aus ſehr dichtem Sandſtein, zwiſchen welchem und
dem Granit ſich an der Vorderflaͤche des Tafelberges grau⸗
er Thonſchiefer einſchiebt, der ſehr alt iſt, indem der grobe
Granit denſelben in Gängen durchſchneidet. An dem Loͤ⸗
wenkopf fleigt der Granit ſehr hoch; am Loͤwenſterz aber iſt
der Granit nicht entbloͤßt; junger Thonſchiefer.
Alle Gebirge in der Naͤhe der Holz- und Tafelbay
ſind ſo gebildet, und, nach der Form zu urtheilen, kommen
die Gebirge von Hottentots-Holland damit ganz uͤberein.
Der Sandſtein enthaͤlt an einigen Stellen ſehr viel Eiſen,
und in der Heolzbay findet man unzählige Eiſenbloͤcke.
Die Gebirgsarten der verſchiedenen Stellen haben wir bey
ung,
ster Brief. Aus der Sunda- Straße v, 17. Decbr,
1820 an Swinderen, ebend. ©, 113.
897
ter Brief. Aus Buitenzorg v. ꝛten März 1821
an Temminck, van Swinderen und de Haan.
Wir haben eine neue Sippe entdeckt, welche nahe bey
Scomber ſteht, ferner einen neuen Galeus, Dentex und
Pagurus. In einem Monat iſt die Regenzeit voruͤber, und
dann werden wir uͤber die Bergkette gehen, welche zwiſchen
dem Nord- und Suͤd⸗Nevier des Eylandes liegt, um eini—
ge Zeit in der Wynkoopsbay, die noch von keinem Natur:
forſcher unterſucht iſt, zuzubringen. Dann follen das Bin:
nenland von Bantam und die Bayen der Sunda-Straße
beſucht werden. Alle die herrlichen Reiher und Stoͤrche,
welche in großer Menge vorhanden waren, als wir hier an—
kamen, find nun fortgezogen, wie man meint, nach Ma:
lakka; auch die Schnepfen ziehen hier weg, denn jetzt iſt
keine einzige da Einer der gemeinften Vögel allhier iſt Te-
mia Levaillantii. Man muß über die vielen neuen Ar⸗
Arten von Tauben, die man auf Java findet, erſtaunen.
Ich habe hier den Herrn Diard geſprochen, der 4neue
Arten Gibbon auf Sumatra entdeckt hat [wir haben fie be—
reits in Paris gefeben]. Der Phasianus Argus if daſelbſt
ſehr gemein; ſeine merkwuͤrdigſte Wahrnehmung iſt aber
ohne Zweifel, daß Temmincks Pavo primus auf Java,
eine beſondere, und Java eigne Art, und daß der unſerige
zahme Pfau der wilde von Bengalen iſt, wo die javanifche
Art nicht vorkommt.
In unſerem Bericht an das Miniſterium [verloren],
über den Aufenthalt auf den Cecus-Inſeln, werden Sie
einiges Sonderbare Über die Lebensart der dortigen Seevo'
gel finden. Es wohnen dort 3 Sulen, wovon eine Art
neu iſt. Die gemeinſte iſt Sula piscatrix; die dritte,
weiche ich noch nicht habe erhalten koͤnnen, iſt in der Sun:
ba - Straße ſehr gemein, wo ich fie bald hoffe ſchießen zu
konnen.
Es iſt unbegreiflich, wie man bisher den Hirſch von
Java fuͤr einerley mit dem unſerigen hat halten koͤnnen,
von dem er doch fo ſehr abweicht. Wir haben auch zwey
neue Arten von Schweinen geſchoſſen. -
7ter Brief. Buitenzorg den Ioten Juny 1821.
Nach allen meinen bisherigen Beobachtungen ſcheint
es mir unmöglich Sylvia muscicapa, myothera und
nectarinia gehörig zu ordnen. Viele Arten koͤnnen eben⸗
ſowohl eine Sylvia, eine Nectarinia, als eine Philedon
ſeyn, und nichts entſcheidet hierin als die Anatomie. Alle
unfere Nectarinien leben von Spinnen und faugen keinen
Blumenſaft. Die 2 rieſenhaften Arten, welche wir mit
einander zu Umſterdam beſtimmt haben, N. galactodes
und flaviventris freſſen nichts anderes als Spinnen. Ue⸗
ber nichts habe ich mich in der Ornithologie fo ſehr ger
wundert, als hier die amerikaniſche Myothera wieder zu fin⸗
den, der Sippe nach nehmlich. In den Edenen ſiebt man
fie nicht, ſondern erſt dicht an den Bergen. Von den wah-
ren Myotheren, aͤhnlich der Aurita ze. aus Amerika, fin:
det man hier 5 neue Arten, die nur auf dem Boden leben,
zwiſchen Geſtraͤuch am Fuß oder ſelbſt dicht am Gipfel des
Gebirgs Salacc. Dieſe Voͤgel gehoͤren zu den Allfreſſenden,
wir haben in ihrem Magen Kaͤfer, Pflanzenſaamen, wei—
che Fruͤchte und ſelbſt Kaulquappen gefunden. Eine Art
Iſis. 1838. Heft VIII.
898
ſcheint bloß von Kackerlacken (Kuͤchenſchaben) zu leben, und
wir haben fie darum Blattivora genannt,
Die Myothera cyanura iſt hier ſehr gemein, ſie
lebt wie die vorhergehenden, ſcheint aber den Schaalthierem
den Vorzug zu geben, und hat uns deshalb vor einigen
Tagen eine neue Sippe Schaalthiere entdecken laſſen.
Drey andere Arten haben mir gedient, eine neue Unterab—
theilung von Myothera zu machen, wovon ſich keine in
Amerika finden. Sie ſind Allfreſſende; ihr langer Schwanz
und ihre Lebensart ſtellt fie dicht neben die Turdi, von
welchen ſie beynahe den Schnabel haben. — Wir haben
auch noch eine neue Gruppe entdeckt, die wir neben Sylvia
ſtellen, und welche zwiſchen dieſen beyden Geſchlechtern
ſteht. Geſtalt wie bey der inbiſchen Sylvia, Färbung wie
bey der amerikan. Myothera, und bey Tetema. — Sie
find Inſectenfreſſend und leben nur im dichten Gebuͤſch von
Rosamala. Alle dieſe Arten finden ſich nicht im flachem
und bebautem Lande, weswegen fie auch in Europa nir—
gends in den Cabinetten gefunden werden, wenn nicht zu⸗
fällig etwa Hr. Reinwardt fie bekommen hat, indem der—
ſelbe ſehr gute Jaͤger hat, die fuͤr ihn in den Gebirgen
umherſtreifen.
Von Nectarinia, die in angebauten Strecken fs
bäufig find, haben wir 7 Arten, wovon unſere ſchoͤne N.
barbatula eine der gemeinften iſt, dieſe Arten findet man
nicht mehr, ſobald man in Gebuͤſch-Gegenden kommt.
Raben (wovon wir 2 neue Arten haben), Tauben, und
faſt alle Voͤgel des flachen Landes finden ſich dort nicht mehr.
Man war ſonſt der Meynung; daß man, um gute
Sammlungen zu machen, nicht in dichte Gebuͤſche zu drin⸗
gen brauchte, allein ich kann verſichern, daß man nur wenig
Ausbeute an indiſchen Naturreichthuͤmern machen wird, wenn
man nicht hingeht. Keine Muscicapa, Lanius, Turdus
und Edolius kommt viel aus dem dichten Gebuͤſche hervor.
Die der flachen Gegenden ſind ganz verſchieden. Unſere
Trogon, wovon wir 2 neue Arten haben, verlaſſen nie
die Gebirge. — Eine neue Sippe, die der Motacilla ſehr
nahe koͤmmt, lebt bloß im Gebuͤſch kleiner Fluͤſſe. — Die
prachtvollen neuen Coracias nebſt der ſchoͤnen Coracias
puella und sinensis findet man nur in den dickſten Waͤl—
dern, wie auch die Heerden von Bucco. Darum find alle
Taubenarten neu, und ihr wuͤrdet erſtaunen uͤber deren
Schoͤnheit.
Hemipodius pugnax von Temminck iſt hier ſehe
gemein. Seine Lebensart koͤmmt ſehr mit der unſerer
Perdrix Coturnix überein, und die Eyer unterſcheiden ſich
nicht von den ihrigen. Wir bringen Skelette mit von Gal-
lus Bankiva und G. furcatus, was auch gewiß ſehr in:
tereſſiren wird.
Trotz alles Suchens und Nachforſchens haben wir den
giganteus noch nicht gefunden. Merkwuͤrdig iſt es, daß
man nirgend den ecaudatus ſieht, weder wild noch im
zahmen Zuſtande; wäre er vielleicht durch europaͤiſche Cultur
entſtanden? :
Der G. Bankiva iſt ziemlich felten im Gebuͤſche, wir
haben den Balg und das Skelett vom Maͤnnchen und
Weibchen; G. furcatus iſt ſehr gemein im Gebuͤſch.
57
899
Das Thier, welches wir (Temminck und Kuhl) ges
meinſchaftlich Meles leucauchama nanuten und deſſen Va⸗
terland uns zweifelhaft ſchien, iſt eines der gemeinſten Thies
re auf Java. Wir fanden hier noch eine andere Art, die
jener ſehr nahe koͤmmt, ſie kann aber nicht unter dieſe Sip—
pe gebracht werden, ſondern muß eine Unterſippe bilden
zwiſchen Meles und Gulo. Ueber die Saͤugtbiere und Fi⸗
ſche will ich indeß auf ein andermal euch ſchreiben.
gter Brief: v. Pyhor Javor am Fuß des Pange:
rango am 18. July 1821. Steht ſchon in der Iſis Heft
IV. 1821. S. 472.
gter Brief: v. Tychanjavor (fe!) am Fuß des
Pangerango, am 20. July 1821.
Seit dem halben Jahre, da wir hier gearbeitet has
ben, iſt viel geſammelt worden. Die Natur ift auf Java
ſehr reich: in einem Abſtande von einigen Meilen, auf der
anderen Seite irgend eines Berges, erſcheint ſie in einer
ganz verſchiedenen Geſtalt. Dieſer große Reichthum der
Vegetation iſt beſonders merkwuͤrdig bey den Familien der
Malvaceae, Leguminosae, Rubiaceae, Bignoniaceae,
Acanthaceae, Euphorbiaceae, Urticeae, Orchideae,
Drymyrhizae, Aroideae, Graminede, Filices und
Fungi.
Unter den Urticeae befinden ſich hier viele Arten von
Pfeffer. Siebenzig verſchiedene Ficus haben wir gefunden,
wovon wir Blaͤtter und Fruͤchte haben abzeichnen laſſen.
Wegen ihrer außerordentlichen Formen-Verſchieden—
heit gehören die Orchideae, Drymyrhizae und Aroideae
unter die hauptſaͤchlichſten der indiſchen Flora. Von Or-
chideae haben wir 12 neue Sippen entdeckt, die Calladium
und Arum nahe kommen, und welche wir alle auf das ge⸗
naueſte haben abzeichnen laſſen; uͤberhaupt laſſen wir von
allen Arten, die wir entdecken, fo viel es moͤglich iſt, Blu—
me und Befruchtungstheile abzeichnen. Wenn man den
Beſchreibungen von Sprengel und Swartz trauen darf,
ſo muͤſſen noch viele neue Sippen gebildet werden, wenn
man eben ſo ſtrenge zu Werke gehen will, als Brown
und Richard. Die große Menge der Orchideae ſindet
man im wilden Gebuͤſch, wo fie auf verfaulten Baumſtaͤm—
men vorkommen. Der gelehrte Herr Reinwardt hat
ſchon viele dieſer Pflanzen zuſammengebracht, dennoch ha:
ben wir noch Arten gefunden, die er nicht aufgefuͤhrt und
nicht hat abzeichnen laſſen.
Von den Equisetaceae hat Java nur eine Art, ſo—
weit wir bis jetzt haben ſuchen koͤnnen; ſie koͤmmt in einer
Höhe von 2000 Fuß vor, und gleicht ſehr dem E. hye-
male.
Wir haben nun ſchon 185 Farrnkraͤuter, unter wel⸗
chen ſich 8 neue Sippen befinden. Die baumartigen Far⸗
ren, unter welchen hier Alsophila Brown., Cyathea und
einige Arten Polypodium vorkommen, geben einen herrli—
chen Ag blick; man kann ſich nichts ſchoͤneres vorſtellen, als
die 20 — 60 Fuß hohen Staͤmme, von deren Spitzen die
hundertfältig ausgeſchnittenen Blätter, wie Straußfedern,
herabhaͤngen. Die Sippen Polypodium,
Asplenium und Diplazia find die reichſten.
—
— —— —
Aspidium,
900
Was die Mooſe betrifft, fo ſſind viele Felſen davon
überzogen, und in der Höhe von 5000 Fuß find alle Baͤu⸗
me davon bedeckt.
Von Marchantia haben wir 3 Arten gefunden und
abbilden laſſen.
Von Fungi find ungefähr 150 verſchiedene von uns
unterſucht und beſchrieben worden, von denen wir hundert
haben abzeichnen laſſen. Das warme Klima liefert von
dieſer Familie, eben fo wie von den Farren, ſehr große
Arten; Sphaeria fanden wir von 6 — 10 Zell lang; eit
nen Boletus Opus 1% Fuß breit; eine Telephora cre-
pidopus 8 Zoll breit und 6 lang. Die Farben ſind uͤber⸗
haupt weit ſtaͤrker, und in unſerer Sammlung befindet ſich
ein Boletus, der vollig ſcharlachroth iſt.
loter Brief: v. Buitenzorg den 3. Aug. 1821.
Steht in der Iſis H. IV. 1822. S 475.
liter Brief: von Buitenzorg den Taten Auguſt
1821. -
Der ſcharfſichtige Naturforſcher, Herr Savigny, gibt
den wahrſcheinlichen Blutumlauf derjenigen Thiere, welche
er unter feine Abtheilung Ascidiae simplices bringt, fol⸗
gendermaaßen an (Mem. Zme sur les animauxsans ver-
tebres pag. 113):
„Eines von den Herzgefaͤßen nimmt, wie man ans
gibt, alles Blut von den Kiemen auf, und erhält den Na—
men Lungenvene, die andere, laͤngere iſt die Asrte, welche
das lut in die verſchiedenen Theile des Körpers vers
theilt.“
In der beygefuͤgten Note a heißt es:
„Die Afeidie hat, wie die Gaſteropoden und Ace—
phalen nur eine linke oder Aorten Herzkammer, und
bey der Vereinigung der Hohlader und der Lungen Arterien
iſt keine Kammer.“ Man ſieht hieraus, daß er den wahr-
ſcheinlichen Blutumlauf feiner einfachen Aſcidien dem je⸗
nec Mollusken gleichſtellt, die zu bekannt ſind, um hier ers
waͤhnt werden zu duͤrfen.
Weiter S. 124 deſſelben Me&m. gibt er das Webers
einſtimmende zwiſchen bieſen Aſcidien und den Salpen
an, woraus erhellt, daß, wenigſtens was den Blutumlauf
betrifft, kein weſentlicher Unterſchied zwiſchen dieſen Thies
ren Statt findet. Der Sippe Salpa (Bifaren) wird alfe
von ihm gaͤnzlich dieſer Blutumlauf zugeeignet. Unſere
Unterſuchungen haben uns aber finden laſſen, daß dieſer
Blutumlauf bey der Sippe Salpa nicht Statt findet, ſon⸗
dern ein anderer, der, ſo weit uns bekannt iſt, noch nie
wahrgenommen wurde. 0 7
Ein großes, langes Gefaͤß (Aorta Savigny) geht von
dem Herzen aus zum vorderen Ende des Körpers Tuviers
hinteres Ende) und vertheilt ſich in ſehr viele Aeſte, die
ſich wiederum zertheilen, wunderbar anaſtomoſiren und durch
das ganze Thier ſich ausbreiten. In gerader Linie laufen
ſie mit einander fort und kruͤmmen ſich hernach faſt wie
Bogen, was auch Chamiſſo ſchon bemerkte. Alle dieſe Ge—
faͤße haben, mit Ausnahme der querlaufenden, eine dem
essen — —
901
großen Hauptgefaͤß entgegenlaufende Richtung, in der fie
von vorn nach hinten gehen, ſo wie jenes von hinten nach
vorn. Am Hintertheile des Herzens wurden zwey Gefaͤße
bemerkt, die den Lungenvenen von Savigny entſprechen; ſie
vertheilen ſich gleichfalls ſchnell durch den Leib des Thieres
und anaftomofiren mit denen von dem großen Hauptgefaͤß
(Aorta Savigny).
Nicht immer ſtroͤmt das Blut aus dem Herzen in die—
fe Aorte und verbreitet auf dieſe Weiſe ſich durch den Koͤr—
per des Thieres; ſondern man bemerkt, daß, wenn es eine.
Zeit lang fo fort gelaufen iſt, es ploͤtzlich aufhört, und eine
gerade entgegengeſetzte Richtung annimmt; dieß Blut alſo
ſtroͤmt ſicherlich aus der Aorte in das Herz, von da durch
die Lungenvenen (Savigny) durch den Leib und kehrt durch
die Anaſtomoſen wieder in die Gefaͤße zuruͤck, welche Aeſte
der großen Norte find. Die Zeit dieſes verſchiedenen Umlaufs
iſt nicht gleich: fo ſahen wir es während / Minuten aus
dem Herzen in die Aorte ſtroͤmen, wo 42 Zuſammenzie—
hungen des Herzens Statt fanden, und nachher floß es
1%, Minuten aus der Aorte ins Herz, wobey 62 Schlaͤge
gezahlt wurden.
Dieſe Zuſammenziehungen des Herzens waren ſehr
regelmaͤßig, nahmen dann zwiſchen jeder Umkehrung des
Blutlaufs an Geſchwindigkeit mehr und mehr ab, ja das
Blut ſtockte bisweilen einen Augenblick und ging ſelbſt et
was zurück;, darauf trieb aber eine allgemeine Zuſammen—
ziehung des ganzen Leibes das Blut mehr vorwaͤrts, bis
endlich die Zuſammenziehungen des Herzens fo ſelten wur—
den, daß für einen Augenblick ein wirklicher Stillſtand aller
Feuchtigkeiten eintrat. Einen Augenblick darauf kehrte der
Lauf um, und das Blut ſtroͤmte aus der Norte ins Herz
und von da in die Venae pulmenales. Die Urſache von
dieſer Umkehrung des Blutlaufes meynen wir im Folgenden
zu finden.
Der Grund vom Stroͤmen der Fluͤſſigkeiten liegt nicht
in der Zuſammenziehung der Gefaͤße, als welche ſich ganz
paſſiv zeigen, ſondern allein im Herzen. Dieſes-Herz iſt in
Geſtalt eines ſackfoͤrmigen Canals in einen, ſo viel man be—
merken kann, unbeweglichen Herzbeutel eingeſchloſſen, nahe
beym Nucleus; ſeine Zuſammenziehungen ſind, ſonderbar
genug, fpiralförmig, vollkommen wie die periſtaltiſche Bes
wegung der Eingeweide; das Blut iſt eine ſeroͤſe Fluͤſſigkeit
mit kleinen, weiſſen Kügelchen angefüllt, die in den kleinen
Gefaͤßen ſich wie Ketten zuſammendraͤngen, um durchzukom⸗
men; dieß verurſacht nun natürlich einen Widerſtand in der
ganzen Blutmaſſe, wodurch, wenn dieſer Widerſtand groͤßer
wird, als die forttreidende Kraft des Herzens, die Fluͤſſig—
keit fuͤr einen Augenblick ſtill ſteht, und nun vermoͤge ihrer
Anhaͤufung auf das Herz druckt, fo daß die Kraft deſſelben
uͤberwunden und die Wirkung umgekehrt wird, d. h. durch
umgekehrte ſpiralfoͤrmige Zuſammenziehung das Blut von
vorn nach hinten getrieben wird, ſtatt daß es vorher von
hinten nach vorn ſtroͤmte.
Hieraus folgt nun:
1) Weil ſowohl von hinten als von vorn das Blut ſo—
gleich in die Gefaͤße des Leibes ſelbſt getrieben wird,
und bloß durch die Anaſtomoſen derſelben dieſer Um
1
902
lauf als möglich kann gedacht werben und wirklich
Statt findet; ſo kann das ganze Gefaͤßſyſtem der
Lungen nur in Nebenaͤſten beſtehen, die für ſich auf
den eigentlichen Umlauf keinen directen Einfluß haben.
2) Ein beſonderes arterioͤſes (und venoͤſes) Erflem fin⸗
det hier nicht Statt, denn beyde ſind in Eins ver—
ſchmolzen, oder vielmehr, haben ſich noch nicht ge—
ſchieden. — Dieß find die Neſultate über die Sip⸗
pe Salpa.
Erwartet naͤchſtens unſere Beobachtungen uͤber die ſo
dunkele Organiſation der Sippe Vesalia [Physalia?],
Bey keinem Thiere noch koſtete uns die anatomiſche Unter:
ſuchung fo viele Muͤhe, und trotz aller Anſtrengung ſind
uns doch mehrere Puncte zweifelhaft geblieben; aber doch
hoffen wir, wichtige Entdeckungen gemacht zu haben.
Auszug aus der Groͤninger Provinzial-Zeitun
Nr. 10. den 22. Febr. 1802 3 9
Groͤningen, den 21. Fehr. ꝛc.
Man hat heute Morgens die traurige Nachricht von
der Inſel Java erhalten, daß Herr Dr. H. Kuhl, welcher
in Auftrag des Gouvernements die Colonieen des Staats
bereiſte, um in der Natuxgeſchichte nachzuforſchen, den 14.
Sept. 1821 daſelbſt an einer Leberentzuͤndung, Folge allzu
großer Anſtrengung feiner Kräfte, in einem Alter von 25
Jahren, geſtorben iſt. Was der hochbejahrte Vater, was
ferne Freunde, und unter dieſen beſonders fein Reiſegefaͤhr—
te, J. C. van Haſſelt Dr., an ihm verlieren, das koͤnnen
allein diejenigen fuͤhlen, die ihn als Sohn und als Freund
gekannt haben; aber was die Wiſſenſchaften in dieſem viel
verfprechenden jungen Gelehrten entbehren, das wiſſen die⸗
jenigen nur, die ſeinen Werth als Naturforſcher kannten,
und die alle in ihm einen der groͤßten Männer feiner
Zeit werden fahen, 0 1
Aus Batavia vom 28. Sept. 1821 ıc,
Noch immer enthaͤlt unſere Zeitung Sterbeliſten ſol—
cher Menſchen, die durch die Cholera morbus hingerafft
werden. Indeſſen iſt deren Anzahl zu Batavia und deſſen
naͤchſten Umgebungen unbedeutend. Die Orte, von welchen
auf der heutigen Liſte die meiſten Sterbefaͤlle angezeigt wer—
den, find: Damak 13, und die Herrſchaft Sumansjo auf
der Inſel Madera 10 Menſchen.
Auszug aus der Groͤninger Zeitung Nr. 17.
den 26ſten Febr. 1822.
In der bataviſchen Zeitung vom 3. Nov, 1821 findet
man folgenden Bericht:
903
Den 14. Sept. 1821 ſtarb allhier in einem Alter von
25 Jahren Herr Heinrich Kuhl, Dr. der Philoſophie und
Magiſter der freyen Kuͤnſte, Mitglied mehrerer gelehrten
Geſellſchaſten c. Durch feine ausgezeichneten Kenntniſſe
ward er von Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt an die Spitze einer Ex—
pedition nach dieſen Beſitzungen geſtellt zur Verrichtung na—
turkundiger Unterſuchungen. Hier brachte er in der kurzen
Zeit von 9 Monaten durch ſeinen Eifer einen unſchaͤtzbaren
Reichthum natuͤrlicher Erzeugniſſe? zuſammen, und alles
ließ ſich von einem Forſchergeiſte, wie dem ſeinigen, der
keiner Schwierigkeit aus dem Wege ging, wenn deren Ue—
berwindung nur zur Befoͤrderung der Wiſſenſchaften gereich—
te, fuͤr dieſe erwarten. — In ſeiner jugendlichen Lebzeit
ſind ſchon die Wiſſenſchaften ihm fuͤr verſchiedene neue Ent—
deckungen verpflichtet, und dieſe Verpflichtung würde jedes
Jahr durch die Mittheilung ſeiner Erfahrungen geſtiegen
ſeyn. Der Naturforſcher betrauert daher ſeinen zu fruͤhen
Tod eben ſo ſehr, als derjenige, welcher das Gluͤck hatte,
ſeinen edlen Charakter zu kennen und ſeine Freundſchaft zu
beſitzen.
Buitenzorg bey Batavia auf der Inſel Java den 16.
Oct, 1821.
J. C. van Saſſelt.
Auszug eines Briefs von J. C. v. Haſſelt
an Profeſſor van Swinderen in
Groͤningen.
Die Seelenruhe, die ihm fo eigen war, hat ihn nicht
verlaſſen, ja ſie erhoͤhete ſich bis kurz vor ſeinem Tode.
Mit einer Milde, die mich ergriff, ſprach er uͤber ſein na—
hes Ende, und trug mir noch auf, was er vor ſeinem To—
de gethan zu haben wuͤnſche. Ja, wenn ich waͤhrend
ſeines Lebens wahre Freundſchaft fuͤr ihn fuͤhlte, ſo habe
ich die Seelenruhe bey ſeinem Ende bewundern muͤſſen.
Was die Urſachen zu feiner Krankheit gegeben hat, weiß
ich nicht; er war vollkommen wohl; 14 Tage nach einer
ſehr großen Ermuͤdung beym Beſteigen des Gebirges Dans
gerango ſtellte ſich auf einmal eine Dlarrhoͤe ein, die ſich
nicht hemmen ließ; zu diefer geſellte ſich eine aſtheniſche
Hepatitis, welche ihn ins Grab ſtuͤrzte. Nie zuvor habe
ich ihn über den Unterleib klagen hoͤren; ſelbſt dann, wenn
ich einigemal meynte, Spuren eines Druckes in der Sei—
te an mir ſelbſt zu entdecken, ſagte er mir immer, daß man
ſich ſo etwas nicht einbilden muͤßte, und auf einmal, ohne
Vorbote, offenbarte ſich bey ihm eine ſolche complicirte
Krankheit. Es koͤnnte moͤglich ſeyn, daß der Zug auf den
Pangerango, während welchem wir, außer der unbefchreibs
lichſten Anſtrengung, um die Spitze zu erreichen, ſchreckli—
chem Regen einen Theil der Nacht hindurch ausgeſetzt wa—
ren, Veranlaſſung zu einer Leberentzuͤndung gegeben hätte,
aber dann würden ſich ſchon früher Zeichen davon offenbart
haben; eher noch glaube ich, daß die zu große Aenderung
unſerer Lebensart die veranlafferde Urſache geweſen iſt.
Wenn wir zuruͤck kamen von ſolchen ermuͤdenden Zuͤgen,
wobey der Körper in ſolcher Anſtrengung war, verlangten
unſere Sammlungen eine ganz entgegengeſetzte Lebensart,
—
ii
und der Körper geht dann von der heftigſten Anſtrengung
in die tiefſte Ruhe uͤber. Oft bin ich über dieſen Wechſel
beſorgt geweſen, oft habe ich dieſe Sorgen Kuhl zu erkens
nen gegeben, welches er auch einſah, aber die Menge auf
einer ſolchen Reiſe geſammelter Pflanzen, welche nur mit
der groͤßten Sorgfalt geordnet werden koͤnnen, zu beſchrei⸗
ben, zeichnen zu laſſen, noͤthigte uns zu einer ſolchen Thaͤ⸗
tigkeit, wenn nicht die Sammlungen zu Grunde gehen ſoll—
ten. Kuhls zu arbeitſamer Geiſt war nicht fuͤr ein Land,
wie Java, wo alles Ruhe fordert. Seine Erholung bes
ſtand bloß in Veraͤnderung der Arbeit. Aus Eifer fuͤr die
Wiſſenſchaften dachte er weder an die brennende Sonne, noch
an ein drohendes Gewitter. So ſehr er auch durch ſtrenge
Sittlichkeit ſeinen Körper ſchonte, fo litt ſolcher auf der ans
deren Seite durch ſeinen zu großen Eifer. Was ich verlies
re, fuͤhlt jeder, dem je ein Freund entriſſen wurde, mit
dem ihn reint Uebereinſtimmung im Denken und Handeln
1 und mit dem ich 5 Jahre lang unzertrennlich
ebte 25.
Auszug eines Briefes vom Profeſſor van
Swinderen in Groͤningen
an einen feiner hieſigen Freunde, der den Vater auf bie
Trauer Nachricht vorbereiten ſollte. (NB. v. Sw, iſt eis
ner der Lehrer des verſtorbenen Kuhl.)
Kuhl erlag unter ſeinem Eifer. Sagen Sie dem
wuͤrdigen Vater meines verlebten wuͤrdigen Freundes, daß
ſelbſt mich der Schmerz niederdruͤcke, und daß ich herzli⸗
chen Theil nehme an ſeiner tiefen Trauer. O es gehen
mit ihm auch ſo viele meiner Ausſichten verloren, auch mir
iſt in ihm die Krone von meinem Haupte gefallen; auch ich
habe in ihm einen meiner beiten Freunde und meinen aller
beſten Lehrling verloren,
Handbuch der Schifffarthskunde.
Zum Gebrauch für Navigationsſchulen, auch zum Selbſtunter⸗
richt angehender Steuerleute. Mit einer voͤllſtaͤndigen Sammlung
ber unentbehrlichſten Seemannstafeln nebſt 15 Kupfer und 2
Seecharten, Verfaßt von der Hamburg. Geſellſchaft zur Berbreie
tung der mathematiſchen Kenntniſſe. Hamburg bey Perthes
L und Beffer 1819, 8. 397 und 227. ;
Dieſes Werk ſcheint uns für Deutſchland nothwendig,
hoͤchſt nuͤtzich, und gründlich und wohlwollend bearbeitet zu
ſeyn; darum führen wir es dem Publicum vor, damit es
auch hier von ſeinem Daſeyn in Kenntniß geſetzt werde.
Den wohluͤberlegten Plan und den Reichthum des Inhalts
findet man in der Vorrede und in der Inhaltsanzeige, wel⸗
che wir hier mittheilen,
Vr re EY
Wenn man den Inbegriff aller Kenntniſſe, welche er⸗
fordert werden, die großen Seen und Weltmeere in den or—
bentlichen gewohnlichen Wegen mit Sicherheit zu befahren,
905
die Seewiſſenſchaft nennen will, fo kann man dieſe füg⸗
lich in zwey Theile: in die Schifffarthskunde und die
Seemannsſchaft abſondern. Jene, welche die Engländer
und Franzoſen Navigation, die Holländer und Deutſchen
meiſtens Steuermannskunſt nennen, iſt es eigentlich,
welche gewoͤhnlich in den Pflanzſchulen für die Schifffahrt
gelehrt wird, und in unferm gegenwaͤrtigen Buche fo vor
getragen iſt, daß ſie, unſerer Meinung nach, Juͤnglinge
von 14 Jahren und daruͤber, wenn ſie auch noch nie auf
der See geweſen, gar wohl begreifen und erlernen koͤnnen.
Die Veranlaſſung zu dieſem Buche gab vorzüglich
der Umſtand, daß die hochverehrliche Oberbehoͤrde der Nas
vigationsſchule zu Hamburg dieſer Lehranſtalt eine verbefs
ſerte Einrichtung zu geben, auch die Deutſche Sprache,
ſtatt der bisherigen Holl indiſchen, in dieſelbe eingeführt zu
ſehen wuͤnſchte. Dazu war denn ein Deutſches Lehrbuch
nothwendig, gründlich und vollſtaͤndig, aber auch fo geord—
net, daß es den Unterricht und die Etlernung der Schiff
fahrtskunde moͤglichſt erleichtern moͤchte. Das beſte Deut-
ſche Buch dieſer Art war bisher, unſeres Erachtens, Röhl's
Steuermannskunſt, zu Greifswalde 1778 gedruckt, ein
Buch, welches wiſſenſchaftliche Methode mit Gruͤndlichkeit
vereiniget, und aus dieſem Grunde zum guten Lehrbuche
allerdings geeignet iſt. Aber es hat zwey weſentliche Maͤn⸗
gel: die Berechnung der Longitude aus Mondesdiſtanzen,
welche zu Rohl's Zeiten noch ſehr unvollkommen war,
hat dieſer Autor ganz weggelaſſen; dann hat er auch bey
weitem nicht Exempel genug, worin Lehrlinge die vorgetra—
genen Regeln practiſch uͤben und eben dadurch Gewißheit
und Fertigkeit im Calcul ſich erwerben koͤnnen. Einige neu:
ere, Bücher über die Steuermannskunſt haben Unvollkom—
menheiten anderer Art, die fie weniger empfehlungswerth
machen, und in keinem ſind die Huͤlfstabellen (Seemanns—
tafeln) ſo vollſtaͤndig und correct mitgetheilt, als Lehrer
und Lehrlinge ſie wuͤnſchen muͤſſen, und als ſie in den
Engliſchen und Holländifhen Lehrbuͤchern dieſer Art ange—
troffen werden. Dieſe Umſtaͤnde, von den reſpectiven Ober—
behoͤrden, wie auch von der Hamburgiſchen Geſellſchaft zur
Beſoͤrderung der Kuͤnſte und nuͤtzlichen Gewerbe (welche letz—
tere ſich ſchon fruͤher fuͤr einen verbeſſerten Unterricht der
Steuerleute hieſelbſt intereſſirt hat) erwogen, ging das all—
gemeine Gutachten dahin, daß ein neues Lehrbuch der
Schifffahrtskunde für die hieſige erneuerte Lehranſtalt und
für Deutſche Seeleute überhaupt, ein wahres Beduͤrfniß
ſey, dem man abzuhelfen ſuchen muͤſſe.
Die Hamburgiſche Geſellſchaft zur Verbreitung mas
thematiſcher Kenntniſſe fand hier einen ihr angenehmen und
dem Zweck ihres Vereins angemeſſenen Ruf, ſich der Ab—
faſſung dieſes Buchs zu unterziehen. Weil indeß den mehr—
ſten unſerer Mitglieder ihre uͤbrigen Berufsgeſchaͤfte es nicht
erlaubten, den erwuͤnſchten Theil an dieſer Arbeit zu über:
nehmen, fo mußte manches, z. B. wiederholte Abſchriften,
Copirung der Zeichnungen und inſonderheit die muͤhſamen
und viele Zeit erfordernden Correcturen der Zahlen-Tabel—
len, auch Anſchaffung einiger Buͤcher ꝛc. für baare Auslagen
geſchehen. Aber auch in dieſem Puncte fanden wir bald ei—
ne bereitwillige und zureichende Aſſiſtenz, welche uns in den
Stand geſetzt hat, nicht nur dieſe baaren Auslagen zu be:
Jſis. 1822. Heft VIII. a
zu werden;
906
ſtreiten, fondern auch ſolche Verabredung mit den Herren
Verlegeen zu treffen, nach welchen der Preiß dieſes Buches
fo ſehr billig ausgefallen, und uͤberdieß uns noch ein Eieis
ner Ueberſchuß geblieben iſt, welcher zum Ankauf einiger
Exemplare für dürftige Schüler verwendet worden. Die
wohlwollenden Gönner, welche durch dieſen gemeinnuͤtzigen
Beytrag die Herausgabe des gegenwärtigen Buchs befördert
haben, haben zugleich gewuͤnſcht, nicht oͤffentlich genannt
indeß hat unſere Geſellſchaft den Belauf des
Geſchenks, nebſt Rechnung wie es verwendet worden, in
ihren Jahrbuͤchern prstocollirt und deſſen hier mit pflicht⸗
vollem Danke zu erwähnen, befchloffen,
Unter ſolchen Umſtaͤnden haben wir denn um ſo mehr
uns beſtmoͤglichſt dahin beſtrebt, die unternommene Arbeit
ſo zu vollenden, daß ſie den Deutſchen Seeleuten zum Nu—
gen und Vergnuͤgen gereichen möchte. Ob dieſer Zweck er:
reicht worden, daruͤber wird man die Belehrung aus dem
Erfolge und dem Urtheile ſachkundiger Maͤnner erwarten
muͤſſen. Hoffentlich wird man bey der Beurtheilung des
Buchs den Umſtand nicht uͤberſehen, daß es vorzuͤglich zum
Gebrauch fir Lehrer und Lehrlinge der Navigation beſtimmt
und eben deshalb weitlaͤuftiger geworden iſt, als es der
ſchon unterrichtete Seemann bedarf, dem allerdings ein kuͤr—
zeres Erinnerungsduch mit einzelnen Regein und Exempeln
genuͤgen mag. Weil er indeß doch die Tafeln nicht entbeh—
ren kann, ſo moͤchte auch das kleinere Buch eben ſo viel
koſten, als dieß groͤßere, in welchem er, was ihm nicht
nutzt, doch auch leicht uͤberſchlagen kann. Auf gleiche Wei—
fe wird der Lehrer in Anfebung ſchon befahrner Matroſen,
welche die Steuermannskunſt lernen, aber nicht viele Seit
barauf verwenden wollen und koͤnnen, verfahren. Sind ſie
im Rechnen und Schreiben geuͤbt, und haben die uͤbrigen
Vorkenntniſſe bereits ex su erlernt, ſo laͤßt ſich überall ſehr viel
abkuͤrzen, und das nothwendigſte allenfalls in einem Wins
ter = Halbenjahre vortragen und erlernen, ſtatt ſonſt
der ordentliche Lehrcurſus wenigſtens ein Jahr und bey min.
der faͤhigen Koͤpfen eine Wiederholung im zweyten Jahre
nothwendig machen wird. Die Zeiten ſind hoffentlich vorbey,
wo man dafuͤr hielt, zur Steuermannskunſt ſey weiter
nichts noͤthig, als Coppelcurſe nach der Strichtafel berech—
nen und Sonnenhoͤhen nehmen zu koͤnnen, welches man in
etwa 3 bis 4 Wochen erlernen koͤnne, und in dieſer Zeit
von irgend einem alten Steuermann wirklich lernte, das
heißt: eigentlich handwerksmaͤßig dazu abgerichtet wurde,
ohne jemals einen ordentlichen Unterricht zu bekommen.
Die Navigation oder Steuermannskunſt allein macht
noch keinen Seemann; es muß nothwendig noch die See—
mannsſchaft hinzukommen. Dieſe begreift alle Kenntniſſe
und Fertigkeiten in ſich, welche zum Commando und Re—
gierung (Manoͤvre) des Schiffs gehören, und der vollendete
Seemann, welcher als Befehlshaber (Commandeur oder
Capitaͤn) ein Schiff uͤber See fuͤhren ſoll, muß mit den
Eigenſchaften des beladenen oder unbeladenen Schiffs, ſeiner
Stabilität, Bewegung u. ſ. w., mit ſeiner Tackellage, mit
den zweckmaͤßigſten Stellungen der Segel, Gebrauch der
Anker und Tauen ꝛc. unter allerley guͤnſtigen und gefährlis
chen Umſtaͤnden, welche auf einer weiten Seereiſe vo kom
men, und überdieg mit den vornehmſten Seerechten und
57*
97 N
Gebräuchen ſeefahrender Nationen bekannt ſeyn. In⸗
deß hat man bey dem Unterrichte zur Bildung der Juͤng⸗
linge fuͤr das Seeweſen, welche alle Seehandlung treibende
Staaten und Städte minder oder mehr nuͤtzlich und noͤthig
erachtet und veranſtaltet haben, bis jetzt auf die eigentliche
Seemannſchaft keine Ruͤckſicht genommen, ſondern darauf
gerechnet, daß dieſe auf der See ſelbſt durch vieljaͤhrige
U:bung konne und muͤſſe erlernt werden. Es kann auch
wohl keinen Zweifel haben, daß Erfahrung und Uebung
hier vieles leiſten koͤnnen; aber manche Erfahrung mag
doch auch allzu theuer oder zu ſpaͤt erworben werden, und
es müßte gewiß eine weſentliche Verbeſſerung der Navigations⸗
ſchulen ſeyn, wenn die Seemansſchaft, ſo weit ſelbige nach
Grundſaͤtzen und Regeln in einem ordentlichen Lehrbuche
kann vorgetragen werden, in dieſen Schulen mit gelehrt
würde. Weil aber eine ſolche Vervollkommnung des Unter⸗
richts einen beſondern Lehrcurſus und ein beſonderes Buch,
vielleicht beynahe fo groß, als das gegenwaͤrtige, erfordern
dürfte: fo wird man es hoffentlich nicht tadeln, daß wir
uns darauf nicht eingelaſſen, ſondern das gegenwaͤrtige
Handduch auf den bisher üblichen Vortrag der Steuer⸗
mannskunſt allein beſchraͤnkt, jedoch bey den Huͤlfswiſſen⸗
ſchaften im erſten Buche eine mögliche Erweiterung des Uns
tertichts in ſo fern beruͤckſichtigt ‚haben, daß der in dieſen
mathematiſchen Vorkenntniſſen hinlaͤnglich geuͤbte Juͤngling
auch den Vortrag der Seemannsſchaft und der dazu erfors
derlichen Huͤlfskenntniſſe aus der Mechanik, Hydroſtatik
und Hydraulik ohne Muͤhe wird begreifen und demſelben
oͤnnen.
en Inhalt des Buchs wird am beſten aus der fol⸗
genden Inhaltsanzeige erkannt; wir achten es aber für bil⸗
lig, hier noch die Autoren zu nennen, deren Schriften (die
auch hin und wieder im Vortrage behoͤrigen Orts erwähnt
ſind) wir benutzt haben. Dieſe ſind, was die mathemati⸗
ſchen, geographiſchen und aſtronemiſchen Vorkenntniſſe be,
trifft, vorzuͤglich Bode, Blügel und J. Tob. Mayer;
in Anſehung der Methode und Ordnung des Lehrvortrages
haben wir Kohl und Bobertſon's claſſiſches Werk, Ele-
ments of Navigation, Ausgabe 1796, zum Muſter ge:
nommen, auch aus letzterem viele Probleme und Erempel
entlehnt. Sonſt haben mir noch die bekannten Buͤcher uͤber
Navigation von Bouguer, Lalande, Mackay, van
Swinden, Floryn, Braubach, Braarens und eini⸗
ger andern, die im Texte benannt ſind, gelegentlich benutzt.
Die mehrſten Exempel haben wir aber aus Srüchtnicht's
Zeemans - Wegwyzer und aus Norie's Epitome of
practical navigation, London 1817 genommen; euch
die Seemanstafeln des letztgenannten Autors durchgehends
correct und vollſtaͤndiger als dey irgend einem andern Autor ge⸗
funden und zum Theil in unſere Sammlung mit aufgenom-
men, oder doch zur Vergleichung und Correctur benutzt.
Sollte Jemand in unſern Tafeln oder auch in den uͤbrigen
Rechnungen und Regeln „ Fehler entdecken, ſo erſuchen wir
um die Gefaͤlligkeit, ſelbige dem hieſigen Lehrer der Navis
gatien, Herrn J. M. Muͤller, gelegentlich bekannt zu
en.
en, im Octob. 1818.
Die Hamburgiſche Geſellſchaft zur
Derbreituug der mathema⸗
tiſchen Venntniſſe.
908
Jan h a FR
Er ſtes Buch.
Die Suͤlfswiſſenſchaften oder die noͤthigen Vor-
kenntniſſe. 8
Erſter Abſchnitt. Arithmetik oder Rechenkunſt. H. 1 — 13.
Erklärung einiger in der Rechenkunſt gebräuchlicher Zei-
chen und Abkuͤrzungen.
Von den vier Rechnungsarten mit Decimalbruͤchen.
Von den pofitiven und negativen Zahlen.
Von den Verhaͤltniſſen und Proportionen.
Von der Regel de Tri.
Von der Quadratwurzel- Rechnung.
Von Progreſſionen, Logarithmen und Potenzen.
Von der Rechnung mit Logarithmen.
Zweyter Abſchnitt. Geometrie. F. 14 — 39.
Einleitung und Erklärungen.
Ebne Geometrie.
Koͤrperliche Geometrie.
Viſiren der Faͤſſer.
Aichen der Schiffe.
Dritter Abſchnitt.
Ebne Trigonometrie.
Berechnung ſchiefwinkliger Dreyecke,
Sphaͤriſche Trigonometrie.
Von den rechtwinklichen Kugeldreyecken.
Von den ſchiefwinkligen Kugeldreyecken.
+
Trigonometrie. §. 40 — 47.
Vierter Abſchnitt. Geographeſche und aſtronomiſche
Vorkenntniſſe. H. 48 — 57.
Geographiſche Erklaͤrungen.
Aſtronomiſche Erklärungen,
Laͤnge des Jahres.
Vom Monde. 7
Firſterne und Planeten.
Berechnung der Neumonde, Fluth und Ebbe.
3weytes Bud.
Die practiſche Schifffahrtskunde, oder die wirkliche
Fuͤhrung des Schiffs auf dem Meer.
Er ſt e r The i l.
Von der gewoͤhnlichen Schiffsrechnung, oder
Beſtimmung des Weges nach Maaß und
Berechnung der Curſe. &
Erſter Abſchnitt. Von den Huͤlfswerkzeugen des Steu⸗
ermanns und deren Gebrauch. H. 58 — 64.
Vem Loth.
Vom Compaß.
Von den Seecharten.
Von der Umwandlung der Curſe.
Vom Log und Minutenglafe.
Von der Abtrift oder dem Leewege.
—
909
Zweyter Abſchnitt. Von dem Segeln nach der Plan:
eharte oder von der Planſchifffarth. §. 65 — 70.
Einleitung.
Berechnung der einfachen Curſe.
Von der Fahrt im Meridian und im Parallel.
Planſchifffahrt nach gekoppelten Curſen.
Schifffahrt in Stroͤmungen.
Von der Logtafel und dem Journal.
Von der Schifffahrt nach verbeſ—
Dritter Abſchnitt.
oder von der runden Schiff⸗
ſerten Grundſaͤtzen,
fahrt. H. 71 - 76.
Von den Fehlern der Plancharte und Eigenſchaften ei
ner guten Seecharte.
Von der Mercatoriſchen Charte.
Aufloͤſung verſchiedener Aufgaben durch Operationen (Paſ—
ſen mittelſt Zirkel und Lineal) auf der runden Charte.
Berechnung der nautiſchen Aufgaben nach den Grund—⸗
fügen der runden Schifffahrt.
ester hei.
Von der Berichtigung der gemeinen Schiffs-
rechnung durch aſtronomiſche Beobach—⸗
tungen.
Von den nautiſch-aſtronomiſchen
Erſter Abſchnitt.
deren Gebrauch und Correctionen.
Werkzeugen,
g. 77.— 83.
Von den Octanten und Sextanten.
Berichtigung der gemeſſenen Hoͤhenwinkel wegen Nei—
gung des Seehorizonts oder Kimmtiefe.
Berichtigung der Hoͤhenwinkel wegen Refraction.
Berichtigung der Hoͤhenwinkel wegen Parallaxe.
Berichtigung der Winkel wegen ſcheinbarer Groͤße der
Halbmeſſer.
Z3weyter Abſchnitt. Beſtimmung der Breite durch
aſtronomiſche Meſſungen. H. 84 — 85.
Aus gemeſſenen Mittagshoͤhen der Sonne die Breite
zu finden.
Aus Sonnenhoͤhen, welche außer dem Mittag gemeſſen,
die Breite zu beſtimmen.
Dritter Abſchnitt. Beſtimmung des Azimuths der
Sonne der wahren Zeit und der Laͤnge durch aſtro⸗
nomiſche Meſſungen. H. 86 — 92.
Beſtimmung des Azimuths. '
Beſtimmung der wahren Zeit auf der See.
Beſtimmung der Laͤnge auf dem Schiffe.
Gebrauch der Seeuhren zur Beſtimmung der Laͤnge.
Vierter Abſchnitt. Von Verbeſſerung der gemeinen
f Schiffsrechnung durch aſtronomiſche Beobachtungen.
ner —
910
Vom Schiffsjournale. Von Fluth und Ebbe,
Meeresſtroͤmen und Winden. 6. 93 — 95.
Verbeſſerung der gemeinen Schiffsrechnung nach Curs
und Log durch Beobachtungen.
Vom Journal auf großen Seereifen,
Von Fluth und Ebbe.
Von den Meeresſtroͤmen und Winden.
Verzeichniß
der dieſem Buche beygefuͤgten Zahlentafeln.
Vorbericht zu den Tafeln (folgt auf Seite 300).
I. Benennung und Groͤße aller Curſe.
II. Logarithmen der Sinus, Tangenten und Secanten, von
½% zu ½¼ Strich des Compaſſes. 8
III. Logarithmen der naturlichen Zahlen.
IV. Logarithmen der Sinus, Tangenten und Secatten.
V. Natuͤrliche Sinus, Tangenten und Secanten.
VI. und VII. Strichtafeln.
VIII. Meridionaltheile oder vergroͤßerte Breite.
IX. Verwandlung der Abweichung in Laͤngenunterſchied
nach Mittelbreite.
X. Amplitude der Sonne.
XI. Refraction oder Strahlenbrechung.
XII. Neigung des Seehorizonts oder Tieſe der Kimm.
XIII. Kimmtiefe nach verſchiedenen Entfernungen.
XIV. Beſchleunigung des Aufgangs und Verzoͤgerung des
Untergangs der Geſtirne durch die Strahlenbrechung.
XV. Verbeſſerung der Strahlenbrechung nach Barometer
und Thermometer.
XVI. Halbmeſſer der Sonne.
XVII. Parallaxe der Sonne.
XVIII. Vergroͤßerung des Mondhalbmeſſers.
XIX. Correction der ſcheinbaren Hoͤhe des Mondes wegen
Refraction und Parallare,
XX. Declination der Sonne.
XXI. Rectaſcenſion und Declination der vornehmſten Kir:
ſterne.
XXII. Die Zeit des Monddurchganges durch einen Meridian
fuͤr jeden andern zu reduciren.
XXIII. Laͤnge in Zeit zu verwandeln und umgekehrt.
XXIV. Die Monddeclination fuͤr jeden Meridian und jede
Zeit zu reduciren.
XXV. Sinus für den Halbmeſſer = 1000, o.
XXVI. Die Breite und wahre Zeit durch beobachtete Sons
nenhoͤhen außer dem Mittage zu finden.
XXVII. Halbe Tagebogen fuͤr den Auf- und Untergang
der Geſtirne.
XXVIII. Rectaſcenſion der Sonne,
911
XXIX. Logarithmiſche Differenz.
XXX. Proportional= Logarithmen.
XXXI. Breite und Länge der merkwuͤrdigſten Secoͤrter.
XXXII. Hafenzeit von verſchiedenen Secoͤrtern.
Anhang. luth- und Ebbe⸗ Beobachtungen zu Breſt
und zu Cuxhaven.
Kupfer ka fe in
Tabula I. — XV.
Zwey Charten am Ende des Buches.
Erſtlich: Die Plancharte von der Vordſee, in wel⸗
cher die Leuchtthuͤrme mit rether Farbe-kennt⸗
lich gemacht ſind. Es ſind aber dieſe Seefeuer
mancher Orten paarweiſe und dann ſo nahe bey
einander, daß ſie auf der Charte nicht gut zu
unterſcheiden ſind. In zweifelhaften Faͤllen kann
man hieruͤber Taf. XXXI. von Latitude und
Longitude nachſehen, woſelbſt jedes Orts die
Leuchtthuͤrme angezeigt ſind.
Jveytens: Die allgemeine Seecharte, in welcher mit
rother Farbe die bepden Haupt Scheidelinien
zwiſchen der oͤſtlichen und weſtlichen Variation
des Compaſſes gezogen ſind. In dieſen Linien
zeigt nehmlich die Magnetnadel genau nach
Norden, oder ihre Abweichung iſt — o; wes⸗
halb die Engländer fie auch lines of no- va-
riation nennen. Sie ſchneiden den Aequator
gegenwaͤrtig in 35° long. W und in 126° long.
O von Greenwich und geben durch einen Blick
zu erkennen, wo die Variation des Compaſſes
oͤſtlich iſt, nehmlich in Weſtindien, Suͤdameri⸗
ka und im ſtillen Meere, und wo ſie weſtlich
iſt, nehmlich in Nordamerika, Europa, im
+ größten Theil des atlandiſchen Meers, um ganz
Afrika herum und im indiſchen Meere. Hier⸗
von gibt es nur einige Ausnahmen in Indien,
an den Kuͤſten von Sumatra und Java, im
Golfo von Bengalen und in der Gegend des
Caps Comarin, wo die Variation oͤſtlich, aber
unerheblich, meiſtens kaum 1“ bis 1 ½“ iſt,
welche Abweichung von beſondern Localitaͤten
herzuruͤhren ſcheint. Die Haupt-Scheidelinie
geht daſelbſt mitten über Neuholland, an deſſen
Weſtkuͤſte die Variation 4° bis 5° W und an
der Oſtkuͤſte 6° bis 9 O if. — Sowohl die
oͤſtliche, als weſtliche Variation nimmt nicht
plotzlich ab und zu, fondern mindert oder mehrt
ſich allmahlig, nachdem man ſich den Scheidelinien
nähert, oder davon weiter entfernt. Die Lage
dieſer Linien veraͤndert ſich jaͤhrlich um einige
Minuten, in Norderbreite etwas mehr als in
der ſuͤdlichen, woſelbſt uͤberhanpt die Variation
weniger veraͤnderlich iſt. So wie die beyden
Scheidungslinien nach den neueſten engliſchen
Charten gezeichnet find, konnen fie für das Jahr
|
912
1800 und bis auf 1e weniger oder mehr, nach
dem kleinen Maaßſtabe unſerer Charte, auch
noch fuͤr 1820 gelten. f
Naturalien⸗Sammlung von Ammann zu
Schafhauſen.
Diefe Sammlung, wozu der verſtorbene Beſitzer ein
halbes Jahrhundert angewendet hat, if jetzt, bis auf die
Conchplien, verkauft. Der Hauptwerth derſelben beſtand in
den Verſteinerungen, worunter ſich Scheichzers homo di-
luvii testis befunden. Man bat Alles nach England ins
brittiſche Muſaͤum wandern laſſen, ohne Zweifel, damit man
im Auslande erfahre, was für ein herrliches Land Deutſch⸗
land iſt, aberreich an verſteinerten Knochen und an Gelehr
ten, mit denen man deshalb, ſelbſt im Ausland, prahlen
kann. Laͤnder, welche ſo begnadigt ſind an Geiſtesgaben
und Verſteinerungen wie die deutſchen, wuͤrden ſehr unrecht
thun, wenn fie dieſelben bey ſich behielten und auf ſoſche
barbariſche Art die ganze Welt verdunkelten. Hinaus alfo
damit, das ſicherſte Mittel, beruͤhmt zu werden!
Indeſſen ift doch noch etwas zu Eaufen übrig, die
Conchylien in ziemlicher Vollſtäͤndigkeit und Schönheit, was
wir als Augenzeuge verſichern koͤnnen. Hier das Verzeichniß:
I. Schnecken.
Argonauta Argo.
Nautilus Pompilius, Beccarii, Raphanus, Ortho-
cera. 8
Conus marmoreus, arachnoideus, imperialis, lit-
teratus, Generalis, Virgo, Capitanens, Miles, Prin-
ceps, Ammiralis summus, Ammiralis Vicarius, Am-
miralis vulgaris, Ammiralis petraeus, Ammiralis in-
diae occid., Senator, genuanus, glaucus, Monachus,
minimus, Rusticuss Mercator, belulinus, ſigulinus,
ebraeus, Stercns Muscarum, varius, Vexillum var,,
Clavus, Nussatellus, Terebellum, granulatus, stria-
tus, textile, aulicus, Spectrum variesatum, bulla-
tus, Tulipa, geographicus, characteristicus, coeru-
lescens, lineatus, Pseudothomas, testudinarius,
Cypraea Exanthema, Mappa, arahica, Argus,
testudinaria, Carneola, Talpa, lurida, fragilis, plum-
bea, Caput Serpentis, mauritiana, Vitellus, Mus,
Tigris, Lynx, Isabella, Onyx, Ziczac, Asellus, cri-
braria, Moneta, Annulus, caurica, erosa, helveola,
ocellata, Pediculus, Nucleus, Staphylaea, Cicercula,
Globulus.
Bulla 'Ovum, verrucosa, gibbosa, Naucum,
aperta, Ampulla, Tignaria, Physis, Ficus, Rapa, vir-
ginea, achatina, Zebra, Vexillum nigritarum, ob-
longa. ; ;
Voluta Auris Midae, Auris Midae distorta, por-
Phyrea, porphyrea var., Utriculus, Oliva var., Oliva
913
var., Oliva var., Oliva var., Oliva var., Oliva var.,
Ispidula, nubila, persicula, persicula punctata, persi-
cula fasciata, Faba, glabella, cancellata, scabricula,
Sanguisuga, caffra, vulpecula, plicaria, cardinalis,
“ episcopalis, papalis, musica, Vespertilio, hebraea,
Turbinellus, ceramica, Pyrum, aethiopica, Cymbium,
Neptuni, indica, Citharoedus.
Buccinum Olarium, Perdix, Pomum, Dolium,
tessellatum, Haustorium, echinophorum, cornutum,
rufum, tuberosum, flammeum, Testiculus, decussa-
tum, Areola, Erinaceus, papillosum, Glans, Arcula-
ria, Harpa, persicum, spiratum, glabratum, unda-
tum, maculatum, subulatum, hecticum, dimidia-
tum, fluviatile d’Espagne, exaratum.
: Strombus Fusus, Pes Pelicani, Chiragra, Scor-
pius, Lambis, lentiginosus, Gallus, Auris Dianae, Pu-
gilis, gibberulus, Oniscus, Lucifer, Epidromis, Cana-
rium, vittatus, succinctus, spinosus, Urceus, poly-
fasciatus.
Murex Haustellum, Tribulus, Tribulus dupli-
catus, Brandaris, Trunculus, ramosus, Scorpio, sa-
xatilis, Erinaceus, Rana, Gyrinus, Lampas, Lotori-
um, pileare, femorale, Pyrum, Rubecula, reticularis,
Anus, Rubecula, Nodus, neritoideus, Mancinella, Mo-
rum majus, Hippocastanum, senticosus, Melongena,
Vespertilio, babylonius, javanus, Colus, Morio, Coch-
lidium, Spirillas, canaliculatus, antiquus, Fritonis,
Pusio, Tulipa, Dolarium, Trapezium, Trapezium var.,
islandicus, candidus, Vertagus, Aluco, fuscatus, gra-
nulatus, marmoreus.
Trochus niloticus, maculatus, perspectivus, Pha-
raonis, Magus, scaber, solaris, Alveare, vernus, stel-
latus, costatus, inaequalis, vestiarius, Tuber, Conu—
Ius, zizyphinus, conchyliophorus, Obeliscus, virga-
tus, caelatus, fenestratus, sinensis, Telescopium.
Turbo neritoides, littoreus, personatus, pethola-
tus, Cochlus, Chrysostomus, Tectum persicum, Calcar,
rugosus, marmoratus, Olearius, Sparverius, Pica, ar-
gyrostomus, margaritaceus, Delphinus, canalicula-
tus, scalaris, Clathrus, Ua, imbricatus, acutangu-
Ius, duplicatus, Terebra, Labio.
Helix Scarabaeus, Carocolla, Cornu militare,
Pomatia, citrina, zonaria, ungulina, perversa, jan-
thina, nemoralis, decollata, stagnalis, auricularia,
haliotoidea, Faux nigra, lucana Mülleri, scalaris
Mülleri. _
Nerita Canrena, glaucina, Vitellus, Mammilla,
fulminea, Stercus Muscarum, cruentata, fluviatilis,
Zebra, polita, Peloronta, Albicilla, Histrio, grossa,
undata, Schmideliana sinistrorsa fossilis.
Haliotis Midae, tuberculata, striata, marmora-
ta, Asinium, parva.
Patella sinensis, Porcellana, fornicata, eacchari-
na, granularis, sranatina, vulgata, lugubris, ulyssi-
ponensis, Uinbe.la, crenata, ferruginea, melanogram-
Isis 1828. Heft VIII.
222
—
914
ma, repanda, monopis, tranquebarica, ungarica,
mammillaris, testudinaria, compressa, graeca, nim-
bosa.
Dentalium elephantinum, aprinum, Entalis, po-
litum, rectum, striatulum.
Serpula Spirillum, Spirorbis, contortuplicata,
lumbricalis, arenaria, anguina, Penis, protensa.
II. Muscheln.
Mya margaritifera, Perna, Vulsella.
Solen Vagina, Siliqua, Ensis, Legumen, radia-
tus, strigilatus, coarctatus, striatus.
Tellina Lingua Felis, virgata, Gari, frasilis,
multangula, albida, laevigata, radiata, rostrata,
Spengleri, opalina, Remies, reticulata, scobinata,
carnaria.
Cardium costatum, Cardissa, Hemicardium,
medium, aculeatum, tuberculatum, Isocardia, Fra-
gum, Unedo, muricatum, magnum, edule, ringens,
aeolicum, oblongum, latum.
Mactra plicataria, striatula, Stultorum, solida,
maculata, violacea, glauca.
Donax Scortum, rugosa, Trunculus, cuncata,
scripta. 5
Venus Dione, Paphia, Marica, Dysera, verru-
cosa, cancellata, Erycina, Chione, maculata, Mere-
trix, castrensis, Meroe, deflorata, fimbriata, reticu-
lata, plicata, rugosa, Corbicula, textile, corrugata,
ponderosa, tigerina, pensylvanica, punctata, sinua—
ta, pectinata, scripta, cincta, concentrica, juvenilis,
litterata, litterata nebulosa, geographica, rotundata,
decussata, virginea, angulata, mendicaria, mercato-
ria, orbicularis, purpurea, triangularis.
Spondylus Gaedaropus, Pes asininus, spinosus,
sinensis, croceus, variegatus, albus, foliaceus, squa-
mosus, aculeatus, Pictorum, plicatus.
Chama Cor, Gigas, Hippopus, calyculata, La-
zarus, grypheides, Arcinella, macerophylla.
Arca Noae, antiquata, senilis, granosa, decus-
sata, aequilatera, undata, Pectunculus, Glycimeris,
pilosa, Nucleus, rhomboidea.
Ostrea maxima, jacobaea, Ziczac, Pleuronectes,
magellanica, japonica, Radula, Plica, Pallium, nodosa,
Pes Felis, pellucens, sanguinea, varia, Pusio, glabra,
opercularis, gibba, histrionica, islandica, citrina,
tranquebarica, fasciata, Lima, glacialis, Ephippium,
Malleus, Volsella, edulis.
Anomia Ephippium, Cepa, electrina, frun-
cata, Caput Serpentis, Placenta, Sella, vitrea,
dorsata.
58
915
Mytilus Crista galli, Frons, margaritiferus, bi-
locularis, exustus, edulis, ungulatus, bidens, Mo-
diolus, Hirundo, afer.
Pinna rudlis, nobilis, rotundata, vitrea.
Chiton fascicularis, squamosus, marmoreus, ce-
rasinus.
Lepas balanoides, Tintinnabulum,
testudinaria, anatifera, spinosa, Pollicipes.
Diadema,
Pholas Dactylus, costata, pusilla, crispata.
Beſchreibung und Pruͤfung der Toberſchen
Maſchinen fuͤr Chirurgie, Krankenpflege und
Hippoiatrie,
} von J. U. Krombholz
Profeſſor.
Prag bey Calve 1821. 4. 58. 2 Taf. in Fol.
Wir halten dieſe Beſchreibung und Abbildung verſchie—
dener Maſchinen wichtig fuͤr die leidende Menſchheit, und
machen darauf aufmertſam, daß fie beſonders in Kranken—
bäufern und Lehranſtalten eingeführt zu werden verdienten.
Die Maſchinen ſind:
1) Maſchine zur Einrichtung des verrenkten Oberſchen⸗
kels S. k.
2) Maſchine zur Einrichtung des verrenkten Oberarms.
S. 9.
3) Krankenheber. S. 17.
4) Anderer Krankenheber. S. 21.
4) Mechaniſches Bette zur Aufrichtung des Rumpfes.
S. 28.
6) Kranken ⸗Transportſeſſel. S. {
7) Das Feld⸗Spital⸗Bett. S.!
8) Operationsſtuhl für Augenkranke. S. 39.
9) Maſchine zur Einrichtung des Schenkelbeinbruchs und
. der Knieverrenkung bey Kindern. S. 41.
10) Maſchine zu demſelben Zweck bey Erwachſenen. S. 42.
11) Aufzug⸗Maſchine zum bequemern und ſicheren Be⸗
ſchlagen widerſpenſtiger Pferde.
Den Beſchluß macht die ausführliche Erklarung der
Abb. Die 6 erſten Maſchinen find abgebildet. Man muß
befonders der Calv. Buchhandlung das Zeugniß geben, daß
fie zur Beförderung der nützlichen Wiſſenſchaften immer
willig die Hand dietet, obſchon ſie, wie man wohl denken
kann, nicht immer ſelbſt Nutzen davon zieht.
*
2 = 96
Anzeige einer vom Herrn Profeſſor Dupuytren
zu Paris erfundenen und mit dem gluͤcklichſten
Erfolg ausgefuͤhrten Operationsweiſe der Hei⸗
lung des Anus artificialis, nebſt
Bemerkungen
von F. Keiſinger.
Augsburg bey Wolff 1817. S. 68. 1 Kupfertafel.
Der Pfr. erzählt hier 3 Geſchichten von Kranken, an
welchen Dupuytren im Hotel- dieu die Operation mit
ſeinem neu erfundenen Inſtrument, das hier abgebildet iſt,
gemacht hat. Da dieſer Gegenſtand fuͤr die leidende Menſch⸗
heit ſehr wichtig, die Operationsmethode ſehr ſinnreich, und
das neue Inſtrument hier abgebildet iſt, ſo duͤrfen wir mit
Recht das aͤrztliche Publicum auf dieſe Schrift verweiſen.
Antiquariſcher Kreuzzug.
Ich kam nach Cleve, und wollte daſelbſt die Samme
lung merkwuͤrdiger Altaͤtre, Denkſteine u. ſ. w. aus der ro
miſchen Zeit ſehen: Serr Sofrath Dorow hatte fie
bereits ins Nuſaͤum nach Bonn abgeführt!
Ich kam nach Xanten, und wollte des Herrn Dames
Altertbuͤmer ſehen: Herr Dorow hatte fie für das
Muſaͤum gekauft und nach Bonn gebracht!
In Aachen wollte ich die aus dem Innebach gezognen
roͤmiſchen Bildwerke betrachten: Herr Dorow hatte die⸗
ſelben nach Bonn geſendet! un
In Eſſew freute ich mich des Salzfactors Schuͤfers
Alterthuͤmer zu ſehen! An Herrn Dorow waren fie
geſendet und dem Muſaͤum in Bonn geſchenkt!
In dem Staͤdtchen Moeurs übernachtete ich. Des
andern Morgens werde ich zu Herrn Hoffart geführt, um
einen römiſchen Marmor mit erhaben gearbeiteten Figuren
zu ſehen. — „Ach, wie ſehr bedaure ich, denſelben nicht
mehr zeigen zu koͤnnen, Herr Dorow hat ihn erhalten.“
Um mich doch etwas ſehen zu laſſen, begleitete mich
Herr Hoffart zum Kaufmann Wintgens, um eine hoͤchſt
intereffante Inſchrift zu leſen, welche aus dem Z3ojaͤhrigen
Kriege in deſſen Mauer eingemauert ward. — Die Inſchrift
war fort — nach Bonn zum Geſchenk geſendet.
Meine Sehnſucht nach Bonn ward immer größer.
Bis Herfel war ich gekommen, als mir des Jeſuiten
Harzheim Tractat über die roͤmiſche Steinſchrift daſelbſt
einſiel. Nirgend konnte ich den Stein finden; endlich hieß
es: — Herr Sofrath Dorow bat denſelben aus der
Mauer brechen und nach Bonn führen laſſen.
Dieſe Facta verglich ich mit den pomphaften Ankuͤndi⸗
gungen, mit dem großen Geſchtey, welches Über das Alters
thumsmuſaͤum in Bonn gemacht worden iſt, und ich geſte⸗
he es, meine Erwartung war nicht geringe,
In Bonn gegen Abend angekemmen, eile ich nach
dem Romerplatze, um die vortreffliche Ara zu ſehen. Welch
— nd
917 / —
eine Zerſtörung vor meinen Augen! Wo blieb dieß Denk⸗
mahle frage ich. — Herr Dorow hat es ins Muſaͤum
fahren laͤſſen. a
Nun wahrlich, dieſer Mann verdient den Altar der
Victoria, da er ſiegreich allen Orten die Alterthuͤmer ge—
nommen, in das koͤnigliche Muſaͤum abgefuͤhrt und ſicher
aufgeſtellt hat.
Ehrfurchtsvoll wandle ich noch bey Mondenlichte an
dem Locale des Muſaͤums (im Schloß) vorbev, bewundere
deſſen Groͤße; feſt verſchloſſen ſind ſchon die Laden, keine
Spalte befriedigt meine Neugierde. „Wie froh koͤnnen
die Provinzen ſeyn, die willig ihre Alterthumsſchätze herge—
ben. — Wie ſicher, wie trefflich werden fie aufbewahrt.“
So dachte ich und ging nach Hauſe. Auf dem Wirtheti⸗
ſche lag, von einem Fremden zurück gelaſſen, die preußiſche
Staatszeitung. — Beym Durchleſen finde ich, daß auch die
merkwuͤrdige Peruͤcke des Jupiters aus Bronze in dem Mu⸗
ſaͤum aufbewahrt wird. — Welch ein aͤrndtereicher Tag der
mergende! Ein herslicher Morgen verkuͤndet einen noch
ſchoͤnern Tag! Mit den erſten Sonnenſtrahlen ſuche ich
das Freye und ſtreife in Bonns lieblicher Umgegend, bis
ich endlich gegen 8 Uhr bey dem Schloſſe, am Locale der
Alterthuͤmer anlange. Hammern hoͤr' ich, fügen, ſchreyen,
fluchen; und gutmuͤthig denke ich bey mir ſelbſt, es iſt
doch nicht wahr, daß Herr Dorow ſpaͤt zu Bette gehen und
noch fpäter aufſtehen fol, Mit ehrfurchtsvoller Scheu oͤff—
ne ich das große Thor, und finde ein Aus- und Abbrechen
von Geruͤſten, Poſtamenten u. dgl.
„Um Verzeihung, frage ich hoͤflich an,
das Alterthumsmuſaͤum?“
„Nein, erklingt es, hier kommen die Gypsabguͤſſe
hin, und alles wird abgebrochen, was Herr Dorow hat
bauen laſſen, gerade weil er es, kein Gelehrter — weil es
nicht zu brauchen iſt.“
„Wo ſind denn die Alterthuͤmer aufgeſtellt.“
„Das wiſſen wir nicht.“
Mit ſtets wachſender Neugierde eile ich zur Wohnung
des Herrn Hofrath Dorow. Ich frage, und konnte ihn
wirklich ſchon ſprechen, obgleich es erſt kaum 8 Uhr war.
Auf der Stiege begegnete mir ein Mann, der brum—
mend ſagte: Wozu ſind die Alterthuͤmer da, wenn man
ſie nicht ſehen kann? — Er brummte dieß hollaͤndiſch. —
Alſo ein abgewieſener Alterthumsfreund. Ich klopfe an.
Herr Dorow, noch im Nachteleide, war ſehr artig,
machte verbindliche Redensarten auf meine verbindlichen
Complimente, welche endlich zu dem brillanten Reſultate
führten, daß auch ich brummend zur Treppe herunter ging:
„Wozu werden die Alterthuͤmer geſammelt, wenn man ſie
nicht ſehen kann.“
Später erfuhr ich, daß wirklich viel Kunſtſchaͤtze ver:
handen ſeyn foliten, jedoch noch nicht aufgeſtellt, und daß
ſogar nicht daran gedacht wird, dieſelben aufzuſtellen.
Von Herrn Dorow ſelbſt konnte ich Über das Muſaͤ⸗
um keinem Aufſchluß erhalten, indem die Zeit mit alleinigen
Complimenten und Artigkeiten hinging, worin es dieſer
Mann zu einer hohen Vollkommenheit gebracht hat.
iſt hier nicht
| 918
Diefe Rüge ſchließe ich, ſo wie gewiß auch jeder
durchreiſenbde Fremde, und jeder junge Mann, der die hieſi⸗
ge Univerſitaͤt beſucht, um feine Kenntniſſe und feinen Ges
ſchmack zu erweitern, mit der Frage:
Iſt das Muſaͤum vaterlaͤndiſcher Alterthuͤmer in Bonn
worüber feit 1820 fo viel Lärm gemacht iſt, und wohin To
viele Einwohner diefer Provinzen Geſchenke gefendet haben
ein koͤnigliches oͤffentliches Inſtitut? oder: i
Iſt es Privatinſtitut des Herrn Dorow, der das Se—
hen derſelben nach Gutbefinden gewaͤhren oder verweigern
darf? oder:
Iſt es Gemaͤchlichkeit des Heren
daß man dieſe, doch eigentlich dem Lande
gar nicht zu ſehen bekommt?
Die abweiſenden Artigkeiten und Reden des Herrn
Hofrath ſind zwar ſehr ſchmeichelhaft und lehrreich, jedoch,
aufrichtig geſtanden, das Betrachten der Alterthuͤmer wuͤrde
erfreulicher und noch lehrreicher ſeyn.
Hofrath Dorow,
gehoͤrigen Schaͤtze
—
3
Metodo per ristaurare e rendere leggibili i
caratteri degli seritti diventati sbiadati
per leta.
Talvolta l’inchiostro d’uno scritto diventato
molto vecchio é reso cosi sbiadato dal tempo, che
non!& pilı lesgibile, il che segue per la dispersione e
perdita della materia conciante e dell' acido gallico
contenuto nel!’ inchiostro, ed allora rimane sola-
mente sulla carta un’ ossido di ferro eiallo o bru-
no. II colore originario dei caratteri scritti Puö es-
sere ristaurato o piuttosto un nuovo corpo di colore può
essere dato allo scritto col pennellar!o sopra con dili-
genza, primieramente con una soluzione di Prussia-
to di potassa, e quindi con dell’ acido muriatico
diluito, e piuttosto vice versa, primieramente coll'
acido, e quindi colla soluzione di prussiato di potassa.
Spiegazione. — L’acido solve P’ossido del fer-
ro dell’ inchiostro sbiadato, ed il prussiato di po-
tassa lo precipita di nuovo con un colore azzurro, ed
in tale modo viene ad essere ristaurato lo scritto,
Se la pennellatura vi sara posta sulle lettere tosto
che esse diventavano visibili, la loro forma ne ver-
ra ritenuta distintamente. Il pennellare sulle let-
tere con un' infusione di noci di galla o con una
tintura di galla ristaura pure Parneramento no ad
un certo grado, ma non cosi speditamente, nè cosi
compitamente come il prussiato di potassa.
Die Hauptbeſtandtheile der Tinte ſind bekanntlich ei⸗
ne Aufloͤſung des grünen (Eifen-) Vitriols und ein geſaͤttig⸗
ter Gallaͤpfel⸗-Auszug. Aus der Verbindung beyder erzeugt
ſich das gallusſaure Eiſenoxpdul, welches der Tinte die
ſchwarze Farbe gikt. War aber bey Bereitung der Tinte
zu viel Eiſenvitriol angewendet worden, ſo wird die Schrift
mit der Zeit gelb und roſtig, indem das überſchuͤſſige Ei-
ſenoxydul durch Einfluß der atmopfhaͤriſchen Luft zerfetzt
9:9
wird und in Eiſenoxyd übergeht. Dieſes Eiſenoxyd nun,
welches die Schrift alter Handſchtiften unleſerlich macht,
löſt ſich in mäßig verdunnter Salzfäure auf, fällt aber bey
Zuſatz einer Auflöfung des Blutlaugenſalzes mit blauer Far⸗
be nieder. Will man nun von dieſer Eigenſchaft des ſalz⸗
ſauren Eifenorydes bey alten Handſchriften Gebrauch ma—
chen, ſo muß man nothwendig mit der moͤglichſten Vor⸗
ſicht die einzelnen Buchſtaben vermittelſt eines Pinſels mit
verdünnter Salzſaͤure uͤberſtreichen, fo oft, bis man bey:
laͤufig die Aufloͤſung des Eiſens durch die Säure bemerkt.
Dann überfährt man mit einem zweyten in die Auflöfung
des Blutlaugenſalzes getauchten Pinſel die Schrift. Wollte
man ganze Stellen mit Säure uͤberſtreichen, fo koͤnnte es
leicht geſchehen, daß ſich die ſalzſaure Eifenauflöfung weiter,
als auf die Ausdehnung der Buchſtaben erſtreckte, wodurch
bey Zubringen des Blutlaugenſalzes blaue Flecken, nicht
blaue Buchſtaben entſtuͤnden. In jedem Falle bleibt es ein
etwas mißliches Mittel, da in vielen Faͤllen die Buchſtaben
ſo unleſerlich geworden ſind, daß man nicht weiß, wohin
man mit dem Pinſel die Saͤure bringen ſoll; auch wirkt
dieſe beo der groͤßten Vorſicht gewiß mit der Zeit nachtheilig
auf Pergament und beſonders auf Papier,
Vom Obermain.
Eine ſtille Gaͤhrung herrſcht gegenwaͤrtig in den alt⸗
proteſtantiſchen Ländern Baierns, wie fie vielleicht feit den
unglüdlihen Zeiten der Religionsunruhen nicht vorhanden
war, und wie ſie in einer Zeit, wo Stillſtand des Handels
und Stockung in den Gewerben, immer ſichtbarer werdende
Geldnoth und immer mehr verſchwindende Hoffnung zum
baldigen Beſſerwerden, die Gemuͤther ohnedem bereits mit
Beſorgniſſen erfüllt und zum Unmuth aufregt, den ſtillen
Beobachter in der That nicht ohne Bedauren und bange Be⸗
denklichkeit laßt. Es iſt mit einemmal die Rede in den
Kreis⸗Intelligenz⸗Blaͤttern von Einführung ſ. g. Presbyte⸗
rien in den ſaͤmmtlichen proteſtantiſchen Kirchengemeinden,
und es ſoll darüber berathen werden, auf welche Art fie
einzuführen ſeyen. Erſtlich weiß nun der gemeine Mann
zu gut, wie es bey dergleichen allgemeinen Berathungen
herzugehen pflegt, und fuͤrs andere fragt ſich Mann gegen
Mann: was denn ſo ein Presbyterium fuͤr ein Ding ſey
und zu was es dienen ſolle? Denn in den beyden alten
Fuͤrſtenthuͤmern Ansbach und Bayreuth hat feit der Refor⸗
mation an ein dergleichen Ding nicht beſtanden. Natürlich
fehlt es nun nicht an Auslegern ohne Beruf, an Leuten,
dey welchen die Einbildungskraft die Kenntniß erſetzt, und
hauptſaͤchlich nicht an ſolchen, welche für ihr zeitheriges hoͤchſtes
Gut, ihre Gewiſſensfreyheit und innere Familienruhe Ein—
griffe fuͤrchten. Der eine will in den f. g. Presbyterien zwar
eine Beſchraͤnkung der Geiſtlichen finden, eine Art von
Coneilien, an deren Beſchluͤſſe die Lehre gebunden werden
fol — aber mit Recht wendet man dieſem ein: ob denn
das von den Geiſtlichen bisher gelehrte Chriſtenthum das
rechte nicht geweſen ſey? warum man denn die Geiſtlichen
beſchränken wolle, und in was? und ob denn die „Tiefen⸗
bacher, die Schneider, Schuſter und Handſchuhmacher“ die
rechten Richter in Religiens-Concilten ſetzen? 2. — Ein an:
deter erblickt darin einen geheimen Plan zu Einführung eis
—
920
ner Art proteſtantiſcher Hierarchie — und unglücklicher
Weiſe gewinnt dieſe, die Gemuͤther hauptſächlich erbittern⸗
de Vermuthung, reelle Beſtaͤtigung in der Unklugheit, wos
mit einige herrſchſuͤchtige Dekane in der Nachbarſchaft fi
uͤber den Zweck der Presbyterien ausgeſprochen und in
Schriften herausgelaſſen und in dem thoͤrigten Stolze, wos
mit fie nicht nur auf der Stelle ſ. g. Presbyter aus eige⸗
ner Macht den Gemeinden aufzudringen, ſondern ſogar
heimliche geiſtliche Gerichte mit einem großen und kleinen
Kirchenbann einzuführen und in Wirkſamkeit zu fegen ver⸗
ſucht haben. Ein dritter will ein kirchliches Sittenrichter⸗
amt durch die Presbpter eingeführt ſehen, welches, wenn
es auch nicht den lutheriſchen Pfarrherten ſelbſt als Erſatz
fuͤr die Ohrenbeichte, doch wenigſtens ihren Frauen als Un⸗
terhaltung über die Neuigkeiten in den einzelnen Familien
bey einer Schaale Kaffe dienen wuͤrde, und dieſe waͤren
vielleicht gar geneigt, die ganze an ſich wahrlich! ernſtliche
Sache von Seite des Witzes und Scherzes aufzufaſſen, indem
fie ſichere Nachricht über den erſten Urfprung der neuen Idee
zu haben vorgeben, wenn nicht gerade die gedruckte öffent
liche Proteſtation der Kreisbauptſtadt Ansbach gegen die
Einführung der Presbyterien, welche die Unterſchriften der
angeſehenſten Staatsdiener und Buͤrger enthaͤlt und bereits
in zahlloſen Exemplaren von Dorf zu Dorf geht, die ganze
Sache von dieſer Seite aufgriffe, und in einem Lichte be⸗
leuchtete, wie gewiß kein rechtlicher Mann, dem die Ruhe
ſeines Herzens und der Friede feines Hauſes werth ift, je
ſeine Zuſtimmung dazu ertheilen wird. Sorgen bereits
Vorſchriften der Polizey fuͤr allgemeine Zucht und Sitte,
für Kirchen- und Schulbeſuch, wachen bereits die polizeyli⸗
chen, die buͤrgtrlichen und peinlichen Geſetze gegen offenbare
Sittenloſigkeit und Unzucht, wer wird ſich gegen den Buch⸗
ſtaben der Conſtitution ſeinem ordentlichen Richter entziehen
laſſen, um ſich und ſeine Familie den Spionerien und
Chikanen eines geiſtlichen Inquiſitions-Gerichts und feiner
Schergen taͤglich heimlich und oͤffentlicher Weiſe Preiß zu
geben, und ob es dahin kommen ſoll? daruͤber frage man
die Dekane B. zu A., St. zu G. und Sch. zu W., und
die Herren N. zu *** Spricht man alſo ſchon im Anfan⸗
ge, wohin ſoll das Ende führen? und ſprechen alſo die ges
bildeten Geiſtlichen in den Staͤdten, was werden ſich erſt
die ungebildeten, die Dorfpaͤbſte, gegen ihre armen Bauern
erlauben und herausnehmen? — Fort mit den f. g. Pres-
byterien! um jeden Preiß fort damit! wenn die Gewiſſens⸗
ruhe und der häusliche Friede von vielleicht 200,000 Fami⸗
lien, welche in dem ungeſtoͤrten Genuſſe ihrer haͤuslichen
und Kamilienrechte unter den Sorgen und Bängniſſen einer
ſchweren Zeit, disher noch ihren beſten Schutz fuͤr die Ru⸗
he ihrer Gemuͤther fanden, dadurch zum Spielballe der Lau⸗
ne und Gunſt weniger herrſchſuͤchtiger und meiſtergeſchaͤfti⸗
ger Menſchen mit oder ohne weite Formel gemacht werden
ſoll oder kann. Was hierin nur möglich iſt, wird auch
bald gewiß werden, dafuͤr buͤrgt die zu allen Zeiten ſicht⸗
bar und fuͤhlbar gebliebene geiſtliche Herrſch- und Habſucht.
Mit einem Sitten und Glaubensgerichte fing die ſpa⸗
niſche Inquiſition an, und haben wer auch keine Kerker,
Torturen und Scheiterhaufen mehr zu fuͤrchten, ſo koͤnnen
und werden uns doch die Plackereyen und Lauſchereyen, Oh—
renblaͤſereven und Angebereven der neuen Sittenrichter zu
einer Tortur werden, welche zu tauſendfachen Reibungen,
ger
.
Händen und Feindſchaften Tag für Tag Thur und Thor
offnet. — Was fagen denn aber die Kluͤgeren, Ruhigen
dazu? Erſtlich wiſſen dieſe beſtimmt, daß der ganze
Vorſchlag zu Presbyterien nicht von dem bochherzigen Kö⸗
nige und ſeinem liberalen Miniſterium ausgegangen iſt,
fondern ein reines Product allzugroßer geiſtlicher Geſchaͤfts⸗
muße und kalviniſcher Präponderanz über lutheriſche Indif—
ferenz genannt werden muß, und haben ſchon darum keine
Achtung vor einem ihnen fremden, ihren Rechtsbegriffen
von Öffentlich garantirter perſoneller Gewiſſensfreyeit ſtracks
zuwiderlaufenden Inſtitute, welches ihnen noch dazu mit
Verlaͤugnung aller Achtung vor Ehrlichkeit und Offenheit
„recht eigentlich an den Hals geſchmuggelt werden will. Sie
wiſſen aus der Hauptſtadt, daß daſelbſt mit Verletzung als
ler Form Rechtens und mit Umgehung aller freyen Wahl
der proteſtantiſchen Gemeinde von dem Conſiſtorium, wel⸗
chem die Sache noch dazu gar nichts angehet, ein Presby⸗
teriat aufgedrungen worden iſt, daß dieſes lediglich nichts
zu thun hat und als Stelle oder Behoͤrde von Niemand
beachtet wird, fie wiſſen und fühlen, daß die Presbyteri⸗
en auch in den uͤbrigen Gemeinden lediglich nichts zu thun
haben wurden, wo bereits die Armenpflege als weltliche
Sache der Polizey und Gemeinde-Vorſteher behandelt wird,
wo die Verwaltung des wenigen Kirchenvermoͤgens keiner
neuen Behoͤrde bedarf, wo die Kirchenfabrik bereits ihre ge-
ſetzlich angewieſenen Wege hat, und bepde keine neuen Ver⸗
zoͤgerungen und Hinderniſſe, ſondern Gelkzufluͤſſe brauchen,
die die Presbyterien ſchwerlich mitbringen dürften, ſie be>
greifen alſo nicht, wenn es nicht offenbar auf Hemmung
jedes Vorſchreitens in der Religionserkenntniß und auf Auf:
pafjerey in dem Innern der Familien abgeſehen iſt, was
dieſe Dinger nuͤtzen ſollten, da ſich ſonſt kein Wirkungskreis
dafuͤr vernuͤnftigerweiſe denken laͤßt? — und mit Recht
machen ſie den Schluß, daß es von den Urhebern des Vor—
ſchlags entweder Mangel an Geſchaͤftskenntniß, oder an
Ehrlichkeit verraͤth, wenn fie von den Gemeinden einzeln
vorerſt im Allgemeinen die unbedingte Zuſtimmung zur An⸗
nahme von Presbyterien fordern und dennoch nicht einmal
dabey ſagen, was denn ein Presbyterium fen? zu was es
dienen ſoll? welche ſeine Verbindlichkeiten, Rechte und Be⸗
fugniſſe, und welche die Verdindlichkeiten und Verpflichtun⸗
gen der Geiſtlichen und der Gemeindeglieder ſeyen? — ja
noch mehr! wenn die Mittheilung der Presbyterial- Inſtruc⸗
tion den darum Nachſuchenden geradezu verweigert wird,
wie bereits wirklich geſchehen iſt. Weicher vernünftige Mann
wird ſich blindlings auf Verpflichtungen einlaſſen, die er
weder dem Namen, noch dem Umfange nach kennt, beſon⸗
ders wenn es ſich dabey von Familienrechten und Gewiſ—
ſensfrepheit, den beyden hoͤchſten Intereſſen des friedlichen
Buͤrgers, handelt, und verletzt es nicht oͤffentlich alle Form
des Rechts und der Billigkeit, wenn man Anforderungen
ſolcher Art auf Verpflichtung fuͤr ewige Zeiten zu machen
wagt? Wuͤrden fie unkluget Weiſe auch hie und da von
ihrer Rechte unkundigen Gemeinden eingegangen, ſo koͤnnen
fie nicht einmal zu Recht beſtehen, und alle für einen muͤß⸗
ten ſich dagegen ſträuben, fo rechtswidrig umſtrickt worden
zu ſeyn. Iſt etwas Gutes an der neuen Einrichtung, ſo
rede man offen, klar, deutlich und ehrlich, und vorher, ehe
man darüber ſich verpflichten fol — das übrige wird ſich
alsdann zeigen. So reden die Ruhigeren und Beſon⸗
Zſis. 1822. Heft VIII.
922
neren, und fuͤrwabr! Dieſe haben Rechte und hegen das
gute Vertrauen zu ihrer weiſen, liberalen Regietung, daß
ſie für jetzt und kuͤnftig bey ren conſtitutiensmäßigen Ge⸗
wiſſens⸗ und Familienrechten gegen jede uͤberfluͤſſige neue
Form und gegen alle der bisherigen, mehr als goojährie
gen ununterbrochenen Uebung und daraus erwachſenen
Rechtsgeſtaͤndigkeit zuwiderlaufenden, ganz unnuͤtzen und in
ihren Folgen hoͤchſt gefaͤhrlichen Beſchraͤnkung werden ges
ſchuͤtzt werden.
Eine gallertartige, aus der Luft gefallene
Materie.
(Aus dem Edimb. Journal.)
Den 13. Aug. 1819 ſah man zwiſchen 8 und 9 Übe
Abends zu Amherſt in Maſſachuſſets eine Kugel wie
eine aufgeblaſene Blaſe, mit lebhaftem, weißem Licht. Dieß
Meteor fiel neben einem Haufe nieder und ward vom aͤlte⸗
ſten Profeſſor der Chemie am Collegio zu Darmouth
Hrn. Rufus Graves unterſucht. Sie war wie eine
Schuͤſſel von 8 Zoll Durchmeſſer und ungefaͤhr 1 Zoll dick,
die Farbe wie Buͤffelhaut, auf der Dberflähe bemerkte
man einen ſehr feinen Flaum, wie bey feinen Tüchern.
Nach Hinwegnehmung dieſer Decke blieb eine breyaztige
Subſtanz, wie weiche Seife, mit erſtickendem, ekelerregen⸗
dem Geruch. Nachdem fie einige Minuten an der Luft ge⸗
weſen, verwandelte ſich die urſpruͤngliche Farbe, und wurde
wie Venenblut. Die Materie zog die Feuchtigkeit aus der Luft
ſo ſchnell an ſich, daß ein Stuͤck davon, in einem Glas,
fluͤſſig wurde, und Farde und Conſiſtenz der gewoͤhnlichen
Staͤrke annahm; nach 3 Tagen war alles, was in dem
Glaſe war, voͤllig verdunſtet, und am Boden blieb nur we⸗
nig aſchfarbiges Pulver zuruͤck, ohne Geruch und Geſchmack.
Weder ſchwache noch concentrirte Salpeter- und Salzſaͤuren
wirkten im Geringſten auf die Subftanz dieſes Meteers,
allein durch concentrirte Schwefelſaͤure ward fie faſt gaͤnzlich
und mit lebhafter Erhitzung, mit Gas-Entbindung verbun⸗
den, aufgeloͤſt.
(Note des Redacteurs der Ann. de Chimie.)
Zur volligen Richtigkeit der vorſtehenden Erzählung
fehlt der Beweis, daß dieſe brepaͤhnliche Subſtanz wirklich
aus der Luft herabfiel; dieß hätte muͤſſen durch Zeugen dies
ſer Begebenheit umſtaͤndlich dargethan werden. Doch dem
ſey wie ihm wolle, ich habe bey dieſer Gelegenheit Cblad—
ni's Verzeichniß der herabgefallenen weichen, trock—
nen oder feuchten Subſtanzen, wovon die Geſchicht—
ſchreiber reden, nachgeſchlagen, und folgende Beyſpiele ſchei⸗
nen mir mit dem von Hrn. Rufus Graves beſchriebenen
Phaͤnomen einige Aehnlichkeit zu haben.
Gegen die Mitte des gten Jahrhunderts fielen Ma⸗
terien herab wie geronnenes Blut.
1416 fiel zu Luzern eine Maſſe wie geronnenes Blut.
1548 d. 6. Novbr. fiel in Thüringen eine Feuerkugel
mit großem Getoͤſe; dieſe Kugel beſtand aus einer roͤthli⸗
chen Subſtanz wie geronnenes Blut,
587
*
923
1718 den 24. Maͤrz fiel auf der Inſel Lethey in In⸗
dien eine Feuerkugel von gallettartiger Materie.
1796 den sten März fiel in der Lauſitz eine Feuerku⸗
gel von klebriger Materie. Ich habe davon noch ein Stuͤck,
(Chladni ſpricht hier immer) von Farbe und Geruch wie ein
SEN ſehr eingetrockneter Firniß. (Ann. de Chimie
1822.
Obige Materie laͤßt aus Form und Verhalten ver⸗
muthen, daß es eine Qualle geweſen.
Barometriſche Meſſungen
—
von S. Navier.
Wenn man die Veränderung der Schweren in vertt⸗
caler Richtung außer Acht läßt, ſo hat man zu Berech-
nung der Höhen nach barometriſchen Beobachtungen folgen⸗
de Formel:
II
Z = A (ı + 0,02.v) (Logar. = + 0,00007825 .u),
)
wobey 2 die Differenz des geſuchten Niveaus bezeichnet;
A einen numeriſchen Coefficienten gleich 18395m für die
mittlere Parallele, die, nach einem bekannten Geſetze, mit
der Breite abwechſelt; v die Summe der Lufte Temperatur
ren in beyden Stationen; H, h die beobachteten Barome⸗
terhoͤhen auf der unteren und der oberen Station; u die
Temperatur des Barometers auf der oberen Station nach
Abzug der der unteren. Die Zahl 0,00007825 it das
Product der cubiſchen Ausdehnang 880 des Queckſiltbers
durch Vergleichung von 0,454295 in den loßarithmiſchen
Tabellen mit den hyperbol. Logarthmen.
Merkt man auf die Ausdehnungen der Scale, auf
welcher die Höhen II, h beobachtet werden, fo muß man
bekanntlich die lineariſche Ausdehnung des Körpers, auf
welchem die Scale gezeichnet iſt, zu der cubiſchen Ausdeh⸗
nung hinzurechnen. Bedient man ſich nun der bekaunten
Reſultate, ſo findet man, daß für die Sealen auf Glas
oder Holz der Factor von u wird 0,00008505, und für
die auf Kupfer O, O08 641. Dieſe Correction darf nicht
vergeſſen werden.
Es gibt Tabellen, wo der Logarithmus von A fuͤr
jede Breite angegeben iſt, auch kann man im voraus die
Producte des Coefficienten von en durch die natürlichen Zads
ſen 1 bis 9 auffinden. Hiedurch erſcheint die Berechnung
von 2 durch die vorſtehende Formel eben fo ſchnell als bey
Anwendung der vielen Tabellen, die zur Erleichterung dies
ſer Arbeit gemacht worden ſind.
Wenn der Werth eines Reſaltats auf dieſe Art mit
Hülfe einer Formel von mehreren Elementen, die die Be⸗
obachtung gegeben hat, deducirt wird, ſo iſt ein Verſehen
dabey möglich, je nach den einzelnen, bey jedem dieſer Ele
mente vorgefsllenen Irrungen. Es iſt ſehr wichtig, den
Einfluß zu kennen, den ein bey irgend einem Elemente bee
gangenes Verſehen auf das Reſultat hat. Man kann ſo
den Grad det Annäherung, den das Reſultat erreichen kann,
x
— 924
beurtleilen, und uͤberdieß weiß wan, bey welchen Ele⸗
menten man beſonders mehrere Getaulgkeit zu erhalten ſu⸗
chen muß.
Wir wollen eine Function annehmen U, von mehre⸗
ren Varlabeln x,y u. ſ. w. Stiege der Werth von x um
eine Kleinigkeit Ax, fo weiß man durch die Differenzials
rechnung, daß die entſprechende Steigerung von U feyn
würde ungefähr
d U 1
—— A X
d * 5
Folglich wenn wir Ax,A y, als kleine bey den Elemen⸗
ten x. y u. ſ. w. vorgefallene Verſehen anſehen, fo wers
den die entſprechenden Irrungen, welche daraus für die
Function U entſtehen, ſeyn:
d U R d U 5
X, — etc.
dx 1 u
und bie entſprechenden relativen Verſehen, d. h. die Ver⸗
hältniſſe der Irrungen zu dem Werth der Function:
d U
—— JM etc.
d y 5
ae 1
— — Ka
NER "U
Das ganze relative Verſehen für U wird alſo ſeyn:
1 ( dU A d U 5
— X — v etc.
U dx dx, * )
Dey Anwendung dieſer Prinzipe auf die vorhergehen⸗
de Formel findet man, 1) daß das Verſehen A v bey der
Summe der Lufttemperaturen einer Irrung in Beziehung
auf Z entſpricht, die gleich iſt n
O 002
N
1 + 0,002.v
2) daß denen Verſehen BH, Ahl über die Baromeker⸗
Höhen relative Irrungen entiprechen, gleich 5
Ah
C
Log. 1. + 0,00007825,u H 10g. 1 +4 0,00007825.u .
wo N die Zahl , 434295 darſtellt;
3) daß dem Verſehen Au über die Differenz der Ba⸗
rometer-Temperaturen die relative Irrung
o, 06007825
—, Au,
H :
Log. = + 0,00007825.u
entſpricht. 5
Von dieſen Reſultaten zieht man nun folgende allges
meine Folgerungen ab:
*
1) Der Einfluß der Verſehen uͤber die Temperatur der
Luft iſt unabhängig von der zu meſſenden Hoͤhe.
Dieſer Einfluß iſt fo groß, daß eine Irruns von 1
Grad bey der Summe dieſer Temperaturen allemal
flaſt "oo Verſehen über die geſuchte Niveau, Diffe⸗
renz gibt. ö i
925
2) Barometer Beobachtangen erfordern deſto mehr Sorg—
falt, je niedriger ſie ſind. Die bey ſolchen Beobach—
ungen vorfallenden Verſehen wirken in entgegenge⸗
ſetzter Richtung auf das Reſultat. Ihr Einfluß haͤngt
faſt gaͤnzlich von der zu meſſenden Hoͤhe ab. Waͤre
dieſe Hoe ſehr klein und folglich die barometriſchen
Säulen faſt gleich, fo würde dieſer Einfluß ſehr groß
ſeyn. = s
5) Die Beobachtung der Barometer Temperaturen dufert
auch auf das Reſultat einen deſto groͤßeren Einfluß, je un—
betruͤchtlicher die Hoͤhe iſt, und die davon, ſo wie die von
den Barometer» Beobachtungen abhaͤngenden Irrungen
neigen ſich zum Unendlichen, wenn der verticale Abs
ſtand der Stationen Null wird.
Die vorſtehenden Formeln geben uͤberdieß in jedem bes
ſonderen Salleäden genauen Werth der Irrungen, welchen
von jedem einzelnen der beobachteten Elemente abhaͤngt.
Um eine Anwendung davon zu machen, ſuche man,
bis zu welchem Approximationsgrade man die Meſſung ſehr
kleiner Hohen zu bringen hoffen darf, vorausgeſetzt, daß
die Beobachtung unter den guͤnſtigſten Umſtaͤnden angeſtellt
wird, und wenn man gleich nicht mit Beſtimmtheit das
minimum der möglichen Beobachtungsverſehen angeben
kann, jo wird es dech nicht ohne Nutzen ſeyn, das Reſul—
tat einiger Hypotheſen hierüber zu kennen. Man nehme
alſo an, das Verſehen bey der Höhe des Queckſitbers im
Barometer ſey ½ Millimeter, und bey der Differenz u
der Barometer Temperaturen 2%; nicht daß gerade fo ein
Verſehen bey Barsmeter-Beobachtungen begangen werden
koͤnnte, ſondern well man bey den gewohnlichen Baronıes
tern ſelten ſicher iſt, daß ihre Thermometer die wahre Tem—
peratur des Queckſilßers und der Scale angeben. Man
nehme weiter an, es waͤre die Frage von einer Beobach—
tung, wo die Höhen der reſpect. Barometer reſpect. ſind
om, 76 und om, 735; was einer Niveau- Differenz von
etwas mehr als om entſpricht. Wenn man nun, um ein—
facher zu verfahren, beym Nenner der vorſtehenden Formeln
den Ausdruck „00007825 u wegläft, wodurch die VBars—
meter» Temperaturen als ſehr wenig verſchieden angenommen
werden, fo findet man für das relat. Verſthen, das aus
der Beobachtung des unteren Barometers entſteht, o, 00996;
für das des oberen Barometers, 0,01004, und für das
aus dem über die Differenz der Barsweter- Temperaturen
entſtehende, wobey die Scale als kupfern angenommen
wird, 0,06027. ; =
Was die Summe v der Lufttemperaturen betrifft, fo
laßt ſich das dabey mögliche Verſehen ſchwerlich beſtimmen,
indem es faſt ganz von Localitäͤten abhangt. Die wahre
Temperatur einer Luftſchicht von x oder 2 Grad ungefähr
ſcheint ſchwer zu finden zu ſeyn. Nimmt man nun das
Verſehen bey v auf 29 an, fo wäre das ſich daraus erge—
bende relat. Verſehen, in Anſehung des Reſultates, 0,004.
Nimmt man nun alle dieſe geſchaͤtzten Verſehen zu⸗
ſammen, fo entſteht ein Totalverſehen von O, 0845; fo daß
man in dem Reſultate auf ½ irren würde, d. h. unge⸗
faͤhr funfzig. Diet iſt nach den vorhergehenden Hypothe—
fen das größtmögliche Verſehen. Hierbey iſt zu bemerken, daß
926
faſt 7, dieſes Verſehens von der Ungewißheit bey der @chäs
kung der Barometer: Temperatur entſteht. Wäre dieſe
Temperatur genau bekannt, fo reducirte ſich das groͤßt⸗
mögliche Verſehen auf / Aus dieſen Reſultaten ſieht
man nun, daß bey Meſſung kleiner Hoͤhen ſich auch von
Anwendung der Barometer Nutzen erwarten läßt, daß man
aber nothwendig Vorkehrungen treffen muß, um die Tem⸗
peratur des Queckſilbers und der Scale mit Sicherheit zu
erfahren (Ann. de Ch. 1822).
Wirkung des Kupfers auf Pflanzen.
Hr. Philips erzählt (Annals of Philosophy), er
habe zufällig Kupfer⸗Oryd und Aufloͤſungen deſſelben Me⸗
talls an die Wurzel einer jungen Pappel verſchuͤttet, wor—
auf der Baum binnen kurzer Zeit zu kraͤnkeln ſchien. Die
Blaͤtter an den unteren Zweigen vertrockneten zuerſt, bald
aber griff das Uebel auch die oberſten Zweige an. Phil⸗
lips ſchnitt nun einen Zweig von dieſer Pappel ab, und
bemerkte, daß die Meſſerklinge gerade ſo breit wie der
Zweig, mit Kupfer uͤberzogen war, und es iſt daher nicht
zu bezweifeln, daß das Kupfer eingeſogen ward und daß
hieraus allein ſich der Tod des Baumes erklären läßt (Ann.
de Chim. Janvier 1822).
Paralyſe wird durch einen Donnerſchlag
geheilt.
Seit Bratzenſtein zuerſt die Eleftricität bey Krank
heiten anwandte (1744), iſt über dieſen Gegenſtand ſehr viel
geſchrieben worden. Nach Einigen hat ſie Paralyſe, He⸗
miplegie, Starrkrampf, Taubheit und mehrere Arten von
Blindheit gehoben; Andere hingegen verwerfen ihre Wir⸗
kung gaͤnzlich. Die Sache verdiente vielleicht eine neue Un⸗
terſuchung. Die ganz entgegengeſetzten Reſultate, welche
die glaubwuͤrdigſten Aerzte erhalten haben, entſtehen wahr—
ſcheinlich von der verſchiedenen Behandlungsart; denn Ei—
nige haben den Kranken nur bloß ifolirt mit dem Leiter der
Maſchine in Verbindung geſetzt, Andere haben das elektri⸗
ſche Fluidum in die leidenden Theile mittelſt ſtaͤrkerer oder
ſchwaͤcherer Schläge zu leiten geſucht. Wir wollen indeſſen
hier eine Thatſache anführen, die wir eben in einem ame:
rikan. Jeurnale gefunden haben.
Hr. Samuel Leffers, aus der Grafſchaft Carteret in
Nord Carolina, war von einem paralytiſchen Uebel befallen,
das ſich im Geſichte und hauptſaͤchlich in den Augen feſtge⸗
fest hatte. Während er im Zimmer auf und ab gieng, warf
ein Donnerſchlag ihn bewußtlos hin; nach 20 Minuten kam
er wieder zu ſich, doch konnte er erſt am folgenden Tage
ſeine Beine voͤllig wieder gebrauchen; er fand ſich nun voͤl⸗
lig hergeſtellt, und ſchrieb an einen Freund dieſe Begeben⸗
heit umſtaͤndlich, ohne die Brille zu gebrauchen ſeitdem be⸗
kam er auch keine paralyt. Zufaͤlle wieder. Indeſſen glaubt
Hr. L., daß derſelbe Schlag, der fein Geſicht wieder her—
ſtellte, ſeinem Gehoͤre etwas nachtheilig geweſen ſey.
Dieſer Artikel iſt vom Hru. Prof. der Chemie (Olmo⸗
tedt), am Collegio in Sud: Carolina (Ann. de Chim. Jan-
vier 1822).
%
927
Congrev'ſche Raketen, zum Wallfiſchfang.
Die Rakete ſteckt in einer hohlen Roͤhre oder Chlin⸗
der, 7 bis 8 Fuß lang und ungefaͤhr 3 Fuß im Durch⸗
ſchnitt. Sie bewegt ſich frey in der Roͤhre, die wie eine
Piſtole gehalten wird. Das Ende, welches in den Leib des
Thieres hineindeingen ſoll, hat eine Stahlſpitze, und etwas
entfernt von dieſer iſt eine Kugel von gegoſſenem Eiſen, die
wie eine Haubitze zerplatzt; darauf folgt der Satz, wodurch
die Rakete wie eine ſ. g. eömifche Kerze fortbewegt wird.
Der Schuͤtze, welcher ſie wirft, kann zielen wie mit einer
Flinte; ſie haͤlt eine ſo richtige Schußlinie, daß auf 30
bis 40 Klafter das Thier leicht da getroffen wird, wohin
man gezielt hat. Die Rakete faͤhrt majeſtätiſch aus ihrer
Röhre, ziemlich langſam, daß man allenfalls (was jedoch
nicht verſucht worden iſt) eine daran gebundene Leine koͤnnte
nachſchießen laſſen. Bald aber erhält fie eine außerordentli⸗
che Schnelligkeit, und wenn ſie das Thier ſenkrecht trifft,
dringt ſie 5—6 Fuß tief ein, platzt, und ſcheint anfangs
das Thier getödtet zu haben, es wird betaͤubt, ſtarr, zit
tert, erholt ſich wieder, aber kann ſich nur ſchwach weh⸗
ren. Die Erplofion erfolgt ſelbſt unter dem Waſſer, und
beweiſt, daß das Feuer dieſer Raketen nicht im Waſſer ver⸗
loͤſcht.
Man koͤnnte vielleicht befuͤrchten, daß das Thier, das
in wenig Augenblicken ſtirbt, auf den Grund ginge und ſo
verloren wäre; allein dieß geſchieht nicht.
Eine ſolche Rakete koſtet 10 Schilling engl.
Polar-Nebel.
Die in den Sommermonaten ſo hartnäckigen Nebel
in den Polar⸗Meeren find den Wallfiſchjaͤgern aͤußerſt nach⸗
928
theilig. Im vorigen Jahr (1821) 3 B fand Hr. Scores⸗
by an der grönländifchen Kü. vom ıten Jutius bis zum
21ten Auguſt nur 3 heitere Tage. Dieſer Nebel hat das
Sonderbare, daß er nicht viel uͤber 150 — 200 Fuß Höhe
hat. Weiter hinauf ſcheint die Sonne ganz helle, während
man über dem Waſſer auf einige Schritte weit nichts ſieht.
Woher entſtehen aber dieſe ſo haͤufigen Duͤnſte? Hr. Sco⸗
tesbn hat am 23. July 1821 Beobachtungen gemacht, wel⸗
che zur Beantwortung dieſer Frage beyzutragen feinen,
Er erzählt nehmlich, daß er in den Polarmeeren bes
ftändig bey heiterem Himmel oben auf einem Maſt von
100 Fuß, die Temperatur der Luft 1° bis 1% 7 foograͤdig
niedriger als auf dem Verdeck ſeines Schiffs gefunden habe.
Da er aber am 23. Jule 1T Uhr V. M. bey ſehr dickem
Nebel dieſes Experiment wiederholte, erhielt er folgende Re⸗
ſultate:
Die Temperatur oben auf dem Maſt, 100 = über
der Meeresflaͤche war + 1° , 7 1oogt,
In der Höhe des Verdecks + 19, 0
Auf der Waſſerflaͤche + 1% K
Temperatur des Waſſers + 1, x
Alſo ſteigt beym Nebel die Temperatur,
höher binauffommt, da man bey heiterm Himmel
gerade das Gegentheil bemerkt. Wollte man aber hierin
die Erklaͤrung jener Erſcheinung ſuchen, ſo haͤtte man, wie
ich glaube, dieſen nach oben fortſchreitenden Gang der Tem⸗
8 ſchon beobachten muͤſſen, ehe der Nebel ſich bildete.
Hr. ©. ſagt deutlich, daß am 23ten July über dem Ne⸗
bel die Sonne ſtark ſchien; die oberen Schichten mußten alfa
durch ihre Strahlen erwärmt werden, während dieſe Strahs
len die unteren Schichten nur ſehr ſchwach treffen konnten.
wenn man
IX.
Ideen zu
einer Theorie
des Schickſals
von J. J. Wagner.
Wie verlautet, fo ſind Poefie und Philoſophie dem
Inhalte nach ganzlich Eins, und differiren bloß wie die
zwey Gefichter des Janus, nehmlich in Richtung und Xiter,
Das jugendliche objectiv ſchauende Geſicht iſt die Poeſie,
und das in ſich ſelbſt hineinſchauende Geſicht mit dem ehr—
wuͤrdigen Barte iſt die Wiſſenſchaft, deren Weltanſicht in
Einem tiefen Bewußtſeyn klar geſtaltend zuſammenlaͤuft,
indeß die Poeſie ihre Weltanſicht in Momente zerſchlaͤgt,
die ſie zu einem ſinnlichen Leben ausgebiert. Wie aber die
zwey Geſichter des Janus nur Einem Kopfe gehoͤren, alſo
gehoͤren Wiſſenſchaft und Poeſie auch dem Einen Geiſte.
Die Poeſie hat in ihrer Art die Weltanſchauung aus—
zuſprechen manche Ideen ergriffen, von welchen die Philo—
fophie über anderer Beſchaͤftigung zu reden vergeffen hat,
und hinwiederum hat die Wiſſenſchaft ſich mit manchen Ide—
en vertraut gemacht, von welchen die Poeſie noch nicht No—
tiz genommen. So iſt die Idee des Schickſals die ei—
gentliche Seele des Drama, aber die Philoſophie hat noch
keine Conſtruction derſelben verſucht, und die neuere Philo—
ſophie hat ſo vieles vom Staate geredet, von welchem die
Poeſie gaͤnzlich geſchwiegen hat, ein paar Epigramme von
Gothe ausgenommen, welche der Leſer dieſes in Schil—
lers Muſenalmanache von 1796 nachleſen mag. Ueber das
eigene Schickſal hat Herder in den Horen einen Aufſatz
gegeben, der aber ſelbſt kein eigenes Schickſal verdient hat.
Was ich hier uͤber die Schickſalsidee geben will, ſind
nur Grundzüge, um zu zeigen, wie die Conſtruction dieſer
Idee zu einer beſondern Wiſſenſchaft durchgefuhrt werden
kann, welche fur dramatiſche, erzaͤhlende und epiſche Poeſie,
ſo wie für Weltgeſchichte Organon wird. Anfaͤnge dazu ha⸗
be ich ſchon gegeben in meiner Theodicee (Bamberg und
Wuͤrzburg bey Soͤbhardt 1809. 8.), wo der letzte Dialog
folgende Ideen behandelt: „Geſchichte iſt Buch des Schick—
ſals. Voͤlkergeſchichte ein Drama, und der Geſichtspunct
Herodots für die Geſchichtſchreibung der tragiſche. Schick—
ſalslinie iß Parabel. Providenz iſt Schauen des Schickſals,
und durch fie wird die Parabel des Schickſals zur Ellipſe,
Biographie ſoll den Mann und das Schickſal im Bunde
darſtellen. Das Weib hat kein Schickſal, nur der Mann.
Sie, 1828. Heft IX.
Ein Volk ſtirbt an ſeinen großen Maͤnnern. Des Mannes
Schickſal gruͤndet in den Urformen der Individualitaͤt und
denen der Zeit.“ — Alle dieſe Ideen ſind aber dort der ei—
nen Idee vom Urſprunge des Uebels, als dem Thema des
Buches, untergeordnet.
Nach ſeiner hoͤchſten Idee iſt das Schickſal die Evo-
lution des Univerſums, welche als Nothwendigkeit im blin—
den Seyn herrſchend Fatum, aus dem freien Schauen des
Weltgeiſtes aber hervorgehend Providenz heißt, daher denn
auch das Fatum nie sehne Providenz, alſo kein blindes
Fatum, und hinwiederum die Providenz nie ohne Nothwen⸗
digkeit, alfo nie willkuͤhrlich, if. Der Grieche, der
nach feiner Vermenſchlichung der Götter ihnen Willkuͤhr ges
ben mußte, ſah ſich eben darum genoͤthigt, damit ſie nicht
als Goͤtter haltungslos wuͤrden, ſie unter das Fatum zu
ſtellen. Uebrigens hat dieſe Evolution, die von der einen
Seite angeſehen als unwiderſtehliche Macht, von der an⸗
deten aber als unergruͤndliche Weisheit erſcheint, die Zeit—
form und in ihr die ſtrengſte Geſetzmaͤßigkeit, durch welche
letztere ſie eben auch wiſſenſchaftlich conſtruirbar wird, wenn
gleich das vollſtaͤndige Durchſchauen ihres Wirkens nur dem
Geiſte moͤglich iſt, dem alle Bedingungen einer uneinges
ſchraͤnkten Erkenntniß gegeben find, Der endliche Geiſt
kann aber im allgemeinen das Geſetz des Schickſals, und
fuͤr manche Faͤlle auch ſeine Anwendung begreifen.
In ſo ferne die Gottheit den Plan ihrer Welt nach
dieſer Form entwickelt, die wir Schickſal nennen, in fo fer—
ne hat das Schickſal auch keinen Kampf in ſich und iſt nur
Harmonie und ewiger Frieden, und ſein Geſetz iſt gar kein
anderes als das Geſetz des Lebens ſelbſt, nehmlich: die
Einheit aufzuſchließen, daß fie zur Vielheit werde,
und in ieh Vielheit die Einheit als Allheit wie⸗
derherzuſtellen. So verliert fin der Punct in die Viel
heit der Linien (Richtungen), bis er ſich im Sechsecke wie⸗
der ſammelt und im Kreiſe wiederfindet; oder auch bricht
ſich auf dieſe Art die Eins in Zahlen, bis ſie ſich in der
Viere wieder ſammelt und als Null wiederfindet.
Man faſſe aber nun dieſes hoͤchſte Geſetz des Lebens
im arithmetiſchen oder geometriſchen Ausdrucke, fo muß die
39
931
Einheit durch dieſe ihr eigene Geſchichte, die ſich an jedem
Leben der Sphaͤren, Pflanzen, Thiere und Menſchen, auch
der Ideen ſelber wiederholt, in die Form des Gegenſatzes
eingehen, die ſich arithmetiſch durch das Gerade und Unge—
rade, geometriſch aber durch das Gerade und Krumme,
finntich lebendig durch das Zeitliche und Raͤumliche, und in
Höchfler Abſtraction als Form und Weſen, Ideales und Re—
ales, Intelligenz und Subſtanz ausdruͤckt. Dieſer Gegen—
ſatz, der zugleich auch Grund alles Geſchlechtsunterſchiedes
iſt, bringt in das Beſtehende Formen, die ſich als nega—
tiv und poſitiv beſchraͤnken und bekaͤmpfen, und in das
Werdende den Wechſel, der die Pole umkebrt, fe daß das
Warme erkaltend endet u. ſ. w. Von dieſer Seite aus
betrachtet erſcheint dann der Friede Gottes, welchen er
über feine Welt ausgegoſſen hat, geſtoͤrt, und das Schick⸗
ſal erſcheint als ewiger Kampf des All mit ſich ſelbſt in al:
len ſeinen Kraͤften, ſo daß folgende Geſetze gelten:
a. alles iſt nur relativ und findet gewiß ſeine Schranke;
b. jeder Zuſtand wechſelt mit ſeinem entgegengeſetzten.
Nimmt man nun zu dieſer aus dem Gegenſatze ent—
wickelten Anſicht noch die vorhin ausgeſprochene hoͤhere hin—
zu, fo ergeben ſich noch folgende Geſetze:
a. was den Gegenſatz noch nicht an ſich erfahren hat,
muß in ihn hinein, entweder daß es ſich ſelbſt in
Gegenſaͤtze aufſchließt, oder Glied eines Gegenſatzes
wird;
b. aller entſtandene Gegenſatz muß ſich in einer Neutra—
litaͤt ausgleichen.
Die unendlich vielfache Anwendung dieſer beyden Ge:
ſetze auf Mann und Weib, Licht und Farbe, Krieg und
Frieden u. ſ. w. will ich dem Leſer nicht wegnehmen, viel—
mehr will ich zu neuen Geſetzen uͤbergehen, die noch inter—
eſſantere Anwendung geſtatten, indem ſie jeden da packen,
wo es doch die meiſten juckt, nehmlich am Gemuͤthe.
Wo die Geſchichte alles Lebens, welche wir oben in
ſo beſtimmter Formel ausgeſprochen haben, ſich vollſtaͤndig
darſtellt, da iſt im großen Ganzen ein kleines Ganze, eine
Individualitaͤt, ein Mikrokosmus oder Ebenbild der Gott:
heit gegeben. Da bricht denn auch in dem beſchraͤnkten
Kreiſe wie in dem großen eine vom Centrum ausgehende
Macht handelnd durch, welche nur Fatum wäre, und dem
Fatum in dem großen Kreiſe angehoͤrte, wenn nicht auch
eine Providenz von innen ſich dazu geſellte, d. h. wenn
nicht der ſchauende Geiſt die Handlung zu einer freyen
machte, die aber auch nicht Willkuͤhr werden darf, ſondern
dem Geſetze der allgemeinen Providenz gehorchen muß.
Solche Mikrokosmuſſe ſtehen nun in der Welt da nicht et⸗
wa u dloß als Glieder eines Gegenſatzes und Zweige eines
Baumes, ſondern ſie ſind: ö
a. autonomiſch, indem das goͤttliche Geſetz in ihnen
fih als ihr eigenes wiederholt, fie alſo keinem frem⸗
den Geſetze unterliegen; -
b. frey, indem von ihrem Innern ein Wirken ausgeht,
welches von ihrem Geiſte nicht nur begriffen, ſondern
ſelbſt entworfen kein blindes Wirken iſt,
932
Durch dieſe Stellung gegen das Ganze erhalten denn
dieſe Ebenbilder der Gottheit eigenes Gebiet des Wirken
in Ausführung eigner Ideen von Wiſſenſchaft, Aua, 5
Staat u. ſ. w.; ihr Daſeyn aber, in fo ferne es mit dem
einer Sphäre zuſammenhängt und in Zeit und Raum ein
kleineres iſt als das Daſeyn der Sphäre, tritt unter fol⸗
gende Schickſalsgeſetze: a
a. die Sphäre hat eine planmaͤßige Geſammtentwickelung,
an welcher auch die Menſchheit Theil nimmt;
b. die Menſchheit in Nationen dividirt hat in der Ge:
ſchichte Zeiten. a
Dieſes letztere Geſetz beſtimmt zunaͤchſt das Schick⸗
ſal der Individuen, indem dieſe uͤberall ihre Nation und
Zeit ausdrucken, wobey ihre hoͤchſte Glorie darin beſteht,
daß fie dabey moͤglichſt viel allgemein Menſchliches in fi
tragen. Zugleich iſt klar, daß jedem Menſchen daran gele⸗⸗
gen ſeyn muͤſſe, feine Zeit zu erkennen, weil er ſich felbes
nur in dieſer ganz erkennen kann. s
Von hier aus geht nun die Schickſalstheorie ganz
in's Individuelle, und hier waͤre zu wuͤnſchen, daß recht
viele und treffliche Selbſtbiographieen vorhanden waͤren, die
man als Erempelbücher benutzen koͤnnte. Inzwiſchen, wenn
auch dieß nicht iſt, ſo kann die Wiſſenſchaft ſchon fuͤr ſich
ſelbſt und mit Huͤlfe der Weltgeſchichte vieles leiſten, was
ich vielleicht in einer Fortſetzung dieſer Anſichten zeigen werde,
Wuͤrzburg, im Junius 1822.
Was heißt Metaphyſik?
„Als die Maccabaͤlſche Mutter zu ihrem letzten und
juͤngſten Kinde ſprach: „„Mein Sohn, erbarme dich
meiner, und ſtirb!““ als dieſe Heldin auf die Leichen
ihrer unuͤberwundenen Soͤhne blickte und die muͤtterliche
Liebe den Letztlebenden um Mitleid anſprach, und in feinee
Standhaftigkeit allein den Troſt des Erbarmens fand, ſtand
ſie auf der hoͤchſten Stufe menſchlicher Groͤße. „„Mein
Sohn, erbarme dich meiner, und ſtirb!““ Dieſer Sieg des
Weibes über das Mutterherz war der Triumph des Glau⸗
bens an einen Gott, den ihr nicht die Metaphyſik kund
gemacht hat.“
„Der metaphyſiſche Gott war noch nie der Gott,
der ſich dem Herzen offenbart, es beſeligt, indem er es heit
ligt: der Gott, der uns in Drang und Noth gegenwartig
iſt, in der reinen Liebe, im Wahrheitsgefuͤhle, und als
Freund dem Menſchen am naͤchſten,
ſteht von allem Lieben und Werthen.“
„Die Philoſophie iſt die Wiſſenſchaft des dem
menſchlichen Geiſte und in ihm Gegebenen. Sie bringt
das Verborgene zu Tage, und entfaltet das Nothwendige
von feiner unweſentlichen Hülle. Die nothwendigen Wahr⸗
heiten liegen immer dem Bewußtſeyn am naͤchſten. Zu
dem, was nur durch die Mühe der Abſtraction heraus⸗
gebracht ward, und vor der Abſtraction der Menſchheit
wenn dieſer verlaſſen
rr 2
933 8
theuer und allgemein * geglaubt ward, muß ein kuͤrzerer
Weg führen. S. „Zerſtreute Aufiäße‘ (od. a. Vermiſch⸗
te Siheiften, 3. B.) von J. Neeb, : S. 286.
So ſcheiden ſich hier Philoſophie und Metaphy—
ſik! Letztere iſt Abſtraction oder Speculation als ſolche,
und folglich ein Formales: das Logiſche, nur geſteigert,
und ſo im Lichte des Ungemeinen, ſelbſt mit dem Scheine
des Hohen und Tiefen hervorglaͤnzend — in früherer Zeit.
Dieſe Beſtimmung der Schule war der Ariſtoteliſchen Ver—
ſtandesanſicht (die in ihrer Ausbildung Intellectualismus
heißen mag) nachgebildet. Und fo wie bekanntlich Ariſto⸗
teles der Schule durch Jahrhunderte hin ſich bemeiſtert
hatte; ſo ward naturlich dieſe Anſſcht von der Metaphy—
fik und dem Metaphyſiſchen herrſchend, — wenigſtens
vorherrſchend im Ganzen. Daher dringt ſelbige noch öfters
vor. Selbſt der Ton des Tadels auf der anderen Seite
(eine naturliche Folge! verraͤth dieſelbe. Oder wohin deu:
tet der ſpaͤtere Tadel, welcher die ſogenannte Metaphyſik
fuͤr „kalte Abſtraction, leere Speculation“ (Formalismus)
u. ſ. w. erklärte, eben darum aber ein ganz Anderes, der
Sache nach, uͤber dieſelbe ſtellte? Eine tiefere, den Gegen—
ſtand oder die Sache treffende Beſtimmung, welche von
Plato vorbereitet ward, und bey Ariſtoteles nicht ganz
verdrängt iſt, hat ſich in der neueren Zeit auf deutſchem
Boden weiter entwickelt. So ſtimmte in der Leipz. Lit.
Zeit. ſchon vor einigen Jahren ein Recenſent ſeinem Autor
ganz bey, indem dieſer die Metaphyſik fuͤr „die Lehre
von dem Ueberſinnlichen“ erklaͤrte. Wem aber dieſes
Wort myſtiſch klingt, oder dieſe Erklärung „nach Myſtik
und Myſticismus riecht;“ der gebe uns (wenn er nicht
mit dem Materialiſten auf Einer Bank ſitzen will) für die
Sache, an der uns zuvoͤrderſt allein gelegen iſt, ein ande:
res Wort, und frage ſich, ob wohl z. B. das Sittli⸗
che oder Moraliſche, im Uaterſchiede vom Sinnlichen,
kein Ueberſinnliches ſeys — „Meinen unvergeßlichen
Collegen Fufeland (den berühmten Juriſten, der zu Halle
geſtorben) fragte ich einmal: Iſt das Recht, von der bloßen
Macht oder phyſiſchen Staͤrke wohl unterſchieden, kein
Ueberphyſiſches (Ueberſinnliches)? „„Gewiß!““ Und iſt
das Ueberphyſiſche nicht metaphyſiſch? „„Allerdings!““
Aber ſo iſt denn eben die (reine) Rechtslehre ein Zweig
der Metaphyſik! — Er ſtimmte ganz bey.“ 3 Philoſo—
phie und Metaphyſik ſind demnach der Sache nach Eins:
und wo dieſelbe iſt, da fehlet dann auch uͤberall nicht der
logiſche, und mithin, mehr oder weniger, ſpeculative Kopf.
Mehr oder weniger! Denn wofern die Philoſophie und
die achte höhere Bildung der Menſchheit durch ein inneres
Band mit einander verknüpft ſind; ſo kann offenbar auch
in Abſicht der Form unter allen wahrhaft Gebildeten nur
ein Gradunterſchied ſeyn, wie groß man auch letzteren
zugleich in Bezug auf ſolche Denker, die man etwa „Phi—
loſophen vom Fache“ nennt, aͤußern mag. Dieſe Grund—
1 Nehmlich von allen Guten oder Würdigen!
2 Gutsbeſiger und Mitglied der Ständeverfammlung im Groß
herzanthume Heſſen, — vormals Profeſſor der Philoſo—
ſophte an der (alten) Univerfirät zu Bonn,
Aus J. Salats Religiensphiloſephte, 2te Aufl, S, 688,
634
anſicht ſteht entgegen I. einem ſtolzen, hochmüthigen Schul—
geiſte, welcher „die eigentliche () Philoſophie“ wie ein
Privilegium, wie ein Privatgut einiger Auserwaͤhlten dar—
ſtellt, und II. einem kalten, verachtenden Weltgeiſte, wel—
cher die Philoſophie als „metaphyſiſche (2) Gruͤbeley oder
leere Speculgtion“ abweiſet. + Noch mag hierbey uͤber die,
nicht ganz angefuͤhrte, intereſſante Mittheilung von Hufe—
land Etwas bemerkt werden. Nach dem Schluſſe, daß ſo⸗
nach die Rechtslehre feibft YTetapbyfik ° ſey, verſetzte er:
„Ja, wenn Sie es fo nehmen wollen!“ Wollen?
Das klingt naiv, nach jenem bereits Zugeſtandenen. Aber
man ſieht, wie der alte, Ariſtoteliſche Schulbegriff nach⸗
wirkte! So mochte er, bey ſolcher Anwendung oder Fole
gerung, ſtutzen, und ſelbſt, in gewiſſem Maaße, dadurch be—
troffen ſeyn. Denn die Metaphyſik gehörte ja ſo lange
ſchon zur theoretiſchen ° Philoſophie, das ſogenann⸗
te Naturrecht aber wurde erſt der praktiſchen, die man
Moralphiloſophie zu nennen pflegte, angehaͤngt. Als jedoch
fein College weiter bemerkte oder folgerte: „Aber müſ—
ſen wir es nicht ſo nehmen, wenn wir gruͤndlich
und beſtimmt verfahren wollen?“ Da ſtimmte er gang.
bey! — (Bekanntlich) war Hufeland der Erſte von de—
nen, welche das „Naturrecht“ nach Kantiſchen Grundſaͤtzen
bearbeitet haben: eine Bearbeitung, die zu ſeiner Celebri—
taͤt den erſten Grund legte.)
Steht nun die eigentliche Metaphyſik ? mit der gei—
ſtigen Bildung — dieſen Ausdruck im ganzen Umfange fei-
ner Bedeutung genommen! — in ſolchem Zuſammenhange:
wie konnte ihr dann das Gefühl, das tiefere Gemüth,
die Innigkeit, ja wie koͤnnten ihr die ſchoͤnſten Beduͤrfniſſe,
Intereſſen und Beſtrebungen der Menſchheit fremd ſeyn e
So umfaſſet dieſelde den ganzen Menſchen, Serz und
“ Nach der Vorr. der bekannten, neuen Schrift: „Grund⸗
zuͤge der allgemeinen Philoſophie, aus dem Standpuncte
der hoͤheren Bildung der Menſchheit,“ von demſelben Prof.
der Philoſophie an d. Univerf. z. Landshut,
6 Und warum nannte man auch in Frankreich neuerlich ſolche
„Politiker,“ welche auf den uͤberſinnlichen Charakter der
Menſchheit bauten, „Metaphyſiker? — Solche, die
eben darum den (alfo jeden) Menſchen als Perſon oder
Selbſtzweck, nicht als bloßes Mittel oder als
Sache wie ein bloßes Naturding, behandelt wiſſen
wollten (abgeſehen hier von einer Uebertrelbung und Ein⸗
ſeitigkeit in anderer Hinſicht!). 5
Iſt denn nicht die Philoſophie, wenn da Wiſſenſcha
ſo denn auch Theorie, alſo theoretiſch — 11 folge
als Philoſophie (Überhaupt, in dieſem Betrachte)? Und
welch ein Gewirre, wenn die praktiſche Philoſophie
nicht Welt⸗ oder Lebensweisheit (Lebensphiloſophie), ſon⸗
dern Wiſſenſchaft, und ſelbſt — Theorie, „Moraltheorie,
Rechtstheorie“ und zuletzt auch „Religtonstheorie“ ſeyn
ſollte! Jedoch über dieſes alte, durch Angewoͤhnung und
Anſehen gar befeſtigte Schulgebilde (auch ein Kind des
Ariſtotelismus) mag ein kurzer Aufſatz nachfolgen. Denn
gar weit, und, zum mittelbarer Weiſe, verderblich hat
dieſe Schulbeſtimmung in das Leben ſelbſt, in Staat und
Kirche, hineingegriffen.
Eben dieſer find die gedachten Grundzüge vornehmlip
gewidmet,
935
Bopf, * Willen und Verſtand, oder, um ein Wort
der Zeit zu gebrauchen, Gemüth und Geiſt lin dieſer
Bedeutung). Ja wir konnen ſogar dey der Metaphyſik, ob—
wohl überall nicht bey der Philoſophie, abſehen von der
Form. Daher die Setzung: „Logik und Metaphyſik,“
aber nicht: „,Zogif und Philoſöphie.“ Entſorechend der
aufſteigenden Linie des Paͤdagogikers (Sinnlichkeit,
Verſtand, Vernunft /) treten die Phyſik, Logik und
Metaphyſik auf. Und wenn ſich die reine oder bloße Lo⸗
gik auf der einen Seite als Vorbereitung zu jeder Sach—
wiſſenſchaft darſtellt; ſo iſt ſie dann, aber als angewandte
Logik, in jeder Sachwiſſenſchaft. Denn „ein logiſcher“
oder „logiſch geordneter Ropf'“ darf ja der Phyſik, Che—
mie, Botanik u. f. f. eben fo wenig fehlen, als irgend ei⸗
nem Zweige der Metaphyſik oder Philoſophie, der Ethik,
der Rechts- und Religionsphiloſophie. Der Verſtand, heis
ße er nun die logiſche Petenz oder die Quelle der Logik als
ſolcher, gibt überall nur das „Formale;““ das Reale ?
hingegen wird entweder von der Vernunft oder von dem
Sinne gegeben; und man weiß, wie im Gebiete des letz—
teren die „Erfahrung“ liegt, dann aber, wenn das Ewige
in der Zeit (durch die Menſchheit) ſich entwickelt, und das
Goͤttliche feine Oberherrſchaft in dieſem Kreiſe ſelbſt durch
die zerflörenden Folgen des Gegentheils, des Laſters, der
Ungerechtigkeit u. ſ. f., wohl geltend macht, — die Ge—
ſchichte eintritt, und damit beſonders die pofitive Rechts:
und Keligionswiſſenſchaft hervorgeht, nehmlich gebaut
auf die reine (d. h. hier rationale oder metaphyſiſche), ſo
daß letztere wahrhaft vorausgeſetzt iſt, und folglich als fort
waͤhrende Grundlage behandelt wird. — Jenes Abſehen
oder „Abſtrahiren“ von der Form bey der Metaphyſik, und
nicht dey der Philoſophie, iſt nun einmal wie durch eine
ſtille Uebereinkunft auf dem Wege der wiſſenſchaftlichen
Cultur entſtanden. Die Philsſophie verbindet als ſolche
Weſen (Sache) und Form. Daher geſagt werden kann:
der Philoſoph iſt jedesmal auch Logiker, aber nicht
umgekehrt! Denn wer duͤrfte, wenigſtens im Kreiſe der
Gegenwart oder bis zu einem gewiſſen Zeitpuncte, dem
Sophiſten (dem Materialiſten in dieſer Geſtalt) die logi—
ſche Einheit, Gewandtheit, und ſomit den Beſitz der Lo—
gik als ſolcher abſprechen? — Aber indem die Philoſophie
zuvoͤrderſt dem Materialismus ſcharf entgegentritt, geht
ſie eben als Metaphyſik hervor. Auf ſolche Art iſt die
» Oder: „Kopf und Herz“ — gültig, wo eden der
päñdagogiſche Gedankengang und der empiriſche
Geſichtspunct eintreten darf. Denn nach der tiefſten An⸗
ſicht, nach dem Geſichtspuncte, welcher auf das Erſte, Ur⸗
ſprüͤngliche den Blick richtet, erſcheint der Wille vor
dem Verſtande: jener, nicht dieſer, iſt das Beſtimmende!
Aber dem Willen = Willkühr, dem empiriſchen Wil:
len muß (während der reine ſtets zum Grunde liegt)
der Verſtand vorleuchten, damit kein Mißgriff geſchehe,
damit die Handlung nich: nur gut, ſondern auch klug
ſey.
Oder — wie noch auf vorherrihende Weiſe geſagt wird —
„das Material:“ fuͤglich allerdings in Bezug auf
das Sinnliche, den Gegenjiand der Empirie oder empi⸗
riſchen Wiſſenſchaft; aber auch in Bezug auf das Ueber⸗
ſinnliche (das erſte Reale)?
— —
936
Philoſophie mit der Metaphyſik der Sache nach Eins. Der
Materialiſt oder Naturaliſt als ſolcher findet ja das Sach—
liche (Reale) allein im Natuͤrlichen — Phyſiſchen oder
Sinnlichen; und das Ueberſinnliche iſt ihm daher noth-
wendig nichts weiter als „eine Chimaͤre, ein Hirngeſpinnſt
oder metaphyſiſche Traͤu merey.“ Die Metaphyſik ſelbſt,
ſoll oder will er ſie anders Wiſſenſchaft nennen, iſt ihm
„die hohle Wiſſenſchaft.““ Ganz folgerecht! Aber was
iſt ihm ſodann das Recht, die Sittlichkeit, die Kottz
heit? Nothwendig, kraft der Folgerichtigkeit, verwirft er
dieſelben nicht minder — als Gebilde der Willkuͤhr (der
Despetie oder der Dummheit), des Zufalls und einer kran⸗
ken Phantaſie: „aegri somnia!“ Und gebraucht er noch
die Worte; ſo iſt, was er damit treibet, nur ein politi⸗
ſches Spiel, obwohl vielleicht mit großem, ſcheinbarem Ern⸗
ſte, ja mit der vollen Amtsmiene, indem er eintritt als
praktiſcher Materialiſt im weiteren Kreiſe, in das Leben
ſelbſt (ſey und heiße er denn Weltling oder Pfaffe) weit
hineingreifend. — Aber wie lange dauert, wie lange frommt
dieſes Spiel der Heucheley, wenn auch der feinſten? Ja,
was lehrt die Geſchichte? Und wenn der Spieler noch ims
mer gluͤcklich geweſen: — „Nemo ante obitum suum
beatus!“ Ueberdieß, waͤre auch das Spiel mit fo viel
Kunſt als Macht durchgefuͤhrt: wie ſtaͤnde es um den
„Nachruhm?“ Fuͤhrwahr, die Geſchichte iſt eine ſcharfe,
unerbittliche Richterin, indem fie, eine vollguͤltige Zeugin,
ſich anſchließet an die Philoſophie, dieſe goͤttliche Seherin
(Prophetin) im Reiche der Menſchheit.
In ſolchem Verbande ſteht die Metaphyſik mit unſern
hoͤchſten und ſchoͤnſten Angelegenheiten! Wem, der für die⸗
ſe Sinn oder „Gefuͤhl“ hat, koͤnnte da jene gleichguͤltig
6
Daß aber die Metaphyſik ſelbſt dem Sefuͤhle und
damit auch der ſchoͤnern, menſchenwuͤrdigen Empfin⸗
dung keineswegs fremd, und nicht einmal zuerſt oder zu⸗
vörderſt die Sache des Bopfes, des Verſtandes und zwar
ſelbſt des ſpeculativen ſey: dieſes kann erſt dann völlig
einleuchten, wenn die Geneſis der (aller) Philoſophie
ergruͤndet, oder wenn eingeſehen wird, wie dieſe in ir⸗
gend einem Menſchengeiſte, welcher dann „Sub⸗
ject,, heißt, zu Stande kommt. Denn nur fo erfcheis
nen Herz und Kopf — in der Ordnung und Harmonie,
welche dem Bildungsgange der Menſchheit entſpricht.
Alſo naͤchſt dem Objeete oder Gegenſtande der Philo
ſophie muß das Subject derſelden, d. h. der Menſch, als
ſolches, beſtimmt und vom tiefſten Grunde aus in Berrach⸗
tung kommen. Denn Subject in dieſem Sinne und in
diefer Hinſicht, iſt ja weder das unendliche Vernunftweſen
(Gott) noch irgend ein bloßes Naturweſen, ſey es auch das
oberſte oder geſteigertſte (Thier).
In zwey Gegenſaͤtzen haben wir die Sache, welche
der Philoſophie Gegenſtand iſt, betrachtet: 1. negativ,
im Gegenfage mit dem Formalismus oder Intellectualismus,
indem eben dieſer gar kein Reales ſetzt oder gibt, umher—
getrieben in ſeinem Elemente des Formalen, Leeren, wenn
auch abſtracter Begriffe, und II. poſtitiv, im Gegenſatze
mit dem Materialismus, d. i. derjenigen Phyſik oder Em⸗
pirie, welche ein Keales, aber nur das Bedingte, fest,
937
nur das Phyſiſche als Reales annimmt, indem fie die
Metaphyſik oder deren Gegenſtand, das unbedingt (erfte) Ne:
"ale, alſo das Ueberſinnliche ‚ze. nicht einmal vorausſetzt.
Nur in dieſem doppelten Gegenſatze, mit dem Formalis—
mus und dem Materialismus, erſcheint uns die Philo-
fopbie zuvörderſt beſtimmt (obwohl vorerſt nur im Allge⸗
meinen) als Sachwiſſenſchaft und zwar als Sachwiſſen⸗
ſchaft dieſer Art, d. i. als Metaphyſik. Und eben von
Seite ihres Objects, oder wie ſich dieſes Reale zuvöͤrderſt
objectiv darſtellt, muß die Philoſophie aufgefaßt werden,
will man ſie anders weder mit der bloßen Logik verwechſeln
noch mit der Phyſik, welche die Metaphyſik nicht aus⸗
ſchließt, vermiſchen. Indem dieſe von jener nicht ausge⸗
ſchloſſen wird (wenn nehmlich die guͤltige Empirie oder die
Phyſik als ſolche eintritt), iſt fie von derſelben wirklich
vorausgeſetzt. So wird die Philofopbie weder mit der Phy⸗
fit vermiſcht, noch davon getrennt, wohl aber unter:
ieden davon, und zwar der Sache nach, ſo daß jede
dieſer Wiſſenſchaften einen eigenen, nicht bloß dem Grade
nach verſchiedenen Gegenſtand, und hiemit auch eine ganz
eigenthuͤmliche Aufgabe hat. Man ſieht, welche Extre⸗
me hier möglich waren, und wie ſich die Wahrheit auch
hier in die Mitte ſtellt. Auch lehret, wie bekannt, die
Culturgeſchichte der höheren Wiſſenſchaft, daß in einer
frübern Zeit das eine Extrem, in einer ſpaͤtern aber das
andere vordrang. Alſo die Miſchung, wie damit die ſoge—
nannte „abſolute Einheit,“ und die Trennung, womit der
„abſolute“ (feindliche) „Gegenſatz“ zuſammenfaͤllt, entfernen
ſich gleich weit von dem Mittelpuncte der Wahrheit in ſol⸗
cher Beziehung auf das Gbjective jeder Art.
Werfen wir jetzt noch einen Blick auf das Subject
der Philoſophie; ſo muͤſſen wir auch hiebey vor Allem
die Sache feſthalten, ja wohl im Auge behalten, indem
die Form, welche vom denkenden Subjecte ausgeht, hin⸗
zukommt oder hinzukommen ſoll. Die Sache, das erſte
Reale, muß zuvoͤrderſt auch im Subjecte erfaßt ſeyn,
folglich eben das, was zuvor objectiv oder Object geheißen,
auch fubjectiv erſcheinen, nehmlich ſoweit der Menſch des
„Göttlichen“ (Ueberſinnlichen), nach Anlage und durch
Selbſtthaͤtigkeit, empfaͤnglich iſt. Alſo dieſe Sache, das
an ſich Reale, welches zugleich das Ideale iſt, wenn die
Idee in dieſer Hinſicht die eigentliche Sachvorſtellung heißen
darf, — muß zuvoͤrderſt im Menſchen als Subjecte ver:
wirklicht (realiſtrt), oder mit Einem Worte, wofern hier
dieſe Schulſprache erlaubt iſt, „ſubjectivirt“ ſeyn. Dieſe
Verwirklichung ſetzt jenes Object voraus. Und mit berfels
ben tritt ein der „Geiſt der Philoſophie,“ ſich derge⸗
ſtalt anſchließend an den Gegenſtand der Philoſophie.
Denn wo ſich das Goͤttliche nicht auf ſolche Art, vermit⸗
telſt der menſchlichen * Thaͤtigkeit, zur Goͤttlichkeit entwi⸗
0 Oder, was hier Eines iſt: ſubzectiven! — Wer nennt
das unmuͤndige Kind ſchon, oder den Wahnfinnigen
noch „ein Subject?" Nehmlich dem „Object“ (ni. r
dem „Praͤdicat“) gesenäber: Und wie feſt figer beſonders
„das Subject," dieſer Fremdling, in unferer Sprache,
ſelbſt im Lebenskreiſe! Auch ergeben ſich daher auf dem
Gebiete der Wiſſenſchaft noch immer manche Mißverſtänd⸗
niſſe und Wortſtreitigkeiten. M. ugl. über dieſen fe in⸗
Sſis 1822. Heft IX.
rr
2
938
ckelt: da fehlet ja der „achte Geiſt,“ derſelbe, welcher in
der Sprache des Lebens, unter den Gebildetern, auch
„Geiſt der Wahrheit und Tugend,“ ja mit einer
Metapher, die zeither ſtets mehr wie eigentlich klang, „das
Licht- und Lebensprincip“ genannt wird. Ven die ſem
Geiſte ſtammt offenbar ab das Weſen der Philoſophie,
wenn da, wie bekannt, auch daſſelde dem einen Menſchen
zu⸗, und dem andern abgeſprechen wird. Offenbar iſt das
Weſen, in dieſem Sinne des Wortes, kein Objectives
(Gegebenes, Allgemeines oder allen Menſchen vermoͤge jener
Anlage ſchon Zukommendes), ſondern — vorausgeſetzt jenes
Objective! — ein Subjectipes, alſo Erworbenes und
folglich Individuelles, aber in dieſem höheren, geiſtigen Sin⸗
ne! (Im Vorbeygehen, welche Oberflaͤchlichkeit oder Unkennt⸗
niß wuͤrde da ein Gegner verrathen, welcher dieſe Grund⸗
anſicht eine „Subjectivitaͤts -und Religionsphiloſophie“
ſchelten koͤnnte?) Und es komme nun zu dem Weſen die
Form, die angemeſſene, indem der Verſtand, die Denk:
oder Reflexionskraft, als Organ der Vernunft eintritt; ſo
iſt dennoch die Form immer nur das Zweyte, Hinzukom⸗
mende. Aber das Ganze, was da Philoſophie heißen duͤrf—
te, entſtaͤnde wohl nimmer ohne die Verbindung beyder:
des Weſens und der Form. Alſo hervorleuchtend find be⸗
reits Herz und Kopf, Wille und Derfiand, fomit
dann eine harmoniſche geiſtige Thaͤtigkeit: aber in des Bez
müuͤthes Tiefe wurzelt zunaͤchſt die Philoſephie, wenn fie
auch „den ganzen Menſchen“ (in dieſer Bedeutung) umfaßt!
— Wem übrigens das Ueberſinnliche ein Hirngeſpinnſt, ein
Traum u. dgl. iſt, dem kann die Idee nichts ! Beſſeres
ſeyn, wenn er fie nicht etwann auf bekannte, beſonders
feanzöfifhe Weiſe verwechſelt mit dem Begriffe: und
was iſt fie dann? Oder was muß, wenigſtens als Ender⸗
gebniß, ſtets wieder hervorkommen, wenn aller Stoff fuͤr
dieſe Form aus der Natur (ꝙusig) geſchoͤpft wird? Die
Natur in dieſem, d. iſt im eigentlichen Sinne des Wortes
iſt ja hoͤchſtens die Wurzel der Thierheit. —
x
Noch einleuhtender mag dieſe Bedeutung, dieſe Be⸗
ſtimmung der Philoſophie werden, wenn der innere Zus
ſammenhang ihres Urſprungs (ihrer Geneſis) mit dem Ent⸗
wickelungsgange der Vernunft in irgend Einem und
folglich in Jedem, in welchem dieſelbe wirklich zu Stande
kommt, aufgezeigt wird. Jedoch der Raum verſtattet nicht,
die Momente, Bedingungen und Stufen der Ent—
wickelung hier aufzufuͤhren, und wir verweiſen daher auf
die gedachten „Grundzuͤge der allgemeinen Philoſophie“ S.
——
tereſſanten als wichtigen Punct die genannte Religionsphi⸗
loſophie (im „Tonſchluß“) S. 638 — 643.
11 Als reale Vorftellung in der gedachten Hinſicht, während
der Begriff ais ſolcher bloß die formale Vorſtellung
iſt, als Sachbegriff aber, in Anſehung des Ueberſinn⸗
lichen, auf der Idee ruhet. Und wie tritt die ſe ein,
wenn fie nicht Jedem zug eſtanden wird? —
Dieſe Anſicht von der Idee, neuerlich auf deutſchem Boden
wenigſtens immer mehr herausgebildet, mag erinnern an
Platon, ſelbſt bey deſſen dichteriſcher Einkleidung ſeiner
Anſicht. Und dieſe Einfaſſung ſoll uns nicht hindern, in
Platons Darſtellungen das wahrhaft Ueberſinnliche zu
finden, ja beſtimmt zu erkennen.
59 i >;
*
939
132 — 168. — Ueber den naͤchſten (den ſubjectiven oder le⸗
bendigen) Grund der Philoſophie, und dann uͤber die Art,
wie ſolche Herz und Kopf umfaſſet, findet ſich eben fo
Treffendes als Kraftvolles bey Weiller, auch in ſeinen
neuern Darſtellungen aus dem Felde der hoͤhern Wiſſenſchaf⸗
ten. Wer kennt ſie nicht? Und ganz einſtimmig damit ſind
der Hauptſache nach (nur im Einzelnen abweichend, nur da
und dort weiter ſtrebend, und beſonders jenes Objective zu-
vörderſt als Gegenſtand und Grund hervorhebend) die neu⸗
ern fortgeſetzten Arbeiten feines ehemaligen Lebrgenoſſen. So
ſtreben dieſe zwey vaterlaͤndiſchen Schriftſteller auf Einem
Wege zu Einem Ziele! — Und wer, der Sachkenntniß hat,
und gerecht zu ſeyn beſtrebt iſt, koͤnnte bey dieſem Blicke
auf das Hoͤchſte des gemuͤth- und geiſtvollen Jacobi nicht
gedenken? Er brach, auf mehr als Einer Seite, Bahn.
Dieſes Verdienſt um die Wiſſenſchaft ſelbſt ſoll nicht ver⸗
kannt werden, wie viel man auch an ſeinem Buchſtaben,
an der Weiſe ſeiner Darſtellung unter dem Geſichtspuncte
der Wiſſenſchaftlichkeit vermiſſen mag. Auch iſt es denk⸗
wuͤrdig, wie der Unvergeßliche noch immer, ſelbſt in feinem
hohen Alter und bey ſo ſchwacher Geſundheit, fortſtrebte
zum Beſſeren, wie er noch immer ſelbſt der Belehrung über
das Wichtigſte, von Seite der juͤngern Mitarbeiter, ſo em⸗
pfänglich war. Ein ſprechender Beleg iſt jene Erklarung
Aber die Philoſophie, die nach ſeinem Tode erſt in der
Vorrede des IV. B. der „Werke“ bekannt ward, indem
hier die Philoſophie ſelbſt als „die Wiſſenſchaft des Lies
berſinnlichen“ auftritt, nachdem er die Wiſſenſchaft bis⸗
her aus der Region des Ueberſinnlichen beſtimmt ausge⸗
ſchloſſen hatte, nur dem Glauben, dem Gefuͤhle und der
Ahndung daſſelbel zuweiſend. Welche Erſcheinung, vergleicht
man mit jener Jacobi'ſchen Aeußerung dasjenige, was Sa
lat noch wenige Jahre vorher, in dieſer Hinſicht, gegen
die vielgeleſene und vielbeſprochene Schrift „von den gottz
lichen Dingen und ihrer Offenbarung“ bemerken
Tonnte ! 12 — Und Aehnliches, ja noch Sprechenderes finden
wir bey Jacobi in Abſicht der Vernunft (wer gibt uns
neben — als „Correlat“ — der Natur oder Sinnlichkeit
ein anderes Wort 22), nehmlich betreffend die tiefere,
reale Bedeutung, in die endlich Jac. auch, nach fo
manchem Widerſtreite ſeines Buchſtabens, beſtimmt ein⸗
ging, und die ſich bekanntlich zeither auf deutſchem Boden
beſonders, im Kreiſe des Lebens und der Wiſſenſchaft, im⸗
mehr mehr herausbildete. — Freylich hatte jener Wider⸗
ſpruch, für den Glauben gegen die Vernunft, dieſes Wort
nut in dem formalen Sinne betroffen, welchen die herr⸗
ſchende Schule jener Zeit, die Leibnitziſch⸗Wolfiſche, be⸗
hauptete und geltend machte. Jener tiefere hingegen, die
Vernuft — dem Ueberſinnlichen oder dem unbedingt Rea⸗
len, war auch von Jae. ſelbſt ſchon vorbereitet, obwohl mehr
polemiſch (gegen Nicolai) und in praktiſcher Richtung. “
1 In feinem Werke: „Erlaͤuterung einiger Hauptpuncte der
Philoſophie. Mit Zugaben Kber den neueſten Gegenſatz
zwiſchen Jacobi“ ꝛc. (86 Bog. in gr. 8.), — Sehr wahre
und ſehr ſchoͤne Worte finden ſich, als „Todtenopfer,“ in
der angeführten Sammlung von Neeb: „Den Manen
Friedrich Heinrich Jacobi“ s,“ S. 140 — 154.
Vgl. Salat's „Lehrbuch der hoͤheren Seelenkunde““ ©,
157 158,
! 940
Alſo aus dem Schooße der Vernunft geht die Me⸗
taphyſik hervor. Dieſe entſtehet, indem jene, in irgend
einem Menſchengeiſte, vollſtaͤndig entwickelt wird: vollſtaͤn⸗
dig, d. h. nicht nur objectiv, durch die Anregung oder
die Einwirkung einer entſprechenden, geiſtigen Sonne, 1“
da eben die menſchliche Vernunft zuerſt nichts weiter iſt als
goͤttlicher Keim oder uͤberſinnliche Anlage, ſondern auch
ſubjectiv, und zwar durch den Willen und den Verſtand.
Daher drey Stufen der Vernunftentwickelung: Ankuͤndi⸗
gung, Anerkennung (die urfprüngliche) und Erkennt—
niß des Ueberſinnlichen, oder, wenn man lieber will, des
Goͤttlichen. I. Indem der Keim treibet, entſteht ja eben
der Trieb. Indem aber dieſer, eben der göttliche und dann
(in der Sprache der Moralphilsſophie) ſittliche Trieb, an
das Subject ergehet, heißt er füglih Antrieb, auffordernd
den Menſchen, wie er als Subject eintreten ſoll, zur ent⸗
ſprechenden Thaͤtigkeit. Daher auch Vernunfttrieb, im Uns
terſchiede vom Waturtrieb als ſolchem. Und wie mit die⸗
ſem Antriebe eine Runde, die an den Menſchen ergehet,
ein dieſem nach ſeiner Beſtimmung gegebenes Bewußtſeyn
von dem, was er anerkennen und erkennen (dann auch im
aͤußeren Kreiſe der Menſchheit verwirklichen) ſoll, — ver⸗
bunden iſt; fo heißt derſelbe fuͤglich die urſpruͤngliche An⸗
kündigung d. Ueberſ., und zwar — wofern man kein
Wert ſcheuet — ganz Eines mit der inneren Gffenba⸗
rung, bey dem Rückblick auf jene Anregung von Außen. 1?
II. Tritt nun die erſte ſubjective Thaͤtigkeit, d. i. jene des
Willens, auf entſprechende Art ein; ſo wird das Goͤttliche
urſpruͤnglich anerkannt oder gemüͤthlich ergriffen, da eben
dieſe Handlung, als Uract, in die Tiefe des Gemuͤthes
fallt. So wirs das Reale, jenes erſte und folglich das
Ideale, im Menſchen verwirklicht; ſo ergibt ſich ihm der
Geiſt, und hiemit, in Hinſicht auf dir Form, das Weſen
der Philoſophie. Und kommt nun III. die Denkkraft
als ſolche, kommt der Verſtand in dieſem beſtimmten Sinne
hinzu; ſo wird die Vernunft, im Subjecte verwirklicht durch
den Willen in jener Tiefe, zugleich ausgeſprechen durch den
Verſtand: das Ueberſiunliche wird (wenn auch vorerſt nur
im Allgemeinen) erkannt; es entſtehet naͤchſt dem Srun⸗
de der Pernunft, wie ſich dieſer an jenen Trieb anſchließet,
und mit dem Geiſte in derſelben Tiefe zuſammenfaͤllt, —
der Vernunftbegriff, alſo ein Sachbegriff, von dem Wa⸗
turbegriffe als ſolchem wehl — nicht auf trennende oder
feindliche, aber doch auf reale Weiſe — unterſchieden.
Erſcheinen nun dieſe Ausdrucke: 1) Ankündigung,
2) Anerkennung, 3) Erkenntniß d. Ueberſ. nicht treffend,
wenn doch überall und beſonders in der Wiſſenſchaft das
14 Erziehung im hoͤchſten Sinne, oder äußere Of⸗
fenbarung, aber in der reinen, univerſellen Bedeutung,
welche der Philoſophie angehoͤrt, und eben darum, weil
dieſe Sachwiſſenſchaft in Abſicht des Ueberſinnlichen iſt, je⸗
der ſpeclellen oder poſitiven Offenbarung — wenn da ir⸗
gend eine wahrhaft iſt — zum Grunde liegt: eine Paupt⸗
aufgabe der Keligiensphiloſophie, des letzten und wichtig⸗
ſten Hauptzweiges der Metaphyſik!
15 Wiefern dieſe Offenbarungstheorie von jener Jacobi'ſchen,
beſonders in Betreff der äußern Offenbarung, abweiche,
wird der Vergleichende leicht bemerken,
941
Wort nur zum Dienfte der Sache beſtimmt iſt, die
Wiſſenſchaft aber, nach der Gefammtaufgabe der menſch—⸗
lichen Cultur, dem Leben ſelbſt (nehmlich dem aͤußeren oder
empiriſchen) vorarbeiten und vorleuchten ſoll?!! — Wehin
gehoͤrt, aus dieſem Geſichtspuncte betrachtet, ſelbſt das
Leben im Staate und in der Virche? — Wer lieber
will, der ſetze fuͤr jene Ausdruͤcke, aber mit derſelben all—
gemeinen Beſtimmung für die Sache, etwann folgende: 1)
Offenbarung, 2) Glaube, s 3) Wiſſenſchaft, nehmlich
als Eines mit der Vernunftwiſſenſchaft oder Dernunft⸗
erkenntniß, ſo wie jene, und auch dieſe in ihrer Entwi—
ckelung oder weiteren Geſtaltung, mit der „Philoſophie als
Wiſſenſchaft“ zuſammenfaͤllt. Das Erkennen iſt uͤbrigens
jedesmal ein Denken, aber nicht umgekehrt! „Denken
iſt kein Hervorbringen, ſondern Reflectiren.“ ** Wie ſich
die Form mit dem Weſen verbindet, ſo wird der Begriff
auf die Idee gegründet. Und während jener, mit dem
Worte verbunden, weiterhin bloß negativ verfährt, un—
terſcheidend die Sache, wovon die Rede iſt, oder worauf
es ankomme, von jedem Andern, liegt die Idee fortwaͤhrend
zum Grunde, hinweiſend in des Gemuͤthes Tiefe auf die
Sache an ſich, und ſo das Poſitive (in dieſem Sinne
des Wortes) gewaͤhrend. Darum iſt die Rede von den goͤtt—
lichen Dingen, Tugend, Recht, Gott, Religion.... fo
verſtaͤndlich, ſo anſprechend und überzeugend, aber
nethwenbig, wie man ſieht, nur für die Gleichgeſtimm—
ten. Und darum kann, wie Weiller bemerkt, die wiſſen⸗
ſchaftliche Rede ſelbſt in dieſer Beziehung nichts weiter ge—
ben, als das Wort zu der Sache, welche der, dem ſie
etwas gewaͤhren ſoll, bereits haben oder beſitzen muß (in
dem vorhin beſtimmten Sinne): alſo das entſprechende
Wort, eben damit aber, indem der Begriff auf dem Grun⸗
de der Idee mit demſelben verknäpft it, — Einſicht in
die Sache, die völligere Erkenntniß der Wahrheit
in Abſicht auf dieſe Sache, da eben die Lehre, die wiſſen—
ſchaftliche, als „Anleitung“ den Verſtand oder die Denk—
kraft des Lernenden (Hoͤrenden oder Leſenden) unterſtuͤtzt,
— folglich ſtets größere Harmonie zwiſchen Gemuͤth und
Geiſt (Denkgeiſt), dem Herzen und Kopf, und damit Be
ruhigung, Feſtigkeit, Sicherheit, gegen den Zweifel oder die
Zweifeley auf der einen Seite, und gegen die Blendwerke
jeder Art auf der andern. Daher ſodann z. B. „der Mann
von Grundſaͤtzen!“
Da ferner mit dem Entwickelungsgange der Derz
nunft, in ſolcher Hinſicht auf die Metaphyſik, jede aͤchte,
höhere Bildung der Menſchheit durch ein inneres
Band (wer möchte es läugnen?) verknuͤpft iſt; fo ergibt ſich
daher mit derſelben Entſchiedenheit, daß, wer da jemals
16 Wer kennt nicht die reine, allgemeine oder „univerfſelle“
Bedeutung dieſes Wortes, nach Schiller, Herder au.
A.? — Und, was die „Offenbarung“ (bier in demſelben
Sinne) betrifft, bezeichnet nicht dieſes Wort (ſieht man
ja von jeder Beſonderheit ab) treffend den umſtand, daß
der Menſch, wie er als Subject, oder thätig eintreten ſoll,
die Wahrheit ſelbſt nicht machen kann, daß er
nicht Factor Veri“ iſt, ſondern daß ihm zuvörderſt das
5 Licht erſt gegeben ſeyn oder aufgehen muß?
Kant es „Vorleſungen über die Metaphyſik“ S, 278,
942
der Metaphyſik ſchlechthin entſagen wollte, auf den
Ehrennamen eines (wahrhaft) Gebildeten zugleich
verzichten mußte. Folget dieß nicht, wofern kein leeres
Spiel mit den Worten „Cultur, Bildung,“ oder, was we—
nigſtens ehedem galt und glaͤnzte, „Aufklaͤrung“ getrieben
wird? Ja, wer ſchlechterdings „kein Freund der Me—
taphyſik“ iſt: der muß, ward er ſonſt zur Ausbils ung
in ſolchem Umfange beſtimmt, ſich entweder dem Ma—
terialismus und damit der Sophiſterey, oder dem
Myſticismus und hiermit der Schwaͤrmerey hinge—
ben. Es gibt fuͤr einen Solchen kein Drittes. Denn
von Anderen, welche das gemeine, praktiſche Leben auf ei—
nem durch Gewohnheit und Sitte gebahnten Wege dahin
fuͤhrt, iſt hier keine Rede. N
Auch duͤrfte nur eine ſolche Hineinweiſung auf und in
das Subject der Philoſophie — vorausgeſetzt die Er—
gruͤndung und beſtimmte Erfaſſung des gedachten, meta⸗
phyſiſchen Objects! — von Grund aus vorbeugen der
Wiederkehr jenes Formalismus, jenes dogmatiſtrenden
Schwindelgeiſtes, der ſo gerne mit Syſtemen, Kindern des
bloßen, obwohl ſpeculirenden Verſtandes fpiele, und daher,
ganz. natürlich, „eine neue Philoſophie“ (2) nach der an—
deren (1) auffuͤhrt. Haben wir nicht auf dieſem Wege die
neue, dann — fo will es ja die Grammatik — die neu-
ere, daun alſo die neueſte, und endlich gar die aller⸗
neueſte erhalten oder erlebt? Und wie alt iſt ſchon die
letzte? oder wo lebet fie noch? — Uebrigens unbeſchadet
der Würdigung, welche der Syſtematik zufolge des Men—
ſchen Beſtimmung zum Vollkommnern in jeder Hinſicht ge—
buͤhrt! — Selbſt ein neuer Einſchlag der Phantaſie in das
Grundgewebe des alten Formalismus gewährt der Menſch—
heit nichts Beſſeres. Mag fo Etwas Hyperphyſik heißen,
nachdem eine ſchlimme Bedeutung dieſes Wortes einmal
vorliegt: aber Metaphyſik ſoll es nimmermehr genannt
werden. Aus dem phantaſtiſchen Zauberſchlage kann, bey
dem formaliſtiſchen Gewebe, nur eine geſteigerte Schwaͤr⸗
merey und dann eine deſto gefaͤhrlichere Phantaſterey
entſpringen. Sogar die religioſe Stimmung gewaͤhret,
bey ſolcher Vorſtimmung, keinen Halt. O wäre Cark
Sand, der Ungluͤckliche, an dem ſo viel Treffliches mild
hervorglaͤnzte, nicht gefallen in eine Zeit, in eine Schule,
wo die Ethik zuruͤckgebraͤngt war, ja wo es Ton wurde,
die Moral in dem Verſtande des Wortes, welcher bisher
bey allen Geſunddenkenden gegolten hatte, zu brandmarken
oder wiſſenſchaftlich zu beſchimpfen! — Wie erging es ſelbſt
Fichten, dem „großen Ethiker,“ wie Schleyermacher ihn
nannte?! —
Eben das Sittliche iſt oder gibt ja die naͤchſte wiſ—
ſenſchaftliche Beſtimmung und Bezeichnung des ue—
berſinnlichen. Und dieſe Beſtimmung aufzuzeigen, iſt eben
die Aufgabe einer weitern Darſtellung der Philoſophie, in—
dem fie fortfchreitet von dem Allgemeinen zu dem Beſon—
dern, d. h. hier von dem Ganzen zu den Theilen oder
Hauptzweigen der Philoſophie. Einleuchtend muß auf ſolche
Art werden, daß jede weitere Rede von dem Rechte
und von Gott durch das Medium des moraliſchen,
oder, wenn man lieber will, ethiſchen Grundbe⸗
943
griffs gehe. Daher z. B. in allen Staaten, denen die a
Aufklaͤrung (von der Auftlärerey wohl unterſchieden!) nicht
fremd blieb, die Maxime: „Alle Religionen ſollen geduldet
werden, bie Nichts lehren oder enthalten, was der allges
meinen Moral widerſpraͤche.“ Als ein Gemeingut der
Menſchheit, d. i. allen wahrhaft Gebildeten, wurde auf
ſolche Weiſe die Moral vorgeſtellt. So nannte man ſie
die allgemeine oder auch die oͤffentliche, — bewaffnet mit
einer Macht, welche den kecken Schwaͤtzer zurüͤckſchreckt,
und ſelbſt der Frechheit die Maske, welche der feinern Heu
cheley zuſagt, aufzwinget. Und dieſe Moral wurde beſon⸗
ders mit dem geſunden Menſchenverſtande oder Menſchen—
ſinne, ſpiele man ja nicht mit dieſen Worten, zufammenges
ſtellt. Der geſunde Verſtand oder Sinn, in folder Verbin⸗
dung mit der Menſchheit, findet ſich aber nur da, wo
Herz und Ropf an der rechten Stelle ſitzen. Und eine
Speculation, die nicht auf dieſer Grundlage eintritt, iſt leer
und nichtig, wenn nicht gar fophiftifch „oder, was der Sa—
che nach daſſelbe iſt, materkaliſtiſch. Alſo vermoͤge der
beruͤhrten Durchfuͤhrung (Deduction), vermoͤge der wiſſen—
ſchaftlichen Anwendung auf die wichtigſten Gegenſtaͤnde und
Angelegenheiten der Menfchheit bewaͤhret ſich eben die Phi
loſophie als Metaphyſik, als Sachwiſſenſchaft dieſer Art.
Zugleich ergibt oder entwickelt ſich, indem die Philoſophie
dergeſtalt ſich erweiſet, immer voͤlliger das eigenthuͤmliche
Licht der Vernunft.
Noch einen Thatbeweis fuͤr unſere Anſicht der ei—
gentlichen Metaphyſik: Zutückgekommen von den Eisfeldern
Rußlands, donnerte Wapoleon über die Metaphyſik; 7° —
und an ſeiner großen, das ganze Reich umſpannenden Uni—
verſitaͤt wurde nicht nur keine „Metaphyſik,“ ſondern auch
— und das wahr folgerecht! — keine „Philoſophte“ über»
all zugelaſſen; ja, was dann eben ſo folgerichtig war, und
hoffenklich einen ſprechenden Beleg für unſere weitere Ans
ſicht von der Metaphyſik gibt, es wurde da uͤberall auch
keine Ethik und kein Naturrecht (keine philoſophiſche Rechts
lehre), geſchweige denn eine Religionsphiloſophie in ihrem
innern Verbande mit der Moralphiloſophie, zugelaſſen oder —
gegeben, ſo weit die Macht des Gewaltigen reichte. Denn
was dieſer und jener Gelehrte, z. B. ein Degerando,
unter dem Namen „alte Literatur“ einſchwaͤrzte: dieſes
„Philoſophiſche“ lag offenbar nicht im Plane des großen
Selbſtherrſchers. Daß aber die Logik als ſolche zu den
philoſophiſchen Wiſſenſchaften nicht gehoͤre: dafür hat uns
eben derſelbe auch einen praktiſchen Beweis gegeben, indem
er die Logik mit der Mathematik und Phyſik verband,
nachdem er die „Philoſophie“ ſowohl als die „Metaphyſik“
beſtimmt abgeſehen hatte. Wenn demnach die Logik, dieſe
formale Wiſſenſchaft, mit der Mathematik (gab nicht dieſe
jenem Maͤchtigen die erſte „Potenz der Manoͤvres?“) be
18. S. die genannte Religfonsphiloſophie, aber ſonach in Ver:
bindung mit der Moralphiloſophie — 3. Aufl. — deſſelben.
19 „Cette ténésbreuse Metaphysique, cette sonibre Ideelogie‘*
etc. —laut s Monitrur’s jener Zeit. — Man er-
innere fih an das oben Bemerkte über franzoͤſiſche Meta-
pbyſiker trotz dem alten franzsſiſchen Materialismus, dem
wohlbekannten, unter dem Namen „Philoſophie.“
. ®
—
944
ſonders verwandt und befreundet iſt; ſo erſcheint uns hier
die Phils ſophie wieder in derfelben realen Einheit mit der
Metaphyſik. So entſcheidet immer zuvörderft die Sache,
nicht die Form. Und wenn, recht verſtanden, nur die Mes
taphyſik hervorgeht als Freundin der Menſchheit, ja als die
Eine große und hehre Freundin der Menſchen; ſo ſtehet
dieſelbe doch, wie ſchon bemerkt, uͤberall in keinem feind⸗
lichen Gegenſatze, ſondern vielmehr in ſchoͤner Harmonie
mit jeder anderen Wiſſenſchaft. So wirken alle Wiſſen⸗
ſchaften in Einem Kreiſe, zu Einem Zwecke.
7
Ueber die Umaͤnderung des waͤrmeren Klima's
im Norden unſerer Erde und deſſen Urſachen.
Eine Vorleſung gehalten in der oͤffentlichen Ver⸗
ſammlung der k. baier, Akademie der Wiſſen⸗
ſchaften am zıten Maͤrz 1821
don B. J. v. Kal 00
Muͤnchen mit Lentnerſchen Schriften 9. S. in Ato,
Man muß es der koͤnigl. baier. Akademie der MWifs
ſenſchaften zum Lobe nachſagen, daß, beſonders ſeit einigen
Jahren recht gehaltvolle, gediegene Arbeiten und ⸗Forſchun⸗
gen bey Gelegenheit der durch eigene oͤffentliche Vorleſungen
gefeierten jährlichen Feſte, aus ihrer Mitte hervorgegangen
find, fo daß fie ſowohl im In-, als Auslande mit ehren⸗
voller Anerkennung von den Gelehrten ihres Faches aufge⸗
nommen worden ſind. g 0
Mit angenehmer Erwartung nahm Recenſent daher
die vorliegende Abhandlung zur Hand, um uͤber das wohl
hundertfach abgehandelte, und mißhandelte Thema: der
muthmaßlichen und wahrſcheinlichen Urſachen,
den nördlichen Gegenden unſers Erdkoͤrpers verſchüͤttete Re⸗
ſte von Thieren und Pflanzen angetroffen werden, welche
der Analogie unſers jetzigen Erdbeſtandes nach, offenbar
nur einer Aequatorial-Jone angehören konnten? — neue
Aufſchluͤſſe darin zu finden, was ihm, beſonders in dieſem
Augenblicke wegen einer ſtammverwandten Arbeit, von großer
Wichtigkeit geweſen ſeyn würde: — Rec. hat das Schriftlein
fo eben aus der Hand gelegt, und geſteht, bey Leſung def⸗
felben viel Vergnügen empfunden zu haben. Denn neu ge:
wiß iſt die Anſicht, welche uns der Herr Verfaſſer in dem
warum in
mit Einſchuß des Titelblattes 11 Quartſeiten haltigen Werk⸗
lein über den vielbeſprochenen Gegenſtand, darbietet. Es
iſt in der That zu bewundern, wenn man die mancherley
zum Theil abentheuerlichen, zum Theil ſcharfſinnigen Ro⸗
x
mane und Theorien über die Geſchichte der Bildung unſe⸗
rer jetzigen Erdflaͤche von des Cartes, Daniel, Burnet, Ber⸗
trand, Whiſton, Woodward, Leibnitz, Scheuchzer —
Pluͤche, Hooke, John Ray, Linne, de Maillet, Bourguet,
Buffon, Le Cat, v. Juſti, Wiedeburg, Hollmann, Raspe,
de Luc, Silberſchlag, Gerhard, von Gleichen, Kruͤger, Pal⸗
las, de la Metherie, von Humboldt, Breislack u. a. durch⸗
geht, wie von ſo vielen gelehrten und berühmten Maͤnnern
auch nicht einer auf die doch ſo nahe liegende und neue
(Woodwards Theorie koͤmmt ihr am naͤchſten) Ertlaͤrungs⸗
weiſe des Herrn Ritters von Nau geftoßen iſt, wodurch
derſelbe feinen Beruf als Geognoſt und Mineralog dern
.
945
baierſchen Akademie, und als Akademiker überhaupt nun
zum erſtenmale öffentlich beurkundet. Er wollte eine neue
Theorie aufſtellen, darum mußte er alle fruͤheren unbedingt
verwerfen, und er kuͤndiget ſich, als den! „vorſſchtigen „Wiſ—
ſenſchaftsmann“ an, welcher, wie wir erfahren werden,
wenigſtens oͤffentlich Gewaltſchritte ſcheut. Darum erklärt
er ſich gleich im Eingange vorzugsweiſe gegen diejenigen,
welche annehmen, eine Veraͤnderung in der Stellung der
Erdaxe habe die ungeheure Revolution auf dem Erdkoͤrper
und unſere heutige Geſtaltung ſeiner Oberflaͤche bewirkt,
und kann auh S 2 dem beruͤhmten v. Humboldt nicht
beytreten, welcher alles aus voruͤbergehenden Perturbati—
onen im Planetenſyſteme erklaͤren wolle, wobey er gleichwohl
v. H — s Idee geiſtreich nennt, damit daraus ſogleich
nothwendig folge,, daß feine eigene, durch welche er jene
als nicht paffend in den Hintergrund ſchiebt, noch viel
geiſtreicher, die allergeiſtreicheſte unter allen bisherigen
ſeyn muͤſſe. Wollen wir hören: —
„Seitdem Olbers berechnet habe, daß in 88000 Jah—
ren ein Komet der Erde fo nahe kommen koͤnne, als ihr
der Mond abſtehet, nehme man von neuem wieder ſei—
ne Zuflucht zu dem veraͤnderten Stande (zu einer Veraͤn⸗
derung im Stande) der Erdaxe (p. 1).“ Wir ſehen in die:
fer Fiction hier gar keinen Zuſammenhang, und forderen
den Pfr. auf, diejenigen Geologen zu benennen, welche
ſeutdem von neuem, d. i. der Berechnung Olbers zu Liebe,
dieſe Hypotheſe aufgeſtellt haben? Rec. wenigſtens geſteht,
keinen zu kennen. Die Theorie einer vorgegangenen ploͤtzli⸗
chen Veranderung der Erdare (die einer langſamen, in Fol:
ge ihrer jetzt bekannten jaͤhrlichen Veraͤnderung der Schiefe
der Ekliptik vor Jahrtauſenden ſtatt gefundene, hat ſchon
der von dem Verfaſſer ungeleſene de la Matherie widerlegt)
verwirft der Verfr aus folgenden Gründen: T) „weil die:
ſelbe einen Eingriff in den ewigen ununterbrochenen
Gang der Weltkoͤrper verfuhe und die Natur keine Aus:
nahme mache.“ 2) weil dadurch. eine „Verdraͤngung
eines Weltkorpers aus feiner vorgezeichneten Bahn!
vorausgeſetzt wuͤrde, welche der großen Ordnung des Gan⸗
zen widerſpraͤche, 3) „weil la Grange, la Place und
Bode mit Scharfſinn und Ueberzeugung erwieſen hätten,
daß unſere Erdare noch unverruͤckt auf ihren alten
Standpuncten ruhe.“ f 5
Der Verſuch, die gewaltſame Umgeſtaltung unſerer
Erdoberflache durch eine plotzlich peraͤnderte Stellung der
Erdaxe zu erklaren, hat außerdem, daß gelehrte Aftronomen-
demſelben huldigen, z. B. Mayer im II. B. ſ. Natutlehre
H. 86 doch noch immer das für ſich, daß daraus die in der
Regel überall einerley beſtimmte Richtung haltende Schich⸗
tung der Lager in den Urgebirgen, und die nach einerley
Azimuth ausgehende Abdachung und Maͤchtigkeit der Floͤz⸗
und aufgeſchwemmten Gebirge befriedigender und vollſtaͤndi⸗
ger, als durch jede andere Theorie erklaͤrt werden kann,
und er hat durch Poiſſons ſcharfſinnige neue mathematiſche
Unterſuchungen über die Bewegungsgeſetze um eine Axe ro:
tirender Sphaͤroide, welche freilich von den meiſten unſerer
neueren ſ. g. Geologen ungeleſen kleiben müſſen, ein fo
großes Zugewicht erhalten, daß fuͤrwahr etwas mehr dazu
gehört, als denſelben dadurch, daß man ihn aus Mangel
Jſis. 1823 Heft IX.
—
946
an Vorkenntniſſen nicht verſtehet, durch ein Paar Gemein—
plaͤtze von „Ewigkeit der Naturgeſetze und ewiger Ordnung
des Ganzen,“ wobey man ſich gewöhnlich nicht viel zu den—
ken pflegt, vernichten zu koͤnnen. Nach dieſem ruhmvollen
Feldzuge gegen die früheren Theorien koͤmmt nun Hr. Ritz
ter v. Nau auf ſeine eigene Theorie, welche er, wie er S.
5 verſichert, „nach anerkannt phyſiſchen Geſetzen im Eins
klange mit den geognoſtiſchen Wahrnehmungen im Innern
und Aeußern der Gebirge,“ aufgebauet hat. Dieſe neue
Theorie iſt ganz kurz, und lautet alſo:
I) „als unſere (die noͤrdliche) Region warm war, mag
wohl die Aequatorial-Region fo heiß geweſen ſeyn,
daß wenige Pflanzen und Thiere darauf lebten.“ S.
8. Da nach des Verfrs. Meinung die Erdaze noch
ſtehet, wie von Ewigkeit her, und wahrſcheinlich
auch noch dieſelbe Sonne, und eben fo ſcheint, wie
von Ewigkeit her, und da nach S. 5. die innere
Waͤrme der Erde bereits abgekuͤhlt war, fo möchten
wir wiſſen, warum es damals bey uns, und bis zum
Pol hinauf fo ſchoͤn warm war? denn auf das
warum? koͤmmt es ja dabey an. — Recht äquinoctial-
mäßig warm muß es aber damals ſelbſt unterm Pot
geweſen ſeyn, denn
2) „aus den hoͤchſten Polarlaͤndern wanderten (S. 9.) mit
gleicher Wahrſcheinlichkeit die dortigen Bewohner
des Thier und Pflanzenreichs in unſere Gegend ein.“ —
Warum denn? — um ſich zu waͤrmen, oder abzu⸗
kuͤhlen? —
Doch! D/ uns der Herr Verfaſſer die Wahrſchein—
lichkeit des Aſſens ad N. ı frey laͤßt, fo wollen wir ihm
zugeſtehen, daß das ad 2 völlig gleiche Wahrſcheinlich⸗
keit fuͤr ſich hat. — Aber wie dieſe Thiere und Pflanzen
von den Polarlaͤndern her, doch nur zu uns uͤber das Meer
her in die heutigen noͤrdlicheren Gegenden gekommen ſeyn
moͤgen? Da dieſe
3) nach S. 5 „damals als ſparſame Inſelsruppen, oh⸗
ne Berge (S. 6) aus den großen auf der noͤrdlichen
Erde ausgebreiteten Meeren hervorragten, und diefe
Meere nicht nur mit hohen Waͤllen umſchloſſen wa—
ren (alfo Land-Meere waren?), fondern die unter fi
getrennten Meere (S. 10) auch nothwendig einen ſehr
hohen Stand haben mußten;“
4) dieſe Meere mußten nothwendig den hoͤchſten Stand
auf der ganzen Erdkugel einnehmen, denn ſie haben
nach S. 5 ihre hohen Waͤlle endlich durchbrochen,
liefen in die niedrigeren Gegenden ab, verurſachten
dadurch alle bekannten Revolutionen, und thuͤrmten
die Uebergangs⸗, Flöz: und aufgeſchwemmten Gebir—
ge mit allen Lagerungen, jetzigen Verſteinerungen und
foſſilen Thierknochen auf. .
Richtig erklaͤrt ſich alles ſehr einfach daraus. Aber,
da denn doch jene Urmeere die höchſten, d. i. vom Mits
telpuncte der Erde entfernteſten Gegenden einnehmen, und
von Ringgebirgen zuſammengehalten werden mußten, um
endlich heraus brechen, und die uͤbrige Erde uͤberſchwem—
men und verwuͤſten zu koͤnnen; ſo erlauben wir uns da—
bey, indem wir ſonſt dem RE des Pfs. gebuͤhrendſt
5
947
huldigen, nur folgende beyde Fragen, bey deren Beantwor⸗
tung wir aber die S. 5 — verſprochenen „anerkannten phy⸗
ſchen Geſetze, und vor allem die geognoſtiſchen Wahrneh⸗
mungen im Innern und Aeußern der Gebirge“ anzuwenden
bitten, nach welchen wir bisher in dem ganzen Schriftchen
vergebens geſucht haben.
1) Wo weiſen ſich denn auf unſerer Erde die Spuren je⸗
ner hohen Waͤlle nach, welche die praͤſumtiven Meete
von einander trennten, oder ringsumher einſchloſſen?
— hauptſaͤchlich aber, denn darauf beruht die ganze
Theorie: 8
2) Wie kam denn damals alles Waſſer gerade auf
die Berge hinauf? — oder lief vielleicht damals das
Waſſer bergauf? — Quae, qualis, quanta!! —
So lange der Hr. Pfr. dieſe einfachen Fragen nicht
gehörig beantworten wird, verdient auch der Übrige
Klingklang, womit von damals gleicher Temperatur auf
dem Waſſer⸗ und Inſellande, von Pflanzen « und Thier⸗
Wanderungen, (von welchen der Pfr. einen Begriff,
wie von der Erdaxe zu haben ſcheint, ohne Sum⸗
boldts und De Candolles treffliche Unterſuchungen
über Pflanzen⸗Geographie zu kennen), von der Licht⸗
verſchluckung in den Meeren, und davon herruͤhrender
Aufſteigung des Märmeftoffes aus der Tiefe der Ge—
waͤſſer ıc. dieſe Sechszeilentheorie ausſtaffirt iſt, um
dem Dinge einen wiſſenſchaftlichen Anſtrich zu geben,
keiner weitern Wuͤrdigung. —
Von der Schreibart des Verf. moͤgen nachſtehende
Stellen zeugen:
S. 4 „die mit dem Innern nach und nach immer
ſchwaͤcher entbundene Waͤrme war die naͤchſte Veranlaſſung,
daß beym naͤchſten Grade der gemeſſenen Temperatur
die erſten Pflanzengebilde entſpreſſen.“
St. 5 „das damalige Land war als Inſel⸗ Gruppen
vertheilt.“ (So koͤnnte man auch ſchteiben: die Mann⸗
ſchaft war als Soldaten ausmarſchirt; Deutſchland war als
Kreiſe vertheilt? —)
S. 7 „wenn nicht die nähere Eröffnung verſchloſſe⸗
ner Erdſtriche und Laͤnder ꝛc.“
3 S. 8 „die Thiere laſſen ſich in Weitem umherziehen.“
S. 9 „Halmath“ fuͤr Heimath.
S. 11 für unſere jetzige Vergleichung, ſehr ho—
he Berge konnten ꝛc. ibid. „der Zeit“ für: damals.
Man begreift in der That nicht, wie die k. Akademie
d. W. ſolcher gehaltloſen Traͤumerey das Imprimatur erthei⸗
len, noch weniger aber, wie ſie dieſes ganz verunglüdte
achwerk ſogar auf koͤnigliche Koſten drucken laſſen konn⸗
te! —
S. X. 6.
Be :
Ueber Leonhards Handbuch der Oryktognoſie,
Heidelberg, 1821.
In einem Briefe an Herrn Hofrath Oken. TE
„
Verehrter Freund! g 18
Sie haben fruher in Ihrer Iſis den Grundſatz auf:
geſtellt, daß nur der, welcher ſchon ein vollſtaͤndiges Werk
geſchrieben, Recenſionen in dieſelbe liefern koͤnne. Dieſes
Grundſatzes Rechtfertigung: daß eine billige und befonnene
Kritik eher von dem zu erwarten ſey, der durch eine eigen⸗
thümliche Arbeit der oͤffentlichen Beurtheilung ſich blosge⸗
ſtellt, ais von dem, welcher ohne ſolche Ruͤckſicht und Ber.
fugniß ſich an den Richterſtuhl ſezt, — hat mich immer
befriedigt. Darum wundere ich mich, daß Sie dieſe Bedin⸗
gung nun aufgeboden zu haben ſcheinen. Denn wenn
nach auer Wahrſcheinlichkeit die mit R. W. unterzeichnete
Recenſion von Hausmanns und Leonhards neuſten
Schriften in dem sten Heft der diesjaͤhrigen Iſis von
Roßlieb Wakkernagel herruͤhrt, welcher zu K. v. Haus
mers Kryſtallkunde die Netze gezeichnet und heraudgegeben,
ſo hat er durch dieſes Heft noch keinen Anſpruch zum Re⸗
cenſiren in der Iſis; wenigſtens zeigt bie liebloſe und un⸗
gerechte, ja uͤbermuͤthige Weiſe, womit er über jene bey⸗
den Maͤnner aburtheilt, daß er ihn noch nicht verdient.
Mag ein Anderer das Wort fuͤr Hausmann nehmen; ich
habe aus Leonhards Buch ſo viel Gewinn gezogen, und
bey meiner kuͤrzlichen Durchreiſe durch Heidelberg ihn ſelbſt
als einen fo gefälligen, freygeſinnten, an jedem Fortſchritt
der Wiſſenſchaft theilnehmenden Mann kennen gelernt, der
ein reges Leben in der Mineralogie auf der Univerſitaͤt here
vorgerufen und Jung wie Alt dorten fuͤr dieſen Theil der
Naturforſchung gewonnen hat, daß ich es fuͤr meine Pflicht
halte, die Lichtſeite feines Werkes hervorzuheben, da R.
W. es ſo ſehr in Schatten zu ſtellen verſucht hat. Es iſt
in Hinſicht der Zahl der jetzt bekannten Mineralien das
vollſtaͤndigſte, das reichhaltigſte in der Angabe de
Fundorte des Vorkommens und des mitbrechenden Geſteins,
nicht nur der verſchiedenen Arten, ſondern auch der einzel⸗
nen Kryſtallvarietaͤten; ſorgfaͤltig und überſichtlich in der
Aufſtellung der chemiſchen Zerlegungen, der phoſikaliſchen
und mathematiſchen Eigenſchaften, ſo wie der Literatur ei⸗
nes jeden Foſſils, und befonders reich an einzelnen trefflichen
Bemerkungen uͤber das Verhalten und Erkennen derſelben.
Einen großen Werth aber behauptet die von R. W. und
Anderen ſo ſehr angefochtene kryſtallographiſche Sprache Le⸗
onhards. Denn das Beduͤrfniß, jede einzelne Keyſtallform
mit einem beſondern Namen zu bezeichnen, war ſogleich
fuͤhlbar, als man uͤber ſie zu ſprechen und ſich mitzutheilen
hatte. Hauͤy hat nun zur Bezeichnung derſelben über hun⸗
dert, von den verſchiedenſten Ruͤckſichten aus, gewaͤhlte
Beywoͤrter aufgenommen, und fie ſind verdeutſcht oder nur
mit deutſcher Endung verſehen auch in unſere beſten Lehr⸗
bücher übergegangen. (Winkelvertauſchender, contraſtirender
Kalkſpath, v. Raumers A BC B. d. K. S. 220 u. ſ. w.)
Das Unftatthafte davon leuchtet bald in die Augen, denn
ſowohl uͤberſetzt als halbuͤberſetzt bedarf jedes dieſer vielen
Beywoͤrter einer beſondern Erklarung. Werners Art der
Kryſtallbeſchreibung iſt zu weitlaͤufig, und da ſie oft von
949 4 ;
falſchen Grinden ausgeht, verwirrend. Karl v. Raumer
hat in ſeinem neueſten Werk die werneriſche Anſicht der
Kryſtallumwandlungen auf eine fo bewundernswuͤrdige Weiſe
umgebildet und durchgearbeitet, daß fie wieder an die neue⸗
re mathematiſche Behandlung der Kryſtalle ſich anſchließt.
Aber auch er hat keine Namen für die einzelnen Zwiſchen—
geſtalten, ſendern nur Erklaͤrungen, und darum glaube ich,
daß die leonhardiſche Bezeichnungsart auch ihm (ob er ſich
gleich dagegen zu erklärten ſcheint in dem zweyten Theil
ſeinet vermiſchten Schriften, Berlin 1822. S. 64) nicht
unwillkommen ſeyn ſollte, weil fie mit dem Namen die Ab⸗
leitung des Kryſtalls aus der Grundgeſtalt angibt, und zwar
im Allgemeinen auf demſelben Wege, auf welchem Raumer
die Reihenfolge der Geſtalten aus einander ableitet. Was
am meiſten Anfechtung erleiden moͤchte, ſind theils neue Na⸗
men für gewiſſe Ausmeſſungen und Linien an den Kryſtal⸗
len, tbeils ein neuer und willkuͤhrlicher Gebrauch der deut:
ſchen Vor⸗ und Nachſolben. Was die erſten anbetrifft, fo
bin ich ſelbſt der Meinung, daß manche von Raumer ge—
waͤhlte Namen zweckmaͤßiger find oder deutſcher klingen, und
glaube, daß hierüber die Verſtaͤndigung urd der Austauſch
nicht ſchwer fallen wird; was das Zweyte, ſo ſehe ich nicht
ein, wie man auf andere Weiſe ſtatt langer Umſchreibun⸗
gen kurze Bepworte erhalten kann. Die Vorſylbe ent druckt
im Deutſchen eine Wegnahme aus, ein enteckter Wuͤrfel
iſt alſo einer mit weggenommenen Ecken, und in dieſem
Beywort iſt nun eben ſo wenig und ſo viel ausgeſprochen,
daß der neue Koͤrper, wie R. W. will, ganz ohne Ecken
alfo rund ſeyn muͤſſe, als in dem von ihm gedilligten laͤn⸗
gern: „Der Wuͤrfel mit abgeſtumpften Ecken.“ Wenn
nun am Rhomboeder zweverley abſtumpfbare Ecken vorkom⸗
men, die 2 Scheitel (Polecken nach Raumer) und die ſechs
Randecken, fo muß folgegemaͤß auch entſcheitelt und entrand⸗
eckt, ebenſo beym Rautendodekaeder, wo 6 dem Oktaeder,
8 dem Rhomboeder entſprechende Ecken vorkommen, entok⸗
taederſcheitelt und entrhomboederſcheitelt — geſagt werden
dürfen. Wenn die Sprache und das Ohr dadurch einige
Gewalt erleiden, ſo wird dieſer Nachtheil, welcher jeder
Sprache einer neugebohrnen Wiſſenſchaft anhaͤngt, von dem
Gewinn einer leichten und verſtaͤndigen Mittheilung aufge⸗
wogen. Wenig tens habe ich dieſen Gewinn empfunden,
als ich die reichen Mineralienſammlungen des Herrn von
Leonhard mit ihm durchgehend, vermittelſt ſeiner Sprache
über jede mir neue Kryſtallform, mich ſchnell und vollſtaͤn⸗
dig belehren konnte. Ein Werk von ſolchem Inhalt und
ſolchen Vorzügen verdiente einen einſichtsvollen und billigen
Beurtheiler, wenn er auch in weſentlichen Stücken von den
Anſichten des Vfrs. abweichen ſollte. Sie, verehrter Freund,
vereinigen mit der Kraft, das Entfernteſte und Verborgen—
ſte zu einem kunſtvollen Bau einer neuen Naturſchoͤpfung
zuſammen zu ordnen, eine ſolche Milde und Billigkeit in
der Beurtheilung der Beſtrebungen und Richtungswege ande⸗
rer, wean auch anders geſinnter, doch treuthätiger Forſcher,
daß ich von Ihnen ein urtheilendes Wort über vorliegendes
Werk wͤnſche, ja erwarte.“ Denn Viele find Thyrſustraͤ⸗
ger, Wenige aber Eingeweihte. :
Nuͤrnberg, den sten Juni 1822, ‚
C. M. Marx.
*Die Iſis hatte noch keine Anzeige von der Einrichtung von
7 950
Die heilige Sache der verlaſſenen Griechen.
„Jedes Gemüch, deſſen Politik in ihm ſelbſt gegruͤn⸗
det iſt, wuͤnſcht, raͤth und thut das, was menſchlich iſt,
und verabſcheut das, was ein gemachtes Recht und eine fei⸗
ge Moral zu thun verbieten, Ihm iſt es völlig gleich, was
ein Menſch gutes oder ſchlechtes thun mag, t
Mitleid aus dem Waſſer zieht. Ein Unmenſch nur kann
fragen, wenn er jemanden in den Strom falſen ſieht, ob
es rathſam ſey, ihn der zerſtoͤrenden Gewalt des ihm un⸗
natuͤrlichen Elementes zu entreißen. Der Unmenſch aber iſt
derjenige, welcher alles Recht und alle Sittlichkeit mit Fuͤ⸗
ßen tritt; und gegen dieſen muß ſich die Politik kehren.
Die Noth, mit der die Griechen ringen, hat jedes edle
Her; in Bewegung geſetzt; wer für ſie das Schwert
fuͤhren kann, führt es; wer für fie die Feder fuͤhren
kann, rührt fie. Oft wird die Cultur von der Barbarey
uͤberwaͤltiget, aber nur für Augenblicke; jene ſiegt endlich,
weil ſie fieht, dieſe unterliegt endlich, weil ſie blind iſt.
Darum muß niemand verzagen, weil ſich die Politik der
Barbarey fuͤr die Barbaren erklaͤrt. Auch der verſtockteſte
Sohn wird endlich zum Vater zuruͤckkehren — und fo wer⸗
den gewiß alle endlich dankbar erkennen, das ſie ohne die
Griechen elende Schaͤcher wären, Wen Tugend nicht ſpor⸗
net, den ſpornet die Schaam, nicht hochmuͤthig ſeyn zu
koͤnnen. 0
Unter die vielen Schriften, welche für die Griechen
erſchienen find, wird ſich naͤchſtens eine Geſchichte der Kaͤm⸗
pfe mit den Türken in Europa von Muͤnch ſtellen. Wir
theilen indeſſen ein Capitel davon mit.
Viertes Capitel.
Der Kampf auf dem Iſthmus.
Scanderbegs.
Die Thaten
Der Sieg bey Varna, nicht ohne ſchwere Opfer er⸗
kauft, erhöhte das Selbſtgefuͤhl der kurz noch 1
ten Pforte auf's neue, und machte die Luſt nach glaͤnzendern
Unternehmungen rege. Doch fand ſie, eh die legten Wehren
der ortentaliſchen Chriſtesheit fielen, an dem Heldenmuth zwey⸗
er Maͤnner einen Widerſtand, welcher den Sieg der Willens⸗
kraft und Begeiſterung über allen Andrang phyſiſcher Ge⸗
walten auf s Glaͤnzendſte beurkundet. Die Thaten dieſer
Maͤnner ſollen, da ſie in jenem hochwichtigen Augenblick als
die Schußgeiſter des geſammten chriſtlichen Gemeinweſens
erſchienen, und den Strom, der über ganz Europa herzas
kauſchen drohte, abhielten, eine ausführliche Erwaͤhnung
finden. Zuvoͤrderſt das, was unmittelbar nach jenem Er⸗
eigniß ſich begeben.
Amurath U. durch Geſchenke, Unterwerfungs - und
Ehrenbezeigungen beſchwichtigt, und wohl auch durch den
legten Feldzug nicht wenig entkräftet, unternahm langere
Zeit nichts gegen Bozanz. Erſt, nachdem Theodor Palaͤo⸗
logus, der gegen ſeinen Bruder Konftantin die Krone na⸗
L. Mineralogie bereit, als die Recenfion einlief, weil
Buch noch nicht eingegangen war. fe
€
den es aus
951.
ſprach, mitten in dem von ihm angefachten Bürgerkrieg ge-
ſtorben war, beſchloß er in den Peloponnes zu ziehen, wo
inzwiſchen der Großdux Böotien, die Gegend um den
Pindus, und das ozoliſche Lokrien beſetzt, und bereits Athen
ſich genaͤhert hatte.“ Zu Phera fammelte er fein Kriegs—
volk aus Europa und Aſien, nachdem ein Theſſaliſcher Ty—
rann, und Nerius, Herzog in Athen, zu dem Einfall ihn
noch ermuthigt hatten. ** Kaiſer Konſtantin XI. umſchloß
den Iſthmus mit einer Mauer und Beſatzung, und verleg—
te fo viel Reiter dahin, als er aus dem Peloponnes in Eile
ziehen konnte. **
Inzwiſchen ergriff Manche aus ſeinem Heer Feigheit
und Furcht vor der Tuͤrken Uebermacht; allein Konftantin
wies mit edlem Unwillen ſchnoͤde Vorſchlaͤge zuruͤck, und
ließ einen derſelben, die ihm ſie boten, in Feſſeln werfen.
Gleichwohl trug er Amurath Frieden auf die Bedingung an,
daß er den Iſthmus und die Landſchaft um denſelben raus
me. Der Sultan behielt die Herolde in Haft, und ruͤckte,
nicht ohne Beſorgniß vor der Strenge der Jahrszeit, an
die Mauer. Lange Zeit widerſtand ſie dem Geſchuͤtz; als
aber daſſelbe, wie der Sturm auf Leitern allgemeiner und
heftiger geworden, auch die bewaͤhrteſte Tapferkeit fruchtlos
machte, verließen die Vertheidiger die Mauer und flohen
nach verſchiedenen Richtungen. Die Anfuͤhrer, welche auch
in Korinth keinen feſten Punct mehr ſahen, warteten in La—
konien des Sultans fernere Bewegungen ab, entſchloſſen,
bey ſeiner Annaͤherung auf das Meer zu fliehen, weil nir—
gends eine Hoffnung guͤnſtigen Erfolges ſie zu fernerem
Kampf ermuthigte. Denn es waren, wie Chalkokondylas
ſich ausdruͤckt, weder Waffen noch Männer, noch ſonſt et—
was der Erinnerung wuͤrdiges mehr in den Staͤdten und
Burgen des Peloponnes. Amurath nahm noch an demſel—
ben Tage, wo der Iſthmus in ſeine Gewalt gefallen, Si—
cyon und Patras ein. Von nun an war der groͤßte Theil
des Peloponnes ihm unterworfen und zinsbar. F
Jetzt aber drohten ihm zwey gefaͤhrlichere Feinde, von
welchen er den einen ſelbſt ſich großgezogen hatte: in
Georg Baſtriota, genannt Scanderbeg, und Sun,
nyad dem Ungarn.
Georg Kaſtriota FF war der vierte Sohn des Fuͤrſten
Johann von Epirus oder Albanien, und gerieth, nachdem
e ueber dieſen Krieg vergl. Chalkokondylas, L. VI.
„ L. VI. p. 168.
*** L. VII. p. 180. 181. ;
+ L. VII p. 183. 184.
++ Quellen über dieſe wichtige hlſtor. Erſcheinung find: Ma-
rini Barletii Scodrensis de Vita, Morib. ac Rebus Gestis
Georg Castrioti etc. L. XIII. Argentor. 1537. Chalko-
7 kondyl, de reb. Turcicis, L. VII. pag. 185 et seg. Unter
den neuern Gibocn, XVIII. S. 181 — 191. Allgem.
Weltytſterte, XVII. S. 431 — 434 Siemondi
Geſchichte der italien. Freyſtagten, 10ter Bd. (Zürich 1820).
Im Archi für Geographie, Hiftorie, Staats⸗
u. Kriegskunſt, (ter Jahrg. Wien 1813 befindet ſich
ebenfalls ein intereſſanter und geiftvoller Aufſatz: Amu⸗
rath und Scanderbeg, und in einer fpätern Num⸗
952
fein Erbreich an die Pforte unterwuͤrfig geworden, als Geis
ſel in Amuraths II. Gewalt. Waͤhrend ſeine Bruͤder das
harte Loos gemeiner Sclaven beynahe theilten, und, man
weiß nicht ob durch Gift, oder welche Veranlaſſung immer,
hinter einander ſtarben, genoß er bey dem Sultan vorzügr
liche Gunſt und vaͤterliche Sorgfalt, und ward, als Knabe
zur Beſchneidung gezwungen, von demfelben im Islam und
allen Waffenuͤbungen der Türken unterwieſen. Fruͤh ſchon
erkannte man den kuͤnftigen Helden in ihm; ſeine Jugend
zeichnete ſich durch die wunderbarſten Abentheuer aus, die
er auf's Glorreichſte beſtanden, und kein Gegner, auch meh⸗
rere vereint nicht, waren der Staͤrke und Gewandheit ſei⸗
nes Armes gewachſen. Darum nannten die Türken ihn
Iſcanderbeg (Alexander den Großen). * a
Aber ſelbſt die Wohlthaten eines großmuͤthigen Fein
des blendeten ihn uͤber ſeinen eigentlichen Zuſtand nicht,
und den Muſelmann nur heuchelnd, * bruͤtete er als Juͤng⸗
ling ſchon den kuͤhnen Vorſatz und die Rache aus, fo er
nachmals vollfuͤhrte. Die Schmach ſeines Volkes, der Tod
der Bruͤder, die Bedraͤngniß chriſtlicher Lande ſchwebten
ihm unaufhoͤrlich vor der Seele: dagegen kaͤmpfte das Ges
fühl der Dankbarkeit lange mit feinem Entſchluß. Es war
Brutus Kampf, eh' er den Arm gegen Cäſar, den gro⸗
ßen liebenswuͤrdigen Tyrannen, beſiegt von der hoͤhern Lies
be der Freyheit, erhoben. Mit Unrecht wird Scanderbeg
daher ſelbſt von chriſtlichen Schriftſtellern des Undankes und
der Treuloſigkeit geſchuldigt. * Auch die Großmuth maͤch⸗
tiger Unterdruͤcker darf den Haß der Knechtſchaft nicht be:
ſiegen: er war dem Vaterlande mehr als fi) und dem
Sultan ſchuldig.
Daher trat er eines Tages, als von den Osmaniſchen
Waffen das Gluͤck zu den Ungarn ſich gewendet, vor den
Reis Effendi, und zwang ihm mit vorgehaltnem Dolch den
Ferman ſeiner Ernennung zum Statthalter von Epirus ab.
Darauf floh er, begleitet von ein paar wackern Waffen-
freunden, auf unbekannten Wegen in die Gebirge ſeiner
Heimath. Der Ferman oͤffnete ihm die Thore von Bro—
jg. Alsbald verſammelte er das Volk, ſchilderte die lange
Schmach und Bedraͤngniß der Epiroten, die fie von Amu⸗
rath und den Osmanen erlitten, und rief alle fireitbaren
Männer zum Kampfe fuͤr Religion und Freyheit auf. Sei
ne Worte wirkten wie ein Zauberſchlag auf die Albaner;
fie ſtuͤrzten unter feiner Anfuͤhrung mit Wuth uͤber die tuͤr⸗
kiſchen Beſatzungen in Petrellg, Petralba, Stelluſio und
mer: Mahomed II. u. Scanderbeg, jede häufig
mehr Roman als Geſchichte. Wir find im Allgemeinen
dem Marinus Barletius jedoch mit Behutſamkeit gefolgt,
ohne Gibbons allzu srelles Urtheil über ihn, das wir ſei⸗
ner beſondern Auſicht von Scanderbegs Charakter und dem
Chriſtianismus zuſchreiben muͤſſen, ganzlich zu unter⸗
zeichnen.
„Vergl. Kantemir: Gap. 6. S. 132.
Pe Das iſt's, was Gibbon ihm fo uͤbel nimmt, welcher meynt,
er hätte es bleiben ſollen.
Gibbon AVIII. S.
I
2
953 Be.
Sfetigrad her, und ſaͤuberten binnen kurzer Zeit ihr Land
von den Feinden. * (1442)
Schmerz und Unwillen ergriffen Amurath, als er
Scanderbegs Flucht und Abfall und der Seinen Niederlage
erfuhr. Seine Wuth mehrte ſich, als ihm Kunde von
der Beſetzung Krojas, und der Eroberung ſaͤmmtlicher Ver
ſtungen in Albanien geworden. Er verfammelte feinen
Kriegsrath, und berieth ſich, was in den gegenwärtigen
Umſtaͤnden zu vollfuͤhren, ob die Fortſetzung des Ungarkrie⸗
ges, ob Scanderbegs Bezwingung. Die Meinungen theil—
ten ſich. Vielen ſchien Uladislaus mit ſeinen Bundsgenoſſen
ein minder gefährlicher Feind, als Kaſtriota, der nach ſol—
chen abgelegten Proben wohl der Mann ſchien, nicht nur
im Buͤndniß mit den Ungarn der Pforte noch bedeutenden
Schaden zufuͤgen zu koͤnnen, ſondern ſelbſt ſaͤmmtliche Fuͤrſten
der Chriſtenheit zu den Waffen aufzuregen. Der Sultan ent—
ſchied ſich fuͤr dieſe letztere Anſicht, und ſchickte Geſandte
an Uladislaus und Hunnyad, welche (wie wir im vorigen
Capitel vernommen), ıojahrigen Waffenſtillſtand anboten.
Während dieſer Unterhandlungen und ihrer ſchnellwechſeln—
den Reſultate gewann jedoch Scanderbeg Zeit genug, die
Graͤnzen ſeiner Herrſchaft und der Freyheit zu erweitern.
Er ſandte nicht nur in alle Staͤdte Albaniens, ſondern auch
zu den benachbarten Illyriſchen Fuͤrſten und Regierungen
Boten, zu einer gemeinſchaftlichen Verſammlung nach Aleſ—
ſio (Lyſus) ſie einzuladen. Auch von Venedig fanden ſich
Geſandte ein, den Fuͤrſten zur Fortſetzung ſeines Unterneh—
mens im Namen der Republik zu ermuntern und Huͤlfe an?
zubieten. An die verſammelten Bundesglieder hielt Scan:
derbeg eine Anrede, in welcher er alles, was Geſchichte, Re—
ligion, Humanitaͤt, Politik und Begeiſterung darbieten
konnten, ſeinen Landesleuten und ihren Freunden auseinan—
der ſetzte, und ſie zu kraftvoller Theilnahme am vorſtehenden
Kampfe fuͤr Freyheit und Chriſtusglauben und zu Vertil⸗
gung der barbariſchen Nation aufforderte, welche immer
drohender nach zwey Welttheilen bereits ihren Arm ausge—
ſtreckt.““
Einſtimmig und mit ungemeſſenem Jubel ward Scan—
derbeg zum Oberfeldherrn des Bundes gewaͤhlt, und als
glorreicher Raͤcher der Frenheit geprieſen. Es wurde zus
gleich eine zweckmaͤßige Kriegsſteuer feſtgeſetzt und dem Fuͤr⸗
ſten fein jaͤhrliches Einkommen, früher aus dem Ertrag des
väterlichen Erbes von Salzbergwerken beſtehend, auf
200,000 Gulden erhöht. *** Er betrieb die Ruͤſtungen eif—
af denn auch Amurath zoͤgerte mit feiner Rache nicht
nger,
Es beſtand Scanderbegs Heer aus nicht mehr denn
gooo Mann Reiterei, und 7000 Leuten zu Fuß. Mit die
ſen beſchloß er den Guerillaskrieg zu fuͤhren. Er ſchlug
gleich anfänglich in einem entſcheidenden, aber blutigen
Treffen die uͤberlegenen Heeresmaſſen des ihm entgegengeſen⸗
deten Ali. Paſchas. Zwanzigtauſend Türken ſollen hier ges
„ Barletius L. II. S. XXXI.
% M. Barletius XLII. et seg.
„% M. Barletius S. LXV.
Iſis. 1826. Heft IX.
954
fallen, 2000 gefangen, und 20 Feldzeihen, nach Angabe
des Barletius, * erbeutet worden ſeyn. Siegestrunken kehr—
te der Fuͤrſt mit feiner Heldenſchaar nach dem angſtbefrey—⸗
ten Kroja zuruͤck. (1443. 0
Zu ſpaͤt war zwiſchen Scanderbeg und den Ungarn
ein Waffenbuͤndniß eingeleitet worden; “ umſonſt begluͤck⸗
wuͤnſchte Uladislaus in einem ehrenhaften Sendſchreiben den
ruͤſtigen Helden; es konnte dieſer, damals zu ſehr mit ſeiner eige—
nen Befeſtigung im Innern, und an den Graͤnzen des Lan—
des beſchaͤftigt, die Kataſtrophe von Varna nicht aufhalten.
Große Trauer befiel ihn daher, als er die ſchlimme Nachricht
davon vernommen; doch leiſtete er in dieſem Augenblicke je—
den moͤglichen Freundſchaftsdienſt. Er nahm die dem Mord
entkommenen Reſte des Ungarheers gaſtfreundlich in ſeinem
Lande auf, verpflegte ſie und brachte ſie auf Schiffen uͤber
Raguſa gluͤcklich nach ihrer Heymath zurück. *** Zugleich
zuͤchtigte er den treuloſen Deſpoten Serbiens, Georg Bulko—
witz, welcher der erſte die gemeinſame Sache verrathen, auf
das Empfindlichſte. T (1444.)
Jetzt verſuchte Amurath noch einmal den Weg guͤtli—
cher Unterhandlung, und ſchrieb an Scanderbeg mehrere
Briefe, in welchen er ihm die vielfach erwieſenen Wohl—
thaten zu Gemuͤthe fuͤhrte, uͤber ſeine thoͤrichte Verblendung
Mitleid und gegen den begangenen Meineid am Islam Ab—
ſcheu zu bezeigen ſchien, und zu verſtaͤndigerem und gerech>
terem Thun und Treiben ihn vermahnte. Als Belege ſei—
ner Warnung fuͤhrte er den ſo eben vor ſeinen Augen ſich
geſtaltenden Gluͤckeswechſel und der Ungarn Niederlage an,
die er ihm hiemit eigenhändig mittheilte. 47
Scanderbeg, nachdem er alles dieſes wohl und ernſt—
haft erwogen, führte den Geſandten des Sultans in die
Mitte des Heeres, in den Kriegsrath der Hauptleute; ſo—
dann in die aufgefuͤllten Waffenhaͤuſer und die wohl befe—
ſtigten Burgen, und entließ ihn, nachdem er ihn mit der
Stimmung des Heeres, und dem Geiſt des Volkes hin—
laͤnglich vertraut gemacht, mit einer nicht minder ſtolzen als
kraͤftigen Antwort, worin er dem Großherrn die Ungerech—
tigkeit ſeiner Vorwuͤrfe, den Verrath an ſeinem Volke und
an ihm ſelbſt durch den Zwang zu einer Religion auffuͤhrte,
vor der er ein billiges Grauen hätte tragen müſſen. Auch
ſtellte er ihm ferner vor, daß er bloß die Waffen der Liſt
verſucht, welche er, Amurath ſelbſt, ihm und feinen Bär
tern geboten. +++
Acht Monate waren waͤhrend der Unterhandlungen
verſtrichen. Jetzt ruͤckte eine Reiterſchaar von 10,000 Mann
unter dem Befehl des eben fo klugen als erfahrnen Cey—
rutz gegen Albanien an, ſtill und vorſichtig; denn alſo
hatte Amurath ihm befohlen. Scanderbeg bereits durch
* M. Barletius S. LIV. LV. et se.
** L. III. S. LVII. LX.
M. Barletius LXIII.
+ L. III. ©. LXIV.
+r ©. LXVII. et seg.
+44+ L. III. S. LXIR.
*
60* .
955
Freunde und Kundſchaſter von dem Zuge in Kenntniß ges
ſetzt, ſtellte, um den Feind in Sicherheit zu verlocken, an⸗
faͤnglich nur 2000 Mann offen ihm entgegen, und ließ die
Türken ruhig durch den Engpaß ziehen, der ins Innere
des Landes ſie fuͤhren ſollte. Als ſie aber nicht mehr weit
von der Thaloͤffnung waren, und ungehindert weiter zu
dringen gedachten, unter den 3 Zügen immer der bewehrtes
fie voran, ergellte ploͤtzlich aus Schluchten und von Ge—
birgshoͤhen das Schlachtzeichen. Mit Geſchoſſen und
Schwerteshieben aus der Nähe und Ferne, wetteiferten Fel⸗
ſenſtuͤcke und Eichenſtaͤmme in die osmaniſche Schlacht⸗
ordnung zu wuͤthen. Von allen Seiten auf ſolche Weiſe
durch die Albaneſer angegriffen bis zur erſchoͤpfenden Ans
ſtrengung in wilder Verzweiflung kaͤmpfend, erlagen alle dem
unverhofften Geſchick. Nur wenige entkamen, dem Groß⸗
herrn die Maͤhre von dem großen Unfall zu verkuͤnden. *
Paſcha Fey runs Loos theilte ein zweyter Feldherr,
Muſtapha. Amurath, minder über das Ungluͤck des ges
ſchlagenen Heeres betaͤubt, als von gluͤhenderm Haſſe ges
gen den Mann getrieben, der ſolche Flecken in die Sonne
ſeines Ruhms zu werfen Kuͤhnheit und Gluͤck genug hatte,
zerſann ſich Tag und Nacht in den Anſchlaͤgen blutiger Ras
che. Aber die andere Schreckgeſtalt ſtand abermal ſeinen
Planen entgegen: Hunnyad jenſeits der Donau, mit dros
henden Bewegungen. Er verwuͤnſchte ſein Geſchick, und
ſtrengte alle Lebensgeiſter an, mit ihm in die Schranken
zu treten. Er ſetzte daher Muſtapha Paſcha zum Feldo—
berſten über ein neugeſammeltes Heer, das mit den Ueber
reſten des früheren 25,000 Mann zählte, befahl ihm, Ger
birge und Engpaͤſſe zu vermeiden, Macedonien zu ſchuͤtzen,
und bey guͤuſtigen Anlaͤſſen nur Einfälle in's Albaneſiſche zu
wagen.
Treulich erfuͤllte dieſer ſeinen Auftrag. Auf einer der
hoͤchſten Bergketten nahm er eine faſt unbezwingliche Stellung
ein, und nur wenn er unbewachte Puncte, oder die Tapfer⸗
keit der Feinde allzu ſicher ſah, zogen ſeine Horden zur
Verheerung aus. Das offene Land im groͤßten Theil von
Albanien glich in Baͤlde einer Wuͤſte. Da nahte Scander-
beg, entſchloſſen, die Plager aus ihrem Felſenhort zu vers
treiben. Ein der Gefangenſchaft entkommener Epirote
ſchlug ihm einen Plan vor, welchen er alsbald auszuführen
gedachte. Auf geheimen Felſenſteigen, durch unwegſames
Gekluffte mußten, als gerade wiederum Streifpartheien in
größerer Anzahl als gewoͤhnlich hinab in die Ebene zogen,
die aus geſuchteſten Haufen feines Heeres gegen den Kulm
anruͤcken; ein anderer Theil offenen Angriff bieten, und
durch verſtellte Flucht die Nachſetzenden ins Innere der Land,
ſchaft locken. Ein anderer Theil ward in Hinterhalte gelegt.
Der Anſchlag gelang. Eh’ die Osmanen nur die mindeſte
Ahnung von einem Ueberfall erhalten hatten, waren mit
einemmale die Wachtpoſten auf der Hoͤhe uͤberrumpelt und
niedergehauen, und mitten im Tuͤrkenlager erſcholl der Al⸗
baneſer Feldgeſchrey, flatterte blutgetraͤnkt die Kreuzesfahne,
wüthete Scanderbeg. Seine Schaaren mehrten ſich durch
immer Neuheraufgekletterte. Vergebens war Meſtapha's
„M. Barletius L. III. S, LXXI et seg.
956
Widerſtand und Bemuͤhung die Fluͤchtigen zum Treffen zu
halten; umſonſt loderte das Nothzeichen in die Ebene her
ab, die den Albaneſern nachgeſandten Reiter zuruͤck zu rufen.
Denn als dieſe mit verhängtem Zügel zurüͤckſprengen woll⸗
ten, ſahen fie ſich von den vermeintlich Fliehenden im Ruͤ⸗
cken, zwiſchen dem Lager aber noch von einem S
terhalt angeſtuͤrmt, und theilten daher ihrer Bruder Nies
derlage. Nicht ohne viele Gefahr war Muſtapha mit den
vornehmſten Feldhauptleuten entkommen. So ſank zum
zweytenmal ein Osmanenheer, nutzlos, durch ſtolze Zuverr
ſicht, obgleich nicht wie jenes fruͤhere durch unkluge Berech⸗
nung geopfert. 8 MER
Der Sultan, in feinem Innern wie vernichtet, knirſch⸗
te ob dieſem neuen Schlag. Gleichwohl glaubte er vom
Kampf nicht abſtehen zu dürfen, ſondern entſendete denſel⸗
ben Muſtapha, welcher, vielleicht um ſeinen Fehler durch
fremde Größe zu verhuͤllen, Scanderbegs Loͤenmuth und
ſchlaue Wachſamkeit pries und fernern Krieg abrieth, zur
Vertheidigung des feindlich nun heimgeſuchten Macedo⸗
niens.“ | 3 8
Indeſſen hatten ſich zwiſchen idem albaniſchen Heers
führer und feinen Verbündeten den Venetianern uber den
Beſitz von Daynum Zwiſte erhoben, welch letzteres Kaſtrio⸗
ta, als zu feiner Herrſchaft gehoͤrend, anſprach. Diefe
Zwiſte brachen in einen foͤrmlichen Krieg aus. * Lange
Zeit traute Muſtapha bey ſeiner Ankunft in Albanien die⸗
ſer Nachricht nur ſchwach; eben ſo wenig Amurath. Als
fie endlich deſſelben ſich vergewiſſert fohen, war der Paſcha
gewillt, unmittelbar gegen Kroja vorzudringen, als Skan⸗
derbeg mit 6o00 Mann plotzlich ihm gegenuͤberſtand, waͤh⸗
rend fein Neſſe im Illytiſchen den Kampf fortſetzte. Bey
Oronochium auf einer Ebene, nur 3000 Schritte von ein⸗
ander, waren beyde Heere gelagert; die wichtigſten Poſten
durch die Albaneſer ſorgfaͤltig beſetzt; gleichwohl beſeelte fie
minder als fonft Zuverficht und Sieges hoffnung. N
Da begab es ſich, als gerade das Zeichen zum An⸗
griff gegeben werden ſollte, daß ein Tuͤrke, der als der be⸗
ſte Kaͤmpfer im Heere galt, rieſenhaft von Koͤrperbau, mit
großem Geſchrey in den Zwiſchenraum trat, und mit prabs
leriſchem Spotte die Epiroten zum Zweykampf herausfor⸗
derte. Dieſen Hohn mochte Paul Maneß, als kuͤhner
und gewandter Krieger ſchon früher bekannt, nicht länger -
ertragen; er nahm den Kampf an und erlegte den Osma⸗
nen. Den lauten Jubel der Seinigen benuͤtzend, und die⸗
fen Vorfall als Vordeutung eines glänzenden Sieges erklaͤß
rend, gab Scanderbeg nach kurzer Anrede bey heranbre⸗
chendem Morgen das Zeichen. Der Anſturm der Albaneſer
geſchah mit ſolcher Raſchheit, daß fie beynahe im erſten Lauf
das Lager erebert haben würden, hätte nicht Muſtapha ei⸗
nige Rotten Spahis entgegen geworfen, um während dieſe
* M. Barletius L. III. S. LXXII et seg.
L. III. S. LXXVI et se.
+** M. Barletius L. III. S. LXXVIII et seg. Sanbis Ge⸗
ſchichte von Venedig, P. II L. VIII. Vergl. auch Le
Det Geſchichte d. Republ, Venedig, Thl, II. 2
*
A
95
den Andrang der Feinde aufhielten, feine noch ordnungslo-
ſen Schaaren zu feſtigen. Er war entſchloſſen, als Sieger
nur zu Amurath zu kehren, oder nicht ungeraͤcht unter das
Chriſtenſchwert zu fallen. Umſonſt; die Vereinzelung ſeiner
Schaaren vereitelte die heldenmuͤthigſte Gegenwehr, und
trotz der Ueberzahl wurden fie von den feſteöncentrirten Epi⸗
roten beftändig geworfen.
derlage, Flucht auf allen Puncten. An der Spitze der Aus⸗
ekleſenſten zeigte ſich Muſtapha, wo die Gefahr am groͤß⸗
ten. Sein Beyſpiel, und Schaam den Fuͤhrer zu verlaſ—
ſen, hielt noch einige Zeit die Schlacht. Er draͤngte ſich
mit einem kleinen Haufen aus aller Macht zur Stelle, wo
Scanderbeg, der Schreckliche, focht. Schon war er ihm
nahe, ſchon vermeynte er durch eine glückliche Bewegung
des furchtbaren Gegners habhaft zu werden, als er ploͤtz⸗
lich ſelbſt umringt und gefangen wurde. Jetzt endigte ſich
die Schlacht und das Blutbad unter den Tuͤrken. Zehn⸗
tauſend lagen auf der Wahlſtatt. Albanien war frey, Ma⸗
cedonien abermal der Rache des Siegers offen.“
Das gleiche Gluͤck hatte auch wider die Venediger
Kaſtriotas Waffen gekrönt, den Krieg auf's Ruhmvollſte
für ihn beendigt, und die Repubtik den Helden unter die
Zahl ihrer Bürger aufgenommen. ** 5
Groß war der Schreck, welcher Amuraths nach die—
ſem dritten Unfall ſich bemaͤchtigte; die Gefahr, ſelbſt Ma—
cedonien zu verlieren, fo dringend, daß er nicht länger an⸗
ſtund, ſeine geſammte Macht gegen den nun nichtz mehr
kleinen Georg, wie er früher wohl oft ihn ſpoͤttiſch genannt
hatte, zu richten.
Ende betrieben. Aber auch Scanderbeg hatte, nachdem ihm
Macedonien lange Zeit zur Schatzkammer gedient, die wei⸗
ſeſten und kraͤftigſten Anſtalten zu dem Kampfe getroffen,
von welchem er wohl wußte, daß er entſcheidend werden
dürfte,
an dem die Kraft des großen Amuraths ſich brechen folte,
wurde Ktoja gewaͤhlt; was unfaͤhig ſchien, die Stürme des
wechſelnden Waffengluͤcks zu beſtehen,
Liebe und des theuerſten Beſitzthums an beweglichen Guͤ—
tern, wurden in ſichere Gegenden, oder zu befreundeten
Nachbarn gebracht. (1447.) *
Die erſte albaniſche Stadt, welche der Sultan zu be-
lagern begann, war das wichtige Sfetigrad, die Vormauer
des Landes. Mit 150,000 Mann lag er vor demfelben;
hinter ihm mit wenigen Tauſenden Scanderbeg. Nach
dem fuͤrchterlichſten Sturm, bey dem alle damals befann-
ten Zerſtoͤrungskuͤnſte der aus den Erfindungen alter und
neuer Zeit zuſammengemiſchten Taktik angewendet und er⸗
ſchoͤpft wurden; nach dem blutigſten Widerſtand, den eine
aus kaum tauſend Menſchen beſtehende Beſatzung viele Tas
ge lang ihm geleiſtet, nach moͤrderiſchen Angriffen, welche
unausgeſetzt von Scanderbeg, dem unfern in Bergſchluch⸗
ten gelagerten, auf feine Verſchanzung und gegen die Stuͤr⸗
„ NI. Barletius L. IV. S. XCIV et seg.
„„ Vergl. die oben angefuͤhrten Werke,
, M. Barletius L. IV, S, CV, et seg
So entſtand Verwirrung, Nie-
Ungeheuere Ruͤſtungen wurden zu dem
Zum Mittelpunct der kriegeriſchen Bewegungen,
die Gegenſtaͤnde der
958
mer gewagt wurden, gewann endlich Amurath die Veſte
durch Verraͤtherey eines beſtochenen Chriſten, welcher in den
einzigen Brunnen einen todten Hund warf, und dem Aber:
glauben zufolge die Lebensnahrung beſudelte. Aber dieſe
Stadt hatte ihm mehr als eine Niederlage gekoſtet. Die
Geſchichtſchreiber kommen beynahe ſaͤmmtlich uͤberein, daß
bey ihrer Belagerung an die 30,000 Menſchen geblieben
Unter Bedingung freyen Abzugs oͤffneten die paar Hunderte,
welche von der Beſatzung noch am Leben waren, die Tho⸗
re, und zogen, durch Vertrag ihrer Perſon geſichert, ruhm-
gekroͤnt, von Amurath ſelbſt nicht unbewundert, unter klin—
gendem Spiel den Ihrigen zu. *
Nicht ohne tiefen Schmerz empfing Kaſtriota die De—
drenſer, welche an der Uebergabe die meiſte Schuld getra⸗
gen; der Sfetigradenſer heldenmuͤthige Treue wußte er da—
gegen auf's feierlichſte zu ehren, und um das Verlorne nach
Umftänden fie zu entſchaͤdigen. Aber wis erſtaunte er, als
Amurath, ſtatt weiter vorzudringen, Anſtalten zum Ruͤckzug
traf, und wirklich ihn antrat, nachdem er Sfetigrad mit
hinlaͤnglicher Beſatzung verſehen, und ſomit im Beſitz eines
feſten Punctes in Epirus ſich geſichert.
Aber auch dieſer Ruͤckzug koſtete noch eine betraͤchtli—
che Einbuße; denn Scanderbeg folgte, mit nicht mehr als
3000 Mann, dem Tuͤrkenheer auf den Ferſen nach und
griff den Nachtrab an ſeinen ſchwaͤchſten Stellen an. Wenn
nun die Tuͤrken eine Wendung machten, um die kuͤhnen
Verfolger zu zuͤchtigen, war er verſchwunden, und erſchien
nur in Schluchten, von Huͤgeln und Steigen herab ploͤtz⸗
lich im Nüden wieder, wodurch den Unvorbereiteten meiſtens
ein ungeheuerer Schaden zugefuͤgt ward. Endlich kehrten
beyde Feldherrn, über Schlaͤge des Gluͤckes aus verſchiede⸗
nen Urſachen trauernd, von dieſer erſten Parthie eines un—
entſchiedenen Kampfes zuruck, Amurath II. durch Macedoni⸗
en nach Adrianopel, Kaſtriota nach feiner Veſte Kroja. **
Es wird uns ſchwer, ſo manchen großen Zug aus
dieſem merkwürdigen Kriege und Scanderbegs Heldenlauf
übergehen, und — auf daß wir den Raum diefes Capitels
in unſerm Geſchichtbuch nicht unverhaͤltnißmaͤßig füllen —
gedrängter uns faſſen zu mäffen,
Der albaniſche Feldherr verſuchte, eh' der Großherr mit
neuen Schaaren kaͤme, Sfetigrad, das entriſſene Bollwerk.
ſeines Reiches, wieder zu erhalten; aber auch ſeine Beharr⸗
lichkeit fand an der Feſtigkeit des Ortes einen uͤberlegenen
Gegner. Er mußte, noch zu dem durch verſchiedene andere
Umſtaͤnde gezwungen, den Plan hiemit aufgeben, und es
galt ihm nun bey einer entſcheidendern Stelle, in ſeiner
Hauptſtadt ſelbſt den alten Muth zu bewaͤhren, der ihn bis
dahin ſiegreich durch alle Gefahren getragen. ***
ei Es war in den erſten Tagen des May's 1448, als
die Belagerung derſelben anhub. Der Sultan, an Kraͤften
erſtarkt, oder vielmehr durch den bisherigen Verluſt in An:
* M. Barletius L. IV. S. evır et seg.
M. Barletius L. V. S. CXLVI et seg.
am M, Barletius L. VI. S. CL.
959
ſehung der unermeſſenen, zu Gebot ihm ſtehenden Mens
ſchenzahl wenig geſchwaͤcht, noch einmal auflebend im Hel—
denfeuer ſeiner Jugend, und im gluͤhendſten Rach- und
Schaamgefuͤhl, hatte im April dieſes Jahrs 40,000 Spahis
vorangeſchickt, und mit denſelben den neuen Feldzug eroͤff—
net. Ohne Widerſtand (auf offnem Felde wär’ es vergeb—
lich geweſen) durchwimmelten ſie die Thaͤler von Epirus bis
in die Ebene Krojas. Vor der Stadt ſelbſt ſchlugen fie ihr
Lager, und als Amurath mit ſeinem Thronfolger (Maho—
med II.) angekommen war, vereint mit dem Hauptheer,
dicht vor den Mauern auf. Desgleichen Scanderbeg, ohn—
fern davon auf Bergen, mit einer Abtheilung Epiroten, des
Feindes Unternehmungen bis zur guͤnſtigen Stunde beob—
achtend.
Die fuͤrchterlichſten Zubereitungen zur Belagerung
machten die in der Stadt Gebliebenen nicht erzittern; viel—
mehr erhob ſich der Muth der Freyheit und des Glaubens
in neuer Kraft beym Anblick jenes Feindes, dem er fo eft-
mals ſiegreichen Trutz geboten. Das Geſchuͤtz wuͤthete un⸗
aufhoͤrlich in den Felſenthuͤrmen. Die Vertheidiger ſpotte—⸗
ten deſſelben und ſchlugen 2 Angriffe ſo mannhaft zuruͤck,
daß ſchon nach wenigen Tagen Amurath den Gedanken faſt
aufgab, durch einen Hauptſturm des Platzes ſich zu be—
maͤchtigen. So wurden denn Minen doppelter Art vorge—
ſchlagen und verſucht, gegen die Treue der Mauer wie die
des Befehlshabers. Kaiſerliche Herolde verhießen Urana—
conte, der von Scanderbeg uͤber Beſatzung und Stadt
geſetzt war, freyen Abzug, 100/000 Aſpern, und nach Wahl
eine Statthalterſchaft in des Sultans Landen; den uͤbrigen
Einwohnern vollkommne Amneſtie alles Fruͤhern, und die
Mildigkeit der Regierung Amuraths.
Mit Muͤhe nur rettete ſie der Feldhauptmann vor
der Wuth des aufgebrachten Volkes. Unter Schimpf und
Spott und der Bedrohung, bey einem zweyten Gange
Ohren und Naſen zu verlieren, kehrten die Unterhaͤndler
in's Lager zurück. In wildem Unmuth mehr als je auf die
Götter zuͤrnend, die ſolche Schmach noch in den letzten
Jahren ſeines Lebens auf ſein Haupt gehaͤuft, vernahm
Amurath das Ergebniß der Sendung. Er glaubte nicht,
daß ſolche Treue unter Menſchen erfunden wuͤrde.
Auch die Minen gegen die Mauern waren fruchtlos
angelegt worden. Die raftlofe Gewandheit teutſcher In—
genieure, welche für die Freyheit der Epiroten voll edler Bes
geiſterung zu ſtreiten gekommen waren, wußte außerdem,
daß der felſigte Boden ſchon ungemeine Schwierigkeiten
bot, jede Arbeit der Osmanen zu vereiteln.
Jetzt nahm Amurath, an jedem gluͤcklichen Erfolg
verzweifelnd, noch zu einem Mittel Zuflucht, von dem ihn
Heldenſtolz bis auf dieſen Moment zuruͤckgehalten. Nur
Unterwerfung wollte er, nur einen Schein wenigſtens der⸗
felben, den mäßigen Tribut von 20,000 Piaſtern, zum
Zeichen anerkannter Oberherrlichkeit. Dafür bot er durch
Juſſuf Paſcha von Romanien, welcher heimlich zu dieſem
Beſtechungsverſuch beauftragt war, Frieden, Freundſchaft
und Albanien als erbliches Koͤnigreich an.
Scanderbeg hoͤrte ſchweigend dieſen Anttag, und er
ſah gerade aus dieſer Sprache plötzlicher Nachgiebigkeit,
——
960
des Greiſes Schwaͤche und Verzweiflung. Er bewirthete
daher den Abgeſandten mit koͤniglicher Freygebigkeit und ant⸗
wortete, als die Zeit der Unterhandlungen verſtrichen war,
durch ihn an den Sultan Folgendes:
„Dieſe deine zweyte Geſandtſchaft ſcheint mir ganz
„gleich, wie jene fruͤhere des Ajaradins zu lauten. Ich
„halte dafür, damals dir für immer deutlich genug geant⸗
„wortet zu haben; denn weder hat ſich mein Gluͤck bis da-
„hin ſo ſehr gemindert, noch das Deinige ſo ſehr gemehrt,
„daß du mir ſolche Bedingungen bieten darfſt. Was du
„von Sfetigrads Einnahme, von Zerſtoͤrung der Mauern
„Krojas und der Verwuͤſtung alles Landes ringsum, in lan⸗
„ger Reihe herzaͤhlſt, acht' ich kaum fuͤr einen Verluſt.
„So lange mir mein Kopf, Krieger auf den Beinen und
„das Volk friſch und thatkraͤftig ſteht, wird jeder Schaden
„ſich leicht einbringen laſſen, das Verwuͤſtete neu erbluͤhn;
„dafuͤr laſſe du uns und die Goͤtter ſorgen. Was Men⸗
„ſchenhaͤnde leicht zerſtoͤrt, koͤnnen Menſchenhaͤnde leicht
„wieder aufbauen, wenn nur der Meiſter noch vorhanden,
„und ein ſtreitbewaͤhrter Arm zu Gebot ihm ſteht. Doch ſa—
„ge, da du die von euch vollbrachten Thaten aufzuzaͤhlen
„nicht muͤde wirſt, wie theuer ſind ſie dir wohl bis an dieſen
„Tag gekommen? Um welchen Preiß gewannt ihr Sfeti-
„grad, das nicht einmal eure Tapferkeit, ſondern Aberglau⸗
„be der Buͤrger euch in die Haͤnde geliefert? Welche Opfer
„hat euch wohl Krojas Beſtuͤrmung bisher gekoſtet? O
„vollbringt nur ferner ſolche Großthaten! Moͤg' euch das
„Schickſal noch Jahrhunderte hindurch ſolche Kraft und fol-
„ches Gluͤck verleihn. Das aber ſey fern, daß ſo lange
„Scanderbeg am Leben, je ein Tribut aus dieſer Provinz
„erhoben werde; und wenn ihr ganz Macedonien, und alle
„Sitze unſerer Vaͤter uns einraͤumtet, und wenn ſelbſt der
„Osmane ſeine Herrſchaft mit mir theilte, ſoll doch dieſer
„Brandfleck nicht am Namen des Epiroten haften.“
Jetzt gab Amurath fein Spiel verloren, und fein ſtol⸗
zer Geiſt fuͤhlte ſich zum erſtenmale durch einen noch ſtol⸗
zern gebeugt. Denn auch, nachdem Juſſuf, laut Auftrag,
feine Forderung heruntergeſtimmt, und bloß einige taufend
Piaſter begehrt, war Scanderbeg trotzig auf ſeiner Antwort
geblieben. Gram und Fieber zehrten gewaltig an des Pa⸗
diſchahs letzter Lebenskraft; Muthloſigkeit und Furcht an
dem alten wilden Geiſt des Heers. Alle Freuden des Pa⸗
radieſes, und alle Reizmittel eines kriegeriſchen und religiös
fen Fanatismus konnten das tiefe Gefühl ber Demuͤthigung
nicht betaͤuben, Tapferkeit und Siegergröße an dieſem un?
beugbaren Starrſinn ſich brechen zu ſehn.
Dem wachſamen Auge Kaſtriotas entgingen die Wir⸗
kungen dieſer fruchtloſen Unterhandlung nicht. Mitten in
einer duͤſtern Nacht, als alle Schrecken ber Natur auf das
Lager der Feinde herabzuwuͤthen ſchienen, brach er mit al⸗
len ſeinen Heerhaufen aus der lang behaupteten Berg⸗
ſchlucht hervor, und wagte, eh' die Osmanen ſich des Ge⸗
ringſten verſahen, einen allgemeinen Angriff auf ihr Lager.
Zehntauſend Spahis ſtellten ſich trotz der ungeheuern Ver⸗
wirrung außerhalb der Linien entgegen, und bereiteten blu⸗
tigen Widerſtand. Aber ſelbſt dieſer Muth diente nur dazu,
die Niederlage zu vergewiſſern. Denn unter beſtaͤndigem
Gefecht, in welchem das Gluͤck bald auf ihre, bald auf
961 g
der Albaneſer Seite ſich neigte, ſahen ſie ſich plotzlich in un—
bekannte Gegenden gelockt, und von neuen Haufen, welche
je in kleinen Abtheilungen zu Hinterhalten ſich aufgeſtellt,
angegriffen. Auch konnte ihre Schlachtordnung, von der
Natur des Bodens bedraͤngt, keineswegs ſich guͤnſtig entwi—
ckeln; darum entgingen ſie auch hier einer Niederlage nicht.
Kaum die Hälfte erreichte das Lager wieder; über 5000
waren durch das Schwert der Epiroten gefallen, bis zum
Gezelte des Großherrn hatte ſich der Streit gewalzt.“
Noch Schlimmeres befuͤrchtend, durch Boten uͤber
Boten auf neue Gefahren, die von den Ungarn drohten,
benuͤtzte Amurath gerne einen Vor—
wand, nach Adrianopel zuruͤckzukehren. Nach wenigen Tagen
erhob ſich der ſiegloſe Zug; ein Theil der beſten Mann—
ſchaft jedoch wurde beſtimmt als Beobachtungsheer die Blo—
kade inzwiſchen fortzufegen, **
So ging aus dieſem Streit mit dem Zwingherrn
des Orients ein kleiner Heldenfuͤrſt ſiegreich hervor, weil er
auf Gott, Maͤnnertreue und feines Armes Kraft vertraut,
aufmerkſam gemacht,
Ein paar Worte uͤber die unwuͤrdige Beurthei—
lung der neueſten Leonhard'ſchen und Haus—
mann ſchen Schriften durch den Herrn
g R. W. (Wakkernagel.)
Iſis, Heft V. 1822. S. 514. ff.
Wir wiſſen nicht, ob wir uns mehr uͤber die Drei—
ſtigkeit und Anmaaßung, oder uͤber die Gemeinheit, oder
über den boshaften Muthwillen wundern ſollen, den der
Hr. R. W. in der Beurtheilung der Hausmann'ſchen „Un:
terſuchungen uͤber die Formen der lebloſen Natur,“ und des
Leonhard'ſchen Handbuches der Oryktognoſie (Iſis V. ©.
514 ff.) an den Tag gelegt hat. Fuͤr's erſte fragen wir mit
Recht: Wie konnte es einem jungen Manne, der, wie er
ſelbſt zu erkennen gibt, nicht über das A B C der Mine—
ralogie hinausgegangen iſt, der dabey uͤberdieß eine ſo be—
— un
paäaarletius L. VI. bis zu Ende.
* Kantemir K. 6. S. 132, fertigt im Einklang mit den
tuͤrkiſchen Geſchichtſchreibern den ganzen Krieg ſehr kurz
ab, indem er ſich alſo ausdruͤckt: „Im folgenden Jahr
(1447.) kehrte er ſeine Waffen gegen den aufruͤhreriſchen
Kaſtriot Iskjenderbegi, jagte ihn nicht nur aus ſeinem
Reiche, und verheerte ganz Griechenland und Arnawd, ſon—
dern ꝛc.“ Dieſe kurze Anzeige eines Kampfes, der mehre—
re Jahre gewaͤhrt, klingt freylich den Berichten griechiſcher
und abendlaͤndiſcher Geſchichtſchreiber gegenuͤber, etwas
ſonderbar. Wenn wir jedoch dieſe abſichtliche Luͤcke, oder
hiſtoriſche Lüge der Tuͤrken über Scanderbeg, der noch
lange Zeit ein Gegenſtand ihrer Erinnerung blieb, alſo
daß man ſelbſt die Kinder durch ſeinen bloßen Namen zu
ſchrecken pflegte, verdammen muͤſſen, koͤnnen wir gleich⸗
falls nicht umhin, auch unſern ehrlichen Barletius und
Becker, der es ihm nacherzaͤhlt, fragen, woher ſie
denn wiſſen, daß Amurath vor Kroja, oder gleich nach
dem Ruͤckzug in Adrianopel vor Gram geſtorben ſey, da
er doch vorerſt die große Schlacht bey Koſſowa noch ge—
ſchlagen?
Isis 18 a8. Heft IX.
—
962
fangene Anſicht verraͤth, daß er nur auf die Worte ſeines
Lehrers ſchwoͤrt und die Verdienſte aller Anderen fuͤr Nichts
achtet, der, wie jeder Unbefangene fhon beym Durchleſen
ſeines wortreichen Geredes in der Iſis leicht einſteht, an
wiſſenſchaftlicher Bildung auf jeden Fall weit unter jenen
Maͤnnern ſteht, welche er auf eine fo nichtswürbige Art be—
handelt hat, — wie, ſage ich, konnte es dieſem einfallen,
ſich zum Beurtheiler über jene aufzuwerfen, und zwar in
einem ſolchen Tone? Wir koͤnnen nicht laͤugnen, daß es
uns ſehr ſchmerzte, den Pfr. der „Netze zu Kryſtallmodel—
len, I. Heft, Berl. 1821,“ eines fuͤr den Elementarunter—
richt in der Kryſtallographie ſehr brauchbaren Schriftchens,
auf einmal in einem ſo ſchlimmen Lichte zu erblicken. We—
der den Hrn. Hofr. Hausmann, noch den Hrn. geb.
Rath Legphard haben wir die Ehre, perſoͤnlich zu ken—
nen; aber Nie Behandlung, die fie durch Hrn. W. erfahren
haben, hat uns empoͤrt und muß nach unſerer Ueberzeu—
gung jedem Unpartheyiſchen und Wahrheitliebenden ein Aer—
gerniß ſeyn. Der Lehrer des Hrn. W., der Hr. Bergr. v.
Baumer, wird dieſes Betragen feines Schülers gewiß nicht
billigen, und es iſt daher wohl etwas zu verwundern, daß
er, wahrſcheinlich darum wiſſend, ihn von der Bekannte
machung ſeiner Ausfaͤlle nicht zuruͤckgehalten hat. — In
den Inhalt der beyden oben erwähnten Schriften konnen
wir hier nicht eingehen, weil wir uns eine befondere Wuͤr—
digung derſelben vorbehalten, wobey es ſich denn hoffentlich
zeigen ſoll, was dieſe Schriften Vorzuͤgliches und Eigen—
thuͤmliches, und was fie Fehlerhaftes oder Fremdes haben.
Hier iſt fuͤr jetzt einzig und allein von dem Tone, in wel—
chem die beyden Buͤcher vom Hrn. W. recenſirt worden
ſind, die Rede.
Statt eine getreue Darlegung des Inhaltes und Cha—
rakters diefer Schriften zu geben, begnuͤgte ſich Hr. W.
mit einzelnen fragmentariſchen Bemerkungen, mit Heraus—
hebung alles deſſen, was ſeinen Tadel rege gemacht hatte,
und mit abſprechenden Urtheilen. Von dem vielen Guten,
das unſtreitig in beyden Werken enthalten iſt, ſagt er auch
nicht ein Wort, außer einmal S. 527, wo er doch geſteht,
daß wir dem Hrn. Leonhard ein fleißiges Zuſammenſchaffen
des einzeln vorhanden Geweſenen nicht abſprechen duͤrfen.
An des Herrn Hausmann's Werke findet er aber gar nichts
Gutes. Er ſpricht S. 515 f. demſelben alle kryſtallogra—
phiſchen Kenntniſſe geradezu ab und raͤth ihm ſogar, bey ei⸗
nem Schuͤler von Weiß, Raumer oder Mohs (wahrſchein—
lich doch wohl am erſten bey ihm ſelbſt als einem der Rau—
mer'ſchen A B EC: Schüler) in die Schule zu gehen. Die
Anmaaßung, welche er dem Hrn. Hausmann ohne Beweis
vorwirft, hat ſich Hr. W. ſelbſt im reichſten Maaße zu
Schulden kommen laſſen. Es iſt unbegreiflich, wie ein
Menſch ſo verblendet ſeyn kann, daß er gegen einen Ande—
ren uͤber etwas heftig loszieht, was doch ſein eigenſter aͤrg⸗
ſter Fehler iſt! Welche unerhoͤrte Anmaaßung liegt nicht
insbeſondere in feinem Ausſpruche über Leonhard's Werk
S. 525, wo er ſagt: „unter den neueſten Büchern
über Mineralogie ſey dieſes dickſte das ſchlechte—
fiel" Eine Anmaaßung, die um fo unverantwortlicher iſt,
wenn man die Jugend des Verfaſſers, welcher kaum begon—
nen hat, die Mineralogie, wie Cicero ſagt, primis gusta-
re labiis, mit dem reiferen Sales dem unermuͤdeten Fleiße
1
963
und der vieljaͤhrigen Erfahrung des Hr. geh. R. Leonhard
zuſammenſtellt! — Hr. W. wird nicht müde, den in Ne:
de ſtehenden Männern Ignoranz und Ungrundlichkeit vor:
zuwerfen. Und doch waͤre es leicht zu beweiſen, daß derſel⸗
be nicht den hundertſten Theil der Erfahrungen beſitzt, wel—
che jene in ihren Schriften niedergelegt haben. Auch wenn
ſich gleich gegen die in dieſen Schriften befolgte Theorie
Manches nicht ohne Grund moͤchte einwenden laſſen, na—
mentlich gegen das ſehr unnatuͤrliche Syſtem in Leonhard's
Handbuche ꝛc.; ſo darf dieſes doch nimmermehr in dem
Tone und mit der Befangenheit geſchehen, wie Hr. W. es
gethan hat, und auf keinen Fall wird dadurch der Vorwurf
der Ignoranz und ein Recht begründet, auch das vorge:
fundene Gute zu verſchweigen.
Unter anderen laͤßt ſich Hr. W. vorne auch
über die Leonhard'ſche Sprache und deſſen neue Kunſtaus—
drucke aus, welche zwar allerdings ſehr ſprachwidrig und un:
angenehm lautend, jedoch bey weitem nicht ſo arg ſind, als
er ſie S. 529 gemacht hat. Dabey koͤnnen wir auch zu⸗
gleich ſehen, mit welchen poͤbelhaften und aberwizzigen
Schimpfreden Hr. W. feine Ruͤge zu erhaͤrten ſucht“ in
dem er S. 530 fast: „Fuͤr denjenigen, der die Kryſtall—
beſchteibungen des Hrn. L. leſe, ſey dieſes ſchon genug,
um den blödfinnigen, entſcharfkanteten Hochmuth,
den auf Ruhm durch Neues erpichten ſchriftwerfe—
riſchen Wahnſinn des Verfaſſers einigermaaßen zu
würdigen.““ Sollte man wohl glauben, daß es moͤglich
ſey, daß Jemand, der ſich zu den Gebildeten zaͤhlt, in der
Gemeinheit fo weit gehen koͤnne! Auch iſt es ein ſchlim—
mes Zeichen für den Charakter eines Menſchen und vers
raͤth zum mindeſten einen boshaften Muthwillen, wenn er
die Perſon eines Anderen zugleich mit der Sache angreift,
und demſelben ſo entehrende Vorwuͤrfe macht, die er mit
nichts erweiſen kaun, wie z. B. eben hier S. 530, daß
Hr. Leonhard einen bloͤdſinnigen Hochmuth beſitze und auf
Ruhm durch Neues erpicht ſey; und S. 527, daß er ein
Heuchler ſey und ſehr viele mineralogiſche Schaͤtze heimlich
weggeſchleppt habe () u. dgl.
Ohne aus dem Aufſatze des Hrn. W. alle einzelnen
Aeußerungen als Belege fuͤr ſein unwuͤrdiges Betragen aus⸗
zuheben, wozu die Zeit zu koſtbar iſt, wollen wir bloß noch
einige der ſehr beleidigenden plumpen Spaͤße anführen, wos
zu ihm die Namen mehrerer Foſſilien Anlaß gegeben haben.
So meynt er S. 326, entweder Blende, oder Kobold oder
Hohlſpath (Makel) möchte wohl einſt Leonhardit heißen
koͤnnen. S. 513: „Der Name Goͤthit ſey nach Einigen
herzuleiten von Goͤthe, hindeutend auf die eigenthuͤmliche
Eigenſchaft, mit welcher Hr. geh. R. Leonhard glaͤnze.“
Und ſo an mehreren Stellen, wo er feinen Witz auf eine
ausſchweifende, ungeziemende Weiſe ſpielen laͤßt, wobey
auch unter anderen (S. 513 und 526) die Herren Vefer⸗
ſtein und Zumboldt nicht verſchont werden.
Merkwürdig war es uns endlich auch, vom Hrn. W.
(S. 525) gelegentlich zu vernehmen, daß die Mineralogie,
wenn fie sine teutſche Wiſſenſchaft (was fie doch Gottlob!
ſchon laͤngſt, nehmlich ſeit Werners Zeit iſt) werden wolle,
ſeyn muͤſſe: „wahr, treu, demüthig, (möchte doch der
Hr, Bft, dieſes recht bedacht haben!), ſtolz, heilig, keine
964
Sure, frey, lieblich, teutſcher Zunge; * daß daun
die Dulkaue muͤſſen ausgebrannt, Buch zu den Buͤ⸗
chern, Baͤferſtein zu den Vaͤfern geſteckt und Zum⸗
boldt ein Bobold geworden ſeyn.“ ) —— —
Doch genug! Um nicht laͤnger bey dieſen hoͤchſt wid“
rigen Zerrbildern zu verweilen, welche Hr. W. uns in
Sprache und Inhalt vorgefuͤhrt hat, ſo ſchließen wir mit
unſerer unmaaßgeblichen Meynung, daß, unbeſchadet der
freyen Meynungsaͤußerung und des ungeſtoͤrten Ab- und
Zugehens auf dem literariſchen Felde doch ſolche Gemein
heiten und Verlaͤumdungen nicht geduldet werden ſollen.
Die Wiſſenſchaft leidet darunter nicht, wie Einige meynen,
ſie kann nur dadurch gewinnen. Denn ein Mann von
ächt⸗wiſſenſchaftlicher Bildung, ſey es in welcherley Fache
es wolle, wird ſich nie unüberlegte Gemeinheiten erlauben,
am wenigſten gegen Maͤnner, welche anerkannte Verdienſte
haben, wären fie auch in einzelnen Dingen im Irrthum.
Wer ſich dagegen Zuͤgelloſigkeiten und beleidigende Ausfälle
erlaubt, der legt ebendadurch ſeinen Mangel an wahrer
wiſſenſchaftlicher und humaner Bildung an den Tag. Di-
dieisse fideliter artes, emollit mores nec einit esse
feros! — Darum möge auch die Iſis ins Künftige un⸗
entweiht bleiben von ſolchem Unweſen! Wo nicht, ſo er⸗
ſtehe ſie als ſtrenge Richterin und Raͤcherin! a
Beytraͤge zur Pflanzenkunde der Vorwelt.
Nach Abdruͤcken in Kohlenſchiefer und Sandſtein aus ſchleſiſchen
Steinkohlenwerken, e
von J. G. Rhode. 1
Iſte Lieferung, mit 2 Steintafeln, Breslau bey Graß,
Leipzig bey Barth u. ſ. w. 1821. Fol. 14.
So intereſſant dieſe Abhandlung iſt, ſo waͤre doch zu
wuͤnſchen, daß der Verf. ſie nicht haͤtte einzeln erſcheinen
laſſen, ſondern daß er ſich mit Schlotheim oder Stern—
berg haͤtte verbinden moͤgen. 5
Schriften in ſo großem Format muͤſſen auch eine ge—
wiſſe Dicke haben, und Schriften, für die es nur ein klei
nes Publicum gibt, muͤſſen nicht in großer Zahl erſcheinen.
Doch die Schrift iſt einmal da, und da ihr noch andere
Hefte folgen ſollen, ſo kann ſie ja wohl einen lebensfaͤhigen
Leib erhalten. Was nun erſtens die zwey Tafeln betrifft,
fo find fie allerdings von Coſandier ganz vortrefflich auf
Stein gezeichnet, und es ſcheint uns, daß der Steindruck
fuͤr dieſe Art von Darſtellung eben ſo rathſam ſey wie fuͤr
Saͤugthiere z. B. Wo es nicht haargenau auf Zahlen klei⸗
ner Theile ankommt, wie bey Inſecten, da mag der Steine
druck immer Vortheil gewähren, 8
„ Alſo mit anderen Worten:
Daß die Mineralogie ſey
Friſch, fromm, froͤhlich, frey! 0
Beynahe moͤchte man hieraus folgern zu dürfen meynen,
daß nur ein Turner ein Mineralog ſeyn duͤrfe. Da wäre
denn freplich der Stab über viele gebrochen
965
Die Abbildungen gehören alle einer Sippe an, deren
Charakter darin beſteht, daß fie überall mit rhombenfoͤrmig
oder in geſchobenen Vierecken ſtehenden Drüfen oder Nars"
ben beſetzt iſt; es werden davon 5 Gattungen aufgeführt,
Schuppenpflanzen, geſtreifte und ſchlichte. Abgebildet ſind
nur Stücke der erſten und zten Gattung in natürlicher
Groͤße.
Der Text beweiſt eine genaue Aufmerkſamkeit des
Verf. auf alle Verhaͤltniſſe, unter welchen die Pflanzenab⸗
drücke vorkommen. Er zeigt, daß die Kohlenrinde den
Pflanzenabdruͤcken nicht zufällig iſt, ſondern von der ver⸗
kohlten Pflanzenhaut abſtammt, daß das Holz der Baͤume
weich wuͤrde und dem Eindringen der Steinmaſſe nachgebe.
(In den Ritzen des Gypsbtuches bey Koͤſtriz, worin ſich
die von Schlotheim aufgefuͤhrten Knochen von Menſchen,
Maulwuͤrfen, Froͤſchen u. ſ. w. gefunden haben, bemerkt
man eine Menge holziger Wurzeln, deren Rinde ſich in
Kohle verwandelt hat, waͤhrend der Kern noch völlig un—
veraͤndert geblieben iſt. Dieſe Verkohlung zeigt ſich daher
hier augenſcheinlich als bloßes Reſultat des hohen Alters.)
Der Verfaſſer theilt die Pflanzenabdruͤcke in 4 Claſ—
ſen; ſie ſind:
1) noch mit der Kohlenhaut bedeckt,
2) nur als Hohldruck vorhanden,
3) ohne Kohlenhaut,
4) mit der Kohlenhaut im Hohldruck.
Der Verfaſſer wuͤnſcht, daß jedermann bey der Be—
ſchreibung auf dieſen Unterſchied Ruͤckſicht nehme, und er
geht deshalb die Abdrucke und Beſchreibungen von Stern-
berg und Schlotheim durch.
Im zweyten Abſchnitt handelt der Verf, über die bes
ſte Methode, die Pflanzenabdruͤcke zu zeichnen und abzubil—
den. Er zeigt, wie die beſten Abbildungen ſelbſt von
Schlotheim und Sternberg Unrichtigkeiten enthalten muͤſſen,
wenn fie mit freyer Hand gemacht werden. Um das zu
verhindern, bedient er ſich folgenden Verfahrens. Man
traͤnkt feines Seidenpapier mit Leim, befeſtigt es mittelſt
eines Fadens oder Oblaten um den Pflanzenabdruck, und
druͤckt es mit dem Finger oder einem kleinen Ballen von
Baumwolle ſcharf an, wobey ſich alle Vorragungen in her—
vorſpringenden Linien zeigen; dann beſtreicht man einen
Finger mit Reißbley und etwas Seife und faͤhrt behutſam
auf dem Papier herum, wodurch alle Vorragungen bezeich—
net werden. Dieſes Papier zeichnet man nachher auf ein
anderes durch und erhält fo das fac simile. Dieſes kann
auch ein wenig geuͤbter Zeichner in wenigen Stunden zu
Stande bringen. Der Verfr. gibt auch ein Verfahren an,
wie man Pflanzenabdruͤcke in Gyps nachmachen kann; ends
lich zieht er bey Abbildungen den Grabſtichel vor, wegen
zu großer Vertheurung aber empfiehlt er den Steindruck.
Im dritten Abſchnitte folgt die Beſchreibung der Abs
druͤcke, mit vielen Ruͤckſichten und kritiſchen Bemerkungen
über Schlotheim und Sternberg.
Im aten Abſchn. unterſucht der Verfaſſer, ob ſeine
abgebildeten Pflanzen noch den lebenden angehören, Schlot.
*
966
heim und Sternberg halten die vorliegenden Abdrucke für
Palmen: oder nadelholzartige Pflanzen, funter der Voraus-
ſetzung, daß alle platte Abdrücke walzenfoͤrmig geweſen, wo—
gegen aber der Verf. ſehr triftige Gründe vorbringt.
Der Berfaffer hält nun dieſe mit Schuppen bedeckten
Pflanzen für Cactus, eine, wie uns dünft, ſehr glückliche
Idee, fuͤr die Alles ſpricht, was an den Verſteinerungen
und an den lebenden Fackeldiſteln vorkommt,
Vermiſchte Schriften, anatomiſchen und phyſt⸗
ologiſchen Inhalts,
von G. R. und L. Chr. Treviranus.
Bremen bey Heyſe, Ster Band 1320, 4. 168.
Wir haben von den vorigen Baͤnden ſo ausfuͤhrliche
Auszüge gegeben, daß wir uns nun wohl auf eine gewöhnt,
Anzeige des Inhalts beſchraͤnken koͤnnen.
Dieſer Band enthaͤlt bloß Abhandl. von R. T. zu
Bremen, und beſchaͤftiget ſich ausſchließlich mit der Anato—
mie des Nervenſyſtems, beſonders des Hirns, und zwar:
I. Unterſuchungen über den Bau und die Functionen
des Gehirns, der Nerven und der Sinneswerkzeuge in den
verſchiedenen Claſſen und Familien des Thierreichs:
1) bey den Saͤugthieren. S. 4,
2) bey den Voͤgeln. S. 20,
3) bey den Amphibien. S. 38,
4) bey den Fiſchen. S. 44,
5) bey den Wirbelloſen. S. 55, wobey ſehr intereſſante
Vergleichungen vorkommen.
II. Ueber das wechſelſeitige Verhaͤltniß der verſchie⸗
denen Theile des Gehirns und Nervenſyſtems auf den ver
ſchiedenen Stufen des Thierreichs. S. 61. Ein intereſſan⸗
ter vergleichender Aufſatz, den der Bft. einſt für die Claſſi⸗
fication der Thiere benutzen will. i
III. Ueber die Hirnorgane und Nerven des vegetati—
ven und ſenſitiven Lebens und ihre wechſelſeitige Verbin—
dung. S. 90.
Dieſer Aufſatz iſt beſonders für die Phyſiologie von
großer Wichtigkeit.
IV. Ueber den Hippocampus (das Hirn nehmlich),
S. 130,
V. Ueber die Nerven des sten Paare, als Sinnes⸗
nerven. S. 135.
VI. Beytraͤge zur vergleichenden Anatomie und Phy—
ſiologie der Sehwerkzeuge. S. 147. Handelt vorzuͤgl, von
niederen Thieren.
Es iſt wohl kaum noͤthig, bey einem ſo genauen und
kenntnißreichen Anatomen auf die Wichtigkeit feiner Arbei-
ten aufmerkſam zu machen. Der Verfr. kennt alles, was
über ſeine Gegenſtaͤnde gearbeitet worden iſt, und er zieht
967
alles in Vergleichung, was nur irgend Aufſchluͤſſe zu geben
vermag. Der Zweck dieſer Vergleichungen iſt aber nicht bloß
maſchinenmaͤßig anatomiſch, ſondern wahrhaft phyſiologiſch,
gerichtet auf die Bedeutung und die Verrichtung der Theile.
Der Pfr. hat dieſem Werke eine Menge Zeichnungen ge:
macht, und ſie ſelbſt in Kupfer zu ſtechen angefangen, vor—
zuͤglich aus dem Grunde der Wohlfeilheit, welche nun in
Deutſchland das allgem. Princip der Buͤcherſchreiber gewor⸗
den iſt, weil man endlich es wagt, einzuſehen, und ſogar
zu ſagen, daß nur die armen Schlucker Buͤcher kaufen,
und ſich unterrichten wollen, waͤhrend die Reichen und Gro—
ßen die Wiſſenſchaften als ihnen gefaͤhrlich, verachten, und
die Pfleger derſelben verfolgen. Da es aber dem Pfr. nicht
moͤglich iſt, in beſtimmter Zeit mit ſeinen Kupfern fertig
zu werden, fo hat er indeſſen die Abhandl. drucken laſſen,
mit dem Verſprechen, die Kupfer ſeiner Zeit, gleichſam als
eigenes Werk, nachzuliefern.
II faut ajouter que l’auteur r&clame contre Mr.
Marcel de Serres, qui a osé pretendre (M&m. * du
Mus. d’hist. nat. an III. Cah. 1. p. 99) que les prépa-
rations de ses arachnides &toient le travail de Mr.
Cuvier, dont Mr. Tréviranus n'a jamais vu aucune
préparation relative aux insectes. L’auteur desire
que le public en soit instruit. N
Politiſche Nachrichten.
Ueber die anſteckende Natur des gelben Fiebers.
Von J. S. Ch. Behrmann,
vormal. Conſul der Hanſeſtaͤdte zu Malaga,
Hapti's Bevoͤlkerung dürfte 1492 ſchwerlich eine Milli—
on betragen haben, * wenn die Inſel von jeher den moͤr—
deriſchen Verheerungen des gelben Fiebers in ſeiner jetzigen
Wirkſamkeit ausgeſetzt geweſen waͤre. Land und Meer ga—
ben den Inſulanern, was ſie zum Lebensunterhalte bedurf—
ten; ihr auswaͤrtiger Verkehr erſtreckte ſich nur auf die nah—
gelegenen Kuͤſten; wer von ihren Nachbaren zu ihnen kam,
der fand auf Hayti ein dem ſeinigen verwandtes Klima,
Vermuthlich war aber die von den Caraiben Ibomanhatina
genannte Krankheit ein milder Grad des gelben Fiebers und
moͤglicher Weiſe epidemiſcher Natur: doch die durch dieſelbe
der Bevoͤlkerung geſchlagenen Wunden vernarbten bald. Als
aber Fremdlinge aus kaͤlteren Zonen, alle nicht mehr in den
Jahren, in welchen der Menſch ohne Nachtheil fuͤr ſeine
Geſundheit ein Klima gegen das andere vertauſcht, im Thal,
in der Nähe mephitiſcher Ausduͤnſtungen und eines gewiß—
nicht durch Reinlichkeit ausgezeichneten Dorfes ſich nieder—
ließen; als fie ſich in der druͤckenden Hitze ſchwerer koͤr—
perlicher Arbeit unterziehen und ihre gewohnte Koſt gegen.
eine unter tropiſchem Himmel erzeugte vertauſchen mußten:
da brach, nur fruͤher als ſonſt geſchehen ſeyn wuͤrde, und
heftiger als vorher, die Krankheit aus. Chriſtoph Colon,
2 S. Herrera Dec, 1. lüb. 10. Cap. 12, 15 Jahre fpäter wur⸗
den noch 60,000 Einwohner gezaͤhlt. S. Robertſons Ger
ſchichte v. Amerika. Wien 787, 1 Th. S. 243.
— -
968
zwar kein Arzt rite promotus, ſonſt aber ein ganz geſcheu⸗
ter Mann, und der aus eigner Erfahrung urtheilte, ſchrieb
das Uebel der Wirkung des Waſſers zu.
Da die Geſetze der Natur unveraͤnderlich ſind, ſo muß
die Verbreitung des erſten gelben Fiebers der jedes folgen⸗
den analog geweſen ſeyn. f
Es iſt eine, von dem Einſender mehreremale auch
bey ſich ſelbſt wahrgenommene Eigenthuͤmlichkeit der in Fra:
ge ſtehenden Krankheit, daß fie in manchen von ihren Mis
asmen geſaͤttigten Menſchen ſich erſt alsdann entwickelt,
wenn ſie den eine Zeit lang bewohnten ungeſunden Dunſt⸗
kreis gegen einen anderen vertauſchen. Dieſer andere Dunſt⸗
kreis kann entweder ein geſunder oder ein ungeſunder ſeyn;,
im erſten Falle wird die Krankheit zwar verſchiedentlich ſich
äußern, aber die von dem Kranken ausgeduͤnſteten Miasmen
werden durch die reine Luft, in welche ſie ausſtroͤmen, un⸗
ſchaͤdlich werden, und es wird keine Anſteckung erfolgen;
im andern Falle werden die ausaebünfteten Miasmen dem
ungeſunden Dunſtkreiſe eine groͤßere Boͤsartigkeit mittheilen
und die Anſteckung wird eintreten; verwandte Atome werden
ſich ſuchen, finden, vermiſchen, vereinigen, paaren, bes
fruchten und ein Ganzes erzeugen, welches, nachdem es
ausgelebt hat, gleich anderen, ſpurlos verſchwindet. Je mehr
Lungen die mit Gelbesfieber-Miasmen geſchwaͤngerte Luft
athmen, deſto gefaͤhrlicher wird der angeſteckte Dunſtkreis
werden. Aus vielen Beyſpielen nur eines. Auf der Fran⸗
zoͤſiſchen Kriegsbrigg Palinurus im Hafen von Fortroyal
auf Martinique hatte ſich 1808 die Krankheit gezeigt; das
angeſteckte Schiff ſtach in See und ſtieß auf ein Brittiſches,
vollkommen geſundes; dieſes ſtrich vor dem Franzoͤſiſchen;
die Kriegsgefangenen wurden auf das letztere geſetzt, und
das gelbe Fieber brach unter ihnen aus.“
Die Gefahr der Anſteckung iſt in der Naͤhe ihres Heer⸗
des groͤßer als in der Entfernung; doch entwickelt ſich die
Krankheit nicht bey allen dieſer Gefahr Ausgeſetzten und bey
vielen derſelben nur in dem oben beruͤhrten Falle. Die Mita
theilung des gelben Fiebers durch die Luft erhellt aus dem
von allen Kennzeichen der Krankheit begleiteten Tode man:
cher in Gelbesfieber-Luft eingeſperrt geweſener Voͤgel. Ber
kanntlich meiden andere Voͤgelarten die angeſteckte Gegend
fo lange, als die Luft nicht wieder rein geworden iſt. **
Wenn, wie manche Aerzte der gegenwaͤrtigen Zeit be⸗
haupten, die Krankheit in ihrer jetzigen Ausbildung epidemi⸗
ſcher Natur wäre, fo würde man, um ſich vor ihr zu bes’
wahren, nur nach dem Beyſpiele der befiederten Hoͤhen⸗
Bewohner die von Gelbesfieber-Kranken bewohnte Gegend
zu meiden haben; Quarantaine-Anſtalten und was dazu ge⸗
hoͤrt, wuͤrden in ſolchem Falle, in Ruͤckſicht auf das gelbe
Fieber, ziemlich uͤberfluͤſſigſenn. Die Lehre, daß die Krank⸗
heit nicht eingeführt werden koͤnne, nicht anſteckend, ſondern
epidemiſch ſey, wird daher wenig beytragen zur Verbeſſerung
der gewohnlichen Vorſichtsmaaßregeln, deren Unzulängs
lichkeit doch ſo manche traurige Erfahrung bewieſen hat.
* ©. den löten Theil des Dictionnaire des sciences médisales
p. 349. N
* ©, Arejula breve descripcion de la fiedbre amarilla, Ma-
fi
drid 1806. Cap. 5, Anmerkung, und Cap. 10,
969
Es läßt ſich aber jener Lehre nichts Gewicht und Gehalt:
volleres entgegenſtellen und ſtemmen, als die Geſchichte der
Ausbruͤche der Krankheit.
Das 1493 auf Havti ſich entzuͤndete Feuer brannte
daſelbſt und in der Nachbarſchaft fort bis auf unſere Tage;
Coloniſirung, Schifffahrt, Handel, Krieg und Friede tru⸗
gen bey, es zu unterhalten.
Zunaͤchſt ging die Krankheit auf die in der Nähe der
angeſteckten Gegenden befindlichen Menſchen-Wohnungen,
die Schiffe über, und dieſe führten fie weiter. 1693 brach⸗
te Wheelers Geſchwader, nach Hutchinſon, von den Antillen
das gelbe Fieber nach Boſton, wo es nicht geweſen war.
Die Stadt blieb darauf 103 Jahre verſchont, da fuͤhrte
ein Schiff von Hayti, nach Webſter, es abermals ein.
Am Anfang des ſechzehnten Jahrhunderts entſtand in
dem damals mit Hayti ausſchließlich verkehrenden Lande, in
Spanien, angeblich die Peſt. So iſt das gelbe Fieber ſeit
deſſen erſter Bekanntwerdung in Europa bis auf unſere Ta⸗
ge häufig genannt worden, und fo wurde die 1301 zu Ca⸗
diz ausgebrochene und in den folgenden Jahren in Spanien
herrſchende Krankheit genannt. Beulen bey Gelbesfieber—
Ausbrüchen (Peſtbeulen) bemerkten der Pater Labat 1694,
Davidſon 1706, Savareſi und Morkau de Jonnes 1802
auf Martinique; Chirac 1694 in Rochefort; Hughes 1715
auf Barbados, und Cleghorn 1744 auf Minorca; andere
haben fie 1798 auf Hanti, in Veracruz und Neuyork, 180
in Cadiz und 1804 in Gibraltar wahrgenommen. * Viel⸗
leicht gehoͤren die 1820 auf Majorca bemerkten Beulen zu
derſelben Art. Mariana ſagt: * In Torquemada (wo der
Hof ſich aufhielt) ſtarben die Menſchen 1807 an der Peſt,
welche in dieſem Jahre auf eine ganz außerordentliche Wei⸗
fe tobte und ſich über ganz Spanien ergoß. 1580 im
Spaͤtjahr raffte der ſogenannte Spaniſche Puͤp in Deutſch⸗
land viele tauſend Menſchen hinweg; ſein Anfang war ein
ſtarker Katarrh, der ſich vom Kopf auf die Bruſt ſenkte,
die Folge ein heftiges Fieber, der jaͤhlinge Tod das En⸗
be. r 1597 ging bey der Einnahme von Cadiz das
Domarchiv der Stadt in Flammen auf; ohne dieſen Zufall
wuͤrde man vermuthlich wiſſen, wie oft daſelbſt ſeit Ameri⸗
ca's Entdeckung die Peſt und der Spaniſche Püp gewuͤthet
haben. 1599 graſſirte abermals zu Cadiz eine Seuche,
welcher bis auf unſere Tage mehrere bedeutende gefolgt ſind.
Seb. Cabot hatte 1497 das Land entdeckt, welches
zwiſchen dem 36. und 39.“ N. Br. und dem 74. und 80.“
W. L. von Greenwich liegt; Raleigh es 1584 feiner freyge—
*
S. Monographie historique et médicale de la fievre jaune
des Antilles, par. Al. Moreau de Jonnès. Paris 1820,
S. 298.
Historia general de Espana Gted Buch, 20ſtes Cap.:
„Morian en Torquemada de peste, mal, que se embra-
veciö este ano muy extraordinariamente y se derramo
por toda Espaita.‘
e S. (Stelsners) Verſuch einer zuverläſſigen Nachricht von
dem kirchlichen und politiſchen Zuſtand der Stadt Ham⸗
burg. Hamb. 731, 2ter Theil. 8. 391. Im Regiſter wird
dieſer Spaniſche Püp eine ganz nagelneue Krankheit ges
nannt. 5 F
Iſis 1822. Heft IX.
—
970
bigen unverhepratheten Königin zu Ehren Virginia genannt,
Grenville daſſelbe 1585 coloniſitt. 1586 kehrten die Colo.
niften nach England zuruck; 1606 führte Newport andere
hinaus. Bis 1608 oder 1609 ſchifften die Englaͤnder auf
einem Umwege, der ſie bey den Antillen vorbeyfuͤhrte, nach
Virginia; gegen dieſe Zeit entdeckte Argal den kuͤrzeren Weg.
Auch coloniſirte Summers 1609 die von Bermudes entdeck—
ten Inſeln. Ohngefaͤhr um eben dieſe Zeit, vielleicht auch
einige Jahre fruͤher, denn Barbados wurde ſchon 1619 zu
einer Statthalterſchaft erhoben, ſiedelten andere Britten ſich
auf der obengenannten Caraibiſchen Inſel an.
Eine zu dem Bebuf eigens patentirte Geſellſchaft,
welche ihre Verzweigungen in London und Briſtol hatte,
verſorgte aus beyden Haͤfen die jungen Colonien mit Le⸗
bensmitteln, Geraͤthſchaften und Siedlern.“ Wie nun bey
dem Verkehr mit Hayti in Spanien, ſo brach bey dem mit
den Brittiſchen Colonien in Briſtol und London angeblich
die Peſt aus. St. Chriſtoph (Kitts) wurde 1626 oder
1627, Nieves (Nevis) das Jahr darauf, Monſerrat
und Barbuda 1632, Maryland 1633, Antigua 1650 von
den Englaͤndern coloniſirt; 1655 riſſen fie Jamaica an ſich.
Zwiſchen den Brittiſchen und Spaniſchen Colonien fand ein
lebhafter Verkehr ſtatt und immer brach in London, von
1603 bis 1665 fünf und zwanzigmal, ** die ſogenannte
Peſt wieder aus, und verſchwand erſt, nachdem 1657 und
1670 England und Spanien dem gegenſeitigen Colonialver⸗
kehr entſagt hatten.
Der auswaͤrtige Handel der 1682 gegruͤndeten Stadt
Philadelphia war 1695 noch zu unbedeutend, als daß ihm
die damalige Einfuͤhrung der Krankheit zugeſchrieben werden
koͤnnte; aber in eben dieſem Jahre landete ein Brittiſches
Geſchwader Truppen auf Hapti; dieſe ſteckten die Schiffe
an, und wohin anders als nach den naͤchſtgelegenen Ameri-
caniſchen Häfen konnten fie ihre Kranken bringen? Char:
leston wurde 1663 gegründet. Schon die erſten Coloniſten
erſtanden von den benachbarten Kriegern ihre Kriegsgefan⸗
genen, um ſie nach den Antillen zu verkaufen. ** Thomas
Incle veraͤußerte, ein zweyter Iſcharioth, feine Pariko 1674
oder 1675 auf dem Sclavenmarkt zu Barbados. + Mancher
Suͤd⸗-Caroliner der ſpaͤteren Zeit hat von feinen Vorfahren
den Hang zum Menſchenhandel geerbt, und vielleicht bluͤhte
eben deshalb zu Charleston vorzugsweiſe vor allen uͤbrigen
Staͤdten des Brittiſchen Amerika's das gelbe Fieber. In
dem Maaße, als die Brittiſchen Pflanzſtaͤtten ſich vergrö⸗
ßerten, vermehrte ſich auch ihr Handel nach den Antillen
und das gelbe Fieber in ihren Haͤfen. Im letzten Jahrze⸗
hend des ſiebzehnten Jahrhunderts werden ſieben Ausbruͤche
daſelbſt gezählt; der Spaniſche Erbfolgektieg ſtoͤrte dieſen
Handel, und die Krankheit blieb aus. Durch den Utrech⸗
ter Frieden (1713) erlangte eine Brittiſche Geſellſchaft das
Recht, bis 1743 in die Spaniſchen Colonien 144,000
S. Hume's Appendix to the reign of James I.
„S. Suͤßmilchs Göttliche Ordnung in den Veränderungen
des menſchlichen Geſchlechts, Berlin 742, gte Tabelle.
S. Major Rogers Beſchreibung von Nordamerica.
+ S. Ligons Nachrichten aus Barbados.
61
*
92:
Sclaven gegen eine geringe Abgabe einzuführen, aber der
Friede zwiſchen Spanien und England wurde 1718, 1727
und 1739 unterbrochen und deshalb 1748 der Aſſiento
verlängert. Da ſich aber die für den Handel in Afrika er:
forderlichen Artikel beſſer und wohlfeiler in Charleston als
in den Spaniſchen Colonien fanden, fo gungen viele Schif⸗
fe, nachdem ſie ausgeladen hatten, von da dorthin, und
waͤhrend der Zeit, daß der Handel am lebhafteſten betrieben
wurde, von 1728 bis 1739, zeigte ſich das gelbe Fieber
dreymal in Charleston und im ganzen Brittiſchen Ameri—
ka nur dort. 1739 brach der Krieg aus zwiſchen Spanien
und England, 1744 kam Frankreich Spanien zu Huͤlfe.
Waͤhrend dieſer Fehde nahmen die Englaͤnder und Amerika—
ner den Verbuͤndeten 3434 Schiffe ab. Die Krankheit
mußte ſich in den Amerikaniſchen vermehren, weil viele dies
fer, zum Theil von den Antillen gekommenen, Priſen dart
aufgebracht wurden. Es wurden waͤhrend dieſes Krieges
dreyzehn Ausbruͤche im Brittiſchen Amerika gezaͤhlt. Den
Kapereien machte der Friede von 1748 ein Ende, und in
den darauf folgenden ſechs Friedensjahren zeigte die Krank—
heit ſich nur zweymal in Amerika, nehmlich einmal in Phi—
ladelphia und einmal in Charleston, denn der Aſſiento
war ja verlängert worden. In dem Kriege von 1756 bis
1763 bemaͤchtigten ſich die Engländer aller Franzoͤſiſch⸗Weſt⸗
indiſchen Inſeln. Deſto weniger Schiffe aus den Antillen
fielen ihren Kapern in die Hände, und in den Amerifani:
ſchen Haͤfen blieb das gelbe Fieber aus. Erſt gegen das
Ende des Krieges, als die Englaͤnder auch noch die letzten
Franzoͤſiſch⸗Weſtindiſchen Inſeln und unter denſelben Mar⸗
tinique genommen hatten, zeigte ſich, vermuthlich aus Ur-
ſache des vermehrten Verkehrs, die Krankheit in Philadel⸗
phia.
England hatte gleich nach dem Frieden von 1763 ſei⸗
ne Colonien in Amerika beſchatzt und ihrem Schleichhandel
mit den Franzöſiſchen und Spaniſchen Antillen geſteuert;
es entſtand Gaͤhrung im Britt. Amerika und bald darauf
Krieg zwiſchen ihm und dem Muttetlande, und nun ſtockte
auch der Verkehr der Amerikaner mit den Brittiſchen An—
tillen; ſo kam es, daß von 1762 bis 1791 29 Jahre ver⸗
floſſen, ohne daß das gelbe Fieber ſich in Amerika gezeigt
haͤtte: eine ſchwer zu erklaͤrende Thatſache, wenn es nur
epibemifcher Natur wäre. Wegen verminderten Zufluſſes
an Fremden fand auch auf den Antillen von 1773 bis 1789
kein bedeutender Krankheits- Ausbruch ſtatt.
Von 1789 bis 1792 war die Neger - Einfuhr in Has
vana zollfrey: Nordamerikaniſche Speculanten nahmen
Theil am Bluthandel; ſie brachten Schwarze nach Cuba
und Gelbesfieber-Kranke zu Haufe; die Krankheit zeigte
ſich in Neuyork und Charleston. 1793 brach die Revo:
lution auf Hayti aus; viele hundert Nordamerikaniſche
Schiffe eilten nach den Franz. Inſeln; dort, aber auch auf
Cuba, Puertorico u. ſ. w. fanden ſie guten Markt fuͤr ih⸗
te Ladungen: ſie kehrten in ihre Heymath zurück, und un⸗
aufhaltſam ergoß ſich der Strom des gelben Fiebers uͤber
ihre Häfen. Die Zunahme der Krankheit hielt gleichen
Schritt mit dem Wachsthum ihres Handels. Es belief ſich *
S. De la Rochefoucauld Liancourt Reifen in den Jahren
1795 - 1797; aus der Franzoͤſiſchen Handſchrift, Hamburg
r
— —
972
die Ausfuhr
von auslaͤndiſchem von auslaͤndiſchem
Zucker. Kaffee.
170. 72450 b 170 . . 962077 15
1792. 1176156 „ 1792
1793 4539808 „ 17933
17904. . 17563811 „ 170 2.2...
1795. . 21999889 „70
1796 „ 34848644 „ 1796. . 62385177 „
Von 1793 bis 1805, in 13 Jahren, wurden in den V.
Staaten 54 Gelbesfieber-Ausbruͤche gezählt, und
von 1762 bis 1791, in 29 Jahren, keine.
Den Brittiſchen Orders in council folgten die De⸗
crete von Berlin und Mailand, dieſen in den Ver. Staas
ten der Embargo auf Amerikaniſche Schiffe: der Handel
Amerika's wurde geſtoͤrt und das gelbe Fieber blieb aus.
Aber die Stockung des Handels erzeugte einen ſehr
fühlbaren Unterſchied ſowohl in den Privat- als öffentlichen
Einkünften der Amerikaner: die oͤffentliche Ausgabe von
1809 uͤberſtieg die Einnahme deſſelben Jahrs um 1,300, 00
Dollars. Der Embargo wurde aufgehoben; vom Töten
Maͤrz bis Zıten December deſſelben Jahrs verließen nun
zwar 886 Schiffe den Hafen von Neupvork, aber in demſel⸗
ben Jahr zeigte ſich auch in deſſen Naͤhe zu Brooklyn die
Krankheit, und wurde, nach Gillespie, von Havana hinge⸗
bracht. Im Sommer 1811 hatte eine Amerikaniſche Fre⸗
gatte von der Linie Haͤndel mit einer Brittiſchen Kriegs⸗
brigg; bald darauf blokirten Brittiſche Kriegsſchiffe die Ame—
rikaniſchen Haͤfen und ſtoͤrten ihren Handel dermaaßen, daß
die Geſammteinkuͤnfte der Ver. Staaten vom 13. Sept.
1813 bis 13. Juny 1814 nur eilf Millionen Dollars bes
trugen, * aber das gelbe Fieber blieb unterdeß in Amerika
aus. Zu Ghent vertrugen ſich am 24. December 1814 die
Streitenden; die aufgeſpeicherten Waaren fanden wieder
Abzug und 1815 betrug der reine Ertrag der Amerikaniſchen
Zölle 36 Millionen Dollars. ** Aber das zwiſchen den Eu⸗
topäifhen Mächten eingetretene friedliche Verhältniß vermin⸗
derte den Handel der Amerikaner mit den Antillen und das
gelbe Fieber blieb aus. 1819 war der Ertrag der Ameri⸗
kan. Zölle auf 17 Mill. Dollars herabgeſunken, 1820 be
trug er etwa 20, und 1821 ungefaͤhr 22 Millionen Dol—
lars, ** und mit der Ausbreitung des Handels ſtellte die
Krankheit ſich wieder ein.
Das chronologifhe Verzeichniß, in welchem die Aus—
bruͤche der Krankheit zeit- und ortgemaͤß geordnet ſind, ers
klaͤrt ſchneller als die vorliegende Auseinanderſetzung es ver⸗
mag, die Anſteckungsfaͤhigkeit des gelben Fiebers.
1799. S. 661 — 664, 634 u. 690. 3r Band. 1821 betrug
bie Einfuhr der V. St. ungefahr 62 ½ Mill. Dollars, die
Ausfuhr beynahe 65 Mill. und davon waren etwa 44 Mil:
lionen fuͤr fremde Producte und Fabricate.
„Siehe Botſchaft des Präfidinten an den Senat vom 20.
Sept. 1814.
** und ** S. State of che (english) nation at the commen-
cement of the year 1822. London, 1822, 6te Aufl, S.
123 und 195,
973
1708 kam Minorca in die Haͤnde der Engländer; bis
zum Kriege von 1739 kannte man dort die Krankheit noch
nicht aus eigner Erfahrung. Nun aber brachten Kaper von
Mahon Spaniſche Schiffe auf; Brittiſche Kreuzer liefen ein
und die Krankheit zeigte ſich waͤhrend des Krieges in fuͤnf
Jahren dreymal. Die Englaͤnder verloren die Inſel 1756
und bekamen fie ſieben Jahre darauf wieder. 178 wurde
fie ihnen aufs neue entriſſen. Seit 1748 wurden keine an⸗
geſteckten Schiffe dort aufgebracht und das gelbe Fieber
blieb aus.
Malaga verproviantirt die Spaniſchen Praͤſidien auf
der Afrikaniſchen Kuͤſte, Penon de Velez, Alhuzemas und
Melilla. Als die Krankheit 1804 Malaga verwuͤſtete, zeige
te fie ſich auf Penon de Velez; als fie 1821 in Malaga
erſchien, in Alhuzemas.
In den Jahren 1810, 1811 und 1812 zeigte das gel⸗
be Fieber auf Spaniens Kuͤſte ſich nur in den von den
Franzoͤſiſchen Truppen nicht beſetzten Städten: Cadiz, In⸗
fel Leon, Gibraltar, Alicante und Cartagena; ““ waͤhrend
es die anderen von ihnen beſetzten Städte verſchonte. Und
doch waren es gerade die letzteren, wo fo manches zuſam—
mentraf, woraus die Selbſterzeugung der Krankheit erklaͤrt
werden ſoll. Hunger und Kummer, Gram, Sorge und
Elend aller Art rieben die armen Menſchen zu Tauſenden
auf; aber ſie waren von dem Handel mit Suͤdamerika und
dem aͤhnlichen Verkehr ausgeſchloſſen, und das gelbe Fieber
blieb aus; die ſreyen Städte verkehrten mit jenem Welt
theile und unter ſich, und das gelbe Fieber traf ein.
Und ſollten alle dieſe Sepſpiele, ſollte die Verbreitung
der Krankheit uͤber die Haͤfen eines großen Welttheils wie
uͤber ganze Provinzen nicht unumſtoͤßlich beweiſen, daß ſie,
einzelne Faͤlle etwa ausgenommen, nicht epidemiſcher, ſon⸗
dern anſteckender Natur iſt; daß die Urſachen, aus welchen
ihre epidemiſche Natur erklaͤrt werden ſoll, nur zu ihrer
Entwickelung beytragen, aber ohne fremde mitwirkende Ur⸗
ſachen ſie nicht erzeugen koͤnnen?
So lange die Verfechter der epidemiſchen Natur der
Krankheit einraͤumen muͤſſen, daß es, außer den gemuth⸗
maaßten, ihnen zur Zeit noch unbekannte, aͤußere Entſte⸗
hungs⸗Urſachen gibt; ** fo lange möchte es doch wohl ges
rathen ſeyn, zumal bey der Emancipation Suͤdamerika's
ſich gegen das gelbe Fieber als gegen eine anſteckende Krank⸗
heit vorzuſehen.
Man hat eine der Entfiehungs = Urfahen in ber ver»
nachlaͤſſigten Cultur des Spaniſchen Bodens finden wollen:
aber die Krankheit hat ſich auch in Valencia, Murcia und
» S. d. Abſchnitt Malaga.
*+ Jumilla, wo 1811 und 1812 die Krankheit auch ſich zeig:
te, war wie Medina Sidonia der der Gaditaner, ſeit
langer Zeit ſeiner geſunden Lage wegen der Zufluchtsort
kranker und Krankheit fuͤrchtender Murcianer, und waͤh⸗
rend des Krieges abwechſelnd in den Haͤnden der Franzo⸗
ſen und Spanier: ohne Zweifel nahm es um jene Zeit
kranke Cartagenenſer auf. -
* S. Magazin der ausländiſchen Literatur ber geſammten
Heilkunde u. ſ. w., März und April 1621, 8, 935,
974
Granada gezeigt, wo das Bewaͤſſerungs-Syſtem der Aras
ber bepbehalten worden iſt. “
Die vorzüglich ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts von
dem gelben Fieber heimgeſuchten Staͤdte Spaniens waren
ſeit Jahrtauſenden bewohnt: um ihren Beſitz find blutige
Kriege geführt worden. Wäre die Krankheit ihnen von
jeher eigenthuͤmlich geweſen, läge die Urſache ihrer Entſte—
hung lediglich in ihrer Oertlichkeit; ſeit wie langer Zeit
muͤßten ſie alsdann nicht veroͤdet ſeyn! Wie wenig eine Bevoͤl⸗
kerung wiederholten epidemiſchen Angriffen zu widerſtehen
vermag, lehrt die Geſchichte des Valencianiſchen Landbaus.
In zwey Diſtricten Valencia's wurden 1730 gleich viel
Einwohner gezählt, nehmlich 2920 und 2922: in dem eis
nen derſelben legte man ſich auf den Reisbau; gelockt von
dem reichen Ertrage dieſer Pflanze ſiedelten ſich nach und
nach 1879 Familien an in demſelben, und 1787 beſtand
feine Bevölkerung aus 3162 Seelen. In dem anderen Di-
ſtriet wurde kein Reis gebaut, keine Fremden ließen ſich in
ihm nieder, und 1787 betrug die Zahl ſeiner Einwohner
5481. **
Um die Mitte des ſiebenzehnten Jahrhunderts herrſch—
te auf den Antillen und ungefaͤhr um dieſelbe Zeit zeigte
ſich auch in Andaluſien ein peſtartiges Fieber, welches in
Cadiz, Sevilla und der Umgegend über 100,000 Menſchen
hinwegraffte. Dergleichen Seuchen pflegen aber in Spani—
en ſehr lange anzuhalten, und fo verbreitete ſich auch das
mals dieſes peſtartige Fieber von Andaluſien allmaͤhlich nach
den Spaniſchen Kuͤſten des Mittelmeers und drang nach
Sardinien. Von daher, angeblich von Genua, erſchien im
Anfang 1656 vor Neapel ein Schiff mit Kriegsleuten; ſie
wurden ausgeſchifft und bald ſtarb einer von ihnen im
Siechhauſe, dann einer der Krankenwärter, dann wieder
einer; darauf erkrankten Bewohner der dem Siechhauſe zu—
nachſt gelegenen Haͤuſer. (Auf ahnliche Weiſe begann das
gelbe Fieber 1800 zu Cadiz, 1803 und 1804 zu Malaga,
1821 zu Barcelona.) Nach dem Dafürhalten der Neapoli-
taniſchen Aerzte war die Krankheit ein boͤsartiges Fieber, *
und der fo wie in Cadiz 1800, (nach Arejula), oft ploͤtz⸗
lich fiattgefundene Tod Folge des Schlagfluſſes. Noch haͤt⸗
te das Uebel vielleicht erſtickt werden koͤnnen, aber es geſchah
nichts. Die Krankheit verbreitete ſich, das Volk murrte, —
Neapel ſtand damals unter Spaniſcher Herrſchaft, — die
Regierung glaubte entweder nicht an die Gefahr, oder woll—
te auch nicht die Stadt zur Unzeit in den Ruf der Anftes
ckung bringen, doch vernahm ſie die erfahrenſten Aerzte der
Stadt, und ſie erklaͤrten: + daß die in Neapel herr—
ſchende Krankheit nicht die Peſt ſey. Sichtlich nahm das
Uebel einen furchtbaren Charakter an; zahlreiche Bittgaͤnge
wurden gehalten, die Seuche verbreitete ſich nur um deſto
„S. Jovellanos en el expediente de ley agraria, Madrid,
1795. $. 168.
* S. Diccionario de agricultura y artes. Madrid 1797,
Art. Arroz.
* und+ Vergl. mit den Gutachten ber ärztlichen Commiſſion
über die Krankheiten in der Inſel Leon und im Hafen S.
Maria von 1819 und 1821, ſo wie der Proclamation des
Generals Fournas vom 22, Auguſt 1819.
975
reißender (wie 1800 zu Cadiz und 1821 zu Barcelona).
Abermals wurde den Lerzten committirt, die Krankheit ge⸗
nau zu unterſuchen, und nachdem ſolches geſchehen war,
behaupteten fie, “ (vielleicht mit gleicher Zuverlaͤſſigkeit als
fruher das Gegentheil), daß die fragliche Krankheit die Peſt
ſey. In Italien verkürzte fie 560,000 Menſchen das Les
ben; nur Toscana, allerſeits von angeſteckten Ländern um:
geben, blieb verſchont, (wie Veger und Conil bey der Cadi—
zer Seuche von 1800); ** aber das Laͤndchen hatte ſich auch,
gleich Conil und Veger, zweckmaͤßiger Anſtalten zu erfreu⸗
en. 5
Mancher Seuche Entſtehung iſt freylich aus begreifli—
chen Urſachen in Dunkel gehuͤllt; doch iſt dieſes Dunkel
nicht immer undurchdringlich, und es iſt ja wohl unerlaͤßli—
che Pflicht, zu der Zerſtreuung deſſelben beyzutragen.
Auf der vermittelſt einer ohngefaͤhr zwey Meilen fan:
gen Erdzunge mit Cadiz verbundenen Inſel Leon wurde,
um die Mitte des letzt vergangenen Jahrhunderts, die
freundliche Stadt gleiches Namens, auch Isla, ſeit einis
gen Jahren aber San Fernando genannt, gegruͤndet.
Von dieſer Inſel trennt ein etwa 600 Fuß breites und
900 Fuß langes Waſſerbecken das kleinere Eyland Caraca,
gewiſſermaaßen ein vorgeſchobenes flankirendes Werk der er—
ſteren. Am Morgen des sten Februar 1810 warf ſich der
Herzog von Albuquerque mit Sooo Mann Fußvolk in die
Inſel Leon. * Am naͤchſtfolgenden 24. Sept. hielten die
Cortes dort ihre erſte Sitzung; dahin auch begaben ſie ſich
nebſt der Regierung, als 1813 das gelbe Fieber zu Cadiz
ausbrach: der Verkehr zwiſchen beyden Städten wurde da⸗
S. vorige Anmerk.
* S. Arejula a. a. O. Cap. 6.
* S. Denkwuͤrdigkeiten aus der Menſchen - Völker - und
Sitten⸗Geſchichte alter und neuer Zeit von Samuel Baur,
ulm 1820. 2r Band. S. 241 bis bis 255.
Am Anfang 1810 hatte das Franzoͤſiſche, zur Eroberung von
Andaluſien beſtimmte, 55,000 Mann Kern-Truppen ſtarke,
Heer ſich in Bewegung geſetzt: am 23. Januar traf Bi:
latte mit der Vorhut in Cordoba ein. Der aus Eſtrema⸗
dura herbey geeilte Albuquerque ſtand bey Cantillana am
Guadalquivir, als er mit der Nachricht von der Flucht der
Central- Regierung aus Sevilla ihren Befehl bekam, gegen
den Feind aufzubrechen: er ließ nun feine Vorhut gegen Gar:
mona vorruͤcken und ſchickte Streifpartheyen gen Ecija, wo
ſie auf Mortiers Abtheilung ſtießen. Dieſer brach, um den
Gegner von der Inſel Leon, dem Bollwerke von Cadiz, ab:
zuſchneiden, über Arahal und Moron nach Ufrera auf; aber
Albuquerque ſandte ihm ſeine Reuterey entgegen, waͤhrend
er ſelbſt, von Victor verfolgt, fein Fußvolk über las Ca:
bezas und Lebrija nach Kerez führte; fo gelang es ihm
Cadiz zu retten. Als der Gram über den Undan?, mit
welchem ihm vergolten ward, ſein edles Leben zerſtoͤrt
hatte, wurde von ihm geſagt:
Grande en la cuna y en la lid valiente, en Talabera
y en Alcabor glorioso, fue, en las puertas de Alcides,
al torrente del Galo audaz antemural dichoso, y viendo
al fin, que con maligno diente se arrojaba la envidia
al lauro hermoso, que en su frente honor tenia enla-
zado, murio con solo imaginarlo ajado.)
—
976
mals zwar auf kurze Zeit gehemmt, Cadiz aber am x.
Dec. amtlich fuͤr geſund erklaͤrt, und die von dort Ausge⸗
wanderten zogen weiter nach Sevilla. Bey der Cadizer
Seuche von 1800 verlor die Inſel Leon 5000 Menſchen;
auch zeigten ſich gleich nach Albuquerque's Ankunft bedenk⸗
liche Krankheiten unter ſeinen Truppen. 2 f
Im Frühjahr 1819 hatten ſich dort und in der um⸗
gegend, zur Bekämpfung der Süd- Americaner beſtimmt,
16 bis 170 Mann, zu ihrer Ueberſchiffung in den an
einander graͤnzenden Bayen von Puntales und Cadiz 5
Schiffe, 9 Fregatten, 12 Briggs von der Linie und uͤber
100 Transport- Schiffe verſammelt: der Vorſchuß fuͤr die
Koſten der Expedition war, gegen Anweiſung auf die Zölle,
vom Cadizer Handelsſtande übernommen worden. Vermuth⸗
lich verleideten die im Expeditions-Heere ſich gezeigten Krank⸗
heiten den Truppen und Seeleuten die Reiſe: Bewegungen
unter den erſteren veranlaßten am Sten July die Entwaff⸗
nung einer Heeres- Abtheilung im Hafen Santa Maria.
Zehn Tage ſpaͤter ſtachen ungefähr. 2400 Mann unter Ca⸗
gigal's Befehl, nach Havana beſtimmt, in See, ſie lande⸗
ten an den Canariſchen Inſeln in bedenklichem, Gefunds
heits Zuſtande, und lieferten am Tage ihrer Ankunft 400
Mann ins Siechhaus ab: bis zum zıten October ſollen
von dieſem Haͤuflein 486 Mann geſtorben und noch 1043
im Hoſpital geblieben ſeyn. Die uͤbrigen in San Fernan⸗
do's Umgegend verſtreuten Truppen verhielten ſich ruhig,
bis, nach uͤberſtandener Seuche, Anſtalten zu ihrer Ein—
ſchiffung gemacht wurden; da brachen unter andern die Ue—
berbleibſel des Kronen-Regiments nach dem Haupt- Ouar⸗
tiere Arcos auf, und gaben durch die Aufhebung des Be—
fehlshabers der Expedition, Grafen Calderon, das Zeichen
zum bekannten Aufſtande.
Auf San Fernando hatte das Uebel dermaaßen zuge⸗
nommen, daß am 2gten July eine Cadizer aͤrztliche Com—
miſſion die Sachlage unterſuchte; ihr Bericht lautete wie
folgt: „Der Geſundheits-Zuſtand der Einwohner iſt vor—
trefflich, auch herrſchen weder unter den Truppen
noch in den Soſpitalern bösartige Vrankheiten;
nur in dem Chriſtus-Quartiere kommen einige vor, welche
Veranlaſſung gegeben haben zu dem Geruͤchte, als ſey das
gelbe Fieber daſelbſt ausgebrochen. Das beſagte Quartier
iſt der Wohnort der aͤrmſten Volksclaſſe, welche ſich, da die
Fruͤchte jetzt außerordentlich wohlfeil find, faſt allein davon ers
nährte: dieſer Umſtand und die uͤbermaͤßige Hitze, vor al⸗
lem aber die Naͤhe eines ſumpfigen, ſtehenden Waſſers, in
welchem die Armen des Quartiers badeten, haben die Ent—
ſtehung von Krankheiten begünſtiget, welche das Gepraͤge
von hitzigen gallichten, ohnehin der jetzigen Jahreszeit eigen⸗
thuͤmlichen Fiebern tragen, denen aber alle charakteriſtiſche
Kennzeichen des gelben durchaus fehlen. Dieſe Fieber ver⸗
breiten ſich kaum; in vielen benachbarten Haͤuſern befindet
ſich nur ein Kranker und die uͤbrigen Bewohner derſelben
find alle geſund: auch in ſolchen Wohnungen, wo die Krank⸗
2 S. Manifiesto del Duque de Albuquerque, acerca de su
conducta con la Junta de Cadiz, y arribo del exército de
su cargo A aquella plaza, Londres, 1810,
977
heitgeinen ungluͤcklichen Ausgang nahm, hat ſie ſich nicht
verbreitet; ſie laͤßt uͤbrigens bey einer guten Behandlung
leicht nach und die Zahl der daran Sterbenden iſt, wie aus
den Todtenliſten hervorgeht, nicht bedeutend. Die oͤffent—
liche Geſundheit San Fernando's und der benach—
barten Gerter iſt daher gar nicht gefaͤhrdet.“
Amtliche, nicht vergroͤßernde, Berichte, geben die Zahl
der Todten folgendermaaßen an: vom 1. bis 19. Auguſt,
105; am 20., 13; vom 21. bis 31., 345; vom 1. bis 18.
Sept., 7955 Summa 1258, d. 25. Sept., 24; d. 3. Oct.,
eben fo viel; d. 12., 20; d. 15., 15. Bey einer Bevoͤl—
kerung von angeblich 20,000 Menfchen ? konnen die tägli—
chen Sterbefaͤlle in geſunden Zeiten wohl nicht hoͤher als
auf zwey angeſchlagen werden: es hatten ſich aber die To—
desfaͤlle auf San Fernando dergeſtalt vermehrt, daß ſie fuͤr
die erſten 19 Tage des Auguſt 67 Über die gewöhnliche
Zahl betrugen. Da nun bey vielen Gelbenfieber-Kranken
der Anfang des Uebels 7 bis 9 Tagen vor ſeinem Ende,
dem Tode, faͤllt, ſo iſt es auch deshalb wahrſcheinlich, daß
es ſchon vor der Unterſuchung vom 29. Jul. dergleichen
Kranke auf der Inſel gegeben habe,
Einer Angabe zufolge ſtarben daſelbſt vom 28. Aug.
bis 7. Novbr., als dem Tage des, wegen Aufhoͤrens der
Krankheit, gefeierten Dankfeſtes, 8306 Perſonen.“ Von
dem auf der Inſel gelegenen Regimente Valencia blieben
nur 1o Mann am Leben; das Regiment von der Krone
- büßte einen großen Theil feiner Mannſchaft ein; die größe:
ren Kriegsſchiffe verloren im Durchſchnitt 250 Mann, die
kleineren verhaͤltnißmaͤßig. Nach Alfonſo de Maria betraͤgt
dagegen die Zahl der am g. F. Geſtorbenen, 2509. Am
15. Sept. wurden 65 Todesfaͤlle und 1322 Kranke gemel⸗
det; bis dahin ſcheint die Krankheit zu-, von dem Tage
aber an abgenommen zu haben. Wenn nun die Seuche in
der erſten Haͤlfte ihres Zeitraums, waͤhrend welcher ſie am
heftigſten wuͤthete, 1258 Menſchen hinweggerafft hat (f.
oben), fo wird fie ſchwerlich in der letzten Hälfte, in mel:
cher ſie ihr Ende erreichte, eben ſo viel, und hoͤchſtens 7
— 800 Menſchen getoͤdtet haben; demnach kann die Zahl
der vom 1. Aug. bis 7. Nov. Geſtorbenen ohngefaͤhr 2000
betragen. Wenn alſo die Angabe auch nur der kleineren
Zahl richtig iſt, fo muͤſſen vor dem 1. Aug., im July,
bereits 800 Menſchen auf der Inſel am g. F. geſtorben
ſeyn: eine Sterblichkeit, welche, wie der Commiſſions-Be—
richt andeutet, nicht aus den Todtenliſten hervorgegangen
zu ſeyn ſcheint.
Wahrſcheinlich wuͤrde die Zerſtreuung der zum Theil
ſchon angeſteckten Truppen, wenn auch nicht das ploͤtzliche
Aufhoͤren, doch eine bedeutende Verminderung der Krank:
heit bewirkt haben, wenn nicht die am 30. July vor Cadiz
erfolgte Ankunft des Spaniſchen Linienſchiffs Aſia, welches
auf feiner Reife von Amerika viele Leute am g. F. verlo-
ren hatte, Oel ins Feuer gegoſſen hätte. Von jeher war
der Tag der Ankunft eines Krlegsſchiffs von Suͤd-Amerika
Nach Bourgoing wurden 1970 auf der Infel 40,000 Kom:
munikanten gezählt. 5 N
S. N. 2287 der priv. Lifte d. Börfen- Halle, Art. Madrid.
Iſis. 1828. Heft IX.
978
ein ſehr froher für die an den Baien von Cadiz und Pun-
tales Wohnenden. Bender Geſtade erziehen treffliche Sub⸗
jecte fuͤr den Bedarf der Marine, und zur Bemannung
der koͤniglichen Kriegsſchiffe bedient man fi haͤufig der
Matroſenpreſſe. Die ſeit langer Zeit und mit unter gewalt⸗
ſam Getrennten ſollen ſich wiederſehen: das erſehnte
Schiff, welches Nachricht von den uͤberſeeiſchen Verwand⸗
ten, Bekannten und Freunden, vielleicht ſie ſelbſt, oder
Geld, oder Geſchenke von ihnen mitbringt, iſt endlich da!
Zwar bringt es das g. F. mit! — Aber, was macht das?
Schlimmer als am Lande kann die Krankheit im Schiffe
nicht toben! — Das g. F. wuͤthet am Lande! — Und was
denn weiter? — deſto weniger Bedenken wird man tragen,
die Leidenden dort aufzunehmen! — So muß ſelbſt die
Krankheit die Annaͤherung der Getrennten befördern und die
Ausbreitung des Uebels vermehren. Die Aſia fol, wie man,
ſieben Wochen nach ihrer Ankunft, aus Madrid meldete,
nach der Quarantaine von Mahon abgegangen (auch zeigte
ſich 1819 das g. F. auf Minorka), die mitgebrachten edeln
Metalle aber vorher in Cadiz ausgeſchifft worden ſeyn.
Die Geruͤchte vom Ausbruche der Krankheit hatten
ſich nach der Ankunft der Afia bedeutend vermehrt. In der
vom 22. Aug. datirten Bekanntmachung des, dem Geſund—
heit⸗Rathe praͤſidirenden, Generals Fournas heißt es: „daß
der Rath auf die erſten Gerüchte davon unverzuͤglich Mit:
glieder der aͤrztlichen Commiſſion nach der Inſel zur Unter⸗
ſuchung geſchickt habe, welche berichtet haͤtten:“ „„daß der
Charakter der ausgebrochenen Krankheit die ungetheilte
Aufmerkſamkeit der Regierung erfordere, indem außer
den““ (unterm 2ten Auguſt erwähnten) „„dieſer Jah—
reszeit eigenthuͤmlichen Fiebern die Commiſſion ſowohl
in dem Militaͤr-Hoſpital, als auch in dem von San Gar:
los, fo wie unter den Einwohnern, verſchiedene Krankhei⸗
ten, wie den Typhus oder das gelbe Fieber, mit allen ihm
eigenthuͤmlichen Kennzeichen, erkannt habe.“ Amtlichen
Berichten zufolge betrug die Zahl der Kranken auf San
Fernando am 20. Auguſt uͤberhaupt 244, und von den an
dieſem Tage daſelbſt Geſtorbenen erlagen ſechs (und es wa⸗
ren gewiß nicht die erſten) dem g. F. Nach andern Be—
richten zaͤhlte man an eben jenem Tage in dem, der Stadt
ſo nahe belegenen, Arſenale von Caraca, in deſſen Naͤhe
die Kriegsſchiffe liegen, 2000 Kranke.
Die Cadizer Regierung mußte die Ereigniſſe der letzten
Tage bey der ſchwerſten Verantwortlichkeit an das Miniſte⸗
rium berichtet haben. Nach der Mab rider Zeitung vom 1.
Sept. war indeß auf allen Kuͤſten Spaniens nicht die ge⸗
ringſte Spur von zu beſorgender Anſteckung vorhanden. °
Erſt als das g. Fieber fhen in Cadiz wuͤthete, machte je:
nes Blatt den Ausbruch deſſelben auf San Fernando bes
kannt.
Man hat etwa mit Unrecht der am 6 Jul. 1800 vor
Cadiz ° von Havana und Charleston angekommenen Cor:
No. 2207 der priv. Lifte der Boͤrſ. Halle, Art. Madrid.
Erythraea, genannt nach dem Vaterlande der Krieger, wel⸗
che den Liby'ſchen e auf ſeinem erſten Zuge nach
2 *
979
werte Delphin die derzeitige Einführnng der Seuche zuge:
ſchrieben. Es waren unter Weges drey Mann auf derſel⸗
ben, der letzte von ihnen am 27. Juny, nach der Behaup⸗
tung des Schiffers am gelben Fieber, nach der eines am
Bord befindlich geweſenen Arztes aber an andern Krankhei—
ten geſtorben.? Vielleicht gehörte jener zu der großen Zahl
derjenigen im Volke, welche, viel geſchickter als manche
Aerzte, die Krankheit ſelbſt vor ihrem Ausbruche (geſchwei⸗
ge denn nach demſelben), beym erſten Anblicke an den Au⸗
gen und dem Aeußern der Menſchen erkennen: s vielleicht
dieſer zu denjenigen Aerzten, die,
Kranken die gelbe Farbe vermiſſen,
glauben.“ Ein,
diz gekommener, angeſehener Mann und ein Cadizer Arzt
wurden damals der Verletzung des Quarantaine-Geſetzes
beſchuldiget, aber frey geſprochen; daraus moͤchte nun wohl
ihre Schuldloſigkeit in Anſehung des angeſchuldigten Verge⸗
hens hervorgehen, keinesweges aber, daß der Delphin nicht
die Krankheit nach Cadiz gebracht habe.
Sechs Tage vor dem Delphin kam auch die Corvette
Adler von Havana vor Cadiz an: ſie hatte unter Weges
fünf Mann am g. F. verloren, und war deshalb San Lu⸗
car de Barrameda binnen gelaufen, wo ſie alsbald von ihrer
Mannſchaft verlaſſen und deshalb durch neue, aus Cadiz
gekommene, dahin gebracht worden war: 10 die Quaran⸗
taine dieſes Schiffes muß, wenn es anders eine gehalten
hat, gegen die Zeit abgelaufen geweſen ſeyn, als die Seu⸗—
che ausbrach: die Quarantaine des Delphin war am 16ten
Jul. deendiget.
ſo lange ſie an dem
an kein gelbes Fieber
Man will zu Cadiz Anfang Auguſt 1800 einige Ente
zündungs⸗ Krankheiten, hie und da die Bräune, wenige
hitzige, noch weniger hitzige gallichte Fieber bemerkt haben.
Vom gten Auguſt an zeigten ſich viele ſtarke ephemeriſche
Fieber, welche einer guten Behandlung leicht nachgaben,
wie z. B. bey Vollblütigen leichten Aderlaͤſſen und faſt
bey allen übrigen Kranken temperirenden Mitteln und Halb⸗
Saͤuren (Subacidos). Vom 10. — 18. erſchienen aber in
der, größtentheild von der ſeefahrenden und aͤrmeren Volks-
klaſſe bewohnten Vorſtadt Santa Mara, zuerſt in einem
haͤufig von Seefahrern deſuchten Haufe, darauf bey denen,
die mit ihnen Umgang gepflogen hatten, langſame Nerven⸗
fieber, begleitet von großer Mattigkeit und allen charakteri⸗
ſtiſchen Zeichen der Faule und Bösartigkeit. Weiter ver
breitete ſich die Krankheit über die andern Vorſtaͤdte, die
Stadt, Umgegend und Provinz. *
Spanien begleiteten: Gadira, die Wallumgebene, von
den Tyriern, welche ſie erbaut haben ſollen: Gades von
den Römern; Kades von den Arabern.
7 Xrejula a. a; O. Cap. 6. Art. 1.
3 S. Mag. der ausl. Liter. d. gef. Heilkunde und Arbeiten
des ärztl. Vereins zu Hamburg, Januar und Febr. 1822,
S. 70.
„ S. daſſelbe, März und April 1821, S. 221.
10 S. Arejula a. a. O. Cap. 6. Art. 1.
it E. Suplemento A la gazeta de Madrid del 28 de Octu-
brerde 1800.
—
auf dem Delphin von Amerika nach Can
980
Der beſchraͤnkte Raum und die im Verhaͤllniß zu
demſelben zu große Bevoͤlkerung von Cadiz veranlaſſen das
Zuſammenwohnen mehrerer Familien in einem und demſel⸗
ben Haufe, deſſen, allen Bewohnern deſſelben gemeinſchaft⸗
liche Treppe oft von dem ekelhafteſten Unrathe ſtrotzt;
die, durch dieſe und Ähnliche, ſuͤdlichen Voͤlkern eigenthuͤm⸗
liche, Unreinlichkeiten erzeugte, ungeſunde Luft im Innern
der Haͤuſer, verbunden mit den Ausduͤnſtungen des, in den
Ciſternen unter den Haͤuſern geſammelten, Regenwaſſers,
ſo wie mit der durch die Sommerhitze vermehrten Einſau⸗
gungsfaͤhigkeit der Haut, moͤchten wohl die weſentlichſten
Verbreitungs-Urſachen der Krankheit geweſen ſeyn.
Folgende annaͤhernde nekrologiſche Ueberſicht ergibt,
wie oft Cadiz ſeit 1800 an Seuchen gelitten hat.
Die Einwohner-Zahl betrug kurz vor der Seuche des
eben genannten Jahrs 71,500; * davon ſollen 14,000
ausgewandert und von den Zuruͤckgebliebenen etwa 10,000
nach Alfonſo de Maria 17,000 geſtorben ſeyn. Von
10,500, der Mittelzahl, 1000 abgezogen für die Ges
burten vom ıften Auguſt bis Ziſten December dürfte
die Bevölkerung am kſten Januar 1801 62,000 betragen
haben; davon ſtarben in demſelben Jahre 2362: es muß
alſo, wenn man das Verhaͤltniß der Gebornen zu den Ge⸗
ſtorbenen annimmt wie 53 zu 43, die Bevoͤlkerung am X.
Januar 1802 shngefähr 62,400 ſtark geweſen ſeyn.
Sterbefaͤlle
1800 — 71500 + 1000 ,„ „ . 10,300
1801 5. 15 SE Aa ara
1802 1625400 (26:1) 2310
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Es wird ſich in der Folge ergeben, wie aͤußerſt gerin⸗
ge in dem einen g. F. Jahre zunaͤchſt folgenden die Sterb⸗
lichkeit an Orten zu ſeyn pflegt, wo die Krankheit gewuͤthet
hat; da nun die von 1801 2362 betrug, ſo geht auch
daraus hervor, daß die Krankheit damals in Cadiz noch
nicht aufgehört hatte; zudem iſt die Durchſchnitts-Zahl von
2 S. Arejula a. a. O., Cap. 16.
13 S. Magaz. der ausländifhen Literatur der Heilk,, Ma
und April 1821, 6 a
981
1801 und 1802 nur um 133 geringer, als die Sterblichkeit
des Jahrs 1803, in welchem, nach Pym und Fellowes, die
Krankheit ſich in der Stadt zeigte. 1805 und 1806 uͤber⸗
“fliegen die des g. FJ. Jahres 1803 um 270. Von 1810
bis 1813 war die Stadt der Sammelplag vieler Fluͤchtlin⸗
ge aus dem Reiche. 1810 zeigte ſich die Krankheit nach
Doughty beynahe gleichzeitig zu Gibralter und Cadiz, und
zwar dort zuerſt am Bord eines Transport- Schiffes: die
Entfernung von einer Stadt zur andern kann aber mit
guͤnſtigem Winde in 6 bis 8 Stunden zurückgelegt werden.
1813 kam das bekannte Linienſchiff Aſia von Amerika mit
kranker Mannſchaft vor Cadiz an; die kurze Quarantaine
deſſelben erſchwerte einigermaaßen, aber verhinderte nicht
den Verkehr zwiſchen Land- und Schiffsbewohnern: nach
ihrem Adlaufe zeigten ſich in einem von, mit der Aſia ges
kommenen Reiſenden bezogenen, Hauſe in der breiten Stra⸗
ße, (der ſchoͤnſten in Cadiz), die erſten g. F. Faͤlle. Die
Sterblichkeit von 1814 kommt bey verminderter Bevoͤlke⸗
rung der des zunächft vorangegangenen Jahres bey groͤßerer
gleich. 1815 erſcheint fie natürlich kleiner, in den beyden
zunächſt folgenden Jahren ſieht man ſie ſchon wieder im
Steigen. 1818 gibt, als das gefündefte Jahr, die Durch⸗
ſchnitts⸗Zahl 6. Im Jahre 1819 ſoll die Sterblichkeit,
mehreren Angaben zufolge, * 5162, und zwar vom Sept.
dis Nov. 4537 betragen haben; 1° es würden alfo für
die übrigen 274 Tage nur 625 Todesfaͤlle bleiben. 6 +
274 + 4537 = 6181.
Der oben mitgetheilte aͤrztliche Commiſſions-Bericht
(v. 2. oder 3. Aug.) war nicht geeignet, den, wegen des
auf San Fernando befindlichen Truppen⸗Lagers, ungemein
ſtarken Verkehr zwiſchen dieſer Stadt und Cadiz zu vermin⸗
dern, und ſchon in den erſten Tagen des Auguſt ſcheint ſich
das g. F. in der letzteren Stadt gezeigt zu haben; aber vom
20. Auguſt an, als an welchem Tage der Verkehr mit der
für angeſteckt erklaͤrten Inſel aufhoͤrte, nahm die Krank⸗
heit in Cadiz uͤberhand, wie ſolches aus der Bekanntma⸗
chung des Vice-Präſidenten des Ober- Sanitaͤts Gerichts-
Hofes vom ızten Sept, erhellt. Am nehmlichen Tage be⸗
ſchloß man auch die Truppen aus der Stadt und die Schif⸗
fe aus der Bai von Puntales zu entfernen. In der Nacht
vom 8. Sept. wurden alle Cadizer praktiſchen Aerzte und
die zur aͤrztlichen Commiſſion gehörigen Perſonen verſam—
melt: fie erklaͤrten einſtimmig, daß man daſelbſt am g,
F. leide. Der Sanitaͤts-Gerichtshof ſchritt nun hinuͤber
vom Zweifel zur Gewißheit, und trug auf die Vollſtreckung
feiner, kraft des Sanitaͤts-Geſetzes genommenen Beſchluͤſſe
an. In der Nacht vom 12. auf den 13 Sept. wurde ihm
der Beſcheid: daß die fraglichen Verfuͤgungen ins Werk ge⸗
richtet werden ſollten.
Der ite Art. der am 16. Aug. 1817 vom Könige ger
nehmigten Sanitaͤts-Verordnung verordnet unter andern: 1°
. „Wenn das Vorhandenſeyn einer anſteckenden Krank—
heit an einem Orte durch anfaͤngliche Berichte oder fortge—
+ und 15 S. daſſelbe, ebendaſelbſt und No. 2296 ber priv,
Lifte d. Börjen : Halle. -
* S, No, 163 des Hamb, unparth. Korreſpondenten 1819,
r —
982
ſetzte Beobachtungen außer Zweifel geſetzt worden iſt, fo
hat die Gerichtsbarkeit oder der Geſundheit-Rath deſſelben
Orts ungefaumt Bericht abzuſtatten an den Ober- Sani—
taͤts Gerichtshof, mit deſſen Zuziehung die Lage des un⸗
gluͤcklichen Orts, vermittelſt einer Sperre oder irgend einer
andern oͤffentlichen Maaßregel, bekannt zu machen iſt.“
Vom k. bis 12. Sept. waren zu Cadiz 175 Perſo⸗
nen, alſo 103 über die gewohnliche Zahl geſtorben; am 13.
September betrug die Zahl der Kranken gegen drey tau
ſend. Es war alſo ein beſonders gluͤcklicher Umſtand, daß
Oder-Sanitaͤts- Gerichtshof und Krankheit an einem und
demſelben Orte ihren Sitz hatten; ſchwerlich würde ſenſt
Alles fo ſchnell, als am Tage liegt, haben ins Werk ges
richtet werden koͤnnen.
Der zte Art. der beſagten Verordnung beſtimmt: 12
„Wenn der angeſteckte Ort ein Seehafen iſt, fo fol
der Sanitaͤts⸗Gerichtshof allen und jeden nicht zu dem Ha—
fen gehörigen Schiffen das Einlaufen in denſelben verbie-
ten, es moͤchte denn Gefahr des Schiffbruches oder ſonſti—
ge drohende vorhanden ſeyn. Allen in einem ſolchen Hafen
vor Anker liegenden Schiffen ſoll durch Wegnetzmung der
Steuerruder das Abſegeln unmoͤglich gemacht werden ꝛc.“
Die ſchnellen Verfuͤgungen der Behörde veranlaßten
noch ſchnellere Vorſtellungen abſeiten des Cadizer Handels⸗
ſtandes, und 14 Tage ſpaͤter, am 28. Sept., 1° hatten
bereits alle, und ſelbſt die aus Amerika angekommenen
Schiffe, Erlaubniß, vor Cadiz zu bleiben, nur mußten ſie
ſich einer ſogenannten ſtrengen Quarantaine unterwerfen: da—
gegen durften alle vor Cadiz befindlichen Schiffe auslaufen,
nur mußten ſie die ſchmutzigen Paͤſſe und übrigen Papiere
mit Weineſſig abwaſchen. *? Dieſe Schiffe follten den
auswaͤrtigen Handelsſtand benachrichtigen, auf daß man ſich
auch im Auslande vorſehen moͤge gegen das die Provinz
Cadiz verheerende Uebel. ?° Auch auf die Elbe kam, et⸗
wa einen Monat vor dem zu Cadiz wegen Aufhoͤrens der
Krankheit gehaltenen Dankfeſte eines jener Avis- Schiffe
mit gewafchenen Papieren an: die Nachricht von der Aus⸗
breitung der Krankheit war aber ſchon über Land nach Ri-
tzebuͤttel und Cuxhaven 2* gekommen, und ein bewaffnes
tes Fahrzeug zeigte dem Schiffer den Weg nach Cheiſtian—
ſand.
17 S. No. 163 des Hamb. Korreſpondenten von 1819.
1 S. No. 2237 der priv. Liſte d. Börf. Halle, Art. Cabiz.
2 Der nach Raͤubern genannte Weineſſig wird für den ſcharf⸗
ſten gehalten.
20 Man will freylich ein Schiff, auf dem alles ausgeſtorben
war, auf hoher See treiben geſehen haben, aber dergtei—
chen gehoͤrt zu den Ausnahmen: wenn nur einige Mann
uͤberleben, um ein angeſtecktes Schiff nach dem Hafen
feiner Beſtimmung zu führen, fo gibt es kein beſſeres Ar-
gumentum ad hominem als ein ſolches.
21 Cuxhaven gehört zu Hamburg, nicht zu Danemark, wie
S. 437 des 2ten Bandes der Beobachtungen auf Reiſen in
und außer Deutſchland von Dr. A, H. Niemeyer (Halle,
821.) irrig bemerkt wird, i
N
* -
983
Vom 13. bis 20. Sept. ſtarben zu Cadiz, 937; vom
I. — 31. Octob., 2768; vom I. — 30. Novb., 750; v.
I. Sept. bis zum Dankfeſte, d. 2. Dez., 4565 Perfonen;
am 18. Oct. betrug die Zahl der Kranken 12,500. — We:
nige Tage nach dem Dankfeſte, ſo berichtete man unterm
11. December, wurde allen zu Cadiz unter Quarantaine
gelegenen Schiffen (abſeiten der Sanitaͤts-Behoͤrde), der
Befehl eröffnet, mit ihren Ladungen irgend einer Art inner:
halb ſechs Tagen abzuſegeln. Der fuͤr die Koften der gro—
ßen Expedition in Vorſchuß getretene Cadizer Handelsſtand
ſcheint gefuͤrchtet zu haben, daß dieſe Maaßregel ſeinen
Vorſchuß verlängern würde, indem fein Zoll: Erhebungs:
Recht ſich ausſchließlich auf Cadiz beſchraͤnkte. Saͤmmtli—
che Schiffer weigerten ſich, dem Befehle Folge zu leiſten,
und da auch der Commandant, ohne Genehmigung der Ad—
miralitaͤt, keine Gewalt brauchen wollte, ſo ſtellten die
fremden Konfuls vor, wie gefaͤhrlich eine ſolche Maaßre—
gel fuͤr alle Nationen werden duͤrfte, und es wurde daruͤber
an die Regierung berichtet, ſchließlich aber die Dauer der
Quarantaine jener Schiffe bis zum 27. Januar 1820 ver:
laͤngert.
Im Safen Santa Maria 2? betrug die Geſammt⸗
zahl der am g. F. Geſtorbenen 690; ſchon Anfang Sept.
hatten daſelbſt in 3 Tagen 182 Sterbefaͤlle ſtattgefunden;
am 17. Octob. zaͤhlte man deren 18, am 24. Nov. noch
einen. In Chiclana ſtarben, um die Mitte Oct., taͤglich
15 — 16; am 2. Nov. zählte man 500, in Rota * 40
Kranke; in Xerez de la Frontera ?* genafen 854 von
1262: 180 verlor die Stadt 10,192, 1804 406 Ein:
wohner. In San Lucar de Barrameda ?° war
man ſogar Ende September noch nicht einig, ob das dort
ſich gezeigte Fieber ein gelbes oder ein anderes, jener Ge—
gend und Jahreszeit (vielleicht ſeit etwa 20 Jahren) eigen—
thuͤmliches Faulfieber ſey: doch waren ſchon am 20. Au:
guſt Truppen aus den angeſteckten Gegenden dahin verlegt
worden: am 20. Nov. zaͤhlte man noch 280 Kranke.
In Sevilla as zeigte ſich die Krankheit ſeit dem IL.
September in einer der Vorſtaͤdte: man ſetzte die ange⸗
22 In einer paradieſiſchen Gegend, an ber Mündung des,
ehedem Belon, dann Lethe genannten, Guadalete, an der
Nord Seite der Cadizer Bai. Nach Strabo erbauten die
Athenienſer hier eine Stadt.
2 An der Nord : Seite der Bai von Cadiz.
2 In einer ſehr fruchtbaren Gegend, auf einigen 300 Fuß
über das Bett des Guadalete liegenden Huͤgeln, von de—
nen man die Bat und, über den Truͤmmern verſunkener
Herrlichkeit, das ehrwuͤrdige, prangende Cadiz uͤberſchaut.
713 wurde in der Nähe von Kerez die Schlacht geſchlagen,
welche Spanien unter die Herrſchaft der Sarazenen
brachte.
25 Am Ausfluß des Guadalquivir und deshalb in ſtetem Vers
kehr mit Sevilla: die Tarteſter oder Carthagenenſer ſol—
len hier, 320 Jahre nach Roms Gruͤndung, einen der
Venus geheiligten Tempel erbaut und die Stadt daher den
Namen Templo del lucero (Lucifer), San Lucar bekom-
men haben.
2% „Als Herkules der Libyer auf der Inſel Erythrata den Tod
des Erzeugers geraͤcht hatte an den Gerionen, den Soͤh⸗
984
ſteckten Gaſſen außer Gemeinſchaft und ſchaffte die Kranken
zur Stadt hinaus in ein Siechhaus, wo ihre Zahl am 11.
October bis auf 78 angewachſen war;
deſſelben geſtorben, und von 346, der Geſammtzahl aller
Befallenen, genaſen nur 129. Dieſes Verhaͤltniß der Ge⸗
neſenen zu den Geſtorbenen, wie ohngefaͤhr 5 zu 8, beweiſt
einen, bis dahin in jener Gegend noch nicht vorge—
kommenen, Grad der Boͤsartigkeit des Uebels: uͤber 16,000
Menſchen hatten die Stadt verlaſſen.
. Im Jahr 1800 wurden in Sevilla 80,568 Einwohner
gezahlt, von denen damals 76,488 erkrankten und 14,685
ſtarben. 2” Am 23. Aug. betrugen die Todesfälle 1o, am
30. Nov. 19, und dieſe Zahlen ſcheinen beſtimmt zu haben,
wohin man Anfang und Ende der Seuche ſetzen wollte.
1801 raffte die Seuche abermals 660 Menſchen hinweg:
die Bevoͤlkerung war alſo damals auf ohngefähr 65,000 her:
abgekommen, und wird ſchwerlich, wie da hat behauptet
werden wollen, heut zu Tage 100,000 betragen koͤnnen.
Im Jahr 1345 trat der Guadalquivir aus: die Ue⸗
berſchwemmungen waͤhrten vom 28. Octob. bis 25. März
des folgenden Jahres; der Mangel an Lebensmitteln war
groß, die Noth unbeſchreiblich, und es erzeugten ſich pefts
artige Krankheiten in Sevilla, die 1346 und 1347 nach
den Spaniſchen Kuͤſten des Mittelmeeres, 1348 nach Mayors
ca, Sardinien, Sicilien, Italien und Frankreich drangen,
1349 in London 50,000, 1350 in Luͤbeck, in fünf Mona⸗
ten 80 — 90,000 Menſchen hinwegrafften und ſich in der letzt
genannten Stadt in 50 Jahren ſechsmal wieder erzeugten. ?3
Auf der Minorka gegenuͤberliegenden Kuͤſte von Mayorca 29
befindet ſich etwa 1½ Stunde vom Ufer der Flecken Cerve—
ra oder San Servario, deſſen Bevoͤlkerung am Anfang 1820
noch 1684 ſtark, vom Fiſchfange und Seehandel lebt. Leicht
moͤglich, daß entweder eines der im Spaͤtjahr 1819 von
Cadiz ausgelaufenen Avis-Schiffe die Krankheit nach jener
Kuͤſte verpflanzte, oder daß von Minorka, wohin ſie durch
die Aſia gekommen war, Fifcher -fie hinüber holten, und
daß ſie unerkannt von den Bartſcheerern und dem Pharma—
ceuten des Fleckens °° umherſchlich, bis fie bey zunehmen⸗
nen des Fremdlings, übertrug er die Regierung des ero—
berten Landes feinem Waffenbruder Hiſpalus, der am Guas
dalquivir Hiſpalis oder Sevilla gruͤndete.“ So Marcana:
der heilig geſprochene Iſidor dagegen: Julius Caͤſar ha—
be die Stadt erbaut und fie Julia Romula genannt; Bis
ſpalis aber heiße ſie von den in den ſumpfigen Boden ein⸗
gerammten Pfaͤhlen, welche ſie trugen. Bey den Sarace⸗
nen hieß die Stadt Iſchvilijah.
27 Arejula a. a. O. Cap. 16.
e S. Anſichten der freyen Hanſeſtadt Luͤbeck und ihrer umge⸗
bungen von H. C. Zietz. Frukft. a. M. 822. S. 419.
20 waren am ꝛten
29 Mayorca, Hannibal's und Romana's Vaterland; Balea-
ris mayor; Gyneſia, in uralter Zeit Clumba. Auf der
Argonautenfahrt toͤdtete Herkules hier den König Bocoris
oder Buſiris. Nach Strabo ließen ſich Griechen von der
Inſel Rhodus daſelbſt nieder; dann bemaͤchtigten die Car⸗
thagenenſer ſich der Inſel; darauf kam ſie an die Roͤmer.
30 1804 wurde in Malaga China verſchrieben und einige Apo⸗
theker lieferten pulveriſirte Haſelnußſchaalen. S. Arejula
7
985
der Waͤrme im Frühjahr 1820 einen ernſthafteren Charak—
ter annahm. Der Geſundheit-Ausſchuß von Mayerca ſetz—
te die Entſtehung der Seuche auf Rechnung der Armuth
und des Genuſſes ſchlechter Nahrungsmittel und ihre Aus—
breitung auf die der Verheimlichung der Krankheit abſeiten
der Angeſteckten. ? Aber waren denn nur die Bewohner von
Gervera, nicht auch die von San Lorenzo del Cardazal und
Acta, nicht auch die Einwohner der, wegen ungeſunder
Oertlichkeit ſchwachbevoͤlkerten, Stadt Alcudia und die am
Vorgebirge Pera Wohnenden in dem Falle jener aͤnßerſten
Noth? ; Und iſt es glaublich, daß Menſchen, denen
es am Nothwendigſten gebrach, ihr Uebel verheimlichten, da
deſſen Offenbarung ihr Elend vermindert haben wuͤrde? Die
Nichtberuͤckſichtigung der erſten Fülle erklaͤrt die Ausbreitung
weit befriedigender: und daß es an Beruͤckſichtigung mangel—
te, ergibt ſich nicht nur daraus, daß der Geſundheit⸗
Ausſchuß dringend geſchickte Aerzte von Spanien verlang⸗
te, ſondern auch daraus, daß den, Anfangs der Seuche,
aus der angeſteckten Gegend entflohenen Aerzten bey Todes—
ſtrafe geboten wurde, dahin zuruͤck zu kehren. Man hat
behaupten wollen, daß die in Frage ſtehende Krankheit die
Orientaliſche Peſt geweſen ſey: ihre Symptome ſollen
ſchwacher Puls, ſtarker Kopfſchmerz, Schwindel geweſen
ſeyn, alles Zeichen, wie Dr. Jackſon und andere ſie bey
der ſchlimmſten Art des g. F. bemerkt haben. Auch Beu—
len ſollen ſich bey einigen Kranken gezeigt haben: — der—
leichen bemerkte Cleghorn 1744 bey g. F. Kranken auf
em Gervera fo nahe gelegenen Mmorka, ohne daß man
darum die Krankheit für die Peſt erklärt Hätte. *
Schon am 7. Juny toͤdtete die Seuche zu Cervera
150 und in San Lorenzo del Cardazal, welches 1075
Einwehner enthielt und wohin ſie ſich von Cervera verbrei—
tet hatte, 42 Perſonen. Am gten zählte man an erſterem
Orte 79, groͤßtentheils an anſteckenden Fiebern leidende
Kranke — von Peſtbeulen war damals noch nicht die Re—
de. Weiter verbreitete ſich die Krankheit nach Arta mit
3626 und dem Vorgebirge Pera mit 1170 Seelen.
Vom 21. — 27. Junp ſollen in dem cordonirten Diſtricte
gegen 310 Geſtorbene, nur 32 geheilt worden, Ende des
Monats die Zahl der Kranken 1163 geweſen ſeyn, bis
zum 15. Jul. die der Geſtorbenen 1392 betragen haben.
Vom 16. bis 27. Jul zähite men 161. Todte und am 27.
136 Kranke. Am 7ten Aug, wurde zu Cervera das Dank:
feſt gefeiert, am 15. gab es auch zu San Lorenzo keine
Kranke mehr, zu Arta zwiſchen dem 11. und 17. Septbr.
noch 8, auf Pera noch einen Kranken. Von 7365 Men⸗
ſchen ſtarben beynahe 2000. a
Boͤsartiger als 1819 zeigte ſich die Krankheit im bar:
auf folgenden Jahre in Xerez: es ſtarben 7 gegen 3 die
genaſen, und es wurden nicht einmal alle Sterbefaͤlle auf
die Liſten gebracht. Im Hafen Santa Ukaria ereigne⸗
ten ſich diesmal nur wenige g. F. Faͤlle: in Sevilla
a. a. O., Cap. 3. Abſchn. II. Anmerkung.
Apotheke zu Cervera beſtellt geweſen ſeyn!
31 & Monographie par Moreau de Jonnès d. d. O. S. 298.
Iſis 1822 Heft IX.
Wie mag die
4 986
wurden die patriotiſchen Verſammlungen, der moglichen
Verbreitung der Krankheit wegen eingeſtellt. .
Wenn in der Nähe eines Ortes die Krankheit fi
aufhält, fo bedarf es nicht erſt der Ankunft eines ang ſteck
ten Schiffes, auf daß ſie ſich an dem Orte ſelbſt zeige
Bekanntlich erhalten die Gaditaner ſogar ihr Trinfwaffer
von der gegenuͤberliegenden Kuͤſte: ſo lange alſo der Ver⸗
kehr zwiſchen ihnen und der angeſteckten Gegend nicht auf:
gehoben wird, fo lange werden die gegenfeitigen Annaͤhe—
rungen gar nicht zu vermeiden ſeyn. Der am 29, Auguſt
erfolgte Tod eines g. F. Kranken im Siechhauſe erregte
ſolche Beſtürzung in Cadiz, daß Über 1500 Paͤſſe ausge⸗
geben wurden. Der Sanitaͤts-Gerichtshof ergriff die bey
g. F. Ausbruͤchen gebraͤuchlichen Maaßregeln und der Stadt—
rath ſtellte der Regierung unterm 16. Sept. die Zweckmaͤ⸗
ßigkeit einer permanenten Quarantaine-Anſtalt zu Cadiz vor.
Die Stadt, fo ſagten ihre Vorſteher, ſey iſolirt, habe wer
der Ackerbau noch Manufacturen, keine andere Huͤlfsquelle
als den Handel, und muͤſſe zu Grunde gehen, wenn das
g. F. alljaͤhrlich wiederkehre, und der Handel aller
Volker dahin eingeſtellt werde. Der oberſte Sanitäte -Ge-
richtshof unterſagte jedoch den Verkehr mit Cadiz; fremde
Schiffe, wenn ſie nicht von Suͤdamerika kamen, oder Le—
bensmittel geladen hatten, wurden abgewieſen; die Abla-
dungen unterblieben. Am 13. Sept. ſtarben 6, am aten
Octob. 17, am 12. Nov. 12 Petſonen. An letzterem Tage
machte der Geſundheit-Rath bekannt, daß ſeit dem zten
Novbr. Niemand am g. F. erkrankt ſey. Am 17. Decbr.
wurde das Herr Gott dich loben wir geſungen: die Ges
ſammtzahl der in dieſem Jahre an der Krankheit geſtorbe—
nen Gaditaner betrug ohngefaͤhr 200. —
Anfang July 1821 kam die Spaniſche Brigg gran
Turco vor Barcelona an; * eine große Sterblichkeit am
Bord des Schiffes, ſeit es Havana verließ, hatte es ge—
nöthiget, im Fruͤhjahr Malaga anzulaufen, wo es einer
ſogenannten ſtrengen Quarantaine unterworfen und nach
Ablauf derſelben von der g. F. Luft, vermuthlich, ſo gut
gereinigt worden war, als es bey voller Ladung und un—
vollſtaͤndigen Quarantaine-Anſtalten moglich iſt. Wenn
die Quarantaine in Malaga 40 Tage waͤhrte, ſo muß das
Schiff im May daſelbſt angekommen ſeyn, und kann Ha⸗
vana im Maͤrz oder April verlaſſen haben. Die um jene
Jahrszeit dort herrſchende Hitze °> beguͤnſtiget ſchon an und
für ſich ſelbſt die Entſtehung der Krankheit,“ wie man es
2 Die Stadt ſoll von Herkules dem Lybier auf feinem zwey⸗
ten Zuge nach Spanien gegründet worden feyn. 1715 wur:
den 37,000, 1759 53,000, 1787 111,410 Einwohner ge:
zählt. Die Vorſtadt Barceloneta wurde 1752 gegründet!
ſie wird von einem Bäglein durchſtremt, welches im Som:
mer nur durch die Brunnen und Goſſen der Stadt einigen
Zufluß erhält und an deſſen Ufern Fiſche, Exkremente u.
dergl. Subſtanzen faulen.
32 Dieſe Hitze, während welcher Creolen und Neger, in
Wolle gehuͤllt, das Feuer ſuchen, ſcheint dem eben ange
kommenen Europaͤer ganz unertraͤglich.
„ Auch die neueſten Erfahrungen ſcheinen im Widerſpruch zu
ſtehen mit der Meinung, daß es in der erſten Hälfte des
April (als um welche Zeit der gran Turco Havana ſpoͤte⸗
. 023% g
987
denn auch gar kein Hehl hat, daß ſie dort beſtaͤndig vor⸗
handen fey. In den ſogenannten Geſundheitspaͤſſen, wel⸗
che den abgehenden Schiffen in gewoͤhnlichen Zeiten mitge⸗
geben werden, heißt es: daß, wenn gleich einer oder der
andere am (gelben) Fieber leide, daſſelbe weder epidemiſch
noch peſtartig ſey. “ Eine eigenthuͤmliche Art, auszudruͤ⸗
cken, daß die Zahl der Sterbefaͤlle nicht bedeutend ſey.
Der Reiſe des gran Turco von Havana nach Europa
ſcheint aber außerdem eine andere, von Afrika nach Hava—
na, unmittelbar vorangegangen zu ſeyn, waͤhrend welcher
eine Seuche unter den auf dem Schiffe befindlichen Negern
ausbrach, ſo daß das Vorhandenſeyn der g. F. Luft im
Schiffe gar nicht zu bezweifeln ſteht.
Der Hafen von Barcelona wird ſuͤd ⸗oͤſtlich vom
Leuchtthurme, oͤſtlich von feinem zwiſchen ihm und Barce⸗
lona liegenden Damme, noͤrdlich und nordweſtlich von der
Stadt und weſtlich vom Montjouy, deſſen Fuß ſich bis an
ihre Mauern erſtreckt, gebildet. Die Stadt wird im Nor:
den und Weſten von hohen Bergen eingeſchloſſen.
Schiffe, die bey angeſteckten und unter deren Winde
liegen, ſind der Gefahr der Anſteckung mehr ausgeſetzt, als
die von denſelben entfernten und über ihrem Winde liegen⸗
den. Wenn der Wind die, von den im Hafen oder auf
der Rheede liegenden Schiffen ausgeduͤnſteten, g. F. Mias⸗
men dem Lande zuführt, fo wird die Gefahr der Anfter
ckung für die Bewohner deſſelben im umgekehrten Verhält:
niſſe zu der Groͤße ſeines Spielraumes ſtehen; wenn er da⸗
gegen jene Miasmen der See zufuͤhrt, ſo wird die Gefahr
der Anſteckung fuͤr die Landbewohner nur geringe ſeyn.
Der aus Malaga als geſund entlaſſene gran Turco
war im Hafen von Barcelona aufgenommen worden: drey
Schiffszimmerleute, in Barcelena wohnhaft, kalfaterten,
nachdem es entladen war, das angeſteckte Schiff: die aus
deſſen geoͤffgeten Fugen gedrungenen g. F. Miasmen wur⸗
den noch gefährlicher, als dieſe Zimmerleute, darin eingehuͤllt,
eintraten in die ungefunde Luft ihres Wehnorts: ſie ſtar⸗
ben plötzlich mit Kennzeichen des g. F. und die Krankheit
ſing an, ſich in Barceloneta zu entwickeln. Eine Neapoli⸗
taniſche Brigg, deren Mannſchaft mit der des gran Turco
ſtens verlaſſen haben muß, um, nach 40lägiger Quaran⸗
taine, Anfang July in Barcelona eintreffen zu können)
in Havana noch nicht warm genug ſey, um die Krankheit
daſelbſt zu erzeugen. Nach dem Journal du Commerce
vom 29. May wurde ein am 7ten May dieſes Jahrs von
Cuba vor Malaga angekommenes Schiff nach Mahon ver⸗
wieſen. Das geſchah gewiß nicht aus Urſache, weil auf
demſelben und bey deſſen Abreiſe von Cuba daſelbſt voll:
kommene Geſundheit herrſchte: dieſes Schiff muß aber,
gleich dem gran Turco, Coba fpäteftens in der erſten
Hälfte des April verlaſſen haben, um am? May vor
Malaga eintreffen zu kennen. Nach der Garette de Fran-
ce vom 30. May d. J. kam am 23. vefjeisen Monats die
Franzoͤſiſche Kriegs⸗Corvette Sappho in 88 Tagen in do:
cheſort von Martinique an, und bey ihrer Abreiſe, am
16. April, war das g F. dort in Abnahme: die Be⸗
ſotzung hatte unter Weges viel von der Krankheit gelitten.
Geſchr. im Jury.
„ „Que aunque alguno padece de la fiehre (amarilla) no
hay epidemia ni peste de ella.“
\ —
— — > —
—
988
verkehrt hatte, verlor drey Mann, mehrere andere Leute
derſelben erkrankten. Das Schiff Initium, welches ſeit
dem 10. Jul. im Hafen von Barcelona und an der Seite
des gran Turco gelegen hatte, kam, nachdem es unter Wer
ges einen Mann am g. F. verloren halte, am 1. Aug. mit
kranker Mannſchaft vor Malaga an, und in dem, bis zur
Ankunft jenes Schiffes geſunden, Hafen von Malaga ent⸗
ſtand eine anſteckende Krankheit. x 5
Bey dem ununterbrochenen Verkehr zwiſchen Hafen
und Vorſtadt erwies ſich das Zumauern der Häufer, in
welchen die Zimmerleute geſtorben waren, von keinem oder
geringem Nutzen: die Krankheit verbreitete ſich nach der
Stadt und man entſchloß ſich daſelbſt am zten Aaguſt zu
der amtlichen Anzeige von dem Ausbruche derſelben. Die
Verbreitung einer Nachricht, von deren Beſchleunigung das
zeitliche Wohl und Wehe vieler tauſend Menſchen abhing,
wurde der Briefpoſt anbeim gegeben, welche 10 bis 11 Ta⸗
ge braucht, um ſich von Barcelona nach Malaga und Ca⸗
diz, und, in demſelben Verhaͤltniſſe, nach den entfernteren
Gegenden des Reichs zu ſchleppen. Am 8. Auguſt wurden
einige Matroſen von der obenerwähnten angeſteckten Neapo⸗
litaniſchen Brigg mit etwa hundert, in ihrer Geſellſchaft,
in einer Schenke befundenen Perſonen verhaftet, und fo
fort unter Beobachtungs⸗Quarantaine geſtellt; — bis da⸗
hin hatten ſie in ungeſtoͤrtem Verkehr mit den Einwohnern
geſtanden — die Brigg ſelbſt aber wurde nunmehr, unter
Bedrohung, verſenkt zu werden, nach Mahon beordert.
Schon hatten viele Barceloneſer die Flucht ergriffen; da aber
in den naͤchſten 3 Tagen nur 4 Perſonen im Siechhauſe
ſtarben, man auch am II. weder in der Stadt noch Vor⸗
ſtadt von neuen Fallen gehort hatte, fo glaubte man die
Krankheit auf das in der Vorſtadt belegene Sieghaus des
Seminars beſchraͤnkt. Am 13. wurden verſchiedene Schiffe
nach Mahon verwieſen; andere, auf denen kein menſchli⸗
ches Weſen mehr athmete, auf der Rheede verſenkt. Bis
zum 25ten Aug. waren von den Schlffen 217 Kranke in
ein abgeſondertes Gebaͤude gebracht worden: am 31. gingen
mehrere Fuhren Baumwolle, mit den beſten Geſundheits-Paͤſ⸗
ſen verſehen, ins Innere des Reichs ab. Anfang Sept wurde
der Verkehr mit Barcelonveta aufgehoben: Scheidemauern und
Verrammelungen ſollten die Ausbreitung einer Krankheit verhin⸗
derm, die ſich durch die Luft mittheilt. Am 3. Sept. er⸗
ſchien ein Reglement uber den Sanitäts⸗Dienſt. Das Siech⸗
haus des Seminars war den Bewohnern von Barceloneta
ſo zuwider, daß, um nicht dahin gebracht zu werden, viele
ihre Todten unter ihren Haͤüſern begraben baben ſollen. Am
II. Sept. verließen Garniſon und Bebörden die Stadt,
und eine Stunde abwaͤrts derſelben wurde eine Truppen⸗
kette gezogen, die bald erweitert, bald verengt wurde, je
nachdem dieſe oder jene Anſicht die Oberhand gewann.
Bis zur Bitdung dieſes Cordons waren 67,000 Paͤſſe aus:
gegeden worden; wer nach der Zeit dem offnen Grabe in
der Stadt entrinnen wollte, wurde zuruͤckgetrieben. Heftiger
griff die Seuche gleich nach gefallenem Regen um ſich: An⸗
fang October war die ganze Stadt angeſteckt; — Kinder
unter 12 Jahren ſchienen verſchont zu bleiben. Die Krank⸗
heit wurde bösartiger: einige ſtarben 5 Minuten nach
dem erſten Anfalle. Am ten October wurden die entflo⸗
henen Geſundheitsbeamten aufgefordert, auf ihre Poſten
zuruͤckzutehten, Vergebens war der Clerus erſucht worden,
ſchuͤſſe verkuͤndigten dieſe Abnahme der Seuche;
989
keine Verſammlungen in Kirchen zu veranſtalten; der
Allerbarmer konnte ja unter dem von ihm ſelbſt gewoͤlbten
Dome angebetet werden: — die Tempel von Menſchen er:
baut, blieben. geöffnet. Deshalb erwähnte der Vorſitzer
des Stadtraths, daß das Volk, eines Vorurtheils wegen,
der Gefahr gaͤnzlicher Vernichtung preiß gegeben werde: und
der Stadtrath verbot nunmehr alle zahlreichen Zuſammen—
künfte, verpoͤnte fie aber nicht, was freylich damals auch
wenig gefruchtet haben mochte. Wegen Mangels an Opfern
ſchien die Krankheit in Stadt und Vorſtadt abzunehmen:
vom 26ten bis 28ten October ereigneten ſich in der letzte—
ren weder neue Todes noch Krankheitsfaͤlle und Freuden:
wer
ſich aber in den verpeſteten Dunſtkreis hinein wagte, der
erkrankte und ſtarb. Um dieſelbe Zeit trug ein ausgebreite—
ter Handel mit Paͤſſen fuͤr Leute, die durch den Cordon
wollten, einem bey demſelben angeſtellten Arzte goldene
Früchte. Die ſcheinbare Beſſerung in der Stadt hatte die
Ruͤckkehr mehrerer Ausgewanderten veranlaßt; am 3. Nov.
ſtarben am 7., 58 am 9, 893 die Stadt wurde
wieder gemieden; am 12. Nov. ſtarben 56; am 18, 343
am 15., 21 Menſchen. Das weibliche Geſchlecht hatte, wie
auch bey andern gelben Fieber-Seuchen, weit weniger als das
männliche gelitten; die Krankheit aber durch die Dauer an
Intenſitaͤt gewonnen und griff nun vorzuͤglich Frauenzimmer,
Kinder und Greiſe an. Am 17. Nov. fing man an, die
Stadt zu reinigen; am 21. wurde der Verkehr mit der
Vorſtadt hergeſtellt, am 25. das Herr Gott dich loben wir
geſungen. Wiederholte Zuſammenkuͤnfte hatten die Ver:
mehrung der Krankheit zur Folge, meiſtens erkrankten die
EN
273
zwiſchen dem 18. und 25. Zuruͤckgekehrten, deren Zahl 8000
betrug. Am eaten ſtarben 33, am 26., 60; am 30, 38;
viele der zuletzt Befallenen nach zweytaͤgiger Krankheit.
Gleich nach dem Dankfeſte hatten viele Zuruͤckgekommene
die Stadt neuerdings verlaſſen; gegen den 12. December
war die Sterblichkeit auf 10 bis 12 des Tages geſunken.
Viele, um dieſe Zeit abſichtlich verbreitete, Schriften ſoll—
ten beweiſen, daß das g. F. nicht anſteckend ſey. 3° Am
15. Dechr. wurde den Ausgewanderten die Ruͤckkehr erlaubt:
am 12. Januar 1822 ſoll die Stadt voͤllig geſund geweſen
ſeyn. Es gab waͤhrend der Seuche eine Zeit, in der man,
aus Mangel an Todtengraͤbern, die Leichen auf die Stra—
ßen warf und dort der Verweſung überließ. Vom ten bis
gten October ſollen 1800, waͤhrend der ganzen Seuche
20,000 Menſchen, worunter 24 Aerzte, geſtorben ſeyn.
Malaga 35 wird von dem Guadalmedina, dem Fluſſe
der Stadt, in zwey Theile getheilt. Oeſtlich und nordoͤſt⸗
23 Keine Krankheit iſt anſteckend, ſobald fie aufgehört hat,
und daß das g. F. für dasmal in Barcelona aufgehoͤrt
en brauchte durch Schriften nicht erſt bewieſen zu
werden. -
2e Nach Morejon fol die Stadt von Tubal, Noah's Enkel,
gegruͤndet worden ſeyn; andere, unter welchen Moricna,
legen dieſe Ehre den Phöͤniciern ben. Stfabo ſagt im
dritten Buche: „Maleca magis ad Punicae formam ac-
cedit‘ und multumque ibi conficitur salsamenti. Ma:
laga, Molaca, Matacha ſtammt von dem Phonic ſchen
Worte malach, ſalzen. Schwerlich durfte aber der Ort
999
lich von demſelben lehut dle Altſtadt ſich, laͤngs des Hafens,
an den Gibralfaro und an einige niedrigere Hügel; weſtlich
ſenkt ſich die Neuſtadt gegen das mittellaͤndiſche Meer.
Ehedem erſtreckte der Meerbuſen, der den Guadalmedina
aufnimmt, ſeine Ufer tiefer ins Land, und bot, geſchuͤtzt
von hohen Umgebungen, Schiffen eine ſichere Zuflucht; aber
im Laufe der Zeit und vorzuͤglich ſeit die, durch den erwei—
terten Weinbau, locker gemachte Erde in größerer Menge
dem Meere zugeſchwemmt wurde, verſandete derſelbe und
mit ihm das Bett des Fluſſes. 1661 wurde ein Theil der
Stadt uͤberſchwemmt; ſeit der Zeit ſind es ihre Niederun—
gen oft geworden. 1806 wurden unter des edeln Theodor
Redings ' Regierung dem in den niederen Theilen der
Stadt und Vorſtadt uͤberhand genommenen Quellwaſſer Abs
zugsgraͤben gebaut. Im Sommer geht man bisweilen
trocknen Fußes durch das Bett des Fluſſes, welches von
einer Regen Periode zur anderen der Sammeiplatz faulen
der, die Luft verpeſtender Subſtanzen iſt.
Stadt und Umgegend wurden von jeher fuͤr ſehr ge—
fund gehalten: man will bemerkt haben, daß alle Krank
heiten daſelbſt einen milderen Charakter annehmen und Grei—
ſe aus dem Gebirge, nach kurzem Aufenthalte in der Stadt,
ſich verjuͤngen.
Im Jahr 1800 ſtoben, gluͤcklicher Weiſe für die
Stadt erſt in der kaͤlteren Jahrszeit, einige Funken von
dem Cadizer Brande nach Malaga.
Im May und Juny 1803 kamen vor dem Hafen
zwey mit Truppen beladene Schiffe an, die auf ihrer Reis
ſe von Marſeille viele Todte gehabt hatten. Am darauf
folgenden 20. oder 21. July ſtarb in der Stadt ein Mann,
der 5 oder 6 Tage vorher am Bord eines am 22. May
von Smyrna gekommenen Schiffes ſich ploͤtzlich krauk ge⸗
fühlt hatte. Die Wittwe verſchloß das Saus und
flüchtete ſich auf's Land; und es entſtand keine
Anſteckung. Aber von demſelben Schiffe, von dem es
ungewiß iſt, ob ſich ihm die Krankheit von einem der bey⸗
den angeſteckten Truppen Schiffe mitgetheilt, oder ob ſie
ſich auf irgend eine andere Weiſe am Bord erzeugt hat,
begab ſich ein Kranker nach der Neuſtadt, legte ſich, und
ſtarb. Wenige Tage nach dem Sterbefalle, und zwar am
26. Auguſt, erkrankte in dem Sterbehauſe ein Schiffs⸗
Zimmermann; zwey Tage ſpaͤter befielen zwey feiner
Nachbaren, die mit ihm ein Schiff im Hafen kalſatert
hatten; am 3. Sept. ſtarb der am 28. Aug, Befallene, und
wenige Tage nach ſeinem Tode zahlte man im Sterbehau⸗
ſe 8 g. F. Kranke, von denen drey ſtarben. Die unge⸗
woͤhnlichen und verdaͤchtigen Krankheiten in mehrtren bes
nachbarten Haͤufern veranlaßten die Aerzte zu einer Anzei⸗
ge an die Behoͤrde. Der ſehr umſtaͤndliche Areſula, dem
nach feinem vorzuͤglichſten Nahrungszweige (der heut zu
Tage vorzüglich in den Händen der Malteſer iſt), ben onnt⸗
worden ſeyn, wenn die Phoͤnicier bey ihrem erſten Beſu⸗
che in der Beſchaͤftigung der Einwohner nicht die Veran⸗
laſſung dazu gefunden haͤtten. Daraus folgern einige,
daß der Ort vor der Ankunſt der Phoͤnicier bewohnt Ges
weſen ſeyn müſfe.
t Theodor Reding, 1803 Sieger bes Ballen.
601
wir dieſe Aukſchläſſe verdanken, erwähnt keiner anderen,
in Folge dieſer Anzeige genommenen, Maaßxregel, als der:
daß der Gouverneur fie an den Geſundheit-Ausſchuß be—
fördert habe, und ſetzt hinzu: „todo se quedö quieto
por entonces,“ oder: alles blieb in statu quo. Um
dieſe Zeit kamen auch die beyden, von Marſeille gekomme—
nen Schiffe, deren Kranke am 18. Auguſt nach dem Laza⸗
reth auf der Spitze des Gibralfaro gebracht worden warn,
nach beendigter Quarantaine in den Hafen, und trugen oh-
ne Zweifel zur Vermehrung des Uebels bey. Die Krank⸗
heit griff aber um ſich in der Neuſtadt, zeigte ſich darauf
zuerſt in demjenigen Quartiere der Altſtadt, deren Bewoh—
ner mit denen der Neuſtadt den meiſten Verkehr hatten,
und raffte bis zum 18. December ohngefaͤhr 7000 Mens
ſchen hinweg: auch drang fie diesmal nach Ronda.
Das gelbe Fieber hat ſich an Orten erzeugt, wo
Menſchen uͤber in Faͤulniß gerathenem Waſſer wohnten, und
iſt mit Hinwegraͤumung deſſelben verſchwunden. ' Eine
der niedrigſten Gegenden der Allſtadt Malaga iſt die Gaſſe
Pozos dulczs (üßer Sood, ſuͤßer Brunnen), und eben
da entwickelte ſich, ehe das Quellwaſſer abgegraben worden
war, 1804 der von 1805 zuruͤckgebliebene gelbe Fieber
Keim. Die Krankheit hatte indeß in dieſer und der an⸗
grenzenden Gaſſe, und wie fih nachher zeigte, ausſchließ
lich, beynahe drey Wochen gewährt, als man endlich die
Sache einiger Aufmerkſamkeit würdigte. Am 16. July ver—
ſammelten ſich die Mitglieder des Geſundheit-Rathes nebſt
den ausäbenden Aerzten, von denen einer die Unterſuchung
des Gefundheitszuſtandes der übrigen Stadttheile vorſchlug,
um das Verhaͤltniß deſſelben zu dem Geſundheitszuſtande
des mit verdächtigen Kranken angefüllten Quartiers auszu⸗
mitteln. Es liegt am Tage, zu welchem wichtigen Ergebs
niſſe dieſe Unterſuchung hätte führen muͤſſen, aber fie. uns
terblieb. ' Die Krankheit griff um, verbreitete ſich über
die Provinz, nach Alicante, Cartagena, Penon de Velez
auf der Küſte Afrikas, wo fie bis dahin nicht geweſen
war, und 34 bis 35,000 lebensfrohe Menſchen vermehrten
die Zahl ihrer Opfer.
Am 1. Aug. 1821 kam das Schiff Initium, gefuͤhrt
vom Schiffer Decker, von Barcelona vor Malaga mit
kranker Mannſchaft an, von der unter Weges ein Mann
an einer anſteckenden Krankheit geſterben war. Der Ge—
ſundheit⸗Ausſchuß ſollte über die Natur der Krankheit am
Bord des Schiffes eniſcheiden, fcheint aber dieſe Entſchei—
dung dem Zufalle überlaffen zu haben. Das Schiff mußte
indeß eine zehntaͤgige Quarantaine halten, und waͤhrend der
Zeit verbreitete ſich das Geruͤcht, die fragliche Krankheit
ruͤhre vom Genuſſe einiger, in ſchlecht verzinnten kupfernen
Gefäßen zubereiteten Speiſen und des in Barcelona einge-
nommenen Trinkwaſſers her. Man würde den Fleck rich-
tiger getroffen haben, wenn man geſagt haͤtte, die Krank—
heit ruͤhre von der im Hafen von Barcelona eingeathmeten
Luft her. Nach Ablauf der Beobachtungs⸗Quarantaine
„ S. Medico - chirurgical transactions Band 8.7 Tht J.,
S. 170. 5
„ S. Arejula a. a. O., Cap. 6, Art. %
kein einziger angeſteckter Kranker befindlich ſey;
992
durfte Decker eine Wohnung innerhalb, und ein mit ihm
gekommener Paſſagier die ſeinige außerhalb der Stadt be
ziehen, und beyde ſtanden in ungeſtörtem Verkehr mit den
Einwohnern; die uͤbrigen am Bord befindlich gewesenen
Kranken wurden ins Siechhaus gebracht, das Schiff aber
im Hafen aufgenomme: das geſchah am 11. oder 18.
Auguſt. Mit der darauf folgenden Poſt vom 14., vielleicht
auch 24 oder 36 Stunden ſpaͤter, weil die Brieſpoſt bis⸗
weilen fo lange über die beſtummte Zeit ausbleibt, fell in’
Malaga der amtliche Bericht von Barcelona eingetroffen ſeyn,
daß unter den ſchon im July von Havana daſelbſt angekomme⸗
nen Schiſſen Eines (nehmlich der gran Tarco, deſſen Nas
men zu wiederholen div Malagaer Berichterſtatte ſich ſcheuten,
weil er von ihrem Geſundheit-Ausſchuſſe als gefund entlaſſen
worden war) mit dem gelben Fieber behaftet angekommen
ſey/ auch ſchon mehrere Schiffe angeſteckt habe, und daß
in Folge deſſen verſchiedene Todesfaͤlle ſich dort ereignet
haͤtten. Nun erfuhr man aber auch in Malaga, daß das
Schiff Initium im Hafen von Barfelona an der Seite je—
nes im July von Havana und Malaga gekommenen, mit
dem gelben Fieber behafteten Schiffes, des gran Turco,
gelegen hatte, und daß wiederum mehrere Schiffe in dem,
bis zur Ankunft des Intium ganz gefunden, Hafen von
Malaga, die an deſſen Site gelegen hatten, angeſteckt
ſeyen. Dieſe Schiffe mußten nun auf die Rheede hinausles
gen; bald wurden aber auch die übrigen im Hafen befinds
lichen Schiffe, aus leicht zu erklaͤrenden Urſachen, dazu an⸗
gehalten. Jene erhielten den Befehl, nach Mahon zu fer’
geln: ein Befehl, deſſen Gelobung abſelten eines nicht bes -
ladenen fremden Schiffes keine Ortsbehoͤrde zu erwarten das
Recht hat, und dem etwa nur ein bewaffnetes Fahrzeug
Nachdruck geben kann; auch proteſtirten die weggewieſenen
Sciffer gegen dieſen Befehl, denn die in Frage fichende
Krankheit ſollte ja keine anſteckende ſeyn. Decker, deſſen Schiff
auch nach Mahon ſegelte, zog vor, ſich mit ſeinem-Paſſa⸗
gier ins Siechhaus bringen zu laſſen, welches fie am 31.
Auguſt wieder verließen.
Der Ober-Geſundheit-Ausſchuß hatte am 29. Au⸗
guſt angezeigt, daß in den 120 Ortſchaften der Provinz
der Unter⸗
Ausſchuß machte dagegen dreymal des Tages die Runde bey
allen Schiffen auf der Rheede; und noch am agſten Aus
guſt will er keinen Kranken daſelbſt vorgefunden haben.
Seinen Berichten zum Trotz bewieſen am 2. Sept. Ster⸗
befaͤlle auf den Brittiſchen Schiffen Superb und Aujpicioug
daß es allerdings am 29. Auguſt Kranke auf der Rheede
gegeben habe. Beyde Schiffe wurden nun, herkoͤmm⸗
licher Weiſe, nach Mahon beordert, fanden es aber zweck—
mäßiger, nach Gibraltar zu ſegeln, wo fie mit kranker
Mannſchaft ankamen, und der Superb in der Nacht vom
5. — 6. Sept. noch einen Mann verlor.
Man hat die benden Brittiſchen Schiffer, Murdoch
und Drewett, beſchuldiget, daß ſie, gleich als haͤtten ſie
ein Complott gemacht, bey ihrer Ankunft in Malaga den
krankhaften Zuſtand ihrer Mannſchaft verſchwiegen haͤtten.
Es iſt dort, wie anderwaͤrts, der Gebrauch, jeden aus der
Fremde gekommenen Schiffer eidlich zu verpflichten, nichts
zu verſchweigen, ſondern die Wahrheit zu antworten auf
993
alle ihm vorgelegte Fragen: ſo lange nicht bewieſen wor⸗
den, daß die beyden Englaͤnder dieſen Eid verletzt haben,
wird man ſie wohl fuͤr ſchuldlos halten duͤrfen. Waͤren ſie
ſich des ihnen angeſchuldigten Vergehens bewußt geweſen,
fo würden ſie, was zu thun ihnen auf der Nheede ein
leichtes war, um ſo viel mehr die Todesfälle verheimlicht
haben. Aber ihrer Unſchuld ſich bewußt, zeigten ſie ſie an.
; Und machte man ihnen etwa den Proceß? — Keineswe⸗
ges, ſondern man erſuchte ſie, Mahon zu beſuchen, und
ließ ſie nach Gibraltar ſegeln. Auch ſollen — ſo behaupte:
te ferner der Geſundheit-Ausſchuß — dieſe, ihm bis zu
ihrem unglücklichen Ausgange angeblich gaͤnzlich unbekannt
gebliebenen Krankheilsfaͤlle mit den fruͤheren, auf der Rhee—
de und im Hafen, in gar keiner Verbindung geſtanden ha⸗
ben. ; Ob und wo der Geſundheit-Ausſchuß wohl die
beyden Leichen hat oͤffnen laſſen, und ob er wohl allen
Wind unterſucht haben ſollte, der die beyden Brittiſchen
Schiffe auf der Rheede von Malaga beſtrichen hat?
Niemand wird die Behoͤrden von Malaga im Ders
dacht haben, daß ſie ihre Stadt ohne Noth in den der An⸗
ſteckung hätten bringen wollen, und doch iſt es Thatſache,
daß ſie manchen der abgegangenen Schiſſe reine Paͤſſe vers
weigerten. Am 10. oder 11. Sept. ereignete ſich ein To⸗
desfall auf dem Schiffe Mariana, welches nebſt einem ans
deren nach Mahon verwieſen wurde. Nach der Abreiſe
verlor das erſtere Schiff wieder einen Mann und drey an⸗
dere erkrankten; da es nun an Händen gebrach, das Schiff
zu regieren, ſo trof daſſelbe am 17. Sept. wieder vor Mas
laga ein; ehe abet der Schiffer zur Fortſetzung feiner Rei⸗
fe ſich mit friſcher Mannſchaft verſehen konnte, ſetzte ein
ſtarker Oſtwind die Mariana 2 Meilen von der Stadt auf
den Strand, wo fie, wegen der dem gelben Fieber eigens
thuͤmlichen Gefahr, auf Befehl der Behoͤrde verbrannt
wurde. In der Nacht vom 19. — 20. Sept. verließ die.
Amphitrite die Rheede; bald nachher verlor fie 2 Manu an
der bosartigen Krankheit, wegen welcher fie die Rheede
hatte meiden muͤſſen, zwey andere von der Beſatzung lagen
krank danieder, und zur Regierung des Schiffes blieben
nur der Schiffer und Kajuͤtewächter, deren Kräfte aber der
Arbeit nicht gewachſen waren, und ſo wurde das Schiff in
der Nacht vom 6. — 7. Octob. bey Leon oder Eſtaque,
2 Meilen von Marſeille, auf den Strand getrieben und,
wegen der dem gelben Fieber eigenthümlichen Gefahr, auf
Befehl der Behoͤrde verbrannt. |
4
In Malaga war der Kommandant geſtorben; man
ſagt, am gelben Fieber. Ueber 2000 der Sachlage kundig—
ſten und wohlhabendſten Einwohner, — denn nur ſolche
beſitzen die Mittel zur ſchnellen Entfernung aus der ange⸗
ſteckten Gegend — ergriffen die Flucht. Zwiſchen dem 24.
und 30. Sept. wurde dem Geſundheit , Ausſchuſſe abſeiten
der ausuͤbenden Aerzte angezeigt, daß ſich mehrere verdaͤch—
tige Krankheits⸗ und Sterbefälle in der Stadt ereignet
hätten, und abermals fluͤchteten ſich tauſende. Natürlich
mußten, da 1804 das gelbe F. von Malaga aus ſich über
die Umgegend verbreitet hatte und die Bewohner derſel⸗
ben ihren einfaͤltigen, theuer erkauften Glauben an die an—
ſteckende Natur der Krankheit noch gegen keine angeblich
richtigere Meynung vertauſcht hatten, die Municipal-Ge—
Jſis, 1822. Heft IX. -
7
994
ſundheit-Ausſchuͤſſe der Provinz Maaßregeln ergriffen, um
der drohenden Gefahr zu begegnen: man bildete Cordons,
befragte die Reiſenden ſcharf, wollte keinen aus der Ges
gend von Malaga kommenden durchlaſſen und was derglei—⸗
chen mehr war. Dergleichen Maaßregeln mußten aber
nicht nur die Flüchtlinge, ſondern auch Handel und Gewer—
be ſehr belaͤſtigen. Die Furcht, nach einem in Malaga be⸗
endigten Geſchaͤfte nicht wieder zu Hauſe aufgenommen zu
werden, ſondern unſtaͤt umher irren zu muͤſſen, mußte die
Landleute abhalten, ihre Früchte zu Markt zu bringen.
Blieben die Zuführen aus, fo mußten, anderer Nachtheile
zu geſchweigen, die Abladungen unterbleiben; ohne dieſe
gab es keine Erhebung von Zoͤllen, langſamer fuͤllten ſich
dann die Kaſſen; Stockung folgte auf Stockung. Und es
erließ der Ober-Geſundheit-Nath eine, alle Gerüchte über
das Vorhandenſeyn des gelben Fichers in Malaga widerle⸗
gende, und die von den Unter- Ausſchuͤſſen angeordneten
Maaßregeln unterſagende Proklamation, in welcher es un⸗
ter anderm hieß, daß in der Stadt nur drey Perſonen im
Verdacht des gelben Fiebers geſtanden, deutliche Kennzei—
chen deſſelben ſich aber nicht an ihnen ergeben haͤtten, und
daß das Uebel nicht etwa nur aufgehalten, nein, gaͤnzlich
erſtickt worden ſey. Des ungeachtet hielt der General Ca⸗
pitain von Granada fuͤr unumgaͤnglich nothwendig, vermit—
telſt einer Truppenkette, den Verkehr mit Malaga abzu⸗
ſchneiden.
Zwiſchen dem 3. und 7. Oct. zeigte ſich die angeblich
gaͤnzlich erſtickte Krankheit in verſtaͤrktem Maaße, und zwar,
gleich wie in Barcelona, unmittelbar nach Regen. 15.000
Einwohner verließen, wegen der dieſer Krankheit eigen⸗
thuͤmlichen Gefahr, die Stadt. Vis zum gten Oct. hatte
der Landeshauptmann dem Befehle aus Granada, die Trup—
pen zur Bildung des Cordons aus der Stadt zu ziehen,
kein Genüge geleiſtet, vorgebend, ihrer zur Baͤndigung der
vielen Straͤflinge in der Stadt zu bedürfen: in ſeiner Pros
klamation vom 11. heißt es, daß bey einer geringen Anzahl
von Einwohnern einige Anzeigen des gelben Fiebers vor⸗
handen ſeyen;
conſtitutionelle) zu Verbreitung allerhand abentheuerlicher
Gerüchte benutzt haben. Vier Wochen ſpaͤter wurde dem,
des anſteckenden gelben Fiebets wegen nach Colmenar ſich
gefluͤchteten Landeshauptmanne, weil er, um die Wahlen zu
den Cortes vorzunehmen, die Wahlmaͤnner zu ſich befchie-
den hatte, vom Malagaer Stadtrath vorgeruͤckt: dieſe feine
Maaßregel ſey anticonſtitutionell und — — den Handel be
nadıtheiligend. Der Landeshauptmann ließ den Stadtrath
aber kommentiren und nahm die Wahlen in Antequera, 7
Meilen von Malaga, vor. 8
Am 18. Oct. lief die Nachricht ein, daß in dem von
Malaga verproviantirten Praͤſidio Alhuzemas auf der
Küfte Akrika's das gelbe Fieber ſich gezeigt habe. Die
Schiffer, welche in dieſen Tagen die Rheede verließen, gar
ben die Zahl der kaͤzlich in Malaga Sterbenden auf 10 bis
12 an. Die Garniſon, auch ſchon am Typhus leidend,
kampirte um dieſe Zeit eine halbe Stunde abwaͤrts von der
Stadt. Am 14. Nov. ſoll die Krankheit in Abnahme ge—⸗
weſen ſeyn, am 17. wieder zugenommen haben, ſo daß
„an manchen Tagen einige 80 als 5 — 6 im Durch—
5
dieſes Ungluͤck ſollten Uebelwollende (Anti⸗
995
ſchnitt (10 — 122) täglich farben.” Am 5. December
wurden wieder reine Geſundheitspaͤſſe gegeben: man be—
trachtete die Krankheit als beendiget und die Ausgewander—
ten kehrten zuruͤck. g
Es muß dahin geſtellt bleiben, ob die Buͤlletins
(amtlichen Berichte) aus Malaga derſelbe Vorwurf einer
wahrhaft gewiſſenloſen Verkleinerung trifft,, der auf Buͤlle—
tins aus anderen Städten Spaniens haftet: gewiß aber
vergrößern fie das Uebel nicht. Dieſen amtlichen Berichten
zufolge ſollen vom 5. Oct. bis 17. Nov. taͤglich 5 bis 6
geſtorben ſeyn.
In Malaga wurden 1747 in 5073 Käufern 31,427
Einwohner gezählt, * 1770 in 4795 41,062; *? 2789
in 5769 49,049; 1805 vor der Seuche, Truppen und
Straͤflinge ungerechnet, 45,451; *° 1804 desgleichen
56,008. ** Unter 11,500 im Jahr 1804 Geſtorbenen was
ren wenigſtens 9500 Einwohner; es blieben alſo nach der
Seuche am Leben ohngefaͤhr. . 26,500,
Von 1805 bis 1813 muß die Bevölkerung abgenoms
men haben: die Kriege mit England und Frankreich hatten
den Handel zerſtoͤrt; als am 5. Febr. 1810 Sebaſtiani die
Stadt ſtuͤrmend einnahm, wurde viel Leben vernichtet: uns
beſchreiblich war das Elend der folgenden Jahre, und wenn
gleich ſeit dem Frieden wieder Geſchaͤfte gemacht wurden,
fo geſchah es doch nicht in dem Maaße, daß man die jetzi⸗
ge Bevoͤlkerung uͤber 27 — 28,000 Seelen annehmen duͤrf⸗
te. Es hatten aber zuerſt um die Mitte Auguſt, dann,
als am 23% deſſelben Monats die Anſteckung mehrerer Schif—
fe verlautete, viele Einwohner die Stadt verlaſſen; einige
tauſend folgten ihnen bey dem Tode des Kommandanten;
angeblich eben ſo viel zwiſchen dem 24. und 30. Sept.,
und ſchließlich 18,000 am 7. und 8. October; mithin konn⸗
ten ohngefaͤhr 7000 Einwohner zuruͤckgeblieben ſeyn, und
von dieſen ſtarden, vom 7. Oct. bis 17. Nov., amtlichen
Berichten zufolge, im Durchſchnitt taglich 5 — 6, ja los
gar an einigen Tagen einige mehr, und alſo wenigſtens
eben fo viel, als bey einer Volksmenge von 59 bis bo, oοο
in Cadiz.
Die amtliche Nachricht von dem Ausbruche einer an⸗
ſteckenden Krankheit zu Barcelona konnte in Cadiz nicht
% S. Magaz. der ausl. Liter. d. Heilk., Jan. und Gebr.
1822, S. 98, Anmerk.
„„ S. Conversaciones malaguenas, por Dr. Cecilio Garcia
de la Lena. Malaga, 789. 1. Th., S. 37.
#2 1741 hatte die Stadt durch das gelbe Fieber über 10,000
Menſchen verloren: es verfloſſen alſo 30 Jahre, ehe dit
Lüde ausgefuͤllt wurde.
43 h. * S. Arejula's Ste und Ate Tabelle. Arejula beſorgt,
die Angabe für 1804 ſey zu geringe: die aus den Kirchen⸗
Regiſtern gezogene Zahl der im Map und Jun 1804 in
der Stadt Begrabenen iſt gewiß nicht zu groß angegeben
worden, fie betrug 97, wovon noch 2 gelbe Fieber Fälle
abzurechnen ſind. Dieſe Zahl gibt aber das kaum glaub⸗
liche Verhaͤltniß von einem Geſtorbenen zu 62 Ueberleben⸗
den: 1 Cadiz war es gleich nach der großen Seuche wie
20 zul.
.
—
996
fruͤher als in Malaga, alſo nicht vor der Mitte Auguſt,
eintreffen, weil die Barceloneſer Briefe für beyde Städte
bis Ecija zuſammenreiſen. Ohne beſondern Grund, die
Glaubwuͤrdigkeit der in Katalonien ausgegebenen fogenanns
ten reinen Geſundheitspaͤſſe in Zweifel zu ziehen, konnten
die damit verſehenen Schiffe nicht zuruͤckgewieſen werden.
Ehe die Poſt aber die amtliche Nachricht nach Cadiz ges
ſchleppt hatte, waren Schiffe aus den angeſteckten Häfen in
der Cadizer Bai angekommen: die von denſelben Gelandes
ten mieden das laͤngſt für ungeſund gehaltene und dabey
koſtbare Cadiz, und waͤhlten einen angenehmeren, verborg—
neren und wohlfeileren Aufenthalt im Hafen Santa Mas
ria, oder in dem höher gelegenen, luftigen Xerez. In
beyden Staͤdten ſtarben aber, nach kurzem Krankenlager,
um die Mitte Auguſt einige Fremdlinge bald nach ihrer
Ankunft, und nun ſtellte man ihre, bis dahin in unge⸗
ſtoͤrtem Verkehr mit den Einwohnern geſtandenen Reiſege⸗
fährten unter Aufſicht. Es verbreiteten ſich beunruhigende
Gerüchte über den Geſundheitszuſtand beyder Städte, und
fofort ließ der Cadizer Geſundheit-Ausſchuß Unterſuchungen
in ihnen anſtellen, nach deren Beendigung jenen beunruhi⸗
genden Gerüchten als grundlos widerſprochen wurde. In
Terez wurden die des gelben Fiebers Verdächtigen frey ge—
laſſen: zwar litten im Hafen Santa Maria 8 Kranke an
einem gewiſſen Fieber, deſſen Farbe lieber nicht genannt
wird; aber die Meynungen uͤber die Gefahr bey demſelben
waren, wie immer, verſchieden. Obwohl man in Gibrals
tar am 10. Sept. amtliche Nachricht vom Ausbruche der
Krankheit im Hafen Santa Maria gehabt haben will und
bange Beſorgniß ſich der Gemuͤther bemaͤchtiget hatte, ſo
ſcheint doch der hohe Geſundheit-Rath von Cadiz dieſe Krank
heit ſowohl als die in Xerez ſich gezeigte für die dem Soms
mer gewöhnliche gehalten zu haben. Aber dieſe unſeligen
Sommerkrankheiten wollten nicht aufhoͤren, und veranlaß⸗
ten den Alcalde von Santa Maria zu einer foͤrmlichen An⸗
zeige; alsbald ging eine von zwey Aerzten begleitete Com-
miſſion unter Segel, und es fand ſich, daß am 21. Sept.
über 20 Perſonen in der Stadt und ſechs im Beobach⸗
tungs-⸗Siechhauſe nicht etwa an gewohnlichen Sommers
krankheiten, ſondern an einem Uebel litten, welches alle
Kennzeichen des gelben Fiebers trug und es auch war. So
ließ ſich denn auch das Vorhandenſeyn der Krankheit in
den benachbarten Städten nicht mehr laͤugnen. Im Hafen
Santa Maria ſtarben vom 1. — 16. Oct., 121; vom 28.
30., 26; vom 15. — 17. Nov., 57; am 6. Decemder 6
Perſonen; am 7. zählte man noch 22 Kranke; in Kerez
wurden vom 7. — 16, Oct. 24, vom 28. — 30. 17; vom
13. — 17. Nov. 13, vom 4. — 6. Dec. 5 Sterbefälle;
in Lebrija ! vom 6. — 15. Oct. 12, vom 11. — 17.
Nov. 28 Todesfälle gezählt. San Lucar de Barrames
da war am 21. oder 22, Oct. für angeſteckt erklaͤrt wor
es Rebrija, Nebriſſa mit dem Beynamen Venerea, nach ei⸗
ner Schaumuͤnze des Kaiſers Claudius: die Stadt ſoll
durch Dionyſos oder Bacchus, der wegen ſeiner hirſchle⸗
dernen Kleidung veßetös merAog beygenamet wurde,
150 Jahre vor dem Trojan. Kriege gegründet worden ſeyn,
1800 verlor fie 2100 M. am 9. F.
997
den; bis Ende des Monats ſollen daſelbſt taͤglich 3 bis 5
Menſchen an der Krankheit geſtorben ſeyn.
Cadiz ſcheint ſeinen Verkehr mit Lebrija und San
Lucar zuletzt aufgehoben zu haben; mit dem naͤher gelege—
nen Rerez und S. Maria war es aber am 20. oder ar.
Sept. noch nicht geſchehen. Bis zum 31. Aug. ruͤhmte
man ſich der beſten Geſundheit: 6 Tage ſpaͤter zeigte der
Geſundheit-Rath an, daß in der Stadt und deren Weich⸗
bilde ſich kein ſicheres Anſteckungs-Zeichen geaͤußert habe.
Man war alſo, ſo hieß es, zur Unzeit beſorgt geweſen,
denn nur zwey Menſchen und noch dazu geringen Standes,
Matroſen, wären nach dem Genuſſe vergifteter Fiſche ges
ſtorben. Bey der Florentiner Seuche von 1348 beſchuldig⸗
te Bosheit die Juden der Brunnenvergiftung; bey der Nea—
politaniſchen von 1656 wurde ein angeblicher Giftmiſcher,
Vittorio Angelucci, geraͤdert; in Barcelona will man 1821
Brunnen vergiftet gefunden und Menſchen ergriffen haben,
als ſie Fiſche auf dem Markte vergifteten; — und dieſe
Vergiftungen follen die Pluͤnderung ausgeſtorbener Häus
ſer zum Zweck gehabt haben!
Am 13. Sept. machte der Geſundheſt-Rath bekannt,
daß kein Zeichen den geringſten Argwohn gebe, die allgemei-
ne Geſundheit ſich im beſten Zuſtande befinde; am 22.,
daß fie noch keine Abnahme erlitten habe. Mas berief
ſich, zum Beweiſe deſſen, auf die geringe Sterblichkeit v.
IL — 13, October, die doch Eilf über die gewöhnliche
Zahl betrug; vom 20 — 23. Oct., in drey Tagen, zählte
man ſchon 44 Todesfalle. Das g. F. zeigte ſich unter den
Truppen und man ſprach von zu nehmenden Maaßregeln.
Vom k. bis 8. Nov. ſtarben 18 Menſchen uͤber die gewoͤhn⸗
liche Zahl: erſt am Schluſſe des Jahres erklaͤrte der Ge—
ſundheit⸗Rath, daß das g. F. im ganzen ſuͤdlichen Spani⸗
en aufgehoͤrt habe, weshalb denn auch das Dankfeſt, mit
dem man ſonſt nicht zu ſaͤumen pflegt, etwa 3 Wochen
ſpaͤter als in Kerez, San Lucar und Lebrija gefeiert
wurde. ?
Auch in Sevilla's Vorſtadt, Triana, hatten fih An⸗
fang Octob. Spuren des g. F. gezeigt: die Aufhebung der,
Sevilla mit Triana verbindenden, Schiffbruͤcke widerlegt die
Anzeige des Landeshauptmanns, daß das Geruͤcht vom Aus⸗
bruche der Krankheit ein leeres fey. Der Miniſter des In⸗
nern von Spanien, der wohl wiſſen mußte, was an der
Sache ſey, machte ſeiner Zeit bekannt, daß die Krankheit
ſich in Triana gezeigt habe.
Das Hamb. Abendblatt der Adreß⸗Comptoir Nach⸗
richten vom 2. Nov. 1821 hat folgenden Artikel: „Auf
der Inſel Mallorka hat ſich die Seuche nicht verbreitet;
die Schiffe von Barcelona werden ſtrenge bewacht, und al⸗
le, die ans Land wollen, muͤſſen im Hoſpital Cala-Taule⸗
ra Quarantaine halten. Dort im Hoſpital find vom Ir.
bis den 29. Sept., 39 Perſonen geſtorben, und 183 waren
mit der Seuche behaftet.“
Es iſt dem Einſender kein Hoſpital des eben erwaͤhn⸗
ten Namens auf Majorka bekannt, wohl aber kennt er ei⸗
nis, Cala Faulera genannt, im Hafen von Mahon auf
998
Minorka. Bekanntlich ging auch ſchon vom gten Auguſt
eine angeſteckte Neapolitaniſche Brigg von Barcelona dahin
ab. Das von Mahon gekommene Packetboot wurde am
19. Octob. vor Valencia verbrannt. Zufolge der Bekannt-
machung des Geſundheit-Rathes von Port-Mahon ward
am 25ten Nov. der letzte Kranke aus dem Lazareth entlaf-
ſen, 43 angeſteckte Schiffe ſollen daſelbſt aufgenommen und
nach ſorgfaͤltiger Durchraͤucherung, ohne nachtheilige Folgen
entlaſſen worden ſeyn. v
In Palma, der Hauptſtadt Majorka's, waren am
13. Sept. 5 Perſonen an der Krankheit geſtorben; am 20.
verließen die Behörden die Stadt. Von der 33,000 Men:
ſchen ſtarken Bevölkerung ſtarben gegen 8000. Am 26ten
Januar 1822 zog die Garniſon wieder ein.
Als durch ein Schiff +” die Krankheit von Barce⸗
lona nach Tortoſa “s verpflanzt, in letzterer Stadt, ver⸗
muthlich ſchon im Auguſt, ausbrach, da fluͤchteten die Ve-
hoͤrden nebſt vielen Einwohnern aus der Stadt, und es
machte der Interims-Gouverneur bekannt: es herrſche
keine ſelche Krankheit in der Stadt, jeder koͤnne einen Ge⸗
ſundheit-Paß bekommen. Nach Tortoſa wurde Asco er-
griffen; in Mequinenza !“ zeigte ſich die Krankheit An⸗
fang September. Aber am fuͤrchterlichſten wuͤthete fie zu
Tortoſa; am 26. Sept. waren von einer Bevölkerung von
11,000 Menſchen nur noch 7000 am Leben. Anfang De»
tober ſtarben in 24 Stunden von 300 in die Stadt getrie⸗
benen Schafen 2833 Anfang November von einigen 40 da⸗
hin zuruͤckgekehrten Einwohnern, in gleichem Zeitraume
27. In Mequinenza waren im Sept. nur 40 Menſchen
geſtorben, — aber Anfang October hatte ſich alles Volk in
einen benachbarten, von vielen Truppen umzingelten, Wald
geftuͤchtet, wo das namenlofefte Elend herrſchte. In Fra⸗
ga °° ſoll nach Berichten aus Saragoſſa vom 3. Oct. die
Seuche mit dem Tode eines von Mequinenza gekommenen
Kranken aufgehoͤrt; nach Pampelonaer Berichten vom sten
aber große Verwuͤſtung angerichtet haben; zufolge der letzteren
hatte fie ſich auch Lerida, Nonzon, Salbaſtro und be⸗
nachbarten Orten mitgetheilt. Ende Januar 1822 machte
der Ober-Geſundheit-Rath von Aragon das völlige Aufhoͤ⸗
s Balearis minor, in uralten Zeiten Nura. Gerion ſoll der
erſte Koͤnig der Inſel geweſen ſeyn. Die Carthaginenſer
unterwarfen ſich 452 Jahre vor Chriſto; einer 15 Feld⸗
herren, Majon, fol Mahon gegründet haben.
Fuͤnf Meilen vom Ausfluſſe des bis dahln ſchiffbaren Ebro:
Bourgoing gibt die Bevölkerung auf 16,000 an. Zum Ans
denken der von den Weibern Tortoſa's bey einer Belage⸗
rung abjeiten der Saracenen bewieſenen Tapferkeit wurde
1170 der Orden de la Hacha geſtiftet. Am 2ten Januar
1811 fiel die Stadt, nach 18taͤgiger Belagerung, in die
Haͤnde der Franzoſen.
Nach einem, im Madrider Tageblatt vom 3ten Nov. 1821
mitgetheilten, Briefe des Dr. Pariſet.
Octogeſa; hart an der Gränze von Aragon, auf einem
Felſen, am Zuſammenfluſſe des Ebro, der Segra und der
Cinca. Nach 19tägiger Belagerung ergab fie ſich am 17,
Juny 1810 den Franzoſen.
Flavia gallica, in der ſogenannten Wuͤſte Aragoniene.
47
+6
43
20
U
p-
999
ren der Krankheit zu Tortoſa, Mequinenza und Asco bes
kannt. Zu Aguilas auf der Kuͤſte von Murcia war das
Uebel ſehr boͤsartig.
na, wollte man am 31. Aug. in Cadiz, eben fo wenig als
von Malaga, Schiffe zulaſſen. Der Liſſaboner Geſund—
beit: Rath wußte aus amtlichen Mittheilungen, daß die
Krankheit auch in Tarragona °! noch immer im Zuneh⸗
men ſey. 2 Aus Barcelona wurde unterm 8. Oct. gemel⸗
det, daß VDinaroz, Benicarlo und Caſtellon de la
Plana, auf der Kuͤſte von Valencia, angeſteckt feyen. °°
Unter den am 26. Auguſt von Malaga abgegangenen
Schiffen befand ſich auch das vom Schiffer Moldt gefuͤhrte,
nach einer Leſeart Nicoline, nach einer andern Coleſtine
genannte: es verließ die Rheede, angeblich, mit geſunder
Mannſchaft, fol aber, um in Marfeille zugelaſſen zu wers
den, in Mahon eine ſtrenge und lange Quarantaine abge:
halten, und am 12. oder 13. Sept. vor Marſeille ange⸗
kommen ſeyn.
In einer von dem, bey der Quarantaine-Anſtalt ange⸗
ſtellten, Arzte Tertoris, in der Sitzung der k. ärztlichen Ge—
ſellſchaft vom 19. Oct. 1821 mitgetheilten, kurzen Ueber:
ſicht des g. F. heißt es: * Le brick danois le Nicoli-
no partant de Malaga (nicht de Mahon) est venu
mouiller a la quarantaine de Pomèégue. Par une
eirconstance penible a concevoir, on avait abandon-
ne A lui-m&me, dans la cale de ce navire, un
homme atteint de la fieyre jaune. — Le malade est
mort à bord du navire, apres dix jours de maladie,
et quoique dans la journée meme, le corps a été
jete a la mer, 8
Denatus wurde am 15. zur See beſtattet, °° und
befiel am 6. deſſelben, entweder auf der Reiſe oder im La—
zareth; im erſtern Fall hätte die Quarantaine ſchon am 5.
Sept. beendigt geweſen ſeyn muͤſſen, und im andern —
— ; wo blieb, als das Schiff vor feiner Entlaſſung aus
der Quarantaine-Anſtalt durchraͤuchert wurde, der von flis
nen Kammeraden verlaſſene, todtkranke Mann? ; War:
um blieb, als das Schiff abging, der Kranke nicht im La⸗
zareth, wo er die verweigerte Pflege haben konnte und den
arztlihen Beyſtand, an welchem es ihm am Bord gebrach? ;
Wie konnte man aus der Quarantaine-Anſtalt als geſund
ein, von einem angeſteckten Ort gekommenes Schiff mit
51 Julia et Vietrix: im Anfange des achten Jahrhunderts
wurde die Stadt wegen dreyjaͤhrigen Widerſtandes von
den Saracenen von Grund aus zerſtoͤrt; als die Franzo⸗
ſen ſie im Anfange des neunzehnten nach Sötaͤgiger Bela:
gerung eingenommen hatten, mußte die entvoͤlkerte aus
der Nachbarſchaft bevoͤlkert werden.
32 S. Times vom 7. Dec. 1821.
5 S. Hamb. Abendbl. der Addreß⸗Comptoir Nachrichten,
1821, No. 170.
5 S. Observateur provengal des scienses médicales, 1821,
Sept. Oct. S. 138.
S. Magaz. d. ausl. Liter. d. Heilk., Januar und Febr.,
1822, S. 126; und No. 2875 der priv, Lifte der Börf.
Halle, Art. Paris.
- 56
Von Sitges, weſtlich von Barcelo-
1000
einem Kranken am Bord entlaſſen? Gehörte dieſes
Schiff nicht zu der Zahl der angeſteckten, welche nach ſorg⸗
faͤltiger Durchraͤucherung aus dem Lazarethe ohne nachthei—
lige Folgen geſund und gereinigt entlaſſen wurden? 86
Dee Unterſchied N. B. zwiſchen Malaga und Port⸗
Mahon iſt 39 7’ 4: angenommen, daß das Schiff die
Reiſe mit dem guͤnſtigſten Winde anfing und vollendete,
daß der Schiffer nicht etwa gegen Sonnen- Untergang, ſon⸗
dern am hohen Tage den Hafen peilte, und alſo des Bey⸗
drehens waͤhrend der Nacht uͤberhoben war; daß er die im
N. O. der Feſtung S. Philipp und W. S. W. von Mola
belegene Bucht nicht mit der Einfahrt von Mahon ver⸗
wechſelte, das Schiff von derſelben nach der Quarantaine⸗
Anſtalt hinſegeln konnte, nicht hinbugſiert werden mußte:
fo konnte es daſelbſt doch nicht vor dem 28ten Aug, ange⸗
kommen ſeyn, und, wenn Denatus auf der Neife befiel,
die Quarantaine nicht über 8 Tage gewährt haben.
Der Unterſchied N. Br. zwiſchen Mola und Marſeil⸗
le iſt 3° 26° 39 angenommen, daß alle Umſtaͤnde dem
Schiffer Moldt abermals fo guͤnſtig waren, als bey der ans
geblichen Reiſe von Malaga nach Mahon vorausgeſetzt wur—
den: fo müßte er doch den letztern Hafen am To. oder LT.
Sept. verlaffen haben, um am 12. oder 13. vor Marſeille
eintreffen zu konnen. Im guͤnſtigſten Falle konnte bie Qua⸗
rantaine alſo nur 14 Tage gedauert haben: je laͤnger aber
die Reiſe von Malaga uͤber Mahon nach Marſeille waͤhrte,
deſto kuͤrzer muß die Dauer der zu Mahon abgehaltenen
Quarantaine geweſen ſeyn. l sa
Die von Malaga weggewieſenen Schiffer mußten ihre
Wegweiſung für unzeitig halten, fo lange fie glaubten, daß
die auf dem Initium und ihren eigenen Schiffen ſich geaͤu⸗
Gerte Krankheit eine ganz gewoͤhnliche ſey) — fie prote⸗
ſtirten gegen den Befehl. : Wie, wenn nun Moldt,
überzeugt, daß er einer Quarantaine nicht entgehen koͤnne,
vorzugsweiſe dieſelbe hatte abhalten wollen vor Marſeille,
wo er Fracht zu bekommen hoffen durfte, als worauf in
dem ihm angewieſenen Quarantaine-Hafen von Mahon
gar nicht zu rechnen war? ; Wie, wenn der von ihm für
gefund gehaltene Zuſtand ſeiner Maunſchaft ihn in dieſem
Entſchluſſe beſtaͤrkt haͤtte? Die Amphitrite brauchte, ohne
in Mahon geweſen zu ſeyn, 17 Tage zu der Reiſe von
Malaga nach Marſeille: z warum ſollte nicht die Nicoline,
3 Wochen fruher, als die Windſtillen im müttellaͤndiſchen
Meere häufiger waren, 18 Tage zu derſelben Reiſe noͤthig
gehabt haben?
Wenn das mehrgenannte Schiff ſeine Quarantaine in
Mahon machte, fo beweiſt die am Bord deſſelben ſich ges
äußerte Krankheit, daß jene Quarantaine-Anſtalt bey wei⸗
tem nicht die geruͤhmte Sicherheit gewaͤhrt. Wer aber
nicht etwa annimmt, daß das g. F. ſich am 12. oder 13.
Sept. vor Pomegue ohne fremde Mitwirkung erzeugt habe,
der wird einraͤumen müſſen, daß die Verbreitung der Kranke
heit durch die Nicoline die moͤglichſte Vorſicht bey Schiffen,
die aus angeſteckten Haͤfen kommen, einſchaͤrft. NE
se S. Amſterdamer Courant v. 22, Febr. 1822.
1001
Am 14. Sept. verſchied der, Tages vorher ins Laza⸗
reth von Pomegue gebrachte, Kajut-Waͤchter der Nicoli—
ne; am 15. ſtarben 2 Mann von der von Aguilas in Mur⸗
cia gekommenen Sardiniſchen Brigg St. Georg. Schiffer
Chiozzoto, auf deſſen von Cypern gekommenem Schiffe bis
zur Ankunft der Nicoline alles geſund geweſen war, wel⸗
ches aber, wie aus Textoris Ueberſicht hervorgeht, nahe
bey der Nicoline und unter deren Winde lag, wurde
an demſelben Tage mit zweyen ſeiner Leute und einem an
Bord geſetzten Quarantaine-Waͤchter ans Land gebracht
und ſtarb am nehmlichen Abend. Am 16. wurden vier an⸗
dere ſeiner Leute ins Lazareth und die Leiche des zweyten
an Bord geſetzten Quarantaine-Waͤchters ans Land ges
bracht; von den vieren ſtarb einer am 18. Bis zum 22.
Sept. waren von 22 Kranken 12 geſtorben.
Ein erfahrner Spaniſcher Arzt ſagte zu Pariſet und
Mazet: es gibt drey Arten des g. F.: die eine heilt ſich
von ſelbſt; die andere wird durch gluͤcklich gewaͤhlte Arze⸗
eye Mittel geheilt; die dritte und haͤufigſte toͤdtet, man
möge geben, was man wolle. 57
Ein erfahrner Brittiſcher Arzt, Jackſon, lehrt im We⸗
ſentlichen daſſelbe: °® „eine Art des g. F. dauert oft nur
einen Tag, wo ſie dann einer ſtarken Abfuͤhrung, Schweiß:
treibenden Mitteln oder einem Aderlaſſe weicht;“ das
ſind die ephemeriſchen Fieber, die ſich fruͤher oder ſpaͤter
auch von ſelbſt heilen; — „bey der zweyten Art iſt, wenn
der (rechte) Arzt fruͤh genug kommt, noch Huͤlfe moͤglich;“
— das iſt die Art, die durch gluͤcklich gewaͤhlte Mittel ges
heilt wird; — „die dritte Art endigt immer mit dem Tode;“
— das iſt diejenige, bey der kein Mittel hilft.
Bey den meiſten Faͤllen der erſten und bey allen der
dritten Art iſt der Arzt alſo uͤberfluͤſſig: z aber bey denen
der zweyten? Wenn nur jedesmal auch der rechte Arzt zum
Kranken kaͤme! Aber, wie, wenn der unrechte kommt!
Dr. O. Halloran behauptet, ihm ſeyen, bey einer der letz—
ten Seuchen, von eilf Kranken im Durchſchnitt nur fe viel
geſtorben, als, waͤhrend derſelben Seuche, den Spaniſchen
Aerzten von fuͤnfen, nehmlich zwey. In Philadelphia ver—
verloren, nach Ruſh, viele hundert Menſchen ihr Leben,
bloß weil die häufige Abweſenheit der gelben Farbe Irrthum
bey den Aerzten erzeugt hatte. >? Ein, von der Spaniſchen
Regierung, im Jahr 1804, der angeſteckten Gegend zu Huͤl⸗
fe geſandter Arzt bediente ſich der, in ſpaͤterer Zeit von
Brittiſchen Aerzten angewandten, entzuͤndungswidrigen
Methode, und Arejula meynt: 6s des werde derſelbe ſich der
Wirkungen dieſer zerſtoͤrenden Methode nicht ruͤhmen. Noch
immer ſind die Meynungen uͤber die Natur der Krankheit
verſchieden; Pariſet ſoll diejenigen, welche die anſteckende
laͤugnen, mit Gotteslaͤugnern in eine Claſſe geſtellt haben;
ein Verfechter der epidemiſchen ſchrieb dagegen in die Welt
hinaus: * to do the physicians of Barcelona justice,
er, 58 und 8e Magaz. b. ausl. Lit. b. Heilk. März und Apr.,
4 821, S. 253; Januar und Febr. 1822 S. 25: März und
Apr., 821, S. 221. 5
© Arejula a. a. O., Cap. 3.
n S. Times vom 22. San, 1822, Art, Barcelona v., 5, Jan⸗
Ins 1622. Heft ix.
1002
they never entered generally into the absurd (!?) views
of Dr. Pariset and the trench and Carthagena me-
dical commissions, although they were overborne
by the authority attributed to the former body:
their pernicious doctrines were applied and the peo-
ple, in consequence, perished twenty - fold. ! ! !
Doch find die fo hart getadelten Maͤnner dieſelben,
welche waͤhrend der vorjaͤhrigen Seuche, ihr Leben aufs
Spiel festen, und deren Verdienſte von der humanen Re⸗
gierung eines ſich groß und weiſe, duͤnkenden Volkes gewuͤr—
digt worden ſind.
Als die Seuche in Barcelona ausgetobt hatte, erkläre
ten von 16 dortigen Aerzten 12 ſich für die anſteckende, 4
für die epidemiſche Natur der Krankheit. Der Brittiſche
Arzt Maclean und der Franzoͤſiſche Leymerie haben gegen
jedes Sanitaͤts-Geſetz und wider den amtlichen Bericht der
Franzoͤſiſchen in Barcelona geweſenen Aerzte proteſtirt. “2
Als die Cadizer und Sevillaner Aerzte weit weniger
als jetzt von der Krankheit wußten, und die Menge der
Kranken, bey den meiſten derſelben, aͤrztliche Huͤlfe unmoͤg⸗
lich machte, im Jahr 1800, genaſen zu Cadiz von etwa
50,000 g. F. Kranken 40,000, 10,500 aber farben: das
Verhaͤltniß war alſo wie 32 Gen zu 8 Geſt.
und zu Sevilla wie 5 „Q 28 — zus —
Als die Erfahrungen über die Krank⸗
keit ſich ins unendliche vermehrt hatten,
der erfahrnen Aerzte mehr, der Kranken,
denen ſie helfen ſollten, weit weniger
waren, im Jahr 1819, genaſen zu Cadiz
von 15,000 Kranken etwa 11,000, 4100
aber ſtarben; das Verhaͤltniß war alſo wie 22 Gen. zu 8 Geſt.
in Kerez wie e eee ee, aus,
in Seyilla wie , zus
Je betruͤbender dieſe Ergebniſſe find, deſto mehr fol:
ten fie billig den menſchlichen Scharfſinn anſpornen, bee
Verbreitung der Krankheit entgegen zu arbeiten. Der Zweck
dieſer Blätter iſt ein ſolcher.
Referent hatte die Malagaer Seuche von 1300 glüds
lich uͤberſtanden, obwohl das g. F. damals in ſeiner Woh⸗
nung hauſete. Nach faſt dreyjaͤhriger Abweſenheit kam er,
29 Jahr alt, im März 1804 fo tuͤſtig und geſund, als
man es nach einer bequemen und erheiternden Fußreiſe von
ein Paar hundert Meilen ſeyn kann, nach Malaga zuruͤck,
und bezog eine Wohnung, in welcher 1803 die Krankheit
gewuͤthet hatte. Etwa 4 Wochen nach feiner Ruͤckkehr be⸗
kam er ein hitziges Fieber, welches ihn dem Tode nahe brach⸗
‚te; kaum davon geneſen, befiel ihn eine heftige Augenent⸗
zuͤndung. Dieſer anhaltende krankhafte Zuſtand veranlaßte
ihn, ſeine Nahrung eine Zeit lang auf Vegetabilien zu be⸗
ſchraͤnken, und er fuͤhlte ſich vollkommen hergeſtellt, als im
July deſſelben Jahres das g. F. ausbrach. Er verboppelte
nun die Aufmerkſamkeit auf ſeine bewaͤhrt gefundene Lebens⸗
Ordnung, uͤberzeugt, daß dieſelbe mancher Krankheit vor⸗
“= S. No, 3055 der priv. 1 Boͤrſ. Halle.
: 3
1003
beuge und jede mildere, und er befand ſich wohl, ſo lange
er in der angeſteckten Stadt blieb: aber des Aufenthalts
in derſelben muͤde, und ſich ſehnend nach reinerer Gebirge:
luft, begab er ſich am 11. Auguſt nach einem Weinberge,
in deſſen, in einem Bergkeſſel am Bache und uͤber einem
Zitronen = und Pomeranzen » Garten belegenem Wohnhau—
ſe 1803 mehrere Perſonen an der Krankheit geftorben wa:
ren Wenige Stunden nach feiner Ankunft verfpürte er
ſtarke Uebelkeit und die Eßluſt kam erſt wieder, als er am
dritten Tage zur angeſteckten Stadt zuruck kehrte. Am 18.
Auguſt wiederholte er dieſelbe Excurſion, und empfand bald
nach feiner Ankunft daſſelbe Uebelbefinden, welches ihn aber
mals erſt am dritten Tage in der Stadt verließ. Ent—
ſchloſſen dieſe Spur noch weiter zu verfolgen, verfuͤgte er
ſich am 25. Auguſt zum drittenmal hinaus, begleitet von
zweyen ſeiner Handlungs-Gehuͤlfen. Wenige Stunden nach
ihrer Ankunft empfanden einer von dieſen, lein kerngeſunder
junger Mann, der ein paar Monate vorher aus Schweden
gekommen war) und Referent die mehr erwaͤhnte Uebelkeit,
dadey Kopf- und Gliederſchmerzen und Fieber; deyde Pa:
tienten mußten ſich zu Bette legen und brachten in ver:
ſchlimmertem Zuſtande den 26. zu. Am 27. war der Schwe⸗
de ſo entkraͤftet, daß er, um zur Stadt zu kommen, auf
das Maulthier feſtgebunden und von zweyen Knechten ums
terſtützt werden mußte: Ref, konnte ſich nur noch mit Muͤ⸗
he im Sattel halten. Der andere Handlungs = Gchülfe ver:
ließ ſogleich wieder die Stadt und kam erſt nach Verlauf
einiger Monate, als niemand mehr am g. F. ſtarb, nach
Malaga zurück; aber noch am Tage ſeiner Ruͤckkehr mußte
er ſich legen; zwey Aerzte eilten zu feiner. Huͤlfe herbey,
jedoch vergebens, ſein Zuſtand verſchlimmerte ſich ſichtlich;
am 3. oder 4. Tage rollte er ſich zuſammen, waͤlzte ſich
durch das Zimmer und verſchied am ſchwarzen Erbrechen.
Referent hatte in geſunden Tagen auf den Fall ſei—
nes Erkrankens aͤrztliche Huͤlfe verbeten: desungeachtet
ſtellte ſich eine Stunde nach ſeiner Ruͤckkehr ein Arzt ein,
der ein untrügliches Mittel gegen die Krankheit zu beſſtzen
glaubte, kam aber nicht wieder, als er Tages darauf er⸗
fuhr, daß ſein Elixir nicht gebraucht worden fey: der
Schwede verſchluckte das Duplikat des geprieſenen und ver
ſchied am dritten Tage. ö
Als auch ein Verſuch, Referenten in den Schooß der
roͤmiſch⸗ katholiſchen Kirche aufzunehmen, mislungen war,
verweigerten ſeine Domeſtiken ihm ihren Beyſtand, und
darauf war er freylich nicht vorbereitet: gluͤcklicher Weiſe
kam ein Bauer des Weges, der die Krankheit gehabt hat—
te und ſich zur Wartung aufdingen ließ. Es gelang Res
ferenten, nach einem lauwarmen, ſtark mit Weineſſig ver⸗
ſetzten Bade, den Schweiß herauszutreiben, und durch hoͤchſt
einfache Mittel die gehemmten Functionen des Koͤrpers wie⸗
der herzuſtellen; wegen Kraftloſigkeit konnte er es aber nicht
über 2 Bader bringen, und mußte ſich fortan darauf be:
ſchraͤnken, den betaͤubten Kopf mit Waſſer und Weineſſig
zu benetzen. Bey der geringſten Bewegung uͤbermannte
ihn der Schlummer: oft war er, wie er beym Erwachen
gewahrte, Stunden lang in der unbequemiten Stellung lie⸗
gen geblieben. In dieſem dumpfen Zuftande ſah er gleich⸗
guͤltig feiner Auflöſung entgegen. Am Nachmittage des ſie⸗
benten Tages, d. I. Sept., ſchien eine plöglihe Veraͤnde⸗
— —
— [7
8 1004
rung in ihm vorzugehen: er fuͤhlte ſich wie einer ſchweren
Laſt entnommen: zuverſichtlich ſagte er der eben eingetre⸗
tenen Waͤrterin, die an die Stelle des, ſchon am dritten
Tage zum Tode erkrankten, Bauers gekommen war, daß
fein Leben gerettet ſey, auch ſchrieb er am nehmlichen Ta—
ge, mit zitternder Hand, einige Zeilen; die Symptome der
Krankheit verſchwanden allmaͤhlich; fünf Tage fpäter verließ
er fein Zimmer: er war gelb geworden wie eine Quitte 3.
die violett umraͤnderten Augen lagen tief in ihren Hohlen;
von den Knochen war das Fleiſch geſchwunden; die Beine
ſchienen unter der Laſt des abgemagerten Körpers zuſam⸗
menbrechen zu wollen. In der Fruͤhe des naͤchſten Tages
ſchlich er am Stabe zum Hauſe hinaus; in den Gaſſen
ſchwankten ihm Jammergeſtalten entgegen, gleich ihm dem
Grabe entronnen. Es wurde ihm erſt wieder beſſer zu Mus
the, als er, draußen im Freyen, an der Spitze des Hafen⸗
dammes, friſche Luft ſchoͤpfte; dort hatte er fo oft bey
Sonnenuntergang die Küften des benachbarten Welttheils
geſehen und im Morgenroth aufflammen die Kuppen der
Berge; von jener Stelle an ſchwuͤlen Sommer-Abenden
ſich hinabgeſtuͤrzt in das muͤtterliche Meer; von dieſer in
heiteren, windſtillen Naͤchten den Blick aufwaͤrts gewendet
zu den leuchtenden Geſtirnen, die Freuden und Seegen.
ſpendend ihre himmliſche Bahn durchwandeln. >
Geſchrieben zu Hamburg im May 1822,
Anhang zu der Abhandlung uͤber die anſtecken⸗
de Natur des gelben Fiebers f
von J. 5. C. B. u. ſ. w.
Ende April 1821 herrſchte das g. F. zu Havana
(b. Sk. 1): am 28. deſſelben Monats verließen jenen Has
fen 20 Schiffe, die zwiſchen den 17. und 20. Junp vor
Barcelona ankamen (a. S. 316). Einige dieſer Schiffe
hatten unter Weges 20 Mann an der Krankheit verloren
(b. Sk. 1), und bald nach ihrer Ankunft zeigten ſich im
Hafen von Barcelona fremdartige, den dortigen Aerzten un—
bekannte Krankheiten (b. Sk. 2). Unter den angekomme⸗
nen, angeſteckten Schiffen befanden ſich namentlich der San
Antonio und der Tallapiedra (6); dieſes, gleich dem gran
Turco, zum Selavenhandel gebraucht, hatte auf der Reife,
Todte gehabt, desungeachtet aber am 12. Juny in Carta-⸗
gena Reiſende ausgeſchifft (a. S. 316)! Wegen des krank
haften Zuſtandes feiner Mannſchaft war es von Salou wege!
gewieſen worden und nach Barcelona gekommen, wo es ei⸗
nem der Ladungs-Intereſſenten gelungen ſeyn ſoll, die
Dauer der Quarantaine auf 8 Tage zu beſchraͤnken ()
nach ihrem Ablaufe wurde das angeſteckte Schiff entladen.
Die beym Entladen beſchaͤfftigt geweſenen Laſttraͤger, zu
Barceloneta wohnhaft, erkrankten und ſteckten ihre Fami⸗
lien an. Aus dieſem Zuſammenhange moͤchte ſich die Ber.
muͤhung erklären loͤſſen, dem, in der erſten Haͤlfte des Ju⸗
ly⸗ Monats, nach abgehalte ner Quarantaine, vom Malaga
angekommenen Schiffe gran Turco die Einführung der
Krankheit zuzuſchreiben Vor demſelben, in den erſten Ta⸗
gen des July war von Havana auch die Nueſtra Sıhora
del Carmen mit einem Geibenfieber- Kranken angekommen;
dieſen, der zwey Tage nach ſeiner Ausſchiſfung farb, fol
Li
„
1005
man gefäubert den Geſundheit Beamten vorgeſtellt und auf
ſolche Weiſe der Quarantaine vorgebeugt haben (e). Zu
allem dieſen Zuͤndſtoffe kam noch, daß zum Jahr -Gedaͤcht—
niſſe der neuen Spaniſchen Verfaſſung um die Mitte July
Regaten gehalten wurden, wobey die angeſteckten Schiffe
im Hafen von Barcelona ſich mit Zuſchauern vom Lande
füllten (e), und daß im September 3, im Auguſt von Ha—
vana abgegangene Schiffe eintrafen, deren Geſundheitpaͤl—
ſen die Anmerkung beygefuͤgt war: daß zur Zeit ihrer Ab—
reife Gallenſieber in Havana herrſchten.
Am 5. Juny, alſo kurz vor Anfang der geprieſenen
Quarantaine des gran Turco, landeten von dieſem Schiffe
24 Reiſende in Cadiz (a. S. 316) 11 68s Die fo ſehr her—
ausgeſtrichene Quarantaine deſſelben zu Malaga kann alſo
nicht viel über 20 Tage gewährt haben. Die 3 Schiffes
zimmerleute, Namens Prats, welche das Schiff im Hafen
von Barcelona kalfaterten, waren Brüder; nach ihnen raff—
te die Krankheit einen vierten Bruder, ihre Schweſter und
den Vater hinweg,
ihrem Wohnorte, Barceloneta, 150 Kranke (c. S. 8).
Am 6. Auguſt ſtarb eben daſelbſt ein Mann von der von
Marſeille gekommenen Brigg Joſephine, der, nach der Ver—
muthung des Franzoͤſiſchen Konſuls zu Barcelona, mit der
Mannſchaft des gran Tureo verkehrt hatte (d. Anlag. S. 127).
Dier Streit der medieiniſchen Fakultaͤt über die Natur
der Krankheit ſcheint mit großer Erbitterung gefuͤhrt worden
zu ſeyn. Die Anſichten wurden dadurch dermaaßen ver—
wirrt, daß das Volk die anſteckende wie die epidemiſche
Natur des gelben Fiebers bezweifelte. Am 17. Auguſt ſoll—
te auf Befehl des Geſundheit-Ausſchuſſes ein Gelberfieber—
Kranker, mit Namen Prats, unter Reuterey Bedeckung
ins Siechhaus gebracht werden: das Volk widerſetzte ſich
und warf die Wache mit Steinen; fie mußte ſich zuruͤckzie—
hen, und nun draͤngten ſich viele aus dem Haufen zu der
Bahre und beruͤhrten entweder den Sterbenden oder be—
feuchteten ſich Geſicht und Haͤnde mit deſſen Schweiße, —
alles zum Beweiſe, wie thoͤricht die Furcht vor der Krank—
heit ſey. Dann wurde der Leidende in ein Privathaus ge—
ſchleppt und das Volk erbrach die auf Befehl des Ausſchuſ—
ſes verſchloſſenen, angeſteckten Haͤuſer, welche ſich nun mit
Skeptikern fuͤllten. Eine mittlerweile von Barcelona einges
troffene Truppen-Verſtaͤrkung bemaͤchtigte ſich aber auf's
neue des ſtreitigen Koͤrpers, aus dem bereits waͤhrend des
Tumultes die Seele gewichen war (ſ. b. Skol. 9. Cc. u. d.
Anlagen S. 129).
In der Stadt ſoll die Krankheit ſich zuerſt geaͤußert
haben in dem in der Gaſſe des Grafen del Aſalto belegenen
Haufe des Marquis Aguilar, deſſen Dienſtboten ſtarken
62 Nach der Meynung einiger Anti-Contagfoniſten koͤnnen
der Tallapiedra und der gran Turco die Krankheit nicht
nach Barce ona gebracht haben, weil die von beyden Schif—
fen gelandeten Paſſagtere ſie nicht in Cadiz und Gartages
na verbreitet zu haben feinen, Hört denn Schießpulver
auf, entzuͤndbar zu ſeyn, weil Schießgewehre bisweilen
verſagen?
und acht Tage ſpaͤter zaͤhlte man an
25. Aug.
1006
Verkehr mit der Vorſtadt hatten (b. Skol. 11.). Beicht—
vaͤter, Krankenwaͤrter, Hebammen, welche mit dem g. F.
behafteten Kreiſenden beyſtanden, und Mäfcherinnen ſchei⸗
nen vorzuͤglich Opfer der Anſteckung geworden zu ſeyn.
Von 40 Matratzenmachern, die man vor Ausbruch der
Seuche zaͤhlte, blieben nur 12 am Leben: unter den Ge⸗
ſtorbenen befanden ſich zwey, die während des Auftrennens
angeſteckten Bettzeuges erkrankten. Unter den Handwerkern
ſcheinen Schmiede und Bäder vorzüglich gelitten zu haben
(b. Skol. 12 bis 16).
Anfang Anauſt ſchiffte ſich in Barcelona ein in Dient
ſten des Seifenſieders Ribas zu Tortoſa geſtandener Mann
auf dem Schiffe, die Jungfrau, von der Stadt nach der
Heimath ein. Er hatte mit den von Havana gekommenen
Schiffen und mit Barceloneta verkehrt, erkrankte auf der
Ruͤckreiſe und ſtarb zu Tortoſa wenig Stunden nach feiner
Ankunft. Nach ihm befielen ſein Beichtvater, ſein Brod—
herr, ſeine Waͤrter und diejenigen ſeiner Bekannten, die
ihn ſeit ſeiner Rückkehr beſucht hatten (b. Skol. 4.). Die
von Maclean, Rochoux und Konſorten unterzeichnete Er—
klaͤrung vom 21. Gebr. 1822 ſtellt zwar dieſe Thatſachen
in Abrede; nichts deſtoweniger werden ſie aber in dem von
Baſi, Graſſet, Steva, Colom, Merli, Caſacuberta, Mas
und Nadal unterzeichneten, auf Befehl der Cortes ent—
worfenen Berichte vom 32. Maͤrz 1822 auf eine Weiſe
beſtaͤtiget, die keinen Zweifel an ihre Glaubwuͤrdigkeit zus
laͤßt: die Berichterſtatter ſtützen ſich unter andern auch auf
das beglaubigte Zeugniß der Wittwe Ribas. Am 29. Aug.
wurde der Ausbruch der Krankheit zu Tortoſa amtlich bes
kannt gemacht.
Von Tortoſa wurde die Krankheit durch einen Diener
des ſogenannten Herrn von Asco nach Asco gebracht; ſie
aͤußerte ſich vorzugsweiſe bey denen, die zuerſt mit dem
Kranken verkehrt hatten (P. Skol. 5).
Zu Mequinenza landete am 28. Aug. Mariano San—
er war von Tortoſa gekommen, legte ſich und ver—
ſchied am 30. Von neun Perſonen, aus welchen ſeine Fa—
milie beſtand, ſtarben in kurzer Zeit ſieben — der Bericht
nennt ſie — und aus dieſem Hauſe des Jammers verbrei—
teten ſich Krankheit und Tod über die ungluͤckliche Stadt
(D. Skol. 6).
Am 14. Aug. kam zu Mahon die, am 8. deſſelben
von Barcelona weggewieſene Neapolitaniſche Brigg Em—
pfaͤngniß mit 2, am 17. der Phöni mit 6 Kranken an;
ihnen folgten am 20. Aug. 6 andere angeſteckte Schiffe.
Am 21. Auguſt erklaͤrte die aͤrztliche Commeſſton die durch
dieſe Schiffe eingeführte Krankheit fuͤr das Weſtindiſche g.
F. Am 8. Oct. wurde die Stadt in große Beſtuͤrzung ver—
ſetzt durch den Tod verſchiedener, beym Lazareth angeſtellter
Perſonen. Zufolge des Berichtes vom 22. März 1822 ſol⸗
len von 10 derſelben nur 3 am Leben geblieben ſeyn (b.
Skol. 8). Am 25. Oct. betrug die Zahl der angeſteckten
Schiffe 88 (d. Anlagen).
Der Franzoͤſiſche Konſul zu Malaga berichtete unterm
1821 die daſelbſt am 1. deſſelben erfolgte An—
kunft des Daͤniſchen Schiffes la Gniccion (Initium), gefuhrt
vom Schiffer Decker. Einige Tage nach Beendigung der
juan:
1007
zehntaͤgigen Quarantaine deſſelben, — fo heißt es in dies
ſem amtlichen Berichte, — traf die Nachricht ein von dem
Ausbruche der Krankheit zu Barcelona, Sitges und Salou,
in Folge deſſen zwar einige Maaßregeln genommen wurden,
Niemand aber ſich um die Sniccion bekuͤmmerte. Erſt,
nachdem durch dieſelbe die ihr benachbarten Schiffe ange⸗
ſteckt worden und ein Engliſcher Schiffs-Capitain plöglich
geſtorben war, ergriff man ernſthaftere Maaßregeln („ce
ne fut qu' alors et après les clameurs de presque
toute la ville, qu'on a commencé à prendre des
mesures pour se garantir, si cela est encore possible,
des funestes résultats de cette negligence !“). Unterm
4. Sept. meldete derſelbe Berichterſtatter: „am 2. und 3.
deſſelben feyen auf drey Schiffen eben jo viel Perſonen ges
ſtorben;!“ am 26. Sept.: „mehrere angeſteckte Schiffe ſeyen
weggewieſen worden; — der Zuſtand der Stadt errege gro
ße Beſorgniß;“ am 6. Oct.: Eilf Perſonen ſeyen am 26.
Sept. in der Stadt, im Hafen und im Siechhauſe geſtor—
ben; man ſchaͤtze die Zahl der um die Stadt herum zer—
ſtreuten Einwohner auf 50 bis 40,00 (d. Aulagen S.
117 — 120),
Der Beweis, daß das von Malaga am 26. Auguft
1821 abgegangene Daͤniſche Schiff Nicoline zu Mahon ent—
weder keine oder wenigſtens keine ſtrenge Quarantaine ges
halten haben koͤnne, iſt aus angegebenen Urſachen gehöriz
gen Ortes geführt worden. Es iſt nun außer Zweifel ger
ſetzt, daß dieſes Schiff von Malaga weggewieſen wurde,
weil es einen Kranken am Bord hatte, der nach zehntaͤgt—
ger Krankheit am 29. Aug. verſchied, und daß es, obwohl
nach Mahon verwieſen, nicht dahin, ſondern nach Marſeille
ſegelte, wo es bereits am 7. Sept. eintraf. Erſt am 8.
wurden die Lucken geöffnet (d. und Anl. S. 118).
a. Manifeste touchant l’origine et la propagation
de la maladie qui a régné a Barcelone en 1821,
présenté & l’auguste congres national par une
1008
réunion libre de médecins étrangers et natio-
naux: traduit de l'espagnol par J. A. Rochoux
D. M. P.; im Nouv. Journal de Médecine, 13.
Thl. April 1822 mit der vom 21. Febr. 1822 dns
tirten Erklärung der Anti-Contagioniſten Maclean,
Laſſis, Rochoux, Piquillem, Salva, M. Duran,
Lopez, Campmany, Porta, Calperas, Mayner, R.
Duran und Sahuc. ““
b. Rapport sur l’origine, les prögres, la propaga-
tion par voie de contagion, et la cessation de
la fievre jaune qui a régné, en 1821, a Baree-
lone, presente le 22 Mars 1822 a S. E. le Chef
politique superieur de la Catalogne en execu-
tion du decret des Cortes extraordinaires par
académie nationale de médecine de Barcelone;
traduit de l’espagnol par Pierre Rayer, Paris,
1822.
c. Relation historique des malheurs de la Cata-
logne par D. M. J. Henry, Paris, 1822.
d. Observations sur la ſièvre jaune importce de
“+
Malaga a Pomegue et au Lazaret de Marseille,
en Sept. 1821 etc.; recueillies par les Docteurs
Labrie, Robert, Muraire et Girard, et redi-
gees au nom de ses collegues par M. Robert;
Marseille, 1822.
S. 263 u. ff. des Journal gen. de Médecine frangaise et
etrangere, Teme 79, 18. de la Serie, No. 306, Mai
1822, enthalten einige intereſſante Bemerkungen über
Rochoux Dissertation sur le typhus amaril: auch ver:
dient gelefen zu werden, was über eben dieſen Rochoux
im Supplementair⸗Capitel der oben angeführten Relatien
historique etc. geſagt wird.
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Cbronslogiſches Berzeichniß übe einige = e h den Ausbrüche des gelben Fiebers und demſelben verwandter Seuchen
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Ueber Virgils Georgica
von
Veyde Dichter haben gleich frühe den Verſuch ger
macht, das Meiſterwerk der Virgilſchen Muſe in die Spra-,
che des Vaterlandes zu Übertragen, und dieſen hoͤchſt ſchwie⸗
rigen Ver ſuch von Zeit zu Zeit in immer vollkommnerer Ger
ſtalt ans Licht treten laſſen. Beyde haben bereits die letzte
Hand daran gelegt, und Bock, als preußiſcher Jubelgreis,
im 76ten Lebensjahre. Seine Arbeit als Handſchrift, noch
unbekannt, ſoll in feinem Pulte liegen; ob fie mit ihm ber
graben werden, oder ungeachtet der geifernden in morali⸗
ſcher Hinſicht ſo widerlichen Rivalitaͤt, auf die deutſche
Nachwelt kommen fell, wird wohl davon abhängen, wie
man dieſe Ankündigung aufnehmen und die unten geſetzte
Parallele, welche uns Freundes Hand mitgetheilt, beurtheis
len wird. Sollten nicht beyde Arbeiten, zumal da beyde
Verf. aus verſchiedenem Geſichtspuncte ausgingen, fuͤglich
neben einander beſtehen, und quid valeant humeri, quid
ferre recusent, darthun koͤnnen, auch ſchon deshalb auf—
behalten zu werden verdienen.
Voß wollte den Beweiß liefern, wie genau der Deute
ſche ſich dem Romer anſchließen, wie er Wort für Wort,
wie er Vers fur Vers mit ihm wetteifern und den Hexame⸗
ter des Originals wiedergeben konne. Gelehrte und die es
werden wollten, erſtaunten daruͤber; und der beabſichtigte
Nutzen wurde erfüllt; wie hohe und niedere Schulen er:
weiſen. g
Bock traute ſich dieſe Versler-Geſchicklichkeit ſolcher
getreuen Nachbildung eines claſſiſchen Dichterwerks und ſei⸗
nes Hexameters, wegen der großen Verſchiedenheit beyder
Sprachen wohl nicht zu. Er fuͤrchtete vielleicht, an Leben⸗
. 8.
— —
und deren Ueberſetzung
r
Voß und Bock.
digkeit und Gewandtheit des Ausdrucks zu verlieren, was
er an Treue gewinnen koͤnnte. Die Nothwendigkeit der
gleichen Verszahl wollte ihm auch nicht einleuchten; aber
wohl,, jeder Feſſel feind, ſchien ihn ſchon der Gedanke: du
ſollſt nicht mehr, nicht weniger Verſe, als das Original
dir erlauben, zu aͤngſtigen. — Solche Treue, mochte er
denken, müͤſſe vielmehr zur Untreue führen, und Auslaſſun⸗
gen oder Zufäge erforderlich machen. Er hat — da es
fi eben fügen wollte, ſich daher die Erlaubniß genommen,
in den vier Geſaͤngen des Werkes 13 Verſe weniger als
das Original, aufzufuͤhren. Ob das zu loben oder zu ta⸗
deln, verdient unterſucht zu werden. Frevlich iſt ein ruhi⸗
ges Urtheil bey ſeinem Gegner nicht zu erwarten, indem
dieſem Alles, was man fuͤr Kunſt thut, der Cabale ver⸗
daͤchtig iſt; — eben deshalb nennen wir Voß einen Gegner
von Bock, nicht aber dieſen den Gegner von Voß. —
Ueber den Hexameter im Deutſchen hat Bock uͤbri⸗
gens ſeine beſondere Meynung. Er glaubt mit mehreren
fachkundigen Geehrten, daß dieſer Vers nach allen Erfor⸗
derniſſen griechiſcher Bader römiſcher Metrik der deutſchen
Sprache nicht vollig angemeſſen, auch noch keinem unferer
Dichter, mehrere hundert Verſe hindurch, vollkommen ges
lungen, daß ſelbſt Voß, ſolch ein großer Verskuͤnſtler er
auch ſeyn mag, nicht davon ausgenommen werden kann,
und daß wir alſo wohl vor der Hand mit der Aehnlichkeit
des unſerigen, dem es nur nicht an Wohlklang fehlen darf,
werden vorlieb nehmen und uns damit troͤſten muͤſſen, da
keine der gebildeten Sprachen nur ſo viel, als unſere, im
Hexameter zu leiſten im Stande iſt. —
Is. 1822. Heft X.
Bar nr
—
Stürzen in Feuer und Wut:
1011
Bey der
1s Buch.
Nie vor Jupiter ward von Pflanzern gebauet das Erdreich;
Nicht zu bezeichnen einmal, noch einzugrenzen ein Fruchtſeld,
Wurde geſtattet: ein jeder erwarb fuͤr's Ganze; die Erd' auch
Trug, als keiner befahl, gutwilliger Alles. Er ſelber
War's, der ſchädliches Gift mittheilte den graͤulichen Schlangen,
Wölfen zu rauben gebot, und der Meereswoge, zu toben;
Er, ſo dem Laube den Honig entzog, und das Feuer entruͤckte;
Selber die Vaͤche voll Wein, die verſchiedentlich rannen, zu:
I ruͤckhielt:
Daß der Verſuch, nachſinnend, gemach die mancherley Kuͤnſte
Triebe hervor, und die Pflanze des Korns erſpaͤh' in den Fur⸗
chen,
Auch das verborgene Feu'r entſchlüge den Adern des Kieſels.
Run erſt fühlte der Strom die Laſt gewolbeter Erlen;
Nun gab Namen und Zahl der Pilot dem Himmelsgeſtirne,
Pleias und Hyas, und dir, hellglaͤnzende Tochter Lykaons.
Bock.
23 Buch.
Wein wird am beſten gepflanzt, wann im roͤthlenden Lenze der
Todfeind
känglicher Schlangen erſcheint, der weißgeſiederte Vogel;
Oder auch, wann zu fröfteln beginnt der Herbſt, und mit ihren
Roſſen die raſtloſe Sonne noch nicht den Winter erreichet,
Aber der Sommer ſich ſchon von unſerer Erde gewandt hat.
Frühling zumal thut wohl den Fluren, der Frähling den
Hainen,
und des zeugenden Samens be⸗
gehrt ſie.
Alsdann ſinket der Aether herab in fruchtendem Regen,
Er, der allmaͤchtige Vater, herab in der froͤhlichen Gattin
Schoos, und ernähret — vermiſcht mit der großen Mutter der
Große —
Alle Geburt. Von Vogelgeſang ertönt der abſeit'ge
Buſch, und die Heerde begehrt zu geordneten Zeiten der Venus.
Milde gebähret die Flur, und des Zephyrs laueren Luͤften
Deffret die Erde den Schoos: ob Allem ſchwebet ein ſanftes
Na und die Keime vertraun der verjüngten Sonne ſich kuͤhnlich.
Bock.
Frühling ſchwellet die Erd:
38 Buch.
Ueberſetzer
Aus Virgils
letzte Sand. 425
Georgicon
18 Buch.
Nie vor Jupiter bauten der Ackerer Hände das Fruchtfeld; 30. *
Auch nicht Mal noch Theilung durchſchnitt“ die große Gemeinheit:
All' erwarben fuͤr Alle zugleich; und die Erde, da niemand
Foderte, ſtrebte von ſelbſt, willfaͤhriger alles zu tragen.
Jener verlieh Giftgeifer den ſchwarz aufſchwellenden Nattern,
Sandte die hungrigen Woͤlfe zum Raub', und regte das Meer
auf, 5
Schuͤttelt' ihr Honig den Zweigen herab, und entruͤckte das Feuer,
Auch die Bache des Weins, die umher ſich ſchlängelten, hemmt’ er:
Daß der Gebrauch nachſinnend die mancherley Kuͤnſte hervor⸗
zwaͤng'
Allgemach, und in Furchen den Halm des Setraides erzeugte,
Auch, wo im Kieſelgeaͤder es ruht, ausſchluͤge das Feuer,
Jetzo fühlte zuerſt der Strom die gehoͤhleten 811
Jetzo gab dem Geſtirn der Steuerer Zahl und Benennung,
Merkend Plejad' und Hyad' und die leuchtende Bärin Lykaons.
Voß.
286 Buch.
Rebichte werden am beften gepflanzt, wann im purpernen Früh
ling
Kam der weißliche Vogel, das Graun langwindender Schlangen;
Auch in der herbſtlichen Kühl Annäherung, wann mit Gewalt Sol
Winterwärts ſchon treibt das Geſpann, und der Sommer vors
beyflleht.
Fruͤhling zumal ſchaft Grüne den Pflanzungen, Fruͤhling den
Wäldern;
Fruͤhling ſchwellet die Erd’, und zeugende Samen verlangt fie.
Doch der allmaͤchtige Vater mit fruchtbarem Regen, der Aether,
Senkt in den Schooß ſich herab der luͤſternen Gattin, und nähret
Alles Geſchlecht, der Große zum großen Leibe geſellet. x
Jetzo erſchallt einddes Gebuͤſch von melodiſchen Vögeln,
Und es begehn die Heerden das jaͤhrige Feſt der Vermaͤhlung.
Naͤhrender Acker gebiert, und der Zefyre lauem Gefäufel
Oeffnen die Felder den Schooß; es berauſcht ſich alles in Wachs⸗
thum. g
Sicher auch wagen nunmehr der verjuͤngeten Sonne die Knospen
Sich zu vertraun;
„Voß,
3s Buch.
Alle she fo auch auf Erden der Menſch und die wilben Ales Geſchlecht auf Erden, der Menſchen ſowohl wie des Wildes, 8
Thiere, des Meeres Geſchlecht, das Vieh und die forbigen Vögel,
die Liebe iſt allen dieſelbe.
Das iſt die Zeit, wo der Jungen vergißt die Löwin, und raſend
Irrt in den Feldern umher, wo den Wald unſchlachtige Büren
Oefter, denn jemals ſonſt, mis Greuel und Leichen erfuͤllen;
Auch die Geſchlechte des Meers, und Vieh und farbige Vogel,
Stürzen in Wuth und Flammen; es ſpornt all' einerley Regung.
Nie zu anderer Zeit hat der Brut vergeſſend die Loͤwin
Grimmiger Blacheindden durchſchweift; nie ſtreckten ſo viele
Leichname rings ducch alle Geholz' unformige Bären n
1013
Dann ift der Eber voll Grimm, am ſchlimmſten alsdann ift der
Tiger.
Wehe dem Wanderer dann in Libyens einſamen Wöüſten!
Sieheſt die Roſſe du nicht an allen Gebeinen erzittern,
Wenn auch nur der Geruch die bekanntlichen Lüfte herbeyfuͤhrt?
Weder halten die Zuͤgel ſie auf, noch die grauſame Geiſſel,
Weber Gekluͤft, noch Fels „noch entgegen geworfene Stroͤme,
Deren ergreifendes Flutengewuͤhl Berghoͤhen hinwegreißt.
Auch die ſabelliſche Sau, fie ſchwärmt und wetzet die Zähne,
Wirft mit den Klauen das Erdreich auf, und reibt ſich die
Rippen
Hier an den Bäumen und dort, und haͤrtet ſich gegen Verwun⸗
5 dung.
5 Bock.
48 Buch.
— Doch, förderichröftendes Fußes,
War er (Orpheus) enteilt ſchon aller Gefahr, und gelangte mit
. feiner
Wiedergeſchenkten Eurpbice nun in die oberen Lüfte —
Sie nachfolgend: das war, was Proſerpina ihnen geboten —
Als urplötzlich ein Fehl den Sorglosliebenden hinriß; —
Wohl zu verzeihn, wenn konnten verzeihn die Geiſter des Ab⸗
> grunds! —
Er, ſchon nahe dem Licht, ſtehn blieb, und, feiner vergeſſend,
Ach! und von Liebe beſiegt! zurück nach Eurydicen blickte!
Hin war alles fortan, zerriſſen des Wätherichs Buͤndniß:
Und dreymaliges Krachen erſcholl im avernifhen Sumpfe.
Wer, fo ſpricht fie, vertügt mich Aermſte, und dich, o mein
5 Orpheus?
Weß iſt die ſchreckliche Wuth? O ſiehe, wieder zuruͤckruft
Grauſes Geſchick, und Schlummer bedeckt mein ſchwimmendes Auge;
Lebe nun wohl! Getragen werd' ich von ſchrecklichem Nachtgraun,
Das mich umringt, o weh! und kraftlos biet' ich die Arme
Dir — ach die Deine nicht mehr! Sie ſprach's, und ſchnell aus
5 den Augen
Schwand fie wie Kauch in die duͤnnere Luft, abfeitig entfliehend;
Sah auch ferner nicht ihn, der umſonſt nach Schatten umhergriff,
Vieles zu ſprechen annoch begehrend; aber des Orkus
Fahr mann ließ ihn den Pfuhl nicht mehr beſchiffen. Was ſollt' er 2
Wohin wenden ſich nun, zweymal beraubet der Gattinn? 3
Wie die Geiſter erflehn? Wodurch bewegen die Goͤtter?
Sie ſchon ſchwamm erkaltet dahin im ſtygiſchen Nachen.
Bock.
1014
Ach, dann irrt man traurig in Litya's einfamen Feldern!
Saheſt du nicht, wie den Hengſten der Leib von erſchuͤtternder
Sehnſucht
Schauderte, wenn nur Geruch bekanntere Luͤfte herantrug?
Wie kein Zaum der Maͤnner ſie mehr, noch die ſtrafende Geißel,
Felſen fie nicht, und hohles Gekluͤft, noch begegnende Stroͤme
Zoͤgerten, die im Gewog' abſchuͤſſige Berge daherdrehn?
Zorniger rennt, und wetzet den Zatzn, das ſabelliſche Wald⸗
ſchwein.
Malmt mit dem Fuße den Grund, und reibt am Baume die
Rippen
Rechts und links, und haͤrtet die Schulter auch gegen Verwun⸗
dung. 5
Voß.
48 Buch.
Schon mit gewendetem Fuß war aller Gefahr er entroͤnnen;
Auch Eurypdice firebt?, ihm geſchenkt, zu den oberen Luͤften,
Folgend dem Schritt: fo wollt' es Proſerpina's ſtrenge Bebins
gung 2
Als unſorgſame Thorheit den Liebenden plöglich dahinriß,
Zwar fo verzeihungswerth, wenn je verziehen die Manen.
Stehn blieb jener, und ſchaut', achtlos und bezwungenes Her⸗
zens, Wr.
Ach! ſchon nahe dem Licht, auf Eurydice. Hin war auf einmal
Alle Müh, und gebrochen des umbarmherzigen Wöͤtrichs
Bündniſſe; dreymal ſcholl um averniſche Suͤmpfe Gekrach auf.
Wer bringt, rief ſie, mir Armen und dir das Verderben, mein
Orfeus 2
Weß die gewaltſame Wut? Schau, rückwärts rufen mich wieder
Harte Geſchick', es ſtarren die ſchwimmenden Augen in Schlum⸗
mer!
Lebe wohl! Hin ſchweb' ich, umhuͤllt von gräßlichem Dunkel,
Dir ohnmaͤchtige Haͤnd', ach nicht die Deinige, ſtreckend!
Sprachs, und ſchnell aus den Augen hinweg, wie Rauch in die
f Luͤfte
Aufgelöft ſich verzieht, entfloh fie gewendet; und nicht ihn,
Welcher umſonſt die Schatten noch haſcht', und vieles zu reden
Trachtete, Tab fie hinfort; auch des Orkus duͤſterer Faͤhrmann
Goͤnnt' ihm nicht von neuem den hemmenden Pful zu durchfahren.
Was zu thun? Wo ſich rathen nach zweymal entriſſener Gattin?
Wie erfleht' er die Manen, und wie durch Thränen die Götter?
Schon ja ſchwamm fie erkaltet dahin im ſtygiſchen Nachen!
5 Voß.
Correſpondenz des Baldomero Filalethes.
Madrid den Iften November 1821. -
Man lieſt bier mit gerechtem Unwillen, was einige
engliſche Blätter gegen Rußland im Bezug auf die ungluͤck⸗
lichen Griechen ſchreiben. Allerdings muß man die allzu:
großen Triumphe des ruſſiſchen Ebrgeizes vorherſebhen und
abwenden: dean der edle Charakter und die aufrichtige
=
Menſchenfreundlichkeit des Kapſers Alexander dürfen uns
nicht einſchlaͤfern, und wir wiſſen recht gut, wie unſinnig
der Grundſatz iſt, der uns beſtimmt, die guten Eigenſchaf⸗
ten die dieſer König oder jener Füͤrſt beſtzt, als eine voll⸗
ſtaͤndige Gewaͤhrleiſtung der öffentlichen Ruhe zu betrachten,
aber was hat dieß alles mit dem vorliegenden Falle zu ſchaf.
— 8
#
Niedertraͤchtigkeit derer,
*
} 7 . \ R
1015
0
fen? Denn erſtens wird ein Krieg gegen die Tuͤrken die
ruſſiſche Macht nicht nur nicht fo ſchnell verurößern, ſon⸗
dern man wird ſogar, wenn man den Widerſtand der Tuͤr⸗
ken recht erwaͤgt, finden, daß es wenig guͤnſtigere Mittel ges
ben wird, als dieſen Krieg, um das Ungerechte und Reis
fende des ruſſiſchen Ehrgeizes zu hemmen. Zweytens wird
Griechenland, es mag nun unabhängig auftreten oder uns
ter mehrere chriſtliche Voͤlker getheilt werden, auf jeden
Fall einen beſſeren Zuſtand der europäiſchen Vereine bee
beyführen, und indem es dieſen die Thore Aſtens öffnet,
kann es trotz allem ungerechten Ehrgeize, alle Wohl⸗
thaten der Sittenverbeſſerung vermehren. Und ſey es nun
auch drittens mit dem ruſſiſchen Ehegeize, wie es wolle,
wer hat denn wohl weniger Recht, ſich darüber zu beſchwe⸗
ren, als ein uͤber alle Vorſtellung treuloſes Cabinet, das
ſeit ſo manchem Jahre die ſchaͤndlichſten Verbrechen anwen⸗
det, um ſich aller Quellen des oͤffentlichen Wohls zu be⸗
maͤchtigen, indem es die Volker der beſten Einrichtungen
ihrer großen Männer, ihrer natuͤrlichen Vortheile, alles
deſſen, was Gott und die Natur ihnen verlieben haben,
beraubt, indem es das ganze menſchliche Geſchlecht betrügt
und uͤber den Erdkreis die ſchreckliche Geißel des erbärmlich;
fin Machiavellismus verbreitet? — O ruhmwürdiges und
großmuͤthiges Volk, das einen Newton, einen Bakso, einen
Addiſon, einen Cook und ſo manchen Mann hervorge⸗
bracht hat, der der Geſchichte den herrlichen Keim unſers
Geſchlechts enthuͤllte, unterwirf Dich nicht dem graufamen,
elenden Geſchicke, dem Genius der Walpole, der Pitt und
der Caſtlereagh zu gehorchen! Erhebe Maͤnner, die Deiner
edlen Größe würdig find! Befiehl ihnen, daß fie auf eine
Deiner bewundernswuͤrdigen Moraliſten wuͤrdige Art, die
Schwierige Aufgabe der Politik auflöfen! Nur dann wirft
Du Dein Daſeyn ſichern und es allen Völkern werth ma⸗
chen: fo nur wirft Du die wahren Geſchichtſchreiber verbin⸗
den, den Coloß Deines Ruhmes zu ehren. Schaͤndliche
Staatsmaͤnner, wie Deine gegenwaͤrtigen Unterdrücker, wer⸗
den nicht zaudern, Dich in einen Abgrund von Uebeln zu
5 ſchleudern, die mit Deiner Vernichtung enden werden, in⸗
dem Du in die Haͤnde einer Nation faͤllſt, die die ganze
die Dich regieren, erkennt und al⸗
les Misgeſchick, das auf dieſe Art uͤber Dich kommt, zu ih⸗
rem Vortheile benutzen wird. O, wirf Dein Auge auf Frank
reich! Lerne von ihm, was Politik ohne Gerechtigkeit, oh:
ne Tugend iſt! Was haben dem franzoͤſiſchen Volke fo
viele Entdeckungen, ſolche Beredſamkeit und Dialektik ge⸗
holfen, was nutzten ihm ſo vortreffliche Feldherren, beyſpiel⸗
loſe Siege, ſolche feine Miniſter und ein Oberhaupt, das,
wenn es ein Freund der Gerechtigkeit geweſen wäre, writ
glaͤnzendere Lodeserhedungen der Geſchichte verdient hätte,
als alle, womit die taͤuſchendſte Dichtung ihre Heroen und
Halbgoͤtter uͤberſchuͤttet? Möge dieſe Lehre dem Volke dies
nen, das Carthagos und Roms Groͤße und Ungerechtigkeit
geerbt hat. < ;
Zaragoza den 2. Novemb. 1821.
Ein cchtungswerther Geiſtliche dieſer Stadt hat einen
Brief aus Frankreich erhalten, worin man ihm eine ſchmerz—
hafte Beſchreibung macht von dem Gewebe von Verlaͤum—
dung und Intriguen, womit unwuͤrdige Biſchoͤffe und Prie⸗
Fre zu Paris den Reſt ber alten gallicaniſchen Kirche und
r
vergeſſen Ludwig den gten hund Ludwig den aten
—
1019
der weiſen und froͤmmigen Schule Port-Rovals beſtricken
und den argliſtigen Papismus des Barruel und le Mennais
nach allen Seiten hin zu verbreiten ſtreben — Die treffli⸗
che Zeitſchrift: „chronmimzel relieieuse‘“ erſcheint nicht
mehr; die jaͤmmerlichen Heuchler, welche an dem Dsfenseur
arbeiten, theilen der Wel, ihre Verläumdungen mit vielem
Wortgepränge mit; die franzöſiſchen Bourbonen, Erben des
Geiſtes der beyden letzten Stuarte, Koͤnige von England,
um ſo
recht in die Theologie der Anhänger Ludwig des Taten und
der adgottifhen und ungerechten Geiſtlichkeit Ludwig des
15. einzugehen; kurz, die ganze Religion der Parthey, wel⸗
che Frankreich unterdruͤckt, geht von der Erbitterung elender
Hoflinge aus, wird von ſchlechten Geiſtlichen angefeuert
und geleitet und vielleicht von dem engliſchen Cabinetie uns
terſtuͤtzt.
Pamplona den sten Novemb. 1821.
Zeitungen und Briefe aus Liſabon erfüllen uns mie
Achtung und Bewunderung für die hellen Idzen der portu⸗
gieſiſchen Redner. Die Reden der Herren Borges Carnei⸗
ro, Pinto de Magallanes und Ferreira Borges uber kirch⸗
liche Gegenſtaͤnde, find über alles Lob erhaben. Man darf
hoffen, daß die Portugieſen und Spanier das Beyſpiel ges
ben, dem Biſchoffe von Rom alle ſeine uſurpirten Rechte
abzunehmen, ohne daß dadurch die Einheit der katholiſchen
Kirche geſtoͤrt wird, oder daß dadurch mißliche apoſtoliſche
Dogmen beruͤhrt werden, ohne daß die Froͤmmigkeit vor
ſchaudervollen Uebertreibungen erſchrickt, ohne daß endlich
die religiöfen. Ideen geſchwaͤcht oder die Gottloſigkeiten des
Jahrhunderts beguͤnſtigt werden. Und wenn der Jeſuitis⸗
mus, den die Bourbons — die Nachfolger, Gott weiß in
welcher Art, des Hauſes Oeſterreich, und Verwandte des Hau⸗
ſes Braganza, auf ſo mannigfaltige Weiſe beguͤnſtigt ha⸗
ben, nicht auf eine eben jo feine als gewaltige Art die rei⸗
nen Lehren der apoſteliſchen Vorzeit im Schooße der Geiſt⸗
lichkeit bekaͤmpft hätte, fo wuͤrde ſich dieſe troͤſtende Hoff⸗
nung, faft ohne allen Widerſtand, in dieſem Zeitpuncte ver⸗
wirklichen. i ; ;
La Corupa den 4. Novbr. 1821.
Unter den unzaͤhlbaren Blättern unſerer Halbinſel
ſind unſtreitig die wichtigſten: die liberalen und miniſteria⸗
len von Liſadon, der Univerſal, der Imparcial und der
Cenſor von Madrid. Mit großem Mißtrauen muß man
das Echo von Padilla, die Geißel (el Zurriago) und an⸗
dere Blaͤtter leſen, deren Herausgeber unwiſſende Schreier
und nicht ſelten verächtlihe Menſchen mit boͤſen Abſichten
find. Der Regulador, ein franzoͤſiſches Blatt, das zu Ma:
drid erſcheint, enthält koͤſtliche Dinge fuͤr die Geſchichte;
doch die Achtungsloſigkeit, mit welcher der Herausgeber über
tugendhafte Fuͤrſten ſpricht, die keinesweges den Thron ir⸗
gend eines Volkes erſchlichen haben, iſt ſelbſt denjenigen Le⸗
fern zuwider, die in vielen Puncten mit dieſem ſprudelnden
Schriftſteler volkommen einverſtanden find, Herr Chapuis
wiſſe, daß unter den Leſern ſeines Blattes einer iſt, der
ihm gewiß zugethan iſt, denn er haßt und verabſcheut die
offentlichen Männer, die das englifche Miniſterium auf das
tiefſte htrabwuͤrdigen, ſo wie jene Fuͤrſten und Verraͤther,
1017 1
die dieſe angewandt baben und noch anwenden, um Frank:
teich zu unterdrücken und die Verkehrung unſeres Zeitalters
gegen den Aberglauben und die feſtgeſtellten Ungerechtigkeiten
der gothiſchen Zeiten wieder herbeyzufuͤhren, jener Zeiten,
deren die Wiederbelebung der guten Studien und gewiſſer⸗
maaßen die Verbeſſerung des Chriſtenthums folgte. Warum
verwechſelt Herr Cbapuis mit dergleichen Fuͤrſten und Mi:
niſtern, Herrſcher, die fo ſehr verdienen enttaͤuſcht zu wer—
den wie der Kapſer von Rußland undder Koͤnig von Preußen ?
Fürſten die fo wenig geeignet find, um mit denen
che Hr Chapuis haft, eine Bahn zu geben, wie dieſe bey—
den und einige andere, auf die er ſchimpft, ehe er noch die
ernſte ruhige, uͤberzeugende, erhabene, vielleicht allgewalti—
ge Sprache der heiligen Wahrheit, der jede Leidenſchaft
fremd iſt, an ſie gerichtet hat? Hr. Chapuis beſchraͤnke
ſich jetzt darauf das unwandelbare Urtheil der Geſchichte
über Napoleon zu errathen, ebfiton wir auch hier unſerm
erbitterten Mitaͤr bekennen muͤſſen, daß er eher einen be⸗
tedten Rechtsgelehrten oder einen ausdruckreichen Dichter,
als einen ſcharfen, tiefſinnigen und feſten Geſchichtſchreiber
nachzuahmen verſteht. Doch dem ſey wie ihm wolle, er
trenne die Menſchen und Voͤlker, welche einem anſcheinend
unerſaͤttlichen Eroberer widerſtehen mußten, er unterſcheide,
ſage ich, dieſe Menſchen und dieſe Voͤlker von den verraͤ—
theriſchen und undankbaren Vaſallen und von den nie⸗
dertraͤchtigen, vielleicht meuchelmoͤrderiſchen Gegnern des
großen Fürften, des Feldherrn, des Geſetzgebers, des Manz
nes von Genie, des Helden, des philoſophiſchen Monar⸗
chen den Hrn Chapuis, nicht ohne eine hohe Art von
Ruhm zu erlangen, ſich erfühnt zu beweinen und zu loben,
in Tagen, die nicht mehr fo entfernt find von denen einer
gerechten, ruhigen, ſcharfſichtigen, tugendhaften und wahr⸗
heitliebenden Nachwelt, die faͤhig fern wird, unſere Ueber
ſpanntheiten, unſere politiſchen Thorheiten, unſere verwor⸗
genen und nicht ſelten kindiſchen Leidenſchaften zu ſehen
und zu beurtheilen.
Madrid 19 de Noviembre 1821.
Aqui leemos con indignaciön cuanto escriben
eiertos Diarios ingleses contra la Rusia en los nego—
cios de la infeliz Grecia. Seguramente es debido el
preveör y evitar los triunfos excesivos de la ambi-
ciön rusa: el noble caracter y la filantropia sincera
del emperadör Alejandro no deben adormecernos y
sabemos cuan de insensatos es el principio de mirar
como garantia suficiente del orden social el que tal
rey & tal principe tiene estas 6 aquellas virtudes;
pero zque tiene que ver todo esto con el caso actu-
al? Lo ı° la guerra contra los turcos no solo no
engrandecerä tan pronto à la naciön rusa, sino que
cuando se sabe calcular la resistencia musulmana,
se halla, que pocos medios hay mas oportunos que
esta guerra, para detener cuanto la ambiciön rusa
tiene de injusto y de rapido. Lo 2° la Grecia, ora
se constituya como independiente, ora sea dividida
entre varias naciones christianas, producira siempre
una mejora en el estado de las sociedades europeas
„V abriendoles la puerta del Asia, puede extender
son perjuicio de cuantas ambiciones injustas hay —,
Iſis. ı822. Heft X.
wel⸗
1018
todos los beneficios de la civilizaciön. Lo 3° sea lo
que sea de la ambiciön rusa, ; quien tiene menos
derecho de hablar de ella, que un gabinete perfido,
mas de cuanto puede fineir la imaginaciön humana,
un gabinete, que emplea, jtantos anos ha — ! les
mas vergonzosos delitos en apoderarse de todos los
manantiales de la prosperidad püblica, en privar las
naciones de sus mejores instituclones de sus grandes
hombres, de sus ventajas naturales, de cuanto les
han dado Dios y la naturaleza, en eneanar todo et
genero humano y en extender por todo el slobo el
horrible azote del mas inicuo maquiahelismo ? Na-
eiön ilustre y generosa, que has poseido à Bacon, y
a Newton, y a Addison, y a Cook y à kanfos varo-
nes, que revelän à la historia el germen sublime de
nuestra especie, no te sometas a la cruel y il
suerte de obedecer al Genio de los Walpole, de los
Pitt y de los Castlereash —! eleva hombres dienos
de tu noble grandeza! ordenales que resuelvan de
un modo digne de tus admirables moralistas los di-
ficiles problemas de la politica! solo asi asesuraräs
y haras amable a todos los pueblos tu existencia:
solo asi obligaräs a los buenos historiadores A respe-
tar el coloso de tu slöria; hombres püblicos inicuos,
como los que hoy te oprimen, no tardarın en
precipitarte en un abismo de males, cuyo fin
sera el aniquilarte, entregandote à una nıciön que
sepa ver toda la iniquidäd de los que te gobiernan
y aprovecharse de las desgracias que esta iniquidad
te acarrea. jAh! mira a la Francia —! aprende de
ella lo que es la politica sin justicia, sin virtudes!—
;de que han servido a la infeliz naciön francesa tan-
tos descubrimientos, fanta elocuencia, tanta dalec-
tica, capitanes tan excelentes, victorias incompara-
bles, ministros tan astutos y un gefe que, si hubie-
ra sido amigo de la justicia, habria merecido à la
historia elögies muy mas magnificos que cuantos la
poesia mas mentirosa da a sus heroes y semidioses ;
Sirva esta lecciön a la naciön heredera de las gran-
dezas y de las injusticias de Cartago y Rema.
Zaragoza 2 de Nov. de 1821.
Un eclgsiastico respetable de esta ciudäd ha re-
cibido una carta de Francia que le hace una pintu-
ra dolorosa del plan de calumnias & intrigas que si-
guen indignes obispos y sacerdotes en Paris para de-
struir lo poco que quetla de la antigua iolesia Gali-
cana y de la escuela docta y piadosa de Port- Royal
y establecer en todas partes el papismo mafleso de
Barruel y de le Mennais. Ha cesado de salir a luz
la excelente obra periödica intitulada: Chronique
religieuse; los hypocritas perversos que trahajan. em
la que se intitula Le defenseur, esparcen por todas
partes imposturas, declamaciones, calumnias; los
Borbones franceses del dia, herederos del espirit de
los dos ultimos Stuardos, reyes de Inglaterra, olvi-
dan a Luis 9 y a Luis ı2, para penetrarse de la te-
ologia de los confesores de Luis ı4 y del clero deista
€ injusto de Luis 15; toda la religion del partide
f 64 * f
1019
que oprime la Francia, se reduce al encono de ini-
cnos palaciegos, adulado y dirigido por perversos sa-
cerdotes y acaso ayudado por el gabinete inglés.
Pamplona 3 de Noviembre de 1821.
Las gacetas y cartas de Lisböa nos penetran de
estima y de admiraciöon al ver las luminosas ideas
de los oradores portugueses. Los discursos de los
Scnores Borges Carneiro, Pinto de Magallanes y
Ferreira Borges sobre cosas eclesiasticas son superi-
ores a todo elogio. Es permitido el esperar que los
portugueses y los espanoles den el ejemplo de des-
pojar al obispo de Roma de todas sus usurpaciones
sin romper la unidäd de la iglesia catölica, sin to-
car à dogınas & apostölicos © delicados, sin espantar
la piedad con horrorosas demasias, sin debilitar las
‚ideas religiosas, sin favorecer la impiedad del siglo.
Ysi el jesuitismo, que han favorecido de tantos
modos los Borbones sucesores, Dios sabe como, de
la casa de Austria y emparentados con la de Bra-
ganza no hubiera combatide tan poderosa como ma-
siosamente en el seno del clero, las puras doctrinas
de la antigüedad apostölica, esta esperanza, que nos
consuela, se realizaria casi sin oposicion alguna en
este momento.
La Corußa 4 de Nov. de 1821.
Entre los inumerables periödicos de nuestra
peninsula, los mas importantes son, sin disputa,
los liberales y ministeriales de Lisbda, el Universal,
el Imparcial y el Censor de Madrid. Deben leerse
con gran desconflanza, como exagerados, el Eco de
Padilla, el Zurriago y otros muchos, cuyos autores
son declamadores ignorantes y a menudo hombres
despreciables y de malas intenciones. En el Regu-
ladör, _periödico francés que sale à luz en Madrid,
hay cosas preciosas para la historia, pero la irreve-
rencia con que trata el autor a soberanos virtuo-
sos, y que no han usurpado el trono de naciön al-
guna, enfada aun à los lectores que en ciertas cosas
estan mas de acuerdo con este fogoso escritor. Se-
a el Sr. Chapuis que entre estos lectores hay quien
o ama mucho precisamente, porque odia y despre-
cia à los hombres publicos, que envilecen y hacen
inicuo el gobierno inglés, y à los principes y traido-
res que estos han empleado y emplean en oprimir
la Francia y en proteger la reacciön de nuestra po-
bre edäd acia la supersticiön y la injusticia organi-
zada de la edäd gotica, que precediö al restablecimi-
ento de los buenos estudios y à la tal cual reforma
del Christianismo; pero z porque confunde el Sr.
Chapuis con semejantes ministros y 'principes, sobe-
ranos tan dienos de ser desensan:dos como el empe-
radör de Rusia y el rey de Prusia? principes tan
poco hechos para ir de consuno con los, que el Sr
Ch puis odia, como estos dos soberanos y aun al-
gunos otros que El insulta antes de haberles diriei-
do el lenguage grave, sereno, persuasivo, sublime,
acaso todo poderoso de la santa verdad, separada
1020
de todo genero de pasiones. Limitese por ahora el
Sr. Chapuis a adivinar el juicio imperturbable de la
historia sobre Napoleön, si bien aun aqui debemos
confesar a nuestro resentido militär, que mas sabe
imitar a un elociiente abogado d a un expresivo po-
eta, que à un sagaz, sesudo y firme historiador,
Pero sea de esto lo que fuere, separe los hombres
y los pueblos que debieron resistir a un conquista-
dor que parecia insaciable, separe (igo estos hom-
bres y estos pueblos de los vasallos traidores & in-
gratos y de los enemigos viles y acaso asesinos del
gran principe, del capitan, del lesisladör, del hom-
bre de insenio, del heroe, del monarca filosofo, que
el Sr. Chapuis, no sin adquirir un linage sublime de
gloria, se atreve à llorar y à elogiar en dias harto ,
poco distantes todavia de los de una posteridad ju-
sta, tranquila, sagaz, virtuosa, veridica, capaz de
ver y juzgar nuestras demasias, nuestras locuras po-
liticas, nuestras complicadas y a menudo pueriles
pasiones.
Würzburg bey Stahel: f
Joſeph Bonavita Blank's Beſchreibung ſeiner
Muſivgemaͤlde. Nebſt kurzer Nachricht von dem
Kunſtſaale und einigen Zuwuͤchſen des
Naturalien-Kabinets.
Herausgegeben von F. G. Benkert. Mit zwey Kupfern.
te verbeſſerte und vermehrte Ausgabe. 1320 8. S. 258.
des Königs Max Joſeph's Bilde, in Mofaik verfertigt
v. B. Thein, geſtochen von Bittheuſer.
Zwey⸗
Mit
Der Herausgeber ſagt in der Vorrede, daß er außer
einigen Zuſaͤtzen zu dem vom Pfr. ſelbſt revidirten Werke
kein Verdienſt daran habe Blank fen durch feinen I4jähs
rigen Aufenthalt in der Schweiz veranlaßt werden, die Na⸗
tur: Schönheiten mit nie gebrauchten Farben zu malen;
erſt nach einer 36jaͤhrigen Wanderung durch Deutſchland
ſey er in ſeine Vaterſtadt Wuͤrzburg zuruͤck gekehrt, die
Moſaik⸗ Arbeit zu feinem vorzuͤglichſten Berufe zu wählen.
In der Einleitung ſagt der Vfr., daß er 1796 die ere
ſte Beſchreibung feiner Muſiv- Gemälde und Naturalien ger
liefert babe, wovon 1810 ſchon die zweyte und jetzt die
dritte Ausgabe erfolgt ſey; die Zahl der Glaskaͤſten fuͤr di
Gemaͤlde und Naturalien belaufe ſich auf 572; letztere feel
in feinen Lehrbuͤchern der Naturgeſchichte angezeigt, und erſtere
gebe er in dieſem Werke näber zu erkennen. Er beſchreibt
nun einzeln: 1 die 6r vorzuͤglichſten Muſivgemaͤlde oder
moſaiſche Landſchaften ohne mit ihren Federn aufgelegte
Voͤgel; II. 133 Landſchaften mit aus ihren Federn aufs
gelegten Vögeln; III. maleriſche Skizzen der Muſivarbei⸗
ten in maleriſchen Vorſtellungen, wobey er dem Profeſſor
Hoffmann in Goͤttingen als einem der erſten Moosforſcher
Deutſchlands, vorzüglihen Dank erſtattet. Am Schluſſe
zählt er noch auf die vorzuͤglichſten Naturalien, welche zur
gleich Kunſtwerth haben, und deswegen in dem Kunſtſaale
aufgeſtellt wurden, und endlich jene, welche erſt ſeit 1817
1021
hinzugekommen ſind. Letzteres iſt eigentlich die einzige we⸗
fentliche Zugabe zu den früheren Beſchrelbungen.
Blank's entſchiedene Verdienſte um die eigenen Muſiv—
Gemälde und fein außererdentlich hohes Alter haben bisher
die Schonung der Univerſitäts⸗Vorſteher gegen die frevlich
nicht wiſſenſchaftliche Anordnung des Kabinets zur Pflicht
gemacht; nach ſeinem Tode wird das ſchoͤne Locale wefent:
liche Aenderungen leiden. Ob aber ein gleich vortheilhaft me—
chaniſch⸗pedantiſcher Aufſeher zur Erhaltung der Ordnung
und Neinlichkeit ſich wieder finden wird, möchte ſehr zu
bezweifeln ſeyn.
Nuͤrnberg bey Riegel und Wießner:
Der Marimilians-Canal. Ueber die Vereini⸗
gung der Donau mit dem Main und Rhein.
Ein Verſuch von Julius Or. von Soden. Mit iner Karte. 1822,
0 8. S. IV. und 110, Preis 36 Xr.
In der Vorrede ſagt v. Soden, daß dem Könige von
Baiern Maximilian J. der Beyname eines Großen wegen ſei—
ner Tugenden und Regenten-Handlungen gebuͤhre. Die
Herſtellung des Canals ſey eine deſſelben wuͤrdige Aufgabe;
wuͤrde ſie bejahend geloͤſt, ſo ſey der Titel dieſer Schrift
gerechtfertigt. Den Grund, warum es bis jetzt noch nicht
geſchah, findet der Verfr. theils in den durch Kriege ent⸗
ſchoͤpften Staatsquellen, theils weil die Regierung weder
von der Moͤglichkeit noch von den Vortheilen der Waſſer—
ſtraße hinlaͤnglich uͤberzeugt wurde. Dazu will er jetzt die
Anregung geben. Im Geiſte ſeiner National-Oekonomie
zeigt er, daß Induſtrie und Handel der zweyte Factor der
Production ſey, indem Producte aus ihrer urſpruͤnglichen
Gegend in eine andere verpflanzt, fuͤr die Bewohner der
letzteren erſt erſchaffen werden. Der Vortheil der Ueber—
rachtung der Producte kann aber nur erzielt werden, wenn
En und Kraft-Erſparniß mit Wohlfeilheit gepaart find,
was bey der Waſſerfahrt in der Regel um ſo mehr ſtatt
findet, als hier fuͤr zerbrechliche Gegenſtaͤnde zugleich beſſer
geſorgt iſt. Er zeigt aus der Geſchichte, daß in England,
Frankreich, Schweden, Holland, China große und kleine
Canale mit ungemeinem Vortheile fuͤr die reſpectiven
Staaten ſowohl als für den allgemeinen Welthandel errich⸗
tet und unterhalten wurden. In Beziehung auf die Verei—
nigung der Donau mit dem Main und Rhein beruft er ſich,
auf die ſchon von K. Karl dem Großen gefaßte Idee, mel
cher waheſcheinlich nur durch die Empoͤrung der Sachſen
von der Vollendung ſeines Werkes abgerufen worden ſey.
Von diefer Zeit bis auf das J. 1800 konnte er nicht fin:
den, daß die Schriftſteller mit dieſem Vereinigungsplane
ſich beſchaͤftigt haben. Er berührt die 1801 erſchienenen
„Fingerzeige M. G. Regnet's die Donau mit dem Rheine
zu vereinigen,’ dann die fpätere kleine anonyme Druck—
ſchrift: „uͤber das Project der Vereinigung des Rheins
mit der Donau,“ ferner, „Dr. Lips und Fick's Verſuch:
der Canal in Franken Erlangen 1805. 8.,“ endlich „v. Per:
tia's Waſſerſtraße von Muͤnchen nach Tyrol und an den
Bodenſee. Muͤnchen 1807. 8., und legt nur den Aeuße—
rungen des g. R. v. Wiebeking Werth bey, obgleich dieſet,
1022
ungeachtet feiner erprobten theoretiſchen Sachkenntniß, durch
feine koſtſpieligen nicht haltbaren Unternehmungen laͤngſtens
des Vertrauens der k. Regierung verluſtig penfionirt worden
iſt. Er berührt auch „Reinhard's und Oltmanns teut⸗
ſchen Handelscanal. Bremen 1817. 8.,“ Fick's letzten
Verſuch uͤber die Schiff- und Floßbarmachung der Rednitz
1816. 8., Eichhoff's Darſtellung des Rheines 1814, und
theilt die vom Badmeiſter Baumann und vom Geometer
Grundherr der Geſellſchaft zur Befoͤrderung vaterlaͤndiſcher
Induſtrie in Nurnberg vorgelegten Bemerkungen ausfuͤhrlich -
mit, nach welchem der uͤber die Sulz bey Neumarkt nach
Nürnberg geleitete Canal ausführbar wäre; er glaubt da—
mit die Literatur dieſes Zweiges vollſtaͤndig geliefert zu ha—
ben. (Zur Ergaͤnzung der Luͤcke bemerken wir noch folgen⸗
de Abgänge: 1) Beytraͤge zur Schrift über Staats-Ver⸗
waltung von Wiebeking als Nachtrag zu deſſen Recenſion
über Waſſerſtraßen des Grafen von Wortia. Baiern 1816.
8. S. 40. 2) Einige Worte eines Weltbuͤrgers (des Bibl.
Jageck zu Bamberg) über die Schiff- und Floßbarkeit der
Pegnitz und Rednitz ꝛc. Fft., Lpz. (Bamberg) 1816. 8.
3) Antwort eines Freundes der Wahrheit (De. Liebeskron
zu Erlangen) auf Einige Worte eines Weltbuͤrgers ze. Nuͤrn⸗
berg 1816. 8. 4) Der Salz- Transport von Fraunſtein
uͤber Landshut nach Regensburg durch Landfrohnen, und
einige Ideen uͤber Waſfſer- Transporte mit einer Ueberſicht
der Gegend, wo Karl der Große die Verbindung der Do—
nau mit dem Rhein beabſichtigte. Landshut 1818. 8. S.
28. Dieſe Schrift wurde wegen der neuen Idee, durch den
Moosweiher bey Neumarkt und durch die Sulz den Canal
nach Franken zu fuͤhren, im Oppoſ. Blatte von 1818.
von einem ganz unbefangenen Sachkundigen mit gebuͤhren—
dem Lobe kurz angezeigt, wogegen die wieder geborne
Muͤnchner Literatur Zeitung 1819 von einem eigennuͤ—
tzigen Partheymann misbraucht wurde, wie von Soden ſich
ſelbſt erinnern wird) Im fuͤnften Abſchnitte beleuchtet der
Vrf. verſchiedene Entwürfe zur Vereinigung der Donau mit
dem Main und Rhein, und bringt in Erwägung, daß die
Bewohner der ganzen Gegend von Kelheim bis Forchheim
ihre Urproducte an Getraide, Holz, Vieh ze. viel theurer
verwerthen, und die fraͤnkiſchen Fabriken zum Tauſche ihrer
veredelten Producte gegen jene Urproducte mehrere Wege
erhalten koͤnnten. Im ſechsten Abſchnitte haͤlt er an der
natürlichen Verbindung des Moosweihers mit der Altmuͤhl
und Rednitz feſt. Im fiebentem kommt er auf die Mittel
zur Beſtreitung der Koſten von beplaͤufig 4 Millionen, wel:
che waͤhrend des Bauens und Unterhaltens des Ga:
nals ſchon indirect ſowohl in die Staatescaſſe, als an die
umliegenden Bewohner zuruͤck fließen, folglich von dieſen
beygeſchoſſen werden koͤnnten. Allein auch direct gewinnt
der Staat an wohlfeilerem Transporte des Salzes, an
theuererem Verkaufe des Holzes, an geringerem Aufwande
fuͤr die Unterhaltung der weniger befahrnen Landſtraßen;
deſſen ungeachtet iſt ihm der ganze Aufwand für das Her:
ſtellen des Canals wegen der ſo großen Staatsſchulden nicht
zuzumuthen. Nur follen unter Aucterität der koͤnig. Ne:
gierung 4 Millionen Actien zu 300 Fl. für dieſes Unterneh:
men geſchaffen werden. Dieſe 500 Fl. ſollen, weil die gan:
ze Summe des Geldes nur in einer Reihe von Jahren er⸗
forderlich iſt, auch nur in 5 Jahren, zu 100 Fl. jährlich,
beygeſchoſſen und mit 4 Procent verzenſt werden, welches
—
1023
ſich aus dem Ertrage der Waſſerzölle ergeben wurde. Rer.
glaubt dem Pfr. noch leichter ausführbare Vorſchlaͤge ma:
chen zu koͤnnen, er ſtimmt nehmlich mit dieſem uͤberein,
daß das Füͤrſtenthum Eichſtaͤdt den groͤßten Vortheii von
dem neuen Canale haben werde. Da der Herzog von Leuch⸗
tenberg Beſitzer deſſelben iſt, ſo uͤberlaſſe man diefem tet:
chen Manne und feinen Nachkommen den Waſſerzoll des
ganzen Canals von Kehlheim bis Forchheim, aber auch den
Bau des Canals auf ſeine Koſten, und mache die ganze
baieriſche Armee verbindlich, bis zum Ausbruche des naͤch⸗
ſten Krieges ſich damit gegen ordentlichen Tageslohn zu be⸗
ſchaͤftigen. Der große Fuͤrſt und die Armee, welche im
Frieden ganz entbehrlich iſt, wuͤrde dadurch auf die fpätefte
Nachwelt ſich mit Ruhm bedecken.
—Bruͤnn bey J. G. Traßler:
Neueſte Geſchichten und Beſchreibungen
der merkwuͤrdigſten Gotteshaͤuſer, k. Stifte und Klöfter, Wall⸗
fahrtskirchen, Gnabendrter, Calvartenberge, Grabmäler und
Gottesäder in der Oeſterreichiſchen Monarchie. Mit allem BWif-
fenswürdigen und Seltenen, wodurch dieſelben auf die Defter-
reichiſchen Länder und Voölkergeſchichte eingewirkt, ſich in den
Epochen der Jahrhunderte ihrer Exiſtenz berühmt gemacht haben,
welche Denkmale des Glaubens und der Froͤmmigkeit unſerer Alt:
vordern fie enthalten, und mit welchen Monumenten der Bau:
kunſt, Malerey, Bildbauerey, Glasmalerey 2c. fie geztert find.
I. Theil, mit einem Titelkupfer von Leopold Muͤller (die Ste
phanskirche zu Wien). II. Theil, mit einem Titelkupfer von L.
M. (der Dem zu Mailand) 1821. 8. S. 280 und 286.
Dieſes Buch iſt ohne Vorrede, welche vermuthlich auf
dem Titel ſchon ausgedruͤckt ſeyn ſollte; es beginnt ſogleich
mit der Beſchreibung der Gegenſtaͤnde, ohne Ordnung und
innere Verbindung. Wlan überzeugt ſich zwar bey dem aufs
merkſamen Durchleſen, daß der anonyme Pfr. die von ihm
beſchriebenen Gegenſtaͤnde im Verlaufe des letzten Jahrze⸗
hends geſehen, und die weſentlichſten Monographien fuͤr
ſeine Arbeit benutzt hat, ohne irgendwo eine ſeiner vielen
gedruckten Quellen zu nennen; allein man kann nicht erra⸗
then, ob derſelbe als Hiſtoriker, Statiſtiker, Topograph,
Kunſtforſcher oder Landwirth dieſe Reiſe in einer Reihe von
Jahren gemacht hat. Denn er vermiſchet alle Gegenftände
bunt durch einander. Den Anfang macht der Wiener Ste⸗
phans⸗ Dom, insgemein die Stephanskirche genannt, aus
der vor 40 Jahren erſchienenen ausfuͤhrlichen Beſchreibung
von Sefeph Ogeſſer mit Beybehaltung aller weſentlichen Feh—
ler derſelben und mit dem bloßen Zuſatze: daß die Kirche
und der Thurm bey der Beſchießung Wiens im Jahre 1809
Schaden gelitten habe, an deſſen Wiederherſtellung man ges
genwaͤrtig thaͤtigſt arbeitet. Hierauf folgt die Metropolitan:
kirche zu St. Veit am Hradſchin in Prag — die berühmte
Wallfahrtskirche Maria Zell in Steyermark — das Bene
dictinerſtift Kremsmuͤnſter in Obersſterreich ob der Enns,
wovon er, auch ohne perſoͤnkiche Einſicht, aus den duͤrftig⸗
ſten offentlichen Quellen weit wichtigere Nachrichten hätte
mittheilen konnen; vom neueſten Zuſtand derſelben iſt gar
nichts erwaͤhnt. Nach dem Praͤmonſtratenſer-Stifte Tepl in
Böhmen führt er die aͤlteſte Kirche Wiens an, welche dem
neu errichteten Orden der Redemtoriſten oder Liquoriſten ein⸗
1024
geroͤumt wurde, insgemein die Kirche zu Maria Stiegen
genannt, in einem Auszug aus der ausführlichen Geſchich⸗
te derfelden, wevon bereits die zueyte Auflage erſchien, oh⸗
ne daß jedoch der Pfr. feine Quelle zu nennen beliebt,
Von Wien ſpringt er in das Benedictiner Stift Lambach
in Oberoſterreich, und zu der demſelben gehörigen Kirche in
der Paura, welche erſt unter Carl VI. erbaut wurde. Von
bier kommt der Bft an die Lechkirche, als das älteffe Ue⸗
berbleibfel der Vorzeft im Gratz, und wieder zurück in die
Benedietiner⸗-Adtey Melk. Von dieſem vortrefflichen Kloſter
liefert er eine kurze Beſchreibung nach ſeiner Lage und den
Gebäuden, dann geht er zur Gründung deſſelben durch Le⸗
opold den Exlauchten von Babenberg Über, berührt wenige
der vorzügfichften. Schickfale, gibt die Namen der äbtlichen
Erbauer an, beſchreibt einzelne Theile des Inneren, beſon⸗
ders der Kirche, vergißt aber die zahlreichen Gemaͤlde und
die herrlichen Garten- Anlagen, welche der jetzt lebende Praͤ⸗
lat zum allgemeinen Vergnuͤgen der Conventualen und des
allgemeinen Publicums offen ließ, und erwähnt weder des
großen Schatzes von handſchriftlichen Buͤchern und Archiva⸗
lien, noch der ausgezeichneten Muͤnz- Sammlung. Von
hier ſpringt unſer Vfr. in die Wallfahrtskirche Maria Culm
in Boͤhmen — dann in den Wallfahrtsort Maria Hilf in
Kaͤrnthen, und von da zu den merkwuͤrdigſten Kirchen Ve⸗
nedigs. Von dieſen becuͤhrt er zuerſt die durch Palladio und-
deſſen Schüler erbauten Kirchen, ſchreitet zur Marcuskir⸗
che, zu jenen des Erloͤſers, Johannes und Paulus, des
Heiles, Patriarchen, Paulus, Stephanus, Johannes, Ge—
orgs und der Jeſuiten. Von der Serviten-Kirche erwähnt
er des Grabmals der Peſaro als des vorzüglichſten; von
der Marcus-Kirche fügt er am Schluffe dieſes und des
zweyten Bandes noch eine Beſchreibung dey. Von anderen
Kunſtdenkmaͤlern, wie auf dem Titel dieſes Abſatzes ver⸗
ſprochen iſt, finder ſich nichts vor. Unſer Verfaſſer verliert
ſich von Venedig plotzlich in zwey Kalugier- Kloͤſter nach
Syrmien, von da wieder nach Graͤtz in die Wallfahrtskir⸗
che Maria Troſt, und in das benachbarte Benedictinerſtift
Admont. Vom Chorherrenſtift St. Florian in Oeſterreich
ob der Enns liefert er eine kurze Beſchreibung der Lage, Ger
baͤude, Cultur, des Bodens, ſchildert den vortrefflichen Cha⸗
rakter des faſt Sojaͤhrigen Probſtes Michael Ziegler, erwaͤhnk
der wichtigen hiſtoriſchen Ardeiten des Conventuals Franz
Kurz, des Mineralien-Cabinets, der Bibliothek und ihres
geiſtreichen Aufſehers Carl Eduard Klein, der Gemaͤlde⸗
Sammlung und mufterhaften Landwirthſchaft. Von Se.
Florian ſteigt unſer Vfr. auf den Kahlenberg bez Wien zu
den Grabmälern Carls, des Fuͤrſten von Ligne, und ſei⸗
ner Geliebten Caroline Traunwieſer. Von hier macht der
Vfr. einen Abſtecher von faſt 60 Stunden auf den Calvari⸗
enberg bey Graͤtz, zuruͤck zur Ruheſtaͤtte des oͤſterreichiſchen
Kayſerhauſes bey den Kapuzinern in Wien, und wieder auf
den Gottesacker nach Graͤtz.
Der zweyte Band eroͤffnet ſich mit der Beſchreibung
des Mailänder Domes. Von Mailand ſchreitet unfer Ver⸗
faſſer nach Wien in die Auguſtinerkirche zum Grabmal der
Erzherzogin Chriſtine von Canova; von da in die Domkir⸗
che zu Salzburg, in das Sefuitenklofter Maria Schein bey
Teplitz in Böhmen, in die Kirche Maria Werth bey Kla-
genfurt, und in das Ciſterzienſer⸗Kleſter Wilhering ob det
1095
Enns,
Kirche von
—
einer Entſtehung bis auf die neueſten Ze ten
nach den Hauptmomenten hiſtoriſch würdigt. Hierauf folgt
eine Auszahlung der merkwuͤrdigſten Kirchen in Verona,
dann Beſchreibungen des Domſtifts Seckau in Steyermark
und des 5 Collegienſtifts zu Byrn in Kaͤrnthen — der Kirchen
der di unirten Griechen in dem oͤſterreichiſchen Kayſer—
1 im Allgemeinen, ohne eine einzige beſonders naͤher zu
berühren; des Kloſters Stamms in Tyrol, der Carthauſe
Genr ach bey Tuffer, und des ehemaligen Ciſterzienſer⸗
Stifts Neuburg in Steyermark Von hier ſpringt er zur
Kirche der Kreuzherren mit dem rothen Stern bey St. Carl
in Wien, welche von außen ſchon in der Ferne die Auf⸗
merkfamkeit jedes Fremden feſſelt. Sehr ausfuͤhrlich behan⸗
delt er die Templerkirche zu Schoͤngrabern in Oeſterreich unter
der Enns, deren Janne er mehr erhebt, als jenen ir⸗
gend einer andern Kirche. Die Benedictiner-Abtey Seiten⸗
ſtiften beſchreibt er nach der ſchoͤnen Lage; die Kirche nach
Altaͤren, die Bibliothek und das Naturalien-Cabinet nebſt
den Oekonomie Gebaͤuden; eine kurze Geſchichte des Klo—
ſters, von ſeiner Entſtehung bis auf den jetzt lebenden Praͤ—
laten, deſſen Verdienſte um die Gemaͤldeſammlung vergeſſen
ſind, macht den Schluß. Von hier kommt un ſer Vfr. in
das ehemalige Benedictinerſtift Opatowitz in Böhmen, dann
um einige hundert Stunden weiter an das Grabmal Kay:
Leere Maximilian in Innsbruck, wovon er zwar der Kunſt
Colin's, aber nicht der einzelnen Gegenſtaͤnde erwaͤhnt. Das
Stift Kloſter⸗ Neuburg bey Wien beſchreibt er aus den
Kirchen⸗Monumenten; er geht dann in den Conventsbau
über, erwähnt des Vorraths von Druckdenkmaͤlern, Hand—
ſchriften und uͤbrigen Vorzuͤge der Bibliothek (mit Ueberge—
hung der daſelbſt befindlichen gemalten Fenſter), dann der
dreyfach über einander ſtehenden Keller, der Spende, Pruͤ—
gelbrod genannt, und der beyden Ruinen von Kapellen.
Kurz erwaͤhnt er der Wallfahrtskirche Maria Straßengel
bey Grüß, des Kalugier-Kloſters Pakra in Syrmien, des
aufgehobenen Kloſters St. Johann bey Herberſtein in Steyer—
matk, des Calvarienbergs zu Hoͤrnals bey Wien, des Augu⸗
ſtinerkloſters auf der Landſtraße daſelbſt, des Praͤmonſtratenſer—
Stifts Schloͤgel in Oeſterreich, des Mauſoleums Kayſ. Fer⸗
dinands II. in Graͤtz, der Eiſterzienſer⸗ Abtey Lilienfeld in
Oeſterreich, des großen Kirchhofs zu Brünn, der Abtey
Heiligen⸗ Kreuz in Oeſterreich, des Kloſters Oſſegg bey Tep—
itz in Boͤhmen, des ehemaligen Stifts Gerſten bey Steyer,
der Kirche zu Medling bey Wien, welche den Tempelherren
eigenthuͤmlich geweſen ſeyn ſoll; des Kalugier-Kloſters
Schishatovacz in Syrmien, und endlich noch einmal der
Marcuskirche in Venedig.
Unſere genaue Beobachtung der Ordnung des Pfrs.
mag die Ueberzeugung bewirken, daß er alles bunt unter
einander warf, nichts vollſtaͤndig lieferte, noch weniger die
neueſten Verbeſſerungen anfuͤhrte, welche in jedem Kloſter
und in jeder Kirche bis auf unſere Zeit vorgenommen wor⸗
den ſind. Durch ſolche oberflaͤchliche Beſchreibungen wird
nicht einmal dem Beduͤrfniſſe des gemeinen Volkes — viel
weniger jenem der Literaten entſprochen.
„ 2
FÜR 1622. Heft x.
welches er nach einer kurzen Andeutung der fhören
1026
Sendſchreiben der baieriſchen NG
aſſeſſoren
von M. Vollnberger
rechtskundigem Magiſtrats⸗Rathe.
1822, in 8. S. 1 — 119, mit dem Motto,
dixi et salyavi animam meam,
auch unter dem Titel:
Sendſchreiben der baier, Landgerichtsaſſeſſoren an
die Machthaber und Landſtaͤnde Baierns —
ein Beytrag geliefert zur nothwendigen Verbeſſerung oder Reor⸗
ganiſtrung der aͤußern Aemter von einem Wahrheits⸗
und Vaterlandsfreunde.
Vorliegende Schrift kann als eine merkwürdige Er⸗
ſcheinung im Gebiethe der baieriſchen Staatsverwaltungsge⸗
ſchichte des XIX. Jahrhunderts betrachtet werden — denn
kein Amtszweig greift mit einer ſolchen Ziehkraft in alle
Raͤder des Staatsmechanismus ein, als der landgerichtli
che Amtskreis in Baiern. Retenſent verweiſet zum Bewei
ſe dieſer Behauptung der Kuͤrze halber auf die Vorrede
über die Nothwendigkeit der allgemeinen Landge⸗
vichtspraxis fir Staatsbeamte uberhaupt! in dem
Werke des Landrichters J. Reingruber „über den Wir⸗
kungskreis eines Landgerichtes im Königreich
Baiern. Landshut 1814 in 8.“
Jede literaͤriſche Erſcheinung, welche ſich uͤber die Se
ſchaͤftsverhaͤltniſſe dieſer Aemter — über das Thun und
Treiben der dabey angeſtellten Staatsdiener verbreitet, iſt
für den hiftorifchen Beobachter wichtig, und verdient die
Aufmerkſamkeit der hoͤchſten Staatsbehoͤrden, weil in der
Gewalt dieſer Aemter Mittel liegen, die groͤbſten Gebrechen
des Amtes, die ſchaͤdlichſten Mißſtaͤnde dem Lichtkreiſe der
vorgeſetzten Stellen zu entruͤcken.
Bevor man auf den Inhalt der vokliegenneh Schrift
eingeht, will man einige allgemeine Bemerkungen uͤber die
Entſtehung des dermaligen landgerichtlichen Geſchaͤftsganges
vorausſchicken.
Der landgerichtliche Geſchaͤftskreis in Baiern hat hie
ſtoriſch 4 Organiſationsepochen durchlaufen.
1) Die Epoche der Einfachheit und der Con—⸗
trolle. Die Landvogteien ſind unter die Adeligen unter
dem Namen Pfleger vertheilt — dieſer beſtellt für ſich ges
gen eine jaͤhrliche Averſalſumme einen Pflegscommiſſaͤr
— dieſem ſteht der Gerichtsſchreiber zur Seite — der
Landrichter oder Pflegscommiſſaͤr iſt Vorſtand, jedoch in
manchen Geſchaͤften an die Mitwiſſenſchaft und Einwilli⸗
gung des Gerichtsſchreibers gebunden, z. B. in Caſſenge⸗
ſchaͤften der Gerichtsſchreiber erſcheint als Amtsgehilf
und Controllant — die Schergen als Vollſtrecker des amts
lichen Willens find gefuͤrchtet — zum Flachs- und Victua⸗
lienſammeln bey den Bauern, zu Gluͤcksſpielen auf den Kirch⸗
weihen berechtigt — der Amtsbezirk iſt vom Sitze aus nach
allen Seiten ſchnell erreichbar — der Geſchaͤftsgang ſelbſt
iſt gemaͤchlich — wenig Proceſſe — wegen der vielen Hofs
marken alle 8 — 14 Tage ein Gerichtstag — keine Viel,
wiſſerey in polizeylichen 9 — kein Aufdringen von
5
1027
ſtaatswirthſchaftlicher Weisheit — Einfachheit in allen Ge⸗
ſchaͤften Vertrauen der Oberbehoͤrden ohne Spionerie
die Stiftungs- und Criminalrechnungen „heuer wie
faͤhrter““ (2) — unter dieſen Verhaͤltniſſen hatte der Land⸗
richter in Baiern Mittags gewoͤhnlich ſeine Tagsarbeit ze—
ſchloſſen jene Zeiten moͤchte man daher das goldene
Zeitalter der wohlbehaglichen Ruhe nennen.
2) Die Epoche der Controllfreyheit — des begin:
nenden Projectirens, der Geſchaͤftsvervielfaͤltigung
— die Landrichterſtellen hoͤren auf, Erbgut zu ſeyn — an
die Stelle der Gerichtsſchreiber treten Actuare ohne
Controlle — nur beſtimmt zu gehorchen, zu handeln nach
Befehl. — Der Landrichter iſt in Juſtiz und Polizey unab⸗
haͤngig vom Amtsgehuͤlfen — beyde ſind nach Familienzahl
beſoldet — ein neues Regierungsſyſtem tritt ein — Beför⸗
derung der Cultur — Streben nach Aufklaͤrung — Abſchaf⸗
fung von Religions- und Gewerbsmißbraͤuchen — Hem—
mung der gutsherrlichen Bedruͤckungen — Grenzveraͤnderun—
gen — und Vergroͤßerungen der Amtsbezirke — dieſe und
andere neuen Geſchaͤftszweige vermehren die Dienſtanſtren⸗
gung — das Mißtrauen gegen die Aemter wurzelt — Re⸗
chenſchaftstabellen und Berichte ohne Ende — Guͤterzer—
trümmerungen rauben die Geſchaͤftserledigungszeit —
Stockung der Geſchaͤfte tritt ein — das Jammergeſchrey
nach Perſonalsvermehrung folgt nach.
3) Die Epoche der ausgebildeten Controlle, der Viel⸗
ſchreiberey, des Iſolirens der Landgerichte. Dem Landrich⸗
ter werden als Amtsgehuͤlfen und ſelbſtſtaͤndige Juſtizraͤthe
2 Aſſeſſoren beygegeben — des erſten Schultern durch Ueber:
waͤlzung der Geſchaͤfte auf die letztern freygemacht —
die Tantieme erzeugt Bereicherungsſucht — dieſe die Diaͤ—
tenſchnapperey der Landrichter — der Geſchaͤftsdrang nimmt
zu — Steuerrectificationen — Kriegsperaͤquationen — Con⸗
ſeriptionen Rentenliquidationen de. treten an die
Tagsordnung — das collegialiſche Verfahren hat traurige
Folgen — Spannung der Amtsmitglieder unter ſich auf
den meiſten Aemtern — Beleidigung und Kraͤnkung auf
der einen — Mißmuth über die prekaͤre Dienſtlage auf der.
andern Seite — hoͤhere Excitatorien werden unter den Tiſch
geworfen — Strafboten mißhandelt — der Schild der The⸗
mis gegen die Adminiſtration und umgekehrt gebraucht —
der Geſchaͤftsruͤckſtand in einem Fache durch die Arbeiten
im andern entſchuldigt — das Beduͤrfniß einer Verände⸗
rung allgemein gefühlt — aber Verlegenheit in den Mit:
teln. 8
J) Die vierte Organiſationsepoche wegen Aufſtellung
der Griminal- und Civiladjuncten hat keine Allgemeinheit
fuͤr ſich.
Die vorliegende Scheift handelt nun von den Be⸗
ſchwerden der Landgerichtsaſſeſſoren uber ihre Dienſtver⸗
haͤltniſſe, und zwar in einer ausfuͤhrlicheren Beziehung,
als bisher dieſe Beſchwerden zur Kenntniß des Publicums
gekommen ſind.
Die Landgerichtsaſſeſſoren wurden, dieß iſt nicht zu
verkennen, ſchon im Organiſationsreſcripte ſtiefbrüderlich be⸗
handelt, da fie zur Annahme der am 4. März 1809 verliehe⸗
nen Dienſtſtellen — bey Androhung des Verluſtes aller künf⸗
tigen Anſtellungsfaͤhigkeit — fo zu ſagen gezwungen wur⸗
—
: 1028
den. Nech mehr mußten die Landgerſchtsaſſeſſoren uber
ihr neues Dienftverhältnig durch die Verordnung vom 14.
Maͤrz 1809 aufgeſchreckt werden, weil darin ihr Gehalt
ohne alle Nebenbezuͤge auf 600 Fl. herabgeſezt wurde, wäh⸗
rend der Gehalt ihrer Vorgaͤnger der Londgerichtsgctuare auf
900 — 1000 Fl. und noch mehr ſich belief.
Indeſſen griffen die neuen Landgerichtsaſſeſſoren mis N
thig ans Werk. Ihre Regſamkeit aber brachte bald —
aus Veranlaſſung einzelner Aemter
für die ganze Dienſtelaſſe hervor. Da und dort entſtanden
nehmlich gleich in der erſten Dienſtzeit Reibungen und Un⸗
einigkeiten zwiſchen dem Landrichter und den Aſſeſſoren.
Der Begriff der richterlichen Selbſtſtaͤndigkeit ward von
manchem Aſſeſſor zu weit ausgedehnt — die Verbindlichkeit
zur Uebernahme von adminiſtrativen Arbeiten im Gegenſa⸗
tze der reinjuſtiziellen ungebuͤhrlich beſtritten dagegen
wurden ſie aber auch auf der andern Seite von manchen Land⸗
richtern zu unſchickllichen Arbeiten mißbraucht — und die
unguͤnſtige Folgen .
jeweilige Ueberſtimmung des Landrichters in den Sitzun⸗
gen fur ein leidenſchaftliches Verabreden der Aſſeſſoren aus⸗
geſchrien. So gelangten von mehreren Seiten Beſchwerden
zu den oberen Behörden, welche — nach den amtlichen Ben
richten der Landrichter urtheilend — wohl keine guͤnſtige
Meynung für die Landgerichtsaſſeſſoren eingeſogen haben
mögen, Dieſe Mißverhaͤltniſſe, deren politifch nachtheilige
Folgen mancher Landgerichtsaſſeſſor ſpaͤterhin eingeſehen,
und auch empfunden haben mag, führte
Dienſtreglementverordnung vom 18ten Juny 1810 herbey,
worin die Tendenz der Regierung, die Aſſeſſeren in ihrem
Emporſtreben herabzuſtimmen, und die Landrichter ganz
controllfrey zu erklaͤren, ſehr klar enthalten war. So hat⸗
te das Verſchulden einzelner Individuen der ganzen Dienſt⸗
claſſe Schaden bereitet. —
Die Landrichter zogen von nun an die Zügel der un⸗
beſchraͤnkten Herrſchaft immer mehr an ſich — weil man⸗
cher das durchdie Erfahrung bewaͤhrte Vertrauen für ſich hat⸗
te, daß ein Landgerichtsaſſeſſor hoͤhern Ortes gegen ihn
nicht aufkomme. 5
Die Landgerichtsaſſeſſoren fuͤhlten bald das Beengende
ihres innern Dienſtkreiſes — nahmen die Fehler und Miß⸗
griffe ihrer Landrichter in manchen adminiſtrativen Anord⸗
nungen wahr — fahen ſich aber zu einer — inſtructions⸗
maͤßig ihnen nicht obliegenden Anzeige nicht verbunden —
und ließen die Sache ihren Gang — die Landrichter und
Gerichtsdiener ihren Unfug forttreiben, weil eine Einigung
unter den Aſſeſſoren ſich nicht denken ließ, der Einzelne
aber, durch widrige Erfahrungen Anderer belehrt, ſich nicht
der Verfolgung und Chicane ſeines Landrichters Preis geben
wollte. Bey ihrer Beſoldungs-Angelegenheit allein trat eis
ne Ausnahme hervor. 8
7
Schon im Jahre 1810 verfertigte der Landgerichtsaf⸗
ſeſſo'r Zottmann in Abensberg eine gemeinſchaftliche Vor,
ſtellung an die allerhoͤchſte Stelle um Beſoldungserhoͤhung,
welche von ſehr vielen Aſſeſſoren des Regenkreiſes unterzeich-
net, und dem Aſſeſſor Zottmann zur Einreichung uͤbergeben
wurde. Hierauf erfolgte keine Entſchließung, was ſich viel⸗
leicht dadurch erklären ließe, daß der bald darauf zum Land:
nun auch die
1029 5
rickter beförderte A. Zottmann die Einreichung unterlaſſen
haben konnte.
Im nebmliden Jahre fertigte der Landgerichtsaſſeſſor
R in S im Unterdonaukreiſe einen Aufſatz über die Un:
verhaͤltnißmäßigkeit der Beſoldung der Landgerichtsaſſeſſoren
unter Vergleichung mit jener anderer Staatsdiener — die⸗
fer Auffas kam aber nicht ans Tageslicht. — So ruhte die:
fe Angelegenheit bis zum Jahre 1816. In dieſer Zwiſchen⸗
zeit trat aber der wideige Zufall ein, daß, waͤhrend die
meiſten Aſſeſſoren in ihrem Kummer dahindarbten, einzelne
ihr groͤßeres Privatvermoͤgen zur Anſchaffung von Equpa⸗
gen verwendeten, andere zu Djaͤten-Exceſſen ihre Zuflucht
nahmen, welche von den Reviſionsbehörden aufgefunden
und abgeſtellt wurden. Die höheren Behoͤrden von ſolchen
Einzelnheiten unterrichtet — mochten dieſe Ausnahme
ſich als Regel vorgeſpiegelt haben, um in ihrem Gewiſſen
wegen der im Ganzen gegruͤndeten Beſchwerden der Landge⸗
richtsaſſeſſoren einige Beruhigung zu haben.
Mit einem Male loͤſte der Eintritt der theuern Zeit
das lang gehaltene Stillſchweigen. Die Landgerichtsaffef:
ſoren ſahen ſich wiederholt durch die Ausſchließung von den
— allen übrigen Staatsdienern zuerkannten Theuerungszu⸗
lagen — als Stiefkinder behandelt — Vorwand genug,
um das Geſuch für Beſoldungserhoͤhung zu erneuern.
Im Obermainkreiſe war eine allgemeine Bewegung
unter den Landgerichtsaſſeſſoren wegen Unzulänglichkeit der
Reiſegelder entſtanden — von den Kreisſtellen zu Ansbach
und Baireuth ſollen gutachtliche Berichte an den Hof wegen
Erhöhung der Reiſegelder abgegangen ſeyn, fo daß es zu
verwundern iſt, warum der jetzige Winiſter Graf von Thuͤr⸗
heim fein ſelbſtiges Gutachten als Ehemaliger Generalkreis—
commiſſaͤr nun nicht zum Vollzuge bringt. — Die beyden
Landgerichtsaſſeſſoren von Ingolſtadt fertigten im J. 1816
eine Vorſtellung um Theuerungszulage, welche nach erfolgter
Eirkulirung im Oderdonaukreiſe von den meiſten Aſſeſſoren
unterzeichnet — beym könig. Generalcommiſſariate zu Eich⸗
ſtadt eingereicht und mit Empfehlung an die allerhoͤchſte
Stelle einbefoͤrdert wurde.
Im Jahr 1817 reichten die Aſſeſſoren des Regenkrei⸗
ſes eine Vorſtellung um Gehaltsvermehrung, Diaͤten-Er—
hoͤhung bey den beyden Miniſterien und den beyden Kreis⸗
ſtellen ein, welche letztere das Geſuch ebenfalls nachdeuͤck—
lichſt und mit Nachweiſung eines dafuͤr ohne Zuſchuß des
Aerars herzuſtellenden. Sutrogates unterſtuͤtzt haben follen,
wie aus dem X. Hefte der Iſis vom Jahr 1819, und aus
der Beylage ro, 11 der Iſis vom J. 1820 zu erſehen iſt.
Aber ohngeachtet aller dieſer Supplicationen und Ver⸗
wendungen wurde eine allerhoͤchſte abweiſende Entſchließung
wegen der obwaltenden mißlichen Zeitverhaͤltniſſe erlaſſen.
Dieſe Zeitverhaͤltniſſe änderten ſich, und die Abhuͤlfe erfolg⸗
te deſſen ohngeachtet nicht. Die Angelegenheit der Landge⸗
richtsaſſeſſeren kam beym baieriſchen Landtage vom Jahre
1819 zur: Sprache, wurde den Miniſterien empfohlen —
wurde allenthalben der Gegenſtand ber beiſſendſten Satyre
— alles vergebens. x
Dieſen Reſultaten hat das Publicum das angezeigte
Sendſchreiben zu danken, weshalb der Leſer die voraus⸗
1030
gegangene Abſchweifung als erlaͤuternde Materialien nachſe⸗
hen wolle.
In dem Vorberichte erklart ſich der Verf, uber den
Zweck der Schrift.
©. 3. „Die mißlichen oft und viel beſprochenen Ver⸗
haͤltniſſe der aͤußern Aemter zur nähern Würdigung zu
bringen, und meinem Vaterlande hiedurch etwas nuͤtzlich zu
werden, iſt die Tendenz dieſer Schrift.“
S. 5. „Vorfihläge in der Staatsverwaltung mas
chen, allgemeine Mißverhaͤltniſſe zur Verbeſſerung dar⸗
ſtellen zu duͤrfen, liegt in dem Sinne unſerer erleuchteten
Verfaſſung, und rechtfertiget ſich ſchon in dem Begriffe ei⸗
nes conſtitutionellen Staates.“ -
(Der Verfaſſer kann dieſe Anſicht wohl von den Li⸗
beralen, aber keinesweges von den Miniſtern Baerns vor⸗
ausſetzen; den Aſſeſſoren des Regenkreiſes wuree ſogar ein
Verweis darüber gegeben, daß fie eine gemeinſchaftliche
Vorſtellung eingereicht haben — und doch liegt es im Prinz
cipe der Vermeidung der Vielſchreiberey, daß es beſſer ſey,
hunderte ſagen mit einem Male das Nehmliche, was fonft bun⸗
dertmal gejagt und eingereicht werden müſſe. Einzelne Vor⸗
ſtellungen können in ſolchen Faͤllen gar nichts bezwecken,
weil man darin nur eine Einzelnheit, eine Ausnahme er⸗
kenne, fie als uͤbertriebenes Mißvergnuͤgen, als Arroganz
anrechnen würde, während collective Vorſtellungen nur ent⸗
halten, was die Regel bildet — oder ſuchen die Miniſteri⸗
en ein Wohlbehagen darin, wenn der Einzelne ſich bis auf
das Hemd vor ihnen entblöfet, und wie eine Suſanna im
Ingrimme den nackten Ruͤcken kehrt?
Die Miniſterien wollen von den untern Staatsdienern
keine Kritik organiſcher Einrichtungen ſich gefallen laſſen,
waͤhrend fie doch zu weit davon entfernt — und hie und.
da durch gruͤne Glaͤſer ſehend — dieſelbe nicht ſelbſt ma—
chen koͤnnen.
Man dürfte daher den Satz umkehren, daß die der⸗
maligen Miniſter fuͤr das vom guten Koͤnig Max gewollte
conſtitutionelle Syſtem noch nicht geſchaffen find,)
ad I.
Die vielen allegirten Anekdoten in den Noten erregen:
die Vermuthung, daß das Manuſeript vor dem Abdrucke
unter mehreren Landgerichtsaſſeſſoren circulirt fen, welche.
einzeln ihre Bemerkungen einſchalteten. |
ad. 2. S. 25.
Gegen die kraͤnkende Abnahme von Asten iſt die Be⸗
ſchwerde zulaͤſſig.
S. 29.
Bey dem Uebermaaße der Adminictrativ-Atbelten if
die Dispenſation der Aſſeſſoren davon nicht thunlich —
und wie manche Aſſeſſoren taugen mehr für Abmimiſtratie⸗
als Juſtizarbeiten.
1031
S. 30.
Mit vertrauensvollen Bauern find robo Proceſſe im
Vergleichswege eher zu ſchlichten, als mit rechthaberiſchen
eingebildeten Staͤdtern.
S. Zt.
Der Verfaſſer hat die Mitaufſicht der Gemeindevor⸗
ſteher nicht in Anſatz gebracht — und außer Acht gelaſſen,
daß unter den ſo nahe beyſammen wohnenden Staͤdtern
mehrere Beruͤhrungspuncte, folglich mehr Reibungen find,
und hieraus mehr amtliche Geſchaͤfte entſtehen.
§. 4.
Welche Juſtizbehandlungen wuͤrden zum Vorſchein
kommen, wenn manche — ſehr oberflaͤchlich — arbeitende
Aſſeſſoren gar keiner Controlle unterworfen waͤren — wie
viele Proceſſe ewig werden — da die Aſſeſſoren ſelbſt im
gegenwärtigen Verhaͤltniſſe ſich oft 2 — Smal zur Erledi—
gung von bloßen Currentien durch die Landrichter moniren
laſſen — die Freyheit — die Gruͤnde ſeiner abweichenden
Meynung in den Acten niederzulegen — ſchuͤtzt die Aſſeſſo—
ren — wenn ſie keine unzeitige Menſchenfurcht haben —
in der Stimmfreyheit. —
§. 5
Die Qualificationstabellen dürften allerdings einzufes
hen ſeyn, da bey den gut qualificirten kein Schade denk—
bar, bey den ſchlecht qualificirten das Ermunterungsmittel
zur Beſſerung gegeben, dem Landrichter das Schreibmittel
gegen feine Aſſeſſoren genommen iſt. Manche Landrichter
find ſchon von Gutachtensantraͤgen abgeſtanden, da ſie der
Aufforderung der vorgeſetzten Stellen, Thatſachen fuͤr ihre
Beurtheilung anzugeben, nicht entſprechen konnten.
Mancher Landrichter drohte feinen Aßfeſſor ins Ge⸗
ficht: „ich will Ihnen zeigen, daß Sie Aſſeſſor ſind!!“
$. 6.
Mit den Schreibern geſchieht viel Unfug. Mancher
Landrichter laͤßt zur Verminderung der Schreiberzahl ein:
zelne Concepte, oft ſogar Criminalien durch dritte Perſo—
nen in ſeiner Stadt abſchreiben — wie ſoll hier Amtsger
heimniß beobachtet — wie Zeugencolluſion vermieden wer⸗
den. — Andere entwärdigen ihre Aſſeſſoren durch das Canz⸗
leyverbot, daß kein Schreiber vom Aſſeſſor, ohne Befehl
des Landrichters, eine Arbeit annehmen darf. —
S. 51.
Viele Oberſchreiber amtiren in den ihnen zugetheilten
Geſchaͤften — das ganze Jahr unter der Praͤſenz des Lands
richters — und die Protokolle werden von dieſem nicht ein⸗
mal unterſchrieben, bis ſie vor eine hoͤhere Behoͤrde gebracht
werden. — Weſche Unfoͤrmlichkeiten in fo vielen hundert
Acten bey ſchneller Veränderung eines ſolchen Amtsvorſtan—
des! Welcher Spielraum für Nullitätsguerelen und Pro⸗
seite.
S. 54.
Hie und da werden die Schreiber auf die Diaͤten in
partem salarii, jedoch nur auf die Hälfte 1 Fl. täglich ange
in
1032
wieſen, indem die andere Häffte der Landrichter zieht. —
Wie ſoll ein ſolcher Schreiber zum Fuhrlohne des Aſſeſſors
concurriren. — wa
8
Vlele Gerichtsdieners-Gehulfen werden, obaleich fie
ſchon bey anderen Behoͤrden wegen Unterſchlagung €. pro-
ceſſirt waren, doch noch zugelaſſen — Rec. lobt jene Ein⸗
richtung in manchen Landgerichten, wo jedem Gerichtsdie—
nerknechte ein beſtimmter Diſtriet eingewieſen iſt, in dem
er alle Amts ladungen ꝛc. zu beſorgen hat. —
9. 8. z
Das ſchlechke Amtslocal haben viele Landgerichte auch
mit manchen Stadtgerichten gemein, wo große Regiekoſten
verrechnet, deren Verwendung aber durch die Viſitations⸗
Commiſſaͤrs nicht unterſucht wird. —
S. 65.
In Anſehung der Regiſtratur ſollte über die gleich
foͤrmige Einrichtung eine allgemeine Inſtruction vorhanden
ſeyn — dieß würde auch zur Foͤrderung der Geſchaͤfte bey
den Aemterviſitationen fuͤhren. —
S. 68.
Verfaſſer ſcheint die Schaudern erregende Geſchaͤfts⸗
fuͤhrung mancher Stadtgerichte wohl nicht zu kennen, von
den vielen Acten-Verluſten — halbjaͤhrigem Verlegen —
keine Kunde zu haben. — a
S. 69. $ 1.
Es iſt nicht zu verkennen, daß die Beſoldung der
Landgerichts-Aſſeſſoren, da ſie Jahrzehende lang keiner Be⸗
förderung entgegen ſehen koͤnnen, im größten Mißverhaͤlt⸗
niſſe ſteht — und daraus großer Nachtheil indirecte fuͤr das
Staatsaͤrar erwachſet. Gebt ihnen mehr Beſoldung, und
Hunderte von unnuͤtzen Criminalcommiſſionen werden zum
Beſten des Aerars — zum Beſten des Staatsdienſtes un⸗
terbleiben. — Gebt ihnen mehr Beſoldung, fo werden Dis
atenexceſſe keine koſtſpieligen Unterſuchungs-Commiſſionen
herbeyfuͤhren. — Gebt ihnen mehr Beſoldung, und ſie
werden die Amtsehre nicht durch nothgedrungenes Schul⸗
denmachen herabſetzen. | i
Die Ausrede, daß ihrer zu viele ſind, iſt keine Ent⸗
ſchuldigung für dieſes Unrecht. Es iſt bekannt, daß die
Gehaltsbezuͤge der Landrichter auf 4 — 600 Fl. zu ſtehen
kommen — warum fönnte nicht eine Reduction zum Beer
ſten ihrer Amtsgehuͤlfen eintreten. —
ad $. 3. S. 74.
Noch auffallender iſt das Reglement der Diaͤten, als
wenn der Aſſeſſor einen anderen Magen als ein Landrichs
ter, Rechnungs⸗Commiſſaͤr, Canzliſt ꝛc. hätte. Durch dies
ſen Mißgriff iſt der Uebelſtand erzeugt wordeß, daß man⸗
cher Aſſeſſor, um nur auszukommen, Fußreifen macht, ſich
dadurch in den Augen des Bauern herabſetzt — und die
Dienſtarbeitszeit vergeudet. —
N
—
mancher reift beifer an ſeinem Platze fand
1033
ad 6. 4
Jeder Staatsdiener hat als Staatsbuͤrger ein Recht
auf den Fam lienſtand, es iſt alſo ſehr ungerecht,
dieſe Vefugniß den Landgerichteajf: foren verkürzt wird.
Denn ſowie ein ſolcher Aſſeſſor nicht einmal im ledigen Zus
ſtande mit feiner Beſoldung als ehrlicher Staatsdiener ſtan—
deswaßig fertkommen kann, fo iſt dieß mit Familie noch
weniger moglich — der Staat hat alſe bey nicht bald er⸗
folgender Aedülf: das Riſico zu übernehmen, eine verderb—
liche Stantsdiruficlaffe heranzuziehen. —
Man oͤffne den Landgerichts-Aſſeſſeren den Uebertritt
in mehrer Dienſtzweige — da in ſo manchem Bureau
e, als der vom
Einmal- Eins heraufgewachſene Commiſſär — aber mit eit
ner wahren Eiferſucht ſucht man uberall die Juriſten zus
rüͤckzuhalten, wie man bey der Anſtellung mancher Rechts⸗
praktikanten an Finanzkammern wahrnetzmen konnte. Wie
viele Aergriatproceſſe haben der unvollſtaͤndigen, unrichtigen
Auffaſſung der Rechtsverhaͤltniſſe bey aͤrarialiſchen Verträgen
ihr Daſeyn zu verdanken. 5
ad III. ©. 88.
Es iſt nicht zu laͤugnen, daß in Baiern der ſonſt fo
humane Geſchaͤftsſtyl ſich ſehr Wänden hat. Wenn man
auch die vaͤterliche Anredeformel „Lieben Getreuen“ nicht
mehr zur Wiedereinfuͤhrung vorſchlagen kann, ſo ſcheint
doch auch vieles Barſche und Grelle mit dem Ehrgefuͤhle,
welches man in dem Staatsdiener nicht unterdruͤcken, ſon⸗
dern feurig erhalten ſollte, nicht im Einklange zu ſeyn.
Allein daruber durfen ſich die Landgerichts Aſſeſſoren gerade
nicht befonders aufhalten, indem es ihren Vorgeſetzten auch
nicht beſſer geht — dieſer Geſchaͤftston ſcheint einmal von
oben bis unten hinaus fein Recht in dieſer Welt errungen
zu haben — und wird daher nur bey allgemeiner einfreten-
der Rückkehr zur Humanitaͤt ſich wieder verlieren. Hier
geht es nach dem Sprichworte: Der Herr pruͤgelt die Frau,
der Knecht die Magd ꝛc. —
Es liegt dieß einmal in der Zeit, daß keiner an den
nicht zu verläugnenden Gebrechen Schuld ſeyn will, woge—
gen doch die wenigſten von einer Re frey zu ers
klaͤren ſeyn moͤchten.
Wegen des ſcharfen Strafgeſchbuches wolle ſich der
Verfaſſer bis zur Erſcheinung des kuͤnſtigen troͤſten, da in
Faſſelbe wegen Theilnahme der Stände auch die Dienſtſtraf—
Beſtimmungen gegen die hoͤheren und hoͤchſten Staatsbe⸗
amten, insbeſondere wegen Verletzung der Conſtitution,
Beleidigung der Nationalrepraͤſentanten ꝛc. werden einver:
leibt werden.
Ifis 1832. Heft X.
E
— —
* >
wenn.
zu laſſen,
1034:
Die Weltgeſchichte fuͤr Anfaͤnger,
von Nikolaus Saas,
Inſpektor des königlichen Schullehrer-Seminor zu Bamberg.
Zweyte verbeſſerte und vermehrte Auflage. Bamberg und Wuͤrz⸗
burg, in den Goebhardtiſchen Buchhandlungen. 1820, 8.
240.
Es iſt eben keine leichte Aufgabe, von ir gend einer Ab.
theilung oder Sphaͤre des menſchlichen V 5 — ſey es
bloße Kunde oder Wiſſenſchaft — einen zweckmäßigen Aus⸗
zug zu machen, eine lebendige Ueherſicht zu geben, da bey
der Zuſammenzlehung und Beſchraͤnkung auf das Weſentli—
che, das Leben ſo leicht aus der Darſtellung entweicht,
welches dennoch zu bewahren und den Geiſt auch im Com⸗
pendium feſtzuhalten, allerdings eine Zunft die um ſo
je reichhaltiger und großer an Umfang
Man kann dem Verfaſſer des Vorlie—
genden das Zeugniß geben, daß er dieſe Kunſt zlemlich in
ſeiner Gewalt habe; denn er hat von dem, was man
Weltgeſchichte nennt, gleichſam den Kern geliefert, an wel⸗
chem man Kraft und Leben nicht vermißt. Ob demnach
gleich, bey ſo geringem Umfange des Buches, nur die
Hauptzuͤge der Geſchichte der einzelnen Reiche gezeichnet,
nur die merkwuͤrdigſten, in die Entwickelung und Schickſale
der Voͤlker eingreifendſten Perſonen aufgeführt, nur die
wichtigſten Geſtaltungen und Veraͤnderungen der Staaten
erzaͤhlt werden konnten; ſo lieſt man dieſe Schrift dennoch
mit Intereſſe, weil ſie eine leichte, ſchnelle und doch nicht
flache Ueberſicht gewährt, wobeß ſich einem faſt die Ueber⸗
zeugung aufdringt, der Verf. habe in fo kleinem Raume
alles Moͤgliche geleiſtet. Da uͤbrigens auch die bey dieſer
Ueberſicht beobachtete Anordnung zu loben iſt, ſo verdient
ſie, zumal in dieſer neuen, ergaͤnzten Geſtalt, welche das
Buch durch die zweyte Auflage erhalten hat, als ein guter
Leitfaden für den Schul- und Privatunterricht beſtens ems
pfohlen zu werden; denn zum Selbſtunterricht fuͤr Aufaͤnger
aller Art iſt doch Vieles zu gedraͤngt, und es muß dabey
wenigſtens vorausgeſetzt werden, daß die Leſer Gelegenheit
haben, ſich von Geſchichtskundigen uͤber die Dunkelheiten,
welche bey ſolcher Kuͤrze unvermeidlich waren, Licht geben
und ihre durch zu leichte Andeutungen erregte
Neu- oder Wißbegierde zu befriedigen.
Richtige Grundſaͤtze, welche der Verfaſſer bey ſeiner
Arbeit beſolgte, legt er auch ſchon in der Vorrede (zur etz
ſten Auflage) an den Tag, indem er unter anderm ſagt:
„Eine Geſchichte fuͤr das Volk, Schulſeminariſten
und andere Anfänger darf nur das allgemein Intereſſante,
das — Menſchenſinn und Nationalgeiſt Naͤhrende, aus der
unendlichen Menge der Begebenheiten hervorheben. Sie
muß den Mittelweg halten zwiſchen bloßen Zahlen- und
Namen- Andeutungen und weitlaͤuftigem Einlaſſen in Elein-
liches oder gar gelehrtes Detail, und in Anhäufung viel-
fach untergetheilter Abſchnitte. Am wenigſten find unſiche⸗
re Hypotheſen, duͤnn ausgeſponnene Bemerkungen, offenba—
re oder verſteckte Verunglimpfungen fremder Religionspar⸗
theyen ihre Sache. Jedes Einzelne ſoll als ein für ſich
beſtehendes Ganze daſtehen [wobey aber auch die andere
Seite nicht zu vergeſſen 5 nach welcher es ein Glied
2
ſchwerer ſeyn muß,
der Gegenſtand iſt.
{2
1035 5
*
eines größeren ober höheren Ganzen if], deutlich und an⸗
genehm, dabey in moͤglichſter Kürze erzählt, und alles jo
geordnet werden, daß der Leſer oder Zuhörer, von feinen
Leben ausgehend, das Entſtehen, Kaͤmpfen und Fortſchrei
ten ſeiner Gattung und Nation vor ſeinen Augen nochmals
wiederholt, und die Gegenwart ſchon in der Vergangenheit
theils begründet, theils vorgeſchehen ſieht.“ — Das it
ja alles recht gut, und die treue Beſolaung dieſer Grund—
ſätze bey Abfaſſung des vorliegenden Werkchens ſpringt in
die Augen. Aber die neuerlich in Rede ſtehende Frage, ob
es nicht beſſer fen, den Anfang des geſchichtlichen Unter⸗
richts fuͤr das Volks mit der vaterlaͤndiſchen Geſchichte zu
machen, und zwar dieſe mit einiger Ausfuͤhrlichkeit zu be
handeln, um daran erſt die Weltgeſchichte, etwa in der
vom Pfr. beobachteten Kürze anzuknüpfen, wozu es nicht
an Anknuͤpfungspuncten fehlt, haͤtte doch einer Erörterung
verdient. Wichtige Gruͤnde für die Verneinung dieſer
Fade, wenn er fie aufſtellen konnte, würden zwar die Vor—
rede verlängert, aber dagegen den Verfaſſer wegen der,
auch bey der Geſchichte der Deutſchen beybehaltenen Kürze
gerechtfertigt haben. Doch hat in dieſer Beziehung die
neue Auflage, laut der dazu gehörigen Vorrede, gegen die
erſte, beſonders hinſichtlich der bayeriſchen und fraͤnkiſchen
Geſchichte an Zuſaͤtzen und Erweiterungen gewonnen.
Hinſichtlich der vom Verfaſſer benutzten Quellen wur⸗
de vorzüglich auf Bredow, Buſch, Dolz, Eiſenmann,
Joh. Kaſp. Müller, Joh. v. Müller, Rolumban,
Roffer, Mich. Ign. Schmidt, Schröck, Weſten—
rieder; für die zweyte Auflage noch auf Breyer und
Herren Ruͤckſicht gewinnen.
Uebrigens wuͤrde des Verfaſſers Arbeit in mancher
Hinſicht noch beſſer ausgefallen ſeyn, wenn er ſich mehr
um die Natur bekuͤmmert haͤtte. (Ein Geſchichtskundiger
ſollte — aus jetzt bekannten Gründen — nicht der Naturs
wiſſenſchaft ermangeln). Dann wuͤrde ſich z. B. die Ein
leitung anders geſtaltet haben, wo unter anderm, S. 2,
vom Weſen der Geſchichte die Rede ſeyn ſoll, wovon aber
die Leſer nichts weiter erfahren, als daß „die glaubwürdige
Erzählung merkwürdiger Begebenheiten Geſchichte heiße.‘
Auch würde man nicht auf Stellen ſtoßen, bey welchen
man, theils über die Naivetaͤt des Ausdrucks, theils uͤber
den Sinn des Geſagten zu lächeln gezwungen iſt. S. 7
z. B. beginnt die Schoͤpfungsgeſchichte, wie folgt: „Es
war eine Zeit (], wo nichts über unſerem Haupte ,
keine Erde unter unſeren Füßen (110), kein Menſch und
keine mnſchliche Einzichtung war. Da ſchuf vor 6000
Jahren [, nach Nachrechten der Bibel, Gott alles, was
iſt, bloß durch fein Allmachtswort: Es werde.“ — Und
-&, 8 lieſt man unter anderm: „Endlich ſchritt Gott zur
Erſchaffng des Menſchen. Aus Erde bildete er einen
Mann; ſtarr und leblos lag er vor ihm auf dem Oo,
den [; als ihm der Schoͤpfer die Seele einhauchte und
der erſte unſeres Gleichen ſich von der Erde erhob und kcaͤf—
tig einherging.“
e
pen —— nn
nach Laibach;
; 1036
Reiſe nach Dalmatien und in das Gebiet von
Raguſa tr
von Ernſt Friedrich Germar, —
Dock. der Philoſ., auß. Prof. der Mineral. und Direct. der akadem.
Miner Sammlung zu Halle, der naturf Geſellſchaft zu Halle,
der dkon. Soc. zu Leipzig, der mineral. Societaͤten zu Jeng
und Dresden, der Wetterauiſch. naturf. Geſ. und der Gocret,
für Forſt- und Jogdkunde zu Dreyßigacker Mitglied oder Ehren⸗
mitglied. — Mit 9 illum Kupfern und 2 Charten. Leipzig und
Altenburg: F. A. Brockhaus. 1517. 8. 322 S. j
Wenn ein Mann, wie Germar, eine Reiſe nach
ſo wenig gekannten Gegenden, wie die auf dem Titel ge⸗
nannten, unternimmt, fo laſſen ſich davon keine unerhebli⸗
chen Reſultate erwarten; auch werden ſowohl Naturforſcher,
als auch Freunde der Naturgeſchichte, wie der Laͤnder- und
Völkerkunde ihre Erwartung mehr oder weniger befriedigt -
finden, obgleich der beſcheidene Vfr. (in der Vorrede) nur
Fragmente verſpricht (enthalten doch, ſtreng genommen, al⸗
le Reiſebeſchreibungen dieſer Claſſe nur Fragmente), „die
als Ergaͤnzungen und Berichtigungen den Beſchreibungen
von Fortis, Lovrih u. a. beygeſellt werden könnten. —
Der Hauptzweck des Verfs. war, die Naturgeſchichte Dale
matiens, hauptſaͤchlich in zoologiſcher und mineralogiſcher
Hinſicht zu erforſchen, und, im Verhaͤltniß der Schwierige
keiten, welche ſich ihm, vorzüslih bey Erforſchung der
Saͤugthiere und Voͤgel, in der dazu ungunſtigen Beſchaf⸗
fenheit des Landes entgegenſtellten, hat er in der That viel
geleiſtet, zumal wenn man noch audere feindliche Umſtaͤnde,
z. B. den Mangel einer feſten Geſundheit, bey der Unge⸗
wohnheit der Lebensart und des Klima's, die druckende Hi⸗
tze des Sommers im Jahr 1811, die Unkunde der Landes⸗
ſprache und die Beſchraͤnktheit der Zeit (des Vfrs. Aufent⸗
halt in Dalmatien betrus nur 3 Monate des genannten
Jahres, waͤhrend welcher Zeit er einen Weg von 750 ita⸗
lieniſchen Meilen machte) in Anſchlag bringt.
Der Inhalt des Buchs zerfällt in zwey Abſchnitte,
wovon der erſte die Reiſegeſchichte (von S. 1 bis 161) in
Briefen an Curt Sprengel, der zweyte (von S. 162 bis
iu Ende) die naturhiſtoriſchen Beobachtungen enthält. Bey⸗
de Abſchnitte haben ihr eigenthuͤmliches Intereſſe; doch wer⸗
den manche Leſer dem erſten, manche dem zweyten Abe
ſchnitte mehr Werth beylegen, je nachdem fie mehr für die
Naturgeſchichte im engem Sinne oder mehr für die Voͤl⸗
ker⸗ und Laͤnderkunde geſtimmt ſind.
Der erſte Abſchnitt beſchreibt in funfzehn Briefen des
Vfrs. Reiſe: von Halle Über Leipzig nach Dresden; über
Pirna, Berggieshuͤbel, Peterswalde nach Prag; über Col⸗
lin und Iglau nach Wien; über Schottwien, Graͤtz, Cilly
Oberlaibach, Adelsberg, Trieſt, Fiume,
Porto Ré. Reiſe von Fiume nach Cherfo und Oſero, von,
Fiume nach Veglia, von da nach Arbe, Zara, Spalatro,
Raguſa, wobey die Juſeln Brazza, Mezza und die Halbe
infel , Sabioncello in Betrachtung kommen. Der letzte
Brief beſchreibt die Ruͤckteiſe von Spa atco nach Zara und
ſchließt mit der Ankunft in Fiume.
Es enthält dieſe anziehende Reiſegeſchichte viel inter⸗
eſſante Nachrichten in Beziehung auf Natur, Kunſt, Wif⸗
ſenſchaft und geſelligen Zuſtand, hinſichtlich der in dieſer
K
-
>
2
f
Bemerkungen enthält.
vermengen.“
1037
Beſchreibung begriffenen Orte und Gegenden. Einzelne na⸗
tiurthiſtoriſche, namentlich geslogiſche und zoologiſche Bemer⸗
kungen kommen ſchon in dieſem Abſchnitte gelegentlich vor,
in welchem übrigens der Verfr, alles geleiſtet hat, was er
unter ſeinen Unſtaͤnden leiſten konnte, um zur Kenntniß
der oben genannten und anderer Orte in gesgraphiſcher,
ſtatiſtiſcher, topographiſcher, technelogiſcher, litersriſcher und
anderer Hinfſcht das Seinige beſtens beyzutragen. Auch
fehlt es vermoͤge der beſondern Begebenheiten und mancher
Reiſeabentheuer dem Ganzen nicht an derjenigen Würze,
welche die Leſer von Reiſebeſchreibungen ſelten gern vers
miſſen. N
Dier zweyte Abſchnitt, enthaltend den Bericht über
des Pfrs. naturhiſtoriſche Besbachtungen in Dalmatien,
theilt ſich in drey Capitel, wovon das erſte über die Ver⸗
breitung der hoͤhern Thierelaſſen in dieſem Lande berichtet,
das zwente aber entomologiſche, das dritte mineralogiſche
Die Botaniker werden es bedauern,
daß der Pfr. nicht auch fie bedenken konnte, da er ſchon
in der Vorrede erklaͤrt, daß Botanik nie der ſpecielle Ge⸗
genſtand ſeines Studiums war, und daß er, dem zufolge,
feine Beedachtungen uͤber die Pflanzen Dalmatiens zuruͤck⸗
hielt, um, wie er ſagt, „nicht Wahres mit Falſchem zu
Eben ſo konnten von ihm zwey Felder der
Zoologie, nehmlich die Helminthologie und Ichtbhyologie we:
niger berückſichtigt werden. Am nneiſten alſo finden in dies
ſem Abſchnitte die Entomologen und nächſt dieſen die Mine⸗
ralogen und Geologen ihre Rechnung. Indeſſen fehlt es
auch dem erſten Capitel, sbgleich die Ausdeute an Beobach⸗
tungen Über die hoͤhern Thierclaſſen nicht ſehr beträchtlich
ausfallen Fonnte, keinesweges an Intereſſe für die Wiſſen⸗
ſchaft, beſonders wegen der Belehrung uͤber die Beſchaffen⸗
heit des Landes in Beziehung auf dieſe Claſſen, welches
Intereſſe durch den Vortrag des Verfaſſers noch gewinnen
mußte. Zum Beweiſe will Ref. einiges daraus mittheilen.
.
4
„Wenige und unbedeutende Bemerkungen — fo be:
ginnt das erſte Capitel des zwenten Abſchnitts — habe ich
über die hoͤhern Thierclaſſen« Dalmattens zu fasen. An
Säugtbieren und Vögeln iſt das Land arm; die Zeit mei⸗
nes Aufenthaltes war zu kurz, und den emſigſten Nach—
forſchungen ſetzten ſich unuͤberſteigliche Hinderniſſe entge⸗
ga
Der Mangel an ſuͤßem Waſſer, die daraus hervorge—
hende Unterdruͤckung der Vegetation, die geringe Cultur des
Landes und das Felſige der Gebirge bewirken naturlich auch
eine Unterdruͤckung der Thierwelt. — — — Man denke
ſich eine große, meiſt kable Felſen- und Kalkſtein-Gebirgs⸗
maſſe, deren Bewohner ſich faſt durchaus mit Eiſternen⸗
waſſer begnügen wuſſen, wa kein Bach oder Fluß (denn
die geringen Gebiete der Kerka, Cettina, Narmta, Salo
na ic kommen hier kaum in Betracht) die Flachen bewaͤſ⸗
ſert und erfriſcht, und die ganze Organiſation nur mit den
ſpaͤrlichen Gaben der Atmoſphaͤre im Sommer haushalten
muß, und es wird klar, wie unter dieſem milden Himmel
eine kalte halbtodte Natur uns aufſtößt. Selbſt die bey
uns häufigften und verbreitetſten Tyiere — die Nagetbiere
— finden ſich ſehr einzeln und meiſt nur bey den Städten
an ver See. Wildpiel ſucht man vergebens, nur Kanin⸗
1
Erſcheinung]!, und
nicht an Gegenſtaͤnden,
1058
chen durchwüblen die wuͤſten Inſeln, und dann und wann
laßt ſich ein Haaſe erblicken. Selbſt die Hausthiere zeig en
den Druck des Landes, ſie ſind klein, ungeſtaltet, und
bilden die Gegenſaͤtze zu dem Hornvieh der Schweiz, zu
den Schaafen Spaniens, zu den Roſſen Andalufeng und
Englands; aber fie haben ſich dem Lande angepaßt, er⸗
klettern die Treppengaͤnge der Berge, nehmen niit karger
Nahrung vorlieb, und loͤſchen ihren Durſt aus der ſchmut
tzigſten Pfuͤtze. Ich habe Einwohner auf Wegen im ſchar⸗
fen Schritte bergab reiten ſehen, die ich felbſt nur mit Maͤ⸗
be herabklimmte. Beſonders zeichnen fig die Pferde der
Inſel Veglia aus, die einen eignen Schlag bilden; ſie ſind
febe, klein, kurz und gedrungen gebaut, beisen aber vitle
Muskelkraft und ungemein viel Lebhaftigkeit und Behen⸗
digkeit. 8
Einen Theil der Schuld an der mindern Gate der
Hausthiere trägt wohl mit Recht die Sorgloſigkeit der Ein⸗
wohner, ſie laſſen ihr Vieh im Sommer auf den Gebirgen
ohne hinlaͤngliche Aufſicht herumweiden, und verlieren dar
durch bisweilen ganze Heerden; eine Sergloſigkeit, die um
fo unbegreiflicher ſcheint, da die Viehzucht den Haupttheil
ihrer Erwerbung ausmacht. Am ſtaͤrkſten treiben fie die
Schaafſucht, am geringſten die Schweinezucht. Groß,
ſtark und meiſt von iſabellzelber oder rothbrauner Farbe
find die Ziegen, die fie ebenfalls in großer Menge halten,
und hauptſaͤchlich zu ihrer Nahrung brauchen.
Von Saͤugthieren, die in Dalmatien im Frepen eins
heimiſch find, kann ich aus eigner Erfahrung und Erfra⸗
gung nur Fuchs, Haaſen, Kaninchen, Hausmaus, Haus:
ratte und Wieſel nennen, denn die in den krainiſchen Ge⸗
birgen nicht ſeltenen Bären und Wölfe kommen nicht vor.
Von füngenden Seethieren traf ich bloß den Delphin
an, der uns auf den Seereiſen oft aufſtieß. Gewoͤhnlich
waren mehrere beyſammen, und ſie forangen oft ellenhoch
über den Waſſerſpiegel heraus. Die Fiſcher ſchonen fie, ob⸗
gleich die Netze oft von ihnen zextiſſen werden, theils weit
fie ihr Fleiſch nicht benutzen konnen, theils aber auch, weil
ſie ihnen beym Fang die Sardellen in die Buchten zuſam⸗
mentreiben. Der Fiſch ſcheint dieſe Schonung zu kennen,
er iſt deswegen [e) immer in der Nähe der Kaͤhne und folgt
ihnen [Ref. findet darin doch keinen Aufſchluß uͤber diefe
daher die Sage, daß der Delphin die.
Menſchen liebe und ſie aufſuche.“ (S. 162 — 163.)
Für ornithologiſche Nachforſchungen fehlte es zwar
wohl aber an Gelegenheit, ihrer
habhaft zu werden. Von den ſehr bedeutenden Schwierige
keiten, die ſich in dieſen Gegenden der Vögeljagd entgegen⸗
ſtellen, gibt der Vfr. S. 166 befriedigende Nachricht. Don:
Vögeln aus der Familie der Raubvogel fand er, außer
manchem Falken, den der in der Luft ſchweben ſah', aber mit.
der Flinte nicht erreichen kounte, Strix passerina haufig in
Fiume, Spalatro und Zara, wo fie die Handwerker zum
Ver⸗nügen auf einem Stock mit Querholz vor ihren Werke
ſtaͤtten hielten. Den Lanius Excubitor ſchoß er etliche⸗
mal; häufig kam Lanius spinitorquus, ſelten Lanius ru-
ficeps vor.
Aus der Familie der Habenv
bula die einzige Art, die ziemlich h
el war Oriolus Gal
Aufig bey Spalatro ſich
©
0
0
7
x
1039
derfand. Das Rufen des Kuckuks hoͤrte der Verer. einige
Mal. — Von Syechtvoͤgeln wurde, außer Merops Apia-
ster und Alcedo Ispida, nichts bemerkt. Deſto zahlreicher
waren die Arten der Slugvoͤgel. Fringilla coelebs, do-
mestica, Loxia Chloris, Emberiza Citrinella, Tur—
dus Merula, saxatiſis, Cinclus aquäticus, Motacilla
alba, Sylvia atzicapilla, Muscicapa miscipeta, Alau-
da arvensis, cristata kann der Verfr. mit Gewißheit als
vorhanden anführen, vermuthet auch, daß bey mehr Muße
und Bequemlichkeit die Zahl der vorhandenen Arten weit
größer ausfallen würde,
me
Dankenswerth iſt eine von unferm Pfr. geleiſtete Ber
richtigung in Betreff eines hieher gehörigen Vogels, nehm:
lich der Tanagra melanictera, von welcher auch hier eine
Abbildung (Tab. VII.) mitgetheitt wird. Bekanntlich
wurde dieſer Vogel den Guͤldenſtedt am Caucaſus ent:
deckt, und, richtig, unter die Gattung Tanagra geſtellt,
von Scopoli Emberiza melanocephala genannt, von
Bechſtein aber verkannt und für das Weibchen der Emb.
montana gehalten, Zwar ſcheint ſich dieſer Irrthum kei⸗
nesweges allgemein verbreitet zu haben, wovon die richtige
Stellung des genannten Vogels in neueren Werken (man vgl.
z. B. Okens Lehrbuch d. Naturgeſchichte, Zter Th. Zoolo⸗
gie 1816. S. 402) den Beweis liefert; doch dient des Ifs.
Nachricht zu einer willkommenen Beſtaͤtigung. Er fand
die T. melanictera haͤuſig in der Gegend von Porto Re,
auf Cherſo, Veglia, Arbe, bey Zara; füdlicher erinnert er
ſich nicht, ſie gefunden zu haben. Sie ſuchte immer die
Gipfel der Feigen: und Mandelbäume zu ihrem Aufent⸗
halte, und war furchtſamer als ſonſt meiſt die Singvoͤgel
ſind. „Wahrſcheinlich — meint uͤbrigens der Vfr. — ni⸗
ſtet dieſer Vogel auch hier, wie am Caucaſus und in Ge:
orgien in den häufigen Hecken des Zizvphus Paliurus, und
lebt von deſſen Saamen.“
m
„Von Taubenarten war Columba livia häufig in
den Kluͤften und Felſen, die die Ufer der Kerka umgeben;
auch glaube ich Columba Oenas bemerkt zu haben.
Haustauben werden wenig gehalten, da aber wo fie find,
wie in Zara und Spalatro, find fie vorzüglich groß, und
ihr Fleiſch ungemein wohiſchmeckend.
Von Haͤhnervoͤgeln findet ſich außer Perdix rufa u.
saxatilis kaum eine wilde Art. Die Haushuͤhner und
Truthuͤhner werden aber in ganz Dalmatien in großer
Menge gehalten, und von letztern begegneten uns oft ganı
ze Heerden.“ (S. 196, 170.)
Von Sumpfvsgeln fand der Pfr. Charadrius hia-
tieula, Ardea purpurea, Wotanus Calidris, Fulica
atra (das Daſeyn von Tantalus Falcinellus, Numenius
arquatus, Recurvirostra Avocetta, Phoenicopterus ru-
ber kann er nicht aus eigener Erfahrung verbürgen); von
Maffervägeln Larus tridactylus, canus, cinerarins, ri—
dibundus und fuscus. (Letztern ſchoß der Pfr., ſah' ihn
auch gezähmt auf der Inſel Leſina, wo er unter dem Übris
zen zahmen Federoieh herumlief, mit ihm fraß, eine Stre⸗
cke in die See flog, aber immer wiederkehrte und ſich ſehr
nahe kommen ließ.) Auch ſah' er in der Ferne mehrere Ar⸗
ten von Podieeps, Oolymbus und Mergus; von Enten⸗
ecten gibt er nur Anas ferina und Anas Crecca mit Ge—
—— — = 5 s IE
1040
wißhejt an. — Peleeanus Onocrotalus fo im Winter 0
häufig an den Fluͤſſen zu finden ſeyn. > 9
Hierauf theilt der Pfr. auch Einiges doch wenigen
Erhebliches über die Lurche und Fiſche Dalmatiens mit.
An Lurchen iſt, dem zufotge das Land ziemlich reich, na⸗
mentlich wimmelt es von Eidechſen, beſonders die Gegen⸗
den von Trieſt, Fiume und Zara. Dagegen ſind die Feö⸗
ſche, wegen Mangel an ſüßem. Waſſer viel ſeltener, Von
Schlangen und Vipern ſoll es viele Arten gebe aber der
fr kann darüber nichts aus eigner Erfahrung mittheilen.,
— Auf die Fiſche hat ſich, wie ſchon erwähnt, Herr G.
bey ſeinen Studien nie ſpeciell eingelaſſen, und es konnte
und ſollte daßer auch nicht von Erheblichkeit ſeyn, was er
daruͤber mittheilt. a
|
Das zwepte Capitel des zweyten Abſchnitts, enthal⸗
tend die entomologiſchen Bemeskungen, iſt am reichhaltig
ſten ausgefallen und das Verzeichniß nimmt den bedeuten⸗
den Raum von S. 176 bis 292 ein. Der daraus ab zu⸗
nehmende Reichthum an Inſecten iſt faſt bewundernswuͤrdig
für ein Land, in welchem die Vegetation — nach dem
Obigen — fo wenig beguͤnſtigt iſt. Der Vfr. befindet ſich
uͤbrigens hier auf ſeinem Lieblingsfelde der Naturbeſchrei⸗ |
bung, wodurch dieſes Capitel ein vorzuͤgliches Intereſſe Für
Alle gewinnt, welche die Entomologie zu ihrem Hauptſtudi⸗
um gewählt haben. — Es werden nicht weniger als 505
Arten aufgeführt. Das Verzeichniß würde aber noch ber
traͤchtlich groͤßer ausgefallen ſeyn, wenn der Pfr. nicht ſei⸗
nen geſammelten Vorrath an Piezaten und Antliaten aus
der Hand gegeben haͤtte, welchen er daher nicht benutzen
konnte, worüber in der Einleitung zu dieſem Capitel S.
176 naͤhere Nachricht ertheilt wird. Beſchrieben werden
nur die weniger bekannten und diejenigen Arten, welche der
Pre als neue, bisher noch nicht beſchriebene Species dar⸗
ſtellt, und die Anzahl der letzten, deren Namen daher mit
dem Beyſatz mihi bezeichnet ſind, iſt nicht unbedeutend.
Wegen dieſer Mannigfaltigkeit kann hier nicht uͤber das
Einzelne berichtet werden, und die Grenzen dieſer Relation
geſtatten uͤbrigens nur noch wenige Worte uͤber das dritte
Capitel, welches mineralogiſchen Inhalts iſt. Letzteres duͤrf⸗
te zwar, abgeſehen von ſeinem viel kleinern Umfange (von
S. 293 — 323) dem Inhalte des vorhergehenden Capitels
an Werthe etwas nachſtehen; doch fehlt es auch ihm nicht
an Intereſſe, ſowohl in oryktognoſtiſcher als geognoſtiſcher
Hinſicht, und die Leſer dürfen mehr erwarten, als der bes
ſcheidene Eingang in dieſes Capitel in folgenden Worte
verſpricht:
„Einfach und wenig zuſammengeſetzt, kaum ein inter⸗
eſſantes Verhaͤltniß darbietend, erſcheinen dem erſten Anblick
die Gebirge Dalmatiens; himmelhohe Kalkfelſen thuͤrmen
ſich überall, und die niedrigſten Thaͤler zeigen nur Kalkſtein,
aber bey der genauern Beachtung treten intereſſante und
verwickelte Verhaͤltniſſe in Menge hervor. Gern geſtehen
wir ein, daß wir nur unſichern Schrittes dieſe Gefilde
durchwandern, und daß wir weit entſernt ſind, unſere An⸗
gaben fuͤr mehr als Vermuthungen auszugeben, da ohne
genaue Kenntniß der italiſchen und tuͤrkiſchen Gebirge alle
Folgerungen nur ſchwankend bleiben konnen.“
1041
Schaͤtzbar ſind die hier mitgetheilten Bemerkungen
deſſen ungeachtet, welche übrigens auch der Pfr. in einer
zweckmaͤßigen Ordnung vortraͤgt, indem er mit oryktogno⸗
ſtiſchen Bemerkungen beginnt, auf dieſe die Beſchreibung
der allgemeinen Gebirgsform folgen laßt, und mit der Be⸗
trachtung der Verſteinerungen ſchließt.
Gegen die Beſchaffenheit der Kupfer iſt wenig ein⸗
zuwenden. Sie find meiſt recht gut; ausgenommen die Ab⸗
bildung der Tanagra melanictera, welche in der Zeich⸗
nung zu ſteif ausgefallen und hinſichtlich der Federn ſchlecht
ausgeführt iſt. Dagegen find die Abbildungen der neube—
ſchriebenen Inſecten Tab. VIII, IX, X und XI (meiſt
Kaͤfer) deſto vorzuͤglicher. Die vier erſten Tafeln ſtellen
Einwohner verſchiedener Gegenden in ihrer eigenthuͤmlichen
Kleidertracht dar. Tab. V enthält die Charte von Dalma—
tien und dem Gebiet Raguſa; Tab. VI eine petrographi—
ſche Charte der Halbinſel Spalatro. — Tadeln muß es
aber Ref., daß den Kupfern keine Erklaͤrung, kein fuͤr die
partielle Wiederholung und Vergleichung dienliches Verzeich—
niß beygegeben iſt. In der Reiſegeſchichte vermißt man
überdieß groͤßtentheils die Hinweiſung auf die dazu gehoͤri—
gen Kupfertafeln, mit Ausnahme der zweyten.
Die Hauptgeſichtspuncte bey der Verbeſſerung
des Volksſchulweſens, Schulvorſtaͤnden zur Be—
herzigung — Schullehrern zur Ermunterung
gutachtlich angedeutet
von Dr. J. B. Graſer,
Verfaſſer der Elementar- Schule fürs Leben. Bayreuth und
Hof in Commiſſion bey Grau. 1822. 8. S. IV u. 98.
In der Dedication an den Magiſtrat der Stadt
Nuͤrnberg ſagt der Verfaſſer: die Staͤdte Bayreuth, Hof,
Cronach, Forchheim, Stadtſteinach, Lichtenfels, Muͤnch—
berg, Auerbach, Weißmain, Kemnath und viele andere
Orte des Obermainkreiſes haben in den neueren Zeiten dem
Schulweſen die ruͤhmlichſten Opfer gebracht; allein was
Nuͤrnberg erſt ſeit kurzem gethan hat, uͤberſteigt die beſchei⸗
dene Erwartung, und erfuͤllt die Bruſt des Schulmannes
mit Freude und Ruͤhrung. In dieſer Stimmung ſchrieb
ich dieſe Weihe. Moͤge ſie von einem Magiſtrate, dem
ich perſoͤnlich unbekannt bin, gefaͤllig aufgenommen werden.
In der Vorrede ſagt er, daß er dieſes Buch bloß
wegen der unzeitigen Aeußerungen vieler Schwaͤtzer uͤber
das Volksſchulweſen geſchrieben habe. In der Einleitung
ſpricht er von einem großen Werke, welches er uͤber die
Erziehung des Volkes fuͤr die gegenwaͤrtige Zeit noch her—
ausgeben werde. Die Frage: worauf es denn eigentlich
bey der beabſichtigten Verbeſſerung des Volksſchulweſens an—
komme? hat er in fünf Capiteln beantwortet. 1. In der
Feſtſtellung des Zwecks und Begriffs der Schule verbreitet
er ſich über Werktags, Feyertags-Confeſſions = Schule,
Schulplan, Schulbuͤcher, Schulmethode und Schuldisci—
plin. Er betrachtet die Schule als Anſtalt, in welcher der
heranwachſende Menſch feine Beſtimmung und die Bedin—
gungen fie zu erreichen kennen lernt; unter dieſer Voraus⸗
Iſis. 1822 Heft X.
1042
ſetzung iſt fie Staats- und Kirchen-Erziehungs-Anſtalt
zugleich, Menſchen- und Gemeinde: Bedärfniß, Menſchen⸗
und Gemeinde: Wohlthat, Der Schulplan muß Erziehung
des Menſchen und Buͤrgers, und Erziehung des Chriſten
oder Erziehung des Menſchen für das gemeine und hoͤhe—
re Leben umfaſſen. Die Volksſchule theilt ſich in die Werk
tags = und Feyertagsſchule, als Surrogat der Realſchule.
In jeder Schule muß derſelbe Unterrichtsſtoff zur Behand—
lung kommen, nehmlich die Kenntniß der menſchlichen Be—
ſtimmung und der Bedingungen, ſie zu erreichen. Die
Werktagsſchule muß außer dieſer allgemeinen Kenntniß auch
die Aneignung der Fertigkeiten aufnehmen, wodurch der
Selbſtunterricht in und außer der Schule befoͤrdert wird,
und dieſe find Leſen und Schreiben; allein fie muͤſſen fo
ſchnell als moͤglich erlernt werden. Denn Schulen, worin
dieſes letztere Geſchaͤft als der Hauptgegenſtand behandelt
wird, gehoͤren zu den verwerflichſten, wie ſene, in welchen
nur Fragmente aus verſchiedenen Unterrichtszweigen als
Theile des Schulplanes ohne feſte Beziehung auf den Schul—
zweck den Kindern angeeignet werden. Der Wahn der
Pfaffen der neueſten Zeit, daß der Religions-Unterricht die
Hauptſache auszumachen habe, iſt der ſchaͤdlichſte: denn die
Lehrſaͤtze muͤßte die Jugend bloß zu einem Gedaͤchtnißwerke
herabwuͤrdigen. Die Kenntniß des Irrdiſchen ſoll nie von
jener des Goͤttlichen getrennt ſeyn. In der Schule ſollen
fruͤhzeitig die Verhaͤltniſſe des menſchlichen Lebens in phyſi—
ſcher und moraliſcher Hinſicht entwickelt werden; man ſoll
vor allem den Staat und deſſen Verfaſſung kennen lernen,
und zwar als goͤttliche Anordnung, wodurch der Geiſt des
Chriſtenthums vorherrſchend wird, und die Schule einen
buͤrgerlichen und kirchlichen Charakter erhaͤlt. Zwiſchen den
Volks,⸗ Werktags und Feyertags-Schulen darf keine an:
dere Abſtufung Statt finden, als daß in dieſer keine ande—
ren Unterrichts-Gegenſtaͤnde vorkommen, als in jener;
daß die allgemeinen Unterrichts-Gegenſtaͤnde in der zwey—
ten Schule nur der Deutlichkeit nach geſteigert, und durch
die naͤchſten praktiſchen Erziehungen mehr erlsutert werden
muͤſſen. Der Schulplan muß zwar immer gegeben werden,
doch darf er nicht auf ewige Zeiten guͤltig ſeyn, ſondern
muß nach den Zeitbeduͤrfniſſen modiſicirt werden. Auch
Schulbuͤcher muͤſſen vorgeſchrieben werden, und zwar eines
fuͤr die Kenntniſſe des religioͤſen Lebens, und eines fuͤr die
buͤrgerlichen Kenntniſſe. Die Schuldisciplin muß auf Selbſt—
beſchaͤftigung der Schuͤler und Bemeſſung des individuellen
Fleißes abzielen; Reinlichkeiec, Ordnung, Gehorſam, Ach—
tung des Eigenthums, Religioſitaͤt der Schuͤler muß her—
bey gefuͤhrt werden.
II. Die Bildung der Lehrer ſetzt nebſt den allgemet—
nen Kenntniſſen jedes Menſchen einen gefunden Verſtand,
ein gutes Gemuͤth, Kenntniß der Unterrichtskunſt, der Mu—
ſik und Zeichnung voraus, ehe ſie in das Schullehrer-Se—
minar aufgenommen werden koͤnnen; fie muͤſſen alſo vors
erſt die Praͤparanden-Schule der Stadt beſuchen, oder in
den ihnen zunaͤchſt gelegenen Marktflecken ſich die noͤthigen
Kenntniſſe aneignen, wozu 4 Jahre erforderlich ſeyn moͤch—
ten, wenn ſie auch vorzuͤgliches Talent, beſondere Anlagen
zur Muſik und einen gefunden wohlgeſtalteten Körper zu er—
kennen geben. Nach vollendeten Vorkenntniſſen erfolgt erſt
die Aufnahme in das e wozu außer der wiſſenſchaft⸗
1043
lichen Vorbildung auch eine hinlaͤngliche Bekanntſchaft mit
dem Geſange und Orgelſpiele erforderlich iſt. Im erſten
Jahre werden die Schuͤler mit den Unterrichts-Gegenſtaͤn⸗
den vertraut gemacht, das zweyte wird auf die Praxis ver—
wendet. Die Lebrgegentände find Anthropologie, Pſycho—
logie, Geſchichte der Menſchdeit, Logik, verbunden mit
praktiſcher Sprach- und Styluͤbung, Religionslehre, Paͤ—
dagogik unter der Beſchraͤnkung auf Volks und Schul:
Erziehung, vollſtaͤndige Unterrichtslehre und Katechetik, hoͤ—
here Geſanglehre, Orgelſpiel mit der Lehre vom General—
baß und der noͤthigen Anleitung zum Componiren, Behand—
lung der übrigen muſikaliſchen Inſtrumente, beſonders der
Violine, Clarinette, Floͤte, Trompete, des Horns und Fa—
gots. Zwey Haupt- und zwey Muſiklehrer theilen dieſe
Gegenſtaͤnde unter einander, jeder jaͤhrliche Curſus eines jes
den Kreiſes in Baiern mag 30 — 40 Schüler enthalten.
Das Seminar muß in einer Hauptſtadt ſeyn, theils wegen
der dadurch zu befoͤrdernden mannigfaltigen Bildung, theils
wegen des nuͤtzlichen Erlernens des Zeichnens, Schoͤnſchrei—
bens und der Gartenkunde. Aufſeher und Zoͤglinge ſollten
in einem beſonderen Gebaͤude beyſammen ſeyn, was frey—
lich noch nirgends Statt findet; bey verſchiedenen Confeſ—
ſionen der letzteren ſollten auch erſtere ſich darin unterſchei—
den. Jeder Aufſeher hat die Direction feines Eures, eis
ner davon aber uͤber das Ganze unter oberſter Leitung der
Regierung. — Die Fortbildung der Lehrer iſt nur unter
fortdanernder Verbindung aller Diſtricts Schulen-Inſpectio⸗
nen mit der Direction des Schulfeminars möglich.
III. Die Zahl der Volksſchulen haͤngt ab vom Ver⸗
mögen und Bildungsgrade der Bewohner eines jeden Kreis
ſes ſowohl, als von der Volksmenge. Gut iſt es, wenn
kein Lehrer weniger als 50 — 60, und nicht über Too —
110 Schüler hat; die ſogenannten Winterſchulen auf dem
Lande ſind ſchon an ſich, noch mehr aber wegen des uͤbeln
Beyſpieles auf das Volk von ſchaͤdlicher Wirkung.
IV. Zur Unterhaltung der Schulen gehoͤrt ein an⸗
ſtaͤndiges Gehalt eines jeden Lehrers, daſſelbe darf nicht uns
ter 200 fl. auf dem Lande ſeyn; es foll 250 — 300 fl.
ſeyn, damit er auch eine Familie ernähren kann. In der
Stadt find 400 — 500 — 600 fl. erforderlich; die Gra⸗
dationen muͤſſen zur Belebung des Fleißes und der Thaͤtig⸗
keit eines Jeden Statt finden. Im Durchſchnitte mögen
in jedem Kreiſe 800 Lehrer ſeyn, welche alle mit Muth
und Freude ihrem Berufe ſich hingeben werden, wenn auch
für ihre Wittwen und Waifen in jeder Gemeinde einige
Vorſorge getroffen iſt. Dieſe dürftige Unterſtuͤtzung, vers
eint mit dem Geld⸗ und Natural» Gehalte aller Lehrer des
ganzen Koͤnigreichs, erfordert die jaͤhrliche Summe von
500,000 fl. Jedem muß ſtreng unterſagt ſeyn, außer ſei⸗
nem eigentlichen Berufe noch ein Handwerk oder Gewerbe
zu treiben, oder bey öffentlichen Luſtbarkeiten aufzuſpielen,
Lottocoltecteur, Zollner oder Unteraufſchlaͤger zu ſeyn; zes
ſey ihm aber erlaubt, den Kirchen- und Gemeindedienſt als
Nebenverdienſt zu betrachten; une darf in letzterem Falle
der Octsvorſteher den Lehrer nicht als feinen Subalternen
betrachten. Da die Pflicht aller Aeltern iſt, für die Erzie—
hung ihrer Kinder zu ſorgen, ſo ſteht auch jeder Gemeinde
zu, die Bat des Staates durch Schulgeld, welches aber
5 1044
an den Ortsvorſtand zu entrichten iſt, durch Abtretung von
Gemeindegruͤnden ꝛc. zu erleichtern.
V. Das Schulweſen muß ſeine oͤrtliche,
und provinzielle Direction in finanzieller und polizeylicher
Hinſicht haben. Jeder Pfarrer und Orts: Vorftand iſt der
natürliche Leiter ſeiner Schule; die Diſtriets-Schul-In⸗
ſpectoren muͤſſen für ihre muͤhſame Viſitation aller Schu⸗
len des Bezirkes durch beſſere Pfarreyen entſchaͤdigt Vers
den. Der Referent am Sitze der Regierung über die
Schulen des ganzen Kreiſes kann nur unter der Bedingung
feiner Pflicht entſprechen, wenn er Geſchaͤrts- und Schul⸗
mann zugleich iſt. Es bleibt ihm alſo nichts anders übrig,
als einer Seits das Stutium, der Pädagogik, Philsſophie,
Geſchichte und Literature eifrig fortzufeßen, anderer Seits
die bereits erworbene Kenntniß der Staatswiſſenſchaften
durch unnachlaͤſſige Beobachtung der Praxis, wenigſtens in
Beziehung auf ſein Fach immer mehr zu verdentlichen.
Die, zweyte Forderung an ihn iſt' die fortgeſetzte nähere .
Kenntniß der feiner Leitung anvertrauten Schulen, was'
nur durch Beſuch der vorzuͤglichſten jedes Diſtriets alle 2
— 5 Jahre geleiſtet werden kaun. Da vom guten Zus
ſtande der Volksſchulen das Wohl der ganzen Nation ab-
hängt, fo werden auch die zur Vißtation erforderlichen Ko—
ſten um fo gewiſſer einſt noch geleiſtet werden, als ſchon
bedeutende Summen fuͤr Viſitationen der Wälder, Gebaͤu⸗
de, Straßen ꝛc. jährlich verwendet werden.
Der Knaben Luſtwald; zweyter Theil.
Nuͤrnberg bey Riegel und Wießner 1822, in 12 maj, 448 Sei⸗
ten; mit fieben Kupfern.
bezirkliche
Wir ſehen mit dieſem zweyten Theile den Plan des
ganzen Leſebuchs für die deutſche Jugend ſich nun beſtimm⸗
ter und deutlicher entfalten. „Die Wahl der Leſeſtuͤcke,
fagt der Herausgeber, beſtimmt ſich nach den verſchiedenen
Verhaͤltniſſen des Lebens der Stände, die in anſchaulichen
Beyſpielen, oder wenigſtens in andeutender Anſchauung
nach einer ungezwungenen Aufſtufung und dabey doch wie
der in einer, der Wirklichkeit aͤhnlichen, durch einander
ſpielenden Verwebung dem jugendlichen inne, vorgeführt
werden ſollen. Des Lehrers Sache ſey es, aus dem ſchein⸗
bar loſe Verbundenen dem Knaben die ſtrenger zuſammen⸗
haͤngende Verbindung finden zu laſſen.“ Das iſt allerdings
ein recht guter und ſchoͤner, jedoch ſchwer auszuführender
Plan, indem man fuͤr Veranſchaulichung mancher Seiten
des innern Volks- und Staͤndelebens nur zu wenig Gedie⸗
genes und fuͤr die Jugend ſich Eignendes in unſerer Schrift⸗
welt findet, und man alſo zuweilen, wenn man eine Haupt⸗
lebensſeite nicht ganz unberuͤhrt laſſen will, genöͤthigt iſt,
etwas mit aufzunehmen, das man bey einem weniger um⸗
faſſenden, etwa auf Sprachbildung allein berechneten Pla⸗
ne liegen laſſen würde, Dem Herausgeber iſt es indeß bey
ſeiner Umſicht in dem Bereich unſerer ſchönwiſſenſchaftlichen
Schriften — (er durchſpaͤht auch die verborgenſten und ver⸗
geſſenſten Winkel; und wer moͤchte laͤugnen, daß man da
öfters auf das Intereſſanteſte ſtoͤßt?) meꝛſt gegluͤckt, etwas
entweder in Sprache Gediegenes oder an Inhalt Kerniges,
immer aber etwas Geiſt und Herz Bildendes und Kräfti⸗
*
ME nn —
1045
gendes zu finden, und nur wenige Stuͤcke wünſchten wir
mit andern vertauſcht zu ſehen, z. B. die Darſtellung der
altdeutſchen Handwerksein richtungen und Gebräuche hätte,
wie Heg, ſelber geſteht, abgekuͤrzt, oder noch beſſer, in
Ferm lebendiger Handlung durch eine Erzählung aus dem
Leben eines wandernden Handwerksgenoſſen gegeben werden
ſellen, etwa wie in demſelben Leſebuche die Wichtigkeit des
Handwerksſtandes in einem Bruchſtück aus dem Leben des
Hans Sachs vor Augen geſtellt iſt. — Eine ergößligge
Mannigfaltigkeit, die in dem Buche berrſcht, wird
jungen Leſer feſſeln, ohne ihn zu zerſtreuen. — Auch in
dieſem, wie in dem erſten Theile, kommen unter anderen
mehrere wunderliche und ſprochalterthümliche Stuͤcke vor,
die ein, nur auf oberflaͤchliche Unterhaltung ausgehender
Leſer vielleicht am erſten uͤberſchlaͤgt, die aber Ref. mit
Vergnuͤgen darin bemerkt, indem auch er uͤberzeugt iſt, daß
ſie „eine weſentliche Huͤlfe fuͤr den Unterricht in der Mut⸗
terſprache abgeben, indem ſie zu den manniafaltigften
Sprachuͤbungen Stoff bieten, z. B. zu wortlichen Ueber:
tragungen ins Hochdeutſche, zu freien Umbildungen in das
Reindeutſche, zu Umaͤnderungen in die ubliche Rechtſchrei⸗
bung, zu Heraushebung der Woͤrterverwandtſchaft, Zuſam—
menſtellung der abweichenden Wortformen ꝛc. — lauter Ue—
bungen, welche in der Jugend die lebendigſte Theilnahme
an der Mutterſprache und dadurch auch von dieſer Seite
die innigſte Liebe an allem Vaterländiſchen mit einflößen
helfen.“
Möge dieß Unternehmen, das beſtimmt iſt, flache und
matte Jugendſchriften außer Curs zu ſetzen, einen gluͤckli—
chen Fortgang gewinnen; es verdient ihn. — Die Kupfer
finden wir in dieſem Theile beſſer, als in dem erſten, be—
ſonders iſt das Titelkupfer ſowohl vom Zeichner, als vom
Stecher mit viel Liebe behandelt.
Der Maͤgdlein Luſtgarten,
erſter Theil mit 9 Kupfern, Erlangen bey J. J. Palm und
5 Ernſt Enke, gr. 12. 420 Seiten.
Dieſer Luſtgarten iſt das Gegenſtuͤck zum Luſtwald
und iſt für die weibliche Jugend beſtimmt. Unſers Erach⸗
tens iſt es nichts ſo Leichtes, fuͤr die weibliche Jugend
eine zweckmaͤßige Leſe zu veranſtalten, wie leicht es ſich
auch manche Sammler machen. Die meiſten Leſebuͤcher
von dieſer Beſtimmung nehmen auf Geſchlecht- und Alter
wenig eder gar keine Nüdficht; beſonders kraͤnkeln fo viele
ammlungen daran,
nen, für die Maͤdchen und Jungfrauen koͤnne wan nichts
duftig, und dluͤthig, und gefuͤhlvoll, und empfindſam, und
moraliſch, und geſchwaͤtzig genug ſagen, und ſo fallen dann
dieſe Buͤcher in der Regel ſo matt, leer und langweilig
aus, daß einem geſunden Sinne die Tactloſigkeit folder
Buͤcherbeſorger eben fo ärgerlich, als die dadurch hervorge-
hende Erſchlaffung und Verweichlichung der weiblichen Ju⸗
gend bedauerlich iſt.
Wer die vorliegende Sammlung beſorgt hat, hat es
ſich nicht ſo leicht gemacht, und nicht, wie viele ſeiner
Vorgänger aus dem breiten, ſtehenden Waſſer unſerer ges
woͤhnlichen Jugendſchriften geſchoͤpft, ſondern er hat das
daß Verfaſſer oder Herausgeber mei-
1046
flache Sandland wohl vermieden, iſt in fruchtbare Thal—
und Berggegenden gegangen, und hat aus klaren, bald ge—
waltiger und lauter, bald fanfter und ſtiller ſich ergießenden,
immer aber aus friſch fließenden Quellen geſchoͤpft. —
„Stuͤcke, ſagt der Herausgeber, die da nur plaudern, em
pfindeln, ſittenrichtern und vernuͤnfteln, find, ſelbſt wenn ſie
ſich übrigens durch einen noch fo guten Satzbau auszeichnen
ſollten, wohl vermieden, weil gerade fie, durch ihre leben—
loſe Leerheit und kraftluͤgende Mattheit, der Jugend un—
endlich geſchadet haben.“
Wir konnen jeder deutſchen Mutter dieſes Leſebuch
unbedingt empfehlen, da es ſicher mit beytraͤgt, daß das
Herz ihrer Tochter veredelt, deren Geiſt geweckt und deren
Wille gekraͤftigt werde. Auch erwachſene, unverbildete Leſer
werden ihre Freude daran haben.
Die Kupfer find alle ſehr gut, ja einige ganz ver⸗
zuͤglich ausgefallen.
> 2 e * — >
Hauspoſtille für die mittlere Jugend,
beforat
von Dr. Seinrich Dittmar,
Mitglied des Erziehervereins zu Nürnberg. Erze Abtheilung.
Die Evangelien von der Zukunft. Cheifti bis zur Himmelfahrt.
Nuͤrnberg, bey Riegel und Wießner, 1821 mit ei⸗
nem Titelkupfer. kl. 4. 176 .
und VIII ©.
An Andachtsſchriften hat es uns Deutſchen gewiß nie
gefehlt, ja in neuerer Zeit beſchenken uns die Buͤchermeſ—
ſen mit ſo vielen, daß an einem, wenn auch nicht immer
aus dem Drange des Gemuͤthes, ſondern oft mehr aus der
Reflexion des Verſtandes hervorgehenden, doch meiſt auf⸗
richtigen Aufſtreben der Zeit zum Religioͤfen nicht zu zwei⸗
feln iſt. Dieſe Andachtsſchriften ſind indeß nur fuͤr Er⸗
wachſene berechnet und dle mittlere Jugend geht faſt ganz,
leer aus, oder wird doch von dem, der fie anredet, gewöhn⸗
lich zu reif und zu hoch und auch da meiſt ſchief genom⸗
men, fo daß dergleichen Reden meiſt ohne bleibenden Eins
druck voruͤbergehen. Sie wollen auch gewoͤhnlich zu viel
belehren und unterrichten und zerffören dadurch den Zweck
der Erbauung, find auch in einer zu bluͤtheureichen, dünn:
geiſtigen und uͤberbildeten Sprache geſchrieben, als daß fie
das Herz des Kindes kraͤftig beruͤhren konnten. Das fühle
te der Verfaſſer in ſeinem Amte beym Gebrauche ſolcher
Schriften, und machte ſich daher ſelbſt an Ausarbeitung
von Erbauungsreden für dieſe Stufe der Jugend. Ton
und Stimmung dazu entlehnte er aus den Schriften alter
Glaubensmaͤnner, beſonders aus Luthers Schriften, und
gewahrte von nun an ſichtlicheren Erfolg. Wir ſetzen aus
der Vorerinnerung dasjenige hieher, was uns feine Mep⸗
nung hierüber zu erkennen gibt: „Das aber,“ heißt es
Seite IV, „iſt die Frucht der wahren Andacht, daß ein
ſtillet Friede und eine milde Ruhe ſich Über die Gemuͤther
verbreitet, daß fie darauf eifriger find bey den Werken der
Pflicht und liebreicher ſich anſchließen an den Nebenmeng⸗
ſchen, ſonderlich an die, fo ihnen Gott nahe geſtellt hat.
Es kann bey Uebungen der Andacht weniger abgeſehen
ſeyn auf Unterricht, als auf Erhebung, und wer das et?
1047
kennt, wird es wohl nicht tadeln, wenn in ſolchen An⸗
dachtsreden viele Ausdruͤcke des Glaubens unerklaͤrt bleiden,
da ja ſelbſt im eigentlichen Unterrichte diejenigen Werte
und Redniſſe, womit man das Tiefſte (an das entweder
erſt die Reife der Vernunft hinkann oder zu deſſen Erklaͤ—
rung weitere Worte nicht mehr hinreichen) zu bezeichnen
pflegt, — nur das unendliche Gefuͤhl in Anſpruch nehmen.
Damit iſt aber ſchon viel gewonnen, wann das Wort Got:
tes aufgenommen iſt im fuͤhlenden Gemuͤthe! Dann kann
ſpaͤter um fo leichter die Erkenntniß hinzu, und die Er:
fahrung druͤcket das Siegel darauf und der Glaube bleibet
feſt und geſund und geraͤth nicht auf Abwege, auf welchen
fo viele gehen, die in fruher Jugend in goͤttlichen Dingen
mit der Herzſchraube der Verſtaͤndeley gemartert und mit
unkraͤftigen, in's Waſſer der Moral getauchten und etwa
mit dem Zucker undichteriſcher Schmuckrednerey überfireuten,
Begriffsſtücken aufgenaͤhrt wurden. Siehe! an ſolchen,
wann fie nicht auf die gewohnliche Art untergehen, muß
ſich noch ſpaͤt die Natur raͤchen, daß fie nehmlich im Al⸗
ter, ſich vor ſich ſelbſt verſtellend, die wegmoraliſirte Kinds
heit mit ihrem Glauben — wieder in ſich einlocken wollen,
und darüber, ſtatt kindlich geblieben zu ſeyn, kindiſch wer⸗
den und in ſchwaͤchlicher Abnahme des Herzens, wie der
Vernunft, die Haͤngmiene glaubelnder Pietiſterey annehmen,
oder wohl gar, ſey's offenbar oder heimlich, zu Dpferkieid
und Rauchwerk greifen und ſo, dort wie hier, allen denen,
die darauf ausgehen, „den Geiſt zu daͤmpfen,“ unbewußt
als willkommene Werkzeuge zur Erhaltung ihrer finſtern
Herrſchaft dienen. — Der rechtgeweckte und rechtgenaͤhrte
kindliche Glaube bleibet wach und ſtirbt nicht ab mit den
zunehmenden Jahren, noch machet er krank und matt und
werklos, vielmehr gibt er kraftige Geſundheit zu allem tuͤch—
tigen Werk im Leben und Thun, in Kuuft und Wiffens
ſchaft, und, durch Erkenntniß gerechtfertigt, ſchlaͤgt er zur
letzt aus in die koͤſtliche Frucht des Schauens.“
Wer möchte hierin nicht mit dem Pfr. uͤbereinſtim—
men? Diefe einfachen und eben darum das Herz mehr ans
klingenden, kleinen Reden, verfehlen gewiß dieſe Ab—
ſicht nicht. Einige jedoch ſcheinen dem Referenten zu all⸗
gemein gehalten und darin der Kinder beſonderer Kreis faſt
zu wenig berührt; auch bringt die Wahl der Texte, nehm:
lich die Reihenfolge der Evangelien oͤfters eine Wiederho—
lung mit ſich, welche trotz der abwechſelnden Wendungen bemerk—
dar wird. Es koͤnnte vielleicht dieſem Uebelſtande dadurch im
zweyten Theile ausgewichen werden, wenn der Pfr. ſich nicht
immer an das ganze Evangelium, ſondern auch manchmal
an eine einzige zweckmaͤßige Stelle darin halten wollte. —
Die Lieder (einer jeden Rede ſind zwey angefuͤgt, eines am
Eingang, das andere am Ende) ſind eine ſehr erfreuliche
Zugabe, einmal, weil es keine geringe Muͤhe iſt, immer
zwey zum Inhalt der Rede paſſende Lieder zu finden, und
dann weil hier die Wahl der Lieder in der Regel gut aus⸗
gefallen iſt. — Das dem Titel beygegebene Kupfer, den
Sdemann darſtellend, von Kirchner gezeichnet und von Ef:
inger geſtochen, iſt recht brav.
Zu bemerken iſt noch, daß der Pfr. das Büchlein be-
fonders deswegen oͤffentlich gemacht hat, weil er das da⸗
für erhaltene Honorar als Beytrag zu den Mitteln be:
Kimmt, welche die Mitglieder des Nürnberger Erzieherver⸗
a nn
1048
eins zu bekommen trachten, um ein Waiſenhaus zu grün:
den, we arme Knaben zu kuͤnftigen Volksſchullehrern follen
herangebildet werden. Möge fo loͤbliches Vorhaben gedeihen.
Die Beſtrebungen des Erziehervereins zu
Nurnberg,
ſowohl in feſterer Begründung feiner Anſtalt für allgemein
w Neberetten de und für gelehrte Bildung, als auch
in Errichtung einer Waiſenanſtalt zur Bildung kuͤnftiger
Wolksſchullehrer, dargelegt den Standen des Königsreihs Bat:
ern. Nuͤrnb. 1822. 11. Bogen eder 172. S. 8.
Wir haben ſchon in einem fruͤhern Iſishefte des
ruͤhmlichen Strebens erwähnt, durch welches ſich die Nuͤrn⸗
berger Erziehungsanſtalt ſo vortheilhaft auszeichnet. Schon
die bisher im Drucke erſchienenen Berichte davon (beſonders
das Heft, betitelt: die Bildungsanſtalt des Erziehervereins
zu Nuͤrnberg; Erlang. Palm und Enke 1821.) bezeugen,
wie ſehr dieſe Erzieher und Lehrer von der Wuͤrde ihres
Berufes durchdrungen ſind, und wie offen, rein und feſt
ſie bey ihrem Streben zu Werke gehen. Die vorliegende
Schrift aber iſt vollends ein Beweis, wie deutlich. dieſem
Vereine ſein Ziel vor Augen ſchwebt, und wie klar ihm
die Wege bewußt ſind, auf welchen er, gibt Gott auch
Gunſt der Umſtände, zu demſelben gelangen ſoll.
Da dieſe Schrift bis jetzt noch nicht im Buchhandel
erſchienen, ſondern nur unter die Mitglieder der baieriſchen
Staͤndeverſammlung und unter Freunde der Anſtalt vertheilt,
alfo eigentlich dem groͤßern Publicum noch nicht bekannt iſt,
ſo glauben wir es der guten Sache ſchuldig zu ſeyn, durch
woͤrtliche Mittheilung einiger Abſchnitte daraus den Leſer
auf die Wichtigkeit dieſer Sache ſowohl, als auch die Tuͤch⸗
tigkeit ihrer Unternehmer ſchließen zu laſſen.
Das Buch beginnt mit folgender Vorſtellung an die
Staͤnde:
„Hohe Ständeverfammlung 1
„Die Erziebung der Jugend iſt es vor allem, wodurch
ein verfaffungsmäßiger Staat fein tiefſtes und friſcheſtes Le⸗
ben entfalten kann, und auf fie muß ſich daher ſein Haupt⸗
augenmerk und feine Haupkkraft richten. Dieſer Gedanke
ſprach ſich bey Ihrer erſten hohen Verſammlung aus, *
und seranlaßte ſchon damals einen kraͤftigen Schritt zur
Bethaͤtigung dieſer Wahrheit.
Da nun durch den Landtagsabſchied die erfreuliche Zus
ſicherung gegeben iſt, daß auch dießmal die Loͤſung der an⸗
geregten Aufgabe weiter ſolle verſucht werden, — und wir
der Ueberzeugung ſind, daß ſelbſt ein Privatſtreben, wel⸗
ches ſich dieſem Zwecke in redlich beyhelfender Lehre und
That hingibt, nicht unfreundlich werde beachtet werden, fo
wagen wir es, Eine hohe Verſammlung mit unſerm
Wollen und Wuͤnſchen bekannt zu machen.
„Namentlich in Häck ers trefflichem Antrage, den oͤffentli⸗
chen Unterricht und die Erziehung betreffend. S. die bai⸗
eriſche Landtagszeitung, Ztes Heft, Seite 250 — 251 und
S. 283 — 264, ,
x
— —
1049
Wir glauben, daß im demſelben ein, wenn auch nur
geringer Beytrag liegt zur Befeſtigung einer vernunft⸗ und
zeitgemäßen Natfonalerziehung, und unzerfangen uns das
ber, dieſen unſern zum Theil ſchon ins Werk geſetzten Ver⸗
ſuch der einfihtenglien Prüfung Einer hohen Staͤnde⸗
verſammlung zu unterwerfen, und die guͤtig empfehlende
Vorfprache derſelben geborfamft dahin anzugehen, daß der
Staat ſeine Kaftmoglichſte Unterſtuͤtzung gebe.
Bir haben und halten nehmlich eine Unterrichts- und
Erziebungsanſtalt, welche ſeit bald Fünf Jahren dahier zu
Nürnberg beſteht, und deren Geſchichte, Weſen und Be:
ſtand in den zwey beyliegenden Berichten ausfuͤhrlicher, in
Kurzem aber auch noch in dieſer Eingabe (f. den ßten und
Taten Absſchnitt) dargelegt iſt.
Neben dieſer Anſtalt, die für Knaben und Juͤnglinge
aus den mittlern und hoͤhern Ständen beſtimmt iſt, moͤch⸗
ten wir nun noch eine zweyte Anſtalt errichten, um darin
arme Waiſen zu Volksſchullehrern heranzuziehen; — zu
Volksſchüllehrern, weil gerade durch ernſte Bildung bie:
ſes Standes am meiſten und entſchiedenſten zur echten und
gerechten Entwicklung der Volkskraft kann beygetragen; —
arme Waiſen, weil gerade aus ihnen, denen man ohne—
dies Erſatz für entgangenen Liebes- und Lebensreichthum
ſchuldig iſt, viel gute Köpfe für das Buͤrgerleben im Allge—
meinen, und für den Lehrſtand insbeſondere gewonnen wer—
den koͤnnen.
Wie viel auch der baterifhe Staat unverkennbar auf
dieſe Seite ſeiner Vervollkommnung wendet, ſo duͤrfte doch
hierin nicht ſo bald genug gethan werden koͤnnen, und dar—
um wird gewiß des Staates haushaͤlteriſche Umſicht ein
Bemühen, das mit ehrlichem Willen und nicht unvorberei—
teter Kraft beyzutragen ſich ſehnet, nicht unbeachtet und
unbenutzt laſſen.
Die gaͤnzliche Unterſtuͤtzung des Staates in Anſpruch
zu nehmen, wagen wir nicht; aber eine theilweiſe duͤrfen
wir vielleicht hoffen, und ſprechen hiezu den menſchenfreund—
lichen Beyſtand Einer hohen Staͤndeverſammlung ge⸗
horſamſt an.
Im Gefühl der lauterſten Beweggruͤnde wuͤnſchen und
bitten wir nun, es moͤchte uns an Mitteln zu den angege⸗
benen Zwecken
1) jaͤhelich eine beſtimmte Geldſumme,
2) freye Wohnung nebſt Holz,
3) das noͤthigſte mathematiſche und phyſikaliſche Geraͤthe
nebſt Sammlungen von Natur- und Kunſterzeugniſ—
ſen, ſo ferne ſolche anderorts vielleicht unbenuͤtzt liegen
und noch brauchbar ſind; und endlich
4) Überhaupt für unſere geſammte Unternehmung des
Staates huldreicher beſonderer Schutz
allergnaͤdigſt verliehen werden.
Zwecke und Mittel, Grundſaͤtze und Anſichten, Ge⸗
ſchehenes und noch zu Thuendes, Wuͤnſche und Hoffnun⸗
gen — all' dieß enthalten die beyfolgenden Abſchnitte in
genauerer Ausfuͤhrung, wobey wir nur bemerken, daß das
IJſis Heſt 1822 X.
1050
Wocheilen in bezifferte Abſaͤte nur zur Ermoͤglichung einer
beſſern Ueberſicht und Hinweiſung dienen ſoll.
So legen wir denn, was uns lieb iſt, mit vertrau—
ensvoller Ergebenheit in die Hände Einer hohen Ver—
ſammlung: möge es Ihrer kraͤftigen Vertretung werth
ſeyn! Wir bitten, weil es noth thut und weil Bitte hier⸗
in keinen Theil verunehrt; wir arbeiten, ſo lange es uns
nicht an Raum und Kraft gebricht, und wir hoffen, fe
lange uns der Glaube belebt, daß auch durch unfere Eleis
ne Arbeit ein kleines Etwas zum Wohle des baieriſchen
Staates, der im Aufſchwung zum Zeitgemäßen dem ubrigen
Deutſchland ſo feſt voranging, koͤnne hinzugethan werden.
Wo aber das Kleine nicht verachtet wird, da mag auch
leichtlich alles Große feine bleibende Stätte finden. Das
Große und Gewichtige aber, was Sie, Ehrwuͤrdige
Maͤnner, zum Wohle dieſes allenthalben hochgeachteten
Staates ſchon gewirkt haben und auch dießmal wieder fuͤr
fortſchreitende Entwicklung deſſelben zu wirken ſuchen, wolle
der Herr der Völker ſegnen und es bald auch zum Segen
des ganzen Vaterlandes ausſchlagen laſſen! Wo frommer
Wille und lichte Einſicht ſich ſo ſchoͤn begegnen, und Liebe
ihr feſtes Band um Koͤnig und Volk ſchlingt, da mag die
Zeit wohl nahe ſeyn, darin das Recht den Fuß, und die
Freyheit das Haupt eines Jeglichen beſchirmt: gerechte
Freyheit aber iſt Gott angenehm.“
Wir beharren in tiefſter Ehrerbietung
Einer hohen Staͤndeverſammlung
gehorſamſte:
Heinrich Dittmar. Georg Groſch.
Joſeph Gersbach. Leonh. Steinlein,
Wolfgang Lochner. Michael Marx.
Johann Kirchner. 5
Das Ganze hat zwey Abtheilnngen, von denen die
erſte vom Unternehmen überhaupt, die zweyte von
dem Unterricht und von der Zucht im Beſondern
handelt. Jene zerfällt in acht, dieſe in fünf Abſchnitte.
Ihr Inhalt iſt folgender: 1) ven der Entſtehung und
Fortbilduug des Unternehmens; 2) Ueberſicht der Zwecke
und Mittel des Vereins; 3) von der Anſtalt, die der
Verein zur Bildung kuͤnftiger Volksſchullehrer aufzuſtellen
wuͤnſcht; 4) von den Erhaltungsmitteln dieſer Waiſen⸗
und Lehreranſtalt; 5) von der Anſtalt, die der Verein
fuͤr diejenigen ſchon aufgeſtellt hat, die eine allgemeine
Vorbildung, namentlich aber für die, ſo eine gelehrte Bil⸗
dung bekommen ſollen; 6) vom haͤuslichen Leben einer
einzelnen Erzieherfamilie; 7) vom gemeinſamen Leben die⸗
ſes Erziehervereins;, 8) von den allgemeinſten Verhaͤltniſſen
feiner äußern Verfaſſung; 9) die wichtigſten allgemeinſten
Bildungsgrundſaͤtze; 10) von den Lehrgegenſtaͤnden im All⸗
gemeinen; 11) von der Unterrichtsweiſe im Allgemeinen;
12) vom Lehrgang in der Waiſen- und Lehreranſtalt;
13) vom Lehrgang in der hoͤhern Vorbereitungs- und ge⸗
lehrten Schule. 1
Wir heben davon den aten, zten, öten und zien Abe
ſchnitt heraus:
66
1
1051
Zweyter Abſchnitt.
Ueberſicht der Zwecke und Mitttel des Vereins.
20. Des Vereines Zweck iſt: Menſchheitliche, volks—
angemeſſene und individuelle Bildung der Jugend auf den
Grund eines familienweiſen Zuſammenlebens.
21. Dieſe Jugend beſteht gegenwaͤrtig aus Knaben
und Juͤnglingen, die, mit geringer Ausnahme, dem bemit:
telten Stande angehören und ſich entweder den Wiſſenſchaf—
ten oder dem hoͤhern Gewerbsweſen widmen wollen. Alle
dieſe werden in einer eignen Anſtalt erzogen und gebildet,
deren Einrichtung in dem 5. und 13. Abſchnitt uͤberſicht—
lich angegeben iſt. N
22. In einer zweyten, erſt noch zu gruͤndenden An⸗
ſtalt will der Verein, ſobald er zu den hiefuͤr noͤthigen
Mitteln gelangt ſeyn wird, auch ſolche Knaben bilden,
welche kuͤnftig Lehrer in den Volksſchulen der Städte oder
auch auf dem Lande werden ſollen.
23. Dazu ſollen nur Knaben aus dem Stande der
Armuth, vor allen arme Waiſenkinder von offenem Kopf,
grundgutem Herzen und ganz gefundem Leibe genommen
werden.
24. Die Mitglieder des Vereins theilen die Sorge
für das Ganze unter einander aus, und ein Jeder Über
nimmt diejenigen Geſchaͤfte, für welche ſich fein Weſen
am beſten eignet, alſo daß der eine vorzugsweiſe fuͤr
die Bildung kuͤnftiger Studirender, der andere für die Bil:
dung künftiger Volksſchullehcer u. ſ. w.; der eine in die⸗
ſem, der andere in jenem Lehrfache; der eine vorzugswei⸗
ſe fuͤr das Ganze in der Ueberſicht, der andere für das
Einzelne im Ganzen arbeitet: denn nur auf dieſe Weiſe
sift rechte Liebe für die Sache moͤglich; die Liebe aber wirkt
Segen, die Unliebe Verderben.
25. Die Vetfaſſung dieſes kleinen Vereins ſoll einer
wohleingerichteten Gemeindeordnung gleichen, die den Kin⸗
dern zum Vorſchmack und Vorgefühl werde vom ſpaͤtern
bürgerlichen Maͤnnerleben, darin gefunden werde gleiche ge⸗
techte Vertheilung von Recht und Pflicht, Arbeit und Ge:
nuß, und ein Geben und Nehmen in Liebe, um Liebe und
um des Ganzen willen. Wohl der kleinen Gemeinde, wenn
ſie des Apoſtels Worten nachkommt, der da ſagt: „So er⸗
fuͤbet meine Freude, daß ihr Eines Sinnes ſeyd, gleiche
Liebe habet, einmüthig und einhellig ſeyd, nichts thut durch
Zank oder eitele Ehre; ſondern durch Demuth achtet euch
unter einander einer den andern hoͤher denn ſich ſelbſt, und
ein Jeglicher ſehe nicht auf das Seine, ſondern auf das
des Andern.“ Phil. 2, 3 — 4.
26. Eine echt⸗ chriſtliche geſunde Froͤmmigkeit ſoll die
Seele dieſes Gemeinlebens ſeyn und regſames Streben im
weitern Ausbau der Erziehungs- und Unterrichtskunſt ſoll
die geiſtige Lebensthaͤtigkeit des Vereins beurkunden.
27. Obgleich allgemeine, 0
ſetze ſein Leben ordnen, ſo laſſen ſie doch der Eigenthüm⸗
lichkeit eines jeden Gliedes den zu ſeiner freyen Entwicklung
und Ausbildung noͤthigen Spielraum.
1 ——
— — —
lie geltenden,
aus der Idee fließende Ge⸗
1052
28. Jedem Mitglied muß es moͤglich ſeyn, Familie
zu gründen, und auf den Grund einer ſolchen Familienver⸗
einigung wird die eine Seite der Jugendbildung, die Erzie⸗
hung, gebaut; — ein Weg, der unter den kuͤnſtlichen der
naturaͤhnlichſte iſt. 8
29. Jedes Glied ſorgt für die ihm zugetheilten Kine
der, gleich als waͤren ſie ſeine eigenen, theils nach den
Geſetzen, welche der Verein als Lebensrichtſchnur fuͤr das
Ganze ausſpricht, theils nach der in dieſer beſondern Fami⸗
vom Ganzen gebilligten Hausſitte, theils
nach dem Gebote des ſelbeigenen Gewiſſens. f
30. Die Kinder werden unter die Familien fo vere
theilt, daß zu große Alters- und Geſinnungsverſchiedenheit
der Erziehung kein ſtoͤrendes Hinderniß in den Weg legt,
und doch wiederum die Mannigfaltigkeit der Sinnesart,
der Anlagen und wohl auch des Alters hier auf aͤhnliche
Weiſe Statt findet, wie bey der natuͤrlichen Familie,
31. Der Hausvater und die Hausmutter werden bey
der Sorge für dieſe Kinder ſowohl durch einen der unvere
ehelichten Erzieher, welcher als verwandtes Glied in das
Leben der Familie mit eingeht, als auch durch ein treues,
ſittliches Geſinde mit unterftügt. -
32. In den einzelnen Familien und in ihrer Verei⸗
nigung zu einem Familienganzen ſoll diejenige Tiefe und
Waͤrme der Gemuͤthswelt liegen, welche dieſen Kindern die
Abweſenheit oder den Verluſt ihrer Aeltern und deren na—
tuͤrliche Hege und Pflege, fo ſehr und fo weit es nur ime
mer moͤglich iſt, erſetzen kann.
33. Dieſer Familienverein befleißigt ſich einer ange⸗
meſſenen Einfachheit des Lebens in Wohnung, Nahrung,
Kleidung und anderen Bebürfniffen, damit einerſeits diejes
nigen Knaben, welche Volkserzieher werden wollen, gleich
in einem ihrem künftigen Berufe geeigneten Lebenskreiſe
aufwachſen, und nicht Begierden in ihnen entſtehen moͤch—
ten, die ſie einſt nicht befriedigen koͤnnen und ſollen; und
anderſeits diejenigen Knaben, welche für höhere Kreiſe be—
ſtimmt find, mit der frühen Gewohnheit einer vernunftges
maͤßen Einfachheit gleichſam ein Ruder in die Hand befoms
men moͤchten, mit welchem ſie leichter zwiſchen den Klippen
eines aͤußerlich reichern Lebens hindurch ſteuern koͤnnen.
34. Zur beſſeren Sicherung des Erfolgs bey ſo ver—
ſchiedener Bildungsrichtung iſt noͤthig, daß beyde Arten von
Zoͤglingen von vorne herein, ſowohl in der Erziehung —
durch Abſcheidung ihres haͤuslichen Lebens, als auch im
Unterrichte — durch die Sonderung beyder Schulen, jedoch
auf eine natuͤrliche, nicht aͤngſtliche Weiſe von einander ges
halten werden, damit befonders die armen Walſenknaben
in einem recht einfachen, von jeglicher von außen hereinge⸗
brachten und ihrem Kreiſe fremden Richtung entfernten,
Leben aufwachſen koͤnnen.
35. Daß nun die ganze Lebensweiſe vernunftgemaͤß
und Gott und den Menſchen wohlgefaͤllig werde und bleibe,
fo darf fie bey ihrem Streben nach Tuͤchtigkeit in keinem
weſentlichen Stuͤcke ſich vom Öffentlichen buͤrgerlichen Leben
abſondern oder als abgeſondert erſcheinen; vielmehr muß ſie
fo beſchaffen ſeyn, daß fie mit dem buͤrgerlichen Leben in
feinen von Gott geſetzten Verhaͤltniſſen zuſammenfaͤllt und
5
1053
7
die Kinder demſelben — als in ihm aufgewachſene und
darum taugliche Glieder dereinſt zufuͤhrt, als wohin und
wofür ja das ganze Unternehmen arbeiten will und foll,
36. Mit dieſer Erziehung haͤngt der Unterricht auf das
innigſte zufammen, und obgleich jene vorzugsweiſe dem
haͤuslichen Kreiſe der Erzieher, der Unterricht aber ſeinen
Schulen anheimfaͤllt, fo durchdringt doch Ein Geiſt dieſe
beyden Thaͤtigkeitsrichtungen, und die lebendige Wechſel⸗
durchdringung wird den zuſammenſtimmenden Erfolg ſichern.
37. Der Lehrplan und Lehrgang iſt fuͤr beyde Arten
von Zoͤglingen bis zum zuruͤckgelegten gten Jahr derſelbe;
von da bis ins gte Lebensjahr it mit jeder Art ein eigens
thuͤmlicher, nach dem künftigen Berufe eingerichteter Plan
und Gang zu verfelgen. (S. die zte Abtheilung.)
38. Die Wohn- und Schulgebäude für beyde Erzier
hungskreiſe muͤſſen von bedeutendem Umfang, in ſchoͤner,
freyer, zum Theil laͤndlicher Umgebung und zu gegenſeitiger
Ergaͤnzung und Unterſtuͤtzung gelegen und mit geraͤumigen
Hofen und Gärten verſehen ſeyn.
39. Die oͤkonomiſche Erhaltung des Vereins mit ſei⸗
nen Bildungsein richtungen gründet ſich bis jetzt auf die
Geldverguͤtung der bemittelten Aeltern, die aber eben nur
hinreicht, die ſchon beſtehende Anſtalt leiblich zu erhalten;
ſoll aber in derſelben ein ruhiges, geſichertes Wirken Statt
finden, fo bedarf auch fie noch einer hoͤhern Unterſtuͤtzung.
40. Die kleine Waiſenanſtalt insbeſondere aber kann
nur auf den Grund der Wohlthaten des Stagtes und edler
Menſchenfreunde aufgerichtet werden. Was, nach unſerm
Wunſch und Glauben, der in allem Geiſtigen lebendigreg—
ſame baieriſche Staat fuͤr dieſe gemeinnuͤtzige Beſtrebung
vielleicht thun koͤnnte, darum iſt in vorſtehendem Bittvor—
trag ehrfurchtsvoll gebeten worden, und damit waͤre dann
die eine Haͤlfte des Beſtehens gedeckt.
41. Wenn nun eine und die andere Stadt- oder
Landgemeinde, welche eine zeitgemaͤße Bildung der Volks—
jugend hoch ſtellt und lebhaft einſieht, daß das Heil fuͤr
dieſelbe nur von tuͤchtigen Lehrern erwachſen koͤnne (deren
gewiß nicht genug können gebildet werden), einen braven
Knaben aus ihrer Mitte und auf ihre Koſten uns uͤbergibt,
und wenn fonft wohlthaͤtige Privatleute die Koſten der
Haus: und Schuleinrichtung beyſteuern, — fo hätte dann
dieſe Anſtalt die andere Hälfte ihres feſten und würdigen
Beſtehens gefunden. (S. d. 4. Abſchnitt.)
42. In dem nothwendigen oͤkonomiſchen Auskommen ruͤck⸗
ſichtlich der Familien und Schulen; in der ungeſtoͤrten
Werkensfreyheit der Mitglieder und freyen Wahl der Mit-
arbeiter, ſo wie endlich in dem redlichen Bemuͤhen aller
Glieder, mit der Entwicklung der Zeit gleichen Schritt zu
halten — wird die Anftalt mit Gottes Huͤlfe die Sicher:
heit und Feſtigkeit ihres Beſtandes finden, und dieſer ſo
lange dauern, als jene Bedingungen ſich bey einander fin⸗
den werden.
.
1034
Dritter Abſchnitt.
Von der Anſtalt, die der Verein zur Bildung kuͤnf—
tiger Volksſchullehrer aufzuſtellen wuͤnſcht.
43. Da bey der Wahl der für dieſen Zweck beſtimm⸗
ten Knaben aus dem Stande der Armuth darauf zu ſehen
iſt, daß ſie von Kopf und Herz wohlbegabt, beſonders von
letzterm unverdorben und kindlich, und dabey von geſunder,
mangelloſer und nicht mißbildeter Leibesbeſchaffenheit ſeven,
ſo iſt deshalb ſorgfaͤltige Vorſicht dey der Auswahl zu be—
obachten, damit es der Mühe ſolcher Erziehung verlohne.
44. Sie ſollen daher vor ihrer Aufnahme auf das
ſorgfaͤltigſte gepruft, ſodaun, nach ſcheinbar gutem Be:
fund, auf eine gewiſſe Zeit in Probeerziehung genommen,
und nach Verfluß dieſer Zeit entweder zuruͤckgegeben oder
beybehalten werden.
45. Sie werden denjenigen Gliedern des Vereins
zur beſondern Pflege uͤberlaſſen, welche ſich für die Erzie⸗
hung dieſer Kinder am beſten eignen.
46. Ihre Anzahl hängt von der Unterftügung ab, wel
che der Verein für dieſe Bildungsſchule findet; find
Mittel fuͤr die Erhaltung und Bildung von ſechszehn ſel⸗
chen Knaben vorhanden, fo wird die Anſtalt eröffnet.
47. Dadurch, daß nur 8 — gjährige zur Aufnahme
kommen, wird ein guter Erfolg um ſo eher geſichert ſeyn;
denn gerade das Alter von 8— 12 Jahren iſt fuͤr eine tie⸗
fere Grundlegung gemacht, und aller Saame, in dieſer
Zeit gefäet, traͤgt hundertfaͤltige Fruͤchte.
48. Sollte aber die Unterſtuͤtzung ſo reichlich fließen,
daß noch mehr Knaben aufgenommen werden koͤnnten, fa
wuͤrden wir Verſuchs halber, außer jener juͤngern Abtheir
lung, gleich noch eine Abtheilung aͤlterer Knaben errichten,
welche aber nicht über 12 Jahre alt ſeyn dürften, und mit
der ſtrengſten Ruͤckſicht auf ihre Naturanlagen und noch rein
erhaltene ſittliche Beſchaffenheit ausgewaͤhlt werden muͤßten,
49. Saͤmmtliche Zoͤglinge dieſer Lehrerbildungsſchule
muͤſſen aber ruͤckſichtlich ihres Alters und ihrer Anlagen ſo
beſchaffen ſeyn, daß ſie in nicht mehr, als zwey Abtheilungen
gefuͤhrt zu werden brauchen. Erſt nach dem Abgange einer
Abtheilung ſoll dann wieder eine neue Aufnahme neuer
Zoͤglinge gebildet werden. 5
50. Finden ſich unter ihnen einerſeits ſolche, die ver!
möge ihrer ganz ausgezeichneten Anlagen ſich für den
gelehrten Stand eignen, fo werden fie mit Zuſtimmung
derjenigen, denen uͤber ſie eine Stimme zukommt, in die
gelehrte Schule des Vereins verſetzt, doch muß man bey
ſolchen Knaben deutlich ahnen, daß ſie einſt ſcharfe und
tiefe Forſcher in irgend einem Wiſſensgebiete werden koͤnn⸗
ten: außerdem iſt es beſſer, fie bleiben, da ja wahrlich
auch der Volksſchullehrerſtand ausgezeichneter Köpfe bedarf.
51. Sind anderſeits ſolche vorhanden, die im Ver⸗
laufe des Unterrichts zeigen, daß ſie zum Lehrſtand nicht
Geſchick haben, fo werden fie im gehörigen Alter dem Hand⸗
werksſtand uͤbergeben.
52. Dieſe Waiſenknaben nun werden für ihren Eänfe
tigen Lehrberuf durch alle dieſen Zweck fach und zeitgemäß
\
„
ten und 7ten Abſchnitt.
1055
foͤrternden Mittel bis zu ihrem zoften Jahre herauferzo⸗
gen und unterwieſen.
53. Die eine Seite ihrer Bildung, die Erziehung,
faͤllt vorzugsweiſe dem haͤuslichen Leben anheim, in wel⸗
chem ſie bey ihren Pflegeaͤltern gehalten werden. S. den
ö 54. Die allgemeinen, in Ben gten bis ııten Ab⸗
ſchnitt aufgeführten Grundſaͤtze des Unterrichts, finden auch
in der Schule, in der jene vorzugsweiſe unterwieſen werden,
ihre Anwendung, und die im Io. Abſchnitt im Allgemeinen
genannten Unterrichtsgegenſtaͤnde zerfallen für dieſe Zöglinge
in folgende Zweige:
Religion, Naturkunde und Erdkunde, Geſchichte und
Mutterſprache, Naum und Jahlenlehre, Geſang und Ton—
ſpiel, Zeichnen und Formen, Leibesübungen und Handgr—
beiten, Garten- und Obſtbau,
Unterrichts- und Erziehungs—
lehre.
55. Die Knaben werden frühe angeleitet, beym Ler⸗
nen einander liebevoll zu unterſtuͤtzen, und wenn die Gebr
teren (derſelben Ordnung oder Stufe) als untergeordnete
Gehuͤlfen des Lehrers den Mindergeübten in gewiſſen, vor—
zugsweiſe dazu geeigneten Lehrgegenſtaͤnden, vorthuend und
unterweiſend an die Hand gehen, ſo wird der ganze Geiſt
der Erziehung es gar wohl zu verhindern wiſſen, daß die
alfo lehrenden Lernlinge nicht auf den
dern druckenden, und
Abweg eines die ans
ihnen dadurch ſelbſt ſchaͤdlichen Ue⸗
bergewichts, oder ſonſt des Mißbrauchs ihrer, den andern
nur innerlich, ja nie aͤußerlich uͤberzuordnenden Stellung
gerathen.
56. Hat dann einſt der Zoͤgling als Jüngling Birjer
nige Reife des Alters und der Kenntniſſe, welche ihn zum
mehr ſelbſtſtaͤndigen Ausüben des Gelernten durch Lehre ber
faͤhigt, ſo tritt er zuerſt bey der juͤngſten, in der Anſtalt
befindlichen Knabenabtheilung als Lehrer auf, weil es ihm
bey dieſen Kindern, die durch das Leben und die Erziehung
in der Anſtalt ſchon einigermaaßen zur Ordnung gebracht
ſind, leichter werden wird, die erſten Schwiecigkaiteh des
klaſſenweiſen (nicht bloß abtheilungsweiſen) 2 ehrens zu uͤber⸗
winden.
57. Hat er dieſe überwunden und in Behandlung
des Unterrichtsſtoffs, fo wie der Kinder ſich einige Fertig—
keit erworben, dann fängt er an, wo möglich in der Orts—
ſchule zu unterrichten; welche zu dieſem Behufe einſt dem
Vereine zu benuͤtzen frey ſtehen muß.
58. Waͤhrend dieſer Zeit erhaͤlt er auch geordnete
Belehrung in der Unterrichts, und Erziehungskunde, wel—
che ihm nur das zum zuſammenhaͤngenden Bewußtſeyn zu
bringen braucht, was er von feiner Kindheit an geuͤbt hat.
59. Nach geſchloſſener Bildungszeit werden dieſe
jungen Erziehlehrer in allen Theilen ihres Berufes auf das
Kwiſſenhafteſte vor und von einer ane des
Staats gepruft, und, geht es nach Hoffnung und Wunſch,
denn bald in ein, ihren Kraͤften und ihrer Wuͤr digkeit an⸗
gemeſſenes Schulamt befaͤrdert.
*
ä
1056
Sechſer Ab ſchnitt.
Vom haͤuslichen Leben einer einzelnen Familie.
92 Der Hausyater und die Hausmutter mit ſieben
bis acht übertragenen fremden, fo wie etwa mit ihren eis
genen Kindern, ſammt einem Erzſehungsgehuͤlfen und dem
nöthigen Geſiade machen Eine Familie aus, in welcher ſie
in Eintracht an einander halten und nach den vom Ganzen
aufgeſtellten oder genehmigten Grundſaͤtzen leben.
93 Der Mann iſt Begründer, Erhalter und Regie—
rer des Hauſes; die Hausmutter iſt des Hauſes Mitteln
punct, befeelt es mit Liebe und verwaltet es mit ordnen
dem Sinn. Da gilt, was Sir. 36, 26 — 27, ſagt:
„Wer eine Hausfrau hat, der bringet ſein Gut in Rath
und hat einen treuen Gehuͤlfen und eine Saͤule, der er ſich
troͤſten kann. Wo kein Zaun iſt, wird das But verwüftet,
und wo keine Hausfrau iſt, da geht's dem Hauswirth, als
ginge er in der Irre.“ \
94. Wo der Mann feine Anfichten im Weibe ges
fühlt, und das Weib ihre Gefühle im Manne gedeutet fin—
det, da iſt wahre Ehe, und wenn auch der Mann nach
außen als Oberhaupt vertretend und das Weib als folgend
erſcheint, ſo iſt doch im Innern das eheliche Handeln ge—
meinſchaftlich, und der eheliche Wille iſt und erſcheint gegen
Jedermann, beſonders aber gegen die Kinder, in Hinſicht
der Erziehung, als Eins; jener erzieht durch liebende Stren⸗
ge, dieſe durch beſonnene Liebe.
95. Beyde forgen treu fir die anbefohlenen Kinder,
pflegen ihr Gemüth. unterhalten ihren Fleiß, bollztehen zus
nächft die von der Schule auferlegten Strafen, beobachten
den Gang ihrer Entwicklung und verzeichnen denfelben von
Zeit zu Zeit nach Einſicht und Gewiſſen, behufs der Ver—
vollftändigung des Geſammturtheils über des Kindes Fünf
tige Tauglichkeit.
96. Der Hausmutter ordnende Thaͤtigkelt äußert ſich
hauptsachlich in beſonderer Verwaltung des fuͤr die Haltung
ihres Hauſes vom Ganzen ausgeworfenen Einkommens;
ihre muͤtterliche Liebe beſonders in zarter, fuͤrſorglicher Lei⸗
besverpflegung der Kinder, vorzuͤglich in Krankheiten;
ihr weiblicher Sinn in zarter, ſinniger Behandlung der
kindlichen Gemuͤther: alſo, daß fie als Hausfrau Hochach—
tung, als Pflegemutter Gegenliebe und als Weib ehrerbie⸗
tige Scheu bey ihren Pfleglingen erweckt. 8
97. Von einem echtwelblichen Weſen haͤngt das Ge⸗
lingen der Erziehung dem groͤßten Theile nach ab, und
das wird um ſo ſicherer eintreten, je mehr fie dem Hoch-
bilde nachzukommen ſucht, das in Salomos Sprüchen 31,
23 — 31 für das Weib aufgeſtellt iſt.
98. Nie wird der Verein wollen oder geſtatten, daß
die Frau irgend eines Mitglieds den Zoͤglingen auch Unter
richt in irgend einem Lehrfach ertheile, ſondern er wird aus
Achtung vor der Bedeutung des Weibes befolgen, was
Paulus 1, Tim. 2, 12 ſagt.
99. Stuͤtzt ſich der Kinder Verhaͤltniß zu dieſen ih⸗
ren Pflegeaͤltern auf Gehorſam, Liebe, Dankbarkeit und
Vertrauen, fo wird auch unter ihnen ſelbſt Verträglichkeit
und geſchwiſterliche Liebe aufkeimen, und ſie werden thun
1057 ————
nach den Morten der Schrift: „Die bruͤderliche Liebe un⸗
ter euch fen herzlich; einer komme dem andern mit Ehrer⸗
bietung zuvor.“ Rom. 12, Io,
100. So werden ſich die Kinder nicht bloß als neh—
mend, ſondern auch als gebend verhalten, und als thaͤtige
Gehälfen der Pflegeaͤltern bey der Sorge für das Wohl
der ganzen Familie nach Kräften mit eingreifen, fo daß z.
D. jebes Kind außer ſeinem Lernberufe auch ein gewiſſes,
auf ſein Alter und Geſchick berechnetes Amt der Beyhuͤlfe
mit verwaltet, und auch auf dieſe Weiſe ſich fürs künftige
ſelbſtſtaͤnd ge Leben vorbereitet.
101. Der dieſem Kreiſe etwa zugegebene Erziehungs—
gehuͤlfe verhält ſich gleich als Oheim zu den dieſer Familie
zugethe ten Kindern, und da er überall da Stellvertreter
des Pflegevaters iſt, wo dieſer durch Krankheit, Abweſen—
heit oder un aufſchlebbares Geſchaͤft verhindert iſt,) fo iſt er
in fo weit, aber auch nur in fo weit, mitverantwortlich
für des Wohl die er Kinder.
102. Selbit das Geſinde hat erziehenden Einfluß und
ſollte aus ſolchen Dienern beſtehen, welche als wahre Ehe—
halten, (ſo wird in unſern Gegenden das Geſinde bedeut—
ſam genannt) als ergaͤnzende Famalientheile, als treue
Helfer in Freud und Leid würdig ſind, an allen allgemei—
nen hoͤhern Lebenslagen der Familie und des Ganzen, einen,
wenn auch untergeo dneten, doch chriffbrüderlichen Antheil
zu nehmen „Ihr Herren, was recht und gleich iſt, das
beweiſet den Knechten, und wiſſet, daß ihr auch einen
Herrn im Himmel hab:.“ Kol. 2, 4.
103. Je weniger ferner die ſchon erwachſenen Zouͤglin—
ge der unmittelbaren Führung bedürfen, (für welche Halb
freylaſſung ein eignes Arbeitsſtuͤbchen das Anzeichen iſt), je
mehr greifen auch ſie Schon zum Theil mitleitend und hel—
fend in das Leben ihrer kleinern Genoſſen ein.
104. Damit es dahin komme, daß gute Sitten mehr,
als noch jo gute Geſetze gelten, jo muß, da ein lebendiges
Vorbild unmittelbar und un widerſtehlicher, als bloße Ev
mahnung, auf das Kind wirkt, ſich in der Erziehenden Le:
ben und Handeln die reinſte Sitte wiederſpiegeln. „Allent—
halben, ſagt Paulus an Tit. 4, 7—8., ſtelle dich ſelbſt
zum Vorbild guter Werke, mit unverfaͤlſchter Lehre, mit
Ehrba keit, mit heltſamem und untadeligem Wort, auf daß
der Widerwörtige ſich ſchaͤine und nichts habe, daß er von
uns moͤge Boͤſes ſagen.“
105. Beſonders muͤſſen Gewohnheiten, — die, wenn
fie auch in der ſogenannten gebildeten Geſellſchaft nicht ner
radezu für unſittlich gelten, doch einen natürlich - gebliebe
nen oder zur Natur zuruͤckgekehrten Sinn beleidigen und
ftören, — ferne von den Erwachſenen ſeyn, mit welchen
die Kinder umgeben ſind und von denen ſie ein ſchlichtes
Leben ſehen und lernen ſollen.
106. Der Wahlſpruch eines ſolchen Familienlebens
a Bete und arbeite, auf daß nicht dieſes ohne jenes
fegenlos, jenes ohne dieſes wirkungslos ſey.
| 107. Haͤusliche Feſte, beſonders an Geburtstagen
des einen oder des andern Familiengliedes, oder an hohen
kirchlichen Feyertagen; Abendunterhaltungen durch Geſang,
A ſis. 1822. Heft &. :
1058
Spiel und Vorleſung; Spaziergaͤnge und aͤhnliche Freuden
führen Stunden herbey, in welchen ſich ſaͤmmtliche Haus⸗
glieder am innigſten durch unmittelbare Annäherung und
Anſchließung der Gemäther berühren, und jo aus dem
reinen Brunnen der Freude ſich Labung fuͤr die vollbrachte,
und Staͤrkung für die neue Arbeit holen, ja in welchen
das Leben erſt recht gelebt wird. Aber ſchon Früh ſoll die
ſtete Lebensfreude der Kinder derjenigen Freudigkeit gleichen,
von der der Apoſtel ſagt: „Seyd allzeit froͤhlich! Freuet
euch in dem Herrn allewege, und abermal ſage ich euch,
freuet euch!“ —
„Stehe bey Zeiten auf und ſey nicht der letz
te“ raͤth Sirach 52, 25. Darum ſtehen die Zoͤglinge im
Sommer um 3, im. Winter um 6 Uhr auf; nur die fies
benjaͤhrigen bleiben noch ein Stündchen liegen; eben fo Tee
gen ſich alle im Winter und Sommer in der Regel (die je—
doch zur rechten Zeit ebenfalls ihre Ausnahme hat) um 9 Uhr
nieder, die Herangereiften gewöhnlich eine Stunde ſpaͤter.
108.
109, Des Morgens weckt die Glocke; nach geordne⸗
tem Anzuge lobt die Familie mit Beten und Singen den
Schoͤpfer und nach dem Morgenſegen vertheilt der Haus—
vater diejenigen Tagesgeſchäfte, welche nicht ſchon die Haus—
ordnung anweiſt, an die einzelnen Glieder. Eben ſo weiht
er jeden hoͤhern Lebensaugenblick, bey welchem das Schwei—
gen nicht ſelbſt ſchon ein Gebet it, mit kurzer, kraͤftigfrom,
mer Betrachtung, und gemeinſchaftlicher Betgeſang geleitet
endlich die Tagesmuͤden zur Ruhe.
110. Die einfache, Eräftige Hausmannskoſt ſchließt
alles Schwere, fo wie alles Gaumenkitzelnde aus, und nur
an den bezeichneten Feſttagen mag das Seltenere und Unge—
woͤhnliche feine Stelle finden und ſelbſt der Wein die Kin—
der erinnern, daß Gott auch noch andere Dinge gemacht
hat, die der mäßige Menfch zu feiner Zeit genießen darf.
Dabey hilft eine, in Ordnung und Maaß gehaltene Nah
rungsaufnahme die leibliche Geſundheit mit verbuͤrgen.
111. „Erhebe dich nicht deiner Kleider,“ ſagt Sir.
11, 4. Iſt die Kleidung der Leibesgeſtalt, dem Berufsbes
duͤrfniß und dem Witterungsverhaͤltniß angemeſſen, und
eben fo fern von modiſcher Ueberladung und bunter Ge—
ziertheit, wie von nachlaͤſſiger Plumpheit und Geſchmacklo—
ſigkeit, fo wird fie in ihrer Einfachheit und Unveraͤnderlich—
keit gewiß auch erziehenden Einfluß auf die Baldung des
Sinnes zur Einfachheit und Feſtigkeit, wenn auch nur in
geringem Maaße und nur beyhelfend, aͤußern.
112. Wenn auch die Wohnung mit ihren Geraͤthen
durchaus alles abweiſ't, was durch Glanz, Putz, Ueberla—
dung oder Geſchmackloſigkeit den Sinn verwöhnen oder ver—
derben koͤnnte, fo ſollen doch Geräthe und Zimmer in ihrer
kunſt und prunkloſen Einfachheit bey vorzuͤglicher Reinlich⸗
keit und Ordnung den Sinn gefällig und edel anſprechen.
115. Ueberhaupt ſollen den Zögling allenthalben ſchoͤ⸗
ne und gehaltvolle Gegenſtaͤnde der Schoͤpfung, ſo wie der
Kunſt und kunſtreichen bürgerlichen Werkthätigfeit umgeben,
daß ſich ſchon fruͤh an ihnen ſein bildender Sinn unmittelbar
und unbewußt anhalte und hinanbilde, gleich wie fein fittlicher
Menſch am erfolgreichſten 955 die unmittelbare Anſchau⸗
7 E
1059
ung reiner und gediegener Handlungen waͤchſt und ſich bes
feſtigt. i
114. Auf diefe Weiſe wird fih im Zoͤgling ein, in
ſeiner Einfachheit ſchoͤnes, in ſeiner Genuͤgſamkeit zufriede⸗
nes, in feiner Regſamkeit friſches und in feiner Zwanglo—
ſigkeit fröhliches Leben aufthun — und wie viel ihn einſt
von edlen Buͤrgertugenden zieren moͤgen, er wird die meiſten
mehr oder minder ſolcher Haͤuslichkeit zu danken haben.
Siebenter Abſchnitt.
Vom gemeinſamen Leben des Familienvereins.
115. Außerdem, daß die Maͤnner ſich faſt ſtuͤndlich
in ihrem Wirken, insbeſondere im Erziehungsrathe,
berühren, die Kinder in den Schulen den größten Theil
des Tages gemeinſchaftlich zuſammenleben, und die Fa⸗
milien, als ſolche, eine ſtete gegenſeitige Verbindung durch
oͤftere Abendbeſuche unterhalten; — berühren ſich Alle be:
ſonders noch bey gemeinſamen Feſten, Vergnuͤgungen und
Arbeiten, an und bey welchen ſich die Gemeinde als ein
Ganzes ſieht und fuͤhlt.
116. Die Feſte, welche die Glieder in gemeinſamer
Verſammlung begehen, find entweder gottesdienſtliche, va—
terlaͤndiſche oder haͤusliche.
117. Alle Sonne und Feyertage ſuchen ſaͤmmtliche
Glieder die gottesdienſtliche Erbauung, ein jedes in der Kir⸗
che ſeines Glaubens, und ein beſonderer Segen des Him⸗
mels iſt es, wenn der Geiſtliche des Orts in rechtehriſtli—
cher Weiſe, und ſodurch mittelbar auch auf die dem Verei—
ne anvertraute Jugend wirkt.
118. Außer dieſen kirchlichen Feſten wird noch das
Stiftungsfeſt des Vereines und das Feſt großer Männer in
Glauben, Liebe, Kunſt und Wiſſenſchaft gefeiert.
119. Dieſe Feſte ſollen die Jugend uͤber des Hauſes
ebenen Weg hinweg auf die Höhenpuncte des Vaterlandes
und der Menſchheit heben, und wie lichte Strahlen den
dunkleren Alltagsweg des Lebens erhellen.
120, Soll dieſer Zweck erreicht werden, fo muß das
Innere eines ſolchen Feſtes durch ſeine Tiefe und Einfalt
erhebend, und ſein Aeußeres durch einfache Kunſt anſpre—
chend, daher jenes gleichweit entfernt von platter, kalter
Gewoͤhnlichkeit, wie von myſtiſcher Schwaͤrmerey; und die⸗
ſes (das Aeußere) aleichfern von kahler ſinnbildloſer Nackt⸗
heit, wie von ſchauſpielerſſchem Gepraͤnge ſeyn.
121. An dieſe Feſte, welche zunaͤchſt Gelegenheit zur
gemeinſchaftlichen geiſtigen Berührung ſaͤmmtlicher Glieder
geben, knuͤpfen ſich auch die gemeinſamen Vergnuͤgungen,
die vorzugsweiſe die gemürhlibe Beruͤhrung veranlaffen,
und durch gemeinſchaftliche Freude des Lebens Geſelligkeit
verſchoͤnern, nehmlich: Gaſtmahl, Tonſpiel, Reigen u. ſ. w.
122. An ſolchen ſeltenen Feſten vereinigen ſich ſaͤmmt—
liche Glieder auch zu einem Mahle, wo der Reiz der nicht
gewohnlichen Speifen und Getraͤnke und die Luſt an Ge⸗
fang und Wechſelgeſpräch dem in der Arbeit befangenen
Menſchen zum Selbſtgenuß einer in ſich ruhenden, von als
real
2
1069.
ler Nothdurft befreiten Natur verhilft. Dabey gilt beſen⸗
ders Sirachs Spruch 32, 7. „Wie ein Rubin in feinem
Golde leuchtet, alſo zieret ein Geſang das Mahl.“
123. Namentlich moͤgen den Abend ſolcher oder auch
anderer Tage gemeinſchaftliche Tonſpiele beſchließen, zu
welchen jeder bepträgt, welchem Geſchick und Gabe gegeben
iſt, und da alles hier nur Eine Familie iſt, fo kann das
Alleinſpiel eines Zöglings demſelben nicht von Schaden,
ſondern nur von Vortheil ſeyn. f
124. Von ſonſtigen Schauſpielen kennt dieſe junge
Welt keine anderen, als welche entweder die Leibesübungen
in ihrer Verbindung mit Spiel und Sang dardieten, oder
welche der Eindlichheitere Sinn ſelbſt in luſtiger Darſtellung
unſchuldiger Volksſpiele bereitet. Das Theater, engliſche
Reiter, Gaukler und andere Spiele herumziehender Ban⸗
den oder fahrender Leute werden nicht beſucht. Wirkliche
Sehenswuͤrdigkeiten der Natur und Kunſt werden aber je—
derzeit aufgeſucht.
125. Eben ſo werden, um den Gang des gewoͤhnli⸗
chen Lebens zu Zeiten auch auf laͤngere Zeit zu unterbre⸗
chen und den Zoͤgling zur Erweiterung ſeiner innern und
äußern Anſchauung über die Beſchraͤnkung des haͤuslichen
Kreiſes hinaus in einen weitern Bezirk der Welt zu ſetzen,
(außer den woͤchentlichen kleinern Wanderungen) alljaͤhrlich,
wenn die Jahrszeit, beſonders der angehende Sommer, la-
det, kleinere und größere Fußreiſen, je nach dem Alter und
der Kraft der Zoͤglinge, in anmuthige und zugleich beleh⸗
rende Gegenden des deutſchen Vaterlandes unternommen,
und darin beſtehen die ſogenannten Ferien. i
126. Mührend ſich auf diefen Reiſen einerſeits das
Gemuͤth an dem freyen, harmloſen Anſchauen der ſchoͤnen
Gotteswelt im Geſammteindruck ergoͤtzt, werden anderſeits
alle Gelegenheiten benuͤtzt, den Geiſt zu bereichern und zu
beleben durch das Anſchauen der beſondern Eigenſchaften des
Bodens und ſeiner Erzeugniſſe, der Sitten, Gebräuche und
beſonders der gewerklichen Einrichtungen und Kunſtthatig⸗
keiten der Menſchen, fo daß auf dieſe. Weiſe Gelerntes er⸗
lebt und neue Lehre durch Erfahrung erlernt wird.
127. Beſonders ſollen auch die Reiſen dazu dienen,
die Jugend auf eine ungeſuchte natuͤrliche Art mit der Ent—
behrung und Unbequemlichkeit in ihren mancherley unerwar⸗
teten Geſtalten vertraut zu machen, und fie durch des Leh⸗
rers uͤberall vorgehendes Beyſpiel an die heiterſte Ertragung
derſelben zu gewoͤhnen.
128. Auch die Prüfungen, welche Staat und Ael⸗
tern zu verlangen das Recht haben, und weiche alljährlich
vor der öffentlichen Stelle gehalten werden, gehören mit zu
dem oͤffentlichen Leben dieſer kleinen Gemeinde. Sie werden
im Jahre einmal, mit jeder Abtheilung einen Tag lang,
und zwar fern von Schein und Prahlerey, einfach im Arus
ßern, wahr und treu im Innern, mehr als fertfegende oder
wiederholende Lehrſtunden, wobey meiſt den Zuhoͤrern die
Wahl des Pruͤfungsſtoffes bleibt, vorgenommen, und da⸗
bey alles entfernt gehalten, was den Zögling eitel und ver⸗
kehrt machen oder ſonſt in feines abſichtsloſen Unbefangen⸗
heit ſtoren konnte.
77
1061
129. So lebt denn der Zögling auch fein öffentliches
Leben in mancherlep Formen, darin ihm das Leben im
Staat nach verfüngtem Maaßſtabe vorgebildet iſt; und da⸗
mit ſich ihm die Anſchauung davon nach vielen Seiten hin
ergaͤnze, wird jede ſchickliche Gelegenheit benutzt, ihn, je
mehr er heranwachſt, mit den ſtaatlichen Verhaͤltniſſen im
Großen bekannt zu machen und feine Theilnahme an den
wichtigſten Einrichtungen und Ereigniſſen in Vaterſtadt und
Vaterland zu erwecken.
Wer ſollte nicht wuͤnſchen, daß ſo gute Plane und
Hoffnungen durch Huͤlfe einſichtsveller Regierungen und
Menſchenfreunde recht bald moͤchten in Erfüllung gehen?
In Baiern, wo die Verfaſſung ſchon fo kraͤftig ins Leben
getreten iſt, ſcheint man auch das Unternehmen des Erzie⸗
hervereins gehörig zu wuͤrdigen und unterſtuͤtzen zu wollen.
Den Erfolg jener Eingabe an die Staͤnde nehmlich erſehen
wir aus einer VBeplage zum Correſpondenten v. u. f. Deutfch-
land (Nr. 86.), und da uns keine unmittelbare Quelle
vorliegt, ſo theilen wir daraus Folgendes mit:
Der erſte Secretär, der zweyten Kammer der Abgeord—
neten, Herr Haͤcker, hat hierüber einen eigenen An⸗
trag geſtellt, welcher in der Sitzung am 11. Maͤrz
mit Auszeichnung an den betreffenden Ausſchuß ges
wieſen worden iſt. Folgendes iſt Hackers Antrag:
Hohe Kammer der Abgeordneten!
Die Stadt Nuͤrnberg, die Wiege und Pflegerin der
Kuͤnſte, der Wiſſenſchaften, Achter Buͤrgertugenden, eines
wahren Gemeindeſinnes von den älteften Zeiten an, hat
auch in der neueſten Zeit bewieſen, daß jener hohe Sinn
für das ſtaatsbuͤrgerliche Leben, welcher ihr eine Geſchichte
gab, derſelben nicht fremd geworden ſey. Allenthalben ent—
wickelt ſich in ihr hoher Buͤrgerſinn; ein reger Gemeingeiſt
fuͤhrt uͤberall zum Beſſern, und es wird ſich bald zeigen,
daß in ihr der hoͤhere Sinn unſerer Verfaſſung das ſtaats⸗
bürgerliche Leben durchdrungen habe. — Ein Erzieherver—
ein hat ſich in Nürnberg gebildet. Dieſe Verbindung meh—
rerer, an Intelligenz und moraliſcher Kraft ausgezeichnet
gewichtiger Männer legt in der angebogenen Druckſchrift
feine Bestrebungen für Erziehung und Unterricht den Stän-
den des Reichs ehrerbietigſt vor.
In dieſer Druckſchrift find für dieſe hochwichtige Na—
tional- Angelegenheit, nehmlich den Unterricht der Jugend
in Verbindung mit ihrer Erziehung, Grundſaͤtze dargelegt,
welche die hohe Stufe beweiſen, auf die ſich der Erzicher—
verein empor gehoben hat.
Eine fünfjährige Erfahrung ſpricht für die Zweckmaͤ⸗
ßigkeit der Beſtrebungen dieſes Vereins und für die Wahr
heit ſeines Wirkens, und in dieſer an ſich noch kleinen An—
ſtalt iſt der Fingerzeig gegeben, was geleiſtet werden kann,
wenn bey dieſer großen Staatsangelegenheit von richtigen
Grunsſaͤtzen ausgegangen wird.
Die Vorlage eſer Veſtrebungen an die Stände des
Reichs verdient um jo mehr öffentliches Anerkenntniß, als
hiedurch denſelhen bey der Berathung über die wichtigſte
National, Angelegenheit, die Volkserziehung, ſchon wirklich
2 —
1062
gemachte Erfahrungen und Grundſaͤtze vorgelegt werden, des
ren Anwendbarkeit im Leben nachgewieſen iſt.
Auf die Verbindung einer Waiſenanſtalt mit der
Erziehungsanſtalt trägt der Erzieherverein an, und bey die⸗
ſem heiligen Wollen, und bey der großen Kraft, welche
ſich in den Mitgliedern des Erziehervereins findet, ik nicht
zu zweifeln, daß ſie auch dieſen Zweck zu Tage foͤrdern und
auf die angegebene Art Wohlthaͤter der Menſchheit werden,
indem fie einer Waiſenanſtalt eine neue, für den Staats-
zweck hoͤchſt wichtige Bedeutung geben.
Privat⸗Vereine leiſten, wie uns Geſchichte und ams
derer Laͤnder Beyſpiele beurkunden, viel mehr, als was
vom Staate gehofft werden kann. Hier einiget ſich das
Gleichgeſinnte für den Zweck.
Gleichwarme und ernſte Sorge des Staates ſollte
ſeyn, auf alle moͤgliche Weiſe ſolche Privat-Vereine, welche
auf ihre eigene Gefahr Staatszwecke verfolgen, moͤglichſt
zu unterſtuͤtzen. Er gewinnt ohne Opfer fruchtbare Reſul—
tate, und ohne Hemmung und koſtſpieliges Einwirken tritt
die Wahrheit hervor, die Wege beleuchtend, welche der
Staat wandeln muß.
Ich habe deßhalb es für Pflicht gehalten, die hohe
Kammer auf dieſe Beſtrebungen des Erziehervereins auf—
merkſam zu machen, und ſie zu bitten:
1) bey den Berathungen über das Unterrichts- und Er⸗
ziehungsweſen die in dieſer Druckſchrift niedergeleg—
ten Grundſaͤtze zu wuͤrdigen, und
2) dieſen Verein zu jener Unterſtuͤtzung zu verhelfen, um
welche derſelbe in ſeiner Anrede an die Staͤnde des
Reichs, Seite 8 und 9, fo beſcheiden bittet, dann
3) dieſen Erzieherverein der vorzuͤglichen Aufmerkſamkeit
und dem beſondern Schutze des Staates nachdruͤck—
lichſt zu empfehlen, endlich
4) demſelben dafuͤr, daß er mit ſo großer Anſtrengung,
ohne Ruͤckſicht auf Privatzwecke, fuͤr die Verfolgung
und Erreichung eines Staatszweckes fo ſchoͤn wirkte,
einer Ehrenerwaͤhnung in den Verhandlungen der Kam-
mer, als der hoͤchſten Auszeichnung, wuͤrdis zu er⸗
klaͤren.
Hohe Verſammlung! Leſen Sie, was der Erzieher—
verein zu Ihnen ſpricht, fragen Sie Ihr eigenes Gefuͤhl,
und Sie werden dieſem achtbaren Vereine das Zeugniß nicht
verſagen koͤnnen, daß er mit dem lebendigſten Intereſſe für
die heiligſten Zwecke der Menſchheit arbeitet, und Ihre line
terſtützung wird Beſtrebungen nicht entgehen, welche, ob⸗
ſchon nur in unſerm Vaterlande, bisher der Himmel ſegne⸗
te, und gegen alle Anfechtungen von Außen aufrecht
erhielt.
Mit der ausgezeichnetſten Verehrung verharre ich
der
hohen Kammer der Abgeordneten
München, den 27. Febr. 1832. gehorſamer
Hacker,
— — — Es haben ſich auch bereits mehrere Staͤdte,
in edler Theilnahme an der Sache der Volkserziehung, zur
N
1063 3
Unterſtuͤtzung geneigt erklart, wovon feiner Zeit das Nähere
wird bekannt gemacht werden. — Dis genauere Kenn tn
der ganzen Beſtrebung, wie je jene Druckſchrift darbietet,
dürfte vielleicht noch manche andere Gemeinde zu günſtiger
Entſcheidung vermögen.
Ihre Majeſtaͤt, die Königin, haben in einem
huldvollen Schreiben vom 8. März dem Erziehervgrein
Hoͤchſtihr hohes Wohlgefallen an deſſen Beſtrebungen mit
der allergnaͤdigſten Verſicherung zu erkennen gegeben daß
es Hoͤchſidieſelbe freuen werde, Etwas zu dem gluͤcklichen
Gedeihen feines Unternehmens beytragen zu koͤngen.
Ein Schreiben des Herrn Oberappellatſonsgerichts⸗
Praͤſidenten, Reichsraths Grafen C. von Arco, vem
2. Mätz, worin derſelbe mit einſichts voller Sachkenntneß
die von dem Vereine aufgeſtellten Grundſaͤtze anerkennt,
ſchließt mit Folgendem:
— — Ins beſondere verdient die Errichtung einer
Waiſenanſtalt zu Bildung künftiger Volksſchullehrer
im vorzuͤglichen Grade die Beherzigung eines jeden
Freundes des Vaterlaßdes und die Azußerung einer
tkätigen Theilnahme an derſelben. — Freylich fordert
das Gelingen dieſes Unternehmens zu feiner Entſte—
Hung das Mitwirken vieler Freunde einer ſolchen Ans
ſtalt und zu ihrer dauerhaften Begruͤndung die Mit⸗
irkung der Regierung. — Was den erſten Punct
anbelangt, wünſche ich, in der Vorausſetzung, daß ei
ne hinreichende Zahl von Goͤnnern ſich dazu bereit ers
klaͤre, auch meines Ortes dazu beyzutragen, und ich
erbiete mich für den Fall, daß eine Summe von 5500
fl. durch vorangehende Subſcription zuſammengebracht
—
1064
werden kann, die Summe von Coco fl. durch einen
Beytrag von 200 fl. vollſtaͤndig zu machen. — —
Auch mochte in Biofer Bezſehung noch hieher gehoͤren,
was Herr Stadtpfarrer und Schulinſpecter Dr. F. Jaber
in feinen gleichfalls den Stränden des Reichs üngſt nen ge⸗
benen „Bemerkungen Über das DVolfsihukvefe: in
Baiern“ Nurnbeng, Riegel und Wießner, pag. 47, ge⸗
ſagt hat:
Pflicht it es, auf einen Erziehen verein aufmerkſam
zu nrachen der Thon ſeit mehreren Jahren in Nürn—
berg öbersusß wohlthaͤtig wi.ft, und der ſich die Er⸗
ziehung kuͤnftiger Lehrer zur hoͤchſten Aufgabe geſetzt
bat, wenn anders ſein Vornehmen von außen die
nothige Unterſtützung findet. — Maͤnner, wie dieſe,
die der Liebe zum Berufe vortheilhaftere Anſtetungen
aufopfern, die ihre Freude, ihre Bequemlichkeit, ihre
Geſundheit und zum Theil vielleicht ihr Leben an die
Erfüllung ihrer ruͤhmlichen Zwecke ſetzen, ſollten nicht
im kleinen Kreiſe der Privatlehrer ihre beſten Jahre
und Kraͤfte hinbringen duͤrfen, ſondern vom Staate
zu ſeinen allgemeinern Zwecken verwendet werden.
Sie wirken, an ihre rechte Stelle hingeſetzt, mehr
ge kuͤnftige Wohl der Nation, als man glaubt
U. 1 w.
Auch wir freuen uns dieſer oͤffentlichen Anerkenntniß
einer Sache, die gewiß bey jedem Freund der Menſchen—
bildung große Theilnahme erwecken muß. Moͤge es nicht
bloß bey Hackers Antrage bleiben, fondern auch das Bean
tragte zur wohlthaͤtigen Verwirklichung kommen!
1865 - ** 1066
5 t e ba.
In dem ıaten Hefte der Iſis 1821 habe ich in einem kleinen Auſſatze, betitelt: „Widerlegung
& der vom Herrn Pr. Lieutenant Kuneck aufzeſtellten Theorie baromettiſcher Hoͤhenmeſſungen (Iſis Hefte
V. und VII.), die Unſtatthaftigkeit dieſer Theorie gezeigt, zugleich nachgewieſen, woher die ziemliche
Uebereinſtimmung derſelben mit der gewohnlichen Formel herrührte, und endlich geſagt, wie der Grund⸗
ſatz des Herrn Verfaſſers modificirt werden müßte, um etwas richtiges daraus ſchließen zu konnen.
Es wird dem Phyſiker und dem Mathematiker nicht unintereſſant ſeyn, zu ſehen, wie aus dieſem fo
modifieirten Grundfaße, ziemlich einfach, die gewohnliche bekannte Formel hergeleitet werden koͤnne, fo,
daß das Endreſultat der vom Herrn K. aufgeſtellten Theorie, anſtatt die bisherige Formel umzuwerfen,
eine neue Beſtaͤtigung derſelben liefert. Es iſt übrigens nicht zu verkennen, daß die Anſicht des Herrn
K. ihn ſelbſt bey ruhiger Ueberlegung zu einem gluͤcklichern Reſultate geführt haben würde. Seine Irr⸗
thümer ſcheinen mitunter hauptſaͤchlich daher zu ruͤhren, daß es bey ihm zur fixen Idee wurde, die
Geſammthoͤhe der Atmoſphaͤre beſtimmbar zu glauben und beſt
—
—
„ie
3
—
*
“in
=
——
.
e
ſtimmen zu wollen. —
Nun zur Sache. Es ſey A auf der Meeresflaͤche, AR eine verticale Linie; man nehme eine
willkͤhrliche Höhe a von A her, und denke ſich dann die Höhen b. c, d, e... ſo, daß alle die
3 ihnen zugehörigen Luftſchichten gleichſchwer ſeyen. Man fahre fo fort bis zu einem Puncte R, welcher
. fo beſchaffen fen, daß die ganze über A befindliche Luftmaſſe nur mehr das Gewicht von a habe. Neh⸗
hm | men wir nun an, daß von R bis A, m Luftfchichten, von R bis 8, x Luftſchichten, und von R bis
zo T deren n feyen, und ſetzen wir das Gewicht von a gleich 13 fo find die von R aus gezaͤhlten Drucke
hm auf die Luftſchichten folgende:
ren) 1 *
ei 8 DR Bee RENT Ze EI ER A
1 sh Heißen alſo die Barometerhoͤhen
9 Ha „
9888 in ! „»cͤ3 r 6
ER nS-—- — — — — — HD - [11777
=] fo iſt:
TE | *
en ß =: — und = —.
1 — 2 111 1 8
hm Man nehme nun an, von A bis S fey die Temperatur die nehmliche; koͤnnte man dann auch unterſtel⸗
za len, daß in jeder einzelnen Luftſchichte die Dichtigkeit dieſelbe, und nur von einer zur andern verſchie⸗
hm den wäre, fo würden nach dem Maristtiſchen Geſetze die Höhen der verſchiedenen Luftſchichten (wenn
— — 2 1 — PER 8 =
n 2 die Höhe von a, h heißt) von A aus gegen J und S folgende ſeyn. (Siehe die Figur.)
x | hm ha hm hm hm hm hm
ir — SE; a „ Bee a eis
„ | m m-ı m-2 n n-ı n-2 x
8 * Aber die Unterſtellung, worauf dieſes beruht, iſt nicht genau richtig, ſondern ſie wird nur um ſo rich—
— tiger, und kann auch der Wahrheit jo nahe kommen als man will, je groͤßer m, n, * gensmmen wer⸗
$ | den. Alles, was alſo in der Hypotheſe berechnet wird, als hätte jede einzelne Luftſchichte eine hom o-
5 = gene Dichtigkeit, iſt nur in fo weit richtig, als man für das wahre Reſultat die Grenze nimmt,
. welcher ſich das erhaltene immer mehr und mehr nähert, je größer m, m, x gelegt werden. Der
; | Gang, den wir zu beobachten haben, iſt alle: die Söhe ST in der geſagten Sypotheſe zu be⸗
1 rechnen, ohne einen befondern Werth für m, n, x anzunehmen, und dann zu ſehen, wel⸗
. | e cher Grenze das Reſultat fih nähert, wenn man m, n, x immer wachſen laßt, oder
= (wenn man ſich der kuͤrzeren Sprache bedient) in dem Reſultate m, n, x unendlich groß zu ſe⸗
| 4 tzen. Dasjenige, was dann herauskommt, iſt die wahre Höhe ST. Nun iſt aber nach dem oben
— - Geſagten offenbar: y
hm . B
*
3 ZF! en En
En] v8 ea 1 Far
m—ı
— 2 1 1 1 8 1 1 1 1 1
— Im (1 2 4344. +3) (11244. 9 a
5 a N 2 9 4 r n 2 E
* 8 E 5
Nach einer bekannten Summationsformel hat man die Gleichung:
1 1 1 +ı 21 N 1 A B C
IT + —- T..... +- log. nat. (n)+ — — Lac HM
tz 1 1 et” e ee Zn? b
2 67*
Vis 1828. Heſt X.
*
1068
wo A, B, C die Bernouilliſchen Zahlen find und M eine Conſtante bedeutet, d ier ni
Eben fo ift auch: ſt et, deren Werth hier nichts zur Sache thut.
1067 —
1 1 8 a, 2 1 A B 2
1 . 7 „ ZECHE 2 Ze er a er
55 + er ee
Alſo wird: * N
ST=hm dios. nat. (n) — log. nat. () —_ — a 155 — =) | h
EN 2 1 2 X 2 n x? IE
oder ST=hm Jos nat. 0 F 6 — 59 be
x 2 n 2X n * et
Da man aber von oben 6 = — ‚= — = hat, fo iſt:
| „ 5 und alfe: 1 8
X bi
gr Zum ces v. g 4 5: (
Wir muͤſſen nun, wie gefagt, hier m, n, x unendlich groß fegen, wodurch der ganze Werth von ST fih auf die Form:
75
ST = hm Js. nat. (E)) reducirt.
7
Es entſteht jetzt die Frage: was it hm? Um dieſes zu beſtimmen, beachte man, daß, wie m waͤchſt, h immer
abnimmt, in welchem Verhaͤltniſſe? iſt zwar unbekannt; allein man begreift, daß hum ſich einer conſtanten Grenze naͤ⸗
hern muß, welche man jedoch nur a priori beſtimmen Eönnte, wenn man h in Function von m wüßte. Dieſe Grenze
kann hier weder o noch @ ſeyn, weil ſonſt ST immer o oder & wäre, welches ungereimt iſt; alſo it hma irgend eine
Anzahl Laͤngenmaaß, und muß wie gewoͤhnlich durch Erfahrung beſtimmt werden, indem n— henlich einige Hoͤhen trigono⸗
metriſch gemeſſen, und zugleich die Barometerſtände an ihren Ende 8 beobachtet werden. Unterſtellen wir nun aber auch,
wie dieſes immer geſchieht, daß die Temperatur zwiſchen KA und 8 gl leichfoͤrmig, und dem arithmetiſchen Mittel zwiſchen
den Temperaturen von 8 und T gleich ſey, fo muß doch durchaus die zu beobachtende Groͤße hm
einmal auf eine fire Temperatur gebracht werden, indem ſie ſich bey jedem Wechſel der Temperatur veraͤndert,
und daher ſo oft beobachtet werden muͤßte, als dieſer Wechſel eintreten koͤnnte. Wir wollen zu dieſem
t ‘ 4 t *
2 -
t“ fih auf S und t auf-T bezieht) iſt. Das Thermometer ſey ein hunderttheiliges:; wenn dann fuͤr 1 Grad Zuwachs der
Temperatur die Luft ih um 0,004 ihres Volumens ausdehnt, ſo iſt offenbar: =
u n [ı + 0,004 a ee 5
1000
.
Zwecke annehmen, h“ fey bey der Temperatur o dasjenige, was h allgemein bey der Temperatur (wo
Wir erhalten alſo:
log. nat. ß 5
1000 77 x
ST = h m . ee
2 d 2 2 5 1 * *
wo h * m eine ganz conftante Größe bedeutet, in welche man auch den Factor na K (70) mit einbegreifen kann;
D* > A N
und ſo wird endlich
4 n
st=n.h+ + Trog vol . 3
1000 7 >
Wir haben alfo am Ende genau, ohne irgend eine Abweichung, die allgemeine bekannte kuͤrzere Formel, wo von
der Abnahme der Sd werkraft nach der Höhe ſowohl als der geographiſchen Breite ar oftrahirt iſt. Die Queckſilberhoͤhe
bedarf natürlichen weiſe hier wie dott der gewöhnlichen Temperaturcorrectien, und N iſt 18994 man Ich Tehlies ,
ße mit der Bew rkung, daß, wie jeder Mathematiker wohl einſehen wird, offenbar hier nur in der Akt der Darſtellung
ein Uxterfchied mit der gewohnlichen Methode beſteht. 5
W. Stein,
Trier am 7ten Suly 1822. . Lehrer der Mathematik am Königl. Preuß. Gym naſſum
1 45 zu Trier.
7 —ů—ů—ů—
109
= Gemälde der phyſiſchen Welt,
oder unterhaltende Darftellung der Himmels⸗ und Erdkunde,
*
nach den beiten Quellen und mit beſtaͤndiger Ruͤckſicht auf die
neueſten Entdeckungen bearbeitet von J. G. Sommer, mit
Kupfern und Ghorten. Iten Bandes 1. und 2. Heft, mit 6 Ku:
pfern. Prag 1818 bey Fr. Temeky —
J. G. Calve. 8.
Unter dieſem Titel erſcheint ſeit 4 Jahren ein Werk
Heftweiſe, welches die im Titel genannten Kenntniſſe auf
eine jedem Verſtande zugaͤngliche Weiſe meiſterhaft mite
theilt, und wovon bis jetzt ı Dutzend Hefte erſchienen find.
Die ſes Unternehmen ſcheint uns ein wirkliches Beduͤrfniß,
gut berechnet, gut angelegt und gut ausgefuhrt. Sommer
> Scheint uns die paſſende Sprache zu beſitzen, den ſchicklichen
Vortrag gewählt, und die aͤchte Auswahl getroffen zu ha⸗
ben, welche dem großen Publicum von Nutzen iſt. Ueber⸗
dieß iſt er vollſtaͤndig und gruͤndlich, ſo daß auch ſein Werk
denjenigen dienen kann, welche ſich in ſyſtematiſchen Wer-
ken Raths zu erholen wiſſen. Die Hefte ſind mit einer
ziemlichen Anzahl Kupfer und Charten verſeheng, daß man
ſich nicht anders, als uͤber den billigen Preiß wundern
kann. Insbeſondere iſt dieſes Werk Schullehrern anzura—
then, um daraus bey ihrem Unterricht zu ſchoͤpfen. Der
Reichthum der Gegenſtaͤnde iſt zu groß, daß wir nicht im
Stande ſind, eine Inhaltsanzeige aller Hefte zu geben,
und uns begnuͤgen muͤſſen, den Plan des Werkes und den
Inhalt der 3 erſten Hefte mitzutheilen.
Inhalt des erſten Heftes.
J. Wie ſich das Weltgebaͤude dem bloßen Auge dar⸗
ſtellt.
II. Verfchiedene Meynungen der Alten über die Ein⸗
richtung des Weltgebaͤudes und uͤber die Geſtalt
der Erde. i
III. Richtigere Vorſtellungen der neuern Zeit. Beweiſe
fuͤr die kugelfoͤrmige Geſtalt der Erde.
IV. Von den Polen, dem Aequator und den Parallel—
kreiſen. Scheinbarer jaͤhrlicher Lauf der Sonne
und daraus entſtehende Verfchudenheit der Jahres⸗
zeiten 2c. — Wendekreife, Polarkreiſe, Ekliptik
und Thierkreis.
V. Ben den fünf Erdſtrichen.
VI. Was unter der geographiſchen Länge und Breite zu
verſtehen ſey.
1
VII. Wie die Länge und Breite eines Ortes gefunden wer—
8
de. — Gegenfuͤßler, Gegeuwohner, Nebenwohner.
VIII. Größe der Erde. — Geringe Abweichung derfelben
von der Kugelgeſtalt. — Tabelle uͤber das Abneh—
men der Parallelkreiſe.
IX. Das Ptolemaͤiſche, Copernicaniſche und Tychoniſche
Syſtem. SR. .
5 Hierzu die Kupfertafeln Tab. I und II.
1070
Inhalt des zweyten Heftes.
N.
—
Beweiſe für die Bewegung der Erde, und Widerle⸗
gung der dagegen vorgebrachten Einwendungen,
XI. Genauere Betrachtungen unſers Sonnenſpſtems.
Die Sonne ſteht in der Mitte, und die Planeten
bewegen ſich um dieſelbe.
XII. Wie aus dem Umlaufe der Erde die ſcheinbare Be—
wegung der Sonne durch die Ekliptik hervorgeht.
Auch etwas vom Calender.
XIII. Von der wahren und mittlern Sonnen- und von
der Sternenzeit.
XIV. Woher die Schiefe der Ekliptik komme, und wie
ſich aus dem Umlaufe der Erde um die Sonne die
Verſchiedenheit der Tageslaͤnge und der Jab reszei⸗
ten, ſo wie die Erſcheinungen im Laufe der Pla—
neten erklaͤren. 2
XV. Von dem Monde.
XVI. Von den Sonnen- und Mondfinſterniſſen.
XVII. Von der Wichtigkeit des Mondes fuͤr die Calen⸗
derberechnungen. h
XVIII. Von der Beſchaffenheit der Oberfläche des Mondes.
Hierzu die Kupfertafeln Tab. III bis VI.
Tab. VII und VIII werden mit dem dritten Hefte geliefert.
Inhalt des dritten Heftes.
Vermuthungen über das Daſeyn vernünftiger Ber
wohner des Mondes. — Noch dis jetzt fortdau⸗
ernde Veränderungen der Mondflaͤche.
Ob es Waſſer und Luft auf dem Monde gebe,
II. Von der Sonne.
Wie die Sonne beſchaffen ſey.
Noch ein Paar auffallende Erſcheinungen an der
Sonne. ö
Von dem Merkur.
Von der Venus.
XXVI. Von dem Mars.
XXVII. Von den zuletzt entdeckten Planeten:
g Pallas, Juno und Veſta,
XXVIII. Ven dem Jupiter.
XXIX. Von den vier Monden des Jupiter.
XXX. Von dem Saturnus.
XXXI. Von den Ringen des Saturnus.
XXXII. Von den ſieben Monden des Saturnus.
XXXIII. Von dem Uranus und deſſen ſechs Monden.
Hierzu die Kupfertafeln No. VII und VIII.
worauf dargestellt iſt: a 4 BI
XXIV.
XXV.
Ceres,
10 T
Tab. VII. Garte vom Monde, wie er durch Fernrohre er⸗
ſcheint. 5 7
Tab. VIII. Fig. r. 2. 3. Einzelne Theile des Mondes,
wie fie durch ſtark vergroͤßernde Teleſkope er⸗
ſcheinen.
Fig. 4. Anſicht des Planeten Jupiter.
Fig. 5. Anſichten des Planeten Saturn mit
ſeinem Doppelringe.
Dieſes Werk erſcheint in Heften à 6 Bogen, oder in
Doppelheften a 12 Bogen; man macht ſich immer auf 4
ſolche Hefte, welche 24 Bogen Text und die nsthigen Ku⸗
pfer und Charten enthalten, verbindlich mit Vezahlung von
6 fl. W. W., im Auslande mit 1 Thl. 16 gr. ſaͤchſ.
Dieſer wohlfelle Preis findet jedoch fur die Hefte 1— 4
nur bis letzten December 1818 ſtatt, wer ſpaͤter kommt,
zahlt 8 fl. W. W., und ſo findet auch fuͤr die folgenden
Hefte der wohlfeile Preis nur in dem Jahre ſtatt, wo die
Hefte erſcheinen.
Beytraͤge zur Chemie und Phyſik,
herausgegeben ?
von G. w. Gſann,
Dr. ber Ph. und Privatlehrer an der Univerfitit zu Jena.
1. Beytrag, Jena bey Croͤker 1822. 8. 100, nebſt einer Stein⸗
tafel.
Dieſe Beytraͤge von einem jungen Mann, der durch
fie die Hoffnung zu manchen neuen Reſultaten in den be⸗
treffenden Wiſſenſchaften erweckt, haben den Zweck, die eige⸗
nen Unterſuchungen des Verfs. mitzutheilen, und die Ge:
genſtaͤnde, womit ſich der Vfr. zunaͤchſt in den erſten Hef⸗
ten vorzüglich zu beſchaͤftigen gedenkt, find die Aufloͤslichkeit,
ehemiſche Verwandtſchaft, Kryſtalliſation und die chemiſche
Farbenreihe, ſowie die Erſcheinungen des Elektromagnetis⸗
mus, der Einfluß des Arſeniks auf den Magnet u. ſ. w.,
allerdings alles Gegenſtände, deren Wichtigkeit und Intereſ⸗
fe jedem Chemiker und Naturforſcher uberhaupt bekannt
if. Wir wuͤnſchen daher dem Pfr. Gluͤck bey feinen. Ver—
ſuchen und der Schrift einen ſchnellen Fortgang, beſonders
da der Verfr. auch theoretiſch die Wiſſenſchaft zu foͤrdern
ſtrebt und ein Streben nach Einheit und nach allgemeinen
Geſetzen in dieſem erſten Beytrag nicht zu verkennen iſt,
wovon das Erſtere wohl zu ſehr in der neuern Zeit hintange⸗
ſetzt, das Letzte aber mit einer zu ſpeeiellen Behandlung der
Wiſſenſchaft vertauſcht worden iſt.
Die in dieſem erſten Beytrag enthaltenen Unterſuchun⸗
gen find folgende (S. 1—67). I. Ueber die Natur
der chemiſchen Verbindungen und Ferſetzungen,
worin der Pfr. vorzüglich ſeine Anſichten uͤber dieſen Ge⸗
genſtand der Chemie weiter entwickelt, welche er in einer
fruͤhern akademiſchen Schrift aufgeſtellt hat, theils aber
auch zu dieſem Behufe eine Geſchichte und Kritik der ver⸗
ſchiedenen chemiſchen Theorien von Bergmann bis zur
neueſten kryſtallelektriſchen Anſicht von Schweigger, ſowie
Bemerkungen über die verſchiedenen Methoden der natur⸗
ſelbſt verweiſen muͤſſen.
= 1072
wiſſenſchaftlichen Unterſuchung voranſchickt. II. Unter⸗
ſuchungen einiger Eigenſchaften des Schwefels (S.
67 — 91). Von dieſem merkwuͤrdigen Stoff werden das
Dickwerden deſſelben in der Waͤrme, das ſogenannte Schwe⸗
feloryd und die Farben des Schwefels betrachtet. Nach des
Vfs. Verſuchen verdickt er ſich ven 102° R. bis 1660 R.,
und wird von da an wieder fluͤſſig. Was das Schwefelo⸗
yd betrifft, ſo iſt er nicht der Meynung Foureroy's und
Thomſon's, daß es ein wirkliches Oxyd, noch daß die Far⸗
benveraͤnderung Folge des Lichteinfluſſes ſey, indem auch im
Dunkeln dieſe Umaͤnderung geſchah, ſondern er ſucht den
Grund davon in der Veränderung der Kryſtalliſation durch
die Waͤrme, wofür auch das ſtarke kryſtalliniſche Gefüge
und die zaͤhe pechartige Beſchaffenheit des rothbraunen
Schwefels ſpricht, wenn ſich auch dieſe Art von Schwefel
dem Licht laͤngere Zeit ausgeſetzt entfaͤrbte. Auch der gelte
ne Schwefel iſt nach des Vfts. Verſuchen kein Oryd. —
Bey ſeinen Unterſuchungen uͤber die Farben dieſes Stoffes
fand der Pfr., daß der Schwefel auf trockenem Weg der Be⸗
handlung eben dieſelbe Farbenreihe durchlaͤuft, als auf nafe
ſem (bey Kochung einer Schwefelleber-Aufloͤſung mit Kie⸗
ſetfeuchtigkeit), er ging aus gelb in roth, braun, grün und
endlich in blau uͤber. — Das Naͤhere der Verſuche muß im
Buch ſelbſt nachgeltſen werden, der Pfr. bemerkt noch zu
Ende dieſes Aufſatzes, daß er hellgruͤnen Phosphor gefun⸗
den habe und gibt die Bereitungsart an. — III. Ueber
die Auflöslichkeit einiger Salze (S. ga — 97). Es
werden hier der weinſteinſaure Kalk und Strontian und
der citronſaure Strontian betrachtet, woraus hervorgeht,
daß die cohaͤrenteren dieſer Salze auch die unaufloͤslicheren
ſind. Ueberhaupt hofft der Verfaſſer aus der verſchiedenen
Apflöslichkeit der Säuren und Baſen in Waſſer manchen
Aufſchluß, theils uͤber die Verwandtſchaftsgeſetze derſelben,
theils uͤber die Kryſtalliſation der Koͤrper zu erhalten, in⸗
dem er glaubt, daß die Aufloͤslichkeit im Verhaͤltniß zur
Staͤrke der Anziehung ſtehe und ein in mehreren Geſtalten
kryſtalliſirbarer Körper mit der größeren Dichtigkeit feiner
Kryſtalliſation auch um ſo ſchwerer aufloͤslich ſeyn werde.
— IV. Beſchreibung eines Heuer pneumatiſchen Ap⸗
parats, wobey wir auf die Tafel, alſo auf die Schrift
Essay geologique sur LEcosse;
E77 e,
Dr. en Died. etc.
avec 2 cartes et 7 planches lithograph, Paris chez Courcier
(1820) 8. 619. 5
Wir Eönnen nur das Daſeyn dieſes intereſſanten
Werks, vor der Hand wenigſtens, anzeigen. Es enthaͤlt
alles, was man über die geolog. Conſtitution von Schott
land geſchrieben hat, und dabey viele eigene Beobachtungen,
welche der Verfr. daſelbſt waͤhrend mehrerer Jahre gemacht
hat, ſo wie manche neue Ideen uͤber den Erdbau dieſes
merkwürdigen Landes. Es ſcheint kaum ein Landſtrich in
Schottland zu ſeyn, der hier nicht beruͤckſichtiget waͤre, deſ⸗
fen geolog. Verhaͤltniſſe nicht genau aufgezählt und vollſtaͤn⸗
dig beurtheilt waͤren. Auch erſtaunt man uͤber die Menge
1073
von Mineralien, welche ſich in dieſem Lande Anden, und
überhaupt über den Fleiß, welchen der Vfr. in der Unter⸗
ſuchung dieſes Landes angewendet hat, und deſſen Erfolg
nur die Rechnunz eines ganzen Lebens ſeyn zu koͤnnen ſcheint.
Nach einer kurzen Einleitung uͤber den Plan des
Werkes folgt der erſte Theil, der allgemeine Betrachtungen
uͤber Schottland enthält und nur bis Seite 14 geht.
Der 2te Theil handelt die ſchottiſchen Gebirgsforma—
tionen ab; Granit, Gneis, Glimmerſchiefer, Porphyr,
Chlorit, Quarz und Thon-Schiefer, Grauwacke, rother
Sandſtein, Trapp, Kohlenſandſtein, Gryphiten-Kalk, vul—
eanifhe Formationen, Baſalt, Klingſtein, Syenit, aufge—
ſchwemmtes Land. :
zu bedauern,
Der zte Theil, Seite 348, ſtellt Vergleich ungen aller
dieſer Formationen mit denen in England, Irland, Frank-
reich, Deutſchland, Skandinavien u. ſ. w. an. Seite 465
folgen Noten über einzelne Mineralien u. d. gl. S. 486
iſt eine Tabelle von einer Menge ſchottiſcher Berghoͤhen.
Die Tafeln ſtellen Durchſchnitte vor fuͤr die mannigfal⸗
tigſten Gebirgsarten, Gaͤnge und Auflagerungen; die Charte
iſt illuminirt nach den verſchiedenen Gebirgsarten. Die
Farben ſind aber nicht abſtechend genug, auch haͤtten billig
die Namen der Inſeln und der Fluͤſſe angegeben werden
ſollen, ſo wie es auch zur Deutlichkeit beytragen wuͤrde,
wenn einige Dutzend Städte mehr darauf wären. Es ift
daß die Geologen ſich noch nicht uͤber die
Bedeutung der Farben haben vereinigen koͤnnen.
Wir zweifeln nicht, daß das gelehrte und reiche Werk
des Vfrs, ſich bald in den Haͤnden aller Mineralogen finden
werde; es verdient in jeder Hinſicht geleſen und gruͤndlich
ſtudirt zu werden, wozu es auch durch ſeine fließende
Sprache diejenigen einladet, welche eben nicht Geognoften
von Profeſſion ſind.
Heidelberg 1822, bey Joh. Engelmann:
Lebens = und Formgeſchichte der Pflanzenwelt,
von Franz Joſeph Schelver.
Handbuch ſeiner Vorleſungen uͤber die phyſiologiſche Botanik fuͤr
ſeine Zuhoͤrer und gebildete Maturfreunde. Erſter
Band XII und 269 S. 8.
Das ſieht wohl ein jeder dem vorliegenden Buche auf
den erſten Blick an, daß es eine voͤllig neue und originale
Schoͤpfung im Gebiete der botaniſchen Literatur iſt. Um
eben dieſer Neuheit willen wird daſſelbe aber freylich man⸗
chem in einer wunderlichen Fremdartigkeit gegenuͤberſtehen,
und je weniger darin ſelbſt die einſtimmig anerkannten Grund—
ideen der Naturwiſſenſchaft, worauf es beruht, in die be—
kannten Formen des Ausdrucks gekleidet find, je eigner viel—
mehr ſich hier alles, im Spiegel einer hoͤchſt originellen Ins
dividualität beleuchtet, darſtellt, deſto ſchwerer wird es man—
chem Leſer vielleicht ſeyn, ſich ſogleich hinein zu finden,
Man ſieht zweytens ſchon bey einer fluͤchtigen Durchſicht,
daß es aus Einem Guſſe gearbeitet, in ſich durchaus gleich:
förmig behandelt, und in allen feinen Theilen eben fo zu=
Iſis. 183: Heft X.
1074
ſammenhaͤngend, als nach außen begränzt iſt; aber eben
darum konnte es Vielen mit einer gewiſſen Schroffheit ent:
gegentreten, waͤhrend gegentheils die nicht fo ſchnell gewon—
nene Einſicht in die Angelpuncte des Ganzen, und die
Schwierigkeit, lebendig mit dem Verf. zuſammenzuwirken,
leicht Kaͤlte und Gleichguͤltigkeit beym Leſer erzeugen moͤchte.
Bey aller dieſer Fremdheit wird derjenige, der Antheil nimmt
an dem tiefern Treiben und dem unlaͤugbar lebendigen Be—
wegen, das jetzt in der naturwiſſenſchaftlichen Literatur
herrſcht, auch ohnfehlbar durch ein gewiſſes Etwas, das je
den anſprechen muß, gereizt werden, tiefer in das Buch
einzudringen, wenn es ihm auch anfangs nur wie ein Stein
im Wege liegend, fremd und unbegreiflich vorkommen folk
te. Andrerſeits werden diejenigen, denen es ſchroff und
unzugaͤnglich ſcheint, bald bemerken, daß man dieſen Stein
nicht zerſchlagen und ſtuͤckweiſe auf die Seite ſchaffen koͤn—
ne, daß es nicht in ſeinen Theilen, ſondern nur im Gan—
zen widerlegbar ſey, und fo wird man, es ſelbſt ganz Aus
ßerlich betrachtend, ganz fremd vor ihm draußen ſtehend,
finden, daß es jedenfalls eine ſchwer abzuweiſende Erſchei—
nung in der Literatur ſey. Hierauf dem Innern deſſelben
naͤher tretend, wird man wahrnehmen, daß die Neuheit
des Buches nicht in dem liege, daß der Verfr. auf einem
ganz iſolirten Standpuncte der Betrachtung des Pflanzen-
lebens ſtehe, vielmehr wird man ſogleich in das Centrum
der nehmlichen tiefſinnigen Regungen ſich verſetzt ſehen, die
unſre Zeit der Erforſchung der tiefern Bedeutung der Pflans
zennatur ſo nahe gefuͤhrt haben: man wird auch nicht fin—
den, daß der Pfr. von andern Grundprincipien der Natur-
wiſſenſchaft, als die herrſchend geworden ſind, ausgehe.
Wohl aber wird ſich ergeben, daß die Neuheit des Buches
in der eigenen wiſſenſchaftlichen Methode liege, in welcher
der Verfr. die nun von allen tiefer erkannte und gleichſam
zurecht gelegte Aufgabe bearbeite. Es zeigt ſich hier, daß
wir gleich mit einem Worte die Wurzel des Buches aus—
drucken, daß das Unternehmen des Verfrs. ſey: die gez
ſammte Botanik aus den im naͤchſten Wege zur
Erſcheinung fuͤhrenden, zeugenden, geiſtigen Ele—
menten des Geſammtlebens als einer Urerzeugungs⸗
geſchichte (natura naturans) heraus, zu entwickern:
mithin aus einem philoſophiſchen Grundthema der geſamm—
ten Naturwiſſenſchaft den beſondern Zweig deſſelben, die
Pflanzenkunde zu geſtalten. Nun wird das eigentliche Ver⸗
haͤltniß des Leſers zum Buche klar: die Wege ſcheiden
oder verbinden ſich; der Vfr. ſtellt mit der größten Klar⸗
heit die Form fuͤr die Behandlung der Botanik auf, und
behandelt ſie ſelbſt darnach: nun kann der Leſer entweder
dem Pfr. beypflichten und Zutrauen zu ihm faſſen, ihm in
das Einzelne folgen: oder er kann ihm nicht beypflichten,
und jetzt wird, was bey keinem anderen natur wiſſenſchaftli—
chen Product recht thunlich iſt, der Leſer mit dem Verfr.
ſtreiten: er kann mit ihm auf das Grundthema zurüdges
hen, und wenn er es vermag, nachweiſen, daß es einſeitig,
eng, unberechtigt, oder ſonſt wie, ſey: ſoviel ſieht er aber
bald, in dem Buche wird nicht, wie von ſo vielen, auf
dem Plektron der Iſis wild herumphantaſirt, ſondern der
Vfr. hat den Generalbaß ſtudirt, und ruft einen jeden auf,
er ſolle ihn, falls ers koͤnne, nur friſch die fehlerhaften
Quinten oder Octaven, die er gemacht, nachweiſen nach
allgemein anerkannten h der Kunſt; auch toͤnt es nicht
8
1075
aus dem Buche wie Aeolsharfen, dunkel vermiſchte Klänge
brauſen nicht daraus hervor, wie der Wind eben in die
Saiten rauſcht, ſondern alles iſt nach Akkorden gemeſſen,
jede Diſſonanz verbreitet, und. kunſtmäßig aufgeleſt. Wie
nun auch der Leſer ſich gegen das harmoniſche Grundthema
des Vfrs. verhalte, fo wird er ihm nicht ablaͤugnen koͤnnen,
daß im Kreiſe der Tonfolgen dieſes fein Thema confequent
und klar durchgeführt ſey, ja wie duͤrfen im Voraus verſi⸗
chern, daß er finden werde, wie der Sfr. mit nicht gemei⸗
ner Kunſt ſein Inſtrument zu behandeln verſtanden habe.
Kommt nun jemand (damit auch wir aus der Meta⸗
pher kommen), der bis ſeweit das Werk als Philoſoph auf:
zufaſſen geſucht hat, als Botaniker daruͤber, und will er
ihm als einem eigenthuͤmlichen Product der geſchichtlichen
Entwicklung der Pflanzenkunde feinen Platz ſuchen; fo wird
er vor allen Dingen inne werden, daß der Pfr. eben fo
wie er bemuͤht war, die Botanik nach einem allgemeinen
Grundthema des Geſammtlebens zu behandeln, und ſomit
die Pflanzenwiſſenſchaft der geſammten Naturwiſſenſchaft
naher zu ruͤcken, ja ſie für fie ſchiechthin zu affimilixen,
und unter dieſelbe allgemeine Form zu bringen, nun auch
dahin ſtrebte, den eigenen Lebenskreis der Pflanzennatur
aufs ſtrengſte abzuſchließen, die Botanik mithin ihr ſelbſt
zurückzugeben, nachdem er ſie gleichſam der Einheit und
Verſchmelzung mit der geſammten Naturwiſſenſchaft geo-
pfert hatte. Die Momente des allgemeinen Lebensbegriffes
ii
nehmlich, die der Pfr. in der Einleitung aufs klarſte ent
wickelt, verwandeln ſich in die waltenden Grundideen der
einzelnen Naturreiche, alſo daß jedes Naturweſen, Erde,
Pflanze, Thier u. ſ. w. als das Ganze des Lebens auf
ein Hauptmoment deſſelben beſchraͤnkt erſcheint. Dasjenige
Moment des allgemeinen Lebens, welches in der Vegetati—
on ſeine Heymath hat, welches als die allgemeine Idee der
Gewaͤchsnatur in jeder ihrer Erſcheinungen ſich ausſpricht,
und ſelbſt über die Elemente des PYflanzenlebens, die dieſes
mit allem Leben gemein hat, ſeine eigene Beleuchtung aus⸗
breitet, ſtellt nun der Ifr. ſchon Überhaupt mit größerer
Klarheit als irgend einer feiner Vorgänger auf. Aber er
faßt nicht bloß dieſen innern Centralpunct des Pflanzenle⸗
bens mit Sicherheit, ſondern haͤlt ihn auch feſt, und weiß
zugleich (was wir ihm zuerſt als ein großes Verdienſt ans
rechnen,) das Pflanzenleben dadurch aufs ſchaͤrfſte in ſeiner
Sphäre zu begrenzen, es feinem Principe congruent bis ins
Einzelne durchzugliedern, und es auf ſeinem Gebiete von
der Einmiſchung fremdartiger Elemente vollig rein zu erhal⸗
ten. Betrachten wir die aͤltere Richtung des botaniſchen
Beſtrebens, ſo iſt nicht zu laͤugnen, daß die Pflanzenforſcher,
fo weit fie das vegetative Leben theoretiſch zu verfolgen ſuchten,
in allen kuͤnſtlichen Markſcheideproeeſſen feines Geiftes nur
verſtanden haben, es auf fremden Gehalt zu prüfen, und Frem⸗
des mit ihm zu vermiſchen. Was die Erkenntniß da des thie⸗
riſchen, dort des irdiſch⸗unerganiſchen Lebens nach Maaß⸗
gabe des waltenden Zeitgeiſtes errungen, auf die Bahn ge
bracht hat, hat man, die Eigenheit des vegetativen Lebens
ſchlechthin als nichts ſetzend, ſogleich in der Botanik an
den Mann zu bringen gewußt, und das arme Gewaͤchs,
mit der unbekannten, ungeahndeten, eigenen Seele, hat
faſt zwey Jahrhunderte lang, in die Gewaͤnder anderer Wer
fen gehuͤlt, als ein luͤgenhaftes Schattenbild fremder Ge⸗
—
Erſcheinungen abgeleitet,
die Gabe eben hat,
1076
ſtalten umherwandern müſſen. Sieht man ſich in den neu:
ern betanifhen Werken um, ſo findet man zwar das
Plumpſte und Handgreiflichſte dieſer Einſeiſigkeit abgethan,
aber bis zu dieſer Stunde guckt ein fubti@er, und darum
deſto gefaͤhrlicherer Geiſt des unrichtigen und voreiligen Ana⸗
logiſirens der vegetativen Natur mit der thieriſchen, oft
ſelbſt unter dem Schutz philofophiſcher Formeln, und ver⸗
ſteckt hinter ſogenannten hoͤhern Anſichten, da und dort
hervor. Dieſen Bann hat nun endlich der fr., wie wie
glauben, gaͤnzlich geloͤſt. Zwar geht durch das ganze Buch
ein fortlaufender Faden der ſteten Vergleichung des vegeta⸗
tiven mit dem irdiſchen und thieriſchen Leben, aber die Ver⸗
gleichung reicht ſtets nur fo weit, daß die harmonirenden all⸗
gemeinen Lebenselemente der andern Naturweſen an ihrer
Stelle auch in den Pflanzen nachgewieſen werden: welchen
befonderm Charakter aber jedes nothwendige, allgemeine Le⸗
bensmoment durch die allwaltende ſpeeifiſche Grundidee an⸗
nehme, wie es dadurch zu etwas ganz Anderm und Eigen⸗
thuͤmlichem werde, iſt mit der größten Schärfe und Con⸗
gruenz aus der einfachen Geundanficht des Pflanzenlebens
entwickelt. So wird die Pflanzennatur auf gleiche Weiſe
gleichſam aus dem Univerſum herausgeſchnitten, wie in die
allgemeine organiſche Verbindung mit ihm geſtellt, und ſo
erhält das Analogiſiren und Paralleliſiren der Pflanze mit
andern Naturen in ſeinem empfangenen Maaße erſt recht
feine Bedeutung. Man bemerkt nun 2., als einen Grund⸗
vorzug dieſes Werkes, wie bey dieſer Sonderung der Pflan⸗
ze nach außen, nach innen, alles auf die innigſte Weiſe in
Zuſammenhang geſtellt erſcheint. Auf das Natuͤrlichſte ſe⸗
hen wir aus der einfachſten Grundanſicht die mannigfachſten
darunter ſolche, an welche ſich
vormals noch nie ein erklaͤrender Gedanke gewagt hat, und
mit einem Schlage ergibt ſich alles zumal. Aeußere und
innere Geſtaltung, Saft und Qualität, Bildungsgeſchichte,
inneres und aͤußeres Verhaͤltniß, kosmiſche und organiſche
Wechſelwiekung, Rythmus der Lebensbewegung, Bedeu⸗
tung und Symbol der Formen, die Farben, Hellkraft der
Säfte, Verbreitung an der Erde: jedes an- feiner Stelle
mit Nothwendigkeit eintretend, nicht hinzu refleerirt, ſon⸗
dern ſchon urſpruͤnglich im Kreiſe des Lebens als unent⸗
behrlicher Durchgangspunct vorausgeſetzt — und zwar als
Ausdruck deſſelben Weſens. Wir geſtehen Frey, noch in
keinem botaniſchen Werke ein Bild des vegetativen Lebens
gefunden zu haben, in welchem ſo rein, wie hier, alle Far⸗
ben ineinander verarbeitet, und doch fo harmonſſch aus
dem nehmlichen Grundton herausgehoben waͤren. Eben ſo
wenig iſt uns eine Pflanzenphyſislsgie bekannt, welche, in⸗
dem fie überall die tiefſten Grunde hervorhebt, ſich in glei⸗
cher Zwangloſigkeit an die wahre Erfahrung und Beobach⸗
tung anſchloͤſſe: keine, welche in der Einfachheit ihrer
Grundzüge ein fo unerſchoͤpflich, nur immer überfließender
Quell neuer bedeutender Anſichten vegetativer Erſcheinungen
künftig zu werden verſpraͤche. —
Will endtich der Leſer, nachdem er mit dem Bucht
ſich hinlaͤnglich bekannt gemacht, auch die Perſon des Aus
tors naͤher in Augenſchein nehmen; ſo wird er, wenn er
eine geiſtige Phyſiognomie erblicken zu
konnen, vor allen Dingen das liebevolle Gemuͤth deſſelben
zu erkennen wiſſen, mit dem er ſich dem gehrimnignahge
>
107 2
Hi ſelbſt anſchauend und dichtend, wie dieſer,
hinge send er wird begreifen, wie erfolgreich ihm ſich
wiederum Ius ganze Gemuͤth der vegetativen Natur auf—
schließt, und alles zur lebendigen innern Erfahrung wird,
während unzählige Andere, welche dem Tempel dieſes Le⸗
bens, den todten Stein der Beobachtung in der einen, den
Hammer des kalten Verſtandes in der andern Hand, ſich
nahen — ewig draußen bleiben, und fruchtlos an die Pfor⸗
en pochen. Dann wird er bemerken koͤnnen, wie jene
centre Fremdartigkeit, mit der ihm der Pfr. anfangs
nur der unverſtandne Ausdruck eines hier in
ungewoͤhnlicher Tiefe ſich offenbarenden, kuͤnſtleriſchen Ta⸗
Ber ſey. Wie nehmlich in dem Werke ſich überhaupt
Speculation und Erfahrung auf die innigſte Weiſe durch-
dringen, fo hat auch die Individualitaͤt des Vrfs. dieſe
Zweyſeitigkeit, daß, wo er einen Gegenſtand aufgreift, die⸗
fer ſich ihm ſogleich zu einem lebendigen Doppelbilde geſtal⸗
tet, das eben fo idealiſch, gleichſam transſubſtanziirt, als
andrerſeits unmittelbar die Wirklichkeit beruͤhrend, alſo mu⸗
ſicaliſch und plaſtiſch zugleich erſcheint: daher ſein Ausdruck
gleichſam Naturton und Kunſtwerk zugleich iſt, und feine
Gleichniſſe wie ein Blitz eine ganze Welt von Dingen klar
machen, während fie ſelbſt doch wiederum in einer gewiſſen,
der oberflächlichen Anſicht vielleicht widerſtrebenden, Abge:
ſchloſſenheit und ſtarren Begraͤnzung da ſtehen. Hat jemand
Beweglichkeit des Geiſtes genug, ſich in dieſes ſchwebende
Leben zu verfetzen; fo wird ihm nichts von dem Pfr. un⸗
verſtändlich ſeyn: es wird ihm alles warm und freundlich
entgegenkommen, und mit Freuden wird er an den ſchwellenden
Fruͤchten, die der Reichthum feiner Kenntniß, die Vielſei
ligkeit feines Combinationstalents, die Regſamkeit feines
Geiſtes, die Fuͤlle feiner Phantaſie, die Tiefe ſeines Genius.
uns darbietet, ſich erlaben koͤnnen. Und dieß ſprechen wir
aus, unbeſorgt darüber, daß man ung für partheyiſch hal⸗
ten werde: wir ſind dieß wirklich, und wir freuen uns
ſehr, daß die Geſetze dieſes Inſtituts verſtatteten, uns
auch mit unſerm Namen zu den Verehrern des Vfes, oͤf⸗
fentlich hinzuzubekennen. Aber auch Partheyen und Freuns
de muͤſſen in der Literatur gehört werden, denn Unparthey⸗
lichkeit iſt der wiſſenſchaftliche Tod. —
entgegentrat,
Die Weiſe, wie (im I. Abſchnitt) der Pfr. fein Uns
ternehmen beginnt, iſt folgende. Er geht (im J. Haupte
ſtuͤck) unmittelbar vom ganzen Begriff des Lebens aus,
und fondert dieſen in feine, in ihm nothwendig zu den⸗
kenden Theile; dann entwickelt er (im II. Hauptſt.) dieſe
Theile nach ihrem Inhalt, wodurch er die nothwendigen,
geiſtigen Elemente des Lebens erhaͤlt, ſtellt ſie nach ihren
beſondern Verhaͤltniſſen feſt, und gibt die Ueberſicht ihrer
Verbindungen; fo daß nun das Leben in ſeiner nothwen⸗
digen und allgemeinen Form im Abriß da ſteht, und die
Momente vorgezeichnet find, die auch im Leben der Pflan⸗
zen wiedergefunden werden muͤſſen, inſoweit ſie eine in ſich
geſchloſſene Lebensſphäre, ein dem Ganzen gleicher Theil
des allgemeinen Lebens iſt. Das Leben, oder das göttliche
Daſeyn, worin Seele und Geiſt an die unadaͤnderliche
1078
Schranke (den Leib) gebunden find, hat drey Haupktheile:
I) einen abgeſchloſſenen Gehalt, worin es Erzeugniß iſt,
ein auf ſich beſchraͤnktes Daſeyn, einen Leib hat; 2) einen
Beſtand, worin es den Grund des Daſeyns, das Erzeu⸗
gen, oder die Seele beſitzt; 3) einen Fortbeſtand, oder
die Sdensität des Erzeugniſſes und der Erzeu zung, eine
Mitte des Leibes und der Seele, den -Lebensgeiſt. Dies
fe drey find indeſſen nur Stucke des Lebens, es ſelbſt kei—
nes von dieſen, ſondern die Dreyeinigkeit derſelben. Jeder
der drey Haupttheile hat nun wieder, die nehmlichen Mo:
mente, hat daſſelbe dreyfache Leben; A. das Leben des
Leibes iſt ein dreyeinjges von Bindungs-, Verzehrungs⸗
und Aneignußgstrieb: der Leib ſelbſt die Vereinigung
von Gebundenem (Fertigem), Rohem (Unfertigem), und
Bindſamem (Halbrohem und Haldfertigem); der gemein
ſame Act dieſer ſtets zu einem Ganzen ſich einverleibenden
Momente des leiblichen Lebens, heißt die Ernaͤhrung,
das ſeinen Gehalt erzeugende und forterhaltende Leben;
B. das Leben in der Seele oder der Erzeugung im Leibe iſt ein
dreyeiniges Wirken, 1) des gegen das Erzeugniß gerichteten,
alle feſte Form umbildenden, aͤußernden Thötigkeitstrie⸗
bes, 2) des, auf das Erzeugniß beſchraͤnkten, ſtets dieſel⸗
be Form wiederholenden, die Lebenskeime erzeugenden
Form- und Beimtriebes, 3) des aus der Schranks trei⸗
benden, die Keime befreienden, aufſchließenden Entwick⸗
lungs- oder Befruchtungstriebes. Es iſt im Ganzen
die Vermehrung des Lebens, in welcher das Daſeyn
fortbeſtehend aus ſeiner Schranke erhoben, und in ſeine
Schranke geſtellt, alſo vermehrt zu ſſch ſelbſt geſetzt wird;
C. das Leben des Lebensgeiſtes iſt ein dreyeiniges Wirken,
1) des gegen die Differenz der beyden Lebenstheike ſich in
ſeiner Selbſtheit durchſetzenden, alſo die Lebenseinheie
des Gehalts machenden, oder des Selbſtwiedererzeu⸗
gungstriebes, 3) des den gleichen Fortbeſtand des Le⸗
bens im Erzeugniſſe und Erzeugen, alſe die Lebens⸗Diffe⸗
renz beſtehend machenden, des Selbſtdarſtellungs- oder
Selbſtverrichtungstriebes, 3) des in der Selbſtdar⸗
ſtellung ſich wiedererzeugenden, in der Selbſterzeugung ſich
wieder darſtellenden Lebens, des Gebaͤrungstriebes. Es
iſt im Ganzen die Fortpflanzung des Vbens fortgefegte
Gebaͤrung, in welcher das Leben, ſo viel es in ſich ſelbſt
erzeugen mag, immer von ſich wieder abſcheidet, und in
jeder feiner Scheidungen ſich wieder als daſſelbe gründe, —
Im III. Hauptſtuͤcke ſchreitet der Verf, zur Nachwer⸗
ſung uͤber, wie jedes dieſer Momente in einer beſondern
Lebensſphaͤre als beſonderer Organismus, jedes Moment
des Lebens als ein ganzes Leben dargeſtellt fen; dieſer Las
bensweiſen oder organifihen Formen des Lebens nennt er fol⸗
gende ſieben: 1) das irdiſche Leben, worin das Leben
im Neben- und Außereinanderfeyn aller feiner Momente in
der Form des Totalzuſammenhanges, als räumlicher Orga—
nismus erſcheint. 2) Das vegetative Leben, worin 8
in der zeitlichen Entwicklung feines Gehaltes in der organ
ſchen Wechſelwirkung, im zeitlichen ſich Voraus- und Hits
aus fetzen, im zeitlichen ſich Fordern feiner Momente iſt.
Im irdiſchen Leben iſt jedes nothwendige Moment ſchon da,
und es wird nur zeitlich verbunden: im vegetatioen Leben
wird dagegen aus der ewigen Verbindung jedes Moment
hervorgebracht; das irdiſche Leben geht vom daſtezen den
1079
Gehalte des Ganzen zur Form des Ganzen: das vegetati⸗
ve geht aus der Form des Ganzen in die Entwicklung des
Gehaltes. 3) Das thieriſche Leben, worin es weder
ganz in der zeitlichen Entwicklung ſeines Gehaltes, noch
bloß ganz in der Fertigkeit ſeines Daſeyn iſt, worin es nicht
bloß wie die Erde das ſinnlich Daſeyende, nicht bloß wie
die Pflanze das ſinnlich erzeugende beſeelte Ganze, ſondern
die Mitte beyder Formen iſt: dasjenige, welches aus feiner
Vegetation feine Erde, und aus feiner Erde feine Vegeta⸗
tion erzeugt; welches im Zugleichſeyn ſeiner Theile deren
Wechſelwirkung, in dieſer aber wieder Zuſammenwirkung
hat — den ſinnlichen Lebensgeiſt. 4) Das menſchliche
Leben, welches in der Schwebe und dem Uebergange zur
uͤberſinnlichen Seele ſteht, die Erzeugung des Gegenſatzes
der allgemeinen Aeußerungs- und Erringungskraft des Lebens
zur Aufgabe hat, Zeuge der Form und des Gehalts des
Ganzen iſt; 5) das himmliſche Leben, worin das Leben
der Urquell feiner ſelbſt, der Mittelpunct, von dem alles
ausgeht, zu dem alles einkehrt, die allbelebende Seele, die
ewige Liebe felbſt iſt; 6) das ſchoͤpferiſche Leben, mel:
ches durch den Tod jedes Lebensreich zucuͤcknehmend, für
die Alleinheit und aus ihr jedes fuͤr ſich wieder belebend,
den wirkenden all fuͤr einander beſtimmenden Lebensgeiſt hat,
die Spannung, Harmonie des Lebens; 7) der reine Le—
bensgeiſt, das aus ſeiner Harmonie ſelbſt ertoͤnende, all—
gegenwärtige und durchdringende Wert des Lebens, der goͤtt⸗
liche Ruf in das Schaffen, die Selbſtbeſtimmung feiner
Geſchichte, das ſich ſelbſt in ſeiner reinen Form gebaͤrende
Ganze. —
So hat der Pfr. das Leben überhaupt in feinem Ge:
halt und in feiner Form aufgeſtellt; jetzt wendet er ſich
im IV. Hauptſtuͤck zur Erkenntniß des Lebens in feis
nem Geiſte. Hier heben wir nur eine einzige wahrhaft er—
leuchtete Stelle aus, in welcher der Schluͤſſel der ganzen
Lebensanſicht des Vfts. liegt: „Die Zeit“ ſagt er „hat nie
mehr und andre Erkenntniß des Lebens, als ſie ſelbſt Le⸗
bensgeiſt hat. Der Menſch kann das Leben außer ihm nur
erkennen, und mit Einſicht handeln, wie er ſelbſt Leben
enthält, und deſſen Stufen geübt hat. Nur nach dem,
was er ſelbſt iſt, kann er ſeinen Gehalt in fremde Formen,
und fremden Gehalt in ſeine Formen nehmen. Er kann
aber nicht willkuͤhrlich ins Zeben vordringen, und hat Eeir
nen andern Schluͤſſel als den, wozu Gott ihn ſelbſt und
ſeine Zeit gemacht hat. Daher iſt jedes Naturſtudium in
feinem Grunde myſtiſch durch feinen Genius getrieben und
geleitet. Es iſt das zum Selbſtbewußtſeyn gelangende hoͤch⸗
ſte Leben der Gegenwart.“ — a
Im II. Abſchnitt gelangt der Pfr. zum Pflanzenle⸗
ben. Die Idee deſſelben, die oben in der Betrachtung der
7 Stufen des allgemeinen Lebens gewonnen wurde, hält er
feſt, und ſondert die Pflanzennatur in ſich ſelbſt aus dem
gemeinſamen Gebiete des Ganzen, und begrenzt ſie darnach
in ſich ſelbſt, indem er fie von der icdifchen und animali—
ſchen Natur in der Vergleichung ihres Daſeyns, nach Leib,
Seele und Geiſt, untetſcheidet. Davon fen es uns erlaubt,
etwas ausführlicher zu reden, da es zur Rechtfertigung und
Erklärung unſeres oben im Ganzen gefaͤllten Urtheils die⸗
nen mag. f
— — >
——
zenlebens,
1080
I. Vergleichung des Pflanzenleibes mit dem der
Erde und des Thieres.
Die Erde iſt ſelbſt die erſtorbene Erzeugungsgeſchich⸗
te. Vor ſich hat ſie die erſterbende (in ihr Product gehen⸗
de) Productionskraft des Leibes, hinter ſich die aus dem
irdiſchen Untergange auferſtehende Productionskraft. Die
Pflanze dagegen fuͤhrt zwar auch die leibliche Productions⸗
kraft ins Product, aber fie zieht fie gegen das Erſterben in
ihm immer zuruck, und geht aus dieſer zuruͤckgenommenen
Kraft immer wieder fort ins Product. Die leiblichen Kraͤf⸗
te bleiben uͤberhaupt der Erde immer außerhalb; die Pflan⸗
ze zieht ſie in ſich, und bezieht ſie auf ſich, aber auch ſie
hat ſie nicht in ſich, wie das Thier, ſondern das allgemei⸗
ne Erzeugen des leiblichen Lebens und deſſen Fortbeſtand
iſt gleichfalls außer dem Pflanzenleben vorausgeſetzt. — Das
hoͤchſte Product des Irdiſchen iſt die Abſonderung der un⸗
veraͤnderlichen Subſtanz: das hoͤchſte Reſultat des Pflan⸗
die der ſtets aus ſich veraͤnderlichen. Zwiſchen
beyden Zuſtaͤnden iſt auf der Seite der irdiſchen Natur das
Brennbare als dasjenige, welches die Mitte von hoͤchſtem
Cohaͤſionstriebe und hoͤchſter Auflösbarkeit hält, die dem ve⸗
getativen Leibe naͤchſt verwandte Subftanz. Aber dieſe nur
verwandte Subſtanz iſt nicht die eigne der Vegetation: viel⸗
mehr fängt das Pflanzenleben damit an, gegen das Ent-
zuͤndliche das Waſſer zur Loͤſchung, gegen das Löſchbare
das allgemeine Feuer zum Brande anzuziehen: erſt die Eis
nigungsform der durch den Urpflanzenact ergriffenen, zwi⸗
ſtig gewordenen, brennlichen Subſtanz iſt der Zuſammen⸗
halt, der Pflanzenleib heißt. Die Pflanze hat daher üͤber—⸗
haupt keinen urſprünglichen Leib: ihr Anfang iſt ein
reiner Act der Lebensſeele, ein durchaus unleibliches und
außerleibliches Weſen, und ihr aus differenter Form componirter
Leib iſt urſpruͤnglich die Beſeelung des irdiſchen Leibes, der
Himmel im Erdenkleide. Daher denn auch das Symbol
des aus der Compoſition entgegengeſetzter Formzuftande ers
wachſenden Pflanzenleibes, eine Kugel, die in gleichem
Maaße vom Mittelpunct zur Peripherie den Aufloͤſungspro⸗
ceß, als von außen nach innen den Cohaͤſionsproceß
hat — oder ein mit Fluͤſſigkeit gefuͤllter Schlauch iſt
— waͤhrend die Erde eine ſolide Kugel darſtellt, die außer⸗
halb ihre Waſſerkugel hat. — In Ruͤckſicht des organiſch⸗
leiblichen Verbrennungsproceſſes hat die irdiſche Materie nur
andauernden Loͤſchungs-ſoder andauernden Entzuͤndungszu⸗
ſtand: die Pflanze dagegen brennt immer, indem ſtets das
Gelöfchte entzündet, das Entzuͤndete geloͤſcht wird. Aber
ſie ſetzt noch Entzuͤndung und Stoff außer ſich voraus: nur
die animaliſche Materie iſt im lebendigen Wechſel von Bren⸗
nen und Loͤſchen, indem fie aus ihrer Brennbarkeit ſelbſt
die Entzuͤndung wie den Stoff hat, und durch dieſe ihr
Brennen. — Wo nun durch den organiſchen Proceß der
irdiſche Stoff in Beſchaffenheit und Qualität tritt, hat er
ſtets ſeinen Gegenſatz außer ſich, und keine Vermiſchung
kommt in Ruhe: der vegetative Leib hat ſtets die entge⸗
gengeſetzten Qualitäten in ſich, wenn auch nicht durch ſich.
Was innerlich verwandt iſt, muß in der Erde ſich flieben:
wie es Geiſt und Seele von ſich laͤßt, ſo muß ſtets das
Fremde kalt und herzlos beyſammenliegen. Dagegen ver—
ſoͤhnt die Pflanze das Feindliche, ſtiftet uberall Innigkeit,
und haͤlt in Wechſelwirkung, was die Erde auseinander
1081
diſch wieder ſich expandirt.
den Wechſel des Innern und Aeußern.
ſie Abgeſchloſſenheit, Aufhebung des Wandels erzeugen ſoll,
warf. Ueberhaupt hat die Erde uͤberall den Ausgang, die
Entfernung; und kann ſich nicht ſammeln, die Pflanze
hat die ſtete Annäherung des Entfernten, die auf ſich zurück—
gehende Bewegung. Das Thie aber iſt in lebendiger Un⸗
ruhe und Oſceillation, im ſteten Wechſel von Expanſion
und Gontractien. Im Erdleibe ſind ſtets Form und Saft
auseinander geſchieden, in der Pflanze wird immer der
Soft in die feſte Form genommen; das Thier hat beydes.
Das Organ ſtoͤßt irdiſch den Saft aus, dieſer wird aber
vegetativ vom Andern aufgenommen, und fo ins Unendlis
che daher beſtehen Säfte und umſchließender Leib zwar in
keſnem Momente außereinander, aber auch nie in einer
Wechſelpickung mit einander. Dieß druͤckt ſich auch ſchon
in der Elementarform des Thierleibes aus: dieſe iſt das
pulſirende Gefaͤß, der irdiſche, aus feiner Sphäre hervorge⸗
zogene, aber an beyden Enden offene Schlauch, der ſich
ſtets contrabirt, ſich vegetativ ſchließen will, aber auch it»
Wie das Thier Überhaupt un:
entſchleden zwiſchen Innerm und Aeußerm ſchwebt, zwiſchen
Erde und Pflanze ſteht, ſo iſt auch der thieriſche Koͤrper
die Unentſchiedenheit zwiſchen zwey Leibern. Er iſt nicht ſo
cohaͤrent, wie die irdiſchen Körper, ſondern zeigt vielmehr
innerliche Formirung, aber er iſt innerlich nicht ſo beſtimmt
geformt, wie der Pflanzenförper, ſondern in feinem Gewe⸗
be verworren und zerriſſen: gegen die Pflanze betrachtet iſt
er roh, gegen die Erde gebildet. —
II. Vergleichung der Erden- Pflanzen- und
Chierſeele.
Die dem Erzeugniß Grund gebende Seele begruͤndet
in der Erde die Auseinander- und Zuſammenſtellung, in
der Pflanze die Innigkeit und Wechſelwirkung, im Thiere
Die Erbſeele, da
iſt die gegen ſich ſelbſt gerichtete Seele, das Leben des To—
des. Sie wird ſich ſelbſt vernichtend, indem fie die Geſchlechts—
entwicklung ihres Zeugens vereitelt, d. h. die ſich vermaͤhlenden
Geſchlechter in den Gegenſatz, die in Gegenſatz gehenden aus—
einander zieht. Jede Differenz bindet ſie wieder, ſo daß es
nie zur entſchiedenen kommt. Das eingreifende Feuer hat
keinen Gegenſatz, es tobt aus, vergeht, wird abgeleitet,
die Erde entflieht ihm. Die Pflanzenſeele iſt dagegen
auf den Wandel, alſo auf ſich ſelbſt gerichtet. Das Er:
zeugen iſt nicht auf das Daſeyn, ſondern auf die Ueberwin⸗
dung des Leibes, auf uͤberſinnliche Formirung des ſinnlichen
Baues gerichtet. Si? hat die unſterbliche Lebensglut, das
Feuer, welches immer gegen den Leib zuruͤckbezogen wird,
immer höhere Deſtillationen, Reinigungs- und Liebesacte
zu vollziehen. Die Thierſeele hat die mittlere Erzeu—
gungsweiſe: ſie ſetzt die innere Erzeugung außer ſich, die
äußere Erzeugung in ſich. Sie geht eben fo ſehr auf Ev;
haltung des Leibes, als auf die Ferderung der Seele, ſie
opfert fuͤr die Seele den Leib, wie fuͤr den Leib die Seele,
waͤhrend die Pflanze fuͤr die Seele undedingt den Leib in
den Wandel gibt, und die Erde unbedingt die Seele fuͤr
den Leib opfert. — 8
Iſis. 1822. Heft X.
—
Erdleib her.
108
III. Vergleichung des Erd- Pflanzen = und
Thiergeiſtes. f
Der Lebensgeiſt ſetzt gegen die den Leib vernichtende
Stele den Leib, gegen den die Seele vernichtenden Leib
die Seele, und haͤlt ſo die Spannung des Lebens: aber er
führt auch Leib und Seele, wie ſie darin einander fliehen,
und das Leben tilgen, gleichfalls aus dieſer Spannung zu
einander. Dadurch, daß Leib und Seele einander immer
durchdringen und immer auseinander fahren in ihre Span⸗
nung, beſteht das Leben fort. Der Erdgeiſt ſetzt nun a.
Erdleib und Erdſeele gegen einander; indem er 1) die Lei⸗
besform, den Zuſammenhalt aufhebt durch quantitative Zer⸗
ſetzung, ſo ſtellt er die Erdſeele her: indem er 2) die See
lenfoem, die qualitative Zeviegung aufhebt durch raumliche
quantitative Vermiſchung der Differenzen; ſo ſtellt er den
Der Eedgeiſt laͤßt aber auch b. Erdleib und
Erdſeele ſich durchdringen, und das Ganze beyder Acte iſt
ein Leib, deſſen aͤußere Form durch die innere Differenz
des Stoffes beſteht und Geſtalt empfaͤngt: und deſſen in⸗
Diff
nere Differenz durch die Form der Compoſition beſteht —
Zuſammenhalt empfaͤngt. Dieſer Geiſt iſt alſo die
Durchdringung des Mechanismus und Chemismus, d. h—
Kryſtalliſation. Der Erdgeiſt hat daher in ſeinem Wir⸗
ken nicht mehr äußern Beſtand (Geſtalt), als innern Zw
ſammenhalt (Differenz) und nicht mehr Production und ins
nern Zufammenhalt als aͤußere Geftalt. Hinter der Geſtalt
iſt daher keine weitere Seele, fie iſt fertig, wie fie auf
tritt, und daher nur ein Lebensſchatten. — Der Pflanzen
geiſt dagegen iſt nie in der Geſtalt befangen, und hat im—
mer hinter ihr noch mehr, als ſie ſagt — gleichſam ſtets
mit neuen Augen hinter den Blaͤttern ausſproſſend. Eben
ſo iſt er nicht in ſich ſelbſt abgeſchloſſen zuſammenhaͤngend,
ſondern er loͤſet und entwickelt ſich zu immer neuen Geſtal⸗
ten: nur in der kreiſenden Folge und dem Wandel der Ge-
ſtalten hat die Pflanze den inneren Zuſammenhalt, die Tos
talgeſtalt. Der Pflanzengeiſt macht daher a. die Succeſ—
ſion der Seſtalten, worin diefe außer einander und für
ſich geſtellt werden: hierin geht die Seele in den Leib, wird
ſie aͤußerlich; b. die Metamorphoſe der Geſtalten worin
dieſe in einander aufgehoben, hierin wird die Seele geloͤſt.
Der Pflanzengeiſt verläßt. das vegetgtive Leben, und die
Pflanze verſinkt ins Irdiſche, wenn die Succeſſton in Ru⸗
he, die Metamorphoſe in beharrliche Geſtalt kommt: um⸗
gekehrt ſpielt das irdiſche Leben, wo ſich die Werke als ei⸗
ne Begebenheit aneinander reihen, aus einander zu folgen
ſcheinen, und die Uebergaͤnge der Geſtaltung vorliegen,
(dendritiſch) in den Schein eines lebendigen Stammbaumes
hinüber. Der Thiergeiſt geht in die Succeſſion, aber er
verfolgt ſie nicht, ſondern ſchlaͤgt um in die gleichzeitigen
Actionen: er wandelt in der Geſtalt, und haͤlt im Wandel
dieſelbe Geſtalt feſt. Das Thierleben hat eine immer ges
hemmte und wieder losgelaſſene Entwickelung. Iſt der
Pflanzengeiſt der ſinnbildliche productivanſchauliche,
ſo iſt der Thiergeiſt der ſich entwickelnde Lebensbegriff, die
ſich immer auf und zuſchließende lebendige Dernunft. —
Dieſer nehmliche Geiſt druͤckt ſich nun auch in der Berichtes
denheit des Verhaͤltniſſes, das in Thier und Pflanze unter
den Organen und Functionen des Leibes Stat findet, aus,
wovon der Verfaſſer im 3- . hoͤchſt treffend ſpricht,
8 8 \
1083 g 5
indem er das Geſetz des Wechſels im vegetativen, der Si—
multzneitaͤt im thieriſchen Leben, im Entwickeln, weiter
ausführt. Die Organe der Pflanze, fagt er, haben eines
Theils das in leiblichen Zuſtand gerathene Leben, koͤrpeyliche
Formen, ſie ſind organiſcher Bau: anderen Theils ſind die—
fe Organe erzeugende Functionen des Körpers. Aber die
Structur des Organs für ſich betrachtet, iſt innerlich todt:
die erzeugende Function fuͤr ſich betrachtet, iſt aͤußerlich
todt. Das Pflanzenleben hat den gleichen Fortſchritt uns
ter dieſen zwey Zuſtaͤnden. Einmal find die Organe aͤußer—
lich mangelnd, unleiblich oder noch nicht fertig, nur in ih—
rer Function da — das anderemal ſind die Organe in ih—
rer Structur vorhanden, aber in relativer oder ganzer Un—
thaͤtigkeit bis zum Tode aller Function. Das Leben der
Organe iſt daher der Uebergang von ihrer Function in ih—
re Structur, und umgekehrt von dieſer zu jener; niemals
iſt die Function in der Structur abgefchloffen, ſondern die
Function erwacht wieder aus der Structur, dieſe fertzuſe—
tzen: eben ſo iſt niemals die ganze Structur in der Fun⸗
ction gehalten, ſondern nach der Structur erfolgt wieder die
Fortſetzung derſelben Function. So find z. B. das Wur;
zelgebilde und die Wurzelkraft der Pflanze nie einander
gleich; vielmehr erwacht aus der gebildeten Wurzel neue
Würzelkraft, und die Wurzelkraft ſetzt nie in einem Acte
das ganze Wurzelgebild. Das Product und die Producti—
vitaͤt find einander ungleich: Leib und Seele find im Wech⸗
ſel der Wirkung; das Organ hat zweyſeitige Exiſtenz. Ans
ders iſts im Thiere. Das Auge iſt z. B. nicht da als
äußeres Organ ohne Sehkraft, und die Sehkraft iſt nicht
da als inneres Organ ohne Auge, ſondern die Kraft iſt
dem Leibe gleichgemeſſen: das Innere iſt ſo nach außen,
wie das Aeußere nach innen gewendet: daher das ausgebil—
dete Auge ohne Sehkraft, und die ausgebildete Sehkraft
ohne Auge vielmehr als ein mangelnder, aus der Animali⸗
tät verruͤckter, kranker Zuſtand, in welchem eins nicht dem
anderen gleichmaͤßig folgſam iſt, betrachtet werden. Daß
der Leib der Seele, und die Seele dem Leibe folge, iſt
vollkommen animaliſch: daß die Seele dem Leibe, der Leib
der Seele widerſtrebe, iſt vegetativ; durch die Thierwelt
geht dieſe vegetative Entwickelung auf jener Seite, wo ſie
nur vorbereitete leibliche Organe ohne Kraft, und organi—
ſche Kräfte ohne leibliches Organ gat. Mit dem Thiere
verglichen, wuͤrde gleichſam ein Muskel, der zur Bewegung
beſtimmt iſt, aber ohne Bewegungskraft lahm iſt, ein ve
getativer Leib ſeyn, und eben jo würde eine Bewegungs—
kraft, die da ohne Muskel iſt, eine vegetative Function
ſeyn. So iſt z. B. in der wachſenden Pflanze die Kraft
zur Blume und Frucht da, aber fie iſt noch träge zur Ent⸗
wickelung, und umgekehrt iſt in dem Saamen die Kraft
zum Gewächſe ohne deſſen Körper. Bald überwiegt die
Seele mit ihrer groͤßeren inneren Fuͤlle, bald uͤberwiegt der
Leib mit feiner größeren Feſſel. Kräfte, die nicht auch unmits
telbar wirken, Feſſeln, die nicht unmittelbar gefprengt wer⸗
den, find vegetativ. Eben ſo verhält es ſich nun auch mit
der Entwickelung der Theile (S. 98). Die Pflanze iſt
zwar in jedem Momente ganz da: aber wie ſie alles in
dem Wechſel des inneren und aͤußeren Wirkens jedesmal
habe, wo das Verlorne fey;_ wovon es wieder entſtehe:
dieß find die Geheimniſſe des Pfanzenſtudiums. Darin
unterſchridet ſich wiſentlich der Thitrerganismus. Wenn
Taͤuſchung hält,
ner kann fie anatomiſch aus der Verborgenheit loͤſen,
1084
gleich auch in ihm Organe nach und nach ausgebildet wers
den, welche nicht im waren, zu einer Kraft gelangen, die
ſie nicht hatten, ſo iſt doch dieſe vegetative Geneſis dadurch
wieder ganz aufgehoben, daß fie durch alle Orgone verhaͤlt⸗
nißmaͤßig zugleich geht, daß mithin die Simultageität der
Organe durch dieſe Geneſis nicht verrückt wird. Vem thie⸗
riſchen Foͤtus bis zum Geeiſe geht eine ſucceſſive Entwicke⸗
lung der Kraͤfte und Metamorphoſe der Organe vor; —
aber die Ohnmacht und Schwachheit eines Organs it gleich⸗
mäßig mit der Schwäche aller anderen Organe. Ein Thier
individuum, das nur Bauch ohne Braſt und Kopf hat,
dann die Bruſt zum Bauche, endlich den Kopf zu Bruſt
und Bauche empfängt, in dieſem Moment aber, da es den
Kopf empfaͤngt, den Bauch ſchon wieder verliert, und ſo
in ſtetem Wechſel des organiſchen Tornars ſteht, iſt nicht
aufzuweiſen. Sogar bey den Inſecten iſt die dreyfache Mes
tamerphoſe ein alle Organe des Individuums ſimultan
durchdringender, in allen Momenten gleichmäßig Kußer⸗
licher Wechſel.
die Geſchichte des Thierreichs als eine progreſſive Entwicke⸗
lung der Organe darzuſtellen, für eine Einſeitigkeit und
„Denn abgeſehen davon, ſagt er, daß
man dieſer Vorſtellung entgegen, nicht nur mit demfelben
Rechte von oben herabſteigen kann, taͤuſcht man ſich auch
wirklich in der Meynung, dieſen Weg aufwärts gemacht zu
haben, da man das Obere zur Vergleichung immer voraus
hat und haben muß, um das Untere zu deuten. Wer das
ausgebildete Ohr, Auge, Herz nicht kennte, wuͤrde nie in
den unvollkommenſten Anfängen deren Function erkennen.
Der Vogel ſteckt ſowohl im Fiſche, als der Fiſch im Vo⸗
gel verborgen, das empiriſche Leben hat aber beyde zu⸗
gleich. In der Pflanze iſt dagegen der Saame, die Blüs
the, das Blatt u. ſ. w. nicht empiriſch zugleich, und kei⸗
kann
im Saamen die mikroſkopiſch fertige Pflanze demonſtriren,
wie bey der Metamorphoſe des Inſects die anatomiſche
Totalitaͤt durch alle Zufiande erwetslich if.” So rückt der
Verf. nahe, was in der Pflanze im Unterſchiede vom Thies
re Erzeugen des Leibes heiße, und wie das Thier nur for⸗
melle Entwickelung ſeiner koͤrperlich organiſchen Totalitaͤt
habe. — y
Im III. Abſchnitt gibt nun endlich der Verfaſſer fein
Syſtem der phyſielogiſchen Organenlehre, nach Anleitung
jener im J. Abſchnitt enthaltenen ſchematiſchen Gliederung
des allgemeinen Lebens, in dem er nun jedes Organ und
deſſen Function als ein in dem Organismus der Pflanzen
vorausgeſetztes Erforderniß mit Nothwendigkeit aus der
Grundidee entwickelt. Soweit das gediegene Werk hierin
einen Auszug leidet, wollen wir auch davon einen andeus
tenden Abriß zu geben verſuchen. 5
Die Pflanze hat zuerſt das Leben der Verkörpe⸗
rung, worin fie, als eine Erzeugung im Irziſchen, Pflan⸗
jenfärper wird, und in die Abhängigkeit von der Erde, in
die äußere Lebens verbindung mit ihr geſtellt iſt. Hier hat
ſie die drey leiblichen Grundmomente, Wurzel, Stamm
und Verwuchs oder Körper. Durch die Wurzel begtbt ſie
ſich zur Erde, hat ſie, wenn gleich geſchieden von ihr, en
nen gefilligen Antheil ihres Leibes mit ihr: duech den ſproßt
Daher denn auch. der Verf. die Perſuche,
10985
ſenden Stamm hat fie das Hervorſtreben aus der Erdver—
bindung, die Erhebung aus dem irdiſchen Leben zu ihrem
eigenthuͤm ichen Erzeusniſſe durch die Verknotung, oder im
Allgemeinen den Verwuchs hat fie die nothwendige Mitte
beyder Acte, die Einigung dieſer Entzweyung. In der
Wurzel empfängt ſie den meteoriſchen Eindrang der Nah—
rung, welche in der Wechſelwirkung der Erde mit der Son—
ne, das Klima, die irdiſchſinnliche Pflanzenmutter, bereitet,
gegen welchen Einzug fie ſich (paſſiv) erpanbirt, und die
Fülle in die Zellen, die geoͤffneten Lebensbecher, einnimmt.
In dem Sproſſen hat ſie den Widerſtand gegen dieſen Ein⸗
zug, die Ausduͤnſtung, die Verwandlung des Erdpros
duets in des ihre, die lebendige Contraction auf ſich die
Anziehung des Getrennten. Im Verwuchſe oder der Wer:
knotung, welcher mit Verſprung des einen oder des anderen
im Allgemeinen den Wurzelkorper und den Stammkoör⸗
per bindet, hat fie die Hemmung und den Mittelzuſtand
der Wurzeln und Sproffen; und die Differenz beyder, im
Seften als Verholzung, im Fluͤſſigen als ſpecifiſcher
Mahrungsſaft. Dusch den Verwuchs, in welchem das
Leben zwiſchen Wurzel und Sproſſen hin- und hergeht, em⸗
pfaͤngt die Pflanze die angeeignete Maſſe ihres Körpers.
Durch die Wurzel, indem fir ſich bis in das letzte Haar
und Faͤſerchen zerlegt und an die Erde verbreitet, wird die
Form des Wachsthums zwar vermindert, die Maſſe zer:
theilt, aber der Gehalt für das Wachsthum vermehrt.
Durch das Sproſſen, in welchem die Wurzeltriebe in den
Gemeinſchlauch eines Stammes zuſammen verſchloſſen wer
den, wird die Form des Wachsthums gemehrt, aber die
Säfte werden in ihm ausgegoſſen, der Koͤrper entleert, ſo⸗
nach der Gehalt vermindert. So ſchwebt zwiſchen innerer
Abnahme bey aͤußerem Wachsthum, und aͤußerer Vermeh—
rung bey innerer Abnahme das Wachsthum des Pflanzen—
koͤrpers, und dieſes iſt in gleichem Maaße ungehemmt, als
der Körper immer aus dem Verwuchs in Sproſſen und
Wurzeln, und aus dem Gegenſatz beyder im Verwuchs
ſortſchreitet.
Die Pflanze hat 2) das Leben der Beſeelung,
der Erzeugung, des Wachsthums ihres Koͤrpers, worin fie
der Abhängigkeit von der Erde widerſtrebt, indem ſie ſich
ſelbſtig in dieſe Abhängigkeit ſtellt, fie durch ſich ſelbſt bes
gründet — jede Abhängigkeit auf beſeelte Weiſe in ihr eig⸗
nes Leben verwandelt. Dieß geſchieht im Aufblattern,
Wospen und Blühen, oder durch die drey Organe,
Blatt, Auge und Blume. 3. Durch das Blatt für
dert die Pfianze jenes Wurzeln, welches im Sproſſen den
Gegenſatz hatte, und geht in die Spaltungen des Stam⸗
mes, eben ſo in die letzten Zerlegungen ſich aufblaͤtternd,
wie die Wurzel ſich an der Erde expandirt. Durch daffeide
innere Leben sibt ſie ſich der Erde aus ſich hin, wird die
Wur elabhaͤngigkeit, lebensthaͤtiges, eigenes Wurzelbegeh⸗
ren, der paſſive Eindrang des Erdſafts, ſelbſtige Einſau⸗
gung. Durch daſſelbe Weſen entſteht der thaͤtige Wider
ſtand der Pflanze gegen das das Sproſſen befoͤrdernde Licht-
einwirken der Sonne, Innerlichwerden der Erdkraft, Ab—
ſcheidung der ung meſſenen Nahrung der Lebensflamme (ſog.
Abſcheidung des Sauerſteffgaſes), innere Desoyydativi⸗
tut: zugleich, wie alle Oppoſition Licht und Kätie frey
macht, innere Abkühlung; dann Reconſtruction des
1086
Saftes aus ſeiner Auflöſung, Niederſchlag, Milderung ſei—
ner Schärfe: im Allgemeinen beſchraͤnktes oder geſetzliches
Maaß des den Koͤrper durchdringenden, irdiſchen Einzugs
und Wurzelproceſſes. b. Durch die Keime oder Knospen
fördert die Pflanze das Sproſſen, indem ſie aufwärts ge⸗
gen die Erde hinauftreibt, ſelbſtſtaͤndig ſich erhebt: durch fie
verſchließt ſich, eontrahirt und centraliſirt ſich das Leben
nach innen, gegen die Expanſtonen des Wurzelns; durch ſie
ergibt ſich die Pflanze ſelbſtthaͤtig dem ſolaren Leben das
Beſondere wie fie, im Allgemeinen aufnehmend: durch ſie
hat der im Keimtriebe entzündete, ſelbſt in der Richtung
des Sproſſens nur ſelbſtthaͤtig aufſteigende Saft die les
bendige Gaͤhrung, und in ihr geſchieht die Grydation.
des Körpers, wie durch die Blaͤtter die Desorpdation ge⸗
ſchieht. Dieſe Oeydation iſt eins mit dem Luftbezug,
dem Einathmen der Pflanzen, wie die Desoer dation des
Blatts ein Waſſerbezug war: gleichzeſtig auch die cher
miſche Jerſetzung des eingedrungenen meteoriſchen Waſ⸗
ſers, die innere Scheidung ſelbſtige Befreyung der Luft.
aus ihm, wie das Blatt einſaugend, die ſelbſtige Darſtel⸗
lung des Waſſers aus der Luft für ihren Körper hatte.
Der Fortgang aus dem Keimen in die Aufblaͤtterung, der
Ruͤckgang aus der Auſblaͤtterung in das Keimen kind die
beyden, ſelbſtig die Pflanze erzeugenden beiseiten Zuͤge des
Pfianzenlebens, höher wiederholend und frey darſtellens den
Wechſel des Wurzel» und Stammlebens, zuſammengenom—
men, das Grünen des Gewaͤchſes, wie der niedere Ge
genſatz, das Wachſen deſſelben. c. Durch die Bluͤthen
fest die Pflanze den Grund ihres Verwuchſes, die Spitze
ihrer Ernährung, die Mitte, über welche hinaus kein indi⸗
viduelles Knospen und keine Aufblätterung mehr iſt, d. h
ſie ſetzt das aͤußerſte Knospen und Aufblaͤttern, welches den
Sieg über das eingegangene irdiſche Leben enthalt, im lich:
tefien Welken an ben Tod, im innigſten Zuſammenhalt an
die hoͤchſte Geſtalt, wie im Dufte an die lebendige
Subſtanz graͤnzt. Durch das Blähen wird das ſpecefiſche
Maaß der ſpecifiſchen Vermehrung im Keim“ und Blatt
trieb geſetzt, wie im Vorwuchs das beſchraͤnkte Maaß des
Wachſens und Verkoͤrperns war. Innerlich iſt das Bluͤ⸗
hen auch ohne befonderes Organ ericheinend, die ordnen⸗
de Stellung und Folge der Organe des Gruͤneus Aeuſ⸗
ſerlich iſt das Blühen: a. in dem Kelche, die Durch⸗
dringang des Blatttriebes vom Knospentriebe; b. in 995
Corolle, die Durchdringung des Knospenkriebes vom
Blatttriebe; c. in dem Receptaculum, die Durchdrin⸗
gung von Kelch und Krone, wozu d. die Paranetala und
e. die Vectarien die Uebergaͤnge machen, inden jene die
Umkehrung der Corolle, dieſe die Umkehrung des Kelchs
nach innen darſtellen. Im Ganzen iſt das Blähen die alle
gemeine Vermittlung der Triebe, der beſeelte Pflanzenkoͤra
per, wie das Wachsthum die verkörperte Pflanzenſeele war
Die eigene formale Bewegung des Bluͤhens if der ſich
wechſelſeitig ausgleichende Wechſet der Contrastion und Era
panfion, das Sihöffnen und Schließen. Die eigene
materiale Bewegung des Bluͤhens iſt die lebendig oſcilltren⸗
de, zugleich das Feuer bindende und zugleich entzündende
Eaͤhrung, im Allgemeinen die berauſchende Gaͤhrung/
in welcher die Erzeugung des Duftes iſt (daher gährt, wenn
die Traube bluͤht, ſelbſt der Wein un Faſſe) I
im gewoͤhnlichen Wechſel des Lebens.
den Organe, Blatt, Knospe und Blume,
1087 5
Die Pflanze hat 3) das Leben der Begeiſtung,
als unendlichen Fortbeſtandes, der Fortpflanzung ihrer To⸗
talität. Den individuellen Fertbeſtand hat die Pflanze im
gleichen Wechſel von Verkoͤrperung und Beſeelung, wenn
nehmlich die beſeelte Erzeugung ſtets aus dem Körper er⸗
wacht und ſtets in den Körper zuruͤckgeht. Dieß geſchieht
Indem die erzeugen⸗
fuͤr den Körper
wirken, gehen ſie in den Körper hinuͤber, und verſchwinden
ſie fuͤr den Körper,
ſobald fie das Mexrimum ihres Wir:
kens erreicht haben: das Blatt fuͤhrt zu neuem Wurzeln,
die Bluͤthe zu neuem Vorwuchs. Aber ebenſo werden dieſe
zeugenden Organe wieder reproducirt, denn auf gleiche Wei⸗
ſe fuͤhrt das Wurzeln ins Aufblaͤttern, das Sproſſen ins Knos⸗
pen, das Vorwachſen ins Blühen.
Das Pſtanzenleben hat da⸗
her die Spannung einerſeits des Verſchwin dens der zeugenden
zeugenden Organe durch eben dieſes Verſchweinden.
Organe für die Verkoͤrperung, andrerſeits der Repcodu ction der
So iſt alſo im
individuellen Leben ſtets Untergang und Wiederkehr im glei:
schen Kreiſen, und das generelle Leben kann gleichfalls nichts
andres, als Totaluntergang und Totalwiederkehr des Lebens,
nur in ſeinem Maximum, im hoͤchſten Kreiſen ſeyn.
Leben der Fortpflanzung beſteht daher im Gewaͤchſe:
zeugung.
des Koͤrpers.
ten Act, Blatt, Auge und Blume.
ſoluten Auftretens der Lebensſpanna
Das
I. aus
dem hoͤchſten Untergang des Ganzen für deſſen erneute Mer:
koͤrperung, der unbedingt in den Koͤrper hinabſteigenden Er:
Dieß iſt die Verſtaͤubung, das Staubgefaͤß,
als Organ der Desorganiſation; 2. aus der hoͤchſten Wie—
derkehr des Ganzen für deſſen erneute Erzeugung, der un:
bedingt in Erzeugung uͤbergehende Körper, dieß iſt der
Fruchtknoten, das Compendium der ganzen Erzeugung
Durch den erſten Act wird Wurzel, Sproſ⸗
ſen, und Vorwuchs erneut fuͤr ſich geſetzt: durch den zwey⸗
Die Mitte dieſes ab⸗
ng iſt 3. die Frucht,
die Mitte des ganzen 5 u welches ſich verkörpert durch
die Verſtaͤubung und den Untergang des ganzen Lebens,
und alle, durch jene 15 Acte der Idee nach geſetz⸗
ten, Organe, koͤrperlich wieder entwickelt, reproducitt. —
In der Fortpflanzung des Gewaͤchſes ſteigen Tod und
Leben auf die hoͤchſte Spitze, mit einander eingend: a.
in
der Verſtaͤubung wird die Verkoͤrperung des Ganzen lebendig
geſetzt, aber das Gewaͤchs ſtirbt den innern Tod, es gattet
ſich das Leben mit dem Tode; Grünen und Blühen gehen
hier unter, um neues Wurze in, Sproſſen und Wachsthum
zu bringen. Es if die hoͤchſte Expanſion des Innern, al⸗
les faͤhrt aus einander; Faſſung und Gehalt ſcheiden von
einander; alle Theile ſchrumpfen zuſammen und ſchwitzen
aus, ſelbſt die hoͤchſte Gemeinſchaft des Eigenſten, in einem
Keim, Verbundenen, die Anthere, zerſetzt ſich: der Vor⸗
wuchs verholzt, mit unzähligen Spiratfaſern das Innere
auspreſſend: das Innere des Ganzen wird gleichgültig ge:
gen ſich felbjt, ven ſſch abgelenkt, und wird in die Abhaͤn⸗
gigkeit von der Außenwelt geſtellt, die ſelbſtige Richtung in
die Erde wird gegeben, die Identität des Grundes mit ihr
geſetzt. b. In dem Fruchtknoten gegentheils wird die Er:
jeugung des Ganzen lebendig gefest, aber das Gewaͤchs
entleibt: das Da ſtirbt den aͤußern Tod, der Tod
gattet ſich mit den Leben: Wurzeln, Sproſſen und Wach⸗
fen hoͤren auf, um neues Grünen und Blühen moͤglich zu
machen. Der Fruchtknoten iſt die hoͤchſte Contraction des
> 1088
Ganzen, die boͤchſte relative Beſchraͤnkung des Wachstbums,
der Form nach der boͤchſte Abſchluß aller Triebe gegen das
Aeußere, der hoͤchſte nat des Ganzen zu einer Form
eines concentriſchen Gebildes. Wenn das Leben des Frucht⸗
knotens beginnt, fo hort bie lebendige Wechſelwirkung der
Seele mit dem Rörper auf, und da die Seele bisher im
Leben ſtets den Kor ge r der irdiſchen Macht entzog, ſo wird
nun, indem die Serie des Gewaͤchſes Frey Für ſich geſetzt
wird, der Körper auch äußerlich der Erdmacht anheim ge⸗
ſtellt, der wahre irdiſche Tod tritt ein. Die lebendig auf⸗
gelöften Saͤfte gehen in Erſtarrung über, die feſte Bildung
faͤllt unter die chemiſche Solution des Meteors; Erde und
Sonne herrſchen unbedingt. Die Form der Perikarpien
reißt auch ſchon von außen, ohne eine lebendige Production
dagegen zu ſetzen. Auf gleiche Weiſe wird auch im übrigen
Körper der Schlauch aufgelöft, der Gehalt niedergeſchlagen,
die Haͤute reißen, verwittern, das Weiche, Nachgiebdze wird
hart, pergamentartig, ſteinigt: das Abgeſchloſſene, Nach⸗
giebige aber zerſezt. Am Fruchtknoten welkt das letzte ohn⸗
mächtige Durchbrechen des verförpernden Triebes, der Nar⸗
bengriffel ſchrumpft ein: im Fruchtknotenſafte geſchieht
der Uebergang in den Chemismus, das Sauere oder Bit⸗
tere, Oxydirte und Hydrogene entſteht im Gegenſatze des
Süßen, in dem nehmlichen Momente, da die Abgeſchlof⸗
ſenheit der feſten Schaale entſteht. Einnahme und Aus⸗
ſcheidung des Meteors in Einſaugung und Verduͤnſtung
werden gleichgültig, indem in die Einſaugung die chemiſche
Vermiſchung des Erdlebens mit eingeht (daher zehrt die
Fruchtbildung den Boden wirklich aus) und die Verduͤnſtung
dieſe nicht wieder abſcheidet. Wie durch die Verſtaͤubung
das Leben nach außen lebendig bezogen, nach innen gleich⸗
gültig wird, fo wird durch den Fruchtknotensproceß das
Leben nach außen gleichgültig, eben dadurch aber auf ſich
ſelbſt bezogen; dieß druͤckt ſich ſelbſt in der Form des
Fruchtknotens aus, die als eine lebendige Kugel erſcheint,
in welcher das Contrahirte das Expandirte umfaßt, und die
Expanſion innerhalb der Contraction wirkt. So ruht nun
im Fruchtknoten, wie in feinem Grabe gebunden und verſchloſ⸗
ſen der Pflanzengeiſt, der aus ſeinem Geheimniß gleich⸗
8. verkörpert, zum Saamen wird. Der Saame iſt die⸗
fe Mitte der in dem Proceß der Verſtaͤubung und Fruch⸗
tung auf die hoͤchſte Spitze gelangten polaren Richtungen
des ganzen Pflanzenlebens. Was in de N Verſtaͤubung un⸗
terging, war das innerliche Leben, das Leben und die Or⸗
gane der Erzeugung, was im Fruchtknoten unterging, war
das entaͤußerte Leben, das Leben der Verkoͤrperung: aus
dem gleichzeitigen zwiefachen Tode, die einander wechſelſeitig
aufheben, geht nun die reine Mitte des Lebens, das reine
Selbſt deſſelben hervor, das ſich ſelbſt enthaltende Le⸗
ben. Es entſteht dieſe Mitte abſolut aus ſich ſelbſt, aus
der nothwendig zuletzt in der Entwicklung eintretenden
Durchdringung der in der Entwicklung zerlegten inneren
Grundpole des Pflanzenlebens, ohne aͤußeres Zuthun, ohne
Inſecten, Wind und andre Alfanzereyen; ohne andre Aehn⸗
lichkeit mit der thieriſchen Begattung als diejenige, die in
der allgemeinſten ſchematiſchen Uebereinſtimmung der Grund⸗
principe beſteht. Der Embryo ſelbſt iſt nichts anderes, als
dieſe allmaͤhlige Vermittelung und Durchdringung des ſich
erinnernden und entaͤußernden Selbſt des Lebens, die dans
in erſcheint, daß der, im unmittelbaren Fruchtknoten (der
*
Saamenhaut) verſchloſſene koͤrperliche Tod die Solution
oder Keimflüſſigkeit zu einem einfachen Pflanzenkoͤrper,
einem Lebenskgoten erbärtet, welcher im Aufgange die po—
lariſche Differenz hat. Dieſer Lebensknoten erweicht und
erwacht zum Keimen aber nur, indem die Erde auf ihn
eindringt, und er gegen ſie ſeine entkoͤrpernde Kraft (feine
Seele) geltend macht. So ſiebt man im urſpruͤnglichen
Acte der Vegetation, daß fie, wie oben geſagt, ſowohl ih⸗
re Seele als ihren Koͤrper außer ſich hat. Der Saame
enchäft nun die Moglichkeit der Fortpflanzung. Durch den
Erimmterungsact in feiner Erzeugung (die Verſtaͤubung) wird
{ 1089
dir Öhanze in ſich ſelbſt (vom allgemeinen Stamme hin:
win) gepflanzt, durch den Entaͤußerungsact (die Fruchtung)
wid fie von ſich ab gepflanzt, ausgeſaͤet: aber es enthaͤlt
der Same auch nur die Moͤglichkeit der Fortpflanzung.
Aus der Selbſterinnerung könn der Saame ſich nicht entaͤu⸗
v
Bern, aus der Selbſtentäußerung ſich nickt wieder erinnern:
i entFußerung muß er durch die Wechſelwirkung
welt erhalten. Auf gleiche Weiſe kann man
in einem andern Bilde ſagen: die ſeminale Kraft der
Pflanze iſt die Durchdringung der Innerung des Aeußern,
und Aeußerung des Innern, worin die Seele koͤrperlich,
der Korper ſeeliſch ift, d. h. der bildende, dichtende Geiſt
des Lebens — mit Schlaf und Wachen verglichen der finns
liche Traum. Aber aus dem Traume kann der Saame
ſich nicht erwecken, und zugleich gegen dieſes Wachen ſeinen
Schlaf halten — die Außenwelt muß in den Traum eine
dringen, ihn zu geſtalten.
5 Damit ſchließt dieſer erſte Band, welcher auf die
angekuͤndigte baldige Erſcheinung des zweyten, der nun die
Formgeſchichte oder das phrftologiſche Spſtem der Pflanzen:
familien enthalten ſoll, uns doppelt begierig gemacht hat.
Wir nun ſchließen dieſe Anzeige deſſelben mit der innigen User
berzeugung, daß die Zeit ſich nur auf folgende Weiſe gegen
ihn werde verhalten koͤnnen: der Einzelne wird entweder
nach Betrachtung dieſes neuen Lehrgebaͤudes der Botanik
draußen bleiben:
der Architektonik,
Klarheit in der Anordnung ſeiner Theile, wodurch es ſich
von allen früͤhern unterſcheidet, anerkennen: oder er wird
hineingehen in das Junere, dann muß die Maͤchtigkeit der
Säulen und Bogengaͤnge ihm Ehrfurcht gebieten, die Helle
der Saͤle ihn anregen, die Freundlichkeit der Gemaͤcher ihn
einladen, darin wahrhaft vertraut und heimiſch zu werden.
Wie aber auch die oͤffentliche Stimme des Ganzen ſich
über dieſes neue Meteor in der botaniſchen Literatur werde
vernehmen laſſen: das halten wir fuͤr gewiß: die Saa⸗
menkoͤrner, die hier für die höhere Entwicklung der Botanik
ausgeſtreut ſind, koͤnnen Menſchenalter ſchlummern, von
Wind, Waſſer und Erde ergriffen, da und dorthin geſchleu⸗
dert, ausgedoͤrrt oder angefault werden, aber in diefem To⸗
de ringt das Leben mit ihnen, und eben in dieſer Nacht
der Verweſung keimen ſie ihrem Tage entgegen. —
Dr. Aug. Wilh. Senſchel.
Sſis 1862. Heft
dann muß er wenigſtens die Kuͤhnheit
das Ebenmaaß feiner Verhaͤltniſſe, die
1090
Deutſchlands kryptogam. Gewaͤchſe, nach ihren
naturlichen Standorten geordnet
von Phil. M. Gpiz.
Prag bey Kraus 1816, 8. 166,
Dieſe, als Anhang zu Röhlings Flora beſtimmte,
Schrift iſt mit viel Fleiß geordnet und gewaͤhrt dem Botaniſi⸗
reuden viel Bequemlichkeit. Die Standoͤrter find alphabetisch
geordnet. Man findet darin alle Pflanzen genannt, wor⸗
auf Kryptogamen vorkommen, alle Arten von Boden und
Plaͤtzen, auch die Theile der Pflanzen u. ſ. w. Ein Mu⸗
ſter der Behandlung wird den deutlichſten Begriff davon
geben.
ACER CAMPESTRE L. (auf) Thelephora acerina
unter der Rinde: Sphaeria inquinans a. aceris
an den Aeſten: Sphaeria ciliata
— unter der Rinde, innerhalb deren Ritzez
die Mündung hervorragt: Sphaeria protracta
auf den Blätteın: * Erineum purpurascens * Xy-
loma acerinum, ferrugineum.
— PLATANOIDES. L. (auf) Sphaeria platanoides
auf den Aeſten: * Sphaeria decolorans, Tubercu-
laria granulata
auf den Blättern:
auf den abgefallenen Blättern :
— PSEUDO-PLATANUS L. (auf) Arthonia ob-
scura, * radiata b. astroidea
Lecidea luteola a. d. acerina
* Parmelia aipolia, corrugata * cycloselis
Thelepkora cinerea a. continua
An alten Stämmen:
Graphis serpentina
Trichoderma nigrescens
an der glatten Rinde:
Opegrapha epipasta
unter der Rinde: Sphaeria inquinans a. aceris
an den Aeſten: Hysterium fraxini, Tubercularia
granulata
an duͤrren Aeſten: Sphaeria quaternata * Tuber-
cularia confluens ;
auf Blättern: * Xyloma acerinum * punctatum
auf abgefallenen Blättern: * Erimeum acerinum
— halbfaulen Blattſtielen und Rippen der Blätter:
Hysterium petiolare
— trockenen Blaͤttern zwiſchen den Adern:
ria maculiformis.
ACHILLEA L. (auf) Xyloma achilleae Schleich.
ACONITUM LYCOCTONUM L. (auf) Aecidium bi-
* Sclerolium acerinum
* Peziza platanig
Sphae
frons Lam.
1 L. (auf) Puccinia adoxas
69
1091 RR,
AEGOPODIUM PODAGRARIA L. (auf) Sphaeria ae-
1°:
gopouli N
auf deffen Blättern: Aeeidium podagrariae, Puc-
cinia aegopodii
auf deſſen Blättern fo lang fie noch grün ſind: Sphae-
ria podagrariae.
Aeckern (auf) * Equiselum arvense, Gymnostomum
fasciculare * ovatum * pyriforme * trunca-
tum, Phascum bryoides * Weissia starkeana,
Agaricus procerus c, excoriatus, * Cyathus
olla.
— welche feucht find: Anthoceros laevis, punctatus
— welche ſchlammig find: Ceramium Dillwyni.
ACORUS CALAMUS L. (auf faulen Blättern): Confer-
va setigera.
AESCULUS HIPPOCASTANUM L. (auf) Cetraria se-
pincola, Graphis serpentina, Lecanora citrina
b. xanthostigma * Parmelia aipolia
an abgehauenen Stämmen: Demalium hippoca-
stani.
Aeſten (auf) Alectoria sarmentosa
* Parmelia stellaris
„ Ramalina *farinacea c. pendulina
Usnea barbata, longissima
= Agaricus citrinellus, variabilis
Arcyria cinerea
Hysterium truncatum
Merissma cristatum
Peziza atropae vinosa gt
Sphaeria circumcissa, convergens, fulisinosa
Stilbospora asterosperma, macrosperma
Thelephora bufonia, incrustans, laevis, mol-
lissima, sebacea |
an ſchattigen Orten: Peziza umbonata
in Waͤldern: Diderma vernicosum
(an rindenloſen) Sphaeria araneosa
(an rindenloſen faulen) Peziza pulvis
(auf duͤrten) * Lecidea sanguinaria
Boletus radula
Dematium vivescens, ciliare
Himantia farinacea
Hydnum ferrugineum
Isarıa umbrina *
Peziza bolaris, olivascens, pulchella, virginea
Sphaeria capsnlaris, lata, livida, media, oper-
culata b. aspera, pileata, spermoides, spicu-
losa, ventricosa
Thelephora polygonia
Tremella fiinbriata
n Tubercularia vulgaris.
(auf durten) an ſchattigen Orten:
rotina
(auf dürren) an ſumpfigen Orten:
leatum
Peziza se-
Helotium ga-
f : 1092
— (auf halbverfaulten) Physarum compressum
(auf faulen) Agaricus venosus
Boletus candidus, leptocephalus
Helotium hirsutum
Lycogala flavum
Mucor tenellus
Peziza strigosa b. hispidula
Sphaeria rostrata
Sphaerobolus stellatus
Stilbospora hyalina
Tremella clavata, Trichoderma dubium
(auf abgehauenen) Tubercularia bicolor N
(auf abgefallenen) Agaricus aestivalis, leoni-
nus 8
Boletus brumalis, infundibuliformis b. mela-
nopus l
Conoplea sphaerica
Diderma testacea
Himantia candida
Peziza clavus
Physarum bivalve, nutans
Sphaeria granulosa, rubiginosa
Thelephora ferruginea
* Tremella lutescens * mesenterica
Trichoderma viride
(auf abgefallenen) nach Regen:
bescens
(auf abgefallenen) an ſchattigen Orten: Spuma-
ria Mucilago
(auf abgefallenen) in ſchattigen Waͤldern: Cya-
thus deformis
(auf abgefallenen) in Gartenſchutt: Physarum au-
rantium
(auf duͤrren abgefallenen) Peziza anomala, a. b.
conglomerata, coccinea
Vermicularia pu-
Sphaeria calva
(auf Laubholz) * Sphaeria cucurbitula.
AETHUSA CYNAPIUM L. (auf Blättern von) Pucci-
nia nitida.
1093
Syſtematiſche Anordnung und Beſchreibung
deutſcher Land- und Waſſerſchnecken, mit be:
ſonderer Rüͤckſicht auf die bisher in Heſſen ge⸗
fundenen Arten. Ein Beytrag zur Natur:
geſchichte der Weichthiere, —
v. Carl Pfeiffer.
Caſſel beym Verfaſſer, Berlin bey Schuͤppel.
Mit 8, illuminirten Tafeln.
Dieſes, durch genaue Beſchreibungen und Abbilduns
gen (die eigentlichen Thiere etwa abgerechnet), durch feines
Papier und ſchoͤnen Druck ausgezeichnete Werk, verdient ei—
ne ehrenvolle Stelle unter den Prachtwerken, welche in
der neuern Zeit erſchienen find und zum Theil noch erſchei⸗
nen; es ſchließt ſich an Hrn. v. Alten's Werk zu Augs⸗
burg an, übertrifft es aber in der Vollſtaͤndigkeit. Der
Pfr. hat mit großem Fleiße die Schnecken ſelbſt geſammelt,
ihre Lebensart beobachtet und eigene Beſchreibungen ent:
worfen. Die Abbildungen ſind nach den Originalen von
., W. Bitter gemacht und genau illuminirt, doch muͤſſen
wir immer dabey die eigentlichen Thiere ausnehmen, als
welche nicht am beſten gelungen ſind. Sie ſind gezeichnet
wie ſie erſcheinen, nicht aber wie ſie ſind, noch weniger,
was an ihnen iſt, z. B. Athem-After⸗- und Geſchlechtsloͤ—
cher, welche doch jeder bemerken kann, ſobald er nur weiß,
wo fie zu ſuchen find. Doch man kann ſich dieſe erſte Ta—
fel fuͤglich von dem Werke wegdenken, und dennoch behaͤlt
es ſeinen vollen Werth. Es ſind 114 Arten beſchrieben,
wovon zwar die meiſten, aber noch nicht als Deutſchland
angehoͤrig, bekannt find, Ein vorzuͤgliches Verdienſt dieſer
Arbeit liegt in der Abbildung der verſchiedenen Eyer und
Laiche dieſer Thiere.
Nach einer kurzen Einleitung folgt eine Ueberſicht der
Sippen.
J. Claſſe. Schnecken.
1. Ordnung. LZungenthiere,
A. Landſchnecken.
Limax.
Helix.
Vitrina.
Bulimus.
Pupa.
Clausilia.
Succinea.
Carychium.
Vertigo.
Cyclostoma.
B. Waſſerſchnecken.
Planorbis.
Limnaeus.
Physa.
— ——
— —
1094
II. Grdn.
Valvata.
Paludina.
Nerita.
III. Grdn.
Ancylus.
II. Claſſe.
Anodonta.
Unio.
Cyclas.
Pisidium.
Bammkiemner.
Kreiskiemner.
Muſcheln.
Dann werden folgende Arten aufgefuͤhrt und be—
ſchrieben. .
I. Claſſe. Schnecken.
I. Ordnung. Lungenathmer.
1. Limax ater, rufus, cinereus, subfuscus, agrestis5.
2. Helix unidentata, fulva, fruticum, arbustorum,
Pomatia, nemoralis, hortensis, personata, stri«
gella, incarnata, glabella, sericea, depilata,
lucida, hispida, Thymorum, ericetorum, ce—
spitum, lapicida, obvoluta, cellaria, costata,
puichella, rotundata, nitidula, crystallina, 26.
N
. Vitrina beryllina, diaphana, elongata 3.
ol
Bulimus radiatus, lubricus, acicula, montanus,
obscurus 5.
=
5. Pupa tridens, frumentum, secale, variabilis,
frasilis, muscorum, unidentata, bidentata,
marginata 9.
6. Clausilia bidens, plicata, biplicata, perversa,
ventricosa, rugosa, plicatula, gracilis, obtusa,
minima, to.
7. Succinea amphibia, oblonga 2.
8. Carychium minimum, Menkeanum 2.
9. Vertigo sexdentata, pusilla, pygmaea 3.
10. Cyclostoma elegans 1.
11. Planorbis marginatus, carinatus, corneus, vor-
tex, spirorbis, albus, contortus, nitidus, com-
planatus, imbricatus 10.
12. Limnaeus auricularius, stägnalis, palustris, ova-
tus, vulgaris, pereger, fuscus, elengatus, mi-
nutus 9.
15. Physa fontinalis, hypnorum. 2.
II. Grdn. Bammkiemner.
14. Valvata obtusa, depressa,
minuta 5.
15. Paludina vivipara, impura 2.
16. Nerita fluviatilis. 1.
spirorbis, cristata,
2 *
1095
III. Cördu. Kreiskiemner.
17. Ancylus fluviatilis, lacustris. 2.
II. Claſſe. Muſcheln.
Anodonta cellensis, cygnea, anatina, inferme-
dia 4.
18.
Unio rostrata, pictorum, margaritifera, litora-
lis, riparsa, batava 6.
19.
20. Cyclas cornea, rivicola, lacustris, calyculata 4.
21. Pisidium obliquum, obtusale, fontinale. 3.
Es ſind Alle abgebildet. Auf der erſten Tafel die
Thiere, auf der 7ten und Sten die Eyer und Laiche von
Iimax rufus, Helix Pomatia, nemoralis, Succinea
amphibia, Planorbis corneus, albus, Limnaeus auri-
eularius, stagnalis, pereger, Paludina impura, vivipa-
ra, Ancylus fluviatilis, Physa hypnorusm,
Auf Taf. 8 von Physa fontinalis, Planorbis mar-
ginatus, contortus, Valvata cristata, obtusa, Lim-
naeus vulgaris, Cyclas rivicola, cornea, calyculata,
Unio picterum, litoralis.
Es ſcheint, als habe bey den = letzten der Verfr. die
Kiemendlaͤtter ſelbſt abgebildet, doch will ſich damit nicht
reimen, daß er ſagt: er habe dinnen 5 Stunden von ei⸗
ner Muſchel 50 dergleichen Eyermaßen erhalten.
Muſter der Behandlung.
5. Die Weinberg ⸗Schnirkelſchnecke.
Taf. 2.
H. testa slobosa, veutricosa, subperforata, solida,
rufescente, fasciis obsoletis; apertura subrotun-
de; peristomate simplici, patulo; umbilico ob-
tecto.
Helix Pomatia.
Sig. 9.
Helix Pomalia. Linn. Syst. nat. p. 1244. N. 677.
Müll. verm. Hist. II. p. 45. N. 24
Drap. Hist. des Moll. p. 87. Pl. V
20. 25.
turm. Fauna. Abth. IV. Hit. 1. T.
13: 14.
v. Alten Erd und Flußconchyl. um
Augsb. S. 48.
Gfrtn. Conchyl. der Wetterau S. 33.
Ckemu. Conchpl. Cab. IX. Abth. 2.
S. 111. T. 128. F. 1138. d.
Schröter Erdconchyl. T. 1. F. 10.
Lister. Hist. conchyl. lib. I. pars 1. F. 46.
Thier: gelblich grau, unten hellgrau; Kopf und
Fuͤhler mit runden, der Rücken mit länglichen Körnern
uͤberzogen; die Augen ſchwarz, verhaͤltnißmaͤßig ſehr klein.
Länge 2s Zoll. Obere Fuͤhler 6 Linien, die untern
2½ Linien,
— —
1096
Gehaͤus: kugelig oder kugelig⸗ eyrund, ſtark, ſchmu⸗
Big weiß, gelb oder braͤunlich, undurchſichtig, unregelmaͤßig
ſtark geſtreift gleichſam geribet, wenig glänzend. Das Ge⸗
winde beſtebt aus 5 Umgaͤngen; der unterſte Umgang ſehr
groß, mit 4 bis 5 bell oder dunkelbraunen Binden. Muͤn⸗
dung etwas breiter als hoch, beynahe rund oder errund.
Mandſaum wenig zuruͤckgebogen, ſtumpf, violetesth, leicht
gefarbt. Die Nabelrise tief, duech den Umſchlag des Spin⸗
delrands mehr oder weniger bedeckt. Der Deckel ſchmutzig
weiß, kalkig, ſtark, unbiegſam, in die Muͤndung genau
paſſend, von innen concav, nach außen conver,
Höhe 1½ Zoll. Breite 1½ Zoll.
Eper: iſolirt, zwey⸗ bis dreyfach aufeinander ges
haͤuft, unregelmaͤßig rund, undurchſichtig, mit weißer leder⸗
artiger Schale; dreyßig bis ſechs und dreyßig, in zwey
bis drey Zoll tiefen Gruͤbchen, unter der Erde. =
Durchmeſſer 2%, Linien. Taf. VII. Fig. 2.
Bey dem Eröffnen eines eben gelegten Eyes fand
ich weder Dotter, noch irgend eine von dem Eyweiß
verſchiedene feſte Subſtanz Das Eyweiß war fehr klar,
zaͤhe und dem der Hühnereyer ahnlich.
Aufenthalt: in Gärten, Weinbergen und Waͤl⸗
beſonders auch unter Hecken; ſehr gemein.
Dieſe Schnecke pflezt das Gehaͤus bey heranna⸗
hendem Winter mit einem harten, kalkigen Deckel zu
verſchließen, nachdem fie vorher, wahrſcheinlich durch
eine kreisfoͤrmige Bewegung, eine Hoͤhlung in die Er⸗
de gebohrt, das Gehaͤus einige Zoll tief darin verſenkt
und die Muͤndung deſſelben nach oben gerichtet hat.
Vermuthlich hat das Thier bey dieſer Lage den Zweck,
auf der aͤußeren Flache des Deckels einige Feuchtig⸗
keit anzuſammeln, die von hier aus nach und nach
in das Gehaͤus eindringen kann, da ſolche demſelden,
waͤhrend der langen Zeit des Winterſchlafs, zu ſeiner
Erhaltung gewiß unentbehrlich iſt.
dern,
Die merkwuͤrdige linksgewundene (Helix poma-
ria. Müll. p. 45. N. 244. Chemn. IX., Abth. x.
S. 77. T. 108: F. 908 — 910.) und die lang ger
ſtreckte, coniſch thurmfoͤrmige Schnirkelſchnecke (Helix
scalaris. Müll. p. 113. N. 313. Chemn. IX. Abth.
2. S. 114. Taf. 128. F. 1139. Drap. T. V. F. 2 r.
22.) die jedoch beyde auch mir nur Abarten der ge⸗
meinen Weinbergsſchnecke zu ſeyn ſcheinen, habe ich,
aller angewendeten Mühe und Aufmerkſamkeit unge⸗
achtet, in Heſſen nicht auffinden konnen.
2. Die große Schlammſchnecke. Limnaeus stagnalis,
Taf. IV. Fig. 19.
L. testa ovato- oblonga, imperforata; anfractu inſimo
ventricoso, subangulato; spira exserta, conico-
subulata; apertura ovata,
Limineus stagnalis Drap. Hist. des Moll. p. 51. Pi.
II. F. 58. 39.
= — Gärtn. Conchpl, der Wetterau S. 16.
ar
1097
Bu'imus stagnalis Brug. Encyci. meth. p. 3035. N. 13.
Helix stagnalis Linn. Syst. nat. p. 1249. N. 703.
Chemn. Conchyl. Cab. IX. Abth. 2.
S. 166. T. 135. F. 1237. 1238.
Gmel. Syst. nat. I. p. 3657. N. 128.
v. Alten Erd - und Flußconchyl. um
Augsb. S. 93.
Buccinum stagnale Müll. Verm. Hist. II. p. 132.
Sturm. Fauna. Abth. VI.
0 80
Schröter Flußconchyl. S. 304. T. VII. F. 1. 2.
Gualt. Ind. test. T. 5. F. L.
Lister Hist. conchyl. lib. II. pars 1. N. 21.
Abart: Gehaͤus kleiner,
gelblich weiß, ſehr zerbrechlich;
gerundet; nicht eingebogen.
Helix fragilis? Gmel: p. 3658. N. 129.
Schröt. T. VII. F. 8.
Gualt. T. V. F. L.
Thier: gelblich grau, mit hellgelben Puͤnetchen be⸗
fäet, unten heller.
— ——
—.— —
— ——
lang geſtreckt, ſchlank,
Mündung am Seitenrande
Länge 15 Linien. Fuͤhler 5 Linien.
Gehaͤus: eyrund, geſtreckt, gelblich, durchſcheinend,
duͤnn, etwas glaͤnzend, fein geſtreift. Das Gewinde hat
6 bis 7 Umgaͤnge, der letzte bauchig, der vorletzte allmaͤh—
lig abnehmend; die übrigen eine pfriemenfoͤrmige Spitze bil-
dend. Muͤndung oval, etwas laͤnger als die halbe Laͤnge
des ganzen Gehäuſes, nach eben winkelig, inwendig ſehr
glaͤnzend. Der Seitenrand der Muͤndung eingebogen; der
Spindelrand wie ein kleines Blatt auf der Spindel liegend,
ohne eine Nabelſpalte zu bilden.
Länge 21 Linien. Breite 11 Linien,
Eyer: in Laich gehüllt. Laich raupenfoͤrmig, glatt,
gewöhnlich etwas gekrumcnt; oben ſtark gewoͤlbt, unten
platt, an beyden Enden ſtumpf, abgerundet, vollig durch⸗
ſichtig, farbenlos. Ever laͤnglich rund, zweyſchichtig, über
einander liegend. Eyweiß blaßgelb, vollig durchſichtig; Dot⸗
ter hochgelb, undurchſichtig, zur Seite liegend.
Laͤnge der Eyermaſſe 6 bis 12 Linien. Breite 2 bis
2% Linien.
Durchmeſſer eines Eyes / Linie.
Taf. VII. Fig. 13 in natüclicher Größe,
14 vergrößert, von unten durch das
Glas gezeichnet.
15 Gehaͤus eines Zoͤglings von un⸗
gefaͤhr 5 Monaten.
Am 10. Junius 1820 feste ich zwey dieſer Schne⸗
cken, welche in der Begattung begriffen waren, in ein
mit Waſſer gefuͤlltes Glas. Site trennten ſich zwar
bald, vereinigten ſich aber am folgenden Tage (den
11.) wieder. Am 12. lag eine derſelben am Boden
des Glaſes,
ren Gehaͤus geſteckt.
—
3 4 ©
* * 1
Dieſe Erſcheinung wußte ich
mit anfangs nicht zu erklaͤren, bis ich am Abend deſ⸗
Ifis. 1822. Heft X.
die andere aber hatte ihren Kopf in de⸗
—
Her.
1098
ſelben Tages bemerkte, daß die am Boden liegende
Schnecke todt, und ihr Körper angefreſſen war. Daß
dieſes aber wirklich von der Überlebenden herruͤhrte,
zeigte ſich an den folgenden Tagen, an welchen ſie nach
und nach den ganzen Körper verzehrte, und nur das
leere Gehaͤus zuruͤckließ.
Den 1. Julius fing fie hierauf an zu laichen, und
feste, bis zum 24. Septbr., 26 Laiche, in Zwiſchen⸗
raͤumen von 1 bis 8 Tagen. Die Anzahl der in die⸗
ſen Laichen enthaltenen Eyer war ſehr verſchieden:
in den kleinſten zählte ich 12 in den größten 180 ‚Eye
er, und der Geſammtbetrag belief ſich auf 12, bis
1400 Stuͤck.
Die Zeit, binnen welcher die jungen Schnecken
aus den Eyein kamen, kann ich, genauen Beobach-
tungen zufolge, durchgaͤngig auf 24 bis 25 Tage be⸗
ſtimmen; doch hatten die letzten beyden Laiche, welche
am 19. und 24. September geſetzt waren, ein eige⸗
nes Schickſal. Der zuletzt geſetzte wurde nehmlich
ſchon am 27. von der Mutterſchnecke, bis auf 12
Eyer, und am 28. ganz aufgezehrt; von dem am 19.
geſetzten Laiche aber waren an demſelben Tage nur
noch 14 Eyer uͤbrig, welche am 29. ebenfalls ver⸗
ſchwunden waren.
Der Inſtinet ſcheint auch hier gewaltet und dem
Thiere eingegeben zu haben, daß, bey der vorgeruͤck—
ten Jahrszeit, weder die Eyer zur Reife kommen,
noch die Jungen gedeihen konnten.
Dieſen Vorgang nahm ich als ſicheres Kennzeichen
an, daß keine weitere Fortpflanzung erfolgen werde;
ich ſetzte deßwegen dieſe fruchtbare Mutter, deren Ge—
haͤus mit zarten gruͤnen Waſſerfaͤden uͤberzogen war,
in den zahlreichen Kreis der, von ihr getrennten Fa—
milie zuruck, und bemerkte bald, daß die jungen
Schnecken das Gehaͤus beſetzten. Ich konnte mir
dieſe ſcheinbare Zuneigung anfaͤnglich nicht erklären,
bis ich, am anderen Morgen, das Gehaͤus wieder
von den Jungen verlaſſen, die darauf befindlich gewe⸗
ſenen Waſſerfaͤden aber aufgezehrt fand.
Aus dieſen angefuͤhrten Beobachtungen ergibt ſich
nicht nur die große Vermehrungsfaͤhigkeit der Schne⸗
cken, ſondern es folgt auch daraus, daß entweder ei⸗
ne Selbſtbefruchtung ſtatt finden, oder daß die Wir⸗
kung der Befruchtung — wie mir wahrſcheinlich iſt
— ſelbſt nach einem Verlaufe von 3 bis 4 Monaten
ſich noch wirkſam zeigen muß.
Aufenthalt: in ſtehenden Waſſern, beſonders Tei⸗
Bey Caſſel und in der Umgegend gemein.
In den Fiſchteichen bey Hanau fand ich dieſe
Schnecke von ſeltener Groͤße. Mehrere Exemplare hat—
ten 2 Zoll 4 Linien in der Laͤnge und 1 Zoll 3 Linien in
der Breite.
69 *
2. Maler; Stußperleumufchel. Unio pictorum. findet, und, daß ſelbſt die Menge der vorhandenen
Taf. 5. Fig. 9. 10. ausgewachſenen Muſcheln damit in gar keinem richti⸗
‚U. testa ovato- oblonga, crassiuscula, olivacea, po-
sterius linguaeformj; natibus prominutis, detri-
tis; cardinis dentibus compressis.
Unio pictorum Lam. Hist. nat. des Anim. sans
Vertebr. T. VI. p. 77. N. 32.
Mya pictorum Sturm Fauna Abthl. VI. Hft. 2. T.
13. 14. 15.
Encycl. meth. Pl. 248. F. 4.
Schröter Flussconchyl. T. IV. F. 6.
Gualt. Ind. test. T. 7. F. E.
Thier: hellgrau; Fuß weiß, zuweilen gelblich, 6
bis 12 Linien lang.
Gehaͤus: laͤnglich eyrund, vorne rund, ſtumpf,
breit, nach hinten zungenförmig, fein concentriſch geſtreift,
mit gelblich brauner Oberhaut. Die Wirbel etwas vorſte⸗
hend, abgerieben; Schloßband ſtark vorliegend; Haupt—
zahn platt zuſammengedruͤckt.
Laͤnge 1 Zoll 2 Linien. Breite 2 Zoll 8 Linien. Di:
cke 10 Linien.
Eyer: ohne Laich, durch einen zaͤhen, gelblichen
Schleim in dichte Maſſen verbunden. Eyermaſſen platt,
laͤnglich zungenfoͤrmig, oben und unten deutlich quer gerippt,
an dem einen Ende etwas ſpitz gerundet, an dem entgegen⸗
geſetzten Ende ſtumpf, gleichſam abgebrochen, Eyer ſehr
klein, rund, weißlich, etwas duechſcheinend. 1000 bis 1100
in jeder Maſſe.
Länge der Eyermaſſe 6 bis 8 Linien.
dis 2 Linien. Dicke ½ Linie.
Taf. VIII. Fig. 24.
Waͤhrend dem Eyerſetzen iſt die Mutterſchale nur
wenig klaffend, und, außer dem Nande des Mantels,
von dem Thiere nichts ſichtbar. Die Eyermaſſen
werden von dem Thiere durch einen innern Druck,
worauf ſich die Schale voͤllig ſchließt, und zwar am
Hintertheile, in unregelmaͤßigen Zwiſchenraͤumen, mit
Gewalt ausgeſtoßen. In einem Zeitraume von
Stunden erhielt ich von einer Muſchel 50 der beſchrie⸗
benen Eyermaffen, und folglich im geringſten An:
ſchlage 50,000 Eyer. Poli, welcher in ſeinem vortreff⸗
lichen Werke (Jos. Xup. Poli Testacea utriusque
Siciliae eorumque Historia et Anatome, tabulis
aeneis illustrata. 2 Tomi. Parmae 1791, in Fol.)
unter anderen auch das Innere der Malermuſchel be
ſchreibt, fand die Faͤchet der Kiemenblaͤtter mit Eyern
angefuͤllt; er fagt davon Folgendes: „in singulis lo-
culis ovorum numerus est ultra idem immanis;
adeo ut brenchiarum lobi iis compleli, crassili-
em unius lineae interdum attingant.“ (T. I. or-
do secundus, p- 5.)
Auffallend iſt es, daß man bey dieſer außeror⸗
dentlichen Vermehrung fo ſehr ſelten junge Muſch eln
Breite 1%
gen Verhaͤltniſſe ſteht. Wahrſcheinlich dienen die
Eyer anderen Geſchoͤpfen zur Nahrung, oder find ans
deren Unfaͤllen ausgeſetzt, ſo daß nur wenige zur Rei⸗
fe fommen. Auch mir gelang es nicht, aus den Ey⸗
ern junge Muſcheln zu ziehen; ich hatte aber Gele⸗
genheit zu bemerken, daß einige Limnaͤen, welche ſich
zufällig in demſelden Gefäße befanden, dieſelben mit
Begierde verzehrten.
Zwey der kleinſten Muſcheln, welche ich, jedoch
ohne die Thiere, im Flußſande fand, habe ich, der
Seltenheit wegen, Taf. VIII. F. 26. 27. abbilden
laſſen.
Aufenhalt: in Fluͤſſen, in Heſſen gemein.
Man ſieht hieraus die Genauigkeit, mit welcher der
Verfaſſer verfahren iſt. Es iſt Schade, daß er nicht hin⸗
laͤnglich mit der Anatomie und Phyſiologie der Thiere be⸗
kannt iſt, er wuͤrde ſonſt ohne Zweifel genaue Beobachtun⸗
gen uͤber die Paarung und Fortpflanzung derſelben haben
machen koͤnnen. Indeſſen verdient das, was er geleiſtet
hat, den Dank der Naturforſcher, und man muß wuͤnſchen,
daß er inn Stand geſetzt werde, feine ferneren Beobachtun⸗
gen in einem Nachtrage mitzutheilen,
Anatom. phyſiolog. Unterſuchungen uͤber den
Blutegel,
von J. 5. L. Nuntzmann,
Hofmebicus. 8
Berlin, bey Stuhr 1817. 8. 107 mit 5 Kupfert.
Dieſe Abhandl., welche viel intereſſente Beobachtun⸗
gen enthaͤlt, haͤtte von uns ſchon lange angezeigt werden ſol⸗
len, der Wunſch aber, dem Publicum einen vollſtaͤndigen
Auszug davon vorzulegen, hat die Anzeige verſpatet. Jetzt,
da ſie wahrſcheinlich in den Haͤnden der Naturforſcher und
der Aerzte iſt, welche ſich ernſtlich mit ihrem Fache beſchaͤf⸗
tigen, wuͤrde ein ſolcher Auszug zu ſpaͤt kommen; auch iſt
das Anatomiſche ſeitdem durch Spitz und Bojanus weis
ter gediehen. Der Werth dieſer Abhandlung beruht vorzuͤg⸗
lich in ihrer Vollſtaͤndigkeit. Man erhält darin Alles, was
hiſtoriſch uͤber den Blutegel bekannt geworden, und dabey
eine Menge eigener Beobachtungen, beſonders uͤber ſein
Betragen, uͤber ſeine Fortpflanzung und uͤber die Blutbe⸗
wegung, welche nicht kreisfoͤrmig iſt, ſondern von einem
Seitengefaͤß zum andern durch Quergefaͤße über den Ruͤcken
hin- und hergeht.
Nach den aͤußern Kennzeichen handelt der Verfr. von
den Häuten des Wurms, von Kopf, Augen, Loͤchern,
Fuß, Muskelhaut, zottiger Haut, inneren Mundtheilen,
Wund, Zähnen, Zunge, Darmeanal, Nahrung, Verfahren
beym Saugen, Geſchlechtstheilen, Fortpflanzung, Schleim⸗
druͤſen, Athemorganen, Aderſyſtemen, Nervenſpſtem, endlich
von ſeiner Lebenskraft, ſeinen Aufenthalt und Fangen, und
IP L.
zuletzt von feiner Aufbewahrung. \
fein meticinifcher Gebrauch beruͤckſichtiget, wodurch die
Schrift beſonders den Aerzten nöslic wird. Wenn die Abe
bildungen fo gut und fo volftändig wären als der Text, fo
koͤnnte man, mit Ausnahme einiger anatom. Theile, die
Keuntniß über den Blutegel mit dieſer Schrift als geſchloſ—
ſen betrachten. s
Beantwortung einer Antikritik.
i Ein anonymer Meiſter, wofuͤr er ſich ſelbſt ausgibt
(ich hatte ihn für das Gegentheil gehalten), welcher ſich er—
dreiſtet hat, den Satz des Hrn. Profeſſor Heinrich in
Bonn, :
antiquarum rerum amor, nisi cum litteris et
doctrina conjunctus sit, habendus est pars in-
sanıae,
in der Iſis, wegen der lateiniſchen Sprache zu verunglim⸗
pfen, war mir wegen feiner ſchwindelnden Frechheit fo auf:
fallend, daß ich in einem früheren Stuͤcke der Iſis (12. Hft.,
1821.) anfragte, wer der ungluͤckliche Patient fen, der die
Folgen feines unverdaueten Wiſſens dem Publicum auf eis
ne ſo unmenſchliche Art zu genießen gaͤbe. Denn er be—
hauptete, anſtatt amor muͤſſe studium ftehn, anſtatt nuss
muͤſſe es si non heißen, und endlich ſey es dort richtiger
habenda est zu ſagen anſtatt habendus est: und dieſes
alles mit einer Bitterkeit gegen Heinrich, daß ein perſoͤnli⸗
cher Haß dabey leicht zu vermuthen war.
Es war noͤthig, dieſes alles dem verſtaͤndigen Leſer
vorher geſchichtlich wieder vorzutragen, damit die Verkehrt—
heit des anonymen Meiſters, mit welcher er jene feine Kri—
tik unternommen hat, in der Iſis 5. Heft 1822. p. 168 zu
rechtfertigen, recht einleuchtend werde.
1) Daß studium anſtatt amor ſtehn muͤſſe, will er be⸗
weiſen aus Cio. Verr., Venio nunc ad istius,
quemadmodum ipse appellat, studium, ut ami-
ci ejus, morbum et insaniam, ut Siculi, latro-
Cinium, -
Haͤtt' er doch wenigſtens von der 4. Verriniſchen Re⸗
de dieſen Anfang verſtanden! Denn daraus geht gerade das
Gegentheil hervor, nehmlich, daß studium nicht paßt
zu dem Begriffe der insania: weil Verres ſich eben kei—
nen Tadel, am wenigſten einen Wahnſinn, ſelbſt geſtehen
wollte, und daher fein Unweſen nur ein erufibaftes Ber
ſtreben nannte (studium der ſchoͤnen Kunſt, indem er die
Siciliſchen Kunſtdenkmaͤler raubte), ſeine Freunde erſt, die
es zu entſchuldigen fuchten, ſagten von ihm, er ſey ſeelen—
krank und verrückt: die Siculer aber nannten es beym
eigentlichen Namen Raͤuberey. f
So ſahe der anonyme Meiſter alſo nicht, daß hier
eine Gradatſon (d. b. auf Teutſch, Steigerung) der
Begriffe Statt findet? Ueberhaupt aber ſollte er doch laͤngſt
aus dem von Heinrich beygeſetzten Bedingungsſatze eingeſe—
hen haben, warum studimm dort nicht paſſend ſey.
Es wird dabey uͤberall i
2) Daß es si non anſtatt nisi heißen mäffe, will er bez
weiſen aus Horat., Quo mihi fortunas, si non
conceditur uti. Darüber waren wir laͤngſt hinaus.
N Wolle der Meiſter nun lernen, daß in bedingenden
Negationsſaͤtzen von der Art, wie jene beyden ſind,
nisi ſowohl als si non einen paſſenden Sinn haben kann,
nur mit dem Unterſchiede, daß bey si non der Negati⸗
onsbegriff, welcher jedesmal mit einem Praͤdicatsworte in
der Vorſtellung vereinigt wird, betont werden ſoll, und
dadurch ein Gegenſatz angedeutet wird: was eben in
jenem Heinrichiſchen Satze nicht nöthig war. Lerne
nun der Meiſter etwas mehr, als er bisher gewußt,
aus der Vergleichung der Ciceroniſchen Stellen, Orat.
I. C. 6 C. 20., — oratio: quae, nisi subest res
ab oratore percepta et cognita, inanem quan-
dam habet elocutionem ek paene puerilem un»
ebendaſelbſt cap. 12. F. 50., oratio, si res non
subest ab oratore percepta et cognita, aut nulla
sit necesse est aut omnium irrisione ludatur
(gerade fo wie die Rede des anonymen Meifters),
Sieht er nunmehr ein, daß fein Tadel an dem Vfr.
des obigen Satzes nur aus einer unvollſtaͤndigen Kennt⸗
niß, aber aus einer vollſtaͤndigen Frechheit hervorging.
3) Um zu beweiſen, daß es habenda heißen muͤſſe, auf
pars bezogen, führt er an: Paupertas mihi onus
visum est et miserum et grave, und, non om-
nis error stultitia dicenda est, zugleich mit der
witzigen Bemerkung, daß der letztere Gedanke nicht
mit Bezug auf mich ſey. So ſahe der Meiſter
alſo wieder nicht, daß in dieſen Stellen das Participium
nach dem Praͤdicatsſubſtantivum und nicht vor dem⸗
ſelben ſteht? Daß der Grund zu dieſer Rede in der
Gewohnheit der Attraction liegt? Doch dieſes iſt
ihm wahrſcheinlich ein ganz unbekanntes Wort, da
die Sache ihm neu iſt: alſo mit andern Worten:
daß nach jenen Beyſpielen die Stellung in dem Hein⸗
richiſchen Satze dieſe ſeyn müßte: amor — pars in-
saniae habenda est? Und nun vollends, was macht
der Meiſter fuͤr kauderwaͤlſches Latein, wenn er die
Attraction ſogar in dieſer Verbindung will: a. r.
amor, nisi cum litteris — coniunctus sit, ha-
bend a est pars insaniae! Oder mag er etwa gar
auch noch coniunct 4 ſchreiben? er, der philologi⸗
ſche Kritiker, wie er ſich ſelbſt benennt?
Nun muß es einem wohl drollig vorkommen, wenn
der erhabene Mann, der von mir ſich zu nennen aufgefor⸗
dert worden war, zum Schluſſe bemerkt, daß des Mei⸗
ſters Name in der Richtigkeit und dem anſtaͤndi⸗
gen Ernſte ſeiner Kritik liege, dagegen ein Dilet⸗
tant, wie Herr Carl Reifig, gut thue ſich zu nen⸗
nen, zumal wenn er auf den bedenklichen Ausgaug ſeines
Handels ſchon mit der Alternative deutet, vinco vel vin-
cor, und, um den anſtaͤndigen Eruſt feiner Rritik
zu beobachten, mich cum stercore vergleicht.
So muß ich ihm denn darauf kurz meine Geſinnung
erklaͤren, daß ich nichts mehr haſſe als Uufug, der un⸗
1
2
—
* =
7183
ter der Suͤlle der Anonymität getrieben wird, und
daß ich nur aus dieſem Grunde, ohne alle weitere Ruͤck⸗
ſicht und ohne perſönliche Bekanntſchaft mit H. Prof. Hein⸗
rich, die fruͤhere Anfrage gethan hatte in einer mich gar
nicht beruͤhrenden Sache. Wie er geſehen hat, bin ich mit
ihm ganz aufrichtig zu Werke gegangen: ich habe mich ihm
genannt, indem ich meine Denkungsart über ihn unume
wunden ausſprach: habe mir auch jetzt die Mühe genom-
men auf feine gaͤnzlich ungereimten Gedanken zu antwor⸗
ten. Wenn er nun wenigſtens ein ehrlicher Menſch iſt und
nicht für einen boshaften Schreier will gehalten werden, fo
erwarte ich von ihm entweder, daß er im Fall einer zwey—
ten Erwiederung ſeinen großen Namen, den Namen des
Meiſters, den man hier an feinen Werken keinesweges er⸗
kennt, nenne, oder zu Haufe bleibe und ſchweige.
Carl Reiſig.
Piaidoyer für Opiz.
Da obwaltender Umſtaͤnde wegen die Iſis in Oeſter⸗
veich nur ſehr ſpaͤt geleſen wird, fo halte ich es für meine
Pflicht, vor der Hand nur ganz kurz auf eine, im sten
Heft 1822 dieſer Zeitſchrift gegen Herrn P. N. Opiz in
Prag, und deſſen naturhiſtoriſche Tauſchanſtalt, eingeruͤckte
Beſchuldigung und Verunglimpfung, zu antworten, bis
mein Freund ſich etwa ſelbſt weitlaͤufiger darauf einlaſſen
wird.
Obgleich der Sfr. beſagten Aufſatzes ſich nicht genannt
hat, ſo iſt es doch leicht, ihn qualitativ zu entdecken, aus
zweyen feiner eigenen Aeußerungen. Primo „aber weniger
troͤſtlich war ihm eine Porto Rechnung von etlichen Gulden
und Kreuzern C. M., die er noch Übrigens angekreidet fand,
und wefuͤr er allein bey Hoppe, Schleifer oder Geringe
mehrere und beſſere Sachen bekommen hätte.‘ Hieraus war
etwa zu vermuthen, der Verfaſſer ſey ein Colporteur oder
Schacherer dieſer, obgleich ſehr geachteten Pflanzenhaͤndler. —
Secundo fagt beſagter Bfr. an einem anderen Orte: „kann
„
gan, 388%
in Prag unter einem ſolchen Drucke Lon Mauth ⸗, Zoll,,
Poſt⸗ und anderem Weſen, wie dort herrſcht, wo das Bey⸗
ſchließen eines Briefes als Staats verbrechen beſtraft wird,
eine freye wiſſenſchaftliche Anſtalt beſtehen?“ Dieſer Angriff,
ſcheint uns, koͤnnte ſehr wohl auch nur ein illuforiſcher ſeyn,
und der Verft. wollte, indem er dieſe Gebrechen zu kuͤgen
ſcheint, auch noch dieſe Anſtalt ausrotten, welche trotz Dies
ſem Mauth: Zoll- und anderem Weſen doch noch bis jetzt
beſtebt Der Verfr, iſt alfo entweder ein Kaufmann oder
ein Obſcurant, welches wir wohl manchmal fo vereint finden.
Nun zu einigen Particularitäten der Anklage. — Beſonders
viel Werth legt der kaufmaͤnniſche Herr Verfr. auf eine
Summe von 173 Thl. ze gr., die Opiz für zwey Jahre
als Inſertionsgebuͤhren von 165 Theilnehmern abnimmt.
Hier koͤnnen wir den Pfr. gleich aufs Haupt ſchlagen, ins
dem wir ihm rathen, recht viel „Heu“, wie er es nennt,
an Opiz einzufenden, fo kann er noch die Prämie erhalten,
die von dem Ueberreſt der genau berechneten Einnahme,
jährlich dem fleißigſten Theilnehmer zufaͤlt — Was die
Anklage häufiger falſcher Beſtimmungen anbetrifft, fa belei—
digt er damit nicht nur Opizen, ſondern auch jene 163,
ſage hundert drey und ſechzig Theilnehmer, oft ſehr bekann⸗
te Botaniker, die ſich auf dieſe Art ſchon jahrelang bey der
Naſe herumziehen ließen. —
Ich halte dieſe ganze Anfeindung für eine perſoͤnlich
oder local eingegebene und mit Abſicht verfaßte, und traue
den 165 Theilnehmern an dieſer ſo gemeinnuͤtzigen Anſtalt
zu, daß fie ſich durchs dieſes Gerede nicht abſchrecken laſſen,
derſelben ihr Zutrauen ferner zu ſchenken, und kann Je⸗
dem verſichern, daß ich Opizens Geduld, Fleiß und Muͤhe,
welche eine ſolch zahlreiche Verbindung erheiſcht, oft ber
wundert hat, und ſetze hinzu, daß er außer dieſem nichts
davon hat, als einen Haufen von Papierſchnitzeln, altem
Bindfaden und bergleichen Miſt, wozu ich auch die Druck⸗
ſeiten, welche jene Anfeindung einnimmt, rechne.
Stuttgard den 6. July 1822.
Dr. Joh. Chotsky,
gidevant Botaniker in Prag:
XI.
Hier og!
No.
phie a.
I:
Ueber das Vorkommen des in der Offenbarung St. Johannis viermal erwähnten myſtiſchen A
und a (A und O) in einer aͤgyptiſchen Paphrusrolle in der Alterthuͤmerſammlung des res
gierenden Herrn Grafen Franz von Erbach befindlich, und in andern
aͤgyptiſchen Monumenten.
(Taf.
In der Offenbarung St. Joh. findet ſich bekanntlich
viermal die ausdruͤckliche Erwaͤhnung des ſogenannten myſti—
ſchen 4 und K, wodurch Gott, der Allmaͤchtige, bezeichnet
wird. Zuerſt, C1. V. 8., wo man nach Luthers Ueber:
ſetzung lieſt: „Ich bin das 4 und das K, der An⸗
fang und das Ende, ſpricht der Herr, der da
ifi, und der da war, und der da kommt,
der Allmaͤchtige; ““ zweytens, C. 1. V. 11. „Ich bin
das A und 2, der Erfie und der Letzte“ drit⸗
tens, C. 21. B 6. Ich bin das A und 2, der
Anfang und das ndez“ viertens, C. 22. V. 13.
Ich bin das A und 2, der Anfang und das Enz
de, der Erſte und der Letzte.“ 2 Damit pflegen
die bibliſchen Exegeten die altteſtamentlichen Stellen im Ser
ſaias C 41. V. 4. „Ich bin's, der Herr, beydes
der Erſte und der Leute;““ C. 43. V. 10.
Vor mir ift kein Gott gemacht, fo wird auch
nach mir keiner ſeyn;“ C. 44. V. 6. „So ſpricht
der Herr, der Konig Iſraels und fein Erloſer,
der Herr Zebaorh. Ich bin der Erſte, und ich
bin der Letzte, und außer mir iſt kein Gott;““
endlich C. 48 V. 12. Sore mir zu, Jacob, und du
Iſrael, mein Berufener, ich bin's, ich bin der
Erſte, dazu auch der Letzte“ 2 in Verbindung zu
Im Urtext C. 1, 8. ’Eyo sit T A R ro N, doyn a
redog, Luer & ögtos, 6 @v Hal 6 iv nal 0 2oyousvos, 6
zasrorgazog. C 1, II. Eyd ed ro A nal ro N, &
h zul © Eogaros. C. I, 6. Eyo ein To A Hoi
zo N, doyn zei to.rilog., G. 22, 13. Ey s zo
Audi rd &, doyn ndl telog, 6 newrog al d Eoyaros.
* In den hier angeführten Stellen finden fid als Hauptaus⸗
Iſts 1992, Heft XI.
8.)
ſtellen und obige Bezeichnung Gottes, als Anfang und
Ende, als Erſten und Letzten, welche Johannes
gebraucht, als eine altteſtamentliche, die in dem jädiſchen
Propheten Sefaias ihren Urſprung oder Beſtaͤtigung finde,
zu erweiſen. Zugleich aber behaupten fie, daß die Bezeich⸗
nung durch das A und R in der damals ſchon üblichen
Annahme dieſer beyden Buchſtaben, als der erſten und
letzten im Alphabet, ihre Entſtehung habe.?
Mit dieſer Annahme mag es ſich verhalten, wie es
wolle; wir laſſen ſie hier auf ſich beruhen. Auffallend iſt
es aber wohl auf jeden Fall, daß das myſtiſche, in der
Offenbarung St. Johannis vorkommende A und L eben—
falls in aͤgyptiſchen Monumenten nachgewieſen werden kann,
wo jedoch ſowohl das eine als das andere in der Stellung
deſſelben im Alphabet ſchwerlich ſeine Erklaͤrung, am wenig—
ſten eine ausreichende Erklaͤrung finden duͤrfte,
drüde die Worte: sd) JN (Härischon ve
2 "Tr
Häacharon) „Erſter und Letzter, urgrund und
Folge.“
9 Unter andern Eichhorn Comment. in Apocalyps. Joann.
Vol. 1. p. 28. „To 4 4c ro & (Hebr. N et Y expri-
mit IAINI) N Jes. 44, 6. qui reliquos om-
nes excludit, solus et unicus Deus, qui omnia suo nu
mine complectitur, omnia solus ordinat, gubernat, re“
git, a quo omnia pendent; nam prima rei et ullima
rem ipsam totam includunt 1 Sam. 3, 12. Coh. 10, 15.
1. Chron. 35, 27. Hinc sequiores Judaei litteris N et N
sibi invicem oppositis totum alicuius rei ambitum eir-
cumscribere solent. Jalcut Rubeni fol !7, 4. „Adamus
totam legem transgressus est N ND, ab Aleph us»
que ad Thau etc.“ =
70 1
1107
Unter dieſen Monumenten iſt aber das befanntefle bie
fogenannte Tabula Isiaca, die auch unter dem Namen
der Bembiniſchen Tafel vorkommt und in Montfaucon P.
2. P. 2. abgebildet iſt. Hier zeigt ſich das myſtiſche A und
K nicht weniger als dreymal. Das einemal in der drey⸗
mal Drey, oder in der heiligen Neunzahl in
der mittlern Reihe, und zwar an der Ruͤckenlehne des
Throns, welchen der Ibiskoͤpſige Thoth-Hermes,“ mit
dem Offenbarungsſchluͤſſel in der Hand, einnimmt. Oyn—
fehlbar behauptet es hier, in dieſer drepfach heiligen Zahl,
ſeinen Hauptplatz. Das zweytemal erſcheint es in der un⸗
terſten Reihe an einem gleichfalls bedeutenden Platze, zu⸗
naͤchſt vor den Füßen des Falkenkoͤpfigen, thronenden Oſi⸗
tis. Das drittemal zeigt es ſich in der oberſten Reihe,
hinter der dritten Figur von der Linken zur Rechten hin.
Das myſtiſche 4 und L der Offenbarung St. Joh. zeigt
ſich hier, worauf ich zur Vergleichung verweiſe, in den
Formen der Buchſtaben N und ® In der oberſten
Reihe ſteht das O) oben und darunter das N. In der
mittlern Reihe ſteht zuoberſt das 2 und darauf folgt ſenk⸗
recht unter einander neunmal A und O. No. I. In
der untern Reihe allein zeigt ſich das AN oben und darunter
das (O, mit einem Strich darunter, als Q, und zwi⸗
ſchen beyden das bekannte Zickzack, das von zwey Staͤben
eingeſchloſſen iſt, No. II.
Ein anderes, allgemein bekannt gewordenes aͤgypti⸗
ſches Monument, in welchem das myſtiſche A und L ſich
gleich deutlich zeige, iſt nicht zu meiner Kenntniß gekom⸗
men. Das Vorkommen des letztern wird aber hier um ſo
bemerkenswerther, da die Tafel, wie wohl ſchon allgemein
anerkannt worden und offen vorliegt, nichts als ein Ritu⸗
al des ägyptiſchen Iſisdienſtes iſt, es mag nun dieſes zum
Gebrauch aͤgyptiſirender Iſisdiener, entweder bey den Grie⸗
chen unter den Ptolomdern, oder bey den Roͤmern unter
den erſten Kaiſern, verfertigt worden ſeyn. In einem ſol⸗
chen ſcheint aber das myſtiſche A und L, wie die Offenba⸗
rung St. Joh. es erklaͤrte, ganz an ſeiner Stelle zu ſtehen.
— — —
2 rr Hofr. Röttiger hat in den Ideen zur Archäologie
1385 e 2c. S. 38 in dem Excurs über die Bembini⸗
ſche Iſistafel die zwey Hauptgottheiten, die rechts und
links im mittlern Felde thronen, fuͤr Oſiris und Orus
erklärt. Wir wuͤnſchten zu wiſſen, mit welchem Rechte
dieſer Gelehrte den Ibisköpfigen entweder für einen
Ofiris oder Orus nehmen konnte? Ferner wuͤnſchten
wir eine genügende Erklärung der Worte denten
Gelehrten S. 37. 3. 19. ff. „Der Sinn dieſer liturgk⸗
Then Tafel ſcheint kurz der zu ſeyn: Heilig in dreymal
drey (4 mal-oben, 4 mal unten, 1 mal in der Mitte) ſey
die große Göttin. Sie, die Allmuzter, herrſcht über alle
Goͤtter und ihre heiligen Thierrepräfentanten (das iſt in dem
mittlern Felde ausgeſprochen (, im Reiche der Lebendi,
gen En der Oberwelt) (2) und der Todten, in Arveris.“
Was ſoll übrigens auch Arveris, den wir aus Plutar⸗
dos nur als Sohn des Dfirie und Iſis im Leibe der
Rhea kennen lernten, bier als Ort bedeuten, und wo⸗
ber läßt ſich dleſe Bedeutung erweiſen?
1108
Indeſſen enthuͤllt den Gebrauch des myſtiſchen 4 und
Lin aͤgyptiſchen Monumenten noch ungleich deutlicher deſ⸗
fen Vorkommen auf einer Achten aͤgyptiſchen Papyrusrolle,
welche der regierende Herr Graf Franz von Erbach in
ſeiner ſo ſehr ausgezeichneten Sammlung beſitzt, in die ſie
durch die Güte des Herrn Damiani zu Conſtanz ſeit Kur⸗
zem erſt gekommen iſt. Die beyliegende Kupfertafel, die
nach einer treuen Zeichnung des Pac Simile verfertigt
ward, welches der hochachtenswerthe jetzige Beſitzer mir zu⸗
geſendet, enthaͤlt zwey Abtheilungen dieſer Papyrusrolle, auf
denen die beyden myſtiſchen Zeichen zweymal und zwar ſo
zu ſehen ſind, daß uͤber ihre wahre Beſtimmung und Be⸗
deutung wohl nur wenige Zweifel uͤbrig bleiben dürften,
Die Papyrusrolle, die aus den Gräbern um Theben ſtam⸗
men ſoll, enthalt in voller Laͤnge gegen 9 Par. Fuß. Die
darauf befindlichen größeren Hieroglyphenbilder beſtehen auf
ihr, von der Linken zur Rechten hinwaͤrts betrachtet, zuerſt
in der Einführung des verſtorbenen Eingeweihten in den
Amenthes vor die Todtenwage und den Thron des Herr-
ſchers in dieſem Reiche. Darauf folgen mehrere ſenkrecht
herablaufende Reihen von Curſivhieroglyphen. Nunmehr
zeigt ſich das Hieroglyphengemaͤlde, auf der Kupfertafel No.
1, und ſodann kommen wiederum mehrere ſenkrecht herab⸗
laufende Reihen von Curſivhieroglyphen. Den Beſchluß
macht das Hieroglophengemaͤlde, auf der Kupfertafel No.
2, nebſt einem Ende von vielen ebenfalls ſenkrecht herab⸗
laufenden Reihen von Curſiphieroglyphen.
Von dieſen drey größeren Hieroglyphengemaͤlden iſt das
erſtere, da es an den aͤußern Theil der Rolle gekommen
war, ſehr beſchaͤdigt worden; die beyden anderen, hier mit⸗
getheilten, ſind vollkommen erhalten.
In der vorliegenden Abbildung No. 3 erblicken wir
oben zuerfi eigen Ackermann mit Pflug und Ochſen, in
dem Geſchaͤfte des Ackerns begriffen; darauf einen Säͤ⸗
mann, der in doppelter Vorſtellung zwiſchen Baͤumen aus
kleinen Handkoͤrben Saamen ausſtreut; zuletzt eisen vor
dem Bilde des OGſiris, durch feinen Stab als ſolcher bes
zeichnet, ehrfurchtsvoll ſich beugenden Gpfernden. Une
ten zeigt ſich rechts ein Gewolbe mit drey Figuren, in
der Stellung von Bittenden und hinter ihnen eine
Treppe mit 9 Stufen; darauf zeigen ſich zwey Säulen
mit Figuren von Bähnen, die Treppen mit 7 und 8
Stufen tragen, den Beſchluß macht ein Ibis mit der
Prieſtermuͤtze, auf einer Scarabaͤengemme.
In dem Kreiſe dieſer Hieroglyphen iſt unſtreitig die
merkwuͤrdigſte Erſcheinung das vor dem Munde bes Opfern⸗
den angebrachte myſtiſche A und N, das ſich in der Form
von A und (O deutlich zeigt, und durch das eingefügte
. wie durch die darunter angebrachten vier ſenkrechten Li⸗
nien TI IE, noch merkwuͤrdiger wird. Alles, ſowohl der
Platz, den dieſe Charaktere einnehmen, als auch die andaͤch⸗
tige Stellung des Opfernden, bezeugt, daß ſie einen Spruch
oder eine Bitte des Letztern bezeichnen ſollten. Darüber
kann kein Zweifel ſeyn; fe wenig, als uͤder die Identitaͤt
der beyden Zeichen A, und (D mit den beyden auf der
Iſistafel fo häufigen A und (OY, und dieſer zuſammen⸗
1109
genommen mit bem myſtiſchen 4 und K der Offenbarung
St. Johannis. Bekanntlich iſt ja das griechiſche, in den
alteſten Forůmen A AN X A erſcheinende Alpha
aus dem pirönieifchen Alegh gebildet worden, das in ver⸗
ſchiedener Stellung, bald liegend T, bald aufrecht W.
der Form des Rindskopfs und ſonach auch ſeiner Benen⸗
nung entſprechend, erſcheint, und hier, umgeſtuͤrzt, dem
griechiſchen Alpha aͤhnlicher, und zu ihm den Uebergang
bahnend, als A hervortritt. Eben fo bekannt iſt ferner,
daß das griechiſche L oder (J), das in den aͤlteſten For⸗
men 2 () OO OO erſcheint, aus dem phoͤ⸗
niciſchen Win oder Auge, bald unter der Ferm eines
ganzen O bald eines halben LY, mit einem Strich dar:
an U. hervorgegangen iſt, und dieſer letztern Form ſcheint
das hier ſichtbare (O ſich mehr zu naͤhern und auf dieſe
Weiſe ebenfalls den Uebergang zum griechiſchen Alphabet zu
biiden. Allein ſchwieriger iſt die Erklaͤrung des in der
Mitte zwiſchen A und O ſtehenden 79 das entweder das aͤcht
phoͤniciſche J (8) oder das J (V) der hebr. Quadratſchrift
bedeuten kann. In beyden Fällen jedoch kann es nichts
anders, als eine Verbindung „auch“ £ » oder „und“
V bezeichnen und phoͤnieiſch oder hebraͤiſch nur als Aleph
ve Ajin, oder griechiſch als Alpha kai Omega geleſen wer⸗
den. Am ſchwierigſten endlich moͤchte die Deutung der
vier nebeneinander ſtehenden Striche oder Linien II ſeyn.
Im Semitiſch⸗Hebraͤiſchen heißt nun vier Arsba (N)
und dieſes ſchreibt hier, als heiliges Schriftwort, vermoͤge
der Paronomafie, das Wert Buͤrgſchaft leiſten, Schutz
gewähren, entweder in der Subſt. Form Arübah MINY)
oder in der Form des Imperat. 2, wie dieſes Woft
mit angebängt. Pren in dem A. T. in der Bedeutung: bürge
für mich, oder: ſchuͤtze mich, häufig vorkommt. 5 Und fo
wäre dann der Sinn der ganzen Zeichenreihe vor des Opfern:
den Geſicht ein aus deſſen Mund geſprochener Anruf und
die damit verbundene Bitte an den vor ihm ſtehenden Gott:
A und O, Gott des Anfangs und des Endes,
buͤrge fur mich, oder: ſchuͤtze mich.
Griechiſch.
0 ND r A v rd 2, ae at TEhog, 6 euros rel
0 foyarog, d @v, & „ Ka & Zpgönevog, 0 mavro-
[4 * — —
agdrog, TTOOSTATEVS EHÜ,
s Diefe Curſiphieroglyphe der vier Striche, oder Linien tft
eine der gewöhnligften in den Reihen der Curſtphierogſy⸗
phen auf den ägypt. Todtenrollen und einigen andern Mo⸗
numenten, - wo das Ganze lehrt, daß darin von Opfern,
Ancufungen 2. f. w. bie Rede ſey. Auch in den Hiero⸗
glyphen der Inſchrift von Roſette kommt fie Reihe 10 12.
13. 14. vier⸗ bis fünfmal vor, gerade an den Stellen,
wo der griechiſchen parapkraficenden Inſchrift zufolge von
dem Schus und der Gnade des Ptolemäos Epiphanos am
mehrſten geſprochen wird. 5
I mi
1110
Hebräiſch oder Phoͤnieiſch. .
l eee eee e e n Gy TA
Und was iſt wohl natürlicher, als daß der, welcher
als Ackermann, als Saͤmann, als Opfernder vorger
ſtellt ward, den durch das heilige +, den Modius, die heis
lige Haube oder die Calantica, den myſtiſchen Bart und
den Herrſcherſtab als Todtenbeherrſcher genugſam bezeichne⸗
ten Oſiris, in deſſen Macht aller Dinge Anfang und Ende
liegt, den Gott alles Entſtehens und aller Fortdauer, um
Buͤrgſchaft und Schutz in feinem, Reiche bittet! s —
Den Sott, der die fo troͤſtende Antwort darauf deutlich an
feinem Herrſcherſtabe tragt, und gleichfalls durch die hiero⸗
glyphiſchen vier horizontal an demſelben gezeichneten Linien
feine Bürgſchaft oder feinen Schutz verkündet, um wel⸗
che der Opfernde mit Anruf ſeines myſtiſchen heiligen Na⸗
mens ihn angefleht! — Denn wo dieſe Bürgfchaft oder
Schutz beſonders noͤtbig ſey, das ſchreiben die Hlersglyp den
der untern Reihe. Hier finden wir rechts zuerſt ein Tod
tengemölße, das Schcol, vermöge der Paronomaie mit
Scheelah, 7 als Ort des Forderns und Verlangens,
auf das beſtimmteſte durch die drey in flehender Stel:
lung niedergebeugten Figuren, ? und als Ort des Wie⸗
dergangs, der Ruhe, und zwar der heilſamen Ruhe,
durch die herabſteigende Treppe mit neun Stufen hie⸗
roglyphiſch bezeichnet.“ Wir finden hier zweytens in dop—
pelter Zahl eine Säule, 1e darauf einen Kahn mit acht
Rudern, oder die überfahrende heilige Baris, *r nebſt
der den Flebenden zugewendeten ſieben⸗ und achtſtufigen
Treppe, “ wodurch die Bitte um ſichern, durch die
Saͤule geſtützten und feſten Webergang oder Fahre, und
Wiedersufgang oder das Emporſteigen, weiches ver;
ſprochen und beftätigt war, hieroglyphiſch geſchrieben ward.
Wir finden endlich drittens die Hieroglyphe des mit der
heiligen Prieſtertiara verſehenen Ibis, die veemoͤge der
Paronsmafle mit Ibes, 's das Schtiftwort des Sam:
melns, Aufbewahrens und Erhaltens iſt, und alfe
ebenfalls hieroglyphiſch die letzte aller Bitten, die Aufbe-
l
Daß Oſiris bey den Phöniciern zu Byblos mit dem
Namen Alpha oder Aizph bezeichnet worden ſey, be⸗
zeugt das Lex. ined. Bibl. Coislin. p- 50 E No. 5. Auch
der Ochſenkopf und der wilde Eder wurden in Bedeutung
von Anführer einer Reige damit bezeichnet.
D — N
Nn = nn
DDD. JUN= MINEN daher die fo oft vorkom⸗
mende Hisroglyphe der Neun, als heiliges Schriftwort
des Heils, der Hülfe und Rettung.
„ h — Dy
* D, Aebarah ober Gebärah „Fähre“ woraus die
aͤgyntiſche Baris, des Charons Nachen, gebildet ward,
er re
= van
1111
1 1 0 ober Erhaltung der Seele im Todtenreiche
teidf.
Eben fo deutlich in gleichem Gebrauche zeigt ſich das
A und Q auf derſeiden Pappyrusrolle in der Abbildung Ne.
2. Auf dieſer wird das myſtiſche Zeichen 7 als ein A:
pha oder Aleph durch das unter der rechten vorgereckten
Hand der opfernden Seele befindliche /A völlig beftätigt;
dieſem zur Seite über dem Korbe ſteht das phoͤnieiſche —
und unter der aufgeſchloſſenen Lotusbluͤthe, uͤber dem heili—
gen Opfertiſche, findet ſich das gleich falls phoͤniciſche Win
oder O, wie deutlich zu erkennen iſt.
auch durch dieſes, »in derſelben Papprusrelle wiederholte
Vorkommen die Identitat, des A (O mit dem A
und O in der Iſistafel, wie mit dem 4 und 2 der
Offenbarung St. Johannis, voͤllig conſtatirt, und ſchwer⸗
lich wird hieruͤber noch ein gegründeter Zweifel obwalten
koͤnnen, ſo merkwuͤrdig auch dieſe Uebereinſtimmung der
chriſtlichen Offenbarungsſchrift mit einem Monumen⸗
te des ͤgyptiſchen Iſtsdienſtes und einer aus den Archi⸗
ven der äͤgyptiſchen Unterwelt gezogenen Beglaubigungs⸗
rolle eines in die Myſterien des Oſiris Eingeweihten
erſcheinen dürfte, (We Abdruck und Abbildung find rich⸗
tig. Corr.)
Uebrigens bietet auch dieſes Hiereglyphengemaͤlde No.
4. noch Merkwuͤreigkeiten anderer Art dar, die ebenfalls
unfere Aufmerkſamkeit verdienen. Die Scene iſt offenbar aus
dem Innern des Jodtenreichs und ſtellt eine Prüfung der
Seele vor. Links find. die zwey herrſchenden und pruͤ—
fenden Götter der unterirdiſchen Myſterien auf einer
Bahre oder Thron mit Loͤwenfuͤßen; * Iſis, mit der My:
ſterienhaube oder der Calantica, in der Rechten das Per—
ſeablatt haltend; Oſiris, mit dem Myſtenbarte und dem
Richterſtabe. Vor beyden, dem Oſiris zunächſt, bringt die
Seele ihr Opfer dem Gott A und 2, worin fie ihren
Wunſch nach Entlaſſung und Erhebung ausſpricht; 55
kenntlich als Eingeweihten macht ſie ſich durch den Thyrſus⸗
ſtab, das Zeichen der Starke und Eeſtigkeit, *“ in der
Linken, wie durch den Myſtenbart, das Zeichen der Ver⸗
trautheit und des Erhabenſeyns oder Adels, vermoͤge
der erhaltenen Weihe. Vor ihrem Geſichte ſtehen unter
einander die Hieroglophen, Auge, myſtiſcher Rorb oder
Modius (Aepha), und die ſchon oben bemerkten vier
Linien, oder die Worte „Allſehung (Allwiſſenheit oder
Vorſicht), im Dunkel bürge für mich!“ In der Rech,
ten praͤſentirt ſie ihr Herz zur Pruͤfung dem Richter.
Durch den Stab, den Richt- oder Meßſtab (che-
bet), 7 wird die Prüfung, das Gewicht (Schephet),
paronomaſtiſch bezeichnet; und wie die Pruͤfung oder das
„ Die zwey große Kabiren, als ſolche DIDI Biere
alppbiſch bezeichnet durch die Matraze auf der fie figen
SID und die Löwenfigur des Geſtelles P92
dermo ge der Paronomaſie. 7
36 und 16 Pgl. die Erklärung der Hieroglyphen ꝛc. Iſis 1821.
H. 1. S. 3— 51.
Ta
Sonach iſt dann
—
1112
Gericht vor ſich gehe, ſchreiben folgende Hieroglyphen. Zu⸗
erſt die von dem Riqſtſtabe auslaufende Meßſchnur
(Kay), * die an dem kreuzkoͤrmigen heiligen Schlüſſel
ſich end gt. Dieſer Schlüſſel (Maphtheach) 9 iſt die
Hieroglophe des Gefftens (Miphth:ch) des Serzens
(Lebab) d. i. des Gemüths oder Denkungsart 2° der
zu richtenden oder zu prüfenden Seele Det Erfolg des in
dleſer Pruͤfung vorgenommenen Oeffnens iſt nun, daß das
Herz, die Denkungsart durch und durch ſich ats rechtlich
(Chen) zeigt, was durch die das Herz queer durchſchneiden⸗
de Hieroglyphe des Reiſes oder Sprößlings (Chen,) 2*
auf das deutlichſte geſchrieden wird, von wo aus die Meß⸗
ſchnur ſowohl wieder zum Richt- oder Meßſtabe des Sees,
lenrichters, als auch zur Hand des darreichenden Einge⸗
weihten zuruͤcklaͤuft, und dieſer ſomit ſeine Rechtfertigung
im Gericht in ſeinen Beſitz erhalten hat.
Hier, wie in No. 1, findet man die Hieroglyphen
alle auf eine heilige, dem hebraͤiſchen oder anderen ſoge⸗
nannten ſemitiſchen Dialekten ſehr nah verwandte Tempel⸗
oder Prieſterſprache gegründet; ja ſogar den, von dem
Propheten Jeſaias als Harischon ve Haacharon (Erſten
und Letzten, Anfang und Ende, Urgrund und Folge oder
Zukunft) bezeichneten Jehovah der Sebraͤer, den Dips
dor Jao genannt, oder das 4 und K der Offenbarung St.
Johannis, in dem A =] (O als die myſtiſche Na⸗
mensbezeichnung der hoͤchſten Sottheit in den Iſis⸗
myſterien Aegyptens, deutlich genug enthalten. Hier-
auf habe ich mit dieſer Wahrnehmung jeden unbefangenen
und der Sache, um die es ſich handelt, gewachſenen Alter⸗
thumsforſcher aufmerkſam machen wollen. Ich fuͤr meinen
Theil glaube wenigſtens eben darin eine aber malige Beſtäͤ—
tigung meiner Anſicht von dem Weſen der aͤgrptiſchen Hie—
roglyphik und mehrerer Reſultate gefunden zu haben, die
mir auf dem durch ſie eroͤffneten Wege bisher geworden
ſind.
Hildburghauſen, d. 12, Sept. 1822.
Dr. Sickler.
18 12
beg = HD | 5
=
m = Nichts ſpricht leicht fo deutlich als dieſe,
auf die vollſtaͤndigſte Paronomaſie gegründete Hieroglyphe,
für jedes Auge erkennbar, das nur ſehen will. Indeß
fol es mir ſehr angenehm und erwunſcht ſeyn, wenn H.
v. Hammer, oder H.Böttiger dieſe Hieroglyphe mit
den uͤbrigen allen auf eine andere, noch ungleich uͤberzeu⸗
gendere Weiſe zu deuten vermoͤgen.
113
Hieroglyphica.
No. II.
7
Die Hieroglyphik und Mythik in den heiligen
Schriften der Hebraͤer auf den Gebrauch
der Paronomaſie gegruͤndet.
In Bezug auf des Herrn Conſiſt. R. Dr. Bellermanns
Schrift: Ueber die Scarabaen-Gemmen, zweytes
Stuck ꝛc.
Herr Conſiſtorialrath Dr. Bellermann zu Ders
lin hat in ſeinem „zweyten Stuͤck über die Scarabaͤen⸗
Gemmen, nebit Verſuchen, die darauf befindlichen Hiero—
glophen zu erklären, 1821.“ S. 20 — 25 auch auf meine
Abhandlung in der Iſis 182 u-Heft J. S. 5 — 51 Ruͤck⸗
ſicht genommen, wefür ich dem eben fo gelehrten als hu⸗
manen Aſterthumsforſcher hier zuförderft aufrichtig danke.
Der Weg, den er bey ſeinen Verſuchen eingeſchlagen, iſt
zwar von dem meinigen gaͤnzlich verſchieden; dieß hat ihn
aber nicht gehindert, das, was ich bisher zu liefern ver—
ſuchte, mit der Ruhe und Gemeſſenheit des Urtheils zu
wurd gen, wobey in literaͤriſchen Streiten über noch nicht
ſattſam aufgehellte Gegenſtaͤnde der Alterthumskunde allein
etwas gewonnen werden kann. Der wuͤrdige Pruͤfer ge—
ſteht meiner Idee, die Hieroglyphen allein aus der Aehn—
lichkeit der Wortlaute in den ſemitiſchen Sprachen zu er⸗
klären, Neuheit und Scharfſinn, mir ſelbſt in deren Dar—
legung Gelehrſamkeit und großen Fleiß zu, wenn fie auch
vor der Kritik ſich nicht bewähren ſollte; und ſomit ſcheidet
er ſich von dem Chorus folcher Gegner, die, nach dem
Vorbilde eines Paulus oder Saulus, eben an jener Neu—
heit den heftigſten Anſtoß nehmen und nur da am keckſten
abſprechen zu können vermeynen, wo das Dunkel um fie
ſelbſt am dichteſten ſich drängte. Nach vieljaͤhriger Beſchaͤf—
tigung mit den Gegenſtaͤnden, worauf es hier ankommt,
war es mir darum zu thun, vor allem eine leitende Idee
gufzuſtellen, die das Ergebniß meiner bisher gewonnenen
Anſichten aus mühevollem Streben war und mir mehr Licht
verſprach, ats die bisher allgemein angenommenen Ideen
in den Anſichten von dem Weſen, dem Gebrauch und der
darauf zu gruͤndenden Deutung von Aegyptens Hierogly—
phen bekanntlich zu gewähren vermochten. „Seit faſt 2000
Jahren nun, — tagte Herr von Schlichtegroll, * ſtehen
wir vor dieſen ſteinernen Handſchriften (die nunmehr fehr
zahlreich gewordenen auf den Mumienſaͤrgen und Papyrus—
rollen nicht zu vergeſſen) und rathen und rathen, und
koͤnnen keine ſichere Deutung finden. So ſchon Plutarch
vor 1700 Jahren, und die lange Reihe derer, die ihren
Scharfünn hieran verſuchten, bis herab auf Kircher und
den neueſten, gelehrteſten und vorſichtigſten Erklaͤrer, Zoega
u. ſ. w.“ Alſo — wir rathen und rathen — und
dieß zwar immerfort in der alten, von den uns bekann—
ten Griechen zumeiſt eröffneten und weiter fortgepflanzten
Anſicht befangen; in einer Anſicht, nach welcher wir die
wirklichen natuͤrlichen Bilder groͤßtentheils entweder kyriolo—
® Ueber die bey Roſette in Aegypten gefundene dreyfache Ins
ſchrift. München, 1818. S. 8. 7
Iſis. 1822. Heft XI.
Hebraͤer.
1114
giſch, oder ſymboliſch auffaßten und deuteten, das eigentlich
Hierogiyphiſche darin hiermit ihelis hervorgehsben, theils
durch Ueberlieferung hie und da empfangen zu haben glaub
ten, und für willkührliche Glyphen zuletzt ſolche erklaͤrten,
die aus Strichen und ſolchen Zügen beſtehen, welche von
bekannten Geſtalten abweichen und nicht fuͤr ſich ſelbſt
ſprechen. a
Wenn ich nun eine ſolche Anſicht deshalb verlaſſen zu
müſſen glaubte, einmal, weil der gaͤnzliche Mangel eines
feſten, ihr zum Grund liegenden Principe bey aehörigem
Nachdenken darthut, daß fie nur ein Werk des Haſchens
nach jedem moͤglichſt ſcheinbaren Hülfsmittel zur Deutung
des tief Verſteckten war, und dem Denker ſomit ihre Bloͤße
ſich bald enthuͤllen muß; zweptens, weil eben deshalb fie
bisher in allen ihren Verſuchen nichts als ein leeres Stroh
gedroſchen, was allgemein anerkannt iſt: ſo hielt ich es
fuͤr das beſte, ſie gaͤnzlich auf ſich ſelbſt beruhen zu laſſen,
und einmal von den Griechen und deren Nachtretein weg
und auf eine andere Seite mich zu begeben, wo zwar das
Forſchen muͤhſamer feyn wuͤrde, die Reſultate deſſelben aber
wenigſtens etwas belohnender ausfallen dürften Ich wen—
dete mich zufoͤrderſt zu einem Volke, das Ungleich fruͤher
als die Griechen mit Aegypten in naher Verbindung geſtan—
den, das in dieſem Lande erſt zu einem großen, Volke
emporgewachſen war, das feine Sprache, als Sprache ei⸗
nes ganzen, aus 2½ Millionen beſtehenden Volkes, über
mehr als achthundert Jahre fruͤher aus dieſem
Lande nach Kanaan mit uͤbergeführt hatte, ehe die Gries
chen unter Pſammetichos mit eben demſelben Lande bekannt
geworden waren, deſſen Urahnen Einer zu einer, die Zeit
von dem Griechenfreunde Pſammetichos um mehr als ein
Jahrtauſend uͤberſteigenden Periode in Aegypten als erſter
Dezier geherrſcht haben, deſſen Fuhrer au der Pharaonen
Hof erzogen, in aller Weisheit der Aegypter unterrichtet
worden und darin Aegyptens Weiſe ſogar übertroffen
haben ſoll; zu einem Volke endlich, das mit den Aegyp—
tiern, wie ſelbſt Herodotos fie noch gefunden, ſogar die
Beſchneidung und damit ſo viele andere politiſche und
religioͤſe Einrichtungen und Gebräuche gemeinſchaftlich hatte,
wie wir von Tag zu Tage immer neuere Belehrungen dar—
über erhalten; — mit einem Worte: zu dem Volke der
Ich wendete mich zu deren Sprache, zu dem
Sprachſtamme im allgemeinen, dem deren Sprache ange—
hoͤrt und von deſſen Dialekten das alte Aegypten ſowohl
oſtwaͤrts als ſuͤdwaͤrts umgeben war. In jeder Beziehung
fand ich dieſes alte Volk nebſt allen den Voͤlkern, die feis
nes Sprachſtammes Dialekte geſprochen, Aegypten näher,
als alle übrige uns bekannte Volker der Vorwelt ſtehen.
Daß dieſer von mir gethane Schritt zu Erlangung beſſerer
Anſichte“ von Aegyptens Hieroglyphik gegen die bisher von
andern verſuchten ein zu kuͤhner Sprung geweſen ſey, ſo—
wohl in Hinſicht auf das, der Zeit und der übrigen Ver—
haͤltniſſe nach Aegypten zunaͤchſt ſtehende Volk, als in Hin:
ſicht auf die von ihm geredete Sprache und die damit ver⸗
wandten Dialekte, geſtehe ich demnach offen, bis jetzt noch
nicht haben einſehen zu koͤnnen.? Wer iſt denn der Meiſter,
2 Ohnfehlbar wird hier den umſichtigern weder die Erinne⸗
rung an die herodoteiſchen und diodoriſchen Berichte uͤber
70
1115
der uns mit“ Sicherhett belehren koͤnne, zur Zeit von Jo—
ſeph bis Moſes, und von da bis zu den Ptolemaͤern her—
ab habe durch ganz Aegypten nur eine und dieſelbe
Landesſprache geherrſcht; dieſe ſey ven der Sprache
der Hebräer und jedem dieſer verwandten Dialekte
durchaus verſchieden geweſen; endlich, daß eben
dieſelbe auch als heilige Sprache den Hiero—
glyphen zum Grunde gelegen habe? — En jeder
dieſer Puncte muß aber vorher überzeugend dargethan wor—
den ſeyn, ehe die Behauptung gelten kann, daß mein Weg
ein verfehlter geweſen ſey. Vor allen Dingen liegt den
Gegnern meiner Behauptungen der Erweis dieſer Saͤtze ob.
Wird jedoch der erſte derſelben bejaht, ſo muß nothwendig
der zweyte verneint, und, da die Hebraͤer allerdings einen
ſehr beträchtlichen Theil Aegyptens bewohnten, die hebraͤi—
ſche Sprache mit der altaͤgyptiſchen als identiſch angenom—
men werden. Wird er hingegen limitirend beantwortet,
ſo kann dann der Ausdruck: „Landesſprache“ eben ſo
wenig im allgemeineren Sinn gelten, als hierauf der
Schluß ſich gründen, daß in dieſer allein die Hieroglyphen
gebildet worden wären. + Was ich demnach verlange, find
überzeugende Beweiſe, nicht kahles Abſprechen, dem man
Mangel an Sachkenntniß wie an Logik in gleichem Maaß
anſehen wird.
Kaum iſt man jetzt erſt daran gegangen, dem Alt,
- Ägyptifchen eine größere Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Wir
verdanken dieß der mittleren Inſchrift von Roſette, von der
in der griechiſchen, darunter ſtehenden Inſchrift beſtimmt
geſagt ward, daß ſie die damalige Landesſchrift geweſen ſey.
Allein zu welcher Zeit? — Vollkommen erwieſenermaßen
— —
Aegyptens verſchiedene Volkscaſten und Voͤlkerſchaften,
noch die Beruͤckſichtigung deſſen verlaſſen, was in den neu⸗
eſten Zeiten von Blumenbach und andern uͤber die drey⸗
fach verſchiedenen Racen der aͤgyptiſchen Menſchheit, in
den Mumienköpfen und Körpern wie in den Sculpturen
wahrnehmbar, bemerkt worden iſt.
„Nach Zekga's Meynung (de obeliseis p. 577) erhielt Aegyp⸗
ten aus Arabien Nomaden, aus Aethiopien Acker⸗
bauer, was mit den älteren Berichten ſehr wohl übereins
ſtimmt. Beyde Länder wurden aber von Völkern bewohnt,
deren Sprachen zu denen des ſogenannten ſemiti⸗
ſchen Sprachſtammes gehoͤrten. Hoffentlich werden die
umſichtigeren unter den Gegnern meiner Anſichten auch
dieſen Punct nicht uͤberfehen, wenn ich annehme, daß
die älteſte Sprache der ägyptifhen Menſchheit ein dem
Semitiſchen nah verwandter Dialekt geweſen, der in der
fpäteren alt- und neukoptiſchen Landesſprache nach und
nach unierging und ſich nur im Tempeldienſt bis auf die
Ptolemäer, als uralter, heiliger Olalekt fort er⸗
halten hat.
Hoffentlich wird man hier ferner nicht uͤberſehen, was Dio⸗
doros über das höhere Alter der Hieroglyphen in Ae⸗
thiopien berichtet; was Gau über den Urſprung der aͤgyp⸗
tiſchen, mit Hierogtyphen verſehenen Baudenkmale, als
Hoͤhlenbau, nilabwarts von Aethiopien aus; was Heeren
Id. Th. 2. über die Ruinen von Mersez Salt uͤber die
Pyramiden von Axum angefuͤhrt, und daß von Manetho
den Prieſtern Aegyptens in der That der Gebrauch eines
heiligen Dialekts beygelegt ward, und ſo manches an⸗
dere hierher gehörige mehr.
1116
nur zur Zeit des Ptolemaͤos Epiphanes, das iſt, nur
erſt 190 — 400 Jahre“ vor Chriſti Geburt. Welch' eine
Zeitferne bis zu Joſephs Vezierſchaft und zu Moſes Aus-
zug aus Aegypten! — Sie begreift von der erſtern au ge—
gen, 1550, von dem zweiten an gegen 1280 Jahre,
wenn wie der angenommenen Zeitrechnung ſolgen wol⸗
len. Wie wird man nunmehr zu erwetſen vermoͤgen,
daß dieſe ſo ungleich ſpaͤtere Landesſchrift und Landes-
ſprache waͤhrend dieſes ganzen großen Zeitraums, in
welchem das ganze Land durch innere Vorfälle und fo vers
ſchiedene Eroberer Jahrhunderte lang fo tief erſchuͤttert
ward, dieſelbe ſey, wie fie vor anderthalb tauſend Jahren
beſtanden; daß fie ſich nicht verändert habe in demſelben
Lande, wo wir bald nachher die neuaͤgyptiſche Schrift und
Sprache entſtehen ſehen? geſetzt auch, was jedoch noch nicht
ganz wahrſcheinlich zu ſeyn ſcheint, daß wir nunmehr bald—
dahin gelangten, die altaͤgyptiſche Inſchrift auf dem Stein
von Roſette völlig entziffert und verſtaͤndlich gemacht vor
uns zu ſehen. — Dafern nicht Herr Prof. Spohn in
Leipzig jetzt damit ſchon voͤllig im Reinen iſt! —
Herr Dr. Bellermann bemerkt S. 22 ſelbſt, daß
das Altaͤgyptiſche bis auf wenige Reſte im A. Teſta⸗
mente, Manetho, Serodotos, die Roſette'ſche Inſchrift
u. ſ. w. verloren gegangen ſey. Demnach möchte die Herz
ſtellung einer ſogenannten altaͤgyptiſchen Sprache auch
nur in ſoweit, daß ſich daruͤber eine nur etwas lichte An—
ſicht nehmen laſſen koͤnnte, zur Zeit immer noch zu den
piis desideriis zu rechnen ſeyn. Daß ſich aber aus den
im Herodotos (und Diodoros von Sic.) davon ſich noch
vorfindenden Reſten gegen meine Anſichten noch gar nichts
beweiſen laſſe; dieß glaube ich in meiner vor kurzem erſt
erſchienenen Schulſchrift hinlaͤnglich dargethan zu haben,
101 bey, deren Fortſetzung noch entſchiedener darthun zu
nnen.
5 Die heilige Priestersprache der alten Aegyptier, als ein
dem semitischen Sprachstamme nah verwandter Dialekt
aus historischen Monumenten erwiesen. Erster Theil.
Hildburgh. Kesselring, 1822. In dieſer Schrift wirs der
Beweis aus der ſprachlichen Aufloſung ſolcher Namen
und Wörter gefuhrt, die zu Altagyptens Religfonsmythen
nicht gehörten, die vielmehr den älteften hiſtoriſchen
Quellen, den ſicherſten, die wir kennen, ek
find, und den Anfang dazu mache ich hier mit der Auflöe
ſung ſolcher Namen, welche nach den Berichten des
Herodotos und Diodoros mehrere der ausgezeichnetſten
Beherrſcher von Altaͤgppten getragen haben. Daß alle in
dieſer Schrift behandelte Namen Appellativa oder Bes
zeichnungsnamen — nicht Eigennamen im gewoͤhn⸗
lichen Sinn des Wortes — find, bewahrt die Aufloͤſung
derſelben vermöge ſemitiſcher Haupt: und Stammwoͤr⸗
ter; das Zuläßige und Sichere dieſer Aufloͤſungen ſelbſt
aber bewährt die ſpecielle, einem jeden dieſer Namen
von den beyden angegebenen Glafjitern bepgefügte Chas
rakteriſtik. Die Eontrolle meiner Auflöfungen liege
alſo in dem über jeden dieſer Namen bexrichtenden Schrift⸗
ſteller feld. Davon hier nur einige Veyſpiele; zuerſt
aus Diodoros! Nach dieſem iſt Aegyptens erſter Koͤnig
Menas der Einführer der weichlichen Lebensweiſe in
Aegypten; denn Menas bedeutet im Aethiopiſchen den
Weichlichen. Busiris ift der Erbauer und Befe⸗
ftiger von Tbeven; denn Bazar oder Bassar bedeutet
im Hebr. befeſtigen. Ouchoreus if der Wall: und
er
1117
Wenn demnach der von meinem würdigen Gegner mir
S. 22 gemachte Einwurf: „daß die bisher bekannten wer
nigen Reſte des Altoͤgyptiſchen im A. Teſtamente, Mane:
tho, Herodotes und in der roſette'ſchen Inſchrift meine An:
nahme nicht begͤnſtigen,“ aus dem bisher bemerkten leicht
zu beſeitigen iſt, indem derſelbe weder auf die Volksver—
fehiedenheit der aͤlteſten aͤgypttſchen Menſchheit, noch auf
die Einwirkung der Aegypten zunaͤchſt umgebenden, in Diez
lekten des ſemitiſchen Sprachſtammes redenden Voͤl—
ker, noch auf die ſichtbar vorliegende Veränderung der ges
meinen Landesſprache in den ſpaͤteren Zeiten (das ſogenann—
te Altkoptiſche und Neukoptiſche), noch endlich auf die von
Manetho ſchon angenommene Trennung des heiligen Diaz
lekts von der gemeinen Landesſprache und Schrift, welche
auch durch die roſette'ſche Inſchrift bewährt wird, Ruͤckſicht
genommen hatte: ſo bleibt mir hier nur noch die Erwiede—
rung auf einen anderen Einwurf deſſelben uͤbrig.
Herr Dr. Bellermann ſagt ebendaſelbſt: „auch
die alte Geſchichte weiß nichts von einer ſolchen innigen
Verbindung der Aegyptier mit den Semiten; die bibliſche
Geſchichte iſt vielmehr dagegen, da ſie in der Voͤlkertafel
Gen. 10 Semiten und Chamiten, zu welchen die Aegypter,
Aethiopier u. ſ. w. gehören, beſtimmt unterſcheidet.“ Hier:
auf erwiedere ich, daß ich nie und nirgends eine innige
Verbindung der Hebräer, als Semiten, mit den alten Ae—
gyptiern behauptet, dieſer Einwurf meine Behauptungen zu⸗
foͤrderſt nicht treffen kann; obgleich auch hier entgegen ge:
ſetzt werden könnte, und zwar aus der Bibel ſelbſt,
daß zwiſchen den Hebraͤern und den Aegyptiern von den aͤl—
teſten Zeiten an bis auf ſehr ſpaͤte Zeiten herab, wo nicht
Seegräber; denn Charah bedeutet im Hebr. graben,
und mit dem alten Artic., Hu- Choreh ihn, den Grä:
ber. Moiris iſt der Urheber des Sees gleiches Namens
und der Waſſer⸗Aufnahme⸗ wie der Bewaͤſſe⸗
vungscanäle; denn das arab. Marasa bedeutet ein⸗
faugen, unter Waſſer ſetzen; und fo alle die
übrigen, von Diodoros genannten Pharaonennamen. Nach
Herodotos führt Cheops die hoͤchſte aller Pyramiden, aus
30 Fuß großen Kelfenblöden auf; denn Cheph und
Chepha bedeuten im Hebr. und Chald. den Felſen.
Mykerinos iſt der Erbauer der prädtigften aller Py⸗
ramiden; denn Jakar bedeutet im Hebr. und Arabiſchen
koſtbar, praͤchtig ſeyn, und daher Miker, was
prächtig und koſtbar iſt. Ssychis iſt der Urheber
eines aͤußerſt druͤckenden Geſetzes gegen die
Schuldner zum Vortheil der Gläubiger;
denn im Hebr. bedeutet Aschak und im Arab. bef. Asika
von den Schuldnern druckend die Schuld
erpreſſen Cast. 2933 u. 2333 „ad obaeratis acriter aes
zepetere® u f f. Dieſe Beyſpiele ſind hoffentlich fur den
Sachverſtaͤndigen und Unbefangenen ſprechend
genug; gleich einteuchtende gewährt in größerer Anzahl
meine Schrift. Wenn nun dieſe Pparaonennamen wirk—
lich den heiligen Prieſterannalen entnommen, wenn fie in
der aͤlteſten Agyptiſchen Landesſprache gebildet wur:
den, fo muß felsft dieſe Imit den Dialekten des femiti-
ſchen Sprachſtamms nothwendig in naher Verwandtſchaft
geſta den haben. Laͤugnet man aber dieſe Verwandtſchaft
ab, fo kann keine andere Annahme als die bleiben: daß
dann wenigstens de heilige prieſterſprache, die
IEPA AIAAEKTOZ des Manetho, dieſe Verwandt⸗
ſchaft enthalten und behauptet habe.
1118
eine innige Verbindung, doch alkerdings vielerley ſehr
nahe Verbindungen, beſonders in politiſcher Hinſicht, ſtatt
gefunden haben. Ich uͤbergehe hier Abrahams Aufenthalt
am aͤgyptiſchen Hofe, Joſephs Vezierſchaft und des Volks
Ifrael Entſtehung und Erwachſen zu einem großen
Volke in Aegypten; ich will mich nur auf die bibliſchen
Berichte beziehen, wo die Pharaonen Aegyptens oder die
Aegyptier uͤberhaupt, wie Mutterſtaaten bey ihren Colonie
en, ſich entweder in die inneren Verhaͤltniſſe der Hebraͤer
miſchen, wie Seſack, der den Serebeam unterffügte, und
wie Necho, der Könige zu Jeruſalem ab- und einſetzt;
oder gegen aſſyriſche Eroberer ihnen beyſtehen, wie Hophre,
der dem Zedekia gegen Nebukadnezar zu Huͤlfe eilt; oder
fogar einen großen Theil des Volks nebſt feinen Reißigen
in ihre Hauptſtaͤdte und Hauptprovinz unter ihren Schutz
aufnehmen, wie wir aus Jecemia C. 42 — 44 erfahren.
Waͤre letzteres wohl ſo geſchehen, wenn die Verbindung zwf⸗
ſchen den Aegyptiern und Hebräern nicht fehr enge geweſen
wäre? wobey übrigens nicht zu vergeſſen iſt, wie auch ſonſt
alles im ganzen Volke den Hang zum aͤgyptiſchen We⸗
ſen und Treiben kund genug gibt, wogegen die Propheten
nur mit Mühe zu arbeiten vermochten. Hätten wir übers
haupt weniger von dieſen, und nur mehr von der eigent⸗
lichen Regenten- und Volksgeſchichte der Hebraͤer erfahren,
fo wuͤrden wir ſicher auch in Hinſicht auf der Aegyptier naͤ—
here Verhaͤttniſſe zu den Iſraeliten vieles ungleich heller ſe⸗
hen koͤnnen. Leider aber laͤßt uns auch hierin das Alt. Teſt.
immer nur durch die Brille der Jehovaheiferer ſehen, wo—
durch die gewoͤhnliche hiſtoriſche Anſicht ihre eigene, nue
diefem Zweck zuſagende Tinctur erhalten hat. — Allein,
von Voͤlkerverwandtſchaft oder inniger Verbindung iſt nun
einmal fuͤr immer in meinen Anſichten gar nicht die Rede;
nur von Sprachverwandtſchaft, und zwar auch
hier nur in ſehr beſchraͤnktem Sinne. Dieß habe ich zu
deutlich vorgelegt, als daß daruͤber noch ein Zweifel obwal⸗
ten koͤnne. Nach dieſer Annahme begreife ich aber kaum,
wie mein verehrter Gegner mir die Stelle aus Genef. 10.
entgegenſtellen konnte. Durch den Gebrauch dieſer Stelle
gegen meine Annahme widerfpricht er ja feinen eigenen,
von ihm ſeit Jahren ſchon vielfaͤltig und ausführlich genug
aufgeſtellten Behauptungen uͤber die innige Verwandtſchaft
der Sprache der Phoͤnizier, oder der Kananaͤer Überhaupt,
mit der Sprache der Hebraͤer. Ich beziehe mich der Kürze:
wegen hier nur auf des Hrn. Vfrs. Programm uͤber die
Scarabaͤengemmen 1812. S. 56, wo er, nach Jef. 19,
18., das Sebraͤiſche ausdruͤcklich als einen Dialect des
Phoͤniziſchen mit den Worten 3. 22 beſtimmte: „Folg⸗
lich iſt Hebraͤiſch ein Dialekt des Phoͤniziſchen oder Kana⸗
naͤiſchen. Und diefer Sprachgebrauch iſt, meines Erach—
tens, richtiger, als wenn man ſagt, Phoͤniziſch ſey ein Die
alekt des Hebraͤiſchen.“ Allein, nach ebenderfeiben von
dem H. V. aus Geneſ. 10 angeführten Stelle waren ja
die Ranandev ebenſowohl Chamiten als wie
die Aegyptier, denn daſelbſt lieſt man V. 6.: „Die
Kinder Cham find dieſe: Chus, Mizraim (Aegypten),
Put und Banaan.“ Sonach waren Aegyptier und
Ranander nähere Stammverwandte, und muͤſſen dann
als ſolche, nach des H. Dr. Bellermann eigenen Annah⸗
me, einander nahverwandte Dialekte eines und deſſel⸗
ben Sprachſtamms geſprochen haben, wo dann, wenn
11:9
Hebraͤiſch eigentlich Rananäiſch war, zufolge derſelben
Ar nahme der Dialekt der Chamiten in Aegypten von dem
Dialekt der Semiten im Lande Kanaan nicht ſehr ver⸗
ſchieden ſeyn konnte. Sonach durfte dann auch in dieſem
Falle auf die Stammverſchiedenheit des Volks nichts
ankommen, am wenigſten aber ein Einwurf darauf
gegründet werden.
Falle nicht viel darauf ankommen konnte, dieß ließ ſich
wohl auch aus dem Propheten Ezechiel erweifen. Der Dia-
alekt der Chamiten in Aegypten durfte von dem Dialekte
der Chamiten in Kangan und ſonach von dem Dialekte
der Hebraͤer fo ſehr nicht verſchieden, zur Zeit des Pro;
pheten Ezechiel das iſt zu des Pharao Hophra oder
Apris Zeiten — wenigſtens fo ſehr nicht verſchieden gewe—
fen ſeyn, wenn der Prophet Cap. 31, 1 — 2. ſagen Eonn-
te: „Und es begab ſich im eilften Jahr, am erſten Tage des
dritten Monden geſchah des Herrn Wort zu mir und
ſprach: Menſchenſohn, ſage zu Pharao, dem König
von Aegypten und zu feinem Volk ;“ ꝛc. ferner Cap. 32,
1—2.: „Und es begab ſich im zwölften Jahre, am erſten
Tage des zwoͤlften Monden geſchah des Herrn Wort
zu mir und ſprach: Du Menſchenſohn, mache eine Weh⸗
klage über Pharao, den Konig zu Aegypten und ſpr eich
zu ihm ꝛc.,“ und ſo noch mehrere andere Stellen, aus de—
nen man deutlich bemerkt, wie des Propheten beſtimmte
Abſicht war, daß feine Worte von dem Pharao (Hophra)
verſtanden und von ihm, wie von deſſen Volk beherzigt
werden follten, um ihn von dem Kampfe gegen Nebukad—
nezar zurückzuhalten, der Aegypten wie Judaͤa nichts als
großes Unheil bringen koͤnne, was ſich uͤbrigens noch aus
Cap. 29, 18 — 19 ergibt. Haͤtte der Prophet jo ſprechen
konnen, wenn das Sebräiſche oder der Dialekt der Cha—
miten in Kanaan von dem Dialekte der Chamiten
in Aegypten fo gänzlich verſchieden geweſen waͤre, daß
der Pharao und deſſen Volk ihn durchaus nicht zu verſte—
hen vermochte? Wie aber Ezechiel zum Pharao und
den Aegyptiern überhaupt geſprochen, alſo ſprach in derſel—
ben Angelegenheit der Prophet Jeremias in Aegypten
ſelbſt und zwar in der Stadt Thachpanhes zu den dahin
vor Nebukadnezar geflohenen Juden, unmittelbar vor
dem Pallaſte des Pharao. Hier lieſt man C. 43, 8,
9. „Und des Herrn Wort gefhab zu Jeremia zu Thach—
panhes und er ſprach: Nimm große Steine, und verſchar⸗
re fie im Ziegelofen, der vor der Thuͤre am Pallaſte des
Pharao iſt zu Thachpanhes, daß die Männer aus Juda
zuſehen, und ſpeich zu ihnen ꝛc.“ Desgleichen C. 44, I,
2. „Dieß iſt das Wort, das zu Jeremia geſchah an alle
Juden, die in Aegypten wohneten, nehmlich zu Mi⸗
gdal, zu Thachpanhes, zu Noph, und die im Lande Pa⸗
thros wohneten, und ſprach: So ſpricht der Herr Zeba⸗
oth, der Gott Iſrael: Ihr habt geſehen alle das Uebel,
das ich habe kommen laſſen uͤber Jerufalem, und über alle
Städte in Juda, und ſiehe, heutiges Tages find fie wü⸗
ſte, und wohnet niemand drinnen ꝛc.“ Dem gemäß bit
te ſich dann die ganze Bevölkerung von Judaͤa damals
nach Aegrpten begeben und daſelbſt den Schutz der Aegyp⸗
tier geſucht und erhalten. Waͤre dieß aber wohl moͤglich ge⸗
weſen, wenn zwiſchen Hebraͤern und Aegyptiern gar keine
Verbindung ſtatt gefunden, wenn beyde vielmehr ſich fo
ſehr abgeſtsßen hätten, wie H. D. Bellermann annehmen
Und daß wirklich auch in dieſem
Dr —
— —
2 1120
zu koͤnnen glaubte? Wenn ſchon verſchiedene Dialekte
redend, mußten doch wohl bende Voͤlker ſich einander da⸗
mals verſtehen koͤnnen; denn die Ranander waren ja Char
miten, gleich den Aegpptiern, und die Hebraͤet redeten die
Sprache der Kanander; denn Ezechiel hatte ja feine Mars
nung zu einem aͤgoptiſchen Pharıo und deffen Volke ſelbſt
geſprochen. Sonach kann auch die Sprache Kanaans in
den fünf Städten Aegyptens bey Jeſ. 19, 18. nichts an⸗
deres, als das Hebräiſche oder den chamitiſch⸗kananaͤlſchen
Dialekt bedeuten, der von dem chamitiſch⸗ägyptiſchen Dia⸗
lekt nur dialektartig verſchieden war. Meiner Anſicht zufol⸗
ge wäre dann das Altägyptiſche oder das Altkoptiſche, als
allgemeinere Landesſprache in Aegypten, nur erſt nach
Pſammetich's und beſonders nach Hophra's Zeiten entſtan⸗
den. Hieruͤber ſehe ich haltbaren Gegenbeweiſen begierig
entgegen. 5
Dieſen Gegenbeweiſen ſehe ich aber ſchon deshalb
auch um ſo begieriger entgegen, da meine Annahme, daß
die Sprache derjenigen aͤgyptiſchen Menſchheit, welche die
Peieſtersaſte ausmachte, oder vielmehr die Altefie Sprache
der früheren Bewohner Aegyptens in den oberen Caſten
überhaupt ein dem hebraͤiſchen ſehr nah verwandter Dialekt
geweſen ſeyn muͤſſe, ſich ungleich genauer an die hiſtori⸗
ſchen Angaben der Bibel ſelbſt hält, als der bisher dage⸗
gen laut gewordene Widerſpruch einiger Gegner derſelben,
der ohne irgend eine Begruͤndung auftrat und auf nichts
anderem als darauf hoͤchſtens beruht, daß die ſpaͤtere Lan⸗
desſprache — deren Elemente übrigens noch bey weitem
nicht genug erforſcht find — die ültefte, allgemeine, und
auch im Tempeldienſt uͤbliche geweſen ſey. Dieſe Voraus⸗
ſetzung — denn mehr iſt fie zur Zeit noch nicht — wird
aber von dem A. Teſt. keineswegs begünſtigt. Iht ſtehen
die bidliſchen Angaben, daß die Buſchder (Aethiopfer und
Kanander (Phoͤnizier u ſ. w) die nschften Stamm⸗
verwandten der Aegyptier, daß die Philiſter eine Co⸗
lonie aus Aegypten ſelbſt geweſen, vielmehr
gerade entgegen; denn die Sprachen aller dieſer Volker
find ſowohl von den heiligen als von den Profanſchriftſtel⸗
lern immer als Dialekte einer und derſelben Stammfprache,
angeſehen worden, zu welcher auch das Hebraͤiſche gehörte,
gleichviel, ob man daſſelbe einen Dialekt des Semitiſchen
oder des Kananaͤiſchen nennen moͤge. Unkritiſch hat man
aber das Spätere von dem Fruͤheren nicht gehörig geſon⸗
dert, wenn man die ſogenannte altkoptiſche Landesſprache in
die Zeit vor Hophra emporruͤcken wollte.
©. 24 2. 6. ff. ſagt H. D. Bellermann: „Es
iſt mir ſehr wahrſcheinlich, daß mehrere Stücke
der Geneſis, beſonders C. 1 bis 10 aus Sierogly⸗
phen ins Sebraͤiſche uͤbergetragen worden ſeyn. ““
Zu wuͤnſchen waͤre geweſen, daß dieſer wuͤrdige Forſcher
uns ſeine Vermuthungen hieruͤber naͤher dargelegt und
über den modus procedendi dabey feine Anſichten be⸗
kannt gemacht haben möge. Es berührt dieſe Vermuthung
ohne Sweifel einen Punet von hoͤchſter Wichtigkeit, nicht
bloß für die Alterthumsforſchung überhaupt, ſondern insbe⸗
ſondere fur die bibliſche Exegeſe, und ſomit auch für eine
beffere Würdigung der Hieroglyphik ſelbſt, wie fie der Dar⸗
ſtellungsweiſe in den heiligen Schriften der Hebraͤer, der
ſehr Ägpptifirenden Hebräer, zum Grunde gelegen hat.
Uebrigens iſt dieſe Vermuthung keinesweges neu, und woh
0
1121
mag ſie ſonſt ſchon manchem aufmerkſamen, alterthums—
kundigen Bibelerflärer ſich dargeboten haben. Da ich ſelbſt
aber über dieſen Gegenſtand eine nicht unbedeutende Zahl
von Verſuchen vorraͤthig habe, fo will ich hier einige der—
felben vorlegen, welche als Proben und Beweiſe dienen
moͤgen wie die hieroglyphiſche Darſtellungsweiſe in
den Schriften des A. T. auf der Paronomafie be-
ruhte, und dem gemaͤß vielleicht etwas befriedigen:
der aufgeioft zu werden vermag, als bisher gefche:
hen ſeyn mag. Indeſſen darf ich dabey nicht unbemerkt
laſſen, daß ich fie immer noch als bloße Verſuche gebe,
und ohne behaupten zu wollen, daß mit jeglicher Auflöfung
darin auch das Richtige getroffen worden fey,
Zu dieſen Proben waͤhle ich hier die bibliſche Erzaͤh—
lung von der Erſchaffung und dem Fall der erſten Men-
ſchen, wie von dem Geſchlechte Kains 1 Moſ. 2 bis 53
ferner die Eczaͤhlung von Joſeph, als Traumdeuter und
als aͤgyptiſchen Vezier; endlich einiges aus den Meſaiſchen
Verordnungen. „ Hier wird ſich zeigen laſſen, wie Alles
auf Paronomaſie beruht, das Weſen der bibliſchen Dar—
ſtellung hie roglyphiſch war, und wie das Hieroglyphiſche
als Mythus ausgebildet worden iſt.
Der bibl. Mythus von der Erſchaffung und
dem Fall der erſten Menſchen.
Ich brauche hier nicht auf die Bemerkung ftuͤherer
Bibelforſcher zuruckzugehen, daß dieſer, 1. Mof. C. 2. bis
5. erzählte Mythus weder mit dem vorhergehenden noch mit
dem Folgenden zuſammenhaͤnge; jedermann erkennt, daß
deſſen Tendenz keineswegs hiſtoriſch, ſondern lediglich ethiſch
iſt. Die drey Cap. find ein eingefügtes Stuͤck, in welchem
die bekannte Lehre des fruͤheren Orients: „daß das Le:
ben auf Erden ein Fall aus dem Göttlichen ſey,“
in feiner Veranlaſſung und mit feinen Folgen dargeſtellt
werden ſollte. Ob dieſe Lehre nun in dieſer mythiſchen
Darſtellung eine treue Ueberſetzung aus vorliegend gefunde-
nen Hieroglophen geweſen, laſſe ich zwar dahin geſtellt ſeyn;
allein jeder Zug in ihr belehrt wenigſtens, daß ſie ganz im Gei—
ſte der alten Hieroglophik gedacht und empfangen worden; in
ihr treten ſogar einzelne bekannte hieroglyphiſche Gebilde
deutlich hervor. Die ganze ethiſche Darſtellung wird durch fol—
genden Coklus von Bildern und Perſonennamen begonnen
und beſcloſſene Gott, der Bildner, mit der Bil⸗
dung einer Menſchengeſtalt aus einem Stuͤck Erde
und der Beſeelung derſelben durch eingeblaſe—
nen Odem beſchaͤftigt; — der aus Erde gebilde⸗
te Menſch in einem Garten; — in dem Garten
ein Baum mit (verbotenen) Fruͤchten; — der
Menſch im Schlafe; — Gott, der Bildner,
von dem ſchlafenden Menſchen eine Rippe neh—
mend und daraus einen zweyten, weiblichen
Menſchen bildend; — der Menſch wachend, den
In dieſen, befonders in den heilgen Satzungen und Ritua⸗
len der Leviten z., beruht Alles auf Hieroglyphik.
Iſis. 1822. Heft II.
— —
— —
1122
zweyten Menſchen, als aus gleichem Stoffe wie
er beſtehend, und als ſeine Gefaͤhrtin erken⸗
nend; — die Schlange bey, oder an dem Bau—
me im Garten, zum Eſſen der (verbotenen)
Fruͤchte reizend; — die beyden Menſchen von
den (verbotenen) Fruͤchten eſſend; — Gott in
dem Garten die beyden Menſchen ſtrafend; —
Vertreibung des Menſchen aus dem Garten
und Abhaltung deſſelben von der Ruͤckkehr zu
ihm durch die Cherubim; — Geburt und Bes
nennung des Kain und des Habel; — Opfer des
Kain und Habel; — Mord des Habel durch
Kain; — Flucht des Kain im Lande Nod; —
Erbauung einer Stadt (Hanoch) von Kain; —
die Nachkommen aus Kains Geſchlecht, in den
Namen Hanoch, Irad, Machujael, Methuſcha⸗
el, Lamech, nebſt den Weibern Ada und Zilla.
In dieſer Erzaͤhlung zeigt ſich der eine Theil ihres
Stoſſes hieroglyphiſch, der andere Theil mythiſch, im Sin:
ne der griechiſchen Mythik. Das Hieroglyphiſche liegt in
den Bildern, das Mythiſche in den Perſonennamen. In
Hinſicht auf die Letzteren zeigt uns nun die Bübel ſelbſt,
daß der tiefere Sinn derfelden auf der Paronomaſie berus
he; ebendaſſelbe iſt aber auch mit dem Erſtern, dem Hiero—
glyphiſchen in den Bildern, der Fall; und der ſogenannts
heilige Sinn, der kegôs Jog, in Beyden, von dem un:
mittelbar vorliegenden gemeinen Sinn, 018g hoyos, kann
nur durch die Erforſchung der Paronomaſie darin ausgemit⸗
telt werden. Nicht Kyriologie, nicht Symbolik gibt hier
zur Deutung die Mittel, ſondern lediglich die hebraͤiſche
Sprache ſelbſt.
Dem gemaͤß bedeutet nun 1) das Wort Adam ſeinem
hier angenommenen Sinn nach, nicht den Menſchen, ſon⸗
dern den Irdiſchen oder das Irdiſche, entsprechend dem
ynyevns oder 290%, paronomaſtiſch abgeleitet von Ada-
mah, 7 die Erde, aus der er nach 1. Mof. 2, 7 gebildet
ward; — 2) das Wort Zelah nicht die Rippe, s ſondern den
Fall, das Hinabſinken, als Paronomaſie des Wortes Zä—
lah; 3) das Wort Chavah nicht die Menſchenmutter Evah,
fondern das Lebendige, das Leden, paronomaſtiſch abgelei⸗
tet von Chavah, Seyn, ' und ſynonym mit Chajah, das
Leben.
Demnach iſt der Sinn dieſer, den Hieroglyphen ent=
nommenen Worte, als iegög 467os: der Irdiſche ſinkt
im Leben;“ oder: „Das Leben des Irdiſchen iſt
ein Sinken, oder Fallen.“
= MOIN Vergl. 1 Moſ. 2, 7. 3, 19.
e o
’ AN = MM Vergl. die von der Bibel ſelbſt 1 Moſ.
3, 20 aufgeſteute Paronomafie,
71
1123
Da früher aber geſagt worden war, daß Gott alles
gut, den Irdiſchen beſonders nach feinem Bilde erſchaffen
habe; fo entffebt hier die Frage: wodurch dieſer Fall von
der Gottaͤhnlichkeit bewirkt worden ſey?
Die bibliſche Erzählung nennt als veranlaſſende Urſa-
chen 1) die Schlange, 2) den Baum mit den verbotenen
Fruͤchten.
Hier bedeutet nun bas Wort Nächäsch nicht bie
Schlange, ſondern paronomaſtiſch abgeleitet von Nachasch, zo
ahnden, grübeln, zaubern, eingeben, das Wort Einge⸗
bung, Gruͤbeley, und das Wort Ez — Ezah, nicht
Baum, fondern Klugheit, zu deren vollkommen beutlis
chen Bezeichnung, im wahren Sinn der Hieroglyphik, die
Bibel ſelbſt hinzufügte, daß dieſe Ez eine Erkennt⸗
niß des Guten und des ofen ſey, und hierdurch
die Paronomafie auf das beſtimmteſte angedeutet hat. 5
Demnach iſt der Sinn auch dieſer den Hieroglyphen
entnommenen Worte mit den vorhergehenden in Verbindung:
„Das Leben des Irdiſchen iſt ein Fallen, be⸗
wirkt durch die Gruͤbeley oder Eingebung der
Klugheit.“
Hier entſteht die fernere Frage: in wiefern?
Inſofern, antwortet die Bibel, als der Irdiſche hier⸗
durch das Gebot Gottes uͤbertritt, das ihn in den Garten
der Annehmlichkeit (das Land der Wonne) ſetzte, das fuͤr
ihn ſo lange beſtand, bis er durch die Eingebung der Klug⸗
heit erſt erkannt hatte, daß er liſtig und geſcheut ſey,
wodurch er Gott gleich zu werden vermeinte; durch die
Hieroglyphe der Nacktheit ausgedrückt, da das Wort
Aram, :? nadend ſeyn, paronomaſtiſch das Wort Aram
„liſtig, geſcheut ſeyn“ ſchreibt. Denn nunmehr, als
Uebertreter von Gottes ausdruͤcklichen Befehlen, der ihm
den Stand des harmloſen Genuſſes immerfort zu ſichern
ſuchte, als Luͤgner, verliert er das Land der Wonne; er
erblickt nichts als feurige Schreckzebilde um ſich ber, die
Cherubim, welche ihm den Zugang dahin verſperren; mit
Sorge und Muͤhe muß der Irdiſche ſich ſeines Lebens Bes
duͤrfniſſe erwerben. Nunmehr ſinkt Jedoch das Leben des
Irdiſchen immer tiefer hinab. Der Irdiſche erzeugt Kain,
d. i. den Erwerb, paronomaſtiſch abgeleitet von Kanah,
„ WM) = UNI Daher das Schlangenbild die fo allger
meine Hierogtyohe der Grübeley, der Elng ebung
und ſomit der Wahrſagung und der Oradel.
n NY nach Jeremia 6, 6. MSN „Baum, Helz“ — 1A
„Klugheit, Ueberlegung.“ Daher das Bild des Frucht⸗
baumes die Hiesoglyphe der Klugheit, der ueberle⸗
gung und des Erkenntniſſes, wie, vermoͤge dieſer
Paronomaſie, die Bibel ſelbſt 1 Moſ. 2, 17. 3, 5-7.
diefe Hieroglyphe deutlich genug erklart hat.
= Y = DYW Vergl. 1 Moſ. 3,1 — 7, und II.
p = p Vergl. die von der Bibel ſelbſt 1 Moſ. 4,
1. in dem WNIP gegebene Paronomaſie.
*
r *
1124
erwerben; und damit zugleich den Hahel, 14 d. i, die Ver⸗
gaͤnglichkeit, paronomaſtiſch abgeleitet von Habal, eitel,
vergaͤnglich ſeyn. Jeder Erwerb ift mit Vergaͤnglichkeit
verbunden, die deshalb mythiſch als der gemordete Bru⸗
der des Erwerbenden dargeſtelt ward. Iſt aber der Erwerb
mit dem Vergaͤnglichen ſo nah befreundet, ſo muß er ſtets
unſtaͤt und flüchtig ſeyn, und fo wohnt er deshalb in dem
Lande Nod, d. i. in dem Lande der Flucht, paronoma⸗
ſtiſch abgeleitet von Nud, 25 fliehen. Hier zeugt er den
Sohn Chanoch, d. i. die Prüfung oder Erfahrung,
paronom. abgeleitet von Chanich, 15 geprüfter, erfahrner,
und benennt nach ihm die Stadt der Prüfung im Lande
der Flucht. Die Pruͤfung, Chanoch, erzeugt im Lande
der Flucht den Irad, *: d. i. den Hartherzigen; dieſer
den Mechujael, d i. den Schlag des NMaͤchtigen; 1s
dieſer den Methuſchael, * d. i. den nach dem Tode
Verlangenden; dieſer den Lemech, 2° d. i. den Unter-
drückten. Dieſer hat zwey Weiber. Von dieſen heißt
die eine Ada, 21 d. iſt die Wandernde, welche Mutter
wird von Jabal, 22 d. i von dem Führer, nehmlich der
Nomaden. Die andere heißt Zillah, 28 d. i. 1) die Blin⸗
gende, und als ſolche die Mutter des Jubal, ?* d. i. des
Blaſenden; 2) die Brennende, Roſtende, und als
ſolche die Mutter des Thubalkain, 25 d. i. des Meiſters
in allerhand Erz- und Eiſenwerk.
Nah verbunden iſt in dieſer Darſtellung die Siero⸗
glyphik mit aͤlteſter Mythik, indem die erſtere darin die
Folie, die zweyte die Ausdeutung liefert. „Daß das Leben
des Irdiſchen ein Sinabſinken ſey, inſofern derſel⸗
be ſich der Grübeley überlaͤßt, wie er durch Blug⸗
heit Gott gleich werden könne: wie der Irdiſche
in dieſer Grübeley ſeinen bitterſten Feind finde und
das Land der Unſchuld und der Wonne, von
Schreckgeſtalten bedroht, verliere; dieß war hierogly⸗
phiſch dargeſtellt worden. Wie
ängſtlicher Erwerb des Vergaͤnglichen zu unſtaͤtem
Umherſchweifen, zu Pruͤfungen aller Art, zu Be⸗
18 905 —.— 5 5
e
“ lan = Tan
a 7
I ry S arab em
„* N
p — N welcher Namen Bedeutung offen vorliegt,
jo wie die der ſieben zunächſt vorher angeführten,
—
nun den Menſchen
1125
drückung, Gewaltthaͤtigkeit der Uebermacht, zum
Wunſch nach dem Tode führt, ſo daß er als ein
ganz Unterdeückter, fowohl als Nomade, als
auch im Stande der Cultur, erſcheint;““ dieß wird
duch Perſonennamen in genealogiſcher Folge, als gez
neriſche Bezeichnungen verſchiedener auf einander
folgender Zuſtaͤnde, ganz nach Art und Weiſe der alten
Mythik ausgedrückt. Hierin liegt der innere, heilige
Sinn der hieroglpphiſch mythiſchen Darſtellung; und deſ—⸗
fen Auffindung beruht auf dem Gebrauche der in derſel⸗
ben deutlich genug angegebenen Paronomaſie, ohne wele
chen der Mythus im gemeinen Sinn ſich nur als bildrei⸗
ches Maährchen gibt und zeigt, als ein Fabelchen für
kleine Kinder, oder den gar beſchraͤnkten Kinderverſtand.
Der bibliſche Mythus von Joſeph dem Traum⸗
deuter und Großweſſir in Aegypten.
Nach der bibliſchen Erzählung 1 Moſ. 39 bis 80.
wird der Hebraͤer Joſeph, Jakob's Sohn, nach Aegypten
ols Sclave gebracht und ſteigt vermoͤge feiner Kunſt als
Traumdeuter bis zum Großweſſir des Reichs empor, in
welcher Wuͤrde er ſich durch treffliche Einrichtungen bis zu
feinem Tode behauptet. Der Traͤume, die er daſelbſt ge:
deutet, waren drey an der Zahl; Aegyptier waren es, die
fie geträumt, und denen er fie gedeutet hat; in hierogly⸗
phiſchen Bildern beſtanden der traͤumenden Aegyptier aus-
zulegende Träume.
Der erſte dieſer Traͤume iſt der des Mundſchenken
von Pharao, Joſephs Mitgefangenen. Daruͤber lieſt man
1 Mof. C 40, 9 — 13. nach Luthers Ueberſ. „De erzähl:
te der oberſte Schenke ſeinen Traum Joſeph, und ſprach
zu ihm: Mir hat getraäumet, daß ein Weinſtock vor mir
waͤre, der hatte drey Reben, und er gruͤnete, wuchs und
bluͤhete, und feine Trauben wurden reif; und ich hatte den
Becher des Pharae in meiner Hand, und zerdruͤckte fie in
den Becher, und gab den Becher Pharao in die Hand. —
Joſeph ſprach zu ihm: Das iſt ſeine Deutung: Drey
Beben ſind drey Tage; über drey Tage wird Pharao
dein Haupt erheben, und dich wieder an dein Amt ſtel⸗
len, daß du ihm den Becher in die Hand gebeſt, nach der
vorigen Weiſe, da du ſein Schenke wareſt.“
Sehr naturlich und dem Oberſchenken völlig angemeſ—
ſen erſcheint dieſer Traum. Allein eben ſo natürlich wird
die von Joſeph hier angegebene Deutung erſcheinen, wenn
wir bemerken, daß der Grund der Deutung in den drey
Reben liege. „Die drey Reben find drey Tage,“ ſagt Io:
ſeph. Die Rebe Serak hat zur Paronomaı Acta
glänzen, herrlich werden, von neuem aufgehn,“ woher dann
Scharkon, der „Sonnenaufgang.“ Daher deutet dann Jo⸗
ſeph aus den drey Reben die drey Sonnenaufgänge,
und eben daraus den verneuten glänzenden Aufgang
des Mundſchenken, der in ſein Amt wieder eingeſetzt ward.
Der zweyte dieſer Traͤume iſt der des Oberbaͤckers,
don dem es V. 16 — 19. heißt: „Da der oberſte Baͤcker
ſah, daß die Deutung gut war, ſprach er zu Joſeph: Mir
hat auch getraͤumet, ich trlge drey weiße Körbe auf mei⸗
—— *
1126
nem Haupte, und in dem oberſten Korbe allerley gebackene
Speiſe dem Pharao; und die Voͤgel aßen aus dem Kerbe
auf meinem Haupte. — Joſeph antwortete und ſprach:
das iſt feine Deutung: Drey Körbe find drey Tage;
und nach drey Tagen wird dir Pharao dein Haupt erhe—
ben und dich an den Galgen henken, und die Vögel
werden dein Fleiſch von dir eſſen.“
Auch dieſer Traum klingt gleich naturlich und bem Obere
baͤcker eben ſo angemeſſen, wie der vorige dem Mundſchenken.
Ebenſo natürlich wird auch hier Joſephs Deutung ſich zei⸗
gen, wenn wir ſehen, daß deren Grund in den drey
Vorben liegt. „Die drey Körbe find drey Tage,“ ſagt
Joſeph. Der Rorb Sal hat nehmlich zur Paronomaſie
theils Sälal „erheben,“ und bezeichnete dann das dreymali⸗
ge Erheben der Sonne, oder die drey Tage, theils Salah.
„aufbenten am Pfahl.““ Daher deutete dann Joſeph
aus den drey Körber das dreymalige Erheben der
Sonne und daß der Baͤcker aufgehenkt werden würde,
Der dritte Traum iſt der des Pharao ſelbſt, den wie
C. 41, von V. 15 — 27, folgendermaßen leſen: „Da ſprach
Pharao zu ihm: Mir hat ein Traum getraͤumet, und iſt
Wiemand, der ihn deuten kann; ich habe aber gehoͤret
von dir ſagen, wenn Du den Traum hoͤreſt, ſo kannſt du
ihn deuten. Joſeph antwortete Pharao und ſprach: das
ſteht bey mir nicht, Gott wird doch Pharao Gutes
weiſſagen. ?° Pharao ſagte an zu Joſeph: Mir träu-
mete, ich ſtaͤnde am Ufer bey dem Waſſer (Strome). Und
ich ſahe aus dem Waſſer ſteigen ſieben ſchoͤne fette Kühe,
und ſie gingen an der Weide im Graſe. Und nach ihnen
ſahe ich andere ſieben duͤrre, ſehr haͤßliche und magere Ki:
he herausſteigen; ich habe in ganz Aegyptenland nicht ſo
haͤßliche geſchen. Und die ſieben magere und haͤßliche Kühe
fraßen auf die ſieben erſten fetten Kuͤhe. Und da ſie die
hinein gefreſſen hatten, merkte man's nicht an ihnen, daß
ſie die gefreſſen hatten, und waren haͤßlich, gleich wie
vorhin. Da wachte ich auf. Und ich fahe abermal in
meinem Traum ſieben Aehren auf einem Halm wachſen,
voll und dick. Darnach gingen auf ſieben duͤrre Aehren,
dünne und verſenget. Und die ſieben dünne Aehren ver
ſchlangen die ſieben dicke Aehren. Und ich hab's den
Wahrſagern geſagt, aber fie koͤnnen's mir nicht deuten. —
Joſeph antwortete Pharao: Beyde Traͤume Pharao's find
einerley, denn Gott verkuͤndigt Pharao was er fuͤr hat.
Die fieben ſchoͤne Kühe find ſieben Jahre; und die fieben
gute Aehren find auch die ſteben Jahre: es iſt einerley
Traum. Die ſieben magere und haͤßliche Kühe, die fach
jenen aufgeſtiegen ſind, das ſind ſieben Jahre. Und die
ſieben magere und verſengte Aehren ſind ſieben Jahre
theure Zeit. Das iſt nun, was ich geſagt habe zu Pharao,
daß Gott Pharao zeiget, was er fuͤr hat. Siehe ſieben
Jahre werden kommen, groß an Ueberfluß in ganz Aegyp⸗
tenland. Und nach denſelben werden ſieben Jahre theure
Zeit kommen, daß man vergeſſen wird aller ſolcher Fuͤlle
2 Merkwuͤrdig auf jeden Fall, daß Joſeph dieß dem Pharao
fagen, daß er von Gott — feinem Gott — alſo vor
dem Beherrſcher der Aegyptier ſprechen konnſe.
1122
in Aegypten, und die theuere Zeit wird das Land verzehren.
Daß man nichts wiſſen wird von der Fuͤlle im Lande vor
der theuern Zeit, die hernach kommt, denn ſie wird faſt
ſchwer ſeyn. Daß aber dem Pharao zum .andernmal geträu:
met hat, bedeutet, daß Gott ſolches gewißlich und eilend
thun wird.““
In dieſem Traume liegt der Grund der Deutung in
den ſieben Rüben, und er beruht offenbar auf der Pa⸗
ronomaſie des hebraͤiſchen Wortes Ruh, Phärah, mit
fruchtbar ſeyn, Phäräh; fo wie auf der Paronomaſie
des hebraͤiſchen Wortes Sieben, Scheba, mit Webers
fluß, Seba. Demnach bezeichneten dann die ſieben zu⸗
erſt aufſteigende fette Kühe einen Ueberftuß an Frucht⸗
barkeit, und, da das Rind, Thor, als Paronomaſie
von Umlauf, Thor, 2 die Hieroglyphe des Jahres⸗
umlaufes war, die zuerſt kommenden ſieben guten Jahre,
worauf die ſchlechte Fruchtbarkeit in den ſieben folgenden
theuern Jahren durch die ſieben nachher emporſteigenden
magern Kuͤhe angedeutet wurde. Sie ſtiegen aus dem
Strom empor; naturlich? — indem von dem Strom
Aegyptens, dem Wil, alle Fruchtbarkeit des Bo⸗
dens, ſowohl die vorzügliche als die ſchlechte
— ie nachdem er höher oder niedriger austritt —
abzuhängen pflegt; ferner: — indem die periodiz
ſche Ueberſchwemmung des Nil das Jahr mit be
ſtimmen hilft.
Nicht weniger entſchieden, wie in der Deutung der
Traͤume, zeigt ſich ferner der Gebrauch der Paronomaſie in
Joſephs Übrige Geſchichte, wie ſich aus der Aufloͤſung der
darin vorkommenden Namen ergibt.
Nachdem Pharao ihn zu ſeinem Zophnath Phaaneh,
wörtlich Revelator occulti, oder Geheimenrath erhoben,
wird er zum Großweſſir des Reichs beſtimmt und fein
Hauptgeſchaͤft iſt es, durch das Land zu reifen, in die
Kornhaͤuſer des Pharao das Getraide einzuſammeln wäh:
tend der fruchtreichen Jahre, und es während der fruchtar—
men oder theuern Jahre daraus wieder wegzunehmen und
unter das Volk zu vertheilen, wie C. 31, 34— 30. 48.
49. 56. und C. 47, 13 — 26. geleſen wird. Demnach
war er der Sinzuthuer und Wegnehmer, als Pharao's
Finanzminiſter, wie die Bibel ſelbſt 1 Moſ. 30, 23. 24.
feinen Namen Joſeph vermöge der Paronomafie mit Ja-
saph, hinzufuͤgen, vermehren, und Asaph, zurück
eder wegnehmen, durch ſeine Mutter Rahel, jedoch in
anderem Bezug, deuten und erklären ließ.“ Auf dieſe
*
er [in ven = Me, „berumgehen und herumgehend
ausforſchen.“ Daher dann das Rind IN die
Hieroglyphe des Umgangs, des Umlaufs, und des⸗
halb bey den Aegyptiern die Apis- und Mneuis Stiere
die Hieroglyphen des Sonnen- und Monden⸗ u m⸗
taufs, oder der Sonnen: und Monden⸗ Jahre.
e Gewoͤhnlich pflegen die altteſtamentliche Exegeten derglei⸗
chen, auf Paronomafie, und ganz im Geiſte der äls
teſten Hieroglyphik und Mythik gegruͤndete Deu⸗
tungen im A. T. für bloß etymologiſche Verſucht
30 nehmen. So felbft noch Herr Geſenius, Heb. W. S.
1128
Meife ward er, oder ſprach fein Name den Urtypus aller
Mehrer und Minderer des Reichs aus, die bis auf dieſen
Tag der Staaten und Fuͤrſten Gefchäfte deſorgen. 29 Zu
diefem Zweck bekam er dann auch zu ſeiner Gattin die As:
nath, d. i. die Auffpeicherin , vermoͤge der Paronsmaſie
mit Kean und Asnsſah, aufſpeichern, der Speicher oder
Bornboden. Zu dieſem Zweck bat er endlich den Wu⸗
cher und das Wachsthum zu feinen Sohnen wie eben⸗
falls die Bibel 1 Moſ 41, 51 — 52. deren Namen, Me⸗
naſcheh (Manaſſe) und Ephraim, durch ihn ſogar ſelbſt,
vermoͤge der Paronomaſie mit Naschah, etwas leihen,
auf Wucher geben, und Hiphäräh, wachſen machen,
erklaren und deuten ließ. Und dieſe Herren Söhne, Wu⸗
cher und Wachsthum, wurden dem Herrn Finanzmini⸗
fir, Vermehren und Ausgeben, von der Frau
Speicherin, des Herrn Finanzminiſters Gemahlin,
noch zur rechten Zeit, d. i. ehe noch die theuere Zeit
kam, geboren, wie 1 Moſ. 41, 50. ausdrücklich dezeuget,
Der bibliſche Mythus von der Einſetzung
des Paſchafeſtes.
Das Paſchafeſt ſollte nach 2 Moſ. 12, 17. ausdruͤckli⸗
cher Beſtimmung ein immer fortwährendes Erinnerungsfeſt
der Hebraͤer an ihren Auszug aus Aegypten und ihre das
mit verbundene Errettung oder Befreyung ſeyn. Dieſes
Feſt ward durch die Einſetzung mehrerer heiligen Gebrauche
ſanctionitt, vergl. ebendaſ. V. 17 — 24.3 und dieſe Ge⸗
brauche beſtanden in der ſteten, feſtgebundenen Wiederho⸗
lung gewiſſer Hieroglyphen, wodurch, gleich wie durch
Worte der Schrift und mündlichen Rede, die nmerung
auf immer gefeſſelt werden ſollte. Dieſe Hierog ehen be⸗
ruhen gänzlich auf dem Gebrauche der Paronomalir, kon-
nen demnach nur durch deren Anwendung gedeutet und
kann nur hiermit der wahre heilige Sinn derſelben bervor⸗
gehoben werden, waͤhrend die damit verbundene Erzaͤhlung,
als ein Volksmaͤhrchen, bloß die Ausdeutung berjeiben
für den gemeinern Sinn, nach Art der griechiſchen Mp⸗
thik, gewaͤhrte. Sie waren folgende: 2
Zuerft, ein maͤnnliches Lamm, oder junges Stuͤck
Vieh, von Schaafen und Siegen. Hier iſt eine jede
dieſer Beſtimmungen eine hieroglyphiſche Bezeichnung. Das
1269. bey eben dieſem Namen. Allein vor Augen liegt,
daß durch dieſe Art von Behandlung des A. T. aus deſſen
Er laͤrung das Weſentlichſte verdrängt wird, was der
. - alten hieroglyphiſchen und ächt myrhiſchen Dar:
Aelungsart darin durchaus eigenthum lich geweſen iſt.
Gleichſam, als ob hier grammatiſche uebungsſtuck⸗
chen ausgeſtellt worden waͤren, damit unſere heutigen
Grammaliker ſich in Berichtigung der ungrammati⸗
ſchen Ablettungen darin üben baß konnten, wo es
dann allerdings für fie viel zu thun geben mochte.
29 Mit größerem Recht ein ſolcher, als ein Dolmetih, wie
H. D. Paulus zu Heidelberg ihn nach unrichtiger Deu⸗
tung von 1 Moſ. C. 42, 23. noch vor Kurzem erſt genom⸗
men hat. Verglichen Paulina bey Kejfekiing, Hildburg⸗
hauſen. .
—
1129
Männliche, Dsächär, Lamm, Saeh, ſchreibt, dermoͤ⸗
ge der Paronomaſie mit Drichar, erinnern, und mit
Schéeh und Scheth, Verwüſtung, Zerſtorung, hierogly—
phiſch die Werte: Erinnerung an die Verwüſtung.
Es iſt aber ein maͤnnliches Lamm von Schaafen oder Zie,
gen. Nun ſchreibt das Schaaflamm, Chebes oder
Chab’sah, vermöge der Paronomaſte mit Chäbasch, uns
terjochen, und die Ziege, Aeds, mit Adsads, mächtig ſeyn,
Macht üben; ſo daß der Sinn aller Hieroglyphen in dies
fer Satzung wäre: „Erinnerung an die Derwiftung
durch die Unterjochung oder die Macht.“ Auf dieſe
Weiſe ward das maͤnnliche Schaaf oder Zirgenlamm im
Paſchafeſte eine vielbedeutende Hieroglyphe, nach Art der
großeren Thierhieroglophen Aegyptens, 3° eine Hieroglyphe der
Erinnerung an die Verwüſtung des Volks, welche die
Heberer vor ihrem Auszug aus Aegypten durch ihre Linz
terjochung unter die Macht des Pharao erfuhren, wie
zugleich an die Verwuͤſtung des Volks der Aegyptier durch
die von Gott über ſie verhängten Strafen.
Zweytens, das ungeſaͤuerte Brot. Dieſes ſollte
in Verbindung mit dem männlichen Schaaf- oder Ziegen⸗
lamm am Paſchafeſte immerfort ſo genoſſen werden, wie
in der Nacht vor dem Auszuge der Hebraͤer aus Aegypten.
Es war daſſelde die Hieroglophe des Auezugs ſelbſt. Und
dieſe ward es dadurch daß das Wort ungeläuert, Mazäh,
parenomaſtiſch das Wort Ausgang, Mozah, ſchrieb.
Daher war das Eſſen des ungefduerten Brotes zu einer
heitinen Satzung; durch dieſe Hieroslyphe des ungeſaͤu—
erten Brotes ward das Wort Ausgang und ſomit auch
die Erinnerung daran auf ewige Zeiten im Volke erhalten.
Drittens, die bittern Braͤuter. Nach 2 Mof.
C. 12, 8. mußten dieſe nebſt dem Lamm und dem unge⸗
fäuerten Brote verzehrt werden. Sie waren die Hierogly—
phe der Trauer und der Widerwaͤrtigkeiten, welche den
Auszug der Hedraͤer aus Aegypten, ſowehl in Hinſicht auf
fie ſeldſt, als auf die Aegyptier begleiteten; denn das Wort
Merorim, bittere Rraͤuter, ſchrieb paronomaſtiſch Mo-
roroth, das Traurige, Druͤckende, oder Harte.
Viertens, die Erſtgeburt. Nach 2 Moſ. K. 13,
12 — 14. mußte alle Erſtgeburt des Viehs entweder getoͤdtet
oder gelöfet werden, beſonders mußte letzteres in Anſehung
der menſchlichen Erſtgeburt geſchehen. Dieß war eine Die:
roglyphe des in der Frühe des Tags und in Eile geſche⸗
henen Abzugs der Hebräer aus Aegypten; denn das Wort
Bechor, Erſt⸗ oder Fruͤhgeburt, ſchrieb paronomaſtiſch
das Wort Bachar, fruͤh thun, eilen. Daher wird nach
2 Moſ. 12, 30 — 33. die Toͤdtung der aͤgyptiſchen Erſtge⸗
burt mit dem von den Aegyptiern eiligſt betriebenen Abzu⸗
ge in Verbindung geſetzt, und in mythiſcher Ausdeutung C.
13, 14 — 16. wiederholt.
Suͤnftens, das Blut, die obere Thüͤrſchwelle,
die Thur pfoſten, der Nſop. Dieſe find Hieroglpphen
der Auhe in den Haͤuſern, der Bedeckung und Der
Die aͤchten grechhere, wie Clemens Alex, die Thlerhiere⸗
glyphen ausdrücklich genannt hat.
Iſis 1822. Heft XL
1130
Fung gegen die Zeimfuchung, und bes Verlaſſens ihrer
Wohnungen darauf. Sie ſind die zum Zweck einer fort⸗
während zu erhaltenen Erinnerung an den Auszug aus Ae
gypten und der Iſraeliten endlichen Befreyung von Unter⸗
druͤckung feſtbeſtimmte Hieroglyphen, mit Hülfe der Paro—
nomaſie der Woͤrter Dam und Demamah „Blut und Ru⸗
he, Maschkoph und Schakaph „Thuͤrſchwelle und Des
cken,“ Messussoth und Massoth „Thürpfoſten und
Heimſuchungen,“ Aessob und Assab „Yſop und Verlaſ⸗
ſen“ gebildet und dem gemäß aufzulöfen.
Will man dieſes alles vielmehr ſymboliſch nennen, fe
zeigt ſich hier wie an hundert anzern Orten, daß auch das
Symboliſche ſehr häufig auf der Paronomaſie und demnach
auf dem Hieroglyphiſchen beruht; nur iſt das Umgekehrte
nicht der Fall, und nie wird man der Auflöfüng der richti⸗
geren Anſicht wenigſtens, von Aegyptens Hieroglyphen (den
arößeren, wie den curſiven) nur etwas naͤher kommen, fo
lange man noch, wie bsher, auf dieſem unrichtigen Wege
fortſchreitet und die Symbolik zur Grundlage der Hierogly⸗
phik zu machen ſucht. Dieß aber iſt der Punct vorzuͤglich,
woein ich ſowohl von allen Älteren ganz erfolglos ausgefal⸗
lenen Verſuchen, wie von den neueſten Bemühungen der.
würdigen Gelehren und Altertbumsforſcher, Bellermann,
Sammer, Creuzer, Böttiger u. f. f. gänzlich abwei⸗
chen zu muͤſſen glaube. Und dieſer Punct kann nur aus
Forſchungen, die zu gleichem Zweck über die Bibel und dee
ren Darſtellungsweiſe ſorgfaͤltig angeſtellt worden, gehoͤrig
aufgeklaͤrt und berichtigt werden; dafern nur der allzuein⸗
ſeitige Gang, den deren Hermeneuten zu beobachten pfles
gen, verlaſſen und dem Mythiſchen und Sieroglyphi⸗
ſchen in ihr, bis in deren Inneres, auf das genaueſte
nachgeſpuͤrt werden wird. Denn es ift doch wohl nicht ge⸗
nug zu ſagen: „die Bibel enthalt Sieroglyphen;“
fondern zu zeigen ift: „wo und wie die Sieroglyphen
darin ſich befinden.“
Hildburghauſen, den 13. Sept. 1822.
Dr. Sickler.
Ueber deutſche Erziehung uͤberhaupt und uͤber
das allgemeine Deutſche der Erziehungs⸗
anſtalt in Keilhau insbeſondere.
Von dem Vorſteher derſelben,
RD ES ee pre
Da wir es uns ſchon einigemal erlaubt haben, in
dieſer Zeitſchriſt von unſerm erziehenden Wirken und Stre⸗
ben Nachricht und Anzeige zu geben; fo find wir im Nas
men Mehrerer aufgefordert worden, in derſelben auch oͤf⸗
fentlich die Gründe darzulegen, warum wir zunſerei Erzie⸗
hungsanſtalt die allgemeine deutſche nennen. Ob wir
nun gleich glauben, daß ſich dieſe Frage genuͤgend aus den
bis jetzt von uns erſchienenen anzeigenden Schriftchen bes
antwortet, indem es einer der weſentlichſten Zwecke derſel⸗
ben iſt, das Allgemeine und Deutſche unſers erziehenden
Wirkens und Strebens, und ſomit beſonders unſerer Erziet
hungsanſtalt darzuthun; ſo wollen wir doch aus mehreren
. 22
®
1131
Gruͤnden, beſonders aus dem, daß eine allgemeine deutſche
Erziehung uns über alles wichtig erſcheint, und darum nicht
zu oft und zu eindringlich zur Sprache kommen, nicht viel⸗
ſeitig und gruͤndlich genug betrachtet uns gepruͤft werden
kann — jenem Wunſche gern nachkommen.
Deutſcher Charakter, deutſche Natur und all⸗
gemein deutſches Weſen iſt uns dasjenige, welches den
Grundzug des Denkens und Handelns jedes Deutſchen —
auf welcher Stufe des Bewußtſeyns und der Empfindung
er ſich auch finde — ausmacht; es iſt uns dasjenige, wel—
ches dem deutſchen Denken und Handeln, ſo perſönlich es
ſich auch darſtellen, ja ſo verkehrt es ſich auch hier und da
immer ausſprechen moͤge, bleibend zum Grunde liegt.
Aber welches iſt denn nun dieſer beſtimmte deutſche Cha-
rakter, dieſe beſtimmte deutſche Natur, dieſes beſtimmte
deutſche Weſen? Und verdient es eine fo beſondere Beach—
tung ſeiner Pflege, Erziehung und Ausbildung, ja verdient
es dieſelbe uͤberhaupt? Und wenn dieß iſt, wie muß das
erziehende Wirken und Streben, die Erziehungsanſtalt, die
ſich deſſen Pflege, Erziehung und Ausbildung zum beſon—
dern Zwecke macht, beſchaffen ſeyn? Entſpricht unſer erzie—
hendes Wirken und Streben, unſere Erziehungsanſtalt ih-
rem Geiſte nach einem ſolchen Zwecke? und geht ſo aus
ihrem Wirken und aus ihren Leiſtungen von ſelbſt und
nothwendig der Name hervor, den ſie traͤgt?
Das Streben nach Gruͤndlichkeit des Wiſſens und
Koͤnnens iſt ein durchgreifender Grundzug des deutſchen
Charakters. Es iſt dieß nicht zu laͤugnen, ſo manches Wi—
derſprechende, ſo viele Mißgriffe und Irrungen uns auch
im Leben ſelbſt entgegentreten mögen, ja eben dieſe Irrun—
gen und Mißgriffe ſelbſt ſprechen und zeugen dafür. Der
Deutſche ſtrebt uͤberall nach Erkenntniß, nach Einſicht der
Urſache und Wirkung, er fordert Rechenſchaft, er ſtrebt
nach Bewußtſeyn und Klarheit; und eben dieſer Grundzug,
dieſe Grundlage ſeines Charakters iſt es, die ihn zu vielen
Verirrungen und Mißgriffen verleitet hat. Soll nun die—
es Streben, welches, wie jeder Prüfende ſich überzeugen
Tann und wird, den weſentlichſten Beſtandtheil acht und
rein deutſchen Charakters ausmacht, ſoll es gehemmt, un:
terdruͤckt, oder ſoll es gefoͤrdert, ausgebildet, ſoll es zum
klaren Bewußtſeyn und zum freyen Gebrauch erhoben
werden? g
Weil nun jene Eigenſchaft einmal ein Grundzug des
deutſchen Charakters iſt, eine Art und Weiſe, eine Seite
iſt, wie der menſchliche Geiſt ſich in uns Deutſchen aus—
ſpricht; weil es eine beſtimmte Art und Weiſe, eine be>
ſtimmte Seite iſt, wie das Goͤttliche uͤberhaupt ſich im
Menſchlichen, wie der Geiſt Gottes ſich in der Menſchheit
kund thut und kund gethan hat: ſo wird auch nichts ver—
mögend ſeyn, ihn zu unterdrücken; denn es waͤre ein Stre—
ben gegen die Gottheit ſelbſt. Es iſt vielmehr des Deut—
ſchen Pflicht, jenem Streben kindlich nachzugehen, es zu
leiten und auszubilden, und fo vor Auswuͤchſen und Miß⸗
geburten, vor Verirrungen und Mißgriffen zu behüten; es
iſt ihm Kindespflicht, das ihm anvertraute Gut in erhöhter
Vollkommenheit zuruͤckzugeben.
Derjenige Deutſche verlaͤugnet daher ſein Weſen und
eine Würde, der das Streben feines Geiſtes nach Gruͤnd⸗
—
1131
lichkeit aufgibt, der es nicht pflegt, nicht erzieht, nicht bil
det. Alſo früh fordert der deutſche Charakter in dem Soh—
ne Pflege ſeines Strebens nach Gründlichkeit, nach Ber’
wußtwerden und Einſicht. Und er fordert hier in dreyfacher
Hinſicht: einmal in Beziehung auf ihn ſelbſt — wegen
der Wuͤrde ſeines Weſens; dann in Beziehung auf Ande—
re, um ihnen durch Irrungen und Mipgriffe nicht zu fchas
den; dann in Beziehung auf das Ganze, damit demſelben
durch unnoͤthiges, fruchtloſes Streben keine Kraͤfte, keine
Zeit geraubt, ſondern vielmehr durch Verhuͤtung der Aus—
wuͤchſe und Mißgeburten und des Darreichens unreifer
Fruͤchte dem Beſtehen und der Vervollkommnung des Gan—
zen fo viel Hinderniſſe als moͤglich aus dem Wege geraͤumt
werden.
Daß unſerer Erziehungsanſtalt die Pflege, Ausbil⸗
dung jenes allgemeinen geſchen Strebens Hauptzweck ſey,
und wir demſelben entgeg zu kommen uns bemühen, has
ben wir in unſeren erwähnten Anzeigeſchriften ſchon ange
deutet, und beziehen uns hierin ganz darauf. |
Jenes Streben ſpricht ſich aber beſonders in dem,
dem deutſchen Charakter, Sinn und Gemuͤthe nicht abzus
laͤugenden Zuge nach Erkenntniß des nothwendigen Zuſam—
menhangs und der inneren Geſetzmaͤßigkeit aller Din⸗
ge aus.
So wie nun ohngeachtet alles ſcheinbaren Gegentheils
Gruͤndlichkeit als ein Grundzug des deutſchen Charakters
entgegentritt, ſo iſt auch, und waͤre der Schein hier noch
mehr als dort dagegen, Einheit, Streben nach Eins
heit: nach Einheit im Empfinden und Erkennen im Denr
ken und Thun, im Wiſſen und Koͤnnen ein allgemeiner
Grundzug, eine weſentliche Eigenſchaft des deutſchen Chas
rakters.
Wo aber Streben nach Einheit iſt, da iſt von dies
ſem Puncte aus auch Streben nach Allſeitigkeit.
Die Beweiſe dafuͤr, daß Streben nach Einheit und Allfeis
tigkeit von der Einheit aus ungeſtucktes, ſtetiges Stre⸗
ben nach Allſeitigkeit ein Grundzug des deutſchen Charak—
ters ſey, liegen jedem, dem es um Wahrheit zu thun iſt,
in dem Selbſtbildungstriebe, in der Seibſterweiterung der
Einſicht und des Koͤnnens, die uns jo häufig und oft aufs
fallend in allen Staͤnden und Claſſen des deutſchen Volks,
und ſowohl bey Kuͤnſtlern und Handwerkern, als bey Dens
kenden entgegentritt. Wenn man die kleinern oder groͤße—
ren Kteife feiner Bekannten, wenn man die näheren oder
ferneren Zeiten unſerer Volksgeſchichte, der Geſchichte des,
deutſchen Denkens und Handelns durchlaͤuft, wie Vielen
begegnet man da, verhältnißmaͤßig wie bey keinem andern
Volke, die mit ſo wenig aͤußern Mitteln des Unterrichts
und des Vermögens, unter fo wenig beguͤnſtigenden außes
ren Umſtaͤuden, ja ſelbſt bey den groͤßten Hinderniſſen ſich
aus eignem Triebe und aus eigner Kraft zu einer oft ſehr
bedeutenden Höhe der Ausbildung in Beziehung auf Ein⸗
heit, Stetigkeit und Allſeitigkeit des Denkens und Hans
delns erhoben haben.
Eine allgemeine deutſche Erziehung muß es ſich daher
zum beſonderen Zwecke, zur ganz befend-ren Pflicht mas
chen, auch dieſes in dem deutſchen Charakter liegende
1133 Br
Grundſtreben zu entwickeln und auszubilden. Denn eben
dieſes Grundſtreben if es, welches in dem Leben Einzelner
-fo viele Irrungen und Mißgriffe, fo vieles Schwanken
und ſo große Unzufriedenheit mit ſeinem Stande, ſeiner
Lage und ſeinen Verhaͤltniſſen hervorbringt, welches ſo vie—
len Saamen der Uneinigkeft in Familien ausjireut, und
über dieſelben oft fo ſchmerzliches Leid bringt, und beſon—
ders dann, wenn es Verirrungen des Herzens und Gemuͤ—
thes, oder Wirkungen ungekannter und unentwickelter Gei⸗
ſtesthaͤtigkeit find, die auch wohl hemmend, ja zerſtoͤrend
um ſich greifen. Alle dieſe Ceſcheinungen werden nach und
nach ſchwinden, derſelben wentgſtens immer weniger wer—
den, wenn dieſes Streben wie das vorgenannte, dieſer
Grundzug des deutſchen Charakters, wie jener fruͤh geleitet,
geordnet, und das wahre Ziel, die wahre Bedeutung deſ—
ſelben fruͤh zum Bewußtſeyn gebracht wird. Wir glauben,
daß keinem Deutſchen das deutſche Leben, wie es wirklich
in großen und kleinen Kreiſen und Erſcheinungen war und
iſt, ſo fremd ſey, daß es fuͤr das hier Angedeutete einzel—
ner Anfuͤhrungen und Hinweiſungen beduͤrfte. Wie Man—
cher verſchwendet in jenem Streben das Koͤſtlichſte, was er
hat, ſeine Zeit, das wenige Vermoͤgen, was er beſitzt; mit
einem Worte die vielen Erſcheinungen der Naturaliſten und
Pfuſcher und ihre Folgen und Fruͤchte in allen Faͤchern, in
allen Ständen und Claſſen liefern Beweiſe fuͤr das hier und
im Vorigen Ausgeſprochene. — Naturaliſt und Pfuſcher
iſt uns nehmlich der, deſſen Wirken und Handeln oder
Denken und Erkennen nur auf einzelnen inneren oder
aͤußeren Erfahrungen und Wahrnehmungen beruht, nicht
aber auf genug und allſeitig gepruͤfen, aus der Einheit und
dem Weſen der Dinge, wenigſtens des Gegenſtandes her—
a nothwendigen Bedingungen und Grund:
fügen, —
Daß es unſer beſonderes Ziel iſt, Streben nach Eins
heit, Stetigkeit und Allſeitigkeit moͤge ſich fruͤhe in dem
Menſchen ausbilden, ordnen und zum Bewußtſeyn bringen,
haben wir wiederholt oͤffentlich darzulegen, jo wie die Mit—
tel, wodurch, und die Art und Weiſe, wie wer es thun,
zu zeigen geſucht. Wir haben gezeigt, wie uns Entwicke—
lung und Ausbildung für Denken und Handeln, die Aus—
bildung fuͤr hoͤhere und wahre Wiſſenſchaft, wie fuͤr aͤchte
Kunſt gleich wichtig ſey. Wir haben dargethan und han—
deln ganz nach dieſem Grundſatze, daß wir Bildung fuͤr
Erkennen wie fuͤr Thun, Erziehung und Ausbildung fuͤr
Kunſt wie fuͤr Wiſſenſchaft, und dort fuͤr Tonkunſt wie
für zeichnende und darſtellende Kunſt zu einer allgemeinen
deutſchen Erziehung gleich weſentlich achten; und wie wir
daher Formen Figuren, Geſtalten-, und Gliederungslehre:
Zeichnen⸗ und Tonlehre, Geſang, und — weil wir
das Clavier als das beusündende und entwickelnde Inſtru⸗
ment fuͤr alle Inſtrumentalmuſik erkennen — auch den Un—
terricht auf dieſem unter die nothwendigen Unterrichtsge—
genſtaͤnde einer allsemeinen und genuͤgenden deutſchen Er⸗
ziehung aufgenommen haben; ſo werden wir auch als zu
einer deutſchen Erziehung als weſentlich gehoͤrend die Far⸗
benlehre unter die Zahl unserer wirklichen Untetrichtsge—
genſtaͤnde aufnehmen, obald die Betrachtung der Farbener—
ſcheinungen als Unterrichtsgegenſtand und Bildungsmittel
durch den frühen Uuterricht gehörig. begruͤndet ſeyn wird,
—
1134
An die obengenannten Grundzüge des deutſchen Char
rakters, der deutſchen Natur ſchließt ſich ein anderes an,
geht aus denſelben eigentlich hervor, und iſt faſt gleichzeitig
mit ihnen — es iſt das Streben nach moͤgrichſt vollkom⸗
mener Ausbildung auf jeder beſtimmten
Stufe, in jedem beſtimmten Grade. Es iſt ein Grund⸗
zug des deutſchen Charakters, und iſt eine weſentliche Eis
genſchaft deſſelben, nach Entwickelung und Ausbildung in
den von der Natur ſelbſt, in dem Weſen der Sache noth⸗
wendig bedingten Stufen zu ſtreben; dahin zu ſtreben, ſich
auf jeder derſelben moͤglichſt beſtimmt und in ſich abge⸗
ſchloſſen, ſuͤr dieſe Stufe vollendet zu bilden, und nach
Entfernung alles deſſen zu ſtreben, was dem Beſtehen, der
Entwickelung und Ausbildung derſelben entgegenwirken koͤn⸗
ne. Die hier wieder erſcheinende Fehlerhaftigkeit, in tele
cher ſich dieſer Grundzug ſo ſehr oft wegen ſeines Stre—
bens, auf jeder dieſer Stufe zu beharren und ſie im buͤr—
gerlichen Leden feſtzuhalten zeigt, darf uns nicht gegen das
Vortreffliche des inneren Weſens deſſelben blind machen.
Es liegt ihm nehmlich der Gedanke, die Forderung zum
Grunde, daß auf jeder Stufe das Hoͤchſte und Vollkom—
menſte erſcheinen moͤge. Und wer kann wohl laͤugnen, daß
jede Bildungs- und Entwickelungsſtufe beziehungsweiſe in
fi eine beſtimmte Vollkommenheit und Vollendung zulaffe,
den Keim und die Anlage dazu in ſich trage, und daß es
für den Einzelnen wie für das Ganze haͤchſt erfreulich und
wuͤnſchenswerth wäre, wenn auf jeder Stufe der Entwicke⸗
lung und Ausbildung, in jedem Grade der Wirkfamkeit
und Darſtellung beziehungsweiſe das Hoͤchſte erſchiene.
Jener Mißgriff dieſe Stufen und Grade, die nur durch
innere Kraft innere Anlagen, Ausdauer und Fleiß bedingt
find, aͤußerlich feſtzuſetzen, kann, wie überhaupt fehlerhafte
Anwendung, niemals das Weſen und die Bedeutung der
Sache vernichten, noch ihr zum Nachtheil gerechnet werden.
Es iſt, wie fo viele der als fehlerhaft erſcheinenden Eigen:
ſchaften des deutſchen Charakters tief in allgemeinen, und
darum zum Wohle des Ganzen wie des Einzelnen abzwe—
ckenden Naturgeſetzen bedingt, und hat namentlich in der
allgemeinen Naturerſcheinung feinen Grund, daß jede fols
gende Entwickelung und Darſtellung um ſo vollkommner
und kraͤftiger werde, als fie aus einer vollkommenen Ent⸗
wickelung und Ausbildung der niederen Stufe hervorgegan—
gen iſt — in dem allgemeinen Naturgeſetze — daß das
Vollkommene und Vollendete der niederen Stufe das Hoͤ—
here, die höhere Bildung der folgenden Stufe aus ſich ents
wickele. Je vollkommner der Feld- und Landbau ausgebil⸗
det iſt, um ſo mehr wird ſich das Gewerbe ausbilden; und
je vollkommener das Gewerbe daſteht, um ſo mehr wird
ſich das höhere Fabriks - und Handelsgeſchaͤft vervollkomm—
nen; jemehr Feldbau, Gewerbe und Handel im Lande bluͤ—
hen, zu einem um ſo hoͤhern Schwung koͤnnen ſich Kuͤnſte
und Wiſſenſchaften erheben u. ſ. w. Und das iſt es, was
dem Deutſchen bey dem Feſthalten beſtimmter Bildungs
grade zum Grunde liegt; und wer mag ihm, die Sache
dieſer ionerſten Bedeutung nach erwogen, Unrecht geben?
Die Natur hat alſo in ihren mannigfaltigſten Erſcheinungen
Stufen, Steigerungsgrade der Entwickelung und Ausbil-
dung, wo jede ihre eigenthümliche Graͤnze und Vollkom—
menheit hat, jede in ſich ſelbſt geſchloſſen erſcheint und iſt.
Ueberhaupt hat jedes in dem Leben Kraft, Geiſt wirkt,
1135
jedes, das fih entwickelt und ausbildet, d. h. im Endlichen
erſcheint, jene Grade, Stufen ſeiner Entwickelung. Allein
nichts bleibt auch auf der erreichten Stufe der Ausbildung
ſowohl innerlich als aͤußerlich ſtehen, ſondern es ſchreitet
ununterbrochen von jeder erreichten ſogleich zu einer naͤchſt
hoͤhern fort; alles aͤußerliche und innerliche, überhaupt alles
Stehenbleiben auf der erreichten Stufe der Ausbildung wirkt
im Gegentheil Rückgang, Vernichtung derſelben. Deshalb
taugt auch alle eigentliche Claſſen-, Staͤnde, Berufs- und
Zeitbildung, die noch dazu in ſich und außer ſich tren⸗
nend und eben dadurch zerſtoͤrend und vernichtend wirkt,
nichts. h
Indem es nun ſtreng forderndes, durch die ganze
Natur überall, wo Geiſtiges im Endlichen erſcheint, durch—
gehendes Naturgeſetz iſt, daß jede folgende Stufe der Ent—
wickelung ſich auf die vorhergehende gruͤnde, aus ihr her—
vorwachſe; fo fol der Menſch als denkendes Weſen ſich def
fen klar bewußt werden; er ſoll die Stufe feiner Ausbil⸗
dung, den Zweck und die Forderung derſelben klar und
wahrhaft zu erkennen ſuchen; er ſoll zuruͤckgehen und hin—
abſteigen in die früher durchlebten, durchlaufenen Stufen,
damit er ſehe und erkenne, wie und durch welche Bedin⸗
gungen, Forderungen und Umſtaͤnde er auf dieſe Stufe ge⸗
langt ſey. Eben ſo ſoll er ſich auch zur Erkenntniß und
Einſicht, wenigſtens zur Ahnung bringen, wie die naͤchſt
hoͤhere Stufe der Entwickelung ſchon in der jetzigen, und
ſo jede folgende in jeder fruͤhern bedingt iſt, und gleichſam
als Keim in derſelben liegt. Er ſoll das Hoͤhere in dem
Niederen, Fruͤheren ahnen und erkennen lernen, um ſich
zur Ausübung und Darfellung deſſelben zu erheben und das
fuͤr auszubilden.
In den Deutſchen als Einheit und Volk, in dem
deutſchen Charakter liegt beydes, ſowohl das Zuruͤckſchauen
in das Niedere, als das Ahnen des Höheren; aber im
Einzelnen, in der Erſcheinung ſehen wir beydes nur zu
haͤufig mangeln.
Der auf der hoheren Stufe Stehende ſteigt felten
herab, ſich die Stufen zuruͤck zu rufen, die er durchlaufen,
die Bedingungen aufzuſuchen, die er erfuͤllen mußte, die
Umſtaͤndt zu erwägen, die nothwendig waren, ehe er zu
dieſer Stufe gelangen konnte; dieß macht eitel und ſtolz
auf Verdienſte, die uns nicht gehören. Umgekehrt aber ſe⸗
hen wir den auf der niederen Stufe Stehenden fo felten
das Hoͤhere, noch ſeitener auf die rechte und wahre Art in
dem Niederen ahnen: wir ſehen ihn fo ſelten die Forde
rungen und Bedingungen ahnen, unter welchen nur wahr⸗
haft Höheres erreicht, dargeſtellt werden und ſich aus dem
Niederen entwickeln kann; dieſes macht ſtumpfſinnig, toͤd⸗
tet, dieß Nic tahn zn, nicht Ahnenlaſſen des Hoͤheren ſchei—
det und ſchneidet alle geiſige Fortentwickelung und Ausbil-
dung ab. Es iſt für den Menſchen gut und heilſam, und
darum nothwendige Forderung, daß er ahnet und weiß:
es gibt noch Hoͤheres, als er ſchon einſtieht, erkennt und
darſtellt. Daher iſt es Nachtheil, Nachtheil fuͤr das Ein⸗
zelne wie für das Ganze, den Kindern, der Jugend einer
ſtrebenden Zeit, und einem ſtrebenden Volke nicht mehr zu
zeigen, zu lehren, als ſie ſchon beſitzen, als ſie ſchon ganz
klar verſtehen und einſehen koͤnnen. Faͤnde und findet nur
— 1 2
— —
1136
dieß ſtatt, fo wäre alle Aus = und
nichtet.
Dieſes Geſetz der Entwickelung und Ausbildung, nach
welchem das Vollkommene und Vollendete der niedere
Stufe das Höhere der folgenden Stufe aus ſich entwickele,
erblicken und erkennen wir auch in dem Gange Gottes
ſelbſt bey der Entwickelung und Ausbildung des Menſchen⸗
geſchlechts, der Meuſchheit. Und dieſes Nachgehen der von
der Metur, dem Geiſte, den Anlagen und dem innerſten
Triebe beſtimmten Stufen und Graden der Ausbildung und
die Wiederherſtellung derſelben liegt unſerm Streben, wie
ihm in Allem Gottes Führung und Entwickluntsgang des
Menſchengeſchlechts, und die feſten, ewigen Geſetze der
Natur zum Verdild dienen, mit Bewußtſeyn zum Grunde
— denn wir ſehen jenes Geſetz, wie in der Natur, ſo im
Menſchengeſchlecht, in der Geſchichte ganzer Voͤlker wie
Lanzer Zeiten, in der Geſchichte einzelner Staaten und
einzelner Familien. Daher iſt es uns unerlaͤßliche Bedin⸗
gung unſers erziehenden Strebens, unſerer Erziehungsan⸗
ſtalt, keinen Zoͤtzling zu einer hoͤhern Stufe und Claſſe zu⸗
zulaſſen, bis er auf der niedern ausgebildet iſt, keinen zu
zu einer hoͤhern emperzuheben, bevor ihn nicht ſeine Kraft,
ſeine Anlage ſelbſt dazu beſtimmt. Fee
Wir erkennen und fehen in der Natur und in der
Entwicklung des Menſchengeſchlechts folgende in dem We⸗
fen der Kraft und des Geiſtes ſebſt bedingte Stufen:
Faͤhigkeit,
Fertigkeit,
Sicherheit,
Erkennen,
Bewußtſeyn,
Einſicht,
Klarheit.
Jede dieſer Stufen der Entwicklung iſt mit der vor⸗
hergehenden ein in ſich geſchloſſenes Ganze, ruht auf derfels
ben und trägt den Keim zu der folgenden in ſich. Wir erken⸗
nen daher auch in unſerm Unterrichts- und Erziehungsgan⸗
ge dieſe genannten Stufen, und ſind ſo uͤberzeugt, den
Organismus der Natur und die Bedingungen der geiſtigen
Entwicklung in ihrem Keim und Weſen aufgefaßt zu haben.
Auf jeder dieſer Stufen iſt uns der Zoͤgling bis auf ei⸗
nen gewiſſen Punct vollkommen ausgebildet, und kann mit
Nutzen, wenn es die Umſtaͤnde fordern ſollten, aus der
Erziehung und dem Unterricht treten. Denn wir gehen
nach dem, wie Gott und die Natur den Menſchen fuͤhrt,
vom Thun aus und zum Erkennen und Denken über, und
fo entſprechen uns jene angegebenen, in der Natur beding⸗
ten Entwicklungsſtufen, denen der menſchlichen Thaͤtigkeit
von dem Gewinner roher Naturerzeugniſſe an bis zum frey⸗
en Denker und zu dem ſich ſeines Ziels und Zweckes klar
bewußten Kuͤnſtler. Darum ſuchen wir auch in unſern
Zoͤglingen, wie jede Anlage, fo jeden Thaͤtigkeitstrieb zu
wecken und zu naͤhren. 5
Und ſo ſind wir uͤberzeugt, daß unſer erziehendes
Wirken, unſere Erziehungsanſtalt ihren Grundſaͤtzen, ihrem
Geiſte und Leben nach dem allgemeinen deutſchen Beduͤrf⸗
niſſe, dem Beduͤrfniſſe jedes Standes, jeder Ausbildungsſtu⸗
7
Fortentwickelung ver⸗
\
”
1137
fe und jedes Berufs, Ten es Bauer, Handwerker, Fabri⸗
cant, Geſchaͤftsmann, Nimftlee oder Gelehrter, entgegen:
komme und daß fie dadurch, weil fie in der Natur und
dem Weſen der Dinge bedingt und begruͤndet iſt, auch dem
deutſten Charakter ſowohl des ganzen Volkes, als jedes
Standes und jedes Einzelnen entſpricht. Und wir glauben
ſo und hierdurch fur die Erhebung der deutſchen Gewerbe,
des deutſchen Handels, und für das Blühen deutſcher Wiſ—
ſenſchaft und deutſcher Kunſt, fuͤr die Wiedererſcheinung
acht deurſchen Lebens fo wie überhaupt für die aͤußere und
innere Fortentwicklung und Ausbildung, fuͤr das Beſtehen
des deutſchen Volks am unmittelbarſten und ſicherſten zu
wirken.
y In dem bisher entwickelten und dargelegten Grundzuͤ—
gen des deutſchen Charakters, der deutſchen Natur iſt fer⸗
ner nothwendig daraus hervorgehend, und als eins mit
denſelben das Streben nach Aufhebung alles Wi⸗
derſprechenden, alles Widerſorechenden des Lebens,
des Denkens und Thuns, des Erkennens und Handelns,
des Aeußern und Innern, des Koͤrperlichen und Geiſtigen,
des Weltlichen und Goͤttlichen. — Der deutſche Charakter
ſtrebt unlaͤugbar nach Sinigung der Natur, nach
Ruückkhr zu derſelben und zu ihrer Einfachheit, im hoben
geiſtigen Sinne nach Wiedervereinigung, nach Ausſoͤhnung
mit derſelden. Die Geſchichte des deutſchen Erziehungs—
und Unterrichtewefene, wie die Entwicklungsgeſchichte des
deutſchen Geiſtes und Denkens, iſt, nebſt des Deutſchen
ſehr hohen Liebe zur Naturforſchung, und der Tiefe und
Geiſtigkeit derfelben ſtatt alles andern Beweiß dafür.
Wie aber Streben nach Einigung mit der Natur,
und Zurückkehr zur Einfachheit derſelben ein Grundzug des
eutſchen Charakters iſt; ſo iſt ſein innigſtes und ſehnlich—
ſtes Streben — Streben nach Zuverſicht zu Gott, nach
Einigung mit Gott. Er ſtrebt nicht allein zu er—
kennen und einzuſehn, ſondern auch im Leben ſtets vor
Augen zu haben und auszuüben: daß alle Dinge aus Gott
hervorgegangen ſind, in Gott ruhen und nur durch Gott
ihr Fortbeſtehen und Leben haben. Es iſt daher ein deut:
ſches Grundſtreben, die Forderungen des Allgemeinen im
Beſondern, des Geiſtigen im Körperlichen, des Ewigen im
Endlichen, des Goͤttlichen im Menſchlichen, des Himmli—
ſchen im Irdiſchen zu ſehen. — Darum iſt es auch dem
Deutſchen Beduürfniß, daß er zwey neben einanderlaufende
Wege der Ausbildung, der Lehre und des Unterrichts betrete.
Den Weg des Aeußern und den Weg des Innern, den
Weg der aͤußern Nutzbarkeit und den der innern Nothwen⸗
digkeit, den Weg der aͤußern Fertigkeit und Ausbildung und
den der innern Eytwicktung und Durchſchauung. Und es
iſt unleugbar wahr,
gehende Weg zum Ziele führt, wenn einmal alles, was aͤu—
ßerlich angelernt und gefordertwird, auf einem nothwendigen
inneren und lebendigen Grunde beruht, und wenn dann
dieſe innere Bedingtheit und der innere Zuſammenhang von
jedem, was als eine nur äußere Forderung erſcheint nach—
gewieſen wird. Nur bey dieſer Vergeiſtigung, Innerlich⸗
machung des Aeußeren, kann daher die Erziehung, der Uns
terricht, die Lehre äußerlich behandelt werden; alſo muß
der, der fie handhabt, das Innere davon lebendig in ſich
tragen, und in ſeiner Gewalt haben, ſoll ſie nicht todt und
Iſie. 1822. Heft XI.
daß auch jener von dem Aeußern aus-
. — 4
——ſ—n
1738
töbtend ſeyn. Wohl gibt es alſo dieſe beyden Wege der
Entwicklung des Menſchen, und fie ſollen als in der Na⸗
tur bedingt neben einander beſtehen, damit der ſich ſo leicht
irrende Menſch nicht ſeines Ziels verfehle, und immer, was
einzig Noth thut, auf den innern Zuſammenhang, das
geiſtige Bedingtſeyn aller Dinge und Erſcheinungen im Le⸗
ben hingefuͤhrt werde. Daher iſt es uns, der in der
deutſchen Natur tiefbegründeten Forderung gemaß, wohl
Vorſatz, beyde Wege der Erziehung neben einander zu ver⸗
folgen, den Weg der Begel den äußern Weg, wie den
Weg des Geſetzes den inneren Weg, fuͤr jenen aber uns
des inneren Geſetzes klar bewußt, von dem die aͤußere Mes
gel abhaͤngt, und mit dem ununterbrochenen Streben, den
Schuler von der Befolgung und Anwendung der Regel zur
Einſicht und Anſchauung des Geſetzes, von welchem die
Regel abgezogen iſt, zu erheben.
Auch in dieſer Doppelſeitigkeit unſeres Wirkens und
Strebens glauben wir in die Forderung und in das Weſen
des deutſchen Charakters eingegangen zu ſeyn, und als
demſelben entgegenkommend uns zu bethaͤtigen.
Der in dem Vorigen dargelegte deutſche Grundzug,
in dem Aeußerlichen dem Beſondern, in der Natur das In⸗
nexliche, Allgemeine, das Geiſtige anzuſchauen und nachzu⸗
weiſen, ſpricht ſich beſonders in des Deutſchen hohen und
reinen Liebe der Natur, vorzuͤglich aber darin aus, die
Ausſpruͤche und Forderungen, die Wahrheiten der Lehre Je—
fu in der Natur, deren nothwendigen Geſetzen und Forde-
rungen, in deren Erſcheinungen und Wirkungen zu erken⸗
nen und anzuſchauen, und ſie ſo, wenn auch nicht dem
Gemuͤthe, doch dem Geiſte, dem Verſtande und der Ein—
ſicht und dadurch dem Leben und der Anwendung naͤher zu
bringen.
So zeigt alles, daß es ein Grundſtreben des deutſchen
Geiſtes, ein Grundbeduͤrfniß des deutſchen Gemuͤthes iſt,
ſich einig zu wiſſen und zu fuͤhlen mit ſich, mit Gott und
den Menſchen, ſich treu zu finden und zu erkennen ge⸗
gen ſich, gegen Gott und die Natur, ſich in thaͤtiger und
lebendiger Wechſelwirkung mit Gott zu ſehen und zu erhal⸗
ten. Und dieß iſt ihm Religion. Religion, Wiedervereini—
gung mit Gott — durch Erkennen, Glauben, Schauen
und Leben, alles fein Denken und Thun, alle feine Schick⸗
fale und Begegniſſe in unmittelbare Beziehung zu Gott zu⸗
ſetzen, und dadurch und darin anzuſchauen — iſt ihm hoͤch⸗
ſte Aufgabe, hoͤchſtes Streben ſeines Lebens.
was der deutſche Charakter,
das deutſche Gemuͤth ſucht, bedarf,
Dieß ſaͤmmtlich iſt es,
der deutſche Geiſt,
wornach es ſtrebt.
Nach unſerer unwandelbar feſten Ueberzeugung nun
muß ein jedes aͤcht deutſche erziehende Wirken und Streben,
ſey es ein haͤusliches oder das einer Anſtalt, ſey es privat
oder oͤffentlich, es ſich zum unumgehbaren, ſtrengen Ges
ſetz und zur ernſten Pflicht machen, auf dieſe Forderung
des nachgewieſenen deutſchen Charakters und Weſens, ſeine
Erziehung, ſeine Lehre und ſeinen Unterricht zu begruͤnden,
und daher faſt großtentheils rein umzukehren von dem bis⸗
her betretenen Wege, oder wenigſtens den innern Geiſt und
die Bedeutung deſſelben aufzuſuchen,
72 4
/
1139
Und in jenem dargelegten deutſchen Charakter, Deut:
ſchen Sinne und Geiſte wirken, erziehen, lehren und bilden
wir, wie wir in den von uns bis jetzt erſchienenen Anzeige:
ſchriften vielſeitig darzuthun uns bemuͤht haben. Denn es
iſt uns Grundſtreben den innern Zuſammenhang nachzuwei⸗
ſen, nachzuweiſen das innere gegenſeitige Bedingtſeyn, die
nothwendige innere Geſetzmaͤßigkeit und fo das Hervorgegan—
genſeyn derſelben aus einer nothwendigen Einheit, und das
Ruhen, Leben, Wirken aller Dinge in derſelben und durch
dieſelbe — in Gott und durch Gott. Wir ſuchen fo zu
der Erkenntniß der Gleichgeſetzigkeit der Innen- und Au—
ßenwelt, des Geiſtigen und Koͤrperlichen zu erheben, und
dieß beſonders dadurch, indem wir zeigen, daß jedes Weſen
in ſeiner Vollendung ſich auf eine dreyfache Weiſe darſtellen
muͤſſe: in der Einheit, Einzelnheit und Mannigfaltigkeit,
und daß erſt in dieſer dreyfachen Darſtellung das eine Me:
ſen jedes Dinges ſich bis zur Vollendung dargeſtellt und
offenbart habe. Dieſe Wahrheit nun liegt uͤberall unſerm
Handeln und Wirken zum Grunde, es erhaͤlt dadurch erſt
ſeine volle Bedeutung, ſein wahres Leben, ſeine innere
Kraft und Wirkſamkeit; und wir muͤſſen uns auch immer
mehr uͤberzeugen, daß durch das Anwenden dieſes Geſetzes
der Trinität auch allein nur deutſches Streben, deutſches
Seyn und deutſches Gemuͤth ſeine volle Befriedigung fin⸗
det, und nur finden kann; und ſo iſt dieſe Wahrheit, die
ſich von einer andern Seite als ein Streben nach ſphaͤri⸗
ſcher Allſeitigkeit und fo als ſphaͤriſches Geſetz, wieder von
einer andern Seite als Geſetz der Einheit ausſpricht, das
Grundgeſetz alles unſeres Wirkens.
In und durch die Anwendung dieſer Geſetze im Leben,
im Denken und Handeln ſehen wir feſte Ueberzeugung in
den Wahrheiten der Religion begruͤndet, feſte Ueberzeugung,
die durch und aus Gruͤnden hervorgeht, die es durchaus
unmoͤglich machen, das Gegentheil zu glauben; und
daß folche feſtgegruͤndete Ueberzeugung in den Wahrhei⸗
ten der Religion auf Tugend, Ruhe und Zufriedenheit
des Menſchen unmittelbaren Einfluß hat, das moͤchte wohl
niemand bezweifeln.
Durch die Auwerdung obiger Saͤtze iſt es uns ferner
moͤglich, nicht allein alles ſchon hervorgefoͤrderte, bekannte
und einzelne Gute — finde es ſich auch in den verſchieden⸗
ſten Zeiten, an den verſchiedenſten Orten, unter den ver⸗
ſchiedenſten Völkern — in und zu einem lebendigen Gan⸗
zen zu vereinigen, ſondern wir haben dadurch auch das
Mittel und den Weg, alles verloren gegangene Gute wie:
der aufzufinden, ja auch jedes moͤgliche Gute an ſeiner
rechten Stelle, zu ſeiner rechten Zeit hervorzurufen, zu er⸗
kennen und auszuüben. Denn jene Geſetze find Eins mit
den Geſetzen der Natur und des All, die alles Gute in ſich
fliegen, es ins Unendliche zu und für höhere Vollendung
entwickeln. Die Wirkungen und Fruͤchte der Anwendung
jener Saͤtze entſprechen ſo auch der innerſten Forderung
deutſchen Charakters, die das gute aller Orten, und aller
Zeiten, wie aller Voͤlker, nicht allein zu erkennen, ſondern
ſich auch an ueignen, ſich felbit aber immer zu höherer
Vollkommenheit zu entwickeln ſtrebt und hiefuͤr nirgend ei⸗
ne aͤußere Grenze erkennt.
Und beydes, ſowohl jene Vereinigung alles vereinzel⸗
ten Guten zu Einem lebendigen Ganzen, als jene aͤußerlich
1140
durch nichts begrenzte innere menſchliche Ausbildung und
Entwicklung iſt das Grundſtreben unſeres erziehenden Wir⸗
kens; und fo wie durch die Anwendung jener Saͤtze dieß
erreicht wird, ſo wird auch dadurch jede Willkuͤhr entfernt.
Das nothwendige Geſetz waltet in der Erziehung wie in der
Lehre und dem Unterrichte, in der Wahl, Form und Zahl,
wie in der Behandlungsweiſe der Lehrgegenſtaͤnde: nus ob
und wie irgend Eines in der Einheit und in dem Geſetze
der Entwicklung der Einzelnheit und Mannigfaltigkeit aus
der Einheit bedingt iſt, und wie es ſich auf die Einheit bes
zieht, dieß entſcheidet. So bekommt der Pfleg- und Zoͤg⸗
ling, wie der Schüler und einſtige Mann früh einen Prüfe
ſtein für das Gute, Wahre und Schöne, „Gut iſt ihm,
was in der Einheit des Gemuͤths bedingt iſt und ſich dar⸗
auf bezieht; wahr iſt ihm, was in der Einheit des Geiſtes
bedingt iſt und ſich darauf bezieht; ſchoͤn iſt ihm, was in
der koͤrperlichen Einheit, in der Einheit der Form, der Ge—
ſtalt bedingt iſt, und ſich darauf bezieht; der Knabe, Züge
ling, Schüler, einſtige Mann bekommt durch die Anwen⸗
dung jener Saͤtze einen Prüfftein für fein Denken wie für
ſein Handeln, fuͤr ſeine Geſinnung und Einſicht wie fuͤr
fein Leben und die Verhaͤltniſſe und Begegniſſe jdefjelben,
fuͤr ſeinen Charakter wie fuͤr ſeine Schickſale. a
Denn nichts erkennen und ſchauen wir als Zufall,
als Willkuͤhrlichkeit an, uͤberall ſehen wir Nothwendigkeit
und ſtrenges Bedingtſeyn. Und fo wie wir einfehen und
uͤberzeugt ſind, daß dieß zu erkennen und anzuſchauen dem
Deutſchen Beduͤrfniß iſt; ſo erziehen wir dafür und lehren
es unſerm Schüler, wie wir unſerm Zoͤgling es ſtets auf⸗
zufinden zeigen. 8
Was aber noch das deutſche Volk als Volk, was es
als ein geſchichtliches als ein Stamm- und Urvolk, was es
in Beziehung auf die tiefe Bedeutung, das klare Leben und
die ſtetige Einſicht ſeiner Sprache bedarf: das haben wir
in dem fruͤher von uns Ausgefprodienen ſchon angedeutet,
ſo wie die Art und Weiſe, durch welche wir den Zoͤgling in
das Weſen und die Bedeutung ſeiner Sprache einfuͤhren,
beſonders unſere ſich immer mehr ausbildende Anſicht der,
deutſchen Sprache, welche in den Woͤrtern durch die Art
und Verbindung ihrer Worttheile die Sache ſelbſt abge⸗
malt und die Begriffe gleichſam in einem Bilde als ein
Geſtaltetes dargeſtellt findet. Auch haben wir dort die Art
und Weiſe und den Weg erwahnt, auf welchem wir den
Forderungen des deutſchen Volkes als eines Stamm-, Ur⸗
und geſchichtlichen Volkes entgegen kommen.
Hat man uns — in ſo fern wir dieſe unſere im Bis⸗
herigen dargeſtellten Erziehungsgrundſaͤtze allgemeine deut⸗
ſche, deutſche Erziehungsgrundfaͤtze nennen, als ſolche
aufſtellen und auf die Eigenſchaften des deutſchen Charak⸗
ters gruͤnden — den Vorwurf gemacht, daß darin nicht ſo⸗
wohl Eigenſchaften des deutſchen Volkes, ſondern überhaupt
Eigenſchaften der hoͤhern und reinern Menſchheit aufgeſtellt
ſeyen, und daß deßhalb unſere Erziehungsgrund ſaͤtz nicht
Grundſaͤtze der Deutſchen, fondern überhaupt Grundſaͤtze
der allgemeinen Menſchenerziehung ſeyen; fo koͤnnen wir,eina
mal es ganz dahin geſtellt laſſen, ob dieß uͤberhaupt unſeren
Erziehungsgrundſaͤtzen zum Vorwurf gereiche, und ob deß⸗
halb der Deutſche ſie weniger zu beachten habe; dann fin⸗
ir. \
den und erkennen wir fie eben wegen dieſes hohen Grades
der allgemeinen Menſchlichkeſt und des allgemeinen Men⸗
ſchenweſens, den fie in ſich fallen, deutſch, allgemein
deutſch, indem wir fühlen und erkennen, daß eben der
Deutſche in fo hohem Grade das allgemeine Menſchheits—
weſen ſeiner Natur nach in ſich traͤgt. Es belegt und be⸗
weiſt ſich dieß aus den bisber aufgeſtellten Wahrheiten ſelbſt:
in dem Beſonderen muß das Allgemeine angeſchaut werden,
und das Allgemeine muß ſich in jedem Beſondern finden;
allein es kann ſich nicht in jedem Beſondern gleichmaͤßig,
gleich ſtark, und in einem und ebendemſelben Beſondern
in jeder Zeit und an jedem Orte gleich lebendig ausſprechen.
Wir laͤugnen daher in einer gewiſſen Beziehung auch gar
nicht, daß wir in den Eigenſchaften des deutſchen Charakters
die Eigenſchaften der hoͤhern Menſchheit ausgeſprochen haben,
indem wir der feſten Ueberzeugung find, daß, wie eben ge:
ſagt, ſich das Allgemeine irgendwo und zu einer Zeit in ei⸗
nem Beſondern und als ein Beſonderes in moͤglichſter Voll:
kommenheit ausſprechen muͤſſe, und wir ſehen und ſchauen
dieß auch bey allem Scheine dagegen in Beziehung auf das
reine Weſen der Menſchheit jetzt in dem deutſchen Volke
und deſſen jetzigem Charakter. Es fallt dieſe Ueberzeugung
auch ganz mit der Anſicht zuſammen, welche ein ſich als
deutſcher Mann bewährter deutſcher Schriftſteiler vor nicht
langen Jahren noch ausſprach: daß aͤcht deutſcher Charak—
ter, Gerinanismus, wie er es dortmals nannte, nicht an
deutſches Volk allein geknuͤpft ſey, ſondern daß aͤcht deut⸗
ſcher Charakter (Germanismus) eigentlich das Streben
nach Darſtellung der reinſten Menſchheit ſey, welches ſich
in allen Landen und unter allen Voͤlkern finde und finden
muͤſſe. Es iſt durch das Bisherige und Obige alſo keinem
Volke benommen, etwas Aehnliches, als hier vom deut—
ſchen Volke geſagt wird, von ſich zu ſagen, ſo wie da⸗
durch nicht geſagt iſt, daß das deutſche Volk in der Wirk—
lichkeit und im Leben auch beſſer ſey; denn es wird einzig
von dem Gebrauche abhaͤngen, welchen es von dem ihm
anvertrauten Pfunde macht, ob es deſſen Beſitzes immer
und in Zukunft werth und. würdig geachtet, ober ob daffeiz
be ihm wieder abgenommen und einem andern Volke, wel—
ches vielleicht jetzt noch erſt im Werden und Keimen iſt,
und welches dieß Gut höher ſchaͤtzt, wahrhaften wuͤrdigt,
gegeben werden ſoll.
Das jetzige Haben bedingt keinesweges den dauernden
Beſitz dem, der es nicht haͤlt in der Zeit der Noch und
der Prüfung, ſep er Einzelner oder Volk. ö
5 Weiter hat man unſerm erziehenden Handeln und
Wirken die Beſchuldigung gemacht, daß wir das Aeußere,
den aͤußern Menſchen vernachlaͤſſigen. Wir geben es gern
zu, daß wir, da wir entweder nur vom Innern ausgehen,
oder in dem Aeußern das Innere aufſuchen, als wahre Erz
zieher dem Aeußern, ſey es fo angenehm oder fo unange-
nehm, ſo ſchon oder fo haͤßlich ats es wolle, gar keinen
Werth beylegen, wenn es nicht im Innern bedingt, nicht
der Ausdruck des Innern iſt; ſind aber feſt überzeugt, wo
ein klares, reines, harmeniſches Innern iſt und bericht,
da wird auch ein klares harmoniſches Aeußere ſich finden,
und wenn alfo das Innere nur wahrhaft, acht und
durchgebildet, bis zum Leben und That durchgebil⸗
1142
det iſt, da wird auch nach dem Ausſpruch Jeſu das Aeuße—
re ſich ſelbſt bilden und als Zugabe hinzu kommen.
Gibt man dieß vielleicht noch eben zu, ſo legt man
uns aber das zur Laſt, daß unſere Erziehungs- und Bil⸗
duugsweiſe die Frucht ſehr verſpaͤte. Auch dieſen Vorwurf
raͤumen wir gern ein, da er ſich wie der vorige und wie
überhaupt alles Nichtige in ſich ſelbſt vernichtet; denn Fir
gur ohne Geiſt iſt uns, was fie iſt — Hülle, Hülfe, lee⸗
re Nichtigkeit. Wir geben es gern zu, daß ſich eine Birn,
ein Apfel leichter und tauſendmal ſchneller, auch ſchoͤner
noch aus Wachs formen läßt, ehe eine Birn, ein Apfel an
einem Baume ſich zur Reife bringen laͤßt. Allein ſo ſchoͤn
die ſo ſchnell in Wachs geformte Frucht ausſieht, ſo iſt ſie
nur zum Anſchauen, kaum zum Aufaſſen, noch weniger, daß
ſie dem durſtigen Labung und dem Kranken Erquickung gaͤbe,
leer iſt ſie — ein Nichts. Und das Kindesgemuͤth — dieß
hat man uns ja oft genug geſagt — gleicht dem Wade
ſe wer nun an und in ſeinen Kindern ſich der Wachsfruͤch—
te erfreut, den wollen wir nicht beneiden; aber wo ſind die
Fruͤchte und Gaben, wenn wir durſten, wenn wir krank
ſind, wenn die Tage der Verſuchung und Pruͤfung kom⸗
men? und welchem Meuſchen kommen ſie nicht?
Wo alſo ſolches Aeußere, ohne in und durch das In⸗
nere bedingt, gegeben wird; da iſt nicht allein wahrhafte
Verſpaͤtung, ſondern ſogar Vernichtung. Nur wer Einſei⸗
tigkeit und Unvollſtaͤndigkeit der Bildung liebt und ſucht,
oder wer Vergleichung anſtellt, ehe das Product der Erzie⸗
hung Menſch auf beyden Seiten in ſeiner Ganzheit
daſteht: der mag Recht haben; denn er hat einen andern
Zielpunct als wir. Unſer Ziel iſt: dem Vaterlande brave
Soͤhne zu bilden, edle Maͤnner mit hingebendem Sinne in
der Zeit der Gefahr, Seegen und Wohlſtand verbreitende
Hausväter den Familien, biedere, rechtliche und arbeit⸗
ſame Buͤrger dem Staate; den Gewerben, Kuͤnſten und
Wiſſenſchaften kenntnißreiche Entwickler und thaͤtige Fort⸗
bildner, Jeſu treue Juͤnger und Brüder, Gott liebende ge⸗
horſame Kinder, und fo der Menſchheit Menſchen nach dem
Bilde Gottes.
Deßhalb, ungeachtet aller der gemachten Einwuͤrfe
ſprechen wir es eben ſowohl außer uns aus, wie wir es in
uns nicht verhehlen koͤnnen: unſere Erzieh ungsgrundſaͤtze,
und die gepruͤften, bewaͤhrten Mittel zur Verwirklichung
derſelben möchten in unſerm Volke und von Jedem im
Volke nach Maaßgabe feiner Einſicht, feines Wirkens, ſei—
nes Berufs, ſeiner Kraft und Mittel nicht allein anerkannt,
ſondern auch in Ausübung gebracht werden; ja wir find in
uns der feſten Ueberzeugung, daß fie früher oder ſpaͤter an⸗
gewendet werden muͤſſen, will unſer Volk in Klarheit und
mit Bewußtſeyn das ſeyn, was es zu werden anſtrebt, und
daß unſer Ziel und Zweck nothwendig, ſoll uns als Deut⸗
ſchen geholfen werden, allgemein deutſches Ziel und Zweck
ſeyn muͤſſe. Liegt auch dieſe Ueberzeugung in dem Namen,
der unſere Erziehungsanſtalt aus dem, was fie iſt und im⸗
mer zu ſeyn ſtrebt, hervorgeht, angedeutet, ſo geben wir
dieß zu, und die Zeit, die gegenwartige und zukünftige mag
entſcheiden.
So haben wir denn abermals unſer erziehendes Wirken
und Streben ſeinem Weſen und Zwecke, wie ſeinem Na⸗
—
1143 :
men nach, nicht allein den Eizelnen, ſondern dem ganzen
Volke, nicht allein der Gegenwart, ſondern auch der gan⸗
zen Zukunft zur Prüfung und — nach unferer Ueberzeu⸗
gung, die Eins mit unſerm Seyn und Leben iſt, zur Be⸗
achtung und zur thaͤtigen Theilnahme vorgelegt.
Wir leben in dem Beginnen einer neuen Zeit, in ei⸗
nem beſtimmten Abſchnitt der Menſchheitsentwicklung; und
dieſe neue Zeit fordert eine hoͤhere, geiffigere, goͤttlichere An⸗
ſicht der Dinge. Wer dieſe Zeit hierin nicht haſſen will,
wer in ihr Streben nicht eindringt,
nicht begreift und begreifen will: der wird mit der alten
untergehn, ohne ſich eines hoͤhern geiſtigen Seyns und
Bleibens zu erfreun. Die Zeit fordert Erkenntniß, und
mit Bewußtſeyn Darſtellung der Einheit in aller Mannig⸗
faltigkeit; fie fordert Sammeln des Zeritreuten, Vereinigung
des Vereinzelten in und durch den Geiſt, Wiederverbinden
des Zerſtüͤckten durch die Einſicht, die Erkenntniß der
Geiſtes, und durch die Einheit, die Empfindung des Ge⸗
muͤthes; die Zeit fordert ein geiſtiges Auferſtehn alles irdiſch
Geſtorbenen und Todten duch das nothwendige Widerfin⸗
den alles Einzelnen und Zerſtuͤckten in der Einheit und im
Ganzen — und Streben nach dieſem hat acht deutſche Er⸗
ziehung, hat deutſche Schule, aͤcht deutſche Wiſſenſchaft
und Kunſt, wie ächt deutſche Familie und deutſches Leben.
Denn dieſes überall Bedingtſehen des Einzelnen, alles Ein:
zelnen und aller Mannigfaltigkeit in der Einheit, das Be⸗
ziehen alles Erſcheinenden auf ein Inneres, Geiſtiges und
Bleibendes, dieß bedingt nothwendig Sittlichkeit, und
Sittlichkeit iſt das Grundſtreben deutſcher Sitte; der Deut⸗
ſche erkennt, daß wir ohne ſitttichen Zweck, ſo ohne Be⸗
ziehung auf das Hoͤchſte und Letzte es keine wahre und
bleibende Kunſt, keine wahre bleibende Wiſſenſchaft, wie
überhaupt für ihn keinen wahren bleibenden Zweck des Le⸗
dens gibt, und nach dieſer Kunſt und Wiſſenſchaft, nach
bieſem Leben ſtrebt beutſcher Sinn.
Darum Ihr Männer, die Ihr eine beſſere Zeit wuͤnſcht:
im Herzen, in den Menſchen ſelbſt liegt ihr Heil. Be⸗
wahrt die heraufwachſende Jugend vor leerer Nichtigkeit,
vor Arbeitsſcheu, vor Gruͤbeleyen ohne That, und vor me:
chaniſchem Handeln ohne Nachdenken. Fuͤhrt fie dadurch
zurück von dem unſeligen Hang nach Aeußerlichkeit, und der
verderblichen Zerſtreuungsſucht. Thaͤtigkeitsſinn und Arbeits:
Auſt, Entwickeln, Ausbilden und Erkennen, Gebrauchen der
von Gott gegebenen Kräfte und Anlagen — dieſen Sinn
müßt ihr auf das heranwachſende Geſchlecht uͤbertragen,
wollt ihr Euern Wunſch erfüllt ſehn.
Ihr Deutſchen, deren Streben iſt, ein einiges ſelbſt⸗
ſtaͤndiges Volk zu ſeyn: nur Einigkeit des Zweckes einigt,
und es kann für alles Streben nur Ein Zweck ſeyn, und,
ſoll die Einigung eine unveränderliche, bleibende, inner.
liche ſeyn, auch nur ein ſolches Ziel, alſo eine Erken⸗
nung und Dasftellung der innern geiſtigen Einheit des
Menſchen, nur Erziehung dafür, nur Entwicklung und
Aus bildung feiner Anlagen und Kräfte, feines Weſens als
Menſch. Laßt daher den Einen Zweck, laßt den Zweck
der Erziehung das Gemeinſame, uns als Volk
Verknuͤßfende ſeyn. f
Ihr Vater, die Ihr wißt und erkennt, was es in
er jetzigen Zeit ſagen will, Water zu ſeyn, die Ihr es
das Weſen derſelben⸗
55
1144
fuͤhlt, wie mehrere, die mir die Sorge, welche ihnen die
Erziehung ihrer Kinder, ihrer Söhne macht, unumwunden
ausge prochen, Ihr Väter! greift wegen des kuͤnftigen
Wohles Eurer Kinder nicht ferner aͤußerlich um Euch her⸗
um, haltet das Innere, das Geiſtige, das nur den Men⸗
ſchen zum Menſchen macht, in Euch feſt, bezeigt Euch als
würdige Söhne Gottes, erkennt our) Frühe allſeitige Aus⸗
bildung und Anwendung dankend die Kraft, die Gott in
Eure Familie, in die Glieder Eurer Fammie gelegt hat,
und pflegt, erzteht, bildet fie aus, damit Ihr nich einſt
zu Euerm Schrecken Euch ſelsſt als ungerechte Haushatter
erkennen mögt.
Ihr Muͤtter, deren leicht bewegliches Gemüth leich⸗
ter das Gute faßt und erkennt, als des Mannes Denken
und Verſtand, die Ihr leichter Mittel und Wege findet,
das von Euch Erkaunte auszuüben, fur daſſelbe zu wirken
— wendet Euch weg von dem Schein und dem Aeußeren,
dem Vergaͤnglichen, wendet Euch zu dem Inneren, dem
Seyenden und ewig Bleibenden, achtet und pflegt das Ge⸗
muͤth der Kinder, die Euch Gott vertraut hat; achtet,
pflegt, erzieht, ſtaͤrkt den Thaͤtiskeitstrieb, den kindlichen
Sinn, den Sinn der Liebe, den Gott in Eure Kinder ges
legt hat. Ihr Eltern, Brüder, Schweſtern vergeßt in
Hinſicht auf Eure juͤngern Geſchwiſter nie, daß auch altere
Brüder und Schweſtern, die Euch nicht einmal kannten,
auch aus Liebe für Euch arbeiteten und thätig waren, Mits
tel aufſuchten, Euern Geiſt zu ſtarlen, zu erleuchten, Euer
Herz, Euer Gemuͤth, Euern Sinn zu entwickeln, alle Eure
Anlagen moͤglichſt auszubilden, handelt ſo gegen Eure jun⸗
gen Geſchwiſter. Seyd Ihr nicht alle eine Einheit, was
wollt Ihr ſagen, wenn der Weltenrichter Euch fragt: wo
find die, die Euch Gott gegeben hat? wie habt Ihr das
ihnen anvertraute Pfand gepflegt, da fie nog zu unmins
dig waren zu erkennen, was Gott ihnen aefchenft und ans
vertraut hat? — Euch alle, Ihr deutſchen Manner und
Frauen, die Ihr wißt und erkennet, was es heißt, Deuts
ſche ſeyn, Euch, Eurem Herzen und Gemüth legen wir
unſer Streben zur Pruͤfung und zur Tehilnahme vor.
Darum Ihr deutſchen Männer, die Ihr das Heil
Eures Volks wünſcht, deutſche Vaͤter, die Ihr das Wohl
Eurer Familie ſucht, deutſche Juͤnglinge, die Ihr Ausbil
dung und Darſtellung deutſchen Sinnes anſtrebt, deutſche
Frauen, die Ihr von dem Gedanken der Pflege alles Hos
hen und Guten in Euern Kindern durchdrungen ſeyd, deut
ſche Tochter, die Ihr den ſtillen, lautloſen, nur Einen
Wunſch kennt, daß der Friede, der Eure Seele erfullt,
auch außer Euch überall herrſche: vereinigt Euch alle mit
uns für allgemeine deutſche Erziehung, macht unſern Zweck
zu dem Eurigen, ſchaut um Euch in Bezug auf Euren
Charakter, Cuern Sinn, Gemuͤth und Geiſt, Euern Wil⸗
len und Euer Streben, und ſeht, wie es ſich uberall und
in allen Verhaͤltniſſen, im Großen und Kleinen beſtatigt:
wer Etwas hat, ſey es auch wenig, weniger noch als wie
Deutſche ſchon haben, und dieſes Wenige achtet, pflegt und
ausbildet, dem wird gegeben, daß er dis Fulle habe, und
wer Etwas hat, ſey es auch noch ſo viel und groß, aber
nicht erkennt, ſich nicht zur Einſicht bringt, nicht ſchaͤtzt,
nicht entwickelt, dem wird auch genommen, was er hat,
1145
* Ih Deutſchen alle, Du ganzes deutſches Volk:
Halte, was Du haſt, daß Niemand Deine
Krone raabe! —
Einiges über die Bauer⸗ Angelegenheiten in
Liefland.
Ueber die Bauer Angelegenheiten in den ruſſiſchen
Oſtſee⸗ Provinzen, vorzuͤglich aber in Tiefland, iſt in
dieſer letzten Zeit viel disputirt, gelobt, getadelt, und kriti—
ſirt worden. So viel aber iſt ausgemacht, daß die gegen⸗
wärtigen livonijirten Deutſchen das Unrecht zum Theil
wieder gut zu machen bemüht find, welches ihte Vorfah—
ren, die origmellen Deutſchen, den Landesbewohnern zus
fuͤgten, bey denen fie zwar die chriſtliche Religion ein⸗
fuͤhrten, dagegen aber, ohnerachtet der paͤbſtlichen Bullen,
Frepheit und Eigenthum nahmen, fo daß fie mit Gut und
Blut ein unbedingtes Eigenthum ihrer Eroberer wurden.
Die Verſuche, das Joch abzuſchuͤtteln, dienten nur dazu,
ſelbiges feſter zu gruͤnden.
Bey den Volksbewegungen in neuern Zeiten, wo bey
dem rohen Haufen Unordnungen nicht ausbleiben, beftrafte
man dieſe letztern; der Grund des Uebels aber blieb, und
das Feuer lodecrte unter der Aſche fort. Dieſe Unzufrieden—
heit dieſer Drang der Bauern nach einer verbeſſerten Lage,
ſchrieben einige den ſchaͤdlichen Folgen der ſich verbreitenden
Aufklaͤrung zu, und behaupteten, der Bauer ſey bloß zur
Arbeit da, daher waͤre alles uͤbrige Wiſſen ihm ſchaͤdlich.
Man muͤſſe ihn in der Stupiditaͤt erhalten, ſo wuͤrde er
fleißig und lenkſam bleiben; er habe nicht noͤthig, ſeine
Verfaſſung zu ertrotzen, ſondern man werde ſchon zu ſei⸗
ner Zeit vornehmen, was noͤthig ſey ꝛc.
Die wegen der Bauern von Zeit zu Zeit erfolgten
Anordnungen waren von keinem bedeutenden Nutzen. In
den achtziger Jahren des ſiebenzehnten Jahrhunderts lie⸗
ßen die Schweden das Land übermeffen, und führten die
ſogenannten Wackenbücher, oder die Beſtimmungen der
Gehorchsleiſtungen der Bauern ein. Die Abſicht der ſchwe—
diſchen Regierung hlerbey war weniger die Wohlfarth der
Bauern zu begründen, als vielmehr einen Maaßſtab zu ha:
ben, wornach die öffentlichen Abgaben koͤnnten eingefordert
werden. Die Grundſaͤtze dieſer Meſſung und Geborchs—
Regulirung ſind aber ſo billig, daß ſie noch jetzt zur Grund—
lage bey aͤhnlichen Geſchaͤften dienen.
Zu allen Zeiten, vorzuͤglich aber in den neuern, gab
es billige und edeldenkende Gutsbeſitzer, welche ihre Leibei—
gene, als ihrer Pflege anvertraute Unmuͤndige, mit patri⸗
archaliſcher Liebe und Sorgfalt behandelten. Unter dieſen
zeichnete ſich der wuͤrdige Landrath Baron Schoultz
aus. Er war Beſitzer der anſehnlichen Aſcherodenſchen
Güter. Er ſchraͤnkte in manchen Stücken feine Herrenge⸗
walt ein, ließ in der Landesſprache ein Regulativ drucken,
und zur Nachachtung unter ſeine Bauern vertheilen. Er
wagte es zuerſt, auf den Landtägen öffentlich aufzutreten,
und der Fuͤrſprecher der Bauern zu ſeyn. Er wurde aber
vom Adel fo angefochten, daß er feinen Landrathspoſten
niederlegte, und den oͤffentlichen Geſchaͤften ſich entzog. Die
Iſis. 182. Heft XI. i 8
Gouvernements-Marſchall
„
Landtagsacten von der Zeit verdienen nachaelefen zu wer—
den. Indeſſen wurden doch auf dieſem Landtage ven 1765,
und zwar auf Veranlaſſung der Kayſerin Catharina II. ei:
nige Beſtimmungen wegen der Bauern getroffen, denen
man es aber anſieht, daß man etwas hat thun muͤſſen,
ohne den guten Willen gehabt zu haben, etwas Ordentli⸗
ches thun zu wollen.
Mittlerweile fühlten nachgerade immer mehrere Guts
beſitzer die Nothwendigkejt, über die Verhältniſſe zwiſchen
Herren und Bauern billigere und feſtere Beſtimmungen zu
machen, da die bisherigen zu unvollſtaͤndig waren, und
der Willkuͤhr zu vielen Spielraum uͤbrig ließen. Durch den
Geiſt des Zeitalters, und durch einige Beyſpiele von mißs
brauchter Herrengewalt kam dieſe Materie auf mehreren
Landtaͤgen zur oͤffentlichen Sprache. Es entſtanden lebhaf⸗
te Debatten, und zwey Partheyen Für und Wider die
Bauern. i
An der Spitze der Bauernfreunde ſtand der damalige
und nachherige Landrath von
Sivers, der mit großer Kraft die Sache vertheidigte.
Durch die von der Kayſerin Catharina II. auch in Lief⸗
land eingefuͤhrten Statthalterſchafts-Verordnungen erhielt
die alte Landes-Verfaſſung mehrere Abaͤnderungen. Der
Kayſer Paul aber ſtellte ſie gleich nach ſeiner Thronbeſtei—
gung mittelſt Befehls vom 28. Nov. 1796 wieder her. Auf
dem hierauf im Januar 1797 gehaltenen Landtage kam die
Bauern-Angelegenheit wieder zur Sprache, und durch eine
bedeutende Stimmenmehrheit wurde ein Regulativ entwor—
fen, welches wichtige Beſtimmungen enthielt, um Perſon
und Eigenthum der Bauern gegen Willkuͤhr zu ſichern.
Dieſes Regulativ wurde 1797 in Moskau deutſch gedruckt,
und dem Kayſer Paul, der zur Krönung ſich dort befand,
von dem Herrn von Sivers zugeeignet, indem derſelbe an
der Spitze der lieflaͤndiſchen Deputation ſich befand, welche
zur Krönungsfeperlichfeit dahin war gefordert worden. Dies
fe Zueignungsſchrift lautet wortlich alſo.
Allerdurchlauchtigſter,
Allergnaͤdigſter Kayſer und Herr.
„Erlauben Eure Vayſerliche Majeſtaͤt, daß ich
hochſtdenenſelben ein Werk zu Füßen lege, wel⸗
ches Ihre Großmuth zur Reife brachte. Es
iſt eine Folge des acht und zwanzigſten YIo-
vembers. Das Beyſpiel der hoöchſten Serech—
tigkeit belebte alle Gemuͤther mit eben demſel⸗
ben Gefühle, und alle zerbrechliche Feſſeln der
Willkuͤhr wurden in die unzerreißbaren Bande
der Liebe und des Zutrauens verwandelt.
Mit unſern Rechten kettete uns unſer großer
Monarch an feinen Thron, und Rechte vollen
deten die fhone Bette bey uns, bis auf die
letzten Glieder des Staats.
Wir bitten den Vater ſeines Volks um
Seegen zu dieſer Unternehmung, und Liefland
wird bald in der herrlichſten Bluthe daſtehen.
725
1147
Singeriſſen von der innigſten Dankbarkeit
und Ehrfurcht, knieet mit allen feinen Mitbrü⸗
dern vor Rußlands großem Beherrſcher
Eure Kayſerlichen Majeſtaͤt
Obgleich nun alle
der Landes Reg
getreuer Unterthan
Friedrich Sivers.
Landtage viele Wochen vorher von
ierung mittelſt gedruckter Patente im ganzen
Lande bekannt gemacht, und alle und jede Gutsbeſitzer,
bey nahmhafter P
oͤn aufgefordert werden, auf denſelben
zu erſcheinen, und demjenigen ſich zu unterwerfen, was
die Anweſenden beſch
nachher aus der Gegend 5
beſitzern unterſchriebene Proteſtation, worin gedachter Land⸗
tagsbeſchluß und Bauer Regulativ als für ihre Gegend
ganz und
dem Kayſer uͤberreicht
ſe Proteſtation
gar unanwen
ließen werden; ſo erfolgte doch bald
von Dorpat eine von vielen Guts⸗
dbar und unpaſſend erklaͤrt, und
wurde. Der Kayſer uͤberſandte die⸗
dem Senat, und dieſer dem Landraths-Col—
legio zur Erklärung. Dieſe erfolgte bald darauf, daß dieſe
Proteſtation
In
als völlig grundlos zu betrachten ſey.
dieſer Lage und Spannung blieben die Bauer⸗
Angelegenheiten, bis der
eine eigene Comitee in St. Petersburg anordnete, um über
dieſen Ge
genſtand Grun
werfen. Hierbey hatten
Die von dieſer Comitee entworfenen Bauer- Verordnungen,
denen der gedachte Landtags⸗Beſchluß von. 1797 groͤßten⸗
theils zum Grunde liegt, erhielt am 20. Februar 1804 die
kayſerliche
Beſtaͤtigung,
Kayſer Alexander im Jahr 1802
ndfäge und Beſtimmungen zu ent⸗
zwey Landraͤthe Sitz und Stimme.
und die Comitee mußte in Thaͤtig⸗
keit bleiben, bis dieſe Verordnungen im ganzen Lande wuͤr⸗
den eingefuͤhrt ſeyn. 3
wurde die Comitee in der Folge getheilt. Der eine Theil
Hauptdirection des Miniſters des Innern, des Ge⸗
unter der
heimen⸗Raths von R
burg, an
der ander
ur Beſchleunigung dieſes Geſchaͤftes
oſodawleiw blieb in St. Peters,
den man ſich in allen Fallen zu wenden hatte;
e Theil, nehmlich die beyden Landraͤthe mußten
ſich nach Riga verfügen, um unter dem Vorſitze des Gou⸗
verneurs un .
und die Wadenbücher
d Vice⸗ Gouverneurs die Geſchafte zu betreiben,
für alle Guͤter zu reguliren, von da
ſie zur allendlichen Reviſton und Beſtaͤtigung an die St.
Petersburger Abtheilung
Mittlerweile wurde der Landrath von Buddenbrock auf
chen aus der Comitee vom Kayſer entlaſſen, und
ſein Anſu
der Befeh
lertheilt, da
ausgemittelt, und dem 8 5
vorgeſtellt werden ſollten. Dieſes geſchah auch 1813 als
der Kayſer mit ſeinem Heere in Frankreich war. Der Mon⸗
arch nahm
durch den
Ruͤckſicht,
daß der L
Co mitee d
ſolle.
nung d
er trug a
ſondern befa
andrath Graf
geſendet werden mußte.
ß vom Adel zwey andere Landraͤthe
Kayſer zur Auswahl eines derſelben
aber auf die vom Adel ausgemittelten, und
General- Gouverneur vorgeſtellten Subjecte keine
ol im December 1813 aus Paris,
Mellin die erledigte Stelle in der
er liefländiſchen Bauer⸗ Angelegenheiten einnehmen
ber Bedenken,
Dem Gerofen Mellin war dieſe ausdruͤckliche Ernen⸗
es Kayſers zwar ſehr ſchmeichelhaft und ehrenvoll,
dieſe fo wichtige Stelle einzuneh⸗
1148
men, weil er eines Theils ſchon viele andere öffentliche
Aemter bekleidete, hauptſaͤchlich aber, weil er weder vom
Adel auserfehen, noch auch dem Monarchen durch den Ge⸗
neral: Gouverneur war vorgeſtellt worden, dem es ſehr un⸗
angenehm war, daß auf feine Vorſtellung gar keine Rück⸗
ſicht war genommen worden. :
Der Graf übergab daher am zoten Febr. 1814 ein
Geſuch um feine Entlaſſung. Der Miniſter Boſodawlew
als Chef der Comitee wollte aber dieſes Geſuch nicht an
den Monarchen gelangen laſſen, und ſuchte durch ein Schrei⸗
ben vom 21. März 1814 den Grafen von feinen Entſchluß abe
zubringen. Er beharrte aber dabey reichte ein neues Entlafs
ſungs-Geſuch ein, und bat den Miniſter dringend, ſeibiges
an den Monarchen gelangen zu laſſen. Dieſes geſchah end⸗
lich, und die Antwort des Kayſers aus Wien, an den Mi⸗
niſter, iſt woͤrtlich folgende: g
An den Herrn Miniſter der innern Angelegenheiten.
Aus ihrer Unterlegung habe ich mit Dergnüz
gen erſehen, wie die Sachen der rigiſchen Ab⸗
theilung der lieflaͤndiſchen Comitaͤt mit vielem
Erfolge betrieben werden. Ich hoffe, daß auch
es Di demſelben Eifer fortgefahren werz
en wird.
Inzwiſchen iſt zu meiner Renntniß gelangt,
als wenn den Landrath Grafen Melli, wel⸗
cher meinem Willen gemaͤß zum Mitgliede der
rigiſchen Abtheilung ernannt worden iſt, ſeine
übrigen, ihm übertragenen Geſchaͤfte behinder⸗
ten, ſich mit den Sachen der Comitaͤt- Abthei⸗
lung befaſſen zu können. In Veranlaſſung
deſſen, haben Sie ihm von Mir zu eröffnen,
daß er ſeiner Mir bekannten Fähigkeiten und
feiner Unpartheplichkeit wegen, von Mir zu
dieſem Amte erwählt worden iſt, und daß Ich
nicht glaube, daß feine übrigen Geſchalte n
gaͤnzlich an den Geſchaͤften der rigiſchen Abrhei⸗
lung behindern würden; daß aber, wenn die⸗
ſes auch der Fall wäre, er eher einige von je⸗
nen feinen Geſchaͤften, die Ich mehr für tem-
porell und nicht ſo wichtig, als das Seſchaͤft
der liefländiſchen Comität halte, von ſich ab⸗
lehnen konne. Ich erwarte daher, daß der
Graf Mellin durch eifriges Beſereben in Erz
füllung ſeiner Verpflichtung bey der rigiſchen
Abtheilung meine Wahl und mein Vertrauen
zu ihm in vollem Maaße rechtfertigen wird.
Wien, den 1. Oct. 1814. i
Alexander.
Dieſer beſtimmte Wille des Monarchen machte Sen⸗
ſation. Der Graf war als ein Mann bekannt, welcher
immer ein eifriger Verfechter der Bauern geweſen war, und
fruͤher ſchon auf ſeinen Beſitzungen viele Einrichtungen zum
Vortheil ſeiner Ernaͤhrer gemacht hatte, und er hatte ei⸗
nen Theil des Adels wider ſich. Er erhielt anonyme Brise
fe mit ſogenannten freundſchaftlichen Warnungen, das In⸗
1149
tereſſe des Adels ja nicht aus den Augen zu verlieren, und
ſich keinen Unaunehmlichkeiten auszuſetzen.
Es war, mit einigen Ausnahmen, herkoͤmmlich, daß
bey Öffentlichen Bauten, als Kirchen, Paſtoraten, Poſtirun⸗
gen ꝛc. die Bauern die Materialien anfahren und die Ar⸗
beiter ſtellen, die Gutsherren aber die Geldausgaben hergeben
mußten. Dieſer alte Gebrauch war theils geſetzlich, theils
um fo billiger, weil ſolche oͤffentliche Anſtalten eben fo
wohl zum Beſten der Herren, als der Bauern, da find,
Der dritte Paragraph der neuen Bauer: Verordnungen
von 1804, welcher die Onera publica vorſchreibt, war
undeutlich geſtellt, gab zu Deutungen Anlaß, und auf eini⸗
gen Gütern fing man an zu den öffentlichen Bauten und
Reparaturen auch alle Geldbeytraͤge einzig und allein von
dem armen Bauer bepzutreiben. Hier iſt der woͤrtliche In:
halt wie er in den Verordnungen gedruckt ſieht.
Onera publica, welche die Bauerſchaft
leiſtet.
— — — — — — — — — — — — —
— ſ— —— —y— — — D — — — —
— —
9. 3. „Die Anfuhr der Baumaterialien und Stellung der
Arbeiter beym Bau u. Reparaturen der Kirchen, Paſto⸗
rats⸗, Schul⸗ und Poſtirungs-Gebaͤuden, Quartier⸗
Haͤuſer u. Cavallerie-Staͤllen, die Befolbung der Bauer—
Richter, Bauer: Beyfiser in den Behörden, wie auch
die Geldbeytraͤge und die Stellung der Poſt-Knechte,
nach den obrigkeitlich ergangenen Verordnungen, und
darnach gemachten Repartitionen.“
In den von allen Gliedern der noch ungetheilten Co—
mitee in St. Petersburg approbirten und unterſchriebenen
Original- Acten, war zwiſchen dem Worte Behörden und
die Stellung ꝛc. mit einer fremden Hand uͤbergeſchrieben,
und außer allem Zuſeammenhang mit dem Uebrigen herein:
geſchoben worden wie auch die Geldbeytraͤge,
wie ſolches aus dem angeführten Paragraphen zu erſehen iſt.
Die Glieder der Comitee wußten nicht wie dieſes Einſchiebſel
da herein gekommen ſey. Indeſſen war nach dieſer offen—
baren Verfaͤlſchung die Verordnung doch gedruckt und
promulgirt worden, und hatte zur vorher benannten Deu:
tung Veranlaſſung gegeben.
3 Nach allen diefen Umſtaͤnden nahm der Graf Mellin
Veranlaſſung, bey der Comitee darauf anzutragen, daß nach,
wie zuvor die Gelobeytraͤge von den Gutsherren zu den oͤf⸗
fentlichen Bauten moͤchten hergegeben werden. Die Comitee
unterſuchte und bepruͤfte alles, und unterlegte die Sache
mit ihrem Gutachten zur Entſcheidung dem Miniſter, wel⸗
cher, mit Auseinanderſetzung ſeiner Gruͤnde, der Meynung
des Grafen vollig beyſtimmte.
In dieſer Zeit fiel eine Rekrutirung vor, wo der
Bauer wie gewoͤhnlich die Rekruten ſtellen, und auch noch
squipiren muß welches Letztere manchem Armen fo ſchwer
faͤlt, daß er ſein Letztes hingeben muß. Dieſes hatte ſchon
fruͤher den Grafen Mellin und noch einige Gutsbeſitzer be⸗
wogen, für ihre Bauern die Ausſteuer der Rekruten zu
uͤbernehmen, und ſie thaten dieſes um ſo lieber, da ja der
1150
Soldat ſowohl für Herrn als Bauer fein Blut vergießen
muß. Zudem zog der Adel ehedem auch ſelbſt zu Felde,
und fuͤhrt daher noch jetzt den Namen Ritterſchaft. Der
Graf hegte daher den frommen Wunſch, daß dieſe Veyhuͤl—
fe zue Rekruten-Ausſteuer allgemeiner wurde, und äußerte
hieruͤber ſeine Gedanken in einem Privatſchreiben an den
Kammerherrn Bayſarow, Canzelley-Director des Mini—
ſters Koſodawlew. Da dieſer Brief keine Geheimniſſe
enthielt, fo hatte der Kammerherr ſelbigen einigen Lieflaͤn⸗
dern von Adel gezeigt.
Aus dieſem Privat⸗ Schreiben, und aus der officiellen
Verhandlung der Comität wegen der Geldbeytraͤge zu den
offentlichen Bauten, nahm man Veranlaſſung, auf dem
Landtage von 1818 den Grafen Mellin anzuklagen, daß er,
ſtatt als Landrath der Vertheidiger des Adels zu ſeyn, viel:
mehr darauf ausgegangen ſey, dem ſchaßzfreyen Adel Las
ſten aufzubuͤrden, und Abaͤnderunzen in den Allerhoͤchſt bes
ſtaͤtigten Bauer-Verordnungen zu bewirken. Der Landtag
nahm hieraus Gelegenheit dem Grafen dieſes Bittere vorzu⸗
halten, und trug dem Landmarſchall Baron von Schoultz
(ein Neffe jenes biedern Landraths Baron von Schoultz)
auf, darauf zu wachen, daß der Landrath Graf Mellin
nichts Nachtheiliges für das Land vornehmen möge,
Da ein Landrath kein Standesrath iſt, ſondern nach
ſeinem Berufe verpflichtet iſt, nicht ſowohl die Rechte und
den Nutzen des Adels allein und einſeitig zu vertreten, als
vielmehr die Wohlfahrt des Landes Überhaupt zu berückſich—
tigen, der Bauer den bey weitem groͤßeren Theil der Land—
bewohner ausmacht, und die Mitfuͤrſorge für dieſen Stand
wohl ſehr weſentlich zur Landeswohlfarth gehoͤrt, das Ver—
fahren des Landtages dem Grafen auch ſehr unbillig ſchien;
fo überreichte er am 6ten July 1818 dem General: Gouvers
neur eine Beſchwerde über den Landtag, erhielt felbige aber
zuruͤck, mit der Aeußerung, wie er glaube und hoffe, daß
dieſe Differenzien bruͤderlich und freundſchaftlich wurden bey:
gelegt werden. Dieſes erfolgte aber nicht, vielmehr wollte
der Adel auf dem folgenden Landtage 1818 daruͤber balloti⸗
ren, ob die Aufſicht des Landmarſchalls fortdauern ſolle,
oder nicht?
Bey dieſen Geſinnungen ſeiner Mitbruͤder fand der
Graf Mellin es unter feiner Würde, den Poſten eines lief
laͤndiſchen Landraths noch laͤnger beyzubehalten. Er trat
alſo aus dieſem Collegio, ſo wie es vormals der Landrath
Baron von Schoultz gethan hatte.
Da durch dieſen Austritt aus dem Landraths- Colle⸗
gio zugleich auch die eine Landraths-Stelle in der Comitee
erledigt wurde, ſo ſchlug der General-Gouverneur das vor—
malige Mitglied den Landrath von Buddenbrock zu dieſer
Vacanz vor, wurde aber von dem Kayſer nicht angenom—
men, weil, bey naͤchſt erfolgender Freylaſſung der Bauern,
die Comjitee ohnehin bald aufhören werde. Der Kayſer bes
ſchenkte den Grafen Mellin zum Zeichen ſeiner Zufrieden⸗
heit mit einer mit ſeinem Namenszuge gezierten koſtbar
brilliantirten Tabatiere, ſo wie Er ihn ſchon fruͤher mit dem
St. Annen Orden begnadigt hatte.
Nach den Bauern- Verordnungen von 1804 war der
Bauer gleichſam ein Erbpaͤchter feines Grundſtuͤckes; nach
der neuen Verordnung von 1819 wird er zwar perſoͤnlich
1131
frey, verliert aber alle Anſpruͤche an feinen Grund und Bo:
den, zu welcher Einrichtung in Eſthland und Kurland ſchon
das Beyſpiel war gegeben worden.
Fuͤr Reiſende nach Marſeille.
Da Marſeille von jenen, die für Griechenlands Be—
freyung noch immer ſich daſelbſt einſchiffen, haufig beſucht
wird, fo gebe ich für die Muͤden und auf dem langen We:
ge Erſchoͤpften einen Platz an, welcher der trefflichſte und
zugleich der billigſte iſt.
Madam Bonnet, eine Wittwe in mittlern Jahren,
‚unterhält eine hier zu Lande benannte Penſionsanſtalt, in
welcher man nehmlich für die Koſt den Monat hin—
durch ein gewiſſes Quantum bezahlt und dafür ein DEjeü-
ner und ein Diner erhält, welches zur beſtimmten Stunde
bereit gehalten wird. Sich penſioniren zu laſſen, iſt daher
vortrefflich. 5
Es gibt 2 Preiſe, einen zu 55, den andern zu 45
Franken ober 18 fl. C. M. monatlich; man erhält zum
Deietiner von 20 — 1 Uhr Mittags eine Bouteille guten
rothen Wein, zerley Fleiſch, dann Muſcheln, Kaͤſe, But:
ter, Monatrettich, Orangen, Pfirſchen u. d. gl. Am
Abend, von 6 — 8 Uhr, zum Diner gleichfalls eine Bon:
teille Wein, eine treffliche Suppe, Nindfleiſch, Gruͤnzeug,
Braten, Salat und eine Suite vom Obſt und Nachtiſch,
Brod, ſo viel man bedarf u. ſ. w. Der Betrag wird fuͤr
Reiſende 14 Tage ſtets voraus bezahlt.
Wie man ankommt, ſucht man ſogleich ein Mo—
natzimmer, welches man zu 18 — 20 Franken bey Mad.
Bonnet erhaͤlt, und welches letztere vorzuͤglich ſchoͤn einge
richtet iſt. In Hotels oder Gaſthaͤuſer trete man nie ein,
ſie ſind unerſchwinglich. Ich finde mich bewogen, dieſes
anzuzeigen, weil man in einer Seeſtadt, wo man ſich oft
nicht ſogleich einſchiffen kann, leicht das Zfache, ohne etwas
dafür erhalten zu haben, bezahlen muß. Mad. Bonnet
wohnt Rue du Pavillon am Haven Ne. 27. im eigenen
Hauſe. Sie iſt ſehr freundlich, dienſtwillig und — redlich
— 1 Sie iſt uͤberdieß Mutter von mehreren Kindern; ihr
Mann verlor fein Vermoͤgen und halt ſich, um mit Ans
ſtand wieder erſcheinen zu koͤnnen, in Ametika zur Verbeſ—
ſerung feiner Glücksumftaͤnde auf. Dieß thun alle ordent>
lichen Leute, welche durch fremde Schuld verarmen.
Marſeille, den 16. July 1822.
Franz Wilh. Sieber.
Allerley aus der Levante.
Die Nachrichten aus Candia ſind nicht die uͤbelſten
für die griechiſchen Angelegenheiten; die Sphakiotten find
frey, aus allen Landſpitzen und Landhaͤuſern find die Tuͤr⸗
ken vertrieben und auf ihre 5 Städte Canea, Bettimo,
Candia, und die drey Feſtungen, GSrabuſa, Suda und
Spinalonga, eingeſchraͤnkt. Die Suͤdſeite der Inſel ges
hoͤrt ganz den Griechen, die Nordſeite den Tuͤrken, weil
saſelbſt dieſe 6 Orte liegen; dieſe werden alle blokirt, zur
die Schluͤſſel der Stadt entgegen,
wußte nichts davon,
„ »
1152
Seeſeite nichts eingelaffen und die Tuͤrken leiden große
Noth. Der Paſcha ven Aegypten macht keine Miene, die
ihm übertragene Inſel zu erobern. Die Tuͤrken machen
plötzliche Ausfälle, ſind in den Waffen geübter und fuͤgen
den Griechen großen Schaden zu. Es fallen ſtets mehr
Griechen als Türken. Alle griechiſchen Einwohner in dein
Staͤdten find laͤngſt bis auf den letzten Griechen gemordet.
Balleſte, ein junger Kaufmann in Caneg, welcher
ehedem Offizter bey der franzöfiichen Armee in Spanien ges
weſen war, und mit feinem Vater ſchon mehrere Jahre
vor meiner Ankunft daſelbſt lebte, ließ ſich verleiten, die
Parthey der Griechen zu nehmen, worauf der Vater, wels
cher vergebens abrieth, ſich nach der engliſchen Inſel Ce⸗
rigo zurückziehen mußte. Bey einem Ausfalle der- Türken
bey Canea wurde er verwundet, fiel vom Pferde uns die
Griechen nießen ihn im Stiche. Die Tuͤrken ſchleppten ihn
in die Stadt, hieben ihm zuerſt die Hände, dann die Fuße,
und als er ſich zu verbluten ſchien, dann erſt ſeinen Kopf
ab, den man zum Triumph durch die ganze Stadt und bes
ſonders im Frankenquartier auf einem Spieße mit trium⸗
phirendem Lärm herumtrug. Alles hat ſich gefluͤchtet; nur
der franzöſiſche Conſul und der engliſche find daſelbſt
zuruͤckgeblieben. Die ſchaͤndlichſten Greuelthaten werden
von beyden Seiten veruͤbt. Jeder Tuͤrke, der in die
Hände der Griechen fällt, wird hingeſchlachtet, daſſelbe ge=
ſchieht mit Martern allen übrigen Griechen, deren man von
Seiten der Tuͤrken habhaft wird. So ſchlecht als die tuͤr⸗
kiſche Artillerie iſt, ſo thut ſie ſehr viel Schaden, denn die
Griechen haben keine Artillerie! und die Griechen wären
frey und Herren aller Puncte. Nicht einmal das elende
Mauerdorf, die Stadt Kettimo, find fie im Stande eins
zunehmen. Dieß zeigt nun, daß ſie gar nichts zu Stande
bringen koͤnnen und werden. Leider iſt es ſo. Doch der
Seegen kommt von oben. Die Politik iſt ein Ungeheuer,
das ſich ſelbſt aufzehrt. ’ 5 2
Bey der Eroberung, oder vielmehr bey der totalen
Niedermetzlung aller Einwohner von Seio wurde dem
oͤſterreichiſchen Conſul die größte Achtung erwieſen. — Eine
Menge Tuͤrken wurden zur Bewachung ſeines Hauſes vom
Kapudan Paſcha dahin beordert. Man ſagt, dieß waͤre
geſchehen, uin das Fluͤchten der Griechen nach dem Conſu—
late zu verhindern, welches die uͤbrige Schaar der Metzler
nicht beachtet haben würde. — Die gefangenen und erbeus
teten, zu Sclaven beſtimmten Kinder wurden auf oͤſterrei⸗
chiſchen Schiffen nach Conſtantinopel uͤberbracht — denn
man haͤtte ſonſt auf tuͤrkiſchen Schiffen vor der Wuth der
Osmanlis keinen diefer Würmer lebend erhalten. Die Gries
chen in Scio waren anfaͤnglich unter ſich uneins; als die
Flotte kam trugen die Vornehmſten dem Kapudan Paſcha
wurven aber von ihren
eigenen Landsleuten niedergemacht. Die griechiſche Flotte
und die tuͤrkiſche Flotte entfernte ſich
ſchnell.
Die Conſulate in der Levante find von franzoͤſiſcher
Seite von lauter Nationalen beſetzt. Einem eingebornen
Griechen, Armenier oder wohl gar einem Juden ein Com
ſulat zu ertheilen, geſchieht wohl nicht fo leicht. Die fran—
zoͤſſſchen Conſulate werden vom Hofe aus beſetzt, die Pers
1 x
wieder auf. Wenn ſich aber,
1153
ſonen mit Sorgfalt gewaͤhlt; es ſind lauter Maͤnner von
anerkanntem Verdienſte, auf welche man ſich verlaſſen kann.
Sollte man ſich geirrt haben, fo werden ſie gleich zuruͤck—
berufen. Koͤnigl. abgeordnete Commiſſaire bereiſen oft die
Levante. Oft erſcheint eine franzöfifche Fregatte da und
dort. Fuͤr den oͤſterreichiſchen Handel wäre es vortheilhaft
geweſen, wenn ſeit Jahren ſich venetianiſche Kriegsſchiffe
zu Zeiten haͤtten ſehen laſſen; dieß floͤßt Achtung gegen die
Flagge ein. Im mittellaͤndiſchen Meere iſt die öfterreichi-
ſche Flagge die zahlreichſte. Auch fließen Iden oͤſterreichi—
ſchen Conſuln die größten. Emolumente zu. Wer 6 Jahre
Conſul iſt, kann ſich eine Herrſchaft im Mutterlande kau⸗
fen. 1817 trug nach dem perſoͤnlichen Geſtaͤndniſſe des
Conſuls von Alexandrien das oͤſterreichiſche Conſulat daſelbſt
80,000 fl. C. M. ein. Es wäre zu wuͤnſchen, daß mit
den oͤſterreichiſchen Confulaten eine Reform vorgenommen
würde, die Mißbraͤuche und Unvollkommenheiten find groß.
Zuerſt dürften ſelbſt bloße Agenten an kleineren Poſten keine
Unterthanen der Pforte ſeyn, welche die Capitulationsarti—
kel in dieſem barbariſchen Lande aufrecht erhalten ſollen.
Ich hörte ſelbſt einen öͤſterreichiſchen Agenten vor einem
Paſcha ſagen: „Wir find alle eure Sclaven,“ und
ich ſtand doch hinter ihm. Es gibt Griechen, Arme—
Bier ſogar auch Juden. Der Generalconſul in Aleppo,
Raphael Picciotti, iſt ein Jude, welches im Orient,
we die Juden von Chriſten zund Muhamedanern ſehr vers
achtet werden, außerordentlich auffallend und anſtoͤßig iſt.
Etwas zum Vortheil der Nationalen ven ihm durchzuſetzen,
iſt komiſch; der Paſcha von Aleppo ſchlaͤgt ernſthaft die Augen
nieder, wenn der Dragomann anfängt: ich gruͤſſe euch von
Seiten des oͤſterreichiſchen Generalconſuls c. Das Ding
paßt nicht und macht unſere Nation laͤcherlich, allein man
laͤßt ſich's koſten, damit das Conſulat ein Familienſtuͤck bleis
be. Durch ein eigenes Benehmen, welches oft wenig feſt
und meiſtens allzu nachgiebig iſt, ſucht er ſich mit Ehren
und allgemeiner Zufriedenheit durchzuhelfen.
Daß er den Leopoldsorden erhalten hat, darüber bes
luſtigen ſich die Chriſten im Orient allgemein. Ein Bürs
ger von Jeruſalem ſagte zu mir, ob er ihn wirklich erhal:
ten oder ſich nur etwa die Freyheit genommen habe, ihn zu
tragen. Ey Gott bewahre, ſagte ein anderer, er hat ihn
wirklich erhalten, hat aber das Verſprechen von ſich geben
muͤſſen, ſich ſobald als moͤglich taufen zu laſſen, ſonſt haͤtte
er ihn nicht bekommen.
Alles draͤngt ſich zu den Conſulatſtellen, und dann
geht manches ſchief; die Kapitains beklagen ſich, und die
Partheyen thun was fie wollen; das ſoll nicht ſeyn, wer
Unterthan iſt, ſoll ſich auch eine unvernuͤnftige Behandlung
gefallen laſſen; einmal gewinnt er dabey, das anderemal
verliert er, fo wie ich, und Vulle geht gegen Wulle
wie in Cairo bey Sterbe—
fällen ſehr reicher Individuen zuweilen geſchieht, die oͤſter—
reichiſchen Conſuln Teſtamente entwenden, ſie vernichten,
den erwieſenen, allgemein bekannten Erben dadurch reizen,
ihn ins Gefaͤngniß der Türken werfen, um dort zwiſchen
den Verpeſteten ad patres zu ſpazieren, damit ſie friſche
Luft ſchopfen koͤnnen, ihn endlich, da er nicht ſterben will,
in Ketten nach Europa ſchicken und falſche Zeugniſſe auss
ſtellen, und er, trotz aller langſamen Rechtsſchreiberey, ſein
Bermoͤgen — erwieſener Maaßen — kaum auf ½ der Erb⸗
Iſis 1832, Heft XI.
1154
fhaftjerhäft, wenn endlich die Stimme durch beſtochene taube
Ohren gedrungen iſt, wenn Vergiftungen, Schleichhandel,
und dieß ohne Schaamoͤffentlich geſchieht, das macht dann
uͤbles Blut unter Türken, welche, bey aller ihrer fanatis
ſchen Rohheit, weit ehrlicher als Europaͤer find, und dann
ſprechen: Cani senza fede. Conſulate dürfen daher nicht
ſo leicht fremden Individuen oder ſogar den Rajahs, Un—
terthanen der Pforte, uͤbergeben werden. Alle Conſulatſtel⸗
len, kleine und große, ſollen mit Patrioten, nicht mit freme
den Schwadroneurs beſetzt werden. Man goͤnne doch ung
einheimiſchen ein Stuͤck Brod. Stellen, welche nichts ein—
tragen und das Decorum beobachten muͤſſen, koͤnnen durch
die Einkünfte der Hauptſtapelplaͤtze, wie z. B. Alexandrien,
Smyrna, Couſtantinopel ꝛc. erhalten werden. Eine jede
Conſulatperſon iſt verpflichtet, nach einer vorgeſchriebenen
neuen Reform des Marine- und Handlungsweſens, alle
Einkünfte zu verrechnen und abzufuͤhren, woraus dann alle
nach Maaßgabe bezahlt werden. So lebt jetzt der Generalcon—
ſul von Smyrna wie ein Fuͤrſt und der von Canea darbt
fich das Stuͤck Brod vom Mund ab. Das Ende dieſes
Krieges, falle es aus wie es wolle, erheiſcht nothwendiger—
weiſe die Entfernung aller Unterthanen der Pforte von ak
len dieſen Poſten. Italiaͤner und andere Individuen von
Venedig, Oberitalien und Dalmatien zu wählen, weil ſie mit dem
Seeweſen bekannt ſind, iſt darum nicht vortheilhaft, weil dieſe
mit den Beduͤrfniſſen des Mutterlandes, mit feinen Fabriken
und Manufacturen gar nicht bekannt ſind und auch nicht
das mindeſte Intereſſe dafuͤr zeigen. Weil ferner faſt alle
Deutſche, um die es hier hauptſaͤchlich zu thun iſt, ſich an
die oͤſterreichiſchen Conſulate wenden, denen der Italiaͤner
gar nicht gewogen iſt. Wuͤrden Deutſche als Conſuln da—
ſelbſt angeſtellt, fo wuͤrde man von der Beſchaffenheit aller
Laͤnder vortrefflich bekehrt und der oͤſterreichiſche Handel
wuͤrde neu belebt werden. Kaͤme ein ſolcher Conſul uͤber
kurz oder lang nach dem Mutterlande zuruͤck, ſo wuͤrde er,
vermöge feiner Landes- und Ortskenntniß, unſeren Fabri—
canten Muth machen koͤnnen, welche mit ihren Waaren
oft nicht wiſſen wohin und ſich an Zwiſchenhaͤuſer wenden
muͤſſen, wodurch ihr Gewinn und die Concurrenz in der
Wohlfeilheit mit anderen Staaten verloren geht. Wie vor⸗
theilhaft würden ſolche Männer und Patrioten im Mutter—
lande angeſtellt und fuͤr den Flor (jetzt Trauerflor!) des Landes
geſorgt werden Finnen, wenn ſie zuruͤckkaͤmen; fo aber wife
fen unſere Fabriken ſehr wenig oder gar nichts. Man
wird dadurch Nationale erhalten, welche die Projecte hun
griger Avanturiers beurtheilen koͤnnen, damit der Staat
nicht darunter leide. Dieſe Stellen duͤrften nicht unter der
Geſandtſchaft von Conſtantinopel ſtehen, weil das Diplo—
matiſche mit dem Mercantiliſchen nicht fo viele Beruͤhrungst
puncte hat, ſonderu demſelben coordinirt werden, auch die—
ſelben keinesweges, wie bisher geſchehen, zu ernennen has
ben, noch weniger aber Conſuln ihre Agenten creiren koͤn—
nen. Die Geſandtſchaft muͤßte jedoch, oder vielmehr der
Generalconſul von Conſtantinopel, mit den Bedürfniffen und
dem Zuſtande ſaͤmmtlicher Conſuln der Levante durch Code
pien ihrer Berichte jeden Monat unterrichtet werden, um
bey der Pforte die entſprechenden Schritte mit oder ohne
die Geſandtſchaft zu thun. Zur Einrichtung und Organifis
rung dieſes wichtigen Theiles muͤſſen Männer von umfaſ⸗
ſenden Kenntniſſen und unpartheyiſchen Anſichten, von kei⸗
73 a
1155
nem Nebenintereſſe geleitet, befragt und befolgt werden.
Sollte dieſes nicht geſchehen, daß ein H. — v. H — die
Entwürfe übernähme, fo find die franzoͤſiſchen Conſulatein—
richtungen in jeder Hinſicht als ein vortreffliches Muſter zu
beachten. Eine andere Ordnung der Dinge iſt in der Le⸗
vante, beſonders aber eine firirte Bezahlung der Beamten
hoͤchſt nothwendig. Einige haben ſehr viel, die andern gar
nichts. Hiebey darf kein Diplomatiker oder die Geſandt⸗
ſchaft, ſondern bloß nur die Finanz- und Commerzſtelle ge⸗
hört werden. Die Donau weiß wenig davon, was am
Nil, am Euphrat noͤthig ſeyn duͤrfte. Alle 5 — 10
Jahre ſollte ein Gelehrter, welche man freylich wohl nicht
ganz gut leiden kann, die meiſten Gegenden der Levante
bereiſen, um Stubenſitzern, welche am allerſchnellſten uͤber
wichtige Gegenſtaͤnde urtheilen oder uͤber ſolche hinwegeilen,
richtigere Maaßregeln an die Hand zu geben. Dieß müßs
ten Maͤnner ſeyn, welche ſich in ihrem Fache zugleich auch
öffentliches Anſehen erworben haben. Haͤtte Geſterreich
den Haven von Genua erhalten, den es beſſer benutzen
koͤnnte, und die 7 Inſeln, welche als eben fo viel Hemm—
ſchuhe fuͤr die Wohlfahrt der mittellaͤndiſchen Staaten ans
zuſehen ſind, ſo waͤre Gelegenheit vorhanden, aus den ge—
genwaͤrtigen Stockungen eben ſoviel Motive zu bilden.
Es wäre vortrefflich für Oeſterreich, da es eine Marine doch
hat und haben muß, einige, wenn auch nur wenige Colo—
nien zu beſitzen, um z. B. die Deportationen unruhiger
Koͤpfe und einer Menge von halben und ganzen Verbre⸗
chern, welche wegen koſtbarer Erhaltung der Gefaͤngniſſe,
die dem Staate zur Laſt fallen, eine kurze oft gar keine
Strafezeit uͤberſtehen und zum Schaden der uͤbrigen Mit⸗
burger durchfchlüpfen — zu veranlaſſen. — Daͤnemark
hat die Inſel St. Croir, St. Thomas und andeke. Wie
leicht koͤnnten unbedeutende, vom feſten Lande entfernte In—
ſeln, deren Beſitz andern Staaten nie gefaͤhrlich werden
koͤnnte, durch ein vermittelndes Wort, bey fo viel Opfern
von Seiten unſeres Staates, uns ertheilt werden? Jo—
ſeph, hoͤchſt ſeeligen Andenkens, der Vater des Vaterlan⸗
des, welcher feinen Garten den Bürgern Wiens oͤffnete
und daruber ſchreiben ließ: „der Menſchheit; von ih⸗
rem Verehrer!“ dieſer hatte bereits Ähnliche Wünfche.
Welchen Vortheil zieht nicht Frankreich von Cayenne,
und England von der Botanybay? Dieb if die beſte
Art, Menſchen ſich zu entledigen, die man fuͤglich weder
oͤffentlich noch geheim beſtrafen kann. Wie ſehr dieſe Ru:
Brit dem Staate zur Lan fällt, ſieht man z. B. aus fol⸗
gendem. Die Normalſchulbuchhandlung in Prag ſetzt an
deutſchen und andern gemeinen Schulbuͤchern um mehrere
hunderttauſend Gulden C. M. jaͤhrlich ab. Der reelle baa⸗
re Gewinn beträgt nahe an 40,000 fl. C. M. Man ſieht
daher, daß viel gelernt wird, um brave Buͤrger zu bilden.
Dieſer Ertrag ſollte hoͤchſt billigerweiſe der koͤnigl. prager
Bibliothek übergeben werden, jedes Fach einen Antheil er—
halten, woruͤber nicht der Bibliothekar, der lauter tartari⸗
ſche und ſemskerdameſche Lexica kauft, ſondern die Pro⸗
feſſoren ihrer Lehrfaͤcher zu ſorgen hätten, daß das Beſte
und Neucfte in ihrem Foche nicht fehle. Mit dieſen 36 —
40,000 fl. C. M. als Zugabe werden aber zum Theil die
Strafhaͤuſer, deren man nie genug hat, erhalten, welche
vielmehr arbeiten und Geld verdienen ſollten, daß das
Lehrperſonal beſſer bezahlt und erhalten würde. Die Biblio
—
1156
thek, welche hoͤchſt armfelig mit 660 — 800 fl. C. M.
jahrlich dotirt iſt, und wenn fie nicht ſchon jetzt — bis auf
die Claſſiker — doch gewiß in 10 Jahren voͤllig unbrauch⸗
bar werden wird, ſollte daher billig — als Grund aller
Bildung, wenigſtens die Haͤlfte davon bekommen. Was
fol man mit 800 fl. jetzt machen? Um den Fremden, die
die Bibliothek beſuchen, die ungeheuren Bloͤßen zu decken,
kauft man einige neue Prachtwerke, mit denen man ihnen,
die Augen ausſchmiert, und ſie tropfend fortgehen laͤßt, das
durch leiden die Studirenden um fo mehr, weil die claffis
ſchen Werke nicht angeſchafft werden. Die Mediein z. B.
iſt mit der Naturgeſchichte im beklagenswertheſten Zuſtande.
Laͤcherlich iſt es, man fordert vom CTuſtos eine Summe
von oͤffentlich abgeforderten Kenntniſſen um 300 fl. jaͤhrli⸗
chen Lohn, mit der kuͤnftigen Hoffnung, auf 100 fl. zu
avanciren, 6 — 7 Sprachen, Studien, die zu einem Rec⸗
tor der Univerſitaͤt qualificiren, und zuletzt nimmt man ges
rade den erſten beſten, der recht viel Kratzfuͤße macht, oder
ſich in die geheime Policey einſchreiben laſſen will. Dann
wird kein Buch ausgeliehen, unter Strafe der Caffation:
des Cuſtos, nicht des Werkes und des Verluſtes wegen,
ſondern um das Leſen dieſer noch paar uͤbrigen gedruckten
Dinger fo viel als möglich. zu erſchweren. Auch werden
ohnehin alle jene genau angezeigt und vorgemerkt, welche
die Bibliothek beſuchen, wie lang fie leſen — was fie fee
ſen — und wie oft ſie kommen; monatlich wird alles die—
ſes uͤbergeben. Die armen Biblietheksdiener, rechtſchaffene
brave Leute, ſchauen aus, daß Gott erbarm, 60 — 80 fl.
haben fie jährlich. Du liebe Minerva, um deine Liebe
gegen dieſe alte Univerſttaͤt zu beweiſen, ſollteſt du uns dei⸗
nen lieben Vogel, die Nachteule, gebraten vorſetzen, damit
wir uns einmal ſaͤttigen könnten! — Fuͤr das neue, in
Prag hoͤchſt nothwendige Muſeum, um doch zeigen zu koͤn⸗
nen, was 18 Profeſſoren uͤber verſchiedene Zweige der Na—
turgeſchichte oͤffentlich vorzutragen haben, und welches Pri
vatperſonen zu errichten uͤbernahmen, wollte man das alte
halb verfallene Paullanerkloſter von Seiten der Res
gierung nicht dazu hergeben, das iſt doch ein wenig geitzig
und und ungerecht. Wir, die wie ſo gerne unſere Wolle
hergeben, und unſtreitig das beſte Land im Kayſerthume
find, die beiten Bergwerke, die meiften Fabriken, die ber
ſten Soldaten, die trefflichſten Artilleriſten liefern und
tüchtige Steuern zahlen, koͤnnen für unſere ſpantſche Wolle
nicht einmal einen alten abgetragenen Rock zum Ges
ſchenke erhalten.
Etwas von den vielen Braſilianern für unſer Mu⸗
ſaͤum gratis zu erhalten, wird wohl unter die Seltenhei⸗
ten des 48. Grades noͤrdlicher Breite gehoͤren! — Wie
leicht koͤnnten nun bey ſolchen großen Fonds für die
Bildung der hochverdienten boͤhmiſchen Nation treffliche
Anſtalten getroffen werden. Wenn die hoͤheren Staͤnde
in ihrer Bildung beſchraͤnkt werden, werden die nies
deren in der Moral unterdruͤckt. Die Religion, dies
ſes entheiligte Palladium, verliert von Tag zu Tag.
Geht der Patriotismus des Einzelnen für das Genannte
verloren, jo tritt der Egoismus allgemein in jedem Eins
zelnen hervor, 5
1157
Liebe heißt die ſtarke Feder
In der ewigen Natur.
Liebe, Liebe treibt die Raͤder
In der großen Weltenuhr.
Blumen lockt ſie aus den Keimen
Sonnen aus dem Firmament.
Sphaͤren rollt ſie in den Raͤumen,
Die des Sehers Rohr nicht kennt!“
Duldet muthig Millionen!
hi Duldet für die beßre Welt!
Droben uͤber'm Sternenzelt
Wird ein großer Gott belohnen.
; Es wäre gar ſehr leicht, dem oͤſterreichiſchen Handel
durch Anftellung geſchickter Conſulatperſonen | außerordentlis
che Vortheile zuzuwenden, ohne dadurch im mindeſten ir—
gend eine Nation zu ſtoͤren; allein es mangelt uns ganz:
lich an Männern, welche darüber in Wirkſamkeit ſich be—
finden. Nil mortalibus arduum est, erlaubt eine ſchoͤ—
nere Deutung, als das Nachfolgende angibt.
Es ergibt ſich keine Schwierigkeit, ſo viele wichtige
Conſulate in der Levante mit brauchbaren Judividuen zu
beſezen. In kurzem geſchieht dieß alles. Auf einer Unis
verſitaͤt, wie Prag, welche die ſtaͤrkſie unter den 4 der
Monarchie iſt, kann es bey 1000 Zuhoͤrern, welche jaͤhrlich
die 4 Jahrgaͤnge der Rechtswiſſenſchaften beſuchen, nicht an
trefflichen Individuen fehlen. Der erſte Jahrgang hat ge—
woͤhnlich mehr als 300 Zuhoͤrer. Die Brauchbarkeit der
prager Studirenden iſt anerkannt, denn dieſe volkreiche,
wenn gleich nicht laͤrmende Stadt, bietet dem fleißigen
Juͤngling nicht ſo viele Zerſtreuungspuncte dar, wodurch der
Zweck der Studien verloren geht, und im Durchſchnitt nur
ſeſchte Leute gezogen werden. Ueberdieß buͤrgt die ultra—
ropaliſtiſche Strenge wuͤrdiger und ihren Faͤchern ausgezeich⸗
net gewachſener Profeſſoren fuͤr die Geſchicklichkeit der Ab—
ſolvirten. Sie iſt noch immer eine der votzuͤglicheren, denn
der noch nicht ganz unterdruͤckte Sinn fuͤr Kunſt und Wiſ—
ſenſchaft hilft dem Mangel der Aufhilfe auf. — In Boͤh—
men wird wenig von dem geſprochen, was gethan wird;
der Beſitz von Geheimniſſen iſt unſer beſchiedenes Gluͤck!
Von unſerer Univerſitaͤt kann gelten, was Schiller vom
beſten Staate ſpricht. Man erkennt ihn, ſo wie die beſte
Frau — daß man von beyden nicht ſpricht. Es kann da—
her nicht fehlen, daß man unſere Studirende, vor allen
andern, uͤberall anſtellt, und ſie in jeder Hinſicht vorzieht.
Die Hoͤrer der Rechte ſind die lebensfrohe vielverſprechende
Bluͤthe der Studirenden, welche in alle Theile der bür—
gerlichen Geſellſchaft mit Leichtigkeit eingreift. Sie ſtudi—
ren ohnehin mehrere Theile der Handlungswiſſenſchaften,
und koͤnnen durch einen Vortrag uber die mercantiliſchen
Verhaͤltniſſe unſeres Staates gegen das Ausland zu dieſer
Abſicht leicht vorbereitet werden, wenn im zten Jahrgang
die Philoſophie für die Unſtelung eines ordentlichen Profeſ—
ſors für die allgemeine Natucgeſchichte und Technologie, ge
ſorgt worden, deſſen Abſicht nicht ſeyn darf, vorzutragen,
um prüfen zu koͤnnen und Claſſenzettel zu ertheilen.
—
1158
Die vortreffliche nautiſche Akademie in Trieſt, welche
alle jene Lehrfaͤcher enthält, die zur Bildung eines See—
mannes, eines Technologen, Fabricanten, Kaufmannes, und
eines in dieſen Fächern thaͤtigen Beamten nothwendig ſind,
welche bereits die trefflichſten Früchte liefert, und an wel⸗
cher nichts anders auszuſetzen iſt, als daß ſie nicht ſchon
vor 20 Jahren vorhanden war, um treffliche Subjecte zu
bilden, welche man bis jetzt ihrem eigenen Schickſale über
laͤft — koͤnnte mit einer Anſtalt verbunden werden, wer
ſelbſt ſich einige Wenige der dazu vorzuͤglich tauglich Bes
fundenen, als Conſulatsſecretaͤre vorbereiten koͤnnten.
Sprachen zu erlernen, waͤre eine Leichtigkeit; das bischen
italieniſch und franzoͤſich bringt man ohnehin von der Uni—
verſitaͤt mit, das neugriechiſche iſt leicht, das arabiſche
und türkiſche — wenn die Vorſicht die orientaliſche Peſt
zum Heile Europas wirklich fuͤr unumgaͤnglich nothwendig
halt — iſt leicht mit einem Lehrer, der die Anfangsgruͤnde
gibt, beſorgt. Zwey Jahre der Anweſenheit bilden bey
Vorkenntniſſen in der Naturgeſchichte, Chemie, Waaren-
kunde, etwas Nautik, Studium der Seerechte und andere
Kleinigkeiten den fähigen und thaͤtigen zu feinem Zwe⸗
cke aus.
Die Koſten der Seereiſe fallen der Regierung wenig
zur Laſt; thun es nicht Kriegsſchiffe gelegenheitlich, ſo thun
es Kauffahrer mit beſonderen Vergnuͤgen. Die Franzoſen,
die Engländer, die Dänen, haben Nationale, warum nicht
auch die Oeſterreicher. — Immer kommen Italiener an die
Stelle, welche im Durchſchnitt genommen, im Scientifiſchen
etwas ſeicht ſind; denn nur in Deutſchland iſt das folide
Wiſſen am ausgebreitetſten, und der Geiſt thaͤtig und un⸗
verdroſſen. Unſer Nationalſinn läßt das entehtende Sprich⸗
wort „dolce fur’ niente“ gar nicht zu.
Die abgehenden Secretaͤre würden ſchnell in alle Vers
haͤltniſſe eindringen und bald zu Agenten kleiner Poſten ſich
qualificiren, es müßte bey Befoͤrderung nicht auf Dienſt⸗
zeit, ſondern auf Verdienſte geſehen werden. Die
Entſchließung, mehrere Jahre in ſolchen Laͤndern zu leben,
welche nur denjenigen dazu verleiten, welcher den Trieb da⸗
zu fühlt, wuͤrde vor Mißgriffen in der Wahl der Perſo⸗
nen ſehr ſchuͤgen. Mit dem bewußten Einkommen beſſer
verſehen, wuͤrden ſie ruhiger ihrer Pflicht nachgehen, und
keine Kraͤmer, Kaͤufer, Verkaͤufer, Maͤkler, Becker und
Schulmeiſter ſeyn, wie bisher. Unterthanen der Pfor⸗
te duͤrfen, beſonders jetzt, nie mehr zu irgend einem, auch
den kleinſten Poſten zugelaſſen werden.
An dieſe ſchoͤne Einrichtung von hoͤchſter Nothwendig⸗
keit wurde ſich die heilfame Anſtellung von geſchickten
Aerzten zuerſt an die bedeutenden Conſulatſtellen unmittel—
bar anſchließen. Es wuͤrde mit Huͤlfe des Anſehens der
Conſulate — denn daß die Regierung Anſehn und Wuͤrde,
hohe Achtung im In- und Auslande allgemein beſitze, muß
das Beſtreben jedes ordentlichen Nationalen ſeyn, weil man
da, wo man Liebe erblickt, gerne und unbedingt gehorcht,
— auch allem dem unſaͤglichen Unfug von herumſtreichen⸗
den Marktſchreyern, welche Matroſen und Kaufleute, Chris
ſten und Heiden um Leben und Geſundheit bringen, wenig⸗
ſtens was die unter oͤſterreichiſchem Schutze lebenden betrifft,
vollkommen geſteuert, und ein Chefsarzt die Oberaufſicht
1159
erhalten. Wie wohlhabend!! und gebildet! — müßten nicht
zum Vortheil des Mutterlandes, mit ſo vielen Kenntniſſen
und Erfahrungen verſehen, dieſe Aerzte zuruͤckkommen;
wie trefflich, wenn man gleich Anfangs junge Aerzte waͤhl⸗
te, wuͤrden nicht für das kliniſche Lehrfach gebildete Maͤn⸗
ner zuruck kommen, wie gewaͤnne nicht die Heilkunde?
Wenn ja irgend einem wiſſenſchaftlichen Zweige Reifen nuͤtz⸗
lich und nothwendig ſind, ſo ſind ſie es dem Arzneyge⸗
lehrten. Unſere Spitaͤler, in denen wir uns zu lernen
prahlen, ſind Glashaͤuſer mit verkruͤppelten Exemplaren,
welche wirſbeſchreiben; die Tropenlaͤnder und fuͤdlichen Punc⸗
te jeder Richtung, alle Laͤnder beyder Hemiſphaͤren, ſind
der Schauplatz der wahren bildenden pathologiſchen Erſchei⸗
nungen der Natur. Wo iſt der Stolz der einſtigen Medi.
ein, die vergleichende geographiſche Noſologie? *
nicht eine Linie iſt fuͤr den Plan dieſes wichtigen Gebaͤudes
gezogen. Ich werde hoffentlich einſt Gelegenheit finden,
mich mit meiner Hydrophobie, Lepra und andern wicktigen
mediciniſchen Berichtigungen naͤher vertheidigen zu duͤrfen.
Alſo Aerzte, welche bey den Conſulaten angeſtellt
werden koͤnnen, wurden eine der größten Wohlthaten der
Levante ſeyn, wer dort krank wird, wie ich, dem ſey
Gott gnädig — oder der Todtengraͤber. Vor der Peſt üb:
eigens braucht man ſich nicht fo ſehr zu fuͤrchten, wenn man
einmal dort iſt. Die Quarantaine, welche die Europäer
daſelbſt veranſtalten, verdiente eine eigene Abhandlung und
Beleuchtung, indem ſie ſehr intereſſant, und vollkommen
ſicher iſt.
Wie leicht koͤnnte nun nicht dem Orden der barm⸗
herzigen Brüder, der biedern, ſtillwirkenden Menſchen—
freunde, welche das ſchwere Geluͤbde der Unterwuͤtfigkeit
und Reſignation zum Wohl der leidenden Menſchheit mit
1000 Opfern und Muͤhſeligkeiten bezahlen, eine heilbrin—
gende Anſiedlung in der Levante, und uͤberhaupt in allen,
von mediciniſcher Aufſicht entbloͤßten Gegenden, dargeboten
werden. Sind Kirchen, Capellen und Kloͤſter, Miffionsan:
ſtalten daſelbſt vorhanden, fo koͤnnen um ſo eher Spitäler
daſelbſt angelegt werden. Die Capitaͤns, welche alle Arten
von Victualien mit ſich führen, find die erſten, welche die
barmherzigen Brüder mit allen nur Erdenklichen verſehen
würden; wie ſehr ſie oft Huͤlfe benöthigen und eifrig fur
chen, davon kann man nur in der Levante eine gründliche Vor:
ſtellung haben. Welche Vortheile haͤtten dieſe Anſtalten zu⸗
gleich nicht fuͤr die Kloͤſter des Mutterlandes.
tung wuͤrde wechſelſeitig garantirt. Selbſt der rohe Tuͤrke
würde vor ihnen Achtung haben und Huͤlfe bey ihnen ſu⸗
chen. Ihre Errichtung waͤre in Alexandrien ſehr leicht, wo
man bereits ein Spital erbaut, und es den Francisca⸗
nern hat übergeben wollen, wie in Smyrna, welches fie
aber gar nicht moͤgen, aus klaren Urſachen. — Dieſes
Spital wurde aus dem Fonde gebaut, indem jeder
Franke einen ſpaniſchen Thaler zahlte; ferner muß ein jeder
Eapitän von 1 — 3 Thl. zahlen, bevor er die Anker lichtet.
— —
Jetzt cultisirt man nichts anders als die vergleichende Kno⸗
chenlehre, als ob dieſes das Einzige wäre, worauf ſich
das Heil der Menſchheit ſtuͤtzt.
8
Ihre Erhal-
1160
Die pßilantrepiſche Gefellſchaft, von welcher der dortige
oͤſterreichiſche Conſul ein Mitglied iſt — führt die Rechnun⸗
gen. Alle Conſulate tragen bey. Wie leicht und wie ger⸗
ne würde nicht der Orden daſelbſt aufgenommen werden,
und was für Sendungen an nothwendigen Erzeugniſſen
würde derſelbe nicht nach Europa an die Spitaͤler uͤberma⸗
chen, und dafür die übrigen nothwendigen Beduͤrfniſſe be
ziehen Eönnen?
Die Privaten, die Kaufleute und Capitaͤne waͤren
vollkommen hinreichend, dieſes auszufükren, und wirbem,
wenn es nur der Staat nicht verhinderte, von jelbft begin⸗
nen und erhalten, ſo wie es jetzt in Prag mit den Barm⸗
herzigen geſchieht.
Als in den Jahrgaͤngen nach dem Kriege ſo viele
Krankheiten berrſchten, und durch allerley Finanzfolgen das
Eigenthum des Spitals der Barmherzigen geſchmaͤlert wor
den war, dennoch aber des betraͤchtlichen Gebäudes wegen
auch eine zahlloſe Menge von Krauken, welche nicht zahlen
konnten, und auch nicht zu zahlen pflegen, zuſtroͤmte, ſo
kamen die Vorſteher dieſer Anſtalt bittlich um Unterſtuͤtzung
ein. Bald kam der Beſcheid, daß, „wenn ſie ſich nicht
ſelbſt zu erhalten im Stande waͤren, ſie ſogleich
aufgehoben werden ſollten.““ Nicht etwa nur das
Kloſter, ſondern auch die ganze Stadt Prag ſchlug dieſe
Nachricht furchtbar und empfindlich nieder. Das Geruͤcht
wurde bezweifelt, handſchriftlich beſtaͤtigt. Eine ſolche Bes
ſtaͤtigung vernichtete den Reſt von Achtung, und kalt trug
jeder dazu nach Kräften bey. Was thut der arme Dienſt⸗
bote, welcher mit einem armen Herrn das taͤgliche Brod
verzehrt, der für ihn, wenn er krank wird, nicht zahlen
kann; was fol man mit den armen Wandersmann thun,
der bettelarm iſt, um in das prahleriſche allgemeine Kran⸗
kenhaus, welches wir beleuchten wollen, aufgenommen wer⸗
den zu können, und den man auf der Straße finder? Was
der Geſelle aus fremdem Lande thun, der keine Anverwand—
ten hat, und beym Meiſter krank wird, welcher hoͤchſtens
den Traͤgerlohn ins Spital fuͤr ihn entrichten kann, und
mit feiner Familie ſich kuͤmmerlich naͤhrt? Dieſe Betrach—
tungen bewogen alle Zuͤnfte zuſammenzutreten. Die
Fleiſchhackerzunft, bey der man, ihrer gewoͤhnlichen Roheit
wegen, am wenigſten Gefuͤhl vorauszuſetzen pflegt, war die
erſte, welche ſich antrug, und ſowohl betraͤchtliche Geſchen—
ke machte, als auch abwechſelnd um einen ſehr billigen
Preiß die dießfaͤlligen Beduͤrfniſſe zu befriedigen verſprach.
Sodann die Übrigen. Die Bürger machten Collecten, kurz
man mechte fordern, was man wollte, alles wurde herbey⸗
geſchafft. Allein erſt wurden die großen Lücken bemerkt,
alles fand man nothwendig, der Dachſtuhl zum Theil, das
Pflaſter, die Wohnzimmer, die Betten hatten ſeit 100
Jahren manchen Schaden genommen. Dazu bedurfte es
nicht den Fond der Erhaltung, ſondern der Wiedererbau⸗
ung. Woher ſollte dieſer bezogen werden?
Die Schaar der Angeber und Spitzel, welche ſich
bemuͤhen, jeden Unbefangenen in ihr Netz zu ziehen, ihm
Dinge in den Mund zu legen, an die er nie dachte, um
ihm zu ſchaden und zu zeigen, daß ſie das viele Geld nicht
umſonſt ausſaugen, braucht hunderttauſende; Huͤffloſe abet
nichts! Wo die Noth ame größten iſt, iſt Huͤlfe am naͤch⸗
\
1161 k —
fin. Der ruhmwuͤrdige boͤhmiſche Adel angegangen und
unterrichtet von der uͤblen Lage und der ſchleunt 5 Noth⸗
wendigleit der Hilfe, trat unbewußt ünd prunklos zuſam⸗
men. In einem Privattheater, wohin nur der Adel Zutritt
hatte, wurde das Schilleriſche Stud, Maria Stuart,
der ganzen Stadt faſt unbewußt, in aller Stille, aber mit
einer ſolchen Vortrefflichkeit gegeben, daß Kenner an der
Moͤglichkeft einer ſolchen Aufführung auf oͤffentlicher Buͤhne
zu zweifeln begannen. Dreymal binnen einem Monat wur⸗
de es gegeben, und als man bey den großen Geſchenken
den Schluß hielt, ſo war der Eintritt ſo bedeutend ausge⸗
fallen, daß dem Kloſter der barmherzigen Bruͤder 22,000,
ſage zwey und zwanzig tauſend Gulden C. M. uͤbergeben
wurden, wodurch ungefüumt, um der billigſt akkordirten
Preiß, bey allen Arten von Handwerkern der Stadt, und
in kurzem, die entſprechendſten Veraͤnderungen dergeſtalt
vorgenommen und ausgefuͤhrt wurden, daß man fie mit⸗
telſt der doppelten Summe — bey Aerarialgebaͤuden —
nicht auszuführen im Stande geweſen wäre. So rettete
der Edelmuth eine ſo nothwendige menſchenfreundliche An—
ſtalt, und ſo erhaͤlt er ſie.
Das allgemeine Krankenhaus, welches aus den vies
len eingezegenen, einzelnen, wohlthaͤtigen Stiftungen und
Spitaͤlern errichtet worden war, hat in ſeinen Finanzen un⸗
endliche Verluſte erlitten, und beträgt kaum den Aten Theil
ſeiner ehemaligen Dotation. Seine Lage iſt zu dieſem
Zwecke ſehr vortheilhaft, doch das Gebaͤude, ein ehemali—
ges Frauenkloſter, nur deßhalb dazu beſtimmt worden, und
ſchlechterdings für die große Volkszahl von 80,000 Men:
ſchen, welche Prag beſitzt, unzureichend. Es iſt zu ſchmal,
übel gebaut, noch ſchlechter dazu eingerichtet, und die Ab⸗
tritte fo übel angebracht, daß fie durch das ganze Haus
und an allen Hauptſtiegen einen unleidlichen Geſtank ver⸗
breiten. Das Kloſter der barmherzigen Brüder hat nicht
die vortheilhafte Lage, allein es iſt doppelt ſo groß und
zweckmäßig dazu vorgerichtet. Die Buͤrgſchaft eines anſaͤſ—
ſigen Buͤrgers zur Zablung fuͤr die ganze Zeit der unbe⸗
ſtimmten Dauer der Krankheit iſt bey dem allgemeinen
Krankenhauſe dazu nothwendig. Dieſer Umſtand, daß man
zahlen muß, um Aufgenommen zu werden, empfiehlt es nur
fuͤr eine beſondere Claſſe von Krankheiten und Perſonen, fuͤr
Familienglieder im Fall der Operationen, und fuͤr jene,
welche einer beſondern Aufſicht beduͤrfen. Der Umſtand,
daß daſelbſt die kliniſchen Vorleſungen gehalten werden,
ſichert ihm den unwederſprechlichen Vorrang, allein dieß iſt
ein um fo größerer Vorwurf über die vorhandenen Mängel,
indem felöft die dortige Bibliothek durch Privat-Collecten
gegründet und erhalten werden muß.
Alles dieſes fuͤhrt die Nothwendigkeit mit ſich, den
Armen, welche nicht zahlen koͤnnen und fuͤr die Niemand
ſich verbürgen kann, im Falle der Krankheit, Unterkemmen
zu verſchaffen. Sie muͤßten alſo auf der Straße liegen
bleiben, gäbe es nicht — barmherzige Brüder. — Von Rechts
wegen ſollte im allgemeinen Krankenhauſe gar nichts gefor⸗
dert werden, denn auch die paar Gulden fallen einem Un⸗
bemittelten ſchwer, und beeinträchtigen den Zweck der Kranz
kenanſtalt, welches wenigſtens allgemeines Kranken
haus „für Zahlende“ genannt werden ſollte. Was
AI ſis. 1822. Heft XI.
—
1162
nützt eine Krankenanſtalt, wo man zahlen muß, dem all⸗
gemeinen Beſten? Eben ſo wie eine Armenanſtalt, in wel⸗
cher ihre Bewohner zur Zahlung ans halten wurden! Man bes
kommt wohl im Krankenhauſe einen Platz; aber es ſteht nichts
für die unendliche Lauferey und Plackerey. Ich kannte ſelbſt
2 Perſonen, welche bereits ſchon verſtorben waren, ehe
man ihnen in 2 Tagen die Exlaubniß der Aufnahme
brachte.
Die Bewohner Prags werden daher ſtets fortfahren,
das Spital der bar mherzigen Bruͤder zu unterſtützen, weis
Männer, die ſich mit einem feyerlichen Gelübde verpflich-
tet haben, fuͤr das Wohl der leidenden Menſchheit zu ſor⸗
gen, Charakter beſitzen, um in ihren Pflichten keiner Erinne⸗
gungen zu bedürfen, und die Bemühungen ihrer Arrzte une
endlich unterstützen, inzwiſchen im allgemeinen Krankenhau⸗
ſe ſchlecht bezahltes Weibsvolk, welches ohne Bildung, al⸗
ler gehandhabten Strenge ungeachtet, zu keiner ordentlichen.
Pflichtleiſtung, ſchon als alte Weiber, zu beingen iſt, un-
ter ſtetem Hader und Geſchwaͤz — ſich leicht bedeutende
Fahrlaͤſſigkeiten zu Schulden kommen läßt, und dadurch,
weil Manner um dieſen geringen Sold nicht dienen koͤn⸗
nen, die Bemuͤhungen der beruͤhmteſten Aerzte nicht ſelten
eite! ;
Daß nun den Conſulateinrichtungen in der Levante
Beendigung dieſer Revolutionen eine neue Reform
gegeben werden muß, iſt dringend nothwendig, denn ich
habe es mehr als einmal erfahren, daß ſolche unerlaͤßlich
ſey. Jetzt wird die Nothwendigkeit um fo mehr hetvortre⸗
ten, weil die Tuͤrken die Europaͤer verachten werden, und
deßhalb unabhaͤngige Männer von Charakter auch in den;
kleinen Orten, wo fie am allernothwendigſten find, auwe⸗
ſend ſeyn muͤſſen, die aufzufeiſchenden Capitulationsarti⸗
kel aufrecht zu erhalten.
Die unbaͤndige Rohheit, der Fanatismus der Tuͤrken,
welcher 4 Jahrzehnde ſchlummerte, iſt ſchrecklich erwacht,
und bleibt laͤngere Zeit andauernd, ſo daß die vorigen Ver⸗
haͤltniſſe der Ruhe und die Vorthei le fuͤr den Handel nicht
ſo ſchnell wieder zuruͤckkehren. Werden die Griechen, wel⸗
ches ſolchergeſtalt wahrſcheinlich wird, vernichtet, fo erhal⸗
ten die handelnden Nationen Europas um fo größerem
Spielraum. Denn der thaͤtige, ſpeculalive Grieche ſammelte
ſich auf jener Koſten unendliche Reichthuͤmer. Binnen 25
Jahren hätten die Griechen halb Wien gekauft, alle ſchoͤ⸗
ne Häufer gehören ihnen, Trieſt gibt im Garciottiſchen
Palais ꝛc. ein gleiches Beyſpiel. Woher kommt die Ueber-
handnahme der Griechen in Wien, offendar nur von un⸗
fern mangelhaften Kenntniſſen Griechenlands, feiner Produc⸗
te, und den außerordentlichen Schwierigkeiten, Paͤſſe zu
erhalten; dann auch von dem Umſtande, daß die bey wei⸗
tem groͤßere Anzahl der Agenten keine geborne Oeſterreicher,
ſondern — Sriechen waren und man ſich um keinen
Activhandel kuͤmmert. Jetzt iſt der Zeitpunct gekommen,
wo man auf den Truͤmmern eines leider mit und ohne ſei⸗
ne Schuld zu Grunde gegangenen, oder wenigſtens ſehr
gedehmuͤthigten Volks, die benoͤthigte Emporbringung des
oͤſterreichiſchen Handels, wenn man will — dadurch dauer⸗
haft gründen kann.
bey
73*
1163
Meine Pflicht, fuͤr jenes Land auf einem Standpunc:
te zu ſorgen, welches mir mein Daſeyn gab, wird mich
für die moͤglichen Unannehmlichkeiten diefer Auffaͤtze troͤſten.
Es iſt indeß Strafe genug für mich, wenn ich neuen Ge:
fahren auf einer 2ten Reife, entgegengehe, im Fall ich wel:
che verdiene. Zum Wohl des allgemeinen Beſten muß es
zuweilen immer einige geben, welche außer Opfern noch
Verfolgungen uͤber ſich nehmen, ſonſt gaͤbe es auch keine
Soldaten. Wuͤnſchen moͤchte ich, der Referent, ein Din—
tenkleks der Menſchheit, der Soldaten * und Reiſende nicht
leiden kann, moͤchte einmal vom Todtengraͤber-Streuſand
beſtreut und ausradirt werden, aus der ſchoͤn geſchriebenen
Liſte edler Menſchen meines Vaterlandes und unſeres
Staates. i
Ich begreife nun gar nicht, wie der mächtige H. —
— th. in Wien, den Feind der öfferreichifhen Nation
nicht ſchon laͤngſt unſchaͤdlich gemacht hat, wahrſcheinlich
deßwegen, weil der Wurm an einer Eiche lange zu nagen
hat. Der Referent will auch die Quarantain - und die Con-
tumazzeit verfürzen; was wuͤrde er aber dazu ſagen, daß
die Peſt ſich nach einem Jahre im Menſchen ſelbſt entwi⸗
ckelt, der von ihr einmal angeſteckt war, ohne daß ſie bey
ihm zum Ausbruch gelangte. Seit der Einrichtung der
ſtrengen Quarantaine hat in Marſeille, in Spanien, im
Neapolitaniſchen (Nolg); auf Malta, die Peſt um ſich ge—
griffen; nur auf der großen Vormauer Deutſchlands von
Siebenbuͤrgen bis Dalmatien, die weit mehrere Beruͤh—
rungspuncte darbietet, brach ſie nie durch. Dieß iſt allein
der weiſen Einrichtung an der Mllitaͤrgraͤnze und der mili—
taͤriſchen ſtrengen Aufſicht zuzuſchreiben, welche jeder dank—
bar erkennen und wuͤnſchen wuß, daß fie immer auch fo
ſtreng gehandhabt werde. In den oͤſterreichiſchen Handels:
ſtaͤdten iſt die Einrichtung zu ſchlaff, fie kann ſchaͤrfer und
zweckmäßiger ſeyn, ohne den armen Handel zu beeintraͤchti⸗
gen. Das Trieſter Lazereth iſt für Schiffe bequem, aber
als Contumaz-Anſtalt hoͤchſt unzweckmaͤßig. Die Bereifung
der Levante durch einen geſchickten Mann, und dann jene
der europäifchen Lazarethe, auf Koſten des Staates, iſt
unumgänglich nothwendig. Keine gründlichen Verbeſſerun⸗
gen und Einrichtungen ſind ohne den erſtern zu hoffen.
Einſtweilen troͤſte uns der Gedanke, daß wir noch kein Un⸗
glück dieſer Art erfahren haben.
Ganz anders benahm ſich der unvergeßliche Dan
Swieten, der wuͤrdigſte Schuler feines unſterblichen Mei:
ſters. Die große Kayſerin Maria Thereſia, zugleich eis
„ Sonſt würde er das vortrefflich angelegte Joſephinum,
welches zum Wohre des armen, allen Bedränggiſſen und
Muͤhſeligkeiten ausgeſetzten Soldaten gegründet iſt, nicht
zu unterdrücken, ſondern zum Wohl von einer halben Mil⸗
lion blutvergießender Männer, auf den hoͤchſten Gipfel
der Vollen dung und Zweckmaͤßigkeit zu erheben ſuchen.
Denn er felbit hat den Militaͤraͤrzten in den Hauptftädten
zu praftiziren verboten; was a lſ o für ben ſtubenſi⸗
benden Bürger gefährlich iſt, iſt fur den, al⸗
len Kriegsgefauren preisgegebenen V ater
landsvertheidiger gut genug? Der Milttärarzt
theilt mit dem Soldaten die Gefahr im Kriege, die Epi⸗
demien und Spitäler hat er gratis; er ſoll alfe auch glei⸗
che Ehre genießen.
A
1164
ne fromme Frau, durchblickte die Rechnungen des Spitals
und die Koſten der Medicamente. - Lieber Van Swie—
ten „/ ſprach dieſe Landesmutter, „die Medieinen ko⸗
ſten aber ganz entſetzlich viel Geld, kann er denn
nicht hin und wieder wohlfeilere anſchaffen und
brauchen?“ Van Swieten antwortete: „Eure
Majeſtaͤt haben zu befehlen; wie es aber dann mit
den armen Kranken ſtehen wird, weiß ich nicht.!
„Vein, nein, lieber Day Schwieten,“ ſprach die
Rapferinn, „es war nicht fo gemeint, ich dach⸗
te nur fo. Wende er nur die Medicinen fo an,
wie vorher, und ſollte es nicht zureichen, ſo gebe
ich auch von meinem Nadelgelde dazu.“
Marſeille, den 16. Julius 1822. nl N
FEranz Wilhelm Sieber.
Ueber meine Reiſeunternehmungen.
Die Entwürfe über die zu unternehmenden Reifen
find mit Hülfe einer Charte leicht gemacht, der Finger ge:
horcht der Phantaſie, welche über Meere, Fluͤſſe und Ge
birge mit gleicher Geſchwindigkeit dahin gleitet; kein Wit
derſtand, Feine Muͤhſeligkeiten, keine Verluſte erinnern den
Traͤumenden, daß die Wirklichkeit eine Enttaͤuſchung herz
beyzuführen im Stande ſey.
Ich hatte das beſondere Gluͤck, mich indeffen faſt ims
mer vom Schickſal verſchont zu ſehen. Es hat einen eige⸗
nen Charakter, „es erhebt den Penſchen, wenn es
den Menſchen zermalmt,“ und druͤckt ihm, je öfter er)
auf dieſe Weiſe unter feine Hände geräth, denſelben auch“
immermehr auf. Iſt man auf dieſe Art mit den Ereigniſ⸗
fen, bey Entfernungen von feiner Heimath, vertraut gewor-
den, ſo greift man leichter ein, und wird nicht ſo leicht irre.
Da mir alle Verſuche, von meiner vorigen Neife Res
chenſchaft zu geben, vereitelt worden waren, faßte ich den
Entſchluß, auf mehrere Jahre meine Vaterſtadt zu verlaſ—
fen, und entfernte Gegenden aufzuſuchen, deren Unterſuchun⸗
gen die Neugierde um ſo mehr erwecken mußten. 85
Herr Silſenberg befindet ſich ſeit dem 3. July 1821
auf Isle de France, hat große Sammlungen gemacht,
und nach den erſten 3 Monaten bereits einen Transport
abgeſendet, welcher ſo eben in Marſeille angekommen iſt,
und getrocknete Gewaͤchſe, Saͤmereyen, Inſecten, Vogel,
Conchylien und botaniſche Werke aus Oſtindien enthält.
Herr Silſenberg wird ſich nun mit einem neu angekom—
menen Begleiter, ſogleich nach meiner Ankunft, nach dem
Vorgebirg der guten Hoffnung begeben, einen Garten dort
anlegen, und etwa 3 — 4 Jahre daſelbſt bleiben (1).
Sein jetziger Gefaͤhrte Wenzl Bojer hingegen wird mit
den lebenden Gewaͤchſen aus dem Garten von Pampel⸗
mouffes auf Iste de France ſich mit unſerm ͤuͤckgehen—
den Schiffe nach Bourbon begeben, woſelbſt er neue Samme
lungen machen, die meinigen aufnehmen und im Februar
1823 nach Europa zurückgehen wird; dort kann er im May ans
kommen, und von Havre nach Hamburg abgehend, auf der
Elbe im Auguſt über Dresden in Leitmeritz eintreffen
von wo aus die Sammlungen auf der Achſe verla—
1165
den, nach der Herrſchaft Neuſchloß S. H. des Grafen
Vincenz Raunitz uͤberbracht werden. 8
Die Gegenſtaͤnde, welche ankommen ſollen, find La-
tania rubra, borbonica, nivea, Sagus Ruffta, Areca
olerucea, Catechu, Lodoicea Sechellarum!!! welche
bis jetzt nicht nach Curopa gekommen iſt. Die beyden Ar-
tocarpus.ineisa und interrifolia, der Muſcatnuß⸗ und
der Väͤgeleinbaum, Dimocarpus Lilchi, Barringlo-
niaspeciosa, Bromelia korrida, Nepenthes destillato-
ria, Pandanus sylvestris etc., eine Sammlung, welche
4000 Thl. an Werth betragen wied. Dann die getrockne—
ten Pflanzen und Saͤmereyen ꝛc.
2. Herr Silſenberg geht gleich nach unſerer An—
kunft von Iste de France ab, welche Inſel er in jeder
Hinſicht beobachtet, beſchrieben, und aufgenommen hat,
und ſeine dießfaͤllige Reiſebeſchreibung eben fo in 2 Abthei—
lungen bringen wird, ſo wie es mein Verſuch über Creta
gezeigt hat. Von ſeiner Aufmerkſamkeit, dem richtigen
Blick und einem leichten und ſichern Auffaſſungsvermoͤgen,
wird ſich, bey einer angenehmen Darſtellung und vielen Vor—
kenntuniſſen, ein intereſſantes Werk hoffen laſſen, wobey wir
uns freuen, die Reihe von Reiſebeſchreibungen, welche mit
obigem Verſuche über Creta eröffnet worden iſt, fortgeſetzt
zu ſehen. Sein Aufenthalt am Cap wird ihn in den Zu—
ſtand verſetzen, uns dieſe Flora in Herbarten ſowohl, als
in intereſſanten, ſchriftlichen Beytraͤgen mitzutheilen.
3. Franz Rohaut, Gaͤrtner, welcher im Septem—
ber 1821 nach anderthalbjaͤhrigem Aufenthalte in Martinique
mit vielen Seltenheiten zuruͤckgekommen war, iſt mit ſei—
nem Gefaͤhrten, Joſeph Schmiedt, nach dem Senegal abge—
gangen, wohin er ſich ſchon wieder am öten May in Mar:
ſeille eingeſchifft hatte. Ende October erwartet man bereits
von da ſeine erſte Sendung. Der' Senegal erleichtert,
ſo wie der Wil, zur Zeit ſeiner Schwellung, die Fahrt
ſtromaufwaͤrts, und da ſie am Senegal ſo eben eingetreten
iſt, ſo wird ſich derſelbe auf gleiche Weiſe ein Schiff mie⸗
then, und bis Galam, 100 deutſche Meilen aufwärts jah:
ren, indem er durch bie Guͤte des dortigen Gouverneurs
unterſtuͤtzt wied, an welchen er durch deſſen Freund und
ausgezeichneten Botaniker Herrn J. Gay (Secretaire de
la Chambre des Pairs de France) beſonders empfohlen
worden iſt. Die ganze Fläche zwiſchen dem Gambia und
dem Senegal bis gegen Tombuctu, ſo weit man nehmlich
vordringen kann, ſteht ihnen offen, noͤrdlich iſt die Nation
der Mauren, mit denen er, noch von der Levantiner Reiſe
her, einiges Arabiſch ſprechen kann, und fi feine Excurſi⸗
onen dahin ſelbſt erleichtert. Bey dem Hinauffahren tritt
er zu beyden Seiten des Fluſſes aus, und wird daher, da
der Senegal, ſo wie Aegypten, ein Stromthal iſt, die gan—
ze ausgezeichnete Flor erhalten. Dann wird er nach halb—
jähriger Ruͤckkunft Cap Verd und vielleicht Sierra Les
ona beſuchen, bis ihm neue Fonds zufließen und derſelbe
nach Cajenne hinüberfahren kann. Einſtweilen wird fein
Gefaͤhrte Schmiedt ſich mit lebenden Gewaͤchſen und Thie⸗
= nebſt allen übrigen Seltenheiten nach Europa zuruͤckbe—
geben.
4. Herr Döllinger, Gaͤrtner, ſehr geuͤbt in feinem
Fache, reiſte mit mir von Carlsruhe nach Paris. Er
> “ .
1166
iſt der jüngere Sohn des beruͤhmten Profeſſors Doͤllinger,
Seniors (e) der Univerſitaͤt zu Wuͤrzburg ꝛc. Er ſollte mit
nach Isle de France abgehen. Indem ich bemüht gewe /
ſen war, einem meiner Nationalen einen beſſern Platz in
Paris zu verſchaffen, traf ſich's, daß der Gouverneur am
Senegal einen geſchickten und gebildeten jungen Mann
als Gärtner oder Directeur d' Agriculture mit 1800 Fr.
Gehalt, Reitpferden, 3 Negern zur Bedienung ze. ſuchte.
Aus Mangel an hinlaͤnglicher Kenntniß der franzoͤſiſchen
Sprache, konnte jener einen jo vortheilhaften Poſten nicht
annehmen, und tauſchte daher mit H. Döllinger — welcher
mit einem koͤniglichen Schiffe dahin abgehen wird, in der
Geſellſchaft des Gouverneurs bleibt, und die Anlagen in
der Colonie leiten, und verſchiedene Cultur-Verſchlaͤge ma-
chen wird. Auf alle Weiſe beguͤnſtigt, wird er in den
freundſchaftlich geſinnten Negerſtaaten überall Zutritt haben,
und uns daher, wegen feiner mancherley Nebenkenntniſſe,
mit einer Beſchreibung des Senegals beſchenken. Da er
an keine Zeit gebunden iſt, Senegal ſehr nahe liegt, fo
kann er jedesmal, wenn das Klima ſeiner Geſundheit nich
entſprechen ſollte, weit leichter zuruͤckkehren. Er hat mit
zugeſichert, feine Sammlungen, lebende Pflanzen und Thies
re ausgenommen, nach Prag zu bringen, wofuͤr ich ihm
zur Bereicherung ſeiner Sammlung alle meine Duplicate
uͤberlaſſen werde.
5. Durch einen Mißverſtand verleitet, reiſte Herr
Franz Wrka aus Mähriſch-Budwitz gebuͤrtig, zu Pa⸗
ris in einem Garten beſchaͤftigt, mir wenige Tage bis
Marſeille nach. Durch ſeine ploͤtzliche Nachkunft in Ver—
legenheit gebracht, ſuchte ich ihm anfaͤnglich einen Poſten
daſelbſt, in Toulon oder Montpellier, zu verſchaffen,
allein vergebens. Zur Ruͤckreiſe konnte er ſich nicht ent—
ſchließen — — weil er ſeinen Platz aufgegeben hatte, und
es leider bekannt war, er ginge mit auf Reifen, Die beſonde—
re Unterſtuͤtzung, welche er von Seiner Hochgebohren, dem
Grafen Maximilian von Wallis genieft, machten mir
es moͤglich, ihm einen Antheil meiner Reiſeſumme abzutre⸗
ten, und ihn vorlaͤufig uͤber Guadeloupe nach Cajenne
zu ſchicken, um den H. Franz Rohaut vom Senegal das
ſelbſt zu erwarten. Seine beſondere Geſchicklichkeit und ein
ausgezeichneter Fleiß, welcher in ſolchen Fällen das wichtige
ſte auf Reifen iſt, wird ihm hoffentlich bey feiner Nachhan—
ſekunft zur Ehre gereichen. Seine Bemerkungen duͤrften in
mancherley Hinſicht einen intereſſanten Stoff zur nähern
Kenntniß der dortigen Länder abgeben, da feine Vorkennt⸗
niſſe und Erfahrungen mich berechtigen, ein gehaltvolles
Journal zu hoffen, welches zu den Relationen über ſaͤmmt—
liche Reiſen dienen wird. Seinen Transport wird er nach
Prag ſenden, und lebende Gewaͤchſe und Thiere in der Aten
Sendung mit aus Cajenne ſelbſt uͤberbringen.
6. Ich ſelbſt begebe mich jetzt (den 15. Aug.) nach
Isle de France, woſelbſt ich nach allen Umſtaͤnden in der
Mitte November anzulangen hoffe. Bojer, dem es Ion
bekannt iſt, geht ſogleich nach Europa zuruͤck, Hilſenberg
nach dem Cap, und mit meinem sten Gefährten, den ich
mitbringe, ziehe ich mich nach der Inſel Bourbon, welche
ich vor Ablauf eines vollen Jahres nicht verlaͤſſen werde —
ſodann ziehe ich Erkundigungen über Madagaskar ein, ber
1167 =
ſuche es in der guͤnſtigſten Jahreszeit, und werde ſogleich
bey meinem Antritt aus Land die Ebene verlaſſen, und
ſchleunigſt eine Anhöhe beziehen; die Reife in das Innere
der Gebirge aber, wo die Luft geſund iſt, werde ich mit ei⸗
nem freyen Madagaskarier, welcher auf Reunion oder
Bourbon durch franzoͤſiſche Sprache und Sitten gebildet
worden, machen. Fortſetzungen meiner Reiſe koͤnnen,
nur nach glücklicher Beendigung dieſer beyden Entwürke,
fh auf Ceylon, die lukken und Neuholland
erſtrecken. Veraͤndern ſich meine Pläne, fo it der Bota—
niker darüber in der geringſten Unruhe. Auch dießmal werde
ich vom Schickſal alles erhalten muͤſſen, denn feine Gunſt ſetze
ich auf eine harte Probe. „Audauces fortuna adjuvat
A timidos repellit,“ das heißt deutſch: Wer in frem⸗
den Säckel greift, kann leicht reiſen.““ Ich aber
halte dafür, die Alten hatten nicht Unrecht, die Aſtrologie
zu betreiben, denn auch in unſerer Zeit „dependet omne
ab astro.“ — Indem ich dieſes ſchretbe, liegt mein Ser
faͤhrte im hitzigen Fieber krank; ob ich ihn mitnehme, iſt
dem gegruͤndetſten Zweifel unterworfen. H. Carl Zeiher
in Schwetzingen konnte keinen Paß bis jetzt wieder erhalten,
da das Original verloren ging, und wird daher ſchwerlich
eintreffen.“ Die Luft in Marſeille iſt eben nicht die beſte,
meine Krankheit uͤberſtand ich nach 14 Tagen gluͤcklich; ady⸗
namiſche, eigenthümliche Fieber, welche gerne in eine pu-
tricla bey dieſer großen Sonnenhitze uͤbergehen, herrſchen
hier. Hunger und Limonade toͤdtet ſie.
Marſeille, den 4. Aug. 1822.
S. W. Sieber.
Oeſterreichiſche Weltumſegelung.
Die Expedition, welche unter dem Capitän Pöltel
mit zwey oͤſterreichiſchen Schiffen aus dem Haven von
Trieſt nach Canton in China abging, iſt groͤßtentheils
dem Zwecke ihrer Deſtimmung zu wider, mißgluückt. Sie
ging bekanntlich im Octoßer 1820 dahin ab. Zuerſt verlor
fie den Baron Schimmelpenning, dem die ganze Ex⸗
pedition anvertraut war, ſchon unter der Linie. Capitän
Poltel, unſtreitig der geſchickteſte oͤſterreichiſche Seecapi⸗
taͤn, war ſchon ſterbenskrank in Rio- Janeiro angekom—
men, und die ganze Schiffsmangfchaft beklagte ſich über
den für Canton beſtiamten Conſul, welcher zur Bequem:
lichkeit des oͤſterreichiſchen, dis in dieſe fernen Gewaͤſſer aus:
gedehnten Handels unentbehrlich geworden war, und 5000
fl. C. M jahrlichen Gehalt bezog, ſehr bitter, fo daß ſchon
in Rio Janeiro der anweſende kaiſ. Befandte jenen zur
Rede zu ſtellen hatte, welcher fo een oͤſterreichiſche Natio⸗
nalen — zu beſchützen beordert worden war. Die Cholera
morbus griff um ſich, und ehe die beyden Schiffe in Java
ankamen, war faſt ſchon die Haͤlfte der Schiffsmannſchaft,
darunter auch der Gärtner Bohms, gestorben. Die Aus:
duͤnſtung des Queckſilbers, womit beyde Schiffe beladen
waren, hatte das Ungluͤck manches Paſſagiers verurſacht,
„ SE gluͤcklich angekommen, und macht die Reiſe mit:
% 1168
und war wohl auch vorhinein die Urſache, daß deshalb keit
ne Weltumſegelung veranſtaltet, und der wahre, jedoch wehl
ſchwerlich begünſriate Zweck nicht verborgen gehalten wur⸗
de. Dieſe Reife wäre, wenn ſich ein wiſſenſchaftlich
Gebilbeter diefes Zweckes angenemmen hätte, die erſte
(leicht ausführbare und für die Wiſſenſchaft ſehr erſprießli⸗
che) W. umſegelung der öͤſterreichiſchen Marine geweſen,
und hätts ſteh doch guch nun den Ruhm, weſcchen ſich alle
Nationen, welche Häven, eine anfehnliche Marine und See⸗
macht beſitzen, bereits erworben haben, gleichfalls verſchaſſt.
Zwey Fünfeheike der Reiſe um die Welt reichen bis Can⸗
ton, wer andere Fuͤnftheile um das Cap Sorn bis Bue⸗
nos Ayres (diefe werden wieder nun unnütz zuruck 98
wacht), das letzte Funfth il wäre von Buenos Ayres
über: Janeiro nach Europa geweſen, und hätte den Peſt
der Gſterreichiſchen Natucforſcher nebſt allen Seltenheiten
mit nach Europa gebracht. Das Cap Sorn iſt fo
furchtbar nicht; alle Schiſſe nach Cima umfahren es und
der file Ocean iſt gutmüthig. Nach meiner unmaßgebli⸗
chen Meynung war dieſe ganze Unternehmung nicht ganz
gut entwerfen und berechnet gewefen. Ein paar Natur⸗
forſcher, welche zu Schiffe keine großen Unkoſten verurfas
chen, haͤtten mitgehen koͤnnen, und aus Liebe dazu etwas
auch vertragen; man hätte aber füglich keine einheimiſchen,
ſondern abgehaͤrtete engliſche Matroſen, wenigſtens gemiſch⸗
te, mitnehmen ſollen. Die anjtigen, jo kraͤftig als fie find,
7
7
waren nie in heißen Zonen, ſondern blieben immer im mit⸗
telländifhen Meer. Das Commando iſt kein Hinderniß.
Ich ſah engliſche Matroſen auf arabiſchen Schiffen. Die
große Sparfanıfeit, welche auf den Schiffen herrſchte, trug
auch viel zum Tode fo vieler Menſchen bey. Geſchick⸗
te Aerzte ſollen gefehlt haben; alle naturhiſtoriſchen Samm⸗
lungen des verſtorbenen Gaͤrtners Bohms wurden mit zu⸗
gleich aus uͤbertriebenem Eifer ins Waſſer geworfen, da die
Ruhr boͤsartig ſoll geweſen ſeyn; und ſomit wird, fo viel
man ſich davon auch anfänglich verſprach, dieſe ſonſt fo
leicht, wie James Cooks hoffnungsſchwangere, angetretene
Weltumſeglung, weder der Wiſſenſchaft noch der Hand⸗
lungsſpeculation großen Nutzen bringen.
Paris, den 3. Juny 1822. 3
5. W. Sieber.
Ueber den herrſchenden Unfug auf teutſchen
Univerſitaͤten, Gymnaſien und Lycaͤen,
oder: 8 Fr
Geſchichte der akademiſchen Verſchwoͤrung gegen
Koͤnigthum, Chriſtenthum und Eigenthum.
Von Barl Moriz Eduard Fabritius,
ehemaligem Stiftskapitularen zu St. Guido und Johann in Speyer,
nunmehr großherzog!. badenſchen Bibliothekar in Bruchſal,
Maynz 1822, gedruckt auf Koſten des Verfaſſers bey Joh. Wirth,
Vitam impendere vere. Juvenal. 8, 191.
Dieſe Schrift wurde uns als etwas ſehr Gefährliches
angezeigt, als etwas, welches der ganzen eurepäilchen Bil.
dung Einhalt thun Fönnte, Wir ließen fie daher kommen;
1169
beym flüchtigen Durchblaͤttern ergößten uns die vielen co—
miſchen Stellen aus dem vorigen Jahrhundert, in welchem
der Verfaſſer ecken geblieben iſt, dermaßen, daß wir uns
fern Leſern einen gedraͤngten Auszug aus dem Büchlein
wollten machen laſſen. Bey der ordentlichen Durchleſung
der Diatribe aber fanden wir nichts als eine Capueinade,
ausgeheckt in einer dunklen Kloſterzelle, in welche das
Licht, welches die Welt beſcheint, nicht dringen kann. Den
armen Capuciner plagen Erſcheinungen aller Art. Ueber-
all ziſchen Geſpenſter von Verſchwoͤrungen ihn an; mehrere
wollten ihn ſchon erdroſſeln. Er ſchreit um Huͤlfe; er ruft
Kayſer Könige und Fürſten um fein Lager, und bittet fie
flehentlich, ihn vor den Ungeheuern zu ſchuͤtzen. Mit den
Fingern deutet er auf fies Seht ihr denn nicht, wie fie
da grinſen? dort laͤuft einer mit einer Krone davon; hier
zerreißt einer ein Adelsdiplom; dort ſteckt einer einen Altar
an; weiter frißt ein Anderer ein Stuck Menſchenfleiſch;
nun kommt er auf mich zu, o weh! nun fletſcht er die Zaͤh—
ne gegen mich, er greift mich. Huͤlfe! Huͤlfe! — Was war
das? bin ich aufgewacht? ſie ſind fort, habt Dank, habt
großen Dank, ihr habt fie vertrieben! nun werden wir Ab
le gluͤcklich und ruhig leben; die Univerfitäten find todt,
die Gymnaſten ſtecken in den Kloͤſtern, die Lycaͤen ſind in
der Rumpelkammer, und wir ſind gefuͤrchtet. Niemand ſoll
von nun an mehr lernen und wiſſen, als ihm gut iſt; das
goldene Zeitalter bricht an, die Welt iſt ruhig. Mich er—
greift ein himmliſch Ziehen, die Engel hoͤr' ich ſingen; hin—
auf! hinauf! Schon ſind die Wolken unter mir, das Thor
ſteht offen, bravo mein Freund Petre! auf Sechſen fahr'
ich ein, der Himmel macht Parade, ſchon wird geladen!
Gott! welch ein Knall! was war das? wo bin ich?
Frater, gib mir zu eſſen.
Bey dergleichen Server lc eiungen wundern wir
uns nur, daß es noch Leute gibt, welche den tief angeleg—
ten Plan nicht einſehen, der dahin geht, die Regierungen
zu harten Schritten gegen ihre Voͤlker zu verleiten, um
dieſe zu Unordnungen zu reizen. Iſt einmal Europa in
Unordnung, dann wird es ihnen klar werden, warum die
Comoͤdien geſpielt worden. #
Damit man indeffen wiſſe, wer Herr Fabritius iſt,
ſo ſtehe das Ende ſeines Buͤchleins hier.
„Kurz! der gegenwaͤrtige Weltſtand iſt und koͤnnte in
keiner bedenklichern Kriſe ſeyn als jetzt. Die ſtaͤrkſten Ban—
de der Geſellſchaft ſind zerriſſen, oder doch ſo morſch und
locker, daß ſie von ſelbſt reißen. Wehe uns! die armen
Sterblichen, die ſonſt ſo ruhig und friedlich mit einander
lebten, fangen, verleitet von Unruhſtiftern und Döfer
wichtern, — an, ihren Heerd und ihr Vaterland mit eige—
ner Hand zu zerſtöͤren, und einander abzuwuͤrgen: damit
fie humaniſirt und civiliſirt werden.
Die ſchrecklichſte Strafe von oben iſt, wenn die Gott—
heit aus gerechtem Verhaͤngniß die Menſchen nicht bloß
ihren Irrthümern preis gibt, ſondern ſie auch ihre eigenen
Verbrechen, wenn fie zu laut vor Gottes Thron fehrenen,
durch ſich ſelbſt, ohne ordentliche Unterſuchung und Rich-
terſpruch, beſtrafen läßt; dann fahren ſie grimmiger
und grauſamer wie die wildeſten Beſtien, Tyger, Löwen,
Isis 1822. Heft XL
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Hlaͤnen über einander her, zerfleifchen ihre eigenen Einger
weide, und hören nicht eher auf, bis fie ſich entweder
alle ſelbſt abgewuͤrget haben, oder der noch auf dem
Kampfplatz uͤbrig gebliebene Theil unter der Fuchtel des
Milztaͤrdeßpotismus wieder an Zucht und Subordination
gewoͤhnt wird. Dieſes iſt der Weg, den die Vorſicht mit
ansgearteten Voͤlkern einſchlaͤgt, wenn keine Gothen und
Vandalen mehr da find, verdorbene Menſchenſtaͤmme zu
beſſern. Bey unheilbar verdorbenen Voͤlkern und
Nationen treten phyſiſche Zerftorungen ein. Solche
nimmt der Herr darum mit ihnen vor, damit aus ihnen
aͤhnliche Nachkommen entſpringen, die, den beſtehenden
Naturgeſetzen gemäß, boͤſe und ungluͤcklich werden müßten,
ohne im Gleichgewicht der freyen Wahl geweſen zu ſeyn.
Dieſes zuzulaſſen, ſtritte wider ſeine heilige und guͤtige
Vorſehung. Akademiſche Gelehrten und beſonders Diejeni⸗
gen, die ſich im ausnehmenden Verſtande Philoſophen nen—
nen, ſollten hier, wie überall, den ſelbſtſuͤchtigen Trieben
der Menſchen entgegen arbeiten, irrige Meinungen berichti⸗
gen, und andern mit gutem Beyſpiel voran gehen. Aber
die meiſten thaten von jeher das Gegentheil. Die Wirbel
philoſophie unſerer Tage hat Alles niedergeriſſen, ohne das
Geringſte wieder aufzubauen. Indem ſie Alles verbeſſern
wollte, hat ſie Alles verſchlimmert, verheert und zerſtoͤret,
— Hoͤlle da geſchaffen, wo ſonſt Paradieſe bluͤhten. Der
Schimmer ihrer Aufklaͤrung gleicht dem Brande um Mitter⸗
nacht, der ſeine eigenen Verheerungen beleuchtet, und den
irrenden Wanderer unter Ruinen daſtehen laͤßt, einſam,
traurig, niedergeſchlagen, — kalt angewehet vom Grauſen
der Hölle, daß ihm die Zähne klappern und die Nägel
blau werden... Man hat ſich, Gott ſey Dank! endlich
uͤberzeuget, daß dieſe Schwaͤtzer, welche ſich ruͤhmten, das
Reich der Tugend und Vernunft aufzurichten, weiter nichts
waren, als elende Sophiſten — Sopghiſten, die den ſchreck—
lichſten Irrthuͤmern und Verbrechen das Wort redeten, um
ſie unbeſtraft begehen zu koͤnnen. Die Erfahrung hat das
Urtheil geſprochen, die Syſteme beleuchtet, und man weiß
jetzt, wohin es mit einer Nation kommen kann, die ſich
beherrſchen laͤßt von — Philoſophen und Gaunern! „>
Ich habe nun meine Pflicht gethan, frey vom Herzen
weg geſprochen, und unſern teutſchen Souverainen, ihren
ſtiniſtern, Staatsdienern und beſſern Unterthanen das
Geheimniß der Bosheit aufgedeckt, ohne die gerin—
ſte Beſorgniß: was auch die geheimen Obern der literäari⸗
ſchen Revolutionscliqgue und jener im Finſtern ſchleichenden
Rotten in und außer Teutſchland uͤber mich beſchließen wer⸗
den. Daß ich in ein Wespenneſt geſtochen — daß fie von
allen Seiten Zeter mordio! über mich ſchreien werden,
weiß ich; und ein junger Braus- und Brutuskopf, ein
zweyter Sand, druͤckt mir vielleicht den Mordſtahl in's
Herz; aber eben dieſer tragifche Act wäre ja der offenbarſte
Beweis von der Wahrheit meiner Behauptungen. — Daß
ich kein Lügner, kein Verlaͤumder, kein Wahrheits- noch
Vaterlandsmoͤrder — daß ich nie ein Bube war, noch bin,
ſondern ein offener, gerader, teutſcher Mann, der, alle
Schleich; und Nebenwege einer kleinlichen, egoiſtiſchen Po⸗
litik verachtend, niemals einem Großen ſchmeichelte, aber
auch eben ſo laut und herzlich die kleinen ekelhaften Pilze
verachtet, die eine feuchte Sommernacht aus dem Miſtbee⸗
74
1171
te 8. v. hervorgetrieben und ſich duͤnken, der Waldes Gi:
pfel zu ſeyn; — kurz! daß ich ein Mann bin, der das
Herz auf dem rechten Fleck hat: dieß werden mir auch
meine aͤrgſien Feinde bezeugen, wenn auch meine Schrif—
ten hieruͤber keinen Beweiß lieferten. Ein Zoͤgling von
pütter, Böhmer, Martens, Hayne und anderen
großen Maͤnnern, unter welchen ich fünf Jahre in Goͤt—
tingen ſtudirte, dann mich auf Reifen bildete, die ſchoͤnſten
Lehranſtalten und Inſtitute in Teutſchland und den Nieder:
landen ſah, und der feine Kenntniſſe und praktiſchen Ans
ſichten nicht bloß aus Buͤchern, Journalen und fliegenden
Blaͤttern ſchoͤpfte; — ein Mann, der mit Gelehrten und
Geſchaͤftsmaͤnnern von Rang lange Zeit in Correſpondenz
ſtand, und von mehreren Fuͤrſten in Geſchaͤſten gebraucht
wurde; — ein Veteran in der Literatur und ein reicherer
Inſaſſe im Gebiete des Wiſſens, als manche oberflaͤchliche
Köpfe, die ſich durch den Weg der Schürze emporge⸗
ſchwungen, ſich vielleicht einbilden, — ein ſolcher Mann hat
vor vielen Andern wohl das Recht, in ernſthaften Angele—
genheiten, welche die ganze Menſchheit betreffen, ein Wort
mitzuſprechen: wenn gleich ſchlechte Menſchen effrent ges
nug waren, ihn ſchweigen zu heißen und von allen Ger
ſchaͤften zuruͤckzudraͤngen, die er beſſer verſtand und redli—
cher und treuer geführt hätte, als das elende
Complott, welches von allen guten und ſchlechten Menſchen
gehaßt und verachtet wird. — Daß unſere Vorbereitungs⸗
ſchulen ſowohl, als die hoͤhern Lehranſtalten in Teutſchland
großen Theils ſchlecht beſtellt, und die Bildung unſerer
trivialen ſowohl als akademiſchen Jugend auf manchen
Gymnaſien, Syrien und Univerfitäten wirklich in boͤſe Haͤn⸗
de gerathen: daruͤber iſt unter Erfahrenen und Wohlden—
kenden kein Zweifel mehr. Ich billige daher ohne Ausnah—
me alle Vorſchlaͤge und Mittel, welche der ruſſiſche Staats⸗
rath von Stourza und die Geſandten beym hohen teuts
ſchen Bundestage zu Frankfurt gemacht und daß fie eiaſt⸗
weilen fuͤr gut gefunden haben, das Uebel im Fortlaufe zu
hemmen. Hilft dieſes nicht, ſo bleibt nichts anders uͤbrig,
als dem Rathe des alten Rato zu folgen:
Caeterum puto Carthaginem esse delendam!
Und fo ginge dann Merciers Traum, Anno 2440,
wo die Univerſitaͤten wie Rlöfter aufgehoben, und
alle Schriften der Sophiſten wie Lucaszettel ver;
brannt würden, ein halbes Jahrtauſend fruͤher in Erz
fuͤlung. Und wahrlich! die Menſchen würden eher dadurch
gewinnen, als verlieren. Ein Dütter, Böhmer, Mar⸗
tens; ein Savigup, Thibaut, Haubold, Dabelow,
Jacharid und andere berühmte Rechtsgelehrte würden über:
all eine Menge Schüler finden, we fie ihre Lehrſtuͤhle aufs
ſchluͤgen; und aus der Schule eines Döderlein, Rein⸗
hard, Storr ꝛc. würden eben fo gelehrte als fromme
Gottesgelehrte hervorgehen, welche der Kirche als Chriſten⸗
lehrer und Vorſteher wieder einen ruhmvollen Namen mas
chen und die Glaͤubigen wieder in allen cheiſtiichen Wahr:
heiten, die zur Gottſeligkeit führen, unterrichten wuͤrden.
Den übrigen Gelehrtlingen, die ſich weder durch Wahrheits⸗
liebe, noch Willensheiligkeit auszeichneten, ſollte kein oͤffent⸗
liches Lehramt anvectrauet werden; jenen akademiſchen
Lehrern aber, die mit der Wahrheit, wir, Kinder mit dem
Feuer ſpielen — mit Religion und Willensheiligkeit offen⸗
nn ze
1172
bar das Geſpoͤtte treiben, und ſtolz darauf find, mit ihrem
Pudel zu verrecken ſolchen akademiſchen Lehrern ſollte
das Handwerk gelegt, ihre Akroaterien geſchloſſen, und ihre
hölzerne Katheder, die fie nur gar zu gerne in goldene Thro⸗
ne umwandeln moͤchten, zu Truͤmmern geſchlagen werden,
und zwar von Rechtswegen! — Uns fo nehmt dann vor
der Hand mit dieſer Diatribe vorlieb? In einem ausführ⸗
licheren Werke werde ich euch noch kraͤftigere Wahrheiten ſa⸗
gen! Dedimus interea poenas obscuris quibusdam
et confidentiae plenissimis hominibus, qui, licet im-
peritiae suae sibi sunt conscli, Dictatores nihilomi-
nus se ferunt literati orbis et politici; ac in tribu-
nalibus sedentes jus dicunt, quos ne in ima quidem
eruditorum admittas subsellia . s
Muetius in epist. ad Joannem
Commirium e. S. J.
Nach ſchrift.
In dieſer erſten Denkſchrift habe ich nun die chriſtli⸗
chen Fuͤrſten und ihre beſten Unterthanen von den verderbli—⸗
chen Wirkungen ausgearteter Univerſitaͤten, Lycaͤen und
Gymnaſien nach außen hin auf Staat und Kirche, dr
National- und Volksbildung aufmerkſam gemacht. — In
der zweyten Denkſchrift werde ich das chriſtliche Publicum
auf die innern Greuel und das heilloſe Derderben
der Hochſchulen aufmerkſam machen, und der ganzen Welt
zeigen: daß dieſe gelehrten Inſtitute durchaus verbeſſert und
unter ſtrenger Aufſicht und Disciplin gehalten werden muͤf⸗
ſen, wenn ſie der Mit- und Nachwelt nicht ſchaͤdlich
werden kſollen. Gottesläugnerey und Herabwuͤrdigung des
Allerheiligſten zum Pro iſt von unſern Tagesweiſen
und Akademikern und ei unſtform gebracht worden, ſo,
daß die Souveraine am Ende gezwungen ſeyn werden, die
Univerſitaͤten und andere höhere Lehranſtalten aus noch trif⸗
tigern Gründen aufzuheden als die Kloͤſter. Die Irreligi⸗
on erſcheint jetzt auf Univerfititen im biumenreichen Ges
wande der Fabel und des Romans, und reicht wie eine an⸗
dere Circe ihren Zauberkelch dar: um Menſchen in Thik⸗
re zu verwandeln. Der Menſch kann eher als ein religi⸗
öfes Weſen, dann als ein vernünftiges definiret wer⸗
den, wenn man erwaͤgt: daß in allen andern Geſchoͤpfen
ſich immer etwas von Vernunft, — felbft im Bären, Loͤs
wen und Tyger vorfindet. Der Menſch muß alſo mit der
Religion wieder anfangen, die man jetzt auf Univerfitäten
ausrotten will.
Zur elaſſiſchen Bearbeitung dieſer Denkſchrift wuͤnſch⸗
te ich nichts mehr als Befreyung von den koͤrperlichſchweren
Arbeiten in der Bibliothek; und ich hoffe dießfalls bey mei⸗
nem gnädigſten Souverain keine Fehlbitte zu thun, da
ich durch eine aͤußerſt ſchmerzliche und anhaltende Krank⸗
heit an phyſiſchen Kräften fo zuruͤck bin, daß ich wenigſtens
ein halbes Jahr brauche, um mich von meiner Schwache
zu erholen.
l Cabritius.
1173
Briefe uͤber die Aſſiſe in Trier
von Benzenberg.
Cöln 1822. bey J. P. Bachem. 3. 2 Baͤndchen 579.
Den ſehr vernachläͤſſigten Styl, die nicht felten her—
vortretende plattdeutſche Mundart und die oͤftern Wiederho—
lungen abgerechnet, ſcheint uns dieſes Werk eine verſtaͤndi⸗
ge Darſtellung des fürchterlichen Proceſſes von Fonk in
Cöln zu ſeyn. Der Pfr. hat den Verhandlungen ſelbſt
beygewohnt; er iſt außer aller Verbindung mit den bethei⸗
ligten Perſonen: er beſitzt eine gruͤndliche Kenntniß der ge⸗
richtlichen Einrichtungen am Rhein, viele Lebenserfahrung,
Kenntniß der Welt, beſenders der untern Volkelaſſen, und
verbindet damit als Schriftſteller eine lebhafte und klare
Darſtellung. Da dieſer Proceß ſchon an ſich von großer
Wichtigkeit iſt, indem er faſt ohne alle Daten ſich zu ei⸗
nem großen Gebaͤude erhoben hat, indem er die leidende
Menſchheit hoͤchlich intereſſirt, indem er die Mißhandlungen
aufdeckt, denen jeder ausgeſetzt iſt, welcher das Ungluͤck hat,
der ſogenannten Gerechtigkeit in die Haͤnde zu gerathen,
indem er endlich Einfluß auf die kuͤnftige Gerechtigkeitspfle⸗
Huch ganz Deutſchland haben kann: da ferner es in
eutſchland Niemanden mehr gibt, der uͤber ſeine Rechte,
wie ein Sclave, unempfindlich iſt, da nun jeder weiß, daß
ſeine Beamten nur feine Geſchaͤftsfuͤhrer nicht feine Befehls—
haber und Auftaurer find; fo wird kein Gebildeter unter:
laſſen, ſich von dem Ganzen dieſes Proceſſes in Renntnig
zu ſetzen. Wir unterlaſſen daher auch, unſern Leſern eine
Erzaͤhlung von dem Thatbeſtande zu geben; bergen koͤnnen
wir jedoch nicht, daß uns der Ausſpruch der Geſchwornen
mit Schrecken erfuͤllt hat, nicht, weil ſie das Schuldig
ausgeſprochen (denn zu einer ſolchen Ueberzeugung koͤnnen
die Umſtande Viele führen), ſondern weil die jetzigen Ein⸗
richtungen ohne Weiteres von dem Schuldig zum Galgen
fuͤhren. Anders mag die Ueberzeugung werden, wenn man
gegenwaͤrtig iſt; anders wenn man die Acten lieſt; unſere
Ueberzeugung nach dem vorliegenden Buche iſt, daß man
gar keine haben kann, daß es unmoglich iſt, zu wiſſen,
wer Cönen erſchlagen hat. Auf das Vermuthen, Meynen
und endlich Glauben hin Jemanden umbringen, iſt das
Schauderhafteſte, was ſich ein Buͤrger des Staates denken
kann, da er in dieſen getreten iſt, um gegen das Glauben,
d. 9. gegen den Strick des Fanatismus ſicher zu feyn.
Da Fonks Rechnung in Ordnung war, fo hatte er keine
Urſache, Cönen wegzuſchaffen. Es hätte ihn alſo nur
Gro dazu verleiten koͤnnen. Allein um des Grolls willen,
wird ſolch ein Mann nicht zum Mörder; und wenn er es
auch geworden waͤre, ſo weiß man doch nicht, daß er es
geworden iſt; auch kann man nicht einmal vermuthen, wie
er es haͤtte werden koͤnnen. Wir haben uns viele Muͤhe
gegeben, auszuſinnen, wie Cönen um halb eilf Uhr in der
Nacht, unter den obwaltenden Umſtänden, in Sonks
Haus hätte gerathen konnen. Um halb eilf Uhr, in einer
Novembernacht, macht man nirgends mehr Beſuche, als in
Bordellen: die Zuſammenkunft und die Ausgleichung war
auf den morgenden Tag angeſetzt; Conen warfmit Schröo⸗
der im Wirthshauſe, aus dem er nach halb elf Uhr
ging, um nur, wie er ſagte, einen Gang zu thun. Wir
ſtimmen hier (nach vorliegendem Buche) Benzenbergs Ver⸗
1174
muthung vollkommen bey, daß er nehmlich zu feiner Itali⸗
änerin gegangen, die Nacht dort, weil es die letzte war,
zugebracht, ſich auf dem Heimwege verirrt hat, und dann
zufällig jtodt geſchlagen worden iſt. So muß man vermu⸗
then, wenigſtens was Coͤnens Gang betrifft. Sieht man
aber auf Tönens Wunden und auf die Eindruͤcke auf den
Knieen, ſo muß man glauben, er ſey im Waſſer zuſam⸗
mengehuckt geweſen, und alſo lebendig in daſſelbe gerathen;
denn todte Leichname hucken nicht mehr zuſammen. Fuͤr
Hamachers Erzählung moͤchten wir keinen Kreuzer geben;
denn wenn fie auch wahr wäre, fo verloͤte fie ihre Wahr⸗
haftigkeit dadurch, daß er fie erſt mitgetheilt hat, als mar
ihm unvorſichtiger und zum Theil luͤgenhafter Weiſe vorge⸗
macht hatte, daß Fonk ihm Geld verſpreche, und ſpaͤter,
daß er ihn an ſeiner Ehre augreife. Indeſſen iſt uns bey
dieſer Erzählung immer etwas raͤthſelhaft geblieben, was
Benzenberg nicht aufgeklaͤrt hat, nehmlich warum Ha⸗
macher einem Kerl aus Bensberg 1000 Thaler anzubieten
geneigt ſcheinen konnte, wenn er ſich angaͤbe, den Todten
an den Rhein gefahren zu haben. Wer ſollte das Geld
bezahlen? Auf jeden Fall iſt es mit Hamacher nicht rich⸗
tig; was aber der Grund von feinen Ausſagen iſt, darü⸗
ber behält man die Vermuthungen lieber bey ſich. Uns
bleibt von dem Leſen dieſes Proceſſes nichts als das Ge
fuͤhl des Schauders, daß es hier moͤglich ſey, man richte
einen Unfchuldigen hin, wie ehedem Calas, wovon Ben⸗
zenberg die Geſchichte mittheilt, wie folgt: j
Fuͤnfundzwanzigſter Brief.
Trier den 4. Juny 1822.
Ich erinnere mich, in einem Schreiben des Herrn
von Voltaire an d'Alembert geleſen zu haben, daß, als er.
zuerſt der Familie des unglücklichen. Calas ſich angenoms
men, und auf Reviſton des Urtheils angetragen, je⸗
derman ihm abgerathen, ſich in eine ſo ſchlechte Sache
zu miſchen, indem in ganz Languedoc die Proteſtanten
wie die Katholiken uͤberzeugt wären, daß Calas ſeinen
Sohn ermordet habe. — Voltaire ſchrieb an die Gouver⸗
neute der Provinz und an die der benachbarten Provinzen;
er ſchrieb endlich an die Miniſter, allein Alle riethen es
ihm ab, ſich in dieſe Sache zu miſchen.
Es iſt ein merkwuͤrdiger Zug in der Öffentlichen Mey⸗
nung, daß fie fo leicht das Unglaublichſte glaubt, und obs
ne viel daruber nachzudenken und es zu unterſuchen. Alles
was das Gemüth der Menſchen in Bewegung fest, ſey es
Haß, fen es Mitleid, wirkt auf ihre Einbildungskraft, und
fie haben ſchon geurtheilt, ehe der Verſtand einmal zu Wor⸗
te gekommen iſt. — Die Poeſie, die im Volke wohnt, hat,
wie es mir ſcheint, den groͤßten Einfluß auf dieſen Velks⸗
glauben. Eine Mordgeſchichte, die recht grauſend, die ſich
auf Leinewand malen laßt und auf die Drehorgel ſetzen,
dieſe gehört mit zu den Volksvergnuͤgungen, und es glaubt
eben ſeines Vergnuͤgens wegen.
Der Philoſoph von Ferney mit feinen 80,000 Livres
Renten, mit feinen großen Verbindungen über ganz Frank
reich und Europa, und mit ſeinem hellen durchdringenden
Verſtande, ſtand hoͤher wie der Volksglaube und die oͤffent⸗
liche Meynung, und dieſer ſetzte die Mesition des Yrtceilg
durch, ſelbſt gegen die öffentliche Meinung. 5
1175 R — —
Wie er hiebey verfahren, das erzählt er in demſelben
Briefe an d'Alembert. Ich kann dieſes nicht beſſer darſtel⸗
len als mit ſeinen eigenen Worten: i
Sie wuͤnſchen zu wiſſen, mein lieber Freund, wie es
gekommen, daß dieſer Schrey von ganz Europa gegen de
gerichtlichen Mord des ungluͤcklichen Calas, von einem un:
bedeutenden Fleck zwiſchen den Alpen und dem Jura hat
ausgehen konnen? *
Nichts beweiſt vielleicht mehr das unſichtbare Band,
welches alle Begebenheiten in dieſer armen Welt miteinan⸗
der verbindet, als dieſe Geſchichte. s
Gegen Ende März von 1762 kam ein Reiſender, der
Languedoc geſehen, und beſuchte mich in meiner Einſam⸗
keit zu Ferney, zwey Stunden von Genf. Er erzaͤhlte mir
die Hinrichtung von Calas und verſicherte mich, daß er un—
ſchuldig ſey. Ich antwortete ihm, daß ſein Verbrechen
nicht wahrſcheinlich ſey; allein es fen doch noch weni—
ger wahrſcheinlich, daß feine Richter ohne irgend ein In⸗
tereſſe einen Unſchuldigen zum Tode des Rades verurtheilt
haͤtten.
Ich hoͤrte den andern Tag, daß eines der Kinder des
ungluͤcklichen Vaters ſich nach der Schweiz geflüchtet, und
ſich in meiner Nähe aufhielt. — Dieſe Flucht ließ mich
vermuthen, daß die Familie ſchuldig ſey. Allein indem ich
uͤberlegte, daß der Vater dloß deßwegen hingerichtet worden,
weil er ſeinen Sohn wegen Religionshaß ſollte ermordet ha—
ben, und daß dieſer Vater in feinem ö6gten Jahre waͤre
eingerichtet worden, ſo wurde mir doch die Sache wieder
zweifelhaft.
Ich erinnerte mich nicht, jemals geleſen zu haben,
daß ein alter Mann von ſo einem ungeheuern Fanatismus
ſey beſeelt worden. Ich hatte immer wahrgenommen, daß
dieſer Fanatismus die Menſchen nur in der Jugend in ſo
hohem Grade befallen kann, wo die feurige und zugleich
ſchwache Einbildungskraft ſich leicht für den Aberglauben
entflammt.
Die Fanatiker in den Cevennen waren junge Leute
von 20 bis 30 Jahren, und faſt alle Convulſionaͤrs, wel-
che ich in großer Anzahl in Paris geſehen habe, waren jun⸗
ge Maͤdchen und Knaben. Selbſt unter den Moͤnchen
End die alten am wenigſten zum Fanatismus geneigt, und
weniger wie die, ſo eben aus dem Noviziat treten. — Die
berüchtigten Aſſaſinen, welche begeiſtert durch den Fanatis—
mus, das Unglaublichſte unternommen haben, waren alle
junge Leute. Dieſe Betrachtungen machten mir das Ver⸗
brechen ſehr zweifelhaft, das uͤbrigens ganz gegen die Na⸗
tur geht. Die naͤheren Umſtaͤnde kannte ich aber noch nicht.
—
Ich ließ den jungen Calas zu mir kommen und er⸗
wartete einen Enthufiaiten zu ſehen, fo wie feine Provinz
ſie zu Zeiten hervorgebracht. Ich fand einen einfachen
8
„Das Schloß und die Herrſchaft Ferney, welche Seren von
Voltaire gehoͤrte, liegt bekanntlich zwiſchen dem Jura und
den Alpen, zwey Stunden vom Genfer See, an der
Straße, die von Frankreich nach der Schweiz führt,
Miethpferd, N
Haus und mein Mann ſagte ihm:
1176
jungen Menſchen voll Unſchuld und von ſanften Geſichtszuͤ⸗
gen, und der indem er mit mir ſprach, ſich vergeblich be⸗
mühte feine Thraͤnen zurückzuholten. Er fagte mir, das
er zu Nimes bey einem Fadricanten in der Lehre geſtanden,
als er die Nachricht bekommen, daß man in Toulouſe ſei⸗
ne ganze Familie zum Tode verurtheile. Fall ganz Langue⸗
doc halte ſie für ſchuldig, und um ſich einer ſo ſchrecklichen
Nachrede zu entziehen, ſey er gekommen, ſich in der
Schweiz zu verbergen.
Ich fragte ihn, ob ſein Vater und ſeine Mutter von
einem heftigen Charakter waͤren? Da ſagte er mir: Sie
haͤtten niemals eins ihrer Kinder geſchlagen, und es gaͤbe
gar keine Eltern, die nachſichtiger und zaͤrtlicher wären,
Ich geſtehe es, daß ich jetzt anfing, ſtark an die Un⸗
ſchuld der Familie zu glauben. Ich zog nun noch Nach-
richten bey zwey ſehr rechtſchaffenen Kaufleuten in Genf
ein, weſche in Toulouſe bey Calas gewohnt hatten. Dieſe
beſtaͤrkten mich in meiner Meynung. Ich war nun weit
entfernt zu glauben, daß die Familie Calas aus Fanatis⸗
mus einen Mord begangen habe; ich glaubte im Gegen:
theil, daß es Fanatiker geweſen, die fie angeklagt und ver⸗
urtheilt hätten.
Die Wittwe von Calas, der man auch noch ihk
beyden Töchter genommen und fie in ein Klaoſter geſteckt,
hatte ſich nach der Schweiz geflüchtet, wo fie in der Eins
ſamkeit lebte und ſich von ihren Thraͤnen naͤhrte. Ich er⸗
kundigte mich nicht, ob fie zur proteſtantiſchen Religion ge:
hoͤrte oder nicht, ſondern bloß ob ſie einen Gott glaube,
der ein Vergelter der Tugend und ein Raͤcher der Verbre⸗
cher ſey? Ich ließ ſie fragen: ob ſie auf den Namen die⸗
ſes Gottes es beſchwoͤren und unterzeichnen koͤnnte, daß ihr
Mann unſchuldig geſtorben ſey? Sie ſchwur und unter⸗
zeichnete. Ich bat nun Herrn Mariette in Paris, ihre
Vertheidigung im hohen Rathe des Königs zu Übernehmen,
Dieſer verſprach es. Man mußte die Wittwe Calas nun
bewegen, ihre Einſamkeit in der Schweiz zu verlaſſen, und
die Reiſe nach Paris zu unternehmen.
Man ſah bey dieſer Gelegenheit, daß wenn es große
Verbrechen auf der Erde gibt, ſo gibt es auch große Tu⸗
genden auf ihr. Die Herzogin von Enville, die damals in
Genf war, war die erſte, welche der ungluͤcklichen Familie
beyſtand. Die Englaͤnder, die dort reiſten, blieben an
Großmuth nicht zuruck, und es entſtand, wie Herr von
Beaumont ſagt, ein Wettſtreit des Edelmuths zwiſchen bey⸗
den Nationen. -
Die Wittwe Calas erzählte den Hergang der unglüd:
lichen Begebenheit auf folgende Weiſe:
Am 13. October 1761 kam Herr Lavaiſſe von Bor⸗
deaur nach Toulouſe, um feine Anverwandten zu beſuchen,
die aber damals auf dem Lande waren. Er ſuchte ein
um hinzureiten. Unterdeß kam er an unſer
da er doch nicht weg⸗
gehe, ſo moͤge er dieſen Abend bey ihm eſſen. Er nahm
dieſes an, und das erſte was er ſagte, als er zu mir in's
Zimmer trat, war: ich eſſe dieſen Abend bey Ihnen, Ihr
Mann hat mich eingeladen. Ich ſagte ihm, daß mir die⸗
ſes ſehr angenehm waͤre, und ging heraus, um der Magd
7
| |
.
N
N
- vaiſſe und mein Mann auf's Sofa festen.
”
wiſſen.
nun wieder herunter.
1177
einige Aufträge zu geben. Ich Fand meinen ͤͤlteſten Sohn
Marc Anteine allein im Laden ſitzen, und ganz in Nach—
denken verſunken. Ich bat ihn, daß er hingehen möge und
Käͤſe von Roquefort kaufen. Ee beſorgte gewohnlich dieſe
Einkaͤufe, weit er ſich hierauf beſſer verſtand wie die An⸗
dern. Ich ſagte ihm: bier haft du Geld, und gib das
was übrig bleibt an deinen Vater zurück. Herr Lavaiſſe
ging nun noch einmal aus, um zu fehen, ob kein Mieth⸗
pferd zurückgekommen fen, da er feſt entſchloſſen war, den
folgenden Mergen zu feinen Anverwandten aufs Land zu
reiten. Unterdeß hatte mein Sohn den Kaͤſe gekauft, die
Stunde des Abendeſſens kam heran, und wir ſetzten uns
zu Tiſche. Während des Abendeſſens, das nicht ſehr lange
dauerte, unterhielt man ſich mit gleichgültigen Dingen;
unter andern ſprach man von den Alterthuͤmern des Rath⸗
hauſes, von denen mein juͤngſter Sohn Pierre erzaͤhlte, wo⸗
bey ihn nech fein oͤlterer Bruder corrigirte, daß er etwas
nicht richtig erzaͤhle.
Als wir am Deſſert waren, ſo ſtand mein ungluͤckli⸗
cher aͤlteſter Sohn Mare-Antoine vom Tiſche auf, wie
er gewohnt war, und ging durch die Kuͤche. Die Magd
fragte ihn: Haben Sie kalt? ſo waͤrmen Sie ſich. Er
anzwortete: Nein, im Gegentheil, ich brenne! und ging
hekus. Wir blieben noch einige Augenblicke bey Tiſch,
und gingen dann in ein Nebenzimmer, wo ſich Herr Ka:
Mein juͤngſter
Sohn Pierre ſetzte ſich auf einen Seſſel und ich auf einen
Stuhl. Wir ſprachen noch zuſammen bis ungefähr gegen
Io Uhr, mein juͤngſter Sohn war unterdeß eingefchlafen.
Als Herr Lavaiſſe weggehen wollte, fo weckten wir ihn, da:
mit er ihm die Treppe herunterleuchten ſollte.
Beyde fliegen die Treppe herab, und kaum waren ſie
herunter geſtiegen, fo hörten wir ein heftiges Schreien, als
lein ohne daß man unterſcheiden konnte, was man ſagte.
Mein Mann lief herunter und ich blieb oben an der Trep⸗
pe ſtehen, da ich es nicht wagte, herabzuſteigen, und weil
ich gar nicht wußte, was es fenn koͤnnte.
niemanden kommen ſah, jo wagte ich es, herunter zu ſtei⸗
gen, wo ich unten an der Treppe Herrn Lavaiſſe fand.
Ich fragte ihn, was es gaͤbe? allein ohne zu antworten
bat er mich, ich moͤge nur heraufſteigen, ich ſollte alles
Er bat mich ſo dringend, daß ich endlich wieder
mit ihm heraufſtieg und in mein Zimmer ging. Er ging
Allein die Ungewißheit, in der ich
war, war zu peinlich, um fie lange zu ertragen. Ich rief
nun meiner Magd und ſagte dieſer: Jeanette, gehe Sie
doch einmal herunter, und ſehe einmal, was da iſt. Ich
zitterte am ganzen Leibe. Die Magd ging herunter, allein
als auch dieſe nicht wieder kam, entſchloß ich mich, zum
zwentenmale herabzuſteigen. Aber, großer Gott! was ſah
ich da? Mein geliebter Sohn lag an der Erde hingeſtreckt.
Uaterdeß glaubte ich nicht, daß er todt fen, ſondern bloß,
daß er in Ohnmacht gefallen. Ich lief und holte wohlrie—
chendes Waſſer, um ihn wieder zu ſich zu bringen. Allein
alle meine Bemuͤhungen waren vergeblich. Unterdeß war
auch der Wundarzt hinzugekommen, den man gerufen hat:
te. Dieſer ſagte, man möge nur nichts weiter thun, denn
er ſey wirklich todt. Ich behauptete, daß dieſes nicht moͤg⸗
lich fey, und bat ihn, er moge doch feine Aufmerkſamkeit
Sſis 1822. Heſt XL
2
Endlich da ich
verdoppeln. Er that dieſes, aber vergeblich. Waͤhrend die⸗
ſer Zeit ſtand mein Mann da und rang mit der Verzweif⸗
lung. Mein Herz war nun doppelt zerriſſen, durch den
Anblick meines todten Sohnes und durch die Furcht, meie
nen geliebten Mann zu verlieren, der ſich ſeinen Schmerzen
ganz uͤberließ, und keinen Treſt annehmen wollte; et ce
fut dans cet état que la justice nous trouva, lors-
qu'elle nous arreta dans notre chambre ou on nous
avait fait remonter.
Voila l'affaire tout comme elle s'est ‚passe,
mot à mot; et je prie Dieu, qui connait notre in-
nocence, de ne punir eternellement, si j'ai augmen-
te ou diminué d'un jota, et si je n’ai dit la pure
vérité en toutes: ces circonslances; je suis prete à
sceller de mon sang cette y£rite.
Der junge Calas hatte ſich in einem Anfalle von Me:
lancholie erhenkt, und nun ſagte man, daß ſein Vater ihn
erhenkt habe, weil er den andern Tag die reformirte Reli⸗
gion haͤtte verlaſſen wollen und katholiſch werden. Als das
Volk von Zouloufe den jungen Calas ſah, ſo rief es:
„C'est son pere, c'est sa famille protestante qui Pa
assassiné; il voulait se faire catholique; il devait ab-
jurer le lendemain; son pere Ya Stranglé de ses
mains, croyant faire une oeuvre agreable a Dieu,
il a été assiste dans ge sacrifice par son fils Pierre,
par sa femme, par le jeune Lavaisse.“
Dieſes iſt dasjenige, was man Volksſtimme nennt.
Da nun die Volksſtimme die Stimme Gottes iſt, fo ſchloß
man daraus, daß der Vater ſeinen Sohn umgebracht ha—
be, und fuͤgte noch hinzu: daß der junge Lavaiſſe, der
erſt 20 Jahre alt war, in einer Verſammlung der Prote⸗
ſtanten zu Bordeaux waͤre ausgewaͤhlt worden, der Blut⸗
ſchoͤffe der Reformirten zu ſeyn, indem er jeden haͤngen
ſollte, der ſeine Religion veraͤndern wuͤrde. Man beerdigte
nun den jungen Calas in einer katholiſchen Kirche, weil
man ihn als einen Märtyrer der katholiſchen Religion ans
ſah. Die weißen Buͤßenden (ein Moͤnchsorden in Toulou⸗
ſe) hielten ihm einen feierlichen Gottesdienſt, und errichteten
ihm ein Maufoleum, auf dem fein Bildniß ſtand mit der
Palme in der Hand.
Ein anderer Sohn des Calas, Namens Louis, war
wirklich katholiſch geworden, und dieſes beſtaͤrkte dann das
Volk in dem Glauben, deß der Mari: Antoine auch haͤtte
katholiſch werden wollen, und daß fein eigener Vater ihn
ermordet, um dieſes zu verhindern. Indeß war erwieſen,
daß der alte Calas feinem Sohne Louis noch ein Jahrgeld
gebe, und durch nichts war erwiefen, daß Marc: Antoine
habe katholiſch werden wollen. Ebenfalls war erwieſen,
daß er mit ſeiner Familie noch zu Nacht gegeſſen, und
daß nach dem Nachteſſen die uͤbrigen noch alle zuſam⸗
men geblieben waren bis zu dem Augenblicke, wo der junge
Lavaiſſe weggehen wollte. Dieß alles beruhte auf dem Zeug⸗
niß der katholiſchen Magd. Da der alte Calas aber nicht
gleich dem Ehirurgus und den hinzugekommenen Nachba⸗
ren ſagen wollte, daß ſein Sohn ſich erhenkt habe, damit
dieſer nicht als Selbſtmoͤrder herausgeſchleift werde, und fo
die Familie beſchimpft wuͤrde, ſo erregte dieſes Verdacht ge⸗
gen ihn; und dieſes vaͤterliche Mitleiden mit ſeinem
74 8 De
1178 *
1179
Rinde war die Urſache feines ſchreckenvollen To⸗
des. Das Geſchrey und das Hülferufen von Vater und
Mutter hatte man außer dem Hauſe gehoͤrt. Man ſagte
nun allgemein in der Stadt, das ſey der junge Catss ge:
weſen, der fo geſchrieen habe und um Huͤlfe gerufen, als
man ihn ermordet. Und doch war erwieſen, daß, als der
Chirurg und die Nachbaren hinzukamen, der Körper ſchon
kalt und ſteif war, da er ſich bereits zwey Stunden vorher
erhenkt hatte. Dieſes iſt ein Beyſpiel, wie genau
das Polk die Thatſachen kunterſucht und fie mit
einander vergleicht, wenn es ſich ein Urtheil bildet.
Die Richter wurden von dieſer allgemeinen Volksſtim⸗
me mit fortgeriſſen, und, voreingenommen wie ſie nun
waren, ſahen ſie in allen kleinen Begebenheiten und Wor⸗
ten Beweiſe fuͤr die That. So hatte man gehoͤrt, daß
der Vater einige Wochen vorher mit ſeinem Sohne einen
lebhaften Wortwechſel uͤber feine Lebensart gehabt. Diefer
Wortwechſel diente nun zum Beweiſe, daß Vater und
Sohn im Streite miteinander gelebt, und hieraus folgerte
man, daß der alte Calas wohl zu einer ſo ſchrecklichen
That faͤhig waͤre. Der junge Calas war den ganzen Tag
auf dem Fechtboden oder auf dem Billard oder beym Balls
ſpiel. Seine große Staͤrke und ſeine große koͤrperliche Ge⸗
wandtheit war in der ganzen Stadt bekannt. Und dieſen
jungen ſtarken 28jaͤhrigen Mann ſollte der alte 68jaͤhrige
Calas, der ſchon eine Zeitlang die Gicht in den Füßen
hatte, allein aufgekuuͤpft haben!! Und doch mußte er es
allein gethan haben, denn bloß er wurde zum Tode verur:
theilt und die Andern wieder freygelaſſen.
Dieſes ſonderbare Urtheil entſtand dadurch, daß die
Richter anfangs die ganze Familie auf dem Schaffotte woll
ten ſterben laſſen, da fie nothwendigerweiſe alle Witſchul—
dige ſeyn mußten. Den alten Calas wollte man aber vor⸗
her hinrichten laſſen, weil man glaubte, daß er in der
Marter des Todes noch gegen die Andern asſuagen wuͤrde.
Als nun der alte Calas, waͤhrend er gerädert wurde, Gott
zum Zeugen ſeiner Unſchuld und der Unſchuld ſeiner Fami⸗
lie anrief, und zugleich Gott um Gnade für feine Richter
bat, welche ſich durch die Stimme des Volks hatten irre
führen laſſen, da wurden fie ſelber zweifelhaft, ob fie ſich
nicht geirrt hätten? Und nun hatten fie nicht mehr den
Muth, die ganze Familie hinrichten zu laſſen. Sie erlie⸗
ßen nun ein neues Urtheil, wodurch die Mutter, der jun.
gere Sohn, Lavaiſſe und die Magd in Freyheit geſetzt
wurden.
Einer der Richter von Toulouſe, Herr De la Salle,
tadelte das Verfahren der Geiſtlichkeit, welche drey See⸗
lenamter für jemanden gehalten, der wahrſcheinlich ein
Selbſtmoͤrder ſey, und der auf keinen Fall ein Katholik
geweſen; denn man wußte durch das Zeugniß des Advocas
ten Chalier, daß der junge Calas nach Genf habs-gehen
wollen, um dort ſich als Kandidat bey einer proteſtantiſchen
Kirche zu melden. Here De la Salle behauptete, daß man
den jungen Lavaiſſe und die katholiſche Magd, die man
doch nicht als Mörder des jungen Calas beſchuldigen koͤn⸗
ne, als Zeuhen hoͤren mäffe, und daß es Unrecht ſey, daß
man dem Beklagten dieſes Zeugniß zu nichte mache. Einer
der Richter antwortete ihm: Ah! Monsieur, vous ctes
11860
tout Calas. Ah! Monsieur, vous dies tout peuple,
antwortete Herr De la Salle. 3
h Weil Herr De la Salle fo beſtimmt ſeine Meynung
geaͤußert, ſo enthielt er ſich aus Dellcateſſe, an dem Tage
im Parfament zu erſcheinen, an welchem uͤtzer das Schick
ſal des unglücklichen Calas abgeſtimmt wurde. Nicht ſo
delicat war ein anderes Parlamentsslied, Herr La Borde,
der ſich eben fo beſtimmt gegen Salas geoͤußert hatte. Dier
ſer ſagte, daß er ebenfalls nicht im Parlament erſcheinen
wuͤrde, wenn die Sache von Calas vorkaͤme. Auch dieſer
ging auf's Land, allein er kam an dem Tage zuruͤck, um
Calas zum Rade verurtheilen zu helfen.
Als es im Parlamente zum Abſtimmen kam, ſo trug
der Berichterſtatter darauf au, bloß über Calas, den Bar
ter, zu urtheilen. Dieſes wurde genehmigt. Dann trug er
darauf an, daß er auf die Folter gelegt werde, damit er
feine Mitſchuldigen bekenne. Darauf ſollte er lebendig aus⸗
e werden, auf's Nad geflochten und ver⸗
rannt.
Der Meynung des Berichterſtatters traten gleich ſechs
Richter bey. Drey andere Richter ſtimmten bloß für die
Folter. Zwey andere waren der Meynung, man ſolle
Ort und Stelle unterſuchen, ob es moͤglich ſey, daß e
junge Calas ſich ſelber koͤnne erhenkt haben. Bloß ein Ein⸗
ziger war der Meynung, daß Calas unſchuldig ſey. Nach
ſehr langen Debatten fiel endlich die Mehrheit der Stim⸗
men fuͤr die Folter und fuͤr das Rad aus, und ſo wurde
dann dieſer ungluͤckliche Familienvater, der nie mit jeman:
den Streit gehabt, und der nie eines feiner Kinder geſchla⸗
gen, zu dem ſchaudervollen Martertode verurtheilt, weil er
als 6gjaͤhriger Greis mit feinen ſchwachen Händen feinen.
ſtarken 28jaͤhrigen Sohn ſollie aufgeknuͤpft haben.
Als er auf der Folter war, ſo fragte man ihn um
feine Mitſchuldigen. Er antwortete: Hilas! on il n'y a
point de crime, peut-il y»avoir de complices ?
Aus der Folterkammer wurde er nach dem Gerichts⸗
platze gefuhrt. Dieſelbe Gemuͤthstuhe begleitete ihn. Alle
feine Mitbürger, die ihn auf dem Nichtfarren ſitzen ſahen,
waren gerührt, und ſelbſt das Volk, welches ſeit einiger
Zeit von ſeinem Fanatismus zurückgekommen war, vergoß
Thraͤnen über das Ungluͤck des alten Mannes. Der 7
richtscommiſſär, welcher die Execution leitete, nahm ſein
letztes Verhoͤr auf und erhielt immer dieſelben Antworten.
Die beyden Ordensgeiſtlichen, die ihn zum Richtplatz begleis .
teten, forderten ihn auf, jetzt doch nichts mehr won der
Wahrheit zu vetſchweigen. Allein dieſe fanden, daß er, fo
geneigt er war, ſich in die unerforſchlichen Rathſchlüͤſſe der
Vorſehung zu ergeben, ſo feſt war in der Betheuerung feiner
Unſchuld und der der andern Angeklagten. 8
Oeym eren Schlag, den er empfing, entfuhr ihm
ein leichter Schtey, bey den andern entfuhr ihm in Laut
mehr. Als er darauf auf's Rad gelegt wurde, im dort
den Augenblick zu erwarten, der ſein Leben und ſeine Leit
den endigen ſollte, fo war alles, was er noch redete, voll
der reinſten chriftlichen Geſinnungen. Selbſt ſeine Richter
klagte er nicht an, ſondern ſagte, fie müßten durch falſche
Zeugniſſe hintergangen worden ſeyn. Als er endlich den
{
N
Bourges folgende Worte:
ſtanden habe,
1181
Augenblick herankommen foh, wo der Scharfrichter ſeinen
Leiden ein Ende machen wollte, ſo ſagte er zum Pater
{ „Je meurs innocent; Jesus
Christ, ui etoit linnocence meme,. a bien voulu
mourir par un supplice plus cruel encore. Je n’ai
peint de regret à une vie dont la ‚in va, je l’espe-
re, me conduire à un bonheur eterniel. Je plains
mon &pouse et mon fils, mais ce pauvre Stranger,
a qui je croyais faire politesse en le priant a souper,
ce fils de Mr. Lavaisse augmente encore mes re-
grets.“
Obſchon Calas als Proteſtant geſtorben war, ſo lie⸗
ßen doch die beyden Geiſtlichen, die ihn zum Tode beglei⸗
tet hatten, ſeinem Andenken volle Gerechtigkeit wiederfah⸗
ren. „Auf dieſe Weiſe, ſagten ſie, ſtarben ſonſt unſere
Maͤrtprer,“ und als ſich das Gerücht erhob, daß Calas
auf dem Nichtplatze fein vermeintliches Verbrechen einge⸗
ſo giag der Pater Bourges ſelber zu den
Richtern, um ihnen Mechenſchaft von den letzten Momen⸗
ten von Calas zu geben, und um ſie zu verſichern, daß
Calas bis in den letzten Augenblicken ſeine Unſchuld und
die der andern Angeklagten betheuert habe.
Nach der Hinrichtung des alten Calas machte man
das Urtheil über ſeinen Sohn Pierre Calas, welcher von
denen, die noch am Leben waren, als der Schuldigſte an⸗
geſehen wurde. Der Berichterſtatter trug darauf an, daß
er zu den Galeeren verurtheilt wuͤrde; er blieb allein mit
feiner Meynung. Mehrere Richter trugen drauf an, ihn
zu enttaffen. Andere waren für ewige Verdannung. Hie⸗
für vereinigten ſich die mehrſten Stimmen.
Darauf kam die Reihe an die Wittwe Calas, an
dieſe tugendhafte Mutter! Gegen ſie war weder Beweis,
noch Vermuthung, noch Anzeige vorhanden; doch trug der
Berichterſtatter auf ihre Verbannung an. Alle andere
Richter waren fuͤr ihre Entlaſſung.
Bey Lavaiſſe trug der Berichterſtatter auf Verban⸗
nung an. Alle andere Richrer, mit Ausnahme eines Ein⸗
zigen, Namens Dardbou, festen ſich gegen dieſe Meynung.
Endlich kam auch die Reihe an die Magd Jeanette,
welche 30 Jahre bey Calas gewohnt hatte, und welche
auch ſpaͤter ihre Herrſchaft im Ungluͤck nicht verließ. Bey
dieſer trug der Berichterſtatter darauf an, daß man fie
entlaſſen möchte, weil fie katholiſch ſey. Dieſe Meynung
wurde einſtimmig angenommen.
Die Wittwe Calas und ihr Sohn wandten ſich mit
einer Bittſchrift an den König. Der Konig verwies die
Unterſuchung an den Gerichtshof, welcher den Namen
trägt? la chambre des requetes de Phötel. Dieſes iſt
ein ſouverainer Gerichtshof, der aus den maltres des re-
quétes zuſammengeſetzt iſt, und deſſen Beſtimmung es
iſt, die Proceſſe abzuurtheilen, welche zwiſchen den Beam⸗
ten des Hofes vorfallen. Ferner diejenigen Sachen in
hoͤchſter Inſtanz abzuurtheilen, die der Koͤnig fuͤr gut fin⸗
det, ihnen zuzuſenden. Dieſer Gerichtshof, der ungefähr
mit 80 Richtern befegt war, befahl dem Parlamente in
Toulouſe, die Acten des Proceſſes einzuſchicken. Das Par⸗
lament zögerte faſt ein Jahr mit der Einſendung der Urs
1182
ten, aber endlich mußte es doch gehorchen und den Proceß
einſchicken.
Der Proceß wurde auf's neue unterſucht und der Ge⸗
richtshof brach den Urtheilsſpruch des Parlaments von
Toulouſe. Nachdem das Urtheil von Toulouſe gebrochen
war, fo nahm der Gerichtshof die Unterſuchung an ſich.
Die Wittwe Calas, ihr Sohn Pierre und der junge Las
vaiſſe ſtellten ſich zu Paris wieder ins Gefaͤngniß. Auch
ließ man die alte getreue Magd aus Languedoc kommen,
welche keinen Augenblick ihren Herrn und ihre Herrin vers
laſſen hatte, während der Zsit, daß dieſe ihren Sohn ſoll⸗
ten erhenkt haben.
Man berathſchlagte nun über dieſelben Actenſtücke,
welche gedient hatten, den alten Calas zum Rade zu ver⸗
urtheilen und feinen Sohn Pierre zur Verbannung.
Um dieſe Zeit erſchien ein neues Memoire von Hrn
von Beaumont, und ein zweytes vom jungen Lavaiſſe, in
welchem er den ganzen Hergang erzählte, Er hatte in die⸗
ſem den doppelten Vortheil, daß er für ſich ſprach und
fuͤr die Familie, mit der er den Kerker getheilt hatte. Es
hatte nur von ihm abgehangen, um aus dem Gefäneniffe
von Toulouſe herauszukommen. Er brauchte nur zu fagen,
daß er die Calas einen Augenblick während der Zeit verlaſ⸗
fen babe, von der man behauptete, daß fie ihren Sohn er=
mordet. Man hatte ihm mit der Folter und ſelbſt mit dem
Tode gedroht. Allein er zog es vor, ſich der Folter unde
dem Tode auszuſetzen, als eine Züge auszuſagen.
Underdeß beſuchten Perſonen vom hoͤchſten Anſehen
die Madame Calas und ihre Töchter, die fich mit ihr ein⸗
geſchloſſen hatten im Gefaͤngniſſe. Man weinte mit den
Ungluͤcklichen und leiſtete ihnen alle mögliche Huͤlfe und⸗
Beyſtand.
Endlich kam der Tag, wo die Unſchuld völlig ſiegte⸗
An dieſem Tage war der Gerichtshof mit fuͤnfzig Richtern
beſetzt. Herr von Baquancourt war Berichterſtatter, und
dieſer hatte den ganzen Proceß bis auf die kleinſten Um⸗
ſtände inſtruirt. Alle Richter erklärten einſtimmig die Fa⸗
milie fuͤr unſchuldig. Sie rehabilitirten das Audenken des
Vaters.
Is permirent a la famille de se pourvoir de-
vant qu'il appartiendrait, pour prendre ses juges à
partie, et pour obtenir les depens, dommages et in-
téréts que les magistrats toulousains auraient du
offeir d’eux - meines.
Diefes war in Paris ein Tag der allgemeinen Freu⸗
de. Man verfammelte ſich auf den offentlichen Plaͤtzen und
auf den Spaziergaͤngeu. Man draͤngte ſich, um dieſe un⸗
gluͤckliche und nun gerechtfertigte Familie zu ſehen. Man.
ſchlug in die Hände, als man die Richter voruͤbergehen
ſah. Man bedeckte fie mit Segnungen. Was dieſes Schau⸗
ſpiel noch ruͤhrender machte, war, daß es gerade der gte⸗
Maͤrz war, als an demſelben Tage, an welchem Calas fe.
grauſam war hingerichtet worden.
Die maitres des requetes hatten der Familie Ca⸗
las eine vollſtaͤndige Gerechtigkeit angedeihen laſſen, und
hiecin hatten ſie nichts gethan, als ihre Pfticht erfullt.
1183
Sie beſchleſſen nun noch, en corps an Se. Majeſtät zu
ſchreiben und den Koͤnig zu bitten,
tuinirten Familie wieder aufzuhelfen. Der Brief wurde ge⸗
ſchrieben und der König befahl, daß der Familie 33 000
Livres ſollten ausgezahlt werden, und noch außerdem 3000
Livres für die alte tugendhafte Magd.
durch ein Geſchenk der
Der Enthuſiasmus fuͤr die Familie Calas war nun
allgemein. Es erſchien ein Kupferſtich mit der Unterſchrift:
Les adieux de la famille Calas, den man noch ſehr
haͤufig ſieht. t
Unterdeß war der alte Greis geraͤdert und verbrannt
worden, und dieſes Unglüd war nicht wieder gut zu ma⸗
chen. Er war einmal unter der Hand des Henkers geſtor⸗
ben und feine Aſche war zerſtreut.
Unergruͤndlich find die Wege der Vorſehung, und uns
erklaͤrbar, wenn dieſe Welt nicht mit einer andern zufamz
menhinge! Ein alter Mann, der friedlich feinem kleinen
Geſchaͤfte vorgeſtanden, ſich und ſeine Familie redlich er—
naͤhrt, und nun als Greis nahe am Rande des Grabes
ſteht; dieſer wird auf einmal von der harten Hand des
Schickſals ergriffen, ſein Sohn erhaͤngt ſich, und er findet
ihn, als eben ein Freund ihn verläft, Aus vaͤterlicher
Schaam will er den Nachbaren nicht ſagen, daß ſein Sohn
ſich erhenkt habe, damit dieſer nicht als Selbſtmoͤrder zum
Grabe geſchleift, und hierdurch die Familie entehrt werde.
Es entſteht nun Verdacht gegen ihn felber, und das Volk,
welches immer blind in ſeinem Urtheile iſt, und das ſtets
das Grauſamſte glaubt, bezeichnet ihn als den Moͤrder.
Die Richter werden fortgeriſſen von dem Geſchrey des Volks,
und unfaͤhig, die Gruͤnde fuͤr und gegen mit kaltem Blute
abzuwaͤgen, verurtheilen ſie den alten Mann zu dem mar:
tervollen Tode auf dem Rade.
Rs Diefes iſt das Schickſal,
eiſern durch die roelt geht, und welches
ſen faßt und bald jenen.
Ein ſolches Schickſal beweiſt, daß es ein zweytes Le⸗
ben gibt und eine Vergeltung, ſowohl des Böſen wie des
Guten. 5
Dann zeigt das Schickſal des ungluͤcklichen Calas
recht, was es heißt: des Volkes Stimme iſt Sottes
Stimme! Das Volk wird immer von Leidenſchaften bes
wegt, und iſt keines ruhigen Urtheils und keines Abwiegens
der Gründe faͤhig. Seite Gefuͤhle find abwechſelnd bald
zut Grauſamkeit bald zum Mitleiden geneigt, und daſſelbe
Volk, welches ſich darüber gefreut hatte, ais es die un⸗
geheure That eines Kindermordes entdeckt und in Calas
den Thaͤter, daſſelbe Volk weinte vor Mitleiden, als es ‚er:
fuhr, daß er unſchuldig hingerichtet ſey. Das Volk liebt
immer das Außerordentliche, weil dieſes es am meiſten be—
ruͤhrt, und je graͤuelhafter etwas iſt, deſto mehr iſt es ges
neigt ihm Glauben beyzumeſſen. Man ſieht dieſes auf allen
Jahrmaͤrkten, Die graͤulichſten Mordgeſchichten find auf
Leinwand gemalt, und indeß der Baͤnkelſaͤnger die grauen:
volle Geſchichte abſingt, ſtellt das Volk ſich herum, hoͤrt zu
und kauft ſich das Lied. Nur einen mäßigen Abſatz würde
der Baͤnkelſaͤnger finden, wenn er feine Geſchichte nicht
techt graͤuelhaft vortragen wollte. Je unwahrſcheinlicher fle
welches ehern und
bald die⸗
—
5 1184
it, deſto mehr kann er auf den Beyfall und den Glauben
des Volks rechnen. —
und fo. wie das Volk die Mo dgeſchichten guf den
un
Jahrmaͤrkten beurtheitt, fo beurtheiit es auch jede Mordge⸗
ſchichte im Leben. Dieſe iſt ihm um fo lieber, je unwahr⸗
ſcheinlicher und je gragelvoller ſie iſt, denn um jo mehr er⸗
friſcht fie feine täglichen Geſpräche. 98
Nicht das Wahre an der Sache intereſſirt das Volk,
fondern das Merkwuͤrdige,
daß es alles, was es erzählt, mit Uebertreibungen erzählt, -
um hiedurch das Merkwürdige noch mehr zu erhoͤhen. ’
Wenn man unter der Stimme Gottes die Stimme
er Wahrheit verſteht, ſo kann man wohl nicht ſagen, daß
des Volkes Stimme Gottes Stimme iſt.
und man wird datzer finden,
In der Geſchichte des ungluͤcklichen Calas war die
Stimme des Volks die Stimme des Teufels, der ein Luͤg⸗
ner von Anfang geweſen! Die Stimme des Phiteſophen
von Ferney war aber die Stimme der Wahrheit, und dieſe
trug dann auch zuletzt den Sieg davon.
Einen Zug kann ich hier nicht verſchweigen, der dem
Philoſophend von Ferney unendlich viel Ehre macht. Waͤh⸗
rend den drey Jahren, daß er für dieſe unglückliche Fami⸗
lie die Caſſation des Urtheils und die Herſtellung ihrer Eh⸗
re betrieb, war er immer ſtill und in ſich gezogen und ernflr
haft. „Waͤhrend dieſe Familie fo unglücklich iſt, fagte
er, fo machte ich mir aus jedem Lacheln. einen Vorwurf.“
2
Sechs und zwanzigſter Brief.
Trier den 5. Suni 1822.
Ich habe vor einigen Tagen die Bekanntſchaft von
Madame Fonk gemacht. Ich traf fie im Haufe des Con-
ſiſtorialrathes Küpper. Es iſt merkwuͤrdig, daß die Res
formirten ſich dieſer ungluͤcklichen Familie fo vorzuͤglich an⸗
nehmen. Man ſieht hieran, daß in dieſen Provinzen unter
den hoͤhern Staͤnden doch gar keine Spur von Religions⸗
daß zu finden iſt. Auch ſieht man, daß diejenigen im Jrr⸗
thum find, die da behaupten, daß der Getzeralpikar Fonk
in Aachen, der Onkel des Beklagten, alles mit Huͤlfe ſei⸗
ner ihm untergebenen Geiſtlichkeit leite. Auf uns Refor⸗
mirte hat er dann doch auf keinen Fall Einfluß.
Frau Fonk iſt jetzt etwa 30 Jahre alt, und die Toch⸗
ter des großen Tabaksfabricanten Foveaux in Ein. Sie
galt fruher für eines der ſchoͤnſten und der reichſten Maͤd⸗
chen in Coͤln. Dabey war ſie ſehr ſtill, ſittſam und einge⸗
zogen, und in hohem Grade fromm und religioͤs.
Dieſes Schickſal iſt ihr auch an ihrer Wiege nicht ges
ſungen worden. ö -
Aber fie trägt es wie eine Heldinn und wie eine Chris
ſtinn. Wenn man die zarte Frau ſieht, ſo glaubt man,
ſie müſſe dem ſchweren Geſchicke erliegen. Und doch bleibt
ſie aufrecht. 5 N
Dieſes iſt die Macht der Religion, und der Thau,
der aus einer andern Welt auf die Seele faͤllt und ſie
ſeuchtet und aufrichtet. — Mag auch da kommen was da
will, auf dieſem Tabor ſind keine Stuͤrme mehr. Sie
*
0
4185
weiß, daß Me und die Ihrigen in der Hand Gottes fiehen,
unt daß ehne einen Willen auch kein Haar von ihrem
Haupte fallen, kann.
Sie iſt in hohem Grade religioͤs, aber fie iſt es für
ſich, ohne Bigotterie, und ohne daß fie es zeigt. Sie
beſucht täglich die Kirche und träge Gott ihr Anliegen und
ihre Neth im Gebet vor. Auch wallfahrtet ſie fuͤr ſich nach
den heiligen Orten in Trier und in ſeiner Naͤhe. Denn
Trier, in welchem bas Chriſtenthum ſchon ſeit den fruͤheſten
Jahrhunderten blühte, iſt voll Gnabenoͤrter. Der heilige
Mathias liegt in der Naͤhe von Trier begraben, und in
dieſer Jahrszeit kommt das Landvolk aus entfernten Ges
genden proceſſtonsweiſe gezogen, um an feinem Grabe zu
beten und zu opfern.
Einer dieſer Wollfahrtsorte heißt zum heiligen Kreuz.
an erzähle ſich, daß die zarte Frau oͤfter dahin gehe,
wallfahrte und bete, — und baarfuß.
Ich fragte fie, wie es moglich ſey, daß fie dieſes al⸗
les ertragen, und daß ſie noch lebe? — Ach! ſagte ſie,
ich wußte ja, daß mein Mann unſchuldig war, und des⸗
wegen war ich ruhig. Mein Mann ging wenig aus, und
war immer den ganzen Abend bey mir und den Kindern.
Ich wußte alſo immer wo er war. Am Abend des 9.
Novembers war er nach der Konferenz nicht von meiner
Seite gekommen. Wir harten zuſammen gegeſſen und wa—
ten zuſammen ſchlafen gegangen. Auch wußten dieſes uns
ſere Maͤgde, wovon eine bey den Kindern im Vorzimmer
ſchlief. Mir war der Abend noch beſonders merkwuͤrdig,
weil mein Mann ſo vergnuͤgt war, und mir ſagte: jetzt
hoffe ich, daß ich das verorießliche Geſchaͤft mit Schröder
nun endlich zu Ende bringe. Auch konnte ich mich auf dies
fen Abend gut zuruͤckerinnern, denn ich erfuhr gleich das
Verſchwinden Gönens, fo wie auch das Gerede, welches
ſich in der Stadt gegen meinen Mann erhod. Ich wußte
es vielleicht früher wie dieſer. — Allein ich war ruhig, weil
ich es wußte, daß mein Mann unſchuldig war.
Später ſagte ſie: Gott ſendet oft ſchwere Pruͤfun—
gen, allein doch nie über unſer Vermögen und unſere
Kraͤfte. 2
Ich fragte fie, wie es gekommen, daß, nachdem ihr
Mann zweymal von der Anklagekammer freygeſprochen,
und dem gemaͤß zweymal in Freyheit geſetzt worden, er
nun nicht aus dem Lande gegangen ſey? Und da er ein
Geſchaͤft in Rotterdam habe, nicht ein anderes in Amerika
unter einem andern Namen gegruͤndet? Wan verlaſſe ja
ſein Vaterland oͤfter wegen viel geringfuͤgiger Urſachen, und
was mich beträfe, fo laͤugnete ich nicht, daß ich bey voll—⸗
kommener Unſchuld das Land gleich verlaſſen würde, fo
bald ich ſahe, daß ſich ein Triminalproceß gegen mich et:
hoͤbe, der fünf Jahre dauern würde, und in dem die
Staatsbehoͤrde 250 Zeugen gegen mich laden laſſe. Denn
der Ausgang eines ſolchen Proceſſes ſey immer zweifelhaft,
da er leicht unter ſeiner Maſſe erliegen koͤnne, und wenn
man auch am Ende freygeſprechen werde, fo habe man
dann doch mehrere Jahre im Kerker geſeſſen, und dieſe
Jahre koͤnne einem niemand mehr erſetzen, und ſelbſt der
Koͤnig nicht.
Ss, ze. Heſt NI.
EE TEE
— nn
1186
Ach! ſagte ſie, ich hatte damals vier Kinder, und
man iſt es Seiner Familie und feinen Kindern ſchuldig, dies
ſen einen ehrlichen Namen zu hinterlaſſen. Die Ehre geht
noch über das Leben.
Neben dieſer Frau fühlt man ſich denn doch klein mit
feiner ſaͤmmtlichen Weltweisheit!
Ich komme nun zum letzten Acte des großen Drama.
Waͤhrend die Geſchwornen im Berathungszimmer
über Leben und Tod berathſchlagten, ſaß Fonk unten in eis
nem Zimmer, umgeben von ſeinen Freunden. Nach der
Lage des Proceſſes, da weder Motiv noch materieller Be⸗
weis noch Eingeſtaͤndniß vorhanden war, ſondern bloß die
Auſſage eines Gefangenen, die unter ſehr zweydeutigen Um⸗
ſtaͤnden gemacht worden, hielt man feine Freyſprechung für
gewiß.
Nach einer peinlichen Erwartung von ungefaͤhr an⸗
derthalb Stunden kamen die Geſchwornen aus dem Berars
thungszimmer, und der erſte der Geſchwornen, Georg Ap—
polt, Fabricant zu Sulzbach, verkuͤndete das Urtheil.
Durchs Loos war nehmlich der Kaufmann Siebels erſter
der Geſchwornen geworden. Dieſer hafte aber ſeine Stelle
an Herrn Appolt uͤbertragen.
Der junge Foveaur, der Schwager von Fonk, ftuͤrz⸗
te in das Zimmer, wo dieſer war, warf ſeine Muͤtze in
der Verzweiflung zur Erde, und rief: Alles verloren, das
Schuldig iſt ausgeſprechen.
Fonk legte krampfhaft ſeine Haͤnde zuſammen und
rief: Gott lebt noch! und wird meine Unſchuld an den
Tag bringen. .
Er wurde nun in den Saal geführt, wo ihm das
Urtheil der Geſchwornen vorgeleſen wurde. Sein Freund
Buͤſchgens fiel ihm hier um den Hals, und er ſagte zu
dieſem: So weit iſt es mit deinem Freunde gekommen.
Und gleich darauf: Sey nur ruhig unb bereite meine
Frau vor.
Als Buͤſchgens ſchon fort war, rief er ihm nach:
Beruhige fie, ſage ihr, es ſey eine Nullitaͤt im Urtheile.
Zu einem Knaben, der neben ihm ſtand, und der ihn
in ſeinem Gefaͤngniſſe viel beſucht hatte, ſagte er: Laß ſie
machen was fie wollen, ich lebe doch nicht lange mehr,
das fuͤhle ich.
11 Der Gerichtshof trat ab und ſprach das Todesur
theil.
Seine Fran war an dem Tage in der Familie Weiſ⸗
ſenbach. Man muß es zum Ruhme der erſten Familien in
Trier ſagen, daß dieſe ſich waͤhrend des ganzen Laufes des
Proceſſes auf eine ſehr edle Weiſe gegen dieſe ungluͤckliche
Coͤlner Familie betragen haben.
Man hatte es der Fran verſchwiegen, daß an bieſem
Tage der Praͤſident reſuͤmiren würde, und daß das Urtheil
würde geſprochen werden. — Man wollte fie über dieſe
bangen Stunden hinwegbringen. Ihre Freundinnen, in der
ſicheen Erwartung, daß die Freyſprechung erfolgen würde,
hatten ſich ſchon berathen, wie ſie ihr dieſe Nachricht
nach und nach beybringen wollten, damit die Freude fie
nicht toͤdte.
75
1187
Sie hatte ſich nach Tiſch etwas ſchlafen gelegt.
Als fie herunter kam und ins Wohnzimmer trat, fo.
fand ſie alle weinend und ſchluchzend — die eine lag auf
dem Sopha, die andere mit dem Kopf auf den Tiſch ge—
lehnt — die andern fielen ihr um den Hals.
Sie errieth gleich die Entſcheidung.
ohne eine Thraͤne fallen zu laſſen, fragte fie: wo iſt
mein Mann? — Ihr habt mich betrogen, ich muß zu
ihm.
Ohne ſich halten zu laſſen, eilte fie nach dem Aſſiſen⸗
gebaͤude. Mehrere ihrer Freunde begleiteten ſie.
Als ſie die Treppe herauf kam, da wollte die Wache
ſie nicht durchlaſſen. Die Noth hat ihr eigenes Recht, ſo
wie ihr eigenes Geſetz. Sie drang durch, und begegnete
auf dem Gange den Richtern, die eben das Todesurtheil
uͤber ihren Mann geſprochen.
In einem Nebenzimmer fand fie ihren Mann, umge—
ben von ſeinen Freunden. — Sie fiel ihm ſchluchzend um
den Hals, ohne jedoch das Todesurtheil zu kennen.
Er riß ſie mit ſich zum Fenſter, hob den Arm krampf—
haft in die Hoͤhe, und ſagte: Dorthin blicke! Dann
küßte er fie, führte fie zuruck, ſetzte ſich zu ihr und troͤ⸗
ſtete ſie.
Es war in dieſen Tagen eine uͤber alle Beſchreibung
druckende Hitze. Der Waͤrmemeſſer ſtand auf 27 Grad.
Die Sonne lag den ganzen Tag auf den Fenſtern des Zim
mers des Arreſthauſes, in welchem Fonk wohnte, und in
dem gar kein Luftzug war. 0
Sie fuhr des Abends mit ihrem Manne ins Gefaͤng—
niß und blieb die Nacht bey ihm.
Dieſe Treue wohnt nur in der Bruſt eines Weibes.
Ich ſah fie den andern Tag im Gefaͤngniſſe. Sie
ging ſtill auf und ab. Ein Gebetbuch lag auf dem Tiſche.
Es gibt ein Tabor fuͤr den Menſchen, zu dem die
Stürme dieſes Lebens nicht heraufreichen. Auf dieſem ſtan—
den die Märtyrer, welche das Chriſtenthum gegründet ha⸗
ben, und die die Kirche noch gloͤubig verehrt,
Der Zuchthausinſpector Murin kuͤndigte noch denſel⸗
ben Abend dem Kiefermeiſter Hamacher den Urtheilsſpruch
gegen Fonk mit den Worten an: Jetzt iſt fuͤr euch alle
Hoffnung vorbey, das Urtheil iſt geſprochen.
Hamacher blickte auf und fragte: Wie?
Murin ſagte ihm: Fonk iſt zum Tode verurtheilt.
Da ſchrie Hamacher auf: Allmaͤchtiger Gott! der
Mann ſtirbt unſchuldig. Ich verdiene meine Strafe, weil
ich durch meine Lügen ihn ins Ungluͤck gebracht habe, und
Sie werden nicht hoͤren, daß ich murre. Aber daß ſie den
verurtheilt haben, das koͤnnen fie bey Gott nicht verant⸗
worten.
Ich will die Quelle nennen, woher ich dieſes weiß.
Der Zuchthausinſpector Murin ſagte dieſes gegen die
Praͤſidentin Delius, dieſe erzählte es dem Conſiſtorialrathe
Kuͤpper, der mir die Worte aufſchrieb, da ich ſie genau zu
haben wuͤnſchte. \
Verſteinert und
Dr *
—
BAR 1188
Die edle Frau aber wird es mir verzeihen, daß ich
ihren Namen genannt. Es if nicht an der Zeit, daß man
ſich von den Ungluͤcklichen zurückzieht.
Trler war an dem Abende in zwey ungleiche Haͤlften
getheilt, wovon die eine in der Freude war, und die ande—
re in der Trauer.
Stafetten ſtanden bereit, um die Nachri i
Coͤln und Krefeld zu bringen. peach ee
Der junge Fouveaux fuhr noch denſelben Abend— weg,
um feinem Vater die Trauerbotſchaft zu bringen.
Ein ſonderbares Schickſal verfolgt den alten Mann.
In ſeiner Jugend wurde er früh zum Waiſen gemacht,
denn ein Student erſtach feinen Vater mit einem Meffer,
als dieſer mit zweyen ſeiner Freunde uͤber den Altenmarkt
ging. Er verſchied den 7. Juny 1766, ergeben in den
Willen des Sochſten, und die Unbilde mit chriſtlicher
Großmuth herzlich verzeihend. So ſteht im Todten⸗
zettel. Der Student fluͤchtete zu den Capucinern, und weil
der Ermordete ihm verziehen, ſo geſchah ihm nichts. ‘
Den 9. Juni 1822, alſo gerade nach 56 Jahren,
wurde ſein Schwiegerſohn, den er eben ſo liebte wie ſeinen
eigenen, zum Tode verurtheilt.
Waͤhrend dieſe Familie nun in Trauer verſunken war
und betruͤbt bis auf den Tod, waren andere roh genug,
den Sieg ihrer Meynung mit Bachanalien zu feyern: Bis
tief in die Nacht floß der Champagner.
So blind, fo roh, ſo gefuͤhllos macht die Partheys
wuth die Menſchen!
Wie iſt es moͤglich, wenn man ſich mit einer ſo tief—
gebeugten und ungluͤcklichen Familie in denſelben Mauern
befindet, dann ſo zu leben!
Lieder - Saal, d. i. Sammelung altdeutſcher
Gedichte aus ungedruckten Quellen,
von J. v. Laßberg.
Vierter Band 1821. Das Nibelungenlied. 8. 578. Ave n⸗
tuͤre von der Klage, bis 710.
Bekanntlich beſitzt der gelehrte Herausgeber eine Hands
ſchrift, welche eine der aͤlteſten und reichſten von den weni⸗
gen iſt, die noch vorhanden find. Dieſe ließ er hier mit
gewiſſenhafter Genauigkeit auf ſchoͤnes Papier und mit neu⸗
en Schriſten abdrucken. Die Freunde der deutſchen Spra⸗
che und Dichtung haben nun einen Codex von ihrem Haupt⸗
Epos, an welchen ſie ſich in allen Fällen halten koͤnnen.
Der Herausgeber hat im Drucke die Verſe getheilt, wos
durch die aͤchte Form hergeſtellt worden. In der nach zu
liefernden Vorrede wird er ſich ohne Zweifel uͤber das Gan⸗
ze erklaͤren; auch folgt noch ein Titelkupfer und Schriftpros
ben von den 4 einzigen Handſchriften. Der zweyte und
dritte Band dieſes Lieder Saals wird auch bald ausgeges
ben werden. Moͤge Jemand, der mehr davon verſteht als
wir, dieſe praͤchtige Ausgabe umſtaͤndlicher und nach dem
großen Verdienſt würdigen, worauf der Herausgeber uns
ſo gerechten Anſpruch zu haben ſcheint.
1189
ueber das Nordlicht,
(vergleiche Iſis VIII. 1821.)
Beſchluß.
Außer dieſem allgemeinen Verhalten des Meteors iſt
es auch ſehr wichtig, feine Höhe zu kennen. Es ſind ſehr
viele Verſuche gemacht worden, fie durch die gewoͤhnl. geo⸗
metr. Hoͤhenmeſſung herauszubeingen, man hat nehmlich
an verſchiedenen Stellen zugleich mit aſtronom. Inſtrumen-
ten daſſelbe Stuͤck des Phaͤnomens beobachtet; idie Schwie:
tigkeiten aber, welche ſich in der Identitat der Zeit und des
Objeetes finden, machen jene Methode ſehr unſicher; auch
hat, nach den daraus gezogenen Reſultaten, das Meteor
fehr ungleiche Höhen, die bisweilen von 20 bis auf 100
fr. Meilen und darüber abweichen. Eine größere Ungewißheit
herrſcht noch über die Länge der Meteor: Säulen ſelbſt, die
man auf aͤhnliche Art hat zu meſſen geſucht. *
1 Vermoͤge der, nach den Regeln der Perſpective dem Meteor
beygelegten Stellung in Säulen, ſetzen die Kreisbogen eine
wirkliche Reihe an der Seite neben einander in einer glei:
chen horizontalen Richtung, ſenkrecht auf dem magneti⸗
ſchen Meridian geſtellter Saͤulenz gerade ſo, wie es ſeyn
würde, wenn die Lichtſäͤulen von ſelbſt in ſtiller Luft fort⸗
ruͤckten, und kreisfoͤrmig, wie wirkliche Wellen, von dem⸗
ſelben Centro aus divergirten, welches dann der gemein⸗
ſchaftliche Brennpunet wäre, aus dem fie entſtaͤnden. Ein
Bogen koͤnnte auch erſcheinen, wenn ein horizontales Hin⸗
derniß das Fortruͤcken der Saͤulen aufhielte, wenn ſie z.
B. einen oberen ihrem Wege entgegenlaufeuden Luftſtrom
traͤfen, an deſſen Graͤnze fie ſich eine Zeit lang anhäuften,
dann aber muͤßte jener Luftſtrom auch nur bloß ſo
viele Kraft haben, das Fortruͤcken der Säulen aufzuhal—
ten, ohne fie zuruͤckſtoßen oder auseinandertreiben zu koͤn⸗
nen; im Falle ſelbſt er auch ihren Parallelismus nicht
ſtoͤrte, ſo wuͤrde er doch durch ſeine Richtung die der
Graͤnze verändern, wo die Meteorfäulen aufgehalten wä-
ren, und dann könnte folglich‘, außer bey einem ganz au⸗
ßerordentl. Zufalle, der ſichtbare Gipfel des Bogens nicht
mehr mit dem magnet. Meridian coincidiren; man hat
auch öfter Bögen bemerkt, die von jener Richtung ſeyr
merklich abwichen. So ungewiß uͤbrigens auch die Bedin⸗
gungen bleiben moͤgen, unter welchen dieſe Eigenſchaft des
Phaͤnomens Statt findet, ſo ergibt ſich doch aus dem vor⸗
her Geſagten das Falſche der von Mayer (Petersb. Aka:
dem. T. IV.) angegebenen Methode, die Hoͤhe des Meteors
durch Verbindung der ſcheinbaren Hoͤhe der Boͤgen mit ih⸗
rer ſcheinboren Spannung zu meſſen, indem man ſie als
. kreisfoͤrmig um die Erdachſe anſieht; denn wenn fie wirk⸗
lich genau Ereisförmig find, was durch ſehr richtige Beob:
achtungen erft bewieſen werden müßte, fo iſt doch wenige
ſtens das gewiß, daß ihr Mittelpunct faſt nie auf der
Erdachſe ſteht; um alſo ihre wahre Höhe aus ihrer an⸗
ſcheinenden und aus ihrer Spannung zu folgern, muͤßte
man fie auf ihren wahren Pol zuruͤckfuͤhren, der nun
wohl der magnet. zu ſeyn ſcheint, deſſen Stand demnach
immer ein Element bleibt, das durch Beobachtung feſtge⸗
ſetzt werden muß.
Gleichzeitige Beobachtungen ſcheinen beſſer benutzt wer—
den zu konnen, jedoch bleiben die Reſultate, der ange⸗
führten Gründe wegen, ſehr ungewiß. Unter allen bis
jetzt verſuchten Anwendungen dieter Methode, ſcheint mir
die von Cavendiſh bey Beſtimmung der Hoͤhe eines in
England beobachteten Bogens 1790 (Transact. philos.) die
beſte. Indeſſen findet man, nach Cavendiſh feloft, wenn
Sue een
—
— x
1190
Wenn uͤbrigens unter guͤnſtigen Umſtaͤnden, die auf
dieſe Art erhaltenen Berechnungen, Zutrauen zu verdienen
ſcheinen, fo kann man doch, wie ich glaube, dieß nicht all⸗
gemein behaupten, und unter gewiſſen Umſtaͤnden ſteigt das
Meteor weit tiefer herab, als es jene Berechnungen anneh⸗
men laſſen. Dieß laͤßt ſich abnehmen aus der lebhaften und
ununterbrochenen Bewegung der phosphor. Strahlen, der
gleichmäßig fortſchreitenden Bewegung der Bögen, als ob
ſie von einem leichten Winde getrieben wuͤrden, endlich dem
langſamen und. regelmäßigen Forttreiben der Flocken von phos—
phor. Waterie, welche die nördlichen Beobachter bisweilen
getrennt und in der Atmoſphaͤre ſchwebend geſehen haben.
Ich ſelbſt ſahe ein ähnliches Phänomen auf den Shet⸗
lands⸗Inſeln am 6ten Sept. 1817. Es war eine dichte
Wolke, die von Nerdweſt langſam am Horizont heraufzog.
In ihr war der phesphoriſche Licht: Focus, der bald zurück—
zubleiben und zu erloͤſchen, bald vorzuſpringen und ihre
Raͤnder zu erleuchten ſchien. Ich kann diefe phosphor. Wol⸗
ke nicht beſſer, als mit unſeren dunkelen Theater Wolken
vergleichen, die durch hinsergefeste Lampen erleuchtet wer⸗
den. Doch bemerkte ich einige Augenblicke auf der unteren
Flaͤche eine kleine Stelle, wo das Licht zwiſchen mir und
der Wolke zu ſeyn ſchien. Da dieſe Wolke ungefaͤhr eine
Höhe von 45 Grad erreicht hatte, blieb fie eine Zeitlang
ſtill ſtehen, dann zog ſie langſam gegen Weſten, immer
von ihrem Phosphorlicht begleitet, und einige Feuer-Aus⸗
ſtrahlungen, die auch von dem Horizont an der Nordſeite
ausgingen, bogen ſich ebenfalls nach Weſten hin, als ob
ein oberer Wind von Suͤdoſt das Meteor in andere Gegen⸗
den fortgefuͤhrt haͤtte. Aehnliche Phänomene ſahe ich auch
am 14. September. Dieſe Beobachtungen, nach welchen,
zufällig wenigſtens, das Nordlicht in die oberen Regionen
der Wolken gebracht wird, ſcheinen mir einer in allen noͤrd⸗
lichen Gegenden allgemein verbreiteten Meynung viel Glaub:
wuͤrdigkeit zu geben, nehmlich, daß man bey ſehr ſtarken
Nordlichtern ein merkliches und oft heftiges Geraͤuſch hoͤrt,
auch der beruͤhmte Phyſiker Muſchenbroek ſagt, daß dieß
Phaͤnomen von den Matrofen beym Wallfiſchſang in Groͤn⸗
land allgemein beſtaͤtiget wird; auch Gmelin in feiner Rei⸗
fe nach Sibirien druͤckt ſich ſehr beſtimmt daruͤber aus.
„So ſchoͤn auch,“ ſagt er, „dieß Schauſpiel iſt, ſo glaube
ich doch, daß man es ſchwerlich, wenigſtens das erſte Mal,
ohne Schauder anſehen wird, mit ſo heftigem Geraͤuſche,
Ziſchen und Praſſeln wie bey einem Feuerwerk, iſt es be-
gleitet, wie glaubwuͤrdige Perſonen mir verſichert haben.
Die Jaͤger, welche an den Graͤnzen des Eismeeres blaue
Fuͤchſe aufſuchen, werden oft von dieſem Meteor uͤberfallen;
ihre Hunde werden dadurch ſo erſchreckt, daß ſie nicht von
man die beobachteten Data nur um ein Weniges ſich ver⸗
aͤndern laͤßt, oder wenn man dieſe Data eher auf den Gi⸗
-pfel als auf den Füß der Säulen bezieht, in den daraus
für das Meteor ſich ergebenden abſoluten Hohen, uns eheu⸗
ere Abwechſelungen, die z. B. bey dem von Cao. beobach⸗
teten von 50 bis zu 70 geogr. Meilen gehen. Auch be⸗
merkt Cav. ganz richtig, daß die Saͤule als ein rein op⸗
tiſches Phaͤnomen gar nicht zur Beſtimmung der Hoͤhe
der Meteors dienen könne, obgleich einſichtsvolle und ge⸗
ſchickte Beobachter, Mairan und Bergmann z. B., fie
zu dieſem Zwecke benutzen zu können glaubten.
1191 5
der Stelle gehen und ſich niederlegen, bis das Getoͤſe vor⸗
über iſt,“ und fo wird dieß noch von mehreren anderen
Reiſenden beſtaͤtiget, und ſo iſt es denn auch glaublich,
daß das Nordlicht bisweilen ſo niedrig herab kommt, daß
das Geraͤuſch vernehmlich wird, und daß, wie Berg⸗
mann ? erzählt, Reiſende auf den norwegiſchen Alpen vom
Nordlicht koͤnnen eingehuͤllt werben und einen ſchwefeligen
Geruch um ſich herum verſpuͤren.
Nehmen wir nun alle dieſe phyſiſchen Charaktere zu⸗
ſammen, ſo ſehen wir, daß das Nordlicht aus ächten Wol⸗
ken beſteht, die aus ziemlich leichten oder in feinen Staub
verwandelten Stoffen zuſammengeſetzt ſind, die ziemlich, lan⸗
ge in der Luft ſchweben und zufaͤllig leuchtend werden kön⸗
nen, die, was nicht aus der Acht zu laſſen iſt, empfindlich
gegen den Erdmagnetismus find, und ſich ven ſelbſt zu
Saulen bilden, ſich gegen die Erde hin wenden, wie wirk⸗
liche Magnetnadeln es thun wuͤrden, wenn ſie dort waͤren.
Da wir nun unter den erdigen Subſtanzen nur die
Metalle als des Magnetismus fähig bis jetzt keunen, und
auch nur einige von ihnen dieſe Eigenſchaft haben; ſo iſt
es wahrſcheinlich, daß die Saͤulen des Meteors, groͤßten⸗
theils wenigſtens, aus außerordentlich feinen Metalltheilchen
beſtehen. Es folgt noch ein anderer Schluß hieraus: be⸗
kanntlich find alle bekannten Metalle vortreffliche Elektrici⸗
taͤtsleiter; nun find die verſchiedenen Schichten, woraus
unfere Atmoſphaͤre beſteht, gewohnlich mit ſehr ungleicher
Menge von Elekiricitaͤt geſchwaͤngert; denn wenn man
beym heiterſten Himmel einen Drachen aufſteigen laͤßt,
woran ein metalliſcher Faden iſt, ſo erhaͤlt man am Ende
zieſes Fadens Zeichen von gewoͤhnlicher Glas Elektricitaͤt;
iſt man hingegen in einem Acroſtat und laͤßt unter dem
Schiffchen einen Draht in die niedrigeren Schichten hinad⸗
laufen, fo gibt, wie Herr Gay Luſſac und ich es be⸗
obachtet haben, das obere Ende des Drathes Zeichen von
Harz ⸗Elektricitaͤt. Wenn nun hiernach Saͤulen, die theils
aus metalliſchen Elementen beſtehen, ſenkrecht in der Atmo-.
ſphaͤre Hängen, wie dieß bey den Säulen des Nordlichts
der Fall iſt, wenn dieſelben über die dem Pole naͤchſt belege⸗
nen Regionen ſchweben; fo wird die Elektrieitaͤt der am
Gipfel und am Fuße dieſer Saͤulen liegenden Luftſchichten
in jeder dieſer Säulen einen mehr oder weniger vollkomme—
nen Leiter finden; und wenn das Streben dieſer Elektrici⸗
2 Toberni Bergmann: Opusgula physica et chymica, tom,
V. p. 297. Bergmann hat ſeibſt dieß Geräuſch nicht
gehoͤrt, und ſcheint es auch für abſurd zu halten, wegen
der aͤußerſt duͤnnen Luft in der Höhe, wo er die Nordlich⸗
ter glaubt. In den Transact. philosoph. der Londner
Akademie findet ſich ein Brief vom Prof. John in Esin⸗
burg vom 18. Novbr, 1736, der dieß Gerauſch beſtaͤtiget,
fo wie Blagden in einer Abhandl. Über das Meteor vom
28. Auguſt 1783 in Philos. transact. von 1784 auch von
dieſem Geräufhe ſpricht, das der berühmte Künftler Nair⸗
we ſelbſt in Nordhampton gehört haben will, und mit
dem Geräuſche eines Luftſtroms vergleicht,
Noch neuerlich hat Chezy mir verſichert, ſelbſt dieß Ge⸗
rͤuſch gehört zu haben, und unſer beruͤhmter Phyſiker Hr.
Charles hat auch einmal Gelegenheit gehabt es zu hören,
So iſt denn dee Sache wohl außer Aropifel:
—
1192
Be) gleſchfoͤrmig zu verbreiten, ſtaͤrker iſt als der Wider⸗
Hand der unvollkommenen Leitungsſaͤulen, fo wird ſie laͤngs
diefen Saulen ausſtroͤmen und ihre Bahn erleuchten, wie
wir dieß gewoͤhn ich bey unterbrochenen Leitern ſehen.
ſchießt dieſes Kusſtrömen in den ſehr hohen Atmoſphaͤren,
we die Luft vermögen bier Dünnbeit, der Bewegung der
Slektrieität wenig tand leiſtet, ſo geſchieht dieſes
Aitsſtrömen ſtill mit allen den FPiesterſcheinungen, die
ran in luftleeren Roͤbren bemerkt; erſtreckt dieß Ausſtroͤ⸗
men ſich aber bis in die niederen Luftſchichten, fo muß es
hier nothwendig jenes Knittern verurſachen,
Ziſchen und
woson das Nocdücht wirklich begleitet ſcheint, wenn et bis
zur Erdoberflache ſich hinabſenkt. Da endlich das Meteor
num durch dieſe zufällige Urſache ſichtbar wird, fo kann es
in der Luft vorhanden ſeyn und auf die Magnetnadel wir⸗
en, ohne ſichtbar zu ſeyn; vielleicht glänzen such nur ges
wiſſe Theile davon und das übrige bleibt dunkel, während,
unter anderen Umfkinden, da die Durchbrechung des elektriſchen
Gleichgewichtes plotzlich und allgemein geſchieht, die ganze
Meteer⸗Saͤulenreihe in einem Augenblicke erieuchtet ſeyn
wird. 2 ö
Aber nebſt den leuchtenden Ausſtrahlungen, welche auf
ſolche Art durch bloßes Ausſtroͤmen der Elektricitaͤt entſtehen
kennen, ſieht man auch Erſcheinungen wirklicher Entzuͤndung
in fenen phosphoriſchen Wolken, die, vom Mittelpuncte des
Meteors bisweilen ſich losreißen, wie mehrere Beobachter
es beſtaͤtigen und ich es ſelbſt geſehen habe; fie nehmen das
Princip ihrer Phospherescenz mit ſich und werfen von Zeit
zu Zeit Lichtſtralen, wie Raketen, die einen langen weißli⸗
chen Streif in der Luft hinter ſich laſſen. Man kann alſs
wenigſtens als wahrſcheinlich annehmen, daß die Mnterie
des Nordlichtes Stoffe enthalten kann, die einer zufaͤlligen
Entzuͤndung faͤhig ſind, entweder durch ſich ſelbſt oder durch
elektriſche Entladungen in den Wolken, in welchen dieſe
Stoffe verborgen find; eine Combinations = Art, von der wir
in chemiſchen Laboratorien haͤufige Beyſpiele haben.
Dieß ſind die phyſiſchen Bedingungen, welche den
Charakter des Nordlichtes ausmachen und ſich unmittelbar
von den beſondern Eigenſchaften deſſelben -ableiten laſſen.
Nun aber fragt es ſich: woher kommt der Stoff, aus dem
es gebildet wird? Dieſe Frage laͤßt ſich bis jetzt noch nicht
beſtimmt beantworten; allein, in Ermangelung ſicherer An⸗
gaben kann man dennoch durch einfache und ziemlich directe
Inductionen es hier bis zur groͤßten Wahrſcheinlichkeit bringen.
Die Unterſuchung der optiſchen und phyſiſchen Cha⸗
raktere des Nordlichts hat uns gezeigt, daß dieß Meteor
aus wirklichen Wolken beſteht, die bisweilen phosphoriſch,
ziemlich dünn, um lange in betraͤchtlicher Höhe in der At⸗
meſphaͤre zu ſchweben, und, zum Theil wenigſtens aus
magnetiſcher Eindruͤcke empfang ichen Subſtanzen zuſam⸗
mengeſetzt ſind, indem ſie ſich von ſelbſt in Saͤulen bilden,
die nach der Neſultante der erdmagnetiſchen Kraͤfte in allen
Gegenden ſich richten, und daß ſie, wenn ſie neben uns
oder über unſerem Kopfe weggehen, die Magnetnadel bewe⸗
gen; dieß find nackte Thatſachen ohne Hypotheſen. Eben
ſo erwieſen iſt es, daß die Erſcheinung des Nordlichtes, dis
nahe beym Pole ſehr haͤufig iſt, immer ſeltener wird, je wei⸗
ter man ſich vom Pol entfernt, daß das Nordlicht auch we⸗
niger lebhaft wird, und daß über eine gewiſſe Breite hin⸗
Ge⸗
4
—
193
aus, z. B. außer dem Polarkreis, man bie Materie, wor
aus es beſteht, immer von Norden nach Suͤden ziehen ſieht.
Es läßt ſich daher auch aus dieſen Phaͤnomenen ſchließen,
daß das Meteor ſich nicht über jeder Gegend bildet, und
daß es nur von Norden aus dorthin kommt. Wir fünnen
aber beſtimmter den Punct angeben, von dem es ausgeht,
denn dieſer iſt uns durch die Beobachtung dieſer unveraͤn⸗
derten Richtung bekannt geworden, in welcher man es als
lenthalben erſcheinen ſietht. Wir haben geſagt, daß an je-
dem Orte, der Mitteſpunct des Meteors in verticaler Linie
dem Puncte des Forizonts entſpricht, zu dem die Magnet:
nadel ſich hinneigt; wenn man daher auf einem Erdglobus
alle Richtungen der Magnetnadel in den noͤrdlichſten Gegen—
den, als Kamtſchalka, Sibirien, Lappland, Spitzbergen, Is⸗
land und die Oſtkuͤſte von Amerika zeichnet, fo findet man,
daß alle dieſe Richtungen nach einem ziemlich beſchraͤnkten
Raum hin, der nordweſtl. von Grönland und etwas noͤrdl.
von der Baffinsbay liegt, convergieren. Von da aus alſo
üſſen wie aus einem Mittelpunct, die Stoffe, aus wel⸗
chen das Nordlicht beſteht, hervorgehen; und es iſt wichtig
hier zu bemerken, daß dieß eine factifhe Bedingung iſt,
nach welcher jede Erklärung einzurichten ſeyn wird.
Welche Urſache kann aber in jenem Theile der Erde
enthalten ſeyn, und dort aus dem Erddall magnetiſche
Stoffe entbinden, dieſe in Dunſt verwandeln und fie in die
Atmoſphaͤre bis zu jener Hoͤhe hinauffuͤhren, zu der die
meteoriſchen Wolken ſich erheben! Hier verlaſſen uns die
Beobachtungen. Die Werkſtatt, wo das Meteor gebildet
wird, iſt mit einem Wall von ewigem Eiſe umgeben und
“völlig unzugaͤnglich; wir koͤnnen alſo nur nach den wahr—
ſcheinlichſten Indicien, die Natur deſſelben zu erforſchen ſu⸗
chen; doch haben wir den Vortheil, daß unſere Conjectu—
ren auf einer einfachen, genauen, richtig beſtimmten Thatſache
beruhen, und uns nur unter den mechaniſchen Urſachen,
welche die Natur uns zeigt, diejenige angeben ſollen, wel⸗
che nach der Analogie des Orts und der Wirkung wahr—
ſcheinlich ſind. Die erſten Phyſiker aber, deren Syſtem
uͤber das Nordlicht ich vorher angegeben habe, befanden ſich
in einer ganz anderen Lage, indem ſie nicht eine iſolirte
und einfache Thatſache zu erklaͤren unternahmen, ſondern
ein ganzes Syſtem von zuſammengeſetzten Thatſachen, wo—
von die charakteriſtiſchen Theile und ſogar das Ganze ih—
nen unbekannt waren.
Unterfucht man die geologiſche Conſtitution der Ge—
genden um den Herd des Nordlichtes, fo wie fie die Beob—
achtungen uns gezeigt haben, ſo ſieht man, daß dieſe Ge—
genden von jeher und noch jetzt den fuͤrchterlichſten vulcani—⸗
ſchen Ausbruͤchen ausgeſetzt ſind. Noch immer thätige Vulcane
brennen im Schooße des Eiſes rund um dieſe Polar-Zone,
auf den aleutiſchen Inſeln, in Island, auf Kamtſchatka.
Wie oft haben fie nicht das ganze Island erſthuͤttett.
Lieſt man die Beſchreibung dieſes großen Phänomens,
ſo wie ſie von Augenzeugen gegeben wird; ſo bemerkt man
darin mit Erſtaunen eine Menge der unmittelbarſten Ana⸗
logien mit unſerem beſchriebenen Phänomen, 3 Fortwaͤh⸗
0
2 Man fehe hier beſonders Reife nach Island auf Be:
fehl Sr. daniſchen Majeftät, ins Franzoͤſiſche
Iſis. 1822. Heft XI.
1194
rende elektriſche Entladungen, große, in die Luft geſchleu⸗
derte Feuer Garben, brennende Kugeln, die zu einer uner⸗
meßlichen Hoͤhe hinanſteigen, dort zerplatzen, und mit ſchreck⸗
lichen Exploſionen ihre Stucke umherwerfen. Befonders
Wolken vulcaniſchen Staubes, die nicht allein dieſe un⸗
gluͤcktiche Inſel einhuͤllen, das Tageslicht in Finſterniß ver⸗
wandeln, und die Felder mit brennenden Regen uͤberdecken;
ſondern die ſich weit in der Luft ausbreiten, mit dem Ha⸗
gel und Gewitter ſich vermiſchen, und in einer Entfernung
von 100 bis 200 Stunden auf den Shetland und Orka⸗
diſchen Inſeln niederfallen, ſo wie vor 8 Jahren die In⸗
ſel Barbados mit der Aſche des Vulcans von St. Vincent
(30. April 18 12) bedeckt wurde. So weit wirkende Ausbruͤche,
die aus fo tiefen Abzründen hervorgehen, daß fie unter der
Erdrinde von einem Ende zum andern in Verbindung zu
ſtehen ſcheinen; ſollten dieſe nicht, wenn ſie lange anhalten,
uͤber den Schluͤnden, durch die ſie hervorbrechen, ſtarke
Luftzuͤge und wirkliche aufſteigende Winde erzeugen, welche
die vulcaniſche Aſche weit über die gewoͤhnliche Wolken hoͤhe
hinauftreiben? Und wenn nun der groͤbſte Staub zuerſt
herabfaͤllt, kann dann nicht der feinſte Staub oder vielleicht
gar die Duͤnſte, welche ihn begleiten, weit laͤnger in der Luft
verweilen und ſo durch die Winde unermeßliche Strecken
weit uͤber Meer und Länder hin gefuͤhrt werden! Reiſende
in Island erwähnen einer Art trockenen Nebels, der ſo die
vulcaniſchen Ausbruͤche begleitet. Diefer Nebel, durch den
die Sonne nur roͤthlich ſcheint, beſteht aus ſo feinen Theil⸗
uͤberſetzt von Gauthier de la Peyronie Die Reifen:
den waren ausgezeichnete Gelehrte, die beauftragt wurden,
die Sitten und Gebrauche der Einwohner zu beobachten,
die phyſiſchen Merkwürdigkeiten des Landes und feine Nas
tur Producte zu beſchreiben. Waͤhrend ihrer Anweſenheit
in Island 1755 waren fie Zeugen eines großen vulcani⸗
ſchen Ausbruchs des ſ. g. Katlaggiaa auf dieſer Inſel,
den fie wenigſtens eben jo heftig als den des Hekla ſchil⸗
dern. Außer den bey allen Ausbrühen gewöhnlichen
Erſcheinungen, beſchreiben ſie mehrere merkwuͤrdige Eigen⸗
heiten, worauf ich oben gezielt habe. „Von Zeit zu
Zeit, ſagen ſie, ſchleuderte der Vulcan große Feuerkugeln
von blendender Helle zu einer außerordentlichen Höhe hin—
auf; dieſe Kugeln zerplatzten in Stuͤcke und wurden in
weiter Ferne geſehen. Nach dem erſten Ausbruche und
dem Hagel von Bimsſteinen und Sand, der ihm folgte,
fiel ein natuͤrlicher Hagel, der aber dadurch ſich auszeich⸗
nete, daß jedes Korn ein Theilchen Sand
oder ſchwarzer Aſche enthielt, mit welchen die
Luft bis auf die Hoͤhe angefuͤllt war, wo das Gefrieren
vor ſich gegangen. Se wuͤthete der Vulcan den erſten
Tag; die Nacht darauf lieferte er ein Schaufpiel wie ein
Feuerwerk; die Luft war angtfuͤllt mit Flammen und
Funken von den Feuerkugeln, welche der Vulcan unauf⸗
hoͤrlich auswarf, wie Blitze, die in die Hoͤhe fuhren und
dann in tauſend andere ſich zertheilten, wobey fie eine ſehr
große Helle verbreiteten. Die Feuerkugeln wurden bie in
die entfernteſten Landſtriche geſchteudert. Eine Feuerſaͤule
erhob ſich in verſchiedenen Nuͤancen aus dem Vulcan, und
ein großes inneres Krachen, wie mehrere Sanönenfchüffe, ließ
ſich von Zeit zu Zeit vernehmen, und außerdem ein un:
ausgeſetztes Getoſe. Ein unertraͤglicher ſchwefeliger Ge:
ruch ward ſehr beſchwerlich, ſo wie auch eine feige Aſche,
die durch das Einathmen auf die Bruſt fiel. ... Die fol⸗
genden Tage fiel auf den Inſeln Ferroe dc. die Aſche wie
Regen nieder. (Reiſe nach Island Th. IV. pag. 266, ff.)
75 2
1195
chen, daß er durch die kleinſten Spalten, und mit der Luft,
ja ſelbſt wie Luft in die ſorgfaͤltigſt verſchloſſenen Behältnif:
fe eindringt.! Seine ſchwefelige und metalliſche Natur iſt
gar nicht zu bezweifern, denn er reizt die Augen, Mund
und Naſenloͤcher derjenigen Thiere ſchmerzhaft, die ihn eins
athmen, und wird als ſchwarzesfPulver ausgehuſtet. Hat ein
ſolcher Dunſt nicht alle phyſiſchen Eigenſchaften, ſich weit
in der Luft zu verbreiten? und wäre es nicht moͤgl., daß
er alle Phaͤnomene des Nordlichts hervorbringe, indem er
den Geſetzen des Erd-Magnetismus gehorcht, und als Luft⸗
Elebtricitaͤtsleiter der noͤrdlichen Gegenden dient. Seine Vers
breitung wenigſtens ſcheint nicht zweifelhaft; 1783 war ganz
Europa von einem Nebel bedeckt, welcher alle dieſe Eigen⸗
ſchaften hatte. Man hat ſich durch entſcheidende Verſuche
überzeugt, daß er nicht aus feuchten Duͤnſten, ſondern aus
trockenen beſtand: er roch ſtinkend und ſchwefeljg und
teizte die Organe der Thiere. Man bemerkte mit Erſtau⸗
nen, daß ſtarke Winde von Norddeſt ihn dicker ſtatt duͤn⸗
ner machten. Uebereinſtimmende Nachrichten zeigten, daß
er ſich über ganz Europa und über das mittellaͤndiſche Meer
ausbreitete; 5 auf dem atlantiſchen Meere, 100 Stunden
von der Küfte, hörte er auf, und in America wurde er
nicht beobachtet, ein Beweis, daß die Umwaͤlzung der Erde
auf ihn Einfluß hatte, und er mithin eine irdiſche Erſchei⸗
nung war. Das Jahr 1783 zeichnete ſich durch fuͤrchterliche
vulcaniſche Ausbruͤche aus. Calabrien und der ganze Con⸗
tinent von Europa, von Island bis an den, Aetna, wurde
erſchuͤttert. Nun erſchien aber nach den Mcm. de Pacad.
dieſer trockne Nebel zuerſt am Iten Juny in des ſuͤdlichen
Provinzen von Frankreich, und dauerte daſelbſt ununter⸗
brochen bis zum 22ten July, wo er endlich durch ſtarke
Gewitter niedergeſchlagen ward; nun waren in den erſten
Tagen des Monats Juny in Island die fuͤrchterlichſten Er⸗
ſchuͤtterungen, deren man ſich je dort erinnert.“ Die Er⸗
„ Dieſes merkwuͤrdige Phänomen ift beſchrieben in der ange:
N Reiſe ac Island Thl. IV. pag. 451. Die Ein⸗
wohner nennen dieſen Nebel Myſtur, und die Beſchrei⸗
ber haben ſelbſt die ſchmerzhafte Wirkung deſſelben er⸗
fahren.
Journal de Physique pour année 1784. Nach Toalbo zu
Padua war er trocken und kam nicht aus der Erde, „fon:
dern von oben aus der Atriopsäre herunter. Toal⸗
do glaubte, er hätte ſich in Sicilien und Calabrien durch
die Erdbeben gebildet, welche in dieſem Jahre daſelbſt
ſtatt hatten. In Frankreich fegte der Nebel gegen das
Ende Juny während der Nacht eine dicke, klebrige, ſtin⸗
dende und ätzende Fluͤſſigkeit av. Gioeni hat in Sicilien,
nach einem Ausbruch des Aetna 1731 daſſelbe beobachtet
(Philos. transact. 1782). Sennebier hat durch ſein Haar⸗
Hygrometer mitten im Nebel gezeigt, daß er nicht feucht
war; es herrſchten beſtaͤndig Gewitter. Sauſſure hat den⸗
felben Nebel auf den hoͤchſten Spitzen der Alpen beobach⸗
tet. Die genaueſten Beſchreibungen dieſes Nebels in der
Provence hat Mourgue de Montredon (Academ. d. Sc.
1781) gegeben; er kam von Norden, Darker bat ihn in
England beobachtet (Philos, transact. 17840. Am 13. Au⸗
guſt 1783 zeigte ſich die berupmte Feuerkugel, welche
Blagden ebenda beſchrieben. N
Di aben ſtehen in der Edinb. Encyclopaͤdie unter dem
e Bekanntlich werden die Artikel in die⸗
ſem Journale nur von ſolchen Perſonen verfaßt, die am
1196
de firg den r. Suny an zu zittern; den 8. fing der Rauch
an von mehreren Bergen wie Saͤulen ſich zu erheben;
eine Menge von einander abſtehender Krater fingen zugleich
an auszuwerfen, und hüͤllten die ganze Gegend in dicke
Nacht, die nur unterweilen durch Blitze, Donner, Feuerku⸗
geln und Stroͤme brennender Lava erhellt wurde. Grade
zu dieſer Epoche fing der trockne Nebel an im noͤrdlichen
Europa zu erſcheinen und verbreitete ſich darauf nach und
nach in die mehr ſuͤblichen Gegenden. Hiernach iſt es nun
doch wohl wahrſcheiulich, wenigſtens, daß dieſer Nebel
aus den feinſten Theilchen vuleaniſchen Staubes, oder,
wenn man will, aus gasartigen Entbindungen beſtand,
welche durch die Nordwinde damals bis in unſere Gegenden
geführt wurden, und hier mit geſchwaͤchter Kraft, alle Wire.
kungen des trocknen Nebels auf Island erzeugten. 7 Es
würde alfo dieſem Nebel weiter nichts fehlen als die phos⸗
phorifche Eigenſchaft, um gaͤnzlich die Charaktere zu ha⸗
ben, welche wir an den meteoriſchen Wolken des Nord-
lichts gefunden haben. Nun hat man aber wirkl. bemerkt,
daß er des Nachts einen ſehr merklichen Schein verbreitete.
(Brief v. Roberjot, Pfarrer zu St. Veran, an Hrn, de la
Metherie, im Journ. d. phys. 1784.)
genaueſten unterrichtet ſind, und ſo kann man ſie als
Autoritäten betrachten. Das Zuſammentreffen der Epos
che, wo dieſe Erſchuͤtterungen ſtatt hatten, mit derjenigen,
wo dieſer Nebel durch Nord: Weit: Winde nach Europa ge⸗
bracht ward, ſcheint mir ein ſehr beachtenswerther Umftand
zu ſeyn.
? Seitdem dieſe Abhandlung in der Akademie der Wiſſenſchaf⸗
ten vorgeleſen worden, iſt in das americaniſche Journal,
und aus dieſem in das Edinburgiſche eine Erzählung von
einem Meteor aufgenommen worden, das durch ſeine
Aehnlichkeit wit dem vorhergehenden ſowohl als durch ſei⸗
ne eigenthuͤmlichen Charaktere, die Ideen beſtaͤtiget, wor⸗
auf mich die Beſchreibung des erſteren fuͤhrte. „Die truͤ⸗
be und nebelige Witterung, die ſeit einiger Zeit in dieſer
Stadt (Montreal) herrſchte, verbreitete fi über alle verein:
ten Staates und die umliegenden Gegenden. Im Diſtrict
von Maine, herrſchte von Zeit zu Zeit eine ſehr dicke Fin⸗
ſterniß mit ſtarkem Donner und ſehr lebhaften Blitzen, der
Himmel ſah auffallend fuͤrchterlich aus und viele Menſchen
geriethen in ſchreckliche Angſt, auch zu Montreal war die
Finſterniß ſehr bedeutend, beſonders Sonntag Morgens.
(d. 23. Nb. 1819), die ganze Atmoſphaͤre war mit einem
dicken, dunkel orangefarbenen Nebel umzogen, waͤhrend
welchen ein ſchwarzer Regen fiel, wie Dinte, mit einer
rußartigen Subſtanz geſchwaͤngert. Man hatte viele Ver⸗
muthungen hieruͤber, unter andern, daß ein Vulcan in
der Nachbarſchaft entſtanden fer. Die Witterung ward
darauf hell, bis zum Dienſtag Mittag, wo ein dunk⸗
ler, dicker Dampf die ganze Stadt einhuͤllte, fo daß man
in den Häufern und Läden Licht anzuͤnden mußte; es war
ein ſchrecklicher Anblick. Etwas vor 3 Uhr bemerkte man
einen leichten Erdſtoß, mit einem Getoͤſe, wie entferntes
Canonenfeuer, begleitet; letzt erregte die ſchreckliche Dun⸗
kelheit des Dampfes allgemeine Aufmerkſamkeit. um 3
uhr 20 Min. ſchien die Dunkelheit ihren hoͤchſten Grad er⸗
reicht zu haben, als die Statt Augenblicks durch einen
ganz ungewoͤhnlichen hellen Blitz erheat ward, dieſem folge
te ein fo heftiger, naher Donnerſchlag, daß die feſteſten
Gebäude erſchuͤttert wurden, und nun folgten mehrere
Schlaͤge mit ſtarkem Platzregen, ſchwarz wie der vorige
worauf der Himmel wieder heiter wurde (aus Journal
philos. v, Edinb.).“
1197
Alle Beobachter, z. B. Mairan und v. Swinden ha:
ben bemerkt, daß ibm faſt jedesmal eine in der Luft, be—
ſonders nah am Horizont verbreitete Phosphorescenz vor:
herging. Dieſes Zuſammentreffen wäre ſehr ſonderbar,
wenn es nicht bloß zufällig iſt. .
Scheinen vun nicht alle dieſe Zuſammenſtellungen es
ziemlich waheſcheinlich zu machen, daß wirklich die Materie
des Nordlichts, die pyosphoriſch und magnetiſch iſt, und
von den Gegenden der Erde zu uns kommt, wo die mei—
ſten Vulcane find, nichts ſey als ein Zuſammenfluß der
feinſten vulcaniſchen Ausfluͤſſe des Nordens! Dann ließe
ſich auch begreifen, wie aͤhnliche Heerde dieſes Meteor auch
nahe am Südpol hervorbringen koͤnnen, wo die Verticali⸗
tät der magnetiſchen Kraͤfte in eben der Art ſich findet, und
mit demſelben Mangel an eleftrifcher Leitung, der durch die
Trockenheit der Eisluft verurſacht wird; es ließe ſich erklaͤ⸗
ren, wie in unſerer Hemiſphaͤre das Nordlicht an einem
und demſelben Orte, bisweilen im Süden und oft im Nor:
den, ſich zeigen koͤnne, wenn die elektriſche Erleuchtung der
Wolken, aus denen es beſteht, local und zufällig it; end⸗
lich würde man auch einſehen, warum bey der Erſcheinung
deſſelben keine regelmaͤßige Periode bemerkt wird: allein, ich
wiederhole es, dieſe letzten Ideen ſind nichts als Inductio—
nen, die erſt durch Erfahrung beſtaͤtiget werden min, Und
dieſe ließen ſich anſtellen, wenn man entweder Erfcheinuns
gen, welche das Nordlicht darbietet, häufiger unterſuchte,
oder wenn man ſich bemuͤhte, etwas von der Materie zu
bekommen, aus der es beſteht, indem man entweder Dra—
chen aufiteigen ließe, welche in dieſe Materie hineindraͤngen,
wenn fie ſich ſenkte; oder wenn man in Aeroſtaten ſich bis
zu ihr erhoͤbe: allein, wenn die phyſiſche Analyſe, welche
ich zu Anfang von dieſem Phaͤnomen gegeben habe, richtig
iſt; ſo wuͤrde von den Beobachtungen, welche man uͤber
die einzelnen Eigenſchaften deſſelben in unſeren ſuͤdlichen
Gegenden anſtellen konnte, wohl wenig zu erwarten ſeyn;
man muß ſie an ihrer Quelle, beym Nordpol unterſuchen.
Ein einziger Winter in Island, Spitzbergen, tief in der
Baffinsbay zugebracht, würde uns wahrſcheinlich das:
jenige, was uns noch davon zu wiſſen uͤbrig bleibt, ent—
ſchleyern, und nicht weniger uͤber mehrere der wichtigſten
Fragen, die man jetzt uͤber die phyſiſche Conſtitution des
Erdballs aufſtellen koͤnnte, neue Erläuterungen geben.
Gluͤcklich diejenigen, denen eine kraͤftige Jugend ſolche Un⸗
ternehmen zu wagen geſtattet! Nichts erfüllt die Seele mit
einem edleren Gefuͤhle, als die Betrachtung der großen
Phaͤnomene der Natur, wenn ſie unſeren Augen das ent⸗
huͤllt, was anderen Blicken noch verborgen war.
Biot.
Betrachtungen zu einer richtigern Wuͤrdigung des
Weſens am Kryſtalliſirungs- und Aufloͤſungs⸗
Proceſſe.
Die Phyſiker betrachten gewoͤhnlich das Aufloͤſen eiz
ner Ktyſtallmaſſe in einer Fluͤſſigkeit, und das Anſchießen
der Kryſtalle aus einer Fluͤſſigkeit, folgendermaßen: Durch
Attraction zwiſchen den kleinſten Theilchen der Kryſtallmaſſe
1198
wird die Cohaͤſion der Kryſtalltheilchen unter einander aufs
gehoben, die Kryſtalltheilchen uͤbergehen in die Maſſe des
Fluidums, und dieß waͤhrt ſo lange, bis letzteres mit je—
nen Kryſtalltheilchen gefättiger iſt. Soll hingegen das in
einer Fluͤſſigkeit Aufgelöfte zu Kryſtallen anſchießen, ſo muß
vorläufig Ueberſaͤttigung (z. B. durch Abdampfen) an der
Fluͤſſigkeit hervorgebracht werden, wo dann, bis zum Gras
de der Saͤttigung hin, die uͤberſchuͤſſigen Kryſtalltheilchen
aus der Fluͤſſigkeit ſich ſcheiden, und, ihrer urſpruͤnglichen
Attraction gemaͤß, zu Kryſtallen anſchießen u. ſ. w.
Nicht zu gedenken, daß dieſe grob materielle Darſtel⸗
lung, mit den dynamiſchen Anſichten unſerer Naturphiloſo—
phie in zu grellem Contraſte ſteht, um gegenwaͤrtig auch
von uns angenommen zu werden, fo ift ſelbſt jene Dars
ſtellung einer conſequenten mathematiſchen Phyſik, im Sin⸗
ne der Corpusculartheorie, zuwider. Denn es widerſpricht
dem Geſetze der Traͤgheit, daß eine Action durch eine
Reaction getilgt werden ſolle, ohne daß vorläufige, allmaͤh⸗
lig abnehmende Oſcillationen Statt faͤnden. Ich will
hier das Auflöfen und Kryſtalliſtren weſentlich unter dieſem
letzten Geſichtspuncte betrachten.
Man denke ſich eine Quantität von Kryſtallen in ei
ne Fluͤſſigkeit eingetaucht, welche letztere die Tendenz hat,
jene aufzuloſen; man nehme ferner ah, daß von dieſen
Kryſtallen eine fo große Quantitaͤt dem Aufloͤſungsvermoͤ⸗
gen der Fluͤſſigkeit preis gegeben werde, daß, der wechſel⸗
ſeitigen Natur der Fluͤſſigkeit und der Kryſtalle gemäß, letzt
tere nie gaͤnzlich in der Flüſſigkeit aufgelsſt werden koͤn⸗
nen, ſondern daß auch unter den guͤnſtigſten Umſtaͤnden
5 ein Theil der Kryſtalle als unaufgelöſt zuruͤckbleiben
muͤſſe.
Der Uebergang aus dem kryſtalliniſchen in den fluͤſſu
gen Zuſtand, und der Uebergang aus dem fluͤſſigen in den
kryſtalliniſchen Zuſtand, oder die Aufloͤſung und Kryſtalli⸗
fation find Aeußerungen des Plaſticismus von entgegenge⸗
ſeter Art. Das Fluidum weckt im Kryſtalliniſchen den Ty⸗
pus zu jener Aeußerung des Plaſticismus, welche ſich auf
keine beſtimmte Form bezieht; hingegen weckt das Kıyflalli
niſche im Flutdo den Typus zu jener Aeußerung des Pla—
ſticismus, welche ſich auf eine beſtimmte Form bezieht
(Kryſtalle werden im Fluido aufgeloͤſt, und umgekehrt, wird
das Anſchießen der Kryſtalle aus einer Aufloͤſung durch in
dieſelbe getauchte Kryſtalle befoͤrdert).
Da, der Erfahrung gemäß, die Aufloͤſung der Kry—
ſtalle in einer beſtimmten Quantitat von Fluͤffigkeit nicht
in's Unendliche fortgeht (da in der Mutterlauge immer noch
etwas von den Kryſtallen aufgelöft zuruͤckbleibt), fo muͤſſen
wir ſchließen, daß beym Fortſchreiten des Auflöfens allmaͤh⸗
lig die Tendenz nach Auflöfung, und daß umgekehrt beym
Fortſchreiten der Kryſtalliſation, allmaͤhlig die Tendenz nach
Kryſtalliſation abnehme.
Die in die aufloͤſende Fluͤſſigkeit getauchten Kryſtalle
werden eine Zeit hindurch aufgeloͤſt. Hat dieſer Proceß ei—
ne gewiſſe Zeit hindurch gedauert, ſo tritt der Fall ein,
daß ein Gleichgewicht zwiſchen der Tendenz nach Kryſtalli
ſation eintritt. Allein, in dieſem Augenblicke erfolgt noch
209 ' 7
kein Stillſtand in der Liquiſicationsaction; da dem Geſetze
der Traͤgheit gemaͤß (weiches aus phtloſophiſchen Gründen
bey allen Actionen Statt finden muß ), die Liquifications-
action, deren Typus durch die Liquificationskraft nun eins
mal geweckt iſt, ſo lange fortgehen muß, bis durch eine
entgegengeſetzte Kraft (die Kryſtalliſationskraft) die Liquiſi⸗
cationsaction getilgt werde. Iſt diefer Moment eingetre⸗
ten, fo kann wieder kein Stillſtand beſtehen, indem eine
Uebermacht nach der negativen Seite der Liquiſtcat onskraft
beſteht (nehmlich eine Kryſtalliſationskraft); von hier an
übergeht daher die Liquificationsaction in die Kryſcalliſa⸗
:tionsaction, und es wird dieſelbe abermals im Puncte des
Gleichgewichtes zwiſchen den entgegengeſetzten Kräften nicht
ſtille ſtehen, ſondern fie wird jenen Punct ſo weit über-
ſchreiten, bis die Kryſtalliſationsaction durch die Liqulffica⸗
tionskraft vollkommen getilgt iſt (ſo wie am Pendel die
Linſe nicht im tiefſten Puncte ſtehen bleibt, ſondern auf
der entgegengeſetzten Seite ſo lange fortlaͤuft, bis ihre Be⸗
wegungsaction durch die Schwerkraft gaͤnzlich getilgt iſt,
von wo aus die Linſe wieder zuruͤckkehrt, aber auch nun
nicht im tiefſten Puncte ſtehen bleibt, ſondern bis zur naͤchſt⸗
folgenden Tilgung fortlaͤuſt).
Dieſen Anſichten gemaͤß müßte im Liquificiren und im
Kryſtalliſren eine unaufhoͤrliche Oſcillation (wie bey einem
mathematiſchen Pendel) beſtehen, und dennoch findet dieſes
in der Wirklichkeit nicht ſtatt (auch die Schwingungen ei—
nes phyſiſchen Pendels nehmen allmaͤhlig ab, und es tritt
endlich ein vollkommener Ruheſtand ein).
Dieſe unaufhoͤrliche Oſcillation müßte wirklich Statt
finden, wenn nicht eigene Widerſtaͤnde, ſowohl dem Liquis
ficiren als dem Kryſtalliſiren ſich unaufhoͤrlich entgegen
ſetzen möchten. Dergleichen anhaltende tilgende Widerſtaͤn—
de koͤnnen wir an allen Actionen der Natur wahrnehmen.
Ein phyſiſches Pendel wuͤrde unaufhoͤrlich in feinen Oſcilla—
tionen fortfahren, beſtuͤnde nicht der Widerſtand der Luft,
jene der Reibung am Zapfen u. ſ. w., wodurch es geſchieht,
daß die Pendellinſe bey jeder Oſeillation auf eine geringere
Höhe ſteigt, als jene Höhe iſt, von der fie herabgelaufen
iſt; daher denn die Schwingungsboͤgen fortwährend abnehr
men, bis endlich die Pendelſtange mit der Verticallinie
(auf den Horizont bezogen) einen ſo kleinen Winkel (Elon—
gation) bildet, daß das Gewicht der Linſe, welches nach
der fchiefen Ebene ausfällt, wegen der geringen Neigung
der ſchiefen Ebene den Widerſtand der Luft u. ſ. w. nicht
»
„ Anmertung. Das Geſeßz der Traͤgheit findet nicht bloß
in der Mechanik, nicht bloß in allen Actionen der Sin⸗
nenwelt Statt; ſondern auch in den Actionen unſeres Gei:
fies. Wir hangen einer Idee, einer fröhlichen oder trauri⸗
gen Stimmung fo lange nach, bis nicht durch äußere Um:
fände , oder durch innere Seloſtheſtimmung dieſer Zuſtand
verändert wird. Zerſtreuung iſt im Grunde nichts ande⸗
res, als einer Stimmung von beſtimmter Art eine Action
entgegenſetzen, wodurch jene Stimmung aufgehoben wird.
Das Geſetz der Traͤgheit bezieht ſich im Grunde auf nichts
anderes, als auf ein Beharren in irgend einem Zußtan⸗
de, bis durch einen hinreichenden Grund dieſer Zuſtand
aufgehoben wird. Iſt dieß nicht ein allgemeines Natur:
geſez, das wir, der Function unſeres Denkens gemäß,
allgemein anzunehmen, uns nothgedrungen fühlen?
x
‚1200
mehr zu uͤberwaͤltigen vermag, wo dann das Pendel indier -
fer Lage ſtille ſteht. *
Wegen den oben erwähnten Widerſtaͤnden gegen Li⸗
quificiren und Kipſtall'ſiren wird demnach die Oſeillation und
ter dieſen beyden entgegengeſetzten Actionen fortwährend ab⸗
nehr „bis endtich das Ucberſchreiten auf der einen oder
der andern Seite jenes Punctes, bey welchem unter den
entgegengeſetzten Kräften (Liquificationskraft, Kryſtalliſa⸗
tionskraft) Gleichgewicht beſteht, fo geringe aus falt, daß
die dann Statt findende der obigen zwey Kraͤfte nicht mehr
groß genug iſt, um einen jener Widerſtaͤnde zu uͤberwältis
gen. So wie alſo das Pendel aus feinen Oſcillattonen
nicht in jene ruhige Lage gelangt, welche der Richtung der
Schwere vollkommen entſpricht; eben ſo wird auch der
Ruheſtand, der ſich aus den Dfeillationen, die ſich auf Liz
quificiren und Keyſtalliſicen beziehen, ergibt, nicht da ein⸗
treten, wo zwiſchen Ligaifikationskraft und Kryſtalliſations⸗
kraft Gleichgewicht beſteht. Es wird Ackſichtlich dieſes
Gleichgewichtspunctes zu viel oder zu wenig in der Fluͤſ⸗
ſigkeit von der Kryſtallmaſſe aufgeloͤſt enthalten ſeyn, und
dieß um fo mehr, je größer die eben erwähnten Widerſtaͤn⸗
de find. Dieß kann, wie man leicht erſieht, große Ano
malien in den ſogenannten Saͤttigungspuncten hervorbiin-
gen, ſo wie ein Pumpenſchwengel in einer ſehr ſchiefen
Richtung ruhig erhalten werden kann. >
Da im Allgemeinen die Cohaͤrenz der Theilchen an
den Kryſtallen unter einander groͤßer iſt, als die wechjelleis
ge Anziehung zwiſchen einem Kryſtalltheilchen und der ſchon
ziemlich geſaͤttigten Aufloͤſung; fo wird wohl in den al⸗
lermeiſten Faͤllen der Ruheſtand auf jener Seite des Gleich
gewichtspunctes eintreten, wo die Kryſtalliſationsgetion dies
fen Gleichgewichtspunct uͤberſchritten hat, das heißt, die
Mutterlauge wird nicht vollkommen gefättiget ſeyn. Hier⸗
aus wird folgende aus Erfahrungen bekannte Erſcheinung
begreiflich, welche Thenard im zten Theile ſeines Traite
de chimie anführt: Alle Auflöfungen geben beym
Reyftsllifiven eine ſolche Yirutterlauge , die
mit pulveriſirtem Salze geſchüttelt (verſteht ſich von
derſelben Qualität, als die Kryſtalle die aus der Mutter
lauge angeſchoſſen find), oft eine betraͤchtliche Menge
auflöſt. Hier iſt nehmlich durch das Pulveriſiren der Wis
derſtand gegen Aufloͤſung vermindert worden, daher die Lit
quification ungehindert vor ſich gehen kann u. ſ. w.
Ich will nur in einigen Hauptzuͤgen andeuten, wie
der hier vorgetragene Gegenſtand dem analptiſchen Kalkül
unterworfen werden konne.
Wir betrachten hier nur eine einzige Oſcillation, die
allererſte, deren Dauer — a + A ſey; es ſey nehmlich die
Dauer, binnen welcher die Liqutficationskraft wirkſam iſt,
= a, hingegen die Dauer, binnen welcher die Kryſtalliſa⸗
tionskraft wirkſam iſt, S A. Am Ende der Zeit a oder
zu Anfange der Zeit A beſteht nehmlich Gleichgewicht zreis
ſchen Liquificationskraft und Kryſtalliſationskraft, in jenem
* Anmerkung. Strenge genommen, ſteht nehmlich kein
Pendel, das aus ſeinen Djcillationen zur Ruhe gelangt,
vollkommen in der Richtung der Schwere.
1201
Augenblicke nehmlich, wo von der Kryſtallmaſſe die Quan—
titaͤt = m auf eloͤſt iſt. Jeden beliebigen Theil der Dauer
a oder jener A bezeichnen wir durch oder 7. Die dies
fen Zeiten entſprechende Qusntitäten aufgeloͤſter Kryſtallmaſ⸗
fen bezeichnen wir durch q und m +0, alfe wird für t
= 4 das entſp u echende 4 = m, und fir T=A, das
entſprechende m +Q=m+r M, wenn m M die
bin den der ganzen Oſcillation aufgeloͤſte Quantitaͤt ausdruͤckt.
Wahrend der ganzen Dauer a nimmt die Liqufficationskraft
fortwährend ab, beſteht aber unausgeſetzt, daher nimmt die
Quantitat der Liquificationsaction fortwährend zu. Binnen
der ganzen Dauer A nimmt die entgegenwirkende Kryſtalli—
ſationskraft fortwährend zu, daher die Quantität der Liqui—
ficatiousaction fortwährend abnimmt, bis fie endlich — o
wird. Nichts deſtoweniger nimmt die aufgelöfte Quantität,
ſowohl binnen der Dauer a als binnen jener A beſtaͤndig
zu. (Die Analogie der Pendeloſzillation iſt leicht zu finden,
wenn man die celative Schwerkraft, die Quantität der Des
wegung, und den durchlaufenen Bogen in Erwägung zieht.)
Wir bezeichnen durch h und G die den Zeiten t und T
entſprechenden Kräfte der Liquification und Kryſtalliſation,
und eben fo durch u und die entfprechenden Quantitaͤten
der Liqufficationsaction. Wir bezeichnen ferner durch p, und
, die den Zeiten t und J entſprechenden Kräfte, welche
ſich der Liquifikationsaction entgegen ſetzen (analog der Rei⸗
bung, dem Luftwiderflande, am Pendel).
Wenn gleich hier das Geſetz der Liquifications—
action geſucht wird, und nicht jenes der Bewegungsaction,
fo wird doch Jeder, der mit dem Geiſte der aualptis
ſchen Mechanik vertraut it, den Grund folgender Be:
hauptungen leicht begreifen:
2 dg = ny. dt;
ferner d = 1 ( — dt;
alſo ls ( — ,) dd = en 1 + ©. Geſetzt nun,
wir koͤnnten und @, als Functionen von q ausdrücken,
fo ließe ſich aus obiger Gleichung der Werth von z durch
jenen von q ausdrucken, nachdem C fo beſtimmt worden
wäre, daß q und u zugleich verſchwinden moͤchten. Sey
der ſolchermaßen für z gefundene Ausdruck folgender:
v=f (9; hieraus folgt P und f (o) S Do,
ferner m = f (m) = he; es iſt aber ym h zugleich
der Werth, den P dann hat, wenn Oo ill,
Wir haben ferner:
ir DN. F. dT; ferner d Y = L (S + 0) dT;
alſo
r
15s@+9)40=0-—. x:
Geſetzt nun, wir konnten P und S, als Functionen
von m + Q ausdrucken, fo ließe ſich aus obiger Gleis
chung der Werth von W durch jene von Q ausdrucken, nach—
dem C fo beſtimmt worden wäre, daß für o der
Werth von Ph ausfallen moͤchte. Sey der ſolcher—
maßen für J gefundene Ausdruck folgender:
= F (O); hieraus folgt % = F (o) = h
ferner: Pu = F (N) S o. 8 ‘
Isis 1822. Heft IL
*
1202
Aus der Gleichung F () S s folgt der Werth
von NM. .
Auf aͤhnliche Art, als hler die binnen der erſten
Oſcillation aufgelöfte Quantität m + M analytiſch auss
gedrückt wurde, läßt ſich die binnen der zweyten Ofcillation
kryſtalliſirte Quantität m, + M, analytiſch ausdrucken
u. ſ. w. Hieraus ergeben ſich die fernern analytiſchen Com—
binationen über dieſen Gegenſtand, wozu ich hier nur eini⸗
ge Winke geben wollte. *
Graf Buquoy.
Lehrbuch der Landwirthſchaft, nach Theorie und
Erfahrung bearbeitet
von R. Ch. ©. Sturm
(Prof, in Bonn).
Jena bey Schmid. Ifter Theil. Specielle Landwirthſchaft Iſter
Band. Ackerbau. 1819, 8. 315, mit 2 Kupfert, mit
Ackergeraͤthen.
Der Flor von Deutſchland hängt ohne Zweifel vom
Ackerbau und von den Wiſſenſchaften ab. Die anderen
Glieder des Erwerbs ſind nur Mittelglieder und koͤnnen in
einem Mittellande, ſo zu ſagen ohne Schiffahrt und ſelbſt
ohne Canale, nicht von großer Bedeutung werden. Es muß
ſich daher die Wiſſenſchaft mit dem Ackerbau verbinden,
und dieſes ſcheint uns in dieſem Werke erſtrebt und nach
Möglichkeit erreicht zu ſeyn. Selten find auch die Verhaͤlt⸗
niſſe eines Schriftſtellers ſo guͤnſtig, wie dieſem, da er durch
ſein ganzes Leben in der gluͤcklichen Lage war, das Prakti—
ſche mit dem Theoretiſchen verbinden, auf dem Katheder
lehren und im Felde zeigen zu koͤnnen. Dieſe unſere An⸗
ſicht wird die Inhaltsanzeige hinlaͤnglich erhaͤrten.
In ha l
des erſten Bandes.
Einleitung.
Begriff der Landwirthſchaft.
Umfang der Landwirthſchaft.
Geiſt der Landwirthſchaft nach ihrem Betrieb.
Vollendung der Landwirthſchaft.
Weſen der Landwirthſchaft und Verhaͤltniß derſelben.
Huͤlfswiſſenſchaften der Landwirthſchaft.
Naturwiſſenſchaften.
Mathematik.
Nebenwiſſenſchaften.
Eintheilung der Landwirthſchaft im Allgemeinen.
* Anmerkung. Auf eine uͤberraſchende Weiſe mochte das
hier entwickelte Oſcilliren zwiſchen Kryſtalliſations- und
Solutions⸗ Streben fein Analogon im Blutumlaufe fin—
den, wenn des Herrn Doctors Wilbrand Theorie von
der arterioͤſen und vendſen Blutſtroͤmung vor der Har-⸗
veyiſchen Lehre den Vorzug verdienen ſollte. Die arte⸗
ridſe Strömung entſpraͤche der Kryſtalliſation, die vendſe
der Aufloͤſung.
76
1203
Geſchichte der Landwirthſchaft.
Literatur der Landwirthſchaft.
Erſter Theil.
Specielle Landwirthſchaft.
Erſte Abtheilung.
Ackerbau.
Erſter Abſchnitt.
Von der Kenntniß des Bodens und ſeiner Beſtandtheile
(Bodenkunde — Agronomſe).
Ackerkrume.
Dauernde Beſtandtheile der Krume.
Grunderden.
Chemiſch⸗ reine Thon oder Alaunerde.
Eigenſchaften der chemiſch- reinen Thonerde.
Thon.
Aeußere Kennzeichen des Thons.
Lehm. N
Letten.
Ortſtein (Eiſenthon).
Thonige Bodenarten.
Kleyboden.
Lehmboden.
Wirkung des Thons im Boden.
Chemiſch- reine Kieſelerde.
Eigenſchaften der chemiſch- reinen Kieſelerde.
Sandige Bodenarten.
Vortheile und Nachtheile des Sandes im Boden.
Chemiſch⸗ reine Kalkerde.
Eigenſchaften der chemiſch- reinen Kalkerde.
Mergel
Kalkartige Bodenarten.
Vortheile und Nachtheile des Kalkes im Boden.
Talkerde.
Veränderliche Beſtandtheile der Ackerkrume.
Humus oder Fruchterde.
Grundbeſtandtheile des Humus.
Wirkungen der Grunderden auf den Humus.
Salze.
Wirkung des Bodens bey der Vegetation der Pflanzen.
Tiefe der Krume.
Untergrund.
Phyſikaliſche Eigenſchaften des Bodens.
Gewicht des Bodens.
Zuſammenhalt (Cohaͤfton).
Waſſerhaltende Kraft.
Farbe, Geruch und Geſchmack.
Temperatur.
Von den äußern zufälligen Eigenſchaften des Bodens.
Praktiſche Eintheilung des Bodens.
Pflanzen die zum Theil die Beſchaffenheit des Bodens
anzeigen.
Verfahren bey Unterſuchung des Bodens.
Beſtimmung des ſpeciſiſchen Gewichts.
Beſtimmung der Feuchtigkeit.
Beſtimmung der geöbsen Beſtandtheile.
Von
Bon
Von
1204
Beſimmung des Sandes. Sn
Belimmung des Kalks, Talks und Eiſens.
Beſſimmung des Humus.
Veſimmung der Thon- und Kieſelerde beſonders.
Beſtimmung der Salze und des Extractivſtoffs.
Zweyter Abſchnitt.
der Ackerbeſtellungskunde (Agricultur).
Erſtes Capitel.
der Duͤngung. 8
Nahrungsſtoffe der Pflanzen.
Atmoſphaͤriſche- oder Luftduͤngung.
Waſſer.
Eigentlicher Duͤnger.
Miſt oder vegetabiliſch⸗animaliſcher Dünger,
Vegetabiliſche Beymiſchung.
Urin.
Behandlung des Duͤngers.
Miſtſtaͤtte.
Anwendung des Duͤngers oder Behandlung des Dünr
gers auf dem Acker. 5 0
Compoſt.
Hordenduͤnger.
Nebenduͤnger.
Verbeſſerung des Bodens durch Grunderden.
Zweytes Capitel.
der Bearbeitung des Bodens.
Hacken und Graben.
Pfluͤgen.
Werkzeuge zum Pfluͤgen.
Allgemeine Anſicht vom Pflug.
Einzelne Theile des Pflugs.
Eigenſchaften eines guten Pflugs.
Das Pfluͤgen ſelbſt.
Tiefe des Pfluͤgens.
Wiederholung des Pfluͤgens.
Ackerbeete. a
Allgemeine Bemerkungen über das Pfluͤgen.
Das Eggen.
Das Walzen.
Von der Urbarmachung noch nicht gebaut geweſentr
Laͤndereyen.
Drittes Capitel.
Beſtellung des Ackers.
Vom Saͤen.
Das Saͤen mit der Hand.
Das Saͤen mit Maſchinen.
Vortheile der Drillcultur.
Nachtheile derſelben.
Quantität des Saamens.
Bedeckung des Saamens.
Saatzeit.
Entwäſſerung des beſtellten Ackers.
Befriedigung des Ackers.
Behandlung der Feldfrüchte waͤhrend der Vegetation.
Lockerung des Bodens (Reizmittel der Vegetation).
1205
Dritter Abſchnitt.
Einerntung und Aufbewahrung der Feldfrüchte.
Art und Weiſe des Abbringens des Getraid's.
Allgemeine praktiſche Regeln, welche bey und vor der
Ernte zu beobachten ſind.
Dreſchen.
Das Reinmachen.
Allgemeine praktiſche Regeln,
zu beobachten.
Von der Aufbewahrung des Getraides,
Vierter Abſchnitt.
welche beym Dreſchen
Von der ſpeciellen Kenntniß und Behandlung der agronge
miſchen Pflanzen.
Erſtes Capitel,
Getraidefruͤchte.
Von
Ben den Halmſruͤchten.
Waizen.
Arten des Waizens.
Dinkel.
Spelt.
Emmerkorn, Einkorn.
Roggen.
Arten des Roggens.
Gerſte.
Arten derfelben,
Hafer.
Arten des Hafers.
Allgemeine Bemerkungen uͤber den Halmfruchtbau.
Huͤlſenfruͤchte.
Die Pferdebohne.
Arten derſelben.
Die Schminkbohne.
Die Erbſe.
Arten derſelben.
Die Linſe.
Arten der Linſe.
Die Wicke.
Arten der Wide,
Die Kicher.
Arten derſelben.
Allgemeine Bemerkungen über den Huͤlſenfruchtbau.
Einige andere mehlgebende Fruͤchte.
Der Buchwaizen.
Arten deſſelben.
Die Hirſe.
Arten der Hirſe.
Der Mays oder kuͤrkiſch Korn.
Arten deſſelben. NUR
Mengfrüchte (gemifchte Früchte):
Von einigen Krankheiten des Getraides.
Einige allgemeine Bemerkungen über die Getraidearten.
Unterſcheidende Merkmahle der jungen Saat,
Zweytes Capitel,
den Brach oder Hackfruͤchten,
Knollenartige Wurzelgewaͤchſe.
Vom
1206
Die Kartoffel.
Fortpflanzungsmethoden der Kartoffeln.
Arten der Kartoffeln. .
Die Erdbirn.
Die Ruͤben.
Mangold oder Runkelruͤben.
Arten derfelben,
Kohlruͤbe.
Schwediſche Turnips oder Rutabaga.
Kohlrabi.
Spindelfoͤrmige Wurzelgewaͤchſe.
Die weiße Ruͤbe.
Arten derſelben.
Möhren (Moorrüben).
Arten der Moͤhren.
Paſtinaken.
Allgemeine praktiſche Bemerkungen uͤber Wurzelgemächfe,
Blatlbrachgewaͤchſe.
Der Kohl, Weißkraut, Kraut,
Arten des Kohls.
Drittes Capitel.
Handel- und Manufacturkraͤuterbau.
Oelgewaͤchſe. i
Ruͤbſen, Ruͤbſaamen, Winterfaamen, \
Raps.
Sommerruͤbſen.
Sommerraps.
Der engliſche Schnittkohk,
Der Mohn.
Chineſiſcher Oelrettig.
Der Senf.
Die Dotter oder Schmalz.
Spinnpflanzen oder Baſtpflanzen.
Der Hanf.
Der Flachs oder Lein.
Der ſibiriſche Flachs.
Allgemeine Bemerkungen uͤber Spinnpflanzen.
Farbekraͤuter.
Der Waid.
Safflor.
Krapp, Faͤrberroͤthe,
Wau
Gewuͤrzkraͤuter.
Der Kuͤmmel.
Der Anis.
Der Koriander,
Der Schwarzkuͤmmel.
Siebenzeiten.
Saffran.
Hopfen.
Arzneykraͤuter.
Suͤßholz.
Einige andere Arzneykräuter.
Techniſche Pflanzen.
Canarienſaamen.
Weberdiſtel.
Eigentliche Handelspflanzen.
Cich orie.
1207
Lupine.
Taback. $
Allgemeine Bemerkungen über Bau der Handelsfruͤchte.
Fünfter Abſchnitt.
Vom Futterkraͤuter bau.
Erſtes Capitel.
Natuͤrlicher Futterbau.
Wieſenbau.
Behandlung oder Cultur der Wieſen. 5
Duͤngung der Wieſen.
Bewaͤſſerung der Wieſen.
Bearbeitung der Wieſen.
Nachtheile, welche der Wieſencultur entgegen.
Ernte der Wieſen.
Weidewirthſchaft.
Feldweide.
Wieſenweide.
Anger: und Leeden oder Raſenweide.
Waldweide.
Schwemmwieſen.
Zweytes Capitel,
Kuͤnſtlicher Futterbau.
Der ſpaniſche Klee.
Luzerne.
Esparſette.
Der Spoͤrgel.
Graͤſer.
Nouvelles recherches
zur les lois que l’on observe dans la distribution des formes
vegetales,
Les rapports numeriques des formes vegetales
euvent etre considérés de deux manieres tres-di-
stinctes. Si l'on étudie les plantes, groupees par fa-
milles naturelles, sans avoir sgard a leur distribution
geographique, on demande quels sont les types d’or-
ganisation d’apres lesquelsleplus grand nombre d’espe-
ees sont formees. Y a-t-il plus de Glumacees que
de Composees sur le globe? Ces deux tribus de vé-
getaux font - elles ensemble le quart des Phaneroga-
mes? Quel est le rapport des Monocotyledonees aux
Dicotyledonees? Ce sont la des questions de phyto-
logie generale, de la science qui examine l’organisati-
on des vegetaux et leur enchainement mutuel. Si
Yon envisage les espèces qu'on a reunies d’apres l’ana-
logie de leur forme, non d'une maniere abstraite,
mais selon leurs rapports climateriques on leur distri-
bution sur la surface du globe, les questions que l'on
se propose offrent un interet beaucoup plus varie.
— ͥ — —
* Cet article est tiré de la seconds édition, inedite, de la
Geographie des plantes de M. de Humboldt.
2 z —
1208
Quelles sont les famiſtes de plantes qui dominent sur
les autres Phanerosames plus dans la zone torride
que sous le cercle polsire? les Composées sont - elles
plus nombreuses, soit la mème latitude géographi-
que, soft sur une méme bande isotherme, dans le
nouveau continent que dans P’ancien? Les types qui
dominent moins en avangant de l’equateur au pöle,
suivent- ils la méme loi de decroissement à mesure
qu'on s’eleve vers le sommet des montagnes équatori-
ales? Les rapports des familles entre elles ne varient-
ils pas sur des lignes isotherines de meme dénomina-
tion, dans les zones tempe£rees au nord et au sud de
Pequateur? Ces questions appartiennent à la geogra-
phie des végétaux proprement dite; elles se lient aux
problemes les plus importans qu'offrent la météorolo-
gie et la physique du globe en général. De la prepon-
derance de certaines familles de plantes depend aussi
le caractère du paysage, l’aspect d'une nature riante
ou majestueuse. L’abondance des Graminees qui for-
ment de vastes savanes, celle des Palmiers ou des Co-
niferes, ont influe puissamment sur l'état social des
peuples, sur leurs moeurs, et le développement plus
ou moins lent des arts industriels.
En &tudiant la distribution géographique des for-
mes, on peut s'arréter aux espèces, aux genres et aux
familles naturelles (Humboldt, Prolog. in Nov. Gen,,
tom I, p. XIII, LI et 35). Souvent une seule espece
de plantes, surtout parmi celles que j'ai appelees soci-
ales, couvre une vaste etendue de pays. Telles sont,
dans le nord, les bru:y&res et les forets de pins; dans
l’Amerique équinoxiale, les reunions de Cactus, de
Croton, de Bambusa et de Brathys de la meme espe-
ce. Il est curieux d’examiner ces rapports de multi-
plication et de développement organique: on peut
demander quelle espece, sous une zone donnée, pro-
duit le plus d’individus; on peut indiquer les familles
auxquelles, sous differens climats, appartiennent les
especes qui dominent sur les autres. Notre imagina-
tion est singulièrement frappée de la preponderance
de certaines plantes que l'on considere a cause de leur
facile reproduction, et du grand nombre d’individus
qui offrent les m&mes caracteres speciliques, comme
les plantes les plus vulgaires de telle ou telle zone.
Dans une région boréale ou les Composees et les Fou-
geres sont aux Phanèrogames dans les rapports de
1: 13 et de 1: 25 (c'est-à- dire, où l'on trouye ces
rapports en divisant le nombre total des Phaneroga-
mes par le nombre des especes de Composees et de
Fougeres), une seule espece de fougeres peut occuper
dix fois autant de terrain que toutes les especes de
Composees ensemble. Dans ce cas, les Fougeres do-
minent sur les Composees par la masse, par le nom-
bre des individus appartenant aux me&mes especes de
Pteris ou de Polypodium, mais elles ne dominent pas,
si l'on compare a la somme totale des especes de
Phanerogames les formes différentes qu’offrent les
deux groupes de Fougères et de Composées. Comme
la multiplication de toutes les especes ne suit pas les
memes lois, comme toutes ne produisent pas le me-
1 nn j —
me nombre d’individus, les quotiens obtenus en divi-
sant le nombre total des Phhanerogames par le nom-
bre des espèces des differentes familles ne decident
pas seuls de l’aspeet, je dirois presque du genre de
manotonie de la nature dans les differentes régions du
globe. Si le voyageun est frappe de la vepetition fré-
quente des memes espôces, de la vue de celles qui do-
minent par leur masse, ilnel’est pas moins de la ra-
rete des individus de quelques autres especes utiles A
In soviete humaine. Dans les régions ou les Rubiace-
es, les Légumineuses ou les Terebinthacees compo-
sent des forets, on est surpris de veir combien sont
rares les troncs de certaines especes de Cinchona,
d’Haematoxylum et de Baumiers.
En »’areetant aux especes, on peut aussi, sans
avoir Egard à leur multiplication et au nombre plus
ou moins grand des individus, comparer sous chaque
zone, d'une maniöre absolue, les espèces qui appar-
tiennent à differentes familles. Cette comparaison in-
téressante a été faite dans le grand ouyrage de M.
De Candolle (Regni vevetabilis Systema Naturae, t.
1, P. 128, 3965459; 464, 510). M. Runth Va tentee
sur plus de 3500 Compo:ees deja connwes jusqu’a ce
jour (Nov. gen., t. 45 p. 258) Elle n'indique pas
quelle famille domine au mewme degré sur les autres
Phanerogames indigénes, soit par la masse des indi-
vidus, soft par le nombre des esp&ces; mais elle offre
les rapports numeriques entre les espèces d'une mème
famille appartenant a diilerens pays. Les résultats
de cette méthode sont generalement plus précis, parce
qu'on les obtient sans &valuer la masse totale des Pha-
nerogames, aprés s’etre livce avec soin a l’&tude de
quelques familles isolees. » Les formes les plus variées,
des Fongères, par exemple, se trouvent sous les tro-
piques; c'est dans les regions montuenses, teımperees,
humides et ombragees de la région equatoriale, que
la famille des Fongères renferme le plus d’especes.
Dans la zone tempérée, il yen a moins que sous les
tropiques; leur nombre absolu diminue encore en
avancant vers le pöle: mais comme ia région froide,
par exemple, la Laponie, nourrit des especes de Fou-
geres qui r&sistent plus au froid que la grande masse
des Phanerogames, les Fougeres, par le nombre, des
espöces, dominent plus sur les autres plantes en La-
ponie qu’en France et en Allemagne. Les rappörts
numeriqgues qu'offre le tableau que j'ai publie dans mes
Prolegomena de distributione geographica plantarum,
et qui reparoit ici perféctionne par les grands travaux
de M. Robert Brown, different entierement des rap-
ports que donne la comparaison absolue des espèces
qui vegetent sous les zones diverses. La variation
qu'on observe en se portant de héquateur aux pöles,
n'est par consésquent pas la meme dans les résultats
des deux méthodes. Dans celle des fractions que nous
suivons, MI. Brown et moi, il y a deux variables, puis-
qu’ en changeant de latitude, ou plutöt de zone iso-
tllerme, on ne voit pas varier le nombre total des
Phanérogames dans le m&me rapport que le nombre
des especes qui constituent une meme famille,
Sſis. 188. Heft KI.
1210
Lorsque des especes ou des individus de mème
forme qui se reproduisent d’apr&s des lois constantes,
on passe aux divisions de la methode naturelle qui
sont des abstractions diversement gradudes, on peut
s’arröter aux genres, aux familles, ou à des sections
plus generalesencore, Il ya quelques genres et quel-
ques ‚familles qui anpartiennent exclusivement A de
certaines zones, à une reunion particuliere de conditi-
ons climateriques; mais il y a un plus grand nombre
de genres et de familles qui ont des représentans sous
toutes les zones et à toutes les hanteurs. Les premie-
res recherches qui ont été tentées sur la distribution
eSographique_ des formes, celles de M. Treviranus,
publiees dans son ingenieux ouvrage de Biologie (tom.
2, p. 47; 65, 83, 129), ont eu pour objet la r&parti-
tion des genres sur le globe. Cette méthode est moins
propre a présenter des résultats généraux, que celle
qui compare le nombre des espèces de chaque famille
ou des grands groupes d'une méme famille à la masse
totale des Phanérogames. Dans la zone glaciale, la
variété des formes génériques ne diminue pas au me-
me degré que la variet& des espèces: on y trouve
plus de genres dans un moindre nombre d’especes
(De Candolle, Theorie element., p. 190; Humboldt,
Nova gen., tom. 1, p. XVII et L). II en est presque
de mème sur le sommet des hautes montagnes, qui
regoivent des colons d'un grand nombre de genres que
nous croyons appartenir exclusivement a la vegeta-
tion des plaines.
Pai cru devoir indiquer les points de vue diffe-
rens sous lesquels on peut envisager les lois de la di-
stribution des vegetaux. C'est en les confondant
que 'on croit trouver des contradictions qui ne sont
qu’apparentes, et que 'on attribue a tort a P'incer-
titude des observations (Berliner Jahrbücher der Ge-
wächskunde, Bd. 1, p. 18, 21. 50). Lorsqu’on se
sert des expressions suivantes: „cette forme ou cet-
te famille se perd vers la zone glaciale; elle a sa vé-
ritable patrie sous tel ou tel parallele; C'est une
forme australe; elle abonde dans la zone temperde;“
il faut énoncer expressément si 'on considere le
nombre absolu des especes, leur fréquence absolue
croissante ou decroissante avec les latitudes, ou si
l’on parle des familles qui dominent, au meme de-
gré, sur le reste des plantes phanérogames. Ces ex-
pressions sont justes; elles offrent un sens précis, si
on distingue les différentes méthodes d’apres les-
quelles on peut etudier la variété des formes. Leile
de Cuba (pour citer un exemple analogue et tiré de
l’&conomie politique) renferme beaucoup plus d’indi-
vidus de race africaine que la Martinique; et ce-
pendant la masse de ces individus domine bien plus
sur le nombre des blancs dans cette derniere ile que
dans celle de Cuba.
Les progres rapides qu'a faits la géographie des
plantes depuis donze ans, par les travaux réunis de
MM. Brown, Wahlenberg, De Candolle, Leopold
de Buch, Parrot, Ramond, Schouw et Hoxnemann,
. 767
1211
sont dus, en grande partie, aux avantages de la me-
thode naturelle de M. de Jussieu. En suivant, je
ne dirai pas les classifications artificielles du systé-
me sexuel, mais les familles établies d’apres des
principes vagues et errones (Dumosae, Corydales,
Oleraceae), on ne reconnoit plus les grandes lois
physiques dans la distribution des végétaux sur le
globe. C'est M. Robert Brown qui, dans un me-
moire celebre sur la végétation de la Nouvelle- Hol-
lande, a fait cornoitre le premier les veritables rap-
ports entre les grandes divisions du régne végétal,
les Acotylédonées, les Monocotylédonçes et les Dico-
tyledonees (Brown, dans Flinder’s Voyage lo Terra
dustralis, tom. 2. p. 358; et Observ. syst. et geo-
graphical on the herbar. of the Congo, p. 5). Pai
essaye, en 1815, de suivre ce genre de recherches,
en Pétendant aux differensordres ou familles naturel-
les, La physique du globe a ses clemens numeriques,
comme le systeme du monde, et 'on ne parvien-
dra que par les travaux reunis des botanistes voya-
geurs à reconnoitre les veritables lois de la distribu-
tion des végétaux. II ne s'agit pas seulement de
grouper des faits; il faut, pour obtenir des appro-
ximations plus précises (et nous ne prétendons don-
ner que des approximations), discuter les circon-
stances diverses sous lesquelles les observations ont
ete faites. Je pense, comme NM. Brown, qu'on doit
preferer, en general, aux calculs faits sur les in-
ventaires incomplets de toutes les plantes publices,
les exemples tirés de pays considerablement éten-
dus, et dont la Flore est bien connue, tels que la
France, l’Angleterre, l’Allemagne et la Laponie. Il
seroit A desirer qu'on eüt deja une Flore complete
de deux terrains de 20,000 lieues carrees, depour-
vus de hautes montagnes et de plateaux, et situés
entre les tropiques dans l’ancien et le nouveau mon-
de. Jusqu'à ce que se voen soit accompli, il faut se
contenter des grands herbiers formés par des voya-
geurs qui ont séjourné dans les deux h&mispheres.
Les habitations des plantes sont si vaguement et si
incorrectement indiquées dans les vastes compilati-
ons connues sous les noms de Systema vegetabilium
et de Species plantarum, qu'il seroit tres-dangercux
de s’en servir d'une maniere exclusive. Je n'ai em-
ploy& ces inventaires que subsidiairement, pour con-
tröler et modifier un peu les résultats obtenus par
les Flores et les herbiers partiels. Le nombre des
plantes equinoxiales que nous avons rapportées en
Europe, M. Bonpland et moi, et dont notre savant
collaborateur, M. Kunth, aura bientöt termine la
publication, est peut-£tre nuıneriquement plus grand
qu’aueun des herbiers formés entre les tropiques:
mais il se compose de végétaux des plaines et des
plateaux élevés des Andes. Les vésétaux alpins y
sont meme beaucoup plus considérables que dans
les Flores de la France, de l’Angleterre et des In-
des, qui r&unissent aussi les productions de diffé-
rens climats appartenant à une meme latitude. En
France, le nombre des especes qui vegetent exclusi-
212
vement au- dessus de 500 foises de hauteur, ne pa-
rot etre que ½ de la masse entière des Phanéro-
* 7 —
games (De Cand., dans les Mem. d' Arcueil, t. 3,
p. 295).
Il sera utile de considérer un jour la vegetati-
on des tropiques et celle de la région tempérée, en-
tre les paralleles de 40° et de 50°, d’apres deux
méthodes différentes, soit en cherchant les rapports
nume£riques dans ensemble des plaines ei*des mon-
tagnes qu’offre la nature sur une grande étendue de
pays, soit en déterminant ces rapports dans les plai-
nes seules de la zone tempérée et de la zone terri-
de. Comme nos herbiers sont les seuls qui font
connoitre, d’apres un nivellement barometrique
pour plus de 4000 plantes de la région &quinoxiale,
la hauteur de chaque station au-dessus du niveau
de la mer, on pourra, lorsque notre ouyrage des
Nova genera sera termine, rectifier les rapports nu-
meriques du tableau que je publie aujourd’hui, en .
défalquant des 4000 Phanerogames que M. Kunth a
employés à ce travail (Prolegom., pag. XV) les
plantes qui croissent au- dessus de mille toises, et
en divisant le nombre total des plantes non alpines
de chaque famille par celui des végétaux qui vien-
nent dans les regions froides et tempérées de PAmé-
rique &quinoxiale Cette manière d’operer doit af-
fecter le plus, comme nous le verrons tantöt, les
familles qui ont des especes alpines tr&s-nombreu-
ses, par exemple, les Graminées et les Compos&es.
A lo toises d’elvation, la tempcrature moyenne .
de Pair est encore, sur le dos des Andes &quatoria-
les, de ı7° cent., égale a celle du mois de Juillet à
Paris. Quoique sur le plateau des Cordilleres on.
trouve la meme temperature annuelle que dans les
hautes latitudes (parce que la ligne isotherme de 8°,
par exemple, est la trace margnee dans les plaines
par intersection de la surface isolkerme de 8° avec
la surface du spheroide terrestre), il ne faut pas
trop généraliser ces analogies des climats tempèrés
des montagnes &quatoriales avec les basses regions
de la zone circompolaire. Ces analogies sont moins
grandes qu'on ne le pense; elles sont modifiées par
Pinfluence de la distribution partielle de la chaleur
dans les differentes parties de l'année (Proleg., p.
LIV, et mon Memoire sur les lignes isothermes;
p. 137). Les quotiens ne changent pas toujours en
montant de la plaine vers les montagnes, de la
meme maniere qu'ils changent en approchant du
pöle: c'est le cas des Monocotyl&donees considerees
en general: C'est le cas des Fougeres et des Com-
poses. (Proleg., p. LI et LII; Brown, on Congo,
P. 5.)
On peut d’ailleurs remarquer que le developpe-
ment des v£getaux de diflörentes familles et la di-
stribution des formes ne dépendent ni des latitudes
géographiques seules, ni m&me des latitudes isother-
mes; mais que les quotiens ne sont pas toujours
semblables sur une meme ligne isotherme de la zo-
1213
ne temperee, dans les plaines de l’Am£rique et de
Pancien continent. II existe sous les tropiques une
difference ires-remarquable entre 'Amérique, l’Inde
et les sötes oceidentales de l’Afrique. La distribu-
tion des étres organises sur le globe depend non-
senlement de circonstances climutcriques Ires- com-
pliqudes; mais aussi de causes géologiques qui nous
sont entierement inconnues, parce qu'elles ont rap-
ort au premier état de notre planète. Les grands
E manquent aujourd'hui dans le nou-
veau monde, quand nous les trouvons encore abon—
damment, sous des climats analogues, en Afrique
et en Asie. Dans la zone &quinoxiale de l’Afrique
la famille des Palmiers est bien peu nombreuse,
com]; aréeau grand nombre d’especes de l’Amerique
meéridionale. Ces differences, loin de nous détoür—
ner de la recherche des lois de la nature, doivent
nous exciter a étudier ces Jois dans toutes leurs
complications. Les lignes d'égale chaleur ne suivent
pas les paralléles a l’equateur; elles ont, comme j'ai
Lache de le prouver ailleurs, des sommets convexes
et des sommets concaves, qui sont distribués tres-
reaulierement sur le globe, et forment différens sy-
stemes le long des cötes orientales et occidentales
des deux mondes, au centre des continens et dans la
proximité des grands bassins des mers. Il est pro-
hable que, lorsque des physiciens - botanistes auront
parcouru une plus vaste étendue du globe, on trou-
vera que souvent les lignes des maxima d’agroupe-
ment (les lignes tirées par les points ou les fractions
sontreduites au denominateur!e plus petit) déviennent
des lignes isothermes. En divisant le globe par ban-
des lonsitudinales comprises entre deux meridiens,
et en en comparant les rapports numériques sous
les mèemes latitudes isothermes, on reconnolira l’exi-
stence de difierens systemes d’agroupement. Dejà,
dans état actuel de nos connoissances, nous pou-
vons distinguer quatre systèmes de végétation, ceux
du nouveau continent, de Afrique occidentale, de
Finde et de la Nonvelle-Hollande. De meème que,
malere l’accroissement reswier de la chaleur moy-
enne du pöle à l’equateur, le maximum de chaleur
n'est pas identique dans les diffErentes regions par
differens degrés de longitude, il existe aussi des
lieux où certaines familles atteignent un développe-
ment plus grand que partout ailleurs: C'est le cas
de la famille des Composées dans la région tempe-
ree de l’Arndrique du nord, et surtout à l’extremite
australe de l’Afrique. Ces accumulations partielles
detersminent la physionomie de la végétalion, et
sont ce que Pon appelle vaguement les traits cara-
cteristiques du paysage.
Dans toute la zone tempérçe les Glumacees et
les Composees font ensemble plus d'un quart des
Phanérogames. II résulte de ces m&mes recherches,
que les formes des étres organisés se trouvent dans
une dependance mutuelle. L’unit& de la nature est
telle, que les formes se sont limitées les unes les
autres d'après des lois constantes et immuables.
1214
Lorsqu'on connoit sur un point quelconque du elo-
be le nombre d’especes qu’offre une grande famille
(pP. ex., celle des Glumacdes, des Composdes ou des
Légumincuses), on peut évaluer avec beaucoup de
probabilité, et le nombre total des plantes phanero-
games, et le nombre des espèces qui composent les
autres familles végétales. C'est ainsi qu’en connois-
sant, sous la zone temperde, le nombre des Cyps-
racees ou des Composces, on peut deviner celui des
Graminées ou des Légumineuses. Ces &valuations
nous font voir dans quelles tribus de végétaux les
Flores d'un pays sont encore incompletes: elles sont
autant moins incertaines que l'on &vite de confon-
dre les quotiens qui appartiennent à differens systes
mes de vegetation. Le travail que j'ai tenté sur les
plantes, sera sans doute appliqu& un jour avec suc-
ces aux différentes classes des animaux vertähres,
Dans les zones tempérées il y a pres de cinꝗ fois
autant d'oiseaux que de mammiferes, et ceux ci
augmentent beaucoup moins vers l'équateur que les
oiseaux et les reptiles.
La géographie des plantes peut étre considé-
rée comme une partie de la physique du globe. Si
les lois qu'a suivies la nature dans la distribution des
formes végétales étojent beaucoup plus compliquees
encore qu'elles ne le paroissent au premier abord,
il ne faudroit pas moins les soumettre a des recher-
ches exactes. On n'a pas abandonné le trace des
cartes lorsqu'on s’est apercu des sinuosités des fleu-
ves et de la forme irrégulière des cötes. Les lois
du magnétisme se sont manifestees a l’homme des
que Fon a commmence a tracer les lignes d’esale dé-
clinaison et d’egale inclinaison, et que l'on a com-
par& un grand nombre d’obseryations qui parois-
soient d’abord centradictoires. Ce seroit oublier la
marche par laquelle les sciences physiques se sont
elov&es progressivement à des résultats certains, que
de eroire qu'il n'est pas encore temps de chercher
les elemens numeriques de la g&osraphie des plantes.
Dans l’etude d'un phenomäne complique, on com-
mence par un apercu general des conditions qui dé-
erminent ou modifient le phenomene; mais, apres
avoir decouvert de certains rapports, on trouve que
les premiers résultats auxquels on s'est arréèté, ne
sont pas assez dégagés des influences locales: c'est
alors qu'on modifie et corrige les el&mens numeri-
ques, qu'on reconnoit de la r&sularite dans les effets
memes des perturbations partielles. La critique
Sexerce sur tout ce qui a été annoncé premature-
ment comme un résultat general, et cet esprit de
critique, une fois excité, favorise la recherche de
la verite et accelere le progres des connoissances
humaines.
Plantes cryptogames (Champig-
Agames cel-
En réu-
‚Acotyledonees.
nons, Lichens, Mousses et Fouge£res);
luleuses et vasculaires de M. De Candolle.
1215
nissant les plantes des plaines et celles des montag-
mes, nous en avons trouvé sous les tropiques %;
mais leur nombre doit étre beaucoup plus grand.
M. Brown a rendu tr&s-probable que dans la zone
torride le rapport est pour les plaines ”/;,, pour
les montasnes ½ (Congo, p. 5). Sous la zone tem-
pérde, les Agames sont generalement aux Phanéro-
games comme 1:2; dans la zone glaciale, elles attei-
gnent le mème nombre, et le surpassent souvent de
beaucoup.
En separant les Agames en trois groupes, on
observe que les Fougères sont plus frequentes (le de-
‚nominateur de la fraction étant plus petit) dans la
zone glaciale que dans la zone temperee (Berliner
Jahrb., B. 1, p. 32). De méme les Lichens et les
Mousses augmentent vers la zone glaciale. La di-
‚stribution géographique des Fongères depend de la
reunion de circonstances locales d’ombre, d’humidi-
te et de chaleur temperee. Leur maximum {dest-
A- dire le lieu ou le denominateur de la fraction
normale du groupe devient le plus petit possible) se
trouve dans les parties montagueuses des tropiques,
surtout dans des iles de peu d’etendue, otı le rap-
port s’eleve a / et au-dela. En ne separant pas
les plaines et les montagnes, M. Brown trouve pour
des Fouseres de la zone torride Y,,. En Arabie,
dans l'Inde, dans la Nouvelle-Hollande et dans l’Afri-
que occidentale (entre les tropiques), il y a Ys:
nos herbiers d'Amérique ne donnent que ½; mais
les Fougeres sont rares dans les vällees tres -larges
et les plateaux arides des Andes, où nous avons
ete forces de sejourner long -temps (Congo, pag. 43;
et Nov. gen., tom. 1, pag. 55). Dans la zone tem-
peree, les Fougeres sont ½o; en France ½ ; en
Allemagne, d'après des recherches récentes, 7%,
(Berl. Jahrb., B. 1, pag. 26). Le groupe des Fouge-
res est extremement rare ‚dans Atlas, et manque
presque entierement en Egypte. Sous la zone gla-
ciale, les Fougères paroissent s’elever A
125
Monocotyledonees. Le denominateur devient
progressivement plus petit en allant de VPequateur
vers le 62.° de latitude nord; il augmente de nou-
veau dans des resions plus boréales encore, sur la
cöte du Groenland, ou les Graminkes sont tres-ra-
res (Congo, p. ı0). Le rapport varie de ½ 4 ½
dans les differentes parties des tropiques, Sur 3880
Phanerogames de PAmerigue equinoxiale que nous
avons trouvées, M. Bonpland et moi, en fleur et
en fruit, il y a 654 Monocotyl&donees et 3226 Di-
cotyledenees: donc la grande division des Mono-
cotyledonées seroit % des Phantrogames. -D’apres
M. Brown, ce rapport est dans l’ancien continent
* Dans get article, les frastious
app
Phanerogames qui vegetent dans le m&me pays. Les
abre,jations Trop., Temp., Glac., designent les trois
aone q torride, temperes et glaciale.
1%, Ya, %, indiquent le
—
t entre les espèces dune famille et la somme des
- N
1216
(dans Y’Inde, dans l'Afrigue équinoxiale et dans la
Neuvelle-H fanden, ½. Seis la zone tempérée on
trouye ½ (France 24%; Allemagne, 1:4½; Ame-
rique boröale, daprèes Pursh, 1: 4½); Royaume de
Naples, 1:4½; Suisse, 124 ¼ Isles britanniques,
15 /). Sousß i zone glaciale, ½. 135
Giumac-es Ces trois familles des Joncacces, des
‚Gyperavces et Te, !iraminees, réunies). = Trop., Yır-
— Temp., %. — @lac., ½.
L’augment:'ion vers le nord est due aux Jon-
cacees et aux Oyperacces, qui sont beaucoup plus
rares, rclılivement aux autres Phanerogames, sous
les zones tempérées et sous la zone torride. En
comparant entre elles les esp&ces appartenant aux
trois familles, on trouve que les Gramindes, les
Cyperacees et les Joncacees sont sous les tropiques
comme 25, 7, 1; dans la région temperee de P’ancien
continent, comme 7, 5, 1; sous le cercle polaire,
comme 2%, 23%, 1. II ya en Laponie autant de
Gramindes que de Cypéracées: de la vers l’öquateur
les Cyperacees et les Joncacees diminuent beaucoup
plus que les Gramindes; la forme des Joncacdes se
perd presque entierement sous les tropiques (Nov,
Sen., L 1, p. 240): g
4 — 1 1
JDNEBCERS seules — Trop., 4e. — Ten, 005
— Glac., ½z (Allemagne, %,,; France, ½6). 0
r „ 8 5 PR
Cyperacces seules. — Frop. Amerique, a peine
% 7 Afrique occıdentale, ½s; Inde, 55 Nouvelle-
Hollande, Y,, (Congo, p. 9.). — Temp., peut- etre
% (Allemagne, ½g; France, toujours d’apres les
travaux de M. De Candolle, Y,-; Danemark, Ye)
— Glac,, Y%. C'est le rapport trouve en Laponie et
au Ramtschatka.
Graminees senles. — Trop. Pai admis jutssqu'ici
„1s NI. Brown trouve pour l' Afrique eccidentale
Tue pour ’Inde Y,, (Congo, P. 41). NI. !lornemann
s’arrete pour cette m@me partie de l’Afrique a ½e
(De indole plant. Guineensium, 1819, p. 10). —
Temp. Allemagne, %,,; France, ½s . — Glac., Vis.
Composdes. En confondant les plantes des plai-
nes avec celles des montagnes, nous avens trouvé
dans P’Amerique équinoxiale / et ½%; mais, sur 554
Composees de nos herbiers, il n'y en a que 94 qui
vesctent depuis les plaines jusqu’a 500 toises (hau-
teur a laquelle la temperature moyenne est encore
de 21°, 8; égale celle du Caire, d’Alger et de Ile
de Madere). Depuis les plaines &quatoriales jusqu'à
1000 foises de hauteur (ou regne encore la tempé-
rature moyenne de Naples), nous avons recueilli 265.
Composees. Ce dernier résultat donne le rapport
des Composdces, dans les régions de P’Amerique&qui-
noxidle au- dessous de 1000 toises, de ½ a e;
Ce vösultat est trés- remarquable, puisqu'il prouve,
qubentre les tropiques, dans la région trés-basse et
tres - chaude du nouveau continent il ya moins de
Composdes, dans les regions subalpines et temperees
plus de Composées, que sous les memes conditions
1217 ;
dans l’ancien monde. M. Brown trouve pour le
Rio-Coneo et Sierra-L£one, ½3; pour U’inde et la
Nouvelle- Follande, 4%, (Congo, p. 26; Nov. gen.,
x 5 * er
t. IV, p. 239). - Quani_a Ta zone temperce, les Com:
posées font en Amerique % (est peut etre aussi
dans P’Amerique: équinoxigle le rapport Ides Compo-
sces (es tres-hautes montagnes A toute la masse des
Phanesosuines alpins); au cap. de Brnne-Esperance,
%;; en France, ½ (proprement 7s); en Allemagne,
Yu Sons la zone glaciale les Composées sont, en
Laponie, % au Kamtschatka, 1s: (Hornemann,
P- 18; Berlin. Jahrb. B. I, p. 29.)
Lesumineuses = Trop. Amérique, ½; Inde,
%; Nouvelle-Hollande, %; Afrique occidentale, ½
(Congo, p. 10). — Temp. France, ½e Allemagne,
%%; Amérique boreale, ½; Sibérie, Y,, (Berl. Jahrb.,
B. I, p. 22). — Glac, ";-
Labiees = Trop. Yo. — Temp. Amerique bo-
reale, e; Allemasne, ’as; France, 7%. — Glac.,
%. La rareté des Labices et des Gruciferes dans
la zone tempérée du nouveau continent est un phé—
nomeène trés- remargit:bie.
Malvacees, = Trop. Aınerique, ½; Inde et
Afrique occidentale, %% (Congo, p. 9); dans la seule
cöte de Guinée, ½ (Hornemann, p. 20). — Temp.,
7. — @lac., o.
Crxeiferes. = Presque point sous les tropiques,
en faisınt ab traction des montagnes au-dessus de
1200 à 1700 toises (Nov. gen., p. 16). France, ½9;
Allemagne, ½s; Amerique boréale, ½2.
Rubiacees. Sans diviser la famille en plusieurs
sections, on trouve pour les tropiques, en Améri—
que ½, dans l' Afrique oceidentale ’/,,; Pour la zone
temperee, en Allemagne ½o, en France %,,; pour
la zone elaciale, en Laponie %.. M. Brown separe
la grande famille des Rubiacees en deux groupes qui
offrent des rapports climateriques trés- distincts.
Le groupe des Stellatae sans stipules interposees ap-
partient principalement à la zone teinpérée: il man-
que presque entre les tropiques, excepte sur le som-
met des montagnes. Le groupe des Rubiacces à
feuilles opposses et a stipnles appartient tres-parti-
eulierement a la région équinoxiale. NM. Kunth a
divi é la grande famille des Rubiacées en huit grou-
pes, dont un seul, celui des Cofféacées, renferme
dans nos herbiers un tiers de toutes les Rubiacées
de P’Amerique &quinoxiale (Nov. gen., t. III. p. 341).
Euphorbiacees. = Trop. Amérique, ½5; Inde
et Nouvelle-Hollande, ½ ß Afrique occidentale, ½
(Congo. p. 25). — Temp. France, %o; Allemagne,
oo: — Glac., Baponie od
m 0. 327 — 3 *
Ericinees et Rosages. = Trop. Amérique, Yo.
— Temp. France, %s; Allemagne, ½ ; Amerique
boréale, ½%. Glac. Laponie, ½3.
OSB. 182: Heſt dj.
1 1218
Amentacees. = Trop. Amerique, Yoo.— Temp.
France, % Allemagne, ½ ; Amérique beréale, %/;,.
Glac. Laponie, ½ 0. .
Onbelliferes. = Presque point sous les tropi-
ques au- dessous de 120 toises; mais, en comptant
dans P’Amerique équinoxiale les plaines et les hautes
montagnes, "oo: sous la zone tempérée beaucoup
plus dans ancien que dans le nouveau continent.
France, ½; Amérique boreale, Y,,; Laponie, .
En comparant les deux mondes, on trouve en
génsral dans le nouveau, sous la zone équatoriale,
moins de Cypéracées et de Bubiscees, et plus de
Composées; sous la zone tempérée, moins de La-
bises et de Oruciferes, et plus de Compos
ndes et d’Amentacdes, que dans les zones correspon-
dantes de 'antien monde. Les kamilles qui aug-
mentent de Péquateur vers le yöle (selon la metha-
de des fractions), sont les Glumacees, les Ericinses
et les Arnentacces; les familles qui -diminuent du
pöle vers l’&qnateur, sont les Lesuminenuses, les Ru-
biacees, les Euphorbiacees et les IMalvacees; les fa-
milles qui semblent atteindre le maximum sous la
zone tempérée, sont les Composees, les Labiees, les
Ombelliferes et les Cruciferes,
ees, d’Erici-
Vai réuni les résultats principaux de ce travail
dans un seul tableau; mais j'engage les physiciens à
recourir aux éclaircissemens sur les diverses famil-
les, chaque fois que les nombres partiels leur pa-
roissent douteux. Les quotiens des tropiques sont
modiſiés de telle manière qu’ils ont rapport aux r&-
gions dont la temperature moyenne est de 28° à 20%
(de o a 750 toises de hauteur). Les quotiens de la
zone tempérée sont adaptes a la partie centrale
de cette zone, entre 13 et ı0° de temperature
moyenne est de 0° a ı°. A ce tableau des quotiens
ou de fractions, qui indique les rapports de chaque
famille à la masse totale des phanèrogames, on
pourroit ajouter un tableau dans lequel seroient
comparés entre eux les nombres absolus des espèces.
Nous en donnerons ici un fragment qui n’embrasse
que les zones tempèrées et glaciales.
France.
Glumacces . 460
Compossbes
Légumineuscss
GG
Ombelliferes
Caryophyllees
Ameérique boreale. Laponie.
seen a OD ER RTRN E
BD eh
AB ra 14
e DI Tee heile SAD
% e
1 alerts Bd
Tabieesy% ein id, [ ]¶ V.
,,, . ee l,
Amentactes . . 69 „ „ RS
Ces nombres absolus sont tires des ouvrages de
MM. De Candolle, Pursh et Wahlenberg. La mas-
se des plantes décrites en France est a celle de l'A-
merique bor&ale dans le rapport de 1 : 1; 3 celle
de Laponie, dans le rapport de 7: 1.
490
c
118
u. *
|
—
7
RAPPORTS A TOUTE'LA -MASSE DES PITANEROGAMES. U SIGNES
indiquant la direction de
GROUP ES
TONDES SUR L’ANALOGIE DES FORMES. ZONE GLACLALE
lat. 67° — 70°
EEE ET IT v..
ZONE TEMPEREE;
9, 81
lat. 45 520 l’aegroissement, _
. — ram
Acamzs (Fougèeres, Lichens, Mousses, J Planes. ½5
* . 2
Champignons.) Montagnes
17 1%
72 11
— —
! DET ern : 17
Tovernzs seu les. Pays Be n 0 7
Pays trés-montuenx. ½ a ½ 28
Ancien continent
Moxocorvbbox Eee. 5
Nouveau continent .
EAS (Juncacces, Uypexacces, Gra- 7
11
Joer l/. erlelane, ee Y a
400 90
. SE
Erpknkekxs seules. s. gar eee 7 19 =
Nouveau continent. Yo 20
GrunmgEsss@ules. s. 1
nn 8 „ ER 712
1 H —— ͤ —d I
7 5 1/ Ancien continent. :
TR EER GE nr at mer as 118 > 18 2,
ı/ | Nouveau continent ½ EL
TECUMINBUSRSS or = sale 5 wrscheie ner. 17 10 17
110 13 135
— —̃— . DE?
5 R 218 N n 1 t 2
BUI ( LATE ORT nee continent. .. 238 2 17,
Mouyeau continent... . ½ ff 60 80
I =
Ar I 580 5
III/ eo . ĩͤ se elnehte
— mn —
Erıcınzes. eb ROSA.
| Anantaotes. 6.
2 ar
OMBESLIFERES: ehe en nenn
f eu an d
ED — :i.q — —
Explication des signes: 5 le denominateur de la fraction diminue
4 !
— — le denominateur diminue du pöle nord et de l
versl'équateur; equateur vers la zone temperee; — — le denominaleur
diminue vers l’Equateur el vers le pöle nord.
1221
Additfons Et
I en est de la distribution des dfres organisés
comme de tous les autres phenomenes du monde
physique. Au milieu du désordre apparent qui sem-
ble naitre de influence d'une multitude de causes
locales, on reconnait les lois immuables de la natu-
re des qu'on fixe les yeux sur une grande &tenduc
de pays, ou du'on emploie une masse de faits dans
laquelle se compensent mutuellement les perturba-
tions partielles. Pai eu la satisfaction de voir ce
travail soumis a un examen detaille, en Allemagne,
en Angleterre, en Italie, et récemment en Dane-
marc. Un des plus grands botanistes! de notre
temps et de tous les siecles, NMI. Robert Brown, a
compare chaque resultat numérique a ceux .qu’of-”
frent les riches herbiers qu’il.a pu consulter. Beau-
coup de nomhres ont été rectifies, d'autres se sont
trouves dans un accerd presqu’inattendu. La masse
des faits s'est accrue par la meme qu'on a voulu in-
Armer ou appuyer les résultats auxquels je m'étais
arrété. C'est ainsi que, dans la marche des scien-
ces physiques, des idées générales qui d’abord n’ont
ete deduites que d'un petit nombre de faits forcent
les observateurs a multiplier les donn&es partielles.
Enrichi de ces matériaux, profitant toujours de ce
nue la critique layplus severe de mes ouyräses ren-
ferme de vrai et d’utile, j'ai pu donner aux rösul-
tats numériques dont se compose le tahleau des for-
mes veoetales, un degré d’exactitude que je n’avais
pu atteindre jusqu’alars.. Il est de la nature de ces
recherches de ne pouvoir rectifier les coefficiens que
progres-ivement, a mesure que les observations se
‚multiplient. Je ne m'arréterai ici qu'au developpe-
ment général des principes. Comme celte espèce
d’arithmelique botanique exige des, discussions mi-
nutieuses sur les rapports de chaque famille de plan-
tes a toute la masse des phanerogames, j'ai réuni
ces discussions dans des notes que j'ai publiées se-
Parement.
IL est à prevoir que le travail que j'ai fait sur les
familles des plantes s'appliquera un jour avec succes à
plusieurs classes d’animaux vert£bres. Les immenses
Collections qui se trouvent a Paris, au Musée d’Histoi-
re natucelle, font voir que d&ja Pon connait sur le
globe entier près de 56,000 especes.de plantes cryplo-
games et phanerogames, 44,000 insectes, 2500 POIS-
Sons, 700 reptiles, 40 oiseaux et 500 espèces de
mammiferes. D'après des recherches que nous avons
faites, M. Valenciennes et moi, il existe dans l’Euro-
pe seule A-peu-pr&s 60 mammifères, 400 oiseaux et
Sv reptiles: il y a par conséquent, sous cette zone
3 Ces additions sont tires d'un Memoire la à Académie
des Sciences, le février bel. (Voyez Annales de
Chimie et de Physigue, f. XVI, p. 67. R
2 Voyez Dictionnaire.des Sciences naturelles, redig& par les
Professeurs du Jardin des Plantes, tome XVIII, p. 432
— 436. 5 5
—
— —
—
1222
5 15
tempérée boréale, cing fois autant d'espètes d’oiscaux
que de mammifères, comme il ya (en Europe) cing-
fois autant de composers que d’amentackes et de co--
niferes, cing fois autant de legumineuses que
J’orchidees et d’euphorbiacees. Les belles colle-
tions] rapporlees Jrecemment. du Cap de Bönne-
Esperance par M. Delalande prouvent (si on les com-
pare aux ouvrages de MM. Temminck et Levaillant),
que, dans cette partie de la zone tempèrée australe,
les mammifères sont aussi aux oiseaux — 1434
Une telle cencordance entre deux zones opposees est
assez frappante. Les oiseaux, et surtout les reptiles,
augmentent beaucoup plus vers la zone equatoriale
due les mammiferes. D’apres les découvertes de M.
Cuvier sur les ossemens fossiles, on pourrait croive
que ses rapports n'ont pas été les mémes de tous les
temps, et qu'il a disparu, dans les anciennes cata-
st?ophes_de notre planète, beaucoup plus de mammi-
feres que d'oiscaux. IM. Latreille, dans un excellent
M£moire sur la distribution géographique des insectes,
n'a pas compare le nombre des animanx .arlicules au.
nombre des plantes et à celui des differentes classes
d'animaux vertebres qui habitent les me&mes climats;
mais il a fait voir d'une maniere interessante quels
groupes d’insectes augmentent ou diminuent, en
avangant du pöle vers l’&ijnateur. Je passe sous silen-
ce les laborieuses recherches de M. Illiger sur la G£&o-
graphie des oiseaux. “ L’auteur a.discute ’habitati-
on de plus de 3800 esp&ces; mais il s'est contenté de
les envisager d’apres leur distribution entre les cing
parties du monde: methode peu philosophigne et
tout-a-failimpropre a reconnaitre Pinfluence des cli-
mats sur le développement des etres organisés. Tous
les continens, a P’exception de l'Europe, s’etendent
de la zone temperee dans la zone &quatoriale; les lois
de la nature ne peuvent donc pas se manifester
lorsqu'on groupe les phenomenes d’apres des divisi--
ons arbitraires et qui ne dependent, pour ainsi dire,
que de la seule difference des meridiens. Il ne m’ap-
partient pas de pousser plus loin ces considérations
sur les rapports numériques entre les animaux de dif-
férentes classes. Il me sufht d'avoir rappelé P'atten-
tion des sa vans sur une branche de la philosophie na-
turelle, qui me parait bien diene d’etre &tudiee. Nous
conceyons comment, sur un espace de terrain ddn-
ne, les individus appartenant a différentes tribus de
plantes et d’animaux peuvent se limiter numerique-
ment; comment, apres une lutte opiniätre et apres de
longues oscillations, il s’£tablit un etat.d’&quilibre qui
resulte des besoins de la nourriture et des habitudes
de la vie; mais les causes qui ont limitè les formes
sont cachees sous ce voile impénétrable qui dérobe à
nos yeux tout ce qui tient a Forigine des choses, au
premier développement de la vie organique.
— — —
1 Ne moires de Academie de Berlin, pour les emndes
1812 et 1813, p. 221 — 337. ä
"En examinant en detail tout ce que nous savons
déjà sur le rapport des monocotyl&dondes aux dicoty-
lödondes, on observe..que le dénominateur devient
progressivement plus petit (et avec la plus grande ré-
; gularite) en allant de Péquateur vers le 62° de latitude
„nord; il ausmente, pent- &tre-de nonveau dans des re-
gions plus borcales encore, sur la cöte du Groenlanıl,
o les graminces paraissent tres-rares (Congo, p. 4).
Le rapport varie de- ½ a’, dans les differentes parties
des tropiques. Sur 3880: phan&rogames de ’A mérique
&quinoxiale- que nous avons trouvées, M. Bonpland
‚et moi, en fleur et en fruit, il ya 65/4 monocotyl&do-
nes et 3226 dicotylédonées: done la grande division
des monocolylödoriees serait / des phanérogames.
D'aprés M. Brown, ce rapport est partout dans an-
eien continent (dans Inde, dans l'Afrique équinoxia-
le et dans la Nouvelle-Hollande), ¼
5°
r
Sous la zone temperde, on trouve (d’apres mes
Proleg., p. XII, et les données partielles publiées par
M. de Candolle, Dict. des Sciences nal., t. XVIII,
p. 504 — 50%) queiles monocotyledonees sont aux di-
coty,edoL.ees:
En Barharie
RE I 8
Frfinen. sten LR 2) 5,0
Dans le Caucase et en Crimée . = 1: 6,0
Dans le-royaume de Naples. 2 1: 4,7
“Dans l’etat de Veni sees : 40
. I ee
En Allemagne 1 2 40
ns ee een. u en
Dans les Des britanniques ... 2 1: 5,
Dans Y’Amerique septentrionale = 1: 4,6.
Sous la zone glaciale, le rapport est:
Enn ee
En Islande
ll
1 9
e 1 :
On voit que des tropiques au pöle Paugmentalion
relative des monocotvlödondes est brés- reguliere.
Comme les monocotyledontes aiment P'humidité, el-
les sont plus nombreuses dans les Iles britanniques,
et plus rares en Esypte et dans les montagnes arides
du Caucase. JYavais deja observé que, dans les Alpes
de la Suisse, au-dessus'de la région des Rhododen—
drons, les monocotyl&donces sont aux -phanerozumes
= 7, quand dans les plaines, elles sont, au pied
des Alpes, — 1 : 4,3. (Prolegomena, p. LII.)
\ Dans la partie la plus fertile de “Europe, au
centre de la zone temp£rde, une étendue de pays de
30,000 lienes carrées nourrit pres de 6000 especes.de
- pläntes, dont 2200 acotylödonces ou cryptogames et
3800 phanérogames. Parmi les dernières, il ya pres-
que 500 composees, 300 graminées (en excluant les
cyperoiddes et les joncackes), 250 légumineuses et
200 crucifères; mais seulement-70 amentacees, 60 eu-
phorbiactes et 25 malvacdes. Les grandes familles
forment ½ à ½, les petites au- dessous de ½% de la
masse totale des phanerogames: c'est la, pour ainsi
ige ee,
—
1224
dire, l'état moven de la vésétation en Europe, dans
des terrains fertiles, entre 420 — 50° de latitude bore-
ale.
Pour convaincre les plusincredules de la realite
des propertions fixes ou de la régularité que 'on ob-
serve en Europe dans la distribution des formes, sous
une méme zone, je vais offrir ici les rapports qu’of-
frent deux pays limitrophes, la France et Allemagne,
On peut regarder les chiffres indiques dans le tableau
suivant comme les coefficiens de chaqu:- famille; car,
en multipliant le nombre des phauérogames de la zo-
e temperee de l'Europe par 0.076 ou 0.053, on
trouve le nombre des especes qui composent les famil-
les des graminees ou des cruciferes.
Composées 15 France, ä
en Allemagne, /½ =0.125 £
r 7 17 —
Glumae tes Fr. 57 0.127
All. f 77 1 — 0. 141
Graminces seules 1 191 hs S O. 077
a 1 2 fis 0.077 .
’ — 7 2 - —
Lesumineuses ..« Fr. Ys 0.065.
2 All. 188 =0.056
.upr * — 1
Crucifères Fr. ½ 0 052
All. 148 SO. 056
. ; 1 y
Ombelliftres . .. 1 15 1 0 7
. — O 04
122 “+
Labiees Fr. % S, ole
All. 6 0.058
r r 7 / — *
Cypéracées“ seules Fr. I =E 70
8 6 All. 78 S0 656
„ 17
Amentacees . . 4 Kir: %% 70.020
All. /40 =0.025
.ır * zZ
Orchidees* .. .. Fr. 5% ON OL
All. 7s 70.023
e Hn I/ —
Boraginees .... 1 an 124 oil ,
2 72 9.014
Rubi access Fr. Us N +
All. 1 0 — 0. 014 N 2
N . f 5 5 17 —
Euphorbiacees # .. Fr. /zo 9
All. 7 S0 010
Joncaces ess Fr. 785 e
ö All. 54 0.011
Erieinèees s Fr. %s . o08
All. Yo S0. 011
Malvacees* .... Fr. "ao Z 0.007
All. 130 0.004
Conifères 4 Fr. 79 — 0.005
All.
8
alas 0. 004
Cette harmonie dans la majeure partie des re-
sultats est d'autant plus frappante que les coeffici-
ens ont été obtenus sur des masses de plantes tr&s-
inégales. En France, 3645; en Allemagne, seule-
ment 1864 phanérogames ont été employees pour de-
1225 a
terminer les rapports Fpartiels des familles. Quoique
les deux pays soient limitrophes, il s'en faut de beau-
coup que les especes soient les memes. La concor-
dance des Iresultats entre des limites aussi étroites
(le plus sonvent an- dessous de ½% de difference) prou-
ve deux faits également remarquables: ı° que les
1700 A 1800 espèces de phanerogames qu'a de plus le
catalogue de plantes francaises que l’excellent,catalo-
eue de M. Schrader employé pour l’Allemagne, sont
réparties entre les diverses familles a-peu-pres dans
les memes rapports quel’on observe “parmi les plantes
communcs aux deux pays; 2° que les espöces de légu-
mineuses, de cruciferes et d’ombelliferes, que l'Al-
lem gne parat avoir exciusivement, selrouvent rem-
places en France par un nombre a-pen-pres Egal
d’e-peces appartenant aux memes familles. Par-tout
où l’on observe des Ecarts très- sensibles, on peut les
attribuer A la circonstance que l’Allemagne est plus
boréale que la Froince. Nous savons que les cypéra-
cées et Ericindes ausmentent si rapidement vers le
nord, qu'il ya sous la zone temperde "4, de cypera-
cees ei ½ e Tericinees, tandis que, sous la zone ola-
ciale on compte ½ de cypéracées et % [d’Cricinees,
D’un autre côlé, les rapports des orchidées, des mal-
vacées et des euphorbiacees augmentent avec une
seale rapidité vers le sud. En comparant le tableau
Précédent au tableau des trois zones (torride, tempe-
rée et olaciale), on reconnalt les mémes lois. Pai
ajouté a ce tableau comparatif de la France et de P'Al-
lemagne les fleches qui, dans le tableau général, in-
‚diquent les directions de V’accroissement du pöle a
Pequatenr et de Péquateur ou pole. Ce qui est bien
remarquable aussi, c'est que coefäciens des famil-
les ne changent pas beaucgup, si, au lieu d'examiner
de vastes confrces, qui ont 2800 a 3800 especes de
phanerosanıes, on restreint ses recherches a une eten-
due de quelques lieues carrdes; par exemple, à la
Flore de Berlin, qui, Faprès Ponvrage de M. Kunth,
ne renferme que 900 espèces. Dans cette petite eten-
due de terrain, leslégumineuses sont ½ (dans toute la
France, ½g; dans toute Allemagne, Y,,); les glu-
macces, ½; (en France, ½% en Allemagne, ½)) de
la masse totale des phanérogames.
les
De méme que le systeme de climats du nouveau
continent differe essentiellement de celui de l’ancien
* cause de la repartition inegale de la chaleur entre les
difförentes parties de l'année, de méme aussi
le Systeme d' agroupement des plantes américai-
nes offre des traits qui lui sont propres.
C'est aux nouvelles recherches de T_Arithmeti-
que botanique que Fon doit la connaissance de ces con-
trastes entre les zones tempérçes des deux Mondes.
Pai réuni dans le tableau suivant les résultats de la
Flore américaine de Pursh et de la Flere frangaise de
M. de Candolle. Jai ajouté quelques coefltciens de la
region glaciale européenne, pour prouver combien
Ameérique temperde présente un caractere boreal
dans les &ing Samilles des éricinées (et des rosages),
Stie. 1508. Heſt XI.
1226
—
des conifeères, des amentacces, des ombelliferes et
des labiées.
A 2 Ameriq. temperte. France,
Cormposees nm own 8
/ ee ea OL le
* — * N 1
Graminees seules /o Yz
Joncacees seules ....
Gyperaekesiseules, - str rn yo here Ver
.
5
—
*
W
.
.
.
r len fen
Légumineusees. % fe
Malvaseesı taste. ſ„„*»„ 40
ge Laponi
Labides „2.000 Yo a Se ae
EricineesetRosages ... 156 ge 1125 1 Tas
Ombellif eres
Amientacsees
Genes
Les differences qui se mam ifestent dans ce ta-
bleau, entre les deux continens, porltent non -seule-
ment sur les ciug dernieres familles que l'on pourrait
appeler des formes borcales, mais aussi sur les cruci-
feres, les joncackes et les cypéra des, qui sont égale-
ment rares sous la zone torride et sous la zone tempé-
rede du nouveau continent.
On concoit que les recherches sur les rapports nu-
mériques des familles végétales offriront des résultats
beaucoup plus interessans lorsque les flores des diffé-
rens pays seront circonscrites entre des limites geo-
graphiques plus précises, et que les botanistes se se-
ront mieux entendus sur les principes d’apr&s lesquels
on doit distinguer les variétés et les especes. Les ca-
talogues que l'on observe, sous le nom vague de Ho-
re des Elats- Unis de ?’ dmerique, comprennent des
pays situes sous des climats tres- differens, depuis ı8®
a 9° de temperature moyenne. C'est la difference des
climats qu’il ya, en Europe, entre la Calabre et PAu-
triche. Lorsqu’on aura decrit un jour isolément, et
avec la méme exactitude, la vegetation de la Caroline
du Sud, de la Pensylvanie et de la Nouvelle-Angle-
terre, on distinguera un accroissement et un (ecrois-
sement réguliers dans les rapports numériques des fa-
milles du sud au nord. Nous ne connaissons au-
jourd'hui que la moyenne gendrale de ces rapports
partiels. Beaucoup de contrées nous paraissent plus
riches en plantes, parce que les botanistes y élèvent
plus lög&rement des varietes au rang des especes.
D’un autre cöt&, les voyageurs négligent souvent les
plantes qu’ils croient les memes que celles de leur pa-
trie. Mais lorsqu’on s’arrete à de grandes divisions,
et lorsque le nombre des espèces que l'on compare
est assez considerable, d’heureuses compensations fa-
vorisent ces recherches. C'est ainsi que les nouvel-
les flores, beaucoup plus compléètes, de ’Amerique et
de la Laponie, publices par MM. Pursh et Wahlen-
berg, n'ont pas sensiblement altéré les rapports nu-
mériques que l'on trouve en s’arretant aux anciennes
flores de Mickaux et de Linné. (Berl. Jahıb, der
Gew., B. 1, S. 24.) Quelles que soient les rectif-
77
1227
cations que l'on pourra apporter a mon travail, je
suis persuade davance que plus on réunira d’obser-
vations exactes, et plus on verra que dans un ms—
me hömisphere, dans un ındme systeme d’agroupe-
ment, les variations partielles des coefficiens ne se
font point par sauts brusques, mais selon des lais
in variables. II se peut que la proportion tropicale
des malvacees soit ½ ou ½ , au lieu de ½%5; mais
il n'en est pas moins certain que les legumineuses
et les malvacees augmentent vers l’equateur, comme
les joncacees et les ericinees augmentent vere le pö-
le. On peut révoquer en doute les quantitds des va-
riations, la rapidite de laccroissement, mais non sa
direction.
En comparant les coefliciens qui appartiennent
aux memes familles sous differentes zones, on ap-
prend à connaitre, dans la rapidité d’accroissement,
des contrastes tres-marquans. Dans l’ancien conti-
nent, les rapports des graminces, des lEguminsuses
et des euphorbiacdes changent beaucoup moins de la
zone temperee à l’equateur, que de la zone tempk-
ree au pole.
Les savans qui aiment a considerer chaque
phenomtne dans l'isolement le plus absolu, qui re-
gardent les températures moyennes des lieux, les
lois que Yon observe dans les variations du magne-
tisme tercestre, dans les rapports entre les naissan-
ces et les deces, comme des hypotheses hardies et
comme de vagues speculations theoriques, dedaigne-
ront peut-eire les discussions qui font l'objet prin-
cipal de ce Memoire: ceux, au contraire, qui
se plaisent à contempler Fenchaineient mutuel des
etres organisés, qui savent que les résultats numeri-
ques se reclifient par accumulation et l’elude soig-
nee des faits particuliers, accueilleront un genre de
recherches qui jettent du jour sur l’economie de la
nature, sur la liaison qu’on remarque entre les cli-
mats et la forme des étres, sur. la distribution des
plantes et des animaux dans les diverses regions de
notre planete. Ce n'est que par examen numeri-
que et la comparaison des espöces que l’on peut se
former une juste idee de !'etat de la vegetalion dans
un pays donné; de influence generale qu’exerce la
temperature sur la frequence de certaines formes,
pres de Pequateur, sous le parallele moyen et vers
le cercle polaire; des traits caracteristiques qui di-
stinguent, sous des zones isothermes, les deux sy-
stemes d’agroupement de lancien et du nouveau
Monde.
1 A Tusage des personnes qui n’ont pas fait une etude
speciale de Ja hotanique descriptive, et qui desirent ce-
pendant connaitre les trayaux que Ton a tentes dans les
diverses branches des sciences naturelles, nous ajoute-
rons ici les noms de quelques plantes tres communes
qui caracterisent, pour ainsi dire, les tribhus ou famil-
tes dontzil est souvent question dans ce Mlémoire.
Tr Er
— — —
41228
Ueber die Darmblaſe des Saafınfıtus,
Taf. IX.
Es if über die Darmblaſe des Haaſen⸗, oder was ei⸗
nerley iſt, des Kaninchenfetus eine ſtreitige Meynung un:
abgeſchloſſen geblieben. Ob nehmlich die Darmblaſe eine
wirkliche Blaſe oder nur ein Blatt ſey, in ſwelchem ſich
die Gefäße, als auf einer area vasculosa, verbreiten,
Dieſe letztere Anſicht war von Emmert und Söchſtetter
aufgeſtellt und von J. F. Meckel hartnaͤckig vertheidigt
worden. Oken glaubte nicht daran. Cuvier und Dutro—
chet behaupteten das Gegentheil, auf Unterſuchungen ge—
ſtuͤtzt, deren genaue Angabe wohl, auch unter denen, für
welche phyſiologiſche Gründe kein Gewicht haben, manche
Anhaͤnger gefunden haben muͤſſen. Da jedoch Meckels
Anſehen * viele darüber in Zweifel laſſen wird, bis eine
treue, nach der Natur gemachte Zeichnung, die unſetes
Wiſſens noch niemand gegeben hat, den wahren Beſtand
der Sache darthut, ſo liefern wir dieſe hier, ohne uns auf
Nebendinge eiuzulaſſen, und ohne uns mit Citaten der Auto—
ren zu befaſſen, die in der Iſis 1818. I. und an andern
allgemein bekannten Orten ſchon ſattſam zur Sprache ge—
kommen ſind.
Joncacees (jones); — Cyperacees (souchet, laiche);
— Gramindes (froment, avoine, ivraie); — Composées
(chardon, bluet, grand soleil); Ligumineuses ou
Papillonacees (haricot, vesce, feve, acacıa); — Rubia-
sces (caillelait, garence); Euphorbiacees (titimale,
riein); — Läbiées sauge, menthe, ortie blanche); —
Malvacdes (guimauve, coton); — Ombelliferes (fenouils
cerfeuil, carotte): — Cruciferes (navet, moutarde, gi-
roflee).
L’ensemble des plantes qui couvrent le globe est di-
visè par les botanistes en phandrogames (plantes A fleurs
visibles et Cryptogames ou Agames (fougeres, mousses,
lichens, champignons).
» Anmerk. Weil bier gerade Meckel genannt wird, und
wir nicht ex ſprofesso davon reden mögen, fo nehmen
wie Verantaſſung, im Vocbeygehen zu ſagen, daß es ihm
(in feinem Syſt. der vergteſchenden Anatomie, unter dem
was er Geſetz der Mannigfaktigkeit nennt) gefallen hat,
den, voa Vojanos in der Iſis zur Sprache gebrachten,
Bau der
Doch hat er dabey die eigentlichen anatomiſchen Reſulta⸗
tate, in Betreff des Gefaͤßſyſtems und eines beſondern
Organs, um das man bisher im Traume herumtappte,
zur Seite gelaſſen, und ſich lieber an den paradoxen Satz
gehalten, mit dem Boj. ſeine Landsleute aus dem Schla⸗
fe zu ruͤtteln verſuchte. Ob es nun Boj. gefallen wird,
den kuͤnſtreich gezimmerten Stuhl anzunehmen, den ihm
H. Meckel unter den Anatomen genau zwiſchen Mery und
Joͤrg bereitet hat, muͤſſen wir bezweifeln. Soviel wir
Boj. kennen, hat er noch gar nicht Luſt, ſich zu ſetzen,
ſondern vielmehr zu gehen, jo weit ihn feine Füße tra⸗
gen. Des liebreichen Entgegenkommens feiner alten Freun⸗
de gewiß, rechnet er es für einen ſchoͤnea Gewinn, wenn
ihm feine Thätigkeit (die mit Hinderniſſen zu koͤmpfen
hat, von denen ſeine Bruͤder nichts ahnen) irgendwo ein
neues befreundetes Gemuͤth erwirbt; von ſeinen Herren
Collegen hat er gelernt,
Zeitgenoffen verlangt er nichts, als daß man ihn gewähren
laſſez von der Nachwelt hofft er, daß fie ihm einen Grab⸗
huͤgel zu Campers Fuͤßen nicht verſagen werde.
Lopfloſen Mollusken gar gelehrt abzuhandeln.
nichts zu erwartenz von den
Die Darmblaſe des Haaſenfetus ift in der That nicht
ein bloße Blatt, nicht eine gefaͤßreiche Stelle des chori-
on, fondern eine beſondere Blaſe. Sie liegt auf der ei⸗
nen Seite des amnios unter dem chorion. Auf der an—
dern Seite des amnios aber lagert ſich die allantoides,
welche von der placenta überzogen wird. Dieſe Darm:
blaſe haͤngt mit dem Darmcanal zuſammen, und hat ihr
beſonderes Gefaͤßſyſtem (Vasa omphalomesenterica), ver:
Hält ſich alfo ganz wie in andeln Thieren. Doch angſto—
moſirt der sinus terminalis dieſer Darmblafe an mehrern
Stellen mit den Gefäßen der placenta, alſo mit dem Sy⸗
ſtem der vasor. umbilical. Dieſer Zuſammenhang der
beyderley Gefaͤße findet wirklich unbezweifelt ſtatt. Es iſt
nicht anders, ich kann nicht helfen. Schadet uͤbrigens der
Bedeutung des Syst. omphalomesenter. nichts. Steht
auch nicht einzeln in der Natur, wie denn Emmert ein
aͤhnliches vom Pferde berichtet.
Fig. 1. Saaſenfetus mit einem Theile ſeiner Huͤllen.
Chorion und placenta find weggenommen. Die
Darmblaſe iſt geoͤffnet und zum Theil abgeſchnit—
ten. Allantoides und amnios unverletzt.
a. Der in feinem amnios eingeſchloſſene Fetus, in eine
Grube der allantoides gleichſam verſenkt. Ein Theil
des Darmcanals liegt noch vor dem Bauchring im
Nabelſtrang; daran haͤngt der Darmblaſengang, was
weiter darzuſtellen, hier nicht unſere Abſicht war,
auch ſchon eine langweilige Materie geworden iſt
b. Ueberbleibſel der Darmblaſe, zuſammengefallen, mit
ihrem Stiele vom Bauch des Embryo haͤngend.
c def. Allantoides, ungeöffnet. Ihr Umfang hat
bey de f tiefe Furchen, wie Einſchnitte. Da lau:
fen nehmlich die vası umbilicalia zur placenta,
und erzeugen, weil ſie kuͤrzere Vogen machen, als
der Umfang der allantoides, an dieſer gleichſam
mehrere Side, Werden dieſe Gefaͤßſtraͤnge durch:
ſchnitten, fo gleichen ſich die Furchen der allantoides
aus, und ſie wird eine einfoͤrmige, runde Blaſe.
Fig. 2. Durchſchnitt aller Huͤllen des Haaſenfetus;
um ihr gegenſeitiges Verhaͤltniß zu zeigen.
a a b. Der Gebärmutter angehoͤrige Theile. aa. Wand
der Baͤrmutter. b. Der mütterliche Theil der pla-
centa.
c—p. Fetus mit feinen Hüllen.
c. Placenta embryonis, der placenta uterina an:
haͤngend. m
def. Chorion, alle übrigen Huͤllen des Fetus um:
kleidend; zunaͤchſt aber, außer der placenta, nur
mit der Darmblaſe in Beruͤhrung kommend, weder
mit allantoides noch mit amnios.
8. Fetus in feinem amnios.
h i k J. Allantoides; bey h mittelſt des urachus in
den Nabel und auf dieſer Seite mit dem amnios
in Berührung tretend. i l. Wo fie mit der von
außen daruͤberhingeſchlagenen Darmblaſe zuſammen⸗
trifft. k. Wo die Wand der allantoides an die
placenta ſtoͤßt, ?
— — Y
4
+
2
2
mn o p. Durchſchnitt der Darmblaſe. m. Wo ſie an
das amnios ſtoͤßt. n p. Wo fie bis an die placenta
reicht. n o p. Vom chorion uͤberzogene Wand der
Darmblaſe.
Bey i und! treffen Darmblaſe und allantoides zu
ammen. Man ſieht aus dieſem Durchſchnitt leicht, daß
um zur Darmblaſe zu gelangen, man nur die Huͤlle des
chorion zu öffnen und zuruͤckzulegen braucht; daß aber von
dieſer Seite kein Weg unterm chorion unmittelbar me:
der zum amnios noch zur allantoides führt; ſondern um
diefelben zu Tage zu legen, nach Wegnahme des chorion,
erſt auch noch die Darmblaſe weggenommen, oder wenig⸗
ſtens von ihrer Anheftung an die placenta geloͤſt werden
muß.
Von der andern Seite gelangt man, nach Wegnah—
me der placenta, zur allantoides, und nur erſt nach deren
DBefeitiguna zum amnios.
Daß dieſes Verhältniß nur der fruͤhern Entwicklungs⸗
zeit zngehoͤre, und ſpaͤter, wo Darmblaſe und allantoides
ſchuinden und dagegen ketus und amnios wachſen, dieſes
groͤßtentheils mit dem chorion in Beruͤhrung trete, vers
ſteht ſich von ſelbſt und bedarf keiner Erlaͤuterung.
Anonymus.
Zweifel über das Gefaͤßſyſtem des Krebſes.
Das Gefäßſoſtem der Krebſe iſt von Cuvier (lecons
anal. comp. IV. 407. sg.) nur mit einigen loſen Zügen
beſchrieten und unſeres Wiſſens nirgends im Zuſammen⸗
bange gezeichnet worden. Nachdem der Altmeiſter feine
frühere Meynung, als haͤtten die Kiemen der Krebſe nur
ruͤckfuͤhrende, keine zuführende Gefaͤße, aufgegeben, und
eine in Squilla mantis, wie es ſcheint, etwas flüchtig
geſebene Bauchader unter dem Schwanze fuͤr diejenige Ader
erklart batte, welche den Kiemen das venoͤſe Blut zuleitet,
hielten ih Meiſter und Geſellen der Zunft ſofort an dieſe
anſprechende Meynung, ohne derſelben etwas neues oder
derichtigendes zuzufuͤgen. Zuletzt trat Suckow auf (anato-
miſch phyſtol. Unterſ. der Inſecten und Kruſtenth. Heidelh.
1818), bildete die zweyerley Gefaͤße der Kiemen ab (a. a.
O. Tab. XI. Fig. 5 und 6), berichtete aber, das Blut
gelange durch kleine Zweige der Hauptarterien in die Kiemen,
und aus dieſen, mittelſt zweyer Riemenvenen, jederſeits
einer, queruͤber ins Herz (a. a. O. Fig. 2, 3, 4, ee).
Welches letztere Cuvier zwar im Hummer geſehen zu haben
glaubt (leg. d' anat. comp. IV. p. 408), in andern Dekapo⸗
den aber einem einzigen laͤngs des thorax laufenden Stam—
me zuſchreibt. Suckew bezieht ſich in feiner Beſchreibung
nicht auf das Abweichende der Cuvier'ſchen, und erzaͤhlt fo
kurz und entſchieden, daß man glauben ſollte, ihm ſeyen
über die Sache keine Zweifel geblieben.
Da es uns jedoch, die wir in Zergliederung der Thie—
re nicht ganz ungeuͤbt zu ſeyn vermeynen, trotz aller Muͤhe
und vielfacher Abaͤnderung der Unterſuchung, bisher nicht
1231
hat gluͤcken wollen, jenes doppelte Gefaͤßſyſtem in den Kie⸗
men darzuſtellen, da wir von den angeblichen zwey aus den
Kiemen ins Herz tretenden Venen keine Spur, hingegen
aber andere bedeutende Gefaͤße finden, von denen Suckdw
nichts meldet, ſo erwachſen uns gegen ſeine Anſicht wichti—
ge Zweifel, und wir wuͤnſchten darum von ihm vor allem
zu erfahren, durch welche Handgriffe es g lingt, die von
ihm abgebikdeten Gefaͤße ſichtbar zu machen indem bekannt⸗
lich, wie ſchon Cuvier klagt, und ich hundertfach erfahren
habe, Einſpritzungen durch's Herz nie bis in die Kiemen
dringen, und die Adern dieſer letztern im Flußkrebſe, auch
fuͤr die feinſten Roͤhren, bey weitem zu klein ſind.
Damit es jedoch nicht ſcheine, als ſey dieſe Aufforde⸗
tung nur zur Kurzweil, oder um den Werth der Suckow—
Then Abhandlung zweifelhaft zu machen, erſonnen, fo ge
ben wir hier die Bruchſtuͤcke des Gefäßſyſtems im Flußkrebs,
die es uns bisher gelang zu finden, und die wir zuruͤckge⸗
halten haben wuͤrden, wenn wir die Hoffnung haͤtten, fie
in Kurzem vervollſtändigen zu können. Vielleicht, daß da⸗
durch ſemand Veranlaſſung nimmt, die Sache ins Reine
zu bringen, was beſonders von denen, welchen der Hummer
zu Gebote ſteht, wie es uns ſcheint, leicht geleiſtet werden
koͤnnte.
Aus dem Herzen des Flußkrebſes (Fig. 3.) gehen an
der Vorderwand 5, aller Wahrſcheinlichkeit nach artertoͤſe
Gefaͤßſtaͤmme aus, einer in der Mitte, zwey hart an deſſen
Seiten.
Der mittlere (a) laͤuft ſtracks uͤber den Magen vor—
waͤrts zu deſſen vorderſten Muskel bis in die Schnabelſpi—
be, erſt einfach, bald dreygetheilt; verſorgt die Theile des
Kopfs und ſenkt zwey Aeſte an der vordern Seite des Magens
herab, die ſich neben dem kurzen desophagus nach ruͤck⸗
waͤrts umbiegen und, zum Bruſtkiel gelangend, in einen
beträchtlichen Stamm zuſammentreten, der mit dem Ner⸗
venſtrang durch den Canal des Bruſtgerippes abſteigt und
unten weiter beſchrieben werden fol.
Die zwey andern neben dem Mittelſtamme vorwaͤrts
aus dem Herzen tretenden Arterien (be) gehen jederſeits
an die Seitentheile des Magens, die Kaumuskel bis zu den
Freßſpitzen. Im Weibchen ſchlaͤgt ſich davon ein betraͤcht⸗
licher Aſt zum Eyerſtock um.
An der Unterwand des Herzens, an derjenigen, auf
welcher es ruht, gehen ebenfalls vorwaͤrts zwey bisher uͤber—
ſehene Gefaͤßſtaͤmme (de) aus, die alsbald in die Leber
treten und ſich vielfach in ihr verzweigen. Die Anſaͤnge
dieſer beyden austretenden untern Gefaͤße ſcheinen durch die
Oberwand des Herzens durch und find das, was Suckow
Tab. XI. Fig. 2. a. a. abbildet und zwey Ritzen nennt.
Endlich geht aus dem Hinterende des Herzens die
bekannte Schlagader f. aus, die den Rüden. des Schwan—
zes hält, deutlich pulſirt und ſich in vielfacher Veräftung
abſteigend vertheilt.
Das Krebsherz hat demnach ſechs für arterids zu
haltende Gefaͤßſtaͤmme, drey vorn, zwey unten, einen
ginten.
Außer dieſen findet ſich noch ein ſiebenter Stamm,
ebenfalls hinten, hart unter der hintern Schlagaber Ur⸗
1232
ſprung, gewohnlich zu ihrer rechten Seite, bisweilen, doch
ſelten, links. Dieſer fiebente Stamm (2), der einzige ve⸗
noöſe, den ich finden kann, ſteigt aus dem Bruſtktel auf
und iſt eben die Fortſetzung desjenigen Stammes, deſſen ich
oben bey der vordern Mittelarterie (a) erwähnt habe, aus
deren umkehren en Zweigen er urſpruͤnglich entſteht.
Im Laufe durch den Bruſtkiel nimmt delſelbe jeder⸗
ſeits berraͤchtſiche, g. ruͤber paarweiſe eintretende Aeſte aus
den Fußwurzein (und wie es ſcheint, aus den ihnen, anhaͤn⸗
genden Kremen) auf, und ſchwillt dadurch im Abſteigen
mehr und mehr an. Zuletzt wendet er ſich aus dem Bruſt⸗
kiel aufwärts gegen das Hintertheil des Herzens, um uch,
wie oben geſogt worden, in daſſelbe einzuſenken. Wo er
jedoch aus dem Bruſtkiel au'ſteigt, tritt vorher zu ihm noch
ein betraͤchtlicher Aſt aus dem Schwanze, welcher, eben
falls den Nervesſtrang begleitend, aus vielfachen Zweigen
vom Ende des Schwa zes dunn anfängt und, durch zutre⸗
tende Seitenaͤſte allmaͤhlig dicker werdend, endlich mit der
Bruſtkielvene, wie ſchon gemeldet, zuſammenfaͤllt.
Dieſes untere Schwanzgefaͤß moͤchte nun wohl
dasjenige ſeyn, wovon Cuvier in der Squilla mantis
ſpricht. Ich kann aber nach vielfachen Unterſuchungen ber
haupten, daß es nicht zu den Kiemen führt, ſondern zu
der ins Herz gehenden Hauptvene des Kiels, und daß nie
eine dutch daſſelbe, oder duch den letztern Venenſtamm
veranſtaltete Einſpritzung in die Kiemen drang, obgleich das
von immer die Seitenaͤſte bis zu den Fußwurzeln und ih⸗
ren Muskeln angefüllt wurden. ö
So wird man es mir nicht verargen, wenn ich wer
der der Cuvier'ſchen noch der Suckow'ſchen Anſicht vollen
Glauben beymeſſen kann und vielmehr glaube, daß hier
noch vieles zu ergaͤnzen und zu berichtigen ſey.
Erklärung der hierzu gehörigen Abbildungen,
Fig. 3. Serz des Flußkrebſes vom Ruͤcken, mit anhaͤn—
genden Gefaͤßen.
aa. Mittelſte Vorderader. &. 6. Aus ihr nach dem
Bruſtkiel umkehrende Zweige.
be. Zwey vordere Seitenarterieu.
de, Zwey an der Unterwand des Herzens austre⸗
tende Arterien zur Leber. Ihr Urſprung ſcheint
durch die Oberwand des Herzens durch.
f. Hintere Schlagader.
g. Venenſtamm, aus dem Bruſtkiel aufſteigend; ins
hintere Ende des Herzens fallend; abgeſchnitten.
Fig. 4. Seitenanſicht des Herzens und der Gefaͤße
im Zufammenhang.
1) Herz. a, Vordere Mittelarterie. c. Ein aus ihr
umkehrender Aſt, der zur Vene wird und in
den Bruſtkiel tritt. SR
P. Die rechte vordere Seitenarterie.
d. Rechte Leberarterie
f. Schwanzarterie.
an der Auen
x
> a
—
1233
g. Hh. i. d. Zum venoͤſen Syſtem gehoͤrige
A ern. Wo die Bruſtkielvene aus umkeh⸗
ren den Aeſten der Kopfarterie entſpringt.
ge. Wo fie durch den Bruſtktel verläuft,
h li h. Pag weiſe in die Bruſtader einfallende Sei⸗
tenaͤſte. Hier nur die rechterſeits vorgeſtellt,
1. Schwanzvene, in die Bruffkielvene fallend.
g. Wo der endende Stamm der Bruſtvene ins Herz
auffteigt.
Anonymus.
Os malleoli externi.
Wiederkauern iſt mit dem Unterende der tibia,
bekanntlich ein Knochen verbunden,
In
In
Sei ite,
der auf eine Gelenkflaͤche des Ferſenbeins trifft.
und
der aͤußern Seite des Ferſenbeins eingelenkt,
Von dieſem Knochen, den manche ganz uͤberſehen,
andere dem larsus zugezaͤhlt haben, berichtet ſelbſt Cuvier
widerſprechendes.
Er ſagt, Annal. du Mus. d’hist. nat. III. p. 444
445 „in den Wiederkauern ſey ein kleiner Knochen auf
man nenne
ihn gemeinhin osselet péronien, er ſcheine aber mehr der
tibia anzugehoͤren und einen abgeſonderten Theil des uns
tern Kopfes derjeiben auszumachen.
dem Schwein beweiſen,
DIN iederfauer beſitze,
ſtaͤndig ſey.“
chen im Schweine os tibial surnumeraire.
berſelbe Autor: die
Das ließe ſich aus
welches dieſen Knochen wie die
obgleich feine Abula dabey ganz voll—
An demielsın Orte nennt Cusier dieſen Kno⸗
Anderswo
jedoch (Annal. du Maus. d’hist. nat. IX. p. 43) bemerkt
Abula artkulire im Schweine mit dem
Ferſenbein“, — was ein beſonderes os malleoli externi
(osselet péronien) ausſchließen wü
de. Dann nennt er
wieder, bey Gelegenheit des Aonoplotheriums (Annal. du
Mus. d’hist. nat. IX. p. 44) denſelben in Frage ſtehenden
Knochen ſelbſt ein osselet péronien,
fehle in
nat. XII. p 559
und behauptet, er
dieſem Thiere. So auch Anna). du Mus. d'hist.
bey der Uederſicht der Ofteolagie der Wies
derkauer „le peron& se reduit a un petit osselet qu!
s’articule entre le calcaneum et le bord externe de la
tete inferieure du tibia;“
was offenbar macht, daß
er hier den Knochen nicht der tibia zuſchreibe, ſondern der
fibula.
Wie es nun mit dieſen Widerſprüchen zu halten, ob
der in Frage ſtehende Knochen im Schweine vorhanden ſey,
und ob er der tibia oder der Kbula angehoͤre,
dargethan werden.
ſoll hier
Wozu wie den larsus des Schaafes
und den des Schweines, von welchem uns nirgends eine
erträgliche Zeichnung vorgekommer ift (Panders und d'Al⸗
tons pachydermata haben wir noch nicht geſehem, im
Umriſſe abbilden.
Haller opp. min. II. 2.
und Tiedemann (Zoologie = ausfuhrlich beſchrieben.
A Daraus wird ſich, ohne daß wir's mit vielen Wer⸗
ten zu beweiſen noͤthig haͤtten, ergeben, daß es im Schwei⸗
ne kein ſolches beſonderes os malleoli externi gebe; ſon⸗
dern vielmehr die fibula bis auf den calcaneus abfteige
Shi 1822, Heft XI
Maaßſtabe, eine ſolche nach der Natur,
1234
und mit ibm einlenke; im Schaafe aber neben der tibia
nur jener Gelenktheil der Fibula ausgebildet ſeß, der im
Schweine dem Unterende der fibula angehoͤrt. Daß mithin
dieſer beſondere Knochen ein rudimentum fibulae infe-
rius zu nennen ſey, von welcher beym Ochſen bekanntlich
auch ein verkuͤmmerter Obertheil vorkoͤmmt, der aber im
Schaafe nur banbartig iſt.
Fig. 5. Linker tarsus des Schaafes, von außen.
A. Abgeſchnittenes Unterende der tibia.
a. Os malleoli externi seu rudimentum fibulae
inferius, In der tibia Unterende durch Za⸗
cken fit eingefalzt und auf dem Ferſenbein mit
einer G zelenifiäche ſpielend.
b. 1
c. Astragalus.
d. Cuboideum mit scaphoideum verwachſen.
e. Cuneiforme tertium.
f. Cuneiforme secundum (das cuneiforme pri-
mum fehlt ganz).
3 et 4. Metatarsus; unvollkommen zweytheilig.
2. Ein verkuͤmmerter metatarsus; bisher ganz uͤber—
ſehen. 5
Fig. 6. Linker larsus des Schweines, von außen.
Fig. 7. Rechter tarsus des Schweines, von innen.
A. Abgeſchnittenes Unterende der tibia.
a. Unterende der fihula, neben der kibia auf dem
Ferſenbein eingelenkt.
b. Calcaneus. c. Astragalus, d. Cuboideum.
e. Cuneiforme tertium. f. Cuneiforme se-
cundum. /
gg. Scaphoideum.
h. Cuneiforme primum.
1. Ein Band, das den Knochen 1. haͤlt.
2. 3. 4. 5. Ossa metatarsi von digit. index, me-
dius, quartus und minimus. Der meta-
> tarsus 3. trägt den Knochen 1.
1. Ein verfümmerter Daumenſtummel; rudimen-
tum pollicis, nicht, wie andere glauben, ein
überzähliger Knochen des tarsus.
8 Anonymus.
Duclus arteriosus im Vogel.
Daß der ductus arteriosus in Voͤgeln nicht einfach,
ſondern doppelt ſey 70 99 in e hat ſchon
p. IX. p. 380 und 381 gelehrt,
Da uns jedoch davon noch keine Zeichnung zu Geſcht
gekommen iſt, die zur Feſtſtellung der Analogie beſonders
nothwendig wird, ſo geben wir hier, im vergroͤßerten
und um dieſe an
die fruͤhern, ſchon von Malpighi dargeſtellten Kudimente
78
1235
der Herzbildung anzureihen, fügen wir, da uns gerade jetzt
kein Exemplar dazu vorliegt, aus der Erinnerung ein zwi⸗
ſchenſtehendes Bild bey, was den Uebergang macht.
Fig. 3. Nach Malpigti. Herz vom Suͤhnchen, am
Aten Tage der Bebruͤtung.
a, Noch ungetheiltes linkes Herzohr,
aufnehmend.
b. Noch einfache linke Herzkammer.
c. Bulbus arteriosus.
d. e. f. Die ſogenannten Wurzeln der aorta; da⸗
von wird d. die eigentliche faorta; e. und f.
aber werden Luntzenarterien oder vielmehr arte—
rioͤſe Canale (Duct. arter. Botalli).
8. Aortabogen.
Fig. 9. Weitere Entwickelung des Herzens (aus der
Erinnerung gezeichnet).
a. Das linke Herzohr.
at, Rechtes Herzohr, das ſich vom linken ſchon et⸗
was abgeſchnuͤrt hat und die Hohlvene auf⸗
nimmt; kleiner als das linke.
b. Linke Herzkammer.
br. Aus der linken Herzkammer und durch Verkuͤr—
zung und Einziehen des bulbus arteriosus ins
Herz, erwachſende rechte Herzkammer.
d. Die eine Wurzel der aorta; wahre aorla.
Aus ihr ſproſſen die arter. subclaviae h. Ii.
e. Rechter arteridſer Gang zur aorta.-
f. Linker arteriöfer Gang; länger, 2
Aus beyden ſproſſen die Lungenarterien aus 1 k.
g. Aortabogen; abſteigende aorta.
h. h. Rudimente der arteria subclavia.
1. k. Entſtehende Lungenarterien.
Sig. 10. Herz aus dem Huͤhnchen zom 18ten Tage der
Bebrütung.
a. Linkes Herzohr.
b. Linke Herzkammer.
d. Aortabogen.
e. e. Rechter ductus 5 teriosus Botalli.
f. f. Linker duct. arter.
g. Abſteigende aorta.
h. h. Arteria subclavia,
aorta.
1. Linke Lungenarterie aus dem duct. arterios. f.
Kk. Rechte Qungenarterie aus ihrem ductus arterio-
sus e.
J. I. Oesophagus, oben und unten abgeſchnitten.
Fig. 11. Zeigt den ununterbrochenen Lauf der Gefaͤße
hinter dem Herzen und oesophagus, die hier
weggenommen ſind.
die Hohlvenen
ax. Rechtes Herzohr.
br. Rechte Herzkammer.
aus dem Stamme der
Anonymus.
1236
Vorſchlag zu gleichfoͤrmiger Benennung der
Knochentheile der Unterkinn lade.
In die Bezeichnung der Knochenſtücke der Unterkinn⸗
lade iſt eine Verwirrung gekemmen, die von Tag zu Tag
laͤſtiger wird. Daß einige Namen nach zufaͤlliger Stellung
und Form gegeben wurden, die in andern Idllen nicht Bee
zeichnend waren, fuͤhrte ſchon Unbequemlichkeiten und Ver⸗
wechslung mit, beſonders da, wo die erſten Exemplare, von
denen die Namen geſchoͤpft werden waren, nicht immer
vorlagen. 3
Vorzüglich aber iſt Verwirrung dadurch entſtanden,
daß Cuvier einem Knochen- Theile, der in der Anatomie
ſchon einen feſtſtehenden Namen hatte, wegen feiner in
Kuchen verſchiedenen Lage und Geſtalt, eine neue Benen⸗
nung gab, und dabey doch den alten Namen ebenfalls
beybehielt, aber auf einen andern Theil uͤbertrug.
Ich ſpreche von dem Mondſtuͤck (lunula), und dem
Kronenſtuͤck processus coronoideus).
Euvier (Annal. du Mus. d’hist. nat. XII) nennt
nehmlich im Crokodil einen Knochen der Unterkinnlade
Mondſtuͤck, der, wie er ſelbſt ganz genau und ausdruͤcklich
angibt in andern Thieren, ſelbſt unter den Lurchen ſchon,
zum Kronenfortſatz der Unterkinnlade wird. Daneben be—
zeichnet er einen andern Knochen mit dem Namen des
Kronenſtuͤcks.
Dieſe urſprüngliche Namengebung iſt in der Folge
zum Theil außer Acht gelaſſen worden, und man hat ſich,
wo vom Kronenſtuͤck die Rede war, nicht immer daran
erinnert, daß dieſes nicht den Kronenfortſatz der Kinnlade
des Menſchen bedeute. In dieſen Irrthum iſt auch Boja⸗ 7
nus in ſeiner Anat. der Schildkroͤte gerathen, wodurch die
Synonymie der von ihm bezeichneten Theile fehlerhaft wurde.
Da nun aber einmal die Benennung des Rronenz
ſtuͤcks in der Anatomie des Menſchen und der Saͤugthiere
beybehalten worden, und dieſes auch in andern Thieren, es
moͤge da eine Geſtalt haben welche es wolle, unter demſel⸗
ben Namen kommen muß; ſo wird dieſer hinfort von dem
gleichbedeutenden Namen lunula nicht verdrängt werden
dürfen. Insbeſondere aber wird es noͤthig ſeyn, demjeni⸗
gen Knochen, der in Lurchen von Cuvier Kronenſtück ge⸗
nannt worden iſt, aber mit dem Kronenfortſatz der Saͤug—
thiere nichts gemein hat, ſondern einen ganz andern Theil
der Kinnlade bedeutet, einen ſtaͤndigen, andern Namen zu
geben. Da er nun ſtets mehr die aufere Wand der Unter
kinnlade hält, fo ſchlagen wir ver, ihn das aͤußere Blatt
zu nennen, und dagegen das ihm gegenuͤber, nach innen
liegende Deckelſtück (operculaire), inneres Blatt. Da⸗
bes koͤnnen die Namen der Übrigen Theile alle beybehalten
werden, wie wir hier ſogleich an einem Umriſſe der Kinn⸗
laden von lacerta monitor (nach Cuvier in Ann. du
Mus. XII) und von testudo cavana, mit der Cuvier'ſchen
Bezifferung zeigen,
A iſt der linke Kinnladenaſt von außen.
B der rechte von innen.
u. Zahnſtück, Bogenſtuͤck, arcus (Dentaire Cuy.);
Fig. 12.
v. Winkelſtuͤck, angulus (angulaire C.);
v. Gelenkſtuͤck, condylus (articulaire CY;
2. Kronenſtuͤck, corondideum (lunula C.);
x. Aeußeres Blatt, lamina externa (coronoidien);
. Inneres Blatt, lamina interna (operculaire).
Anonymus.
Syſtematiſche Beſchreibung der bekannten euro⸗
N paͤiſchen zweyfluͤgeligen Inſecten,
von Johann wilhelm Meigen:
Hamm, in der Schulg⸗Wundermann'ſchen Buchhandlung.
Theil 1822. 8. 416, mit 4 Kupfert.
Zter
Der große Werth dieſes Werks, feine Eigenthuͤmlich⸗
keit, der Fleiß in den Beſchreibungen und die Genauigkeit
der Abbildungen iſt durch die 2 erſten Bände ſo anerkannt,
daß eine weitere Analyſe deſſelben zu ſeiner Verbreitung
nichts mehr beptragen kann. Wir geben daher nur den
Inhalt des vorliegenden Bandes, und bemerken, daß man
auch illuminirte Abbildungen haben kann,
ueber ſicht
der Familien und Gattungen des dritten
Theiles. ?
Empidiae.
X. Familie:
Fühler vorgeſtreckt, am Grunde genaͤhert, dreygliede⸗
tig: drittes Glied ungeringelt, an der Spitze mit einem
Griffel, oder einer Borſte. Untergeſicht bartlos. Drey
Punctaugen. Ruͤſſel vorſtehend, faſt ſenkrecht, mit aufge⸗
kruüͤmmten Taſtern. Hinterleib ſiebenringelig. Flügel paral⸗
lel aufliegend. Zwey Afterklauen.
76, Hilara. Drittes Fuͤhlerglied pfriemenfoͤrmig, mit
einem Endgriffel. Ruͤſſel von Kopflaͤnge. Querader
an der Fluͤgelſpitze ſchief.
77. Brachystoma. Drittes Fuͤhlerglied kegelfoͤrmig,
mit langer Endborſte. Ruͤſſel von Kopflaͤnge. Quer⸗
ader an der Flüuͤgelſpitze ſchief. 5
78. Gloma. Drittes Fuͤhlerglied kugelfoͤrmig, mit einer
Endborſte. Querader an dee Fluͤgelſpitze ſchief.
79. Empis. Drittes Fuͤhlerglied kegelfoͤrmig, mit eie
nem Endgriffel. Nuͤſſel länger als der Kopf. Quer⸗
ader an der Fluͤgelſpitze faſt ſenkrecht.
80. Rhamphomyia. Querader an der Fluͤgelſpitze fehlt.
XI. Familie: Tachydromiqe.
5 Fühler vorgeſtreckt, am Grunde genaͤhert, zweygliede⸗
tig“ mit einer Endborſte. Drey Punckaugen. Ruͤſſel kurz,
* Der Analogie nach, müßten die Fühler dreygliederig ſeyn;
wahrſcheinlich ſind die beyden erſten Glieder ſo dicht auf
einander geſchoben, daß ſie nur eines auszumachen ſcheinen.
en —
— —
Pd
1238
ſenkrecht; Taſter dem Ruͤſſel auflisgend, Hinterleib fieben-
ringelig. Zwey Afterklauen.
81. Hemorodromia, Vorderhuͤften verlängert.
92. Tachydromia. Vorder- oder Mittelſchenkel verdickt,
85. Drapetis. Beine alle gleich.
XII. Familie: Inflatae. 1
ar „ . -
Fuͤhler ſehr klein, zweygliederig. Kopf faſt ganz Au⸗
ge. Drey Punctaugen. Hinterleib ſehr dick, fünfringeli
Drey Afterklauen. g W
84. Cyrtus. Ruͤſſel vorgeſtreckt, länger als der Kopf.
85. Acrocera. Ruͤſſel verborgen. Fühler auf d
Scheitel. f Aa
86. Henops. Rüſſel verborgen, Fuͤhler dicht Aber dem
Mundrande.
XIII. Familie: Stratiomydae.
Fühler vorgeſtreckl, am Grunde genähert, dreygliede⸗
rig drittes Glied geringelt. Ruͤſſel nur mit dem Kopfe
vorſtehend. Drey Punckaugen. Hinterleib fuͤnfringelig.
Drey Afterklauen.
87. Pachygaster. Drittes Fa, lerglied kugelig, vierrin⸗
gelig, mit einer Endborſte. Schildchen wehrlos.
88. Sargus. Drittes Fählerglied linſenfoͤrmig, dreyrin⸗
gelig, mit einer Endborſte. Schildchen wehrlos.
86. Nemotelus. Drittes Füͤhlerglied ſpindelfoͤrmig, vier⸗
ringelig, mit einem Endgriffel. Schildchen wehrlos.
90. Clitellaria. Drittes Fuͤhlerglied kegelig, fuͤnfringe⸗
lig, mit einem Endgriffel.
91. Oxycera. Drittes Fuͤhlerglied ſpindelfoͤrmig, vier:
ringelig, mit einem Endgriffel. Schildchen gedornt.
92. Stratiomys. Drittes Fühlerglied fuͤnfringelig. Schild⸗
chen gedornt.
XIV. Familie: g
‚Bühler dreygliederig: drittes Glied zuſammengedruͤckt,
e mit an Endgriffel oder einer Ruͤcken borſte.
Drey Punctaugen. Rüſſel verborgen. Hinterleib fuͤnfringe—
iig. Zwey Afterklauen. 2 : Bu
a. Fuͤhler mit einem Endgriffel.
95. Callicera. Hinterleib kegelfoͤrmig.
94. Ceria. Hinterleib walzenfoͤrmig.
b. Fuͤhler mit einer Rücken borſtt⸗
95. Microdon. Schildchen zweyzaͤhnig.
Syrphici:
96. Chrysotoxum. Hinterleib gerandet. Ruͤckenboeſte
am Grunde des dritten Fuͤhlergliedes.
97. Psarus, Fuͤhler auf einem Saͤulchen. Ruͤckenborſte
auf der Mitte des dritten Fuͤhlergliedes.
98. Paragus. Drittes Fühlerglied verlängert, mit nack⸗
ter Borfte, Untergeſicht eben, Hinterleib querrunze⸗
lig, gleich breit.
Ascia. Drittes Fuͤhlerglied laͤnglich. Untetgeſicht
eben, unten ſchnauzenfoͤrmig. Hinterleib am Grunde
verengt. Hinterſchenkel keulenfoͤrmig, unten ſtachelig.
1239
100. Sphegina. Drittes Fühlerglied kreisrund. Unterge⸗
ſicht eben, eingedruͤckt. Hinterleib am Grunde vers
engt. Hinterſchenkel keulenfoͤrmig, unten ſtachelig.
Drittes Fühlerglied kreisrund. Untergeſicht
Hinterleib verlaͤngert. Beine einfach.
Drittes Fuͤhlerglied kreisrund. Unterge⸗
haarig. Hinterſchenkel keulenför⸗
101. Baccha.
hoͤckerig.
102. Eumerus.
ſicht etwas gewoͤlbt,
mig, unten ſtachelig. 2
Unterge⸗
105. Xylota. Drittes Fuͤhlerslied kreisrund.
ſicht eingedrückt. Hinterleib linienfoͤrmig. Hinter⸗
ſchenkel keulfenfoͤrmig, unten ſtachelig.
104. Milesia. Driktes Fuͤhlerglied kreisrund. Unterge⸗
ſicht eingedrückt.
rallel, haarig.
105. Pipiza. Drittes Fuͤhlerglied elliptiſch. Untergeſicht
eben. Hinterleib laͤnglich elliptiſch. Hinterſchenkel et⸗
was verdickt.
106. Psilota. Drittes Fuͤhlerglied laͤnglich.
eingedruͤckt, eben. Augen haarig.
107. Rhingia. Drittes Fuͤhlerglied kreisrund.
ſicht in einen kegelfoͤrmigen Schnabel
Hinterleib eyrund, flach. Fluͤgel parallel.
108. Brachyopa. Drittes Fuͤhlerglied kreisrund, mit
haariger Borſte. Untergeſicht eingedruͤckt, verlängert,
Flügel doppelt fo lang, als der Hinterleib.
Drittes Fuͤhlerglied kreisrund. Stir⸗
Hinterleib metalliſch oder
Beine einfach. Fluͤgel aufliegend pa⸗
Untergeſicht
Unterge⸗
verlaͤngert.
109. Obrysogaster.
ne des Weibchens gekerbt.
metalliſch gerandet.
—
1 240
116, Syrphus. Drittes Fuͤbſerglied RER oder etwas
ellipt ſch, mit feinbaariger Borfle, Untergeſicht hoͤcke⸗
rig. Stirne ungekerbt. Beine einfach.
111. Pelecocera. Drittes Fablerglied mit kurzer, drey⸗
gliederiger Borſte an der Spitze. Untergeſicht unten
gewölbt 5
112. Sericomyia. Drittes Füßterglied kreisrund, mit
gefiederter Borſte, Flügel pacallel auflezend, feinhaarig.
113. Tropidia. Untergeſicht kietfoͤrmig.
Hinterſchenkel
verdickt, unten mit einem Endzahne. f
114. Merodon. Drittes Füsterglied länglich. Unterge⸗
ſicht flach, haarſg. Hintere enkel verdickt, unten mit
einem Endzohne. Flügel parallel.
115. Helophilus. Drittes Fuͤhlerglied kreisrund, mit
nackter Wurzelborſte. Untergeſicht verlängert, hoͤckerig.
Augen nackt. Hinterſchenkel verdickt. Fluͤgel halb
offen. N
116. Mallota. Drittes Fuͤhlerglied mit nackter Borſte auf
der Mitte. Untergeſicht verlängert, hoͤckerig. Beine
einfach, Fluͤgel haarig.
Drittes Füßlerglied kreisrund, mit einer
Untergeſicht verlängert, hoͤckerig. Beir
Fluͤgel halb offen. N
118. Volucella. Drittes Fuͤhlerglied verlängert, niederlie⸗
gend, mit ſtark ge eſiederter Wurzelborfte. Untergeſicht
verlängert, unten gewoͤlbt. Fluͤgel halb offen.
117. Eristalis.
Wurzel borſte.
ne einfach.
In meine Beſchreibung von Verona haben mehrere Druckfehler ſich eingeſchlichen:
o z. B. ſoll es heißen:
Seite 4 Zeile 25 Frataſtoro — S. 20 8. 5 erbaut.
3. 17 dem erſten Arzte — S. 30 3. 36 Erzdiakon —
S. 49 Z. 17 fünften Kapelle — S. 52 3. 21 Brentano —
S. 78 3. 9 des zweyten, Sierongmus —
3. 10 Lapithen — S. 104 3, 82 Franciscaner- Nonnen
Bamberg Zr. Oktober 1822.
Er hat (nicht ad lineam) —
S. 31.
S. 56. 8 8 Benvenuto Tiſt da Garofolo —
S. 81 3. 35 Priuli
— S. 111 3. 592 „
S. 20 3; 21 Der dritte Altar — S. 24
S. 37 3. 24 Farinati —
S. 62 3. 7 Bibena
S. 91
3. 32 In dem zweyten Bogen —
— 84 3. 4 Moro — S. 85. 3. 28 Tullius —
Jaͤck Bibl.
8
5
LI.
Mehmet e
Es iſt wohl keine Perſon des Orients neuerer Zeit
fo oft genannt, bewundert, und in feinem Verhaͤltniſſen, zu
meiner Verwunderung, ſo ſchief beurtheilt worden, als der
Paſcha von Aegypten. Allgemeines, faſt unbedingtes Lob,
ſtimmt man in allen Blaͤttern an; ich ſelbſt habe ihn ein
paarmal ſelbſt gelobt, weil im Context keine andere Huͤlfe
mir uͤbrig blieb. Dieſe Renommee verurfachte ſogar, daß
Franzoſen zu behaupten anfingen, er ſtamme aus einem
franzoͤſiſchen Geſchlechte, wäre in Martinique geboren,
und Gott weiß, was alles. Ohne mich in feine Genealo⸗
gie und Biographie einzulaſſen, kann mon verſichert ſeyn,
daß fein Herkommen aͤcht tuͤrkt ſchen Urſprungs ſey, und da
uberhaupt allgemein in der Tuͤrkey bey Auszeichnun⸗
gen nicht auf Geburt Ruͤckſicht genommen wird, es ihm
weit mehr Ehre mache, daß gerade eine vornehme Ge⸗
burt nicht bey ihm in Anſchlag gebracht werden kann.
Ich uͤbergehe daher voͤllig die Art und Weiſe, wie er es bis
auf dieſen Gipfel ſeines Ruhmes gebracht hat, und wuͤnſche
unpartheyiſch zu ſchildern, was er wirklich ſey, und wie er
ſich zeige.
Vor allem andern muß man unterſcheiden, was er
aus frerem Willen thut, und was er in feinen Verhaͤltniſ—
ſen, ſo maͤchtig als er auch iſt und ſeyn mag, zu beobach—
ten ſtreng gepalten iſt. Außer den Entſchluͤſſen feines Char
rakters ſchreitt ihm daher fein politiſches und religiöfes
Verhaͤltniß mit der Pforte und mit der Nation feine
Handlungsweiſe weit öfter vor, und nur in der Art, ſie zu
ſeinen Zwecken und nach ſeiner Denkungsart einigerma⸗
ßen zu modificiren, erkennt man den Paſcha von Aegyp⸗
ten wieder.
Man muß zuerſt beruͤckſichtigen, daß er ungeachtet
der Freyheit, zu thun was ihm beliebt, dennoch ſtets
von der Pforte abhaͤngig bleibt,
Namen er übrigens feine faſt voͤllige Unabhängigkeit ge:
nießt. Seine Klugheit laͤßt es nie dahin kommen, fuͤr ei:
nen Rebellen der Pforte erklaͤrt zu werden, weil die han⸗
delnden Nationen Gelegenheit finden wuͤrden, der Pforte
ihre Hülfe anzubieten, und 2 er geſtürzt wäre, die
von ihm jetzt beeintraͤchtigte Lage der Handelsverhaͤftniſſe
in Aegypten ganz zu ihrem Vertheil umzuandern. Deß⸗
halb ſendet er jedes Jahr auf eigenen Schiffen puͤnctlich die
koſtbarſten Geſchenke an die Pforte, den Großherrn, die uͤb—
Ifts 1832. Heft XII. 8
Pa ſch a
unter deren Schütze und
von Aegypten.
rigen Staatsbedienten ꝛc., und fo viel Getraide ohne Zah:
lung, als es das Herkommen verlangt; thut aber bey An—
kunft eines Firmans dennoch was ihm beliebt, und Äft
in Entſchuldigungen und Ablehnungen unerſchoͤpflich und
unangreifbar. Der Großherr nimmt die von ſeinem (unge⸗
horſamen) Paſcha nach Conſtantinopel uͤberſendeten Geſchen⸗
ke als Tribut feyerlichſt in Empfang, und ſieht ihm ganz
in der Stille durch die Finger, wenn er gerade das Gegen⸗
theil von dem thut, was er verlangt. Eine Umſtuͤrzung
der Herrſchaft des Paſcha kann nicht ſtatt finden, weil
ſeine von ihm jetzt ſo glaͤnzend Unterſtuͤtzten darch den
ſichern Beſitz unzertrennlich an ihn gebunden ſind.
Hierin ſpielt er nun den Meiſter, und iſt in jeder
Hinſicht, da er gegen die Pforte das oͤffentliche Decorum
beobachtet, unzugaͤnglich; ſelbſt der Großherr nennt ihn
ſeinen „lieben Sohn“, wenn er ihn gleich ſeiner Schaͤtze
wegen, je eher je lieber, ſtranguliren laſſen koͤnnte, welches
er ſchon einmal, durch die Intriguen des Serails dazu
veranlaßt, aber vergebens verſuchte, indem der Anſchlag
durch ſeinen Chiaja-Bey oder Stellvertreter, auf eine ſehr
liſtige Weiſe, von welcher es wenige Beyſpiele geben wird,
vernichtet wurde.
Der 2te mißliche Umſtand, in welchem der Paſcha
von Aegypten ſich befindet, welcher ihn in feinen Hand—
lungen, Einrichtungen, vorzuͤglich aber in einer Begruͤn⸗
dung ſeiner vollkommenen Unabhaͤngigkeit verhindert, iſt
fein tuͤrkiſches Militaͤr.
Es bildet ſich von Albaneſern, welche unter einem
reichen Partheygaͤnger und Anführer, welcher fie anwirbt,
beſoldet und herumfuͤhrt, in die Dienſte dieſes oder jenes
Paſcha ſich begeben. Dieſe Haufen bleiben mit dem An⸗
führer unzertrennlich beyhſammen, find von gaͤnzlich willkuͤhr⸗
licher Zahl, und geben große und kleine derley Horden, zu⸗
ſammengeſchoben, eine Compagnie, ein Bataillon oder ein
Regiment ab, welchen Orta (Regiment) nun ein vom Pa⸗
ſcha dazu erwaͤhlter Oberanfuͤhrer befehligt; ſonſt bleiben
dieſe Haufen auch fuͤr ſich, vereinigen und trennen ſich, ſo
wie andere regulaͤre Truppen unſerer Laͤnder, und folgen
den Befehlen dieſer Paſcha's. Wer ſie am beſten bezahlt,
der hat ſie; wer ihnen mehr verſpricht, macht ſie zu allen
Aufwieglungen geneigt; ſind ſie nicht zuftieden, haben ſie
78 x
1243
oder ihr Anführer Langeweile, fo kündigen fie ihren Sol:
datendienſt, oder der Paſcha ihnen ſolchen auf, und die
Horde bricht auf, zieht weiter, bis ſie wieder einen Paſcha
findet, der ſie in Sold nimmt, waͤhrend welcher Zeit ſie
ihr Anführer kleiden, verkoͤſtigen und für ihre Reiſen ſor—
gen muß. Dauert es lange, iſt er erſchoͤpft, ſo geht die
Horde auseinander, zerſtreut ſich, und jeder thut was ihm
beliebt; gemeiniglich ſchlagen fie ſich einzeln oder mehrere
zu anderen derley Anfuͤhrern mit und ohne Dienſte.
Ohne uͤber die Disciplin, von ihrer Geſchicklichkeit,
Armirung, Commando ein Wort zu verlieren, bemerke ich
noch, daß ſie auf dieſe Art auf keine dauerhafte Weiſe an
ihren Ober- und Unterbefehlshaber gebunden ſind, als Die—
ner, welche Waffen tragen, angeſehen werden müffen, und
vor dem Feinde, wenn nicht Fanatismus ins Mittel tritt,
nur dann Tapferkeit beweiſen, wenn ſie wiſſen, daß man
den geſchlagenen Feind pluͤndern kann. Strenge, Subordi—
nation, Diskiplin und Ordnung, die Seele des Militärs,
iſt ihnen zuwider, iſt ihnen fremd, und darf nie in Aus—
uͤbung, ſeltene Faͤlle ausgenommen, gebracht werden.
Der Paſcha iſt daher mehr oder weniger in ihrer Ge:
walt, iſt oft genoͤthigt, die Anfuͤhrer ſtranguliren zu laſſen,
ſo wie er bemerkt, daß ſie ſich Freyheiten herausnehmen;
und ſeine Macht ruht daher auf gar keinen feſten Stuͤtzen,
da der Soldat obendrein fortgehen kann, wenn es ihm nicht
gefällt, und die Arbeiten zu ſchwer werden.
Der Paſcha von Aegypten befindet ſich, wie alle an—
dere, in demſelben Zuſtande; doch, weil er der reichſte iſt,
kann er mehrere Truppen halten, ſie beſſer bezahlen, ſo daß
fie anderswo nicht mehr erhalten, um ſoleicht auszureißen
oder aufzukündigen; dann hat er den Vortheil, weil eine
Truppe mit der andern gewohnlich in Streit, Haͤndeln und
Eiferſucht lebt, und ihre Anfuͤhrer eben ſo wenig zu har⸗
moniren pflegen, daß dadurch eine Treuloſigkeit oder die
Dienſtfehler der einen Truppe ſogleich durch die andere ver:
hindert oder beſtraft werden koͤnnen, und Unternehmungen
nicht ſo leicht mißlingen. Iſt der Paſcha klug, welches
hier im vorzuͤglichen Grade eintritt, — ſo wird er fie unter:
einander in Zwift zu erhalten, und er läßt bey Gelegenheit
einen oder den andern Anfuͤhrer, welcher durch das unter⸗
ſchlagene Geld reich und uͤbermuͤthig geworden iſt, — ſtran—
guliren.
Alles dieſes aber befeſtigt ſeine Macht auf eine dauer⸗
hafte Weiſe nicht. Eine andere Ordnung der Dinge kann
er nicht einführen. Denn die Hellahs, oder die Land⸗
bauern, welche den größten Theil der Bevoͤlkerung ausma⸗
chen, find die allerfeigeiten Menſchen von der Welt, welche
vor jedem Waffenſtuͤck erzittern und ſolches nie berühren.
Ein einziger Soldat jagt alle Einwohner aus dem Dorfe
heraus. Dieſe Landbauern, welche bey uns in Europa rich⸗
tig ausgewaͤhlt, ſortirt, abgerichtet und dreſſit, den Kern
jeder Truppen ausmachen, ſind in Aegypten Ichnurſtraks
das Gegentheil, und noch ſchlimmer, wie alle Juden, zu
allem und jedem Soldgtendienſte unbrauchbar. Mit dieſer
Million (waffenfäbiger) Cellahs iſt durchaus nichts anzu⸗
fangen, und ſie ſind in allen Verhaͤltniſſen, in welche Ae⸗
gppten durch innern oder aͤußern Impuls treten kann, eine
vollig politiſche Null, weil fie außer Vuſchkleppere n (o
* - b ne
Waffen) und einem geringen Schaden, ſelbſt 5 een
igkeit wegen, unſchaͤdlich find, welches bey den intriganten
Juden nicht der Fall waͤre. D =
Auf die Fellahs kann daher der Paſcha von Aegypten
auch nicht im mindeſten durch Aushebung (von jungen Kna⸗
ben vielleicht ausgenommen) zur Gründung einer in
ſeinem Lande ſelbſtſtaͤndigen Macht rechnen. Curopaͤer
und der herrſchenden italiaͤniſchen Sprache wegen, vielleicht
gar Italiaͤner, Neapolitaner, Calabreſen und Siculer in
ſeine Dienſte zu nehmen, und etwa eine Leibgarde zu bil⸗
den, hieße: Selim den IIIten nachahmen, und von der
andern Seite befaͤnde er ſich in der Willkuͤhr dieſer geſchwaͤ⸗
tzigen Großſprecher, in Gefahren ſchlecht- berathen; nie wi:
ren fie bezahlt genug, und waren ihm für jeden Fall ſelbſt
gefaͤhrlich. Er hat daher dieſen Vorſchlag ſchon laͤngſt ver:
worfen, eine europäifche Truppe zu errichten. ;
Tuͤrken einzeln anzuwerben und einen Nizzam⸗Gedid
einzurichten, hat er bereits gegruͤndet, iſt aber darin, der
Bemuͤhungen ungeachtet, nicht vorgeruͤckt, weil er es zu
forciren nicht für gut findet. In dieſem Jahre hat es
mich ungemein gefreut, weil ich die Anhänglichkeit der
ſchwarzen Sclaven an ihre mohammedaniſchen Gebister
öfter zu bewundern, Gelegenheit hatte — zu hören, daß er
ſich mehrere 1000 Schwarze habe aus dem
Africa kommen laſſen,
Waffen zu uͤben.
Abyſſinien einrüͤckt,
Innern von
um fie auf europaͤiſche Art in den
Da er jetzt Nubien erobert hat, in
feine tuͤrkiſchen Truppen zugleich bes
ſchaͤftigt, fo hat er Urſache, dieſe Schwarzen zu tauſenden
abzurichten, welche meiſt wohlgebildet, urſpruͤnglich arabi⸗
ſchen Urſprungs, eine ſehr ergedene und treue Miliz abge⸗
ben werden; wobey man ſich zum Beweiſe deſſen,
Urſprung der erſten Janitſcharen, an ihre damalige Vor—
trefflichkeit, als blinde Vollſtrecker des despotiſchen Willens
1244
an den
— und als elternloſe Geſchoͤpfe ohne Freunde und Vater
land, erinnern moͤge.
Dieſe Einrichtung war bey meiner Anweſenheit in
Aegypten, nach Anſicht der Umſtaͤnde, meine Meynung ge⸗
weſen, und ich zweifle nicht, daß der Paſcha die Eroberung.
vom ganzen Nillande bis Abyſſinien deßhalb betrieben habe,
um Veranlaſſung zu finden, ſchwarze Truppen einzurichten,
wozu ihm zugleich der griechiſche Krieg, bey vorgeblichem
Mangel an türkifhen Soldaten, die Gelegenheit bietet.
Ich zweifle nicht, daß er dieſe Truppe bedeutend vermeh⸗
ren werde, um entweder eine beſſere Oppoſition unter dem
Militaͤr herbeyzufuͤhren, wodurch feine Sicherheit gewinnt,
oder daß er die Albaneſer nach und nach abdanken, und
ſtreng disciplinirte Regimenter von Aethiopiern gaͤnzlich an
ihre Stelle ſezen werde, wodurch er ſodann Herr in ſei⸗
nem Lande ſeyn wird. ;
Dieſes iſt ungefähr das Verhaͤltniß, in welchem ſich
der Paſcha von Aegypten befindet, und welches ich in fei-
nem uͤbrigen Detail weiter nicht verfolgen mag. Man ſieht
daß er dadurch offenbar gezwungen iſt, Reichthuͤmer zuſam⸗
menzubringen, um ſich aufrecht zu erhalten, daß aber
eben dadurch dieſes Mittel der Unabhaͤngigkeir feinen Un⸗
terthanen fo viel als moͤglich entzogen werden muͤſſe, wenn
er in feinem Staate ſtets die Obergewalt behalten will. At
1245 |
le despotiſchen Staaten, welche ſich über das Menſchen⸗
und Buͤrgertecht hinwegſetzen, behaupten, daß man den
Menſchen arm machen muſſe, um ihn — im Zaume zu
halten, da denn doch der Menſch von Natur aus ſehr gut;
müthig, folafam und ergeben iſt. Dem Türken iſt die un⸗
bezwingbare Neigung, Reichthuͤmer zu ſammeln, gaͤnzlich
eigen, dieß iſt ſeine liebſte Beſchaͤftigung, und durchaus
nicht zu unterdruͤcken. Bey dem Paſcha von Aegypten iſt
ſie ſeinen übrigen trefftichen Eigenſchaften vorherrſchend,
unterſcheidet ihn aber von allen ſeiner Nation dadurch, daß
er die Schätze nicht anhaͤuft, und darüber wie der ho—
razianiſche Drache ſitzt, ſondern ſie auch eben ſo freygebig
und zweckmaͤßig ausgibt. \
Aus der Idee der Nothwendigkeit,
ſich ziehen zu muͤſſen, um ſelbſtſtaͤndig zu bleiben, ent⸗
ſpringt die Form ſeiner ganzen Staatseinrichtung. Der
Reichthum eines jeden Staates — beruht in feinem pro—
ductiven Antheile, in der Handlung und in der beſten
Einrichtung, die Steuern einzutreiben. Mehmet Ali
iſt der volkommene Beſitzer aller dieſer 3 Hauptquellen des
Reichthums jenes Landes.
Aller Grund und Boden in ganz Aegypten gehoͤrt
dem Paſcha; nur die Haͤuſer in den Städten haben Beſi⸗
ger, und werden verkauft, kein Bauer iſt aber Herr des
Bodens und ſeines Ackers. Die Kopten, vortreffliche Werk—
zeuge ſeiner Anordnungen, ſind Rechenmeiſter, puͤnctlich und
verlaͤßlich, und in einem jeden Dorfe befindet ſich ein fol:
cher als Verwalter, Landmeſſer oder Finanzier. Jedem
Bauer wird alſo ſein Antheil zugemeſſen, den er bebaut,
nach der Guͤte des Ackers der Zins beſtimmt, welchen er
bafür — ohne Kopfſteuer, Kriegsbeytrag, Perſonalſteuer,
Gemeindeſteuer ꝛc, — dem Paſcha entrichtet. Das Getrai⸗
de, der Hanf, der Flachs, Huͤlſenfruͤchte, Saflor, Indigo,
kurz alles, was er baut, wird ihm in jenem Preiſe geſetz—
maͤßig abgenommen, welchen der Kopte, von der Regierung
frübee unterrichtet, beſtimmt. Nur die Durra, der Mays,
bleibt ihm übrig, nehmlich was ee ißt, der Saame von
allem, was er anbaut; übrigens muß er den Reſt angeben,
keinesweges aber verkaufen. Bedarf ſein Nachbar etwas,
fo muß davon der Kopte wiſſen, welcher es dem einen im
Dominicalpreiße abrechnet, und dem andern im Verkaufe
aufrechnet! — Alles, was nur Aegyptens Boden hervor:
bringt, der Tabak und das Salz ausgenommen, wie hoͤchſt
merkwuͤrdig!! — iſt des Paſcha unbeſtrittenes Eigenthum,
mit welchem er thun kann, was er will. Man ſieht nun,
daß dem Landmann gerade nur ſo viel uͤbrig bleibt, daß er
nicht verhungert, und zu kuͤnftigen Arbeiten tauglich iſt.
Bey dem Verkaufe dieſer Producte iſt der Paſcha al⸗
lein der Herr und Beſitzer. Er allein verkauft das Ge:
traide und Naturproduct des einen Bauers dem andern, des
einen Dorfs dem andern Dorfe, und nur er allein expor⸗
tirt außer Land jenes, was Aegypten erzeugt. Er hat da-
her eine große Menge eigener Schiffe, Agenten in allen
Haven Europas, ſelbſt in Bombay und Nokka, welche
alles verkaufen, was er ſendet, und einkaufen, was er
braucht. Waſtzen, Bohnen, Linſen, Erbſen, Reiß ꝛc., geht
durch ihn nach Europa. Der Saflor, von dem der Etr.
85 fl. Eoftet, erhob ſich in 6 Monaten auf 320 fl. C. M.,
weil er ſeine Nothwendigkeit in Europa erfuhr. Es iſt da⸗
alles Einzelne an
1246
her klar, daß alles nur für ihn die Produtte gewinnt, und
er unmittelbar allen Gewinn bezieht. Salz iſt zu unbedeu⸗
tend, daher frey. Tabak unter Regie zu nehmen, geht
nicht an, weil es allgemein. Nationalbeduͤrfniß iſt, und
deßhald ein Aufſtand ausgebrochen waͤre; dieſe 2 Gegenſtaͤn⸗
de ſind in der Gewalt der Kaufleute des Landes.
Allein nicht nur Eßwaaren, fondern alles Übrige:
Thierfelle von Rindern, Schaafen und Ziegen, Hoͤrner,
Klauen, Baumwolle, Hanf, Flachs, kurz alles wird ihm
eingeliefert. Se befindet ſich unter andern kein Weberſtuhl
im ganzen Lande im Bei eines Unterthanes. Die Mol:
le oder Baumwolle ꝛc. wird vom Kopten der Spinnerinn
zugetheilt, welche es ſpinnt und abliefert. Das Garn den
Webern uͤbergeben, und auf Rechnung des Paſcha abge⸗
fuͤhrt, wehe, wenn jemand ein Stuͤck davon für ſich mach⸗
te und behielte; wo naͤhme er auch das Materiale her, denn
dieſes muß er abfuͤhren. 110,000 Weberſtuͤhle find im gan⸗
zen Lande für ihn beſchaͤftigt, den blauen Zeug zu machen,
der ſodann den Faͤrbern, welche von ihm, durch die Kopten,
den Indigo erhalten, gefaͤrbt, ſodann geſtempelt, und in
das große Magazin von Cairo gbgeführt wird, von wo
aus erſt alle Kaufleute des Landes ihn wieder beziehen,
und ihn um den Preiß, den der Paſcha angibt, bezahlen,
und um den Preiß, welchen er wieder feſtſetzt, bey Le⸗
bensſtrafe! verkaufen und verſilbern müffen.
Heerden Schaafe werden puͤnctlich nach Cairo gebracht,
und den Fleichhauern zugewogen, und 1 Parah „ Sie
C. M. Gewinn an jedem Pfunde denſelben bewilligt. Um
richtiges Gewicht, und die beſtimmte Zahlung, braucht man
nicht zu ſorgen, denn der Bopf iſt die ganz gewoͤhnliche
Strafe, mit der man bezahlt.
8 Der Eſſig, das Oel, Eurz alles im Lande producirte,
wird vom erſten bis zum letzten, ſogar vom Hanf, das ſo⸗
genannte Werg, aus einem vicekoͤniglichen Magazin (Okel⸗
la) bezogen, und den Partheyen zugewogen. Die Becker,
Kleyenverkaͤufer, kurz alle haben ihre genau beſtimmten Ta⸗
ren. Jeder ſchwarze Sclave, der eingeführt wird, zahlt 30
Piaſter, oder eben fo viele 3 Batzen (II Kr. C. M.); for
gar die Freudenmaͤdchen bey alt Cairo, in hoͤlzernen Bu⸗
den wohnend, zahlen ihren Tribut. Die Waaren, welche
aus Europa kommen, und welche wegen ihrer Kleinlichkeit
und Verſchiedenheit dieſe Einrichtung nicht zulaſſen, ſind
das Einzige, welches man unbeſchoren dem dortigen, gaͤnz⸗
lich aus dem Felde geſchlagenen, Handelsſtande uͤbrig
läßt. Die Douanen und Zölle find alle um: entſetzliches
Geld an die Kopten verpachtet, welche meiſtens willkuͤhrlich
die Procente der Einfuhr beſtimmen, und daher den Han⸗
del von einer andern Seite erſchweren; denn der Kaufmann
bat die Erzeugniſſe ſeines Landes nicht in den Haͤnden, ſon⸗
dern muß baar bezahlen. Die Europaͤer, welche daher ſich
vermehren koͤnnen, zahlen, nach der Uebereinkunft mit der
Pforte, nur die beſtimmten Procente vom Werth der Waa⸗
re, handeln mit groͤßerm Vortheil, als die Eingebornen,
und drucken daher den eingebornen Kaufmann noch mehr.
Dem Paſcha ſind alle einzelnen Beguͤnſtigungen an
die Europäer freygeſtellt, er kann eines dortigen Kaufmanns
Gluͤck ſehr leicht begründen; man hat daher immer etwas
bey ihm zu ſuchen und zu bitten, da er ſelbſt ſich mit
1247
nichts anderm, als mit dem Finanzweſen und der Handlung
beſchaͤftigt. Ueberdieß gibt es wenig Haͤuſer, welche ihm
nicht bedeutende Summen ſchuldig wären, oder ganz in
feinen Händen ſich befaͤnden. Vorzuͤglich geſchieht es dadurch,
daß Sie ihm durch Uebernahme verſchiedener Artikel gegen
halojaͤhrige Nachzahlung den Verſchleiß erleichtern, und
durch Verluſt oder Stsckung genz in feine Gewalt gera⸗
then. Vorzuͤglich geſchah es in den Jahren 1816 und 17
— wo faſt ale — ſogar Conſuln auf eine eigene Art —
gezwungen wurden, Firmans auf Getraide zu neh men,
d. h. ſich verbindlich machten, wie durch Aetien, einige tau⸗
ſend Chilo Getraide in einem billigeren Preiſe zu uͤberneh⸗
men und zu verkaufen. Man glaubte allgemein, der Preiß
der Comeſtibilien würde in Europa ſteigen, nahm Fie⸗
mans, und verlor — verler — wodurch eben am mei⸗
ſten ſich die Franken verſchuldet haben. — ! Voila! — da⸗
her kommt nun das meiſte Lob des Sultans von Aegyp⸗
ten; er verdient es, das iſt klar, allein es fließt meiſtens
aus einer unlautern Quelle; entweder darf man ihn nicht
ſchimpfen, und iſt verpflichtet, ihn zu loben, fo wie den
Teufel bey der Nacht, oder man ſchaͤmt ſich, irgend etwas
zu ſeinem Nachtheile zu ſagen, und lobt, weil man ſich
uͤberliſtet ſieht. ;
N Man kann daher die nächfe Urſache entnehmen, war:
um der Paſcha von Aegypten oft ſo ganz entſetzlich gelobt
wird, wenn man hinzufetzt, daß er alles mögliche anwen⸗
det: I., um alles Bensthigte aus andern Ländern ſelbſt
zu erzeugen, oder zu fabriciren, oder 2., um feine eigenen
Producte zu veredeln, vorzurichten und zu bearbeiten, daher
auch alle diejenigen, welche ihm darin gruͤndliche Huͤlfe
leiſten, faſt uͤberſchwenglich belohnt. Dem Bondi, einen
Noͤmer, den er zum Grafen (Bey) erhob, und ihm bedeu⸗
tende Einkünfte gab, verſprach er, wenn derſelbe ihm eine
Salpeterſiederey, eine Pulverfabrik, und !! eine Zie⸗
gelbrennerey !! (allen Technologen zur aſchmatiſchen Ber
berzigung) gangbar einrichten würde, einmalhunderttau⸗
ſend ſp. Thaler oder Collonati zur Belohnung. Dieſe
hat derſelbe auch erhalten, und iſt mit voller Lobpreiſung
auch in Rom, feiner Vaterſtadt triumphirend eingezo⸗
gen. Es werden daher in ſeinen Fabriken, Werkſtaͤtten ꝛc.,
alle Arten von Handwerkern aufgenommen, bezahlt und be⸗
lohnt. Alles was arbeiten will und nutzt, wird vortrefflich
behandelt. Daher dieſe allgemeine Lobeserhebungen, indeſ⸗
fen das Land unter feinem eiſernen Scepter ſeufzt. Seine
Revenuen find unerhört, denn Grund und Boden find im
Lande Aegypten ſeyn, die Handlung befindet ſich in ſeiner
Gewalt, und im Steuerweſen geht alles in das genaueſte
Detail. Er iſt alſo volkemmen im Beſitze der 3 Haupt⸗
quellen des Reichthums eines Landes, von denen in Europa
faſt gänzlich die beyden erſtern in der Gewalt der Priva⸗
ten ſind.
Man ſollte nun glauben, der Paſcha ven Aegypten
hätte keine Controlle, und muͤßte jeden Augenblick hinter⸗
gangen werden; allein es iſt unglaublich, wie einfach die
dortigen Geſchoͤpfe, wie puͤncelich und wie ſchnell fie find,
wie genau und ſieher die Kopten arbeiten, und wie erſtaun⸗
lich wenig ihrer baſelbſt nothwendig find. Wie wäre es
ſonſt moglich, daß er teich und maͤchtig waͤre, wenn die
Kopten die Einkünfte auffreſſen möchten, fo daß es den An⸗
keine abſichtlichen Gehler find hier moͤglich,
e ee]
3
P x
1248
ſchein hätte, daß, um dem Lande nuͤtzlich zu ſeyn, dieſel⸗
ben erſt ihren Magen paſſiren müßten, — Traurig iſt es,
wenn der Staat die Beamten ernähren foll,- ſtatt daß fie
ihn regiren und ordnen; denn es iſt eine herrliche Sache
um ein Aemtchen eder eine Penſion, man bezieht jedes
Vierteljahr ſein Suͤmmchen, bewegt die getunkte Feder
am weißen Papier,
ſpaͤteſten Tage.
Wie der Paſcha von Aegypten alles dieſes ohne
Reviſisnen, ohne Buchhalterey , fe hoͤchſt einfach, wie ich
den Gang der Geſchaͤfte keunen lernte, zu betreiben im
Stande it, dient allen Europäern daſelbſt zum fortwaͤhren⸗
ben Geſeräche. Keine Stockungen, keine Fahrlaͤſſigkeiten,
ohne daß ſie,
eben deshalb ſogleich ent⸗
bewundernswürdig. Die Ent;
hauptung iſt indeſſen die Strafe des Kopten, deſſen ver⸗
borgener Fehler ihm auch als Verbrechen angerechnet wird;
doch glaude ich, daß es in Aegypten ſehr wenig faſſche Ur⸗
theilsſprüche, wenig Beſtechungen und wenig Juftizmorde
gibt. Die Proceſſe werden einfach entſchieden, und man
klagt über Proceſſe nicht fo ſehr, als in Europa. er:
des einfachen Ganges wegen,
deckt wurden. Dieß bleibt
*
und lebt froh und leicht, bis in ſeine
Was das Volk anbettiſft, fo iſt es zu einem Aufſtant
de gar nicht faͤhig; nur Verzweiflung, zu welcher es der
Paſcha nicht kommen laͤßt, denn er iſt immer doch ein ed⸗
ler Mann, koͤnnte etwa dahin führen. Es find ihm zwar
die Mittel zur Bereicherung, aber nicht zur Erhaltung ges
nommen.
nachtheiliger,
tur bietet, erwirbt in den noͤrdlichen der Fleiß.
hamedaniſche Religion, als die herrſchende,
billigt alles, was der Gebieter fuͤr gut findet, aber auch die
Auflehnung gegen ihn ſelbſt.
zweckmäßiger als die chriſtliche Religion,
Die mo⸗
welche Geduld
und Ergebung in den Willen der Vorſicht (oder wenn man
will, der mächtig wirkenden Natur) fordert, welche in al
lem, was fie bietet, den Menſchen auf die innere Beruhis
gung und eine kuͤnftige Wiedervergellung beſchtaͤnkt, und in
allem, was fie verlangt, auf die haͤrteſte Selbſtoerlaͤugnung
dringt. Sie wird ſtets von allen Regierungen, nicht allein
durch zweckmaͤßige Lehrer, ſondern guch durch eigenes
Beyſpiel aufrecht erhalten werden muͤſſen. Bey ruhiger
Ertragung von Unbilden leiden einige, bey Selbſtbeſreyun⸗
gen alle; auch gehen periodiſche Mißhelligkeiten von ſelbſt
vorüber, und die Kinder genießen, worauf ſich die Eltern
freuten. Man beruͤhre nicht dasjenige, welches ſchwankt,
das Söfe trägt den Keim der Strafe und der Zerſtoͤrung
in ſich, das Gute einen Keim, den kein Sturm tödter und
das Licht der Wahrheit beſchirmt. —
Die chriſtliche Religion in Aegypten zur herrſchenden
zu machen, gehoͤrte in dem Falle unter die auszufuͤhrenden
Plaͤne des Paſcha, wenn die Pforte geſtürzt wuͤrde. Er
hat zu viel von Franken und Eurepaͤern entlehnt, um nicht
nach und nach ſich auf eine Seite zu neigen, die denn doch
die vorurtheilsfreye it, da dem Paſcha von Aegypten durch
aus kein Fanatismus, hiemit auch kein aͤchter Islam zuge⸗
muthet werden darf. Die Beſchuͤtzung der Griechen in
feinen Staaten, in welche ſich ies viels fluͤchteteu, und
In kuͤnſtlichen Stagten ſind Eingriffe dieſer Art
denn was in den ſuͤdlichen Laͤndern die Nas
erlaubt und
Nichts iſt fuͤr einen Staat
7
1249
zwar in dem Augenblicke, wo ſeine Flotte gegen dieſelben
zog, erlaubt f glich keine frühere Behauptung als — kein
Meslemin zu ſeyn. Den ernſten Verſuch, die Contumaz in
Asavpten einzuführen (zugleich, um feinen Artikeln beſſern
Abgang zu verſchaffen und allen uͤbrigen Provinzen der
Tu key zuvor zu kommen), noch dringender zu verfolgen,
erlaubte feine Staatsklugheit nicht, als ſich die Effendis
oder die tuͤrkiſche Geiſtlichkeit dieſem als keranswidrig ent⸗
gegenſetzte. Niemand hat noch in feinem Lande Urſache
erhalten, zu glauben, daß er kein aͤchter Muſelmann ſey.
Als Burkhardt um einen Schutzbrief (Firman) nach Mekka
anſuchte, nachdem man ihn dech allgemein in Cairo für ei
nen Achten Mohamedaner hielt und zum Schutz der Prie⸗
ſter erwaͤhlt hatte, jo unterſieß deugoch der Paſcha von
Aegypten die nöthigen Klugheitstegeln nicht. Er ſendete da=
her den Burkhardt an die verſammelte mohamedaniſche
Geiſtlichkeit von Cairo, und, als ob er gar nichts wahrge—
nommen hätte, mit der Anfrage, ob auch Burkhardt ein
achter Moslim ſey, den Koran kenne und mit dem Bedeuten,
ihm Bericht zu erſtatten, ob er einer Empfehlung würdig
waͤre. Burkhardt wurde, obwohl als geachteter Imam,
unter dem bekannten Namen Schech- Ibrahim (nicht Scheik—
Ibrahim) allgemein bekannt, geprüft, und aus den einzig
beglückenden Lehren des Korans mit dem beſten Zeugniſſe
entlaſſen. Der Paſcha ſelbſt überreichte ihm nun den Fir—
man und ſagte zu ihm in arabiſcher Sprache: „Reiſe
glücklich, doch glaube nicht, daß du den Paſcha
von Aegypten (auch) hintergangen haft.” —
Die Einführung der chriſtlichen Religion wuͤrde feiner
Regierung Feſtigkeit und feiner Dynaſtte Dauer verſchaffen,
allein ſo lange die Tuͤrkey nicht vernichtet iſt, kann wegen
der Naͤhe der Barbaresken nicht daran gedacht werden.
Ob ſeine Anerkennung von Seiten Europas moͤglich waͤre,
ſcheint aus wichtigen Grunden im Zweifel zu ſeyn, weil er
nur im Falle einer bedeutenden, esnopaͤiſch disciplimirten
Kriegsmacht, die ihm fehlt, ſeinen Verſchlaͤgen hinlaͤngli—
ches Anſehen zu verſchaffen im Stande ſeyn dürfte, da er
jetzt nur unter dem Schutze der Pforte Herr bleiben kann.
— Daß er darauf Bedacht nimmt, ob feine koſtbaren Ans
ſtalten, Fabriken und Manufacturen bleiben, oder nach ſei—
nem Ableben, was für einen Theil derfelbin ſehr wahr:
ſcheinlich iſt, eingehen werden, laͤßt ſich mit Recht voraus—
ſetzen. Nur durch allmaͤhlige Kenntniß der europatſchen
Beduͤrfniſſe und Annahme ihrer Keuntniſſe, Künfte und
Wiſſenſchaften laͤßt ſich fuͤr die Bildung dieſes Volks etwas
entſprechendes hoffen. Alles dieſes aber wird dadurch ſehr
erſchwert, daß fie kein gedrucktes Buch leiden koͤnnen, und
es für die Arbeit von Unglaͤubigen anſehen; auch wird es
taum aus der Denfungsart des geſammten Volkes ver—
ſchwinden, „daß eine Aufi ge des Borans im Druck
eine Entheiligung der Religion und des Glaubens
ſey!“ Da nun ferner der Paſcha gezwungen iſt, alle Erz
werbsquellen unmittelbar an ſich zu ziehen, ſeine Staaten
offenbar dadurch an Bevölkerung Reiden; die Menſchen mit
der Erhaltung ringen, der wohlhabende Mittelſtand ſich ver⸗
mindert, ſo bleibt Wenigen die Zeit übrig, ſich wiſſen—
ſchaftlich bilden zu koͤnnen; und allgemeine Bildung, ohne
Buchdruckerey — zu welcher die Preßfreyheit ein unum—
gänglich nochwendiges Bedingniß iſt — erzwecken zu wol—
Sſis 1822. Heft XII.
—
1230
len, und keine Zeitungsblaͤtter in ſeinem Lande zu beſitzen,
iſt vergebliche Muͤhe. Buchdruckereyen find, wo ich nicht
irre, verſucht, allein nicht kraͤftig unterſtuͤtzt worden. Dem
u von Aegypten ſcheint es auch bisher um Volksbil—
dung und Cultur nicht zu thun zu ſeyn; auch ſteht ihm der
Islamismus darin gaͤnzlich im Wege gegen welchen er
nicht auftreten kann. Er iſt daher vollkommen verhindert,
eine dauerhafte, in ſich feſtbeſtehende Regierung zu grüns
den, und beſchaͤftigt ſich mit dem einzigen Mittel, ſich zu
erhalten, mit den finanziellen Einrichtungen und Verbeſſerun—
gen, welche einſtweilen der Nation Thaͤtigkeit und Kenntniſſe
einfloͤßen, und auf alle Falle als wuͤrdige Vorbildung für
kuͤnftige beſſere Verhaͤltniſſe zu betrachten find,
Bey ſeinem beſten Willen bleibt ihm nichts anderes
zu thun uͤbrig, deun eine Reform iſt durchaus nicht mögs
lich. Seine zoͤgernde und aͤußerſt kluge Theilnahme an den
griechiſchen Angelegenheiten ſichert ihn vor Mißgriffen, da
der Erfolg nie gewiß if, und ſeit 5 Decennien nichts in
einem erbaͤrmlichern Lichte erſchienen iſt, als Politik ohne
Klugheit, welche letztere in ihrem Achten Sinne von der
Herzensguͤte unzertrennlich iſt.“ Die Politik gefaͤllt ſich
in ihren geſchickt gewobenen Netzen, und verwirkt ſich end-
lich ſelbſt darin; iſt ihr jedes Mittel heilig, das zum Zwe—
cke fuͤhrt, und jeder Zweck erlaubt, den ihr despotiſcher
Wille verlangt, ohne Ruͤckſicht auf anderer Weſen zeitliche
Wohlfahrt zu nehmen, ſo graͤbt ſie ſich ſelbſt ihr Grab.
Alle ſchlechten Haͤuſer ſtuͤrzen ohne Erdbeben, ohne Pulver-
minen, ohne Windſtoͤße; ſondern bloß vom Regen des
Himmels, der zwiſchen ihre Fugen dringt, uns durch die
unſchuldigen Flocken des Schnees, der fie, im Herbſte ihs
rer Exiſtenz, mit ſeinem Kleide bedeckt, ein.
Der Paſcha von Aegypten iſt um ſo mehr ein Men—
ſchenfreund zu nennen, weil ihm feine Religion gebietet, ein
Barbar zu ſeyne! Uns hat er Alle beſchaͤmt, uns armfelige
Chriſten, die wir uns vor menſchlicher Uebermacht (2, fuͤrch⸗
ten, und vergeſſen haben, was wir ſind und ſeyn ſollen. —
Sieht ihn die Welt fuͤr einen Kaufmann an, dem nur um
Geld zu thun ſeyn ſoll, ſo muß ſie bedauern, daß er nicht
in jenen Zeiten und unter ſolchen Verhaͤltniſſen lebte, wel—
che den Medizaͤern dauernden Ruhm brachten. Haͤtte ich
nicht Verehrung für das Ehriſtenthum, welches aus uns
europaiſchen Horden geſittete Voͤlker bildete, fo würde ich
glauben, der Sanfte und Edle werde bloß geboren, und
das Chriſtenthum wäre nur zur Bequemlichkeit des Herr—
ſchers und nicht zum Gluͤck der Volker gegeben. — Der
Paſcha von Aegypten aͤußert gegen Griechen keine Privat⸗
neigung, ſondern ſeinen Entſchließungen liegt Billigkeit zum
Grunde. Als die Griechen, denen bey ihrer Aoojährigen
Verwahrloſung Barbarey nicht abgeſprochen werden kann,
vor einigen Jahren (1818) der Pforte einen Firman abs
drangen, daß die uniicten Griechen mit Gewalt ſich mit ih—
nen (den Nichtuniicten) vereinigen ſollten, die Thaͤtlichkeiten
blutig und 11 der reichſten Kaufleute jener Secte zu Aleps
po ermordet wurden, verſuchten es die unruhigen Griechen
in Damiate, ein Gleiches zu thun, und der griechiſche
* Seyd klug wie die Schlangen, und fromm wie die Tauben,
79
1251
Patriarch in Cairo wagte fogar, den Paſcha perfäntih mit
Vorzeigung des Firmans um gewaltthaͤtige Unterſtuͤtzung
zu bitten. Der Paſcha von Aegypten blickte ihn aber ernſt
und ſtrenge an, und ſprach: „Deine Religion fordert
Fein Blut, nur die meinige, warte alfo, bis ich
ſolches für gut finde. Deines Sirmans bedarf ich
aber nicht, um unruhige Bopfe zu beſtrafen, und
den friedlichen Bürger jedes Glaubens tafter in
meinem Lande Wiemand an. Gehe!“ der griechiſche
Patriarch ging davon. Drey Jahre nachher ließ er den⸗
felben Schutz allen geflüchteten Griechen angedeihen, und
Cairo in Afrika, die Wiege des Islams, kennt die
Graͤuelthaten, die auf europaͤiſchem Boden geſchahen,
nicht. Kein Urtheil ſpricht er aus, und keines läßt er
vollziehen; er hört wohl den Gefangenen an, weiſet jedoch
alle an den Chlaja Bey, der das Geſetz kennt, welches ges
geben iſt. Die Hoͤflichkeit und den Antheil, welchen er an
den Zwecken der Europäer und ihrer Reiſenden nimmt,
kann man weder der Sucht, ſich etwa Freunde zu erwerben,
noch der belobt zu werden], noch etwa der Affectation für
wiſſenſchaftlich zu gelten, zuſchreiben.
Ich weiß recht gut, was ich ihm unbewußt ſchuldig
Er allein iſt die Urſache, an welchem ſein Edelmuth
gegen Fremde großen Antheil hat, daß Europa, welches
gegen das Geſundheitswohl feiner Bruͤder, fahrlaͤſſig und
geldgeitzig iſt, vielleicht einſt, wenn ich meinen Zweck errei—
che, dankbarer gegen ihn, als gegen mich ſeyn wird. Oh⸗
ne ihn wäre mir die Gelegenheit benommen geweſen, die
ſchmutzigen Menſchen von einer Plage, der ſie jetzt knech⸗
tiſch ihren Hals darbieten, als meine Rechte zu beachten,
zu befreyen. Ich halte ihn für fähig, wenn gleich in eis
nen Landen dieſe Plage nicht herrſcht, mir Erleichterung
auf eine edle, den Menſchen nicht herabſetzende Weiſe an⸗
zubieten, (obwohl er fuͤr das Beduͤrfniß ſeiner Staaten mei
ner nicht bedurfte,) und zwar ohne daß Eitelkeit Gutes
gethan zu haben, einen großen Antheil daran beſaͤße.
bin.
Ihn zu loben, war nicht mein Zweck, denn meine
Dankbarkeit, wenn ich ihm irgend eine ſchuldig ſeyn ſollte, hat
mit Schmeicheley nichts gemein. Im Gegentheil habe ich
manche ſeiner Fehler in dieſem flüchtigen Aufſatze verſchwie—
gen, weil ich alle feine lebenswerthen. Eigenſchaften nicht
enzufähren im Stande bin. Er konnte zwar manches beſ—
ſer einrichten und minder herriſch ſeyn, als er iſt; allein
da ich von vielen feinen Tugenden überzeugt bin, welche
mit feiner Handlungswetſe im Conflict ſtehen, ſo zweifle ich
nicht, daß er bedeutende Gruͤnde, welche mir entgangen
ſeyn moͤgen, ohne allen Zweifel entgegen zu ſetzen haben
würde. Es wird immer für feinen Namen genug geſorgt
ſeyn, wenn es kuͤnftig heißen wird, er war beſſer als ſein
Ruhm! Eben ſo, wie man ihn mehr lobt, als er verdient,
weil man ihn weniger tadelt, als man fell; fo wird man
ihn ſpaͤterhin, aus entgegengeſetzten Gruͤnden, dagegen durch
Tadel mehr Uarecht thun.
An dieſer Schrift it die Aufforderung des Herausge—
bers dieſer Blätter Urſache, welchem ich meine Meynung
über die einſeitige Beurtheilung des Paſcha ven Aegypten
mittheilte, der mich auch daher aufforderte, „fie hiermit zu
berichtigen. Mein Aufſatz iſt, ſo mangelhaft er auch ſeyn
1252
x 0 + 8
mag, dennoch der Probſtein aller kuͤnftigen Biographieen
des Mehmet Ali. Keine taugt etwas, wenn der Leſer
nicht mit den Umſtaͤnden genau bekannt gemacht wird, une
ter welchen die Perſon ſo und nicht anders zu handeln ge⸗
zwungen war, ſie mag gelobt oder getadelt werden; Das
durch entfernt man den Verdacht der Speichelleckerey eben
ſowohl, wie jenen dee niedertraͤchtigen Verkleinerungs⸗
ſucht und der bald darauf beſchaͤmten Verlaͤumdung. —
Marſeille, den 27, July 1822. 8
Granz Wilh. Sieber.
Correſpondenz- Nachrichten.
Auf meiner Reiſe nach St. Petersburg paffirte ich
die ruſſiſch-deutſchen Oſtſee-Provinzen. Bey mancher
Aehnlichkeit in Cultur und Sitte, wodurch der Deutſche
hier an ſein liebes Vaterland erinnert wird, findet ſich doch
zugleich fo vieles Fremdartige, groͤßtentheils durch die im⸗
mer innigere Verbindung dieſer Provinzen mit dem Geiſt
der Verfaſſung des großen Kayſerreichs erzeugt, daß es dem
Auslaͤnder ſchwer wird, einen beſtimmten Charakter des
Ganzen aufzufaſſen. Beſonders erfreulich war es mir aber,
die aͤcht deutſche, treue Ergebenheit und Anhaͤnglichkeit an
die Perſon des Regenten, dieſen ſchoͤnen Nationalzug wie⸗
derzufinden, der trotz aller von argwoͤhniſchen Gemuͤthern
jetzt bey uns uͤberall ausgewitterten Umtriebe, doch aus
dem Charakter der deutſchen Boͤlker nie verwiſcht werden
wird. Kayſer Alexander wird hier geliebt und verehrt, wie
feine anerkannten Regenten-Tugenden es verdienen. Ber
ſonders wird ihm hoch angerechnet, ſein unerſchuͤtterliches
Beharren bey dem einmal gegebenen Kayſerworte, die Rech⸗
te und Privilegien der Provinzen, die eine befondere: Ver⸗
faſſung beſitzen, ungekraͤnkt aufrecht zu erhalten. Die Neu⸗
erungsſucht, welche in unfern Zeiten viele Länder ergriffen,
und auch im deutſchen Vaterland ſo manche Verhaͤltniſſe
verſtimmt hat, ſcheint hier keinen Einganz zu gewinnen.
Vielmehr iſt bey allen Staͤnden, nicht nur beym Adel,
ſondern bey den Buͤrgern, und ſogar bey den Bauern, der
Wunſch vorherrſchend: daß alles beym Alten bleiben moͤge.
Sollten Sie es glauben, daß ſelbſt die foͤrmliche Freylaf⸗
ſung von der Leibeigenſchaft den letzteren keine Botſchaft
der Freude war, was auch anbefohlene Feſtlichkeiten und
deren ruͤhmende Beſchreibung, in öffentlichen Blaͤttern das
von vorſpiegeln ſollten. Nicht die innere Beſchaffenheit die-
fer neuen Bauer-Verfaſſung, nein, die Anhaͤnglichkeit am
Alten, Herkoͤmmlichen, machte auch den Bauerſtand gleich⸗
guͤltig, ja faſt abgeneigt dieſer ihm dadurch widerfahrnen großen
Wohlthat. Kuͤnftige naͤhere Bekanntſchaft mit den daraus
hervorgehenden neuen und unſtreitig dem Bauer ſehr guͤnſti⸗
gen Verhaͤltniſſen, wird ihm unfehlbar ein größeres Intereſſe
dafuͤr geben, und mit der Zeit, wenn einſt das beliebte
Gepraͤge des Alterthums die jetzt noch zu neue Verfaſſung
ziert, dieſelbe Anhaͤnglichkeit dafuͤr erzeugen, die in dieſem
Lande einmal nur dem Alten, Herkoͤmmlichen zugewendet
wird.
Daß bey einer ſolchen allgemeinen Tendenz hier auch
der Adel auf ſeine ſeit der ruſſiſchen Beherrſchung von allen
>
1253
Regenten anerkannte und feyerlich beſtaͤtigte Privilegien,
und die demſelben verliehene ſtaͤndiſche Verfaſſung mit gro«
ßer Vorliebe hält, werden Sie ſich leicht denken können.
Hier iſt alſo kein Stoff zu Factionen und Umtrieben, viel⸗
mehr findet das Princip der Stabilität, welches die neuere
Diplomatik als Grundlage des Voͤlkerrechts aufgeſtellt hat,
in dieſem Lande feine eifrigſten Anhaͤnger und Verfechter.
Wo waͤre aber auch hier eine Anfechtung, werden Sie ſa—
gen, da Rußlands Beherrſcher ſich dey allen Gelegenheiten
als Beſchuͤtzer dieſes Prineips erwieſen hat, und feine Un-
terthanen den Neuerungen fo abgeneigt find? Allerdings
ſind hier die ſogenannten Umtriebe weder vom Volke, noch
— wie einige unſerer Politiker wohl ſonſt in Beziehung
auf andere Laͤnder behauptet haben — vom Fuͤrſten zu be⸗
ſorgen. Es gibt aber noch eine dritte Art von Umtrieben
(infofern dieſes fo oft mißbrauchte Wort überhaupt jede Be—
fehdung und Beeintraͤchtigung der beſtehenden Ordnung der
Dinge in ſich begreift), und dieſe dritte Art halte ich ei:
gentlich fuͤr die ſchlimmſte von allen, da ſie die wahre
Quelle aller andern ſo viel beſchrieenen Umtriebe iſt, wo
ſolche auch angetroffen worden ſeyn mögen. Ich meyne den
Beamten⸗Deſpotismus, der nicht zufrieden mit der ihm
von der oberſten Staats-Gewalt verliehenen Autoritaͤt, ſei—
ne Macht und Einfluß immer weiter auszudehnen bemuͤht
iſt, und alle Mittel der Intrigue dahin anwendet, um un⸗
ter dem Schein des Staats -Intereſſes und des eifrigen
Dienſtes, feine Privat- Abſichten und Vortheile zu beför—
dern. Das März: und November-Heft im vorigen Jahr⸗
gang des lit. Converſ. Blattes, lieferten ſchon manche
treffende Züge zur Charakteriſtik des gegenwaͤrtigen General—
Gouverneurs der ruſſiſchen Oſtſee-Provinzen, und wenn
fie jene Auffüge mit Aufmerkſamkeit geleſen haben, fo wer:
den fie daraus leicht ſchließen koͤnnen, daß es den Anhäns
gern der hergebrachten Verfaſſung und Rechte in Lief- und
Curland nicht an Anfechtungen fehlt. Während meines Aufent—⸗
halts in Riga ſprach ich mehrere wohlunterrichtete und unpar⸗
theyiſche Maͤnner verſchiedener Staͤnde, und erfuhr unter
andern in Beziehung auf die Verhandlungen des im verfloſ—
ſenen Sommer daſelbſt gehaltenen Landtags manche auf—
fallende Thatſachen, die nicht ohne Intereſſe fuͤr Sie, als
ehemaligen Bewohner dieſer Stadt ſeyn werden. Die Sa:
che iſt folgende:
Von dem Chef der Oſtſee-Provinzen war ohne Rif:
ſen der Repraͤſentation des lieflaͤndiſchen Adels der Plan zu
einer neuen Wahl-Ordnung und Verfaſſung der lieflaͤndi⸗
ſchen Gerichtsbehoͤrden höheren Orts zur Genehmigung un⸗
terlegt worden. Ein ſolches Project ſtand aber mit der
ganzen auf befiätigten Privilegien gegründeten Landes = Ver:
faffung in zu genauer Verbindung, als daß die dadurch be—
zweckte wichtige Veraͤnderung der Ritterſchaft hätte gleich⸗
gültig ſeyn koͤnnen. Die Tendenz dieſes Projects ſchien
offenbar dahin gerichtet, eine beſondere Beamtenclaſſe in
der Provinz zu bilden, die von dem Wahlrecht der Landta⸗
ge, und dadurch von dem Beyfall ihrer Mitbruͤder unab⸗
haͤngig gemacht, bloß auf die Protection des jedesmaligen
Machthabers der Provinz angewieſen waͤre. Auf jeden Fall
hatte die Ritterſchaft das Recht, bey einer ihre verfaſſungs⸗
mäßigen Rechte mit betreffenden Veränderung eben fo gut
gehört zu werden, als ſolches bey Gelegenheit der veraͤnder⸗
75 1254.
ten Verhaͤltniſſe des Bauer: Standes geſchehen war. Eben
ſo eigenmächtig hatte der Chef der Provinz ohne Zuziehung
der lieflaͤndiſchen Landſtaͤnde einen zweyten Vorſchlag wegen
Errichtung zweyer neuen Poſt⸗ Stationen zur hoͤhern Bes
ſtaͤtigung unterlegt.
Dieſe Anordnung aber haͤtte den Guts⸗
befigesn und dem Bauerſtande große und bleibende Laſten
zugezogen, und konnte daher um fo weniger ohne Vera
thung mit denen, welche ſolche zu bewilligen hatten, zur
hoͤhern Beſtaͤtigung gebracht werden. Ueberdem hatte der
Chef der Oſtſee- Provinzen ganz ohne Zuſtimmung der
Landſtände befohlen, ſehr koſtſpielige Verſchöͤnerungen an
den Poſthaͤuſern, und den an der großen Heerſtraße belege⸗
nen Herbergen oder ſogenannten Kruͤgen vorzunehmen, auch
alle Poſtillione in Uniform zu kleiden. Außer dieſen, den
Gutsbeſitzern und den Bauern zugemutheten neuen Laſten,
hatten manche Eingriffe in die verfaſſungsmaͤßigen Wahl⸗
Rechte der lieflaͤndiſchen Ritterſchaft, und ein kraͤnkendes
Betragen gegen das dieſelbe repraͤſentirende Landraths Col:
legium — das Unangenehme der Verhaͤltniſſe zu einem has
hen Grade geſteigert. Seit der gluͤcklichen ruſſiſchen Be⸗
herrſchungszeit hatte ſich der Adel noch nie in einer ſolchen
Lage befunden — und die Adels-Repraͤſentation war da⸗
durch ſchon geraume Zeit vor dem Landtage des Jahres
1821 genöthigt geweſen, nach vergeblich gemachten Verſtel
lungen an den Chef der Provinz — hoͤhern Orts Schutz
zu ſuchen. Dem Vernehmen nach ſind auch die gethanen
Schritte zur Aufrechthaltung der bisherigen Verfaſſung, und
zur Abwendung der verlangten Errichtung zweyer neuen Poſt⸗
Stationen nicht ohne Erfolg geweſen, jedoch die hoͤchſten
Orts darüber erfolgten Reſolutionen nicht zur officiellen
Kenntniß des Adels gediehen. In Anſehung der uͤbrigen
eigenmaͤchtigen und verfaſſungswidrigen Schritte des Gene⸗
ral⸗ Gouverneurs ſah man noch der gehofften Abhuͤlfe ent:
gegen. Dem im July 1821 verſammelten Landtage in:
Riga mußte natärlic uber das Vorgefallene actenmaͤßig
Bericht erſtattet werden. Dieſes geſchah, und die vor dem
Landtage von der Adels-Repraͤſentation, nehmlich dem Col—
legio der Landraͤthe und dem Adelsmarſchall gethanen Schrit⸗
te zur Bewahrung der Verfaſſung und Abwendung der
verfaſſungswidrig von dem Chef der Provinz verfuͤgten Auf⸗
lagen und neuen Einrichtungen, wurden mit gebuͤhrendem
Dank anerkannt. Vorher und zwar gleich bey Anfang des
Landtages war der bisherige Herr Adelsmarſchall einſtimmig.
erſucht worden, das von ihm verfaſſungsmaͤßig drey Jahr
verwaltete Amt noch auf fernere drey Jahre beyzubehalten.
Um indeſſen der unangenehmen, und auf alle Ver⸗
haͤltniſſe nachtheilig einwirkenden Spannung mit dem ober⸗
ſten Chef der Provinz ein Ende zu machen, und das gute
Vernehmen wieder zu gewinnen, welches fruͤher, und na⸗
mentlich waͤhrend der beyden vorhergegangenen, mit der
neuen Bauer Verfaſſung beſchaͤftigten Landtage auf die er⸗
wünfchtefte Weiſe Statt gefunden hatte — beſchloß der Land⸗
tag, ſich vermittelſt eines Schreibens an dem: allgemein
verehrten Herrn Civil-Gouverneur der Provinz zu wenden,
und ihn um ſeine Vermittelung zur Ausgleichung der Miß⸗
helligkeiten zwiſchen dem Herrn Civil⸗ Oberbefehlshaber und
der Ritterſchaft zu erſuchen. In dieſem Schreiben war die
Bitte enthalten, die gerechten Wuͤnſche und Anſpruͤche der
Ritterſchaft auf ungekraͤnkte Aufrechthaltung ihrer alten Ger
1255
rechtſame an den damals in der Reſidenz befindlichen Chef
der Oſtſeeprovinzen gelangen zu laſſen, und Ihm zugleich
zu melden, welche Gegenſtaͤnde ſeiner fruͤheren Anforderun—
gen der Landtag durch Bewilligung beſeitigt habe. — Ehe
aber noch dieſes Schreiben des Landtages durch den Herrn
Civil Gouverneur, welcher die gebetene Vermittelung uͤber⸗
nommen hatte — von Ihm, dem Herrn Civil-Oberbefehls⸗
haber mitgetheilt werden konnte, hatte derſelbe im Unwillen
uͤber die erneuerte Wahl des allgemein geſchaͤtzten, und
durch ausgezeichnete Militaͤr-Verdienſte auch um das Reich
hochverdienten Adelsmarſchals General von L. — einen
Befehl an den Herrn Civil-Gouverneur aus der Reſidenz
‚abgefandt, und von letzterem in voller Landtags-Verſamm⸗
lung vorleſen laſſen, in welchem der Herr General-Gou⸗
verneur der bisherigen Amtsfuͤhrung des Herrn Adelmar—
ſchalls auf eine denſelben kraͤnkende Weiſe erwaͤhnt, die Lande
tags Ordnung, nach welcher geſetzlich alle Wahlen und Ver⸗
handlungen auf Landtagen geſchehen muͤſſen — für unguͤl⸗
tig erklaͤrt, und anbefichit, dieſes bisher von Ihm und
ſeinen Vorgaͤngern anerkannte Statut zur beliebigen Reform
einzufenden. — Dieſe erneuerten Gewaltſchritte noͤthigten
den Landtag zu dem Beſchluß, uͤber-ſelbige hoͤchſten Orts
Beſchwerde zu fuͤhren. — Dieſe wurde jedoch nicht abge—
ſandt, bis die Antwort des Herrn Civil-Oberfehlshabers
aus der Reſidenz an den in der Gouvernementsſtadt gegen:
waͤrtigen Herrn Civil-Gouverneur in Anſehung der von
letzterem erbetenermaßen uͤbernommenen Vermittelung zur
Ausgleichung der bereits pendenten Streitigkeiten — einge:
gangen war. Dieſe Antwort wurde dem Landrathg - Coller
gio mitgetheilt — ſie lehnte jede Ausgleichung aus dem
Grunde ab, weil der Herr Civil: Oberbefehlshaber eine fol-
che zwiſchen ſich und den gegen ihn im Unterthanen—
Verhaͤltniß ſtehenden Ritterſchaft als unzulaͤſſig betrachte
— mit dem Hinzufügen, die Ritterſchaft dürfe zwar über
ihn Beſchwerde führen, müſſe aber feine Verfügungen,
über welche fie klagbar geworden, gleichwohl erfüllen. Bald
darauf erhielten die Polizeybehoͤrden von Ihm durch die
Gouvernements-Negierung den wiederholten Befehl, auf die
unverzügliche Ausführung jener (verfaſſungswidrig von Ihm
erlaſſenen) Verfügungen bey eigener Verantwortlichkeit mit
aller Strenge zu dringen.
Ueber dieſe Anmaaßung des Hru. Civil⸗Oberbefehls⸗
habers durch erzwungene Ausführung feiner willkührlichen
Verfuͤgungen, ſogar der Entſcheidung des Monarchen vor:
greifen, und bis zu derſelben keinen Aufſchub geſtatten zu
wollen, war im Nov. 1821 eine Beſchwerde des reſidiren—
den Landraths von B. im Namen des Adels an das Mi⸗
niſterium zur Unterlegung an den Monarchen abgegangen,
unden rend man hoͤchſtdeſſelben Entſcheidung mit zuver—
ſichtlichean Vertrauen auf gerechte Abbuͤlfe entgegenſieht,
hat der Herr Sivil- Oberbefehlshaber nach Italien — ſei⸗
nem Vaterlande, einen 8 monatlichen Urlaub erhalten, und
befindet ſich noch im gegenwärtigen Augenblick daſeloſt.
2 8
ER
1256
Die Anſtalt fuͤr Gehalte der Wittwen und Wai⸗
fen der Rechtsanwaͤlte im Koͤnigreich Bayern;
in 17 Vorlagen aus oͤffentlichen Quellen. Als Beranlaſſung zu
vaterlandsfreundlichem Verſuch ihrer Berechnung mit 14
Tafeln, 3
von C. F. W. Sreyberen von Döllderndorff und
Waradein,
vor dem Appellat. Gerichts- Praͤſtdenten.
Paſſau bey Puſtet 1821. 8. 124.
Die Sorge fuͤr Wittwen und Waiſen der Staatsdie⸗
ner iſt ohne Zweifel die heiligſte Pflicht des Staats, weil
der Staatsdiener durch ſein Amt keinen Ueberſchuß erwers
ben kann, wie diejenigen Buͤrger, welche ihr Handwerk auf
ſich ſelbſt gründen. Weiſe und milde Regenten haben das
her, beſonders in den neueren Zeiten, dieſes Verhaͤltniß ant
erkannt, und geruͤhrt durch das Geſchrey der Unmuͤndigen,
welche ihren Erhalter im Dienſte des Staates verloren,
Caſſen angeordnet, wodurch dieſe wenigſtens vor dem Hun
gertodt geſichert ſeyn koͤnnen. Was Bayern hierin gethan,
iſt muſterhaft, und was der Vecfaſſer hier ſiefert, ſcheint
Allen ſehr nuͤtzlich, welche mit dergleichen Anſtalten auf
irgend eine Weiſe in Beruͤhrung ſtehen.
Opferſtaͤtte (n) und Grabhuͤgel der Germanen
und Roͤmer am Rhein,
unterſucht und dargeſtellt durch Dor ow, Wisbaden bey
Schellenverg 1821, 2tes und letztes Heft. 4. 92, mit
19 Steinabdruͤcken.
Der Fleiß iſt an dieſem Werke nicht zu verkennen,
und das iſt bey Sammlungen dieſer Art das Vorzüglüchſte.
Der Steindruck ſchmiegt fi) den alten Formen wohl an
und gibt ein gutes Zeugniß von der vortrefflichen Lithegra⸗
phie Müllers in Carlsruhe. Auf den Tafeln finden ſich
etliche und 80 Abbildungen. Manche ſtellen Statuen vor,
manche Gefaͤße, viele allerley Geraͤthſchaften. Die Gegen⸗
ſtaͤnde find aus Grabſtaͤtten in Wisbaden, auf dem beyds
niſchen Berge, von einer Opferſtaͤtte unweit dem Königs
ſtein, von Maynz, Caſtell, Bretzenheim, Zahlbach, Amt
Hungen, Baſſenheim bey Andernach, Alt Trier. Dieſe
Gegenſtaͤnde ſind kurz beſchrieben. Zum Schluße ſind die
Dinge aufgeführt, welche in einem rem. Grabe an der
Loire gefunden wurden. Auch folgt Einiges über die Lei⸗
chenbegaͤngniſſe der Römer und der Deutſchen. 5
Die heiligen Schriften des alten und neuen
Teſtaments, 2
in bibliſchen Kupfern nach den beſten Meiftern. Freyburg bey
Herder. Nebſt bibliſchen Erzähtungen. (Von beyden
Teſtamenten bejigen wir bereits das 13, Heft.)
Dieſes Unternehmen, welches guten Fortgang zu has
ben ſcheint, verdient beſonders wegen ſeiner Wohffeilheit
und der Auswahl ſeiner Abbildungen empfohlen zu werden:
1257
Jeder Hausvater kann ſich dieſe Sammlung von Kupfern
anſchaffen und ſowohl den Sinn für die heilige Schrift als
fuͤr die Kunſt dadurch bey ſeinen Hausgenoſſen anregen.
Statt der ehemaligen, meist fratzenhaften biblifchen Abbil⸗
dungen erhält er hier Nachſtiche der vorzüͤglichſten Gemälde,
und fo kann ſich ſein Kind frühzeitig an edle Formen ges
woͤhnen und Liebe zur Religion kann in ihm erwachen.
Seine Neugierde wird angeregt, es erfreut ſich an edlen
Handlungen und bekommt Abſcheu vor ſchlechten. Kann
man auch nicht alle Blatter gelungen nennen, was Bier fait
unmoglich iſt; ſo muß man doch im Ganzen Schuler's
Arbeit in Straßburg anerkennen. Der Zweck, den ſolch
eine Herausgabe haben kann, wird unſers Erachtens er—
reicht, und das iſt genug, demſelben das Wort zu reden.
Es wäre zu wünschen, daß auf den Kupferſtichen ſtatt
„Schuler fecit“ der urſprüngliche Meiſter genannt würde,
Der Text ſcheint uns wehl eingerichtet.
\ Perlen der heiligen Vorzeit.
Ofen 1821. 8. Gedruckt auf Koſten des Diner wohlthaͤtigen
Frauen ⸗ Vereins in der Eöniglihen ungariſchen Univer⸗
. fitäis . Buchdruckerey.
Unter vorſtehendem Titel erſchien von Johann Ladis—
lav Pyrker, dem Verfaſſer der Tuaiſias, eine neuere poeti—
ſche Lieferung als eine Religions-Epopoͤe in 8 heiligen Ge;
ſaͤngen, wozu der Stoff aus der altteſtamentiſchen Geſchich—
te entnommen iſt.
Nach einer Vorerinnerung, welche die Veranlaſſung
der Dedication zu erkennen gibt, und nach einem kuczen
Prolog an den wohlthaͤtigen Frauen-Verein zu Ofen folgt
die Harfe als poetiſche Einleitung, in welcher das Kurz—
gefchichtliche und der herrſchende Geiſt unſeres Zeitalters als
Uebergang zum Inhatte ſinnreich und treffend gewaͤhlt iſt.
Dann reiht ach der Inhalt ſelbſt in drey Abtheilun—
gen an: 8
Erſte, Helias der Thesbit in 5 Geſaͤngen: Glaube,
Hoffnung, Liebe.
Zwepte, Eliſa in zwey Geſaͤngen: Tod, Unſterb⸗
lichkeit.
Dritte, die Makkabaͤer in drev Gefängen: Hinge—
bung. — Zum Schluſſe ſind erläuternde Anmerkungen und
ein Jnhaltsverzeichniß beygefügt.
Das Aeußere des Werkes empfiehlt ſich durch hüb—
ſches Papier, ſehr ſchoͤnen und correcten Deuck, fo wie
durch ein niedliches Titelkupfer, darſtellend die Symbole
des Glaubens, der Hoffnung und Liebe. 5
Ueber den inneren Gehakt ſpricht ſich ſtreng unpar—
theyiſch nachſtehendes Urtheil aus.
Der gelehrte Herr Verfaſſer, der ſchon in feinem fruͤ—
heren Geiſtes Erzeugniſſe, der Tuniſias, wovon bereits die
zte Auflage erſchtenen iſt, ein glanzenbes Dichtertalent ent
wickelt har, liefert mit Gegenwaͤrtigem eine vollendete herr—
liche Dichtung, von der man mit Recht ſagen kann, daß
lie den Schmuck deutfcher Clafiker vermehrt, fo wie Ver—
faſſer ſeloſt in das Seſligthum der claſſiſchen Dichter Deutſch⸗
\ 383. 1822. Heft XII. s .
e
= nn en
1258
lands aufgenommen zu werden verdient. Hiezu gibt ihm
dieſes, in jeder Hinſicht hoͤchſt gelungene Meiſter werk der
Poeſie gewiß gegruͤndeten Anſpruch.
Mit tiefer und aus den Urqnellen reich geſchoͤpfter
Kenntnis in der heiligen Urkunde der Schrift, in den Sit
ten, Gebraͤuchen, religioͤſen Begriffen und Charakteren des
alten Orients wußte der Herr Verfaſſer die von ihm ge⸗
wählten geſchichtlichen Scenen der grauen Vorzeit mit ho⸗
her Magie, und auf eine Weiſe zu vergegenwaͤrtigen, die
eben ſo anziehend als genußreich iſt.
Jedes Thema der 8 Seſaͤnge erregt ſchon wegen ſei—
ner erhabenen religioͤſen Tendenz das wichtigſte Intereſſe;
dieſes wird aber auch durch die herrliche Ausfuͤhrung ſelbſt
auf das koͤſtlichſte befriedigt. Epiſche Eenheit, hohe Wich⸗
tigkeit und Größe, feyerliche und wuͤrdevolle Einkleidung,
unterhaltende und zweckmäßige Verwickelung, geſchickte und
gluͤckliche Aufloͤſung, lebhafte und teeffliche Charakterzeich /
nung, Reichthum an Schönheiten der innern Poeſie, und
Harmonie der aͤußern, fo wie alles, was die ernſthafte
Epopoͤe fordert, iſt dem Verf. bis zur Vollendung gelungen.
Bey der Darſtellung der erhabenen religiöfen Scenen,
und bey der vorkommenden wunderbaren Einwirkung der
Gottheit und hoͤherer Geiſter wird das Gemuͤth in eine
feyerliche Stimmung und heilige frohe Bewunderung ver—
ſetzt, der Seit Himmel an gehoben, und mit hoher wehl—
thaͤtiger Macht auf die moraliſchen Gefuͤhle gewirkt. Eben
fo wird bey des zum Leben geſchilderten, und bis zum
Glanze der Verklärung verfinnlichten großen Tugend Char
rakteren das Herz vom Himmliſchen, vom Goͤttlichen hin
geriſſen und eingenommen, im Gegenſatze aber bey der
kraͤftigen Zeichnung menſchlicher Ungeheuer auf der Schres
ckensbuͤhne des unſinnigen Goͤtzendienſtes und im wilden
Ausbruche ihrer wuͤthenden Leidenſchaften mit Abſcheu und
Entſetzen vor den Schandthaten der Tyrsnney fo wie vor
den Graͤueln des Unglaubens und des Laſters mit Haß er:
füllt, -
Vorzuͤglich iſt dem Verfr. eine hohe Macht in fentir
mentaler Darſtellung der dramatiſchen Stellen eigen. Dieß
beweiſt er beſonders in dem ſchrecklichen und trauervollen
Acte der makkabaͤiſchen Mutter mit den 7 Soͤhnen. Mit
der fruchtbarſten Phantafie weiß er den qualvollen und
ſchauderhaften, aber ſiegreichen und herrlichen Kampf dieſer
unſterblichen Glaubenshelden bis zum Anſchauen zu verges
genwaͤrtigen, und mit einem Eindrucke auf die Empfindung
zu wirken, daß das Herz mit tiefſter Rührung ergriffen
wird, und ſich die Gefühle der Theilnahme und Wehmuth
unaufhaltſam in Thraͤnen ergießen muͤſſen.
Ueberhaupt zeigt der Verfr. in der ganzen Dichtung
eine Phantaſie, die, von ſeinem Urtheile und Geſchmacke
geleitet, herrlich ſchafft und anordnet, und ſeinen Darſtel⸗
lungen hohen Reiz und aͤſthetiſche Kraft mittheilt.
Eine ungemeine Verſchoͤnerung und Unterhaltung ges
ben die eingemiſchten Erzählungen und Epiſoden, die ma-n
nichfaltigen contraſtirenden Bilder und reizenden Beſchrei⸗
bungen, die Überall mit der Würde und Größe des Haupt⸗
inhaltes im gehörigen Verhaͤltniſſe ſtehen.
79° 8 2
1259
So wie die Poeſie des Ganzen nach der Hoheit und
dem Intereſſe des Stoffes im Allgemeinen erhaben, feyerlich
und wuͤrdevoll iſt, ſo zeichnet ſie ſich auch bey dem Wech⸗
ſel der verſchiedenen Gegenſtaͤnde durch reiche Schoͤnheiten
in der maleriſchen, ſentimentalen, reflectirenden, kraͤftigen
und anmuthigen Manier beſonders aus.
Auch der Styl iſt der Dichtungsart durchgaͤngig anz
gemeſſen, erhaben, edel und rein. Hoͤchſtens koͤnnte der
ſtrenge Sprachrichter hie und da eine etwas ungewohnliche
Wortfuͤgung tadeln, welche der Dichter wegen des Me⸗
trums ſich erlaubt; allein bey der Schönheit und Vollkom⸗
menheit des Ganzen läßt ſich eine ſolche Geringfügigkeit
leicht vergeſſen. -
Uebrigens wird man bey näherer Kritik und Zergliede⸗
rung der mannichfaltigen Schoͤnheiten dieſes Gedichtes ge⸗
wiß zugeſtehen, daß ſich der Pfr. das glänzende Verdienſt
eines vollendeten Dichters erworben hat. Es kann daher
für die deutſche Literatur ungemein erfreulich ſeyn, mit
dieſem genialen Producte eine claſſiſche Epopde unferer Zeit
gewonnen zu haben.
Nur bleibt noch der Wunſch uͤbrig, daß dieſe herrli—
che Dichtung nicht nur im Gebiete ihrer Erzeugung, fon:
dern im weiten Reiche der literariſchen Welt die größt
moͤglichſte Verbreitung erlange, damit diefe Perlen der hei⸗
ligen Vorzeit als wahre Eoftbare Perlen allgemein erkannt,
gewuͤrdigt, und nach ihrem hohen Werthe geſchaͤtzt werden.
Die oͤffentliche muͤndliche Rechtspflege im bay⸗
eriſchen Rheinkreiſe in Vergleichung mit der Ge⸗
richtsverfaſſung der ſieben uͤbrigen Kreiſe
des Koͤnigreichs Bayern.
Frankfurt am Mayn, bey Franz Varrentrapp 1822.
8. Preis I fl.
Der Zweck der gegenwaͤrtigen Adhandlung iſt eine
vergleichende Darſtellung der Gerichtsverfaſſung und Prore⸗
dur der ſieben älteren Kreiſe des Koͤnigreichs Bayern mit
jener, welche in den bayerifchen Rheinprovinzen beſteht.
Dieſe Vergleichung iſt durch alle Details durchgeführt, ſehr
vollſtändig und erſchoͤpfend, und jeder, der ſich eine genaue
Kenntniß von den Eigenheiten dieſer verſchiedenen Procedur
verſchaffen will, wird dem Verfaſſer Dank für ſeine Be⸗
muͤhungen wiſſen. In den bayeriſchen Rheinprovinzen iſt
die Rechtspflege eine öffentliche, nicht fo in den andern
Kreiſen des Königreichs Bayern. Hier ſind die Functionen
des Richters nicht nach dem ſtrengen Begriffe deſſelben be⸗
meſſen; wohl ader iſt dieſes in den rheiniſchen Laͤndern der
Fall. Dieſe Verſchiedenheiten in der Art zu procebiten,
und in den Anſichten von der richterlichen Gewalt, begruͤn⸗
den weſentliche Verſchiedenheiten zwiſchen den Gerichten der
fieben älteren und jenen des Sten, ober des Aheinkreiſes
des Königreichs Bayern. Wo die Rechtspflege eine offent⸗
liche iſt, beginnt das Gericht auch zunächſt nur mit denje⸗
nigen Handlungen, welche eine ſolche Oeffentlich keit zulafı
fen. Daher das ganze Vorwegfahren als außergerichtliche
Handlung lediglich unter den Partheyen vor ſich geht. Nur
die Rechtsdeduction laͤßt eine ſolche Oeffentlichkeit zu, wel⸗
— —
i 1260
che erſt nach geendigtem Actenſchluſſe erfolgen kann. In
dem bloßen Begriffe des Richtens liegt nicht mehr, als
Entſcheidung ſtreitiger Anſpruͤche; daher in der Rheinprovinz
der Richter weder Inſtruent noch Exequent iſt, und eben
fo wenig ſich mit Handlungen der ſogenannten willkührli⸗
chen Gerichtsbarkeit befaßt. Gewiſſermaaßen bringt dieſe
Beſchraͤnkung ſchon das Weſen der oͤffentlichen Gerichtsbar⸗
keit mit ſich. Indem der Verfaſſer dieſe weſentlichen Ver⸗
ſchiedenheiten auffaßt, bemuͤht er ſich zugleich fuͤr den Fall,
wenn das oͤffentliche Verfahren allgemein in Bayern einge⸗
fuͤhrt werden ſollte, zu zeigen, welche Veraͤnderungen in der
Formation, dem Wirkungskreiſe und der Verfahrungsart der
Gerichte der ſieben Altern Kreiſe einzutreten hätten, Es würde
zu weit fuͤhren, hier dem Verfaſſer im einzelnen zu folgen.
Statt deſſen erlauben wir uns dasjenige zu bemerken, worin
wir mit dem Verfaſſer nicht einſtimmig denken; dahin ge⸗
hoͤret unter andern die Behauptung, daß der Wirkungskreis
der Mediatgerichte, wie er gegenwaͤrtig beſteht, denſelben
bey Einführung der oͤffentlichen Juſtizpflege zu laſſen ſey.
Der Verfaſſer erkennt ſelbſt, daß dieſe Ausnahme eine Ano—
malie bilde; allein er glaubt, daß dieſe durch die Conſtitu⸗
tions-Urkunde gerechtfertigt werde; es iſt aber wohl zu bee
merken, daß die Conſtitutions-Urkunde Verbeſſerungen in
der Conſtitution nicht ausſchließe. Sie ſelbſt erwähnt viel-
mehr dieſes ausdruͤcklih. Da nun der Verfaſſer die
Trennung der Gewalten als einen wefentlihen Vorzug in
der rheiniſchen Gerichts-Verfaſſung anerkennt; ſo iſt nicht
abzuſehen, warum einſt bey den Mediat-, den Herrſchafts⸗
und Patrimonialgerichten erſter Claſſe eine Aenderung ges
troffen werden ſolle. Wahr iſt es, daß die Jury nur die
Alternative „ſchuldig“ oder „nicht ſchuldig“ kennt, daß
fie aber deßwegen bey kuͤnſtlichen und zuſammengeſetzten
Beweiſen eher das „nicht ſchuldig““! ausſprechen werde,
S. 118, kann nicht geſagt werden;
theilen, wie häufige Faͤlle zeigen, hier ziemlich richtig, und
eben fo treffend, als ein Collegium rechtsverſtaͤndiger Rich⸗
ter nur immer urtheilt. Ohnehin ſpricht der Beweis aus
Anzeigen den gemeinen Verſtand weit lebendiger an, als die
gelehrten Richter, welche durch zu viele Zergliederung dem⸗
ſelben endlich ſeine ganze Kraft und Staͤrke benehmen. Ob
durch die Öffentliche Rechtspflege, wie der Vrf. S. 1528.37
ſagt, Gruͤndlichkeit und Unpartheylichkeit befördert werde,
dürfte noch ſehr zu bezweifeln ſeyn. Aus dem Umſtande,
daß durch den Partheyen-Vortrag ſaͤmmtliche Richter uns
mittelbar unterrichtet werden, folgt nehmlich dieſe Gründ—
lichkeit noch nicht, und was die Unpartheylichkeit betrifft;
ſo iſt nicht zu uͤberſehen, daß die Deliberation bey ver⸗
ſchloſſenen Thuͤren geſchieht. Papier und Druck dieſer
Schrift iſt gut. — Schade, daß wegen vermuthlicher Ent⸗
fernung des Verfaſſers vom Druckorte ſich mehrere Druck⸗
fehler einſchlichen. ö
die Geſchwornen ur⸗
2119 7
Urkunden, die Proteſtation gegen die ;
Ginfühbrung der Presbyterien
in den evangelifch sTutherifchen Kirchengemeinden in der
Stadt Mürnberg 5
betreffend.
165
Nürnberg, den 21. und 22. Juni 1822.
Königliches Conſiſtorium!
Preteſtation der unterzeichneten Mitglieder der evangeliſch⸗
lutheriſchen Kirchengemeinden in Nürnberg ger
gen die Einführung der Kirchen Vorſtaͤnde in
den evangelifc) : Lutherifhen Kirchen.
Zufolge der im 24. Stuͤcke des Intelligenzblattes für
den Rezatkreis enthaltenen Bekanntmachung des koͤniglichen
Conſiſtoriums vom 30. May l. J. haben Se. loͤnigliche
Majeſtaͤt unterm 13. December v. J. Allerhoͤchſt geneh⸗
migt, daß nach dem Antrag des koͤnigl. Oberconſiſtoriums
bey allen proteſtantiſchen Pfarrgemeinden des Koͤnigreiches
ein eigener Rath aus Kirchen- Vorſtehern gebildet werden
dürfe, die Inſtruction für dieſelben aber erſt bey den Gene:
tale Synoden entworfen und zur allerhoͤchſten Beſtaͤtigung
vorgelent werden ſolle.
So ſehr es beym erſten Blick auffällt, daß Kirch en⸗
vorſteher gewählt werden ſollen, ehe noch ihr amtlicher
Wirkungskreis beſtimmt iſt, ſo wenig würden wir geeich⸗
wohl gegen dieſe Umkehrung der bey Gründung neuer Ein—
richtungen gebotenen naturlichen Ordnung etwas erinnern,
und erwarten, in wie ferne eine ſolche Wahl uͤberhaupt
rechtlich ausführbar fen, wenn nicht die Hinweiſung auf die
in einem beſondern Anhange enthaltenen allgemeinen Be—
ſtimmungen deutlich zu erkennen gäbe, daß dieſe der In⸗
ſtruction der Kirchen-Vorſtaͤnde zu Grunde gelegt werden
duͤrften, und ſie alſo ſchon als die weſentlichen Grundzuͤge
derſelben zu betrachten ſeyen.
Da aber in dieſem Falle mit Recht zu beſorgen iſt,
daß nach einmal erfolgter Erſchaffung der Kirchen- Vorſtaͤn⸗
de es ſich mit der Ehre und Würde der Staats-Verwal⸗
tung nicht wohl vereinbaren laſſen werde, ſpaͤtere Einwen⸗
dun zen gegen ein Inſtitut zu würdigen, welches für fo
nothwendig, nuͤtzlich und heilſam erachtet wurde, daß man
kein Bedenken trug, ſeine Errichtung zu verfuͤgen, und die
weſentlichen Grundzuͤge ſeines amtlichen Wirkungskreiſes zu
bezeichnen, ehe man noch durch Vernehmung der evange—
liſch lutheriſchen Kirchengemeinden ſich zu uͤberzeugen vet:
ſucht hatte, ob auch dieſes Inſtitut ihrem moraliſchen und
religtoͤſen Intereſſe und ihren hierauf ſich beziehenden Wün:
ſchen und Beduͤrfniſſen zuſagen werde. Da wenigſtens ferner
nicht ohne Grund zu beſorgen iſt, daß den neugeſchaffenen
Kicchen⸗Vorſtaͤnden, fen es auch nur für kurze Zeit, ein
Spielraum gegeben werden muͤſſe, obſchon fie vorausſicht—
lich in demſelben an dem allgemeinen Widerwillen der evan—
geliſch-lutheriſchen Gemeinden segen ein ſolches Inſtitut
ſchitern würden, und, da endlich überhaupt es ſchwer hält,
die einmal verlaſſene alte Ordnung wieder herzuſtellen, fo
wuͤrde es von den Gliedern der Kirchengemeinde wegen ih—
res allgemeinen, alſo auch die kirchlichen Verhaͤltniſſe um⸗
1262
faſſenden, Wohls ſehr gefehlt ſeyn, zu ſchweigen, wo Zeit
und Pflicht gebieten, zu ſprechen. x
Eine ſolche Verpflichtung legt uns aber vorzuͤglich die
Betrachtung auf, daß zufelge No. I. I., Litt. a. jenes
Anhangs zur Bekanntmachung des koͤnigl. Conſiſtoriums
den Kirchen-Vorſtaͤnden das Recht eingeraͤumt wer⸗
den ſoll, die Aufſicht über die „ſittliche Zucht“
zu fuͤhren,
und in dieſer Hinſicht ein eigentliches Sittenrichteramt
auszuuͤben, ein Amt, welches die, nach langen, harten,
und blutigen Kämpfen der Vorzeit errungene, Glaubens-
freyheit bloß dem Gewiſſen jedes Einzelnen Übertragen hat.
Duͤrften wir uns zwar dem Glauben hingeben, als
ob unter jener Aufſicht über „ſittliche Zucht“ nur die Auf—
ſicht auf die ſittlichen Lehren und Wandel, auf Wort und
That der Geiſtlichen zu verſtehen ſey, wozu der in Litt. a.
dem vorhergehenden unmittelbar folgende Satz „Amtsthaͤ—
tigkeit der Geiſtlichen“ hinleitet, und welcher Glaube nur
durch die vorausgegangenen Saͤtze der „Verfaſſung und
Ordnung, Kirche, Lehre, Cultus, Liturgie, religioͤſer Un:
erricht,“ und durch die aus dem ganzen Zuſammenhang je—
ner allgemeinen Beſtimmungen, ſo wie aus den vielfachen
Schriften über die Einführung der Kirchenvorſtaͤnde oder
Presbyterial-Verfaſſung erheilende Tendenz dieſes Inſtituts
geſchwächt wird; fo wärden wir daſſelbe als ſegensreich
preiſen, indem manche Beyſpiele beweiſen, daß durch un:
ehriſtuches Leben ihrer Religionslehrer das chriſtliche Leben
ganzer auswaͤrtiger Gemeinden erloſchen if. Bey der Un:
gewißheit aber, in der wir uns uͤber die Richtigkeit unſerer
Auslegung jener Beſtimmung befinden, und deren Berichti—
gung einer guthentiſchen Erklaͤrung, noch mehr aber einer
factiſchen Widerlegung durch Einführung jener Presbyterial—
Verfaſfung zu uͤberlaſſen, uns zu bedenklich ſcheint, bleibt
uns nichts uͤbrig, als offen und frey zu bekennen, daß wir
zu denjenigen Gemeinden gehören, welche, wie ſich die hohe
Bekanntmachung Eines Roniglichen Conſiſtoriums
ausdrückt, zur „richtigeren“ Einſicht von der Nothwendig⸗
keit oder Nuͤtzlichkeit der Einführung der Kirchenvorſtände
noch nicht gelangt find, und, wie wir uns beyzuſetzen er—
Tauben, auch niemals dazu gelangen werden. 5
Wir find nehmlich alle von der Ueberzeugung duch:
drungen, daß die Grundverfaſſung der evangeliſch ⸗lutheri⸗
riſchen Kirche keiner Aenderung bedarf, weil ſie einfach und
wuͤrdevoll iſt, und Jahrhunderte hindurch ſich feſt und un—
erſchuͤttert erhalten hat, daß fie aber auch keine Aenderung
vertraͤgt, ohne erſchuͤttert zu werden, und vielleicht ganz
unterzugehen.
Fuͤr eine ſolche gefaͤhrliche Aenderung erkennen wir
jede Einrichtung, welche einem fremden Lehrbegriffe ange—
hoͤrig, auf ſie uͤbergetragen werden will, ihre Grundpfeiler,
Glaubens- und Gewiſſensfreyheit, durch Aufſtellung eigner
Sittenrichter untergraben, den innern Richter von aͤußerm
Zwang abhängig machen, den geiſtlichen Obern einen Vor:
zug im religiöfen und kirchlichen Wiſſen vor der Kirche ſelbſt
zugeſtehen, und Wahrheit in Wort und That allmaͤhlig
vernichten wuͤrde.
Für eine ſolche Einrichtung aber erklären wir die pres:
byterianiſche Verfaſſung, welche, und noch dazu in be.
x
1203
ſchränkterem Maaße, als man fle in der evangeliſch⸗luthe⸗
riſchen Kirche einzufuͤhren gedenkt, nicht ihrem großen Stif⸗
ter, dieſem Helden des Glaubens, ſondern einem ſpaͤteren
Nachfolger deſſelben, Calvin, ihr Daſeyn verdankt.
Ihr koͤnnen die Nachkommen Luthers niemals huldi-
gen! Sie wuͤrden es nie gegen ihre Kinder, gegen ihre
Enkel verantworten koͤnnen, ihre Zuſtimmung zur Aenderung
einer Kirchen verfaſſung gegeben zu haben, die auf einfachem,
aber feſtem Grunde gebaut, ehrwuͤrdig wie ein altes Ge⸗
baͤude der Vergangenheit, daſteht, aber wanken und flirrzen
wuͤrde, wie dieſes, wenn ein neuer Baume ſſtee denſelben
zu verbeſſern gedaͤchte.
Was daher der Religions⸗Friede, die Verfaſſung un⸗
ſers Reichs, und das Religiens Edict uns verbürgen, die
Integritaͤt der Grundverfaſſung unſerer Kirche, iſt ein Hei⸗
ligthum, welches wir ſorgſam bewahren, und nicht gegen
Einrichtungen vertauſchen koͤnnen, die mit ihr im Wider⸗
ſpruche ſtehen.
Eine Stadt aber noch beſenders, die, wie die unſri⸗
ge, laut des Zeugniſſes aller Zeitgenoſſen der Vorzeit und
Mitwelt von jeher durch aͤchte Religisſitaͤt und Gottesfurcht
ſich ausgezeichnet hat, und noch heute zur es aller
daraus hervorgehenden Tug enden, bey den Lehren ihrer
2 * .
wuͤrdigen Seelſorger keines Zwanges, ſondern nur der frep:
en thätigen Anwendung der chriſtlichen Lehren bedarf, wuͤr—⸗
de es ſich niemals vergeben koͤnnen, eine Kirchenverfaſſung
angenommen zu haben, welche ihr das Verdienſt raubte,
durch moraliſche Freyheit, nach dem Beyſpiele des Stifters
ihrer Kirche, ferner zu wirken, was nun Ergebung in eine
f. g. Kirchenzucht hervorbringen ſoll.
Wir erklären daher mit ehrerbietigem, aber feſtem und
entſchloſſenem Sinne, daß wir gegen die Einfuͤhrung der
Hirchenvorſtaͤnde (Presbyterten) in der evangeliſch-lutheri⸗
ſchen Kirche hiermit feyerlichſt proteſtiren, und zu keiner Ein⸗
richtung unſere Zuſtimmung geben koͤnnen, welche eine
Aenderung der Grundverfaſſung der evangeliſch-lutheriſchen
Kirche enthalten würde.
Wir bitten uͤbrigens ehrerbietigſt: x
uns den Einlauf dieſer Proteſtation hochgeneigt be:
ſcheinigen zu laſſen,
und verharren mit ſchuldiger
Eines Boniglichen Conſiſtoriums
gehorſamſte
(folgen die Unterſchriften von wohl Soo
Nuͤrnberger Bürgern).
Verehrung
II.
i MNärnberg, den 2x. und 22. Juni 1822.
Allerdurchlauchtigſter, Großmächtigſter Bönig,
Allergnädigſter Bonig und Serr!
Die Einführung der Kirchenvorſtande in den evangeliſch luthe⸗
riſchen Kirchen betreffend.
Eurer Böniglichen Majeſtaͤt legen wir in der
Anlage Asſchrift derjenigen Proteſtation allerunterthaͤnigſt
U
En — —
—
1264
wei welche wir rüͤckſichtlich des bezeichneten Gegenftandes
dem Koͤniglichen Conſiſtorium zu Ansbach uͤbergeben haben,
mit dem innigen Vertrauen, daß Alerhochfidiefelben un⸗
fere darin erflärte Abſicht, die Grundverfaſſung und Rechte
der evangeliſchen Kirche unverletzt zu erhalten, und eine
Einrichtung abzuwenden, welche deren Abaͤnderung und Ver⸗
nichtung allmaͤhlis herbeyfuͤhren würde, allergnaͤdigſt anzuer⸗
kennen und zu beſchuͤtzen geruhen werden.
Wir hegen dieſes Vertrauen, durchdrungen von Ehrfurcht
fuͤr den weiſen und erhabenen Herrſcher, der durch die Ver⸗
faſſung Seines Reiches und durch das Edict uͤber die äußeren
Vechaͤltniſſe der kirchlichen Geſellſchaften die kraͤftigſte Ga⸗
rantie jeder Kirchenverfaſſung gegeben und dadurch Seine
allerhöͤchſteigene Ueberzeugung eden fo mild als erleuchtet
ausgeſprochen hat, daß nur aus dem ruhigen und ungeſtör⸗
ten Beſitze der eigentguͤmlichen Grundverfaſſung einer jeden
Kircke und der Ausübung ihrer Rechte das Gluͤck und Wohl
Seiner Allerhochſtdemſe elben treu ergebenen Bürger her⸗
e koͤnne, und verharren in dieſem Vertrauen in al⸗
lertiefſter Unterwuͤrſigkeit und Ehrfurcht.
Eurer Roniglihen Majeſtaͤt 77
allerunterthänigſt treugehborfamfte
(folgen dieſelben Unterſchriften).
\
pr. 25. Juni 1822, 2
Recepisse “=
überdie Protefintien mehrerer Mitglieder der evangeliſch⸗ kuthe⸗
riſchen Kirchengemeinden in Nurnberg gegen die Einfuͤhrung
der Kirchen Vorſtaͤnde bey den dortigen proteſtantiſchen
Pfarrgemeinden.
Ansbach, den 23. Suny 1822. Abends 8 Uhr.
Bonigliches Conſiſtorial-⸗Ex⸗
peditions- Amt.
er
Cornelia, Taſchenduch f uͤr deutſche Frauen
aufs Jahr 1823,
herausgegeben
Aloys Schreiber.
246 mit 7 Kupfern.
von
Heidelberg bey Engelmann. 12.
Die freundliche Cornelia iſt wieder ſehr fruͤtz erſchie⸗
nen, um den Maͤnnern ein reiches Weibnachtsgeſchenk für
die Frauen anzubieten. Sie bringt 6 Erzählungen.:
Das Bild, von Louiſe Brachmann, das letzte
Kind alſo der Jungfrau.
Die Prufung, von Klife Ehrhardt. :
Das Doͤrfchen auf der Haide, v. K. M. Fouque'.
Die Entfuͤhrung, von A. Schreiber.
Der Eidam des Herzogs, und
Konig Ingulf und feine Tochter, v. Bft. den Wahl
und Führung,
1265
Der Gedichte find 24:
Auf das Bild Amors mit einer Roſe in ber Hand;
die Kraniche und der Stern, v. A,
Der früh verkloͤrten Prinzeſſin von Bayern und ein
Lied v Helmine von Chezy.
Am Abend des Scheſdens; die
fin v. Rudolſtant v. Varl Geib.
Das Pfirſichbaͤumchen v. K. D. Gräfle.
Dichterweihe; das Grab; der Greis; die Quelle;
Schiffere Entſchluß; an die Sterne; das Waſſertroͤpf⸗
lein, v. J. K. Nanny.
Die Blume; des Menſchen Schmerz v. Mehrlich.
Die Entſtehung der 2 15 die Stufenalter des Wei⸗
bes in 4 Ibyllen, von X. Meuffer.
Ermunterung v. Reſe.
Rippur, v. Max v. Schenkendorf.
Beruhigung, an Frida; an Eos, v. A. Schreiber.
Gedichte und Erzählungen halten ſich in der Sphäre
der Weiblichkeit; nicht philoſophirend, nicht faſelnd, nicht
weinerlich, nicht muthwillig, nicht ſchmachtend, nicht abſto⸗
ßend; aber faſt alle etwas zu ernſt. Die ernſte Zeit
verſcheucht die Scherze, als wenn es kein froͤhliches Ge:
müth mehr in Deutſchland gäbe Dichter muͤſſen froͤhlich
ſeyn und ſich nicht um Congreſſe kuͤmmern; die Frauen des
Hauſes deßgleichen.
Betende und die Graͤ⸗
Die Graͤfin von Rudolſtadt.
Romanze. 1
Geſchlagen war die blut'ge Schlacht,
Ihr Sturm verhallt' in Muͤhlbergs Auen;
Mit Kayſer Karts erleſ'ner Macht
Rang kuhn die Schaar aus Sachſens Gauen?
Denn Alba fand hier tapf're Wehrz
Nicht muthiger focht Frankreichs Heer,
Franz und Bayard an feiner Spitze,
Richt ſtärker ſchleudert' es die Blitze⸗
Jedoch was hilft der Widerſtand,
Wo Ueberzahl mit Kraft ſich einet?
Der Feind beſtroͤmt das weite Land,
und Churfürft Friedrich ſelbſt erſcheinet
In der Gefang'nen Kreis: fein Blut
Wagt' er für heiligen Zweck voll Muth,
Der, ſeines Namens werth, nicht ſinket,
Sbſchon ihm jetzt der Unſtern blinket. *
Karls Heer geht im Triumph zuruͤck,
Bier Deutſchr, mutlig, gleich den Haren,
Iſis. 188. Heft XII. u
Dort Spanier mit ſtolzem Blick,
Dort Flanderns wilde Kriegesſchaaren;
Es ziehen donnernd Roß und Mann
Thuͤringens Waldgebirg' hinan,
Und breiten ſich nach allen Flanken,
Den Saalſtrom aufwärts, gegen Franken.
Wo hoch das Schloß von Rudolſtadt
Auf grünen Hohen, vom Hain umbunfelt,
Erglaͤnzet, dort gelagert hat
Des Heeres Mitte ſich; es funkelt
Ihr Waffenglanz durch Flur und Thal?
Hier hauſ't der Spanier große Zahl,,
Die fern in Ebnen ſich verlieret,
Vom Herzog Alba ſelbſt gefuͤhret.
Die Eraͤfin Katharina dort,
Aus Henn ebergs erxlauchtem Stamme,
Erhielt den Schutzbrief, der als Hort
Sie ſchirmet vor der Kriegesflamme;
Es ſchrieb ihn ſelbſt des Kayſers Hand,
Und Schutz gewaͤhrt' er auch dem Land,
Das ſich der Wittwe Herrſchaft freute,
Die mild der Wohlthat Saamen ſtreute,
Da kommt geſprengt ein ſchneller Both
Heran, des Fuͤhrers Kampfgenofie:
„Es bittet um ein Morgenbrod,
Hochedle Frau, hier auf dem Schloſſe,
Der Herzog mit noch andern Herrn!“
Die Antwort drauf: „Ich gebe gern,
Was ich vermag; des Kayſers Helden
Geht, meinen beſten Gruß zu melden!“
Bald reitet durch die Pfort' im Glanz
Fuͤrſt Alba ſchon mit ſeinen Soͤhnen,
Und andern, die im Siegerkranz
Des Feldherrn ſtolzen Zug verſchoͤnenz
Auch Braunſchweigs Herzog, Heinrich, kam,
Er, der für Karl die Waffen nahm:
Im Saal mit ehrfurchtsvollen Mienen
Neigt alles ſich vor Katharinen.
D'rauf ſitzen alle beym Banket:
Reich iſt das Mahl; der Freude Funken
Spruͤh'n hoch; der volle Humpe geht,
Es wird der Herrin Wohl getrunken,
Und jeder ruͤhmt des Andern That
Auf Lochau's Haide — fieh! da naht
Der Gräfin Einer ihrer Leute,
Und zieht geheim fie auf die Seite.
„Gebieterin! (fo fagt er) hier
Freu'n ſich die Herrn vom 1 5 Stande:
0
1266
— — 8 x
1267 1268
Doch ach! in unſerm Landrevier Allein was hilft nun alle Macht e
Tobt, mehr als Feind, der Krieger Bande. Zu nahe droht ihm das Gewitter; g
Sie treiben Heerden von den Au'n, 5 Dort iſt des Schloſſes Thor bewacht,
Erpreſſen Geld, entehren Fraun — Hier ſtehn gewappnet kuͤhne Nitter, 1
Laut fleht das Volk — ſie pluͤndern, morden Und warten dem Gebot; es führt
umher, wie ungezaͤhmte Horden! . Schon jede wack're Hand an's Schwert:
. 5 Doch Hein rich ſpricht am Fenſter dorten
Die Gräfin war wohl ſanft und gut, 5 Mit Alba in geheimen Worten. gi!
Doch raſch und Fühn auch zum Entſchluſſe. 5
Sie feuert ihrer Saſſen Muth, Sie wenden ſich, und ſchriftlich nun
Der Diener Schaar zu Roß und Fuße Wird an das Heer Befehl erlaffen, -
Muß ſich mit Saͤbel und Geſchoß Nach Katharinens Wunſch zu thun z —
Bewaffnen heimlich in dem Schloß: 2 Doch warum weichen nicht die Saſſen? B
Als man dem Ruf ſich treu erwieſen, Die Gräfin ſagt: „Verzeihet mir! 8
Laͤßt alle Thore ſie verſchließen. So lang noch muͤßt Ihr weilen hier, 5 5
Bis mit Gewißheit ich vernommen,
Jetzt tritt ſie wieder in den Saal, Daß dem Befehl man nachgekommen.
Wo, ahnend nicht, was man vollbrachte, {
Der Gaͤſte Reih'n am frohen Mahl, Und endlich zeigt das Landvolk ſich,
In Jubel zechend, ſang und lachte. Und ruft, daß Ordnung wiederkehret.
Die Gräſin meldet, wie gekränkt * Die Gräfin dankt demuͤthiglich,
Sie ſey, wie hart ihr Volk bedrängt, und ſpricht: „Erhabne Fuͤrſten, ſchwoͤret
Die Span'ſche Truppen ſich vermeſſen, Auf Ritterwort, daß nimmermehr ; 8
Des Kayſers Worte zu vergeſſen. Auch weder Ihr, noch Euer Heer, *
Sich raͤchen ob dem Widerſtande
5 8 2 ti N i de,
Die Antwort iſt Entſchuldigung, An mir, den Meinen und dem Lande
Daß der Soldat ſich wen'ger bindet
Nach Kampf; es ſey die Pluͤnderung
Wohl nicht ſo arg, als man verkuͤndet.
Zedoch aus beine Mund Ein dene e zen d e
Vernimmt der Feldherr kurz und 0 ul be a
„ 1195 ur 15 1 85 1 Sie ſitzen auf, der Zug geht fort 7
Mir Eure Guͤte wird erfuͤllen. Ae e e e
Wird freundlich und in allem Frieden.
Gebt ſchriftlichen Befehl, daß ſchnelt A
Das Vieh mit allem andern Raube
Erſtattet ſey an Ort und Stell',
Und Niemand Unthat ſich erlaube!“
Der ſtolze Herzog nimmt für Hohn,
Was man begehrt in ſolchem Ton,
und will nicht Worte mehr verlieren:
Es wird gewaͤhrt, und Braunſchweig lebt
Den Muth der edlen Frau von Herzen,
und lacht, daß man bey ihr erprobt
Das Waſſertroͤpflein.
Tröpflein muß zur Erde fallen,
Da öffnen ſich des Saales Thüren. Muß das zarte Blümchen letzen,
: Muß mit Quellen weiter wallen,
I Und fieh mit ritterlicher Wehr r Muß das Fiſchlein auch ergögen, x
Tritt ein die Schaar der tapfern Mannen; Muß im Bach die Muͤhle ſchlagen,
Sie reih'n ſich um die Gräfin her, Muß im Strom die Schiffe tragen, 42
Und dieſe ſpricht: „Es zieht von dannen ; Und wo wären denn die Meere,
Wohl keiner mit dem Leben fert, Wenn nicht erſt das Tröoflein wäre? —
Erfüllt Ihr nicht mein bittend Wort!“ 2 3
Da prallt der Fremden Kreis zurücke, Scheint mir Menſchenthum zu klein,
Selbſt Alba ſtaunt mit finfterm Blicke. Soll dieß Spruͤchlein Troſt mir ſeyn. 2
N Naͤnny. 7
1269 i b
Repertorium commentationum a Societatibus
litterariis editarum, Secundum disci-
plinarum ordinem digessit
f I. D. Reus,
Gottingae apud Dieterich 4.
Dieſes ſeit 20 Jahren mit einem unſaͤglichen Fleiß
ausgearbeitete Werk, das Einzige in der Welt, iſt bereits
bis zum 16. Bande gediehen, und damit iſt das ganze na⸗
turhiſtoriſche und mediciniſche Fach geſchloſſen. Ob es auch
ſo fleißig gekauft wird, wiſſen wir freylich nicht, bezweifeln
es aber aus der allgemeinen Beobachtung, daß wiſſenſchaft⸗
liche Werke meiſt bey denen, welche ſich ruͤhmen, zu den
hoͤhern Staͤnden zu gehoͤren, verachtet ſind, und daß den—
jenigen, welche ſie ihres Standes wegen kaufen ſollten,
die Zeit und die Mittel dermaaßen genommen ſind, daß
ſie weder leſen noch kaufen koͤnnen. Um ſo mehr bewun⸗
dern wir die Ausdauer des Vfrs. und des Verlegers. Ch:
re, guter Wille und Mitleiden mit der Welt, ſind freylich
beſſere Sporen als Gewinn. g
Es iſt gewiß keine geringe Aufgabe, das Ordnungs-
princip für Aufſaͤtze aus allen moͤglichen Wiſſenſchaften zu
finden; gewiß, es iſt eine herkuliſche Arbeit, die vielen 1000
und 1000 Titel aufzuſuchen, abzuſchreiben, zu ordnen, zu
ſetzen und zu corrigiren. Der Verfr. hat alle Geſellſchafts⸗
ſchriften, und ſelbſt die wichtigſten Zeitſchriften in ſeinen
Plan aufgenommen, und fie mit einer Genauigkeit ausgezo⸗
gen, die Bewunderung verdient. Die Baͤnde ſelbſt ſind
nach dem Göttinger Realkatalog geordnet, und jede Haupt⸗
wiſſenſchaft hat wieder ihr beſonderes alphabet. Regiſter.
Kurz, bes iſt alles ausgedacht, was nur irgend zu Errei—
chung der Vollſtaͤndigkeit und der Bequemlichkeit dienen
kann. Jeder Naturforſcher, jeder Phyſiker, Chemiker,
Mathematiker, Oekonom, Geſchichteforſcher, [Philolog und
Arzt kann in dieſem Werk alles finden, was nur irgendwo
und zu irgend einer Zeit in Geſellſchaftsſchriften gedruckt
worden iſt. Der Pfr. und der Verleger verdienen daher,
wenn irgend Jemand den aufrichtigſten Dank der Welt,
aber nicht bloß den Mauldank, ſondern denjenigen, wel:
cher nöthig iſt, um die Exiſtenz der Werks zu ſichern. —
Es folgt hier der Inhalt der bis 1822 erſchienenen 16 Bände,
IJ. D. Reuss
Repertorium commentationum a societatibus
litterariis editarum. f
T. 1. Historia naturalis; Zoologia. Gottingae 1801. 4.
T. 2. Botanica; Mineralogia. Ibid. 1802. 4.
T. 5. Chemia et Res metallica. Ibid, 1805. 4.
T. 4. Physica. Ibid. 1805. 4.
T. Astronomia. Ibid. 1804. 4.
T. 6. Oeconomia, Ibid. 1806. 4. ‚
T. 7. Mathesis; Mechanica; Hydrostatica; Hydrau-
lica; Hydrotechnia ; Aerostatica; Pneumatica;
Technologia; Architectura Civilis; Scientia
Navalis; Scientia Militaris. Ibid. 1808. 4.
T. 8. Historia; Subsidia Historica; (Geographia; Chro-
nologia; Monumenta Veterum Populorum;
1
nun
— „ > 127@
pr .
Inscriptiones; Numi et Res 'numaria; Ars
Diplomatica, Heraldica;) Historia Universalis;
Historia Generis Humani; Historia Mythica;
Historia Specialis; Asiae; Africae; Americae 3
Europae; Historia Ecclesiastica; Historia Lit-
teraria bid 1810. 4.
T. 9, Philologis; Linguae, Scriptores Graeci,
tores Latini, Litterae Elegantiores,
Rhetorica; Ars Antiqua, Pictura;
Ibid. 1810. 4.
. Scienlia el Ars Medica et Chirurgica, Pro-
paedentica et Physiologia; Hysieine; Patholo-
gia seu Nosologia Generalis; Semeiotica. Ibid.
1805. 4.
T. 11. Materia Medica; Pharmacia.
2,
Scrip«
Poesis ;
Musica;
a Ibid. 1816. 4.
Therapia generalis et specialis. P. 1. Conti-
nens A. B. C. Ibid 1817. 4
Therapia generalis et specialis. P. 2. Continens
lp 8s
Therapia generalis et specialis. P. 3.
nens I—S.. Ibid, 1820. 4.
T. 45. Therapia generalis et specialis. P. 4. Conti-
nens T—Z. Operationes Chirurgicae; Medi-
cina Forensis, Legalis et Politica. Ibid. 1820. 4.
T. 16. P. 1. Ars Obstetricia. P. 2. Ars Veterinaria.
Ibid. 1821. 4.
J .
ae Conti-
\
Inhalt des letzten Bandes.
Ars Obstetricia,
Generalis quaedam de Arte Obstetricia. pag. 1.
De Obstetricibus et Adjutoribus partus. 1.
Domus obstetricia. 2:
Observationes artem obstetriciam
tantes. 2.
De Graviditate 3.
Quaestiones physiologicae de graviditate.. 4.
De Utero gravido. 4.
De situ foetus in utero. 4.
De signis conceptionis et graviditatis. 4.
De graviditate falsa. 5.
De diagnosi sexus foetus utero inclusi. 6.
De diagnosi vitae foetus. 6.
De singularibus in grayiditate symptomatibus. 6.
Dehiscentia uteri. 7.
Aquarum ex utero effluxus. 7.
Magna aquarum copia. 7.
Haemorrhasia uteri gravidi. 7.
Lactis effluxio e mammis. 8.
Retroversio uteri gravidi. 8.
Pica; Malacia. 8.
De cura gravidarum. 8.
De vena in gravidis secanda. 9.
De graviditate anomala. p. 10.
De graviditate mixta. 10.
De graviditate molari. 10.
generalim spee-
1271
De graviditate beste N (s. mola hy datica). 12.
De gravidi tate extra- uterina. 11.
Abdominali. 14.
Tubaria. 16.
varia. 17.
De sravilitate . 18.
De graviditate viri (. 2
De Partu.
De partu naturali. 21.
De partu juniorum. 22.
De Secundinis; Secundis, Placenta. 22.
De Funiculo Umbilicali. 26.
ö De Liquore Amnii. 28.
De partu difficili et Pasten 28.
Ex vitio matris. 31.
Ex mala-pelvis conformalione. 31.
Ex plethora. 31.
Ex conyuls 1 52.
Ex debilitate. 33.
De partu post mortem makris. 3%
Ex angustia vaginge. 34.
Ex obstructione vaginae, 34.
Ex coalescentia vaginae et ortificiiuterini. 34.
Ex ruptura vaginae. 35. *
Ex angustia orificii ulerini. 55.
Ex abscessu uteri.
Ex prolapsu uteri. 36.
De partupraeternaturali cum rupture uteri. 36.
Partus difficilis ex variis caussis. 38.
Ex vitio foetus. 39.
Gapitis- vitia et- situs. 40.
De funiculi umbilicalis impedimentis. 41.
De partu, humero, brachio vel manu prae-
Vis. 41.
De partu difficili a hydrope. 42.
De partu difficili a monsteositate foetus. 42.
Nates praeviae. 45.
Pedes praeviae. 43.
Tumores. 44.
Caput infantis avulsum et retentum. 44.
De partu foetus mortui et putrefacti. 44.
Ex vitio- secundinarum, 45.
De insolita partus via.
Excretio foetus, per umbilicum. 46,
Excretio foetns per abscessum vel vulaus ab-
dominis. 46.
Excretio foetus per anum. 47.
Excretio foetus per perinaeum. go.
Excretio foetus per vesicam. 50,
Excretio-foetus per vomitum.
De partu immaturo et praematuro.
De partu immaturo, s. abortu, 5%
De partu quinquemestri. 55.
De partu sextirnestri. 55.
De partu septimestri. 55.
De partu octimestri. 56. Ä
De partu gemellorum. 56.
De partu numerose. 58.
Infantum trium. 59.
Infantum quatusr, SQ
S h
1272
Infantum quingue. 60.
Infantum novem 60. 4
De partu molae. 60.
De partu hydatidlum. 63.
De Auxilio obstetricantium in partu.
De auxilie medice. 63 .
De auxilie chirurgico. 65.
De versiene infantis. 65.
De secundinarum expulsione et extractione: 66.
De insiramentis ebstetriciis. 66.
De vecte, 75
De forcipe. 68.
De unco. 70.
De sastrotomia ad extrahendum foetum ex-
tra -uterinumtinstituta. 70.
De gastro - hysterotomia; s. de partu e
n foetus. 71.
De sectione symphyseos ossium pubis; syn-
chendrosi. 78.
Do secundinarum (secundarum) expulsione et
extractione. 79.
De symptomatibus quibusdam partum comitanti-
bus vel insequentibus. 80.
De haemorrhagia uteri in partu et post N 81.
De ruptura uteri. 82.
De ruptura vaginae et perinaei in Be 82.
De inversione uteri. 85. 4
De cura infantis neonati. 85.
Nutrices. 86.
De puerperio et puerperarum cura. 87.
De lochiis. 88.
Ars veterinari a.
In Genere. pag. 1.
In Specie.
Quadrupeda; Ordine Alphabetico.
Pecus Bubulum. 6.
Status Morbosus Anatome defeckus. 8.
Morbi. 10. ?
Morbi Contasiosi. 21.
Morbi Contagiosi, Serie Chronologien. 20
Therapia. 35. x
Inoculatio. 35.
Canis. 56.
Capra. 42.
Cervus. 43.
Cervus Tarandus. 43.
Equus Caballus. 44.
Equus Asinus. 60.
Mulus. 60.
Felis. 61.
Pecus Oviarium. 62.
Sus. 74.
Aves.
Anser. 77. 5 ;
Anas Domestica. 77: 5
Columba. 77.
Gallus; Gallins. 78.
Meleasris Gallopavo. 78.
isces. 80%
1273
Mineralogiſche Bruchſtuͤcke (Taf. 10),
I.
ar
Wahrend andere Gattungen auf fo mannichfaltige Art
ihre Kryſtallgeſtalten wechſeln, und von der Grundform oft
ſo weit abgehen, daß für das Auge eine mehr oder weni⸗
ger mitte bare Zuruͤckführung darauf und eine Anſchau⸗
ung der Verhaͤltniſſe nur durch Hülfe des Verſtandes mög:
lich wird, bält der Quarz feine Grundform, die regelmäßig
ſeitige Deppelppramide, feſt, und bildet außer ihr bis zu
gleich großer Vollkommenbeit nur noch die eine Saͤule
aus. Alle ſonſtigen Flaͤchen flören nie den Eindruck der
Hauptgeſtalt, geſchweige, daß fie zueinet ſelbſtſtaͤndigen Aus⸗
bildung wie dieſe durchdringen ſollten; ſie erſcheinen immer
nur als kleine Veraͤnderungen, — und hoͤchſtens gelangt ein⸗
mal eine einzelne Flache zu einer mehr bedeutenden Größe,
Der einzige Fall vielleicht, der hier eine deſtimmte Ausnah⸗
me macht, iſt der, wo Flaͤchen der aufrechten Zone *
ſich bis zur Verdraͤngung der gewohnlichen Pyramidenflaͤ⸗
chen ausbreiten und eine neue ſpitzere Pyramide bilden.
Dieſes Vorkommen iſt aber ſehr ſelten. Der Quarz neigt
uͤberhaupt ſehr zur Ausbildung dieſer aufrechten Zone, was
ſchon durch die Streifung der Saͤulenflaͤchen angedeutet iſt.
— Daß die primitiven Flächen des Quarzes ſelbſt nicht im⸗
mer zu einer Afeitigen Doppelppramide zuſammenkommen,
ſondern daß ſich durch ein Verſchwinden von 2, 3 Floͤchen,
durch ein Zucücktreten der einen kryſtallographiſchen Hälfte
der Gtundgeſtalt, die Kryſtalle hie und da als Rautenfla⸗
che ** darſtellen, dieſe Erſcheinung darf man wohl mit
Recht als eine Zufälligkeit betrachten. Der Quarz iſt dem
Rhombosdriſchen gar nicht zugethan, am wenigſten zerſpal—
tet er ſich, vermoͤge feiner inneren Fuͤgung, in dieſer Hin⸗
ſicht. Nach Weiß iſt feine gewoͤhnliche 6ſeit. Doppelpyra⸗
mide auc ſeine Kernform. Hoöchſtens kann man verſuchen,
dergleichen Erfheinungen, die allerdings wohl in Umitäns
den, welche ben der Kryſtalliſatlon obwalten, gegründet ſeyn
möuen, pyhyſikaliſch zu erklären. Denn mit eben dem Ans
ſpruch einer beſendeten kryſtallographiſchen Beachtung duͤrf⸗
ten ch ſonſt lei t noch -andere ahnliche Abänderungen binftellen
können, wenn ſie nicht mehr o weniger unſymmetriſch
waͤren, — was doch aber nur auf das Intereſſe einer reis
nen Geſtalten- Betrachtung und auf eine gewiſſe Wuͤrdi⸗
gung der aͤußern Schönheit von Einfluß ſeyn kann. Durch
Verdrängung von 2 Paar Flaͤchen zeigt der Quarz oftmals
Achtflache, deren Grundfläche eine Naute von 120 und 60°;
gewiſſe Fundorte liefern meiſt Kryſtalle, an deren Spitzen
nur 2 Flachen vorwalten, andere, wo gar nur eine. —
e Anmerk. 1. Den Ausdruck: Zone, braucht Weiß für
einen Ring, einen Kranz gieichlaufender Kanten um den
Kry koͤrper. Statt Kanıen können auch andere beſtimm⸗
te Luiien, als Geren ꝛc. eintreten.
= % Rhemboeder.
Jſis. 1822. Heft XII.
1274
Der Quarz verraͤth eine entſchieden vorwaltende Nei⸗
gung zur Ausbildung der Polkanten- Zone feiner gewoͤhn⸗
lichen Doppelpyramide; alle bisher aufgefundenen Flaͤchen
fallen zum größeren Theil in dieſe, zum geringeren in jene
aufrechte Daß Weiß ein eigenthümliches Geſetz für das
Borkommen der Flaͤchen dieſer Zone vermuthet, iſt bekannt.
Er vergleicht die Kryſtalliſation des Quarzes in dieſer Hin⸗
ſicht mit links oder rechts gewundenen Pflanzenſtengeln,
und behauptet ein getrenntes, hemiedriſches Vorkommen je⸗
ner Flaͤchen. Eine Pruͤfung dieſes Geſetzes kommt mir hier
um fo weniger zu, als ich weder dafür noch dagegen ge⸗
nugſame Erfahrungen und Beobachtungen aufzuſtellen habe.
Ich habe mich durch meine Zeichnungen an Weiß ange⸗
ſchloſſen. —
Nach Sauy hat der Quarz folgendes Grundoerhaͤltniß:
24
55 3
c:a:s = ——
v5
wornach er den Polkanten-Winkel der gewöhnlichen Dop⸗
pelpyramide auf 133° 48“, den Grundkanten⸗Winkel auf
103° 20“ beſtimmt. In der letzten Zeit find ſchaͤrfere
Meſſungen angeſtellt worden, unter andern ſtehen bey
Mohs jene Winkel auf 133° 38“ und 103° 83“ angege⸗
ben, wodurch auch der alten Roméiſchen Beſtimmung des
letzteren auf 104° näher gekommen iſt. Zu dieſen, von den
Reſultaten der Haupiſchen Grundannahme fo fehr abwei—
chenden Meſſungen, kann das alte Verhaͤltniß nicht mehr
paſſen. Ich habe verſucht, ein neues feſtzuſtellen, um mich
deſſelben bey meinen Rechnungen bedienen zu koͤnnen, und
weiß weder, ob es ſonſt ſchon bekannt, noch ob ich allwe⸗
ge darin gerechtfertiget bin, daß ich von dem alten, welches
ſich oft ſo einfach darſtellt, abgegangen. Mein angenom⸗
menes Grundverhaͤltniß der Dimenſionen iſt dieſes:
27 11
.
3
G: a VII: 3 5
F
darnach ergibt ſich der Polkanten- Z auf 133 38“ 28", 65
der Grundkanten⸗ Z auf 103° 51’ 11“, 8; der Pol⸗Flaͤ⸗
chenwinkel auf 39° 1141“, 8; der fpigige L der gewoͤhn⸗
lichen Rautenfläche, (s) auf 71° 2‘ 3", 9. — Alle ſonſti⸗
gen noch vorkommenden Winkel find ebenfalls nach dieſem
neuen Grundverhaͤltniß berechnet. Ich komme nun zur naͤ⸗
heren Beſchreibung deſſen, was ich bis jetzt noch Unbekann⸗
tes am Quarz glaube beobachtet zu haben. Ich bediene
mich dabey der vortheilhaften Bezeichnißmethode von Weiß;
feine vortrefflichen Abhandlungen darüber, fo wie die über
den Quarz, ſind bekannt. —
8
<
a:
I. Die Slähen der zwepten Säule.
Es iſt bisher immer als eine beſondere Eigenthuͤmlich⸗
keit des Quarzes angefehen worden, daß er an feinen Kry—
ſtallen nie die in anderen Gattungen ſo haͤufig vorkommen⸗
den Flaͤchen der aten Säule ausbildet, die Abſtumpfungsflaͤchen
80
.
073
der Seitenkanten der gewöhnlichen Saͤule. Jetzt wird es
noch immer eine Eigenthuͤmlichkeit bleiben,, daß fie ſich
fo aͤußerſt felten finden. Ich habe das Gtuͤck gehabt, fie
wiederholentlich fehr ſcharf und klar an Kryſtallen zu beob⸗
achten, die ich von Sundwich (zwiſchen Arensberg und
Iſerlohn) aus einer dortigen Eifengrube mitgebracht; fie
ſitzen mit Eiſenglanz-Keyſtallen zufammen auf Rothei⸗
ſenſtein; ihre Geſtalt iſt ganz die, wie meine Fig. 1 fir
zeigt. Ich habe nicht verſaͤumt, meine Stufen an Nau⸗
mer und Weiß mitzutheilen. Der Flaͤche kommt das Zeichen
zu, aus welchem ſich ihre Eigen—
ſchaften von ſelbſt ergeben, daß fie an der Quarzpyramide
zugleich in eine Diagonalzone und in eine Kantenzone des
Rautenflachs faͤllt. —
n n
150, — 152 88. 5 %/ A543 8:
1
II. Drey neue Flächen in der Polkanten-Jone.
1. Eine dritte Trapezfläche.“ Bekannt und be⸗
ſtimmt waren beym Quarz bisher zwey Trapezflaͤchen
(u und x bey Hauy); die Rautenflaͤche, s, war die Flaͤ⸗
che mit Zfachem cosinus, dann folgt die erſte Trapezflaͤche,
u, als die mit 7fachem, darnach die zweyte, X, als die mit
11fachem cosinus (jedesmal bey gleichem sinus) in der
Polkanten-Zone der gew hnlichen Quarzpyramide. Zwiſchen
s und u, und dann zwiſchen u und x, waren offenbar Luͤ⸗
cken, wenn man annahm, daß die Reihe der cosinus in
den gewohnlichen ungeraden Zahlen fortgehen ſollte; man
hatte Recht, noch zwey Trapezflaͤchen, — die eine mit
Zfachem, die andere mit gfachem cosinus, zu vermuthen.
Denn was die erſtere dieſer Flaͤchen, mit sfachem cosinus,
betrifft, ſo hatte ſich dieſelbe ſchon längſt bey vielen ande⸗
ren Gattungen gefunden, die das glied. Keyſtallſyſtem ha⸗
ben, und man war mithin zu jener Annahme einer in un⸗
geraden Zahlen fortgehenden Reihe der cosinus um fo
mehr brechtiget. weiß hatte ſie in dieſer Eigenſchaft un⸗
ter andern ſchon beym Apatit und Beryll beſtimmt; ich
habe ſie kuͤczlich auch beym ſchwefelſauren Vali gefun⸗
den. Beym Balkſpath iſt ſie die Flaͤche der gewohnlichen
Kalkpyramide, * die Hauy meétastatique genannt,
©
ueberall kommt ihr das Zeichen A zu,
V
aus welchem ihre Beziehungen ſogleich einleuchten, nehmlich
durch die Glieder o: 23 — ½ C: s wird ſie als in die Ran⸗
—
„Anmerk. Mit dieſem Namen hat zuerſt Weiß wegen ihrer
gewöhnlichen Geſtalt diejenigen Flächen ber Polkantenzo⸗
ne bezeichnet, die zwiſchen der Nautenflaͤche (8) und der
erſten Saͤulenflache (r) liegen. E
„ Anmerk. Kalkpyramide nennt Raumer den Kryſtall⸗
12726
tenzone des Rautenflachs, und durch die Gleichheit der
Coeffieienten von e und dem ersßſen a als in die Polkan⸗
tenzone der Quarzpyramide gehörig, bezeichnet Veym
Quarz iſt fie dagegen noch nicht mit Beſtimmtheit beob⸗
achtet worden; durch die nunmehr aufgefundene Fläche der
zweyten Saͤule iſt aber jetzt wenigſtens die andere Zone ges
geben, in die fie mit gehört, und es ließe ſich vielleicht er⸗
warten, daß man fie einmal als eine ſchiefe Abſtumpfungsfläs⸗
11 >
che der Kante = (Siehe Fig. 1) entdecken moͤchte. Die
Eigenthuͤmlichkeit des Quarzes, daß er ſogar feine gewoͤhn⸗
lichen Flaͤchen nur ſparſam und kaͤrglich hervorbringt, läßt
zwar auf der anderen Seite für das Ungewshnliche noch
weniger hoffen. — -
Was nun die zwiſchen u und x fallende, von Weiß
laͤngſt vermuthete Trapezfläche (Zeichn. II, y) mit gfa⸗
chem cosinus betrifft, fo befige ich in meiner kleinen Samm⸗
lung einen ausgezeichnet ſchoͤnen und großen Bergkryſtall,
an welchem ſich, neoſt der Rautenflaͤche s, alle 3 Trapez
ſlaͤchen — u, » und x — in ungewoͤhnlicher Große neben
einander befinden. Alle betreffenden Kanten ſind mit dem
gewöhnlichen Haupiſchen Goniemeter meßbar. Ich habe
Herrn Prof. Weiß und Hrn. Dr. Roſe, welcher letztere
die neue Fläche auch durch eigne Meſſung beſtimmt, dieſen
Kryſtall mitgetheilt. Die Zeichnung II ſtellt ihn dar, wie
er in feiner vollkommnen Ausbildung nach jenem Weißi⸗
ſchen Geſetz (hier bloß mit den linken Trapezflaͤchen) er⸗
ſcheinen wuͤrde. —
0 —
N
für dieſe neue
Aus dem Zeichen ara a
% % % 8 .
Trapezflaͤche » ergibt ſich, daß dieſelbe zugleich in eine Dia⸗
gonalzone und in eine Kantenzone des Kautenflahs
(hier mit Jfachem cos. bey gleichem sinus) derjenigen
6feitigen Deppelpyramide fallt, die beym Quarz haͤufig
durch eine Flaͤche mit Zfachem sinus in der aufrechten
Zone angedeutet iſt. (Um dieß an den Zeichen ſichtbar zu
machen, bedarf es einet bloßen Divifion des Gliebes Ce
durch 3.) Sie ſteht zu dieſer zweyten Quarzpyramide mit⸗
hin gerade in dem Verhaͤltniß, wie die Haupiſche Kalk
ſpathfluͤche n zu dem dortigen primitiven Rautenflach; fer⸗
ner iſt ihr eben ſo im allgemeinen Zeichen fuͤr dieſes ihr
Vorkommen eine Flaͤche gleich, die ich kurzlich beym ſchwe⸗
felſauren Kali aufgefunden, — 5
Machen wir nun — der Vollſtaͤndigkeit wegen, uns
ter Zuziehung jener, bey anden Gattungen vorkommenden
Fläche, mit sfachem cosinus (wir nennen fie c) — eine
Zuſammenſtellung aller am Quarz bisher in der Polkanten⸗
Zone beobachteten Flaͤchen, ſo gibt dieß folgendes Ver⸗
zeichniß: - *
koͤrper, für welchen Weiß den Ausdruck: Drey und
dreykantner hat. Weiß ſchlug eben ſo den Namen
Quarzpyramide für jede regelmaͤßige Gfeitige Dop⸗
pelpyramide vor. R
1277
0 1F
j 2 0 2 = = nigen Zeichen, wodurch die Stuͤcke angegeben werden,
s mit zfachem cosinus g a: : a MiD. E. 10 pelche an einem Modell von den Grund- und Polkanten
% 8 ½ 8 8 E der gewoͤhnlichen Quarzppramide jedesmal wegzuſchneiden
waͤren, um die beſtimmte Flache zu erhalten. Die Buch⸗
TESTEN RE ſtaben F bezeichnen die Polkanten, D die Gtrundkanten um
t 5 B die Ecke E. Das Geſetz iſt leicht zu erkennen, wonach,
A 0 “ uch diefe Zeichen fortgehen.“ Zum Uebeefluß ſtelle ich
(e mit sfachem cosinus S /a: 5A: aN D. E. 1 noch diejenigen hin, welche den Flaͤchen in Beziehung auf.
er N . 3 Fon AUF 3 ee
„ E. 7 die beyden Rautenflache zukommen, in welche die Öfeitige‘
Die erſte Reihe enthält bie Weißiſchen, bie folgende
Doppelppramide zerfaͤllt, und unterſcheibe die Flächen,
1278
dieje⸗
Bauy, durch einen Strich an ihren Buchſtaben:
1 sr 7 %
u mit 7fachem cosinus = : ½% a: J½ AN =$D.E, 1D s = / D. E. 1D 5 = 1D. E. D.
f 5 8 ½% 8 8 DER — % B 5
0 (= ıD. 1 D 6“ S 10. E. >, p.)
c 7, F la Be
vaitgfahemcosius= fer ts: VJ SIDE . E „pb won E. p.
’ 5 75 B
Ber
V S P. E. % D v=ıD. E. % .
75 B
* mit 1ıfahem cosin. = 5
* 1D, E. ½%D * iD. E. % D.
a nn B
a Gegen P iſt geneigt: f Geegen e iſt geneigt:
4 4805 unter einem Z von
s unter einem Z. von ı51° 3 8 1420 5 57“, 4
u „ iir f 8 ,79 u „
5 2 = 2 2 127° 43' 3675 2 v ei : 2 2 165° 27' 944, ix
x. Er la Ye ROHR eee x * /n ͤ ͤ er ne
r lie e e
Gegen s iſt geneigt: Gegen v iſt geneigt:
u unter einem Z von 160% 33“ — “, 6 u unter einem Z von 176% 5 477 3
W 2 2 s = 156° 38° 47 9 x * * = = 17972 26’ 22% 4
u . “
Rute e RENNER HNO NS = ift gleich „
nun
„ ATnmerk. Eiche „Weiß, über die Bezeichnung der verſchiedenen Flächen eines Kry
: ſtalliſations u
unter den Abhandlungen der koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften in Berlin, 1816— 1817, ſyſtems
Ich bediene mich allgemeiner
Zeichen, die ich mir zur Auffindung der beſonderen entwickelt. Fuͤr die Weißiſche Bezeichnung gilt, bey gefegtem au 7
0 2
in der Pollanten: Zone, die Formel: 5
Er 2m a 2m
5 nm n m 5
4 m 2m 4m
= n+ 3m n ETF
woraus fogleih einleuchtet, daß der sinus umgekehrt aus dieſem Zeichen zu erkennen — dem
1 halben Goefficienten des mitt⸗
leren e) iſt. Wird der Coefſicient des lesten s der doppelte des von o, d. h., fällt die gegebene
Flaͤche in die Kantenzone
1
1279
2. Eine Abſtumpfungsflaͤche der Kante 5 Es hat
immer bey Betrachtung der Polkantenzone und der ihr zu,
gehörigen Flaͤchen keym Quarz als etwas Beſonderes auf⸗
fallen müſſen, daß dieſe Zone an einem Ende mit der ge⸗
woͤhnlichen Rautenflaͤche, s, ſchloß, und durchaus keine Flaͤ⸗
chen darüber hinaus aufzufinden waren, etwa Abſtuwpfun⸗
5 d 2
— oder je
P I
Was nun die erſtere Flaͤche, eine Abſtumpfung
gen der Kante Veränderungen der Polkanten
ſelbſt.
8
der Kante, 5 betrifft, die man fuͤglich eine obere Trapez⸗
flaͤche nennen konnte, fo habe ich dieſelbe mehrmals in der
Sammlung des Hrn. Juſt. Comm. Keferſtein in Halle zu
beobachten Gelegenheit gehabt. Jetzt muß ich mir aber ei⸗
ne genauere Beſtimmung vorbehalten; denn ob ich gleich
ſelbſt einen Kryſtall befige, an welchem dieſe Fläche nicht
zu verkennen iſt, ſo iſt ſie doch keinesweges ſo ſcharf und
meßbar, als jene.
Mehr Auskunft kann ich Über die andere gedachte
Flaͤche geben, welche bisher noch nicht beobachtet worden.
Nehmlich:
nn
— — —
h 1280
3. Eine ſchiefe Abſtumpfung der Polkanten
(= g Fig. (II). Dieſe Flache muß als eine einzelne Zu:
ſchaͤrfungsflaͤche der Polkanten betrachtet werden. Ich be⸗
fige fie an einem ſehr klaren Bergkryſtall mit langer Saͤu⸗
le, hell und breit, bloß auf der linken Seite der Polkan⸗
te; eine rechts liegende Flaͤche fehlt. Das bemiedrifche
Vorkommen auch dieſer neuen Fläche mochte wiederum als
eine Beſtaͤtigung jenes Weißiſchen Geſetzes erſchienen.
Auch dieſen Kryſtall habe ich an Baumer und Weiß mit⸗
getheilt. — Nach wiederholten Meſſungen, die um ſo ſorg⸗
faͤltiger angeſtellt worden, weil die Fläche an vielen Stellen
ein wenig gerundet iſt, ſcheint fie bey gleichem cosinus,
den Zfachen sinus in der Polkantenzone zu haben. Dem:
nach find ihre Zeichen in der obigen Ordnung =
750 5 F 1B
5 a 7 4 N =",D.E. 7% D. = D, E. / D.
r RE 112 E
Winkel: Kante 8 = 171 52' 38%, 4
„ = 14841“ 52% 7
B 135 39 16% 7
ebener L o = 41 29“ 6%
des Rautenflachs, fo iſt der sinus der Flache in dieſer Zone gleich dem Bruch aus der Zuſammenſtellung der Nenner
n— 3m
der Coeſficienten — von s (oder dem letzten s) als Zähler, und von dem mittleren aals Nenner, alſo gleich N —
1 5 n im
welches z. B. für e den ½ sinus in der letztgedachten Zone gibt. Die allgemeine Formel für die zweyte Bezeichnungsweiſe
m
der Trapezflaͤchen an der Quarzpyramide iſt bey dem gefundenen 7 in.
2m
1
N n — mn
10. E. — D ober, falle Glieder durch — getheilt, = D. E. 10
2 III 2 m 2— m N
5 e em >
nam n + 3m
Man ficht leicht, wie auch Bier aus mehr als einem Gliede des letzteren Zeichens umgekehrt der sinus der Flaͤche in ihrer
Zone zu erkennen iſt. So gibt der halbe Zähler des Coefficienten des oberen F den Zähler, und der Nenner dieſes Coef⸗
ficienten + dieſem gefundenen neuen Zähler den Nenner des sinus. Es iſt z. B. aus dem Zeichen für » der Eoefficient des
—
f 1
oberen F — , der sinus alfo — Er Ya»
* Anmerk. Dieſes Zeichen ergibt fih auch
aus der vorher angeführten allgemeinen Formel, und ficht alsdann zuerſt fo aus
—
„ fo daß der halbe Coefſicient des mittleren s ganz richtig wieder den sinus angibt. Werden nun
die Glieder mit dem minus Zeichen als poſitiv auf die andere Seite gebracht, fo erhält man das obige Zeichen, in welchem
alsdann — bey vollem c — der sinus aus dem halben Coefficienten des erſten s erkannt wird.
der obigen Fläche o in Beziehung auf die erwähnte Quarzuyramide mit Zfacher Axe zu.
Flache mit doppeltem sinus in der Polkantenzone einer anderen Quarzepramide, die Zeichn.
Flaͤche m (mit 4fachem sinus in der aufrechten Zone) angedeutet iſt,
Daſſelbe Zeichen kommt
— Die Trapezflaͤche u iſt die
8 bey Hauy durch die
und fie bat hier das Zeichen gemein mit der Haupr
ichen Kalkſpathfläche x in Bezug auf das Rautenflach (Fig. 5), welches das zweptipigere nach dem primitiven ih
\
+
1281
Ich bringe jetzt beym Quarz folgende Flaͤchen zu⸗
ſammen: a
2 . 6 Saͤulenflaͤchen, 4. 12 Pyramidenflaͤchen (aufs
rechte Zone), 12 Rautenflaͤchen (), 3 . 24 Tra⸗
pezflaͤchen, 24 Abſtumpfungsflaͤchen der Kante 5
24 Zuſchaͤrfungen der Polkanten, — zufanımen —
8 . 24 = 192 Flaͤchen. 7
II.
Neue Kryſtalliſation des ſalzſauren Natrons.
Nachdem ich mehrere Verſuche gemocht, aufgeloͤſtes
Kochſalz kryſtalliſircen zu lafen, aber durchaus keine ande-
re, als die gewöhnliche Kryſtalliſation in ausgebildeten oder
unvollkemmenen Würfeln erhalten hatte, gluͤckte es mir
beſſer, als ich es (im Fruͤhjahr 1822) mit der aͤußeren
Weiterbildung von Steinſalzbruchſtuͤcken verſuchte, die ich in
eine Auflöſung von Kechſalz haͤngte, Stuͤcke zum Theil
über ½% Zoll im Durchmeſſer. Nach ziemlich langer Zeit,
die überbaupt bey dieſem Salze noͤthig iſt, wenn man groͤ—
ßere und ausgebildete Kryſtalle ziehen will, bekamen die
weltergewachſenen Wuͤrfel ſchoͤne Flächen des 8flachs. Dies
ſe waren bekannt, man hatte ſie früher ſchon gefunden.
Ueberraſchend dagegen war mir die gleichzeitige Beobachtung
von feinen ſehr klaren Kantenabſtumpfungen, den Flaͤchen
des Rauten l2flachs, von denen ich, als bey dieſem Salze
vorkommend, noch nicht gehoͤrt hatte. Ich verſuchte es,
dieſer Bildung kuͤnſtlich zur Huͤlfe zu kommen, und ſpuͤrte
ßhalb einem Blätterdurchgang nach dieſer Richtung, einem
verſteckteren Bruch, einer ſecundaͤren Bernform nach.
Denn ich hegte den ſtillen Glauben, daß die Kryſtalle, da
ſie von dem erſten Anfang ihres Entſtehens an immer
zunehmen und wachſen, und dieſes, fo weit man beobach-
ten kann, ununterbrochen nach und nach geſchieht, fuͤr jede
beſondere Art aͤußerer Flächen inwendig entſprechende Struc—
turformen haben moͤchten, die man, aͤhnlich wie dieſe aͤuße—
ren Flaͤchen und gleichlaufend mit ihnen, in eine nach ihrem
phyſikaliſchen Werth geordnete Reihe bringen, und als pri⸗
märe, fecundäre, tertiäre u. ſ. w. Kerne (wie Flaͤchen) un:
terſcheiden koͤnnte. * Beym Steinſalz fand ich wirklich einen
verſtecktblaͤtterigen Bruch, die ſecundaͤre Kernform des Rau—
* Worauf ich durch fleißige Beobachtung meiner wachſen⸗
den Salzkryſtalle und die ſtete Sorgfalt fuͤr ſie gefuͤhrt
wurde, dieſen Gedanken hat Weiß ſchon lange irgendwo
ausgeſprochen, als er ſich ohnedieß genoͤthigt ſah, von der
Einen und demnach oft willkuͤhrlichen primitiven
Form im Sinne Hauy's, abzugeben. — Ja man konnte
ſagen, daß bie Kryſtalle mit den Blaͤtterdurchgängen nach
allen denjenigen Flächen entſtehen, welche dieſer Gattung
vom Anfang als Eigenthum zugetheilt worden, fie mögen
fich nun alle an Kryſtallen zugleich oder einzeln ſchon aus⸗
gebildet haben oder nicht, ſchen entdeckt ſeyen, oder an
ſeltnen Stufen, die vielleicht noch ger nicht an den Tag
gekommen noch verborgen liegen. Wer kann auch jetzt
ſchon wiſſen, welcher feinen mechanſſchen oder phyfßkali⸗
ſchen Huͤlfsmittel man ſich dereinſt bedienen wird, alle
zarteren Durchgänge zu entblößen, wie man ſich jetzt ſchon
des Feuers, z. B. beym Quarz ꝛc., bedient!
Is. 18. Heft XII.
1282
ten reflachs. Naͤchſt dem leichten Sprengen nach den Würfel:
flaͤchen laͤßt es ſich nach den Richtungen der Banten
am bequemſten theilen, ja es gelang mir oft, ganz klare
blanke Flachen zu ſprengen. Ich haͤngte nun Steinſalzwuͤr⸗
fel mit kuͤnſtlich abgeſtumpften Kanten in die Auflöfung,
und hatte die Freude, dieſe kuͤnſtlichen Flaͤchen ſich nach
und nach immer weiter mit ausbilden zu ſehen, zwar nicht
alle als ungetrennte blanke Flaͤchen, ſondern nach Maaßga—
be der Art, in welcher die Wuͤrfelgeſtalt felbft mehr oder
weniger in Abſaͤtzen und Stufen weiter wuchs. —
Naͤchſtdem kam ich auf die Vermuthung, die Aus⸗
bildung dieſer ungewoͤhnlichen neuen Flaͤchen moͤchte Folge
einer unabſichtlichen, zufälligen Verſtaͤrkung des elektro- ne⸗
gativen oder poſttiven Theils der Miſchung ſeyn, und ges
dachte die Wirkung noch bedeutender zu machen Ich goß
ein wenig Salzſaͤure in die Aufloͤſung. Alle meine Er⸗
wartungen wurden aber getaͤuſcht; die hineingehaͤngten Kry⸗
ſtalle verloren nach und nach alle Klarheit, und bekamen
eine rauhe und zerfreſſene Oberflaͤche; nach wenigen Tagen
ſtand Alles ſo, daß ich jede Hoffnung, auf dieſem Wege
etwas zu gewinnen, aufgab. Eine Reiſe in den Oſterfey⸗
ern ſollte mich mehrere Wochen abweſend halten; ich brach⸗
te alfo die Auflöͤſung in ſehr reine, klare Glaͤſer, legte
neue, recht friſche Bruchſtuͤcke von Steinſalz hinein, und
wollte auf dieſe Weiſe der Natur einen Zugang offen lafs
ſen, mir derweil in irgend einer Art etwas zu bereiten.
Denn in dieſer Zeit konnte die Auflöfung, welche ich in eis
nen etwas feuchten Schrank geſetzt, alſo guͤnſtig einer ſehr
allmaͤhligen Verduͤnſtung, ſich ganz uͤberlaſſen bleiben. Als
ich nach faſt 5 Wochen heimkam, fand ich bey Weitem
mehr, als ich erwartet. Vielleicht, daß bey dem vorherigen
mißgluͤckten Verſuche zuviel Salzſaͤure mitſpielte, die nun
durch die Ränge der Zeit und das mehrmalige Wechſeln der
hineingehaͤngten Kryſtalle vermindert worden; ſo viel war
gewiß, daß ich Urſache hatte, zufrieden zu ſeyn, die Ver-
ſuche nicht ganz aufgegeben zu haben. Denn zuerſt waren
die hineingelegten Wuͤrfel, was ſelten iſt, zufolge der ſehr
langſamen Kryſtalliſation, ohne alle treppenartige Zuſam⸗
menhaͤufung, rein und ſchoͤn weitergewachſen; dann fanden
ſich die Ecken mit glaͤnzenden Flaͤchen abgeſtumpft; Flaͤchen
des Rauten reflachs konnte ich indeß nirgend wieder entdecken.
Statt deren aber waren die Kanten des Würfels mit
ſehr klaren und blanken Flächen breit zugeſchaͤrft.
Nicht bloß an den hineingehaͤngten Steinſalzbruchſtuͤcken,
ſondern auch an den meiſten, frey neben den größeren Stuͤ⸗
cken, oder auf dem Boden und an den Waͤnden des Gla⸗
ſes angeſchoſſenen kleinen Kryſtallen war dieß der Fall.
Sogleich angeſtellte Meſſungen beſtimmten die neuen Flaͤ⸗
chen, als die des Riespyr. Würfels Ja: 2 a: » ale
deſſen Hälfte das gewöhnliche Kiegıafla iſt. Als ich aber
die Kryſtalle naͤher beobachtet hatte, fand ich ſehr bald die
Flaͤchen vollkommen durch ihre Lage beſtimmt; ſie fielen
uberall, wo fie mit Flächen des Sflachs zuſammen vorkar
men, in die Diagonalzonen derſelben, ja dieſe Flaͤchen des
8flachs erſchienen ſehr oft als regelmaͤßige Abſtumpfungen
der Kanten zwiſchen zwey, ſich an einer Wuͤrfelecke gegen⸗
uͤberliegenden Ppramidenflaͤchen. An meiner Fig. IV nenne
8¹
1283
ich die beyden Flächen e und e“ fich gegenuͤberliegend an der
Wuͤrfelecke, an deren Statt die Flaͤche o des dflachs ge
treten. Die beyden Kanten zwiſchen ihnen und dieſer Flaͤ—
che o ſind parallel, eben ſo iſt dieſes bey den 2 anderen Paa⸗
ren der Fall. Die Flaͤchen des 8flachs find alfe regelmä-
ßige Sechsecke, weil das andere Erforderniß dazu, die
Gleichheit der ſechs ebnen Z der Pyr. Flaͤchen an der Wuͤr⸗
felecke, ſich ſchon ohnedieß bey jedem Pyr. Wfl. von ſelbſt
verſteht. Dieß iſt der natuͤrliche Beweis für die ausge:
zeichnete Eigenſchaft dieſes Pyr. Wuͤrfels Ja
: 2 4: Al,
daß nehmlich in Sinſicht ihrer Winkel alle ſeine
anten gleich find (der Länge nach verhalten fie ih —
3 4). — Von den erhaltenen Kryſtallen habe ich Anfangs
Juny 1822 einige der Beſſeren an Hrn. Prof. Weiß
nach Berlin geſchickt. —
Noch bin ich verhindert geweſen, ſowohl die obigen
Verſuche zu wiederholen, als die entgegengeſetzten durch
Vermehrung des Natrongehalts anzuſtellen, um beſtimmt
zu erfahren, ob fie ſich an die bekannten mit Alaun, Sal⸗
miak u. ſ. w. anſchließen.
Anmerk. Als ich dieſen Aufſatz eben abſchicken wollte, ſah ich
mich noch im Stande, folgende Bemerkung über ein ſehr
intereſſantes Zuſammentreffen hinzuzufuͤgen. H. Klein⸗
ſchrod hat in Leonhards Taſchenbuch fuͤr 1822. S.
928 angezeigt, daß er in dem Cabinet des Salinen⸗
Raths v. Schenk in Berchtesgaden Kochſalzwuͤrfel, bes
ren Kanten bald mehr bald weniger abgeſtumpft waren,
ja endlich vollkommene Rauten⸗Dodekasder gefun⸗
den. „Auch glaubte ich, ſagt er dann, einen dieſer Kry⸗
ſtalle bey Licht deutlich als das Pentagondodekas⸗
der (des Eifenkiefes) wahrzunehmen, doch beduͤrfte dieß
zu völliger Gewißheit noch näherer Unterſuchung, da
dieſes Exemplar größtentheils in derbes Steinſalz einge:
wachſen war, und mir die Zeit gebrach, es hiervon
frey zu machen. Saͤmmtliche Kryſtalle halten etwa ½
eines Par. Zolls in Durchmeſſer, und ſind ſehr vollkom⸗
men, ungemein ſcharf begraͤnzt und glattflaͤchig.“ — Es
war mir hoͤchſt merkwuͤrdig und uͤberraſchend, zuerſt von
dieſem Zuſammentreffen zweyer fo entfernten Beobach—
tungen zu vernehmen, die ſich gegenſeitig auffallend
beſtaͤtigen, um fo mehr, da ich zu meinen Kryſtallen
auf kuͤnſtlichen Wegen gekommen. —
III.
Schwefelkies.
Beſchreibung eines Vorkommens von Kryſtal⸗
len mit mehrern neuen Flaͤchen.
Die Kryſtalle in dieſem Vorkommen, welche mir vor
längerer Zeit Hr. Juſt. Comm. Keferſtein aus feiner Samm—
lung mittheilte, haben äußerlich eine ſtahlblaue Farbe, die
auf vielen Flaͤchen ſehr ins Glänzende geht. Zerſprengte
Kryſtalle ſowohl als ſolche, die fruͤher in der Stufe ganz
verſchloſſen waren, zeigen die gewöhnliche gelbe Farbe.
ſitzen gedrängt zwiſchen kleinen weißen Bergkryſtallen, und
erreichen hoͤchſtens die Groͤße einer Erbſe. Meine Figur V
ſtellt einen der ausgebildetſten dar, wonach die Summe der
Flaͤchen 158 iſt; ebne Z zaͤhlt man 880, die zuſammen
1144 R. betragen, Kanten 444, Ecken 288,
Sie
1284
Ich bezeichne zuerſt die bereits bekannten Flächen naͤ—
her, die an den neuen Kıyfallen mit vorkommen, wobey
ich zugleich jedesmal die Weißiſchen Zeichen auffuͤhren und
der Kürze wegen ohne weitere Erläuterung oft bloß mit
Bezug auf dieſe die auffallendften Eigenſchaften angeben
werde. N
1) Die Flache e = le) if die des gewöhnlichen Kies
12flachs, 6. 2 ja: 2a
: 0 A,
2) P=M die des Wuͤrſels ja : SE
0 al,
3) d die des Bfladis Ja: a f af. n
4) Die Slöhek = (k‘) iſt die des Pyr. Sflachs ſa : A 2 A.
Aus dieſem ihrem Zeichen geht unmittelbar hervor,
daß fie in die Diagonalzone einer Fläche des Rauten⸗
12 flachs“ und zugleich in die Diagonalzone einer Fläs
che des Kies reflachs faͤllt, jedoch fo, daß dieſe beyden
Flaͤchen (hier für k) zu einander wie x’ und e“
liegen.
K k
2 1 164 12/84 /%, = = 169 75/41 “0 zwey
k über r = 1601/44“
5) Die Fläche u if die gewoͤhnliche Leuzitflaͤche
lea: a: aal, die beym Schwefelkies, außer an
den Elbaer Stufen, ſeltner iſt. Nach Hauy find
Schwefelkieskryſtalle, welche vollkommne ausgebildete
Leuzitkoͤrper darſtellen, in dem Speckſtein auf Korſika
gefunden worden; auch ſollen in feiner Figur 154 die,
Flaͤchen n (muß nach Figur 142 wohl u heißen) Leut
zitflaͤchen ſeyn, wie aus ſeiner Beſtimmung A? und
den danach angegebenen Winkeln hervorgeht; die
* Diagonalzone des Rauten l2flachs iſt gleichbedeu⸗
tend mit Kant enzone des Sfladhs, wie ſich aus dem
Verhaͤltniß diefer beyden Körper leicht ergibt. Es iſt alfo
bey dem Ausdruck die längere nicht die kuͤrzere Gere
der Raute gemeynt. Die Gere, nach welcher man eine
Zone nennt, muß ſich jedesmal in einen Pol der Axe en-
den, die eine von denen iſt, welche man bey der ange⸗
nommenen und gewohnlichen Haltung des Kryſtallkoͤrpers
ſenkrecht zu ſtellen pflegt, fie muß alſo in dieſem Sinne
eine Polg re heißen koͤnnen. Hiernach wird eine Dia⸗
gonalzon: am Kies leflach nicht einmal durch eine
eigentliche Gere der Flache, ſondern durch die Hauptli⸗
nie derſelben (mie fie Raumer nennt), die von der Mitte
der Hauptkante (dem Pol der Hauptaxe) zur gegenuͤber⸗
liegenden Ecke geht, beſtimmt; eben ſo am öflach durch
die Hoͤhenlinien. Eine ungewoͤhnliche Haltung, etwa
die rhombobdriſche für Körper des Wuͤrfelgeſchlechts,
erfordert jedesmal eine beſondere Anzeige; aber auch oh⸗
nedieß iſt in den meiflen Fällen ein Mißverſtaͤndniß kaum
moͤglich, da z. B. die Zone der kürzeren Gere am
Rauten leflach in jeder Stellung die Kantenzone
des Wuͤrfels heißen, bey der rhombosdriſchen Haltung
des Leuzits feine Diagonalzone nach jener obigen
Beſtimmung auch hier dieſen Namen führen würde u. f.
w. (Deshalb koͤnnen auch bey dem Leuzit die zweyerley
-Geren füglich darch die Namen „Polgeren und Quer⸗
oder Kreuzgeren“ — unterſchieden werden).
1285
Zeichnung iſt aber fehlerhaft, da in dieſer Zufams
menſtellung die Flaͤche nicht als Dreyeck, ſondern als
Rechteck erſcheinen müßte. — An den neuen Kryſtal—
len konnte neben den angeſtellten Meſſungen die un—
verkennbare Lage der Flaͤchen in den Diagonalzonen
des Kies neflachs keinen Zweifel für ihre obige Be—
ſtimmung uͤbrig laſſen. —
212
Il
fen
©
*
|
Il
8 = 155° 54123";
160° 31’ 44".
6) Die Flache f = k) if die des Kiesegflachs,
12. 2 fe a 3a: 6 al oder / a: ½ 4 : 40 &,
der kryſtallographiſchen Hälfte des gewohnlichen, auch
beym Granat vorkommenden Pyr. 1eflachs. Sie
(0 fallt zugleich verſteckt in die Diagonalzone “ eis
ner anderen Fläche des Kies 12 flachs, als auf welcher
fie aufſitzt, nehmlich derjenigen (e), die der erſteren
anliegt, ohne ihre Hauptkante zu treffen. Sonſt ge⸗
hört fie in die Diagonalzone der Fläche 22 3a 0 4,
die Hauy im tabl. comparat. bey fer sulfur& pa-
rallélique beſtimmt, Fig. 60. daſelbſt dargeſtellt und
mit y bezeichnet hat. — An den neuen Kryſtallen
habe ich nur die Flaͤchen des gewöhnlichen Kies24flachs
entdecken koͤnnen; die der anderen, — ganz aͤhnlichen,
nur um gos herumgedrehten — Hälfte des 46flachs,
deren Flächen regelmaͤßige Abſtumpfungen der 8.53
Kanten des Kies! flachs ſeyn müßten, waren nicht
zu finden.
£ „ 2 f 0 irrt
er 11 = 157°47'35", = 162 58/54“.
d
* Ich bediene mich, zur Vermeidung vieler Weitlaͤuftigkeit,
des Beyſatzes der Flaͤchenzahl zu dem Zeichen, wenn aus⸗
gedruckt werden ſoll, daß nur die Hälfte der Flaͤchen
von dem ganzen Körper vorhanden iſt. So bedeutet
4 la a: al das Vierflach, 6.2 la: 24: a] das
Kies Leflach. Bey den 48flachen (den gebrochenen Pyr.
Sflachen), die 3 Paar verſchiedene Hälften haven koͤnnen,
kann man auf dieſe Art auch ſehr leicht andeuten, welche
Hälfte gemeynt ſey; es würde z. B. 12.2 [ a: ½ 3
das gewohnliche Kies24flad, 4.6 a: = dat
gebrochene Pyr. Af lach, 24 a % A 4 das
verdrehte 2iflach (pentagon al Itkoſitetra⸗
eder bey Mohs) bedeuten, alle drey die Hälftin des ge:
wohnlichen Granattsflachs [a z 4, weil
nehmlich für das erſtere 12 Paar, für das letztere Zei n⸗
zelne und für das gebr. Pyr. 4flach 4.6 Flachen bis
zur Verdrängung der anderen erweitert werden. Zuletzt
kann man auch, um die linke und rechte Hälfte zu unter:
ſcheiden, das Beyzeichen links oder rechts fegen. Die ein:
zelneßläche würde durch einen Bruch 62 2 0 2c.)
auszudruͤcken ſeyn. : }
Man Fönnte, im Gegenſatz der offnen, folde Zonen
verſteckte nennen, weil fie bey voller Anzahl der Flaͤ⸗
chen nicht ſichtbar ſind. Es kommen aber noch mehrere
Beyſpiele der Art vor. }
1286
Noch hat Hauy unter anbern zweyer merkw' di⸗
gen Flächen in feinem tableau comparatif erwähnt, die
zwar an den neuen Kryſtallen nicht vorkommen, wel he ich
aber, weil fie mir einige wichtige Puncte zu Verglei⸗
chungen bieten, hier mitaufnehme. Stehe das obige Werk
unter fer [ulfure paralleligue u die dazu gehörige Fig.
60. Pl. IV; auch Weiß in ſeinem Aufſatz, „uͤber eine
ausführlichere Bezeichnung der Keyſtallflä⸗
chen“ (Abhandl. der Berl. Akad., 1818 — 19).
Zuerſtdie Fläche 5 242 2a 2
Nach dieſem Zeichen fällt fie zugleich in zwey verſchiedene
Diagonalzonen des Kies l2flachs, nehmlich in die offne Dia⸗
gonalzone der Flaͤche, worauf k zur Zuspitzung der 3 kant.
Ecke (anders als s) aufgeſetzt wird, und dann mit dieſem
(gleichſeitigen) k zugleich in die verſteckte Diagonalzone, der
ren dort beyf und k erwähnt ward. An dem Leuzitkörper
wuͤrden dieſe Flachen daher Zuſchärfungsflaͤchen der 6. 4 län“
geren Kanten ſeyn, genau dadurch beſtimmt, das die Beykanten
auf den benachbarten (an der ungl. Akantigen Ecke liegen—
den) Flaͤchen, Bun gehen den längeren Kanten diefer Flaͤ⸗
chen, d. iſt zweyen Kanten der naͤchſten Hauptecke. An
Kryſtallen iſt s bis jetzt nur als ſchiefe Abſtumpfung der
ſtumpferen Kante zwiſchen der Flaͤche des Wfl. und des
gewohnlichen Kiessaflachs vorgekommen, wie fie auch Hauy
dargeſtellt.
Die Flache n, En 3a:52:15al — |%8: aral;
hiernach hat ſie Weiß beſtimmt, als in zwey verschiedene
Diegonalzonen des Sflachs gehoͤrig, die Diagonalen (Hö⸗
henlinien) durfen aber nicht in derſelben Spitze zuſammen⸗
kommen. Auch würde fie auf eben die Art in eine verſteck⸗
te Diagonalzone des Fluß 12flachs 6. 2 ja 3 85 a] far:
len, wie wir oben von le, f und s beym Nies! eflach fa-
hen. An Kryſtallen hat fie Hauy als ſchiefe Abſtum⸗
pfung der Kante zwiſchen der Flaͤche des Kies leflachs
und des Kies aflachs gefunden.
Vergleicht man die 3 Zeichen für f, s unden mit ein:
ander, in welchen das erſte a immer dasjenige iſt, deſſen
Realität unverkuͤrzt bleibt, “fo leuchtet ein, daß fuͤr die
längeren Kanten an der Hauptecke der hervorgehenden
24flache — das mittlere a zu dem erſter en, und
fuͤr die k᷑ür zer e Kante daſelbſt — das letztere a zu
dem erſteren, das Verhaͤltniß des sin : cos der Nei⸗
gung zur Axe angibt. Man kann ſich alſo durch eine Ber
trachtung des gewoͤhnlichen Kies? 4flachs eine fluͤchtige Be⸗
kanntſchaft mit den beyden neuen Koͤrpern leicht dadurch
erwerben, daß man ſich in Gedanken die verſchiedenen
Neigungen jener Kanten an der Hauptecke zur Axe vor⸗
ſtellt. Nach der fortſchreitenden Größe des Neigungswin⸗
kels der längern Kante kommt erſt k, dann folgt n
und s; nach der fortſchreitenden Größe des Neigungswin⸗
kels der kuͤrzeren Kante kommt wieder erſt f, dann aber
s und zuletzt n.
Ich komme jetzt zu den Flaͤchen, die bisher noch
nicht beobachtet, wenigſtens ſo viel ich weiß, noch nicht
oͤffentlich bekannt geworden find, und fahre in der Reihe
der Zahlen fort.
7) Slaͤche i, EA Za a]. Anfangs vermu⸗
thete ich, daß diefe Flache die beym Flußſpath vor:
kommende [a: 3a , x bey Hauy, ſeyn möchte,
und ich wurde deßhalb durch die Reſultate meiner
Meſſungen, die den Hauptkanten zwiſchen 147°
55 und 148° 20° angeben, da er dort 143° 77,° if
1287
etwas ſtußig. Wiederholte Meſſungen beſtaͤtigten aber
immer die vorigen, ſo daß ſie kein anderes Verhaͤltniß
des sin: cos der Hälfte jenes Z,, als das S 722
feſtſtellen ließ, welches den L dann auf 1486/33“
beſtimmte.
1
2. ir 164°3'16", ns — 169° 22 49“.
Der ausgebildete Körper iſt ein keflach, deſſen
Hauptkante Hauptare = 5: 7; auf der Flache
verhaͤlt ſich die Hauptkante: Hauptgere = 45: 49,
dieſelbe zur Hauptlinie = = 10 / 53, die Theile der
Hauptlinie — — 2: 2 der kleinern: halben Haupt⸗
gere = 53:
Die Senptor des hierzugehoͤrigen Leuzitoids
: ungleich 4kantigen = g : 7 2, dieſelbe zur gkan⸗
ligen . 773 auf der Lerzitoidſtache verhalt ſich
die Polgere Quergere = 9/57: 77; die Theile
der erſteren uͤber und unter der Due = — II: 7.
Alm
8) Die Glaͤche a, 9 2 0. : 11 a: al. Nach den
angeitellten Meſſungen, aus welchen der Hauptkanten⸗
winkel dieſes ieflachs zwiſchen or“ 15’ und 101?
40“ ſich ergab, fand ſich das Verhaͤltniß des sin: cos
feiner Halfte — 1120 als das einfachſte. Ich er⸗
wartete zuerſt, die Meſſungen fellten meine Vermu⸗
thungen beſtaͤtigen, daß dieſe Flaͤche dieſelbe waͤre,
als die ſchon oben unter 6 erwähnte Zauy' ſche Flaͤ⸗
che y aa: 34: S al; in dieſem Fall hätte je⸗
ner . = 112 ½“ ſeyn muͤſſen.
5 a
2 Teer 167° 15“ 32%; E -=:174 12“ 20", 8.
r'
Der Körper ſteht dem Rautenflach ſchon ziemlich
nahe. Hauptkante : Hauptaxe = 2: IL, diefelbe 8
Hauptgere = 40: 121, und: Hauptlinie — = 4 :
V202. Die Theile der Hauptlinie = 9: IT, der
kleinern : halden Hauptgere = /202 : 121. Der
hierzugehoͤrige Leuzitoid hat folgende Verhaͤltniſſe.
Hauptare : ungleich Akantigen 20: 1T 0/2, Dies
ſelbe: Zkantigen = 29: 11 735 auf einer Leuzi⸗
toidfläche iſt die Polgere: Aue = 20,/.283:3195
die Theile der erſteren über und unter der letztern S
29: 11
9) Die Fläche rift die des Rauten rzflachs, ſa: a: © al.
Diefe war an den meiſten Kryſtallen vollkommen durch
ihre aͤußere Lage beſtimmt. Sie verurſachte nehmlich
entweder rechte Winkel auf den Flaͤchen des gflachs,
oder noch anſchaulicher und unverkennbarer war der
‚Parakeliömus der Kanten, die auf ihr.von.2 anlie⸗
genden Flächen des flache gebildet wurden; auch zeig:
te ſich die Fläche k, wie fie nach ihren Eigenſchaften
erſcheinen muß, wenn die Fläche nr die des Rauten—⸗
Leflachs, nehmlich als eine Abſtumpfungsflaͤche der Kante 1
mit gleichlaufenden Kanten. Oft trafen mehrere von
7
mn,
10) Die Slähe , Pa: 2 5
chen gebildet werden, 7
ſtimmten Lage,
-über r bildeten.
den fur die Gleichheit der Winkel,
I RR
dieſen Zeichen zuſammen, und entſchieden allen gwei⸗
fel. — Die Flaͤchen er find an dieſen neuen Kryſtal⸗
len, wenn einige andere Flächen fehlen, oft Dreyecke,
nehmlich halbe ꝛflach Rauten mit dem ſtumpfen Ay
nur in umgekehrter Lage —
Einigermaßen war
dieſe Fache dadurch beſtimmt, daß ſie ſich uͤberall,
oft aͤußerſt vollkommen, u und klar, als eine Ab:
ſtumpfung der Kante — = & -) zwiſchen zwey Flaͤ⸗
+
chen des Kies feflachs und Rauten feflachs, die
nicht in derſelben Kantenzone des Wuͤrfels liegen,
darſtellte. Es blieb noch die Art der Abſtumpfung zu
unte- ſuchen uͤbrig. Die Flaͤche konnte nehmlich ſchon
eine bekannte und zwar die eben erwähnte Hauy'ſche
Flaͤche n ſeyn; nur aus der ungewoͤhnlichen, um
90 aus der Stellung der an Haup's angedeuteten
Hälfte des 48flachs herumgedrehten anderen, aber
aͤhnlichen, alfo mit dem Zeichen [// a: : r ze
Denn dieſe ſowohl als die Flachen des Kies und
Rauten keflachs fallen in Diegonalzanen des Fflachs.
Wenn man alſo, um ſich an einem Modell die Ver⸗
haͤltniſſe deutlich zu machen, an einem Sflach, deſſen
Ecken mit den Anfängen zum Kies T2flach zugefchärft
find, eine Kante abſtump ft; fo werden die Beykan⸗
ten, die an einer Spitze auf den beyden Zuſchaͤrfungsfla⸗
T geben den ihnen gegenuͤberliegen⸗
den Kanten zwiſchen A und Sfl., dech in dieſelben
Diagonalzonen des letzteren gehören. Alle Abſtumpfungs⸗
flaͤchen dieſer Bepkanten gehoren alfe auch dahin,
und unter dieſen kann Eine recht gut fo gelegt wer-
den, daß wiederum ihre Beykante auf der Fache des
Sflachs IE geht einer Hoͤhenlinie daſelbſt (und es iſt
nur mit einer moͤglich), ſo daß dieſe Abſtum⸗
pfungsflaͤche der Kante zwiſchen der Fläche des Kies⸗
12flachs und der des Rauten 1eflachs in zwey Diago⸗
nalzonen des Sflachs faͤllt, mithin Sen iſt. Mei⸗
ne beobachtete Flaͤche konnte alfo leicht dieſe ſeyn.
Sie konnte aber auch eine andere ſeyn. Denn erin⸗
nert man ſich einer bey Pleonaſt und anderen Gat⸗
tungen vorkommenden Leuzitoisflaͤche 5 a: a: 3 al,
fo leuchtet augenblicklich ein, daß fie nach ihrer be⸗
gleich jener Flaͤche n, mit den Flaͤ⸗
chen des Kies- und Rauten 12flachs zuſammen in
dieſelben Diagonalzonen des Fflachs fällt, alſo auch
als Abſtumpfungsflͤche jener Kante zwiſchen dieſen
deyden Flächen erſcheinen kann. Entweder war alſs
die beobachtete Flaͤche die Hauz' che Flaͤche n, oder
dieſe Leuzitoidflaͤche, oder eine ganz neue, und es kam
darauf an, den Winkel, welchen ihrer zwey uͤber der
Flaͤche e, mit dem zu vergleichen, den zwey andere
Die angeſtellten Meſſungen entſchie⸗
welche zu beyden
Seiten zwiſchen 144% und 145° fielen; die Flachen
n hätten über r einen L. von 160½“ geben müſſen.
Die Flaͤchen gehörten mithin jenem ganz beſtim mten
\
1289
Leuzitoid an (n wuͤrde eine Abſtumpfung der Kante
Ich werde beym Flußſpath noch Eini⸗
2 —
— feyn).
1
ges über ihn hinzufuͤgen. —
2 9250 I RER SEHEN 9 8
„ 30014 . 29037“, 6353 =
*
uber r = 144
N N
2
154° 45' 38“ — uͤber e =
En 2
I
Sauy's im tabl. compar. abgebildeter Schwefelkies⸗
kryſtal hat 134 Flachen; dann kommen 3 24 Flaͤchen —
Leuzit, yr. Sfl und die andere Hälfte des Pyr. 12flachs
= a a: , fo daß die Summe der von
Hauy beſtimaten Flaͤchen — 206 iſt. Werden hiermit mei—
ne neuen Flächen 3 . 1 + 24 zufammengerechnet, ſo
find es in Allem 266 Flaͤchen. :
\
IV.
Slußſpath.
In meinem Auffag uber eine neue Art von Schwe—
felkieskryſtallen iſt zutetzt, als in dieſer Gattung vorkom—
mend, der Leuzitoidflaͤchen [z a: a: Za| erwähnt worden;
dieſelben habe ich kuͤrzlich auch beym Flußſpath entdeckt.
Die Stufe, an der dieß zuerſt geſchehen, und die ich eben—
falls an Raumer und Weiß mitgetheilt, fo wie eine an—
dere, an welcher ich ſie ſpaͤter auch gefunden, ſcheinen von
Ehrenftiedersdorf zu ſeyn. Die Kryſtalle find durchſchei—
nend, von blaß veilchenblauer Farbe, die ſich ins
Gruͤne verläuft. Die größeren find Sflache, welche auf ihren
Kanten die unregelmäßigen Anfaͤnge des Rauten keflachs ha—
ben; die kleineren, von der Größe eines Nadelknopfs bis
zu der einer Erbſe, find vollkommen und ſehr ſcharf ausge:
bildete Rauten 2 flache, faſt farblos, und mit ihnen iſt die
Stufe wie uͤberſaͤet. — 1
An den letzteren war die neue Flaͤche durch ihre Lage,
nämlich durch die auf den Flächen des Rauten 12flachs ge:
bildeten, unverkennbaren rechten Winkel, beſtimmt; als ich
ſie ſpaͤterhin an ſo vielen Kryſtallen fand, daß ich, ohne
großen Schaden im Fall des Mißgluͤckens, einige losbrechen
konnte, wurde durch eine enge Reihe von Meſſungen die
Beobachtung vollkommen beſtaͤtigt. — Das Vorkommen
der neuen Flachen an den Kryſtallen iſt eigentlich ganz das,
wie bey der Blende (Fig. 197. Pl. EXXXI der alten
Saupiſchen Kupfer); fie haben nehmlich alle nur die Haͤlf—
te der Flachen — die Zuſchaͤrfung ihrer Hauptecken,
nicht die Zuſpitzung; der daraus hervorgehende Körper
wurde die kryſtallographiſche Hälfte des Leuzitoids, ein
Pyr. Aflach, ſeyn. Indeſſen ſcheint dieſes Vorkommen doch
nicht durchgreifend, wie die Beſchreibung des einen Kry⸗
falls beweiſen möchte, Dieſer ſitzt auf derjenigen Stufe,
die ich Herrn Prof. Weiß und Raumer mitgetheilt. Zwey
Rauten 12 flache befinden ſich in gleicher Stellung neben
einander, fo daß der Kryſtall eigentlich als aus zweyen zu⸗
Iſis 1822. Heft XII.
. 1290
ſammengewachſen betrachtet werden muß. Von dieſen iſt
der eine bedeutender und ragt mehr hervor, der andere ſteht
tiefer, und erſcheint als von jenem großenteils verſchlun⸗
gen. Beyde haben neben der Flaͤche des Wuͤrfels die gedach⸗
te Zuſchaͤrfung ihrer oberen Hauptecke, jedoch ſo, daß die
Zuſchaͤrfungsflächen an bepden nicht auf den gleichliegenden
Kanten, ſondern im Kreuz aufſitzen. Die Kryſtalle als
zwey Individuen betrachtet, würden alſo durch die vollen—
dete Zuſchaͤrfung die beyden Haͤlften des Leuzitoids, in ihrer
wahren ſich ergaͤnzenden Stellung zu einander ausbilden.
Die richtige Anſicht duͤrfte aber wohl allein die ſeyn, daß
der Kryſtall in ſeiner Anlage nur Einer geweſen, waͤhrend
ſeines Entſtehens aber geſtoͤrt und zerſpalten worden, ſo
daß er dennoch ganz mit dem, Fig. 104 bey Hauy darge⸗
ſteleen des Pleonaſt zuſammenfaͤllt. Hiernach habe ich auch
meine Fig. VI entworfen; den Buchſtaben s zur Bezeich⸗
nung der Flächen des Rauten feflachs hat Hauy ſchon beym
Flußſpath geſetzt. — Außer dem obigen Vorkommen dieſer
neuen Flaͤche iſt ſie von mir auf demſelben Stuͤck auch
fpäterhin eben ſo klar an einigen Kryſtallen gefunden wor⸗
den, die das Fflach darſtellen; fo kommt fie auch beym
Bleyglanz vor (fiehe Hauy's Figur 36 daſelbſt).
8 . 2
18 29,37% 6% „ 29 35 16% 55
1445411 “¼ 4; (Kantenwinkel dieſes Leuzitoids an
feiner zkantigen Ecke = 129° 3116/5); CO;
Li = 8415/39“ (ebener Z der Leuzitoidflaͤche an
der Zkantigen Ecke = 112053'7'', 4; die beyden an⸗
deren jeder & 81925136“, 8).
Wie ſich der Leuzitkoͤrper zu demjenigen Pyramiden-
wuͤrfel verhält, der beym Granat und Kochfalz angedeutet,
und deſſen Hälfte das gewöhnliche Kies 1ꝛflach iſt; fo ver
haͤlt ſich dieſer Leuzitoid zu dem Pyramiden-Wuͤrfel des
Flußſpaths [a: 3 a: , K bey Hauy, wie auch ſchon
aus Vergleichung beyder Zeichen hervorgeht. Den Flußpy⸗
ramiden-Wuͤrfel erhält man alſo aus dieſem Leuzitoid'
durch eine regelmäßige Abſtumpfung der 6 . 4 Kanten an
den Hauptecken deſſelben. Da außerdem das Verhaͤltniß
feiner Hauptaxe zur ungleich 4Akantigen (= V8 )
gerade das umgekehrte iſt, als daſſelbe beym Leuzit; fo ha⸗
ben auch die Kanten an dieſen Axen, und beym Flußpyra⸗
midens Würfel die entſprechenden Flaͤchen, die umgekehrte
Neigung gegen einander, als deym Leuzit und Kiespyrami⸗
den: Würfel, a
Sonſt verhaͤlt ſich die Hauptare: Zkantigen = 5:3 / 32
die ungleich kantige Axe: 3zkantigen S 5: 2 / 6; die
aufrechte Gere : liegenden = Ay IL : 133 die Theile bee
erſteren = 3: 5. —
R. Wakkernagel.
1291
Teutſchland,
geognoſtiſch⸗geologiſch dargeſtellt, mit Charten und Durchſchnitts⸗
zeichnungen, welche einen geognoſtiſchen Atlas bilden.
Eine dei dſch ei ft,
— herausgegeben 5
von Ch. Keferſtein.
Iſter Band, Heft 1 und 2, Weimar. Landes- Induſtrie⸗
Comptoir 1821. 8. 252. mit 4 Charten in Fl.
Der Plan zu dieſem Unternehmen ſcheint uns laut
aufgegriffen zu ſeyn. Ungeachtet Deutſchland in der Geo—
gnoſie vorangegangen iſt, beſitzt es doch nur geognoſtiſche
Charten von einzelnen Diſtricten, aber noch keine, welche
das geſammte Land umfaßten. Der erſte Verſuch, welcher
hier gemacht wird, kann daher begreiflicher Weiſe nicht voll—
ſtaͤndig ſeyn; aber gerade die Luͤcken, welche er enthält,
werden fuͤr Viele ein Reiz ſeyn, ſie auszufuͤllen; und ſo
kann dieſe Zeitſchrift nach und nach der Stock werden, um
welchen ſich alle geognoſtiſchen Unternehmungen Deutſchlands
nach und nach ſammeln duͤrften. Es gehoͤrt dazu nur eine
kleine Veraͤnderung des deutſchen Charakters, nehmlich ein
Abwenden vom Particulartsmus zum gemeinſchaftlichen Zu—
ſammenwirken, uͤberhaupt vom Einſiedlerſtolz zur Geſell—
ſchaft, als welche allein Großes und Vollſaͤndiges ſchaf—
fen kann.
Der Inhalt der vorliegenden 2 Hefte ſcheint uns
wohl gewaͤhlt und wohl geordnet; an einzelne Fehler darf
man ſich bey einem ſolchen Werke nicht halten. Auch iſt
der Verlag fuͤr keine andere Buchhandlung ſo geeignet wie
fuͤr die, welche ſich demſelben unterzogen hat. Im Beſitze von
vielen Hundert Kupferplatten zu deutſchen Charten braucht
fie dieſe nur abziehen und geognoſtiſch illumintren zu laſſen.
Das Auslags-Capital iſt ſchon gedeckt und das Werk kann
mithin zur Haͤlfte wohlfeiler gegeben werden als es einer
anderen Buchhandlung moͤglich waͤre.
Eine Inhalts- Anzeige dieſer 2 Hefte wird die Leſer
in Stand ſetzen, zu beurtheilen, was ſie hier finden wer—
den. Von den Charten iſt die erſte eine General-Charte
von Deutſchland; die zweyte gibt zwey Durchſchnitte durch
Deutſchland von Süden nach Norden; die dritte ſtellt Ty—
rol und Vorarlberg vor; die vierte wieder 2 Durchſchnitte
Deutſchlands von Weſten nach Oſten.
Sm hd
Einleitung.
9. 1. Ueberſicht der Gebirgs-Formationen in Teutſchland
und deren Geſteine.
§. 2. Das Streichen der Gebirge in Teutſchland.
Erſtes Capitel.
Das Alpengebirge.
§. 1. Das Alpengebirge im Allgemeinen.
$. 2. Die Centralkette.
$. 3. Die Kalk- Alpenkette.
———
—
1
1292
3 weytes Capitel.
Der Jurakalkſtein und der Mergelſandſtein, welche die
Vorberge der Alpen bilden. 1 2
§. 1. Die Jurakalk Fekmation.
§. 2. Die Fermation des Mergelſandſteins. De
Drittes Capitel.
Das weſtliche oder rheiniſche Urgebiege, nebſt den da⸗
von ausgehenden Floͤtzen. ;
§. 1. Allgemeine Ueberſicht der Gegend.
Das rheiniſche Urgebirge ſelbſt.“
§. 2. Der Schwarzwald.
83 85 Odenwald.
H. 4. Der e
§. 5. Die Floͤtz⸗E
bene zwiſchen dieſen Gebirgen und em
boͤhmiſch⸗ boieriſchen Waldgebirge. ;
Viertes Capitel.
Das rheiniſche Schiefergebirge, nebſt' dem nördlichen
und pfaͤlziſchen Porphyr-Steinkohlen⸗Gebirge, der
Floͤt⸗Ebene, welche dieſe umgibt, und den Baſalt⸗
Gebilden dieſes Diſtrictes.
Allgemeines Bild des Diſtrictes.
Das rheiniſche Schiefergebirge.
Das noͤrdliche Kohlengebirge.
Dar nördliche Alpenkalk-Gebilde.
Das pfaͤlziſche oder zweybruͤckiſche Porphyr-Stein⸗
kodlen-Gebuge.
Das Trapp Gebilde zwiſchen Frankfurt und Hanau.
Die Floͤb⸗Ebene, welche das rheiniſche Schiefer⸗
gebirge, und die, in den vorigen Pargaßeee ge⸗
nannten, Bildungen begraͤnzt.
A. Die rothe Sandſtein- Formation.
B. Die Alpenkalkſtein Formation. 0
C. Formation des bunten Sandſteins.
D. Die Formation des Muſchel -oder Gryphyten⸗
kalkes. :
E. Der. Quaderſandſtein.
. Die Kreide- Formation.
Die Braunkohlen-Formation.
Juͤngſtes Kalkſtein-Gebilde.
1. Kalktuff
§. 8. Die Baſalt Formation.
Die Eifel.
Die hohe Eifel der Gegend von Kloſter⸗ Laach.
.Das Siebengebirge.
.Der Weſterwald.
Das Vogelsgebirge.
Das Rhoͤngebirge. 3
Der Meißner. =
Der Habichtswald. f
7
oo Sr.
7 . — 7 « *
bs Ele] n
N
N
Sünftes Capitel. 25
Das Weſergebirge mit ſeinen Umgebungen, und det
niederſaͤchſiſchen Heideflaͤche.
a. Die Formation des bunten Sandſteins.
b. Die Formation des Muſchelkalkes.
©. Die Formation des Quaderſandſteins.
d. Die Kreide: Formation.
e. Die Braunkohlen Formation.
f. Das Kalktuff- Gebilde.
Sechſtes Capitel.
Der Harz mit feinen Umgebungen, als dem Mansfel—
diſchen Kupferſchiefergebirge, dem Kiffhaͤuſergebirge,
den Porphyr und Steinkohlen-Zuͤgen bey Ilefeld
und im Saalkreiſe, der Ebene umher mit ihren
Formationen, und dem Alvenslebenfchen Höhen⸗
Zuge. f
Der Harz.
F. 2. Die Porphyr-Steinkohlen-Formation mit dem Pas
tersgebirge.
$. 3. Die Formation des rothen Sandſteins und des Al—
penkalkes, mit dem Mansfeldiſchen Kupferſchiefer—
4 und dem Kiffhaͤuſer-Gebirge.
x g. 4.
Die Floͤtzebene um den Harz, und um die bisher
genannten Höhen.
§. 5. Der Almeslebiſche Höhen Zug.
Siebentes Capitel.
Die oͤſtliche Urgebirgs-Maſſe.
1. Aligemeiner Umriß derſelben.
2. Der Thuͤringerwald.
3. Das ſauͤchſiſche Gebirge im Allgemeinen.
A. Das ſaͤchſiſche Erzgebirge. \
B. Das ſaͤchſiſche Schiefergebirge. .
C. Das ſaͤchſiſche Porphyr- Gebirge, nebſt der rothen
Sandſtein- und der Alpenkalkſteinformation.
D. Die Ebene, welche das Gebirge umgibt, nebſt der
Lauſitz, der ſaͤchſiſchen Schweiz und der ſaͤchſi⸗
ſchen Bafaltformation. ö
$. 4. Die ſudetiſchen Gebirge im Allgemeinen.
§. 5. Das Weſt-Glatzer oder waldenburger - Steinkoh⸗
lengebirge.
§. 7. Das Eulengebirge.
9. 8. Das Plateau von Oberſchleſien. -
9. 9. Das ſchleſiſch - mährifhe Schiefergebirge oder das
Geſenke.
§. 10. Das große Gneußgranit Plateau des boͤhmiſch⸗
baieriſchen-maͤhriſchen Waldgebirges.
6, 11. Das Berauner Schiefergebirge.
$. 12. Das Fichtelgebirge.
$, 15. Das boͤhmiſche Mittelgebirge. \
H. 14. Die Flotz Ebene zwiſchen Böhmen, Schlefien und
Sachſen, oder der boͤhmiſche Gebirgskeſſel.
Obrigkeitlich im Großherzogthum Baden ange⸗
ordnete chemiſche Unterſuchung des Eſſigs,
und deren Erfolg,
vom Sofrath Menzinger,
Profeſſor zu Freyburg.
Es wurde auf gemachte Anzeige: daß der Effig mit
Schwefelſaͤure verunreiniget ſey, von hoͤchſtee Stelle den
fund Bericht zu erſtatten.
1294.
Phyſikern des badenſchen Landes aufgetragen, die chemifche
Unterſuchung des Eſſigs nicht nur in Apotheken, ſondern
auch in den Kaufladen vorzunehmen, und Uber den Be:
Der hieſige Stadtphyſikus, mein ehemaliger Discipel,
forderte mich aus Zutrauen auf, gemeinſchaftlich mit ihm
dieſe Unterſuchung zu unternehmen. Er brachte mir zu
dieſem Ende aus Kauflaͤden und Apotheken rohen und de
ſtillirten Eſſig. Nach wiederholt damit angeſtellten Verfu⸗
chen und nach eingezogener Auskunft, woher man den Ef:
ſig erhalten habe, den ich nach der Angabe aus L. mit O.
und aus B. mit X. anführen will, gab ich über die Be-
ſchaffenheit deſſelben nachſtehendes Gutachten:
Der Eſſig von hier aus Apotheken und Kaufläden
wurde mittelſt des Bleyeſſigs und der Salpeterſaͤure, dann
auch mit der ſalzſaueren Barytauflöſung gepruͤft, und es
wurden dabey folgende Erſcheinungen wahrgenommen:
1), Roher Eſſig O., der am meiſten dahier vorkommt,
trübte ſich mit beyden Reagentien; der mit Bley⸗
efjig erfolgte Niederſchlag loͤſte ſich mit Salpetetſäure
nicht auf.
Der von dieſem rohen Eſſig erhaltene deſtillirte Eſſig
wurde ebenfalls durch dieſe zugegoſſenen Reagentien etwas
teüb, die Salpeterfaͤure loͤſte aber den Niederſchlag, der
von dem zugegoſſenen Bleyeſſig erfolgte, wieder auf.
2) Der Eſſig X. gab mit dieſen Reagentien, jedoch in
einem welt mindern Grade, die naͤmliche Erſcheinung.
Hieraus ergibt ſich alſo: daß der Eſſig O. Schwe⸗
felſaͤnre enthaͤlt,
„Wird dieſer Eſſig der Deſtillation unterworfen; ſo
laͤßt ſich leicht einſehen, daß die Schwefelſaͤure, beſonders
wenn die Deſtillation zu weit fortgeſetzt wird, etwas von
ihrem Sauerſtoff an den Kohlenſtoff des rohen Eſſigs ab⸗
fest, und fo etwas ſchwefelige Säure gebildet wird, die
dann mit dem deſtillirten Eſſig in die Vorlage heruͤber geht.
Es verbindet ſich alſo diefe ſchwefelige Saͤure mit dem
Blevoryd des zugegoſſenen Bleyeſſigs, und bildet den Nie—
derſchlag, laͤßt ſich aber wieder von der Salpeterſaͤure ver⸗
drangen, die dann das niedergeſchlagene Bleyoxyd auflöft.
Um die Erſcheinung des Eſſigs X. mit dieſen Neagen:
tien zu erklaͤren, muß man wiſſen, daß derſelbe angeblich
aus dem Holze fabrikmaͤßig zubereitet wird. Nun iſt es
aber, wenn man auch den Gebrauch der Schwefelſaͤure bey
der Fabrication deſſelben nicht zugeben, und der Gegenwart
von etwas Schwefel im Holze wiederſprechen will, doch fo:
viel gewiß, daß man ſchwefelſaures Kali in demſelben an-
trifft; daher leicht begreiflich, wie bey dieſer fabrikmaͤßigen
Bereitung des Holzeſſigs etwas ſchwefelige Saͤure entſtehen
und hiemit die obige Erſcheinung hervorbringen kann. —
Selbſt das Schwefeln unſerer Landweine bat Einfluß auf
den daraus verfertigten Eſſig. Ich kann aus vieljaͤhriger
Erfahrung verſichern, daß mir die obbemerkten Erſcheinun⸗
gen mit dem aus aͤchten Weinen verfertigten Eſſig vorge⸗
kommen find, *
* Dieß dürfte wohl öfters, wenn die Weine
t ſtark geſhwefelt
werden, der Fall ſeyn. g
bie hoͤchſte Stelle,
1295 8
Nicht lange nach dieſem Gutachten erfolgte die ge⸗
woͤhnliche Viſitation der Apotheken dahier, wobey auch ich
zugegen ſenn muß. Es wurden in Gegenwart der ganzen
Viſitations-Geſellſchaft die naͤmlichen Verſuche mit dem
rohen und deſtillirten Eſſig angeſtellt, und ebenfalls die
naͤmlichen Erſcheinungen wahrgenommen. Der Bericht
hieruͤber ging an die hohe Behoͤrde ab, die dann eine neue
Unterſuchung durch den P. von J. anordnete. Dieſer be⸗
gab ſich nach O., ließ ſich einige Flaſchen voll Eſſig aus
den dortigen Fabriken reichen,
mit angeſtellten Verſuchen den im Eſſig enthaltenen Gyps
als Urſache dieſer obigen Erſcheinung.
In dem naͤchſt folgenden Jahre zeigte ſich bey der ge⸗
wöhnlichen Viſitation der hiesigen Apotheken mit dem che⸗
miſch geprüften Eſſig das naͤmliche Mefultat, wie im ver:
floſſenen Jahre. Der darüber erſtattete Bericht veranlaßte
eine neue chemiſche Unterſuchung des
Eſſigs in O. durch den Ap. H. vornehmen zu laſſen. Der
Bericht, den er daruͤber erſtattete, lautet woͤrtlich wie folgt:
„In Geſellſchaft mit dem Herrn Kreis-Medicinal⸗
Referenten Ph. Dr. L. — wurden die 6 numerirten Bou⸗
teillen Eſſig, da fie im Verdacht find, mit Schwefelfäure
verfaͤlſcht zu ſeyn, einer chemiſchen Unterſuchung unterwor⸗
fen, und mit ſalzſaurem Baryt auf dieſe Säure reagitt.
In allen 6 Sorten fanden ſich mehr oder weniger Mieder-
ſchlaͤge, welche allerdings Schwefel 1 8 andeuten; da ſich
aber der Niederſchlag 979 einem jeden Verſuch nicht augen⸗
blicklich beym Hineintropfen des Unterſuchungsmittels, fon:
dern nur durch Umſchuͤtteln und erſt nach einer halben Mi⸗
nute bildete To war es wahrſcheinlich, daß dieſe Saͤu⸗
re nicht in freyem Zuſtande, ſondern mit einem alkaliſchen
Stoffe gebunden vorhanden fenn müffe.- Um dieſes zu er⸗
forſchen, wurde von jeder Sorte ein Theil mit 3 Theilen
abſoluten Alkohols geſchuͤttelt, und zwey Stunden ſtehen ge⸗
laſſen.
In jedem Glaͤschen bildete ſich ein Niederſchlag, wo:
von die uͤberſtehende Fl üffigkeit durch Druckpapier abfiltrirt,
und mit ſalzſaurem Baryt gemiſcht, ganz klar und hell
blieb. Der Niederſchlag aber loͤſte ſich in Waſſer auf, und
Der
verhielt ſich ganz wie ſchwefelſaures Kali. Alle 6 Sorten
lieferten ein gleiches Reſultat.
Waͤre eine Sorte mit Schwefelſaͤure verfaͤlſcht gewe⸗
fen, fo Hätte dieſe in freyem Zuſtande darin enthalten ſeyn
muͤſſen, und in ſolchem ſich mit dem Alkohol gemiſcht,
worauf fie dann mit dem Pruͤfungs- Mittel eine ſſtarke
Trübung verurſacht hatte, welcher Verſuch auch auf dem
ſynthetiſchen Wege gemacht wurde, der den Erfolg beſtaͤtigte.
Da die Schwefelſaͤure in gebundenem Zuſtande als
ein Salz mit Kali meiſtens einen Beſtandtheil des Weines
ausmacht, der vielleicht bloß von dem Einbrennen der Faͤſ⸗
fer herruͤhren mag, und welches ſich ebenfalls durch eine
Trübung des obigen Reagens darthut; ſo folgt hieraus,
daß der Weineſſig denſelben Beſtandtheil auch beſitze, und
daß bey derartigen Verſuchen und Unterſuchungen
eloß oberflächlich zu Werke gegangen werden darf.“
Dieſen Bericht des Ap. H. uͤber die Beſchaffenheit
des Eſſigs ſtellte mir die mediciniſche Facultaͤt dahier mit
—
und erklaͤrte nach einigen da⸗
nicht
1296
der Eröffnung zu, daß die hoͤchſfe Stelle, nachdem der
Ap. 55 den Eſſig als ſchwefelſaures Kan- und auch vorhin
P. J mals Gypshaltig uerklaͤrt hätten, von der weitern
Bas e deſſelben abzuſtehen befohlen habe.
Deſſen ungeachtet war ich doch der medieinifchen Fa⸗
cultaͤt ſowohl in Ruͤckſicht meiner Ehre als in Betracht der
Wichtigkeit des Gegenſtandes eine
darin beſtand:
„Aus meinem Gutachten über die Befchaffenheit des
hieſigen Eſſigs, das ich dem Stadtohyſitate dahter ausſtell⸗
te, und auch der mediciniſchen Facultaͤt mittheilte ergibt
es ſich, daß nicht nur der rohe, ſondern auch der davon
deſtilllrte Eſſig, durch die Reagentien geprüft, die nämli⸗
chen Erſcheinungen zeigte.
Da nun das fehmefelfaure Kali ſowohl als der
Gyps bey der Deſtillation des Eſſigs nicht mit in die Vor⸗
lage heruͤber gehen, ſondern als feuerbeſtändige Körper zu:
ruck bleiben; fo läßt es ſich leicht einſehen, daß fie nicht die
waste Urſache der Erſcheinungen ſeyn können, und daß hie⸗
mit durch die Verſuche des Ap H. der Kaoten, der zu
loͤſen war, um ſo weniger geloͤſt wurde, als die Truͤbung,
die der ſalzſaure Baryt bewirkte, nicht allı naͤhlig, ſon dern
ploͤtzlich erſchien, und beſonders im rohen Eſſig aus einigen
Kauflaͤden ein ganzes Haufwerk bildete. Dieſe Verſuche
wurden in Gegenwart ſachkundiger Mänber W Sie
verdienen daher Glauben und Aufnterffamkeit
Antwort ſchuldig, die
[7
Die mediciniſche Facultaͤt wollte dieſe meine Aeuße⸗
rung hieruͤber an die hoͤchſte Stell einbegteiten.
bat mir aber dieſe Einbekleitung mit dem Verſpfechen, daß
ich bey der naͤchſten Viſitation der Apotheken der Sache
weiter nachforſchen, und dann die
Viſitations-Bericht beyſetzen wolle,
gendem geſchehen iſt:
Es wuͤrde gut geweſen ſeyn, wenn die Angabe der
meiſten Kaufleute und einiger Apotheker: man habe den
Eſſig von 9. erhalten, genau wäre erhoben worden, und
wenn alsdann der P. d. J. und Ap. H. den Eſſig an
Ort und Stelle, nicht aus Bouteillen, ſondern die Fabri⸗
cation deſſelben ſelbſt unterſucht, und vorzuͤglich darauf Ber
dacht genommen haͤtten, ob nicht durch einen aus dem
Auslande gekauften concentrirten Eſſig der inlaͤndiſche ſtaͤr⸗
ker gemacht, oder auf eine andere Art benutzt worden ſey;
denn es iſt jetzt außer Bu 1 Zweifel geſetzt daß in Frank
reich und namentlich zu Dijon eine große Eſſigfabrik bes
ſteht, aus der der Eſſig um concentrirten Zuſtande in Jans
del gebracht wird. Ich habe ein Muſter eines ſolchen eon⸗
cenftirten Eſſigs von M
Auskunft darüber dem
weiches
Nalerat, Fabricant de vinaigre ra-
dical à Dijon, in der S. Apotheke vorgefunden, der mit
dem Eſſig, der ſich in der K. Apotheke verfand und aus
der Schweiz unter dem Namen concentrirter Holzeſſig ers
halten wurde, ganz uͤbereinkam. Es hat mit dieſem con;
centrirten Eſſig folgende Beſchaffenheit:
A. Er iſt farblos, etwas ſchwer ſluͤſſig, ſehr ange⸗
nehm ſcharf ſauer, von einem ſtarken, mitunter ganz deut⸗
lich ſchwefelig faueren Geruch. Die falz = falpeter = oder eſ⸗
ſigſaure Barytaufloͤſung gibt, damit gemiſcht, auf der
Stelle einen ſtarken Niederſchlag. Auch being m in dem
Ich ver⸗
auch mit folt
1297 7
davon deſtillirten Eſſig dieſe Reagentien eine Truͤbung her:
vor, und diejenige, die mit Bleveſſig erfolgt, wird von der
in hinlaͤnglicher Menge zugegoſſenen reinen Salßpeterſaͤure
wieder klar. Dieſe Erſcheinungen beweiſen nun offenbar die
Gegenwart de ſchwefeligen Shure. Werden nach der Vor,
ſchrift 3 bis 9 Theile Waſſer mit einem Theile dieſes con—
centrirten Eſſigs vermiſcht; ſo entſteht ber gemeine Eſſig,
der wirklich noch einen ſtarken und angenehmen eſſigſaueren
Geſchmack beſitzt, aber ſich mit der ſalzſaueren Barytaufloͤ—
ſung, wie es zu erwarten war, truͤbt. Ich habe dieſen
Eſſig auf meiner Reiſe im Seekreiſe, namentlich zu Stock—
ach, unter dem Namen Weineſſig, gefärbt und aus der
Schweiz erhalten auch angetroffen.
Ob nun dieſer concentrirte Eſſig ſeinem Namen nach
Holzeſſig wirklich aus den Holze oder auf eine andere Art
erhalten werde, iſt dermal nicht zu beſtimmen, indem die
Verfertigung deſſelben ein Geheimniß ut, ö
Dem ſey aber, wie ihm wolle, ſo iſt es doch gewiß,
daß dieſer Eſſig mit ſchwefeliger Saͤure verunreiniget iſt.
Oh nun ſchon in der ſtarken Vermiſchung mit Waſſer die—
ſer Eſſig die Geſundheit nicht zu gefaͤhrden ſcheint, ſo kann
er doch ſtatt des Weineſſigs zum Arzneygebrauch meines
Ermeſſens nicht aufgenommen werden.
Freyburg, den 21. September 1821.
Nach der Hand wendete ich mich nach Dijon ſelbſt,
um über dieſe Eſſig Fabrication eine zuverlaͤßige Auskunft
zu erhalten, die darin beſteht: „Der Eſſig, der in Dijon
im Großen fabrikmaͤßig zubereitet wird, iſt Holzeſſig, und
die Art der Zubereitung deſſelben unbekannt. Er wird fuͤr
die Marine darum am meiſten verkauft, weil zum ge⸗
meinen Gebrauch eine Flaſche von dieſem Eſſig mit 8
Flaſchen Waſſer vermiſcht werden kann. Er wurde fuͤr
dieſen Endzweck analyſirt und unfchadlich erklart, ſomit die
Eſſighaͤndler, die gegen dieſen Eſſig Klage fuͤhrten, mit
dem absewieſen; daß dieſer Holzeſſig nur unter dem Nas
men Acide pyroligneux verkauft werden dürfe; und ſeit—
dem wird dieſer Holzeſſig allgemein verkauft. Er iſt aber
zum gewoͤhnlichen Gebrauch gar nicht beliebt, da man will
beobachtet haben, daß er den Hals austrockne, und dem
Magen und der Bruſt ſchaͤdlich ſey.“
Dieſe Nachricht und einige bey den wiederholten Ver—
ſuchen ruͤckſichtlich der Menge des Praͤcipitats ꝛc. bemerkte
en en veranlaßten mich noch zu folgenden Verſu—
en;
B. Vier Unzen dieſes ein Jahr lang in einem nicht
ganz damit angefüllten und geſchloſſenen Glaſe aufbehalte—
nen Holzeſſigs wurden in einer glaͤſernen Abdunſtſchaale fo
weit abgedunſtet, daß nach Erkaltung der Gefäße eine ganz
trockene Salzmaſſe zuruͤck blieb, die zwey Quintel und 12
Gran wog.
C. Ein Theil von dieſer Salzmaſſe in einem leicht
zugedeckten Glaſe der Feuchtigkeit ausgeſetzt wurde nach eis
nigen Tagen wieder fluͤſſig, und bildete etwas Salz.
D. Das Fluͤſſige zeigte alle Sigenſchaften von
ſaurem Kali.
Iſis 1828, Heft XII.
eſſig⸗
—— —ͤ—ũ—
1298
E. Ein Ster Theil der Salzmaſſe im Waſſer aufge
loͤßt, truͤbte ſich wieder bey zugeſetzter Barytaufloͤſung.
F. 30 Gran von dieſer Salzmaſſe mit alkoholiſirtem
Weingeiſte zuſammengerieben, loͤßte ſich bis auf einen ge⸗
ringen Satz vollkommen auf. f
6. Die filtrirte weingeiſtige Aufloͤſung truͤbte ſich
nicht mehr mit der Barytauflöſung.
H. Der auf dem Filter zurückgebliebene Satz wog 77
Gran, und hatte, was ſich durch die Verſuche C. F. G.
voraus erwarten ließ, die Eigenſchaften des ſchwefelſauern
Kali.
I. Ein Theil dieſes naͤmlichen Holzeſſigs wurde der
Vorſchrift nach mit 8 Theilen Waſſer vermifcht, dann in
einer tubulirten Glasretorte der Deſtillation unterworfen,
und dem davon deſtillirten Eſſige die Barytaufloͤſung zuge⸗
troͤpfelt, die keine Truͤbung mehr bewirkte.
Aus dieſen Verſuchen glaube ich nun zu ſchließen Ges
rechtiget zu ſeyn.
1) Daß dieſer concentrirte Holzeſſig freye ſchwefelige
Säure, ſchwefelſaueres Kali, und eſſigſaueres Kali in bes
deutender Menge enthält, wodurch dieſe Salzmaſſe etwas
ſchwerfluͤſſig wird. Verſuch A. B. C. D. G. H., hieraus era
gibt es ſich:
2) Daß dieſer Holzeſſig mittelſt der Schwefelſaͤure zus
bereitet wird. Verſ. A. G.
3) Daß bey dieſer Zubereitung die Schwefelfäure
durch den Kohlenſtoff des Holzeſſigs zum Theil in ſchwefe⸗
lige Saͤure verwandelt wird, und daß
4) der Geruch dieſer ſchwefeligen Saͤure durch das
reichliche Kali zwar gemindert, aber doch, da nicht alle ge⸗
bunden wird, und die Eſſigſaͤure die gebundene von dem
Kali zu ſcheiden vermag, dadurch nicht unbemerkt bleibt,
ſondern ſowohl durch Geruch als durch Reagentien, wie der
reiche Gehalt des Kali durch die Menge und die Eigen—
ſchaften des eſſigſauern Kali ſich zu erkennen gibt. Verſ.
A. B. C. D. H.
5) Daß die noch zuruͤckgebliebene ſchwefelige Saͤure
allmaͤhlig in Schwefelfäure uͤbergeht, und ſchwefelſaures Kal
li bildet. Verſ. F. G. H.
6) Daß daher dieſer Holzeſſig nach verſchiedenen Um⸗
ſtaͤnden in Verhaͤltniß und Beſchaffenheit ſeiner Beſtandtheis
I. 5
le etwas abweichen muß. Verſ. A. II.
8°
x
1299
Tentamen Florae Basileensis,
. exhibens plantas phanerogamas sponte nascentes, secundum
‚systema sexuale digestas, adjectis Caspari Bauhini synony-
mis ope horti ejus sicci comprobatis. Auctore
C. F. Hagenbach,
Med. Doctor.
Busileae apud Neukirch 1821. 8. Vol. I. Classis I — XI.
452, cum Fig. 3.
Ueber die Einrichtung dieſer Flora gibt die unten mit:
zutheilende Vorrede die beſte Auskunft. In der Bearbei⸗
tung dieſer Schrift iſt der große Fleiß und Scharfſinn
nicht zu verkennen; jener beſonders in der Vergleichung der
Herbarien von C. Baußln, Lachenal und F. Hagenbach;
dieſer in der Aufſtellung vieler ſog. Species als Varietaͤten
und in der Verwerſung der vielen neuerlich fabricisten Sip—
pen von laͤngſt bekannten und gehörig eingeordneten Pflanzen.
Dadurch wird das Aufſuchen dem Anſoͤnger erleichtert, und
die Einrichtung des Pflanzenſyſtems erlaubt eine deutlichere
Ueberſicht. Bey der Ausdehnung des Landes, welches der
Vfr. feiner Flora gibt, muß fie eine der reichhaltigſten
Deutſchlands werden. Sie enthält nicht bloß die Pflanzen
der Rheinebene, ſondern auch die des hoͤchſten Jura, des
Schwarzwalds, und zum Theil des Wasgaues, und ſteigt
mithin von 800 Fuß über dem Meer bis uͤber 4600. Die
Univerſitaͤt Baſel hat nun einen geognoftifchen Boden, ans
gepflanzt mit botaniſchen Gaͤrten, Feldern und Waͤldern,
die nun dem Zoologen geoͤffnet ſtehen.
Morbo tristissimo (Hemicrania nervoso-arthriti-
ca) dum per triennium fere laborarem, nec medici-
nae exercendae esset potestas, cruciatus intervalla,
animi sublevandi gratia, plerumque eo impendebam,
ut stirpium exsiccatarum copiam, ante quingue et
quod excurrit lustra, optimo Lachenalio praeceptore
duce, et amico cel. Zeihero comite, in pago Basileen-
si collectam, eandemque excursionibus dehinc, quan-
tum rara propter otia licuit, auctam, partim et ami-
corum liberalitate locupletatam, iterum iterumque
versarem atque in ordinem digererem.
Ne autem tempus inani velut ludibrio consume-
rem, in mentem incidit, adumbrare Enumeratio-
nem plantarum in agro nostro sponte nascentium.
Quem in ſinem Lachenalii hortum siccum, in Biblio-
theca botanica asservatum et a doctissimo Burkhardo,
Bot. Prof. meritissimo, benignissime mecum commu-
nicatum perscrutatus, viri beati schedulas, in quibus
locorum natalium indicia diligentissimam indagatio-
nem egregie testantur., recensui. Id autem maxime
dolendum, quod sagacissimas observationes suas me-
moriae quam litteris mandare maluerit. Sed in ea re
mihi versanti, inprimis C. Bauhini nomina autogra-
phica, plantis sis, quotquot Lachenalii horto inser-
tae supersunt, addita, excerpere, singulisque synop-
seos meae speciebus subjungere placuit. Ad lacunas
explendas, quantum fieri potuit, herbarium Jacobi
1300
Hachenbachii, Professoris olim Basileensis atque Bau-
hinorum amici, in Bibliotheca academica depositum,
et ex favore Bibliothecarii humanissimi, cel. Dan.
Huberi, Math. Prof. in usum mihi concessum, itidem
consului; nec spes eommodi exinde percipiendi me
fefellit, siquidem plura epifitheta Caspari manu
propria ibi scripta haud parum lucis attulerunt.
Hoc qualicunque commentario ad finem fere
perducto, quum amici botanophili hortarentur, ut
in suum studiique sociorum commodum justum
syelloͤtovp, excursionibus adaptatum, componerem,
quamvis tali tantoque labori exhauriendo me imparem
esse sentiens diu ‚reniterer, tamen precibus eorum,
nimis sane facilis, cessi, ne quod a verecundia erat
profectum, id inertiae tribueretur. Qna indulgentia,
ne mihi pariter atque disciplinae male consuluisse vi-
dear, vehementer vereor, praesertim quum ex morbo
sensim convalescenti, artisque medicae officia retrac-
tanti, otium elimando operi necessarium indies magis
magisque restringeretur.
Quod methodum attinet, systemasexuale, prae-
sertim Persoonio duce, secutus sum, suppressa classi
XXIII, varias variorum eruditorum generum illustra-
tiones lubenter in usum meum convertens. In ordi-
nandis graminibus virorum egregiorum Schraderi at-
que Gaudini vestigia pressi, neglectis critieis distine-
tionibus beati Palisot de Beauvois, ne tirones vel ni-
mia, qua uti videtur, subtilitate, vel vocibus alienis
deterreantur. Umbelliferarum genera secundum cl.
Sprengelii Adumbrationes digessi, nec tamen me.
nunc dolere diffiteor, Roemeri et Schultesii Systema-
tis Vol. VI. tunc nondum ad manus mihi fuisse. No-
mina trivialia usitatiora plerumque retinui, nec nisi
ubi confusionis periculum erat alia alierum suppo-
sui. Neque in hoc loco reticendum, e praeclari Gme-
lini Flora Badenst haud parum in usum meum redun-
dasse. Species novas vel ipse constituere aversatus,
vel recentiorum nondum satis sancitas admittere
haesitans, varietates recipere malui, intra limites
quam extra peccare satius ducens. Singulis specie-
bus brevem adjeci diasnosin. Cuivis definitione divi-
Halleri numerum historiae stirpium adjunxi, quem
continuo sequitur C. Bauhini synonymon cum allega-
tis locis congruis Pinacis, Prodromi, Theatri, inpri-
mis catalogi plantarum circa Basileam sponte nascen-
tium, dubiis dissolvendis aptissimi. Quae asterisco
notantur synonyma, in herbario Bauhiniano exstant,
quae signum crucis praeſixum habent, inter J. Hagen-
bachii stirpes obvia sunt. Reliqua approbatione Hal-
ieri, Lachenalii vel A. Miegii gaudent. Plura tanien
eorum, nec adeo multa, occurrunt, quae, licet au-
topsia nitantur, dubia remanent, vel quod exempla-
ria Bauhiniana nimis mutilata sunt, vel quod idem
nomen diversis plantis est appositum, vel quod casu
quopiam alia planta subrepsit, vel denique quod judi-
cium me fefellit. Synonyma recentiorum pauca ad-
jecta sunt. Plantas, quae auctoritate carent, omisi,
4
1301
nec cultas recepi, si vel cereales exceperis, vel quae
in loca inculta evagatae, veluti sponte nascuntur.
Iconum nonnisi eas citavi, quas in Bihliothecis publi-
eis vel in propria inspiciendi datur copia. Figuras du-
as, Veronicae praecocis et Buxbaumii, nova methodo
ex ligno chartae simul cum coloribus impressas exhi-
bere curavi, Flora jam typis mandata.
Ceterum in exaranda hoc opere multo masis
studiosorum utilitatis promovendae rationem habui,
quam eruditorum exspectalionis ;salisfaciendae, cui
nimirum neque vires sufficiunk, neque valetudo, ne-
que literarum denique subsidia.
Quo vero et generis et copiae plantarum, quas
recensere institui, ratio melius intelligatur, pauca de
agro Basileensi huicque vicino praemittenda videntur.
Agri nostri exiguum ambitum, a Basilea vix
ultra octo leucas patentem consideranti, confitendum
sane est, liberaliori manu Floram dona sua per eam
pandisse. Neque tamen est, quod putemus, longe
plurimam partem eorum nobis hucusque innotnisse,
quin contra diligentius investigaturum largam adhuc-
dum manere messem.
Jam vero regionis hujus in confinio Helvetiae,
Germaniae atque Galliae sitae, primum consideran-
dum est spatium deltoideum, duobus lateribus flavi-
is Rheno indlusum atque Birsa, qui haud procul ab
urbe in angulum count; basis ad meridiem spectans
in illum Jurae tractum abit, qui ab occasu ad orien-
tem deflectens, versus Rhenum excurrit, pagum Ba-
sileensem a Solodurensibus separans. Comprehendit
enim illud longe majorem hujus partem, eamque
plantis ditissimam, dextra ab Argoviae valle, cui no-
men est Frickthal, plerumque Rheno sejunctam, si-
nistra autem a Birsae vallibus asperioribus Delemon-
tii et Laufen longius recedentem. Jurae autem juga
haud multum ultra sex leucas ab nrbe protenduntur,
eo altius assurgentia, quo magis ad occidentem ver-
gunt, propiusque ad summum in hoc tractn fastigi-
um accedunt, montem dico Paschwang, cujus ver-
tex der Vogelberg appellatur. (Is sec. mensuram ba-
rom. a cel. Dan. Hubero initam, 2940’ supra Rhenum
(prope pontem urbis) eminet, aut si mavis 3720“
supra maris aequor, elevatione Rheni ad 780“ posita).
Versus solis ortum decrescendo se excipiunt M. Was-
serfall, Rellenberg, Billstein, Hauenstein major,
Belchen (2630 alt. rel.), Rallen, Hauenstein minor,
Miesenberg, Schafmatt, die Geisfluh (2200 alt. rel.)
et sic porro. Ceterum huic tractui complura jun-
guntur brachia minora, hinc inde interrupta, que-
_ quoversus pagum secantia, et quidem ea fere lege,
ut quo longius progrediuntur, eo magis ad orientem
tendant. Inter secundi ordinis montes mentione dieni
videntur MI. FVallenbere, Hummel, Dietisberg,
Farnsburg, Sissach, Sonnenberg, Schauenburg, Dör-
nach, Schartenfluh (vulgo Gempenstollen) (157e'
alt. rel.), Mönchenstein etc.; inprimis autem ex Bau-
nini tempore famam botanicam sibi vindicans M.
1302
Mutetus, 740° supra Rhenum elatus, horulam ab ur-
be distans, sed dehinc cultura haud parum mutatus,
Jurae altiora juga occupant ‚pascua, pecudibus
gratissima, sylvisque atque nemoribus, in quibus
promiscue pini simul cum fago inprimis frondent,
varie interstincta. Ubique autem rupes prominent
galcareae, plantis subalpinis passim obsitae, ad quas,.
licet saepe abruptas, a tergo saltem facilis patet ac-
cessus. Regio inferior vel pratis vestitur succulentis,
vel aratri patiens cerealia fovet, et quidem quae aspe-
riora sunt loca, i. e. conditionis magis calcareae, tri-
tico amyleo vel monococco ferendo aptiora sunt, mi-
tiora autem magisque ad orientem vergentia, fru
menta meliorisnotae laete producunt. Ceterum eadem
hae regio arborum fruetiferarum feracissima est.
Undique in monte scaturiunt fontes, quorum longe
majore parte in rivulos vallecularum prata irvieantes
collecta, fluvii Ergoiz dicti aquae augentur, duae re:
lictis vallibus amoenissimis Sissacensibus atque Lueis-
vallensibus prope Augustam Rauracorum Rheno illa-
buntur. Ad radices montium urbi prepiorum, et in
planitie, ea praecipue, quam glarea occupat, vineae
coluntur; in parte reliqua, mergam inprimis conti-
nente, et pratorum decus, et agrorum foecunditas,
nec non hortorum pometorumque amoenitas, quo-
cundue oculos converteris, laeto animum tibi perfun-
dent gaudio. : |
N In parte transrhenana versus plagam borealem
(Nordost) in conspectum veniunt juga sylvae nigrae,
granite atque gneisio formata, inter qude celsa emi-
nent capita montium Blauen atque Belchen, quorum
ille quinque ab unbe leucas dissitus, 3579 pedum al-
titudinem absolutam explet, alter vero 4355 pedes
aequat. Altius quidem effertur M. Feldberg, ad 46107
usque assurgens, sed quum longius distet, incepti
nostri limites excedit.
Quod autem jugorum a me commemoratorum
tractum et Rhenum interjacet spatium, varie hoc
campis pratisque fertilibus atque collibus viniferis
distinguitur, Wiesaque fluvio persecatur, in Sylva ni-
gra oriundo. Is vallem a se denominatam indomito
fere cursu permeat, indeque infra ürbem in Rhenum
effunditur. Duo autem lonsiores obseryantur mon-
tium tractus formationis calcareae, iique plantis sca-
tentes, qui et citra et ultra Wiesam, modico interval-
lo Rhenum sectantes, tandem horulam ab urbe, Pro-
pe Weil et Riehen, orientem versus flectuntur, et
utrinque Wiesae socii, ad sylvam nigram contendunt.
In illo, qui cis Wiesam continuatur, tractu, notatu
prae caeteris dignus est M. Christianae,. montem
Crenzacensem antrorsum sibi annexum habens,
propter stirpes, quas fovet peculiares, antiquitus jam
celebratum. In tractu autem ultra Wiesam consur- -
gunt montes Rötheln, Dillingen, praeeipue autem:
ditissimus M. Istein, saxo suo praerupto Rheni alveo
imminens.
Versus regionem, quam vocant caurinam, Al--
satiae superioris ampla patet planities, ad M. Vog:--
* 7
1503
sum usque sese extendens, cujus promontorium M.
Ballon verticem (sec. mensur. berom. recent.) ad
43518‘ (1439 metra gall.) supra mare extollit, nec nisi
unius diei iter a Basilea remotus est; ceterum adFlo-
ram nostrım non amplius pertinens. Cineitur autem
ista planities meridiem solemque occidentem versus
depressorum montium serie, e quibus nominasse suf-
Bciat M. Blauen, qui inde a Birsa fluvio incipiens,
Auas ab urbe horas ad occasum pereit. Huic vero
collium seriei adversum tenens alia series humilior
argilla scatens haud procul ab urbe continuatur, sta-
tim ab initio summum fastigium habens collem, qui
dicitur das Bruderholz, Quae inter utrumque colli-
um tractum intercedit convallis, quam das Laimen-
thal vocant, eam ex parte amniculus, Birsig nuncu-
patus irrigat, qui inde deflectens Rheno prope ejus
pontem immergitur.
Jam Rhenus ipse, qui ad Basileam nsque cur-
sum magis occidentem versus direxerat, prope Istein,
tres infra urbem horas, magno cum anfractu ad Sep-
tentriones vertitur, inde adeo ab urbe, ex angustio-
ribus quibus-antea continebatur ripis, latius latiusgde
divagatus, pluraque in brachia discedens, quibus in-
sulae formantur. In sinistra amnis ripa situm est
praetllium, quod cognominatur Michelfelden, ex Bau-
hin! aetate, propter stirpes, praesertim aquaticas,
rariores, passim circum circa nascentes, inclytum.
Quantum autem regionis illius dehine mutata est fa-
eies, yparlis nunc segetibusque ea tenentibus loca,
quae olim virgultis horruerant vel aquis stagnaverant!
Sciendum enim, paulo seriore aevo in praedii illiue
vicinia exstructum fuisse propugnaculum Huningam,
amplissimis undique munimentis, nnper dirutis, cir-
cumdatum. Praeterea paulo inferius et conditus est
et incrementa cepit vicus Neudorf, magno agrerum
-olitoriorum atque hortorum ambitu. Quo factum est,
ut indiesincrescente cultura, stirpes vel perierint vel
periisse certe videantur, quae Lachenalii adhuc tem-
poribus florebant, adeo, ut nonnisi locis incultis et
ad rivulorum ripas, in pascuis atque paludibus passim
obyiis, divitiarum reliquias offendas. Bauhini tamen
eives Michelfeldenses in Catal. ejus Basil. recensitas in
Floram recipere eo minus dubitavi, quo magis ibidem
interdum reperiantur plantae, quas jam dudum de-
perditas esse credideris.
His de situ agri Basileensis dictis notitiam adde-
re aliquantam geognoslicam eo minus necessarium du-
xi, quod locum hunc peritissiine pertractatum esse a
Doctiss. Petr. Meriano, Physices atque Ghemiae Pro-
fessore, in singulari, quam nuperrime edidit, Syn-
opsi * intelligo; ad hanc igitur lectores amandatos
“xolo. Haec tantum adinonuisse sufhciat, Rheni al-
veum ejusque ripam glarea scatere, indeque fieri, nt
„ Uebersicht der Beschaffenheit der Gebirgsbildungen in
den Umgebungen von Basel etc, von P. Merian, 1. Bd.
Basel 131, \
*
1304
complures desiderentur stirpes, quae in sabulis Rheni
inferioris occurrunt. Quin adeo neque plantae quidem
palustres, stagnis atque paludibus amplioribus cum
fere careamus, nec aegre id quidem, magno apud
nos numero inveniuntur.
Restat, ut amicis atque fautoribus summe co-
lendis pro illis, quibus mihi quisque opitulalus est
adminiculis, publicas persolvam grates. Prae aliis me
sibi devinctissimum habent Viri prasstantissimi, cl.
Fred. Neesius, Phil. Doctor, horti botanici, qui Bon-
nae est, Inspector, et cl. MMüllerus, Parochus Olss
bergensis pl. reverendus, quorum ille per triennium
agrum nostrum peryagatus, vel plures novas cives
addidit, vel dubiis sagacissime propria nomina vin-
dicavit. Is autem omnes omnino recessus regionis
nulli fere antea botanophilo visae, quae monasteriun
(olim) Olsberg dictum circumjacet et vicinam Rheni
ripam indefesso lustravit studio, acea, qua pollet,
humanitate excursionum mihi largitus est fructus.
Plurima praeterea amicitiae l. Zeiheri, horti
Schwetzingensis Directoris, debeo, qui et rariores
olim apud nos detectas stirpes benignissime impertiit,
et plura simul dubia solvit. Nec sılentio mihi prae-
tereundus est juvenis Friche-Joset, hortulanus, bota-
nices studiosissimus, qui herbas circa Delemontium
a se repertas tradidit. Parem apud me et alii nonnul-
Ii Viri inierunt gratiam, quorum passim in opere ips@
ad loca natalia plantarum, quas benigne mecum com-
municaverant, mentio facta est. — Verumenimvero
pedem hic prius figere nequeo, quam gratissimum
testatus sim animum, ob eam, qua me prosecuti
sunt, liberalitatem, Viris celeberrimis Godofr. Nee-
sio, Ac. Caes. Leop. Praesidi, Hubero, Burkhardo,
Petro Meriano, Prof. Basileensibus, Nestlero, Bot.
Prof. Argentor., Seringio, Prof. Bernensi aliisque
compluribus.
Quod superest, ea, qua decet, observantia, rei
herbariae viros principes, rogo, obsecro, ut aucto-
ris conamini indulgeant, tirones autem, ut fareant.
Mufter der Behandlung.
RHAMNUS. Cal. campanulatus, 4 5 fidus.
Pro petalis squamae 4—5, calyci insertae. Stam.
tot quot squame. Drupa 2 — 4-sperma.
ı) catharlica; spinis terminalibus, florihus
4 -Gdis dieicis, foliis ovatis (petiolatis serrulatis}. W.
1305
H. 824. * Rhamnus catharticus.
112. Schk. t. 46. F. D. 850.
6 Foliis minoribus. Rhamn. cath. minor. C. B
8
Arbusculus vel frutex. Rami apice spinescentes.
Flores axillares, aggregati, pryi, ex albo aut luteo
virescentes, plerumque 4-andri. Drupa nigra, pisi-
forınis, purgans, immatura succum luteum tincto-
rium continens.
In dumetis, ad sepes, sequenti rauor. In M. Crenzach-
Circa Liestal, Arisdorf, Olsberg, Rheinfelden etc. Majo-
Jun. 5
2) Frangula; inermis, foliis petiolatis, ellipticis,
integris, glabris, floribus androgynis, bacca disper-
ma... H. 21. Alnus nigra baccifera. C B. p. 428.
Cat. 107. Schk. t. 46. F. D. 278.
B. Foliis magnis oblongis. C. B. P. J. c.
Flores palli-
7s Cal,
Frutex vel arbor. Rami inermes.
de virescentes vel saepius purpurascentes. Drupa
primum rubella, dein nigra, purgans.
In sylvis, dumetis, ad sepes. In der Hard, In M.
Muteto, Crenzach, Dornach etc. Maj. Jun. h.
3) alpina; inermis, floribus dioicis, foliis ova-
li-lanaeolatis, glanduloso-crenulatis. Jace. H. 823.
+ Frangula altera polycarpos. C, B. Prodr. p. 160.
Alnus nigra polycarpos. P. 428. Cat. 107. Hall.
Act. Gott. t. 16. Ej. Hist. t. 40.
Frutex 4—6,. Cortex cinerascens, punctis ni-
gris adspersus. Folia quam in anteced. multo majo-
ra, supra saturate viridia, glaberrima, splendentia,
nervosa. Calyx campanulatus 4-hdus. Petala 4,
minutissima, subulata. Drupa nigra. (Cf. bon. de-
script. in Epist. ad Hall. T. IV. p. 2. sqgq.j
In M. Muteto G. In M. Dornach, Farnsburg, Geis-
fluh, Dietisberg, Wasserfall ele. per totum Jurae trac-
tum. Jun. Jul. 5
4) pumila; inermis, repens, floribus herma-
phroditis, foliis petiolatis, ovatis, crenatis. Wulfen
in Jacg. Coll. II. p. 141. t. 11. Rh. rupestris Scop.
Carn. 2. t. 5.
Plruticulus pygmaeus, ramosissimus. Folia gla—
bra, supra splendentia, subtus pallidiora ac insienius
reticulato - nervosa, ad nervos saepe pubescentia.
Drupa nigrescens, trisperma.
In rupibus calcareis circa Mallenburg Zeiherus.
Jun. Jul. 9
Darnne.
mis, Stamina includens.
Cal. o. Cor. 4-fida, infundibulifor-
Drupa ı sperma.
ı) Mezereum; floribus supra medium ramiag-
sregatis sessilibus subternis, foliis lanceolatis, post
flores evolntis, deciduis,... H. 1024. Laureola Folio
deciduo flore purpureo; officinis Laureola foemina.
C. B. P. 462. Cat. 140. Sturm. I. S. Schk. t. 107.
Gessn. op. bot. cura Schmiedel. Tab. III. no. 10. c. col.
viv. Nostr. Zieland,
Js. 1822. Peft XII.
1306
6. fl. albo. C. B. P. J. e. >
Frutex, 2—5. Cortex acerrimus. Folia supre-
ma fasciculata. Flores ante foliorum eruptionem
conspicui, odorati, rosei, raro albi. Drupae carno-
sae, ellipticae, coccineae.
Febr. Mart. 9
2) Laureola; floribus axillaribus pedicellatis,
(sub) quinis, foliis (obovato-) lanceolafis, glabris per-
ennantibus. Dc. H. 1025. Laureola sempervirens
flore viridi, quibusdam Laur. mas. C. B. P. 462. Cat.
110. Jacq. a. t. 183. Blachw. t. 62. Gessn. I. c. Tab.
VI. ne. 9. A. c. col. viv. (opt.)
Fruticulus. Caulis 1— 2“, simplex vel parum
ramosus, cortice laxo. Folio saturate vel saepius
pallide viridia, laurina, splendentia, simul cum flo-
ribus erumpentia, in summo canle congesta. Flores
luteo- virides inodori. Drupa ovalis, nigra, acer-
rima.
In M. Muteto, Dornach. Circa Schauenburg, Gem-
pen, Arlesheim, Mönchenslein etc. in omnibus sylvis
montanis Jurae tractus. Aprili. 5
5) Cneorum; floribus fasciculatis terminalibus
(sub)sessilibus, foliis (lineari-) lanceolatis nudis mu-
cronatis. L. H. 1027. +Thymelaeae affınis facie ex-
terna. C. B. P. 465. Thymelaea Cneorum arı. Jacq.
a. t. 425. Poll. pal. t. 1. f. 4. Rusticis nostr. Fluh-
nägeli, Steinnägeli,
In sylvis fere ubique.
Fruticulus ½ —ı'. Truncus subdichotomo -ra
mosus, inferne cicatricosus, decumbens, saepius in
saxorum rimas sese insinuans. Folia alterna, super-
ne maeis congesta, firma, splendentia, ante flores
erumpentia, subtus pallidiora, nervo insieni distinc-
ta. Flores in ramorum apice 5 — 12, umbellato-
-congesti, suaveolentes, anıoene purpurei, extus ci-
nereo-pubescentes. Drupa ovata, exsucca, demum
fusca.
In dumetis saxosis infra arcem Hidwald, ad dex
tram vixae ex praedio ejusdem nominis in pagum Eplinger
ducentis, nee alibi in regione nostra. Maj. 5
Saxırraca. Cal. 5 partitus. Petala 5 integra,
Caps. ı-locul. birostrata, inter rostra dehisaens,
polysperma.
1) Aizoon; foliis radicalıbus aggregatis, cartila-
gineo -serratis, obovatis lingulatisye, caule superne
subpaniculato, calycibus (sub) glabris. Gau». H. 978.
S. Cotyledon var. L.
a. Foliis brevioribus obovatis. Hall. I. c. &
Col yledon minor foliis subrotundis serratis. C. B.
P. 285. Prodr. 133. S. Cotyledon ß. et Aizoon W., S. Aizo-
on Hell. syn. et loc. nat.) et S. Cotyledon ß. Ejusd. Sur.
(excl. Jacq. a. t. 438. Sturm. I. 35. Barrel. ic. 1510.
6. Elatior, foliis longioribus lingulatis. Hall. I.
c. F. votyl. med. foliis oblongis serratis. P. J. c.
S. Aizoon ß. Dec. Gau», S. Cotyledon «. Sur. S. me-
dia Lar RTR. Barr. ic. t. 1309. 1512. 1312.
82*
1307
y. Calyce glanduloso, 8. intacta W. H. Ber. p.
115. t. 75. 3
Rad. stolonifera. Caulis ½ — 1“, | cum ramis
pedunculisque pilis setosis brevibus glanduliferis ob-
sessus, saepe purpuraseens. Folia radicalia et stolo-
num in rosula sdensas expansa, firma, glaucescentia,
culmea breviora, sparsa alterna. Pedunculi simpli-
ces vel ramosi, superiores brevioresasgregati. Peta-
la oblonga, nivea, subtus nervis tribus lutescentibus
percussa, supra punctis purpureis saepius adspersa.
In y. caulis pilis capitatis densius, calyx basi rarius
obsitus. In ß. folia rad. lingulata, 1 — 2’ et ultra
longa. Sensim in g. transire conspicitur. (Non con—
fund c. 8. löngifolia STERNE. (CE. Sturm I. 33) , quae
foliis margine crustaceo integro, panicula subpyra-
midali calyceque constanter piloso-glanduloso differt.)
Ad rupes infra arcem Burg, supra Schauenburger -
et Sissacherfluh et in omnibus scopulis montium edit.
frequens. In M. Belchen Bad. ß. locis magis umbrosis;
v. gr. supra der Schauenburger- et Belchenjluh. . su-
pra der Schauenburgerjluh Cl. Zeiherus. Jun.-Sept 2L
2) stellaris; foliis cuneatis, apice anguloso den-
tatis, subcarnosis, scapo ramoso, petalis oblongis acu-
tiusculis. saun. H. 975. Sanicula monlana rolun-
difolia minor. C. B. P. 245. Prodr. 115. F. D. t. 25.
Sturm 1.35. Scop. carn. II. t. 15.
. + San. mont. longifolia serrata. C. B. J. c.
Wulfen in Jacd. Coll. I. t. 15.
Caulis 2,“ 1“, nudus, glaber vel setoso -pilo-
sulus, superne ramosus. Folia radicalia in rosulam
simplicem digesta, laete viridia, subciliata. Rami
et pedunculi hliformes, bracteati, calyx reflexus.
Corolla alba, basi maculis luteis notata, antheris
zubris.
Ad rivulos M. Belchen Bad. copiose. fl. ibidem le-
Sit Thomas Platerus l. Jac. Hagenb. Julio. 2%
(S. rotundifoliam L., a,beato Staehelino in M.
Wasserfall repertam esse affirmat Cel. Gmelinus; at
nulla hujus loci natalis deprehendere potui vestigia, et
pene dubito, an haeeee slirps, alpinis licet familiaris, in
montes nostros descendat. (ef. Hall. Num. eit.)
5) aizoides; foliis alternis linearibus carnosis ci-
liatis, caule basi decumbente, germine es aer
co depresso seminiiero. Gaubp. H. Gr: „
pinum ‚flore pallido. 0. B. P. 284. 8. Sante 18.
Sur. ©. autumnalis GM. et Fl. D. t. 72. Sturm
I. 35. S .
Caulis superne pubescens, plerumque simplex.
Folia linearia, (inferiora conferta subdeilexa ,) denti-
culata, subcilista. F
tei, in nostlris immaculati, antheris croceis. (Var.
altera flore eroceo mera est alpina.)
Ad Rheni ripam inter Augustam el Rhenofeldam.
Inlio-Sept. 2
— .. — —
— 1
1308
4) gramulata; foliis radicalibus reniformibus,
petiolatis, sublobatis, caule paniculato, radice gra-
nulata, germine seminifero. Gaun. H. 976. S. ro-
tundifolia alba. C. B. P. 309. Cal. 88. Sturm, I. 6.
Schk. k. 119. Fuchs, 428. ic. \
Rad. ſibrosa bulbulifera. Caulis ½ —ı', sim-
plex vel ramosus, viscidulus, superne et in ramis
pilis capitatis obsessus, Folia rad. in orbem Conges-
ta, subvillosa, petiolata, lobato -crenata, caulina
sparsa, palmala. Flores asciculati, majusculi, albi,
calyce piloso- slanduloso, :
Passim non infrequensz v. gr. circa Hüningen, Burge
ſelden. Versus D. Margaretam et Gundeldingen in pra-
tis collis; supra Bsfeld. In aggere sicco juxta semitam
1
versus Bet iben ele. Apr. — Jun. ° -.\. 04 l
5) tridactylites; foliis cuneiformibus, (radie.
congestis, caulinis) alternis, integris trihdisque,
caule erecto ramoso, glanduloso-pubescente, germi-
ne infero, Gau». H. 986. Sedum tridactylites tec-
iorum. C. B. P. 285. Cat. 84; S. annua LApEsR,
Sturm IJ. 38. F. D. 1517. E FF
Caulis 1—5”, simplex vel ramosus, superne
viscidulus, inferne rubescens.
exigui, albi veljrubelli,
immaturi deflexi, calyce
slanduloso.
In teclis negleclis, muris velustis et locis lapidosis,
aridis, abunde. Apr. — Jul. O
Antonii Bertolonii,
professor. hotanices bononiensis elc.;
lucubrationes de re herbaria, Bononiae typis A, de Nohih-
hus, 1822. 4. 40. cum tab. acmea 1.
Die Genauigkeit, mit welcher der Pfr. beſchreibt, iſt
ſchon bekannt. Hier beſtimmt er 184 feltene Pflanzen,
welche in dem Panphyton Siculum Cupanii abgebildet
ſind. Dann beſchreibt er ausfuͤhrlich noch folgende 10 ſel⸗
tene Pflanzen, nehmlich Salvia occidentalis, Viola stri-
cta, Rhexia alıta, Polygonum flagellare, Hyptis ra-
cemosa, Odonia tomentosa (genus novum post Gly-
cinem), abgebildet, Arnica floccosa , Sebastiania hete-
rophylla (Verbesina mutica), Nanthiam occidentale,
Telephora pavonia. 5
Henna, oder Alhanna (Lawsonia inermis L.),
der Hennaſtrauch, ſeine Blaͤtter als
Faͤrbemittel.
In Aegypten, in der Barbarey, Marocco und
am Senegal ꝛc., findet ſich dieſer Strauch fehr haufig,
und führt obigen arabiſchen Namen,
Die Blätter deſſelben werden vorzuͤglich in Cairo ge
ſammelt, fie find klein und hart, und aͤhneln einigermaa⸗
ßen jenen des Buchsbaums, oder der Schwarzbeere, Vae-
cinium Myrtillus L., doch find fie dunkelgrün, Man
Flores pedunculati,
*
—
1309
mahlt fie zu einem tabakartigen Staube, welcher eine aͤhn—
liche hellbraune, mehr ins gelbe und gruͤne ſich ziehende
Farbe hat. Es wird in dichte Saͤcke feſten Schilfs oder
Baſt gepackt, und nach allen Theilen der Tuͤrkey verſendet.
Das Frauenzimmer in der Levante verwendet ihn, um ſich
die Fingerſpitzen, die Zehen, und verſchiedene Theile des
Geſichts, rothbraun zu faͤrben, macht mit Waſſer eis
nen Teig an welcher über Nacht an den Fingern vertrock⸗
net, und denſelben eine unvertilabare rothbraune Farbe
mittheilt. Die Fingerſpitzen in eine leichte Auflöfung des
öllenſteins in Waſſer getaucht, erhalten eben dieſelbe un
ausloͤſchliche Farbe, wie von der Henna. Eine Hand damit
gefaͤrbt, die zweyte mit dem andern Pigment, laſſen ſich von
einander gar nicht unterſcheiden; kein Waſchen bringt die
Farbe von den Nageln und der Haut herab, und nur,
wenn ſich die Epidermis nach Monaten abloͤſt, kommt
wieder die natürliche Farbe der Haut zuruͤck. Ich kann
daher die Henna fuͤr thieriſche Stoffe, beſonders die
Schaafwolle, als das feſteſte und brauch barſte Faͤrbemateri⸗
al vorſchlagen. Die Farbe gibt ein Mittel zwiſchen roth⸗
braun und orange, und ſelbſt zum Geibfaͤrben laßt fie
ſich vortrefflich gebrauchen und vorbereiten.
Man beſchwert ſich uͤber das Verſchießen der grunen
Farben, befonders der zu Uniformen jetzt eingeführten
ſtahlgruͤnen Tücher; auf dieſe Weiſe dürften die mit Jens
na ſattſam gefaͤrbten Wolltucher, im Indigo eine ſehr gu⸗
te und aͤußerſt haltbare dunkelſtahlgruͤne Farbe erhalten.
Meines Wiſſens iſt dieſes Farbematerial in Europa aks fel-
ches weder bekannt, noch eingeführt, Man kann ſich da⸗
her durch Trieſter⸗ und Marſeiller⸗ Handelshaͤuſer ſehr
leicht aus Alexandrien, ½ Centn. davon zur Probe kom⸗
men laſſen, welcher daſelbſt kaum auf 5 ſpaniſche thk. zu
ſtehen kommen wird. Der Gegenſtand iſt des Verſuches werth.“
Marſeille, den 14. Julius 1822.
FGranz Wilhelm Sieber.
.
1
Anweiſung zur Forſt⸗Einrichtung und Ab⸗
ſchaͤtzung
von H. Cotta,
> Koͤnigl. Saͤchſ. Oberforſtrath.
Dresden bey Arnold 1820. Iſter Theil 8. 189, nebſt vielen
Tabellen.
Eine Arbeit von Cotta bedarf keiner Beurtheilung,
die hier auch ohnedies außer unſerem Kreiſe laͤge. Bey
Büchern der Art kommt es nur darauf an, daß fie gehörig
bekannt gemacht werden; das thun wir hiermit, indem wir
den Plan des Bfrs. und den Inhalt des Buchs mittheilen.
rden ee
Im Jahr 1804 fhrieb ich eine Anleitung zur Zara:
tion der Waldungen. Dieſe Schrift iſt laͤngſt vergriffen,
und es ergingen ſeitdem viele Aufforderungen zu einer neu⸗
en Auflage an mich. Es haben ſich aber nicht nur meine
Erfahrungen in dieſem Theile der Forſtwiſſenſchaft ſehr er⸗
*
0 —
1310
weitert und meine Anſichten über das Schaͤtzungsgeſchaͤft
vereinfacht, ſondern die ganze Lehre hat überhadpt eine ſo
veränderte Geſtalt erhalten, daß anſtatt einer neuen Auflage
ein neues Buch erforderlich geworden if, f
Die mir fo ſchmeichelhaften dringenden Aufforderun⸗
gen zur fruͤhern Herausgabe dieſer Schrift verpflichten mich
indeſſen zur Entſchuldigung wegen der Verfpatigung. Dis⸗
ſe hat einzig ihren Grund in meinen noch dringendern Be⸗
rufsarbeiten, verſchaffte mir aber auch gepruͤftere Erfahrun⸗
gen, von welchen das Reſultat die Beſtaͤtigung folgender
Saͤtze enthaͤlt:
1) Es gibt keine allgemein anwendbare Waldabſchaͤtzungs⸗
lehre, ſondern das Verfahren muß durch die Ver-
ſchiedenartigkeit der Zwecke und der Ortsverhaͤltniſſe
beſtimmt werden.
Große Kuͤnſtelepen find hier unnuͤtz
Verfahren iſt hierbey auch das beſt
Kein Forſttaxator kann den wahren Helzertrag genau
und ſicher angeben. g
4) Die gute Einrichtung eines Waldes iſt gewoͤhnlich viel
wichtiger, als defjen Ertragsbeſtimmung.
2)
3)
das einfachſte
5
>
e.
Bey einer ſolchen Einrichtung von Staatsweldungen
iſt nicht bloß der Zuftand des Waldes, ſondern vor⸗
zuͤglich die Nationalökonomie in Betracht zu ziehen,
6) Die Einrichtung eines Waldes oder deſſen Bewirth⸗
fhaftungsplän muß zwar für viele Jahre gemacht —
und der Ertrag für einen großen Zeitraum beſtimmt
werden; man darf aber dabey nicht in dem Wahne
ſtehen, als ob die Einrichtung und der Etat unver⸗
aͤnderlich waͤren. |
5)
Es müffen daher beſondere Maaßregeln ergriffen wer⸗
den, durch welche zu jeder Zeit die noͤthigen Abaͤnde⸗
rungen, ſowohl in Betreff der Einrichtung als des
Etats zu machen ſind, obne den Bewirthſchaftungs⸗
plan im Ganzen zu vernichten, oder die Schaͤtzung
unbrauchbar zu giachen. N
Auf dieſe wenigen Saͤtze iſt meine Lehre gebaut. Es
ſind darin in Beziehung auf den erſten Satz ganz verſchieden⸗
artige Waldſchaͤtzungen entwickelt. Von der ſummariſchen
nur auf gutachtliche Beurtheilung ſich gruͤndenden, gehen
wir durch verſchiedene Stufen bis zur genauern Erforſchung
zuerſt des Inhaltes und Zuwachſes der einzetnen Staͤmme,
fodann des Vorrathes, des Zuwachſes und der Ertragsbeſtim⸗
mung einzelner Walderte und endlich ganzer Forſte. Da:
bey ſind alle ſehr künſtliche Methoden vermieden, wogegen
aber deſto mehr Sorgfalt auf die Forſteinrichtung verwen⸗
det iſt.
Die ſtaatswirthſchaftlichen Rückſichten werden vorzuͤg⸗
lich im 2ten Theile bey der generellen Beſchreibung in Be⸗
tracht gezogen; den Maaßregeln aber, welche zur Aufrecht—
haltung der Schaͤtzungsarbeiten, und zur allmaͤhligen Ent⸗
wickelung des wahren Ertrags aus der Bewirthſchaftung
ſelbſt dienen, iſt die meiſte Aufmerkſamkeit gewidmet.
Dieß ſind die Hauptunterſcheidungsmerkmale der vor⸗
liegenden Schrift von anderen der Art, wobey ich zur beſſe⸗
1311
ren Beurtheilung der verſchiedenartigen Meynungen, welche
über die mannigfaltigen, bald zu langſamen, bald zu
ſchnellen Schaͤtzungsmethoden im Gange ſind, noch folgens
de Bemerkungen mir erlaube.
Wie in der Mechanik die größere Kraft nur auf Ko:
ſten der Geſchwindigkeit erlangt wird, fo koͤnnen wir bey
unſeren Waldſchaͤtzungen die groͤßere Genauigkeit nur auf
Koſten der Zeit (welche wir hier an die Stelle der Kraft
ſetzen), erlangen. Umgekehrt iſt dagegen bey ſolchen Schaͤ⸗
gungen Geſchwindigkeit auch nur auf Koſten der Genauig⸗
keit zu erhalten. f
Man hat alſs hier bloß die Wahl
j) zwiſchen größerer Genauigkeit bey geringerer Schnel⸗
ligkeit der Ausfuͤhrung, und
2) zwiſchen größerer Geſchwindigkeit mit weniger Genaus
igkeit.
Wer Beydes — Geſchwindigkeit und Genauigkeit vers
ſpricht, verdient kein Vertrauen: denn er kann fein Vera
ſprechen nicht halten.
Vergeſſen wir uͤbrigens nicht, daß vollkommene Ge—
nauigkeit bey einer Waldſchätzung nie zu erlangen iſt, und
bedenken wir dabey auch, daß allzugroße Eilfertigkeit bey
dem vorliegenden Geſchaͤfte nachtheiligere Folgen erzeugt,
als wenn man es gar nicht unternommen haͤtte, weil eine
ſehr unrichtige Etatsdeſtimmung noch mehr ſchadet, als gar
keine; ſo werden wit uns ver beyden Extremen zu hüten
ſuchen,
So viele Zeit uͤbrigens ſchon zur Ausarbeitung dieſer
Schrift verſtrichen iſt, ſo war es mir doch unmoͤglich, ſie
jetzt ſchon vollſtaͤndig zu liefern, und es erſcheint hier einſt,
weilen nur der erſte Theil. Der zweyte wird ſich zunaͤchſt
mit den Forſtvermeſſungsarbeiten beſchaͤftigen und zugleich
zeigen, wie die zu den Forſteinrichtungen noͤthigen Materi—
alien und Nachrichten geſammelt, geordnet und zu den all—
gemeinen Forſtbeſchreibungen verarbeitet werden. Endlich
fol im zweyten Theiie durch die Ausführung einer Taxa—
tiensarbeit der jetzt erſcheinende erſte Theil — und es ſol—
len überhaupt dadurch die Taratiensarbeiten — deutlich ge⸗
macht werden.
Wenn das eifrigſte Beſtreben fuͤr eine Wiſſenſchaft,
und die vieljaͤhrige Gelegenheit mit ihr genau bekannt zu
werden, fuͤr ſich allein berechtigten, daruͤber zu reden und
zu ſchreiben; fo würde mir dieſes Recht nicht abzuſprechen
ſeyn. Daß ader mehr als guter Wille und mehr als viel—
jaͤhrige Erfahrung dazu gehoͤrt, um gruͤndlich unterrichtet
— und zum Unterricht geſchickt zu ſeyn, davon koͤnnen wir
uns täglich uͤberzeugen.
Ob ich die ſchwere Aufgabe richtig gelöfet habe, ift
eine Frage, deren Beantwortung nicht mir, ſondern meinen
verehrten Leſern zukommt.
1312
hae
Einleitung.
Erſte Abtheilung.
Von Entwerfung des Bewirthſchaſtungsplanes.
Erſter Abſchnitt. 0
Grundlagen zu einem Bewirthſchaftungsplane.
§. I. Was von einem Walde bekannt ſeyn muß, um ihn
regelmäßig zu behandeln.
2. Von Beſtimmung der Groͤße, oder von der Forſtver⸗
meſſung 5
3. Von den Verhaͤltniſſen des Waldes, welche einen
weſentlichen Einfluß auf deſſen Bewirthſchaftung
und Ertrag haben.
4. Von der generellen Forſtbeſchreibung.
5. Von den Zeitbeſtimmungen bey einer Forſteinrichtung.
6. Beſtimmungsgruͤnde bey Feſtſetzung des Umtriebes.
„Beleuchtung des Beſtimmungsgrundes in Betreff der
natürlichen Fortpflanzung.
8. Die Gewinnung der größten Holzmaſſen betreffend.
9. Von Beruͤckſichtigung der verſchiedenen Preiſe nach
Maaßgabe der Staͤrke des Holzes.
10. Von den Vortheilen, welche die baldige Benutzung
gewährt.
11. Von den Koſten und Gefahren bey der Waldverjüns
gung.
12. Folgerungen aus dem Vorhergehenden. 0
13. Von den durch die Umtriebszeit vermehrten oder ver-
minderten Forſtnebenbenutzungen.
14. Von den Mitanfprüchen eines Andern an die Holz—
benutzung.
15. Von Beruͤckſichtigung der Staͤrke des Holzes, die
daſſelbe haben muß, um beſtimmte Beduͤrfuiſſe zu
befriedigen.
16. Ven den Speculationen bey der Waldbenutzung.
17. Anderweitige Bemerkungen zur Beſtimmung des Un
triebes.
18. Ergebniſſe aus dem Vorhergehenden.
19. Weitere Entwickelung.
2
Zweyter Abſchnitt.
Von Anordnungen der Hauungen
20, Regeln zur Anordnung der Schläge,
21. Erläuterungen zu Nr. 1 und 2.
22. Zu Nr. 3. die Größe der Schläge betreffend;
23. Zu Nr. 4.
24. Zu Nr.
25. Zu Nr.
Zu Nr.
27. Zu Nr.
28. Zu Nr. 9.
29. Betrachtungen uͤber die vorſtehenden Regeln.
30, Ueberſicht des Bisherigen.
S on au Ja
1313
Deitter Abſchnitt.
Von der Vollendung des Hauungsplanes.
5. 31. Wie der Hauungsplan begründet wird.
32. Wie die Zeit» Eintheilung bey dem Hauungsplane ges
ſchieht.
33. Wie die Raum ⸗Eintheilung geſchieht.
34. Erläuterung durch ein Beyſpiel.
35. Wichtigkeit dieſer Abtheilungs-Veſtimmung.
36. Beſtimmung, was unter dem Namen: Bezirk,
verſtanden wird.
37. Von Sicherung der Abtheilungs und Bezirksgraͤnzen,
38. Naͤhere Beſtimmung Über den Hauungsplan.
38. Folgerungen.
40. Bettachtungen.
„Gleichſtellung nad. der Fläche.
42. Gleichſtellung durch die Beſtandesguͤte.“
43. Beſchraͤnkung folder Gleichſtellungen.
44. Ruͤckolick.
45. Erweiterung.
Zweyte Abtheilung.“
Von der Forſt-Ertrags-Beſtimmung.
46. Bon den Mitteln zur Waldertragsbeſtimmung uͤbert
haupt. i
Erſter Abſchnitt.
Summariſche Forſtertragsbeſtimmung nach
gutachtlicher Schätzung.
47. Von der allgemeinen Beurtheilung.
48. Entwickelung.
49. Erlaͤuterungen.
50. Anwendung der vorbeſchriebenen Schaͤtzungsart.
51. Fortſetzung.
52, Weitere Anwendung.
53. Beleuchtung.
Zweyter Abſchnitt.
Specielle Forſtertragsbeſtimmung nach gut⸗
achtlicher Beurtheilung.
54. Allgemeine Bemerkungen.
55, Erläuterung.
56. Wie der muthmaßliche Ertrag berechnet wird.
57. Vergleichung des Ertrags in den einzelnen Perioden.
38. Von den Verſetzungen der Abtheilungen aus einer
Periode in die andere.
39. Von den Extragsbeſtimmungen der Zwiſchennutzungen.
60. Bemerkungen über das vorgetragene Abſchätzungsver⸗
fahren.
Dritter Abſchnitt.
Sperielle Abſchätzung des Holzvorrathes in
Hochwaldungen durch wirkliches Meffen
und Berechnen.
Gr. Allgemeine Betrachtungen über das Auszählen und
Meſſen des Holzvocrathes.
62. Anweiſung zum Meſſen und Auszaͤhlen des Holzes.
63. Weiteres Verfahren.
Iſis. ges Heft ZU,
1314
64. Von Beſtimmung des Inhaltes ber Baͤume.
65. Von den Normaltafeln.
66. Fortſetzung.
67. Von der Inhaltsberechnung.
68. Erläuterung durch ein Beyſpiel.
69. Vom Auszaͤhlen der Stämme nach dem Augenmaaße.
79. Vom Anſprechen der Baͤume nach ihrem kubiſchen
Inhalt.
71. Von der Holzvorrathbeſtimmung durch Probeyplaͤtze.
72. Erörterung, bis zu welcher Stärke des Holzes herab
deſſen Vorrath unmittelbar zu erforſchen iſt.
73. Von Abſchaͤtzung der Mittelhoͤlzer und der ganz jun⸗
gen Orte.
74. Von Abſchaͤtzung ungleich beſtandener junger Orte.
Vierter Abſchnitt.
Vom Zuwachſe des Holzes.
75. Unterſuchung, wie der Zuwachs des Holzes gefchieht,
und wovon derſelbe abhängt.
76. Folgerungen und Anwendung.
77. Fortſetzung.
78. Erweiterung.
79. Anderweites Verfahren, den Zuwachs zu berechnen.
80. Beleuchtung.
81. Von der Zuwachsberechnung des Holzes, wenn die
Benutzung deſſelben in mehrern auf einanderfolgen⸗
den Jahren geſchieht.
82. Folgerungen.
83. Naͤhere Beſtimmung uͤber die Berechnung des Zu⸗
wachſes. 2
84. Allgemeine Betrachtungen über die Zuwachsberechs
nungen.
85. Beſchraͤnkung der Zuwachsberechnungen.
86. Einfaches Mittel zur Berechnung des Zuwachſes.
87. Von der Zuwachsberechnung nach Erfahrungstafeln.
88. Anwendung.
89. Von der Zuwachsberechnung nach Procenten.
90. Mittel zur Abkürzung der Zuwachsbeſtimmung fuͤr
Beſtaͤnde, die erſt nach vielen Jahren zur Benu⸗
tzung kommen.
91. Erlaͤuterung durch ein Beyſpiel.
92. Einwendung.
93. Ergebniſſe aus den vorſtehenden Unterſuchungen üben
die Zuwachsberechnungen.
Fuͤnfter Abſchnitt.
Vollendung der Abſchaͤtzungsarbeiten bey den
Hochwaldungen.
94. Von der Zuſammenſtellung des Ertrages,
95. Von der ſpeciellen Beſchreibung.
Sechster Abſchnitt.
Von der Eintheilung und Abfhägung der
Nieder- und Mittelwaͤlder.
96. Allgemeine Betrachtungen hieruͤber.
97. Von der unmittelbaren Schlageintheilung,'
98, Von der mittelbaren Schlageintheilung.
83
1315
9.99. Von der Wald⸗Eintheilung, bey welcher mehrere
Jahresſchlaͤge zuſammen kommen.
100. Von der Eintheilung nach den Waldorten.
101. Von der Flaͤcheneintheilung mit Beruͤckfichtigung ei⸗
nes gleichen Ertrages.
102. Von der Ertragsbeſtimmung reiner Niederwaͤlder.
103. Von der Ertragsbeſtimmung reiner Mittelwaͤlder.
Siebenter Abſchnitt.
Von der Ein richtung und Abſchaͤtzung plaͤn⸗
terweiſe behandelter Wälder,
104. Von Entwerfung eines Hauungsplanes bey durchplaͤn⸗
terten Forſten.
105. Von der Ertragsbeſtimmung ſolcher Plaͤnterwal—
dungen.
106. Erlaͤuterung.
Von der Ertragsbeſtimmung ſolcher Waldungen, die
107.
auch in Zukunft plaͤnterweiſe behandelt werden.
Achter Abſchnitt.
Von den Reſerven.
Was ſie ſind und wezu ſie dienen.
Erläuterungen.
Betrachtungen Über Reſerven.
Folgerungen.
108.
109.
110.
III.
Dritte Abtheilung.
Von Sicherung der Forſteinrichtungen und Forſt⸗
0 ſchatzungen.
Erſter Abſchnitt.
oo ebe te itt un .
„Allgemeine Betrachtungen über den vorliegenden Ge⸗
genſtand.
Erlaͤuterung durch Beyſpiele.
Fortſetzung.
Schlußbetrachtung.
18.
Zweyter Abſchnitt.
Von den Wirthſchaftsbuͤchern.
Zweck und Eintheilung der Wirthſchaftsbücher.
Von den Mitteln zur Erreichung des vorſtehenden
Zweckes.
„Von den Reductionen des Holzes, des Reiſigs und
der Rinde.
. Erlaͤuterung der erſten Abtheilung des Wirthſchafts⸗
buches, welche zur Vergleichung des Extrages mit
der Schaͤtzung dient. f
Erläuterung der zweyten Abtheilung, zur Verglei⸗
chung der Abgabe mit dem Abgabeſatze.
Erläuterung der dritten Abtheilung, zur Zuſammen⸗
ſtellung der Vergleichungen des Erirags mit der
Schaͤtzung.
Vierte Abtheilung, Zuſammenſtellung der Verglei⸗
chungen der Abgabe mit dem Abgabeſatze.
123. Fünfte Abtheilung, Vergleichung des Untetſchiedes
122.
4316
vom Ertl mit der Schaͤtzung und des Unter⸗
ſchiedes von der Abgabe mit dem Abgabeſatze. i
124. Ergebniß nach dem erſten Jahrzehnt.
25. Ein anderes Verfahren bey Vergleichung der Shi:
kung mit dem Ertrage und der e mit dem 5
Abgabe ſatze.
Nutzen des Wirthſchaftsbuches.
Von den Ertragsveraͤnderungen,
Flaͤchenveraͤnderungen hervorgehen,
128. Die erſten zwey Faͤlle betreffend.
129. Den dritten Fall betreffend.
Von den Schaͤtzungsreviſionen.
Von den bey der Reviſion in Betracht ren
Gegenſtaͤnden.
Vom Gange des Geſchaͤfts,
Schlußbetrachtung.
welche aus den
132. a,
133.
Ungerns Minekalreich
orbkto⸗geognoſtiſch und topographiſch dargeſtellt
von J. Jonas,
Cuſtos des ungariſchen Muſeums.
Peſth bey Hartleben 1820. 8. 414.
Dieſes Werk iſt als das ıfte Heft eines phyſio- tech-
nographiſchen Magazins über die anorganiſche Natur des
oͤſterreichiſchen Kayſerſtaates zu betrachten. Ungarn iſt oh⸗
ne Zweifel in mineralog. und geognoſt.“ Hinſicht eines der
intereſſanteſten Laͤnder in Europa, zwar
häufig beſchrieben, verdiente aber einmal im Ganzen dars
geſtellt zu werden, ſo wie es hier geſchehen iſt. Die Be⸗
ſchreibungen ſcheinen uns genau, die geognoſtiſchen Schil⸗
derungen vollſtaͤndig und kenntnißreich zu ſeyn. Der
Verfaſſer hat viele Reſſen gemacht und redet daher
überall nach eigener Anſchauung. Das Werk wird
daher allen Mineralogen und Geggnoſten angenehm ſeyn.
Man bemerkt leider auch hier wie feſt in allen oͤſterreichi⸗
ſchen Buͤchern viele laͤcherliche, ekelhafte und unangenehme
Titel, ſo wie Aeußerungen über die Schlechtigkeit der Wiſ⸗
ſenſchaften, wenn ſie nicht Nutzen bringen, als wenn die
Wiſſenſchaften um des Nutzens willen in der Welt waͤren.
Die Kunſtwerke find ja doch in Oeſterreich keineswegs vers
achtet, obſchon fie eher Schaden als Nutzen bringen; war⸗
um ſollen denn nur die armen Wiſſenſchaften ſo ſtiefmuͤt⸗
terlich behandelt werden. Doch das Buch hat ſeinen Werth,
und wir wuͤnſchen dieſen anerkannt zu fehens 7 geben .
wir die
Snhalts=Ueberfidt,
Erſte Abtheilung.
1. Abſchnitt. Beytraͤge zur Oryktognoſie.
Strahlige Blende.
Rauſchgelb.
1) R 9 Rauſchgelb.
a. Muſchliges rothes Rauſchgelb. 2
b. Nadelſhrmiges rolhes Naufchgeld.
c. Erdiges rothes Rauſchgelb.
theilweife ſchon
—
1317
2) Grünes Rouſchgelb⸗ *
a. Strahliges grünes Rauſchgelb.
b. Dichtes grünes Nauſch gelb.
c. Erdiges gruͤnes a
3) Gelbes Rauſchgelb.
a, Blaͤttliges gelbes Rauſchgelb.
b. Erdiges gelbes u al
Wolnyn.
Unbeſtimmtes Mineral.
Phosphockupfer.
1). „Sasriges Dr
. Gemeinfasriges Pho sphorkupfer.
b. Nadelfoͤrmiges Phosphorkupfer.
2) Blaͤttriges een
Laſurſpath.
Unbeſtimmtes Kupfererz.
Kolybdaͤnſilber.
Ss. Abſchnitt. Ueber einige Mineralien,
ſchen Floͤtzgebirge vorkommen.
Feſter gemeiner natuͤrlicher Schwefel von Trus⸗
kawize. 0
Bleygdanz. n
Gemeiner Galmey.
Schlackiges Erdpech.
Bernſtein.
Braunkohle.
Wackenartiger Theneifentein.
Eiſenmergel.
Magneteiſenſtein.
Dichter e *
Ein Gemenge.
3. Abſchnitt. Beſchreibong einer Suite aus dem ungri⸗
. ſchen Horn- und Perlſteinporphyrgebirge.
In dieſem Abſchnitte befinden ſich von Nr. 1. bis
clusive 60. in allem alſo 60 verſchiedene Abaͤnde—
agen von Mineralien aus demſelben Gebirge be—
ſchrieben, nebſt dem Schluſſe und einer Theorie der
Entſtehung derſelben Formation.
A. Abſchnitt. Beſchreibung einer im Jahre 1811 durch
den Verfaſſer uͤber Oberungern nach Nagybanyen und
Kapnik unternommenen Reife,
die im gallizi⸗
Zweyte Abtheilung.
Ueber das topographiſch-geognoſtiſche Vorkommen einiger
Foſſilien in Ungern, ſammt einer kurzen oryktognoſti⸗
ſchen Beſchreibung derſelben.
Foſſilien aus der Claſſe erdiger Mine⸗
1. Abſchnitt.
ralkoͤrper.
Dem Kieſelgeſchlechte angehoͤrige Foſſilien.
1) Olivin.
2) Granat.
‚a. Edler Granat.
b. Gemeiner Granat.
3) Piſtazit.
a. Gemeiner Amethyſt.
b. Bergkryſtall. . mat
1318
c. Gemeiner Quarz. -
5). Eiſenkieſel. 8 N
6) Hornſtein.
a. Splittriger Hornſtein.
b. Muſchliger Hornſtein.
e. Holzſtein.
7) Kieſelſchiefer.
a. Gemeiner Kieſelſchiefer.
P. Lydiſcher Stein.
8) Feuerſtein.
9) Chalzedon.
a. Gemeiner Chalzedon.
P. Karniol.
10) Achat.
11) Shyalith.
12) Opal.
a. Edler Opal.
b. Gemeiner Opal.
c. Halbopal.
d. Holzopal.
3) Menilit.
4) Jaspis.
a. Gemeiner Jaspis.
aa. Muſchliger gemeiner Jaspis.
bb. Erdiger gemeiner Jaspis.
b. Opaljaspfs.
15) Obſidian.
26) Pechſtein.
17) Perlſtein.
5 Bimſtein.
a. Porphyrartiger Bimſtein.
ae. Gemeiner porphyrartiger Bimſtein.
bb. Schiefriger porphyrartiger Bimſtein.
19) Zeolith.
= Dichter Zeolith.
B. Mehlzeolith.
C. Faſerzeolith. 5
aa. Gemeiner Faſerzeolith.“
bb. Nadelzeolith.
d. Blaͤtterzeolith.
20) Schabaſit.
21) Feldſpath.
Dem Thongeſchlechte angehoͤrige Soffitien
22) Porzellanerde.
25} Gemeiner Thon.
24) Thonſtein.
25) Polirſchiefer.
26) Tripel.
27) Alaunſtein.
28) Baſalt.
Dem Talkgeſchlechte angehoͤrige Foſſilien.
29) Speckſtein.
50) Serpentin.
Anhang. Beſchreibung einiger im Hodritſcher
Kalkſteine vorkommenden Fofſilien.
a. Ein erdiges zum Talkgeſchlechte gehoͤriges Foſſil.
b. Ein mit dem vorhergehenden verwandtes Foſſil.
*
e
1319
E. Gemeiner Talk.
d. Blaͤttriger Talk.
e. Serpentin.
f. Ein mit dem Serpentin ſehr verwandtes und in
ihn von einer, in Kalkſtein, aber von ber ande⸗
ren Seite uͤbergehendes Foſſil.
aa. Gruͤne Abänderung deſſelben.
bb. Gelbe Abänderung deſſelben.
g. Arragon.
B. Gemeiner Opal.
Dem Kalkgeſchlechte angehörige Foſſtlien.
51) Kalkſtein.
a. Dichter Kalkſtein.
aa. Gemeiner dichter Kalkſtein.
b. Blaͤttriger Kalkſtein.
aa. Koͤrnigblaͤttriger Kalkſtein.
bh. Kalkſpath.
0. Fasriger Kalkſtein.
aa. Fasriger Kalkſinter.
d. Erbſenſtein.
32) Kalktuff.
33) Braunſpath.
a. Blaͤttriger Braunſpath.
b. Fatriger Braunſpath.
C. Dichter Braunſpath.
34) Mergel.
a. Mergelerde.
b. Verhaͤrteter Mergel.
55) Arragon.
a. Staͤnglichtr Arragon
36) Frauenels.
37) Muriazit.
a. Anchydrit.
Dem Barytgeſchlechte angehörige Foſſilien.
38) Schwerſpath.
a. Seradfihaliger Schwerſpath.
E. Abſchnitt. Foſſilien aus der Claſſe der metalliſchen
Mineralkoͤrper.
Dem Gologeſchlechte angehoͤrige Foffilien,
59) Gediegenes Gold.
a. Meſſinggelbes gediegenes Gold.
Dem Queackaſbergeſchlechte angehoͤrige Foſſilien⸗
409) Gediegenes Qusckſilber. y
Dem Sildergeſchlechte angehörige Foſſilien⸗
41) Gediegenes Siber.
2. Gemeine gediegenes Silber.“
42) Glaserz.
43) Sproͤdglaserz.
44) Rothguͤltigerz.
8. Dunkles Rochguͤltigerz.
b. Lichtes Rothgültigerz.
Diem Kupfergeſchlechte angehörige Fofftiten,
45) Gediegenes Kupfer.
46) Kupferkies.
47) Fahlerz.
48) Schwarzerz.
40) Eiſenſchuͤſſiges Kup fergruͤn
Dem Bleigeſchlechte angehoͤrige Foſſilien.
50) Bleiglanz.
a. Gemeiner Bleiglanz.
b. Bleiſchweif.
51) Schwarzbleierz.
Dem Zinkgeſchlechte angehoͤrlge Foſſilien,
52) Bleude.
2. Gelbe Blende.
b. Braune Biende.
Schwarze Blende,
Mineralien Verkehr.
Anhang.
Pflanzen aus Silimans americaniſchem Jour⸗
nal ſeit 1819.
W. Baldwin von Philadelphia,
über die nordamericon. Gattungen von Bottboellia, ent⸗
deckt im Staat Georgien.
Zwey Bluͤthen, an jedem Gelenk der Spindel eine
geſchlechtslofe. Die geſchlechtsloſe geſtielt.
Rotlboellia eorrugata; culmo erecto, compreſſo,
fulcato, glabro, ramoſo; folis longis anguſtisque:
fpicis subcompreſſis, nudis [uper uno latere, ſolita-
rlis et terminalibus, ſupremis approximatis: calyx
bi valvis, valva exteriori transverle corrugata et lon-
eitudinaliter rugola: corolla trivalvis. Vide Nut-
talls Nordameric. genera Vol. 1. p. 84. Iſt niche
Triplacum cylindricum Michaux.
Halm 2 bis 3 Fuß hoch, Kehren 2 bis 3 Holl lang,
Bluͤthen einerſeits wie bey Rottboellia dimidiata, 2
Griffel.
Rottboellia ciliata; eulmo erecto, tereti, Ma
ramoſo: foliis anguſtiſſimis, brevibus: ſpicis cYlın-
dricis luper pedunculis teretibus longis, j folitariis,
terminalibusque: calyx bivalvis, margine valva exte-
riori cilieta: corolla bivalvis. Vide Nuttalls Vol. 2.
P-; 85. i
Wurzel ausdauernd Halm 2 bis 4 Fuß hoch, Aeh⸗
een 3 bis 4 Zoll lang, 2 Griffel. Iſt Andropogon
fehr nahe verwandt.
Beſchreibung und natürliche Claſſification der
Floerkea,
von RXafinesque.
Dr. Mühlenberg entdeckte dieſe Sippe in Penſyl⸗
vanien bey Lancaſter, und ſchickte fie an Willdenow,
der fie im zten Bande der Schriften der berl. Naturforſcher
180, unter dem Namen Floerkea prolerpinacoides
bekannt machte. Michaux hat ſie in ſeiner Flora boreali
americana 1803 weggelaſſen. Perſoon nennt fie Floenhea
lacuſtris, Muͤhlenberg Fl. uliginola (Catal. plant. americ.
lept. p. 36,). Purſh vereint fie mit Nectris, als N.
1320
1321
pinnata, und fetzt fie in die Hexandria Digynia, da fie
fonft in Monogynia ſtand (Flor. americ. sept. 1. p.
250). Corea de Serra hat in feiner Einreihung der ame:
ric. Sippen in Juſſieu's naturliche Familien, fie zu den
Junceen gebracht. 1816 im Fruͤhjahr fand ich dieſe Pflan—
ze bey Philadelphia. Es iſt kein Monocotypledon.
Floerkea; perigonium duplex, perlistens, ſexpar—
titum; exterias calycinum tripartibile, sepala acuta;
interius brevius, coloratum tripartibile, fepala peta-
loidea, oblonga, obtula, Stamina 6 perigyna, fila-
menta Sıliformia, longitudine lepalorum interiorum,
antherae rotundae. Ovarium unicum, liberum, ro-
tundatum, bilobum, ſtylus centralis bifdus, ſtigma—
ta capitata bina. ‚Fructus utriculus bilobus, tuber-
culatus, bilocularis, dilpermus, interdum [phaeri-
cus, unilocularıs, monoſpermus per abortum loculi
unius, Semina centro aflıxa inferius, sublenticula-
ria, albuminosa, glabra, facile dividenda in lobos
Dinos.
Habitus. Planta gracilis, parva, annua, glabra,
foliis alternis, multo-pinnatifidis. Flores axillares,
folitarii, pedunculati. .
Floerkea ufisinofa; caule tenello flaccido, erec-
to fimplici, foliis 4 petiolatis, imis ternatis, sum-
nis pinnato-quinatis, pinnulis lineari-oblongis, ob-
tufis, integris, floribus axillaribus, solitariis, pedun-
eulis longis, apice cralfatis.
Zu Tauſenden bey Philadelphia an dem Rande eines
kleinen Teichs. Sie hieße beſſer Floerkea tenella, flac-
cida eder olitoria, da ſie einen guten Salat zibt. Der
Stengel wird 4 bis 5 Zoll hoch, bluͤht im May, iſt ein⸗
jaͤhrig.
Nectris (Cabomba Aublet.) hat 2 Ovarien, 2
Griffel und 2 vielſamige Capſeln, und gehoͤrt daher zu
meiner aten Ordnung: Perimeſia (Glall. Eltrosynia), Ste
Familie: Achenopſia, neben Myriophyllum; Floer-
kea dagegen hat ein zweylappiges Ovarium, einen Mittels
griffel, zwey Narben und einen zweyfaͤcherigen, zweyſami⸗
gen Schlauch (chen.), gehört daher zur ııten Ordnung
derſelben Claſſe: kloſtemia, welche mehr als eine Narbe
hat, und die Staubfaͤden in regelmaͤßiger Zahl, und nicht
central. Die Floerkea bildet ein Verbindunzsglied zwiſchen
dieſer Ordnung und der vorhergehenden, Polymelia,
durch ihre Verwandtſchaft mit manchen Sippen, aus der
Zunft der Euphorbiaceen, wie Cillitriche, Pragia, Mer-
curialis etc., von welchen fie ſich nur durch die Zwitter⸗
blüthen und peripherifchen, regelmaͤßigen Staubfaͤden unter⸗
ſcheidet. Sie bildet mit Galenia etc. die kleine Familie
Galenidia, welche viele Verwandtſchaft mit der Familie
Phytolacia hat; dieſe aber hat eine vielfaͤcherige Beere,
Galenia einen vierfeitigen Kelch, 8 Staubfaͤden und 2
Griffel. Indeſſen iſt die Floerkea mit Nectris doch nahe
vorwandr. St. Elliott hat die Beſchreibung der Nec-
tris von Aublet als richtig beſtaͤtiget. Mit den Ranun⸗
culaceen hat die Flverkea keine Aehnlichkeit.
Raſinesque, 3 neue Pflanzenſippen aus dem Staate
New⸗-Nork; Cylactis, Nemopanthus und Polanisia.
Iſis 192%. Heft XII.
r
—
1322
1) Cylactis: calyx campanulatus 6 — 10 ſidus,
lepala subinaequglia. Petala 4—6 aequalia. Sta-
mina perieyna numerofa. Piltilla 8—ı2, oyaria ſeſ-
ſilia, ovata, fiyli elongati, stigmata capitata. Bac-
cae paucae, diſtinctae, monolpermae.
Diefe Sippe gehört nach der analytiſchen und natur
lichen Methode (S. meine Analyl. ot nature) zur erſten
natuͤrl. Claſſe, Eltrogynia, kſte natuͤrl. Ordnung Rho-
dandria, 2te natürl. Familie Senticolia, neben die Sip—
pen Rubus, Oligacis etc.; in Linnés Icosandria, paßt
aber in keine feiner Ordnungen, indem die Zahl der Piſtil⸗
le wechſelt, und nie über 12 geht. Der Name heißt
Strahlenkelch; unterſcheidet ſich von Kubus durch den
ungleichen, vielſpaltigen Kelch, verändert. Zahl der Blu:
menblaͤtter, und wenig Griffel. Bis jetzt nur Eine Gat⸗
tung an den Catskill-Bergen bey den greßen Waſſer⸗
faͤllen.
C. montana; caulis kerbaceus, erectus, inermis,
pubescens; folia quinata, subglabra, superiora ſel-
filia, stipulae oblongae, foliola ovata, acııminata,
inciſa, ſerrata, ciliata, baſi acııta, intesra, interme-
dia petiolata; flores pauci corymboß, pedunculi erec-
ti, elongati, bracteolati, calyx pubescens, ſepala
lanceolata, acuta, nervosa, reflexa; pelala cuneato-
obovata, calyce longiora.
Ein kleines, halb Fuß hohes, ausdauerndes Pflaͤnz⸗
chen, Blumen weiß, bluͤht im Juny.
2. Nemopanihus: dioica, flor. masc. calyx
Sphyllus, aequalis, deciduus. Corolla nulla. Stami-
na 5 hypogyna cum calyce alternantia. Flor. fem.
calyx deciduus Sphyllus? ovarium ovatum, ſtigma
feffile 4lobum. Bacca Alocularis, Alperma.
Der Name heißt: Blume mit fadenförmigem Stiel.
Dieſe Pflanze iſt ein Strauch, den vielleicht Michaux mit
Ilex verbunden hat; ſie unterſcheidet ſich aber durch den
Mangel der Blume, durch ſtielſtaͤndige Staubfaͤden, auffis
genden Griffel u. ſ. w., und gehört zur Familie Rhamni-
dia, Ordn. Plynontia, Claffe Eltrogynia, neben Fran-
gula. Bey Linne gehörte fie zu Digecia Pentandria,
weit von Frangula.
N. fasciculatus; frutex, folia fasciculata, petio-
lata, oblonga mucronata, integra, subundulata,
membranacea, glabra; flores axillares fasciculati,
pedunculi fliformes, foliis brevioribus.
Ein Strauch 5 bis 8 Fuß hoch, Rinde grau, Aeſte
ſchlank und aufrecht; Blumen gruͤnlich, ſehr klein, Stiele
der weiblichen kuͤrzer und dicker; Bluͤthe im Juny, nahe
an den Catskill-Bergen an den zwey Seen. Hat eini⸗
ge Aehnlichkeit mit Frangula alnifolia, iſt vielleicht Ilex
canadenſis Michaux et Purlh. ur),
3. Polanisia; calyx 4phyllus, ſepala colorata,
inaequalia, ſuperiera unguiculata, Tpathulata. Corol-
la petalis 4 inaequalibus, ſuperiora bina majora et
unguiculata. Nectarium [uperius glanduloſum, la-
tum et truncatum. Stamina 9 14, inaequalia,
erecta hyposyna. Ovarium oblongum, [ubpedicellar
83*
tum, fiylus unicus, ſtigma fruncatum. Fructus
caplula follicularis, unilocularis, bivalvis, polylper-
ma; ſemina inferta lateribus futurarum, lubfpi-
ralia. .
Linn., worunter mehrere Gattungen ſtecken, und wovon
Nordamerica 2 oder 3 beſitzt, ohne die in Weſtindien,
Africa und Aſien, welche ganz verſchieden find. Der Name
heißt: viel Unregelmaͤßigkeiten. Gehört zur x. Claſ⸗
ſe, Eltrogynia, gte Ordnung, Monoſtimia, Fam. Cap-
paridia. In Linné's Syſtem müßte man fie zu Dode-
candria ftellen,
P. graveolens; undique piloſa et glutinoſa, cau-
lis erectus, folia alterna, petiolata, ternata, foliola
leſſilia, intermedium longius, oblonga, obtusa, in-
tegra, margine et nervis pilolis, flores racemoli, erec-
ti, bracteae petiolatae, ovatae, obtulae, calyx pi-
lefus, petala emarginata, crenala, caplulae divarica-
zae, elutinolae.
An Fluß- und Seeufern, am Sudſon bey Wew⸗
burgh/ am Susque Hannah bey Harrisburgh, am
See Erie, am Ghio und Wiſſiſſippi u. ſ. w.; blüht im
July und Auguſt, weiß oder roͤthlich, wird ı Fuß hoch.
Die ganze Pflanze hat einen ſtarken Geruch, wie Erige-
ron graveolens,
Raſinesque uͤber Myoſurus Shortii.
Eine Gattung von Myolurus if nun auch in Ame⸗
rica gefunden worden, bey Hopkinsville in Chriſtian—
Cunty Weſtkentucky. Die Vergleichung mit dem europ.
Nvolurus in ber flora danica, Lamarck. illuſtration.
hat gezeigt, daß es eine zweyte Gattung iſt.
Myofurus Shortii Raſinesque.
Folia lineari-obtusa, beſi anguſtiora, [capus fo-
liis brevior et ſiliformis. Calyx 5 — 5phyllus, cal-
caria membranacea; petala 5 — 5, ſtamina ı0 —
12, carpophorum [capo brevius.
Myoſurus minimus Linnei.
Folia lineari-cuneata apice latiore et acuto.
Scapus loneitudine foliorum, luperius incraſſatus.
Calvx 5phyllus, calcaria limilaria, petala 5 — 8,
carpophorum longitudine capi.
E. en
neue Gattung von Gnaphalium.
Gnaphalium decurrens; folia lanceolata, baſi la-
ta, acuta, decurrentia, apice lubſcabrosa, bafı to-
mentola; caulis folioſus, ramoſus, diffufus, tripeda-
lis; abgebildet. 8 4
f f \
Am Rande eines Bruches bey New⸗ awen, auch
am Souſatonick, etwa 50 Meilen von Kong: Island:
Der Typus dieſer Sippe iſt Cleome dodecandra
1324
Sund, gefunden im July 1817, verglichen mit Gnapha-
lium luteo - album und pennsylvanicum in Muͤhlen⸗
bergs Sammlung zu Phiſadelphia von Collins, welcher
ſagt: iſt nicht luteo-alb um, welches waͤhrſcheinlich nur
bey uns eingeführt iſt, es naͤhert ſich am meiſten Gnaph.
polycephalum MX., unterſcheidet ſich von allen durch die
herablaufenden Blätter; ſoll auch in Neu: England wachſen.
Asclepias lanceolata,
von E. Ives, Profeſſor.
Caule decumbente hirſuto foliis oppoſitis, lan-
ceolatis acutis lubſelſilibus. Umbellis lateralibus ſel-
filibus, nutantibus, [ubglobofis, multifloris, appendi-
cibus nullis. Abgebildet ſchlecht.
Waͤchſt haͤufig in den ſandigen Ebenen oͤſtlich von
Cedar-Sill in Wewhaven mit Asclep. viridiflora
und verticillate, für welche erſte ich fie anfangs gehalten.
Die Unteeſuchung von vielen Stuͤcken hat mich aber eines
Anderen belehrt. Die Blätter der viridiflora find immer
laͤnglich und ſtumpf, die der lanceolata lanzettfoͤrmig und
ſpitzig. Durch den Mangel an Hoͤrnchen oder Nectarien iſt
fie mit longifolia und viridiflora verwandt; die erſte une
terſcheidet ſich aber durch abwechſelnde lineare Blätter und
aufrechte Dolden.
Elliotts Sippe: Acerates beſteht aus Asclep. lan-
ceolata und viridiflora. In beyden iſt das Nectarium oder
die Staubfaͤdenkrone kurz, concav.
Diplocea, neue Grasſippe von Raſinesque.
Flores paniculati monoiciaut polygami. Glumae
exteriores membranaceae bivalves uni — triflorae,
valvulae subaequales, emarginatae, muticae, Glumae
anteriores bivalves, inaequales, major incila, inciſu-
ra ariltata, minor mütica, integra, barbata.
Wenn die Bluͤthen nur einzeln ſtehen, fo find fie
ſtiellos, zu zweyen iſt eine geſtielt, zu drey find zwey ges
ſtielt und abwechſelnd. Zwitter- und maͤnnliche Bluͤthen ſind
gleich; die weibliche ſteht tiefer und verborgen; 5 Staubfaͤ⸗
den, 2 Griffel; Samen laͤnglich oval. N
Dieſe Sippe ſteht zwiſchen Amphicarpon Raf.
(Milium Amphic. Purfh.) und Aira,
von letzterer durch Polygamie, veränderliche Zahl der Bluͤ—
then, ausgeſchnittene Spelzen u. ſ. w.
Diplocea barbata; caulibus cespitoſis, geniculis
barbatis, collo ciliato, foliis ſcabris, glaucis, panicu-
lis paueifloris, femineis axillaribus, valva majore
trinerva ariſtaque ciliata. :
Diefe Gattung hat Walter zu Aira geftellt unter
dem Namen Aira purpurea. Sie wurde in Carolina ges
funden, ich aber fand fie an Long- Island, bey Gra
vefand, Bath, Gyster-Bay u. ſ. w. am ſan digen
und kieſigen Seeſtrande: waͤchſt wahrſcheinlich in den Zwi⸗
ſchenſtaaten. Bluht im Auguſt und September. Die Far⸗
be der Bluͤthen wechſelt von weiß zu roth.
unterſcheidet ſich
1325
De pigmento indico ejusque conntbiis cum
metallorum nonnuullorum oxydis. Auctore
ER Runge 8
Berolini apud Reimer 1322, 8. 54.
Der Pfr., welcher ſich durch feine philoſoph. Anſich—
ten uͤber die Chemie bereits ruͤhmlich bekannt gemacht bat,
tritt nun hier mit einer langen Reihe fleißiger und ſinnrei—
cher Verſuche uͤber den Indigo hervor. Nach einer kurzen
Ueberſicht deſſen, was man bereits mit ihm angefangen hat,
unterwirft er ihn zahlreichen Einwirkungen von Seiten der
Laugen, Saͤuren, und vorzuͤgl. der Metalle, und zwar des
Eiſens, Kupfers, Zinks, Bleyes, Zinns, Queckſilbers,
Silbers und Goldes. Die Verbindungen des Indigos wer—
den dann durch eine Reihe verſchiedener Reagentien weiter
geprüft, durch Feuer, Waſſer, Weingeiſt, Schwefelſaͤure,
Salzſaͤure, Salpeterſaͤure, Phosphorſaͤure u. dgl.; durch
Laugen, Metallſalze. Man lernt in dieſer Schrift alſo ei—
ne Menge neuer Verbindungen kennen, und ſo darf man
ſie allerdings als eine Erweiterung der Wiſſenſchaft anſehen.
Botaniſche Grammatik,
zur Erläuterung ſowohl der kuͤnſtlichen als der natürlichen Claſ⸗
ſification, nepſt einer Darſtellung des Sufienifhen
Syſtems,
von Sir James Edward Smith,
8 N Praͤſident der Linneiſch. Societaͤt.
Aus dem Engl. uͤberſetzt, Weimar, Induſtrie-Comptoir
1822. 8. 218. mit 21 Kupfertafeln.
Dieſe Schrift enthält zuerſt eine kurze Terminologie
oder Benamung der äußeren Theile; dann folgen, Seite 29,
die Grundſaͤtze der Claſſification; S. 58 die Auseinander-
ſetzung des Juſſieuiſchen Syſtems. Die Familien-Cha⸗
raktere find ausführlich angegeben, und dann die Sippen⸗
namen, doch ohne Charaktere, aufgeführt. Der Haupt⸗
vorzug dieſes Buchs beſteht darin, daß der Verf. die neu
entdeckten Sippen groͤßtentheils einſchiebt, und auch hin
und wieder Verbeſſerungen anbringt, z. B.
„Sapotae (folgt Juſſteu's Beſchreibung wörtlich), dann
Jaquinia, Sideroxylen, Ballia, Mimufops (mit
Einſchluß von Jull. Imbricaria, welches vielleicht M.
Rauki Linn. iſt). Chryfophyllum und Achras mit 1
oder 2 anderen, weniger gewiſſen Gattungen, machen dieſe
Ordnung aus. Myrsine (wohin ich vor langer Zeit Juſ—
ſieu's Manglilla, Bumelia Manglilla Willd. gebracht ha⸗
be) bildet eine neue Ordnung, Myrfineae- Brown. Prodr.
N. H. 532. nebſt Aegiceras Gärtners und Konigs
Ann, of Bot. V. I. 129. Tab. 3., und, wie ich vermu⸗
the, Inocarpus Forſter. Olax wird von Brown mehr
feinen Santalaceis zugehörig gehalten, und Leea, daſſelbe,
was Aquilicia, gehört unbezweifelt unter die Neliae.“
Abbildungen ſind nicht weniger als 277, Blumen,
Fruͤchte, Bluͤthenſtaͤnde von ſehr verſchiedenen, und, was
intereſſant iſt, ſehr häufig von auslaͤnd. Pflanzen, deren
Analyſe entweder gar nicht oder nur in theuern Werken ab;
gebildet iſt. 3. B. von Globba, Capparis, Teesdalia,
Ulex, Stuartia, Melaleuca, Stylidium, Dendrobium,
1326
Ficus, Hookeria, Fucus, Phoenix, Blandfordia, So-
werbaea, Dilatris, Strelitzia, Urania, Hydrocharir,
Protea, Embothrium, Laurus, Achyranthes, Mirabi-
lis, Utricularia, Bartlia, Julticia, Olea, Sibthorpia,
Ipomoplis, Bignonia, Pergularia, Baia, Myeline,
Diofpyros, Scaevola, " Lebelia, Cinchona, Coffea,
Hainclia, Linnaea, Panax, Artedia, Eriocalia, Nu-
phar, Sapindus, Malpishia, Xanthochymus, Tur-
raeı, Magnolia, Dillenia, Uvaria, Menilpermum,
Boronia, Ceratopetalum, Eucalyptus, Blakea, Vimi-
narea, Semecarpus, Laſiopetalum, Dorſtenia, Da-
crydium nebſt vielen andern inlaͤndiſchen.
Der Pfr. hat aus dem Linn. Herbaris manches zu
berichtigen Gelegenheit gehabt. Der Hauptwerth dieſer
Schrift beſteht eben darin, daß fie von Edward Smith iſt.
Schluͤſſel zum Hortus indicus malabaricus,
(von Rheede)
oder dreyfaches Regiſter zu dieſem Werk;
von A. W. Dennſtedt.
Weimar, Induſtrie-Comptoir 1818, 4. 40 (beſonders ab⸗
gedruckt aus dem Garten : Magazin).
Man kann dieſe aͤußerſt muͤhſame Arbeit dem Verf.
nicht genug danken. Obfchen der Hortus malabaricus
von den ſyſtematiſchen Schriftſtellern vielfältig denutzt wor⸗
den; ſo war er im Grunde doch ein verſchloſſenes Buch,
theils weil viele Pflanzen unbeſtimmt geblieben, theils weil
man vorher Linne“ und Willdenow mit der groͤß⸗
ten Aufmerkſamkeit durchſuchen mußte, um die Citata zu
finden.
Das Werk ſelbſt war alſs nicht zu leſen, und daher
kam es auch, daß in den wenigſten Schriften uͤber Botanik
die vielen merkwuͤrdigen Fruchtpflanzen, welche in dieſen
12 Folianten vorkommen, fo aufgeführt find, wie fie es
verdienten. Unſere meiſten neueren botan. Werke ſind faſt
nichts, als ein Haufen Skelette trauriger Terminologie,
von der man nur Kennzeichen lernt, aber nicht die Natur
der Dinge erfaͤhrt. Werke, wie in der Zoologie, worin
das ganze Leben und Weben der Thiere, Nutzen und Scha—
den beſchrieben iſt, ſucht man ziemlich vergebens in der
Botanik. Sie iſt daher, fo wie fie jetzt gelehrt wird, eine
faſt nutzloſe Wiſſenſchaft geworden, die hoͤchſtens zu einem
unfruchtbaren Vergnügen dient. Ein rechtes Lehrbuch uͤber
die Botanik muͤtzte nicht aus unſeren fo genannten ſyſtemat.
oder terminologiſchen Schriftſtellern, ſondern aus den Schä-
gen der großen Original, Werke bearbeitet werden. Darun—
ter iſt Rheede's hortus malabar. eines der allerwichtigſten,
weil er ſich mit einem Lande beſchaͤftiget, worin ſich am
meiſten nutzbare Pflanzen finden. Dennſtedt hat daher der
Wiſſenſchaft und dem Leben einen großen Dienſt durch die—
fe Regiſter erwieſen, und er hat fie jo verſtaͤndig angelegt,
daß man, von welcher Seite man auch eintreten mag, aus
genblicklich erkennen kann, was man ſieht. Es find nehm
lich 3 Regiſter angefertiget. Das erſte enthält die indiſchen
Namen mit den ſyſtematiſchen der Pflanzen, nach dem Ale
phabeth; das zweyte die ſyſtematiſchen mit dem Citat ihrer
Abbildung. Weil in Zahlen oft Druckfehler entſtehen koͤn⸗
1327 : —̃ͤ̃ä — e 1328
nen, die nicht fo leicht anzuzeigen find, fo Hätte der Verf. Observationes cirea faperficiem animalium in-
2 gethan, wenn er wieder die indiſchen Namen beygeſetzt
atte.
5 Das dritte Regiſter folgt endlich nach der Reihe der
Baͤnde. Es waͤre vielleicht natürlicher geweſen, wenn die—
ſes den Anfang gemacht haͤtte.
Dem Verſaſſer ſind nur wenig Pflanzen unbeſtimm⸗
bar geblieben. Vielleicht verſucht ſich jemand anderes daran,
und darum wollen wir fie hier nennen. Es find.:
Band V. Taf. 38. Taliir- Kara.
52. Poeatsjetti.
Ben- moenj&
58. Biti.
28. Unjala.
39. Erima kali.
41. Tljangelan- parenda.
43. Pup i- valli.
46. Modira- valli.
47. Valli- modagam.
59. Pongolan.
61. Natu- vistna - clandi,
4. Iribeli.
5. Perim - munja.
80. Ralu tali.
85. Mallam- tljulli.
87. Beli- tſjira.
12. Nir- valli- pullu.
22. Nela-naregam.
55. Caicoten - pala.
47. Ana Coluppa.
. Nelam-pata.
55. Niuren;
62. Nari-patlja.
64. Puam- curundala,
66. Natu-malloſina.
89. Yljeria- manga-nari.
63. Mareta -inalı.
9. Nlaravara- Tijembo.
19. Panna - mara - maravara,
. Tferou-tecka-ınaravara.
Mau- maravara.
. Ratlhou-theka-maravara.
0. Valli-vara Redy- maravara.
. Puein - peda.
. Beli - caraga.
. Rodi-pullu.
.‚Mella- pana- keleansn.
. Ruren - pullu.
. Tljolap-pullu.
. Ramacciım.
. Nain - canna.
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Daun hat der Verfaſſer manche neue Gattungen,
ſelbſt auch Sippen aufgeſtellt, von denen wir wenigſtens
nicht wiſſen, wo er ſie beſchrieben hat;
‚ Heydia, Nyalelia, Haberlia,
ehia, Schinzia, Doerrienia,
andere.
Chriſtmannia, Bertu-
Nyara und nicht wenig
— — —
dergleichen ſind:
ternam, gras programmatis titulo ollert
Albertus Meckel,
Professer Bernensis.
Bernae typis Hallerianis 1522. 8. 26. 1. Tab. aenea,,
Dieſe kleine Schrift ſteckt uͤber den Bau der inneren
Oberflache des Darms ein neues Licht auf. An manchen
Theilen erhebt ſich die innere Haut in Blaͤtter, die nach
und nach ſpitzig oder lappenfoͤrmig werden. Zwiſchen den
Falten find eine Menge Locher (als Mündungen von Kryp—
ten), welche da zum Vorſcheine kommen, wo die Falten
immer kleiner und kleiner werden, und ſich zuletzt verlieren.
— Alles mikreſkopiſch, verſteht ſich. — Dieſe bey en Bil⸗
dungen graͤnzen an verſchiedenen Stelleu unmittelbar an
einander, z. B. an der Grimmdarmsklappe, am Magen⸗
mund und am Magenafter. Dieſe Stellen ſind abgebildet.
Desgleichen ein Stück aus dem Magen und eines aus dem
Vormagen von Corvus Corone, Falco Subbuteo.
Die kleinen Löcher in der Schleimhaut des Darms
ſind alſo die Muͤndungen von kleinen Druͤſen, nicht von
Lymphgefaͤßen. Wie der Chilus ins Blut gelangt, weiß
man alſo immer noch nicht recht. Da der Derfaſſer ſich
einmal in ſolchen feinen Unterſuchungen geist hat, fo wäre
zu wuͤnſchen, er naͤhme auch einmal die Lympbgefaͤße vor,
rüber welche ohnehin in unſerer Zeit die empiriſch. ſogen.
Phyſiologen fo viel Sonderbares hervorgebracht haben.
Merkwuͤrdiger Fall einer anevrysmatiſchen Ve⸗
mengeſchwulſt.
naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes zu
Schreiben an die Mitglieder der
Altenburg, zur Feyer ihres Stiftungsfeſtes
am 2. Julius 1822.
von Dr. C. Schottin,
Foͤrſtl. Reuß. in Koͤſtriz.
Altenburg, Literatur: Comptoir. 4. 20. 1 Kupfertafel.
Hofrath
Der Verfaſſer dieſer Schrift iſt derſelbe, welcher durch
die Auffindung der foſſilen Menſchenknochen unter Nass
hornknochen in den Gypsbruͤchen zu Köſtriz, erwaͤhnt von
rn. v. Schlotheim in feiner Petrifacten-Kunde, fo
ruͤhmlich bekannt geworden iſt. Die Richtigkeit dieſes Fun⸗
des koͤnnen wir beſtaͤtigen, da wir kuͤrzlich wieder zum zwey⸗
tenmal an Ort und Stelle geweſen ſind, und deyderley
Knochen ſowohl dort, als in der ausgezeichneten Sammlung
des Hrn. von Schlotheim zu Gotha geſehen haben. Es
bleibt jetzt nur noch zu unterſuchen, ob die Nashornfnochen
einer wirklich ausgeſtorbenen Gattung oder einer noch leben-
den angehören, was ſich freyli ohne Paris leider nicht bes
werkſtelligen laßt. Hr. Schottin hat nun wieder, die
Wichtigkeit einer Erſcheinung für die Phyſtologie etkennend,
hier eine unmittelbare Verbindung der Arterien mit den
Vencu beſchrieben, welche von allen Püpſiolsgen und Aerzten
in hohem Grade verdient beruͤckſichtiget zu werden. Es be
findet ſich naͤmlich zu Köſtriz eine Frau von 65 Jahren
1329
mit Namen Noſenheinrich, welche in ihrem 10. Jahre ei—
ne Quetſchung auf der linken Handwurzel erlitten, worauf
ſogleich Geſchwuͤlſte entſtanden, welche der Verf. nun nach
55 Jahren als ein Anevrysma und als eine anebrysmat.
Venengeſchwulſt erkannt hat. Die Arteria radialis ſcheint
nehmlich durch Vereiterung ſich in die Vena cephalica ge:
oͤßnet zu haben, fo daß das Arterienbiut unmittelbar aus
der radialis an der Handwurzel in die cephalica übergeht
und in dieſer zum Herzen zuruͤckfließt, und zwar ohne alle
Beschwerde für die Frau. Dieſe erſtaunenswuͤrdige Sache
ſteht außer allem Zweifel. Der Verfaſſer hat nicht nur
ſelbſt mie der Frau die ſinnreichſten Verſuche angeſtellt und
das Phänomen ſowohl auf die manchfaltigſte Weiſe ge⸗
prüft, ſondern auch noch viele andere Erſcheinungen, welche
Folgen deſſelben find, beobachtet und für die Phyſtolsie er—
giebig gemacht; er hat auch die Frau nach Altenburg ge—
ſchickt, wo die naturforſchende Geſellſchaft die ganze Sache
unterſucht hat; auch uns ſelbſt hat er die Frau zu zeigen
und mit ihr alle Unterſuchungen anzuſſellen die Gefaͤlligkeit
geha t. Was am meien dabey auffällt, iſt die außeror—
dentliche Geſchwindigkeit des Vlutlaufs, welche man hier
beliebig mittels eines Drucks auf die Arterte am Oberarm
augenfällig machen kaun. Wie ein Blitz falle die Vene
langs des ganzen Arms zuſammen; und in einem Nu iſt
ſie gefüllt, wenn der Druck aufhoͤrt. Das Blut ſcheint
nicht 2 Secunden zu brauchen, um von der Achſel durch
die Arterie der Handwurzel, und von da durch die Vene
wieder zur Achſel zu kommen. Es lohnte der Muͤhe, daß
jeder Arzt, welcher nicht zu weit von Koͤſtriz entfernt wohnt,
die Reiſe dahin machte, um einmal den Blutlauf mit
freyem Auge zu ſehen.
Die Vene pulſirt wie die Arterie; legt man das Ohr
an die Geſchwuͤlſte; ſo hoͤrt man ein Sauſen und Brauſen
und Ziſchen,
Fuͤllt ſich die Vene beym Druck ſtark an, fo wird ſie ſchlan⸗
genfoͤrmig, alſo länger, entleert man fie, fo fällt fie zus
ſammen wie ein Sack und wird gerade; ihre Waͤnde ziehen
ſich mithin zuſammen. Man fieht hier augenſcheinlich, daß
der Puls von nichts anderem als vom Herzen herkommt;
man ſieht ober auch dabey, mittels einiger Kunſtgriffe, daß
das Blut in den Arterien und Venen wie lebendige
Thiere hin und her eilen kann, oder wie Queckſilber,
das ſich in beſtaͤndigem Ungleichgewichte befindet. Es ſieht
aus, als wenn ein verſchüchtertes Thier in einem Zimmer
eingefpertt, aus einem Winkel in den anderen fpränge, um
irgendwo durch ein Loch zu entwiſchen. Wenn durch ir—
gend einen Fall die naturphiloſophiſche Lehre, daß die Bluts
bewegung nur eine Folge ven manchfaltigen Polaritäten
fey, beſtaͤtiget wirs; fo iſt es durch dieſen.
Dieſes wird genug ſeyn, jeden Arzt zu Leſung dieſer
Abhandlung zu reizen, und diejenigen, welche es moͤglich
machen koͤnnen, zur Reiſe nach Koͤſtriz zu bewegen. Da
die Frau hen in einem hohen Alter ſteht, iſt es nicht
dathſam, noch viele Zeit zu verlieren.
Sfis 1822. Heft XII.
— 2 3
— — —
als wenn ſich ein Sturmwind darin bewegte.“
1330
Monographie
du genre hirudo, on defcription des efpeces des fangfues qui
fe trouvent ou qui font en usage en Piemont; avec des ob-
lervations fur la generation et [ur d’autres points de Thiſtoire
naturelle de quelquesunes de ces efpeces. Par le profell,
Hyacinthe Carena, avec figures dellindes et colo-
riees d'apres nature.
(geleſen in der Akademie zu Turin am 10. Dez. 1820.)
In dieſem Werkchen beſchreibt der Verfaſſer die pie⸗
menteſiſchen Blutegel, von denen er nicht weniger als 10
Gattungen aufſtellt, unter welchen 5 neue. Jede Gattung
iſt abgebildet.
Hirado; corpus oblongum, premovens fe ore
caudaque in orbiculum dilatandis. Linn. Syft. Nat.
Edlit. XII. Vermis, os caudamque dilatande progre-
diens. Müller verm. terrefir. et fiuviat.
1. Hirudo medicmalis Linn. Müller.
Sanguiſuga medicinalis Savigny.
H. depreſſiuscula, fusco- viridis, dorso ufrinque
lineis tribus rufo-ferrugineis, intermediis maculis atris
ſubtrigonis implicibus, diftantibus; ventre viridi- fla-
vo, nigro maculato, utrinque ltrisa nigra, punctis
ocalaribus decem. Longitudo media 56 lin.“ (ped-
Paris.) latit. 31, ad 4 lin. in lacubus Caſelette, Car-
diae, Viveronis, alibique frequens. Usus in Phlebo-
tomia.
2. Hirudo provincialis, Carena.
Sanguiluga oflicinal. Savigny. ;
H. depreſſiuscula viridis, dorfo utringue Iineis
tribus lonsitudiralibus ferrugineis, nigro maculatis;
ventre viridi flavescente, immaculato, firiga margi-
ginali nigra; punctis ocularibus decem. Ufus in
Phlebotomia. L. 48 lin. (in nonnullis 70) lat. 5 lin.
Habitat in provincia prope Maſſiliam et Lelonam, nee
nen in infulis arearum (d' Hières); commerci cauſa
Pedemontium importatur.
Variet. d. Dorfo utrinque lineis interioribus
totis ferrugineis vel maculis nigris perpaucis, in re-
liquis lineis colore ferrugineo deficiente.
6. Linea prima (a lummo dorfi numerando)
fola integra, reliquis interruptis, ut potius verſico-
lor quam lineata videatur.
Dieſer Blutegel iſt die einzige Gattung der Mono⸗
graphie, welche ich nicht in Piemont findet. Dennoch re⸗
det der Verfaſſer darüber, weil fie die einzige iſt, deren
man ſich zu Turin und faſt im ganzen mittäglichen Piemont
zum Aderlaſſen bedient, und welche man daher aus der
Provence kommen laßt. Im noͤrdlichen Piemont und zu
Piſa wendet man die erſte Gattung, hirudo medicinalis,
an, fie heißt: Sanguiluga eder Mignatta.
5. Hirudo Verbana, Carena.
Sanguiluga — — Savigny.
84
1331 |
H. obfcure viridis, dorfo (in contractione) fas-
ciis fuscis transverſalibus parallelis: utrinque macu-
lis ferrugineis in lineam longitudinalem interruptam
(in extenfione) expandendis: margine luteo, ventre
viridi ſubflavescente, immacnlato (vel parum nisro
punctato), firiga marginali nigra, punctis oculari-
bus . .. Ufus in phlebatomia. Longit. 30 lin.,
lat, 5% lin. In lacu Verbano rarior.
Dieſe 5 Blutegel haben 5 Zähne, welche auf linſen—
förmigen, fleiſchigen Waͤrzchen im Munde ſtehen; der Rand
dieſer Wärzchen iſt gezähnelt, wie die HayfiſchZaͤhne.
Der Leib dieſer 3 Gattungen hat 95 Ringel, unter
dem letzten iſt der Napf, „darüber der After; am 28ten iſt
die männl. Oeffnung, am 30. die weibliche. Der Verfais
fer ſchließt aus der Richtung der Ruthe, daß 2 Blutegel
zur Paarung noͤthig find.
4. Hirudo [anguifuga Linn. Müll.
Haemopis fanguilorba Savigny.
H. depreſſa elongatiffima, nigricans, ventre for-
dide virescente, vel flavescente, immaculato: punc-
tis ocularibus decem. Long. 40 lin., lat. 3%, lin. In
follis frequens. ;
Variat. a. Linea dorfali atra, inciſuris albidis.
. Dorfo rufescente, incifuris punctisque rario-
ribus, atris.
y. Dorſo utrinque lineis atris interruptis, tri-
plici lerie. 3
Die Zähne diefer Gattung, welche gewötnl. Roß⸗
blutegel heißt, franz. fanglue de cheval ou noir, find
von den vorigen ziemlich verſchieden. Sie ſtehen zwar auch
auf 3 Warzen; dieſe aber find groͤßer, zugerundet, und die
Zaͤhnelung bildet 2 Reihen, in deren jeder ſich etwa 14
Zaͤhne befinden. Um die Augen dieſer 4 Gattungen zu ſe⸗
hen, muß man den Kopf abſchneiden, ihn unten oͤffnen und
auf ein Glas legen. Ob aber die ſchwarzen Puncte wirkl.
Augen ſind, iſt zweiſelhaft. Indeſſen ſind es nicht bloße
Flecken, ſondern wirkliche Organe.
5. H. vulgaris Müll., octoculata Linn.
Nephelis teſſellata Savigny.
H. elongatula, rufa, vel rufo -punctata, vel fus-
ca immaculata vel cornea; punctis ocularibus octo.
Ovipara. Loneit. maxima 16 lin., lat. 2 lin. In lacu-
bus [axofis frequens.
Aendert ſehr in der Farbe. Mit einer Glaslinſe ficht
man ſehr gut die Blutgefäße. Dieſer Blutegel legt Ever.
Der Pfr. ſah ihn einen Laich an die Wand des Gefaͤßes
kleben, in dem 12 Eyer waren, von denen 10 auskrochen.
6. H. Atomaria,
Nephelis — — Savigny.
Carena.
H. atro- nebuloſa, punctis lineisque transverla-
- ibus pallidis, margine carneo: punctis ocularibus
—
—
1332
octo. Ovipara. Long. 24 lin., lat. 2 ad 2% lin. |
In lacubus prope Eporediam minus frequens.
7. H. complanata Linn. Müll. Berg.
Glepfine complanata Savigny.
H. dilatata, convexa, [ubcrüftacea; dorfo punc-
tis albidis elevatis, lineolis nigris interruptis, punc-
tis ocularibus fex. Long. maxima ı4 lin., lat, 4%
lin. In laxoſis lacuum Conapitii et Avilianae haud in-
frequens. 5
8. H. Cephalota Carena.
Haemocharis? — — Savigny.
H. brunneo-flavo-viridique varia; dorſo ſub-
convexo, lineis (in contractione) transverfalibus, punc-
torumque utrinque, duplici lerie, niveis: collo di-
ſtincto: punctis ocularibus quatuor. Vivipara. Long.
maxima g lin., lat. ı ad 1% lin. In lacu Avilianae,
Calelette et Conapitii latis frequens. Aflınis H. pis-
cium Müll. [ed omnino diverta.
Dieſe Gattung iſt lebendig gebaͤhrend. Ein traͤchtiges
Stuͤck hatte 14 Eyer im Bauche. Einige Tage nach dieſer
Beobachtung ſahe der Verf. die Jungen auskriechen und ſich
mit ihrem Munde inwendig an den Leib der Mutter haͤn⸗
gen. Die Geſchlechtsoͤffnung findet ſich am Eten Ringel.
9. H. bioculata Mitll. ſtagnalis Linn.
—
Clepfine bioculata Savigny.
H. cinerea, translucida, dorſo atomis fuscis:
punctis ocularibus duobus. Vivipara. Longit. 8. lin.,
lat. 2 lin. In lacu Viveronis alibique frequens.
10. H. trioculata Carena.
Clepline — — Savigny.
H. glabra, albo- cinerea, pellucida: dorfo con-
vexo, atomis fuscis viridescentibus confertis. Linea
dorlali, capite margineque immaculatis, punctis oeu-
laribus tribus. Vivipara. Long. max. 5”, lin., lat. 1.
In lacu Avilianae rarillima.
Auch dieſe Gattung iſt lebendig gebaͤhrend,
entwickelt ſich wie II. cephalota.
H. alpina, beſchrieben von Dana in den Acten der
turiner Akademie, iſt Planaria torva.
Der Pfr. glaubt nicht, daß das Feſtſetzen des Napfes
vom luftleeren Raum herkomme, ſondern von der bloßen
Adhaͤſten der Oberflache; denn hebt man 1 Stuͤck des Na⸗
pfes auf, fo bleibt das andere Stuͤck noch immer anges
klebt.
Schneidet man Stuͤcke von den Blutegeln ab, fo hei⸗
len die Wunden bald zu, und ſie leben noch lange ohne
Kopf und ohne Schwanz, aber nie erſetzt ſich das wieder,
was abgeſchnitten worden. 8
und ſie
1333
Bemerkungen Aber die Schlangen von Thomas
Say zu Philadelphia.
Scytale enpreus Rafinesque. Ich habe immer den
Copper head für Cencheis Mockeſon und Boa contor-
trix gehalten, und dieſe Meynung wird nicht wenig beftärft
durch die Vergleichung dieſes Thieres in Peals Muſaͤum
mit den Beſchrelbungen der Autoren. Man konnte einwen—
den, der Mockelon ſey eine Cenchris und keine Scytale;
allein Cenchris iſt ein Unding, gegruͤndet auf ein ſchlecht
getrocknetes Exemplar, deſſen Schwanzſchilder geſpalten ſchie⸗
nen, oder auf eine zufällige Abweichung. So ſah' ich in
der Sammlung der Akademie der Naturwiſſenſchaften einen
- Coluber heterodon, deſſen Ste und tes Schwanzſchil—
derpaar ganz war. Die Scytale in Deals Muſaͤum hat
die 10 letzten Schwanzſchilder geſpalten, gerade wie in der
Sippe Acanthophis. Dieſes Exemplar ſtimmt in allem
übrigen mit S. Mockelon überein und in allem mit S.cu-
preus Rafinesque, den Sporn am Schwanzende ausge—
nommen. Dieſes Schwanzhorn ſcheint das Thier von R.
dem S. piscivorus, oder der aͤchten Hornſchlange zu nähern.
Man findet auch bisweilen die Schwanzſpitze von Coluber
melanoleucus, welches Thier ſelbſt mit Boa conſtrictor
verwechſelt worden, verhaͤrtet; das kommt von der Verlaͤn—
gerung der Endſchuppen her; noch mehr bey der europäis
ſchen Viper und bey Acanthophis ceraſtes et Brownii.
Deals Exemplar hat kein Horn, doch iſt die letzte Schwanz
ſchuppe etwas laͤnger und haͤrter als die anderen; es war
noch nicht ausgewachſen, wie das Schwanzende bey dieſer
Gattung, ſo kann auch die Bedeckung wechſeln.
Coluber trivittata Raf. pag. 80 feines Werkes iſt
C. lyrtalis oder vielleicht C. laurita oder ordinatus (bi-
punctatus ibid.). Dieſe 5 Schlangen haben die 3 Strei—
fen, die 2 erſten nur deutlicher. Wies unterſcheiden ſich
lyrtalis und laurita? i
Coluber getulus wird viel länger als man meynt.
Ich ſah in Georgien eine von 5 Fuß und ſtaͤrker als C.
conſtrictor, welcher neulich zur Sippe Scoliophis ge-
macht worden. Die Grundfarbe war livid. Sie ließ mich
ſehr nahe kommen und entjloh dann ſchyell.
Coluber heterodon wechſelt ſehr in der Zeichnung
und in den Schildern (126,48 — 138,42 — 141% 42).
Um die Augen find 11 oder 12 Schuppen, vielleicht ein
guter Gattungscharskter; auch iſt die paraboliſche Curve,
welche durch die Augen geht und an dem Kieferwinkel en⸗
det, immer vorhanden. Dieſe Schlange iſt abgebildet in
Detervilles Buffon, unter dem Namen Couleuvre canne-
lee. Sie iſt haͤuſig in Sandgegenden und an der Kuͤſte.
Sie widerſetzt ſich, hat die Sitten von Vipera, aber nicht
die Giftzaͤhne. Sie ſcheint einerley mit C. limus und wird
oft Mockelon genannt. Auch ſcheint fie Shaw’s Boa
contortrix zu ſeyn.
C. punctatus. Die 5 Reihen Bauchdupfen find ein
gutes Kennzeichen nebſt dem Halsband; die Dupfen fehlen
oft bey jüngeren Exemplaren, wohin wahrſcheinlich C. tor-
quatus Shaw. gehoͤrt. Manchmal fehlen die Flecken nur
am Halſe und gegen den After, Bey alten Exemplaren
1334
iſt die mittlere Reihe doppelt und an der Bruſt ver
flo ſſen. 5
C. fulvius. Daudin ſagt, dieſe Gattung ſey nahe
verwandt feinem C. coccineus, ungeachtet der Verſchieden—
heit in Bauch und Schwanzſchildern.. Sie iſt aber wirks
lich durch andere Zeichen verſchieden und beſonders in ihren
vollkommen ringfoͤrmigen ſchwarzen und rothen Daͤndern,
die letzten ſind gelb gerandet mit ſchwarzem Fleck. Ein
Stuͤck hatte 224 Bauch- und 32 Schwanzſchilder. Ganze
Laͤnge 21 Zoll, Schwanz 1770. Die Bauchſeite von C.
coccineus iſt weißlich und fleckenlos. C. kulvius ſcheint
zur Sippe Vipera zu gehören. Er hat die Giftzaͤhne, aber
nicht das Loch hinter den Naſenloͤchern, welches mit dem
Giftbehaͤlter in Verbindung ſteht und das fo: deutlich iſt bey
Crotalus und anderen.
Ophifaurus- ventralis. Der Schwanz dieſer Schlan—
ge bricht nicht bloß auf einen Schlag mit einer Gerte, ſon⸗
dern auch auf den Willen der Schlange. Dieſe ſonderbare
Thatſache habe ich in Georgien erfahren. Es iſt eine von den
Schlangen, welche man Hornſchlange nennt. Man brachte mir
einmal eine ſolche Schwanzſpitze, welche in einem vertrockneten
Daum geſteckt haben ſolfte. Der Ueberbringer verſicherte mir, der
Daum ſey durch das Einſtecken dieſes fuͤrchterlichen Werk⸗
zeuges abgeſtorben; davon war er ſchwer abzubringen. Ein
beſonderer Charakter ſcheint in der Deckung der Seiten—
ſchuppen zu liegen. Man hat ſie unter 5 verſchiedenen
Sippennamen beſchrieben.
Crotalus. Die Klapperſchlangen vermehren ihre Klaps
per nicht jährlich mit einem Gelenke, ſondern mit mehre⸗
ren, was wahrſcheinlich von der verſchiedenen Menge der
Nahrung abhaͤugt. Man hat in Peals Muſeum bemerkt,
daß fie im Jahre 3 oder 4 Gelenke hervorbringen und eben
ſo viele verlieren. Das Anwachſen dieſer ſonderbaren An—
haͤngſel it daher unregelmäßig und beweiſt nichts für das
Alter. Rubens Peale hat mich verſichert, daß ein Weib⸗
chen von C. horridus Beauvais, Dnriflus Daudin, wel⸗
ches uͤber 24 Jahre in feinem Muſeum lebte, 11 Gelenke
hatte, als er es ethielt, daß jaͤhrlich verſchiedene Gelenke
entſtanden und verloren gingen und das Thier bey ſeinem
Tode gerade fo viele hatte als zuerſt, obſchon es 4 Zoll ge⸗
wachſen war. Der Tod erfolgte wegen abortus.
C. adamnateus Beauvais, rhombifer Daudin iſt
bey weitem die groͤßte Schlange von Nordamerica, und
ohne Zweifel dieſelbe, wovon Catesby ein Exempl. von 8
Fuß geſehen.
C. miliarius weicht in einigen Charakteren von den
aufgeſtellten ab. Ein Exempl. hatte 5 Ruͤckenreihen von abe
wechſelnden, unregelmaͤßig kreisfoͤrmigen, ſchwarzen Flecken,
wovon die in den Zwiſchenreihen verſchoſſen waren, und
ſchwach über den Ruͤcken zuſammenhingen. Die in der Rüde
grathsreihe haben keine rothen Mittelpuncte, ſind aber weiß
gerandet. Die Bauchflecken liegen zerſtreut, und nicht in
einer Laͤngslinie, ſie ſind groß, ſchwarz, unregelmaͤßig rund
und nehmen ungefaͤhr die Haͤlfte der weißen Oberflache ein.
Bauchſchilder 140, Schwanzſchilder 85, die 6 letzten ges
ſpalten. Die Gelenke der Klapper haben nur Eine Quer-
furche. Ganze Länge 1 Fuß 4”, Zoll. Schwanz 2 Zoll.
Sie ſcheint boshafter zu ſeyn als die zwey vorigen.
Wir
1333
begegneten ihr in Oſt⸗ Florida, - wo fie beſtändig auf uns
los wollte. Mit Colob, heterodon war es umgekehrt.
Salamandra alleganiensis Daudin, ſcheint einerley
mit 8. gicantea Barton. Zatveille hat fie zuerſt be⸗
ſchrieben in Deterville's Buͤffon B. Tr.
Sal. subviolacea Bart. hat Daudin Sal. venosa
ohne Grund genannt.
Sal. punetata Gmel. gehörte fruher bloß dem Stel-
lio Catesby Taf. 1o, im Schnabel ven Ardea heroclias,
wurde aber von Daudin mit Bartons snbviolacea der:
einigt, und er gab mit Latreille den Namen der Variatio 8
von Lacerta aquatica Gmel.; deſſen ungeachtet bin ich
Bartons Meynung, und halte beyde fuͤr verſchieden. Die
Augenflecken find ein hinlaͤngl. Unterſcheidungszeichen. Sie
liegen ihrer 6 in einer Linie auf jeder Seite des Rückens,
vom Kopf bis zur Schwanzruͤbe; bisweilen liegen noch ei⸗
nige kleinere auf den Seiten des Leibes und auf dem Schei⸗
tel. Sie find ſchoͤn roth mit einem ſchwarzen Feld. Der
Leib iſt oben braͤunlich, mit vielen, abſtetzenden, ſchwarzen
Puncten und einer ſchwachen Ruͤckengraͤte. Die Unterfläche
des Leibes iſt gelb, mit abſtehenden, ſchwarzen Puncten.
Der Schwanz iſt nicht rund, ſondern zuſammengedrückt;
länger. als der Leib, ſchwarz geduͤpfelt und ſtumpk. Die
Jungen aͤndern ſehr ab; die ſchwarzen Puncte fehlen ihnen
an verſchiedenen Stellen; Rücken und Bauch find gelb.
Dieſe Gattung lebt entſchieden im Waſſer. Bey den Exem⸗
plaren in der Sammlung der Akademie der Wiſſenſchaften,
iſt die roͤthliche Farbe der Augenflecken durch den Brannt:
wein zerſtoͤrt, daher mag es kommen, daß man dieſe Fle⸗
cken bisher als weiß beſchrieben hat.
S. maculata Shaw. iſt einerley. Der Name punc-
kata Gmel. ſollte aber wieder hergeſtellt werden; dadurch
konnte man den Namen parisinus, welchen Laurenti der
Var. ß von Lacerta aquatica Gmel. gegeben, auch wie⸗
der aufnehmen.
Bufo cornuta. Dieſes für fo ſcheußlich ausgegebene
Thier ſoll in Nordamerica wie in Surinam vorkommen.
Ich glaube nicht, daß es je in Nordamerika gefunden wor⸗
den. Shaw fagt in Nodders nat. miscellany, es finde
ſich vorzügl. in Virginien, eder in feiner General Zoolo-
sy fagt er, Seba irre ih, wenn er ſage, daß es in
Nordamerica zu Hanf: ſey. Dagegen finde ſich daſelbſt
Bufo mulicus und rubidus, Crapaud rougeatre Dau-
din, weiche zuerſt W. Bartram unterſchieden hat. Ich ha⸗
be am St. Johannesfluß in Oſtflorida eine dritte Gattung
entdeckt.
Es wäre gut, wenn jeder Beſchreiber ein Exemplar
in irgend einer Sammlung niederlegte, dadurch wuͤrde die
Lok der Syncuyme verringert. (Sillimans Journ,)
— —̃ —
— —
ſtellung eines ſolchen Werks zu gebleten haben,
N 1336
Abbildungen zur Naturgeſchichte Braſiliens,
herausgegeben 5 hr
von Maximilian, Drinz von Wied-Neuwied.
Weimar, Induſtr Comptoir, Fol. Velin, Uſte Lieferung 1922,
Endlich iſt, nach zjähriger Arbeit des Prinzen, der
Maler und der Zeichner, das erſte Heft von einem Werke
zu Stande gekommen, welches Deutſchlands Fürſten und
Deutſchlands Volk Ehre bringt, und die Naturgeſchichte
bedeutend erweitert: Was die Kunſt des Malers vermag,
was die der Kupferſtecher, der Drucker und der Ausmaler zu lei⸗
fen im Stande iſt, wurde hier auf die Probe geſtellt; und
fie haben die Probe beſtanden. Hartman ab Hartmann
Rüthi hat bier fein Malertalent fuͤr zoolog. Gegenſtände
in einem hohen Grade bewährt, und der jetzige Eigenthu⸗
mer des Induſtrieromptoirs, Hr. v. Froriep, hat gezeigt,
was feine Liebe zur Naturgeſchichte, der er bekanntk. als
Gelehrter angehoͤrt, vermag. Es wird auch nicht leicht ein
Inſtitut in Deutſchland uber ſo viele Huͤlfsmittel zur Ders
wie das
feinige. Seit vielen Jahren mit der Herausgabe von Aus
pferwerken beſchaͤftiget, iſt in ihm ein Zuſammenwirken ges
ſchickter Männer und wohleingerichteter Maſchinen erreicht
worden, wie es nur bey einer ununterbrochenen Thaͤtigkeit
und einem großen Umfange von Geſchaͤften möglich iſt. Sol⸗
ches hat nicht bloß den aröften Einfluß auf die Schönheit
eines ſolchen Kunſtwerks, wenn man es fo nennen darf,
ſondern auch auf deſſen Wohlfeilheit, welches Lob man ihm
wohl ertheilen darf, wenn man die großen Koſten bedenkt,
die zu deſſen Herſtellung erforderlich ſind.
Es iſt ſchon bekannt, welchen Muͤhſeligkeiten der Prinz,
aus Liebe zur Naturgeſchichte, ſich unterzogen hat. Seine
Reiſe hat auch bewieſen, mit welchem Talente er zu be⸗
obachten, mit welcher Genauigkeit und Lebendigkeit er zu
beſchreiben und zu ſchildern verſteht. Vorbereitet mit den
Keuntniſſen deſſen, was in jenem merkwürdigen Lande die
Natur hervorbringt, iſt ihm nichts entgangen, was noch
neu, oder, wenigſtens zum Theil, unbekannt war. Was
er nicht ſelbſt erlangen und unterſuchen konnte,
hat er bey den Einwohnern wenigſtens diejenigen Erkundi⸗
gungen eingezogen, welche im Stande ſind, kuͤnftige eis
ſende zu leiten. Dieſes hat er alles in feiner Reife ange⸗
deutet. In den vorliegenden Heften gibt er aber nun die
Abbildungen von denjenigen Thieren, welche er wirklich mit⸗
gebracht hat; jedoch wird er in dem ausführlichen Texte
auch dasjenige beruͤhren, was er nur unvollſtaͤndig geſe⸗
hen oder nur aus Erkundigungen erfahren hat. Kurz,
dieſes Werk wird eine eigentliche Zoologie jenes Landes, fo
weit fie zur Kenntniß des Prinzen gekommen iſt.
Das erſte Heft enthaͤlt 6 Abbildungen, "wilde o
neue Gattungen vorſtellen. 2
1) Ateles hypoxanthus.
2) Felis macroura.
5) Diclidurus albus.
4) Vespertilio Naso.
5) Coluber formosus.
6) — venullissimus.
*
darüber
7
*
1337
Das erſte Thier iſt der groͤßte von den Affen in der
von dem Prinzen bereiſten Gegend. Ein ſchoͤnes Gemaͤlde.
Das zueyte iſt eine Katze, mit ſtriemenfoͤrmigen Fle—
cken, welche ſich dem Mbaracaya anſchließt. Ebenfalls
vortrefflich und maleriſch darg ſtellt
Das dritte iſt eine weiße Fledermaus,
derbaren Klappeuſchwanz unter der Schwanzhaut,
in der Iſis 1819 Nachricht gegeden worden,
Das vierte iſt eine Fledermaus mit einem ſonderbar
verlaͤngerten Nuſſel.
mit dem ſon⸗
wovon
Das fünfte iſt eine wunderſchoͤne Schlange, ſchwarz,
roth und gelb geringelt.
Das ſechſte deßgleichen, nicht minder ſchoͤn, roth,
ſchwar und weiß geringelt.
Der beygegebene Text enthält hier nur den Charak—
ter, Fundort u. dgl., weil ein ausfuͤhrlicher Text nachfolgt.
Dieſes Heft iſt jetzt als Probe-Heft an die Buch:
handlungen verſandt. Um nehmlich den Ankauf zu erleich—
tern, hat der Verleger eine Subſeription eröffnet, mittels
deren man das Heft um ½ wohlfeiler erhält, Die Sub⸗
fetistion dauert für je ein Heft bis zur naͤchſten Meſſe.
Es iſt zu erwarten, daß ſolch ein Wexk, welches die
Schraͤnke der Fuͤrſten ehrt, die Bibliotheken ziert, den Ge—
bildeten erfreut, den Wißbegierigen unterrichtet, und dem
Nakurf. weiter hilft, nicht lange auf Abnehmer harren wird.
Es find zwar ſeit dem Prinzen mehrere ausgedehnte Rei—
ſen ach Brafilien unternommen worden, allein die Gegenden,
welche der Prinz ſich ausgeſucht, ſind unſers Wiſſens, nicht
der Boden der ſpaͤteren Reiſenden geweſen; und es iſt da—
her wahrſcheinlich, daß die Thiere des Prinzen feinen Def:
ten eigenthuͤmlich bleiben, wenn fie auch nicht den Vortheil
der früͤhern Erſcheinung haͤtten; auch find wir uͤberzeugt,
daß Werke, mit koͤnigl. Munificenz ausgeſtattet, nicht beſ—
ſer hervortreten koͤnnen, als das, welches uns hier ein
Prinz und ein Verleger liefert.
Bertuchs Bilderbuch fuͤr Kinder.
Ne, 189 bis 192, jedes Heft mit 5 ausgemalten Kupfern,
ſtet 1 Gulden Sächſ. Dabey beſonderer Text in 8, zu
jedem Heft 5 — 6 Bogen.
for
Wie die Naturgeſchichte überhaupt ſeit 20 Jahren ihre
Abbildungen zu einer viel größeren Vollkommenheit gebracht
hat, ſo bemerkt man auch an dieſem Bilderbuche mit Ver⸗
. gnügen eine ſolche Vervollkommnung der Abbildungen, und .
beſonders der Illumination, daß ſie nicht bloß den Kindern
eine treue Vorſtellung der Gegenſtaͤnde geben, ſondern auch
von den eigentlichen Naturforſchern benutzt, und den Er:
wachſenen, ja ſelbſt Studirenden vorgelegt werden konnen.
Verdiente die Begründung eines ſolchen Unternehmens das
groͤßte Lob, ſo verdient es der neue Aufſchwung deſſelben
nicht minder. Die Abbildungen ſind nun ſo vollkommen,
daß ſie der Herausgeber, unſeres Erachtens, ohne Bedenken
dem Lexicon der Naturgeſchichte, welches er herauszugeben,
in Begriff iſt, und wovon er bereits Proben der Verſamm⸗
lung der deutſchen Aerzte und Naturferſcher zu Leipzig vor⸗
gelegt hat, beyfuͤgen kann.
Iſis 1822. Heft XII. —
r
—
1338
Das Sch 189 enthält aus Sorsſield Felis java-
nensis, gracilis.
Sylvia regulus, ignicapilla, sarda, passerina,
Nattereri. ;
An Fiſchen: Oligopodes veliferus; Leptopodes
ater, Noyacula pentadactyla, coerulea, Coryphaena
hippuri IS.
Dann Abbildungen von verſchiedenen Wolken.
Heft 190. Halicore cetana (Dugong), Manatus
americanus. 2
Musophaga paulina; Ramphastos paraënsis, az-
zara, maculatus.
Primula veris, Anagallis arvensis.
Lethrus cephalotes, Trox sabulusos, Synoden-
dron cylindricum, Platyceros caraboides, Assalus
scarabaevides, Passalus interruptus.
Dann, die Taucherglocke.
Heft 191. Ursus americanus, griseus.
Sylvia ruficapilla, mitrata, Tanagra rufiventris;
Pipra caudata, Zygaena tiburo, Scymnus nicaeensis,
Synenathus papacinus, fasciatus, Lepadogaster bal-
bisius, Willdenovii.
Die Stadt Funchal und das Loos Sort der Inſel
Madera.
Ein Buſchmann. /
Heft 192. Viverra musanga, yittata, Mydaus
meliceps.
Picus bicolor, brasiliensis, rubiginosus, leuco-
notus.
Gobius auratus, Sueuri, Lutjanus Geoffroyus,
Massa, Chlorosochrus, Roissali, Lamarckii, Pomato-
mus telescopus, Perca Vanloo, Tetragonurus Cu—
vieri.
Stephanomia Amphitritis, Cestum veneris, Be-
roë cylindricus.
Das neue Athen auf den Truͤmmern des alten.
Augusti Ahrensii,
Soc. Scrut. Hist. Nat. Hal. Sodalis, Fauna insectorum Euro-
pae, Fasciculus 1 — 4. cura E. F. Germar, Profess.
Halae, impens. C. A. Rümmelii.
Dieſe Inſecten-Abbildungen ſind in Form und Ma⸗
nier ganz ſo wie Panzers und Sturms Faunen, in
Duodez, mit getreuen charakteriſtiſchen Abbildungen, ein Sns
ſect aus den verſchiedenſten Claſſen auf Einem Blatt, meiſt
ohne die Freßwerkzenge, nebſt einer kurzen Beſchreibung auf
einem anderen Blatte. Ungeachtet nun dieſe Sammlung
den vorhergenannten nichts nachgibt, und bis jetzt groͤßten⸗
theils neue Gattungen geliefert hat, ſo koͤnnen wir doch ſolch
ein Unternehmen weder in wiſſenſchaftlicher noch buchhaͤnd⸗
leriſcher Ruͤckſicht rathſam finden. Viele literar. Erſchei⸗
nungen von einerley Art ermuͤden das Publicum, und zer⸗
84
53309 . amt . 1340
ſtören ſich wechſelſeitig. So iſt Panzer durch Sturm 24. Onthophagus hirtus (Copris).
geſtoͤrt werden; Sturm wird es vielleicht durch Ahrens, 25. — maki (Copr.). +
und Ahrens durch N. N. u. ſ. w. Iſt es denn ganz 26. — leucolligma (C.).
unmoglich, auch nur 2 deutſche Gelehrten-Koͤpfe zu verei⸗ 27. Aphodius caltaneus. fi
nigen? warum gibt denn Ahrens feine Abbild. nicht Sturm? 28. — "eibbus: x
Die kleine Ehre, welche man von dergl. hat, und den noch 29. Oryctes grypus.
kleineren Gewinn, wenn es nicht Schaden iſt, koͤnnte man 30. — filenus,
ſich ja leicht dadurch ſichern, daß man den Namen mit auf 51. Pedinus helopioides (Blaps).
das Titelblatt ſetzt, ja die Fauna würde gewinnen, wenn 52. Conopalpus nigricornis.
fie hieße: Fauna insectorum, Sturmii et Ahrensii, 335. Helops Schmidtii,
noch mehr, Panzeri, Sturmii et Ahrensii. 34. Apion difforme.
Uebrigens find 25 illumin. Abbildungen für 1 Thlr. ea Anne
2 7 2 > 7 5 BER 30. — .
8 gr. allerdings wohlfeil genug. Indeſſen find Sturm's 57. 2 borraeinis.
dennoch wohlfeiler, und konnen es auch feyn, weil er der > 555
Sammler, Zeichner, der Stecher, der Eher und Ver⸗ 58. Su ö
leger ſelbſt iſt; deſſen ungeachtet muß der Abſaß nicht von 39. Cletuus 0
großer Bedeutung ſeyn, da die Hefte ſo ſparſam erſcheinen, 40. 1 8 5 81 g 8 k
und Sturm es vorzieht, die Kupfertafeln fuͤr andere natur— 41 8 e
hiſt. Werke zu liefern. Wie im polit-, fo ift auch im lit— 5 en ennica.
terar., in Deutſchland alles ſchlecht berechnet. Nirgends 45. Clytra macropa.
i ; : 44. Colaspis ulema.
Zuſammenhang, nirgends Plan, der weiter als die Naſe en: 22 &
reichte. Staat zerriſſen, Länder zerriffen, e 45. a ee
Keiner kennt den Anderen, keiner ſieht den Anderen. Jederman 48. dme ni enticollis.
hat einen Duͤnkel gegen den Anderen. Die pariſer Gelehrten 47. Dasycerus lulcatus.
lieben ſich wahrlich nicht, allein weil fie ſich faſt täglich fer - a
hen, muͤſſen ſie hoͤflich gegen einander werden und ſich zu— B. Schricken.
fammenthun, weil man ins Geſicht nicht fo leicht jeman⸗ 48. Blatta aegyptiaca.
den etwas abſchlagen kann, als durch einen erhabenen 49. Acridium italicum.
Brief. Wenn einmal die deutſchen Naturforſcher ſich per— 50. — een:
ſoͤnlich zu kennen das Gluͤck haben, ſo wird ohne Zweifel
die klaͤgliche Zerſplitterung zum Vortheil Aller aufhoͤren.
f i ö 1 C. Wanzen.“
Dagegen predigen, iſt unnuͤtz, wie wir ſehen; denn! da: a zen.
durch lernen ſie ſich nicht kennen. 51. en ae
j N . 52. Pentatema Eryngii.
Die 4 Hefte enthalten alfo 100 Gattungen, welche heißen: 835. — incarnatum.
A if ee 54. Coreus e
1. Brachinus humeralis. „ Dr f
2. Feronia incrallata (Carabus). 56. Das BR ee
3. F. Bechenhauptii (Car.). AR Red. 15 an 9
4. F. Welenſii (Car. follulatus). .
5. Carabus luſitanicus. 60 0 e 155 a
6. — hungaricus. O0. ercopIs TER d. '
. . deprellus. 61. == sanguinolenta.
7 8 ; 2. Ulopa obtecta (C.). 5
8. Colymbetes variegatus (Dytiscus). 65. Ulopa trivia
er e a 64. Eupelix cuspidata.
8 . 65. Jassus flavicollis. 5
= — 17 D. Bolde.
„ bicolor. a .
14. Bupreſtis cariofa. 66. Nemoptera bipennis.
15. — lineola. 2
16. Aphaniſticus emarginatus (B.). E. Imm en.
17. Helodes paluſtris (Cyphon). 67. Bracon mactator.
18. Leptinus teſtsceus, 68. — irreptor.
19. Telephorus ſignatus. 69. Leucospis grandis.
20. Hiſter gagates. f 70. — varia.
21. Dermeſtes panfherinns, 71. Parnopes carnea.
22; Hydrophilus [pinolus. 2, Chrysis nitidula-
25. Onitis furcifera. 75. — candens.
1341
74. Mutilla togata.
73 — rega is.
76. — melanocephala.
77. Scolia signata,
78. Sphex pruinosa. .
79. Fumenes ephippium.
30. Megilla garrula.
F. Falter.
g1. Papilio Machaon.
82. Sphinx Euphorbiae.
85. Cerura mucronata,
84. Botys stachytalis.
85. Chilo acuminellus.
86. — pascuellus.
87. — alienellus.
88. Agrotis Celta.
89. Mamestra Rhodia.
90. Phycis cirrigerella.
G. Mucken.
91. Laphria nigra.
92. Dioctria atricapilla.
95. Bombylius cruciatus.
94. 5 niveus.
95. Anthrax cingulatus. A
. 96. Dolichopus discipes.
97. Scatophaga hieracii.
98. — flexuosa.
99. Tephritis combinata. .
100. Anthomyia punctato -firiata,
Elementi di Zoologia
dell’ Ahate
Camillo Banzani,
Prof. della Pontificia Universilä di
Bologna presso Annesio Nobili, 8, Tom. I. 1819. 154. Tom.
II. Part. 1. 1820. 166. Part. 2. 167 — 504. Part. 3. 1821. 505
736. Tom. III. Part. 1. 1821. 246. Part. 2. 200. Part. 3.
. 1822. 177. mit 7 Kupfertfl.
Bologna.
Dieſes, auf 6 Tomi berechnete Werk, wovenobigezug
rthlr. bey Volke zu haben find, iſt in gewiſſer Hinſicht eis
ne neue Erſcheinung in der ital. Literatur, als welcher, un—
ſeres Wiſſens, ein vollſtaͤndiges Handbuch der Naturgefchich-
te fehlt. Der Pfr. iſt mit der Literatur von ganz Euro⸗
pa bekannt, und hat dieſelbe mit Kritik benutzt.
Der erſte Tomus enthält bloß eine allgem. Einlei-
tung in das Thierreich und deſſen Eintheilung, worin er
ziemlich den Franzoſen folgt, auch deren ſchlechte Nomen—
tlatur annimmt. Dieſer Band enthält 4 Tafeln mit Um⸗
riſſen, 2 fuͤr das Anatomiſche, 2 fuͤr die Repraͤſentanten
der Claſſen.
Der zte Tomus beginnt mit den Saͤugthieren nach
Cuvier's Anordnung. Er faͤngt daher mit dem Menſchen
an, den er auch in 5 Racen theilt. Darauf folgen die
Affen. Es werden nicht alle, ſondern nur die wichtigeren
1342
Gattungen aufgefuͤhrt. Der erſte Theil dieſes Tomus ent⸗
haͤlt auf 2 Tafeln Kennzeichen, auf 2 anderen Affen, leicht
gezeichnet. Der 2te Theil handelt die Fledermaͤuſe, die
Spitzmaͤuſe, Baͤren, Marder, die Hunde, Katzen, die Rob.
ben, Beutelthiere, die Maͤuſe, und die Faulthiere ab. Da
bey iſt Taf. 5 bis 9. =
Der gte Theil enthaͤlt die Pachydermen, die Pferde,
Wiederkaͤuer, Seekuͤhe, Wale, und die Schnabelthiere;
die Tafeln gehen von 10 bis 13.
Die Sippen folgen fo auf einander:
Ordo I. Bimana.
Homo.
pag. 69.
Fam. Anthropodes,
Ordo II. Quadrumana. p. 98.
Fam. 1. Simiae.
Sect. 1. Catharrhinae.
Genera: Troglodytes, Pithecus, Ponge, Cer-
copithecus, Inuus, Papio, .
Sect. 2. Platyrrhinae.
Stentor, Ateles, Lagotrix, Cebus, Callithrix
Aotus, Pithecia, Jacchus.
Fam. 1. Lemurina: Indris, Lemur, Loris, Nycti-
cebus, Galago, Tarſius.
Ordo III.
Fam. 1. Chiroptera.
Sect. 1. Galeopithecus.
Sect. 2. velpertiliones. ö |
Pteropus, Cephalotes, Dysopes, Myopterns,
Nyctinomus, Stenoderma, Noctilio, Gloffo-
phaga, Vampyrus, Phylloftoma, Megaderına;
Rhinolophus, Nycteris, Rhinopomus, Tapho-
zous, Velpertilio.
Fam. 2. Insectivora: Erinaceus, Sorex, Myga-
le, Scalops, Chrylochloris, Centetes, Condy-
lura, Talpa.
Fam. 3. Carnivora.
‚Sect. 1. Plantigrada: Urſus, Procyon, Nalua,
Cercoleptes, Meles, Gulo.
Sect. 2. Digiligrada: Muftela, Mephitis, Lu-
tra, Canis, Viverra, Herpestes, Ryzaena,
Hyaena, Felis. i .
Sect. 3. Amphibia: Phoca, Trichecus.
Fam. 4. Marsupialia: Didelphis, Dasyurus, Pe-
rameles, Iloodon (Perameles obefula), Coescoes,
Phalangista, Petaurus, Hypſiprymnus, Halma-
turus, Phalcolarctos (Koala), Phascolomys.
Ferae. p. 165.
Ordo. IV. Rodentes. p. 365.
Fam. 1. Trachyodontes: Arctomys, Cricetus,
Mus, Hydromys, Meriones, Dipus, Sciurus,
1433
Tamias, Pteromys, Cheiromys, Spalax, Bathy-
ergus.
Fum. 2. Elasmodontes.
Sec. 1. Pedetes, Myoxus, Echimys, Lemmus,
Ondatra, Castor.
Seck. 2. Hystrix, Coendus, Lepus, Lagomys,
Hydrochoerus, Cavia, Chloromys (Aguti), Coe-
logenys.
Ordo V. Edentata. p. 473.
Fam. 1. Tardigrada: Bradypus, Choloepus.
Fam. 2. Cingulata: Dasypus. .
Fam. 3. Vermilingues: Orycteropus, Myrmeco-
phaga, Manis.
Ordo VI. Pachydermata. pag. 305.
Fum. 1. Probescidea: Elephas.
Fam. 2. Pachyderm. -ordinaria: Hippopotamus,
Sus, Phascochoerus (Susa ethiopicus), Dicotyles,
Rhinoceros, Hyrax, Tapirus.
Fam. 3. Solipedes: Equus.
Ordo VII. Ruminantia. pag.“ 573.
Fam. 1.
schus.
Fam. 2.
dalis.
Fam, 3. Coleocerata: Antilope, Aegionomus, Bos.
Anomiomeres: Camelus, Auchenia, Mo-
Diphtherocerata: Cervus, Camelopar—
Ordo VIII. Cetacea. p. 668.
Fam. 1. Cet. herbivora; Manatus, Halicore, Ry-
tina.
Fam. 2. Cet. carniyora.
Sect. 1. Delphinus, Ceratodon (Monodon). '
Sect. 2. Physeter, Balaena, Appendix, Mono-
tremata.
Echidna, Ornithorhynchus.
Der Ste Tomus fängt mit den Vögeln an. Der
Bfr. verfolgt dabey eine eigene Anordnung, welche wir hier
mittheilen.
Ordo I. Rattitae pag. 87.
Struthio, Rhea, Caluarius, Dromaeus (Casua-
vius Novae Hollandiae).
Ordo II. Gallinae. pag. 101.
Fam. 1. Phafianus, Argus, ‚Gallus, Lophopho-
rus (Phaf. impeyanus), Opiſthocomus, Penelope,
Crax, Pavo, Polyplectron (Pavo bicalcaratus),
Meleasris, Numida, Tetrao, Pterocles(Tetrao Al-
‚ chäta), Syerhaptes, Perdix, Coturnix, Turnix,
Tinamus.
Fam. 2. Goura (Columba coronata), Columba,
Vinago.
ei 1344
Ordo III. Scansores: Tom. 3. pars. 2. pag. 1.
Fam. 1. Alectrimorphi:
(Cuculus Perfa).
Fam. 2. Antilambani: Solenogloſſus (Pſittacus
aterrimus), Psittacus, Pezophorus.
Mufophaga, Opaethus
Fam. 3.
Fam. 4. Pogonophori: Pogonius, Bucco, Tama-
tia, Trogon, Monafa (Bucco calcaratus), Phoeni-
cophaeus (Cuculus Pyrrhocephalus).
Fam. 5. Agenii: Saurothoera (Cucul. Vetula),
Scythrops, Leptolomus (Cucul. Afer), Coccvzus
(Cucul. Cayanus), Cuculus, Indicator Centropus,
Crotophaga, Trachyphonus (Promereps Vail-
lantii). 2
Fam. 6. Belogloſfi: Yunx, Picus.
Fam. 7. Syndactyli: Galbula.
Renoramphi: Ramphaltos, Pterogloſſus.
Ordo IV. Palleres. Tom. 3. pars. 3. pag. 1.
Fam. 1. Anerpontes: Dendrocolaptes, Octhonyx,
Certhia, Climateris (Certhia [candens), Aenops,
Tichodromus, Sitta.
Fam. 2. Anthomyzi: Meliphaga, Coereba (Certhia
coerulea), Cinnyris, Trochilus.
Fam. 3. Epopfides: Trepanis,
Upupa, Epimachus.
Fam. 4. Pelmatodi: Merops, Alcedo.
Fam. 5. Prionites: Buceros.
Bis hieher iſt das Werk gediehen.
Opetiorhynchus,
Zum Beweiſe,
mit welchem Fleiß der Vfr. gearbeitet hat, theilen wir ei⸗
nige Muſter mit:
Gen. 9. Fascolarto, Phascolarctos * Blainville.
. Testa grossa; muso corte; occhi piccoli; orec-
chiette mediocri; apertura della bocca piecola; incisi-
vi %,, fra i superiori li due med) assai lunghi, verti-
cali, taglienti all’-estremitä, gli altri piccolissimi;
el’infertori k lunghi, presso che orrinzontalmente di-
stesi, niun canino; fra gbincisivi, ed i verimolari gran
distanza in ambe le mascelle; alla meta di questo in-
tervallo nella mascella-superiore due piccoli denti in-
termediarj; un solo nella inferiore; tronco ben pro-
porzionato, quasi ugualmente grosso in ogni sua par-
te 2; estremitä alte, quasi uguali fra loro; piedi ante-
riori a5 dita, distribuite eome in due fascetti oppo-
nibili '' unoWall’ altro, Pinterno composto del pollice,
e dell’ indice, I’ esterno delle altre 3 dita; piedi poste -
riori a 5 dita secondo Blainville, a 4 sole secondo G.
1 Da weoaolov — borsa, e da &osrog — orso.
che Blainville ha imposto a questo genere
sernbra doversi inferire, che le ‚femmine. al medesimo
appartenenti abbiano ‚un sacco al ventre. Blainville pe-
5 nol dice .espressamente, e ne lac pure u Sig. G.
Cuvier.
2 Dal nome,
1345
Cuvier; il primo tdi questi zoologisti * afferma, che
il pollice & grossissimo, opponibile, e senz’unghia;
Paltro 2 die, che manca affatto: in codesti piedi
indie, ed il seguente dito riuniti sino alle unghie,
le altre due dita piccole; le unghie di tutti i piedi me-
diocri, adunche, e quasi uguali fra loro; niuna coda
secondo G. Cuvier, brevissima secondo Blainville,
Questo genere stabilito da Blainville nel 1816, fu adot“
tato da G. Cuvier: lo chiamö egli Koala, e lo considerd
come intermedio agli almaturi, ed ai fascolomi: Blainville lo
zisguardd come intermedio ai falangisti, agli almaturi, ed ai
fascolomi; che se ne
conosce somiglia molto quella degli orsi, quindi lo denominò
e poiche l’andatura dell' unica specie,
egli fascolarto, cioè orso a borsa: la struttura de’ denti mo-
stra, che & fitivoro, quella de' piedi, che pud facilmente ar-
rampicarsi su gli alberi, e farvi dimora,
Sp. unica. Fascolarto Roala, Phascolarctos
KRoala,
Le Rola, le Koala franc.
Orecchiette, che finiscono in punta; pelo lungo,
folto, ruvido, e di colore variante dal grigio ad bruno,
Cuvier Régne animal tom 4. pl. 1. fig. 5.
Abita nella N, Olanda.
E grande quanto un mediocre cane; secondo G. Cuvier
abita or su certi alberi, ora in tane, che questo marsupiale
ssayasi a’ picdi degli alberi medesimi, *
Gen. 6. Irace, Hyrax Herman.
Testa grossa; muso corto, non molto ottuso;
occhi mediocri; orecchiette brevi; incisivi ½, i su-
periori Junglii, ricurvi, triquetri; sgl’inferiori assai
declivi, piatti, come troncati, e dentellati; 2 canini
nella mascella superiore piccolissimi, caduchi; niuno
nell' inferiore; vuoto considerevole prima de’ molari;
questi ½ somigliantissimiſa quelli de’ rinoceronti;
collo corto; tronco voluminoso; 4 poppe al ventre;
estremita brevi, e grosse; piedi a dita poco distinte;
4 negli anteriori, & ne’ posteriori; dito interno di que—
ati fornito-di un’ unghja adunca, ed obliqua, l' estre-
mita delle altre dita involta in una specie di guaina
breve, dura, ed ottusa, che alcuni considerano come
una vera unshia, altri no; un tubercolo in vece di
eoda; corpo coperto di pelo molle, con alcune setole
sparse.
Journ. de Physique tom. 83. pag. 250.
Le Regne: animal tom. I. pag. 184.
Koala, o Kolak é il nome dato all’ unica spesie di que -
sto genere dagl'indigeni della N. Olanda, che abitano
lungo il fiume Vapaum.
*
Con questo genere ha fine la seconda serie dei marsupi-
ali, della quale & carattere distintivo “ are pid di due
incisivi nella mascella superiore, due sollanto xell’in-
Seriore. \
Sſis. 1822. Heft XII.
— —
—
a 1346
E’ il presente genere nno di quelli, che in certo modo
partecipando de' caratteri di pitı ordini, vennero or nell’ uno,
or nell’altro collocati. Pallas, il quale illustrò il primo P uni-
ca specie bastevolmente conosciuta, la giudicd dell' ordine de’
roditori, ed appartenente al genere Cavia di Klein, però co-
giacche non gli fu ignoto, che per l’insolita
che externe differisce
e per la qualitä, ®
me anomala;
conformzzione delle parti si interne,
essa moltissimo dalle cavie americane,
numero de' denti da qualunque mammifero dell' indicato or-
e Gmelin l’ascrissero ad un nuovo genere
dine. Hermann,
denominato Hyraz. * A questo Gmelin assegnò I' ultimo po-
sto nella serie de’ roditori,
se i ruminanti, II Sig. G. Cuvier da prima lo mise nel prin-
si che immediatamente precedes-
eipio di detta serie in secondo luogo, cioe dopo gl' istrici, ed
innanzi alle cavie; ma in seglito avendone ponderati i rap-
porti di somiglianza cogli altri generi finora conosciuti, mu-
to consiglio, ed annoverd gl’iraci fra i pachidermi. La mas-
sima parte de' zoologisti moderni ha approvato la decisione di
G. Cusier. Sono questi mammiferi per natura loro timidi,
e miti, e nutronsi prineipalmente di radici, che estraggone
dalla terra mediante i lunghi, e ricuryi incisivi della mascella
superiore. Sembra omai certo, che l’unghia del dito interno
de' piedi posteriori serya agl'iraei per iscacciare gl’insetti, da‘
quali sono molestati. A tal fine sogliono pure talvolta avvol-
gersi nella polvere, in guisa da rimanerne quasi in ogui lors
parte ricoperti. a
Sp. Irace del Capo di B. Speranza, Hyrax ca-
pensis Gm.
Le Daman du Cap. franc. The Cap Hyras
ingl. Der capsche Daman, der capsche KHlippschlis-
fer ted.
Naso nero, enudo; orecchiette ovali, quasi as-
cose fra il pelo; questo nella testa, e nel dorso bianco
alla base, indi fulvo- bruno, ovvero grigio; bianca-
stro nel petto, e nel ventre; setole nere; piedi supe-
riormente coperti di pelo nero, e brevissimo. Tar.
XI. fig. 3. |
Pallas Spic. zool. fasc. 2. tab. 2.
Abita nelle vicinanze del Capo di B. Speranza.
Buon numero di setole & sparso nel labbro superiore,
il quale riman diviso in due parti uguali da un solco ristret-
10, e poco profondo, che ascende nella parte anteriore del
naso, Gl’incisivi inferiori hanno due piccoli intagli. Alcuna
volta in ogni lato del collo vicino alle spalle vi ha una fascia
biancastra; le estremità appariscono pin corte di quello sono
in realtä, perché gli omeri, ed i femori rimangono ascos
dentro la pelle come dentro un sacco. Lo stomaco & divis®
oltre un gran cieco, alla met“
circa del colon sonvi due appendici coniche, quasi due
Il numero delle vertebre dorsali d di 22,
in due cavitä distinte;
lunghe corna.
Da Set — sorcie.
85
1347
uguale è quello delle coste in ogni lato, delle quali 7 sono
vere, le altre spurie. Pallas pretende, che sianvi unghie sol-
tanto ne' diti interni de' piedi posteriori; secondo quasi tutti
i moderni zoologisti anche le altre dita van fornite di un-
ghie, e G. Cuvier trova per riguardo ad esse una somiglian-
2a fra gliraci, e gli elefanti. Giusta il parere dello stesso
Pallas la conformazione de’piedi indica, che il presente ira-
ce soavasi tane sotferanee: ma come poteè egli mai indursi a
cos! pensare dopo di aver negato l’esistenza delle unghie nel-
la massima parte delle dita? Thunberg ! conferma quello,
che era giä stato affermato da altri, cioe che Pirace del ca-
po abita nelle fessure delle rocce, e nelle caverne. La car-
ne di esso ha un color fosco , ed & poco sugosa; la mangia-
no gli ottentoti, e talvolta anche gli europei. Preso vivo ben
presto addiviene familiare, carezzevole, ed obbediente; chia-
mato risponde con un grido acuto si, ma hreve; teme esso,
e ben a ragione i grandi uccelli di rapina, de' quali sovente
riman preda; quindi veduto, che ne abbia uno nell“ aria,
cerca tostamente di fuggire,
lunghezza del medesimo par che sia 1 piede, e 3—4 pollici. *
e di ascondersi. La massima
Genus 7. Peciotto, Sitta ® Lin.
Becco mediocre, intero ne'tomii, più, o me-
no compresso, cuneiforme nell’apice, un po’roton-
dato nel colmo; mandibola superiore diritta in tutte
le specie; in alcune lo è anche l’inferiore, in altre è
questa alquanto curvata nel mezzo, ed ascendente
verso l’estremita; narici quasi orbicolari, situate nel-
la base della mandibola superiore; lingua, quella al-
nıeno delle specie abbastanza conosciute, breve, car-
tilaginea, depressa, e larga nella sua origine, bifida,
e quasi cornea nell’ apice; collo mediocre; tronco
svelto; coda composta di 12 direttrici a stelo debo-
le; ali mediocri; ı2. remigante breye, 5%., e 4a. piu
lunshe di tutte; piedi robusti; dito posteriore piu
grande degli altri, fornito di un'ungliia assai robusta,
adunca, ‘ed aguzza, podoteca scudettata,
Non sono fra loro d’accordo i sistematori intorno al
posto, che compete al presente genere. Linneo, e Latham
7
„ Ham. de l Acad. des Sciences de St. Petersb. tom. 4. p.
307.
e Es ktetabta cosa dubbia se sia una specie dislinta dalla
giä descritta IHyrax syriacus Gmel. incontrato frequen-
temiente da Bruce, e da altri nelle vicinanze del Libano,
nelle montagne dell Abissinia ec. Questo viaggiatore af-
ferma, che un tale irace ha tre sole dita in tutti i pie-
di, e che affatto senz’unghie. Il Sig. G. Cuvier pero
appoggiato ad accurate osservazioni accusa di errore
Bruce, e dd per certa la perfeita somiglianza fra
quest"irace, e quello del Capo di B. Sperunza, almeno
persriguardo ai piedi. Lo stesso Cuvier dubita dell' au-
tenticitü dell’irace delle Baja d' Hudson. Hyrax hudso-
nius Schreb., il quale venne da Illiger giudicato ap-
" partenente ad un altro genere da lui stabilito, e chia-
mato Lipura.
Da sirrn — nome, col quale Aristotile indicöo un uecel-
letto, che comunemente credesi in niun modo diverso
dal peciotto europeo. 1 br
1348
gli danno luogo immediatamente dopo i picchi, e prima dei
todi; Dumeril & d' avviso, che debba stare fra i todi, ed i
cosi detti uccelli mosche; G. Cuvier lo mette fra gli stoxni,
ed i corvi, a notabile distanza di quegli anerponti, de' quali
abhiamo finora trattato. Oken lo fa precedere il genere den-
drocolapte, e lo divide in due sotto-generi, nel secondo de'
quali ascrive il senope a guance barhate. Goldfuss stabilisce
1 8 EST et .
una famiglia detta de' saettilingui, ed in essa colloca non so-
lamente i picchi, ed in torcicolli, ma eziandio i peciotti;
Temminck nel suo ordine degli anisodattili lo fa precedere il x
genere ortonice; Vieillot lo divide in duo generi distinti, dan-
*
do al primo il nome di Sitta, e chiamando l’altro neos, e
mettendoli ammendue nella sua famiglia degli anerponti,
Sembrami, che fra i rapporti di somiglianza del presente ge- e
r *
nere cogli altri dell' ordine de' passeri, i piu rilevanti siano
quelli, che lo ravvicinano ai ticodromi, ai dendrocolapti, alle
Per cid,
Vieillot, e poc' anzi accennata, non trovo bastevole motivo di
cerzie ec. che risguarda al divisione proposta da
adottarla, giacche le differenze, sulle quali Vieillet fonda 16
rezione del nuovo genere neops possono bene servir di base a
due sezioni, in cui vengano distribuiti i peciotti, ma non
hanno elleno il valore necessario per essere considerate come
distintivi di due diversi generi. I peciotti per le maniere di
vivere somigliano in parte i piechi, in parte le cerzie, ed un
po’ancora le cinciallegre. S’arrampicano con molta facilitä,
ne solamente camminano sopra i tronchi degli alberi ascen-
Sogliono essi pure percuotere
dendo, come fanno le cerzie.
col becco la scorza, onde fare uscire da’ loro nascondigli le
larve degl' insetti. Di queste principalmente si nutrono; ma
allorquando non ne trovino sufficiente quantitä,
ancora nocciole, e semi di varie sorte. Hanno essi comune
cogli altri anerponti Pistinto di far nido ne’fori de’ tronchi;
mutano le penne una sol volta all' anno. >
* Becco depressa nella base; mandibole quasi
uguali in lunghezza, la superiore diritta, l’inferiore
quasi diritta; dito medio unito all’esterno soltanto
nella base.
Sp. ı. Peciotto europeo, Sitta europaea Lin.
La Sitelle Torchepot franc. The european Nut-
hatch ingl. Die gemeine Spechtmeise ted.
Mandibola superiore ceruleo -fosca, I’ inferiore
nell’ apice alquanto ascendente, e ceruleo-fosca, nel
resto biancastra; pileo, cervice, e dorso di colore,
cinericcio - cerulescente; una striscia nera in ogni la-
to della testa partesi dall' angolo della bocca, attra-
versa gli occhi, indi discende alquanto nel collo, e,
serve di limite al colore del pileo, e della parte su-
periore della cervice; direttrici medie cinericcio- ce-
rulescenti, l’esterna d'ogni lato nerastra coll’orlo
estremo rossigno, le altre nerastre con una mac-
chia bianca verso l’apice, il quale è cinericcio, gola
biancastra; gozzo, e gastreo giallo- rossigni; ippo-
condri bruno-rossigni; penne del sottocoda bianche,
ed orlate di bruno - rossigno; cuopritrici superiori
7
mangiano
r
—
= oo
——
1349
delle ali nel calore simili al dorso ; le prime 4 remi
ganti cinericcio fosche colla base bianca, nel margi—
ne interno, nel resto nerastre coll’ orlo estremo
rossigno; femori, e tibie simili nel colore ag’ ippo-
condri; piedi cinericcio -giallastri, cosi pure le un-
shie.
Buff. Pl. enlum. num. 623. fig. ı.
€
Storia degli uccelli tom. 2. tav. 195.
Quest’necelletto non si allontana mai dal paese, ove
nacque; ordinariamente passa la buona stagione ne’ hoschi;
nell’ autunno, e nell’inverno sta vicino ai siti abitati, ed en-
tra negli orti. Per lo piu s’unpadronisce del nido d'un pic-
chio, e ne ristringe l’apertura con molto artifizio, servendo-
Talvolta se ne scava uno col becco ne’
si di terra fangosa.
ed un po’di
tronchi fracidi. La sottile polvere del legno,
musco formano il letto, su cui il nostro peciotto di notte
tempo prende ripcso. La femmina vi passa pure il giorno,
quando ahhia a riscaldare uova, le quali sono 5-7 per ogni
covata, ed hanno un colore biancastro con punti fulvo-ros-
signi. E' poi essa di adempiere gli uffiei di madre premuro-
sa al segno, che non abbandona il nido, quantunque vegga
imminente un manifesto pericolo di essere presa. Il masch’o
le somministra il nutrimento durante tutto il tempo della co-
vatura; i figliuolini nascono nel mese di maggio, e compiuta
la loro fisica educaziene, si separano dalla madre, per vivere
da se. Rare volte nello stesso anno ha luogo una seconda
covata. Nella buona stagione questo peciotto mangia insetti;
in autunno fa raccolta di nocciole, e di semi per nutrirsene
in inverno: il tronco caro di un albero servegli di magazzi-
no. Per rompere le nocciole le fa entrare in una fessura
adattata, indi a colpi di becco le divide in varii pezzi; per
eimil modo cerca di leyare la scorza ai semi un po' duri.
Percuotendo i tronchi col becco, ed inserendo questo nelle
fessure,
re, che odesi a non piccola distanza.
ti, ti; in primavera il maschio caldo d'amore ripete sovente
D’ordinario vive in solitudine, talvolta perd
e della cerzia comune.
II grido ordinario è ii,
il suono guiric.
sta in compagnia delle cinciallegre,
La lunghezza totale degli adulti @ di quasi 6 pollici. La sola
differenza esteriore, per cui la feınmina si distingue dal ma-
schio consiste nell’essere le tinte di lei meno cariche, e la
striscia nera de’lati della testa meno palese. Nilsson asserisce,
che i peeiotti da lui troyati in Isvezia avevano la fronte ce-
zulea; quindi io li considerd come una varietä appartenente
al nord dell’ Europa. Temminck e d’avviso, che la sitta nu-
nor di Brisson, sitta europaea var. f. Lin. Gmel. sia un indi-
viduo giovane, che dagli adulti differisca soltanto nella gran-
dezza. A torto Gmelin risguardd come varietä del peciotto eu-
ropeo, quello, che or ora descriverd, non che l’altro a testa
nera, vivente nella Carolina, sitta melanocephala Vieill.
2
ovvero strisciandolo sopra i rami produce un rumo-
x 1350
Nuovo Giornale de letterati.
Piſa preſſo Niſtri 1822. 8.
wovon der Jahrgang in
Gulden bey Volke in
Dieſe neue Literaturzeitung,
En von je 10 Bogen, für 12
Wien zu erhalten iſt, wird von verſchiedenen Profe
der Univerſitaͤt Piſa herausgegeben. Sie enen W
Kritiken und ausfuͤhrliche Anzeigen italiaͤniſcher und auch
anderer Werke; deßgleichen eigene Abhandlungen und liter.
Anzeigen, bisweilen mit Abbildungen. Jedes Heft zerfaͤllt
in 5 Theile; der erſte betrifft die Literatur und die ſchoͤnen
Kuͤnſte; der ste die eigentlichen Wiſſenſchaften; der Zte li:
tevar. ‚feientif. und bibliograph. Anzeigen. — Es ſcheint,
die Opuscula leientiſica zu Bologna haben aufgehoͤrt.
Nach einer großen Einleitung uͤber den Zuſtand der
verſchiedenen Wiſſenſchaften enthaͤlt das erſte Heft folgende
Artikel:
Parte I. Eneide di Virgilio volgarizzata da
NM. Leoni. Pag. 1 (angezeigt v. A.).
Offervazioni di Luigi Fiacchi [ul Decamerone,
P- 19 (angezeigt von Zannoni).
Creſtomazia greca ad ulo de’sinnalj della
Lombardia, p. 39 (angej. von C. Luccheſini).
Parte II. Conſiderazioni anatomico ſiſiologiche,
fupra due cuori e due fegati, ritroyati in un piccio-
ne domeſtico, del profeſſ. Barzelloti (Aufſatz mit einer
Abbildung). .
Ollerxazioni fopra il muſtietto o muſtiolo, nuo-
vo fpecie di Topo ragno toscano (Sorex etruscus),
del Dr. Paolo Savi, p. 60.
Parte III. Notizie letterarie, p. 73. Notizie
[cientiſiche, p. 79 — 96.
et 2%
Parte I. Biographie nouvelle des contemporains
par Arnoult etc., p. 97.
Odi di Pindaro, tradotte ed illuſtrate da Ant.
Mezzanotte, Prof. de lettere greche nel’ uni verſità di .
Perugia, p. 113.
Storia di Milano, del Cav. C. de Rosmini, Rove-
retano, p. 125.
Seb. Ciampi, Prof. Varlavienſ. Novum examen
loci Liviani de legatis romanorum Athenas millis,
ut ex[criberent leges Solonis, p. 143.
Tragedie d' Eſchilo, tradotte da I. Bellotti, p.
158 (angezeigt v. C. Luccheſini).
Parte II. Sulla naturalifazzione delle piante,
del Gaetano Savi, Prof. di botan. del univerhtä di
Piſa, p. 177 (eigener Aufſatz).
Rilleſſioni critiche fopra le probabilità de la Place,
del Dr. Paolo Ruffini, Prof. di clinica et di mathemat.
nell’ univerlita di Modena, p. 201.
135 i
1352
- Offervat. cliniche, del Dr. P. Balbiani, p. 213 Part. III. Notizie letterar., p. 183. 5
(eigener Aufſatz). Notizie ſeientif., p. 160.
Annali di medicina pratica, del Prof. G. Frances- — biblioeraf., p. 175.
chi di Lucca, p. 232. VE 1
Part. III. Notizie letterarie, p. 241.
Notizie ſcientifiche, pag. 253.
biografiche, p. 266 — 272.
Oſſer vat. meteorologiche.
Heft 3.
Part. I. Storia de’ Veneziani, Genoveſi, e Piſa -
ni, dell' A. Fanucci, p. 3.
Sermoni di Quinto Settano, p. 25.
Sylla, tragédie par E. Jouy, p. 36.
Poeſie di G. Rofini, p. 61.
Opere di A. Canova defcritte da Iſabella Albrizzi,
pag. 75.
L'Italia avanti il dominio de Romani, p. 81.
Parte II. Memoria ful taglio retto- vescicale,
di A. Vaccä, Berlinghieri, Prof. di clinica nel’ uni-
verfita di Piſa, p. 99 (eigener Aufſatz).
Canocchiale ſenza lenti, di Prof. Amici, p. 122
(eigener Aufſatz mit Abbild.).
Offervazioni ſopra l' Iulus communis, del Dr.
P. Savi, p. 137.
Olfervaz. meteorologiche.
Die Spitzmaus von Savi hat folgenden Charakter,
Sorex etruscus: minimus, corpore grileo,, cin®&
rascente, lubtus albido, auriculis rotundatis, porrec-
tis, cauda mediocri, tereti [ubtetragona.
Sie ſteht Sorex tetragonurus am naͤchſten,
Zoll 9 Linien lang mit Schwanz, I Zoll 10 Linien ohne
denſelben und wiegt nur 56 Gran, riecht etwas nach Bis
ſam; dennoch fehlen ihr die Druͤſen in den Weichen. Der
Geruch kommt vom Koth her. Die Ohren find nackt, der
Schwanz unten ohne Grath. Schneidezaͤhne weiß. Sie
lebt nicht im Waſſer, ſondern zwiſchen Wurzeln und in als
ten Bäumen, unter trockenen Blaͤttern und in Wiefenlds
chern; im Winter beſonders in Miſthaufen, wo fie hin
laͤnglich Inſecten findet und immer eine Waͤrme von we—
nigſtens 20° Neaumür hat. In kaͤlterer Temperatur
ſtirbt fie. Sie graben nicht ſelbſt Hoͤhlen, ſondern Fries
chen nur in vorhandene Loͤcher. Sie balgen ſich beſtaͤndig
mit einander herum und pfeifen dabey wie Fledermaͤuſe.
Sie freſſen Fliegen, Gryllen, Spinnen, Zuckergaͤſte und
dergleichen. Vorgelegte Regenwuͤrmer und kleine Schnecken
ruͤhrten fie nicht an. Auch nie etwas aus dem Pflanzen-
reiche; ihr Gehoͤr iſt aͤußerſt fein.
iſt s
Verbeſſerungen zu Wakkernagels Aufſatz.
Seite 1273 Zeile 26 von oben ſetze 2 3 ftatt 2, 3
— 1250 Anm. Zeile 18 v. u. ſetze — 5 D u. ſ. w. fatt „— D. u. ,. w.
— — Zeile 7 v. u. ſetze s: 6s: 7 *
— 1281 Zeile 7 von unt. ſetze ſeyn ſtatt ſepen
— 1233 — 13 fege 3: 4 ſtatt 3. 4
2
— 1284 — 27 ſetze A ftatt A?
1290
1287 — 11 fege kleinere ſtatt kleinern; eben fo Zeile 33
— 3 v. u. fege Pol⸗ gere:
Quer- gere ſtatt aufrechte Gere: lietzenden
0
Litterariſcher Anzeiger.
In dicazione
di cid che nel 1820 si è fatto in Italia intorno alle lettere, alle scienze ed alle arti.
Scienze et arti meccaniche,
>
178 Matematiche pure e miste.
La matematica italiana quest' anno ha di che
gloriarsi per le memorie originali, e per le cose
notabili che i suoi felici coltivatori hanno presen-
tato al pubblico. Anzi noi u abbiamo tema d'as-
serire, dietro l’esame che abbiamo fatto delle opere
uscite in Francia in quest' anno, che I'Italia la
vince d’assai, tanto per l’importanza delle materie,
che per la severita degli argomenti trattati. E cio
sia detto per far vedere quanto sia falsa la taccia
che diede all' Italia il sig. Lalande la dove egli
dice che le matematiche ne rögnent guere dans ce
pays-la!
Matematiche pure. Aritmetica.
Incominciando dalle matematiche pure la pri-
ma che si presenta è Paritmetica tanto coltivata
dal filosofo Pitagora, il quale diceva che un uomo
perfettamente istrutto. in essa possederebbe il som-
mo bene. Varj libri elementari sono usciti alla
luce in Milano che trattano dell’ aritmetica, e
molti ne saranno stati certamente pubblicati nelle
altre citta d’Italia, i quali non ci sono giunti a no-
tizia, perchè questa parte di matematiche può con-
siderarsi siccome il rame delle monete, il quale ri-
mane dove viene coniato, e non serve alla nego-
ziazione che nell’ interno d' uno Stato. Noi quivi
annunceremo un' operetta sui cambj *), alcune ta-
vole di ragguaglio, che in mezzo alle diversita di
misure possono essere utili a' commercianti, e che
impropriamente portano il titolo di Raccolta com-
pleta ); ed un' altra operetta sulle alligazioni 3).
Algebra.
L’Algebra, o sia, secondo Newton, P'aritmetica
universale, viene subito dopo l'aritmetica particolare.
1) Tavole per la traduzione de cambj di diverse piazze,
e pei conteggi abbreviati sopra Parigi. Lione e Mi-
lano, 1820, Presso Destefanis.
2) Raccolta completa di ragguaglio fra le monete, pesi
e misure milanesi colle italiane e viceversa, di Vıen-
na colle italiane e milanesi, e delle diverse piazze:
ed in fine la tariffa delle monete in corso nel Regno
Lombardo Veneto. Milano, 1820, dalla tipografıa
di Giovanni Bernardoni.
3) Calcoli per le alligazioni de’ metalli, di Pasquale Ta-
vazza, ad uso de’ giovanetti che süniziano nella car-
riera di oreſici. Milano, 1820, da Gio. Giusseppe
Destefani:.
Litt. Anz. z. J. 1822.
Non mancarono anche quest’ anno riproduzions
di libri elementari d’algebra n), e un allievo del
prof. Brunacci, con note giudiziose, ha pubblicato
la quarta edizione degli elementi d’algebra e geo-
metria del suo precettore 2) Il signor Scaramuzza
conoscendo che l’analisi & il metodo con cui giun-
giamo alla scoperta delle veritä occulte, e che il
mivabile artificio di questo procedere del nostro in-
telletto non pud scoprirsi che analizzando, scioglie
alcuni problemi algebraici, col solo raziocinio fa-
cendo osservare come dal noto si passi all’ ignoto,
e dimostrando tutto lartificio delle operazioni alge-
braiche ). Egli annunzia anche un’ altra opera
con cui i giovani potranno apprendere la maniera
di mettere giustamente in equazione i dati di qua-
lunque problema. Noi pertanto lo incoraggiamo
a persistere in questo suo utile divisamento. Un
dotto opuscolo ha pubblicato il sig. Libri, dove fa
delle considerazioni ingegnese su alcune equazioni
indeterminate da nessuno finora risolute, e delle
indagini originali sulle forme dei numeri 4). II
sig. Flauti conoscendo quanto sia utile l’imprimere
nella mente de' giovani le prime idee elementari
nelle quali debbono basare gli studj superiori, in
una memoria °) A e fatto a dimostrare diretta-
mente, e non per induzione, la formola per lo’svi-
luppo d’una potenza qualunque d'un binomio, e
inoltre ha aperta la via alla dimostrazione d' altri
teoremi intorno alla natura delle equazioni com-
poste, nei quali procedevasi pure per induzione
nel dimostrarli.
— — ——
1) Elementi di matematica di Giuseppe Salustii. Roma
1870, come anche recente edizione di Napoli, un vol
In 8.
2) Elementi di algebra e geometria ricavati dai migliori
scritiori di matematica per opera del cav. Brunacci,
ad uso delle Universita e de' Licei. Milano, 1820,
dall I. R. Stamperia, di pag. 358 in 8°, con 5 ta:
vole in rame. f
5) Saggio di G. M. Scaramuzza sull' analisi logica e
snll’ uso della medesima ne’ problemi d’algebra. Mi-
lano, 1820, presso G. Motta, in 8°. di pag. 32. 0
4 Memoria di Guglielmo Libri sopra la teorica dei
numeri. Firenze, 1820, per Leonardo Ciardelti, in
4°. di pag. 24.
5) Nuova dimostrazione elementare della formola ge-
nerale dello sviluppo d' una potenza qualunque di
un binomio. Del sig. V. Flauti, professore in apoli
(Memoria leita il giorno 25 febbrajo 1620 nella ses-
sione della Reale Accademia delle scienze di Na:
poli).
1
Tes imo
I logaritmi appartengono direttamente alle due
scienze che abbiamo scorse, l’algebra e l’aritmetica.
Questo ritrovato è dovuto al barone di Nepero, al
quale saranno riconoscenti i matematici pei servigi
importanti che ha reso la sua scoperta a tutte le
Parti pratiche della scienza, portando delle abbre-
viazioni nei computi numerici, senza le quali il
calcolatore della piu esercitata pazienza avrebbe
dovuto abbandonare un grande numero d' indagini.
In Milano sono state ristampate le tayole logarit-
miche per uso de’ giovani che incominciano ad
iniziarsi nella scienza del calcolo.*) e che vanno
unite al libro dell’ algebra e geometria elementare,
che serve di testo nelle scuole de' licei del nostro
regno. II Seminario di Padova ha intrapresa un’
edizione delle tavole dei logaritmi sino a 101000
con le tavole trigonometriche di minuto in minuto
e le differenze per 10 secondi. L’opera fu diretta
dal dotto astronomo e matematico prolessore San-
tini, il quale vi ha posto avanti una trigonometria
piana e sterica. Non € onorevole per noi in mezzo
a si grande coltura di queste scienze il dover men-
dicare dall’ estero un' edizione stereotipa di tavole
logaritmiche. Fra tante speculazioni che fanno
tutto giorno i nostri librai, perchè non potrebbero
occuparsi anche di simile impresa? Essi trovereb-
bero certamente geometri intelligentissimi che gli
assisterebbero in questo ‚lodevole lavoro, il quale
non sarebbe loro di dispregevole lucro, perchè su
tale sorta d’opere poco influisce il capriccio della
moda; per la qual cosa vediamo che in Francia il
sig. Didot ha pubblicato un' edizione stereotipa di
tavole copiose ordinate dal sig. Callet. Da due
lettere però accolte in questa Biblioteca *) furono
notati alcuni errori trovati in esse tavole, e fa
meraviglia come l’edizione del 1805 ne sia esente,
mentre le successive del 1806 — 12 — 14, ecc. li
contengono, il che mostrerebbe dubbioso il pregio
stereotipo di quella edizione. Canovai e del Ricco
ei procurarono delle tavole logaritmiche, delle quali
furono fatte quattro edivioni: e perche mai ora
che in questa parte delle matematiche possono in-
trodursi de’ miglioramenti, nessuno si vorrà occu-
pare onde somministrar ai nostri calcolatori delle
tavole logaritmiche emule dell’ edizione parigina ?
Geometria elementare.
La geometria degli antichi viene coltivata con
ottimo successo nella parte meridionale della no-
De We me
10 Tavole logaritmiche annesse agli Elementi di Algebra
e Geometria del cav. Brunacci, Milano, 1820, dall’
Imp Regia Stamperia, un vol, di pag. 112 in 8°., ol-
tre 24 di prefazione, 8
2) Bibl. Ital. iomo 12°. pag. 108, e tomo 17°. pag. 517.
a
u 00
7
2
4
di Napoli.
N } } 5 4
BR 2 0
stra penisola dalla scuola del Celebs Fergola, la
quale forse si pub considerare in questo genęre la
prima in Europa. k non possiamo a meno di far
osservare che mentre Fergola diffondeva sulle rive
del Volturno le dottrine degli antichi, formando
una scuola composta dal Flauti, dal Giordano, dal
Sangro, dallo Scorza, dal Gianatasio, che riproduce
la gloria geometrica de’ tempi d’Archimede e di
Apollonio; lo scolaro del celebre Paoli, il prof.
Brunacci, sulle sponde del Ticino trattava le pia
sublimi questioni della geometria coll’ analisi del
Monge, e spargeva le dottrine Lagrangiane con
tale insinuazione che l’istruzion matematica dive-
niva eloquente sulle sue labbra, per cui accorre-
vano all’ universita pavese molti giovani solo per
progredire nelle scienze esaite sotto Linsegnamento
dell’ illustre maestro. E siccome dalla scuola del
gran Galileo eseirono i Torricelli, i Cavalieri, i
Viviani, i Castelli, in Riccioli, i Grimaldi ecc.,
cos! da quella del Brunacci il prof. Magistrini, au-
tore della poligonometria, il prof. Bordoni, autore
del trattato delle ombre, il dott. Mossotti, emulo
del gran geometra che scrisse la teorica del moto
de’ corpi celesti, il dotto giovina sig. Piola. per
opera del quale furono inseriti in questa Biblio-
theca alcuni eenni storici dell’ illustre professore,
e tauti altri sparsi per l’Italia che fanno onore al,
loro maestro. Siccome l’Universitä di Pavia ſu il
centro da cui si diftusero le moderne dottrine ana-
lrtiche, cosi l’OÖsservatorio di Milano lo fu per la
teorica e la pratica astronomia. In questo insigne
stabilimento, gi celebre pel nome e:pei lavori di
Oriani, si perfezionarono nella:scienza gl’ illusträ
astronomi Santini, Inghirami, Piazzini, Plana,
Brioschi che con tanto lustro dirigono gli osserva-
torj.di Padova, di Firenze, di Pisa, di Torino e
Il professore Venturoli dall’ Universitä
di Bologna, da lui per molti anni illustrata, tras-
ferito sulle rive del Tevere promove le mateına-
tiche applicate, e mediante la protezione del reg-
nante Sommo Pontelice fondò un Istituto d' ingeg-
neri, dando all’ Italia allievi degni di lui. Noi dob-
biamo qui nominare distintamente ill professore
Masetti suo successore a Bologna, il signor Vecchi,
ingegnere in capo a Ravenna, il signor ingegnere
Berghenti, ed il giovine Loreta, i quali hanno al-
cuni scritti nelle memorie che si raccolgono da
quell' istituto di ingegneri a vantaggio delle mate-
matiche applicate. Per queste quattro scuole le
dottrine geometriche, analitiche, astronomiche e
geometrico-applicate si diffusero per la penisola,
ed aumentarono la nostra gloria in fatto di studj
di scienze esatte, facendoci risovvenire i secoli piu
brillanti dell’ antica matematica. Ma noi abbiamo
deviato dalla rivista incominciata di quanto & ve-
nuto alla luce in Italia in fatto di matematiche al
fine del 1819. e nello scorso anno ı820. Ripi-
gliando dunque la cominciata enumerazione diremo
che due corsi di geometria abbiamo avuto, uno
5 — 6
dal signor Gardane ), 1 altro dall! esimio sig.
Flauti ), che comprende anche la geometria tra-
seendente. Noi siamo grati fal sig. Oliva per le fa-
tiche e per gli studj da lui praticati onde far in-
tendere viemmeglio Euclide alla gioventü s); ma
non a torto il sig, professore De Luca in una sua
lettera ‚scritta all' autore gli rimprovera l'impegno
soverchie posto a dimestrare veritä) che o possono
tener luogo d' assiomi, e lo tengono realmenie
presso di alcuni geometri di grido, o che si trova-
no altrove dimostrate anteriormente, o finalmente
potevano dedursi come immediate conseguenze di
veritä note.
qualche -osservazione sul metodo con cui deve.essere
insegnata la gebometria. Clairaut nella. prefazione
ai suoi elementi di questassscienza asserisce che
quantunque la geometria sia per sé stessa ‚astratta,
nulladimeno fa ‚d’uopo. confessare che le difficoltà
che provano quelli che incomincianemad applicar-
visi, dipendono per lo piu f dalla maniera con cui
essa s’insegha nei comuni elememti. In questi s’in-
comincia sempre con un gran numero di defini-
zioni, di dimande, d' assiomi, di principj prelimi-
Bari; le proposizioni che vengonouini-seguito non
determinande lo spirito sopra oggetti interessanti,
eil essendo d’altronde difficili, a conçepirsi, stan-
cano comunemente i priucipianti chefsi scoraggiano
prima d'aßere alcuna idea distinta di cid, che loro
si vnole insegnare. Alcuni autorirper togliere que-
sta ariditä hanno immagęinato d' unire a ciascuna
proposisione prineipale I uso ehe se ne pub fare
nella praticaz ma seggiunge il sig, Clairaut yer
ils prouwvent Yutilite de d Geometrie. sans: faeiliter
beaucöup. les moyens de Vaphrendre. Il geometra
francese per tanto risalendoma cidö che-ha dato ori-
gine alla geometria, si è sforzato di svilupparne i
principj con un metodo cos naturale, che pub sup-
porsi lo stesso di quello de' primi inventori. La
misura del terreno gli & sembrata l'oggetio più pro-
prio a far nazcere le prime proposizioni di geome-
tria. Clairaut poi non è tanto rigorose nelle sue
dimostrazioni; per volere troppo facilitare ha forse
reso la geometria meno rigorosa, e nel medesimo
tempo che voleva allettare il giovine. che studia,
_sembra che non avesse la mira di rinforzare il suo
intelletto, e di renderlo sempre piü atto a profondi
pensamenti. Il sig. Venini (Elementi di matema-
tica vol. II, pag. 211) non approva il sistema adot-
tato da alcuni moderni di trattaxe la circonferenza
— |, 11 5 2
1) Cardone Giuseppe Corso di geometria elementare,
Nopoli, 1819, Presso Gio, de Bonis, iomo 22. in 8°.
2) Corso di geometria elemeiftare e sublime, di V.
Flauti. Napoli, 1819, stamperia del 'ministero della
guerra. Vol. 19, e 2°, H 88,
3 Gli Elementi della Stereometria degli antichi, o sia
i tre libri de“ sohdf di, Euclide e due di Archimede
sulla siera e sub eiböitdro, el original rec linguag-
gio translatati ® &uimeitlati, per us delle seuble, da
Antan- Maria Oliva Lugano, Napoli, 1819 stampe-
ria fratelli Fernandes.“
Queste riflessioni c' inducono a fare
del circolo come un poligono d'un numero infinito
di latiz, tuttavia il sig. Clairaut, oltre il far uso
d'un tal metodo, si prende maggiore libertä nel di-
mostrare che le circonferenze sono come i raggi,
e cos! in altre proposizioni. Con cib noi non pre-
tendiemo. di scemare il di lui merito; solo faccia-
mo osservare che dalle dimostrazioni - di Euclide
per la più lunghe, indirette, complicate, che 1
princäpianti, hanno diflicolta a concepire, egli ha
voluto forse passare all’ altro estremo, Laonde noi
opıniamo,che senza severamente seguire piuttosto
un metodo che un altro, o pid il sintetico che
Panalitico per ogni proposizione, dobbiamo, far uso
di quello che piü direttamente ci conduce alla so-
luzione senza cohfondere le proposizioni principali
coi kemmi accessorj, e che poco contand pei pro-
gressi negli studj geometrici.: In fine perb faremo
osservare che il rigoroso metodo di Euclide poträ
essere oltimo in alcune parti della geometria ele-
mentare, ma non cosi nelle soluzioni dei problemi
più elevati, i quali facilmente si sciolgono a rigore
coll’ analisi moderna. Alcuni forse non vorranno
uniformarsi al sig Oliva nel sostituire ai termini
comuni di paralellegrammi;, e paralellepipedi quelli
piü filosofici di peralellinei e paralelyi ani. L’ uso
ha gia consecrato questi vocaboli, difficilmente per-
cid si potranno essi levare dal linguaggio geome-
trico. Dacchè il discorso ci ha portati a far parola
del linguaggio matematico, non ometteremo di far
un cenno dell’ opuscolo del sig. De Filippi *) che
direttamente tratta di. questo argomento. II sig.
De Filippi vorrebbe che si sbandisse il nome di
geometria,; non già dalla lingua delle scienze, ma
quel solo significato che gli fu attribuito finora, e
vi si sostituisse quello di rstensiologia, che e
scienza di trovare, confrontare, calcolare quelle
misure qualunque sieno che riguardano l’estensione.
Il vocabolo geometria ritornerebbe alla sua vera e
primitiva significazione, cioe l’arte di misurare
terre, terreni e paesi, o l’intero. globo terracqueo.
Noi troviamo giusta l’osservazione del sig. De Fi-
lippi, ma egli deve riflettere che questo nome &
usato da piü di 20 secoli da diverse nazioni, e che
nell’ istesso tempo che ci dä liidea della scienza, ci
fa sovvenire la sua origine, e che quelle ch” egli
vi sostituisce non piacerebbe forse agli eruditi per
essere metä greco e meta latino. Non & questo il
luogo d’estenderci a ragionare di tale opuscolo per
far notare le giuste riflessioni che contiene, e i di-
fetti che pud avere. ‚Il sig. Flauti si presenta an-
cora con quattro memorie in questo ramo di ma-
tematiche. Gli amatori della geometria degli an-
tichi leggeranno volentieri quella sulla Piramide
tetraedra ). I Problemi sui contatti Hertel dello
10 Rettificazione di lingnaggio per alcuni elementari
principj delle matemdtiche propesta da C. B. F. de
Filippi. Malano, 1820, presso Silvestri. j x
2) Soluziomi’geomeinche. ut aleuni,iptineipali:problemi
della pirhmide triangolare, del sis“ X. Flauti (Atti
2 en P
7 3
stesso autore *); la Divinazione della” soluzione
Apolloniana del problema dei tre cerchj ); eil
Problema delle quattro sfere da farsi toccare da
ung quinta, risoluti cogli stessi prineip) d’Apollo-
to nel problema dei tre cerchj 3) ei confermano
sempre piu nella vantaggiosa opinione che abbiamo
concepito del sig. Flauti, tanto valente nella geo-
metria degli antichi. II caposcuola, il precettore
del sig. Flauti ci ha dato i problemi delle tazioni
sciolti con nuovi artificj ); ed il sig. Sangro ha
letto nella sessione del 18 gennajo 1820 della R.
Accademia di Napoli una memoria su egual argo-
mento ). ?
Geometria transcendente.
„
Tutti i matematici dell' Italia meridionale al-
levati alla scuola di Fergola sono amatori grandi
della geometria degli antichi; poiche anche iI sig.
Tucci nella soluzione d’alcuni problemi di geome-
ria trascendente ©) preferisce l’analisi degli antichi
geometri, come quella che ravvicinando insieme
(die' egli) assai meglio dell’ algebra moderna le
proprieta individuali delle figure intorno alle quali
si versano le quistioni, conduce naturalmente a ri-
sultamenti piu semplici. II sig. Giannatasio ha
pubblicato alcune sue riflessioni sulla quadratura
dell’ iperbola 7). Il signor Brighenti, benchè molti
abbiano scritto delle superficie di secondo grado
analiticamente, ha voluto per l’uso che se ne fa
nelle arti trattarle con metodo sintetico, affinche
gli artisti dopo lo studie delle sezioni coniche e ci-
lindriche possano passare a quello di tali superficie
senza bisogno di piu ampie cognizioni matemati-
che, e cosi stamparsi nella mente coi caratteri evi-
denti della geometria la loro figura e le loro prin-
F
della R. Accademia delle scienze, vol. 1. Napoli, 1819,
stamperia reale).
1) Nuove soluzioni de’ problemi de’ conlatti sferici , di
V. Flauti (Atti della Reale Accaeemia delle scienze,
vol. 1°. Napoli. 1819, dalla stamperia reale).
2) (Atti della R. Accademia delle scienze. Napoli, 1819,
stamperia reale).
80 (Atti della R. Accademia delle scienze. Napoli, 1819;
stamperia reale).
a) I Problemi delle Tazioni risoluti con nuovi artifizj.
Del. sig. D. Nicola Fergola (Atti della R. Accademia
delle scienze. Sezione della Societä Reale Borbonica,
vol, 1. Napoli, 1819, stamp. reale, di pag. 384 e 450
don molti,rami).
5) Soluzione analitica di sei problemi delle tazioni ese-
guita da lui con un solo metodo generale, applicabile
a tutti i problemi di quel genere, eccetlo qualche
modificazione che la d.flerenza de' casi rende indi-
co .spensabile, |
6) Soluzione di alcuni problemi relativi alle curve co-
niche ed alle superficle generate dal rivolgimento di
esse intorno a' loro assi Primarj, eseguita coll’ analisi
degli antichi geometri, da Francesco Paola Tucci
(Atti della Societa Pontoniana, t. 5%). Napoli, 1810.
7) Riflessioni sulla quadratura dell’ Iperbola dell’ abate
Giannatasio (Atti della R. Accad. delle scienze'di Na-
poli, vol, 1. Napoli, 1810, stamperia reale).
SE
eipali proprietä =)) II siendr Sanerd ei ha dato
una memoria sul cilindroide Vallisiano 2). Questa
memoria,, preceduta da un rapporto del sig. Flauti,
riferisce una soluzione dello stesso problema pari-
mente geometrica data da uno dei distinti geometri
della scuola di Fergola, il sig. Stefano Forte, Sio-
vine gia tolto alle scienze esatte da forte alienazio“
ne di mente. Un corso di geometria trascendente
ci & stato dato dal sig. Flauti 3). ul r
Al celebre sig. Buffini, autore della dimostr&
zione sull’ impossibilita di risolvere le equszioni
algebraiche superiori al quarto grado, spettava "il
confutare un' opera recente del matématico polacco
Hoene Wronski, il quale, riproducendo sotto abito
alquanto mutato una »formola del äimmortale Eu-
lero, vantava di possedere il desiderato generale
195
scioglimento, 'senza] pero mai discendere ad alcuna .
immediata applicazione. Su questo argomento fu
pure pubblicato una@breve notas) da ums valente
ingegnere milanese, il 'signor Prospero Negri, la
quale contiene assai ingegnose osservazioni, e mo-
stra un uomo profondamente versato nella teoria
delle equazioni, trattata coi metodi del Lagrangia.
II succitato signor Ruffini, presidente della Società
italiana delle scienze, e professore di medieina nell’
Universita di Modena, ci da di quando in quando
delle sublimi memorie sulle matematiche. Nel fa-
scicolo II, tomo 189. degli Atti di detta societä,
si trova la seconda parte della sua memoria =
Classificazione delle curve a semplice curvatura —
che versa sulle affezioni delle curve algebraiche a
distanze finite ). La prima parte, inserita nel fa-
scicolo primo, contiene le proprietä generali delle
serie che rappresentano l!ordinata data per lascis-
sa, ed i principali rapporti che hanno! fra loro
due variabili contenute in uh, ‚eguazione algebrais
ca. Nella terza egli ci promette di applicare 1
principj esposti nelle due memorie precedenti alla
classificazione delle curve. Fu condotto à questo
lavoro il sig. Ruffini dall' osservare la discrepanza
che passa nella classificazione delle curve di terzo
e quarto ordine fra i celebri geometri Eulero e
Cramer, poichè Eulero stabilisce 16 generi di cur-
ve algebraiche di terzo ordine, mentre Cramer ne
10 Delle sezioni piane delle superſicie di secondo ordine,
Saggio geometrico del dott. Maurizio Brighenti, in-
gegnere Pontificio (Inserito nelle ricerche geometri-
che ed idrometriche falte nella scuola degl’ ıngegneri
5 d’acque e strade anno 1320). oma presso
0881011.
2) Nuova' soluzione del noto problema sul eilindroide
Vallisiano del sig. dott. Giuseppe Sangro (Atti della
R. Accademia delle scienze, vol. 1. Napoli, 1819,
stamperia reale). 0
3) Vedi la nota 2 a pag. 273. 18
4) Osseryazioni alla nota 13 del Trattato sulle eqnazioni
numeriche di Lagrangia, di Prospero Negri. Milano,
febhraj0 1820, presso P. E. Giusti. N x
6) Memorie di matematica della Socielk Italiana delle
scienze residente in Modena, tom. 18. Modena, 1820,
presso la socielä tipografica, in a.
9
ktabilisce soltänto 14; e per riguardo alle curve di
quest’ ordine 'Eulero le porta a 146 generi circa,
quando Cramer dice essere cosa jifinita il volerle
ehumerare collo stesso metodo usato per quelle del
terzo. Egli promette regole sicure per togliere
questa discrepanza, come farà vedere nella terza
parte della sua memoria. Fergola, elegante ed or-
dinato nel geometrizzare al pari che preciso nel
linguaggio: matematico, ricava dal teorema Tole-
maico altre verita matematiche !), e dalla formola
de’ coseni degli archi moltiplici deduce il teorema
eiclometrico Cotesiano 2). Un altro problema ci
da questo destro e profondo geometra 3), in cui
si ammira sempre pin il caposcuola della geemstria
degli antichi, quel desso che ha ridonate all' Ita-
lia il secolo di Archimede, e il vanto del primatö
in questa parte delle scienze esatte. II sig. ingeg-
nere Belli, allievo del Brunacci, sulle tracce del
grande Eulero, ha reso una serie piu convergente
per rinvenire piu comodamente il rapperto del dia-
metro alla circonferenza 3). a
1 4
Trigonometria.
Uno de’ rami pid importanti della geometria
per la pratica & senza dubbio la trigonometria, Essa
offre dei problemi curiosi, e de’ quali avviene di
dovere trovare in pratica la soluzione. II modo
con cui si arriva a rinvenire le distanze e le al-
letze imaccessibili è tutto fondato sulla trigonome-
tria; il levamento della superficie d'un paese o d’u-
no stato vien fatto coi sussidj che ci presta la mi-
rabile trigonometria. II nostro Cagnoli diede all'
Italia ed alle altre nazioni un trattato di trigono-
metria veramente classico, e la seconda edizione
principalmente, venuta alla luce in Bologna nell'
anno 1804, pud riguardarsi come un grande depo-
sito di trigonometriche dottrine, Malgrado di
quest’ opera classica, tradotta anche in altre lingue,
l’esimio sig. Flauti ha voluto darci ancora un trat-
tato dalla stessa scienza ). Noi faremo soltanto
—— —
1) Dal Teorema Tolemaico ritraggonsi immediatamente
i teoremi delle sezioni angolari di Vieta, di Wallis,
e le principali verita proposte nella trigonometria
analitica de’ moderni, Dissertazione del sig. Nicolo
Pergola (Atti della R. Accademia delle scienze, vol.
* Napoli, 1810, stamp. reale). n f
2) Il tebrema .ciclomeltrico cotesiano dedotto dalla for-
mola de' coseni degli archi moltiplici, nella quale
siasi praticata un’ ovia tras formazione.
Nicola Fergola (Atti della R. Accademia delle scienze.
Napoli, 1810, stamp. reale). ara
3) Problema inverso delle forze centrali per le orbite
algebraiche con quelle delle sezioni angolari, del sig,
dottore Niecola Hersela (Atti della R. Accademia delle
scienze, Napoli, 1819, stamp. reale).
) Sul rapporto approssimato della circonferenza al dia-
metro. Wel sig. dott, Belli (Giornale di ſisica, chi-
mica, ecc. di Pavia, bimestre VI, 18200.
‚, Trigonometria rettilinea e sferica di V. Flauti, Na-
poll; 1819. dalla tipografia della Reale Accademia di
marina, edizione di 100 esemplari. alles
1
ung
Dellsig. dott.
10
notare che mostrandosi „egli-in. quest opera pro-
fondo conoscitore della storia delle matemati-
che, potrebbe certamente essere uno di quei
geometri capaci di xifondere la storia di, queste
scienze. Egli qui fa parola delle ricerche trigono-
metriche dei Greci, e dello stato della trigonome-
tria presso gli Arabi, e poscia dei progressi che
questa scienza ha fatto presso gli Europei. In tal
modo ha voluto supplire al vuoto che per lo pin
lasciano gli sterici su questa materia. Liestesa sua
cognizione della storia delle scienze esatte si rav-
visa molto piü al fine della prefata opera, dove
trovasi registrato un rapporto fatto dall’ autore alla
R. Accademia delle scienze di Napoli sulla solu-
zione del problema famoso della trisezione dell’
angolo. f
Calcolo sublime.
Una delle invenzioni che più fanno onore al
secolo scorso si & certamente l'invenzione del cal-
colo differenziale ed integrale. Esso nacque fra
acerbe guerre, in cui i primi ingegni di quei tem-
pi si assalivano coi problemi piü astrusi. Fra i
geometri che entrarono in simili lizze sono celebri
senza dubbio i due fratelli Bernoulli. Questi due
grandi nomini divenuti rivali non contesero che
nei giornali; e in mezzo a tante quistioni, che ri-
dondavano a vantaggio della scienza, la pid strepi-
tosa si fu quella sul problema degli isoperimetri.
Un’ epoca importante perd al perfezionamento di
questa calcolo clamoroso & senza dubbio quella in
cui fu sbandito Pinfinito e l’infinitesimo , mediante
la teoria delle funzioni analitiche del nostro La-
grangia. La superiorita della metafisica del metodo
Lagrangiano sul Leibniziano fu dimostrata in una
memoria del nostro celebre Brunacci premiata dall’
Accademia di scienze, lettere ed arti di Padova nel
1810. In quella memoria Tautore riporta alcune
applicazioni per confrontare i due metodi. II sig.
Gratognini, nipote del proſessore di matematica
applicata di Pavia, educato pur egli alla scuola del
cav. Brunacci, riflettendo che i principj Leibni-
ziani ci lasciano sempre dubiosi sull’ esatezza dei
risultamenti, e ci conducono ad analogie le quali,
al dire dello stesso Leibnizio *), non sono vere
ma toleranter verae; prende a risolvere alcune pro-
posizioni che trovansi nell“ opera dell' esimio Ven-
turoli, per dare un esempio di, eccitamento ad
escludere la teoria del Leibnizio dalla Meccanica 2).
Dopo il discepolo mentovato se ne presenta un al-
tro, il suo successore alla cattedra di Pavia, il quale
ha trovato fra i suoi uditori un altro scolare del
Brunacci che raccolse tutte quelle dimostrazioni
nuove ed aggiunte che possono servire ai progressi
4) Act. erud. Lipsiae ann. 1712.
2) Esempio di eccitamento dirrefto ad escludere dalla
scienza meccanica il metodo leibniziane. Del prof.
Giuseppe Gratognini (Giorn, di fisica, tomo 3, p. 07
1 *
11
del ealcolo. Le cose nuove furono aecolte nel gior-
nale di Pavia, compilato dai chiarissimi professori
Configliacchi e Brugnatelli 2). In tal modo si pub-
blicano materiali che potranno servire per la storia
delle matematiche. II signor marchese Luigi Ran-
goni ha fatto delle nuove considerazioni su un pro-
dlema di probabilitä 2), gia sciolto dal Bernoulli
e pin generalmente dal Lagrangia; il geometra
Malfatti presentd pure alla Societa Italiana un esa-
me critich della soluzione data da Daniele Bernoulli.
II sig. Frullani; swocessore al celebre Paoli per la
batte ra delle matematiche superiori nell' Univer-
$itä di Pisa, essendosi gi fatto conoscere assai va-
lente nel caleole sublime in una sua opera, dove
espone alcuni nuovi e generali teoremi sopra la
maniera di ridurre i differenziali delle equazioni a
dipendere da integrali presi fra certi limiti, ritor-
nando in seguito sopra le stesse idee, fece alcune
riflessioni che possono interessare i geometri, le
tali ha preso per soggetto d'una dottd memoria DE
II sig. Giorgio Bidone, professore d’idraulica nell’
I. R. Universitä di Torino, matemäatico che onora
1 1
i £ . P
10 Nuove proposizioni e dimostrazioni di calcolo snblime
raccolte dall’ ingegnere architetto Danione Domenico
+" (Giorn, di fisied, 1820, tomo 3, P. 2%).
Te cose di cui si parla in questa räccolta sono: 1°.
Scoprire quell’operazione che, eseguita sulla somma
di. due qualsiyogliano -qnantitä, da un.risullamento
che © eguale alla somma di quelli che si hanno ese-
Suendola separatamente sulle due stesse quantita; 2°.
Sui lögaritmi; 5°. Delle equazioni della reltä e del
piano; 4. Sugl'. integrali delle diſferenziali, in cui si
1
trovano glintegrali delle quantita zn da, 25 ax dr,
ir x
dd sen x, dx cos x, non 4 posteriori come e comune-
nemente, na a prlori; 5°. Teorema di massimi e mi-
mimi; 6°. Sul teorema di Toricelli, detto gomune—
mente di Amatis Rossi; 7°. Osservazioni sulle solu-
zioni particolari e dimostrazioni. di alcuni teoremi;
8°. Applicazione del calcolo delle differenze finite; 09.
Osservazione sull’ ortografia dell ombra del tro; 10°
Sulla cosi detta equazione di continuita o d’invaria-
bilitä delle masse; 11°, problema relativo alle proba-
bilta: In un' urna vi & un biglietto sul quale è geritio
un, un altro su cui vi & seritto due, un terzo.su cu, tro-
vası ire, e cos) un zesimo sul quale & scrito il numero x:
quale e la probabilita che la comma de” numeri scritti qui
biglieni esiratti' a caso dall“ urna, cia pari o dispari.
Ouesto quesito, e quello che trovasi alla pag. 180, vo-
JIume 12. del compendio del calcolo sublime del pro-
fessore Brunacci, dauno la stessa probabililä sebbene
siano differentissimi, cid che riesce assai singolare;
12, Sui criterj d'integrabilità dei differenziali di pri-
mo ordine. { f 4
2) Nuove considerazioni intorno ad un problema di
probabilita, memoria del sig. marchese Laigi Ran-
goni (Memorie di matemalica della Società Italiana
delle scienze residente in Modena, tomo 18, Mo:
dena, 1820, presso la societä tipggrafica, in ae. di
pag. 554).
5) Sopra la dipendenza fra i differenziali delle funzioni
e gl’ integrali definiti. Memoria del sig. professore'
.Ginsseppe Frullani (Memorie di matematica della So-
cietä Italiana delle scienze residente in Modena tomo
38. Modena% 1820, presso la societa tipograficay in 4°
di pag. 512). 1 Hyqdenns
D
12
A' Italia e le belle rive della Dora dove nacque il
sommo Lagrangia, avendo dato mel volume 237.
degli Atti dell’ Accademia di Torino una memoria
sulle transcendenti elittiche, in una seconda parte
che completa la memoria, aggiunge alcune dotieri-
llessioni che dilucidano ed amplificano. la materia
giä trattata 5). 8
siloh +
IB
1 9 leu om
Mecc unica.
5 55 m 8119 8 BI
La fisica errante e capricciosa senza la guide
del calcolo e dell’ esperienza erasi ridotta ad una
specie di metafisica, allorché sorse Galilei e in se-
guito a lui vennero molti altri, i quali vi porta-
rono la buona filosofia. Torricelli fra i suoi disge-
poli comprovando con esperienze la gravita ‚delt:
aria, si sforzava di togliere la strana spiegazione
che la natura ha in ornore il vuoto per acqua
che sale in un tubo in cui siasi levata l'aria. Tut-⸗
tavia il Toxricelli, malgrado l’evidenza de' suoi es-
perimenti, trovö molti ostacoli nel far accettaxe la
nuova sua dottrina, ed i fisici di quel tempo un
po’ troppo affezionati alle massime invalse da molti
anni ripugnavano ad abbandonarle. In seguito però
al moltiplicarsi de' lumi si esaminarono le cose cen
meno prevenzione, e tutte le riforme fatte nella
fisica e nella chimica trovarono minori ostacoli.
In questo secolo piu amante delle novitä e più sce-
vro di pregiudizj è piu facile anche il farsi strada
con nuove teorie. Infatti il sistema d'attrazione
del Newton, che è il fondamento della meccanica,
fu assalito in Francia dal generale Alix, ed in
Inghilterra dal sig. Anicht, e tentarono di rove-
sciarlo in Italia il sig. cav. Nobili 2) ed il sig. co-
lonnelle Beroaldo 3). E noi non abbiamo voluto
farci carico di confutar di proposito i loro libri,
perchè ci € sembrato perduto quel tempo che im-
piega nella considerazione di sistemi ipotetici men-
tre tanto resta ancora nella natura da vedere, da
osservare, da scoprire colla scorta dei fatti e dell?
esperienza. ' ta sel 1.
Non va confuso eon questi innovatori il pro-
fessore Plana, il quale considerando che Pattrazione
& in ragione inversa del quadrato delle distanze ed
appartiene alle molecole del corpo, e che la me-
desima materia disposta in figura sferica cangia
tosto la direzione e la quantitä della risultante
della sua attrazione ad, un semplice _cangia-
mento di figurd, ha sciolte differenti questioni 9)
1) Memoire sur les transcendantes ellipti nes; secon-
dieme partie); Par M. Géorge Bidone (Memor, della
R. Accad di Torino, 1820): 33
20 Introduzione alla meccanica della
1819, lipogralia Giusti. tor, 125
5) LUniverso, teoria del cayaliere-Nalale e
nente colonnello. dell’ artiglieria ausiriaca. Milano,
1820, dalla tipografia di Giuseppe Borsani, un vol. in
ge. di pag. 158 f 1 i
a) Solution de differens problemes xelatifs A la loi xe-
sultante de lattxgolion-exergee sur, un point matériel
Matematiche miste.
materia. . Milano,
13
per combinare le proprietä geometriche con la legge
della gravitazione, onde giungere ad una espressione
esatta della forza acceleratrice, con cui la massa di
una figura data agisce su- un punto materiale:
„Considerando sotto questo doppio aspetto (dice il
sig. Plaus) Fazione dei corpi celesti, si & giunto
a sottomettere alla legge di Newton parecchi feno-
meni sche devono principalmente la loro esistenza
all imperſetta sfericita dei pianeti. Ciò & senza
dubbio la pin bella prova che si possa dare dell'
unitä del principio col quale sono governati i mo-
vimenti diversi di tutti i corpi che compongono il
sistema solare. Il sig: cavaliere Cisa di Gresi,
commendato lo scorso anno, si fa con una dotta
memoria a | tiattare la teoria del movimento di ro-
tazione, eda presentare, delle veritä conosciute
sotto un nuove punto di vista ). II prof. Masetti,
allievo dell' esimio Venturoli, ci ha dato in un
suo opuscolo aldune formole di meccanica stati-
ca 2) „A torto, die' egli, si va repetendo dal vol-
go, ignaro delle scienze fisiche meccaniche, che
Ia costruzione delle fabbriche non d'altro abbisogni
che di consumata espexienza. Ignora egli che Le-
quilibrio d'un edifizio, non solo dipende dalla na-
tura e buon uso del materiale che lo compone, ma
eziandio dalla robustezza delle parti che lo costi-
tuiscono: e quando vede quella volta far mossa,
quella scala minacciare, e quel muro rovesciarsi
che a sostenere un terrapieno era stato colà co—
strutto, subito giudica dell' inesperienza dell' ar-
chitetto,; e nen della sua ignoranza nella teoria.:
Pur troppo accade spesso che determinando a ten-
tone le dimensioni delle fabbriche, o esse non reg-
gono che temporariamente, o se reggono, troppa
robustezza si è data alle loro parti con superfluo
consumo del materiale, e con nen lieve dispendio
de’ proprietarj che le commisero“. II signor Ma-
setti ha pubblicato altres! un' appendice 3) a questo
suo opuscolo, rettificando un errore occorsogli nel
calcolare la spinta delle terre, quando nel rinfianco
del rivestimento sianvi contrafforti o barbacani.
Nello stesso tempo ci dä questo dotte calcolatore
Ia relazione d'un altro problema per determinare
i momento della resistenza e grossezza d'un muro
*
Par le cercle, les couches cylindriques et quelques au-
2 Habs corps qui en dependent par la forme de leurs
sireleınens; Par M. le prof. Plana (Memor, della R.
Kea di Torino 19200. sg 11 b
D Memeire sur le mouvement de rotation d'un corp
‚autour de son- centre de gravile.. Par M. le chev al.
Cisa de Gresi (Memor. della R. Accad. di Torino,
1820) ; - £ 5 K a
2 Ricerche analitiche di alcune formole atte a deter-
minare le dimensioni de“ muri che sostengono la
spinta delle terre, del dottore Giambattista Masetti,
professore supplente di matematica applicata.nella....
Pontificia Universita di Bologna, lette all’ Istituto
; melld’sessione dehzo’gennajö'a820, ed inserite nelfa:
scicolo 18 (Opuse:rscients di Bologna
3) Masetti, appendice alla memoria sulla spinta delle
terre (Opusc, scient. di Bélogna fase. 109.
2
di rivestimerto, rinfiancato per una parte da con-
trafforti, per laltra da barbacani eguali ed assai di-
stanti. «Il sig. Loreta, allievo del terzo anno nella
scuola degl’ ingegneri in Roma, ha notato alcune
partidolarità sulla costruzione, della colonna Tra-
jana ) coll' occasione che si è presa per materia
d’esercizio alle applicazioni della geometria descrit-
tiva la misura di quell’ edifigio, e la rappresenta-
zione delle pietre ond è costrutto. L'occasione di
dover progettare e dirigere, per commissione del
Principe, nuovi ponti a comodo delle vie regie e
volte aperte o impiantete sotterra a bonificazioni
di laghi e paludi in Toscana, ha dato origine al
81g. Ferroni di scrivere una sua memoria di mec-
canica statica 2) che pud riescire vantaggiosa ag!
ingegneri. architetti. II sig. Mossotti prende a con-
siderare in un suo dotto scritto ?) la velocita che
un filo metallico piegato in forma d’elice pub co-
municare ad un corpo sovrapposto o contiguo, de-
terminata.gia dai due fratelli Giovanni e Giacomo
Bernoulli negli Atti dell’ Accademia di Berlino del!“
anno 1781. „Quantunque i tentativi di questi
geometri siano molto lodevoli, pure, dice il sig,
Mossotti, per difetto degl' istromenti dei quali
hanno dovuto servirsi in mancanza di migliori, e
parmi anche per qualche .errore sfuggito nella loro
teorica, non riuscirono ad ottenere un soddisfa-
cente accordo tra i risultamenti del calcolo e quelli-
degli esperimenti*. II sig. Mossotti procura per
tanto di supplire all' imperfezione della teorica data
dai Bernoulli, venendo cosi a togliere la discre-
panza ra questa ed i loro esperimenti, preparando
alivesi delle formole che potranno essere utili a
coloro i quali volessero istituire delle esperienze
coi migliori elastri, e far uso di questi in qualche
macchina. La dilatazione dei fluidi, oppure la loro
espansione serve in meccanica come forza movente
potentissima, ed anche per misurare il grado di
temperatura. III sig. cavaliere Avogadro dopo due,
memorie, una Sulla dilatazione di diversi liquidt,
e Ealtra sulla forza. del vapor acqueo, ce ne, ba
dato un' altra che tratta della dilatazione del mer-
curio 4).
r *
1) Sulla costruzione della colonna trajana. Nota del
dottor Clemente Loteta (Inserita nelle ricerche geo-
" metriche ed idrometriche ‚fatte nella scuola degli in-
gegneri pontificj; d'acque e strade Lanno 1820, Roma,
Presso Poggioli) 2201, alp, 10 cm
2) L. equilibrio de' cieli conformati.,a foggia di mez-
zabotte o di culla, e soliti usarsi nella costruzione
dei ponti, gallerie; delle logge, delle navate o celle
dei templi e delte basiliche. Discorso di Pietro Fer-
roni (Memorie di matematica della Societa Italiana,
tomo 18. Modena, 1820, presso la sociela-tipegrafica.
3) Sul moyimento di un' elice elastica che si scaita,
memoria del, sig. Ottaviano Fabrizio Messotti (Me-
morie dig matematicad della Societa Italiana delle
scienze tom. 18, presso la societa tipografica. In 49.
„di pag. 312). Modena, 1820ꝓw. 21
AD Memoria, sulla legge della dilatazione del mercurio
in xixtu dell calore, Del cav. Amadeo Avogadre (Giorn.
di lisica, lo mo 3; P+ 23): * SER 1 ) ben
50
ou ‚au
45 pm
Un’ opera delle piü grandiose e delle più utili
nello stesso tempo che sia comparsa al mondo
scientifico in questi ultimi tempi, & certamente il
Trattato completo di meccanica applicata alle
arti, che P'indefesso e dolto nostro sig. Borgnis,
giaä ingegnere di marina dell' arsenale di Venezia,
ha pubblicato con sorprendente attivitä e pari in-
telligenza a Parigi ). L'opera & divisa in otto
trattati: il 19. versa sulla composizione delle mac-
chine; il 2. sulle macchine che servono per tras-
portare e sollebare pesi o carichi di qualunque
sorta; il 3°. sulle macchine che si usano nei quat-
tro generi d’architettura civile, idraulica, militare
e nävale; il 4°. sulle macchine idrauliche; il °.
sulle'machine agronomiche; il ®. sulle grandi mac-
chine che si impiegano a produrre degli effetti
oderosi: il ?. sulle macchine per le manifatture
delle stoffe; il trattato ®. in fine versa sulle mac-
chine che sono oggetti di semplice curiosita o di
uro divertimento, come le macchine teatrali, gli
automati, ecc. Nel primo trattato esamina e dis-
pone Pautore in ordine metodico tutti gli strumenti
meccanici conosciuti, considerati isolatamente; mo-
stra il modo di applicarli, ed insegna per ogni par-
ticolar eircostanza, come fra essi si scelga il piü
opportuno älP intento. La distribuzione delle mac-
chine e delle forze motrici in diverse classi ci sem-
bra assai giudiziosa ed atta ad agevolarne lo studio,
e il sig. Borgnis ne aveva gia dato un saggio in
altra lodata opera, che portava per titolo Dello
studio delle macchine, di cui pubblicö il primo
tomo in Venezia l’anno 1809. Il secondo trattato
e gli altri che 'seguono ci danno la descrizione
d'un numero considerevole di macchine che sono
di un’ utilita grandissima nelle arti. Egli è mira-
bile in vedere la quantitä della materia che il sig-
nor Ingegnere ha saputo radunare in questa sua
opera, ricca di fatti e di esperienze raccolte dalle
opere pil accreditate, e i’ risultamenti meecanici
che giovane non poco all” intelligenza delle cose
descritte. Fra le grandiose operäzioni ivi mento-
vate leggesi con piacere, e non senza profitto, la
storia del trasporto del macigno che sostiene la sta-
tua di Pietro I, e Paltra dell' erezione dell' obe-
lisco di Sisto V, pel quale l’autore avrebbe con-
sigliato un metodo diverso da quello usato dal Fon-
tana che, a parer suo, sarebbe riuscito piu fa-
cile e piu economico. Sono pure ingegnosi i
raziocinj coi quali procura d'indovinare e rendere
probabili gli artific che davano moto al Circo pen-
sile di Curione. Noi non ci estenderemo di piu
sulla meccanica del sig. Borgnis, giacche si e divi-
r
1 Traité complet de Mecanique appliquee aux arts, di-
vise en halt traités in a“., contenant l'ex position me-
thodique des theories et des experiences les plus uli-
les ponr diriger le choix, linrention, la sonstruction
eto employés de toutes les especes de machines, Par
M. D. N. Borgnis, ingenieur et membre de plusieurs
Academies. Con 244 tavole. f
16
sato di parlarne a parte in questa Bibliateca: sola-
mente faremo osservare che contiene delle belle e
curiose notizie che egli ha potuto radunare, sia vi-
sitando diverse biblioteche e gabinetti d Europa,
sia esaminando o dirigendo egli stesso non poche
meccaniche costruzioni.‘ Nello scorrere i primi vo-
lumi di questi otto trattati, noi opinammo tosto
che sarebbe stato cosa buona un' esposizione delle
espressioni analitiche che servono a rappresentare
sotto forma generica i principj teorici delle mae
chine, e i risultamenti delle esperienze. L’esimio
autore ci ha prevenuti di questa necessitä, quando
nel volume 8°., pag. 2, asserisce che la sua opera
essendo stata consacrata principalmente agli artefici,
egli è stato costretto a fare dei sagrificj, fra i quali
trovasi quello di essersi dovuto astenere dai metodi
geometrici ed analitici, come anche da tutti gli
altri apparecchi scientifici, giacchè le teorie geo-
metriche della meccaniea usuale non potrebbero
essere esposte coll’ ordine, colla chiarezza e colla
connessione bastante a riuscire vantaggiose, se nön
riunite in un trattato particolare che sia loro de-
stinato: il dotto autore perciö promiette al pubblico
un volume che conterrä le teorie geometriche della
meccanica usuale. Questo volume, senza essere ne-
cessariamente annesso alla presente opera, potra
servirle di supplemento. Noi non possiamo che
congratularci col signor Borgnis; ognuno gli è de-
bitore di estimazione e riconoscenza per un’ opera
s1 importante, si utile e sl laboriosa, pubblicata
sotto gli occhi dell' illustre Accademia di Francia.
Idrodinamica.
Tra le invenzioni piü utili alla navigazione
dee certamente annoverarsi quella de’ sostegni. Per
essa non trova il pilota ostacolo alcuno onde di-
scendere da un livello ad un altro, e per essa, si
attraversano le montagne in barca, Gli antichi so-
stegni consistevano in due piani inclinati, sui quali
posta con alcuni ordigni la barca scaricata, si fa-
ceva passare da un livello all’ altro. Uno degli in-
convenienti maggiori era che la nave correva ri-
schio di rompersi; in oltre si aveva anche l’inco-
modo, che sconcertava non poco la navigazione,
il dover sempre scaricar la barca. L'erudito pro-
fessore Orioli comunico a questo giornale *) docu-
menti che confermano sempre piü essere stata
questa utile invenzione un rifrovato: italiano, come
dalla cattedra di Pavia dettava Pillustre Brunacei.
Gli autori furono due fratelli di Viterbo. Costoro,
secondo ci narra lo Zendrini, si nominavano Dio-
nigi e Pier Domenico. Il primo sostegno che si
fabbricb fu fatto da essi nell' anno 1481 per la
10 Notizie sugP inventori de' sostegni ne“ canali ecc.;
comunicate dal sig. proſessore Francesco Orioli di Bo-
logna, ed ihserite nel tomo 10, pag. 458 di questo
giornale. N ‚Hi 15 % ⁹ OH Sir
17
chiusa presso Strä nella provincia di Padova. Egli
conferma questa veritä e questo tributo verso glin-
ventori col portare un passo di Giovanni di Jdzz0,
cronista di Viterbo. Il sig: colonnello Piscicelli ci
ha dato qualche cosa sulle porte ad angelo delle
chiuse m). La scuola di Venturoli ha esaminato
alcuni punti dell' opera’"di® Frontino 2). II dotto
of, Magistrini, allieve, come gi àvvertmmo, del
defunto Brunacci, ha pubblicato aleuni suoi pensa-
menti sulla percossa idraulica 3), materia ancora
avvolta in molte tenebre. Egli pertanto si fa a
trattare questo argomento-'eon: finezza di criterio e
con destrezza di coleölö.i: At sig. professore ha gia
dato in due fascicoli parte di questa memoria, che
promette di continuare in seguifo. La scuola degl
Iugegneri di Herrara ha pubblicato alcuni rilievi ed
esperienze fatte nel Po grande 4), 19. ad ogetto di
somministrare i dati opportuni per conoscere la
portäta del Po in un determinato luogo, e sotto
determindto pelo del fiüme; 29. ad effetto di poter
instituite un diligente confronto fra la teoria
equabile dell' acqua negli amp) letti e l’esperienza;
3°: coll' idea che possone giovare per termine di
Br ad una serie di analoghi esperimenti di-
retti a procurare maggiori lumi, che non si hanno
di presente sulla relazione fra le portate e le al-
tezze delle sezioni. Gl’ istrumenti geodetici, dei
quali si fece uso in queste esperienze, furono: ı°.
una esatta squadra mobile; 29. un livello a bolla
d'aria; 59, due aste ritrometriche studiosamente
preparate; 49, un galleggiante semplice. II corso
de’ flumi formd in qualche parte l’occupazione del
sig. ingegnere Vecchi ). D’anno scorso noi an-
nunziammo il primo volume dell' opera del sig.“
Castellani, ora è gi uscito anche il secondo, che
da compimento al sus trattato ). La nostra pe-
r — —
1) Sulla costruzione delle porte ad angolo delle chiuse
(Atti della R. Accademia delle scienze, vol. 1. Napoli,
1819, stamp. reale).
2 Annotazioni sopra alcuni luoghi di Sesto Giulio Fron-
tino, ove si esaminano diverse questioni altenenti al
moto delle acque per tubi di condotta (Inserite nelle
ricerche geometriche ed idromelriche fatte nella
scuola degl’ ingegneri 177 d’acque e strade l’anno -
1820). Roma, presso Poggioli.
3) Nuove ricerche sulla teorica e sulle pratiche appli-
cazioni della percossa idraulica. Memoria del pro-
fessore Nlagistrini (Opuscoli scientifici di Bologna,
tomo 4°., 1820, stamperia Nobili).
4) Rillevi e sperienze fatte nel Po grande dai professori
ed allievi della scuola di Ferrara (Inserite nelle ri-
cerche geomelriche ed idrometriche fatte nella scuola
degl’ ingegneri ponliſicj d’acque e strade anno 1820).
Roma presso Poggioli. Ä
6) Saggio di una Teoria del corso de' finmi nella cur-
vita delle svolte, di Gregorio Vecchi ingesnere in
capo della Legazione di Ras enna (Inserito nelle ri-
cerche geometriche ed idrometriche fatte nella scuola
degl' ingegneri pontific; di acque e strade l’anno-
1820). Roma presso Poggioli. N 1 .
6) Dell’ immediata influenza delle selve sul corso delle
acque. Torino, 1819, due vol. in 4°,
Litt. Anz. z. J. 1822.
18
nisola essendo tanto bagnata ed intersecata d’acque
oi rende necessario lo studio dell' idraulica per 'ri-
volgerlo al bene di coloro che piu sono soggetti
alle inondazioni ed alle devastazioni dei torrenti e
dei fiumi. LiItalia che va tanto ricca di cose idrau-
liche sente con piavere. che varj dotti suoi figli s’occo-
pino in utili lavori di questo genere, rammentando
„che se neglivavanzamenti delle altre seienze (Frisi,
Elogio del Galilei) hanno avuto molta parte la
Francia, la Germania e l’Inghilterra‘, l’architettura:
delle acque può riguardarsi come imteramente ita-
liana. Qui & dove si & ridotto in precetti tutto
cid che risguarda i flumi, i torrenti, i canali na-
vigabili, la condotta e la divisione delle acque, e
chiare e torbide, le pendenze, le direzioni; le va-
riazioni degli alvei, in somma tutta l’idrometria:
precetti che hanno giä servito di norma a tante
opere grandi, e che dovranno pure servire per Fal-
tre che si avessero in seguito da intraprendere.“
{ O Ritalin,
Noi abbiamo rammentato che il sig. cavalier
Nobili pubblicò lo scorso anno un Trattato di mec-
canica, col quale presentava il prodromo d'un
nuovo sistema di fisica. Egli nell' anno che scor-
riamo ha dato alla luce un Corso d' Ottica fondato
sui principj della meccanica suddetta *), promet-
tendo di pubblicare in seguito i trattati per gli al-
tri rami della fisica-. 625 f
in { (7 1 4 1 f R 03
1 Astro no mi a.
L’astronomia, la reg6latrice del tempo, la gui-
da del pilota, la maestra dell' avvenire, la diret-
trice della geodesia e della geografia ha avuto in
quest’ anno ‘un singolar fenomeno da osservare,
l’eclisse del sole del 7 settembre; la predizione si-
cura, esatta, minuta di questi accidenti mostra
sempre pin la superioritä: delle matematiche sulle
altre scienze, e la preminenza delle nazioni colte
sopra quelle che per istituto di religione disprez-
zano le scienze e le lettere. Noi dobbiamo ringra-
ziare la buona filosofia se invece di osservare si-
mili fenomeni con ispavento, li vediamo con pla-
cidezza, anzi con una specie di diletto. II celebae
Carlini, astronomo di questo Osservatorio, pubblicò
una dotta memoria su tale oggetto 5). 8 5
Di un bel trionfo hanno ua vantarsi ‚le.scienze
esatte nello scorso anno, cioè del premio aggiudi-
1) Nuovo trattato d’ottica, ossia la scienza della Iuce
dimostrata coi puri princip) di meccanica, del cava-
valiere Leopoldo Nah Milano, 1820, presso Paolo
Emilio Giusti, con 7 tavole in rame. e
2) Dell' eclisse del sole del di 7 settembre 1820, me:
moria letta nella radu nanza dell' I. R. Istituto di
scienze, lettere ed arti del di 24 dello scors febhrajo
dal signor Francesco Carlini, Pavia, 1820, in gb. con
una tävola in rame. Buch 42
2
19
cato dalla Reale Accademia di Francia a due va-
lenti geometri italiani Carlini di Milano e Plana
di Forino. In questo giornale ) si è fatta cono-
seere la storia debiproblema ch’ essi hanno risoluto;
i quale era di „formare delle tavole del movimento
della luna precise al paris delle migliori nostre ta-
vole attuali col soecorso della sola teorica della gra-
vitazione universale, e non ricavando dalle osser-
vazioni che gli elementi arbitrarj“, Lo sciogli-
mento di questo quesito dipende dalla soluzione
generale del problema de! tre corpi proposte dal
Nerwyton. Esso esercitb glängegni dei tre sommi
geometri Clairaut, d'Alembert ed Eulero, e quest’
ultimo dopo d'avervi assai lavorato da solo, send
la necessita di giovarsi dell' ajuto dei tre illustri
caléolatori Alberto Eulero suo figlio, Kraft e Lexel;
nulladimeno malgrado si prodi campioni che si fe-
cero ad assalire il problema, chi avrebbe creduto
che la vittoria non venisse conseguita? Era poi
cosa poco onorevole pei matematici che, dopo tanti
progressi che ha fatti, l’analisi eyle teorie dei pia-
neti, si dovesse ricorrere ai metodi empirici per
la®östrazione delle tavole della luna tanto utili alla
navigazione. La 5
mossa da queste considerazioni propose “anno 1818
pel premio matematico il problema già enunciato.
Iegiudiei di questo concorso furono gl’ illustri geo-
metri di quella società La Place, Le Gendre, De-
lambre,“ Burckhard:e Poisson, uno: dei discepoli
piu distinti del nostro Lagrangia.
avendo singolarmente aggradito la notizia che un
membro della sua-accadamia, ed un altro dotto ita-
liano avessero vinto il premio proposto da quella
di Parigi, e che questi ed altri nostri egregi ma-
tematici tenessero vivo l’onore acquistato all' Italia
dal gran Cassini, dal celebre Frisiwe. dal sommo
Lagrangia, si & degnato ordinare che i vincitori
fossero! onorati d’una -miedaglia, e venisse loro as-
segnato un premio di 3000 franchi eguale al, gia
vinto. "Il celebre La Place lesse all’ ufficio delle
longitudini il giorno 29 marzo 1820 uno scritto in-
titolato: Sur le perfectionnement de la theorie et
des tables 'lunaires, nel quale move qualche diffi-
coltä sui calcoli dei due geometri premiati; essi
perö non tardarono a rispondere alle difficolta del
geometra francese con un loro opuscolo stampato
in agosto 2). Töcelebri calcolatori hanno riguar-
dato questa riposta come un dovere loro imposto
dalle obbiezioni fatte al loro lavoro innanzi di pub-
blicarlo, ed alle quali un nome illustre aggiunge
ancora un gran peso, Il sig. De Laplace sembrava
non approvare che i due premiati avessero seguito
1) Cenni sulla feötia della luna (V. Bibl. Ital., tomo
FE ab 1 179
2 Observations ur Veerit de NI. Laplace, lu le 20
mars 1820 au bureau des ‚longitudes, intitule: sur le
perfectionnement ‚de, la Alreorie et, des tables Innaixes,
ar MM. Carliii e Plana. Genes, 1820 typographie
’ontkonier,
celebre Accademia di Francia
II Rel di Torino
24
un me ted diverso, dal suo nella sbluzione-del prog
blema. Parecchie ragigni hanno indotto i due, ngstri
geometri a non seguire il metodo de’, coeffigienti,
indeterminati usate nella ngecaniea. geleste gladglle
quali ecconle prineipali. Quando si considend un
si grande,.numerg,.d’aigpmantij.comme est hannıo,
fattos & assai pghesa fe Inojosa, Leliminazione avez
metica che esigg questo, metodo: oltre eib, esa ba,
Linconveniente di inviluppare i risultamenti, che
Iinisce. in: unaoscuritä, che non permettesdi yalatı
tare con facilitä influenza del piccoli errori cher,
essi rinchiudono. - D'altronde la, necessitä, di, diviz
dere certi .coellicienti in parecchje; funzioni degli,
elementi delle due orbite & un forte motive per,
escludere un metodo che confonde queste. differenti,
parti, le quali non si potrebberg ‚separare che far
cendo la eliminazione analitica delle .eguazioni, eib,
che sarebbe quasi impraticabile conservando i divi-
sori, e condurrebbe a, delle espressioni, in. guisa-
che non si manifesterebbe specie di legge alcuna,,
Per riguardo a questa diflicoltä essi hanno ottenuter
delle formole d' una semplicitä rimarcabile, e dato
alla teoria della luna una formola che si può gon
tinuare quanto si vuole, servendosi dei risultamenti,
di gid trovati. „Del resto,. dicono i signori Car-
lini e Plana, la nostra teoria della luna si pud an-
chte applicare ad altri problemi, sia immediata-
mente, sia con qualche modificazione, Percid non,
& necessario di proseguire la ricerca presso che in
intero, siccome lo esige una teoria formata col me-
todo dei coeflicienti indeterminati, perche la de-
terminazione di questi cpefficienti obbliga alla so-
stituzione dei valori numerici, delle costanti arbir,
trarie molto prima di essere giunti all’ ultimo ter-
mine della soluzione cercata; se nelle circostanze
attuali si risolve con un tal metodo il problema re-
lativo al satellite della terra, bisognerä che il pro-
cesso che abbiamo usato soddisfa meglio all' og-
getto piu generale che noi abbiamo in vista, ‚di
dare la soluzione analitica del problema dei tre
corpi nel caso d'un satellite disturbato dal sole“,
Eglino fanno altre osservazioni sullo scritto del sig.
De Laplace, che ognuno potra vedere nel opus-
colo mentovato. E giacche parliamo della luna,
rammenteremo quivi la carta selenografica ) del
sig. Ubaldo Villa, ossia un prospetto delle princi-
pali macchie che nel disco lunare si veggono, e
che disünte con diversi nomi di monti, di valli,
di laghi, di mari, di stagni o paludi, di pianure,
di:deserti ecc. constituiscono, per cos! dire, la to-
pografia dell' emisfero lunare a noi visibile. Tobia
Mayer lasciö una di queste carte che il sig. Villa
ha riprodotto con nuove aggiunte e correzioni de-
sunte dalle piü recenti descrizioni del celebre
Schroeter, astronomo di Lilienthal. Per molte al-
tre particolaritä accennate in questa Biblioteca,
BR
3) Tobiae Mayeri tabula selenographica in usum Tta'o-
rum 'norissimo edendam cnrayit Ubaldus Villa. Me-
diolani, anno 1820.
2%
comprendendo, ancora la doppia. namenclatuva. se-
condo,.Heyelio,e, secondo Hiccioli, questa carta tro-
vasi di molto superiore a quella dell’ astronomo di
Le Effemerbtli dit Milämo per hanno 1820 *),
calcolate da Frundesco Caplini e da Enrico Bram-
bill, Olkre lessohte! tab ofe contengono delle memo-:
rie 'astronomiche importanti: la prima & dell' im-
mortale Oriani, u quale versa sulla direzione del!
mieridiano della 'Specola milanese. La seconda &
dello stesso Carlini, e tratta delle ineguaglianze
della longitidine della luna usate nelle tavole del
Ag Burkhardt.’ La terza è pure dell' indeſesso
sig. Carlifli, e dd le zavole per“calcolare il coeffi>
ciente' del? güudraro del tempo nella 'precessione!
delle stelle; in ascensione "retta ed in declina-
zione.: La qduarta & del sig. Ottaviano Fabrizio
Mossotti, gia da noi rammentato come distinto al-
Revo del professore di Pavia nel manegeio delle
dottrine Lagrangiane, ed ora dell' astronomof di
Brera negli arcaui di Urania, la Memoria è intito-
lata: Hormole per‘ determinare gli assi del sole)
ghost uno sferoide ellittico, cen applieazione,
La duinta comprende delle "össervazioni astrono:
miele" fate & Praga dal professor ’Halezschkal
Lab sesta del sig. Carlini versa sulla” piccola! eonieta:
osservata nella costelluzione: del Leone l’anno 1819.
Il sig. Carlini ha calcolato gli Elementi dell’ or-
bita parabolica, che sono stati pubblicati nel tomo
15°. pag. 142 di questa Biblioteca. Le Effemeridi
di quest’ anno sono gi uscite alla luce, e si par-
lerxà di esse in uno dei prossimi faseiceli. Llap-
pendice contiene una memoria di Oriani sull' 5
bliquitä dell eclittica, dedotta dalle :osserdazioni
solstiziali; un’ altra sulla figura e sul tempo della
rotazione del sole di Mossotii; una terza sulle ascen-
sioni rette della Stella polare osservata dul Car-
lini, e in fine delle Osservazioni‘ astronomiche
fette a Praga dal 'chiarissimo professore Hal-
laschka. Il signor Caturegli, astronomo e direttore
dell’ Osservatorio di Bologna, ha pubblicato le Ef-
femeridi ?) per gli anni compresi dal 1817 al 1822,
e cou tal lavoro ci fa sovvenire la celebritä che
s’acquistarono in quell' Ateneo Manfredi, Zanotti,
Canterzani, ecc., e speriamo che merce l’attivitä
e lo zelo del signor professore Caturegli l’Osserva-
torio di Bologna riprendera quella fama che ebbe
negli scorsi tempi sotto gli astronomi mentovati.
Egli in una dotta prefazione fa osservare che sono
desne di lode le Effemeridi che escono alla luce
annualmente a Parigi, a Londra, a Berlino ed a
1) Effemeridi astronomiche di Milano
Milano, 1819, in 4°, piccolo,
‚2) Ephemerides motuum coelestium ab anno 1817 ad
annum 1823, ad meridianum Bononiae suppntatae a
Pelro Oatureglio astronomo pontilicii Bononiensis ar-
cbigymnasii et soclis; accedit catalogus praecipuarum
stellarum inerrantium quae eclipticam complectuninur.
Bononiae, 1819, stamperia Luchesini.
per Tanno 1320.
‘
8 ˙——
— —m
22
Milano, e che la dotta cittä di Bologna ebbe gla
le Effemeridi da Nicolao Simi, che prendono dali
anno 1554 fino all’ anno 1368. Noi non femmo
menzione nel proemio dello scorso anno di alcune
osservazioni fatte del sig. Ruffo Nicola a Mesina “).
Le osservazioni astronomiche che si fanne in-Ita-
lia saranno aumentate per l’erez‘one della nuova
Specola di Marlia. Le operazioni che si sono ese
guite per innalzare questo nuovo tempio d' Urania
vengono descritte in un opuscolo che il sig. baron
di Zach ha stampato a Genova 2). In questo nuovo
Osservatorio la meridiana fu tracciata per mano,
degli i!lustri principi di Lucca il giorno 20 settem-
bre 1819, sotto la direzivne del Barone. „Niuna
meridiana & stata tracciata da mano pid illustre,
esclama l’autore. L'astronomia ne censerverä la
memoria ne’ suoi annali, e il tempio di Urania di
Marlia sarä il primo osservatorio che 'Potra vantarsı
di questa gloria“. Posta la specola in attivita com-
pariranno alla luce tutte le osservazioni originali
che saranno state fatte a somiglianza di quelle che
si pubblicano nel reale osservatorio di Greenwich
in Inghilterra. „Gloria dunque e riconoscenza, dice
il signor Barone, ai Governi saggi ed illuminati,
i quali si adoperano continuamente a propagare e
moltiplicare i veri lumi; gloria e benedizione a
Maria Luisa che spande con una munificenza e li-
beralita veramente reale le buone e vere istituzioni
fra i suoi studditi, che ne offre il buon esempio;
che ha fondato un nuovo Liceo per dare un' istru-
zione solida, dotta ed utile alla gioventü; che ha
costrutto un novello tempio alla piu elevata natura
per ferne derivare nuove ed importanti veritä „le
quali onorerannd il suo regno, e i di cui efletti
benefici saranno con trasporto ricevuti da’ contem-
poranei, ed accolii con gratitudine dalla posteritä“.
II nuovo stabilimento fu tosto segnalato dalla sco-
perta d’una cometa latta dall“ astronomo osservatore,
e gli elementi di essa trovati dal signor Carlini 3)
non si assomigliano ad alcuni di quelli di altre co-
mete finora conosciute. L’accademia di Torino ri-
porta nel tomo XXIV una memoria astronomica
premiata dalla stessa accademia 4). Il sig. Caccia-
tore, successore del celebre Piazzi nella direzione
dell’ Osservatorio di Palermo, essendo questi stato
chiamato a Napoli per assumere la soprintendenza
d'entrambi gli osservatorj del Regno, ha scritto un
opuscolo sulla grande cometa comparsa nella costel-
10 Osservazioni astronomiche per l’anno bisestile 1920.
Messina, 1819, Presso Giuseppe Pappalardo.
2) Nouvel observatoire de Marlia, Genes, 1819, pres
Ponthonier.
3) Elementi della cometa scoperta a Lucca del chiaris-
simo astronomo sig. Carlıni (Giorn, di Pavia, to-
mo IIND.
4) Memoire sur l’epoque du retour au Perihelie de la
comete de lannee 1759, par M. le baron Demoisean.
(Memor. della R. Accad. delle scienze di Torino 1820,
stamp. reale, tom, XXI W.
23
lazione della Lince nel 1819 ). Ora non si fanno
piu pubbliche preci, dice il dotto sig. Cacciatore,
per iscongiurare le comete e allontanare i flagelli
che esse minacciavano; ma si riguarda omai l’ap-
parizione di questi nuoyi astri come conseguenze
necessarie dei loro regolari movimenti, pei quali
dopo di essersi a noi avvicinati debbono allonta-
narsi ben presto. Tanto han potuto le poche ve-
ritä, che gli sforzi riuniti delle generazioni hanno
rapite alla natura, e tanto ha potuto la scoperta
del gran principio della gravitazione universale, su
cui poggia il sistema intero del mondo. II sig. ca-
nonico Bellani vedendo che le comete furono in
questi anni l’oggetto di osservazioni,e, di trat
tenimento comune, ha voluto dare una nuova
ipotesi sulla loro coda 2), dopo d'aver esa-
minato le diverse ipotesi, dimenticate di mano
in mano che la scienza astronomica progrediva. Il
sullodato Piazzi ha inserito una memoria astrono-
mica negli atti dell' Accademia reale delle scienze
di Napoli 3). II signor cavaliere Cisa di Cresi,
professore di meccanica nella reale Universita di
Torino, ha dato la dimostrazione di alcune formole
per determinare il giorno della Pasqua 4). II si-
gnor Calandrelli ha scritto pure sul calendario ).
Noi annunciamo quivi due scritti sulla geografia
astronomica °)
Nell’ anno scorso & uscito alla luce il secondo
ed ultimo volume degli Elementi d’astronomia del
prof. Santini 5). In quest’ opera destinata per
testo della scuola, alla quale non sono ammessi 1
giovani studiosi, se prima non hanno fatto il loro
Corso di matematica e di fisica, l’autore ha potuto
2 nz
4) Della Cometa del 1819, osservazioni e risultati di
“Niceolb Cacciatore, direttore del reale Osseryatorio
di Palermo, 1819, stamperia reale, in 3“.
2) Giornale di fisica, ecc., tom. III., pag. 40.
5) Sulla nutazione dell’ asse della terra. Napoli, 1819,
stamperia reale.
a) Demonstration des formules de M. Gauss pour de-
terminer le jour de Paque suivant les deux calen-
driers Julien et Gregerien. (Memor. della R. Accad,
di Torino 1820, tom. XXIV, stamp. reale).
60 Formole facili pel conteggio aritmetico dell' aureo
numero, dell’ epalta Gregoriana, e giorno del marzo
in cui cade; della leitera domenicale, del Serge
della neomenia, e decimaquarta pasquale, e del gior-
no della Pasqua, per qualunque anno ayvenire alla
riforma Gregoriana, o sia anno 1582 in poi (Esibite
dall’ ab. Giuseppe Calandrelli astronomo dell’ Uni-
versita gregoriana). Inserite nel Giornale Arcadico.
6) Trattato di geografia astronomica con una carta ura-
nografica del conte Luigi Capelli di Safranco. To-
rino, 1820, stamperia China e Mina.
Introdnzione alla geografia astronomica, premessa
alla descrizione della macchina geografico - astrono-
mica, costruita dal P. Serafino delle Piaagine (An-
nunziato nel Giornale enciclop., fascicolo II., 1820).
„) Elementi d'astronomia con le applicazioni alla geo-
grafia, nautica, gnomonica o cronologia. Tom. 2“.
in 4°., con tayole a compimento del primo.
— —
—
4
servirsi del linguaggio scientifico, e valersi di tutti
quei sussidi che somministra la moderna analisi.
L’opera è estremamente concisa, l’autore ha rinun-
ciato al pensiero di dilettare i suoi lettori con di-
gressioni, e di adattarsi alla capacita di chi vor-
rebbe divenir astronomo senza fatica, e senza gli
studj preliminari che sono indispensabili per ben:
intendere questa scienza sublime, Dopo una breve,
ben ragionata e modesta prefazione, nella quale
espone il piauo di tutta l’opera, 'l’autore entra su-
bito in materia, richiamando alla memoria dello,
studioso le formole fondamentali della trigonomes
tria, che debb', aver apprese nell' introduzione al
calcolo sublime, ma di cui, forse non ha sentita,
tutta limportanza, e non ha previste le felici ap-
plicazioni. Con ordine e chiarezza, ma con altret-
tanta brevitä e parsimonia di esempj pratici, egli
viene di mano in mano esponendo i principj e le
teorie dell' astronomia, non che le applicazioni che
si possono fare alla geografia, alla nautica, alla
gnomonica ed, alla cronologia. Lo studigoso © con-
dotto dai primi problemi della sfera fino allo svi-
luppo delle più belle conseguenze della teoria New-
toniana. L'autore prevalendosi, come si è detto,
di tutti i soccorsi dell’ analisi, non ha avuto di-
segno di snaturare i veri principj della scienza per
volerli sottomettere a diritto o a torto al dominio
della geometria elementare. La teoria delle rilra-
zioni, sebbene ridotta a poche, pagine, & pero de-
sunta senza arbitrarie ipotesi dai veri principj dell'
ottica e della dinamica. Il capitolo che tratta della
determinazione delle orbite dei pianetti, contiene
le formole principali date dai sommi geometri Ol-
bers, Gauss, La Place, e pare che in essi il sig.
Santini allontanandosi dal piano prefisso d'un trat-
tato d’astronomia elementare siasi elevato a mag-
giore sublimitä, ed abbia toccato quanto’ vi & d’im-
portante in cid che è stato scritto su questo nobilis-
simo argomento. E pure lodevole l'economia ch’
egli ha fatto delle figure. Un triangolo, un cir-
colo, un elisse servono generalmente non ad un
solo problema, ma a tutti i problemi che versano
sopra quelle tali figure. Un giovine che abbia at-
tentamente studiati ed intesi questi elementi potrà
senza difficolta intraprendere la lettura di quegli
autori che trattano dell’ astronomia sublime, e dell’
applicazione della dinamica, e che insegnano a cal-
colare gli effetti dell’ attrazione reciproca dei pia-
neti, i fenomeni delle rotazioni, le figure d’ equi-
librio dei fluidi che li ricoprono, ed altre cose so-
miglianti. Ora saranno soddisfatti i desiderj degli
studiosi della meccanica celeste, poco contenti dei
principj astronomici che trovansi sparsi nelle opere
del Toaldo, del Canovai e del Ricco, e nelle Zszi-
tuzioni elementari d’astronomia sferica e geogra-
fia matematica d Antonio Rocchi. Padova, 1759,
non che nel Trattato d'astronomia di Vito Cafa-
„ Napoli 1782, nelle Instituzioni astronomiche
del rinomato Eustachio Manſredi, Bologna 1749,
e in alcuni altri autori. Imperciocchè eglino nei
.
25
due anni appena passati hanno avuti due corsi di
astronomia, uno del sig. Santini, e l’altro del P.
Piazzi, del quale abbiamo parlato altrove; e Pltalia
aspetta il terzo tomo con cui ci dee dare le appli-
cazioni, nelle quali egli potrebbe per avventura es-
sere un poco piu abbondante che non e stato il
professore Santini.
Nel nostro proemio dellö scorso anno abbiamo
ommesso cio che per rapporto all' astronomia ed
alla geodesia vien pubblicato nell’ opera periodica
del barone di Zach che si stampa a Genova, e che
& frutto d'ingegni italiani. Quest’ anno per vie piu
rendere completo il nostro quadro noteremo qui
brevemente i lavori astromomici"italiani che tro-
vansi nell' opera citata, riportando al luogo oppor-
tano quelli che si riferiscono alla geodesia.
II primo lavoro astronomico che si presenta
nel fascicolo di gennajo 1819 & del P. Giovanni In-
ghirami, astronomo di Firenze *); il secondo e
del prof. Plana 2; ed il terzo e una lettera del sig.
Carlini 3). Una lettera del gik nominato astrono-
mo Inghirami è posta nel fascicolo secondo dell'
anno suddetto, con le Effemeridi del pianeta Ve-
nere ). Una lettera dell' astronomo Carlini );
ed una del P. Inghirami su cose di astronomia “;
ed un' altra del sig. Cicolini 7) si trovano nel
quarto fascicolo. Nel quinto si trovano delle efle-
meridi calcolate dagli astronomi di Firenze ®; un’
altra lettera del P. Inghirami ?); ed una del sig.
Plana *°) Tl: sig. Inghirami invia di nuovo al si-
gnor barone di Zach dei calcoli sul pianeta Vene-
re ); ed il signor Santini su Cerere e Palla-
— —
1) Osservazioni sull’ obbliquitä dell’ eclittica fatte du-
rante il solstizio d’eslate dell’ anno 1818 all’ Osserva-
torio di 8. Giovannino a Firenze.
2) Resultat des observations solsticiales de l’annee 1818
par M. Plana. l
5) Leitera del sig. Carlini al baron di Zach, con anno-
tazioni dello stesso sig. barone, In essa si parla dell“
azzimulto della Chiesa della Madonna di S. Luca a
Bologna e della torre Ghirlandina a Modena; delle
distanze di questa torre a quelſe degli Asinelli e dell’
Össeryatorio dell’ Istituto a Bologna; delle difficolta
che offrono le osservazioni dell’ ascensione retta della
stella polare, del progetto d'un iubo zenitale per
Osservatorio di Milano, della nuova posizione geo-
Sraſica della torre di Modena ed altre cose asiroup-
miche.
a) Lettera con effemeride astronomica del pianetta Ve-
nere per anno bisestile 1820.
5) Lettera con osservazioni della stella polare dal mese
di settembre 1813 all’ agosto 1815.
6) Letiera al barone di Zach, con una serie d’occulta-
zioni di stelle fisse dietro la luna per l’anno 1820.
7) Lettera al barone di Zach su diverse cose asirono-
miche, e principalmente sulle formole della Pasqua.
- Dei sig. cav. Luigi Ciccolini.
8 Effemeridi astronomiche del pianela Giove per Panno
bisestile 1820, ad uso dei navigatori. 5 )
-9) Lettera al barone di Zach sugli orologi solari.
10) Lettera al sig. baron di Zach, con J oss er vazioni
solstiziali per lanno 18199.
11) Lettera con eſſemeridi astronomiche del pianeta Ve-
nere per l’anno 1821 pel meridiano di Parigi.,
26
de *); ed in fine trovası una leitera del P. Inghi-
rami ?). 1
D
Nautica.
«Gl indefessi calcolatori delle Eſfemeridi plane -
tarie di Firenze riflettendo che la navigazione del
cabottaggio & mancante di un almanacco nautico
onde dirigersi, hanno divisato di supplire a questa
mancanza s), e di’sovvenire cos! i bisogni di tale
industriosa classe di naviganti, pubblicando ogni
anno un almanacco nautico, il quale per non rie-
scire loro d’imbarazzo, non conterrä che il puro
necessario pel loro genere di navigazione, In due
pagine per ciascun mese essi troveranno raccolto
quanto loro occorre pel calcolo delle osservazioni
che saranno al caso di fare. Vi saranno aggiunte
alla fine alcune tavole necessarie tanto per intra-
prendere che per abbreviare questi calcoli. Le
spiegazioni che si daranno di esse, formeranno un
piccolo trattato di navigazione proporzionato alle
loro cognizioni. A queste tavole terra dietro un
interessantissimo articolo sulla bussola, nel quale
si troveranno riferite le più recenti osservazioni
fatte sopra questo volubile istrumento dai più cele-
bri navigatori che hanno in questi ultimi tempi
percorsa tutta l’estensione dei nostri mari. Infine
vi sara aggiunta una tavola delle posizioni geogra-
fiche di tutti i porti di mare in Europa. Ma sie-
come questa & d'una soverchia estenzione perche&
possa rinchiudersi in un solo volume, cos non si
dara di essa che una sola parte, riserbandosene la
continuazione negli anni successivi. Un’ opera che
nel proemio dell' anno scorso abbiamo enunciata
e che ora è uscita alla luce, & il Trattato di Nate!
tica del sig. Ivan, spagnuolo, opera classica nel
suo genere, e che l’indetesso signor conte Stratico
ha tradotto, corredandola di annotazioni e di tutto
cid che di piu importante & stato falto in questi
ultimi anni nella nautica 9).
=
Geode st a.
La geodesia, ossia la geometria applicata alla
misura della terra, che s’estende dalla misurazione
“
1) Lettera al barone di Zach, con osservazioni sulle
opposizioni di Oerere osservate dopo il 1811, e Pop-
posizione di Pallade dell’ anno 1610.
2) Lettera su varj oggetti astronomiei, e con le effeme-
ridi del Pianeta Giove per J anno 1821 per il meri-
diano di Parigi.
8) Nuovo almanacco nautico, ecc. per l’anno 1820. Ge-
nova presso Ponthonier, in 8°.
4) Esame marittimo teorico-pralico, ovvero trattale
di meccanica, applicato alla, costruzione e alla ma-
noyra dei vascelli e di altri bastimenti, di D. Giorgio
Ivan, spagnuolo, corredato delle intere.arnotazioni
di M. Levèque all! edizione francese dell’ opera
slessa, e d’altre tratte da quelle di D. Gabriele de
. Ciscar al primo libro del primo volume dell’ esame
suddelto, e dagli atli delle società scientifiche, e da
2 *
x
del campo sino a quella dell' intero globo, ha fatti
in questi ultimi tempi non piccoli progressi pel
per fezionamento degli strumenti, e pei lavori geo-
detici eseguiti da -astronemi „e/geometri rinomati.
La misura del meridiano ha grandemente contri-
buito all'“ avanzamento di questa scienza. I matema-
tici della nostra penisola non rimasero inoperosi in
questa parte; e di fatto nello scorso secolo un
Srado del meridiano si misurò in Piemonte dal Bec-
carla, ed un altro a Roma dal Boscovich. Gia fin
dal 1545 Riccioli e Grimaldi avevano intrapneso
delle operazioni che tendevano allo scopo di rico-
moscere la grandezza di tutto il globo terrestre.
Maulredi e Stancari fecero delle operazioni geode-
che negli anni 1205, 1706 e 170. Senza ram:
mentare i lavori eseguiti gi da qualche tempo
dag! Italieni, nei citeremo quivi quelle fate in
Toscana dal P. Inghirami 2), e dal signor G. B.
Giordano a S8, Remo 3), e le osservazioni del P.
Inghirami sull' unione della triangolazione della
Lombardia con quella della Toscana ), eseguita
dal sig. Brioschi, attuale direttore del. R. Osserva-
torio di Napoli. ie ) 118111
In Milano risiede un Istituto topografico, il
quale si occupa della triangolazione dello Stato e
della costruzione di esattissime carte, tanto delle
coste d'Italia, che dell’ interno del paese. I lavori
trigonometrici si estendono giäa fino alla Dalmazia,
e si legauo non solo alle triangolazioni di Bosco—
vich e di Beccaria, ma a quelle pure del regno di
Napoli, e delle provintie a noi limitrofe dell' Im-
pero Austriaco. II sig. P. Pinali non essendo prov-
veduto di esatti stromenti matematici con cui de-
terminare la latitudine di Trento, si servi dell? al-
tezza meridiana del sole misurata ad un gnomone )).
Reli dopo 147 osservazioni ottenne per risultamento
medio della suddetta latitudine 469. 5, 59°“, 49.
Alcune misure dlaltimetria furono ſatte a Ro-
Wa dalla scuola degl’ ingegneri “), ed a Padova dal
* u 1 1
autori di questa scienza ed arte aggiunte dal sig. conte
Simone Stralico, membro dell' I. R. Istituto di scien-
ze, lettere ed arti, eec. Milano, 1820, dall’ I. K.
Stamperla. Vol. 2. in 4°%., di pag. 900, con 106 lavole
in rame.
+) Correspondance du baron de Zach, fevrier, 1810.
2) Leitera al barone di Zach con cui gli spedisce le
posizieni-di trenta punti determinati trigonometrica-
mente, Correspondance du baron de Zach, marzo
181 \ } 1 2 1¹
30 3 al barone di Zach con cui gli trasmette al-
une nuove determinazions di latitudine di S. Remo.
Correspondance du baron de Zach, aprile 1819.
30 Leitera al barone di Zach su alcune singolarita che
presentano le operazioni geodetiche fatte in Toscana,
€ quelle fatte dall ufficio topografico e geografieo di
Milano; Gorrespondance du baron de Zach, agosto
1810. 5 7 222
50 Ride sulla latitudine »geografica di Trento isti-
tuite ad un gnomone. Memorla di I. A. Pinali, pro-
tessore in quel Oesareo R, Biceo, Verona, 1810, dalla
societa lipograſtca ?- .
"6 Altezze di livello di diversi stabili di Roma i antichi
— 28
P. Santini “). Una delle più felici applicazioni
della scoperta Torricelliana si fu quella fatta alla
misura delle altezze; ed oggidi. il barometro,;e. ſa-
migliare non sel al geometra, ma eziandio al geo-
logo per la misura delle altezze e per le livella-
zioui. Ad onta peròd dei mezzi inventati per faci-
litare i calcoli, questi riescirebbero inutili se non
si desse all’ istrumento quella perfezione che lo
rende assai proprio in questo genere di delicate
operazioni. II sig. Origo pertanto, avuto riflesso à.
tali massime, ha tentato di perfezionare questo
strumento pneumatico, meteorologico e geodetico;
insieme ). abend ole 18
L'agrimensura, che serve come d'introduzione
alla geodesia, ha ayuto.in quest’, anno due opere;
luna che versa sullo Squadro agrimensorio 3), e.
Baltva sulla Tavoletta 3). II trattatol sullo squadro,
quantunque censurabile in alcune parti, può nulla
di meno essere in complesso molto atto ad istruire
chi si dedica alla misura dei campi ed ai levamenti
di poca estensione, L’autore di questo trattato ci
avverte nella prefazione essere sua intenzione di,
parlare in una seconda sua opera della Tavoletta,
ch’ egli chiama col vocabule francese Plancetta; e.
noi faremo percib osservare all' autore che nel
tempo in cui i dottii.d’Italia sono rivolti a purgare
la nostra lingua da certe parole esotiche, egli do-
vrebbe lasciare il vocabolo plancetie ai Francesi,
servendosi invece dell’ italiano tavoletta. Il trat-
tato della tavoletta poi non & meno giovevole per
chi non vuole istruirsi, piu in là delle piccole mi-
surazioni. Lautore essendo stato destinato come
gcometra nelle misure censuarie, dove ognuno do-
vette formarsi un metodo particolare relativo alle
proprie cognizioni ed alle diflicoltA incontrate in
simili incumbenze, trovö conveniente l’esporre in
questo suo libretto i mezzi posti in pratica pei la-
vori che ha dovuto eseguire. Un trattato completo
— — — > ; 3 : + N: * *
che moderni, riferite al sôttarco della eloaca massi-
ma al suo sboccb 'nel’ Tevere, desunte dalle liiella-
zioni eseguite per esercizio degli allievi della scnola
di Roma negli anni 1819, 1820. Inserite nelle ricer-
che geometriche ed idrometriche fatte nella scuola
degl’ ingegneri pontific) d'acque e strade l’anno 1820.
Roma, presso Poggioli.
4) Osservazioni barömetriche fate appresso alle rino-
mate acque minerali di Recoaro, per desumere la
sua eleväzione sul livello del mare, dei signori San-
tini e Melandri, Corresp. du baron de Zach, ottobre
an d'un nuovo barometro portatile del sig.
marchese Giuseppe Origo, colonnello, direttore e
comandantc del corpo dei pompleri pontificj, consi-
gliere della presidenza delle acque, socio di varie ac-
cademie (Giornale arcadico di Roma, luglio 1820).
3) Barbaraci, Pratica delle squadro agrimensorio. Pa-
lermo, 1819, stamperia di Francesco Abbate, in 8“.
con 11 tavole. x g
) Trattato sul maneggio della tavoletta pretoriana for-
nita di eilindri, bussola e diottra a cannocchiale,
dell' ingegnere dottore Leopoldo 60221, modenese,
geometra censwario, Napoli, 1820, siamperia dell’
Accademia di marina. nie DE 8
——
29
di geodesia che dalla misura del campo insegni ai
giovani ingegneri ed agrimensori a passare alla mi-
sura delle proyincie, degli Stati, sino a quella del
globo intero, noi non l’abbiamo ancora. II sig.
Santini nella sua astronomia, applicando questa
scienza alla geografia, ci ha dato un saggio di geo-
desia sublime; tuttavia ci mancano per l’istruzione
nella geodesia elementare e sublime opere simili a
quelle di Lefevre, Puissant e Mayer. L'opera del
nostro Marinoni De re ichnographica 1751 era,
ai tempi in cui ſu scritta, e prima che la-gcodesia
fosse giunta p-ozressivamente.allo stato attuale di
perfezioney un bro bonissimo, e perciöo fu assai
applauditg- daiggbometri tedeschi e francesi. Leg-
gasi a tal zäguardo la prefazione- alla geometria
pratica di Mayer, e le lettere che‘ serissero äll' au-
tore il Maupertuis ed altri matematici distinti di
quei tempi. Marinoni fu il primo che incomincid
a porre à calcolo le conseguenze degli errori nelle
misure, prodotti 0 dalle imperfezioni degli stru-
menti geedetici, o dalla costituzione fisiea dell’
operatore, o da altri simili accidenti: Dall' arte
di lexar di pianta ricava liugegnere militare il
modo di.ben disporre le sue fortificazioni, di diri-
gene le strade, e rilevando la topografia del ter-
reno, di sapere regolare gli andamenti delle marce
di un esercito. Considèrata la geodesia sotto a
questo aspetto, noi potremo notare in questo luogo
Popera del sig. Alfano di Rivera *), quella del sig.
Domenico Chicchiatelli romano 2), ed un' altra
d'anonimo autore 3). 501 Had
Noi abbiamo accennato in questo fdstro qua-
dro con piacere le misure !seodetiche eseguite in
Toscana dal chiarissimo P. Inghirami, ed abbiamo
piu volte dato le giuste lodi al bengmerito profes-
sore Venturoli per lo zelo che mostra nel diffon-
dere e perfezionäre le teorie e le pratiche geode-
iche ed idrometriche, mercè della nuova scuola
degl' ingegneri instituita nello Stato Pontificio,
della quale egli & il direttore. A questo pröopösito-
non sarä disdaro ai nostri lettori il füre un' genno“
di simili operazioni eseguite in questa parte d'ftalia.
L' I. R. Governo:sembra. che abbia rivolto le sue
cure alla riforma del corpo d’ingegneri di acque e
strade di questo regno. Essendo un tal corpo in-
caricato di dirigere oltre i lavori di acque e strade,
quegli eziandio appartenenti all' architettura ed agli
edificj pubblici, fu denominato in vece Direzione
delle pubblichiè costruzioni. Questo ufficio ha un’
direttore con tre direttoriaggiunti per ciascund
dei tre rami separati, componenti le pubbliche
——— — U 2 > E
0
oJ
{
ı) Alfano di Rivera. Saggio sui rapporti che debbono
avere tra loro i gran mezzi permanenti di diiesa, la,
disposizione topografica del terreno, e le operazioni
degli esercili, Napoli; 1820, in 8. b 5
2) Nuovo sistema \di fortifioazione di Domenico Chic-
chiatelli, romang. Roma, 20 dicembre 1619, presso
rancesco Bourlie.
5) Memoria sulle strade e sui ponti militari. Napoli,
1819, in 3.
ra
{ h
90
costruzioni, cioè acque, sirade e fabbriche. II di-
rettore e gli aggiunti pei primi due rami sono gia
stati nominati dalla M. S. il nostro graziosissimo
Sovrano, e la scelta cädde sopra tre soggetti periä
tissimi nelle pratiche al pari che dotti conoscitori
delle teoriche matematiche: quindi possiamo spes
rare, per si ottima scelta in questa istituzione, um
vantaggio per le matematiche applicate; e questo
vantaggio sara tanto pilı grande, e diverra massimo!
quando sara organizzato un Istituto, in cui i gio-
vani che si dedicano alla professione d'ingegnere 0
d’agrimensore dovranno apprendere le Istuzioni pra-
tiche che hanno immediato rapporto colle cose fi-
siche e coi bisogni civili di uno Stato. In tal mo-
de ayremo in Italia due scuole, una in questo Re-
gno e Paltra negli Stati Pontiſicj, le quali emulan-
dosi a vicenda potranne produrre grandi vantaggi
alla scienza ed a tutto cid che riguarda gli inge-
gneri. Gli oggetti principali che hanno rapport
alla geodesia ed idrometria, dei quali si occuparono
gb ingeeneri dipendenti dalla Dir'ezione generale
delle pubbliche costritetont, sono i seguenti:
1e. Prospetto generale di tutte le principali
strade, corredato di esatte misure e di compara-
zioni cogl’ itinerarj romani; 7
2°. Prospetto generale dei fiumi e dei princi-
pali torrenti, e dei, canali artificiali di nayigazione
e di scolo, colle note relative alle velocita superli-
ciali,, alle piene, all’ altezza degli argini, ecc.; -
5. Carta.topogralica stradale nella scala, di Car
sini o di ——;
84609.“ ö f
4°. Ortografia dei laghi, fiumi e canali del, do:
minio fisico del Po, riferita al livello del mare ed
alle conosciute altezze delle torri e chiese più cos-
picue; 5
5°. Prospetto generale delle paludi, corredato:
dell' indicazione delle opere abbisognevoli per fare
scomparire queste y„laghe della terra, e ridurre al,
massimo grado di produzione la superficie da esse.
occupata ©: 500g Ol J 128 10
6°. Osservazioni e ragionamenti sul progressive
rialzo del pelo dei laghi, e sui mezzi di mantenerlo
ad un costante livello, acciè non venganopiù dan-
neggiati i littorali dei medesimi. II lago di Como
che presenta le maggiori alterazioni nel suo livello
ha dato campo ai plübattenti stufli:j::
7°. Prospetto generale. di tutti i ponti e allre
opere esistenti lunge i liumi e canalı, ed allo sboc-
co dei colatori, Colle note sulla spes della loro
costruzione e sulle alterazioni che hanno subito,
dalle quali si traggono utilissime e preziose cogni-
zioni per giudicare dei cambiamenti a cui va sog:
getto il bacino del Po, sia per alzamenti di terreni
prodotti dalle inondazioni e dalla coltivazione sia in
causa di- potraziopi degli sbocchi dei fiumi. ‚Le,
analoghe osservazioni furono ampliate, anche nel
dettagliare minutissimamente diversi progetti di
saddrizzamenti del letto del Po; ö
—
\
\
31 e =
8°. Livellazioni spinte al massimo grado d’esat-
tezza dei canali navigabili ed espresse in profili;
9°. Descrizione circostanziata dei lavori con-
ponenti il nuovo canale naviglio da Milano a Pa-
via, corredata dell’ icnografia ed ortogralia gene-
rale e di diverse tavole parziali. Questa descrizione
uscira quanto prima alla luce colle stampe, per
cura del signor ingegnere Parea, aggiunto alla di
rezione delle pubbliche costruzioni, il quale diresse
un tal lavoro;
ı0°. Giornale ordinato dei lavori eseguiti per
le fondazioni e l’erezione dei fianchi e detle dieei
pile del ponte Ticino a Boffalora, colla annotazione
di tutte le diflicoltä incontrate e dei meccanismi
ed ordigni impiegati nel superarle. Quell’ opera
& delle piu grandiose ed importanti nel suo genere
fra le eseguite nei tempi moderni;
11. Descrizione delle nuove strade in costru-
zione, l’una sul monte Spluga e l’altra sul monte
Braulio, coi cenni geologici di quelle inospiti con-
trade, ove & quasi sconosciuta la vegetazione, e
delle difficoltA incontrate nel domarle con un cam-
mino comodamente praticabile dai carri di com-
mercio; fra le quali difficoltà & sorprendente la
mancanza in alcuni luoghi di sassi atti a costruire
buone murature. E gia conosciuta la descrizione
della grande strada del Sempione.
12°, Livellazione esattissima di Milano e dei
costrutti sotterranei canali che le danno la prima-
zia sopra qualunque altra capitale per la pulitezza
delle sue contrade e per la facilitä dei suoi scoli,
malgrado la poca loro declivitä. Tale livellazione
sar in breve marcata con pietre sugli angoli dei
principali quadrivj. Mi a 5
Tutti gl’ indicati, e molti altri oggetti dello
stesso genere, nei quali le teoriche fisico-matema-
tiche furono di guida fedele alla piü attenta pra-
tica, non ayrebbero d’uopo che dell’ ozio di alcuni
degl individui addetti alla direzione, onde essere
fattı col minor dispendio possibile di pubblico di.
ritto; e sebbene quest’, ozio manchi, alcuni di
tali oggetti pexd vedranno probabilmente in breve
la luce.
Strumenti di matematica.
Le operazioni geodetiche ed idrometriche di-
pendono non meno dall“ abilitä degli operatori, che
dalla esattezza .degl stromenti. In questa parte d˙T
talia, e principalmente in questa industriosa città,
vi sono artisti tali, che nella costrüzione degli stru-
menti geodetici, idrometrici ed astronomici possono
gareggiare cogli artefici delle principali città estere.
Noi perd non abbiamo ancora un Trougton ed un
Reichenbach. Quest’ ultimo, chiamato a Vienna
dalla munificenza di S. M. Imperator nostro, vi
ha stabilita una nuova officina di stromenti mate-
matici, alla cui direzione ha lasciato uno de’ suoi
piu abili allievi. Milano perd ha Cittelli, Grindel,
Radice, Longoni, Consonni, ecc. tutti abili artisti,
12
— —
32
alcuni dei quali s’avvicinano ai due meceanici men-
tovati di sopra. Noi qui faremo osservare che le
arti meccaniche sembrano essere piü proprie ai po-
poli del nord, che ai meridionali. Affinche non
sia tacciato d’esagerazione im cid che dissi intorno
a questa parte d'Italia in fatto di miglioramenti e
di finezza nella costruzione degli strumenti sud-
detti, mi sia permesso di scorrere gli atti in cui
trovansi registrati gl’ individui che hanno ottenuto
il premio d’industria dal reale Istituto per simili
lavori, incominciando da poco più d'un decennio
precedente l’epoca attuale.
Nell’ anno 180 il sig. Storari Bernardo di
Ferrara ottenne .’onorevole menzione per P'esatta
ed elegante esecuzione d'un livello diotratto. II
sig. Pedrini Antonio di Bergamo nell’ anno 1808
fu. incoraggiato colla medaglia d’argento per miglio-
rato tiraparalelle. , Nel ıs8ogil sig. professore Er-
menegildo Pino di Milano presentò all' I. R. Isti-
tuto, coll’ espressa dichiarazione di non concorrere
al premio, uno stratimetro,'macchina da lui imma-
ginata per la facile soluzione de' più complicati
problemi di geometria sotterranea. II sig. Amieino
Ravizza di Cremona ottenne nel 18 la medaglia
d’oro per una Macchina di divisione da lui fabbri-
cata sui principj di Ramsden, e colla quale le scrit-:
tore di questo articolo avendo operato, può atte-
stare la facilità e l’esattezza con cui venivano ese-
guite le divisioni tanto di dati spazj rettilinei che
circolari. La detta maechina attualmente si trova
nel gabinetto di fisica dell’ I. R. Liceo di Cremona.
Nello stesso. anno fu premiato colla medaglia dar-
gento il sig. Francesco Taccani per invenzione d'un
paralello scenograſico. Il sig. Gio Battista Amici
di Modena nel 1811 fu onorato della medaglia d'oro
per Zelescopio pari all’ Herschelliano; nel medesi-
mo anno Pottenne pure il sig. Giuseppe Marzari
Pencati di Vicenza per una Camera ottica appli-
cata alla misura degli angoli; e la medaglia d’ar-
gento il sig. Bernardino Marzoli di Brescia per
Lenti acromatiche imieroscopiche, e il sig. Dome-
nico Brunelli di Sirolo per un Cannocchiale acro-
matico. Nell' anno. 1812 ebbe di nuovo la meda-
glia d’oro il sig. Amici per Telescopio e Microsco-
pio; il sig. Gio. Grisostomo Gualtieri di Modena
la medaglia d’argento per uno Specchio inserviente
a diminuire la mole dei grandi telescopj. L'anno
13:3 venne concçeduta la medaglia d’oro al sig.
Carlo Grindel di Milano per Teodolite di nuova
costruzione, ed al sig. Taccani la medaglia d’ar-
gento per aggiunta ai traguardi delle tavoleite
pretoriane, e {u pure fatta menzione onorevole del
sig. Luigi Consonni di Milano per Nuove lenti
ottiche. Nel 1815 lo stesso signor Consonni ri-
porto la medaglia d’argento per Cannocchiale acro-
matico eon vetri nostrali, ed una .Macchina attæ
a misurare la forza rifrattiva dei corpi diafani.
Nello stesso anno furono pure premiati con me-
daglia d’argento il signor Paolo Bozzoli ed il sig.
Cittelli, ambidue di Milano, il primo per Nuovo
3%; |
Traguardo, col, guale 8. ee le aliezze e le
istänze, ed 925 seco, per Ma ſina che serve a
dividere circoli di grande 5 il,sig. Tac-
cani ber ingegnose ag gane fatte al se Tra-
guardo _ ebbe la menzione onorevole. Nell! anno
1816 1618. Cittelli ottenne la medazlia d’oro per
Grande 'ed_esatta macchina di divisione. Nel 1818
il signor Grindel ed il sin Giovanni Erba riporta-
rono la medazlia d’argento, il primo per un Teo-
dolite et un Equatoria' e, ed il secondo« per Livello,
4 Cannocchiale; il sig. Taccani ebbe la menzione
onorevole per Istrumento semplice, che serve a de-
scrivere archi di circolo di grandi raggi, ed al
sig. Cittelli fu assegnata la medaglia d’argento per
costruzione di Livelli a bolla d’aria. Ecco come
si „esprime ii R. Istituto intorno a questo, abile
meccanico: „Questo valente artista, dopo la costru-
zione d’una macchina di divisione distinta in altro
concorso al premio, ha rivolto le sue cure ai Li-
velli a bolla d’aria parte precipua dei moderni
astronomici e geodetici strumenti, e non ha rispar-
miato tempo e fatica per dare ad essi, lavorandoli
collo smeriglio, un’ uniforme e misurata corvatura.
I tubi finora da lui travagliati-sono ancora lontani
dalla squisita mobilita di quelli che usciti dalle
mäni del celebre Reichenbach si applicano agli usi
piu fini dell’ astronomia, ma furono trovati abba-
stanza sensibili e regolari per servire alle livella-
zioni sul terreno. L’Istituto assegnando all’ artefice
la medaglia d’argento spera dahimarlo a raddop-
piare di sforzi onde portare la sua manifattura alla
possibile perfezionen Questo diligente artista aven-
do ottenuto la medaglia d'oro nel 1820 per tali la-
vori, non ha delusi 1 voti dell' I. R. Istituto, Nel
1819 riportòô la medaglia d’oro il sig. Angelo A-
banese di Venezia per Macchine di Hivisione di la-
minette rette e circolari, e la medaglia d’argento
il sig. Angelo Olivo di Venezia per invenzione di
Cannocchiale dittoratico, o di doppıa veduta. Nello
scorso anno il sig. Stefano Dufour di Milano ri-
portö la medaglia d’argento per Macchina di divi-
sone a settore, ed il sig. Citelli, come si è detto,
ottenne la medaglia d’oro per esatti livelli a Holla
d’aria ad uso degli strumenti astronomiei e geo-
detici, e per macchina atta a fare i fondi delle
incisioni in rame. Questo artelice, uno dei piu
abili di Milano, ora si & posto a -costruire uno
degli strumenti astronemici piü dilicati, e noi spe-
riamo che gli riescira quale lo desidera la dotta
persona che glielo ha ordinato,
Noi non tralasceremo di annunciare un nuovo
strumento costrutto dai signeri e Bozzolo, e da
loro chiamato Squadrografo- Livellometro. Abbia-
mo inoltre letto il rapporto fatto dal R. Istituto
d’incoraggiamento di Napoli intorno ad uno stru-
mento detto Monocometro presenta o all' Istituto
stesso dal sig. Carlo Bacano. Questo strumento,
dice il rapporto, 12, serve, adoprato isolatamente,
per la longimetria sia orizzontale,
orizzonte; 45. può,
Litt. Anz. z. J. 1822
oz
>
8 —
nio di questa penisola.
sia Inclinata all'
maneggiato in diverso modo,
34
formare un nuovo Squailro monocometro, ossia
Squadtio mensorio utile per la planimettria; eios al
levamento delle piante geometriche di qualunque
terreno senza alcuna seceezione; 39, è applicabile
in una menigra tutta nuova alla tavoletta preto-
rana; 4%, si pub adattare al semicerchio di cam-
pagna reso scevro dalle sue alidade ſisse e della
diottra«. mobile, ed allora ha per oggettobben anche
Vesatta, longimetriag orizzontale ed inclinata, Palti-
metria e la planimetria. Non sarà fuori di luogo
il fare qui menz tone del Pantografo scenografico,
ossia mezzo meccani6o,.semplice e rigoroso di tra-
durre in prospettiva i disegni geometrici, del pro-
fessore Magistrini, descritto negli opuscoli scien-
tilici di Bologna. Nel proemio dello scorso anno
si fece menzione, come prossima ad uscire alla
luce, l’opera del professore Collalto sugli strumenti
matematici; ma essendo stato questo dotto geome-
tra rapito alle scienze esatte nell’ anno appunte
che scorriamo, ci riicrescerebbe che Il'Italia non
potesse avere un utile lavoro già, per quanto è a
nostra notizia, compiuto e gia incominciato a stam-
parsi. Forse possiamo sperare che gli scritti siano
passati nelle mani di persone intelligenti onde ven-
gano fatti di pubblico diritto. Non ometteremo di
far palese la descrizione delle macchine, istrumenti
di fisica, geodesia ed astronomia che ci promette
il sullodato Corgnis nella prefazione al tomo 85.
del suo trattato di meccanica. f
Storia delle matemat iche.
In generale gl Italiani furono piu operosi in
far progredire le scienze esatte, che vaghi di tener
conto de loro ritrovti, e una storia delle matema-
tiche, in cui essi figurerebbero cosi vantaggiosa-
mente, non fu ancor intrapresa da nessun bel ge-
La via trovasi gia di molto
spianata da buon numero di sorittori italiani e
stranieri, i quali la storia di qualche parte delle
matematiche distintamente trattarono, e soprattutto
dal Montucla che di tutte insieme ser sse lode vol
mente. Quest’ ultimo non sa compreniere par
quelle fatalitè cette partie de Vhistoire a ctE jus
q ces derniers temps la plus negligce. Noe Bi
bliotheques, dic’ egli, sont surchargces de prolisse;
narrations de sieges, de batailles, de re :volutions
etc. e tanti 3 tanti monumenti dl genio
giacciono dimenticati. L’uomo sensibile e zieon >-
scente domanda: a chi si debbono tutte quelle sco-
perte sublimi ed invenzioni utili, che hanno da o
all' uman genere la meccantca, Yasıronomia, 177
draulica, la gebdesta, la nautica, tutti rami dell“;
matematiche discipline? Quali onori, quali ricom
pense questi benefattori dell’ umanità hanno rice
vuto dal loro paese, dal mondo intero? La storiı
che non risponde d'ordinario a siffatte domande,
ci trasmette minutamente le imprese dei conquista-
tori che deselarono la terra ed oppressero l’uma-
nit. E pure un lavoro di tal fatta sarebbe un mo-
E
7
35
numento glorioso per noi, e farebbe palesi i plagj,
le rapine, le usurpazioni, le ingiustizie, di che fu-
rono cos! larghi gli stranieri verso di noi. Ci fu
giä chi raccolse e notò parte di queste ingiustizie,
ae, qui crediamo di doverle ripetere o compendiare.
Le opere che videro la luce nel 1820, e che pos-
sono aver xelazione alla storia delle matematiche si
riducono al secondo volume di Varie memorie e
leitere del grande Galileo, pubblicate dal cav.
Venturi :); alle Notizie storiche su oggetti astro-
nomici dateci dal sig. Calandrelli 4; alle Dilucida-
zionι storiche sul matematico Archita di Taranto s;
all’ Elogio del Duranti pubblicato in Perugia dal
Vermiglioli 2. Noteremo tra i libri di matematica
pubblicati in quest’ anno la dissertazione del signor
Marsigli, la quale ha in qualche modo rapporto
con le scienze esatte 5).
Prima di por fine a questo rasguaglio faremo
un breve cenno dei libri di matematica che ser-
vono per listruzione, e cid lo facciamo tanto piu
di buon grado, dä che S. M. ha voluto che unita-
mente all’ aritmetica sieno insegnati anche i prin-
cipj ‚d’algebra nei ginnasj, e quelli di geometria,
stereometria e meccanica nelle scuole elementari,
conoscendo ben ella quanto servano le scienze
esatte ad ordinare la mente d'un giovine onde svi-
lupparne lintelletto, coltivarne lo spirito. e abi-
tuarlo,.a profondi pensamenti. Noi desidereremmo
pertanto che in tutti i libri elementari che guidano
il giovine studente dalle prime nozioni sopra i nu-
meri fino alle più sublimi .veritä matematiche, ei
fosse maggiore unita e miglior accordo di metodi,
in modo ch' egli passando suctessivamente dalle
scuole elementari ai ginnasj, da questi ai licei, e
dai licei alle universitä, non si trovasse avviluppato
da libri disparati e provenienti da scrittori. non
consapevoli gli uni degli altri, i quali togliendo lo
studioso: dal primo sentiero lo stancano nel suo
cammino con ihutili andivirieni e con ripelizioni
fastidiose. La necessitä di questa rinnovazione iu
zentila sin dallo scorso secolo quando venne ordi-
nato ai due l'ontana, Gregorio e Mariano, ed al
TG
M Memorie e lettere inedite fin ora, o disperse, di Ga-
lileo Galilei, ordinate ed illustrate dal cavaliere G.
R. Venturi. Vol. 2°. in a°., con tavole in rame a
compimenio del primo volume.
20 Del calendario Gregoriano e dell’ astronomia Ro-
mana, notizie istoriche del sig. abate Giuseppe Ca-
landxelli. Roma, 1819, in 8°.
J), Tentamen de Archytae Tarentini vita atque operi-
us, a Josepho Navarra. Pars Prior. Hanniac 1819.
0 Elogio d’Ignazio Duranli di Perugia, eosmografo di
Cosimo I Grauduca di Toscana, matematico di Gre-
us XIII e pröfessore nel“ Universita di Bologna,
el sig. Vermiglioli (Opuseoli scientifici di Bologna,
tascicolo XIII). q
5) Dissertazione problematica, se la geometria ed il suo
metodo applicato a tutti i rami dell’ umano sapere
abbia giovaio o pregiudicato ai progressi delle scienze.
Del P. M. Fr. Valerio Marsigli (Opuscoli letterarj di
Bologna, fascicoli XIII e XV). 5965
—
36
5 7 tg Ian (nr Ti
Mascheroni, in quel tempo professori a Pavia, di
compilare un corsa di tutte le matematiche. In
parte mirarono ad uno scopo simile i professori del
collegio militare di Modena col corso da essi pub-
blicato sotto al cessato governo. Concludiamo dun-
que che per rendere più communi presso di noi le
matematiche scienze due cose fanno d’uopo: 19,
una riforma dei nostri libri d'istruzione; 2°, una
storia completa delle matematiche, la quale faccia
giustizia all' onor nostro nazionale, söstenendo 1
nostri diritti, la gloria dei nostri padri e le nostre
proprieta. Noi pertanto facciamo voti che in mezzo
a tenta itala luce matematica, la quale continua a
splendere sull’ orizzonte scientifico, sorgano questi
geometri che concordemente rivolgendo le 100
cure a si utile lavoro, e traendo dall’ obblivione
tanti fasti matematici che onorano i nostri ingegni
e degnamente sudando TREE Era
Del nome che piü dura e y onora, ie
facciano se immortali, coxrispondano ai governi
protettori di questi studj, e rendano gloriosa la
nazione.
>
409
! Qi rah
Histoire naturelle des Molusques ter-
restres et fluviatiles,
Tant des especes qu'on trouve aujourd'hui
vivantes que des depouilles fossiles de cel-
les qui ne le sont plus; Classes d'après les
caractères essentiels que présentent ces
animaux et leurs coquilles. u
Dediee A. S. A. R. Mgr. Le Duc
D’Angouleme.
Oeuyxe posthume de M. le Baron J. B. L. Daudebard
de lerussac, Colonel d’artillerie, Chevalier de l’Ordre
royal et militaire de Saint-Louis, de celui de Saint-
Lazare, et Membre de la Société des sciences et arts
do Montauban; ! :
Continue, mis en ordre, et publie par NI. le Baron
Daudebart de Ferussac, son fils, Officıer superieur d’E-
tat major, ex-Sous-Prefet, Chevalier de l’Ordre royal
de la Legion dhonneur, Membre de la Société Phi-
lomalique de Paris, de la Société royale des antiquai-
res de rance, Associc stranger de Académie royale
de medecine et d'histoire naturelle de Madrid, Mem-
bre de la société dagriculture, sciences et arts d’A-
gen, de Ghälons, etc. etc.
Prospectus.
Tous ceux qui cultivent les sciences naturelles
savent que nous n’avons sur les coquillages qui vi-
vent sur la terre ou dans les eaux_douces aucun
ouvrage general qui nous retrace les phemomenes
de leur organisation, et qui puisse servir à la de-
termination de leurs especes vivantes comme à celle,
de leurs depouilles fossiles. Cependant, outre lin
térét qu'on doit trouver A connolitre des étres aussi
curieux due varies, et Pavantage qui peut en ı*-
8 N * # 0
85
io < r tft eures 5 rr tino
sulter pour les autres parties de Phistoire naturelle,
dont les diverses branches, liées intimement par
des rapports reciproques, souffrent toutes de la lan-
gueur d’une seule d'entre elles, cet ouvrage seroit
d'une haute importance pour l’avancement de la
geologie. 'D’apres ces considerations, on a lieu
d’etre surpris que les coquillages terrestres et flu-
viatiles, aient ste negliges pendant si longtemps,
zhalere tous les genres d’interet, qu'ils présentent;
et Pon peut méme aflirmer, par, rapporf a la geo-
logie, que sans leur parfaite cennoissance, cette
science ne sauroit faire désormais de yexitables pro-
gres, puisque T'histgire des depöts qui couyrent le
globe ne peut, s’eclaircir que ‚par ‚la, determination
rigoureuse des fossiles ‚qui les cpmposent, et qu'une
partie considerable de, ces, depöls est formee par,
les debris des mollusgues qui vécurent „jadis sur la
terre ou dans ses eaux douces, ainsi qu’on veit y
Multiplier aujourdhui les limagons de nos jaxdins
ou les moules de nos rivieres, _ BR:
Dans le moment ou, par les profondes recher-
ches dun de nos plus illustres savants, l’histoire
de la formation de la terre semble se lier à celle
des socieies humaines, oü les touches du globe,
comme des,annales d'un genre nouveau, paroissent
nous raconter avec bien plus d’autorite que n’en.
aüroient des monuments, profanes la chronologie.
traditionelle de l’historien sacre, Pon peut esperer
qu'un ouvrage destin® &, faciliter Pintelligence de,
ces annales singulieres, ‚et A classer, :d’apres les
K 6 qu'elles retracent, les grandes catastrophes;
e la terre, sera recu avec quelque interet par tous
les hommes instruits. On ne eroira point que cette,
espérance est l'effet de la présomption, si 'on con-
sidere le nouvel ‚et vaste horizon que les travaux
recents des plus celebres geologues ont ouvert à
'admiration des hommes, et influence inevitable
que les progres de la géologie doivent avoir sur nos
croyances historiques, morales et rgligieuses. Car
des observations nombreuses et bien constatees font
apercevoir dans la ercation des diverses classes d’e-
tres organises, comme dans la formation et les ca-
tastrophes du globe, des époques successives, et des
dates m&me, qui, par leur singuliere concordance
avec la Genese, doivent donner au récit de Moise,
considere simplement comme monument historique,
un degré de confiance et d’interet que la religion
seule avoit pu lui faire accorder jusqu’ä present
chez les chretiens pieux. _
Les auteurs ont été assez heureux de pouvoir
reunir pour cet ouvrage des matériaux immenses,
soit par leurs voyages et leurs recherches dans toute
P’Europe, leurs liaisons ou leurs correspondances
avec les savants qui s’occupent des mollusques, soit
par les communications genereuses d'un grand nom-
bre de voyageurs celebres et par les richesses de
toutes les collections de Paris, qu'on a bien voulu
mettre a leur disposition, particulitrement belles
des magnifiques galeries du Jardin du Roi. Malgré-
tous ces secours, les auteuxs m’eusseut point ose se
waren we
2 ——
—
8⁰
livrer a une telle entreprise sans les encouragements
qu'ils ont recus de l' Académie royale des sciences,
qui plusieurs fois a daigné manifester son desir de
voir terminer leur ouvrage, et sans l’amitie et les
conseils salutaires dont les ont honores ses plus il-
lustres membres. RP
Le corps de l’ouvrage sera precede:
ı° D’une introduction pour les généralités, divi-
see ainsi qu'il suit: 5
ı°) Philosophie de la science, importance de
ses progrès; ses rapports avec les autres par-
ties de l'histoire naturelle, et sur-tout avec
la geologie. 2
2°) Organisation, anatomie, physiologie, pour
les mollusques en general; leur ordre parmi
les auteus animaux; leurs grandes divisions
naturelles; generalites particulieres a ces di-
visions, et spécialement aux terrestres et aux
{luviatiles; rapports de ceux-ci aux autres di-
visions de cette classe.
5°) Considérations générales sur les debris fös-
silles des mollusques, importance de leur hi-
toire; considerations particulieres à ceux des
terrains formes sous les eaux douces; expose
de nos connoissances géologiques sur ces ter-
gains; idee sommaire des différents depöts
connus, de leur correspondance réciproque,
et de leurs rapports avec les autres genres
f de formation des pays où on les a observés.
4% Histoire de la science, pour les mollusques
en general, depuis les anciens jusqu'a nous;
succession des idées et des travaux dans leur
observation et leur classification.
Tableau des diverses méthodes qui se sont suc-
cede; état actuel de nos connoissances.
Applications de ces developpements aux mol-
lusques terrestres et fluviatiles.
2° D’une, bibliotheque generale et raisonnee de
tous les ouvrages sur les mollusques vivants et
fossiles, avec une idée sommaire des auteurs
et leurs oeuvres; Pindication de ce qu'elles ren-
ferment sur les mollusques terrestres et fluvia-
tiles, le catalogue de leurs especes rapportees
aA notre synohymie, leurs prix, etc. Accom-
pagnee, ı° d’une liste generale des auteurs et
de leurs oeuvres, par ordre chronologique de
celles-ci; 2° d’une distribution methodique de
ces auteurs par matere, avec citation de leurs
ouvrages.
5° D’une terminologie complete, critique et com-
parative.
4° D’un expose critique et comparatif de notre
methode de classification.
La partie descriptive, qui suivra ces notions in-
dispensables, presentera dans son ensemble les ca-
racteres anatomiques, physiologiques ou systemati-
ques qui distinguent les divisions, ordres, familles,
genres; le tableau des moeurs des especes compri-
>
ses dans chacune de ces coupures, et l’indicatiom
des regions qu'elles habitent de prefercnce
87
La description des espèces et des leurs varietes,
sera precedee d'une, phrase linneenhe eh latin, et
d'une ‚synonymie ‚generale, Elle présentera tänt sur
l’animal que sur son test tous les caractères speci-
fiques, et les observations historiques ‘ou Critiques
qui paroitront interessantes, ainst de Lndication
des lieux ou des collections ou elles se trouvent,
et des savants qui ont bien voulu les communiquer
aux auteurs. Oetteé description sera accompagnee
de, la figure de V’espece,. peinte avec le plus grand
soin, et d’apres. nature par M. Bessa, peihtre de 8.
A., R. Madame la Duchesse de Berry, et M. Huet,
peintre du Muséum d'Histoire naturelle; vue, sil
ſe, kaut, sous plusieurs aspects: le nom seul de ces
artistes, auxduels on doit deja ‘de si beaux monu-
ments, et qui sont secondes par les plus habiles
gyaveurs.de Paris, ne doit laisser aucun doute sur
la perfection des planches. Une ou plusieurs espe-
des, dans chaque genre, seront representees avec
leurs animaux lorsqu’ils seront connus.
L'ouvrage sera termine: : hg
1 Par un catalogue systematique et synonymi-
que de toutes les esp&ces decrites, vivantes ou fos-
siles; _ Ze n
2 Par un, catalogue de toutes les especes fossi-
Jes vangees par ordre de formation; 2
35 Par une table alphabetigue generale, par ma-
tieres et par genres et especes.- > &
„Le format a ete base sur la grandeur des plan
ches, alin de ne point les séparer du texte, et de
0
E f. L . » 1 0
18 8 meme les relier avec lui; les dimensions
4
S
Fanless caldulseß "dYapres le:roltüme des plus
) &at8"quielles doivent representer, ce qui a
zg,duit un, encadtement fixe et determine) l’em-
pri F du jormat'in quarto Ges plauches contiendront
plus, ou moins Wespeces, "selon la grandeur Erle
nombre des fisures qu'elles exigeront; mais, dans
tous les cas, elles seront remplies convenablement
de maniöre A ne pas perdre de place, en respectant
Pelegance du coup-d'oeil, 5 i
Le prix auquel doit necessairement ‘s’elever un
rec autant de soin a determine à en
donner une «dition dont les figures seront en noir,
e: par a bien moins chere. La premiere, celle en
couleur, aura le format in-folio, qui accompagnera
plus dignement la beaute des planches, et en lera
mieux ressorlir peffet. Par cet arrangement et par
le soin qu'on apportera dans l’ex&cution de toutes
ses parties, cet ouvrage deviendra un monument de
industrie fraugoise aussi interessant pour les biblio-
manes que pour les natnralistes, sur tout lorsqu'ils
apprendront que la partie typographique en est con-
fee zus soins de M. Didöt Paine, Ba N
L'on ma rien neglise pour remplir routes les con-
ditions essentielles qui peuvent former de cet ou-
vrage un recueil complet des conndissances actuel-
les, de maniere qu'il puisse servir de depart pour
5
ouvrage fait
*
täche en un
A pa Jay EL Tue
que bon desiroit at-
1. 251 b
en-
25}
er lon a
t
e du b
14 5 { 1755. 2. 423315 ? J
en formera Yingt a vingt-eing; dont la premiere,
sera pubBRee le I. Janvier 1818; les autres par 57
tront sucgessiVement) de deux en deux mois.
31 112. A LORBIST. LUD 29 DAS HOME: 2OD ertaad eo]
Le pris de la Hvraison sur carré velin, int folig,
kisutes colbrices, sera de n
Et sur Lin 40, "papier fin, dit nom de Jesus, 85
| figures en noir, sera de RESTE Im
Lon souscrit, a Paris, chez Arthus Bert.
rand, libraire, rue Hautefeuille, n? 25, et
"chez tous les principaux libraires de I Lande 8
r ee ee IE
"Nora. Le prix de la souscription sera d'un einquis-
me en sus pour les non souscripteurs, ‚lorsque la.
1 281 1D
première ierdtson serd mise en vente.
! Les matériaux considerables que les auteurs, ont
reunis out eis mis sous les yeux de Facadémie des
sciences, qui a charge MM, de Lamarck, Cuyier et
Bosc ü Jes examiner ‘et de la mettre à mene d se
former une opihion sur in ortance et 8 8
de det ouvrage, considers sous le point.de ue, de.
lravahcement des sciences naturelles. Les rapporteurs
de'PArcademie, apres examen critiqu: de ces ma-
téridux, terminent äinsi leur rapport: ei e
„Notre conclusion est que ce que nous avons vu
de l’ouvrage de M. de Ferussac suffit “pour que
nous puissions eertifier 4A ’Academie qu'il sera, dans
sou ensemble et dans ses détails, bien plus Kenan
et bien plus parfait qu'aucun de ceux qui ont eig
publiés jusqu’a ce jour sur les ‚coquilles de terre et.
d’eau douce , soit vivantes, soit fossiles, et qu'il est.
à desirer pour les progres de la science que ce na-
turaliste soit mis a meme de faire jouir prompte-
ment le public du resultat de ses recherches et des
faits nombreux et interessants qu'il a recueillis, au-
cun de nous n’ayant connoissance qu'il se projeite
en Europe d'autre ouvrage du meme genre.“ En
‚Signe DE LamAnck, Cuvıer,.Bosc,
rapporteurs.
a 1
"L’Academie approuve le rapport, et. en adopte
les conclusions. A A 5
Man erhaͤlt das Exemplar wohlfeiler, wenn man bebm
Veffaſſer ſelbſt unterzeichnet. Die Iſs nimmt Unterteichnung an.
7
b wel asltort
dib 5 28419168 FArf inc 305
0 Jule 52511 ff Ie tus zel e etaode WI ener
HERBST >
GBortſezung d
* Medieiwa e Chirurgia.
mo», 711 1 nt **
Fi Hui ein e la m ae hanno S
numero di opere e di opuscoli. non minbre à quello
che abbiam veduto »poc’ anzi delle matematiche.“
Le scoperte che si vanno facendo per una parte,
e le questioni che si promovono e si agitano per
Paltra, trattandosi di scienze piuttosto eöhgetturai,”
sono origine di tanti scritti.“ bi 1b 01 “a
Buy ids? Bit sun. 1 1e 5 e s ul
* 17
153021173
; Sante In ; i
ere Mes h sa. „ lan 15
1 reolarns auorsst 0 E
Noi abbiamo reso conto ‚delle osservazioni e
dei prospetti Clinici fatti in Napoli dal professore
Äntonucci *); in Verona dak,dottor. Barbieri 3); in
Milano dal dottor Enrico Acerbi ). Intorno ai
1ayöro elinico di duest'“ ultimo aulare al, profes-
sore "Giacomo, Locatelli ha stampato alcune amwer-
tengze (che non sono ancora terminate) nel giornale
di medicina universale di Milano 3). Sappiamo di
certod, che il dott. Acerbi, sensibile alla critiéa (di
un suo illustre maestro, che egli non lascerä mai
di amare e di riverire per dispareri scientific, sta
preparando aleune considerazioni sulle dette avver-
tenze, che pubblichera nel secondo volume delle
süe annotazioni cliniche. Le tavole 'nososrafiche
degli spedali e d’altre infermerie delle provincie
Lombäfde formano un articolo utilissimo ed oriei-
nale di cui & stata arricchita la hestra Bihlioteca
in quest’ anno. Diversi altri lavori di medicina
elinica sono comparsi alla luce. II doitor Cerioli
ha trattato delle mallattie che dominarono nella
provincia cremonese dall? anno 1808 al 1818 5). II
professore Tommassini ha datto un prospetto dei
risultamenti ottenuti nella clinica medica di Bolo&
na nel periodo di un triennio, gon un discorso
Pre! iminare alle sue lezioni medico - praticlie dei
1) Prospetto che contiene i risultam ent; otlenuti.niella
clinica medica della R. universita degli studj di Na-
poli nel corso. dell anne »8:g8s0tto la direzione del
e dez Giuseppe Antonucci“ Napoli, 72 9; Bas
Presso il Porcelii: »s4 ag 1.
Bi Ossersazioni melichelfalke'in Verona ER 1810, del
© datkdre NatteoBarbieritfVerdtä;rg2b, ti Sraſta Ra-
manzini, en 135 in 8° chu es dende
3) Aruba medfeiffa. prauila, del dettor sieo” En-
rico Acerbi. Anno primo. Krane, 1810, presso Gio-
vannisilvestri Un vols.im:g? ‚di Pag. 280.
2) Avvertönze'det dottor F. Gidbomd Loenkelli sul libro
intitolato: anuotaz iont di medieina pratica del dat-
tore Pi Enrico ACHERN: Printe. a N q 5 \ 4
1 301 ; 9701
505 De morbiß qui, in ‚‚Cremguensi Iprer Rei zig anno
1808 ad Anu 108 u;que viggere., Commentarium
pP chologicumn clinlcum; aspaàvis eri qi, ar lis, me-
li cae et chirurgicae doct., opera condtum.
RE Nzz ). J. 1822
0
Litterariſcher Anzeiger. 2
5 tungs
1
* N l tb
Tr 3 te Dit
des Berichts übe die natenifenfhaflichen Arbeiten, in Staller).
anno eich 181920. ) Di, yuesto Sigel 81
sono fatte pid edizioni in breve tempo.
Un lacbro utilissimo ha intrapreso il 'celebre
professore Brera colla sua traduzione delle istitu-
zioni di medicina pratica del Borsieri 2). Quest'
opera, che trasportata in volgare viene ad essere
di pia cgomunes e facile, intelligenza, ampliata SE
condo ‚le; visteisdel traduttore, formerä una specie
di biblioteca pratica compendiata la quale, oltre, di
risparmiare la compera di molti libri dispendiosi,
renderä-piüsagevole lläcquisto delle importanti cb-
gnietonf ede . arte. Particolarmente dedicato äi gio-
vani che“ ‘"®iniziano nella medicina & l’Epitome di
pratica razionale del ch. professore Barzellotti, di-
viso in due volymi D Int Sn giornale ese
CTablettes a universelles, ‚ou‘, Resume.de tous les
Journaux, ouvrage en dauze.wolumes, Paris, an
1820 ,,10M..1,,..Bag4, 103) i dd di quest' opera un
giudizio molto, vantaggioso ze che viene in confer-
ma di quello che noi pure abbiamo pronunciato
sülla medésiwa. „I principf del prof, Barzellotti
(dice quel giornalista) partono dalla esperienza, e
guidaro l'allievo col metodo ippocralico, Disingan-
nato delle teoriche anche le piu speciose, l'autore
mostra la ‚necessita di doversi attenere allo studio
della natura; ech iusegga al giovani alunni a non
lasciarsi preoccupare“ a cieco amore di sistema.
Fra i libri che trattano in genere di medicina pra-
ea vanno ricordati con distinzione i consulti del
Borsieri ), che essendo stati finora inediti, hanno
cominciato in quest’ anno a vedere la Ine.
Molte, memorie ed opuscoli sono usciti sopra
argamenti specialic di medicina pratica. Del Tifo
petecchiale hanno, trattato il 'dött. Placido Portal,
siciliand , il dottor "Francesco Buffa d'Ova-
us rmelsb ligne isles
a) Prospefta de' rishllamenti oltenuti ir N me-
dica della pontificia Univers ta di Bologna nel corso
di..um „triennio scolastico. Discorso sremesso alle cle-
zioni medico - Pratiche dell' anno eee 1810. 1620,
dal prof. Giacomo Tommasini,, Pisa , presso Nistgi, ca
2 Istituzioni di medigina praktica, dettate da Giowanni
"Battista, Borsiexi Je. Kasilbeld, -proseg wie da Valesiano
Luigi Brera, consigliere, professore, ec. Padova,
1820, dalla lipogralia della Hpogralia della Minerva,
10 Ablumé 1%. clie deomprentde Vimtroduzione allo s 0
bed alla Pratics delle nfelltcina, di pag. 250 in 9e.
3) Barzellotti dett Giacomo, Ps. nell’ Univ .
Pisa Epitome di medicina pratica razionale, due Srussi
vol. in 98. con 4 tavole ren 5 presse Ca-
0 purro, Os
) Conisulti 8 ich el Gio. — Borsieri de
-sı Kaıifeld. Decade prima Commentarj di 2 e
„ chirurgia , fascicoli 4% e 100% „6
5] Ritlessioni sopra una singolare eruzione petecnhiale
di Elacido Portal, medich sieiliane (Cibrn., dig fisica
tom. III, pag. 1100.
3 **
43
da , il dottor Galli, novarese 2), il dottor Capsoni
di Milano 3). In questo soggetto si & distinto par-
ticolarmente il cel. dottor Palloni di Livorno, scri-
vendo non solo della indiretta, ma anche della
cura diretta di talimorbo *), e portando nuovi lu-
mi sull’indole e sul trattamento delle malattie uma-
ne in generale. Sono interessanti le osservazioni
pratiche del dott. Previtali sull’ Idrofobia °), come
quelle che provano lefficacia del cloro in aleune
<ixconstanze,
L’idrofobia sintomatiea del tifo contagioso “),
Vottaleja 7), Pidrorachia ®), Vangina pectoris “),
Vauasarca *°), il morbo mercuriale **), una spe-
cie di malattia detta Falcadina analoga allo skri-
—
1) Fatti ed osservazioni del dottor Francesco Buffa d’O-
vada sulla febbre epidemica petecchiale dell’ anno
1817. Firenze, 1810, in 8°., presso il Pagani.
2) Storia della febbre petecchiale manifestatasi in Per-
nate negli anni 1817, 1818 e 1810, del dottor A. Galli,
medico dei comuni aggregati alla citta di Novara,
ecc. Milano, 1820, dalla stamperia di Giovanni Pi-
rotta, in 8°. di pag. 104.
3) Storia della malattia petecchiale contagiosa che ha
regnato, principalmente per tutto il 1817, nella pro-
vincia di Milano, e riflessioni sulla medesima, di
Giovanni Capsoni, dottore in medicina e chirurgia,
Pavia, 1820, in 12.
49) Commentario sul morbo petecchiale dell' anno 1817,
con alcuni cenni sui contagi in genere, e sopra il
principio di vita, del dotior G. Palloni, cavaliere
dell’ ordine del mexito sotto il titolo di S. Giuseppe,
dell’ ordine A. delle due Sicilie, professore onorario
dell' I. R. Universita di Pisa, ecc. Livorno, 1819,
'stamperia Giorgi, in 8°. di pag. 410.
5) Pratiche osservazioni sull’ idrofobia, e nuova cura
orofilatica della medesima, del dott, fisico Previtali.
Milano, 1820, dalla tipogralia di Commercio, opus-
colo in 8“.
6) Riflessioni patologico - pratiche sulla idrofobia sinto-
matica nelle febbrı tifico-conlagiose, dette Altrimenti
febbri maligne, nell’ anno 187, del dottor Jacopo
Penada, decano della facolta medica nell’ I, R. Uni-
versila di Padova, ecc.
7) Tractatus de otalgia, singula doloris aurium genera,
species et varietates methodo atologiea -Lherapeutica
exponens, auctore Daniele Malatides. Un vol, in 8°.
80 Storia ragionata di un’ idrorachia terminata in una
‚ssıletal rachialgite, del dott, Benedetto Trompei
90 Osservazione di stenocardia o angina del petto di
Herberden, colla relativa autopsia cadaverica, di Gio-
vanni Batista Jemina, dottore in medicina e chirur-
gia in Mondovi.
10) Storia medica dell’ anassarca, comunicata al signor
dottore Giuseppe Solera da Antonio Cristofori, dot-
tore in medicina e chirurgia. Anno 1820. ö
410 Del morbo mercuriale, o sia ricerche sulla storia e
natura della malattia prodotta nell umana costitu-
zione dall' uso del mercurio, con osseryazioni intorno
alla sua connessione colla lue venerea, di Andrea Ma-
ihias, chirurge della persona e casa di S. M. la re-
gina d’Inghilterra, residente nello spedale di West-
minster, ec. Traduzione del dottor Tommaso Cen-
sana. Milano, 1810, presso Paolo Emilio Giusti,
— —
*
44
lievo *), un caso di malattia convulsiva 2), la dis-
fagia paralitica 3), il morbo maculato da cmorra-
gia 4), le ottalmie epidemiche e contagiose ), un
caso di uscita dall’ ano della tunica interna dell’
intestino °), la peste orientale ?), la mielitide ste-
nica, il tetano s), la pellagra °), le morti improv-
vise da apoplesia *°), il vaccino ) sono argos
menti che vennero discussi, quali in memorie con-
segnate ne’ giornali di medicina, e quali in distinti
opuscoli. II ch. dottor Luigi Franck ha trattato
della peste, della. dissenteria e dell’ ottalmia d’K-
gitto 12). E uscita una traduzione italiana delle
1) Lettera del dott. Zeechinelli di Padova al dottor-
Thiene di Vicenza sulla Falcadina, o sia sopra una
parlicolare infezione venerea, che regna da qualche
anno nel villaggio detto Falcade nella provincia di
Belluno, infezione analoga allo Skrilievo.
2) Storia di una malattia nervosa, del dottor fisico e
chirurgo Giuseppe Filippo Massara, altro dei capo-
alunni dell' ospıtal maggiore di Pavia. N
3) Storia di una disfagia paralitica, curata felicemente
da Davide Cald, medico fisico in Livorno, e comu-
nicala al sig. Francesco Torrigiani, cavaliere, pro:
fessore emerito di clinica wrediea nell’ Universita di
Pisa, ecc.
4) Caso gravissimo di morbus maculosus haemorrhagicus
Werlhofi, curato da Carlo Grossi, dottore in medi-
dicina e chirurgia in Montericco, provincia di Reggio.
5) Sulle ottalmie non solo epidemiche, ma ancora con-
tagiosc. Memoria eee del dott. Jacopo
Penada, decano della facolta medica dell’ I. R. Uni-
versita di Padova, ecc. 3
6) Storia di tonaca interna deg!’ intestini uscita dall’ ı
ano, del dott. Ambrogio Barletta, chirurgo maggiore
ne!lo spedale di Vigevanoı
7) Lellera del sig. Grahberg di Hemsö all’ ill.mo signor
Luigi Grossi, dottore del KR Collegio medico-clurur-
gico nell’ Universita di Genova sulla peste di Tan-
geri negli anni 1818 e 1819. Genoya e Tangeri, 1820,
In 8°. di pag. 87.
8) Sulla mielitide stenica, o sia infiammazione della mi-
dolla spinale, e sul tetano, loro identita, metodo di
cura, e malattie secondarie che derivano. Osserva-
zioni del dottör Giuseppe Bergamaschi. Pavia, 1820,
in 12°. di pag. 240.
0) Sulla pellagra, o sia risposta del datt. Pietro, Ghi-
della ad alcuni quesiti proposti su quella malatlia.
10) Sulle morti improvvise provenienti dall’ apoplessia.
Esame analitico delle cause che la rendono frequente,
e de’ mezzi pin sicuri per prevenirla e curarla, in-
slituito dal dolt. Luigi Bucellati medico-chirurgo,
dietro, le piu esatte e precise nozioni anatomiche,
fisiologiche, patologiche e lerapeutiche, ad esclusione
di tutte le ipotesi e congetture. Milano, da Placido
Maria Visa), opuscolo,
11) Osservazioni sull' innesto vaccino, del dott. Gio-
vanni Battista Pezzoli, medico in Spilimbergo.
12) De peste, dysenteria et ophthalmia aegyptiaca aue -
tore Ludovico Frank medicinae doctore, snae ma-
jestatis Mariae Ludovicae, Archiducis Austriae etc.,
a Consiliis intimis et Archiatro etc, Viennae, 1820
vol. 1°, in 8“, P. 225.
43 ——— 46
ricerche sopra le cause i sintomi e la cura della re-
nella, di F. Magendie ).
Me dicina teorica.,
Opere che spettano in parte alla medicina pra-
tica, ma che nella loro totalitä vogliono essere an-
che riguardate come teoriche, sono le ricerche sui
contagi spontanei, del dottor Puccinotti 2); le le-
-zioni sulle infiammazioni del cav. dottor V. Manto-
vani 3), e le considerazioni sull’ infiammazione e
sulla febbre continua del prof. Tommasini a), le let-
tere sulla nuova dottrina medica italiana del D.
Gio. Battista Spallanzani ); le tesi del dottor F.
S6. G. e); la risposta del D. Speranza alle annota-
zioni del D. Gaetano Fogli contro la lettera del
D. Spallanzani :); i due discorsi sulla medicina del
prof. Antonio del Chiappa ®); le querimonie del
D. Buccellati contro il salasso ?); le riflessioni cri-
tiche sulla nuova nomenclatura medica del dottor
Ceresole *°); l’opuscolo del dottor B. Guani in-
2) Ricerche ſisiologico-pratiche sopra le cause, sintomi
e cura della renella di F. Magendie. Prima trad. ital.
del dott. G. A. Pisa, presso Nistri, in, 8°. di pag. 184.
2) De' contagi spontanei e delle potenze e mutazioni
morbose, credute atle a produrli ne’ corpi umani.
Roma, 1820.
3) Lezioni sulle infiammazioni, del cav. V. Mantovani,
prof. supplente anne 1919. Pavia, 1820, da Pie-
tro Bizzoni, vol. & in 12%. grande.
A Tommasini. Considerazioni patologiche sull’ infiam-
mazione e sulla febbre continua. Pisa, 1820, in 8“.
5) Sulla nuova dottrina medica italiana. Continuazione
delle lettere medico-criliche del dottor fisico Gio. Bat-
tista Spallanzani, Reggiano. Reggio, 1820, in 8.
6) Tesi sostenute dal dott F. G. C. sopra i quesiti pro-
posti dal consiglio della facolta medica deli’ Univer-
sita di Parma pel corso della cattedra di clislica me-
dica e istituzioni. Parma, 1820, stamperia Paganino.
70 Speranza. Risposta alle annotazioni del dottor Gae-
tano Fogli contro la lettera del dottor Spallanzani,
Parma, 1920, in 8°., fascicolo II.
8) Discorsi due sulla medicina, di Giuseppe: Antonio
del Chiappa, professore di clinica medica pei chirur-
hi nel’ I. R. Universita di Pavia. Milano, 1820, da
io anni Pirotta. g
9) Il salasso considerato qual causa della maggior parte
delle malaitie e della frequenza delle immature ed im-
Preyvise moxti in onta a tulte le leggi. Riflessioni
medieo-filosofiche del dotter Luigi Bucellati, dedotte
zu duesta seconda parle da molti fatti pralici. Mi-
land, 1820, da Placido Maria Yisaj. Un vol. in ge.
10) Rellexions eritiques sur les innovations, de la no-
menclature ınedicale pour servir d introduction au
traité philologique sur la meme, du dot. médecin
Ceresole, Turin, 1820. f
(L’argomento e ragionevole e pub dar materia alla
oritica; ma l’aulore presenta egli stesso un !alo assai
debole col suo modo di scrivere, trältandosı di un’
opera filologica. Bastino due ‚righe per mosirare. con
quale lingua egli scriva, e come egli caratlerı22i
quella ch” egli usa nella sua opera. — J'employerai
torno al cöntrostimolo, ed alle malattie irritative );
la prolusione del dott. Pietro dall' Oste sui fonda-
menti della veritä nella medicina teoretica 2), e
quella del prof. Giacomo Franceschi dello stato at-
tuale della medicina italiana 3); le lettere anoni-
me, dette ozj medici, uscite in Torino ); e lan
lisi della nuova dottrina medica italiana del dottor
FT. I. A. P. stampata in Modena 5). Fra tanti con-
trasti della medicina, fra tante asserzioni e prin-
cipj diversi, voglia il cielo che ne derivi un van-
taggio effettivo all' umanitä! Non si pub certo ne-
gare che in questi ultimi tempi arte di curare
siasi semplificata e ridotta a nerme pid filosofiche
e sicure; ma temiamo che si voglia troppo teoriz-
zare, e se é vero che il passato predice l’avvenire,
siamo per sostenere che verrä tempo in cui molti
dei medici italiani rinunziando alle ipotesi che
presentemente si portano in trionfo nelle scuale,
ritorneranno alla medicina ippocratica, o sia all'
arte di osservare la natura senza pretendere di spie-
garne tutti gli axcani.
„Chi troppo s’assottiglia si scavezza‘“
diceva un poeta, e noi possiamo ripeterlo in ri-
guardo alle ricenti teoriche di medicina.
Materia medica.
La Flora medica del dott. Alberti 6) continua
ad uscire puntualmente, e anzi che decadere, va
migliorando nelle tavole e nelle descrizioni. II
dott. C. Cerosa ci ha partecipato la notizia che la
scutellaria lateriflora sia usata in America come
ximedio preservativo e curativo del’ idrofobia. Un
desiderio di stabilire la cura radicale dell' idroſo-
un parler tel sur le papier, qu'à la bouche, un pax-
ler succulent et nerveux, non tant delicat et peigné,
comme vehement, deconne et hardi, non pedentes-
wie non plaideresque, mais plutöt soldatesque, =
€ er e scrivere soldatesco, sara certamente di
quello che usasi al corp de garde!)
1) Del controstimolo, e delle malatiie irritative del
datt. C. B. Guaii, membro di alcune societa scienti-
fiche. REN N
2) Dei fondamenti delle veritä nella medicina teore-
tica, e delle fonti degli errori della medesima. Pri-
ma lezione pubblica del sig. dolior Pietro Dall! Oste,
Opitergino, professere nell’ I. R. Universita di Pa-
dova, ecc. ;
3) Dello stato attuale della medicina italiana: prolu-
sione alla caltedra di clinica nel R. Liceo Lucchese
per l’anno scolastico 1819-29, di Giacomo, Francçeschi,
pubblico, professore, eco. '
40 3 medici, o sia due lettere sulla nuova dottrina
medica italiana. Torino, 1820, in 8%
5) Analisi della nuova dettrina medica italiana, Del
dottor medico F. L. A. P. Vol. in a. di pag. 129.
Modena, 1920, socjeta tipografica (Centro la teoxia
rasoriana). ER 2 ag
Flora medica. Milano; Presso Destefanis, in 8% con
tayole gelegte; é al 08, lsscicolo. |
*
»
bia ha manifestato il dott. Carlo Sieber in un sud
opusco o del quale noi abbiamo reso conto
Possa questo filantropo effettuare la sua bella spe-
ranza, e possa la scutellaria lateri flora non somi-
gliare alle altre molte erbe credute specifiche, e
sgraziatamente inutili in questa “rudele malattis.
Sono interessanti le riflessioni del dottor Tonel-
1
3 faf EN 6 Fa.
nerd pütbhlftate dardöte. > Foffeli ). "Ha vedurd-
la luce per la prima volta un’’osserräzione del Bor-“
sieri intorno alla virtù diuretica del succo espresso
dal Lapazio ac#td, Sritta dal medésimo nel 1775
mentre praticava in Faenza 2). L’zcido ‚pirolegnos»
1 SA Sn ei Gastes as 442040 5
e stato speiimentato da. ufa commıs 2 ei kiale
3 > { e + 20 n A 8 13
nello ’spedale maggioreldi. Milano in diverse ma-
li sulla digitale purpurea ); quelle del cav.“
Luigi Sementini sull” uso interno della pretesa, pie-
tra infernale 3); di Pietro Trezzolani intorno ai ri-
sultamenti da esso ottenuti dälle fumigazioni solfo-
rose secondo il metodo del dottor De Caro 4).
Come che il commercio attualmente ci somministri
sufficiente copia di corteccia peruviana, pur non
si lascia di ricercare un.rimedio indigeno sucte-
daneo della medesima. Il signor dottor Lando
crede di averlo trovato nella Centaurea taleitrapa,
e il datt. Gio. Batt. Jemina nel Licopo europeo per
domare le febbri intermittehti ). Onde preser-
vare i militari delle malattie de’ piedi che soffrono
spesso per le lunghe marce, il professore Assalini
propone i pediluvj fatti colla.decozione di Senna °).
lattie: e la relaziöne di questi s erimenti Henne?
estesa e stampäta dal dottor Roötondi, met ice As-
sistente ai medici e“ chirurehi defegatf ). 8b 8
fatto una seconda ethzione de” Igea del bagni ge
particolarmente di guelli di Lucca, opera del dot-
tor G. Franceschi 3). II professore Luigi Chiave-
rini di Napoli he’ristumpato suoi Pohdanı un, di,
fermacödlogia terapeifica-(usätt per ga er a Volta”
nel 1819. ‚con molte agglüfite Er Fre zi! > e rene
314 8192 21 - art 22 1 1 sa.
aße Ke a ee
( o2esis2 IT Oo Tse AL
P aft g H
Hol z 8e 720
3 1 18 +32 j 5
Due pregiabili opere di patologia yidero_ la
18
1 75
51192
—
La- Campanula graminiſolia, secondo le sperienze
del sig, Salvator, medico in Pietroburgo, € un ri-
medio in alcuni casi di epilessia 7).
quasi anno che non si proponga un nuovo speci-
fico contro i mörbi piu ribelli, e swenturatamente
si ayvera, che le malattie: per le quali, si decanta
una lunga lista di farmachi sono appunto general-
mente le piu disperate. II, dott. Cagnola propone
un nuovo rimedio per dare la morte alla tenia nel
corpO umano, e lo spera nell' acido prussico 5).
Alcune riflessioni sull' uso del. Rhus radicans ven-
urn —¾¼ꝝ 0
10 Sopra il modo di stabilire una cura zadisale, dell
idrofobia giu spiegata, di Carlo Sieber. Monaco, 1820,
presso Ernesto, Augusto Fleisschmann, in 8%, di pa-
Sine 128, con un Prespetto.
2 Riflessioni sulla digitale purpurea. Lettera al sig.
professore Folchi Inserita nel Gior. Arcal. tom. V.
BAS 321). NR)
3) Memoria sull’ uso interno della pretesa pietra in-
fer nale del cav. Luigi sementinfi, dottore di medi-
bina. Napoli, 1820; nella stamperia Simoniana, in
8°. di pag. 40. g
A) Lettera del dott. Pietro Trezzolani al sig. prof. Dall“
Oste sui risultameuti da esso oitenuti dalle fumiga-
Zioni solforose istituite l’anno 1819, mediante la mac:
china dell sig. dott. De Caro, e sulle modificazioni
da esso lui fatte alla stessa, in data di Verona 7 Mag-
ul sig 1920. % . st
3) Dell’ uso del licopo europeo nelle febbri intermit-
tenti. Lettera diretta al sig. consigliere prof. Brera
dal signor deitor Gio. Battista Jemina, da Mondovi
1 11% febbrajo 1920. I, ste 0 ite )
6) Pedituvj fatti colla decozione di senna, proposti ‘dal
sig. Assalini qual mezzo per salvare i militari dalle
malattie de' Piedi che incontrano nelle lunghe marce.
7 Felici esperimenti coll“ erba e fiori della campannla
graminifoglia nella epilessia, fatti dal sig: A. M. Sal-
e Vatorig medico, ‚consigliere „.ecei di Pietroborgo.
„ Giornale di mediema universale di Milano.
1 *
Non passa
luce in quest' anno, una del professore Angelo
Dalla Decima ), Paltras del dott. Maurizio Bufä-
lini 2). Quest“ ultimo, scostandast dab gicins e
dalle idee comùhemente séguitate, si & atlenuto ad
un rigoroso metodo analiticeg ted ha tentitd Teliee-
mente di ridurre al loro giusts valöre le teoriche
mediche appoggiandole ai risultati dell’ esperienza.-
Nei due volumi finora pubblicati egli intende di
averne offerto solamente un saggio; quindi..deside-
riamo che egli si accinga a dare a questo SUO,pre-
gevolissimo lavoro tutta la possibile estensione.
— — 11181 r ob. A 1 2
2) Sull'ſ uso del Rug radicans in-Alcune forme norböse.
IIiſlessioni direfte al ch. sig, e Mattheis dal sig. dot-
lor Touelli (Gir. Arcad. tom. VII, p. 532).
20 Osservazione singolare intorno alla virtüu diuretica
del succo espresso dal erba del LEapazio acuto, scrit-
ta il 12 Siugno 1775 dal, detto Gio, Baltista Poxsieri,
medico primario della cttia di Waenza (Commentarj
di ınedicina e chiyurgia, fascioalo 100,8
50 Giornale di medliciuat universale di Milano ! @
40 Igca de! bagni, e piu, parlisolarmente, di quelli di
Lucca Opera del dott. G. Francesghi, medico della
R. corte, pubblico prof. ecc. Seconda edizione. Lucca,
1820; dalla tipografia di Francesco Bertini. Un vol.
15 ho, di Pag! 50. er 5 en SBaly
2 es ı Pag 359. 11d 84873
5) Fondamenti della farmacologia 'terapentica, assia
„ krallato elementare degli usi endegli effetti dei medi-
camenli nelle malattie dellab.specie'nımana e degli
animali utili. Edizione seconda, corrgtta ed aceyg-
seinta dal’ äutore in vol. 3. Napoli 1820, nella 15.
„„ Ver en ene
Per} 3»>ui . *
I
u
6) Istituzioni di patologia generale, del sit. conte Au.
Selo, Dalla Decima, pubhlico prof. nell Universita di
Padova, ecc..Parte prima. Padova, 1820, ;tipograhıa
del Seminario. . a ana 0e sladak
m 15
2
up
2
7) Fondamenti di Patslosia anahilien di Maurizja
lini, dottore iu miedicina, ‚Bayia,, 181), ol. 24
e Re de a
> —— —
49 — — 50
eier
i
'Medicina legale e Polizia medica.
I prof. G. Bärzellotti, instancabile ne’ suoi fe-
lici ed utili lavori, ci ha dato un ottimo mauuale
di soccorsi per gli asfitici, e gli avvelenati z). "Trat-
tarono della pubblica amministrazione sanitaria in
tempo di peste il Senatore döttor Azuni 2); delle,
morti apparenti e dei soccorsi che ‚convengono in
questi casi, il döttor Antonio Calorini 31 del san-,
gue per gli oggetti di medicina legale, Marino Si-
curo Zacyntie ). II professore Giuseppe Chiap-
pari fece una terza edizione della medicma legale
e polizia medica di P. A. O. Mahon, agcerescendola
di mölte annotazioni, e conformandola ai vigenti,
codici pel Regno Lombardo- Veneto, 2 SG
0
pure ristampata con note del dottor Gaetano
retti l’istruzione del celebre professore Antonio Por-
tal sulla cura degli asfitici e degli avyelenati )
axırsı al 1 HES ei ih. gage
rie ce log i, un
Spettano alla fisiologia i nuovi elementi dr
fisica del corpo umano del professore Steſano Gal-
ini, il quale ne ha fatto in quest’ anno una se-
oonda edizione eon aggiunte ed osservazioni 7). Ar-
gomento fisiologica-anatomico è la descrizione di
un feto umano mostruoso del dottor Francesco de
Rossi ®), | vn
5
3). Soceorsi pin faeili, pronti ed ee ravvivare
li as fitici e liberare gli avvelenati, del dottör G.
Barzellotli. Pisa, in 82. con tabelle, Seconda edizione.
2 Della pubblica amministrazione sanitaria in tempo
di peste; del senatore D. Azuni, ecc. Cagliari, 1820,
stamperia reale, vol. 1“. in 8°.
5) Sulle varie morti apparenti e sui pronti e piü validi
soccorsi che amministrar debonsi agli apparenti morti
Der ridonarli alla vita. Memoria inedico-politica del
dot. Antonio Calorini. Pavia, in 8°. 5 A,
a) Riflessioni sul sangue per gli oggetti di medicina le-
Sale. Dissertazione medica inangurale di Marino Si-
curo Zacyntio. Padova, 1819, tipografia del Semina-
rio, in 8°, di pag. 30. . g s 5
5) Medicina legale e polizia medica di P. A. O. Ma-
hon, traduzione dal francese. Terra edizione 'cor-
retta, accresciuta di annotazioni, ed adaltata af vi-
Senti codici pel regno Lombardo- Veneto da Giuseppe
Ohiapperi, professore di chirurgia nel grande'Spedäle.
Milano, 1820, per Giovanni Pirotta, Vol. 4. in gen
x 5 1 1119 za). „ . ai ig a
6) Itruzione sulla cura degli asfilici e, degli avvele-
„ nali, dellpref. Antonio Poftah sia tradetta dall idio-
mia ſraucese ed ora ristampsta pers chra del doktor
„„.Gaelano» Morebliy!con note ed aggiunte. Pavia, 1820,
in 8°, di pag. 177. „ect BE l f
2) Nuowielementi della fisica del enrpg umane, de-
e dottif dalle pin recenti össetvaziohi srl’ analomia e
sui fenomeni vitali* dell uomo e desfi animali, di
„Stęflano Gallini rofessäre> di anakomia sublime e
vofiunlagse nell“ A. RI Universita'di Padova. Edizighe
seconda, con aggiunte ed osservazio nis“ Padova, 1820,
dallı Hpogratia del Semingrig , inc (0
8) Descrizione di un feto umano mostruoso, ove si
itt. Anz. 3. J. 1822.
15 Chinurgia.
Non meno copiosa della medicina & stats in
quest’ anno la chirurgia in fatto di scritture su ar-
gomenti speeiali., 9 15
Delle ernie trattarono il Medici ) e lo Scar“
pa ); della rachitide curata con me2zi meccanici,
Paelo:Marperger 3); dei piedi torti, B. Borella 4);
di un cœalcolo della vescica urinaria operato col
taglio retto-vescicale, N. Barbantini ); dei carcinomi
e della loro cura, Giambattista Ferminelli %
dell' amputazione del femore per un tümore bianco
dell’ articolazione del ginocchio sinistro, Francesca
Paganini e Domenico Bicciardelli 7); della para-
centesi ventrale serondo il metodo dello Scarpa, il
dottor Cruch 8); del tetano traumatico, G. Baro-
+ mat
espongono alcune fisiologiche considerazioni, Del Jot-
tor Francesco de Rossi, medico comprimario con-
dotto nella citta di Anagni (Gior. arc, nov, 1820 P.
103). 5 l N
10 Istoria di due operazioni d’ernia incarcerata, del
dottor Ranieri Medici. f
2) Sull' ernie. Memorie anatomico-chirurgiche, del ca-
valiere’ professore Antonio Scarpa. Edizione acere-
scinta dall autore di molte importanti osservazıoni
anatomiche e patologiche, e di parecchi! precetli di
pratica..chirurgia. kratti dalla ‚propria!e, dall alirni
esperienza Pavla, 1820, presso Valerio Fusi e com-
Bar n vol in ae, grande, separalo dalle tavole,
le quali formano un 'velume a parte in forma at-
lantica. ' N ; |
Tratlato delle ernie, che contiene la descrizione
anatomica, i sintomi, l'andamento e la cura di tali
malattle, giusta gl” insegnamenti e le scupette di Cob-
per, Scarpa, Hey, Travers ed altri, di W. La wen-
ce, F. R. S. Traduzione italiana del dottor Giambat-
lista Caim, chirurgo dell' Ospedal maggiore di Mi-
lan. Milano, 1820, vol. 2 in 39%. (Un altra tradu-
zione, pubblico lo stampatore Nistri di Pisa).
3) Sulla guarigione d'un fanciullo rachitieo, curato con
mezzi meccaniti e farmaceutici. Lettera di Paolo. de
Marperger Asters al sig. dottor Ganther in Werın-
land, Roma, 15 marzo 1820. (Giorn. arcad. toni. V,
pag. 348). ed
20 Quali sieno i mezzi attuali impiegati in Parigi ed in
Koma per corresgere i piedi lorti, ed altre storpia-
tuxre delle estremita inferiori. Memoria di B. Bo-
rella. Torino, 1820, presse vedeva Pombase figli.
Opus. in 8°. di pag. 24, con una tavola in rame.
5) Di un veluminoso: caleolo della vescica hrinaria,
operato col’'tagl’ar retto vescicale. Osservazioné del
dottor N. Barbantini, chirurgo in capo sec.“ Lucca,
1818, presso Bendini e Rocchi. e
Memoria di
Ternı,
O Sulla natura c rimedio de' carcmomi,
Giambattista Ferminelli, chirurgo di Terni.
16205 tipograſia Saluziis. Un vol, in 8 5
55, Espösizione di una amputazione di femore per un
tumore Bias alf ärticolaziöne def sınocahiv ige,
nato da causa traumatica in un ammalato Passato 110
‚Astate dit tabe, de! signori Frandesco Paganini e Domes
nige Rigciardellis, studenti. dichirurgia n Imola.
8) Paracentesi dell' addome, secondo il meiodo di Scar-
4
31 N D : 52
vero »); di un trismo traumatico guarito col sa-
lasso, Giuseppe Vallenzasca 2); della gastro -istero-
tomia, Tomaso Gensanas; della storia di due com-
mozioni cerebrali, Giuseppe Vallenzasca 3); della
cateraita nera e della gotta serena, M. Coze );
della esoſfagotomia, Andrea Vacch ); della storia
di un aneurisma al poplite, Filippo Uccelli 7) e
Gaetano Mazzoni ); sulla legatura delle grosse ar-
terie degli arti scrissero R. Scarpa e A Vaccä Ber-
linghieri ), sulla cheratonissi pubblicd osservazioni
e sperienze Giuseppe Canella ?°); delle malattie
degli occhi annotazioni pratiche, Battista Qua-
dri x2); degl' innesti animali, e specialmente della
restituzione. del nase, Alberto di Schönberg ,
pa, praticata sopra due donne gravide ed ascitiche
dal dostore Gruch, chirurgo dello spedale di Pavia.
GA Be 5
1) Ricerche sulla causa delle convulsioni, del trismo e
del tetano, che insorgono per ferite d'arme da fuoco,
o per altre violente lesioni, onde stabilire il tempo
5 opportuno per eseguire l’amputazione del mem-
ro ofleso. Di G. Barovero, professore di chirurgia
nella R. Universita di Torino, sec.
2) Storia di un trismo traumalico guarito con salassi,
di Giuseppe Vallenzasca, medico e chirurgo, in Or-
zignano, provincia di Vigenza.
3) Genni intorno alla Gastro- isterotomia, del dotiör
Tommaso Gensan, medico Salnzzese,
4 Storia di due commozioni cerehrali guarite con sa-
lassı dal dottor Giuseppe Vallenzasca, medico e chi-
rurgd in Orzignano, provineia di Vicenza.
5) Memoria di F. M. Coze, ID. M. 8, sulla cateretta
nera e la Solta serena, seguita da una osservazione di
cateratta nera considerala da principio come una
amanrösi, e poscia con successo operata. 2
6) Della Esofagotomia e di un nuovo metodo di ese-
guirla. Memoria del cay. Andrea Vacsa Berlinghieri.
Pisa, 1820.
7) Istoria dun aneurisma al poplite, comunicata al pro-
fessore Scarpa da Filippo Uccelli, proſessore di cli-
nica chirurgica 'wello spedale di S. Maria Nuova di
Firenze, con aleune eee di un chirurgo sopra
Tanzidelta istoria, e sopra due leltere del professore
Vacch sulla legatpra delle grosse arterie degli artı.
) Mazzoni .dott. Gaetano. Di un aneurisma al poplite.
Pisa, presso Nistri, in 8°. |
00 Lettere del cav; prof. A. Scarpa al car. Prof. A,
Vacca Berlinghieri, sulla legatura delle grosse arterıe
degli arti; e risposta alle medesime del cay. prof. A.
Vacca'Berlinghieri. Pisa, presso Nistri, in 8°.
20) Riflessioni critiche ed esperienze sul modo di ope-
‚rare la cateratta col mezzo della cheratonissi, del
Aottor Giuseppe Canella, medico e chirurgo ir Riva
Ai, Trento. Milano, 1819, Presso Maspero e com-
pagno. t
11) Annotazioni pratiche alle malattie degli occhi, rac-
colte e ordinate da Gio. Battista Quadri, dottore in
medicina e chirurgia, professore dell Universita di
Napoli, direttore della scuola clinica di ottalmiatria,
ec. Napoli, 1810, nella stampersa francese, zomo 1°,
in de, con figure. 5 2 \ er
12) Sulla restituzione del nase. Happorto fatto a S. E.
il sig. capitano generale conte Laval di Nugent, co-
della blenna - pyoderrhagia sifilitica, Giuseppe Ce-
sare Fenolio *); la storia di una grayidanza extra-
uterina ci diede Luigi Andry 2); quella di una
grave ferita di pugnale curata con metag debili-
tante, Tomaso Volpi ); quella di una demitd, las
ma da fuoco con frattura della clavicola, e lagerag
zione delle arterie ecc., Gio. Bedeschi 3); unf caso
di parto non naturale ajutato con incisioni alla
bocca dell’ utero, Paolo Bongiovanni; un trattato
di ostetricia e delle malattie dei bambini, Gardien,
traduzione dal francese 5); un nuove metodo de
guarire il gozzo, Walther, traduzione dal tedesco
di Gio. Bianchi SER 2 Sn 88 17811
na 5 NER: £ yo BiB io
Della chirurgia pratica in genere trattareno, il,
professore Giuseppe Sisco in un saggio dell' Asti,
tuto clinico Romano di medicina esterna ), il
prof. Tommaso Volpi nel quadto generale delle
malaftie curate nella, clinica chirurgica dell! I. R.
Universita di Pavia s), il dottor Rigal nelle sue os-
servazioni pratiche di chirurgia ). In Firenze
vennero ristampate le Istituzioni chirurgiche del
— — 1 7 fi 53 7
mandante in capo degli eserciti di 8. M. il Re del,
regno delle due Sivilie; jecc.,: dal cav. Alberto di
Schönberg. Napoli, 181%, dalla reale lipegraia della
guerra, con figure,
3) De Bleuna -Pyoderrhagia syphilitica. Dissertatio in
duas partes trıbuta, diagmosim , prognosim et chra-
tionen complectens Auclore Jos. Ces. Fenolio. Me-
diolani, 1820, Fusi e Stella e comp. een
2) Storia di gravidanza extrauterina, del doltor Luigi
Andry, ehirurgo in Torino.
3) Storia di una grave malattia sopravvenuta ad una
ferita di Paal feliçemente curata con energieo
melodo de ilitanle dal. sig. professore Tommaso Vo Pl
chirurgo primario ed: operaiore dello spedale ciwico di
Pavia.
a) Ferita di arma da fuoco con frattura della clavicola,
e lacerazione dell’ arterie sottoclaveari, cuxata colla
pressione da G. Bedeschi ‚ medicorchirurgo in Casal
grande, provineia di Reggio.
6) Cardien. Trattato completo di ostetricia, insieme
con altri sulle malattie dei bambini e delle mudri.
Vol. 1°, in 8°. fig. (saranno 4,volumi). 8 t yi
6). Nuovo metodo di guarire il g 220 mediante Ia lega-
tura delle arterie tıroidee superiori, unitamente alla
storia di un aneurisma della ‚earotide,, suarite colla
operazione. Opuscolo, del dotter F. F. Walther, cav.
prof. in Landshut ecc-, tradotto dal fedesco in italia-
no dal signor dottor Giovanni Bianchi; Professore di
medicina nella R. Univ ersita di Modena. .
7) Saggio dell' istiiutg. clinico romane di medieina
esterna esposto da Giuseppe Sisco, pubblico prof, ecc.
terzo e quarto anno scolaslico, 1818-19. Roma, 1820,
nella stamperia de Romans. 5
90 Quadro generale delle mattie. trattate nella clinica
chirurgica dell' I. RK. Universitä di Payia nell’ anno
scolastico, 1819-20, pxresentato al sig, consigliere dott,
Giuseppe Kluky, Protomedico ege. , dal professore di
55 chirurgiea nella detita Universizu, sig. doftor
Tommaso. Volpi. reg o iges an bat
9) Osseryazioni pratiche di chirurgia del sig. Rigal.
zonen onemu ois! ur ‘sb HstWintTaastt
1
Gun u 84
53
Monteggia =), in Napoli fu ziprödotto iI Mauuale
di chirurgia del cavaliere Assalini )
An at o m a.
„ nee ee ! 9
In VIilano il dottor Farnesi si & agcinto a dare
un ieomipendio delle opere anatomiche del celebre
Miseagni in una buona edizione e non molto di-
spendiosa. Preziose ed utilissime cognizieui di
anatomia patologica ci ha somministrate il Profes-
sore Luigi Fanzago nelle sue memorie sopra alcuni
pezzi morbosi 3). II dottor Paolo Zanini ha tra-
dotto dalla quarta edizione inglese e pubblicato la
notomia patologica del Baillie con molte aggiunte
che la rendono assai preferibile alle altre tradu-
zioni gia pubblicate in Italia ). Venne ristampata
Ferudita e dottissima opera del celebre professore
Fattori che ha per titolo, dei Feti gravidi °). Giuste
e sagaci osservazioni intorno al peritoneo ed
alla pleura furono instituite dal prokessore Luigi
Rolando e). Questo stesso autore ha stampato un
trattato di anatomia fisiologica 7). Di argomento
anatomico-Tisiologico sono le accurate ed ingegnose
osservazioni sulla epidermide del dottor B. Mo-
N |
originali medico-chirurgiche che videro la luce in
quest“ anno in Italia, è dovuto alle esexcitazioni pa-
—— f i 15 1 1 04
10 Montesgia. Istituzioni chirurgiche. Firenze, presso
Pıattr, in 8°, vol. 2. j
0 . 5 eh
2) Manuale di chirurgia, del cav. Assalini. Napoli,
1820, quarta ediziolie. Un vol. in 8°., corredato di
sette lavole in rame.
3) Memorie sopra alcuni 175 morbosi conservati nel
4 u patologico dell I. R. Universita di Padeva,
1 Francesco Luigi Fanzago, diretlore dello stesso ga-
„ binetto, professare ordinario di, medlicina legale e di
Jolizia medica nella Kuhn „
ova, 1820. }
ort { ) t 1 1
30 Anatomia patologica di alcune fra le parti piu im-
ortanti del corpo umano, di Matteo Baillie M. D).,
membro della societa reale, medico siraordinario del
re, ecc,; tradotta dalla 4 edizione inglese dell’ anno
„ 1812 dal dott. Paolo Zanini f. f. di direttore dell’ os-
Pedale civile di Venezia ecc,, con l’aggiunta delle ap-
8 e di un sunto delle annotazioni de)
demmering, ecc, Venezia, 1820, voll. II. in 30.
don sei tavole,
6) Osservazioni sul peritoneo e sulla pleura.
rino, 18200. 5 f
7) Anatomes physiologica, anctore A. Rolando in R.
Athaeneo anatomes professore, eee. Augustae Tauri-
norum ex kypographia Bianco, 1819. ö
8) Osservagioni notomico-fisiologiche sull“ epidermide,
di B. Mojon, dottore in medicina: ed in chirurgia,
„‚professore emerito nella R. Universitä di Genova ecc.
enova, 1820, dalla stamperia e fonderia Ponihenier,
— 204
seconda edizione. Opuscolo in 4°, di pag. 22.
II piu distinto, anzi il primo posto fra le opere
tta universila, ccc, Pa-
signor
5) Fattori. De feti gravidi. Un vol, in fogl. grande,
se Del prof.
Luigi Rolando (Memorie della R. Accademia di To-
tologiche dell“ esimioi- professore , Pallewa ), le
quali, come che non siano state finora aununcigte
nella nostra Biblioteca, formeranno il soggetto di
un articolo che uscira quanto prima; l Jes?
{ ir I 1189 Kies
Harietd medi c he.
) 11 S IAS A8 119
Niporteremo fra le varietk di erudizione edi
critica medica l’analisi ragionata delle opere regen
temente pubblicate sui vermi del corpo umano e
degli altri animali dei professori Bremser e Rudol-
phi 3), in risposta ad un articolo communicato
negli Annali universali di medicina dal sigi, dotter
Giuseppe Montesanto; le, notizie storiche concer-
nenti il contagio venereo compilate, dal dottor Ni-
cola Barbantini 3), una lettera del sig. dottor Giu-i
seppe Passeri al sig. consigliere professore Brera da
Tunisi il 20 dicembre 1819, intorno alla condizio-
ne de’ medici europei colä; una risposta del dottor
Ermenegildo Maria Pistelli alle annotazioni critiche
del dott. Tonelli contro le sue ricerche patologiche
sulla natura dell’ infiammazione #). “ru
: \ N 95
Vete nina i a.
oO 1 iD LOB ua] ) 61 I «€
La Veterinaria continua ad essere una, scienza
ristretta e poco coltivata in Italia. In quest anno
appena si sono veduti tre opuscoli di questa ma-
teria, cioè del bezoar degli animali, e singolarmente
di quello del cavallo, memoria del pröfessore An-
tonio Piccinelli ), ricerche istoricozoojatriche:; sulla
epizoozia bovinat:che) regnd in Calabria negli anni
1) Exercitationes pathologicae, auctore J. B. Pallatta.
Milano, 1820, dalla societa tipografica de Classici Ita-
liani. Un vol, in 4., con 12 tavole in rame.
20 Analisi ragionata delle opere recentemenfe pubbli-
cate sui vermi del corpo umano e degli anımalı dai
chiarissimi signori: Bremser di Vienna, e consigliere
prof; Rudolphi di Berlino, per servire di schiarimento
e di supplimento all. arlivulo communicato negli An-
nali uniyersali di medicina dal sig. dottox, Giuseppe
lontesanto, Estralta, dai nuovi sommentarj di me-
dicina e chirurgia dell’ anno 1820. Padoya, 1820.
3) Notizie istoriche coneernenti il sontaggio venereg,
compilate dal dottor Niccola Barbantini,. prof. di cli-
clinica esterna e di operazioni chixurgiche nel. R. Li-
ceo ece., le, quali preeedone ‚la sua bpera sopra que-
sto contagio, , Lueca 5/1820, in 8. „ di, page 440.
a) Risposta del dottor Ermenegilde Maria Pisteli, me-
dico elinieo, Lucchese, alle annetazioni criliche con-
tro le sne ricerche patolegiche sulla matuta gell in-
hammazione, sperse dal sig. dotlore Giuseppe Tonelli,
medico romano, in var) luoshi dell’ estratio da se
fatto delle medesime, inserito nel Giornale arcadico
di Roma di novembre e dicembre 18109.
5). Del bezoar degli animali, e singolar mente di quello
Nel cavallo, Memoria lelta nell“ Atoneo di Bergamo
nella pubblica aqunama del giorue 24 asosto 1910.
dal socio Antonio Piccinelli, dollore in medicina, pro-
ſessore e capo chirurgo dello spedal maggiore di Ber-
Samo, Bergamo, 1820, dalla si eria Wlaszoleii, in
8°., di pag. 21 con dite tayole in ram.
55
1817 € 1818, memoria del sig. Gabriele Silvagni *);
dell’ oggetto della medicina comparativa, prolu-
sione àccademia del professore Luigi Chiaverini ?),
Quest ultimo autore ci fa sapere che quanto prima
sia per uscire un trattato di operazioni veterinarie
del sig. Dominelli, direttore della scuola di medi-
cina comparativa in Napoli, e noi desideriamo che
questa promessa abbia effetto perche l’Italia manca
di una buona opera di tale argomento. ;
ern
te 5 .
Abbiamo nell' anno scorso parlato con lode
della fisica del sig. Gerbi, professore nell’ Univer-
sita di Pisa, il quale ha compiuto il suo corse jub-
blicande in quest’ anno il terzo ed ultimo volu-
me 3). Nessun alto trattato generale, per quanto
sappiamo, vide la luce nell' istessa epoca. Ma 11
professore Zamboni di Verona trattè con molta
chiarezza l’argomento il pi importante di tutta la
fisica, quello cioè che risguarda l’elettricita 3), e.
con un primo volume gsi fece strada a parlare del
suo elettromotore perpetuo, intorno a cui promette
di trattare diffusamente, nel, segonde. Non ci ha
arte della fisica che più di questa prometta con-
segttenze- grandiose, e presenti agb imdagatofi un
ollzzonte pid vasto. La natura tiene in serbo nuo-
ve Corone per chi vorra dedicarsi a nuove indagini
in questa carriera, e dopo. quelle ottenute dal
Franklin, dal Beccaria, dal, Vohta, dal Davy,
una sta per coglierne il danese fisico Oersted,
che ſecg n pind bsattamente d'ogni altra cone,
scere una speciale azione fra la corrente elettrica
mossa dagli apparati del Volta, e la forza o azıone
magnetic. 1 f 15 .
„Gia da- gran tempo, dice un illustre professore
dell’ Universita di Pavia ) negli Annali della fisi-
Gen „D Eibe *
e 5 b . 7 1 >
1) Ricerche istorieo-zoojätriche sulla epizoo2ia bovina
che retudlin Calabria negli anni 1817 e 4818 Me-
moria del sig Gabriele Silvaghi, segretario perpeluo
della sodieik economica di Calabria witeriore, letla
nell“ adunanza del 50 maggio 16109 (änzerita negli An-
Halli dagricoltüra, tome de,, pag. 117 fino a pag. 160).
2 Dell’ öggetto della medieina coraparativa, e dei sudi
5 zapporti con altre scienzeſe cen economia civile, Pro-
Iustolle accademica pronunciata nella sala di stüdio
della R. Scuola di medieina vompatativa in Napoli
nel di 19 Singno 182% Napoli, 1620, fipog. Porcelli,
an Ri irt blies Törtohb Tab, #126 108
5) Elememti di fisica di Ranſeri Gerbi, -pubblico profes-
ore nell! Universita di Pisa, Pisa, 1610, volume 5“.
in 89. rot i 12 0 ’ N
1 1
9 Leleitromotexe
n
5
perpetuo. Trattato dell' abate ‚Giu-
seppe Zamboni, ung dei quarnıka, della Sacieta; ala-
liana delle scienze, professore di sperimentale, ecc.
nell“ I. R. Liceo di Verona. Dise in due parti.
Parte I. Verona, 1820; tipograſia Merle, 2 Un, Volu-
me in 8e, di pag. 208, con 5 3 3 En 0 6
5). Giornale Ae, die, natnrale, medi.
cina ed arti, de signori P. Conſigliacchiſe Gaspare
© Bruguateil Paris, Fiestte He del 4020,, n98,.4h6-
56
ca siriferirono alcuni fätti tendenti a provare una
reciproca azione fra le cause dei fenomeni elettrici
e magnetici, Vi fu chi scrisse che una bussola sof-
friva violenti perturbazieni, e che un pezzo di
ferro dolce si maggnetizzava, posti l’una e Laltro
in vicinanza di un' anguilla del Surinam. I fisici
non ignorano, a questo proposito le osservazioni di;
Bajon e di Schilling dopo ‚cid che scrisse Van
Swinden confutandole; ed io stesso ne ho parlato
nelle mie memorie sui fenomeni dei pesci eleitriei,
facendo eco allo Spallanzani di non aver ricono-
sciuta alcuna reciproca influenza fra la torpedine e;
le calamite. Quei fenomeni si registrarono fra le,
fole fisiche: ma forse troppo inconsideramente,, In-
fatti la scoperta di, Oerxsted c’istruisce ad esperi-,
mentare-altrimenti di quello si è fatto per ricono-
scere se vera sia © ng d'influenza reciproca fra
que’ pesci elettricise le calamite. dubbio perèd
vi ha sulle , agitazioni. straordinarie e ;violentz,
che soffrono le bussole all' apparire delle aurore,
boxeali. J moderni, e valenti viaggiatori ne“ paesi
settentrionali, conlermarono la verita, di. questo biz-
Zaır0 fenameno. 8 10168 18tis
„ lkıfisico „alemanno Ritter, dell' Accademia di
Monaco, e gia compagno in alcuni fisici tentativi
dello stesso Oersted, Savvisò, sono gia alcuni anni,
di scorgereg una particolare direzione dal N. E. al
S: O. negli aghi d’acciajo, d'oro e di argento che,
ſurong per gualche tempo posti nel .circolo elet-,
trico degli apparati voltiani; ed asseri d’aver otte-
nuto i segni elettrici ai capi di una pila composta-
di, sole barre ‚magnetizzate, le quali nel conduttor
umido che le separava alternavano ‚riguardo alla
loro polarita. Una morte troppo precoce gl’. im-
pedi. di condurre a buon termine quella nuova se-
rie di esperienze: nè ad esse, come diremo in se-
gnito, riportando quanto da noi si cimentd, ag quel
medesimo intento, i fisici prestarono gran fede,
avendo talvolte la calda di lui immaginazione re-
cato dahno all’ industria che le distinse nell inter-
rosare Ia natura. — En SE
„Quali, all’ istessa epoca al chiarissimo, giure-
consulto professore, Romagnost, riconhbhe, che n
ago magnetico declinava diversamente N
allorch&' per alcun tempo era stato sottoposto alla
corrente elettrica d'una pila: ed il valente chimico
Mejoh di, Genova aveva pure, esperimentato magne-
tizzarsi ‚sensihilmente eli. aghi da cucire, ‚collocati
uch, gizeole ‚elgttrigo di un, enuele apparato ‚Rex 19
spazio di Circa venti giorni: jenomeno, anche ulti-
mamente, ossepyato, dalk illustre_ sig. Arago in Pa;
rigi e da, moi. nn, N 1. 5410 —— 18A 1
„Ma fosse o a motivo delle troppo facili ano-
malie, che sincontrano uf“ fenomeni anagnetici, 0
pereh& nen ignorandosi da gran tempogche una
scarica elettrica maturale sovvero “artifieiale "indie
o ‚rovescha- la polaritk magnetic nel ferro ‚e.nel}
acciajo, la corrente volliana perla sua continua
azione si riguardasse ernivalere ad una scarica el t-
ufca a piü alta tensione:„egli, & cexto/ che 1g,Hsigr-
=
Ir,
vazioni ora) citate, a dir vero troppo poche in nu-
mero e non poste ancord in piena luce, caddero in
dimenticanza. Le tracce percib si abbandonarono
di una nuova miniera ricchissima di importanti ri-
trovamenti, fino a che su di esse ora ci ricondus-
sero le maravigliose scoperte oerstediane sul con-
flitto fra Paziohe elettriea e la magnetica.
„Sebbene quest azione che si manifesta sopra
di un ago magnetico allora appunto che esso non
compie il circolo’ elettrico d'un apparato voltiano,
fosse quasi del tutto nuova e sorprendente: non
di meno la facilità e la semplicità degli esperimenti,
in virtü dei quali Oersted la rendette palese e che
dai icoltivatori della fisica furone prestamente ripe-
tuti e varidti in diverse maniere, la conträssegna-
rone come vera scoperta; ne dubbio aleuno si e
mossd intorno ai nuovi fenomeni dal fisico danese
deseritti; anzi da essi presero i fisici nuova lena
per cimentare la natura sulla causa degli effetti
elettrici e magnetici, e sull’ analogia dei medesimi.“
Uno di questi fisici fu il prof. Configliacchi,
11 quale ha assunto di ripetere non solamente, ma
ancora di spiegare i nuovi fatti che risultarono
dalle sue prove, ed egli promette di ragguagliarcene
nel suo giornale di Pavia. Avendo noi per altro
ottenuto da lui gentilmente un breve sunto delle
sue teorie, andiamo ad esporle compendiosamente
al pubblico indagatore e curioso.
a Con una calamita, massimamente se naturale,
armata e di figura quasi paralellepipeda avvicinata
sotto; o sopra, o lateralmente ad un ago magne-
tico, operansi tutte le declinazioni oerstediane. Gid
non accade, secondo il parere. del nostro fisico,
per un fortuito incontro, essendo troppo conforme
la serie di tutti que’ fenomeni. Inoltre il filo od
arco elettrizzato a corrente è in quello stato una
vera calamita: tra esso pereid e l'ago che declina
vi hanno le stesse relazioni riguardo ai centri di
azione ed alla composizione delle forze, come tra
calamita e calamita. I. Francesi tentano di giu-
gnere a questo medesimo risultamento per via di
congetture ingegnose; il nostro autore s’attiene piu
all' osservazione de' fatti. i
Scoperta in ogni calamita la relazione de' poli
primarj coi secondarj, e determinata la risultante
delle forze analoghe, nulla vi & di fittizio nella
spiegazione che ne da il nostrolfisico; anzi con essa
rende ragione di tanti altri fatti accessorj, distin-
guendo la magnetizzazione in ordinaria-e. straor-
dinaria_(a guisa della rifrazione della luce) ed in
magnetizzazione per attrazione e per infissione. Gli
esperimenti del nostro fisico lo conducono alla
identitä della causa remota de’ fenomeni elettrici
e magnetici. L’arco o filo elettrizzato a corrente,
come le stabili calamite, non sono che un aggre-
gate di molecole, alle quali d infisso, per cosi dire,
Velettrico in senso opposto. Non & la stessa piena
elettrica che lo scorre da un capo alb altro: la cosa
succede come nelle scariche dei coibenti armati
attraverso la catena formata da pid persone: i due
n -
os
estvemi sono per ciò i pin afletti in sense opposto:
Tarco o il lo non sono pile, e cost le calamite
stabili; ma un aggregato di piapi affacciati: il’ ma-
gnetico e l’elettrico senza tensione, lo diremmo
quasi ‚elettrico in istato combinazione, per, usar
espressioni conformi a quelle che per iscientifica
convenzione si adoperano parlando di fluidi ipote-
tici, ossia dando un substrato alle forze che pola-
rizzano le molecole de’ corpi. Alla magnetizza-
zione percid passeggiera o stabile di questi richieg-
gonsi altresı alcune particolari condizioni. La causa
8 sempre la stessa in sè considerata; ma negli ef-
fetti,.o risguardata immediatamente, dipende dalla
natura dei corpi, dalla loro particolare lessitura,
circostanze in cui essi sono posti, come Halla tem-
peratara ecc., non altrimenti di quanto avviene in
tanti altri fenomeni, come per esempio in quello
‚della cristallizzazione. J fondamenti di queste idee,
le principali delle quali non sono, pi ipotetiche,
ma pel sig. Configliacchi dimostrate riposano su
un gran numero di esperienze fatte nella sua scuola
di fisica e presentate al R. C. Istituto in Milano,
si cogli apparati elettromotori che colle macchine
elettriche ordinarie; essendo per lui la stessa cosa,
U
fatte le giuste proporzioni, che la corrente elet-
trica sia spinta coll’ uno o coll’ altro “processo,
L’applicazione di queste cose a molti fenomeni elet-
trici e magnetici & per sè stessa manifesta; e le
viste del nostro fisico avranno forse a modificarsi
intorno al modo di ragionare sui fenomeni dei cosi
detti zrasporti elettrici, sugli organi e fenomeni
dei sci elettrici, su quelli dei cristallg ter mo-
elettrici, sui pretesi conduttori bipolari ed unipo-
Jari, sulle pile binarie e simjli,, 005
L’elettricita fu argomento di studie anche pel
sig. Bellingeri, il quale ne indagö i fenomeni nell
urina n), nel sangue degli ammalati 2) e ne' li-
quidi minerali 3). ri
II C. Paoli ha continuato i suoi lavori sul
mote intestino delle, parti dei solidi 3), ed ha de-
critto una sostanza trovata presso un cadavere a
Monte Porzio, nel distretto di Sinigaglia, la quale
combina con quella descritta dal dott. Thomson
negli Annals of Philosophy July 1815, p. 9 ). II
3) Memoria sulV elettricita dell' urina, del medico C.
F. Bellingeri. (Memoria della R. Accademia di To-
xino 1820). . 7
2) Sulla elettricita del sangue nelle malattie. Saggio
d’esperimenti fatli dal medico Garlo Fran. Bellingeri
(Memoria della R. Accademia di Torino, 1820).
3) Sulla elettricità de’ liquidi minerali. Memoria del
medico Carlo Francesco Bellingeri (Memoria della
R. Accademia di Torino, 18209. &
4) Del moto intestino delle parti dei solidi. Memoria
II di D. Paoli, sodio di varie Accademie. Firenze,
1820, in 8°, pag. 132. =
5) Memoria su di una sostanza trovata presso un ca-
davere, del conte Domenico Paoli (Gior. di fisica,
tomo 3, pag. 195.) bd
4 *
7
89
sig. Adolfo Corti ha dato una teoria sulla emana-
zione dei fluidi aeriformi dalla terra 3).
Meiktef reel gas b. 548K
Sia poi che 1a strayaganza delle . abbia
richiamata Vattenzione, de’ üsici a studiarne di piu
le cagioni, sia che eglino riconoscendo sterile
finora, ‚di utili, conseguenze quella parte che ap-
Punto. risguarda la meteorologia, abbiano ad, essa
rıvolia maggiore attenzione, noi troviamo che piu
der, usato fu in quest’, anno trattata questa ma-
teria. Osservazioni meteorologiche vediamo pub-
blicate 8 Verona, 2), altre in Torino ); altre in
Napoli re vediamo ‚gli stromenti,; perfezionati
er ar le osservazıoni. Infatfi il agnazzi tentd
a, Napoli di migliorare ligrometro del Saussure . 4
Un ‚igrometro postumo fu pubblicato dal cavaliere
Landriani ); un nuovo barometro portatile fu pro-
Pos to dal marchese Giuseppe Origo, ed il nostro
valente, canonico Bellani, osseryando che gli atmi-
dometri usati finora andavang, soggetü a molti M-
conbenienti ed a commetiere , molte infedeltä, si
studio d’inventare un nuovo atmidometro che po-
esse meglio corrispondere alle mire delh Ossex-
vatore 79.
‚ Illuminazione a g 45.
m cv. Aldini ha voluto occupare Yattenzione
{809 isb inst 81
5 4) Della emanazione dei duidi. acriformi dalla genra; e
sua analogia eon quella della materia raggiante dai
lobi rispfengenti per luce propria. Teorica _dı Adolfo
Corti. Venezia, 1820 dall tipopraha Se 0.
Opuscolo in 8“, di pag. 30.
oc
2) Osservazioni meteorologiche fatte in Verona nel
18109, Verona 1820, dalla tipogralia Ramanziti, in 8°.
Sopra la temperatura dell aria osseryata in. Ve-
zona nell! anno 1810. Discorso di Gio.,. Federico
Mayer, membro "atluale e osservatore meteorologico
dell Accademia d' agricoltura, commereio ed ar Adi
Verona. Verona, 2820; rg Rerum, di Pag.
20 an 83.
30 La Meteorologia toxinese, ossia ene delle os-
servazioni fatte dall anno 1757 al 1817,, dal prolessgre
A. M. Vassalli Eandi (Memoria della R. Accademia
di Torino, 1820). —
4) Risultamenti delle. osservazioni. meteorelogiche fatte
nell anno 1811 dal cavaliexe Arcidia goneo Les de Sa-
muele Cagnazzi (Atti della R.“ Accademia delle Feienze
di Napoli, V. Gior. Eneiclop.; Pu 1820, Pag. 66.
5) Migliorafenio Tatto.all’ igrometro. del Sig: De Saus-
Sure dall“ Arcidiacano Luca de Samusle ‚Cagnezzi
(Atti delle scienze di Napoli. V. ‚Gior. Eneiclop., gen-
najo 1880, Pag. 52). a
69) Delp igromelro a capello, del sig, De Saussure, che
in assenza dell’ osservatore indica il massimo ed il
miimodumidilä. Memoria postuma del cavaliere
„ IMarsilioLandriani Giorb di fisica, tomo 55 Pag 1100.
7) Deserizione di un nuovo Aidordehrs per servire
di corztinuazi orte erimei fle! riflessiom® critiche intorno
»allf hevaponazine‘ di Angelo Bellani's(GiorisdiKsica,
10mo 3, Les 166), C0 . 884 ec
*
otho!
60
dell' Istituto, con una Mempria sulla iMuminezione
a gas dei teatri, ch’ egli vorrebbe applicare spe-
cialmente al teatro della Scala di Milano D a
sua memoria tratta delle sostanze atte a spolgere
11 gas, illuminantez del modo dig estrarlo dall“ ‚oliez;
contiene il confronto delle preprieta del gas ällu-
minante estratto dal caxbon fossile e dal lid;
parla dell' illuminazione de' teatri di Londza col
gas estratto dal carbon, fossile. eisdall’- elimy sdiseome
della forma delle Jucerne a gas e della manzers di
renderle mobili in qualunque direzigne; della
struttura de! teatri e della varia lorg afititudine ad
essere illominati col gas; ‚espone| alennennove o
servazioni. dirette a rendere innocui jeokyillanti Sb
spettacoli, teatrali „ forma: il, progette d'illuminaziohe
a gas nel R. teatro della Seala di Milaneg indica
4e cautele per collocare i serbaloh del gas e per
togliere qualunque pericolo di esplosiome, e finab-
mente espone le esperienze fatte davanti una Com-
missione dell’ I. R. Istituto ediinserisce per esteso
11 rapporto della Commissione medesima. Di una
cosa egli si è dimenticato di parlare; 6 la- Com-
missione non fa alcun cenno del tornacontol
Egli ha dimenticato che in una casa priyata;; di UI.
lano Papparate der illuminarla a gas, giace, inope-
roso e nell,ablio„per; maneanza di combustibile
che presenti, il yantaggie, dell’, economia. Egli ha
parimente dimentigato di presentare i ragguagli di
differenza tra i prezzi degli ‚olj.animale,;e vegetale,
lanto in Italia che in Inghilterra- La sua Bee
galcolo cios della Brei e noi siamo di erna 1
nione che il suo Progetto possa eser 72 Ubro
dei Sni. 51 Anett ot — 25
bi | $ USt 8 Hint ib 2178
Ch me a. 8X1 1181 3 08
— m
Cominceremo dai compe endj, e poi scenderemo
ai trattati particolari. . Quello del, sig. Brvgnatelli
8 ecgellenie I else opera del; ‚üglio del, ‚celebre
pröfessore , 11 quale. ealca con: onore Je. vestigla del
padre, nella stessa Universita come. ‚preisssore, di
te@nologia. Degno egualmente di molti ‚elogi & il
enmpendio datoei ı dal, professore , ‚Gazzeri, a Fi-
Trenze 3). Noi faremo à suo tempo. conoscere, un
Dizionario di fisica e chimica applicata alle a
compilato dal nostro professore Pozzi, direttoxe
dell J. Scuola yereiinaria.. Questo, importante ar-
—— , |‘ n Site: ann Ons!
88 dei T Peak.
50 et: 1510 ia
S Tılano,, del cavaliere Giovanni Aldinf, H&HBıLo del?
I. R. Istituto di- Milano, professore , ede. NMlilanu,
18209 dalla societa ti ogralica , de Classici italiani, 1¹¹
er 1740 Memoria la Hluminazione ER
rögelto di applicarla al’ I. R. Feat
85. di Pag. 111% con figure. AHliq wie b e 0
Br Brugnatelli. Guide allo studio . chimica generale,
ne n Bstg AB oed beuse HE 08118194
50 Compengio di Bere trattato/\, elementare di chimien ge-
Hermgrale, Pig 7. 1 esialmente, „alla ‚darmag 4 74
5 Herten bie 1.5 e ug 0 ehe
sub Ram per db IE: ©: SS Ye dad
61 | —̃ 62
gomento ſu trattato dal signor Giuh, fiorentino, il
quale compiè con un cecondo volume il suo lavoro
giä da noi annunciato con un primo estratto nell
anno precedente ). Abbiam veduto un Saggio di
Iitograſia 2); delle Ricerche sti prodotti del pruno
Iauro-cenaso 3) il-vol. III. del Manuale farmasceu-
zico e un Novo antidoto Hel sublimato corro-
u ) una Memorid sopra ung laccaà verde ot-
renuta dal caffe ) e- Delle Ietitugtoni di pirotec-
zua 7). Noi femmo pei primi conoscere in com-
ndio tre Ragionamenti chimici. del prof. Sal-
vigni ); altri Discorsi, particolarmente sul! im-
portanza della chimica, si pubblicarono dal sig.
Santagata negli Opuscoli scientifici di Bologna ?.
II prof. Branchi di Pisa ci fu cortese di una Me-
moria sul nitrato ıkristallizzato di mercurio e di
argento ), e sull' uso di quest“ ultimo alcuni es-
N In
s = 4 ö
2) Corso di chimica economica di Giuseppe Giulj, dot-
tore in filosofia e medicina ecc. Firenze, 1810, vol.
22, in 89. di pag. 417.
2) Saggio di litografia, ossia descrizione delle pielre,
coagnlazione e dei metalli preziosi, per istruziohe dei
giojellieri e degli amatori. Milano, 1820, da Giu-
Seppe Pogliani, opuscolo in ge. 8
3) Ricerche fisico-chimiche de’ pe del Prunus lau-
=» rocerasus di Linn. e particolarmente sopra gli ele-
‚menti costituenti Tolio volatile ottenuto col mezzo
‚delle ripetute distillazioni, di Ginseppe Lavini (Me-
moria della R. Accademia di Torino, 1820).
„ ) Mannale far maceutico ad uso della gioventä iniziata
.. .nello studio della farmacia, di Antonio Porali, pro-
=" fessore emerito nell“ I. R. Scuola speciale di chimica
fFarmaceulica in Milano, volume 5°. ed ultimo, in
8°. Milano, 1820, da Giovanni Silvestri.
5) Sopra un nuovo antidofo pel subblimato corrosivo
e per le altre 'preparazioni venefiche del mercurio,
* Rücerche chimico-mediche del dottore Gioachino Tad-
dei, R. professore di farmacologia 'nell’ I. R. arcispe-
dale di 5. Maria Nuova e Bonılazio in Firenze. Fi-
renze, 1820, in 8°., di pag. 107.
6) Memoria sopra una laeca verde ottenuta dal caffe,
con alcune nuove osservazioni sulla natura e Pro-
rieta della materia colborante di costesta semenza, di
8 Bizio. Venezia, 1919, tip. Piscotti, di P.
904, in 85. 51810 444 1 ei
= 7) Istituzioni di Piroteenia per istruzione di coloro che
vogliono apprendere a lavorare i fuochi di arliſizio.
Napoli, 1810, dalla Stamperia Reale, in 4°. di pag.
IV e 255, con un atlane di 20 tavole.
3) Rasionamenti chimici letti nell’ Universita di Bo-
logna da Pellegrino Salvigni nel corsedi-varjannmi
per eouferimento di lauree, con una nota importante
in ſine; Bologna 1810, dalla tipegtaſia Ramponi, di
Pag. 120; in 8e, (con tre tavele in rame contenenti i
Titratli di Giovanni Mayow, di Lodovico Barbieri e
di Lavoisier. Quantznque portanti la data del 1810,
non furono mai pubblicati prima del nostro estralto).
0) Santagata. Discorsi sull' importenza della chimica
(Opusc. scientifico di Bologna, fascicolo XIX).
10) Memoria di Giuseppe Branchi, professore di chi-
mica nell! I. R. Umiversita di Pisa, zul nitrato f cristal-
Iizzato di mercurioge dargento ollenuto spolltknea-
mente sotto diverse Jigure, Lrasparenza e colore dal
=
perimenti furono ‚istituiti Cal cavaliere Luigi Se-
mentini a Napoli z), il quale esamind ancora il
Nuovo composto del fosforo colla potassa, e diede
l’Analisi chimica di una nuova polvere di origine
ignota, piovuta in diversi punti di quel regno ).
Speriamo che i nostri chimici studieranno sempre
pili- questo sublo fecondo al pari d'ogni altro, di
maraviglie naturali. Ne formiam buon augurio dal
vedere che si vanno qua e JA misurando alcune al-
tezze di monti 3), alcune profondità de' mari *);
ed analizzando alcune acque o termali s) o semi-
termali ) o minerali ).
Geologia e Mineralogia.
Questi studj apriranno il sentiero ad una geo-
logia italiana, cioè alla descrizione geologica di
questa penisola che manca interamente, e per la
quale si accumulano insensibilmente ogni anno 1
materiali. Infatti, oltre i Saggi geologici degli
stati di Parma e Niacenza del sig. Cortesi ?), ab:
biamo accolte nella nostra Biblioteca le belle Os-
servazioni geologiche sui contorni di Reggio in
Calabria ) quelle sulla Valle..di Amsanto. negli
— — —-—⅛
cos! detlo Albero di Diana, conservalo per 10 spazie
di alcuni anni nel proprio liquido.
1) Sperimenti risguardanli Y’uso del nilrato d’argento,
del nitrato d’argento, del cavaliere Luigi Sementini
di Napoli (Gior. di fisica, tomıo 5, pag. 351).
“ 2) Memoria sul nuovo composto del fosforo colla po-
tassa, del P. Sementini., 2 ;
Analisi chimica di una polvere di origine ignota
Piovuta in diversi punti del reeno, del medesimo
Atti della R. Accadlemia delle scienze di Napoli. V.
Giornale Enciclop,, fehbrajo, 1820),
5) Altezze degli Euganei. Lettera del professore San -
tini (Contiene anche la iraduzione dal tedesco delle
tavole del professore Gauss, pubblicate nelle Effeme-
ridi di Berlino).
4) Memoria del sig. Paolo Anania De Luca sul modo
di misurare la Prefondià del mare e di conoscere
Lesistenza delle correnti occulle (nominata nel Rap-
Porto del R, "Istituto‘ di Napoli 13 noyembre 1819.
Vedi Annali d’agricolt., tomo IV. pag. 100).
5) Analisi chimica dell' acqua ferrata e sulfurea di Na-
Poli, eseguita da Giuseppe Ricei, con un’ appendice
sopra un, nuoyo liquido vesuviano (inserita nel Gior.
Eneiclop. di Napoli, settembre 1820, pag. 285)-
0) Delle acque semitermali di 8. Pellegrino nel Ber-
Samasco, Sagsio di G. Lungi Carrara, dottore in me-
„ ‚dieina, Bergamo, dalla tirogralia Natalı. \
7) Lanalisi chianica: del sig. Antonio Furitano di Pa-
lermo su acqua minerale di Termini, presentala: all
Istitato R. dincöragsiamenio di Napoli dal sig. Se-
mentini (Anhali dagrie., fs IV. Pag. 1730. 1
8) Saggi Seologici degli stati di Parma e Piacenza, de-
dicatiſa S. M. J. Maria Luigia, Areiduchessa d Au-
stria, Duchessa di Parma, edc, dal Gindice Ghiteppe
Per Kaak „Brofessore ‚onorarip, di, geologia. Piacenga
13819 dai Torch) gel Majuo, In de. lig. N
o Oscserx azioni gedlogiche sui contorni di Reggio in
Calabria, eisuilaispondasoppostwrdella Sicilia.
63 —
Teint *); quelle sulla terra di Otranto ); quelle
fiualmente sulle isole de’ Ciclopi 3); tutte inedite
e tutte dovute all’ amicizia dell’ instancabile nostro
sig. Brocchi.
Dappertutto si studiano i fenomeni naturali e
si analizzano i prodotti minerali di questa penisola,
e dove tace la curiosita de’ privati provvede Patti-
vitk de’ governi, alcuni de’ quali hanno gi ordi-
nata una descrizione mineralogica de’ loro stati,
come in Sicilia fu ordinato al professore Seina il
viaggio alle Madonie per ivi esaminare i fenomeni
e le catastrofi di diversi scuotimenti di terremoti
accaduti ne’ precedenti anni 1818 e 1819 3). In
ogni lato d'Italia si vedono naturalisti occupati a
studiare qualche parte della mineralogia. II prof.
Catollo a Verona scrive sulla soda solfata di Agor-
do ); il marchese D. F. a Roma da un’ analisi
della pietra volgarmente detta lavagna °); il sul-
lodato sig. Brocchi legge a Napoli una Memoria
sopra una specie particolare di lazialite trovata in
ung lava del monte Vulture in Basilicata 7); il sig.
Borson ei deserive alcune mascelle fossili di Masto-
donte trovate in Piemonte 8); il sig. Catullo nuovi
avanzi marini trovati dentro i manti. del Vero-
nese ); il signor Jatosti ha trovato minerali ferri-
feri e carbon fossile nelle vicinanze di Avezzano );
—
1) Osservazioni fisiche fatte nella valle di Amsanto negl'
Irpini.
2) Osseryazioni geologiche falle nella terra d’Otranto.
5) Osservazioni naturali falle alle isole de Ciclopi e
nella conligua spiaggia di Catania.
Cenni gevlogici sulla provincia della lerra d'O-
tranto, del conte Michele Milano. Livorno, 1820,
presso Glauco Masi, opuscolo in 89.
a) Mepporte del viaggio alle Madoni, impresso per or-
Aline del Governo da Domenico Scina, in occasione
de tremmoli cola accaduti nel 1818 e 1819. Palermo,
1819, in 8°., dalla Reale Stamperia,
6) Disserinzione sopra la soda solfata di Agorde, del
professore Gasullo (Giornale di fisica, tomo 5°).
6) Sulla pietra volgarmente detta Lavagna. Memoria
del sig. marchese D. F. (Inserita nel Giornale Arca-
dico, tomo 5°., pag. 19, seritta fin dall“ anno 1786,
coll aggiunte disun” analisi recenlissima falta in Ro-
ma della stessa pietra).
7) Sopra una particolare specie di lazialite trovata in
und lava del monte Vulture in Basilicata. Memoria
del sig. Brocchi letta alla Reale Accademia di Napoli.
8) Memoire sur des mächoires et des denis du Masto-
donte dit Mammonth, trouvees fossiles en Piemont.
Par M. Etienne Borson. (Memoria della R. Accade-
mia dı Torino, 1820)-
9) Appendice alla memoria orittografica sopra Sli avanzi
marini che si trovano dentro i monti della provincia
Veronese, di Tommaso Antonio Catullo, Professore
di tecnologia e storia naturale nel Liceo Verona
(Giornale di fisica, tomo 5*., pag. 275).
10) Il sig. Jatosti di Avezzano in provincia dell’ Aquila
ha trovati minerali feriferi e carbon fossile nelle sue
Vicinanze, ma essi, a giudizio del celebre profes ore
Tondi, non formano grandi ammassi, ma soltanto
64
>
il sig. Brigadiere F. Securo ha presentati al go-
verno di Napoli’bellissimi saggi di porcellana fatta
con materjali del Regno *); il sig. Vito Procaecini
Ricci ha data una Descrizione metodica di alcuni
prodotti di vulcani spenti nello Stato Romano: ?);
e finalmente il prof. Tondi ha data una nuova
classificazione delle sostanze imfiammabili 3). *
Ma elze avverrebbe della scienza congetturale,
della geologia e de' suoi favoriti sistemi, se. si
estendessero a molte parti del globo le belle sco-
perte annunciateei dal conte Marzari-Pencati con-
sigliere montanistico, e fatte ultimamente nei monti
del Tirolo e presso il fiume Lavis? I geologi do-
vrebbero d’ora in avanti fare un pellegrinaggio a
quel fiume, come i turchi alla Mecca, 'e.'purifi-
carsi nelle sue acque prima di giurare sulle teo-
riche del loro alcorano geologico, di qualungue
setta essi fossero, vulcanisti, pirurgisti, plutonisti,
o nettunisti, idrurgisti, o atmosferisti, ecc. La sua
scoperta é troppo importante perchè nei non deb-
biamo qui occuparcene diffusamente. Eeco come
uno de' nostri collaboratori ne rende conto in una
lettera diretta al sig. barone -Isimbardi. —
Lerrera del dottor Glaro Giuseppe MaLACARNE,
gegretario per gli affari mineralogiei, al
signoer barone Iszun RDT, I. R. consigliere, di-
rettore della Zecca di Milano, intorno alle
scoperte fatte ultimamente nella valle del La-
vis in Tirolo dal. sig. conte Giuseppe Max-
zarı-Pencatr di Vicenza, I. R. consigliere
montanistico ed ispetiore generale delle, mi-
niere. ö
Allorche m' affrettal di farvi conoscere, illustre
amico, con altra mia letiera pubblicata nella Bi-
blioteca Italiana, tom. 129. pag. 71, le belle sco-
perte geologiche fatte dal conte Giuseppe Marzari
Pencati, nostro comune amico, ne’ colli della Ber-
gonza, territorio vicentino, il quale si compiacque
di condurmi ad ammirarle sulla faccia del luogo,
io non vi tacqui ch’ egli occupavasi con somma so-
lerzia d’altre ben pid importanti cose relative alla
geologia del Tirolo in particolare. Or quanto im-
portanti fossero effettivamente queste sue nuove
cose, chiare apparisce da due opuscoli pubblicati
in Vicenza, Puno nell’ anno 1813, e Paltro in Ve-
nezia non ha guari, per darne ragguaglio al pub -
piccoli; nidi fra’ forami del calcio carbonato stratoso
(Annali d’agricolt., tomo 4°,, pag. 170).
1) Rapporto dell’ Istituto Reale 25 settembre 1819.
(Vedi Annali d’agricolt., tomo 45. pag. 172).
2) Descrizione metodica di alquanti prodotti di Vul-
cani spenti nello stato Romano, di Vito Procaceini
Ricci, in 8°. Firenze, Scuole pie.
3) Memoria sulla classificazione delle sostanze inham-
mabili, di Matteo Tondi (Atti della R. Accademia
delle scienze di Napoli, V. Giornale enciclop., Sen-
najo 1820, pag. 61). ; 80
65 BET Seen
blico, e pit ancora com’ egli modestamente s’es-
prime, per invocar lumi, consiglio e cooperazione,
e se v’& luogo, sanzione da’ naturalisti cointeressati,
e a lui bene affetti alle opinioni, che la massa
singolare delle vedute ed attentamente esaminate
materie spingevalo ad emettere onde tentarne una
ragionevole spiegazione. Immerso come siete per
dovere ne’ gravissimi aflari relativi alla pubblica
amministrazione, so che il tempo vi manca per at-
tendere come vorreste a studj cos per voi geniali,
e quindi, cedendo a' miei voti vivissimi di potere
a un tratto far cosa a voi grata economizzandovi
un tempo prezioso, e viemmaggiormente diffondere
Ia notizia de' bellissimi fenomeni, colla scoperta
de' quali fu coronata invero invidiabilmente la
costanza del Mazari nelle speculazioni e nello stu-
dio, e la sua instancabilita nelle montanistiche pe-
regrinazioni, ho immaginato di comunicarvi col
medesimo canale della nostra Biblioteca Italiana il
sunto che da bel principio, per mero mio uso pri-
vato, io me ne era preparato e con cui spero forse
d’essere riuscito fedelmente, e senz’ adulterare i
fatti, a semplificarne alcun poco l’esposizione, e
quindi a facilitarne P'intelligenza.
Con tale lusinga eccomi tosto in materia.
I sig. conte Giuseppe Marzari Pencati di Vi-
cenza, attuale Consigliere di S. M. I. R. A. per
gli affari montanistici, ed ispettor generale delle
miniere, nostro comune amico, dopo una lunga
serie di escursioni e di studj geologici sulle pro-
vincie venete e sul Tirolo, hä con due diversi
opuscoli reso di pubblica ragione le cose di somma
importanza e'novitä ch’ egli ebbe la fortuna di
scoprire in Tirolo; ma il troppo scarso numero di
copie diffusesi del primo di tali opuscoli, intitolato
Cenni geologici e litologici sulle provincie venete
e sul Tirolo. 1819. Parise in Vicenza, e gl’ in-
convenienti della forma data dall' autore al secondo,
pubblicandolo sotto la rubrica di notizie letter arie
in supplimento al nuovo Osservatore Veneziano, n“.
118, sabbato 30 settembre 1820, e n°. 127, sabbato
ottobre successivo, non hanno dato a tali di lui
scoperte quella pubblicita che la loro importanza
richiede e procurano alla costante mia intima e
ben fondata amicizia per lui Popportunità di ado-
perarsi per farle viemmeglio conoscere, assicuran-
domi che non solo me ne saprä buon grado chiun-
que si occupa, come voi fate, con passione di cos!
fatti geniali studj, oggimai divenuti quasi univer-
salmente di moda, ma che, comunque io sia per
riuscire nell’ assunto impegno, e senza averne pri-
ma ottenuto il consentimento dell’ amico autore,
egli non vorrä certo condannare in me, per quella
tal quale animosita ch' ei s’infinge a suo marcio
dispetto d’aver meco, un arbitrio eos ragionevol-
mente motivato. D'altronde, siasi poi l’esito della
mia intrapresa qual più piace alla sorte, io non
potrd non risentirne Vintima soddisfazione d’avere
ad un tempo fatto l’ufficio di vero amico, e fornito
agli studiosi della storia naturale, che ancora non
Eltt. Anz. z. J. 1822.
6%
n'ebbero contezza, argomento non comune di H-
tHlessjoni atte per lo meno ad indurli A non abban-
donarsi troppo presto in piena balla di sistemi 6
d'ipotesi premature.
Tende il primo degli accennati lavori del Mar-
zari a dimostrare che esisteva nel Tirolo all' epoca
delle transizioni, vale a dire dopo della formazione
primitiva del globo nostro, e prima della forma-
zione secondaria, o delle stratificazioni operate da“
depositi lenti del mare, una valle, o un bacino, di
cui rimangono pur tuttavia manifesti ed intatti al-
cuni limiti, costituiti da un porfido euritico di
transizione, che appunto in quell’ epoca vi si debb*
essere simultaneamente adagiato, ne’ luoghi ove
non & piü in vista la roccia primordiale, o primi-
tiva, mentre esistono segnali al sud est, tra Cima
d’Asta e Telve, che questa ben ampia valle era
chiusa da un argine di eranito e di gneiss, gli
avanzi del quale s’innalzano anche presentemente a
1500 tese dal mare. Al sud poi, da Sella per l’An-
zin e Caldonazzo a Pergine, largine di micaschisto
e di gneiss non elevasene piu attualmente che a
sole tre o quattrocento tese tutt' al piu; all' ovest,
verso Bresimo, questo stesso argine di micaschisto
sollevasi ancora al di d'oggi in monti alti circa
1500 tese dal mare; al nord, verso Clausen, 10
stesso argine di micaschisto alzasi pur ora a un di
presso ad otto o novecento tete; e finalmente all
est non si pub oggi asseverare con qualche positi-
vita se questa valle o questo bäcino fosse ia detta
epoca aperto o chiuso.
La qui ora descritta valle, quando il mento-
vato porfido di transizione vi si adagiò, avea giä le
sue sponde sensibilmente degradate, qualunque ne
possa essere stata la cagione, e ne fanno irrefraga-
bile testimonianza i banchi di grauwacke che rin-
vengonsi a Colmann, a Seik, a Terkele ed a Ron-
cegno coprenti il gneiss, e su i quali la massa
stessa porfiritica di transizione riposa, mentre essa
a Macugnaga e a Calamento giace immediatamente
sull’ argine primitivo del bacino, che percid ap-
punto trovasi ivi conservato,
Una tal valle primitiva, e non alterata che nel
letto, e qua e la parzialmente da altra cosa che
da qualche grauvacke, o altro analogo conglomerato
della medesima epoca di transizione, sembra dun-
que essere stata successivamente Coperta in totalitä
da un letto del precitato porfido di transizione con-
tinuo e sempre riconoscibile, anche trascurändone
l’indeterminata continuazione verso Marano, e non
comprendendovi quello che manifestamente si sep-
pellisce sotto il calcare di valle di Non dirimpetto
al Mitterberg, in una estensione non minore sicu-
ramente di 570 miglia quadrate, delle quali non
ve ne sono che sole 120 che si possono dire state
posteriormente coperte da rocce piü recenti che,
elevansi auche al di d'oggi a grandi altezze. Seb-
bene il celebre De Buch, che vide questo porfido,
abbialo dichiarato stratificato, pure non avvenne
al nostro Marzari di riconoscerne positiva la strati-
3
67
Hcazione, quando non si volesse ammetterne gli
strati non meno potenti di 400 tese, e costituenti
un letto che, con breve e non astruso raziocinio,
si riesce a dimostrare non doyer aver avuto una
Potenza complessiva minore di 1100 tese.
A malgrado che molti profondissimi squerci
esistano in questo immenso letto di porfido euri-
tico di transizione, e fra gli altri, quello di La-
vis, dell’ Ellwass, o sia dell’ Avisio, come il Mar-
zari predilige di nominarlo, lo tagli fino all' al-
tezza di 120 tese dal mare, pure in nissun luogo
perviensi mai a scorgervi in fondo il bacino primi-
tivo a nudo; e solo a Terkele; ed a Steik giugnesi
a vedervi il grauwacke, di cui perö, come d’al-
cuna roccia primitiva, non accade mai che una
protuberanza eleyisi ed emerga dal porfido, le rupi
o creste del quale s’innalzano bene spesso fino a
900, e qualche volta oltrepassano anche le 1100
tese d’elevatezza dal liveilo del mare.
La superficie superiore di questa colossale mas-
sa porfiritica di transizione doveva offrire gigan-
tesche ondulazioni in grande, e squarciature a ri-
pide sponde in piccolo, anche prima che venis-
sero a coprirla qua e lä parzialmente le rocce di
formazione secondaria o le rocce stratificate, seb-
bene il Marzari abbia forti ragioni di credere che
in prima origine la superficie non potesse esserne
poi tanto ineguale, nemmeno nella ipotesi che
questo porfido provenisse da una colata. Egli im-
pegnasi di provar manifestamente in altra occa-
sione, che i cangiamenti sofferti coll’ andar del
tempo da questo porlido transitorio sono piuttosto
da ascriversi alla erosion lenta che non a qualche
violenta rivoluzione; lo che si pub intanto desu-
mere dal non avere egli mai rinvenuto una. inter-
ruzione di massa ne’ suoi immensi dirupi, nè una
pseuda-colonnata, giacche non forma mai vere co-
lonnate, in cui le fenditure deviioni pid di quattro
o cinque gradi dalla verticale. anno d’altronde
fede, che il lento trituramento di questa massa ori-
ginaria di porfido ha effettivamente avuto luogo,
gli strati de’ tritumi che ne risultarono e che for-
marono l’arenaria che copre attualmente il vero
porfido di transizione, e alla quale, anche a mo-
tivo de' ciottoli rotolati di quel porfido medesimo
che racchiude, a buon dritto compete il nome di
porlido ricomposto, e che & uno de’ principali ele-
menti o membri di quella che piace qui al Mar-
zari di denominare interinalmente transizione mo-
‚derna. Consiste questa sua transizione moderna,
qua in un vero gres rosso, o sia arenaria rossa e
la appunto in un porfido ricomposto, gli strati del
quale giungono fin circa a 30 piedi di potenza, e
formano letti elevati talora fin oltre a 300 piedi,
quasi sempre soyrapposti al porfido euritico di
iransizione, che nel Tirelo mai non forma, se-
eondo cid che ne dissimo poco fa, colonnate ver-
ticali, come spesso le forma il ricomposto; ora
consiste in schieferthon, iu gres bianco, o arena-
zia bianchiccia, in marna, in calcare or biancastro
—
ä ———
— — —
68
or rossiccio, opaco e spesso spugnoso o cavernoso,
quasi a guisa del Travertino, i quali zacchiudono
bene spesso tracce di corpi organici come nicchi,
ecc. nuclei marnosi, radi grumi di Hornstein, e
Zinora nella unica localita di Bula, qualche fugace
segnale di litantrace bituminoso; b ed ora finalmente
consiste in una specie d'alabastro gessoso, com-
patto e duro, simile a quello di Volterra, proba-
bilmente depostosi sulle falde denudate del porfido
euritico o di un vero grauwacke, spettanti alla
transizione piu antica, come per cagion d'esempio,
nelle citate localitä di Cavallese, Castel di kiemme,
Caran e Monte Cusale. Una tale transizione mo-
derna suol poi formare letti di stratificazione assai
poco manifesta, e qualche volta, ma soprattutto
nelle valli di Fassa e di Fiemme, variabili dalle
sessanta tese di potenza ed anche meno, fino a
trecento tese, costantemente interposti, ove si potè
praticarne l’esame, fra :l’ondwlato ritagliatissimo
porfido euritico di transizione, che le sta sotto, e
il sovrappostovi calcare alpino secondario o strati-
ficato la cui superficie inferiere pianissima e il pin
delle volte quasi affarto orizzontale. In alcune al-
tre localitä questa transizione moderna apparisce
stratificata, e gli strati, o ne sono, come accade
nel maggior numero di casi, affatto orizzontali, o
quando ne sono leggermente inclinati, crede d'a-
vere sempre osservato il Marzari che gli strati su-
periori lo sono pilı degli inferiori, e meno di
quelli del sovrappostovi calcare alpino, mentre tutti
guardano le maggiori sommita porfiritiche di tran-
sizione piü vicine. ‚Egli adduce per prova di questa
sua asserzione le quattro seguenti localitä, vale a
dire: ı°. quella dello Slern e del Puphlatz veduta
da Bula e da Soiss; 2°. quella della sponda destra
dell’ Avisio guardata discendendo dal Monzon; 3°.
quella del Cornon veduta da Cavallese; 4°. e final-
mente, per quanto gli sembra, anche quella delle
alture di S. Pellegrino considerata dalla Forcella
di Campagnazza, nelle quali tutte trattasi sempre
di calcare alpino stratilicato, sovrapposto alla sua
transizione moderna pur essa stratificata e a strati
inclinati.. Dalla per lui bastantemente avverata co-
stanza di una tale disposizione sembra volerne ar-
guire il nostro naturalista che quivi i precipitati
meccanici, dopo d'aver riempiuto i piccoli vani,
poterono successivamente "orizzontarsi sul fondo
delle antiche valli porüritiche, mentre più in alto
andavansi stratilicando alcuni precipitati chimici,
seguendo l’inclinazione delle sponde, sicche poscia
i nuovi precipitali chimici sopravvenuti, stratilican-
candosi in una direzione media tra Jinclinazione
del fondo su cui si deponevano, e la perletta oxiz-
zontalitä, coprirono ad un tempo e gli aggregati
che gia trovavansi disposti sul fondo medesimo, e
i sedimenti che avevano incrostate le pareti del ba-
cino, Ne gli fa caso il mon poter citare alcun
esempio di precipitati chimici tuttora aderenti all’
orlo della maggior valle porfiritica antica, mentre
le calotte gessose di Cayallese, di Castel di Fiem-
me e di Caran; sovrapposte immediatamente al
porfido euritico di transizione, gli sembrano pro-
vare ‚che il primo precipitato chimico, che abbia
ivi avuto luogo, sia stato appunto il gesso; ed egli
ritiene che »l’erosione meteorica, certamente piu
eflicace nel gesso che in altre rocce di maggiore
durezza e solidita, cominci sempre dal piano di
contatto ſra due diverse rocce, quando esso piano
& molto inclinato, come ne’ due casi accennati si
deve supporre che effeitivamente succeda. Ciò pero
non basta ancora all’ autor nostro intraprendentis-
simo, mentre, riconosciuta costante in grande l’o-
zizzontalita dell’. aggregato meccanico, il quale
forma una sola massa col rimanente della sua tran-
sizione moderna, e colio stesso calcare alpino se-
condario, egli ne inferisce, come una conseguenza
Uaturale e necessaria, limmobilitä fin dalla loro
origine tanto del porlido euritico, e della grau-
Wacke di transizione, quanto della sua transizione
moderna, quanto del calcare alpino sovrappostovi,
e quanto ancora dell’ amigdaloide agatifera, de’
trappi augitici, de’ basalti, de’ grünstein, de’ por-
didi, delle sieniti, de’ graniti ed altre rocce cristal-
lizzate, che, continuamente insieme cellegati, non
cessano di ricoprire mediatamente o immediata-
mente questo medesimo calcare alpino, o la sotto-
postavi transizione moderna, o in difetto dell' uno
e dell' altra, Pancor più profondo porfido euritico
di trausizione; con cid schiva egli vittoriosamente
Vobbiezione di qualche grande sconvolgimento, o
di qualche rovesciamento colossale di terreni e di
formazioni, che molti avrebbero naturalmente op-
posto alle da lui esternate opinioni su queste impo-
nenti localitäa tirolesi. Che piu? Crede il Marzari
di potere stabilire fuori di contrasto, che l’ero-
sione lenta aveva giä potuto scavare placidissima-
mente nell’ indurato calcare alpino valli profonde
novecento tese, se pur non forse meglio novecento
piedi, allorquando vi sopravvennero la wake amig-
daloide agatifera e granitifera, il grünstein analci-
mifero e idocrasifero, il grünstein-porphyr epidoti-
Tero, il sienit-porphyr turmallinifero, e in somma
tutte le rocce augitiche e cristallizzate, porfiritiche
0 granitoidee, ch’ egli riferisce a questa sua nuova
formazione terziaria, che fanno progressivamente
passaggio indistinto e continuo le une alle altre,
che entrano tutte nella nota formazione de’ porfidi
secondarj di Humboldt, e che talora a foggia di
cunei giganteschi, provegnenti sempre dal di sopra
del calcare alpino, conficcando le loro punte rivolte
all’ ingiü nel sottoposto calcare medesimo, lo at-
traversano per intiero e penetrano fin nel grès o
nell) arenaria della sua transizione moderna che vi
sta al di solto. II nostro valorosissimo naturalista,
ziconosciuta l’unitä della massa di queste sorpren-
denti rocce, ascritte da lui alla sua nuova forma-
zione terziaria, rilevatane la costante sovrapposi-
zione al calcare alpino, e determinatene le sempre
metodiche variazioni di giacimento relativo, é in
somma dalla massa de’ fatti e dal razjocinio tra-
ET en
BR —— — —
70
scinato in un cosl intimo convincimento della ve-
racitve saldezza inoppugnabile di questa sua ulti-
ma deduzione, che non tituba a dichiarare non t-
manere altra strada per opporvisi, fuorche quella
di negare che il porfido ricomposto ed il gres
rosso 0 l’arenaria rossa, spettanti alla sua transı-
zione moderna, assolutamente non siano precäpitati
meccanici. 5
Ma venghiamo ora al secondo opuscolo del
nostro consigliere Marzari. m
Il suolo fondamentale della valle o del bacino
dell’ Avisio (Laus o anche Elass), in cui riman-
gono comprese le valli di Fassa, di Fiemme e di
Gembra in Tirolo, forma parte, come abbiamo
precedentemente potuto vedere, d’una grande massa
di porfido euritico quarzifero di transızıone sovrap-
posta al grauwacke. Ne profondi solchi praticati
in questo stesso porfido dalla lunga € lenta ero!
sione riscontransi in giacimento congavo stratl di
porfido ricomposto, d’alabastro gessoso simile, ma
piü duro di quello di Volterra, e di arenarla rossa,
e sopra questi riposano altri strati d’argilla schi-
stosa, d’arenaria bianca, di marna cretacea friabile
racchiudente nuclei P di marna compatta,
Di questi ultimi strati Alcuni sono abbondantissinut
di corpi marini assai facilmente determinabili, co-
me a dire di pettini, di came, ecc., mentre alcuni
pochi, nella localitä, unica iinora, di Bula, pre-
sentano indicj evidenti di vera litantrace, o rac-
chiudono, sebbene assäi di rado, nuclei o arnion-
cini di Hornstein o Petroselce secondario. Questi
diversi sedimenti o aggregati immediatamente so-
vrapposti al porfido ricomposto, compresavi anche
la roccia calcare biangastra o rossiccia, opaca sem-
pre, talora spugnosa, e non mai rassomigliante
ad alcun calcare di transizione, costituiscono
per il Marzari la sua cos detta transizione mo-
derna, della quale ci promette a miglior tempo
una distinta e specificata descrizione che, oltre ad
esser ora affatto indispensabile, sembra debba ri«
uscire estremamente interessante, mentre non am-
mette lusinga di rinvenirne in alcun' altra cognita
localita gli individui, o tutte le rocce corrispon-
denti.
0 Ritenutone in tanto il nome, questa transi-
zione moderna del Marzari fu poscia ricoperta da
un potentissimo letto di Zechstein, o calcare al-
pino candidissimo, o talora grigio, che per grandi
tratti non manilesta tracce di corpi organizzati, che
& bene spesso cavernoso a; cavitä angolose c rive-
stite di calcare spatoso, che & translucido qualche
volta sugli spigoli, e che, quaudo la, tälora con
esso conlinante, arenaria bianca vi è insieme con-
lusa, da anche qualche scintilla sotto i colpi dell'
acciarino, „Hannosi sopra luogo qua e la nello
stessd bacino dell' Avisio documenti irrefragabili,,
e tuttavia persistenti, i quali comprovano che. la
Potenza complessiva di questo letio, calcare non
debbe calcolarsi minore di 700 tese, e lin,
55 f tese, ei rimasugli
somici € ben elevati che ne sussistong in piedi, non
71
ne sono qui mai riceperti dal calcare del Jura. La
sua formazione poi, ben lungi dal limitarsi a que-
sta valle, & riconosciuta estendersi verso Roveredo,
verso Belluno, verso Bassano, e fino nel Vicentino e
nel Veronese, di modo che fu questa, cos! si esprime il
Marzari, una generale formazione di calcare alpino
in una gran parte del pendio meridionale del Bren-
ner, alla quale perche gigantesca, perche: assäi piu
costante, che non è la sottopostavi transizione
moderna, e perche rimarcata gia da De Buch fra
Bolzano e Trento, conta egli d’affidarsi di prefe-
renza, come al miglior punto di richiamo, ne’
suoi successivi lavori a questo proposito relativi.
II porfido euritico che gli sta al di sotto debbe
avere avuto una grande influenza sul livello di
alcare alpino, poiche ha il Marzari osser-
vato che, in grazia appunto della frapposizione di
detto porfido, il calcare alpino elevasi sull' Avisio
molte centinaja di tese di piu che ne’ paesi all'
intorno, e cib a meno di qualche rara eccezione
Cosi, per cagion d’esempio, al Sassomajor appunto
sull' Avisio questo calcare, sovrapposto come sı 2
detto al porfido, innalzasi a circa 1500 tese, e a
Primiero, sovrapposto al gpeiss, elevasi quasi alla
medesima altezza, mentre in altre circonvicine lo-
calita la sua superficie superiore sprofondasi qual-
che volta nella pianura fino all’ altezza di 120 tese
dal mare.
Abbiamo pure veduto precedentemente come
il calcare alpino depositato sul bacino dell’ Avisio
e ad un tempo sulle finitime localitä, prima di sog-
giacere all’ azione della erosion lenta, debba essere
stato ulteriormente ricoperto dal calcare del Jura,
dall’ arenaria variegata secondaria (Bunter Sand-
stein), dalla creta, e da quanto appartiene alla for-
mazione secondaria, sempre in stratificazione con-
cordanti, ossia in istrati costantemente paralelli al
medesimo sottopostovi calcare alpino, come ne
{anno testimonianza le calotte o i coperchi secon-
darj che quasi dappertutto ricoprono anche tuttavia
i.coni, le cime, 1 dossi, e gli altipianı di calcare
alpino, a meno de’ picchi superstiti nel bacino pro-
prio dell’ Avisio, i quali però sembra che essi pure
ne dehbano essere stati un tempo ricoperti, qua-
lora almeno non si volesse ammettere che il mare,
dopo d’aver formato l’elevatisimo calcare alpino
dell’ Avisio, siasi abbassato fino al livello di 1100
tese al disopra dell’ attuale mare Adriatico, livello
a cui rimangono superiori i piechi di calcare al-
pind dell’ Avisio, e al di sotto del quale soltanto
esso mare cosl abhassato avrebbe potuto benissimo
depositare. ne’ luoghi circonvicini il calcare del
Jura, e le rimanenti rocce secondarie o stratificate.
Premesse queste notizie di fatto, tratte e ve-
rificate con diligenti e reiterate indagini ed De
„azioni sulla faccia de’ luoghi, rammenta qui il
Marzari che b'epoca della definitiva ritirata del
mark secondarlo da un punto qualunque delle Alpi
debba esgefe regolarmente ritenuta come l’epoca
deb eompimento Locale della formazione secondaria;
questo c
—
72
e riflette ulteriormente, pe“ 1 fini, che non
tutte le specie di Be „ ehe
4 8 nno dovuto
depositarsi dovunque, e che l’erosione fluviatile
nel suolo stratiforme, da cui data l’epoca terziaria,
o come usiam dire la formazione terziaria, am-
messa comunemente da’ geologi, non potè inco-
minciare dalla creta in quelle localitä nelle quali
essa creta non esisteva. Quindi si fa egli ad osser-
vare che le valli dell’ Avisio, anteriori alla forma-
zione trappica, per lui evidentemente scavate da’
torrenti, e non gi supponibili essere befletto di
correnti sottomarine, me di sprofondamenti o di
sollevamenti, discendono sull' Avisio stesse dalle
somme creste calcari fino al livello assoluto di 400
tese, e nel Vicentino a quello di 120 tese, e ne
deduce che, anche volendo ritenere che il mare
giugnesse a ragguardevoli altezze allorchè queste
valli anteriori a' trappi cominciarono ad essere
scavate, esso dovea esser vicino a ristringersi nel
letto attuale quando la scavazione ne venne ad es-
sere compiuta, e che per diretta conseguenza si
pud argomentarne positivamente che il calcare del
Jura, l’arenaria variegata e la creta de' paesi che
stanno all’ intorno della valle dell' Avisio, non
solo erano gia stati compiutamente precipitati al-
lorche il letto d’alcune fra le valli dell' Avisio
stesso anteriori ai trappi, come a Forno, a Pre-
dazzo, ecc., -toccd il livello di 400 tese sopra il
mare attuale, ma erano anche in gran parte di-
strutti. Corollario evidente di queste sue premesse.
ne viene ad essere che le amigdaloidi agatifere
(Uebergangsmandelstein), e gli altri trappi augitici
che riempirono queste valli medesime, sono di for-
mazione terziaria, come vengono ad esserlo neces-
sariamente del pari le rocce di cristallizzazione
che riscontransi con quelle amigdaloidi, e con quei
trappi immediatamente collegate e per continuita
di masse, e per omogeneitä di composizione, e per
comunanza di sostanze e di principj; tanto piü se
in varj siti, come per eagion d’esempio alle Coste
e a Margola, queste rocce cristallizzate rinvengonsi
immediatamente sovrapposte a’ fianchi e al fondo
delle preesistenti valli calcari. In somma qui &.
dove positivamente il nostro valente geognosta si
lascia con specioso si, ma pur seducentissimo e ab-
bastanza regolare raziocinio, sfuggire, quasi direm-
mo a contro voglia, una tal quale preventiva dimo-
strazione che non solo i trappi augitici, ed in par-
ticolare l’amigdaloide agatifera della valle dell’ Avi-
sio, appartengono propriamente ad una partfcolare
formazione terziaria, vale a dire sono ivi stati de-
positati per suo avviso ultimamente dalle acque dol-
ci, sebbene derivino in prima origine da una causa
ch’ egli vorrebbe ancora astenersi dal propalare, e
che traluce perd abbastanza dall' ultimo paragrafo
della sua nota (o), senza che fin d’ora ci pigliamo
Parbitrio di tradirne il segreto; ma che le stesse
rocce cristallizzate, quali sono il suo porfido ri-
composto, e, come vedrassi in progresso, un su-
perbo granito, ed altre ancora, che formano con
73
que” tiippiumedesimi um xutto perfertainehte indi-
viso, e per cos dire continuo ed omogeneo, deb-
bano :neoessariamente aver avuto in questa singo-
lare localit la medesima origine. Una lunga nota
appid ‚debitesto & qui desrinata dall“ autore a läsci-
arci travedere de ragioni db questa sud proposizione;
che non pub d menostWigeontiate molte be vigoro-
sissime opposizioni per parte di que! geologisti si-
stematici tenacemente prevenùti delle idee scolasti⸗
che, a' quali ripugna il duver ammettere che Por-
dine con cui ebbero luogo o si succedettero i feno-
meni mondiali non sia sempre e dappertutto lo
stessaso.lo.rtche potrebbesappenat accordarsi loro se
In geologia, lungi dall! essere ancora nella sua in-
fanzia, fosse oggimai una scienza matematiea a
prineipj rigorosamente dimostrati ed evidenti.; Au-
gurinmo pertanto shipen FPämicizia che ei legu al
eertamente, beriemerito naturalista Mawzarig e s, e
multo piu ancora, per amore ale“ progressi della
seienza, ché niuno woglia dos tosto ributtarsi, e
erienieu ii ale contro dinsolitX proposizione,
emessa (dialtronde icolla dovuta moleraaione e, si
pudldire, senza pretesa; giacché lautbre, per il
ben della pace, diechiara che intende qui di nomi-
naręꝑ tereinrie tutte le rocce in Hhosto che, senza:
essere > dii!trasponto Son hosterlort alla eneta,
geilungueisim d’esselorigine;! cos! facendo, o vo-
gliasi per evitar di confondere le sue modernissime
roccs oristallizzäte col sottoposto porfido di transi-
zione; o vogliasi ancora per accordare un qualche
stogogall' intimo di dui convincimento ch' esse in;
tattorsono positivamente tali. In una causa nuova,
rana ed importante, com s questa, non è da
darsi il giudicio definitivo che sopra un ben ästrutto
Pprocesso, e dopo .d’avere ésattamente sindacate le
cose e le circostanze tutte; nè £ da proferirsi sen-
tenza che sana, giusta e inappellabile; e quando
l!autore, sebbene intimamente persuaso di razioci-
nio opinando cos, premette la protesta che il suo
ragionamento pub averlo illuso, e che in tal caso
egli si lusinga di poter essere il primo, se non a-
seoprire, almeno a proclamare il proprio errore,
noi non possiamo non assicurarci che chiunque ac-
eingerassi a giudicarne le opinioni dovrà farlo in
via d'osservazione e di consiglio e senza alcuna
pompa di una severita che riuscirebbe onninamente
ultronea e maligna. Veggansi intanto le tre obbie-
zioni che il Marzari sIIcpropone e combatte, e noi
Proseguiamo Pesposizione dei fendmeni sempre piu
interessanti ch“ egli, mercè della sua instancabilitä
ed ocitlatezza nelle montanistiche peregrinazioni, &
kiuscito ab scoprire mella medesima Igcal it.
Nel centro del bacino dell' Avisio, e propria-
mente a Predazzo, non eragli gia fino, dallb anno
1818 sfuggita Vesistenza di ruppleminentis e di in-
tere colline composte d' una rocbia evwidentemente
granitica in massa, racchiudente sostanze che 800
glionsi esclusivamentel attribuire à' terreni primiq
tivi; ma egli, forsh, anche illuso dalla superficiale
sua alterazione, non wiputo allora questa woccia gra-
. —
74
cia granitoiden che bome uta sempliçe sventuale
modificazione del perfido euritico di transizione
che forma ik suolo e le sponde del bacino, e 3
cui giace quanto di pertinente alla formazione de-
cisamente secondaridbe alla gik eitata sua trans
zione moderna rihtiensi in questa valle; nb dove
sembrargli troppo straua Tammissione di un cosn
fatto passaggio immediato dal perfide al granito,
mentre se ne hanno parecchi esempi altrove, come
in’ Norbegia; se non che faceagli ben a ragione ma-
raviglia- lo scorgére che questa roccia eristallizzar®
granitiforme tagliava dappertutte sotto piani forte>
mente inclinati la stessa sud transiziene moderna,
senza perturbarne la perletta orizzentalitd degli
stratigt é il veder p6i che "questi'strani, quand' erano
alcun poco inchinati, piegavane manifestaniente
verso la roccia stessa granitiferme erisrallizzata di-
Predazzo, e andavano a combatlare cn ess, ap-
poggiandosi sull' orlo porfiritieo del baciuo. Spinter
dalla singolaritä del case 'Posesi tostos allora it ne-
stro benemerito naturalista ad eégaminare bon dliliz
genzä i punti di contatto del calcaresalpinegs eIdella
sua transizionee moderna, con questa medesia rα
cia oristallizzata, € a cercare-filoni di questa si nel
primo che: nella seconda; ns frustanes xiuscirono
al certo le sue indagini, mentre rinzenne tieffetti-
vamente a Forno numerosit fileni di una eurite
porfiroidea nera; che isi a poco distanza, eome ale
ponte del Lavis, al ponte della Preda, ed anche;
altrove si confonde manifestissimamente colla pre-
detta roccia di cristalliazakione, formande seco una
massa affatto continua e in modo da non lasciar
dubbio sulla contemperaneita del loro consolida-
mente, e mentre incöntiossi?fortunatamenztela rico
noscere e a porre fuor di dubbie che las stessa sua
roccia. granitiforme a" Canzocoli delle coste, per
una linea lunga 350 tese, & sowrapposta immedia-
tamente, in direzione affatto orizzontale, alla oriz-
zontale sua transizione moderna, e per una sua
parte in una direzions inclinata di trenta gradi, al
calcare alpino o secondario, di mode che tale linea
I 0 In
descrive un angelo di 130 gradi.
Gli esempfari che di tutta fretta in quella oc
casione il Marzari raccolse di questa roccia gruni-
tiforme, che nella citata lacalita de“ Canzocoli e
per la massima parte un bellissimo“greisen o jalo-
micte, vale a dire un superbo impasto granitico di a
quarzo e di mica, hen offrivano di ben caratteriz-
zata che la sola miea, mentre Paltra sostenza bian-
ca}! vetrosay tränslucida, in grazia della diffieilissi-
ma sua fusibilita al“ cannelle in vetro limpide, e
d qualche micröschpich" prismetto esaedro che ei
credette di trdvedervi per entro, gli suscitb il dub-
bie, certamente nen infecondo di risultati, ma non
per anche àvverato, ch' ib sappia, che potesse per-
awuenturd essere nefelina; comunque la cosa sda, ib
fatto sta he il "Aöströ"gsognostar credeisd’avete)
come vedrassi in pregresse, riconosciuto eg posto
fuor d'ogni dubbio il passaggio costante; enn
mai interretto, s mediato, ck immredkt ab. e
5
25
roccia medesima ad un vero granito a tre principj,
alla sienite, a diversi porfidi, al grünstein, ossia
alla diourite, al basalto, alla dolerite, al serpen-
tino, all’ eurite porfiroida, alla trachite nera e alla
Wake, ossia all' amigdaloide agatifera, e anche ad
altre rocce, molte delle quali sono quasi universal
mente riputate di formazione primitiva, mentre al-
tre sono controverse, stante che alcuni le vorreb-
bero vulcaniche, ed altri perseverano a riguardarle
come secondarie, e la loro costante sovrapposizione
immediata in giacimento discordante al calcare se-
condario, o alla sua transizione moderna, come
ebbe: Popportunità di verificare a Margola, ed an-
che in altre .localita. e
Quanto al calcare- secondario, o propriamente
al galcare alpino a cui sogliono queste diverse recee
essere sovrapposte, avea gi rimarcato il nostro va-
lente naturalista, che esso al Crozzo di san Gio-
vanni, alla destra della cascata detta il Piss de'
Canzocoli, per ben molte tese di profonditä, par-
tendo dal piano della sua sottoposizione alla roccia
cristallizzata, era or lamellare ed ora salino, a
segno di poter essere adoperato come un eccellente
marmo statuario, e di dovere assolutamiente esser
preso in iscambio per vero calcare primitivo da.
chi: non ne conoscesse a dovere il precise giaci-
mento; la stessa cosa rinvenne, sebbene a sommo
stento, alle selle dei Monzoni in valle di Fassa, al
ponte di Boscampo, e nella valle di Viezena.
Questo importante fatto, che ad un tempo confer-
ma le note sperienze di Hall, e che lega cosi bene
colle analoghe osservazioni di De Buch in Nor-
vegia, colle recentissime di Mac-cullök nell“ isola
di Sky fra len Ebridi, e con altre ancora, merita
d'essere tenuto in gran conto.
Ora venendo all' amigdaloide agatifera,
cui s'intendono far causa comune i trappi augitici,
o pirosseniferi, non bullosi o bucherati, che so-
gliono esservi immediatamente collegati, avea giä
il-Marzari precedentemente riconosciuto recandosi
sopra il luogo, tanto in alcune localita del: Vicen-
tino, quanto nel Bellunese, nello stesso bacino
dell’ Avisio ;in quello del Gredner e in quello del
Cipit, che il suo giacimento fra la Piave e l’Adige
era costantemente dappertutto lo stesso che quello
pur testè riconosciuto proprio delle rocce cristalliz-
zate qui soprammentovate, vale a dire ch’ essa
zuole esser sempre sovrapposta immediatamente al
caleare alpino, in cui spinge numerosi filoni, con-
necandovisi qualche volta d'alto in basso in forma
di cunei colossali, che giungono talora fino alla,
sottoposta transizion moderna, e che, finora in un
solo caso a Soiss, se pure non eziandio a Cembra,
pervengono fino al porfido euritico di transizione;
naturalmente perchè la valle era ivi dalle acque
correnti escavata anteriormente alla sopravvenienza
della materia trappica; ma, non osando supporre:
tampoco contemporaneitä, di formazione tra questi
twappise le predettegrecce -eristallizzate, egli intra-
brese nel 1819 una nuova corsa all' Avisio, all
—
— —
—
eon;
76
oggetto duplice di correggere le preconcepite illu-
sioni, se ve n' erano, e d'afferrare, come meglio
il: potesse, le relazioni di giacimento che esistes-
sero, per avventura xiconoscäbili, tra que“ trappi
medesimi, e le rocce cristallizzate terziarie del nos
stro geologo. Non ho dubbio che ben grande debb'
essere stata la di lui sorpresa allorchè r dovette, in
vece de’ filoni, o de piani di congiungimento, che
supponea di scoprirvi, persuadersi che gli uni e
Paltre non formano assalutamente insisme che um
solo tutto continuato ed ändiviso, nè allro si pub
riconoscervi che un mutue passaggio progressive.
In questo viaggio rinvennesegliifra le modernissi-
me rocce cristallizzate un granito hinàrios ꝓrivo di
quarzo, turmallinifero, estremamente smorto, e un
vero granito perfetto as tre principj sa Preddzzo in-
val di Fiemme, ove sollevasiin eminenze ragguar-
devoli; ma la gis malsi cura sua salute, non reg»
gendo più oltre agli strapazzi d'un viaggio, tanto
pin disastroso, quanto maggiore era in lui l'avidiia
di riconoscere in tutt' i modi possibili la verità di
fenomeni ces importanti s müovi quali sono gli ac-
cennati, obbligollo a soprassederer da ogni ulteriore
indagine sopra luogo alls metä:ldellsettembre; ) vale
a dire precisamente nel tempo pin a propnosilo per
eseguir con profitto le studiose montanistiche pere-
grinazioni, e solo ins nowembre successivo, otte-
nuto da’ rimedj e dalla quiete qualche sollievo, potèe
egli in qualche modo dar ordine alle proprie idee,
e in fin del mese pubblicd: il primo, e fin ora
unico lascicolo de“ suoi Cenni, nel quale egli si
restrinse a: far memione soltanto d’alcune dig quelle
rocce cristallizzate, costantemente sovrapposte o al.
secondario, o alla da lui stabilita transizione mo-
derna, e ripertate da Predazzo, di cui trovavasi
avere attualmente i saggi regolarmente erichettatt
presso di se. In progresso di tempo, recatosi di
bel nuovo il nostro Marzari sul luogo de' suoi
tronfi nella scorsa estate, s’accorse:spontaneamente:
della convenienza di fare alcune rettificezioni ed.
aggiunte al precitato fascicolo de' suoi cenni geo-
logici e litologici, e vi. diede opera prontamente
con quella ingenuita che gli € propria, appunto:
colle notizie letterarie delle quali ci stiamo attual-
mente occupando, e contenute ne’ due supplimenti
all' Osservatore Veneziano, n°. 118, sabbato 30
settembre, e n°. 127, sabbato 21 ottobre 1820.
Supponendo d’avere colla precedente esposi-
zione messo possibilmente in chiaro le idee che il
valoroso nostro naturalista dovette farsi, in forza
delle apposite sue reiterate escursioni, circa alla
struttura geologica della valle, o bacino del Lavis,
o dell' Avisio nel Tirolo, e d'alcune circonvicine
contrade, non credo che vogliasi reputar fuor di
luogo l'occuparci alcun poco, cos astrattamente e
a parte, della litologia di quelle medesime localita,
o per meglio dire delle rocce che ziscontrowi in
posto il nostro naturalista, bene spesso, come si
avrà dalle predette cose potutosscorgere, in una
assai strana disposizione relativa; e dico astratta-
77
mente, giacchè si tratta qub di ragionarne traendone
notizia da' di lui scritti, e senza il soccorso dell’
autopsia, e senza averle tampoco vedute. Cid fa-
dendo, secondo la distribuzione per etä rispettive,
adottata dallo scopritore , per tali rocce, non senza
marcarne le rispettive localita, io m' immagino che,
ad onta delle ripetizioni à cui scientemente mi
espongo, acquisterd il merito di porre ancor piu
in chiaro i luminosi di lui ritrowati, e di predis-
sporei alla conoscenza individuale di tali roece, se
piacerà una volta a lui di farcele pervenire; me-
zito ch’ io stimo di gran lunga superiore a quello
che mi potrebbe procurare l’impegnarmi fin d'ora
in diseussioni, aeree, in questioni di nomenclatura,
o in altre cos fatte materie hon affatto concrete,
e di natura totalmnente scientifica, per non dire
ipotetica. Dirò pertanto che le rocce, ch’ io desi-
dero ardentemente di vedere, sono, le seguenti:
A. Rocce manifestamente primitive.
19. Granito binario, a feldspato e mica, di Telve,
tra questa localitä e Cima d' Asta; non om-
messo qualche saggio di quella sua varietä bi-
maria o senza quarzo, e a teldspato smorto,
55 che somiglia affatto al granito terziario aecen-
Bato pin sotto al Ne. 36. .
575 Gneiss della medesima località.
8. Schisto micaceo d micaschiste di Sella, tra
questa localitä e Pergine, Base per YAn-
Ain e Caldonazzo.
4. Gneiss della medesima localita.
5 Mieaschisto di Bresimo. 14 a
80. Micaschisto di Clausen. 8 a
2 Gneiss di Roncegno. 8
B. "Rocce di transizione.
89. Porfido euritico di molte localitä, possibil-
mente diverse.
9°. Grauwacke di Golmann, coprente immedia-
tamente il primitivo.
109. Grauwacke di Seik,
mente il primitivo,
11° Grauwacke di Terkele,
tamente il primitivo.
129. Grauwacke di Roncegno, coprente il gneiss.
139. Porfido euritico di Macugnaga, coprente
immediatamente il primitivo.
14°. Porfido euritico di Calamento, coprente im-
mediatamente il primitivo.
15°. Gesso .compatto di Alleghe sul Bellunese,
sovrapposto immediatamente al porfido euritico
di transizione.
C. Rocce appartenenti alla transizione moderna del
Marzari, o almeno ad una formazione secon-
daria pid antica di quella che è ammessa co-
me tale.
16. Porfido ricomposto. 1578
17. Alabastro gessoso compatto e duro di Ca-
vallese, di Castel di Fiemme, di Caran e di
Monte Cusale, simile a quello di Volterra.
18. Arenaria Tossa o grès rosso.
coprente immediata-
coprente immedia-
— . 78
19% Argilla schistosa stratiſicata, con corpi ma-
rini. :
20°. Arenaria bianca, o gres bianco omidgeneo,
stratificato, conchifero. 5
219. Axenaria bianca, o gres bianco ligniforme,
stratiſicato, conchifero.
22°, Marna pulverulenta e stratificata, con ro-
gnoni di marna compatia, e conchifera di
Plotz sul Cipit.
23°. Hornstein secondario, in rognoni ne’ preci-
tati strati di Schieferthon, d’arenaria: e di mar-
na pulverulenta, conchifera, pextinenti alla
stabilita transizion moderna.
249. Litantrace bituminoso ne’ precitati strati
prrtinenk alla transizion recente, di Bula.
25°. Galeare, biancastro e rossiccio, opaco e spu-
gnoso, simile al- travertine.
D. Rocce decisamente secondarie.
26. Calcare alpino o zechstein bianco e grigia-
stro, cavernoso, con geodi. angolose, coperte
di spato calcaxe, pellucido sugli spigoli, com-
patto, scintillante e non scintillante sotto 1
„ eolpi dell’ „acciarino, di varie localita tanto
del, bacino di Lavis e, dell' Avisio, come di
Sassomajor e altre, quanto della, Gardenna,
del Cipit, del Lung! Adige, dell' Anno-
nia, del paese di. Roveredo, di Valsugana,
del Cismon, della Pettorina, del Corgevole,
del Vanoi e del Vicentino, vale a dire nomina-
tamente di Bertule , Mane Novegno e
simili.
Calcare del, Jura, sempre superiore al cal-
care alpino; di diverse localitä, tanto spettanti
al bacino dell' Avisio, quanto alle finitime lo-
calita estrinseche, e segnatamente della Grappa
presso, Bassano, e di tutte le altre localita Ti-
rolesi, Bellunesi e Vicentine qui sopra mento-
vate, ov' esso corona il calcare alpino.
280. ‚Arenaria variegata, o grös screziato, Bun-
tersandstein, sempre sovrapposto al calcarg del
Jura; del possibile maggior numero di località,
e nominatamente, di varj punti della catena
compresa fra VAstico «il | ismon, come per
esempio di Gallio, ecc.
29°. Creta stratificata sull’ arenaria variegata di
Gallio, e d’altre localitä, se ve ne hanno.
30. Calcare alpino reso lamellare e salino, come
il marmo di Carrara, o come il nostro marmo
saccaroideo primitivo della Candoglia, di Creo-
la, di Piona, di S. Eufemia, dal contatto colle
sopravvenutevi rocce crisiallizzate, amigdaloidi
agatifere, o trappi augitici, di tutte le possi-
I bili localitä, e segnatamente de’ Canzocoli dell’
Avisio, de’ Monzoni in Valle di Fassa, del
Ponte di Boscampo, della Valle di Viezena, e
d’altre, se pure se ne conoscono.
319. Calcare alpino conchifero manifestamente,
di varie localita.
32°. Calcare del Jura conchifero, di varie lo-
calità.
2 71
79
33. Arenaria screziata secondaria conchifera, di
di parie docalita.. 2 8 e *
348. Creta stratilicata conclhifera, del possibile
maggior numero di localit g.
E. Rocce attenenti alla formazione terziaria am-
„ messa dal R formazione che, come si E
ih Potuto scorgere een viene ad es-
sere, generalmehte Parlando, in questo caso
tanto dixersa dalla terziaria comunemente am-
messa, ossia dalla for Ittione di trasporto o
20 6 quant Jo e a un dipresso acqua
dal fuoco. t eee j
35%, Granito binario, composto cioè di mica evi-
diente, e di una sostanza bianca, che non sem
„bra essere ne quarzo ns. keldspato, e che 11
Marzari ebbe soôspetto che pbtesse esserk ‚nefe-
lina, in grazia della sua estremamente difficile
dis
eblil
As
55 grazia di qualche microscopico prisma esaedro,
che gli parbe di travedervi per entro; della lo-
calita de’, Gauzocoli, e possibilmente non al-
terato. ar 3 ) 275 = er 1
50, Granito binärio, a feldspato estremamente
Smorto, e affatto privo di Iücidezza e mica,
privo. di quarzo, ‚türmallinifero o non tarmal-
lünifero, della medesima localita, similissimo
nell' aspetto esteriore, sebbene @epoca di gran
lunga diversa, ad una varieta del granito pri-
migenio di Telve Ne. 1, che incontrasi nella
stessa Valle dell’ Avisio, come dsserisce’4l*Mar-
_ zari, ivi dappresso a un miglio e un quarto
dalla chiesa di Telve, sulla strada che mena
all' Alpe di Calamento; di spezzatura recente.
PER Granito vero A tre princip) vale a dire com-
„poste, ‚come al solito , di mica, feldsparo e
quarzo, nel quale asserisce il nostro Naturalista
che la mica sembra essersi conbertita in una
Sostanza verde, friabile, non piu lamellare, of-
1 krente ung polvere ruvida; per ‘lo che fu egli
Andotto a pigliärla per un amfibolo alterato e
21 quindi la rotcia stessa per Una sieniter Non
essendone indicata con precisione la localitä,
da augurdrstche- nella gsllezione, clie si'spera
4 di vederne a tempo ‚opportund, eli 2 2 8
slano stati Staccati recentemente in site pro >
do e al copertg da gn Specie di altsrazione,
dees che ern Plein Tubieszione. or
989. Granito oss perfettissimb |’giä prima dal-
en Tautote, in "sr zit della sud superficiale alte-
„ razione ,”sbAelidto‘ ora ‘per sjenite; ora per sie-
e nttporpliur, delle localita di Malat; Margola,
Ki: Geste e Feüdale, e d'altre nriora se veine sono
398. Euiite porfiroidea',
silo
fusibile in uno ismalto
candido, gi prima chiamata dal Marzari grün-
“Steinporphyr, & poscia trachite nera, "attesa la
ua rassomiglianza con una roccia Aal Catajo
negli Eugahei; e che sembra essere analoga,
80 pur, non identica, con un' altra 5
mente veduta dal celebre naturalista francese
Brongniart, un solo miglio lunge, cio precl-
fusibilitä al cannello in verde limpido, e in!
87
samente a Monte Novo megli istessi moni Bus
ganei, cosl dal medesimo Marzari denominata
nel 1808 quando la trovo. Di questa roccia
nera, i cui cristalli feldspatici non divengone
bianchi e discernibili che previa una supbrſi-
ciale alterazione, e che l’autore asserisce con-
tenere, oltre all' epidoto, nella sua pasta eu-
ritica un principio combustibile che la colors
in nero, e da augurarsi che la collezioneonet
racchiuda saggi di tutte le localita nelle quali
incontrasi, e fra le altre delle gia riportate
del alhtura che sta sopra la chiesa di Fornd,
sulla stradag che mena a Predazzo, del Ponte
del Eavis, Pure a Predazzo stesso, e della poco
lontana valle d' Rif, ecczz non senza saggkıdd
confronto delle due trachiti Euganee del Ca-
tajoe, b di Montel Noyossustiog Sid. saltstons
40%. Fipefmente saggl di gttestt Are granit,
e di questa, eurite porfiritica terziarj, o pen
‚vl meßlipr-dire dr formazione quasi eyidentemente
pirurgica, o come la suol chiamare il Maxzari,
— Plutonica fra di, 10804: vicendgvolmente col-
d’amigdaloide; agatifera , e cogli altri trappł au-
- so gitichze Bol, bagalto, colla, dolerite, (relativamente
alla quale si augura pure un saggio ag parte
di quella xinvenuta n Becoarp. sottopgstas al-
laremarja antiga, oi al grès antige esche, si sup-
„ pone di kransizione) g col porfido euritiege che
sembra essere stato dal Marzari rinyegutg an-
che tra le, sue rode terziarie, o. trale. sue
rocce di cristallizzazione moderne ma nongssi
sa dove, e finalmente, col serpentings giaeche
reputo che una formazione plutoni£a, o pirur-
gica di serpentino sia per essere la cosa ich
„assolutamente nuova, e senza @semipio che ab-
bia fin ati espostorelativamente àl Tirolosil
Marzari, se ne eccettuiamo la haldoged, teyra
verde o tale Zogräfico che, come si sa, & às-
sai ſrequente in Valle di Fassa, nel Bellünese,
nell Isola‘ Ferber, e in qualche ältra Jovalfta
pertinente appunto alla gontroversa förmazione
plutonica“ o“ pfirurgica, tre al Monte’ Baltlo
che le contribul uno de'“ suoi nom:
8 H ark
Ed ecco come coll’ invio delle rocce etichet-
tate relative a questi quaranta numeri che possono
benissimo stare; per quanto cosi all' ingrosse io
giudico, dentro il numero totale di dugento pezzi,
egli pub pienamente convincerci di quanto ha
esposto negli accennati suoi seritti pubbligati, giac-
che, quanto alla rispettiva loro disposiziene in que
terreni, io confesso di-prestar: cieca fede alla scru-
polosa occulatezza, e alla conosciuta ingennit e
bravura del Marzari; ma siccome so per pratica
quante fatiche costino simili collezioni, cos! mi au-
gurerei che le mie circostanze speciali consentis-
serö ch' io mi recassi a farmıene una sopra luogo
dietro le di lui istruzioni, e mi persuado che avrei
allora presso di me cosa di tanto interesse che, al
pari della ricchissima collezione orittogupstiga del
gr
Nosero Breislak, ndssun appassiondtotnatwralista of-
metterebbe di vedere, passando per Milano. Fak.
ciamo perd a monte di desiderj, per ragionevoli
ch’essi siano, mentre i quarantacingue anni di mia
vita decorsi non mi hanffo 'insegnatö a sperare che
pi agexele ebe zinscirmi Fach avenire il
conseguimento, dei miei voti.
Piaceiavi, mio illustre amido, d'accogliere con
quella urbanità che vi e propria, e che non vi e
mai grave, questi miei tentativi, e vogliate creder-
mi fin ch' io viva, 1 5
Di voi, sig. Barone, I. R. Cons. e Direttore.
dsamiısges 4 In ;
Milano, il gennajo 18211
ib sır10921 Lobbmos, divmo, riconoscentiss. servilore ed amico
SF ara au CrAxo GIVSEPPe Malxcanxk,
J 3 ; oe
2 0 0 1 0 gi 4.
110
— *
Lopera piu cospicua spettante alla Zoologia,
che äbbia vedufa la luce in Italia sul finire del
1819 & nel 1820, & certamente LIntroduzione ge-
nerale,, alla,;zoologia dell’ abate Camillo Banzani
professere, nel’ Uniyersita.di Bologna. II nostro
Dans vE = — 4 12
giornale dovea prima d'ora darne un estratto dili-
gente; ma lo; dara al piu presto; e qui basti Paver
dichiarato che il nostro silenzio non dee essere in-
terpretato come indizio di poca stima per l’opera *).
Lo stesso professore ci diede anche delle osserva-
zioni sulla dentatura della foca a ventre bianco 2);
e.scorrendo i lavori fatti nelle diverse parti d’Ita-
ia intorno alla zoologia, non sappiamo se à questo
studio piuttosto che alle scienze morali o filosofiche
appaxtener debba una memoria del sig. Savoresi di
Napoli sul carattere fisico e morale de Creoli d'
America ecc. inserita negli Atti della R. Accademia
delle scienze di quella citta 3). 8
ru Ai e r g R,
L’Entomologia non & scienza molto in fiore
tra noi, ma non & per questo trascurata totalmente.
mem { 1. 28 ei
10 Introduzione generale, alla, zoologia, dell' abate Ca-
millo Ranzani, professare, di mineralogia e zoologia
nell’ Universita di Bologna, tomo i, in 89. di pag.
134, con figure. Bologua 1819, per le stampe di An-
Ian nesıo Nöbili; tomo 2, contenente la storia Naturale
de Mammiferi, parte seconda, ivi, 1620, di Pag. 100
E icon HUB, „ be rf Ln n ne
gd Rene n angiss rd i A 5
ib 2 w RFRYE2AORE falle dentaipıya;.dellei, Foce a
entre bianco; Phoca Ä biventer (Opuscoli scientifici
di Bologna, fascicolo XIX). .
131 PT ft lg SM ‚arten 11 88701 10 (8
0.8). Memoria sul carattere fisigo e, morale de’ Greoli.d’ A-
N merica, sia della pecie bianca, sia della nera, con
„ alenne osservarioni sulle genti chismate di colöre,
dui mori esui lence- mori, del sig. Savaresi (Alti della
N. Accademia delle scienze di Napoli. V. Giernalè en-
1% Aelog:g Sennajo 18207 Pag. . r
litt. Anz. 1. J. 1822 =
= x N
Not: ’ en > u
54
Il sig. Luigi Petagna trattb di alcuni insetti del
reguo di Napoli ); a Torino si pubblicarono delle
osservazioni. sulle ali deg!’ Irnenotteri_ del dottor
Jurine di Genevra z), ed una Monografia, degli
Iclineumoni piemontesi del sig. Gravenhorst .?). 1
938 ’ 2 Di 28 =
1 rl 3 43. fi
5 Tot i oil eng hensig e SA
L’Ittiologia. pub anch' essa contar poche cose
Per quanto sappiamo esse si riducono alle seguenti.
La descrizione di una nuova specie di Trachiptero
del Mediterraneo 3). Un ſrammento inedito del fu
Filippo Cavolini sulla generazione dei pescivcarli-
lag inosi, o siano anfibj xespiranti per mezzo delle
branchie al modo de' pesci spinosi: ). Delle ox-
servazioni intorno ad un novella specie di sgualo
del sig. Maeri a Napoli. ?) , e finalmente la descri-
zione. delle ligule che abitano nell' addume de' Ci-
prini del lago di Palo in provincia di- Principato
citeriore, del sig. Vincenzo Briganti 7). Fra tutti
i lavori zoologici va distinta pero la monografia
del Protęeo Anguino di Laurenti pubblicata dal
professore Configliacchi e dal dottor Rusconi, della
quale abbiamo dato un diligente estratto nella no-
Stra Biblioteea ). 8071 ' rng D
— — 2
’ >
10 Su di alcuni insetti del Regno di Napoli, di Luigi
Petagna. (Atti della R. Accademia delle scienze di
Napoli. Vedi Giornale Enciclopedico, gennaje 1820,
Pag. 48). =
2) Observations sur les ailes des hymeénopteres. Par M.
le doct. Jurine (Memoria della R. Accademia di To-
rıno , 1820).r - r 8 0
3 Monographia Ichneumonum Pedemontanae regionis,
auctore I. L. C. Gravenhorst (Memoria della R. Ac-
cademia di Torino, 1820),
4) Description d'une nouvelle espece de poisson de la
Mediterranee appartenant au genre Trachyptefe, avec
des obseryations sur les caracieres de ce meme genre.
Par F. A. Bonelli (Memoria della R. Accademia di
Torino, 1820). 7 n J
5), Frammento inedito del fu Eilippo Cayolini sulla ge-
nerazione dei pesci carlilaginosı, ossiano anfibj re-
spiranti per mezzo delle branchie al modo .de’ pesci
spinosi (Atti della R. Accademia delle scienze di Na-
Poli. V, Giornale enciclop., febbrajo 18200). “
6) Osservazioni intorno ad una noyella specie di squalo,
di Saverio Macri (Atti della R. Accademia delle
scienze di Napoli. V. Giornale enciclop., lebbrajo
1820, pag. 225).
72 2111
V. Giornale
enciclop., gennajo 1820, Pag. 50). R R
85 Del Proted angumo di Laurenti, monograſia pub-
1 blicata da Pietra Configliacchi, Professors ordmario
oM di fisica nell I. R. Universita di Pavia; e da Maurc
ubbligo ripstitore
„ Rusconi, dottore in medic na e 0 A
H a di pag-
Den
di ſisiblogia, Pavia, 1819 % un volume in
ib 110 con gquatiro.itavole-coloraie, BLZ 6 *
3 onlze
L ? Er f 9 ee mar
Botanica.
ua ogni anno crescendo. la, suppellettile per
una Flora generale italiana. II sig, prof. Tenore a
Napoli ci ha descritta una nuova specie di acero -);
il prof. Mauri a Roma ci ha data la XIII Centu-
ria delle piante romane ); il prof, Savi a Pisa al-
eune osservazioni sui trifogli ®); il dottor Paolo
suo figlio una bella e mihuta descrizione della Sal-
2inia natans ); il prof. Moretti a Pavia un' ap-
pendice all' elenco delle piante spontanee del Vi-
centino ); il, sig. Moricand una Flora veneta °);
II prof. Jan à Parma ci ha date le promesse cen-
turie di piante secche della sua Flora Italiae su-
perioris *); il prof. Biroli a Torino ha descritto
&Enphiteuma.'Charmelioides 8); e il prof. Brignoli
2 Modena proponendo con un programma una
Flora italiana figurata ?), per associazione (im-
possibile a riempirsi pel numero voluto onde co-
prirne le spese), ha fatto dire ai botanici suoi col-
Jeghi, ch' egli ha mirato con questo espediente a
isdebitarsi destramente dall’'impegno altra®wolta in-
contrato di simil lavoro.
Gli studenti di botanica aspettano con impa-
zienza di vedere i nuovi elementi di questa scienza
che ha pubblicati a Pisa il celebre professore Savi
2») Memoria su di una nuova specie di acero. del pro-
fessore Michele Tenore (Atti della R. Accademia delle
scienze di Napoli, V. Giorn. Eneiclop., geunajo 1820,
Pag. Sd). 3
2) Romanarum plantarum Centuria decimatertia, au-
„in: etor® Exnesto Mauri. Romae; 1820, in 62. apud de
Romanis, cum duabus tabulis acneıs,
3) Aleune osservazioni botaniche di Gaetano Savi, pro-
ſessore di botanica nell' Universita di Pisa (V. Bibl.
Ital. omo 20, pag. 208). i
sg) Sulla Selvinia natans. Memoria del dottore Paolo
Savi, ajüto del professore di botanica dell’ Universita
di Pisa (V. Bibl. Ital. iomo 20, pag. 345).
b Appendiee all” elenco delle piante spontanee del Vi.
cento, del professore Giuseppe Moretti (Ciorn. di
fisica; Lomo 3). bh b
5 6) Flora Veneta, seu enmmeratio plantarum ‚circa Ve-
netiam naseentium, secundum methodum Linncanam
disposita, auctore Stephane Moricand, genevensi, ecc.,
Oenevae, ex typ. J. J. Paschoud, Vol. 1 di pag. 459
x "in ga — — ii , Ä 8
79. Rar Italiae superioris, seu collectio stirpium in
sr 17 20 4 > > « . > 4
BE! alia superiore sponte naseentium. 175
) Euphyteuma Charmelioides descriptum et icone il-
lustrafum- Auctore Johanne Bir
R. Accademia di Lorin 1820).
9 Ai coltivatoni della botanica Giovanni de Brignoli da
Brunnhoff, professore di botaniea ed agraria nella R.
Università di Modena; membro della Socicta di Mo-
dena, membro della Secietk de'“ curiosi della natura
di Berlind della Societn di storia naturale di Gine-
vra, dell’ Accademia delle sciense, leitexe ed arti di
Terino, ech.
1 (Memor. della
84.
in due vol. in 85. sul finire, dello scorze dieem-
bre 2°) e che xiceveremo fra po. lem
1 AAshies ost. 8 Gi Om
S e tg bp i inen „Oase 1229.00
165 r Agricul 7 UT ar 12 rb e
Se lo smerkio de’ Iibri lle trattaho delle agra-
rie discipline pud servire dihdizio sictiro onde ed-
noscere il grado, d'interessamento che in Italia si
prende per questo ramo di nazionale prosperitk,
noi possiamo certamente asserine ch' esso & vivissi-
mo. Dappertutto si ristampano replicatamente le
opere del conte Filippo Be, del conte, Dandolo,
del Fantoni ecc., e si tentano nuovi esperimenti,
e si pubblicano nuovi opuscoli;, e si comunibäno
nuove idee. Qui il marchese Fagnani discorre di
varj oggetti spettanti all' agricoltura milanese 3); a
Torino un ministro dottissimo (S. E. il sig. conte
Prospero Balbo) tratta della fertilitä del Piemonte ®);
il dottor Pollini a Verona dà una serie di Osserva-
zioni agrarie ), dopo aver pubblicato il piu bel
Catechismo che vanti P'agricoltura 3); il sig. An-
gelini nella stessa citfa studia gl’ insetti r al-
I ulivo e); a Lodi il dottôr Bassi attende a cono-
scer Parte di migliorare la fäbbricazione” dei for-
maggi ?). Dove si cerca a perfezionare f forag-
ei ); dove a migliorare le razze degli animali e
specialmente suini ); dove si studla Pinfluenza
della luna contrastata tanto dai dotti e creduta da’
contadini ); dove nuove macchine si tentano per
———— ͤ v—é— U \ ar “re -
? 04
3) Nuovi elementi di botanica del prof. Gaetano Savi
dell' Universitä di Pisa. Pisa, 1820, presso Nistrr.
2) Osservazioni di economia campestra, fatte nelle Stato
di Milano dal marchese Federico Fagnani Milano,
1820 in 12°, ö 100 +
3) Discorso intorno alla fertilita del Piemonte. Di 8.
E. il sig. conte Prospero Balbo (Memoria della R.
Accademia di Torino 1820).
a) Osservazioni agrarie fatte in Verona nel 1810, Ve-
rona, 1820; tipôsrafia Mamanzini, di pag. 14, in 9“.
con una tavola. 0
5) Catechismo agrario, koronatoı gal Accademia di agri-
zeoltura, commercio cd Arti di Verona, di Ciro Pol-
lini. Verona, 1819, dalla Socielà tipograſica in 89.
di pag. 404.
600 Degl' insetti nocivi all' ulixo nella proyincia di Ve-
rona. Memoria del sig. Bernardino Angelini, inserita
nella Biblioteca Italiana, volume 17°. nr
7) Sulla fabbrica del formaggio all’ uso.lodigiane nel
luogo di Roncadello in, Gera d Adda, di ragione del
sie. conte Giovanni Barni Corrado, ciambellane; di S.
M. I. e R. Dissertazione del. dottor,. Agostino Bassi,
Lodi, 2820; presse Giovanni Battista Orcesi, in 8“, di
liga, 2 ee e eg Dre ir ö
8) Dei foraggi e dei conci della pianura pisana, del
daottor Vieenzo Carmignani, Pisa, 1820, uf vol. im 8°.
9) Memoria intorno all' educazione , miglioramento e
servazione delle razze de), porci, di Francesco Log-
" Sia Toxing, 1820, in 8 e h e i. ‚A
10) Della influenza“ della luna ne“ cHbiamentt del
lempo e nella vegetazione. Memeria di Gactand“ Va-
‚preparare il lino ), e nuovi seminatori si propon-
gono a risparmig della semente ed a maggior pro-
Aitto della produzione ). I georgofili di Firenze
sembrano aver partecipato del sonno degli Accade-
mici della Crusca. E gran tempo che non pubbli-
«uno piu i loro atti. Vero & che non e una gran
perdita; quella loro mancanza, poichè ne’ VII qua-
derni che ne abbiamo poco o nulla si contiene
ond“ imparare qualche cosa di utile. Fossero al-
meno scritti con qualche eleganza! Ma in vece i
sölecismi di lingua vi sono per entro ad ogni fae-
bia, e pajonö scritti da certo canonnico o dai tre
Dessimi' scrittori da Empoli. Apriamo a caso il
(Qladernö' VII che e Yultimo, ed ecco a pag. 307
un üroderebbamo nel“ attivitd. Saltiamo a pag.
529, ed ecco un zmyedirli la luce, per impedir
Toro; un intercettarli Faria, per intercettar loro.
Arndiamo a pag. 344, ed ecco un gli realizza. Cor-
riamo alla pag. 354 e troviamo quelli eccitamenti,
per quegli ecc.; quelli inconnessi, per quegli ede. ;
aveagli convinti, per @veali convinti. Sono infi-
niti gli errori di questo genere, e sono pochi gli
scrittoxi toscani "(d’oggidi) che distinguano’ la diffe-
renza che pässa tra il I e il gli e il loro. I fran-
cesismi poi vi seno dentro a piena mano. Oh fe-
Uei tempi de’ Magaletti e dei Redi dove siete iti?
33 „3 in 1 u 62 an
Sopra tutto nel Regno delle due Sicilie erasi
dato un impulso all’ ägricoltura che fa doppia-
mente compiangere gli ostacoli che di necessita do-
vranno frapparvi le sventurate ultime vicende po-
Jitiche. | „Labolizione della feudalitä, la perfetta
eguaglianza ne diritti de' eittädini di ogni classe
(cos! si esprimebda il Segretario perpetüo della So-
cieta economia di Calabria citerieré il 30 maggio
1820, ciboè 36 $iorni prima clie scoppiasse la rivo-
Auzione de' 6 e 9 luglio), il numero de' proprietarj
—
mokiplicato, la protezione accordata alle sciense
ed all’ agricoltura; sono poi i motivi che fanno
progredire 16 spirit pubblieo, la riechézza natio-
nale e la eiviltä del Regno. II nostro amabile Mo-
marca persuaso che il principal mezzo per Promo.
Tee ee 8) si el 15
tese di Rosate gi P. professore di ſisica (Giern. di
fısica, tomo: 3, pag. 50% b j
0 Opuscolo sulla nuova macchina del meccanieo Gib.
Catlinetli per dirompere gli steli del lIino e della ca-
na enza macerazione, privilegiata da 8. Ml. I., R.
A. oon Soyraua, patente di priyativa, del 9 febbrajo
1820. Milano, 1820. ee a
Sui vaniaggi' che si posseno aftendere dall“ uso
ella machina del sig. Christian in confronto dei me-
tod fra noi un Per la preparazione del line, Dis-
‚.. serlaziome del sig, cıvaliere Angelo Cesaris. Milano,
1820, in 4°. Stamperia Reale.
20 Prandi. Descrizione di un nuevo seminatore (Opus-
coli scient. di Bologna, fascicolo XIX).
a Laratro-seminatore,; o sſa melodo di piantare il
grano arando. Memoria del canonico Pietro Stanco-
vich, socio di vanie, Acgademie;, Vengzia „1020, fel
Picatti stampatore edilore, in 8% di 25 pag., cou una
tavola in ae:
+ —
86
vere la coltura del terreno consiste nell’ istruzione,
si & compiaciuto accordarei una scuola di agricol-
tura, ed il di 2 gennajo del cofrente anno (1820),
Siorno sacro alla sua nascita, fu festeggiato colla
ästallazione delt medesima *)“, Tutte le provin-
cie, del, Resno,.delle due Sicilie potevano, tenere
questo stesso linguaggio; imperciocchè in tutte
erasi fondata una societä economico-agraria, con
edifizj appositi, com mezzi pecuniarj stabiliti, con
terreni destinati alle esperienze. In ognuna di esse
si tenevano;fadunanze, si leggevano memorie, si
dispensavano premj e si disponevano programmi
onde guidare ‚l’attenzione de' coltivatori e dirigerli
a certi principali e pid utili oggetti. Era uno spet-
tacolo commovente per l’osservatore filantropo il
vedere come quel Regno camminava a, gran passi
verso la prosperita. Ogni distretto pensava a,co-
noscere il proprio stato di cose, i proprj mezzi pel
miglioramento de’ terreni, i difetti della propria
coltivazione.. Quello di Avellino ebbe la sua sta-
tistica compilata dal signor Capponi ?); il circont
dario di Caramanico la sua dal signor De Anger
lis 3); la provincia di Calabria citeriore la sua dal
signor Silvagni ); i circondarj di Vaste e Pagliet-
ta in Abruzzo ‚citeriore la loro dal signor barone
Durini ). Dappertutto si studiava a migliorare la
condizione de' campi,.a riparare ai danni delle star
gioni, ed ai pregiudizj,delle abitudini e della igno-
zanza. II difetto di combustibile nella provincia
di Terra di Bari fu argomento di una memoria del
sig. Mizzi ); s’indagarono le gagioni di una scarsa
raccolta di. avellane nella provincia di Principato
ulteriore dal sig. Rizzi ); nueve discussioni si en-
ui S
Gio. Bal-
1) Annali di agricoltura italiana, compilati da
tista Gagliardo ,.tomo 7°.
E ] >; 1 8 2 +
* z a 1
2) Statistica agraria del distretto, di Avellino in Princi-
Pate ulteriore, Lettera del sig. Francesco „Sayeria
Capponi, socie ordinario della R. Societa economicz
della Provincia (Annali d’agric., tomo 6°., pag. 97).
5) Slalistica agronomica nel circondario di Caramani-
co. Memoria del sig. Francesco: Antonio De Angelis,
membro della Societa economia di Abrnz eite-
riore (Annali di agricollura, tomo 5. 8. 195).
40 Stato della provineia di Calabria citeriore. Memoria
del zig. ‚Giuseppe Silvagni, segretario perpetuo della
Sociefa economica della Provincia (Annalı dil agricol-
tura 5 tomo 15%, pag. 124). — 942
5) Stalistiea agronomica de' circondarj di Vasto e Pa-
Slietta in Abruzze citeriore, del sig. barone Durini,
soktintendente del distretto di Vasfo (Annali d’agri-
coltura, fomo 7°, pag. 230. 9 6 K
6) Sul combustibile necessario alla Provincia di Terra
Adi Bari. Memoria, del sig. Domenico Mizzi, Segreta-
rio perpetuo, della Societa economica (Annali d’egri-
coliura,, fomo 4°. , pag. 195). 1,
2
7) Sulle cagionf della scarsa raccolta delle avellane nella
rovincia di Principato ulteriore. Memoria del sig.
- Filippo Rizzi, membro delta Societk etonomiea della
Provincia Annali di agric,, tomo 5˙., pag. 250).
87 nn -
nero sul! olio di vinaceiuolf -), e sulla macchi-
na di gramolare il lino 3); ed il sig. eanonico Tri-
paldi di Molfetta studiando gl'insetti dannosi alla
pianta consacrata a Minerva promosse alcune osser-
vazioni sullo stesso argomento del sig. Vincenzo
Briganti dirette a meglio determinare le specie di
quegl' insetti, accompagnandole anche di un di-
segno o d’una figura a colori 3).
La Sicilia gareggiava col BRegno di Napoli nella
propagazione de’ lumi agrarj d’ogni mianiera; e noi
troviamo in quell' isola un esempio di patria libe-
zalita di cui non conosciamo b'eguale in nessun'
altra parte d’Italia, neppure nella settentrionale di
cui abbidmo finora vantata la superioritä' in ogni
genere di civilta e dottrina. II Prineipe di Gastel-
nuove nella sua villa ai Colli vicino a Palermo ha
eretto a sue spese un Istituto agrario perpetuo, e
Tha dotato di un! annua entrata colla quale sono
allevati ed educati 12 giovanetti nella teoriba e nella
pratica agricoltura. E quel - nobile e generoso filan-
tropo ha pubblicato un” operetta utilissima intito-
lata Calendario dell’ 'agricoltura per l’anno 1820
adattäto alla intelligenza di tutti i contadini 'e pie-
no di nozioni elementari e istruttive. Ne questo
L il solo esempio di amor patrio in quell’ isola. II
sig. barone Fridani, che viaggia da molti anni per
istruirsi, mantiene anch' egli a sue spese quattro
giovani siciliani alunni nello stabilimento di Fel-
Faberg a Ofwil, perchè vi apprendano 'cola pure
per pratica e per principj Pagriçoltura, e sieno poi
Ei capaci. d'istruire i loro cömpatrioti , finito che
avyranno il Corso. — Questo si chiama fare lode-
vole uso delle proprie ricchezze, questo e nieritarsi
una corona civica. Possano cosi nobili esemp) tro-
vare imitatori nella nostra Lombardia!
Sr Anzeigen.
Neue Biographie der Zeitgenoſſen, oder
“phiſtoriſchpragmatiſche Datſtelung des Lebens
aller derjenigen, die ſeit dem Anfange der
Franzoͤſiſchen. Revulution durch ihre Hand⸗
kungen, Schriften, Irrthuͤmer oder Verbre⸗
chen, ſowohl in Frankreich, als im Auslande,
Beruͤhmtheit erlangt haben. Nebſt einer chro⸗
s niologiſchen Tabelle über die merkwuͤrdigſten
Epochen und Begebenheiten von 1787 bis auf
die gegenwartige Zeit. Von A. B. Ar⸗
naukt, ehemaligem Mitgliede des Inſtituts;
A. Jay; E. Jo uy, Mitglied der Franz.
——
1) Sull’_olio de’ Vinaeciuoli. 1 Efisi
(Annali di agrieultura, tomo 05. pag. (9).
2) Sulla macchina per Sramolare il Imo e la canapa,
del sig. Christian. Osservazioni del sig. Giacinto Ca-
rena (Annali di agricoltura, tomo “. Pie.
5) Rapporto 23 settembre 1819 del R; Istituto di Na-
poli V. Annali dagricoltura, tomo a“. pag. 176).
Lettera di Efisio Strozzi
volutlon aufgekommenen,
88
Akademie; J. Rorvins, und andern Ge⸗
lehrten, Beamten und Militaͤrperſonen. —
Ueberſetzt und mit Anmerkungen begleitet von
Karl Geib. Erſter Band br
ft 1 8% Auf weiß Druckpapier 4 fl.
t Auf Franz. Druckvelinſs fl.
Der bereits angekündigte Erſte Theil, dieſes Werks
hat nunmehr die Preſſe verlaſſen und befindet ſich im
Buchhandel. Jeden Leſer, dem das Studium der Zeitge⸗
ſchichte von Wichtigkeit iſt, werden biographiſche Schilde⸗
rungen anſprechen, in welchen, unter andern, das gan
Gemaͤlde der Franzoͤſiſchen Revolution, deren traurige un
wohlthaͤtige Ereigniſſe einen ſo mächtigen Einfluß auf das
Schiſal Europa's hatten, dargeſtelt wird. Obſchon mans
che, zum Theil ſchaͤtzbare, ‚Schriften über den vorliegen,
den Gegenſtand erſchienen ſind, ſo darf man doch kühl
behaupten, das die gegenwaͤrtige ſich vor allen durch Ge⸗
nauigkeit, Reichhaltigkeit, treffende und anſchauliche Dar⸗
ſtellung, ſchoͤne Reflexlon, und vorzüglich durch Unpar⸗
theilichkeit, auszeichnet. Der Wahlſpruch der Verfaſſer ik
Voltaire's Satz; Den noch Lebenden iſt man
Ruͤckſichten, den Todten nur die Wahrheit
ſchuldig. Darum geben ſie bey den Biographieen der
Abgeſchiedenen ihr leidenſchaftloſes Urtheil, in denen der
noch Wirkenden blos Thatſachen zum Urtheil der Welt.
Der ſie leitende Gelſt iſt der einer geſetzlichen Freiheit,
gleich weit entfernt von den Grundſaͤtzen wuͤllkuͤhrlicher
Herrſchaft, als von demagogiſcher Exaltation.“ Aber nicht
allein ausgezeichnete Kriegs und Staatsmaͤnner, auch
Gelehrte, Künfkler, und alle, die ſeit dem Anfang jener Epo
che bis auf die gegenwaͤrtige Zeit, an dem Gange der
Geiſtesbildung, der Induſtrie u. ſ. w. weſentlichen An⸗
theil hatten, Maͤnner und Frauen, deren Leben irgend
einen bedeutenden Zug darbiedet, ſind hier geſchildert;
nicht allein Franzoſen, ſondern auch Ausländer, als:
Deutſche, Englaͤnder, Italiener, Spanier u. ſ. w., wozu
reiche und wahrhafte Quellen des Auslandes ſelbſt benußt
wurden. Außer der, ſehr genauen, chronologiſchen Ta⸗
belle, iſt auch eine Erklärung der in der Franzoͤſiſchen Re⸗
beſondern Benennungen und
Ausdruͤcke beygegeben. Die Namen der Herausge—
ber, die im Felde der Geſchichte und ſchoͤnen Literatur
auf die ehrenvollſte Weiſe glänzen, und während. jener
denkwuͤrdigen Periode mehr oder weniger auf der großen
Bühne thaͤtig waren, buͤrgen ſchon für: den Werth des
Ganzen. Der Ueberſetzer, der ſich ruͤhmen darf,
theils durch Studium, theils durch eigne Erfahsung, den
Gegenſtand, mit dem er fich hier beſchaͤftigt, zu kennen,
fucht dem Original in Sinn und Ausdruck treu nach zuͤſtre⸗
ben, und fuͤgt mehreren Biographieen Anmerkungen bey,
welche Erklärungen von Lokalitaͤten, c und
hin und wieder Berichtungen enthalten. Wir zweifeln
nicht, daß durch dieſe Bereicherung unſer Unternehmen
für den Leſer ein größeres Intereſſe gewinnen wird. Die
uͤbrigen Baͤnde werden raſch nach einander folgen, und,
fo viel möglich, mit dem Original gleichen Schritt halten.
Heldelberg, im April 11m.
5 FS. engem ann.
EE
(Fortſetzung des Berichts über die naturwiſſenſchaftlichen Arbeiten in Italien).
Soverscto di geg ale,
Nel proemio dell' anno scorso annuntiammo
una novitä che a nostro credere poteva influire a
cambiare in parte il sistema attuale dell’ agricoltura
in molti paesi; vogliam dire il metodo proposto da
Giobert del soverscio della segale per supplire al
difetto di concime. Migliaja di jugeri furono in
ogni parte d'Italia seminati a segale destinata al so-
verscio per poi confidar a quello stes$6 terreno la
semente del maiz. Noi abbiamo cercato’ di racco-
gliere i risultamenti di varj agricoltori che hanno
istituite delle prove su questo proposito, e li da-
remo ne’ nostri fascicoli prima che la stagione
della semina arrivi. Intanto basti qui a' nostri let-
tori l’accennare che la stagione dell' anno scorso,
eccessivamente asciutta, ha fatto sceprire fel so-
verscio di segale una qualita vantaggiosa, che era
prima ignota forse allo stesso Giobert, ed è che
esso contribuisce assai piu del concime di stalla a
tener fresco e vivo e vegeto il maiz. Tutti gli
agricoltori che lo hanno esperimentato (fra’ quali
siamo pur noi) convengono che il maiz o formen-
tone seminato in un luogo concimato al soverscio
di segale, ha resistito otto o dieci giorni ai calori
del sole ed all’ arsura della stagione di pin di
quello seminato ne’ campi concimati con letame di
stalla. Non taceremo però un altro risultamento
che ci pare anch' esso generale, per quanto sap-
piamo, e che non risulta in vantaggio delle grandi
promesse che con alquanto di esagerazione ha poste
in campo il prof. Giobert, ed & che dove il campo
ha pilı bisogno di concio, cioè dove & più magro
e spossato, la segale o non nasce, o vegeta cos!
meschinamente che non offre alcun materiale ba-
stante a soversciarsi e ad offrire ingrasso. II che
sembra contraddire in qualche maniera la teoria
stabilita con troppa latitudine dal sullodato profes-
sore, che le piante sino all' epoca della fioritura
poco o nulla tolgono del loro nutrimento dal
terreno.
Governo delle Api.
Donde vien mai che dopo tanti opuscoli e me-
morie e volumi scritti sulla coltivazione delle api,
dopo tante invenzioni per salvarle dalla mano mi-
eidiale del villico e del mercadante, dopo tanti pre-
cetti e sistemi per moltiplicarle all’ infinito, non
si vede in nessuna parte d'Italia (per quanto sap-
piamo) ancora stabilito un apiario che oltrepassi i
50 od i 60 alveari? Questa cöltiyazione. fece altra
volta le delizie del nostro xitiro a Castelgoffredo,
e giugnemmo a spingerne il numero fine oltre il
Ritt. Anz. z. J. 122.
1 4
centinajo; ma chiamati noi dalle vicende della vita
a passare la maggior parte dell' anno nella capitale,
tutti quegli alveari in pochi anni svanirono e sr
ridussero al nulle. Non sara dunque senza qualche
cognizione di causa che potrem dire due parole so-
pra questa parte amenissima dell' agraria econo-
mia; tanto piu che vediamo negli Atti dei Geor-
gofili annunziato alle cascine imperiali e reali dz
Firenze un nuovo stabilimento delle Api sotto le
cure del sig. capitano Romualdo Sciarelli, dal quale
abbiam diritto di aspettarci conseguenze utili ed
ignorate [in ora. | ging 5
Di tanti dilettanti od agricoltori che si occu-
parono in questa coltisazione, quasi tutti se ne
stancarono a mezzo cammino, e trovarono che
esagerate e chimeriche erano per lo piu le pro-
messe degli serittori su tale argomento. Quanto
ameno esso e in fatti dal lato della contemplazione,
altrettanto penosa e difficile e costosa e precaria
n' e la coltivazione riguardata dal lato dell' inter-
essc. Essa esige pratica, destrezza di mano, dili-
genza indefessa, previdenza, ingegno, attitudine a
ben osservare, ed altresi cognizioni botaniche ed
agrarie. Non basta; esige ancora edifizj conve-
nienti, situazione propizia e proporzionata al nu-
mero delle arnie che si vogliono alleyare.
Molti sono gli ostacoli che si oppongono alla
desiderata prosperitä e moltiplicazione degli alveari.
Non & tutto il non ucciderle; il saper moltiplicare
artificialmente gli sciami (i quali non sempre ob-
bediscono al buon volere dell' agriceltore); il sa-
perli difendere dalla schiera infinita de’ nemici
che giorno e notte stanno all' aguato per assalire
le api stesse o saccheggiare crudelmente i loro
magazzini. Vi sono anche le stagioni da eombat-
tere: ma noi vogliam parlare di un altro ostacolo
che forse non fu ancer considerato da alcue, e ehe
a nostro avviso è quello che piu diametralmente si
oppone alla prosperita. e industria delle api in
molti parti d'Italia; vogliamo dire la prosperitä ed
industria dell” agricoltura medesima.
Spieghiamo in poche parole questo apparente
paradosso.
Dov' € che le api prosperane di piu? In Dal-
mazia, nell’ Illiria, in Polonia, nella Grecia, in
una parola ne’ paesi meno popolati dell’ uomo, e
dove la coltura del terreno & piu trascurata, In
Italia Peducazione delle api potra essere oggetto di
euriositi, ma sempre di piccol profitto. La nostra
agricoltura è per sistema contraria alla prosperita
delle api. Basti col pensiero passare a rassegna
tutte le operazioni che rapidamente si succedono
rie’ nostri campi. La natura non vi è mai lastiata
in riposo un momento. Le 1 appena co-
91 | c
wer { Ä
minciano a raccogliere, che trovano per tutto la
. mano..dell’-uomo. pronta-ad- usurparsi- gli oggetti a
Joro piu utili. Comincia un prato ad ismaltarsi di
fiori! Ecco la falce dell’ uomo che li taglia per
convertirli in fieno. Comincia l’erba a risorgere,
e qualche fiore a spuntare di nuovo! Ecco per la
secomdä 'volia'la'falcee la mano dell’ uomo. Fino
a tre, finoſa quattro, fine a cinque volte si ripete
in alcuni luoghi questa operazione fatale per le
api. Ma abbandoniamo i prati. Entriamo nel campo
dove biondeggiano le spiche sacre a Cerere. Tu
ved frammezzo di esse vegetar qualche fiore, e le
api diligenti accorrere per involarne il polline e
suͤcchiarne il nettare gradito; ma qui pure ecco la
falce importuna che converte le spiche in mani-
poli, che spoglia il campo, che tutto guasta, che
tutto atterra. Rimarranno poscia le stoppie, dove
a centinaja sorgono i fiori spontanei, desiata preda
delle api! Qui germogliano la Centaurea cyanus,
V.Agrostemma githago, il Delphinium cosolida, la Ja-
sione montana, la Sinapis arvensis, e tante altre
piante 'nettaree, frammezzo alle quali ferve l’ope-
rosa industria delle api; a segno tale che pid di
una volta (e il ricordiam con delfzia), cacciando le
pedestri quaglie immemori dell' ali, dimenticammo
e il doppio-armato fucile che pendevaci al fianco,
e gb ingegnosi raggiri del fedele nostro bracco, e
Pimmobile sue cenno, distratti a cont@mplar quelle
schiere d’ihdustri pecchie clıe fra que’ fiori le an-
che e il petto caricavano di dolce preda; e il no-
stro piede piu d’una volta ristette sospeso per non
disturbare sl nhobile gara e cost maraviglioso fer-
vore. Ma, neppur queste stoppie e questi fiori si
lasciano quieti. Appena raccolte le spiche, o viene
la. falce di nuovo a convertire in foraggio quell'
erbe, o viene pi intempessivo e piu molesto an-
eora Paratro che tutto crudelmente soverscia e ri-
copre per aflidare & quel terreno la semente del
grano turco cosb detto quarantino. Quindi le pec-
chie sempre deluse ne’ loro pascoli, sempre attra-
versate dalla solerte mano dell' uomo, trovansi sor-
prese dal preeoce autunno co’ magazzini sprovve-
dutz e non bastanti per raggiugnere la tarda pri-
mavera, successiva. L’industria dell' uomo s dun-
que nemica dell' industria delle api; e la nostra
agricoltura troppo attiva, troppo succedanea, troppo
esigente, è il maggiore ostacolo alla loro prospera
noltiplicazicne.
Tutto ciö nondimeno non dee raffreddare lo
zelo del sig. Romualdo Sciarelli, ma anzi accrescere
V’emulazione e Pimpegno ch’ egli ha di dare allo
stabilimento, reale delle cascine quella importanza
elle abbiamo diritto d'aspettarci dalle sue cure, se-
con date dagli auspicj sovrani. A lui non manche-
ranno i mezzi necessarj, e glä edifizj che bastino
all' uopo;. e farse la situazione delle cascine è an-
che opportunissima alla moltiplicazione e prospe-
nid delle api, Tocca al sig. Sciarelli di esperimen-
are tutte le: diverse, forme di alveari suggerite da
Aisersi seritieri; a lui tocca listituirne 1 confronti,
r
en * ? 92
* 1 9 * — “ : oe. 9
calcolarne i vantaggi e stabilire i principj utili alla
pratica -coltivazione, adattandola- ala rozzezza de'
villici. L'alveare da noi preferito e moltiplicate
fino ai 102 fu quello a telai perpendicolari; inven-
tato da M. Huber di Ginevra, e da lui chiamato
a livret *). Molto rimane a farsi ancora intorno
alle api. La loro domestica economia lascia tut-
tora a desiderare molti secreti; ma una esperienza
che tenderebbe a dar lumi sulla pratica, e indiche-
rebbe influenza delle. ‚stagioni,e della nostra sagrä-
coltura sulla loro prospexita, è quella che noi ave-
vamo cominciato, dalla quale fummo iinierrotii, e
che noi chiameremo Sertoriana per la sua anulo-
gia che ha colle prove di questo. celebrei, medico
latte sopra segmedesimo. Consisten questa in tenere
al coperto alguni alveari..posti sempre su di una
bilancia, osservando a pid riprese nella giornate
lincremento o la diminuzione del peso di eiaseuno.
Supponiamo quattro alveari fatti alla stessa
guisa, collo stesso legname, e ridotti ancora coll’
arte allo stesso peso. Se ne tenga uno vuoto; gli
altri tre accolgano tre differenti sciami, e si co-
minci il giornale delle osservazioni dal momento
stesso che lo sciame fu in esso accolto, e prima
che le api siano uscite à procacciar nuova preda.
Dal peso relativo degli sciami si avra un raggua-
glio approssimativo della lor forza e del numero
delle api che compen»ono ogni sciame. .L’alveare
vuoto resterä come indicatore delle differenze pro-
dotte dallo stato umido o secco dell’ atmosfera, e,
servira in certo modo, d'igrometro. Daile osserva-
zioni giornaliere fatte nei tre alveari si rileverä in
quai giorni, in quali parti del giorno le api rac-
colgano di piu; in quali vivano a spese de' loro
magazzini; se la stagione secca sia per loro pro-
pizia piü che la umide; se in tempo delle piogge
dirotte vivano a carico de' risparmj domestici ke in
qual proporzione; se la falciatura de' prati e il so-
versci delle stoppie diminuisca il raccolto, e le bi-
lance ne diano segno. Tali e moltissime altre spe-
rienze che noi non sappiamo essere state intra-
prese da alcuno, potrebbero apportar nuovi lumi
in questa sempre amena materia, e forse suggerire
nuovi mezzi piu vantaggiosi per darle quella im-
portanza che finora non ebbe.
Governo de bachi.
Comunque siasi, crediamo però che il prodotto
delle api restera sempre un oggetto del tutto se-
condario e da non paragonarsi a quello de' bachi,
da seta. Abbiamo mostrato che alle api è nociva
Pattivita e lindustria della nostra agricoltura; pei
bachi, al contrario, si è creata una coltivazione
1) Abbiamo anzi fatto all“ alveare di M. Huber varie
modificazioni che lo rendono, secondo noi, piu ma-
neggevole, pih cemodo in raccogliere gli sciami e
men coskosd nella ſabbricazione.
93 3
apposita e tutta consacrata ad essi soli; e questo
ramo d'agraria & di tanta importanza in alcune
parti d'Italia, che i suoi prodotti oltrepassano la
metä del valore di tutti gli altri, sia in cereali, sia
in altre derrate campestri di ogni specie. Non e
dunque da stupirsi se il governo de’ bachi & diven-
tato un soggetto intorno al quale tanto i dotti che
1 pratici hanno esercitato il loro ingegnose dirette
le loro indagini, e se tutti hanno cospirator a ren-
derne il prodotto possibilmente pi abbondante e
piü sicuro. 5
15 Malattia del Calcinetto.
1 0
Molto si è fatto sinora; ma restano tuttavia
degli ostacoli da superarsi onde ottenere lo scopo
prefisso. Fra questi ostacoli la malattia del cos!
detto calcinetto da noi (muscardin da' Francesi);
cui vanno soggetti i bachi da seta, è una delle piu
oscure, giacche fino a questo tempo gli scrittori e
gli agronomi, per quanto sappiamo, non s’accor-
dano ne sulla di lei causa, ne sui rimedj, nè sulla
sua natura contagiosa o non contagiosa.
Ne l’Abati, nè il Fabbroni, ne il conte Dan-
dolo, nè il Decapitani, parroco di Vigand, ne il
marchese Fagnani, ne M. Nysten, ‘ne alcun altro
serittore italiano o straniero hanno date su questo
argomento idee chiare e sicure, ed offerte prove
ed esperimenti decisivi. Era riseryato al sig. Gia-
como Maria Foscarini il portare maggior lume in
una questione Cosi importante, e lo sciogliere con
reiterate e moltiplici esperienze ingegnose molti
dei dubbj che intorbidarono fino a questi ultimi
tempi un argomento tanto interessante.
IU signor Foscarini ha gia pubblicati due arti-
coli sotto segnati colla lettera Z nei numeri 30 e
32 del Raccoglitore sopra alcuni esperimenti da lui
eseguiti ne’ suoi poderi in Cartabbia presso Varese
nel 1819; e fatti nei consapevoli che Fanno scorso
ne aveva instituiti degli altri nella sua abitazione
in Milano, ci siamo data la premura di pregarlo a
volerci far parte di quegli sperimenti ch’ egli giu-
dicasse piü importanti pel momento, e che potes-
sero più utilmente servir di guida agli agricoltori
e coltivatori de' bachi nella imminente stagione di
primavera: e il signor Foscarini cortesemente ac-
eonsenti alle nostre istanze, dirigendoci una let-
tera accompagnata da molti fatti importantissimi
che noi pubblicheremo nel prossimo venturo fasci-
colo, prima che s’innoltri Peconomia de' bachi. In-
tanto giovi qui mettere in diffidenza i nostri leggi-
tori ne’ quali radicata fosse l’opinione che i bachi
calcinatz non siano contagiosi, poich® & ogei pro-
vato (e le esperienze del sig. Foscarini il dimostre-
ranno): ö i
ı°. Che gli utensili i quali servirono e sono
stati a contatto co’ bachi calcinati sono contagiosi;
2°. Che il baco calcirato posto à contatto col
sano comunica à questo la stessa malattia
3° Essere probabilissimo che la malattia,; ca-
* 5
en
ö 9%
gione della morte e della cälcinazione, del hace,
non sia contagiosa ();
4°. Che le fumigazioni e le fiammate di pa-
glia possono liberare gli utensili dal miasma conta-
gioso; |
5% Che le stesse fumigazioni e fiammate ar-
restano il progresso del contagio. }
Non si fidino pertanto dell’ opinione contraria:
gli agricoltori, piglino tutte ‚le possibili precauzions
per togliere ogni comunicazione di contatto fra &
bachi calcinati e gli utensili infetti, e le partite
sane, et usino delle fumigazioni e delle fiammate
generose di paglia come del mezzo pid efficace per
diminuire il guasto del male, arrestandone il pro-
gresso. Obbligati per ora dalla ristrettezza del Juom
go à fare un semplice cenno intorno a questa ma-
teria, preghiamo i nostri lettori a volere intantar
credere alla nostra parola, promettendo loro che
troveranno il convincimento nei fat e nelle espe-
rienze del sig. Foscarini che addurremo, sulla cub
diligenza, esattezza e verita sappiamo quanto si pass
ziposare con fiducia.
Commercio librario eristampe
Poco o nulla abbiamo da aggiungere a cib cher
abbiam detto nel nostro Proemio dell’ anno scarso
intorno al commercio librario ed alle ristampe. II
primo non soflerse aleuna diminuzione, tranne
quella cagionata dalle ultime vicende dell’ Italia
meridionale. E incredibile il numero delle ristam-
pe che si fanno ogni anno in tutte le citta italiane,
e principalmente in Milano, la quale fa sola piu
di tutte le altre poste insieme. I principali nostri
stampatori e librai si sono ora messi a stampatre la
nota de' libri pubblicati infra anno, e questo ler
costume ci porge una prova autentica della loro su-
perioritä sopra tutt' i librai d'Italia. La ditta Fusi,
Stella e comp., quella del Sonzogno e di tanti altri
offrono-alla fine dell' anno un catalogo veramente
imponente. Non e da trascurarsi dai Governi que=
sta smania, questo bisogno di leggere e d'istruirsi
in ogni maniera donde proviene tanto movimento
traffico de' libri: ci basti fra tante e cost variate
imprese librarie accennarne una sola che si pub-
blica da tanti diversi librai sotto il medesimo ti-
tola di Biblioteca, variata in tanti modi per distin-
guerne il contenuto e la speculazione diversa. II
primo ad adottar questo titolo fu il Silvestri, e gli
altri librai vedendone l’ottimo successo Vadottarono
pur essi a gara e quasi tutti con esito ſelice.
Biblioteca scelta d’apere italiane antiche e mo-
derne è quella del Silvestri, accennata di sopra, e
contiene a quest” ora 94, volumi in 169. Una Pic-
cola Biblioteca scelta italiana e straniera ha in-
trapresa anche il Cavaletti Paolo e comp. in 12.
piecolo. Una Petite Bibliothöque franeaise parimente
in 129. piccolo ha incominciate il medesime. Una
Biblioteca storica di tutte le nazioni va pubbli-
gando il Bettoni, e conta gi 13 voldmiin 8°. Una
95
Biblioteca de' Fanciulli, contenente novellette atte
a formare la morale del cuore, ha stampato il sig.
Agnelli Pietro in 4 volumi in 182.; e tutte queste
Biblioteche:si pubblicano in Milano. Una Biblio-
zeca teatrale italiana e straniera si va pubblicando
a Venezia. Una Nuova@ Biblioteca piacevole ed
istruttiva vede la luce nella stessa cittä, e contiene
una raccolta di romanzi tradotti dall' inglese, dal
francese e dal tedesco. Una Biblioteca italiana e
straniera vediamo annunciata nella stessa citta.
Una Biblioteca classica sacra si è intrapresa a Bo-
logna, contenente opere sacre ed ascetiche che
fanno testo di lingua, ed oltrepassa gia i 24 volu-
mi in 8°. Una Biblioteca per la gioventk vedia-
mo annunciata ad Imola dalla tipografia del Semi-
nario, il cui primo volume in 129, contiene i rudi-
menti sulla cristiana religione e sulle verita della
medesima. Una Biblioteca portatile latina, italiana
e francese ha incominciata il Bettoni colla tradu-
zione d' Orazio del Gargallo in 169. piccolo. In
somma non v’ & ormai industria bastevole per va-
ziar questo titolo; tale e tanta e la moltitudine di
tali raccolte che tutte trovano amatori e compratori
quanti bastano per farle prosperare e procedere ala-
cremente. In fatti il tipografo Visai trovando il
posto occupato per una Biblioteca Sacra, stimò
meglio intitolare Antologia Sacra una sua raccolta,
che è cominciata colle Lettere scelte di S. Giro-
lamo, colle Orazioni di S. Gregorio, con quelle
di S. Gio. Crisostomo, coi Sermoni di S. Ago-
stino ece.
Arti’eimestieri.
Abbiamo nella prima Parte dato il giudizio
dell’ Accademia di belle arti di Venezia e registrato
i nome de’ valorosi giovani che concorsero felice-
mente ad ottenere l’onore del premio. Egli è giu-
sto che non si lasci ignorato quello di.coloro che
colla loro industria giovarono ai progressi delle arti
meccaniche e delle manifatture. Vediamo l’estratto
de giudizj dell' I. R. Istituto di scienze, Iettere ed
arti, che dopo il discorso del Presidente della classe
scientifica (da noi riportato nel tomo 20°., pag.
415 di questa Biblioteca) fu recitato in Milano, in
occasione della solenne distribuzione de’ premj nell’
anno ora decorso 1821.
“4 19
Estratto dei giudizj dell’ I. R. Istituto di scien-
"ze, lettere ed arti per laggiudicazione de
premj alle arti ed all' industria nazionale
nella solennitä del di 4 ottobre, onomastico di
S. M. I: R. A.
II concorso degli oggetti d'arti e d'industria
presentati per la pubblica distribuzione de’ premj,
che si fa in questa solenne giornata, fu piu dell'
usato copjoso e soddisfacente. L' I. R. Istituto, ono-
räto dell' incarico di portar su di essi giudizio, ha
tenuta la prima delle sue radunanze il di 6 settem-
2 6
9
bre scorso, e le lia continuate in altri suecessivi
giorni. Le decisioni che dopo maturi esami ne
uscirono trovansi epilogate nella seguente relazione.
Premj della medaglia doro. PR
1 1 Herd
Giuseppe Odoardo Bonelli. Fin dall' anno 1818
I’ I. R. Istituto comparti da questo luogo le debite
lodi alla fabbrica di acido pirolignoso del sig. Giu-
seppe Odoardo Bonelli, i cui saggi giunti troppo
tardi al concorso non poterono allora esser fregiati
del meritato premio. Quattro sono i prodotti pre-
parati in grande, dei quali egli riprodusse i saggi
nel concorso attuale, cioè il carbone fatto per di-
stillazione, b'acete piroligneo purificato, Pacetato
di piombo ed il sottocarbonato di soda, Una Com-
missione dell’ I. R. Istituto recatasi sul luogo ha
potuto riconoscere P'ottima disposizione e il ben re-
golato meccanismo di quella fabbrica, la scelta dei
processi ivi praticati, e la rara intelligenza di chi
li dirige e sa associare all' economia la migliore
qualita dei prodotti. 7 1
Ma, oltre le quattro preparazioni sopra indi-
cate, la Commissione ne ha potuto vedere diverse
altre che il sig. Bouelli modestamente ha omesso,
di citare nel suo ricorso; tali sono il catrame li-
quido, il quale purificato da ogni sostanza salina
riesce eccellente a calafatare le navi, l’etere d’ace-
to, Pacetato di soda, la biacca ed il bianco d’ar-
gehto. x
Giovanni Fenanzio Marc. Il sig. Gio. Venan-
210 Marc, esperto fonditore di metalli, ha il merito
di aver costruui nella grandiosa manifattura di
ferro del sig. Gastano Rubini, a cui da lungo tem-
po presta opera sua come direttore, due grandi la-
minatoi a cilindro di ferro fuso e di tale durezza
che atti li rende a lavorare lastre di rame e di
ferro. Meritoö l’attenzione dell’ Istituto non solo,
Vesecuzione di questi cilindri lavorati e torniti a
tutta perfezione, ma ancora la maniera ingegnosa
colla quale sono piantati sopra grandiose spalle di
ferro, e il meccanismo con cui sono mossi dall“
acqua.
Nelle lamine esposte nelle sale dell' Istituto si
pub riconoscere la regolarita dell’ operazione, l’e-
guaglianza del pezzo, la sua elasticita e pieghevo-
lezza, ed il levigamento in fine quasi lucido della
sua superlicie.
I premio che Istituto assegna al sig. Mare
ridonda pure in lode del sig. Rubini, proprietario,
della fabbrica; ed egli n' e ben degno, avendo es-
poste grandiose somme per la formazione e per lo
stabilimento delle macchine, alle quali altre di si-
mil genere fino al numero di otto.gia si propone
d’aggiungere per rendere piü attiva la nuova ma-
nifattura.
Andrea Ferney. Un altro grandioso stabili-
mento riconobbe Istituto nelle fabbrica di nastri
del sig. Andrea Verney, fondato già da sei anni in
questa cittä. Esistono in tale stabilimento sedici
3
97 —
macchine atte à tessere simultaneamente molte
pezze di nastri per ciascuna, di ‚arghezze diverse,
e varie di disegai e di colori, ne vi manca un co-
pioso deposito di sete tinte von lutte le più minute
degradazioni.
II sig. Verney non sole introdusse dalla Fran-
cia, a grande vantaggio del nostro ‚passe, le mac-
chung, sopra indicate, ma ne trasse anche in gran
parte esperti operai, ed altri ne addestrò de’ nostri;
sieche piu di 140 individi egli impiega ed alimenta
colla sua fabb.ica.
„Pasquale Citelli. L’ingoraggiamento accordato
a cotesıo artısta nel precedente concorso per la co-
struzione di livelli a bolla d’aria ha avuto un feli-
cissimo effetto. Egli ée giunto ora a dare a queste
sue opere quella, maggiore precisione e squisita mo-
bilitä che si desiderava ancora ne’ suoi primi saggi.
I. tubi in numero considerevole e
con principj
certi ora da lui fabbricati potranno x innanzi
servire agli usi piü fini della geodesia e dell’ astro-
nomia.
Un’ altra macchina di diverso genere da lui
perfezionata ha egli contemporangamente offerta..al
concorso, la anale serve à segnare sul rame qual-
sivoglia Tondo o lavoro architettonico richiedente
linee parallele, variando a piacere e degradando le
distanze fra le linee che si voglion condurre con
quella maggior minutezza che all’ arte dell' inci-
sione possa esser d’uopo. L’uso di questa macchina
non solo procura notabile risparmio di tempo agli
artisti, ma tende ancora all’ incremento ed alla
perfezione dell’ arte medesima.
Fratelli Manfredini. Larte di ricavare dalla
natura stessa e dal vero le forme di animali, di
piante, di frutti per poi gettarle in metallo era ben
nota ai tempi di Benvenuto Cellini, che tanto in
essa si dislinse; ma poi colla scorrer degli anni
erasi omai perduta o dimenticata. I Fratelli Man-
fredini ravvivarono quest’ arte diflicillissima, della
quale offrirono in saggio due canestri di bronzo do-
rato di squisito lavoro. E veramente mirabile la
precisione colla quale questi valenti artisti sono
giunti a ricavare Pimpronta di animali e di vegeta-
ili senza perdere alcuno de' piu minuti accidenti
de le loro dilicatissime forme esteriori. 5
Un’ altr' opera pregevolissima e degna della
celebritä dello stabilimento de’ Fratelli Manfredini
dende ricchissima spada con limpugnatura ed il fo-
ero coperti d’oro smaltato, ed adorni con singo-
lare profusione di vaghi ‚ormati e di bellissime me-
daglie.
gent o.
Conte Luigi Porro- Lambertenghi. Al sig.
conte Luigi Purro-Lambertenghi devesi la prima
introduzioue fra noi d’una compiuta illuminazione
a gas, con !odevo!e impegno, con notabil dispendio
e con felicissimo riuscimento applicata a’ suoi vasti
„appartagıı uti. Aller s ar n
Lit. Anz. 3. J. 1822,
Premj della medaglia d'ar
Ze 9
Questa singolarissima invenzione, che nata e
coltivata in Inghilterra, va ora estendendosi in 'va-
rie parti d' Europa, sembrö finora incontrare fra di
noi qualche difficolta dal lato economico, nell' ec-
cessivo incarimento dei combustibill. L'esperienza
dal sig. conte Porro tentata in grande potrà forse
rischiarare le nostre idee su quèsto puuto antora
dubbioso e suggerire la migliore scelta delle mate-
rie, aprendo cos! la strada ad utili applicazioni di
quel meccanismo ad uso almeno delle estese fab-
briche e dei pubblici stabilimenti.
L’Istituto rende in questa occasione i debiti en-
allo zelo del sig, conte Federico Confalo-
dalle cure e dall’ intelligente cooperazione
comj
nieri,
di gui Yintroduttore del nuovo apparechio riconosce
il felice esito della sua-impresa.
Leone Antonini..., L’inchiostro imitante quel
della Cina composto „dal .sig. Leone Antonini fu
trovato superiore alle composizioni finora tentate
in Europa .e poste in commercio, e parve quasi
emulare quello di fabbrica chinese. Le replicate
prove fattene dagl’ intelligenti hanno mostrain arer
esso le migliori qualitä che si desiderano in, tale in-
chiostro, vale à dire lucidezza della materia, per-
fetta solubilita e diffusibilita dello tinta sino ai mi-
nimi gradi, qualita della tinta medesima aggrade-
vole all’ occhio, aderenza al fondo e perfetta dure
volezza. i
Lo stesso sig. Antonini presentò pure dei saggi
di lacca e di azzurro a degradazione di colori che
lasciano sperare un successo egualmente felice, e
sulle quali si stanno istituende gli opportuni speri-
menti. Confida perciòd l’Istituto di potere in altra
occasione tanto pel perfezionamento di queste due
materie coloranti, quanto per una pin estesa fab-
bricazione d’inchiostro attribuire al sig. Antonini il
premio maggiore.
Luigi Locatelli. Con lungo studio e con con-
tinuati tentativi il sig. Luigi Locatelli e e giunto a
fabbricare delle corde armoniche di pura seta con
un processo nuovo del pari ed ingegnoso.
La perfetta continuità ed unilormita di queste
corde e la loro durevolezza le rendeno superiori a
quelle di budello, le quali, com’ & nete, conser-
vano tutte le ineguaglianze dell’ origina! tessitura
della materia di cui ‚sono composte, ‚so, glacciono
alle influenze del secco e dell' umiditä, si storcone:
troppo facilmente; e trovansi anche talv oltı zappic-
cate nel mezzo. Le. nuove corde di seta finora;, es-
perimentate da e prolessori. diedéro un suono
grato, robusto;ed, ı nilorme, e quale appena si xi-
trae dalle migilori 41 minugia.
Un’ invenzione che fin dab suo nascere si di-
mostra con tanti vantagg i promette ulteriori inere-
menti, e percid l’Istituto confida dopo una pi
lunga serie di prove di poterla del pari fvegiare. col
premio maggiore. 0
Francesco. Taccani. Un cembalo a corde di
minugia rendente suono collo sfregamento di an
nastro, che tiene luogo di arco troyasi descritto nel’
7 4
99
per la consistenza,
Enticlopedia metodiea. Ma quebks foggia di cem-
balo, anche dopo i miglioramenti introdotti dal ce-
lebre Elli macchinista is e von andava esente
da due rilevanti difetti, Puno che allorquando l’arco
toccava simultauesmente più di due corde, le sole
estreme davane suono abbastanza forte; Paltro che
sotto la varjata compressione dei tasti altera vasi
bure il tuono della corda stirata ora più ed ora
meno. Ad entrembi l' inconvenienti è andato in-
contro un nostro ingegaoso meccanico, il sig. Fran-
cesco Tacıani, al quale ora dobbiamo l’acquisto
uno strumento a tasti che rende assai bene il
sueno modulato e continue degli strumenti ad arco.
Antonio Torri. T sig. Antonio Torri oriolajo
ha condotto a termine un 'orologio a cariglione di
assai lodevole lavoro. Otto sonate preparate su
d'un cilindro si ripetono Funa dopo P'altra, e pel
solo moto dell' orologio, nel corso di otto ore.
Due altri eilindri di ricambio portano dei pezzi di
musica molto piü estesi, i quali si eseguiscono con
singolare esattezza ed espressiove.
Mancando il nostro paese di fabbricatori di si-
mil genere, il lavoro del sig. Torri ıhderita uno spe-
ciale riguardo, mässime avendo egli portata questa
prima sua macchina ad un punto di perfezione da
equiparare le migliori che si possono avere da al-
tre parti.
Gioachino Alberti. Nell” orologio a pendolo
a mezzo secondo presentato dal sig. Gioachino Al-
berti si & potuto riconsscere una novitä di pensiero
ed un reale vantaggio dal lato principalmente della
facilità dell' esecuzione. Egli ha trovato modo di
sopprimervi l’ancora o la ruota di scappamento, so-
stituendovi un pignone ed unito all” asse di questo
un martelletto che ad oni due oscillazioni del pen-
dolo gl'imprime un leggiero impulse sufficiente a
perpetuarne il movimen:o.
Il nuovo congegno, oltre la facilitä di costru-
zione, promette una maggiore regolarita nell’ an-
damento diurinuendo gli attriti, togliendo in gran
parte gl’ ingonvenienti prodotti dall’ olio, ed evi-
tando le anomalie che provengono dal difetto di
iwerticalitä della macchina.
Un secondo orelegio ad uso dell’ astronomia
eestrutto dal medesimo autere con metode consi—
mile sara quanto prima esperimentato. nell’ I. R.
Osservatorio.
Ditta Frincesco Fiande e Comp. La Ditta Vi-
ande e Comp. ha presentato al concerso de“ piemj
dei marrecchini e delle pelli marrocchinate di vario
colore. Queste pelli di capra e di montone tutie
nostrali sono. assai pregevoli per la loro conciatura,
vivacit& e lucidezza del colore,
e per lu bianchezza del rovescio, potendo sostenere
il confromo di quelle di Ginevra, che sono nel
commercio le più ‚accreditate.
L’IsTituto accordandd, in vista di tali qualite e
del vantaggio 'antora del- prezzo, il premio della
medaglia Ws rgento a questi benemeriti fabbrieatori,
si riserba a dichidrarli. degni di premio più cospi-
—
—
1co
cuo allorchè, come spera, questo stabilimento sark
alquanto più esteso ed in alcune parti perfezionato,
Lurgi Ripamonti. Una vernice da porsi sulle
carte dpmnte) sui disegni e sulle stampe composta
dal sig. Luigi Ripamonti, "ed atta a preservarli dalle
ingiurie del tempo, fu dall' Istituto fino dell’ anno
1818 dichiarata degna della medaglia d’argento,
quando le esperienze di qualche anno ne avessero
assicurata la durevolezza. Gli esperimenti fattı han-
no pienamente corrisposto all’ aspettazione, non es-
sendosi la vernice ne ingiallita, ne screpolata, ne
in altro modo decomposta; onde Istituto non esita
a rilasciare all’ inventore il promesso onorevole di-
stintivo. ;
Giovanni Catlinetti, Dottor Lwigi Sacco e
Domenico Gallotto. Il premio assegnato daäll' Isti-
tuto nell' ultimo conucorso all’ introduttore della
macchina di Christian per la preparazione del lino
eccitd la gara di dotti fisici e di esperti meccaniei
intenti tutti a perfezionarla. N
II sig. Catlinetti ebbe la felice idea di sosti-
tuire al tamburo scannalato della prima costruzione
un desco orinzontale pure scannalato, ed ai cilindri
minori altrettanti coni che rotolano sopra il desco
suddetto. La macchina con questi cambiamenti
riesce di piu sicura conservazicne, e produce me-
glio il suo effetto di rompere 1 manipoli del lino
operando su di essi con solchi obbliqui e di variata
larehezza. Il sig. Catlinetti ha gia costrutte molte
di coteste macchine, alcune delle quali per uso
delle case d’industria, ed ha percid il merito di
averne propagato J’uso a pubblico vantäggio. Egli
ha pure immaginati i mezzi di purgare in breve
tempo it Iino della parte gommosa, e per uso degli
sperimenti comparatlvi ha costrutta una jogegnosa
macchinetta che misura la tenacitä dei fili che si
‘vogliono sperimentare.
Il’benemerito propsator del vaceino, il: sie.
dottor Luigi Saeco, fece anch' esso scopo dei suoi
stud) la macchina per dirompere il lino, e riuscı
a dare ad essa quella forma semplice e robusta che
costituisce un pregio, anzi una qualité essenziäle,
delle macchine da impiegarsi nell“ agrigoltura. II
meccanismo da lui immaginate si riduce ad una
colonna o cilindro di legno scannalato e terminato
in due pesanti ruote di sasso. II cilindro si rotola
sopra un piano similmente scanalato e dolcemente
fatto concavo nelle due estremitä. Il moto n' fa-
cile e si eseguisce con poca fatica da una sola per-
sona, sicchè 11 tempo alquanto maggiore che con
essa si richiede alla preparazione del liuo vi è am-
piamente compensato,
La prima macchina di Christian fu pure ese-
guita con non dispregevoli cambiamenti dall! inge-
enuso artelice Domenico Gallotto del comune 01
Eandriano colla direzione di quel viceparöcco sig.
abute Glambaltista Pizzocchero. Col diminuire 11
namero de’ piccoli cilindri et i! diametro del cilin-
dro maggiore essi ottennero una pid grande solidita
della macchina, della quale aumentarono -l’azione
101 >
coll' uso d'un rocchetto e di una ruota dentata.
L’Istituto accordando per la lodevole ed ingegnosa
esecuzione della macchina al diligente artefice il
premio della medaglia d'argento, volle distinguere
i lumi e lo zelo del sig. Viceparroco con quello
dell’ onorevole menzione.
Stefano Dufour. A vantaggio della fisica e
della geodesia abbiamo veduto formarsi presso di
noi valenti artisti di fini ed-esatti strumenti. Fra
essi il sig. Dufour, stabilito gia da varj anni in Mi-
lano, ha presentato al concorso una sua macchina
per la divisione de’ circoli. Essa è composta d'un
settore del raggio di pollici 26, che abbraccia gradi
46 e che si muove concentrico ad un cerchio che
ha 20 polliei diametro. Su questo settore le fra-
zioni minime del grado rendonsi pin facilmente
sensibili. La divisione si fa pel solo ingranamento
d@una vite contro una lunga spira con incredibile
diligenza applicata all’ arco del settore. La mano
pin che l’occhio opera con questa macchine, cosic-
che l’operatore non fatica la vista e trovasi meno
esposto a commettere errore. Tali sono i pregi no-
tati principalmente in questo genere di costruzione;
e cid che meglio li comprova & l’esame delle divi-
sioni eseguite dal signor Dufour su piccoli stru-
menti, le quali si sono trovate assai csatte, nitide
ed uniformemente condotte.
Cristoforo Sieber. Il sig. Gristoforo Sieber ha
inventato un cemento di facile composizione, che
serve alla commessura delle pietre e resiste all'
umido, al caldo ed al gelo. Il composto & stato in
alcuni luoghi sperimentato gia da nove anni senza
aver dato segno di serepolarsi o sfogliarsi, sebbene
od immerso nell’ acqua, od esposto all’ azione del
sole. Possiamo 'compiacersi che il modesto sig. Sie-
ber non abbia più a lungo condannata all’ oscurita
la sua invenzione, potendo essa divenire di notabil
vantaggio per la conservazione delle fabbriche, dei
canali e per altri usi cousimili.
Gaetano Rosina. Il chimico sig. Rosina, che
con molto zelo si occnpa di preparazioni utili alle
arti, ne ha presentato all’ Istituto diversi saggi.
Quelli che hanno meritato special attenzione sono
state alcune lane tinte solidamente e resistenti
all' acido citrico, un prussiato di ferro perfezio-
nato, alcune mostre di lino imbiancato con nuovo
metodo, e finalmente del ferro puro reso friabile-
e preparato ad usi farmaceutici. Oltre gli oggetti
offerti al concorso, I'Istituto ebbe in considerazione
varj altri preparati che il sig. Rosina fornisce in
copia e con vantaggio di prezzo a molti dei nostri
pid distinti fabbricatori.
Lorenzo Ghisi e Basiano Cavezzali. Fin dall’
anno 1818 accordò Istituto tanto al sig. Lorenzo
*Ghisi, quanto all sig. Bassiano Cavezzali il premio
della menzione onorevole per lodevole fabbricazione
d'inchiostto da stampo. Le ulteriori prove istituite
hanno sempre più confermata la buona qualita degb'
inchiostri preparati si dall’ uno che dall' altro, i
quali se non eguagliano quello di Francia, hanuo
— nun .
102
però una tinta abbastanza nitida e resistono all'
operazione del cilindro. 5
Merita lode il sig. Ghisi per aver in Milano
introdotta una fabbricazione d’inchiostro che viene
da ınolti stampatori ricercato, e merita pur lode il
sig. Cavezzali per l’importanza della fabbrica stabi-
lita e per Putilita dei meccanismi idraulici in essa
impiegati, che rendono piu sicure ed unilormi le
preparazioni.
Spera PIstitwto che il premio assegnato si all’
uno che all' altyg dei due conecorrenti sarü per en-
trambi uno stimolo a proewrare di rendere pid per-
fetta la loro mäanifattura al segno che possa gareg-
giare con quello di Parigi. b
Giuseppe Bellini, Paolo Uboldi e Giuseppe
Ponzio. Una nobile gara di arte si e pure destata
in alcuni valenti fabbrieatori di maglie, i quali
hanno rivolto tutto il’loro-impeguo a perfezionare
i telai, ed a produrre opere variate e pregevoli per
la regolaritä e l’eleganza dei tessuti, ed adattate
agli usi di comodo o d’ornamento ai quali si de-
stinano.
Il sig. Bellini mentre si occupa della costru-
zione di un meccanismo conforme ai piu recenti
principj ed anche semplificate in diverse parti, 11
quale speriamo di veder presto finito, ha prodotto
intanto delle maglie di fino e perfetto lavoro. Rap-
presentano queste un raso soppannato di blonda,
ordito insieme e tessuto su d'un telajo-a mag.la.
Un telajo pure benissimo eseguito ed atto a
fabbricare maglie unite ed a disegni con ıntreccia-
menti a guisa di zull fu pure prodotto dal sig.
Paolo Uboldi. L'Istituto lodò la facilita e Pesat-
tezza dei meccanismi, e la varietä ed eleganza delle
opere con essi esegui‘e, le quali suppliranno a
quelle di simil genere che ci venivano dalla Francia-
Meritö per ultimo b'attenzione dell' Istituto una
macchina simile a quelle con cui si costruiscono
le maglie foderate, e che il sig. Ponziö applicò
alla fabbricazione d'una stoffa felpata, la quale per
la regelaritä dei fiocchi e pel modo con cui sono
assicurati e tessuti entro la stoffa stessa potra riu-
scire di non mediocre uso ed entrare vantaggiosa-
mente in commercio.
Giuseppe Martini. La materia non meno che
il lavoro concorre ad accrescere il prezzo de’ rica-
mi che si eseguiscono in oro ed argento; il sig.
Martini si & percid studiato con un punto di sua
particolare invenzione di economizzare la prime,
senza nulla togliere del pregio del secondo. L’Isti-
tuto ha ritrovata nel proposto metodo una reale uti-
litä, ed ha lodato l'ingegno del sig. Martini, al
quale mentre esereita con assai perfezione Parte di
ricamatore, ha saputo procurare ad essa un zeale
progresso.
Rosa Stroppa-Pesatori. ‘Ma Parte del ricamo
non si limita ad un semplice ornamenio di lusso,
giacche Lago emulando il pennello ei ha spesso con-
servato dei preziosi disegni, o ne ha prodotti di ori-
ginali. La signora Rosa Stroppa-Pesatoxi sie di-
103
stinta in questa nobil arte con un quadro,.a rica-
mo, ove la vivacita dei colori, la mescolanza, il
risalto e tutto ciòd che coslituisce il merito e il
vanto d'un pittore colorista ‚veggonsi egregiamentie
conservatı. aa .
Fratelli Ciliani., I Fratelli Ciliani di Cremona
hanno trasmessi diversi granati orienlali faccettati
ed anche forati. Questo genere di lavori stante la
durezza della pietra non sono molto comuni, e per-
cib meritarono pärticolare riguardo questi abili Cre-
monesi, che vi si distinsero e ne fecero un oggetto
di non piccol commercio.
Michele Rolletti. Fu pure annoverato fra i
premiati il signor Michele Rolletii, il quale ha
spinto presso di noi ad un grado di notabile per-
Zezione arte di lavorare diverse minuterie di ferro
cementato, che subentrano con vantaggio ai lavori
d'actiajſo. Della sua manifattura egli fa, gia, uno
smercio considerevole. .
Ienazio Pizzagalli. U sig. Pizzagalli presentò
all’ Istituto alcuni oggetti utili e curiosi, che di-
mostrano il suo ingegno in arti varie e diverse.
Fra questi si distinguono una preparazione anato-
mica in cera, un termometro metallico di molta
sensibilitä, ed un areometro atto ad indicare senza
bisogno di calcolo la densitä specifica e la bontä
dölle.monete-d’oro. Quest’ ultimo arnese, diretto
a fare scoprire ed a diminuire, le frodi, parve per
la sua utilita particolarmente degno di premio.
Antonio Citterio. Fu pure premiata una nuova
-gerratura presentata dal valente fabbro-ierrajo An-
tonio Citterio, la quale, sebbene di costruzione as-
"säi’semplice: e non molto costosa, rende impossibile
Aa echtraffazione della chiave. La, serratura ha due
camere, la prima delle quali & accompagnata da
tale cohgegno, che quaudo la chiave entra iu essa,
vi s'imprigiona da se medesima, nè può piu riti-
rarsi finche non abbia penetrato nella camera po-
steriore. ab:
z34 »Eugenio Locatelli. Lingegnoso sig. Locatelli
du gid preimiuto due anni sono con, medaglia doro
per la fabbricazione di scarpe all' inglese a suola
non cucita. A rendeꝛe piu esiesa,e, meno costosa
la sua manifattura, in cal si consuma una grande
quantitä di bulletine di rame e di ferro, egli im-
"Magind recentemente una macchina che un gran
numero ne forma in brevissino tempo. 1’Istituto
premiando questa macchina, ritroyd pure non in-
degul di qual he nigusrde i molliplici tentativi da
lui intrapresi, 8 pesisostituire,.allo ‚spagp ‚diverse
altre qualita dio fle, „sia per rendere le calzature
Koll iuserzione di pezzi di leguoſo don oppoxtuna
vernics meno-permeabili all? acqua.
7
Feat Bruni, I miglioramenti fatti. alle filan-
de a vapore dai Fratelli Bruni giunti tardi al con-
corso nel 1848 furono riprodotti quest! anne. Fra
1 suddetti miglieramenti si, distinguono la figura
del forno, »Yopportuna appligazione delle volle a
mattoni di terra refrattaria, la diminuita dispersio-
ne del: calorico, la nuova cosuuzione dei pacini,
104
ma piu di tutto le saldature a forte sostituite con
grau vantaggio a quelle a semplice stagno tropp®
soggette a guastarsi ed a lasciar adito al vapore.
Aquilino Ripamonii. Con poche .modilicazione
della comune ‚costruzione del torchio .da,;olio il, sig.
Aquilino Ripamonti & giunto a migliorare ‚notabil-
mente questo istrumento rurale importantissimo.
L’Istituto vi. xiconobbe una piu attiva applicazione
della forza movente tanto per istringere che per al-
lentare la vite, una maggior facilitä pel maneggio
in confronto dei torchi comuni, ed una grande so-
lidita congiunta ad un maggior comodo all’ occor-
renza di qualche ristauro. ar R
Romimialdo Reggiani. La ninfea, pianta acqua-
tica assai comune nelle risaje, cresce in esse ‚a. dan-
no dell’ agricoltura, nuocendo principalmente colle
radici alle tenere pianticelle vicine. II sig. Reggiani
pensd a volgere a qualche uso questo infesto vege-
tabile, e profittanda delle proprieta astringenti
della radice e dell' acido gallico ch' essa contiene,
la propose come atta a conciar pelli, a tinger lane
ed a comporze, l’incluiostro. Le prove intraprese
riuscirono felicemente. 111
Domenico Ancillotto. Il sig. Domenico Ancil-
lotto, di Venezia, benemerito coltivatore dei bacchi
da seta, ha rivolto le sue cure alla propagazione
dei gelsi nelle Isole venete anche in terreni salma-
stri ed incolti. Egli formò a tal uopo un vivajo
nel comune di Murano di ben 7000 piante, il quale
prosperando mirabilmente promette un notabil van-
taggio ad un ramo di agricoltura, forse troppo ne-
gletto fin ora in quei paesi. onA
Anbrogio Seregni. Il sig. Ambrogio Seregni
aveva gia conseguito il premio per aver, introdotta
un' estesa manifattura di capelli di cartone; verni-
ciato e ricoperto, di felpa di seta. Per. estendere
questo genere di manifattura agli usi della classe
delle persone meno agiate ha ora immaginato di
sostituire alla seta un tessuto di lana nostrale imi-
tante nell' esteriore superficie il ‚comun, feltro: il
quale tessuto alterando di poco i peso del cappello
e conservandone l’impermeabilila, riesce di prezzo
assai piu moderato. . 198
Gherardo Solari. Il fabbro muxatorę Gherardo
Solari avendo costrutto ad uso de’ cappellai diversi
fornelli, si attenne alle moderne pratiche tendenti
all’ economia del calorico, le quali consistono nel
trarre profitto dal fumo e dall’ aria infocata che
sale pel cammino, obbligandoli a passare per lunghi
tubi ed a comunicare ad una soyrapposta caldaja la
piu gran parte, del loro calore. Siccome è da desi-
derarsi che tal: pratiche si diffondane quanto € pos-
sibile, a: vantaggio delle arti, Istituto ha giudi-
cato degno di lode e di premio il Solari per averue
fatla nei fornelli da lui recentemente fabbricati una
felice applicazione. N 2 **
Domenico Urio, .Il.siz. Urio presentòè al con-
corso diversi oggetti di arte che fanno onore alla
sua sagacitä ed alla sua brama di giovare al pub-
blico con nuovi xitropamenti. Furone fra gli altri
103
lodati i saggi di carmino liquido che fu ritrovato
di bel colore e scorrevole nella scrittura, e la
carta macchiata imitante nel colore alcune pietre
dure.
Gli oggetti fin qui descritti trovansi raccolti
nelle sale dell' I. R. Istituto, ove fanno pure bella
mostra gli scelti campioni delle principali fabbriche
di questa cittä e altri luoghi del Regno inviati
per Pesposizione. Ma a rendere la racolta degli og-
getti di arti ancora piu ricca ed interessante ha
articolarmente contribuito il collega nostro cav.
Aldini, il quale di ritorno d'un viaggio scientifico
ha recate diverse scelte macchine dall’ Inghilterra
riguardanti principalmente l’illuminazione a gas ),
sul cui modello altre ne fece costruire dai nostri
artisti.
Le copie fra noi eseguite veggonsi poste a lato
agli originali stranieri, e ben pub dirsi che ne so-
stengono il paragone. Altre poi delle macchine e
dei modelli sono di propria invenzione del cav. Al-
dini, il quale ne dara a suo tempo una compiuta
descrizione. is
Sott. I dirett. delle due classi dell’ I. R. Istituto
di scienze, lettere ed artı.
Contz MOSCATI = Conte STRATICO.
Il vicesegretario, CARLINI.
Premj di menzione onorevole.
A Luigi Giuriati di Venezia, stabilito in Mi-
lano, per nuovi lavori col cemento premiato nell’
anno 1818.
A Domenico Grisoni di Milano ‚per carta ra-
sata all’ uso di Francia.
A Gaetano Monti di Milano per lo sviluppa-
mento degli abiti delle statue antiche.
A Giuseppe Gerlin di Venezia per lodevole
preparatione di cuojo.
A Giuseppe Pase di Verona per meccanismo
applicato alle forme da scarpe.
A Francesco Duranton di S. Didier, stabilito
in Milano, per telai atti alla fabbricazione di na-
stri a diversi disegni.
Ad Antonio Dario di Udine per tubi tessuti
cella canapa.
A Michele Bellossi di Milano per metodo di
rendere le scarpe impermeabili all' acqua.
Ad Ignazio Pizzagalli di Monza stabilito in
Milano, per saggio di preparazioni anatomiche in
cera.
A Giambattista Guyon di Lione, stabilito in
Milano, per orologio a pendolo con nuovi artificj
(da esperimentarsi).
A Felice Bosiz di Treviso, stabilito in Milano,
ı) } membri dell’ I. R. Istituto assistettero il di 1 otto-
bre ad un saggio di esperienze sull’ illuminazione a
gas tratto dall olio, che il sig. cav. Aldini ha intra-
Press in un privato teatro nella sua casa, 8
106
per parrucche di nuovo costruzione e di lodevole
lavoro.
A Giacomo Huber di Zurigo, stabilito in Mi-
lano, per assortimento di denti artificiali.
A Don Giambattista Pizzocchero viceparroco
in Landriano, provincia di Pavia, per costruzione
d’una macchina pel lino diretta ed incoragiata.
Ad Antonio Gabrieli di Siena, da molti anni
stabilito in Milano, per prima esecuzione della mac-
china di Christian.
Elenco degli oggetti dindustria che ol-
tre quelli premiati, furono presentati
alcuni hel concorso, ed altri per la
sola esposizione.
Ditta Francesco Reina e Comp. di Milano,
Stoffe di seta e tappezzerie con ora tessuto dell' I.
R. fabbrica al Paradiso.
Ditta Carlo De Gregori e Comp. di Milano,
Stoffe di seta, velluti e veli imitanti gli esteri.
Giuseppe Osnago di Milano. Stoffe di seta, vel-
lutti e veli imitanti gli esteri.
Domenico Briani di Milano. Scialli di seta a
disegni.
Ditta Fratelli Kramer di Milano.
cotone.
Ditta Masson e Comp. a Carate in Brianza.
Tela anchina artificiale e saggio di cotone tinto in
rosso all' uso di Adrianopoli.
Paolo Uboldi di Milano. Maglie di cotone sop-
pannate con pelo di lana, calze, ecc.
Giuseppe Bellini di Milano. Casimiro a ma-
glia, calze di cotone e di seta, ecc.
Giuseppe Ponzio di Milano. Maglie varie di
cotone. 4
Ditta Borde e Comp. di Milano. Campioni di
maglie di seta all’ uso di Francia.
Gaetano Brianza ed Antonio David stabiliti
in Milano. Macchina alla Jacquard per fare nastri
e stoffe di seta a disegni. &
Giovannı Ippolito Richard stabilito in Milano.
Mostre di stoffe fabbricate con telajo alla Jacquard
e disegno del telajo medesimo.
Lucrezia Vignati di Lodi. Trina all' uso d’In-
ghilterra.
Gaetano Rosina di Trecate, stabilito in Mila-
no. Lino e canapa non macerati imbiancati econo-
micamente.
Antonio Masutti di Cisone, provincia di Tre-
viso. Seta tratta dai bozzoli bianchi.
Michele Magni di Milano. Sacchetti di carta
per garantire i pannilani dalle tignuole.
Ditta Strazza, Lorin e Thomas di Milano,
Varj oggetti di bronzo dorato.
Carlo Grindel macchinista presso l' I. R. Os-
servatorio di Milano. Livelli a bolla d'aria smeri-
gliati ed Eliostata.
Giovanni Catlinetii di Valsesia,
Milano. Bilancia a quadrante
Stoffe di
stabilito in
897
Paolo Lana gia ispettore presso l' I. R. ufficio
del bollo. Modello d’una bilancia pel sale e pel
tabacco e macina a mano ad uso di ridurre in fa-
rina i cereali. 1
Anſ onto Torri di Milano. Metronomo sulle
tracce di quelli fabbricati del celebre Melzel di Vi-
enna e due orologi da camera con ripetizione.
Gioschino Alberti di Milano. Orologio astro-
nomico (da esperimentarsi).
"Giuseppe Paganini di Mantova, stabilito in
Milano. Planetario mosso da orolo2io. 5
Sg cerdotèe Don Giacomo 'Zgliardi di Ardesio,
Provincia di Bergamo. Modello d'un orologio da
törre.
Luigi Cesari fabbro- ferrajo di Cremona. Serra-
tura per le paratoje.
Luigi Nani di Bergamo. Modello di tromba pre-
mente.
Sjfovannt Nani di Bergamo. Caldajuole per le
filande a vapore a doppio fondo e poste i in commu-
Hicazione a due a due.
"Marco Del Chierico di, Pesaro.
rio da viaggio.
Cons igliere Giambattista Pancaldi a Ascona.
Chiocciola di Archimede mossa da una ruota.
\ Giovanni ed „Ernesto, fratelli. Nobili di Eolo-
nius di Vienna. Modello d'un carro da trasporto di
nuova costruzione. .
Carlo Glulio Ferri di Milano. Aggiunta al
carro suddetto per aumentare il gioco della sterza.
Giovanni Magni di Ferno, provincia di Mi-
lano . Modello di una carretta che serve anche da
scala a mano.
Luigi Giuriati di Venezia, stabilito in Milano.
Modello di macina per polverizzare il marmo,
Leone Antonini di Milano. Varie lacche a de-
gradazione di colori e blö (da esperimentarsi).
J. R. Cartiera di Vaprio. Cartoni all' uso d'O-
landa per la cilindratura de’ pannilini e delle stampe.
Cartoni della fabbrica Galvani di Pordenone,
passati al cilindro da Stefano Minesse di Venezia
da eperimeniarsi),
Sigillo di avo-
Marco Prosperini di Venezia. Biglietti da
visite.
Agostino Frigerio e Figlio di Milano. Carte
cHlorate di varie Sorte.
Ditta Ignazio Pizzagalli e Carlo De Gaspari
di Milano. Frutti e fiori artificiali, carta di varj
eolori per formare i fiori medesimi, termometri
ed altri strumenti fisici sofiati.alla lucerna.
Carlo Francesco Bonomi di Milano. Uccelli e
quadrupedi imbalsamati.
Sacerdote Don Giuseppe Maderna di Milano.
Fiori naturali conservati coi loro proprj colori.
Giacomo Acqua di Venezia. Quadri in minia-
tura e ad olia rappresentanti varie sorte di fiori ri-
cavati dal vero.
Istituto ‚di educazione per le fanciulle esistente
in Milano, diretto dalla signora Frariere. Varie
sorte di fiori in ricamo e saggi di calligralia.
108
"Pietro Cherubini di Firenze, stabilito in Mi-
lano. Vaso di alabastro intagliato di notabile gran-
dezza. i
Francesco Fornara di Milano. Oggetti es
provenienti dalla sua fabbrica di S. Werne in
Prato. te
Cuoi Dell’ antica ditta Eisenmenger ora Mi
chele Nebel in Milano.
Carlo Elli e Giovanni Mandelli Galzeiaj 0
Milano. Scarpe e stivali uniti con filo di metalla
(premiati a Venezia con medaglia 'argento nel
concorso dell’ anno- 1819).
Antonio Becht stabilito in Milano.
mento di denti artiliciali. .
Agostino Radaelli della provincia — Milano,
Pianta di legnd intagliato. ent
Oggetti offerti all' esposizione Dal cavaliere
Giovanni Aldini, membro del I. R. Istituto di
scienze, lettere ed arxti. Due serbatoi di gas colla
compensazione della perdita del ee; per Bitambrn
sione nell’ acqua. sb
Apparati per render mobili le e a den ad
uso de: teatri.
Modello dell’ apparato.a gas aa R. Zecca &
Londra (eseguito in Milano).
Gasometro di Clegg (eseguito in Milano dal
sig. Carlo Grindeb).
Regolatore di Clegg (eseguito in Milano dal
sig. Pasquale Citelli).
Sistema completo di tubi e rubinetti per va-
riare l'illuminazionę a gas nei teatri (eseguito in
Milano dal sig. Giuseppe Leonardi).
Tubo con rete metallica per impedire rim
sione del gag nel serbatojo (eseguito in Milano dal
sig. Carlo Radice). 52
Macchina per indurre varj colori nelle fiamme
del gas (eseguito dal sig. Ferroni in Gallarate).
Lucerne a gas tanto semplici che ad uso d’ar-
gand (eseeuite in Milano).
Regolatore per far cadere l’olio nelle storte a
regolati intervalli di tempo (eseguito dal suddetto
sig. Grindel): b.
Modello operativo di macchiua per dirompere
il lino e la canapa inventato dal cav. Aldini com
aleuni saggi dell' uno e dell’ alira purgati col mezzo
del vapore dal meccanico Giovanni Catlinetti.
Bagno a vapore portatile immaginato dallo
stesso cav. Aldini.
Modello operativo d’una macchina che serve
ad essiccare. gli ossidi metallici od altri Prepiil
chimici col mezzo del vapore. 2?
Giornali 0 4
8 aaa
I tempi. sono assai piu propizj pei giornali po-
litici che pei letterrj: nulladimeno si vedono ogni
anno nascere e morire nuovi giornali Teiterar) i in
Italia; lo celle prova chiaramente süssistere in que-
sto suolo la forza generativa di tali piante men-
suali; ma esservi e Yalimento della curio-
verbr
*
109
sità per mantenere e protrar loro la vita. Passiamo
a rassegna tutti questi esseri del momento, seguen-
do il metodo usato finora di cominciare dal mez-
zogiorno d'Italia e venire mano mano verso il set-
tentrione.
ea cs s a.
en» lt 177 > i
Non sappiamo nulla della Sicilia dopo le ulti-
me digrasziate sue vicende intestine; ma prima di
quell' epoca non sussistevano giornali letterarj, a
nostra notizia, in quell' isola. 0
90 * 1
„ on Reng ne di N a p O i.
1
1 512
Bihlioteca analilica, il Giornale enciclopedico, e
gli Annali dagricoltura. Un quarto giornale ve-
demmo aununciato nel maggio, e dovea uscire nel
luglio sotto il titolo di Giornale econormicorustico
del Sannto. I due primi camminano come al so-
lito; ma gli Annali d’agriceltura non contengono
mai nulla che possa meritare la nostra attenzione.
Essi riempionsi quasi sempre o di articoli presi da
altri giornali, senza che neppure vengano citati *),
o di opuscoli, o perfino di volumi che vi si ristam-
pano senza fatica del compilatore e senza miseri-
cordia degli associati.
7 800 \
Ro m a.
Ii Gu: 1
A Roma il Giornale arcadico non e pid il
solo; esso ha un rivale nelle Zffemeridi: letterarie.
Una discordia ſra i compilatori e il tipografo fece
nascere il secondo, e rese: piu malagevole la esi-
stenza dell' uno e dell' altro. Se i due giornali si
sosterranno, lo dovremo alla rivalitä ed al punti-
glio. Ci gioei l’accennare questa cireostanza per
isvergognare gl’ Italiani proclivi troppo a si fatto
maneggio - d’intestine: discordie, talmente che ben
anco nella carriera delle lettere essi ostinansi ad
operare il bene piu per dispetto de“ loro emuli che
per amowe della fama e della pubblica utilita. Non
taceremo di un giusto e nobile 'guiderdone col
quale la Patria grato. alle fatiche dell’ Arcadico
onord quel Giornale e i suoi dottissimi compilatori.
Consiste in una lettera scritta dal Campidoglio
dal rappresentanti del Senato e del Popolo Roma-
no a S. E. il D. Pietro de’ Principi Odescalchti,
diretiore di quel giornale, riportata per intero in
nota à festimonio (dice il direttore) della nostra
osservanza,. nella quale gli si partecipa che il Se-
nato ed il Popolo Romano hamm ordinato che 11
*
1) Due axticoli dalla Biblioteca Italiana senza citarla;
opuscolo di Giobert sul soverscio di segale; la let-
tera del conte Verri contro detto opuscölo; le tre let-
tere talte intere del Giobert, in rsposta, l’altra let-
tera del conte Vexri; Ia lettera del dott. Bassi sullo
stesso argomenio e Kork ig discorx ende.
Nel regno di Napoli proseguivano sempre la
110
dono ricevuto (di una copia del Giornale Arcadico
venga -conservato nel Campidoglio. Per la qua]
cosa il sig. Direttore potra dir questa volta vera-
mente con Orazio: Exegi monumentum aere peren-
nius; e noi qui dall' Italia settentrionale, senz&
Campidoglio e senza Senato e senza Popolo Ro-
mano, ei congratuliamo di cuore che morti non
sieno nell’ antica capitale del mondo cos! bei nomt
che tanto altamente suonano nella ricordanza degli
uomini e in tutte le pagine della classica latinita.
5 B O ILO gn @.
A Bologna continua la pubblicazione degli Opu-
coli letterarj e degli Opuscoli scieniifiei, e Si gli
uni che gli ali vanno assai lentamente, giacche
del 1820 non ne abbiamo veduto che i primi tre
bimestri. Il Giornale della nuova dottrina medica
italiana non si picca neppur esso d puntualita, ed
il suo titolo accusa lo spirito sistematico che gli
serve di guida. Un altro giornale vide la luce in
Bologna quest’ anno sotto il titolo di Abbrewiatore,
ossia Appendice critica a tutti i Giornali ed altri
fogli di novitd letterarie. Esso fu fedele al sue
primo titolo, perche comincid coll” abbreviar la
sua vita e non duròè che pochi mesi.
TO: NS ESTER
In Toscana, paese felicissimo sotto tanti altri
rapporti, non potè ancora allignare un giornale che
promettesse lunga vita. Eppure non v' e città che
quanto Firenze possa oflerire all’ Italia un giernale
utile ed esteso, massimamente in cose straniere.
II gabinetto letterario di Firenze & il piu ricco di
quanti vantar possa I'Italia in ogni genere di gior-
mali di tutte le nazioni, ed è veramente una mara-
viglia quell' Istituto, diretto da un Ginevrino, uomo
di eccellente carattere e pieno di buon sense. Egli
ha sentito i vantaggi che trarre si potrebbero dak
suo stabilimento coll’ intraprendere un gornale che
si occupasse principalmente di cose straniere, ed
ha tentato di metterlo in opera pubblicando l' An-
tologia. II primo quaderno prova che il suo pen-
siero fu ottimo; ma convien dire o che manchino
in Toscana le persone capaci di eseguirlo a dovere
o ch’ eeli non abbia saputo trovarle ). Speriamo
che i quaderni posteriori abbiano a smentire i no-
stri disgraziati pronostici.
Nulla sappiam da gran tempo del Pisano Sa-
tellite. Dorme egli od e morto®... V' ha chi
opina per l'una cosa e per l’altra. Con quelle in-
1) II Proemio (di 9 meschine pagine) vi e fatto da due
persone; le quaitro prime pagine firmate da G, le
alire quattro e*mezzo sotioscrifte da P; e j er novita
vi si da il Discorso accademico di Cuvier, pubblicato
nel 1815, e tradotto per interno nella nostra Biblio-
„teca,, ‚vol. 5%. pag. 147 e 315 fino dal ı816. —,; au-
tore di cosi bella scelta mostra d’aver per lo meno
doxmito questi ultimi cinque anni.“
117
segne e con quegli scrittori non poteva fare gran
viaggio ). II Saggiatore ha finito anch' esso re-
istrando il suo nome nella necrologia letteraria
dell' anno. Il Giornale del Geno continua tutta-
via, e non si sa qual Genio compassionevole pre-
seda alla sua magra e precaria esistenza. Quello
del buon gusto, no certo, quello della urbanita,
nemmeno, e forse neppur quel del guadagno. A
Firenze lo chiamano l’rpecacuana, e forse sussiste
egli per le qualitä che gli sono comuni con questo
farmaco emetico- drastico- ecoprotico. Due altri
Giornali vedono la luce in Firenze, il Giornale
pratico-legale, e lo Spazzaturajo; ma questi ap-
partengono alle cose puramente municipali e non
meritano di occupare l’attenzione d'Italia. Il se-
condo ha anzi gia cambiato di nome, e si pubblica
ora col titolo di Uomo di paglia.
Un dotto e ricco patrizio toscano, di casato
gloriosamente celebre negli annali della sua patria
(i marchese Capponi), sta combinando anch’ egli
gli elementi di un nuovo Giornale. Noi facciam
plauso al generoso suo disegno, ma temiamo per
molte ragioni che l’esito delle sue liberali premure
non sia per esser quello a cui mira. Ad ogni mo-
do sua non sara la colpa, ma sua bens! quella
lode che si dee sempre alle buone intenzioni.
Regno di Piemonte.
Cinque Giornali letterarj si pubblicano nel Re-
gno di Piemonte, compreso il Ducato di Genova,
Due a Genova, gli Annali de viaggı del sig. Bar-
tolotto, e la Correspondance astronomique, geo-
graphique, idrographique et statistique del sig. ba-
rone di Zach. Questi furono annunziati da noi
fino dalf’ anno scorso, ed ambedue soffrirono dei
ritardi straordinarj. A Torino comparvero tre nuovi
giarnaletti col principiar del corrente 1821. Uno &
intitolato Nuova frusta letteraria, Paltro Ecco let-
terario, i, terzo Repertorio medico-chirurgico. II
primo ha la stessa forma (in 4°.) colla quale usciva
la famosa Frusta del Baretti, ma pur troppo non
ha di essa che la forma. Non ne abbiam veduti
che due quaderni, 1 quali domandano un epitafio
pel semestre venturo. Dell’ Ecco sopra un foglio
volante, sei volte al mese, e non pronostichiamo
troppo vantaggiosamente del suo scopo, se € ana-
logo all’ ufficio del suo nome, e se giudicar dob-
hiamo dai primi passi. II Repertorio medico chi-
rurgico & assai piccola cosa. Con:iste in un foglio
di stampa in 8“ che si pubblica ogni 15 Siorni.
Regno Lombardo- Veneto.
Sembra che anco a Venezia i Giornali aver
— —
10 Ognuno sa che il Satellite portava per impronta sulla
"prima pagina della coperta il ritratto di Dante e sull’
ultima un Asino. P BEA ASE ue
—
112
non possano lunga vita. II Nuovo Osservatore Ve.
neziano € propriamente una gazzetta politica, la
quale concede luogo di quando in quando a qual-
che articolo letterario nell! appendice. ar roige
Non bisogna confondere a Padova co' Giornali
letterarj il cosi detto Giornale teatrale, il quale
propriamente non & che una raccolta, ossia un re-
pertorio di commedie o tragedie tradotte per lo piu
dal francese e dal tedesco, e la quale conta gi a
quest’ ora 30 volumetti in 169. II decano di tutti
i giornalisti & il sig. conte da Rio, editore del Gi
ornale dell' Italiana letteratura. Egli è vero ch!
esso ancora non si picca di puntualitä, ma sono
anche liberi i suoi impegni col pubblico, e non e
certamente l’amor del guadagno che sia stimolo
alla di lui impresa. — I Nuovi Commentarj di me- ;
dieina.e di chirurgie si pubblicano dai signori
professeri Brera, Ruggeri, Caldani, dell' Oste,
stanno sufficientemente in giornata, e contengono
di quando in quando qualche buon articolo.
A Pavia esce sempre con onore il Giornale‘ di
fisica, chimica, storia naturale , medicina ed arti
dei professori P. Configliacchi e Gaspare Bru-
gnatelli. . iel
A Milano finalmente mancarono bens! gli ali-
menti all' Ape Italiana del Bettoni, ma tuttdvia
non ie diminuito il numero de’ giornali. II Cor-
riere delle Dame ha avuto un concorrente e un ri-
vale nel Nuove giornale delle mode, e questo è il
luogo di ripetere quante abbiam notato di sopra in
proposito dell’ Acadico e delle Effemeridi di Roma.
Tutti gli altri giornali accennati nel Proemio dello
scorso anno proseguono come prima, e sono il Rac=
coglitore, la Gazzetta di Milano, gli Annali uni-
versali di medicina e chirurgia, il Foglio biblio-
grafico e la Biblioteca italiana. Lo stampatore
Brambilla sta per intraprendere la pubblicazione di
un nuovo Giornale d’agricoltura, arti e com-
mercio.
Emerge da questo prospetto che senza l’Osser-
vator Veneziano e la Gazzetta di Milano (che
sono giormali politici piuttosto che letterarj) 28 fu-
rono i giornali di scienze, lettere ed arti che si
stamparono in tutta Ilalia nel 1820 e nei due primi
mesi del 1821. De’ quali sei ne sono periti nel
1820 *), e dieci ne sono nati di nuovi nel 1821.
Questo accrescimento straordinario pronostica una
straordinaria mortalita nel corrente anno. Gonsa-
pevoli noi delle speranze con cui si intraprendono,
e del modo con cui si alimentano in Italia queste
opere periodiche, non e indovinare, ma prevedere
il certo ‘co’ lumi dell’ esperienza annunciando loro
una vita breve ed incerta. Basti il dire che tranne
tre o quattro solamente, tutti gli altri non hanno
piu di 300 associati; e tutti poi sono compilati e
nudriti da offerte spontanee e da ajuti gratuiti di
———ů —-— 2 0
10 II Saggintore, 1’Abbreviatore, il Satellite, il Giotnale
di medicina di Bologna, P Ape del Bettoni 11
Ciornale delle Wee Milano, 0 an ei Nuovo
“.
1 13
letterati e scrittori d'ogni mani ra, i quali lavorano
per solo amore della gloria e per buona volontà di
fare. Questa circostanza non sara creduta oltra-
monti, ma noi ce ne facciamo mallevadori, e lac-
cenniam con orgoglio, perche essa mostra che qui
la natura vuol continuamente, produrre quasi a di-
spetto degli ostacoli e quantunque sia priva di
quegl’ äncentivi che la curiosita offre esuberante-
mente in Francia, in Germania, in !n;hilterra ed
altrove.
Nes 0. 220,000
Occupiamoci del pietoso ufficio di commemo-
rare que i Italiani che non intieri (non om-
nes) cessarono da questa vita mortale nel corso del
1820. Seguiremo l’ordine cronologico per quanto
ei sarà possibile. |
Denturi Giammaria, avvocato. Esperto agro-
nomo; diede alle stampe un trattato sugli innesti;
fu onorato di parecchie importanti commissioni dal
Governo, concernentir il ramo delle strade, dei
ponti e delle acque. Egli era nato il 20 settembre
1754 in Bibbliano, nella provincia di Reggio, e
morl il 7 settembre 1819 (Si e qui messo perche
dimenticato nell’ elenco dello scorso anno).
Bonati Teodoro, cavalliere della Corona fer-
rea, della Legione d’onore e dello Speron d'oro,
membro dell' I. R. Istituto d'Italia, delle Accade-
mie di Parigi, di Londra e di molte altre illustri
societä. letterarie e scientifiche. Idraulico insigne,
Ispettore ohorario d’acque e strade, e Protessore
della Scuola idraulica governativa stabilita in Fer-
rara sua patria, ove mori il 2 gennajo in eta d’ol-
tre 95 anni.
Pınazzo Antonio, abate, spagnuolo, ex-Gesuita.
Disimpegud successivamente e in diverse epoche le
cattedre di matematica, di fisica, di logica, di filo-
sofia morale e di teologia dommatica. Egli era
versato nello studio delle lingue antiche, e diede
alle stampe alcune opere di leggiadra leitzratura e
di poesia latina. Mori in Mantova il 27 nell’ eta
d’anni 70.
Colalto Antonio, già professore d'introduzien
al calcolo sublime nell' Universitaä di Padova, au-
tore dell’ opera intitolata: Identitä del calcolo dif-
ferenziale con quello delle serie, _ovvero il metodo
degli influitamente piccoli di Leibnizio, stampata
in Mileno nel 1802; di quella della geometria ana-
litica à dae e tre coordinate, di cui si fece la se-
conda ezione a Padova nel 1809, e di varie me-
morie iuserite neglie atti di diverse
Mori in marzo. *
Brusco Girolamo, pittore egregio, alievo di Ba-
toni e di Mengs. II iransito della B. Fergine nel
coro della chiesa di N. Signora delle ie Ay
Elena al Calvario ivi esistente nella vol di una
delle cappelle laterali, e la Giudita nel palazzo
Grimaldi, da esso dipinte in Genova, gli merita-
rono gran lode dai periti dell’ arte. Mori in Sa-
vona sua patria il 30 marzo in eiä di 78 anni.
Att. Arz. J. J. 1822. 4
e
Accademie.
—
114
Zamagna Pietro Bernardo, abate, ex gesuita.
Celcbre ellenista; pubblicd diverse traduzioni dal
greco in latino, ed alcune opere originali, fu pro-
fessore in varie citta, e disimpeznd incumbenze di-
plomatiche. Nacque a Ragusa il 10 novembre 1735,
ove mori it 2 aprile 1820.
Anelli Angelo di Desenzano, poeta. E Stato
professore di eloquenza e storia nel Liceo di Brescia,
quindi proſessore di eloquenza forense in Milano,
e ultimamente professore supplente di procedura
giudiziaria nell' Universita di Pavia. Scrisse di-
versi drammi e varie poesie di genere satirico: &
autore delle cronache di Pindo- Mori in Patavia
il 5 aprile in eta avanzata, {
Venini Francesco, abate, C. R. S, poeta, filo-
logo e matematico. A Parma fu precettore de’
reali paggi; egli era dotto in varie scienze, e diede
alle stampe opere di argomenti diversi: era in re-
lazione e stimato anche presso gli stranieri. Mori
in Milano, sua patria, il 5 aprile in eta di 85 anni.
Paribelli Giovanni, cavaliere della Corona di
ferro, fu primo presidente della Corte di giustizia
civile e criminale del gi dipartimento dell’ Adda,
ora provincia di Sondrio. Comp! il corso de’ suoi
estudj ne’ collegi di Monza, Bologna, Torino, e
finalmente nell' Universitä di Vienna, In sua gio-
ventü coltivo la poesia, e diede alle stampe nel
1778 la traduzione, o per meglio dire la parafrasi
in ottava rima del poemetto di Bernard, Erfrosina
e Melidoro, iatta con felice naturallezza e vivaeita.
Mor! in Sondrio, sua patria, il 26 aprile nell’ età
d’anni 60. .
Litta Lorenzo, milanese, cardinale, vescovo
di Sabina, e Vicario di Nostro Signore Pio VII.
Fu uomo dotto uella religione e versato nelle lin-
gue antiche e moderne. Dopo la sua morte si e
trovato che per raddolcire le afflizioni del suo
esiglio in Francia divertivasi a tradurre Omero in
versi sciolti, ed era giunto fino al IX canto. II
Giornale Arcadico ne ha dato qualche saggio feli -
cissimo. Morl a Monte Flavio, terra della sua
diocesi, il 12. maggio in eta di 64 anni, mesi 2
e giorni 2. ö f :
Clari Serafino, sacerdote ex Barnabita. Ap-
plicossi al diritto naturale, al diritto delle genti,
alla pubblica economia, alla metafisica, all' etica
ed alle»matematiche pure ed applicate; e per pin
di 40 anni attese all' istruzione pubblica, fu pro-
fessore nel collegio di Gasalmaggiore, in quello di
S. Luca in Bologna e nelP imperiale Liceo in 8.
Alessandro di \lilano. Mor! in Mlilano sua patria
il 10 maggio. ep
Ferrari Bartolommes, ex-Barmabita, Coserse
cattedre di varie facoltä e ne pubblico diverse
opere. Nacqui in Milano il 5 giugno 1747, oe
mor! il 19 maggio 1820.
Tomeoni Florido, dotto armonista, ottimo ac-
compagnatore di canto; compose parecchi spartiti
origmali ne’ quali campeggia un ınetodo d’armonie
altrettanto semplice che erudito ed ingegnoso. Fu
8
115
allievo della scuola di Durante. Nacque in Lucca,
e mori in Pariginel mese di luglio nell' età d'anni 65.
Bonavilla Aquilino. Colla cooperazione dell'
abate Marco Aurelio Marchi, professore di lingua
greca, compilò un Dizionario etimologico di tutti
r vocaboli usati nelle scienze, arti e mestieri che
traggono origine dal greco, del quale sono usciti
due volumi in 8°. Mori in Milano nel mese di luglio.
Litta, Visconti Arese Antonio, duca, ciambel-
lane di S. M. I. R. A., giaä gran ciambellano del
cessato Regno d'Italia, ecc. Egli sapea varie lin-
gue, et era principalmente versato nella patria
istoria, Lascib molte opere inedite di pubblica
economia, di politica e di altri argomenti. Mori
in Milano sua patria il 24 agosto.
Decapilani Carl’ Antonio, parroco di Vigand.
Pubblicb diverse operette agrarie, e segnatamente
sui hachi da seta. Mork il settembre nell' eta digg anni.
Deuoti Giovanni, monsignore, segretario gin-
bilato de’ Brevi ad principes, Arcivescovo. titolare
di Cartagine; soggetio di luminosa fama presso la
repubblica letteraria per le egregie opere canoniche
da lui eomposte e pubblicate. Mori in estrema
vecchiezza a Roma nel mese di settembre.
Nuldi, celebre cantante.
dicembre, vittima dell' esplosione dell’ apparec-
chio delle cos! dette marmite autoclave, ch’ egli
imprudentemente toccò.
Bonzenigo, Giuseppe, regio scultore a Torino.
Ha portata ad una somma perfezione arte dell
intaglio in avorio ed in legno con 40 anni di assi-
due cure, ed ha ereata una nucva scuola e fon-
data una rinomata oflicina, dalla quale uscirono
in gran copia lavori ricercati per tutta Italia e
fuori, e dagli amatori del bello sommamente en-
comiati. Mori il 18 dicembre.
Basilicd Gaetano, professore di chimica e sto-
ria naturale nell’ I. R. Liceo di Mantova. Egli
insegnd quelle scienze pel corso di 20 e più anni.
Mori nella suddetta eittä il 21 dicembre nell' eta
di 61 anni.
Vacchini. Lorenzo, patrizio tortonese, medico
dottissimo, il quale cessd di vivere il 30 prossimo
passato dicemhre nell' eta di 62 anni circa. Pub-
blicb un utilissimo opuscolo sulla salubrild, deli
aria. della eittà di Tortona, coperse con lodevole
zelo molte cariche civiche, e fu la delizia di zuit’
i suoi compatrioti, ed il padre de’ poveri.
Pacetti- Vincenzo, cavalliere. Chiaro scultore
romano; possedeva singolare abilita di ristaurare
gli antichi marmi figurati. Mori in Roma nell' eta
di 74 anni.
Re Lorenzo, romano, archeologo che posse-
deva tutte quelle dottrine che distinguono il vero
antiquario dal semplice conoscitor d’anticaglie, e
lo rendono profondo. Fu membro della Commis-
sione de’ monumenti, socio ordinario dell' Accade-
mia archeologica, presidente alla classe di storia
ed antiquaria nell’ Accademia Ellenica, e pubblico
professore di archeologia nell' archiginnasio ro-
mano. Egli pubblicd varj opuscoli di antiquaria.
Mori a Parigi il 15
116
De Breme Lodovico, monsignore, cavaliere
della Corona ferrea, gia elemosiniere del cessato
regno d'Italia. Egli pubblicd qualche operetta di
piccola mole. 2 7 FI A
Olivari Niccolò, professore nella reale Univer-
sita di Genova. Uno de' piu antichi professoxi di
clinica italiana. Pubblico un trattato isull® educa-
zione fisico- morale, in 2 volumi; un Piano: d'una
scuola clinica; e parecchie memories d'argomento me»
dicoassai stimate da’ coltivatori delle scienze salutari.
Solari Lucca, professore nella reale Univer-
sita.di Ginova. Egli e quello stesso di cui abbiamo
ziportato J'clegante discorso latino: ro solemni
studiorumi instauratione, in Genuensi universitate
(V. il tomo 9°. pag. 255 di questa Biblioteca).
Egli era caro del pari alla patria ed alle leiteres
Giureconsulto integerrimo, gia Senatore: della re-
pubblica Ligure, Duumviro, deli’'ordine decnrionale.
Palmieri Vincenzo, abate, professore teologo
nelle Universita di Pisa e di Pavia. Fra le molte
opere morali da lui scritte senz' ombra di pedan-
teria scolastica, e adorne di alta ed elegante dot-
trina, due distintamente gli hanno dato un gran
nome. La prima e il suo Trattato sulle Indul:
genze, tradotto in molte lingue, e da molti esal-
tato come libro classico; Paltra è il Trattato apo-
logetico sulle veritaä della santa Religione evange-
lica, ed a questo si sono tributati unanimi elogi
dai buoni ſilosofi, ed anche dal .partito che si
aflannava contro le indulgenze del Palmieri. Egli
ha scritto in lingua italiana; il suo stile ha il ca-
rattere di facilitä, le sue controversie sono spesso
condite di un sale che ne rende piacevole la let-
tura, anche agli alieni della teologia polemica.
Uomo di schietta fede, di aurei costumi, di bel
tratto sociale, letterato dottissimo, insigne scrittore.
R a
Faits aux Academies Royales
et des Beaux-arts,
Sur l’Ouvrage intitule: Histoire naturelle, gene-
rale et particuliere des mollusgues et flwviatiles,
tant des espèces que l’on trouve aujourd'hui vivan-
tes, que des dépouilles fossiles de celles qui n’exi-
stent plus; classes d’apres les caracteres essentiels
que présentent ces animaux cl leurs coquilles. De-
diee A. S. A. R. Mgr. Le Duc D’angouleme
Par le Baron de.-Kerussac, ;
Ofüsier superienr an coups royal d’Etat-NErjor, membre
de plusieurs societes savantes, co. ) m
O T t 8 f
des sciences
Rapport verbal fait Al’ Academie royale des Scien-
ces sur cet Oubrage, par M. Cuvier, le 6 mars 1820.
L’academie m'a chargé de lui rendre,un compte
verbal des six premieres livraisons de l’ousrage de
N. de Ferussac, sur les mollusques terrestres et
iluviatiles, Je suis heureux d’ayoir cette occasion
Cet ouvrage, exécuté avec le plus grand soin par les
premiers artistes de Paris, jaloux d’attacher leurs
117
de rendre justice à un travail important et execute
avec magnilicence, Ces livraisons comprennent, ou-
tre la prélace, toute l’histoire naturelle de la fa-
mille des limaces, partie entièrement neuve et sur
laquelle, si Lon excepte anatomie d'une ou deux
especes, ou n'avait que des descriptions imparfaites
et quelques observations isolees. Cette famille ren-
ferme maintenant 8 genres et quelques espèces,
dont le genre est incertain. 168 5
Les huit premieres planches representent des
limaces; les suivantes representent des limagons.
Leurs descriptions paraitront dans les prochaines li-
vraisons. On ne peut donc en parler autrement que
pour indiqueur Pexactitude des figures d’apres la
Connaissance des epeces les plus connues, leur pax:
faite,execuiion et la manière méthodique qui a été
employee pour rendre sensibles leurs caracteres di-
stimctifs par la correspondance des positions. Les
mollusques testaces terrestres seulement, qui seront
figures et decrits dans cet ouvrage, s’elevent à plus
de 700; la vaste compilation de Gmelin n'en com-
prend pas la moitié; les fluviatiles a-peupres au nie-
me nombre. een 3 2
Le but de Pauteur est turtout de donner une
histoire naturelle complette de ces animaux, qui
manqait à la science. Ce n'est point une simple ex-
Plication des figures, mais un veritable traité d’hi-
stoire naturelle, avec des parties considérables d'a-
natomie comparee, et des details sur les moeurs et
habitudes des mollusgues, dont il s'agit. Si 'on con-
sidere que cet ouvrage doit former au moins 3 vol.
in-fol., et contenir plus de 240 planches, on pen-
sera que c’est une entreprise aussi considerable dans
ses détails scientifiques, que dispendiense par les
capitaux qu'elle absorbe.
M. de Ferussac a voulu fixer un point, d'ou
Yon puisse partir A l’avenir pour les progres de la
science, sans regarder en arriere. Mais outre le ser-
vice important que l’auteur a voulu rendre à la zoo-
logie, en remplissant une lacune plus considerahle
qu'on ne l’avait supposee, son ouvrage doit conte-
nir la description et les figures de toutes les especes
fossiles qui appaitiennent aux mollusques terrestres
et fluviatiles, avec Pexposition de toutes les circon-
staftes de leur gissement géologique. Par-lä cet
ouvrage donnera de puissans moyens pour recon-
naitre la nature des depöts qui couvrent le globe,
noms a un oeuyre unique dans son genre, contiendra
30 livraisons environ.
Edition in-folio, sur quait
EN ‚_ coloriees
eauconp de soin, ' :
Prix, par livraison de six planches et trois & qua-
tre feuilles de texte, 20 francs. b
Edition in-, sur quart de jésus;
pier velin, en noir,
Prix, pour la meme livraison, 15 francs.
4 ee de 1 Paine; dessins,
i „ es par M. Bessa et Huet, et
graves par M. Coutant; Planches, imprimees et- en-
luminees par M. Langlois. 94 1 5
A Paris; chez Arthus- Bertrand,
de colombier, figures sur
ei relouchees au ‚pinceau’ avec
figures sur pa-
libraire, rue Ilau ·
tefeuille, ne. 23. .
— 118
et sera un service important rendu à la geologie.
Nous n'avons pas encore vu cette partie du travail
de M. de Ferussac, mais ce qu'il a donné prece-
demment ne peut que faire prejuger zavorablement
de ce qui lui reste à faire. 5 > r
Les points sur lesquels se portera l’attention
du lecteur &claire dans les six livraisons ‚publiees,
serent principalement: 3
ı°. L’historique des pulmones sans opercules.
2. Les observations générales sur organisation
et les facultes des pulmones, dans lesquelles il y 4
beaucoup d' observations nouvelles; entre autres,
Vorganisation du plan locomoteur, la difference dans,
Porganisation de la cavite pulmonaire des, pulmo-
nes terrestres et fluviatiles, etc.
5°. Lehabitation des pulmones sans opercules.
4°. La division des pulmonés en familles et
en deux soussordres, les gcophiles et les hygrophiles.
5°. L’historique des 'connaissances acquises sur
la famille des limaces depuis les anciens jusqu’ä nous.
6°. Les observations générales sur l’organisa-
tion et les facultes des limaces, oü l'on trouve des
observations dignes d'intérét sur lerudiment testacé
interne, sur le pore muqueux terminal, sur le sy-
steme d’irrigation de la peau des limaces, ete.
79. Les usages des limaces.
8°. Le tableau synoptique des genres de la fa-
mille des Limaces.
9°. L’etablissement du genre Arion, dans le-
quel toutes les ecpeces sont debrouillees et deux
espèces nouvelles (arion fuscatus et hortensis) etablies.
10°. La circonscription du genre Limas, le dé;
brouillement de ces espsces, dont une nouvelle, le
limas bilobatus.
119. La description de la limace phosphore-
scente, genre incertain.
ı2° L’etablissement du genre Plectrophore et
Thistoire de ses especes, dont une nouvelle. Pl. Or-
bignüt.
13°. L’histoire du genre Testacelle, la descrip-
tion de ses moeurs et de ses habitudes, et celle de
l’animal du T. Maugei. *
14°. Enfin les apergus gènéraux par lesquels Lau-
teur fait sentir la liaison des genres entre eux, les mo-
yens de conservation que la nature leur a donnes, la
progression dans le systéme de defense par des corps
protecteurs, tels que la cuirasse partielle ou generale,
le manteau des testacelles, et le test intérieur ou ex-
terieur. |
Je ne puis, dans un rapport verbal, entrer dans
le détail de tous ces articles, mais je dois dire à I'A-
cad mie qu’ils m’ont tous paru traites avec beaucoup
@£ruditiom et de soin. Chacun peut se convaincre
par lui meme que l’execution des planches et la beauté
de impression feront de ce livre un ornement des
plus viches bibliothèques. J'ai tout lieu de croire que
les naiuralistes y trouveront aussi tout ce que Ion
peut desirer dans l’etat actuel de la science, et que “A-
cademie „verra avec inter&t que M. de Fervussac ait
ainsi repondu aux eucouragemens qu'elle a donnes a
ses premiers travaux,
119
Le secretaire perpetuel de l’Academie certiſie que ce
qui suit est extrait du proces-verbal de la s:auce du sa-
medi 18 mars 1820: ö
Rapport lu d l’Academie royale des Beaux- Arts,
dans sa seance du 18 mars 1820, sur l!’Ouvrage
de M. de Ferussac, au nom d’une Commission com-
posee de MM. Pan Spaendonck, Desnoyers, Ber-
vic et Castellan, rapporteur.
Deja l’Academie des Sciences a reconnu que cet ou-
vrage, daus son ensemble et daus ses de ta ls, est beau.
coup plus etendu et plus Parfait qulaudun de car qui
ont ete publies jusqu’a ce jour, et que les recherches et
les faits nombreux qu’a recueillis M, de Ferussac tendent
tous a lavaniage et aux prosres de la science 9. .
Nous devons done nous borner a apprecier ce ‚travail
dans ses rapports avec les arts du dessin, qui se lient ici
d'une manière presque inseparable aux ıntereis de la
science et lui pretent un plus ferme appui”
„En effet, dit Pauteur, tout mon ele et mes efforts
our observer el decrire conveuablement organisation,
es facultes, les moeurs, les habitudes ei les caracteres
distinctifs de cette classe detres dont l’etude est si im-
portante pour la geologie et I Histoire des animaux en
eneral, eussent ete infructueuxy sı "des artistes nabiles
et intelligens n’avaient point coopere a mon enireprise,
en representant fideleiment les objets decrits et eu en
donnant le portrait apres nature avec les couleurs qui
0
* nat bien juger nous-memes de l’execution de
sette entreprise, il est necessaire dentrer dans quelques
details sur les procedes employes pour rendre sensibles
aux yeux les objets dont il est question. 27
C'est le grand avantage que la gravure, et .
genre de grayure en couleurs, procure aux amateurs na
stoire naturelle, \et.ıl n'est que ce mogen; de ive de: a
peinture, pour retracer dune maniere fidele, N es
objets avec leurs Kral ts caracterıstigues, qui consisten en
vent moins dans la forme que dans les har monies ou les
8 Urs couleuks.
ee. 5 se borngit A colorier des gravures tirees
en noir, ou en bı:tre, el qui woflraient que les grandes
masses de clair.obscur ; le procedes des premiers enlami-
neurs, employes encore en Aliemagne et en Suisse, vonsl-
stalent a superposer trois e eee
tes plus ou molls intenses, en laissant fravanl er < 1
du papier, et par ce melange de couleurs, lat =
sombinees , on obtemait la desradation varıce de tous les
» la palette. 2 .
ee N de ce n a juge rn
qu'en employant, au eu du noir dimpression or 2
des encres colorèees diversement, on Feast appro FH
des tons de, la nature, Pour cela 11 fallait se fe e
trois planches portant chacune une des trois a eurs
rimilives, et en les imprimant tonr-a-tour sur la 1
eprenve, ou devait obtenir, par la su te e
moins intense de ces trois teıntes , effet de la colorısa-
i nceau. > 2
ee donna lieu a la grayure. dite aux 7 5
planche:, dont Leblon parait etre TE has ss
ingenieux procede , par lequel ran e ee
bucourt se sont distinguts, exigeant. un calcal Een! ıllı-
cile, et N multipliait a lunfini les cuivres et par
e rais. 0
N won a imagine, pour imprimer en cou-
leur, de se servir d'une seule planche executee au patu-
—— — — 3
*) Rapport lu à l!’Academie royale des sciences sa
seance du 21 juillet 1817, sur be manuscrit de Histoire
naturelle des Mollusques, au nom d'une Commission
composce de M. Cuvier, de Lamarck et Bosc, rap-
»porteur. i g 2 1
ver 21.
—
120
tille, à la roulette, ä la maniere noire, à Pagnatinta um
tout autre moyen imitant le lavis. N 2
„ L’ünprimeur devenant peintre, pose tour-a-tour avec
delicatesse an pinceau, et fond avec art sur cette planche
meme, le diflérentes couleurs propres aux objets gravesz
en un mot, il copie sur le cuivre, avec autant d’exackti+
inte que pourrait le faire le plus habile enlumineur, Lo:
riginal qu'il A sous les yeux. II ne reste meme, apres que
Vestampe est sortie de dessous la presse, qu un petit nom-
bre de retonches que bon execute a loisir au pinceau.
Ce genre de ‚gravure, qui a este invente en France,
et dont les premiers essais remontent à un demi-siecle, a
fourni, independamment des estampes, detachees, plusieurs
ouvrages uttles aux sciences naturelles, telles que les Plan-
tes grasses de Redoute, les Oiçeaur de Levaillaut, etc., qui
furent publies depuis cette epeque, et porierent les es-
tampes ımprimees en couleur a un haut degré de perfec-
tion, dont l’ouvrage qui nous occupe peut donner une
juste idee. 5 ns .
il existe un troisieme procede dont les résultats ont
ete soumis a lexamen de l’Academis, d'est aussi un ouvra=
ge de conchyliologie execute en Allemagne et imprime
en couleur par le: moyens Iıthographiques ); mais comme
Venvoi des plenches n’etait point accompagne de l’expli-
cation du procede, nous mavons pu juger de son avanta-
ge sur les autres genres de gravure, qui ont fourni des
estampes si bien coluriees al impression, qu’elles riyali-
sent avec les moyens ordinaires de la peinture.
Celles que nous avons sous les yeux sont une nouvelle
preuve des progres de cet art utile, et de l’habilete des
artistes imprimeurs et des enlumineurs qui en ont ele
charges. Dans les dessins originaux qui ont servi de mor
dele au graveur, il, est difficile à l’art de pousser plus
loin Pimitation de la nature. Nous y retrouvons tout le
talent dont MM. Bessa et Huet ont donne des preuves
aux expositions publiques. Ces artistes ont ete si bien se-
conde: par M. Goutant, quant a la gravure, et par Mi
Langlois qui a dirige limpression en couleur, qwil exi-
ste peu de difference entre les orıginaux et les copies;
elles offrent presque le meme ceclat, la meme transpa-
rence en un mot, cet aspect de verite qui distingue 51
eminemment les dessins. 2
On a meme atteint au-dela du degré de perfection
que devaient faire presumer Yes seules ressources d'un
Particulier Aussi, pour rendre-cet ouvrage d’un prix rai-
sonnable et accessible aux savans, a-t-on sacrıfle avec rai-
son le luxe inutile de grandenr de marges et de ſormat
qui n’ajoutait rien a son mérite intrin eque, et au liew
de se rendre tribırtaires de nos voisins pour obtenir une
plus belle qualite de papier, on s’est contente, dit Lau-
teur de celui que nos manufactures de France pouvaielit
fournir. , 0
Rien n'a ete neglige d’ailleurs pour donner a ce tra-
rail tout linteret et le fini dont il était susceptible. Lim-
pression du texte a été confiee e M. Didot Laine, la
gravure des leitres des planches a M. Giraldon, graveur
du depot de la guerre. g
Enlin, si M. de Ferussac, a prouve son ameur poux
la science par la multitude de laborieuses recherches qu
lui a coutees la redaction de son ouyrage, il a montre
aussi le plus noble desinteressement par le Be modere
auquel i Va laisse relativement a la beaute le son execu-
tion, qui lui fera sans doute occuper une place distin-
guee dans toutes les bibliötheques aupres des plus magni-
nques et surtout des plus utiles collection
Signer, VAN SrAEnDoncK, Desnoysas, Bervic,
CAsSTELLAN, rapporteur.
L’Acadeinie approuve le rapport et en adopte les con-
usıons.
5 Gertili: conforme à original, )
B 2 Le secretaire perp£tuel,
Signe, QUATREMERE DE OTN.
—— — J 2
8 ne Zweifel das Verfahren des verſtordenen Reinecke,
pe S er noch nicht bekannt iſt. O.
* Litterariſcher Anzeiger.
—— . ——ſ ———— d —m. —0 —
D 1.5 ser t a z von é
sopra
Il Rinnovamento ei Progressi delle umane Lettere nell’ Italia 1
dell’ abate
Se De
Gennari
membro pensionario della reale Accademia discienze, Leitereed.arti di Padova.
Sebbene l’amor della patria e delle cose nostrali
L ingenerato dalla natura ne’ cuori degli uomini,
non di meno ci ha molti, che quasi rinnegando
la patria loro, pregiano troppo pid altamente che
non conviene le cose straniere, e le proprie ,' co-
meche sieno degne di stima, tengono a vile. II
qual errore s’io dicessi d’aver osservato ne’ nostri
Italiani, non direi cosa che fosse lontana dal vero.
Imperciocche qualche non picciola parte di essi per
non so duale disordinazione di affettii 7
„Che spesso occhio ben san fa veder torto,
amano ed ammirano grandemente tutto cid che da’
forestieri paesi a noi viene; e come se la natura
matrignasse agl’ ingegni d'Italia, esaltano senza
modo gli oltramontani, e le opere da essi scritte,
dove quelle de' loro nazionali o non curano, o con
rabbiose critiche vilipendono. Chi prendesse a cer-
care origine di cotale disordine, troverebbe senza
dubbio che da molte cagioni deriva, una delle quali
a mio credere, e forse la principale si & la igno-
ranza della storia letteraria d'Italia; . conciossiach®
se ne fossero convenevolmente informati; cresce—
rebbe in essi di tanto la stima della nazione Ita-
liana, di quanto andrebbe per avventura scemando
quella degli stranieri. Nedrebbono eglino che le
arti e le scienze parte sono nate e cresciute fra
noi, parte noi medesimi rinnovate, e per tal guisa
si farebbe lor manifesto di quanto sieno debitrici
all’ Italia l’estranee nazioni da essi riverite e com-
mendate smodatameste. E comeche io mi creda
niuno certamente trovarsi tra voi, dotti e valorosi
Accademici, che da cosi fatto inganno sia preso,
vedendo gii studii vostri tutti rivolti all’ onore dell’
Italia; nondimeno ho giudicato che utile insieme
e piacevol cosa sarrebbe il mostrare, quanto sia
srande il merito degl’ Italiani per ciö che riguarda
le belle arti e le scienze; conciossiachè non si pos-
sand sentire senza diletto le lodi de’ nostri mag-
giori, e dette, ben che rozzamente, abbiano un’
ocenlta forza di risvegliare negli uomini bei de-
siderii dimitarne gli esempii. Largo e vastissimo
e il campo nel quale oggi mi metto; ma non e
mia intenzione di correrlo tutto, perche altra lena
bisognerebbe che non & la mia, è piu tempo assai
di quello che a' nostri ragionari è prescritto. Mi
ristringo pertanto a mostrarvi il rinnovamento e i
progressi delle umane lettere nell' Italia; le quali
Ktt, Anz. 3. J. 1622. 1 As 12
4
cose per amore di brevita verrò piuttosto accen-
nando,. che diffusamente sponendo,
„Quasi lunga pittura in tempo breve; protestan-
domi che nulla oggi sarò per dire specificatamente
degli studii di eloquenza e di poesia, quali furono
sempre considerati quasi come beni patrimoniali
della nostra nazione.
Tutti sanno che le scienze, le belle lettere,
e la lingua latina cominciarono a poco scadere della
loro grandezza dopo la morte di Augusto; e sem-
pre dibassando e peggiorando di secolo in secolo
per le continue guerre, e per le inondazioni de’
barbari che occuparono la nostra Italia, si sareb-
bero del tutto estinte sotto la rovina dell’ Imperio
Romano nell’ Occidente, se gli Ecclesiastici non
le avessero tenute in vita. I Monaci principal-
mente ci conservarono gli autori antichi che non
erano ancor periti, e apersero pubbliche scuole di
lettere ne’ lor monisterii; all’ quali per la miseria
di que’ tempi calamitosi tarde e rare si moveano
le persone del secolo, amando esse meglio d’ ım-
piegarsi nella milizia, o di accrescere i loro.beni;
sicch® pub dirsi con verita che qualche raggio di
sapere scintillava ancora negli kcelesiasticri, ma nel
restante degli uomini tutto era tenebre ed igno-
ranza. -
Non meraviglia pertanto se ji popoli e i regi
avessero a loro ricorso ne’ pubblici e privati affari;
e se leggiamo che persone di chiesa invitate fos-
sero ad occupare le più alte dignita dello stato E
pure se si vogliono considerare le loro scritture, le
troveremo esser dettate con uno stile scolastico,
secco ed incolto; e paragonate con quelle de’ buoni
secolo non solamente ci parranno prive d’ogni ele-
ganza, ma a gran pena le giudicheremo latine.
Dopo il secolo del mille cominriarono le let-
tere ad alzare il capo in Italia, e si andò gradata-
mente apparecchiando quella felice rivoluzione, che
da altri promossa ebbe il suo compimento per
opera principalmente dei Petrarca, e di Albertino
Mussato: i quali, siccome Dante Alighieri avea ri-
chiamato le sbandite Muse in Italia, insernando
loro a cantare sogzetti altissimi in non piirintesa
favella, cosi eglino la latina eloquenza. e ogni ma-
niera di poetici studii risuscitarone. Co’ lodati-Fio-
rentini ho ac-oppiato un Padovano senza timore
ehe alcuno di pa:zialita mi debba accusare; imper-
EUTIN
123
eiocche tanto & piu degne di essere tra essi con-
numerato, quanto maggiore per avventura e il suo
merito sopra degli altri.
Io non citerö a mio favore n& l’autorita dello
*) Scardeone, ne la testimonianza del Papadopoli ?),
ne altre simili ?), che da taluno pütrebbero riget-
tarsı come sospette. | I
Ma tale certamente non sarà giudicata quella
di Gio: Gerardo Vossio, ne l’asserzione di Gio-
vanni Erardo #) Kappio gia professore di eloquenza
nell’ Accademia di Lipsia, il quale tra gli autori
della ristaurazion delle lettere mette in primo luogo
il Mussato; nè l’elogio in fine che fa di lui il ch.
Autore della Prefazione premessa al Teatro Italia-
no ), le cui parole mi piace di riferire: „Ad Al-
berdino Mussato (dice egli) per esser cos! tardi ®)
venute in luce, e da pochi osservate l'opere sue,
poca giustizia il mondo letterario finora ha reso,
essendoch& accordasi in una voce }’Europa tutta,
che si debba al Petrarca la gloria delle latine let-
tere, e singolarmente nella poesia: ma senza inten-
dere di derogar punto alla fama di quel divino in-
gegno. siami lecito dire, che tal gloria pud gran-
demente essergli dal Mussato contesa. Mori questi
2) Bernardino Scardeone ne' suoi libri de Antiquitate ur-
bis Patavii ecc. Basileae apud Nicolaum Episcopium
"iupiorem anna 1500, cos! parla del Mussato alla pag.
220. Hunc (cioe Arsegnino grammatico) fere post sae-
lum alterum sequutus est Albertinus Mussatus, poeta et
I'storiographus; sua aetate illustris: qui primus profecto
uisse videtur, qui visus est latinas musas iampridem ea-
dorres xt bonas literas iamdiu sopitas ab exsilio restituere,
er a vet aliquantisper excitare, atque e foeda illa bar-
barie in Italiam seu Latium revocare: utpote qui prior ae-
tate Petrarcha in his studüs plurimum laboravit, et obnixe
pro viribus rudem illam ac sordidam prorsus barbariem
acriter oppugnavit, et vicıt, et longe lateque fugavit ecc,
2) Niecolö Comneno Papadopoli nell’ Istoria Gymnasit
Patavini (1720 in fol.) vol. I. pag. 9.
3) Vedi l’Orsato nel suo libro intitolato Monumenta Pa-
tavina (Patavii 2632 in fol.) pag. 145; e Jacopo Fac-
ciolati nel suo Commentariolum de ortu, interitu, et in-
staurutione linguae latinae stampato in Padova dopo le
sue orazioni, 1729 in g.
Gio: Erardo Kappio nel lib. intitolato Dissertatio de
Xiccone Polentono Cancel. Patav. historiae litterariae
gaec. XV. in Italia instauratore stampato in Lipsia 1733
in 4. p. 1. cosi scrive: Factum est huius reparationis
initium (cioè delle lettere) saec. XIV in Italia studio et
opera Albertini Mussati, Dantis Aligerü etc. Altri serit-
tori forestieri fanne onorevole testimonianza del
Mussato..
5) L’autore dell' aceennata Prefazione è il March. Sci-
pione Maffei. II Teatro Italiano fu pubblicato in
Verona colle stampe di Jacopo Vallarsı in tre volu-
mi in g. l’anno 1723, e 1728.
60 Le opere di Albertine furono stampate la prima
volta in Venezia dal Pinelli l’anno: 1050 col seguente
titolo Albertini Mussati Historia Augusta Henrici VII
Caesaris, et alia quae exstant opera. Laurentii Pignorii
Vir. Clar. Spieilegie, nec non Felicis Osü et Nicolai Vil-
lani castigationibus, collationibus, et notis illustrata etc.
cc. Venetiis 1636 ex Typographia Ducali Pinelliana.
— N * 9 124
0
molto vecchio, dopo aver sostenuti gravi impieghi
nella sua patria, l’anno 1329, vale a dire 45 anni
avanti il Petrarca; compose oltre a molti libri di
Storia de’ tempi suoi in verso eroico l’assedio di
Padova fatto da’ Veronesi sotto Cangrande, Eglo-
ghe, Epistole in versi, ed un centone Ovidiano:
ma per far giudicio in questa causa, leggansi ap-
punto singolarmente le due Tragedie, Ezzelino ed
Achile, ch’ egli con modo e stile di Seneca ci las-
eid;si paragoni eon qual si voglia componimento
di que’ tempi, o degli anteriori dopo gli antichi:
indi chi fosse il primo a scuoter la rozza bärbarie
nello scriver latino per gl’ äntendenti decidasi.“
Fin qui Paccennato autore. |
Ora, lasciando que’ primi ristoratori, si vuol
ricordare che distinto luogo s'è meritato dipoi Gio:
Ferretti Ravignano !), il quale mosso dal loro
esempio a promuovere le rinate lettere, aperse in
Venezia pubblica scuola, dalla quale non altrimenti
che da ubertosa fontana molti rivi d'acqua proce-
dono ad inaffiare le campagne, uscirono que’ feli-
cissimi ingegni che sul principio del secolo quin«
dicesimo illustrarono coll’ opere loro la nostra Ita»
lia. Io parlo di Pietropaolo Vergerio ?) il vecchio,
maestro de' Signori da Carrara, di Vittorino °) da
Feltre, che insegnò le buone lettere a’ Marchesi
Gonzaga di Mantova, di Siccone Polentone 3) Can-
celliere di questa magnifica Cittä, e ristoratore
della Storia letteraria: parlo di Ambrogio Traver-
sari ) Abate Camaldolese, di Ognibene Scola Pa-
dovano, di Guarino Veronese, di Leonardo Aretino,
di Poggio Bracciolini, di Roberto Rosso, e di Ja-
copo Angeli di Firenze: parlo in fine di Francesco
Barbaro, di Leonardo Giustiniani, di Gasparino
Barziza, che qui in Padova insegnd con tanta sus
10 Di Giovanni Ferretti Ravignano vedi il Maffei nella
Verona illustrata p. II. pag. 133; Monsig. Furietti
nella Prefazione alle opere di Gasparino e Quiniforte
Barziza pubblicate in Roma 17235 in 4. Flavio Biondo
nell’ Italia instaurata; il Rossi nell’ storie di Raven-
na; il Volaterrano ne’ commentarii urbani lib. XXI;
ed altri.
2) Lo afferma il citato Monsig. Furietti nell’ accennata
Prefazione: Hinc Petrus Paulus Vergerius Justinopolita-
nus, ad instruendam Carrariensium Principum iuuentutem,
Patavium commigravit.
3) Il suddetto Prelato segue a dire: Victorinum Feltren-
sem Mantuani Principes domum suam stipendio publico re=
ceperunt, Vedi anche il Rossi nelle storie di Ravenna,
a) II Polentone nel lib. VI de Mllustribus Scriptoribns la-
tinae linguae opera MS. attesta d’ essere stato disce-
polo di Giovanni, e gli fa questo elogio: Erat hie et
sanctimonia morum, et his literis, quae ad Studia humani-
tatig ac eloquentiae pertinent; omnium qui, ea memoria,
in terra lItaliae viverent, peritorum gententia Princeps.
Quanto e al titolo di Ristoratore della Storia lettera-
ria in Italia, vedi il Kappio nella dissertazione ei-
tata n. 4.
5) E da vedersi la surriferita opera del Furielti 5 nella
quale i suddetti letterati vengono annoverati ira di-
scepoli di Giovanni Ravennate. -
125
lode; e di altri mol che sarebbe lunga cosa Pan-
noverare.
Mentre i discepoli del Ravignano si affatiea-
vano qua e colä di riparare le antiche perdite, av-
venne per felicitä dell’ Italia, che Poggio andatosi
al Concilio di Costanza *) ritrovö nella Badia di s.
Gallo tra la polvere, e le tignuole moltissimi Co-
diei di autori Greci e Latini, che fino a quel tem-
o aveva indarno cercati: la quale scoperta fu uti-
lissima per se medesima ai buoni studii, e molto
piü pegli effetti di gran vantaggio che ne seguirono,
Imperciocche altri Letterati di que’ tempi ga-
reggiando con Poggio rivolsero ogni pensiero alla
ricerca de’ vecchi libri che si credeano perduti;
e venne fatto alla loro diligenza di trovarne ?) pa-
recchi, da quali ebbero le lettere un accrescimentg
novello. Non poco altresı vi contribuirono Fran-
cesco Barbaro, Zaccheria Trivisano 3), Daniello
Vitturi, Andrea Zuliano, ed altri Veneti Senatori
col denaro, colla protezione, coll’ esempio; e Nic-
cold Niccoli Fiorentino, del quale si legge *) che
senza risparmio procurò di raccorre, e gia raccolti
agli studiosi cortesemente communicò i buoni Co-
dici Greci e Latini, che sopra ottocento *), numero
in que' tempi assai riguardevole, nella sua privata
libreraria possedeva.
Nel tempo medesimo che la lingua latina, quasi
pianta novella in concimato terreno, faceva mira-
bil pruova in Italia, Guarino Veronese di Constan-
tinopoli °) vi avea recata la Greca; e fu il primo
fra gl’ Italiani che dopo il corso di molti secoli la
insegnasse pubblicamente. Poichè sebbene ne’ tempi
addietro si trovè di quando in quando chi le Gre-
che lettere ha coltivato, come dimoströ erudita-
mente il P. Giangirolamo Gradenigo C. R., ora
Arcivescovo meritissimo di Udine, in una lettera “)
1) La scoperta degli antichi autori fatta da Poggio fu
nel 1415, 140, 1417 nella Badia di s. Gallo presso
Costanza. Compagni di lui nell’ inquisizione de’ Ma-
nuscritti erano” Partolommeo da Montepulciano, e
Cincio Romano. Vedi la diatriba del Card. Ouirini
alle Pistole del Rarbaro. Oltre a’ libri trovati nella
Sangallese Poggio scoperse nel Monistero di Monte-
cassıno Frontino De Aquacductibus, ed alirove alcune
orazioni di Cicerone.
2) Vedi su questo proposifo le letiere d' Ambrogio Ca-
maldolese a Francesco Rarbaro nel tomo III. dell’
Amplissima Collezione de’ PP. Martene e Durand.
3) II Procurator Foscarini in più luoghi della Lettera-
tura Veneziana. 5
a) Apostoto Zeng nelle dissertazioni Vossiane Vol. I. eita
in prova di questo l’orazione fatta da
5) Poggio in ſunere del Niccoli; e in oltre riferisce che
i codici di lui pervennero a’ PP Predicatori di s.
Marco di Firenzc per opera di Cosimo il vecchio ese-
cutore del testamento, nel quale lasciava il Niccoli,
che i suoi libri fossero messi in luogo pubblico a co-
mun beueficio. V. Kap. P. 30.
6) II Guarino era uito in Verona nel 1370. Vedi il
March. Maffei lıb. III. della Verona In krete P. II.
7) Lettera all’ Eminenliss. e Revereudiss, Sig. Card.
126
al sig. Card. Quirini di gloriosa memoria, nondi-
meno secondo la osservazione di Apostolo Zeno *),
ciascuno di loro ebbe piu ammiratori che imita-
tori. Aveva appresa il Guarino la lingua latina da
Gio: di Ravenna, come & detto sopra, e desideroso
d’imparare la Greca, n& trovando in Italia chi ad-
dottrinare ne lo sapesse, andò giovinetto d’anni
20 2) in circa a Costantinopoli, e stette cinque
anni alla scuola di Emanuello Crisolora, non
lasciando perd in quello spazio di tempo di visitare
altri luoghi della Grecia per trarne maggior pro-
fitto, e forse ancora per raccorvi buon numero di
antichi Codici, de’ quali scarseggiavano le nos tre
parti. Un simile viaggio pel medesimo fine avea
fatto cent’ anni prima Pietro d' Abano, se prestiamo
fede a nostri Storici 3) che lo raccontano, E perd
cosa fuor d’ogni dubbio, ch’ ei dilettossi 9) della
Greea favella, e recd in latino il libro di Mesue,
Opera di Galeno. Ma tornando a Guarino trovo
che dopo il suo ritorno in Italia insegnd in Vene-
zia 5) umane lettere si latine che greche; indi in
Padova, in Verona, in Trento, in Firenze, in Bo-
logna, in Ferrara, ed altrove con infinito profitto
degli studiosi. E vero che fino dal 1596 Emanuello
Angelo Maria Quirini ecc. Intorno agl’ Italiani, che
dal secolo XI. insin verso alla fine del XIV. seppero
di Greco, di Giangirolamo Gradenigo C. R. nel tomo
VIII. Miscellanea di varie operette siampate in Ve-
nezia dal Bettinelli.
10 Zeno tome I. delle Vossiane pag. 215.
2) Maffei P. Il. della Ver. Illus. lib. III.; e Zeno al
luogo cilato,
3) Bernardino Scardeone J. II. classe nona, pag. 200,
dice di Pietro d' Abano: Adnavigavit is quidem in illis
imperitis temporibus in Graeciam ad perdiscendas graecas
literas, tung temporis ignotas prorsus latinis. II P. Por-
tinari nel lib. VII. cap. 7 della Felicitä di Padova
cap. 271 ricopia lo Scardeone. Ma innanzi di loro
aveva asserito questo viaggio di Pietro d’Abano il
dotto Medico ichele Savonarola nel suo libro De
Magnifieis ornamentis regiae civitatis Paduae pubblicato
dal Muratori nel tomo XXIV. Rerum Isalicarum. Nel
mio MS. alla pag. 37 dice cosi: Scilicet enim cum lite-
ris latinis non esset mediocriter imbutus ad capessendas
graecas Constartinopolim profectus est eco.
a) II P. Gradenigo nell ep. citata pag. 95 dileıtossi della
greca favella, come di comune consenso viene affer-
mato da molti gerittori mentovati nella sua vita con isqui-
vita e rard diligenza posta in luce dal gi& lodato sig. Co.
Mazzuchelli. Lo Scardeone nel luogo sopra cıtato:
Vertit e graeco in latinum librum Mesuae, et Galenum de
Cholera nigra, et de Regimine sunitatis. E il Savonarola
nel lodato suo libro: bros plurimos Galieni graece
scriptos, quos in dies legimus, in latirum transtulit, tran-
stulitque et Alexaudri Aphrodiscos, problemata Aristotelis
e rhetoricam ecc.
6) Giano Pannonio nel Panegirico in versi esametri
scritto in lode di Guarino suo maestro, che si legge
tra’ suoi versi dell’ edizione di Basilea ap presso Gio-
vanni Oporino, in g. lo attesta: 3
Tu mare fraenanteis ventos, et Antenoris alti
Instituis cives: tua te Verona legeniem.
Finit, et Italiae stupuit subline Tridennum ec.
Da alcuni versi latini di lui ch’ io ho zieopiate, dal-
127
suo maestro era venuto di Costantinopeli *), e in
Venezia, e in Firenze s’era fermato ad ammaestrare
nel greco la gioventü; ma € vero ancora che la
scuola di Guarino, come fra ali alıri attesta‘?) Pio
II. ne' suoi Commentarii, fu il seminario di quasi
tutti coloro, per cui le buone lettere teornarono a
rifiorire. Non aspettate ch’ io vi tessa il catalogo
de’ suoi illustri discepoli che ricorda con molta
lode Giano Pannonio 3), scolare anch' ei del Gua-
rino, e poi Vescovo di cinque Chiese nel l’Un-
gheria.
„i dird piutosto che ad imitazione di lui al-
cuni de’ nostri intrapresero i viaggi dell’ Oriente
come di Francesco ), di Giovanni Aretino, e di
altri si narra; alcuni scrissero grammatiche e di-
zionerii per agevolare la intelligenza, e promuo-
vere l’antica purezza dell’ una e dell’ altra lingua;
ed altri finalmente dilucidarono gli Autori latini
con esposizioni e comenti, e le opere de’ Greci
scrittori latinizzarono. Chi non sa che Erodoto,
Diodoro di Sicilia, Arriano, Appiano Alessandiino,
Tucidide, Senofonte, Polibio, Strabone, Omero,
Platone, Aristotile, Plutarco, Epitetto, Ippocraie,
per tacere di altri molti, nel giro di pochi anni
furono letti nell’ idioma °) latıno, ed intesi comu-
nemente. E comeche alcune delle acc nhate tra-
duzioni sieno difettuose e imperfette, avvene pero
di quelle che meritarono d’esser lodate dal dotto
critico 6) Arrigo Seiano. Anzi duelle ancora, che
— — —
la Polidoreide di Antonio Baratella Padovano, poema,
se non erro, ancora ınedilo,-sı apprende che nell’
Agosto dei 1959 Luarıno era a Rovigo del Polesine: 1
versi comıllicıano.
Ja:ndudum tacitus fuscabat pectora moeror,
I memini veteres migrasse Helicone sorores.
Finiscono cosı: _
Consecrat: urbs geminis floret sic vestra coronis.
1) Vedi Apostolo Zeno nel tomo I. delle Vossiane pag.
214.
2) Le parole di Pio II. nel lıb. II de’ Comrmentarii pag.
103 sono le seguenti: Magister fere omntum , 15 nostra
aetate in humanitatis studio floruerunt. Vedi il lib. III.
degli Scrittori Veronesı.
3) Jano Pannonio nel citato panegirico annovera tra’
discepoli di Guarino, Francesco Barbaro, Lionardo
Giustiniano, Giorgio Trapezunzio di Candıa, Galeotto
Marzio da Narnı, Tobia dal Borgo Veronese Tito
Strozza Ferrarese, ed altri. Ma alcuni sono sfuggiti
anche a lui.
a) Francesco Filelfo egli stessa lo asserisce nel lib. TI,
delle sue lettere pag. 1. edit. venet. 1502 in foglıo.
Stette piu di sette anni a Costantinopoli sotto le di-
sciplina di Giorgio Orisococe, Diacono Bizantıno,
avendo per condiscepolo il Bessarione. Il Tortelli,
cıoe Gio anni Aretino, aveva Fatto un viaggio in Gre-
cia per impararvi a fondo quella lingua, e non ne ritornö
senza averne acquistato un intero possesso. II Zeno nel
vol. I. delle Vossiane pag. 147.
5) Vedi la Biblioteca Greca del Fabricio, e variı Iuoghi
delle Vossiane citate.
6) Per atto di esempio Arrigo Stefano luda lı versione
di Appiano fatta da Pier-Candido Decemborio, e la
128
da melt; e bravi ifetti non vanno esenti, si deb-
b no tenere in pregio; imperochè appotarono gran
giovamento ad altri traduttori si nostrali che fore-
stieri. Somigliantemente si dee par.are dei lessichi,
e delle grammatiche che comparirono in quell' eta,
alcune delle quali furono stampate oltremonti- ),
ed altre ricorrette e accresciute dalla diligenza de“
posteri. Sono di questo numero le Regole Grm -
maucali di Giovanni Britannico 2), l’Eiesänze 3)
del Valla, la Grammatica di Niccolö- Petotti, Ar-
eivescovo di Mantredonia +), i suoi Commentarii
Greci di Giovanni Aretino, la Grammatica Greca
di Francesco Urbano Bolzanio, il Vocabolario di
Varino, ed altre somiglisuti opere, delle quali
molto uso fece Frate Ambrogio da Calepio, e ulti-
mamente il Du-Fresne nel suo Glossario 5
Chi poi nel gran mar de’ Commentatori vo-
lesse entrare, si metterebbe in un pelago da non
uscirne. Anche in questo noi siamo ingiuriosi al
nome Italiano, e alletiati dalla belezza delle
stampe oltramontane, o ammaliati. dalle speciose
apparenze di collazioni di testi antichi, di os-
servazioni eritiche, di note erudite, dispregiamo
senza conoscerle le opere de' nostri Maggiori fatte
per illustrare gli Autori Greci e Latini. E pure
basta rivolgere uno sguardo al solo secolo quindi-
cesimo, e dare un’ occhiata alle prime edizioni,
che dopo il bellissimo ritrovamento della stampa si
sono fatte, perche ciascuno resti appieno persuaso
doversi ag“ Italiani la prima lode di aver pubbli-
cate, corrette, ed elucidate le migliori opere dell’
antichita. II solo Giorgio °) Merula fortunato ri-
eerratore di vecchi autori e ne trasse alcuni dalle
tenebre, ove giaceano sepolti, e n’espose e dichiard
pin di quindici. Quanti interpreti e spositori non
—— ᷣ — —
preferisce alla posteriore di Sigismondo Gelenio tanto
esaltata dal Vossıo: riputandoia giovevole non modo ad
veram lectionem indagandam, sed etiam ubi rectius sensum
est assequutus. Voss. tom. I. pag. 204.
4) Rudimenta Grammatices di N:iccolo Perotti, oltre le
varie ediz oni fatte di essa nel secolo XV. fu stam-
pata in Colonia 1522 in q. in Parigi da Roberto Ste.
tano 155! in 4. e da Sebastiano Grifio 1541 in g. Vedi
le Voss. tom. I. pag. 23
2) II Cardinal Quirini nel suo libro: Specimen variae li-
teraturae, quae in urbe Brizia.... florebat part. II. p. 10
5) Dopo le prime edizioni delle Eleganze di Roma e di
Venezia 441 se ne yidero altrove mollıssıme replicate,
e furouo di gran giovamento alla purita della lingua
latina. *
4) Vedi la nota 30. II- Sabellico nel dialogo De linguae
latinae veparatione molto la loda: anche Erasmo nella
43 delle sue ane ed:z. di Leida 1 00 in foglio: e
il Diovio neglı elcgi la chiama brille compendium. De“
suoi comentaru dedicatı al Duca Federigo di Urbino
si veda Apustelo Zeno nel lnogo addotto.
S) Ne trovd alcuni nel Monistero di Bobio, e si crede
che v’abb:a trovatı ancora nel 1994 que’ molti, allora
ineliti Autori,, de quali fa menzione it Volterrano
nel 4. libro de’ suoi Commentarii urbeni, e il Piguoria
Ep i. II Catalogo degli autori ıllustrati dal erula
si legge nel II. delle Vos, pag. 65. e segg. er
129
ebbe in quei tempi Italia? Alcüni de’ molti ne ac-
cennerd, cios Domizio Calderino, Pilade Bresciano,
Giovanni Calfurnio, Lorenzo Valla, Antonio Man-
einelli, Ognibene Leoniceno, Filippo Beroaldo,
Giulio Pomponio Leto, Ermolao Barbaro, Marsi-
glio Ficino, Augelo Poliziano, per nulla dire del
Rodigino, del Valeriano, dell’ Egnazio, dell’ Or-
sino del Faerno, del Vettori, de’ Manuzii, e di
altri chiarissimi che nel Secolo XVI fiorirono,
Ma perchè meglio apparisca esser vero ciö che
di anzi fu detto, osservate meco di grazia, dotti
Accademici, quanti critici di quell’ etä illustrarono
le poesie di Catullo. Non si tosto queste si divol-
garono per l’Italia, trovate o al pubblico restituite
dal vecchio Guarino *), che Gio: di lui ſigliuolo,
ed Alessandro Nipote 2) si rendettero benemeriti
della sposizione di quelle: e prima di essi il sopral-
lodato Calfurnio 3), indi Antonio *) Partenio, e
1) Comunemente si da la gloria a Guarino d'aver tolti
dall obblivsone, e ripulili i versi di Gatullo. In un’
antıca edizione di questo autore posseduta dal Pigno-
ria si leggeva il seguente Epigramma:
Exasticum Guarini Veronensis oratoris clariss,
In libellum Val. Catulli eius concivis.
Ad patriam venio longis de finibus exgul.
Causa mei reditus compatriota fuit. -
Scilicet a calamis tribuit cui Francia nomen,
Quigue notat turbae praetereuntis iter:
Quo licet ingenlo vestrum celebrate Catullum,
Quovis sub modio clausa papirus erat.
Il Fabricio nel vol. II. della Biblioteca latina (in Am-
burgo 121 falsamente attribuisce il suddetto epi-
gramma a Battista figlinolo dı Cuarino; non gia Lo-
renzo Pignoria, come scrisse il Volpi alla pag. 375
del suo comento di Catullo, ingannato forse e tratio
in errore da Apostolo Zeno che l’aveva affermato nel
tom. XII. del Giornale dltalia, ma poi nelle disser-
tazioni Vossıane vol. I. pag. 224 col silenzio se ne
disdisse. Del resto il Pignoria Symbol. Epist. no. XVI.
cosi parla: qui epigramma conscripsit, Guarinus Vero-
nensis est; non dice Baptista, o Alexander, ma Guari-
nus. Loccasione dello sbaglio e venuta da Giuseppe
Scaligero, che in alcune parole riferite dal Fabricio
nel luogo citato altera il testo del Pignoria, e di suo
caprıccio cintrude la voce Baptista; se que’ valentuo-
mini avessero letto il Pignoria, non sarebbero caduti
in errore. Intorno poi lintelligenza el senso dell’ al-
legato epigramma, 10 porto una particolare opinione
che qui non ha luogo.
2) „Tra le molte edizioni di questo autore (Catul-
lo) distintamente si celebrano quella del Vossio,
e quella di Giuseppe Scaligero; ma per ve-
rita maggior obbligo ha Catullo al Partenio che
prima vi pose mano, ed ai Guarini, Battista che le-
mendd, e Alessandro che il comentö, benche l’edi-
zione loro sta poco conta“ ecc. II march. Maffei lib.
I. degli Scritteri Veronesi colon. 4 Vedi anche il
Zeno nel ]. delle Vossiane pag. 225 e di nuovo il
Maffei alla colon. 83.
30 II Cardinal Ouir ui nel citato Specimen ecc.
4) I comenti sopra Cstullo di Antonio Partenio Lazise,
e di Girolamo Avenzi furono stampati piu volte:
que dei Parteniv in brescia 1480 in fol, e in Vene-
zia 149, in fol. ecc.; quelli
Litt. Anz, z. J. 1822
— I
5
—
2
Girolamo *), Avanzi Veronesi impiegarono i loro
studii a ripulirle di nuovo: ed anche Palladio Fos-
co ?) padovano le arricchi di comenti. Di Giusep-
pe ) Scaligero, e di altri posteriori non parlo. So
che le dichiarazioni dei suddetti spositori non si
possono. chiamare uf commentario compiuto, essen-
dochè Parte critica non era ancora salita a quel
segno, a cui gli Amasei, i Robortelli, i Manuzii,
i Vettori, i Sigoni ed altri chiari Italiani l’hanno
innalzata. Ma so altresl che taluni de’ moderni
Grammatici (de’ quali ebbe ragione di ridersi il
dottore 4) Swift nel suo filosofico Romanzo) scon-
ciamente si abusarono del proprio diritto, mutando
e trastormando a talento i luoshi difficili delle an-
tiche scritture da lor non intese: e so ancora che
le annotazioni fatte da’ primi, dove a null’ altro
fossero buone (cosa che in vero non si pud dire,
perocche non manca chi alle piu recenti in qual-
che parte le preferisca) nondimeno segnarono la
traccia a colore che venner poi. E se oltremonti
que' letterati si pregiano di aver ammassato tutto
cid che ad illustrazione d'un antico autore pud ri-
ferirsi, abbiamo noi forse motivo d’invidiar loro
cotesta pretesa gloria? No certamente. Imper-
ciocche lasciando al presente di considerare, ch?
eglino si sono arricchiti delle spoglie d’Italia, ab-
biamo avuto ancora noi uomini diligentissimi e la-
boriosi che pubblicarono le opere degli antichi cor-
rette e dichiarate con dottissimi °) Comentarii.
1) Dell’ Avanzi nel 1500 colle stampe di Aldo. Fabricio
Bib. Lat nell’ edizioni di Catullo, e il Maſſei negli
Serittori Veronesi lib. IV. 5
2) I suoıi comentarii furono impressi la prima volta in
- Venezia per Giovanni Tacuino a' 23 di Aprile 1496
in fol. Main Ann. Typogr. Tom. I. par II. pag. 011.
Se ne fecero poi altre ristampe unitamente con quelli
di altri valeninomini di quel tempo, in Vinegia 1500
in fol., in Parigi 1604 pure in fol. ece.
5) Giuseppe Scaligero autore di un buon comento so-
Pra Catullo, che fu stampato in Parigı nel 1577 in g.
dal Patisson, benche sia nato in Agen Stta della
Guienna, vien da me r:cordato per esser figlio di Giu-
lio Cesare, cittadino veronese, che in quella citia
trasferı la sua tanza.
a) Il dottore Swift ne’ suoi viaggi del Cap. Lemuel
Quilliver tom* II. part. III. cap. 8. pag. 0. traduz.
ital. Venezia 1 20, 12. E quantd alla licenza de’ cri-
tici nell' alterare le antiche lezioni, senza il fonda-
mento de' manoscritti, fu biasimato Riccardo Ben-
tleio per la sua edizione d’Orazıo ſatta in Cantabri-
gia 1711 in 4. e gli fu stampato contra lanno se-
guente uno scritto col titolo: Aristarchus ampullans in
curis Horatianis; ed un altro nel 1717 in Nottingham
intitolato; Richardi Johnsoni Aristarchus antibentleianus.
Vedi il Fabr. nella bibl. lat. vol. il. pag. 355: e al-
trove forse si troverauno sımili esempii.
5) Il sig. march. Giovanni Poleui ci diede Frontino de:
gli Acquedott, illustrato cen copiose note, e da molti
anni sta apparecchiando una nuova edizione di i-
travio: il sig. Giambatis a Morgagni pubblico elso
con dottissime osservazioni: al sig. Giannantenio Vol:
Pi siamo debitori della bells edizione de’ tre pogti
degli Amoxi, Gatullo, Tibullo e Properzio: Pab. Ja-
9
Quanto ho brevemente accennate degli autori
Latini, si dee intendere altresi de’ Greci, lo stu-
dio de' quali ripiantato da Guarino in Italia, come
ho detto sopra, e propagato da’ suoi discepoli,
crebbe vie maggiormente dopochè, accaduta nel
13453 la deplorabile perdita di Costantinopoli espu-
gnata da’ Turchi, i piü detti Greci di quelle parti
scampando dalla rovina dell’ Imperio Orientale in
Venezia e in Firenze si ripararono, dove le Greche
Mise trovarono un fortunato ricovero. Allora fu
ehe alcuni de' nostri furono uditi favellar greca-
mente, come se nell’ Attica fossero nati; e fu al-
lora che il celebre Card. Bessarione lasciö al Se-
nato Viniziano la sua preziosa raccolta di autori
Greci ) e Latini. E avvenne in quel torno d'anni
che il Magn. Lorenzo de’ Medici volse l’animo a
‚mettere insieme una Biblioteca Reale ); e Papa
Niccolö V. spedi uomini letterati in tutte le pro-
vincie del mondo in cerca di mss. che poi arricchi-
Trono la Vaticana 3). Da’ copiosi e rari codici di
queste tre librerie incredibile è stato i frutto che
se ne trasse per ridurre a buona lezione i libri de-
gli antichi scrittori guasti dal tempo, e mal concii
dalla iznoranza degl’ inconsiderati copisti. A questi
tempi appartengno ancora le due famose Adunanze
de' letterati; una che fu eccitata in Napoli da An-
tonio Panormita 4), e poi col nome di Accademia
copo Facciolati ha illustrato qualche parte di Cice-
zone: e finalmenle il sig. Giulio Pontedera fatica da
molto tempo per riprodurre gli autori De Re Ru-
stica. Anche il P. rmeli si e rendnto benemerito
del greco Euripide; e Giuseppe Bartoli apparecchia
er le stampe una nuova edizione di Pindaro e di
Potocle: tutti i sopradelli sono membri della nostra
Accademia de’ Ricovrati.
10 L'autor d’un’ orazione in lode del vecch'o Guarino,
che si trova nell’ Ambrogiana, racconta, che Lio-
nardo Giustiniano e Francesco Barbaro nella visita che
fecero all’ Imperador Paleologo nel 1474 in Venezia,
eum graece salutaverunt, et quidem adeo swavissime et ele-
ganter, ut disciplinae Homeri alumni viderentur. V. Ap.
Zeno Voss. vol. J. pag. 51. L’atto della donazione della
Übreria del Cardinal Niceno alla Rep’ € segnato Anno
MCCCCLXIIX; ed e registrato da Monsigenor Toma-
sini in fine del suo libro: Bibliothecae Venetae Manu-
seriptae etc, Utini 1650 in 4.
Della Biblioteca Mediceo-Laurenziana molli hanno
parlate. Ouanta cura si pigliasse il Magnifico di rac-
corre codici greci e latını si pub apprendere anche
da ciò che serive il Procurator Foscarini alla pag. 09.
3) Giovanni Tortelli Aretino, nominato qui sopra fu
reposto da Niccolꝰ V. alla cura della sua Biblioteca,
che fu detta poi Vaticana. Zeno Voss. vol., I. p. 140.
Gerandissimo fantore delle letlere, e de' letterati fu
ill suddetto Pontelice: e Sisto IV. concorse principal-
mente alla fondazione della Vaticana (Ariosto sat. 7).
. L’utilita poi, della quale in questo luogo si parla e
nanifestissima; chi nondimeno ne volesse vedere al-
cuna prova, legga il Foscarini nelle note al libro I.,
ch’ ei resterä pago per eib che alla Bessarionaua ap-
partiene, :
„Egli fu il primo, cioe il Panormita, che eccitasse
iu Napoli quella illasire Adunanza di Leiterati, che
oO
—
132
del Pontano eetanto si segnalb; Paltra fondata in
Roma da Giulio Pomponio Leto z), che si rendette
memorabile non meno per le persone che la for-
mavano che pei travagli .ch” ebbe a sostenere da
un Papa ). L’una e Paltra recd grande aiuto alle
lettere, come per la storia di quel secolo & ma-
nifesto. 1
Ma perchà a conseguire la perfetta inielligenza
delle accennate due lingue, e a promuovere ęli
ameni studii si rendea necessaria la cognizione della
mitologia e della storia, senza la quale gli antichi
autori non si sarebbero intesi, quindi fu che 1
nostri Italiani anche a si fatto scopo le loro fati-
che rivolsero. Fino dal primo tempo della ristau-
razione delle lettere cadde avventurosamente in
pensiero a Gio: Boccaccio di compilare la sua
grand’ opera della Genealogia 3) degl' Iddii, da lui
dedicata ad Ugo xe di Gerusalemme e di Cipri,
per la quale si venne a spargere molta luce sopra
l’oscura Mitologia de’ Romani e de’ Greci. Ugual
lode, se non fosse anche maggiore, si dee a Lilio
Gregorio 3) Giraldi, che tratiö lo stesso àrgomento
con infinita erudizione ne’ suoi Sintagmi De Düs
Gertium; e aNatale Conti Viniziano che scrisse di
proposito sopra la Mitologia °) e fu il suo libro di
molto uso nelle scuole sintantoche uscl alla luce
l’opera delle Immagini degli Dei scritta da Vin-
di poi col nome di Accademia del Pontano cotanto st
segnalo, solita radunarsi sotto quel portico, che dal
sub donatore fu Antoniano cognominato.“* Zeuo in Ant,
Panormita. Voss. tom. I. pag. 317.
1) Dell’ Accademia fondata in Roma da Giulio Pompo-
nio Leto uscirono molti illustri letterati. Ch’ egli
fosse il Padre e il Fondatore di tale Accademia si ma-
nifesta anche dal titolo della sua casa. Eccolo seconds
che lo riporta il Card. Federigo I. Borromeo lib. J.
cap. I. De fugienda .osteniatione nel passo riferito dal
Muratori nella vita del Sigonio pag. X. tom. I. di
tutte le opere del medesimo. Zague, domus, titulum
hunc praeferebat: Pomponi Laeti, et Sodalitatis Escu na-
lis; o come nota il Vossio.De Hist. latinis lib. 5. sulla
testimonianza del nostro Pignoria testimonio di ve-
duta, Escuilinai. Nempe . Esculinai‘ Agxatlwv pofwir pro
Esguilinae. Di quest’ Accademia parla anche l’Ariusto
nella sat. 6.
2) Questo Papa fu Paolo II. Si vegga il Platina nella
vita di lui; e insieme le Pindiciae adversus Platinam,
aliogque obtrectatores di Paolo II. pubblicate dal Cardi-
nal Quirini,
3) Genealogin deorum gertilium Joannis Boccatii ad Ugo-
nem inelitum Hierusalem et Cypri regem. Veneriis duch
et expensis nob: viri D. Octaviani Scoui civis Modoetiensis
bt c. C. C. C. CT II T. per Bonettum Locatellum. Molte edizioni
abbiamo di quest’ opera, ct anche un volgarizza-
mento di Giuseppe Betiussi di Bassano, -
a) De deis gentium varia et muliplex historia libris sive
syntagmatibus XVII comprehensa.... Lilio Gregorio Gy-
raldo Berrariensi auetore. Basgileae per Joan, Oporinum,
in fol. \
5) Natalis Comitis Mythologiae, sive explicationis fabula-
rum libri X, La prima edizione di quest’ opera era
stata dall’ autore dedicata a Carlo IX. Re di Framvia;
#
133
cenzo Cartari, e accresciuta e riccorretta da Lo-
renzo Pignoria *). Non è qui da passarsi sotto
silenzio la gloria della nostra nazione, che il Ba-
nier scrittore di molto credito per cio che riguarda
l’antica Mitologia comeche nella Prefazione della
sua opera riprenda il Conti, non di meno con
frahchezza usitata in quel regno sovente ne lo ri-
copia, e fa lo stesso di Vincenzo Cartari senza de-
gnarsi di nominarlo ). Anche le Divinita Egizia-
ne, delle quali, per essersi introdotto il loro culto
nell’ Imperio Romano, v’ ha si frequente menzione
presso gli antichi, furono illustrate da’ nostri. Uno
de’ primi che i ſavolosi misterii di quella nazione
in qualche parte spiegasse fu, se non erro, Pierio
Valeriano 3); ma il merito di avere sgombrate le
tenebre di que’ rimotissimi oscuri tempi coll” aiuto
della sua vasta erudizione, e collo squisito discer-
nimento della sua critica, e certamente del sopral-
legato Pignoria, la di cui opera sopra le Deitä ei
sacrificii degli Egiziani usci con applauso de’ lette-
rati anche dai torchi di Olanda ). Aggiugnerò
che la Religione, e le sacre e profane costumanze
degli antichi Toscani, popolo assai potente in Tra-
lia, pprsero occasione ad alcuni de' nostri di eser-
citare con lode la loro industria, e di richiarare
ma non avendo egli trovato oocasione opportuna di
pre entargliela, morto il Re, l’acerebbe di molto, e
ristampandlola la indirizzo a Giambatista Campeggi
Vescovo di Maiorica. Molte edizioni abbiamo di
quest’ opera, e cen' ha alcuna eolle figure in legno.
1) Due edizioni abbiamo delle imagini degli Dei di Vin-
cenzo Cartari colle aggiunte ed aunotazioni di Lo-
reno Pignöria, ambedaue di Pietro Paolo Tozzi in
A.; la prima nel 1615, Paltra nel 1620. Cesare Mal-
fatto padovano vi .aggiunge le allegorie, e un cala-
logo di cento pid famosi Dei dalle gentilita,
a) Cosi e certamente; e chi vorra farne il riscontro,
irovera che il Banier si serve in piu luoghi delle
spiegazioni morali, allegöriche, e helene de' nostri
autori; i quali se non iscopersero i senso üstorico delle
favole antiche, com' e' si da vanto di aver fatto, non
doveano percio lasciarcı senza la debita lode. Chi bra-
ma vedere il giudicio ch’ ei da del Boccaccio, del Gi-
raldi, del Conti, e del Cartari legga la Mythologie et
les fables vapliguees par Uhistoire,; I. I. ark. I. A. Paris
1758 vol. VIII. in 12.
3) Hieroglyphica, sive, de sacris Aseyptiorum aliarumgue
gentium literis Commentarii Joannis Pieri! Valeriani Bol-
zanii Bellunensis. Basileae per Thomam Guarinum 1575
in fol. Una bella medaglia allusiva, a cotesta bell“
opera fu pubblicata dai Giornalisti d'Italia tom. III.
art. I. pag. 40. 5
49) Laurentii Pignorü Patavini Mensa Isiaca, qua sacrorum
apud Aezyptios ratio et simulacra subiectis tabulis aeneis
simul exhibentur et explicantur. Accessit. eiusdem. Authoris
de Magna Deum Matre discursus ecc. Amstellodami sump-
tibus Andreae Frigii 1669 n J. Due altre edizioni ab-
biamo di questo libro, la prima di Venezia per Gian-
nantonıo Rampazetto 1000, laltra di Franefort, am-
mendue in 4. Anche laltra erudita operetta De Ma-
-gna Deum Matre avea veduto la luce, prima in Parigi
Presso Niceold Buon 1023, poi in Vinegia con giunte
a spese di Pierpaolo Tozzi 1023. Sul principio del
capo II. della Mensa Isiaca dice il Pignoria di se me-
1
22 2
—— —
134
molti fatti importanti di quella nazione ). Ne mi-
nor diligenza fu posta dagl' ingegni Italiani intorno
la storia delle cose Greche e Romane. Lascerò di
ricordare quanta parte abbiano avuto i nostri in
ricuperare le opere degli antichi quasi perdute, di
che sopra ho parlato; quanta nel trasportarne le
Greche nell’ idioma latino, o queste e quelle nell“
Italiano per ammaestramento e dilettazione della
gente priva di lettere; nè mi fermerò a farvi con-
siderare il pregio della serie degli storici Greci e
Latini mandata a luce prima d’ogni altro dal veec-
chio Aldo; il quale seppe far uso de’ migliori co-
dici Mss. che a que’ tempi si ritrovassero; e per
venire felicemente a capo della sua nobile impresa,
chiamd in aiuto que’ dottissimi uomini, che, in
casa di lui raccogliendosi, formavan I Accademia
chiamata 2) Aldina. Quando altro non si fosse fatto
da nostri per illustrare le greche e romane isto-
rie, cid nonostante ci dovrebbero- saper grado le
straniere nazioni. Ma eglino considerando che,
spenta dalla forza degli ansini la memoria
degli usi antichi, non era bastevole a ben in-
tenderle la semplice lettura di esse, vi si
applicarono con tutti quei generi di erudi-
zione, che valessero a rischiararle. In vero la pri-
ma luce che sopra le romane antichitä si diffuse,
puö dirsi venuta da Flavio Biondo Forlivese, il
il quale scrisse aleuni libri della religione de' Ro-
mani, de' sacerdozii, del governo, della milizia,
de trionfi, e d'altre tali e somiglianti cose ), e con
tanta accuratezza gli scrisse, che da Gio: Rosino
nella prefazione al libro VII. delle antichita romane
vienne lodato 3) altamente. L'esempio del Bionde
desimo: in eo agro, quem ego primus (ni fallor) satis
proscidi. La suddetta Tavola passo dal museo del Car-
dinal Bembo a quello del Duca di Mantova, ed ora
si trova nella Biblioteca Reale di Torino, ove la vide
ed esamind il march. Maffei. Gior. d’Ital. tom. VI.
pag. 449.
1) Tra gli autori ed illustratori delle antichita Etru-
sche molle si distinsero in questi ultimi tempi il se-
nator Filippo Buonarroti 155 sue giunte ed osser-
vazioni all Etruria Reale di Tommaso Dempstero, 11
march. Scipione Maffei nelle O. L., e negl’ Itali pri-
mitivi, il Prop. Cori nel Museo Etrusco, Monsignor
Passeri nelle sue leitere Roncagliesi, il sig. Annibale
degli Abati Olivieri, l’ab, Venuti, il can. Mazzocchi,
il Lami, ed altri dell' Accademia Etrusca di Cortona.
Chi bramasse esssere instrutto pienamente dell anti-
chita toscane fin dal primo ritrovamento delle tavole
Eugubine avvenuto l’anno 1444, legga la Difesa dell’
Alfabeto degli Antichi Toscani ecc, in Firenze 1742 in 12.
2) Tali furono Pietro Bembo, Angelo Gabrielli, Da-
niello Renieri, Andre@* Navagero, Marino di Lio-
nardo Sanudo, Benedetto Ramberti, l’Egnazio, ed al-
tri. Notiz. de’ Manuziüi pag. VI.
3) Scrisse Biondo Biondo Flavio dieci libri Romee Trium-
phantis, e gli dedich il Pontefice Pio II., e in essi
tratta delle cose accennale,
4) Fuerunt quidem et ante hoc saxulum et nostra etiam me-
moria plurimi qui in karum rerum consideratione maximes
labores exanilarunt, quigue ea, quae summo studio et la-
135
fu seguito da’ nostri; e tante e si belle opere fu-
rono composte in quel secolo e ne’ seguenti in-
torno la erudizione Greca e Romana, che essen-
dosi gia sciolti i nodi delle piü intrigate quistioni,
e dilucidate le cose piü oscure, assai poco resta
alla nostra indagine da ricercare. I giuochi, i sa-
crificii, i trionfi, la milizia, i magistrati, le leggi;
la qualità delle vesti, degli edificii, de’ loro ar-
nesi; l’uso de’ bagni, de’ conviti, de' funerali; la
varieta delle arti co’ loro stromenti; la forma, dell’
armi, de carri, delle navi; in una parola mille
particolari dell’ uno e dell’ altro popolo gia prima
ignorati oggidi conosciamo. Si segnalarono in
questo campo co’ loro scritti Celio Rodigino, Ales-
sandro d' Alessandro, il Poliziano, I'Egnazio, Ono—
frio Panvinio, Fulvio Orsino, Famiano Nardino,
Guido Pancirolo, Girolamo Mercuriale, i Manuzii,
il Sigonio, Vincenzo Contarini, il Piguoria, Otta-
vio Ferrari, ed altri non pochi, i quali nelle mo-
derne raccolte delle cose greche e romane ebbero
onorato luogo.
Infatto le altre nazioni malgrado loro sono co-
strette di confessare, che Italia è stata madre ed
altrice di questi studii *), massimamente da the in
essa ebbe origine la scienza de' metalli, e de' mar-
mi antichi, la quale riguardo alla storia viene cre-
duta aver quel valore e quel peso, che le osserva-
zioni e le sperienze banuo rispetto alla fisica 2).
Imperciocchè in quella guisa che gli esperimenti e
le osservazioni sono il fondamento e la base del
fisico razıocinio 3), non manifestandosi meglio al
filosofo la veritä, che nel considerare ad occhio at-
tento i fenomeni, che o spontaneamente, od a forza
gli presentano i corpi: cosi le iscrizioni e le me-
daglie, come nota il gran Verulamio #), sono quasi
tavole del naufragio, mediante le quali nomini dotti
ed industriosi ripescano qualche certa notizia nel
grande diluvio de’ secoli, che le antiche memorie
bore invenerunt, aliis liberaliter. communicarunt. Inter
quos, ut aliguorum tantum nomina recitem, fuerunt Fla-
vius Blondus Foroliviensis, qui in libris de Roma trium-
phante plurima observatione dignissima exposult ecc, pag.
485, edit. Amstelod. apud Salamorem Schouten, 1745 in 4.
1) Lo Spanemio De praestantia et usu numismatum Diss. I.
scrivendo ad Ottavio Falconieri: quod aut quam lucu-
lenta exempla haec vestra Italia harum artium parens et
altrix suppeditat !
2) Vedi la prima Dissertazione di Giuseppe Bartoli delle
due pubblicate in Verona presso Dionigi Ramanzini
1743 in à.
3) Basis physici ratiocinii sola sunt experimenta. Pietro
Van Musschembroek nella sua orazione De Methodo
instituendi experimenta physica; premessa al libro: Ten-
tamina experimentorum naturalium ec. Lugdini Batavo-
rum 1731 in 4.
a) Fr: Bac. de Verulamio de augm. Scientiarum lib. II.
cap. 120 ed Lugd. Batavorum 652. Antiquitates, seu
historiarum reliquiae, sunt... tanguam tabulae naufragüi,
quum deficiente, et fere submersa rerum memorta, nihılo-
minus homines indrustrii et sagaces, pertinaci quadam et
scrupulosa diligentia ex... monumentis, numismaubus ....
nonnulla a temporis diluvio eripiunt et conservant,
136
20
ha ‚ingoiate e sommerse. II qual sentimento vien
comprovato dal consenso unanime degli’eruditi; at-
testando l’Avercampo !) e lo Spanemio 2), che
fino Pantica forma delle lettere, e la proprietä
delle parole si dee ricavare dai rimasugli dell’ an-
tichitä, non pure i riti e le costumanze, ed altre
particolaritä de’ Greci, de’ Latini e de’ barbari; e
afferınando il Sigouio che a formare la sua edizione
di Livio correttamente avea consultate le lapide e
le medaglie come i monumenti pid certi della in-
corrotta 3) veritä. Anzi il celebre P. Arduino, che
con bizzarıo e strano pensiero accusava di ialsita
e d’impustura tutti gli antichi libri, sebbene al rife-
rire dello Spanemio !) portasse nuova opinione,
che tutte le iscrizioni, le quali nel Grutero e nel
Reinesio si leggono, fossero lavoro di faisatori mo-
derni; nondimeno rispetto alle medaglie asserl, che
alla loro autorità dee cedere ogni scrittura 5), e
che non si puote avere maggiore certezza di quella
che per essa ne viene ). s 3
Ora il genio lapidario cominciò fra noi nel se-
colo XV., e tra’ primi, che mossi dall' amore dell'
antichitä s’invogliarono di trascrivere le vetuste la-
pide, si contano principalmente Ciriaco de’ Pizzi-
colli di Ancona ?), Felice Feliciano s), Jacopo
E 0 —— —
1) L’Avercampo nella prefazione al libro: Sylloge Scrip-
torum, qui de linguae graecae pronuntiatione commentarios
reliquerunt. Lugd. Batav. 1736, ‚8. dice di certa
sua falica sopra le lettere greche: Cuncta ex fide anti-
quissimorum Numismatum atque inscriptionum, quantum
ſieri potuit, eruta, atque stabilita gunte neque non antiqua
haec atque ubstrusa commodius quam ex antiquitatis nau-
Jragüs illustrari possunt. ;
9) Lo Spanemio De Praestantia et usu Numismatum Diss.
II. dice che fa d’nopo rıccorrere alle iscrizioni, e alle
medaglie a volere intendere seu genuinas- literarum
apud veteres formas, ac aetates; seu earum vim et ad-
fectiones varias; seu veram ipsam vocum scriptionem ac
proprietatern..
3) Nella dedic, del suo T. Livio Ven. 1572 in fol. in
aedibus Manutianis.
4) Dissert. XIII. Quod non non aliquae forte ex lis, sed
pleraeque omnes Gruteriani operis, aut Reinesiüi syntagma-
tis ex membvanis longe posterioris ae sınt i marmora,
el lapides transductae: immo ut via lapidem repertum, eru-
tumve putet ante annum MDE.
5) Nummorum auctoritati scripta quaecumque testimonia con-
cedere, ius et ratio postulat. Cap. ult. de num. Herodiad.
6) Del testimonio delle medaglie Adferri humanum cer-
tius nullum potest. Specimen Ghronolog. V. D
7) De Eugenio IV. seribit Platina : liberalis in omnes tum
vel maxıme in literatos, quorum Jamullaritate delectatus est
ecc. Inter hosce locum quoque mereiur Cyriacus Ancon!ia-
nus, qui, eo Pontifice auspice, veteres lapıdes invesirgatu-
rug, Asiae, Graectaegue provincias peragravii, editumgue
nuperrime (cioe lanno 1742 1ypıs Pauli Gwvanelli, ex-
tat Florentiae eius itinerarium (per opera dell ab Me-
hus) Hugene ipsi nuncupatum. il Cardinal Quirini
neila lettera Ad Cl. et Doctis. Virum Apostolum Zenum.
Il suddetto Ciriaco fu accusato di «ver finte delle
ie crieion da Pietro Burmanno nella pref. alle i-
zioni raccolte da! Grutero) da Antonie Agostini Dial.
IX ) e da altri, ma ingıustamente, ö
8) Di Felice Feliciano e da vedersi il Maffei negli Scrit ;
=
€
137
l’Antiquario ), e Gio: Marcanova, Veneziano di
origine ma per genio ed inclinazione, e per lunga
stanza fatta tra’ Padoani 2). A questi & d’aggiun-
gersi il soprannominato Pomponio Leto, che nella
sua casa al Quirinale aveva eretto per la sua dotta
Adunanza un atrio di antichi marmi ed iscrizioni 3)
fregiato; per la qual sua diligenza ed amor delle
cose antiche, parmi ch’ egli piuttosto si meriti le
lodi di Tommaso Reinesio *), che i biasimi e le
censure di Ledovico Vives °): avendo esso emulato
in cio Cicerone, che un suo luogo, ad esempio di
Atene, da lui chiamato Accademia, di statue e di
altre preziose anticaglie, siccome intelligentissimo
eslimatore che n’era, aveva °) corredato. E sicco-
me Pomponio pensava di restituire all’ Italia l’idio-
ma latıno, e a tale oggetto indirizzava i suoi stu-
dii 7); cosi ai suoi discepoli caldamente raccoman-
be ie HET 1
rori Veronesi pag' 98. ove riporta molte notizie di
lui, e della sua raccolta dliscrizioni inedite, e da
lui indiritta anno 1405 Ad splendidissimurm vırum Au-
dream Mantegnam Patabum Pictorem incomparabilem; e
dove si stabilisce che la suddetta raccolta sia anteriore
a quella del Marcanova.
3) Costui, se non erro, fu Perugino, e quello $tesso,
di cui abbiamo due libri di Epistole (Perus. per Cosm.
Blanchin. Veron, 1319 in 4.) Tra i . delle
iscrizioni viene annòdpverato dal Foscarini lib. IV. not,
110.
2) Lo Scardeone Antiq.. Urb. Pat. lib. I, Clas. IV. p. 57.
e I. II. cl. X p. 240. Portenari Felicita di Padona lib.
VII. cap. VI. p. 275. Pignoria Symib. Epist. n. 3 Vos-
sio. de Hist. lat. lib. 3. cap. 7. Mabillon Her Tal. pag.
205. Reinesio in Praefat. Syntaematis, Maffei Ver. II.
Zustr. P. IL lib. III. pag. 98. fanno il Marcanova Pa-
dovanö; ma veramente fu Viniziano, di che vedi
il Giorn. de’ Leit. d' Hal. tom. XI. pag. 200, e le Vos.
siane tom. I. pag. 190. e segg., e il Foscarini pag. 373.
del resto ei studio, viss. mori in Padova, e qui la-
scid ercdı de' suoi libri i Canonici Laleranesi Vedi
le Vossiane loc. cit. e il P. degli Agostini Vol.
3) II Cardinal Borromeo loc. cit Eius Pomponii parva
domus prope Thermas Constantlanas in Quirinali... fuit
rat in ea domo artriolum constructum ex lapıdibus
eruditis; vetustagne marmora et inscriptiones ibi passtm
cernebantur
4) Tommaso Reincsio Variar. Lection L. III. Etsi enim
Be N % quidam "AgrssPeıg nal Umspörraı mansuetiorum
musarum censeant aliter, inutilem nimirum in talibus poni
‚operam, et omnem circa saxa erutaà et monumenta. diruta
diligentiam deridcant et suggillent ;
5) ut in Julio Pomponio Laeto quondam Ludovicus Vives;
hoc tamen ipsorum blennae impntandum est, qua fit, üt,
guee communi quogue sensu dijudicari possunt et non per-
cipiunt; partim etiam facit malignitas, qua quae non in-
telligunt, et intelligere desperant, audacter calumniantur,
6) Quam vocabat Cicero Academiam ab exemplo Athenarum.
Plinio Nat. Hist. I. XXXI. cap II. La vaghezza, che
avea Cicerone de simolacri e d’altre antıc..itä, i ma-
nifesta da alcuni luoghi delle sue pistole ad _.ttico,
Vedi lib. I. ep. IV. e. IX. La sua inteiligenza in-
torno lo studio delle antichita viene asserita dall ab.
Freguier tom, IX. Memoires de Literature tires des Re-
gistres del’ Academie ecc. A Amsterdam 1231 nella Dis-
sertatione: La Gallerie de Verres.
7) Lo attesta il Gantalieio in un suo epigramma che si
7 —
— 255
— — 43
dava gli avanzi dell’ antichitä; e però si sa che il
Sabellico fu studiosissimo degli antichi mouumenti,
e che Pier Sabino, discepolo del Sabellico, ne rac-
colse gran numero !). Somigliante lode si acqui-
starono Frate Giocondo Veronese, Benedetto Ram-
berti, Andrea Franceschi, e Giambatista Rannusio,
Segretarii Veneziani, Andrea Navagiero, ed altri
che ne’ loro viaggi osservarono con frutto le anti-
chitä erudite, o alla patria le trasportarono 2).
E ben vero per altro che il gusto di raccorre
le iscrizioni quasi ad altro fine non fu diretto in
que’ primi tempi che a pascere l’erudita curiosità
de’ Raccoglitori; non essendo caduto loro in pen-
siero di rischiarar con esse la storia. Tuttavolta-
non andd gnari di tempo che sul fondamento di
legittime iscrizioni Ermolao Barbaro corresse molti
luoghi di Plinio 3); seguito anzi superato in ciö
da Frate Onofrio Panvinio, Padre de' Fasti, e be-
nemerito illustratore della storia Romana. Imper-
ciocche „dove avanti di lui non altro fecero i la-
pidarii (come si legge nella Verona Illustrata 4),
che copiar je iscrizioni, egli fu il primo che ad-
ducexdole Ampre in alcun proposito, ne mostrasse
l’uso, e Ae additasse il frutto.. Da esso pero egli
ritrasse la cronologia de' tempi Romani, la serie
de’ Consoli, e degl’- Imperadori, la notizia della
religione, de’ costumi, del governo, delle dignitä.
degli ufficii, delle tribü, delle lesioni, delle vie,
degli edificii pubblici, de' magistrati municipali,
de’ giuochi, e di quanto a’ pin importanti punti
deil’ erudizione si aspetta“. . Corse la medesima !
strada Paolo Manuzio ne’ suoi eccellenti Commen- _
tarii sopra le pistole di Cicerone, e nel suo Calen-
dario Romano °); e Aldo il figliuolo, che stabil!
le regole dell’ ortografia latina coll’ autoritä delle
lapide ). Con un illustre Veronese, qual fu il
Panvinio, si può giustamente accoppiare l’Eminen-
tissimo Noris, anch’ ei di Verona, e del medesimo
Ordine Agostiniano, che molti punti di oscura in-
trigata cronologia col medesimo mezzo felicemente
re Dre mer mer
legze tra le sue poesie, e anche nel tom. III. Carmi-
num Illustrium Poetarum: Flor. typis Reg. in 8. p. 128.
1) Apostolo Zeno in Giulio Pomponio Leto Voss. tom,
Il. pag. 239.
2) Di Fra Giovanni Giocondo Veronese di patria, Do-
minicano di professione, ‘'ntiqu'rio e architelto veg-
Sasi il Maffei col. 15. 0 degli Ser wo. Veronesi. Legli
altri il Foscarini nel lib. IV. A che Angelo Colocci
viene chiamato uno de’ primi Raccoglitori degli antichi
eruditi monumenti dal Gori Preſ. alla .Dif- dell' Alf.
Etr. pag. 60. E il Card. Noris Ep. Const.
3) II Foscarini lib. IV. Pag. 376. not. 119.
4) Degli Scrittori Veronesi lib. IV. col. 101.
5) II Foscarini suddetto pag. 378. not. 127.
6) Orthographiae ratio ab Aldo Manutio F Filio collecta
6x libris anııyuis, Grammaticis, Eıymologia, Grasca con-
suetudine, Nummis veteribus, Tadulis aereis, Lapidibus,
amplius MD. in Venez. 1560. in 8. La prima edizione
del 150 e Mualts imperfetta: Del merito di quest“
opera si vegge il ch. Zeno nelle Notizie dei Manuzü,
0 *
139 =
schiard *): il qual ch. moderno scrittore mi fa ri-
sovvenire di Acusilao d’Argo antichissimo storico,
che secondo la testimonianza di Suida per com-
porre genealogie si valse di antiche tavole di bron-
20 disotterrate ?).
Non & meraviglia perö se conoscendosi col
progresso degli anni il frutto che a vantaggio
della storia pöteva ritrarsi, crebbe ne” nostri let-
terati la brama di raccorre e di pubblicare le Gre-
che e le Romane Iscrizioni; come in vero per
molte citia d'Italia si è fatto 3). Fin dal ı521 Ja-
copo Mazzochi avea stampate quelle di Roma ®):
e tanto Aldo il giovane, che Lionardo Ottoboni
maveano Messö insieme un gran numero; e se la
miorte non avesse guasti i loro disegni, l’arebbono
date a luce avanti che il Grutero compilasse la sua
Raccolta ). Ben più felice di loro si, pub chia-
mare Giambatista Doni patrizio Fiorentino, perche,
sebbene non ebbe il piacere di vedere pubblicata la
sua collezione, ciö nonostante per la cura che se
ne prese il ch. Gori usci dalle stampe di fregi ar-
ricchita e d’illustrazioni ). Vano sarebbe ora vo-
lervi rammemorare quanto a' di nostri abbiano gio-
vato la storia colla scienza lapidaria un Fabbretti,
un Muratori, un Maffei, un Gori, un Mazzocchi,
e qual nuovo lume s’äspetti ella da que’ celebri
letterati d'Italia che ancora vivono.
Quindi, parendomi aver detto abbastanza in-
torno lo studio delle Iscrizioni, rasionerd breve-
mente di quello delle medaglie, ch’ & Y’altro. sicuro
2), Del Cardinal Noris, cui Io Spanemio chiamò nell'
Orbe Romano Eruditorum in Urbe deterna decus, à Papi-
rio Masson Italorum lounge doctissimum nel sus Tempio
di Giano aperto; e degli scritti suoi e da consultarsi
la Ver; Illus, P. II. lb. IV. col. 252 e segg.
DDescripsit autem Genealogias ex aeneis tabulis, quas fa-
ma erat ipsius patrem invenisse, dum quendam domus suae
locum foderet, Suida (alla voce Axourikaog) Pag. 89.
dell’ ediz. G. L. tom. I. Cantabrigiae 1705, fol.
3) II Panxinio pubblicb le Veronesi, il Malvasia quelle
di Bologna; FO RSate le Padovane, per tacere d’altri
piu recenti.
Col titolo: Eyigrammata antiquae urbis: la raccolta &
dedicata a Mario. Volaterrano vescovo d' Aquino. Lau—
tor principale della Raccolta vien creduto Angelo Co-
locci soprannominato; alla not- 80.
6) Foscarini I. IV. pag. 580, e not. 131. 133. II march.
Maffei P. II. Ver. Il. col. 191. parlando del Panvi-
nio: „Si aggiunga che egli avanti ogni altro intra-
prese di ridurre in corpo, e di pubblicar le Iscrizioni
tutte, che in quel eta eran date fuori; anzi sı grand’
opera egli senza ainto altri sloriosamente condusse
a fine, Perö: abbiam nel catalogo altre volte mento-
vato: Antiquarum: totius terrarum orbis inseripitonum li-
drum“. II suddetto autore inclina à credere che la
zaccolta di Martino Smezio, ch’ e il fondo del Gru-
tero, e che si stampð mobilmente dal Plantino 1588,
sia appuuto quella del Panyinio. N
00% La raccolla di Gio. Batista Doni Fiorentini nel 1731
fir data in luce ellustrata e ornata per ogni verso
*
rare
————
tura Feneziana nella quarta Dissertazione,
143
mezzo di Hertificare la storia, come s’ d detto. Le
studio delle m.daglie ebbe principio, come si crede,
dal Card. Pietro Bembo, intelligente posseditore di
un eletto Musee); ben che la curiosita di farne
raccolt si attribuisca communemente al Petrarca,
di cui si legge che presentato abbia a Carlo IV.
imperadore, come singolare e prezioso dono, alcune
medaglie imperiali d’argento ?) e d’oro. Anche Al-
fonso re di Napoli si dilettd di raccorne niente
meno che Paolo II. e Niccold V.; e dalle storie
apprendiamo, che Cosimo e Lorenzo de’ Medici.
ayidamente le ricercarono 3); ond’ ebbe a scrivere
lo Spanemio, che quella principesca famiglia prima
d’ogni altıo suam veterum nummis. dignilatem as-
seruit . Ciò nonostante non si dee frodare della
dovuta lode Venezia, nella qual citta e avanti e
nel tempo stesso de’ Medici non pochi gentiluo-
mini coll’ occasione de' viaggi loro nella Grecia €
in altre parti d’oriente avevano adunata gran quan-
tità di medaglie antiche; siccome con certe prove
ha mostrato il nobilissimo Autore Della Letter a-
do ve
rapporta molte curiose notizie intorno gli antichi
e moderni ricercatori delle medaglie ). Uno dei
piü doviziosi Musei da lui menzienati ?) si & quello
di Andrea Loredano 7), che per P'ampia e ricca
sua raccolta di antichi monumenti meritd grandi
dal ch. sig. Proposto Antonfrancesco Gori. II Doni vide
gli seritti di Aldo, e li ricopiꝰ. F .
1) Dante Purgatorio Canto VIII. verso 122.
2) II Foscarini lib. IV. pag. 383.
5) Franciscus Petrarcha Vir maaimae doctrinae, et elegan-
tissimi (ut qua tempora ferebant) styli, has delicias quanti
Fecerit, ipsemet prodit in Epistola ad Laelium- suum, quae
est III. Lib. X. „sumpta igitur ex verbis oecasione, ali-
quot gibi aureas argenteasque nostrorum principum effigies
minutissimis ac veteribus litenis inseriptas, quas, in. deliciis
habebam, dono dedi‘* loguitur autem de Carolo IV. Aug.
Henrici VII Nepote. Laur. Pign. Symb. Ep. III.
4) Lo stesso Pignoria ivi: Alphonsum Regem laudatum il-
lum et oni laude majorem, numismata imperatorum, sed
Caesaris ante alios, per universam Italiam summo. studio
conquisita in. eburnea arcula asservasse paene veligiose,
testis est Antonius Panormita ece. Di Paolo II. vedi la
testimonianza di Michele Canensio che ne scrisse la
vita pubblicata dall' Eminentiss. Cardinal Quirini, ed
altri passt addotti dal detto Cardinal nelle Vindicide
premesse a quella vita, Romae 1740. Di Niccolb V.
vedi il Foscarini I. IV. not. 141 De’ Medici dice il Pi-
gnoria Symb. Ep. 16: Si nummos antiquos in pretio pri
mum habitos a, Medicaeis coniendero, nemo repugnabit,
opinor, Anche Ambrogio Camandolese e Niccolo Nic-
coli raccolsero BL ed altri generi d’antichita
Di Agostino.Maffei Veronese, che fioria sul fine del
secolo XV. che formd Museo di mss., di medaglie, ed
ogni sorta di monumenti, parla il march. Maffei con
molta lode Ver. Il. P. II. lib, 4. col. 190, € 685 · 8
1 1 1
5) Diss. I. ad Ottayio Falconieri.
60 Pag. 381. e segg. f
{ i 22
7) Pag. 386. Il Museo, d' Andrea Loregano oltre ogni ereder
re dovizioso in ogni qualıta d’antichi monumetui investi-
gatl con infinita spesa nella Grecia edc,
1
say
*
170
. | 142
141
elogi da Paolo Manuzio *), dal Sigonio ), dal
Mureto 3), dallo Spanemio 3). Ma quando io leg-
o che si bello studio, fu fatto ad imitazione di
quello che possedeva in Padova „Marco Mantoa,
nostro cittadino, e legista a’ suoi giorni di nome
grande, che nel conoscere e stimare il buono e il
bello della antichitä.erudita, e nel pregiare le arti
nobili di mano e dingegno fece gagliarda concor-
renza a’ re erandissimi della sua eta‘‘, come dice
iI Pignoria ): e quando osservo che di questo Mu-
seb ebbe a scrivere al nostro Mantoa il Loredano
suddetto, ch’ era esso pregiato dal mondo tuito,
non che da’ soli antiquarii °): quanto mi rallegro
per ung parte che la nostra citta s’abbia potuto
vanlare di si raro ornamento, che meritava l’ammi-
razione de' forestieri, altrettanto e piu mi duole
per l’altra che andato sia in dispersione, colpa del
tempo, é vergogna de' possessori. Ci fosse restato
almeno il kamoso ‚Museo di altra nobile famiglia?)
— — nn
1) Paolo Manuzio in una lettera scritta ad Andrea Lo-
redano di Roma 1532, e si legge Leit. volg. Lib. II.
pag. 73. Ed. Ven. 1580, 8. e lib. III. pag. 70 in Pesaro
1550, 8. . :
2) Veggasi il Sigonio nella dedicatoria di Livio Bernar-
dino Lauredano Andreae Filio Patricio Veneto: e nella
Dedicatoria de Fasti Consolari al Doge Lorenzo Priolo
e de NominibusRomanorum Cap. III. e VJ. Op. tom. VI.
3) Il Mureto Bernardino Lauredano Andreae F. Patricio
Veneto Pater ipse zus, vir, ut omnes norunt, omni egre-
gi virtutis laude cumulatissimus, ita literhrum amore in-
census est, ut ea, qua ubigue plurimum valet, auctoritate
et gratia permagnam optimorum. librorum, signerum, nu-
“mismatumgue veterum, ceterorumgue antiquitatis monumen-
torum copiam ex universa Europa diligentissime collegerit.
Itague, ut augusta quaedam Musarum aedes, ita domus
vestra Venetüs ab eruditis hominibns frequentatur, Lib. III.
ep. X. pag. 215. edit. Pat. 1740 tom. II.
3) Diss. I. De Praestantia, et usu Numismatum. Ma lo Spa-
nemio atiribuisce contra la verita la gloria di detta
Raccolta non ad Andrea, ma a Bernardo (doveva dir
Bernardino) figliuolo di lui.
5) A cart. 44. dell’ Antenore stampato in Padova dal
Tozzi 1625 in q.
6). Al molto magnifico ed eccellentissimo monsignor Marco
Mantoa sig. suo osservand.
„Eccellentissimo Signor mio. In questa ora io ne ho
ricevule vostre lettere a me gratissime, e con esso
loro insieme il modello delle studio suo bellissimo,
nal sopra modo mi & piaciuto. Ne ringrazio V. E.
infinitamente, e eonfesso avernele obbligo perpetuo,
essendo appresso rissoluto di far questo mio ad imi-
taz one del suo, che non potra essere se non lodato,
sicco me eziandio n’e il suo da tutto il Mondo, non che
dall. Antiquarü coli. Iddio fra questo la conservi, allæ
quale di core mi raccomando et offero. In Vinegia
11 di 1. di Luglio 1555 di. V. E. come fratello Au-
drea Loredano“. La suddetta lettera e inedita presso
di me con altre molte di Varii indiritte al Mantoa,
7) S'intende del Museo del co: Giovanni Lazara, ven-
duto dalla madre dei co: Giovanni ora vivente Di
questo Museo parla cn mu!ta lode il co. Jag h Za-
barella in piu luoghi delle sue opere. Nei Valerii in
Padova pesli ere di di Paol, Franikotta 7066 d. car. 6x
dice: nella, ‚studio del sig co Giovanni Lazara. Cav, Pad;
che copiose di medaglie degli alti e de’ bassi se-
coli, e di altre preziose anticaglie, note ancor per
le stampe ), passòd con altri d'Italia nello scorso
secolo ad arrichire lo studio del re di Francia; cosa
che a disonore del nome Italiano registrö ne’ suoi
libri il Vaillant 2). Se non che siffatta & la con-
dizione delle umane cose, che l’opera di pid gene-
razioni svanisce in un punto, e agevolmente sı
perde. 2
„Quel che in molt’ anni a gran pena s’acqui-
sta 3) Ma dai ricercatori delle medaglie a coloro
passando, che con esse procacciarono nuovi lumi
alla storia, & noteyole che questa parte 01 erudi-
zione è nata anch' essa e cresciuta tra noi. Im-
perciocchè o si voglia secondo alcuni dar questo
onore al Card. Pietro Bembo d'esser lui stato il
primo, da cui le medaglie ricevessero illustramen-
to 4), o secondo altri si aggiudichi cotesto vanto
al cav. Antonio Zantani e Sebastiano Erizzo V ene-
ziani, e ad Enea Vico di Parma °), che primi di
tutti stralciarone lo spinoso cammino, di cui par-
liamo; certa cosa è che questa gloria 2 tutta sola
e propria degli Italiani. Da essi abbiamo avuto le
prime leggi e la primiera istituzione di questo no-
vello studio: da essi i primi esempii di applicar
vantaggiosamente alla storia la scienza delle me-
daglie. Afferma di se medesimo Angelo Poliziano,
che grandissimo aiuto gli aveano somministrato
quelle di Lorenzo de’ Medici a scrivere le sue
— — zn
di comma virtu, il quale con diligenza e spesa grande ha
Fatto raceolta cos! nobile di medaglie, che in Italia non ve
ha una simfle. E a carte 90. Il sig. co Giovanni di La-
zara cab. di s. Stefuno, grande Antiquarie, e virtuosissi-
mo nelle cose di marmi, e bronzi antichi, avendo fatto uno
studio d’esse il più hello d’Italia, e forse anco di qualun-
que che si trovi in casa di Principi. Anche l’Orsato a 8.
170 de Monumenti Padovani loda Comitem Joannem .
iuvenem omni virtutem genere ornatissimum ; sed in anti-
quitatibus praesertim ita versatum, ut ĩam Musaeum egregıe
dispositum habeat, tum monumentis, tum numismatibus lo-
cupletissimum®
1) Ho veduto un libro di sigilli, medaglie del medio evo,
e d’altre antichita del Museo Lazara presso il sig. ab.
Gio: Brunacci, della di cui amicizio grandemente mı
Pregio.
2) Joan. Vaillantius in Praef. tom. I. Numismatum Impe-
ratorum Romanorum pag. 50. edit. Romanae 1745, COS1
scrive del Museo Lazara: Dolet Patavium , dolet Bono-
nia ezpositas haud nobiliore Fato, haec Card. Boncom-
pagni, illa Comitis a Lazard opes nummarlas,
5) Petrarca sonetto CCGXXX.
40 Cosi Enea Vico ne' suoi Discorsi lib. II. cap. 5. pag.
87. Venezia 1555 in 4. citato dal Foscarini lib. IV;
Pag. 385
5) Il cav. Antonio Zantani Viniziano. pnbblic in vol:
gar lingua le imagini de” dodiei Cesari 1548, pol in
latino con secreseimenti 1354. Lrami seno inge dal
Vico. Questi fu Parmigiang e visse e sompore le
sue opere in Venezia, e quiviſle diede a nige Se-
basliano Frizzo co ue libri i Ar ride le
st telle medaglie. Di ec tre Anliquarit ves
Sasi il P. ela Bibliorreca' Niänmil
143
opere di *) erudizione, e si sa che Fulvio :) Or-
sino e il Panvinio, quegli per illustrare la storia
delle famiglie Romane, questi in tutti i suoi dot-
tissimi libri, delle medaglie principalmente si val-
sero. Anche Annibal Caro ne fu intendentissimo, ed
avea stesso un trattato su questo argomento °); e
se & lecito conghietturare qual esso fosse, da quei
luoghi delle sue lettere, dove ragiona delle meda-
glie 4), io credo che molto utile särebbe stato ai
professori di quello studio. Non ho fatto menzione
alcuna di Antonio Agostini, perche, sebbene ei co-
mincid e prosegul i suoi studii in Italia, e lunga-
mente vi dimord, conversando coi migliori anti-
quarii di Roma, nondimeno egli pubblicö i suoi
stimatissimi Dialoghi nella sua lingua natia di Spa-
gna ). Dovrei nominar piuttosto il Paruta, il
Mezzabarba, il Noris, monsignor Bianchini, il Se-
nator Buonarroti, ed altri chiarissimi esplicatori
delle medaglie °), che da mezzo il secolo decimo-
sesto fino al presente fiorirono; se non fosse che
abbastanza parlan di loro e le opere da essi scritte,
e il padre Banduri nella sua Biblioteca ?) Num-
maria.
Qualcuno aspetterä per avventura chi io ra-
gioni adesso delle statue, de’ bassirilievi, delle
gemme, de' camei, de' dittici, e di altri preziosi
—— —
„ia; e il Foscarini che diligentemente ne parla
loc. cit.
1) Ne parla l’Einsio in una lettera a Pier Seguino, ch’
e er tom. V. della Sylloges Epistolar. pubblicata da
Pier Burmano Leidae 1727 in 4.
20 La cosa e chiara da se, ne occorre recarne pruove,
Basta dare un’ occhiata all opere di que’ due valen-
tuomini, a’ quali si pub aggiungere Pyrrhus Ligorius
Neapolitanus... il quale in XI. libros coniecerat quid-
quid pervenerat ad nos a vetere aevo; memintique ipse
huiusce laboris a se exantlati, productique a Saturno Rege
Italiae ad Justinianum usque Augustum, in libello Italice
seripto editogue, cui tiiulum, feci‘“ Antiquitates Romanas.
Hine illi jure et merito obtigit, ut a doctissimis viris Ipse
calamo et’penicillo praestans, honorificentissimis elogiis ap-
pellaretur ab Onufrio Panvinio, a Hieronymo Mercuriali,
ab Antonio Augustino et Stephano Pighio. Ferum huius
libri publicam lucem non aspexerunt; et cum magno quidem
rei literariae detrimento. Laur. Pignor, Symb. Epist. III.
Le sue opere si conservano nella Biblioteca Real di
Torino.
3) Il Seghezzi nella vita di Annibal Caro pag. IX. Vol.
III delle lertere del medesimo Padova 1756. 8. Ciꝰ
non giunse a notizia del P. Banduri, e pero non fece
menzione del detto trattato.
3) Vol. II. delle lettere del Caro n. 145. Padova 1725,
8. e vol. III. leltera 65 e 60.
5) Vedi il Moreri alla parola Agostini. I suoi Dialoghi
furono stampati piu volte. lo ne eiterb un’ edizione
non riferita dal B in Roma 1650, fol, La tra-
duzione e di Dionigi Ottaviano Sada.
6) Anche il P. ab. Mazzoleni s“ © fatto noto in questi
ultimi tempi, pubblicando ed illustrando i medaglioni
del Museo Corraro, ora Pisani.
7) La Biblioteca Nummaria e premessa al tom. I. Nu-
mismata Imperatorum ecc. Paris 1718, fol.
7%
monumenti, i quali del pari che le medaglie e le
lapide porgono giovamento alla storia; e vorrä pre-
tendere ch'io metta in vista il merito de nostri in
torno a questo argomento. Ma, oltrechè la bre
vita del tempo non mi permette di estendermi su
tal materia, parmi di avere suflicientemente pro-
vato, che lo studio dell’ antichitä, il quale sotto
di se abbraccia e comprende tutte le specie, abbia
avuto origine e accrescimento in Italia. Non ta-
cerd nondimeno che quanto di frutto per la storia
144
si coglie dalle iscrizioni e dalle medaglie, tanto &
giovevole per saperne leggere le breviature il So
mentario del cav. Orsato De Notis Romanorum,
opera di un’ infinita erudizione, e applaudita uni-
versalmente da tutti gli Antiquarii si nostri che ol-
tramontani. Inutile
testimonianze di Tommaso Reinesio, di Giovanni
Clere, di Umfridö Prideaux, dell' abate Gotwicense, del
P. Jobert, e del ch. P. Corsini che nel suo Compendio
delle Note Greene si protestö di aver seguito i gloriosi
vestigii *) di lui, dappoichè ciascuno le pud vedere
da se nella dotta Apologia, che ha pubblicata un
nostro Accademico per nobilt\ ugualmente rag-
guardevole che per sapere *). Sopra la dual opera
dell’ Orsato ricorretta e notabilmente accresciuta
con lungo studio e fatica da alcuni membri di
quest’ Accademia ayrö forse un giorno occasiene di
trattenervi.
Che se la lingua Latina prima che altrove e.
risorta in Italia, e se la Greca da un Italiano ci
fu recata, e da’ suoi discepoli si propagö; se per
Valtra qui si fissarono le prime leggi da osservarsi;
qui si composero le prime opere per facilitarne
intendimento; se tanto fecero i nostri o per rac-
corre gli antichi autori, o per trasportarli in altre
lingue, o per dichiararli con eruditi comenti, o
per pubblicarli correttamente; se per essi in fine
la mitologia fu dilucidata, e illustrata la storia col
giovevolissimo mezzo delle iscrizioni e delle meda-
glie innanzi ad ogni altre ricerche e studiate dagl’
Italiani; ragion vuole che le altre nazioni da noi
riconoscano il nascimento e i progressi dell’ amena
letteratura, e che noi medesimi dai nostri maggiori
riconoscendolo tenghiamo maggior conto di loro, e
ne facciamo più grande stima che alcuni non fan-
no, i quali guasto avendo il palato da’ nuovi sa-
1) Idem iudicium et ampla voluntas prodessendi Jiteris hot
genere scriptionis fuit... Sertorii de Ursatis: nob. er med.
pat, qui patriae gude antiquitates elegantibus formis dedit
anno 1652, eog. omnes retro antiquarios municipes suos
superavit , quod comitatiores , quippe commentario illustra-
tas. Rein. in Praef. Syntagm. Inscript. Giovanni Clerc
Biblioth. Choisie. t. XIV. p. 32 3
2) Apologia in difesa del C. cav. Sertorio Orsato contra |
le censure dell autore del Museo Veronese, in Va“
dova 1752 presso Giuseppe Comino in 4. Liautore n'
e il sig. co Giandomenico Polcastro, Patrizio Pado-
vano, Accademica. Ricovrato, gentiluomo di molta
erudizione e doftrina, e benignissimo fautore di chi
scrive questo ragionamento. x
sarebbe addurre le onorevoli
145
poxi, ehe le straniexi genti ci mandano, nauseano
ogni maniera di cibo che oltramontano non sia.
Ma ödano costoro ed arrossiscano; odano la inge-
nua confessione, del sig. di Voltaire tanto idolatrato
da loro. Parlando egli de’ cambiamenti succeduti
alla Tragedia, e delle sacre Rappresentazioni, Not
(dice egli) abbiamo tolte queste Rappresentazioni
dagl' Italiani, dat quali noi abbiamo tutto, e noi
le abbiamo tolte assai tardi, come abbıam Fatto
di tutte le Arti dello spirito e della mano. Le
quai parole mi fanno cadere in pensiero che sa-
rebbe opera degna di un’ Accademia Italiana lo
scorrere per l’ampio regno delle scienze e delle
arti, e scoprire il merito de’ nostri in ciascuna fa-
colta, manıfestando i furti letterarii nè pochi delle
altre nazioni, e restituendo il debito onore alla no-
stra. Porrö fine al mio ragionamento con alcune
parole di M. Tullio in lode degl’ ingegni Italiani,
le quali mi paioro approprintissime a quanto ho
detto finora: Ingenia (dice egli), ut multis rebus
possumus judicare, nostrorum hominum, multum
ceteris hominibus omnium gentium praestiterunt *).
Notice sur des vegetaux fossiles
Traversant les couches du terrain houuller;
par Alexandre Brongniart,
2 a Paris, 1821
La presence des debris de corps organises au
milieu des couches solides et profondes de l’ecorce
du globe est, dans l’histoire naturelle de la terre,
une des circonstances les plus dignes de piquer la
euriosite et d’appeler l'attention des observateurs.
Ges debris des anciens mondes, souvent si
-nombreug et si peu alteres dans leur forme ou
dans leur structure, quoigue entiörement changes
de nature, semblent n'avoir été si bien conserves
que pour nous fournir sur P’histoire naturelle de
ces diverses periodes les seuls documens que nous
puissions jamais obtenir: ce sont comme des phra-
ses eparses de cette histoire. Plus nous en rassem-
blerons, plus nous pourrons esperer de parvenir à
la retablir, sinon dans son entier, au moins dans
ses parties principales. Le fait que je vais rappor-
ter ici n'est pas nouveau; mais les exemples de ce
fait sont encore rares. Il est d’ailleurs si remar-
quable, si important pour la theorie de la forma-
tion d’un des terrains les plus interessans sous tous
les points de vue, qu'on ne peut pas en réunir trop
d'exemples.
— nen
10 De oratore lib. I. n. IV. Aggiungerd qui alcuni versi
d un Poeta Tede co riferiti dal nostro Pignoria
Symb. ep. 16. in lode dell’ Italia:
Salve, magna parens, doctorum altriæque virorum,
Exculti qua nos erudiente sumus,
Induit ingenuos per te Germania mores,
> Docirinaeque tuis fontibus hausit opes-
Litt. Anz. 3. J. 1628
146
Celui qui est le cujet de cette notice est un
des plus complets, des plus clairs et des plus faciles
à constater, il sera donc un des plu üutlientiques,
Je n’aurai dans cette publication d’autre merite
que d'avoir décrit et figure, et par consequent d’a-
voir insc it dans les registres de la srience, par
tous le moyens desirables, un fait que MM. les in-
genieurs des mines du departement de la Loire,
MM. Beaunier et de Gallois, m’ont fait observer.
Il y a long-temps qu'on sait que les depöts de
charbon fossile sont accompagnes d’une grande
quantite de debris de vegetaux; il y a également
long-temps qu'on a remarque que des végetaux
semblables a nos fouzeres, et des tiges qui ne res-
semblent exactement A celles d’aucune plante con-
nue, dominaient dans ces terrains; mais il n'y a
pas long-temps qu’on a commence à remarquer que
le systeme entier de ces debris vegetaux est diffe-
rent du systeme entier des debris du méme regne
qu'on trouve dans les couches plus recentes du glo-
be; enfin, ce n'est que depuis peu d’annees, qu'on
a reconnu que ces debris de vegetaux n’etaient pas
toujours etendus entre les fissures ou sur la sur-
face des couches et paralleles à leur stratification,
mais que dans quelques endroits ils les coupaient,
qu'ils en traversaient plusieurs, qu'ils leur etaient
méme perpendiculaires, et qu'enfin ils se presen-
tajent quelquefois dans la position verticale propre
a tous les vegetaux phanerogames.
Certes, si ces notions eussent ete plus gene-
ralement repandues, si les faits qui les etablissent
n’eussent pas ete regardes comme des exceptions dues
au hasard, on n’aurait pas propose, encore dans!
ces derniers temps, des theories sur la formation
des houilles, qui sont en contradiction évidente
avec ces faits.
Les tiges verticales que nous allons decrire ont
deja été mentionnees par M. de Gallois; elles se
montrent de la maniere la plus distincte a la mine
dite du Treuil, à 1000 mötres au nord de la ville
de Saint-Etienne, departement de la Loire.
Le terrain houiller présente dans ce jeu deux
circonstances rares, mais tres favorahles A l’obser-
vation: il est en couches sensiblement horizonta-
les, et tellement situees, qu'il a pu £tre exploite à
ciel ouvert et A la maniere d'une carriere, en sorte
qu'il nous a fourni l’occasion peu commune dens
ce genre de terrain, d’observer une coupe naturelle
et complete des differentes roches et mincraux qui
le composent, et de pouvoir les representer avec
une clarte et sous une &tendue qu'une exploitation
souterraine ne peut jamais offrir.
Cette coupe naturelie du terrain est non seule-
ment interessante par la circonstance des vege'aux
fossiles qui fait l’objet prineipal de cette notice;
mais encere par la presence du minerai de fer car-
bonate compacte qui accompagne si constammen la
houille, et qui va bientöt &tre en France, comme
elle est depuis long temps en Angleterre, Pobjet
5 10
147
d'une grande exploitation et d'un genre d’industrie
nouveau pour nous. g
En se bornant à examiner dans la mine de
Treuil la seule partie que présente le dessin qui
est joint à cette notice, on remarque en allant de
bas en haut, c’estä-dire de la terrasse inferieure
à la surface du sol:
‚2°. Un banc de phyllade charbonneuse paille-
tee, ‚qui; est.bientöt suivi d'un lit de houille, qui
a environ 15 decimetres de puissance;
2°. Un second band des memes schiste et phyl-
lade; mais plus puissant et renfermant dans ses as-
sises inferieures et tres pres de la houille quatre
its de minerai de fer carbonate lithoide ou com-
Pacte, en nodules aplatis, separes nettement les uns
des autres, plus ou moins volumi@ux, ou en gran-
des plaques renflees dans leur milieu, accompagnes,
couverts et méme penetres de debris de vegelaux;
3°. Et à la seconde terrasse au dessus de ce banc
de schiste, un autre lit de houille qui a de 46 a 50
centimetres de puissance, et qui est recouvert d’un
banc compose d’argile schisteuse semblable a l’in-
ferieur, de quatre A cing petits lits de houille, et
vers sa partie supérieure de trois ou quatre lits
plus minces, plus serıes, de fer carbonate lithoide,
en tout semblable à celui de la premiere terrasse.
Le schistes et le minerai de fer sont accom-
pagnes de nombreuses empreintes vegetales qui re-
couvrent leurs surfaces, et en suivent tous les con-
tours;
4°. Enfin, et terminant ici la formation houil-
lere, se presente un banc puissant de 3 ou 4 mè-
tres d'un psammite micace, quelquefois simplement
Hissure dans divers sens, quelquetois tres neitement
stratiie, et passant meme à la structure feuilleide
en grand.
C'est dans ce banc et sur une tres-grande eten-
due que se montrent les nombreuses tiges, placees
verticalement, traversant toutes les assises. C'est
une veritable for6t fossile de vegetaux monocoty-
ledons; d’apparence de bambous ou de grands
equiseium, comme petrifies en place.
Quoique les couches du terrain houiller soint
ici sensiblement borizontales, on remarque qu'il y
a eu, après la precipitation et la consolidation me-
me du psammite superieur, un mouvement de glis-
sement peu etendu, il est vrai, mais suffisant pour
rompre dans plusieurs points la continuite de ces
tiges; en sorte que les parties superieures sont com-
me rejetées de cöte, et ne font plus suite aux in-
ferieures.
Il n’entre pas dans mon plan de decrire ces
vegetaux ni de chercher à determiner à quelle fa-
mille ils peuvent appartenir: c'est un sujet tres im-
portant, très- difficile, et qu'on ne peut pas traiter
en passant. Mon fils, aidé des conseils de M. D —
candolle et des secours des geologues, a entrepris
depuis long-temps un travail special sur cette par-
tie de la botanique qui a pour objet l’etude des ve-
en
—
— 1
148
getaux fossiles: car en denommant les vegetaux des
terrains houillers trop rapidement et trop superfi-
ciellement, on risque de propager des opinions sur
leur genre, qui pourraient bien étre des erreurs.
Mais quoique je ne doive parler ici que de la po-
sition de ces tiges et non de leur nature, je ne
puis m'empeècher de présenter, sous ce dernier point
de vue, quelques observations directement relatives
a celles de Saint-Etienne que je viens de decrire.
**
5 Rt 1
II y a à la mine du Treuil deux sortes de ti-
ges bien distinctes: les unes sont eylindriques, ar-
ticulses et striées parallelement à leurs bords; elles
ne presentent dans leur intérieur aucun tissu orga-
nique, leur cavite probablement fistulaire est en-
tierement remplie d'une roche de meme nature que
celle qui compose les couches qu'elles traversent.
Ces tiges sont les plus nombreuses, elles varient
beaucoup en diametre depuis 2 ou 3 centimetres
seulement, jusqu’a. 1 ou 2 decimetres et peut-etze
au-dela. Leur plus grande longueur nous a paru
etre de 3 à 4 metres Leur surface est souvent
couverte d’un depöt ou d’un enduit ferrugineux et
meme charbonneux.
Les autres vegetaux plus rares sont composes
de tiges eylindroides creuses allant en divergeant
vers l’extremite inferieure, et: semblant s’ecarter à
la manière d'une racine, mais sans presenter au-
cune ramification.
Aucune de ces tiges ne parait pouvoir étre rap-
portée aux arbres de la famille des palmiers. Ce
resultat que je ne fais qu’indiguer sera developpe
et préceéde des motifs qui conduisent à l’admettre
dans le travail special que mon fils publiera a ce
sujet. 3
J'ai annonce, au commencement de cette no-
tice, que le fait qui y est decrit n'est pas nouveau
pour les géologues. Parmi les exemples qu'on a
rapportes de tiges de vegetaux fossiles traversant
plusieurs couches ou situes verticalement dans le
sein de la terre, je rappellerai ceux qui me parais-
sent avoir le plus d’analogie avec exemple tive des
mines de Saint-Etienne: ces citations contribueront
a etablir les ressemblances aussi reelles que remar-
quables que presentent les terrains houillers de
tous les pays, dans toutes les circonstances de leur
formation et de leur structure.
M. Mackensie a observe dans les terrains houi-
lers d’Ecosse, pres de Pennycuik, a 10 mülles d’E-
dimbourg, un tronc vertical d'environ 12 decime-
tres de hauteur, dont la masse est de grès houil-
ler (psammite) et dont Tecorce, ou ce qui la repre-
sente ici, est Templacee par de la houille. Ge ironc
parait non-seulement strié ä la maniere des tiges
de Saint-Etienne, mais divisé comme elles pat des
coupes ou articulations transversales ).
) Biblioth. universelle, k. VIII, p. 259. La figure qu'on
en a donuce le représente avec des racines et comme
s elexant au-dessus du sol; mais il a ete reconnu que
52 1 1
E
9
n fait &-peu-prös semblable paratt s’ötre pre-
sente dans le terrain houiller a Southschields *).
M. de Schlotheim cite également des tiges ver-
ticales a Kiffhaüser, dans de Harz 2), dans les mines
de Manebach, pres d’Ilmenau; etc.
e Mais les. exemples qui se rapprochent le plus
de celui que j'ai rapporte, ont été observes en Saxe
par Werner, par MM. Voigt et d’Aubuisson, dans
le terrain houiller des environs de Hainchen, et
par MM. Habel et Nöggerath, dans les mines de
houille du pays de Saarbruck. 8
Dans le premier endroit, quatre ou cing tiges
de 20 à 30 centimetres de diameire, que M. d’Au-
buisson appelle des troncs d'arbre, se montrent
dans une position verticale dans le psammite du
terrain houiller. Toutes le circonstances sont sem-
blables à celles qui accompagnent les tiges vertica-
les de Saint-Etienne 3).
On a observe les me&mes faits aux environs de
Saarbruck dans plusieurs mines de houille, notam-
ment dans celle de Kohlwald, où les troncs avaient
2 metres de hauteur sur 6 a 8 decimetres de dia-
metre, et dans celle de Wellesweiler: les troncs de
cette dernière mine, remarquables par leur forme
conique; par leur diametre de 45 centimetres, par
leur hauteur qui depassait 3 metres, ont ée decrits
et figures dernièrement par M. le docteur Nögge-
rath ).
Ces troncs qu'on ne peut rapporter a aucun
vegetal connu, et qui paraissent différer de ceux
de Hainchen et de Saint-Etienne, traversaient plu-
sieurs couches de psammite tant sablonneux que
schistoide, et étaient situes entre deux couches de
houille.
M. de Charpentier cite un fait semblable qu’il
a observe dans le terrain de psammite houiller au
nord-est de Waldenbourg, dans la Basse-Silesie. Il
dit qu'on y decouyrit, en 1807, un arbre fossile
dans une position verticale, traversant des couches,
horizontales, et ayant ses racines et quelques bran-
ches bien conservees et changees en quarz ä tres-
petits grains d’un noir grisätre, mais dont la struc-
ture n’etait plus reconnaissable: l’ecorce et les bran-
——— —-—
c’est une erreur de dessin et qu'il fallait ind quer en
arriere de ce trait les couches dans lesquelles il était
et est reste engage. 5
10 Ibid, t VIII, p. 234. Ce fait, expose, dune maniere
tres-vague, ne peut guere etre donne comme exe n-
ple utile par les con squences qui doivent eu ı:sulter.
2) Dans Leonhard Taschenbuch für die gesammte, eic.,
1815, 7% annee, p. 40, i
3) Voyez Journal des Mines, t. XXVII, p. a3, et sur-
tout v’Aumuisson, Geognosie, l. II, P. 292.
4) Ueber aufrecht in gebirgsgestein eing :chlo/f;ne fossile
Baumstämme, eic.; von Dr. Jacob NGG ERATH. Bonn
1819.
— x
g —
—
18
ches minces etaient changdes en charbon. Ce tronc
avait 4 décimètres de diametire, et il en restait en-
core une longueur d’environ 4 metres ). La pre-
sence des branches, qui parait peu douleuse, eta-
blit une difference assez xemarquable entre ce fait,
ce lui de Saint-Etienne, et ceux que nous avons
rapportés. Ne.
Enfin, M. Habel a observé dans ces mémes
mines des liges vegetales placées presque verticale-,
ment, qui ne differaient en rien des notres; elles.
avaient 2 ä % mètres et demi de hauteur, 25 cen-
timètres environ de diamètre, elles etaient articu-,
lées, sillonnees regulierement et recouvertes d'un
peu de houille. Ces tiges traversajent les lits de,
la formation qui contiennent le minerai de fer car-,
bonate-lithoide, or
On a observe dernierement dans les gres (ce,
sont probablement des psamites) qui recouvrent la
formation de houille de Glascow, au nord-ouest de
cette ville, un tronc d’arbre dans la position verti-
cale: ce tronc avait environ 6 décimètres de dia-,
metre, sa coupe transversale offrait une figure un
peu ovale; il était, comme ceux que je, viens de
decrire, ‚entierement rempli de la roche qui com-
posait le terrain où il se trouvait; mais l’ecorce,
c’est-a-dire la partie exterieure de ce, vegelal, car
rien ne dit qu'il eüt eu une veritable écorce, était
converlie en charbon. On l'a degage sous une
etendue d’environ ı métre, et on n'a pas remarqué,
de branches; cependant, à sa partie inferieure, on
dit avoir-vu des racines, notamment quatre grosses.
s’enfoncant dans le sol comme celle des arbres or-
dinaires. On ne peut, dit l’auteur de cette notice,
le rapporter à aucun arbre eonnu (Thomson, An-
nals of Philosophy, 1820, novembre, page 138).
Je ne parle pas des tiges et troncs d'arbres pro-
prement dits, non-seulement fossiles, mais petrifies
en silex, qu'on a observes. dans des terrains d’une
formation absolument étrangère et toujours poste-
rieure à celle de la houille; ces bois petrifies sont
tres nombreux, mais leur position geologique les
distingue essentiellement de ceux qui font le sujet
de cette notice,
Il est probable que les exemples de tiges tra-
versant les couches des terrains houillers sont aussi
tres-frequens, et que si on n'en a cite qu'un petit
nombre, que si on en a publié si peu de figures,
cela tient à la manière dont on aborde les
terrains qui les renferment. Ces terrains sont
presque toujours profonds; on n'y arrive que
par des puits et des galeries qui n'ont jamais beau-
coup de develop ,emens dans plusieurs sens. En
creusant ces routes souterraines on évite, autant
qubils est possible, de les conduire dans le psam-
mite, qui n’oifre au mineur due des depenses sans.
profit; et ce sont cependant ces roches qui parais-
1) Biblioth. univers., 1818, f. IX, p. 250.
sent contenir le plus de ces tiges verticales. La
difficulte de reunir toutes ces conditions, a dü beau-
coup restreindre le nembre des circonstances favo-
rables a la découverte et à 'observation facile et
complete de ces tiges; mais l’analogie porte a croire
que si l'on avait, pour les chercher, le möme mo-
tif d’inter&t que pour chercher le minerai de fer,
on les trouverait aussi generalement repandues dans
les terrains houillers, qu'on y trouve ce minerai.
Or, si ces tiges, encore dans leur position verti-
cale, annoncent que les terrains houillers de Saint-
Etienne, de Saarbruck, etc., ont été formes et de-
poses dans les lieux ol ces végétaux ont vecu, on
peut, on doit möme, par analogie, en dire autant
de tous les autres terrains houillers. On ne peut
donc plus aller chercher sous la zone torride es
fougeres arborescentes et tout les vegetaux d’asp-ct
tropical qu'on trouve enfouis dans les terrains hou:l-
lers, et les ramener dans nos latitudes au moyen
de grands courans ou de grandes debäcles. Cette
hypothese, deja presque entierement abandonnee,
est, comme le fait spécialement remarquer M. Nög-
gerath, incompatible avec une disposition verticale
et r&guliere, si claire et si generale,
Cependant M. de Charpentier, dans la notice
que nous avons citée et qui est relative au tronc
vertical de Waldenburg, présente des reflexions
tres justes sur la difficulte de concevoir que ces ti-
ges aient pu croitre dans un terrain tel que celui
qui les enveloppe actuellement, et que ce terrain
ait pu lui méme se deposer au milieu d’elles et pen-
dant leur croissance, sans le detruire en partie, les
renverser ou au moins les deranger. II suppose
que ces vegetaux, adherens au sol par de profon-
des racines, ont été entraines avec le sol qui les
supportait, et laisses dans les places ol on les ob-
serve actuellement. Il appuie cette explication sur
un fait qu'il a observe lors de la grande debäcle du
1
1
lae Bagne. Dans cette terrible catastrophe,-de
grands arbres pourvus de leurs racines ont ete
charries par cette deb.cle, et déposés verticalement
dans la plaine de Martigny. Cette observation
porte a admettre que la position verticale d'une
tige n'est point une preuve quelle a vecu dans le
lieu où on la trouve ainsi; mais il nous semble
que c'est une eirconstance qui doit étre rare, et
qui ne peut offrir que quelques faits isoles: les
exemples de tiges verticales sont au contraire tres-
multipliés. Dans ceux qui ont été rapportes par
M. Nöggerath et par nous, ce n'est pas seulement
un seul gros tronc qu'on a observe, ce sont plu-
sieurs troncs; et dans celui de la mine du Treuil,
qui fait le sujet principal de cette notice, c'est
presque une foret de tiges greles qui ont conservé
entre elles leur parallelisme. D’ailleurs, la nature
du sol auquel les vegeiaux tiendraient encore par
leurs racines, devrait &@tre difterente ou au moins
tres-distincte de celle de la roche qui les enveloppe.
Il est peut-£tre plus difficile de concevoir que cette
roche sableuse ait pu les envelopper apres leur
translation sans les deranger, que de conceveir qu'-
elle s'est deposee entre eux, dans la place ou ils,
etaient tres-solidement enfouis. En supposant m&-
me que ces vegetaux aient pu etre transplantes sans
perdre leur verticalite, on ne peut admettre qu’ils
soient venus de tres-loin; et la difficulte insurmon-
table que ce fais élève contre l’hypothese qui amene
des regions tropicales les vegetaux des houillers
dans nos climats, n’en subsisterait pas moins.
Neanmoins, les reflexions de M. de Charpen-
tier et les faits qu'il cite: jettent de l’incertitude
sur la situation primitive de ces tiges verticales, et
doivent nous engager A continuer d’observer, et
nous apprendre que nous ne pouvons encore tirer
de ce fait aucune consequence absolue et generale,
TE Litterariſcher Anzeiger. 1
Wir haben unſern Leſern verſprochen, ihnen das Geſchichtlich- aus Feruffae hifioire naturelle des Mollusguęs
mitzutheilen, was wir hier thun. +
des limaces
Historique
Les limaces ordinaires [ont des animaux con-
nus de tout le monde, des escargots ou colimacons
sans coquille, redoutes fur-tout des jardiniers dont
ils devorent les potagers et qu'on rencontre en
grande abondance dans les lieux humides. Tous
les mollusques de cette famille leur reſfemblent plus
ou moins, et sont comme elles prives d'un test qui
les renferme, ou le abrite, rellemblance qui les a
fait confondre sous une méme dénomination depuis
les anciens jusqu'à nous.
Favanne a diſtingué le premier les limaces A
coquilles de celles qui en [ont privees quoiqu'il
n'ait pas la priorité de leur découverte, mais rien
ne prouve que les anciens en aient l[oupconne
J'exiſtence. II est certain qu’ils connoilfojent et
confondoient ensemble, comme on !’a fait jusqu’ä
present, les arions et les limas; ils ont pu connoi-
tre aulli les limacelles, les parmacelles et l’onchi-
die; mais aucun Ecrivain n'en a conſervé le souve-
nir, ces genres ont été decouverts ou diſtingués de-
puis peu d’annees.
Nous n'avons trouvé aucun mention un peu po-
sitive des limaces chez les écrivains antérieurs aux
grecs, ni aucuns monuments de la haute antiquite
qui nous representent la figure de ces animaux.
Lourds, lenis et visqueux, ils Etoient cependant
bien propres à [ervir aux allegories des premiers
ages: les hieroglyphes et les medailles on l’on ren-
contre quelquefois le limacon a coquille, ne mon-
trent jamais, à ce qu'il paroit, des limaces.
Le fentiment de Bochart *) et de quelques au-
tres Erudits sur le mot sabbelul, YS)3W@, qui se
trouve dans un ſeul palfage de l’ecriture, au
troifieme verlet du plaume 58, ne nous paroit pas
alfez concluant pour pouvoir l’adopter en toute al-
[urance, et quand il leroit indubitable que ce mot
déſigne un limacon, il relieroit à savoir sil eſt
queſtion de celui qui porte une coquille, comme
quelques uns l’ont cru, ou des limaces qui n’en
portent pas ainli que Scheuchzer l'a penſé. ) Nous
reproduirons opinion de Bochart, en traitant de
Thiſtoire des limacons auxquels elle nous paroit
s’appliquer plutöt qu’aux limaces. g
Les anciens auteurs hebreux cites par Bochart,
Selomon, Aben Ezra, Kimchi et autres, ainli que
la plupart des auteurs arabes, qui ont parle de ces
animaux, les ont confondus fous les mémes noms,
ce qu'ils en difent pouvant s’appliquer, la plupart
| ————— 7
) Bochart, Hierozbicon, edit. cur. Rofenmüller, tom, 3,
P- 557.
2) Scheuchzer, Phyfica sacra, tom. 3, tab. 554, et tom.
7 Pag. 11, de la traduction frangoise.
Ritt. Anz. 3. J. 1812. 5
10
77
du temps, également aux limacons nus et aux
tefiaces; on pencheroit meme à croire quiils par-
lent des premiers lorsqui'ls s’expriment sur la
trace gluante et brillante de ces mollusques, sur
leur molleffe, leur vilcofite c. S
Les Grecs connoilfoient les limaces ſous plu-
fieurs denominations qu'on retrouve cependant avec
difficulte, et rarement dans les &erits qu'ils nous
ont laillés. Ariſtote n’en parle pas; Dioscoride Gal-
lien, Theophrafte, et pluſieurs autres, paroilfent
les confondre avec les limagons, lous le nom gé-
neral de xoxkos, noxkıos ou zorAıas, dans l’enu-
meration des proprieies medicinales qu'on leur at-
tribuoit des cette époque. Oppien et Philee, qui
ont celebre les huftres et la pourpre, ont dedaigne
de chanter un animal fi lourd et fi degoütant;
mais Aelien, de Animalibus, lib. 10, cap. 5, paroit
les, defigner fous le nom d’araiones, apsıoves *),
en nous failant connoitre une opinion ſinguliere
qu'il partageoit [ans doute avec le vulgaire de in
patrie, celle que les arions &toient une elpece de
limacon ordinaire qui sortoit de [a coquille pour
aller paitre, la laiſfant bien en vue, afin de trom-
per les oiſeaux de proie habitués a [e jeter fur cux
lorſqu'ils font en marche. „L’oileau ſe precipite
fur cette eoquille vide, dit Aelien, et s’envole hon-
teux de [a mépriſe; alors l’arion, apres avoir bien
mangé, rentre dans fa maiſon.“ Voici la traduc-
tion latine de cet auteur fur cette curieuſe opinion
où il eſt impoſſible, ſelon nous, de ne pas recon-
noifre les limaces dans les arions; car il etoit ab-
ez naturel à des gens qui n’avoient pas obl[erve de
bien pres, de penler que ces animaux etoient des
elcargots fortis de leurs mailons.
„Peidices et ardeas hoſtes fuos cochleae agno-
feunt et fuga fibi cavent; itaque ubi aves illae pas-
cuntur, nulquam reptantes videris cochleas. At qui
e cochlearum genere areiones vocantur, naturali
quadam calliditate jam diſtas aves decipiunt et elu-
dunt. Egreſſi enim e teſtis ſuis absque metu pas-
cuntur; aves vero ad teſtas vacuas frufira advolant;
et cùm inanes viderint, tanquam inutiles abjiciunt,
et se recipiunt alio; redeunt illi, ad ſuam quisque
domum, et cibo jam ſatur, et dolo [uo incolumis.“
Nous ajouterons, pour prouver qu’ Aelien con-
noilfoit bien les limaces, qu'il dit au livre 2, cha-
pitre 45, du Liövre marin, que cet animal reſſem-
ble au limacon nu, xoxAıav rov Yuuvov.
1) D’apres Hesychius et Varinus, agseveg ou apsanrzg.
Nous avons verifie l’orthographe de ce mot, alli que
tout le texle du chapitre cite, sur les deux manu-
Icrits de la Bibliotheque du Roi.
10 *
155
II paroit que opinion d’Aelien eut alfez de
eredit sur le fameux &veque de Ratisbonne, Albert-
le Grand, pour lui faire dire que les limacons sor-
toient quelquefois entierement de leurs coquilles,
quoique cependant les limaces soient bien diftiinguees
des limacons dans [es Ecrits ?).
Gesner, influence aufli par le palfage d’Aelien
que nous venons de rapporter, dit que les limaces
n’appartiennent point, [elon lui, aux animaux telta-
ces, mais que les arions doivent en faire partie,
puisqu'ils ont quelquefois un teft 2). On peut lire
A ce sujet la Dilfertation de Brückmann de limaci-
bus, epiſt. itiner. ſeptima. ü
Athenee, qui etoit trop delicat pour admettre
les limaces dans [on Banquet des Savants, nous ap-
prend, en parlant du limacon, que felon Apellas
les Lacédémoniens nommoient cet animal seueAov,
femelon; aulli nous voyons ce mot dans Helychius
et Varinus synonyme de #oxAıas et nous y trou-
vons également les /emelerides qui paroillent étre
des limacons [ans coquille. ZswzAoıpröas ai ava As-
Avpovs obs Evioı U ?) /emelerides, limacons
fans teſt, que d'autres nomment lipfaces. Le com-
mentateur d’Helychius corrige ici Cagas par Aı-
Hadag, correction apprauvee par Calaubon et Bo-
chart 4), et d’ailleurs toute conforme à la vrailem-
blance, car on trouve encore dans Helychius et
Varinus à Asına&. Asımadss, leimax ou leimades
la m&eme interpretation derivee de Asına, Asınas,
Asıpaf, pre, lieu humide et plein de limon d’ou
les Latins ont fait limus, limon et limax, limace°).
Etymologie appuyde d’ailleurs par les opinions de
Feſtus Pompeius, et de Saint-Ilidore °).
Pline deligne presque toujours les limaces par
Pepithete de cochleae nudde, mais il fe lerı aullı
de limax ') pour indiquer ces animaux, et il paroit
etre le premier écrivain qui les ait diftingues sous
ce nom, que d'autres, tel que Columelle 8), ont
aufli donné aux limacons a coquille; cette double
application a caule une grande confufion dans les
pallages des änciens ou il eſt quefiion de tous ces
mollusques, et Pon peut, ä ce qu'il paroit, en rap-
porter l’origine a Théodore Gaza qui le premier a
3) Alhertus Magnus, Opera, edit. Lugd. 1651, tom. 6;
de Animalibus, lib. 4, ir. 1, cap. 3, P. 102, col. 1.
2) De Aquatilib. pag. 254.
3) Hesychius et Varinus, Vocabulaire grec.
30 Casaubon, in Athen. ch. 22, pag. 151. Bochart, Hie-
roz. edit. cur. Rofenmüller, tom. 3, lib. a, ch. 50.
5) J. B. Morin, Dictionnaire etymologique des mots Fran-
gois derives du grec, 2. edit. Paris, 1809. in-8°.
6) Iſidorus, Originem, lib. 12, ch. 5, pag. 167. Limaæ
vermis limi dictus, quod in limo, vel de limo nafcatur,
unde et fordidus femper et immundus nabetur.
7) Plinius, Mift. nat. lib. 30, ch. 15 v. 30, 8, elc-
3) J. M- Columella, de Re ruftica, lib. 10, v. 324. In-
plisuus conchae limaz, hirfutaque campe.
a —-
— ——
5 4 156
traduit ce qu' Ariſtote nomme
max !).
Palladius 2) et Vegece 3) parlent aulfi des li-
magons nus ſous le nom de limax que nous wa-
vons pas trouve dans Varron.
Le premier de ces €crivains célèbres, Pline,
déligne deux lortes de limaces dans le cours de son
Hiſtoire Naturelle, celles d’Afrique ou de la grofle
elpece, africanas vel latas, liv 30, ch. 7, v. 29,
et les menues longues et blanches que l'on voit er-
rer de tous cötes, minutae longaeque, candidae
cochleae, paſſim oberrantes, liv. 30, ch. 14, v. 47,
La premiere nous eſt fans doute inconnue, quoiqwil
ne loit pas invraifemblable de penfer que ce peut
eire la grande limace grife de Linné; et & eet
egard nous ne faurions partager Popinion de Ges-
ner qui croit que c’elt la limax ater vel rufus de
Linné; ce qui [uffit pour faire rejeter cette opinion
c’elt que celle-ci ne contient point le rudiment
teltace, layidum five o/ficulum, qu'on rencontre
feulement dans la griſe et les congeneres, et dont
Pline alfure qu'on failoit un ſi grand cas dans plu-
fieurs maladies. II eonnoilloit cependant cette es-
pece nöire ou rou/fe, car il indique comme remé-
de pour les dents la poulliere graveleufe, arenulae,
arenaceae duriciae, qui [e trouve dans celle-ci,
mais il ne la deligne d’aucune autre maniere.
La feconde, des eſpéces de Pline, doit étre,
felon toutes les apparences, le limax agreftis, du
Syfiema naturae, qui convient mieux que toute
autre aux indications peu précises que donne
ce celebre ecrivain ſur cette l[econde elpece;
nous ne nous arreterons point au refte fur une
difculfion peu importante d’ailleurs et difficile &
eclaircir.
Les innombrables vertus médicinales attribuses
aux limaces [ont rapportées très longuement par
Pline, et apıes lui par Gallien ), qui les confond
avec les limacons, [ous le nom commun de xoxAıas,
quoiqu'il les connüt bien, puisqu’il parle ſouvent
de la petite pierre interieure 5) qu'elles renferment.
Cette petite pierre est aulli celebree par Plinius
Valerianus ), et par Marcellus Empiricus “), qui
tous deux paroilfent avoir copie plus ou moins le
texte de Pline. On peut en dire autant de la pres-
que gencralite des écrivains du moyen äge, et m&-
»oxlıas, par li-
mu
1) Le Lexicon grec de Conſtantini dit au mot. nondıag:
Sunt et tamen cochleae nudae quae latinis proprie limacess
2) Palladius, de Re Ruſt. lib. 1. tit. 35, 2.
3) Vaegetius, Art. Veter. ib. 1, cap. 62, 2.
Script. Rei Rufticae ed. Geſneri, Lipfiae, 1735.
3) Galenus, de Aliment. cl. 2, p., 26. Id. Spurii libris, p.
40 C. Id. de Comp. med. local. cl. 5, p. 145 F.
65) Id. Medicis facile parabilibus, el, 7, p. 164 E. Edit.
ed. Bralavolo.
6) Plinius Valerianus, lib. 2, ch. 18, ete.
7) Marcellus Empiricus, ch. 1, p. 34» etc,
er
157
\ * tt ho «ml - Ri sr 2
me de ceux qui ont suivi cette époque jusqu'à Li-
ſter; ils ne le font guère occupes des limaces, [ous
les rapports zoologiques, mais presque uniquement
pour repeter ce que les anciens en ont dit, ou en-
richir fur Jes prétendues vertus merveilleules qu’ils
leur ont attribudes.
Ainſi Aeginete ), Avicenne ), Vincent de
Beauvais 3), Albert le- Grand ), Nicolaüs Myrep-
fus ), qui vécurent avant l'an 1400, n’oifrent rien
de nouveau ni rien d'intérellant; ils parlent plus
ou moins des limaces et de leur petite pierre in-
terne, lous les rapports de leur emploi en mede-
eine. L'un d’eux, cependant, Albert-le- Grand,
donne quelques détails qui lui ſont particuliers, il
dit entre autres, que ces animaux [ont nommes
laha dans quelques manuſcrits allemands.
Un des premiers écrits des temps modernes où
les opinions des anciens fur ces mollusques furent
renouvelees, eſt un Traite curieux par [on ancien-
nete, imprimé a Paris, en 1530, [ous le titre ſui-
vant: Singulier Traite contenant la propriete des
tortues, des efcargots, grenouilles et artichauts,
eompole par Etienne Daigue, écuyer, leigneur de
Beaulvais en Berry. L’auteur y difiingue les lima-
ces des limagons. .
Cardanus °), Mallarius 7), Braſavolus 8), Wot-
tonius ), Lonicerus ?°), Matthiele *), et quel-
ques autres naturaliſtes ou médecins de cette épo-
que, qui ont écrit fur les animaux ou [ur la ma-
tiere médicale, ont rapporté avec plus ou moins de
detail et de préciſion ce que leurs predecelleurs avoient
dit des limaces. Brafavolus ajoute de plus que les
autres, qu'en Afrique, elles font en ufage comme
aliments: nous reviendrons plus bas fur cette cu-
xieule allertion.
Matthiole, apres les avoir vantes comme bon
cosmetique, dit: 11 Y a parmi les limacons qui
n ont pas de teft, une espece que les Italiens ap-
pellent lumacho; le jour ils fe tiennent caches, et
ls fortent la nuit pour prendre leur nourriture.
1) Aeginete, Opera. Edit. Lugduni, 1551. In-g®,
2) Avicenne, Opera omnia. Venetiis, 1564. In-fol. J
8) Vincentius, Speculum naturale. Venetiis, 1494, In-fol.
4) Albertus, Opera omnia. Lugduni, 1651. In:fol, de
Animalibus, t. 6, lib 4, tr. 1.
5) Nicolaüs Myrepfus, Medicam. opus. Baſil., 1549.
In-fol.
6) Cardanus, de malo recentior. medendi %%. Venetiis,
1550. lu-8°,
7) Caftigat. et an not. in 9 libr. Plinii. Baſil., 1537. In- ge.
80 Braſavolus, Commentaires sur Gallien. Basil., 1542.
9) Wottonius, de Differentiis anim. lib. 10, ch, 2506, de
Cochleis, p. 210.
10) Lon cerus, Hiſtor. nat. opus novum. Francf. , 1551 et
1555. in-fol, t. 1, p. 287. z
11) Comment. in VI libros Diofcoridis. Trad, de du Pinet.
P- 140. 2
158
On le trouve non ſeulement dans les champs et
les jardins, mais encore dans les caves et autres
lieux ſouterrains et humides. La plupart ont une
petite pierre dans la tete.
Le celebre Gesner, qui, vint apres ces €cri-
vains, ralleinbla tout ce qu'ils avoient dit dans fon
Hifioire des animaux. II prelente, & J’article fur
les limacons et les limaces, avec quelques detaile
qui lui [ont propres, une vaſte compilation des opi-
nions des anciens et des auteurs du moyen äge.*).
Il offre la premiere figure connue d'une limace, le
limax ater vel rufus, de Linne, et traite [peciale-
ment des ces mollusques, ſous le nom de cochleis
nudis, p. 254, et des vertus de leur petite pierre
interne, p. 249. Gesner, outre l’elpece dont il
donne une figure et qu'il deligne tres bien en di-
finguanı les limaces en grandes et petites „Aliae
magnae, ut quas a colore noſtri cognominant Ruf-
Jas (in quo genere etiam nigrae Junt);*“ ce qui
prouve qu'il ne léparoit points les roulles des noi-
res, qui ne [ont que des varietes d'une méme es-
pece; parle ‚aufi de.l’agrefiis, l’orsqu’il ajoute:
„Aliae parvae, ut quae gregatim.folia ſectantun,
et hortos infeſtant, cinerei aut fusci coloris sse
Aldrovande 2) prélente le premier ces animaux
réunis en groupe, compris il eft vrai dans les in-
lectes. Son texte n'eſt qu'un abrégé de celui de
Gesner, mais il eſt accompagné de quatre figures
de limaces qu'il eſt allez difficile de déterminer po-
filivement; elles paroiſfent repréſenter les lima
ater et griſeus, de Linné, ei peut-&tre aufli le
variegatus, de Draparnaud. 5
Jonfion 3) copie le texte d’Aldrovande et mé-
me les figures, excepte la premiere et la Teconde
de la Pl. 24, qui lui appartiennent, et qu'il donne
pour la premiere fois. Ces deux nouvelles figures
reprelentent des variétés des limax ater et griſeus.
Il eſt aſſez curieux de reconnaitre la fuccelfion
des copies qui ont été faites, jusque dans ces der-
niers temps, des figures d' Aldrovande et de Jon-
fion; on ſera [urpris de voir que pour des animaux
que chacun pouvoit oblerver, on ne le loit pas
donne la peine d’en faire des figures plus ex-
actes. Ainli Jonſton a copie Aldrovande, Liſter
meme a repete la premiere figure de Jonlion,
Ruyfch les a copiees toutes les fix, ainfi que [on
texte. Scheuchzer en a fait autant, et a copie en
outre la limace donnee par Sloane, of Jamaica,
t. 2, p. 190, tab. 233, fig. 3, 5. D'Argenville et
Favanne n’ont pris que la figure du griſeus que
Liſter avoit copiee dans Jonſton. Hill luit leur
exemple pour toutes les figures; il paroit meme
1) Gesner, de Aquatilibus, lib. 4. Edit. Francfort, pag.
244 — 250.
2) Aldrovande, Opera, lib. 7, de Infectis, ch. 10, p. 702,
de limace, u
3) Jonſton, Hifi. nat., Iib. 3, de Infectis terteſtribus apo-
dıbus, ch. 4, de limace, p. 1585; pl. 24. Fr
159
les avoir copiées de la fecönde main dans la Phy-
fique sacrée de Scheuchzer: Barbut nous paroit
etre dans le m&me cas. L’Encyclopedie methodique
a copie Lilter et Walch, et en dernier lieu Dra-
parnaud; de manière qu'en definitif Lon a vu, faute
de mieux, reproduire en 1790 les figures de ces
animaux, données pour la premiere fois en 1600.
Nous penfons que la comparaiſon de nos figures
avec celles m&öme qui [ont les meilleures jusqu’a
prélent, celles de Draparnaud, prouvera que nous
donnons les premières bonnes figures de ces ani-
maux qui aient encore été Executces.
Dans Pintervalle que lailfent entre eux ces dif-
ferents auteurs, on voit [uccelfivement paroitre
Swammerdam, Liſter, Schaeffer, Schirach, Walch,
Blankaart et Favanne, qui ont donné des figures
plus ou moins exactes des memes elpeces ou de
quelques autres qui en fout diſtinctes. Dans ces
derniers temps, avec Draparnaud que nous venons
de citer, on ne trouve que Sturm, Shaw et Bosc,
qui aient donné des figures nouvelles des ancien-
nes elpèces ou de quelques autres inédites. Peu
apıes Aldrovande et Jonſton, qui donnèrent des
idées plus preciles fur beaucoup d’animaux, paru-
rent les premiers anatomiltes qui le foient occupts
des limaces. Severinus *) d’abord, et luccelfive-
ment Swammerdam ?), Harder et Peyer ), Liſter #),
Redi ), Muraldo e) et Poupart 7), ont offert des
notions plus ou moins jultes, plus ou moins com-
pletes de l’organifation interne, generale, ou par-
tielle des limaces et des limacons. Le travail de
Swammerdam, digne de [a grande reputation, et
fuperieur aux Tables anatomiques de Lilter, d’a-
pres le jugement de M. Cuvier, elt le meilleur que
nous ayons eu jusqu'au beau Memoeire de ce ſa-
od les erreurs de ces hommes habiles [ont
fignalees et rectifiees. Nous obferverons que Swam
merdam donne l'anatomie de la limace noire ou
rouffe, cochlea agreſtis five viarum, tab, 9, et
vant ®),
nn
1) Severinus, Zoot. Demoe. , p. 350.
2 Swammerdam, Biblia nat, t. 1, P. 162, 0,
Id., t. 1, P. 158 et [uir., tab. 8, fig. 7 4 0.
50 Peyerus et Harderus, de Limacibus; in Paconis et
Pythag. exercit., exercit. 20, P. 158.
A) Lilter, Exercit. Anat. 1.
5) Redi, de Animalculis vivis,) etc., Edit. franc. cur. p.
Coſte, t. 3, P. 55 8, tab. 2 et 12.
i j 0 firis, Ephem.
Muralto, Limax major rubicunda terreltris, Ep
ui: Curies, dec. 11 an. 1082, obs. 59, p. 147, fur le
Lima aler vel rufus de Linne. La traduction de cette
differtation elt daus la Collect. acad. , P. etr., t. 5. p.
283, Voyez aufli V Amphitheatrnm zootornicum - de Na-
jentyn, p. 170, on 'on trouve la dJillertation de Mu-
ralto.
7) Poupart, Hift. de- Acad. des Sc. an. 1708, Pp. 48. Col-
lect. acad. part. fr., t. 2, P- 500.
8) Cuvier, Mem. fur la Limace, etc.;
t. 7, 1806, p. 140 et nir., tab. 8 ct 9»
mace roufe. .
fig. 1 à 5
Ann. du Mus.,
fur la Li-
160
celle de la -Jimase griſe, cochlea nud a domeftica,
tab. 8, fig. 7, 9. C'eſt le ſeul qui ait detaille avec
loin les principales differences organiques de ces
deux elp&ces qui forment les types. de nos genres
Arion ei Limas. Cependant il n'a point indique
la difference qui exilte dans la polition des orga-
nes de la generation chez ces deux elp!ces.
Dans le möme temps que parureut les &crits
de ces anatomiſtes, d'autres obſervateurs l’occu-
poient limultanément d’etudier les phénomènes de
la generation des limagons et des limaces. Les ob-
lervations a ce ſujet portent presque toutes ſur les
premiers de ces molluſques, ainſi que nous avons
obferve dans Introduction, en traitant de hiſtojire
de la ſcience. Et parmi les auteurs que nous
avons cites, Borel, Dodart, Felix, Marülli, Fulbert,
Leewenhoeck, Duverney, Mairan ,. Wilke, Gautier,
et plufieurs autres encore, Redi *) et Swammer-
dam ?) leuls parlent [pecialement des limaces ſous
ce rapport; ils figurent les organes de la generation
et decrivent leur accouplement. *
Nous ne parlerons point ici des pbyſiologiſtes
qui, depuis Spalanzani vu meme depuis Ziegen-
balg 3) jusqu'à M. Abernethy *), ont éerit fur les
amputations et les reproductions [pontandes; nous
renvoyons à IIntroduction, on nous avons traité ce
füujet intérellant avec tout le detail convenable, Sans
omettre les obfervations et les plaiſanteries de Vol-
taire et de M. Georges Tarenne, ainli que le recit
des incalculables mallacres de limaces et de lima-
cons qui le firent d'un bout de l'Europe à l’autre
pendant les dernières années du fiecle precddent.
Nous allons actuellement tracer d'une maniere
luceincte l’hifioire des changements metliodiques
qu'ont Eprouves les limaces, et indiquer les decou-
vertes luccelſives qui ont porté cette famille au
nombre de genres dont elle ſe compoſe aujourd'hui.
Nous avons vu les enciens les confondre avec les
limacons, puis les en ſéparer par une dénomination
Ipeciale, celle de max. Gesner, qui en a donné
la premiere figure, les laiffe, avec un ‚e/prit de
juſtelle qu'on a ſouvent abandonné depuis lui, pres
des limacons, dont on ne peut les éloigner. Bien-
tot après Gesner, Aldrovande, Jonſton, Charleton)
et Ruyfch e), les mirent dans les inlectes apodes;
vient enfin Liſter, qui les etablit convenablement
dans ce f[ylieme, trace neitement leurs diflerences
d’avec les limacons, en les comprenant cependant
tous deux ſous le nom de cochleae terreſtres, mais
les diſtinguant des teſtaceae [eu teftis contectae,
A
1) Loc. eit.
2) Id.
3) Mereure danois, febrier 1734.
4) Phyfiological Lectures, p. 206.
5) Anon. zoic. p. 50. j
6) Theair, anim:, lib. 5, de Infectis, p. 138, pl. 24.
—
161 N
par bépichète de nude. Sibbaldi *), naturalilte
fort recommandable d’ailleurs par l’esprit de me-
thode qu'il montra à une Epoque fi reculée pour la
fcience, tout en citant Liter, fuit Aldrovande et
Jonſton, en comprenant les limaces dans les in-
fectes apodes, et il fait m&me plus qu'eux, il y
met tous les pulmones terreltres qu'il ne croit pou-
voir léparer des limaces, tandis qu'il comprend les
Huviatiles et les marins dans les animaux teltaces.
Tl femble que l’exemple de Liſter auroit pu influer
fur la clallification adoptee par Linne, d’autant
mieux que les travaux des plus celebres anatomiſtes
de cette epoque avoient déja prouve les grands rap-
ports d'organilation des limaces avec les limacons,
et que cette analogie pouvoit lui faire ſoupgonner
celle d’une foule d’autres mollusques nus avec d’au-
tres genres de mollusques teftacds. Mais ce fonda-
teur des vrais principes, entraine par la mauvaile
difinction des vers en mollusques et en teftaces,
plaga, comme nous l’avons deja obſervé, les lima-
ces à la tete des premiers, et par conlequent fort
loin des helix, qu'il mit dans les ſeconds.
‚.. lci doit etre cite Sloane, dont nous avons parle
tout-à-I'heure, pour la limace qu'il decrit et figure
dans [on Hiftoire naturelle de la Jamaique ), et
que nous croyons, avec M. de Blainville, pouvoir
Tapporter à fon genre Teronicelle, du moins jus-
qu'à ce qu'on foit mieux fixe A Ton [ujet.
En 1740, c’eftä-dire peu apres la premiere
edition du Sy/fiema naturae, M. Dugue donna dans
les M&moires de Académie des [ciences de Paris,
Pannonce et une delcription alfez pofitive du teſta-
celle de France, annonce négligée jusqu’a prefent
par tous les naturaliftes, malgre la figure de Fa-
vanne en 1772, qui auroit pu la rappeler.
Gucsttard et Muller echappürent a l’autorit@ de
Linné dans le clalfement des limaces, loit par la
force des conliderations naturelles, foit par celle
‘de exemple de Liſter, qui les avoient mis [ur la
voie de leur place 'zoologique.
Apres eux doit &tre mentionne Favanne, com-
me le premier qui ait reveille l’exiftence des lima-
ces d coquilles, fans citer cependant le Mémoire
de M. Dugue, mais en donnant une mauvaiſe fi-
gure de l'espece indiquée par ce lavant, ainſi que
deux autres delſins non meilleurs de deux limaces
analogues, mais bien diſtinctes, et qui nous parois-
sent, comme nous le verrons par la fuite, devoir
confütuer un nouveau genre, fi toutefois les appa-
rences ne nous trompent pas.
Nous ne nous arreterons pas ici [ur d’Argen-
ville, Hill, Pontoppidan, Blankaart, Gronovius,
Pennant, Walch, Fabricius, Gmelim, Schirach,
Schranck, Razoumowsky, Barbut, Bruguiere, Turton,
Bosc, Roilly, Brard, Sturm, et Pauteur des mol-
lusques dans l’Enciclopedie angloife de M. Rees,
1) Scotia illuſtr., lib. 3, part. 2, p. 38 et 3a. n 5
D T. a, p. 190, tab. 235, fig. 2 et 3. FR
Litt. Anz. 3. J. 1822.
162
qui leront cites a la defceription des diverfes lima-
ces dont ils ont parle; n'ayant decrit que des espè-
ces ilolees, ou n’ayaut rien change pour ces ani-
maux & la claffification de Linné, de M. Cuvier,
ou de Draparnaud, ils ne peuvent entrer dans le
tableau hiltorique des opinions Iyftematiques à leur
lujet.
M. Cuvier, depuis Muller, eſt le premier qui
les ait reunies aux teſtacés dans [a clafie des mol-
lusques. M. Dumeril enfuite les placa dans [a fa-
mille des adcloloranches, la troilieme des gaſtéro-
podes.
Nous [entimes, lors de la publication de notre
E/fai de claffifieation, que les limaces, quoique
retablies par M. Cuvier, Dumeril et de Lamarck
dans la clalfe à laquelle elles appartenoient, etoient
encore trop eloignees de leurs rapports naturels,
par la léparation des galieropodes nus d’avec les
teftaces, et nous [uivimes l’exemple de Muller, en
les replacant immediatement aupres des limacons,
M. de Lamarck, dans l’Extrait de fon Cours,
[e rapprocha de cette marche, et Draparnaud la
ſuivit entièrement, ainſi que M. Oken, Cuvier et
de Blainville ont fait depuis, en formant avec
nous une famille des genres analogues qui ſe lie à
celle des limacons par les genres Plectrofore et Te-
ftacelle, qui font fingulierement voilins des Helico-
Limax, premier genre de cette derniere famille.
Cette liailon l’opere ainli par une progrel[fion in-
térellante dans dans le développement des corps pro-
tecteurs. fi ;
Quant aux genres dont la famille des limaces
s’elt [ucce[livement enrichie, nous citerons d’abord,
apres le teftacelle découvert par M. Dugue, figure
pür Favanne, etabli comme genre par M. Cuvier,
et bien decrit pour la premiere fois par M. Faure
Biguet, le genre Onchidie, decouvert par Bucha-
nan, et decrit, en 1798, dans les Mémoires de la
Société lineenne de Londres, puis le parmacelle
stabli et caracterile par M. Cuvier, dans les Anna-
les du Muléum, en 1804. 5
Le veronicelle et le limacelle ont été decrits
recemment par M. de Blainville, dans le Bulletin
des Sciences, pour 1817. Enfin l’Arion et le Plec-
trofore, lont deux nouveaux genres que nous croy-
ons devoir inſtituer, et qui nous paroillent, du
moins quant au premier, confondus jusqu’ici avec
le limas, aulſi dilinets que peu connus, D
Toutes les variations que les limaces onte prou-
vees quant à leur emplacement dans le ſyſteme,
peuvent ſervir à rende lenlible cette verite, que
les coupes trop tranchdes qui n'ont pour bales que
quelques caractères accelloires, lont inluffifantes
pour clalfer les animaux, c’eli V’enfemble des prin-
cipes effentiels de leur organilation qui doit deter-
miner leurs places relpectives. A ce lujet nous ob-
lervons qu'on doit conliderer comme nul le genre
inſtituè par M. Brard, dans [on Hiſtoire des Mol-
lusques terrefires et fluviatiles des environs de Pa-
zis, [ous le nom de Limacelle, car ce n'eſt point
11
163
la coquille ou fon rudiment ifole et indépendant
des mollusques auquel il appartient, qui caractéri-
[ent un genre A part, c’efi l’etre organile tout en-
tier, dans l’enfemble de [es parties organiques et
necelfaires qui, s’il et confiamment et relativement
fuffifamment diftiinct de tout autre, peut lui meriter
cette diſtinction. Drailleurs la denomination de
Limacelle ne peut s’entendre que comme un dimi-
nutif de limace, et ne l[auroit s'appliquer a une
partie d'un de ces animaux. Voila pourquoi nous
avons conlerve ce nom au genre ainli deligne par
M. de Blainville.
Apres Muller, c'eſt a Draparnaud que l'on doit
les plus pour la connoilfance des elpèces de cette
famille fi long-temps negligee, et [ur laquelle il
reſte encore tant 4 faire. On doit auf citer M.
Sturm, qui a examine ces animaux par lui méme,
et en a donné d'allez bonnes figures.
Depuis Pline, une infinite d’ecrivains ont parle
de la petite pierre ou rudiment interne des limas;
beaucoup aulli, depuis ce celebre naturaliſte, ont
parlé de la poulliere graveleule qui remplace chez
les arions ge rudiment de teſt. Un des obfervateurs
qui, dans ces derniers temps, a le mieux oblerve
cette difference, et le feul m&öme qui, à notre con-
noillance, ait cherché et reconnu quelques unes des
autres diſtinctions organiques qu'offrent ces deux
genres, eſt M. Faure Biguet, qui, dans la Corre-
Ipondance auffi intérellante qu'inſtructive, nous en
a fait part, et a confirme pour nous ces caractères
que nous avions deja reconnus de notre cöte, avec
d'autres plus importants encore, tels que le pore
terminal et l’emplacement different des organes de
la generation.
L’on peut conclure de ce Precis hiftorique [ur
cette famille, que ſes genres, l’Arion et le Limas,
excepte du moins pour nos climats, [ont rares, nui-
[ent peu, ou vivent d'une maniere fi clandeſtine,
qu’ils ont échappé aux regards du vulgaire comme
A ceux des bommes inftruits, pendant une longue
fuite de fiecles. Souvent aulſi on a dü les prendre
Pour des limaces ordinaires. Enfin, comme plu-
Reurs de ces genres habitent des contrees peu con-
nues, il n'eſt pas étonnant qu'ils aient été fignales
fi tard aux naturaliſtes. On peut aufli en tirer
cette conléquence, que l'obſervation fera, fans nul
doute, découvrir des nouveaux genres, et [ur-tout
beaucoup d’especes nouvelles, méme en Europe;
toute cette famille ayant été plus particulièrement
dedaignee parmi les mollusques, car le teſtacelle
n'y a ete decouvert que fort tard, malgre qu'il le
trouve dans une quantité d’endroits. Chaque jour
on trouve des arions ou des limas inconnus, en
Je livrant à leur recherche. L'on doit vivement
deſirer de voir les naturaliſtes s’occuper de ces ani-
maux, dont les moeurs et les habitudes offrent
‘des faits auffi curieux que varies et dignes de fixer
Yattention des zoolegilies et des philölophes.
1
164
Einige wohlgemeinte Worte, in Bezug auf
den Pflanzen-Tauſch-Verein des Hrn. K.
K. Staatsguͤter-Adminiſtrations-Cancelli⸗
ſten Phil. Max. Opiz in Prag.
a Eigne Anſicht iſt für den Naturforſcher, welcher ſich
eine genaue Kenntniß desjenigen Zweiges der Natur⸗
kunde, dem er ſich vorzugsweiſe widmet, verſchaffen will,
vom größten Werthe, und eigentlich in den meiſten Hals
len unentbehrlich; daher ihm jede Erleichterung zu Er—
langung des obgenannten Zweckes recht erwuͤnſcht ſeyn
muß. Nicht ohne Ruhm beſtand ſchon vor mehreren
Jahren das Naturalien-Tauſch- und Handelsbüreau der
Wetterauiſchen Geſellſchaft, und alles andere der Art an
Ausdehnung ſo wie an Zweckmaͤßigkeit der Einrichtungen
übertreffend, iſt der Tauſchverkehr des Berliner Mus
ſeums. Dennoch war eine ähnliche Anſtalt, blos dem
Pflanzenreiche gewidmet, welche Hr. Opiz in Prag
etablirte, nicht unwillkommen. Hr. Opiz ſelbſt ſprach
den Zweck derſelben fo aus, daß nicht gerade viel, (ob⸗
wohl auf jeden Fall etwas) dagegen einzuwenden Wäre,
und Niemand wird ihm abſprechen, daß er ſich der
Sache mit Eifer unterzog, auch in vieler Hinſicht ſich
als gefalligkeitsliebender Mann- zeigte. Demungeachtet
hat aber dieſe Anſtalt unerwartet eine ſolche. Wendung
genommen, die weder irgend einem von Liebe für, Wahr⸗
heit und Wiſſenſchaft beſeelten Manne gleichgültig, noch
dem gelehrten Botaniker ertraͤglich, oder nur dem Ans
fänger auf irgend eine Weiſe nuͤtzlich feyn koͤnnte. Seit
einiger Zeit iſt nehmlich die gehaltloſeſte Prahlexei in
einer ſo ausgedehnten Graͤnze in dieſe Sache eingezogen,
daß man kaum abzuſehn im Stande iſt, wie weit dieß
noch gehn ſoll. Eine kleine Schilderung des Weſens
und Treibens, durch einen Augenzeugen wird hier nich
am unrechten Orte ſtehen. .
Der Anfang wurde damit gemacht, daß Hr. Opiz
in alle 4 Weltgegenden feine Briefe ſendete, die wie
Saamen der Rhizopteriden fich nach ders Einſchachte⸗
lungstheorie entwickelten, und nach ihrer Entfaltung an
alles was da ſammelt und jaͤtet, vertheilt wurden. Kam
ein abſchlaͤgiges Antwortſchreiben, ſo erhielt der Verfaſ—
ſer deſſelben feine Rechnung von angekreidetem. Porto
für 3 Brlefe, nehmlich fuͤr den erſt an ihn ergangenen,
dann fuͤr feine abſchlaͤgige Antwort, und ztens fuͤr den,
worinnen ſich die Rechnung befand. Oft erhielt auch
der andere noch einen zroeiten Antrag, er wurde veran⸗
laßt nur einen Verſuch zu machen, und ihm goldne
Berge verſprochen. Schlug er dieſen Antrag wieder ab,
fo betrug das Facit feines Porto's 4 bis 5 Briefe.
War aber einer Willens dem Pflanzen- Tauſch⸗
Vereine betzutreten — und welcher Anfaͤnger, der die
Arten feiner Sammlung zählt, und dieſe Zahl für den
eigentlichen Zweck des ganzen Sammlens, ſo wie ſeines
ganzen Studiums erkennt, haͤtte wohl ſolchen Lockungen
widerſtehen koͤnnen? — und ſendete ein Verzeichniß
der holden Flora, die ihm um fein Srädtlein, oder
gar in ſeinem Paradtesgaͤrtel im naͤchſten Frühling, ſchon
erbluͤhn ſollte, der wurde „Theilnehmer des Pflan-
165
zen Tauſch⸗Vereins“ genannt, mußte 23 — 30
Exemplare ſeiner etwa brauchbaren Pflanzen ausraufen,
wie ſie eben waren, wenn nur die Blüthe ſich zu zeigen
anfing. Eine ſolche Sammlung getrocknet, wurde nach
den Arten alphabetiſch geſondert, jede Species mit eis
nem Bogen umſchlagen, der ſyſtemanſche Name der Art,
und der werthe Name des Finders oder Einlegers fuͤr
jedes Exemplar auf einem Zettel beigelegt, dieſelben Nas
men mit der Zahl der Exemplare außen darauf geſchrie—
ben, und an das wohlloͤbl. Tauſchbuͤreau abgeſchickt,
Franco bis an die Gränze, was von dort aus zu be
zahlen war, wurde im Bureau angekreidet. Nun kam
ein Quartblatt aus Prag, als ein Atom des unbegraͤnz—
ten alphabetiſchen Herbarsverzeichniſſes der Pflanzen⸗
kauſch⸗Anſtalt zu betrachten, worauf gar wunderliche
N anzen- Namen, mit Strichen, Sternchen und Kraͤnz⸗
n ſtanden, dabei verſchiedene Bemerkungen, beſonders
een mehr konnte der Empfänger gewoͤhn⸗
lich nicht leſen Während dieſer im glücklichen Vorge⸗
fuͤhl des Beſitzes, dieſe unter Hieroglyphen verborgenen
Pflanzennamen heraueklaubte, und wirklich manchen Ae—
gypt darunter entdeckte, hatte Hr. Opiz in der
Pflanzentauſchauſtalt das empfangene eingereiht, und
die Namen in das alphabetiſche Herbarsverzeichniß den—
ſelben vorgemerkt. Zugleich mit der Sendung war aber
das Deſideraten⸗Verzeſchniß des andern gekommen, und
auch dieſes trug Hr. Opiz in das große Buch ein.
Gelegentlich, nach einem halben oder ganzen Jahre
wurde auch für” den pflanzenarmen Einſender eine Ge—
genſendung zuſammengewerfen. Wenn er 1000 Exem⸗
plare geſchickt hatte, fo erhielt er etwa 30 — 50 dage⸗
gen, nicht etwa als ſollte dieſes der Betrag dafür ſeyn,
fondern das uͤbrige wurde „vorgemerkt“, und ihm
75 für 100, koͤnnte er aber — wenn einer weiter nichts
zu thun hätte — ein alphabetiſches Herbars-Verzeich—
niß einſenden, 90 für 100 zugeſagt, bewürkte er aber
den Beitritt eines neuen Theilnehmers, ſo bekaͤme er
aus Dankbarkeit für dieſe Werbung 100 pro 100. Die
Ruͤckſendung kam. Der Empfaͤnger brach das Sie
gel und las, begriff erſt nicht warum er nur 30 Plans
zen bekam, da er doch mehr verlangt und vielmehr ge—
ſchickt hatte, allein er troͤſtete ſich mit der Nachricht, daß
die übrigen feiner Deſiderate wenigſtens vorgemerkt waͤ⸗
ren, aber weniger troſtlich war ihm eine Porto : Nexhs
nung von etlichen Gulden und etlichen Kreuzern C. M.
die er noch uͤberdieß „angekreidet“ fand, und wofuͤr er
allein bei Hoppe, Schleiſer oder Seringe mehrere
und beßre Sachen bekommen haͤtte, wie er ſpaͤter zu ſeinem
Schrecken gewahrte. Für den Augenblick, wo er noch
nicht wußte was er hatte, troͤſtete ihn doch der Empfang
von 50 der verſchriebenen Wunderkräuter, die noch auf der
Poſt waren ſo, daß er die lange Zahlenreihe im Briefe,
fo wie die in allen Ecken deſſelben angebrachten Ziffern,
deren Zufammenhang aber ſchwer zu entziffern war,
nicht durchlas. Endlich empfieng er das Pack. Mit
klopfenden Herzen loͤſ'te er die Feſſeln, und zertiß die
morſche Leinwand, aber ehe dieß noch vollendet war, Eur
men ihm unzaͤhliche fliegende Blaͤtter „an Freunde
und Befoͤrderer der Wiſſenſchaften „welche Geld
ſchaffen ſollten! Actienſammlungen, Ankuͤndi⸗
166
gungen oͤkonomiſch techniſcher Floren in ge⸗
trockneten. Exemplaren, medieiniſch oͤkono⸗
miſch pharmaceutiſcher und anderer Floren,
zum Theil auch intereſſantere Avertiſſements, bald aber
ſchon ſich ſperrende Stengel und Blaͤtter von Pflanzen,
feinen ſehnſuchtsvollen Blicken entgegen: Bei dem Ab⸗
heben des weichen Loͤſchpapiers erblickte er neue Hieroz
glyphen. Da waren Namen uͤber Namen, Fundorte
und Standorte und Finder und Cultores, oft ganze Sye
nonymen und Citate aus boͤhmiſchen Floren, alles doch
ſelten lesbar, nur mitunter ein ſchoͤn geſchriebenes lam
ges Schild, worauf der Standort ſogar von Poa pra-
tenlis bis auf den Schritt angegeben war. Der Schrei
ber mußte viel Muſe haben! — Die Bereicherung ſei⸗
ner Kenntniſſe und das Zaͤhlen der neuen Arten nahm
ſeinen Anfang. Da fand er unter andern eine ganz
rauche Feronica glabra, da kam Sifymbrium Irib
was ihm bisher für Eryfimum officinale bekannt 4%
weſen war, Anthericum ramo/um lernte er als Ge-
Jielda ramo/a, Senecio Jarracenicus als Dorit,
Cnieus oleraceus als tataricus, Orchis ſambucina
als pallens und mehreres als etwas ganz anderes ken⸗
nen, als es ihm bisher von feinen Lehrern bekannt ges
macht worden 5 Dabei fanden ſich noch mehrere
alte von Hrn. Gauſch zum Tauſch mit neuen Namen
verſehene Aieracia, am meiſten laͤchelte ihm aber die
unverlangten Unkkaͤuter als Thlaspi burfa pastoris,
die merkwürdige Calella. apetala Opiz (deren Ents
ſtehung aus jenem ſchon Jacquin entdeckte), Papa-
ver ſomniferum, Chenopedium bonus Henricus,
Valeriana officinalis (u. d. m.) entgegen. Auch der
düͤmmſte ſehe nun, daß es hier nicht auf Richtigkeit der
Beſtimmung, fondern einzig und allein auf Tauſch und
Wiedertauſch abgeſehn ſey, daher nahm er ſich vor, fünf
tig auch ſeine Zeit beſſer anzuwenden, und die Pflanzen
die er an die Pflanzen-Tauſch-Anſtalt des Hrn. Opiz
abſenden wuͤrde, zu nennen wie es ihm einfiele. So
machte er ſich auch ein Vergnügen daraus in dem Vers
zeichniſſe feines neuen Vorraths, um welches Hr. Opiz
dringend gebeten hatte, einige ſelbſt getaufte Pflanzen
aufzufuͤhren. Bald erhielt er Antwort aus dem Bu⸗
reau, und ſahe daß er den Stein der Weiſen gefunden
hatte, denn nichts gieng beſſer ab als ſeide Taͤuflinge,
die wurden zu 50 — 100 Exemplaren verlangt, und
ſein Gluͤck war gemacht. Durch ſolche wichtige Beitrage
noch nicht befriedigt, arbeitete Hr. Opiz emſig und un⸗
ablaͤſſig an alphabetiſchen Herbars-Verzeichniſſen nach
allen exiftirenden Nomenclatoren, und ſchloß nicht leicht
ein in den 5 Welttheilen gefundenes Pflänzchen aus und
‘wäre es auch nach einem einzigen exiſtirenden Exemplare
beſchrieben geweſen, alles" mußte hinein. Dieſes coloſſale
Verzeichniß wurde „unſerm geſchaͤtzten Hes perus“,
und zur Kkoͤnung der Wahrheit der Iſis, diefer Nich⸗
terin der Wahrheit einverleibt. Der Inländer ſchuͤttelt
dabei den Kopf, denn er weiß was ein ſolches Verzeich⸗
niß werth iſt, und mancher mag den Verſuch ſchon bes
reut haben, da keiner von den vielen Tauſenden der
dort verzeichneten Sachen mehr als 30 bis hoͤchſtens 100
verlangte erhalten haben wird; allein wie mancher
Ausländer mag ſich noch daran ſtoßen und die Reue
167
noch ſchwerer buͤßen. Der Betrag für die Inſertions⸗
gebühren dieſer von Wahrheit ſtrotzenden Anzeigen wurde
den 163 Theilnehmern der Tauſch- Verbindung vorge—
merkt und angekreidet, jedem: „Beitrag für das Jahr
1820 und 21. ut Hesperus et IIis 1 fl. 36 r
M.“ thut 163mal: 260 fl. 48 Kr. oder 173 thlr. 20 gr.
9 pf. fage einhundert drei und ſlebenzig Tha⸗
ler, zwanzig gute Groſchen und neun Pfen⸗
nige! einzeln eine Kleinigkeit fuͤr den Einzelnen. Oft
find den erwähnten Anzeigen neue Bedingungen, fo wie
Schilderungen der Wichtigkeit des Unternehmens und
Nachrichten von feinem Fortgange beigefügt. Die Spra⸗
che in dieſem Bedingungen u. ſ. w. iſt jetzt immer ans
maßender, und jeder wird es ſich fuͤr ein Gluͤck ſchaͤtzen
muͤſſen, aus der, Taufch» Verbindung für ſchweres Geld
und gute Worte ſowohl, als gute Pflanzen, einige ſchlechte
zu erhalten. Denn wahrhaftig die guten, die man er⸗
haͤlt, ſind ſehr einzeln eingeſtreut, unter einer Menge
verdorbenem Heu, von Menſchen geſammelt, die nicht
wiſſen, wann eine Pflanze zum Einlegen tauglich iſt,
und wie ſie dann behandelt werden muß; ſolche fuͤhren
gewöhnlich den Standort: Prag; denn das wenige
gute iſt immer außer Boͤheim geſammelt, exempla
lunt odiola! —
Nun laͤßt ſich im Allgemeinen fragen: warum wird
eine an ſich gute Sache ſo entweiht? wuͤrde man nicht
mit Wahrheitsliebe viel weiter kommen? und bedarf es
der Prahlerei, um eine gute Sache zu empfehlen? —
Aber in Bezug auf dieſen Gegenſtand fragt ſich: kann
in Prag unter einem ſolchen Druck von Mauth ⸗Zoll⸗
Poſt- und anderem Weſen, wie dort herrſcht, wo das
Beiſchließen eines Briefes als Staats⸗ Verbrechen bes
ſtraft wird, eine freie wiſſenſchaftliche Anſtalt beſtehn?
kann fie auf dieſe Art, wie fie hier wirklich noch bes
ſteht, zu etwas anderem dienen, als in dem Anfaͤnger
Sammeigeiſt auflodern zu laſſen, durch den alle hoͤhere
Anſichten der Wiſſenſchaft unterdruͤckt, die Floren aber
ausgerottet werden? Kann endlich nur der Wille
da ſeyn, die Zwecke einer ſolchen Anſtalt zu erfüllen,
wenn wiſſentlich und abſichtlich die Irrthuͤmer und Süns
den der erſten Anfaͤnger verbreitet werden? —
Zum Schluß wuͤnſchen die Einfender noch das Ur⸗
theil andrer Botaniker, welche mit der beſagten Anſtalt
im Verkehr geſtanden haben, oder noch ſtehen, zu ver
nehmen, und bitten daſſelbe entweder der Iſis oder der
Flora von Hoppe (wo es freilich ſpaͤt zu Tage ge⸗
fördert werden wurde,) zu uͤberliefern und dabei daran
zu denken, daß die Sache allerdings eine Beruͤckſichti⸗
gung verdient, da ſie doch auf die Wiſſenſchaft elnen
üblen Einfluß aͤußert, und einen guten aͤußern
koͤnnte. Zugleich wird bemerkt, daß es mit dem Saa⸗
mens und Inſectentauſch nicht um ein Haar beſſer iſt,
’
+
— en
168
und daß unter dieſen Gegenſtaͤnden die in Prag ſelbſt
geſammelten faft in der Regel falſch beſtimmt find, Die
guten Prager Botaniker ſehen wir nicht als Theilneh⸗
mer der Tauſchverbindung, ein gutes Zeichen fuͤr ſie
ſelbſt, nicht für die Anſtalt, Herrn Opiz aber und few
nen Schülern in Prag M. M. M. K. K. E. F. u. ſ. W.
wuͤnſchen wir von Herzen gute Beſſerung. 113 Guy
— — 4 1
1
*
Abfertigung einer unnützen Anfrage. a
Obgleich rohe Schimpfreden keinen Titterarifchen
Streit veranlaſſen ſollten, ſo wollen wir doch einem ge—
wiſſen Karl Reiſig, der ſich zum Vertheidiger des
Profeſſors Herrn Heinrich in Bonn auf dem Um⸗
ſchlag der Iſis 12. Heft 1821. aufwirft, bemerken, daß
derſelbe, bevor er ſich befugt halten darf, gegen einen
philologiſchen Kritiker grob zu ſeyn, ſich ſelbſt muͤßte ge⸗
fragt haben, warum Cicero in der verriniſchen Rede
ſagt: Venio nunc ad iſtius, quemadmodum iple ap-
pellat, Studium; ut amici ejus, morbum,;et. inſa-
niam; ut Jiculi, latrocinium; warum Horatz ſchreibt;
Quo mihi fortunas, fi non conceditur uti? und war⸗
um Terenz ſpricht: Paupertas mihi onus zz/um;eft
et milerum et grave; oder Cicero: Non omais; error
ſtultitia dicenda elt ). Von eben diefem Cicero kann
er demnaͤchſt lernen, wie man dergleichen Faͤllen auswei—
chen kann, wenn er bei ihm lieſt: Si tuam ob caulam
cuiquam commodes, non beneficium id baben-
dum etc. ctc.; zugleich aber auch zu einfger Einſicht
daruͤber gelangen, warum Herr Heinrich beſſer gethan
hätte, r non für ut zu ſchreiben. T zin a
Ohne bei einer ſolchen Sache mehr Worte zu
verlieren, wird jeder Kenner ſehen, wer der groͤßere
Dilettant ſei, der getadelte Profeſſor Heinrich ode
der ihn vertheidigende Karl Reiſig. 0 ö
Wir wollen mit dem lateiniſchen Knittelvers ſchließen;
Hoc [cio pro certo, quoties cum ſtercore certo,
Vinco vel vincor, lemper ego maculor —
und uͤber dieſe Angelegenheit kein Wort mehr verlie—
ren, noch bemerkend, daß des Meiſters Name in der
Richtigkeit und dem anftändigen Ernſt feiner Kritik liegt,
dagegen ein Dilettant, wie Herr Karl Reiſig, gut
thut ſich zu nennen, dann kennt man ihn als talentvoll,
ſo opfert man wohl die Zeit, um ihn in doppelter Hin⸗
ſicht zu belehren. 13227055
*) Dieſes Beiſpiel iſt gar nicht mit Bezug auf Hern Karl
Reiſig.
————
N Litterariſcher Anzeiger.
Historique des limagons.
*
L’extenfion du nom de limacon A presque tous
les mollusques teſtacés univalves elt fort frequente
chez les personnes qui ne [ont point appliquees A
reconnoitre les caracteres gensraux qui les diffé-
rencient. Elle remonte méme à la plus haute an-
tiquité, et l'eſt perpétuée lous diverles traductions
de cette denomination dans la plupart des langues
vivantes. Mais lorsque les naturaliltes ont été obli-
ges de rapprocher ou d’eloigner certains mollusques
teftaces, de les diſtinguer les uns des autres par les
caractères communs qu’ils offreient, afin de former
une methode qui facilität les moyens de reconnoi-
tre leurs diverles elp&ces; la denomination dont il
s'agit a du recevoir une plus grande precifion et
Je treindre aux leuls mollusques teſtacés unival-
ves, qui, par des caracteres communs d’organila-
tion et d’habitudes, ſe trouvent plus ou moins rap-
proches des eſpèces vulgaires qui portent plus [pe-
cialement le nom de limacons
Tout le monde connoit nos limacons ou escar-
gots des vignes et des jardins, par les degäts qu’ils
occafionent,. ou par l’ulage qu'on en fait pour la
table, dans les arts, ou en medecine.
Les anciens, dans des monuments d'une anti-
quite reculee, neus montrent qu'ils les connoil-
foient aulfi; les premiers ecrivains [ur l’hiltoire na-
turelle nous prouvent deja qu'ils les diſtinguoient
en terreſtres, fluviatiles ei marins. Quelques uns
meme lembloient déſigner, parmi les premiers, un
petit nombre d'elpèces particulieres; mais comme
ils n’avoient point l’habitude d'un langage rigou-
reux et méthodique, dont le befoin n'a pu [e faire
Jentir qu’apres l’obfervation d'un grand nombre d’in-
dividus analogues, il en rélulte qu'il eft tres diffi-
eile de reconnoitre ces elpeces, qui, le plus sou-
vent, ne [ont diſtinguées que par leur patrie ou
par un nom inlignifiant.
Nous croyons pouvoir adopter, fur l’autorite
fi impolante de Bochart *), pour la lignification du
mot Jabbelul, Ib>2Ww, qui le trouve au 9. verfet
du plaume 58, la verlion de Salomon, Aben-Ezra,
Kimchi, Pomarius, et de presque tous le moder-
nes, qui traduilent ce mot par limacon. En adop-
tant cette verlion, le poöte lacré dit, en parlant
de l'impie: Il paſſera comme le li magon qui Je
Lond. La Vulgate rend le möme mot par cire; la
Bible d’Aquilde, dont faint Jeröme l’eh peu écaré
dans cet endroit, par courant d’eau, etc. Mais
outre les autorites dont Bochart ('appuie, et que
nous venons de citer, il indique encore le Bereſith-
— —
4) Bochart,
P- 567.
itt. Anz. z. J. 1912,
Hierogolcon, edit. cur. Raſenmüllfer, t. 3
Rabba, livre fort ancien cher les Hebreux, ou ſab-
belul efi explique par cochlea, fefilus, limax, mots
qui delignent, comme nous le verrons tout-äa-l’heure,
des animaux lemhlables, le dernier mème ayant
été quelquefois, chez les Latins, applique aux li-
maces et aux limacons *).
Bochart cite encore deux pallages du Talmud,
oh le trouve le mot fabbelul. Dans l’un de ces
palfages, les docteurs, afin de prouver que meme
les plus vils animaux que Dieu a cre®s ont leur
utilite, dilent, en parlant du fabbelul: Dieu a cree
le ſabbelul pour guerir les tumeurs, vertu que nous
verrons , d’ailleurs, univerfellement accordee aux
limacons, par tous les auteurs grecs,arabes et latins.
Au refte il nous futfit de dire, [ur un lembla-
ble lujet, que Bochart, apres avoir peſé toutes les
»pinions contraires, rend ce mot h&breu par lima-
con, pour donner à cette interpretation toute la
valeur delirable. Il donne d’ailleurs une etymolo-
gie du mot ſabbelul tout a-fait plaufible: ce mot
vient, [elon lui, de ja/ab-belul, c’efta-dire, Hai.
tat in lul id eft, in teſtd, opinion appuyee par le
Lexicon en trois langues, de Munfter, où l'on
trouve Zul ds, et meſibata, Nad, pour la co-
quille, et chomet, chemuta, fachel, Iimaza, vpm,
son, Sat, Spb, pour l’animal qui Yhabite.
Bochart ?) regarde comme étant le méme animal
que le fabbelul des Hebreux, le thiblala, & D,
des Chaldeens dont il eſt dit: Reptile, quod hu-
mectat viam Juam; d'ou les Grecs ont donne au
limacon l’epithete d’uypoxeAsugos, comme qui di-
roit, humidis-viis-animal 3).
Chez les Arabes nous trouvons des renleigne-
ments plus precis. Demiri *), auteur d’une Hiltoire
des Animaux, et qui ecrivoit dans année 773 de
Ihégyre, donne ainli la «delcripiion du limacon.
L’hallazon eſt un ver qui eſt renfermè dans une
coquille de nature pierreufe; on le trouve fur le
bord des fleuves et fur les rivages de la mer. La
moitie du corps de ce ver Jortaunt de Ja coquille,
fe porte d droite et d gauche pour chercher Ja
nourriture, et /e [ent quelque chofe d’humide et
de mou, il f'etend deſſus; mais s’il rencontre quel-
10 Columelle dit: Inplicitus conchae limax, hirfitägue
campe. De Re Ruſtica, lib. 10, v. 324. .
2) Bochart, ut fupra.
3) Athenaens, Deipnofoph. lib. 2. ch. 22. Tees, ava-
navdog, avaimarog, Uygponelevdog. Ne dans les forets, Jans
spmes, qui n' point de fang, qui humecte fon chemin.
Sorte d'énigme qu'on propofoit dans les feſtins, dit
Athence, g
30 Voyez ce nom dans la Bibliotheque orientale de
d'Herbelot. Ks
11
171
que chofe de rude ou de dur, il fe cache dans fa
soquille-.de peur de ſe bleſſer, et quelque part
quil rampe, il porte [a maifon avec lui. Selon
Sylvaticus, chap. 324, d’apıes Serapion, les Arabes
appellent le limagon halzum. Le traducteur d’A-
vicenne, lib. 2, écrit halzun. Aben-Bitare, ou
mieux Eben-Beitha'r, autre écrivain arabe ), qui
conlacre un chapitre au limacon terrelire, dit d’ail-
leurs politivement que l’kalazoun eft 'animal que
les Grecs appellent xoyAias. Toutes ces variations
du meme mot confervent du relte la plus grande
analogie, et ce mot [’elt perpetue jusqu’a nos jours;
car la population actuelle de la Syrie et de IE-
gypte, mélée de beaucoup d’Arabes, appelle encore
les limacons kallazunbarri, qui lignifie colimacon
terreftre.
Nous voyons, chez les plus anciens ecrivains
grecs, quelques denominations particulieres par les-
quelles ils defignoient ces animaux. C'eſt le Os:
geehαιes d’Heliode 2), qui paroit tirer [on origine
de la traduction modifiee du mot /abbelul des Hé-
breux, et que les Latins ont rendu par domi-por-
tam >). Un ancien po6te cite par Athenee, Achoeus,
donne au limacon l’epithete de #egaorıys, cornutus.
Philyllus et Anaxilas,,cites aulli par Athenee, par-
lent de cet animal dans un fivle figure 4).
Mais, outre ces denominations poetiques, l’on
trouve deja dans un ouvrage des temps homeriques,
dans la Batrochomiomachie, ou Combat des Rats
et des Grenouilles, les limacons delıgnds par, le
mot xoykias, qui eſt Fexprellion generale dont le
font lervie les Grecs pour deliener ces animaux.
Le poste les fait paroitre au combat couverts de
leurs casques et brandillant leurs lances:
Ral usergeg noykıüv Asrrav nodar! aupsnaÄurrev.
OGgaSarısvaor desyaav Er’ ex Iaus NH
Delevreg MN Se dariyro W nagrog.
Et Galeae ex cochleis tenuibus capita cooperiebant,
Munitae autem ſteterunt in ripis altis,@
Vibrantes lanceas: iraque implebatur unaquaeque.
u ; Batrochom, vers. 164 et ſeꝗ.
Cet ancien mot s’elt conferve a travers tous
les fiecles, car les Grecs modernes appellent en-
core les limacons »oxAıo ei »oyAso, quoique ce-
pendant dans certaines iles de Archipel, ils les
appellent aufli, comme nous l’avons vu orakıay s
ga Jas, ally a, calsayyus, et KagayoAus.
au *
4) Beitha'r etoit un Arabe africain qui mourut vers
Van 646 de l’hegyre. Voyez aulfi d Herbelot, Bibl.
orient. i -
na) Hefiode, Opera, vers 569: : \
A err av Pegeoınog amo XV av’ Dura ray.
At cum domiporta (eochlea) e ierrd plantas afcenderit..
3) Ciceron, de Divinetione , lib_2,, delinit, ainſi le lima-
gon: „Terrigenam, herbigradam, domiportam , lan-
} guine-callam.f, Ne de la terre, qui marche fur. l’herbe,
qui porte fa matjon, qui n' pas de fang.
a)) Atlıcnee, Deipnos. ib: 2, ch. 22.1, Voyez aulſi le Lexi-
can grec de Conltanlinus, au mot Rex digg,
172
1 4 i \ ;
* — 1 N
Ce que nous venons de rapporter fufüt pour
- prouver que les Hebreux, les -Chaldeens, les Ara-
bes, et les plus anciens écrivains grecs, connois-
soient les limagons, qu’ils en ont fait mention dans
leurs Ectits, et que meme dans ces temps recules,
certaines particularites de leur conformation ou de
leurs habitudes, étbient devenues populairss chez
ces diverles nations. Telles font la facilite abee la-
quelle ces animaux ſe rélolvent en liquide par la
prompie decompolition de leur chair, ce qui a
donné lieu & la comparaifon du pobte lacré; la
trace brillante et humide qu'ils laiffent fur les
corps ou ils marchent, d'on les Chaldéens les ont
appeles thiblala, et les Grecs 'üypoxcAsv9os. LLeur
ulage comme aliment ou comme remede, ainfi que
nous l’avons va par les pallages du Talmud, re-
monte à la plus haute antiquite. Les limacons de-
vinrent enfin l’embleme de la meliance 2), et leur
lenteur, pallee en proverbe chez presque toutes les
nations, fut aufli remarquse par les anciens .
1
Mais li nous voulons trouver des connoillances
plus politives et des oblervations [cientifiques ſur
ces animaux, il faut delcendre jusqu’& Ariſtote, car
Hippocrate ne nous apprend rien à leur 'egard:-il
ne parle que de l’emploi du mucus de limacon en
medecine.
Ariſtote, ce pere de la leience, donne, comme
nous allops le voir tout-a-l’'heure, des details ana-
tomiques allez exacts pour faire admirer les con-,
noiflances Ipeciales que ce Savant prolelleur d’A-
lexandre avoit pu acquerir à cette époque reculée.
Il a employe deux expreffions fort analogues pour
d@figner certains teliaces, cochlias, 4% ,, et
cochlos, #%0%40s °); toutes deux ont été traduites
allez generalement par notre mot limagon; cepen-
dant Mallarius 4), Gesner ), et quelques autres
écrivains, admettent que par la premiere de ces ac-
ceptions Ariftote veut deligner le limacon terreſtre,
tandis que la feconde s’applique Ipecialement au
limacon marin, ce, tondant [ur ce que #0x,kos et
»öykay, lignifient caillou marin. Le lavant Schnei-
der paroit avoir adopté ceıte opinion, il rend GH
%os par umbilicus, mot employé par Théodore
Gaza pour defigner un coquillage marin. Nous ne
nous attacherons pas a discuter cette opinion tres
difficile à éclaircir, car ſouvent Ariſtote paroit le
lerwir indiſtinctement de ces exprellions; nous ob-
ferverons feulement que les traducteurs et les com-
1) Anaxilas, cite par Athense, liv. 2, ch. 22, dit: Tu
es plus mefiant que les limacons, qui portent partout leur
maijon, de crainte qu’on ne la leur vole.
2) Plaute, Poen. 3, 1, 29, dit: Iſte qui tanguam. cochlea
abfecondens retentans fe tacitus. non
3) Ariſtote, Hiſt. liv. 4, ch. 4, edit. de Schneider.
4) Maſfarius, in g Lb. Plinli adnot. p. 82. /
5) Gesner, de Aquat. de Cochleis in genere, ch. 4, p.
229, edit. de Francfort, in-tol, :
—
173
mentateurs qui ont voulu les allimiler à nos mots
limacons et limas, en regardant celui-ci comme
plus propre aux limagens de mer, le [ont trompes,
car dans notre langage vulgaire, un peu vague à
la veriie, ces mots font louvent donnés l'un pour
Pautre, et ne l’appliquent pas plus fpecialement
aux limagons marins qu'aux terrelires; et li meme
on pouvoit s'appuyer du vulgaire dans cette occa-
lion, on diroit que le nom de limas eſt plus ap-
proprie aux limacons nus et [ans telt, appeles com-
muntment loches ou limaces.
Ariſtote cite les limacons et les huitres comme
un exemple de ce qu'il entend par les tteltaces, qui
forment, [on troilieme genre des animauv qui n’ont
point de lang *), et dans lequel il comprend plu-
fieurs radiaires, tels que les ourlins et les aſtéries,
ou etoeiles de mer. II paroit defigner plus particu-
lierement parmi les limacons terrelires, xsp0a101
#02Ataı, Fun d’entre eux lous le nom de xoxxa-
A 2), «coccalia. Nous parlerons plus loin de
eeite elpece. . f f
Du relte „ Ariſtote montre, comme nous l'avons
dit, dans l’Hiftoire de la Science, gu'il avoit etu-
die ‚l’organifation des limagons en general.
Ils ori, dit-il, comme deux efpeces de cornes;
Ia tete HLavunce hrs de la eoquille, la 'peur la
leur fait retirer en dedans; ils ont une bouche et
des: dents aigues, petites, minces s). II ajoute
dans fon Traité des parties *), qu'elles font fermes
et pointues,.et'qwil A a entre ces dents, wne par-
tie charnue, qui eſt peut-ètre la langue, ou bien
ce que Swammerdam déligne comme des levres in-
terieures ). Apres la bouche du limagon, il’y a
comme un jabot qui eſt contigu; enfuite vient
Voefophage, apres cela Veſtomac, dans lequel eſt
ce qu on nomme le mecon °).
Ariſtote lemble transpoler l'ordre des ces par-
ties, lorsqu'il dit, en donnant des details plus eten-
dus fur les tefiaces en general 7); la bouche des
tefiace eft immediatement Juivie,de Veſtomac, qui
eft comme. le jabot d'un oifeau. De l’efiomac part
un oe/fophage fimple ®) et alonge, qui. va jusqu’au.
mecon, lequel eft place dans le fond. Ces diffe-
rentes parties font dans la vis de la coquille.
L’oefophage eſt ſulvi de lintefiin; ils font conti-
nus lun a l'autre, et le tout ne forme qu’un con-
duit fimple jusqu’@ Voriſice excretoire. L’inteftin
commence vers la [pirale du mecon, et il eſt plus
10 Ariftote, Hiſt. ib. 4, ch. I, 2, edit. de Schneider.
20 Id. ch. 4, 1.
3) Id. ch. 4, 7.
9) Id. Traite de Parties, Iiv. IV, ch. &
6) Swammerd. Bibl. nat. p. 108.
00 Ariſtote Traite des Parties, liv, IV, ch. 8.
D 1d. Hifi. liv. IV, ch. 4.
8) Le texte de Camus dit derdede, celui de Schneider
Amklois, nous avons adopte celte correction.
174
large dans cet endroit, car le męcon, ou au moins
ſa majeure partie, eft, dans tous les coquillages,
comme la decharge de leur eſtomac. Linteſtin, fe
repliant enſuite, remonte vers la partie charnue'
et Jon extremitè aboutit aupres de la tete. Ceſt
par ld que tous turbines aquatiques. et terveftres
Je dechargent de leurs excrements. Ce qu’Ariltote
apppelle mecon eſt le foie, ainli nomme a-caule de
fa contexture grenue, qui l'a fait comparer à la
graine du pavot, d’oü l’on a traduit en latin mijrwv,
par papaver. L’enlemble des pallages, que nous
venons de rapporter, fait voir que le mecon n’eli
pas place dans l’eftomac, mais apres cet organe,
dont il enveloppe louvent une partie. Cette espece
de jabot n’elt fans doute qu'une portion de Peſto-
mac, qui, dans les limacons, eli comme [tpare en
eiranglement qui l’a fait, confidre comme un elto-
mac double par quelques anatomiltes.
Il ek clair qu'il y a dans ces deux pallages une
confufion manifeſte, par le deplacement des déno-
minations ou des phrafes qui diſtingueni chaque par-
tie. Leur comparailon [uffit pour le prouver. On
donc ainfi refiituer le texte d’Arifiote;, Apres la
bouche vient l’oefophage, lequel ejt fuivi de Veſto-
mac, qui eft comme le jabot dum oifeau; cet efto-
mac eft fimple et alonge, il va jusqu'an mecon
(le foie); ces diverfes parties font dans la vis de
la coquille; Voeſopliage eft ſuivi de Vinteftin, eto.
Ariſtote indique ainli les principaux organes du
lyſtéme digeltif. Il paroit indiquer encore les glan-
des lalivaires et le coeur, mais d'une manière tres,
vague; il paroit aufli avoir étudié les habitudes des
limacons, lorsqu’il dit ): C'eſt en hiver que les
limacons fe cachent, et peu après, les limacons de
terre fe couvrent en hiver dun opercule. Tous. les
zestaces, dit-il aulli chapitre 20, aiment la ſaiſon
pluvieufe. Cet Ecrivain paroit du refte Petre trompé,
lorsqu'il avance 2) que c'eſt en hiver que les lima-
cons de toutes les especes fe trouveut remplis
d’oeufs: on lait qu'ils pondent en automne.
Au Traite de la Generation, liv. 3, ch. 2, il
oblerve qui a vu des limacons accouples, mais il
ajoute qu’on n’eft pas aſſurł que ce foit par cette
vote qu'ils fe reprodui/ent; il ne leur connoilloit
aucune diftinction de [exes.
Apres avoir ainfi expoſé les connoilfances dont
Arifiote nous a lailfe le témoignage dans fes eerits,
nous allons examiner l'état de ces connvillances
chez les auteurs grecs qui lui [ont polierieurs.
Dioscoride nous offre des details curieux, in-
terellants à éclaircir pour Thiſtoire des animaux qui
nous occupent. f
Le limagon terrefire, dit-il, eft bon 4 Defio-
mac et fe corrompt difficılement; en renomme
ceux de Sardaigne, de la Libye, d’Ajtypalee et
10 Ariltote, liv, VIII, ch. 10, 3; de Schneider, Fulgo ad-
huc, cap. XIII. .
0 Id. Iiy. V, ch. 10% 2. Pulgo, cap. XII.
175
ceuæ qui wiennent‘ en Sicile et & Chio, et ceux
des Alpes liguriennes, connus fous le nom de poma-
tias *) c’efi-A dire opercules. , Le limagon marin
eſt bon a l'eftomac et purge facilement, mais il a
une mauvai/e odeur; celui des forets, qui s’atta-
che aux buij]ons et aux arbri/jeaux, et que quel-
ques uns appellent felilon, osa:Aoy; fefelita, gege-
Ara, nettoie l’efiomac et excite le vomijfement,
etc. ?); le refte de ce pallage concerne les vertus
de ces derniers limacons en médecine.
Dioscoride defigne ainfi, le premier, parmi les
limacons, certains d’entre eux par des qualifications
particulieres, les uns par des noms de contrees, les
autres par des Epitheies [peciales; et comme nous
retrouvons la plupart de ces qualifications chez
d'autres Ecrivains grecs et latins, nous he nous at-
tacherons point actuellement 4 rechercher quelles
peuvent etre les especes defignees par Dioscoride,
de nouvelles lumières a ce ſujet pouvant ſe rencon-
trer dans examen de ces Ecrivains.
Théophraſte, dans [on Traité des Animaux qui
Henterrent, nous apprend que les limacons je ca-
chent dans la terre ou dans le creux des arbres
pendant Hive (ce qu'Ariſtote avoit deja oblerve),
et meme davantage pendant l’eid; mais que les
pluies d’automne les font paroltre en grande
quantite.
Cette oblervation de plulieurs des ecrivains
grecs au [ujet de la ıetraite des limacons pendant
"ete, eſt digne de remarque: nous la retrouverons
chez le Latins. Sans doute elle n’eft pas ablolu-
ment exacte pour nos contrees temperees, mais
dans tous le climats tres chauds et decouverts, ces
animaux ſe cachent en effet pendant les grandes
chaleurs, ou reſtent immobiles et colles aux ro-
chers ou aux tiges dellechees des plantes et des
arbuſtes; il paroit méme que l’espece la plus re-
nommee chez les Grers et les Romains par [a de
licatelfe comme aliment, eſt precilement, comme
nous le verrons plus bas, celle qui reſte le plus
long-temps fous terre, ce qui [ans doute aura con-
tribue A faire naitre Popinion qui vient de nous
arréter un moment.
Aelien, comme nous Pavons dit A PHiftoire
des Limaces, prenoit les arions pour des limacons
lortis de leurs tefis, et cette opinion, qui s'eſt per-
petude jusque dans ces derniers fiecles, eft curieuſe
par lon antiquite.
Gallien attribue aux limacons une foule de
vertus, et les prescrit pour une infinite de mala-
dies. II indique ſur-tout ceux d’afrique, deja célé-
bres par Dioscoride, et qui paroillent avoir eu de
leur temps une grande reputation. Il nous apprend
que les habitants d’Alexandrie le nourrilloient de
limacons pendant Thiver, et Pen lervoient pour re-
— —
10 De x, operculum.
20 Dicscoride, Opera, lib. II, cap. XI, p. ot.
—
176
tablir leur forces ). Enfin, il ordonne un limacon
d’Egypte broyé pour guerir les contufions avec in-
flammation ).
Athenee, dans fon Banquet des Savants 3),
dont mous avons deja seite plulieurs pallages, nous
fait connoitre qu'Epicharme appeloit ge, ‚feflles,
certains lima gons dont il failoit peu de cas comme
aliment: c'eſt le nom employé par Dioscoride pour
le limagon des bois. Selon le méme auteur, d’a-
pres Apellas, les Lacédémoniens nommoient le li-
macon o&ueAov, /emelon; aulli Helychius rapporte
cette denomination comme étant y nonyme de 60%
Alas; et nous avons déja vu qu'elle a donné nais-
sance au nom de /emelerides, osmeAoıgıöaı, appli-
qué aux limagons [ans teſt ou limaces. Ennfin le
meéme ecrivain nous raconte gu’Apollodore, liv. II
des Etymologies, rapporte que certains limacons
[ont appeles colyfiderpnos, ce qui veut dire obfia>
cle au fouper;. mais rien n’indique qu'ils ſoient
plutöt terreſtres que marins. Gesner cependant
croit qu'ils doivent £ire compris au nombre des
premiers.,
Hippocrate, Actius, et Gallien parlent [ouvent
du mucus des limagons, auquel, [urtout Gallien,
ils attribuent beaucoup de propristäs; ils le nom-
ment Rogan A, mucum cochlearum. Pline
le defigne ſous les noms de /puma et ſuccus.
Nous allons actuellement examiner les auteurs
latins.
Columelle parle peu des limagons, et ne nous
apprend rien de remarquable à leur [ujet; mais
Varron nous donne des details curieux qui meri-
tent de fixer notre attention.
Voici le pallage de cet écrivain:
„Genera cochlearum [unt plura; ut minutae
albulae quae afferuntur e Reatino: et maximae quae
de Illyrico apportantur: et mediocres, quae ex Afri-
ca afferuntur. Non quo non in his régionibus qui-
busdam locis eae magnitudinis non lint dispariles:
nam et valde amplae [unt quaedam ex Alricä quae vo-
cantur [olitanae, ita ut in eas LXXX quadrantes
conjici polfint et lic in aliis regionibus eadem in-
ter le collatae et minöres [unt ac majores. Hae in
faetura pariunt innumerabilia. Earum [emen mi-
nutum, ac tefta molli diuturnitate abdurescit. Ma-
gnis infulis in areis factis, magnum bolum defe-
runt aeris. Has quoque ſaginare [olent ita, ut ol-
lam cum foraminibus inlcrutent [apa et farre ubi
pascantur, quae foramina habeat ut intrare..aer.
polfit #).“
Il y a differentes especes de limacons, tels
que les petits-blancs, quon apporte du territoire
*
— —
1) Galenus, de Arte cur. ad Glauc. lib. II, 7. cl. p. 107.
20 Id. de Comp. pharm. fecund, locos, lib. V, cap. 1, cl.
5, fol. 150, E. a
3) Athende, Deipnos. lib. II, cap. 22. 2
m M. Varro, de Re Ruft. lib. III, ch. 14. 4
177
de Reate; les. plus grands, qu on apporte d’Illy-
rie; en/wite ceux de movenne grandeur, qui vien-
nent d’afrique; non pas qwil ne s’en trouve de
bien plus grands dans certaines parties de cette
region, fur-tout une eſpòce appelee Jolitana, qui
ejt fi grande, quon peut jeter dedans quatre-
vingts quadrants. Il en eſt de meme des autres
pays, où il sen trouve de_plus ou moins grands
les uns que les autres. Ceux-ci (ceux d' Afrique) ſe
reproduiſent @ Vinfini, leur femence eſt petite, la
coquille eſt molle, et fe durcit à la longue. Ils
font fouvent de petits eminences dans Ve ol ils
font renfermes. On les engrailje en les mettant
dans un vafe ol il y a du vin cuit et de la fa-
rine, et auquel il faut percer des trous pour Y
laiffer entrer Pair, etc.
Trogue Pompée, qui avoit écrit une Hiltoire
des Animaux, dont Pline a emprunte plufieurs cho-
les, nous donne *) Pexplication de ces iles dont
parle Varron, dans l’abrege de [on ouvrage con-
ferv par Juftin. II dit que dans Ja Gaule tranfal-
pine il y avoit un enclos ou l'on conlervoit des li-
macons. Il decrit avec detail la maniere dont on
doit conſtruire les petits parcs entourds d'eau, et
les précautions qu'il faut prendre pour y faire pro-
{perer ces animaux.
Pline ), qui paroit parler d’apres Varron, dit,
lelon les textes les plus aceredites: „Cochlearum vi-
varia inftituit Fulvius Hirpigus in Tarquinienli,
paulo ante civile bellum, quod cum Pompeio magno
gellum elt, diliinctis quidem generibus earum, le-
paratim ut ellent albae, quae in Reatino agro nas-
euntur: leparatim Illyricae, quibus magnitudo prae-
cipua: Africanae, quibus; foecunditas; lolitanae, qui-
bus nobilitas. Quin et laginam earum commentus eſt,
fapa et farre, aliisque generibus, ut cochleae quoque
altiles ganeamimplerent: cujus arlis gloria in eam
magnitudinem perducta ſit, ut octoginta quadrantes
caperent ſingularum calices. Auctor eſt M. Varro.“
a Fulvius Hirpinus, peu de temps avant la
guerre civile entre Caan et Pompee, etablit dans
fa maifon de Targquinie des refervoirs de lima-
cons. Il les difiingua par genres, mettant en ſem-
ble, d’une part, les blancs, qui naiſſent dans le
territoire de Reate; de autre ceux d’ Afrique,
qui font les plus feconds, et de Hautre ceux de
Solite, qui ont la preeminence. De plus, il in-
venta la maniere de les engraijfer avec du vin
cut, de la farine, et d'autres ingredients, afin
quWiln’y eüt pas jusqgwWaux limagons qui ne fervis-
sent d fatisfaire la gourmandife, et ily en eut
qui devinrent fi gros, que la coquille d'un Seul
contenoit jusqu’& quatre-vingts quadrants, au rap-
port de M. Farron. .
Sans nous arreter pour Pinſtant aux especes dé-
1) Dialogigue avec Axius.
2) Pline, IX, ch. 50. De Cochlearum vivariis, et quis pri-
mus inſtituit.
itt. Anz. 3. J. 1822.
nn =] 178
4
lignées par Varron et par Pline; nous obferverons
feulement que c’eft Varron qui paroit indiquer le
premier ces parcs ou l'on nourrilloit les limagons;
que Fulvius Hirpinus, [elon Pline, eft l’inventeur
de Part d’engr:iller ces animaux, et qu’enfin on
trouve dans ‚Trogue Pompee tous les details fur la
conſtruction de ces petites iles ou parcs, dans les-
quels on les renfermoit. En traitant de l’emploi
des Animaux dont il eſt queſtion, nous examinerons
ce qui nous elt reſté de l’ulage des Romains à ce
-[ujet. Il paroit au [urplus que cet ulage ne ſe con-
lerva pas a Rome, car il lemble y avoir été in-
connu du temps de Macrobe *).
Nous obferverons encore que Varron et Pline
paroilleut, jusqu’a un certain point, limiter les es-
peces dillinctes de limagons qu'on engrailfoit dans
ces parcs, de forte qu'on pourroit loupgonner que
les autres limagons indiques par ce dernier ecri-
vain n’etoient pas tous des espèces aulli bien diltin-
guees les unes des autres par les Romains de [on
temps. Ainli, quand il cite les limacons de Sicile,
de Chio, de Caprée, d’Aftypalee, comme nous al-
lons le voir, il n’eft pas invraifemblable de croire
que ces exprelſions pouvoient le rapporter [enle-
ment a une ou deux especes, comme nous dilons
encore aujourd’hui des limacons de Pont-a-Moullon,
de Chälons, de la Bourgogne, de la Franche-
CGomte, qu’ils font eſtimés, quoique dans ces divers
endroits il ne s’agille que de notre vigneron, ou
pomatia de Linnaeus, que l'on mange fur-tout dans
le carCme, et qu'on envoie mèéme tout appretes
dans des boites, chez nos marchands de come»
fiibles.
Avant de continuer examen de ce que Pline
nous fait connoitre fur les limacons, nous devons
nous arréter [ur le pallage qui a le plus &tonne
les naturaliſtes, et qui, dans la fuppofition qu'il n'a
point été altere, eſt en effet le plus inconcevable,
Nous youlons parler du volume qu'il donne, d'a-
pres Varron, à certains limacons, qui, lelon eux,
pouvoient contenir quatre.vingts quadrants. Il nous
paroit d’ajlleurs convenable de diffiper une erreur
devenue en quelque forte vulgaire, adoptée et con-
fervee par un certain amour du merveilleux, qui
pourſuit les hommes les plus ſages; car une foule
d’ecrivains ont conlacre cette erreur, et tous les
jours les [avants et les ignorants citent ce pallage
comme une preuve de l’art des Romains pour en-
grailler les limacons.
Nous avons rapporté expres, et dans leur en-
tier, ces deux pallages de Varron et de Pline; on
peut remarquer quils (ont, quant au fond, presque
identiques; d’ailleurs Pline dit pofitivement qu'il
parle d’apres Varron. Cependant, conlideres ilole-
ment, ces pallages pourroient ne point faire pen-
fer la meme chofe. Ce dernier eerivain dit que
EC or
1) Macrebe, Saturn. lib. II, cap. 9, de Vedit, de Deux-
Ponts, t. I, p. 300.
12
*
179
ce font les limagons de Solite, en Afrique, qui
font fi grands qu’ils peuvent contenir quatre vingts
quadrants, mais rien n’indique chez lui que cette
grandeur füt le refultat de la maniere de les élever
en domefücite. Pline, au contraire, le dit politi-
vement; il donne ce développement extraerdinaire
comme une [uite des foins qu'on prenoit de les en-
grailler. II eſt difficile de decider lequel des deux
auteurs eſt en defaut; avoir li Varron ne s'eſt
point alfez explique, ou fi Pline a compris ce que
n’entendoit point le premier; ou li enfin les co-
piltes ont tronqué l’un ou l’autre de ces pallages.
Ce qu'on peut en conclure, c’efi que les limacons
de Solite pouvoient, dans leur etat naturel, conte-
nir quatre-vingts quadrants, ou du moins acquérir
le volume necellaire a cet effet, par l’education en
domelücite.
U eft certain que des loins convenables peu-
vent donner du developpement aux limacons; on
peut, d’apres quelques faits oblervés chez nos grolles
especes à la verite fort petites quand on les com-
pare aux grofles agathines de la zone Torride, et
en admettant, ce qui eſt difficile, une ſuccellion
de gendrations ainli ameliorees, prélumer que leur
volume pcourroit doubler. Mais il eft peu probable
que les Romains aient mis à obtenir ces relultats
les loins minutieux qu’ils 'exigeroient; il eft plus
railonnable de pen/er que la grolfeur dependoit de
Yespece, et que le texte de Varron doit leul faire
autorité, puisque Pline parle d’apres lui. Dans
cette hypothefe, il ne relie pas moins de grandes
difficultes à lever, par le peu de reflexion et de
foin qu'ont mis les traducteurs & éctaicir les palla-
ges dont il eft quefiion. Nous allons elfayer de
zemplir cette täche,
Le quadrant, chez les Romains, fignifiant fim-
plement le quart, s’appliquoit A toutes especes de
mefures et möme a la monnoie. Comme mefure
de poids, le quadrant etoit de trois onces ou le
quart de la livre romaine, encore ulitee ‚en Italie
et dans plulieurs parties de la France. Les quatre-
vingts quadrants de Varron et Pline reviendroient
alors à vingt livres romaines de liquide, ou A quin-
ze de nos livres de leize onces, et fans doute, dans
ee lens, eau etoit prile pour comparailon, comme
étant la liqueur la plus faeile & fe procurer. C'eſt
de cette maniere que plulieurs des traducteurs de
Pline ont rendu ce pallage, fans examiner li au-
cune coquille terreſtre pouvoit contenir un volume
de liquide aulſi conliderable.
Comme evaluation de capacité, Je quadrant
etoit le quart d'une melure qui equivaloit A-peu-
pres notre ancienne chopine de Paris, pelant leize
onces et demie, de [orte que les quatre-vingts qua-
drants reviendroient à environ quinze chopines ou
ou lept pintes et demie, ce qui nous empéche de
eoncevoir comment certains traducteurs ou com-
112 ——-—
— —ũ
180
mentateurs ont reduit ces quatre-vingts quadrants
a vingt pintes 1).
Le jquadrant s’appliquoit encore au quart du
pied romain, etc.: mais il étoit aulli le quart de
as, monnoie de bronze, dont le poids varia a
diverses Epoques. Cette monnoie eut, dans le prin-
cipe, le poids de la livre, elle fut enluite reduite
a dix onces, puis à lept et demie, et plus tard A
beaucoup moins, puisque la loi Papirienne reduilit
las a l’uncia, qui, dans le principe, an fut la dou-
zieme partie. II eſt probable que l'as du temps de
Varron, contemporain de Cicéron, c'eſt-à-dire fur
la fin de la république, n’avoit pas une plus grande
valeur. Quoi qu'il en foit, à toutes les époques,
les douze lubdivilions de l’as ſuivirent la diminu-
tion progrellive du type unitaire. On conſerve, dans
les cabinets, de ces [ubdivifions extr&mement peti-
tes; mais la difficulte de reconnoitre leur date, et
par confequent leur valeur comme [raction de l’as,
rend allez difficile de determiner le poids et la di-
menlion du quadrant du temps de Varron et de
Pline. Ces oblervations fuffifent cependant pour
etablir que le quadrant etoit une piece de monnoie
qui, „a l’epoque olı vivoient ces ecrivains, ne de-
voit pas excéder de beaucoup nos pieces d'un lou,
fi m&me il les egaloit.
D’apres ces reflexions, on peut croire que Pline
ou plutöt les copiltes, ont [ubfiitue le mot caperent
A conjici, qui, dans Varron, premier auteur de
l’oblervation, ne peut certainement l[’appliquer A
un liquide. On doit croire que ce dernier auteur
a entendu qu'on pouvoit jeter (conjiei) dans le co-
quilles de Solite, quatre-vingts pieces de monnoie
(quadrantes), comme nous dirions encore au-
jourd'hui, en parlant d'un cylindre quelconque, on
peut y mettre un rouleau de vingt cinq louis, En
adoptant cette opinion, qui n’offre rien de repug-
nant, les pallages cites ne [ont plus inconcevables,
car nos grolles agathines le trouvent en effet en
Afrique, et peuvent contenfr plus de quatre-vingts
lous de notre monnoie, et meme presque quatre-
vingts pieces de deux fous. Nous examinerons tout-
A-l’heure plus en detail les limacons jolitanae;
nous oblerverons feulement ici, qu’en admeitant A
leur ſujet toute autre explication pour le quadrant,
le fait avancé par Varron et par Pline devient ab-
lurde, et le mot corjici du premier leroit une
faute.
Pline comprend les limacons terreſtres et aqua-
tiques, marins ou fluviatiles, dans le genres des
cancres ou crabes, avec les ourlins. On voit par 1&
3) Hardouin dit que le quadrant contient quatre cha-
thes, et qu'il y a seize cyathes dans la pinte de Pa-
ris; par conlequent le quadrant pelant trois onees, et
la cyathe trois quarls d’once, la pinte ne peferoik
que douze onces, ce qui elt fans, car elle doit peler
trente-deux au trente-trois onces. N
Sn
14
—— —
181
qu'il eſt deja moins méthodique qu'Ariſtote, qui,
feparoit tous les teftaces des cruſtacés, en leur reu-
nillant cependant plulieurs radiaires, tels que les
ourlins.. Pline dit que es limacons mont pas
dye, oculis carent, mais qibils tatent avec leurs
cornes la route quils doivent fuivre ). Ces cor-
nes, ajoute-til, leur fervent pour fonder le-che-
min; ils en ont toujours deux, et ils s’en fervent
tant pour avancer que pour reculer 2). Ils ont
des dents, et, ce qui le prouve, c’eft que m£&me
les plus petits d’entre eux rongent la vigne 9
Les limacons dit encore Pline *), font en-
gourdis l'hiver, et ce meme aſſoupiſſemenb leur re-
prend encore durant hte, ſur-tout d ceux qui s'at-
tachent aux rochers; car, avec telle violence qubon
les renverfe oit qi on les arrache du lieu ol ils
tiennent, ils ne ſortent point de leurs coquilles.
Auæ fles Balè ares, il y a, continue cet écri-
vain, des limacons cavatices (cavaticae appellatae);
on les appelle ainſi (non quils fe retirent dans les
cavites, et meme ils ne vivent point d’herbe) par-
cequ’ils forment comme une grappe en fe tenant
etroitement les uns aux autres. Ily a parmi les
limacons une esp&ce moins commune, laquelle je
renferme hermetiquement au moyen d'un opercule
qui fait corps avec la coquille. Ceux-ci vivent
toujours enfonces ſous terre, Autrefois on wen
deterroit qwautour des Alpes maritimes: on a
commence depuis peu @ en tirer auſſi de la cam-
pagne des Velitres. Mais les plus renommes de
tous font dans Vile d’Ajiypalee.
Nous trouvons evidemment dans ce pallage
deux des especes lignalées par Dioscoride; l’une
pour ſe trouver dans les Alpes liguriennes et s’ap-
peler pomatias, c’eli-a-dire operculee, l’autre le li-
macon d’Aftypalee. Pline cite encore autre part
ceux-ci comme les plus elficaces dans certaines ma-
ladies °). i
Cet auteur revient fouvent aux limacons d’A-
frique, [ur-tout aux Jolitanae, et les indique plus
particulierement que les antres pour leur eflicacite
en médecine; il nomme enluite ceux d'Aſtypalée,
puis les petits limacons de la Sicile (car, dit:il,
les gros de cette fle font durs et fans fuc), et en-
fin ceux des iles Baléares, quon nomme cavatices,
parcequ'ils naiſſent dans les cavernes et les ro-
chers. Entre les limacons provenant des tles, ajoute-
t-il, on fait cas auſſi de ceux de Vile de Capree;
mais de toutes ces especes differentes, aucunes, ni
vieilles, ni fraiches, ne font un mets .agreable:
celle d’eau, et les blanches, ont un goüt fetide;
les limacons de bois ne valent rien pour Tefiomne
(Dioscoride le dit également de fon limacon le-
—
1) Pline, Hiß. nat. Iiv. IX, ch. 32, et liv, XI, ch. 37.
2) Id. liv. XI, ch. 37.
3) Id. id.
a) Id. liv. VIII, 39.
5) Id. liy. XXX, ch. 4.
132
file); ds reldchent le ventre comme tous ceux
d’une petite efpece, etc. *).
Dans une infinit de palſages, Pline indique
les limagons comme remedes a presque 1outes les
infirmités humaines, et comme bons a operer tou-
tes lortes de prodiges. Neus ne nous arreierons
point ici à ces divers pallages, qui ne nous appren-
nent rien d'intérellant lous le rapport de la [cience;
nous venons de voir tout ce qu'il importe de con-
noitre a ce [ujet.
Les auteurs grecs ou latins, poſtérieurs a Athé-
nee et A Pline, ne nous offrent plus rien qui loit
digne de notre interet. Geux qui parlent des lima-
cons les indiquent leulement comme remédes, et
Ton s'apergoit qu'ils ont hérité de la credulite de
leurs devanciers dans la confiance qulils accor-
doient aux propriétés nombreuses de ces auimaux,
Nous lignalerons ce qu'ils offrent d'intérellant ſous
le rapport de leur emploi en médecine ou dans les
arts, en traitant de l’ufage des limacons.
Vegece, cependant, defigne d'une maniere par-
ticuliere, fous le nom de cochleas germanas ),
une [orte de limagon qu'il ordonne pour la compo-
fiion d'une tifane dont on retrouve la formule
dans Marcellus Empiricus. Demetrius, qui a Ecrit
[ur les oifeaux de proie, ſe lert auſſi de cette ex-
prellion, liv. II, ch. 66. Mais nous croyons que
cette denomination, qui du relte eſt trop- vague
pour faire rien prejuger, ſe rapportoit vrailembla-
blement a l’arion empiricorum, dont on failoit
alors un frequent ulage en médecine.
Comme nous ne pouvons esperer aucun Eclair-
lillement politif des écrivains du moyen äge [ur les
especes lignalees par les anciens dans les ouvrages
dont nous venons de tracer l’analyfe, nous allons
faire la récapitulation de ces especes, et chercher
A rapporter ä celles aujourd'hui connues de natura-
liftes, toutes celles qui nous offriront des indica-
tions un peu certaines. D’ailleurs, tous les auteurs
du moyen äge, jusqu'aux premiers méthodiſtes, n’of-
frent la plupart du temps que des repetitions de ce
qu’ont dit les anciens, et fi nous nous occupons
de leurs £crits, c’eli plutöt pour fignaler la fation
de la [eience et les erreurs dominantes alors, que
pour y chercher des lumieres à la place desquelles
on ne trouve ordinairement que ten&hres et con-
fulion.
Nous n’avons pas parle de quelques denomina-
tions employees par certains écrivains grecs ou la-
tins, telles que celles d’abrotones et d’aceratae. La
premiere n’offre rien de politif, quant à la dlaffe
d’animaux & laquelle elle le rapporte. La fecorte,
employee par Pline, appartient à des limagous
de mer.
—— ——
2) Pline, Hif. nat. liv. XXX, ch 6. Voyez anſſi live XXX,
ch. 4 et 14.
20 Vegetius, de Arte veterin. Ib. I, cap. 56- 17. Id. Ib.
IV. eap. 6, 2. 3
* 8 —
— u— 2 e
153
Verzeichniß
einiger 1 f
der vielen alten Druckdenkmaͤler, welche ſich in
der K. Bibliothek zu Bamberg — aber nicht in
—
[6]
*
=
4
5
6
en
9»
10.
11.
12.
13-
14-
15.
16.
— —
Aelopi fabulae.
Agendae quatuer. div. lol.
. Airinger Wolf. tract.
der K. K. Hofbibliothek zu Wien befinden.
. Abftemii L. I. 2. de quibuldam locis obſcuris in
Ovidio et Valer. Max. Ven. Bern. Benal. . a.
Ven. 93. 4 Dam. de Mediol.
de Accolıis, Fr. de Aretio. Com. fup. lit. de ac-
cus. etc. Pilcid 86.
Accurfü, Fr. Cafus (um. breves libr. decret. [ect.
Clement. Argent. 85.
longi lup. Cod. inkit. et ff. nov. — it.
fup. 9 libros. Iuſt. I. a. Fol.
Advocatorum et procuratorum curiae Rom. for-
mularium. Bal. 89. f. .
Abydemi, Oratio ad Carolum Max. pro Ulrico
Hutten et M. Luthero l. a. 8
Aegidii de Roma, tract. de partibus philofophiae
ellent. 4. I. I. a. t.
— de materia coeli quid [enferit Ariftoteles et
Thomas de Aquino, collectus a Pet. Kel. ord.
S. Aug. (Fors Lipl.) 1494. 4.
— de Bellamera decil. rotae rom. 74 Fol,
Aeneae Sylvii, de duabus emanat. Arg. 76. 4.
Item. I. I. a t. (Col. II. Zell.) 4.
— Praecepta artis rhetor. (Bal. 86. 4.
— Epilt. Ad finem defcriptio. urbis Vienn.
J. a. t. f. (Argent. Menteb.)
— de amoris. remedio. l. I. a. t. (Rom.)
— Epift. in cardinalawı edito. I. I. a. t. 4.
— Ep. ad illuſtr. Mahumeti principem. .
a. t. (Ul. Zell. Col.)
— lbri 2 comm. de concil. Bali. I. I.
Fol.
r
%
aut.
Arg. 4. et Aug. V. Fol.
fap. Methodii revelatio-
nes. Aug. V. 96. Jo. Frofchauer. 4.
. Albertanus Caulid. de doctrina dicendi et ta-
cendi. Nbg. 79. 4. Fr. ord. S. Aug.
Lipl. 91. 4.— 92. 4 95. 4. — Col.
97 et 90-
4 ” — —
22. Alber M. Comp. theol. veritatis. 6 div. edit. [.
Fol.
Arg. 89.
1 Rtuligen.
1. a. t. — Ven. 85.
— Sermones pe tpore et Setis,
a |
MI. Gryff, L. a. et I. a. I. ..
24. — — hiſt. de proeliis. Arg. 89. f. 86. (Fors
Alexandri M.) ;
25. — — Summa de coaequaevis et de hoc. Ven.
ron) Kor * 7 f f
26, Alberti M. Epit. et reparationes tot. nat. philo-
fophiae. Col. 96. H. Quentel. 4.
27. — — ber aggregationis S. Secretorii de vir-
tutibus herbarii. etc. Aug. V. 96. 4.
28. — — de muliere forti. Cul. 99. H. Quen-
29.
tel.
Gabriel Inger Miltus, f L 4 Fol.
56.
57.
58.
59:
60.
61.
62.
65.
. Alchabitii
. Algorithmus linealis.
. Alphonfi de fpira fortalitium fidei. L. I. a. t.
. de Anchorano Pet. rep. de fora compet.
. Antichrifti vita.
. Antonini archiep. F. interrogatorium pro fimpl,
. Antonini archiep. fl. lumma.
184
Alberti de veris et perfectis virtutibus [. I. a.
Sup. I. ent. J. I. a. t. 4 A
tract. de corpore Chriſti. 8. J. I. a. t.
de abundantia exemplorum. I. I. a.
e
Ferrar. tr. de jejunio Nbg. Fr. Creufl-
ner. 75. .
de Padua. expol. evangel. Ven. 76. f.
libellus introduct. ad magiſterium
judiciorum aſtrorum a Jo. Hilpal. interpret.
Ven. 82. E. Ratold.
37. Alexandıi de Ales ſumma theol. 3 Vol. Pap. 89. 4.
— —
Grammatici opul. Ven, 83. f. Bal. 89.
4. Nbg. 97 — 98. 4. 5
— Card. de Peruſio lermo coram Sixto IV
hab. a J. I. a. t. 4. (Rom. Ul. Han.)
Lipf. M. Lotter. go. 4.
4
197
f. Nbg. 85. A. Kobg. f. .
. Ambrolii [cripta [up. Lucae ex evangeliis J. I. t.
79. f. (Aug. V. A. [org.) \
Bo-
non. 74: f.
— expl. de cohabitatione clericorum. Bon.
74
rap. de conſtitutionibus Bon. II. 75. f.
II. Rug.
. de Ancona, Pet. [umma de ecclel. poteſtate. I.
I ga, k. f. Ed. dip
. Andreae joif. quaeſt. mere. [up. reg. juris. I. I. t.
— —
19
—
novellae mere.
— Rom. 76. f.
— — lect. [up. arb. confang. f. Nbg. 70. Fr.
Creullner. 81. f. Ven. T.
Bern, de Tridino,
— addit. [ups [peculum juris. f. I. I. a. t.
(fors 73 Hulner, Jo. Beckenhub, Argent,
82. Leal 90.
. Annii jo. Vit. de faturis chriſtianorum trium-
phis. Nbg. 80. C. Zenninger.
. Anfelmi dialogus de palfione Jen 1.4K
&
A. t.
laut:
4. — de Conceptione. B. V. M. 4.
Li Sara
.confellione. Ven. 74. Jo. de Colon. 4.
Ipir. P. Drach.
77, Nbg. 77. 79. Venet. 77. N. Jenſon. f. Ven.
87. pars I. 4 vol. 85. fol. L. I. t.
lummae pars IV. Ven. 81. fol. Pars. I.
Arg. 96. f. 4 vol. 85. fol. I. I. t.
— — lumma. Argent. 90, 4. vol.
— — tract. de infiructione J. directione ſimpl.
confellorum. I. I. a. t. 4. (typ. Ulr. Zell. Col.)
Cronica. 3. vol. Bal. 91. N. Kelller. 4.
de eruditione confellorum, I. I. a. 4.
Ellling. Conv. Fygner. de Gerhulen.
— Contellionale. Arg. 87. 4. Memmin-
gen. 83. 4 .
— lerm. quadrag. et de ſetis. I. I. aut. 8.
— — .decilio conliliaris up. dubio de indul-
— —
185
72.
74.
76.
Aquilani,
confell.
— — ſecunda à2dae. I. I. a. t.
—
gentiis: Nbg. Fr. Creulfner et Fr. Peypus. I.
a. f. in dplo.
Antithelis figurata vitae Chriſti et Antichrißi.
c. fig. I. I. a. 4.
..Antonii Andr. leriptum aur. [up. metaphy ſicam
Ariſtotelis. Ven. 82. f.
— — Permenlis poſtilla [up. evangelia domi-
nie. Col. 82.
— — Pic. itinerarium. Ven. 98. 4.
— — Appiani, ifagoge in typum.
graph. Landshut. I. a. 4
et Danielis Vicentini ſermones.
colmo-
jo.
Ven. 99. 4.
Aquinatis thomae, Interrogatorium pro limpl.
Ven. 74. 4.
— tract. de arte et vero modo praedicandi
(Abg.) Fr. Creulfner. 77.
— — de veritate cath. fidei Ven. 80. f.
.— — liber I fecundae primae. — lib. II [e-
Ven. 80. f.
Expol. text. dubiorum in libros de
coelo et mundo. Col. 80. f.
— e in libros Phy f. Ariſtotelis, 80.
cundae.
—
—
55 libros ſent. Col. 81. f.
— libros Ariſtotelis de anima. Ven. 81. f.
— Boetii de conlol. philos. Col.
®
A
de ente et elfent.. Pad. 82. 4.
de arte et vero modo praedicandi.
„ 83. 4. Nbg. 83. f.
prima primae et 2da adae. Ven. 83. f.
Comm. in 4 evangeliſtas. Ven. 86. f.
- [criptum lup. I lent. Ven. 86. f.
pars I et III ſummae. Ven. 86. f.
lub. Boetii lib. de conſol. philoſ. Ven.
— 4 libros ſent. Arg. go. f.
fecunda 2do. Ven. 93. f.
thom. explan. in Pauli epift. Baf. 95.
led ductu et imp. Wolfg. Lachner.
tabula operum. Bal. 95. f.
lummae pars 1. 3. Nbg. 96. f.
— — lup. 1. 2. 5. 4. [ent. Ven. 97. f. ſup.
Ven. 98. f.
— — prima pars. primae et ıma 2dae. I. I.
ats
Il ddsllllbetlelltel
f. — It.
J. a.
Mich. Reyfer. Eyſtad. f.
— pars Ztia. I. I. a. t. Ed. div. a. Bal.
— — liber de veritate religionis chriſtianae.
Ven. I. a. 4.
— — [umma a fidei articulis. Arg. J. a. t. —
it. 3 J. a t. (iyp. Günth. Zainer) — it. l. I.
(typ. Fr. Creuffner.) — it. typ. Mich.
Wendler. Bal. I. I. a. t.
N — Quaeſt. de potentia dec. I. I. a. t. (Ven.
V. Jenlon.)
16
99. Aquinatis tract. de efficacia ([acramenti euchari-
füae I. I. a. t. 4.
100. — — Kathena (lic) aurea. I. I. a. t.
Gunth. Zainer. Aug.)
101 — — Catena aurea J. I. a. t. f. (typ. Conv.
Fyner Ellling.)
102 — — opulc. de judiciis aſtrorum. I. I. a. t. 4.
105 — — de ente et ellentia. I. I. a, t. (fors 493)
— it. (fors 493.)
104 — — tr. de univerfalibus, de 4 cauſis et
motu cordis. I. I. a. t. (Argent. Eggeltein.)
105. —: — tr. 11 philof. de univerfalibus. de na-
tura generis etc. (Col. J. Koelhof). I. I. a. t. f.
106. — — tr. de inventione medii. I. I. a. t. f. 4
107. de Affuifgrano. Guil. ſermones tres. go. 4.
108. de arbore affinitatis, conlanguinitatis etc. elu-
cidatio. Col. 99. 4.
109. Archilogus graecus de temporibus. Ven, 98. 4.
110. AretiniL. proefatio ad libr. Bafilii M. ad juve-
nes. I. I. a. t. 4. (Nbg. Jo. Regiomont.)
111. Angeli de Gambilionibus Aret. lect. [up. in-
ſtitutum una cum figuratione caluum, f. I. I. a t.
112. Aretini L. Comodia Grachus f. in monaſt.
fortenfi. 78. S
113. de Aretio Angeli lectura fup.
Rom. 78. G. Laur. de Herb. 71.
114. — — practica fup. ſervandis in inquilitione
maleficiorum. Ven. 84.
115. — tr. de teſtamentis Ven. 86. f.
116. Ariftarchi lamii liber de magnitudinibus ac
L. (typ.
infiitutiones.
diſtantiis lolis et lunae. Ven. 98. f.
117. Ariſtotelis Opera. Ven.. 85.
118. — — tr. problematum multas in naturalibus
quaeſtiunculas continens. 404. L. J. t. 4.
119. — — liber de coele. etc. Ven. 98. f.
120. — — liber 8 phylicorum et I. 12. metaphy-
ficae. Lps. ag. f.
121. — — Logica. f. l. I. a. t.
122. — — libri topicorum et elenchorum. I. I. a. t. f.
125. — — Epitomata I. reparationes logicae vet.
et nov. kalt 4.
124. — — tria rhetoricorum volumina. I. I. a. t.
f. (Lps. J. Tanner.)
125. — — phylficorum libri 8.
126. — — parva naturalia — l. meteorum — de
generatione et corruptione Col. (. a. t. f.
127.— — — 1. 1 t. (Lipſ. M. Herb.) f.
128.— — libellus de regimine principum. ad
Alexandrum editus I. l. a. t. 4. Lipl. gz. M.
Herb.)
Politica. L. Aretino interprete. Paris.
Nie de Pratis. I. a. 4.
130. — — Problemata, 3. div. ex f. I. -a. t. 4.
131. Arnolphi. Mag. tract. parvulus antiquorum in-
titulatus. Lps. Konr. Kachelofen. -% a. 8.
132. Armandus de bellovifu. de declaratione diffic.
terminorum. Bal. 91. 8. 1
133, Ars rhetoricae I. liber novus. Col. 8. F.
134. — moriendi. c. fig. xyl. f. T. I. a. t. it. (b.
Eggeſtein. Arg. et Günth. RE
12
129.
187
135. Afconii. O. Podiani. Comm, fragm. in aliquot
Ciceronis oraliones. Hagenoe. Jo. Sedor. I. a. f.
136. Altrologorum judieia. I. I. a. t. 4.
157. Athenagoras de relurrectione. Ven. 98. f.
138. Atteſtatio fidei orthodoxae. I. I. a. t. f.
159. de Aurbach. jo. [umma. Aug. V. 69. F. Jo.
Schülller. it. I. I. a. t. f. (Chriſt. Waldarfer).
140. — — Procelfus jud. Arg. 88. f. 90. f. Nbg.
94, „„ rar,
141. — — — et modus legendi abbrev. Arg.
94. f. 99. f.
142. Auctoritates vet. teſtamenti. J. I. a. t. f. (Arg.
Eggeltein).
143. Augultae vitae rom. caelarum. Ven. go. f.
144. Augultini lermones ad haereticos. I. I. a. t. 4.
145. — — lup. Joannem. Bal. 89. f. —l.l.a.t. f.
146. — — Opuscula. Arg. 91. f.
147. — — lermones. Paril. I. a. Berth. Rembold.
148. — — lup. pfalmos. . Bal. 97. f.
149. — — in Pauli epiſt. Paril. 99. f.
150. — — liber de doctrina chriſt. I. I. a. t. 4.
(Ul. Zell. Coll.)
151.— — libellus de arte praedicandi. I. I. a. t.
(typ. Fufthii).
152. — — tr. de contritiene cordis. [. I. a. t. 8.
155. — — libri 13 de trinitate. f. J. I. a. t. (typ.
eie Chr Valderten).
154 — — de contemptu mundi. [. I. a. t. 4.
155. — — de conflictu vitiorum et virtutum. l.
J. a. t. f. (Arg. G. Hulner).
156. — — lup. lymbolum et orationem dom. J. I.
a. t. f. (Bal. M. Wenller).
157. Aurioli P. breviarium feripturae. I. I. a. t. f.
(Arg. G. Hufsner).
158. Avicennae Opera. 5 Vol. Ven. Bern. Benal. . a. f.
159. Azonis lumma [up. Cod. et inftit. [pir. 82. f.
160. Balbi jo. Catholicon. Ven. 91. f.
3161, Baldi de Peruſio [up. Cod. 4 Vol. Ven. 80 —
8227 K.
162. —
163, Baptiftae Mant. Carmen.
— , 1 8. ff. ver e rt.
Erford. 98. 4.
164. de Barbatia Andr. lect. fup. lit, de judiciis.
Bonon. 96.
165. Bartholomaei de I. Concordio ſumtmaa caſuum.
J. I. a. t. f. (Spir. P. Drach).
166. Bärtholi. de [axo ferrato lectura [up. authentir
ee ast.“ F. fi
167. Bartholomaei de chaimis Confelfionale, Nbg.
de e 8
168. Bartoli de [axo ferrato lect. fup. 3. IJ. Cod.
Wem 79, f.
169. — — — — — — authenticis.
Ven. go.
170. — — tractatuli utiles. Lps. 93. 4.
171. — — lup. I. digeft. vet. Ven. 94. f.
172. de Bay ſio. Guid. lect. [up. decretales. Ven.
81. .
175. Bede Ven. Repertorium auctoxitatum Kubas
lis. Col, 95. 4
= 8 .
—
174.
175.
176.
177°
178.
179.
180.
181.
182.
192.
195.
194.
195.
196.
197.
198.
211.
212.
215.
„ Epiſt. f. I. I. a. t.
9. Plalterium 1.
. Biel.
. Blony N. de lacramentis.
6. Boccaccii
7. Boethii. A. de Conlol philos. Rol. 81. f. 95. 45
188
Balfilii M. epilt. de ratione vitae Iolitariae. I. I.
N ES.
Berberii J. viatorium juris. I. I. a. 1. 8.
Benedicti de benedictis Concilia. Pap. 98. f.
Berchonii. P. liber bibliae. mor. Ulm. 74. f.
Repertorium mor. Nbg. 99. f.
Bernardini lermones de fefiivitatibus V. Mariae,
Nbg. 93. 4.
Bernardi. D. [ermones. [pir. 81. f. It. Roftock,
81. f.
—
tr. de planctu Mariae. I. I. t. 87. 4
tr. de contemptu mundi. Lps. 95. 4.
lermones. Bal. 95. f.
epilt. de rs domus. Lpl. 97. 4
tloretus. Col. A. l. E
tr. de Mudibus . V. N s
. Ger. Leen. Antu. circa 487). 2
ferm. de tpore et [ctis.
J. 4. f.
tit.
= Paris. jo. Pe-
(circa 470. Eggeltein. typ),
Contemplationes de interiore homine.
t. (typ: J. forg. Aug).
Meditationes. l. I. a. t. 12.
Opuscula de diligendo Deo,
ram altar. A) L. It.
Beroaldi Ph. Comm.
Bonon. 93. f.
Bertachini. Jo. tr. de gabellis. Ven. 89. f.
Biblia dat. Ven. 83: 4. It. I. I. Lage . 2
Vol. (Jo. Gruninger Arg. (Nbg. 87. f. Arg. 92.
f. 95. f. 95. 4. Bal. 98. f.
Concordantiae maj.
glolla ord. 4.
(Mich. Furter).
lat. 5. exempl. f.
c. polt. Card. Hugonis 5.
de far
in Trany. Suetonium.
Bal. 96. f. ö
Vol. f. u Teac
— — 85
EA a
Vol, f.
east
2 exempl.
Bal. Jo. Pforten. f.
in 4. et f.
G. [up. 1. 2. ſent.
J. I. a. t. (fors 1300 — 1).
ferm. de feſt. B. V. M. 4.
Expol. I. Millae canonis.
N
Reutlipg.
88. f.
de Bitonto. A. fermones p. annum. Arg. 95. 8.
Veronae. 81.
Arg · 87: 4»
Ven, 73. f,
I
— — Roma illußr.
95: de
10
J0.
Gencal.
difc. Ichol. Col. 93. 4. Arg. 95. do
. Bologrini L. repet..leg. fi finita. Bon. 94, f. —
repet. Naluraliter Bon.. 95. f. Ne lit pro patre.
Bon. 98 f.
. Bonaventurae B. breviloguium et Biblis Patt
Wen. 77 4.
perum, N
lermones Reutling. 84. ff. Autumi tcm-
pore.
86. Gols f
Lpl. 98. 4. Conx.
tract. varli.
— — de cällitate.
Kachelofen.
I. I- a. om
189
214. Bonill Car: lib. de conſtitutione artium. Pa-
ris jo Petit. [. a. 4. (1500).
215. Brack W. vocabul. rer. 83. I. I. t. 4. It. I. I.
a. t. 4 — —
216. Brant. [. de origine et converl. bonorum re-
gum. Bal. 95. 4.
217. de Brey denbach. 3 Opera. Lipf. 99. 4. Ipir.
Ae f. gos f. :
218. Breviarium Bamberg. 1. 2. Benedict. Nbg. 93.
8. ac 96. J. I. a. t. — Carmel. Brux. 80. 4.
Ven. 95. f. Eyſtett. 83. f. Mog. I. J. a. t. (Col.)
4. I. Dominici ord. Nbg. 85. 8. Ven. 87. f.
Aug. 87. 8. Romanum. Nbg. 86. f. Bal. 93.
f. Ulm Jo. Zainer I. a. — Bened. Paris. I. I.
A. t. 8. — Eyſtett. f. I. a. t. — Frangilcan. I.
I. a. t. 12. lacerdotale.
219. Bricot. hom. Ariſtoteles abbrev.
220. Bulla aurea. Nbg. 87. f.
221. Burley G. de vita philolophica. Nbg. 77. Ita-
lice. Ven. 89. 4. .
222. de Butrio A. Conlilia juris. rom, 72. f. de
cohabitatione cleri. Bon. 74. f.
Lugd. 86. f.
Verzeichni ß
W der 2
brauchbarſten Handſchriften, welche ſich in der
Bibliothek der Abtei Goͤttweich beſinden.
1. Domitii Calderini. Veron. Comm. in Juvenalem.
ed; Romae. K. Sept. 1474. (hie annus exprel-
fus non eft ille typographi, led [criptoris, quo
hos comm. finiit.
2. Cato major. Prg. 12. K. 43. \
5. Cic. Laelius, Parad. [omn.- Scipionis.
4. Prilcian. gramm. 4. Pre. Q. 45. 8. 14.
5. Senecae proverbia, 4. Prg. S. 17.
6. Valerii Max, epigr. fig. S. 14. Fol.
7. Quintilian. de officio dilcipulorum et praegepto.
8. Hevelii prodromus afıronomiae. Gedani. 1690. F.
— — fimmamentum lobielcianum. Gedani
1690. F.
10. — — machina coeleſtis, pars prior. Ged. 1673.
F.
11. — — Mercurius in lole viſus. Ged. 1662.
12. Burgsdorfii, ſeu Buxdorfii vel Boeckſtorf. Die-
terici, vel Theodorici Epife. Numburg. Con-
cordantiae. S. regeſtrum in ſpeculum laxon. Sal-
Lenlpiegel, te frome und bequemlichkeit alle
den, die yn dem privilegio der Sallen gerne
1 und yk darynne vorweten willen etc.
Alt.
15. Chronica plurimorum Archi- et Epiſcopatuum
germ. fol. Pap. in iis multa diplomata Archie-
pilc. Mog. et lalisburg.
14. — — lois Presb. 4. 6 '
15, — — Pallavienſis uſque ad annum 1555. ger-
manice. fol, Iaec. 16.
190
16. Chronicon ulque ad Fridericum I. Imp. filium.
fol. Cod. membr. faec. 12.
17. — — bree Auftrincum 1363. 4. Pp. faec. 15.
18. — — Paffavienfe. fol. Pp. laec. 18.
19. Codex traditionum eccleliae [. Petri Salisburgi,
ab anno 1005. Pp. fol. S. r8.
20, Computus univerlales Calendarii.. 4. Pp. S. 14.
21. Confirmatio privilegiorum datorum ab Ottocaro
duce Styriae a. 12456. Fol. S. 15. Prg.
22. — — — — — — —
et Leopoldo facta et auctio a Rudolpho I. Imp.
a. 1277. fol.
I
25. — ducum Erneſti et-Fri-
derici ab. imp. Friderico facta. a. 1445.
24. — — — — Carinth. a. 1440. fol.
25. Cronica di Venezia 1323. laec. 16. Ppp. dreimal.
26. Calendarium Eccleliae Gottwic. ad a. 1682. —
28. 8.
27. Diplomata et privilegia [pec. communicata Go-
detrido Belfelio Abb. ex archivo Mediol. f. Pp.
28. Traditiones Laurilheimenles. 4. Vol.
29. Aeneae Sylvii epiliolae 195 variae. fol. NB. ined.
30. Friderici im. reformatio [up. diverfis punctis
imperium concernentibus. a. 1442. Pp. fol.
31. — — epiſtolae plures.
52. Genealogia Leopold des Milden, bis auf Her-
zog Friedrich von Oelterreich. Fol. Prg. S. 18.
335. Genealogie Ottokars, Markgrafen in Steyer bis
auf Ottokar dellen Enkel.
34 — — Kudolphs. I von Habsburg bis auf
Herzog Philipp von. Burgund. ;
35. Gloffarium barbaro-latinum. 8. Prg. S. 14.
36. Hermanni contracti chroniton. F. Prg. S. 12.
57. S. Remigii Ep. vita lib. Hinemaro redacta. Prg.
Fi N
58. Calendaria varia. S. 12. 13. 14. 15. Prg. et Pp.
39, Legendae plurium lanctorum.
40. Maximiliani litterae pro ducatu fiyriae confirm.
privileg. a. 1493.
41. Oltfridi liber evangeliorum, theodifce. Pp. F.
S. 18. 133 s
42. Privilegien K. Friederichs für Steyermark von
N 1445 — 7. Prg. F. S. 15. item 1470 — 1.
43. Aeneae Sylvii epiſtolae de pravis mulieribus.
44. Concilia et ftatuta plurium episcopatuum praec.
Patav. Salisburg, Ratisb. Vien.
45. Vita S. Balilii. Prg. F. S. 12. et 11. in dplo.
40. — Wihelmi. Prg. F. S. 14.
47. — Othmari. Prg. F. S. 12. a
48. — Catharinae, Pamphili, et Paulini, Nicolai,
Ruodberti, Gangolfi, Udalrici, Euſtachii, Ge-
bcehardi. Adalberonis. Prg. S. 12.
49. S. Altmanni, et res geltae.
Der zweite Theil vom Chronicon Gottwicenſe
findet ſich handſchriſtlich nicht vor, und aus der Cor
reſpondenz des berühmten Verfaſſers Abts Beſel, iſt
zu ſchließen, daß er denſelben noch gar nicht verfaßt
habe. 5
8 Jack.
191
4
Ex arch ivo Melicenſi.
Inferiptio feseiceuli: variorum. monaſteriorum origo
et fundatio.
Ur/prung Cloſters Göttweig und dellelben Stiffts
merwürdigſte Begebenheiten. In zway Thaill
N abgethaillet, Worinnen der erſter Begreiffet:
Wall bis zu End des Erſten Abbtens Hartman
nus. Ord. St. Bened. memorabls Vorgefallen —
Andter Thaill. In fich haltend Seriem Abbatum,
wie lie nach einander gefolget, Und wals Unter
ihnen merkwürdiges dem Cloſter Göttweig zue-
geſtandten, bill auf den jetzt regierenden Herrn
Herrn Bertholdum. (Auctore anonymo Gott-
wicenfi. — Bertholdus Abbas electus eſt 1689).
Monaſterii Theres in Franconia fundatio, donatio-
nes, jura, privilegia, memorabilia etc. etc. Ex
antiquis qua imprellis, qua manufcriptis fincere
defumpta ei excerpta. (Auctore Gregorio Fuchs,
Priore in Theres. 1711).
Deſcriptio fundationis Jeittenftettenfis aliorumque
ibi memorabilium.
— — Exordium, et incrementum celebris pe-
regrinationis ad II. Trinitatem in monte Sonn-
tagsberg. (Auctore anonymo. Differt haec hi-
ftoria fundationis monalterii Seittenſtettenſis ab
illa, quam edidit Hieronimus Pez. [cript. rer.
auſtr. T. II).
Acta Banthenfis monaſterii. Ord. S. Benedicti in
Franconia. (cum multis diplomatibus — Au-
cctore anonymo Capituları Banzenli).
Monafierium Ord. S. Bened. olim in Elfenbach.
poſtmodum ad S. Viti Montem translati, quod
nunc monalterium S. Viti nuncupatur; cis am-
nem Roth in inferiori Bavaria fili compendiola
relatio 1711. (adjunctis diplomatibus). *
Summagria notitia monaſterii B. Mariae Virginis
vulgo ad Scotos Viennae Auftriae (Auctore II-
denphonſo Rucker, ejusdem monalterii archi-
vario). 5
Monaſterii
1712.
aut. T. II.) a
Chronicon Varnpacenſe. (inlerta funt multa diplo-
mata et excerpta ex codice traditionum Varn-
bac. Differt hoc opusculum ab Angeli Rump-
ler abbatis libello de origine et incremento
ete. monaſterii Varnbac, quem Bernardus Pez in
thes. anecd. in lucem emilit)z
De origine et nomine monajfterii S. Michaelis ar-
changeli in Metten. N g g
De antiquo nomine monaſterii . Emmerami, Epi-
lcopi et Martyris Ratisbonae. (cum multis di-
plomatibns. — Adjegta funt: Notabilia mena-
ſterium S. Emmerami concernentia).
Sintla cis Augia. (Mehrerau ſeu Kailerau.) Hoc ef.
ff. et antiquiſlimi monalterii lintla’cis Augiae
fundatorum, benefactorum ei abbatum eoxumge.
Clunicenfis origo et ſeries abbatum
1
. — U
—
(edita ab Hieronimo Pez. [cript. rer.
a Romanis Pontificibus, Regibus et Imperato-
ribus concellorum privilegiorum nee non dona-
riorum etc. epitomae ex annalibus Augienfibus
delumpta a. Cl. Joanne Egone, .dicti mona-
ſterii olim Priore. Bi N ls
„I
? or
Inferiptio fasciculi: Varia Chronica vlurium
monaſteriorum ex: Mjf. Codd. deſeripta.
Chronicon monaſterii Neresheimenfis.. Ord. S. Be-
ned. ab ao. Xti MXLIX. uſque ad MDCXX.
Praemittitur brevis hiſtoria vitae Beati Hue'-
baldi, Kyburgae et Dillingae comitis, ejuldem
coenobii fundatoris auctore indertae aetatis. —
Omnia ex vetultis loci codicibus eruit et com-
municavit Magnus Ster, Benedictinus et Sub-
prior Neresheim, Accedit, diplomatarium mona-
ſterii Neresheim, ab ao Xti 1045 ulque ad an.
1425 ab eodemMagno Ster ex veteribus chartis
plerumque originariis concinnatum. D
Hermanni abbatis ‚Altahenfis Annales. ab anno
Dni 1106 uſque 1275. Nunc primum [uo auctori
reſtituti ac emendatius, quam antea, editi ad
fidem codicis MS. inclyti monaſterii ad S.
Magnum in Faucibus Apium Ord. S. Bened.
(Poſt annum 1273 additum eſt elogium Hermanni
abbatis auctore Henrico Sterone, capellane
hujus abbatis, non vero, ut creditum eſt, ip-
forum annalium concimatore.) ))
Hermann abbatis Altahenfis de inſtitutione et in-
crementis monaſterii ul libellus. E cod. car-
thufiae Prülenfis prope Ratisbonam communi-
cavit Anthelmus Cornperger, ejusdem Garthuliae
Profellus.
Ejusdem Hermanni Abbatis Althahenfis ad Ale
zandrum IV. P. M. epifiola de B. Gunthero ex
Zaenobita -Altah. eremita in Sanctorum‘ nu-
merum referendo. E. cod. Altah. exfcripta a CI.
Joachimo ſtich. Priore Altah,
fito Rin’chna’chenfü:
Ortliebi, monachi primum Zwiefaltenfis, deind
abbatis Neresheimenfis hij/ioriae fundationis,
dotationis et eonfecrationis monajterii Zwie-
Faltenſis libri II. E coaevo loci codice eruit
Michel Knitel, ejusdem caes monaſterii Zwiefal-
tenl. ſubprior. (Ortliebus obiit 11647
Chronicon Zwiefalten/fe minus. ab anno Dni 558
ulque 1272. E cod. autographo communicavit
192
ac poſt Praepo-
—
Michael Knitel, lubprior Zwiefaltenlis. (Hoc
breve chronicon continuatum elt ulque ad an-
num 1503).
Beati Thcogeri abbatis monafterii $. Georgii in
lylva Hercynia primum, poſtea Epi/copi Me-
tenſis vitae a coenobita Hirfaugienli fubaequali
confcriptae fragmenta. Promittitur vitae et
geſtorum ejusdem Beati chronologia auciore
Joan. Franc Scherer, monalterii S. Georgii Gapi-
tulari. E bibliotheca Wiblingenli, (B. Theo-
gerus eplcopus obiit ao 1120 5
193
Chronicon Germaniae Ottoburanum ab ao 727
ulgs 1111. E cod. faec. XII Ottoburano. R
Chronici Ottoburani antiqui fragmentum (ab ao
1127. ulds 1180. e bibliotheca Wiblingenſi).
Chronicon Bavaricum ecclefiae Maticenſis [eu Mat-
fee in Bavaria, Auctore anonymo, quo medio
faec. XIV £cripfilfe videtur. E cod. Ml. monrii
Tegernlee.
(Hujus chronici inediti meminit Kleinmayr in
praefantilfimo opere: Nachrichten von Ju-
vavia).
De origine et fundatione Augiae B. Mariae Firg.
vulgo Frauenau in Bavaria libellus. Auctore
anonymo coenobita Altahenli, qui circa annum
1380 [cripfilfe videtur. E bibliotheca altahenli
communicavit et notis illuftravit Joachimus
Stich, ejusdem loci Benedictinus et Praepolitus
Rinchnachenfis,
Vierte Fortſetzung des Pflanzenverzeichniſſes
der Prager Naturalientauſchanſtalt.
Acacia alata R. Br., albida, armata Ait, cate-
chu L., leucocephala Lam, Lebbek L., ſtephaniana
Biebſt. Acalypha virginiana Jacd. Acer campe-
fire ß. Achillea cluſiana Taulch. millefolium col-
lina fl. Iax., m. trivialis fl. (ax; cretica L. Achyran-
thes fruticola Lam. Acmella bupthalmoides. Rich.
Aconitum Jacquini Reichenbach., Kölleanum Rei—
chenbach., neubergenſe Del., vulparia Reichenb. cy-
noctonum Reichenb. Actaea Cimicifuga Dec. Acro-
fichum maranthae. Acroſtichum lanuginoſum, Ru-
ta muraria. Acynos rotundifolius Poiret. Aecidium
acteue Opiz, punctatum, pini, rhamni, aquilegiae.
Aegilops caudata L. Aerva javanica Juls. Aethula
cynapium involucro pinnatifido. Agrimonia odorata
Mill. Agropyrum firmum. Agroſtis Ipicata Vahl,
tenuifolia Bieberſt, pungens Beauv. Aira flexuofa
albida, juncea Vill., media Gouan. Ajuga pyrami-
dalis foliofa Tratt. Allium circinatum, microce-
phalum Taulch, rubens Schrad, montanum Schmidt,
inodorum Ait., cernuum Roth. Alfine uliginofa.
Alıhaea ſinenſis Cav., Ludwigii L. Alyllum virga-
tum. Amaranthus capitatus, caudatus Bella. Am-
mi visnago Lam. Ampelopfis quinquefolia Mich.
Anacyclus clavatus P. Anagallis collina Schousb.
Anarhinum fruticolum Desf. Anchufa hispidillima
Sieber, officinalis fl. ochroleucis, ftrigola Rullel.
Andraea alpina. Andropogon anguſtifelius Sib. et
Sm., picroides, arundinaceus L., allioni Dec., an-
nulatus forsk. Androface alpina Lam, mexicana.
Anemone alpina flavescens Dec., fl. [ulphurea Dec, ra-
nunculoides fl. albo. Angelica carvifolia Sprengl.
Anthemis tomentola L., corymbofa Haenk, cane-
[cens Brot. Anthericum commune Braun, graecum
L. Anthoxanthum odoratum polyfiachyum et pube-
Icens. Anthyllis rubrolinea. Braun. Antirrhinum
altifimum. Apargia canelcens Sieber, Apium gra-
eitt, Anz, z. J. 1832,
194
veolens paluftris. Aponogeton diſtachyum Thunb.
Aquilegia pyrenaicaDec. Arabis Halleri pilofa, coe-
rulea Wulf, ferpillifolia Vill. Arbutus andrachne L.
Arctium majus Thuill. Aretotis decumbens Jacq.
Arenaria crocea, hirta, muralis, recurva All, ma-
ritima. Ariſtida pungens Desf., Sieberiana. Ari-
ftolochia maurorum, cretica Lam. 'Artemilia glo-
merata Ledeb., inculta, judaica L. Arum arifa-
rum L. Arundo iliaca. Alclepias lactescens. Af-
paragus oflicinalis fativus Mill. Afperula calabrica
S., incana Sib. et Sm., rigida Sib. et Sm., rivula-
ris Sib. et Sm., Tournefortii, pyrenaica L. Alpho-
delus clavatus Roxb. Alpidium lavanticum Braun,
rigidum, alpelire. Afplenium fillum Kit. After
glaſtifolius, rubricaulis Lam., tataricus L. fil., acris.
L., patens Ait. Aſterocephalus grandiflorus Iprl.
Aſtragalus candicans Braun, creticus Lam,, minor
Braun, nanus Sieber, pleudocampeſtris Braun, tri-
gonus Dec., tyrolenfis Braun, leontinus Jacg., ari-
ſtatus Herit, plumoſus W. Athamanta*® ficula L.
Athyrium alpinum, Atractylis comofa, ſerratuloi-
des, gummifera L., humilis. Atriplex ſulcula
Schrad, glauca L. Avena hispida Thunb., pumila
Desf. (nec Lam. ), [ativa georgiana Zuce.
Ballota nigra fl. albo, laxatilis Sieber. Belſa-
mita graveolens. Barbula (von Gösniz), muralis bre-
vileta Opiz. Bartramia viscola L. Begonia disco-
lor All. Betonica ſtachyoides. Betula alba pendu-
la. Roth. Bidens [errulata Desf. Biscutella am-
bigua Del., coronaria pinnatifida, ſaxatilis, L. Bli-
tum haſtatum Hort. Ber. Boerhaavia repens L. Bo-
letus verſicolor. Boltonia fragilis’Sieber., cretica
Lam. Briza media major. Brunia noditlora L.
Bryonia cretica L. Bryum Schleicheri, triquetrum.
Bubon tortuoſum Desf. Buchnera hermontica. Bu-
nias [pinofa L. Bupthalmum graveolens Vahl, pra-
tenſe Vahl. Bupleurum glumaceum Sib. et Sm.
Buxus ſempervirens arborescens. Miller. Byffus Jo-
lithus. Cachrys crispa Pers. Caladium helleborifo-
lium Jacq. Calligonum como[um Herit. Calli-
triche verna caespitola Schulz. Campanula capen-
lis L., linifolia fcheuchzeri Vill, pelviformis Lam.
perficifolia germine hirto R. et S., rapunculoides
fl. alb., rotundifolia B., tenuifolia Hoffm., fibirica B.
trichocalycina Tenore, rhomboidea L. Camphoros-
ma ovata Wesk. Cantua ligufirifolia Juls. Cappa-
ris aegyptiaca Lam., Baducca L. Capficum falca-
tum. Cardamine alpina L., chelidonia L,, petraea
Poir, thalictroides All. Carduus bullofus Lam., ci-
liatus Murr., lyriacus fl. rubro, argemone Lam,
carlinoides Guan, paluftris L. Carex Berteloni
Schkuhr, conglomerata, fulva, rolea Schkuhr, ve-
ficaria var., fuliginofa Schkuhr, hirtaeformis Pers.,
nemorola Lumn, baldenfis L., verna Vill. Cariſſa
arduina Lam. Carlina lanata L. Carthamus leuco-
caulos Sib. et N., coeruleus L. Caffia (ophora L.,
chamaecriſta L., fiſtuloſa L. Caſtanea vesca angu-
Hifolia. Catabroſia aquatica. Caucalis glabra Forsk.
Celaſtrus caflinoides Herit. Cenchrus frutescens L.
muricatus L. Cenomyce epiphylla. Centaurea can-
195
cellata Sieber, cyanus flor.! atropurpureo, eumor-
pha, Jacea tomentofa, lancifolia, procurrens Sieber,
raphanina Sib. et Sm., lalicifolia Biebltn, [coparia
Sieber, collina L., leufana Vill. Centranthus calci-
trapa Dufres. Cephalaria alpina L., decurrens
Thunb., tatarica L., tranſylvanica Schrad (non All).
Cerafium annulatum, Ceratocephalus falcatus D.
Cerinthe intermedia. Ceſtrum faltigiatum Jacg.
Cheilanthes odora. Cheiranthus lividus delil. Che-
nopodium cralfifolium Desf., rhombifolium Mühlenb.
Chironia maritima, .[picata. Chondrilla capitata.
Chryfanthemum fiuticulofum Sprengl., multifidum
Desf., parthenifolium W., inodorum Smith. Cicho-
rium ſpinoſum I. Cifus Helianthemum L. Cla-
donia ramoſa, rangiformis Hoffm., Iquarroſa. Cni-
cus lanceolatus nemorolfus. Cochlearia aromatica.
Coleanthus [ubtilis Seidl. Commelina japonica
Thunb., virginiana L. Convolvulus Dorycnium L.,
forskoehlii Delil, haſtatus forsk, microphyllus Sie-
ber, panieulatus, lalvifolius, tenuilſimus Sib. et Sm.
Tournefortü, hirfutus Bieberlt, Imperati Vahl, pen-
tapetaloides L. Conyza Dioscoridis S. Herb., ru-
peltris L. Cordia erenata, myxa L. Corispermum
intermedium Schweig. Cornulacca monacantha,
Coronilla globoſa Lam. Cosmus [ulphureus Cav.
Cotula einerea Delil Cotyledon lutea Smith. Cra-
taegus chamaemelpilus. Crepis auriculaefolia, inte-
grifolia Velt., interrupta Sib. et Sm., radicata forsk,
vescaria L., ftricta Horn. Crella cretica L. Crocus
fativus Smith, fl. coeruleo, fl. flava. Crotalaria pu-
bera Vahl. Croton plicatum Vahl., tinctorum 1993
pungens Jacq. Cyathea fragilis Roth. Cynodontium
capillaceum. Cyperus comolus Sib. et Sm., diffor-
mis L., dives Delil, elongatus, ligularis L., mucro-
natus juncifolius, polyſtachyos, protractus. Cypri-
pedium guttatum S.
Dactylis pungens Desf. Dahlia crocata. Daph-
ne alpina firiata, argentea Sib. et Sm., fericea Vahl,
oleoides L. Daucus carotta ſativus fpontaneus, lep-
tophylla, guttatus Sib. et Sm: Delphinium azureum
Mich., pictum W. en., alatum Dianthus aciphyl-
lus, crinitus Smith, Hoppii Portenf[chl., ochroleu-
cus P., ruthenicus Röm., triflorus, tripunctatus Sib.
et Sm., ſternbergii Sibth. Dicranum longiſetum,
majus, virens, - gracilescens. Dioscorea bulbola,
hirfuta. Diotis candidillima. Dipfacus Gmelin.
Bieberſt. Dolichos memnonia Delil. Doronicum
caucaieum W. Draba nemoralis glabrifiliqua, ni-
valis Liliebl. Dracocephalum moldavicum fl. albo.
Drimia rolea.
Echinops [pinola L. Echinofpermum Lappula.
Echium longifolium Delil, Rauwolfii Delil, ma-
ritimum W. Elatine luxurians, Eleochares acciula-
ris, ovata. Elichryſum imbricatum L., vermicula-
tum Lam. Encalypta affinis. Epilobium nutans
Hornem, roſmarinifolium Purfh (non Haenke),
Ipicatum Lam., tetragonum ramofilümum Mönch,
Wildenii Braun. Eranthemum nervo[um Vahl. Eri-
ca hirta Thunb., multiflora L. (non Huds), gluti-
nola Berg (von Andr.) Erigeron auicum Vill, chi-“
ͤ— Un u —
— — —
1196
nenſe Jacq., philadelphicum L. (non Lour). Eri-
neum purpurascens Röhl. Erodium laciniatum Cay.
Eryngium alpinum, amethyſteum L. (non Lam),
pentechinum, luaveolens Brouls, aquifolium Cav.
Erylibe coryli Lam. ei Dec. Eryſimum cornutum
P. (non Pall), canescens Presl. Erythraea pulchel-
la fries, ramofifima L. et S. Eupatorium cordi-
folium Sw. Euphorbia calendulaefolia Delil, cor-
nuta P., cypariflias degener Aut., echinocarpa, la-
nata Sieber, laurifolia Lam., polygonifolia L., mi-
nima Hort., thymifolia L. Euphraſia fruticofa, la-
tifolia L. *
Fagonia arabica L. Ferula graveolens Sprengl.
ferrulago Linn. Feſtuca fusca L. (non Vilh) vivi-
para Smith, laxa Hoſt. Ficus [ativa Lamark. Fi-
lago mareotica Delil, pyramidata L. Flaveria con-
trajerva P. Fragaria carolinienfis Duch. Franke-
nia corymbola Desf. Fritillaria meleagris fl. albo.
Fumaria bulbola L., fabacea D., fungola Ait.
Galega apollinea Delil, grandiflora Vahl, Ga-
leoplis neglecta. Galinſoga laciniata Rez. Galjium
aparine fol. ſenis, Bauhini R. et S., hirfutum
Wierzlicky, hilpidulum, nitidum , paluftre 8. Gin-
ko biloba. Glinus lotoides L. Glycyrrhiza glandu-
lifera Wet. B. Gnaphalium leyferoides Desf., mus-
coideum, polycephalum Mich., Janguineum E,
fcandens L., /pathulatum Thunb,, [upinnm pußl-
lum Hänke, microphyllum W. Gnidia imberbis
Aiton. Goodenia ovata Smith. Golfypium barba-
denle L., vitifolium Lamark. Grangea wmaderaspa-
tana. Grimmia? filiformis, gracilis. Gymnoſtomum
microcarpum Horn/[chuh. Gyplophila cretica, di-
anthoides Sib, et Sm., filiformis Braun, Rokejaka
Delil, Icabra Schultes.
Hedylarum capitatum Burm. Helianthemum
arabicum, lipii, lavandulaefolium, retrofractum.
Helianthus exaltatus Zeyher, indicus L. Helichry-
lum chryfanthum. Heliotropium albidum, co-
rymbolum R. et P., europaeum hirlutum, linea-
tum Vahl, ramofilimum Sieber. Hermannia ſcor-
difolia Jacg., hololericea Jacq. Hieracium den-
tatum Iloppe, eriophyllum Willd, ferulaceum Wulf,
murorum aphyllum et nemoroſum Pers et villoſum, la-
baudum maculatum, virescens Schleicher, Itolo-
niferum Vivian, bulbofum W. Hippocentaurium
Centaurium. Holcus arenaceus - Scop., capillaris
Thunb. Hordeum diſtichum erectum Schübl. et nu!
tans Schübl. Hyoscyamus bohemicus Schmidt. Hy-
pericum dentatum Deslong, lanuginolum Lam., ma-
ritimum, foliofum Ait. Hypnum [alebrofum. Hy-
pocharis acaulis. Hy ſlopus Foeniculum Sprengl.
Iberis cepaefolia Wulf., gibraltarica L., oderata
L. Indigofera paucifolia Delil., fericea L., Aricta |
Thunh. Inula crispa Desf., [quarrola L., undulata
S., vaillantii Vill. Ipomaea violacea fl. albo. lxis
pumila 8., humilis Bieberit., Juncus glabratus
Hoppe, biglumis L. amoen., lacteus All. Junger-
mannia Baueri Mart. Iuſticia bicolor Sims., peri-
plocifolia Jacy., plumbaginifolia Jacq. fil.
Kakile marilima. Köllera criftata contigua
r ‚
0 *
P.
+
4 97
Lachenalia rofea. Andr. Lactuca laciniata Roth.
Lagonychium ſtephanianum M Biebft. Lahaya dif-
fula W., latifolia W. Lamium fioloniferum Lam.
Lancretia ſuffruticola L. Laplana communis W. et
Lathyrus hirtus Lam., lativus fl. coeruleo, amphi-
carpos L. Lavandula eraflifolia, pectinata. Lawlo-
nia alba Lam. Lecidea paralema microcarpa. Leon-
tice Leontopetalum L. Leontodon haſtile L., Leo-
nurus lanatus P. Lepidium creticum, niloticum
Sieber. Lepraria botryoides. Linaria calicina, jun-
cea L. non Lam.), origanifolia L., ſupina grandi-
flora Lapeyr, triphylla L. Lindackera capparioides
Sieber. Linum aliaticum Martius, luteolum M.
Biebſt., perenne procumbens Pers, arboreum Schreb.
Lipparia vilofa L. Lithofpermum arvenfe pußil-
lum, callofum Vahl, divaricatum. Lobaria canina.
Lobelia dentata Cav., Laurentia L. Lolium pe-
renne polyſtachyon et tenue, luffultum. Lonicera
maritima Braun. Lotus corniculatus lylveſtris, tau-
xicus, gracilis W. et K. Lupinus hirlutus roſeus,
termis, Luzula pallescens. Lycopus europaeus pro-
cerior. Lyfimachia anagaloides Sib. et Sm. Ly-
thrum thymifolium L.
Malva Henningii Goldbach. Marrubium canes-
cens. Marlilea aegyptiaca. Martinia craniolaria
Sw. Matthiola tricuspidata, Melampyrum vulgatum
Pers. Melica Bauhini Allion.
Melitis melillfophyllum fl. albo.
Leaeba. Mentha arguta Opiz, galeobdolonifolia
Opiz, laevis Opiz, pulegioides, canescens Roth.
Melembryanthemum elegans H. Belved, noctiflorum
IL. Meum foeniculum Sprengl.. Milium frutescens
Sieber. Mimofa lophanta, lenſitiva L., farneliana.
Minuartia montaua L. Mirabilis hybrida Lepel
Mitella diphylla L. Mnium cuspidatum Hoffm.,
punctatum. Moraea macrantha, pufilla Thunb.
Moringa zeylanica. Morus byzanticus, Mula pa-
radiliaca L. Myagrum lativum L. Myoporum par-
viflorum Horn. Myolotis caespitofa Schulz, [tri-
gulola Reichenbach. Myrrhis aromatica L., hirluta L.
“ Narcillus montenus Braun. Neottia latifolia.
Nepeta Icordotis L. Nephrodium polymorphum
Opiz. Neurada procumbens L. Nicotiana decurrens
Agard, fragrans Bernh., ruſtica afiatica Schrank
tatarica H. crac., Tabacum pallens Schrank. Nym-
phaea ſtellata W.
Ochradenus baccatus Delil. Odontites femicom-
Omphalodes linifolia, [corpioides, verna Mönch.
Ononiscampeſtris Sieber, diacacantha Sieber, ervoi-
des, hircina mitis Gmel fl. bad., pilola, [pinofilli-
ma, vaginalis Vahl, hispanica L. fil., ramoliſſima
Desf. Onosma erectum Sib. et Sm., gigantea, [y-
riaca Labil, cinerea Sieber. Ophrys arachnites
Hoffm., longebracteata. Orchis romana Sebaſt. Ori-
ganum ſylveſtre, [yriacum L., creticum L., maru L.
Orobus canelcensL. fil. Olyris equiletifolia Braun.
Oxalis hirta L.
Pancratium maritimum L. Panicum echina-
tumW., italicum lem. albo, aurant. et flavo, milium
lem. aurantiac. et flavo, paucillorum R. Br., [quarro-
Meniſpermum
lemonium album.
Melilotus hamuloſus,
198
fum Lam. (non feg.), turgidum forsk, virelcens
Poir, arundinaceum Sw., Palliflora pallida L.
Patrinia Icabiofaefolia. Pedicularis biflora, caepi-
tola Sieber, fasciculata Bell. Pelargonium amplil-
fimum W., gratum W., nethum W., pulchellum
W. (non L.), rhombeum, unicolorum W., emargi-
natum Wendl., flavum L., fuscatum Jacgq.,. citrio-
dorum Hort., penicellatum Willd. Penniletum di-
chotomum Delil. Peplidium humifuſum Sieber.
Peucedanum creticum, Phalaris brachyftachys Link,
dentata L. fil. Phafeolus violaceus Hort. Phely-
pea lutea Desf. Phillyrea anguſtifolia L., latifolia
L. Phleum latifolium Braun, vulgare. Phlomis
ferruginea Mill, tunicata Sieber. Phyteuma care-
fiiae Birola, glacialis Braun, Jacquini, charmelii
Vill, pinnatum L. Picris nilotica Sieber. Pimpi-
nella deprefla. Pinguicula lulitanica L. Piper pul-
chellum Aiton. Planera abelicea Schultes. Plan-
tago littoralis, minor, tenella, teretifolia Sieber,
wulfenii Bernh. indica L. Poa alpina vivipara
Hoſt., cynoluroides Rz., [udetica viridis Dec. Po-
Polycarpa fragilis, mephitica.
Polygala mixta Thunb, montana Opiz, ramulola,
vulgaris floribus coeruleis et purpureo violacis. Poly-
gonum aviculare arvenle, equiletifol Sib. et Sm.
herniarioides Delil, laxmannii Lepech, [alicifolium
Brouls, tenue Mich., villolum, Bellardi Allion. Po-
lypodium filix mas. L. Potentilla Anferina fol le-
riceis, breviscapa Veit, debilis Schleicher, nemo-
ralis Netter, fubacaulis foliis ternatis Presl, Tormen-
ülla Schrank, frigida Vill, Ipeciofa W. Prenan-
thes [pinofa Vahl. Primula intermedia. Prunus Pa-
dus racemis lemierectis, proſtrata Labil. Ploralea
laevigata L. fil, plicata Delil. Pterisfcrispa. Pucci-
nia cacaliae. Pulmonaria ſuffruticoſa. Pycnanthe-
mum lanceolatum Willd‘ Pyrus achlada, commu-
nis pyraſter Hortul, cretica Willd.
Quercus coccigera, robur erispa Bechſt. aegi-
lops.
l Nacoditie genüge 8. 0 fpeciofa. Radiola
millegrana Smith. Ramalina pollinaria humilis
Achar. Ranunculus aquatilis minor, auricomus
procerior Dec., callubicus L. (non Geners), bullatus
L., creticus L. Raphanus lativus chinenlis P.
Reaumuria vermiculata L. Relhania Iquarrola He-
rit. Refeda pruinofa Delil. Rhamnus [pina Chrilti.
Rhus Toxicodendron vulgare Mich. Rhynchospora
alba, fusca. Ribes reclinatum. Ricotia aegyptia-
ca L. Rivina corberes. Robinia Pleudacacia fol.
variegatis. Rola glutinoſa Sib. et Sm. Kottboella
hirluta Vahl, fubulata Savi. Rubigo candida. Ru-
bus ferox Veſt, ferrugineus, holofericeus Veſt., hy-
poleucus Velt., pfeudocnelius Weihe, chamaemorus.
Rudbeckia Ipatulata Mich., pennata Vent. Rumex
maritimus aureus Witherng. Ruta officinalis, tu-
berculola forsk, villofa Bieberſt, patavina L., diva-
ricata Tenor.
Saccharum aegyptiacum W. Salicornia arenaria,
Salix laxa Hoſt., octandra Sieber, Taulchii Sykora,
Sallola glauca Bicberſt., tetrandra forsk., villofa
199
Delil, virginica, oppofitifol. Desf. Salvia pendula,
fyriaca L., vertieillata lampfanaefolia R. et S., mul-
tifida Sibth., viviani Sieber. Santolina fragrantilli-
ma forsk. Satureja capitata L., Ipinoſa L. Saxi-
fraga longifolia minor St., repanda W.. valderiana,
vandelii Sternberg. Scabiola jopenfis, nudicaulis
Sieber, cretica L., limonifol Vahl. Schoenus gi-
ganteus Braun, flavus Willd., monti, virescens.
Scirpus littoralis Schrader, trichodes H. et B., glo-
meratus Rez. Scorzonera hispanica asphodeloides
Wollroth., glaltifolia Willd., finuata Wallroth, ma-
ritima, cretica W. Scrophularia filicifolia Mill.,
auriculata L. Scutellaria decumbens Sieber, fruti-
cola Desf. Secale bulbofum. Sedum Cotyledon
Jacg- fil, hirlutum All., anopetalum Del. Selinum
comprellum. Sempervivum tenuifolium Sib. et Sm.
Senecio Aegyptiacus L., fruticulofus Sib. et Sm.,
glaucescens, gnaphalioides Sieber, purpureus L. Se-
rapias cordata Sw., nidusavis Sw., ovata Sw., [pecu-
lum, microphylla Ehrh., atrorubens Hoffm. Se-
riola cretenlis L. Sesbania aegyptiaca P. Seſeli
junceum Sib. et Sm. Setaria letofa Swarz. Sida
hirfuta Mill., melilfaefolia, mutica Delil. Siebera
argentea Hoppe. Silene caelia Sib. et Sm., longipe-
tala Vent, trinervia Sib. et Maur, parviflora P. Sil-
phium Afteriscus L. Silybum [yriacum Gaertn. Si-
napis phileana Delil. Siſymbrium amphibium ter-
reltre L., barbaraefolium Delil, glaucum Sieber,
pyrenaicum L. Sium lancifolum M. Bieberſt, grae-
cum L. Solanum Balbifii Dunal, bombenſe Jacq.,
coagulans Forsk, ferrugineum Jacq., violaceum Jacg.
Solidago latifolia L. Sonchus divaricatus Desf.,
macrophyllus Willd. Spartium arboreum Desf., the-
baicum Delil, monoſpermum L, [pinolum L. Sphae-
ranthus indicus. Sphaeria ferruginea Pers., ulmi-
cola Biorna, difians. Sphenoclea zeylanica. Spi-
raea lerpillifolia. Splachnum Brauneanum Opis,
anguſtatum. Stachys mucronata Sieber, palaftina
L., Spinulofa Sib. et Sm., Ipinosa L. Staehelina
arborescens, fruticola L. Statice calpica Willd.,
maritima Miller, Echinus L. Stellaria bulboſa
Wulf. Sıellera Pallerina caule ramolo et limplici.
Stevia lanceolata. Stipa juncea L. Sueda bac-
cata, foetida. Symphytum officinale fl. rubro.
Tanacetum chamaedrys, officinale, vulgare
crispum Matt. Taxodium diſtichum Rich. Teu-
crium Arduini L., cuneifolium Sib. et Sm., divari-
catum Sieber, fruticolum L., laevigatum Vahl,
‘Tenor, [pinofum L., undulatam Lam.
200
montanum [upinumLi, träfidum Rez. creticum Lam.,
Pleudohyllopus Schret., rosmarinifolium Lam. Thap-
lia garganica. Thelephora hirfuta. Thlaspi al-
peſtre L., arabicum Vahl, axvenſe pufillum Ko-
fielecky, burlapaſtoris fimplicifolia P., recurva-
tum. Thymus Brownei Sw., canus Steven, cilia-
tus Opiz, hirtus W., marlchallianus W., fer-
pyllum floribus foemineis Veſt, [ubcitratus Schreb.
lupinus, Sylvefiris Schrader, eitriodorus Schreb.
Tigridia pavonia P. Timmia longileta. Tolpis
cretica. Tragopogon revolutus Schweiger. Tremel-
la auricula Judae, Tribulus alatus Delil. Trichera
ciliata Sprengl. Trichochloa capillaris Dec. Trifo-
lium Bocconi Savi, liguficum Savi. Trifetum ai-
roides Koll, alpeſtre Hoſt. Triticum aeltivum iner-
me, airoides Kölle, anglicum, pectiniforme R. et 8.
Tubercularia cenfluens, nigricans. Tulipa [axatilis,
fuaveolens Roth. Tullilago alba foemina W., Peta-
lites hybrida L. 4
Ulmus major Engl. bot., campeſtris fol. varie-
gatis. Uredo allii Schleich, Andropogi Opiz, Hya-
cinthi Opiz, ovata, ſegetum avenae, farinola Talicis,
linearis, miniata lini, tremelofa rhinanthi. Uro-
spermum Dalechampii Dec. Urtica incila Poir,
membranacea Poir. Ufnes hirta, barbata. Uftilago
utriculoſa. Utricularia inflexa forsk, ſtellaris L. fil.
Valeriana alarifol Dufr., tuberoſa L., officina-
lis tenuifolia. Verbascum orientale L., longifolium
Verbena
nudiflora, trifida H. et B. Veronica allioni Vill.,
chamaedrys foliis petiolatis, incila flore albo, longi-
folia R. et S., maritima glabra, | perlica Poir, pu-
bescens, pulchella Bernh. Vicia abbreviata Fi-
[cher, canescens Labil. legetalis Thuill, hirta Balb,
Vincetoxicum luteum, nigrum. Viola glauca M.
Bieberſt., lactea Rupii All., rosmarinifolia, trico-
lor caule limplici, lylveſtris, uniflora L. Viscum
orientale Willd. Webera nutans. Weillia lanceo-
lata, recurviroftra.
Xenopoma obevatum W. Xyloma leucocuas L.
L. et Dec., lalicinum umbonatum Hoppe, andro-
medae. f 5
Zanthoxylum fraxineum W. Zornix peltata
Mönch. Zygophyllum album L., fimplex L., foeti-
dum Schrad et Wendl., coccineum L. Zizyphus
volubilis L.
Litterariſcher Anzeiger.
Ruͤge eines beiſpielloſen Recenſenten-Unfugs,
begangen im ten und 7ten Stuͤck der Göttinger gelehrten Anzeigen vom 12. Januar 1822, bei
der Beurtheilung meiner Schrift: Die heilige Sage und das geſammte Religions ſyſtem
der alten Baktrer, Meder und Perſer, oder des Zendvolks, u. ſ. w. Frank—
furt a. M.
Ich wuͤrde dieſe Recenſion keiner Aufmerkſamkeit
gewürdigt haben, wäre fie nicht „unter Aufſicht ei⸗
ner Königl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften“
abgedruckt, und ſtellte ſie nicht zugleich ein Muſter alles
deſſen dar, wodurch die Kritik herabgewuͤrdigt und ents
ehrt werden kann. Man ſehe in dieſen Worten keine
Empfindlichkeit des getadelten Schriftſtellers; man leſe
dieſe kurzen Bemerkungen, und die Ueberzeugung kann
nicht fehlen: daß jeder, dem Wahrheit und Wiſſenſchaft
noch theuer ſind, ſchreiben wuͤrde, wie ich. .
Ich werde bei dieſer Ruͤge nicht dem Beiſpiele
mancher Antifritifen folgen, die nur beſtreiten, worin
der Recenſent etwa unrecht hat, aber alles mit Still:
ſchweigen uͤbergehen, worin er recht hat; ich werde
alle Satze meines Necenfenten beleuchten, mit kurzen
Anmerkungen begleiten, und am Ende uͤber Gehalt und
Zweck dieſer Recenſion das Noͤthige im Allgemeinen hin—
zufuͤgen.
Zuerſt glebt der Rec. aus der Vorrede Zweck und
Veranlaſſung meiner Sc an, und bemerkt; daß fie
nach fruͤhern Erklaͤrungen und einigen Stellen der
Schrift ſelbſt, der erſte Theil eines groͤßern Werks ſeyn
ſolle, ohne daß der Titel es beſage. Wollte Ree. dieſen
Umſtand beruͤhren, ſo haͤtte er aus der Vorrede der
von mir und von ihm angefuͤhrten Schrift: Ueber Al—
ter und Werth einiger morgenlaͤndiſchen Ur
kunden — auch die Urſach angeben koͤnnen, warum
dies ſo geſchehen iſt. Dann wird geſagt: daß ich die
heil. Sage und das Religionsſyſtem des Zendvolks ge—
wahlt hätte, damit den Anfang zu machen, weil Calle
übrigen Gruͤnde wodurch dieſe Wahl beſtimmt wurde,
verſchweigt Rec.) mir die durch Anquetil bekannt ge
wordene liturgiſche Schriftſammlung (Zend-Aveſta)
meiner Ueberzeugung nach, eine ſichere und reiche Ori⸗
ginalquelle zunaͤchſt dargeboten, und dann heißt es weis
ter: „Dieſe (Zendſchriften) kennt man aber bis jetzt nur
aus Ueberſetzungen, denen die Eigenſchaft genau erprob—
ter und eritiſch bewaͤhrter um ſo mehr noch abgehen
muß, je weniger dieſelben bis jetzt mit den noch wenig
unterſuchten, critifch bearbeiteten und verſtaͤndlich gemach—
ten Originalen haben verglichen werden können. Wenn
alſo gleich die genannten Schriften ſich nach den davon
vorhandenen Ueberſetzungen zwar wohl im Ganzen beur—
theilen und auch nuͤtzlich gebrauchen laſſen, ſo koͤnnen
dieſe Ueberſetzungen doch nicht ſtatt der eigentlichen Ori—
ginale dienen.“
Rec. geſteht zu: daß dieſe Schriften nach den vor—
handenen Ueberſetzungen im Ganzen wohl beurtheilt wer—
den koͤnnen; ſich auch von ihnen ein nuͤtzlicher Gebrauch
Litt. Anz. 3.3. 1922.
Hermannſche Buchhandlung.
1820.
machen läßt — und gerade dies, und nicht mehr iſt in
meinem Buche geſchehen. Wenn er aber hinzufuͤgt, daß
ſie nicht ſtatt der Originale dienen koͤnnen, und die
Worte ſo ſtellt, daß der Leſer glauben muß, ich haͤtte ſie
wirklich wie Originale genommen und behandelt, ſo iſt
dies eine unwahre Vorſpiegelung, die von vornherein
ein unguͤnſtiges Licht auf meine Schrift werfen ſoll. Ue—
berall, wo es noͤthig war, iſt auf die Unzulaͤnglichkeit
der Ueberſetzungen Ruͤckſicht genommen; fo wird S. 31,
nach dem uͤber Einſchiebſel, Auslaſſungen und Verſetzun—
gen im Vendidad geklagt, und eine kritiſche Bearbei—
tung des Textes gewuͤnſcht worden, hinzugeſetzt: „daß
dazu erſt eine Ausgabe in der Urſprache abgewartet wer—
den muͤſſe;“ fo wird von S. 198 bis 200 der Verfuch
gemacht, einige unaufloͤsliche Dunkelheiten, die offenbar
von Fehlern der Ueberſetzung herruͤhren, aus dem Sinn
des Ganzen aufzuhellen; uͤberall wo es moͤglich war,
wurden die Zendworte in den Anmerkungen zu Hilfe ge—
nommen, und S. 346 wird eine wichtige Frage ganz
aufgegeben, bis wir „eine naͤhere Kenntniß der Ur—
ſchrift“ beſitzen. War dies alles dem Rec. nicht genug,
und er glaubte daß den Ueberſetzungen zu viel Zutrauen
geſchenkt worden; fo hatte er ein Recht, ja die Aflicht
dies zu ruͤgen; aber zu thun als waͤre gar nicht auf
dieſen Umſtand Ruͤckſicht genommen — was laßt ſich
von dieſem Benehmen erwarten? Nichts anderes als
was folgt. — Es heißt weiter:
„Heilige Sagen nennt der Verf. die Mythen
der alten Voͤlker; Mythen aber ſind ihm Erzaͤhlungen
von Thatſachen, die ſich auf religioͤſe und kosmiſche
Ideen beziehend, als wirklich dargeſtellt, in der Erfahs
rung ſelbſt aber nicht gegeben find.” (Beil. H. I.
S. 10). Dieſe Erklaͤrung paßt nun freilich nicht auf
alles wovon jener Name noch ſonſt gilt.“
Die erſte Behauptung it un wahr. Mythen, wie
die angefuͤhrte Definition ſie beſtimmt, hab' ich nie
heilige Sagen genannt, und es gehoͤrt nur wenig Faſ—
ſungskraft dazu, um von ſelbſt zu finden, daß eine hei—
lige Sage, wie dieſe Benennung auf dem Titel mei⸗
nes Buchs genommen, und in dem Buche ſelbſt durch—
gefuͤhrt iſt, etwas anderes, und mehr ſagen will, als
eine bloße Mythe. Ob dem Rec. der Name Mythe,
noch ſonſt von etwas gilt — kann hier gleichguͤltig ſeyn
— er faͤhrt fort: 5
„Nach dem Titel des vorliegenden Werks koͤnnte
man erwarten, es ſei darin von einer heiligen Sage
der Baktrer, Meder und Perſer eben ſo eigendlich
und beſonders als von dem geſammten Religionsſy⸗
ſtem derſelben gehandelt. Das ift aber nicht geſche⸗
a 13 3
203
hen, ſondern es wird auf ſene nur beiläufig
hingedeutet, und man ſieht nicht was eigendlich zur
Sage und was zum Religionsſyſtem gerechnet wird, da
vielmehr das eine mit dem andern auf eine Art verbun—
den iſt, wonach man glauben koͤnnte, Alles werde fuͤr
Sage, und auch Alles fuͤr Religionsſyſtem ausgegeben.“
Da nun in meinem Buch der erſte Abſchnitt der
zweiten Abtheilung uͤberſchrieben iſt: Die heilige
Sage des Zendvolks ſelbſt — worin von dieſer
Sage ganz eigendlich und beſonders gehandelt, ſie
ſelbſt aus den geſammten Zendſchriften dargeſtellt, in
Zuſammenhang gebracht, durch kurze Zwiſchenſaͤtze erläus
tert, oder gezeigt wird, wo die Quellen uns verlaſſen
und die Hypotheſe aushelfen muß u. ſ. w., ſo iſt es doch
die unverſchaͤmteſte Unwahrheit wenn Rec. behaup—
tet: „es werde auf dieſe Sage nur beiläufig
hingedeutet.“
Wenn die heilige Sage nun ſelbſt ſo ganz eigend—
lich und beſonders aufgeſtellt iſt, ſo folgt der zweite
Abſchnitt, der eine Entwicklung und naͤhere Be—
ſtimmung der einzelnen, in der heiligen
Sage enthaltenen Lehren und Saͤtze, mit
Hindeutung auf ihren ſyſtematiſchen Zuſam⸗
menhang enthält, und zwar dergeſtalt, daß immer
erſt erwieſen wird: „daß ſie ſo und nicht anders in den
Zendſchriften enthalten find“, und dann „auf ihren ins
nern, ſyſtematiſchen Zuſammenhang hingedentet wird.“
S. pag. 169.
Dieſe Art der Behandlung ſcheint dem Rec. nun
zu hoch zu ſeyn; er kann in dieſen ausfuͤhrlichen Unter—
ſuchungen, in welchen bei der Beſtimmung des Einzel
nen, nie das Ganze aus dem Geſicht verloren wird,
nicht giterſcheiden was zur Sage, was zum Religions—
ſyſtem gehoͤrt! Aber iſt es denn die Schuld eines
Schriftſtellers, wenn ein Rec. nicht begreifen, nicht ver—
ſtehen kann, was ſonſt jedermann verſtaͤndlich iſt? Wei⸗
ter —
„Der Verf. will die drei genannten Voͤlker
ſchlechthin das Zendvolk genannt wiſſen (nicht
doch — ich habe nicht das geringſte dagegen,
wenn der Rec. fie nicht ſo nennen will!) weil fie
vor ihrer Scheidung in Baktrer, Meder und Perſer ein
Zend, als gemeinfchaftliche Sprache geredet haben ſollen.
Dieſe Vorausſetzung iſt unerwieſen und un⸗
erweislich. Von einem Zendvolke weiß das
Alterthum nichts.“
Daß das Alterthum den Namen: Zend volk nicht
kannte, verſteht ſich von ſelbſt, und wenn der Rec. ſeine
Worte ſo ſtellt, daß der Leſer verleitet werden muß zu
glauben, daß ich dergleichen Unſinn behauptet hatte, fo
iſt dies eben — nicht ehrlich. Sollte der Rec. aber
nicht blos den Namen, ſondern das Volk, welches ich
darunter verſtehe, mit begreifen wollen; fo gäbe er das
durch nur einen Beweis ſeiner Unwiſſenheit. Die Sache
ſelbſt iſt dieſe: ich zeige S. 65 u. ſ. w. aus Herodot
und Diodor, daß die Meder, ehe fie den Namen Wie
der erhielten, Arier hießen; daß ferner in dem nach⸗
maligen Aria, in der Gegend von Sogdiana und ſelbſt
gegen die Wuͤſte Kobi hin, Arier, Arianer und
Arimaspen ſaßen; (der letztere Name iſt ein Zend⸗
204
wort, aus Ari und Asp, Pferd, zuſammengeſetzt.)
ferner: daß die Verfaſſer der Zendſchriften das Wohn⸗
land des Volks unter dem ſie leben Ari, Ari-ema,
oder Eeri nennen, und daß dies Land alle die Gegen—
den umfaßt, in welchen die Griechen Arier finden, und
ſchließe daraus: daß hier von einem und demſelben Volke
die Rede ſei, und daß die Sprache dieſes Volks eben
die Sprache war, in welcher die Zendſchriften verfaßt
ſind; daß der eigendliche Name dieſes Volks alſo Arier
ſey, daß, da dieſe Benennung wegen der Provinz in
welcher ſich der Name Arta erhalten, eine beſchraͤnkte
hiſtoriſche Bedeutung bekommen habe, man alſo
dies alte Volk, nach ſeiner Sprache, die man nun
einmal Zend nenne, auch das Zendvolk benennen
koͤnne. Dieſe ganze Anſicht mag widerlegt werden —
was koͤnnt' ich, was würd’ ich dagegen haben, wenn
dadurch mehr Licht in dieſem Dunkel der älteften Ges
ſchichte verbreitet wuͤrde? Wenn Rec. aber glaubt er
habe die ganze Unterſuchung mit den Worten: „dies
iſt nicht erwieſen und unerweislich“ abgethan,
ſo iert er ſehr. l :
Doch mit dieſem Machtſpruch nicht zufrieden, ſoll
die Benennung: Zendvolk auch laͤcherlich gemacht
werden — daher fährt Rec. fort: 7
„Der Name Zend-Aveſta d. i. Wort des Lebens,
oder Lebenswort, beweiſt kein Zendvolk, ſo wenig als
die Manichger nach des Manes Lebensevange⸗
ltum *) das Lebens volk zu nennen find. Die alte
Sprache aber, worin die, dem Zoroaſter zugeſchriebenen
Liturgien groͤßtentheils gefchrigben find, hat man zwar
kurzweg Zend genannt, jedoch nur weil man der Spras
che ſonſt keinen Namen zu geben wüßte. Wie nun Aras
ber, Neuperſer, die Türken, Tartaren uf. w. zwar
Muhamedaner, aber nicht das Koran: oder Islamvolk
zu nennen ſind, auch nicht geſagt werden kann, daß be—
vor ſie Araber, Neuperſer, Türken und Tartaren ge—
weſen, fie die ihnen allen gemeinſchaftliche Islam-Spra⸗
che geredet hatten, oder von den perſiſch und griechiſch
redenden Manichgern des dritten Jahrhunderts, daß ſie
Zend geredet hätten, eben jo wenig paßt eigendlich die
Benennung Zendpvolk und Zendſprache, obgleich das
Wort Zend, wegen der Schriften dieſes Beinamens
auch von der Sprache, worin dieſelben zuerſt verfaßt
worden, und worin ſie noch vorhanden ſind, gebraucht
wird.“ -
Rec. verwechſelt hier 1) den Begrif der Sprache
(von der er zugeſteht, daß fie Zend genannt wird) den
ich meiner Benennung des Volks allein zum Grunde
legt, mit dem Degrif eines Buchs, das in dieſer
Sprache geſchrieben iſt, und vergleicht dies Buch nun
mit andern, in anderen Sprachen geſchriebenen Buͤchernz
und 2) verwechſelt er den Begrif dieſer Bücher wieder
*
) Der Rec, fuͤgt hier in Klammern die griechſiſche. Benen⸗
nung hinzu, [9 wie in der Folge, wo es anzubringen war,
ein perſiſches oder grabiſches Wort. Sie find hier wegge⸗
laſſen, da uberall für die Sache nichts daraus hervorgeht,
doch mußte dies hier ausdrücklich bemerkt werden, damit
der Rec, nicht glaubt man wolle einen, Theil ſeißer Gelehr⸗
ſamkeit unterſchlagen. \
f
1
—
205
mit Religionsſyſtemen welche in dieſen Büchern
enthalten ſind, vergleicht nun dies alles bunt unterein—
ander, und leitet aus dieſen laͤcherlichen Vergleichungen
noch lächerlichere Folgen her. Es tritt für den Rec.
dabei die harte Alternative ein: daß er entweder be—
kennt: er ſey unfähig fo vderfchiedene, an ſich klare Bes
griffe zu unterſcheiden, und habe unwillkuͤrlich vermiſcht,
was jeder Denkende zu unterſcheiden weiß; oder er habe
ſo ein Spielchen aus der Taſche verſucht, um laͤcherlich
zu machen, was ohne ſolche Verwechſelungen nicht wohl
laͤcherlich zu machen war Leider, wird dieſe Alternative
noch oft wiederkehren! Es heißt nun weiter:
„Ueber den Urſprung dieſes ſogenannten Zendvolks
nun, fo wie über das Alter und den Werißh der Zend—
Schriften und deren Concipienten hegt der Verf, wie
ſich weiterhin zeigen wird, ſo hohe Ideen, wie keiner
der aͤltern Beurtheiler, weil vor mehr als 30 bis
40 Jahren unerweisliche Hypotheſen noch
nicht als anerkannte Geſchichte geltend ge⸗
macht werden konnten noch durften.“
Wie unbekannt mit der Geſchichte der hiſtoriſchen
Forſchung uͤberhaupt, muß ein Mann ſeyn, der die letz—
ten Zeilen ſchreiben konnte! doch der Rec. denkt hier al⸗
lein an den Zend-Aveſta, und was etwa Kleuker
darüber in den genannten Jahren ſchrieb, und. fährt fort:
„Es ſollen aber die wahren Unterſuchungen uͤber
das morgenlaͤndiſche Alterthum erſt beginnen, und daher
„noch (faſt) unbeſiegbare Schwierigkeiten darüber obwal—
ten, welche den anhaltendeſten (anhaltenden) Fleiß von
mehren Generationen nach einander erſordern, um zu
genügenden Reſultaten zu gelangen.“ Wenn aber der
Verf. ſeinen „mit nicht geringen Schwierigkeiten ver—
knuͤpften Weg, noch ziemlich unbebahnt betreten“ haben
will (Vorr. S. VIII.) ſo ſoll dies wohl von den kuͤnf—
tigen Theilen des großen Werks mehr, als von dem ger
genwärtigen zu verſtehen ſeyn; denn uͤber die Religion
der alten Perſer und uͤber die Schriften des Zend-Aveſta
iſt doch wohl etwas aufs Reine gebracht, und vielleicht
mehr geleiſtet als über die Mythologie der
uͤbrigen aͤlteſten Volker (alſo auch wohl der
Griechen?) wenn auch dieſe längſt nicht mehr lerra
incognita ſind.“ f
Die erſten durch „ — “ ausgezeichneten Worte, hat
Rec. mit wohlmeinender Abänderung, wie die eingeklam⸗
merten Wörter beweiſen, von S. 55, des J. Hefts mei⸗
ner Beitrage abgeſchrieben, wo ſie in Beziehung auf
das Studium der aͤlteſten Religion und Geſchichte der
Voͤlker Aſiens uͤberhaupt, und der aͤlteſten Religion und
Geſchichte der Hindu insbeſondre ſtehen, wovon
jeder ſich überzeugen kann, der jenen Aufſatz lieſt. Wer,
nun weiß daß die alten Urkunden der Hinbu erſt ſeit
wenigen Jahren anfangen uns zuganglich zu wer⸗
den, wird die obigen Worte nicht mißverſtehen; nur,
der Rec. hat von dem Allen keine Ahnung !—
Es drängt ſich bei dieſen Worten noch eine andre
Bemerkung auf. Der Rec., begleitet gewöhalich, wenn
er Worte meiner Schrift anfuͤhrt, dieſelben mit einem
Citat; hier unterläßt er es, fest die Worte aber mit
andern, die aus der Vorrede des gegenwärtigen Werks
genommen, und mit dem Citat der Seite verſthen ſind,
Fein ie.
—ůꝛů —
— g——ä—
206
in eine ſolche Verbindung, daß der Leſer verleitet wer,
den muß zu glauben: auch dle erſten Worte ſtaͤnden in
dieſer Vorrede; wo ſie wenigſtens am unrechten Orte
ſtaͤnden. Kam das fo von ungefahr? Merkte der Nee.
nicht, daß dadurch eine irrige Anſicht in dem Leſer her
vorgebracht werden koͤnne? vielleicht — vielleicht auch
nicht. Was den gebahnten oder ungebahnten Weg, und
alles das betriſt, was früher uͤber die Zendſchriften ge-
leiſtet worden iſt, ſo werd' ich in der Folge darauf zus
ruͤckkommen. f
Bis dahin hat ſich der Rec. mit dem Titel meiner
Schrift und einigen Worten der Vorrede beſchaͤſtigt;
endlich kommt er zu ihr ſelbſt.
„Dieſer erſte Theil des großen Werks (das ſoll
Ironie ſeyn!) zerfällt nun, außer der Vorrede (S. I. — X.)
und einer Einleitung von 39 Seiten, in drei Abthei—
lungen, wovon jede mehrere Abſchnitte hat, deren In⸗
halt etwas naͤher angezeigt, und, ſo weit es die
Einrichtung dieſer Blaͤtter erlauben will,
wenigſtens theilweiſe beurtheilt werden ſoll.“
Es wird ſich bald Gelegenheit finden, dieſen Vor—
behalt der theilweiſen Beurtheilung, die durch die
Einrichtung der Blätter nöthig werde, näher zu
beleuchten. 6
„Die Einleitung hebt mit der Erklaͤrung an, wie
wuͤnſchenswerth es ſey, die religioͤſen Ueberlieferungen
der alten Voͤlker in ihrer Urgeſtalt kennen zu lernen,
wenigſtens die daraus entſprungenen heiligen Sagen
ſo entwickelt zu ſehen, „daß in dem Gemeinſamen aller
Sagenſpſteme ein Abglanz des erſten Urquells aller hei—
ligen Sagen erſcheine.“ Daß dieſer Urquell aber in eis
ner urerſten göttlichen Offenbarung, oder einer uns
mittelbaren Fürſorge und Mitwirkung von Seiten
Gottes zu ſuchen ſey, dagegen erklärt ſich der Verf. an
mehreren Stellen. Er hält jedes unmittelbare göttliche
Zuthun für unnoͤthig und uanätz, weil die bloße Mens
ſchennatur ihm für alles genügt, was aus dem Mens
ſchen bisher geworden iſt, und noch werden wird.
(Vergl. Beitraͤge H. 1. S. 93.) Der Urquell aller heis
ligen Sagen iſt dem Verf. vielmehr die erſte ſinnliche
Auſchauung und Verehrung der Naturkoͤrper, beſonders
der Sterne und Elemente, denen die Vernunft
nach und nach Ideen der geiſtigern Phanta⸗
fie angebidet habe (und ſolcher Unſinn wird
mir angedichtet!) Nach einzelnen Andeutungen aber,
läuft jene ſinnliche Anſchauung auf etwas ſo Rohes hin⸗
aus, daß man nicht fieher, wie es die Mühe und den
Fleiß mehrerer Generationen belohnen kann, ein ſo
troſtloſes Refultat von Urguell (1) zu ger
winnen.“ f a 1 *
Der Rec. behauptet hier 1
1) daß ich als Urquell aller heiligen Sagen
(in der angeführten Stelle meiner Beittäge iſt die
Rede vom Daſeyn Gottes, von dem Glauben an
Unſterblichkeit und dem Verhaͤltniß der Menſchen
gegen Gott.) keine urerſte Offenbarung Got⸗
tes annehme, — n 8
2) aus Feine i et Fuüͤrſorge und Mit⸗
wirkung von Seiten Gottes; daß ich vielmehr die⸗
er fen Urguell © N tles; daß , hirlmehr *
E 1156617 410160
Wan ein
207
3) in ſinnlicher Anſchauung und Verehrung der Na
turkoͤrper, und etwas ſo rohem faͤnde daß ſichs der
Muͤhe und des Fleißes nicht belohne es zu finden.
So viele Behauptungen, ſo viele Unwahrheiten!
Rec. ſpricht von „einzelnen Andeutungen“ woraus
er folgert, ohne eine namhaft zu machen, und beruft
ſich dann auf eine Stelle im erſten Heft meiner Bei—
träge, Da dieſe Stelle aber, wie wir hier gleich ſe⸗
hen werden das gerade Gegentheil von dem ſagt, was
Rec behauptet; fo ſchreibt er nur die Worte ab,
welche zu ſeinem Zweck dienen; die Saͤtze aber,
welche das Gegentheil beſagen, läßt er weg,
und da das noch nicht ganz auslangt, vertauſcht er
einen Ausdruck mit einem ganz andern, wie
er zu ſeinem Zwecke paßt. Dieſe Beſchuldigung
iſt hart; iſt das Haͤrteſte was einem Schriftſteller zur
Laſt gelegt werden kann — aber die Thatſache liegt vor
Augen.
In der Stelle worauf Rec. ſich bezieht (Beitraͤge
H. I. S. 93) iſt die Rede von den Hauptlehren der
Religion der Hindu, und der Meinung Fr. v. Schle⸗
gels, daß Gott den Hindu dieſe Lehren unmittelbar
offenbart haben muͤſſe, weil die bloße Vernunft fie nicht
finden konne; worauf ich denn die Worte hinzuſetze
welche hier in Betracht kommen. — „Ich kann dieſer
Anſicht (Schlegels) nicht beitreten, weil ich der Ue—
berzeugung lebe daß der Funke der Gottheit,
welcher dem Menſchen als Menſch einwohnt,
auch auslange ihn zu dem zu machen, was er geworden
iſt, und noch werden ſoll, ohne einer ſolchen unmit-
telbaren Nachhilfe zu bedürfen Die Offen⸗
fenbarung Gottes an die Menſchen liegt in
der Natur, in ihr ſoll er ſich ſelbſt verſtehen
lernen, und wird dann in ſich ſelbſt die Of⸗
fenbarung wieder finden, die von außen
ihn anregt.“
Worauf es nun in dieſen Worten ankommt, ſieht
jeder verſtaͤndige Leſer auf den erſten Blick. Schlegel
behauptet: die menſchliche Vernunft iſt unfaͤhig die
Grundwahrheiten der Religion (wie ſie bei den Hindu
vorkommen) fuͤr ſich zu erkennen; Gott mußte ſie den
alten Hindu alſo unmittelbar offenbaren. Ich
behaupte dagegen: die menſchliche Vernunft reiche hin
jene Wahrheiten aus der mittelbaren Offenba⸗
zung Gottes in der Natur zu erkennen — eine Meis
nung die ſchon Paulus ausſpricht. Dieſe Begriffe von
unmittelbarer oder mittelbarer Oſfenbarung Got⸗
tes, worinn hier der Gegenſatz beſteht, unterſchlaͤgt
der Rec und ſetzt ſtatt derſelben: urerſte Offenba⸗
ung Gottes, welche doch wohl ohne allen Wider:
en gerade die Offenbarung Gottes in der Natur iſt,
die ich mit klaren Worten als den Urquell angebe,
woraus die Vernunft des Menſchen ſchoͤpft. Gleich—
wohl behauptet der Rec. nun ferner: ich fande den Ur⸗
quell aller heiligen Sagen (was hier, wenn über
haupt Verſtand in dem Vorwurf liegen fell, fo viel
heißt: als den Urquell aller Religion) in rohem finns
lichen Anſchauen und der Verehrung der Nature
koͤrper. Alſo nicht einmal das Mittel, wodurch un
206
fere Vernunft die Kenntniß der Natur und die Offene
barung Gottes in ihr erlangt, weiß der Ree. von dem
zu unterſcheiden, was da erlangt wird, und was da
erlangt!
Um die religioͤſen Grundſaͤtze meines Buchs vers
daͤchtig zu machen, geht der Rec. aber noch weiter—
Wenn ich in den oben angeführten Worten fage: daß
die Vernunft bei der mittelbaren Offenbarung in der
Natur, keine „unmittelbaren Nachhilfe Gottes
beduͤrfe“ fo laßt er das Wort: Nachhilfe, weg;
und ſchiebt ſtatt deſſen: Fürſorge Gottes, ein. (der
Begriff der Mitwirkung, den er noch einſchiebt, iſt
unpaſſend, da er unmittelbar oder mittelbar ge⸗
dacht werden kann.) Iſt denn das aber einerlei? Weiß
der Rec. denn nicht, daß alle Fuͤrſorge Gottes, ſie
mag in Bezug auf das ganze Geſchlecht der Men—
ſchen, oder auf ein Individuum gedacht werden, nur
als unmittelbar gedacht werden kann; und von je—
manden behaupten: er nehme keine unmittelbare: Fürs
ſorge Gottes an, ſo viel iſt als behaupten: er nehme
gar keine Fuͤrſorge Gottes an? Merkte er dabei nicht,
daß eine Behauptung der Art, auf den gefunden Vers
Verſtand deſſen, der eben erklaͤrt hat: daß er in der
ganzen Natur eine Offenbarung Gottes an die Menſchen
erkenne, ein wahres Pasquill iſt? — Es heißt weiter:
„Nach einer Rüge des Verf. (fo nennt Rec. die
Worte: „es iſt — bei der Alterthumsforſchung
— die ſorgſamſte Prufung nothwendig, um ſich
vor zwei Abwegen zu hüten, welche von neuern
Schriftſtellern haufig betreten werden.“) ſollen
viele neuere Schriftſteller blos Ungleichſcheinendes fuͤr
verſchieden, und Sleichſcheinendes, feinem Urſprunge
nach fuͤr einerlei halten. Das kann wohl ſeyn. Es
kommt aber bei ſolchen Regeln, die als Regeln ſich leicht
von ſelbſt geben, weniger auf ihre (ie) Worte, als
auf ihre Anwendung an. Durch jene wird die richtige
Anwendung weder hervorgebracht, noch die ſchlechte vers
hindert, wie ſelbſt dieſes Werk dazu Beweiſe genug lies
fert; (und doch wird nicht eins namhaft ges
macht!) ſelbſt des Verf. Oppoſition gegen Creuzers
Symbolik (hier ſpringt Rec. mit einem Mal wie
der von dem vorliegenden werk ab, und geht
auf das erſte Heft meiner Beiträge über) iſt das
von nicht frei, wenn er gleich deſſen Methode und Rs
ſultate mit einem kaleideſtopiſchen Farben- und Figuren-
ſpiel vergleichen zu muͤſſen glaubt.“
Sonderbar, daß Alles was mir bis jetzt von dem
vor Augen bekommen haben, was gegen meine Aeuße⸗
rungen über Creuzer und feine Symbolik geſchrieben
worden iſt, aus Behauptungen beſteht, bei welchen Bits
terkeit den Mangel an Gründen, oder ein plumper, des
Gelehrten unwürdiger Ton, den Mangel an Vertrauen
auf die Wahrheit der einzelnen Sache verſtecken ſollen.
Mit beiden geruͤſtet tritt man ruhig in die Schranken,
und uͤberlaͤßt die Entſcheidung dem öffentlichen Urthell.
„Wenn — fährt Rec. fort — das Menſchengeſchlecht
(S. 7 — 8) von einem ganz rohen Naturſtande ausge⸗
gangen, ſich nach und nach zur Menſchlichkeit emporge⸗
bildet hat, und dieſe Behauptung wie der Verf. meint,
auf noch nicht widerlegten Grunden beruhet,
209
ſo koͤnnen wenigſtens die ihm dafür gelten»
den, nicht beweiſend ſeyn.“
\ Schwerlich möchte in irgend einer gedruckten Re—
cenſion, wo auch immer fie ſich findet, eine Behauptung
zu finden ſeyn, welche dieſer an die Seite geſetzt zu
werden verdiente. In meiner Schrift heißt es: von al⸗
len Hypotheſen uͤber den Anfang der Kultur unter den
Menſchen, beurkundet ſich die als die wahrſcheinlichſte,
welche das ganze Geſchlecht von einem rohen Natur—
ſtande ausgehen, und ſich nach und nach zur Menſchlich—
keit emporbilden läßt. Wir wiſſen wohl, was ge—
gen dieſe Meinung geſagt worden iſt; allein
ſie ruhet auf noch nicht widerlegten Gruͤn⸗
den.“ Jeder der faͤhig iſt Geſchrlebenes zu verſtehen,
wird den Sinn dieſer Worte faſſen; wird darinn einen
Ruͤckblick auf den lange geführten Streit über dieſe Hy⸗
potheſe, und das Urtheil finden: daß die Gruͤnde welche
von den verſchiedenen Schriftſtellern für dieſelbe aufge—
ſtellt worden, durch die dagegen aufgeſtellten noch nicht
widerlegt ſind. Hier meint der Rec. nun: daß die
Gruͤnde welche mir als unwiderlegt gelten —
obwohl ich keinen einzigen namhaft mache —
nicht beweiſendſeyn koͤn nen! Liegt dar⸗
inn eigendlich wohl Menſchenverſtand? Vielleicht wollte
Rec. aber etwas anderes fagen, als was die Worte aus:
drücken, wie, freilich auf Koften der Logik, aus dem
Nachfolgenden zu erhellen ſcheint. Ich füge namlich
nach obigen Worten in meiner Schrift ein, die Hypo—
theſe im ganzen erläuterndes Beiſpiel hinzu, in wels
chem der einzelne Menſch in feiner phyſiſchen und geiſti—
gen Entwicklung als Nepräfeniant feines ganzen Ges
ſchlechts dargeſtellt wird. Dies eine Beiſpiel, ſcheint
Rec. zu glauben, enthalte nun alle die Gründe welche
mir noch als nicht widerlegt gelten! Freilich ſollte man
wohl annehmen koͤnnen, ein Rec. müffe wiſſen, daß
das auf dem eigendlichen Felde der hiſtoriſchen Forſchung,
wo allein dieſe Frage gruͤndlich entſchieden werden kann,
ein Beiſpiel, ſei es noch ſo treffend, nur deutlicher ma—
chen, nie beweiſen kann. Der Rec. läßt: ſich indeß
auf nichts ein, und zieht ſich ſchnell aus der Affaire —
es heißt: ö
„Es ſoll naͤmlich wie der einzelne Menſch zuerſt po—⸗
lypiſch ſey, dann thieriſch werde, darauf geſchlechtlich u.
ſ. w. ſo auch das ganze Geſchlecht den roheſten Anfang
haben nehmen muͤſſen.“ Die Voͤlker in den abgeriſſe—
nen Laͤndern des Suͤden beweiſen dafuͤr eben ſo wenig.
(und warum nicht?) Es iſt hier nicht der Ort
uns hierauf einzulaſſen.“
Ich daͤchte doch. Wer ſich berufen fuͤhlt ein Werk
wie das meinige oͤffentlich zu beurtheilen, ſoll eine Hy⸗
potheſe, die wie dieſe als eine Grundanſicht des Ganzen
angekündigt, und durch die Unterſuchung ſelbſt gerecht—
fertigt wird, der Prüfung unterwerfen. Seine Recen⸗
ſion iſt ganz eigentlich und insbeſondere der Ort wo
dieſe Prüfung hingehoͤrt; und ſich durch eine fo kahle
Ausflucht davon loszumachen wie dieſer Rec. (der viel
leicht hier zu „der Einrichtung dieſer Blätter“
ſeine Zuflucht nimmt) beweiſt entweder: daß er die Wich⸗
tigkeit der Hypotheſe für das ganze Werk nicht begriff;
oder: daß er feine Pflicht als Rec. nicht kannte, oder
Litt. Anz. 3. J. 1822,
—
2189
daß er ſich unfaͤhig fühlte dieſelbe zu erfuͤllen. Vielleicht
finden bei dieſem Rec alle drei Fälle zugleich ſtatt.
„Wer — heißt es nun weiter — ganz „freie und
natur wiſſenſchaftliche Anſichten“ haben will, der mag
mit J. G Buhle (Ueber den Urſprung und das Les
ben des Menſchengeſchlechts u. ſ. w. Braunſchweig 182190
die menſchlichen Prototypen ſo gut wie die der Pilze
aus Ludern, Inſecten und Elephanten aus der leben—
ſchwangern Erdoberflaͤche automatiſch hervorgehen, oder
die Erdkruſte durchbrechen laſſen. Denn fo bald er eis
nes Schoͤpfers bedarf, iſt es mit ſolcher Naturwiſſen—
ſchaftlichkeit aus.“
Ich kenne dies Werk von Buhle nicht; und —
was ſoll uͤberhaupt dieſer Seitenhieb in einer Beurthei—
lung meines Buchs? Rec. fahrt fort:
„Des Verf. Argumentationen fehlt es nur zu oft
an wahrer Logiſtikk Nach S. Io. hat ſich die Sprache
der Menſchen einſilbig gebildet, wie das Kind anfaͤngt
in einzelnen Toͤnen zu ſprechen. Das Kind lernt reden,
aber nicht von ſelbſt (2) ſondern nur nachahmend, wenn
es nicht taubſtumm ft, (welche Blaſſe von Le—
ſern muß der Rec. ſich wohl gedacht haben, da
er dieſe Bemerkung noͤthig hielt!) die Toͤne ſeiner
Mutter oder Amme u. f. w. und nur dieſe. Welche
Muͤtter oder Ammen hatten die erſten Menſchen?“
Uebler konnte Rec. ſich nicht ſtellen, als durch dieſe
Logiſtik! zuerſt das demuͤthigende qui pro quo mich mit
Herdern zu verwechſeln, und mir gar als Mangel an
wahrer Logiſtik vorzuwerfen — worin der Denker Her—
ders philoſophiſchen Geiſt findet! Ich ſage in der ange—
führten Stelle meines Buchs der Bildung der Sprache;
„So wie das Kind anfaͤngt in einzelnen Toͤnen zu ſpre—
chen, bildete ſich auch die Sprache uͤberhaupt und mußte
folglich anfangs — (und da ich mich nicht gern mit
fremden Federn ſchmuͤcke, ſchob ich ein:) wie Herder in
feiner Abhandlung uͤber den Urſprung der
Sprache ſehr gut zeigt — aus einfachen Tönen bes
ſtehen u ſ. w.“ Ein beſonderes Citat aus Herder glaubt
ich entbehren und annehmen zu koͤnnen, daß Herders
treffliche Abhandlung und die mannichfache Anwendung
die er von dem Beiſpiele des redenlernenden Kindes auf
die Bildung der Sprache Überhaupt macht, den Leſern
meines Buchs bekannt waͤren. Ich haͤtte ſonſt die
ſchoͤnen Worte (Ideen zur Geſchichte der Menſchheit.
Th. I. p. 73) anführen koͤnnen, wo es von den Stamm—
woͤrtern der aͤlteſten Sprachen heißt: „Sind dieſe Stamm—
wörter Schaͤtze und Abſtraetionen aus dem Verſtande
Gottes, oder find ſie die erſten Laute des horchenden
Ohrs, die erſten Schaͤlle der ſtammelnden Zunge? das
Menſchengeſchlecht in ſeiner Kindheit hat
ſich eben die Sprache geformt, die ein Uns
muͤndiger ſtammlet: es iſt das lallende Woͤr⸗
terbuch der Ammenſtube u. ſ. w.“
Aber ſo trift wohl Herdern ſo gut wie mich der
Vorwurf eines Mangels an „wahrer Logiſtik“? Keines⸗
wegs, er bleibt allein auf dem Rec. haften, der ſo gar
unfaͤhig iſt hier zu bemerken, daß ſo wohl bei Herder
als in obiger Stelle meines Buchs, weder von der pfei⸗
fenden, noch wogenden, noch krachenden Natur die
Rede iſt; ſondern allein von der geiſtigen Natur
14
211
des Menſchen, der die aͤußern Toͤne hört und an—
faͤngt darüber zu reflectiren, gleichviel dieſe Toͤne kamen
von einem „bloͤkenden Schaafe (welches Beiſpiel Herder
anfuͤhrt) oder von der Amme.
Dieſe Unfähigkeit auch die einfachſten Begriffe von
der rechten Seite zu faſſen, verleitet den Rec. weiter zu
ſchreiben: :
„Aber auch hieraus (d. i. aus dem Hören der ſchal—
lenden, ſchnarrenden u. ſ. w. Natur) folgt nicht, daß
Gott zu ihrem Beiſtande und zur Bildung der urſprüng⸗
lichen, ſonſt verlaſſenen Menſchen nicht noch et⸗
was mehr, als die ſtumme und lautbare Na⸗
tur um fie her, bewirkt haben konne.“
Nun freilich! der Rec. kennt eine rauſchende, pfetz
fende, krachende, und noch mehr Naturen; aber unter
alle den u. ſ. w. Naturen ſcheint ihm eine ganz fremd
und unbekannt geblieben zu ſeyn — die vernünftige,
denkende Menſchennatur, die eben das „etwas
mehr“ iſt, das Gott den Menſchen außer der ihn um—
gebenden ſtummen und lautbaren Natur nicht allein bes
wirken konnte, ſondern wirklich ihm gab, damit er
nicht verlaſſen ſey.
„Selbſt — faͤhrt Rec. fort — der verewigte Her⸗
der wollte einſt, nachdem er durch J G. Hamans
Kritik über feine Abhandlung vom Urſprunge der Spra⸗
che noch auf etwas andere Gedanken gekommen war,
dazu einen zweiten Theil, als eine Art von Berichtigung
(feiner oder Samans Anſichten ?) ſchreiben, es iſt
aber unterblieben.“
Wer Herders Geiſt aus Herders Schriften kennt,
wird wiſſen was er von dieſem Wollen zu halten hat;
Rec. hat ſo eben bewieſen daß er weder den einen noch,
die andern begreift. Er ſchreibt weiter:
„Daß die Hindu, Baktrer, Sineſen, Aegypter weit
Ältere Völker ſeyen, als die Hebraͤer, Chaldaͤer, Aſſyrer,
Phoͤnizier u. ſ. w. (S. 13.) läßt ſich aus den Schriften
und Mythologien jener Völker eben fo wenig darthun,
als mythiſcher Aberglaube dafuͤr Gewaͤhr leiſten kann,
daß die Tuelle der mofaifhen Schriften im Zend-Aveſta
(von den Zendliturgien an bis auf den Bun, Dehrſch) zu
ſuchen ſeyn. 9
Darin find nun drei Beſchuldigungen ausgeſpro⸗
chen. Ich ſoll behaupten:
3) Die Hindu, Baktrer u. ſ. w. ſeyen weit ältere
Voͤlker, als die Hebraͤer, Aſſyrer u. ſ. w.
2) ich ſoll dies aus den Schriften und Mytho⸗
logien jener Voͤlker darthun wollen, und
3) ich ſoll behaupten: die Quellen der moſaiſchen
Schriften ſey im Zend⸗Aveſta zu ſuchen.
Was dabei der „mythiſche Aberglaube“ verdiente,
mag erlaſſen feyn, doch muß ichs mit den Beſchuldigun—
gen ſelbſt ſtrenge nehmen. In Bezug auf die beiden
erſten beruft ſich Rec. auf S. 18. meines Buchs —
und was findet ſich da? Folgende Worte: „Unter den
Voͤlkern welche ſich zuerſt in der Geſchichte darſtellen,
ſtehen die Hindu, Bakrer, Sineſen und Aegopter oben
an. Jedes dieſer Voͤlker behauptete das Altefte zu feyn,
und die Behauptug eines jeden hatte unter den Grie⸗
chen Anhänger Die Magier in Baktrien und Perſien
*
und Gefetze die ſich darauf beziehen
212
wurden von Ariſtoteles und Klearch allen andern
vorgeſetzt. Es moͤchte ſchwer ſeyn zu entſcheiden, welches
dieſer Volker „älter oder jünger ſey; fie ſtehen alle als
Stammvoͤlker unſeres Geſchlechts da. Auf ſie folgen
dann Aſſyrer, Chaldaer, Phoͤnizier, Hebraͤer, Griechen,
Roͤmer u. ſ. w.“ Wer weiß nun aber nicht, daß das
frühere oder fpätere Sichtbarwerden, ſich darſtellen
eines Volks in der Geſchichte, ſich blos auf relative Ver-
haͤltniſſe deſſelben bezieht, und uͤber das wirkliche Alter
der Voͤlker gar nichts entſcheidet? Von gleich alten Voͤl⸗
kern kann eins fruͤher in der Geſchichte ſichtbar werden
als das andre ja das jüngere kann dem ältern voraus
gehn. Wo fand der Rec. nun das „weit älter“
ſeyn jener Völker ?. Ich foll es aus den Schriften und
Mythologien jener Voͤlker darthun wollen. Aber
jeder der leſen kann ſieht: daß ich mich allein auf die
Geſchichte berufe. Wollte der Ree. ſich hier vielleicht
auf eine nachfolgende Unterſuchung berufen, wo aus hie
ſtoriſchen Bruchſtuͤcken im Vendidad gezeigt wird,
daß das Zendvolk ſeine Wohnſitze einnahm, wie Ninive
und Babylon wahrſcheinlich noch nicht vorhanden ma
ren; fo haͤtt' er auch dort finden muͤſſen, daß die
Glaubwuͤrdigkeit jener Nachrichten vorzuͤglich auf die
Zeugniſſe des Herodot, Diodor u. ſ w. geſtuͤtzt wird,
da dieſe alle die Gruͤndung der aſtyriſchen und babylonl⸗
ſchen Reiche in einen Zeitpunct ſetzen, wo über den Ti
gris und Indus hin ſchon bluͤhende und große Reiche
vorhanden waren. 8 a R
Rec. der nie wo es moͤglich iſt, die Seite anzuführ
ren unterlaͤßt, die den Nachweis feinen Behauptungen
enthalten ſoll; fuͤgt der dritten Beſchuldigung kein Citat
hinzu, und zwar aus der natürlichen Urſache nicht, weil
in meinem ganzen Buche ein Unſinn der Art gar nicht
zu finden iſt. Ich vergleiche einmal die Geſchichte des
Suͤndenfalls wie fie im Moſes und in den Zendſchrif—
ten erzahlt wird, und zeige wie durch die Vergleichung
beider das Ganze erklaͤrlicher wird; ich beweiſe dann,
vorzuͤglich von S. 454 an, daß die Begriffe von Rein
und Unrein in der Koͤrperwelt beim Moſes dieſel⸗
ben ſind, wie im Vendidad, und einige Vorſchriften
diefelben find
wie im Vendidad u. ſ. w. und füge dann hinzu: „daß
Moſes wirklich die Geſetze Zoroaſters gekannt, oder
was eben fo möglich iſt, mit jenem Geſetzge⸗
ber aus einer Quelle geſchöpft habe“ iſt —
durch dieſs auffallende Uebereinſtimmung — außer Zwei⸗
ſel. Heißt das nun behaupten: die Zendliturgien bis
zum Bun⸗-Deheſch ſeyen die Quellen der moſai⸗
ſchen Schriften? Iſt der Rec. wirklich nicht fähig
einzuſehen daß ich etwas ganz anderes fage, als er mich
ſagen laßt, oder — — f Win
Es heißt nun weiter: a 9
„Daß die Baktrer, Mederund Perſer noch ein und
daſſelbe Volk, gleichzeitig mit den aͤlteſten Indiern, Si⸗
neſen und Aegyptern erſcheinen, ſpricht der Verf. (S. 14)
als einen erwieſenen Satz aus. Möglich: iſt es, daß die
zuerſt genannten drei Voͤlker gemeinſchaftlichen Urſprungs
waren: wann aber und woher ſie ihre dret Namen
erhalten, um ſich dadurch als drei Volker zu unterfcheis
den, und daß ‚fie, bevor ie Vaktrer, Meder und Per,
213
fer. geworden, ſaͤmtlich die Sprache der Zendliturgien
geredet hatten, daruͤber koͤnnen bloße Sumtionen keine
Gewähr teilten.“ 156
Das Alles iſt ſchen bei der Kritik des Titels zur
Sprache gekommen, und dort beantwortet.
„In Anſehung der Frage wegen der Glaubwuͤrdig—
keit (ſoll heißen: Aechtheit) der Schriften des
Zend Aveſta, glaubt der Verf, mis Heeren, daß ſie die
Feuerprobe der Kritik uͤberſtanden hätten, hinzuſetzend,
es ſey völlig gleich, wer der Verfaſſer dieſer
Schriften geweſen, wenn ſie nur ſchon vor Alexan⸗
ders Eroberung von dem Volke ſelbſt als die aͤchte, zu—
verlaͤſſige Quelle ſeiner heiligen Sagen waͤren anerkannt
worden. (S. 15).““ 5
Schlaͤgt man dieſe Seite meines Buchs auf, ſo
zeigt ſich das Verfahren des Rec. in dem veraͤchtlichſten
Lichte. Ich ſage in der angefuͤhrten Stelle: „Bei der
Vieldeutigkeit des Wortes Aechtheit, wollen wir den
Begrif genau beſtimmen, den wir hier in Bezug auf
unſeren Zweck damit verbinden. — — Die Frage
über die Aechtheit des Zend-Aveſta iſt nun keineswegs:
ob Zoroaſter wirklich der Verfaſſer dieſer Schriften iſt;
ſondern: ob es dieſelben Schriften, oder Theile der
Schriften ſind, welche die alten Perſer ſchon beſaßen,
und Zoroaſter zuſchrieben? Beide Fragen ſind weſentlich
verſchieden. Ob Zoroaſter wirklich Verfaſſer einiger die⸗
fer Schriften ſey, oder ſeyn koͤnne, darauf werden wir
bei der Pruͤfung der einzelnen Theile derſelben zuruͤck⸗
kommen; für unſeren Zweck hat dieſe Frage überhaupt
nur einen ſehr untergeordneten Werth. Indem wir die
heiligen Sagen dieſes alten Volks darſtel⸗
len wollen, genügt es, dieſelben Schriften
vor uns zu haben, welche dies Volk felbſt als
die Quelle ſeiner heiligen Sagen erkannte;
und es iſt dabei völlig gleich, wer eigend ich
der Lerfaſſer dieſer Schriften war; ob Sie
einige Jahrhunderte fruher oder fpursr
verfaßt, wenn ſie nur von dem Volke ſelbſd,
während der Blüthe ſeiner Religion und ſei⸗
ner Bildung, d, i. vor der Eroberung Alexan⸗
ders, als die achte, zuverläffige Quelle ders
ſelben anerkannt wurden.“
Die hier bei einem beſtimmten Gebrauch je⸗
ner Schriften und durch einen klar dabei ausgeſproche—
nen Zweck behauptete Gteichgäitigkeit- der Verfaſſer
ſtellt nun der Rec. mit Verſchweigung des Gebrauchs
mund des Zwecks, als allgemein aufgeſtellt auf. Be⸗
grif er nicht, daß er den hiſtoriſchen und kriti⸗
ſchen Sinn deſſen, dem er eine ſolche Behauptung un⸗
terſchiebt, oͤffentlich an den Pranger ſtellt? Fuͤrchtete er
nicht, daß dies Benehmen aufgedeckt werden, und er
dann ſelbſt dieſe Stelle einnehmen koͤnne 27
Unmittelbar nach obigen Worten, und in Bezie⸗
hung auf dieſelben, fahre der Her. fort: |
„Allein gerade dies laßt ſich von ihnen in ihrer
jetzigen Geſtalt, und ſo weit ſie uns bekannt
find (2) nicht eroeiſen; am wenigſten hat dies Kleu⸗
ker behaupten wellen (Siehe deſſen Anhang zum Z. A.
B. 2. Th. 1. S. 186 u. ſ. w. Zend-⸗Aveſta im Kleinen
Riga 1789 Th. 1. S. 34 — 48.) Zum Beweiſe der
u
214
Glaubwuͤrdigkeit (Aechtheit) dieſer Schriften iſt Rec. hier
nichts vorhin Unbekanntes vorgekommen, wohl aber meh⸗
rere Behauptungen die er für unerweislich haͤlt“—
So wie die Worte hier geſtellt ſind, muß der Le—
fer verleitet werden zu glauben: ich hätte behauptet die
Zendſchriften hatten ſchon vor Alexanders Eroberung die
Geſtalt gehabt, in welcher fie uns jetzt vorliegen; gleich
wohl ſuch ich im Gegentheil zu zeigen: wie in genem
verwuͤſtenden Zuge einzelne Theile und Bruchſtücke Iraug
Schriften ſich hätten erhalten koͤnnen und muͤſſen, worau
dann in der Folge die jetzige Geſtalt dieſer Bucher her—
vorging. 5 j
Kleukers große Verdienſte um den Zend-Aveſta
hab' ich ganz anerkannt, und keines derſelben mir. zus
geeignet; daß Kleuker, aber nicht erwieſen hat, auch
wohl nicht hat erweiſen wollen was ich, in Bezug auf
die Aechtheit jener Schriften glaubte wirklich erwieſen
zu haben, muß jedem klar ſeyn der ſeine und meine
Schriften vergleicht. Dies Nichtthun und Nichtwollen
Kleukers ſoll doch wohl kin Grund gegen meinen Bes
weis ſeyn? Waren dem Rec. die Quellen bekannt wor⸗
aus ich nahm was in meinem Beweiſe wahr iſt —
warum nennt er ſie nicht? Den Glauben auf fein Wort
hat er verwirkt! Ars 3
„Die mündliche, und ſchriftliche Ueberlieferung —
heißt es weiter — der Altern und neuern Parſen, daß
während Alexanders Herrſchaft der groͤßte Theil ihrer
geheiligten Schriſten verloren gegangen, (ſoll hei⸗
ßen: verbrannt worden) ſey, will der, Verf.
(S. 19 — 21) hoͤchſtens von einigen Exempla⸗
ren gelten laſſen.“ 2
Wer ſich die Muͤhe giebt in mein Buch zu ſehen,
wird finden, was ich hier in der Kuͤrze ausziehe. Die
Parſen behaupten: Alexander habe alle Exemplare ihrer
heiligen Schriften zuſammenbringen, und verbrennen
laffen. Ich zeige aus Arrian daß dieſe Behauptung
mit dem Benehmen Alexanders in Perſien im grellſten
Widerſpruch ſteht und keinen Glauben verdient. Gleiche
wohl ſcheint ſo viel in der Ueberlieferung wahr zu ſeyn,
daß der, größte, Theil dieſer heiligen Schriften wahrend
Alexanders Eroberung wirklich verloren gegangen iſt⸗
Dies ſuche ich ſo zu erklaͤren: Die zahlreichen heiligen
Schriften waren in einer damals unter dem herrſchen⸗
den Volke nur den Prieſtern und Gelehrten verſtaͤndli⸗
chen Sprache verfaßt, und es moͤchten überhaupt wohl
nur wenige vollſtaͤndige Exemplare derſelben por⸗
handen ſeyn, welche vielleicht in den Reichsarchiven zu
Perſepolis, oder in den Wohnungen der oberſten, Prie⸗
ſter verwahrt wurden, da, es weder Tempel noch
Tempelarchive gab. :Diefe wenigen vollſtaͤndi⸗
gen Exemplare konnten nun leicht in dem Brande und
der Plünderug von Perſepolis u. ſ. w. verlohren gehen.
Kann man ſich's nun wohl moglich denken, daß der Rec.
ohne Ab ficht, und fo von ungefähr, jene willkuͤhrliche
Verbrennung durch Alexander, unter dem allgemeinen:
verlorengehn — habe verſtecken, und meine Erklarung
in die kurzen, die Sache ins Lächerliche ſtellenden Worte
faſſen koͤnnen? Leſen wir weiter: f
„Falſch aber wird angenommen, daß bereits Cyrus
oder Kyros die Pehlviſprache durch das Parſt i ver⸗
215
drängt habe: denn dieſe herrſchte noch unter den
Arſakiden (Parthern), und zu Babylon galt fuͤr die
Staatsarchive auch das Aramaͤiſche neben der Perſi⸗
ſchen Hofſprache. In der Geſchichte des Gleichzeitigen
und ſucceſſiven Gebrauchs der Sprachen des ſogenann—⸗
ten Send, Pehlvi oder Pehlavi und Parſi iſt manches
noch ungewiß“
Aber falſch mir angedichtet ſo etwas Unſinniges je
behauptet zu haben. Man leſe was in meinem Buche
ſteht: „Mit der eigendlichen Gruͤndung der Perſerherr—
ſchaft durch Kyros wurde auch das Parſi, oder die in
Pars oder Perſts übliche Sprache, die Hauptſprache
des Reichs, und das bis dahin unter den mediſchen
Koͤnigen herrſchende Pehlvi wurde verdrängt.“
Welcher vernuͤnftige Menſch kann dies verdraͤngen
in dem Sinne nehmen, welchen der Rec. ihm unters
ſchiebt; als ſolle das Pehlvi aus den Provinzen wo
es Mutterſprache war, und das Aramaͤiſche in Babhlon
verdraͤngt, und das Parſi dagegen eingefuͤhrt ſeyn! Die
Mediſchen Könige, ihre Großen und das herrſchende
Volk ſprachen Pehlvi, folglich war damals das Pehlvi
die Hauptſprache des Reichs. Mit Kyros rede⸗
ten die Koͤnige, ihre Großen und das herrſchende
Volk Parſi; folglich war das Pehlvi von dem Range
der Hauptſprache verdraͤngt, und das Parſi ſetzte
ſich an die Stelle. Konnte der Rec, diefen Sinn, ob—
wohl er klar vor Augen liegt, nicht ſogleich finden; ſo
durfte er nur einige Zeilen weiter leſen, wo deutlich ge
druckt ſteht: „Wenn man auch zugiebt, was gewiß
der Fall war, daß zu Alexanders Zeiten in verſchie—
denen Gegenden des Reichs fo wohl Zend als Pehlvi
geſörochen wurde, ſo redete die Hauptmaſſe des
Volks und vorzüglich der Hof und der berge
imete Theil, gewiß Parſi.“ 5
Wenn ich in meiner Schrift das Verlorengehen des
größten Theils der heiligen Zendſchriſten unter Alexander
zu erklaͤren geſucht habe, fuͤg' ich hinzu: daß es mit
den Liturgien und dem Vendidad eine anden Bewand—
niß gehabt habe; die erſtern haͤtten in den Haͤnden aller
Prleſter in den Feuertempeln, der letztere als Geſetz—
buch in den Haͤnden aller Richter ſeyn muͤſſen — ſie
könnten alſo nicht ſo verloren gehen, ſondern mußten
ſich erhalten; und in dem Umſtande: baß ſich in den
Zendſchriſten, wie wir ſie jetzt kennen, nur das findet,
was als Geſetzbuch galt, oder in Bruchſtuͤcken den Li—
turgien einverleibt war, oder als Liturgie gebraucht
wurde, finde ich eben einen Beweis der Aechtheit. Die
Liturgien uͤbergeht der Rec. hier nun — und man ſieht
leicht warum? — mit Stillſchweigen; über den on
did a⸗d aber erklaͤrt er fih ſo:
„Daß gerade der Vendidad nicht habe verloren ge
hen können, weil er als allgemeines Geſetzbuch für buͤr⸗
gerliche und kirchliche Verfaſſung in den Haͤnden aller
Richter und Prieſter habe ſeyn muͤſſen, (S. 24 —)
darf um fo weniger vorausgeſetzt werden, weil der Sin:
halt dieſes Buchs ſich nicht fuͤr ein Reich ſchickt, wie
das Perfifche unter Cyrus und feinen erſten Nachfolgern
war. Dieſe Schrift kann, bei allen darin vorfommens
den Spuren des Alterthums, wegen ihres theils zu vos
hen, theils ungereimten und widerſinnigen Inhalts nur
—
216
von ſehr elngeſchraͤnkter Guͤltigkelt geweſen ſeyn, wenn
ſie je dergleichen gehabt hat.“
Von dieſen Gegengründen gehört dem Nee. nicht
ein Wort. Sie find abgeſchrieben (vorzuͤglich aus
Meiners Commentationen de Zor.) und bereits von
Kleuker (Siehe deſſen Anhang zum Z. A. Th. 2. S. 78
u. ſ. w.) fo derb zuruͤckgewieſen worden, daß es überflüfs
ſig iſt daruͤber noch etwas zu ſagen. Aus meinen Un⸗
ſuchungen geht uͤbrigens klar hervor: daß die geſammten
Liturgten den Vendidad vorausſetzen, und wo dieſe
galten, auch der Vendidad nothwendig als Geſetzbuch
gelten mußte — warum nimmt der Rec. darauf 905
keine Ruͤckſicht? — Er faͤhrt fort:
1) Der Verfaſſer (des Vendidad) klagt das
rin noch ſehr über maͤchtigen Widerſtand ges
gen ſeine Lehre, dieſe wurde als er ſcheleh,
noch wenig anerkannt.“
Hat dieſer Rec. wohl eine Zeile des Vendidad ge⸗
leſen, oder wenn er, wie es nachher heißt, „ihn mit
Aufmerkſamkeit durchging“ eine Zeile davon verſtanden?
Im ganzen Buche iſt kein Wort einer ſolchen Klage zu
finden; und wie ſollte dies auch nur möglich ſeyn? Zo
roaſter ſchreibt ein Gefetzbuch, und fraͤgt bei jedem
Punct Ormuzd: wie das Geſetz emfcheiden, wie es abs
gefaßt werden ſollte? und das Geſetz wird dann Or—
muzd ſelbſt in den Mund gelegt. Von den Devs und
ihren Wirkungen d. i. Laſtern, boͤſen Luͤſten u. ſ. w. iſt
nur ſelten und in ſo fern die Rede, als das Geſetz da—
durch als noͤthig erſcheint. Zuletzt erhält Zoroaſter
den Befehl: dies Geſetz in dem „geſetzverlangenden“
Ariema zu verkündigen, und zum Schluß fügt Ormuzd
die Weiſſagung hinzu: „In dieſem geſetzwuͤnſchenden
Ariema werden, o Zoroaſter! die Menſchen wieder reine
Freuden genießen; damit wird Bahman ihres Herzens
Reinigkeit und ihren Durſt nach dem Geſetz belohnen.
— — Sie werden Geliebte des großen Ormuzd ſeyn.
u. ſ. w.“ Wie koͤnnten nun Klagen hieher kommen wie
Rec. fie ſich traͤumt? Und — wie darf er ſich anmaa⸗
ßen Über ein Buch zu urtheilen deſſen Inhalt und Zweck
er ſo wenig kennt? doch er ſchreibt weiter:
„Lebte Zordaſter unter Darius dem Sohn Hyſta—
ſpes, wie läßt es ſich denken daß fſaͤmmtliche
Reichsbeamte, Satrapen, bis zum Gering⸗
ſten fuͤr zum Theil ſeltſame Vergehungen
hundert bis zehntauſend Riemenſtreiche von
Kamelleder (1) ſich wollten haben gefallen
laſſen? konnten dieſe auch mit eben ſo vielen Derrms
abgekauft werden, ſo doch nur von ſolchen, die gut bei
Kaffe waren. Sineſiſche Mandarinen, die ſich durch
Schläge mit Bambu zuͤchtigen en, ſind hier nicht zu
vergleichen.“ a
Hat man je ſo kindiſche Einwürfe gehöre? Im
Vendidad iſt jedes Verbrechen ſcharf und genau beſtimmt,
und die Strafe nach der Zahl der Riemenſtreiche, oder
Derems, eben ſo genau angegeben, ohne dabei irgend
auf den Verbrecher Rückſicht zu nehmen. Da
glaubt nun der Rec. daß fñümmtliche Neichsbes
amte und Satrapen, ja das ganze Volk bis
zu dem Geringſten herab, wegen zum Theil ſelt⸗
ſamer Vergehungen haͤtten ausgepeitſcht werden ſollen.
217
Welch eine Anſicht! Alle Verbrechen worauf der Vendi—
dad dieſe Strafen ſetzt, find Handlungen der Bosheit,
der Leidenſchaft, der ſchlechten Geſinnung, oder wenig—
ſtens der freien Willkuͤhr — jeder Gutgeſinnte konnte ſie
ohne Zwang meiden. Was dem Rec. ſeltſam ſcheinen
mag, war jenem Volke vielleicht nach ſeiner religioͤſen
Anſicht, hoͤchſt wichtig. Daß der Mandarin ſich mit
Stockſchlaͤgen zuͤchtigen laͤßt, gehoͤrt eben ſo gut hieher,
als daß koͤrperliche Zuͤchtigungen bei allen orientaliſchen
Voͤlkern von jeher im Gebrauch waren; die Neuperſer
bedienen ſich noch jetzt ohne Anſehen der Perſon des
Stocks, und die Afganen der Streiche mit Riemen aus
Kamelhaͤuten.
Welche Idee von Strafgeſetzen muß dieſer Rec.
Überhaupt haben, wenn er meint daß es dabei noͤthig
ſey zu fragen: ob die Verbrecher ſich dieſe oder jene
Strafe auch wollen gefallen laſſen? Nach Ruſſiſchen
Geſetzen iſt die Knute (bekanntlich Streiche mit Rie—
men welche aus einer Ochſenhaut geſchnitten werden —
nicht Riemenſtreiche aus Ochſenleder —) eine allgemeine
Strafe; und der Rec. darf nicht weit in den ruſſiſchen
Strafannalen zuruͤck gehn, um ſich zu uͤberzeugen: daß
Verbrecher aus allen Ständen, Gelehrte, Barone u. f. w.
dieſe Riemenſtreiche erleiden mußten, ohne gefragt zu
werden: ob ſie auch wollten.
Es heißt welter:
„Soll hingegen Zoroaſter viel fruͤher gelebt haben,
ſo werden die Schwierigkeiten dadurch nicht gehoben:
denn man darf den Vendidad nur mit Aufmerkſamkeit
durchgehn (wie 3. B. der Necenſent:) um ſich zu
uͤberzeugen, daß der legislatoriſche Theil ſeines Inhalts
wohl nie für alle Stände und Verhaͤltniſſe des Reichs
zur Vorſchrift dienen konnte.“
Dies iſt im Vorigen ſchon beantwortet — doch
draͤngt ſich hier noch eine Bemerkung auf. Der Rec.
bezeigt einen fo heftigen Widerwillen gegen die Niemens
ſtreiche, daß er das Geſetz welches ſie als Straſe feſt—
ſetzt, zu keiner Zeit, ohne wenigſtens einige Staͤnde
davon auszunehmen, geſtatten will. Unter dieſe Aus—
nahmen müßte vor allen Dingen der Stand des Rec.
gezählt werden. Denn wenn im Vendidad Farg. IV.)
die Mithra⸗Suͤnden aufgezählt werden, welche vorzuͤg
lich in Verletzung der Wahrheit beſtehen, —
wenn z. B. jemand ſein Wort giebt und nicht haͤlt —
die Hand worauf giebt und doch nicht hält u. ſ. w. —
— und die Strafen darauf von ſiebenhundert bis
taufend Riemenſtreichen beſtimmt werden; folgen die
fürchterlichen Worte: daß „die Luͤgner unter den
Menſchen“ noch ſtrafbarer ſind. Armer Recenſent —
wenn du fuͤr deine Recenſion ein Urtheil nach dieſem
Geſetz empfangen ſollteſt!
„Und — heißt es nach obigen Worten weiter —
wer duͤrfte mit dem Verf. annehmen, daß Alexander
dieſes Buch (Vendidad) wohl ins Griechiſche habe uͤber—
ſetzen laſſen, damit ſeine griechiſchen Satraven das Volk
darnach regieren koͤnnten?“
Die ſchriftliche und muͤndliche Ueberlieferung der
Darfen behauptet: Alexander habe alle ihre heiligen
Schriften zuſammenbringen, ſie ins Griechiſche
uͤberſetzen, und dann die Originale verbrennen laſſen,
— ——J
218
Dabei bemerk' ich aun: Wenn Alexander von den
heil. Schriften welche ins Griechiſche übers
feßen ließ — wie man wohl als gewiß annehmen
kann — ſo war es der Vendidad, oder das Geſetzbuch,
weil die Griechen welche er hie und da als Satrapen
anſetzte, doch die Geſetze kennen mußten, nach welchen
ſie das Volk regieren ſollten.“ Die Englaͤnder ließen
die wahrlich nicht kluͤgern Geſetzbuͤcher der Hindu ins
Engliſche uͤberſetzen damit ihre Statthalter die Geſetze
des Volks, uͤber welches ſie regieren ſollten, kennen
lernten; und Alexander, der ſeine Feldherren und Statt—
halter Kleander und Sitalkes mit dem Tode be—
ſtrafte, weil fie ſich au perſiſchen Heiligthuͤmern vergrifs
fen hatten, ſollte nicht auf dies einfache, ſich von ſelbſt
darbiethende Hilfsmittel gefallen feyn?
„Wenn man aus dieſem Buche die Perſiſche
Reichs verfaſſung am wenigſten kennen lernt, fo
darf das, was griechiſche Schriftſteller davon berichten,
darum nicht unwahr ſeyn, weil es nicht auch im Ven—
didad ſteht, (wahr; wis ſoll man aber von einem
Recenfenten denken, dem kirchliche und burger—
liche Geſetze, wie der Vendidad ſie enthalt,
und die Reichs verfaſſung einerlei find)
noch darf dieſer in eine unbeſtimmt viel fruͤhere Zeit
gehoͤren, als die von den Griechen gekannte: (und
warum denn nicht?) daß aber das Moſaiſche Ge—
ſetzbuch dem Vendidad darin nachſtehe“ daß Mo—
ſes die Goͤttlichkeit ſeiner Sendung und die Wahrheit
ſeiner Offenbarung durch eine Menge Wunder beweiſe,
dagegen Zoroaſter ſich allein auf die Kraft der Wahr—
heit berufe (S. 29) iſt ein Einfall, der nur wegen des
Verf. Ueberſchaͤtzung der Zendſchriften weniger befrem—
den darf.“
In meinem Buche ſteht: „Folgenden Unterſchied
zwiſchen Zordaſter und Moſes muͤſſen wir noch berühren.
Moſes bewies — wenigſtens nach der Form wie wir
jetzt ſeine Schriften beſitzen — die Goͤttlichkeit ſeiner
Sendung und die Wahrheit ſeiner Offenbarung durch
eine Menge Wunderthaten; Zoroaſter kennt keine Wun—
der; die innere Kraft der Wahrheit iſt alles worauf er
ſich beruft.“ Dieſe einfache hiſtoriſche Bemerkung, warum
ſuchte der Rec nicht zu zeigen daß fie unrichtig ſey —
wenn er konnte? enthalt kein Urtheil über den Vor⸗
zug des einen oder des andern Propheten; an eine
Schaͤtzung des Werths ihrer Geſetzbuͤcher iſt, wie jeder
ſieht, dabei gar nicht gedacht. Der ganze „Einfall“ iſt
mir daher untergeſchoben, gehört allein dem Rec.
an, und darf nur wegen der beſchraͤnkten Begriffe deſ—
ſelben weniger befremden. Der Nee. fügt dann noch die
Worte hinzu:
„Wahr hingegen iſt die, daß der Vendidad durch
ſeinen liturgiſchen Gebrauch manche Veraͤnderungen er—
litten haben koͤnne“
Dies iſt nun die einzige Bemerkung in meinem
ganzen Buche, welche Rec. wahr findet; alles uͤbrige
iſt falſch — unerwiefen u. ſ. w.!
Weiter: 5
„Bei dem Izeſchne macht der Verf. den fruͤhern
Beurtheilern ohne Grund den Vorwurf, daß ſie
dieſelbe für. das Werk eines einzigen Verſoſſers hielten,
14
219
da ſie doch nur eine Sammlung von aͤltern und juͤn⸗
gern Gebeten (gleichſam Pericopen) ſey. (Siehe Kleu—
kers Anhang zum 3. A. B. 2. S. 115 — 127.) Auch
ſcheint er Kleukern mißverſtanden, wiefern er
ihm Schuld giebt behauptet zu haben, die redende
Perſon im Izeſchne ſei durch gaͤngig Zoroa⸗
ſter, mit Ueberfehung der Stellen, wo der Betende ſich
ſelbſt einen Schüler Zoroaſters nenne, oder von ſich
ſage: er verbreite das Geſetz Zoroaſters.“
Da diefe Beſchuldigungen, falls fie gegruͤndet waͤ—
ren, den Schein bewirken koͤnnten, als ſtaͤnde ich mit
meinem Rec. ſo ungefaͤhr einer Klaſſe, fo fordert
meine Ehre die Grundloſigkeit derſelben klar zu zeigen.
Ich bemerke beim Izeſchne:
1) Kleuker nehme nur einen Verfaſſer deſſelben an.
Man leſe die vom Rec. ſelbſt angeführte Stelle.
Es heißt dort: „Ob dieſe Beſtimmung (des Buchs,
beim Gottesdienſt) vom Verfaſſer des Buchs
herruͤhre laͤßt ſich nicht mit. Gewißheit ſagen.“
und eben daſelbſt vom ganzen Buche: „(es ent⸗
hält: Bezeichnung des Landes und ſeiner Verfaſ—
fung, das dem Verfaſſer gegenwaͤrtig iſt,
worin er in feinem Klima athmet, wie in ſeinem
Elemente denkt u. ſ. w.“ und noch ferer vom gans
zen Buche:“ die Verfaſſung des Reichs, unter
welcher der Verfaſſer ſchrieb, — — er aͤng⸗
ſtigt ſich — fuͤrchtet — bittet, intereſſirt ſich für ge—
wiſſe Perſonen — nennt fie — hat vor Augen —
u. ſ w.“ Nirgend kommt die leiſeſte Hindeutung
vor, daß an mehr als einen Verfaſſer ge⸗
dacht werde. Ich hatte alſo vollen, guͤltigen Grund
jene Bemerkung nieder zu ſchreiben. Ich ſoll nun
aber
2) Kleukern mißverſtanden haben, indem ich deſſen
eigene Worte wiederhohle. Dieſe Worte lauten
in der angezogenen Stelle: „Die redende Per
fon im Izeſchne iſt durchgängig Zoroa⸗
ſter, woraus aber uͤbrigens an ſich nichts (naͤmlich
auf die Identitat dieſer redenden, ſich Zorsdaſter
nennenden Perſon, mit dem wirklichen Zoroaſter)
geſchloſſen werden kann. Dagegen ſind folgende
Umſtaͤnde (in dieſer Hinſicht) deſto merkwürdiger.“
Nun folgt durch acht Quartſelten eine Unterſu—
chung, wobei nicht die leiſeſte Hindeutung vorkommt,
daß man zwiſchen einigen und andern Stücken eis
nen Unterſchied in Bezug auf den Verfaſſer zu mas
chen habe, und aus hiſtoriſchen, geographi⸗
ſchen, politiſchen und dogmatiſchen Anga⸗
ben des Buchs gefolgert wird: daß der Verfaſſer,
der ſich ſelbſt hie und da Zoroaſter nennt, zu der
Zeit des wahren Zoroaſters, und zu keiner andern
gelebt habe, und daß das Buch in keiner ſpaͤtern
Zeit untergeſchoben ſey. Wie kommt der Rec. num
zu feinen Beſchuldigungen ? — Er jagt ferner:
„Es iſt dort (bei Kleuker) nicht von allen Li⸗
turgien und allen darin redenden Perſonen,
(Bleuker kennt nur eine Perſon, die durch
gaͤngig redet) ſondern von denjenigen Stücken die
Rede, welche hiſtoriſche Data enthalten, in denen der
220
Concipient ſich Zoroaſter nennt, für ſich, für den Koͤnkg.
und andere bittet, woraus wie hinzugeſetzt wird, nicht
auf den Verfaſſer, ſondern fo viel geſchloſ⸗
ſen werden koͤnne, daß der Coneipient (ft der
ein anderer als der Verfaſſer?) ſich unter Um:
ftanden befunden habe, die nicht erdichtet ſeyen. A &
S. 159 — 185))"
Die erſte Behauptung iſt ganz unwahr, denn
gleich der erſte Ha, welchen Kleuker am weitlaͤuftig⸗
ſten behandelt, enthält durchaus keine hiſtoriſche Data,
keine Bitten für den Koͤnig, und der Verfaſſer nennt
ſich nicht Zoroaſter; die zweite Behauptung giebt einen
Beweis un einem ſeltenen Mangel an Faſſungskraft
des Rec. Kleukers deutliche, und aus feinem Geſichts⸗
punct begründete Anſicht: daß zwar daraus, daß die re⸗
dende Perſon ſich Zoroäfter nenne, nicht geſchloſſen wer:
den koͤnne, daß ſie wirklich Zordaſter ſey, daß aber alle
Umſtaͤnde unter welchen dieſe Perſon erſcheint, mit den
Umſtaͤnden und Lagen Zoroaſters uͤbereinſtimmen und
nicht wohl erdichtet ſeyn konnen — ſcheint dennoch ganz
außer 8 Bereich zu liegen.
Weiter:
„Daß die Lobpreiſungen (Izeſchnes) von denen ver⸗
faßt waren, welche darinn als die erſte Perſon redend
eingeführt werden, iſt nirgend geſagt, wohl aber daß ſie
als liturgiſche Formulare für 5 gemacht ſeyen,
die in ihrem eigenen, oder in Namen der Glaͤubigen
darin reden. In Gebeten bezeichnet ja das Ich nicht
den Verfaſſer, ſondern den Betenden. *
Das alles weiß nun wohl jeder der irgend einen
Begrif von Liturgien und Gebetbuͤchern hat. Wozu
aber hier dieſe trivialen Bemerkungen? Sie koͤnnten
hier nur Sinn und Zweck haben, wenn der Rec. gerade
das Gegentheil von dem behauptete, was er wirklich des
hauptet.
„Die fruͤhern Beurtheiler — fährt Rec. fort —
hielten ſich an den bloßen Anblick (teider, und vers
paſſen daruͤber die Kritik! der das richtige Urtheil giebt.
(das Gegentheil liegt am Tage!) Sie betrachteten
jedes gegebene Stück mit Ruͤckſicht auf die darin ent⸗
haltenen Data und Vorſtellungsarten. (beim bloßen
Anblick? welche Begriffe von kritiſcher Be
handlung aller Ur unden giebt hier der Nec. zum
Beſten!) Von welcherlei Coneipienten die einzelnen
Stuͤcke herruͤhren, kann von ale wohl’ vermuthet,
nicht verſichert werden. (gerade dies wird in mei⸗
nem Buche gegen Rleukern erwieſen Der erſte
Grund zu den Zend⸗Schriften iſt nicht während der letz⸗
ten Perſiſchen Dynaſtie gelegt worden; ob diefelben
aber nach ihrer jetzigen Einrichtung ganz, oder wie viel
davon uͤber die Herrſchaft der Safaniden, und wie weit
über ſie hinausgehen, iſt eine andere Frage, woruͤber
mit Gewißheit nichts entſchieden werden koͤnne.“
Waͤre bei dieſen Behauptungen irgend ein Grund
angeführt, fa konnte man darauf eingehn; aber ſo —
geleſen!
So begreift — heißt es nun weiter — auch der
Verf. nicht, wie Hom (Heomo) ein patriarchalifcher
Weiſer und auch ein Schulzized von Kleuker "genannt
werden koͤnne; er ſucht weitlaͤuftig zu bewetſen, daß
221
Hom ein bloßer Menſch geweſen ſey! Kann denn ein
Heiliger nicht auch ein Schutzheiliger wer⸗
den? (Siehe doch Zend-Aveſta im Kleinen Th. 2. S.
19. Not. 47. nebſt andern im Regiſter unter Kom nach—
gewieſenen Stellen.“
Einer groͤbern Verletzung der Wahrheit konnte der
Rec. ſich nicht ſchuldig machen. Saft ſcheint es er habe
ſich erſt ein Buch erdichtet, daſſelbe getadelt, und dann
ohne weiteres dieſen Tadel auf meine Schrift uͤbertragen.
Wer in mein Buch ſiehet wird S. 115 und 119 —
folgendes finden: Rom genoß als Schußheiliger des Ab
bordy und Bruder Ormuzd eine fo große Verehrung,
daß die Griechen leicht ein höheres Weſen, einen Däs
mon in ihm ſehen konnten; „daß aber Anquetil du
Perron und Kleuker, — heißt es weiter — ſchon
bekannt mit den Zendſchriften, jene Ideen
griechiſcher Schriftſteller in die Zendſchrif⸗
ten hineinzutragen ſuchten, und aus dem
Propheten Dom ein, dem Geiſt der Zend:
lehre voͤllig fremdes Weſen machen, iſt in der
That kaum begreiflich.“ Dann wird die bekannte
Stelle des Steabo (Geopr. L. XI.) von dem gemein:
ſchaftlichen Altar der Anais, des Homanes und Anan—
drates zu erklären geſucht, und nun Klenkers Erklärung
dieſer Stelle (auch zum 3. A. Th. 3. S. 68) hergeſetzt,
welcher nach einer Menge Citate aus griechiſchen und
römischen Schriftſtellern herausbringt: daß freilich zu
einer Zeit wo der ältere Perſismus ſchon verfälicht ge
weſen — Pom als die Sonne ſelbſt, oder als
Symbol der Sonne, oder die männliche Kraft
des Feuers verehrt worden ſey. Dieſe Mei⸗
nung widerleg' ich nun und beweiſe aus den Zendſchrif—
ten: daß Hom ein bloßer Menſch, aber hochverehrter
Schutzheiliger war.
Mochte der Rec. dieſen Beweis angreifen — mocht'
er wieder behaupten: ich hätte Kleukern mißverſtanden
— mocht' er recht haben — mir waͤre es auch recht ge—
weſen. Daß er aber den ganzen Streitpunct unter»
ſchlagt, und einen andern, gar nicht vorhan⸗
denen vorſpiegelt; dabei ſeine Worte ſo ſtellt, als
ob ich erſt noch das A. B. C. des Inhalts der Zend⸗
Schriften aus Kleukers kleinem Zend⸗Aveſta lernen muͤſſe
iſt ein ſo unwuͤrdiges Betragen, daß ich nicht langer
dabei weilen mag. — Weiter!
„Auch die Beſchuldigung iſt falfch daß Ans
quetil und Kleuker das Buch Bun-Deheſch für ein
ſpeculativ⸗ſyſtematiſches Werk eines einzi⸗
gen Verfaſſers hielten. Beide haben das
Gegentheil ausdräcklich geſagt. (Anh. z. Z. A.
B. 2. ©: 30. 31. Not, 63 u. S. 64. vergl. mit Z. A.
im Kl. Th. 2. S. 136)
Die Taktik des Rec. zeigt ſich auch hier in ihrem
wahren Lichte. Er beruft ſich auf ein Paar Anmerkun⸗
gen und einige Stellen, die allein geleſen, allenfalls
eine Erklaͤrung zulaſſen, wie er ſie vorausſetzt. Daß
aber Kleuker — auf den ich mich allein berufe — eine
eigne, beſondere Unterſuchung über dies Buch drucken
laſſen (Siehe Anh zum 3. A. B. 2. S 137 —) und
darin ſich uͤber Inhalt und Verfaſſer deſſelben deutlich
ausſpricht — wird mit Stillſchwelgen übergam
— — 222
gen. Schlaͤgt man jene Unterſuchung nach ſo findet
man folgende Worte: „Dieſes Buch iſt ſeiner
Form und Einrichtung nach ſpeculativer und
ſyſtematiſcher als die Zendbücher, aber doch
kein eigendlicher Grundriß derſelben, ſon⸗
dern mehr eine Sammlung von Abhandlun⸗
gen, die unter 34 Abſchnitte gebracht ſind. Die einzel⸗
nen Data find: entweder aus den Zendbüchern, mit Ver—
weiſung auf dieſelben, gezogen, oder aus Traditionen
und unbekannten Quellen geſchoͤpft. Die behandelten
Gegenſtaͤnde betreffen nicht blos Theologie und Kosmos
logie, ſondern auch Geſchichte der Natur und volitifche
Begebenheiten. Was das Theologiſche betrift, fo finden
ſich hier manche Fragen mehr entwickelt, und vermittelſt
gewiſſer Hilfsbegriffe naher bheſtimmt, fo daß man daz
von, ſelbſt wenn vom Syſtem der Zendbuͤcher die Rede
iſt, Gebrauch machen kann. Dieſes Buch iſt übers
haupt eine Art von Encyclopädie. — — Auch
die hiſteriſchen Traditionen find zum Theil merkwuͤrdig.
Man ſiehet es ihnen an, daß fie keine Erfindung
des Sammlers find u. ſ. w.“
Kleukers Meinung liegt hier ſo klar vor Augen,
daß eigendlich kein Streit darüber ſtattfinden kann. Ein
Sammler machte aus den angegebenen Quellen Auszüge,
führte einzelne Pankte weiter aus, bildete fo eine Art
von Encyclopaͤdie, aber ſpeculativer, ſyſtematiſcher als
die Zendbuͤcher. Die Beſchuldigung des Rec. iſt alſo
abermals falſch. Er faͤhrt fort: ;
„Im 1. Abſchnitt der 1. Abtheilung ſoll aus den
Zendſchriften und ihrer Sprache erwieſen werden, daß
die von den Griechen als drei Voͤlker beſchriebenen
Baktrer, Meder und Perſer nur das eine Zendvolk ge⸗
weſen ſeyen, weil dieſe Schriften von den Bewohnern
des Landes Ari oder Peri als einem Volke redeten.
(alles ſchon da geweſen) Wer darf aber ſo ſchlie⸗
ßen: weil dieſe Schriften die Namen der drei Volker
nicht haben, ſo koͤnnen dieſe zur Zeit ihrer Abfaſſung
auch noch nicht ſtattgefunden haben?“ Eu,
Niemand! Aber wird denn in meinem Buche ſo
geſchloſſen? Rec. uͤbergeht wieder mit Stillſchweigen daß
vorher aus Inhalt und Zweck mancher Bücher, gezeigt
worden iſt: Dieſe Namen haͤtten genannt werden müſ⸗
ſen, falls ſie den Verfaſſern bekannt waren.
Weiter: es
„Eben fo ift die Vorausſetzung, daß die Original⸗
ſprache der genannten Schriften die gemeinſchaftliche def
drei Voͤlker geweſen ſeyn muͤſſe (Rec. wird nicht
muͤde dies zu wiederhohlen!) und das Ofjemſchids⸗
Volk alle drei in ſich vereinigt habe, folgt. aus jenen
Schriften eben ſo wenig, als daß das Itan derſelben
das ganze obere Thibet, einen Theil von Kaferiſtan,
Kabul, Sogdiana, Baktrien, Medien und Perſten in
ſich begriffen habe, und daß die Abfaſſung derſelben
Schriften vor Babylons und Ninive's Erbauung zu
ſetzen ſey, weil dieſe Städte ſonſt darin genannt ſeyg
müßten, welche Behauptung! (S. 67. 68)“,
Nichts iſt leichter als einer Reihe von Gruͤndet
entgegen zu ſetzen: „es folgt nicht“ aber e
leicht iſt geantwortet: es folgt! In Bezug, auf die Ex⸗
bauung Ninive's und Babylons übt der Rec. wieder
223
feine Tactik; er übergeht die eigendlichen Gründe die
hier in Betracht kommen, und halt ſich an Nebendin—
ge — ich habe ſchon oben auf dieſe Anſicht hingedeu—
tet, und muß jeden der darüber urtheilen will bitten,
ſie in meinem Buche ſelbſt nachzuleſen.
„Herder vermuthete unter Ver Dſjemſchid Perſepo—
lis, der Verf. findet darin (ſoll heißen: beweiſet mit
vielen Gruͤnden was ſchon in dem Namen liegt:)
Perſis, nach Ver — Per — Par — Pars — Perſis.“
Ob etwas darauf ankommt, ein alter Name werde
auf eine Stadt, oder eine ganze Provinz bezogen in
welcher jene Stadt liegt — faͤllt Rec. nicht ein. Er
faͤhrt fort:
„Daß Tibet daß Urland des Zendvolks geweſen
wird nach Vendidad Farg. I. II. angenommen, als
worin die Auswanderungen Dſſemſchids beſchrieben ſeyn
ſollen, veranlaßt durch eine große Erdrevolution, kraft
deren der fünf monatliche Winter der Berghoͤhen Ober—
afiens ploͤtzlich in einen zehnmonatlichen verwandelt ſey
(S. 99. 105). (der Rec. ſtellt die Verwandlung
des Winters als eine mir angehoͤrende Behaup—
tung auf, da fie doch buchſtaͤblich im Text ſteht.)
Allein Farg. I. werden bloß die paradtſiſchen Oerter
oder Gegenden eines goldnen Zeitalters unter Dſjemſchid
beſchrieben, wie die Phantaſie ſie ausmalt. Dieſe ſoll
Ormuzd der Reihe nach geſchoffen haben (ob zu-
gleich oder nach einander, wird nicht geſagt.)“
— Als ob mehrere Dinge „der Reihe nach“
und doch zugleich geſchaffen werden koͤnnten! —
Aber die Schlange Ahrimans habe fie alle der
Reihe nach daͤmoniſch verunreinigt und
durch Kaͤlte eines langen Winters von zehn Monaten,
durch die Zeiten der Weiber, durch boͤſe Reden (Ver—
laͤumdungen) verdammliche Zweifel, durch Fliegenge—
ſchmeiß ul ſ w. (das Geſchmeiß gehoͤrt dem Re—
eenfenten an; der Text kennt nur: Sliegen
welche den Heerden Tod bringen. (Wenn
aber Dſchjemſchid Farg. II. durch 3 & 300 feiner (9)
Länder zieht, ſo find das nicht Voͤlkerwanderungen von
Land zu Land, ſendern er durchreiſet fie, um durch nüß
liche Anordnungen uͤberall Segen zu verbreiten. (Steht
mit dem Text im geraden Widerſpruch.) Der⸗
gleichen Schilderungen laſſen ſich zwar angenehm leſen,
aber in Geſchichte foll man ſie nicht verwandeln, (nein!
aber auch nicht in bloße Schilderungen was Ge;
ſchichte iſt.) noch glauben daß die ganze alte Geſchich,
te () ſich darnach anders zu geftalten habe!“
Es geht dem Rec. hier gerade wie dem Toöͤffel im
Sprichwort; er hoͤrt die Glocken zwar lauten, weiß
aber nicht wo fie hangen. Alle frühern Ausleger neh⸗
men an: daß der Verfaſſer des Vendidad auch die beis
den erſten Abſchnitte deſſelben verfaßt habe. So meint
Kleuker: „der Verfaſſer habe (dieſe Abſchnitte) aus les
berlieferungen der Anbeter des Gottes der Natur vor
ihm, geſchrieben;“ fie enthielten: „die Schilderung eis
nes goldenen Zeitalters in einzelnen Zuͤgen, die intereſ—
ſirt, und ſich mehr als die ſonſt poetiſchen auf hiſtori⸗
ſche Wahrheit gegruͤndet. Die Scene dieſer Tradition
gehoͤrt in eine Zeit der Unſchuld u. ſ. w. — Der
Grund dieſer orientallſchen Schilderung
——ä——Zm—᷑—ÿ— en
mn
verwuͤſtet,
224
liegt in der Geſchichte des Menſchen; aber Aus⸗
bildung und Farben ſind die Frucht einer Einbildungs⸗
kraft des Morgenlandes.“ (Zend Aveſta von Kleuker
Th. 2. S. 309“
Dieſe Anſicht ſchien mir bei genauer Pruͤfung nicht
gegruͤndet zu ſeyn, und ich ſetzte ihr eine andre entge—
gen; naͤmlich: der Verfaſſer des Vendidad hat die bei⸗
den Abſchnitte eigendlich nicht ſelbſt gefchrieben, ſondern
fie aus alten hiſtoriſchen Liedern und Bruchftücken aͤlte—
rer Ueberlieferungen zuſammengeſetzt — ohne dieſe in
einander zu verſchmelzen — um dadurch die Sen⸗
dung Soroaſters und ſeine Geſetzgebung hi—
ſtoriſch einzuleiten. Die Gruͤnde worauf dieſe Ans
ſicht ruht, moͤgen angegriffen, ſie ſelbſt mag widerlegt
werden — das muß ich mir gefallen laſſen. Aber das
liegt doch wohl jedem vor Augen, daß dieſer Haupt—
punkt erſt abgethan ſeyn muß, ehe von einzelnen, abge—
riſſenen Zuͤgen der Erklaͤrung, die zum Theil auf jene
Hauplidee ih ſtuͤtzen, die Rede ſeyn kann. — Nur für
den Rec. iſt das alles gar nicht vorhanden! Mißbilli⸗
gend ſchreibt er ein paar Züge aus Kleukers Erklärun—
gen und ſchließt dann in foſt komiſchem Selbſtgefuͤhl
mit einem Gemeinplatz, der in andere Worte überſetzt
nichts ſagt als: Sehr — nun hab' ichs geſagt!
Er ſagt dann noch ferner:
„In den Blicken auf die Geſchichte der heiligen
Sage des Zendvolks, welche der 21e Abſchn. der ıften
Abth. nebſt einer Vergleichung der Hauptlehren des Hin—
duſyſtems mit dem Zendſyſtem verſpricht (S. 112) ſoll
die Aufſtellung und Beleuchtung der heiligen Sage des
Zendvolks vorbereitet werden, wovon jedoch nir—
gende beſonders gehandelt iſt.“
a Wovon nicht? Meint Rec. vielleicht, es haͤtte
immer noch „beſonders“ gezeigt werden follen, wie
nun die Aufſtellung der h. S. durch die Unterſuchun—
gen vorbereltet werde? 3. B. wenn ich erwieſen
habe, daß Dom und Zoroaſter wirklich nur zwei Nelis
gionslehrer waren, ſollte noch hinzugefuͤgt werden: Seht
liebe Leſer, nun brauch' ich von ihnen in der heiligen
Sage nicht als von himmlischen Izeds oder religiöse
bürgerlihen Symbolen zu ſprechen u. ſ w. — Für wel⸗
che Leſer haͤtt' ich dann ſchreiben muͤſſen!
„Nach der Angsbe eines erſten und zweiten Ges
ſetzes — heißt es weiter — unterſcheidet der Verf. die
Religion vor Zorvaftets und die nach Zoroaſters Lehre.
Da der Unterſchied zwiſchen beiden in den Zendſchriften
nicht genauer bezeichnet iſt, ſe glaubt der Verf. ihn dar—
aus zu erkennen daß in denſelben ſchon zwei Syſteme
des Naturdienſtes neben einander laͤgen, ein uraltes,
bloß ſinnlicher Anſchauung des Himmels u. ſ. w. und
ein juͤngeres, allegoriſch-ſymboliſches, als Verfeinerung
des Uralte. In den Zendſchriften laßt ſich
aber kein ſolcher Unterſchied, weder der Zeit
noch der Sache nach erkennen.“
Zeit und Sache ſind hier gar ſehr zu unterſchei—
den, und Rec. beweiſt in der Zuſammenſtellung daß ee
die Zendſchriften nicht geleſen hat. Er müßte ſonſt win
fen, daß das ältere Geſetz der Poeriodekſchans, wel—
ches durchs Ohr empfangen wurde (durch muͤndliche Ue—
berlieferung) oft von dem juͤngern, vollkommnen,
225
durch Zoroafter gegebnen, unterſchieden wird.
Der Zeitpunkt alſo wo das ältere in das jüngere übers
ging, iſt Zoroaſters Reformation, gleichviel in welches
Jahr vor unſerer Zeitrechnung dieſe fallt. Was die
Sache nun betrift, ſo meint Rec. noch weiter:
„Denn daß — wie der Verf. meint — die Ideen
von Ormuzd und Ahriman u. ſ w. aus den Empfin⸗
dungen von Tag und Nacht abgeleitet feyen,
ife nicht glaublich.“
Zuerſt muß ich bitten dieſe Empfindungen von
Tag und Nacht nicht auf meine Rechnung zu ſetzen;
ſie gehoͤren dem Recenſenten; in meinem Buch iſt die
Rede von einem Gegenſatz zwiſchen Licht und
Finſterniß und davon abgeleiteten Ideen. Daß Rec.
dies nicht glaublich iſt, hat wohl vorzuͤglich ſeinen
Grund darin, daß davon nichts in Kleukers Zend-Aveſta
im Kleinen, ſteht. i
„Wo der Verf. von den Zendſchriften verlaſſen wird,
beruhen feine Zuruͤckfuͤhrungen (2) auf unſicherer Vermu—
thung. Es fol nach S. 122 bereits Hom die Natur
erſcheinungen gedeutet haben. (Siche hierüber
3. A. im Kl. die im Reg. unter: Geſetz des Lebens —
bezeichneten Stellen)“
Auf die ſo oft wiederkehrende Hinweiſung auf das
Regiſter des Zend-Aveſta im Kleinen, werd' ich am Ende
zuruͤckkommen. In der angezogenen Stelle meines
Buchs, wie in dieſem uͤberhaupt, ſteht keine Silbe da—
von, daß Hom die Erſcheinungen der Natur
gedeutet habe. Es heißt dort, und wird erwieſen:
daß Hom „die feierliche Anrufung der Natur
gelehrt habe. Iſt das einerlei?
Weiter:
„Daß ein Zoroaſter als Religionsſtifter (ſoll hei⸗
ßen Religions Reformator) gelebt habe, brauchte
der Verf. gegen Herdern nicht zu beweiſen
(S. 126) da dieſer das nirgend geleugnet
hat, ſondern nur wollte, daß ein Magier Sas
petman unter dem Darius als Zereloſchtro
(Glanzſtern) beigenannt worden ſei.
Es bedarf nur der Auseinanderſetzung dieſer einen
Behauptung des Rec. um zu beweiſen: daß demſelben
gar das Recht nicht zuſteht, irgend mitzuſprechen, wo
von hiſtoriſcher Forſchung die Rede iſt! Wer das Citat
aus meinem Buche nachſchlaͤßt, wird finden: Herder bes
hauptet: ein Zoronfter, wie die Zendſchriften von
ihm reden, hat eigendlich nie gelebt; fondern
ein Magier, mit Namen Sapetman (was kein Name
iſt) hat unter Darius das Inſtitut der Magier und die
alte Perſerreligion reformiren muͤſſen, und daher den
Beinamen Zoroaſter erhalten. Jeder, der nur einiger
Maaßen begreift, wovon hier die Rede iſt, muß ein⸗
ſehen: daß, wenn dieſe Meinung Herders richtig waͤre,
die ganze, von mir aufgeſtellte Anſicht der Zendſchrif—
ten, wie die darauf gegründeten Erklarungen, grund—
falſch ſeyn müßten. Es war daher ein Haupt-
punkt in meinen „vorbereitenden“ Unterſuchun—
gen, zu beweiſen: daß Herders Anſicht ungegruͤndet
ſey, und wirklich ein Zoroafter lebte, wie die Zend—
ſchriften von ihm reden. Das alles begreift der
Nee. nicht, obwohl es deutlich gedruckt daſteht, und
Ritt. Anz. z. J. 1822.
226
meint: ein ſolcher Beweis ſey uͤtßerfluͤßig, da ja Herder
auch annehme: es habe ein Mann, Zoroaſter genannt,
gelebt! Gerade als wenn in einer hiſtoriſchen Urkunde
von einem Friedrich, dem Muthe und den kriegeriſchen
Thaten deſſelben die Rede wäre; ein Erklärer fände in
dieſem Friedrich den erſten Hohenſtauſen, ein andrer den
zweiten Preußen. Da meint Rec. nun: es ſey unnüs
zu unterſuchen, wer recht habe, da ja doch beide an—
nähmen: daß ein kriegeriſcher Menn Namens Friedrich
gelebt habe. Und mit ſolchen Begriffen wagt der Rec.
uͤber Gegenſtaͤnde der hiſtoriſchen Forſchung abſprechen
zu wollen! — Weiter:
„Wenn Zoroaſter 480 Jahre nach Kom gelebt has
ben fol, fo iſt damit nichts erklärt, weil derſelbe in
eine durchaus nicht zu beſtimmende Zeit faͤllt.“
Dieſe Beſtimmung von 400 Jahren folgt aus dem
Geſchlechtsregiſter Zoroafters im Bun-Deheſch, „wenn
man auf dieſes einigen Werth legt,“ und man muß ſo
gar keinen Sinn fuͤr Geſchichte haben, wie der Rec.,
wenn man nicht einfieht was dieſe Beſtimmung, — da
eben aus den Zendſchriften gezeigt worden iſt, daß Hom
noch vor der Auswanderung des Volks, im Urlande,
auf der Höhe Afiens lebte — in einem Beweiſe erklaͤ—
ren ſoll: daß Zoroafter kein Magier unter Darius ges
weſen ſey.
„Den Zoroaſter — fährt Ree. fort — will der
Verf. aber weder mit Faucher noch Tychſen unter Lyaxa—
res I. noch unter Darius dem Sohn des Hyſtaspes ges
ſetzt wiſſen, ſondern er foll 500 bis 600 Jahre vor
Moſes in Baktrien gelebt haben, und die ganze alte
Geſchichte ſoll durch die Zendſchriften eine andre Geſtalt
bekommen. (allerdings, naͤmlich in Bezug auf die
alten Baktrer, Meder und Perfer.) Wie ſollen
aber ſolche, ohne haltbare Gruͤnde (warum zeigt Rec.
ihre Unhaltbarkeit nicht?) gewagte Behauptungen mehr
gelten, als alle die Zeugniſſe, welche unter Ke
Guſtaps (Kuſchtasp, Veſchtasp, Veſtasp) entweder den
Vater des Darius, oder dieſen ſelbſt verſtanden wiſſen
wollen.“ -
Welchen Begrif muß der Rec. wohl von dem har
ben, was man in der Geſchichte ein Zeugniß nennt.
Seine Zeugen find Hyde, Brucker, Angquetil, Kleuker,
Herder u. ſ. w. die aus ſpaͤtern griechiſchen und roͤmi—
ſchen Schriftſtellern dieſe Meinung zu begruͤnden ſuchen,
ohne irgend einen Leſer zu überzeugen, der einen richti—
gen Begrif von hiſtoriſcher Kritik hat, und woruͤber
Heeren mit recht ſagt: „daß es alle hiſtoriſche Probabi—
litaͤt leugnen heiße“ wenn man Zoroaſter unter Darius
— oder deſſen Vater — ſetzt. Nach demſelben Begrif
eines hiſtoriſchen Zeugniſſes fährt Rec nach obigen Wor—
ten fort:
„Da ſie (die Zeugniſſe) noch durch zwei hiſtoriſch—
chronologiſche Tafeln, welche Mafudi, ein achtbarer
arabiſcher Schrlftſieller des zehnten Jahrhun—
derts, als von wirklichen Magiern herruͤh⸗
rend liefert, befräftiget werden? Die eine diefer Tas
feln ſetzt den Zoroafter 258, die andere 250 (oder 280)
Jahr vor Alexander, alſo 568 oder 574 (ver. 604)
Jahr vor unſerer Zeitrechnung, (Siehe Zend-Aveſta im
Kl. Th. 1. S. 47. 48)“
15
227
Hiſtoriſchen Zeugniſſen der Art laͤßt ſich hier nichts
entgegen ſetzen, als daß der Rec., nicht weiß, was bi
ſtoriſche Zeugniſſe ſind! Es heißt ferner:
„Dagegen behauptet der Verf (S. 133.) daß NT.
Canon der heil. Buͤcher des Zendvolks, ſchon vor, oder
mit, der aſſyriſchen Eroberung des großen Zendreichs ge—
ſchloſſen geweſen ſey, und meint in dieſer Vorausſetzung
liege die Antwort auf die Frage: warum die Zeit der
aſſyriſchen Herrſchaft in der Perſiſchen Geſchichte als
eine völlige Lücke erſcheine. Denn erſt nach Zoroafter
und den uͤbrigen Verfaſſern der Zendſchriften, habe Ni—
nus die vielleicht vom Kaukaſus herabgekommenen Völ—
ker unter ſich vereinigt, Ninive erbaut, und außer Vor—
deraſien auch das große Zendreich erobert und daſſelbe
in Baktrien, Medien und Perſien, als drei große Pro
vinzen gethellt. (©. 5
So mein' ich wirklich, und bin ſo gar uͤberzeugt,
daß dieſe, auf manchen, in meinem Buche angefuͤhrten
Gruͤnden . Meinung, von dem Rec, nicht wis
derlegt iſt. Weiter —
„Von 85 158 an vergleicht der Verf. die Reli⸗
gionslehren der Hindu mit denen der Zendſchriften,
um zu zeigen, „worin beide miteinander uͤbereinſtimm⸗
ten, oder von einander abwichen.“ Wir koͤnnen hier
nur einiges bemerken.“ f
Um idiefe Bemerkungen zu begründen, wird mit
einer Verfälfhung angefangen. Nicht „die Reli—
gionslehren“ beider Syſteme, ohne Einſchraͤnkung
ſollen verglichen werden, denn da waͤre der noch folgende
Tadel zum Theil gegründet, ſondern wie es buchſtaͤblich
heißt: „Jedes Religionsſyſtem hat gewiſſe Hauptlehren,
die als Pfeiler betrachtet werden koͤnnen, auf welchen
das ganze Gebaͤude ruht. Nur dieſe Hauptpunkte ſind
es, die in einer Vergleichung, wie wir ſie jetzt zwiſchen
den beiden Syſtemen anſtellen wollen, neben einander
geſtellt werden müffen u. ſ. w.“ Ohne darauf zu ach—
ten, und von feiner falſchen Angabe ausgehend, fährt
Rec. fort:
„Gewiſſe Grundlehren abgerechnet, (von denen in
meiner Vergleichung aber allein die Kede iſt)
unterſcheiden beide Religionen ſich, praktiſch zumal, doch
fehr weſendlich. Jene der Hindu gruͤndet ſich auf
einen Quietismus und auf peinliche, zum Theil ſehr
ſchauderhaſte Buͤßungen und Selbſtpeintgungen, von
denen die Lehre Zoroafters nichts weiß, dem und denen
dieſe durchaus entgegen ſtrebt“
Dem Rec. wiederfaͤhrt hier das Unglück die Wir:
kungen mit den Urſachen zu verwechſeln, und nicht zu
bemerken, daß letztere in meiner Vergleichung klar vor
Augen liegen. Beide Syſteme nehmen naͤmlich au: die
Seelen der Menſchen ſind als freie Geiſter vom An⸗
fange der Schoͤpfung an vorhanden. Nach dem Zend—
ſyſtem bleiben ſie gut, muͤſſen aber auf der Erde durch
den Körper wandern um das Boͤſe zu bekämpfen
und ſich felbſt im Guten zu bewähren, daher
hier freie Thaͤtigkeit und Wirkſamkeit; nach dem Hindu⸗
ſyſtem find die Seelen der Menſchen gefallne Gei⸗
ſter, welche durch die Koͤrper wandern muͤſſen um das
Boͤſe in ſich abzubüßen und ſich ſelbſt zu reinigen; das
her hier Quietismus und Selbſtpeinigungen aller Art.
Sand Rec. dieſe Wirkungen nicht heraus? Er faͤhrt fort:
228
„Daß aber alle geoffenbarten Religionen
ohne Ausnahme, und ſaͤmmtliche neuere Religions—
ſyſteme ſich aus den Lehren der Hindu und der Zend—
ſchriften entwickelt hätten, iſt eine durchaus falſche Be⸗
hauptung. (S. 159.):”
Ich will dem eifernden Rec. die Verdrehung des
Sinns der erſten Worte zu gute halten, die in meinem
Buche fo lauten: „Man wird in den hier aufgeſtellten
Punkten die Grundpfeiler aller geoffenbarten
Religionen überhaupt erblicken, u ſ. w. —
will fo gar fein „falſch“ anerkennen, wenn er im
Stande ſeyn wird zu beweiſen: daß die, in der Vers
gleichung aufgeſtellten eilf Hauptlehren nicht in jenen
alten Religionsſyſtemen enthalten find.
„Der Verfaſſer behauptet (heißt es ferner) eben
daſelbſt, der Pantheismus trete zwar klarer in den Pins
duſchriften, doch auch entſchieden in den Zendſchriften
hervor. Dieſe find aber vom Pantheismus
weit entfernt. Es wird zwar aus dem Jeſcht-Or⸗
muzd angeführt: „Ich (Ormuzd) bin das All und der
Träger des Alls“. Staͤnden diefe Worte wirk⸗
lich im Jeſcht-Ormuzd, ſo waͤre der liturgiſche
Sinn 25 kein pantheiſtiſcher. Allein es heißt
daſelbſt: Mein Name iſt das Alles, d. i. alle die
der 12 65 nach genannten Vollkommenheiten, naͤmlich
Kraſt, Wiſſenſchaft, Weisheit, Reinheit, Liebe, u. ſ. w.
Anquetils Ueberſetzung; mon nom est (celui qui) est
tout, geht ebenfalls auf das, der Reihe nach als Voll—
kommenheit des Namens Oemuzd genannte. Auf keinen
Fall konnte Ormuzd für feine Anbeter ſagen wollen, daß
fein Name auch Ahriman mit allen Dews, Unthieren
und Schmeißfliegen (denn auch dieſe gehören: zum All) ſey.“
Es moͤchte ſchwer auszumitteln ſeyn, ob in dieſen
Behauptungen des Rec. mehr Unverſchämtheit oder mehr
Unverſtand liege. Jeder der mein Buch lieſt wird fin⸗
den, daß bei
iſt: daß die Lehren aus dem Zend-Aveſta genommen
werden, ſollen,
dieſe ſoll nachfolgen.
ſuchung heißt
wieſen werden,
Von dieſer nachfolgenden Unter⸗
es woͤrtlich: „es ſolle entwickelt und be⸗
daß die einzelnen Satze fo und nicht ans
ders (als ſie aufgeſtellt worden) in den Zendſchriften
enthalten waͤren. Daun wird in Bezug auf den Pan⸗
theismus S. 326 der Jeſcht-Ormuzd, ſo weit er hier
in Betracht kommen kann, abgeſchrieben, und jeder kann
leſen daß deutlich daſteht: Mein Name iſt das Al⸗
les und der Halter des Alles.“ Nun wird dem
Sinn des Ganzen gemaͤß angenommen: daß dieſe Bes
ſchreibung des Namens Ormuzds eine Beſchreibüng ſei⸗
ner ſelbſt ſey; und folglich die Worte: mein Name
iſt — bedeuten: ich bin. Dieſe Erklärung konnte Rec.
angreifen, wenn er Gründe dazu hatte, oder auch ohne
Gründe behaupten: fie ſey falſch — daß er aber bea
hauptet, ohne Ruͤckſicht auf das, was klar im Buche
ſteht, ich hätte den Text verändert, verfaͤlſcht — darin
beſteht das Unverſchaͤmte. Das Unverſtaͤndige folgt nach!
denn | .
1) ob die Worte: Mein Name iſt, und: ich bin, hier
einerlei Bedeutung haben oder nicht, fallt ihm gar
nicht ein zu unterſuchen; doch ſcheint er eine ver⸗
*
dieſer Vergleichung als Einleitung geſagt
ohne vorläufige Unterſuchungz
229
ſchiedene Bedeutung anzunehmen, und dieſe aus eis
nem liturgiſchen Sinne herzuleiten. Ständen
die Worte wirklich fo im Text (ich bin) fo hätten
fie doch einen liturgiſchen, keinen panthei⸗
ſtiſchen Sinn. Wie nun der liturgiſche Sinn
hier dem pantheiſtiſchen entgegen geſetzt werden
kann, begreift zwar niemand; (der Ree. vielleicht
ausgenommen!) doch wollen wir ſehen wie dieſer
Sinn hier angewendet wird, ſeine naͤhere Entwick—
lung aber noch aufſchieben. Es wuͤrde
2) jeder Anfänger im Franzoͤſiſchen in Anquetils Ue—
berſetzung: mon nom est (celui qui est) tout —
eine woͤrtliche Uebertragung aus einer andern Spra—
che finden. So wie die Worte daſtehn, heißen ſie
freilich nicht: Mein Name iſt do“ All (Untverſum)
aber noch viel weniger: mein Name iſt das Alles
(was vorher genannt iſt). Der Sinn der Worte
muß alſo aus dem Sinne des Ganzen beſtimmt
werden — doch der liturgiſche Sinn erlaubt auf
Kleinigkeiten der Art nicht Ruͤckſicht zu nehmen,
und zu thun als ſtaͤnden ganz andre Worte da.
3) In dem Satze heißt es: mein Name iſt das All
und der Halter des Alls; da die letzten
Worte aber nicht recht in die Erklaͤrung paſſen, ſo
erlaubt der liturgiſche Sinn zu thun als ob ſie gar
nicht da waͤren.
4) Da in der Reihe der vorhergehenden Namen viele
vorkommen, welche man doch nicht fäglich „Voll⸗
kommenheiten des Namens“ welches doch
wohl nichts anders heißen kann, als Eigenſchaften
Or muzd) nennen kann, als: mein Name iſt Mit⸗
telpukt aller Weſen — if Grundkeim als:
les Guten — if König, Peleſter, — if
Richter der Gerechtigkeit, iſt der Grund
der Moͤglichkeit und der Wirklichkeit —
iſt das Jetzt u. ſ. w. ſo erlaubt der liturgiſche
Sinn ſie in der Aufzaͤhlung wegzulaſſen, und nur
ſolche anzufuͤhren, welche allenfalls die Erklärung
leiden. Da endlich
5) dieſer Satz nicht am Ende der Reihe der aufge—
zaͤhlten Namen ſteht, ſondern in der Mitte der
Reihe, und die Aufzählung nach ihm noch fort«
läuft, mein Name iſt — welches noch ſechsmal
wiederholt wird, wodurch die Erklaͤrung des Rec.
geradehin als Unſinn erſcheint; fo erlaubt der litur—
gifche Sinn dennoch zu thun, als ſtaͤnd' er wirklich
am Ende der Namen und nicht in der Reihe.
Welch ein bewundernswuͤrdiger Sinn! |
Die letzte kraſſe Behauptung des Rec. bewieſe auf
„keinen Fall“ mehr, als die Praͤdilection deſſelten
für „Schmeißfliegen“ die er ſchon zum zweiten Wal ans
bringt; laͤge nicht zugleich eine bedenkliche Hindentung
auf philoſophiſche Begriffe darin. — Es heißt weiter:
„Ueber den wahren Begrif des Feuers
durch alle Gradationen (N welches nach dem Verf.
bloße Koͤrperhuͤlle des Lichts ſeyn ſoll; iſt zu
vergleichen: Zend-Aveſta im Kl. in allen den Stellen
die im Regiſter unter Feuer und Urkrakte verzeich⸗
net find.“ 1 e e tt
ä — 230
Welche Verdrehung! im Buche iſt ja keineswegs
von dem wahren Begrif des Feuers durch alle Grada—
tionen (des Feuers? in den Zendſchriften kommen nur
Gradationen der Heiligkeit deſſelben vor) die Rede, fon«
dern davon: Warum bei den Hindu das Feuer (als
Schiva) mehr verehrt wird als bei den Perſern? Die
letztern ſahen darin, in Bezug auf Ormuzd als
Princip des Lichts, nur die Hülle des Got⸗
tes, nicht den Gott ſelbſt. Das ſteht aber freilich
nicht im Zend Aveſta in Kleinen!
Weiter:
„Auch wird derjenige der die indiſche Buͤßungs—
und Seelenwanderungs-Lehre genauer kennt, wiſſen daß
Zoroaſters Lehre damit nicht zu vergleichen iſt, wie der
Verf. beiderlei Lehren durch das Wort Pruͤfungskampf
auf Erden vereinigen will. Und wenn er am Schluſſe
dieſes Abſchnitts „uͤber das -Erhabne und Tiefe erſtaunt,
womit das ganze moraliſche Sein des Menſchen in die⸗
ſen Lehren aufgefaßt ſey“ ſo werden wenige Leſer ihm
hierin folgen koͤnnen.“
Was den Pruͤfungskampf betrift, fo iſt ſchon oben
darauf geantwortet; in Bezug auf den Schluß mag
Rec. bei allen ſolchen Leſern recht haben — wenn es
dergleichen giebt! — die gleich ihm nie wiſſen, wovon
denn eigentlich die Rede iſt — Rec. faͤhrt fort:
„Die zweite Abtheilung, uͤberſchrieben: die heilige
Sage und das religiöfe Syſtem des Zendvolks, hebt mit
einer Ruͤge an, daß Anquetil, Faucher, und Kleuker aus
dem Inhalt der Zendſchriften das Religions-Syſtem ders
ſelben aufzuſtellen geſucht bitten, welches ihnen nicht
gelingen können, weil in den Zendſchriften kein
Syſtem enthalten ſey. Dennoch ſoll es dem
Verf. gelingen aus der heil. Sage eben deſ⸗
ſelben Inhalts das Syſtem derſelben volk⸗
ſtaͤndig darzuſtellen.“ 55
Das Haͤmiſche in dieſer abermaligen Verdrehung
und Verfalſchung des Sinnes, wird jedem von ſelbſt
einleuchten, wenn er in mein Buch fießt. Es wird dort
geſagt: die Verſuche der genannten Manner, ein Reil i⸗
gionsſyſtem der Zendſchriften aufzuſtellen, haͤt—
ten mehr oder weniger verunglücken mäffen, da ein eis
gendliches Syſtem in jenen Schriften nicht laͤge.
Sie enthielten nur als Grundquell aller Reli⸗
gionslehren eine alte heilige Sage, welche noth⸗
wendig als Sage aufgefaßt und dargeſtellt werden müfle,
wenn die Darſtellung wahr und verſtaͤndlich ſeyn ſolle;
(welches aber jene Maͤnner unterließen.) Hinterher
ließen ſich dann allerdings einzelne Satze
ableiten, entwickeln und in ſyſtematiſchen
Zuſam menhang bringen; aber immer muͤſſe die
Sage ſelbſt rein aufgeſaßt, als Grundlage vorhergehnk.
— In dieſen Worten, deren Sinn niemand aus der
Beſchuldigung des Rec. errathen kann, iſt nun die Ver⸗
ſchiedenheit des Wegs, den die fruͤhern Erklaͤrer betras
ten, von dem meinigen bezeichnet; und man muß ab?
ſichtlich die Augen ſchließen, wenn man nicht ſehen will⸗
daß mein Weg zu einem ganz andern Ziele fuhrt HR
es das richtigere ſey? ſtand Rec. frei zu ‚prüfen,
Dech was gilt das alles einem Mann der weiter
ſchreibt; „ieren ar e,. ier an 107188 6 5¹
x 8
231
„Wem indeſſen daran gelegen ſeyn koͤnnte, uͤber das,
was der Verf. in dieſem 546 Seiten ſtarken Buche ges
leiſtet hat, im Verhaͤltniß zu dem, was lange vor ihm
wahrhaft geleiſtet worden iſt, unbefangen zu
urtheilen, der darf in aller Kürze nur vergleichen: Zend—
Aveſta in Kleinen von Kleuker. Th. 1. uͤber Zoroaſter
und deſſen Stiftung (S. 21 — 60) und. über die Natur
des Ormuzd⸗Dienſtes und die Grundbegriffe feiner reli⸗
giöfen Gegenſtaͤnde. (Daf. Th. 3. S. 135 — 182)“
Wenn irgend jemanden daran gelegen ſeyn koͤnnte,
dieſe Vergleichung anzuſtellen, ſo kann niemand ihn
dringender bitten dies „in der Kuͤrze“ zu thun, als ich;
vielleicht ergiebt ſich doch manches was dem Scharfſinn
des Rec. entging. Auf dieſe Hinweiſung komm' ich
nachher zuruck. Weiter —
„Die heilige Sage erhellet nun nicht aus der uͤber—
großen Menge von Texten die hier aus dem deutſchen
Zend» Aveftn abgeſchrieben, aufgeſtellt werden, (ec,
ſcheint den wald vor lauter Bäumen nicht ba,
ben finden zu können; auch möchte, der ſtrengen
Wahrheit gemäß, das Abſchreiben der Ter;
te, in ein sufemmenftellen der Sage aus
den Terten, zu verwandeln ſeyn.) inſonderheit
auch die vom Urſtier, aus welchem Kajomarts hervor—
ging, und aus dieſem ein Baum, von welchem ats
Mann⸗ Weib Meſchia⸗Meſchiane ſtammen,
die von Ahriman verführt werden. (S. 177 —)“
Die Worte: als Mann-Weib, muͤſſen hier als
auf die zuſammengezogenen Namen: Meſchia-Me⸗
ſchiane gehend, genommen werden, weil in der Folge
noch einmal gerade hin „des Mann-Weibes Mes
ſchia⸗Meſchiane,“ und zwar in einer Verbindung
gedacht wird, daß dieſer Unſinn mir untergeſchoben wird.
Da nun im ganzen Buche keine Silbe vorkommt, wor⸗
aus eine ſolche Behauptung gefolgert werden koͤnnte, fo
muß ich die Aufſtellung derfelben, als ob fie in meinem
Buche ſtaͤnde, für baare Lüge erklären.
„Der 2te Abſchn. dieſer 2ten Abtheilung ſoll die
einzelnen Lehren und Satze der heil. Sage näher ent⸗
wickeln und beſtimmen, mit Hindeutung auf ihren ſyp⸗
ſtematiſchen Zuſammenhang. (S. 182 —) Durch Ver⸗
ſchmelzung des uralten ſinnlichen Syſtems in das Gei⸗
ſtigere der Zendſcheiften ſollen Widerſpruͤche erwachſen
ſeyn. Der Verf. findet dergleichen wo ſie nicht ſind;
„B. daß nach einigen Stellen Ahriman von erſt an
bose geweſen nach anderen erſt boͤſe geworden ſey, d a⸗
für iſt Setut⸗Jeſcht (Card. 6) kein Beweis,
wo Ahriman geſchildert wird, wie der Liturg
ihn statu quo ſich denken ſollte.“ 4
Der Rec. weiß abermals nicht wovon eigendlich die
Rede if. Ich habe S. 188 aus Setut-⸗Jeſcht o. 6 ja
durchaus nicht beweiſen wollen, was Rec. angiebt und
mir andichtet, ſondern daß die Meinung: Ahriman
werde einſt vernichtet werden auch in den Zend⸗
ſchriften vorkomme. Hier ſind die eigenen Worte. „Dieſe
Anſicht (der Vernichtung Ahrimans) findet ſich
anch in den Zendbuͤchern, und namentlich im Setut⸗
Jeſcht, (c. 6.) obwohl im Widerſpruch mit einer
Menge anderer Stellen (nach welchen Ahriman ſich end⸗
lich bekehrt und ewig lebt) klar ausgeſprochen. „Ich
— —-—¾—
r 232
zerſtoͤre — ſagt Ormuzd — die Finſterniſſe; ich zer ſt oͤ⸗
re das Oberhaupt derſelben (Ahriman)“ und nach
Anquetils Zeugniß giebt es unter den Parſen noch bis
auf den heutigen Tag eine Secte, welche die Vernich⸗
tung Ahrimans beim Ende der Welt annimmt.“
Jeder ſieht daß ich aus Satut-Jeſcht c. 6. nicht
habe beweiſen wollen, was Rec. angiebt, ſondern nur
das, was wirklich darin liegt. Doch hier kommt aber—
mals der liturgiſche Sinn des Rec. zum Vorſchein,
den wir jetzt etwas genauer anſehn muͤſſen. Es heißt
nach obigen Worten weiter:
„Aus hoͤchſt unbeſtimmten, alles überſtroͤmenden
Hyperbeln, ſoll man keine metaphyſiſchen Saͤtze ableiten,
ſonſt finden ſich uͤberall Widerſpruͤche. Ein Dualismus
herrſcht in dleſen Liturgien allerdings, aber nur ein
practiſcher für die zeitige Wirklichkeit.“
Ich werde verſuchen, ob ſich dieſen, im liturgiſchen
Sinne geſchriebenen Saͤtzen überall ein Sinn wird abs
zwingen laſſen.
1) Der Liturg ſoll ſich bei den Worten Ormuzd im
Satut⸗Jeſcht: „ich zerſtoͤre das Oberhaupt der Fin—
ſterniſſe — Ahriman statu quo denken. Ich
bekenne in dieſe Worte, in Bezug auf den Gegens
ſtand von dem ſie handeln, durchaus keinen Sinn
bringen zu koͤnnen.
2) Aus unbeſtimmten, alles uͤberſtroͤmenden liturgi—
ſchen Hyperbeln ſoll man keine metaphyſiſchen
Saͤtze ableiten, weil ſich ſonſt uͤberall Widerſpruͤche
finden. Wenn dieſe Worte in Bezug auf den Ge—
genſtand, auf welchen fie hier angewendet find, eis
nen Sinn haben ſollen, fo erklart der Rec. dadurch
die verſchiedenen Glaubenslehren der Parfen: Ah—
riman war von Anfang an boͤſe, und wird am
Ende der Welt vernichtet werden, und: Er war
anfangs gut, wurde freiwillig boͤſe, und wird
ſich am Ende der Welt bekehren — fuͤr meta—
phyſiſche Satze!
3) In den Zend-Liturgien liegt zwar ein Dualismus,
aber nur ein practiſcher, für die zeitliche
Wirklichkeit. Das Practiſche iſt dem Theo⸗
retiſchen entgegen geſetzt, und beide Begriffe auf
den vorliegenden Gegenſtand angewandt, was fuͤr
Leben und Handeln in dieſer Welt — der zeitlgen
Wirklichkeit beſtimmt iſt. Der Ltturg ſoll alſo han⸗
deln als ob ein gutes und boͤſes Princip mit eins
ander kaͤmpfen — ob und wie dies aber wirk-
lich, auch außer der zeitigen Wirklichkeit
ſey — das gehört zur Theorie, find metaphyſiſche
Satze, die nicht abgeleitet werden ſollen. Lohnte
es wohl der Mühe, Saͤtze der Art näher zu bes
leuchten? Es heißt nun weiter: x
„Daſſelbe gilt von den Schwierigkeiten die der Verf.
in der Lehre von den Feruers findet. (S. 194) Dieſe
Idee iſt fein, nur muß man bei ihrer Anwendung auf
alle Arten und Stufen der Wefen zu geben und zu
nehmen wiſſen. (S. Zend-Aveſta in Kleinen unter
Feruer).
Rec. verraͤth hier „in der Kürze‘ fein ganzes Ger
heimniß. Wem konnte wohl bei Auslegung dunkler
-
233
Schriften irgend eine Schwierigkeit vorkommen, die
nicht augenblicklich zu befeitigen wäre, wenn er: zu
geben und zu nehmen weiß? Er bringt unfehl—
bar immer heraus, was er eben haben will. Daß Rec.
ſich meiſterhaft darauf verſteht, liegt am Tage — aber
ehrlichen Auslegern ſollt' er nicht zumuthen dieſen Schleich,
weg zu gehen! — Weiter: 5
„Wenn die Zeit der Weltdauer von 4>< 3000
Jahren nach dem jahrlichen Laufe der Sonne durch die
12 Zodiacalzeichen ausgedacht ſeyn ſoll, da man
jedes Zeichen in 1000 Jahr, — einem Goͤtter—
jahre verwandelt habe, ſo duͤrfte doch nur
von 12 Goͤttermongten, nicht Jahren, die Rede ſeyn.
Pf. 90. und 2. Petr. 3, 8 gehören gar nicht hierher.“
Rec. thut als ob die Anwendung des tropiſchen
Jahrs und des Laufs der Sonne durch die 12 Zeichen,
auf die ganze Schöpfung und ihre Dauer, ſo ein Eins
fall von mir wäre, der durch das „foll“ verdaͤchtig
gemacht wird. Gleichwohl enthaͤlt die darauf angefuͤhrte
Stelle (Jeſcht-Sade XXVIII) eine klare Anwendung
des tropiſchen Jahres auf die geſammte Schoͤpfung,
und ein eigner Aufſatz im Bun⸗Deheſch knüpft die
Dauer der Welt an die 12 Zodiacal-Zeichen, und ſucht
auszumitteln: welche Begebenheiten der Geſchichte jeden
1000 Jahren angehoͤren, uͤber welche ein Zeichen geſetzt
iſt. Um dieſe Ausdehnung des Monats auf 1000
Jahre zu erläutern, ſetz' ich hinzu: „Allgemein herrſchte
bey den Voͤlkern des Alterthums die Meinung, daß die
Gottheit nach viel laͤngern Jahren und Tagen rechne,
als der Meuſch“ und zum Beweiſe werden Pf. 90, 4
und 2 Petr. 3, 8, und die Goͤtterjahre der Hindu an⸗
gefuͤhrt; und das gehoͤrte nicht hieher?
Die Entdeckung, daß dem Obigen zufolge eigentlich
nur von 12,000 Goͤttermonaten, nicht Goͤtterjahren die
Rede ſeyn koͤnne, macht dem Scharfſinn des Rec. wenig
Ehre. Er braucht nur noch einmal die drei Zeilen
meines Buchs zu leſen, worauf ſeine Entdeckung ſich
gründet, um ſich ſofort zu Überzeugen: daß die „zwoͤlf⸗
malige Wanderung der Sonne“ ſich auf ihren
Lauf durch alle 12 Zeichen, nicht aber auf ihr Fortruͤcken
durch ein Zeichen bezieht.
Weiter:
„Aber eine zweite Erklärung des Vfs. (S. 207.)
laͤßt dieſelben 4 * 3000 Jahr aus der Beobachs
tung ſich (I) ableiten, daß jedes irdiſche Weſen entſteht,
dauert und vergeht, Kraft des noch alternden und zer—
ſtoͤrenden Princips, welche beide Principe der hohe
Supranaturaltsmus der heil. Sage in ein Gutes und
Boͤſes verwandelt habe. (S. 208). Dieſe Art zu deu⸗
ten — wie foll man fie nennen?“ |
Aber dieſe Art zu leſen — wie foll man fie
nennen? Denn foll man nicht annehmen: der Rec.
verwechsle hier abſichtlich zwel verſchiedene Gegenſtaͤnde
mit einander, um tadeln zu koͤnnen, ſo muß man von
feinen Verſtandes-Kraͤften eine geringfügige Idee bekom—
men. Es iſt nämlich in den angefuͤhrten Stellen mei
nes Buchs (S. 267 — 8.) von den 4 X 3000 Jahren
gar nicht die Rede, es wird ihrer nicht einmal ges
dacht; ich fuche dort die Theilungeder Weltdauer
in die vier Zeitalter, wie ſie bei den Hindu durch
— ̃
234
den Wechſel der Herrſchaft desſerhaltenden und
zerſtoͤrenden Princips, bei dem Zendvolk aber
durch den Wechſel der Herrſchaft des guten und
boͤſen Princips, gebildet find — zu erklaͤren.
Welche Stumpfheit des Geiſtes gehoͤrt dazu, um nicht zu
faſſen, wovon hier gehandelt wird, oder welch ‚eifeune
Stirne, wenn es wirklich gefaßt, und doch ſo verdreht
wurde, wie von dem Rec. geſchehen iſt. Er fährt fort:
„Daß die alte Zendlehre keine ſolche Urſtoffe, wie
der Bun⸗Deheſch nenne, naͤmlich Licht, Aether, Feuer,
Waſſer, gekannt habe, wird ohne Grund vorausge⸗
feßt, (nicht doch, wird mit Gruͤnden erwie—
ſen:) und woher kennt der Verf. eine alte Zendlehre
vor der Zendlehre?“
And ſolche Frage — wie foll man fie nennen?
„Bei den drei Himmelsſphaͤren, welche nach des
Vfs. Angabe (fol heißen: nach Angabe des Bun!
Deheſch) ſich erſtrecken, ſollen 1) von den Fixſternen
bis zum Monde; von da 2) bis zur Sonne und 3) big
zum, Throne Ormuzd, weil der Luftkreis von der Erde
bis zu den Fixſternen nicht in Betracht komme, brauch—
te des Apoſtels Entzuͤckung bis in den dritten Himmel,
nicht herbei gezogen zu werden.“
Und warum denn nicht? 300
„Die Eintheilung des Thierkreiſes wird
den Verehrern des Brahma, (S. 237) gleich
darauf aber einem Urvolke zugeſchrieben, von dem dle
Hindu und das Zendvolk ausgegangen ſeyen. (S. 238.)“
Wer in mein Buch ſieht, findet buchſtaͤblich fol—
gendes: Die drei Sphaͤren der Zendſchriften finden ſich
auch in der Hinduſage wieder; nur mit dem Unterſchie—
de, daß die Zendſage den hoͤchſten Kreis der Sonne,
der Bagareadam aber dem Monde zutheilt; nun
wird bemerkt: daß wohl nicht alle Hindu daruͤber ein—
ſtimmig waͤren, ſondern „die Verehrer des Brahman,“
da dieſer Gott urſpruͤnglich in der Sonne verehrt wur⸗
de, auch der Sonne den hoͤchſten Kreis zutheilen wuͤr—
den; dann heißt es weiter: „Dieſen Kreis der Sonne
nun, in welchen ſie ihren jaͤhrlichen Lauf vollendete,
theilte man in zwoͤlf Theile ein, bezeichnete jeden
Theil mit einem Bilde u. f. w.“
Dann wird bemerkt, daß dieſe Zeichen im Zend—
aveſta zwar erſt im Bun⸗Deheſch vorkommen, aber
ſchon zu Dſſemſchids Zeiten bekannt ſeyn mußten;
dann daß dieſe Zeichen diefelben, und in eben der
Aufeinanderfolge feyen, wle fie auf den Thier
kreiſen der Aegypter, Griechen, Brahminen, Sineſen
u. f. w. vorkommmen; und da dieſe Zeichen nun bei
keinen der genannten Völker mit den Erſcheinungen des
tropiſchen Jahrs uͤbereinſtimmen, wird geſchloſſen: daß
9 dieſelben wohl alle durch Ueberlieferung empfangen
tten. > 1190 17
Welcher Anfaͤnger im Leſen wird nun bel
dem: theilte man — das man auf die vorher, in
einer ganz andern Beziehung genannten Verehrer
des Brahma beziehen? ;
„Nach einem Druckfehler im deutſchen Zendavefta
wird Anquetil du Perron ener Verirrung mit Unrecht
beſchuldigt, da es (a. a. O. ſowohl im Text, als in
15
235
der Anmerkung nicht 18 und 17; ſondern 28 und 27
heißen muß.“
Ich konnte Anquetils franzoͤſiſche Ueberſetzung nur
kurze Zeit gebrauchen, und wendete dieſe an, Kleukers
Ueberſetzung damit zu vergleichen. Ich fand dieſe übers
all wo ich verglich, ſo treu und umſichtig, daß ich mich
füglih daran halten konnte. In obiger Stelle find die
Zahlen 18 und 17 nun nicht mit Zahlzelchen, ſon⸗
dern mit Buchſtaben achtzehn und ſiebzehn gedruckt,
ich vermuthete daher eher einen Ueberſetzer-Fehler, als
Druckfehler — Rec. hatte Recht dies zu bemerken.
„Gegen eben diefen (Anquetil) — fährt Rec. fort —
will der Verf. eben ſo irrig als eifrig (2) behaupten:
das Geſtirn Haftorang (Haptörfäg) ſey nicht der
große oder kleine Baͤr, ſondern der Planet Mars.
Spricht denn für jene Erklärung nicht ſowohl die Zahl
ſieben, (ich habe gezeigt: nein) als der Umſtand,
das Haftorang der Schutzwächter Nordens genannt wird?
(ich habe gezeigt: nein.) Und heißt bei den Pers
G und SDA) nicht
ſern Haftorang ( In yarR u D 0
noch jetzt ursa major ei minor, s. constellatio ursae?
(Castelli lex. Pers. p. 558. und Mininski. s. v. T
Aber hab' ich nicht bewiefen, daß in den Zend»
ſchriften und Bun Deheſch der Name Haftorang
nur einen Stern, keineswegs aber ein Sternbild
bezeichnet? Rec. konnte meine Gruͤnde angreifen, darf
er aber thun, als ob ſie gar nicht vorhanden waͤren?
Weiter:
„Wie beſtimmt dle Namen der Planeten im Bun⸗
Deheſch angegeben find, nämlich Kevan (Sat.), Anhuma
(Jup.), Tir (Merc.), Anahid (Ven.), Korschid (Sol)
und Mah (luna): ſo will der Verf. dennoch, daß die da⸗
fetöft Nr. V. als Firſterne genannten fuͤn f
Schutzwaͤchter (Bun Deheſch kennt nur vier
Schutzwachter) am Himmel, nämlich Taſchter, Haf—
torang, Venant, Satevis und Meſch (der nicht wid
ter iſt) nicht Firſterne, wie fie deutlich genannt
werden, ſondern die fünf kleinen Planeten ſeyen,
wogegen ihre Namen fowohl als die darüber
vorkommenden Beſchreibungen fhreiten. Und
wie dreiſt iſt der Verf. in Aufſtellung willtuͤhrlich ge—
wagter Hypotheſen! So foll z. B. auch Mithra der
Planet Venus ſeyn. (S. 264 — —) Vergl. dagegen
Zend: Avefta im Kleinen Th. 2. S. 47 — 52. 57. Th. 3.
S. 145. 150 — 157."
Da aus dieſem allen wohl kein Oedip errathen
würde, wovon in meinem Buche eigentlich die Rede
ſey? ſo muß ich etwas daraus anfuͤhren. Anquetil, Kleu⸗
ker, Herder u. ſ. w. nehmen an: Die alten Perſer
hatten die ſieben Planeten nicht verehrt, hät
ten vielmehr in ihnen ſieben Devs gefuͤrchtet. Ich
beweiſe dagegen, daß dieſe Vorſtellung falſch iſt, und
die alten Perſer ſowohl wie die Hindu, Babylonier
ul ſ. w. den fieben Planeten die hoͤchſte Ver⸗
ehrung bewieſen. Dies iſt nun der eigentliche
Streitpunct, auf den es hier ankommt, und auf den ſich
alles obige bezieht, welk natürlidy die Erklärung vieler
Sternennamen davon abhängt. Warum beruͤhrt Rec,
—
236
dieſen Haupunct, mit keiner Silbe? Vetſtand er ihn
gar nicht, oder fuͤrchtete er, die bloße Beruͤhrung dei
ſelben koͤnnte vielleicht manchen auf die Gedanken brins
gen: mein Buch moͤge doch wohl ſo ſchlecht nicht ſeyn,
als Rec. es macht? Er begnuͤgt ſich einzelne, als Fol⸗
gen jener, Anſicht aufgeſtellte Saͤtze und Erklaͤrungen aus
dem Zuſammenhange zu reißen, zu entſtellen, zu ver⸗
drehen, oder anderes geradehin zu erdichten. So be⸗
hauptet er 10 i :
1) von den Sternenwaͤchtern im Bun: Debefhr fie
werden als Firſterne genannt, werden deuts
lich Fixfterme genannt — aber wo denn?
Im Bun⸗Deheſch? Gott bewahre! nur iu
Kleukers kleinen Zend-Aveſta und von andern Er—
klaͤrern — im Bun-Deheſch ſteht keine Silbe davon!
2) Gegen die Annahme: dieſe Sterne ſeyen Planeten,
freiten.ihre Namen ſowohl, als die von
ihnen vorkommenden Beſchreibungen.
Einen ſtaͤrkern Beweis konnte Rec. nicht geben,
daß er gar nicht weiß, was in den Zendſchriften
ſteht, fondern blind nachbetet was im Zend-Ave⸗
ſta im Kleinen geſagt wird. Er mußte ſonſt
wiſſen, daß gerade das Gegentheil von feiner Bas
hauptung ſtatt findet; daß z. B. der Name Taſch⸗
ter einen Laufer bedeutet, daß im Jeſcht-Taſch⸗
ter und Bun-Deheſch von ihm erzaͤhlt, wird: er
laufe durch die Zeichen des Thierkreiſes, werde
ruͤckgaͤngig und ſ. w., ferner daß Satevis,
Haftorang und Venant als feine, Begleiter
genannt werden u. ſ. w. Und das ſollte damit
ſtreiten ſie als Planeten anzuſehn? Es liegt ja
eben der Beweis darin, daß fie es ſind.— 4
3) Die Namen der ſieben Planeten ſollen im Bars
Deheſch beſtimmt angegeben ſeyn. Es iſt
kaum denkbar, daß Rec. daruͤber geleſen hat, was
in meinem Buche ſteht. Es heißt im Bun-Deheſch:
ſieben Standſterne am Himmel ſollen fieben
Irrſterne bewachen. Die Standſterne hei
ßen: Sonne, Mond, Taſchter und die uͤbrigen vier
oben genannten Namen der Waͤchter. Diefe Standz
ſterne ſollen nun nach Anquetil, Kleuker u. ſ. w.
Firſterne ſeyn, ohne im mindeſten Ruͤckſicht dar⸗
auf zu nehmen, daß Sonne und Mond ſich dar⸗
unter befinden. Unter den Irrſternen kommen
zwei vor „die Schweife haben“ und von
denen einer, Gurzſher genannt, am Ende der
Welt ſich von der Wache des Mondes losmachen,
auf die Erde herabſtuͤrzen und fie verbrennen ſoll.
Gleichwohl ſollen dieſe Irrſterne durchaus Planes
ten ſeyn! Sieht man die, übrigen fünf Namen
der Irrſterne an, ſo zeigt ſich eine unauflösliche
Verworrenheit, die von ſchlechten Abſchreibern oder
Ueberſetzern (der Text iſt aus dem Zend in Pehlvi
übertragen) herzuruͤhren ſcheint. So ſoll z. B.
Taſchter den Tir bewachen; aber Tir iſt nichts
wie die Pehlviform von Taſchter ſelbſt u. ſ. w.
Die Namen der Planeten ſtehn aber deutlich da ze
Freilich; nur der Rec. bemerkt nicht, daß dieſe
eingeklammerten Namen zur Erklaͤrung eingeſcho⸗
ben ſind! ; 7 i **
1770 10 93
287
Den Mithra betreffend, will ich hier nur anführen,
worauf der nachfolgende Tadel des Ree. ſich gruͤndet.
Kleuker nimmt einen maͤnnlichen Mithra und eine
weibliche Mitra, und beide als maͤnnliche und
weibliche Kraft des Feuers an. Ich zeige nun,
daß, obgleich bei den Hindu die Anſicht herrſche, männs
liche und weibliche Kräfte vereint in einem
Weſen zu denken, dies in den Zendſchriften durchaus
nicht ſtatt finde; daß hier alle verehrten Weſen ale
lein maͤnnlich oder allein weiblich ſeyen; ſo ſey
z. B. das Feuer, der Sohn Ormuzd, allein maͤnn⸗
155 das Waſſer, die Tochter Ormuzd allein weiblich;
er Himmel männlich, die Erde weiblich u. ſ. w. Dar⸗
über läßt ſich nun der Rec. fo vernehmen:
„Die Idee von maͤnnlicher und weiblicher Urkraft
ſoll zwar bey den Hindu, aber nicht in den Zendſchriften
gelten, aber auch in dieſen, wird ſie kenntlich genug be—
zeichnet, ſo weit die liturgiſche Art zu reden es
geſtattet. Wenn das Feuer (abgerechnet dasjenige,
dem Ormuzd ſelbſt fein Weſen, verdankt!) durch alle
Stufen (!) ein Sohn, und eben fo das Waſſer durch
alle Stufen () eine Tochter Ormuzd heißt u. ſ. w.
Sind das nicht Kennzeichen genug? und giebt es etwa
außer denen, die der Verf. ſelbſt doch anerkennt,
(S. 335.) ſonſt keine?“ 6 i
Rec. begreift abermals nicht wovon die Rede iſt.
Die Streitfrage beſteht darin: ob in den Zendſchriften
männliche und weibliche Kräfte in einem und dem-
ſelben Weſen vereinigt gedacht werden? Rec.
ſtellt die Frage: ob überall in den Zendſchriſten von
männlichen und weiblichen Kräften die Rede ſey? Iſt
denn das einerlei? oder wird die Frage abſichtlich fo
verdreht, um mir fo etwas von, Widerſpruch vorwerfen
zu koͤnnen? Abermals kommt auch der liturgiſche
Sinn zum Vorſchein; wobei der Rec. immer thut als
ob alle Zendſchriſten aus lauter Liturgien beſtaͤnden. —
ein Beweis wie wenig er ſie kennt.
Weiter heißt es:
„Daß der Planet Venus, den der Verf. im Mi⸗
thra ſowohl als in den fünf, Fixſternen, ja auch in
dem Amſhaspand. Amerdad ſucht, in den Zendliturgien
durchaus maͤnnlich ſey, wird (S. 299.) gegen die
Anahid des Bun⸗Deheſch behauptet. Haben
etwa die Griechen, was fie von der perſiſchen Anals
oder Anaitis ſchreiben, erdichtet?“ 8
Gott behuͤte! So wenig als es mir je eingefallen
iſt, etwas gegen die Goͤttinn Anahid zu behaupten!
Ich behaupte nur gegen Erklaͤrer, welche dem In⸗
halt der geſammten Zendſchriften zum trotz, „die Anahid,
oder Anais, Anaitis, oder Mitra, als weibliche Urkraft des
Feuers, als Planet oder ſonſt etwas, den Zendſchriften
aufdringen wollen, Neues und Altes ohne Kritik durch
einander miſchen — daß ſie unrecht haben. Wenn es
vom Mithra heißt: ich ſuchte ihn in den fünf Fix⸗
ſternen (Planeten) ſtatt unter denſelben — ſo iſt, dies
eine kleinliche Verdrehung. mann
„Wie konnte ferner (ſagt Rec.) der Verf. Anque⸗
til du Perron und Kleukern Schuld geben, daß ſie bei
dem Hunde Sur an keinen Stern gedacht haͤtten, da
jener uberſetzt hat; Ii est parl& du Chien Sous gui
238
est au ciel des étoiles ſises? Und dieſer: Es wird
auch vom Hunde Sur geredet, der am Himmel der
Fixſterne iſt?“
Welchem vernuͤnftigen Menſchen koͤnnte wohl dis
Frage einfallen: Ob Anquetil und Kleuker bei Ueber—
ſetzung der Worte: Fixſtern und Himmel, an die
Firſterne am Himmel, oder nur an die vorliegenden
Worte gedacht haben? Die einzige Frage, welche hier auf
geworfen werden kann, iſt ja eine ganz andre, naͤmlich:
was ſich jene Ueberſetzer unter dem Hunde Sura fuͤr
eine Art von Weſen dachten? oder welches Weſen in
den Zendſchriften mit dem Namen Sura bezeichnet
wird? Ich beweiſe, und wie ich glaube nicht unglück⸗
lich, daß darunter ein Stern, und zwar der Sirius oder
Hundsſtern der Alten verſtanden werde. Dagegen
macht nun Anquetil bei den, oben vom Rec. angefuͤhrten
Worten eine Anmerkung, welche Kleuker, ohne etwas
hinzu zu thun uͤberſetzt, und die wörtlich fo lautet: (Es
iſt naͤmlich unmittelbar vor jenen Worten von zwölf
Thiergattungen auf der Erde die Rede gewefen.)
„Der Hund Sura ſcheint (zu den zwoͤlf
aufgezählten Thierarten) die drei⸗
zehnte Gattung zu machen.“
Wenn der Rec. alſo nicht annimmt: daß Schaaf⸗
boͤcke, Eſel und Sterne einerlei Art Weſen find; fo muß
er auch zugeſtehen, daß ich jenen Ueberſetzern nicht Uns
recht gethan habe. Er faͤhrt fort:
„In ſeinen Deutungen ſich ganz verwirrend, will
der Verf. daß Ormuzd die Sonne, und auch Bahman
die Sonne ſey, fo unzählige mal auch beide neben eins
ander genannt, und der eine wie der andere beſonders
beſchrieben wird. Man darf ſich alſo nicht wundern,
wenn der Verf. ſelbſt es unerklärlich findet,
wie Bahman in Gorodman auf ſeinem Goldthron ne—
ben Ormuzd ſitzen koͤnne, waͤhrend fein, Körper die
Sonne, ohne ihn, außer dem Gorodman umlaufe.
(S. 331.) (Wer das Litst nachſchlaͤgt wird fin⸗
den, daß bloß der Rec. hier etwas unerkloͤr⸗
lich findet.) Wenn aber der naͤmliche Amſhaspand
Khordad, in dem weiblichen Mond, und der weib⸗
liche Amfhaspand Sapandomad auch in den, und
beide in den wirklichen Mond hineingedeutet werden
(S. 344. 326. 337.), fo ſoll die Loͤſung ſeyn, daß Khor⸗
dad des Mondes Feuer, Sapandomad Schutzgeiſt der
Erde, nur nicht ihre Perſonification, und die Mah im
Khordad maͤnnlich ſey! Nun wundert ſich der
Verf. (eine Lieblingsredensart des Bee, die je
doch nur anzeigt: daß er ſeine Verwunderung
mir unterſchiebt!) wie unter den ſieben Amſhaspands
und den ſieben Planeten die Sonne zweimal, und
der Mond zweimal, und zwei wirkliche Planeten (Taſch⸗
ter und Satepis, die er dofuͤr haͤlt, ob ſie gleich (im
Zend ⸗Aveſta im kleinen) Fixſterne genannt ſind) gar
nicht vorkaͤmen! Waren die Coneipienten der Zendlitur⸗
gien auch nicht Virtuoſen in der Kunſt zu denken und
zu urtheilen, ſo haben ‚fie ſolcher Ungereimtheiten, wie
jene Deutungen ihnen zumuthen, ſich doch ſchwerlich
ſchuldig gemacht. Als Naturerſcheinung ſoll (Nr.
IX.) Ahriman (perſonificirte) Sonnen- und Mondfinfters
nid; als Naturkoörper aber der, zu Zeiten die Sonne
239
bedeckende, ſchwarze Drachenſtern, zugleich aber auch
ein Komet ſeyn, wie feine Oberdevs gleichfalls Kometen
ſind. (S. 364 — 367.) i b rail
Dieſen Wuft von Unſinn, in dem die Nachweiſung
der einzelnen Verdrehungen, Verfaͤlſchungen und Er:
dichtungen zu ekelhaft wird, will ich folgende Bemerkun⸗
gen belfägen, welche den Gegenſtand, wovon die Rede
iſt, deutlich machen werden. Nachdem in meinem Buche
1) umſtändlich erwieſen kſt, daß die ſieben Planeten in
den Zendſchriften als hochverehrte Weſen erſcheinen,
und der jedem zugeſchriebene Wirkungskreis darge⸗
ſtellt worden, wird
2) die Verehrung der ſieben Amſhaspands um
terſucht, und ihre Wirkungskreiſe angegeben. Aus
dieſen erhellt nun klar: (S. 324.) daß dieſe Wir⸗
kungskreiſe nach Beobachtungen in der Natur und
dem Lauf des tropiſchen Jahrs beſtimmt worden,
und es wird, mit Ruͤckſicht auf die Wirkungskreiſe
der Planeten wahrſchein lich: daß die Verehrung
der ſieben Amſhaspands ſich in der Verehrung
der fieden Planeten entwickelte. Dies
wird näher unterſucht, und die Wirkungskreiſe bei
derlet Weſen, und was fonſt von ihnen geſagt iſt,
genauer verglichen. Da ergiebt ſich nun, daß die
AJdee von Ormuzd ſelbſt, als des erſten Amſhas⸗
pands, als „Quell des Lichts,“ „ewiger
Quell der Sonne“ ſich wohl in der Verehrung
der Sonne ſelbſt entwickelt habe; das Bahman
wohl als Genius der Sonne gedacht worden,
da nur er der große Amſhaspand ſeyn
konne, von dem es heißt „Ormuzd habe ihm dle
Sonne zum Koͤrper geſchaffen“ u. ſ. w. „Da wir
nun — heißt es dann weiter — mlt vieler
Wahrſcheinlichkeit unter den Amfhaspands
einen Planeten gefunden haben (dle Sonne)“ fo
wird der Verſuch gemacht: ob ſich nicht die ur⸗
ſpruͤngliche Bedeutung der einzelnen Amfhaspands
als Planeten ausmitteln laffe? dann wird die Art
und Weiſe der Perſonificirungen in den Zendſchrif⸗
ten umſtaͤndlich entwickelt, und dann verſucht durch
Vergleichungen, durch hypothetiſche Deutungen ein⸗
zelner Angaben u. ſ. w. jenes Ziel zu erreichen.
Am Ende der ganzen Unterſuchung (S. 349.) ſteht
nun das Neſultat derſelben: \
„Auffallend iſt nun, daß, wenn unſere Erklaäͤ⸗
rungen richtig find, Sonne und Mond zweimal in
jener Zahl der ſieben großen Schutzgeiſter vor
kommen, dagegen zwei Planeten Taͤſchter und Satevis
ganz übergangen find. Die ueſprüngliche Bedeu
tung der Amſhaspands muß daher früh bey
dem Zendvolke, das ſich allein an der hei⸗
ligen Sage hielt, in Vergeſſenheit gefoms
men feyn, und das konnte und mußte um
fo eher geſchehen, da die Amſhaspands nicht
mit den Namen der Planeten, ſondern wie
wir oben geſehen haben, durch kurze Befchreis
bungen ihrer Elgenſchaften und Wirkungen
beheichnel werden “““
Jeder der deutſch verſteht, muß in jenem Schluß
der Unterfuchung das Urtheil finden: daß aſle die ver—
—
—
245
ſuchten Verglelchungen“ und. Deutungen zu keinen
richtigen oder beſtimmten Nefultat führen,
und daß zweitens dle Urſech angegeben iſt; warum
dies wohſiyſcht anders ſeyn könnnen
Schen wir nun auf das zurück, was Reg. über
dies alles ſagt, ſo ergiebt ſich % Bine, 1089
1) daß er der Sauptidee, worauf es hier ankommt,
mit keiner Silbe gedenkt; nur einzelne Maͤkelelen
aufſtellt, woraus niemand errathen kann, wovon
in jenen Abſchnitten meines Buchs denn elgentlich
gehandelt wird? . 11 N
2) daß er die hypothetiſchen Erklaͤrungen und Deu⸗
tungen, obwohl fie am Ende als nicht zum
Zweck führend erkannt werden, dennoch als
apodictiſch ausgeſprochen, und noch dazu e
aufſtellt — ! 0 ‚er 1
3) daß er das Reſultat des Verſuchs, worauf es doch
hier vorzüglich ankommt, nicht als ſolches, ſondern
verfaͤſſcht, und mit Weglaſſung der Gründe an⸗
bringt, und endlich 5 3
A) mir in dem Reſultat den verruͤckten Satz ans
luͤgt: daß ich unter den fieben Planeten die
Sonne zweimal, den Mond zweimal,
und zwei Planeten gar nicht fände!
Pfui — der Nichtswürkegkeit! 7 )
In meinem Buch folgt nun ein „Verſuch die ur⸗
ſpruͤngliche Bedeutung der Naturſeinde (Devs) als Nas
turkoͤrper und Naturerſcheinungen auszumitteln.“ Ree⸗
fertigt dieſen ganzen Abſchuttt mit einigen Zeilen ab,
die indeß nicht uͤbergangen werden duͤrfen. Ahriman
ſoll nämlich jenem Abſchnitt zufolge Hunnen
1) als Naturerſcheinung (perſoniſteitte) Sonnen⸗
und Mond⸗Finſterniß, aber e { u
2) als Natürkörpet der zu Zeiten die Sonne be
deckende, ſchwarze Drachenſtern — und MS
3) zugleich wie feine Oberdevs, Komet feyn. 2
Die erſte Behauptung gruͤndet ſich auf folgende
Worte des Buchs: „Der große Gegenfaͤtz in der Natur
von Licht und Finſterniß, gut und boͤſe, machte ſich auch
den roheſten Voͤlkern bemerkbar; allein der Angriff der
Finſterniß auf das Licht, der Verſuch Ahtimans
den Ormuzd zu bekriegen, und fein Reich, das Licht
u verſchlingen, ſchelnt doch auf eine beſtimmte
aturerſcheinung zu deuten, weiche ſich vielleicht
in den Sonnen- und Mondfinſterniſſen darbietet.“ Ein
Secundaner koͤnnte dem Rec. ſchon begreiſtich machen,
daß in obigen Worten nur von dem Angriff, dem
Kriege Ahrimans, nicht von ihm ſelbſt oder einer
Petſonificirung die Rede ſey — doch was verſchlaͤgt das
dieſem Recenſenten? Seine zweite Behauptung, obwohl
falſch ausgedrückt, iſt in einer Hinſicht nicht unrichtig;
doch muß man ſich wundern, wie er aus der Stelle des
Buchs, worauf er ſich bezieht, nur dies zu nehmen
wußte. Sie folgt unmittelbar auf obige Worte, und
lautet ſo? „noch jetzt ſehen rohe Voͤlker in diefen Erſchei⸗
nungen (Finſterniſſen) feindfeligr- Weſen, die man N
gewohnlich als Dtachen denkt, und ſucht ihre Agel
auf jene Lichtkoͤrper eur e ale zu Fören! (Nun wild
das Beiſpiel der Hindu, bei“ eren dleſer Aberglaube
noch hertſcht, auf das verwandte Zendvolk bezogen, und
241 —
weiter geſagt:) So bald nun aber Ormuzd nicht mehr
in der Sonne, fondern als Prineip des Lichts übers
haupt verehrt wurde, blieb auch Ahriman nicht
mehr der ſchwarze Koͤrper, welcher die Sonne zu
Zeiten bedeckte, ſondern wurde als Princip der Finſter—
niß, als Gegner Ormuzd betrachtet, wie die Sage ihn
darſtellt.“
Es iſt zu ekelhaft dem Rec. hler noch weiter zu
folgen, und zu zeigen, daß es mit den Kometen dieſelbe
Bewandniß habe. Er fahrt fort:
; „Auch lernt man, daß Mofes Erzählung vom Süns
denfall nur verftändlih werde durch die ältere im Bun⸗
Deheſch von der Verführung des Mann- Weibes
Meſchia⸗Meſchiane, (ich bitte dieſes in meinem Br
che ſelbſt zu leſen!) und daß die bibliſche Lehre
von den Folgen des Suͤndenfalls übertrof⸗
fen werde von der Zendlehre, welche auf keine
Erbfünde hindeute (S. 394). Dann müßten ja aber
jene Coneipienten im Zend in der Erkenntniß goͤtt⸗
licher und menſchlicher Dinge ſich ſelbſt uͤber⸗
trofſen haben, wenn ſie wie ein heiliger Mann Got—
tes geredet hatten.“
Die Froͤmmelei des Rec. verſchmaͤht es hier aber—
mals nicht, eine Vergleichung und ein Urtheil,
das nur ihm gehort mir unter zuſchieben, die
Worte des Buchs heißen: „Obwohl (nach der Zend—
fage) die Menſchen durch den Abſall ihrer erſten Eltern
ſterblich und unglücklich wurden, ſo findet ſich doch in
allen Zendſchriften keine Spur, welche auf eine Forter—
bung ihrer moraliſchen Verdorbenheit zielte, oder auf
eine ſogenannte Erbfünde hindeutete. Jeder Menſch
kommt frei auf die Welt, und es haͤngt ganz von ſei—
nem Willen ab, gut oder boͤſe zu ſeyn.“ War dem Rec.
das nicht recht; warum verſucht er nicht zu zeigen, daß
in den Zendſchriften das Gegentheil ſtehe? Statt deſſen
— es gehoͤrte wenigſtens einige Kenntniß der Zendſchrif—
ten dazu: — ſpielt er die Frage auf ein ganz anderes
Feld, ſchiebt mir Vergleichungen unter, die er macht,
um verdaͤchtig zu machen, und — das iſt Froͤmmigkeit!
Weiter: . 5
„Der Verf. will durchaus (d. i. beweifen), daß
die Feruers und Seelen der Menſchen einerlei ſeyen,
(S. 395 —) weil er von jenen keinen rechten Begriff
hat. Feruer iſt ein hoͤchſt allgemeiner Begriff, geltend
von Ormuzd und allen Izeds, von Menſchen und Thies
ren und Pflanzen bis auf die kleinſte.“ 8
Rec., ſchreibt hier ab, was in Kleukers Zend: Avefta
wie in meinem Buche ſteht — ohne es jedoch richtig
aufzufaſſen; er haͤtte ſonſt auch wiſſen muͤſſen, daß das
Feuer, das Waſſer, die Erde, Wolken, Winde u. ſ w.
ihre Feruers hatten! Es heißt weiter: a
„Wie fern die Feruers? nun nicht bloß als idea:
liſche Prototypen aller Weſen, ſondern als lebendige
Wirklichkeiten vorgeſtellt werden, ſind ſie Grundprinci⸗
pien, oder geiſtige Anfänge der Beſtandheit aller entftans
denen Weſen, und de weſentlichen Verſchieden⸗
heiten nach Geſchlecht, Art und Verſchiedenheit.“
Das alles ſteht nun wieder — bis auf die we⸗
ſentlichen Verſchiedenheiten — der Verſchle—
denheit! — im Kleuker wie in meinem Werk! Was
eitt. Anz z. J. 1822.
—
242
im letztern nun aber aus dieſem allgemeinen Begriff,
nach deutlichen Angaben der Zendſchriften,
für einzelne Koͤrperweſen, und das Verhältniß derſelben
zu ihren Feruers, hergeleitet iſt; das fteht nicht in
Kleukers kleinen Zend: Avefta, und fotglich iſt es unrich⸗
tig! Wenn Rec. nun noch in Bezug auf Anquetil, Kleu⸗
ker und Herder, deren irrige Anſichten aus meinen Un;
terſuchungen hervorgehn, hinzuſetzt: 177
„Von irrigen Anſichten (der genannten) zu reden,
war der Verf. nicht befugt.“
So uͤberlaſſ' ich das Urtheil daruͤber gern dem Les
ſer. Es heißt nun weiter: e
„Ueber die Zeit der Freilaſſung aus dem Duzakch
kann nur der glaͤubige Parſe ſich aͤngſtigen; (nun frei
lich! der Rec. kann ſich — was auch immer ſein
Gewiſſen ihm einraͤumt — der Angſt entſchla⸗
gen!) catholiſche Fegfeuer aber und Seelmeſſen, finden
in den dreißig parſiſchen Todtengebeten zur Tilgung
von 60 Suͤnden, die nicht uͤber die Bruͤcke laſſen, wohl
ſo wenig ihren Brunnquell (Grundquell) S. 410,
(Ich muß bitten das Citat nachzuſchlagen!) als die bis
bliſche Lehre von der Hoͤlle aus den Fabeln
der Hindu und Parſen zuſammengetragen
iſt; S. 412. (Davon ſteht abermals nichts im
Buche; es iſt Conſequenzmacherei des Rec.!) oder
der Parſiſche Feuerdienſt dem erdichteten des Jehova
gleicht, S. 419.“
Daruͤber moͤgen nun andere Maͤnner urtheilen als
— dieſer Recenſent! ;
„Die Mundbedeckung (Penom) der Parſen und ihr
rer Liturgen vor dem heiligen Feuer foll, wie der Verf.
belehrt, nicht darum getragen werden, damit der Athen
des Mundes nicht das Feuer entweihe, weil dieſer ja
auch das eigne Geſicht berühre (welches der Parſe aber
nicht mit dem heiligen Feuer verwechfelt), ſondern ein
Zeichen der Ehrfurcht ſeyn. Wenn aber fuͤr das Feuer
nichts Entweihendes aus dem Muünde haucht,
wie kann deſſen Bedeckung denn Ehrfurcht bedeuten?
(S. 419 — )"
Dieſer Tadel, der zugleich laͤcherlich machen ſoll, iſt
für Abſicht und Zweck des Rec. bei feinem Bench»
men, zu entſcheidend, als daß ich nicht länger das
bei verweilen ſollte. Zuerſt wird der Begriff unrein
und verun reinigen, wovon im Buche die Rede iſt,
mit: entweihen, vertauſcht — wir werden gleich ſe⸗
hen warum?
Die Begriffe von Rein und Un rein in der Koͤr⸗
perwelt, wie ſie nach Anſicht einer doppelten, reinen
und unreinen Schöpfung in den Zendſchriften liegen,
waren von keinem der fruͤhern Ausleger richtig aufge—
faßt, noch ihr großer Einfluß auf alle Lehren und An⸗
ſichten in den Zendſchriften gehoͤrig gewuͤrdigt worden.
Sobald dies geſchahe, mußten viele Auslegungen der
frähern Erklaͤrer eine andre Geſtalt annehmen, und der
erſte Blick in die, von dem Rec. angeführte Stelle
meines Buchs, wird zeigen, worauf es hier ankommt.
Sie lautet ſo: „Anquetil du Perron und Kleuker neh⸗
men an: Der Ormuzddiener glaube, der Menſch werde
durchaus unrein geboren (welches ich widerlegt habe)
und bleibe inwendig durchaus Er, fo, daß
1
243
alles, was von Innen heraus komme, durchaus
unrein ſey, alſo auch der Athen, welcher denn alles
unrein mache was er beruͤhre, und deßwegen muͤſſe der
Prieſter den Penom tragen. (S. Lehrbegriff der Parſen
von Kleuker 3. A. B. 1. S. 53.) Die Behauptung
widerlegt ſich von ſelbſt; denn waͤre ſie richtig, ſo koͤnnte
ja niemand auch nur einen Augenblick rein ſeyn, weil
ſein Athen ihn doch im Geſicht beruͤhrt. Wie kann man
ſich überhaupt als möglich denken: daß ein Menſch von
Außen rein, von Innen unrein ſeyn koͤnne? Die
Begriffe von rein und unrein, wie die Zendſchriften
fie aufſtellen, machen dies ſchlechthin unmoͤglich.
Der Menſch war ganz rein oder ganz unrein; hatte er
auch nur mit einem Finger einen Todten beruͤhrt, ſo
war er durch und durch unrein, ſelbſt der Seele
nach, die, wenn er ungereinigt ſtarb, als unrein in
der Hoͤlle buͤßen mußte. Auch durfte der Prieſter das
Feuer eben fo wenig mit der bloßen Hand beruͤh⸗
ren, ob er gleich als vollkommen rein angenom⸗
men werden muß, wenn er irgend eine gottesdienſtliche
Handlung verrichtet. Dieſe Verhüllung (der Hand und
des Geſichts bis unter die Augen) iſt nichts als ein Zei—
chen der Ehrfurcht des Prieſters vor der Heiligkeit der
Gegenſtaͤnde, und hat im Allgemeinen denſelben Grund,
aus welchem der Ormuzddiener nie mit bloßen Füßen
die Erde beruͤhren durfte, weil die Erde heilig, und ein
vorzuͤglicher Gegenſtand ſeiner Verehrung war.“
Jeder ſieht nun, daß der Rec. die Hauptidee, den
Grund, auf den hier alles ankommt, namlich den
Begriff des unreinen, ganz ignorirt; ja um ihn ganz
zu entfernen abſichtlich das Wort vermeidet und mit
Entweihung vertauſcht; daß er ſelbſt den Gegenſtand,
der unterſucht wird: ob der Menſch beſtaͤndig von In—
nen unrein ſey, verſchweigt, und nur uͤber den
Penom und den Athen witzelt, und warum das alles?
Es werden in der angefuͤhrten Stelle Ideen und Vor—
ſtellungen widerlegt, welche doch in Kleukers Zend—
Aveſta im Kleinen ſtehn!
Rec. ſaͤhrt fort:
„Daß nach dem Vendidad einen Hund beleidigen,
ein groͤßeres Verbrechen iſt, als einem Menſchen das
Bein brechen (S. 439.) ift S. 446. nicht gewuͤrdigt.“
Rec. verwechſelt hier die zum Grunde liegenden
Vorſtellungen, nach welchen Beleidigungen eines Hun⸗
des ſtaͤrker beſtraft wurden, als Beleidigungen eines
Menſchen, mit den Strafen ſelbſt. Nur die erſtern
ſollten (S. 496.) „bei den Geſetzen, welche das Beneh—
men der Menſchen gegen die Thiere uͤberhaupt beſtim—
men, naͤher betrachtet werden“ nicht jede einzelne Strafe.
Es heißt weiter:
„Wenn gewiſſe Vergehen mit 1000, bis 10, 0
Riemenſtreichen, oder mit einer gleichen Anzahl von
Jahren in der Hoͤlle gebuͤßt werden ſollen, ſo wundert
ſich der Verf. (nicht doch — der Recenſent!), daß
ein Höllenjahr einem Riemenſtreiche gleichgeachtet werde,
und vermuthet, daß man ſich die Hoͤllenſtrafen nicht
ſehr peinigend gedacht habe, weil das Brennen in
der Hölle wohl nur allegoriſch gemeint ſey.
(Dieſe letztern Worte ſchiebt Rec. hier aus einer
andern Stelle ein, wo fie in anderer Beziehung
8 ——— 7
244
ſtehen.) Allein dieſe Meinung iſt nach dem Vendidad
nicht gegruͤndet, vielmehr ſoll die Strafe der
Riemenſtreiche, durch das Augment von eben
ſo viel Hoͤllenjahren nur geſchaͤrft werden.“
Rec. begeht hier ein wirkliches Falſum. Denn
wenn in meinem Buche uͤberall, wie im Vendidad, ge—
druckt ſteht: z. B. 1000 Riemenſtreiche un d 1000
Jahre Hoͤllenſtrafe, ſo vertauſcht er behende dies und
mit einem oder, als ob eine Strafe die andre aus⸗
ſchloͤſſe, und thut dann, als ob eine Anmerkung unter
dem Text meines Buchs ſich auf dieſes einſchwaͤrzte
oder bezoͤge, um fie durch eben die Meinung be⸗
richtigen zu koͤnnen, die in meinem Buche
ſelbſt ehe. Um nicht von jedem ſogleich ertappt zu
werden, wurde das nur unter ſolchen Umſtaͤnden feh—
lende Citat — weggelaſſen; es follte S. 441 angeführt
werden. Die Anm. ſagt daſelbſt: es ſey auffallend, daß
immer ein Riemenſtreich einem Jahr Hoͤllenſtrafe
gleich geſetzt ſey — „man mußte ſich alſo die Hollen—
ſtrafe nicht ſehr hart oder peinigend denken.“ Beide
Strafen konnten namlich auf gleiche Weiſe abgekauft
werden; z. B. 1000 Riemenſtreiche oder 1000 Derems,
und 1000 Jahr Hoͤllenſtrafe oder ein angemeſſenes
Suͤhnopfer u. ſ. w.
Rec. hat hier durch Verletzung der Wahrheit eine
wahre Mithra-Suͤnde begangen, welche nach dem Ven⸗
didad nicht unter ſieben bis neunhundert Jahren
Hoͤllenſtrafe wegkommen duͤrfte! Nein, das Buch darf
nicht gelten! — Weiter:
„Wer einen Waſſerhund (d. i- nach der Beſchrei—
bung ein animaliſches Unding) toͤdtet, der leidet 10,000
Niemenſtreiche, giebt dazu 10,000 Holzhaufen und lei⸗
ſtet noch eine lange Zahl von lauter 10,000 ſeltenen
Dingen. Unter dieſen ſcheint dem Verf. eine Jungfrau
ven 15 Jahren, das merkwuͤrdigſte Opfer, da er in
den Zendfchriften ſonſt keine Spur von Menſchenopſern
gefunden habe, dergleichen doch bei allen alten Völkern
ſtatt gefunden; er glaubt aber, es leuchte von ſelbſt ein,
daß der Prieſter das Maͤdchen nicht werde getoͤdtet, ſon—
dern ſich als -Eigenthum vorbehalten haben
(S. 453). Dies iſt nun mehr als dort ver:
langt wird. (Vend. Farg. XIV.) Daſelbſt ſoll jemand
zur Tilgung feiner Sünde außer vielen andern
Dingen auch feine Schweſter oder Tochter, 15 Jahr
alt, guten Rufs und mit Brautſchmuck (im Text
ſteht: Ohrengeſchmeide) verſehen, einem heiligen
Manne (d. i. einem Glaͤubigen) zur Frau geben. Im
deutſchen Zend⸗Aveſta iſt dies „zur Frau“ weggelaſſen,
vielleicht aus Verſehn, oder auch weil der Aus-
druck: einem feine Tochter u. ſ. w. geben, jenes
mitbeſagt.“
Das Verſehen der Ueberſetzung habe ich dem
Sinne des Ganzen nach richtig verbeſſert — das iſt
Rec. zu viel. Warum? Ich ſage: der (ſuͤhnende) Prie⸗
ſter behielt das Maͤdchen als Eigenthum — im Text
ſteht: als Frau. Sklavinnen Sennen die Zendſcheiften
nicht, wohl aber iſt die Frau Eigenthum ihres Mannes,
er ihr Herr, allein ich ſage: ein Prieſter erhielt das
Maͤdchen — der Rec. aber findet in „dem heiligen
Manne“ nur einen Gläubigen überhaupt. Darin liegt
2
245
nun aber kein Sinn, denn dieſer hätte fie wohl em—
pfangen, ohne daß ſie „als Suͤhnopfer zur Tilgung der
Sünden’ gegeben worden. Der Empfänger war der ſuͤh⸗
nende Prieſter ſelbſt, oder falls dieſer ſchon verheirathet
war, ein anderer an feiner Statt.
Um Kleukers Verſehn zu entſchuldigen, wird dann
noch ein Grund angefuͤhrt, der an Laͤcherlichkeit ſchwer—
lich in irgend einer Auslegung ſeines Gleichen findet.
Wenn in einem uralten, ſtrengen religioͤſen Geſetzbuche
ſteht: jemand ſoll bei einem beſtimmten Verbrechen, zur
Tilgung ſeiner Suͤnde, ſeine Tochter zum
Suͤhnopfer geben, ſo kann man das eben ſo ver—
ſtehen, als wenn jetzt Gevatter Hinz zu Gevatter Kunz
ſagt: ich gebe dem und dem meine Tochter — Welch
eine Auslegungskunſt!
i „Wenn — fährt Nee. fort — nach Vend. XIX.
Soſtoſch gegen das Ende der 12,000 Jahre aus dem
Waſſer Kanſe geboren werden ſoll, um als Retter zu
erſcheinen, indem nach S. 463 „drei Maͤdchen alsdann
ſich in dieſem Waſſer baden werden, um die drei (ins
Waſſer gefallenen) Keime (der Huo der Zoroafter dreis
mal beigewohnt hat) aufzunehmen, die ſie als Kinder
zur Welt bringen“ ſo ſetzt der Verf. hinzu: „Soſioſch
wurde alſo auch als Sohn einer Jungfrau erwartet!“
Sur ſolche Dindeutungen zeigt ſich eine be—
ſondere Vorliebe. Die beiden andern Jung⸗
fernkinder, Oſchederbami, und Oſchedermah,
bleiben ohne Nachweiſung.“
In den aus meinem Buche angefuͤhrten Worten,
liegt in dem: „Auch“ allerdings eine Hindeutung auf
andere Soͤhne von Jungfrauen. Die Worte ſtehen wo
eben die Vergleichung der Erwartungen des Zendvolks
mit den Erwartungen der Hindu beginnt, und wer weiß
nicht wie die Idee von Soͤhnen der Jungfrauen und
Geburten ohne Beiwohnung eines Mannes in die My—
thologie der Hindu verwebt iſt? Die letzte Verkoͤrperung
Viſchnus, Buddha, war Sohn einer Jungfrau. Aber
angenommen es liegt noch eine andere Hindeutung darin,
ja ſie laͤge, wie Rec. bei ſeiner Unwiſſenhelt zu glauben
ſcheint, allein darin — welch ein religioͤſes Gefühl ges
Hört dazu, die ganze Idee durch den platten Witz; der
andern Jungfernkinder in den Schmutz gemeiner
Suͤnde herabzuziehen! 8
Der Rec. ſchließt dann mit den Worten:
„Die dritte und letzte Abtheilung, beſtimmt, um
noch einzelne Gegenſtaͤnde der heiligen Sage, der wiſ—
ſenſchaftlichen Bildung, der Sitten und Gebraͤuche des
Zendvolks zu erörtern, gaͤbe noch Stoff zu manchen Bes
merkungen. Der Rec. bricht hier gern ab, wuͤnſchend,
daß der Verf. falls er das von ihm beabſichtigte große
Werk auszuführen willens iſt, in Aufſtellung von blos
ßen Vermuthungen und Hypotheſen, die ſich nicht be—
gründen laſſen, weniger kuͤhn ſeyn, fo wie im Abſpre⸗
chen über diejenigen, die vor ihm dieſelben Gegenſtaͤnde
behandelt haben, mehr Vorſicht und gruͤndliche Kennt
niß beweiſen moͤge.““
Nach allem Vorhergehenden kann dies auf ſich ber
ruhen laſſen.
Sehen wir nun aber auf dieſe ganze, beiſpielloſe
Recenſion zuruͤck, ſo bietet ſich Stoff zu mannichfaltigen
246
Betrachtungen dar. — Ich will diefe — ſchon zu lange
— Ruͤge, mit ein Pgar kurzen Bemerkungen ſchlleßen.
Es fällt
1) eine ſonderbare Froͤmmelei auf, die den Grundton
des Ganzen angegeben zu haben ſcheint; welche ſich
zeigt, fo oft es möglich iſt, welche die religioͤſen
Grundſaͤtze meines Buchs verdaͤchtig zu machen
ſtrebt, es uͤbel nimmt, wenn unſere heiligen Schrif—
ten aus dem Alterthum erklaͤrt, oder neben den
heiligen Schriften andrer alten Voͤlker genannt wer—
den u. ſ. w. Ich nenne dies Froͤmmelei — denn
wahre Frömmigkeit iſt unzertrennlich von Wahrs
heitsliebe; fie verdreht nicht, fie verfaͤlſcht
— ſie luͤgt nicht; und das alles iſt dem Rec. ſo
eben mehr als zehnmal nachgewieſen worden. Dies
fer religioͤſe Schein iſt alſo nur Gleißneret, iſt der
wahre Schaafspelz, unter welchem ſich der Wolf zu
verſtecken ſucht. Man ſieht
2) daß der Rec. von allen Hauptideen meines Buchs,
ſelbſt von den Ideen und Gründen, worauf es eis
gentlich bei den Unterſuchungen, von welchen er
ſpricht, ankommt; von dem Gange meiner Unterſu—
chung uͤberhaupt, wodurch dieſe ſich von den fruͤ—
hern Werken über dieſen Gegenſtand weſentlich uns
terſcheiden, und worauf ſich das „ungebahnte“ der
Vorrede bezieht — gar nichts zu ahnen ſcheint, fons
dern thut, als ob dergleichen gar nicht vorhanden
wäre! Daß er dagegen ſich überall begnuͤgt, an Eins
zelheiten, abgerißnen Satzen und Erklaͤrungen zu
maͤkeln, ohne es zu wagen irgend in eine Unterſu⸗
chung ihrer Gründe einzugehn. — Daß er ferner
dabei in der Regel die verſchiedenſten Begriffe
vermiſcht oder verwechſelt, und eine ſo auffallende
Ungeuͤbtheit im Denken, einen ſolchen Mangel an
Scharfſinn und mitunter — wenn man auch nicht
einmal auf das Unlogiſche und Fehlerhafte der
Sprache Nuͤckſicht nimmt — eine Unwiſſenheit ver⸗
raͤth, daß man ſich nicht genug verwundern kann,
ihn in dieſen Blaͤttern, in Geſellſchaft ſo vieler,
wahrhaft gelehrter und allgemein Zeſchaͤtzter Maͤn⸗
ner zu finden! Es zeigt ſich—
3) bei genauerer Pruͤfung ſeiner Urtheile, eine faſt
komiſche Seite. Alles was über die von Angquetil
uͤberſetzten Zendſchriften — in denen er nur Litur⸗
gien ſieht — geſagt werden kann, ſteht in Kleu⸗
kers Zend⸗Aveſta im Kleinen. Alles was
darin ſteht iſt wahr, iſt wahrhaft geleiſtet; was
nicht darin ſteht, iſt falſch — iſt unerweisliche Hy⸗
potheſe, und es iſt eine Art von Verbrechen ze
ſagen: daß etwas in jenem Buche unrichtig ſey.
Daher gelten uͤberall die Worte: Man verglei⸗
che den Zend»Avefta im Kleinen — als vol⸗
ler Beweis des Gegentheils von dem, was in mei
nem Buche ſteht. Es kommt dabei nicht einmal
darauf an: was denn eigentlich in dem kleinen
Zend: Avefta ſteht; ſondern daß hie und da etwas
uͤber den Gegenſtand darin ſteht; daher macht es
ſich der ee. bequem, und die Hinweiſung: Siehe
das Regiſter des Zend⸗Aveſta im Kleinen,
unter den und den Worten — iſt alles was
mir entgegen geſetzt wird! +
Welch eine Kritik! — Wollte jemand, der vielleicht
mit dem kleinen Zend» Avefta fein ganzes Sy⸗
ſtem uͤber dieſe Gegenſtaͤnde abſchloß, oder der vielleicht
noch gar kein Syſtem hat — mein Buch, und alle Re⸗
ſultate meiner Forſchungen angreifen — Wer koͤnnte,
wer würde etwas dagegen haben, ſobald es auf eine
ehrliche Art geſchaͤhe? Aber die ſchaamloſe, ja ſchaͤnd⸗
liche Art, wie es in dieſer Necenfion geſchehen iſt, bei
der man nicht weiß, ob man die Stumpfheit des Gei—
ſtes mit der es geſchehen iſt, mehr bemitleiden; oder
die Nichtswürdigkeit der Geſinnung die ſich darin ‚offen
bart, mehr verabſcheuen ſoll, machte dieſe Ruͤge noth—
wendig; machte es unerlaͤßlich, dies, unter der Aufſicht
einer Koͤnigl. Geſellſchaft der Wiffenfchaften abgedruckte
Pasquill auf Wahrheit und gefunden Menſchenverſtand,
Öffentlich anzuklagen. Der Recenſent rechtſertige ſich —
wenn er kann! a
Breslau, im Maͤrz 1822.
Dr. Rhode.
Wenn Antrikritiken dunkle Theile eines Werks auf⸗
hellen, ſo nimmt ſie die Iſis gern auf, aber keines—
wegs, wenn ſie nur die Perſonen aufhellen oder verduns
keln wollen.
Conchyliologiſche Anzeige.
Seit mehreren Jahren habe ich die Stunden der
Muße dem Studium der vaterlaͤndiſchen Weichthiere
(Schnecken und Muſcheln) mit anhaltendem Eifer ger
widmet.
Ich habe dieſe Geſchoͤpfe fleißig geſammelt, ſorgfaͤl⸗
tig beobachtet, genau beſchrieben, treu gezeichnet und
endlich in Kupfer ſtechen laſſen. So iſt allmaͤhlig ein
Werk entſtanden, welches nach Art des Draparnaud⸗
ſchen, eine Naturgeſchichte der vaterlaͤndiſchen Weichthiere
darbietet, und unter dem Titel:
Syſtematiſche Anordnung und Beſchreibung
deutſcher Land- und Waſſerſchnecken,
mit beſonderer Ruͤckſicht auf die bisher in
Heſſen gefundenen Arten. Ein Beitrag zur
Maturgeſchichte der Weichthiere.
bereits die Preſſe verlaſſen hat.
Daſſelbe iſt durch Broͤnnerſche Lettern mit typogras
phiſcher Schoͤnheit, in Großquart, auf Velinpapier ge—
druckt, zaͤhlt 18 Dogen und ſtellt auf 8 Kupfertafeln
229 ſchoͤn und treu durch Gabler illuminirte Figu⸗
ren dar.
Es enthaͤlt eine kurze Einleitung in die Kennt⸗
niß diefer Thierklaſſe; dann eine Ueberſicht der verſchie⸗
denen Gattungsmerkmale, die ſich auf Beobachtung
der Beſchaffenheit der Thiere und ihrer Theile, ihrer
Gehaͤuſe, ihres Aufenthalts u. ſ. w. gründet, und wor
bel die Tuvlerſche Anordnung befolgt iſt. Nach dies
E
246
fee allgemeinen Einleitung folgt die Darſtellung der eins
zelnen Arten. Dem angenommenen Namen der Art
folgt eine genaue, mit der folgenden Beſchreibung in lo—
giſcher Uebereinſtimmung ſtehende lateiniſche Diagn o ſe;
darauf die Synonymen, chronologiſch angeordnet,
dann die Abarten, dann eine deutſche vollſtaͤndige Be—
ſchreibung des Thieres, des Gehaͤuſes, der Eier und
Embryonen, des Aufenthalts und Fundorts; endlich
noch einzelne Anmerkungen, theils uͤber die Lebens weiße
des Thiers, theils kritiſchen Inhalts. Im ganzen ſind
21 Gattungen und 114 Arten aufgefuͤhrt.
Moͤgte dieſes Werk recht vielen Freunden der va—
terlaͤndiſchen Conchyliologie ein willkommenes Handbu
ſeyn, an welchem es uns bisher gefehlt hat, und moͤg⸗
ten dieſe durch guͤtige Mittheilung von Materialien mich
in den Stand ſetzen, demnaͤchſt ein Supplement nach⸗
zuliefern!
Um den Naturforſchern die Anſchaffung zu erleich⸗
tern, eroͤffne ich denſelben hiermit den Weg der Sub—
ſeription, wodurch es für 5 Rihlr. 16 gr. oder 10 Gul⸗
den 12 kr., fpäter aber nur zu dem Ladenpreis für
7 Rthlr. 12 gr. oder 13 Gulden 30 kr. zu erhalten
ſeyn wird. Bei dem bedeutenden Koſtenaufwande, den
mir das Werk verurſachte, habe ich mir vorläufig den
Debit ſelbſt vorbehalten, und bitte diejenigen, welche es
zu beſitzen wuͤnſchen, mir den Auftrag und Betrag dis
rect einzuſenden.
Außerdem beſitzen in Amſterdam die Hrn. J. C. Sepp
und Sohn, Buchhändler, in Berlin die Sch uͤp—
pelſche Buchhandlung, in Bern Hr. Prof. Stu—
der, in Bremen Hr. Dr. u. Prof. Treviranus,
in Breslau Hr. Prof. Treviranus, in Coͤln Hr.
Regierungsrath Dr. Mer rem, in Coppenhagen
die Schuboth ſche Buchhandlung, in Frankfurt a.
M. Hr. H. L. Bronner, Buchhändler, in Gie⸗
ßen Hr. Prof. Walther, in Göttingen Hr. Bars
denhoͤk u. Ruprecht, Buchhe, in Gotha Hr. F.
C. Schmidt, in Halle Hr. Prof. Germar, in
Hanau Hr. Dr. Gärtner, in Heidelberg Hr. Geh.
Hofr. Tiedemann, in Leiden He. Dr. Boje,
in London, Paris, Strasburg die Hrn. Treutel
u. Wurz, in Lund Hr. Dr. Nilſon, in Mar⸗
burg Hr. Hofr. Dr. Merrem; in Muͤnchen Hrn.
S. Pichlers ſeel. Erben, in Nürnberg Hr. Carl
Cnopf, in Petersburg Hr. Collegienrath Ritter v.
Reißig, in Pyrmont Hr. Hofmed. Dr. Menke,
in Tübingen die Cottaſche Buchhandlung,
eine Anzahl Exemplare, und wollen die Gefaͤlligkeit has
ben, dieſe auf Verlangen vorzuzeigen und gegen Bezah⸗
lung des Subſeriptionspreiſes abzugeben. Waͤhrend der
Meſſen in Leipzig kann man ſich an die Schuͤppelſche
Buchhandlung von Berlin wenden. BR
Caſſel, den 25. November 1821. N
Carl Pfeiffer,
der Niederrheiniſchen Geſellſchaft fuͤr Ra—
tur- und Heilkunde iy Bonn, fo wie der
Wetteraulſchen Geſellfchaft fr die geſammte
Naturkunde in Hanau Mitglied.
4 - -
1 — — ö 1 ö
Litterariſcher Anzeiger.
Reiſe nach Braſilien in den Jahren 1818 — 17, von Maximilian, Prinz zu Wied⸗
Neuwied. 2ter Band.
Frankfurt a. M. bei Broͤnner 1821. 4.
345.
mit 8 Kupf. in 4. und 8 in Fol. nebſt 1 Charte.
Endlich haben wir das Vergnuͤgen, den Schluß der
-befonders für die Naturgeſchichte fo wichtigen und an—
ziehenden Relſe anzeigen zu koͤnnen. Da ſchon fo viel
in der Iſis uͤber des Prinzen Arbeiten geredet worden
iſt, ſo waͤre eine weitere Beurtheilung derſelben hier
ganz überfläffig, dem Publicum wird mehr durch einen
ausfuͤhrlichen Auszug gedient ſeyn. Voran ſteht ein, ſo—
wohl in ethnographiſcher als naturhiſtoriſcher Hinſicht
gleich wichtiger Aufſatz uͤber die Botokuden von ©. I
bis 70. Wir koͤnnen davon unmoͤglich einen Auszug ge—
ben. Man findet darin eine ausfuͤhrliche Schilderung,
nicht bloß dieſes, ſondern zum Theil auch der anderen
wilden Volksſtaͤmme. Auch iſt eine Abbildung des
Schaͤdels beigegeben, in welchem das Unterkiefer durch
den ſonderbaren Zapfen in der Lippe weit zuruͤckgedraͤngt
worden iſt. Jeder Freund der Voͤlker- und Naturkunde
muß dieſen Aufſatz leſen.
I. Reife vom Rio⸗Grande de Belmonte zum
Rio dos Ilheos.
Um zu den Grenzen von Minas geraes vorzudrin⸗
gen waͤhlte der Prinz den Weg durch die Waͤlder, und
fuhr in Geſellſchaft Fraſers, eines Englaͤnders, bei
Villa de Belmonte über.
Die Umgebung des Belmonte und Rio
Pardo ernaͤhrt eine vorzuͤglich ſchoͤne Schlange, welche
Markgrav wahrſcheinlich unter dem Namen Ibiboboca
erwähnt hat, Klaps Margravii. Merrem wenigſtens
erkannte fie dafür, Ruſſel aber rechnet fie zu feiner
indiſchen Kalla-jin. Merrem hat fie als Elaps Ibi-
boboca aufgeführt. Dieſe Schlange und Elaps coral-
linus, Coluber formofus, und noch eine vierte, welche
der Prinz, weil ſie von allen Korallennattern die ſchoͤnſte
iſt, Coluber venustis[imus nennt, verwechſelt der Bra—
filianer ihrer großen Aehnlichkeit in Faͤrbung und Far⸗
benvertheilung wegen, und begreift ſie unter dem allge—
meinen Namen Cobra coral oder Coraes. Freyreis,
der ſich ſpaͤter in diefer Gegend aufhielt, fand in den
Palmbäumen eine noch unbekannte Fledermaus, die
eine neue Sippe bilden koͤnnte, und von der in der
Iſis 1819, Totes H. S. 1630 vom Prinzen ſelbſt ſchon
Nachricht gegeben worden iſt. Sie hält ſich am Tage
zwiſchen jenen koloſſalen Kokoswedeln verborgeng, welche
überall an dieſer Kuͤſte von der graugrunen g änzenden
Tangara belebt werden. Dieſe Tangara ſcheint dem
Prinzen gar nicht das, Wofür fie‘ bisher gehalten wor:
den iſt, das Weibchen von Tanagra Episcopus, wofür
es auch Desmareſt genommen und abgebildet hat.
Die Tanagra der Kokespalmen hat der Prlnz Häufig in
beiden Geſchlechtern bekommen und fie beide ganz aͤhn—
Litt. Anz. 3. J. 1822.
lich gezeichnet gefunden, und ſelbſt durch ihre Stimme,
die ein ſehr leiſes Zwitſchern iſt, unterſcheldet ſie ſich
vom Episcopus oder Sayaca, dem Sanyaga der Bras
ſilianer. Wegen ihres beſtaͤndigen Aufenthalts in den
Palmen nennt fie der Prinz Tanagra palmarum.“
Der Fluß Una theilt ſich an ſeiner Muͤndung in
zwei Arme, wovon der linke Rio de Muruim und
der rechte Rio da Cahoeira genannt wird. An dies
ſem Fluſſe findet man eine Menge ſchoͤner Holzarten,
beſonders viel Jacaranda. Auf dem Wege von Una
nach der Indier-Villa von Olivenza erhebt ſich lands
einwaͤrts ein ſchoͤner mit Wald bedeckter grüner Rücken,
der eine neue botaniſche Merkwuͤrdigkeit zeigt. Hier
waͤchſt in großer Menge die Palme, die man Cocos de
Piagaba nennt. Ihre beinah ſenkrecht himmelan ſtre—
benden Wedel oder Blätter geben ihr das originelle
Ausſehen eines tuͤrkiſchen Reiherbuſches. Der Schaft
iſt hoch und ſtark und die dicht verflochtenen Waldungen
bilden ein Unterholz, uͤber welches uͤberall die ſtolzen
Palmen ſich erheben, um hohe luftige Saͤulengaͤnge dar—
über zu bilden. Der Prinz hat vergebens gehofft, dies
fen ſchöͤnen Baum weiter nordwaͤrts wieder zu finden
und zu unterſuchen, ob die langen Faſern deſſelben, aus
welchen man Stricke und Taue bereitet, an der Frucht⸗
traube oder an der Blattſcheide erzeugt werden. Bloß
eine Ausſage der Indier theilt er darüber hinten in ei⸗
ner Note mit, und nach dieſer wachſen ſie in der Ge—
gend der Blattſtiele und der Bluͤthenkolbe, mit welchen
fie bei jedem neuen Anwuchſe hinaufruͤcken, an Länge
zunehmen, und zuwellen von der Baſis der Krone bis
zur Erde hinabreichen. 1057 N
Die Indier von Olivenza ſtammen von den Tu⸗
pinambas, der Prinz ſah ſie bei Olivenza ſelbſt,
uud bemerkte viele recht ſchoͤn gebildete darunter. Ihr
Anblick erinnerte ihn an eine Stelle in Lery's Reife,
der die Tupinambas auch als ſchoͤn gebildet beſchreibt.
Sie ſind ſchlank, dabei breit von Schultern, und haben
die mittlere Größe der europaͤiſchen Voͤlker. Leider ‚has
ben fie ihre Originalität verloren, und jetzt, wo fie keine
Anthropophagen mehr ſind, ſind fie doch nur ein klaͤgli⸗
ches Mittelding Portugieſiſche Einwohner hat Oli⸗
venza nur wenig. Unter den Indiern gab es ſehr
alte Leute. Einer erinnerte ſich des Baues der vor
hundert und ſieben Jahren angelegten Kirche noch gut,
und ſein Haar war noch kohlenſchwarz. Ueberhaupt
bleicht das Alter das Haar, bei dieſen Indiern nur ſehr
ſelten, wenn fie nicht mit Negerblut gemiſcht find, In⸗
dolenz iſt, wie in ganz Braſilien, ein Hauptzug ihres
Charakters, aber fie haben auch wenig Beduͤrfniſſe. Der
Prinz beſüchte ſie in ihren Hätten und fand die meiften
mit Verfertigung von Roſenkraͤnzen bach, welche
7 I
251
fie aus den Fruͤchten der Plagaba⸗Palme und den
Panzern der Carett⸗Schildkroͤte machen. Mit der Jagd
beſchaͤftigen ſie ſich gar nicht, hierin ſehr unaͤhnlich den
uͤbrigen Indiern, aber vielleicht nur weil ſie kein Pulver
und Blei haben. Weil daher von ihnen keine Unter—
ſtuͤtzung für des Prinzen Unternehmungen in den Waͤl⸗
dern zu hoffen war, fo eilte er nach dem Fluſſe Ilhesos—
An einer Felſenſpitze, welche in die See hineintritt, fand
er einen vorzuͤglich ſchoͤnen Strauch, eine Poloqueria,
6 bis 8 Fuß hoch, (Poloqueria revoluta Schrader in
den Goͤttinger Anzeigen 1821), mit ſteifem dunkelgruͤnem
Laube, deſſen wohlriechende Blumen durch 6 Zoll lange
Roͤhren ſich auszeichnen. Weiter gegen Suͤden war
dieß Gewaͤchs von ihm nie bemerkt worden. Der Strand
iſt in dieſer Gegend arm an Conchylien, dagegen wur—
den hie und da kleine von den Wellen abgerollte Stuͤcke
eines leichten roſtroͤthlichen ſchlackenartigen Foſſils, das
auch ſchon weiter fuͤdlich bei Porto Seguro vorge
kommen war, bemerkt und bei genauerer Unterſuchung
für ſchwammige vulkantſche Tuffwacke mit einem undeuts
lichen Atom von baſaltiſcher Hornblende von der As-
cenſions⸗Inſel erkannt.
Bei der Stadt Ilhesos bildet der Fluß einen ru⸗
higen geſchuͤtzten ſchoͤnen Buſen, deſſen anziehendes Ge—
malde durch einen Hain von Kokospalmen erhoͤhet wird.
Den Boden bedecken in ihrem Schatten zwei niedrige
Pflanzen, eine Calceolaria und eine Cuphea, (Phyli-
dium procumbens und Cuphea fruticulola Schra>
ders am angefuͤhrten Orte). Nach dem Lande hinein
erheben ſich dichte Waldungen, und unmittelbar bei der
Villa erblickt man einen Waldberg, aus deſſen dunkel
grüner Laubmaſſe die Kirche von Nolla Senhoxa da
Victoria hervortritt.
b Da der Prinz nun die braſillaniſche Seekuͤſte ver
ließ fo giebt er ein Verzeichniß der Conchplien, die von
ihm zwiſchen Rio Janeiro und Ilhesos geſammelt
worden ſind. Es ſind folgende:
Lepas tintinnabulum. Mytilus edulis.
Pholas candida. Pinha nobilis.
Tellina rofhirata. Conus ſtercus muscarum.
Car dium flavum. ‚ Cypraea tarnepla.
Mactra friatula. ©. 'caurica.
Donax denticulata. Bulla Ampulla.
Donax cuneata. B. Velum.
Venus Paphia. Voluta auris Malchi.
V. Gallina. V. auris Sileni.
V. laeta. V. oliva.
V. caftrenſis. V. Hiatula.
V. Phryne. V. hifpidula.
V. affinis. V. glabella.
V. concentrica. V. bullata.
Spendylus plicatus.
Chama gryphoides.
Arca Noae.
A. barbata.
A. decuflata.
A, aequilatera."
rar sadrcean 10
A. rhomboidea.
""Ohtea edullis. N
en ene
* A:
Buccinum galea.
B. tuberoſum
B. deculſatum.
B. Harpa. .
B. haemaſtoma.
B. porcatum.
B. fluviatile.
Strombus lucifex.
8. ene
‚13
252
Murex Lotorium.
M. Morio.
M. Trapezium.
M. Aluco.
H. ampullacea.
H. ovalis.
H. afperla Müll.
Nerit, Canrena. 2
Trochus radiatus, N. Mammiilla.
T. diftortus. N. fluviatilis.
T. americanus. N. littoralis.
T. obliquatus. Patella laccharina.
Turbo ſtellatus. P. firiatula.
Helix pellis lerpentis. | | -
Die Stadt Ilheos oder San Jorge gehört
zu den aͤlteſten Niederlaſſungen an der Kuͤſte vun Bra—
ſilien, denn nachdem Cabral in Porto Seguro ges
landet hatte, gruͤndete man ſogleich die Kolonie am Fluſſe
San Jorge. 1540 legte Francisco Romeiro
den Grund zur Stadt, indem er mit den dortigen Ur⸗
einwohnern, den Tupiniguins, ſich friedlich vertrug,
worüber Southey nachzuleſen iſt. 972
Um die Ueberreſte in der Gegend des Fluſſes
Ilhess kennen zu lernen beſchloß der Prinz den Fluß
Itahype, gewoͤhnlich Taipe, zu beſuchen, der ſich
etwa eine halbe Legoa noͤrdlich von der Muͤndung des
Ilhesos in's Meer ergießt. Er iſt Anfangs nicht ganz
unbedeutend. Man faͤngt die Flußſchildkroͤte, die auch
am Belmonte vorkommt, und vom Peinzen Teftudo
deprella genannt ward, von Merrem unter dem Nas
men Emys deprella erwähnt wird, und eine bis jetzt
noch unbekannt geweſene Gattung bildet. Nur die uns
tern Ufer des Fluſſes find. durch Fazendas und Wob⸗
nungen geziert, ſobald man dieſe zuruͤckgelegt hat erblickt
man zu beiden Seiten nur hohe Waldung, und wo
dieſe fehlt iſt das Ufer durchaus ſchoͤn gruͤn bewachſen,
und bildet zum Theil anſehnliche Höhen oder augenehme
Hügel. In den hohen Waldern blicken die Kronen der
wilden Kokospalmen aus dem dichten Geflechte der
Laubgebuͤſche maleriſch hervor. Eine Menge von Waf⸗
ſerpflanzen bildet zu beiden Seiten an den Ufern ein
dichtes Gehaͤge, aus welchem die Aninga (Arum lini,
ferum Arruda) mit ihrem kegelfoͤrmigen, nach oben
verduͤnnten Stamme 7 bis 8 Fuß über das Walter em⸗
porwaͤchſt und mit großen pfeilförmigen Blättern ein
ſonderbares Dickicht bildet. Auf dieſen Waſſergewaͤchſen
leben mancherlei Voͤgel, inſonderheit die Droſſel mit
dem gelben nackten Halsfleck (Turdus bralilienlis),
die Piagoca (Parra Jacana Lin.) und das ſchoͤne blaue
Waſſerhuhn (Gallinula martinicenfis), das auf des
Prinzen Reiſe ſchon lange nicht mehr vorgekommen war.
Dieſer Vogel kommt in der Lebensart ganz mit der
deutſchen Gallinula chloropus überein, da er eben fü.
gut ſchwimmt, und auch auf den Halmen und Zweigen
der Waſſergewächſe umherhuͤpft. Der große Ny na
(Plotus melanegalier) war auf dieſem Fluſſe haͤufig und
weniger ſchoͤn als an andern mehr ſuͤdlich gelegenen
Fluͤſſen, auch die niedliche Picapara (Plotus [urinamen-
lis Lin. oder Podoa 4½¼g.) die ihre kleinen nackten
Jungen nach Art der Taucher (Podigeps) unter „de
Fluͤgeln umhertraͤgt. Die Fiſchottern find haufig
ſchwimmen bis auf Schußweite wos dem Boote hin,
und machen durch ihre ſeltſamen Manieren viel Kuxzweit,
Capybaras leben au den Ufern aller dieſer Flüſſe, allein
Li 214
253
bei Weitem nicht in der Anzahl, als in den mehr noͤrd—
lich unter dem Aequator gelegenen Gegenden, wo ſie
von Humboldt in unſaͤglicher Menge gefunden hat,
und ſogar 80 bis 100 in Geſellſchaft.
Da wo der Tape durch einen Arm nordwaͤrts
in die große Lagoa hineintritt, die dort im Walde be—
findlich iſt, lernte der Prinz dieſe merkwuͤrdige Lagoa
kennen. Gleich vorn find ihre Ufer mit weiten Gehägen
der Aninga eingefaßt, auf welchen eine Menge von
kleinen Reihern, von Sabacuen (Cancroma coch-
learia Linn.) und Cocobois (Ardea virescens Linn.)
auf Zweigen, die auf den Waſſerſpiegel niederhängen,
ſien, und auf Fiſche oder Inſecten und ihre Larven
Jagd machen. An Fiſchen ſoll ſie einen großen Reich—
thum beſitzen, weßhalb die Bewohner von Siheos fie
häufig beſuchen, und bald mit reichem Vorrath zuruͤck—
kehren. Schönheit und Nutzbarkeit haben fie berühmt ge
macht. Man erzaͤhlt mancherlei Fabeln von ihr und ih—
rer Umgebung, oder dichtet ihr wunderbare Entſtehung
und Naturerſcheinungen an. Die umgebenden Gebirge
ſollen reich an Gold und Edelſteinen ſeyn, und man
hat ſogar von einem Eldorado, in den inneren Wild—
niſſen dieſer Gebirge gefabelt.
Als fie auf den Taipe zuruͤckgekehrt waren, und
der Abend heraunahete, zog der Tantalus cayennenlis,
ein großer grünglaͤnzender Vogel, mit weitſchallender
Stimme ruſend, uͤber dem daͤmmernden Urwalde umher,
gerade wie es in unſern europaͤiſchen Forſten die Wald—
ſchnepfen zu thun pflegen.
II. Reiſe von Villa dos Ilheos nach San
1 f Pedro d' Alcantara.
Die Minas Straße führt ſogleich von der Sees
kuͤſte längs dem Fluſſe hinauf, und fängt anderthalb Les
goas wett von Ilhesos an ſich in die ununterbrochenen
Waͤlder zu vertiefen. Der Prinz lernte auf einer Fas
zenda, wo er Abends landete, gleich einen eben da be—
findlichen Mineiro, Namens Caetano, kennen, der in
den benachbarten Wäldern Holz faͤllen ließ, und von dem
er uͤber die Wege nuͤtzliche Belehrung erhielt. Er ſchickte
ſeine Leute in den Wald und blieb auf der Fazenda, in
deren Naͤhe er manche ſchoͤne Voͤgel beobachtete, beſon—
ders Muscicapa rivularis, (5 Zoll 3 Linien lang, 7
Zoll 3 Linien breit) die auch ſchon zu Belmonte vors
gekommen war, einen kurzen nicht unangenehmen
Geſang zu allen Stunden des Tages hoͤren laͤßt, und
unter Geſtraͤuchen junger Kokospalmen niſtet; häufig die
Araſſaris, die Japui's (Callicus perſicus), mit
deren Neſtern hohe Baͤume ſo dicht behaͤngt waren, daß
ſich an allen Spitzen der Zweige dergleichen befanden.
Dieſe Voͤgel ließen ihre rauhe Lockſtimme ununterbrochen
erſchallen, und ahmten gleich unſern Staaren die Stim⸗
men aller ihnen nahe wohnenden Voͤgel nach.
Am 24. Dec. brach der Prinz mit ſeiner ganzen
Truppe aaf, und uͤberſtieg unter ſehr vielen Schwie⸗
rigkeiten, wo immer das große Waldmeſſer geſchaftig
ſeyn mußte, an dieſem erſten Tage ſchon mehrere bedeu⸗
tende Berge. Noch größer waren die Schwierigkeiten
in den füllen ſchauerlſchen Thälern, weil fie einen fum⸗
r a on
———ů—
254
pfigen weichen Boden haben, in welchen die Thiere tief
einſinken. g
Leben und uͤppiger Pflanzenwuchs iſt überall vers
breitet, nirgend ein kleines Platzchen ohne Gewaͤchſe, an
allen Stämmen blühen, ranken, wuchern und heften ſich
Palliflora —, Begonia —, Epidendrum —, Arten,
mannichfache Farrnkraͤuter, Flechten und Mooſe verſchie—
dener Art. Das Dickicht bilden die Geſchlechter der
Cocos, Melaſtoma, Bignonia, Rhexia, Mimola, Inga,
Bombax, Ilex, Laurus, Myrthus, Eugenia, Jaca-
randa, Jatropha, Vismia, Lecythis, Ficus und Tau⸗
fende von andern groͤßtentheils noch unbekannten Baum⸗
arten, deren abgefallene Bluͤthen man auf der Erde lie—
gen ſieht. Die Bromelia- Stauden füllen alle Bäume
an bis fie nach Jahren abſterben und vom Winde ent⸗
wurzelt mit Getoͤſe herabſtuͤrzen. Tauſendfaͤltige Schling⸗
pflanzen von den zarteſten Formen bis zu der Dicke eis
nes Mannsſchenkels, von hartem zaͤhen Holze, (Bauhinia,
Baniſteria, Paullinia u. a.) verflechten die Stamme,
und ſteigen bis zur hoͤchſten Hoͤhe der Baumkronen.
Am zweiten Tage fchoffen die Jaͤger ein wildes
Schwein, drei große Miriqui Affen, und eine Jacutinga.
Der beſte Theil des Schweins aber ward ihnen von ei—
nem Saguarete gefreſſen, da der Jaͤger es hatte lie⸗
gen laſſen muͤſſen.
In der Nacht ließ eine unzählige Menge von Froͤ⸗
ſchen ihre Stimmen von den Kronen der hohen Baume
aus den Bromelia-Stauden herab erſchallen. Einige
waren rauh und kurz, andere klangen wie ein klopfendes
Inſtrument, noch andere glichen einem kurzen heiler
Pfiff, elnem klappernden Laut u. ſ. w. Leuchtende In⸗
ſecten flogen in allen Richtungen umher, beſonders der
Elater noctilucus mit feinen beiden Feuerfunken. „Ab
lein keins dieſer Lichtchen, ſagt der Prinz, iſt viel bes
deutender als das unſerer Lampyris noctiluca, denn
von dem wahrſcheinlich fabelhaften des Laterntraͤgers
(Fulgorä) haben wir nie eine Spur gefunden, ob wir
gleich dieſes ſonderbare Inſect haͤufig an Baumſtaͤmmen
beſonders am Caſchetholze fingen, auch haben mir die
Landesbewohner nie eine Beſtaͤtigung fuͤr das Leuchten
dieſes Thieres geben können.“ Auch Humboldts Ee⸗
fahrung, die er in den dunkeln Tropennaͤchten des Dris
noko machte, daß naͤmlich in ihnen ſelbſt die Stimmen
der Affen, der Faulthiere und der Tagvoͤgel gehört wer—
den, hat der Prinz im oͤſtlichen Braſilien nicht gemacht,
„denn hier vernimmt man“ ſagt er, „alsdann nur Un⸗
zen, Eulen, Nachtſchwalben, den Ivo (Tinamus nocti-
vagus) die Froͤſche, Kroͤten, einige Inſecten und viel⸗
leicht Eidechſenarten.“
Am dritten Tage Nachmittags traten ſie aus dem
dichten Walde hinaus in die Pflanzungen der Bewohner
von San Pedro, der letzten Anſtedelung aufwaͤrts am
Fluſſe Ilheos, und bald darauf erreichten fie die Woh⸗
nungen, acht bis zehn aus Letten erbaute Haͤuſer mit
einer elenden Kirche. Der Prinz begab ſich wegen eini—
ger zu treffenden Einrichtungen wieder nach Villa dos
Ihéos, da der Fluß Ilheos bei San Pe dir o
vorbeifließt und dieſe Reiſe im Boote geſchieht, kehrt
aber dann zuruck. Man hatte ihm inzwiſchen in San
Pedro eine ehr ſchoͤne Schlange gefangen, die ſich
255
durch runde gruͤnliche Perlflecken auszeichnet, welche ve
gelmäßig über dem ganzen Korper vertheilt ſtehen. Er
nennt fie Coluber Merremii und hat fie fuͤdlich am Pa:
raiba und Espirito Santo oͤfter gefunden, mehr
nördlich aber nicht. Sie hat 148 Bauchſchilde und 57
Paar Schwanzſchuppen. Ihr Koͤrper iſt dick, rundlich
und mit glatten ſchwarzlichen Schuppen bedeckt.
Er fand in San Pedro wieder den obenerwaͤhn—
ten Mineiro Caetano, und dieſer erbot ſich in feinen
Sold zu treten, um die Truppe durch die Urwaͤlder zu
fuͤhren. N
III. Reife von San Pedro d' Alcantara durch
die Urwaͤlder bis nach Barra da Vareda
im Sertam.
Am 6. Jaͤnner fruͤh brach man zu dieſer Reiſe auf.
Falco nudicollis ward alsbald mehrere Male geſchoſſen.
Eine große Schlange ſchwamm im Bach und verſchlang
eben einen Froſch, man bekam ſie ebenfalls, und ſie
ſcheint dem Prinzen Merrem's Coluber verlicolor.
Tinamus braßilienfis Lath. und Tinamus variegatus
flogen mit Geraͤuſch auf, konnten aber in dem dicken
Walde nicht geſchoſſen werden. Unter allen Stämmen
zeigte ſich ein Erdhuͤgel, den das große Gürtelthier (Pa-
tou géant Azara) hervorgeſcharrt hatte, um feinen Bau
in der Erde auszuhoͤhlen. Dieſe Hoͤhlen wurden dann
noch ſehr haͤufig geſehen, nie aber eins der Thiere ſelbſt.
Miriqui⸗ Affen (Ateles) waren aͤußerſt häufig. Ber
ner kamen von Vögeln vor Crax alector, Perdix guia-
nenlis, die verſchiedenen Arten von Specht (Picus,)
Baumhacker ODendrocolaptes), viele Arten von Flie—
genfängern (Muascicapa), Ameiſenvoͤgel (Myothera).
Am 9. beſchraͤnkte ſich die Truppe auf einen kleinern
Marſch, um von den langen hoͤchſt beſchwerlichen, unauf
hoͤrlich durch dicken Wald gegangenen Wanderungen vom 6.
an ein wenig auszuruhen. Auf der Nordſeite der großen
Waldſtaͤmme fand ſich nun haufig der groͤßte von allen
dem Prinzen in Braſilien vorgekommenen Schmetterlin⸗
gen, die Phalaena Agrippina, welche die Breite von
9% Pariſer Zollen erreicht. Obgleich dieſe Phalaͤnen wie
die meiſten andern bei Tage ſtill ſitzen, mußte man ſich
ihnen doch mit groͤßter Vorſicht naͤhern, und ſie flogen
meiſt davon. Man wählte daher das Mittel, fie durch
den jungen Botofuden Quaͤck mit ſtumpfen Pfeilen
ſchießen zu laſſen, wovon ſie betaͤubt herabfielen.
Es ward nun eine Bergkette (Serra) erreicht, wo
unter den zoologiſchen Gegenſtaͤnden beſonders haͤuſig in
dem feuchten den Boden bedeckenden Laube die gehoͤrnte
Kroͤte (Bufo cornutus) vorkam. Eine Eidechſe ſaß an
einem Baumſtamme, die einige Aehnlichkeit mit Dau—
din's Anolis A points. blancs hat, und vom Prinzen
Anolis gracilis benannt wird. Sie blaͤſt, wenn man
ſich ihr naͤhert, unter dem Halſe einen groben orange—
farbenen Kehlſack auf. Haͤufig kam vor eine roͤthliche
Kroͤte mit einem dreifachen ſchwarzen Kreuze auf dem
Ruͤcken, hier Bufo erucifer genannt und für identiſch
mit Daudin's Crapaud perlé (Bufo margaritifer)
gehalten. N er 2
236
Am 10. Jaͤnner erlegte man eine rothe Unze (Fe-
lis concolor). . g
Die Eier des Tinamus brafilienfis, welche im
Graſe auf der Erde liegen, und einſt der bekannten
Madame Godin in ihrem Ungluͤcke das Leben friſteten,
wurden auch von unſern Reiſenden an den freien Stel
len des Waldes häufig gefunden. Ein Maulthier ſtarb
ihnen, und augenblicklich zeigten ſich die bisher noch gar
nicht vorgekommenen Geierkoͤnige (Vultur Papa Linn.)
in der hohen Luft. Ihr feiner Geruch hatte ihnen for
gleich den todten Koͤrper verrathen, allein ihre Klugheit
hielt ſie in großer Entfernung, und vergebens verbarg
ſich ein Jaͤger im Hinterhalte, um fie zu uͤberliſten!
Um einen zu bekommen blieb man die Nacht hier an
einem alten Grabe eines chriſtlichen Indianers, von
dem man aber erſt einen Cebus xanthofiernos vers
ſcheuchte. Auf dem Blatte eines Baums daneben war
ein Neſt von Trochilus ater., Es iſt immer auf der
Oberflache des Blatts beveſtigt und aus gelbroͤthlicher
Pflanzenwolle erbaut. Zwei kleine nackte Junge waren
darin. Das Schießen der Geierkoͤnige gelang nicht.
Am 11. zeigte ſich zum erſten Male Corvus cya-
nopogon, oder Acahe Azara's (Voyages III 152), und
es wurden mehrere dieſer Voͤgel gefchoffen, da fie nicht
fen” ſind; deßgleichen ſchoß man zum erſtenmale, ob
man ihn ſchon fruͤher geſehen hatte, den ſchwarzen
Sahui (Portug. Sahuim preto) hier Hapale chry-
fomelas genannt.
Der Wunfh, eine Unze (Yaguarete) zu ſchießen,
ging nicht in Erfüllung, fo haufig man auch die friſche
Spur dleſer Raubthlere fand, und Baumſtaͤmme an
welchen ſie ihre Klauen gewetzt hatten. Denn zu dieſem
Zweck kratzt die Unze in die Baumrinden. Eben ſo
häufig zeigte ſich die Fährte der wilden Schweine und
doch ward von den Thieren ſelbſt keins erlegt. Das
weit-wiederhallende Geraͤuſch der Laſtthieree und das oft
laute Jagen der Hunde nebſt dem Ruſen der Propeiros
konnte zum Theil Schuld daran ſeyn. Die Hunde tries
ben zuweilen die große Eibechſe Pei, über welche der
Prinz in den naturhiſtoriſchen Werke mancherlei Unrich⸗
tigkeiten gefunden hai, in einen hohlen Baum, wo man
fie bei mehr Muße mit Aexten leicht hätte hervorholen
koͤnnen. %
Der Jacchus penicillatus Geoffr. ward häufig ges
ſchoſſen, zumal als die Lebensmittel ausgingen. Aber
an größeren jagdbaren Thieren ward der Wald allmaͤh—
lich arm, und in fünf Tagen erlegten die ſaͤmmtlichen
ausgefandten Jaͤger nicht mehr als drei Guariba's,
einen Callithrix melanochir, eine Jacupemba, eis
nige andere eßbare Voͤgel und eine bedeutende Anzahl
der kleinen Sahui-Aeffchen. Bald darauf kamen
mehrere dem Prinzen noch unbekannte Arten von Br
geln vor, unter andern ein roſtbrauner Baumhacker
(Dendrocolaptes trochiliroftris des Berliner Muſeums)
und eine andere den Baumhackern verwandte Art, von
roͤthlichbraunem Gefieder, zu einer Familie gehoͤrlg, die
Temminck in der neueſten Ausgabe ſeinles Manuel
(J. 32.) mit dem Namen Anabates belegt hat. Die
gefundene Gattung nennt der Prinz Anabates leu-
cophthalmus. \ - i 12 aa
257
„Eine neue intereſſante Pflanze, von Schrader
Pteris paradoxa genannt, ward am 16. Januar ger
funden.
Am 19. fanden die Reiſenden die Geſtraͤuche in ihr
rer Nähe von mancherlei Vögeln belebt, von Schaaren
des, Plittacus leverus Linn. und des Plittacus cruen
tatus, dem Colon Azara's, (Voyages III. 369),
der Loxia grolla Linn. und mehreren Voͤgelarten, wel
che Temminck unter dem Namen Anabates in ein
neues Genus vereinigt hat. Der Prinz zeichnet als
neue Arten aus Anabates erytbrophthalmus, A.
leucophthalmus, A. atricapillus, A. macrourus. Fer⸗
ner waren da Tanagra lilens Linn., Turdus hrali-
lienſis, und ein noch unbeſchriebener Vogel, der zu Tem⸗
mincks neuer Sippe Opetiorhynchos zu gehören ſcheint.
An den Ufern der einſamen Waldbaͤche lebt Paarweis
der Tantalus cayennenlis Linn.
Die Hitze ward gegen Ende Jaͤnners ſehr groß.
Dann kamen Gewitter uud Regen, es donnerte dabei
heftig, allein kein Blitz ward bemerkt. Da wegen der
Anſchwellung der Fluͤſſe der Fiſchfang ſchwieriger ward,
kamen die Reiſenden ſehr in Noth, aber es kam auch
eine unerwartete Hilfe. Eine Menge von Guariba's
(Mycetes urlinus) hatte ſich ihrem Aufenthalte genaͤhert
und brüllte plotzlich aus vollen Kräften. Alle fprangen
von ihren Sitzen auf, ergriffen die Gewehre, und ſchon
nach einer halben Stunde halten ſie einige große Affen
erlegt, welche Fleiſch fuͤr mehrere Mahlzeiten lieferten.
Endlich am 27. traten ſie an das Tageslicht und
hatten elne große Pflanzung von hohem Mais und
Mandiocca vor ſich. Zum erſten Mal ſeit langer Zeit
war der blaue Himmel wieder auf eine bedeutende Weite
ſichtbar und uͤber den Waͤldern zeigte ſich ein ſchoͤnes Ge⸗
birg mit mancherlei Kuppen und Felſen. Sie befanden
ſich am kleinen, nicht weit davon in den Rio
Pardo tretenden Fluſſe Beruga, an dem ſich einige Fa
milien von Farbigen in jener Zeit niedergelaſſen haben,
als man die Straße anlegte und zur Bequemlichkeit der
Reiſenden eine Aldea gründen wollte. Sie heißt Al-
dea de Beruga.
Die Waͤlder, welche die Pflanzungen dieſes Dorfs
einſchließen, gewähren beſonders dem Ornithologen eine
fruchtbare Unterhaltung. Sie haben vornehmlich Tana-
gra filens, gujanenſis, magna, bralilia, braſilienſis,
lava u. a. m., ferner Loxia grolla, canadenlis, die
verſchiedenen Arten der Pipras. Man hört die Stim—
men zahlreicher Papagaien, welche ſich im Mais verſam⸗
eln, den ſanft ſchnarrenden Pfiff des Tukan (Ram-
haſtos dicolorus) und den zweiſtimmigen Ruf des
Ramphaſtos Aräcari, fo wie den oft wiederholten Pfiff
der Curucuäs (Trogon).
Beruga iſt jedoch bei der Reiſe durch die Urwäl—
der nur eine angenehme Unterbrechung, und man hat
von da noch zwei Tagereiſen ehe man die offenen oder
wenigſtens mit Wald und mit bloßen Stellen abwech⸗
ſelnden Gegenden des Sertam von Bahia betritt.
Man betrat das Flußthal des Rio Pardo, und
zog an deſſen nördlichen Ufern wieder durch hohen Urs
wald hin. Der Fluß rauſchte truͤb und gran wildſchaͤu—
mend uͤber Felstruͤmmer hin. Hier hatte man zuweilen
Litt. Anz. 3. J. 1822.
den freien Anblick des blauen Himmels und der hohen
einſchließenden Waldgebirge. Die lauten ſonderbaren
Stimmen eines großen Schwarms von Falco nudi
lis miſchten ſich in das Brauſen des Fluſſes, und urn
durch ein ſtarkes Echo wiederholt. Sie hlelten ſich viel
u ſehr in der Hoͤhe, als daß die Jager auf fie Hätten
1 koͤnnen. Aber eine große Bande von Ateles
hypoxanthus war in Schußweite, und drei wurden ers
legt. Das Schießen der Phalaena Agrippina mit Pfeis
len gelang dem Botokuden Quaͤck hier ſehr oft
Die Stimmen des Tinamus noctivagus und Pro-
enias nudicollis ſchallten im Grunde der tiefen Thaͤler,
wie auf den hohen Vergipisen, und belebten die einſa⸗
me, Wildniß.
Das Ende der muͤhſaͤligen Waldreiſe war bei Barra
da Vareda erreicht. Froͤhlich zog die Truppe über das
mit hohem Gras bedeckte Campo hin, wo in den Ges
buͤſchen und einzelnen Gruppen von Mimola, Calſia, Al-
lamanda, Bignonia, und anderen Arten, verſchiedene neue
Voͤgel ſogleich die Neugier reizten. Columba [quamola
— die auf Temmincks Tafel 39 ſchoͤn abgebildet iſt
— ſchritt haͤufig paarweis auf dem Boden umher, die
Virabolta, ein ſchwarzer glaͤnzender Pirol, fiel in Fluͤ—
gen auf einen Buſchbaum nieder, aus dem Graſe flogen
die glanzende Fringilla nitens Linn. und der rothhau⸗
bige Finke auf, den der Prinz Fringilla pileata nennt
und beſchreibt.
IV. Aufenthalt zu Barra da Vareda und Reiſe
bis zu den Grenzen der Capitanei von
Minas Geraes,
Der Prinz verweilte hier einige Zeit, theils um
ſich über die Viehzucht dieſer Gegenden näher zu unters
richten, theils ihrer naturhiftorifhen Merkwuͤrdigkeiten
wegen, da fie ſchon Vieles mit der innern Capitanei von
Minas gera&s gemein haben. Unter den Saͤugthieren
fand er eine unbeſchriebene Art von Cavia, Moco, die
er Cavia rupeſtris nennt, und über die von ihm ſelbſt
ſchon in der Iſis 1820 Heft I. Nachricht gegeben wor—
den iſt. Unter den Voͤgeln fanden ſich intereſſante, bloß
den Ruͤcken von Minas Geras bewohnende Arten, befons
ders viele Arten von Illiger's Sippe Myothera,
auch viele kleine koͤrnerfreſſende Voͤgel, mancher⸗
lei Kernbeißer und Finken, z. B. Loxia torrida,
lineola oder erispa, die aber keine krauſen Federn des
Unterleibes hat; Pyrrhula milya ‚Pieil’., Fringitla ni-
tens, Emberiza bralilienlis Linn., Fringilla pileata,
der Chingolo und der himmelblaue Kernbeißer
(Grosbec bleu de ciel) des Azara, u. f. w. Unter
den Pflanzen zeichneten ſchoͤne Farrnkraͤuter und die
Allamanda cathartica mit hochgelben großen Blumen
ſich aus, welche letztere an einigen Stellen ſehr haufig
als ſtarker Strauch zwiſchen den Felsſtuͤcken wuchs. Auch
ein Prachtbaum aus der Sippe Caflia, (Callia excella
Schrader) ward gefunden, welcher eine kugelfoͤrmige
ſchattenreiche Krone bildet, und wahrſcheinlich neue Bat
tung iſt. f - |
Am 3. Februar ward dieſer Ort verlaſſen. Gleich
von demſelben an geht man wieder durch einen drei Le⸗
1
259
goas ſich ausdehnenden und allmählich auſteigenden Wald,
die Berge dieſer hoͤhern Gegend find aber fanft abge⸗
det und verkuͤndigen die Naͤhe der offenen Ebenen
un, Soßen Ruͤcken, welche einen großen Theil des in—
nern Braſiliens bilden. Die Wälder gehören nicht mehr zu
den hohen Urwaͤldern ſondern find Catingacniedere Holzer,)
jedoch von der hoͤhern Art. Viele Baͤume waren gerade jetzt
in der ſchoͤnſten Bluͤthe, z. B. Trompetenbäume,
ein Baum mit hochſcharlachnen Blumen aus der
Malvenzunft, (Schouwia lemilerrata Schrader) der
eine neue Sippe bilden wird, und eine hellzinnoberroth
bluͤhende rankende Pflanze von den Diadelphien, Clito:
ria coccinea Schrader) u. a. Dieſe Blumen wurden
von einer Menge Kolibris von der Art des Trochglus
molcbitus Linn. umſchwirrt. Alle abgebrannten Stel:
len überziehen ſich ſogleich mit der Pleris caudata. An
den Waldraͤndern der Wieſen, die alsdann kamen, blühs
ten Baͤume von 20 bis 30 Fuß Hoͤhe aus den Synge—
nelia. Nun erſchienen auch die hohen Cactus-Stamme
mit ihren ſtacheligen Kanten, deren Fruͤchte begierig
von einer hier vom Prinzen zuerſt beſchriebenen Papa⸗
gaienart, dem Plittacus cactorum, verzehrt werden, u.
dergl. mehr. -
Die Jaͤger ſanden hier eine Menge Gegenſtaͤnde. An
elner Pfuͤtze flog zwiſchen dem grafenden Rindvieh Mycteria
americana auf, der ſeltenſte der großen Sumpfvoͤgel dies
ſer Gegend; es erhoben ſich in Menge die Waldpele—
kane (Tantalus loculator Linn.) und Ciconia ame-
ricana. Fluͤge von Tantalus albicollis ſteigen mit hell—
toͤnender Stimme in weiß- und ſchwarzbunten Geſchwa⸗
dern auf; in prachtvoll roſenrothen Flügen ſich auf—
ſchwingend eilen Fluͤge von Platalea Ajaja Linn. von
einer Lagoa der andern zu. Dieſe zahlreichen Bewoh—
ner der Suͤmpfe und Triften ſcheuen die Pferde und
Ochſen nicht, ſie graſen in bruͤderlicher Eintracht mit ih—
nen, und fliehen nur den Menſchen.
1 Eine neue Art Nachtſchwalbe, (Azara's Nacunda.)
vom Prinzen Caprimulgus diurnus genannt, bekam
man am 8. Februar, an welchem Tage auch zum erſten
Male Oriolus Jamacaii Linn. erſchien, der in Geſell—
ſchaft auf einem gruͤnbelaubten Baume ſitzend einen herr—
lichen Anblick gewaͤhrte.
Der Weg führte von der Fazenda Tamburil nach
den Grenzen von Minas zu durch eine rauhe, einſoͤr—
mig mit Calinga bewachſene, etwas bergige und von
Schluchten zerriffene Gegend. Ein kleiner Bach, an
dem man hinauf geht, macht einige Caskaden, und die
Mannichfaltigkeit der umgebenden Blumen verguͤtete
die kleinen Beſchwerden der Neife bei druͤckender Hitze.
Darunter zeichneten ſich herrliche Caſſia-Staͤmme —
wie es ſchien C. mollis Vahl. (Bactyrilobium ferru-
gineum Schrader) — die Paſſifloren, und ein
rankendes Gewächs mit hochdunkelrothen Blumen (Ipo-
maea lidaefolia Schrader) aus. Sobald die Bergruͤcken
erſtiegen find, folgt man ſchmalen kleinen Wieſen, mit
mancherlei rohrartigen Graͤfern angefuͤllt am obener—
waͤhnten Bache (welcher BRelloque heißt). Hier fand
ſich nicht fetten das merkwuͤrdige Neſt einer hier zuerſt
vom Prinzen beſchriebenen Vogelart, Anabates rufi—
Sons, auf dem Berliner Muſeum unter dem Namen
260
Sylvia ruſifrons bekannt. Eins dieſer ſchwebenden Ne
ſter war am untern Ende von einer Maus die ebenfalls
neue Gattung iſt, Mus pyrrhoxinos bewehnt, während
der Vogel ſelbſt den oberen Theil noch in Beſißz hatte.
Die Gegend flaͤcht ſich bis zur Fazenda von Ilha
immer mehr ab, und das Geſtraͤuch vermindert ſich in
demſelben Grade, bis man in eine neue Welt, in die
weite Anſicht der Campos Geraös tritt. So weit das
Auge reicht dehnen ſich nun offene waldloſe Ebenen
oder fanft abgerundete Hoͤhen und Ruͤcken aus, welche
mit hohem trocknen Gras und einzeln zerſtreuten Ges
ſtraͤuchen bedeckt find. In dieſen weiten Campos,
welche fich bis zum Rio 8. Francisco, bis Per⸗
nambuco, Goy az und weiter ausdehnen, laufen
in verſchiedenen Richtungen die Thaleinſchnitte, in
welchen die Fluͤſſe entſpringen, die von dieſen erhoͤheten
Ruͤcken herab dem Meer zufließen. Unter ihnen iſt bes
ſonders der Rio San Francisco zu bemerken. In
den dieſe nackten Ruͤcken und Flächen durchkreuzenden
Thaͤlern findet man die Ufer der Flüſſe und Baͤche von
Waldungen eingefaßt, auch ſind in den Vertiefungen hie
und da einzelne Gebuͤſche beſonders je mehr man ſich
den Grenzen von Minas Geraös nähert, und dieſe Akt
der Bewaldung iſt zum Theil einer der eigenthuͤmlichen
Charakterzuͤge dieſer offenen Gegenden. Es heerſchen
hier bei meiſt bedecktem Himmel in der kalten Zeit be—
ſtaͤndige Winde, und in den trockenen Monaten eine
brennende Hitze; dabei iſt alles Gras vertrocknet und
Mangel an Waſſer. Dieſe Campos find demnach fehr
verſchieden von den Steppen der alten und neuen Welt,
welche von Humboldt auf eine ſo anziehende Art mit
einander verglichen hat. Denn die Llanos oder
noͤrdliche Steppe am Orinoko und die Pampas von
Buenos Ayres find ſchon den Campos Geraés fehr
unaͤhnlich, um ſo mehr die Steppen der alten Welt.
Sie find nicht völlig eben ſondern mit fanften Hoͤhen
und abgeflachten Ruͤcken abwechſelnd, daher iſt ihr An
blick einfoͤrmig und todt, beſonders in der Zeit der Tro⸗
ckenheit. Dennoch ſind ſie nie ſo nackt wie die Llanos
und Pampas, und noch weniger wie die Steppen der
alten Welt, denn uͤberall uͤberzieht fie ein Gras, web
ches oft hoch auſſchießt, und niedere Geſtraͤuche bedecken
gewoͤhnlich die ſanfteren Gruͤnde, auch zuweilen ganze
Flachen, daher vermißt man hier mehr die dort fo hef
tige Wirkung der Sonnenſtralen, und es fehlen folglich
die trocknen heißen Sandwinde der Llanos der afriea⸗
niſchen und aſtatiſchen Steppen. 1
Die Zahl der Quadrapeden iſt hier gering
als in den niederen Watdgegenden, man findet indeſſen
im Campo Geral eine Hirſchart, die wahrſcheinlich
der Cervus mexicanus der Naturforſcher iſt. Auch der
Guara oder Lobo (Azara's Aguara Guazu), den Eu:
vier mit Recht für den Canis mexicanus erkannt hat,
bewohnt dieſe offenen Gegenden. Der Guara oder
rothe Wolf iſt erſt weiter nach Minas hinein haͤnfig
Die Wälder und Gebuͤſche, beſonders die der Thalein⸗
ſchnitte, bewohnt als eine Eigenheit dieſer Gegend der
ſchwarze Guariba (Mycetes), wahrſchelulich der Ca-
raya des Azara, aber noch weit eigentlicher ein Thier
des Campo, naͤmlich nicht bloß die Gehoͤlze bewohnend,
261 i
iſt der große Ameiſenbaͤr (Myrmecophaga jubata Linn.)
Die Menge der Termitengebäude, welche in ſehr abge⸗
flaͤchter Geſtalt überall auf dem Campo fo häufig find,
daß man alle 10 oder 20 Schritte eins findet, bieten
ihm eine ſehr reichhaltige Nahrung dar.
h Die intereſſanteſte naturhiſtoriſche Bekanntſchaſt aber
war hier dem Prinzen die des amerikaniſchen Straußes
oder Ema (Rhea americans). Er iſt auf den Cam-
pos, wo er nie gejagt wird, aͤußerſt zahlreich. Ein gut
angebrachter Schuß von groben Schroten toͤdtete den
groͤßten Ema ſogleich. So glückte es ſelbſt einem der
Jäger des Prinzen, dem man drei dieſer Thiere zuge—
trieben hatte, einen alten Vogel zu erlegen, einen zwei—
ten, einen jungen, ſchoß ihm ein Vaqueiro. Der alte,
ausgewachſene, maß in der Länge von der Spike des
S 18 bis zum Schwanzende 4 Fuß 5 Zoll des al
ten Pariſer Maaßes und klafterte in der Breite 7 Fuß,
fein Gewicht war 56% Pfund. In feinem musculöfen
Magen fanden ſich kleine Kokosnuͤſſe und andere ſehr
harte Fruͤchte, auch vielerlei Grünes, Ueberreſte von
Schlangen, Heuſchrecken und andere Inſekten.
In Geſellſchaft des Ema lebt in allen dieſen Cam-
pos der Dicholophus criſtatus Illiger's, Linné's
Palamedea criltata, Marggravs Cariama, ein faſt
eben fo ſchneller Laufvogel, und deſſen hellklingende
Stimme ſich überall vernehmen laßt. Haͤufig ſah man
dieſe vorſichtigen Thtere Paarweis gleich Putern umher—
laufen, aber nie gelang es, einen zu erlegen, bis endlich
ein Vaqueiro die ganze ſeltſame Manier, wie man dieſe
Thiere jagt, dem Prinzen zeigte, und gar das Gluͤck
hatte, ihm ein ſehr ſchoͤnes Stuͤck lebendig zu bringen.
Dieſer in den Annalen des Pariſer Muſeum am beſten
abgebildete jedoch nicht ganz getroffene Vogel ſcheint fuͤr
America das zu ſeyn, was der Sekretair (Gypogera-
mus africanus) für Afrika iſt. Beide haben in ihrer
Koͤrperbildung wie in ihrer Lebensart viel Aehnlichkeit.
Des Prinzen Jaͤger fand zu Ende Februars ein Neſt
dieſer Voͤgel. Es war aus Reiſern erbaut, mit Letten
bedeckt und enthielt zwei Junge.
Außer dieſen haben die Campos eine Menge ins
tereſſanter Voͤgel, unter andern den großen Tufan
(Ramphafios Toco Linn.) eine große Menge von
Trochilus, mancherlei Tanagra's, und auch Arten,
die bisher den Naturforſchern noch unbekannt waren, z.
B. den blauen weißſchwaͤnzigen Däher (hier
Corvus cyanoleucus genannt), den gehoͤrnten Flie—
nvogel (hier Trochilus coruutus, von Temminck
er wahrend des Druckes der Reiſe als Trochilus bi-
phus aufgefuͤhrt), den Fliegenvogel mit dem
violetten Halsbande (hier Trochilus petalopho-
zus). Die gelbroͤthliche Droſſel (Turdus figu-
lus des Berliner Muſeums), den Finken mit zuge⸗
ſpitztem ſchwarzem Federbuſche (tie: Fringilla
ornata) und die Eule des Campo, die Urucuxea
Azara's, (hier Strix cunicularia), welche in den Cams»
pos ſehr haͤufig iſt und in die Termitengebaͤude auf der
Erde ihr Neſt anlegt. Der große Tukan fand ſich
da, wo in der Nähe der Wohnungen Goya ven (Pli-—
dium pyriferum) angepflanzt waren, ſehr haͤufig ein,
war aber aͤußerſt ſchwer zu ſchießen. Einen Ema be
— 262
kam der Prinz noch, der fo ſchwer war, daß er von
Einem Manne nicht getragen werden konnte.
Die botanifhe Ausbeute war auf den Campos
nicht minder betraͤchtlich. Es wurden noch unbekannte
ſehr niedrige ſchoͤne Mimoſen gefunden, u. a.
Wegen einer durch das lange Herumxreiſen in einem
ungewohnten Klima ſich zugezogenen Unpaͤßlichkeit, die
durchaus nicht vernachläflige werden durfte, weil gerade
in dieſen Klimaten faſt jede Vernachlaͤſſigung dieſer Art
von hoͤchſt nachtheiligen Folgen iſt, mußte der Prinz das
weitere Eindringen und Vordringen uͤber die Grenzen
von Minas Geras aufgeben, und von ihnen zuruͤck⸗
65 um ſich der Hauptſtadt Bahia de todos os
ntos zu nähern Er ſchließt dieſen Abſchnitt mit
ſehr anziehenden Bemerkungen uͤber Braſilien und ſein
Klima überhaupt. In's Veſondere macht er aufmerk
ſam darauf, daß uͤber Braſilien ſehr viel Gehaltloſes
von den Schriftſtellern in's Publikum gebracht worden
iſt, da fie häufig ſich nicht bloß an das hielten, was ſie
ſelbſt ſahen. Viele haben bloß ohne Sachkenntniß nach
Gefallen in ihrem Sorgeſtuhl geordnet, was ihnen in’ als
len bekannten Schriſten uber Braſilien das Jutereſſan—
teſte ſchien, und fo find Dinge auf das Ganze ange
wandt worden, die nur für feine einzelnen Theile gehoͤ⸗
ren. Es iſt von Braſilien geſagt worden, daß baumar⸗
tige Farrnkräuter überall vorkommen, es iſt von ſchnat—
ternden und klappernden Affen, von ſchmetternden Sing—
voͤgeln, von Pomeranzenbaͤumen in den Wäldern, von
der Agave foetida (Baum, Aloe) auf Bäumen, von ei⸗
ner Menge alberner den Schlangen angedichteter Eigens
ſchaften, geſchwatzt worden, es find uͤbertriebene Schilde—
rungen der Wälder gegeben worden u. f. w., je nachdem
die Schriftſteller ihre Beſchreibungen von Reſſenden ents
lehnten, die ſich ſelbſt zu ſehr die blumige Schreibart
angewoͤhnt haben.
(Die Fortſetzung folgt.)
Ueber Oeſterreichs Literatur.
Im Eingange der Reiſe-Beſchreibung des Biblio—
thekars Jaeck wird geſagt:
Seit dem Schluſſe des vorigen Jahrhunderts hatte
ich oft Gelegenheit, die Ueberzeugung zu erneuern, daß
Bibliothekare nur durch genaue Einſicht mehrerer gro
fen Bücher: Sammlungen in und außer ihrem Vater⸗
lande zur wahren Kenntniß der literariſchen Schaͤtze ge⸗
langen — nur durch muͤndlichen Verkehr mit den Vor⸗
ſtehern derſelben uͤber die hoͤchſte Zeckmaͤßigkeit der von
ihnen angewendeten mechaniſchen Formeln ſich vergewiß
fern, und ihre ſpecielle Bildung moͤglichſt erhöhen koͤn—
nen. — Der enthuſtaſtiſche Forſcher der Kunſt-Geſchichte,
Joſeph Heller in Bamberg, erkannte laͤngſtens die
Anſicht großer Sammlungen von Gemälden, Handzeich⸗
nungen, Kupferſtichen, Solzſchnltten, Antiken, Münzen,
auch Prachtgebaͤude und anderer Kunſtwerke, den Ver
kehr wit vielen andern Kunſtforſchern, als eine der we⸗
ſentlichſten Bedingungen, um ſeine literariſch artiſtiſchen
Kenntniſſe noch tiefer zu begruͤnden, und den Kreis der
263 =
ſelben moͤglichſt zu erweitern. — So wurden wir, beide
durch gleichartige Beduͤrfniſſe, zufallig veranlaßt, uns
gleichzeitig zu Reiſen ia das Ausland zu entſchließen.
Den erſten. Verſuch machten wir durch, Oeſterreich,
Steyermark, Illyrien, Trieſt, Venedig, Verong und
Tyrol in den Monaten Juny, July, Auguſt, Septem⸗
ver und October 1821. In wie weit wir dem Rfiſe⸗
zwecke entſprochen haben, mag aus dieſem ſpeciellen Der
richte ſowohl, als aus unfern ferneren oͤffentlichen Mit⸗
theilungen erhellen, welche aus irgend einem Grunde
daſelbſt nicht eingewebt werden konnten. Bei unſerem
beſten Willen, den gerechten Wuͤnſchen Aller zu entſpre—
chen, mag dennoch die Aeußerung mancher der von uns
erkannten Wahrheiten nicht uͤberall in gleichem Grade
gefallen. Allein nur die Wahrheit zu erkennen, und
ganz unbefangen vorzutragen, war unſer hoͤchſtes Stre⸗
ben: wer uns als Menſch, oder bloß als Schrittſteller
kennt, mag zum Voraus ſchon davon überzeugt; ſeyn.
Mit dem gebuͤhrenden Lobe auch den gegruͤndeten Tadel
zu verbinden, iſt jedes Berichts Erftatters erſte Pflicht;
und wir ſahen uns zur ſtrengſten Unparthetlichkeit um
fo. mehr verbunden, da alle oͤſterreichiſche Schriſtſteller
nur als unbedingte Lobredner aller einheimiſchen Verhaͤlt⸗
niſſe auftreten, und alle unangenehme Erſcheinungen
mit Stillſchweigen zu uͤbergehen gewohnt ſind. Wahr⸗
heltsfreunden wird unſere Stimme willkommen feyn,
wenn fie auch nicht immer mit ihr harmoniren zu koͤn⸗
nen glauben — andere Widerfaher werden im Publi⸗
kum nicht mehr geachtet.
Die allen Beſuchern Wiens bisher fuͤhlbar gewe-
ſene Unbequemlichkeit, die noͤthigſte Ueberſicht der topo⸗
graphiſch ⸗ſtatiſtiſchen Merkwürdigkeiten dieſer Stadt nur
aus einer Reihe von Baͤnden gewinnen zu koͤnnen, ver⸗
anlaßte uns, den weſentlichſten Inhalt aller dieſer Weg⸗
weiſer mit unſerem Reiſeberichte innigſt zu verſchmelzen,
und auf diefe Weiſe jene Luͤcke der oͤſterreichſchen Liter
ratur wenigſtens durch Andeutungen fuͤr kuͤnftige Bear⸗
beiter bieſes Feldes in ſehr gedraͤngter Kürze auszufäl⸗
len, welche in der relativen Vollſtaͤndigkeit und ſyſtema⸗
tiſchen Ordnung einige Eatſchuloigung finden mag.
Durch unfere große Entfernung von Welmar, und
durch den nicht taͤglichen Poſtverkehr dahin, wurde eine
u | 284
perſoͤnliche Reviſton der Druckbogen unmoͤglich; ein g
ſehlerloſer Abdruck, war aber auch um fo, RATEN
lich, als viele jedem Setzer ganz fremde Namen in dem
Monuſcripte, vorkamen. Die bei ſtuͤchtigen Dat leſe
der vollendeten ee beſonders aufgefallenen Deus
fehler wurden zwar ellends noch verzeichnet; doch moͤgen
noch manche guͤtigſt der Nachſicht des Leſers zu empfeh⸗
len ſey a., Dleſer kleine Uebelſtand tft Dach m
pier, ſchöͤne Lettern und 12 beſtens el
ſtiche wieder aufgewogen. Re >
Der zweite Theil dieſer Reiſebeſchrelbung wird ſich
über die andern durchſtreiften Staaten Oeſterreichs ver⸗
breiten, und mit einer gleich großen Zahl von Kupfer⸗
ſtichen in der naͤchſten Herbſtmeſſe erſcheinen.
5 Alle e en een ee Ta
u 820 .
a
wire Tg, eo
Indem ich den Freunden des mineralogiſchen Stu⸗
diums, in Beziehung auf die Behlage, die Zuſicherung
ertheile, daß ich den Preis von 1 RR
Leonhard's Handbuch zur Charakteriſtik
der Felsarten f
ſo billig berechnen werde, als ſolches nur immer moͤglich
iſt, will ich, um die Anſchaffung dieſer Schrift zu ers
leichtern, ſo viel es ſeyn kann, denjenieen, welche ſich
vor Ablauf dieſes Jahrs, bis zu welcher Zeit der Druck
beginnt, mit Beſtellungen an mich direct wenden, oder durch
Vermittlung des Herrn Verfaſſers, einen Nachlaß von
z des demnaͤchſtigen Ladenpreiſes bewilligen, und zus
gleich, bei gefälliger Uebernahme einer Subſcriptions⸗
ſammlung, bei 10 Exemplaren das Atte frei geben.
Die Verſendung der Exemplare werde ich auf die, fuͤr
die Herren Abnehmer wenigſt koſtſpielige Weiſe einzu⸗
richten bemüht feyn- RR
Heidelberg, im April 1822. N
Joſeph Engelmann.
*
bLitterariſcher Anzeiger.
Zweiter Auszug aus des Prinzen Maximilian von Neuwied Reiſe. 2ter Band.
(Fortſetzun g)
V. Reiſe von den Grenzen von Minas Ges
raës nach Arrayal da Conquſſta.
Die Truppe mußte nun, um nach Bahia zu ge—
langen, das Sergam quer durchſchneiden, und es
wurde demnach wieder der Weg genommen, den man
gekommen war, naͤmlich am Reſſaque hinab nach Va
reda. Am Reſſaque lag ein getoͤdtetes Jacar é
(Crocodilus Iclerops). Das Vorkommen des Thieres
an dieſer Stelle bewies alſo, daß es zuweilen hoch hin—
auf in den kleinen Baͤchen ſteigt. In den Catingas le—
ben hier zwei Arten von Papagaien, Plittacus amazo-
nicus Lath. und Kuhl., und ein zweiter noch unbe—
ſchriebener, den der Prinz Plittacus vinacèus nennt.
In allen Triften iſt hier auch der Dornkibitz (Va-
nellus cayennenſis) aͤußerſt Häufig. Zwiſchen dem wair
denden Vieh ſieht man ihn ruhig auf dem Boden um—
her ſpazieren, indeſſen Pirole und der weiße Caracara
(Falco crotophagus oder degener) ruhig auf demRäcken
der Kühe ſitzen. Die Gewaͤſſer waren von mancherlei
Enten und Taucherarten belebt, unter denen ſich zwei
Arten durch ihr angenehm abwechſelndes Gefieder aus—
‚zeichneten, die Anas viduata Linn. und Anas domi-
nica Linn.
Ein Hauptgeſchaͤft, welches den Vaqueiro's im
Sertam von Bahia obliegt, iſt der Schutz der
Heerden gegen die Raubthiere. Man kennt in dieſen
Wildniſſen drei Arten von großen Katzen, welche dem
Nindvleh ſowohl als den Pferden nachſtellen: den Ma—
guarete, (Felis Onca Linn.) den ſchwarzen Tie⸗
ger (Felis brafilienfis Linn.) und die rothe Unze,
(Felis concolor Linn.), welche letztere unbezweifelt
Azara's Guazuaca iſt. Die erſte und letzte find die
gewoͤhnlichſte und von der erſtern giebt es zwei Varie⸗
täten oder Raſſen, ebenſo wie bei dem Panther und dem
Leoparden in Afrika. So wie man dort eine Art mit
zahlreicheren und kleineren Flecken hat, fo auch in Bra
ſilien. Felis concolor, ob ſie gleich ſehr groß wird,
wagt ſich nur an das junge Vieh, da hingegen Onca
und Bralilienlis den ſchwerſten Ochſen fangen und ihn
S Strecken mit dem Gebiſſe hinwegzuſchleifen im
tande ſind. Sie toͤdten oft mehrere Stuͤcke in einer
Nacht, ſaugen ihnen das Blut aus und freſſen erſt ſpaͤ—
ter vom Fleiſche. Außer dieſen großen Arten findet man
im Sertam von Bahia noch mehrere kleine zum
Theil ebenfalls ſchoͤn gezeichnete wilde Katzen, z. B. Fe-
lis pardalis, Felis Yaguarundi, ferner eine rothe uns
gefleckte Art, wahrſcheinlich den Eyra des Azara und
eine neue bis jetzt noch nicht bekannte, die der Prinz
ihres langen Schwanzes wegen Felis macroura nennt,
und von welcher er eine Notiz niedergeſchrieben hat,
die D. Schintz in Zürich bei feinem deutſchen Cu vier
benutzen will. 8
u
Ritt, Anz. 3. J. 1822,
Von der Fazenda de Vareda, auf die er nun
zum zweiten Mal gekommen war, reiſte er nach Arra⸗
yal da Conquiſta, verließ daher die offenen Came
pos und durchzog eine mit dichten Catingas oder
trockenen Niederwaldungen bedeckte Gegend und uͤber—
nachtete zu Os Porcos, einem kleinen Weiler, wo er eis
nen ganzen Tag blieb, um einem ſchoͤnen Paare der
Mycteria americana nachzuſtellen, welche Vogel ſich
dort beſtaͤndig in einer Lagoa aufhielten, allein es ge—
lang nicht einen zu erlegen. Sie ſind auch Raubvoͤgel,
denn der Prinz ſah ſelbſt einen derſelben einen Waſſer—
vogel im Fluge auf's Heftigſte verfolgen.
Bei Arrayal ſind rundum vom Walde eingeſchloſ—
ſene Wieſen, die an die friſchen Wieſen der gemäßigten
Zone erinnerten, ja fogar ein im hohen Graſe maidens
des Reh ward erblickt. An einem alten Stamme fand
man die ſchoͤne gruͤne unſchaͤdliche Natter, welche dort
Cobra verde genannt wird, aber nicht mit einer in aus
deren Gegenden unter demſelben Namen bekannten vers
wechſelt werden darf. Man verſchaffte dem Prinzen
hier einen braſtlianiſchen Fuchs. Es iſt Azara's
Aguarachay, eine fahle graugelbliche und weißgrauliche
Art, die ohne Zweifel uͤber ganz Suͤdamerika verbreitet
iſt, da wahrſcheinlich die grauen ſurinamſchen, vielleicht
ſelbſt die virginiſchen Fuͤchſe von dieſer Art ſind. Mit
dem pennſylvaniſchen Fuchſe (Canis grileoargenteus, Re-
nard ıricolor,) hat er im Allgemeinen viel Aehnlichkeit,
und vielleicht iſt der Aguarachay bloß eine durch's Kli⸗
ina erzeugte Abart.
Der Prinz beſuchte ein Dorf der Camacans,
das eine Tagreiſe vom Arrapal in den hohen Urwaͤl⸗
dern an der Serra do Mundo novo liegt und It⸗
boya heißt. In den geſchloſſenen Dickichten von dem hohen
Taquaruſſu⸗Rohre, welche dieſe einſam erhabene Urwild⸗
nis gewoͤhnlich an ihrer vorderen Grenze hat, fand man
zum erſten Male den ſchwarz und weißen Wuͤrger (La-
nius picatus Linn.). Weiterhin wird ſehr Häufig die
ſchauerliche Stille vom lauten Rufe der ſcharlachrothen
Araras und der Gurucua (Trogen) oder anderer Voͤ⸗
gel unterbrochen. Unter andern war hier Pipra cau-
data Lath. ſehr häufig und eine ſchoͤne neue Tangara,
die der Prinz Tanagra auricapilla nennt, ward geſchoſ⸗
fen (6 Zoll 2: Linien lang, 8 Zoll 11 Linien breit,
Scheitel hocheitrongelb, Stirnrand, Seiten des Schei⸗
tels und Augengegend ſchwarz, ganzer Oberkoͤrper oliven⸗
grau, am Ruͤcken etwas dunkler, Fluͤgel und Schwanz
ſchwarz, alle untern Theile vom Schnabel an ſanft roͤth⸗
lichgelb. Dem Weibchen fehlt der gelbe Scheitel. Die⸗
ſer Vogel ſcheint Azara's Lindo brun à huppe jaune
(III. 244.) zu ſeyn. 2
Die Wohnungen der Camacans, dle ſchon ein
ſehr zahmes Volk werden und Sitten und Gebrauche
12. 2
267
ihrer Unterdruͤcker annehmen, ſind von Bananenbäumen
eingeſchloſſen, hinter welchen ſich unmittelbar gleich den
Pfeilern eines Saͤulenganges die hohen Urſtamme dicht
anelnander gedraͤngt, und mit tauſendfaͤltigen Gewaͤchſen
verflochten gleich einer Wand erheben. Aus ihrem Dun—
kel ſchallte häufig die angenehme Stimme der Columba
locutrix hervor.
Die Camacans waren ehemals ein unruhiges frei—
heitliebendes kriegeriſches Volk, welches den portugieſt—
ſchen Eroberern jeden Schritt ſtreitig machte und nur
nach bedeutenden Niederlagen genöthigt ward, ſich tiefer
in die Wälder zurückzuziehen, bis die Zeit auch bei ihm
nach und nach ihren Einfluß aͤußerte. Doch aͤußern ſich
Freiheit und Vaterlandsliebe auch jetzt noch lebhaft bei
ihnen, und nur ungern kommen fie zu den Europäern
in die bebauten Gegenden. Animaliſche Nahrung ver—
ſchaffen ſie ſich zwar bloß durch die Jagd und ihre ein—
zigen Hausthiere ſind Hunde, aber die Cultur nuͤtzlicher
Gewachſe iſt ſchon weit bei ihnen gediehen, und fie
pflanzen in Menge Bananenſtaͤmme, Mais, Mandiocca,
und Bataten. Die Baumwolle cultiviren fie ebenfalls
einigermaßen und verarbeiten fie geſchickt zu Schnuͤren.
Sie find jetzt den Portugieſen ſehr nuͤtzlich, beſonders
zur Urbarmachung der Ländereien, da ihnen das Nies
derhauen der Waldungen ſehr ſchnell von Statten geht—
Man braucht fie gegen die Einfälle der Botokuden am
Rio Pardo, wozu ſie von dem uͤber ſie geſetzten Ca—
pitain aufgeboten werden, doch fuͤrchten fie die Botoku—
den, fo brav fie auch fonft find. Den im Gefolge des
Prinzen befindlichen ſahen ſie daher aufmerkſam und mit
Ingrimm an.
VI. Reife von Conqulſta nach der Hauptſtadt
Bahia und Aufenthalt daſelbſt—
Wenn man das Arrayal verläßt,
eine einfoͤrmig wilde hohe Waldgegend, wo Huͤgel an
Hügel und Kopf an Kopf gereihet, Gebirge und Höhen
eine hinter der andern dem Auge ſich darſtellen. Alle
ſind einfoͤrmig wild mit niederem Wald bedeckt, ſo wie
auch das Arrayal ſelbſt rundum von Waldungen eins
geſchloſſen iſt. Vor 65 bis 70 Jahren waren dieſe
Wildniſſe noch von den Camacans bevölkert, die aber
jetzt ſaͤmmtlich in die großen Hochwalder der Seekuͤſte
näher hinabgedrängt find.
In diefen menſchenleeren Wäldern fand der Prinz
nur Beſchaͤftigung durch die mannichfaltigen Gewächfe,
deren Blumen zum Theil die lieblichſten Wohlgeräche,
entgegenhauchten, ehe man fie ſelbſt noch entdeckte. Ein:
zelne Wohnungen oder Fazendas «reicht man immer nur
nach einem Wege von drei, vier, fuͤnf bis ſechs Legoas.
Bei der erſten, auf welcher der Prinz uͤbernachtete, er—
toͤnte in der Abenddaͤmmerung in den benachbarten
Waldſuͤmpfen das ſonderbare Concert des ſchmiedenden
Laubfroſches (Ferreire), welches dem Lärm eines ver:
einten Haufens von Blechſchlaͤgern gleicht. Es war aber
nicht möglich eins dieſer ſonderbaren Thiere zu fangen.
Ein Caprimulgus aethereus, der auf einem niederen
Baumzweige ſaß, ward mit einem Stocke erſchlagen.
Dieſe Voͤzel find in den Waͤldern haufig, und naͤhren
tritt man in
ſich beſonders von Schmetterlingen, derenn groͤßere Arten,
dem prachtvoll blauen Papilio Neſtor und Menelaus,
fo wie dem blaͤulichweißen Laetes Fahr, fie nachſtellen.
Da dieſer ſonderbare Daͤmmerungsvogel, deſſen ungeheuer,
weiter Rachen zum Fange dieſer Inſecten vollkommen
geeignet iſt, die großen Flügel derſelben nicht mit vers
ſchluckt, fo ſieht man dieſelben überall auf der Erde ums
hergeſtreuet liegen. Auch noch eine andere Nachtſchwalbe,
eine ſchoͤne wahrſcheinlich noch unbekannte Art, fand der
Prinz in dieſen Waͤldern und nennt ſie Caprimulgus
leucopterns. (Weibchen 11 Zoll 6 Linien lang, 22 Zoll
6 Linien breit; Iris hoch orangefarben; Schnabel ſehr
breit und gebildet wie an Caprimulgus grandis; Ferfe
ſehr kurz und nackt, kaum 4 Linien hoch; Flügel ſchmal
und lang; Schwanz aus 10 ziemlich gleichen Federn be
ſtehend, nur die aͤußerſte ein wenig kürzer. Gefieder
beim erſten Anblicke ziemlich dunkel ſchwarzbraͤunlich,
nur bilden die groͤßeren hintern Fluͤgeldeckfedern einen
langen weißlichen Fleck auf dieſen Theilen, Bauch heller
als der übrige Koͤrper; Kopf ſchwarzbraun, Hinterkopf
auf ſchwarzbraunem Grunde mit feinen blaßgelbroͤthlichen
Querlinien, Nacken und Oberhäls etwas mehr mit weiß⸗
licher Zeichnung, Rücken ſchwarzbraun mit feiner weißli⸗
cher oder gelbroͤthlicher Querzeichnung, Schwanz ſchwarz⸗
braun, ſehr dunkel mit etwas bleſſern verloſchen Mars
morirten Querbinden, Kinn weißlich, Kehle graubraun,
Unterhals und Oberbruſt ebenſo. Das Mannchen iſt
heller und mehr weißlich gefarbt.) Die Schmetterlinge
Neltor und Menelaus wurden am zweiten Tage der
Reiſe ſehr haͤufig bemerkt. Man hatte an ihm hoͤhern,
ſchattenreichern und mehr geſchloſſeneren Wald, und hoch
oben an den Gipfeln der Bäume, zu hoch als daß es
moͤglich geweſen waͤre einen einzigen mit der Klappe zu
erreichen, lockte eine unendliche Menge duftender weiß—
licher und gelblicher Bluͤthen die großen Schmetterlinge
an. Auch der Laertes iſt in dieſen Wäldern ſehr haͤu⸗
fig und leichter zu fangen als der \enelaus. Dieſe
beiden prächtig blauen Schmetterlinge findet man ſchon
ſuͤdlich in der Gegend von Rio Janeiro haͤufig, Über:
haupt bilden dieſe ſchoͤnen Infecten nebſt andern nicht
minder ausgezeichneten die groͤßte Zierde der Waͤlder.
Zu ihnen gehört beſonders auch der ſchwarz und gold—
grün geſtreifte Papilio Leilus, der am Mukuri bei
Villa nova de Almeida in offenen Gegenden ſehr haͤu⸗
fig geſehen ward, ſelbſt an der See. Die zahlreichſte
Familie der Schmetterlinge in der vom Prinzen berei—
ſten Gegend find im Allgemeinen die Schwalfluͤgler (He-
liconii) obgleich nach einer fruͤhern Bemerkung im er⸗
ſten Bande allerdings in einer gewiſſen Gegend die
Nymphales am haͤufigſten vorkamen. Heliconius Phyl-
lis, Sara, Egena mit ihren mancherlei Verwandten
und Varietaͤten und mehrere andere flatterten uberall in
den Waͤldern umher. Auf offenen Wieſen und Triften
iſt einer der gemeinften Papilio Plexippus Fabr. in den
großen Urwaͤldern überall der klappernde Schmetterling,
der ein fo ſeltſames Geräuſch, wahrſcheinlich mit dem
Saugruͤſſel, macht, ſo wie die bei Eramer Tab 24.
F. abgebildete Climena. Andere von den ſchoͤnern Ars
ten z. B. Dimas, Zacynthas, Polydamas, Matius,
Dolichaon, u. ſ. w., find ſeltener.
265
Aus dem Urwalde hinauskommend trat man in eine
Gegend hoher ſanft abgerundeter Hügel, welche mit
niederem Geſtraͤuch oder mit weiten Gehaͤgen von Pteris
caudata bewachſen war. Dieſer Farrn hat die Eigen—
ſchaft, daß er geſellſchaftlich weite Strecken gewoͤhalich
wuͤſte Haiden im Walde überzieht, da doch die Gewachfe
in dieſem Klima fonft ſelten gleichartig vereint vorzukom⸗
men pflegen, wie in den gemäßigten und kalten Gegen⸗
den. Die Gewaͤchſe im oͤſtlichen Braſilien, mit denen
dieß der Fall iſt, find Conocarpus, Avicennia, meh:
rere Arten von Khexia, einige hohe Rohrarten, das
Ubä und Taquarullü, die Küſten-Zwergpalme, mehrere
Filices beſonders die Pteris caudara, mehrere Grasar⸗—
ten, Cecropia, Bignonia u. ſ. w. ö
Dieſe Einoͤden waren jetzt, da lange kein Regen
gefallen war, von der Hitze ganz verbrannt; was im
Sertam von Bahia ſehr haufig der Fall iſt. In
manchen Gegenden deſſelben wird durch ſolche Trocken—
heit eine Menge Rinpvieh getoͤdtet, und man iſt genz⸗
thigt, es aufzuſuchen und nach feuchteren Gegenden hin⸗
zutreiben. Oft ſteckt man das Farrnkraut in Brand,
um dem Boden durch dieſe Duͤngung etwas Gras zu
entlocken. u
* Dennoch hat die Natur ſelbſt in dieſe oͤden duͤrren
Haiden Gewaͤchſe gepflanzt, welche der Trockenheit vor
trefflich widerſtehen, beſonders eine ſchoͤne Bignsnie
mit großen hochcitrongelben Blumen, welche 8 bis 10
Fuß hoch wird, und eine Callia mit großen aufrechten
Hochorangefarbenen Blumenähren Die letztere macht mit
ihrem hellgruͤnen Laube eine große völlig kugelfoͤrmig geſchloſ—
ſene Krone, aus welcher gerade in dieſer Zeit die noch gruͤnen
ſehr langen gegliederten Schoten herabhingen. In den
Gebuͤſchen flieg eine Art, von Palme empor, die hoͤch—
ſtens 20 bis 30 Fuß hoch wird und zu der Kofosform
„gehört, der einzigen Palmendbildung, welche der Prinz
auf dieſer Reiſe fand. Ihre Blätter ſtehen am Stam—
me etwa vier bis fuͤnfzeilig, und die Fruͤchte ſind von
der Größe einer kleinen Aprikoſe und mit orangefarbi—
gem ſuͤßlichen Fleiſch uͤberzogen. Die Araras lieben
dieſelben beſonders und brechen die darinn befindliche
Nuß mit ihrem Schnabel ſehr leicht.
. Bei einem Bivouac unfern der Fazenda Taquara
fand man in der Nahe eines der Gebäude eine Klap—
perſchlange. Die ganze Geſellſchaft ging hin, aber
in groͤßter Ruhe lag das Thier da, und ſchien ſich we—
gen der ungewohnten Beſchauer nicht im Mindeſten zu
beunruhigen, fo daß es gar nicht ſchwer ward, es mit
einem kleinen Stöckchen vermoͤge einiger Schlage auf
den Kopf zu betaͤuben und zu toͤdten. Aus diefem Vor⸗
falle iſt einleuchtend, wie unrichtig und übertrieben die
Schilderungen dieſes Thiers in vielen maturdifterifchen
Werken ſind. Es ſcheint, dieſe Schlange kann nur dann
gefährlich werden, wenn man unbemerkt ſich ihr zu ſehr
genähert und ſie dadurch zur Vertheidigung gereizt hat.
Es kann nicht leicht ein Lurch von tragerem Naturell
gefunden werden, Sehr gut iſt ſie von Daudin be⸗
ſchrieben. 80
Unfern der Fazenda kommt man in eine weite mit
niederem Gebuͤſch und mit Waide apwechſelnde Wildniß.
Schön hochgelb blühende Caſſia- Stamme (Callia Ipe-
LITER ET
— — —
Arten fand.
270
J
ciofa Schrader), Bignonien, Mimofen und Li-
Euris Palmen bilden hier den Kern des Gebuͤſchs, das
her hat die Landſchaft bei einem rauhen wilden Charak—
ter dennoch maleriſche Anſichten. Tiefe Thaler durch—
ſchneiden wild dis ſteil ſich erhebenden Hoͤhen, in den
Tiefen iſt finſterer Wald, uͤberall rothgelber Lettenboden,
und allenthalben erſcheinen die kegelfoͤrmig aufgethuͤrm—
ten Gebäude der Termiten Zur Belebung der Lands
ſchaft dient hie und da Rinddieh, welches fihen die
Wanderer anſtaunt. Der Plittacus cactorum und die
Columba [quamola find ſehr häufig, Nicht genug kann
man ſich in den trocknen Catinga-Waͤldern und Ges
buͤſchen vor den kleinen an den Seiten des Wegs ber
findlichen Zweigen hüten, denn fie find mit unzähligen
kleinen Milben (Acarus) im wahren Sinne des Worts
inkruſtirt, wovon ſie ganz roͤthlich gefaͤrbt erſcheinen.
Beruͤhrt man ein ſolches Aeſtchen, ſo empfindet man
bald ein unbeſchreibliches Jucken Über den ganzen Koͤr—
per, denn dieſe Thiere von der Groͤße einer Nadelſpitze
verbreiten ſich Überall und fie find fo peinigend, daß
man weder bei Tag noch bei Nacht Ruhe findet, bis
man ſich ihrer entledigt hat. Beinah die ganze Gefells
ſchaft lt an dieſem quaͤlenden Uebel, und es gibt dage—
gen kein anderes ſicheres Mittel, als den ganzen Koͤr—
per mit eingeweichtem Rauchtaback anzuſtreichen, wovon
ſte ſogleich ſterben. Dieſe beſchwerlichen Inſekten ſind
in den innern trocknen Gegenden eine Plage fuͤr den
Menſchen, welche der von den Moskitos der feuchten
waſſerreichen Urwälder völlig gleichkommt. Es gibt des
ren, welche eine bedeutende Groͤße erreichen, und wenn
ſie nicht mit gehoͤriger Vorſicht ausgezogen werden oft
ſchlimme Wunden verurſachen. Die kleinern jungen
Thiere ſollen bei unreinlichen Menſchen ſogar oft Haut⸗
krankheiten erzeugen. Es iſt das berüchtigte Inſekt, das
man in Guiana Tique nennt,
An den Zweigen der Bäume wurden große Haufen
junger ſchwarzer Heuſchrecken (Gryllus) bemerkt, ein
Geſchlecht, welches in Braſilien eine große Menge von
Arten zahlt. Die großen Züge dieſer Thiere aber, wel—
che Azara beſchreibt, ſah der Prinz nicht, und ſie
kommen vielleicht mehr in den ebenen offenen Gegen⸗
den vor. 1
Auf dem Wege nach der Fazenda Uruba, auf
welche der Prinz vom Beſitzer derſelben, dem Capitam
Mor Antonio Dias de Miranda eingeladen war,
kam er meiſt durch vertrocknetes Gebuſch im Sandboden,
wo er ſehr Häufig drei noch nicht gefihene Cactus-⸗
Von der einen hatten die Blumen, die
kopffoͤrmig an den Enden der Zweige gleich unſern Dis
ſteln vereint ſind, ziemlich dieſelbe Farbe wie die Blu⸗
men des Cactus flagelliformis. Dieſe überall aus gelb»
rothem Thone beſtehende trockene wilde Landſchaft ward
nur von Cocos de Licuri- Palmen, und auch dieſen
nur ſpaͤrlich erheitert. Die prachtvollen hochrothen Ar a—
ras aber find in ihr häufig, fie ſetzten ſich oft in der
Nahe der Truppe auf die unteren Aeſte der hoͤheren
Baume im Schatten nieder. Gegen Abend erreichte
man anfehnlide Höhen, und lagerte ſich dann etwa eine
halbe Stunde von der Fazenda. Die ganze Nacht hin⸗
durch vernahm man eine Menge von Thierſtimmen, denn
271
vor den Täfligen Carapatos (Acarus) konnte man
nicht ſchlafen. Am Morgen fand ſich der Prinz hoͤchſt
angenehm durch eine aͤußerſt reizende Ausſicht in ein tie⸗
ſes Thal uͤberraſcht, in welchem die Fazenda Uruba er⸗
bauer iſt. Hohe Berge mit finſtern Urwaͤldern bedeckt
bilden einen tiefen Keſſel, deſſen Grund vom Bach
Uruba lieblich durchſchlängelt wird. Der Hausherr war
nicht gegenwärtig, aber feine Familie machte dem Prinzen
den kurzen Aufenthalt hier ſehr angenehm. Er nahm
einige ſchoͤne redende Papagaien, die man ihm ſchenkte,
mit und reiſte noch an demſelben Tage weiter nach La⸗
deira, einer Fazenda, die eben dieſer Familie gehoͤrt,
und in einer hoͤchſt gebirgigen Gegend in einem tiefen
Thale liegt, in welches das Hinabſteigen den Maulthie⸗
ten Außerft ſchwer ward. Im Grunde des tiefen Tha⸗
les zeigten ſich neue wilde Scenen; hohe alte Baͤume
behangen und verwirrt von langen Zoͤpfen des Bart⸗
moofes (Tillandfia) bildeten hoͤchſt ſonderbare Geſtal⸗
ten. Hier waren die großen rothen Araras ſehr haͤu⸗
ſig, und well es eben regnete, ſo wenig ſcheu, daß ſie
auf den Baͤumen ſitzen blieben, unter welchen die laͤr⸗
mende Truppe hinabzog.
Der Prinz wuͤnſchte die Bekanntſchaft des Vaters
vom Capitam Mor, des Toronel Gongalves da
Coſta, zu machen, eines aͤußerſt verdienſtvollen Mannes,
der zuerſt dieſen Sertam mit brauchbaren Wegen var
fah und die Urbewohner in allen Richtungen bekriegte.
Er ſchlug daher den Weg nach ſeiner Fazenda Ca⸗
choeira ein, der durch eine unwirthbare menſchenleere
Wildniß fuͤhrte, in welcher aneinander gedraͤngt ein
Berg hinter dem andern ſich erhob. Alle lagen, einförs
mig mit dicht verflochtenem Niederwalde rauh und wild
bedeckt und mit hervortretenden Felſenmaſſen gemiſcht
vor ihnen, Gebuͤſche fein geſiederter ſtacheliger Mimoſen,
hier und da mit ſchoͤn blühenden Pflanzen gemiſcht, un⸗
ter welchen auch ein Prachtgewaͤchs, eine neue Art von
Ipomaͤa mit hochbrennend feuerfarbigen großen Blu—
men war, (Convolvulus igneus Schrader) bildeten zu
beiden Seiten eine Einſaſſung des Weges. Die Fels⸗
maſſen von den ſonderbarſten Geſtalten, oft gleich Thuͤr⸗
men oder Kanzeln einzeln über das Gebüfh hervortre—
tend, ſind uͤberall in dieſen Bergen von der kleinen Ca⸗
via bewohnt, welche hier Moco genannt und wegen
ihres Fleiſches haͤufig gejagt wird. Ehemals durchſtreif—
ten feindfälige Camacans dieſe weiten Wildniſſe, und
nur mit Lebensgefahr konnte der Reiſende ſich in dies
ſelben wagen, bis man ſie in die der Küfte näher geles
genen Waldungen verbannte, und dort im J. 1806 den
völligen Frieden mit ihnen zu Stande brachte
In dieſen trockenen Felſenwäldern wehete kein Luͤft⸗
chen, ſelbſt der Boden war heiß, Menſchen und Thiere
waren erſchoͤpft, nur die ſtolzen Araras ſchienen ſich
hier jetzt recht zu gefallen. Sie flogen ſchreiend umher,
waͤhrend ſelbſt die meiſten anderen Voͤgel auf einem
ſchattigen Zweige ihre Mittags ruhe hielten. Gegen
Abend ward die in einer Ausbreitung des wilden Ge:
birgsthales liegende Fazenda erreicht. Die vielen Neger⸗
huͤtten um ſie bildeten ein Doͤrfchen, aber es liegt nicht
reizend, ſondern gibt einen traurigen todten Anblick, der
lebhaft an die Schilderungen aftikaniſcher Laudſchaften
272
erinnert. Der Coronel da Coſta, war, ob er gleich
nicht hier wohnt, doch gerade anweſend, ein ſechs und
achtzigjaͤhriger bewundernswuͤrdiger Greis, noch ruͤſtig
und thaͤtig und an Lebhaftigkeit des Geiſtes viele junge
Leute uͤbertreffend. Als fechszehnjähriger Juͤngling hatte
er Portugal verlaſſen, und ſich ein weites Feld vieljäh⸗
riger Arbeit in den wilden Gebirgen des Sertam von
Bahia eroͤffnet. Mit vieler Entſchloſſenheit und Aus⸗
dauer bekriegte er die Patachos, die Camacans und
die Botokuden. Mit bedeutenden Unkoſten und unter
den anhaltendſten Anſtrengungen durchſtreifte er jene Urs
wälder, war der erſte Beſchiffer mehrerer Fluͤſſe, des
Rio Pardo, Rio das Contas, Rio dos Sl»
heos, und eines Theils des Rio grande de Bel⸗
monte Er fand die Muͤndungen dieſer Fluͤſſe in die
See, auch zum Theil ihren Zuſammenhang untereinan⸗
der. Eine Menge von Großthaten aus ſeinen Kaͤmpfen
mit den Botokuden, Patachos und Camacans
iſt volkskundig. Von den letztern hat er viele entwils
dert und getauft und fie dann mit Vortheil auf feinen
Zuͤgen gegen andere Wilde gebraucht. Als er zuerſt in
dieſer wilden Gegend ſich anbauete, waren die Waͤlder
voll von Raubthieren und in dem erſten Monate allein
erlegte er vier und zwanzig Yaguaretes, dann mo⸗
natlich eine gewiſſe Zahl. Immer mehr nahm ſie ab,
ſo daß er es endlich wagen durfte, eine wilde Nindvieh⸗
zucht hier anzulegen, was wegen der ungeheuren Menge
jener großen Katzen im Anfange ganz unausführbar ges
weſen waͤre. Spaͤter legte er mehrere Wege und Stra-
ßen an, worunter die, welche uͤber Tamburil hinauf
nach den Grenzen von Minas Gerasés führt, die des
deutendſte iſt.
Von Cachdeira bleibt das Gebirg ſtets wild und
einfoͤrmig mit Waldungen bis zum Thale des Rio das
Contas bedeckt, welchen Fluß man durch eine Tages
reiſe erreicht. Die zoologiſchen Merkwuͤrdigkeiten dieſes
Weges ſind Termitenhuͤgel und Araras, beide
zeigen ſich in großer Anzahl. Unter den Gewaͤchſen
zeichnet ſich ein 4 bis 5 Fuß hoher Strauch mit großen
gelben, inwendig violett punctirten Roͤhrenblumen und
oͤnen großen Blättern aus. (Holoregmia viseida
ees ab Ejenb. Clall. Linn. Didynamia Angioſper-
mia, Familia naturalis Bignoniacearum). Durch uns
unterbrochene niedere Waldungen ward bei druͤckender
Hitze, gaͤnzlichem Waſſermangel und wiederholten Ges
wittern die Reiſe fortgeſetzt, bis gegen Abend das Ge—
birg herrliche Abſtufungen, welche die Nähe eines bes
deutenden Fluſſes verkuͤndigten, zeigte, und man bald
darauf an das Ufer des Rio das Contas hinabſtieg.
Dieſes Ufer, das Überhaupt durch die überall ſich
erhebenden und mannichfach gebildeten Waldberge ſehr
maleriſch iſt, beſchatten alte Mimoſen mit ihrem zart
gefederten Laube, aus deren Schatten der laute Ruf der
Araras hervorſchallt. Die Gegend if verrufen als
Fiebererzeugend, der alte Coronel da Coſta verſicherte
aber dem Prinzen, daß nicht das Klima Schuld ſey,
ſondern die Faͤulniß einer großen Menge von Baum—
wollenkernen, welche man ſonſt nach einer alten dum⸗
men Gewohnheit alljährlich in »den Fluß warf. Selt⸗
273
dem er dieß abgeſtellt, höre man faſt Nichts mehr von
Fiebern.
Auf dieſem Fluſſe ſowohl als anderen dieſer Ges
gend, dem Ilheos, Tahype u. ſ. w. fiſchten die Reis
fenden häufig kleine zarte Waſſerpflanzen, wovon die
eine, eine Azolla, (\zolla magellanica W. Schra-
der) auf der Oberflache des Waſſers, die andere, der
Potamogeton tenuifolius Humboldts und Don»
plands, (Najas tenera Schrader.) etwas tiefer ſich
zeigte und mit einer neuen Art von Caulinia vermiſcht
war. (Caulinia W. [Fluvialis, Perl.] tenella, Nees
ab E/enh. C. foliis oppolitis, linearibus argute ler-
ratis flexilibus, caule trichotomo).
Die Wälder an den niedern Ufern des Fluffes boten
naturhiſtoriſche Merkwürdigkeiten dar, Bei Annaherung
des Abends kam in Menge und zum Theil von koloſſa—
ler Große Bufo Agua Linn. gekrochen, jene von Da u⸗
din auf Pl. XXXVII. ziemlich gut abgebildete, blaß
graugelbliche Kroͤte mit irregularen ſchwarzbraunen Fle—
cken auf dem Rügen. In den Suͤmpfen erſchallte die
klingende Stimme des Ferreiro. Die Jäger der Ges
gend verſicherten dem Prinzen, daß man hier eine Art
von Jacu (Penelope) finde, welche in anderen mehr
ſuͤdlich und der Kuͤſte näher gelegenen Gegenden nicht
vorkomme. Nach des Prinzen Vermuthung iſt es Lin-
nes Penelope crihara. Als die Truppe ſich in der
Abenddaͤmmerung nach den graſenden Maulthieren ums
ſah, fand fie dieſe von einer Menge großer Fleder⸗
maͤuſe bedroht, welche mit lautem Gerauſch ihrer Fluͤ—
gel ſie umflatterten, und es war gegen dieſe boͤſen Feinde
Nichts zu unternehmen, da es zum Schießen ſchon zu
dunkel war. Lider zeigte ſich am Mergen, daß die
Thiere ſaͤmmtlich am Wiedertiſſe ſehr ſtark bluteten, und
nur noch wenige ſolche Aderlaͤſſe an ihnen hätten geſche—
hen dürfen, um fie für den Tag völlig unbrauchbar zu
machen. Die Blattnafen (bhylloſtomus) beißen eine
bedeutende Oeffnung in die Haut und ſaugen das Blut
aus der geoͤffneten Ader, welches, nachdem ſie ſich ge—
fättigt haben, noch lange fortfaͤhrt zu fließen. Nach der
Angabe der Einwohner vermuthet der Prinz, daß die
hier in ſo großer Menge ſich auſhaltenden die Gattung
find, welche man Guandiras oder Jandiras nennt, web
che dem Prinzen ſchon häufiger vorgekommene Gattung
eine von dem eigentlichen Wampir (Puy Hloſtomus Ipe-
trum) verſchiedene zu ſeyn ſcheinet, und von ihm Phyl
loſtomus maximus genannt wird. Sie übertrifft nicht
nur den Wampir des Azara (Chauue-ſouris troilième
oder chauve louris brune) an Größe, ſondern iſt auch
geſchwänzt, ein Charakter, welcher den letzteren gänzlich
fehlen fol. (Länge 5 Zoll 1 Linie, wovon der weiche
nur in der Flughaut angedeutete Schwanz 73 Linien
wegnimmt; Breite 22 Zoll 10 Linien.) Die Farbe des
Thiers auf feinen oberen Theilen iſt dunkel-graubraun,
zuweilen etwas mehr vöthlih, an den unteren Theilen
blaſſer). Von einer ſchoͤnen wilden Taubenart waren
die Gebuͤſche und Wälder bei der Abreife von dieſer Ges
gend ganz angefuͤllt. Sie ſchienen dem Prinzen erſt
junge Vögel der Columba Ipeciofa, doch bald ward es
ihm hoͤchſt wahrſcheinlich, daß fie zu einer beſondern Art
itt. Unze de J. 2828,
— — N ö
274
gehören, die er Columba leucoptera nennt und bes
ſchreibt. Ihr Fleiſch fand er ſehr ſchmackhaft.
Eine Legog weit dem Flußthale folgend, wandte er
ſich dann noͤrdlich über das Bebirg. An vielen Stellen
des Urwalds wird das Dickicht von Bromelia⸗Stau⸗
den und hohem Rohre (Taquarulfu) undurchdringlich
gemacht, und hier findet ſich haͤuſig der Acahe des
Azara (Corvus cyangpogon). Eine im trockenen
Laube nahe am Wege zuſammengerollt ruhende Viper
ward durch einen Schlag getoͤdtet. Beim erſten flüͤchti⸗
gen Blicke ſchien fie Aehnlichkeit mit der Jararacea
zu haben, allein nach einer genauern Betrachtung zeigte
fie ſich als ganz verſchiedene Art. Sie gehört zu der
von Merrem aufgeftellten Sippe Cophias, und iſt eine
noch unbeſchriebene Art, welcher der Prinz wegen ihres ſchoͤ—
nen Sammetglanzes den Namen Cophias hololericeus
gibt. Sie ähnelt der Jararacca (Cophias atrox) in
Geſtalt und Farbe ſehr, unterſcheidet ſich aber auch eben
ſo ſehr von ihr bei genauerer Betrachtung. (Kopf platt
und an den beiden Kiefergelenken ſehr ſtark heraustres
tend, daher beinah pfeilfoͤrmig: Jeder dieſer austretenden
Fluͤgel des Kopfs auf dunkelem Grunde mit einem hellen
Langsſtreif bezeichnet, der feine Entſtehung über dem
Auge hat. Farbe der oberen Theile dunkel kaffeebraun
mit vorzuͤglich ſchoͤnem Sammetſchimmer, dabei mit hel—
lern Flecken bezeichnet, welche länglich rautenfoͤrmig ges
ſtaltet, und deren auf dem Ruͤcken befindliche ſich gegen—
über liegende Spitzen ausgerandet find. Lange 22 Zoll
6 Linien, wovon der Schwanz 3 Zoll 53 Linien weg—
nimmt; Schwanzſchuppen 45 Paar, Bauchſchilde 140
bis Ar.) 5
Auf einer Waldwieſe wuchs eine Arifiolochia mit
hoͤchſt ſonderbar gebauter koloſſaler Dlume von gelblicher
Farbe, mit vielen violertbraunlihen Adern durchzogen.
(Ariſtolochia marlupiiflora Schrader). Unter vie⸗
len neuen Gewaͤchſen wurden drei verſchiedene Arten
von Ilex (Gelaftrus ilicifolia Schrader. Celaſtrus
quadrangulata Schrader) bemerkt, mit ſchoͤnen glaͤn⸗
zenden zum Theil großen Blättern. Auf einer der Hör
hen waren ſtarke Stämme des bauchigen Bombax, des
ren große weißliche Blüten mit fünf ſchmalen laͤnglichen
Blattern in Menge auf der Erde lagen. Es gibt mehr
rere Arten dieſer bauchigen Bombax- Baume, und fie
unterſcheiden ſich ſogleich durch die Geſtalt ihrer Blätter.
Mehrere haben gelappte, die hier genannte aber unge
theilte Blätter. An den Baumſtammen zeigte ſich haufig
eine ſchoͤne gruͤn gefaͤrbte und mannichfaltig abwechſelnde
Eidechſe, die nicht ſcheu war, aber ihren Kehlſack, wenn
man ſich ihr näherte, gleich aufblies, daher die Portu—
gieſen ſie Papa Vento nennen. Es iſt eine ſchoͤne noch
unbeſchriebene Art vom Prinzen Agıma catenata ges
nannt. (Laͤnge des Koͤrpers (doch gibt es groͤßere) 3
Zoll 5: Linien; des Schwanzes 6 Zoll 11 Linien Farbe
hell grasgrün, Naſenſpitze und die helle en Querſteiche
des Kopfs gelbgrün, ſchwarzlich nett eins efaßt. der Übrige
Oberkopf graubraun mit dunkleren Strichen. Ueber dem
Rücken hinab läuft nebſt einem kleinen ausgezackten
Hautkamme eine Kette von dunkel graubraunen am
Rande ſchwärzlichen Fleckchen, welche auf jeder Seite
von einer netten lebhaft grünen Linie eingefaßt find.
18
Die nächften Tagereiſen führten durch huͤgeliges zum
Theil mit weniger hohen Wäldern bedecktes Land. Hier
wuchs in den Waͤldern haͤufig die Spondia e
Arruda's, ein Baum, welcher eine gelbe runde Frucht
von der Groͤße einer Pflaume trägt, die einen aͤußerſt
angenehmen aromatifhen Geſchmack hat.
In den ſchon einmal urbar gemachten aber zum
Theil verwilderten Pflanzungen fand ſich Häufig der
prachtvolle Buſchbaum Bougainvillea bralifienſis, der
von feinen großen Bracteen über und über rothgefaͤrbt iſt,
and mit welchem die danebenſtehenden Caſſia-Staͤmme
«mit ihren hochorangefarbenen Blumen herrlich kontra—
ſtiren.
Die feltfame Froſchart Ferreiro zu fangen gluͤckte
endlich, und der Prinz fand in ihr eine noch unbeſchrie—
bene Art von Laubfroͤſchen, die 5 Hyla Faber nennt.
(Länge 3 Zoll 9 Linien, mit großen langen Füßen, dis
cken Zehen, runden ſtarken Heftplatten und halben
Schwimmhaͤuten an den Vorderfuͤßen; ganzer Koͤrper
hellfahlgelblich, etwas blaß lettenfarben mit einem dun—
keln ſchwaͤrzlichen Striche, welcher von der Naſenſpitze
bis zwiſchen die Hinterſchenkel laͤuft; Schenkel und
Schienbeine mit verloſchenen graulichen Querbinden;
auf dem Vorderkoͤrper feine ſchwaͤrzliche zum Theil er—
habene Zuͤge, Haut glatt, nur am weißlichen Bauche
chagrinartig gekoͤrnt) Noch eine andere unbeſchriebene
Laubfroſch-Art ward gefunden, Hyla aurata, I Zoll 1
Linie lang, dunkelbraͤunlich olivengruͤn, zuweilen oliven—
braun.
Sobald man uͤber die Fazenda Santa Agnes
hinaus iſt, nimmt das Land einen romantiſchern Chas
rakter an, der Wald iſt höher und fchattenreicher, und
daher geſchloſſener und kuͤhler. Die Straße zieht nun
immer mehr zu Thale, und immer bemerkbarer wird die
Annaͤherung an die Kuͤſte. Einzelne Fazendas mit ihren
rothen Daͤchern zeigen ſich von Zeit zu Zeit auf kleinen
grünen Wieſenplaͤtzchen an den Berghängen und erin—
nern an die Szenen der europaͤiſchen Alpenketten. Je
mehr man dem Laufe des kleinen aber immer ſtarker und
wilder werdenden Fluſſes Jiquiriga, der wildſchaͤu⸗
mend uͤber Felſen durch dunkele Wälder hinab rauſcht,
folgt, deſto mehr nimmt die Zahl jener ſtillen ländlichen
Wohnungen zu Aus den finftern Wäldern bei der Fa⸗
zenda Bom Jeſus ertoͤnten mancherlei nach ihrer
Durchſerſchung läͤſtern machende Stimmen, beſonders
die des Plittacus pulierulentus Linn., allein heftige
Regenguͤſſe, die den ſchlammigen Boden immer mehr
aufloͤſ'ten, zwangen zur Unthatigkeit. Der Urwald, web
chen fie nach Verlaſſung von Bom Jeſus durchritten,
war ven dem herabſtürzenden Regen dergeſtalt verfinſtert,
daß man die Annaherung der Nacht zu ſehen glaubte,
Auch im truͤben Regen daͤmmernd ſind die Urwaͤlder der
Tropen intereſſant anzuſehen. Tauſend Weſen erwachen
alsdann, die man vorher nicht beobachtete. In den
Pfuͤtzen und angeſchwellten Waidfampfen⸗ in den Staus
den der Bromelien, auf Bäumen und auf der Erde
ſchreien mannichfaltige Arten von Froͤſchen. In hohlen
am Boden wodernden und von einer Welt von Pftan⸗
zen und Inſecten bewohnten Urſtaͤmmen brummt mit tie⸗
fer Baßſtimme eine große Waldkroͤte, deren Laut den
EEE SU EEE ER
Namen einer Villa.
— 276
unkundigen Fremdling in Staunen ſetzt, und die der
Prinz, der fie nicht ſelbſt zu ſehen bekam, bloß nach
Muthmaßung für Bufo Agua Linn. hält. Alle Repti⸗
lien überhaupt empfinden an ſolchen Regentagen bei des
Vereinigung der groͤßten Waͤrme und Feuchtigkeit die
hoͤchſt moͤgliche Thaͤtigkeit ihrer kaltbluͤtigen Natur. Pas
pagaien, beſonders Plüttacus pulverulentus, fliegen
ſchreiend hin und her, um ihre vom Regen benaͤßten
Fluͤgel in Thaͤtigkeit zu erhalten. Von der Hitze der
vergangenen Tage ermattet treten jetzt die Blaͤtter der
Gewähfe und die brennend gefärbten Blumen einer
Menge von Fleiſchpflanzen in das uͤppigſte, neu ange⸗
fachte Leben. Dracontium, Caladium, Pothos, Bro-
melia, Cactus, Epidendrum, Heliconia, Piper, und
eine Menge andere fleiſchige Familien der Pflanzen, er⸗
heben neubelebt ihre Haͤupter. Vorzuͤglich auch die Pal⸗
mengewaͤchſe, beſonders die Kokos, vor allen die Zierde
dieſer Urwälder, werden dadurch in ein kroͤftiges Leben
zurückgerufen.
In der Povoacao (dem Flecken) von Lage hatte der
Prinz das Ungluͤck, weil inzwiſchen in Pernambuco
die Revolution ausgebrochen war, für eine demagogiſcher
Umtriebe verdächtige Perſon angeſehen, von einer Menge
bewaffneten Poͤbels umringt, als vermeintlicher Englaͤnder
geſchimpft und nebſt feiner ganzen Truppe verhaftet, übers
dieß in der Haft auf die allerroheſte Art, fo daß nur
Thaͤtlichkeiten noch fehlten, behandelt zu werden, da von
dieſen unwiſſenden Menſchen nicht Einer ordentlich leſen,
und aus feiner portugieſiſch abgefaßten Portaria ſich
uͤberzeugen konnte, daß er kein Englaͤnder ſondern ein
Deutſcher ſey, was ihnen aber auch gewiß ein ganz
unbekanntes Volk war. Von bewaffneten Reitern und
Fußgaͤngern und einem Kommando Miliz wurden fie
nach Aldea an der Kuͤſte eskortirt, einem Flecken, der
das Ausſehen einer Villa hat, und der kleine Schiffe
mit den Produkten der Gegend nach Bahia ſendet.
Noch eine Spa weiter trafen fie am Ziele ihrer Wan—
derung zu Nazareth ein. Hier brachten fie drei Tage
in einem elenden Gefänaniffe hin, bis vom Gouverneur
in Bahia die Entſcheidung eintraf, welche ihre Das
freiung bewirkte.
4 Durch dieſes unangenehme Ereigniß hatte der Prinz
Verluſt an Zeit ſowohl als an einer Menge intereſſanter
Gegenſtaͤnde, da man bei der Uebereilung des Marſches
nicht die gehoͤrige Zeit vergoͤnnte, um naß gewordene
Sachen zu trocknen. Nazagelh hätte er als einen
ihm durch den Vorfall ſehr widerlich gewordenen Ort
gern gleich verlaſſen, allein durch Mangel an Schiffs⸗
gelegenheit ward er noch ganze acht Tage in ihm zurück:
gehalten, und nähere Bekanntſchaft mit der Gegend zu
machen gezwungen.
Der Ort liegt zu beiden Seiten des Fluſſes Ja-
goaripe und hat ſechs bis fiebentaufend Einwohner,
auch die Bauart iſt nicht ſchlecht und er verdient den
Die Produkte der Pflanzungen,
welche man hier nach der Hauptſtadt Bahia und ars
deren Orten verſchefft, beſtehen vorzuͤglich in Farinha,
Bananen, Kokosnuſſen, Mangos und anderen Früchten.
Der Kokos- und der Mangobaum erwachſen am Flaſſe
üppig und zu bedeutender Hoͤhe, geben aber nur klei—
nere ſchlechtere Fruͤchte, ſtatt daß man in Bahia dem
277
Baume die Rinde nahe Über der Erde abbrennt, und
dadurch weit groͤßere Fruͤchte von aromatiſchem Ge—
ſchmack erhält. Die Frucht des Dendeleiro, eines ſchoͤ—
nen hohen afrifanifchen Palmbaums, den man hier am
pflanzt, benutzt man haufig, um daraus ein Oel zu
ziehen. Selbſt europätfche Früchte gerathen zum Theil
recht gut, beſonders die Weintrauben und Feigen, die
letzteren muß man aber einzeln in Papier wickeln, um
fie vor den vielen Liebhabern, die fie unter den Voͤ—
geln finden, zu retten. Aepfel, Birnen, Kirſchen und
Pflaumen gerathen zuweilen, allein die Bäume werden
früh von einem Inſect zerſtoͤrt.
Der Prinz fuhr dann auf dem Jag daripe hinab
in einer der dort gewoͤhnlichen Barken, und erreichte am
folgenden Tage die Muͤndung des Fluſſes im Angeſicht
der großen Inſel Itaparica in der Bahia de tddos
os Santos, die nur durch einen ſchmalen Kanal vom
Veſtlande getrennt iſt. Laͤngs derſelben war die Fahrt
ſehr unterhaltend, fern und nah wechſelten grüne Kuͤſten
mit maleriſchen Hoͤhen, mit Kokoswaldern und freundlis
chen Fazendas ab, uͤberall oͤffneten ſich ſchoͤne weite, Aus⸗
ſichten auf das Waſſer und die daſſelbe bedeckenden Bar⸗
ken und Fiſcherboͤte. Von der nördlichen Spitze der In⸗
ſel, an welcher die Villa erbauet iſt, hat man eine
ſchoͤne Ausſicht ringsum auf die Küſten des von man
nichſaltig geformten Gebirgen eingeſchloſſenen Reconcavs
oder der Bai. In der entfernteſten Gegend dieſes durch
die frühere Geſchichte Braſiliens merkwürdig gewordenen
Binnenmeers mündet der Paragua gu, an welchem
etwa 8 Legoas aufwärts die Villa da Cachveira de
Paraguagu liegt, nach der Hauptſtadt der bedew
tendſte Ort dieſer Gegend. Sie iſt groß, volkreich, und
treibt einen ſtarken Handel nach der Hauptſtadt In
dieſer Gegend wohnten vor Zeiten die Kiriri oder Ca—
riri, ein Stamm der Tapuyas, von deren Spra—
che Pater Luis Vincencio Mamiani eine Gram—
matik herausgegeben hat. (Lisboa 1699). Sie find jetzt
völlig civilifirt und die eberreſte werden zwar noch Ca-
riri da Pedra Branca genannt, dienen aber ſaͤmmtlich
dem Staat als Soldaten, nur nuͤtzen ſie ihm nicht
Viel, da ſie ſehr ſtark eſſen und wenig thun, auch noch
ſteif an ihren Eigenheiten hängen. Wenn ihr Komman⸗
dant den Beſehl erhaͤlt, eine Unternehmung zu machen,
ſo ziehen Weiber und Kinder mit. 5
Die Bahia de todos os Santos iſt beſonders durch
die Kriege mit verſchiedenen wilden Voͤlkerſtaͤmmen merk—
wuͤrdig geworden. Die Jeſuiten rotteten hier nach ei⸗
ner langen Reihe von Jahren mit den größten Gefah—
ren und Aufopferungen den grauſamen Gebrauch der
Anthropophagie unter jenen wilden Horden aus. Ur⸗
ſpruͤnglich ſollen Tapuyas die Ufer bewohnt haben.
Dieſe wurden vom Rio San Francisco her von
Or
den Tupina&s und den Tupinambas vertrieben.
Die Bahia ward 1516 von Chriſtovam Jaques
entdeckt.
Der Anblick der Stadt Bahia vom Meerbuſen
aus iſt ſchoͤn. Es ſtelgt an dem Berge in die Hoͤhe,
und zwiſchen feinen Gebaͤnden treten grüne Gebüſche,
groͤßten Theils Orangenvaume hervor. Die obere Stadt
iſt der merkwürdigere Theil. Zwar werden die Gebäude
278
zum Thell durch große Felder und Gärten getrennt, ale
lein die ſchoͤne Vegetation und eine herrliche Ausſicht
find Erſatz dafür. Mehrere kleinere Thäler find hier
mit Gaͤrten und Pflanzungen angefuͤllt, in welchen von
des Prinzen Jaͤgern manches intereſſante Thier erlegt
ward, z. B. Simia Jacchus Linn. oder Jacchus vul-
garis Geoffr. der weiter ſuͤdlich nirgends vorkam. In
den Gebaͤuden der Stadt erhielten ſie eine ſchoͤne Eule,
welche ſehr mit unſerer Schleiereule (Strix flammea
Linn.) uͤbereinkommt, und die von Maregrav p. 205
unter dem Namen Tuidara beſchriebene iſt, von welcher
der Prinz glaubt, daß ſie wohl nur als eine durch's
Klima erzeugte geringe Abaͤnderung der Schleiereule zu
betrachten ſey. In dem Palleo publico hat der Gous
verneur Graf Dos Arcos, ein überhaupt um Bahig
unſterblich verdienter Mann, die aͤchte China von Peru
anpflanzen laſſen. Mehrere europäifche und andere Ges
wächſe ziehen hier die Aufmerkſamkeit des Botanikers
auf ſich, unter andern Salix babylonica, welche ſchoͤn
und Eräftig aufwaͤchſt. Die China von Santa Se de
Bogota ſcheint dagegen nicht gut fortzukommen.
Bahia ſoll an Groͤße Rio Janeiro weit uͤber⸗
treffen. Es wird immer größer und blühender. Im J.
1581 hatte es nicht mehr als 8000 Einwohner und jetzt
foll es über hundert tauſend enthalten. Der gelehrten
Anſtalten ſind jetzt noch nur wenige gut. Indeß gibt
es außer den oͤffentlichen Bibliotheken, fuͤr welche der
Graf Dos Arcos außerordentlich viel gethan hat, und
welche fuͤr Verbreitung der Aufklaͤrung in dieſer Gegend
ſehr Viel verſprechen, noch andere Anſtalten dieſer Art,
welche ſchaͤtzbare neue uene und alte Werke enthalten.
Mehrere Kloͤſter beſitzen einen bedeutenden Buͤcherſchatz,
beſonders auch alte Schriften und Manuſcripte uͤber
Braſilien. Auch leben hier mehrere Gelehrte, Anto—
nio Gomes, Correſpondent des Grafen Hofmanns—
egg, die Herren Paiva, Bivar u. A., welche ſich
beſonders um das Studium der Natur verdient machen.
VII. Ruͤckrelſe nach Europa.
Am 10. Mai ging der Prinz, um nach Europa
zuruͤckzukehren, an Bord eines nach Liſſabon zurüͤckſe⸗
gelnden Oſtindienfahrers, der Princela Carlota.
Am 13. waren fie etwa in der Höhe des Rio San
Francisco und erblickten einzelne kleine ſchwarze
Sturmvoͤgel, und ofters einen weißen Vogel mit ſchware
zen Schwungfedern, der dem Baſſaniſchen Toͤlpel (Bass
Goole) ſehr zu ähneln ſchien. Am 17. ward das Cabo
Sant Agoltino umſegelt, am 20. die Inſel Fernando
zurückgelegt, am 9. Jun. der nördliche Wendekreis in
der Gegend der Kapverdiſchen Inſeln durchſchnitten,
nachdem kurz zuvor ſchwimmender Tang und Tropikvoͤ⸗
gel (Phasthon aethereus Linn.) beobachtet worden wa⸗
ren. Der Tang haͤufte ſich nun immer mehr, und die
Portugieſen nennen daher auch dieſe Region des Oceans
Mar de Sargullo. Bei einer Mittagswaͤrme von 22°.
und ſtets bedecktem Himmel fiſchte man eine Menge dies
ſer Seegewaͤchſe, und fand darin eine kleine Krabbe und
mehrere Arten kleiner Fiſche, beſonders Syngnathen.
Die Tropikvögel begleiteten das Schiff vom 8. bis zum
279
12. Jun. etwa bis zur Hoͤhe der Inſel Palma, ſie
blieben aber ſtets ſo hoch, daß man keinen erlegen konnte.
Am 12 Sun. hatte man aͤußerſt guten Fiſchfang, ein
Schwarm von Doraden (Coryphaena) war ſeit dem
vergangenen Tage dem Schiffe gefolgt und hatte es von
allen Seiten umgaukelt. Jetzt gelang es eine zu angeln,
Durch das Entweichen des Lebens verlor ſie unendlich
vlel von ihrer Schoͤnheit. Bald darauf ward noch eine
harpunirt. Alvacore und noch eine andere Art von
Fiſchen, welche die Portugieſen Judeos (Juden) nennen,
umſchwaͤrmten ebenfalls das Schiff, wurden aber nicht
gefangen.
Als man am 13. das Mar de Sargullo verlaſſen
hatte, ſah man keinen ſchwimmenden Tang mehr Am
18. Jun war man ungefahr in der Höhe von Gibral
tar und es zeigten ſich auf dem fpiegelglatten ruhigen
Meere häufig Mollusken, beſonders die Phylalis, Me-
dufa pelagica und eine Bero&, fo wie Braunfiſche und
die Procellaria pelagica.
Am 1. July lief das Schiff in der Mündung des
Tajo ein, und am folgenden Tage gegen Mittag an⸗
terte es Angeſichts der Statue Koͤnigs Johann J.
Der Prinz blieb zehen Tage in Liſſabon und
gibt eine Schilderung dieſer beruͤhmten Stadt. .
Das Naturalienkabinet ſoll ehemals ſehr betraͤchtlich
geweſen ſeyn und enthalt immer noch viele intereſſante
Stücke aus den portugieſiſchen Beſitzungen in den an—
deren Welttheilen. Napoleon hat ſich durch die Plün—
derung dieſer Anſtalt bei der portugrefiichen Natton ein
unvergaͤngliches Schandmal geſetzt In dieſem Kabinette
befand ſich eine ſehr bedeutende Collectton von braſtliani⸗
ſchen Thieren, welche man jetzt in Paris ſuchen muß.
Andere Nazionen erhielten nach dem Frieden von 1818 eis
nen großen Theil des ihnen Geraubten zurück, aber die
Portugieſen gingen leer aus. Immer beſitzt das Natu⸗
ralienkabinet noch viel Sehenswerthes, unteg andern eine
nirgends zu findende Sammlung von Waffen, Gerath⸗
ſchaften und Federzierrathen der verſchiedenen braſittani⸗
ſchen Voͤlterſchaften, beſonders der Stamme am Mas
ranhao, deren Farben prachtvoll find, da fie aus den
Federn der Araras, Ararunas, Tucanas, Guas
rubas und anderer ſchoͤner Voͤgel zuſammengeſetzt ſind.
Auch gehören zwei Manati' s von 6 bis 7 Fuß Lange
zu den Seltenheiten die es beſitzt
Das Land hatte durch die Sommerhtitze ſchon ſei—
nen Reiz verloren, und um ſo mehr ſehnte ſich der
Prinz, in dem gemäßigten Klima nördlicher gelegener
Länder elne Erholung von den Anſtrengungen ſeiner
Reiſe zu ſuchen. Am 12 verließ er Liſſabon auf dem
actetboote Duke of Kent, und die Reiſe nach Fal-
mouth ward in zehen Tagen ſehr gluͤcklich zurückgelgt.
Die ſchoͤnen Kupfertafeln ſind mit demſelben Fleiß
280
und Geſchmack gezeichnet und geſtochen, wie die des er⸗
ſten Bandes. Sie enthalten: b ö
Taf. 15. Anſicht der Fazenda von Tapebagu, der
Sreküſte mit dem Monte de St. Joao und der
Serra de lriri, welche ſich aus dem Urwäldern
erhebt; geſtochen v. C Schleich jun. in Muͤnchen.
Taf. 16. Aaſicht der Villa von Porto Seguro am
Fluſſe Buraehem; geſtochen von demſ.
Taf. 17. Vier originelle Botokuden-Phyſiognomien,
nebſt einem Mumienkopf; geſtochen von A. Krüs
ger in Florenz 5
Taf. 18 Auſicht der Villa und des Hafens von Il⸗
beos; geſtochen von Schnell in Carlsruh—
Taf 19 Tanzfeſt der Camacan's, geſtoch. von J.
Lips in Zurich.
Taf. 20, Gruppe einiger Camacan's im Walde, ges
ſtochen die Landſchaft von Seyfer in Stuttgard,
die Figuren von Bitthaͤuſer in Würzburg.
Taf. 21. Waffen und Gerathſchaften der Camgcans.
Taf. 22. Zierrathen und Gerathſchaften derſetben.
Charte der Oſtküſte von Braſilten,
12. und 15. Grad Suͤd-Breite. 8
Die Eindrücke, welche ganze Kupfertafeln find, ſtel⸗
en vor:
1) Charakteriſt. Schaͤdel eines Botokuden, geſtochen
von Bitthauſer in Würzburg
2) Reiſende Sndier, gef. von M. Eßlinger in
Zurich. ;
2) Schiffahrt Über die Felſen des Ilhess, geſtochen
von Haldenwang in Carlsruh. f ö
4) Halt am Rio da Cadoeira, geſtochen von E.
Rahl in Wien. *
5) Zug einer beladenen Tropa, geſtoch. von J. Lips
in Zäͤrich.
6) Das Einfangen der Ochſen durch den Vaqueiro,
geſt von F. Meyer in Berlin.
7) Die Jagd der Unze, geſt. v. C. Rahl in Wien.
8) Das Beladen der Maulthiere zur Reife, von M.
Eßlinger in Zuͤrich.
Deutſchland hat alſo hier eine Reiſe, worauf et
ſtolz ſeyn darf. Der Autor, Kupferſtecher und der Ver⸗
leger haben ihr Moͤglichſtes gethan, um etwas Vollkom—
menes zu liefern, und man wird geſtehen muͤſſen, daß
der Erfolg ihren Bemuͤhungen entſprochen hat. Das
Werk hat noch beſonders fuͤr Deutſchland den Werth,
daß es von einem Fuͤrſten herſtammt, die Großen und
Reichen zum Studium der Naturgeſchichte einladet, daß
auf dieſe Art die Werke dieſes Fachs beſſere Aufnahme
zwiſchen dem
und ſturkeren Abſatz finden, daß überhaupt Beſchaftigung
mit der Natur zur Mode wird, als ohne welches dieſe
Wiſſenſchaft in Deutſchiand nicht empor kommen kann.
„% Lilitterariſcher Anzeiger.
An a ly fe
um?
des principaus Traveaux dans les Sciences phyliques,
publiés dans le cours de
8 année 1820;
Meter Par NI. II. D. de Bla
N
1
n commencant cette analyfe des principaux
travaux qui ont été publies [ur les ſciences dans le
cours de 1820, analyle dont le but principal, com-
me doitent le le rappeller nos lecteurs, eft de con-
tinuer pour ainfi dire la partie des nouvelles [cien-
tifiques qui termine chacun de nos numeros, je
dois les prevenir que dorenavant, c’elt-ä-dire à da-
ter de année prochaine, au lieu de la publier
dans le eahier qui paroit le premier de chaque an-
nee, cette publication n’äura lieu qu'à la fin des
trois premiers mois qui fuivront‘le mois de janvier.
Per lä, j'espere eviter quelques reproches qui m’ont
ere faits par plulieurs 'perfonnes dont je n'ai connu
les travaux que trop tard, et dont je n’avois'pu
parler. J'espere aulli de cette manière remédier
aux inconveniens du retard dans lequel m'entraine
“tous les ans la publication du cahier de janvier
pour le reſte de année. Cette idée m'a été luggé-
ée par l'exemple du rédacteur des Annals of Phi-
lofophy , M. Thomfon, qui ne donne cette analyfe
w'au' mois de juin de l’annee qui fait celle dont
il parle. La mienne [era cependant toujours con-
tenue dans le cahier de janvier; mais il ne parot-
tra plus le premier, et fera precede’ par ceux de
Février et de Mars, afin que j’aie le temps nécel-
faire pour me procurer les journaux Eirangers de
toute l'année, et bar conlequent pour. rendre mon
analyle plus complete.
Apres cette oblervation préliminaire, j'entre en
matière en failant la remarque que la découverte
Ia plus interellante qui ait été faite cette année eſt
bien certainement la nouvelle branche de Phyſique
introduite dans la [cience par M. le profelleur 085.
fted, auquel la Société royale de Londres vient de
decerner la médaille de Copley. et au perfectionne-
ment de laquelle M. Ampere n'a pas peu contribue,
comme nous le dirons plus loin ei dans la place
convenable.
Afironomie
Le Journal gltronomigue de M. le baron de
Zach, et méme celui de M. de Lindenau, paroil-
[ent malheure[fement ne pas etre continues, ce qui
nous empechera @indiquer au moins brievement
les dilferens travaux qui ont pu Eire faits, dans le
cours de cette année, fur cette premiere partie des
feiences phfliaues. Nous devons cependant espérer
que la lociété 'entierement confacree à l’Alirono-
mie, qui vient de établir en Angleterre dans le
cours de 1820, puhliera avant peu un recueil feien-
Eitt. Anz. ; J 82.
inville.
tifique dans lequel les aſtronomes pourrents con-
ligner oblervations. En attendant, le jourml de
EInſtitution royale leur a confacre une place allez
étendue; et, en effet, on y trouvera, comme neus al-
lons 'indiquer tout: à Iheure, plufieurs Memoires
importans.
Le journal de Calcutta a publié quelg ques de-
tails fur les melures afıronomiques de temps xelatif
au ſoleil et à la lune, d’apres les calculs aſtrono—
miques des altronomes indiens, et qui lervent aux
Bramines, aux Moagols et eux Mahometans, à Se
reconnoitre dans la diviſien du temps.
La grande importance dont les tables de Venus
bien correctes peuvent èétre a l’Altronomie et ä.la
Navigation, a determine un correſpondant du Pail.
Magaz. a publier dans le vol. XVI, p. 261 de, ge
Journal, des tables de cette planeie, contenant les
perturbations calculees originairement par M., Re-
boul, d’apres la théorie de M. de Laplace et les
elemens de M. Lindenau, mais dispolees [ous une
forme plus convenable et adaptees au meridien. de
Greenwich. Il a pris pour modeles les tables de
Veſta, publiees par M. Daufly, en y failant cepen-
dant quelques changemens. Dans le mois de de-
cembre du meme Journal, l’auteur de cet article a
donné des r&gles pour emploi de ces nouvelles ta-
bles, en meme temps qu'un exemple de leur ap-
plication. ; ©
Le prix propofe il y a trois ans par l’Acade-
mie des Sciences de Paris fur la theorie lunaire
et fur les tables de la lune, paroit avoir denne
lieu A une forte d'impulſion dont les effeıs le font
encore ſentir aujourd'hui. On trouve en effet dans
le cours de cette année, pluſieurs travaux qui ne
pourront que conduire au perfectionnement de ceite
théorie d'une li grande importance pour la naviga-
tion; ainli on verra dans les Annales de Chimie et
dans le Bulletin de ia Société pbilomatiqu ze, un ar-
cle de M. de Laplace à ce [ujet, qui en failant
connoitre les avantages que cetie théorie tirera des
pieces envoyees au concours, montre aulli les
points ou elle eſt incemplete et où les alironomes
doivent principalement 'diriger leur travaux. X.
Ponds, dans le Journal de I'Inſtitution royale, a
donné des tables qui lerviront a caleuler les oc ul -
tations de cette planète. On trouvera aulſi dans le
meme recueil le tableau des erreurs des tables lu-
naires, déduites de 406 oblervations compi'ces par
le Bureau des Longitudes. Le Philofophical Ma-
gazine contient aulfi un Mcmeire fur le veritable
cycle lunaire comparé avec les tables meutiques par
18 8
1
wer
.>
2
*
283 33»13%
M. Thomas Yeates qui a publié dans le m&me Re-
cueil un tres-Jong Memoire contenant le catalogue
des enciennes écliples, avec les dates des ecliples
correlpondantes a une ou deux periodes de diltance. |
Il s’eft beaucoup [ervi pour ce travail, qui pourra
ietereller les perlonnes qui s’occupent plus [peciale-
ment de l’Afironomie lunaire, de l’ouvrage de Fer-
gulon et lurtout de Part de veérifier les Dates.
Comme M. Yeates lembloit delirer prouver que les
entieres revolutions de la lune [ont limitées à une
peridde de 912 années lolaires, dans lequel temps
les mouvemens relatifs, par rapport avec le [oleil
et tous les phenomenes des écliples feroient termi-
nes, M. J. Ufing, dans une note du mème Jour-
nal, a montré, d’apr&s les auteurs les plus ellimés
en Altrononomie, que, dans ce temps, la lune n'au-
'roit pas termine entièrement [a derniere revolution.
Ces differens travaux ne lont, pour la plupart,
nullement lusceptibles d’extrait: nous dirons la mé-
me chole du cataalogue d’oblervations. des écliples
des latellites de Jupiter faites à Viviers par Fun de
nos plus lavans correfpondans, M. Flaugergues, et
ue 'on trouvera dans le premier volume du Jour-
nal de Phyfique de cette année, ainfi que des ta-
bles contenant la hauteur du foleil et la diſtance
au zenit pour chaque jour de année, Porsqu'il
palle au meridien à la latitude de 31“ 29‘ 8‘, dont
M. I. Evans a enrichi le Phil. Magazine.
a Il n'en doit pas &tre tout-a-fait de möme de la
fameule eclipfe de loleil qui a en lieu dans le cours
de cette année, le 7 leptemhre. Comme toutes les
perlonnes qui L'occupent des [ciences, aftronomes
et autres, 'avoient été pour ainfi dire prevenus de
Na’marche qu'elle devoit ſuivre a la [urface de la
terre, dans plulleurs memoires inleres [urtout dans
les journaux Teientifiques.'anglois, un grand nom-
bre d’oblervateurs le font trouves prepares des long-
temps. Comme, en outre, le temps a éié extrème-
ment favorable, il eſt probable que le nombre des
points de_la terre où elle a été oblervse eſt tres-
conliderable. Nous trouvons, en effet, qu'en An-
gleterre, elle Da ese dans neuf ou dix endroits dif-
terens,. ei furtout à Londres par le colonel Beau-
foy, & Gosport par un anonyme et dans d'autres
endrojts par MM. Howard, Forſter, le docteur Bur-
ney, qui ont eiudie avec beaucoup de foin toutes
les circonkances concomittantes. Elle Va été aulli,
comme on le pepe bien, à l’Oblervatoire royal de
Paris, ainfi qu'à Beaulieu par M. Eymard, à Garls-
rhue, eic. Nous ne croyons pas devoir detailler les
phenoınenes locaux comme le moment de limmer-—
hon, de l’&nerfion, necellairemant variables pour
chaque lieu de l’oblervation. Nous nous bornerons
a dire qu’a Paris le commencement a eu lieu A
11h 45° 15%, et la fin à 14% 34° 57% On a étudié
avec le plus grand ſoin la diminution que cette
eclipfe, la plus grande qu'on ait vue depuis 1764,
et don on ne verra pas de femblable, avant 1847,
a déferminé dans la quamtite de chaleur et de lu-
miere. A Paris, la diminution de chaleur à l’om-
ng > 1 * * N * y
r a * N * t in * 1 12
1 13144 19
284
bre et au nord, n'a été que de 2° centigrades; mais
au loleil elle a été de 128. En Angleterre, elle a
été a peine au-delä de 10“ du thermomeètre de Fa-
renheit.
Sur, les Comètes. La belle comete de 1819 a
donné lieu à plulieurs travaux importans qui n’ont
été publies bue dans le cours de cette année. Tel
elt celui de M. Nicolas Cacciatore, directeur de
J Oblervatoire de Palerme. Ses oblervations faites
avec un cercle entier de Ramsden, embrallent l'in-
tervalle compris entre le 3 juillet et le 11 aoüt,
Les elemens paraboliques qui relultent de ces ob-
lervations different, à ce quil, paroit, tres-peu.de
ceux obtenus par M. Bouvard, et que nous avons
donnés l'année dernière; mais ce qui lexoit beau-
coup plus intérellant, c'eſt que M. Cacciatore an-
nonce avoir oblervé des lignes non „equivoques de
phales dans le noyau dé la comète, d'où il conclut
que les cometes ne [ont pas lumineufes, par elles-
memes, et que leur noyau, leur chevelure, leur
queue,. ne brillent jamais que de la ‚lumiere refle-
chie. Geite conläquence leroit rigoureulement .de-
duite Ii M. C. avoit, .oblerve de ıveritables.„phales;
mais deprès les reilexions, de M. Arago, dans les
Annales de Phyſique et de Chimie, il el certain
que les irregularites', oclervees par M., C. dans la
forme du noyau de la comète, ne peuyent étre re-
gardees comme telles; d'on il conelut que les ob-
lervations de l’altronome de Palerme prouvent leu-
lement que les noyaux des com&tes [ont quelquefois
tres-irreguliers, et qu'en peu de jours, ils changent
lenliblement de forme; mais qu'elles „n’eclaircillent
pas les doutes que les alironomes ont encore (ur, la
nature de la lumière des cometes, M. Pictet, en
rendant compte du meme ouvrage dans la Biblio-
theque univerlelle, dit qu'on ne peut [e rendre rai-
fon de ces apparences de phales, lans [uppoler, à
la comète une rotation et une face naturellement re-
flechillante et une autre ablorbante relativement, A
la lamiere,
M. Brinekley, aſtronome de Dublin, a publie
dans le Journal de l’Infiitution royale, les oblerva-
tions [ur la m&öme comete et les elemens de ſon or-
bite; ils ont été calcules d’apres trois oblervatious
faites les 4, 5 et 6 de juillet, et corriges d’apres
d’autres oblervations des 4, 15 et 20 du meme
mois. En voici les relultats: Pallage au perxilelie,
temps moyen A l’oblervatoire du colleze
de la Trinite à Dublin, 27 juin. 16 26 46"
;
4 2 5
} * * 0 * 9.
Diſtance perihelie 8 o, 341051
Longitude du noeud . E 955 45 ᷣ 44
Inclinailon . . . 80 45 53
Place du perihelie . - 9 17 3 3
Mouvement direct.
Dans la correction de ſes premières obſerva-
tions, le docteur Brinkley a employe une méthode
qui lui parolt beaucoup plus courte que celle de
NM. Laplace, quand on a beloin d'une grande exa-
cetitude,. et qu'il penle n'avoir pas Encore été em-
285
ployee. Ausdien de changer la diſtance 'perihelie
approchee et le temps également approche du pal-
lage au perihelie „par den petites quantilés, comme
dans la methode de M. de Laplace, il a obtenu
deux equations dans lesquelles les quantités incon-
nues etoient les corrections de la diſtance périhelie
et du temps du pallage au périhélie. Ce qu'il a
fait en recherchant les fluxions des anomalies, des
longitudes héliogentriques et des latitudes, calcu-
Ides à l’aide de la diſtance perihelie approchee, du
temps approche ‚du perihelie et des trois obſer-
vations.
A ce ſujet, les redacteurs du Journal de 1’In-
ſtitutllon royale ont cru devoir publier, dans leur
langue, ella de la methode la plus aiſée et la
plus» contenable pour calculer les élemens d'une co-
«omeie, d'après les oblervations de M. Olbers; ellai
publié il ya plus de xingt ans, et qui meſt pas
encore generalement aulfi connu qu'il devroit l’Etre.
On a joint a cette waduction des notes etendues qui
eee ‚encore la valeur du Mémoire original.
‚Cette‘ „eomäte de 1819 devanı | reparoitre en
4822 M. Olbers de Bremen a ,donne quelques de-
aails fur fa marche, jusqu’a. cette réappariſion, qui
aura lieu dans le milieu du mois de mai. Jusque-
la elle ne fera pas vilible en Europe; mais il paroit
‚que dans Ihemisphere auſtral, il n’en [era pas de
meme el qu'a la fin de juin, lorsque la latitude
ere 7 ° fad, fa lumiere lera yingı-Gx (ois aufü
orte que lorsqu’ elle a été découverte par M. Pons,
le 26 novembre 1818. II feroit donc important,
‚ajame M. Obers, qu'elle füt oblervée dans les pol-
Zr fellions anglöiles de bhemis :phere meridtonal, com-
me à Botany- Bay et au cap de Bonhe-Esperance,
ou Vetablillement d'un obfervatoire feroit d'une uti-
lite immenſe aux progres futurs de ]’Afronomie.
Le voeu. de ce cel&bre aftronome eſt [ur le point
d'étre rempli, puisque le gouvernement anglois a
ordonné qu'il für eleve au Cap un obfervatoire
‘femblable à celui de Greenwich. M. F. Fallows,
de Cambridge, en eſt nomme le directeur.
Cette r&apparition des cometes a des époques
que Pon peut calculer d’avance, [ouvent avec une
grande exactitude,, comme on en a un exemple re-
marquable dans er comte de 1680, & porté l’auteur
„d'un article anlei dans le New monthly, Maga-
ine, ſév., & faire un Meinoire dans lequel 11 3 E
force de prouver que le phénix des ant jens, que
'on favbit dire dü a imagination des anciens Egy p-
tiens, et que bon, loupcomnoit n'etre qu'un ly 5585
de quelque revolution celelie, .n’eli autre chole
qu’une peinture hieroglyphique de cette celebre co-
mete de 1680. 2
a Nous teiminerons cet artäcle fur les cométes,
en rappellantcà nos lecteurs que nuus avons publié,
dans le dernier cabier du qournat de Phyſigue, une
nouvelle hypothele de MI. A. Bellani lur la queue
des comètes: elle ne ſeroit peut etre pas bien en-
tendue, li Jon ne corrigeoit les deux fautes d’im-
voir,
‚direction de M. Arago, par M. Soleil,
Paris.
rendre compte,
eflet, des inlirumens et des moyens que l'on peut
pour corriger les oblervations lunaires,
nouvelle conltruetion,
256
preſſion fuivantes, p. 404, ligne 2: au lieu de /a
rend, il faut le rend, et p. 405, ligne 5, le mot
perdu a été oublie apres en avorr. li penle que le
tluide electsinne en eſt agent necellaire er, ſuffilant
pour expliquer tous les phénomeènes quelle prelente.
L’emploifr&quent que, dans PAſtronomie pratizue,
l'on faitdel’etoile polaire, àcaule de fa grandeur, de [a
proximité du pole, et des telescopes d'une force
peu conliderable qu'il faut pour Foblerver, et cela
dans toute l'année, de jour comme de nuit, a dé
termine M. Struve, directeur de l’Oblervatoire de
Dorpat, en 'Livonie, et le docteur Walbeck, di-
ıecteur de celui d’Abo, en Finlande, à publier des
tables on la polition apparente en alcenlion et en
déclinaiſon, leroit exactement calculee pour le mo-
ment précis de chaque jour de année oü elle palle
au méridien. Ces calculs ont été faits, d’apres des
formules données par M. Belfel, pour tous les jours
des anndes 1820, 1821 et 1822. M. Francis Baily
les a publiés de nouveau dans le vol. LV, p. 400
du Philofophical Magazine.
M. William Kitchiner a deßgne fous le nom
de tube oculaire Ppancratique, un micrometre de t-
lescope qui donne une image des etoiles fixes plus
nette, mieux terminde, au moyen duquel on peut
voir les etoiles 4 la fois plus diſtinctes, parfaite-
ment [eparees, et qui permettra à l’oblervateur de
determiner leur diltance d’une maniere, beaucoup
plus parfaite qu'on ne 'avoit pu jus qui'ci avec les tu-
bes oculaires ordinaires. Cetie découverte, qui pa-
roit s’appliquer a toute espece,, de telescope, comme
les autres tubes oculaires, a,ete annoncee à la So-
ciété royale de Londres par lir Jos. Bancks, et li
elle contribue au perfectionnement des fciences, ce
fera un nouveau lervice qu'elles devront à leur in-
fatigable protecteur. Mais il elt juſte de dire qu'elle
elt entierement due à M. Arago, comme il a mis
la chole hors de doute dans une note inleree dans
les Annales de Chimie, t. XIV, p. 454; il a fait
en effet, que M. le Dr. Pearlon, auquel on
attribue en Angleterre l’inveniion de ce microme-
tre, a vu chez lui ce nouvel inftrument deſtiné a
Voblervation des angles très- petits; qu'il y a appris
a s’en lervir, et qu'il en a emporte un lait lous la
opticien de
Le Bureau des Longitudes de Londres s'eſt fait
par une commillion nommee a cet
employ er pour détermliner les erreurs des appareils
..a diviler les infirumens de mathematiques. Ce rap-
Bart eſt publié dans le Journal de e ro-
yale, vol. XVII, p. 347.
On trouvera dans le méme recueil un 8
contenant la comparaiſon des msthodes principales
avec une
Ces méthodes lont fort nom-
breufes, et prouvent ünportance de cette cer-
rection; mais il fortireit de notre plan de les faire
Yoyr
287
eonnoftre s poisque c'eſt aux marins qu'elles oadreſf-
fent plus pecialement. 1827 fü N
ell un fait d'obſervation, que les corps cele-
fies qui le meuvent dans l'espace, nous ‘paroillent
changer nen-feufement de pofition, de forme, de
ſligure, mais lurtout, de couleur. Les, meilleurs
phyliciens ont éEmis différentes opinions à ce Lujet,
tans que nréellement la chole ait été fufilamment
expliquèe. M. Q. W. Jordan, Journ. de lol. ro-
vale, vol. X. p.15 %% ellaye de rapporter le tout
au mme principe; il. refute [uccellivement les
idees inegme le plus generalement admiles, et cher-
chesäalletablir que tous ces plienomenes .dependent
des vapeurs de l’atmosphere, quant à leur exiltence;
mais gu'ils devront varier avec ces vapeurs, ſuivent
qu'elles font. contenues en plus ou moins grande
quantité dans l'air, qu'elles y lont plus ou moins
diffoutes, ou bien, luivant leur [rparation plus ou
moine ablolue, jüsqu’a celle de précipitation lous
la forme de gouttes d’eau.
Geographie, Mathématique, etc.
M. de Laplace, dans les articles importans qu'il
a publiés fur la figure de la terre, lur la diminu-
tion du jour déduite de [on refroidillement, et fur
fa denfitE moyenne, a fourni à la haute Geologie,
au plutöt a la Geogenie, les argumens le plus torts
fur la fluidite primitive, für la figure, fa forme et
fur la deufit€ fuccelfive de les couches, & melure
qu'on fe penetre de la circonference au centre,
Tous nos lecteurs ont pu voir que cet illuſtre geo-
metre regarde le nombre 5,48, deduit des experien-
ces de Cavendish, comme exprimant la denlite mo—
yehne de la terre. Un anonyme a cru cependant
qu’on en approcheroit davantage en prenant la mo-
‚yenne, de deux léries d’experiences faites en Angle-
terre [ur la fin du dernier ſiècle, c’ellä-dire celles
de Maskeline, calculees par Hutton, et celles de
Cavendish, dont il vient d'ètre parlé, et qu'alors
cette denliié leroit plus probablement de 5,4, et
qu’au lieu de 24, que M. de Laplace alligne à la
denlit@ de la furface, c’eft beaucoup plus probable-
ment 2}. On trouvera les raifonnemens lur les-
quels il s’appuie dans notre Journal, ainſi que les
articles de M. de Laplace et celui de M. Hutton
qui nous donne une hiſtoire curieufe des experien-
ces inltituees en Angleterre pour reloudre ces hau-
tes queſtions.
V. Mac. Culioch, c&ologue diſtingué, a été en-
voy par le gouvernement anglois dans l’ile de Bal-
ta (Schetland), pour verifier les expériences faites
dens les dernieres années, par le colonel Muage,
le docteur Gregory et le capitaine Kater, fur la
figure de la terre; il doit aulli s'efforcer de corri-
ger les erreurs provenant des attractions locales.
Les trasaux géodéliques qui, par une autre voie,
tendent auffi à nous faire connoitre cette forme gé-
nerale de la terre, le continuent dans les differens
points de l'Europe ou ils avoient été commencés:
288
ainfi en Danemarck, on mefure un arb du meri-
dien, qui dolt, après avoir traxerſé le Holſtein,
etre continue à travers le royaume de Hanovre, dba:
pres les ordres dujigouvernement de ce pays. En
France, les travauk quis ont rapport à la grande
carte le continuent avec activité. assis enn
M. Roger officier du genie de la confédéra-
tion helsétique, a publié dans le vol. XIII, p. 81
de la Bibliothèeque univerfelle, les refultats dus nil
vellement géomeètrique den la chaine du Jura, com-
prile entre le fort l'Ectuſe et Verdon. II com-
mence [on Memoire par des oblervations pratiques
far la comparaifom des deux‘ möthodes trigonome-
triques et barométriques pour obtenir les differen.
ces de niveau; il fait rellortir les avantages et les
inconveniens de l'une et de aufre qu'il a été &
portée d'employer depuis douze ans; et il enable
prouver que la grande exactitude desla pretnikre,
compenle ailément la complication de Pappareil,
furtout quand on le compare à la ſimplicité de ce-
lui de la leconde; aulſi ſa concluſion eſt-elle, aved
M. Delambre, que le cercle repetiteur eſt le meil-
leur des niveaux. II penle cependant que pour le
geologue, le baromeire, par la rapidite et la faci-
lite de fon emploi, lera toujours d'une rellource
pr@cieufe, lurtout dans les mains des bons obler-
vateurs. 5 e l
D’apres cela, il eſt presque inutile de dire que
les relultats du nivellement du Jura, que nous al-
lons rapporter, ont été obtenus au moyen de la
methode géométrique. N
f
s „
Hauteurs de diffirens, points de la chaine du Jura
au-deffus du niveau du lac de. Geneve, lui meme
de 562 95 ‚ou 1151,1 pieds de Paris au de ſſus
du niveau de la mer.
Metres. Pieds. Park.
Toiri 0 8 8 5 „ 1344,48 41389
Grand Colombier 5 8 1515/25 404879
Montendre, . » 5 1508.00 4026.9
Dole . » . . 1305,00 4017
Cret de la goutte . 8 1247,61 3840,
Challeron . 4 05 5 1336,25 38057
Suchet . 4 . . 1215,94 374352
Dent de Vaulion E . 1111,27 5421,0
Col du Marchairu . N . 1088,09 3536.8
Pallage des Roulfles . 2 3868.25 2672,8
Läc de Joux, eaux moyennes . 633,05. 1948.8
Colline de Tour de Gourze 543,84 10742
Pallage de Chalet Gobet . 492,00 1514,60
Laulanne, maifon du baron de 1
Falckenskield, au rez- de- ;
chaullée 8 2 : 124,00 381,7
Nous venons de voir que, quoique dans ſon
opinion le moyen le plus exact pour meſurer les
bauleurs eſt lemploi de la methode trigouométri-
que, M. Roger eitoit force d’admetire, que pour les
géologues, la methode barometrigue comme beau-
coup plus expediive et beaucoup plus aiſée, Etoit
289
au moins [uffifante, II eſt donc important de ren-
dre Pinſtrument on le baromètre, propre à melurer
les hauteurs, plus portatif et plus commode, en
meme temp* qu'à bien noter toutes les Circonftan-
ces qui peuvent avoir quelque influence lur la co:
lonne de mercure, afin d'en diminuer l’etendue s’il
eſt poflible, ou du moins d'en tenir compte dans
les Annals of Philofophy, a'propole une nouvelle
espece de baromeire propre A ce genre d'oblerva-
tions; elln appartient à la lection des baromètres à
phon, l’une des branches étant beaucoup plus
courte que l'autre et dans une proportion bien
exactement connue, Une lorte de flotteur compolé
de fer et de liege eſt placé dans la partie dlargie
de la branche la plus courte [ur la colenne de
mercure pour en empecher la convexité. Une
echelle gradude et combinde d'une certaine ma-
niere, elt attachde comme dans les autres barome-
tres propres A melurer les montagnes d'une extre-
mité a autre. Il y en a une ledonde qui a pour
but de trouver la hauteur [ans avoir recours aux
tables de logarithmes. M. Allan montre en effet
par un exemple, comment on peut rectifier l'erreur
provenant de la temperature au moyen des ces
echelles. 5
M. Allan fait enfuite obſerver quelles [ont les
circonſtances les plus favorables pour que, dans la
melure de hauteur par le barometre, on arrive à
des refultats presque aulfi certains que ceux que
Lon obtient par la méthode trigonometrique.
M. d’Aubuiflon, qui s'eßt aulli beaucoup occupe
de cett@ malière, comme on peut le voir dans plu-
fieurs endroits de notre Journal, et furtout dans les
notes ajoutées au premier volume de [on Traité de:
“ Geognolie, a prelente a l’Academie de Touloule,
dont il eſt fecretaire, un Memoire qui a pour ob-
jet les effets de la temperature de l'air [ur la mar-
che du baromötre, et par [uite [ur la melure des
auteurs A l'aide de cet inſtrument. Un extrait de
ce travail a été publié dans les val. XIV, p. 263
de la Bibliothèque univerlelle. II y conclut, d’a-
pres la comparaiſon des oblervations barométriques,
faites A Geneve et au mont Saint-Bernard, 17,
qu'une partie des variations d'un baromötre. place
a une hauteur confiderable, n'eſt due qu'au varia-
tions de temperature de la portion de l’aimosphere
qui eſt au-dellous de ce barometre, et qui, par
confequent, eſt d’autant plus grande que la hauteur
Velt davantage; 2’. que l’augmentation de tempera-
ture qui a habituellement lieu du lever du ſoleil a
deux heures ap:es midi dans la couche d’air voiline
de la terre, ne le fait relfentir que trèsfoiblement
aux couches inferieurcs, et cependant quelques faits
anomaux le forcent de terminer [on Memoire par
cette reflexion, que fi la plupart des refultats des
formules barométriques indiquent que les variations
de temperature [e transmettent habituellement de
la couche voiline de la [urface de la terre à celles
qui [ont 'au:delfus,' il en eſt cependant quelques-
unes qui denotent une marche contraire.
Ritt. Arz. z. J 1822,
— —— 290
Metcorologie.
Le defir que nous avions manifelie dans notre
discours preliminaire de année 1818, que quelques
perlonnes s’occupant [pecialement de Metcorologie,
c’elt-A dire de V’etude des phenomönes de différente
nature qui le pallent dans notre atmosphere, vou-
lullent bien rediger un Traite manuel qui lervit
de bafe, ou mieux de modele, a toutes les obler-
vations qui fe font aujourd’hui dans toutes les par-
ties du monde, vient d’ötre en partie rempli par
M. Howard, -celebre meteorologue anglois, dans
l’ouvrage intitule du Climat de Londres, dont le
dernier volume, celui qui contient les refultats, &
ete publié dans le cours de cette année. En effet,
dans [on discours preliminaire, il traite ſuccellive-
ment des phenomenes à oblerver, des inſtrumens
au moyen desquels on peut le faire, et des precau-
tions que l'on doit prendre dans ces diverfes ob-
lervations. Il nous lemble cependant qu'il n'a en-
core rempli qu’en partie le but auquel ont doit tä-
cher d’atteindre aujourd'hui dans la Aleteorologie,
c’elt-A-dire A rendre les obſervations comparables
en le [ervant de méthodes et d'inſtrumens qui le
foient, parce qu'il na pas discuté ou qu'il ne La
fait que d'une maniere aſſez incomplete, la prefe-
rence que Lon doit donner ä telle methode et a telle
modification de linſtrument, ce qui nous [embleroit
la premiere chole à faire; c’eft fur des confidera-
tions de cette nature, que M. d’Hombres Firmas,
l’un des plus zeles meteorologiftes de France, a ap-
pelé Pattention des perfonnes qui, par goüt, fe li-
vrent aux oblervations meteorologiques, en propo-
.[ant, Journal de Phyfique, tome XC, p. 190, d’e-
tablir une correspondance qui leur feroit entiere-
ment conlacree; mais quand, et par qui lera-t-elle
etablie? Quoi qu'il en loit, l’ouvrage de M. Ho-
ward, bale fur une [erie d’experiences continudes
de la m&me manitre avec toute l’exactitude conve-
nable pendant douze ans, contient des relultats in-
térellans pour la [cience. Le rélultat general, dit-
il, dans [a preface, n’elt nullement favorable à l’o-
pinion des perfonnes qui penfent que dans ces der-
niers temps il s’elt fait un changement permanent
en bien ou en mal dans le climat qu'il a obfervé.
Le [ouvenir des modifications du temps, meme
la diftance d'un petit nombre d’annees, etant tres-
imparfait, nous lommes portes à penfer due les
faifons ne font pas aujourdh'hui ce qu'elles étoient
autrefois; lorsque, dans le fait, elles éprouvent
feulement une ferie de changemens, comme nous
l’avons deja vu auparavant, et ce que nous avons
oublie. Quoiqu'il ait été port à couclure de la
ferie de [es oblervations, que ces changemens rer,
viennent dans des periodes "de dix-fept ans, il ne
vondroit cependant pas affirmer que ces courtes per.
riodes dans la temperature moyenne, dans la quan-
tite de pluie et dans les autres phenomenes de
année, ne fallent pas partie de cycles ou periodes
15
291
plus etendues. Confiderant, en outre, que les
changemens produits par la diminution des forets,
la culture, les deflechemens et par d'autres effets
moins evidens de Paccroillement de la population,
out dü contribuer autant qu'ils le pouvoient a Ion
amelioration, M. Howard elt porte a [uppoler que
le climat actuel de Londres reftera par la fuite ce
qu'il eft aujourd’hui; et, de plus, que dans fon
enlemble, il differe fort peu de ce qu'il etoit. lors-
que l’elevation actuelle de l’Angleterre s’elt faite
au-delſus des eaux. Be
Mais entrons dans quelques details fur les re-
fultats pofitifs du grand travail de M. Howard.
‚La temperature moyenne de Londres eſt de
48˙%50 Fahr., et au milieu de la ville, dans la par-
tie la plus .habitee, elle elt de 50, 30, Cet exces
deteımine. par la réunion d'un grand nombre de
perlonnes et par les foyers domeſtiques, elt plus
grand en hiver qu’au printemps.
La temperature ‚moyenne de année elt va-
riable dans les differantes années, l’exces.de varia-
tion n’allant pas au-delà de 4 3, et ces variations
font periodiques. La duree de ces périodes, & de-
faut d’oblervations ſuffilamment prolongees, ne peut
encore étre determinee d'une maniere politive,
mais il lui femble. qu'elle peut &tre efiimee & dix-
lept ans.
La plus grande chaleur du climat de Londres
eſt de 96“ Fahr., et le plus grand froid 5 au- deſß-
lous de zero. La premiere arrive a la diliance
d'un mois apres le folltice, comme le ſecond a la
meme dilance du [olftice d'hiver.
Le caracigre le plus remarquable de ce climat
elt la grande variation.
La hauteur moyerne du baromètre, deduite
des obfervations, de 1807 à 1816 eſt de 29,853, d’a-
pres M. Howard, el de 29,849, d’apres la Societe
royale.
La quantité moyenne de pluie eſt, d’apres M.
Howard, de 24 p‘,85, et d’apres les oblervations
de la Société royale, 25 p. a ;
Le terme moyen de l’hygrometre de Deluc eſt
de 66”.
Le vent qui [oufile le plus frequemment eſt ce-
lui d'oueſt. .
Je n’ai pas beloin de dire que tous les jour-
naux [cientifiques ont continue de publier les ob-
fervations ' météorologiques faites dans des lieux
plus ou moins voilins de ceux où ils ſe publlient;
aulli l'on trouvera dans notre celles qui [ont faites
a l' Oblexvatoire royal par M. Bouvard; les relul-
ials principaux pour cette année [ont les [uivans:
La plus grande élévation du barometre a été,
le 9 jauvier, à ½½ zm, 6, la hauteur ayant sté ré-
dufte à la temperature de la glace fondante.
La moindre elevation a Sté, le 24 mars, &
ei BE ER
Le plus grand degré de chaleur, le 31 juillet,
& 52% centigr.
ae TEE:
Le plus grand froid, le 11 janvier, à 14% au
dellous de zero. u 365
La quantite d’eau de pluie, dans la.cour de
Y’Oblervatoire, 378m, 15 centigr;, et au- dellus de,
l’Obfervatoire 388 , 36 eentigr. 5 283
Des Acrolithes. Nous n’avons trouvé dans au-
cun des recueils Icientifiques, anglois, allemands,
italiens, qui nous lont parvenus, qu'il foit: tombe
d’autre pierre atmospherique dans le cours de cette
anne, que celle qulon a obfervée le 12 juillet à 6
heures du feir, a Duna, gouvernement de, Wite-
besk, en Rullie: elle pefoif 40 liv., et s'eſt enfon-
cde d'un pied et demi dans le fol; mais on a
donné des details plus, circonſtanciès ou ſur la
chute méme, ou lur la compolition chimique de
quelques unes de ces pierres ancien nement tom-
bees. Ainli Ihiſtoire de la pierre météorique tom-
bee dans UInde, le 18 février 1813, et dont ik
exilte maintenant des echantillons dans la colle-
ction de la Compagnie des Indes, à Londres, nous
eli mieux conuue par un petit article dont elle eſt
le [ujet, dans le muis’d’apüt du Phil. Ma gaz.
M. Stromeyer a änalyl& Paérolihe tembée
le 13 octobre 1819, pres Koſtriz, et il à troure
qu'elle eſi compofee ainfi qu'il ſuit; filice, 38.0574
magnelie, 29,9506; alumine, 5,4688; protoxide de
fer, 4,8959; oxide de manganele, 1,1467; oxide de
chrome, 0,1298; fer, 17,4896; nickel, 1,3617;
et loufre, 2,6957. Sie: ee
M. Dutrochet a effaye de determiner, comme
on a pu le voir dans notre Journal, à quelle hau-
teur Paerclithe de Charfouville pouvoit &tre au mo-
ment de l’explolion, et il à trouve 14,727 toiles,
rélfultat fort remarquable, parce qu'il fe fe rappro-
che beaucoup de l’elevation, 15560 toiles, donnee
par M. Bowditch, pour le meteore qui a projets
des aerolithes a Werton (Amer. ſept.), le 14 de-
cembre 1807. 2 SE
M. Laugier, dans un Memoire dont nous avons
infere Vextrait dans notre Journal, au fujer de Pa-
nalyfe de l’aerolithe tombee à Jonzac année der-
niere, a été conduit à conclure que le nickel n'eſt
pas la ſubſtance la plus caractériftique des pierres
tombees du ciel, puisque celle-la ne lui enva pas
offert, et que ce lereit plutöt le chrome, parce que
toutes celles qu'il a analyses jusqu' ici en contien-
nent, meme celle de Stannen en Moravie.
19 ps
M. de Grotthus a confirmee la .conjecture de
M. Chladni, que la lingulière. malle papyrifoxme,
tombee le 16 janvier 1684, prées Randen, en Cour-
lande, etoit une veritable a£rolithe,. puisque par,
Panalyſe chimique, il a trouve quelle etoit comp o-
fee de chrome, de nickel, de magnéſie, de fer et
de filice, c’eli-a.dire des memes [ubfiances ‚que,
bon rencontre ordinairement, dans les pierres de
cette nature. EBEN trat 85
On s’eli auffi, alfure,,que le „fer. météorique
trouve, par le capitaine Barrow, à 200 miles du,
cap de Bonne-EIpérance, contient une grande, quan-
"ra
293
tité de nickel (16 pour cen); on en a forgé une
epee de deux pieds et demi, qui, par la trempe, a
acquis beaucoup d’elafticite.
Devra-t on ranger dans la mème categorie les
pluies rouge et noire qui [ont tombees, l’une à
Blankenberg Pannee dernire, et dont nous avons
rapporte l’analyle dans le Journal de cette annee,
et Pautre, le 13 novembre 1817, à Montréal a la
fuite et pendant un orage épouvantable, et qui con-
tenoit, diton, une [ubftance lemblable à de la ſuie;
c’eft ce que decideront les perſonnes qui s’occupent
plus [pecialement de cette matière. La pluie rouge
renfermoit du muriate de cobalt; la noire n'a pas
été analylee. 1 5
Daus la nuit du 2 au 3 novembre 1814, il eſt
aulſi tombe une pluie colorée en rouge, a Schwe-
ningen. On dit qu'elle avoit le goüt, de la limaille
de fer m&lee avec du ſoufre; et le 16 du me&me
mois et de la méme année, A Broughton, Amerique
feptentrionale, il eſt aulſi tombe une poudre noire
en alfez grande quantit@ pour couvrir la neige qui
étoit fur le fol.
Je ne dirai aufſi qu'un mot de la poulſière at-
mosphérique que MI. Rafinesque a, Pannée der-
niere, introduite, pour la premiere fois, au nom-
bre des phenomenes atmosphériques, et ce [era
pour dire que, dans le m&me Journal oü le Me-
moire de M. Rafinesque elt infere, un anonyme a
jere‘quelques doutes fur Vexiftence de cette poul-
Biere; du moins au milieu des mers et [ur l’eva-
Turtion evidemment un peu fore&e de [on epailleur
pour chaque année à la lurface de la terre,
II eſt probable que la neige colorée que l'on
renconire allez louvent dans différens endroits des
Alpes, et qui eſt plus abondante apres des coups
de vents de l’ouelt au ſud-oueſt, a melure que l’ete
avance, et qui va quelquefois à 2 ou 3 pouces d’e-
pailfeur, a quelques rapports avec ces derniers phe-,
nomehes; en effet, il refulte d'un Mämoire infere
dans la Bibliotheque univerſelle, et d'après les ana-,
Iyles chimiques faites par M. Pelchier, que cette
neige peut &tre colorée par deux moyens, 15, par
une plus ou moins grande quantite d’oxide rouge
de fer repandu a [a furface; 2°. par un principe
vegetal et rélineux de couleur rouge orangee ct
— — —
—— — —
moins de loin.
294
provenant probablement d'une plante cryptogame
de la famille des algues et des lichens.
Ombrometrie. Dans le tr&s-grand nombre d’obler-
vations metéorologiques qui [e publient en Europe, et
meme dans certaines parties de l’Alie et de l’Ameri-
que, la quantite ‚de pluie.elt efimee aver plus ou
il eft- cependant probable que les
relultats auxquels parviennent les differens oblerva-
teurs pourront differer, s'il eſt vrai que l’angle
lous lequel tombe la pluie dans le vaſe qui la re-
coit, a une influence .allez. conliderable [ur la
quantite obtenue; e’elt ce que Pon eſt en droit de
conclure de la controverle qui exiſte entre plulieurs
meétéorologues. Nous avons vu, Pannée dernière,
comment notre [avant correfpondant M. Flauger-
gues a stabli que la quantite de pluie recue eſt
proportionnelle au finus de angle d’inclinailon. M.
Meikle a combattu cette loi comme une erreur, et
il a'cherche à prouver que la quantite d’eau recue
dans l’ombrom£tre eſt totalement independante de
Yinclinailon generale de la. pluie, “Mais dans le
cours de cette année et dans le meme journal ou
M. Meikle avoit etabli fa propolition, M. Holt,
d'une part, et enluite M. Boofe, l’ont combattue
de nouveau; mais, a ce qu'il paroit, fans beaucoup
de luccès. Quoi qu'il en ſoit, il reſte certain que
ſuivant la hauteur on Pon place l’ombrometre dans
un meme lieu, on a des refultats allez differens,
comme le montrent les oblervations faites a l’Ob-
fervatoire de Paris. ar.
On trouve dans les Ann. of Phil., vol XV, p-
247, le refultat d’oblervations de ce genre, faites
avec beaucoup de [din par M. Dalton pendant une
longue [uite d’annees à Mancheſter, d’ou il refulte
que les fix derniers mois de année peuvent £ire
conlideres comme les mois -lecs, et les [ix autres
comme humides; que le mois d’avril eft le mois le
plus lec de l’annee, et que le fixieme apres ou le
mois d’octobre eſt le plus pluvieux. Au ıpfie, c’elt
ce qui [era mis hors desdoute, par l’examen du ta-
bleau fuivanı dans lequel M. Dalton a fait entrer
la moyenne de la quantite de pluie tombee chaque
mois en differens endroits de l’Europe pendant un
grand nombre d' années, et Evaluce en pouces ant
glols. :
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Janv. 2,310 | 2,177 | 2,196 | 3,461 | 5,299 3,095 | 1,595 | 1,464 | 1,228 2,477 2,530 v
Fevr. | 2,568 | 1,847 | 1,652 | 2.905 | 5,126 2.857 | 1,741 | 1,250 | 1,232 | 1,700 | 2,295 ;
Mars 2,008 | 2,523 1,522 1,755 | 3,151 | 2,164 | 1,184 | 1,172 | 1,190 | 1,927 ! 1,748 |
Avril. 2,010 | 2,104 | 2,078 | 2,180 2.986 | 2,017 | 0,979 | 1,279 | 1,185 | 2,686 | 1,950
Mai. 2.805 | 2,573 | 1,118 | 2,460 | 3,480 | 2,568 | 1,641 | 1,636 | 1,767 | 3,931 | 2,407
Juin. | 2,502 | 2,816 | 2,286 3.512 2,772 | 2,974 | 1,343 1,758 | 1,697 | 2.562 | 2,315
Juill. | 3,697 | 3,633 | 3,006 | 4,140 | 4.059 | 3256 | 2,503 | 2,448 | 1,800 | 1,882 | 3,115
Aoüt. | 3,665 | 5.511 | 2,455 | 4,581 | 5,059 | 3,199 | 2,746 | 1,807 | 1,900 | 2,347 | 3,105
Sept. 3,281 | 3,654 | 2,289 | 5,751 | 4.874 | 4,350 | 1,617 | 1,842 | 1,550 | 4.140 | 3,155
Oct. 3,922 | 3,724 | 3,079 | 4,151 | 5.459 | 4,145 | 2,297 | 2,092 | 1,780 |, 4,741 5557
Nov. | 3,560 | 3,441 | 2,654 | 5,775 4.785 | 3:174 | 1,904 | 2,222 | 1,720 | 4.187 5,120
Dec. 3.832 13,288 | 2,569 | 5,95 | 6,084 | 3,142 (1.981 1,736 | 1,600 | 2,397 | 2,058
Total. [30,140 [34,118 |27,664 139,714 55:944 36,919 [21,331 |20,686 18,649 55,977
Mais quelle eft la cauſe de cette plus ou moins
grande gnantite.de pluie dans les [ix premiers mois
de l’annee? Pour parvenir à la determiner, M. Dal-
ton rapporte en peu de mots la theorie actuelle-
ment recue de la pluie, depuis le docteur Hutton
qui l’a imaginee: fi deux malles d'air d’inegales
temperatures viennent par les courans ordinaires
de vents à le meèler, lorsqu’elles etoient laturees de
vapeurs, il s’enfuit une precipite. Si ces malles
font audeffous de la faturation, il y a une preci-
pite moindre ou m&me nulle, fuivant le degre de
celle-ci. En outre, plus l’air eft chaud, et plus eſt
grande la quantité de vapeurs precipitees dans les
me&mes circonftances; d'où il [uit que la pluie elt
plus pelante dans été que dans le printemps, et
dans les contrees chaudes que dans les pays froids;
or toute la quantité d’eau contenue dans l’atmos-
phere dans le mois de janvier, eſt environ de trois
pouces, comme il femble d'après le degré d’humi-
dite qui eſt alors de 32° environ. Mais la force de
Ia vapeur à cette temperature elt de o,2, d'un
pouce de mercure qui, elt egal & 2.8 ou 5 pouces
d’eau. Le degré d’humidite de juillet eſt commu-
nement de 58° ou, 59°, correfpondant à 0,5, d'un
pouce de mercure qui eſt egal a 7 pouces d’eau;
la difference eft 4 pouces d’eau que l’atmosphere
contient de plus que dans les premiers mois, et,
par confequent, cn [uppofant que le melange or-
dinaire des courans d'air dans les deux périodes
foit le meme, il s’enluivra qu'il devra tomber 4
pouces de moins d’eau dans la premiere periode
de Pannde, et 4 de plus dans la feconde, ce qui
fait une difference de 8 pouces entre les deux pé—
riodes, comme cela le trouve presque exactement
dans les oblervations precedentes.
Malgre cet accord de la theorie de M. Dalton
avec les faits qu'il rapporte, il fe pourroit que
d'autres faits »inllent a en contredire au moins une
partie; on voit en effet, d'après le tableau de la
quantite de pluie tombée en 1819 à Joyeule, que
1
les localites ont une grande influence, puisque dans
ce lieu la quantite totale d’eau tombee en 1809, eſt
de 38,3, 1 pouces frangois, et que les deux mois où
il en a tombe le plns [ont avril et mai, 9,6,5 pour
le premier et 8.9, pour le fecond. La moyenne,
de ı2 années elt de 48 pouces. 8.
A Pocalion de la delcription des grelons d'une
grolfeur remarquable, tombes à la Bocconniere, de-
partement de la Mayenne, pendant un orage, le 4
juillet A 8 heures du loir (Bibl. univ., fey.), M.
Delcroſs conclut de la ſtructure de ces grélons dans
lesquels il a toujours trouve un noyau plus dur et
à couches concentriques, autour duquel &toit une
autre malle rayonnee du centre à la circonference
et herillee de pyramides a lommets plus ou moins
moulfes, que dans la production de la gröle, il y
a, 1°. une premiere formation orbiculaire à cou-
ches concentriques; 2° une formation ſecondaire
fuperpolee à ce noyau et rayonnante; 3° enfin,
qu'il doit y avoir une rupture ou explolion géné-
rale de tous ces orbicules, luivie immediatement
de la chute de leurs debris pyramidaux, [ur la [ur-
face de la terre.
Une autre grele extrömement delaftreule a eu
lieu, le 29 juin, dans la partie [ud-elt du comté
de Mayo, dans l’etendue d'un demimille; les gre-
lons les plus ordinaires avoient la forme et la grol-
leur d'un oeuf de pigeon; mais quelques uns etoient
plus aplatis, pelans et de la grolleur d'une montre.
M. Dan. A. Clark, Journ. de Silim., rapporte
!’'hiftoire d'une gréle tombee dans le comte de
Morris, New-Jerfey pendant l’hiver de 1808 à 180g,
dont les grèlons allez larges pour couvrir une piece
de 20 [ols, etoient pour la plupart perc&s au mi-
lieu comme fi l'on avoit enfoncé le doigt.
Hygrometrie, Comme on ne trouve aucun me&-
teorologifte qui ait publié le réfultat general de [es
obfervations annuelles dans le pays qu'il habite,
jaurai peu de choles a recueillir [ur cette partie
de la Meteorologie; mais nous aurons A faire ob-
297
ferver que quelques phyliciens fe font occupes du
perfectionnement de l’hygrometre; ainli M. T. F.
Daniell, bien convaincu de l’inexactitude de toutes
les applications connues de la propriete hygrosco-
pique de toute [ubftance animale ou vegetale, a
imagine un de ces inſtrumens propre a melurer la
force et le poids de la vapeur aqueufe dans Fatmo—
fphere et le degré eorrelpondant d’evaporation;
comme il leroit allez difficile de donner une idee
exacte de cet infirument fans figure, nous nous
bornerons à dire que [on proc@de paroit etablir
d'une manière prompte et precile la temperature a
laquelle la vapeur aquele de l’atmosphere ſe preci-
pite en rolee [ur un lolide refroidi, et que lin-
firument a quelque rapport avec le ceryophore du
docteur Wollaſton. On en trouvera du reſte la de-
feription et la figure dans le Journal de I’Intitu-
tion royale, vol. VIII, p. 298 et vol. XVII, p. 130.
Mars.
298
MM. les rédacteurs de la Bibliotheque univerſelle
paroiffent cependınt douter que cette nouvelle es-
pece d’hygromeire puilfe l’emporter, non-leulement
pour la commodite, mais meme Vexactitude, [ur
P’hygromttre à cheveux de Saulfure, ce que M. Da-
niell leur a conteſté d'une manière qui paroft lail-
fer peu de doutes, dans le m&me Journal de l’In-
fitution royale, vol. XVIII, p. 125.
Barometrie.e. Dans le meme Mémoire de M.
Dalton, que nous avons cite plus haut, on trouve
aulli un tableau indiquant le relultat de les obler-
vations fur la pefanteur de Pair, faites a Manche-
fer de 1794 A 1818. Nous allons nous borner a
rapporter les moyennes de chaque mois dans cette
periode et celle de l’annee, d’abord lans corregtions,
et enluite avec celles neielfitees par l’expanlion du
mercure produite par la chaleur.
Aout.
| Avril | Mai. | Juin. Juillet Sept. | Octob. | Nov. ı Dec. | Moy.
29,78 | 29,81 | 29,87 | 29,86 | 29,89 | 20,98 | 29,89 | 29.94 | 29,92 29,80 | 29.76 i 29.85 | 29,85
29,82 | 29,05 [29,89 | 29,86 | 29,88 | 29,95 | 29,85 | 29,90 | 29,89 | 29,80 | 29,78 29,79
En étudiant ces refultats, on voit que la hau-
*eur’dw baroınetre, pour les moids de mars, avril,
mai, juin, juillet, aofıt et leptembre, eſt toujours
[uperieure ou au moins égale à la moyenne, et
que juin a une [uprioriiee marque de ;; de
pouce au deffus, La hauteur des mois de janvier,
ferrier, octobre, novembre et décembre, eſt au con-
traire au dellous de la moyenne, et celle des deux
derniers eſt presque g de pouce au dellous.
C'est ce que M. Dalton confirme par la com-
‚parailon des obfervations [ur le meme lujet, faites
A Liverpool par M. Hutchinſon pendant 25 ans,
et a Londres pendant 28 ans, d’apres le regiſtres
de la Société royale.
Ainſi M. Dalton conclut de ces différentes
comparailons, que 'on peut etablir comme un fait,
que de mars a feptembre, le poids de "atmosphere
eſt plus conliderale dans cette partie du globe, que
de leptembre A mars; or, cela ne peut Ötre aitri-
bue à la pluie, puisque nous avons vu plus haut
que la premiere. periode contient autant de mois
pluvieux que de mois lecs, et que dans la moyenne
de Londres, le mois d’avril eſt dans la balfe pe-
ziode, quoique ce loit le plus [ec de l'année. Cela
ne peut pas non plus dependre de la temperature,
puisque le mois de novembre eſt plus chaud que
celui de mars, et que ceiui-ci, dans toutes les ta-
bles, eft dans la période haute, tandis que Pautre
elt dans la balle; en [orte que M. Dalton eli con-
duit a penſer que cela ſe trouve en rapport avec
la déclinailon du [oleil, et voici comment il con-
goit la chole. L'action du foleil augmente con-
ftamment la malle des vapeurs aqueles dans Y’at-
mosphere pendant la periode comprife entre l’equi-
noxe du printemps et celui d'automne, et cela non-
ob ant la quanti é precipitee, c'eſt ce qui eſt con-
Rare par Faccroiſſement conſtant de Thygromèire
jusqu'au mois de feptembre, apres lequel il descend
ordinairement affez rapidement) or, il eſt evident
que l’addition de vapeur aquele & P’atmo‘phe e doit
ajouter à fon poids, ce qui, ſuivant M. Dalton, eſt
la caule de l’augmentation de [on poids dans cette
lailon.“
On trouvera en outre des faits fur la pelan-
de pair dans le recueil des oblervations me-
teorologiques générales, mais qui ne s’etendent guere
au-del& d'une année, et que, par conlequent, nous
devons paller lous filence, jusqu'au moment ou
leurs auteurs, en les comparant par !Eries plus ou
moins ®tendues, arriveront A des relultats generaux
propres à confirmer ou à detruire les corollaires
que nous venons de voir etablis par M. Dalton.
Nous devons cependant noter ici que MM.
Pictet et Eymard en fe lervant de la comparailon
des refultats moyens des oblervations du barometre
et du thermometre A Genève et au mont Saint-
Bernard, d’oü ils ont deduit pour la hauteur de
celui-ci, au-delfus de Genève, 1075 toiles, et,
par conlequent 1278 toiles au-deffus de la mer, au
lieu de 1246 qu'ils avoient adoptees jusqu’ici, ont
aulli été conduits A voir que les différences par
rapport à la moyenne fe montrent en exees dans
les fix ptemiers ınois compris entre l’equinoxe du
printemps et celui de l’automne, eı en defaut dans
les fix mois [uivans que partage le ſolſtice d’hiver,
ce qui eß tout-A-fait d'accord avec le principal re-
fultat de M. Dalton. 5
Sur la ehaleur. Les obſervations thermome-
triques ont été tontinuees avec plus de foin peut
ere encore que celles qui ont trait A la pefanieur
de Pair, et cela non-feulement à la [urtace de la
terre et à differens niveaux, mais encore daws Fin-
terieur de la terre, de manière a ce que 'on a pu
traiter les hautes queſtions de W d'une cha-
: 19
teur
299
leur interieure dans notre globe, et de ion refroi-
dillement graduel a la [uriace, avec allez de pro-
babilité pour arriver a des renfeignemens plaufibles.
Nous avons deja, eu l’occafion, en parlant de
Pouyrage de M. Howard, de dire qu'il re/ultoit de
les oblervations thermometriques faites pendant une
longue luite d’annees dans la ville de Londres et
dans fes environs, que la, temperature n’alloit pas
en decroillfant, et qu'il etoit fort probable que le
elimat de Londres n’avoit pas change depuis que
Y’Angleterre étoit lorti du lein des eaux.
Les tables d’oblervations de ce genre, faites à
Mencheſter par M. Dalton, depuis 1794 jusqu'à
1818, et loigneulement comparees, ainſi que celles
‚de M. John, faites et publiees dans les Ann. of
Phil., fous le titre de Comparaiſon des temperatu-
res moyennes dans differens endroits de l’Angle-
terre, fourniront fans aucun doute des materiaux
excellens pour la relolution des ces queſtions difh-
ciles; mais leurs auteurs ont encore dü [e borner
a quelques corollaires tout-A-fait locaux; ainli M.
Dalton tire-t il la conclulion de [es longues obler-
vations, qu’a Manchelter la temperature du prin-
temps elt communement entre 48° et 50° Fahr,, et
que la temperature moyenne de l’annee doit &tre
tres-pres de 497, quoique. d’apres l’eftiimation que
lui a fournie lon thermometre, elle ne leroit qu'en-
tre 37 et 48% a '
On autre moyen de determiner fi la tempera-
ture de notre, globe diminue [uccellivement à la
Jurface, étoit de chercher fi la ligne des glaces- et
„des, neiges perpetwelles varie depuis qu'on a pu
Voblerver, Ge n’etoit guère que dans la Suille que
Von pouvoit arriver à quelque chole d'aflez proba-
ble fur ce ſujet; aulli l’auteur anonyme d'un Me-
moire couronne par la Secieie d' Hiftioire naturelle
de, Suille, fur la temperature des montagnes, apres
avoir luecellivement etudie avec beaucoup de loin,
mais ‚th£oriqguement, ces phenomenes atmospheri-
ques (ur les, hautes montagnes, ceux qui peuvent
relulter de, leur forme, de leur. expolition et
Jüänflüence qu'ils peuvent exercer lur la vegeta-
tion, avoir enluite recueilli les faits qui peu-
vent eclairer la queſtion par Phiſtoire de la limite
des .neiges,. de la, marche des glaciers, eic, s’elt
thouve conduit, par des details convenables, a con-
elure qu'il n'y a pes de ‚refroidillement dans notre
climat, conclulion en rapport avec ce qu'avoit dit
M., Walhenberg lur la temperature actuelle de la
Norwege, guoigu’il, füt, oblige d’zvouer que des
Fruits qui y mürilloient autrefois n’y müriflent plus,
et que l'épogue des moillons eſt ꝛetardée. Mais
Yauteur de ce Memoire ne ſe borne pas a cette in-
duction; il pole encore les fuivantes: 17, il ya peu
de rapports dans la marche progreliive ei reirogra-
de des parties inferieures, des „glaciers qui descen-
dent dans les, vallees ‚et les temperatures annnelles;
2". il,y a d’autres caufes, de l’accroillement des gla-
eiers,, que les fwites d'années froides; 3“. il n'elt
Pas prouve que la quantiié abfalue de glace ait
augmenté Jur les hautes montagnes depuis des lie-
—
- | 800
cles: mais c'eft un fait que les glaces [ont descen-
dues plus bas, fait qui ne prouve rien d’ailleurs
pour le refroidilfement de la terre; 4°. on ne peut
pas prouver que la limite inferieure des neiges loit
plus balfe dans les Alpes qu'elle ne l’eioit il ya
plußeurs fiecles; 5“. comme les avalanches ne fe
forment guere la .oü il ya des foréts, elles font
devenues plus fréquentes et plus dangereufes, là
ou celles-ci ont été deiruites; mais cela ne prouye
encore rien [ur la temperature; 6°. les foréts re-
montoient jadis plus haut qu’actuellement; mais
c’ei parce qu'on les a detruites, car on n'a pas de
preuves qu'elles s’elevallenı plus haut dans les en-
droits où elles ne l’ont pas été; 7°. les courans d'air
font plus violens dans ces endroits, et ce ſont ces
vents qui emportent la bonne terre qui a été de-
pouillee de gazon par une caufe quelconque, mais
dans les endroiis ou la force vegetative a diminue,
il n’eft pas pollible de prouver que cet effet loit
dü au refroidilfement du climat.
M. de Humbold dans un lavant Memoire in-
fere dans les Annales de Phylique et de Chimie,
far la limite inferieure des neiges perpetuelles
dans les monıagnes d’Himalaya et dans les regions
Equatoriales, a demontre, d’apres [es propres obler-
vations, et d’apres celles de dilferens autres phyfi-
cien, et entre autres de celles de M. Webb, ingé-
nieur-geographe anglois, dans l’Inde, que la courbe
des neiges perpetuelles n’elt pas une ligne ilother-
me, et quelle n'indique ni le terme de la congé-
lation, comme on l’admettoit jadis allez vaguement,
ni meme une couche d'air d’*gale temperature; en
effet, au Chimborazo la temperature, à l’endroit
où la neige comıence à le conſerver, eſt de
1,5, au Saint-Gothard de — 3%, et dans la
zone glaciale — 6°. La limite des neiges ſuit
moins la trace des lignes ‚d’egale chaleur
( other mes), que les inflexions des lignes d'é-
gal £ie (aejorheres); elle, depend comme la poli-
bilité de cultiver la vigne, du partage-de la cha-
leur annuelle entre les. differentes lailons, de la
longueur et de la temperature plus ou moins ele-
vee des étés, du nombre de mois, dont la tempe-
rature elt au- dellus de 4 à 5%, de la quan-
tite de neige qui tombe en hiver, de la
direction des venis, de la pofition plus ou moins
continentale du lieu, de. l’etendue et de la
hauteur des plategux environnans, de l’escarpement
des lommets, de la malle des neiges voilines, etc.
En general, il paroi que c'eſt peus-etre le,pheno-
mene le plus dependanı de la localité et le plus
compliqué, parmi ceux qui ont rapport A la diltri-
bution de la chaleur [ur le globe. Ainſi, à caufe
de, 'échauflement eltival des plaines, les neiges
perpétuelles lont plus élevées dans l'intérieur des
terres, que us les cötes.ou que dans des continens
qui offrent moins de, malle et de furface ray on-
nante. La conformafion des hautes montagnes et
pluljieurs capſes qui exältent; dans les hautes regions
de l'air opt sulli une influence manifelie fur la
ligne des neiges; mais cette ligne des neiges que
301 |
M. de Humboldt defigne fous le nom de Limite
inferieure, Vorsqu’elle indique la courbe qui palle
par la plus grande hauteur & laquelle les neiges le
confervent pendant le cours d'une année, elt lus-
ceptible d'un mazimum et d'un minimum d’eleva-
tion dans chaque zone, ce qu'il nomme Foscilla-
tion annuelle de la limite des neiges inferieures.
C'elt un phénomeène qui devient de plus en plus
irregulier à mellure qu'on s'écarte du tropique. M.
de Humbolt en determine cependant l'étendue d’a-
pres les propres ohlervations et celle de beaucoup
d'autres phy liciens; il discute avec [oin ce qu'on
a de precis fur la limite des neiges perpetuelles
dans les :deux..hemispheres depuis 'l!’equateur jus-
-qu’au centre des climats temperes; il montre que
Peélévation extraordinaire [ur la pente leptentrionale
de I'Himalaya, Ii dillerente de ce qui a lieu fur
— ̃ñ
302
la pente meridionale, eft due à une certaine com-
binaifon des eaules que nous avons enumerees plus
haut, et il termine par le tableau ſuivant, qui per-
met de lailir plus facilement les relultats.
Regions du globe ol les montagnes s’elevent au-
de/fus dela limite des neiges perpetuelles *).
Equateur: Andes de Quito, (Afrique)?
10 de lat. Sierra de Merida, Sierra de Santa-
Marta (Monts al Komri)?
20° de lat. (plateau du Mexique; Mowna Roa
des iles Sandwich. Haut-Pérou, (Nouvelle
Hollande?) 5
zo’ de lat. Himalaya, Atlas, pres de Maroc;
Etna? Sierra nevada de Grenade (Cötes de
Caramanie, Chili, (Nouvelle-Holland)? .
Hauteur des neiges perpetuelleb.
Lieux. Latitude, Hauk. en tois.
„ Andes de Quito . RN . 5 . . « . 1% o — 17 360% 2460
sb Volcan de Purace, prés de Popaypaãa n 2 18 2441
e e Tolima 4 . } 2 . 5 2 5 2 2 4 46 23802
f Nevados de Mexico . 2 . € 5 s WERTE 59— 19 2 2350
Pic de Teneriffe, pas de n. perpet un, 5 . 23 17 1908
Himalaya 2 . . . 5 2 g 5 1 — 50 40—31 4 1605
Pente meridionale N 1 2 2 1950
f Pente leptentrion ale 5 4 ; 2605?
Sierra Nevada de Grenada. Cime, non lim. inf. . ein 78 100 1780
Elina, leulement des taches de neiges. s 1 8 20637 30 1500
la cime qui n’entre peut-étre pas mème dans
f la contree des N. P. 5 1719
Caucale 5 8 94811 5 5 1 5 8 42 — 43 1650
Pyrénées 2 N & 2 5 > Al 42 — 45 2400
Alpes de la Suille . x 8 8 5 5 a x J52 — 462 1570
Carpathes 2 5 & & > 3 . 5 a 49 ois 1530
Norwege . 3 Li = 2 Ä - f . +7 964 — 62 850
BER a LEE a BANAERN 10 Be
1 . . . . - “af . . * . 70 2 550
Sous Vinfluence des Eies brumeux des cotes 712 ö
Un autre genre de recherches qui a beaucoup
de rapporıs avec celles dont nous venons de parler,
elt celui qui s’occupe de déterminer fi reellement
la temperature augmente à melure qu'on s’enlonce
„dans linterieur de la terre. On _paroit, s’en occu-
per avec zele dans differentes parties de I' Europe,
et, lartout dans les pays qui contiennent beaucoup
de mines, comme en Angleterre et en Allemagne.
M. d’Aubuilfon,, qui avoit fait deja des expériences
A ce’ fujer dans le mines de Freyberg et dans cel-
les de Bretagne, a conlacre ä lexamen de cette
une note fort longue et tr&s-interellanie de [on
Tyaite de Geologie, dans laquelle il a diseuté les
opinions contraires et les faits [ur lesquels on 's’ap-
puie dree toute la conneiflance de caufe et toute
Pimpärtialite convenables, et il Seſt trouvé conduit
a ad mettre que la chaleur va en augmentant a me-
Iuxe qu'on pénètre davantage dans la terre. Oel
an meme refultat qu'eſt parvenu M. Arago, dans
un article inleré dans le tome XIII, p. 183 des
Annales de Chimie et de Phylique; en effet, apres
avoir rapporté loigneuſement toutes les expériences
qui ont été faites A ce lujet ou deja connues, com-
me celles de Genfane dans les mines de Giroma-
guy, de Sauflure dans un puits-du canton de Bex,
de VI. d'Aubuillon dans les mines de Freyberg, et
dans les mines de plomb de Poullaven et de Huel-
goet, ou plus nouvelles et m&me jusque-la; inedites,
comme celles de M. R. W. Fox dans les mines de
Cornouailles, de M. Rob. Bald dans les mines de
charbon du nord de Pangleterre, et de N. de
Humboldt dans différentes mines de V’Anıerique
I
oü les me
Di 1087
„Le caractere italique indiquo les regions
" fures out ete faites. 57852 1
303
meridionale; il ajoute qu'il ef difficile de ne pas
convenir, d’apres l’enfemble des relultats, que les
temperatures en tous lieux font conltantes à chaque
profondeur un peu conliderable, mais qu'elles aug
ınentent à melure que l'on descend.
Malgre cet allentiment allez general pour ad
mettre que la terre jouit d'une temperature propre
et qui va en augmentant, à melure qu'on peneire
davanıage dans [om intérieur, nous connoillons p!u-
lieurs perlonnes qui ont aufſi eu l’occalion de vili-
ter frequemment des mines, et qui penlent que
cette augmentation de temperature provient de cir-
conſtances locales inapergues ou dont on n'a pu
encore apprécier l’influencee. La publication du
Memoire de M. Ferbes, dont nous avons donné un
extrait dans notre cahier de [eptembie, et dans le-
quel il paroit avoir analyle avec le plus grand ſoin
toutes les circonſtances du phenomene, reunira
probablement les phy ſiciens dans die meme opi-
nion. Il paroit cependant dejä, d’apres le peu que
nous connoillons de ce travail important que, quoi-
que jusqu'k lui, on nlait reellement pas, encore
tenu compte de toutes les lources de chaleur, celle
reftante eſt encore tres-conliderable, et inexplicable
fans l’admilfion d'une chaleur inte)ieure.
On ne pourra du moins attribuer. cette tempe-
rature interieure à l’action de la chaleur du foleil
‘qui le leroit accumulee depuis long temps, com:ne
le prouve, par une lolution analytique, M. Four-
rier, dans le Bullet. par la Soc. ph., p 58 en
effet, en admettant comme vraie l'’augmentarion de
température, & melure qu'on s’eloigne de la fur:
face de la terre, et en luivant une ligne verticale,
il allure que l’analyle demontre que ‚cette, luppoli-
tion ne peut étre admile; il diſungue A,cer effet
trois mouvemens de la chaleur dans la maſf du
globe terreſtre, le premier periodigue, qui n’affecte
que [on enveloppe, et qui conliſte dans les oscilla-
tions de la chaleur folaire, et qui determine les
alternatives des lailons; le lecond a aulli rapport
A cette m@me chaleur; mais il eſt uniforme et
d'une extreme lenteur: il conüfte dans un flux
continmel et toujours lemblable à lui mème, qui
traverle la malle entiere du globe de b'un et de
Pautre cöte du plan de l’&quateur jusqu'aux pöles;
enfin, le troifieme eft variable et produit le refroi-
dillement léculaire du globe; c’elt ce qu'un allez
grand nombre d’auteurs ont nommé le feu cent al;
cette chaleur eſi due aux caules qui lubli-
ftoient A l’origine de notre plantte; elle en aban-
donne lentement les malles interieures, et ſe diflipe
peu à peu dans espace. M. Fourier s’occupe de
reconnoitre par l’analyle les lois de ce refroidilſe-
ment ou de determiner le mouvement variable de
la chaleur primitive du globe, et il deduit de les
calculs analytiques plufieurs conlequences generales
que nous avons deja rapporiées dans notre Journal,
et auquelles nous renvoyons.
L’exemple que M. Fourier a donne en s’appu-
yant fur un certain nombre d'obfexvations locales,
— ——
‚la terre. M.
, commune,
dinfluence lur la profondeur de da’ gelee.
304
pour loumettre & une analyſe exacte la celebre
théorie du feu central, et pour convertir cette hy-
pothele en une orte de certitude, doit fortement
encourager les meteorogilftes A multiplier les obler-
valıions locales et à perfectionner leur inſtrument.
C’efi dans cette catégorie qu'il faut ranger les ob-
lervattons de NI. Flaugergues fur une nouvelle me-
thode dleſtimer lintenfite du froid par la melure
de Pepaiſteur de la glace obtenue dans un inſtru-
men! qu'il nomme Äruome£tre; celles de M. d'Hom-
bre Firmas fur la temperature du mois de janvier
1820 et [ur les effets delalireux. On a pu y voir
que, quoique le thermometre ait baille jasgu'à —
12,25, cependant la température moyenne de Phi-
ver a ein a peu pres-la meine que celle de la me-
me, lailon dans plulieurs anntes, ei que dans le
mois de janyıer, lui méeme, la moyenne n'a ete
que d'un degıe au-delilous de ce qui a ordinaire-
ment lieu dans ce mois; et en effet, le thermome-
tre a monté jusqu’a + 17“, ce qui fait qu'il a par-
couru 29°,25 de [on € helle M d' Hombre Firmas
s’efi aflure que la, p:ofondeur de la gelee dans la
terte elt variable luwanı prob>ablement la nature de
Flaugergeus a vu, contre Popinion
que la préfence de la neige n'a pas
- Quant aux inſtrumens propres a mellurer le
degré de chaleur, il nous lemble qu'il n’en a été
prelente que deux nouveaux; bun eſt dü aM. Ho-
ward et ddeſt un thermometre différentiel, presque
lemblable à celui de M. Leslie. mais qui eli en-
core bexucoup plus ſenfible, parce qu’au lieu de
l'air ordinaire qu’on’ emploie dans ce dernier, c'eſt
de la vapeur elafiigque d’erher ou d’espriv de vin
qui remplit tout espace qui n'eſt pas pas occupe
par le liquide. On en trousers la defcriprion et la
maniere de e faire dans le Journal de l’Infitution
royale, tom. VIII; p. 2ı9.
L'autre thermométre eli defigne ſous le nom
de thermonietre marin, c’elt-A dıre propre A melu-
rer la temperature des eaux de la mer, dont la
connoillance parolit d'une grande importance pour
les navigateurs, puisque pat ce moyen, ils peuvent
connoltre s’ils approchent plus ou moins des conti-
nens. Ce n'eſt qu'une modification particuliere du
thermometie ordinaire et propre à le rendre plus
facile A employer, et en m&me temps moins [ujet
a Etre brilé; elle eſt due à des artiſtes anglois. II
en eſi parlé dans le Phil. Mag., vol. LV, p. 504.
Meteores, Lumineuz. Il ne me femble pas que
le nombre de ces [ortes de phenomenes ait été con-
fiderable dans le cours de cette aunde, et meme
s’il en faut juger par les journaux [cientifiques, il
n'y en. auroit eu presqu’aucun. On trouve cepen-
dant que le 2 mai, dans le voilinage d’Harsfield,
Sullex, on a vu un halo discoide fortement colore,
accompagne d'un parhélie. La tempélature etoit
fort halle pour la faifon, puisque le ihermometre
de Fahrenheit ne marquoit que 52°, et descendoit
305
la nuit & 327. L’atmosphere etoit obſcure et bru-
meule,
On n'a obferve aucune aurore boreale; mais
quelques perlonnes fe [ont occupees de donner une
explication de ce phenomene. Nous nous borne-
rons A citer l’opinion de M. W. Dobbie qui, ad-
mettant en principe que la theorie la plus gencra-
lement admile, c’elt-ä-dire celle qui eit bailee fur
Velectricite, ne peut en aucune maniere expliquer
aucun fait, cherche A établir que ce n’eft qu'une
espèce de reflexion de la lumiere lolaire [ur les
malles de glace qui occupent les regions polaires,
puis fur les couches de Lair atmospherique. Nous
nous arréterons un peu plus long-temps fur la ma-
nière dont M. Biot a envilagé ce phenomene dans
un Memoire qu'il a inlere dans le Journal
des Savans. Apres avoir donné une hiſtoire
luccincte, mais luffiflante, des efforts ſuccellifs
qu'ont faits les phyliciens pour parvenir à l’expli-
cation de l’aurore boreale, et montre que M. Dal-
ton et un autre auteur anglois ont approche davan-
tage de celle qu'il penſe &ire la plus vrailemblable,
il en analyle avec fein tous les phenomenes d’a-
pres le recit des obſervations dont il a pu juger la
bonte, ayant lui-meme oblerve en 1819, une au-
rore boreale dans les iles Schetland; quoiqu'il n'ait
cependant pas entendu les craguemens, les petille-
mens que les auteurs du Nord dilent [ouvent ac-
compagner le phenomene, il les ddmeı d’apres des
autotites qui femblent inconteſtables; il prouve que
le meteore a lieu dans notre atmosphere; enfin en
ralfemblant les caracteres phyfignes de l’aurore bo-
reale, on elt force de reconnoitre dans ce pheno-
mne, des nuees venant communement du nord,
compo[ees de matières allez l#geres ou reduites en
poudre allez fine pour flotter long-temps dans les
airs, lusceptibles de devenir accidentellement lumi-
neufes, [urtout fenfibles au magnetisme terreſtre,
et l'arrangeant de maniere à former des colonnes
qui ſe tournent vers la terre comme le feroient de
veritables aiguilles aimantees; or, on ne connoit
que certains métaux qui l[oient [uscepiibles de ma-
gnetisme. II elt done fort vraifemblable que les
colonnes du météore [ont compoldes de matieres
meétalliques reduites a une tenwite extreme; alors
comme ces colonnes forment des especes de con-
ducteurs discontinus, et que l’une de leurs extre-
mites eft dans un air beaucoup plus rare que l’au-
tre ou Pinlérieure, on concoit comment l’electri-
eite en traverlant ces colonnes, produit des rayons
lumineux qui fe perdent dans la partie [uperieure,
et qui, au contraire, dans la partie inferieure, en
pallant dans un air beaucoup moins conducteur,
produiront des lifflemens, des petillemeus, etc.;
mais d’oü vient la matiere qui produit les colonnes
metalliques? En faifant l’obfervation que c'eſt tou-
jours du nord qu'elles femblent prendre naillance,
M. Biot admet que le point de départ eſt au nord
kitt. Anz, „ J. 1822.
* ’
306
du Groenland et pres de la baie de Baffin, et que
la matiöre elle-meme efi un allemblage des I b-
Mances les plus lubtiles des volcans qui [ont allez
abondans pour entourer pour ainli dire le ceıcle
polaire, et qui eft enievee et portce.plus ou moins
loin vers le midi par les courans que les éruptions
produilent dans l’atmolphere,
Blectricite et Magnetisme terreſtres. Nous ne
trouvons non plus dans le cours de cette annte au-
cune oblervation importante qui ait trait a ces phe-
nomenes. On verra cependant dans un Memoire
de M. Fisher [ur la variation du compas, iniere
dans le Journal de l'Inſtitution royale, vol. IX,
p. 81, le tableau des oblervations faites a lujet
dans le Voyage de decouvertes au pole nord, par
le capitaine Buchan, combien l’attraction locale,
produite par le fer du vaileau, a de pouvoir fur
Paiguille aimantee de la boullole; combien il eft
diificile d'en calculer les effets, et par conlequent
combien d’erreurs nuilinles il en doit relulter dans
la navigation.
Tremblemens de terre. — Eruptions vol-
caniques. On devra aulli remarquer que les erup-
tions volcaniques et les tremblemens de terre, qui
font fans doute des phenomönes, {ubordonnes, ont
ete extrément rares dans le cours de ceite année.
Le 22 janvier, a 8 heures et demie environ du
matin, il y en a eu un allez fort au port Glasgow.
On a eprouve trois commotions, et le bruit qui es
accompzgnoit a paru venir du nord. Les eaux du
Loch-Losmond furent agitees et s’eleverent un peu.
On a rellen ce meème tremblement de terre a
Coudric, Keppin, Dumbarton, duns le m&me temps,
Nous avons aulfi rapporté que le ı7 juillet il y
avoit eu un alfez fort tremblement de terıe a In-
Ipruck, mais qui na dure que quelques ſecondes.
D’apres ce qu'en dit le Phil. Mag. vol. 55, Pp. 312,
il paroit que celui qui s'eſt fait rellentir a Corke
a ete plus confiderable; ila eu lieu entre deux ou
trois heures du matin, le hx avril. A Cove, Abade,
Middelton, on entendit un bruit que l'on compare
a celui que feroit une lourde voiture, ou bien 4
celui d'un fort canon, accompagne d'un ébranle-
ment tres-lenlible des mailons, des lits et autres
meubles, qui dura environ huit ou minutes. Im-
mediatement apres la (ecoulfe , Peau etoit eclaboul-
lee allez abondamment [ur les vitres des chambres
pour faire croire quelle y avoit ete jetce des vales
qui la contenoient. Dans Vile d’Haulbowline la
lenlation fut effrayante: une mailon bätie lolide-
ment en grolles pierres de taille parut, aux per/on-
nes qui l’habitoient, tellement feconee, qu'elles en
craignirent la chute. Dans la ville de Middleton,
le tremblement de terre ne fut pas moindıe, que
dans le voilinage de Corke; quelques perfonnes eru-
rent, au bruit qu'elles entendoient, qu'il s’etoit fait
une explofion de poudre à p Cove ou dans
9
307
!’ile de Spike. Mais l’opinion generale etoit qu'il
y avoit eu quelque part un violent tremblement de
terre, parce que dans celui qui ruina Lisbonne en
1775, on avoit Eprouve des effets à peu près ſem-
blables à Cove. Fort heureuſement, il paroit qu'il
nen a pas été ainfi, puisque nous ne connoilfons
pas d’autre tremblement de terre dans le cours de
cette année.
Parmi ceux qui ont eu lieu l’annee derniere
eu en 1819, et dont nous n’avons pas parle, nous
noterons la foible fecoulfe que l'on a Eprouvee A
Montréal dans le Canada, dans le milieu du mois
de novembre, et qui preceda une horrible tempéte,
accompagnée d'une pluie d'une couleur d'encre et
contenant une matière qu'on a comparee à de la
fuie, et dont nous avons parle plus haut.
Le 4 décembre 819, un peu apres ſept heu-
res et demie du loir, une allez vive lecoulle a ete
rellentie à Amulrie en Ecolle; elle n'a dure que
deux ou trois lecondes. Sa direction etvit vers
Veli de la chaine des monts Grampian. Le 20 du
mene mois, dans la matinee, environ à heures
55 minutes, un autre tremblement de terre a eu
lieu a Mittenwald en Baviere, il n'a dure que lept
ou huit fecondes. Sa direction etoit du [ud au
nord. Le vent du [ud etoit tres-foible.
On a publié quelques nouveaux details fur celui
qui a produit des effeis i defalireux dans Inde dans le
territoire de Kutch, le 16 juin 1819, d'où 'on voit
qu'il s’eft fait rellentir dans des lieux qui en font
extremement -eloignes.. A Chunare et a Mirzapore,
la lecoulle a été eprouvee le méme jour & huit
heures du loir environ, avec un bruit dans Pair
qu'on a compare a celui que fait le vol rapide
d'une troupe d’oileaux. On a aulli fenti une lé-
gere lecoulle à Calcutta. A Jionpoor elle a été
tres forte, et l’on a éprouvé trois commotions bien
difinctes et dirigees de P'oueſt A left. Cela a eu
lieu vingt-eing lecondes apres 8 heures et [ans au-
eun bruit. A Sultanpoor et A Ondé, la lecoufle a
eté trös-forte et delaftreufe. Le temps éloit extre-
mement chaud et il n’eft pas tombe de pluie.“
Je ne lache pas qu'il y ait eu d’eruptions vol-
caniques dans le cours de cette annee, ou du
moins aucune meſt rapportee dans les recueils que
Tai confultes.
PHY iq u e.
Lumière. M. Fresnel a publié le refaltat de
tes recherches lur les caules mecaniques de la re-
flexion de la lumière, que on peut concevoir re-
fulter uniquement ou de la grande denfite de e-
ther contenu dans le corps reéflechillant, ou du
choc des ondes lumineules contre les particules
ponderables de ce corps. Beauceup de phenome-
—
308
nes paroillent confirmer cette derniere hypothele;
mais il etoit bon de tächer de decider la queſtion
par l’experience, et c’elt ä quoi M. Fresnel eſt par-
venu en montrant que les rayons reflechis a la pre-
miere [urface d’un milieu plus refringent que ce-
lui avec lequel il efi en contact, different d'une
demi-ondulation des rayons incidens ou transmis,
independamment de la difference des chemins par-
courus, comptes pour les rayons reflechis, comnie
s ils partoient de la [urface meme de [eparation
des deux milieux, ce qui auroit été tout le con-
traire dans autre hypothèſe. En faiſant obſerver
que l’evidence de la premiere elt encore augmen-
tee par les phénomènes de la double refraction;
il cite une loi qu'il a découverte, et qui confilte
en ce que linterference de deux [yltemes d’ondes
qni parcourent une plaque de verre courbee avec
des vitelles insgales, produit des teintes parfaite-
ment femblables A celles des lames criltallilees,
comme l’analogie l’indiquoit d’apres la remarque
que M. Brewfiter avoit faite, que lorsqu'on counbe
une plaque de verre, elle acyniert des proprietes
analogues à celles de ces lames.
On trouvera dans notre Journal et dans le Bul-
letin de la Societe philomatique, les Memoires de
MM. Brewſter ei Biot fur les lois qui reglent l’ab-
forption de la lumiere polarilee. Comme nous
avons eu occalion d'en parler dans l’analyle des
travaux de 1819, nous ne croyons pas devoir y re-
venir; il en [era de möme du Mémoire de M.
Biot [ur la propriete qu’acquierent les lames de
verre, quand elles ont execute des vibrations longi-
tudinales, qui elt inléré dans le cahier de février
des Annales de Chimie.
On a pu voir, par l’extrait que nous donné da
travail de M. Herfcheli le fils, fur l’action des
corps criltallifes fur la lumiere, que les. perfonnes
qui s’em [ont occupees jusqu'ici, malgre toute l’acti-
vite qu'elles ont mile‘ a expploiter cette nouvelle
mine de la Phylique découverte par Malus, avoient
cependant negliee de faire entrer un nouvel ele-
ment, la disperſion des axes de double refraetion,
qui paroit devoir &ire important.
M. Biot, Soc. ph., p. 89, s’etant procuré des
globules de la [ubliance verte qui (e trouve dans
les cavites de la malle de fer natif découverte en
Siberie par Pallas, s’eft alfure que ce [ont de ve-
ritables criſtaux a deux axes, d'une aggrégation re-
guliere, exercant la double refraction, caracteres
qui conviennent tous au peridot crifiallife. II ya
meöme apercu un clivage intérieur, fillonne de
ſtries, dirize [uivant un plan perpendiculaire à ce-
lui qui contient les axes, comme dans le peridot,
ce qui parott etablir de grandes analogies entre ces
deux ſubſtances.
M. Pelletier s'eſt aulli lervi heureufement du
309
procede de la polarilatiop pour montrer que le
baume de Copahu criftallife réellement en lames
jouillant de la double refraction, dont la forme pri-
mitive n’eft ni un octaetre regulier, ni un cube,
et que, par conlequent, cette [uhftance eſt une re-
fine, C'eſt une nouvelle preuve de l’importance de
Yetude de l’action que les corps criliallifes exer-
cent [ur la lumiere dans la Minerälogie; mais
nous ne pourrons mieux le faire fentir qu'en rap-
portant la reflexion par laquelle M. Biot termine
un article fur la chaux carbonatee magnelifere,
dont nous parlerons A l'article de la Mineralogie.
Les expériences que je viens de rapporter, dit-il,
etablillent deux refultats ellentiels. Le premier eſt
que toutes les fois qu'une [ubllance limpide et re-
gulierement criltallilee dans toutes [es parties, offre
des elemens ehimiques differens d'une autre quant à
leur proportion ou a leur nature, elle en differe
aulli par la double refraction qu'elle exerce; et le
lecond eft que, dans le cas particulier de la chaux
carbonatee magnrfifere et de la chaux carbonatée
pure, cette difference de compofition et de refra:
ction double correlpond A une difference de ferme
que le goniomètre a reflexion falt apprecier.
Electricitè. Il a été publié cette année un
tres petit nombre doblervations fur cette branche
de la phyfique. Nous avons cependant rapporte
deux nouvelles expériences d’electricite dans notre
Journal, Pune par M. Lefebre Gineau, fils, et dont
Vexplication paroit alle ficile, et l’autre par M.
Moll; celle-ci a evidemment beaucoup dlanalogie
avec celle que M. Van Marum a faite depuis long-
temps avec la grande machine, de Teyler a Har-
lem; aulli M. Moll s’enlert-il, comme le dernier
phylicien que nous venons de citer, pour appuyer
la theorie de Francklin qui n’admet qu'un [eul
Huide électrique, contre celle de Dufay, de Sym-
mers, de Coulomb et de la tres-grande partie des
phyliciens actuels qui veulent qu'il y en ait deux.
Il eft probable que cette queſtion aura été discutee
par les goncurrens au prix propole par la premi£re
claffe de l’Infiitut des Iciences a Amſterdam. En
attendant, MI. Van Marum a publié [ur cette ma-
tière, en 1819, un discours dans lequel après avoir
rapporté [on experience, il porte le defi aux phy-
Bciens de l’expliquer dans la theorie des deux fluides.
Daus cette experience, faite avec la machine de
Teyler, l’etincelle qui a pres d'un pied de long,
en pallant d'un conducieur à l'autre, offre un
grand nombre de ramificatiens toutes dirigées dans
le meéme (ens, comme dans l’experience de M. Moll,
Vouverture faite a la lame de plomb offre une ba-
vure dans la direction de la marche du fluide.
Magnetisme. La découverte la plus impor-
tante qui ait été faite dens le cours de cette année,
ell bien certainement, comme nous avons deja eu
occalion de le dire, l’identite du magneisine er de
Feieciriciie, ei it eſt probabie qu'elle aura une
— —
—
310
grande influence fur les progres de pluſieurs des
branches les plus difficiles de la Phyſique. Les
belles expériences de M. Oerſted devaient y conduire
nécellairement; et, en effet, M. Ampere a mis la
chofe hors de toute, comme M. Hachette l'a mon-
tıe dans un arrticle hiftorique [ur les expériences
electro-maznetiques, infere dans ce Journal. II pa-
roit qu'on avoit fait depuis alfez long-temps l’ob-
lervation qu'une pile de Volta avoit une influence
fur l’aiguille aimantee. En effet, on trouve dans
le Traite du Galvanisme d’Aldini, inprime en 1802,
que M. Monjon, profelleur de Chimie a Genes,
avoit fait une experience d'où il concluoit que le
galvanisme fait decliner l’aiguille aimantee; mais
cela ne peut rien ster de la gloire de Oerſted, qui
avoit prevu 4 priori dans [on ouvrage fur l'iden-
tite des forces chimiques et electriques, ce qu'il el
parvenu a decouvrir fept ans apres, que V’electricite,
dans [on Etat le plus latent, a une action [ur l’aimant.
Nos celebres compatriotes, MM. Ampere et Arago,
par les expériences luccelſives qu'ils ont ajoutees a
lidee mere de M. Oerſted, ont mis hors de doute
lidentite des deux fluides, le premier en montrant:
ı°. Que deux fils conjonctifs de metaux non
magnetiques s’attirent ou ſe reponl[fent par la [eule
influence du fluide électrique qui s’y trouve;
2˙. Que l'on peut remplacer un des fils conjon-
ctifs par un aimant, et qu'on obtient ainſi les méè-
mes phenomenes que ceux obtenus par M. Oerlted;
5°. Que hon peut remplacer enſuite le ſecond
fil conjonctif par un autre aimant et qu'on obtient
ainfi tous les phenomenes de Paction connue de
deux aimans.
Dans un et l'autre cas, il n’en relulte au-
cun changement.
Le fecond en failant voir:
4". Que l’on peut aimanter de la limaille de
fer par le fil conjonctif droit ou a l’aide du cou-
rant produit par une pile voltaique;
5. Et tous les deux, que l’on peut aimanter
un barreau d’acier en le placant dans la cavite for-
mee par un fil conjonctif, plie en helice autour
de ce barreau, et en lui donnant des pöles diffe-
rens, [uivant que l’helice tourne en [ens inverle.
M. Humphry Davy a ajoute:
6°. Que l'on peut obtenir le m&@me relultat en
attachant, loit immediatement, ſoit à quelque di-
ſtance, et m&me avec l’interpolition d'un morceau
de verre, de metal ou d’eau, l’aiguille d’acier a
un fil conjonctif perpendiculairement a ce fil; car
dans le cas du parallelisme, elle ne devient pas
magnetique;
7°. Que la decharge d’une bouteille de Leyde
ou d'une batterie électrique, à travers un fil de
metal, lui donne, au moment de [on pallage, des
proprieies tout-a fait femblables & celles de l’appa-
pareil voltaique, comme M. Arago l’avoit etabli
avant lui. 3
M. Ampere a de plus analy[e quelle etoit l’a-
311
ction réciproque de la terre, de fils conjonctifs
d'une aiguille aimantée. II a conſtruit une aiguille
aimantee artificielle en rendant mobile un fil con-
jonctif place en hélice. II a moniré que action
de la terre dirige un courant électrique, aulli bien
qu'elle dirige un aimant.
En general, ce que cette ferie de faits nou-
veaux offre de plus remarquable, c’eft qu’ils ont
eté pour la plupart prevus par la theorie ou con-
gus d priori avant que d'ètre verifies par l'expé-
rience. C’etoit ainli que M. Fresnel avoit été con-
duit à penfer qu'un aimant pouvoit décompoler
beau; mais il paroit qu'il n'a pu acquerir la certi-
tude du fait. M. Ampere n'a pu davantage y par-
venir.
Ces expériences devoient conduire à une nou-
velle theorie des aimans: M. Ampere conlidere
qu'ils doivent uniquement leurs propriétés a des
courans éleetriques dans des plans perpendiculäires
a leur axe.
M. Wollaſton penfe que les phenom£nes elec-
tro-magnetiques peuvent étre expliques en luppo-
lant courant electro magnetique pallant autour de
Paxe du fil conjoncuif, [a direction dépendan du
courant électrique, ou [ur les pöles de la batterie
avec laquelle il eft en connexion.
L’influence que les malfes de fer qui entrent
dans la liructure des vailfeaux exerce [ur l’aiguille
aimantde ayant été, année dernière, etudiee avec
loin par les vailleaux anglais de lexpediiion au
pöle nord, on a cherche s’il feroit po/fibie d'en
loumettre les effets au calcul; c’eft dans ce but
que M. Barlow, dans ſon elfai [ur les attractions
magnetiques, dont nous avons parle l'année der-
niere, avoit fait des expériences [ur une [phere de
fer, M. Charles Bonnycalile s'eſt également occupe
de cette matiere, mais purement theoriquement
dans un Memoire inlere dans le Phil. Mag., vol.
LV, p. 446. Le principe fur lequel il s’appuie,
n’eft qu'une extenfion de la loi d’apres laquelle eſt
zeglee action des corps electriles [ur les conduc-
teurs, donnee par M. Poilfon. et qu'il a employee
pour determiner le développement des fluides elec-
triques dans des [pheres qui agiffent mutuellement
l’une [ur autre.
M. Richard Phillips, dans le m&me recueil, ne
s’et pas born€ à expliquer la maniere dont il con-
coit que le magnetisme le diſtribue dans les malles
de fer, il cherche à expliquer l'électricité et le
galvanisme par la theorie mecenique de la matiere
et des mouvemens; en rappellant les faits bien
etablis, il en conclut que tous les cas d’excitation
@lectrique confilient purement dans la decompoli-
tion ou la [eparation des principes acide et alka-
lin naturels a la lubſtance ou au plateau de verre,
et que les phenomenes varies qui accompagnent le
rétabliſle ment partiel ou general, conltituent toutes
les apparences nommees électriques et galvaniques.
Il montre que l’electricite ne fait pas exception aux
— TIERE, .
312
pringipes mécaniques de la matitre, admettant que
le galvanisme n’eli qu'une electricite acc&leree.
.. Galorique. En traitant de la temperature dans
interieur du globe, nous avons deja eu l’occalion
de parler du lavant Memoire de M. Fourier [ur
les mouvemens de la chaleur dans une fphere dont
le rayon ef irés-grand, il nous fuffira de rappeler
que nous avons rapporté dans notre Journal, tom.
XC, p. 234, les corollaires qui peuvent le plus in-
téreller les géologues. M. Poillon a traité aufli.
par l’analyfe une queſtion fort analogue, c’eft-A-dire
la diftvibution de la chaleur dans les corps lolides,
Bulletin de la Soc. phil., p.792; mais ce neſt pour
ainſi dire que l’numeration de ce que doit con-
tenir chaque paragraphe d'un grand travail à ce
Iujet. \
N. Gay Luffac, Ann. de Chimie, mars, a re-
pris la queſtion du calonique du vide, et en rap-
pelant avec details une experience qui prouve que
quand on ıeduit ou augmente un espace vide de
matiere ponderable, le thermometre qui y eſt con-
tenu.n’offre aucune variation de tempsrature, il en
conclut que le vide ne contient pas de calorique à
la manière des corps, mais qu'il-peut .etre,traver[e
por le calorique rayonnant, et en quantité alfez pe-
tile pour ne pouvoir pas étre apercue par nos in-
firumens. i
M. Desprets a fait de nombreuſes expériences
pour determiner la quantité de chaleur dans diffe-
rentes vapeurs à differe relfions et lur la force
elaltique correſpondante, llet. de la Soc. ph.,
p. 1, et Ann. de Chimie, mars; elles ont eu lieu
avec Peau, l’acoo!, lether fulfurique et V’ellence
de terebenthine, Les principaux refultats auxquels
il eft parvenu [ont, 17, que la quanıite de chaleur '
nécellaire pour maintenir un poids egal de vapeur
a la meme temperature, ef la meme pour chacune
des liqueurs qu'il a obferyees A la méme tempera-
ture; 2°. que la loi de Dalton, qui almet qu'à par-
tir du point d’ebullition, la variation de la force
élaſtigue de la vapeur pour un meme nombre de
degrés du thermométre, eſt ablolument la mene
pour toutes les liqueurs, n'a pas toute la genera-
lite qu’on lui a [uppolee. ö
M. Navier, dans un article d’analyfe mäthe-
matique, infere dans le Bullet. de la Soc. phil.,
p. 97, [ur la variation de temperatıre qui accom-
pagne le changement de. volume des gaz, en ad-
mettant que les expériences connues ne fuffifent
pas pour nous apprendre avec exartitude quelle
chaleur [pecifique peut prendre une maſſe donnee
de gaz fous un volume donné, et cependam en
cherchant ä lier dans une formule empirique ceux
fournis par MM. Clément et Deformes. Bérard et
Delaroche, arrive a une formule definitive, par
laquelle il montre que l’elevation de temperature
obtenue par la comprelſion au lieu d'ètre presque
lans limite, comme l’ont voulu quelques phyliciens,
ne ſeroit lusceptible que dune limite allez peu
eloignee, à peu pıes de 360°.
313
Au ſujet d'un procbs important qui a eu lieu
dernierement a Londres entre une lociete d’alluran-
ces et un parliculier dont la mailon, lervant à l’u-
lage d'une rafinerie de luere, avoit été brülee, plu-
Heuss chimiſtes coniultes par le jury, et entre au-
tres MM. Brandes, Accum, ont fait des experien-
ces d’oü il ıefulte que le lucre chauffe ne pro-
duit du gaz inflammable A approche d'un corps en
ignition, qu'd la temperature de 3.4 400°, et que
Thuile n'en produit bas de tel au- dellous de 600”,
II faut cependant croire que la jufiice n'a pas
trouve dans les lumieres des favans confultes un
accord par fait pour la decilion de la queſtion, ſi
le feu pouvoit avoir été mis par accident ou par
la nature m&me de l’ufine, puisque le prelident des
alfifes a dit, dans [on analyſe des debats, que les
deux jours pendant lesquels les refultats des expé-
riences ont ete des jours, non de triomphe, mais
d’humiliation pour la [cience. (Voy. Phil. Magaz.,
avril.)
Du Son. Nous n’avons connu que dans le
cours de cette année, une excellente dillertation
inaugurale, publiée en 1819, par M. Richard Van
Rees, fur la vitelle et [ur la propagation du lon
dans les milieux élaſtiques L’auteur a traité [on
Iujet dans toute [on étendue, y a applique la haute
anal) ſe en ſuivant les traces de MM. de Laplace
et Poillon, et a fait un grand nombre d’experien-
Nombre Temps
1 Dates. des moyen
Obfervations oblerve.
5 dec. 1809. 26 27 062
8 juin 1811. 18 25,857
Idem. 12 25,806
1074 pieds Par. ou 333,7 metres, ou deux pieds et
emi de plus que les experiences de Paris, ce qui
fait une difference conliderable; il emploie tout le
quatrieme chapitre de la thefe & expoler les diver-
les opinions [ur cette difference entre la theorie
et l’experience; il les combat [ucce[fivement, et ad-
mettant comme la plus probable, celle qu’a propo-
fee M. de Laplace, et etablillant les calculs d’a-
pres les donnees fournies par MM. Delaroche et
B£rard [ur la chaleur Ipécifique, il arrive par la
theorie à donner pour la vitelle du fon dans Pair
commun, 341,54 par ſeconde, ce qui rend la diffe-
5
2.
—— — —
—
314
ces. Dans le chapitre Jer, il donne des notions far
la nature des iluides e£laltiques confideres en gend-
ral. Dans le lecond, il expole la théorie des mou-
vemens par lesquels le [on le propage dans les flui—
des elaltiques, ou des vibrations qu'il divile avec
M. Chladni en transverfales, longitudinales et gy-
ratoires. Le mode et les lois de ces vibrations
font le principal ſujet de lan travail. II commrnce
par donner l’hiltoire des ondes lonores depuis New-
ton jusqu'à M. Poillon; il applique lui meme b'ana—
lyle a la queltion, et arrive à une formule tres-
fimple; d'où il fuit que lorsque le fluide eſt homo-
gene, la temperature conſtante, le lon fe meut
avec une vitelle uniforme, qu'il ſoit grave ou aigu;
mais le changement de temperature a une influence
fur cette vitelle, tandis qu’il n'en elt pas de meine
de la denfiie. En appliquant des nombres aux
quantites de la formule, et en [uppolant la denlite
de l’air [ec à celle du mercure:: ı : 10463, d’a-
pres M. Biot; à la temperature de la glace, et fous
la preilion barometrique o,70met; il montre que la
vitelle du [on dans Pair doit &tre de 27gmet,og par
leconde. Mais d’apres les expériences les plus exac-
tes, il trouve une grande difierence entre le reful-
tat obtenu par la therie et celui que donne l’expe-
rience; en elfet, celles qui on été faites en 180g
et 1811 pres de Dulleldorf, par le profelfeur- Ben-
zenberg, donnent, d’apres le tableau ſuivant,
Vitelle Vitelle
moyenne Temper. la temper.
oblervee. ' de o R. f
1031,9 17,51: BR. 1028.3 3 8
1080, 0 | 12°,7 : 1026,8 4
0797 22 „4 102751 a
rence alfez peu conliderable pour qu'on puilfe at-
tribuer a l'imperfection de l'eſtimation de la cha-
leur Ipécifique des gaz. Dans le dernier chapitre,
M. Van Rees donne le réſultat des expériences fai-
tes avant lui Sur la propagation du [on dans d'au-
tres fluides elaliiques, et il joint les relultats, des
fiennes qui ont été faites avee le plus grand ſoin
avec des appareils particuliers dont il donne la
delcription et la figure, et [ous les auſpices de MM.
les protelfeurs de Frameyer, et de Moll. En voici
les refultats:
20
| i z Long. Vitelfe Viteffe *
Espece de Fluide Origine. Temp. de la du lonꝰ o, du lon ao,
elafiique. cent. Corde. par la lon. par l’elaft, 2
de.lacord. | Ipécifig. 0
A. rec. ſur eau. g 155 f
g. oxygene. Du Per de mang. 15,6 1,054 | 316,6 517,7
azote. Comb, du phosph. 12,8 9,087 538,1 339,0 i
hydrog£ne. Du zinc et A. fulf. 16,1 0,565 914,4 12355 r
acide carbon. Du marb. et id. 14,4 1,212 2755 270,7
oxide de carb. ! Delarraie et d. zinc 10,6 ° 1,055 316.9 zart b
protox. d’az. Du nit. d’amm. 17.3 1,186 281,4 270,6
deut. d’az, Du cuivre et A. nit. 80 1,077 509,8 317,4 4
hydr. pur carb. De P'alc. et A. [ulf. 10,0 1,050 317,8 55774 13
B. fur le mercure. EB
g. acidehydr. [ulf. | Sulf. de fer et A. ſul. 10,0 1,947 318,7 DORT 10
[ulfureux. ; Mercure et id. 8,0 1,456 229,2 229,2 eint
hydrochl. | Mur. d’am. et id. | 879 1,079» 309.5 298 8 *
ammon. M. d’am. et chaux. 13,0 1,857 599,4 452,0 N RR
C. vapeurs. | : f
vap. d’eau. Tem. de la vap. 54° 10,6 0,850 369,6 422,6 Ka
vap. d’Alcool. 48 14,0 1,090 289,1 202,7 by Su
Mecanigue, etc. Nos lecteurs fe rappelleront [ans
doute la theorie que M. Girard avoit propolée les an-
nees dernieres pour expliguer la diminution de l’ecou-
lement de l’eau et de l’alcool par un tube capillaire ad-
ditionel; il admettoit que cela etoit dü à l’exiftence
d'une couche plus ou moins Epailfe du fluide fta
gnante et adherente aux parois du tube. M. Le
Hot, qui s’eft occupe du m&me [ujet dans le cours
de cette annee, et qui a fait des experiences rap-
portees dans les Annales de Chimie, tom. XIII, p.
5, revient au contraire a JPancienne théorie, et
pense que l’ecoulement des fluides par des tubes
capillaires, eſt retarde par la méme caufe qui di-
minue l’ecoulement dans des tuyaux d'un grand
diamètre, c'eſt-à-dire que" cela eſt du a la diminu-
tion de vitelle de tous les filets fluides; diminution
qui va en augmentant du centre à la circonference,
et que l'aagmentation de temperature diminuant
Fadbérence de l'eau et de l’accool pour le verre,
ibsenſuit que Pun de ces fluides doit s’ecouler plus
promiement A 5 gas ceite temperature aug-
mente.
M. Girard, dans un Me&moire infeıe dans le
méme recueil que je viens de citer, à confidere
les canaux de navigation lous le rapport de la
chute et de la distribution de leur eclules. II s’e-
toit ellentiellement propold diindiguer les moyens
de [uppleer à i'infuffifance des eaux, qui empéche
quelquefois d’ouvrir un canal. Le relultat princi-
pal auquel il eft parvenu, eft que quand un canal
ne peui &tre alimente que par les eaux rallemblees
dans lon bief culmivant, la chute de [es
Eclufes doit decroitre a melure que Pon Se-
loiene de ce bief, et le decroillement des chutes
doit Etre, en luppofant le lol homogene, exacte-
ment proportionnel à la longeur des biefs qui les
precedent. Ce rélultat demontre par l’analyle, fait
voir, qu'il lera pollible d'établir un plus grand
—
nombre d’ufines [ur des plus petits canaux, et que,
par conléquent, l’agrieulture y gaguera; 1⁴ priſe
d' eau et l'evaporation journalieres diminueront; les
mouvemens des écluſes, plus fimples, poufront etre
confies à de fimples bateliers: l’entretien des murs,
de portes d’eclules meins eleves, foutenant unt
poids de liquide moins conhderable, lera moins
dispendieux, et enfin le nombre des canaux de na-
vigation, dont importance eſt fi generalement len-
8 5 pourra étre facilement augmenté.,
Le Philoſoh. Magazine a publié quelques ob-
fervations intérellantes (ur l’expanlion. et la con-
traction des ponts de fer, dans lon cahier d’avril.
On trouvera dans le cahier du mois de-juin du
meme recueil des expériences comparatives lux la
reliftance des cables en chaines de ler employés en
Angleterre, au lieu de ceux de chanvre, pour at-
tacher les ancres des vaillaux; mais les unes ni les
autres ne [ont guère [usceptinles d’exträit.
Gebe m vie
Traites generaux, Theorie generale, etc. L’im-
portance de la Chimie, ainfi que l'extenſion tou-
jours croillante que l'on donne A [on Etude, fe
prouvent par la publication luccelſive de nouveaux
traites généraux plus ou moins deiailles: c'eſt ainfi
qu’en France nous avons vu paroitre dans le cours
de cette annee la troilieme edition de celui de M.
Thenard et la deuxieme des Elémens de Chimie
de M. Orfila M. Brugnatelli a aufli publie en Ita-
lie un manuel pour l’etude de la Chimie, ouvrage
qui manquoit dans [e pays. NI. Thomlon, en An-
gleterre, depuis la premiere pnblication de ſon ly-
nleme general de Chimie, n’eft pour ainſi dire oc-
cupé qu’a en pieparer de nouvelles Editions, , Cet
ouvrage elt [urtout remarquable par l’hilioire des
perfectiionemens l[uccellis que la Icience a recus
317
dans chacune de ces parties et dans les temps mo-
dernes. M. Brande a donné, dans le Jo.rnal de
de I'Inſtitution royale, tom. IX, p 225, une es-
quille evidemment incomplete de l’hilioire de l’Al-
chimie; et, en effet, il ne parle guere que de la
transmutatlon des métaux en or.
On lira avec. beaucoup de fruit l’rexpofition
tres- claire et tıescompleie de la theorie atomiltique
que NI. Macneven a donnee dans les An. of Phi-
lofophy ; il en discute origine avec beaucoup de
fagaciıe, accorde A chacun des chimiſtes qui ont
fervi à fon perfectionnement, la part qu'ils y ont
eue, et lait connoitre avec loin l’Eiat actuel de la
feience. Nous regrettons que ce travail ne foit pas
fusceptible d’extrait; mais nous ne delesperons pas
de le faire conuoitre en eutier ä nos lecteurs.
M. Emmett, dans un, Memoire ‘fur les princi-
pes mathematigues de la Philofophie chimique, in-
fere dans le meme Journal, ne s’eft occupe que de
pure theorie; il cherche à établir que le calorique
eſt un fluide elafique, et que de fes eflets joints
à ceux de la force centripète, démonerée par New-
ton, rélulte l’explication; des premières lois de
action chimique et corpusculaire. a
N Es peces de Sa::
5 Hydrozene. 1 1 5 * 8
Oxigene. x 0 8 8 8
Azote. 8 5 5 8 5 8
Chlorine. A 5 u 8 A
Vapeur d’iodine. 8 8 5 1
Vapeur de carbone. 8 3 2
Vapeur de [oufre. 5 5 > 5
Vapeur de phosphore. : . 8
- Protoxide d’azote. S 5 - -
Deutoxide d'azote. 8 8 s
Gaz acide muriatique. . . . 8
Gaz acide hydriodique. 8 .
Protonde de chlore. 8 5 .
G ammoniac. 3 sende x
Acide carbönique R b Ä
Oxide de carbon. 2 5
Atıde clöro carbonique . 3 3
Gaz oléfiant. 8 3 8 5 9
CCC ²˙ BIN AN EN
Cyanogene. . 5 5 a
j HELLER SEO TR AUSSER. IR .
57 Hy drögèene falfur ee x
Hydrögene phöo-phöre. en, .
Bihydrogure de ’phosph:". ®' 8
Reide lues us- West obe ss as
ii ! au Fa ren) are 8 281 51
Corps: ſimyles non metalligues. Nous avons
fait cönnoitre les premiers félultats suxquels M.
Chesreul ef parvenu dans Petite de la zireone qu'il
a extraiie du zircon de Geh lati, gui contient beau-'
cdup d'oide de fer et ue certaihe guanlité d'oxide
de iitane qui paroit lui étre stranger ıb ırlic 28
M. Gaultier de Claubry, dans les Annales de
7 J
” u —
m
Peſant. Ip. theor. L’air étant Y’unite,
318.
Une nouvelle preuve, sil en étoit beloin, que
les conliderations d priori [ont d'une grande im-
portance pour ſe determiner dans l’adoption.des re-
[ultats, le trouve dans le Memoire de M. Thom-
fon fur la pelamteur fpecifique des gaz. En effet,
on y voit que les expériences que ce celebre chi-
milte a faites avec toutes les precautions convena-
bles, non-leulement dans les pelees, mais encore
dans la putere' des gaz [oumis a l’experience, le
lont trouvées le plus louvent confirmer les quanti-
tes que M. Prout avoit déterminées d’apres la ıheo-
rie. Dans ce travail, extrèemement important pour
la theorie atomiſtique, M. Thomſon a discute es
etabli la pelanteur [pecifique de vingt esipeces de
gaz, dont il deduit le poids atomiftique reel de
huit corps fimples; il établit deux lois générales
tres importantes: ı°. que la pelanteur atomiſtique
de lept autres corps eſt multiple de l’atome d’hy-,
drogsene, et 2, que le poids d'un atome d'un gaz
elt deux et quelquefois quatre fois [a peſanteur [pe-
cifigue, en prenant la peſanteur [pecifique du gaz
oxigene comme unite. Nous allons nous borner &
rapporter la peſanteur [pecifigque des vingt especes
de gaz, telle que l’exprrience l’a donnee, et que
la theorie l’avoit indiquee.
Pelfant. Fpecifig. exper.
0,6994 0,0694
1271127 0,1117
0,9722 0,97286
0,5000 2,5000
8,6805 8,68 188 ;
0,4166 0,41503
1,1111 1,11046
0,8553 0,8559
1,5277 1,5209
1,0416 15 4096
1,28472 ‚ 1,28436
4.5750 4,57566
2,4444 2,4015
0,59027 0,5951
1,5277 2,5266 2
0,9722 0,9694,
5,4722 3,4004
0,9722 0,9709
0,5555 0,555
1.8055 1,80595
2,2222 2,22216
1,1805 1,17926
8,90277 a 0,902735
0,9722 0,9053 3
a 2,694 f
Chimie, tome XIII, p. 289, allure avoir confirmé,
contre L'allertion de M. Fyfe, que le fuctis veficu-
lo/us contient réellement de l’iode, comme il la-
vôit dit dans fon premier travail; il s’elt aulfi con-
vaincu que les éponges en contiennent, et non pas
leulement après l’ineineration ‚| mais meme avant,
et que, par comlequent, il eſt probable que ges‘
4
319
corps eontiennent V’iode a ‚Vetat d'hydriodate de
potalle, comme les fucus.
M. Chevreul, en analylant l’enveloppe crulta-
cee d'un homard, aftacus marinus, conlerve depuis
long-temps dans les galeries du Muleum d’Hiltoire
naturelle, y a trouve de l’iode ou pluét de hy-
driodate de ſoude, comme cela a Et- rapporte dans
une note d'un Memoire de M. Geoffroy Saint Hi-
laire; mais le tet de plufieurs homards venus frais
du Hävre, ne lui ayant prelente aucune trace len-
fible d'iode, M. Chevreuil a éte conduit A altribuer
quelque caufe accidentelle, la prelence de cet ele-
ment, dans le tet qui provenoit du Muleum,
Corps fimples metalliques.‘ M. Pelletier a pu-
blie, dans les Annales de Chimie, tom. XV. p. 5,
un travail trös-&tendue pour lervir a l’hiltoire de
Vor, dans lequel il examine fuccelfivement l’action
des acides mineraux fur les chlorures d'or, fur les
oxides d'or, celles des lels (ur le chlorure d'or, des ba-
fes lalifiables, c’eft-A-dire de la polalle, de la bary te,
de la magnelie, des prétendus lels triples d'or, action
de b'iode; enfin il termine par l’examen de l’action
des acides 'vegetaux [ur le chlorure et [ur oxide
d'or. Les conclulions auxquelles il arrive lont les
luivantes: 82 5 i
1˙. Lor doit &tre conſidèré comme un metal
electro-négatif, c'elt-à-dire comme donnant lieu à
des oxides qui ont plus de tendance a faire fon-
ctions d’acides que fonctions de bales.
2°. Les oxides d’or peuvent former avec les
acides de veritables combinailons lalines.
3°. Le protoxide d'or peut s’unir aux alcalis et
a d'autres oxides m£talliques, en formant des com-
binailons qui jouillent de proprietes particulieres.
4. L'or, dans la dillolution dans l'eau regule,
eſt A l'état de perchlorure.
5°. Les pretendus ſels triples ne [ont que des
melanges dans lesquels l’or eſt encore à l'état de
perchlorure.
6°. L’or s'unit à l’iode au moyen de l’acide hy.
driodique iodure, et forme un compolé dont les
proportions [ont. trente-quatre d’iode et loixante-
fix d’or.
7°. D’apres les proportions de l’iodure d'or, on
peut arriver a donner exactement pour celles des
oxides des chlorures d'or, 3,5495 d’oxigene pour
cent pour le protoxide, 10,03 pour le peroxide.
8°. Enfin les acides et les lels vegetauxont [ur
le chlorure l’oxide d'or des actions différentes; ainli
Vacide oxalique et les oxalates décompolent le
chlorure, l’or fe -reduit et il ſe degage de l’acide
carbonique, ce gui confirme l’opinion de M. Du-
long [ur la compofition de cet acide. Les acides
tartarique, citrique, ne decompofent pas le chlorure
d'or, mais bien les tartrates, les citrates et mémes
les acétates, quoique plus lentement. Ye
Les acides oxalique, citrique, tartrique et acé-
tique, réduilent tout Poxide d'or, et avec le pre-
mier ſeulement il y a degagement d'acide carbo:
nique. 10 is l „ np lde 184 pa
x
‚ete publié
Lullac a ajoute,
320
En parlant Pannée dernibre d'un nouveau me!
tal que M. Eampadius avon découveft et nommé
wodunıum,; nous avons dis qulaucun chimiſte n’a-
voit élevé de doutes Asce lujet; mais cette annee
inen elt pas de néme, et M. Stromeyer, qui a ana-
ly le m&me mineral dent M. Eämpadius avoit
extrail 20 pour cent de lon nouveau metal, n'y a
trouve aucune [ubltance. qui ne füt bien connue;
en effet, il contient, fur cent parties; nickel
16,2 90, cobalt avec un peu de manganpfe 4,2557,
fer 11,1238, cuivre 0,73751, plomb 0.5267, arlenic.
56,2015, loufre 10,7137 et des trages d’antimoine. -
Corps compoſès acides. Il faut, que la deter-
minalion de la proportion des principes conflitdans
des corps compolés acides lolt fort ditficile, , puis-
qu'il eft aflez rare de trouver, un accord, parfait
entre les chimiſtes [ur l’evaluation de ces propor-
tions; ainſi, par exemple, Paeide phosphoreus, d’a-
pres M. Berzelius, contient les 3 de 'oxigene qui
le trouve dans l’acide phosphorique; mais M. Thom-
fon, Ann. of Phil., tom. XV, p. 227, cherche &
prouver qu'il en contient au juſte la moitié, et
il etablit les calculs [ur la combination de Foxigène
avec le gaz hydrogene phosphure, en admeitant
que ce gaz ne contien que ‚fon, volume d’hydro-
gene; relultat contraire a celui qu'ont admis la
plupart des chimiſtes d’ap:es MM.. Theaard et Gay
Lulfac, qui penient qu’ıl en contient environ une
fois et demie lon volume. ER,
Au [ujet du Memoire de M. Herfchell fur l’a-
cide hypo-lulturique et (ur les combinailons qui a
> dans le cours de ceite année dans le
Journal philolophique „d’Edimbourg,. etydont nous
avons dit quelque chole,„l’annre‘,derniere, M. Gay
Anna de Chim, „ t. XIV, p. 361,
qulque oblervations extraiies d'un M emoire /ur les
Suljites julfures, lu a la Soriere philomatique en
1814. II paroit que malgre un grand nombre d’ef-
lals, il n'a pas ete.plus heureux; que M. Herichell,
c’eit-A-dire qu'il n'a pu iloler cet acide, de exi-
llence duquel il a obienn également des indices
certains; mais il paroit qu'il le d«compole fi promp-
tement, qu'on ne peut. en. avoir qu’un® tres petite
‚guantite à l’etat de liberté, eis encore neeli-ıl jamais
pur; il ne s’eli donc guères occupe que des combi-
nailons de cet acide, et il a vu que hy po-lulfite
de firontiane elt forme d'un atome en proportion
de bale, de deux atomes de loufre, deux d’oxigene
et cing d’eau,, d’oü il.a,conclu des proportions de
Y’hypo-lullureux.
II lui paroit que cet acide eſt
fans doute le lonfre kydrogene, de M. Berthollet,
et que les hydro-luitures ſullurés font de veritables
lels analogues aux hypo-luifiies, et que le nom qui
leur conviendroit, s’il etoit,plus aile à prononcer,
Teroit celui d’kypo-hydro-fulfites. Il rappoxte auſſi
que l’acide :hydro-[ulfurique forme deux combinai-
lons difiinctes, avec les alcalis comme l’acide, carbo-.
nique, et. qu’on devoit dillinguer..des.hydro-Lulfates
et des bihydro-lullates, % ihr Horse du 85
NI. le dugteur, Forsbhampaer, a fait pluſieurs
321
re» 212 II “N . ’
expériences fur le cameleon mineral, d’oü il re-
fulte qu'il peut fe fsrıner deux acides par la com-
binailon du mangant[e et de l’oxigene; bun le
trouve dans le caméléon vert, c’elt celui qu'il nom—
me manganefeux; il elt extremement aile à le de-
compoler, avec la potalle il forme un lub manga-
nelite; mais quand la potalle eſt faluree, l’acide elt
decompole en deutoxide de mangancie et en acide
manganeligue qui eſt Pautre espece, et qui forme
le cameleon rouge. Cet acide elt d'un beau rouge,
d'un gott delagreable, piquant; il teint la peau et
les matieres animales et vegetales en couleur d’un
beau brun; par l'évaporation et la chaleur, il ſe
decompole et forme un oxide brun de manganele,
et exhale une odeur [emblable à celle d'une ma-
chine électrique en action. Il en eft de mème
quand on l’expole au ſoleil. Quand on le chauffe
avec de l’acide muriatique, il elt entierement de-
compole. L’acide manganeleux eft compol[e de 100
parties de metal et de 97,887 d’oxigene, et l’acide
manganelique de 100 de metal et de 132 d’oxi-
gene. A ce lujet, M. Forshhammer eyant été ob-
lige d’etudier avec plus de loin les oxides de man-
ganele, les trouve compoles ainfi: [ur 100 parties
de metal, le lous-oxide contient 20,576 d’oxigene,
le protoxide 31,29, le deutoxide 42,04, et enfin le
peroxide 62,819; les quantites d’oxigene etant a peu
pres comme 2, 3, 4. et 6.
Des Corps compo/es non acides et non metal-
ines. Le Memoire que M. Berzelius a publié
dans le Journal philolophique d’Edimburg fur quel-
ques corps compoles d'alfinités foibles, contient des
oblervations d'un interet majeur, non-leulement
pour la Chimie elle meme et pour le perfection-
nement de l’analyfe, mais encore pour la Minöra-
logie proprement dite, en failant voir que 'on
peut former pour ainli dire de toutes pieces dans
nos laboratoires des combinailons a aflinites foibles
analogues a celles qu'on trouve dans Ta mature et
dont la Mineralogie fait les especes fous le nom de
mineraux, et que fi on ne les a pas encore ohfer-
vees, ce n’elt pas parce qu'il ne s’en forme pas,
mais jusquici la Chimie n'a encore bien ciudie
que les combinaifons a affinite forte, comme celles
qui relultent d’acides puilfans joints à des bales al-
calines. M. Berzelius avoit cependant dejä fait voir
qu’on pouvoit produire artificiellement une compo-
litlon tout-a-fait ſemblable à celle de l'idocrale.
Les lels doubles produits dans nos laboratoires ne
contiennent ordinairement que deux [els qui ont la
bale ou l’acide commun; on n’en connoit encore
qu'un qui [oit forme de trois fels diflerens; tan-
dis que dans la nature on trouve un grand nombre
de hlicates avec triple ou quadruple bale. M. Ber-
zelius, dans le Memoire dont nous parlons, denne
Panalyſe d'une carbonate double à bafe de potalle
et de magnelie qui s'eſt produit, au bout de quel-
ques jours d'un inélange d'une dilfolution de bi-
carbonate de potalle en leger excès, et d'une diffo-
lution de muriate de magnelie. Par Panalyſe de-
Eltt, Anz. z. J. 1628.
— 55
licate qu'il en a faite, ce fel dans lequel étoient
fur 100 parties, potalle 18,28, magnélie 16,90, acide
carbonique 34.45 et eau 31,60 a montré un exem-
ple que deux lels formes par le méme acide, et à
differens degrés de laturation avec des bales diffé-
rentes peuvent s’unir et conftituer un [el double,
comme on en voit des exemples dans quelques mi-
neraux qui [ont des filicates à differens degres de
laturation, et que la quantite d’eau exiftante dans
un [el double n'eſt pas toujours la m&me que celle
qui le trouve dans chacun des ſels compolans, pris
feparement.
En analylant la magnelie blanche [ur la com-
polition de laquelle les meilleurs chimiftes font en-
core fi peu d'accord, M. Berzelius montre apres un
tres-grand nombre d'ellais, qu'elle eſt compolee de
44,58 de magnelie, de 535,70 d’acide carbonique et
de 19,72 d’eau, ce qui le trouve tout-a fait confor-
me a la théorie en la regardant comme compolée
d'un carbonate de magnelie et d'un hydraie de
magnelie, l’eau jouant ici le röle d’acide.
Le carbonate de zinc, qu'il montre èétre com-
pole de 73,15 de zinc, de 14.72 d’acide carbonique
et de 12,13 d’eau, lui paroit aulfi étre forme d'un
carbonate de zinc et d'hydrate de zinc. M Smith-
fon, depuis plufieurs années, avoit trouve dans la
nature une espece de calamine dont la compolition
elt tout-A-fait la meme, et qu'il avoit aulli regardee
comme formee d'un carbonate et d'un hy drate.
M. Thomfon a analyle le chlorure de foufre
dont on lui doit la découverte, et fur la compoli-
tion duquel on n’etoit pas d'accord; il l’a trouve
compole [ur cent parties, de 48,09 de chlore, et
de 45,81 de foufre avec une perte de 6,06 que M.
Thomlon attribue a la longueur de- l’opdration et
a la grande volatilite du chlorure de loufre. M.
Gay Lullac, en rapportant cette analyſe dans les
Annales de Chimie, penſe que M. Thomlon.a eva-
lue beaucoup trop bas la proportion de loufre.
M. Gay Luffac, Ann. de Chim., tom. XIII.
p. 308, fur la grande discordance qui exiſte au [u-
jet de la proportion des principes conſtituans du
lulfate de magnelie, entre MM. Henri, Berzelius
et Longchamp a repris cette analyle; il y demon-
tre que la magnelie calcinee au blanc n’eft pas
une hydrate, comme l’avoit cru ce dernier; que
le lulfate de magnelie contient 51,45 d’eau et 48,57
de fulfate anhydre ou 7 proportions d’eau, et que
le nombre équivalent de la magnélie elt 24,719,
ce qui ek fort éloigné du rélultat auquel M. Long-
champ étoit parvenu, puisque, [uivant lui, ce nom-
bre leroit 19,718.
Nous dirons peu de chofes de l’analyfe du bi-
tartrate et du tartrate de potalle que M. Thomfon
a publiée, parce que nous en avons donné la tra-
duction; nous rappellerons ſeulement qu'en rem-
plillant cette lacune dans la fcience qui pollede
peu d’oblervations [ur les chromates, M. Thomſon
a etabli que le chromate de potalle eli forme de
50 parties d’acide et de 48 de potalle, ce qui le
21
323
rapproche beaucoup du refultat donné par M. Ber-
zelius, et que le bichromate contient 68,421 d'acide
et 31,579 de potalle.
Le méme chimilte eſt revenu [ur l'analyſe qu'il
avoit donnee il y a deux ou trois ans de l’oxj-ınu-
riate de chaux qui forıne, en plus ou moins grande
proportion, la poudre a blanchir de Tennant, fur
Pobfervation faite par M. Gay Lullac, que le pro-
cede qu'il avoit employe (le nitrate de potalle) etoit
infuffilant. D’apres la nouvelle analyſe qu'il en a
faite, il conclut que cet oxi-muriate eſt compofe de
51,91 de lous-bichloride de chaux, de 15,46 de
chaux, de 27,86 d’eau, et de 4,77 de chaux non
combinee; mais il paroit que cette poudre elt [us-
ceptible d'allez grande variation, puisqu’il en a
trouve qui ne contient que 30.32 de fous-bichloride
de chaux, 16,95 d’eau, et 28,05 de chaux non
combinee.
M. Riffault, Ann. de Chim., aoüt, a montre
que Palun à bafe d’alumine et d’ammoniaque, con-
tient lur 100: 12,961 de f[ulfate d'ammoniaque,
38,885 de [ulfate d’alumine et 48,154 d’eau, ce qui
eft tout-A-fait d'accord avec la théorie des propor-
tions chimiques, et que, par conf&quent, il elt tout-
A-fait femblable à l’alun ordinaire.
Des Alliages. Les recherches les plus intérrel-
fantes qui ont été publiees dans le cours de cette
année, [ur cette matière, au moins pour l’impor-
tance de leurs réſultats, [ont celles de MM. Sto—
dart et Faraday [ur les alliages d’acier, que nous
avons rapportees dans l'un de nos derniers cahiers;
Von a pu voir combien peu il falloit d'un autre
metal pour communiquer a !’acier des qualites tou-
tes differentes de celles qu'il auroit [ans cela.
Nous avons également publié, dans le meme
tome du Journal de Phylique, les recherches in-
tereflantes de M. Serullas fur les alliages de fodium
et de potallium avec d’autres metaux; on a pu y
voir que les metaux tres fulibles, traites par le tar-
trate de potalle ou de loude a une temperature ele-
vee, font lusceptibles de former des alliages plus
ou moins riches en potallium ou en lodium, ce
qui fe manifeſte par l’action plus ou moins vive
qu'ils exercent [ur l'eau, et par quelques autres ca-
ructères, et entre autres par leur tournoiement fur
le bain de mercure [ec ou aqueux, et par la quan-
tite de calorique que les alliages avec le bismuth
ei l’antimoine dmeitent, l’orsyu’etant pulveriles, ils
font expoies au contact de Pair; ce qui conduit M.
Serullas A montrer que la propriete qu’a le pyro-
phore de brüler dans cette circonltance, eſt due a
une certaine quantité de potallium, dont la facile
combullion occalionne celle du loufre et du-char-
bon, et que les mouvemens que ces alliages, mis
fur Peau, eprouvent, font dus a un degagement
d’hydrogene, comme ceux du camphre, dans la
méme circonfiance, viennent du desagement d'une
forte de gaz camphre. M. Serullas fait voir, dans
le méme Memoir, que ces allinges du poinlium et
du lodium avec les métaux lont beaucoup moins
volatils qu'on auroit pu le pencer d’apres la vola-
tilte d'un des metaux; et, en effet, le fer, par
exemple, n’abandonne jamais entierement, mème
a une temperature rouge, le potalfium, union de
la meme [orte que celle que Pon voit également
entre l’antimoine et l’arlenic; ce qui fait que Pan-
timoine du commerce provenant des mines arleni-
cales, contient ſouvent de l’arlenic, comme le fait
oblerver M. Serullas en terminant son Memoire,
Au /[ujet des expériences de M. Lucas [ur l'ab-
lorption doxigene par argent à l'état de fulion,
oxigene qu'il lailfe degager quand il ſe refroidit,
M. Chevillot a etudie les differentes circonltances
du phenomene: il a d’abord confirme le fait en
receuillant le gaz qui [fe degageoit quand il jetait
l’argent fondu dans Peau; il a vu que lorsque ce
que lorsque ce metal étoit m£&le avec une certaine
quantité de cuivre, cette abforption n’avoit plus
lieu, non plus que l’orsqu’on le, recouvroit de char-
bon. Aucun des auires metaux qu'il a ellayes,
comme l'or, le zinc, le bismuth, l’antimoine, le
plomb, le _cuivre, oxide de firontiane, le deutoxi-
de d'étain, ne lui a vrelente les mémes phenöme-
nes, a moins qu’ils ne lullent projeiés dans leau
avec la coupelle, et alors il sell allure que l’ab-
lorption d’oxigene était due au carbonate de Joude
qu’elle contient. e
En traitant du [ulfate de platine, par l’alcohol,
M. Edmond Davy a obtenu un lingulier pr-cipite,
lous forme de poudre noire, compole de platine,
d’oxigene et des elemens de l’acide nitrique, et qui
trempe dans l’ammoniaque, acquiert la propriete
d’eire fulminant et de produire inſtantanément de
la lumiere. -
Le ım&me® chimifie, en traitant ce platine ful-
minant par l’acide nitrique, a obtenu un nouvel
oxide de platine qui elt compolé de cent parties
de platine et de 1,9 d’oxigene. Il elt d'une cou-
leur. grile.
Chimie vegetale. Le Bulletin de la Societe
philomatique a donné, page ı7 du volume de ceite
année, une hilloire abreg&e fort inliruciive de Phi-
foire des nouveaux alcalis vegetaux decouverts dans
ces derniers temps, et qui contient en mème temps
leurs caractères principaux compares. II y elt que-
tion de la morphine, de la Itychnine, de la bru-
cine, de la picrotoxine, de la delphine et de la
veratrine. Mais depuis, il en a encore été decou-
vert un plus grand nombre; ainfi nous avons eu
loin de rapporter ce qui elt vemu a notre connoil-
lance [ur la daturine trouvee par M. Brandes, dans
les graines du daturinum ſtramonium, lur l’atro-
pium et l'hyosciamium découvertis par le méme
chimiſte dans la bellädona atropia et V’hyroscıa-
mus niger, [ur la piperine dont nous devons la
dscouverte à M. le prolelieur Oerlledt de Copenha-
gue, el qui donye au poivre ‚(on äcrete: il paroit
que le capficum annum comüent aufſi une de, ces
fubftances alchaloides: Mais, en general, la plupart
de ces lubltances ne paroilleui- pas avoır «ie
> a
Basic
325
examindes encore tout-a-fait fulfifamınent et [urtout
d'une manière comparative. Nous ne pouvons pas
appliquer cette oblervation a la veratrine, dont
nous nous lommes bornes à annoncer la découverte
dans le cours de l’annee derniere. Depuis ce temps,
MM. Pelletier et Caventou, à qui nous la devons,
ont publié leur travail dans les Annales de Chimie,
tome XIV, p. 69. Cette lubſtance le trouve dans
la lemence de cevadille (veratrum ſebadilla), dans
la racine de l’hellöbore blane (veratrum album),
et dans celle du colchique commun (colchicum au-
zumnale), plante qui appartient a la m&eme famille.
Elle eſt blanche, pulverulente, inodore, tres-äcre,
tres-irritante de la membrane pituitaire et intelti-
nale, au point que quelques grains ont fuffi pour
determiner la mort [ur des animaux. Tres-peu lo-
luble dans l'eau froide, l'eau bouillante n'en dil-
lout qu'un millitme; mais elle eſi très soluble dans
alcohol. Elle fe fond facillement à 50°, et prend
Yaspect de la cire. Elle elt compofee d’hydrogene,
de carbone, et d’oxigene, comme la firychnine, et
ne donne pas de trace d’azote; elle lature les aci-
des et forme avec eux des ſels incriftallifables qui
par l’evaporation, prennent l’alpect de gomme. Il
parroft quil eſt fort difficile d’obtenir ces combi-
nailons. Elle efi infoluble dans les alcalis et le
dillout dans tous les acides vegetaux.
En analylanı l’elaterium, [ubltance dont l'a-
tion draſtique elt fi deltructive, M. le Dr. Paris a
decouvert un nouveau principe vegcıal, mris qu'on
ne peut comparer avec les precedens. Il Pa obtenu
en traitant par l’alcool, puis par l'eau bouillante;
le refida inloluble elt l’elatine; elle eſt inflamma-
ble et brüle en repandant une odeur aromatique;
elle eſt foluble dans les alcalis; elle forme, avec
Palcool pur une magnifique teinture, qui a une
certaine odeur nauleabonde et qui eſt precipite par
Peau; elle eft molle et d'une peſanteur ſpécifique
conliderable, s'enfengant prompiement dans l'eau,
earacieres qui la diſtinguent de la reline ordinaire.
Elie purge a très petite dofe, et il paroit que c’elt
dans cette [ubltance que relide toute la propriete
purgative de l’elaterium.
Nous avons rapporté que M. le Dr. John, de
Berlin, penloit avoir produit de 'acide benzoique
de toutes pieces. Ce qui eſt plus certain, c'eſt que,
comme nous Pavons aufli indique, M. Vogel a de-
‚ couvert‘ la prelence de l’acide benzoique que jus-
quwici Ton ne croyoit exifier que dans le benjoin
et dans Purine des animaux mammiferes, dans la
dene de Tonka et dans les fleurs de melilot, plant
fort commune dans nos pays. ;
Peut-etre que la ſingulière fublance que M.
Garden a trouvee dans un appareil a diftiller le
goudren, et dont nous avons parlé tome XCX, p.
258, a quelques rapporis avec la fubllauce que M.
le Dr. John a regardee comme de l’acide benzoi-
que, quoique cependant ſon odeur paroilfe etre fort
differente. M. Garden eſt cependant pius porte a pen-
fer que c’eli avec le camph:e qu’ellea plus de rapports.
ice
— —
326
M. Pleichel de Prague, a fait des experiemres
fur Vacide boracique criltallife, d'on il reiulte que
ee loroit un compole de 54 parties d’acide pur an-
hydre et de 45 d’eau.
Da theorie de l“etherification, c’ek-A-dire, de
Yaction de l’acide ſulfurique fur l’alcool, malgié le
grand nombre de chimiltes qui s’en [ont occupes
depuis alfez long-temps, paroit avoir beloin a’eire
etudiee de nouveau; du moins il femble que celle
qu'avoit propofee MM. Fourcroy et Vauquelin, ne
peut plus &tre admile aujourd'hui. C'eſt ce que
declare formellement M. Gay-Lullac, dans Particle
fort intérellant qu'il a inlere dans fes Annales de
Chimie, [ur Paltération de l’acide [ulfurique en
agillant [ur Palcool. Des l’annde 1800, M. Dabit,
dans un Memoire inléré dans les Annales de Chi-
mie, vol. XXXIV, p. 289, en combattant la ıheo-
rie propolde par les chimiltes que nous venons de
citer, avoit dit que dans l’action de l’acide fulfu-
rique [ur Valcool, il n’y avoit pas [eulement ‚de
beau produite, mais que l'acide [ulfurique eſt reel-
lement décompolé, et que [ans paller à l'éètat d'a-
cide lulfureux, il le forme un acide intermediaire
entre l’acide fulfurique et Pacide fulfureux; Ceſt
ce qu'il mit reellement. hors de doute dans une
luite A [on Me&moire qu'il publia deux ans apres
dans le möme journal.. Ces idées furent compleie-
ment oubliees jusqu'au mois de feptembre 1818,
on M. Sertuerner reprit ce ſujet dans un Memoire
publié dans les Annalen der Phyfik de Gilbert, et
dans lequel il cherche à etablir qu’en agillant fur
Palcool pour produire l’eiher, Pacide lulfurique
donne naillance a trois acides qu'il nomme protae-
nothiocum, deutaenothionicum et tritaenothionicum.
M. Vogel n’etant pas l[atisfait des expériences évi-
demmert incompletes fur lesquelles M. Sertuerner
avoit diſtingué ces trois acides, fit de nouvelles re-
cherches fur le meme [ujet, dont l’expofe fut lu a
"’Academie des Sciences de Munich et in[ere dans
le Journal de Pharmacie, tome VI, pag. 1. II xé-
fulte des faits expo/es dans le Memoire de M. Vo-
gel, que l’acide [ulfurique, mélé avec de Valcool, fe
decompofe [ans le fecours de la chaleur; qu'il aban-
donne de l’oxigene et donne naillance à un acide
pardiculier qu'il nomme Julfovineux, qui a beau-
coup de rapports avec l’acide hypo-Sulfurique dont
il ne differe qu'en ce qu'il eſt combiné avec une
huile volatile.
M. Gay-Luffac, determine par la publication
du travail de M. Vogel, a aulfi fait des recherches
fur ce nouvel acide et fur le fulfovinate de baryte.
Aprés avoir répété les expériences de M. Vogel, il
a cherche fi la compofiiion de cet acide différoit
beaucoup de celle de l’acide hypo-fulfureux, et il
stelt alluré qu'en faiſant abſtraction de la matiere
vegetale, l’acide [ulfovineux, paroit etre compole
de la m&me maniere, et que la capacité de [alu-
ration n'eſt pas changee par la preience de la ma-
tiere vegetale, qui lui [emble jouer le mäme ole
que eau de criſtalliſation. Cependant la matiere -
1
3-7
vegetale donne aux fulfovinates des caractères par-
ticuliers,. et elle leur elt elfentielle, contre ce que
penloit M. Dabit qui croyoit qu'elle leur etoit el-
fentielle. M. Gay-Lulfac conelut des oblervations
des chimiſtes qui [e’font occupes de ce [ujeset des
fiennes, que la plupart des lubftances animales et
vegetales [ur lesquelles Facide lulfurique concentré
exerce une action ä une temperature moderee et
fans qu'il le manifefte d’acide [ulfureux, étant trai-
tees par cet acide, donnent- naillance a l’acide hy-
polulturique combine à une maticre de nature
animale et vegetale qui paroit, en general, diffé-
rer pour chaque espece de corps; mais qu'il ne
s’enluit pas que 'on doive en faire autant d’acides
articullers. Il termine en dilant que la theorie
de Petherificaion de MM. Fourcroy et Vauquelin
ne doit plus &tre admile, et que dans cette opera-
tion, bacide fulfurique cede réellement de Poxigene
A Palcool et que le relultat de l'etherification pa-
roit étre l’ether, de l’acide hypolulfurique, et une
matiere vegetale de nature huileuſe qui a la plus
grande analogie avec Phuiledouce du vin.
Cette ınaniöre de voir de M. Gay-Lullac a été
confirmee par les recherches que M. Lallaigne
a faites fur la décompolition mutuelle de l’alcool
et de l’acide phosphorique, pendant la formation
de Pether; aulli en conclut-il que l’action de Fa-
cide phosphorique fur l’alcool eſt la möme que
celle de l’acide fulfurique, qu'il le forme aufli un
acide qu'on pourra nommer phosphovineur, et que
cet acide formant des fels tres-folubles avec la
chaux et la baryte, peut @tre conlidere comme de
Tacide hypophosphoreux combiné avec une matiere
vegetale. II ajoute qu'il efi probable que l’acide
arlönique en formant de l’erher doit aulli donner
nailfance A un acide particulier compols de deu-
toxide d’arlenic et des elemens de Palcool.
M. Dalton, dans un Memoire etendu inlére
dans les Ann. ef Phil. XV., p. 117, s’elt occupe,
non pas de la theorie de l’etherification mais
de l’hiftoire de ether fulfurique: il donne pour la
denfite de la vapeur de cet éther 5,1, en prenant
celle de Pair pour unite, ce qui eſt fort éloigné de
2,586, que lui avoit afligne M. Gay-Lulſac. M.
Dalton ne differe pas moins de ce que le mème
chimiſte avoit etabli, en corrigeant M. de Saullure,
dans les relultats de fon analy ſe obtenue en failant pal-
fer des chocs &lectriques dans la vapeur d’ether mé-
lee avec du gaz azote ou en le failant detonner avec
du gaz oxigene. En effet, il penſe que l’ether ful-
furique eſt compole ‚de 5,9 de carbone, de 357
d’oxigene et de 14,4 d’hydrogene. Auffi les redac-
teurs des Annales de Chimie, dans un court ex-
trait qu'ils ont donné du Memoire de M. Dalton,
paroiſſent-ils ne pas regarder ces réſultats comme
plus pres de la vérité que ceux qui ont été admis
jusqu’ici [ur la m&me matière.
L’oblervation des differences conliderables que
Jon trouve ainli parmi les chimiltes les plus diltin-
gues dans l’analyle des [ubltances organilees, en
———
— —
328
eſt fans doute l’une des railons pour les-
quelles M. de Saullure, dans le travail important
dual a publié cette année (Bibl. univ., janv. et
fevr. et Ann. de Chimie, mars et avril), fur quel-
ques [ubftances huileufes et fur les combjnaifons
de bellence de citron avec l’acite muriatique, ne
le regarde que comme un premier pas deſtinè à
connoitre les relaltats de la combultion des hui-
les ellentielles. Il emploie, en effet, pour ces lor-
tes d’analyfes, la combuſtion dans le gaz oxigene
pur, pur, proeede qu'il regarde ici comme n’etant
pas inferieur & celui dans lequel on emploie le
chlorate de potalfe.
Nous allons nous borner a rapporter les rélul-
tats prineipaux: .
L’eifence de eitron contient en poids, 86,899
de carbone, 13,526 d’hydrogene, et 0,775 d’azote,
fans aucune trace d’oxigene. \
L’ellence de lavande, 75,5 de carbone, 11,07
d’hydrogene, 13,07 d’oxigene, et 0,56 d’azote.
Le camphre, 74,38 de carbone, 10,67 d’hydro-
gene, 14,61 d’oxigene, et de 0,34. d’azote, mais
avec quelques doutes pour ce dernier.
L’eifence de romarin, 82,21 de carbone, 9,42
d'hydrogène, 7,75 d’oxigene, et 0,64 d'azote.
L'ellence d’anis, 76.487 de carbone, 9,352
d'hydrogène, 13,821 d’oxigene, et 0,34 d'azote.
L'huile d’anis liquide, 76,487 de carbone, 9,352
d’hydrogene, 15,821 d’oxigene, et 0,34 d'azote.
L’huile d’anis concreie, 83,468 de carbone,
7,551 d’hydrogene, 8,541 d’oxigene et 0.46 d’azote,
et par conlejuent beaucoup moins d’oxigene
L'ellence de role commune, 82.053 de carbo-
ne; 13,124 d’hydrogene, 3,349 d’oxigene, et 0,874
d’azote.
La cire d’abeilles purifiee, 81,607 de carbone,
13,859 d'bydrogène, et 4.534 d’oxigene.
Le blanc de baleine fulible a 47° centig,,
75.474 de carbone; 12,795 d'hydrogèene; 11,377
d’oxigene, et 0,554 d’azote.
L’acide margarique, carbone,
gene, 12,635; oxigene,:16,415.
La poix reline, carbone 02; hydrog£
9,5513 ee 13.047. e,,
Les criſtaux de calcul biliaire, carbohe, 84,068;
hydrogene, 12,018; oxigene, 5,914.
La graille de porc purifiee,
BB
general,
70,95; hydro-
fulible à 26˙
carbone, 78,845; hydrogène, 12,182; oxigene, 8,502;
azote; 0,475.
La graille de porc laponifiée, fulible à 40;
carbone, 75,747; by drogène, 11,615; oxigene,
12,525, et azole, 0,515.
L’elaine de la graille de porc, carbone, 74,792;
hydrogene; 11,652, et oxigene, 13,556.
L’huile d’olive, cerbone, 76,054, hydrogene,
11,545; oxigtne, 12,068; azote, 0,553.
La fiearine de l’huile d’olive, carbone, 82,17:
hydrogene, 11,282; oxigene, 6,302; azote, 0, 296.
L’elaine d’huile d'olive; carbone, 76,034; hy-
drogene, 11,545; oxigtne, 12,008; azole, 0,555.
329
D’apres le refultat que les elaines contiennent
en general plus d’oxigene que leurs hearines ıelpe-
ctives, et d’apres pluliers autres, M. de Saullure
penſe que l’on ne peut admeitre que les grailles
conerètes contiennent plus d’oxieöne que les huiles
liquides, et qu'il n'y a aucune regle certaine ä eta-
lir A ce lujet.
II fait également obferver que les huiles
fixes et les huiles volatiles qu'il a examinses
ne fuivent pas la méme progrelſion dans l’ab-
forption du gaz oxigene atmospherique. Les hui-
les volatiles recentes P'ablorbent immediatement et
d'une manière A peu pres proportionelle au temps
et ä la temperature, tandis que les huiles fixes re-
centes qui n’avoient d'abord presque aucun effet
fur le gaz, au bout d'un certain temps, en ablor-
bent lubitement cent fois plus que les huiles vola-
tiles. C'eſt a ce changement Inbit dans les huiles
fixes liccatives, que M. de*Sauflure attribue les in-
flammations [pontanees qu'elles ont quelquefois pro-
duites, ce dont on n'a pas d’exemple pour les hui-
les volatiles.
Comme il ne nous leroit guere poffible de don-
ner un extrait [uffifant du travail de M. de Saul
Jure, fur la compolfition des autres huiles qu'il a
examinees, ainfi que [ur leur denfite, leur dilata-
tion par la chaleur, et leur folubilite dans 'alcool,
nous allons nous borner à rapporter presque tex-
tuellement les confiderations auxquelles [es relul-
tats Pont conduit.
La vaporilation des huiles volatiles a une baſſe
temperature, eſt la principale caufe de leur grande
imflammabjilité. g
Les (ubltances hydrogenees, eminemment vola-
tles font formees de mateıiaux qui ne ſe décom-
polent pas a la diüillation, et qui contiennent
leurs elemens dans des rapports fimples de volume;
ainli l’ether et l'alcool [ont reprélentés par de Peau
et du gaz olefiant.
Le caınphre elt répreſenté par du gaz oléfiant
et du gaz oxide de carbone.
L'ellence concrete d’anis eſt repréſeniée par de
Voxide de carbone et un hydrogene carboné encore
inconnu dans l'état ilole; mais ol les atomes de
carbone ei d’hydrogene [ont entre eux dans le rap-
port de 2 à 1.
Les huiles de romarin et de lavande ne peu-
vent etre prifes en conlideration. parce qu'elles lont
formtes d’especes differentes d’huiles. Les ellen-
ces de role ei d’anis en contiennent aulli chacune
au moins d’eux; ei toutes ceiles qui ne criſta“ſiſent
pas, commes celles de citron et de ter:benthine
doivent Etre dans le möme cas; elles reltent liqui-
des a une teınprrature de 207 audellous de zero, et
cependant les crikallifutions partielles qu'elles for-
ment avec Pacide muriatijue, ſont un intice
qu'elles contiennent chacune differentes especes
d’huiles.
Le blanc de baieine et l’acide märgarique ne
subillent qu'un foible changement à la diſtillation,
2 —
330
ils font repréfentés par de T'oxigbne et du gaz ole-
fiant, et ils pourroient etre conlideres comme des
huiles volatiles, i la chaleur néceflaire pour les
vaporifer ne les modifioit pas, loit par l'effet qu'elle
exerce [ur le gaz olefiant, soit en le dilpolant & fe
decompoler par leur oxigène. Pr
Les huiles fixes les mieux dötermintes‘,‘ que
M. de Saullure a examinees, et qui lubbilfenf un
grand chängement à la diſtillation, ont une com-
polition abjolue dans laquelle les élemens ns peu-
vent pas le combiner en rapports hmples en volu-
me. Quant à la compolilion relative de ces huiles,
elle ei trop variable pour qu'on puille y diftinguer
des proportions determinees. Les huiles fixes pour-
roient etre repr&lentees par de l'oxigene uni à une
grande proportion de gaz oleliant et ä un excès de
carbone qui feroit en volume, dans une le tiers,
dans lautre le quart, eic, du gaz ole fin, ou pat
du gaz oxigene et un hydrogène carbon dans le-
quel les atomes de (arbons fereieni entre eux, pour
une, comme 3:2; pour l’autre „comme 4:3; et
pour une troifieme, telie que la matiere nacree des
caiculs biliaires, comme 5:4, etc., mais ces deter-
minations lui paroillent trop incertaines pour ꝗu'il
ait pu s’y arıeier. 9
Enfin, en comparant les réſultats de ſes analy-
ſes avec les quantites de lumiere ei de chaleur que
M. de Bumfort a obtenues de ces combulfübies, M.
de Saullure termine en dilant que les fubltances
hydrogenees compolees de carbone, d'hydrogène et
d’oxigene, telles que la cire, la graille, Ehuile fixe,
V’ether fulfurique, l’alcool, ‚produilent, à confom-
mation egale, d’autant plus de lumiere et de cha-
leur dans la combultion, qu'elles conıiennent moine
d’oxigene; et que leur,lumiere paroit d'autant plus
grande, que la proportion en poids du carbone A
I’hydrogene, s’approche plus de celle de 100: 17,6,
foit de la compolition du gay olefiant. |
Les expériences que M. Brande a faites pour
determiner la nature des gaz inflammabies qui pro-
viennent de la decompofition du charben de terre
et de Thuile, ont conduit à des rélültats qui ont
quelques rapports avec ceux de M. de Saulfure; en
effet, les principaux ſont: qu'il n'exiſte pas de
compole deélini de carbone et d'hydtogène, excepte
celui qu'on connoit fous le nom de gaz olefiant;
et que les differens compoles inflammables que Fon
emploie pour l’eclairage, qui proviennent de la
dikillation deſtructive du charbon de terre ou de
celle de I’huile, confiltent effentiellement en un
mélange de gaz olefiant et d’hydıogene, et qu’en-
fuite le gaz qu'on obtient de l’acetate de potalle et
du charbon de terre humide, contient les mümes
€l&mens avec de l’exide de carbone et de l’acide
carbenique. - N
M. Brande a aulfi cherche, mais par expe-
rience, quels rapports il y a entre le pouvoir Eclai-
rant eı schauffant des gaz olsfiant, du charbon de
terre et de Phuile. Le réſultat le plus curieux,
c’eft que 100 pieds cubes de gaz EN produi-
21
337
Ient la méme quantit& de lumière que 3000 de gaz
de charbon de terre. Pour produire une lumiere
egale à celle de dix baugies pendant une heure, il
faut brüler 2600 pieds cubes de gaz d'huile, et
15,120 de gaz de charbon de terre. Quant A 2
quantiié de chaleur, pour elever deux livres d’ea
de „ae à 212, à la prellion de 30 pouces, il faut
A ,,pouces cubiques de gaz oléfiant, 1300 de gaz
huile et 2190 de celui de charbon de terre.
M. Mathieu de Dombasle, dans une lettre à
M. Gay Luſfao, a montre que Fon ne peut plus
avoir de doute ‘fur la converfion de la tecule en
alcool dans la fermentation. En effet, dans la di-
fillation des grains, de l’orge par exemple, qui
contient 47,02 de fecule, 2,25 de gluten, 3,65 de
matiere fucree, et 3,21 de mucilage, et dont 100
kilogrammes fournilfent A la diltillätion 42 litres
d'eauzdevie A 19°, il eſt evident que ce ne ser
etre que la fecule qui foit convertie en alcool:
action du gluten qui joue ici le röle de Lackde
Lulfurique, dans la célèbre experience de Kirchoff.
La fermentation vineufe des pommes de terre offre
un exemple plus frappant de cette converlion, puis-
qulelle ne contiennent pas de ſucre; mais 15 de
fécule, 7,05 de matière fibreufe amilacee, 19 d'al-
bumine et 4,06 de mucilage en ſirop épais; et ce-
pendant on ebtient de 100 kilogrammes de pomme
‚de terre 16 litres d’eau-de vie a 197 mais ici il
faut y ajouter du gluten. Ainli, après qu'on a pour
cela fait euire les pommes de terre à la vapeur, on
les écrale et on y méle trois cuillerées de leur
poids de mant d'orge en farine; on ajoute enluite
de l'eau presque bouillante, pour former une bonil-
lie portant 62° qu'on abandonne au repos pendant
deux heures; on l’etend enluite d'eau froide ou
tiede de manière A former une malle de 3 hectoli-
tres environ pour 100 kilogrammes de pomme de
terre et à la temperature de 20 a 23; on ajoute la
levure de! bierre. La fermentation eſt ordinaire-
ment 'terminee au bout de trois jours.
ak ‚Chimte animale. Nous avons rapporte dans
notre ‚abier d’actobre les caracteres d'une lub
Hanse, à ce qu'il paroit, allez voiline de Ja cera-
Hine, et que M. le docteur John avoit xetirée de-
puis plüfieurs annees de la layue en bäton. M.
‚Thomlon lui donne le nom de laccine.
„ M. Lallaigne s'eſt occupe de rechercher la
cauſe de la coloration en rouge qu’offre l'enveloppe
calcaire des erufaces, guand on les, plonge dans
eau bauillante, ou meme A l'air libre, dans l’al-
cool, les geides, et il s'eſt allure due ce pleno-
mene elt du A la prelence Kane matiere colorante
particulier e.
M. S. Francis Dana Br allure, comme il l'a-
voit avec juſte railon preva par, amalogie, que la -
Atta bενjẽſ ua, la cantharide rayde d' Olivier, ‚con-
tient la fubltance que XI. Robiquet à trouree dans
la canıharide ördiasire ,' ei que M. Thomlon a
nommee cantharidinez; et, en efiet, il elt certain
en tröuble la denſite.
332
que cet änsecte poflede la propriete velicante 5 a un
haut degre.
Mais .l’une des parties de la Chimie animale,
dont on à continue A s’occuper avec beaucoup de
zeie dans le cours de cette année, eſi celle qui le
rapporte à Purine, aux matériaux qui la onen
et aux calculs urinaires.
MM. Laflaigne et Chevalier, Ann. de Chim.,
tom. XIII, p. 153, ont éludié avec plus de loin
qu'on ne l’ayoit fait avant eux, l'acide particulier
qui le forme pendant la dißillation de l'acide uri-
que et des calculs d'urate d'ammoniaque; ils en ont
Etudie les propriétés, lon action lur les bales, .quel-
ques unes de les combinailons, et enfin la nature
de les Elemens comparativement avec, celle de Pa-
eide urique qui lui donne nailfance. Ils le nom-
ment pyro urigue. Ils Jont trouve compole de de
44.52 doxigene, de 28,29 de carbone, de =
d’azote et de 10,00 d’hydrogene, en. [orte ‚que
rapport en velume du carbene, A Nazote,, ‚al pre
fement double de celui de l’acide urique. 1
Dans le méme recueil, tom. XIV, p. 3575 que
nous venons de citer, on trouvera, Toms le titre de
Halte pour Jervir,.a Phifioire ‚de l’Urine ‚et. des
‚Calculs, par le ſavant chimilte, francais Prout, un
grand nombre d’oblervations, inierellantes;, ainfi,
outre les principes luivans, que l'on favoit exilter
dans l’urine, lavoir; le foufre A l’etat libre, l’acide
carbonique dont elles (ont [urchargees, l’ammonia-
que produite par la decompolition de l’uree, et qui
fait employer l’urine,.a dégrailler les laines, Nacide
pbosphorique et méme N acetique qui lui don-
nent la faveur quelqueſois acide, NI. Prouſt y de-
montre Ferne d'une lubſtance fauve, odorante,
relineule, a laquelle font dues l’odeur, la couleur
et, la laveur amere de Purine, et qui elt extr&me-
ment [oluble dans les alkalis,. et, en outre, celle
d'une autre (ubltance noire particuliere,, quiselt le-
parede des extraits en meine temps, que la refine;
elle elt inloluble dans l'eau et l’alcool, et ſe dil-
lout avec facilite dans la potalſe. On obtient,
quand on la diltille, vingt-cing parties d'un refidu
charbonneux qui, contient beaucoup, de lilice. A
article de l’uree, u'! obtient pure par un pra-
cede .particulier, et qui alors eſt une [ubliance con-
gelce, criliellilee, transparente, colorxée au plus
camme le ſirop de capillaire, et dont la pelanieur
elt a celle de l'eau, comme 135 ou 184 elta 10,
il traite de l'action de lacide nitrique lur elle, de
la compofition, et enfin de la nitrification; à ce
lujet il fait voir qu’en Espagne, la production du
lalpètre lemble le faire lous des conditions toutes
differenies de celles qu’on admet comme necellai-
res en France. A l’epoque de juin, dit-il, il,ar-
rive un inſtant ou la [uperficie; des ſerres, deja
mille fois leilivees, cute poudreule qu elle ell, Sa-
nime d'un leger mouvement de crépitation; elle
frétille au contact de ces ondulations qui lont trös-
lenlibles, quand la chaleur d'une ‚journre brülante
Ce phenomene a Her pen-
333
dant une quinzaine de jours, Apres quoi tout rentre
dans le calme ei la nitrification eſt finie pour cette
année, Il donne la preuve de cela dans des faits ob-
lerves par Heruandez, qui en les ſivant des terres,
y trouva du ſalpeètre qui n'exiſtoit pas huit jours
auphrayant, et qui ne „ rencontrera que l’annee
fuivante apres cette lorte de fécondation. En par-
lant de l’action de Facide [ulfurique fur.l’uree, il
fait voir que le, Lulfate: d'ammoniaque qu'on
obtient n'eſt pas limple, et qu'il retient toujours, un
peu ‚d’uree. Les lels qu'on trouve dans l'urine,
font des muriates de loude, de potalle et d’ammo-
niaque. Le phosphaie. ne peut;,y exiſter, par des
zeilons ‚qu’expole M. Prouſt; mais on y trouve du
phosphate de loude et du phosphate de loude am-
moniaqué ou ſel microscomique, qui diftille, le
convertit en une lorte de verre fort lingulière, 45
ou 44 pour cent, que M. Prouſt fait voir n'eine
que du phosphate de loude uni a une portion d'a-
cide, que le phosphate d'ammoniaque lui a laillee
par ſa decompolition ; en effet, il rougit la teinture
du tournelol. ' 5
M. le docteur Prout, médecin chimiſte anglais,
-qui-paroit auſſi s’occuper avec conſtance de recher-
ches analogues, s'eſt allure que le lédiment rouge
de Purinesn’elt que de l’urate d'ammoniaque ou de
P'urate de foude, mélé avec plus ou moins de phos-
phate. La couleur rouge dépend du mélange d'une
‚peiite quantité de purpurate d’ammoniayue vu de
loude,,‚[uivanı que le fediment elt formé de un
de, ces fels,. La formation de l'acide purpurique
Iui paroit. due à ce que les acides nitrique et uri-
que ſont lecreies en mème temps, et le purpurate
‚d’ammoniaque rélulte de action de l’un [ur Pauire.
M,;le.docieur Henri sétoit aulfi »prepare de-
puis un allez long teinps à donner l'Hiftoire des
Calculs urinaires, comme failant la partie princi-
pale des conerétions morbides qui peuvent le pro.
duire dans l'economie de l’homme Mais le grand
et beau travail -dusdocteur!Maicet, fur, le mème
Iujet, Layant piévenu, il s’efi borné a publier, dans
les, Annals of, Philoſonhiy, ‚fexs, le xelultat, actuel
de les trayaux. I, Steit parvenu A;reunir. 187 cal-
‚euls, dont zi d’acide urique pur, 22 de phosphates
-terreux, 11 d’oxalate de chaux, 8 de compolés, 2
d’acide cyliigque, 39 d'acide urique et de phospha-
tes, terneux, 16 d'oxalates ei de phosphates, 11
d'oxalate et d’acide urique, et de 7, d’oxalate
dlacide urique et de phosphates. II penle que
‚tous les calculs prennent pour le «noyau qui leur
lort pour ainfi dire de baſe, origine dans les reins;
et lur les 187 ıqwil. ia eyamines, 158 avolent un
nuoleus entiègement compoléè d'acide urique, 17
d’oxalate de ehaux, 3 d’oxide eyfiique, 4 de phos-
„phates terreux, 2 de lubſtance etrangère, et dans
trois la place du nueleus étoit, vemplacte, par une
pelite cavité, formre fans, doute par quelque ma-
vtiere animale qui le, fera detruite. II niadmet pas
Pexiltence des calculs d’urate d' ammeniaque; il pa-
roit cependant que li ceue espece eſt kale; elle le
334
trouve quelquefois, comme M. Foureroy .Yavoit dit;
et, en effet, dans le meme Journal, Ann. of Phil.,
du mois de juin, on trouve la delcripiion d'un cal-
cul de lithate ou d’urate d'ammoniaque par, de do-
cteur Prout, qui met la chofe hors de doute. Ce
que le Memoire de M. Henri offre de plus cnrieux,
c’eft, qu'il a eu en la polleflion des calculs extraits
@individus qui avoient fait long-temps ulage de
beilfons avec Palcali caultique;, il avoit d’abord cru
que bun de ces calculs etoit cortodé à la [urface,
parce qu'elle étoit rugueule; mais il s'eſt bientok
apergu que cela etoit du à du phosphate terreux;
en lorte qu'il conclut, avec M. Brande, que ces la-
meux dilfolvans. de la pierre lervent plutöl A, l’aug-
menter qu’a la diffoudre. . II rapporte en outre une
oblervation interellante pour la pratigue médicale.
cdelt qu'une perlonne qui etoit [ujeite,,a la gravelle
etoit dans l’ulage, quand elle ſentoit les -[ymptö-
mes precurleurs d'un accès, d'avoir recours a une
médecine qui paroit n’ötre autre chole que de Pel-
lence de terebenthine, colorée avec un peu de pé- N
trole ei melèe avec une ceriaine quantite de tein-
ture d'opium; alors elle rendoit une grande abon-
dance d'une lubſtance lableule, presque entièrement
compolde d'acide urique, qui alloit quelquefois
plus de quatre onces, en deux el trois jours. M. le
.doceteur Henri; allure avoir employe le mème mo-
hen avec avantage. |
Nous avons rapporté, d'après M. le docteur
Prout, que les excrémens du cameleon ordinaire
ne font presque entièrement compolés que d'urate
d’ammoniaque, comme ceux de tous les reptiles
ecailieux. g f
Si la theorie du bleu de Prulfe a été conſidé-
rablement avancée par la belle découverte du cya-
nogène et de la compoſition de l’acide hydro- cya-
nique, faite par M. Gay-Lulfac, par la comparai-
lon du cyanogène avec les corps qui, par leur com-
binailon avec Thy drogène, peuvent devenir des aci-
des, il ‚paroit que toutes les recherches qui ont
fuivi, celles du celebre. chimilte francais, et qui de-
voient, lurtout avoir pour but d'étudier la nature
des „combinailons les plus importantes de l’acide
hydio-cyanique, ou les lels appelés prufliates ou
.bydro:ryanates l[errugineux, n’ont donné rien de
bien latisfaiſant. C'eſt du moins ce qu'il faut pen-
ler d'après le court hiftorique que M. Berzelius a
mis à la 1d e de fon. travail lur la nature de ces
lels, infere. dans les Memoires de Académie de
Stockholm, pour 1819, et donc une traduction a
eié donnde dans les Annales de Chimie, tom. XV,
p. 144, puisqu'en rendant jufice a M. Poxrsit,
dont les travaux [ur ce ſujet (ont fort importans;
u MM. Vauquelin, Prout, Robiquet qui s’en dont
aulli oecupés, il termine en dilant que, quoique
le chemin ait été trace par le travail de M. Gay-
‚Luflae, il faut avouer que, malgré ce qui a gte
„fait, depuis lui, la feience ſe trouve au meme,point
on il la lailfee ſous ce rapport., Les rech ches
de M. Berzelius ont donc été dirigees dans e but
335
de voir & laquelle des opinions, fouvent fi contra-
dictoires, il falloit s’arreter. Nous n’eilayerons pas,
comme on le penfe bien, de fuivre le detail des
expériences nombreufes qu’il a dü faire pour par-
venir à ce but; nous dirons [eulement que le re-
fultat du chapitre premier, intitule: fur le rap-
port du Fer a l'autre baſe dans les hydro-cyana-
tes ferrugineux, elt que dans les lels à bale de
potalle, de baryte, de chaux et d’oxide de piomb,
quel que ſoit Tétat du fer, il prend, en stat de
protoxide, la moitié autant d’oxigene que le radi-
cal de Pautre bale, et que les fels appelés pruffia-
tes ou hy dro eyanates ferrugineux [ont des cyanures
compoles d'un atome de cyanure de fer ei d’aud-
mes de cyanure de l'autre metal.
En lifant le favant Mémoire de M. Berzelius,
on trouvera une critique allez torte des exp riences
de M. Thomfon fur quelques points de cetie partie
fi difficile de la Chimie, et entre autres [ur la
proportion des deux gaz, acide-carbonique et azote,
qui entrent dans l’acide ferrochyazique. M. Thom-
fon ayant trouvé, par la combuſtion avec de oxide
de cuivre, que ces deux gaz stoient dans la propor-
tion de 27, en volume du premier et ı du lecond,
en avoit Conclu que cet acide, outre le fer, con-
tient les m&mes elemens dans les mémes propor-
tions que l’acide hydro-cyanique. M. Porreu, dans
un Memoire lubléquent, arriva a des refultats dif-
ferens, puisqu’il trouva en effet quatre volumes de
gaz acide carbonique contre un d’azote M. Thom-
fon a depuis repris les mèmes expériences dans un
nouveau Mémoire infere dans les Annals of Phi-
lofophy , du mois de feptembre, et [ans repondre
aux objections de M. Berzelius dont il ne connoil-
foit fans doute pas le travail, il aflure avoir con-
firme le rélultat qu'il avoit deja obtenu, et que M.
le docteur Prout, qui s'eſt aufſi occupé de recher-
ches analogues, eſt arrive aulli au m&me refultat
en employant un appareil plus parfait que le ſien,
46 pouces cubiques de gaz acide carbonique et 3,4
d'azote. II ajoute qu'il commence a ſoupgonner
que P'oxigène entre dans la compolition de cet aci-
de. Le reite de fon Mémoire elt employe a recher-
cher ce qui arrive à du ferrochyazate de fer ex-
po[@ à une chaleur rouge et lans accès de l'air at-
mosphérique; il lui femble qu'alors il fe forme de
beau, de Pacide hydro cyanique, de l’ammoniaque,
de Pazete, et une nouvelle combinailon gazeule de
carbone et d’'hydrogene quit nomme hydrogene [ur-
carburt, formé de trois atomes d’hydrogene.
M. Braconrot, qui paroit plus Ipecialement
soccuper de Chimie organique. etoit parvenu, lan-
de dernière, a des refultais fort curieux, en etu-
diant l’action de Facide fulfurique fur les ſubſtan-
ces vegerales. Dans le cours de cette annee, ila
publié une f#rie de recherches fur l’action de ce
meime acide für les [uhliances animales. Voici les
principaux refultats de fon Meémoire qui eli infere
dans les Annales de Chimie, tom. XIII, p. 115.
1". Les fubfiances animales peuvent @tre trans-
336
formees en fubfiances beaucoup moins azotdes par
Pintervention de l’acide ſulfurique.
2°. Gette transformation eſt opérse par une
foustraction d’hydrogene el d’azote dans les propor-
tions necellaires pour faire ’ammoniaque et proba-
blement par une abforption d’oxigene de l’acide
fulfurigne.
3. La gelatine peut &tre ainfi convertie en une
espece de ſucre tres-crifiallilable / generis, qui
mexiſte probablement pas dans la nature. 0
4°. Ce fucre combine intimement à Pacide ni-
trique, lans le decompofer lenſiblement, méme &
beide de la chaleur, et il en rélulte un acide par-
ticuher criftallifè, que M. Braconnot nomme acide
nitro faccharique. —
5°. La laine et ſurtout la fibrine, traitées par
Pacide lulfurique, donnent naillauce à une matiere
blanche particuliètne que Ml. Braconnot deéſigue par
le nom de /eucıne. ‘ des f
6°. Cee matiere chauffée avec l’acide nitri-
que, ne le decompole pas ſehliblement, et produit
un acide nitro leucıque, criltallifab!e. 0 ö
7°: Enfin, d'autres lubſttances inrriltallifables
et lapi es analogues A certains pripcipes des végé-
taux, font aulli produiies par la r action de l’acide
fulfurique lur les lubſtances animales les plus fo-
lubles. Han
Le profelfeur Schubler, dans [es recherches
fur le lait et les prineipes conltituans, donne les
reluitais lulvaus qui dıitlerent beaucoup de ceux qui
ont été publies par M. Berzelius; cependant, com-
me les cblervations ont ete faites a Hofwil, & peu
de diſtance des montagnes, et que le lait a été tire
d'animaux qui vivent conſtamment à l'stable, on
doit esperer plus de confltince dans les rélultats.
Suivant cet auteur, 1000 parties de lait nouveau
contiennent 110 de fromage frais, 50 de ſerat
frais, 24 de heurre, 77 de ſucre de lait épais, et
759 d’eau; ou dans l'état ſec, 42.6 de fromage,
7.87 de ferai, 24.0 de beurre, ‘77,0 de [ucre de
lait, et 848,55 d’eau; 1000 parties de lait ecreme
contiennent 45,6% de fromage, 8,06 de ferai, 78 94
de fucre de lait, et 85954 d'eau; 1.000 parties de
creme contiennent 240 de beurre, 33 de fromage,
6 de ferai, ei 721 de peiit-lait; enfin, 72ı parties de
petit-lait contiennent 60 parties de ſlucre de lait epais.
M. Chevreul, en continuant l'ctude des corps
gras, a oblerve que dans la rancidiıe de la graiffe
de porc, il le developpe un acide volatil dont l’o-
deur eſt piquante comme celle de Facide acerique,
el dont l’hydrate a aspect d'une huile volatile.
Proc£des chimiques. M. J. Cuthebort, dans
fon nouvel appareil hydro-pneumarique, dont la
defcription et la figure le trouvent dans le Philos.
Magaz du mois d’avril, a combine le chalumeau
ordinaire et la cuve pneumatique, de maniere que
on peut Se fervir des deux à la fois, comme il en
eft befoin dans quelques expériences, et de Fun ou
de Faure feparement. ;
M. Humphrày Davy ayant, pendant fon voyage
337
en Italie, fait P'obſexvation que l'orsqu'un diamant
avoit commence A brüler dans une mafle de gaz
oxigene, il-continuoit,,de le faire, quoiqu’on eloi-
gmät la [ource de la chaleur, a eu. lidee que fi un
diamant, apres avoir, été piéalablement chauffe,
etoit-introduit dans le gaz, on pourroit ainli aile-
ment faire voir la combultibilite du diamant. C'eſt
pour cet effet qua été inventé un appareil decrit
dans le Journal de l’Infitution royale, vol. IX, p.
264. II conlifte ellentiellement en un globe de
verre termine par un col avec une large ouverture
et une vis propre à le viller fur une machine pneu-
matique, pour ) faire le vide; une tige ſupporte
une petite cap[ule de platine percee de trous, pour
mettre le diamant; à cöle elt une dispolition de
deux fils metalliques pour allumer, au.moyen de
Tetincelle electrique, le gaz hydrogène qui s’echap-
pe dans le ballon par un petit tube, communiquant
avec une vellie et le terminant pres de la capfule.
Le tout eſt lupporté par un pied. Quand on veut
faire ulage de l’appareil, on place le diamant [ur
fa caplule; on fait le vide dans le ballon, et on y
introduit du gaz oxigene, puis au moyen de l’etin-
celle electrigue, on allume le petit courant de gaz
hydrogene qu'on fait lortir par la preifion de la
vellie. Quand le diamant eſt luffilamment chauffé et
qu'il et entre en combuſtion, on retire appareil
qui fournilloit I’hydrogene et la combuſtion con-
tinue.
M. le Dr. Prout a publié, dans les Annals of
Philos., vol. XV, p. 190, un appareil propre a
faire l'analy[e des [ubltances organiques, par le mo-
ven de l’oxide noir de cuivre. Comme il [eroit
allez diificile d'en donner une idee [uffilante (ans
figure, nous nous bornerons A dire, qu'il conliſte
elfentiellement en un tube de verre de 10 pouces
long, [ur 5 ou 5 de diametre, dans lequel la
Iubſtance a analyler et l’oxide de cuivre doivent
stre places. Ce tube traverfe inferieurement une
lampe d’Argant a l’esprit-de-vin, qui, par un con-
tre-poids attache a la planche qui la ſupporte, peut
Etre elevee ou abaillee a volonte; l’extremite lupé-
rieure du tube le termine dans un antre tube gra-
due d'un diamètre beaucoup plus large, rempli de
mercure, renverfe dans un bain de cette [ubliance,
M. Prout aflure que cet appareil eſt ſusceptible d'une
tres-grande précilion et elt cependant beaucoup
plus commode que ceux qui ont été imagines jus-
qu'ici pour le me&me ulage,
M. J. Macaire a fait voir, dans un article de
de la Bibliotheque univerfelle, tom. XV, p. 279,
que la propriete que M. Wollaſton avoit reconnue
a un petit appareil formé d'une tige de zinc qu'on
places [ur une piece d'or, dans une dillolution de
chlorure de mercure, de décompoſer celui ci, ne
fe borne pas au zinc, mais ce phénomène peut
meme avoir lieu avec Yerain, le fer bien decape,
le cuivre, etc., et que le meme appareil decom-
pole aulfi la dillolution d’acetate de plomb criftal-
life, le [ulfate de cuivre, le nitrate d’argent, le
Litt. Anz. z. J. 1822.
—
338
lulfate de fer, le fulfate de zinc, le muriate d'or
et de [oude, bammoniure de cuivre, 'etc., et cela
avec des phénoménes particuliers, en [orte qu'on
pourra le lervir de ce moyen bien fimple, comme
d'un appareil propre à reconnoitre la préleuce des
metaux, en dillolution dans un liquide.
M. Thomplon a publié d’abord dans la Société
Wernerienne, et depuis dans les Annals of Philos.,
la ‚methode qu'il emploie depuis long-temps pour
determiner la pelanteur ſpécifique des gaz, methode
qu'il croit préférable à celle donnée par M. Biot
dans [on Traite de Phy lique; elle efi fondee [ur le
fait connu que lorsqu’on mele deux gaz entre eux,
leur volume n’eft pas altere. Comme nous avons
donne, tom. XCX, p. 316 de ce Journal, les de-
tails de cette methode, il lexoit inutile d’y revenir.
M. Julien Javal s’etant propol® de préparer du
phosphore d'après le procédé donne dans les ouyra-
ges de Chimie, et n'ayant pu, en le [uivant, s'en
procurer qu'une tr&s petite quantite, a été conduit,
en penlant, que la volatilité du phosphore pouvoit
Etre la caule qui s’oppoleit A la decompolition par
le charbon, à en trouver un autre dont les relul-
tats ont été beaucoup plus latisfailans. II propoſe,
en effet, de n’employer que la quantite d’acide [ul-
furique necellaire pour changer le lous phosphate
de chaux de os en biphosphate, quantite qu'il eva-
lue aux deux cinquièmes environ du poids des os
calcinés. Dans le cas ol l'on depalferoit ce terme,
on pourroit y remédier en recouvrant le mélange
dans la cornue d'une couche de charbon, et l'on
porteroit au rouge la partie lupérieure avant de
chauffer par dellous.
MM. Dubois et Sylveira ont fait connoitre,
dans les Annales de Chimie, tom. XIV, p. 110, un
procede pour obtenir la zircone pure; il conlike A
pouffer a la chaleur rouge, pendant une heure,
dans un creulet de platine, un mélange de poudre
fine de zircone et de deux parties de potalle cauſti-
que. On lave avec. de l'eau diliillee; on filtre. La
poudre qui reſte eſt dilloute dans l’acide muriatique;
on érapore jusqu’a liccité pour [eparer la filice; on
redillfout dans Peau, et pour [@parer la zircone qui
adhere à la ſiliee, on lave dans de l’acide muriati-
que etendu, et on Pajoute à la dilfolution. On fil-
tre et l’on precipite la zircone et le fer par l’am-
moniaque pure; on lave [oigneufement et on traite
les hydrates par l’acide oxalique, en faifant bouil-
lir jusqu'a ce qu'il le forme un oxalate de zircone
inloluble. On le filtre, on le lave jusqu'à ce qu'on
n’apercoive plus de trace de fer dans l'eau de la-
vage. On fait lécher, et après avoir bien lave, on
le décompoſe par la chaleur dans un creuſet de
platine, et l’on obtient de la zircone parfaitement
Pure.
MM. Gay-Luflfac et Welter, dans un Mémoire
fur VEllai de la Soude et des Sels de [oude du
commerce, Annales de Chimie, t. XIII. p. 212, par
Pacide ſulfurique, comme cela a lien commune-
ment, recommandent de chauffer d’abord la portion
22
339
de ſoude qu'on veut elfayer, avee un peu de chle-
rate de potalle, dans le but de convertir tous les
fulfites [ulfures de loude en lulfetes; autrement,
ces fubhances [ont laturees par Facide ſulfurique
et elles comptent comme de la [oude dans le re-
lultat, quoiqu’elles ne foient d’aucun ufage dans les
arts. La foude du commerce eſt fregquemment me-
lde avec ces deux ſels, et dans tous les cas où el-
les exiſtent, leur prélence deiermine une erreur, A
moins qu’on y n’obvie par le procede qui vient d'étre
indique. Apres l’action du chlorate de potaflfe, on
emploie l’acide fulturique à la manière ordinaire.
M. Stotze de Halle a découvert une methode
pour degager le vinaigre de bois ou b'acide proli-
gneux de toutes les impuretes, en le traitant avec
de lacide fulfurigque, du manganèſe et du fel com-
mun et en le diftillant enſuite. II a aufſi confirme
que cet acide jouit de propriétés evidemment anti-
feptiques, au point que par lon moyen il a pu con-
vertir des corps en momies. M. W. Ramfey, Edimb.
Phil. Journ., III, p. 21, a fait auffi des experien-
ces qui ont également prouve cette méme propriete
dans l’acide pyroligneux. Des harengs, des morues,
de la chair de boeuf trempés pendant un temps
fort court, dans ce vinaigre, ont été trouves fort
bons A manger apıes un laps de temps plus ou
moins long.
On a indique dans les Annales de Chimie, t.
XIV. p. 319, un procede pour decompoler le clo-
rure d’argent, par la voie humide et par conle-
quent pour tirer un parti avantageux de la grande
quantité de ce ſlel qui fe forme dans le labarotoi-
res, par l’emploi frequent du nitrate d’argent,
comme reactif. Il faut mettre le chlorure d’argent
en poudre ou en malfe dans un vafe de zinc ou
dans une petite marmité de fonte et le recouvrir
de deux ou trois centimètres d'eau. Si le zinc ou
la fonte font bien decapes, la decompolition fe fera
d'elle meme en peu de temps; dans le cas con-
traire, pour la häter, il faudroit ajouter un peu
d’acide hydrochlorique ou lulfurique, et m&eme
quand on opere en petit, l’aider un peu par la
chaleur.
On trouvera dans un Mémoire etendu de M.
P. Berthlier, tom. V, p. 155 des Ann. des Mines,
un nouveau procede pour doler l’argent que con-
tent la galene, qui eſt auffi exact que celui de la
coupellation, mais qui n’exize qu'une feule opera-
tion, en ce M. Berthier foumet directement la ga-
jene à la coupellation et en fait Pellei. Laventage
principal de ce nouveau procede, feroit de pouvoir
etre applique à la galene la plus pauvre, tandis que
dans ceux qu’on emploje aujourd'hui, on ne peut
obtenir, fans perte, largent de la gaſene, que lors-
que ce mineral en content au moins un millieme
ou une demi-once par quintal. a .
Reactifs. On donne, dans le Journ. de l'In-
Hit. royale, vol. X, p. 189, comme un moyen de
diftinguer la baryte de 1A ſtrontiane, de faire une
dilloldtion de la terre, dans quelque acide que ce
U
—
*
340
puiffe etre, c'eſt-ä-dire, dans jes acides nitrique,
muriatique ou autre, qui forme un fel loluble, d’y
ajouter une dillolution de [ulfate de potalle en ex-
ces et de filtrer; li en verfant dans le fluide bien
clair du [ous-carbonate de potalfe, il y a quelque
trace de precipite, c’eteit de la ſtrontiane, et sil
ne le trouble pas, c’etoit de la baryte. A
Le Journal des Annales générales des Sciences.
de Bruxelles, rapporte que M. Pagenſiecher de
Berne a decouvert pour le cuivre un reacıif encore
beaucoup plus delicat que les prulliates de potafle,
de loude et d’ammoniaque; c’efi la teinture de
gayac nouvellement preparee. Elle produit une cou-
leur bleue, méme quand la proportion du fel de
cuivre au fluide ne leroit que le 7,45, mais alors
il faut y ajouter un peu d’acide prulſique ou d'eau
diliillee de laurier. .
M. Edmond Davy, dans fon Memoire fur quel-
ques compolés de platine, dont il a été parle plus
haut, indique le luifate de platine comme un ex-
cellent reactif pour la gelatine. 7
M. le Dr. Tadei, Journ. de Phy fique et de
Chimie de Brugnatelli, dit que quand on meie de
la poudre de gayac avec de la farine de froment,
il fe produit une teinte bleue, et que ce pheno-
mene n'a pas lien, lorsqu’elle ne contient pas de
gluten ou qu'elle a été alteree, en forte quil’ re-
garde la poudre de gayac comme un moyen de re-
connoitre l’alteration de la farine. 971
7
Anzeigen.
Wuͤrzburg in der Stahel'ſchen Buchhandlung:
Joſenh Vonovita Blank's, geiſtl. Raths, der
Philoſophie u. der h. Schrift Dr., d. Ple⸗
loſophie u. d. Naturgeſchichte oͤffentl. u. ord.
Profeſſors an der Univerſitaͤt zu Wuͤrzburg,
Directors des Blaͤnkiſchen Naturalien ⸗ u.
Mofaiſchen Kunft - Kabinets, der Kaiſerl.
Leopold. Akademie der Naturforſcher u. d.
Mincral. Geſellſchaft zu Jena Mitgliedes
u. fe w., kurze Lebens- Befchreibung (von
Benkert). Mit dem Bildniſſe Blanks, ge⸗
ſtochen vom Prof. Bittheuſer. 1819. 8. S.
VIII. u. 111. Preis 36 kr. Se
Der hier angedeutete Gelshrte hat in Teutſchland
feit 39 Sobren fo allgemeinen Ruf durch fen Moſaiſches
Kunſt⸗Kabinet erlangt, daß es dem Publikum erwönſcht
ſeyn mag, von ſeinen Lebens⸗Verhaltniſſen authentiſch
unterrichtet zu werden. Wenige Gelehrte haben ſich des
Glucks zu erfreuen, ein fo hehes After zu erlangen,
als J. B. Blank, welcher ſchon am 23 Marz 1740 34
Wurzburg geboren, noch jetzt g ſund und ih tig iſt.
Er erhielt feinen erſten wiſſenſchaftlichen Unterricht am
Gymnoſium daſelbſt durch Jefsiten „trat 1756 in den
Oretn der ſchwarzen Franziſtaner, wurde 1765 Prieſter,
341
Ss
bald Profeſfor der Phyſik und Mathematik — auch
Praefect des Gymnaſiums zu Offenburg, Prediger zu
Solothurn und im Kloſter Paradies bei Echafhaufen,
Profeſſor der Rede- und Dichtkunſt zu Ueberlingen am
VBodenſee, Profeſſor der Exegeſe — Dogmatik und des
Kirchenrechts zu Regensburg und zu Solothurn, Pro—
feſſoe der Mathematik zu Bern, nach 36 jähriger Wan—
derung und nach 14 jaͤhrigem Aufenthalte in der Schweitz,
wo er feine Mofaik- Malerei erfand und ausuͤbte, wurde
er 1789 Guardian zu Würzburg, wo der edle Fürſtbi—
ſchof Franz Ludwig v. Erthal 1792 die ganze Moſai⸗
ſche Sammlung um 6000 fl. kaufte, im fuͤdlichen Flügel
feiner Reſidenz aufſtellen ließ, Blank zum Profeſſor der
Naturgeſchichte mit 300 fl Gehalts ernannte, und in ei—
nen Weltprieſter umſchuf. Im Verlaufe des erſten
Jahrzehnts legte er zugleich auf ſeine Koſten ein Das
turalien-Kabinet an, wofuͤr ihm die Ka baieriſche Re—
gierung eine Leibrente von 1500 fl im J 1804 bewils
ligte. Seine Ma d, Barbara Thein, hät er ſo vielſei—
tig unterrichtet, daß fir als Gehülfin feines Kabinets
endlich auch eine Leibrente erhielt. J. 1810 endtate
er wegen Körpers: Schwäche feine Vorleſungen, um ſich
der Vervollkommnung des Kabinets deſto mehr widmen
zu konnen Der Verfaſſer dieſer Biographie emſchul—
digt Äh, nicht allen Stoff zur Bearbeſtung aufgefaßt
zu haben; Rec. aber findet manches noch uͤberflüſſig er—
währt, und das Ganze nicht mit gehoͤriger Konſequenz
durchgeführt,
In
0
Eiſenſtadt bei Joh. Leop Stotz:
Katalog der Gemaͤlde-⸗Gallerie des durchlauch⸗
tigſten Fuͤrſten Efterkazi von Gallantha zu
Wien. 1813. 8. S. 228.
Nach, der Vorrede und Dedifation an den Fuͤrſten
iſt deſſen Gallerie- und Kupferſtich-Kabinets⸗- Director,
Joſeph Fiſcher, Herausgeber dieſes Katalogs, welcher
nach Schulen, geordnet und jede in Zimmer abgethzilt
iſt. Den Anfang macht die Fyayzoͤſiſche Schule, wovon
zwei Zimmer beſetzt ſind. Dann folgt die Deutſche
gleichfalls in zwei Zimmern. Dir It lieniſche iſt in drei
Zimmern aufgeſtellt. Die Holantiihe und Flawandi⸗
she Schule fuͤllt 4 Zimmer. Die Gemalde find weder
nach der Oednung ihres Werths, noch nach dem Alpha⸗
berh der Meiſternamen, noch nach dem Alter aufgeführt.
Den Schluß dieſes verarıff nen Buches macht ein tabel⸗
lariſches Verzeichniß der Namen der u ifter mit den
Na mern der Zimmer, Gemälde und Seiten des Kata—
logs, was zum Nachſchlagen ſehr bequem iſt Es iſt
zu bedauern, daß nicht angegeben wurde, nach welchem
Massitade die Gemälde gemeſſen ſind Der Druck
mit lateiniſchen Lettern auf gutem P üplere fallt recht
wohl in die Augen; der Preis iſt unbekennt Da in
den letzten 7 Jahren die Sammlung durch viele neue
Gemälde vermehrt, und die fruher vorhanden u zum
Theil verſtellt wurden, fo ware zu wuͤnſchen, daß bald
— —
12
342
ein neuer Katalog mit elner etwas kritiſchen Beſchrei⸗
bung verfaßt und gedruckt wuͤrde.
Wien bey B. Ph. Bauer:
1) Wien's lebende Schriftſteller, Kuͤnſtler und
Dilettanten im Kunſtfache. Dann Buͤcher-
Kunſt⸗ und Naturſchaͤtze, und andere Ger
henswuͤrdigkeiten dieſer Haupt- und Reſi—
denzſtadt. Ein Handbuch für Einheimifche
und Fremde. Herausgegeben von Franz
Heinrich Boͤckh. Auf Koſten des Verfaſſers.
1821. 8. S. XII. 550, Preis auf Druck⸗
papier 7 fl. 30 kr., auf Schreibpapier, 10 fl.
* „
2) Verzeichniß der in und um Wien lebenden
(bildenden) Kuͤnſtler und Dilettanten mit Ans
gabe ihrer Wehnorte. Herausgegeben von
Fr. H. Boͤckh. 1821. 5 S. 48. Preis
40 kr. in Silber.
Nr 1. Dieſes Buch iſt beſtimmt einem dringenden Ber
duͤrfniſſe des Publikums abzuhelfen. Es übertrifft auch an
Vollſtaͤndigkeit alle feine Vorganger, und möchte einſtens
den Pezzliſchen Taſchenbuͤchern den gebuͤhrenden Unter
gang bereiten, wenn der Verfaſſer (Buchdruckerei-Kor⸗
rector in der Alſer-Vorſtadt im Fuͤrſtl. Eſterhaziſchen
Kaufe Nr 197 im II. Hofe Nr. 10. I. Stock Thür
Nr 82.) bey wiederholten Auflagen die ihm unterdeſſen
bekannt werdenden Mangel und Fehler, im Falle ſei—
ner wiederkehrenden Geſundheit, zu heben und zu ver
beſſern ſucht. K
In der Vorrede ſagt der Verfaſſer von der ihm
gewordenen Aufforderung mehrerer Gelehrten zur Abs
faffung eines Handbuches der Art. Er ſpricht von der
großen Zahl der Gelehrten, Kuͤnſtler und Dilettanten
in Wien, von des Kaiſers Vorliebe für die Künfte und
Wiſſenſchaften, von feinen Goͤnnern und Unterſtuͤtzern,
im Aufſuchen der mannigfaltigen Stoffe, von der gro⸗
fen Mühe, welcher er ſich theils durch oͤffentliche Auf⸗
forderungen, theils durch perförtihe Bitten an Beſitzer
von Literatur- und Kunſtſchatzen unterzog, und er be
ſcheidet ſich wegen der Schwieriakett feines Unterneh—
mens, nicht allen Wuͤnſchen entſprochen zu haben. Er
verſpricht jede Belehrung und Berichtigung mit groͤßtem
Danke aufzunehmen.
Die Ordnung, in welcher er die Gegenſtaͤnde auf
einander folgen laͤßt, iſt zwar nichts weniger als logiſch,
Fi feine perfönlihe Zufarrmenftellung der ihm gemach⸗
en Beiträge wahrſcheinlich machen könnte; doch ſtehen
fi Unftudierte in einer ſcheinbaren Verbindung mit
ei r. Er beginnt mit einer kurzen Geſchichte der
Univerſitet, ſchreitet ſogleich zum Verzeichniſſe der in
und um Wien lebenden, mehr als 300 Schriftſteller
mit Angabe ihrer Wiſſenſchafts-Faͤcher und Wohnorte;
wobey nur deren Geburts⸗Zeit, Ort, und Schriftenzahl
248
zu wuͤnſchen geweſen waͤre: Denn unker den angeblichen
Schriftſtellern find viele, welche nicht einmal eine Ab⸗
handlung in eine Zeitſchrift — vielweniger groͤßere Werke
geliefert haben; viele haben nur einzelne kleine Gelegen⸗
heits: Gedichte, oder ganz kleine Aufſaͤtze in Zeirfhriften
verfaßt. Dagegen fehlen mehrere am die Literatur und
Kunſt hoͤchſt verdiente Gelehrte. So z. B hat Bartſch
in der Vorrede zum 6. Band feines Peintre Graveur
den Direktor der Frieſiſchen Gallerie Rechberger als
vorzuͤglichen Mitarbeiter genannt, und Rezenſent weiß,
daß er ſogar die ganze Bearbeitung des Textes zu be⸗
ſorgen, folglich die dem Bartſch in mehreren Zeitſchrif—
ten dargereichten Lorbeeren fuͤr ſich in Empfang zu neh⸗
men hätte. So vermiſſen wir mehrere Aerzte und Phb
lologen, z. B. Dr. Georg Schwarzott en der Alſer⸗
Kaſerne, und Fiedler in der Roſſau. Die Zeitſchriften,
welche in Wien erſcheinen, hat der Verf. in politiſche
und literariſche Wochen- und Monats- Schriften abge—
theilt; allein er führte mehrere auf, welche aus Man⸗
gel an Leſeluſt der Wiener Einwohner — im Auslande
iſt ohnehin das Wenigſte davon brauchbar — unterge⸗
gangen ſind, z. B. Schlegels Konkordia, Eippeldauer
Briefe, vaterlandiſche Blatter u. ſ w. Neun Almas
nache, 29 Kalender, 4 Schematismen, und 9 Taſchen⸗
buͤcher zeugen von der Induſtrie der Buchhaͤndler, un⸗
geachtet der ſtrengen Zenſur. 20 Plane von Wien und
deſſen Ungebungen, 12 Beſchreibungen und Schilderun⸗
gen deſſelben ſind allein hinreichend, einen leſeluſtigen
Fremden auf einige Jahre zu beſchuftigen; und die von
unſeren Verfaſſer aufgezahlten 18 Abbildungen, Darſtel⸗
lungen, Anſichten, Trachten, Zeichnungen und Zerrbilder
ſind ein Beleg, wie thatig die Stein- und Kupferdrucke⸗
reyen ſind.
Unter den Bibliotheken zaͤhlt der Verfaſſer zuerſt
jene des Kaiſers, Kronprinzen und Prinzen Karl auf;
die Übrigen folgen in alphabetiſcher Ordnung; wir ver⸗
miſſen unter denſelben die koſtbare Sammlung von d'Elci
u. ſ. w. In der Hoſbibtiothek find die alten Hand⸗
ſchriften von Tuͤcho de Brahe, die 36zeilige Bibel von
Albrecht Pfiſter, mehrere Xylographiſche Werke, meh⸗
rere Handſchriften des Kaiſers Maximilian I, ein ſchoͤn
illuminirter Theuerdank auf Pergament, die neuen koſt⸗
barſten Prachtwerke, u. ſ. w vergeſſen. Die Minera⸗
lien ⸗„ Muͤnz⸗, Naturalien, Präparaten Sammlungen
find gleichfalls nach der von uns hier angegebenen Abthei⸗
lung und alphabetiſchen-Ordnung der DBeſitzer aufge⸗
zahlt. Die Sammlangen von Antigquitaͤten, wohin auch
die Muͤnzen haͤtten gerechnet werden ſollen, ſind verbuns
den mit jenen der Phyſik, Aſtronomie, Heraldik und
Technik, wobey manche Gegenſtaͤnde mit ermuͤdender
Weitlaͤuſigkeit — im Verhaͤltniß zu wichtigeren Gegen⸗
ſtaͤnden — beſchrieben ſind. AR
Die zweite Abtheilung ſcheint dem Kunſtſache ge⸗
widmet zu ſeyn, obgleich viele dahin gehoͤrige Samt
lungen in der erſten ſchon aufgeführt wurden. ®:
eröffnet ſich mit der k. k. Akademie der vereinig ib
ei Kuͤnſte, geht auf die k. k. Porzelain, ds in
|
344
der Roſſau Aber, zahlt mehr als 700 Kuͤnſtler und Dil⸗
lettanten mit ihren Wohnorten auf, wovon die meiſten
Ausländer find. Nach denſelben folgen 5 Kunſt- und
Schoͤnſchreibee — dann die Gemälder, Kupferſtich- und
andere Kunſtſammlungen, wovon mehre bedeutende feh—
len, z B. bey Adamowitſch; dann Cameſina beſitzt augs
gezeichnete Rembrandt; Appellationsrath Fuͤhme hat Nas
turalten, Kupierſtiche und Gemälde; der Weinwirth
Held, und auch Koͤbel beſitzen intereſſante Gegenſtände.
An dieſe Kunſtſammlungen ſchließen ſich merkwuͤrdige
Buͤſten, Grabmäler und Statuen.
Die Dritte Abtheilung umfaßt die Geſellſchaft der
(mehr als 8d) Muſikfreunde mit Angabe ihrer Wohn—
orte — die Erfinder neuer Inſtrumente; und die Samm⸗
lungen von muſikaliſchen Juſtrumenten.
In der vierten Abtheilung kommt ein Verzeichniß
von Kunſt- und Handelsgewerben mit Angabe ihrer
Wohnorte, Fabriken Gewoͤlbe und Laͤden vor; in einem
Anhange befinden ſich zwey Auskunfts- Anſtalten, merk
wuͤrdige Brücken. Brunnen, Gaͤrten, Gebäude, und Pal
laͤſte, Kicchen und Kapellen der Stadt und Vorſtadte,
die Anzeige der Theater, Unterrichts- und Erziehungs⸗
Anſtalten nebſt den Namen der Vorſtaͤdte.
Daß unter dieſen in gleicher Ordnung aufgezaͤhlten
Gegenſtaͤnden kein wahrer innerer Zuſammenhang ſtatt
findet, mag jedem Denker einleucten. :
Nr. 2. iſt nur ein Stück des erſtern, und wurde
während des Abdrucks des Hauptwerkes ſchon ausgege—
ben, theils vom Verfaſſer, theis vom Buchhändler
Bauer, von welchem man auch die beſte Belehrung uͤber
die geheime Polizey Wiens erhalten kann.
Laibach bey L. Eger:
Schematismus des Laibacher Gouvernement-Ge—
birces für das Jahr 1821. 8. S. 474. ohne
Inhalts-Anzeige. Preis 2 fl. 24 kr.
Die erſte Haͤlfte dieſes ſehr breit gedruckten Buches
iſt ein Auszug aus dem allgemeinen k. k. Staats- Sche⸗
matismus von Wien, und zwar Aber die Miniſterien
und hoͤchſten Hofſtellen in 2 Abtheilungen. In der
dritten folgt das Illyriſche Goubernium zu Laibach ſammt
den untergeordneten Behoͤrden und Aemtern, mit Ein—
ſchluß der Geiſtlichkeit und den Bildungsanſtalten. Die—
ſelben beſtehen aus politiſchen — Kammeral>, Suftiz,;
Criminal⸗, Polizei ⸗, Militär», zenſurirenden und
reſpizirenden Behörden; dann folgt die Greineriſche
Landſchaft, der politiſch-oͤkonomiſche Magiſtrat der Stadt
Laibach, die hohe Geiſtlichkeit von Illyrien und die
Bildungs-Anſtalten. — Die vierte Abtheilung, unter
dem Titel Miſzellen, befaßt ſaͤmmtliche Städte und
Märkte, Dominien, Poſtenlaͤufe, Stempelgebuͤhren, den
Kurs der Staatspapiere, die Normaltaͤge und Jahr⸗
märkte. Den Schluß macht ein alphabetiſches Namen⸗
verzeichniß nebſt Berichtigungen.
u
er: Litterariſcher Anzeiger.
Ana I y Ie
des principaux Traveaux dans les Sciences phyliques, publiés dans le cours de
> année 1820;
f 117 Par M. H. D. de Blain ville.
g (Fortſetzung.)
Mineralogie.
Un auteur etranger a enfin o[e aborder la
grande queliion de la relation qui exilte entre la
forme criſtalline des mineraux et les propottions
chimiques. M. Beudant avoit deja plulieurs fois
dirige les travaux vers ce point extrèẽmement impor-
tant de la [cience, et [urtout pour la determination
des especes en Mineralogie; mais de nouveaux tra-
vaux l’ont malheureuſement empech& de les con-
tinuer. Lorsqu'on envilage cette queſtion à priori,
il nous femble qu'on devroit arriver à ce relultat,
qu'un compol[e d’elemens unis chimiquement dans
des proportions determinees, devroit affecter une
forme également determinee; il paroit cependant
qu'il n'en eſt pas ainli. En effet, le premier Me-
moire de M. E. Mitfcherlich, qui eſt inl[ere dans
les Annales de Chimie, tom. XIV, p. ı72, et qui
roule fur Tidentite de la forme criltalline dans plu-
fieurs [ubftances differentes, et fur_le rapport de
cette forme avec le nombre des atomes elementai-
res des criltaux, a pour objet principal d’etablir
qu'un grand nombre de corps de nature differente,
font [usceptibles d’affecter les m&mes formes, et
que dans ce cas, quölle que [oit la nature des prin-
eipes conftituans, ces corps [ont compolés du mè—
me nombre d’atomes élémentaires, et non pas [eu-
lement dans les corps dont les formes [e rattachent
aux formes limites de M. Haüy, c'eſt à-dire, le
cube, le tétraèdre regulier, et le tétraède A trian-
gles ilfoceles qui l[ous-divife le dodécaèdre rhom-
boidal, mais toutes les especes de [yliemes criftal-
lins. Mais le rélultat auquel M. Mitfcherlich eſt
parvenu, elt-il hors de toute disculfion? il ne le
paroit pas. En effet, on trouve dans le journal
meme oü eft infere [on Memoire, des oblervations
eritigues d'un eleve de M. Haüy, qui montrent que
cet auteur ne paroit pas avoir fait attention [uffi-
damment à cette diſtinction importante des formes
limites, et que d’ailleurs un grand nombre des ex-
emples du'il a tirés des corps naturels, (ont la plu-
part du temps contraires A ſon allertion. C'eſt ce
qu'eſt aulli force d'avouer M. Beudant dans une
note [ur le méème Memoire, et que contiennent
äuffi les Annales de Chimie, puisqu'il dit politive-
ment que tous ces fait fonts inexacts; mais il ajoute
que relativement aux autres faits cites par M. Mit-
Icherlich, il eſt entièrement d'accord aveg lui; ainli
il admet identite de forme entre le fulfate de co-
balt et le [ulfafe de fer; entre les [ulfates de zinc,
Litt. Anz. z. J. 1822. N
*
de nickel et de magnelie; entre le [ulfate de po-
talle et celui d'ammoniaque; enfin, c'eſt [urtout
pour les [ulfates doubles que depuis long-temps il
avoit obtenu des relultats lemblables a ceux que M.
Mitfcherlich a obtenus. En effet, il dit en con-
noitre au moins [ept qui [ont identiques lous le
rapport de la forme. M. Beudant termine [on
examen critique du Mémoire de M. Mit/cherlich,
en dilant que dans les citations qu'il faites de corps
naturels, il n'y a pas zdentite entre les [yliemes
criſtallins, mais [leulement analogie, d'où il con-
clut, 15. que l’etude des [yftemes criſtallins peut
conduire à grouper entre eux de corps dans lesquels
des elemens quelconques font reunis en m&me pro-
portion; 2°. que la melfure des angles peut con-
duire enluite a diviſer chacun de ces groupes de
lyſtémes criliallins en especes et ſervir de caractere
pour reconnoitre la nature des compolans, Il ajoute
que quant aux lels artificiels, d’apres les oblerva-
tions de M. Mitfcherlich et les fiennes, il en exilte
un allez grand nombre qui [ont totalement differens
par leur nature chimique et qui affectent cepen-
dant des formes identiques, quoique les formes
n’appartiennent en rien a celles qui [e rattachent
au lyſtème crifallin cubique, c’efta-dire, aux for-
mes que M. Haüy a delignees fous le nom de for-
mes limites. Mais peut-on appliquer aux [ubltances
minerales les faits criftallographiques que prefen-
tent les fubſtances artificielles? C'eſt ce que d’apres
la manière de voir, il eli obligé d'affirmer. D’a-
pres cela, il rélfulte que l’oblervation ſeule de la
forme criftalline ne [uffit plus pour etablir limili-
tude ou difference Ipécifique entre deux [ubltances
minerales. Ce n'eſt pas cependant que M. Beu-
dant rejette l’emploi et par conf&quent l’etude de
la Criftallographie; il penſe m&me que le meilleur
mode de claflification pour l’etude, eſt de grouper
les mindraux en famille d’apres leurs formes, parce
qu'elles indiquent un enlemble de propriétés gene-
rales, avant que Panalyſe ait fait conkoitre la na-
iure particulitre de chacune des ſubſtances que for;
ment ces familles.
Si la propofition établie par MM. Beudant et
Mitfcherlich devenoit hors de doute, la forme
criſtalline n'en [eroit pas moins encore d'une gran-
de importance, comme le premier ſe plait a a-
vouer. Ainfi le nouveau moyen que les phyficiens
ont fourni aux criſtallographes, pour s’allurer de
la forme primitive, c’eft-a-dire, la maniere dont un
corps criltallin agit [ur la lumière Pola les trou-
22
347 * 1 1 1 rue
vera toujours des applications interelfante. On a
pu en voir une allez belle dans le Memoire de M.
Brewfter que nous avons publié, fur le rapport en-
tre la forme primitive et le nombre des axes de
refraction; puisqu’en effet, il eſt parveau par ce
moyen à trouver que des formes primitives attri-
buée a certains minéraux étoient incompatibles
avec la manière dont ils agilloient [ur la lumiere
polarifee. Il eft m&me allez curieux que M. Brew-
ſter loit arrive, dans [a clallification des mineraux,
d’apres ce point de départ, à concorder allez bien
avec celle que le profelleur Mohs a publiee cette
année en Allemagne, et qu'il a établie feulement
fur la forme criftalline.
M. Biot s’elt allure (Soc. phil, p. 31), que eu-
clale a deux axes de double refraction fituce dans
le plan de la face qui s’obtient le plus ailement
par le clivage; ce qui [e trouve conforme avec la
nouvelle forme primitive que M. Haüy a adoptee
dernierement dans [on nouveau travail [ur l’eu-
clafe, un prisme & bale parallélogrammique obli-
quangle, mais qui ne s’accordoit nullement avec la
premiere forme primitive qu'on atiribuoit A ceue
Iubſtance.
Le möme phylicien, en examinant une topaze
jaune du Brélil, a été induit & penler que la ma-
tiere colorante peut avoir une certaine influence
fur la molecule integrante, parce qu'il a trouve
que l’angle que forme les axes de double refra-
ction, eſt tres-different dans cette topale et la to-
pale limpide; en effet, dans celle-ci il eſt d’environ
64°, et dans celle la ſeulement de 42° environ.
M. Biot a aulli confirme ce que M. Brewfter
avoit apergu depuis plulieurs années, que l’ellonite
ou kannelltein ne peut avoir pour forme primitive
un prisme droit rhomboidal, parce qu’aucun des
echantillons qu'il a examines n’exerce la double re-
fraction, propriete qui ne s’elt trouvée que dans les
eriftaux dont la forme elt primitive, geometrique-
ment derivable d’un cube,
M. de Monteiro ayant à decrire une variete de
forme de chaux carbonatee à laquelle il donne le
nom de mixti-progre/five, parce que ce nieſt
qu'une combinailon des varietes contraftante ei
prismatique de M. Haüy, a été conduit par une
methode directe et independante de toute melure
mecanique, a la relolution d’un nouveau proble-
me eriſtallographique, dont le but elt la .deter-
mination directe et generale de certaines varié-
tes de formes criſtallines qui derivent du rhom-
boide en la rattachant à la forme de la va-
riete amphimitrique qu'il avoit deerite il y a quel-
ques annees.
M. Soret, dans un [econd Memoire (ur plu-
fieurs criſtallilations nouvelles de plomb chromaté,
infere dans les Annales des Mines, t. V. p. 281,
commence par rectißer la forme primitive du plomb
chromate, qu'il donne comme un prisıne oblique
dont la coupe transverlale eſt un rhombe de 95 à
87 degres et dont incidence de 5 bale P [ur l’a-
[pa er
— K 12 9
f N DE 348
* 11146 22 4 4
rete H elt de 175° 16“, ce qui ſe rapproche beau-
coup de ce que M. de Bournon avoit, dit le pre-
mier. II decrit enfuite quarante varietes de cha-
cune desquelles il donne la delcription abregee à
la maniere de M. Haüy, mais qu'il leroit ablolu-
ment impollible, ‚dienteadfe fans figures. ash
M. Sowerby (Annals of Philofophy, Septem-
bre, 1820) dit qu'en oblervant des echantillons de
platine, il apergut plulieurs parcelles ol la ſtruc-
ture lamellaire étoit éEvidente et dans le lens du
clivage difiinct; une entr'autres offroit de plus
quatre faces formant l’ängle lolide d'un tétrabdre.
MI. Brewiier, a termine la publication de [on
travail [ur les .mineraux phosphorescens, dans le
Journal philofophique d’Edimbourg. Les principaux
rélultats de les expériences ‚lont: * la bropriété
d'emettre la lumiere phosphorique.. a „une. certaine
temperature, eſt commune à un grand nombre de
lubſtances minerales; 2°. les mineraux qui jouillent
de cette propriété [ont en général colorés; 3... la
couleur de la lumiere phosphorique n'a pas de rap-
port fixe avec la couleur dw mineral; 4,. cette pro
priete, peut ere completement détruite par Pappli-
cation d'une chaleur intenle; 5°. en général, la lu-
miere n’elt Bi reablorbce par 955 corps phospho-
rescens expoles A lon action; „ P'exiſtence de la
lumiere phosphorique, que la ee developpe,
ma aucue connexion avec celle de la lumière ob-
tenue par le frottement, puisque des corps, depouil-
las de la faculte d’emettre la premiere, conſfervem
toujours la puillance productive de la leconde; 75
cette lumière phosphorique a les mémes proprietes
que la lumière directe, du foleil ou de tout autre
corps lumineux;. 8“. entre les differentes espeèces de
fubliances quäl a examindes, al en eſt un grand
nombre parmi lesquelles on trouve des Echantillons
qui ne lont pas plosplorescens par la chaleur, ce
qui empéche de conlidérer la phosphorescence
comme pouvant [ervir de caractere mineralogique.
En examinant depuis, un échantillon particu
lien de [path fluor, il a'apercu un,phenomene qui,
ce que fait obleıver ä M. le redacteur des Annales
de Chimie, avoit dejä été ‚vu. par Pallas ſur le
[path fluor de Catherinenbourg, c’eli qu’en le met-
tant [nr un fer chaud, la matiere phosphorescente
etoit dispolée par veines ou par. couches paralleles
ä celles de l’echantillor, et qui emettoient chacune
une lumière différente,
Nous avons rapporte, tome XCI, p, 315 de ce
Journal, que M. le Dr. Brewlier ayoit été conduit,
en Etudiant comparativement la ſtructure optique
de l’ambre et celle du diamant, & conclure que
celuj-ci provient, comme celui-lä, de la confolida-
tion d'une matiere peut etre vegetale, qui a ‚graduel-
lement acquis la forme criſtalline par Pinfluenge,
du temps et action lente des Sorge Sp sen
laires.
Le profelfeur Pfaff, de Kiel, a denne la de-
feription et l’analyle, d'une mine de nicke trou,ce
a Helling en ‚Sutde, et dont ns a parle; le
E
— —
349
minerai fe rencontre en maffe; la callure ef vi-
treule, brillante, "foliacee, d'une couleur de gris
leger de plomb; [es fragmens ont une forme inde-
terminde; la pelanteur' Ipécifique eſt 6,120. Il con-
tient 24,42 de nickel; 45,90 d’arlenic, 10,46 de
fer et 12,56 de foufre; il y avoit donc une perte
de 6,86. I g 5 | :
. NI. Mac. Culloch a annonce avoir decouvert,
dans plufieurs parties des iles occidentales de I'E-
colle, une nouvelle espèce minerale, à laquelle il
donne le nom de Conte; mais il n'en donne pas
de defcription. II l'a depuis rencontree dans le
trap qui forme les möntagnes de Kilpatrich.
= Dans une note du Journal americain des Scien-
ces, on trouve que M. le Dr. Torrey, de New-York,
a .conlidere comme devant former une nouvelle es-
pèce minerale, un compolé de fer metallique et de
plombagine qui re/femble un peu à la plombagine
lamelleuſe; [a pefanteur [pecifique elt 5,114; elle
elt attirèe par Paimant; elle brüle en [cintillant,
quand on la chauffe fortement, et le dillout, en
an partie, dans l’acide ſulfurique, en donnant
eaucoup d’hydrogene. Elle eſt compolde de 54,25
de fer et de 11,50 de plombagine. On la trouve
dans les montagnes de Schooley; mais la localité
exacte eſt encore inconnue: M. Torrey la nomme
fiderographique.
M. H. J. Brooke, dans une note [ur la mefo-
type, inferee dans les Annals of Philos., vol. XVI,
p. 195, s'eſt occupé de la comparailon des differen-
tes lubſtances minerales auxquelles on donne le
nom de melotype;‘ il. laille cette denomination à
celle d’Auvergne; appelle Needlfione celle d’Islande
et de Ferroé, et il propofe le nom de Thomſonite
pour la melotype trouvee dans le voilinage de Kil-
patrick, pres Dumbarton. Il admet comme forme
primitive de la premiere, un prisme droit rhom-
boidal. Il penfe, avec le Dr. Wollaſton, que le
needlſtone differe de la melotype, chimiquement et
erifiallographiquement, en ce qu'il contient de la
chaux qui n’exilte pas dans celle-ci, et en ce que
la. forme primitive eſt bien aufli un prisme droit
rhomboidal, mais à cötes inegaux; enfin, la thom-
fonite a pour forme primitive un prisme droit rec-
tangulaire, dont la hauteur égale presque quatre
fois P'aréte terminale la plus petite.
M. le Dr. Thomfon, dans intention d'analyſer
la lubhlance minerale à laquelle M. Brooke a donné
fon nom, a repris dans un travail general l’hi-
ſtoire mineralogique et chimique des mineraux
long-temps confondus fous le nom de zéolithe, de-
puis Cronſtedt jusqu'à M. Brooeke. Comme nous
nous propofons de donner la traduction de ce Mé-
moire tout entier dans notre cahier prochain, nous
nous bornerons à dire que M. Thomfon y demon-
tre que le needlſtone de Broocke n’elt que la sko-
lezite de Fuchs, que [a méfotype n’elt tr&ös-prohable-
ment que la natrolite de celui-ci, et qu'enfin la
thomfonite, quoique fort rapprochée de la melo-
350%
lite de Fuchs, doit £tre rangee au nombre des
espèces minerales, ' i
M. Cördier, dans un Memoire infer& dans les
Memoires du Muleum et, daus les Annales des Mi-
nes, a complete P’hiftoire de la pierre d’alun, qu'il
propole de nommer alunite, au lieu de la denomi+
nation de [ous-[ulfate d’alumine et de potalle qu'il
avoit admile dans fon Memoire [ur la bröche fili-
eeule du Mont-d’Or. Quand cette [ubfiance n’af-
fecte pas la forme confule, ce qui lui eft plus or-
dinaire, elle fe prélente en petits criſtaux dont la
forme primitive eft un rhomboide tres-peu aigu,
dont les angles que font les faces lont de 89 à 90°,
et qui eft [ubdivilible dans le fens d'un plan per-
pendiculaire a l’axe: ces cıiflaux [ont ‚ordinaire-
ment translucides, colorés en, blanc grilätre; ils
font doues de la double refraction; la pelanteur
[pecifique eft de 2,7517; la durete mediocre; aigre
et facile à caffer; la callure tres-fenfiblement la-
melleufe dans un ſeul ſens peipendiculaire a axe
de la forme primitive; Peclat de la caflure eſt vit
et [on aspect vitreux un peu gras; fragmens irre-
guliers, le réduilant facilement en poudre; la pous-
fiere blanche eſt médiocrement rude, et ne tache
pas. Au chalumeau elle deerepite, lailfe degager
une odeur d’acide ſulfureux, perd [on acide, frite
un peu fans le fondre, et devient infipide. Elle
eſt compolee de 35,495 d’acide [ulfurique, de
39,654 d’alumine, de 10,021: de potaffe, et pour
Peau et la perte, 14,830. En orte que M. Cordier
regarde que la pierre d’alun criltallifee eſt une
combinailon -d’hydrate d'alumine avee un double
fulfate anhydre d’alumine et de potalle; d'où l’on
voit que la lilice n’eft pas elfentielle à la compoli-
tion des pierres d’alun compactes qui paroillent
aulli, d’apres les grandes differences qu'offrent les
analyfes des diverles varidtes données par les chi-
miltes, pouvoir [ouvent contenir une certaine quan-
lité d’alumine, loit pure, loit hydratée, loit mé-
me lous-lulfatée, lurabondante à la combinailon .
qui peut criltalliler.
Nous devons ä M. Gruner Oberberg (Annalen
der Phy/ick, vol. LX, p. 72), la delcription et La-
nalyfe chimique d'une nouvelle variété de Coele-
fine ou de ftrontiane [ulfatee., Elle a été trouvee
criltallilee dans un [eul des trois bancs de la meme
lubſtance contenue dans un calcaire lecondaire ren-
fermant des encrinites et des nummulites, des vei-
nes de galene, pres d'un village nomme Norten, a
deux heures de marche de Hanoyre. Sa couleur
eſt ordinairement d'un blanc laiteux, mais quelque-
fois elle elt d'un brun bleu. Sa pelanteur fpecifi-,
que eſt de 3,5906 & la temperature de 22. Elle
elt compol[ee, [ur 100 parties, de 0,213 d’alumine
ferrugineule, de 73,000 de [ulfate de ſtrontiane, et
de 26,166 de [ulfate de baryte, ce qui elt fort re-
marquable. La variete qui n'elt pas criltallifee con-
tenoit au contraire 24,000 de fulfate de Hrontiane
et 74,66 de [ulfate de baryte, |
D’apıes la delcription et Panalyſe que M. C.
351
G. Retzius a données de la zeolithe rouge d’Edel-
fort, Journ. de Phyfig., t. XCI, p. 152, on a pu
voir que cette variete ne differe pas de la zeolithe
fariniforme d’Hifinger.
Nous avons publie, dans le volume precedent,
p. 36ı, la delcription et l’analyfe chimique, par le
meme auteur, de la tremolithe de Nofwege, [ur
laquelle il leroit inutile de revenir. II paroit ce-
pendant qu'il n'eſt pas tout-a-fait d'accord dans les
relultats avec M. le comte Wachmeilter, auquel
nous devons aulli la delcription et l’analyle chimi-
que de la möme [ubftance, comme on le pourra
voir, tome XCI, page 385, dans [on Memoire, fur
un mineral de la famille des malacolithes, puisque
celui-ci donne pour [a formule chimique CS
M: Sz, tandis que M. Retzius dit que c'eſt MS +
2CS3, ce qui elt extremement different.
On trouvera également, dans notre Joural, t.
XCX, p. 352, une note de M. Soret [ur le corin-
don hyalin de Chamounix, qui a été trouve dans
la variete de granite à laquelle M. Jurine a donné
le nom de protogine, entremélé avec les parties
conſtituantes de la roche. La forme de ces criltaux
elt le prisme hexaèdre régulier, et ils offrent une
double refraction très- prononcée.
M. Cherici a fait voir, dans un Memoire in-
fere dans la 3° livraiſon des Annales des Mines
pour 1821, et dont nous avons donne un extrait,
tome XCI, p. 316 de ce Journal, que la variolite
de la Durance et des roches analogues, qu'il a re-
cueillies pres de Braunau, doivent &tre rapportées
au Weiften de Werner, et conltituer une variete
qu'il propoſe de déſigner lous le nom de Melſtein
varioleux.
L'hiſtoire de la terre verte de Verone, par M.
Brignoli de Brunnhoff, que nous avons publiee, t.
XCX, p. 355, quoique un peu longue, fi on la
confidere lous le ſeul rapport minéralogique et géo-
logique, a pu offrir cependant plulieurs détails in-
terellans [ous les rapports hiſtorique et économique.
Nous nous bornerons à rappeler que nous
avons inlere, tom. XCI, pag. 234, lanalyfe de
l’andaloufite, de la karpholite, du peliom, de la
zeolithe fibreufe, de la meionite et de la buchol-
zite, par MM. Brande, Stenman, Freyssmuth et
Gmelin.
M. Smithlon a fait connoitre, Annals of Phi-
los., vol. XVI, p. 48, une bombinailon native de
lulfate de baryte, et de fluate de chaux. Cette
lubſtance forme une veine d’environ un pouce d’e-
pailleur dans un calcaire coquiller du Derbyshire;
pres de cette lubſtance, étoit une couche de criltaux
de [ulfure de plomb, et entre celles-ci et la pierre
calcaire, une couche de criftaux de carbonate de
chaux. Son aspect etoit tout-a-fait celui d'un beau
calcaire compact gris. Sa pelanteur Ipécifique elt
3,750; elle elt ailement rayée par le couteau; n'eſt
pas électrique par la chaleur, mais s’electrile par
le. frottement; elle le fond entièrement au chalu-
1
—
—
352
meau; elle eft compo[ee de 31,5 de ſulfate de ba-
ryte et de 48,5 de fluate de chaux.
M. Dumesnil, pharmacien a& Wumtorf, a don+
ne, dans le Journal de Phylique allemand de
Schweiger, l’analyfe d'une nouvelle espece de mine
de zinc ou de blende; la couleur eſt d'un brun
rougeätre; fracture foliacèe; pelanteur [pécifique,
4061;.poudre d'un brun clair; compolition chi-
mique: foufre, 25,16; zinc, 68,48; fer, 8,083
perte, 0,28. 3
Nous avons vu, d’apres M. Robiquet, que la
diſtinction du fer oxitlule titanifere doit étre aban-
donnee, li c'eſt à la prelence. du titane qu'elle ef
due, puisque le fer oxidulé d'un grand nombre de
localites, et entre autres celui de Corle, en con-
tient louvent une quantite notable. 5 15 ar 4
M. Tingenieur des mines Berthier a fait voir,
dans les Ann. des Mines, que ka mine de fer ma-
gnetique de Chamoilon en Valais, qui fe trouve en
couches peu étendues, mais epailles et nombreuſes
dans un calcaire grilätre renfermant beaucoup d'am-
monites, eſt compolee, abſtraction faite des lubſtan-
ces melangees, de 0,605 de protoxide de fer; de
0,078 d’alumine; de 0,143 de lilice, et de 0,174
d’eau, et qu'elle peut étre confideree comme for-
mee de lous-filicate de fer, de lous-lilicate d’alu-
mine et d’eau, compolition qui n'a pas encore été
oblervee, et qui doit former une nouvelle espece
minerale à laquelle il donne le nom de chamoijite,
du lieu où elle a été trouvee. ie
Nous devons au m&me chimiſte I’analyfe’ du fer
forge employe par les negres et rapporte par M.
Mollien: des ellais que l’on .a faits avec, il en re-
fülte que ce fer :elt d’excellente qualité et tout-a-
faits lemblable aux fers des departemens de T’Ar-
riege, fabriqués par la methode catalane, et dans
lesquels il y a toujours egalement des grains et des
veinules d’acier. Il contenoit 0,034. de [corie inat-
taquable par les acides, et 0,030 de chaux et d’alu-
mine dilloutes. Il a examine également deux mi-
nerais dont on ſuppole que les negres retirent le
fer; Pun eſt certainement un mélange de tritoxide
et d’hydrate de fer et d’hydrate d’alumine et d’ar-
gile, et l'autre un mélange d’hydrate d’alumine,
d'un peu d’argile, de tritoxide de fer et peut-etre
d’hydrate de fer; on n'a pas encore rencontre de
minerais de fer ſemblables en Europe.
M. E. Daniel Clarke, dans un Mémoire, An-
nals of Philos., vol. XV, p. 272, contenant des
oblervations [ur les minerais qui contiennent du
cadmium, a decouvert ce metal dans un lilicate de
zinc du Derbyshire et dans plufieurs autres mines
de zinc d’Angleterre, comme dans celle de carbo-
nate de zinc d’Alftone-Moor, dans le Cumberland.
M. J. Thomas Cooper a. analyſé la mine de
zinc nommee blende brune mamelonçe et celle
qu'on deligne lous le nom de licate de æinc. La
premiere, qui eſt de couleur brun chocolat, avec
une fracture concheide, contient 61.5 de zinc; 30.8
de loufre; 4,8 dlarlenic et 1,8 dioxide de fer. Le
353
fer qui fe trouve zecouvre le quartz en criltaux
pfeudo-morphes, presque noirs, decrepitant au cha-
lumeau; contient 51,5 d'okide de zinc, 39,2 de li-
lice, 6,4 d’eau et 2 d'oxide de fer.
M. Smithlon. (Annals of Pliilos., vol. XV, p.
46) a donné une explication tellement bonne de la
production du cuivre me£tallique fibreux qui le
trouve dans les cavites de certaines malles de ce
metal, et que l'on range quelquefois A tort dans
les minerais naturels de cuivre, qu'il a pu en pro-
duire à volonte. Il penle qu'il a été forme dans
Vinfant de la conlolidation de la malle fondue;
que [on retrécillement à ce moment, a comprime
des gouttes de cuivre encore fluides, les a disper-
[des dans la [ubltance, et en a force une partie à
traverler les espaces extr&mement petits entre les
particules dans les cavites ou cellules et de prendre
ainli la forme fibreufe.
Depuis longtemps, et [fans autre railon que la
couleur, on donnoit à la partie de la formation
crayeuſe qui compole le terrain des environs de Pa-
ris et Ja Haute-Normandie, etc., le nom de craie
chloritee; M. Berthier ayant analylee cette lub-
ſtance en grains et en noyaux qui [e trouve au cap
la Heve s'eſt alluré que ces noyaux ne ‘font que de
la chaux phosphatee de la m&me nature que celle
de Willant; l'une et l’autre ayant la möme compo-
fition que l’apatite.
Dans l’analy[e de la pierre ponce commune que
nous avons rapportee, d'après M. Brande, on a pu voir
qu'il paroit que cette [ubltance varie beaucoup dans
fes principes conltituans; car cette analyſe differe
beaucoup, dans les rélultats, de celles données par
Spallanzani, Klaproth, etc.
Nous avons rapporte la découverte de l’ammo-
niaque dans le basalte et dans le klingſtone, par le
Dr. Gmelin; celle du muriate de potalle dans le
fel gemme, par M. Vogel. Un des eleves de M.
Berzelius s'eſt alluré que toutes les especes de mica
de la Suede qu'il a oblervees, contiennent de Pa-
cide fluorique. M..Lucas a decrit l’exifience de
Vacide boracique ſous la forme d'une croüte de
lept quarts de pouce d'épailleur, dans le cratère de
Vulcano.
M. Berthier (Ann, des Mines, toın. V, p. 238)
a analyſé, lous le titre d’alun de plume, un mine-
ral qui exiſte dans la collection de Ecole des Mi-
nes, rellemblant, par [es caractères exierieurs, par-
faitement a l’amiante, mais qui en differe beau-
coup, en ce qu'il a une faveur vitriolique tres-pro-
noncee, ei qu'il le fond à la moindre impreſlion
de la chaleur. Si on poulle la chaleur au rouge,
il perd 0,77 de [on poids, en abandonnant de l’eau
et de l’acide [ulfarique et le change en une ma-
tiere pulverulente d'un rouge d’ocre. Il ſe dillout
immediatement dans l'eau froide. II contient 0,344
d’acide [ulfurique; ‚0,088 d’alumine; o, 120 de pro-
toxide de fer; 0,008 de magnelie, et 0,440.d’eau, ou
0,295 de [ulfate d’alumine; 0,259 de [ulfate de fer;
Litt. Anz. z. J. 1822.
rr
—— —
354
0,025 de ſulfate de magnefie, et 0,423 d’eau. M. Ber-
thier penle qu’on doit le nommer alun ferrugine.
Le m&me recueil renferme un 1r&s-beau travail
de MM. O. Berthier et Puvis, [ur les eaux miné-
rales et thermales de Vichy, dans le département
de l’Allier; ces eaux ſourdent par ſept fources bien
difinctes; elles different beaucoup entre elles en
volume et en temperature; mais chacune d’elles con-
lerve toujours une temperature et en volume con-
ftans. La temperature moyenne de ces lources, ob-
lervée le 3 juin 1820, etoit de 39°, la plus elevee
etant de 45°, et la moins chaude de 33. Le volu-
me total des eaux ver[ees par ces [ources eſt evalud
a 259,50 meètres cubiques en 24 heures, ce qui fait
dans l’annde 94,555,000 kilogrammes. Elles [ont
compolees ainli qu'il [uit: acide carbonique libre,
0,000741; bicarbonate de foude fans eau, o, 05954
muriate de [oude id., 0,000558; lulfate de loude
id., 0,000279; carbonate de chaux, 0,000285; car-
bonate de magnelie, 0,000045; ‚filice, 0,000045;
tritoxide de fer, 0,000006. Or, comme cette eau
lailfe, par l’Evaporation, 0,00465 de ſels alcalins
anhydres ou de loude à 82°, il en refulte que l'on
pourroit retirer de la quantite d’eau qui lort des
lept lources, 440,000 kilogrammes de cette foude.
Les lubſtances inlolubles le depolent et ont donné
naillance a une immenl[e concretion qui forme au
bord de l’Allier, le promontoire appele rocher des
Céleſtins. En admettant que les depöt que les 94,000
metres cubiques d’eau forment annuellement, foit
de 15 metres environ, on trouve que pour couvrir
une lurface de 500 metres carres [ur un me£tre d’e-
pailleur, les lources actuelles emploieroient 16 4 ı7
mille ans, d’oüu MM. Berthier et Puvis concluent
ou que ces lources font conlidérablement dimi-
nuees, ou qu'elles font de la plus grande ancien-
nete. Cherchant enluite quel elt le terrain gene-
rateur de ces fources, ils montrent ailement que
ce ne peut &tre ce terrain de concretion, ni le cal-
caire compacte ou oolithique qui remplit tout le
‚grand ballin de l’Allier, ni le terrain houiller qui
n’occupe que des espaces tres circonlcrits, et que
par conlequent elles doivent lortir d'un centre com-
mun litué A une profondeur conliderable dans les
roches primitives ou m&me au-dellous de celles que
nous connaillons.
Quant aux nouvelles localites de mineraux an-
ciennement connus, nous nous bornerons à dire
que le chromate de fer a été trouvd dans les iles
Shettland, par M, Hibbert, et cela en fi grande
quantite, que la terre en elt, dit-on, recouverte.
M. Berthier a d&couvert du carbonate de fer dans
le département de l’Yonne, pres le village de Bu-
rain, disperfe dans un band d'ocre et accompagne
d'une argile (ablonneule. Le [ulfate fibreux de ba-
ryte decouvert l'année derniere dans l’Amerique
leptentrionale, a été plus completement etudie;
il exiſte entre les couches d'un [chiſte ar-
gileux friable et formant des firates qui paroillent
fort étendues, et à ce qu'il lemble, autant que la
28
355
montagne. Celle-ci a environ 70 à 80 pieds de
haut [ur trois quarts de mille d’etendue. Ce Ichiſte
eſt [uperpole à un calcaire compacte qui contient
des imprelſions de coquilles et ordinairement des
pectinites. M. A. E. Jelfup, attache a l’expedition.
du Millouri, a examine avec [oin la localité du
Ipath fluor, prös la ville de Shawrui, Illinois, et
il set alluré qu'il y eft très-abondant et que fon
odeur [e fait [entir à plus de deux pieds.
egalement confirme la decouverte dans les Etats-
Unis d’Amerique d’une mine de cinabre et d’une
mine de plomb, mais, à ce qu'il paroit allez peu
fiches. ‚
Dans la Geologie, les travaux extr@mement
nombreux, [oit göneraux, [oit partiels, qui ont été
publies dans le cours de cette année, prouvent evi-
demment que cette partie des [ciences naturelles
eſt celle vers laquelle les esprits [e portent avec
une [orte de predilection. Nous ne connoillons ce-
pendant pas de travaux generaux, depuis ceux de
MM. Greenough, d’Aubuilfon de Veilins et Breis-
lack., On a fortement critique celui du premier en
Angleterre; l’ouvrage de M. d’Aubuilfon paroit
avoir eu un grand [ucces, non-feulement en France,
mais encore dans les pays etrangers, et il vient
‚d’etre traduit en allemand. Nous en avons donne
un extrait etendu, ainſi que la Bibliotheque univer-
felle: ce meème recueil a aulfi donné l’extrait de
Youvrage de M. Breislack, et nous esperons pou-
voir en faire autant cette année. 2
Nous nous arr&terons peu A Ihypothèſe nouvelle
qu'un anonyme a propofee [ur la firucture de la terre,
dans le Journal de l'Inſtitution royale, vol. IX, p. 52;
nous dirons leulement qu'en s'appuyant [ur des ex-
périences recemment faites en Angleterre, et qui
prouvent, dit-on, que l’eau eft beaucoup plus com-
preflible qu'on ne l'a penfe, et [ur des conlidera-
tions générales [ur la fluidite; il penſe que 'on
peut concevoir que la crotite ſolide du globe peut
etre [outenue par l'eau dans laquelle elle eſt im-
mergee, et qu'en meme temps la furface irregu-
liere et inegale de la malle faille au dehors, tandis
que le relte eſt fubmerge.
Un correſpondant du Phil. Mag., vol. LVI, p. 10,
au [ujet du discours d'ouverture d'un cours de Geolo-
gie de M. Buckland, eſt revenu [ur la queſtion de
fa voir fi les phenomenes de deſtruction et de de-
rangement que l'on apercoit a la furface de la
terre, peuvent étre attribzés au deluge de Noé, et“
il penfe, "Wapres le recit méme de l’ecrivain ſacré,
que cela ne peut £tre, opinion qui a été ſousent
discutee et dont les meilleurs géologiſtes de notre
fiecle ne s’occupent plus.
MI. S. André Deluc, neveu du ceiehre geolo-
gue de ce nom, eft aulli revenu de nouveau fur
une queſtion qui femble £tre à peu pres rslolue.
Les montagnes fe degradent-elles et tendent-clles a
»abailfer gradueilement, ou bien feront-elles ſta-
bles jusgu’a la fin des fiècles? Contre Yopinion des
geologues qui le penſent et qui apportent en preuve
Ona-
356
une foule de faits que l’on peut difficilement nier,
M. Deluc, en prenant pour exemple le mont Sa-
leve et plulieurs autres montagnes de la Suille, ſou-
tient que malgré les eboulemens caules par les
eaux et par les gelées, malgré le ravage de torrens
et des rivieres, et tous les autres faits que les par-
tifans de la degradation accumulent, dit-il, avec
une minutie ridicule, le plus grand nombre des
montagnes [ont encore telles qu'elles etoient, lors-
que les grandes convulfions de notre globe les for-
merent, et qu'elle ne montrent en general aucun
ligne de degradation.
Le beau travail de M. Stevenfon, [ur le lit de
la mer germanique, [ur la hauteur et Pétendue de
l’inımen[e banc de [able qui en oceupe la partie
centrale, et dont la maffe lui lemble une quantite
de matiere lolide egale a 28 pieds de hauteur per-
pendiculaire de toute la terre ferme de l’Angle-
terre, au-dellus du niveau de la mer, et en [uppo-
lant que ce [eroit une plaine unie, ſemble etre
une forte objection à l'idèe de M. Deluc, que la
configuration de la terre ne change pas. En effet,
d’oü peu provenir une accumulation fi enorme de
matiere, li ce n’efi de terrains plus eleves? M.
Stevenlon en recherche [oigneulement l’origine. II
enumere et. explique les degradations qui exiltent
fur les bords de l’Ocean et dans l’interieur de ter-
res; enfin, il s’occupe de voir où peut aller le [ur-
plus de l’eau, dont le banc occupe la place, et en
admettant que [on niveau n'augmente pas, et qu'il
melt pas employe à l'entretien des corps organi-
ques et inorganiques, il paroit penſer que, d’apres
la tendance generale des fluides à [e mettre au ni-
veau, il peut [e porter vers les pöles, ces points
etant comparativement plus pres de la terre, que
les regions €quatoriales ou la force centrifuge agil-
lant avec plus de force, previent accumulation
des eaux qui pourroient s’y fixer.
Au lujet de la defcription du granite du comte
d' Aberdeen, en Ecolle, et qui occupe une grande
etendue dans cette contrée, MI. J. Mac Culloch a
été conduit A revenir [ur une idee qu'il aveit deja
emile dans fon ouvrage [ur les iles occidentales de
P'Egolle, fur l’identite parfaite qui exiſte entre plu-
fieurs roches de la famille des trapps, et certaines
varietes de granite. Dans le Memoire publié dans
le Journal‘ de I'Inſtitution royale, vol. X, p. 29, il
confirme cette analogie, par une preuve differente,
quoique de meme nature, deduite de l’exiftence de
ces roches, appartedani a des varietes les plus
communes et les plus evidentes de la famille des
trapps, non-feulement occupant Ja m&me place que
le granite, mais liees avec des malles evidemment
de cette ſubſtance, par une tranfition reciproque et
imperceptible. N 5
Le meme geéologue, dans un Memoire infere
dans le m&me volume du Journal de PInſtitution
royale, page 103, à la [uite d'une defcription de
la diallage des iles Shettland, dont la découverte
dans ce pays, paroit due au docteur Hibbert,
—
357
donne une table ſynoptique des diverſes varietes
de cette roche. II la partage en trois divilions.
La premiere, dans laquelle la daillage exiſte leule;
dans la feconde oü la roche eſt formee de deux
ingrediens, il etablit quatre ſubdiviſions, fFuivant
que la diallage eſt jointe au feldlpath, à Vactino-
lite, au tale ou A la chlorite et à la ſerpentine;
enfin la treilieme divifion, dans laquelle la roche
de diallage eſt compolee de trois ingrediens, il n'y
a que deux [ous-divilions, celle ol c'eſt de la dial-
lage, du feldſpath et du mica, et celle où au lieu
de mica, c'eſt du quartz. S'il y a une quatrième
divilion ol la roche lerait formée de quatre in-
grediens, lavoir: de diallage, de feldfpath, de
quartz et de mica, il paroit qu'elle efi excellive-
ment rare. 9
Nous allons maintenant jeter un coup-d’oeil
fur les travaux plus [peciaux qui ont été faits en
Geologie. 0
En France, nous n’avons guere connaillance
que du Memoire de M. Bonnemailon, intitulé No-
rice geologique fur une partie du departement du
Finiftre. Comme ce travail a été publié dans no-
tre Journal, tom. XC, p. 260, nous nous borne-
rous à dire que cet examen ne comprend que le
terrain fitue. dans la partie lud et ſudoueſt, de-
puis la mer jusgu'aux environs de Breſt, et que le
rélultat general eſt que dans la formation de tran-
fition qui paroit confiituer une grande partie de
ce pays, on doit attribaer une predominance ca-
racterifiique a la confiitution ſchiſteuſe, et que les
autres roches contemporaines, telles que le trapp
globuleux, les kerlantons ou fienites, les porphyres
argileux et petroßiliceux, ainli, que le calcaire noi-
rätre, leur [ont fubordonnees. Ce calcaire contient
des coquilles bivalves, des terebratules, des madre-
pores, mais pas d’ammonite, comme Bruguiere,
fans doute trompé par quelque recit infidele, 1’a
annonce pour les environs de Quimper.
Les geologues anglais avancent à grands pas
dans la connaillance de la fructure geognofiique de
leur pays; aulli quelques-uns font-ils deja parvenus
à publier des cartes géologiques de l’Angleterre.
M. Smith eft le premier qui ait pu entrepren-
dre et executer un travail d’une fi grande impor-
tance; les voyages extréemement nombreux que] [a
profeflion Pavoit force de faire depuis longtemps
dans toutes les partiek de l’Angleterre, l'étude de
la concordance des corps organiles foffiles qui fe
trouvent dans les differentes couches de ce pays, et
}’emploi heureux qu'il en a fait pour en reconnoi-
tre Pidentité ou la difference, lui ont foumi les
matériaux de la carte; et quoique fans aucun
doute, celle qu'a publièe depuis M. Grenough [ur
une plus grande echelle, ſoit maintenant preferable,
parce que celui-ci a employé des matériaux encore
plus elabores et dont il eft pour la plupart redeva-
ble & ſes propres travaux et a ceux de [es ſavans
collaborateurs dans la Société geologique des Lon-
dres, la principale gloire de ce travail doit reſter
—
338
à M. Smith, car dans ce genre de travaux, comme
dans beaucoup d'autres, l’ebauche d'un ouvrage,
quoiqu'incomplète, a ſouvent demandé beaucoup
plus de peines et de talens que [om perfectionne-
ment.“
Comme dans les deux cartes géologiques dont
venons de parler, I'Ecolle ne ſe trouve pas com-
prife, il elt probable qu'une louable émulation ne
tardera pas A determiner les lavans geologues de
cette contree a en publier une de leurs pays. Les
Memoires nombreux que M. Mac Culloch a pu-
blies fur la G£ologie de PEcolle et de [es iles, et de
quelques-uns desquels nous avons-dejäa parle, porte A
croire que c’elt ce geologue qui en [era charge; et
en effet, c’eft ce qu'annoncent les journaux ecollais.
Il trouvera des matériaux [ans doute importans
dans les travaux de plufieurs de les compatriotes,
comme dans les remarques [ur la fuccellion des
roches dans le diſtrict de Lakes, inferees dans le
Phil. Magaz. d’oetobre, dans le Memoire intitulé:
Geologie du Loch Levert, publié dans le m&me
recueil, et enfin, dans les Oblervations de M. le
D. Boué [ur la Geologie de l’Ecolle, dont nous
avons fait connoitre les principales dans le premier
volume. du Journal de Phyſique de cette année, et
qui ont été réunies et étendues dans un ouvrage e
profeſſo Iur la Geologie de PRcolle, qu'il a publié
dans le cours de cette méme année.
En Allemagne, les travaux géognoſtiques, quoi
que moins ardemment pourluivis qu'en Angleterre,
ne le continuent pas moins avec [ucces: jusqu' ici
cependant, PAutriche et [urtout la vallee du Da-
nube, avoient été allez peu etudiee; M. Prevoſt,
dans un Me&moire extrémement intérellant pour les
obſervations géologiques et zoologiques qu'il ren-
ferme, et qu'il a publié dans notre Recueil, a fait
voir que tr&s-probablement cette vallée, à l’epo-
que de la formation des collines lubapennines en
Ralie, etoit remplie par les eaux de la mer, puis-
qu'il y a trouve des depöts coquillers contenant des
coquilles fort rapprochees de celles qui compolent
les collines fubapennines.
D’apres la petite note que nous avons donnee
{ur la nature et la ſuccelſion des couches qui for-
ment les environs de Saint-Petersbourg, on a pu
voir, avec latisfaction, qu'avant peu la connoillance
géologique de ces pays leptentrionaux, pourra de-
venir alfez complète pour qu'on puifle s'en ſervir
dans Thiſtoire generale de la [cience; mais c'eſt ce
qui nous eſt confirmé par la certitude que nous
donne M. le comte G, de Razoumovski, dans une
lettre qu'il nous a adrellee, que depuis un alfez
grand nombre d’annees, il s’eli beaucoup occupe
de la Geologie du nord de l’Europe, et ſurtout de
la Ruffie, et qu'en effet il a deja publié, a ce lu-
jet, un Prodrome [ous le titre de Coup- d oeil geo-
gnoſtique. II paroit auffi qu'il ne neglige pas l’e-
tude des corps organiles folliles de ce pays.
L’Italie, et la Sicile plus [pecialement, ont
aulli été etudides avec, quelques [ucces, fous le rap-
359
port de leur ſtructure geognoltique; M. Moricaud,
dans un Memoire publie dans la Bibliotheque uni-
verlelle, nous a donné pluſieurs details interellans
fur la premiere; et nous devons aM. Jos. Marzari-
Pencati, une Dillertation que nous nous propolons °
de faire connoitre entierement à nos lecteurs, fur
un granite en malle [uperpole à un calcaire fecon-
daire fur le fleuve de l’Avilio, dans le pays de Ve-
nile; nouvel exemple de cette [inguliere anomalie
oblervee pour la premiere fois en Norwege, par
M. de Buch, mais encore bien plus remarquable,
sil eft confirme, comme le penſe M. Marzari-Pen-
cati, que ce granite eft encore infiniment plus mo-
derne que celui de Chriſtiana, et qu'il eſt tertiaire.
M. Brongniart, dans une note [ur le gillement
des lerpentines et des euphotides dans quelques par-
ties des Appennins (Bull. Soc. phil., p. ı73), a
commencé A publier les rélultats de [on voyage en
Italie. Ces roches, que les Italiens nomment Gra-
bro et Granitone, font tres-abondantes dans les
Apennins. Tous les geologues, möme ceux d’Italie,
les rapportoient a la formation primitive, et ils di-
foient qu'elles étojent placées lous le calcaire et
le grauwake des Apennins. C'eſt cette opinion que
combat M. Brongniart, d’apres une oblervation di-
recte et complete de la ſuperpolition de ces roches
à Rochetta, a Monteferrato et 4 Pietramala; il
etablit d’abord ainſi l'ordre de leur [uperpofition,
en allant des plus [uperieures aux plus inferieures:
ı°. la lerpentine, qu'il nomme ophiolite diallagi-
que; 2°. Peuphotide; 3“. le jaspe rouge; 4. un cal-
caire compacte gris de fumde, ou calcaire jaunä-
tre avec lilex corne alternant [ans ordre determine
avec un plamite calcaire et un [chilte marneux ou
fchifte calcaire micace. Montrant enf[uite que ce
calcaire ne peut étre compare lous le rapport de
lepoque de [a formation, qu’avec le calcaire alpin
le plus nouveau, il en conclut que les roches de
ferpentines et les Euphotides des Apennins, loin
d’appartenir a la formation primitive, n'appartien-
nent pas mème à la formation de tranfition la plus
ancienne, puisqu’elles font immédiatement au- dellus
d'un calcaire qui, pour la couleur et les filex qu'il
renferme, a de la relfemblance avec quelques cal-
caires du Jura.
Les minéralogiſtes de l’Amerique ſeptentrionale
imiteront [ans doute bientöt ceux de la mere pa-
trie, du moins autant que le „permettra l’etendue
immenſe du fol qu'ils ont a examiner; en effet, on
trouve que leurs recueils fcientifiques contienneht
un plus grand nombre de Memoires fur la G£olo-
gie que [ur toute autre branche d’Hiltoire naturelle.
Ainli, nous citerons le Memoire que M. H. E.
Dwight a publié dans le leul numéro du Journal
de M. Siliman qui nous soit parvenu dans le cours
de cette année, [ur Thiſtoire des montagnes de
Kaatskill et de leur voifinage, A un mille du con-
fluent d'une rivière de ce nom, avec celle d’Hud-
fon, des obſervations faites en Amerique [ur le
gres rouge ancien, etc.
32 ———
u
360
D’apres la notice que M. le profellfeur Buck-
land a lue a la Société geologique de l’Angleterre,
fur la ſtructure geologique de Madagascar, il pa-
roit qu'une partie de cette ile conliſte en roches
primitives, gres et trap, et qu'elle rellemble beau-
coup, lous ce rapport, au continent adjacent de
l’Afrique, ce que Pon admettoit allez genéralement;
on y a trouve un granit à grain fin, un granit à
gros grain, contenant des criltaux de feldſpath
couleur de chair. Parmi les roches lecondaires, on
rencontre des varietes de gres compolé de grains
de quartz vitreux, entremeles de debris de feld-
[path, ſans reſtes folliles, et qu'on ne peut trop
rapprocher d’aucune espece de roches connues en
Europe; un gres brillant et rouge qui forme la
couche inférieure de la colline dite de Saint-Geor-
ges, lemble appartenir à la meme clalle que des
malles enormes de formation lemblable qui font
aux environs du cap de Bonne-Esperance. Sa cou-
leur et la compolition le rapprochent du gres
rouge le plus nouveau des formations anglailes. On
a encore rapporté de ce pays un porphyre argileux,
de la pierre verte a grain fin, et un calcaire tres-
compacte, colore en jaune et compole de frag-
mens granulds de coquilles, reunis par un ciment
calcaire. {
Dans la méme note, publiee dans le Bulletin,
par la Soc. phil., p. 96, on trouve aulli quelque
chole [ur la ftructure geologique de la Nouvelle-
Galles du Sud. On en a rapporte pluſieurs varie-
tes de granite et du Ichiſte micace. Parmi les echan-
tillons de trapp, il y en a Qui rellemblent aux es-
peces de trapp des environs d’Edimbourg. On n'a
rapporte de roches fecondaires, que quelques varie-
tes de gres interpolees avec du feld/path decom-
pole.
Nous avons denne, d’apres M. Tilefus, Thi-
fioire des volcans les plus petits que l'on connoille
aujourd'hui, brülant à la lurface de la terre, et
qui font partie de cette [orte de trainée volcanique
qui borde le Japon. On trouvera des oblervations
intérellantes dans la delcription d'une vifite au cra-
tere du volcan de Goenong-Apie, l’une des iles de
Varchipel de Banda, donné par le capitaine Ver-
heul, dans le Phil. Magaz., vol. LV, p. 371. Son
cratere, dont la forme eſt toujours celle d'un en-
tonnoir, a 200 pieds de diamètre environ. Tout
linterieur eft couvert par une lave de la couleur
jaune la plus belle. Il fe degage une quantite ex-
tremement conliderable de gaz acide ſulfureux;
aulli y trouve-t-on de magniliques criſtaux de [ou-
fre. Le cone forme par ce volcan elt extr&mement
eleve et fort difficile A gravir. Le meme recueil
contient, vol. LVI, p. 96, la defcription par M.. G.
A, Stewart d'une éruption volcanique qui a eu lieu
au mois d'avril 1815, dans ile de Sumbawa. La
montagne volcanique le nomme Tanbora; [on ſom-
met au 8°.20' de lat. fud, et 1187 de long elt, ei
eleve au-dellus de la mer, de 5 a 6000 pieds. Les
phenomenes: les plus remarquables de cette éruption
361
extr&ömement,‚violente, kurent 17, la quantité conli-
derable de poullière volcanique qui tomha et. qui
jut fur tout le terrain de trois pouees d’epailfeur;
2°. la; diliance, A daquelle les effets forent rellentis,
V'obscurite, ‚complete, deierminde par la chute de, la
poulliere, le, 11 avril. fut, obleryde d Samanar, dans
Ile de Medura, à o' 5' de lat. lud. 5
La connoiflance profonde que 'M.ule D. Abel
Remufat a de la langue chinoile, lui a fait décbu-
vrir dans une forte d Encyclopédie de ce pays; la
preuve de exiſtence de deux volcans actuellement
brulans dans la Tartarie centrale; ce qui fait voir,
d’apres Pobfervation de MI. Cordier, des volcans a
une grande diſtance de la mer, et par conléquent
infirme fortement l’hypethele> que les phenomenes
wolcaniques font dus aux de la mer qui parvien-
drojent jusque : dans les cavites‘ — ou (ont
les! matières incandescentes. ö
On a publié, dans la Bibliethögue univerfelle,
une deleription des phénomeènes que prélentent les
fameules Lources d'eau chaude, dlites- -Geyjfers, en
Islarde; elle ne Te borne pas 3 confirmer ce que
M. Henderfon avoit donne fur ce fujet dans Ja de-
Teription de IIslande, mais elle contient plufieurs
details nouveaux: ink, M. Menge de Hanau, à
aui nous la devons, a vu à plufieurs repriles, que
Pon peut determiner l’ernption de ces eaux, en je-
tant des pierres dans le Geyler. Dans l’espace de
trois jours, il a vu vingt- quatre eruption du grand
Geyler, et feulement deux du Strock. Quand le
temps ei cguvert, c’eft le premier qui travaille, et
quand il eſt clair et lerein, deli le Strock qui falt
les explofions.
Si les vo!cans produilfent a la [urface de notre
are les changemens les plus remarquables, com-
me les plus inltantanes, d'autres caules plus con-
nues, et dont par; conlequent on pent apprecier da-
va tage les_effets, modifient, accidentellement la
configuration de la terre, et les geologues. doivent
foigneufement en tenir compte. C'eſt ainli que
nous ‚ayous rapporté quelques notes [ur la forma-
tion d’une ile dans le golfe du Bengale; fur la des-
iruction du village de Strom par un eboulement,
et [ur l'éeroulement d'une montagne dans la Mo-
lelle. On trouvera, dans la relation de l’Eboule-
ment du glacier du Weishorne, arrive le 25 de-
cembre 1819, et de la deſtruction du village de
Randa, dans la vallee de Vispach par M. l’ingeieur
J. Venetz; relation inſérée dans le tome XIII, pag.
150 de la Bibliotheque, univerſelle, plulieurs faits
interellans, comme P’apparition lubite d'une lueur,
au moment on la neige et la glace frapperent la
malle du glacier. Cette chute a. determine un ou-
ragan allreux occalionne par, la preflion de. Pair, et
Aui a ‚operd, une ‚devaatlon, epouvantable., Il a fait
mouvoir et, remonter de plulleurs toiles des meules
40 moulin, ‚deraeine : a de grandes diſtances les plus
orts ene et, ‚lanc&, des, blocs de glace, de 4
pieds cubes, squ-à une demi lieue. La malle
Par une fi grande autorite,
treille nomme phyllopes et les
62
tombée a enyiron 130 pieds, de hauteur, et con-
tient, A peu prös, 360, 00, o00 pieds cubes.
L'Hiſioire des corps organlſes Joffiles a die
enrichie de pluſieurs oblervations intérellantes. On
a pu voir, par exemple, dans l’extrait étendu „que
nous, ayons donné ‚du travail de M. Wahlenberg,
fur, les corps peirikies e de la See, combien les, ter-
rains de uanfltion qui conſtituent la plus grande
partie de ce pays, lont riches en folliles et furtont
en empreintes de ces finguliers animaux que 'on
connoit gencralement [ous le nom de trilobites.
M. Walhenberg les a etudies avec beaucoup de loin,
fous le rapport de leur gillement et de leur forme;
ila fait l’oblervation que les, espèces auxquelles il
m'a pas reconnu d' yeux ‚font dans des tertains, plus
anciens que les autres. II a, avec railon, adopte
Yidee de, [on celébre compattiote Linné, fur les
affınites de ces animaux avec ceux que celui-ci a
nommes monocles, en r£futant ailement l’opinion
des perſonnes qui ont penſé que c'etoit plutöt au-
pres des oscabrions ou des cloportes qu’ils devoient
etre rangés. Quand aux especes, de trilohites ou
d’entomoliracites qu'il a definies et décrites, il eſt
A remarquer, d'aprés le. relultat du travail de M.
Brongniart fur ce groupe de folliles, qu aucune des
especes de Subde ne s’elt encore trouvee dans les
[chiltes de la France. On a pu également voir con-
firmer par les oblervations de M. Wahlenberg, qu’&
l’epoque, on, ces entomoſtracites exiliolent en 1¹
grande abondance en Suède, les animaux vertsbrés
n’exiltoient pas encore, puisqu’on ng trouve, aucune
trace de ces animaux, non-[eulement dans les ter-
rains de tranlition, mais m&me dans les terrains le-
condaires de la Suede. Les refultats auxquels >
Wahlemberg elt barvenu fur Vexiftence de moules,
d helices, de Iymnees folliles entièrement lembla-
bles à celles actuellement exiſtantes dans la "Suede,
lexoient plus eloignes des idées gen£ralement re-
gues;
mais elles ne [ont peut élxe pas hors de
doute, En general, ce beau Memoire de Wahlem-
berg conlirme l’utilite de application de l’etude
des corps „organilcs folliles a la ‚Geologie. On y
voit, par exemple, que les ammonites a cloilons
perlillees, Ii communes en Allemagne, n’exiltent
pas en Suede, et qu'au contraire, les orthocerati-
tes [ont presque caracteriltigues de ce pays,
Nous venons de dire que M. W. ahlemberg, ayant
a sS’occuper des affinites des trilobites, „adopıoit ro-
pinion de Linne qui en fait des animaux „fort voi-
Uns des monocles. M. Latreille, dans un Memaixe
infere dans les Annales Senérales des Sciences des
Bruxelles, paroit cependant n’ayoir pas été, convaincu
et il cherche de nou-
veau a etablir qu'ils doivent etre places entre la pe-
tite famille des crultaces e Aue. N II. La-
glomeris, premier
genre des myriapodes, et „sependant,, Gans un autte
endroit de [on Memoires ce ayant "entomofogilt 8
dit que les particularites qui iiinguent , les trilobi-
tes des oscabrions, ne, font que BR nn
23
363
fecondaires, et auxquelles amenent les changemens
qu'sprouve le telt ou la cuiralle de ces derniers
mollusques, et qu’ils doivent former dans la méme
famille une race particuliere. En comparant avec
foin les empreintes plus ou moins completes que
ces animaux ont laillees dans le [ein de la terre,
en failant [urtout attention au nombre des articu-
lations de leur corps, à leur repartition dans les
trois parties qui le compolent, et enfin, a la na-
ture des appendices qui les accompagnent, il nous
femble que l'on peut arriver a demontrer d'une ma-
niere certaine que c'eſt dans la famille qui con-
tient les monocles et les branchiopodes, que la plus
grande partie de ces animaux doit etre place,
comme Linné et un grand nombre d’auteurs l’ont
pen[e depuis long-temps.
Nous avons rapporte, d’apres les journaux ame-
ricains, que dans l'état de Vermont à Newhaven,
on avoit decouvert des ollemens folfiles provenant
de grands quadrupedes dans le gres rouge ancien,
c’eli-A-dire dans les premieres couches des forma-
tions ſecondaires. Ce [eroit deja une. obſervation
alfez curieule, fi elle etoit conlirınee, que l’exi-
ftence de ces olfemens dans une roche aulli an-
cienne; mais elle le [eroit bien davantage, s’il etoit
vrai qu’ils eulfent appartenu à l’espece humaine,
puisque jusqu’ici on eſt generalement d'accord en
Geologie qu'il n'exiſte pas d’olfemens folſiles hu-
mains; aufli doit-on douter beaucoup de la nature
de cette découverte.
Quoique la perſonne qui nous a envoye la
note que nous avons publiee [ur l’oblervation d'un
morceau de cuivre evidemment travaille trouvé dans
un bloc de pierre .calcaire, nous in/pire la plus
grande confiance, fous le double rapport de la
bonne-foi et de la l[agacite, nous [ommes cepen-
dant obliges de nous tenir encore dans la doute au
ſujet de cette découverte qui prouveroit auffi l'ex-
treme anciennete de la race humaine a la [urface
de la terre, parce que l’on peut concevoir qu’une
malfe de cuivre a pu tomber dans une fente de la
pierre, et enſuite ètre enveloppee [ublequemment
par une forte de filtration qui l’aurait remplie.
S’il etoil également vrai que ce füt dans de ve-
ritable houille appartenant au terrain houiller qu’a
ete trouvee la dent de maltodonte, dont a parle
M. de La Böche, dans la Bibliothèque univerlelle,
ce ſeroit encore un fait allez contradictoire avec
ce qu'on connoilloit jusqu'ici, que les reſtes de
mammiferes n’apparoillent que beaucoup plus tard;
mais [ans douter que ce loient de veritables dents
de maltodonte, ne [e pourroit-il pas que le char-
bon de terre dans lequel elles ont été trouvees ne
füt que du lignite?
Une découverte plus interellante eſt celle du
grand animal follile trouve en Angleterre, pres-
qu'entier dans un calcaire bleu tout-a-fait ſemblable
à celui des vaches noires de Honfleur, auquel les
Anglois donnent le nom de Blue-lias. M. König,
Pun des conlervateurs du Muleum britannique, lui
Ps unge gung
! ᷑ P——
364
avoit donné depuis long-temps le nom d’ichthyo-
faure, le regardant, a ce qu'il paroit, comme for-
mant un pallage des reptiles aux poillons. Sir
Everard Home, qui l'avoit d’abord regarde, il y a
quelques années, comme un poillon, mieux éclairé
aujourd'hui par la découverte de ce [quelette pres-
qu’entier, penfe que c’efi un animal intermediaire
aux lauriens et aux protees, puisqu’il lui donne le
nom de proteofaurus. Ce qu'il y a de certain,
c’elt que d'eſt encore un de ces chainons qui leri
a prouver l'exiſtence de la [&rie animale. M. de
La Böche, qui s’eft aulſi occupe de ce lingulier
follile, a montre qu'on en polledoit depuis long-
temps des vertebres dans le cabinet de Geneve, et
qui ont été trouvees dans un calcaire bleu tout-a-
fait lemblable à celui du blue-lias anglois. II eſt
probable que certains ollemens, meles avec ceux
du crocodile de Honfleur, appartiennent aufſi à
lichthyolaure; au moins il en exiſte, et tres-pro-
bablement il y a eu quelque confulion a ce [ujet
dans les auteurs qui [e font occupes de cetie ma-
tiere. M. de La Böche en caracterile dejä trois
especes diftinctes: l’une qui a le muleau mediocre-
ment alonge; la feconde chez laquelle il eſt gréle,
et enſin la troiſieme ou il eft tres-deprime et court.
Nous devons aulli noter que dans le cours de
cette année on a decouvert dans le calcaire de
Caen, la colonne vertebrale presque tout entiere
d'un crocodile, un grand nombre des ecailles os-
feules qui le recouvroient, et enfin un cräne pres-
que complet avec des portions de mächoires. MM.
les membres de l’Academie des Sciences er
Arts de Caen, qui les ont recueilles avec un zel
eminemment patriotique, [fe [onı emprellés de don-
ner quelques details [ur ces reftes de crocodile,
dans une petite notice imprimee a Caen, et M.
Lamouroux en a publiée une autre dans les An-
nales de [ciences phyliques de Bruxelles. D'après
ce que nous en ävons vu, nous-m@me a l’aimable
complailance des membres de cette Académie, et
lurtout du bibliothecaire, M. Hebert, il nous ſem-
ble fort probable que ces reſtes ont appartenu à
deux especes d’animaux differens; mais ce n’elt
point le lieu d’entrer dans les details necellaires
pour le montrer; et d’ailleurs, fi cela eſt, M. Cu-
vier [era necellairement conduit a l’etablir dans la
feconde edition de fon grand ouvrage [ur les olle-
mens folliles, qu'il prepare, et qui [ans doute ne
tardera pas à paroitre.
En general, l’etude des corps organiſés folliles
prend une extenfion conliderable.e On trouve en
effet quelque chofe à ce ſujet dans le journaux de
Calcutta. M. le docteur Tyler y rapporte avoir
trouve une coquille d’huitre fur le ſommet d'une
haute montagne, au-dellus du village de Bheca-
mow, en union avec le granite et des roches ba-
laltiques; quant à ce qu'il ajoute, qu'il a trouve
dans le lit d'une riviere, pres Ruffur, une pre-
miere phalange de la main droite d'un homme,
mais double de la grandeur ordinaire, ce qui lui
365
fait luppoſer que l’homme dont elle provient avoit
douze pieds de haut, il efi probable qu'il ya ici
quelque erreur, et que la phalange provient peut-
Etre d'un éléphant.
Quoique l’etude des végétaux folliles ſoit en-
core beaucoup moins avancée que celle des ani-
maux, elle n'eſt cependant pas tout-à-fait negligee.
L’un des faits les plus remarquables decouverts
dans le cours de cette année, elt celui d'un tronc
d’arbre de 26 pouc. environ de diametre,- trouve A
40 pieds de la lurface du fol dans une malle ſo-
lide du gres qui accompagne les houilleres des en-
virons de Glasgow. Cet arbre, dont on a decou-
vert environ trois pieds de long et dont les racines
Tont, dit-on, tout-a-fait dispolèes comme dans un
arbre vivant, et qui s’enfoncent profondement dans
la roche, elt entierement couverti en grès, tout a-
fait lemblable à celui de la couche, li ce n’elt l'e-
corce qui l’eft en charbon de terre.
On a publle, dans la Bibliothèque univerfelle,
la traduction d'un article interellant.du profelleur
Kounizin fur les lignites de la Ruflie, qu'il nomme
bois louterrain; il fe trouve dans pluſieurs endroits
des gouvernemens de Novogorod et de Tiver. L’o-
rigine de ces bois lui paroit tout-a-fait differente
de celle du chäblis ou du bois que l'on trouve
communement fans aucun ordre dans les lables du
lit des rivieres; il occupe de valtes espaces et forme
des couches paralleles à celle de la terre dont il
elt recouvert; tous les arbres prelentent leur lom-
met du m&me cöte (malheureuſement l’auteur ne
dit pas dans quelle direction), et ne [ont que lege-
rement inclines; tous [ont couches [ur le fol aupres
de leurs racines, [ur le [ol m&me oü ils ont ve-
gete; tous ont été briles par une force irrefiftible,
excepte les chenes, dont plufieurs ont été arraches
avec leur racines. La couche de terre qui les re-
couvre elt quelquefois fi epaille et fi elevee, que
eau des rivieres ne les atteint que quand elles de-
bordent, et alors elle decouvre le long des rivages
des branches et des arbres entiers. On peut encore
ailement reconnoitre les especes & l’ecorce, à la
nature des couches, à la conformation des fruits.
Les pins et les lapins [ont les plus pourris. Les
arbres couches dans une terre argileule et humide
font les mieux conlerves; dans ce cas, il y en a
meme de petrifies dans une partie plus ou moins
confiderable de leur étendue, c'eſt ä-dire, qu'une
extremite ou méme un cöte peut etre petrifie et le
refte ramolli. Les chenes qui ne [ont pas pétrifiés
font d'une couleur noire. Il eſt a remarquer qu'on
ne trouve plus de chènes vivans dans les contrees
feptentrionales de la Rullie oü exiltent ces bois
Jouterrains en abondance, quelquefois tr&s-loin des
ileuves et cependant ces pays [ont cultives de temps
immémorial.
Anatomie, Phyjiologie vegetales et
Botanique.
Nous avons deja eu Poccaſion de dire quelque
chole, dans les années precedentes, des travaux de
Miae Ibbeſton [ur la Phyliologie végétale. On
trouvera dans un nouvel article du Philofophical
Magazine, vol. LVI, p. 3, une expolition des faits
fur lesquels elle appuie [a theorie, avec des figures
qui les xendent beaucoup plus ailes à concevoir;
mais ils [ont tellement eloignes de tout ce que les
botaniltes ont cru voir jusqu'ici, que c’elt avec beau-
coup de railon qu'elle commence [on Memoire par
allurer qu’avant les travaux, aucune partie de la
phyfiologie des plantes n’eioit connue. Les lois
qu'elle s'eſt efforc&ee de prouver, [ont, ı°. que la
racine efi le laboratoire des plantes; 2“. que les
bouton à fleur eſt formé dans la racine; 3°. que le
coeur ou l’embryon de la graine eſt forme dans la
partie radicale ou inferieure de la racine; mais
qu'il ne [e joint a la graine, que lorsqu'il entre
dans le cordon ombilical pour ce [ujet. La marche
du bouton à fleurs n’eft pas moins remarquable
dans la theorie de Mae Ibbeſton, puisqu’il ſuivroit
ce qu'elle nomme la ligne de vie, line of life,
c’eli-a-dire la moelle, et fe porteroit au dehors en
€cartant progrelfivement les fibres ligneules et pre-
cede par un fluide qu'elle nomme fluide gaſtrique.
Parvenu à la circonference, il fe loge dans des
ecailles qui lui ont été préparées. Quant aux bou-
tons & teuilles, ils proviennent feulement de l’e-
corce. Je le repete, les figures jointes au Mémoire
de Me Ibbeſion montrent les faits d'une maniere
trop claire, pour n'etre pas convaincu ou qu'on
n’avoit encore aucune idee iuſte en Phyfiologie ve-
gerale, ou qu’ils [ont dus à une imagination pre-
venue.
Nous avons publié, dans le tome XC, p. 161,
la maniere dont M. Turpin concoit que l'on peut
reloudre plulieurs des problemes propoles par M.
du Petit-Thouars, dans [on ouvrage fort remarqua-
ble intitule: Hiſtoire d'un morceau de Bois. M.
Turpin combat luccellivement l’idee. mere de M.
du Petit-Thouars que la fleur pourroit bien n’etre
que la transformation d’une feuille et du bourgeon
qui en depend, la feuille fournilfäant les etami-
nes, et de plus le calice et la corolle quand il y
en a, et le bourgeon fe transformant en piſtil et
par [uite en fruit et en graine. II ne penſe pas
non plus que l’accroilfement de l’embryon ſe falle
feulement par l’ablorption exterieure, mais qu'aà
une certaine époque elle a eu lieu par un veritable
cordon ombilical; enfin, il repond encore negati-
vement au renverlement des fonctions des cotyle-
dons et-de la radicule que M. du Petit Thouars
avoit propole.
On trouvera également dans notre Journal, t.
XC, p. 307, une obſervation de M. Dutrochet fur
367
les enveloppes du. foetus vegetal, dans laquelle ce
lavant phyſiologiſte penſe avoir prouve au contraire
que l’embryon n'eſt jamais lie organiquement avec
le vegetal qui le porte; que les enveloppes de cet
embryon ne [ont que des dependances de l’ovaire,
et qu’enfin toutes les parties de ce dernier ne [ont
que des feuilles changees de forme, adhérentes en-
tre elles et [oumiles a un mode particulier de de-
veloppement. Dion il refulte qué la manière de
voir de M. Petit Thouars leroit presque exacte, li
ce n’eli cependant pour les embryons.
M. Duirochet a joint à cette oblervation la
preuve que P'arille ne doit pas Etre conlideree com-
ss un limple appendice du tegument propre,
qu'elle eſt double et qu'elle ne contient jamais
Pembryon, quoiqu'elle puilfe l’envelopper comple-
tement. ;
On trouvera aulli dans les deux derniers ca-
hiers du Journal de Phylique de cette année ), la
"premiere partie d'un travail extröemement important
en Phyfiologie vegetale, par M. H. Galfini. Quoi-
qu'il lemble [e borner à la Graminologie, c’eli-t-
dire, A l’etude des gramindes, on y trouve discutes
plufieurs principes d’anatomie vegetale. C'eſt ainli
qu'au [ujet du Iyſtéme de M. Turpin fur les bour-
geons, que M. Callini discute avec toute la fran-
chife convenable, au lieu d’admettre avec lui que
les anomalies et les exceptions [ont le fruit de no-
tre ignorance, et que la Botanique peut ötre ré-
duite A un petit nombre de lois générales tresfim-
ples, qui ne louffrent pas d’exception; il pole com-
me le refultat de les oblervation, un principe ab-
Tolument contraire, ſavoir, qu'en Botanique, Ia
jeule regle Jans exception, eſt qulil n’y a pas de
vogle fans exception. Sans cherche à discuter ici
lequel de ces deux lavans botaniſtes approche le
plus de la verite, et fi une li grande dilſidence
d’opinions ne viendroit pas du point de vue tréès-
different auqueliils le lont places; je vais me bor-
ner à rappeler en peu de mots les rélultats prin-
cipaux du travail de M. Callini. Dans un premier
chapitre, il analyſe avec beaucoup de loin les dif-
ferens lyſtèmes qui ont été propoſés fur les grami-
nées, et il fait voir que la multiplicite. de ces [y-
ſtemes, leurs rélultats contradictoires, les change-
mens luccellifs que les auteurs leur ont fait [ubir,
prouvent quem le lujet offre de grandes diflicultes et
n'elt pas encore épuifé. En effet, quoiqu'ils loient
allez d'accord fur la ſtructure et la dispolition des
pürties dont ſe compole Pembryon des graminees,
Als different beaucoup entre eux par le noms qu’ils
leur donnent, et par conléquent pour les ulages
déduits par l’analogie. II palle enfuite en revue
le cotylédon, qu'il admet étre conſtamment unique
et forme par une feuille dispoſée comme toutes
les autres, dont le limbe eſt avorté, et qui elt ré-
——ͤ —
N
) Le Memoire de M. Callini nous a été remis pour
imprimer le 20 décembre 1820. 1
5 368
duite au petiole engainant; toutes (es nervures ont
avorte, a l’exception de deux laterale. Comme le
cotyledon ainfi envilage lemble avoir une parfaite
analogie avec l’enveloppe du bourgeon et celle de
la fleur, M. Callini fe trouve ici engage dans une
longue digrellion, dans laquelle il compare ces
choles entre elles, et c'eſt dans cet endroit qu'il
discute le ſyſteme de M. Turpin, en refultat celles
de les opinions qui lui femblent erronées. Celt
ainli qu'il oppofe plufieurs faits qu'il a obferves.ä
la gendralit@ de la loi que M. Turpin ‚a etablie (ur
la dispofition des feuilles des bourgeons, et parti-
culierement dans les graminees, M. Callini n'eſt
pas plus d'accord avec lui fur l’enveloppe de la
fleur que M. Turpin nomme ſpathelle, II „adınet
d’abord, contradictoirement, que la fleur des gra-
mindes eſt toujours terminale et la ſpathelle tou-
jours laterale; que celle-ci et ouverte d'un bout 4
l'autre des [on jeune äge, et que ce meli qu'une
limple bractée, ayant [on milieu organique fitue
fur un des cötes. Aulli, pour lui, Panalogie eſt
parfaite entre la gaine du bourgeon ‚et la Ipathelle.
En rentrant plus immèdiatement dans ſon [ujet,
M. Callini traite de la vedicule qui dans les em-
bıyons de la plupart des graminees eſt unique, quoi-
que dans quelques-uns elle ne le foit pas. Dans
cet article, M. Calfini discute la baſe de la celebre
diſtinction des vegetaux endorhizes et exorhizes de
M. Richard; il stablit cette regle, Seen Ja
tous les vegetaux monocotyledons ou decotyledons,
les bourgeons radicaux terminaux ſont exorhijfes
et les bourgeons radicaux lateraux font endorhi-
zes, et plus loin il definit la radicdle enderhize,
celle dont le bourgeon terminal avortè et,eft rem:
place par un bourgeon lateral. Dans ceite. opinion
qui ſe trouvoit deja apercue par Malpighi et M.
Poiteau, le trouve une puillante confirmation de la
belle remarque de M. Turpin [ur la foiblelfe du
fyfteme radical. En traitant de la plumule qui
melt que l’extr&mite de la tigelle, il fait ſentir une
grande difference dans la ſtructure de ces deux par-
ties; la tigelle, ſous ce rapport, étant lemblabfe à
la racine, tandis que les autres articles de la plu-
mule [ont organifes tout differemment; enfin, il
termine par l’examen de l’organe qu’on nomme
ecuſſon dans les graminees et qu'il propole de de-
ligner lous le nom de carnode; il le definit, toute
excroiffance ou tout epaijjiffement tres-notable
d'un organe quelcongue d'un embryon. Dans les
graminees, c’eli une excroillance de la tigelle. Au
Iujet de ce carnode, dont la fonction lui ſemble
conliſter A fournir ou transmettre aux organes de
Vembryon, pendant la germination, un premier
aliment d'une nature particulièere, M, Callini fait
voir que la conlideration de (on attache a differens
endroits des cotyledons ou,dg,la tige le, de fon A4
veloppement plus ou moins conliderable, de les di-
vifions, pourra conduire à des rectiflchtions impor-
tantes dans l'étude des cotylédons de differens gen- s
res de plantes.
369
4 a
En oblervant que le borrera tenella ne fe re-
produit pas toujours par les Ecullons, puisque ces
parties nexiſtent pas dans tous les individus, et
un’alors Pextrémité des lanieres m&mes qui forment
la plante, -#Epailliffent‘, le dechirent et le radui-
lent en un grand nombre de petits grains qui peu-
vent donner naillance a de jeunes borrera, M. Gal
lini eſt conduit, par ce nouvel exemple, à laire
voir que tout individu vegetal peut le reproduire
par un tout autre moyen que par les graines, Ceſt-
a-dire, par les boutures, qu'il diviſe en naturelles
- et en artificielles, [uivant qu'elles fe detachent
Ipontanément ou non de la plante mere; d’on il
eonelut que la generation: veritablement ſpontanée
ne peut exilter, et que dans les derniers vegetaux
c’elt la generation par boutures qui a lieu.
M. Decandolle a retire de Jon herbier un
echantillon d'une nouvelle espece de joubarbe, „in-
pervivum ciliatum, qui, ceuilli en juillet 1815 a
Teneriffe, a poullé vigoureulement et a fourni une
belle plante, lorsqu’apres dix-lept mois de conler-
vation dans l’herbier, il a été mis daas la terre
une lerre.
Au lujet de ce fait, qui confirme ce que l'on
Iavait fur la faculte qu'ont ces plantes de veégéter
ainli long-temps apres avoir été ceuillies et m@me
tout-a-fait luspendues en l’air ou a rapporté, dans
les Annales de Chimie du mois de leptembre, un
autre fait oommuniqué par M. le profelleur Thouin,
qui prouve que la veégétation peut étre luspendue,
dans des arbres fruitiers, pendant vingt-un mois.
En effet, des arbres de cette nature, envoyes en
Rulſie en 1282, à M. Demidoff, et dont les raci-
nes, il eſt vrai, avoient été enduites d'une [orte de
croüte fornıce par la delſiccation d'un mortier li-
quide compolé de terre franche, de bouze de va-
che et d’eau, ayant par megarde tombe dans une
glaciere, au bord de laquelle on les avoit mis pour
attendre le temps doux propre a les planter, n’en
furent retires qu’au bout de ving-tun mois, et ce-
pendant mis en terre dans la ſailon forable, ils ont
repris et donné des fruits, comme ceux du mdme
envoi, qui n’avoient pas éprouvé le mème accident.
Un autre fait de Phyfiologie vegetale rapporté
dans le Journal philofophique d’Edimbourg, par M.
William Macreab, directeur du Jardin botanique
d'Edimbourg, prouve que des vegetaux d'une autre
famille que celle des joubarbes, peuvent auſſi vivre
et pouller luspendus en Pair, c’eft-A-dire, [ans avoir
aucune racine enfoncee dans la terre. C’elt fur le
fieus aufiralis, espece de figuier originaire de la
Nouvelle-Galles du (ud, que l’experience a été faite;
on a peu a peu diminue la quantité de racines par
lesquelles elle tenoit à la terre, en y failant pene-
trer celles qui poulloient fuccelfivement fur diffe-
rentes de la tige et en depouillant les autres de
toute terre, et enfin on les a toutes degagees, et
la plante a été entièrement [uspendue en Pair à
un treillage. La plante, dont on avoit ſoin d'arro-
ler les ſeuilles, a deja végété pendant huit mois
Litt. Anz. z. J. 1822.
—— 370
conlecutifs, et m&öme elle a donné des fruits; ce
qui elt rare dans ceite plante cultivee A la manitre
ordinaire.
Le m&me botaniſte a également obſervé un
chavgement presque [ubit d’habitudes dans le tri-
toma media, plante originaire du cap de Bonne-
Esperance. En eifet, des boutures de cette plante,
dont la florailon, dans [on pays natal, a lieu dans
le premier mois de notre hiver, correfpondant au
premier mois d’ete de fa patrie, n’ont plus com-
mence à fleurir qu'en mai.
M. Knight nous a aulli fait connoitre un fait
allez curieux qui prouve, [uivant lui, que l’aman-
dier commun et le pecher ne [ont qu'une [eule et
meme espece; car il alfure, en effet, avoir obtenu
un pecher qui a produit de belles pöches, d'un
noyau provenant de la fleur d’un amandier ordi-
naire tecondee avec le pollen des étamines d'un
pecher.
M. le profelfeur Schweiger, dans un petit ou-
vrage [ur les recherches necellaires pour etablir [ur
Panatomie et la phyliologie des végétaux, leur clal-
lification naturelle, s'eſt occupe de montrer que
cette clallification ne [eroit jamais utile et fixe,
tant que les botaniſtes le borneroient à n’etudier,
pour lon établilement, que les organes de la re-
production feulement, et qu'il falloit qu'ils fuivil-
lent la marche adoptee en Zoologie, ot la place
d'un animal n'eſt bien certaine que lorsque toutes
les parties de [on organifation [ont bien connues.
Adoptaut lui-meme ces ;rincipes, il a ellaye de
dispoler les vegetaux cryptogames et une partie des
phaneıogames ou les mionocotyledones, c’efi-a-dire,
ceux dont l’organilation eft le mieux connue, d’a-
pres le plus grand nombre de leurs affinites. II
admet, comme nous l’avons propolé depuis long-
temps, les corallines parmi les algues calcaires.
Quant aux dicotyledons, il eft oblige de convenir
que leur organilation a encore été trop peu etudiee,
pour qu'on puille 'hafarder de les claller d’apres
leur organilation.
Le Bulletin, par la Société philomatique, a
publié un extrait d'un grand travail de M. Caffin,
für Vorganifation et la clallification naturelle des
fruits phanerogames, qui pourra fans doute lervir
a remplir une partie du but propole par M. Schwei-
ger. Il les partage en clalles, en ordres et en
genres; la premiere clalle comprend ceux dont le
placentaire eſt attache au pericarpe, et qu'il nom-
me fruits parietaux; elle comprend deux ordres,
luivant que les graines font dispofees en léries ou
non. Dans le premier ordre, il n'y a que deux
genres, les ſigmoides, comme les follicules des gen-
tianes, des apocinees, les gouffes des légumineu-
les, etc., et les canceres des rolacees et les pęriſti-
ques, comme les fruits des lalicinées, des fäliqueu-
les, des cucurbitacees, etc. Le troifitme ordre ne
contient également que deux genres, les Jporades,
e. le fruit des papaveracees, etc. et les carcerules,
dont les »especes [ont beaucoup plus nombreuſes,
4
377
et parmi lesquelles ſe trouvent les fruits des gra-
minees, des lyuanthérées, des coniferes, des poly-
gamces, etc. La feconde clallfe comprend les fruits
columellaires, ou ceux dont le placentaire elt atta-
che a la columelle. Elle contient deux ordres: ce-
lui des fruits columellaires verticilles, oü le trou-
vent, lous le nom d’erömes, les fruits des rubia-
ces, des ombelliferes, des labièes, des malvacees,
etc., et fous celui d’axotiques, les fruits des hes-
peridees, des liliacées, etc. Enfin, dans le qua-
trieme ordre, dans lequel les graines lont éparſes
fur les placentaire, il n'y a également que deux
genres; le premier, les axolobes, comme dans les
folanees, les perlonnées, les campanulacees, et le
deuxième, les cap/ules, comme dans le fruit des
caryophylles.
Dans la Botanique proprement dite, on trou-
vera dans le Journal de Phyfique une Monographie
des especes de paspalum qui exiſtent dans les Etats-
Unis d’Amerique, par M. J. Lecomte; la defcrip-
tion du nouveau genre enemion, par M. Rafines-
que; et enfin, une rectification [ur la patrie de
Pymenopliyllum, par M. du Petit, Thouars.
Dans le Bulletin, par la Société philomatique,
M. Callini a publie un allez grand nombre d’ob-
fervations [ur plufieurs plantes de la famille des
{ynantherees, dont il s’elt occupe avec tant de fuc-
ces. II a fait connoitre une nouvelle espece de
[on genre Echenais, fous le nom de E. nutans; il
Va rencontrée cultivee au Jardin du Roi. II a ega-
lement decouvert dans l'herbier de M. Desfontaines,
une nouvelle espece du genre Carlowizia, venant
des iles Canaries et qui differe du C. Salicifolia,
par la dispofition en corymbe de les calathides, le
plus grand rapprochement des feuilles et leur den-
telure; il la nomme C. nimbofa. Dans un article
fur P’OEdera alienata de Thumberg, il fait voir
qu'elle doit former un genre particulier auquel il
donne le nom de Hirpicinium, intermediaire au
G. Gorteria et au genre Melanchryfum. Quant a
l’OEdera aliena de Jacquin, il fait oblerver qu'elle
differe de 1 OE. alienata de Thumberg; en effet,
c’eft le type du genre auquel M. Callini avoit donné
le nom de Heteromorphe, et qu'il propole de chan-
ger en celui d’//örerolepis. Ul. Callini etablit en-
core, 1%, le G. Hirnellia, ordre des [ynantherees,
tribu des inulées et ſection des gnaphaliees, inter-
mediaire aux Syloxerus et Gnephoſis, pour une es-
pece de plante venant du port Jacklon; 2°. le G.
Gnephofis de la meme [ection, fort rapproche du
Syloxerus de Labillardiere, mais qui en difiere
fous differens rapports; 3°. le G. Noceis de la tribu
des Sendcionees, tres-voilin du Senecio et du Cra/-
ſocephalum, dont il differe, parce que la calathide
eft pourvue d'une couronne de fleurs femelles, tu-
buleufes, dispolées ſur plufieurs rangs concentri-
ques. I comprend trois espèces, dont deux nou-
velles et une qui elt le Senecio hieracifolium de
Linné; enfin, on trouve encore dans le mème Bul-
letin des oblervation de M. Callini fur le G. Cry-
372
eis et le Centaurea mo/chata, dans lesquelles il
fait les efforts pour reloudre une difficulte prove-
nant de ce que le C. mo/chata, quoique n’ayant
pas d’aigrette, ne doit pas moins etre range avec
le Chryfeis odorata qui en a une et ne doit pas
Etre place dans le G. Centaurium, qui ne differe
cependant des Chryfeis que par l'ablence de ceite
aigrette. 0
M. H. Ludolph. Wenland a publié à Hanovre,
dans le cours de cette année, une Dillertation avec
figures, [ur les especes d’acacias [ans feuilles. II
en compte 38 especes qu'il divile en deux lections,
d’apres la dispolition des fleurs qui [ont en tète ou
en épis. Il elt allez fingulier que toutes ces es-
peces proviennent de l’Auftralalie,
Un oblervateur plein de zele et de connaillan-
ces, M. Gaillon, maintenant etabli a Dieppe, fur
les cötes de la Manche, dirige toutes [es recherches
vers la connoillance des ıhelalliophytes ou plantes
marines; et en general [ur ces finguliers corps or-
ganiles que l'on trouve [ur la limite des deux re-
enes. Espérons que [on heureufe polition le met-
tra à portée de remplir cette lacune de la Icience.
Nous pouvons deja juger de l’importance de les
travaux lur les thalalliophytes, par un petit dis-
cours prononce à l’Academie des Sciences et Arts
de Rouen, dans lequel il annonce plulieurs inno-
vations heureuſes. Ainfi, ayant vu que les especes
d’engorgemens transverlaux qu'on remarque dans
un certain nombre de ces végétaux, et qu'il nom-
me endophragmes, ne peuvent &tre conlideres
comme formant de veritables articulations, il pro-
poſe de déligner les deux clalles que M. Lamou-
roux Etablit parmi les thalalliophytes, fous les
noms de Diaphyfiliees et de Simphyfiſtées
au lieu d’articulees et de non-articulees; il paroft
que c’eft principalement des premieres ou des con-
ferves marines qu'il s’elt le plus [pecialement oc-
cupe, et qu'il a decouvert un grand nombre d'es-
püces nouvelles pour lesquelles il a été oblige de
créer pluſieurs genres nouveaux.
Lees actes des Amis de l’Hifioire naturelle de
Berlin, contiennent la deſcription d'un nouveau
genre de moilillure auquel [on auteur, M. C. G.
Ehrenberg donne le nom de Syzygites. Les ca-
racteres qu'il alligne a ce genre etabli pour une
leule espece, le S. Megalocarpus, font les ſuivans:
Fibrae feptis nullis, ramoſae aut ſimplices, cyfio-
phorae, cyſtes laterales binae in unam connascen-
tes; fibrarum maturarum apices in fila ſuper a
abeuntes. M. Ehrenberg, dans ce Mémoire, donne
aulfi des oblervations [ur un mourement vilible
dans les moilillures.
Anatomie, Phyfiologie et Zoologie.
La direction des Anatomiſtes eſt en général
celle qui doit etre ſuivie pour arriver enfin a J'é-
tablilfement d'une veritable Anatomie comparee, et
par Iuite à celui de la Phy liologie generale; en
373
effet, il ne s'agit plus aujourd'hui d’etudier d'une
maniere presque toujours incomplete, Porganiſation
d'un animal lans relation avec les autres animaux,
de mäniere à donner ſouvent des denominations
et meme des ulages differens à des parties fimilai-
res et vice vera, mais de la comparer loigneufe-
ment avec le qui exilte dans le groupe naturel au-
quel appartient l’animal, de montrer le développe-
ment proportionnel des differens organes, d'en lui-
vre les chaugemens avec l’äge, de ramener les ano-
malies à la regle generale et enfin d’arriver à des
découvertes anatomiques par des confiderations 4
priori. Cette methode, qui eſt principalement [ui-
vie en France et en Allemagne par MM. Ocken,
Meckel, Spix, Bojanus, Geoffroi Saint-Hilaire, de
Blainville, etc., n'a cependant encore produit au-
cun ouvrage general qui permette d’envilager la
feience lous ce nouveau point de vue. Depuis pres
de dix ans, le Cours complet que nous failons a
la Faculté des Sciences [ur l' Anatomie et la Phy-
fiologie comparees, eſt concu [ur ce plan, et nous
esperons pouvoir le publier dans le cours de cette
année. Les cahiers rediges de notre Cours qui exiſtent
dans le mains des eleves, les différens articles qui en
font partie et que nous avons publies dans le Bul-
letin par la Societe philomatique, dans ce Journal
et dans le Dictionnaire d’Hifioire naturelle de De-
terville, lurtout a l’article de l’organilation des mam-
miferes, nous permettent :d’esperer” que nous pour-
rons'fans injuſtice donner comme de nous des faits
qui depuis ont pu avoir été vus de nouveau par
d'autres. 9 t 9 9 al
Sur l’enveloppe exterieure des animaux mam-
miferes conlideree comme bafe de l'appareil defen-
fif et lenlitif, nous avons publié dans notre Jour-
nal un beau travail [ur le [yfieme cutané du porc-
epic et fur celui de eléphant, par M. Gautier,
malheureulement trop tot enlevé a la Science ana-
tomique qu'il avoit deja enrichie de recherches fort
intérellantes fur la firucture de la peau dans Pes-
Bece Humaıne, „
Les difficultés presqu’infurmontäbles que l'on
trouve dans la théorie generalement regue de la
vifion, ont porte M. le D. Joleph Reade, Ann. of
Philos., vol. XV, p. 260, à inſtituer un allez grand
nombre d'expèriences dans lesquelles il penſe avoir
prouvé que dans la vifion:l’image que nous aperce-
vons n’eli pas renverlée, et que meme elle n'eſt
pas peinte [ur la rétine. II rapporte entr'autres
Y'oblervation d'un enfant de 10 ans, fort intelligent,
et auquel ayant demandé aprés qu'il lui eut fait
opération de la cataracte, la manière dont il vo-
yoit, lui repondit qu'il voyoit les objets comme il
les touchoit, en les ſuppolant extrèmement près de
fon oeil: Sti, ot]. St 20
M. Prevoſt, ‘Ann. de Chim., t. XIV, p. 397,
dans un article fur l'inclinaiſon mutuelle des deux
yeux dans l'espèce humaine, penſe que la ſituation
naturelle des axes vilaels des deux yeux, lorsque
14
3 —
—
374
la volonté ne les dirige pas vers un point, ne [ont
pas parallöles, mais un peu divergens, et que lors-
qu'un oeil vient à étre fermé, pendant que l’autre
regarde un objet fixement, le premier prend une
polition intermediaire à la direction primitive et à
celle de fon congénère.
La modification qwoffre l’oeil de la baleine
dans l’exiltence des muscles finguliers que M. Ran-
lome a nommes arcuateurs de la cornee, n’avoient
pas encore été oblervde; je ne me rappelle pas
avoir vu rien de femblable dans l’oeil du dauphin.
Sur la partie pallive des organes de la locomo-
tion dans les animaux vertebres, nous n’avons eu
connoillance que dans le cours de cette année d'un
beau travail inaugural de M. A. L. Ulrich, publie
cependant en 1816, Sur la fignifigation des os de
la tete en general et [pecialement de celle de la
tortue. Il envifage comme on le penſe bien, la
tEie comme compolee d'un certain nombre de ver-
tebres, et enfuite il discute avec beaucoup de la-
gacité les differentes opinions des anatomiſtes fran-
gois et allemands fur l’analogie des differens os de
la tete dans tous les animaux vertebres, mais prin-
cipalement dans les tortues.
Nous ne rappellerons les experiences de M. le
D. Garfon [ur lelakicite du poumon, que pour
faire l’oblervation qu'elle eſt tres-probablement due
a l'exiſtence du ligament jaune dans le tillu meme
des bronches. C'eſt en effet ce que nous avons e
l’occallion d'obferver dans P'éléphant. i
La faculté de l’abforption conlideree d'une ma-
niere generale dans les corps organifes, a evidem-
ment pour origine dans la Nature la propriete ge-
nerale connue [ous le nom d’hygrometricite, et la
marche des fluides ou la circulation dans les corps
organiques eſt due à la capillarite. Celt ainfi
que, dans notre Cours de Phyfiölogie nous envi-
lageons les fonctions de l’abforption et de
la circulation. D'après cela, il eſt evident que
toutes les parties des corps organiles étant com-
polees d'un tilſu cellulaire plus du moins mo-
difie, font [usceptibles d’ablorber les corps à Vetat
fluide ou aériforme qui [e trouvent en contact avec
eux, et cela pour ainli dire dans la proportion du
tillu cellulaire à fon état parfait, pendant la vie et
méme apres la mort. Les vaiffeaux ne font que
du tillu cellulaire plus ou moins cöndenfe, plus
ou moins perméable, et d’autant plus qu'on ſe rap-
proche davantage de leur origine de ce tillu; mais
jamais ils ne commencent par des orifices diſtincts
que l'on puilfe comparer aux pores lacrimaux, par
exemple; mais à meſſure qu'on s’eleve dans l’e-
chelle animäle, les vailfeaux fe partagent en deux
principales fortes, ceux qui font äblorbans et ceux
qui ne [ont‘pas ou le [önt moins; et enfin les pre-
miers le fubdivifent de nouveau en trois especes,
qu'on nomme veines, vaiffeaux abforbans et chylife-
res. Mais lorsque cette difinction a lieu y ast. iI
aufſi une diſtinction dans les fluides que chacun
d'eux doit et peut abforber? Quoique cela ſoit
375
probable, car à quoi [erviroit cette diſtinction, ce-
pendant il etoit bon de le determiner par l’expe-
rience. C’eft ce que plufieurs phyliolo ;iltes et en-
tre autres M. Magendie, ont fait, comme on pourra
le voir dans l’elfai d'un travail [ur le mecanisme
de l’ablorption, que ce dernier a inlere dans le
Bulletin par la Société philomatique MM. Tiedman
et Leopold Gmelin fe [ont aulli occupes du mcme
geure de recherches, et ils en ont publié les relul-
tats dans un petit ouvrage inlitule, ellais et expe-
riences [ur la voie par laquelle les [ubftances arri-
vent de Peſtomac et des inteltins dans le lang. Ils
ont fait leurs experiences dans les laboratoires de
YUniverlite de Heidelberg, et ils lemblent avoir
prouvé que les vailfeaux chyliferes [ont exclulive-
ment bornes à l’ablorption du chyle, et que les
autres lubſtances le [ont par les veines melenteri-
ques, comme M. Magendie l’avoit annonce. Quant
A ce quäils ajoutent, que la promte apparition dans
l’urine des [ubltances qu'ils avoient employees elt
due à l’abforption des veines, nous ne le penlons
pas, et il nous lemble tres-probable, que l’ablorp-
tion le fait par contiguité de tilfu, comme cela a
lieu [uivant notre maniere de voir pour la partie
aqueule de l’urine -elle-meme,
En failant ces recherches, MM. Tiedman et
Gmelin ont ete necellairement conduits à etudier
les fonctions de la rate. Ils [ont arrives à peu pres
au m&me relultat que nous, c’eft-a.dire qu'ils la
regardent comme appartenant au lyſteme ablorbant;
En effet, il y a bien long-temps que nous dilons
dans nos cours, que la rate doit étre conlideree,
dans le Sylieme veineux, partie principale du [y-
teme ablorbant dans notre manière de voir, com-
me un ganglion analogue à ceux qui exiftent dans
le [yfteme Iymphatique, et c'eſt ce que nous avons
imprime dans notre article Iur 'organiſation des
mammiferes (Nouv. Diction, d'Hiſt. nat. de ‚Deter-
ville), quant à ce qu'ils ajoutent, que la rate [e-
erste du lang arteriel un fluide rougeätre,. fort coa-
gulable, pompe par les vailleaux abforbans de ces
organes et jete enluite dans le canal thoracique
pour Pallimilation du chyle, c'eſt une opinion nou-
velle, qui leur appartient entierement, car nous
avions pen[e que la rate etoit en rapport direct
avec la digeſtion et non pas avec le perfectionne-
ment du, chyle.
Nous venons de voir des travaux importans [ur
Vabforption des corps à l'état fluide; l’ablorp-
tion des corps Aa l’ctat gazeux et leur exhalation,
qui conſtitue ce qu'on nomme la relpiration, quand
cette abforption et cette exhalation [ont executees
par une certaine, partie de l’enveloppe exterieure
modifice, n'eſt pas moins importante, et .quoiqu’on
puille aulli en conceyopir,,txes-bien, tous les pheno-
menes d’abord 4 priori, et enluite d'après, les ex-
périences de Spallanzani comme Pablorption et Pex-
halation de toutes les parties du gorps mortes ou
vivantes, Laugmentation de celles de la peau, quand
le poumon magit plus, etc.; ces expériences non-
—.
=
376
velles ne pouvoient 'qu’eclaircir encore le [ujet, en
ayant egard A toutes les circonltances. C'eſt ce
qu'a fait M. Edwards, d’apres le. rapport Sur les
differens Memoires qu'il a lus à l’Academie. des
Sciences dans le cours de l'année derniöre. En ef-
fet, il a continue avec beaucoup de perfeverance
et de [ucces, [ur les batriciens, les recherches et
les expériences nombreules qu'il a entrepriles de-
puis plufieurs annees pour déterminer les véxitables
caules de l’asphyxie chez les animaux.
En rendant compte l'année derniere des tra-
vaux qui avoient pour but la circulation, j'ai eu
l’occalion de parler d'un ‚Memoire que j'avois pu-
blie fur ce [ujet,. et dans lequel je dilois que la
circulation dans les poillons le failoit à peu pres
comme dans les veritables amphibies, c’efi a-dire
dans les protées et les lalamandres. Je m'étois
tres-probablement trop confié A l’analogie, et quoi:
que je crulle avoir confirmé par Pintuition directe,
ce que celle-ci me dispoloit a eroire, il me paroit ,
certain que je me luis trompé. C'eſt à M. le D.
Lelauvage, de Caen, que je dois cette rectification.
Dans un Memoire qu'il a communiqué à Société
philomatique, il a montré que la circulation ſe
fait dans les poillons, comme on l'admet générale-
ment et je crois m'ètre alluré moi mème depuis,
de la verite du fait. Alors j'avoue franchement que
lous ce rapport, il y a une [orte de lacune entre
les amphibiens et les poillons; " ‚worst
Une queſtion de Pliyſiologie qui eſt encore
plus difficile à réloudre que celle qui a trait à l’ab-
forption fluide ou gazeule, et à la circulation des
fluides ablorbes, eſt la production de la chaleur.
Quand on vient A envifager le phenomene, com-
parativement avec ee qui exilte dans la nature, et
qu'on cherche comme pour toutes les autres fon-
ctions de l’economie, à le rapprocher d'une pro-
priete commune à tous les corps, on voit evidem-
ment, 4 priori, que Geſt dans le mouvement con-
tinuel de recompolition et de decompofition du
corps vivant, ou dans la nutrition et dans la dé-
nutrition, fi l'on peut employer ce terme, que doit
etre le foyer de cette chaleur, et que par conlé-
quent, chez les animaux, olı la relpiration eſt ab-
folument néceſſaire dans l'enſemble des fonctions,
d'on refulte la nutrition, il peut 5 avoir quelque
relation, mais il eſt certain que cette relation eſt
beaucoup moindre qulon ne l’avait cru dans la
theorie chimique. La preuve, au contraire, que
la production de la chaleur eft un phenomene de-
pendant de la nutrition, weft qu'en général plus les
animaux ont d'activité ſous ce rapport, et plus leur
temperature eſt @leveezlet qu'elle eſt presqu’an£antie
chez ceux qui tombent dans la léthargie hybernale.
Or, comme pour entrer dans cette torpeur, ils doi-
vent Se foultraire a Paction excitante des corps ex-
terieurs, action qufils ne xellentent que par je Iy-
heme nerveux, on congoit comment les phyliele-
gilies ont eté conduits à chercher quelle pouvot
Etre influence de cc ſyſteme ur la production de
377
Ya chaleur. M. Brodie, qui le premier Seſt occupé
de ces recherches, avoit penſé que la chaleur ani-
male eſt lous la dépendance immediate du cerveau;
Legallois réfuta une partie des concluſions de M.
Brodie, et conelut que Faction du ſyſtème nerveux
dans la production de Ta chaleur animale, confiſte
a deéterminer le changement de capacité pour le
calorique qui doit exiſter entre le fang veineux et
le lang artériel, c'eſt-à-dire, qu'il combina l'opinion
de Crawford et celle de Brodie. M. le docteur
Cholfat, dans le beau travail que nous avons pu-
blie dans notre Journal, n'a envilage que la pre-
mière partie de 5 la manière dont le
lylteme nerveux influe- fü la chaleur animale. II
examine d’abord les phénomènes de la mort par le
froid, la märche du Fefroidillement apres la mort,
et enfin l’influence que la pofition de animal
exerce lur ld chaleur, Apres quoi, s’appüyant fur
des expériences ingénieuſement combinees, il ef
vrai, mais pour la plupart tellement deſtructives de
toute l'économie, que ee ſera toujours une forte
objection aux conléquenbes qu'on voudra en tirer,
il etablit que b'abailfement de la chaleur animaäle
eſt conſtamment proportionnel aux lélions du ly⸗
fieme nerveux; d'on il conelut que ce ſyſtème et
fartout le grand ſympathique, eſt chargé de la pro-
duction de la chaleur animale. Ainfi, la reſpira-
tion, Pabſorption de P'oxigène, la decarbonilation
du lang, telles que b'admettent les partifans de la
theorie’ chimique, ne joueroient aucun röle dans
la production de la chaleur, M. le profelleur La-
rive, dans uf article très-intérellant, ſur le travail
de M. Choffar, inlféré dans la Biblioth. 'univerfelle,
vol. XV, p. 37, n'étant pas entierement convaincu
qu'il en loit ainli, propole de rechercher fi, dans
cette production, il n'y a pas quelque chofe d’a-
nalogue à ce qui [e palle dans les appareils vol-
taiques“ D'après la compolition de ces appareils,
vofei eemme il cengbit la chofe. Le lang charge
d'oxigene, à la fürface du poumon, et arrivé A
l’exiremite des ramifications arterielles, rencontre
des lubſtances animales qu'il oxide, et comme elles
lont oxidables à des degres differens, et dans des
electricites oppolees, Ii elles font réunies par des
fils tres-delies, comme des filamens nerveux qui»
laillent pafler le fluide avec quelque difficulté, il
en rélulte une luite d’appäreils voltaiques qui doi-
vent produire de la chaleur. Par conféquent, par-
tout oh il y aura des nerfs et des artères, il 5
aura chaleur produite, et elle ſera proportionnelle
à leur nombre. Si maintenant on vient à léſer le
Iylteme nerveux dans fa fource, Poxidation du fang
et de la [ubltance animale pourra continuer, mais
la production de la chaleur [era 'arreıee; on pro-
duira le mème effet, fi Pon emp£che le fang de
s’oxigener dans le poumon, ou celui qui l'eſt, de
parvenir aux pärties, comme dans un appareil vol-
talque, on arr&te la production de la chaleur dans
Parc qui réunit les élémens, en changeant la na-
ture de l'un de ceux-ci, ou lorsque Peau acidulée,
378
dont on charge appareil, a perdu une partie de
fon acide ou de Ton oxigene. C'eſt ainfi que M.
Delarive explique les expériences de Le Gallois ou
celles de M. Chollat.
Dans Petabliffement de Ion: hypothefe, M. de
Larive s’elt lervi de l’oblervation faite par MM.
Brodie et Wollafton, fur l’influence de l’action gal-
vanique dans les lecrétions änimales, et par con-
lequent dans la digeſtion. C'eſt encore un [ujet de
litige entre les phyliologiſtes, et dont on paroit
beaucoup s’occuper en ce moment, en Angleterre.
M. Wilfon Philip, dans [on ouvrage intitulè: Re-
cherches fur les Lois des fonctions de la vie, ſou-
tient non-feulement l'identité du fluide nerveux et
du fluide galvanique, mais il penſe que action du
[ylteme nerveux dans toutes les lécrétions, et dans
la digeſtion, eſt ablolüment neceffaire, et qu'on
peut fuppléer a cette action dans la digeſtion, dans
la relpiration, au moyen du fluide galvanique, de
telle forte que, en admettant que la digeltion eſt
entierement aneantie fur un lapin chez lequel les
nerfs pneumo-gaftrigtes ont été coupés, il la reta-
blit, en @tablilfant un courant galvanique. M. Ali
fon, autre phyliologiſte anglais, Tans nier, à ce
qu'il paroit, ces expériences qui’ ont ets répétées
et trouvees exactes par M. Clarke Abel, penſe ce’
pendant qu'elles me prouvent pas, d'une manieère
latisfailante, opinion de M. Wilfon Philip.
Depuis que, dans notre Prodrome d'une nou-
velle cluſfification des animaux, publié en 1814,
nous avons annonce, comme relultats de nos tra-
vaux, que les infectes ou animaux artieulés exte-
rieurement ne font pas aulli différens qu'on le
penfe des animaux vertébres ou articulés intérieu-
rement, depuis le développemens que nous donnons
chaque année dans nos cours à ce fujet, pluſieurs
perfonnes, et meme de nos auditeurs, ſe font oc-
cupées de l’etude de ces animaux d'une maniere
un peu plus complete et plus fätisfaifante qu'on ne
bavbit fait jusqu'alors. M. Latreille fut le premier
qui chercha, par des conlidérations malheureufe-'
ment plus ’ingenieufes que ſolides, a montrer que
la carapace des crultaces pouvoit £tre regardée
comme Panalogue de l’opercule des poillons. M.
Geoffroy Saint Hilaire a été encore beaucoup plus
loin, en pretendant que la peau caleaire et cornee
qui enveloppe le corps de ces animaux, devoit eire
confideree comme formant de véritables vertébres
dans intérieur desquelles palferoit le canal intefti-
nal) idee que fon auteur noas lemble etre bien
loin d'avoir prouvee, et due Panalogie nous parolt
egalement fortement repouſfer. M. Latreille, dans
un Meémoire infere dans les Annales générales des
Sciences phyfique de Bruxelles, lur dueldues ap“
pendices, particuliers du thorax des inlecles, Sekt
d’abörd oecupe des especes d'ailerons qui ei
A la racine de la paire d'ailes antérienres des le-
pidöptefes, et qui ävoient été presqu owblides de-
puis Degeer jusque dans ces derniers temps ou
nous les avons fait voir à NM. Sen II les a
24
379 —
oblerves dans tout cet ordre d'inſectes, et il les re-
garde comme analogues des petites écailles cornees
qui ſe trouvent à la meme place dans quelques hy-
menopteres. II penle auffi que les faux élytres des
rhipipteres ne [ont que le m&me organe encore
plus developpe que dans les lepidopteres. Le fait
eft que ces appendices étant articules [ur le fecond
anneau thoracique, ne peuvent avoir aucune ana-
logie avec les balanciers des dipières qui appartien-
nent conftamment au troilieme, et que deli évi-
demment 'analogue ou de la premiere partie d’ai-
les, ou des ailerons des lépidoptères. M. Latreille
efi aujourd’hui pour cette derniere opinion: nous
avons été conduits A l’opinion de M. Kirby, en
nous aidant de confiderations d'un autre genre,
c’eft-a-dire, de la diſtinction des anneaux qui ſor-
ment le thorax. Nous avons en effet montré, dans
le Bulletin, par la Société philomatique, pag. 35,
que les ordres des inlectes hexapodes offrent, tous
ce rapport, des differences importantes; et s’il elt
vrai que dans les rhipipteres, les trois anneaux [ont
bien diſtincts, on doit les, rapprocher davantage des
hemipteres que de tout autre ordre. Nous [ommes
au relte obliges de renvoyer au Memoire que nous
venons .de*citer les perſonnes qui delireront ſe faire
une idée generale de la maniere dont nous envi-
lageons le tronc des animaux articules hexapodes.
M. Latreille a aufli fait entrer dans [on Memoire
l’expofition du point de vue general, auquel il elt
aujourd'hui parvenu, en etudiant les inlectes, d'a-
pres les nouvelles vues introduites dans la Science.
M. Audouin a donne, dans le Bulletin par la So-
cièté philomatique, un extrait fort court des tra-
vaux que M. Lachat, jeune naturaliſte fort eſtima-
ble, et mort A la fleur de [on äge, avoit entrepris,
d’apr&s invitation de M. Latreille, [ur le thorax
des inlectes, et que le premier paroit avoir con-
tinué avec beaucoup de zele, aidé de M. Brongniart
fils. Ce que l'on pourra y voir, c'eſt qu'il a cru
devoir donner des denominations particulières aux
differentes pieces diſtinctes ou non, qui entrent
dans la compolition du thorax, comme quelques
entomologilies allemands avoient deja halarde de
le faire, en s’appuyant, il eſt vrai, [ur un moins
grand nombre d'oblervations que MM. Lachat et
Audouin. Il elt fächeux qu'ils ſe loient bornes à
envilager ces parties d'une manière presque pure-
ment zoologique ou exterieure, et nullement ana-
tomique, et qu’ils n'aient pu combiner leur travail
avec celui de M. Chabrier, dont nous avons deja pu-
blie une partie dans notre Journal, et qui a trait
aux ulages des differentes pieces du thorax, dans
la fonction du vol. Il eft evident que l'un et l'au-
tre y auroient gagné. M. Chabrier a du en effet
etudier avec le plus grand foin la compolition de
cette partie des inlectes hexapodes, puisqu’ayant a
decrire les differens muscles qui meuyent les ailes
dans le vol, il devait confiderer, avec loin leurs
points d’attache, les mouvemens plus ou moins
nombreux dont les pieces du thorax [ont suscep-
380
effet ce qu'il a exécuté avec le
et [on travail, confidere [ous le
point de vue du mécanisme du vol dans les infec-
tes, nous paroit étre d'une grande importance, et
remplir une veritable lacune dans la fonction de la
locomotion. Mais M. Chabrier ne s’eli pas borné
à ce travail presqulimmenle, quand on confidere
les nombreux details dans lesquels il eſt entre, et
il a envilage le mecanisme du vol d'une maniere
generale, et qui paroit nouvelle, ſous beaucoup de
points. Il a fait entrer dans l’explication du phe-
nomene pluſieurs conliderations importantes qui
avoient été plus ou moins negligees jusqu’ici, com-
me on pourra le voir dans l’extrait qui en a été
donné dans le Bulletin par la Société philomatique,
et dans la partie que nous en avons publiee.
M. Leon Dufour, que le goüt de l’Entomolo-
gie a transporte a la luite de nos armees en Espa-
gne, et qui en a rapporte un grand nombre d’in-
lectes nouveaux, et ce qui vaut encore beaucoup
mieux, des oblervations zoologiques et anatoıniques,
a publie, dans le cours de cette aunee, plulieurs
Meémoires [ur l'organiſation de ces animaux. On
trouvera dans notre Journal ‚les obfervations lur
P'organe digeltif de quelques jinlectes, et entre au-
tres des dipteres, contradictoires, en quelques points,
avec celles de M. Dutrochet. Dans les Annales
générales des Sciences phyſiques de Bruxelles [ont
inlerdes les oblervations fur les arachnides en gé-
neral, et fur les arachnides quadripulmonés en par-
ticulier. Cette denomination; rappelle une nouvelle
idée aux perlonnes qui s'occupent de la difiribu-
tion des animaux, «d’apres l'enſemble de leur or-
gauilalion. En effet, M. Dufour, peu content de
la maniere un peu arbitraire dont l’immenle fa-
mille des araignees a été [ubdivifee par MM. Wal-
ckener et Latreille, croit qu'ils auraient beaucoup
mieux reulli, en failant attention au nombre des
lacs pulmonaires de ces animaux qui, lous ce rap-
port, le partagent en groupes naturels. Mais M.
L. Dufour ne le borne pas à ces confiderations pu-
rement zoologiques, et dans un autre Memoire in-
fere dans le m&me Recueil, ill a publié le peu
qu'il a pu voir de l’organilation des arachnides en
general. Il y.confirme ce que 'on [ovoit à peu
pres, qu'elle a les plus grands rapports avec celle
des Icorpions. Il expole, en pallant, la manière
qui lui a le mieux réulli pour conlerver les arai-
gnees, fans alterer leurs formes, et qui confilte à
les ſaire rotir à un degré de chaleur [uffilant pour
que, lans brüler ni décolorer leur peau, il puille
procurer le gonflement et l'endurcillement du foie
qui remplit presque tout l’abdomen.
Il n’efi parvenu a notre connoillance qu'un fort
nombre d'obſervations anatomiques ſur les
animaux mollusques. A l’occalion de la découverte
faite par M. Jacobſen de l’acide urique, dans or-
gane que Swammerdam a nommé [ac calcaire dans
quelques mollusques céphalés, nous avons publié le
relultat de nos oblervations [ur l'exiſtence des reins
tibles. C'eſt en
plus grand loin,
petit
387
dans les mollusques. M. Bojanus, dans un Memoire
infere dans l’Ifis de M. Ocken, en réponſe aux ob-
lervations que nous avions faites année derniere
fur. lon idée de conliderer les lames dites branchia-
les dans les acéphales, comme des dependances des
ovaires, et de voir dans ces animaux de v£eritables
poumons, expoſe franchement les raiſons pour les-
quelles il perlifte dans [on opinion. Comme nous
nous propolons de faire connoitre A nos lecteurs le
Memoire de M. Bojanus, il feroit inutile de les
expoler ici.
Zoologie proprement dite. Il a paru dans les
cours de cette année plufieurs manuels generaux
de Zoologie. Nous ne connoillons pas encore ce-
lui que M. Ocken nous a annonce des l’annde der-
niere, mais il eft fort probable qu'il a été publié.
M. Goldfuls a donné, en allemand, un autre ma-
nuel de Zoologie qu'il a bien voulu nous envoyer,
et dont nous rendrons compte incellament; ce que
nous en avons vu montre qu'il eft fort au courant
de la fcience, et qu'il ne le borne pas A copier
fervilement. M. labbe Ranzani a auffi commence
la publication, en italien, d’une Zoologie generale,
mais il n’en a encore paru que la premiere partie.
Parmi les travaux qui ont rapport aux animaux
vertebres, nous citerons la continuation de l'Hliſioire
des mammileres, par M. Geoffroy Saint-Hilaire et
F. Cuvier. On y trouvera un Memoire du pre-
mier sur le ſingulier animal que l'on ne connoit
presque que d'après Bruce, [ous le nom de fennec;
M. Geoffroy cherche à &tablir que ce n’elt autre
choſe qu'un galago mal oblervé et mal figure; mais
il nous ſemble pas que la choſe ſoit encore hors
de doute, quoique, pour mieux en convaincre ſes
lecteurs, il ait eu [oin de publier la figure du ga-
lago avec une du fennec, qui [e rapproche en effet
davantage du galago que celle de Bruce. M. Swain-
fon: neus a donné quelques détails fur des chau-
ves-fouris du Brélil, qui ſeroient ellentiellement
frugivores. Nous avons fait connaitre la dispofition
du hy teme dentaire du /orex aquaticus que 'on
ne connoilloit qu’imparfaitement, et qui montre en-
core une de ces nuances li nombreules dans la fa-
mille des carnalliers inſectivores. Ayant eu l'occa-
lion de decrire quelques cränes des phoques obler-
ves dans differentes collections, nous en avons pro-
file pour montrer quels ſont les caractères [ur les-
quels il faudra inſiſter pour diſtinguer les especes
encore li mal connues dans ce groupe d' animaux,
et nous les avons partagees en pluſieurs [ections,
d’apres la dispolition du Iyſteme dentaire. Nous
avons publié aulſi la defcription de l’ecureuil que
M. Desmareft a nommé ſciurus vittatus, l’ecureuil
à bandes, dans le Bulletin par la Société philoma-
tique. Nous devons a MM. Diard et Duvaucel, vo-
yageurs naturaliſtes francais dans IUnde, des de-
tails interellans [ur l'organilation et les moeurs du
dugon. On nous a annonce Vexiltence d'une es-
pece d’äne ſauvage de l'Inde, qui ſeroit beaucoup
plus forte encore que l'onagre. Enfin nous ne
382
pouvons terminer mieux cet article [ur ce qui a été
publié dans le cours de cette année [ur les maın-
miferes, qu’en annoncant que M. Desmareſt a re-
cueilli avec beaucoup de ſoin toutes les connoil-
lances plus ou moins politives que nous avons au-
jourd'hui à ce lujet, dans les tableau methodique
qui fait partie de l'Encyclopédie. Le nombre total
des especes eſt d’environ lept cents.
L’hiftoire naturelle des oiſeaux fe pourfuit aulfi
avec beaucoup de ſoin; ainfi MM. Laugier et Tem-
minck ont continue la publication des figures d’oi-
feaux qui doivent faire fuite à celles de Buffon. M.
Temminck a en outre donne,. fous le nom de Ma-
nuel d’Ornithologie, ou de tableau [yltematique des
oileaux qui le trouvent en Europe, un ouvrage re-
marquable [urtout par la maniere dont Thiſtoire
des espèces y elt detaillee avec les differences de
lexes et d’äges. Il eft fächeux de trouver dans la
preface des perfonnalites que nous nous abſtien-
drons de qualifier, [ur un ornithologiſte aulli cel&-
bre que M. Vieillot. M. Swainfon nous a fait con-
noitre, dans le Journal de I'Inſtitution royale, deux
especes nouvelles du genre pteroglo/Jus d’Illiger ou
de Toucan.
Dans les deux clalfes des reptiles, nous palle-
rons presque fous filence que les journaux ameri-
cains ont cru devoir encore apporter de nouveaux
certificats atteſtant L'exiſtence de leur fameux fer-
pent de mer. N. Moreau de Jonnès a donné Thi-
koire du Mabouya des Antilles, et M. Hemprich
a decrit, dans les Mémoires des Amis de la Nature
de Berlin, p. 129, deux nouvelles especes d’amphis-
bene, l’une rapportee du Brefil par M. Olfers, et
qu'il nomme A. ſcutigera, parce que la poitrine
eſt couverte pe plaques polygones, et autre 4.
Fusca, & caule de [a couleur.
Nous avons infere dans notre Journal la de-
fcription d'un allez grand nombre d’especes de poil-
fons, par M. Rillo, auquel la I[cience devoit deja
une Ichthyologie de Nice remarquable par la gran-
de quantite d’especes nouvelles qui y [ont deerites.
On trouvera dans plulieurs :Memoires de M.
Léon Dufour, dont nous avons deja parle, la de-
lcription et m&me la figure d'un grand nombre
d'espèces nouvelles d’inlectes recueillis et oblerves
par lui en Espagne. II y a joint des details de
moeurs et d’habitudes Iurtout chez les araignees,
qui font pleins d’interöt. M. le D. Klug a donné,
dans les Memoires des Amis de la Nature, de Ber-
lin, pag. 71, l’expolition des familles et des espe-
ces de cimbex ou de mouches à [cie. Il en decrit
onze especes qwil partage en cing familles , d’apres
la conlideration du nombre des articles au-dellous
de la malle des antennes et de la forme de la
levre.
M. Savigny a publié [on grand travail [ur la
claſſe des animaux articulés que nous avons nom-
mes Chetopodes ou les Annelides de M. de La-
marck. On y trouvera, comme dans les autres, ou-
vrages de cet excellent oblervateur, un grand nom-
383
bre d’oblervations fines, delicates, et la propoſition
de beaucoup de genres nouveaux, etablis avec des
especes deja connues, et le plus louvent avec des
animaux recemment decouverts.
Dans une analyfe que nous avons donnée du
Synopfis des vers intefiinaux de M. Rudolphi, ou-
vrage dont nous avons fait fentir importance, nous
avons cependant ſoumis a l’examen de ce celebre
helminthologue, pluſieurs obfervations qui pourront
peul-etre contribuer au perfectionnement de cette
partie jusqu’alors fi negligee de la Zoologie, du
moins en France.
le ne connois de publié, dans le cours de cette
annee, fur les animaux mollusques, que la concor-
dance des espèces terreſtres et fluviatiles de l’An-
gleterre avec celles que nous connoillons en France,
et que M. de Ferulfac a inſérée dans le Journal
de Phyfique. Ces fortes de travaux, qui ne [ont
gubre lusceptibles d’extrait, n’en [ont pas moins
utiles A la [cience, du moins dans l’opinion des
perlonnes qui Lenvifagent dans toute [on etendue,
fans craindre de paller pour de [imples nomen-
clateurs. | J 5
Je dois cependant d'autant plus faire mention
d'un Memoire de M. Yabbe Ranzani, profelleur de
Bologne, fur l’animal de l’argonaute, infere dans
le Journal fcientifigue de cette univerſité, que ce
lavant zoologilte combat avec beaucoup de lagacité
opinion que j'ai 'renouvelee dans les années der-
nieres [ur l’etat paraſite du poulpe qu'on rencontre
fouvent dans cette cequille. Je ne crois cependant
pas qu'il ait renverſé les plus puillans de mes ar-
gumens. h
Nous ne terminerons pas cet article [ur les
nouveaux matériaux que la Zoologie a acquis dans
le cours de cette annee, [ans rendre des actions
de grace aux voyageurs qui, des differens‘ pays
wils ont traverlés ont envoyé ou rapporté eux-
Mater en Europe, les elEmens plus ou moins nom-
breux de travaux zoologiques; et quoique nous lo-
yons bien convaincus que la [cience, en la conli-
derant' dans [on intérét, a bien plus beſoin d'un
petit nombre d'oblervations directes, faites [ur les
animaux vivans ou frais dans les lieux qu'ils habi-
tent, que d'une grande quantite d’oblervations plus
ou moins incompletes faites [ur des depouilles dans
nos bollections, et que par confequent elle gagnera
beaucoup plus quand le collecteur fera lui meme
oblervateur, ou accompagné, er dirigé par des zoo-
logiltes; ceux-ci ne doivent pas moins voir avec in-
térét les refultats materiels du voyage de M. le ca-
pitaine Freycinet, de celui de M. Delalande, qui
ont enrichi les conlections du Jardin du Roi d'un
fi grand nombre d’objets rares et curieux. Mais il
nous ſemble que nous devons attendre davantage
de ceux qu'ont rapportés en Europe, MM. Spix,
Martius, Olfers, etc:,.parce qu'ls leront lans doute
accompagnés de leurs obfervations.
Cell dans cette manière de voir, et dans le
but d'etre de quelqwütilite à leur patrie, qulune
. ——
— —
384
fociete de zoologiſtes frangais, dont nous avons
Phonneur de faire partie, a enfin entrepris l’hiltoire
des animaux qui le trouvent en France. Quoiquils
ne le loient pas caché les difficultés mombreules
d'une telle entreprile, ils croient cependant pou-
voir la terminer, parce qu'ils espèrent que Pappel
qu'ils ont fait aux differens oblervateurs répandus
dans les départemens, ne lera pas [ans effet.
A1 D N H a. g Fr
De toutes les applications que l'homme peut
faire de [es connoillances à fon mieux etre dans
letat de fociete, ce qui elt le but plus ou moins
evident des toutes les [ciences, la plus importante
elt bien certainement la Médecine, et furtout sil
pouvoit étre generalement lenti, "comme P'expole
avec beaucoup de lagacité M. le D. Desmoulins,
dans lon apergu philofophique fur la poffibilite de
perfectionner homme par les modifications de fon
organilation, que les moyens que nous employons
pour le perfectionnement de différentes espèces d’a-
nimaux, peuvent étre également employés pour ce-
lui de l'espèce humaine. M. le D. Coindet a donné;
dans le mois de juillet 1820 de la Bibliotheque
univerlelle, comme une (forte d'antidote contre le
goitre, l’iode a Pétat d'hydriodate de potalle ou
de teinture alcoolique. Il a été conduit à cette
idee en failant l’oblervation que dans tous les re-
medes qu'on a indiques contre cette affection, il y
entroit toujours de l’&ponge calcinée qui contient,
comme on l’a vu plus haut, une petite quantite
d'iode. Nous avons rapporté, d'apréès les Annales
des Iciences phyliques de Bruxelles, que: M. Dra-
piez, à la luite d'expériences nombreules, 's’etoit
alluré que le fruit du fewillea cordifolia eſt un
puillant antidote contre les poilons végétaux. M.
le D. Chisholm, dans un Memoire lu à la Société
de Genève, a confirme par de nouvelles experien-
ces, que le [ucre eſt le meilleur antidote contre
Parlenic. Le D. Lyman Spalding a propeſé com-
me un nouveau moyen propre A prèvenir et à gus-
rir P’hydrophobie, emploi de la foutellari@" late-
rifolia. S'il faut en croire le Memoire qu'il a pu-
blié à ce lujet, ce moyen employé depuis plus de
50 ans en Amerique, leroit infaillible. M. Ré, de
Turin, a propolé comme pouvant parfaitement
remplacer le quinquina, le /ycopus'europaeus. ' »'
L' Agriculture s'eſt auſſi enrichie de pluſieurs
procedes nouveaux. M. Samuel Parkes, dans un
Meémoire inléré dans le Journ, de I'Inſt. royale,
vol. X, p. 50, à fait connoitre tous les avantages
de emploi du lel commun dans le jardinage; il y
montre que cette ſubſtance provoque la [ante des
vegetäux, qu'elle a la propriété de rendre les ar-
bres fruitiers et les pläntes oleracees impropres à
la nourriture et à Thabitation des vers et des in-
lectes, que c'eſt la meilleure ſubſtance à employer
pour la deſtruction de ces animaux et méme pour
celle des herbes nuilibles. Nous avons rapportée
385
combien l’emploi du blé de Turquie reuffilfoit dans
Vengrais de cochons. M. Mac Culloch a donné,
dans le Journal de P’Inftitution royale, vol. X, p.
550, des details hiſtoriques fur Tintroduciion des
chevres de Cachemire en Ecolfe, d’ou il rélulte
que les différens eflais que l'on a faits en plufieurs
endroits de ce pays, ont été infructtueux, ce que
l’auteur attribue, avec railon, A ce que le climat
convenäble ä cette variete de chevres doit &tre non-
leulement froid et @lev&, mais [urtout fec ou [ans pluie.
Dans les arts économiques, nous avons inlere
dans notre Journal, les obl[ervations de M. Clement
fur la difficulte de Pintroduction en France de P%-
clairage par le gaz retire de la houille ou de
Uhuile, parce qu'il paroit que par ce proced& il ef
beaucoup plus dispendieux que celui qui s’obtient
en brülant l’huile en nature. On concoit done ai-
lement que dans d'autres pays, il loit avantageux,
er c’elt ce qui paroit évident. La Bibliotheque uni-
verlelle a donné une notice [ur la maniere avan-
tageule dont [e fait a Londres '’eclairage par le
gaz retire des huiles. On a cconfirme la propriete
qu’a le vinaigre de bois de conlerver les matibres
animales pendant un temps alfez confiderable. N.
W. Cooke dit aulli avoir employ& avec beaucoup
d’avantage une dillolution ‚faturee de [el commun
pour conlerver les preparations anatomiques. M. Rit-
chie de Perth, Phil. Magaz., leptembre, a eu li-
dee d'appliquer à la melure du degré des esprits
ou liqueurs alcooliques, un hygromètre extreme-
ment delicat, confiruit [uivant la methode de M.
Leslie; mais il paroit que ce procede demande
besnconp de precautions. Enfin, nous devons aulli
noter que M. Bowden a obtenu une medaille d'or
de la part de la Société d’Encouragement d’Angle-
terre, pour la découverte qu'il a faite, que le bois
de charpente peut etre garanti et m&me gueri de
la pourriture humide, par [on immerfion älfez pro-
longée dans l’eau de mer, précaution qui a été or-
donnée dans tous les chantiers de la marine an-
glaiſe, par l’amiraute.
Quand aux arts metallurgiques, nous avons
rapporte, avec details, les belles expériences de
MM. Stodart et Faraday [ur les alliages d’acier,
don il rélultera probablement des ameliorations
importantes dans la fabrication de la coutellerie,
et furtout dans celle des lames de labre damallbes.
D’apres un rapport de M. Heéricart de Thury, pu-
blie dans les Annales des Mines, [ur la fabrique
de ces lames stablie à Marfeille par M. Durand,
il paroit qu'il eſt parvenu à en fabriquer qui le
rapprochen! beaucoup pour la qualité de celles de
Damas. ö n neee VE
©» MM. Perkins set Fairman, dans un article in-
fere dans le Journal de IAnftitütion royale, ont pu-
blie une découverte faite par eux, de la grature
en relief, obtenue par la preffion d'une planche
gravderen creux fur acier, de manière qu'une fois
celle ci gravée, on pourra avoir autant de plänches
identiques que Pon voudra; mais d'après une récla-
Litt. Anz. z. J. 1822.
386
mation [ur la priori de cette découverte publiee
‚dans la Bibliotheyig univerlelle, vol. XIV, p. 245,
par M. Guillot äncien diregteur des allignaıs en
France, on pourroit croire que cette découverte eſt
due à des artiſtes lrangais, Gingembre, Fiezeuger
et Herhan.
Dans l'art de la Teinture, on a aulli publie
dans le cours de cette année pluſieurs perfec-
tionnemens. Nous avons vu l’annee derniere, que MI.
Braconnot avoit decouvert un procede pour donner
au lin une couleur jaune, en employant le [ulfure
d’arlenic; M. Lallaigne, cette année, a obtenu la
meme couleur fur la loie, la laine, le lin et le
coton, par l’application du chromate de plomh.
Elle eſt inalterable A Pair, mais il paroit qu’elle
elt en partie decompoldce par Peau de ſavon, et
qu'elle ne pourra guere etre employce que pour la
foie. M. le compte de la Boulaye-Marlillac ayant
trouré que la caule pour laquelle les draps teints
en piece [ont moins colorés au milieu qu’a la fur-
face, provenoit de ce qu’on les plonge dans la.tein-
ture encore imbibée d’eau qui delaye la coulcur, a
Propolé, pour remedier a cet inconvenient, de faire
Palſer les, pieces entre des rouleaux dans la cuve à
teindre.
M. Douault Wieland a infdre dans les Annales
de Chimie, tome XIV, p. 57, le Meémoire qui a
remporté le prix propolé par la Société d’Encoura-
gement, pour la fabrication du ſtrass et des pier-
res collorees artificielles, Comme il y donne en
detail les proportions des fubltances 'ainfi que les
ptocedes, il eſt probable que la France n'aura plus
recours a l’Allemagne pour ſe procurer ces ſortes
de pierres, et qu'il sélevera quelques fabriques de
ce genre en France.
M. Mac Culloch nous a aufli fait connoitre lespro-
c&des que fuivent les Indiens pour produire des aga-
thes colorees, en les faiſant bouillir dans Pacide [ulfu-
rique; alors quelques lames deviennent noires, tan-
dis que d’autres confervent leur conleur naturelle
ou deviennent blanches. Ils blanchilfent la [urface
des agathes, de manière à ce qu'on puilfe en faire
des camees, en la recouvrant de carbonate de ſoude
et en chauffant dans une moufle. II fe produit
alors un email blanc opaque, ‚presqu’auffi dur que
la pierre,
La découverte de l'eau oxigen®e faite les an-
uees dernieres, par M. Thenard, la conduit à pen-
ler qu'elle pourroit £tre employde avec avantage
pour revivilier les blancs des delfins [ur lesquels ils
leroient noircis; c’eli en effet ce que M. Merimee
a confirmé, par l'expérience. 5 i
On a publié, dans les Annales de Chim., tom.
XIII, p. 352, un moyen imagine par un Anglais,
M. Enisle, pour faire un papier-ivoire à Pulage
des peintres, et qui paroit en effet, comme indi-
que [on nom, pouvoir [uppleer l’ivoire avec avan-
tage. On le forme en collant, avec precaution,
fuccelfivement des feuilles de papier ordinaire [ur
une ärdoife bien unie avec une lorte de colle forte
- 25
*
387
legere; quand le tout eſt parfaitement fec, on le
lille avec une autre ardoife enveloppee dans un pa-
pier grolſier, puis on colle delfus une feuille de
papier [ans taches ni defauts, que l'on lille de
nouveau, quand elle elt ([eche, avec l’ardoile enve-
loppee d'un papier fin. Aloıs on verfe trois cuille-
rées a bouche de poudre de plätre fin de Paris,
dans une demi-pinte de colle faite avec des rognu-
res de parchemin; on m£le bien le tout et on Le-
tend également [ur le papier avec une eponge. On
laille lécher doucement et on lilfe; puis on met
fucceffivement trois couches de la m&me colle
etendue de trois quarts d'eau, ayant loin de les
laiffer lecher, et enfin, on frotte la dernière avec
un papier fin; alors le papier ivoire elt fait, il ne
s'agit plus que de l’enlever de dellus l'ardoile. On
en peut faire ainli des feuilles de dimenſions allez
conliderables.
Necrologi.e.
La perte la plus eruelle que les fciences natu-
relles aient faites dans le cours de cette annee, elt
fans aucun doute celle de l’honorable [ir Jeep
Bancks, prelident de la Société royale de Londres,
non pas à caule d'une cooperation directe a leur
avancement, mais par la maniere genereufe dont
il s'en etoit declare le protecteur et le promoteur
en Angleterre et dans le monde entier. Nous nous
propolons de conlacrer à l’hiltoire de fa vie, quand
elle aura ete-publiee, quelques pages des volumes
de cette année.
Nous avons aulli annonce la mort du D. Da-
niell Rutheford, auquel-on attribue, en Angleterre,
la découverte du gaz azote, ainfi que celle de M.
Oppel qui avoit entrepris une grande Hiſtoire na-
turelle des Reptiles, mais nous n'avons encore au-
cuns details biographiques fur leur compte.
Le D. et profelleur Sparmann, [uedois, eleve
de Linnaeus, et celebre par [on voyage au cap de
Bonne-Esperance, a aulli termine [a carriere dans
le cours de cette année, a l’äge de 75 ans.
Le D. John Murray, profelfeur de Chimie à
Edimbourg, eft bien loin d'avoir poufle aulli loin
fa carriere; il eſt mort le 22 juillet 1820, dans la
vigueur de Läge et dans la pleine jouiſlance de ſes
facultes intellectuelles.
Notre collegue M. Petit, profeſſeur de Phy fi-
que a Ecole Polytechnique et membre de la So-
ciete Philomatique, elt mort le 21 juin 1820 en-
core bien plus jeune, puisqu il avoit atteint à peine
fa vingt-neuvieme année. M. Biot a publié [ur lui
une notice hiſtorique que nous inlererons dans un
de nos prochains cahiers.
Quoiqu'ils n’euffent encore fait que tres-peu
de choſe pour la [cience, nous devons cependant
propoler aux regrets des perſonnes qui s'intérellent
a [on avancement, la memoire de deux jeunes na-
turaliſtes eleves du Jardin du Roi, et envoyes par
le Gouvernement pour voyager et faire des obier-
388
vations et des collections pour I'Hiſtoire naturelle.
L’un, M. Havet, eſt mort à Madagascar, cette ile
fi curieuſe pour les productions zoologiques, et
dont l’infalubrite [emble repouller les oblervateurs;
et l’autre M. Godefroy, a été au nombre des victi-
mes de la révolte . indigenes de Manille, ré-
volte qui a eu lieu dans le mois d'octobre de cette
année, et dont les collections de ce jeune natura-
lite ont été, dit-on, la caule bien innocente, sil
elt ‚vrai que les Indiens penloient qu'il les avoit
faites pour en tirer. des poilons propres à produire
Yinfection de l'eau des rivieres et des puits, et par
la, à Etre la caule du cholera morbus qui les al-
fligeoit. tr
A er
Des 7
Dents des Mammiferes,
confiderees
comme. caraeteres zoologiques.
Par F. Cuvier.
Avec cette epigraphe: Le cabinet d’anatomie forme par N.
G. Cuvier, au Jardin du Roi, pouvait feul donner lidee et
fournir les materiauæ de cet ouvrage.
PROSPECTUS. sh
Depuis que limportance des dents, et [urtout
des dents molaires, conliderees comme caractères
zoologiques, a été reconnue, toutes les perlonnes
qui s’occupent de l’hilioire naturelle des mammife-
res ont du defirer une reprelentation fidele de ces
organes, et une delcription de tout ce qui ne pou-
vait pas s’exprimer dans des figures.
En effet, il eſt impollible aujourd'hui de fe
faire une juſte idee d'un ‚mammiftre, c’elt-a-dire de
determiner les rapports principaux avec les ani-
maux du mèéme ordre que lui, fi Fon ne connaft
point la firucture de les dents; et la railon en eft
fimple: ces organes indiquent avec precifion une
des circonftances les plus importantes de la vie, le
genre de nourriture, et par conlequent la firucture
ellentielle des organes qui [ont. defiines à agir
d'une maniere directe [ur les alimens. »
Ce lerait en vain que l'on aurait étudié les
organes du mouvement, ceux des lens, le nombre
des doigts, les rapports de longueur des membres,
leur ufages, etc.: on ne laurait point encore quelle
eſt la véritable nature de l’animal qu'on aurait lous
les yeux; car, fi l'on en excepte les bifulces et les
folipedes, elfentiellement herbivores, ces différentes
maniéres d'etre s’accordent 2e toutes les; ar Sie
de nourriture. 9
Clelt faute d'avoir connu cette verite que 15
methode de Linnaeus n'a conduit qu'a former des
groupes arbitraires dans les mammiferes, comme
nous le montrent les voyageurs qui ont ſuivi cet
389
auteur, d’ailleurs ſi digne de celebrite, pour de-
crire les animaux qu'ils obſervaient. Sparrmann,
Forſter, Sonnerat, Gmelin, Guldenſiaet, Wosmaer,
Pallas lui-m&me, et cent autres, nous ont lailles
dans une incertitude ablolue [ur la veritable nature
d’un grand nombre de mammileres dont ils par-
lent, faute d'en avoir décrit les molaires; et l'on
pourrait faire le meme reproche à la plupart des
naturaliltes actuels, etrangers a l'école francaile.
Au moyen des dents, au contraire, on peut deci-
der a Pinſtant à quel groupe naturel appartient un
animal: car, jusqu’a prelent, il n'y a point d’exem-
ple que des molaires de formes differentes ſe loient
alliees A une organilation lemblable du reſte; et
tous les individus des groupes naturels de mammi-
feres formes par la conlidération d'une relfemblance
organique generale, ont presque toujours prelente
des molaires conformee# de m&me.
Il ne faudrait: pas conclure de la, cependant,
que cette rellemblance generale peut luppléer à la
connaillance des dents;:fouvent elle eſt plus appa-
rente que reelle, et pour la juger il faut une expe-
rience que peu d'hommes [ont à portée d’acquerir.
Plufieurs fois meme elle a conduit à d'aflez gran-
des erreurs: pendant longtemps les naturaliſtes reuni-
rent les chiens et les hyènes, les ichneumons et les
coatis, les herillons et les porcs-épics, les &cureuils
et les loirs, etc., a caule de la rellemblance que ces
animaux avaient entre eux extärieurement; bientöt
on reconnut gufils différaient par des organes im-
portans, et examen de leurs dents elt venu confirmer
cette oblervation. Aujourd'hui ces - apparences
exterieures ne lont, pour les naturaliſtes, que de
fimples indices, plus ou moins dignes d’attention,
mais qui ne les exemptent point de recourir a des
lignes plus précis et plus certains: aulli les derniers
ouvrages de mammalogie ont tous admis, pour ca-
ractère principal des genres, les formes des molai-
res. Oleſt ce qui a eu lieu dans les Dictionnaires
d’hiftoire naturelle nouvellement publies en France;
M. G. Cuvier l'a fait dans fon Regne animal, et
M. Desmareſt a dü Fimiter dans [a Defcription des
espèces des mammiferes: or, ces ouvrages ne peu-
vent &tre bien compris qu’autant qu'on ſe reprelen-
tera les formes dont ils parlent; et ils n'ont point
donné de figures des dents.- 8 .
es fimples apergus luffiraient, lans doute,
pour faire Tentir Tutilite de Pouvrage que nous an-
nongons; mais [on utilité paraitra encore plus évi-
dente, li Pon conſidère qu'il n'en exiſte point qui
puilſe en tenir lieu, et qu'aucune collection dans
le monde ne renferme les animaux qu'il a fallu
rallembler pour [on exécution et que le Cabinet
anatomie forme par M. G. Cuvier; au Jardin du
Roi, pouvait [eul fournir. Seulement on trouve
quelques fragmens de cet ouvrage dans les premiers
volumes des Annales du Muleum d'hiſtoire natu-
relle; mais ils [ont très-imparfaitis. M. F. Cuvier
n'avait d'autre objet, en publiant les mémoires in-
titulds; Eſſais [ur de nouveaux caractères pour les
N
5 390
genres de mammiferes, que de confulter les mai-
tres de la [cience fur’ l’utilit& de les recherches,
et c'eſt pour répondre a l'accueil qu'ils ont recu,
qu'il en publie aujourd'hui, en la completant, la
plus importante partie.
Sans doute, la connailflance la plus detaillde
des dents et celle de tous les organes qui concou-
rent A la digeſtion, ne [uffiraient pas pour donner
une idee juſte et complete de la nature d'un ani-
mal. Non-[eulement il [e nourrit, mais, pour la
conſervation individuelle, il a beloin encore de le
mouvoir, de le defendre et d'entrer en communica-
tion avec les objets extérieurs: de la, ſes membres
et [es lens; et, pour la conlervation de [on espece,
il eſt necellaire qu'il foit pourvu d’organes genera-
teurs. Toutes ces parties de l’organilation doivent
donc £&tre:egalement Connues pour qu'il Joit polli-
ble d’etablir avec quelque fondement les rapports
qu’ont entre elles les espèces réunies par la conli-
deration des dents; car [es parties ſe prelentent avec
des modifications nombreules qui fe combinent de
plufieurs manieres et concourent toutes à des fins
particulieres, ce qui conſtitue autant d’especes diffe-
rentes. Auffi ces divers organes, dans ce qu’ils ont
d’exterieur, formeront une [uite naturelle du tra-
vail [ur les dents, qui fait plus particulierement
l’objet de cette annonce. De nombreux matériaux
font déja recueillis pour cela, et nous esperons
qu'il ne s’ecoulera pas beaucoup de temps avant
que nous puillions mettre au jour ce complement
des caracteres zoologiques des mammiferes, jus-
qu'aux couleurs, à la forme et à la diftribution des
tegumens et des poils exclulivement, qui, ne con-
ſtituant que des caracteres Ipécifiques, le trouvent
avec la reprélentation et la delcription des especes.
Cet enfemble de recherches n'eſt, au reſte,
qu'une conlequence de l’Hiftoire naturelle des mam-
miferes publiee par MM. Geoffroy Sainı-Hilaire et
F. Cuvier ); il tend à completer, autant qu'il
eſt pollible, cet ouvrage, on les caracteres [pecifi-
ques (ont detailles, mais ou ceux d'un ordre lupé-
rieur n'ont pu etre qu'indiqués. II devient conle-
quemment necellaire A ceux qui polledent cette Hi-
ſtoire, dont on m’aurait pas une intelligence par-
faite, fi l'on ne pouvait pas [e repxrelenter exacte-
ment les caractères des divifions de genres et de
fous-genres dont on parle au [ujet de chaque es-
pece. ; ö
Le travail que nous annoncons conliſtera dans
un fort volume in-8', de deux cents pages de
texte, et d'environ quatre-vingt-dix ou cent planches,
c’efi-A-dire qu'il y aura autant ‚de planches que
d’especes de dents. 1a: }
Cr le publiera par livrailons, dans Pordre [ui-
VaHDz Yohı DEN IR ö 3
) Cet ouyrage in-folio, dont M. De Laſteyrie eſt edi-
teur, formé d'un texte et de figures coloriees, delſi-
nees d’apres nature vivante, elt arrive à sa 28°, li-
vraiſon: on le trouve à la librairie de F. G. Levrault.
391
1. Livraifon. homme,
roullettes et le kinkajou.
2. Livräifon. Les cheiroptères et tous les in-
lectivores.
Livraiſon. Les carnalliers.
Livratſon. Les didelphes.
Livraifon. Une partie des rongeurs.
. Livraifon. Une autre partie des rongeurs,
Livrai/on. Les edentes et quelques paqui-
dermes.
8. Livraifon. Une autre partie des paquider-
mes et les chevaux.
9. Livraifon. Les ruminans,
les cétacès.
La premiere livraifon paraitra le 3 Novembre
prochain, et à partir de cette Epoque les l[uivantes
feront publiees de mois en mois, de [orte que l’ou-
vrage [era termine en Juillet 1822.
Le prix de chaque livrailon ſera de 1 flor. 48
kr. pour les lousleripteurs. II [era porté à 2 flor.
30 kr. des que l’ouvrage lera entierement publié
les quadrumanes, les
A
>)
les amphibies et
On ſouscrit
A Paris, chez F. G. Levrault, rue des Folles
M. le Prince, n'. 33, et
A Strasbourg, chez le meme, rue des Juiſs,
n. 33;
Et chez les principaux Bures de France et de
l’etranger. b 2
Bei mir iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchs
handlungen zu haben:
Cu viers Anſichten von der Urwelt
Nach der zweiten Original-Ausgabe uͤber⸗
ſetzt und mit Anmerkungen begleitet von
Dr. J. Noͤggerath gr. 8. geh. Preis 1 Thlr.
16 Gr. f
Alles, was die Erforfhung des Baues der Erd—
feſte, die organiſchen Reſte fruͤherer Erdperioden, die
Sage und Geſchichte der aͤlteſten Voͤlker, ihre hintere
laſſenen Denkmäler u. ſ. w. zur Deutung der Urge⸗
ſchichte unſeres Planeten bieten koͤnnen, findet ſich
in dieſer Schrift nach den Hauptmomenten zuſammen⸗
gefaßt und mit intereſſanten Folgerungen begleitet. Schon,
nach der erſten Original- Auflage ward dieſelbe in viele
Sprachen überfeßt, in die
Natur und Geſchichtsforſcher, für den Theologen,
Anatomen und Aſtronomen ſo wie fuͤr jeden Gebildeten
gleich wichtigen Werkes iſt daher einem wahren Bes
duͤrfniß abgeholfen worden. Die reichhaltigen und bes
lehrenden Anmerkungen des Herrn Ueberſetzers, ſo wie
die ebenfalls beigefügten wichtigen Bemerkungen des
engliſche ſogar viermal.
Durch die gegenwärtige Verdeutſchung dieſes fur den
392
Herrn Prof. von Muͤnchow, wird jeder deſer 112 eine
ſehr eee. Zugabe erkennen.
E. Weber; Buchhändler in Wenn.
N Nochträgliche Berechtigung
zu der Beſchreibung der Reiſe des Prinzen er
v. Meuwied in Braſilien.
Band J. pag. 366. Strix pullatrix ift der von
Le Vaillant unter der Benennung der Chouettie A
collier beſchriebene Vogel (Le Vaillant Afr. XLII. und
Strix torquata PDaud.). — Der Irrthum een
weil der Vogel kein Halsband zeigt. —
Band II. pag. 243. Der hier von mir D
cyanopogon, genannte Vogel, iſt nicht der Acahs des
Azara (Corvus pileatus. Temminck pl. col. Tab.
58.), ſondern, wie ich mich jetzt uͤberzeugt habe, eine
beſondere Species. — Herr Temminck hat den jetzt in
meiner Sammlung befindlichen Acahé des Azara auf
feiner 58ſten Tafel ſehr richtig abgebildet. — Die große
Uebereinſtimmung mehrerer dieſer einander ſehr aͤhnli—
chen Heher aus Suͤd- America, welche beſonders in der
Vertheilung ihrer Farben einander gleichen, war Urs
ſache dieſes Irrthums. —
Durch einen Beſchluß des . Königlichen
Miniſterii der Geiſtlichen, Unterrichts⸗ und
Medizinal⸗ Angelegenheiten zu Berlin vom 19
Auguſt d. J. wurden der K. Leopoldiniſch⸗ Carolini⸗
ſchen Akademie der Naturforſcher, mit hoͤchſter Geneh⸗
migung und unter der Protektion S. hoch fuͤrſtlichen
Durchlaucht des Herrn Fuͤrſten Staats»
Canzlers von Hardenberg ein namhafter jaͤhrli⸗
cher Geldzuſchuß, als Unterſtuͤtzung zur Herausgabe
ihrer Schriften gnaͤdigſt bewilligt, welcher Geldzuſchuß
ſo lange fortgehen ſoll, als dieſes Inſtitut, wie ſolches
jetzt durch den Aufenthalt ſeines zeitigen Praͤſidenten,
des Profeſſors Nees von Eſenbeck zu Bonn, der Fall
iſt, ſeinen Sitz in den Koͤniglich Preußiſchen Staaten
haben und ſeine verdienſtliche Thaͤtigkeit ferner bewaͤh⸗
ren wird. Dadurch, ſo wie durch die gaͤnzliche Til⸗
gung aller dieſer Akademie. für gleiche Zwecke fruͤher
verliehenen anſehnlichen Vorſchuͤſſe, iſt nicht nur die
Fortſetzung der Acta Academiae Naturae Curiolorum
in einer zeitgemäßen Form für eine Reihe von Jahren
geſichert, fondern, dieſes lalte Inſtitut darf auch, durch
die Fuͤrſorge des Staats in ſich ſelber feſter begruͤndet
und gleichſam verjüngt, nach immer hoͤherer Vervoll⸗
kommnung ſeiner Leiſtungen ſtreben, die, dem Fleiß
1 70 Naturforſcher, wie den Staaten, die ihn
wohlthaͤtig, fordern; helfen, zu gleichen ‚Eher; bey der
Nachwelt gereichen mögen. e eg e
2 ietong 21 zn or o 180 sb — as npleng
5 { nd inne ub 25H 80h 3
421111 8 i-2S 1 RGI E eim 28101
i riemen 28 tsil ip des ‚deidd 1D inen
„ nec 2e A n h Ui U zeblgei
Litterariſcher Anzeiger.
Berichtigung
einer Stelle in des Herrn von Hof Preisſchrift: Geſchichte der Erdoberflaͤche u. ſ. w.
In der vor Kurzem erſt erſchienenen Schrift des
Herrn von Hof in Gotha findet ſich folgende Stelle,
S. 453. 3. 10 ff. bis 439. 3. 6. )
„Eine Merkwuͤrdigkeit zeigt Italien, welche zu mans
cherlei Vermuthungen uͤber Veraͤnderung des Waſſerſtan—
des im Mittellaͤndiſchen Meere Stoff geworden
iſt, die bekannten Truͤmmer des Jupiters-Tempels
bei Pozzuolo ). Von dieſem ſtehen noch einige
aus Cipolino antico (einem weiß und gruͤn geader—
ten Kalkſtein oder Marmor 3) gehauene Saͤulen ſenk⸗
recht da. Der untere Theil dieſer Säulen, von dem
15 Fuß über der Meeresflaͤche gelegenen Boden an bis
zu einer Hoͤhe von 12 Fuß, iſt rings um dieſelben voll
von kleinen Hoͤhlungen, wie diejenigen ſind, welche die
Pholaden (Myülus lithophagus) in die Uferfelſen boh⸗
ren. Hoͤher hinauf ſind die Saͤulen frei von ſolchen
Hoͤhlungen 2). Aus dieſer Erſcheinung zieht man den
Schluß, daß 1) der Tempel zu einer Zeit erbauet wors
den ſeyn muͤſſe, in welcher der Boden auf dem er ſteht,
trocknes Land geweſen; 2) daß nach Erbauung des Tem—
pels der Meeresſpiegel ſich erhoͤht haben muͤſſe, ſo weit
als die Hoͤhlungen in der Hoͤhe der Saͤulen reichen,
weil die Bohrmuſcheln nur unter Waſſer leben und ars,
beiten; 3) daß dieſer erhoͤhete Waſſerſtand lange genug
beſtanden haben muͤſſe, um den Pholaden Zeit zu einer
fo beträchtlichen Arbeit zu laſſen; und 4) daß das Meer
ſich allmählich wieder fo tief geſenkt haben muͤſſe, um
die Saͤulen des Tempels und den Boden deſſelben auf
dem Trocknen, und ſo wie man ſie jetzt ſieht, erſcheinen
zu laſſen *).“
2) Geſchichte der durch Ueberlieferung nachgewieſenen nituͤrli⸗
chen Veränderungen der Erdoberflache. Ein Verſuch von
K. E A. von Hof, Ritter des weißen Falkenordens und
Herz. Saͤchſ. Geh. Aſſiſt. Nathe. 1. Th.. Eine von der
öntal. Gefellſchaft der Wiſſenſchaft zu Göttingen gefrönte
Preisſchrift. Gotha dei Perthes 1822. Eine, ſowohl in
Hinſicht auf die darin behandelten Gegenftände, als durch
deren Behandlung ſelbſt ſehr ausgezeichnete und hoͤchſt ans
ziehende Schrift des ſchon durch fruͤhere Werke bekannten
Verfaſſers. Sie enthält einen Schatz biſtoriſcher Thatſa⸗
chen, durch den achtungswertheſten Fleiß zuſammengetra⸗
gen, mit Scharffinn geordnet und beurtheilt, und wird,
als kritiſcher Verſuch, im Gebiete der Geologie ſicher von
eben fo großem Einfluß ſeyn, als fie noch mancherlei Dis⸗
cufſonen und Berichtigungen veranlaſſen dürfte.
2) Gemeiniglich auch der Tempel des Serapis genannt.
33 Deutſch, antiker Zwiebelmormor, von dem zwiebelartigen,
ſchaalenformigen Aeußern. Eine Marmorart aus Attika.
40 Die Hoͤhlungen beginnen nicht unmittelbar an dem Fuße
der Säulen, ſondern erſt einige Fuß darüber, von der
Oberflache des alten Bergſchuttes an.
3) P. 4. Paoli, Antichitä di Pozzuoli. Tab. 18. — Ermoneg.
Pini in Memor. della Soc. Ital. Tom, 9. p. 199. — C.
4A. Deluc, Journ. de Phyfique T. 49. P. 425. — Blumen-
bach, Spec. hilt. nat. Anffd. art. oper. illuftrat. p: 9.
5 (Anm. d. H. von Hof.)
Lltt. Anz. 3. J. 1822.
„Die Geſchichte giebt uns hieruͤber keinen Auf—
ſchluß, und laͤßt den Vermuthungen freies Feld. Eine
Erklaͤrung der ſonderbaren Erſcheinung iſt daher aller—
dings ſchwer und um ſo ſchwerer, da ſie ſich an einem
Menſchenwerke darſtellt, welches wir unmoͤglich in eine
vorgeſchichtliche Urzeit zurück verſetzen koͤnnen. Diejenis
gen, welche annehmen, daß der Durchbruch des Thras
ciſchen Bosporus zu einer Zeit erfolgt ſey, in wel
cher die Straße von Gibraltar noch nicht geöffnet
geweſen, und daß dadurch eine große Ueberfluthung der
Kuͤſtenlaͤnder des Mittellaͤndiſchen Meeres er⸗
folgt ſeyn muͤſſe, finden die Erklaͤrung der Erſcheinung
von Pozzuolo in diefer Begebenheit. Sickler hat
dieſe Vorſtellungsart ergriffen, und ſie mit dem
Vorkommen alter campaniſcher irdener Gefaͤße
in einer zweimal mit Lagen culturfäbiger
Dammerde bedeckten Erdſchicht in Unteritalien
in Verbindung zu ſetzen verſucht. )“
Was die Erhoͤhung der aus Dammerde beſtehen—
den Decke des Bodens betrifft; ſo berechtigt ſolche noch
nicht zu dem Schluſſe einer wiederholten Waſſerbede—
ckung und Abtrocknung eines ſolchen erhoͤheten Bodens.
Wir werden unten in einem andern Buche dieſer Ab—
handlung Gelegenheit finden, Beiſpiele von Erhoͤhung
des trocknen Landes anzufuͤhren, wobei keine Einwir⸗
kung des Meeres im Spiele geweſen iſt, wie z. B. bei
der Bedeckung der vor zwei Jahren in den Niederlan—
den aufgefundenen Holzſtraßen oder Bruͤcken der Roͤ—
mer und dergleichen. Was aber die Verbindung der
Erſcheinung von Wozzuolo mit dem Durchbruche
des Thraciſchen Bosporus und der Meerenge
von Gibraltar anlangt; fo müflen wir uns auf das
beziehen, was wir oben im zweiten Hauptſtuͤcke aus⸗
fuͤhrlich daruber abgehandelt haben. Dort glaubten wir
wahrſcheinlich gemacht zu haben, daß der erſtere dieſer
Durchbruͤche, wenn er auch fruͤher erfolgt waͤre als der
letztere, eine fo große Uebetfluthung der Kuͤſtenlaͤnder,
als zu Erklaͤrung der Erſcheinung bei Pozzuolo ers
forderlich geweſen ſeyn wuͤrde, wohl nicht hervorgebracht
haben koͤnnte; daß ſich darüber, welcher von beiden
Durchbruͤchen zuerſt erfolgt ſey, gar nichts mit einiger
Wahrſcheinlichkeit annehmen laͤßt, und daß ſelbſt der
Durchbruch des Bosporus fuͤr welchen doch noch meh—
rere Ueberlieferungen wenigſtens einigermaßen zeugen,
wenn er anders noch der hiſtoriſchen Zeit angehoͤren
1) Ueber das Eindringen des Meeres in Italiens Ebenen, zur
Zeit der Bluͤthe der aͤltern Euboͤiſchen, Doriſchen und Achäis
ſchen Kolonien in Großgriechenland, und uͤber die muth⸗
maßliche Entſtehungspertode der Kampaniſchen Vaſen (mit
einem Kupfer) von Dr. Sickler. Curioſitaten B. 5. St.
2. S. 120 bis 145 im Jahre 1816. 8
25
395
ſollte, doch nicht wohl fpäter als die Deukalioniſche
Fluth erfolgt ſeyn kann.“
„Wir halten uns daher uͤberzeugt, daß ſchon die An⸗
nahme dieſer letztern Epoche fuͤr den Durchbruch des
Bosporus, nichts als eine hoͤchſtgewagte Hypotheſe
iſt. Unnsglich alſo können wir Herrn Sickler
beipflichten, wenn er annimmt, dieſe Begeben
beit ſey noch weit neuer und konne ungefhr in
das Jahr 550 vor unſerer Zeitrechnung geſetzt
werden, das Meer brauche dann nur etwa hun;
dert Jahre über dem Boden von Pozzuolo ge
ſtanden zu haben u. f. w., woraus dann fol
gen wuͤrde, daß der Durchbruch bei Gibraltar
erſt im fünften Jahrhunderte vor Chriſti Ge
burt erfolgt ſey — eine durchaus unhaltbare,
und allen e des Alterthums widerſpre—
chende Vermuthung. Fordert man vielleicht, weil
wir verſuchte Erklaͤrungen von der Erſcheinung an den
Saͤulen von Pozzuolo verwerfen, von uns, daß wir
ſie ſelbſt genuͤgender erklaͤren; ſo ſchaͤmen wir uns nicht,
zu geſtehen, daß wir dieſes nicht vermoͤgen. Aber wir
bitten, wohl zu beachten, daß die Erſcheinung, wenn
ſie ſich wirklich ſo verhaͤlt, wie ſie angegeben wird und
wenn fie wirklich ein Werk der Natur iſt, zwar ale
lenfalls für eine Abwechſelung im Steigen
und Fallen des Meeresſpiegels zeugen wuͤr⸗
de, aber nicht fuͤr das von Celſius angenommene
fortſchreitende Fallen deſſelben allein.“
„Indeſſen möchten wir vor allen Dingen, und bes
vor wir dieſe einzeln ſtehende Erſcheinung zu einem
Schluſſe auf irgend ein paſſendes phyſiſches Ereigniß
benutzen, ſie ſelbſt nach allen Umſtaͤnden vollſtaͤndig con⸗
ſtatirt wiſſen. Es iſt dabei Verſchiedenes zu beobachten;
es find einige Vorfragen dabei nothwendig zu beantwors
ten; z. B. 1) Sind die Hoͤhlungen, welche
man in einem Theile der Säulen wahr:
nimmt, entſchieden für Pholadenlöder ans
zunehmen? 2) Iſt es außer Zweifel, daß ſie
erſt gebohrt worden find; als die Säulen
bereits an dem Tempel fanden? 3) Können
nicht vielmehr Felsbloͤcke von einer Kuͤſte
zu diefen Säulen genommen worden feyn,
welche ſchon vorher von Pholaden anges
bohrt waren, als fie noch in ihrer naturli⸗
chen Lagerſtaͤtte ruheten; wie man noch jetzt
nicht nur an Küften ſondern auch in Gebir⸗
gen, welche foffile Reſte von Meeresgeſchd⸗
pfen enthalten, findet? 4) Koͤnnen nicht
fhon bei Bearbeitung dieſer Bloͤcke ſolche fo
gewaͤhlt und geſtellt worden ſeyn, daß man,
um des gleichfoͤrmigen und ſymmetriſchen
Anſehns willen, den poröfen Theil derſel⸗
ben zum untern, den glatten aber zum obern
Theil der Säulen verwendet hat? in wel⸗
chem Falle dann die ganze Merkwuͤrdigkeit
der Erſcheinung wegfallen würde. Hat man
genuͤgende Antworten auf dieſe Fragen erhalten, dann
mag man in der Naturkunde und der Geſchichte nach
Erklärung der Erſcheinung ſelbſt forſchen, wenn fie als:
dann noch noͤthig ſeyn wird.“
396
Zur Berichtigung dieſer Stelle des von Hofiſchen
Werks, in fo fern als fie meine oben angeführte Ab⸗
handlung beruͤhrt, mag hier folgendes dienen.
Zuerſt iſt es ungegruͤndet, daß ich in derſelben
die Vorſtellungsart derjenigen ergriffen,
welche annehmen, daß der Durchbruch des
Thraciſchen Bosporus zu einer Zeit erfolgt ſey,
in welcher die Straße von Gibraltar noch
nicht geoͤffnet geweſen, daß dadurch eine
große Ueberfluthung der Küftenländer des
Mittellaͤndiſchen Meeres erfolgt ſeyn muͤſſe
und daß die Erſcheinung an den Saͤulen von
Puzzuoli durch dieſe Begebenheit erklärt
werde. Von einer Annahme oder Ergreifung
dieſer Vorſtellungsart befindet ſich in der Ab;
handlung von mir in den Luriofitsten, worauf
105 72 von Hof bezogen, auch nicht ein einziges
Opt. J
Zweitens iſt es ungegruͤndet, daß ich dieſe Degen
benheit des Durchbruchs des Thracifhen
Bosporus und des darauf ſupponirten
Durchbruchs bei Gibraltar in die Zeiten von
dem Jahre 550 vor Chriſti Geburt an herab»
geſetzt habe. Auch von einer ſolchen Annahme
— die Herr von Hof gut und gern „eine durchaus
unhaltbare, und allen Zeugniſſen des Alterthums wider⸗
ſprechende Vermuthung“ nennen mag — findet ſich in
meiner Abhandlung nicht ein einziges Wort.
Sonach finde ich mich in dieſer Stelle des Hofi—
ſchen Werks mit einer Behauptung vor das geologifche
Publikum geführt, die mir doch nie in den Sinn ge
kommen iſt, die ich am wenigſten irgend wo in mei⸗
ner Abhandlung aufgeſtellt habe. Hieruͤber verweiſe ich
auf dieſe ſelbſt. Wer nur etwas geneigt iſt, von der
Anſchuldigung einer ſo ganz monſtroͤſen Behauptung mich
befreit ſehen zu wollen, der ſehe fie nach; was mich das
von befreit, liegt in derſelben offen vor. 7
Gern erkenne ich übrigens die Unbedeutenheit meis
ner kleinen Abhandlung an; noch williger ſchreibe ich es
eben dieſer Unbedeutenheit zu, daß der wuͤrdige Verf.
von ihr einen nur flüchtigen Gebrauch gemacht ha⸗
ben mag. Und einen ſolchen nur kann er von ihr
gemacht haben; denn ſonſt wuͤrde ihm nicht entgan⸗
gen ſeyn: N
1) daß ich die Stratoniſche Annahme von dem Durch-
bruche des Thraciſchen Bosporus bei
Strabo in der Anm. 6. S. 141. nur referire,
indem ich mit den Worten Z. 17 beginne: „daß
uͤbrigens von den aͤlteſten Zeiten an bis auf Strabo
herab aͤhnliche Ueberſchwemmungen an allen Kür
ſten des Mittellaͤndiſchen Meeres Statt gefunden
haben, darüber ſpricht derſelbe Schriftſteller (S trabo)
mit großer Ausführlichkeit u. ſ. w.“
2) Daß ich aber dieſelbe Stratoniſche Annahme oder
Angabe nirgends, weder in der Abhandlung noch
in der Anmerkung, als einen Erklaͤrungsgrund der
Erſcheinung an den Säulen von Puzzuoli angeges
ben habe; welches klar und deutlich daraus hervor.
geht, daß ich den Durchbruch des Thrarifhen Bos⸗
porus zu den aͤlteſten Ueberſchwemmungen ge⸗
397
rechnet, und durch den Ausdruck ahnlihe-Ues
berſchwemmungen beſtimmt auf diejenige hin⸗
gedeutet, welche ich im Anfang der Anmerk. 6 ans
gegeben, wodurch Pithekuſaͤ unter Waſſer geſetzt
worden war, was im fuͤnften Jahrhunderte vor
Ch. Geb. erfolgt ſeyn ſoll.
3) Daß ich vielmehr das ganz Entgegengeſetzte von
demjenigen, was Herr von Hof als meine Be—
hauptung angegeben, S. 143. 3: 8 — 11 in den Wor⸗
ten geſagt: „Die ganze Gegend von Rheg—
gio bis über Kumä hin (in welchem Raum
ſich Puzzuoli, Paͤſtum und die Felſen mit Pholadenloͤ—
chern befinden) war in den früheren Zeiten
den fuͤrchterlichſten vulkaniſchen Erſchei—
nungen ausgeſetzt, wie wir aus den hier
angezeigten Schriftſtellern erfahren.
Hierdurch war der Meeresgrund, viel⸗
leicht auch die Kuͤſtengegend abwechſelnd
geſenkt und gehoben, folglich den Fluten
hin länglicher Spielraum zum Eindrins
gen in das feſte Land gewaͤhrt worden.“
Hier iſt klar, daß ich die Erklärung der Er⸗
ſcheinung bei Puzzuoli nicht in dem
Durchbruch des Thracifhen Bosporus,
fondern in denjenigen Ueberſchwemmun⸗
gen ſuchte, die abwechſelnd und theil⸗
weiſe durch vulkaniſche Veranderungen
der Erdoberflache an Italiens Rüften er:
folgten und erfolgen mußten, wo fuͤr ich
eine beſtimmte geſchichtliche Nachricht
von Timaͤus aus Strabo beibrachte, und
womit ich die Erſcheinung der Campa⸗
nergräber unter 4 Erdſchichten in Ber»
bindung ſetzte. Dieſe Annahme beſchraͤnkt ſich
alſo nur auf ein Steigen und Fallen des Waſſer—
ſpiegels, der aber nur aus partiellen Veranlaſſun⸗
gen, nicht aus jener allgemeinen Bosporiſchen her
vorging. Die Säulen des Tempels bei Puzzuoli
wurden bis zu dem Punkte, wo ſie von den
Bohrmuſcheln ſich angefreſſen zeigten, von Berg
ſchutt, oder von den Truͤmmern des hinter
dem Tempel unmittelbar ſich erhebenden Berges
bedeckt gefunden. Ein, dem Hr. von Hof, der
nicht ſelbſt an Ort und Stelle war, entweder nicht
bekannt gewordener, oder doch uͤberſehener Um—
ſtand, der deutlich zeigt, daß eine große Er⸗
ſchuͤtterung des Bodens ſelbſt, durch Hebung oder
Senkung einſt hier ſtatt gefunden haben muͤſſe.
So viel zu meiner Rechtfertigung, daß ich die von
Andern angenommene fruͤhere und vorhiſtoriſche Erſchei—
nung des Durchbruchs des Thraciſchen Bosporus und
des Durchbruchs bei Gibraltar mit den unlaͤugbar fpäs
teren Ueberſchwemmungen, wodurch die ältere Damm⸗
erde über den Campaniſchen Gräßern mit Meerſand
uͤberzogen und die Tempel bei Pozzuoli und Paͤſtum
unter Waſſer geſetzt wurden, keinesweges verwechſelt
und ſomit keine Behauptung aufgeſtellt habe, die Hr.
von Hof mit dem Praͤdicat einer durchaus unhaltbaren
und allen Zeugniſſen des Alterthums wider⸗
Done
398
ſprechenden zu uͤbereilt bezeichnet hat. Dieſe Ber
richtigung einer Behauptung, die mich etwas ſagen ließ,
woran ich nie gedacht hatte, glaubte ich mir ſelbſt ſchul—
dig zu ſeyn. Nunmehr bin ich aber der Sache ſelbſt
die Berichtigung einiger Bemerkungen ſchuldig, womit
Hr. von Hof die Richtigkeit der Beobachtungen ſogar,
die von Andern, wie von mir, an den Campaniſchen
Gräbern und an den Säulen von Puzzuoli gemacht
worden, erſchuͤttert zu haben glaubte.
Erſtens: die Campanergraͤber in den Ebenen, wo—
hin das Meer bei Ueberſchwemmungen dringen konnte,
ſind — ich widerhole es — mit drei, oft mit vier
Erdſchichten uͤberdeckt; im letztern Falle, von unten an
aufwärts, mit Sand und Bimsſteinen, dann mit ural—
ter Dammerde, darauf wiederum mit Sand und Bims—
ſteinen, endlich aber mit neuer Dammerde, welche die
jetzige Oberflaͤche bildet. Demnach iſt die von Hr. von
Hof S. 456. S. 20. gegebene Darſtellung gaͤnzlich
unrichtig, indem er daſelbſt ſagte: „Was die Erhoͤ—
hung der aus Dammerde beſtehenden Decke des Bo—
dens betrifft; ſo berechtigt ſolche noch nicht zu dem
Schluſſe einer wiederholten Waſſerbedeckung und Ab—
trocknung eines ſolchen erhöhten Bodens.“ Die Er—
hoͤhung beſteht ja nicht, nach Mazzuola's und Anderer
Bemerkungen, die ich durch eigene Anſicht an Ort und
Stelle beſtaͤtigt fand, aus einem blos als Damms
erde ſich zeigenden Boden, ſondern aus zwei neuen
Erdſchichten, die über die alte Dammerde
ſich lagerten, und hier betrifft die Hauptſache vorzuͤg—
lich die 1 Parif. Fuß 4 Zoll hohe Meerſand⸗ und
Bimsſteinſchicht. Bei diefer fragt es ſich ja: wo—
ber, durch welches Agens, kam fie über die
alte Dammerde, welche zunaͤchſt die alten
Campanergraͤber überdeckt? — Iſt es aber
wohl moglich, dieſe Erſcheinung ohne Ein⸗
tritt oder Einwirkung des Meeres zu erfläs
ren? — Hierher paſſen wenigſtens nicht die von An.
von Hof angefuͤhrten Beiſpiele. In der Ebene um
Ro m, beſonders in deren tieferen, dem Meere näheren
Theilen, findet ſich haͤufig ganz dieſelbe Erſcheinung,
von der ich mehrere, an Ort und Stelle verfertigte, cos
lorirte Aufriſſe beſitze, wo die Durchſchnitte des Bodens,
nebſt deſſen verſchiedenen Lagen, alte ehemalige Damm»
erde, Meerſand mit Conchylien und Bimsſteinlage,
neuere Dammerde, auf das genaueſte angegeben ſind.
Auch in den Pontiniſchen Suͤmpfen, in den Niede—
rungen um das Vorgebirge Circello, wo das Meer bei
ſtarken Suͤdweſtwinden oft 4 bis 2 deutſche Stunde
Weges weit in das Land geht, kommen bei dem Durch⸗
ſtechen des Bodens uͤberall dergleichen abwechſelnde
Schichten von Sand, mit eingemiſchtem Bimsſtein, und
von Dammerde ganz neuer Entſtehung zum Vorſchein.
Dieſe Erſcheinungen ſind aber derjenigen, von welcher
die Rede iſt, voͤllig analog.
Zweitens: die Hoͤhlungen in den Säulen bei Puz—
zuoli find entſchieden Werke der Bohrmuſcheln oder
Pholaden. Daran hat wohl noch niemand gezweifelt,
als wer dieſe Saͤulen entweder nicht ſelbſt geſehen, oder
nicht begriffen, was die Loͤcher darin veranlaſſen konnte.
In manchen dieſer Hoͤhlungen finden ſich ſo⸗
399
gar jetzt noch die Ueberreſte der Bohrmu⸗
ſchel mit Sand vermiſcht. Ich kann mich hier
ſowohl auf Autopſie, als auf zwei andere ausgezeichnete
Schriſtſteller der neueſten Zeit berufen.
Dieſe find zuerſt Herr Prof. von der Hagen zu
Breslau, der im Jahre 1817 erſt dieſe Saͤulen unter⸗
ſuchte und in ſeinen wirklich vortrefflichen Briefen in die
Heimat, Breslau 1819. B. 3 S. 127 folgendes dar⸗
‚über ſagte: „Freilich ſind auch hier (Puzzuoli — nicht
Puzzuolo, von dem Putroli der Alten) nur Trümmer,
aber bedeutende. — Vor allen aber kuͤrzlich erſt ganz
ausgegrabene Truͤmmer von dem Tempel des Jupiter
Serapis, in trefflicher Architektur, aus der
beſten Roͤmiſch⸗ (2) Griechiſchen Zeit ), ganz von
Marmor, oder doch mit Marmor bekleidet, ſogar der
Fußboden. An das hohe Portal des Tempels feldft, der
keine ſehr tiefe Zelle hat, ſchließt ſich ein niedriger vier⸗
eckiger Saͤulengang mit den Wohnungen der Prieſter:
ganz aͤhnlich den Kreuzgängen der Kloͤſter. In der
Mitte ſtand, vermuthlich zum Opfern, ein kleinerer run⸗
der Tempel auf 16 offenen Säulen, und außen vor jer
der eine Bildſaͤule: von allen find aber nur noch die
Fußgeſtelle da, und die Saͤulen fuͤr Caſerta verbraucht.
Die ganze Anlage und Einrichtung dieſes Serapis⸗
Tempels hat die naͤchſte Aehnlichkeit mit dem Iſis⸗
tempel in Pompeji, iſt aber viel größer und
swächtiger- In die drei hohen Marmorſaͤulen aus eis
nem Stuck, welche vom Portal aufrecht ſtehen, haben
ſich Finger muſcheln, welche ſich an der Ober⸗
flache des Meeres halten, ringsum tief eins
gebohrt. Wie muß das Meer hier geſtiegen
und wieder gefallen ſeyn, da jetzo dleſer
Tempel ziemlich hoch uͤber dem Meere ſteht,
welches noch die Mauern anderer alter Ge⸗
bäude bedeckt. Daß hier die größten Ber:
änderungen vorgegangen, der Boden verſun⸗
ken und Berge entſtanden, weiß man auch.
Eine heiße Quelle dicht neben dieſem Tempel, in wel⸗
chem fie ein Bad durchfließt, verkuͤndigt das noch fort
dauernde unterirdiſche Gluͤhen u. ſ. w.“
Der zweite iſt Hr. Dr. Noͤggerath, Dberbergr
rath und Prof. zu Bonn, der zu ſeiner Ueberrſetzung
von Cuͤvier's Anſichten von der Urwelt, Bonn 1822 in
einer Beilage nach Breislat S. 263 alſo ſpricht:
„Wenn auch mehrere Beobachtungen zu zeigen ſchelnen,
daß am Strand von Neapel ſich das Meer beftändig
erhöhet, fo giebt es wieder andere, welche den Glau—
ben erwecken, daß es binnen einem Zeitraume weniger
Jahrhunderte dort bedeutend gefallen ſey. Am Fuße
des Monte Nuevo und im Meere ſelbſt, erblickt man
an den Waͤnden der Reſte einiger alten Gebaͤude, wahrs
ſcheinlich ehemals zu dem berühmten Hafen des Julius
—
dieſer Tempel aus der Römiſch- Grie hiſchen Zeit
N möchte wohl nicht ſo leicht zu bejahen ſeyn. An feis
nem Eingange findet man mehrere, dem Aodοοανν d. i. dem
Bachus der Araber, nach Heſychius, gewidmete Altäre, und
bekannt iſt, daß der Cultus des Bachus in Campanien ſchon
lange vor der Römer Ankunft daſelbſt einheimiſch und vers
breitet war.
4⁰⁰
gehoͤrend, in einer Höhe von ohngefaͤhr 6 Fuß über
dem Spiegel des Meeres, Muſcheln und Reſte von ans
deren Seethieren. Aus der Art und Weiſe des Vor⸗
kommens dieſer Seethiere hat Pini den Schluß gezogen,
daß das Meer ehedem fo hoch, als man jetzt jene
Seethier⸗Reſte findet, geſtanden haben muͤſſe. Der
fruher erwähnte Jupiter⸗Serapistempel zu
Puzzuoli zeigt zugleich Spuren vom Stei⸗
gen und Fallen des Meeresſpiegels. Wenn
das Pflaſter deſſelben auch jetzt ein wenig
unterhalb des Meeresſpiegels liegt, ſo ſieht
man doch an drei Marmorfaͤulen, welche über
den Spiegel hervorragen, in einer Hohe
von 10 Fuß, einen ſechs Fuß hohen Gürtel
von kleinen Loͤchern, welche von Meerwuͤr⸗
mern herrühren und noch deren Ueberreſte
enthalten, wodurch, im Verein mit andern
beweiſenden Umftänden, widerſpruchlos dar»
gethan wird, daß ſeit Errichtung dieſer Sau
len das Meer 16 Fuß höher als jetzt gewe⸗
ſen iſt.“
Drittens: undenkbar iſt es fuͤr jeden, der von
Bohrmuſcheln angefreſſene Felsbloͤcke je einmal geſehen,
daß die von ihnen angebohrte Saͤulen zu Puzzuoli aus
ſchon früher von dieſen Seethieren benagten und von
irgend einer Meeresküſte genommenen Felsbloͤcken ge—
hauen und ſchon durchloͤchert hier aufgeſtellt wor⸗
den, wie Hr. von Hof vermuthen zu koͤnnen vermeinte.
Dieſe Idee iſt durchaus unhaltbar: 1) deshalb, weil
die Hohlungen alle rings umher, von Außen
nach dem Mittelpunkte gerichtet find, nir—
gends aber völlig queer durchgehen, was
dann doch der Fall ſeyn müßte; 2) weil dann
nur die eine Seite der Saͤulen dergleichen
Hoͤhlungen aufzeigen würde; 3) weil die
Säulen aus Attiſchem Cipollinmarmor be>
ſtehen ) und es nicht bekannt iſt, daß diefe
Penteliſche Marmorbruͤche bis in die See
hinaus geführt worden, was aber anzuneh⸗
men ebenfalls noͤthig waͤre, indem die oft
noch gut erhaltenen Ueberreſte der Bohrmu⸗
ſcheln ſich in den Hoͤhlungen befinden; 4) ends
lich, weil die Unternehmung irgend eines al⸗
ten Architekten oder Bauherrn, dergleichen,
von den Bohrmuſcheln ſo jaͤmmerlich zerfetzte
Selsbloͤcke in Saͤulen auszubauen, — dieſe
Wracks mit großen Koſten an Ort und Stelle
zu führen, — fie in dem koſtbaren Porticug
eines Tempels des Jupiter-Serapis, der
durch Anlage, Groͤße und anderen Schmuck
ſo hoͤchſt ausgezeichnet iſt, aufzuſtellen, —
ja ſogar, wie Herr von Hof meint, fie hier des-
halb ſymmetriſch zu ordnen, gewiß ein fol»
ches exemplum fine exemplo der auffallend⸗
ſten Sonderbarkeit bieten moͤchte, daß wohl
1) Und waͤren auch dieſe Marmorſaͤulen irgend anders woher
genommen worden, fd bleibt doch dieſelbe Unwahrſche nlich⸗
keit der von Hofiſchen Annahme. 5
got
keiner aller Bauherren, von Louis XIV. Zel⸗
ten an bis jetzt, etwas, dieſer Unterneh⸗
mung nur von Ferne Aehnliches je hervor
gerufen haben duͤrfte.
Hildburghauſen, den 10. Aug. 1822.
Dr. Sick ler.
Bemerkungen
des Herausgebers der „Encyflopädie
der Freimaurerei“ uͤber die Beurtheilung
des erſten Bandes derſelben in Num. 134, 135
und 136 der „Jena. Allg. Lit. Zeit.“ v.
J. 1822, Sp. S. 89 — 112.
In den erſten Tagen des M. Junius d. J. wur⸗
den die Exemplare jenes Bandes vom Hrn. Verleger
verſendet; — und ſchon vier Wochen drauf erſchien
dieſe lange Recenſion. Solche Eile bei einem Werke,
wovon nur erſt der dritte Theil des Ganzen heraus iſt,
ohne wenigſtens die als nahe bevorſtehend angekündigte
Erſcheinung des zweiten Bandes abzuwarten, wozu,
wie der Herausgeber hinter dem Vorworte des
Verfaſſers zum vorliegenden erſten bemerkt hat, von
ihm ein Vorbericht nachgeliefert werden ſoll, in welchem
er ſich uͤber ſeinen Antheil daran erklaͤren will, und
der mithin zur gehörigen Würdigung des Werkes uns
entbehrlich iſt, — folche Eile muß ihre ganz beſondern
Urſachen haben. Werden doch ſonſt weit wichtigere
Werke in den gelehrten Blättern oft erſt nach Jahren
ausfuͤhrlich angezeigt; nachdem das Urtheil des Publi—
kums daruͤber ſchon Feſtigkeit erlangt hat! — Und dann
der Inhalt dieſer Recenſion! — Beides vereint wird
bei jedem Leſer, dem gewiſſe mit fruͤheren Ereigniſſen
in Beziehung ſtehende Umftände bekannt find, den wohl
begründeten Verdacht erwecken, daß man von Seiten
freimaureriſcher Direktorialbehoͤrden fuͤr noͤthig gefunden
habe, einen Sprecher auftreten zu laſſen, der, geuͤbt in
den Kuͤnſten der Dialektik, den Eindruck vernichte oder
doch ſchwaͤche, welchen Dieß und Jenes auf den Leſer bes
wirken moͤchte. Um fo nöthiger iſt es daher, die Ausſpruͤche
des Recenſenten, der ſich mit den Buchſtaben: F. M. M.,
— (die vielleicht das Wort: Freimaurermeiſter,
andeuten ſollen) — unterzeichnet hat, naͤher zu beleuch—
ten. Dieß ſoll hier in der Maße geſchehen, daß der
Leſer die Blaͤtter der Zeitung ſelbſt nicht nachzuſehen
brauche.
Nicht um ſich zu rechtfertigen, hat der Herausge—
ber der „Enecyklopaͤdie“ nachſtehende Bemerkungen nie—
dergeſchrieben; denn er iſt uͤberzeugt, daß jeder Sad
kundige, dem es um Wahrheit — dem es um das
Gute zu thun iſt, ihm ſeine Muͤhe Dank wiſſen und
dem Werke, trotz ſeiner Unvollkommenheiten, einigen
Werth zuerkennen wird; ſondern rein aus Liebe zur
Wahrheit, und um Derer willen, die zwar den Gegen⸗
ſtand mit Unbefangenheit betrachten, dennoch aber, weil
Lift. Anz. 3. J. 1922.
402
fie die Frelmaurerei und Frelmaurerbruͤderſchaft ent—
weder gar nicht, oder nicht hinlaͤnglich, kennen, durch
die Zuverſicht in den Angaben und Behauptungen die—
ſes Recenſenten irregeleitet werden koͤnnten. Freilich
wird der Rec. mehre Gegenaͤußerungen unbeſchelden,
indiskret u. ſ. w. nennen: allein, er verlangt von
Andern unbedingt Das, was er Beſcheidenheit,
Verſchwiegen heit, Ergebung (devouement —
S. 101) nennt, findet es indeß keinesweges unbeſchei—
den oder indiskret, gegen Die, deren Streben ihm miß—
fallt, harte und, ihrer Natur nach, — fchon weil er
Niemanden ins Herz ſehen kann, — unerweisbare
Beſchuldigungen vorzubringen, denen jeder Mann von
Rechtsgeſuͤhl ſchon ſelbſt die Namen geben wird, die
ſie verdienen.
Der ungenannte Freimaurermelſter — (daß
er ein ſolcher iſt, erhellet. aus vielen Stellen;) — bs
ginnt ſo: —
„Obgleich die meiſten von den unter dem Texte ſte—
henden Noten von dem Herausgeber unterzeich⸗
net ſind: ſo iſt es, ihrem Inhalte nach, doch ſehr
zweifelhaft, ob hierunter der Verfaſſer oder der,
nach dem Titelblatte, von dieſem verſchiedene
Herausgeber des Buches zu verſtehen ſey.“
1) Wie kann doch irgend Jemand, der mit Nach—
denken lieſet, einem ſolchen Zweifel Raum geben! Als»
les im Buche in [] Eingeſchloſſene it Zu⸗
ſatz des Herausgebers, der, in der Voraus—
ſetzung, daß Dieß jedem Leſer von dem gemeinſten
Scharſſinn, geſchweige einem pruͤfenden Richter, ſofort
in's Auge ſpringen werde, fir ganz übeefluͤſſig hielt,
vorläufig darüber Etwas zu bemerken. Haͤtte er freilich
einen fo argen Mißgriff, als der gelehrte Rec. gethan
hat, nur ahnen koͤnnen, ſo wuͤrde er nicht verabſaͤumt
haben, auf dem Titelblatte ſetzen zu laſſen:
„mit Zuſaͤtzen (in Klammern) vermehrt.“
„Weniger zweifelhaft iſt es, daß dieſer Letzte kein An—
derer iſt, als der durch ſeine“ [die von ihm
herausgegebenen! „drei aͤlteſten Kunſturkunden
bekannte Hr. Krauſe. Dieß erhellt nicht nur aus
den Anfuͤhrungen S. 159, 218“ [vielmehr: 318]
„und 345, ſondern auch aus der innigen Verbin—
dung, in der dieſe Encyklopädie mit den Produe—
ten der Krauſeſchen Schriftſtellerei ſteht.“
2) Indem der Rec. jenen, wie er meint, nicht
zweifelhaften Umſtand begierig ergriff, um im wei⸗
tern Verfolg der Kritik feine Galle gegen den verdienft
vollen Dr. Krauſe ergießen zu koͤnnen, erwieß er da—
durch zugleich, daß es ihm bloß darum zu thun war,
den Lefern feine Vermuthung als Gewißheit auf:
zudringen. Die Anfuͤhrungen auf den von ihm angege—
benen Seiten konnten ihn unmoͤglich darin beſtaͤrken,
wenn ex nicht ſchon zuvor, ſeiner Sache gewiß zu ſeyn,
glaubte.
„Die Tendenz — — nachleſen moͤgen.“
3) Der Rec. hat es errathen, — (Was aber auch
am Tage liegt,) — daß es unter andern „die Tendenz
des Werks keine andre iſt, als die, i
2
403
Ideen über die Geſchichte, die Beſtimmung, die Be⸗
handlung“ [2] „der Freimaurerei weiter zu verbreiten,
und ihnen anch bei Denen Eingang zu verſchaffen, wel
che ſolche bei ihrem erſten Urheber nicht haben nach⸗
leſen mögen.‘
Eben deßhalb, weil ſo viele Logenbruͤder die in
dem Werke uͤber die drei älteſten Kunſturkun⸗
den: 5
a) das ältefte Fragſtuͤck über den Urſprung,
die Weſenheit und die Beſtimmung der
F Maurerbrüͤderſchaft, nach der Handſchrift
K. Heinrich's VI. von England,
b) das ältefte Lehrlingsfragſtuͤck und
ch die Yorker Konſtitution vom J. 926,
entwickelten Ideen gar nicht der Beachtung fuͤr werth
halten, wiewohl dieſelben als die einzig richtigen einem
Jeden erſcheinen, der in den Geiſt der F Maurerei
eindringt, — und weil ſogar, (wie auch der Rec., auf
die Gefahr, ſein eignes Urtheil bei Sachkundigen bloße
zuſtellen, S. 100 gethan hat,) gewiſſe Logenmeiſter ih⸗
ren Lehrlingen weiß machen wollen: „es koͤnne Dem,
der die 3 alteſten Kunſturkunden geleſen habe, daruͤber
kein Zweifel beiwohnen, daß Krauſe der Maurerei
eine ganz ſchiefe Idee untergelegt und den
Beweis derſelben in ſeine Deutungen und Dar⸗
ſtellungen hineingelegt habe; — dann: die
auffallenden Widerſpruͤche in Dem, was Dr.
Kr. von der Maurerei verlangt, und die Stellung, in
welche er ſich ſelbſt zu ihr geſetzt hat, bewieſen, daß er
ſie weder hinlaͤnglich kenne, noch mit ſich
ſelbſt im Klaren ſey, ſondern ein Phantom
mit Fanatismus verfolge, das ihm eine er⸗
hitzte Einbildungkraft auf gedrungen habe;“
ferner S. 103: „die Umſchaffung der Freimaurerei in
einen Menſchheitbund ſey ein Traum, der, ſo
ſchoͤn und ergoͤtzlich er auch ſeyn moͤge, doch nur in
einer von der Vernunft nicht geregelten
Phantaſie aufleben und fortdauern koͤnne. Haͤufig
verbanden Diejenigen, welche, vermöge der Sch waͤ⸗;
che ihrer Einſicht, auf den Gedanken von Refor⸗
mationen in der Freimaurerei gebracht wuͤrden,
damit zugleich diejenige Schwäche des Charakters,
durch welche ſie verleitet wuͤrden, die Rolle der Refor⸗
matoren zu uͤbernehmen;“ und: „nur zu leicht uͤberrede
ſich der Menſch: er thue aus edlen Bewegunggruͤnden,
wozu er doch nur aus ganz egoiſtiſchen Ruͤck⸗
ſichten des Gewinnes, der Eitelkeit oder der
Rechthaberei getrieben worden ſey;“ — ebendeß⸗
halb muͤſſen jene Ideen in mannichfacher Geſtalt unter
dem leſenden Publikum verbreitet werden. Der dadurch
der „Encyklopädie“ von dem Herausgeber aufgeprägte
Charakter wird derſelben hoffentlich bei Leſern, deren
Urtheil durch keine vorgefaßten Meinungen
beſtochen iſt, Eingang verſchaffen und ſowohl ihr
Gemuͤth, als ihren Verſtand, anſprechen.
„Daher beſteht — — Lehren beſtaͤtigen.“
4) Unwahr iſt es, daß „der größte Theil des
Ganzen in Auszuͤgen aus den Krauſe'ſchen Schrif—
ten, oder doch aus ſolchen Schriſtſtellern“ [Werken],
4⁰⁴
„welche in den betreffenden Punkten mit ihm überein,
ſtimmen und feine Lehren befiätigen, beſtehet.“ — Soll
Dieß zugleich einen Tadel enthalten, fo mußte der Nec-
zeigen, daß das Ausgezogene entweder ohne Gehalt,
oder nicht an ſeinem Platze, ſey. Beides duͤrft
ſchwer fallen. 4 ſey fte ihm
„Es koͤnnte ſcheinen, als wenn gerade das außeror—
dentliche Lob, welches der Vf. über An. Kr. viel⸗
faltig ausgießt, die Beſcheidenheit des Letzten hätte
abhalten muͤſſen, ſelbſt als Herausgeber zu deſ⸗
ſen Verkuͤndigung beizutragen. Da aber Hr. Kr.
von der Vortrefflichkeit ſeiner Arbeiten ſo innig
überzeugt iſt, daß er, in Necenfionen ſich auf die
Autorität derſelben zu berufen, und feinen Namen
ruͤhmlichſt zu erwaͤhnen, keinen Anſtand nimmt,
(wie z. B. S. 322 und 390): fo verſchwindet dies
ſer Einwand.“
5) Da Krauſe weder Verfaſſer, noch Heraus⸗
geber des Werks iſt; (wie auch von dem Herrn Verle—
ger in einer Notiz in der „Beilage zum literariſchen
Converſ. Blatte“ v. J. 1822 No. 25, am Ende, be
zeuget wird; *) fo fällt das Gehaͤſſige dieſer Inſinua⸗
tion auf ihren Urheber zuruͤck. Uebrigens iſt einem
namhaften Gelehrten wohl nicht zu verargen, daß er in
ſpaͤtern Werken ſich auf die Darſtellungen in ſeinen fruͤ—
heren beziehet.
„Es bietet ſich demnach für die Beurtheilung des vor⸗
liegenden Buches ein doppelter Geſichtspunkt dar:
einmal fein encyelopädifcher Gehalt an
ſich, und zweitens der Werth feiner, eben an
gegebenen, beſondern Tendenz; wobei jedoch
überall die Beurtheilung ſich an Dasjenige halten
muß, was uͤber die Freimaurerei theils in dieſem,
theils in andern Werken, zur oͤffentlichen Kunde
gebracht worden iſt und ſich durch Uebereinſtimmung
mit andern ausgemachten Wahrheiten bewaͤhrt hat.
Denn ſo lange der Bund der Freimaurer noch
nicht fuͤr angemeſſen ſindet, ſein Inneres aller
Welt vor Augen zu legen, halten wir es einerſeits
für eine unziemliche Neugierde, durch Belau⸗
ſchung deſſelben Etwas von ihm herauszubrin⸗
gen; und andrerſeits find wir ſehr mißtrauiſch ges
gen Diejenigen, welche uns daruͤber Nachrichten
haben geben wollen.
— — —
„) Diefe Notiz lautet folgendermaßen. —
„Es wird von dem Verf, der in der Jenaiſchen Allg. Lite⸗
raturzeitung befindlichen Recenfion über die in meinem Ver⸗
lage erſchienenen„Eneyklopaͤdie der Freimaurerei;
erſter Theil“, als etwas kaum zweifelhaftes angenom⸗
men, daß der Herausgeber dieſes Werks Herr D. Krauſe
in Dresden fen. Jedem das Seine! und halte ich mich
deshalb für verpflichtet, hierdurch einſtweilen zu erklären,
daß der eigentliche Begründer des Werks, obwohl ein Deuts
ſcher, in Paris lebt, der Herausgeber in Deutſchland uber
keinesweges Hr. D. Krauſe iſt, ſo ſehr es auch zur Em⸗
pfehlung dieſes Buches gereichen moͤchte.
Leipzig, den 25. Sept. 1822.
F. A. Brockhaus.“
—
405
6) Wie ſchlau bemüht ſich doch der Rec., gleich
im Voraus das Vorurtheil wider Krauſe zu erwecken,
um, wo moͤglich, die Erkenntniß der von ihm in's Klare
geſetzten ewigen und geſchichtlichen Wahrheiten in ihren
Fortſchritten zu hemmen! )
„Alle Welt iſt darüber einverſtanden, daß es überaus
unanſtaͤndig ſeyn würde, wenn man an den Thüs
ren irgend einer Geſellſchaft horchen
wollte, und daß Derjenige ſich veraͤchtlich mache, der
als Mitglied einer geſchloſſenen Geſellſchaft der—
ſelben Klaͤtſchereien verurſacht. Die Ans
wendung davon auf die Geſellſchaft der Freimaurer
ſcheint uns ſehr einfach.“
7) Abgeſehen von dieſer ganz grundloſen Anklage
Krauſe's, haͤtte der Rec. erwaͤgen ſollen, daß der Bund
der Freimaurer, dem nichts Menſchliches fremd ſeyn
ſoll, innig in das Leben der Menſchen ein⸗
greift, und daß es daher Jedem, dem das Wohl der
Menſchheit am Herzen liegt, noch weit mehr aber einem
Mitgliede des Bundes, nicht bloß ziemt, ſondern ſogar
Pflicht iſt, fein Thun und Walten aufmerkſam zu beob—
achten, und zuzuſehen, ob derſelbe feinen Zweck durchs
aus erfuͤllet, und findet er etwas Tadelhaftes, ſeine
Meinung daruͤber, (nach den Umſtaͤnden entweder im
geheimen Kreiſe, oder, beſonders wenn man ihm das
unmittelbare Einwirken auf den Bund unmoͤglich macht,
oͤffentlich,) zu aͤußern.
„Vermoͤge der allgemein geltenden Praͤſumtion muß
man ſowohl ihre einzelnen Mitglieder, als ihre
Vereinigung, fuͤr recht und gut halten, bis das
Gegentheil erwieſen iſt.“
8) Daß der Rec. dieſen, noch ſehr ſtreitigen, Satz
mit ſoviel Zuverſicht hier einſchaltete, Dieß iſt gerade
der Verraͤther ſeines peinlichen Gefuͤhls wegen der un—
laͤugbaren Gebrechen der Bruͤderſchaft, die in der „En—
cyklopaͤdie,“ ſowie in dem Krauſe'ſchen Werke uͤber die
Kunſturkk., aufgedeckt werden; denn, in beiden Werken
iſt nur ehrenvoll von dem Zwecke der Geſellſchaft
und von ihrem geſchichtlich Ueberlieferten ge⸗
ſprochen worden.
„Ob die Geſellſchaft ſich ſchließen will, dder nicht, —
ob ſie ſich bei offenen oder bei verſchloſſenen Thuͤ—
ren verſammlen will, — ob fie die Neugierde De
rer, die nicht zu ihr gehören, befriedigen oder ih:
nen antworten will; „„kuͤmmert euch um euch und
nicht um uns!““ dieß Alles ſteht unbedenklich in
ihrem Belieben; und Jeder, der ihr hierin
Gewalt anthut, begeht offenbares Unrecht“
9) Ein bloßes Belieben ohne zureichenden Grund
gilt in dem Reiche der Wahrheit, der Sittlichkeit, des
Rechts und der Schönheit Nichts, — darf am. wenigs
ſten in einer Geſellſchaft geltend gemacht werden, in
welcher Vernunft den Vorſitz führen fol. — Heißt
denn Das Gewalt anthun, — geiſtig torqui⸗
ren, (wie der Rec. S. 104 ſich ausdruͤckt,) — wenn
man freimuͤthig ſagt, Was einer Verbeſſerung bedarf,
wenn man liebreich mahnet, gründlich belehret?
406
„Wenn es hingegen den Freimaurern uͤbelgenommen
wird, daß fie Diejenigen, die es nicht find, Pro⸗
fane nennen, ſo beweiſt Dieß nur Unwiſſenheit
und Eitelkeit Derer, die ſolches übel deuten, da
profan Nichts weiter heißt, als nicht einge»
weiht, nicht aufgenommen.“
10) In welcher Verbindung dieſer Satz mit dem
Vorhergehenden ſtehe, iſt eben ſo wenig abzuſehen, als
der innere Zuſammenhang verſchiedener anderer Theile
dieſer Recenſion. — Der Rec. findet für gut, die
Benennung Profane, in Schutz zu nehmen. Iſt ihm
etwa die in der Sprache der Gebildeten allgemein gel
tende, den damit Belegten herabwuͤrdigende, Nebenbe—
deutung dieſes Wortes nicht bekannt. Es wird doch of
fendar der Stolz Derer, die im Tempel find, ausge
ſprochen und genaͤhret, wenn die Maurer die, die draus
ßen ſind, ſo bezeichnen!
„Nichts deſto weniger — — zu unterrichten.“
11) Auch Krauſe und der Herausgeber find voll»
kommen damit einverſtanden, daß das Freimaurer⸗
thum — (nicht die Freimaurerei) — „durch ſeine
Ausgebreitetheit, durch ſeine lange Dauer, und durch
den Eifer und die Anhaͤnglichkeit, die ihm Mehre der
ausgezeichnetſten und achtungwertheſten Männer ihr gan»
zes Leben hindurch bewieſen haben, eine fuͤr die Ge—
ſchichte der Menſchheit und fuͤr die Menſchenkenntniß ſo
merkwuͤrdige Erſcheinung iſt, daß es nicht bloß Neu—
gierde, ſondern loͤbliche Wißbegierde, iſt, von feinem
Urſprunge, Fortgange und dermaligen Zuſtande ſich zu
unterrichten;“ und Jenes beſtimmte fie eben, einen gro—
ßen Theil ihrer Zeit dieſem Berufe mit redlichem Her—
zen zu widmen.
„Allein ſowie — — Menſchenkenner habe.“
12) Alles Vorhergegangene war die vorbereitende
Einleitung zu dem kraͤftigen Ausfalle, der nun folgt. —
„Allein, ſowie dieſe wahre Wißbegierde von der bloßen
Neugierde ſich in den Gegenſtaͤnden, wonach ſie
forſcht, gar ſehr oft unterſcheidet: ebenſoſehr, und noch
mehr, iſt Dieß der Fall in den Mitteln, deren ſie
ſich bedient, und in der Vorſicht, die ſie anwendet.
Nie wird ſie ſich zum Horchen erniedrigen, noch
weniger zum Verrath verführen, immer wird fie
den durch Verrath erhaltenen Nachrichten
mißtrauen, und dabei nicht nur Thatſachen von den
eigenen Urtheilen, Vorausſetzungen oder
Vermuthungen der Erzaͤhlenden ſorgfaͤltig un⸗
terſcheiden, ſondern auch jenen nur dann glauben, wenn
ihre hiſtoriſche Richtigkeit nicht ſowohl durch die Ver»
ſicherung des Erzaͤhlenden, als durch andere
Umſtaͤnde und Nachrichten, erhaͤrtet wird. Wenn aber
Letztes der Fall iſt, fo iſt der Profane, die erhaltes
nen Nachrichten zu gebrauchen, allerdings wohl befugt,
geſetzt auch daß Derjenige, der ſie gab, dadurch ſeine
Geſellſchaftspflicht verletzte.“
Hier hat denn der Leſer der „Eneyklop.“ den Stand»
punkt, aus welchem er das darin Gelieferte betrachten
muß! Er wird dem bedenklichen Inhalte gehörig miß⸗
trauen, — ſich vor dem Glauben an die in ihr mit⸗
*
497
getheilten Nachrichten, und an die Richtigkeit der hier
und da von Krauſe'n und dem Herausgeber gefaͤllten
Urtheile, gewagten Vorausſetzungen und geäußerten
Bermuthungen, forgfältig verwahren, — am Si⸗
cherſten das Buch ganz ungeleſen laſſen. Doch!
der Rec. iſt fo gnaͤdig, zuzugeſtehen, „daß die Gefell
ſchaft nicht befugt iſt, Andern das Sehen und Hoͤ⸗
ren, oder die Zuſammenſtellung des Geſehe⸗
nen und Gehoͤrten, zu verbieten,“ und kann nicht
umhin, zu erklaͤren, „daß inſofern auch die vorlie⸗
gende Encyklopädie ein allgemeines In⸗
tereſſe für den Geſchichtforſcher und Mens
ſchenkenner habe.“
„Der Pf. verſpricht — — gearbeitet hat.“
13) Der Rec. hat ſehr Recht, daß der Verf. der
„Eneyklopädie beſſer gethan hätte, eine Menge Artikel,
bei denen Nichts weiter geſagt iſt, als: „„ein in den
hoͤhern Graden bedeutendes Wort!” ganz wegzulaſſen,
und nur diejenigen aufzunehmen, woruͤber er hiſtoriſche
oder etymolog. Auskunft zu geben hatte.“ Auch war
der Herausgeber wirklich Willens, in ſolcher Maße, als
der Rec. ſagt, zu verfahren: allein, die Vorſchrift des
Herrn Verlegers, das Eigenthumsrecht des dem Heraus
geber unbekannten Verfaſſers, der, nach der oben in
der Note zur Anm. 5 abgedruckten Notiz, eln in Pas
rüs lebender Deutſcher iſt, auch in dieſem Punkte
zu ehren, hielt ihn davon ab. Wenn aber der gb
hinzuſetzt: „ohne dadurch gerade die maureriſche Be⸗
deutung zu verkuͤnden, wie z. B. der Art. Ghiblim,
©. 417, gearbeitet iſt;“ fo iſt Dieß bloß ein Ausſpruch
aͤngſtlicher Geheimthuerei. Gerade ſolche Erklaͤrungen
find für das Beduͤrfniß der Leſer von dem Heraus;
geber berechnet und geliefert worden.
„Man kann dem Vf. — — liefern ſoll.“
14) Der Rec. „kann dem Verfaſſer“ — (in⸗
dem er deſſen Arbeit mit den Zuſaͤtzen des Heraus,
gebers in Klammern vermenget,) — eine reiche
Beleſenheit nicht abſprechen, „wodurch er ſich in
den Stand geſetzt hat, viele Materialien zu ſammeln,
tadelt aber, „daß Derſelbe das Weſen, die Beſtimmung
und die Form einer Encyflopädie ganz verkannt
habe.“ — Der Herausgeber iſt ganz unſchuldig an der
Wahl des Titels; er hat ſich indeß bemuͤhet, bei ſei⸗
nen Zufäßen der Begriffsbeſtimmung einer Encyklopäs
die: Ueberſicht des Wiſſenswuͤrdigſten von
einem Gegenſtande, ſoviel möglich zu entſprechen.
„Die außerordentliche Ungleichheit der Artikel, bie
von 2 Zeilen bis zu 30 und mehren Seiten ſtelgen,
iſt bei der groͤßern oder mindern Wichtigkeit der Artikel
unvermeidlich, eine durchgaͤngige Ausfuͤhrlichkeit aber fuͤr
einen Einzelnen, deſſen literariſche Muße ohnehin
ſehr beſchraͤnkt iſt, eine allzu ſchwere Aufgabe. Genug,
daß einige Hauptartikel in dieſem erſten Bande, als:
Sorporation, Feßler, Fichte, Freimaurerei,
Geheimniß, Geſchichte, Geſetze und Grade,
nach dem Weſen einer Encyklopaͤdie von ihm ausgeſtal⸗
tet worden ſind. — Auf den Vorwurf: „der Pf. hat
408
nicht den Inhalt der Artikel“ — (vielmehr nur: einta
ger Artikel) — „ſelbſt ausgearbeitet und in demſelben
eine moͤglichſt gedraͤngte Summe Deſſen, was er in reas
ler oder hiſtoriſcher Hinſicht davon wußte, verbunden
mit einer vollſtaͤndigen“ (2) „Nachweiſung der Quellen,
Huͤlfsmittel oder Beweisſtellen, niedergelegt, fondern
aus mehren Schriftſtellern“ (Werken) „die ihn ans
ſprechenden Stellen woͤrtlich ausgezogen und aneins
andergereiht,“ iſt zu erwiedern, daß der Herausgeber
abſichtlich, um nicht das abſchreckende Anſehen eines un—
truͤglichen Lehrers zu haben, in vielen Artikeln lieber
Das, was bereits von Anderen angefuͤhrt und gruͤndlich
bemerkt, oder als beſondere Meinung aufgeſtellt worden
war, aufnahm und der eignen Beurtheilung des Leſers
anheimſtellte, als daß er ſich eine Darſtellung oder Ent⸗
ſcheidung ſelbſt haͤtte anmaßen ſollen. Sein Zweck, wel⸗
chen er auf der ſchon abgedruckten S. 26 des in Kurs
zem erſcheinenden zweiten Bandes ausſpricht, iſt:
über die Freimaurerei ſelbſt und über den
wirklichen Zuſtand der Bruͤderſchaft
gründliche Belehrung zu verbreiten, und
gangbare Irrthuͤmer zu zerſtreuen.
Der Erreichung dieſes hochwichtigen Zweckes ord—
nete er oft die Beobachtung der laͤſtigen Form unters
Das woͤrtliche Ausziehen von Stellen hielt er für
noͤthig, theils damit er den Leſer von der Treue ſeiner
Anfuͤhrungen uͤberzeuge, theils um durch die Mannich⸗
faltigkeit der Anſichten und des Tons die Aufmerkſam—
keit zu feſſeln, theils endlich, weil fo Manche der benutz
ten Schriften hoͤchſt ſelten oder doch fuͤr Viele ſchwer
zu erlangen find; daß er aber nur die ihn anfpres
chenden Stellen ausgezogen habe, iſt voͤllig unwahr.
Sollten ihn z. B. die S. 244 — 247 ſtehenden Stel⸗
len aus dem Buche: „Fragmente“ u. ſ. w., — ſollten
ihn wohl in dem Art. Glaube, die Auszuͤge auf S.
418 — 425 angeſprochen haben? Allein, es liegt ihm
daran, die verſchiedenen Meinungen der entgegengefeks
teſten Syſteme einfach darzulegen, und das Urtheil dar⸗
über dem Nachdenken des Leſers zu uͤberlaſſen.
„Ganze Deduktionen — — Vorhandenen.“
15) Es follen ſich, nach der Behauptung des Rec.,
in dem vorliegenden Bande „ganze Deduktionen, die
Ausführung individueller Meinungen, Anſichten und
Projecte untereinander geworfen finden, aber faſt nie
Das, was eine Encyklopaͤdie liefern fol.” — Pros
jecte? Welche und wo? — Wenn es doch dem Rec.
gefallen hätte, anzugeben, Was eine Eneyklopaͤdie der
Freimaurerei liefern ſoll; damit ſeine Bemerkungen,
inſofern ſie treffend waͤren, wenigſtens bei der Fortſetzung
des Werkes dankbar haͤtten benutzt werden koͤnnen!
„Urtheile — — Streitſchrift halten koͤnnen.“
16) „Urtheile“ — fährt der Rec, fort — „gehören
uͤberhaupt nicht in dieſelbe, ſondern nur zuverlaͤſſige und
bewaͤhrte Nachrichten von dem Vorhandenen.“ — Von
dieſem Werke, weil es den Titel: Eneyklopaͤdie,
führe, jedes Urtheil des Verfaſſers auszuſchlie⸗
409
ßen, iſt ebenſo, als wenn man einem ſogenannten Ca-
talogue raisonne ein ſimples Titelverzeichniß von Buͤ—
chern vorziehen wollte.
„Vor allen Dingen — — aufgeſtellt wird.“
17) Nunmehr faͤngt der Rec. an, ungerecht gegen
den Verf. und Herausgeber zu werden. — „Vor allen
Dingen muß ein Eneyklopaͤdiſt unparteyiſch und
univerfell ſeyn.“ — Letzteres ohne Widerſpruch; wenn
er aber bei der Prüfung der einzelnen Syſteme die Abs
wege des einen oder des andern deutlich erkennt: ſo
darf er ohne Zweifel, im Hinblick auf's Ganze,
derjenigen Partey huldigen, die ihm, den richtigen
Weg eingeſchlagen zu haben, ſcheint. — „Er muß alle
und jede“ [2] „Nachrichten liefern und ſich nur um die
Sicherheit oder Unſicherheit derſelben kuͤmmern, nicht
um den davon zu machenden Gebrauch.“ — Der Her—
ausgeber iſt ſich bewußt, keine Nachricht ohne vorgäns
gige Kritik aufgenommen zu haben, kann aber bei der
Menge derſelben nicht fuͤr die Aechtheit aller buͤrgen.
Im Grunde macht der Rec. hier eine Foderung, welcher
wohl noch in keiner Eneyklopaͤdie durchaus genuͤget wor—
den iſt. — „Er muß nicht bloß einer Partey dienen
wollen und Alles anfuͤhren, was in deren Kram
paßt, hingegegen verſchweigen, wovon ſie Nichts wiſ—
ſen will. Der Verf aber haͤlt ſich nur bei Dem haupt—
ſaͤchlich auf, was zur Verbreitung oder Beſtaͤtigung der
Krauſeſchen Ideen ihm foͤrderlich zu ſeyn ſcheint;
indem er alles Uebrige hoͤchſt oberflaͤchlich be
handelt.“ — Was iſt denn verſchwiegen worden, wo—
von Krauſe und ſeine Anhaͤnger Nichts wiſſen wollen?
Geſetzt aber auch, es wuͤrde Manches vermißt,“ iſt es
auch werth, angeführt zu werden? Und dann darf
man z. B. nur den einzigen Artikel Freimaurerei
leſen, um ſich zu uͤberzeugen, daß der Herausgeber nicht
verſchmaͤhet hat, die den Krauſeſchen ſchneidend wi—
derſprechenden Ideen in ein ebenſo helles Licht, als
jene, — (freilich nicht zu ihrem Vortheile!) — zu ſtel—
len. — Alles Uebrige hoͤchſt oberflaͤchlich behan—
delt.“ — Der Rec. liebt die Machtſpruͤche in Superla⸗
tiven. Wuͤßte er, welche Muͤhe der Herausgeber, aus
Achtung fuͤr die kuͤnſtigen Leſer, auf die hiſtoriſche Rich—
tigkeit eines jeden, noch ſo geringfuͤgigen, Umſtands,
oder einer Jahrzahl, verwendet, ſo wuͤrde er ſich jener
Nüge enthalten haben. Uebrigens iſt-das Zuviel oder
Zuwenig bei einem ſolchen Werke Etwas, woruͤber
jeder Leſer anders aburthelt.
„Dieſe Einſeitigkeit macht, daß das Werk
nicht einmal für dieſe Partey ein ausreichendes Huͤlfs—
mittel iſt,“ — (und doch wohl; um z. B. ſo manche
verkehrte Anſicht anderer Parteyen kennen zu lernen!)
— „geſchweige denn für die Gegner derſelben, die es
fuͤr nichts Anderes, als eine Streitſchrift, halten
koͤnnen.“ — Es iſt klar, daß das Werk nicht bloß, oder
vorzuͤglich, eine Streitſchrift iſt; wiewohl allerdings
darin einige Grundvorurtheile in beſter Abſicht
beſtritten werden, welche aber bereits von Andern,
3. B. von den Brüdern Bode, von Kortum, Feß⸗
ler, ebenſo, als von Krauſe und dem Herausge⸗
ber, dafür erkannt und geruͤgt worden ſind.
410
„Dleſe Einfeitigkeit iſt denn — — aufgeſtellt wird.“
18) „Diefe Einſeitigkeit iſt denn auch die Ur—
ſache, daß viele“ [2] „Dinge hier aufgenommen wor—
den find, die ganz und gar nicht hieher gehören, z. B.
der Auszug einer ſeichten Recenſion (S. 207 — 216),
worin aus individuel treffenden Vorwürfen“ —
dieſes Geſtaͤndniß iſt völlig hinreichend zur Rechtferti—
gung des erfolgten Abdrucks der Reeenſion in den „goͤt—
ting. gel. Anzeigen; — auf des Ganzen Verwerf—
lichkeit geſchloſſen und uͤberhaupt nur ein Raiſonne—
ment über die Zeitgemaͤßheit des Inſtituts aufs
geſtellt wird.“ — Der Rec. mag zuſehen, wie er, fein
wegwerfendes ſeicht bei Denkern zu verantworten, ſich
getrauet. Es iſt ihm wahrſcheinlich unbekannt, daß der
ſcharfſinnige Geh. Kabinetsrath Brandes in Hanno—
ver dieſe Recenſion abgefaßt hat.
„Wie konnte — — Staatsverfaſſungen ſeyn muß.“
19) Ebenſo will der Rec. dem S. 218 — 240 abge⸗
druckten Briefwechſel zwiſchen Feßler und Fichte in
der „Eneyklopaͤdie“ keinen Platz gönnen, bekennt indeß
ſelbſt, „daß derſelbe an ſich allerdings ſehr ins»
tereſſant ſey.“ — Da dieſer Briefwechſel ganz vor—
zuͤglich geeignet iſt, die Denkart dieſer beruͤhmten Maͤn—
ner, deren Namen von vielen andern in die „Eneyklo—
pädie gehören, und ihre Urtheile uͤber die darin beſpro—
chenen Gegenſtaͤnde kennen zu lernen; da ferner derſelbe
zur Ergänzung der in „Feßlers ſaͤmmtlichen Schriften
über Freimaurerei,“ B. 2, Abth. 1, S. 319 — 339,
gelieferten lehrreichen Erzählung, dient und überhaupt
Punkte beruͤhrt, die auch in andern Stellen des vorlie—
genden und der folgenden Baͤnde abgehandelt werden;
ſo war es wohl verdienſtlich, ihn woͤrtlich aufzuneh—
men. Die Rückſichten, welche Feßler'n von deſſen
fruͤherm Abdrucke abgehalten hatten, fielen nach Fich—
te's Tode weg; und da Jener ſeine Streitigkeiten mit
der Loge Royale Vork zur oͤffentlichen Kunde gebracht
hatte; ſo konnte der Herausgeber kein Bedenken dabei
finden, dieſen Brieſwechſel, der uͤberdieß keine eigentli—
che Logenſache betrift, mitzutheilen; nachdem ihm
Feßler im M. Januar 1820 auf ſeine Anfrage geant—
wortet hatte: „er ſteht zu jeder Ihnen beliebigen Dis
poſition“
„Eben ſo wenig — — geſtanden habe.“
20) Der Rec. faͤhrt fort: „Ebenſo wenig gehoͤrte
in die Eneyklopodie“ die ganze, uͤbrigens meiſter⸗
hafte, Ausführung von Mörlin (S. 148“ — viel:
mehr: 186 — 192), „daß Jeſus nicht ein Werkzeug
und Abgeordneter des Bundes der Effaͤer, noch die
chriſtliche Kirche eine Fortſetzung und bloße Umgeſtaltung
dieſes Bundes ſelbſt, geweſen ſeyn koͤnne, obgleich es
nicht zu laͤugnen ſey, daß Jeſus in den Lehren, den
Gebräuchen und der Einrichtung deſſelben unterrichtet
worden ſey und mit mehren Mitgliedern deſſelben in
der vertraulichſten Verbindung geſtanden habe““ — Der
Rec. beruͤckſichtiget nicht, Was der Herausgeber ©.
148, Sp. a, zu Anfange des Abſchnitts geſagt und S.
434 — 436 angefuͤhret hatte, und verraͤth durch feinen
Tadel ſeine Unbekanntſchaft mit Dem, was in das Ge⸗
268
411
biet der Geſchichte der
ſchaft gehört.
„Es folgt ſchon — — worden ſeyn kann.“
21) „Es folgt ſchon“ — ziehet der Rec. ſeinen Schluß
— „aus der geruͤgten Einſeitigkeit des Pfs., daß
darunter ſelbſt ſeine Treue leiden muß. Wenn er z.
B., S. 105 die höheren Grade in einigen maureriſchen
Syſtemen beſchuldigt, daß ſie ſich die Direction
der zu ihnen gehoͤrenden Logen ausdrücklich
angemaßt hätten, fo vergißt der Pf. offenbar, daß
ihnen das Directorium theils durch die urſpruͤngliche
Verfaſſung des Logenbundes zuſtehen oder auch in Kraft
eines ſpaͤtern Beſchluſſes deſſelben aufgetragen worden
ſeyn kann.“ — Wiewohl der hier gemeinte Artikel: Dis
rektorium, von dem auf dem Titel genannten Vers
faſſer allein herruͤhrt: fo ſteht doch der Heraus ge—
ber nicht an, Deſſen Behauptung in Hinſicht auf ei—
nige Syſteme, wie er ausdrücklich ſagt, in Schutz zu
nehmen; denn, Wer weiß nicht, wie ſolche Directorien
zun Nachtheile der Logenverfaſſung entſtehen und durch—
geſetzt werden?
„Selbſt in den — — geweſen.“
22) Daß in einem ſolchen Werke einzelne „Ans
richtigkeiten ſelbſt in den nicht maureriſchen Nach⸗
richten“ vorkommen, (als: S. 81, daß die Konſtan—
tiſten und Unitiſten, die von der kirchlichen Sekte
der Unitarier nie den Namen geliehen haben, ein
und derſelbe Studentenorden geweſen fey, und „S.
443, daß von Goldbeck preußiſcher Kabinetsminiſter
geweſen ſey;“ — (welche beide Artikel dem Verf. der
„Encyklopaͤdie“ angehoͤren;) — iſt ſehr verzeihlich und
jede wirkliche Verbeſſerung Dankes werth. Wenn aber
der Rec, dem Herausgeber die Behauptung: „daß, nach
S. 126, die Geſetzſammlung Eduard's des Beken—
ners das nech jetzt in Engkand geltende Common Law
ſey,“ unterſchiebt; ſo legt er den Worten: „Eduard der
Bekenner veranftaltete eine Sammlung von den Gefetzen
und Gewohnheiten der Sachſen, das noch jetzt in Eng—
land gültige Geſetzbuch: Common Law,“ einen ganz
folſchen Sinn unter; da doch mit denſelben nichts Ans
dres geſagt ſeyn ſoll, als daß auch die von Eduard
unter dieſem Namen herausgegebene Sammlung noch
heutzutage Guͤltigkelt habe. Uebrigens benutzte
der Herausgeber bei jenem Zufaße folgende Stelle in
„Totze's Einleitung in die Europaätſche Staatskunde,“
Th. I. gte Auſt. (Buͤtzow 1785.) S. 476. —
„Die Sachſen und Angeln, ſowie hernach die Daͤnen,
brachten ihre Gewohnheiten mit ſich nach Britan⸗
nien, welche in der Folge ſchriſtlich abgefaßt wor—
den ſind. Der Koͤnig Eduard der Bekenner
hat aus den Geſetzen der Weſtſachſen, Daͤnen und
Mercier eine, wiewohl ſehr mangelhafte Samm—
lung machen und das gemeine Recht von
England (Common Law of England) nennen
laſſen. Wilhelm I. ließ es in's Franzoͤſiſche übers
ſetzen und fügte einige normaͤnniſche Geſetze dazu;
aber Eduard J. hat ſich am meiſten um dieſe Ge:
ſetze verdient gemacht; weil er darin das Unvoll⸗
Freimaurerbruͤder⸗
2 —
as = een ——
412
kommne verbeſſerte, das Fehlende ergänzte und das
Unnuͤtze abſchaffe. Dieß gemeine Recht iſt
immer im Gebrauche geblieben und das
Verfahren in den hohen koͤnigl. Gerichtshoͤfen völlig
darnach eingerichtet.“
Totze bezieht ſich hierbei in einer Note auf „Gazerti
comment. de jure communi Angliae,“ 55. 4, 7,
8 et 9.
„Daß die Therapeuten — — zuſammengeſtellt hat“
23) Die Ruͤge des Rec.: „daß die Therapeu⸗
ten und Effäer zwei verſchiedene Sekten gewe—
fen wären, Dem widerſpricht ſchon die Bedeutung dies
fer beiden Namen, welche auf Griechiſch und Syriſch
Ein und Daſſelbe bedeuten,“ trifft nicht den Heraus⸗
geber, der S. 165, Sp. a, 3. 15 ff, nicht von zwei
beſondern Sekten redet, ſondern nur ſagt: „Die Efr
fäer theilten ſich in praktiſche und theoretiſche;“
(ebenſo wie in der Folge die Mafonen in ausüben
de und wiſſenſchaftliche;) wohl aber den Bruder
Moͤrlin in der Stelle auf S. 173, Sp. a, 3. 14
v. u. ff. — Sonderbar iſt es ferner, daß der Rec. nach
den Satze: „Daß aber die Eſſaͤer ſich in theoretiſche
und praktiſche theilten, — das jene vorzuͤglich in Ae⸗
gypten zahlreich waren, — Beide aber miteinander in
enger Verbindung ſtanden, da außerdem die Erſten nicht
einmal würden haben exiſtiren koͤnnen, iſt gewiß;“ hin⸗
zuſetzt: unrichtig hingegen, daß nur Philo, Jo⸗
ſephus und Euſebius uns davon Auskunft unter
den Alten geben; da auch Plinius, Solinus,
Porphyrius davon erzählen, Deren Angaben Bel»
lerman neuerdings zuſammengeſtellt hat.“ — Zu dieſer
Aeußerung findet ſich nicht die mindeſte Veranlaſſung.
In der fo eben aus dem Buche angeführten Stelle
heißt es bloß: „die theoretiſchen Eſſaͤer erwähnt
Philo unter der Benennung von Therapeuten
(Heilenden, Arzneikundigen);“ Moͤrlin aber fuͤhrt
in der ausgezogenen Stelle ſowohl Philo und Jo-
ſephus, als auch (S. 178, Sp. a, Plintus, hin
gegen Euſebius gar nicht an, ohne aber die beiden
Erſten fuͤr die einzigen Quellen auszugeben. 8
„Abſprechend — — auf der Welt bedurfte.
24) Der Rec. beliebt, ſodann im ſtrafenden Tone
ſich vernehmen zu laſſen: „Abſprechend und unrich⸗
tig iſt es, wenn der Vf. (S. 92 f. und 390) behaup⸗
tet: „„es ſey durch Krauſe und Moßdorf erwieſen;
daß die Freimaurerei ihren Urſprung in den, nach Eng»
land uͤbergegangenen, roͤmiſchen Baukorporationen ges
nommen habe, und aus dieſen hervorgegangen ſey.““
Es iſt Nichts erwiefen, als daß die Freimaurerei in
England mit dieſen Baukorporationen in der innig⸗
ſten aͤußerlichen Vereinigung Jahrhunderte
lang fortbeſtanden und ſich davon erſt im Anfange
des vorigen Jahrhunderts ganz abgefondert habe.“
Zur Wuͤrdigung dieſer Ruͤge braucht man nur, die
angefochtenen Stellen feibft mit Aufmerkſamkeit zu leſen
und mit den Worten des Rec. zu vergleichen. In der
erſten bemerkt der Herausgeber, nachdem ©. gr f.
die wichtigſten Uebereinſtimmungen der roͤmiſchen
413
Baukorporationen und der chriſtlichen des Mittelalters
mit der Verfaſſung und den Geſetzen und Ge—
brauchen der achten und reinen Maſonry aus
Krauſe's Werke angefuͤhrt worden: „Es iſt alſo nun—
mehr erwieſen, daß gerade alles Erſtweſentliche der aͤcht⸗
überlieferten Freimaurerei in den altengliſchen Logen in
Hinſicht auf die Grundgeſetze, Verfaſſung und
Verwaltung, ſowie auf das Gebrauchthum (Ri⸗
tual), ſchon in den roͤmiſchen Korporationen uͤberhaupt,
und in den Baukorporationen insbeſondre, eingefuͤhrt
geweſen iſt und zunaͤchſt aus Griechenland ſtammet.“ —
In der zweiten laͤßt ſich der Verfaſſer ſo vernehmen.
„Aus den hiſtoriſchen Nachforſchungen einiger gelehrter
Maurer, wie Feßler, Schneider, Moßdorf und
Andere, [vorher aber“ — ſetzte der Herausgeber
hinzu — „aus den ſcharfſinnigen Aufklaͤrungen der ver—
dienſtvollen Bruͤder Bode, Nicolai und Vogel,
die die Bahn brachen,“ geht hervor, daß die Freimau—
rerei ihren Urſprung in den Baukorporationen des Mit
telalters fand, und ihr auf dieſem Wege die Verfaſ—
ſung der roͤmiſchen Baukollegien uͤberliefert
wurde.“ Vergl. hiermit S. 400, Sp. a!
„Selbſt Krauſe“ — fährt der Rec. fort — „nimmt
ja an (S. 96 u. 99), daß Dasjenige, was eigentlich
den Geiſt der Freimaurerei ausmacht, durch die
Culdeer in die Bankorporationen hineingetragen und
ihnen uͤberliefert worden ſey. Mithin hat ſich der Geiſt
der Freimaurerei nur in die Bankorporationen gefluͤch—
tet, weil er dieſer Huͤlle und dieſes Werkzeuges zu fels
ner fortdauernden Wirkſamkeit auf der Welt bedurfte.“
Nach dem Eingange der Reeenſton foll kein Andrer,
als Krauſe, der Herausgeber der „Eneyklopaͤdie,“
ſeyn: und gleichwohl ſetzt hier der Rec. Krauſen ſich
ſelbſt, als Herausgeber dieſes Buchs, der einen
Irrthum des Vfs. unberichtigt gelaſſen, entgegen! —
Haͤtte vielmehr der Freimaurermeiſter die in dieſer
Anmerkung ausgezeichneten Worte nicht bloß flüchtig ans
geſehen, fo würde er in ihnen keinen Widerſpruch ges
funden haben. n |
An vorftehendes knuͤpft nun der Rec. von ©. 94
bis 98 eine lange, in leeres Gedankenſpiel ſich verlies
rende Betrachtung, welche ganz außerhalb der Graͤnzen
der Beurtheilung des Buches liegt. Sie verbreitet ſich
unter andern uͤber die noch nie beſtrittene Wahrheit:
„Nicht bloß Individuen, ſondern ganze Voͤlker, ſterben
und neue leben auf, um wieder anderen Platz zu ma:
chen;“ und ſchließt ſich mit der Stelle aus dem Artikel:
Eſſäer, auf S. 191, vom Bruder Mörlin: „Die
Seelenwanderung der Alten — neubelebt werden.“ In
dieſer Anfuͤhrung aͤndert er aber den Satz: „Iſt aber
der Geiſt gewichen, dann bleibt noch zuweilen den al—
ten gebrechlichen Huͤllen ein laͤngeres oder kuͤrzeres,
larvenartiges Daſeyn, bis fie entweder zerſtoͤrt
oder von einem neuen Geiſte wieder wende
lebt werden,“ von dem Worte, Daſeyn, an dahin
ab: „das jedoch der gaͤnzlichen Zerſtoͤrung nicht lange
widerſtehen kann und aufgeloͤſet werden muß, damit der
Geiſt aus deſſen Elementen ſich einen neuen Koͤrper be—
reiten koͤnne.“
414
„Dieß iſt nach dem Dafuͤrhalten — — bannen läßt.“
25) Die nur erwähnte Abänderung geſchah abſicht⸗
lich, um das nun Folgende recht herauszuheben. —
„Dieß iſt, nach dem Dafuͤrhalten des An. Kraufe,
der dermalige Zuſtand der Freimaurerei“ [des
Freimaurerthums ], weßhalb er ſich berufen
findet und in dem göttlichen Plane zu handeln vers
meint, wenn er nach feinen Kräften zu deren Aufs
löfung mitwirkt und ſogar ſchon das Model des
neuen Koͤrpers formt, in welchen der entwichene
Geiſt einziehen ſoll, nicht bedenkend, daß dieſer
ſelbſtſchaffend iſt und ſich in kein Haus, von Men
ſchenhaͤnden gemacht, bannen laͤßt.“
Und gleihwohl hat ſich der Geiſt der Frei—
maurerei fruͤher von Menſchen, die ihn nicht be—
griffen, in ein fo morſches Gebäude als das noch zur
Zeit daſtehend iſt, bannen laſſen! Hat der Ree.
ſelbſt dieſen Geiſt begriffen? Begriffen ihn uͤberhaupt
Krauſe's Gegner, indem ſie Dieſem Schuld geben:
„er wirke nach feinen Kräften zur Aufloͤſung der
Brüderfhaft mit?“
„Wenn ein Bauverſtaͤndiger,“ — heißt es in „J.
J. Engel's Fuͤrſtenſpiegel,“ Art. Denkfreiheit, —
„mit aufmerſamem Blick' ein ſchadhaftes Gebaͤude durch—
geht und nun dem Beſitzer raͤth, welche Wand er eins
ſchlagen, — welchen Boden er aufbrechen ſoll: wirft
er ihm damit das Haus über den Kopf zuſammen?
Oder wenn ein Arzt die Urſache von den Leiden ſeines
Kranken ausſpaͤht und ihm die Mittel nennt, wodurch
ihnz kann geholfen, wodurch ſein Schmerz kann gelin⸗
dert werden: thut er ihm damit an ſeiner Geſundheit
— an feinem Leben Abbruch? Wer Gefahr läuft, iſt
hier offenbar nicht der Hausbeſitzer und nicht der Kranke;
es iſt das Ungeziefer, das in der Wohnung des Einen
oder in den Eingeweiden des Andern ſein Weſen treibt,
und das freilich in große Noth koͤmmt, wenn es bei'm
Einreißen und Umbauen ſeine gewohnten Schlupfwinkel
verliert, oder wenn die Arznei, an dem Schlamm’ und
dem Moder, worin es zuchtet, zu loͤſen und wegzuraͤu⸗
men anfaͤngt.“
a Jener Vorwurf, welchen man dem Br. Krauſe
macht, iſt das größte Mißverſtehen feines Strebens und
ſeiner Lehren. Er wollte vielmehr, nach ſeinen wieder—
holten klaren Aeußerungen, die Bruͤderſchaft nur frei,
ohne in das Getriebe der Logen eigenmaͤchtig einzugrei—
ſen, veranlaſſen, daß ſie ſich ihrem ewigen Urbilde und
ihrem geſchichtlichen Muſterbegriffe gemaͤß hoͤher ausbilde
und die ihr als ſolche entdeckten Mißbraͤuche abſtellte,
und er erklaͤrt an vielen Stellen ſeines Werkes ausdruͤck⸗
lich die Bruͤderſchaft nicht bloß für berufen, fondern
auch für fähig, Dieß auszuführen. „Aendern,“ ſagte
er, „heißt nicht: zerſtoͤren, aufloͤſen. Raupe und
Schmetterling, — Embryo und ein reifer Juͤngling, —
ſind ſehr geänderte, dennoch nicht zerſtoͤrte, vielmehr im
Erſtweſentlichen ſich ſtets gleich gebliebene nur hoͤher be—
lebte und ausgebildete, Weſen.“
„Da das vorliegende Buch die unverkennbare Be—
ſtimmung hat, eine von den Kneifzangen abzu⸗
415
geben, womit die zuſammenhaltenden Naͤ⸗
gel ausgezogen werden ſollen, um alsdann
die Fuge des Gebäudes leichter auseinander treiben
zu koͤnnen:
26) Wenn dieſes von dem erzuͤrnten Freimaurer⸗
meiſter gelieferte unedle Bild als paſſend erſcheint, der
ergoͤtze ſich daran! Genug! die Beſtimmung des Buches
iſt die in der 11ten Anmerkung angegebene.
„So führt Dieß von ſelbſt auf den zweiten Geſichts⸗
punkt fuͤr die Beurtheilung dieſes Buches. Es
kann nicht der Beruf dieſer Kritik ſeyn, weder
für, noch wider das Inſtitut ſelbſt Partey zu
nehmen.“ 3
27) Wenn auch nicht Beruf: doch leuchtet aus ihr
die unverkennbare Abſicht, das heutige Logenwe⸗
fen als keiner Reform beduͤrſend darzuſtellen, hervor.
„welches unverholen erklaͤrt hat, daß es ganz fuͤr ſich
beſtehen will,“
28) Wo? — Immer ſchwatzt der Rec. von dem
ganzen Inſtitute, wenn auch nur einzelne Mit⸗
glieder oder Abtheilungen deſſelben Dieß und Jenes
geordnet oder behauptet haben!
„und das Niemand in dieſem Vorhaben zu ſtoͤren eine
Befugniß haben kann, ſo lange es ſelbſt nicht An⸗
deren Unrecht thut.“
29) Kein menſchl. Inſtitut kann ſich der Kritik:
ob es ſeinen Zweck erfuͤlle? entziehen wollen. Am we⸗
nigſten koͤnnen urtheilsfaͤhtge Mitglieder des Inſtituts
durch was immer fuͤr Erklaͤrungen hoͤherer Behoͤrden in
demſelben ſich abhalten laſſen, ihre Stimme uͤber ſein
Weſen und ſeine Verfaſſung laut werden zu laſſen.
„Selbſt daruͤber: ob ſolches im Alter der Zu oder
Abnahme der Ausbildung und Vollendung ſeiner
urſprunglichen Anlage ſich befinde? iſt jede Un⸗
terſuchung unnoͤthig;“
30) Die aͤchte Sprache der dreimal weiſen Mei⸗
ſter, die jeder gruͤndlichen Unterſuchung abhold ſind
und ſeyn muͤſſen, damit ſie bei Ehren bleiben!
„da ſelbſt im letzten Falle noch nicht folgen wuͤrde,
daß es ſchon zum Tode reif ſey, noch daß dieſer
auf dem Wege, von dem hier die Rede iſt, be⸗
wirkt werden könne. Denn, Was der Geiſt der
Menſchheit geſchaffen hat und erhaͤlt, kann nur
auch von ihm vernichtet werden, nicht durch die
Anſtrengungen einzelner Menſchen, die
von ihm ſelbſt unwillkuͤhrlich regiert werden und
vergeblich, ihm zu widerſtreben trachten.“
416
31) Iſt das Buch der Geſchichte für den Rec, ganz
verſchloſſen geblieben, daß er nicht zu wiſſen ſcheint,
Was der Geiſt der Menſchhelt durch die Anſtren⸗
gungen einzelner Menſchen bewirkt hat? und
ſcheuet er ſich dann nicht, jene Schwaͤche an [Kopf
und Herz zu verrathen, welche nicht erkennt, Was
jetzt nothwendig iſt, und noch weniger die kuͤnftige
Nothwendigkeit einer Umwandlung vorherſieht, um ſie
vorzubeiten und die Geſetze und Gebraͤuche weiſe darnach
einzurichten?
„Die Frage kann alſo nur die ſeyn: ob einmal
Das, was in dem vorliegenden Buche dem In⸗
fiitute vorgeworfen wird, 32) wirklich einen Vor⸗
wurf enthalte und an ſich gegruͤndet ſey? und
zweitens ob die Oeffentlichkeit dieſer Vorwuͤrfe,
und der damit verbundene Bruch des gegebe⸗
nen Verſprechens der Verſchwiegenheit,
gerechtfertigt worden ſey? — Es bedarf zur
Beantwortung dieſer Fragen gar keiner Eins
weihung in die Geheimniſſe des Bundes, indem
von demſelben dazu ſchon genug bekannt iſt, und
der Inhalt dieſer Eneyklopaͤdie meiſtentheils ſelbſt
dafür hinreicht. Da derſelbe indeſſen in dieſer Ber
ziehung nur Krauſeſche Theſen wiederholt: ſo
iſt es kuͤrzer, den Autor derſelben, als den bios
ßen Colporteur, 33) in's Auge zu faſſen.“
32) Nicht dem Inſtitute, ſondern Denen, die
den Geiſt des Inſtituts verkannten und daſſelbe durch
fremdartige Zufäße verunſtalteten.
33) Der Herausgeber haͤlt es fuͤr ſeine Pflicht, zu
Darſtellung und Verbreitung der in Krauſe's maſo⸗
niſchen Schriften enthaltenen Wahrheit mitzuwirken, und
fuͤhlet ſich daher geehrt durch den ihm deßhalb vom
Rec. verliehenen Titel, in Hinſicht auf die werthvolle
Waare, welche er zur Schau traͤgt. Den noch uͤbrigen
Theil der Recenſton uͤberlaͤßt er Dem, der darin auf
eine ſo ſchnoͤde Art behandelt worden iſt, dem aber der
Freimauer-Meiſter nicht umhin kann, ſofort in
dem Eingange ſeiner dann folgenden Ruͤgen und den
wahren geſchichtlichen Hergang der Sache verfuͤlſchen⸗
den Beſchuldigungen, das vollguͤltige Zeugniß auszu⸗
ſtellen:
„Niemand kann laͤugnen, daß Krauſe ſich
große Verdienſte um die Geſchichtforſchüng in Bes
treff der Freimaurerei erworben habe, daß Ders
ſelbe ferner einen regen Eifer und Sinn fuͤr Wahr⸗
heit, Recht und Schoͤnheit an den Tag gelegt habe,
und daß endlich Befoͤrderung des Wohles der
Menfhheit fein Streben ſey.“
.
— 418
Ueber die zwei in Deutſchland reiſenden Chineſen.
Das Menſchengeſchlecht entwickelt ſich nach den
Stufen der 5 Sinne, und zerfällt darnach in 5 Stäm
me oder Raſſen:
1) Diejenigen Menſchen, welche auf der Stufe des
Gefuͤhlſinns ſtehen geblieben, und daher durch die
ſchwarze Haut ausgezeichnet find, bilden den Aethio⸗
piſchen Menſchenſtamm.
2) Diejenigen, welche es bis auf die Stufe des
Geſchmackſinns gebracht haben, und daher durch
Vorragen der Eßorgane und durch einen waͤhleriſchen
Geſchmack ausgezeichnet find, bilden den Malayi—
ſchen Menſchenſtamm.
3) Diejenigen, welche zu den 2 vorigen Sinnen
noch die Stufe des Geruchſinns hinzugebracht haben,
bilden den americaniſchen Menſchenſtamm—
4) Diejenigen, welche die Stufe des Gehoͤr⸗
ſinns erreicht haben, und daher ſich durch einen bes
ſonderen Ohrenbau auszeichnen, bilden den Mongor
liſchen Menſchenſtamm. ;
5) Diejenigen endlich, welche alle Sinne durch—
laufen haben, und auf der Stufe des Geſichtſen⸗
nes angekommen find, bilden den Caucaſiſchen
Menſchenſtamm, in welchem alle Sinnorgane vollkom—
men und gieichmaͤßig entwickelt ſind.
Zu dem Mongoliſchen Menſchenſtamme gehoͤren
die 2 gegenwaͤrtig in Deutſchland reiſenden Chineſen,
Aßing und Aho, Maͤnner in den Dreißigen. Beide
find aus der Nähe von Canton; Aßing von Heong
San, Aho von Wong Bu, beides Städte nur einige
Meilen von einander. Der letzte war Kaufmann, der
erſte Secretair bei ſeinem Oheim, welcher in Canton
derjenige Beamte iſt, der die Schiffspapiere auszuferti⸗
gen und zu viſiren hat. Dadurch wurde er mit meh—
reren engliſchen Schiffeapitaͤnen freundſchaftlich bekannt,
und er rieth daher ſchon vor mehrern Jahren ſeinem
Neffen, eine Reiſe nach Europa zu machen, was dieſer
auch zweimal gethan hat: Zum drittenmal gieng er mit
Aho nach England, um ſich daſelbſt umzuſehen oder ſich
etwas Bedeutendes zu verdienen. Auf der Inſel St. He—
lena ließ ſie Napoleon vor ſich kommen und zum
Eſſen einladen. Da in London Chin eſen nichts Sel⸗
tenes find, fo nahmen fie die Vorſchlaͤge des An. Laſt⸗
hauſen aus Berlin, mit nach Deutſchland zu gehen
und einige Jahre darin herumzureiſen, an. Sie ſchei—
nen aber auch hier ihre Rechnung ſchlecht zu finden.
Hat man in Deutſchland gleichwohl noch keine Chin e-
ſen geſehen, ſo will man ſie doch nicht ſehen, weil
man nicht an ſie glaubt, ſintemal ſie 2 Beine, 2 Haͤnde
und ein Geſicht, ziemlich wie die Deutſchen haben.
Wenn | fie ſich Fledermausfluͤgel anſetzten, einen
Schlangenſchwanz anbaͤnden und wie die Voͤgel pfiffen;
fo würde es ihnen ohne Zweifel an Zulauf nicht fehlen.
Abgeſtumpfte Voͤlker ergoͤtzen ſich nur an der Unnatur
und an Poſſen, und glauben nur das Unglaubliche, in⸗
dem fie das Natürliche verachten. Indeſſen verzweifeln
wir doch nicht, daß ſich Jemand dieſer beiden Menſchen
Ritt, Anz. z. J. 1922.
annehmen, ihnen Lebensunterhalt ſichern und fie benutzen
werde, um die chineſiſche Sprache doch einmal aus
dem lebendigen Munde zu erhalten.
Ihre Aechtheit iſt außer allem Zweifel -
I. durch ihren Körperbau,
II. durch ihre Sprache,
III. durch ihre Sitten,
Verhaͤltniſſe in China.
I. Zur Vollkommenheit der menſchlichen Haut ges
hoͤrt, daß ſie das innere Leben offenbaren, daß ſie erroͤ—
then und erblaſſen, Freude und Schaam verrathen koͤnne;
die der 2 Reiſenden iſt braungelb.
In einem ſchoͤnen Menſchengeſicht dürfen die Eß⸗
organe nicht uͤber die Stirne hervorragen; hier ſtehen
die Kieferknochen vor, und die Lippen find fehr verdickt.
Eine ſchoͤne Naſe iſt grad und ſteht allein frei
in einem regelmaͤßtgen Geſicht hervor; hier iſt der Nas
ſenknorpel eingedruͤckt.
Zu einer wohlausgearbeiteten Ohr muſchel gehoͤ⸗
ren ein frei herabhaͤngendes Ohrlaͤppchen und in der
Muſchel ſelbſt ſtark ausgeprägte Leiſten und Bon
oder durch die Kenntniß der
fprünge (Tragus et antitragus); hier fehlt das
Ohrlaͤppchen und die Windungen im Ohre find nur
ſchwach angedeutet.
Die Augen der Weißen haben eine weite und
qnerliegende Augenliederſpalte; hier iſt ſie klein
und ſteht ſchief.
Dieſes ſind die Kennzeichen des Mongoliſchen
Menſchenſtammes.
II. Ich habe mit Erſtaunen vernommen, daß in
dem ganzen Jahre während welchem die 2 Chineſen
bereits ſich in Deulſchland befinden, ſich noch Niemand
um deren Sprache bekuͤmmert hat, und daß man mit⸗
hin in Deutſchland nicht fühlt, wie wichtig dieſe Gele
genheit waͤre, wenn nicht die geſammte chineſiſche Spra⸗
che, doch den Geiſt derſelben kennen zu lernen Die
wenigen Stunden, welche mir vergoͤnnt waren, mich
mit dieſen Chineſen zu unterhalten, haben hingereicht,
mir wenigſtens einen Begriff von der außerordentlichen
Einfachheit und Leichtigkeit dieſer Speache zu geben, und
eine nachherige Vergleichung der chineſiſchen Grammatis
ken von Bayer und Fourmont hat mir leider ge—
zeigt, daß man wenig Ahnung von dem eigentlichen Bau
und Geiſte dieſer Sprache habe. Dieſe Grammatiken
ſind mühſeelig zuſammengetragen aus den Berichten der
portugieſiſchen Miſſtonarien, und beſtehen bloß aus Der:
muthungen und einem Herumtappen auf Gerathewohl.
Ob die neueren Grammatiken beſſer gerathen ſind, weiß
ich nicht, da ſie mir fehlen.
dan muß vor Allem die Re dſprache von der
Schrei bſprache ſcheiden. Die letzte iſt mir über alle
Maaßen ſchwer vorgekommen, und ich geſtehe gerne,
faft gar keinen Begriff davon erhalen zu haben, ob:
ſchon beide Chinefen ſehr gut ſchreiben koͤnnen, und das
her unterrichtete Leute ſind. Indeſſen habe ich auch
27
419
nicht Zeit gehabt, darnach zu forſchen, wie es denn auch
ſehr ſchwer iſt, ſich ihnen verſtaͤndlich zu machen.
Die Redſprache dagegen iſt mir ſo leicht vorgekom—
men, daß ich glaube, man koͤnne ſie ſprechen, ſobald
man nur den gehoͤrigen Vorrath von Woͤrtern ſich ei—
gen gemacht hat. Sie iſt eine Kinderſprache, welche die
Worte ancinander ſchiebt, wie es unſere Kinder thun,
wenn fie zu ſtammeln anfangen; z. B. ſtatt: „ich will
nach Weimar gehen,“ ſagen die Chineſen: „ich gehen
Weimar;“ ſtatt: ich bin geſtern in einer andern Stadt
geweſen, ſagen die Chineſen: Geſtern ich ſeyn andere
Stadt. ein?
Meine wenigen Bemerkungen, welche ich über den
Geiſt dieſer Sprache machen konnte, find ungefähr fol—
gende: N
Die Hauptwoͤrter haben keinen Artikel;
Sie haben auch keine Deelination, und aͤndern ſich
auch im Plural nicht.
Die Belwoͤrter find, dem Geſchlechte nach etwa
ausgenommen, gleichfalls unveraͤnderlich, und ſcheinen
vor dem Hauptworte zu ſtehen.
Die Fuͤrwoͤrter haben keine vielfache Zahl.
Man hilft ſich dabei durch Zahlwoͤrter oder durch die
Woͤrtchen: viel, alle u. dergl., doch kommen bei den
Zeitwoͤrtern viele Zweifel vor.
Zeitwoͤrter haben nur einen Infinitiv, der ſich
weder nach den Perſonen, noch nach den Zahlen, noch
nach den Zeiten, noch nach den Arten, noch nach den
Formen zu aͤndern ſcheint.
Ueber die Vor-, Neben- und Bindewoͤrter weiß
ich wenig zu ſagen, außer daß ſie hoͤchſt ſelten vor—
kommen.
Es ſind ferner faſt alle Woͤrter nur einſylbig; ſie
laſſen ſich aber ſehr vielfaͤltig zuſammenſetzen, und es
iſt ein Irrthum, wenn man glaubt, daß ſie ſich alle
auf einen Vocal endigten.
Was die Schrift betrifft, ſo hat jede Sylbe ein
beſonderes Zeichen, und es ſind daher dieſe Zeichen we—
der Hieroglyphen, noch Bilder, noch Buchſtaben.
Die Chineſen koͤnnen aber auch Sylben ſchreiben,
welche ſie in der Sprache nicht haben oder welche
nichts bedeuten; dieß geſchieht durch Zuſaͤtze von Stri⸗
chen und Puneten an den Ecken oder an den Seiten
ihrer Zeichen. Auf dieſe Art kann z. B. die Sylbe
Sang verwandelt werden in Seng, Sing, Soeng und
dergl. Sie koͤnnen daher deutſche Woͤrter ſchreiben und
und ein Anderer kann ſie ganz richtig ausſprechen. Die
Mundart der beiden Chineſen ſelbſt iſt verſchieden. Ah o
läßt oft t, e, a hoͤren, wo Aßing ız lalſe wie
beim theta), i, ä ſpricht.
Nach welchen Grundſaͤtzen die Zeichen zuſammen⸗
geſetzt ſind, weiß ich nicht. 2
Die Chineſen ſchreiben Übrigens mit einem Pinfel
in Zeilen von oben nach unten und von der Rechten zur
Linken; fie ſtellen auch die 2te Sylbe nicht vor oder
hinter, ſondern unter die erſte. Sie ſcheinen übrigens
zweierlei Schrift zu haben, eine Capltal-und eine Curent⸗
ſchrift, welche letztere jedoch wenig von der vorigen abweicht.
Wir wollen von dieſen Dingen einige Beiſplele
geben. .
420
1. Zahlwörter.
Die Chineſen zählen nach dem Dekadiſchen Syſtem:
Jat, 1; ſteht das Wort allein, fo lautet es wie ein
ſehr kurzes Ja, man hört aber das t, ſobald ein ande—
res Wort mit einen Vocal oder einem 8, M und dergl.
folgt, z. B. Jät män; auch lautet es oft wie jät.
Gy, 2; bei den Zeitwoͤrtern und bei vielen Gelegen⸗
heiten leong.
Sam, 3,
Sy 4 x
Ong, 5; lautet bisweilen wie uong oder wong.
Lock, 6,
Tzät, 7; oft nur wie tza,
Bät, 8; 5
Gau, 9,
Sap, 10; oft nur Sa.
Von hier an folgen Zuſammenſetzungen:
Sap jat, 11; Zehn Eins.
Sap gy, 12; Zehn Zwei.
Sap sam, 13 u. ſ. w. {
Gy sap, oder Jap, 20, Zwei Zehn oder Zwanzig,
Jap jat, 21;
Sam sap, 30, Drei Zehn,
Sy sap, 40,
Ong sap, 50,
Lock sap, 6o,
Tzat sap, 70,
Bat sap, 80,
Gau sap, 90. — Sap sap find
Ba, 100; fie ſetzen aber jedesmal Jat davor, alfo:
Jat-Ba, Ein Hundert,
Gy Ba, u. ſ. w. — Sap ba find .
Tzin, 1000; fie ſetzenaber jedesmal Jat davor, alſo:
Jat Tzin, Ein Tauſend;
Gy Tzin, 2000 u. ſ w. — Sap tzin find
Man, 10000; doch jedesmal
Jat Man, Ein Zehntauſend;
Gy Man, 20000; Zwei Zehntauſend u. ſ. w.
Nei, 100,000; jedesmal
Jat Nei, Ein Hunderttauſend,
Gy Nei, 2, 0000,
Sap Nei, 10, 0000, oder Eine Million,
wofuͤr ſie kein einfaches Wort haben.
Ungeachtet fie nach dem Dekadiſchen Syſtem zaͤh⸗
len, ſo haben ſie doch nicht den Dekadiſchen Anſatz wie
wir mit den arabiſchen Zahlen, und das Rechnen muß
ihnen daher eben ſo beſchwerlich fallen wie den Roͤmern
und den Griechen. Sie theilten jedoch 1000 durch 9
ſehr ſchnell aus dem Kopfe; wie ſie aber ihre Rechen⸗
Exempel auf der Tafel anſetzen wuͤrden, konnte ich nicht
herausbringen. Sie haben übrigens dreierlei Zahlzeis
chen, wovon die Einen Ordinalzahlen zu ſeyn ſcheinen;
die zwei anderen unterſcheiden ſich hauptſaͤchlich durch
Stehen oder Liegen.
idee
e
3 S oder 2
421
Die folgenden Zeichen find nicht in unferen Druckes
reien, ſehen aber den arabiſchen Zahlzeichen ſehr aͤhnlich,
ſo wie denn auch 1, 2, 3 aus ſoviel Strichen entſtanden
ſind.
10 = +.
11 = u. ſ. w.
20 S u. ſ. w.
100 hat ein [I] zum Zeichen.
2. Hauptwoͤrter.
Sie ſind groͤßtentheils einſylbig und enden bald
mit einem Vocal bald mit einem Conſonanten. Ich habe
keine Spuren von einem Plural entdecken koͤnnen.
Jän, faſt Jan heißt Menſch, vorzuͤglich Mann und
zwar Ehemann. Sie beſchaͤfftigen ſich viel mit dieſem
Worte, wie ſich bei den Zeitwoͤrtern zeigen wird.
Nam, Mann, vorzuͤglich das Maͤnnliche,
Nu, Weib, vorzuͤglich das Weibliche;
heißt Nam jan, der Ehemann,
Nam tzei, der ledige Mann, der Knabe,
Nu Jän, die Frau, das Manns-Weib,
Nu tzei, lediges Weib, Maͤdchen.
Gutt, Monat, faſt wie Gu,
Tzang Gutt, Januar, erſter? Monat; das Wort
tzang oder tzäng ſcheint auch verſchiedenen Sinn
zu enthalten, wie die Folge zeigen wird.
Gy Gutt, zweiter Monat, Februar;
Sam Gutt, dritter Monat, März;
Sy Gutt, vierter Monat, April;
Dünn ong gutt, fuͤnfter Monat, Mai. Das
Dünn ſcheint feſtlich zu bedeuten, weil im Mo⸗
nat Mai viele oͤffentliche Feſte in China gefeiert
werden. Wenigſtens ſuchte Aß ing mir die Sa⸗
che ſo verſtaͤndlich zu machen.
Lock Gutt, ſechſter Monat, Juny;
Tzat Gutt, ſiebenter Monat, July;
Tzong Tzau Gutt, Auguſt. Hier weicht die Spras
che von der Zahl ab. Dieſer Monat ſcheint von
offentlichen Spielen feinen Namen zu haben.
In der chineſiſchen Schrift ſind auch 3 Zeichen
dafuͤr, wie fuͤr den Mai.
Tzong Jong‘ Gutt, September; weicht ab.
Sap Gutt, zehnter Monat, October; alſo nach
der Zahl.
Tong Tzi Gutt, November; weicht ab.
Sap Gy Gutt, zehn zweiter Monat, December.
So viel jeder Monat Sylben oder Woͤrter hat, hat
auch die chineſiſche Schrift Zeichen, die untereinander
geſetzt werden. -
denn es
Nei Bai, Sonntag.
Nei Bai jat, Montag, (erſter Tag und fo fort).
Nei Bai
2
85, Dienftag. .
Nei Bai lam, Mittwoch.
Nei Bai ſy, Donnerſtag.
Nei Bai ong, Freitag.
Nei Bai lock, Sonnabend.
Fu, Vater,
ſetzte
den.
Mu, Mutter,
A go, Bruder, hat 2 Zeichen.
A gong, Großvater; 2 Zeichen.
A po, Großmutter, 2 Zeichen.
Tzei, Frau, ein Zeichen.
Hin tzei, gute Frau; ſcheint Titel zu ſeyn, 2
Zeichen. -
Day tzy, Schweſter; wird von ihrem jüngern
Bruder ſo genannt.
Buy, daß; wird von ihrem älteren Bruder fo ges
nannt, nur I Zeichen.
Mou, Hut.
Tau Mou, Kopfhaar, 2 Zeichen; alſo Kopf- Hut.
Tau Hock, Kopf; Tau muß alfo das Haupt ber
deuten; was Hock? >
Gy, Ohr.
Gyang, Spiegel, nur ein Zeichen.
Ngnan (faft wie bei dignus), Auge.
Ngnan My, Augenbrauen; (My, Haare,! ob der
Plural von Mou?
Ma, Pferd.
Ma my, Roßhaare.
Ngnan Gyang, Brille (Augen: Spiegel).
By, Naſe.
Hau, Mund.
Sam hau, Magen, (dritter Mund? das letzte Zeis
chen iſt einerlei mit den Zeichen des Mundes,
das erſte aber nicht mit dem Zahlzeichen 3. Sam
heißt auch Hemde, Rock, Kleid, aber das Zeichen
iſt auchzanders.
Sau, Arm.
Sau Tzy (2 Zeichen), Finger, alſo wohl Armſpitze,
Arm⸗Zehe.
Sau Gab, Fingernagel. (Arm -Ende?)
Sau Tzeang, Hand, alſo wohl Arm, Flaͤche, 2
Zeichen.
Sau Tzang, Ellenbogen.
Gan, Tuch.
Gern, Hals.
Gern Gan, Halstuch.
Sau Gan, Handtuch, alſo Armtuch—
Gay Tzy, Fingerring.
Tu Tzy, Nabel, vielleicht Bauchſpitze.
Gann Tau, Achſel oder Schulter.
Min, Antlitz.
Hieraus ſieht man, daß die Chineſen zuſammenge⸗
Worte haben, und fie bloß durch Appofition bil
Die 2 Zeichen ſtehen untereinander.
Gyock, Fuß, nur 1 Zeichen, alſo einſylbig.
Su, Bart.
Hay, Schuh.
Sau tzau, Handſchuh; Sau heißt Arm, ob vielleicht
Sau-tz hay?
Mat, Strumpf.
Sam, Hemde.
Tfcheong Sam, Rock
2 Zeichen.
Tay Mi Sam, (kurzer) Rock. Sam Nau, Rockknopf.
Boi Sam, Weſte (Bruſtrock?)
(ein langer Manns ock);
— — —
Fu, Hoſen.
Bo Fu, lange Hoſen.
Jung Fu, (kurze) Kofen:
Day tzei, Band.
Da Bo, Weiberhalstud).
Gern Kim, Halskragen.
Fa, Blume.
Fo, Licht, Feuer.
Lab, Wachs.
Lab Tzock, Wachslicht (Kerze).
Tann, Leuchter; meiſt Lab Tzock Tann Wachs⸗
licht⸗Stock; 3 Zeichen.
Lab Tzock Tin, Putzſcheere, Wachslicht-Scheere.
Tzin, Scheere, aber nicht allein, ſondern Go
tzin, vielleicht Gau tzin, Handſcheere.
Ly, Zunge.
Ngna, Zahn.
Sann Beu, Taſchenuhr.
Malao, Affe.
Hong jan, Pavian (Hong⸗Menſch).
Tzu, Schwein.
Sy djy, Loͤwe.
Lu fu, Bär.
Gau, Hund.
Jong, Ziege.
Luck, Hirſch⸗
Go, Sans.
Lock to, Cameel.
Djong, Elephant.
Aab, Ente.
Mau Gy, Katze.
To, Haaſe.
Gay, Huhn.
Fo kai, Strauß.
Güh, Fiſch.
Lung ha, Krebs.
May, Reiß, das Getraide, daher wohl unſer Mais;
nur ein Zeichen.
Tong, Zucker, auch Weiher, uͤberhaupt ein oft
gebrauchtes Wort, wie ſpaͤter.
Tzu, Thee.
Tza, Gabel.
Tzau, Branntwein.
Caffee, Caffee; 2 Zeichen, wie uͤberall, wo 2 Syl⸗
ben ſind.
Ngnau, Kuh, daher wohl Nylgau (Antilope
picta). Ich beſitze eine Abbildung von einer
Kuh oder Antilope mit einem Pferdeſchweif, welche
mir Grimm aus einem alten indiſchen Buche
auf der Bibliothek zu Caſſel copirt hat. Die
Chineſen kannten ſie ſogleich und nannten ſie
Wueng Ngnau, gelbe Kuh. Sie ſey zahm;
auch ſaugt in der Abbildung ein Kalb an dem
vierftrichigen Euter. Einen Antilopenkopf mit
vorgebogenen Hoͤrnern aus demſelben Buche mir
mitgetheilt nannten fie Waſſerkuh, Soi Nenau.
Man kann dieſes auch Gau ſchreiben, das G
lautet wie in dignus.
Ngnau Nay, Milch, alſo etwa Kuh ⸗ Saft.
Ngnau Nay Jau, Butter, alſo etwa Kuh: Saft:
\ A
Fett. Dieſe drei Zeichen beſtehn aus dem Zei⸗
chen der Kuh, der Milch und einem beſondern,
welches ganz unten fteht.
Minn Bau, Brod.
Dau Tzey, Meſſer.
Si Geng, Löffel.
Deb, Teller.
Sau Ly Bui, Trinkglas, 3 Zeichen. —
Peng Go, Apfel, 2 Zeichen.
Tzang, Apfelſine. 3
Sa Ly, Birne.
Nyn, Jahr.
Sann Nyn, Neujahr.
Tzang Mang, Oſtern.
Tong Tzi, Weihnachten.
Tinn, Himmel.
Tinn Son, Gott.
Quaye, Teufel.
Di, Erde.
Gutt, Mond, auch Monat.
Seng, Stern.
Soi, Waſſer.
Jad, Sonne.
Wo Sjong, Moͤnch.
Si Gu, Nonne.
Sü, Pflanze, Blumenſtock.
Mok, Holz.
Sü Mok, Baum (Holzpflanze).
Fau, Stadt.
Tzi, Papier.
Un but, Reißblei.
Jy, Stuhl.
Toi, Tiſch.
Sabo, Buch.
Siu Djau, Wein.
Ok, Haus.
Sja, Stein.
Ngnann, Geld.
.Beiwoͤrter
War nicht Zeit, welche zu ſammeln.
ho, gut, ſcheint männlich zu ſeyn, hin, weiblich,
doch Hört man auch ho nu zei, huͤbſches Mädchen.
Fuͤrwoͤrter.
Mit Sicherheit kann ich nur die drei Perſonal⸗
wörter in der einfachen Zahl beſtimmen.
go, ich. f
ni, du, (faſt ne).
ki, er, (faſt ke). 5
Wollen ſie wir ſagen, ſo ſetzen ſie
leon go, zwei ich.
fam go, drei ich, weiter heißt es viele ich, alle ich,
gomdogo, tzauwei go, und gewöhnlich wird jän
(Menſch) dazugeſetzt, z. B. wir (Männer) tau
wei go jan (alle ich Männer).
Statt ihr fegen fie zwei du, drei du, viel du; o
mit Er. |
Ob Es vorkommt weiß ich nicht.
425
Statt fie ſetzen fie Immer „die Frau, oder dle
Jungfrau,“ kurz fie indivldualiſieren unauſhoͤrlich.
5. Vor-, Neben- und Bindewoͤrter.
gom jatt, heute.
tzop, geſtern.
tzop män, geftern Abend.
tzop tzo, geſtern früh.
teng tziu, morgen.
teng tziu man, morgen Abend.
teng tziu tzo, morgen früh.
Lock dem tljung, Sechs Uhr.
dei oder dei gy ſcheint nach zu heißen, oder
binnen.
t[chot, deßgleichen.
to, viel, lautet wie do.
gom to, ſehr viel.
gi to, wie viel? f
gi to tong [onn, wie viel Meilen? ho to fo viel,
leong tong [onn, zwei Meilen.
tzau wei, alle.
hei, ja.
m hei, nein; das m wird faſt wie uh oder wie
das franzöflfche um geſprochen.
a
Zeitwörter.
da, ſchlagen.
hy, gehen.
loi, fommen.
Jeck, eſſen.
jock, freſſen.
jam, trinken.
fann, ſchlafen
tlcheong li, fingen.
go tzin, ſcheeren.
maye, faufen.
jau, haben.
mu, ermangeln, nicht haben.
dy, ſterben. a
tzu, ſeyn, (auch thu).
Conjugationen.
1. Jam, trinken.
Go jam, ich trinke.
Ni jam, du trinkeſt.
Ki jam, er trinket.
Nam jän jam, er trinkt (der Mann.)
Nam tzei jam, er trinkt (der Knabe).
Nu jän jam, ſie trinkt (die Frau).
Nu tzei jam, fie trinkt (das Maͤdchen).
Leon go jam, wir trinken (zwei ich trinken).
a jan jam, wir trinken (drei Männer trinken;
u
Sam jän tong jam, heißt daſſelbe; das tong iſt
mir nicht klar geworden. An andern Stellen ſcheint es
und zu heißen; hier heißt es vielleicht jetzt.
Sy jän tong jam, wir (vier Männer) trinken.
Tzauwei tong jam, wir (alle) trinken,.
Hieraus ſollte man glauben, daß die Chineſen kei—
426
nen unbeſtimmten Plural haben. Sie fragten mich je—
desmal, wie viele trinken ſollten. Gieng die Zahl
uͤber 4, ſo brauchten ſie das Wort Viele oder Alle.
Das Wort Tzäng heißt einladen, bitten; z. B.
Go tzäng ni loi [eck, ich bitte dich zum Effen
(ich bitten dich kommen eſſen.)
Ki tzäng go hy leck, er bittet mich zum Eſſen,
(er bitten mich gehen eſſen.)
Teng tziu tzo go tzäng ni loi feck, ich werde
dich morgen fruͤh zum Eſſen bitten (morgen fruͤh ich
bitten dich kommen eſſen). Daher der hoͤfliche Impe—
ratif:
Tzäng jam, trinket (bitte trinken).
Leon go tzäng jam, ihr (zwei)! trinket! (zwei ich,
bitte, trinken!)
Sam gy tzäng jam, ihr (drei)! trinket! (drei ich,
bitte, trinken!)
2. Da, ſchlagen.
a. Gegenwaͤrtige Zeit.
Go da ni, ich ſchlage dich (den Erſten, neben mir,
wenn man z. B. um einen Tiſch ſitzt),
Go da ki, ich ſchlage ihn (den Zweiten).
Go da gogo, ich ſchlage ihn (den Dritten).
Go jau da gogo, ich ſchlage ihn (den Vierten,
Fuͤnften, Sechsten, Siebenten). Jau heißt ſonſt has
ben; wie es hieher kommt, habe ich nicht herausbringen
koͤnnen.
Go da hoto, ich ſchlage viele.
Go jau da hoto, daſſelbe. Das jau macht alſo
und ich wuͤrde haben.
Go da tzauwei gomto jän, ich ſchlage alle (ich
Jat go jän da leon go, ich ſchlage euch (ein ich
Mann ſchlage zwei ich).
Mann ſchlage drei ich).
Jat go jan da hoto jän, ich ſchlage euch (ein ich
Jat go jän da gomto jän, ich ſchlage euch (ein
ich Mann ſchlage alle Mann).
Ki da go, er ſchlaͤgt mich (der Zweite neben mir).
Gogo da go, er ſchlaͤgt mich (jener, der Dritte
Jau gogo da go, er (der Vierte) ſchlaͤgt mich.
Ki da ni, er ſchlaͤgt dich (den Naͤchſten).
Ki da gogo, er ſchlaͤgt ihn (jenen).
Ki da nujän, er ſchlaͤgt ſie (die Frau).
Go tong ni da ki, wir ſchlagen ihn (ich und
du ſchlagen ihn),
Mann ſchlagen dich),
Tzauwei go jan da ki, wir ſchlagen ihn (alle
keinen Unterſchied, wie wir im Deutſchen ſagen, ich hätte
ſchlage alle, ſehr viele Maͤnner).
Jat go jän da lam go, ich ſchlage euch lein ich
Mann ſchlage viele Mann)
Ni da go, du ſchlaͤgſt mich (der Erſte neben mir).
neben mir).
Ki da ki, er ſchlaͤgt ihn (den Zweiten).
Ki da nutzei, er ſchlaͤgt fie (das Mädchen).
Leon go jän da ni, wir ſchlagen dich (zwei ich
ich Mann ſchlagen ihn),
27 *
427
Leon go jän da go, ihr ſchlaget mich (zwei ich?
Mann fchlagen mid),
Leon go jän da jat go, daſſelbe (zwei ich?
Mann ſchlagen ein ich); das jat wird hier faſt wie jet
beſprochen, und daher dauerte es lange, bis ich den eigent—
lichen Sinn herausbrachte; weil die Chineſen ſelbſt nicht
im Stande ſind, die einzelnen Worte zu erklaͤren, und
auch im Grunde den Unterſchied und die einzelne Be—
deutung nicht fuͤhlen. Wenn der Unſtudierte ſagt: es
iſt einem nicht wohl bei der Sache; ſo wird ihm
bei der Erklaͤrung wohl ſchwerlich die Zahl Eins ein—
fallen.
Tzauwei jän da go, ihr alle ſchlaget mich (alle
Mann ſchlagen mich),
Tzäng da go, ſchlaget mich, (bitte, ſchlagen mich)
Tzäng ni da go, daſſelbe (bitte dich, ſchlagen mich),
Tzäng ni tzauwei gomto jän da go, ſchlaget
mich ihr alle! (bitte dich alle zuſammen Mann ſchlagen
mich.)
b) Vergangene Zeit.
Iſt mir nicht klar geworden; meiſtens ſprachen ſie
wie in der gegenwaͤrtigen Zeit, doch haben ſie auch
manchmal ein n hinter dem da hören laſſen.
Tzop man go da ki, geſtern Abend habe ich ihn
geſchlagen (geſtern Abend ich ſchlagen ihn.)
Ni dan go, du haſt mich geſchlagen,
Ki dan ni, er hat dich geſchlagen,
Ki dan gogo jän, er hat ihn geſchlagen
Mann.)
Ob das angehaͤngte n hinter da richtig iſt, weiß
ich nicht ſicher. 8
c) Zukuͤnftige Zeit.
Iſt mir auch ganz dunkel geblieben, und es ſcheint,
als wenn ſie fehlte.
Teng tziu tzo da ni, Morgen früh will ich dich
ſchlagen (Morgen fruͤh ſchlagen dich).
Dei gy go gutt da ni, nach einem Monat werde
ich dich ſchlagen (nach Monat ſchlagen dich). Vielleicht
haben ſie mich mißverſtanden und gemeynt, ich ſagte;
nach zwei (gy) Monaten. Diefer Satz iſt mir uͤbrigens
dunkel. Er ſcheint zu heißen: nach zwei ich Monat
ſchlagen dich.
Tfchot nyn da ni, nach einem Jahre werde ich
dich ſchlagen (nach Jahr ſchlagen dich). Wir ſehen alſo,
daß die Lange der Zeit keinen Unterſchied in ihren Aus—
druͤcken hervorbringen konnte.
3. Tzu, ſeyn.
Go tzu nam jän, ich bin ein Mann (Ehemann).
Go tzu nam tzei, ich bin ein (lediger) Mann.
Ni tzu nam jän, du biſt ein Mann.
Ki tzu, er iſt,
Gogo tau, jener iſt,
Go leongo tzu, wir find (ich zwei ich? bin),
Leon go tzu, daſſelbe,
Ni leongo tzu, ihr zwei ich? ſeyd,
Tau leong nam jane ſeyd ihr beide Männer?
Ni famgo tzu, ihr drei ich? ſeyd,
(jenen
428
Ni tzauwei tzu, ihr alle ſeyd (du alle),
Ki leongo tzu, fie (zwei) find (er zwei),
Ki famgo tzu, fie (drei) find,
Gogo leong tzu, jene (zwei) find,
Gogo lamgo tzu, jene (drei) find,
Gogo tfau wei tzu, jene alle find.
Die andern Zeiten habe ich nicht herausbringen
koͤnnen. Noch iſt zu bemerken, daß Aho tu ſtatt tzu
ſpricht, ein Beweis, daß hier ein Theta verborgen
liegt. Auch tzau wei wird bisweilen tau wei geſpro⸗
92 05 und iſt daher vielleicht aus to, viel zuſammen⸗
geſetzt.
4. Maye, kaufen.
Go maye, ich kaufe.
Ni maye, du kaufeſt u. ſ. w.
Gom jat go maye lab tzock tan, heute kaufe ich
einen Leuchter (heute ich kaufen Wachslichtſtock).
Tzopmän go may e, geſtern habe ich u. ſ. w.
Tengtziutzo go maye, Morgen werde ich u. ſ. w.
alſo immer die gegenwaͤrtige Form.
5. Jau, haben.
Go jau ngnan, ich habe Geld.
Ni jau, du haſt. .
Ki jau, er hat.
Leongo jau, wir (2) haben. b
Dieſes jau iſt auch vorn bei ſchlagen vorgekom⸗
men, jedoch wie es ſcheint, ohne die vergangene Zeit
zu beftimmen.
Go jau mhei ngnan, ich habe kein Geld (ich
habe nicht Geld).
Fuͤr Nichthaben bedienen ſie ſich gewoͤhnlich des
Worts mu.
Go mu ngnan, ich ermangele des Geldes.
6. Hy, gehen,
Jän hy gogo fau, er geht fort, er verreift,
(Mann gehen andere Stadt),
Leong jän hy gogo fau,
(geht andere Stadt).
Sam jän hy gogo fau, ihr (drei) verreiſet (drei
Maͤnner gehen andere Stadt).
Tzauwei jän hy gogo fau, ihr (Alle) geht fort
(Alle Mann gehen andere Stadt.)
Tzauwei gomto jän hy gogo kau, fie verreiſen
ihr (zwei) verreiſet,
alle.
Go hy tong ni loi, ich will zu dir kommen (ich
gehen zu dir kommen).
Teng tziu tzo go by tong ni loi, morgen früh ich
gehen zu dir kommen.
III. Sitten.
Um auf die Zuſammenſetzung und Zerlegung der
chineſiſchen Schriftzeichen zu kommen, oder überhaupt zu
erfahren, ob fie dieſelben aus einer Art Buchſtaben zu:
ſammenſetzen, ließ ich mir von Aßing zeigen, wie die
Schulmeiſter den juͤngſten Kindern den erſten Unterricht
geben. Nach ſeiner Erzählung muͤſſen in China alle
29
Kinder, wei Standes fle auch find, in die Schule ge
hen, um Leſen und Schreiben zu lernen. Eine ſolche
Schule faßt 100 und mehr Kinder von 7 bis 14 Jah⸗
ren, lauter Knaben, wovon jeder dem Schulmeiſter
jahrlich etwa 3 thlr. zu bezahlen hat. Morgens um 6
Uhr müfen fie ſchon zur Schule kommen; um 8 Uhr
gehen ſie nach Hauſe, um von der Mutter das Fruͤhſtuͤck
zu erhalten. Von 9 bis 12 Uhr wieder in die Schule,
dann nach Hauſe zum Eſſen. Von 1 bis 4 Uhr wieder
in die Schule; nachher ſind ſie frei. Dieſe ſcheinen in
der Schule vorzüglich Leſen und Schreiben zu lernen;
ferner etwas Rechnen und die Geographie und Geſchichte
von China. Wahrſcheinlich genießen fie auch Religions
Unterricht. \
Außerdem finden ſich in jeder Stadt ein halb Hun—
dert erwachſene junge Leute von 17 bis 20 Jahren,
welche ſich auf hoͤhere Wiſſenſchaften legen, und die
man alſo Studenten nennen kann. Sie ſcheinen ſich
aber nur auf Philoſophie und Mathematik eu dergl. zu
legen, denn die Geiſtlichen werden Alle in Kloͤſtern un—
terrichtet, und die Aerzte werden von älteren angeleitet.
Endlich gehen dieſe Studierten alle, wenn ſie fertig
find, nach Pecking, wo ſich beſtaͤndig an 6000 der—
gleichen zuſammenfinden, um die Fragen, welche der
Kaiſer zum Wohle ſeines Landes von Zeit zu Zeit an
feinen Pallaſt anſchlagen laͤßt, aufzulöfen und dadurch
in hohe Aemter zu kommen. Ehe nehmlich der Kaiſer
ein Geſetz gibt, oder irgend etwas im Lande anorduet,
liegt er es der Berathung aller Gebildeten im Volke
vor. Mer Luft hat, copiert die am Pallaſt ausgehaͤng⸗
ten Vorfchläge, nimmt fie mit nach Hauſe, und ſchickt
dann nach einiger Zeir die Aufloͤſung an den Kaiſer.
Wer ſeine Sache am beſten gemacht hat, kommt in des
Kaiſers Rath. Man ſieht hieraus, daß in China alles
zur Vollkommenheit gediehen iſt.
Dieſe Studierenden gehen zu einigen Gelehrten,
welche ſich in jeder Stadt befinden, und denen ſie fuͤr den
Unterricht jährlich 80, 80 bis 100 Thaler, und dieſes
mehrere Jahre hindurch zahlen.
Die zwei Reiſenden haben ſolchen Unterricht nicht
genoſſen, wenigſtens haben ſie keine Kenntniſſe von der
Grammatik, von der Geometrie, u. ſ. w.; es gibt jedoch
Feldmeſſer in China. Di
Um wieder auf unfere Schulkinder zu kommen, fo
zeigte mir Aßing, wie der Schulmeifter den Unterricht
beginnt, auf folgende Weiſe: i .
Er ſchreibt etwa 1 Dutzend Zeichen untereinander,
nimmt dann einen Knaben aus der Bank vor den Tifch,
und ſpricht ſie ihm vor. Iſt das einigemal geſchehen,
ſo gibt er dem Schuͤler das Papier in die Hand, auf
daß dieſer die Woͤrter nachſpreche. Fehlt er, ſo bekommt
er eine Ohrfeige. Der Schulmeiſter lieſt ſie ihm wie—
der vor, fehlt er wieder, ſo muß er knien 1 bis 2
Stunden; kann er es immer noch nicht, ſo macht ihm
der Schulmeiſter um jedes Auge mit dem Pinſel einen
rothen Ring, und ſchickt ihn nach Hauſe, wo ihm ſo—
dann die Mutter nichts zu eſſen gibt.
Ich dachte nun, die Zeichen koͤnnten einfache, nichts
bedeutende Laute ſeyn, wie a, e, i, o, u, ba, be, bi,
bo, bu k. ſ. w.; keineswegs! Es find wirkliche Wörter.
430
Das erſte hieß Sja, Stein, das zweie Tzock, Zer⸗
ren. Bei der Erklärung der folgenden Wörter wurden
wir unterbrochen, und ich kann daher nicht ſagen, ob
der Anſatz einen Sinn hatte oder ob er aus bloßen
Woͤrtern beſtand. Die Zeichen waren uͤbrigens eben ſo
zuſammengeſetzt, wie ſolche von langen Woͤrtern.
Um endlich doch zu verſuchen, ob ſie einfache, nichts
bedeutende Laute ſchreiben koͤnnen, ſprach ich ihnen ſol—
gende vor. Er ſchrieb ſie alle ohne Zaudern nach; nut
bei einigen Wenigen überlegte er mit Aho, wie das
Zeichen zu machen ſeyn moͤchte.
a, e, i, o, u ſchrieb er augenblicklich; die Zeichen
ſind ſehr zuſammengeſetzt, als waͤren es ellenlange
Worte. Das a iſt eben fo wie in Aho, Apo, Ago,
Agong, Alling, nehmlich eine Art Maͤltheſerkreuz.
Das A aber in Ab Ente war verſchieden, weil es
nicht ſelbſt eine Sylbe vorſtellte.
Darauf ſchrieb er ba, be, bi, bo, bu; das Zeichen
für ba iſt nicht einerlei mit dem Zeichen von ba, 100:
Dann ab, eb, üb, ob, ub,
Ferner: da, de, di, do, du, und
ad, ed, id, od, ud
die meiſten dieſer Sylben bedeuteten nichts, einige aus—
genommen, z. B. da, ſchlagen, und ad, ſtoßen.
Ich verſuchte nun mit ihnen zu buchſtabieren, allein
fie laſen b vor a nie ba, ſondern bea oder eba u. f w.
je nachdem ich fie Zeichen zuſammenſetzen ließ. Hiemit
iſt alſo aufs buͤndigſte bewieſen, daß ihre Zeichen Syl⸗—
ben, nicht Buchſtaben und auch nicht Wörter find.
Noch muß ich bemerken, daß das Zeichen fuͤr ab
zwar Aehnlichkeit mit dem Zeichen von Ab, Ente, hat,
abet doch ihm nicht gleich iſt. j
Das Land China heißt im Chineſiſchen weder Chi—
na noch Sina, ſondern Tong Sann, was man auch
noch nicht zu wiſſen ſcheint.
Sie behaupteten, China haͤtte nur 13 Provinzen
(Sap Sam Seng). Ich habe davon nur 12 auſſchrei⸗
ben koͤnnen, weil es etwas eilig gieng; und ich bin das
her auch nicht im Stande dafuͤr gut zu ſtehen, daß ſie
richtig geſchrieben ſind, oder daß nicht Stadtnamen
darunter vorkommen. Gewiß iſt es aber, daß ſie ganz
anders ausgeſprochen werden, als fie in Gaſparis Geos
graphie geſchrieben ſtehen. Es find folgende;
Hu peck
San tong (wohl Schantong Gaspar.)
San fei (Schanfi und Schenſi? G.)
Hu Gong (Huguang G.)
Gong lei (Quangſi G.)
Gong nam (Honan G.)
Hu nam (S$ünnan G.)
Wan nam (Kiangnan G.)
Sy tzin (Setſchuen G.)
10 Hock un ($ofin? ©.)
11 Guong [ei (Kentſchen G.)
12 Gong tong (Canton) Quangtong G.)
Unmittelbar nach dieſen Namen haben ſie mir noch
aufgeſchrieben: Su tau, Hong ızau, Way tzau; ob
dieſes aber Staͤdte oder Provinzen ſind, weiß ich nicht,
da fie uͤberhaupt von der deutſchen Sprache nur wenig
S s m
431
verſtehen, und ſich daher nur ſchwer verftändlich machen
koͤnnen.
Außerdem haben ſie mir eine Menge von Staͤd—
ten aufgeſchrieben, welche in der Provinz von Canton
liegen.
Ga heng tzau, Fa tzan,
Gong tzau, Day leon,
Can tong, San dack,
Lang tang, Tzan tfchün,
Nam ou, Heong lan,
Ky ou, Ma kao,
Hu mun, Sju hang hu,
Teng kun, Tziu lynn hu,
San on, Sja long,
Wong bu, Gong munn.
Ho nam,
Auf meine Frage, wie es moͤglich fey, daß die
Menſchen fo vieler und großer Städte zu leben hätten,
antworteten ſie mir, daß uͤberall Reißfelder waͤren, und
man Vieh genug habe, Man eſſe auch faſt nichts als Reiß
und Fleiſch. Für 1 Reichsthaler Rindfleiſch koͤnnten 18
Menſchen genug haben. 16 Pfund Schweinefleiſch For
ſteten nur 1 thlr. Fuͤr 1 Groſchen koͤnnte man 22
Pfund Reiß kaufen.
Peking heißt Pe king liang (dreiſylbig), zu
deutſch: Koͤnigsſtadt. King heißt nehmlich auch im
Chineſiſchen Könige Dieß iſt der Titel des Kaiſers.
Wuong dey iſt der Name des Kaiſers von China.
In den Familen kommt das maͤnnl. und weibliche
Geſchlecht zuſammen. Sobald ein Fremder eintritt, d.
h. Jemand, der nicht zur Familie gehört, laufen: die
Weiber davon. Im 5, sten Jahr verbindet man den
Maͤdchen die Fuͤße, damit ſie nicht groͤßer werden. Es
kann jeder Mann ſo viele Weiber nehmen als er zu
erhalten vermag. |
Das Bier kennt man nicht in China, man trinkt
Thee fo oft einen durftet.
5 Wer zum Kloſter beſtimmt iſt, dem werden die Haare
abgeſchoren. Er darf dann nie wieder in die Welt zu⸗
ruͤcktreten, ſieht auch feine Eltern und Verwandten nicht
mehr. Ein ſleiſchliches Vergehen wird mit dem Tode
beſtraft. Meiſtens werden ſchon Knaben geſchoren. Daſ⸗
ſelbe gilt von den Nonnen, die noch das Beſondere
haben, daß fie ihre Fuͤße wachſen laſſen. >
In Canton gibt es eine Menge Klöfter, in deren
manchem ſich hundert und mehr Moͤnche befinden. Das
Wenns zum
n 5
432
betraͤchtlichſte ſcheint Con fät tzy zu ſeyn, des Confu⸗
cius, wie es ſcheint, den die Chineſen Con fat tzy,
ausſprechen. Ein anderes iſt Hoy tang tzy, ferner
ITIchion lau tzy.
Große Kirchen in Canton ſind Sang wang mey
und Sam gau mey. a
Aus dieſem, ſo wenig es auch ſeyn mag, wird man
doch erkennen, wie wichtig dieſe zwei Chineſen fuͤr die
Wiſſenſchaft werden koͤnnen. Der zerfallene Bau der
chineſiſchen Sprache zeigt an, wie die menſchliche Spra⸗
che urſpruͤnglich entſtanden iſt. Sie iſt ein Steinhaus
haufen, den die Werkleute mit unſaͤglicher Muͤh in Gaſ—
ſen und Plaͤtze geordnet haben, den ſie aber nicht zu
einem Gebaͤude zu verbinden vermochten. Die chineſi⸗
ſche iſt vielleicht die einzige Urſprache, welche ſich erhal—
ten hat, und der Wiſſenſchaft und mithin der Men—
ſchengeſchichte gewonnen iſt. Möchte doch irgend eine
Regierung oder ſonſt ein vermoͤglicher Mann dieſe Chi—
neſen in Sold nehmen, und ſie deutſch lernen laſſen,
um nachher von ihnen die chineſiſche Sprache zu er⸗
halten. Oken.
Leichtes Verfahren, Entomoſtraceen aus der Prieſt⸗
leyiſchen Materie zu erzeugen.
Man uͤbergieße ein halbes Loth praͤparirte weiße
oder rothe Corallen (Madrepora oculata oder IIis no-
bilis) mit 6 Unzen deſtirten Waſſers, ſtelle dieſe Mi⸗
ſchung in einem etwas groͤßeren Glas in die Sonne,
ruͤhre fie mehreremal des Tages um, gieße nach 14 Ta
gen die Fluͤſſigkeit vom Bodenſatze ab, und ſtelle ſie den
Wirkungen des Sonnenlichtes aus.
Binnen 14 Tagen wird Prieſtleyiſche grüne Mater
rie, und aus derſelben nachher Conferven entſtehen, aus
denen ſich, beſonders im Sommer, binnen 3 bis 4 Mo⸗
naten, Cyprides detectae entwickeln werden. Wird die
Fluͤſſigkeit in einem engen und hohen Cylinder einer
ſtarken Sounenwaͤrme ausgeſetzt, fo entſtehen Ulven⸗
artige Gebilde, aus denen ſich in längerer Zeit Da-
phniae longiſpinae entwickeln.
Meine uͤbrigen zahlreichen, und moͤglichſt genauen
Verſuche, werden in dem Irten Bande der Verband
lungen der Kaiſerl. Leopoldiniſch-Caroliniſchen Akadem.
der Naturforſcher mitgetheilt werden.
Wiegmann.
gitterarifber Anzeiger,
Schreiben des H.. Karl Theodor Hilſenberg von der Inſel S. Mauritius
an Hn. Franz Wilh. Sieber in Prag. (Auf Hn. Sieber's Koſten mit feinem
Gefaͤhrten Wenzel Boyer, einem geſchickten Gaͤrtner.)
Vorerinnerung.
Herr K. T. Hilſenberg ging den 8. December
1820 aus Prag nach Isle de France (S. Maus
eitlus) über Wien nach Trieft, woſelbſt er ſich
nach Marſeille einſchiffte, und von da, am 23. Maͤrz
1821 abfuhr. In Isle de France langte er am 3.
July, nach einer Fahrt von 107 Tagen an, nachdem er
einen Weg von 2400 deutſchen Meilen zuruͤckgelegt
hatte. Sein erſtes Schreiben in gegenwaͤrtiger Zeit—
ſchrift Beylage No. 20 bereits aufgenommen, war vom
16. Auguſt, einen Monat nach feiner Ankunft datirt; ge
genwaͤrtiger Brief vom letzten December iſt alſo der
unmittelbar nachfolgende, hiemit keine dieſer intereflans
ten Nachrichten verloren gegangen. Sein Aufenthalt iſt
ſehr folgereich geweſen; er hat viele Seltenheiten gefun—
den und ich freie mich, daß ſolche in der beſten Be—
ſchaffenheit hier angelangt find, ehebevor ich ſelbſt da—
hin abgegangen bin, um ſolche durchzuſehen, und mich
von dem aͤußerſt intereſſanten Inhalte ſelbſt zu überzeu—
gen. Was von dieſem eifrigen jungen Manne, einem
Zoͤglinge des Prof. Bernhardt, zu erwarten ſteht,
kann aus gegenwaͤrtigem Briefe entnommen werden. Die
Beſchreibung feiner Reiſe wird unter die intereſſante⸗
ſten uͤber jene Gegenden gehoͤren. Gegenwaͤrtigen Brief
erhielt ich den 7. Auguſt — 8 Tage vor meiner Ab—
wife aus Marſeille nach eben dieſem Orte.
Im botaniſchen Garten zu Pam⸗
plemouſſes auf der Inſel Mau⸗
ritius den letzten Dec. 1821.
Verehrteſter Herr Sieber!
Unſere Ankunft auf hieſigem Eylande war ſehr
gluͤcklich. Ich meldete Ihnen einige Wochen darnach die
nähern Umſtaͤnde unſerer Reife und ſendete den Brief
vom 16. Auguſt durch den Dreimaſter Alexander,
Capitain Surflen mit Adreſſe an Lutteroth et
Comp. in Hamburg nach Prag. Sie werden hof—
fentlich dieſes Schreiben ſchon erhalten haben, und Über
unſer Schickſal außer Sorgen ſeyn *).
Mit unnenbarer Freude und einem botaniſchen Eis '
fer, dem nichts gleich kommt, fingen wir, wie ich Ihnen
gemeldet, unſere Excurſionen an, die Fruͤchte unſerer
3 monatlichen Arbeiten uͤberſenden wir Ihnen jetzt;
„) Eben dieſer Brief, welcher den 7. Novemb. 1822 nach einer
der ſchnellſten Fahrten von 87 Tagen in Marſeille ankam,
wurde hierorts aufgenommen. :
N d Einſender.
bitt. Anz. 3. J 122.
Sie moͤgen ſelbſt darüber urtheilen, in wiefern wir Ih—
ren Wuͤnſchen entſprochen haben, und wenn vielleicht
Ihre Erwartungen nicht erfüllt ſeyn follten, fo bitten
ich Sie guͤtigſt auf folgendes Ruͤckſicht zu nehmen.
a) Den kurze Zeſtraum, b) die vielen ſeltenen Pflanzen,
die unſere Wahl eben ſo ſehr, als die Conſervirung und
das Trocknen erſchweren; und vorzuͤglich und hauptfäch:
lich erwaͤgen Sie die Schwierigkeiten, denen wir aus—
geſetzt waren.
Dieſe letztern ſind von ſo mannichfaltiger Art, daß
ſie nur durch Botaniker uͤberwunden werden koͤnnen.
Die geſunde und ſtets heitre Lüft ſchuͤtzt uns zwar
vor Krankheiten, indeß ſie auf unſerer großen Nachba—
rin (Madagascar) Tauſende hinwegrafft; allein die
Tageshitze, unſere angeſtrengten Fußmarſche, die Noth—
wendigkelt bei der Nachhauſekunft fruͤher die mitge—
brachten Gegenſtaͤnde zu beſorgen, als auf feine Erhoh—
lung oder auf Speiſen zu denken, wirkt nachtheilig auf
uns. Dann bin ich genoͤthigt, Ihnen zu wiſſen zu ma—
chen, daß die Summe, welche uns nach dieſer koſtbaren
Fahrt uͤbrig geblieben iſt, bis zur Ankunft der uns zus
gefagten Beträge, fo bedeutend fie auch in unferm Va—
terlande wäre, uns dennoch zur großen Oekonomte ans
treibt, fo daß wir ſelbſt einen Schwarzen zu unferer Er—
leichterung zu miethen nicht im Stande ſind. Es iſt
erſtaunlich geweſen, was uns nur der Transport aus
dem Schiffe, die Miethe einer Wohnung, Douane,
Zeugkleider, eine unbedeutende Einrichtung koſteten; Angſt
und Sorgen verfolgten uns in die Waͤlder uͤber das, was
nach der Verwendung des ſich immer einſchmelzenden Reſtes
geſchehen wuͤrde, denn mir allein war der Zuſtand Ih—
rer Kaſſe und die Ausſicht wieder einiges zu erhalten,
bekannt, um vorausſetzen zu können, wann Sie uns
wieder ſo etwas Bedeutendes uͤberſchicken koͤnnten. Ein
Schiff konnte ja nur um wenige Wochen ſpaͤter kommen
oder vom Haven abgehen, fo: waren wir in der größten
Verlegenheit. Eine Mahlzeit, welche recht ſchlecht iſt,
koſtet hier einen ſpaniſchen Thaler, alles uͤbrige iſt un—
erſchwinglich. Der Macherlohn von einem Sommerfrack
koſtet z. B. 80 Franken oder 32 fl. CMz. Ich vermag
Ihnen die Theurung auf dieſem Stape platze nicht zu
beſchreiben. Wir zogen daher auf das Land, wo es uns
viel leichter kam, und beſchaͤfftigten uns ſehr angenehm—
Allein bei dieſen Anſtrengungen der ſtarken Hitze und
Strapatzen aller Art bekam Bojer eine Entzündung in
der Seite. Meine Lage war betruͤbt und kummervoll,
denn ich war nahe daran, ihn zu verlieren. Mein Elend
hatte den größten Grad erreicht. Allein wo die Noth am
größten iſt, da iſt Huͤlfe am naͤchſten. — Durch unſern
friedfertigen Charakter hatten wir uns bei den fo über
aus humanen und gaſtfreien Bewohnern dieſer Inſel
28
435
mehrere Freunde erworben, die uns allen möglichen
Beiſtand anboten. Ich verſuchte von dieſem Anerbieten
Gebrauch zu machen, und ſiegte; die Wiſſenſchaft des
engliſchen Arztes Dr. Sibbald verſchaffte Bojer und
nachdem er ihm mehrmahlen ſelbſt zur Ader gelaſſen hatte,
bald die Geſundheit wieder. Die Viſiten eines hieſigen
Aesculaps find ungemein koſtſpielig; allein dieſer Ehren—
mann nahm nichts, und erbot ſich ſelbſt (wovor uns
Gott behuͤten moͤge) zu fernern Dienſten an. Bald war
Bojer wieder hergeſtellt; man nahm nun ſogar —
durch dieſen Vorfall aufmerkſam gemacht, — Intereſſe
— an un’ern Arbeiten, und unſer Correfpondent S aul—
nier ſtellte uns Seiner Excellenz dem Herrn Gouver—
neur vor, und auf feine Fuͤrſprache erhielten wir ein
Cireulare, worinn alle Commiſſaire der verſchiedenen
Quartiere dieſer Inſel angewieſen wurden, uns in Al
lem zu unterſtuͤtzen. Auf Verwendung des Protomedi⸗
cus der Kolonie Dr. Burke, wurde uns auch ein klei⸗
nes Haͤuschen im botaniſchen Garten angewieſen, wo
wir noch wohnen, zwar eng und beſchraͤnkt, allein für
unſere Beduͤrfniſſe hinreichend, und von wo aus wir uns
ſere Ausfluͤge machen.
Sie werden fragen, wle iſt
Rechnung, moglich geweſen, bis zu dem Augenblicke,
der Gottlob und Dank gluͤcklich angelangten Summe
auszukommen; jede Woche ein paarmal die Gelegenheit
auf Excurſionen zu bezahlen, die Waͤſche zu beſtreiten u.
ſ. w.? Ich habe leider — aber doch auf eine angeneh—
me Weiſe — es gebüßt, als Sie mir es verweigerten,
nach Isle de France zu gehen, weil der Reſt, der
in Muͤnchen erhaltenen Summe nicht hinreiche, uns
bis dahin zu erhalten, bis ſie, durch Ihre Entdeckung
in der Hydrophobie belohnt, neue Zufluͤſſe uns über:
ſchickten. Ich habe abwarten wollen, um jetzt mit mehr
Energie zu arbeiten *), allein was thut man nicht, um
reifen zu konnen. Wir find Ihnen aber durch Ihr vor⸗
ſichtsvolles Rep lement ſehr viel Dank ſchuldig, Sie ſa⸗
hen voraus, als ich nicht unterließ Sie zu bitten: daß
die Entfernung zu groß, die Communication erſchwert,
und die Sendungen verſpaͤtet wuͤrden, — und daß wir
daher über kurz oder lang in Verlegenheit kommen duͤrf—
ten — gaben uns daher in unſern Inſtruktionen die
Note: „Lieber ruhen oder in momentanen Aw
enthalt ſich zu begeben, als Schulden mas
chen, oder die Habſeeligkeiten verkaufen“
Wie ſehr ſind wir Ihnen dadurch nicht verbunden. Bei
dieſer Theurung hätte die doppelte Summe nicht zuge:
reicht, alles wieder anzuſchaffen, und wir waren itzt, —
wo wir froh und leicht die ganze Inſel durchſtreifen,
es, nach beigelegter
wieder genoͤthigt zu veräußern was wir thener erkauft
hatten. Indeſſen bin ich auf einige Zeit zu einer Lage
zurückgekehrt, aus welcher mich Ihre Guͤte bei Ihrer
erſten Bekanntſchaft herausgeriſſen hatte. In Wahrheit,
nichts wuͤrde uns gefehlt haben, wenn wir Nachrichten
2 2
i
Nein, Nein, Lieber! Sie haben recht gut daran gethan,
nicht zu warten, denn da ſaͤßen Sie noch immer in Prag.
Es if beſfer, das Bischen in S. Mauritius zu verzeh⸗
ren, als es in unserer Hauptſtadt des Königreiches Boͤheimd
„ma dracku haget.“
„
436
von Ihnen, lieber, beſter Hr. Sieber gehabt Hätten.
3 — 4 Schiffe ſahen wir von Marſeille ankommen, ohne
unſern Wunſch erfuͤllt zu ſehen. Doch endlich mußte
auch dieſes geſchehen, und gerade ein Jahr nach unſe—
rer Abreiſe erhielten wir den 15. December 1821 von
An. Roullet einen Brief vom 8 Auguſt durch „le
jeune Alphonfe“ Capt. Emerie, in welchem Ihre
Briefe vom 29. Marz, 8. Mai und 25. Juni einge⸗
ſchloſſen waren. Man muß 3000 Meilen von Hauſe
entfernt ſeyn, um zu wiſſen, was das an ſich hat,
Neuigkeiten von daher zu erhalten. Mit zitternder Hand
wurden fie geöffnet und o! welche Laſt fiel von uns, als
wir geendet hatten, zu leſen. Wir haben das Herz fo
voll von Dankvarkeit und Freude für die ganz unge⸗
meine Güte und Aufmerkfamkeit, die Sie uns darinn -
ſchenken, daß wir es nicht in Worten auszuſprechen ver⸗
moͤgen. Seyen Sie gaͤnzlich uͤberzeugt, daß wir ſie
durch Thaten zu verdienen trachten werden. —
Wir uͤberſenden Ihnen hiemit durch das Kauffare
theyſchiff, le Phönix, Capt. Reynaud eine Kiſte F. 8.
unſerer bis itzt geſammelten naturhiſtoriſchen Gegen⸗
fände. Inzwiſchen habe ich Ihre Verzeihung, und ich
hoffe Sie werden mit den Pflanzen nicht ganz unzufrie⸗
den ſeyn. Ich habe ſie, ſoweit es moͤglich war, alle
ſelbſt beſtimmt. Da Sie die Pflanzen in demſelben
Augenblicke durchſehen, werden Sie auch mir die Auf
zahlung der Arten nachlaſſen “). Die nachgelaſſenen
herrlichen Manuferipte und Bibliotheken von Commer-
fon, Noronha, Michaux, welche im Beſitz des Dr.
Guillemain waren, gingen in der großen Feuers brunſt
im September 1816 zum größten Leidweſen aller Botg—
niker unwiederbringlich verloren, und Staadtmanns
gemahlte Abbildungen befinden fih jetzt in den Haͤnden
des Dr. Chapaudin zu Paris. Bei Farrenkraͤutern
und Graͤſern ging es aus Mangel an Werken ſchwerer.
Wir haben auch mehrere neue entdeckt, und werden uns
freuen, fie beftättigt zu ſehen. Sie erhalten zugleich eis
nige Pflanzen und Saamen, die ich von dem koͤnigl.
engliſchen Botaniker Allan Cuningbam bei feiner Aus
weſenheit hieſelbſt erhielt. Er iſt auf der Fregatte:
Lord Bathurſt angeſtellt, und macht zum drittenmale
die Reiſe um Neu Holland. Er hat ungeheuer viel
entdeckt. Ich habe zwar große Seltenheiten geſammelt,
allein wer dieſes Paquet erhaͤlt, hat die Zierde der
Sendung an fi) gebracht. Zugleich uͤberſende ich Ih—
nen etliche von uns hier ſelbſt geſammelte Inſecten,
dann einige ſchoͤne Voͤgel und das neu angefangene
Werk: Flora indica ven Roxburg, welches vermuth⸗
lich bei uns noch nicht bekannt iſt. Ich konnte mich
nicht enthalten, es Ihren Aeußerungen, welche ſich al⸗
lem Ankauf entgegen ſetzen, ungeachtet, dennoch an
mich zu bringen. Der Preis iſt zwar wie Sie aus der
Note ſehen bedeutend, Sie erhalten jedoch aber immer
einen Abnehmer dafuͤr. Graf von Sternberg wuͤrde
eszfuͤr feine Bibliothek beuutzen und uns den Auftrag
) Die Kiſte befand ſich in der Contumaz, da ein Mann von
der Eguipage zur See verſtorben war; ich erhielt dem⸗
nach dieſelbe 3 Tage vor meiner Abreife, und führe deß halb
einige der hoͤchſtmerkwärdigen Pilanzen hiermit an.
|
437
geben koͤnnen, die nachfolgenden Lieferungen anzuſchaf—
fen; außerdem werden Sie wohl thun, es unſerm
Schultes zu feinen Nachtraͤgen mitzutheilen.
Das hieſige Laͤndchen iſt ungluͤcklicherweiſe ſehr arm
an Juſekten; kaum ſollte man es glauben, eben ſo an
Voͤgeln; allein deſto reicher an Conchylien (es übers
trifft, wie man ſagt, die Mollucken ſelbſt), die aber,
ſeit dem die reichen Engländer aufkaufen, ſehr theuer
geworden ſind. — Die Regenzeit iſt vor der Thuͤre
und dann geht es beſſer. Bis jetzt iſt alles verbrannt,
und blos in den feuchten Waͤldern findet man hin und
wieder etwas in der Bluͤthe. Jedermann ſpricht
Attendez les grandes pluies, et vous verrez. —
Herrlich und prachtvoll ſind die Waͤlder unter den Tro—
pen, und ein an unſere Fichten und Eichen gewoͤhntes
europäifhes Auge iſt nicht im Stande, eine klare Vor:
ſtellung ſich zu machen von der verwirrten Vegetation
im Innern dieſer Inſel. Man fuͤhlt ſich gleichſam be—
zaubert. Tauſend Baume, die ſchon ſeit Jahrhunderten
faulen, liegen hier gekreutzt übereinander gehäuft, und
verſperren den Eintritt. Eine unglaubliche Menge der
ſonderbarſten Paraſiten (Arten von Limodorum, Piper,
Viscum nebſt unzaͤhligen Kryptogamen) haben ſich ſei—
nes Stammes, gleichwie die Raubvogel eines gefallenen
Thieres bemaͤchtigt, und verwandeln ihn in kurzer Zeit
in die fruchtbarſte Erde. Ein einziger dieſer Staͤmme
iſt im Stande ein ganzes Herbar zu fuͤllen, und man
hat oft die groͤßte Muͤhe zu erkennen, welcher Pflanze
eigentlich die Bluͤthe angehört, Große Neſter der präch—
tigſten Farrenkraͤuter ſitzen auf den Kronen der Baͤume,
und ungeheure Lianen (die abſcheulich ſtinkende Paede-
ria, Cneltis, Jasminum 5foliatum, Pisonia aculea-
ta, Ipomeen und Dolichos, etc.) umklaſtern fie von
allen Seiten bis zu ihrem hoͤchſten Gipfel, die ſchoͤn—
ſten Kolonaden windend, und ſenken ihre Ranken zur
Erde herab, die ſogleich wieder Wurzel faſſen und den
Wald ganz verdichten. Dieſes Alles zuſammen noch
mit aͤußerſt ſtachlichten kleinen Pflanzen (Rhamnus, Ru-
bus, Toddalia etc.) machen es ganzlich unmöglich, ſich
ohne die groͤßte Muͤhe, ſelbſt mit dem Beile in der
Rechten, hinein zu verlieren. O welche Pflanzen wer—
den da zu Grunde gerichtet, die in Europa die ſchoͤnſte
Zierde der Glashaͤuſer ausgemacht haͤtten, und fuͤr de—
ren Beſitz große Summen geboten worden waͤren. Un—
barmherzig ſtuͤrzt, der ſonderbare Pandanus, der ſtolze
Farrnkrautbaum, baumhohe Gnaphalien, die glänzend»
ſten Eugenien; nichts widerſteht den Streichen des
Mordinſtruments. Hat man endlich ſeine Mordluſt an
dieſen praͤchtigen Gewaͤchſen geſaͤttiget, Tod und Verwuͤ—
ſtung um ſich her verbreitet, und glaubt ſich einen
Durchgang verſchafft zu haben: ſo ſteht man unvermu—
thet an dem Einſturz eines ausgebrannten Vulkans,
oder bei der Cascade eines Waldbaches, und man iſt
gezwungen — zuruͤckzukehren. Der hieſige in großer
Anzahl lebende Affe (Simia aethiops) iſt hierinnen ges
gewandter. Mit unbeſchreiblicher Schnelligkeit ſchwingt
er ſich an den Schlingpflanzen von einem Baume zum
andern, und laͤßt den armen Reiſenden ſeine Ohnmacht
fühlen. — Allein was den Reiſenden alles dieſes uns
438
geachtet erwuͤnſcht ſeyn muß, iſt daß fein Leben nie
durch ein wildes reißendes Thier gefaͤhrtet wird, das
entlaufene Schwein (Cochon maron) oder den in Wild
umgewandelten Menfchen, den Maron-Neger (Noir
marron) etwa einmal ausgenommen, ſonſt kann man
ohne Furcht ſich Wochenlang hinein verlieren; denn
kaum wird die Reiſe durch das ſurchtſam ſchnelle Vor—
beijagen eines Hirſches oder das Geſchrei eines Affen
unterbrochen. Hat man endlich dieſe Wildniſſe verlaſ—
ſen und iſt wieder im Freien angelangt, ſo wird man
mit Ungeduld von den guten Bewohnern erwartet, mit
wahrer ungeheuchelter Freundſchaft empfangen, und alles
wird aufgeboten, um ſich das Wohlwollen des fremden
Gaſtes zu erwerben Qu'eſt ce-que vous voulez pren-
dre? Un ver d’eau ou de vin? peut-etre des fruits?
das Letztere wird gemeiniglich bejaht und in einem Nu
ſieht der Botaniker eine Menge Fruͤchte vor ſich aufge—
thuͤrmt, die nicht nur dazu beitragen, feine Kenntniſſe
zu vermehren, ſondern auch auf die aller angenehmſte
Weiſe ſeinem Gaumen zu ſchmeicheln. Mit was ſoll man
in unſerm Vaterlande den chineſiſchen Litchi (Dimocar-
pus Litchi), den Advokat (Laurus persea), die gewuͤrz—
haften Annonen (A. viticulata, Iquamoſa etc. etc.)
vergleichen?
Fuͤrwahr, dleſes Laͤndchen muͤßte ein irdiſches Par
radies ſeyn, waͤre man nicht gezwungen, alle ſeine Ar—
beiten die ungluͤckſeeligen Neger verrichten zu laſſen.
O lieber Herr Sieber, Wilberforce, als er die Abs
ſchaffung des Negerhandels durchſetzte, hatte nie einen
Schwarzen geſehen, ſonſt würde er nie mit ſolchem Eis
fer für dieſe Sache gearbeitet haben, was übrigens ſei—
ner Menſchheit Ehre macht. Ich meine, als die Na—
tur ihr großes Meiſterſtück den Menſchen, ihr letztes
und herrliches Schoͤpfungswerk geendet hatte, formte ſie
aus dem Caput mortuum, welches ſich zuletzt noch vor—
fand — einen Neger! Dieſes ſcheint hart, allein ich
glaube nicht, zu viel zu ſagen. — Wir kamen ſo wie
faſt alle Europaͤer, erhitzt von den Schriften gegen den
Sclavenhandel (Zimmermann u f. w.) und bis zum aͤu⸗
ßerſten aufgebracht, gegen die Koloniften hier an. Al—
lein blos 8 Tage waren hinreichend, uns ganz umzu⸗
ſtimmen, und jetzt dieſen unſern Groll gegen die tiefefte
aller Klaſſen der Menſchen zu wenden. Das Wort
Sclave iſt vermoͤgend, bei unſern Landsleuten die weh⸗
muͤthigſten Empfindungen hervorzubringen, wir zerflie⸗
ßen in Seufzer und Thraͤnen, wenn uns der Dichter
unmenſchliche Grauſamkeiten — gegen harmloſe, uns
ſchuldige wie Schlachtopfer dem Drucke und der Miß—
handlung ausgeſetzte Neger — auftiſcht, durch die Sca
nen in den Schauſpielen eine Menge halbentſtellter
Begebenheiten auf Koften der Wahrheit für baare Muͤnze
aufbringt, und ganz Europa den wahren Zweck
unſerer Verhaͤltniſſe mit den verwahrloſeten ſchwarzen
Brüdern vergeſſen macht. Das Wort Sclave hat wohl
in den mohamedaniſchen Staaten für gebildete Geiſter
und Europaͤer eine Bedeutung; fuͤr den rohen, viehi—
ſchen, grauſamen, in ſeinem rohen Zuſtande aller menſch—
lichen Vernunft beraubten Neger hat es ſie aber nicht. Iſt
der Neger nicht weit ungluͤcklicher in feinem eigenen
Vaterlande, als in den Kolonien, woſelbſt er ſich, wenn
439
ihm die Natur die wenigen Fähigkeiten nicht gänzlich
verſagt hat, zu einem bedeutenden Grade von Bildung
emporſchwingen kann? iſt er nicht dagegen in ſeiner Hei—
math ein Scla ve, im eigentlichen wahren Sinne des
Worts von feiner Kindheit an bis in fein Greiſenalter
und der freien unbaͤndigſten Willkuͤhr ſeines tyranniſchen
Gebieters ausgeſetzt? durch ganz Afrika vom Sene⸗
gal bis nach Mozambique, von den rohen Gal—
las an Abyffiniens Graͤnze bis an den Congo,
werden die Neger in kleine Staaten zertheilt, von ihren
Koͤnigen auf das grauſamſte beherrſcht, und erdulden
eine Behandlung welche die Koloniſten nie ausuͤben und
nie ausüben dürfen. Will man letztern etwas aufbürs
den, ſo muß man bedenken, daß die Neger, an eine
Behandlung von fo despotiſcher Art im Mutterlande ge:
woͤhnt, Niemanden fuͤrchten, der nicht mit aͤhnlicher
Strenge gegen ſie auftritt. Wie ſchreckbar werden ſie
von ihren Fuͤrſten mißhandelt! So ließ unlaͤngſt einer
der Beherrſcher im Innern von Mozambique an
einem Tage 6000 dieſer Menſchen erwuͤrgen, weil er ſie
nicht verkaufen konnte ). Dieſes darf der Koloniſt,
durch Geſetze ſtreng bewacht, gar nicht wagen; denn die
Aufſicht und Handhabung der Verordnungen ungeachtet,
mußte er ja fürchten, durch die harte Behandlung, die
vielleicht feinem Sclaven den Tod braͤchte, ein Kapital
von 3 — 400 ſpaniſchen Thalern zu verlieren; dann muß
er ihn gut pflegen und naͤhren, damit er Kraͤfte beſitze
und arbeiten koͤnne. Dieſe Vortheile genießt in mans
chen Gegenden ſogar unſer Landmann nicht, dem alſo
nur das Formelle des Ankaufes, des Transpor⸗
tes und der baaren Bezahlung fehlt. — Der
rohe Neger gewinnt dabei auf jeden Fall. Zur Arbeit
angehalten legt er das Laſter der Traͤgheit ab, lernt eu⸗
ropäiſche Sprachen und Kultur kennen; fein Verſtand
entwickelt ſich, wenn ihm ſeine Rohheit auf was immer
fuͤr eine Art oder mit der Zeit genommen iſt, und er
wird erſt dadurch zum gebildeten Menſchen, ſo wie wir
ihn zuweilen in Europa ſehen, und die Farbe ausge⸗
nommen, fuͤr unſers Gleichen zu halten genoͤthigt ſind,
und unſere falfhen Schluͤſſe darauf zu gründen pflegen.
Der Neger iſt ein rohes Thier, welches fruͤher mit
Zwang abgerichtet und dann fuͤr menſchliche Sprache
und Begriffe empfaͤnglich gemacht wird. Man betrachte
die Natur der Sache, und ſey mehr verſtaͤndig als ſen—
timental, ſehe den Zweck, verbinde die Vergangenheit
mit der Zukunft und ſehe die Nothwendigkeit der Maaß—
regeln der Gegenwart. Ein Beweiß uͤbrigens, daß ſich
der Neger bei feinem Gebieter weniger ungluͤcklich fuͤh—
len muß, wenn er aus dem Zuſtande der rohen Wild⸗
heit hervorgetreten iſt, geben die handeltreibenden Schif—
fer in Madagascar und Zanquebar, deren Mannſchaft
— —
„) Wenn die Waare aus Ueberfluß oder Mangel an Abſatz
ihren Werth verliert, fo iſt man auf die Art ihrer Entledi⸗
gung nicht in Zweifel. In Europa geſchieht dieß in einem
ahre. Erwürgen if aber als Todesart bei weitem nicht
o graͤßlich, als an der Waſſerſcheu verzweifelnd dahin ſter⸗
ben. Was half den Koloniſten ihr Geld, wenn fie dieſe
Opfer nicht kaufen konnten, und was konnten jene thun,
welche keines batten?
6 ———
— —
4⁴⁰
faſt ganz aus Schwarzen beſteht, und von denen wenig
Beiſpiele bekannt ſind, daß ſie ſich revoltirt haͤtten, oder
in die ihnen ſo nahe gelegene Heimath geflohen
waͤren. Das wilde Roß wehrt ſich gefangen zu werden,
iſt es aber abgerichtet fo iſt es folgſam, gut, liebt feinen
Herrn und gehorcht, und wuͤrde, wenn es die Faͤhig—
keiten hätte, welche ihm als Thier verſagt find, fortſchrei—
ten und eine hoͤhere Stufe einnehmen, welches in der
Ordnung der Dinge Niemanden verſagt iſt. g
Wäre nur der Sclavenhandel in ein menſchen—
freundlicheres Gewand gekleidet, ſo koͤnnte er als eine
Schule der Civiliſation der Neger betrachtet werden;
oder iſt es etwa beſſer, ſie von ihren Koͤnigen geringer
Vergehungen wegen ermorden zu laſſen, welche ſie nur
deßhalb am Leben behalten, weil ſie ſolche verkaufen
können. Nur dann — von allen Seiten reiflich ers
wogen — tft der Selavenhandel unrechtmäßig
und Menſchenrechts widrig, wenn die Per
gerſtaaten nach menſchlichen Geſetzen ter
giert ſeyn werden — ſo lange dieſes nicht ſtatt
findet, iſt, anderer Ruͤckſichten nicht zu gedenken, —
nicht der Sclavenhandel, ſondern die Civiliſirung
des Megers durch Arbeit auf geſetzmaͤßig bes
herrſchten Colonlen, wo nicht Pflicht, doch er
laubt! Man wende mir nicht ein, daß Kriege dadurch
ſich entfpinnen, um Gefangene verkaufen zu koͤnnen,
und daß geringer Vergehungen wegen die Negerkoͤnige
verleitet werden Selaven zu verkaufen; beides geſchah
vor der Entſtehung des Negerhandels, und dieſer rettete
vielen Menſchen das Leben, und nur wahre Miſſethaͤ⸗
ter büßten.
Wie leicht Hätte ein jedes Sclavenſchiff einen ge
richtlichen Aufſeher erhalten koͤnnen, um dieſes mit mehr
Menſchlichkeit zu betreiben, als es vor der Abſchaffung
des Sclavenhandels geſchah. Wie leicht Hatten vor der
Einſchiffung gelindere Maaßregeln getroffen werden koͤn—
nen, um den Neger ſicherer an Ort und Stelle zu brin⸗
gen. Auch haͤtten die Neger nach einigen Jahren Dienſt—
zeit Erlaubniß erhalten ſollen, in ihr Vaterland zurück⸗
zukehren, welches ſie gewiß nicht thun werden. Die
Neger werden in den Colonien zu guten Menſchen ge—
bildet, wenn ſie deſſen fahig ſind; in ihrem Lande le—
ben und ſterben fie wie Thiere. Colonien, wo die Ge
ſetze der Menſchlichkeit ſtreng gehandhabt werden, find
als Unterrichtsanftalten des verwilderten roͤhen Negers
zu betrachten und zu ſchuͤtzen. Iſt aber dieſer Neger
es werth? Sein uͤbles Betragen iſt nicht die Folge des
Verluſtes ſeiner Freiheit, dieſe kennt er nicht; man
wende auch nicht ein, daß die ſchlechte Behandlung
ihn zwinge, zu dieſen Mitteln zu greifen; nein, ſein
ſchwarzer Charakter, ſchwaͤrzer als feine Haut und gegen
den man nie ein Antidot finden wird, iſt die Urſache
alles Uebels. Der Herr iſt verpflichtet, feinen Selaven
zu naͤhren, zu kleiden und bei ſich ereignenden Krank⸗
heiten einen Arzt zur Wiedererlangung ſeiner Geſund—
heit anzuſtellen, ihn zu warten und zu pflegen, er wird
meiſtens wie Hausgeſinde betrachtet; nie wird ſich aber
das kleinſte Fuͤnkchen von Dankbarkeit in einem ſolchen
Menſchen regen; und er iſt nicht ſobald wieder geſund,
—
441
als er ſich in Arrak berauſcht und dann die größten Ex—
ceſſe verübt, wo freilich nothwendiger Weiſe die Peitſche
und der Bambus geſchwungen werden muß. Ein andes
rer Beweiß, daß dieſe Menſchen nicht unglücklich ſeyn
koͤnnen, iſt: Nie findet man einen Bertler unter ihnen.
Welcher große Unterfihted in Europa, wo das Elend oft
grenzenlos iſt, und man faſt gleichſam von Bettlern
(wie in Stalien) erdruͤckt wird. Von den Diesbſtahlen,
wie fie hier verübt werden, hat man in Europa keinen
Begriff. Man iſt genoͤthigt um Früchte zu erhalten,
faft zu jedem Baume einen Wächter zu ſtellen, der
— natuͤrlicher Weiſe ſelbſt ein Neger iſt. Mit un⸗
glaublicher Behendigkeit werden Nachts ungeachtet aller
Wachſamkelt und Vorſicht Hauſer beraubt, ganze Fiſch—
teiche ausgeleert, in die Zuckerfelder eingebrochen u. ſ. w.
Es iſt unmoͤglich, dieſes ungeſtraft veruͤben zu laſſen,
und unglücklicher Weiſe find doch die Verordnungen
der Englaͤnder gegen die Schwarzen weit gelinder als
gegen die Weißen ſelbſt. Leerer Wahn, fie durch ſcho—
nendes Betragen zu beſſern und gebildeter zu machen.
Ich bin der Meinung, daß die Erziehung der Kinder
allein auf ein Volk vortheilhoft wirken koͤnne, und
ohne Chriſtenthum und Wiſſenſchaft keine Bildung möge
lich ſey. Verzeihen Sie meine lange Ausſchweifune, ich
werde beſſere Gelegenheit haben, Ihnen nach unſerer
gluͤcklichen Nachhauſekunft von dieſem eben nicht ſehr
anziehenden Gegenſtande zu reden *),
Hr. Roullet in Marſeille ſchreibt uns vom 10.
Auguſt 1821 folgendes: „Herr Sieber meldet
uns, daß ersbald Geld für Sie an uns fen:
den werde, allein da ſo eben ein Schiff ab⸗
geht und Hr. Rohaut die ihm uͤberſchickte
Summe nicht mehr getroffen hat; fo n glau⸗
ben wir, da fie deſſen bedürftig ſeyn koͤnn⸗
ten, den Hn. Saulinier zu erſuchen, Ihnen —
zur Benutzung der Gelegenheit — einſtwei⸗
len 2000 Fr. zu zahlen.
Da ich glaube, daß Sie mit An. Roullet wer
gen dieſem uͤbereingekomen ſind, ſo habe ich ſogleich von
Ihrer Gute Gebrauch gemacht, und dieſes Geld wieder
in Beſchlag genommen, welches mir nie erwuͤnſchter ge—
kommen waͤre. Auch erfahren wir aus Ihrem Brief
vom 8. Mal, daß Sie uns Kleider ſenden wuͤrden.
Wir danken Ihnen im Voraus dafür, und bitten vor—
zuͤglich um Stiefeln und Schuhe, welche hier entſetzlich
) Dieſes iſt dier vonzugsweiſe von den überaus rohen Bewoh⸗
nern der Kuͤſte von Mozambique zu verſtehen, iſt aber bei
den gütmöthigen Negern der Kuͤſte don Guinea, die unſere
waͤrmſte Theilnahme verdienen, nicht der Fall. Herrn
Hilſenberg, darf man aus keinem andern Geſichts⸗
punkte beurtheilen als aus jenem, vermoͤge dem der wilde,
robe, ungebildete, tyraniſirte Menſch ein Scheuſal der Na⸗
tur iſt, indem uns Religion, achte Menſchenliebe gebieten,
Hoffnungen zu naͤhren, welche durch Ahſchafung des Mens
ſchenhandels nicht eingetreten find; dieſem ſollen Miſſions⸗
anſtalten in den Negerlaͤndern fo'gen, wobei wir auf unſere
eigene Rohdeit, f var Barbarei gegen unfere
SID) vergefien dürfen. g
en ee nicht vergefl r W. Stehet⸗
442
theuer find. Kein Schuſter iſt hier im Stande ein Paar
gute Schuhe für Excurſionen zu machen Laſſen Sie
dieſelben aber nicht vis-A-vis Ihrer Wohnung machen,
der Kerl hat alte Patrostaſchen und Schurzfelle dazu
genommen, und alles iſt itzt in Fetzen. Man trägt ſich
wegen der Hitze fo leicht hier, deß der Anzug nur et—
liche Pfund wiegt. Unſere Tuchkleider ſind uns außer
einem Fracke alle unnuͤtz; wollen Sie guͤtigſt jedem ei
nem huͤbſchen Frack nebſt etlichen weißen Weſten ſenden,
ſo werden wir eben nicht boͤſe ſeyn. Man muß ſich
hier, um bei jemanden zu erſcheinen, ſehr ſauber Eleis
den; die Walder, die Regen, die Hitze zerſtoͤren die
Faͤden doppelt ſo ſchnell als in Europa Bucher brin—
gen Sie ja mit wenn fie können: Decandolle Syllema
vegetab., den laufenden Jahrgang der Iſis, die bot.
Zeitung, Spre ngels Entdeckungen in der Botanik
und fo mehreres andere. Cataloge von Gärten, damit
wir wiſſen, wes itzt in Europa ckiſtirt. Könnte ich Ih⸗
nen nur alle die ſchoͤnen Pflanzen ſenden, welche hier ſo
häufig ſind, und von denen prächtige Setzlinge ausge—
hoben werden koͤnnten. — Dann ſenden Sie uns £
Dutzend ſchoͤne Tobackspfeifen, beſonders Meerſchaum—
koͤbpfe; mit einem ſolchen Praſent wirken wir Wunder,
unſere Bekannte haben uns himmelhoch darum gebeten.
Bojer ſprach von einem Farbenkaſtchen. Um Noten
möchte ich Sie ſehr angehen, Muſik macht unfere eins
zige Erhohlung in dieſer paradiſiſchen Gegend aus. —
Unter dem hieſigen Geſchlechte herrſcht viel Freiheit und
Ungebundenheit, und ausgezeichnete Muſter von Schoͤn—
heit und Bildung find nicht ſelten. Weiber kann man
nehmen! jo viel man will, und ich kenne einige Kreo—
len (daſeloſt geborne Weiße), welche jedesmal bei An—
kunft von Fremden ihre eigenen Madchen um 200 — 300
Piaſter — vermiethen! — Meinen lieben Eitern nach,
Erfurt ſchreibe ich nicht, weil Sie ſchon die Güte ha⸗
ben werden, Ihnen mein Wohlſeyn zu melden, und
alle Umſtände unferer Reiſe auseinander zu ſetzen. Wehr
muͤthig find meine Empfindungen, und nur leiſe und
ſanft ſollen meine Erinnerungen an meine Geſchwiſter
und Eltern ſeyn, um ihren Verluſt nicht fo ſehr zu
fühlen; das Schreiben an Sie fallt mir hart gn. Ich
laſſe meine Eltern ſo wie meine Geſchwiſter viel tau—
ſendmal grüßen, und erbitte mir auf alle Falle einen
langen Brief von ihnen. Wollen Sie ihnen einige
Muskatennuͤſſe und andere Seltenheiten mittheilen, ſo
werden Ste mich ſehr verbinden. Empfehlen Sie mich
vielmal H. K. nebſt allen guten Freunden und Bekann—
ten in Prag, Wien und Insbruck! — Mit Ungeduld
erwarten wir Ihre Briefe, um über unſer Bleiben oder
Weiterreiſen Ihre Maaßregeln zu erhalten. Bojer
der wieder ganz hergeſtellt iſt, vereinigt feine Wuͤnſche
mit den meinigen, daß Sie doch einmal mit Ihrem
Werke über die Hundswuth reuffiren möchten; hier tft
feit einiger Zeit alles ſtill. Wären Sie doch da newefen.
wie ir kamen, das war ein Lärm! Werden Sie uns
wohl nachreiſen oder uns das Werk ſenden? Ich habe
mir das Nro. des Moniteurs gemerkt, wo von Ih—
nen die Rede war, dieſes Blatt habe ich erhalten, und
uͤberzenge jeden, der nach Ihrem Buche „feige, daß die
28
443
Bundes⸗Verſammlung Ihre Angelegenheiten bes
reits in Ordnung gebracht haben wird). Wenn Sie
es koͤnnen, thun Sie es umſonſt; wenn Ihnen jetzt die
Menſchen nicht dankbar ſeyn wollen, ſo werden Sie
Gotteslohn erndten — *) auch hätte ich, wie ich kam,
helfen können! — Wir lechzen Ihren Nachrichten ent:
gegen.
Leben Sie wohl und "behalten Sie lieb Ihren ge
treuen 8
Karl Theodor Hilſenberg.
NB. Schade, daß ich Ihnen die Blaͤtter von Bi—
gnonia cauliflora und Bombax gollypinum nicht mit
der Kiſte ſenden konnte; ſie brechen erſt itzt aus, auch
kommt die himmliſch ſchoͤne Barringtonia erſt recht in
die Bluͤthe.
Mehrere von Ihren aͤgyptiſchen Saamen, die ich
im botaniſchen Garten gepflanzt habe, ſind aufgegangen;
Sie werden uns auch gefalligſt ein großes Paquet, von
allerhand Tulpenzwiebeln u. ſ. w. zukommen laſſen, um
ſie hier einzufuͤhren. — Von Wallich habe ich noch
keine Antwort, ſeine Reiſe nach Nepaul wird Ihn
daran verhindert haben.
Herrn Maximilian Opitz Pflanzentauſch
in Prag.
Als Beantwortung des Aufſatzes Iſis Heft V.
Litt. Anzeiger S. 164.
Es giebt wohl ſchwerlich Jemanden, der mit einer
ſolchen Bereitwilligkeit, Aufopferung, Mühe und Ars
beit, zugleich mit Hintanſetzung vieler Privatvortheile,
„) Nein lieber Freund, es iſt noch nichts geſchehen. Sie
find in Irrung, fo wie ich Ihnen muͤndlich auseinander
ſetzen werde. Schmeichelhaft und beguͤnſtigend war dieſer
Beſchluß keinesweges. Es heißt darinn, „wie ich es vor
meinem Gewiſſen verantworten koͤnne, fo
lange zu warten, bis mir mehrere Staaten
eine Penſionszuſicherung ertheilt haben wür⸗
den““!! Ich behandle mich daher nach dieſem Schauer
mit Fieberrinde.
. F. W. S.
) Sie wiſſen gar nicht lieber Freund, daß ich zu Grunde
gehe, wenn ich keine bedeutenden Zuſicherungen dabe, an
die ich mich halten kann. Die Menſchen wollen ja par
forge vom wuthenden Hunde gebiſſen werden, und muß ich
nicht vor Aerzten zittern, wenn meine Stimme mahnend an
ihr Ohr ſchallen wird?, Wer wird mich in Schutz nehmen?
Das Publicum wird uͤber das Spiel lachen, kein Menſch
wird mir aber helfen! Und hat mich nicht ſchon ein Arzt
um mein Vermoͤgen gebracht, daß ich alles verkaufen mußte
um zu Ihnen zu entfliehen? Das iſt aber das Vorſpiel zum
Gotteslohn, dieſer folgt dann nach, nicht wahr? Sie reden
lieber Hilſenberg, wie aus dem Traume! laſſen Sie
ſich bereden, die lieben theuren Europäer ihrem Schickſale
zu uͤberlaſſen, bis ſie ſelbſt nach dem Brette greifen; wer
ertrinken will, und nicht nach dem Brette haſcht, welches
ei 1 biete, dem belfe ich, nur aber ohne eigne Lebens
gefabr.
—
444
und Verzichtleiſtung auf den Genuß in den, ihm von
Amtsgeſchaͤften übrigen Stunden der Muße, der Wiſſen—
ſchaft und den Botanikern ſo viel Dienſte und Nutzen
leiſtete, als Hr. Opitz in Prag. Ich geſtehe es gerne .
und willig, daß ich mich zu dieſem muͤhſamen, zeitrau⸗
benden Geſchaͤfte keinesweges verſtehen koͤnnte, welches
wie wir uns bald uͤberzeugen werden, großer Aufmerk—
ſamkeit, ausgezeichneter Pünktlichkeit und einer beifpiele
loſen Geduld bedarf. ; k
Erleichterung des Studiums der Botanik durch
ſchnellere Mittheilungen fuͤr Anfaͤnger ſowohl als fuͤr
bereits gruͤndliche Botaniker, zugleich leichtere Beruͤhrung
mit allen Pflanzenfreunden zur ſchnellen und koſtenloſen
Mittheilung aller jahrlich geſammelten Naturſchaͤtze, war
ſein Zweck. Opitz ging von folgender Idee aus. —
Jeder angehende oder bereits erfahrne Botaniker
ſammelt jährlich in feiner Umgegend eine betrachtliche
Anzahl von Pflanzen, die ihm weder beſondere Muͤhe
noch beſondere Auslagen koſten, in geringer oder groͤ—
ßerer Menge. Unter dieſen finden ſich ſeltene, auch
ganz neue oder in andern Gegenden gar nicht vorkom⸗
mende Arten. Er benuͤtzt nun die Gelegenheit und,
ſammelt von jeder z. B. 80 Stuͤcke. Er wuͤnſchte ſie,
eben ſo viel Botanikern ſeines Landes oder entfernten,
mitzutheilen; jeder dieſer Botaniker wuͤnſchte ſol⸗
che auch zu erhalten, allein einiger weniger Pflanzen
wegen das theure Brief- und Poſtporto auszulegen, hins
dert die meiſten darum zu erſuchen, und den Beſitzer fie
anzubieten. Denn er wäre genoͤthigt 80 Paquete abzu⸗
ſchicken und 80 Brieſporto zu bezahlen, welches nun
offenbar von einer Seite den nothwendigen Verkehr er-
ſchwert. Betrachten wir aber von der andern Seite,
daß dieſe 30 Botaniker, und zwar jeder derſelben —
gleichfalls durch das Jahr hindurch ſeltene Pflanzen in
eben dieſer Anzahl geſammelt haben, ſo muͤßte jeder
derſelben an feine 49 übrigen Coreſpondenten 49 Briefe
ſchreiben, eben fo viele Paquete abſchicken und für eben
ſo viele das Poſtporto zahlen. Nan erlaube mir daher,
zu bemerken, daß hiemit 80 mal 30. Briefe, demnach
2500, und eben fo viele Paquete mit dem Poſtwagen
abgeſchickt und bezahlt werden müßten.
Herr Opitz nahm ſich daher vor, allen jenen, wel—
che mit andern nahen oder entfernten Botanikern in
Tauſch ſtehen, und ſich, was fie nicht beſitzen, auszu—
ſuchen pflegen, vorzuſchlagen, ihm ihre Herbarverzeich—
niſſe zuzuſenden und zugleich ihre jaͤhrlich geſammelten
Pflanzenduplicate ſaͤmtlich einzuſchicken, indem er geneigt
ſey, z. B. von den 50 eingeſendeten Exemplaren ſeiner
Species jedem der uͤbrigen 49 Botaniker, dieſe nach
feinem Herbarverzeichniß fehlende Pflanze zuzuſchicken,
und aus den 30 ihm zugeſendeten Duplicatenfammluns
gen jedem das zu uͤbermachen, was er vermoͤge demſel—
ben beduͤrfe. Dadurch erklaͤrte Hr. Opiz, wird jeder
ſammelnde Tauſchfreund der Muͤhe uͤberhoben, 80 Briefe
zu ſchreiben und 80 Paquete abzufenden und etwa fo
viele kommen zu laſſen, oft Porto umſonſt zu zahlen
u. dergl., im Gegentheil erhält er mittelſt einer eins
zigen Sendung alles, was ſaͤmtliche 50 Botaniker in
dieſem Jahre Intereſſantes geſammelt haben.
Nun nahm er ſich, durch den Beitritt von go ſol—
445
chen Tauſchfreunden berechtigt, die Freiheit, 1) Verzeich—
niſſe der in ſeiner Gegend wachſenden ſeltenen oder ge—
meinen und in bedeutenderer Anzahl zu ſammelnden Ge—
waͤchſe von jedem einzelnen dieſer 80 Correſpondenten
einzuſodern.
2) Damit nicht ein und dieſelbe Species von ver—
ſchiedenen Seiten mehrmal eingeſendet wuͤrde, ſie nur
von einem Orte zu verſchreiben.
3) Beſtimmte er eine Zeit, bis zu welcher die ſaͤmt—
lichen Beſtellungen einlaufen ſollten, und begann ſogleich
darauf, jedem derſelben ein Paquet aus allen dieſen er—
haltenen Sendungen zuſammenzurichten, und ſendete es
auch puͤnktlich ab.
Was kann nun ein Botaniker ſehnlicheres wuͤnſchen,
als ein ſolches Central-depot, wo er ſeine uͤberfluͤſſigen
Pflanzen deponiren, und nach und nach lauter ſolche,
die in feinem Verzeichniſſe nicht befindlich find, dafür
ohne Muͤhe und ohne Koſten ſo leicht erhalten kann?
Bel Hr. Opitz geſchieht keine Verzoͤgerung, nicht die
geringſte Unordnung; aber die Unzufriedenheit einiger
entſtehet, daß, weil andere die beſtellten Pflanzen oft
nicht ſammeln und einliefern, ſie von Hn. Opitz nicht
doppelt beſtellt werden koͤnnen, jene ihre verlangten
Species nicht erhalten, und je mehr ſie bereits an ſel—
tenen Arten beſitzen und ihr Herbar vervollſtaͤndigt ha—
ben, ſich unmoͤglich ſo viel, und zwar von Jahr zu
Jahr immer weniger, an intereſſanten Gewaͤchſen vor—
finden koͤnnen, hiemit dieſelben immer mehr einliefern
muͤſſen, als es moͤglich iſt, dieſelbe Zahl in den Gegen—
ſendungen beobachten zu koͤnnen. Die Flora Deutſch—
lands, kultivirte Gewaͤchſe mit eingerechnet, muͤſſen in
ein paar Jahren fuͤr einen jeden Correſpodenten! er—
ſchoͤpft werden. [fo]
Man muß dem Hn. Opitz auf das verbindlichſte
danken, daß er die wenigen feiner Erholungs Stunden
ſo guͤtig und hoͤchſt uneigennuͤtzig, dem Intereſſe ſo vie—
ler Freunde der Botanik aufopfert; man wird doch wohl
ſelbſt am beſten zu beurtheilen im Stande ſeyn, was
das heißt, itzt ſchon 112 Tauſchfreunde jaͤhrlich 2 auch
Zmal zu befriedigen, an alle zu ſchreiben, allen die ent⸗
ſprechenden Beſtellungen zu machen, und jedes derſelben
Herbarienverzeichniß zu konſultiren und in Ordnung zu
halten.
Der hochgeachtete Herausgeber der Iſis er⸗
waͤhnte bei meiner Anweſenheit in Jena im Aprilmo—
nat l. J., daß er An. Opitz bedaure; ein Aufſatz wäre
gegen ſeinen Tauſchverkehr eingeſendet, welcher ihm gar
nicht angenehm ſeyn werde. Da ich nicht denſelben zu
leſen bekommen konnte, um zu wiſſen, was er enthielte,
die Klagen des Hn. Opitz, wegen unrichtiger Einſen—
dung und manchen darunter befindlichen mangelhaften
Exemplaren, aber nebſt mehreren andern Umſtaͤnden,
wohlunterrichtet kenne; ſo habe ich nicht ermangelt, da
ich auf meiner Reiſe nicht Zeit dazu hatte, itzt nachtraͤg⸗
lich in Marſeille, da das Schiff, mit dem ich nach
der Inſel Mauritius und Madagascar abfegele,
N
60
— > ESSEN
7
446
noch nicht die Anker gelichtet hat, für Hn. Opiz die
ihm allenfalls zu nahetretenden Bemerkunges hiemit zu—
ruͤckzuweiſen.
Ich glaube ſchwerlich, daß der Beſchuldiger von
der Tendenz des ganzen Unternehmens gut unterrichtet
ſey, und daher groͤßere Prätenfionen an die Anſtalt
mache, als hiermit in der Natur der Sache gegruͤndet
iſt; fuͤr jeden Fall kann nach meiner geringen Einſicht,
dem Herrn Opitz gar nichts zur Laſt gelegt werden.
Nicht ſein eigenes Intereſſe leitete ihn bei dieſem Ent—
wurfe, welchen außer mir ſo viele Botaniker ſehr lo—
benswerth gefunden haben, und den z. B. Hr. Dr. M.
Weihe, ſodann Hr. Medizinal-Aſſeſſor Günther in
Breslau fortwährend auf das eifrigſte unterſtuͤtzen.
Aus allen Gebuͤrgen Oeſterreichs, Krains, Salz
burgs, Suͤd- und Norddeutſchlands, ſelbſt aus Moskau
kommen Gewaͤchſe, an. Der Tauſch erſtreckt ſich auch
auf Saͤmereien, Inſecten, und alle andere Naturalien.
Ich ſelbſt habe mehrere kretiſche, aͤgyptiſche und
Palaͤſtiner Gewaͤchſe hoffentlich mit groͤßerm Opfer,
als der Hr. Beſchuldiger die ſeinigen, eingeliefert und
da ich die Zettel nicht ſelbſt ſchreiben konnte, eigends
drucken und dazu legen laſſen; kann daher auch keine
Beſchwerden — gegen den An. Opitz ſelbſt —
fuͤhren, welchem ich eine groͤßere Uneigennuͤtzigkeit, als
uns Beiden, mit vollem Rechte einraͤume. Hr. Opitz
iſt ein anerkannt ſtiller, gemuͤthlicher, aufrichtiger, fanfs
ter Mann, von biederm und zuverlaͤſſigem Character,
welchen jeder, der ihn kennt, auch ſchaͤtzen wird, der
ſich auch waheſcheinlich nicht vertheidigen wird, weil bei
uns ein jeder, der mit der Iſis in Beruͤhrung ſteht,
verpoͤnt, und im ſchwarzen Buche vorgemerkt iſt ).
Hr. Opitz wird, ſo wie ich, am Ende nichts als
Undank von ſeiner guten Meinung und ſeinem guten
Willen haben, und ſcheint den ihm anklebenden Fehler,
ſich um die undankbare Welt zu bekuͤmmern, noch nicht,
ſo wie ich, abgelegt zu haben; da ſeine Bemuͤhungen
uͤbrigens ſeine Exiſtenz nicht aufs Spiel ſetzen, ſo weiß
ich daß er, mancher Unannehmlichkeit ungeachtet, befts
moͤglichſt fortfahren werde, die Opfer wie bisher zu leis
ſten, denn Gewinnſt wird doch wohl der Hr. Bes
ſchuldiger dabei nicht vorausſetzen, ſondern hoffentich
bloß Gelderſparniß. Sollte derſelbe aber wirklich
durch die Opitziſche Tauſchanſtalt verkürzt oder unzufrle⸗
den gemacht worden ſeyn, ſo bin ich erboͤtig, meinem
achtungswerthen Freunde, dem Hn. Opitz zu Liebe, den
Schaden oder Verluſt mit capiſchen und indiſchen Ger
waͤchſen nach meiner Zuruͤckkunft beſtmoͤglichſt zu erfetzen,
und wuͤrde, wenn ich es noch in Prag anweſend ers
fahren hätte, für Arundo phragmites, Poa pratenlis,
Rhamnus catharticus und Achillea millefolium recht
gerne meine Weftindier Saccharum officinarum, Ante-
phora elegans, Myrtus [plendens und Conyza alope-
) Der achtungswerthe — zu feinem Ruhme in Baſel leh⸗
rende — Herausgeber wird hoffentlich in dieſen Worten,
das Gegentheil einer Beleidigung finden. d. V
; 4
447
auroides als Erſatz uͤberſendet haben, um den An.
Beſchuldiger zu einer gleichfalls offentlichen En t⸗ſchuldi—
gung freundſchaftlichſt zu vermögen ).
Marſeille, den 28. July 1822.
Franz Wilh. Sieber.
Einladung zu einem Pflanzen-Saamen- und In—
ſekten-Tauſch. a
Aufgemuntert durch eine Anmerkung des einſichts—
vollen und vortrefflichen Herrn Herausgebers unſeres
ſehr ſchaͤtzbaren Heſperus, daß ſich mein Vorſchlag in
Hinſicht einer Pflanzentauſchanſtalt von ſelbſt ſehr zu
empfehlen ſcheine, und von der Ungewißheit geleitet, ob
die k. bair. botaniſche Geſellſchaft zu Regensburg dieſen
meinen bereits von mehreren Seiten gebilligten Gedan—
fen realisiren möchte, habe ich mich ſelbſt entſchloſſen,
dieſen Tauſch zu beginnen. Wie die Liebe zur Wiſſen—
ſchaft erhalten und genährt werde, wenn ſich der Anfäns
ger gleich Anfangs in den Stand verſetzt ſieht, ſeine
begonnene Sammlung mit vielen bereits beſtimmten Ge—
wächſen oder Inſekten zu vermehren, wird jeder Freund
dieſes Wiſſens nur zu gut aus eigener Erfahrung be—
ſtaͤtigen koͤnnen. Wie angenehm wird es ihm auch dem:
nach ſeyn, ſich gleich in den erſten Jahren feiner wiſ—
ſenſchaftlichen Laufbahn mit einem großen Theile von
Naturforſchern zu befreunden! Der weiter vorgeruͤckte
Naturforfcher wuͤnſcht dagegen oft Pflanzen oder Inſek⸗
ten, ſelbſt gemeinerer Art, zur Vergleichung oder bloß
aus dem Grunde, um mehrere Exemplare zur genauern
und öftern Unterſuchung von ein und derſelben Art in
ſeiner Sammlung aufzubewahren, zu erhalten. Wie
vielerlei koſtſpielige Verbindungen ſind nun erſorderlich,
um ſeinem Zwecke naͤher zu ruͤcken? Welcher Geld- und
Zeltaufwand wird dazu erfordert, um dieſen Zweck moͤg⸗
lichſt zu realiſiren? Wer endlich feine Sammlungen durch
den Ankauf von Pflanzen oder Inſekten vermehren will,
wie viele Arten muß er hier kaufen, oft theuer kaufen,
um einige wenige ihm noch ſehlende Arten zu erhalten?
Oer minder bemittelte wird natuͤrlich durch dieſe Hin—
derniſſe in einem ſonſt ſo reizenden Studium, durch die
Unmoͤglichkeit eines ſchnellen Weiterſchreitens zuruͤckge—
ſchreckt, und die Wiſſenſchaft verliert oft einen ihrer
Verehrer, der den beſten Willen hatte, und vielleicht
ſehr viel zu leiſten im Stande geweſen wäre. Damit
er itzt den Wuͤnſchen eines ſeiner Correſpondenten genuͤ⸗
gend entſpreche, braucht er oft Jahre, eine Menge Neis
fen, die ihn feine naͤchſte Umgebung vernachlaͤßigen hei⸗
ßen. Jeder Einzelne kann daher gegenwaͤrtig nur mit
wenigen Naturforſchern in nahe Berührung kommen,
nur wenigen bekannt werden. Ich befinde mich ſelbſt
in dieſer Lage, und von eigenem Beduͤrfniß ergriffen,
entſpann ſich der erſte Gedanke zu dieſer Tauſchanſtalt.
ur beſſern Weherficht des gefälligen Naturſteundes fen
ME Einladung des Hn. Opitz iu einem Pflanzentauſch bei⸗
gefuͤgt
448
Ich finde nichts leichter, als daß jeder Naturforſcher
die Eigenheiten ſeiner naͤchſten Umgebung in Mehrzahl
einſammle, weil dieſe ohne große Beſchwerden zuſammen
zu bringen ſind, jedem andern willkommen ſeyn werden,
und ihm nützlich, weil er fir dieſe verhaͤltnißmaͤßig ent⸗
ſchaͤdigt wird. Pflanzen, die einer Gegend eigen ſind,
kommen daſelbſt auch haͤufig vor, und es iſt oft ohne
alle Beſchwerde eine Parthie von 2 — 400 Exemplaren
in einem halben Tage geſammelt. Erhalte ich nun ſtatt
4 oder 8 Pflanzen a 25 Exemplaren, 75 oder 150 vers
ſchiedene, mir noch fehlende, oder von mir gewuͤnſchte
Arten, welcher Vortheil, beſonders fuͤr den Anfaͤnger,
der erſt die dunkeln Hallen des Tempels der lieblichen
Flora zwar mit Liebe, aber doch mit Schuͤchternhelt bes
tritt. Welche Erleuchtung feines myſterioͤſen Eingangs
findet er bei jedem neuen Zuwachs? Wie erfreut ſich
fein Innerſtes dabei? Welchen Sporn zum Weiterſchrei⸗
ten findet er darin? Welch' Vergnuͤgen fühlt er endlich
dabei, Pflanzen vor ſich zu ſehen, die von ſo vielen,
ihm zum Theil noch unbekannten, zum Theile von Nas
turforſchern, für die er ſchon lange innige Verehrung
fuͤhlte, in ſo verſchiedenen, oͤfters ſehr intereſſanten und
ihm merkwuͤrdig gewordenen Gegenden geſammelt wur—
den? Ich muß aus Erfahrung geſtehen, daß dieß Vers
gnuͤgen, vereint mit jenem, wenn ich mein. Herbar
durchſehe, und mir bei jeder Pflanze, die ich ſelbſt in
ein oder der andern Gegend geſammelt habe, das Bild
dieſer Gegend fo friſch, fo lebhaft vor mein Gedaͤchtniß
zuruck rufe, indem die Phantaſie auch nicht den geringe
fuͤgigſten Nebenumſtand hinzumalen vergißt, eines der
ſeligſten Genüße für mein Gedaͤchtniß finde.
Aus dieſen gewiß nicht unwichtigen Gruͤnden habe
ich mich entſchloſſen, zur gegenſeitig leichtern und ſchnel⸗
lern Verbindung zwiſchen den Hrn. Naturforſchern, fo
wie zur Erleichterung fuͤr die Herausgeber getrockneter
Gewaͤchſe und beſonders fuͤr Anfänger, die nicht Geles
genheit haben, große Exkurſtonen zu machen, um viele,
vetſchiedene Arten im wildwachſenden Zuſtande zu fams
meln, die jedoch im Stande ſind, einzelne Arten in
Mehrzahl zu liefern, dieſen Tauſch fuͤr dieſelben gegen
die nachſtehenden Bedingniſſe zu beſorgen:
I) Bitte ich mir erſt das vollſtaͤndige, alpha⸗
betiſche Deſideraten- und Doubleten⸗
Verzeichniß ſowohl inn⸗ als ausländi⸗
ſcher Gewaͤchſe, ſowohl von Phanerogas
men als Cryptogamen, dann eines jener Are
ten die im naͤchſten Jahre in Mehrahl geſammelt
werden koͤnnten, koſtenfrei ſobald als moͤglich
einzuſenden, um hiernach die gegenſeitigen Beduͤrf⸗
niſſe aller Hrn. Theilnehmer (itzt ſchon 40 an der
Zahl in den verſchiedenſten Gegenden) beachten,
und die nothwendigen Beſtellungen machen zu föns
nen, auch die gewuͤnſchten, bereits vorräthigen Ars
ten ſo vorzubereiten, damit ſie gleich bei Ueberſen⸗
dung meiner Auswahl wieder ruͤckgeſendet werden
koͤnnen. Ich bitte überall die alphabett⸗
[he Ordnung ſtreng beobachten zu wol⸗
len, weil nur dadurch dieſes muͤhſame Geſchäft en
leichtert werden Bann.
449
So wie dieſe Verzeichniſſe bei mir einfangen,
werden ſie in das allgemeine alphabetiſche Verzeich—
niß eingetragen, und ſo wie die Deſiderate bei mir
vorgemerkt find, nach eben diefer Ordnung wird
bei Einlangung ein und der andern Pflanze auch
auf die vorgemerkten Ann. Naturſorſcher, die be—
reits eine Forderung an der Tauſchſammlung haben,
Ruͤckſicht genommen; dagegen werden auch nur deſi—
derirte Pflanzen, ſobald ſie ſich unter den ange—
zeigten Doubleten befinden, ausgewaͤhlt und beſtellt,
bloß aus dem Grunde, damit ich nicht mit einem
allzugroßen Pflanzenvorrathe uͤberfluͤſſig belaſtet
wuͤrde, und damit die Gewaͤchſe, ſo viel als moͤg—
lich friſch und nicht veraltet geliefert werden koͤnn—
ten. Beſonders durch die Auswahl jener Pflanzen,
welche im Laufe des Jahres geſammelt werden
koͤnnen, wird erſt dieſes Gefchäft feine gehörige
Zweckmäßigkeit und Richtung erhalten, und beſon—
ders Anfaͤngern Gelegenheit darbisthen, ihre Samm—
lungen ſchnell zu vermehren. Wer am erſten Hand
zur Foͤrderung dieſes Tauſches bietet, hat auch die
meiſte Gelegenheit, ſelbſt gemeinere Gewaͤchſe abzu—
ſetzenz je fpäter der Beitritt geſchieht, um fo mehr
werden Eigenheiten erfordert werden, jedoch wird
ſtets der Naturforſcher hierbei ſeine Rechnung fin—
den koͤnnen, wenn meine Einladung ſo beherziget
wird, wie ich es wuͤnſche.
2) Erſuche ich die Exemplare einer Art mit einem eige—
nen Folioumſchlagsbogen von Makulatur oder Loͤſch—
papier zu verſehen, auf dieſen an dem obern linken
Rande den ſyſtematiſchen Namen, die Zahl der
Exemplare, nebſt dem Namen des Hrn. Einſenders
zu ſchreiben, und jedem vollſtaͤndigen und
gut getrockneten Exemplare ein Zettelchen
mit dem ſyſtematiſchen Namen, dem Fundort und
Finder, bei kultivirten Arten ſtatt dem Fundort den
Namen des Cultivateurs beizufuͤgen, und den Trans—
port ſelbſt in alphabetiſche Ordnung zu legen.
Dieß alles iſt zur Erlangung einer Gleichfoͤrmigkeit
und Ordnung erforderlich, durch deren Huͤlfe ich
bloß allein im Stande bin, dieß Geſchaͤft mit der
noͤthigen Gewandtheit zu beſorgen. Nebſt dem wolle
es gefällig ſeyn, eine Abrechnung beizufügen, wie
Exemplare im Ganzen eingeſendet werden, um meis
nerſeits bemerken zu koͤnnen, wie viel ich dagegen
dem Hrn. Einſender verguͤte, und wie ſtark feine
Forderung an Inſekten, Pflanzen oder Samen vers
bleibt. Jedem Hrn. Einfender bleibt uͤbrigens das
Recht vorbehalten, wenn er binnen einem Jahre
nicht den vollen Erſatz fuͤr die eingelieferten Exem—
plare erhalten würde, feine Forderung zuruͤckzuneh—
men, und wenn nicht mehr alle Exemplare da waͤren,
fo viele andere Arten, die früher in feinem Defls
deraten-Verzeichniß ſtanden.
3) Wird bei mir keine Reviſton. der Beſtimmungen
Statt finden, und jeder Hr. Einſender mit ſeinem
Zettel für deren Richtigkeit buͤrgen, weil hierzu das
gemeinſchaftliche Herbar Prag's (Siehe Andres Heſpe—
rus 1817) beſtimmt iſt. Dießfalls muß ich daher
beſonders Anfaͤnger und Dilettanten, die erſt das
Eitt. Anz. J. J. 1822.
— m 450
Studium der Botanik zu Bultiviren gedenken, auf
meinen Auffatz über das Erubium der Botanik in
Boͤheim, welche in der Zeuſcheift Krotos 1819
2tes Heft S. 22 — 42 eingerückt iſt, aufmerkſam
machen
4) Erbitte ich für die Tauſchſammlung von den einzu⸗
ſendenden Exemplaren in Verhältniß des Abſ— tzes den
Aten Theil, um für die Zukunft einen ſtets ſteigenden
Artenverlag zu bilden, der immer mehrere Dejides
rate zu befriedigen im Stande ſeyn möchte, und der
im Falle einer möslihen Aufloͤſung diefer Samm⸗
lung nach den verbleivenden Forderungen unter die
Hun. Theilnehmer vertheilt werden fol.
5) Bitte ich gefälligf die Einleitung treffen zu wollen,
damit die Ein: und Ruͤckſendung der Pflanzen,
Saamen und Inſekten für mich koſtenfrei geſchehe.
Dieß kann ſehr leicht eingeleitet werden, da doch
beinahe Jeder mit einer Buchhandlung oder einem
andern Handlungshauſe, das mit Prag in Verbin⸗
dung ſtehet, Bekanntſchaft haben oder doch erlangen
wird, welches das Paquet feinem Handlungsballen
gegen eine mäßige Provifion beipacken kann, auf
welchem Wege dagegen wieder meine Sendung an
den Hru. Einſender gelangen koͤnnte. Die Ausgleis
chung der Zahlung haͤtte aber der Hr. Einſender zu
bewirken, und dem Prager Handluugshauſe Ordre
zu geben, das Paquet von mir zahlungsfrei zu übers
nehmen. Fuͤr alle Hun. Naturforſcher außer den
oͤſterreichiſchen Staaten fuͤge ich nur noch die Be—
merkung bei, daß für Briefe und Paquete auf der
Poſt, wenn fie auch frankirt werden, von dem Ems
pfaͤnger das Poſtporto von der Graͤnze bis Prag
bezahlt werden muß, deshalb glaube ich beſonders
dieſen den Weg durch Buchhandlungen oder andere
Handlungshaͤuſer empfehlen zu dürfen.
6) Bin ich bereit auf gleiche Art den Saamen- und
Inſektentauſch zu foͤrdern. Hier gelten alle beim
Pflanzentauſch bemerkten Mod taten. Die Saas
men erſuche ich in Papierkapſeln verwahrt, mit dem
Namen des Hen. Einſenders verſehen, einzuſenden,
und jedem Juſekte ein fo viel moͤglich kleines Zettel⸗
chen mit dem Namen des Juſekts und des Hrn.
Einſenders beizugeben, und die Juſekten hoch zu
ſtecken.
Nur die Theilnahme der Hun. Naturſorſcher
ſelbſt wird die Ausdehnung beſtimmen, welcher dieſer
bereits glücklich begonnene, mehrſeits gebilligte
Tauſch faͤhig wird. Beſonders wird es aber dem
Anfänger angenehm ſeyn, wenn er z. B. ſtatt 4 Arten
a 23 Exemplaren, die ganz leicht die Beute einer
einzigen Ersurflon ſeyn können, 75 verſchiedene feiner
Sammlung noch fehlende Arten erhalt, und 180
verſchiedenen Pflanzenfreunden bekannt werden kann.
Ich erſuche demnach jeden Hrn. Naturforſcher, der
dieſem Tauſche feinen Beifall ſchenken ſollte, guͤtigſt
mitwirken zu wollen, recht viele Theilnehmer für
dieſen Tauſch zu gewinnen, weil nur durch die Menge
der Theilnehmenden die einzelnen Sammlungen zu
der moͤglichſten Vollſtaͤndigkeit gelangen koͤnnen. Be:
ſonders bitte ich aber, Anfaͤnger, die ich nur durch
29
——
451
bloßen Zufall kennen lernen könnte, die mir aber
ſonſt ganz unbekannt bleiben würden, auf dieſe fuͤr
ſie guͤnſtige Gelegenheit aufmerkſam machen zu wollen.
Prag, am 26 Junius 1819.
Philipp Maximilian O piz,
correſp. Mitglied der mähr. ſchleſ. Ger ich.
der Natur- u. Landeskunde in Brünn, wohn—
haft auf der Neuſtadt, in der Pflaſtergaſſe,
Nr. 1036 im 2ten Stocke.
Berichtigungen und Beſtimmungen
fuͤr das Herbarium der Flora martinicenſis.
Ich war ſo eben im Begriffe mich zur Reiſe vorzu—
bereiten, als der erſte Transport aus Weſtindien von
der Inſel Martinique ankam. Die Pflanzen übers
raſchten mich eben ſo ſehr, als ſie mich befremdeten.
Schnell mußten ſie geordnet und beſtimmt werden. Die
Buͤcher fehlten dazu. In den Ferien iſt die koͤn. Bi⸗
bliothek geſchloſſen, Graf Sternbergs Bibliothek be—
fand ſich auf dem Lande, und mir blieb mein kleiner Haus—
rath uͤbrig, bis Herr Prof. Mikan die beſondere
Guͤte hatte, mir die Benutzung ſeiner zahlreichen Buͤcher⸗
ſammlung zu geſtatten.
Ich gebe daher im Allgemeinen meine Beſtimmun—
gen, ſo wie ich ſolche ſpaͤterhin allenfalls zu berichtigen
Gelegenheit hatte, und werde die ſich ergebenden Ab—
weichungen immer anzeigen, ſo wie ſich die Anſicht uͤber
dieſelben verandert; auch hatte ich Gelegenheit, die Par
riſer Mufien waͤhrend meinem kurzen Aufenthalte nur
wenig zu benutzen, welches indeſſen kein guͤnſtiges Vor
urtheil dafür erwecken ſoll, indem ich erſuche, die ab—
weichenden Meinungen gefaͤlligſt anzuzeigen. Wie es
indeſſen mit den zu hoffenden Herbarien vom Senegal,
Bourbon, Isle de France und Madagascar ergehen
wird, weiß ich in der That nicht. Die Zahl der neuen
Gewaͤchſe wird zu groß ſeyn, um ſie in kurzer Zeit alle
zu unterſuchen und zu benennen, uͤbrigens bin ich ſelbſt
abweſend; zum andern Theil wird die ſchnelle Heraus—
gabe dieſer Herbarien unumgaͤnglich nothwendig, um die
Unkoſten der Reiſe wieder erſetzt zu ſehen. Die unge—
heuren Vorraͤthe in den Parifer Muſaͤen aus allen Theis
len der Welt find zwar nach dem natürlichen Syſteme
alle geordnet und die Gewaͤchſe in Familien und Ge⸗
nera fo viel als moͤglich abgetheilt; allein faſt alle
Species nicht definitiv beſtimmt. Zum Studium kein
beſſerer Platz, allein zu gegenwaͤrtigem Zwecke kaum das
große allgemeine Herbarium im Jardin des Plantes ge
eignet, welches nur nach und nach geordnet und durch
dieſe Schaͤtze vervollſtaͤndigt zu vollkommenem Aufſchluß
brauchbar gemacht werden kann. Jedem iſt es zwar er⸗
laubt, in demſelben ſchriftliche Anmerkungen und Urtheile
zurückzulaſſen, jedermann kann aber daraus nicht bes
friedigt werden.
Indeſſen habe ich meine Arbeiten in fo weit geord⸗
net, daß ich, wo moͤglich nach Herausgabe dreyer Floren,
jedesmal eine Reiſe nach Patris und London, welche
eben auch gar zu Eoftfpielig nicht if, als man ſich vor:
452
ſtellt, machen werde, um die Berichtigungen zu ver⸗
anlaſſen, dieſen Herbarien die groͤßtmoͤglichſte Voll—
kommenheit zu geben, und ſie dadurch immer mehr jenen
Forderungen zu naͤhern, welche man bey dem großen
Materiale ſchwieriger erreicht. Es werden daher die
Herbarien zuerſt wie gewoͤhnlich nur mit gefchriebenen
Katalogen verſehen ſeyn, welche ſich auf die den Pflanzen
angehefteten Nummern beziehen; ſpaͤter werden ſolche,
wegen beſchleunigter Ausgabe durchgeſehen, naͤher be:
richtigt und gedruckt werden. Um den Gang der Un—
ternehmungen nicht zu hemmen, laͤßt ſich fuͤglich nichts
anders thun. Alle meine Transporte vom Senegal,
dem Capverde und Cajenne, dann von Bour⸗
bon und Isle de France u. ſ. w. werden faͤmmtlich
nach Prag gebracht und dort geordnet werden. Die
Adreſſe dießfalls bleibt, auch waͤhrend meiner Abweſen—
heit immer dieſelbe. — F. W. Sieber. Nr. 648.
Aliſtadt Prag. Bey Beſtellungen wende man ſich an
Handlungshaͤuſer, Buchhandlungen oder an Hrn. Ma xi⸗
milian Opitz, Neuſtadt Nr. 1036.
Die Floren, welche jetzt binnen der drei Jahre zu
erwarten ſind, duͤrften nachſtehende ſeyn:
a 400 Species. Lan
a 400 f
a 500
a 1000
Herbarium florae ſenegalensis
— — capoviridis
—B nn cayennensis
— — capensis
— — mauritianae à 400
— — — — — borbonicae & 400
— — — — — madagascar. à 400
wenn es die Umſtaͤnde und Verhaͤltniſſe zulaſſen, dieſe
ungeſunde Inſel zu bereiſen — eben ſo viele.
Die Beſtimmungen der jetzt erſcheinenden Flora mau-
ritiana hat Hr. Prof. Balbis zu Lyon übernommen.
Flora martinicensis.
Sectio prima, 250 Spec. in Insula Martinica
Indiae occidentalis continens.
EEE
F
1 Mangifera indica 30 Saccharum polystachyou
2 Boerhavia 31 Reimaria diffuse. Spr.
3 Linociera tetrandra, 32 Gynerium sacchardides.
4 Justicia secuuda. mas.
5 Piper umbellatum. 35 Poa polymorpha.
6 — — distachyum. 34 — diliaris.
7 — — auritum. 35 Eleusine indica.
8 Rhynchospora aurea. 36 — — domingensis.
9 — — — — ferruginea. 57 Rottboella stolonifera.
10 Eleocharis mutata. 38 Manisuris granularis.
11 Abildgaardiamonostachya 39 Pappophorum alopecu-
12 Oyperus viscosus. roidium.
13 — — scopellatus. 40 Auatherum bicorne.
14 — — sphacelatus. 41 nee pilosus.
15 Fuirena umbellata. 42 Antephora elegans.
16 Cyperus Kyllingioides 143 Banıbusa arundinacea,
Valle. 44 Coix Lachryma.
17 Cenchrus echinafus, 45 Spiegelia Anthelmia,
18 Killinga pumila, 46 Oldenlandia corymbosa.
10 Mariscus aggregatus. 47 Spermacoce tenuior.
20 Paspalum vaginatum. as Rivina humilis.
21 — — ciliatum. 40 Mirabilis Jalappa.
22 Saccharum oflieinarum. 50 Cissus sicyoides,
23 Pennisetum uniflorum. 51 Heliolropium. -
24 Agrostis marina Str. 52 — indicum.
25 — — tenacillima. 55 Cordia laevigata.
20 Panicum arundinacenm. 54 Allamanda cathartica.
27 — — jumentorum. 55 Cedrela odorata.
28 — — brevifolium. 56 Vinca rosea.
29 — — luscum. 57 Guettarda membranacea.
—
453
58 Guellarda rugosa.
59 Cordia Toqueva.
60 Varronia martinicensis.
0¹ monosperma.
62 Tournefortia bıcolor.
63 Messerschmidia punctata
Sprel. x
64 Cestrum vespertinum.
65 Solanum racemosum.
66 — crotonoides.
67 — — ferrugineum,
68 — — mammosum.
69 Physalis angulata,
70 Chrysophyllum argent.
71 Achras Sapota.
72 Lobelia longiflora.
75 Psychotria glabrata.
74 — — trıfolia. Sbr.
75 — — lutea.
76 — — horizontalis.
77 — — floribunda.
78 — — corymbosa.
70 Laurus martinicensis.
80 Psychotria crocea.
81 Tanaecium paniculatum.
82 Coflea arabica.
85 Chiococca racemosa.
84 Cephaelis violacea.
85 Schradera capitata.
36 Duhamelia patens.
87 Sauvagesia erecta,
88 Conocarpus racemosa.
80 erecta.
90 Cynanchum mucronatum
91 Cuscuta americana.
92 Chenopodium spathula-
tum. Sbr.
03 Microtca debilis.
Aralia capitata.
95 Loranthus americanus.
06 Dracaena terminalis.
97 Cleome spinosa.
98 Petiveria alliacea.
Rhexia trıchotoma.
100 Erithalis frulicosa.
101 Dodonea viscosa,
102 Weinmannia glabra.
103 Coccoloba uvifera.
104 Cardiospermum Halica-
cabum,
105 — — grandiflorum.
106 Laurus exaltata.
107 — Cassia.
108 Anacardium occidentale,
109 Hymenaea Courbaril.
110 Cassia virgata.
111 Parkinsonia aculeata.
112 Guilandina Bonducella.
113 Gaesalpinia pulcherrima,
114 Melia sempervirens.
115 Jussiena octovalvis.
110 Melastoma acuminatum
117 — — albicans.
118 — — calyptratum.
110 — — arborescens.
120 — — pplendens.
121 Casearia serrulata.
122 Banisteria purpurea.
125 — — aurifolia.
124 Casearia nitida.
125 Banisteria ovata.
120 Paullinia Cururu.
127 Swietenia Mahagoni.
128 Oxalis Barrelieri.
120 Bocconia frutescens.
R
130 Triumfetta rhomboidal.
151 Euphorbia maculata.
132 pilulifera,
155 prunifolia.
134 Psydium pomiferum.
155 Eugenia Jambos.
130 Caryophyllus aromatic.
137 Eugenla paniculata.
138 Myrtus splendens.
130 Capparis ferruginea.
140 — — eynophallophora.
141 Argemone mexicana.
142 Bixa Orellana.
143 Homalium racemosum.
144 Clusia venosa.
145 Clematis dioica,
140 Phlomis nepetaefolia.
147 Hyptis pectinata.
148 — — capitata.
140 — — Pseudochamaedr.
— atrorubens.
2
151 Salvia glandulosa.
152 — — Spicata.
155 — — Plumieri.
154 Ocymum frutescens.
155 Duranta Plumierii. .
150 Cytharexylon quadran-
ulare.
157 Petraea volubilis.
158 Hosta coerulea.
150 Valkameria aculeata.
100 Glerodendron fragrans.
161 Besleria cristata.
162 Capraria semiserrata.
Balb.
165 Bontia daphnoides.
104 Bignonia aegninochalis,
105 stans.
166 Tamarindus indica.
107% Malachra radiala,
168 Sida carpinifolia.
169 crispa.
170 — herbacea.
171 Urena sinuata.
172 Hibiscus elatus.
173 Mimosa casta.
174 — — tamarindifolia.
175 Polygala paniculata.
176 Amerimnum latifolinm.
177 Crotalaria retusa,
178 — — coerulea Jacꝗ.
179 Abrus precatorius.
180 Clitoria brasiliensis.
181 Robinia sericea.
182 — Sepium.
185 Hedysarum diphyllum.
184 Aeschynomene americ.
185 — — sensiliva.
186 Phaseolus semirectus.
187 Hedysarum tortuosum.
188 Indigofera Anil.
180 Eupatorium decussatum.
1 secundiflorum.
191 Ageratum conizoides.
coeruleum.
195 Tussilago nutans.
104 Conyza alopecnroides.
105 Baccharis serratifoli®
106 Conyza purpurascens.
107 Baccharis trinervia.
108 Verbesina gigantea.
1009 — — mutica.
200 — —
201 Wedelia frutescens.
202 Calea aspera.
1 —
203 Elephantopus spicatus.
204 Melampadium australe.
205 Rolandra argentea.
206 Dendrobium ophioglos-
soides,
207 Epidendrum ciliare,
208 Tricera citrifolia.
200 Urtica aestuans.
210 — — ciliarıs.
211 — — microphylla.
212 — — latifolıa.
215 Boehmeria ramiflora.
214 Ambrosia artemisiaefol.
215 Amaranthus spinosus.
210 Daleschampia scandens,
217 Croton leprosum.
218 — — corylifolium.
210 — — gossyplifolium.
220 Jatropha Manihot.
Curcas,
Hura crepitans.
Phyllanthus acuminatus
— — grandifolius.
Melothria pendula.
Yiscum verticillatum m.
— poem.
228 Picramnia pentandra,
229 Chamissoa altissima,
250 Iresine celosioides.
251 Cissampelos Pareira,
Lycopodium flabellatum
cernuum.
Mertensia pubescens.
Acrostichum aureum.
— Calomelanos.
— — Chrysophyllum.
238 Meniscium reticulatum,
259 Polypodium aureum,
240 — — caripense,
21 — — concimnum,
242 — . — suspensum,
243 — — Phyllitidis.
244 — — Lycopodioides
245 Lomaria striata.
Asplenium formosum.
247 — cirrhatum,
248 — marginatum.
240 Vittaria lineata.
250 Hymenophyllum decur-
Tens.
251 Justicia nitida.
252 — — pectoralis.
255 — — martinicensis. Jay.
254 Piper incurvum Sbr.
255 — — monostachyum.
250 — — dilatatum.
257 Commelina cayennensis,
258 Callisia umbellulata.
259 Rhynchospora sparsa.
250 Cyperus planifolins.
201 Rhynchospora longirost.
262 Machaerina restioides.
Vahl.
203 Oplismenus loliacens,
204 — —
265 Panicum arbusculumsbr.
266 — — amplexicaule,
267 — — arborescens.
268 Olyra paniculata,
209 Scleria latifolia.
270 Holosteum cordatum.
271 Ammannia latifolia.
272 Spermacoce spinosa.
275 Fagara Pterota.
274 Pavetta pentandra.
240
454
275 Potamogeton occidenta-
lis. Sbr.
276 Mirabilis corymbosa.
277 Heliotropiam e
278 Cestrum cauliflorum,
279 Ipomaea Quamoclit.
280 entaphylla,
281 Convolvulus Batatas.
282 Cordia Gerascanthus.
2853 Myrsine Rapamea.
284 Citrosma pyricarpa,
285 Pisonia subcordata.
2860 Datura Pseudostramo-
nium.
287 Capsicum frutescens.
288 Viola stipularis.
289 Lobelia conglobata.
200 Panax caribaea Sbr.
201 Achyranthes virgata.
202 Cleome pubescens. Sbr.
203 Pisonia aculeata.
204 Daphne tinifolia.
I re
256 Ardisia latifolia.
207 RhexiaChamaecistus. Sbr.
298 Melastoma Tamonea.
200 hirta.
300 Tetrapteris K ohautii.Sbr.
301 Oxalis Dillenii.
502 Paullinia barbadensis.
303 Haematoxylon campe-
chianum.
304 Capparis commutata.
305 Lindernia dianthera.
300 Xylopia frutescens.
307 Laurus Persea.
308 Rivina octandra.
300 Guania domingensis.
310 Calophyllum Inophyll.
311 Chrysobalanus Icaco.
312 Laurus 2
313 Sloanea Massoni.
314 Fresiera amplexifoliaSbr,
315 Eroteum undulatum.
310 Priva mexicana.
317 Cluitia Berteriana Balb.
mas,
318 Avicennia tomentosa,
310 Gesneria calycina,
320 Malachra fasciata.
321 Melochia tomentosa.
322 Mimosa tergemina.
525 — — Unguis cati.
324 — — corruscans.
525 — — corxiacea,
326 Pterocarpus lunatus. L.
327 Securidaca volubilis.
328 Ecastaphyllum Brownei,
320 Orotalania sagittalis.
350 Bidens- 5
351 — — leucantha.
352 Sparganophorus Stru-
chium.
333 „ triplinerve,
Vahl.
354 Monactis dubia. Humb.
335 Elephantopus carolinia-
nus.
336 Cymbidium lineare Jacg.
537 Pharus latifolius.
5358 Cissampelos Pareira fol.
toment.
539 Dorstenia Gontrajerva. -
340 Croton palustre.
541 — — scandens,
455
sag Hedyosmum nutans.
593 Guazuma ulmifolia,
344 Urtica crenulata,
545 Ilex, Sapium ?
340 Acrostichum undulatum.
347 Hemionitis palmata.
Zas Alsophila martinicensis.
— ———
FD
9
371 Adiantum obliquum.
372 Lonchitis hirsuta.
373 Diksonia aculeata.
374 Cyathea muricata.
375 — — horrida.
376 Trichomanes membra-
naceum.
377 Marchantia martinicens.
340 Polypodium grammicum
550 — — rotundatum. 578 Fucus Esperi.
551 — — crassifolium. 379 Salvia dominica.
552 — — loriceum. 380 Justicia androsaemifolia,
35 — — suspensum, 381 — — caxacasana.
554 — — subincisum. 382 — — e
35⁵ Aspidium thelipteroides 385 e fılıfor mis.
550 — — nodosum. 384 Panicum flavescens. Swy.
35) — — exaltatum. 585 Heliotropium demissum.
358 — trifoliatum Bpin- 580 Varronia globosa.
natum. 387 Cinchona caribaea.
588 Convolvulus nodiflorus.
380 Exolvulus veronicaefolius
390 Myrica laurina.
350 Lomaria martinicensis.
300 Daraea cicutariae.
201 Asplenium anthriscifol.
62 — — costale. 301 Lobelia Cliflortiana.
565 — — erosum. 392 Euphorbia linearis,
50 — — martinicense. 303 Myrtus Gregsii.
305 — — cultratum. 304 Gesneria veutricosa.
500 Pteris gigantea, 395 Melochia nodiflora,
367 — — biaurita. 500 Fhyllanthus mimosoides
368 — — pedata. 597 Diplazium plantagineum
369 Blechnum occidentale. 308 Adiantum radıalum.
370 Adiantum striatum.
D’itrviiles Reife um die Welt,
Lechen ault u. ſ. w.
Durvitle ein franzoͤſiſcher Seeoffizier (fo wie
Bory de S. Vincent) hatte die Reiſe mit einer
franzoͤſiſchen Fregatte in den Jahren 1820 und 1821
in den Archipelagus bis ins ſchwarze Meer nach
Colchis, amal gemacht, und eine bedeutende Anzahl
von Pflanzen erbeutet, welche er in einem kleinen Büs
chelchen bekannt machte. Unter dieſen zeichnet ſich be⸗
ſonders eine faſt ſtrauchartige Silene aus, welche ſtach⸗
licht iſt, und ſich daher an den bekannten Character der
Flora des Archipelagus anſchließt. Seine Samm⸗
lung. befindet ſich im Pariſer Muſaͤum bei den uͤbrigen.
Dur ville iſt vor wenigen Wochen aus Paris
nach Toulon abgegangen, um ein Schiff nach ſeinem
Beduͤrfniß auszurüften und damit nach dem ſtillen Meere
zu ſegeln, wobei er den Molucken, Neuguinea,
und den marianiſchen Inſeln feine Aufmerkſamkeit
ſchenken wird. Er und Calliaud find Mitglieder des
Inſtituts; eine ſehr lobenswerthe Einrichtung, vermoͤge
welcher man junge Maͤnner, die noch keine eigentlichen
Verdienſte beſitzen, durch Vorausbelohnung, ſich ſolche
zu erwerben antreibt; doch es iſt nicht jedem Staate
daran gelegen, Gelehrte zu beſitzen oder zu bilden!
Leſchenault wird dieſer Tage in Paris erwartet;
er kommt mit großen naturhiſtoriſchen Schaͤtzen über
Bourbon aus Pondichery, woſelbſt er ſich unger
/
456
fähe 5 Jahre aufgehalten hat. Seine Sammlung fol
unermeßlich feyn, und die Pariſer Muſaͤen bereichern.
Dieſe Reife iſt auf koͤnigliche Koſten ins Werk geſetzt
worden.
Delalande hat zur Belohnung ſeines Eifers,
mit welchem er das Vorgebuͤrg der guten Hoff⸗
nung bereiſte, nach Aushebung von ein bis drei der
beſten Exemplarn, das uͤbrige von der Akademie zum
Geſchenke erhalten, welches ungefahr 3 des Ganzen
betraͤgt. a ;
Nicht nur, daß derſelbe nicht „alles ohne Rück
halt einzuliefern verpflichtet war“ hat er aus
ßer dem Orden der Ehrenlegion noch eine jaͤhrliche Pen—
ſion von fuͤnfthalbtauſend Franken erhalten. Er
gehoͤrt alſo zur Ehrenlegion der Naturforſcher!!
Ein Rhinoceros von ihm erbeutet wird fo eben
mit großer Sorgfalt im Jardin des Plantes ausgeftopft.
Delalande wird wieder eine große Reiſe antreten,
deren Richtung noch nicht beftimme.ift. x
Außer diefen befinden ſich noch eine große Menge
anderer junger Männer für verſchiedene Fächer auf Kos
fien des Staats auf Reiſen; Ihre Ruͤckkunft wird nur
dann bekannt, wenn fie bedeutende Materielle Gegen—
ftände erbeutet haben, oder wenn ſonſt das Publikum
allenfalls Antheil an dem Erfolge der Reiſe nehmen
duͤrfte. Ich glaube in dem Betragen der Franzoſen
nicht im mindeſten jene Oſtentation bemerkt zu haben,
welche man ihnen gewoͤhnlich vorwirft; als ob ſie bei
jenen, die nichts thun, verpflichtet ſeyn ſollten, davon
zu ſchweigen, um das dormire placeat unferer Eigen⸗
liebe nicht zu beruͤhren oder zu beſchaͤmen. Bei uns
geſchieht alles im Paroxismus, wir thun oft zu viel!
Millionweife geht das Geld weg und dann
bringt es Reue hervor, bis dieſe nun durch eine
neue Aufwallung — nach mehreren der beſten verſtrich—
nen Gelegenheiten — wieder verdrängt wird. Um
eine vollſtändige Naturalienſammlung zu errichten, ſoll⸗
ten Penſtonen für gewiſſe Plaͤtze ertheilt, und Indivi—
duen zu 5 Jahren Aufenthalt dahin geſendet wer—
den. z. B.
Senegal; Cap; Mauritius; Bombay,
Zeylon, Calcutta, Java, Sidney, Lima,
Mexico, Buonos Aires u ſ. w. Die Inſtruktio⸗
nen ſind am beſten von jenem zu entwerfen, der ſtets
auf feine eigene Rechnung reiſte, und derlei Expeditio—
nen ſelbſt unterhält, welche bisher noch nicht mißgluͤckt
ſind. Was indeſſen die brafilianiſche Expedition
koſtet, damit waͤre es gewiß auf allen dieſen Orten
für volle zehn Jahre eingeleitet, denn Kreta, Ae;
gypten, Weſtindien, Isle de France, Bour⸗
bon, Senegal, die Cap-Verden, Cajenne und
feine eigene Reiſe nach Oſtindien, geben ausgefuͤhrt
und eingeleitet einen unlaͤugbaren Beweiß. — Doch un—
fer Herr Gott hilft wo die Menſchen nicht helfen. f
Paris, 6. Juny 1822.
Franz W. Sieber.
457
Ueber Aegyptens Bereiſer.
Calliaud des Nantes, welcher als Studie—
render nach Aegypten gegangen war, um die Denk—
maler des Alterthums zu ſehen, befindet ſich wieder
ſchon längere Zeit daſelbſt. Seine vorige Reiſe tritt uns
ter koͤniglicher Veranſtaltung ans Licht, und ſeine jetzige
wird gleichfalls mit großmuͤthiger Unterſtuͤtzung S. Maj.
des Königs von Frankreich ausgeführt
In Cairo wußte er ſich die Zuneigung des Pa—
ſcha von Aegypten zu erwerben, welcher ihm auf—
trug, Steinkohlen in Oberaͤgypten aufzuſuchen, auf
deren Entdeckung ein Preiß von 50,000 fpanifchen
Thalern, wie bekannt, geſetzt iſt. Jammerſchade
iſt es, daß die Hundswuth in Aegypten nicht herrſcht,
Mehmet⸗Ali wäre gewiß der Erſte geweſen, das geld—
arme Europa mit dieſer Wohlthat — zu beſchenken.
Calliaud benutzte dieſe Gelegenheit, drang von
Koptos nach Berenice zu den alten Smaragdgru—
ben vor, und fand in dem dortigen Glimmerſchiefer und
halb verſchütteten Schaͤchten und Stollen mehrere Pfun—
de der ſchoͤnſten Smaragde, welche er dem Paſcha von
Aegypten uͤberbrachte. Er kam bis an den 2ten Nils
kataract und weſtlich in die große Oaſis, in welcher
er viele Tempel mit griechiſchen Inſchriften fand, die
er ſaͤmtlich zeichnete. Steinkohlen fand er jedoch
nicht. Ohne ſie ſuchen zu wollen, kann man mit ziem—
licher Sicherheit ſchließen, daß ſie durchaus in der gan—
zen Wuͤſte, nicht allein am todten Meere, gewiß zu fin—
den ſeyn werden, und doch ſcheint den Paſcha noch Nie—
mand darauf aufmerkſam gemacht zu haben.
Calltaud kehrte nun mit Alterthuͤmern reich bes
laden, kaum 2 Wochen fruͤher als ich, aus Alexan—
drien nach Frankreich zuruͤck. Er wurde in Par
ris vortrefflich aufgenommen und empfohlen. Vom Kb:
nig erhielt er eine Penſion von 5000 Franken, und
befindet ſich itzt neuerdings im Gefolge des Paſcha von
Aegypten auf ſeinem Zuge in Nubien und Abyſſinien,
und macht immerfort Entdeckungen auf Koiten Frank—
reichs. Manches vorzuͤgliche waͤre von ihm zu hoffen,
wenn er einen geſchickten Mahler mit ſich haͤtte.
Ich konnte mich nicht genug uͤber die ſchlechte Qua—
litaͤt ſeiner Mumien-Sarkophage verwundern, als er
mir ſie ohne Ueberkiſten in Alexandrien zeigte Das
Beſte, was er hatte, waren 2 große Papyrusrollen und
ein Sack voll Smaragde. Haͤtte ich doch auch lieber
Smaragde mitgebracht!
Ich bedaure von ganzem Herzen mein und aller
Hülflofen Ungluͤck, daß mich der Zufall einen Oeſtrei—
cher werden ließ; waͤre ich ein Franzoſe, ſo haͤtte man
meine und meiner ruͤhmlichen Anſtrengungen Begüns
ſtigung, mit Erniedrigungen zu erkaufen und durch
abſichtlich herbeigefuͤhrte Verarmung mich zur despoti—
ſchen Abkuͤnſtlung eines Kleinods zu vermoͤgen nicht ges
ſucht; der erſte feſte Antrag, das dringende Begehren
zur oͤffentlichen Unterſuchung, die freiwillige Ueber⸗
nahme aller Koſten der Ausführung bis zur Eniſchei⸗
dung haͤtte Frankreichs Gelehrte, Regierung
——ͤ
458
und Nation zur Theilnahme bewogen, indeß bei uns
Neid, Kaltſinn und Indolenz alles Gute im Keime ers
ſticken, und Nattonal-Ehre dem egotſtiſchen Privatin⸗
tereſſe weichen muß.
Die ſtrafbare Furcht, bisheriger Irrthuͤmer übers
führt zu werden, macht ie auf Koſten der Nationen
blind fuͤr alle Wahrheit. Immer wird mir Jen—
ner vorgeruͤckt, indem man einestheils vergißt, daß er
in England lebte, wo er wegen Belohnung ganz au—
ßer Sorgen bleiben durfte, zum andern, daß, wenn er
nicht Hand angelegt, die Mütter überredet und beſt ochen,
mit Daraufſetzung des Mammons die Beſtaͤtigung eif—
rig betrieben hätte, es eben fo wie bei dem Dorfſchul⸗
meiſter in Raken dorf bei Kiel beim Alten geblieben
wäre. — Es lebe die engliſche Nation! — Es
lebe der König von Frankreich! Vive le Rei!
welcher aus erhabenem, wahrhaft koͤniglichein Mitleid
ſogar die durch dieſe ſchreckbare Krankheit Verwaißten
und Verlaſſenen beſchenkte, nachdem ſeinem menſchen—
freundlichen, durch Unglüͤcksfaͤlle geadelten Gemuͤthe die
bisherige Unmoͤglichkeit menſchlicher Huͤlfe vorgeſtellt wor⸗
den war.
Calliaud wird daher nach vollbrachter Arbeit feis
nen alten Tagen mit Freuden entgegen ſehen, indeß ſich
mein Horizont immer mehr woͤlkt, um das drohende
Ungewitter einen verheerenden Abend mit Schloßen vers
kuͤndigt; fuͤr den Blitzableiter iſt geſorgt.
Paris, den 3. Juny 1822.
f Fr. W. Sieber.
Limonaden-Maſſe auf Seereiſen.
Wie angenehm es iſt, in heißen Sommertagen
ein Glas Limonade zu ſich zu nehmen, wird man um
ſo bereitwilliger zugeben wenn man ſich jener erins
nert, welche die heiße Zone befahren und den Aequator
paſſiren. Gemeiniglich leidet dann auch das Waſſer am
Schiffe mehr oder weniger; und lange Zeit oft 2 — 3
Monate ſtehendes Waſſer zu ſich zu nehmen, welches
alle Tage wärmer wird, kann ungeachtet aller Verſiche—
rungen von Matroſen, die ſich dabei wohlbefinden,
die Erinnerung an die Gebuͤrgswaͤſſer Deutſchlands und
der hohen Alpen nicht verdrangen. Oft wird dieſes
ſtehende Waſſer aller Vorſicht ungeachtet truͤbe, durch
das oͤftere Ausſchoͤpfen erhaͤlt es einem Nachgeſchmack,
wenn er auch nicht vom Holze oder von den Fugen der
Dauben, welche man nicht reinigen kann, herkommt.
Ein Verbeſſerungsmittel iſt der Rum, den man zu ei⸗
nem Loͤffel hineinthut, bis die Maſſe milchicht wird, je—
dem iſt dieſe Miſchung indeß nicht angenehm; man
wuͤnſcht daher eine fäuerlihe Verbeſſerung des Waſſers,
welche man mit dem Limonadenpulver vorgeſchlagen hat,
welches aber in der Folge ſehr fade und unangenehm
ſchmeckt.
Fahrt man demnach von einem Haven fort, wo. ges
woͤhnlich die Orangen und Limonien in groͤßerer Menge
angetroffen werden; ſo kaufe man ſich etwa hundert
29 *
\
459
4
Stucke derſelben, und verfahre auf folgende Art, um
ſich eine Limonienkonſerve zu bereiten.
Die Lemonien oder Zitronen werden zuvor in Haͤlf—
ten zerſchnitten und unter den Fingern ausgepreßt,
der Saft in einer tiefen Schuͤſſel aufgefangen, und
durch ein dichtes Tuch hindurch gelaſſen. Dieſer dicke
friſchgepreßte Saft mit 3 Pfund weißem Zucker verſetzt,
welcher zerdrückt oder pulveriſirt ſich ſchneller aufloͤßt,
und dem Saſte eine mehr oder weniger ſtarre ſyrupar—
tige Conſiſtenz verleiht. Dieſer wird nun in offene
Glaſer oder Bouteillen mit weiter Mündung gefüllt,
und zur Reiſe aufbewahrt. Will man auf dem Schiffe
allenfalls das Waſſer verbeſſern, oder ſich eine Limonade
machen, fo ſchütte oder nehme man mit dem Löffel fo
viel heraus als dazu nothwendig iſt.
Nicht nur auf Serreifen, ſondern auch auf Gebuͤrgs—
reiſen iſt dieſe Limonienmaſſe ſehr vortheilhaft und ange—
nehm. Man nimmt dann bei letztern nur 3 Limonien
und 4 Pfund Zucker; den Zucker thut man in eine
blecherne Buͤchſe, oder in ein Medicinglas, und ſchuͤttet
den Saft daruber, indem man alles genau untereinan⸗
der rührt. Die Maſſe erhärtet oft, beſonders bei reis
nem weißen Zucker, und muß ſogar mit dem Meſſer
herausgeſtochen werden. Mit dieſer geringen Quantitat
kann man die zufallig minder guten Waſſer ſogleich ans
genehm trinkbar und unſchaͤdlich machen.
Auf Seereiſen Limonien mitzunehmen {ft nicht
rathſam, denn fie dauern nicht lange, faulen wohl gar
und werden nicht ſelten fade; nach 14 Tagen kann man
oft unter vielen wenige mehr brauchen. Ich empfehle
daher dieſe Maſſe als ein ſehr bequemes Mittel, ſich
ſogleich, ohne erſt Zitrone, Meſſer, Zucker u. dergl. zu
ſuchen und im Schiffe den aufwartenden Schiffsjungen
oder Matroſen in Allarm zu ſetzen, bei unruhiger See
alles zuſammenzuſchleppen, welches oſt, ſo einfach als
es iſt, nicht gelingt — einen angenehmen Trank zu bes
reiten, den man gleich anfangs nach feinem Geſchmacke
einrichtet, indem man das Verhaͤitniß des Zuckers zum
Limonienſaft nach feinem eigenen Gaumen beſtimmt.
Ueberflüͤßig iſt dieſe Maſſe gar nicht. Hat man Der
Fannıfhaften, fo laſſe man es ſich von einem guten
Freunde in der Apotheke machen; hat man etwa nicht
ſelbſt die noͤthigen Handgriffe oder Fertigkeiten, ſo kann
es in jeder Kuͤche geſchehen. So wie Cook der Schiffs—
mannſchaft das Sauerkraut mit Recht empfohlen hat,
eben ſo iſt dieſe Maſſe den Reiſenden zu empfehlen.
Geſchieht die Abreiſe in nordiſchen Haͤven, wo die Suͤd—
fruͤchte theuer find, fo legt das Schiff gewoͤhnlich irgend—
wo bei Madera, den Canarien oder anderswo an,
wo man dieſe Fruͤchte um einen Spottpreiß oder etwa
gar, wie in Canea auf Kreta, das tauſend der ſchoͤn—
ſten Limonien um 3 — 4 Thlr. ſaͤchſiſch erhaͤlt.
Die kaufmaͤnniſche Spekulation für Limonadenmaſ—
ſen, und zum Behufe eines wohlfeilen Punſchgetraͤnks
wäre zu empfehlen, wenn man den Saft von 1000 Li⸗
monien mit 2 Cent. Zucker verſetzte und zu dieſem
Zwecke nach den nordiſchen Landern fuͤhrte. — Der
— —— —
469
Reiſende iſt verpflichtet, auch auf jenes Ruͤckſicht zu
gönnte welches den Nichtbotanikern angenehm ſepn
nnte. —
Marſelle, den 13. July 1822.
Franz Wilh. Sieber⸗
5
Die vorzuͤglichſten Herbarien von Paris.
Paris zeichnet ſich, wie bekannt, ſowohl durch
feine offentlichen als Privatſammlungen aus; dahin ge
hören auch die Herbar ien.
Das vorzuͤglichſte, welches hier genannt zu werden
verdient, iſt das große koͤnigl. Herbartum im Jardin
des Plantes, deſſen Cuſtos Hr. Deleuze, und deſſen
Direktor Prof. Desfontaines if. Seine Entfie
hung verdankt es dem verdienſtvollen Desfontaines,
welcher es aus den zahlloſen einzelnen Sammlungen
verſchiedener alter und neuer Reiſenden zuſammenſetzte.
Es exiſtirt als ſolches erſt ſeit etwa 10 — 12 Jahren,
und iſt bis itzt nur in Familien und Gattungen äbge⸗
theilt. Die Juſſieuiſche Methode iſt zum Grunde ger
legt. Es beſteht itzt aus ungefähr 400 Paqueten, wels
che in offnen Schranken vom Boden bis an die Decke
eingeſchoben find. Desſontaines Arbeit iſt bei weis
tem noch nicht geendigt, und fällt dieſem Greiſe ſelbſt
in den Wintermonaten, wo die uͤbrigen Geſchaͤfte ſich
mindern, ſchon etwas ſchwer. Kunth's genialiſches
Talent in der ſcharfſinnigen Anordnung und Beſtimmung
der vorhandenen Schatze, zeigt ſich auch hierinn in ſei⸗
nen wenigen müßigen Stunden zum Vortherl der Wi
ſenſchaft thaͤtig. Noch ſehr viel iſt zu thun, um dieſes
ungeheure Pflanzenmagazin zum Gebrauche des ſich Bes
lehrenden geeigneter zu machen. Viele Genera z. B.
unter den Graͤſern die Cyperaceen: Schoenus, Rhyn-
chospora, Scirpus, Ilolepis, Eleocharis etc. find
noch nicht getrennt — und folglich alle im Kaufen. beir
ſammen. Vieles iſt noch voͤllig unbeſtimmt, was zum
Theil unter das bekannte gehoͤrt; manche Genera Aue
berſt unvollſtandig oder mit unbrauchbaren mangelhaften
Exemparen verſehen wie z. B. Primula. Manche Ge-
nera ſehr reichhaltig, einige trefflich geordnet, andere
noch undurchgeſehen. Die Pflanzen ſind alle mittelſt
ſeinen mit Gummi beſtrichenen Papierſtreifen am Bogen
befeftigt; ein Zettel ift beigeftebt, auf welchen jedem Frem⸗
den frei ſteht, ſeine Bemerkungen mit beizufuͤgen. Die
Lage des Gebäudes zwiſchen Bäumen iſt infofern Vor⸗
theilhaft, daß es ſehr kuͤhl gehalten wird, wobet die Laͤ⸗
den ſtets geſchloſſen bleiben, um dieſes koſtbare Herba
rium auf jede Art zu fichern; Man öffnet ſich das ber
liebige Fenſter ſelbſt, im Fall man etwas ſuchen will.
Ein eigenes Seitenzimmer iſt vorhanden, wo man ſich
eben fo frei alles hinbringen und nach Belieben durch
ſuchen kann. Es will dieſe ſchoͤne die Franzoſen auszeich⸗
nende Humanität, bei der jeder Fremde fait wie der Be ·
ſitzer ſelbſt in ungebundner Freiheit ſich aller Gegenſtaͤnde
*
Paz
461
nach Gefallen bedienen kann, mit der klaͤglichen und oft
lächerlichen Aengſtlichkeit mancher Sammlungen Deutſch—
lands, woſelbſt die zernagten- Herbarien, wie die Leiber
der Heiligen, zu theuren Zeiten einmal geluͤftet und mit
ausgezeichneter Ehrfurcht, ohne ſie betrachten zu duͤr—
fen, dem erſtaunten Pilger vorgezeigt werden, — auf
eine ganz fonderbare Art kontraſtirxen. Moͤge auch bei
uns eine liberalere Einrichtung ſtatt finden; ruͤhmliche
Beiſpiele ſind indeſſen gegeben.
In dieſem großen Herbarium findet ſich vorzüglich
das Herbar des Levalllant zum Grunde gelegt;
dann kommen nach der Reihe die großen Sammlungen
eines Commerſon, Labillardiere, du Petit
Thouars, Mich auf; ferner was Dombey in Peru,
Poiteau in Domingo, Leſchenault in Java,
Bory de St. Vincent auf den Inſeln, Perrot⸗
tel auf Cayenne, in Weſtindien und andere ſo flei—
ßig und anhaltend geſammelt haben. Neuerlich hat auch
Baron von Humboldt viele ſeiner Seltenheiten die—
ſem oͤffentlichen Herbacium zum Geſchenke gemacht.
Poiteau hat aus Cayenne eine ungeheure Anzahl
von Pflanzen eben itzt perſoͤnlich zuruͤckgebracht, und
fie in 84 Kartons eingeſchaltet Ich hatte die angeneh—
me Gelegenheit, dieſen vortrefflichen und eifrigen Bota—
niker daſelbſt kennen zu lernen, und erhielt feine reich—
haltige Sammlung faſt ganz zu ſehen. Er kehrt, ſo
wie er es dem Mufaum geordnet uͤbergeben hat; wie:
der nach Cayenne zurück. Sollte ich ſo gluͤcklich
ſeyn, auf meiner Ruͤckreiſe dahin zu gelangen, fo haben
wir uns verabredet, den großen See im Innern des
Guajano gemeinſchaftlich zu beſuchen, wo noch kein
Botaniker hinkam. — De la Landes Sammlung vom
Kap zeichnet ſich durch ihre Menge, Reichhaltigkeit der
Species und viele Genera und Species aus St.
Hilaire welcher in Drafilien und Suͤdamerica
ſich befindet, wird gleichfalls das große Herbar ſehr be—
reichern. Leſchenault wird von feiner 6jährigen Reiſe
— durch Pondichery, Ceylon, Java, Timor,
Bourbon, täglich zurück erwartet. Plée iſt aus
Martinique mit mancher Seltenheit zuruͤckgekehrt.
Außer dieſem großen Herbarium ſind noch beſon—
dere Herbarien einzelner Floren vorhanden. 3. B. das
Herbar des Labillardiere, aus welchem, da es aus
Dubletten ſo wie die meiſten der uͤbrigen beſtand, die
Iſten Exemplare in das große Herbarium gelangten.
Dieſe von ihm geſammelten Neuhollaͤnder Prachtpflan—
zen beſtuͤrmen eine nach der andern den in ununterbro—
chenem Erſtaunen ſchwebenden Beſichtiger — dann kommt
eine Reihe von kleinern von andern reiſenden Botani—
kern geſammelten und hier niedergelegten Herbarien zu
bemerken; viele derſelben konnten ſelbſt wegen des Rau—
mes nicht aufgeſtellt werden, welcher in dieſem nicht un—
bedeutenden Gebäude itzt ſchon abzunehmen beginnt.
Die Sammlung von Saͤmerein und Fruͤchten iſt vor—
zuͤglich intereſſant, unter denen der Rieſe aller Saamen,
die Frucht der Lodoicea maldivica, einer Palmenart,
hervortritt. Dieſe Saamenſammlung iſt als ein foms
pletirender Theil des Herbarium anzuſehen, mag aber je—
doch von der Deleſſertſchen Sammlung, wenn auch nicht
462
an Pracht der einzelnen Exemplare, doch gewiß an Bol
ſtaͤndigkeit, uͤbertroffen werden. N
Die kleinern Herbarien find inzwiſchen mehr für
Dubletten — als eigene Herbarien anzuſehen; fie exiſti—
ren noch als ſolche, weil man ſich noch nicht uͤber—
zeugen konnte, ob alle ihre einzelnen Species auch, im
großen Herbarium vorhanden ſind. Viele derſelben ſind
aber ſchon aufgeloͤſ't, und bilden das letztere, wie daß
Valltantſche u. ſ w.
Nur Tourneforts Herbar iſt unangetaſtet, und
iſt, die einzelnen Vecluſte ausgenommen, fo wie es von
dieſem großen Manne eingerichtet war — beibehalten
worden. Der Koͤnig von Frankreich läßt an nichts er—
mangeln, demſelben ſtets neue Zufluͤſſe zu eröffnen, und
die thaͤtigen Theilnehmer großmuͤthigſt zu belohnen.
Dem Herbar fehle ein raſcher thaͤtiger junger Mann voll
Energie, welcher jede Vierteljahre ſeine ge⸗
thane Arbeit öffentlich anzeigt!!! Prof Des-
fontaines ſoll deſſen überhoben werden. Dem frems
den Botanker, der ſich Rathes erholen will, iſt noch
keine befriedigende Gewaͤhrung eroͤffnet. Studieren kann
man darinn wie noch in keinem und ſich ſelbſt beleh—
ren, welches jedoch beffer durch Andere erreicht wird.
Unter den Privatherbarien zeichnet ſich jenes
des Juſſieu aus, welches zu nennen, hiemit vollkom—
men befriedigt. Außerdem beſitzt du Petit Thouars
ein vortreffliches, felbft aus Bourbon und Mad a—
gascar geſammeltes Herbarium, ferner Bory de
St. Vincent, Poiret, Labillardiere; welche
alle, bey Begruͤßung der Beſitzer, mit der ausgezeichnet
ſten Liberzlitat zu jeder Stunde offen ſtehen. Das
Herbarium des Hn. Kunth, welches derſelbe nach
Beendigung ſeiner trefflichen Arbeiten in ſein Vaterland
zuruͤckbringen wird, erhält durch die beeifernde Liberali—
tat aller hierortigen Botaniker einen ausgezeichneten
Werth. ;
Unter den Herbarien, welche die künftige ausgezeiche
netſte Vollkommenheit bei ſchnellen und ausgezeichneten
Fortſchritten erreichen werden, find jene des An De»
leſſert, eines Banquier in Paris. Dieſer ausger
zeichnete Freund dieſer Wiſſenſchaft und gruͤndliche Ken—
ner hat das prachtvolle Herbar des Ventenat, jenes
des Burmann, Bauer, und mehrerer andern, dann
alle Duplikate des A. de Petit Thouars, Labils
lardiere und anderer an ſich gebracht, und legt auf
Art des großen Herbars im Muſaͤum, außer dieſen par—
tiellen Herbarien, noch ein großes Gemeinſchaftliches an.
Hr. Guillemaln, ein verdienſtvoller Botaniker, welr
cher leider als Märtyrer der Botonik das Ungluͤck hatte,
bei Genf auf einer Excurſton von einem Berge zu ſtuͤr—
zen und den rechten Arm zu brechen, ſich daher immer
unbrauchbar zu fernern Reiſen zu machen, wacht uͤber
dieſe ausgezeichnetten Schaͤtze und benutzt ſolche mit ent—
ſchiedenſtem Eifer.
Hr. Gay, Secretair de la Chambre de Pairs de
France, iſt ein dieſer Wiſſenſchaft eifrigſt ergebener
Mann, welche ſich bereits durch mehrere vortreffliche
Arbeiten ausgezeichnet, Über mehrere Genera Mono—
graphien ſchon herausgegeben hat, um über Crocns
eine der uͤberraſchendſten und mit den intereſſanteſten
463
Analyſen verſehene bekannt machen wird. Was in dies
ſer Hinſicht die Wiſſenſchaft gewinnen wird, wuͤrde ich
felbſt bei dieſem ſonſt an Species duͤrftigen Genus nie vers
muthet haben. In der Agroſtographie iſt er Beau»
Bois vortrefflicher Nachfolger, und feine Arbeiten wers
den für die Wiſſenſchaft von größtem Intereſſe ſeyn. Sein
Herbarium wird eines der reichſten werden; beſonders
excellirt es an ſeltnen Pflanzen vom Senegal,
welche ihm ſein Freund, der Gouverneur daſelbſt,
Hr. Roger geſammelt hat. Ich habe hier die Gele⸗
genheit, mich oͤffentlich hiemit und auf das waͤrmſte fuͤr
die vielen freundſchaſtsvollen Unterſtützungen dankbar zu
bezeugen, welche mir dieſer edle Freund der Wiſſenſchaft
zur Foͤrderung meiner Unternehmungen erwieſen hat,
und durch deſſen Vorſorge meine durch die beiden Gaͤrt—
ner nach dem Senegal unternommene Reiſe (beide
fuhren fhon den 5. Mai aus Marſeille dahin ab) des
glaͤnzendſten Erfolges ſich zu erfreuen haben wird.
Achilles Richard, Sohn des bereits ver:
ſtorbenen beruͤhmten Botanikers Richard, tritt ganz in
die Fußſtapfen feines kenntnißreichen Vaters, beſitzt deſ—
fen ausgezeichnetes Herbar, und man ſieht mehreren ſei—
ner Arbeiten entgegen. Clarion Prof. der Pharmacie
beſitzt gleichfalls ein treffliches Herbarium. Mein Aus
fenthalt in Paris iſt leider nur kurz, da ich mich bins
nen 14 Tagen ſchon in Marſeille einſchiffen ſoll,
um ſowohl alles zu kennen, was hier vorhanden iſt,
als es auch hier gehoͤrig wuͤrdigen und beachten zu
koͤnnen.
Paris den 11. Junp 1822.
N. F. W. Sieber.
Wegen Propterygia.
In der Iſis 1822. Heft 8. S. 864. findet ſich bei
Gelegenheit einer Anzeige der Nova Acta physico-
medica Tom. X. P. I. folgende mich betreffende Stelle:
„Die Wiſſenſchaft fordert hier die Anzeige, daß uns ein
Engländer zu Paris geſagt, daß die von Otto aufge⸗
ſtellte neue Sippe von Rochen nichts als ein zugeſtutztes
junges Stuͤck von einem gewöhnlichen, bei Edinburg vors
kommenden Rochen [wir glauben Batis] ſei. Der Ber
faſſer ſagt freilich nicht, ob er das Thier friſch oder ge⸗
trocknet geſehen habe.“ — Hierauf bemerke ich Folgen»
Bes: ich habe im Text allerdings nicht eigends angeführt,
daß ich die von mir Propterygia hyposticta genannte
Roche friſch unterſucht habe, weil ich glaubte, daß ſich
dies von ſelbſt verſtände, da heut zu Tage wohl kein
Naturforſcher mehr uͤberhaupt elnen Fiſch, — am wenig⸗
ſten aber eine Roche, die ſich bekanntlich gar nicht tro⸗
cken, in einem nur irgends erkenntlichen Zuſtande, auf⸗
heben läßt, nach einem getrockneten Exemplare befchreis
ben wird; — auch zeigt die Abbildung, wenn ich nicht
irre, wohl hinlaͤnglich, daß fie nicht nach einem trocknen
sder gar zugeſtutzten Indivlduum angefertigt iſt; —
464
überdies iſt es ein wenig hart einem vergleichenden
Anatomen zuzutraun, daß er ſich eine kuͤnſtlich zugeſtutzte
Roche fuͤr eine natuͤrliche habe verkaufen laſſen. Zum
Ueberfluſſe bemerke ich daher hier ausdruͤcklich, daß ich
dieſe Roche friſch unter andern eben gefangenen Fiſchen
beim alten wohlerfahrenen Fiſcher John Thompson zu
Newhaven bei Edinburgh gefunden, und friſch beſchrie—
ben habe, und daß ſie noch heute zu Jedermanns Un—
terſuchung im zoologiſchen Muſeum der hieſigen Univer—
ſitaͤt in Weingeiſt aufbewahrt wird. Somit fallt alſo
die Moͤglichkeit, daß hier Taͤuſchung oder Betrug ſtatt
gefunden habe, ganz weg, und dieſe Roche iſt und bleibt
eine neue Species. Daß der Engländer übrigens dieſe
Roche der Batis ähnlich findet, iſt kein beſonderer Scharf—
ſinn, denn das habe ich in meiner Beſchreibung, die er
freilich wohl kaum mag geleſen haben, ausdruͤcklich ge—
ſagt; dieſe Aehnlichkeit konnte mir, der ich vielleicht
100 Exemplare von R. Betis in Händen gehabt habe,
und beim Beſchreiben der Propterygia ein halbes Dutzen
junger Batis zum Vergleichen vor mir liegen hatte, une
moͤglich entgehen; daher will ich denn dem ſtrengen
Skeptiker, der es wahrfcheiniich nicht begreift, wie ein
Auslaͤnder in England noch etwas entdecken koͤnne, und
der nun vielleicht ſagen wird, es ſei eine Mißgeburt
von Batis, die Verſchiedenheiten der Propterygia von
letzterer und den aͤhnlichen andern Rochen kuͤrzlich
angeben. f
Die junge Batis, obgleich dunkeler als die alte, iſt
doch immer hellbraun, mehr ins Graue ſpielend, und an
der Bauchſeite weißlich; während die Propterygia dun⸗
kelbraun oben und auch unten iſt, und eine eigne dunkle
Einfaffung der Bruſtfloſſen zeigt; — die Batis hat oft
mehrere unregelmäßige undeutliche Flecken auf dem
Ruͤcken, aber nie ein fogenanntes Auge oder einzelnen
runden und begraͤnzten Fleck, worin die Propterygia
der R. Miraletus, R. oculata aspera Rondel. u. a. m.
ähnelt; — die Batis hat zwar auch mehrere dunkle
Punkte auf der Unterſeite, aber deren nie ein Zehntheil
ſo viel wie hier, — noch weniger ſie ſo ſchwarz; — ſo
ſehr die Zahl und Geſtalt der Stacheln bei Batis varilrt,
ſo hat ſie doch immer auf dem Schwanze bei gleicher
Größe mit der Propterygia mehr als 18, meiſt abwech⸗
ſelnd einen großen und einen kleinen; ferner hat ſie
um die Augen herum immer eine Menge kleiner Dornen
von unregelmäßiger Geſtalt und Stellung, nie wie meine
Roche 3 große beſtimmte. Endlich aber iſt bei der Batis
die Geſtalt der Schnautze ganz anders, und nie eine
lange Dritte oder untere Schwanzfloſſe wie bei der
Propterygia vorhanden. Dieſe und noch mehrere ans
dere Charaktere unterſcheiden ſie eben ſo beſtimmt von
Oxyrhynchus, clavata, aspera, Rubus u. f. w. Webris
gens liegt ja auch in der Geſtalt der Propterygia gar
nichts Widernatuͤrliches, wenn dieſer Ausdruck erlaubt
it; hat doch ſchon R. Aquila den Kopf eben fo frei
vor den Bruſtfloſſen hervorſtehend, und haben doch mehr
rere eigentliche Rochen, z. B. Rubus, apteronotes
Lacep. und beſonders R. eglanteria auf derſelben Stelle,
wo die Propterygia die kleinen vordern Bruſtfloſſen
zeigt, ſchon eine Andeutung von dieſen; und endlich
1
465
kommt es doch dem Weſen nach faſt auf eins heraus,
ob wie bei Cephaloptera Dum, ein Theil der Bruſt—
Holen abgeſondert vorn, oder wie bei der Propterygia
ſeitwärts am Kopfe ſteht.
Breslau d. 18ten Oktober 1822.
Otto.
Ankündigungen
Die Sammlung Alt: Nieder» und Ober-Deutſcher
"Gemälde der Brüder Sulpitz u. Melchior
Boiſſeree und Johann Bertram,
lithographirt von Johann Nepomuk
Strirnen Mit Nachrichten uͤber die Alt—
deutſchen Maler von den Beſitzern. Stutt—
gart, bei den Herausgebern, 1821.
Die Gemaͤlde-Sammlung der Bruͤder Boiſſeree
und Bertram verdankt den Beifall, der ihr von
Kuͤnſtlern, Kennern und Liebhabern aller Klaſſen und
Meinungen einſtimmig zu Theil wurde, nicht nur der
ſeltenen Auswahl und geſchichtlichen Zuſammenſtellung,
ſondern hauptſaͤchlich auch dem Umſtande, daß fie im
eigentlichen Sinne eine neue Welt eroͤffnete, uͤber deren
Erſcheinungen gerade diejenigen am meiſten erſtaunen
mußten, die mit der Geſchichte der Kunſt am innigiten
vertraut zu ſeyn glaubten. Es offenbart ſich nehmlich
in den koſtbaren Ueberreſten, die hier aus der Vergeſ—
ſenheit traten, ein Grad von Schoͤnheit und Vollen—
dung, den man nach der ſonſt herrſchenden Vorſtellungs—
Art von dem Kunſt-Vermoͤgen unſerer Vorfahren nicht
erwarten konnte. N
Aus dieſem Grunde ließ ſich denn auch ſeit mehre—
ren Jahren von allen Seiten und'ſelbſt von den bedeu—
tendſten Kuͤnſtiern des Auslandes immer dringender der
Wunſch vernehmen, die Beſitzer moͤchten die fuͤr die
Geſchichte der vaterlaͤndiſchen Kunſt ſo ruͤhmlichen Re—
ſultate ihrer Bemuͤhungen dem größeren Publikum mit
theilen, und die vorzuͤglichſten Werke ihrer Sammlung
durch treue Nachbildungen auch denen anſchaulich mas
chen, die an den Gemaͤlden ſelbſt ſich zu erfreuen und
zu belehren nicht Gelegenheit finden.
Dieſer ehrenvollen Aufforderung wuͤrde man gleich
mit allen Kräften zu entſprechen geſucht haben, wenn
ſich nicht Hindniſſe und Stoͤrungen jeder Art der Aus—
führung eines fo weit greifenden Unternehmens entge—
gengeſetzt hatten.
Ueberdem zeigten ſich in Ruͤckſicht der anzuwenden⸗
den Behandlungsart noch ganz beſondere Schwierigkei—
ten. Gerade die maleriſchen und techniſchen Fertigkeiten
find es, die in der alt- niederdeutſchen Schule über alle
andern Eigenſchaften vorherrſchen. Gemaͤlde nun, die
ſich von dieſer Seite auszeichnen, mit bloßen Umriſſen
nachzubilden, kann auf keine Weiſe genügen. Es mers
den dazu Zeichnungen erfordert, welche durch Licht und
Schatten die ganze Haltung, das wohlverfiandene Hell—
£itt, Anz. 3. J 1822.
466
dunkel, und jene plaſtiſche Rundung und Lebendigkeit
der Ausſuͤhrung einigermaßen wiedergeben, die in vie—
len dieſer Gemaͤlde auf den Beſchauer eine ſo unglaub—
liche Wirkung ausüben. Solche Zeichnungen aber von
zahlreichen Kunſtwerken in der gehörigen Größe in Ku:
pfer ſtechen zu laſſen, waͤre ein voͤllig unausfuͤhrbares
Unternehmen geweſen. Sodann tritt bei dieſer Samm—
lung wegen ihres geſchichtlichen Zuſammenhangs vorzugs—
weile die Bedingung ein, daß die von derſelben heraus—
zugebenden Blatter fo viel als moͤglich in einer raſchen
Folge erſcheinen e
Allen dieſen Forderungen entſprechen allein die Vor—
theile, welche die in den letzten Jahren, beſonders bei
dem ſchoͤnen Werk von der Muͤnchner Gallerie, zu
einer unerwarteten Vollkommenheit fortgeſchrittene va—
terlaͤndiſche Erfindung der Stein: Zeichnung darbietet.
So war es denn für die Beſitzer hoͤchſt erwuͤnſcht,
als ſich einer der beſten Lithographen anbot, ſich mit ih—
nen zur Herausgabe ihrer Sammlung zu verbinden.
Und ſie ergriffen den Antrag um ſo eiferiger, weil dieſer
Kuͤnſtler ſich ſeit 12 Jahren faſt ausſchießlich mit der
Lithographirung alt-deutſcher und alt- italieniſcher Ges
malde beſchaͤftigt, und darinn das Vortrefflichſte gelei—
ſtet hat.
Durch dieſe Verbindung ſehen ſich nun die beider—
feitigen Herausgeber im Stande, ein Werk anzukündi⸗
gen, welches in 144 Blaͤttern eine verhaͤltnißmaͤßige
Auswahl der vorzüglichften nicht nur dem Kenner merk—
wuͤrdigen, ſondern auch den Liebhaber angenehm anſpre—
chenden Gemaͤlde aus der Sammlung enthalten wird.
Es wird dabei ganz beſondere Ruͤckſicht auf die alts
Koͤlniſche Malerſchule genommen werden, welche dem
Johann 'von Eyck vorherging, und den Zeitabs
ſchnitt vom Anfang des 14ten bis zum Anfang des
des lasten Jahrhunderts einnimmit. Die Ent⸗
deckung dieſer Malerſchule iſt fuͤe die Geſchichte der
Kunſt von der hechſten Wichtigkeit; denn ihre Werke
beweiſen allein ſchon, wie frühe die Deutſchen Kuͤnſtler
den Italienern in der Entwickelung der weſentlichſten
Theile maleriſcher Behandlung vorangeſchritten find.
Die Sammlung enthält die zahlreichſte und vollſtaͤndigſte
Reihe dieſer Werke, die ſich irgendwo vereinigt findet.
Es ſind darunter mehrere von dem Maler des großen
Bildes im Koͤlner Dom, welcher als der letzte und
groͤßte Meiſter diefer Schule angeſehen, und nach allen
wohlgegruͤndeten Vermuthungen fuͤr den in gleichzeitigen
Geſchichten hochgeruͤhmten Meiſter Wilhelm von
Koͤln gehalten werden muß
Die Werke dieſer alt-Koͤlniſchen Malerſchule ma:
chen die erſte Abtheilung der Sammlung aus.
Die zweite Abtheilung umfaßt Gemälde des Jo—
hann von Eyck, und der meiſten unmittelbar oder
mittelbar aus ſeiner Schule hervorgegangenen deutſchen
Maler des ı5ten Jahrhunderts; des Johann Hem—
ling, Hugo von der Goes, Israel von
Meckenem Michel Wohlgemuth, Martin
Schoen, und Anderer. .
Die dritte Abtheilung beſteht aus Werken der
vorgüglichften deutſchen Maler des 186ten Jahrhunderts,
wie des Lukas von Leyden, Albert Dürer,
30
467
Schoreel, Mabufe, Bernhard von Orley,
Johann Schwarz, Joachim Patenier, der Kol:
niſchen Maler Johann Melem und Bartholo-⸗
maͤus Groen, des Holbein, Hemskerck, und
vieler Andern. x
Jede Lieferung wird fo viel als moͤglich ein Werk
aus dieſen drei Abtheilungen, und darunter meiſtens
ein oder zwei Haupt-Gemalde der Sammlung enthal⸗
ten. Auch wird man darauf bedacht ſeyn, die Blatter
fo zu wählen, daß ſchon in den erſten Lieferungen eini—
germaßen eine Ueberſicht von dem Entwicklungsgange
der deutſchen Malerkunſt nach ihren verſchiedenen Ele—
menten und mannigfaltigen Verzweigungen ſich ergebe.
ß Der Text wird nicht ſowohl beſchreibend als ge:
ſchichtlich ſeyn. Die Beſitzer werden darin ihre For—
ſchungen über die alten Maler mittheiten, und die zum
Verſtaͤndniß der Gegenſtaͤnde noͤthigen Erklärungen über
heilige Sagen und altherkoͤmmliche Vorſtellungen bei—
fügen.
Damit die vielen reichen Compoſitionen in gehöris
ger Größe nachgebildet werden koͤnnen, haben die Her⸗
ausgeber ein bis jetzt noch fuͤr kein fortlaufendes litho—
graphiſches Werk angewandtes Format waͤhlen, und ſich
den damit verbundenen Schwierigkeiten unterziehen
muͤſſen
Die Zeichnungen werden von Strirner ſelbſt
oder unter ſeiner und der Beſitzer Leitung verfertigt,
und fo wird auch der Druck unter Strixners un:
mittelbarer Aufſicht beſorgt werden.
Um die Abdrucke auf eine ihrer maleriſchen Wir—
kung angemeſſene Weiſe auszuſtatten, werden ſie auf
gruͤnlich⸗grau gefaͤrbtes Groß-Colombier-Pabier aufge—
zogen. Drei Blitter nebſt dem in der Haͤlſte dieſes
Formats gedruckten Text machen eine Lieferung aus, ſo
daß das ganze Werk aus achtundvierzig Lieferungen be—
ſtehen wird
Alle Jahre werden wenigſtens 3 — 4 Lieferungen
in Zwifchenräumen von 4 oder 3 Monaten erſcheinen.
Die erſte Lieferung dieſes Sr. Majeſtaͤt dem
König von Wuͤrtemberg gewidmeten Werks wird
im Lauf des Monats May ausgegeben werden.
Vorläufige Vertheilung der für die erſten ſechs Lies
ferungen beſtimmten Blaͤtter:
Erſte Lieferung: 1) Die heil. Veronika mit
dem Schweiß Tuch, von einem alt-Koͤlniſchen Ma:
ler aus dem Anfang des 14ten Jahrhunderts. —
2) Die Verkuͤndigung, von Johann von Eyck.
3) Die heil. Barbara, von Michael Coxeie.
Zweite Lieferung: 1) Die Kroͤnung der Ma⸗
ria, von einem alt⸗Koͤlniſchen Mater aus der zweis
ten Hälfte des ı4ten Jahrhunderts. — 2) Der
Evangeliſt Johannes unter ſeinen Schuͤlern, von
Israel von Meckenem. — 3) Der heilige
Maurtttus, von Martin Hemskerck.
Dritte Lieferung: I) Die Verkuͤndigung, von
einem Schüler des Meiſters Wilhelm von Köln.
— 2) Der heilige Chriſtoph, von Johann
Hemling. — 3) Die Flucht nach Aegypten,
von Joachim Patenier
468
Vierte Lieferung: 1) Chriſtus am Oelberg, von
einem Genoſſen des Meiſters Wilhelm von Koͤln.
— 2) Die Darbringung des Chriſt-Kindes im
Tempel, von Johann von Eyck. — 3) Der
Engel Michael, von Johann Mabuſe.
Fünfte Lieferung: 1) Zwei Avoftch, von Mei—
ſter Wilhelm von Koͤln. — 2) Die ſterbende
Maria, von Johann Schoreel. — 3) Der
heil. Antonius, von Israel von Meckenem.
Sechste Lieferung: 1) Die heil. drei Könige,
von einem Schuͤler des Meiſters Wilhelm von
Koͤln. — 2, Maria mit dem Kinde und einem
Engel in einer Laube von durchbrochenem Stein—
werk, von Hugo von der Goes. — 3) Rai
ſer Heinrich der Heilige, von Johann von
Melem
Der Subſeriptions-Preis iſt für jede Lies
ferung zwölf Gulden im 24 fl.-Fuß, oder ſechs Thaler
und zwanzig Groſchen Saͤchſiſch.
Man unterſchreibt in Stuttgart bei den Her—
ausgebern;
in Munchen bei J. G. Zeller; i
in Mannheim bei Artaria und Fontaine;
in Frankfurt bei den Gebruͤdern Willmans
und bei H. L. Broͤnner;
in Köln bei M. Dumont-Schauberg;
in Leipzig bei Joh. Ambr. Barth und bei
Kummer;
in Berlin bei G. Reimer und bei G. Welß
und Comp.
in Dresden bei H. Rittner;
in Hamburg bei Perthes u. Beſſer;
in Wien bei Artaria u. Comp. und bei Mar
thias Artarta.
Das Verzeichniß der Subſeribenten wird dem Werk
beigefuͤgt werden.
Wegen dem raſchen Fortgang der Subfeription hat
dieſelbe ſchon bei Herausgabe der 2ten Lieferung ge
ſchloſſen werden mußten. — Nun iſt der Preis jeder
Lieferung für neu eintretende Subſeribenten fl. 15. —
(Wer das Gluͤck gehabt hat, dieſe Gemaͤldeſamm—
lung, aus welcher erſt klar das Daſeyn einer eigenthuͤm—
lichen deutſchen Schule hervorgeht, zu ſehen und we—
nigſtens die Hauptſtücke derſelben zu betrachten, der
wird mit freudigem Erſtaunen zu der Ueberzeugung ges
langt ſeyn, daß in Deutſchland ſowohl das Techniſche
der Malerkunſt als auch das Sinnige derſelben, welches,
ſtreng genommen, der eigentliche Kunſtwerth iſt, ſich auf
einer Hoͤhe befunden hat, welche ſich zur Kunſt anderer
Völker eben fo verhält, wie Deutſchlands Muͤnſter zu
denen anderer Voͤlker. Richtigkeit der Zeichnung und
der Perſpective, Pracht der Farben, Geſchmack in ihrer
Auswahl, Wurf der Falten, Vertheilung des Lichtes,
Mannigfaltigkeit der Gegenſtaͤnde, mäßige Zahl der Sr
guren, genaue Ausarbeitung der einzeluſten Theile bes
merkt man hier gleichzeitig mit der Loͤſung hiſtoriſcher
und philoſoph. Probleme. In jedem Gemaͤlde iſt ein
Schoͤpfungsget der Welt verborgen oder eine Entwicke—
lungsgeſchichte des Geiſtigen im Menſchen. Die Bekeh—
469
rung des heil. Chriſtophs durchläuft mit einem Blitze
die ganze Zeugungsgeſchichte des geiſtigen Menſchen;
man koͤnnte ganze Vorleſungen über dieſes kleine Ger
mälde von Hemling halten. Der Seegen, welcher aus
dem Chriſtuskind in den großgewordenen Chriſtoph über»
ſtroͤmt, iſt der wolluͤſtigſte Act ſeines Lebens. Waͤhrend
er im Dunkeln watet, ſteht jenſeits der Felſenwand der
Himmel im hellſten Purpurlicht. Er braucht ſich nur
umzuwenden, und er verſteht den Seegen.
Die ſterbende Maria entfaltet einen Reichthum von
Farben, Characteren und Vertrauen, welche allen Tod
vergeſſen machen.
Die Verkuͤndigung, die Geburt (Opfer der drei
Könige) und die Darbringung des Chriſtuskindes im
Tempel find eine Reihe von Scenen, worinn die Schoͤ—
pfung der Welt mit derſelben, Allheit der ſinnlichen Er—
ſcheinungen dargeſtellt iſt, welche geiſtig darinn liegt.
Jungfraͤulich von Gott empfangen, fallen die Könige,
vor ihr, der großen jugendlichen Realitaͤt, nieder; ſie
aber geht der Beſchneidung entgegen und ſinnt.
Die Steinzeichnung von Striyner hat das Uns
glaubliche uͤbertroffen. Man hat ſogar durch mehrere
Platten die Verſchiedenheit der Farben auszudruͤcken ge—
fuht. Selten iſt eine Erfindung in ihrem Lande auch
zur Vollendung und Ehre gekommen. Hier aber hat
Sinn, Liebe, großes Talent und koͤnigl. Würdigung eine
große Ausnahme gemacht.
Abbildungen zur Naturgeſchichte Braſiliens von
Maximilian Prinzen von Wied-Neuwied.
Einladung zur Subfeription.
Das Publikum iſt bereits von den zahlreichen na—
turhiſtoriſchen Entdeckungen, welche Sr. Durchlaucht der
Prinz Maximilian von Neuwied in Braſilien machte,
durch die Andeutungen daruͤber in deſſen Beſchreibung
Seiner Reiſe unterrichtet. Sie ſpannten mit Recht die
Erwartungen auf die Erſcheinung eines eigenen Werkes,
welches namentlich die neu entdeckten Thiere in naturge—
treuen Abbildungen vorlegen wuͤrde. Sr. Durchlaucht
vertraute uns den Verlag deſſelben an. Der Wunſch,
etwas Vollendetes zu liefern, verzoͤgerte die Erſcheinung
um deßwillen, weil wir die Zeichnungen nur von ſorg—
faltigen, in dieſem Fache bereits geuͤbten Arbeitern ſte—
chen laſſen wollten, weßhalb wir aber auch verfichern
dürfen, daß die Kupfer allen Anforderungen entfprechen,
die man an ein ſolches Werk zu machen berechtigt ift.
Die Zeichnungen ſelbſt wurden unter der Aufſicht des
erlauchten Entdeckers gemacht, und nach ihnen die Ku—
pfer mit dem groͤßten Fleiße mehr ausgemalt, als colo—
rirt. Ein kurzer, von Sr. Durchlaucht abgefaßter Text,
Deutſch und Franzoͤſiſch, erlaͤutert die Abbildungen,
giebt die Kennzeichen der Thiere an, theilt Nachrichten
uͤber Aufenthalt, Lebensweiſe u. ſ. w. derſelben mit, und
— —
are
verweift auf andere Schriftſteller und beſonders auf
Stellen der Reife nach Brafilien, welche der
beſchriebenen Thiere ſchon gedachten
Abbildungen ſowohl als Text find in Folio, auf ſeh
nem Noyalvelinpapier.
Das Ganze unter dem Titel:
Abbildungen
Naturgeſchichte Brafiliens
von
Maximilian
Prinzen von Wied Neuwied
wird in einzelne Lieferungen abgetheilt, von denen jede
6 colorirte Tafeln und eben ſoviel Blatter Text, Teutſch
und Franzoͤſiſch, Royalfolio, in einem Umſchlag, enthält
und die Ausgabe der Lieferungen ſoll ſo ſchnell erfolgen,
als die ſchwierige Ausführung geftattet.
Um den Naturforſchern und Liebhabern den Ankauf
des Werks zu erleichtern, wollen wir darauf eine Sub—
feription unter folgenden Bedingungen eröffnen:
Der Subſcriptionspreis für eine Lieferung iſt 3 Thlr—
Saͤchſ. oder 5 fl. 24 kr. Rhein. und dauert bis
zur Jubilate-Meſſe 1823, für die bis dahin
erſcheinenden Lieferungen. Nach Ablauf
dieſes Termins tritt der Ladenpreis von 4 Thlr.
Saͤchſ. oder 7 fl 12 kr Rhe en. für jede Lieferung
ein. Für die Folge findet dieſelbe Einrichtung ſtatt,
ſo daß die im Laufe eines halben Jahres
herausgegebenen Lieferungen jedesmal
bis zur Meſſe einſchließlich um den Subſcriptions⸗
preis abgelaſſen werden, nach Ablauf der Meſſs
aber nur fuͤr den Ladenpreis zu bekommen find.
Die Namen der reſp. Herren Subſcribenten wer
den wir mit dem Haupttitel abdrucken laſſen.
Alle Buchhandlungen des Inn- und Auslandes
nehmen Subſcription auf das Werk an, wovon die erſte
Lieferung bereits vollendet iſt, und auf erhaltene Beftel
lung fogleich abgeliefert werden kann.
Weimar, den 28ten October 1822.
Gr. H. S. pr. Landes-Induſtrie-Comptolt.
Anfrage an Mr. Cuvier.
In dem Buche: „Le regne animal T. I. p. 259
ſteht über das Wort Antilope folgendes; ce nom
n'est pas ancien; il est corrompu d’antholopos, que
l’on trouve dans Eultathius, auteur du temps de
Constantin.“
"AuSoAöros findet ſich aber weder in des Euftas
thius (wohl beſſer Eumathius) Roman, noch in des Erz ⸗
a von Theſſalonike Scholien zu Homer und Dio⸗
nyſius.
Was kann AvgoAsmos anders heißen, als Bluͤ⸗
47
thenzupfer (Argos, oAdmrw) und in welcher Be
Iban paßt der etymologiſche Sinn dieſes Wortes auf
die Antilope. Wer iſt dieſer Euſtathius aus Conſtan⸗
in's Zeit?
je 5 K. Goͤttling.
Anecdote.
Des Bibliothekar Jack Paß war nach Wien eins
geſchrieben, deswegen wollte man ihm nicht eher in
Linz die Erlaubniß geben, auf Nebenwegen dahin zu
kommen, und dabei die Bibliotheken in Kremsmünfter
und Seitenſtetten zu beſuchen, bis er den Salzoberbe—
amter Joſch als Garanten der Polizeydirection vorge⸗
ſtellt hatte, daß ſein Abweichen von der geraden Straße
keine ſtaatsgefahrlichen Abſichten und Folgen haben
koͤnne. Es iſt daher jedem Reiſenden zu rathen, ſeinen
Paß im Allgemeinen nach den oͤſterreichiſchen Staaten
ſtyliſiren zu laſſen, nicht blos nach Wien.
Jäͤcks Beitrag zur Cenſurgeſchichte Wiens.
Wöꝝhrend meines Aufenthaltes zu Wien wurde ich
vom Bamberger Zeitungs Komptoir erſucht, in der dor,
tigen Zeitung die Exiſtenz und Fortdauer des Fränki⸗
ſchen Merkurs anzukündigen. Ich ſendete eine kurze
Anzeige mit Bitte um das „Imprimatur“ an das Kaiſ.
Kön. Ober⸗Cenſur⸗Reviſionsamt; acht Tage ſendete ich
täglich meinen Diener vergebens wieder dahin, um die
gebetene Etlaubniß zu dieſer Annonce zu erhalten. End⸗
. i ba lcher ver⸗
lich erfolgte nach ſo langer Zeit, während welch
Ha ar allerhoͤchſten Hoſſtelle Bericht erſtattet und
um Entſchließung gebeten wurde, die einfache Antwort
auf mein eingereichtes Original:
non admittitur.
' K. K. Obercenſur-Reviſions Amt
N. N.
Wir wiſſen andere Geſchichten.
F. Leichs, Buchhaͤndler in Leipzig, Ver⸗
zeichniß der Buͤcher, welche im ꝛten Drit⸗
theil des Jahres 1822 erſchienen find, wiſ—
ſenſchaftlich geordnet, mit Angabe der Las
denpreiſe und Verleger, 2ter Jahrg. No. 2.
May bis Auguſt. 8.
aͤhrt fort, zur großen Bequemlichkeit der Gelehr⸗
ten, e zu erſcheinen. Man findet augeublick⸗
J.
472
lich jedes Buch in ſeinem Fach und gewinnt eine ſehr
vortheilhaſte Ueberſicht alles deſſen, was ſeitdem in jeder
einzelnen Wiſſenſchaft zum Vorſchein gekommen iſt. Wir
wuͤnſchen dieſer muͤhſamen Arbeit ſo viel Abnehmer als
zu ihrer Fortdauer noͤthig find. Die Rubriken find:
I. Philologie. XII. Erdbefchreibung.
A. Claſſiker. Reiſen. 5
B. Sprachſtudium. nn. u
a H 3 dwirthſe 5
II. Philoſophie. B. er
III. Pädagogik. ee
IV. Theologie. \ ö 1 und Forſtwiſ⸗
V. Jurisprudenz. 1 steif
VI. Staats- und Cammerab XIV. Schd Si enſch.
Wiſſenſchaften. B. Poeſte. iſſenſch.
VII. Medizin. Else |
a) derbe Fran 1 7 *
Birnen . Sterne
E. Kupferſtiche.
VIII. Natur wiſſenſchaft.
Landcharten.
XI. Mathematik. XV. Vermiſchte Schriften.
X. Mllitaͤrwiſſenſchaft.
A. Encyclopaͤdien uſw.
Gymnaſtik. B. Taſchenbuͤcher.
XI. Geſchichte. C. Zeitſchriften.
Auslaͤndiſche Buͤcher.
Den Büchlein fehlt nichts als ein Regiſter, wekl
es doch manche Schriften giebt, von denen man nicht
recht wiſſen kann, in welches Fach fie der Verf. geſtellt
hat; fo haben wir die Iſis z. B. weder unter den
Zeitſchriften, noch unter den Kupferſtichen, noch unter
den ſchoͤnen Wiſſenſchaften, noch unter den Militaͤrwiſ—
ſenſchaften, noch unter den Staatswiſſenſchaften, noch
unter der Jurisprudenz, noch unter der Theologie, noch
unter der Pädagogik, noch unter der Philoſophie gefun—
den, von der Naturgeſchichte, wo ſie eigentlich ſte⸗
hen ſollte, nicht zu reden.
Druckfehler.
In den Aufſatze: „Was heißt Metaphyſik?“
im gten H. 22 leſe man
©. 933 (ite Spalte) 3. 6 von unten ſetzen am
ſtatt aͤußern;
S. 935 3. v. u. Feinheit anſtatt Einheit;
S. 938 (2te Sp) 3. 16 von oben Reflexions-
philoſophie anſtatt Religionsphilo⸗
ſophie. ad
Z. 12 v. u. Beſchluß anf: Conſchluß;
S. 939 (Ite Sp) v. u. 3. 12 Jene anſtatt
Jener;
S. 941 (Ite Sp.) v o. 3. 8. etwa anſt. etwann;
v. u. 3 6 je anſt. ja;
S. 943 (ite Sp.) v. o. 3. 13 ſpielte man je
anft. fpiele man ja.
423 5
Antwort an Sickler.
Herr Conſiſtorialrath Sickler beklagt ſich in dem
litterariſchen Anzeiger zum rIten Stuͤck der Iſis 1822
über die Deutung, welche ich einer Aeußerung von Ihm
gegeben habe. Er verſichert, daß Er in der von mir
angeführten Abhandlung (Curtoſitaͤten Bd. 5. ©. 120 f)
durchaus nicht habe behaupten wollen, die von Ihm in
das ſechſte Jahrhundert vor unſerer Zeitrechnung ge—
ſetzte große Ueberfluthung Italiens ſey von dem Eins
bruche des ſchwarzen Meeres in das Mittellaͤndiſche be—
wirkt worden; und daß auch in der von Ihm gegebe—
nen Zuſammenſtellung von Naturbeobachtungen mit hiſto—
riſchen Uederlieferungen nicht einmal der Anlaß liege,
Ihm dieſe Meinung — die Er ſelbſt verwirft — bei—
zulegen.
Quilibet verborum fuorum optimus interpres!
Dieſe Regel laſſe ich im vorliegenden Falle mit Vergnuͤ—
gen gegen mich gelten.
ſeyn wuͤrde, mich einer abſichtichen Ungerechtigkeit ge—
gen irgend Jemand ſchuldig erkannt zu ſehen, wenn er
auch nicht ein ſo achtungswuͤrdiger und angeſehener
Gelehrter und mir perſoͤnlich fo werther Mann wäre,
wie H. Conſiſtorialr. Sickler; fo glaube ich, Ihm,
dem Publicum und mir ſelbſt ſchuldig zu ſeyn, zu zeis
gen, was mich über feine nunmehr deutlich erklärte
Meinung irre gefuͤhrt hat:
Hr. Dr. S. hat freilich in jener Abhandlung nicht
gerade mit ausdrücklichen Worten geſagt: daß der Durch
bruch des Thraciſchen Bospor im ſechſten Jahrh. vor
Ch. G. erfolgt ſey, und die Ueberfluthung der niedrigen
Theile Italiens verurſacht habe; aber, wer ſeinen Auf—
ſatz mit Auſmerkſamkeit, und mit dem Beſtreben das
Reſultat daraus zu ziehen, ließt, wird mir zugeben, daß
darinn einige Dunkelheit obwaltet, die eine Deutung
erfordert. Ich werde ſeinem Ideengange etwas naͤher
zu folgen ſuchen. f
Zuerſt beſchreibt Hr. Dr. S. — nach Mazzuo⸗
la's und ſeinen eigenen Beobachtungen — die Lage
der alten Campaniſchen Graͤber mit den bekannten Va—
ſen, in einer Schicht von Sand und Bimsſteinen
gemengt, uͤber der eine zweite Schicht, ebenfalls von
Bimsſteinen und Sand oder Kies (d. h. nicht
pyrites ſondern, nach einem Thuͤringiſchen Provincia—
lism, Grand oder feines Geroͤlle) liegt, und
zwar ſo, daß dieſe beiden Schichten durch eine Lage
wahrer Dammerde getrennt ſind, und die oberſte eben—
falls von der Dammerde der heutigen Landes-Oberflaͤche
bedeckt iſt, (S. 121 — 126).
Dann vergleicht Hr. Dr. S. dieſe ſich in Campanien
zeigende Erſcheinung mit der Beſchaffenheit einiger Nie—
derungen in verſchiedenen anderen Gegenden Italiens,
in welchen ſich ebenfalls zwei oder mehrere durch Lagen
von Dammerde getrennte Schichten von Sand finden.
(S. 126 — 128).
Aus beiden Erſcheinungen zieht Hr. De. S. den
Schluß, daß das Meer dieſe Lagen in verſchiedenen
Zeitraͤumen abgeſetzt, und dieſelben mehrere Male wie—
der verlaſſen haben muͤſſe.
Da es mir aber ſehr ſchmerzlich—
474
Eine dritte Beobachtung dient Ihm zur Beſtaͤtl
gung dieſer Annahme, das Daſeyn von Pholaden-Hoͤh—
lungen in Felſen der Ufer, die ſich uͤber dem heutigen
Meeresſpiegel erhaben im Trocknen zeigen. (S. 126.)
Da nun in Campanien in der unterſten von
Sand und Bimsſtein gebildeten Schicht ſich Mens
ſchen werke, die Gräber und Vaſen finden, und,
da man die Pholadenloͤcher auch an Menſchen—
werken, wie an den Saulen des Tempels von Poz⸗
zuolo u. ſ. w. wahrnimmt; ſo ſchließt Hr. Dr. S. wei⸗
ter, daß das Meer die niedrigen Gegenden Italiens
nicht bloß in der Urzeit bedeckt, ſondern daß es auch in
der hiſtoriſchen Zeit dieſelben überfluthet, und lange
darüber geftanden haben müſſe.
Die Epoche dieſes letztern Ereigniſſes ſucht Ar.
Dr. S. durch Annäherung zu finden, indem er gewiſſe
aus dem Alterthume uͤbrig gebliebene hiſtoriſche Nach—
richten uͤber Unteritalien mit jenen Naturbeobachtungen
zuſammenhaͤlt.
Aus mehreren zu dieſem Zwecke verglichenen Um—
ftänden, ſagt Er; (S. 128.) „ſey Ihm die Ueberzeu—
gung ſehr lebendig geworden, daß ſelbſt in der hiſtori—
ſchen Zeit, ungefaͤhr bis fuͤnf oder hoͤchſtens ſechshun—
dert Jahre vor Chr. Geb. das Meer in Italiens Ebe—
nen eingedrungen ſey, mehrere der bluͤhendſten, niedrig
liegenden Städte verſchlungen, deren Fruchtgefilde vers
nichtet, und den alten Boden mit den Producten des
Meeresgrundes überſchuͤttet habe.“ Er ſagt ferner
(S. 132.) „die ganze große Gegend um mich her, (bei
Paͤſtum) bis an den Fuß der Gebirge, ſah ich verfuns
ken in den Fluthen und in den Blicken meines Geiſtes
nahm ich wahr, wie dieſe an Puzzuolo branden, wie
über Litesno und Minturnaͤ fie eindringen mußten
in das gluͤckliche Campanien, wie fie einſtuͤrzen mußten
uͤber die Pomptiniſche Ebene, und wie ſie von
Porto d' Hercole an bis uber Piſa hinauf durch
Hetruriens Ebenen ſich verbreiteten. An Paͤſtums
ehrwürdigen Rieſencolonnen ward der Einbruch des Mit⸗
telmeeres über das alte Hesperien durch eine Wahr⸗
nehmung, die von keiner weiteren Reflexion, als von der
Anſicht der Erſcheinung ſelbſt abhängig iſt, mir vols
kommen gewiß; u f. w.“
Er ſucht hiernaͤchſt (S. 133) den Einwuͤrfen zu bes
x
gegnen, die man gegen die Annahme eines fo „unges
heuern Ereigniſſes“ in der Zeit der Bluͤthe Großgrie—
chenlandes machen koͤnnte, und ſagt, in der deshalb ge—
gebenen Note 6. daß, „wenn es auch an beſt im m⸗
ten Nachrichten uͤber das Wie und Wann deſſelben
mangele, doch einige von den Alten hinterlaſſene Wachs
richten hieruͤber wohl zu beachten ſeyen.“
Als ſolche
fuͤhrt er an, aus Strabo die von den Erdbeben auf
Sfhia und Procida und den benachbarten Gegen
den, und aus Strabo, Diodor u. ſ. w. die von
dem Durchbruche des Bospor, und zwar die letz⸗
tere allerdings auf eine Weiſe, daß Er ihr ein bedeu⸗
tendes Gewicht beizulegen ſcheint.
Da nun die zuerſterwaͤhnte Begebenheit auf Iſchia
u. ſ. w. eine nur auf einen Bezirk von geringem Um—
fange beſchraͤnkte Erſcheinung darbietet, von welcher alls
gemeine Nefultate für die Umformung des ganzen Um:
30 *
15 —
riſſes von Italien. durchgus nicht abgeleitet werden koͤn⸗
—_— 476
Italiens — und aller andern Länder — iſt eine allges
nen; — da allch andere vulcanifche Erſcheinungen, Ue—
berſchwemmungen, deren Hr. Dr. S beiläufig gedenkt,
ebenfalls partiell ſeyn, und ohne weit verbreitete oder
lange dauernde Folgen bleiben mußten: — da Hr. Dr.
S. (S. 136) doch einen Zeitraum von beinahe hundert
Jahren für erforderlich hält, während deſſen das Meer
fo hoch uber dem jetzt trocknen Boden ſtehen mußte,
daß die Sandſchicht, abgefekt, und die Steine von Pho⸗
laden ſo bedeutend als man findet angebohrt
konnten; — da ich ferner von Hrn. Dr. ©, wohl ans
nehmen durfte, daß Er eine an dem größten Theile von
Italiens Küften angenommene, hundert Jahre lang. bes
ſtandene Erhöhung der Meeresflaͤche um etliche Klaftern
unmoglich für eine partielle Ueberſchwemmung anſehen
könne, ſondern zugeben muͤſſe, daß an einer ſolchen Er⸗
hoͤhung unfehlbar das ganze Mittellaͤndiſche Meer Theil
genommen haben werde; — und da endlich für dieſes
Phanomen gar keine andere erfärende Urſache zu finden
iſt, als der Einbruch des Oceans, oder der vom Hrn.
Verfaſſer ſelbſt und allein angeführte Einbruch des
Schwarzen Meeres; — So mußte ich, oder konnte
wenigſtens ſehr leicht und natürlich auf den Gedanken
kommwen, daß es dieſe Seine Vermuthung allein er
klärende Begebenheit ſey, welcher Er den Zeitnunct ans
weiſen wolle, den ich mit den vorhandenen hiſtoriſchen
Zeugniſſen nicht vereinbar fand.
Soviel zu meiner Rechtfertigung über dieſen
Punct, in welchem, was die Hauptſache betrifft, ich
viel lieber Unrecht als Recht haben wag. Indeſſen
ſcheichle ich mir mit der Hoffnung, daß Hr. CR. Sick⸗
ler eine kleine Schuld an dieſem Unrecht auf ſich neh—
men werde.
Naoch habe ich aber auf einige andere Puncte ſeiner
Berichtigung zu antworten.
Der ecfte betrifft meinen Zweifel darüber, daß
man von der ſich in Campanien findenden
Bedeckung einer älteren Lage von Damm⸗
erde mit einer Schicht von Geroͤlle und
Sand auf eine Bedeckung jener Dammerde
durch das Meer ſchließen koͤnne. Daß ich dabei
den Hr. Verf. vollkommen verſtanden habe, ergiebt ſich
aus dem Aufuͤhren feiner Meynung mit den von mir
gebrauchten Worten: „eine zweimal mit Dea m m⸗
erde bedeckte Erdſchicht.“ Denn das heißt eben—
ſoviel als „mit Dammerde abwechſelnd““.
Wie wollte man ſonſt das zweimalige Vorkommen
der Dammerde erkennen, wenn dies nicht durch die
Trennung derſelben von einer fremdartigen Maſſe in
zwei Lagen moͤglich wuͤrde? Hier iſt alſo nur Wortſtreit,
und ich habe die Erſcheinung ſelbſt nicht anders ange—
ſehen, als Hr. Dr. S. Es thut mir indeſſen leid, daß
ich, ein Mißverſtaͤndniß nicht beſorgend, in Begrüns
dung und Entwickelung meines Zweifels nicht ſogleich
ausführlicher geweſen bin. Deshalb will ich denſelben
hier ausführlicher darlegen.
Hr. Dr. S. redet in feiner Abhandlung von zwei
zwar auf den erſten Blick ahyſſchen, aber doch weſent⸗
lich verſchiedenen Erſcheinungen. Die eine, die aufge⸗
wemmten Schichten in allen niedrigen Kuͤſtengegenden
werden
meine bloß geologiſche Erſcheinung, die an ſich eine his
ſtoriſche Beziehung nicht hat. Der Sand welchen folche
Bodenſaͤtze des Meeres zuruͤckgelaſſen haben, iſth Meer
fand, wie ihn auch Hr. Dr. S. ſelbſt nennt, indem
Er zugleich angtebt, daß derſelbe in einigen Gegenden
mit Salztheilen uͤberfaͤttigt fen.
Von dieſer Erſcheinung verſchieden iſt die, welche
Hr. Dr. S. theils nach Mazzus ba, theils nach eiger
nen Beobachtungen fuͤr einen Theil von Campanien
charakteriſirt. Hier redet er von zwei durch eine Lage
von Dammerde getrennten Schichten von Sand oder
Kies und Bimsſteinen (des Meerſandes ge—
denkt er hier nicht, dort aber ausdrücklich), welche
ſich „in den- niedrigen Theilen Campaniens, in den
Gegenden finden, die ſich von der Reihe von ehemalis
gen Vulcanen, vom Veſuv aus, am Monte-Gau⸗
vo hin, bis Cums erſtrecken“ (S. 126) und in deren
unterer ſich die Campanergraͤber und die Vaſen befinden.
Dieſe beiden Erſcheinungen kann ich nicht für ei⸗
nerlei, nicht fuͤr gleiches Urſprungs halten. Schichten
von Sand oder Kies mit Bimsſteinſtuͤckchen
vermiſcht, die ſich als einer gewiſſen beſchraͤnkten Ger
gend eigenthuͤmtich darſtellen, kann ich nicht Für den Dos
denſatz des zuruͤckgewichenen Meeres anſehen. Die der
dertigen Gegend fo ganz befonders eigenen Bims⸗
feine find Auswürflinge der nahen ehemali⸗
gen und heutigen Vulkane; und die mit Sand
und Kies vermengten Lagen derſelben find von den Ate
moſphaͤriſchen und Land-Gewaͤſſern, durch Abſchwem—
mung von den hoͤheren Puncten, in den Niederungen
gebildet worden, wie an vielen anderen Orten die Lagen
von Geſchieben, welche nahen Gebirgen eutriſſen wor—
den ſind. Daher kommt es auch, daß man wie Hr. D.
©, bemerkt, dieſe Lagen auf den Gipfeln der umliegen⸗
den Hügel nicht finder.
An ſich ſelbſt wuͤrde uͤbrigens auch dieſe letztere Er—
ſcheinung keine hiſtoriſche Bedeutung haben, wenn fie
nicht die Spuren der Menſchenhand in ſich verbaͤrge.
Denn auch die Lagen von Dammerde, die mit den
Schichten von Sand oder Geroͤlle abwechſeln, verwans
deln den geologiſchen Character derfelden nicht in einen
hiſtoriſchen, da die Dammerde Product des Pflanzen⸗
reichs allein ſeyn kann. Ihr Daſeyn bezeichnet nur ei⸗
nen Zeitraum des Stillſtandes zwiſchen den Bildungen
der unter und der uͤber ihr liegenden Sandſchichten, und
es iſt bekannt, daß auch aͤltere und neuere Lavaſtroͤme
durch Lagen von Dammerde getrennt ſind.
Die hiſtoriſche Beziehung aber findet ſich bloß in
den Schichten der zweiten Art, in Campanien, denn
bloß in dieſen werden die erwaͤhnten Werke der
Menſchenhand angetroffen. Von einem Vorkommen
derſelben oder ähnlicher in den von dem Meere gebikdes
ten jüngeren Erdschichten in anderen Gegenden Italiens
ſagen weder Hr. Dr. S. noch andere Beobachter Et—
was. Daher konnte ich wohl die zwiſchen dem Veſuv
und Cumaͤ wahrgenommene Erſcheinung von Erhöhung
des- trocknen Bodens mit der in den Niederlanden u. ſ.
w. ſich zeigenden vergleichen, und die von mir angeführs
ten Beiſptele paſſen allerdings. 5
1587
11795878
477
Wenn nun alſo die Erſcheinung der erſten Art bloß
geologiſch iſt; fo haben wir nicht noͤthig, den Zeitpunct
in welchem das hoͤher ſtehende Meer ſie hervorbrachte,
in der hiſtoriſchen Zeit aufzuſuchen. Und wenn dagegen
die Erſcheinung der zweiten Art, wegen ihrer Bezie—
hung, in welcher ſie zu den Menſchenwerken ſteht, zur
Unterſuchung über ihre hiſtoriſche Epoche auffordert, fo
haben wir bei ihr nicht noͤthig, den veränderten Stand
des Meeres Spiegels zu Dülfe zu nehmen, da ſie von
demſelben ganz unabhaͤngig gedacht werden kann.
Der zweite Punct betrifft die an den Saͤu—
len des Tempels von Pozzuolo wahrzuneh⸗
menden Pho ladenloͤcher. In Anſehung dieſer
habe ich ſelbſt zugegeben, daß ihr Daſeyn, ſobald die
von ſolchem angegebenen Vorausſetzungen als unbezwei—
felt anzunehmen wären, zu Folgerungen auf den Stand
des Meeres berechtigen koͤnne. Aber an meinen gegen
dieſe Vorausſetzungen erhobenen Zweifeln hat Hr. Dr.
Sickler Anſtoß gefunden, und vorzuͤgech an dem Ge—
danken, daß die Bloͤcke aus denen die Saͤulen beſtehen,
vielleicht ſchon von den Pholaden angebohrt geweſen
ſeyn koͤnnten, ehe man ſie zu Erbauung des Tempels
bey Pozzuolo angewendet habe.
Ich geſtehe, daß das, was Hr. D. ©. über dies
ſen Gedanken aͤußert, mich erſchreckte, und daß es mir
leid that, aus Unkenntniß im Fache der Baukunſt, und
aus Mangel der Autopfie, welche Herrn D. bei dieſem
Gegenſtande zu Statten koͤmmt, vielleicht einen ſehr gro—
ben Mißgriff mit meiner Conzectur gethan zu haben.
Daher ſah ich mich uberall nach Troſt und Belehrung
um; und ſlehe, da finde ich, daß Spallanza ni gerade
denſelben Gedanken als eine Vermuthung hingeworfen
hat: (Spallanzani's Reiſen, Th. 1. S. 115, der
teulſch. Ueberſ.)
Spallanzani war, fo viel ich weis, ein tuͤch⸗
tiger Naturforſcher; er kannte die Werke der ſchoͤnen
Baukunſt in Italien; und er hat die Säufen von
Pozzuolo und ihre Wurmhoͤhlen ſelbſt genau unter:
ſucht Gewiß würde er daher jenen Gedanken nicht
geäußert haben, wenn er ihn in irgend einer Hinſicht
fuͤr fo ganz ungereimt hätte halten muͤſſen.
Hätte ich uͤbrigens, als ich meine Zweifel nieder-
ſchrieb, die angeführte Stelle in Spallanzani's
Reiſen ſchon gekannt, oder mich ihrer aus fruͤherer
Lectuͤre erinnert; wuͤrde ich den erſten meiner Zweifel
(ob die Loͤcher an den Saͤulen wirklich von den Pho—
laden herruͤhren 2) gewiß unterdruͤckt haben; da dieſer
Naturforſcher eine ſo genaue Beſchreibung dieſer von
ihm ſelbſt fuͤr das Werk der Bohrmuſcheln erklaͤrten
Löcher giebt, daß man ſich dabei vollkommen beruhigen
kann.
Allein ich wuͤrde mich zugleich bei einer andern
Bemerkung Spallanzani's aufgehalten haben, die
bei der raͤthſelhaften Erſcheinung der angebohrten Saͤu—
len nicht außer Acht zu laſſen iſt. Spall. hat nehmlich
beobachtet, daß die Bohrmuſcheln faſt nie nahe an der
Oberflaͤche des Meeres, ſondern faſt immer 8, 10, und
12 Fuß unter derſelben, ja in noch größeren Tiefen ars
beiten. Iſt dieſe Beobachtung richtig, ſo muͤſſen wie
das Meer noch höher Aber den Tempel von Pozzuolo
-
en
— — —
478
hinauffuͤhren, und das Näthfel ſeiner Trümmer wird
noch dunkler. Welchen ungeheueren Waſſerſtand bekom-
men wir da für das Mittelländiſche Meer in einer Zeit,
in welcher deſſen Kuͤſten ringsumher bewohnt, und zum
Theil ſchon beſchrieben wurden? — einen Stand, bei
welchem Rom, Carthago, Athen, Tyrus unter
Waſſer geſtauden haben müßten! Oder — welches uns
geheuere Alter bekommt der Tempel von Pozyun lo,
wenn keine Nachricht der aͤlteſten Berichtserſtatter von
einem ſolchen, vielleicht ſeiner Dauer nach hundertjaͤhri⸗
gen, Waſſerſtande Kunde giebt? -
Noch benutze ich dieſe Gelegenheit, um ein Paar
Fehler anzuzeigen, die ſich durch ein Verſehen des Ab—
ſchreibers in meine Geſchichte der natuͤrlichen
Veränderungen u. ſ. w. eingeſchlichen haben. S.
100 auf der letzten Zeile muß für das Toifenmaas von
I geogr. [ Meile geleſen werden 3806,45 und S. 101
auf der erſten Zeile iſt die Zahl der O] Zolle von 1 U◻
Meile angegeben, ſtatt von ſechs Millionen [U] Meilen.
Daher ſollte ſtatt der dort abgedruckten, über dieſes
nach der vorherſtehenden unrichtigen Toiſenzahl berech—
neten Zahl die folgende ſtehen: 4506589325798 40000.
Hoff.
Subſcriptions anzeige.
Seit meinem ſehr vieljaͤhrigen Aufenthalte in Jena
waͤhlte ich vorzuͤglich die Kräuterkunde zu meinem Lied»
lingsſtudium, und ſuchte daher die Pflanzen der hieſigen
Gegend mit der moͤglichſten Aufmerkſamkeit kennen zu
lernen. 1882 erfchten von mir ein fyſtematiſches
Verzeichniß und eine Characteriſtik der um
Jena wildwachſenden Pflanzen ze, die beyde
aber ſehr unvollkommen waren, zumal da ich keine Bora
arbeiten außer KRuppii Flora Jenensis 1726 und 1746
fand. — Da ich nun ſeitdem unaufhoͤrlich fortgefahren
bin, das Pflanzenreich unferer Gegend nach allen Rich—
tungen einige Meilen weit zu unterſuchen, und mich
mehrere einſichtsvolle Freunde mit ihren Beytraͤgen uns
terſtuͤtzt haben: fo glaube ich jetzt im Stande zu ſeyn,
eine vollkommenere und brauchbarere Slora von Je
na und ihrer weiten Umgebungen, nebſt genauer
Angabe der Wohnorte der Pflanzen, ihrer Sl
thezeit, Sruchtreife und ihres mannichfaltigen
Nutzens für angehende Aerzte, Veterinsrärzte,
Pharmaceuten, Droguiften, Sorſtmaͤnner, Tedy
nologen, OGekonomen, Gartenfreunde, Kaufleu⸗
te, Maler, Gerber, Saͤrber, und auch Prediger
und Schullehrer, ſowohl in der Stadt, als
auch auf dem Lande, in 2 Baͤnden in der Schoͤne—
ſchen Buchhandlung in Eifenberg, herauszugeben. Linnes
Syſtem, als das leichteſte für Anfänger, iſt zum Grun—
de gelegt, doch ſoll auch auf die natuͤrlichen Syſteme
Ruͤckſicht genommen werden.
Eine Kenntniß derjenigen Pflanzen, welche in der
Nähe einer berühmten Akademie wachſen, iſt wegen des
Zuſammenfluſſes von jungen Studirenden, die ſich auf
dieſe Kenntniß legen, für die Wiſſenſchaft üben
419
haupt weit wichtiger, als die Kraͤuterkunde jeder ans
dern, wenn auch noch ſo angeſehenen, Provinzialſtadt
ſeyn muß.
Noch mehr Intereſſe duͤrfte ein ſolches Werk durch
die Beſchaffenheit des hieſigen Lokale gewinnen. Nicht
allein durch eine reizende Gegend, in welcher ſich beinahe
Alles, was die ſchwelgeriſche Natur an mann chfaltigen
Gegenſtanden und romantiſchen Anſichten hervorbringt —
hohe und niedere Berge von verſchiedener Form, frucht—
bare Thaler, von der Saale und Bachen durchſtroͤmt,
und Laubwaͤlder (z. B. Rauhethal, Welmſe, Forſt ꝛc., die
wahre botaniſche Garten ſind), in luxurirender Fulle ver⸗
einiget — wird die Gegend um Jena ſehr viel Einla—
dendes fuͤr jeden Naturfreund haben; fondern eben we—
gen dieſer Mannichfaltigkeit der Parthieen hat fie auch
eine ſehr große Menge von verſchiedenen Pflanzen auf:
zuweiſen, deren ſich wenige Gegenden ruͤhmen koͤnnen.
Die ſeltenſten und verſchiedenartigſten Berg, Waſſer⸗
Thal: Wald- und Wieſenpflanzen pflegen die Muͤhe des
ſuchenden Forſchers auf allen Seiten der Stadt und
nach allen Weltgegenden hin reichlich zu belohnen. 515
Dieſes Werk wird auch großen Nutzen für diejenis
gen haben, die ſich nicht mit dem Ganzen der Wiſſen⸗
ſchaft, ſondern nur mit einzelnen Theilen und Zweigen
derſelben beſchaͤftigen. So lehrt fie den Oekonomen alle
diejenigen Pflanzen kennen, welche ſeinen Hausthieren
zutraͤglich oder ſchaͤdlich, und welche des Anbaues wuͤr⸗
dig oder nicht ſind, desgleichen die Bienen- und andere
oͤkonomiſche nuͤtzliche Pflanzen, die Unkraͤuter auf Feb
dern, Wieſen und in Gärten, uud macht ihm endlich
die Baͤume und Straͤucher kennbar, aus deren Holz er
ſein Haus- und Ackergeraͤthe verfertigen kann. Der
Faͤrber, Maler und Gerber findet hier ſolche Pflanzen,
welche einen Farbe- oder Gerbeſtoff enthalten, und der
Fabrikant lernt wieder diejenigen kennen, deren Stengel
ihm fur feine: Arbeiten ein Geſpinnſt, eine Art von
Wolle für gewiſſe Tücher, Huͤte und viele andere Ars
beiten geben. Auch diejenigen Pflanzen, deren ſich
mehrere Handwerker bey ihren Arbeiten bedienen, ſind
nicht vergeſſen. Der Forſtmann muß in dieſer Wiſſen⸗
ſchaft vorzuͤglich bewandert ſeyn, da er ohne eine ge—
naue und gründliche Kenntniß der Bäume, Straͤucher,
ihrer Befruchtung, Bluͤthe- und Reifezeit des Saamens,
Anbau, Fortpflanzung, Güte und Brauchbarkeit des
Holzes kein guter Forſtwirth ſeyn kann. Für den Kauf
mann und Droguiften unferer Gegend wird diefe Flora
ebenfalls nicht ganz unbrauchbar ſeyn. Daß der Arzt,
Veterinarzt und Apotheker eine umfaſſendere Kenntniß
der Gewaͤchſe haben ſoll, iſt ausgemacht, da die meiſten
jetzt vorhandenen Arzneymittel aus dem Pflanzenreiche
galommen find. Der Prediger und Erzieher der Jus
gend wird von der Botanik ebenfalls große Vortheile
ziehen. Erſterer kann auf dem Lande dem hie und da
herrſchenden Aberglauben mächtig entgegen arbeiten und
manche ſehr wichtige Belehrungen ertheilen, z. B. wenn
das Vieh blutige Milch giebt, wenn es krank von der
Weide koͤmmt, warum die Milch nicht zum Gerinnen
zu bringen iſt, uͤber die ſogenannten Berufskraͤuter, uͤber
das Aufhaͤngen gewiſſer Pflanzen in Gebaͤuden, das
Getreide verwandle ſich in Tollkorn, uͤber Hausmittel
4³⁰
aus dem Pflanzenreiche, Landſtreicher verkaufen die be—
kannten Johannis- oder Gluͤcks haͤnde ꝛc., über Aber⸗
glauben am Johannisabend und an Walburgis, uͤber
den Genuß giftiger und toͤdtlichwirkender Pflanzen und
die Gegenmittel, über Verbeſſerung der Wieſen, Gaͤr—
ten, Obſtkultur ꝛc., uͤber Ausrottung der Unkraͤuter,
ſchaͤdliche Pflanzen werden zu Getraͤnken genommen, die
für die Geſundheit nachtheilig find; als Erzieher und
Schullehrer der Jugend kann er außerordentlich viel
Nutzen durch Unterricht ſtiften, z. B. über den merk—
würdigen Bau der Pflanzen, ihre Ernährungs» und
Fortpflanzungsorgane, ihren Nutzen in jeder Hinſicht
und Schaden (Giſtpflanzen), in Bezug auf das Daſeyn
Gottes, durch Beſuchung der Werkſtätte der Tiſchler,
Wagner, Drechsler, Boͤttiger, Siebmacher, Faͤrber,
Gerber, Oelſchlaͤger, Papiermacher, Bier- und Eſſig—
brauer, Brantweinbrenner ze. Meine ehemaligen Hrn.
Zuhörer (deren Anzahl ſich bis jetzt auf 1200 beläuft,
und die in allen Weltgegenden zerſtreut leben), werden
ſich bey Durchleſung dieſer Flora gewiß noch mit Ver—
gnuͤgen an die Exkurſionen, die wir an jedem Sonn—
abend in die umliegende Gegend von Jena machten, um
die Pflanzen an ihren Wohnorten einzuſammeln, er—
innern.
Jena, im November 1822.
D. J. Chr. Fr. Graumuͤller.
Da ich den Verlag dieſes, gewiß jedem Freunde
der Botanik, beſonders aber Aerzten, Apothekern und
Droguiſten, ſehr willkommenen Buchs, uͤbernommen
habe: fo werde für einen guten Druck und Papier ges
hoͤrige Sorge tragen, damit das Aeußere dem Innern
entſpreche.
Um nun auch, dem Wunſche des Hrn. Verf. ge—
maͤß, deſſen hoͤchſter Zweck bey der Herausgabe dieſes
Buchs, Gemeinnuͤtzigkeit iſt, zu begegnen, und daſſelbe
um den moͤglichſt billigſten Preis liefern zu koͤnnen,
ſchlage ich den Weg der Subſcription ein. Wer alſo
bis Ende April kuͤnft. J. darauf ſubſcribirt, ſoll den
Band, welcher uͤber ein Alphabet ſtark werden wird
und wovon Oſter-Meſſe 1823 der erfte erſcheint, für
Einen Thaler ſaͤchſ. erhalten; der nachherige Ladenpreis
wird nicht unter 1 Thlr. 12 Gr. ſeyn. Wer auf 6
Exemplare fubferibirt, erhält das 7te frey.
Auch zeige noch bey dieſer Gelegenheit mit an, daß
ich das von demſelben Verf. bey mir erſchienene
Handbuch der pharmaceutifch -medicini[chen Bo-
tanik, für angehende Aerzte, Veterinärärzte,
Apotheker, Droguiſten u. [. w. gr. 8. 6 Bände.
bis Ende Decembr. 1823 noch um den aͤußerſt billigen
Praͤnumerationspreis 8 Thlr. 8 Gr. fächf. ablaſſe, wofuͤr
es bis dahin in jeder Buchhandlung zu haben iſt. Wer
ſich an mich ſelbſt wendet und den Betrag baar und
franko einfendet, bekoͤmmt es fuͤr 7 Thlr. 8 Gr. ſaͤchſ.
Nachher aber tritt der Ladenpreis von 12 Thlr. 12 Gr.
wieder ein. 8
Eiſenberg im Altenburgiſchen, im Novbr. 1822.
J. W. Schoͤne.
Buchdrucker und Buchhaͤndler.
—
Catalogus
Profeſſorum Doctorum et Lectorum
Academiae Balileenlis
cum delignatione diſciplinarum in quibus docendis
Deo u van t e
a Calend. Nov. MDCC CX XI. ad Calend. Mali a MDCC CKXII.
linguli verlabuntur.
e e eee
Jon. Rob. Buxrokr, S. Th. D. et Prof. A.
MDGCGCXVI. Univerfit. Rector, b. c. D. hora 9, die-
bus Lunae et Ven. P/almos brevioribus Annotatis
explanare perget,
die Mart. Introductionem in diverfas Theolo-
giae partes continuabit; “ f
diebus Mere. et Jovis Genefin Mofis exegefi pro-
lixiore expoliturus, continuato d. Sabb. Exercitio
disputatorio.
Ex Inftituto Freyio-Grynaeano autem, diebus
Jovis et Saturni h. 11. Verlionis graece V. T. quae
LXX. Intt. dieitur, comparationem cum textu he-
braeo inftituet. \ j n
Emanter MERTAN, S. Th. D. et Prof., h. a.
Dec. die Lunae hora 11, ac die Jovis h. 8, prolixio-
res habebit praelectiones exegeticas in Evangelium
Joannis; i
diebus Mart. h. 10 et Ven. h. 11, tradet inſtitu-
tiones Theologiae dogmaticae;
die Mere h. 11, et die Sahb. h. 10, exegeli bre-
viori Joannis Apojtoli Apocalypfin, illuſtrabit. x
Privatim vero Theologiam moralem bis per heb-
domadem, Die Merc. h. 4 et D. Ven. h. 3, lecundum
Vener. Rofenmülleri Introductionem Studiofis tra-
dere conabitur.
Qui vices Profelloris theologiae practicae [ubiit
Plur. veneraudus 4
“=, $ımon LARO CHE, ad D. Petri Paſtor, diebus Lun.
h. 8 et Jovis h. 11. Praecepta homiletica tradet.
Ad comınoda ftudiolorum theologiae promovenda
occupantur quoque Viri Plur. Venerandi
Hıesron. Farzeysen, Ecclef. Balil. Antiftes, at-
que Jo. Jad. Faso, ad D. Theodori Paftor, fingu-
lis hebdomadibus per bihorium quisque in cateche-
ticis pariter atque homileticis, vel -[cripto exarata
juvenum Nafiraeorum ventilando emendandoque, vel
eorum in Juggeliu propofita recenlendo.
Danten Kraus, Plur. Rev. Diac. ad D. Leonh.
Hiftoriam,eeclefige chrifiianae die Merc. h. 3; et Ven.
B. 10, traflere Perge h, ö 1 Bee eh
Semellria Studiolorum S. Theol. examina, ad
explorandos eoruin progrellus, et-conlilia de ftudiis
inlituendis [uppeditanda, continuabuntur.
In prudentia
Jo. Rob. Scanern, Ph. et J. U. D. Juris, patrii
1 ’ * — — — —
Prof. P O. Forique erimin. Praelſes, diebus Lun.
Mart. Mere. Jov. et Ven. Köralı 15) fue patrtumtme-
Juris
4
Dey lage z. J. 1822. No. I.
thodo lyſtematica tradet auditoribus, jisdemque le-
lecta Juris Naturae capita [ubinde explicaturus.
Privatim quantum in le eſt, quantumque per
caetera negotia valetudinisque rationem fieri poterit,
petentibus opellam [uam adcommodaturus.
Gvir. SNELL, J. U. D. et Prof. P. O. principia
Juris Romani privati dieb. Lup. Mart. Merc. Jovis et
Ven. hora 4—5, exegeli prolixiore illuſtraturus;
elementa Juris criminalis dieb. Lun. Jov. et Ven.
hora 6—7 tradet.
Cathedra tertia vacat. a
In Medicina
Jo. Ron. BuaKHARDT, M. D. Anat. et Botan,
Prof. Fac. Med. Dec., quatenus per cadaverum nu-
merum coelique temperiem copia dabitur, corporis
humani compagem ex ävrowia in theatro anatomico
auditoribus demonſtrabit diebus Lunae Mart. Jov. et
Ven. hora 3.
Tempore autem hisce exercitationibus va cuo
doctrinam de ollibus petentibus proponet.
Quibus praeterea curae eſt adhibito cultro inda-
gare corporis humani firucturam, iis non deerit con-
filio V. Exp. J. R. STÜCKELBERGER, Med. Dr. dexter-
rimus theatri anatomici Prolector.
IL. Oxxx, Med. Dr. Athenas noltras Rauri-
cas inviſurus, hac hyeme Praelectiones offert in Phi-
lofophiam Naturae quae dicitur,
Hiftoriam porro naturalem, praelertim Zoolo-
giam, i
ac in Phyfiologiam; 111
Gallice lolum loguentibus Curſum quoque Hiſto-
riae naturalis philofophicae lingua gallica propoh-
turus.
In Philofophia 1
Daxsen Worte», Ph. et M. D. Elog. Prof., die-
bus Mart, et Saturn. h. 4. Virgilii Georg. libros
priores auditoribus luis explicabit, 5
Eman. LIx DER, Ph. D. et V. D. M. linguae
graecae Pr. P. O. hebracae Lector publ., h. a. Decan.
literar. graecar. ſtudiolis dieb. Merc. et Ven. hora 8
Ae/chyli Perjas, g
die Mart. h. 8 et Sab. h. 2 Prim. Pauli ad Ca-
rinthlos Eyiſtolam interpretabitur- ar
Oultoribus linguae lanctae diebus Lun.
hor, 10 grammaticae hebr. praecepta tradet;
die Merc. vero eadem hora Samuelis libr. I. ex-
plicare perzet. LT, FERNEN
Paedagogii itidem tironibus”Claffis IR Hiados
Rhapfodias priores et Xenophontis Anabafin; Olaf.
III. vero Miados Rhapfod. III et IP cum Plutarchi
Hlerandro, utrisque quatuor per hebdomadem hoxis,
alternisque vicibtis explanabit. . A
- "Pfivatim quoque graecırum hebraearumve lite-
rarum anıautibüs opellam ſuam qualertic gndfte .
bens addicturns. DC TO „ton „Aush ze
et Jov.
——ͤ — —
7
Daxter Hoser, Ph. D. Mathe. Prof. P. O.,
dieb. Lunae et Jov. h. 9, die Mart. h. 4 et die Merc.
u. 2 Afironomiae praecepta tradet.
In Paedag. Cl. II. Geometriam et Trigonome-
tri am, et in III. Mechanicam, Opiicam et Aftrono-
iam quatuor per leptimanam horis Iuccellivo or-
dine docebit. 10 25
Hırzox. KöN TE, Ph. D. et V. D. M. Rhet. Prof.,
auditoribus luis diebus Lun, et Ven. h. 8, partim
Ciceronis de oratore libros explicabit, partim latini
fiyli cultioris fundamenta tradet.
OnRTSTOPH. BENNO ULLI, Ph. D. Hift. nat. Prof.
P. O., duabus vicibus velpertino tempore ab h. 5—6
eum dimidia Mechanicam docirinamque Machinarum
tradet. 5
In Paedag. Cl. II. quinquies per hebdomad. Zoo-
zogiam; et in Cl. III. binis diebus Anthropolegiam
Aocebit.
CaROL. FRID. Sarrorıus, ling. germ. et Lit.
leg. Prof. P. O., perget: 1) explanare fiyli prae-
cepta, b. 9 dieb. Lun. et Mart: ö
2) interpretari Klopftockii odas nec non felectas
Meffiadis rhapfodias, hug die Merc. 4 .
3) Moderari’ exercitationes ſeribendi et dispu-
-Zandi, h. 3 diebus Jov. et Ven. j
Finita Inſtitutione rhetorica P/fychologiam aut
Metaphiyſicen tradet, prout commilitones accellerint,
h. 9 dieb. Lunae et Mart. et h. 8 aut 2 die Satur.
In Paedagogio Cl. I. dilcipulis Grammatices
elementa et nonnullorum poematum interpretationem
111 lectionibus. Cl. IE adleriptis diffzeiliora Grani-
-matices et Synonymices‘capita v. h. Ci. III. [oda-
libus III dieb. Hiſtoriam literar. proponet, Inſtituere
germ. [cribendi exercitia in quavis Clalle continuabit.
"Franc Dorortu. GERLACR, Philofoph. D. et
Liter. latin. Prof. P. O. 1) Ciceronis'epiftolas ſe-
ectas atque orstionem [ecundam Philippicam inter-
Pretabitur h. 2—5 diebus Mart. Mere et Veneris.
2) Exercität. Latine feribendi nec non diſputa-
»iones moderari perget, hora auditoribus commoda.
In Paedagogio discipulis Cl. I. atque II con-
junctim Livii hiſt. libr. explicabit atque praecipua
capita Latinae Grammatices tradet. Clall. HI alumnis
Tactti hift. libr. atque Horati! Odas ſelectas eosque
arte Latinae [cribendi inftituet.
‚Perrrus. Merran, Phil, D. Phyfices et Chemiae
Prof. P. O. diebus Lunae, Mart. Mercur. et Jovis
hora 8: Chemiam theoreticam experimentis illufira-
zam tradet.
In Paedagogii Clälf. I. quaternis lectionibus Al-
gebram; in Cl. III. Chemiae elementa docebit.
„ . Erıns Korrüm, Phil. Hiftoriae et Statiltices
Prof. P. O., Publice Lombardorum focietatis, Hanlae
Teutonicae, foedere, junetorum Helvetiorum , Bel-
garum nec non Americanorum [eptentrionalium ori-
1255 et increnienta; Gallicae demum, quae regno
Iublato aliquantisper. certe viguit, reipublicae vicil-
Girudines,ternis, leciionibus enarrabit dd. Lunge,
Maxtis, Mercurii, hor. pom. 5-0.
Thucydideas aliquot orationes interpretabitur
dieb. Jovis et Ven. hora auditoribus commoda;
privatim alteram hiſtoriae Germanorum partem
docebit, diebus Ven. et Sat.-S--9, Lunae et Jovis
3 l leid
In Paedagogio: Clalf. II. fodalibus alteram Dip
rom. partem tradet; Clalf. III. aluninis fata Imperä
Romani et res usque ad Caroli M. aetatem geltas
explicabit. F 2
Alx. Ron. Vis EVT, V. D. M. Liter. Gallic. Prof.
extraord. In Paedag. Cl. 1. quinque et in Cl. II.
tribus fiyli praecepta explanabit, et ’exercitia fiyli
inſtituet; in Cl. III. binis diebus Auftoriam ‚kter atu-
rae tradet. IHN
Rop. Hax HART, V. D. NI. et Gyimnafiarcha,'Lect.
Paedagogii, in Cl. I. quaternis lecienibus feleetes
Odyfjeaue Rhapfodias. interpretabitür, Grammaticae
graecae praecepta enodabit, et graece feribendi exer-
citia inſtituet; in Clall. II. antigeiteres Homericas ;
in Glall. III. antiguitatum:Romanarum capita quaer
dam, binis lectionibus, enarrabit. [eh
Eine Beylage von Herrn Dierbach zu der
Ueberſetzung von Perſoon's eßbaren Schwaͤmmen,
beleuchtet von Wilbrand. N
Herr Dierbach hat von dem „Traité sur les cham-
pignons comestibles par Persoon. Paris chez Belin—
Leprieur” eine deutſche Ueberſetzung geliefert,“) und
dieſen eßbaren Schwämmen, hinſichtlich meiner in der
Ifis (Jahrg 1820. S. 903) erſchienenen Recenfion feiner
„Anleitung zum Studium der Botanik“ eine Beylage bey⸗
gelegt, uͤber welche ich nichts ſagen wurde, wenn derſelbe
nicht die Unverſchamtheit gehabt hatte, mir vorzuwerfen,
ich hätte mir in jener Recenſion Verdrehungen und
Unwahrheiten erlaubt. Da nun nach meinem Ge
fühle, und nach meiner klaren Ueberzeugung auf die ma⸗
raliſche Wuͤrde eines Recenſenten ein haͤßliches Licht
fallt, wenn derſelbe ſich erlaubt, den Sinn einer Schrift
zu verdrehen, und Unwahrheiten hinſichtlich ders
ſelben anzuführen: fo halte ich mich verpflichtet, dieſe
Beylage näher zu beleuchten. Be
Herr D beginnt auf folgende Reife: „Es hat dem
Herrn Verfaſſer Wilbrand in Gießen gefallen, ſich in
den Natutwiſſenſchaften, beſonders der Botanik, zum Rich⸗
ter aufzuwerfen, und feine weiſen Richterſpruͤche in der
Iſis nieder zu legen!“ Herr D. verargt es mir alſo, daß
ich Recenſionen zu lieſern wage, — und derſelbe Herr D.
liefert in den Heidelbergiſchen Johrbuchern der Literatur
eine Recenſlon nach der andern, — einige mit der Unter
schrift feines Namens, andere ohne dieſe! — Warum ſoll
mir denn nicht erlnubt ſeyn, wou Er ſich berechtiget haͤlt?
— Holt ſich Hr. D. vielleicht vorzugsweiſe zum Res
cenſenten berufen, weil ihm eine dunkle Ahnung ſagt, daß
„ B 40% 1 11 1 t .
2) Abhandlung, üser die cßbaren Schwaͤmme, mit Raga de. der
„ ſchaͤgllichen Arten, und einer Einkettung in die Gef gichte
„er- Schtämme ven C... Perfoon u. f. we, üderſetzt vn
J. . Dierbach. Heidelberg, bey Grog 1822, *
—
seine Beurtheilungen, womit er die Heidelbergiſchen Jahr—
bücher ziert, und worin er feinen Mangel an philoſophi⸗
ſcher Bildung, ja ſogar feinen Mangel an Schuibllaung
dem tiefer blickenden zur Schau ausſtellt, für die Schrift
ſteller, welche er beurtheilt, wie für die Lofer der Jahrbü⸗—
cher, auf, gleiche Weiſe gleichguͤltig ſeyn werden?? — Oder
will Er mir etwa deßwegen die Erlaubniß zu reeenſiren
nicht zugeſtehen, weil ich meine Beurtheilungen, und
die darin dusgeſprochenen Anſichten den Leſern auf:
dringe? In dieſer Hinſicht habe ich nur zu bemerken, daß
ich bisher ſtrenge darauf geſehen habe, in einer Recenſion
nie eine Meinung auszuſprechen, ohne dem Leſer
zugleich die beſtimmten Gründe, dazu vorzu⸗
legen, und fo denſelben zur eigenen Pru⸗
fung und Beurtheilung zu veranlaſſen. Der
kundige Leſer kann darnach waͤhlen, was und wie es
ihm gut ſcheint. 1 3
„Jedes Buch (heißt es weiter) laͤßt ſich aus zwey ganz
verſchiedenen Geſichtspankten beurtheilen, indem man es
nämlich entweder mit ähnlichen fruͤhern vergleicht, — oder
indem man es nach einem ſelbſtgeſchaffenen Ideale beur—
theilt.“ Haͤtte ich auch nur von dem erſten Geſichtspunkte
aus das Buch beurtheilen wollen, glaubt denn der Pfr.
gegen die Philolophia botanica des Linné, gegen die
Lehrbuͤcher von Jacquin, Willdenow, Schrank u. ſ. w.
beſtehen zu koͤnnen? — Der kundige Leſer moͤge entſcheiden.
„Der Hr. Prof. W. (fagt Hr. D. weiter) hat es ſich
nun aber, wie es ſcheint, zum Geſetz gemacht, jede Schrift
nach einem ihm allein angehoͤrigen Ideale zu bemeſſen,
und dazu mag er wohl feine Gründe haben, denn einerſeits
muß man, um jenen billigern Weg gehen zu koͤnnen, die
früher erſchienenen ähnlichen Werke genaufkennen, worauf
Hr. W. keineswegs gefaßt zu ſeyn ſcheint, indem er ſchon
in der vorliegenden Recenſion eine auffallende Unwiſſenheit
in Rückſicht der Literatur auf (eine) glänzende Weiſe bes
urkundet hat.“ .
Wodurch ich diefe Unwiſſenheit in der Literatur beur—
kundet haben ſoll, wird ſich ſogleich ergeben; was das
Ideal betrifft, wornach ich die Schrift Keursheilt habe,
fo habe ich daſſelbe und die Gruͤnde dazu dem Leſer vor⸗
gelegt, welcher demnach ſelbſt urtheilen, und
wählen konnte. B
„Nach einem langen ſehr entbehrlichen Eingang (fährt
Hr. D. fort) wird mir zuerſt vorgeworfen, ich habe mit
großer Aengſtlichkeit alle Woͤrter zuſammen getragen, die
ich hinſichtlich der beſchreibenden Botanik hobe auffinden
können, mwoͤchten ſie auch noch fo barbariſch lauten u. ſ. w.
Haͤtte der Hr. Prof. auch nur den vierten Theil der
beſtehenden Lehrbücher gekannt, er würde An:
ſtand genommen haben, ſo etwas zu ſagen, ja kennte er
nur Roͤmer's botaniſches Wörterbuch, ſo würde er ge
ſehen haben, daß es zwey Baͤnde begreift, deren jeder
far fo ſtark iſt, als mein ganzes Lehrbuch.“ Hier gibt
alſo Hr. D. an, wodurch ich meine „auffallende Uawiffen⸗
heit in Rückſicht der Literatur auf eine glaͤnzende Weiſe
beurkundet habe.“ Er beweiſet naͤmlich, daß er in fei-
nem Buche nicht alle Woͤrter zuſammengetragen hat,
welche hinſichtlich der beſchreibenden Botanik vorkom—
men, und da ich in meiner Recenſion den Ausdruck
„alle Woͤrter“ gebraucht habe, ſo folgert er daraus, daß
—
ich hierin eine auffallende Unmiſſenheit in Ruͤckſicht der
Literatur beurkundet arte! — Hierauf habe ich nur za
bemerken, daß ich mit Grund bezweifeln muß, daß irgend
ein Leſer meinen Ausdruck „alle Woͤrter“ fo verſtanden
hat, als ſey der Zuſatz „alle“ im ſtrengſten Sinne zu
nehmen. Sinfichtlich der Folgeruns aber, die Hr. D.
daraus zieht, muß ich demſelben das eruſtliche Studium
der Logik dringend empfehlen, wie ich ihen in der Nez
cenjion feldft das Studium der Philoſophie bereits em;
pfohlen habe, — und zwar deßwegen, weil er in feinen,
in den Heidelbergiſchen Jahrbüchern erſcheinenden Necelk
fionen überall gegen die Phitoſephie ſpricht, und überall
zugleich zeigt, daß ihm eine geranıre Kunde derſelben
überhaupt, und der Naturphiloſophie insbeſondere, Durchs
aus fremd if. Uebrigens liefert He. D ugegen ſich
ſelbſt den Beweis, daß fein Buch, wenn id ss auch mit
frähern ähnlichen verglichen hätte, die Probs nicht ausge⸗
halten haben wuͤrde, indem er zeigt, daß er lange nicht
alle in der beſchrelbenden Botanik vorkommenden Wörs
ter zuſammen getragen habe.
„Nach allerley unzeitigen Bemerkungen (fährt Hr D.
fort), die keiner Antwort bedürfen, wird mir dann nun
ferner vorgerückt, daß nach meiner Anſicht die Botanik
als Wiſſenſchaſt in der Aufzaͤhlung der Kunſtwörter und
der Syſtemkunde beſtehe. Wann und wo habe ich
dieſes geſagt? Gerade das Gegentheil ſteht ſchon in
der Vorrede uf w.“ Hr. D. meint alſo, weil er ſelbſt
nirgends im Buche es geſagt habe, daß nach
feiner Anſicht die Botanik als Wiſſenſchaft in der Aufzähr
lung der Kunſtwoͤrter und in der Syſtemkunde beſtehe;
ja weil er ſogar das Gegentheil in der Dor;
rede gefagt habe; fo ſey auch mein Tadel ungegrün⸗
det! — Eine gleich lächerliche Schlußfolge
habe ich noch bey keinem Schriftſteller gefunden. Faſt
ſcheint es, Hr. D. wolle hier dem Strauße nachahmen,
welcher auf der Flucht vor dem Jaͤger ſeinen Kopf in ein
Geſtraͤuche ſteckt, in der Meinung, wenn er den Jager
nicht weiter ſehe, fo ſehe ihn der Jaͤger auch nicht. Zum
zweyten Mal empfehle ich hier dem Hrn. Profeſſor D.
die Logik genauer zu ſtudiren; gut wird er thun, wenn er
die Vorleſungen uͤber Logik noch einmal beſucht. Auch
dient das Studium der Mathematik vorzuͤglich zur Bil⸗
dung des Kopfes, und gewoͤhnt an folgerechtes
Denken. g i 2
Auf das Angegebene fährt nun Hr. D unmittelbar
fort: „Wenn ich ſolche Verdrehungen und Unwahrheiten
als unſchicklich, und dem Gelehrten ſchlecht anſtehend halte
u. ſ. w.“ Hier ſind alſo die Verdrehungen und Uns
wahrheiten, welche ich mir hinſichtlich feines Buches
erlaubt habe, weil ich namlich von demſelben geſagt habe,
daß nach ihm (dem Buche) die Botanik des Dis. in Auf
*
zaͤhlung der Kunſtwoͤrter und der Syſtemkunde beſtehe,
während Er Dierbachs doch das Gegentheil von ſich aus⸗
fagt, und in der Verrede ausgeſagt har! aa are
Weiterhin äußert ſich Hr. D. gegen das, was ich in
der Recepſion von dem gegenſeitigen Verhalten des Kb
ches und der Blumenkrone bey den Monocotyledonen an⸗
gegeben habe. Hicruͤber habe ich nichts weiter zu hemer⸗
ken, als daß ich meine Anſicht, der Kelch und die Krone
der Monocotpledonen, fo wie ihr gegenſeitiges Veihatten
— —
betreffend, in mehreren Schriſten und neuerdings in der
Flora Jahrg. 1821. S. 413) niedergelegt habe, und daß
ich dieſelbe ganz und durchaus der genauern Pr
fung denkender Pflanzenforſcher anheim
gebe, und um der Wliſſenſchaft willen beſtens em⸗
pfehle. *
„Die Lage der Blumenblaͤtter (heißt es weiter) vor
voͤlliger Entwickelung der Corolle (marum nicht Blumen:
krone?) haͤlt Hr. W. für die beſchreibende Botanik
unnütz, fügt aber gar gelehrte Betrachtungen nach feiner
Art hinzu; was das erſte betrifft, ſo folgt daraus,
daß er die Lage dieſer Theile nicht kennt.‘
Was dieſe Folgerung betrifft, ſo beweiſet Hr D. hier zum
dritten Mal, daß ihm das Studium der Logik ſehr zu
empfehlen iſt. 4
Weiterhin benutzt Hr. D. einen Druckfehler (Stengel
ſtatt Stempek, pistillum), um mir vorzuwerfen, daß ich
nicht gewußt, wovon die Rede fey! — Das iſt
kein bloßer Mißgriff gegen die Logik, und ich darf das Urs
theil hieräber kühn dem Leſer ganz uͤberlaſſen. — Was
übrigens He. D. über meine Phyſtologie halten will, gilt
nir ganz gleich, weil er durch das Nachſchreiben des De-
candolle vergl. die Einleitung feines Buches, z. B F. 4.
„unorganiſch ſind die ſpharoidiſchen Himmelskörper die
Geſtirne] und die Mineralien)“ hinlänglich bewieſen hat,
daß Er hierin kein Urtheil hat
Weiterhin beweiſet Hr. D. von neuem, daß er den
Sinn des Linneiſchen Sexrualſyſtems wirklich nichtagefaßt
hat, weil er daruͤber ungehalten iſt, wenn ich ſage: bey
den Ordnungen komme es da, wo ſie durch monogynia,
digynia u. f. w. bezeichnet werden, nicht auf die Griffel
(Styli), ſondern auf die Narben (Stiemata) an; — Er
leint vielmehr, Überall zeige ſich das Gegentheil! — In
welche Ordnungen gehören denn die Pflanzen, in deren
lumen gar keine Griffel vorhanden ſind? — Etwa alle
in die monogynia, weil ſie ſonſt nirgends unterzubringen
nd? — Warum gehoͤrt denn die Parnallia palustris
in dle tetregynia? — Iſt es möglich, daß ein Lehrer der
Pflanzenkunde die Zufalligkeit und das un be ſt im m ⸗
ie Verhalten des Griffels (stylus) wiklich fo verken—
gen kann! — 5
a7 Auf die Anfpielung, welche Hr. D. am Schluſſ⸗ algen
läßt, und welche ſo lautet: „wohl weiß ich „daß auf ver
ſchiedene Academien ganz verſchiedene Lehrmethoden be⸗
folgt werden, aber ich weiß auch, daß es Lehrer gibt, die
Zöglinge liefern, denen man zurufen muß, was einſt die
Alten ihren Dialektikern: ili, ab academia venis,
tasıum spiras, ex inani serinio, ex indocto pectore,
babe ich nichts zu erwiedern, weil fie mich vollig under
abe kaßt; indeß empfehle ich Hrn. D. darüber eruß⸗
15 hadzudenter, ob das ili, ab Academia .
Ia kum spitas e inan scrinio,) ex indocto paetore;
auch wohl auf uhn ſetbſt eine Abwendung faden könnte.
Eine wiederholte Selbſipruͤfung iſt auch fuͤr den Gelehrten,
wie für jeden Menſchen wichtig. Zoͤglingen e
nes jeden Lehrers ſetze ich aber Voraus, daß ſie ſich nie
“Auf eine fhälrchafte Weiſe dom Lehrer in der Art hin
geben, daß der Lehrer aus ihnen machen kann, was er
will, ſondern daß fe ſelbſtden kane, und ſelbſtur⸗
heiten d' den Vortegg des Lehrers benutzen,
Von den Zoͤglingen ei⸗
Übrigens nur auf das ſchwoͤren, was fie als klare Mahn
heit erkannt und anerkannt haben Ein anderes Verhal—
ten wuͤrde ſchwerlich mit der wahren akademiſchen Frei⸗
heit “) zu reimen ſeyn, und wuͤrde fie nicht zu Männern
vorbereiten, welche auf eigenen Füßen zu ſtehen wagen.
Wenn uͤberall die Zoͤglinge ſo denken, und es ſo mit dem
Vortrage ihrer Lehrer halten, und wenn ihnen die Lehrer
auch nichts weiteres zumuthen: fo wird es nie den Lehrern
zur Laſt fallen koͤnnen, wenn Hohlkoͤpfe und leere
Prahler auch unter denen ſich finden, die ihre Vorle—
ſungen beſucht haben. ö
Nachdem Hr. D. mit meiner Recenſion ſeines Buches
fertig iſt, nimmt er die des Jenaiſchen Recenſenten vor; —
die Recenſion in der Halliſchen Literaturzeltung hatte er
unſtreitig noch nicht geſehen, ſonſt würde er auch den Halli⸗
ſchen Recenfenten wohl zurechte gewieſen haben.
Hr D. koͤnnte an mich die Frage richten, was mich
denn bewogen habe, frin Buch zu- recenſiren? — Dieſe
Frage wuͤrde ich dahin beantworten, daß die Veranlaſſung
einzig und allein in dem unkrittiſchen Nachſchreiben franzds
ſiſcher Schriftſteller, und in der unwiſſenſchaftlichen Be—
handlung eines Gegenſtandes beſtehe, den ich laͤngſt lieb
gewonnen habe, womit andererſeits Hr. D. in dem an⸗
maßendſten Tone über Wiſſenſchaftlichkeit abſpricht, waͤh⸗
rend er zugleich zeigt, daß ihm dieſes Feld fremd iſt. Uebri—
gens wiederhole ich von neuem, daß ich meine Hecens
fion, wie das bier Angegebene, keinem Les
ſer aufdringe, aber es einem Jedem zur be⸗
liebigen Prüfung hingebe, auch von Jedem,
welcher urtheilen will, mit Necht erwarte,
daß er vorher gruͤndlich prüfe; — die Gründe
habe ich zugleich mit angegeben.
Was von der vorliegenden Ueberſetzung zu halten ſey
daruͤber kann ich zur Zeit feine Auskunft geben, weil ich
dieſelbe mit dem Originale noch nicht verglichen habe. Ues
brigens bin ich der Meinung, daß Werke dieſer Art nicht
uͤberſetzt werden ſollten, denn der Kenner wird ſich das Orl⸗
ginal kaufen, um fo mehr, da der Vfr., Perfoon unter
den lebenden Mykologen wohl den erſten Platz einnehmen
möchte Der Laie kann ein Buch, worinn die Schwaͤmme
bloß beſchrieben werden, nicht brauchen; es liegen zwar
einige Kupfer bey, allein dieſe ſind zu wenig. — Von der
andern Seite iſt aber das Ueberſetzen eine ſchoͤne Sache, —
man bedarf dazu nichts weiter, als Kunde in der Sprache,
woraus man uͤberſetzt, ferner Papier, Federn und Dinte!
Man laßt den Bfr denken, erhaͤlt vom Buchhändler Hono—
rar, erhalt einen Rang unter den Schriftſtellern, und hat
gar kein Riftcos denn alles, was die Kritik gegen den Sinn
des Buches aufſtellen konnte, falle dem Pfr. zur Laſt. N,
Gießen den 28. November 1821. warn
3 * * 24 7 l 4
„) Die wahre afademiſche Freiheit kann nur von der ſelhſt⸗
ſtanndigen Anerkennung des Wahren, Guten und
Swoönen ausgehen und kann weiterhin nur in der ſelbſt⸗
fan digen Entwickelunz beßehen, welche ih der ſtusirende
Ju palin zungeben ſtrebt, wo bey er den Vortrag und die
% Winke ber Lehrer beautzt in ſo weit te ſich als wahr Days
steten, keinesweges aber ſeine Seal ee im Denke
und Pandeln hingibt. In der Freiheit beſteht das Weſen
der amenſchuchen Natur. TIER en
f *
rw
— ————
Beylage zur J
Académie de Paris 1821,
M. Coquebert- Montbret lit un mémoire sur une
‚ebauche de carte mineralogique de France, sur laquelle
ont été tracees les limites géographiques de la culture des
vignes, des oliriers ot des orangers. On decide que IAsa-
demie fera faire deux copies de la carte, objet de ce memoire,
M. Dupin lit un mémoire sur les eonditions auxquel-
les les commissaires pourrout decerner le prix de mécani-
que. Aucune description n'a été envoyce cette année, et
la commission n'a rien connu qui put meriter le prix.
La commission est invitee à reproduire ses idées et un
sujet de programme pour £ire distribue dans la sauce pu-
bligue du mois de mars prochain.
Scance du Lundi 26 Fevrier. de
M. Dutrochet commence la lecture d'un mémoire für
Jes parties vegetantes des animaux verlebres.
M. Larie commence la lecture d'un mémoire sur les
fierres catarrhales.
M. Thenard, au nom d'une commission, fait le rap-
port suivant sur les moyens de denaturer les sels.
„Vous avez chargé la section de chimie, à laquelle
vous avez adjoint M. Gay-Lussae, d’examiner une question
fort importante qui vous a été soumise par S. Exc. le mini-
stre de intérieur, conformement au desir des comites de
Vinterieur et des finances du conseil-d’eiat. Cette questi-
on est le suivante. -
„Quels sont les procédés qui pourraient etre adoptes,
pour denaturer les sels, sans porter aucun préjudice aux
fabriques, mais aussi sans laisser la vossibilit& de reapro-
prier les sels aux usages ordinaires de la vie, par des opé-
rations assez cachées, au avec assez peu de frais, pour
menager des chances et des proßits ä la fraude?
„La question telle qu'elle vient d'etre posee, ajoute
M. le rapporteur, ne saurait etre resolue. Les droits sur
le sel sont si eleves que, quelque soit le mode d'altérat ion
auguel on donne la preference, pouryu que ce mode ne
Porte aucun préjudice aux fabriques, ou pouryu meme
qu'il ne leur en porte qu'un faible, il y a aura toujours un
tres- grand ayanlage à purifier les sels denatures; à Paris,
par exemple, un quintal ordinaire de sel qui vaut 1. f. 75
e., non compris les droits, rapperterait au moins 9 .. aux
fraudeurs. Or, lexperience prowre qu'à un si haut prix
Von trouvera partout des gens qui n'hésiteront pas à frauder
les droits du fisc.
„La commission a senti, d’apres cela, que la question
devait etre modiſie et qu'on devait se proposer seulement
de rendre les moyens de fraude le plus diſlieile possible,
sans nuire aux fabriques, ou du moins, en ne leur causant
qu'un tres-faibie dommage.
La question ainsi posée, est diseulde dans un rapport
fort considerable; et le rapporteur conclut que, pour at-
teindre le but propose, il faut:
19. Colorer le sel par Y, cent. de charbon de bois.
2°. Linfecter par un millieme d’huile provenant de
la distillation des matieres animales, ou par / de centieme
de goudron.
35. Faire le mélange dans les entrepöts.
4°. Exiger que lessoudes soient au moins à 20 degres.
Ang. z. J. 1822.
ſis 1822. No. 2.
50. Les essayer à la sortie, en se conformant a ce qui
a été dit à ce sujet dans le courant du rapport.
Seance du Lundi 5 Mars 1821.
Au nom d'une commission, NI. Halle lit fe rap-
port suivant sur un mémoire de MM. Martinet et
Parent Duchatelet sur l'inflammation de Parachnoide
cerebrale et spinale,
La commission du prix de physique sur l’anato-
mie comparative du cerveau a arreie a l’unanimile
que le prix devait etre decern& au mémoire de M. Serre,
médecin de bnôpital de la Pitié; elle a acordé la men-
tion honorable au memoire du Dr. Sommé, profes-
seur a l’höpital d'Anvers.
M. Dupin présente le traité de mécanique usu-
elle de N. Borgnis; il est prié d'en rendre lui- meme
un compte verbal.
M. Chevreullit un mẽmoire sur la saponification.
Seance du Lundi 12 Mars.
M. Prechtl, directeur de l'institut polytech-
nique de Vienne, adresse un mémoire intitule: du
magnetisme transversal et des phenomenes qui en de-
pendent dans le fil conjonctif de la pile @lectrique. &
cette occasion, M. Ampere communique quelques ob-
servations sur le meme sujet. — M. Arago présente
les élémens de la comete découverte et calculse par
M. Ricollet.
Au nom d'une commission, M. Halle lit un rap-
port sur un memoire de M. Chomel, intitule: Ob-
servations sur Pemploi des sulfates de HRinine ct de
Cinchonine.
„L'objet de l’auteur était de constater si les sub-
stances connues sous les noms de Rinine et de Cin-
chonine, c'est-à- dire les alcalis caracteristiques des
quinquinas, jaune et gris, combines à l'état de sulfa-
te, rendus plus solubles dans cette combinaison et
conservant sous cette forme l’amertume qui distingue
les quinquinas qui les fournissent, conservaient aus-
si la propriété febrifuge dans des proportions compa-
rables à celles dans lesquelles ils sont contenus dans
les &corces dont on les extrait. 5
„II fallait pour cela donner ses sulfates a des ma-
lades auxquels ont aurait jugé convenable de donner le
quinquina lui- mme. II fallait aussi les donner dans
des circonstances dans lesqueiles il parut constant que
les fièvres ne se seraint pas Terminees spontanément,
sans ce secours, ou sans celui du quinquina. C'est
ce qu’a fait M. Chomel, en ne donnant le sulfate que
quand les accès eesucc&daient avec pers&verance eteans
perdre de leur intensité; en évitant de le don-
ner apres les influences qui peuvent changer la me-
sure et la marche de la fievre, comme les change-
mens de lieu et de régime, l'effet d'un vomitif, et en
attendant alors qu'une suite d’acces eut annoncë que
la marche de la maladie conserve sa persévérance.
„Ila commence, presque toujours, 'admini-
stration des sulfates par une dose de 6à 8 grains. II
13
Ya augmentée ensuite, Fa doublée si elle était insuſſi-
sante et dans les fièvres obstinees, il Pa portée enco-
re plus haut en plusieurs prises. Ce médicament a
été donné le plus ordinairement dissous dans un peu
d'cau et dans les deux heures qui précèdent Vacces.
On a recommande une abstinence absolue d'alimens
pendant les 4 ou 5 heures qui en suivaient l'admini-
stration. La beisson a été une eau acidulée avec le
sirop tartareux, ou une infusion de chlicorée sauvage.
„Le nombre d’observations rapportees par M.
Chomel est de 14. Sur 20 d’entre elles (de la 1. a 7“.
et de la 115 a la 1827.) la cessation de la fièvre a été
due au sulfate de Rinine. Elle a eu lien ou immedia-
tement apres la 17. dose, ou apres la 2“. et dans ces
derniers cas, Vacces qui avait snivila ı . avait été
considerablement affaibli. Les doses, ordinatrement
eflicaces, ont été de 6 a 22 grains; on les a port£es
une fois A 24. Le gu fate de Chinchoine, a été emplo-
yé dans un cas seulement (la 147. observation); ih a
di etre porte de G à 20, et de 20 à 24 grains pour ob-
tenir un elfet complet. Dans deux observations,
(la ii, et la 125.) le sulfate de Rinine a été suiviim-
meédiatement de succes, dans l’une A la dose de 5
grains seulement, dans Pautre a celle de g et de 12,
quoique, la 1. le quinquina en substance en été don-
ne à la dose de demionce sans autre effet que le rétard
de l’acces, et un peu sa diminution dans son intensi-
te et sa durde, et que, dans la 2°., Vextrait eut été
donné, sans aucun effet, a la dose d'un gros.
„Dans la treizieme observation, on avait mis en
usage, sans aucun succ&s, plusieurs autres prépara—
tions de quinquina. .. Enfin, dans trois observa-
tions, l'effet a été nul ou incomplet..... Dans tous les
cas où le sulfate a reussi, on a eu soin de prévenir les
rechutes, en continuant, pendant quelque temps,
Pusage du remede après la cessation de la fitvre, mais
à des doses decroissantes. .
„Nous ne croirions avoir rempli qu’imparfaite-
ment les dösirs de l’acad&mie, si nous ne citions pas
ici un mémoire publié antérieurement à la lecture de
celui de M. Chomel, par M. Double, médecin d'une
experience tres-£tendne et bęau- frerede M. Pelletier,
à qui nous sommes redevables de la découverte des
deux alcalis dont il est ici question.
„Le ındmoire de M. Double contient le détail de
six observations faites sur des ſièvres tierces et dou-
bles tierces, quartes et donbles quartes. Les six ma-
lades etaient de différens ägesy, et dans ce nombre é-
tient un enfant de 9 ans et une femme dont la santé
eit troublée par les irrégulerités de l’äge critique.
L’ıdmini-tration du sulfate de Rinine a eu générale-
ment un succes immediat et complet, et presque tou-
jours après les premières doses. Les doses jeurnalic-
res etıient partagées en plusieurs prises ordinairement
donndes matin et soir. Les doses totales jusqu'au suc-
ces, m’ont pas excédé celles qu’a employees M. Cho-
mel dans les observations dont nous avons rendu
zonmpte,
2 8 * 7
ee 12
. „Ainsi la somme totale des observations faites
jusqu'ici, tant par M. Chomel, que par M. Double,
pour constater la propriété fébrifuge de la kinine et de
la cinchonine, donnses sous la forme de sulfate, est
de vingt. Une seule a été consacrce à l’&preuve du
sulfate de cinchonine. N
„Parmi ces observations, dix sept sont favora-
bles aux espérances qu'on avait de trouver dans les
sulfates de quinine, ou mème de cinchonine, des fe-
brikuges qui pourront remplacer le quinquina, avec
P’avantage de pouvoir etre donnés sous un volume qui
en rendra l’administration genératement plus facile.
I faut esperer que des obseryations ultérieures confir-
meront ce premier succes. IR
„Les trois observations qui n’ont pas été aussi
heureuses, offraient des fievres qui ont #oalement r&-
m
—
sisté a usage du quinquina, et par consequent, elles
ne detruisent pas les esperances que les autres ont
fait concevoir. ; i
„Ces me&mes observations auforisent A croire,
que parmi les principes que l'on extrait des quinqui—
nas, la kinine et la cinchonine, sont les seuls aux-
duels est veritablement attachée la propriete fébrifuge
des Ecorces qui les fournissent. Cependant les ebser-
vations de M. Chomel peuvent donner lieu à une nou-
velle question. Si la kinine est un principe toujours
identique et fébrifuge par lui- m&me, le principe ex-
trait du quinquina de Carthagène est-il veritablement
une kinine? ou, du moins, pourquoi ne parait-il
pas posseder, dans son etat de purete, comme la ki-
nine extraite du quinquina jaune, la propriété de for-
mer des sulfates fébrifuges? enfin, la kinine, re-
connue comme febrifuge, tire telle quelqu'avanta-
ge pour la médecine de son association dans les quin-
quinas, avec les autres principes contenns dans ces
Ecorces ?
„Au reste, M. Chomel se propose de faire, par
l’observation, un examen comparatif des différentes
méthodes de traiter les fièvres intermittentes, en met-
tant en parallele leurs moyens et leurs sueces respec-
tifs, ainsi que les phenomenes qui les accompagnent
et qui les caractdrisent, observds dans les diverses
circonstances qui peuvent diversifier leurs avastages.
„Nous pensons que les efforts de M. Chomel mé-
ritent d’Ötre encouragès par l’approbation de l’acade-
mie, et qu’il convient que son mémoire, vu b'impor-
tance des résultats qu'il présente, soit imprimé par-
mi les m&moires des savans étrangers; en y joisnant
toutefois comme compl&ment historique, un extrait
des observations deja publiées sur le mème sujet, par
N;. Double.“ 1
M. Pfaff est nommé correspondant de la section
de géométrie, ala place de M. Gauss, devenu asso-
cié étranger. Ker
M. Dupetit-Thouars lit une r&clamation. —
M. Dutrochet continue la lecture du memoire, qu'il
13
avait commencee dans une des séances précédentes;
il en promet la suite.
M. Audonin lit des observations sur es appendi-
ces copulateurs mäles des insectes, et particuliere-
ment des bourdons.
M. Larch achève la lecture de son analyse d'un
grand ouvrage. 8
Scance du Lundi 19 Mars.
Au nom d'une commission, M. Arago lit le
rapport suivant, sur Ponvrage de M. Vallée, intituie:
Traitè de la science du dessin. a
„Cet ouvrage, de pres de 500 pages in 4°,
est divisé en quatre livres. Le premier contient les
procédés relatifs a la determination des lignes de sé—
paration d’ombre et de lumière pour toutes les formes
et pour toutes les positions possibles du corps éclai—
rant et du corps éclairé. Le deuxième traite de la
perception linéaire. La theorie des images d’optique
est expose avec beaucoup de details dans le troisicme
livre. Le quatricme enfin, renferine les principes
senäraux de la perspective aérienne et leurs applica-
tions aux lavis.
„Les deux derniers chapitres se lient à des idées
particulieres sur la manière dont se fait la vision, que
M. Vallde avaitexposces dans un suppl&ment a son ou-
vrage, mais qu'il a depuis présentées séparément à
Académie, aprés y avoir fait d'assez grandes modi-
fications. Une seconde commission ayant étè char-
gee de cette nouvelle théorie, nous devons nous bor-
ner aujourd'hui, anx seuls chapitres qui traitent des
ombres et de la perspective lineaire. 5
„serait, du reste, aussi long qu’inutile de
présenter ici une analyse detaillee des moyens de solu-
tion plus ou moins nouveaux que l’auteur a einplayés.
Nous nous contenterons de dire que dans la partie
qu'il nous a été possible d'examiner, les méthodes
nous ont paru bien choisies, et conformes aux vrais
principes de la gcometrie descriptive; que les exem-
ples nombreux et varices en font ressortir tous les
avantages, et offriront aux artistes des exercices fort
instructifs; que les demonstrations sont méthodiqutes
et clairement rerligees. Le recueil des planches qui
accompagne l'ouvrage a été flit par M. Vallée, lui—
meme, et sera un véritable modele de travail gra-
phique. Des données heureusement choisies, des
solutions curieuses et inattendues se groupent ton-
jours sans confusion dans des espaces assez resser-
res. Vos commissaires esperent que M. Vallée sera
assez encouragé dans son utile entreprise, pour que
la précieuse collection des épures soit confiçe A un
graveur capable d'en faire ressortir tout le mérite.
L’ouvrage nous parat d'ailleurs devoir étre tres-
utile aux ingénieurs civils ef militaires, aux archi-
tectes, aux peinfres et, en général, A toutes les per-
sonnes qui cultivent les arts. Nous proposons con-
‘ 14
sequemment a Académie de lui donner son appro—
ha:ion.“
I’Acad&mie entend les rapports des diverses
commissions de prix pohr la section de physique.
Nous en présenterons le r&sum& en rendant compte de
la seance publique.
M. Geoffroy-St.-Hhaire lit des observations
d’anatomie pathologique sur un acéphale humain,
Eclaircissant quelques points de histoire de Pori—
gine des nerfs.
M. Dupin présente un ouvrage anolais, intitu-
le: Recherches sur les movens qui ont été pris ponr
préserver la flotte britannique de cette espèce de da-
perissement, connu sous le nom de pourriture seche,
I. Latreille lit un m&moire sur les zodiaques
esyptiens.
Seance du Lundi 26 Mars.
L' Académie entend’les rapports de ses commis-
sions des prix pour la section des sciences math&mati-
ques.
M. Gérard in lit de nouvelles observations sur la
ſièvre jaune.
Scance publique du 2 abril.
Ordre des lectures et distribution des prix.
ı°. Annonce des prix decernes et programme des
nouyeaux sujets de prix.
2°, Courte notice sur les expériences electrico-mag-
neligues par M. Ampere.
3% Memoire sur les proprieles magneliques commu-
Diquees aux melaux par l’eleciricitt en mouvement par M.
Bioi.
4°. Eloge historique de M. Bancks par NM. Cuviery
secrétaire perpetuel. 7
Le prix remis par Académie pour la troisicme fois
dans sa seance du 22 mars 1819, sur la question de savoir
quels sont les changemens chimiques qui s’operent dans les
fruits pendant leur maturation et au-de-Pä de ce termey
consistant en une medaille d'or de la valeur de 3000 fr., a
IVI. Berard, correspondant de l’Academie A Montpellier.
L’Academie a juge digne dune mention Ires-honorable un
meinoire sur Ja meme question, dont Pauteur est M. Cou-
verschel, pharmacien à Paris,
La commission nommee ponr examiner les m&moi-
res qui out concouru pour le prix de physique sur Pa
nalomie comparative du cerveau, a arrele A l’unanimite
que le prix serait décerné à M. Serre, medeein de Fe-
pital de la Pitie, et qu'une mention honorable scrait ac-
cordee au memoire ayant pour épigraphe intelligentt
pauca, dont l’auteur est M. Somme, docleur en medeci-
ne, à Anvers.
Le prix de statistique fondé par feu M. de Monty-
on, a été deeerne a M. Delpon du Lot; celui de phy-
siologie experimentale à été partage entre MM. Dutrochet,
15
auteur d'un memoire intifule Recherches sur Tacro:sse-
ment el la repreduction des vegetaux, et Edwards pour
sa continualion d’unesuite de tiayaux dont une premiere
Bay! a deja été couronnée. Cette suite a pour titre de
Vinfluence des agens physigues sur les animaux verlebres.
L'Académie a decerne laccessit à un ouyrage allemand,
imprime, de MM, Tiedemann et Gmelin; sur les votes que
prennent diverses substances pour passer de l’estomae et
du tube intestinal dans le sang, elc,; elle a accorde
une mention honorable à MM. Magendi et Desmonlins,
Le prix de mecanique n'a point été adjugé.
9 P Jg
Celui d'astronomie fondé par feu MI. de Lalande,
a été decerne à MM. Nicollet et Pons, qui le mème
jour (11 janvier 1821) et presqu'à la meme heure, ont
deconvert une comelte dans la constellation de Begase,
Tun a l’Observatoire-Royal de Paris, et l’autre à celui
de Morlia, pres de Lucques. Le premier a tenu con-
stamment l’Academie au courant des observations qu'il a
pu faire depuis le jour de sa découverte, jusqu’a celui
ou la eomete c'est perdue dans les rayons du soleil; des
que ces observations ont été en nombre suffisant, 11 s'est
empresse de calculer une orbite qui ne peut £tre qu'une
Premiere approximation, vu la lenteur de la comele et
la petitesse de are qu'elle a decrit à nos Jeux. Elle
vient de Passer a son perihelie; tout ce qu'on en peut
dire ei, c'est que de toutes les cometes que on con-
nait, à peine sen trouve-t-jl quatre ou cing qui aient
Plus approché du soleil,
Le prix de physique proposé pour 1825, sera ac-
cordò au memoire od seront determinees par des ewperi-
ences precises, quelles sont les causes soit ch/miques,
soit physiques, de la chaleur animale, L’Academie exige
particulierement: que Lon determine exactement la cha-
leur mise par un. animal sain, dans un temps donne,
et Facide earbonique qwil produit dans la respirabion:
et que Fon compare cette chaleur d celle que produit la
combustion du carbone en formant la nme quantite
dacide carbonigque,
Scance du Lundi 9 avril,
M. Desmaisons annonce une découverte importante
sur la culture de la rigne; sa lettre est renvoyce a MM,
Bose et Thouin.
Au nom d'une eommission M. Fourier fait un rap
port sur un projet de tontine de compensalien par MM.
Pallard et Audouin: ce rapport sortant entierement du
cadre de notre ourrage, nous ne le transcrirons point
ici. Nous nous bornerons à eiter quelques -unes ‚des phra-
ses par lesquelles conclut M. le rapporteur,
1
„En general letablissement des tontines ne présente
oint de motifs d’utilite pabligue, et ne nous paraif me-
Krach en — 1 9 P
riter à aucun titre l’autorisation du gouvernemenl.
„Que dans l’ini£ret des particuliers qui usent du droit
@d’aliener leurs fonds, le placement en toutine est en gene-
rel le moins av antageux de tous. 5
—————
—
16
„Que Académie ne penf que refuser son approbation
a des etablissemens irréguliers, contrares aux vues du
gouvernement et meme aux intentions des auteurs du
projet.“ „
M. Gambry demande des commissaires pour une ma-
chine qu'il a déposée à Fobservatoire. MM. Arago et
Gay -Lussac lui sont donnes. =
M. de Humboldt présente le Ame. partie du tome II de
son voyage.
Au nom d'une commissiom, M. Latreille lit le rap-
port suivant sur un mémoire de M. Audouin.
„Le rapport avantageux qui vous à été fait derniere-
ment sur un beau travail de M. Audouin, relatif à For-
ganisation generale du thorax des inseetes, donne lien à
piéjſuger que le nouveau mémoire qu'il a ’honneur de vous
offrir, meritera aussi vos suffrages. Atteignant 4 peine son
einquieme lustre, forme a d’excellentes écoles, frouyent la
zoologie trés- avancée, dou& de sagacité et de patience,
ayant debute dans la carriere des sciences naturelles d'une
manicre tres honorable: notre auteur promet qu'avee de la
perseverance il leguera à la postérité des trayaux et un
nom reeommandables.
„Nos études sur Forganisation generale des insectes
ont recu, dans ces derniers lemps, une impulsion si extra-
ordinaire que nos connaissanees A cel égard, semblent ne
pouvoir guere plus acquerir que sous le rapport de quel-
ques Ates Il restait seulement encore une lacune A rem-
plir: la generation de ces animaux, consideree dans les
moyens qui loperent, quoigne tres-riche observation,
n avait été soumise à cette analyse comparative qui a jetté
tant de lumieres sur les autres points anatomie générale.
M. Audouin a senti qu'il fallait combler ce vide par de
nouvelles recherches, ayant pour objet l’organisation sexu-
elle des insectes. Les prémices de ce travail ont fixe votre
attention et la nötre. Un autre naturaliste que vos com-
missaires rapporteurs avaient encourage dans ses pre-
micres tentatives et dont ils regretient, yivement la perte,
Zachos, docteur en medecine, s’etait associé avee M. Au-
douin dans les m&mes recherches.
„Ces espeees d’abeilles tr&s - velues et eolor&es par 26
nes, que Fon distingue sous le nom de Bourdons, furent
le sujet de leur premier examen. Cest le fruit de cette
combinaison de trayaux, que pour la gloire de son ami et
pour la sienne, I. Audouin a Thenneur de vous présenter.
La mort ayant dissous cette eslimable reunion, et les fonds
mis en commun étant separes par elle, les observations que
le surviyant publiera désormais sur le méme sujet, devien-
dront sa propriete exclusive.
„Les services que \reelame l’entomologie à l’egard de
Vorganisation sexuelle des insectes, leur importance, 1a
necessite de coordonner les faits à un plan général, en un
mot, Putilité d'un semblable travail et les moyens de di-
rection sont objet de lVintroduction da mémoire; viennent
ensuite des remargues sur les parties qui, dans les males,
doivent, telles que les pieces composant Vappareil -copu-
lateur, élre soigneusement distinguces des organes géuitaux
Beylage zur Iſis 1822. No. 3.
proprement difs, et de ceux qui seerétement tiennent en
reserve et transmettent la matière fecondante. Aueun bon
observateur ne s'est encore mepris à cel égard, et les le-
cons anatomie comparée de NM. Cuvier avajent perfaite-
ment Eelairei ce sujet. M. Dufour, naturaliste aussi zele
qu'iustrnit, a designe les pieces servant à la copulation ou
auxilliaires, sous le nom d’armures qui nous semble bien
choisi. M. Audouin garde le silence sur leur origine, et se
borne à eiter Fopinion assez vague de M. de Blainville,
qui les regarde comme des parties ajoutées aux organes de
la generation. Au sentiment des rapporteurs de votre com-
mission, ces pieces sont generalement des divisions des der-
niers anneaux de l’abdomen, converlis en organes prehen-
seurs de formes tres - yariees.
„Jusqu'ici on s'était plus attache à étudier leurs diffe-
rences qu’ä decousrir leurs traits de conformité ou leurs
rapports, et dans les denominations qu'on leur avait con-
saerees, régnait le plus grand arbitraire. Les meilleurs
auteurs ne s’accordaint ni entre eux, ni avec eux- memes:
autant de formes diverses, autant de noms differens. Une
analyse scrupuleuse et comparative pouvait seule donnes les
moyens de simplifier et de fixer invariablement la nomen-
elature, tel est le but que se sont proposes d’aiteindre les
auteurs de ce memoire.
„Les hymenopteres sont, quant à la composition des
organes sexuels, tres- bien partagés. La descriplion ap-
‚profondie de Fappareil eopulateur des mäles de plusieurs
bourdons que ces naluralistes donnent pour exemples, et
Jes figures explicatives accompagnant ces details, nous le
demontrest.
5 „Les organes genérateurs maseulins de ees insectes se
composent de quatre pieces principales; savoir.
„19. Un support commun que M. Audouin nomme
Cupule. f a
2°, „Un organe central, le Phallas de quelques au-
teurs, appelle Merge ou Penis par quelques autres, et
Paramèse par M. Audouin qui fait observer que l'on pour-
rait reseryer le nom de Penis àl'extrémité du canal, faisant
saillie au-dessous de la piece priscipale dans l’acte de la
copulation.
3°. „Deux corps ou deux especes de crochets cornes,
flexueux, imitant plus ou moins la forme d'une Iyre, situes
dans la ligne miloyenne, un de chaque cöte du Paramese.
Oe pont les Thyrses.
4°. „Deux piéees ext£rieures, servant de gaines etsou-
vent de pinces, le forceps de quelques entomologistes, et
qui sont pour M. Audouin des Heletes: ces Helotes se divi
sent en trois parties le Spathe, ’Entospalhe, et ’Harpide
„Ce modele d’organisation, ‘meme dans les details,
n’ayait point Echappe aux yeux scrutateurs de Reaumur, et
specialement a ceux de Degeer; mals des descriptions plus
rigoureuses, plus preeises et comparatives, la eonnaissance
des relations réciproques de ces parties, de eclles sur-
tout de Param&se ayee les vaisseaux spermatiques, la confi-
ration d'un fait obscrvé par M. Hubert, relativemeat à u-
sage de Yaiguillon des femelles dans Laccouplement, voila des
parlicularites interessantes qui signalent le memoire dont 4
est question. -
„Si des espèces semblables pour leur forme et leurs
couleurs, presentent neanmoins sous le rapport de ces
organes, des disparites frappantes ou tres -appreeiables,
il demeurera certain qu'elles fortifieront puissament les
caracleres spécifiques; mais comme nous remarquons le
plus sonvent entre les étres des transitions graduelles,
il sera neeessaire d’examiner si ees parties ne sont point
assujetis aus memes modifications, et de prendre pour pe
d’etude et de eomparaison, non pas précisement les espe-
ces qui se rapprochent le plus par les couleurs; mais
celles dont les meurs et les lois d’habitation ont une afe
finite plus grande. A
„Nous attendrons le resultat de ces observations et
d'un grand ensemble de faits pour prononcer, avec M,
Audouin, que ces caracleres determinent, d'une maniere
fixe, les limites des especes ou qu'ils maintiennent con-
stamment leur individualite; nous l’engagerons aussi &
suiyre le produit de certains accouplemens bizarres que
Yon rencontre quelquefois parmi les insecles, qui déro-
gent à cette loi si elle existe.
„Ce naturaliste nous annoncant un travail general
sur les organes generateurs des insectes, nous suspendrons
encors notre jugement sur sa nomenclature, il faut
que nous puissions en connaitre ei apprccier les motils,
ete., eic.
„Vos commissaires reconnaissent que M. Audouin
nous a donne par ce travail un nouveau témoignage de
son talent dans l’art d'observer, d'un bon esprit dans
Vexposition des fait et des vues générales, qu'il mérite de
recevoir de Académie de nouveaux eloges et d’etre in-
vile à poursuivre des recherches dont celle - ei ne sont,
il est vrai, qu'un essai preparatoire, mais d'un heureug
augure.““
Sd ance du Lundi 16 Avril 1821.
La ge. livraison de IIIistoire des Mo Jusgues, par
M. Daudebart de Ferussac, est offerte à la classe.
M. Geoffroy St. Hilaire est charge de faire un rap-
ort2sur le méemoire de M. Chabrier, intitulé Essai sur
5 vol des insectes, presente à l’Acad£mie par son auleurs
M. le general Brisbaque promet qu'il soccupera ayeec
beaucoup de zele, a la nouvelle Galle Meridionale ou 11
va se rendre, des observations qui lui ont été recomman-
dees par Académie,
NI. Dupin adresse pour le prix de statistique des
memoires de statistique sur le département des Deux-
Seyres, ces memoires sont renvoyés à la commission com-
petente.
Au nom d'une commission, M. Dumeril lit le rap-
port suivant sur un manuserit de M. le docteur Larch,
2yant pour titre; Traite sur les maladies eatarrhules.
‚L’Academie nous a charges dans sa séance du 12
mars dernier; de lui rendre compte d'un mémoire que M.
Larch, docteur en médecine, lui 2 communique en extrait,
——— —
11 een
nous venons, M. Pinel ei moi, nous acquitter de cette
obligation.
„Lauteur s'est proposé de faire un traité ex-professo
sur les inflammations des membranes muqueuses. II pa-
rait avoir suivi la marche trace par Yun de nous dans
un ouvrage «ont l'un des objels principaux ctait la dis-
tribution melhodique des maladies à l'aide de analyse.
„Vos commissaires ne peuvent rien préjuger sur Pu-
nlite dont pourront étre les recherches de M. Larch,
Pextrait qu'il en a communique à l' Académie ne conte-
nant que des apercus ou des genzralites sur les phlegma-
sies des membranes muqueuses et quelques idées hypothe-
tiques sur la faiblesse consideree comme cause predispo-
sante de ces maladies, Voici une courte analyse de ces
idées.
„Les organes de homme compares a cenx des au-
tres animaux, sont dans un état de furblese relative, ce
qui est dü à son genre de vie moral; mais de plus, Le-
spöce humaine est dans un état de farb'esse absolue, que
M. Larch fait dependre, ı°. de la predommence que
le moral a acquis au detriment du physique; 2°. de
abus de choses que la civilisation a fait connaitre; 39.
des changemens survenus dans Patmosphere depuis un de-
mi-sicele. 3
„Nous ne suivrons pas Yauteur dans l’extrait qu'il
nous a donné de son travail: nous dirons cependant qu'il
nous parait avoir puisé dans les meilleures sources: et
sl veut écarter de son ouyrage toute vaine theorie sur
Petiologie et la nature des inflammations des membranes
muqueuses; si, comme il parait l’avoir fait, il joint à ses
propres observations un heureux choix de celles qui ont
eté recueillies par des auteurs tres- recommandables, nous
ne doulons pas que son ouyrage ne répande un nouveau
jour sur cet ordre de phlegmasies qui comprend une se-
rie de maladies tres-importantes en elles-memes, et par
les suites fächeuses qu'elles produisent.
NI. Geoffroi de St. Hilaire lit les considerations
on sont deduites des regles pour Fobservation des
monstres, et pour leur classification. Nous avons deja
fait connaitre ce Uevail in portant.
M. Moreau de Jonnes lit une note sur la maladie
eonnue sous le nom de Cholera morbus de VInde.
Sdance du Lundi 23 Avril,
M. Boyer présente le me. tome de son Traite des
maladies chirurgieales, M. Pelletan rendra un compte
verbal de cet ourrage.
M. De Candolle présente son Essai elementaire de
geographie botaniq ue.
M. Percy présente sa nouvelle traduction des Apho-
rismes d Hippocrale en 2 volumes.
M. de Fourni présente un exemplaire des Elémens
de physiologie de la nature, dont M. Thenasd rendra un
sompte verbal,
12
M. Latreille présente des Savantes recherches sur
les ⁊odiaq ues Egyptiens.
M. Virey présente des Considerations sur la mem-
brane de Uhymen.
M. Geofiroy de St. Hilaire lit le rapport suivant
sur Fouvrage de M. Chabrier, intitulée: Essaf sur le vol
des insectes.
Lannée 1820 sera remarquée dans Y’histoire des sci-
ences par un grand nombre de travaux publies à Paris sur
Organisation des insectes: quand des prevenlions nees de
rivaliles auront cede à Faction adoueissante du temps, Fon
appreeiera, comme il convient de le faire, et Pon classera,
dans l'ordre respecfif de leur valeur, les recherches sa-
vantes de MM. Latreille, Savigny, de Blainrilfe, Au-
douin, Straus, Marcel de Serre et Leon Dufour; et celles
aussi par lesquelles jai mo}-meme ouvert cette meme an-
nee 1820.
„Les travaux de M. Chabrier sur le vol des insectes
apparliennent également à cette epoque: e'est du moins ce
qui suit de la présentation de som manuserit a P’Academie
des sciences, laquelle a eu lieu, en effet, le 28 février de
l'année dernière.
„En donnant cette date, je n’entends cependant pas
etablir que M. Chabrier ait attendu ce mouvement des es-
prits sur les insectes, et je lui dois, au contraire, la justi-
ce de déclarer qu'il avait agi de lui-mèeme, bien avant,
et tout-ä-fait par une impulsion propre dont je puis rap-
porter les circonstances.
„Voici à quelle occasion.
„M. Chabrier s’etait oecupé, il y a 12 ans, d'une
question de physique animale; il avait des idées partien-
lieres sur le mode du mouvement musculaire, et des cette
époque il avait présente 4 Académie ses noupelles vues sur
le mecanisme du vol des oiseaux.
„Il erut, sur des observations qui lui furent faites
alors, qu'on ne avait pas compris; et, pour se rendre
tout-ä-ſalt intelligible, il imagina d’etendre son cadre, et
il en yint à considerer aussi le mecanisme du vol des in-
sectes.
„Mais les évolutions de ce vol ne lui parurent pas ètre
suflisamment décelées par Je mouvement imprime aux ailes,
et par la considération des organes extérieurs. Dominé par
son idee mere, inſatigable, et doue d'une patience qui ap-
pelait les succes, il entreprit des recherches d'anatomie, et
il n’en ayait fait encore d’aucune espece; il passa quatre an-
nees à dissöquer les muscles du vol des insectes; il les exa-
mina au microscope; il les dessina avec le plus grand soin:
et revenant sans cesse sur les memes traces, il modifia
ses idées, comme ses dessins, tout autant que de nouvelles
observations lui procurerent des résultats plus certains.
„Il lui fallut des noms pour tant de choses qu'il
voyait pour la premiere fois; et croyant la science plus
avancée qu'elle ne était, il supposa qu'en recourant aux
lumieres de notre celebre entomologiste, M. Latreille, il
recevrait les noms qui lui manquaient, et qu'ainsi il nau-
sait bientöt plus, apres Pexposition des faits obseryes, qwä
13
rentrer dans l’objet de ses considerations cheries, c’est-ä-
dire, quä se livrer & ces idées sur le mecanisme du vol
chez les animaux.
„U eüt à se louer de Ia complaisance et des eonseils
‘de M. Latreille; mais qu'apprit-il sur ces entrefaites?
Quil etait lui- meme sur des faits qui Wavajent point, ou
presque point occupé les paturalistes; it eut le bonheur
d'eue informé que, n'aurait- il entrepris ses disseelions,
que pour ce qu'elles Jui avatent fourni des fails speciaux sl
etait sur des considerations neuves et, par conséquent,
d’un grand interet pour la science.
„Sur cet avis, M. Clabrier continua derechef ses tra-
vaux; et c'est à ces circonstances imprévues que nous
sommes redeyables des eflorts de l’auteur et de tout Fen-
semble de descriptions myologiques, qu'il a soumis au ju-
gement de PAcademie.
„C'est son. introduction que M. Chabrier nous a pre-
sentée dans notre dernière séance; elle a para imprimée
dans le 6°. volume des Memoires du museum d’histoire
nalurelle.
„Celle introduction forme une brochure de 68 pages
in 4°,; elle expose d'une maniere generale le mecanisme
du vol; les formes et le jeu des organes de ce mourement
dans tous les ordres d’insectes.
„Les idées de ’auteur sur la cause du bourdonne-
ment sont établies sur des observations qui lui sont propres,
„Les 4 planches qui accompagnent l’ouyrage, conti-
ennent 2ı figures qui wont de rapport qu’aux organes du
vol des hannetons.
„Ces dessins donnent, grossis au microscope, toutes
les parties qui concourent aclivement et passivement au vol
de ces insecles; ils sont d'une netlete et d'une exactitude
qui ne Jaissent rien a desirer.
„Pendant que M. Chabrier était occupe de ces recher-
ches, M. de Jurine pere, medeein de Geneve, était liyre
à de toutes sembiables au sujet du vol des hymenopteres:
Ia question de primaute sera, il est vrai, decidee en fa-
veur de ce dernier, puisque ce savant avait deja, plusi-
eurs! années auparayant, soumis a P’Academie des scien-
ces de Turin le resultat de ces belles recherches; mais M.
Chabrier n’en eut aucune connaisance; e’est préeétdemment
—a la publication des derniers mémoires de Turin qu'a eu
lieu, au secretariat de l’Academie des sciences de Paris, le
depöt de tout le manuscrit de M. Chabrier.
„Ce qui devait naturellement-arriver, les deux auteurs
setant occupes à- la- fois de considerations analogues, C'est
qu'ils se sont rencontrés en plusieurs points; et je ne rap-
porte cette circonstance que parce qu'elle est honorable
pour M, Chabrier, et qu'elle temoigne de toute sa saga-
cite: nolre ingenieur, dans une carriere pour lui toute
nouvelle, se serait done, des les premiers pas, presque
montre emule d'un des plus savans entomologistes du
siecle. =
„Un titre de plus en sa faveur, & est de ne s’£tre point
bornt à la consideration dun seul ordre, mais d'avoir au
b —— —-—.
— — —
14
contraire éetendu ses recherches aux principales familles de
la classe des insectes, Ce n'est done que dans son ou=
vrage qu’on trouvera une anatomie comparative des par-
Pe wi) chez les insectes, sont employees en organes
u vol,
„Je ne ciferai aucun fait particnlier: autrement il
me faudrait les tous reproduire. II me suflira de dire
en terminant, que l’onyrage de M. Chabrier manquait d
la seience, m&me depuis les publications de M. le do-
cteur Jurine. De telles recherches non-sceulement font
honneur à esprit investigateur de M. Chabrier; mais
quand on se rappelle qu'elles sont dues aux studieux loi-
sir d’un aneien militaire, remarqué dans la guerre de la
revolution par sa grande aclivite, un devouement sans
bornes, et par d’honorables services; on feeilitera volon-
tiers leur auleur de ces nouveau droits quil s’est acquis
à l’estime de ces concitoyens.““
Au nom dune commission, M. Arego lit un long
rapport sur la relation du voyage autour du monde de
M. Freycinet. Cette relalion a été imprimee en entier
dans nos Annales; quant au rapport de M. Arago il
a été imprime dans le supplément au Monteur univer-
sel; n°. 149 bis, mardi 29 mai de la présente année.
Seance du Lundi 30 Avril.
M. Biot lit une notice sur M. Petit.
M. Descourtils présente une flore médicale des An-
tilles, manuserite et enrichie de planches, sur laquelle
MM. Desfontaines et Dumeril sont charges de faire un
rapport.
M. Merat- Guillot, pharmacien à Auxerre, adresse
une note sur l’emploi du phosphate acide de chaux,
pour rendre les toiles incombustibles. M. Gay-Lussac
est charge de faire un rapport à ce sujet.
NM. Cuvier présente à P’Academie la tete de Des-
cartes que M. Berzelius, seerétaire de l’academie de Stock-
holm, a eu occasion de ce procurer en Suede, et qu'il
s’est empresse d' envoyer dans Ja patrie de ce grand hom-
me. II donne lecture de la lettre de M, Berzélius dans
laquelle l'authenticité de ce reste precieux est bien con-
statee. Un portrait grave de Descartes, qui passe pour
fort ressemblant, est en mème- temps presente par M.
Cuvier a Académie; ce savant fait remarquer que tous
les traits fixes par les parties osseuses, sont semblables
aux caracteres de la tete adressee par M. Berzelius, ce
qui acheve de prouver que e’est en effet la tete du cele-
bre Descartes. L’Academie se réserve de prononcer ulté-
rieurement sur les moyens de conserver dans un lieu ho-
norable ce qui reste d'un si grand homme.
M. Magendie lit un mémoire sur Pentrée accidentel-
le de Pair dans les veines, sur la mort subite qui en est
Feffet, sur les moyens de prévenir cet accident et dy
remédier. 2
M, Dupetit-Thouars commence la lecture d’un me-
moire intitule: Demonstration de septpropositions ou the-
oremes sur lesquels ses fonde la vegetation considerte dans
15
la reproduetion par bourgeons,par celle du 2me chapitre
oü il est etabli que le bourgeon se nourrit aux depens
des sucs contenus dans les utricules du parenchyme inte-
neur, ce qui le fait passer à l'état de moeile.
M. Morel lit un mémoire sur la faculie vibratoire
du systeme membraneux de Voreille humaine. MM. de
Laccpedd, Arrago et Fourier sont nommés commissaires
pour. examiner ce trayail,
NI. Virey lit le
la seance preeedente;
meril sont charges du
memoire qu'il avait présenté dans
MM. Geoffroy St.- Hilaire et Du-
rapport.
Seance du Lundi 3 Juillet 1820.
M. Arago communique des details que M. Freyci-
net lui donne sur son voyage. 400 ou 50% observations
de Pinclinaison et de la deelinaison de l'aiguille aiman-
tee, des variations diverses qui sont presque nulles ipres
de l’equateur, de l’intensite de la force maguétique qui
va en augmentant de l’equateur vers le pöles; telles sont
les premieres eonsequences d'un voyage qui promet, se-
lon M. Arago, le plus utiles résultats. M. Arago annon-
ce en méme- temps que M. Caillaud a determine la la-
titude et la longitude de Oasis. M. Jamard ajoute que
le voyage de M. Caillaud a été de 4 mois et demi dans
le desert. II est resté un mois et demi à I’Oasis, il a
decrit nombre de monumens. Pour continuer ses cour-
ses vers la mer Rouge, M. Caillaud attent une armee
que le pacha doit envoyer dans deux mois.
M. Latreille lit des observations sur des appendices
particuliers du thorda de divers insectes. *
M. Moreau de Jonnes présente un Trigonocephale
Jer de lance de la marlinique, long de pres de 6 pieds;
ce reptile enorme s’etait jeté sur une femme; heureuse-
ment ses erochets s’empetrerent dans le jupons que por-
wait celle- ci; c'est dans cette situation qu'il fut assommé.
Sdamce du TLundi 10 Juillet.
M. Dumeril fait un rapport au nom de la commis-
sion, sur deux mémoires de M. Gerardin, intlitules: De
la fievre jaune, consideree dans sa nalure et dans ses
rapports avec le gouvernement. Voiei lextrait de ce
rapport: Vauteur conelut d'un parallele etabli par lui en-
tre Européen et Fhabitant de la Louisiane, soss le rap-
port du physique et du moral, que organisation des
eréoles est appropriee aux pays qu'ils habitent, tandis
que Européen transporté dans le elimat brülant de PA-
merique, et obligé de se mettre en équilibre avec un
'nouvel ordre de phenomenes naturels, doit &prouver
dans le rhytlime de ses fonctions des modifications indi-
spensables au maintien de sa conservation.
* Neus donnerons plus tard ce mémofre que Yaufeur est
maintenant occupe A reteucher.
—— : f 16
La Louisiane ne présente au voyageur qu'une terre
basse, submergee, couverte de roseaux et enyuonnee d'un
horizon brumeux. Le Mississipi a son entree defendue
par une barre et par des troncs; d’arbres qu'il a deracı-
nes et enlraines dans son: cours immense; des debris-de
bätimens naufrages pres de la passe attristent le voyageur.
Lair, obseurei de vapeurs, est impregne d’odeurs ma-
recageuses. }
D’autres causes d'insalubrité non moins aclives exi-
stent a la Nouvelle Orleans qui jouit d’ailleurs des plus
grands avantages politiques et commerciaux. Les rues.de
cette ville ne sont pas pavées et deyiennent souvent im-
praticables pendant !'hiver. Elles dessechent pendant
été et couyrent Ja ville d'un nnage Epais de poussiere,
Les eaux des ruisscaux n’ont pas d’ecoulement, ni d’egouts
qui les dirigent vers le Mississipi. Linterieur des mai-
sons renferme des amas de debris de substances animales
et vegetales faeilement putreseibles et dont la police ne
soigne pas assez l’enlevement. IL’höpital de la chari-
te est situé dans un endroit mal-sain; le cimetiere est
trop rapproche de la ville, les cadavres que l’on y trans-
porte sont plutöt jetés dans l’eau que confies à la terre.
D’aussi puissantes causes d'insalubrité ne peuvent
manquer d’agir sur les Europtens. De premiers accidens
se declarent auxquels succede souvent la fieyre jaune spe-
radique. M. Gerardin s’accorde à regarder cette maladie,
avec quelques auteurs, comme une inflammation de Fe-
stomae d'une espèce particuliere, attaquant les Européens
transportes dans certains pays, et determinee par un con-
cours de causes speciales, telles que la situation dans les
marais, l’aelion perseverante de la chaleur ei de Fhumi-
dite, la presence d'indiyidus non-acclimates. L’auteur
pense que la fieyre jaune sporadique n'est pas conta
gieuse,
Suivant lui, la fierre jaune sporadique apporterait
dans la constitution des Européens qui n'en ont pas été
viclimes des changemens remarquables. Ils acquerraient
une constitulion snalogue à celle des eréoles: ce serait
une sorte d'acclimatement, et qui expliquerait pourquoi
cette fievre n'attaque jamais le meme indiyidu plus d'une
fois; de manitre qu'une premiere aileinte serait une sor-
te d’inoculation qui rendrait inyulnerable Yindiyidu gueri
une premiere fols.
Quand a la fièvre jaune épidémique et contagieuse,
gelte maladie, selon Fauteur, ne devient contagieuse
qu'autant qu'elle se complique avec Petat ou Veélément 4
thologigue, qu'il appelle typhus. La contagion reside alörs
dans P’appareil des symptömes nouveaux qui se manifestent
et non dans les signes qui caracterisent la fievre primitive
et sporadique. En un mot, ty phus et eonkagigs supposent
deux effets tellement lies et necessaires l’un a Y'autre, qu'en
détruisant le premier on aneanlit Je second. Au Tesie, une
marche irreguliere, des symptönies plus graves, de plus
grands desordres dans les fonclions intellectuelles et loco-
motrices signalent la fièvre jaune epidömigue qui se disline
gue-surlout par son caractere eyidemincnl conlagieux,
Beylage zur SfiS 1822. No. 4.
M. le rapporteur engage Académie à suspendre son
jugement sur la distinetion de la fievre jaune en spora-
dique el contagieuse, ce qui est le point medical le plus
important du memoire, attendu, dit-il, que les faits rap-
portes par lauteur ne lui paraissent pas en nombre sufli-
sant pour deeider une question aussi delicate,
NMI. le rapporteur se borne à rendre compte du se-
cond memoire qui ne présente que des réflexions morales
et politiques, sur lesquelles il serait difficile en effet de
porter un jugement.
A defaut de la destruction des causes d’insalubrite qui
determinent le développement de la ſièvre jaune, ce qui
serait evidemment le ‚point essentiel, il est des précautions
A observer pour diminuer Pinſluence de ces causes. Ainsi,
M. Gerardin engage d'abord les gouvernemens qui voudront
envoyer des Uoupes dans les colonies, à faire un choix
parmi leurs soldats; il est convaincu que les hommes qui
veuniraient la constitution physique et la sobriété de
V’Espagnol au sang - fHroid imperturbable de l’Anglais et de
V’Americain, seraient beaucoup plus faciles à acelimater.
I indique ensuite les époques les plus favorables aux em-
barcations, et signale les précaulions que Fon doit pren-
dre en arrixant au Nouveau - Monde. M. le rapporteur
finit en engageant Pauteur A publier ce travail écrit dans
des vues patriotiques, et qui pourra etre ulile A la médecine
comm eau gouvernement.
Seance du Lundi 1) Juillet.
M. de Humboldt lit un mémoire sur la limite infe-
rieure des neiges perpöluelles depuis l’equateur jusq ue
wers le milieu des genes temperees. L’auteur insiste, sur-
tout dans ce memoire, sur les causes parliculieres qui,
independamment de la chaleur generale, ou des lignes iso-
thermes, eoneourent à la determination de la limite infe-
rieure des neiges selon les diverses Jocalites. C'est ainsi
que le voisinage d'un plateau, ou d'une vallée, etc. ap-
porte des modifications dans cette limite, en modifiant
sa temperature spéciale, etc.
NI. Chevreuil lit un essat general sur les corps gras
qu'il a examinés dans sept m&moires prec&dens. Nous don-
nerons A nos lecteurs le rapport de Académie sur ce
trayail.
Seance du Lundi 24 Juillet.
M. Tessier lit un mémoire sur Timportation des che-
vres de Cachemire. Lauteur expose Tétat des troupeaux
de Cachemire, depuis leur importation; il vetrace les divers
essais qui ont été faits, soit pour accoupler les mäles de
Cachemire avec les femelles indigenes, soit pour compa-
rer les quantités de lait fournies par les femelles de Cache-
mire avee celles fournies par les indigénes. II resulte de
cet expose que les femelles de Cachemire sont d’assez bon-
nes laitieres, et que les accouplemens croises promettent
les plus heureux résultats. Depuis son importation le Irou-
peau s’est aceru considerablement par Ja production de
plusieurs jeunes individus. La laine a un peu été endom-
magee par la gale qui a atteint presque tout le troupeau,
mais dont il est preseniement gueri et à la guerison de la-
quelle, les bains de mer ont surtout contribue. Er résu-
me, ce lroupeau donne, selon M. Tessier, les plus heu-
reuses esperances a Vindustrie nationale.
M. Geoffroy- St.- Hilaire lit un mémoire intitule
De Hos carre des oiseaux sous le rapport de sa composi-
tion; des quatre elemens qui le constiluent; et de l’exi-
stence de tous dans lous les anımauz vertebres, et nom-
mement dans homme. !
Voici Pextrait de ce mémoire communique par Lau-
teur:
Ce savant, fidele Asa methode de considerer d’abord
les organes lä oü ils sont au maximum de développement,
8 8 e
commenca ses recherches par le crocodile: il en examina
V’os earre dans un foetus wil trouva compose de deux
’
pieces principales en lames superposées et de deux plus
petites formant les angles de la longue apophyse ou du pe-
dicule de l’os our l’articulation des mächoires.
9. 2
Passant de lä aux oiscauxzil y chercha les deux me&mes
lames que lui montrerent en effet l'os carre d'un aigle ba-
teleur prenant sa robe d'adulte et celui d'une autruche
dans l’etat de ſoetus: cette indication lui fut donnee par
une sulure A l'une des surfaces et par une serie de trous à
Yaulre; ces deux lignes se joignant sur les bords. Les
deux osselets du pedicule articulaire ayaient été vus dans
une corneille plus ancıennement par Yauteur: il en ayait
fait mention dans une note de sa Philosophie anatomiquey
page 48.
Depuis, ces deux osselets ont été revus: dans le pre-
mier äge, ils sont carlilagineux et isoles de toute partie
osseuse: ils prennent plus tard la consistance des os, et
ce west qu’apres que le squeleite est partout ailleurs enti-
erement consolide qu'ils se soudent au pedicule maxillaire
de l’os carre.
Apres avoir traité des connexions, des relations et
des usages de ces pieces, Fauteur etablit qu'elles correspon-
dent aux parties osseuses dont se compose Vapophyse stylo-
ide: il avait dejä fait connaitre Pune de ces pieces, Fos
stylhial; il decrit la seconde dans ’homme, les chats, les
ruminans, les chevaux, le tapir et generalement dans la
plupart des genres de mammiferes. Par- tout cette seconde
piece se montre avec un caractère d’individualite; fusi-
forme à son exti@mite cranienne, elle est capsulaire a
Pautre bout. Comme elle forme un os distinet dans le
prineipe, on Ja relire sans effort de sa cavité: M. Geof-
froy lui donne le nom dos vaginal, de son aucienne deno-
mination, apophyse vaginale.
M. Geoffroy s’occupe ensuite de retrouver chez les mam-
miſfères les deux principales pieces de Los carrè des oiseaux:
il y a douze ans qu'il avait démontré que le cadre du
tympan formait la base prineipale de Fos carre ou de ce
que dans les mammiferes NM. Cuvier a appele du nom de
La caisse des mammiferes la plus volumineuse est
calsse,
on sait qu'elle
celle des chats, des lions et des pantheres:
couvre tout le rocher et que sans ètre soudee aux parties
laterales, elle est enfermee et assez solidement fixee entre
les oecipitaux lateral et infeiieur, le temporal et le mastoi-
dien, Dans le chat nouveau ne, elle parait ne; consister
19
que dans} le cercle du iympan ou. os tympanal : mais,
apres dix jours de naissance, uns- membrane répandue
en dehors de l’artöre carotideänterne devient osseuse. Le
cadre du Iympan eroit par son bord intérieur; et Pos ser-
vant de coiffe A l’artere, se developpant dans un sens in-
verse, c'est-à- dire, du rocher en s’etendant sur le cadre
du tympan, il en resulte une double caisse. Le bord im-
muable du iympanal, celui ou reste atlachée la membrane
du tympan, devient le diaphragme osseux qui separe les
deux cavités. II y a done Ja deux pieces: on les sc-
pare lres-facilement apres dix & quinze jours de naissan-
ce. Mais, de plus, on constate à une plus nouvelie
£poqne une autre subdivision, et la caisse des chats est
ainsi formee de trois os. Ces trois pieces se montrent
bien plus evidermnent dans les marsuplaux et principale-
ment dans le herisson que ses rapports naturels placent
zupres des phalangers. Le herisson arrive presqu'au ma-
zimum de sa taille, que ces trois pieces ne sont point
soudées les unes aux autres; si on l’examine dans un
Age assez avancé, on trouve que l’os en coquille qui
es: adossé au iympanal et qui enveloppe celui-ci en de-
hors, ne s’y reunit point comme dans les chats, mais se
joint a Tos qu'il avoisine du cötE opposé; et cet os, c'est
Je sphenoide posterieur. Ce dernier est aınsi accru de
deux ailes en arriere qui rendent jusqu'à un certain point
sa forme meconnaisable.
Voliä done encore un os distinct; P'état sui gene-
is de cet os, sa condition d’eire à part, sa specialile en
un mot sont presentement bien évidens. Il se montre
dans tous les animaux comme avec un youloir propre,
allant se placer sur une piece dans un animal et sur une
aulre dans un second. M. Geoffroy lui donne le nom de
al.
Ces lumières étant fournies par l’anatomje comparée,
31 devenait facile de trouver cet os dans anatomie hu-
maine; le supposer existaut chez Thomme, etait une cis-
‚eonstance forcee de ce qui precede, et Ty trouver sans
hösiter, resultait pareillement de la connaissance acquise
de ses connexions.
Le cotyl&al dans Thomme est une piece qui, inferi-
‚gurement, reeourre une portion du rocher: il se voit
Aistinctement dans tous les enfans nouveaux- nes; par sa
porlion capsulaire, il embrasse et saisil A son milieu le dos
du iympanal. Comme la tete humaine a beaucoup plus
de largeur que celle d’aucun mwammilere, les apophyses du
‚ zolyleal se prolongent daranlage sur le rocher, ei sans le
moindre doute, pour rester chezl’homme pres du sphenoide,
est -A- dire, dans les m&mes rapports de connexions que
chez tout les quadrupedes. Mais d’ailleurs les apophyses
de cette sorte de caisse, bien que soudées au rocher dans
Thomme peu apres la naissance wen correspoudent pas
moins pour la nombre et les counexions a celles de la caisse
1
lesquelles, comme on Ya vu plus haut, ne servent qu’a
encastrer celle- ei au milieu de ce qui lentoure. Le coiy-
cal daus Phomme aussi bien que dans les anımaux mammi-
feres sert de chaperon à l’artere qui est de passage sous le
rocher; son long pedicule forme une sorte d’arche en ce
Iieu, pour le trajet du sang carolidien,
2 20
—
\
Enfin dans homme, de mème que dans le chat, il
y a une troisieme piece: * A un autre äge de la vie foe-
tale eile se soude à un os qui lui sert de support et ayant
que ne se soude avec elle-mime le colyleal, Ceite autre
piece est donnee par la subdirision du cadre du Iympan.
Une portion constitue le cercle Iyimpanigue proprement
dit: elle reste employce sous le nom de !ympanal; l'autre
forme la tele de ce meine cadre du Iympan, Varlieule ayec
le temporal et se distingue du cercle tympanique par plus
d’epaisseur el d’asperites. Cet os differe en outre du iym-
panal par une marche propre d’ossification, et parce qu'il
a aussi des fonctions distinetes. M. Geoffroy l’empleie sous
le nom de serrial: on le trouve plus visiblement et plus
long-temps separ& dans le chien. Ainsi voila l’oreille ex-
terne composée de eing pièces: le Ampanal, le cotyléah
le serrial, le vaginal et le stylhial. Ces pieees, d’abord
détachées du crane ou du rocher, y sout fixées à des
epoques differentes, suivant les especes, ou mieux, sui-
vant les familles; elles sont Clevées au rang de matériaux
principes, par observation que toutes existent dans tous
les animaux vertebres. Lauteur arrive également par
elles, e'est-à- dire, par des consideralions si minutieuses
qu'elles ayaient jusqu'alors été negligees, a la démonstra-
tion du principe qui le dirige dans ses Irayaus, Lunelé
de composition organique.
Compléter ce qui reste à savoir sur les fonetions de
ces os et sur leurs developpemens, montrer toutes ces pieces
dans les reptiles et les poissons, designer celle des jeing
qui n’entre pas dans la composition de l’os earré des oiseaux,
enfin expliquer la formation de la portion du tuyau auditif
qui dans ’homme s’etend par de la le tympanal , |sont au-
tant d’objets dont Fauteur doit soccuper dans une deuxi-
cme parlie.
Erratum de la seance du 6 novembre.
„M. Arago annonce verbalement qwil a produit, &
Taide de Pélectricité ordinaire, tous les phenomenes
A’aimantation qu'il avait deja obseryes en se servanl de
l’electrieite voltaique.“ :
N. B. Nous nous hätons de reparer cette omission que
rendaient également grave et ’imporlance des faits en eux-
memes et extension qusils donnent aux expériences pré-
cédentes de M. Arago, annoncees dans nos derniers cahiers.
Du reste, c'est uniquement à cause de leur importance
meme que nous rapprlons ici ces expériences. Quant &
leur date, elle se irouve consiguce dans les termes suiyans,
dans le Monrteur du 10 noyembie 1820, rendaul compte
de la seance du 6.
„M. Arago-a annonce qu'il avait aimante des fils
d’acier en les placant dans des tubes de verre enveloppes
par des helices de fil metallique, le long desquelles il
avait fait passer des elincelles électriques: ce qui pré-
sente une nouvelle analogie entre les modes d’action des
eleciriciles ordinaire et voltaique.
„Observation que Jauteur doit à la communication qui lui a
ete faite du manuscrii inntulé: Lois de l’Osteogenie,
21
„Les pöles nord et sud, dans cette experience, se
formaient à l’une ou autre extremile des fils, suivant le
sens du courant et celui des spires de Thélice. M. Arago
produisait autant de points conséquens qu'il changeait de
fo:s le sens de cette helice, sur Ja Jongueur du fil, ainsi
quil Yavait deja fait au moyen d’une pile voltaique. II
a remarqué en oulre que l'helice n’avait plus d’action sur
Je fil d’aeier des que ceiui-ci était endehors, lors méème
qu'il la touchait.“
Sdance du Lundi 7 Mai,
M. Cuvier présente une tete du Tapir des Indes, qui
est distinet de celui d’Amerique, et lit une notice sur le
voyage de MM. Diart et Duvaucel, chez les Malais; au
nombre des objets zares qu'ils destinent au Museum d’his-
toire naturelle, se trouve la tete du Tapir. :
De nouveaux details sont donnes sur les restes de Des-
cartes.
M. Geoffroy de St.- Hilaire lit un memoire intitule
du mode de formation de la Vertebre, de ses elemens, de
leur arrangemeni respect if dans les diverses classes des an
maux et premierement de la vertebre, chez la Lamprote.
M. Arago présente les m&moires de M. Lillet- Geof-
froy rapportes par M. F:eycinet, et demande que Pauteur
soit reintegre dans sa qualité de correspondant. “ Ces me-
moires sont jutitulés: Foyage d la bat de Lonquis, dle de
Madagascar, sur la nouvelle carte de Tarchipel du nord
de celle lle. L’academie charge MM. Buache et Rossel, de
lui faire un rapport sur ces traxaux. Eile arr&te en oulre
que le nom de M. Lillef- Geoffroy sera retabli sur la liste
de ses correspondans; sauf à ne point nommer, quand) il
arrivera une vacance parmi les correspondans de la seslion
de géographie. 5
NMI. Portal annonce la mort de M. Gregory, doyen
des professeurs de médecine du college d’Edimbourg.
Seance du Lundi 14 Mai,
M. Robert Brown adresse à la classe un memoire sur
un nouveau genre de plante nommé KRajlesia.
® M. Lillet- Geoffroy, capitaine du génie; était correspon-
dant de l’Acadenne des sciences avant la revolution; il
avait été oublie sur le tableau, quand l'Institut fut for-
me, et n’avait fait aucune reclamation. Ce modeste
Savant est une preuve de l’absurdite du prejuge, qui,
dans nos colonies, . fletrit les hommes de couleur; fils
dune negresse de Madagascar, il regut de son pere une
education soignee dont il a tellement profite, que meme
dans Pancien régime il avait acquis un grade et un titre
honorables. II est auteur de plusieurs cartes dont Pune
a été fort utile à Fun de nöus, dans la redaction de son
plan de Vile de France, Son pere, compagnon de Com-
merson dans ses excursions sur les sommets de lile de
Masgaraigne ou Bourbon, nituralisa sur la plaine des
0 le fraisier qui sy trouve aujourd'hui en abon-
dance. ’
— |
22
M. Thaer, nourellement nommé correspondant de
P’academie des seiences, envoie deux cabiers des Annales
d’agriculture de Moeglin, -ou il a continue de faire inscrer
ses m&moircs, -
M. Delambre lit la note suivante sur la tete enyoree
8 ; 5 3
de Suède, comme étant celle de Descartes, dans laquelle il
expose ses doutes sur Tauthenticité de ce morceau,
„Faits. — Extrait de la vie de Descartes, par Bail=
let: Descartes mourut à Stockholm, le 11 feyrier 1650, ige
de 55 ans, 10 mois et 11 jours. II demeurait chez Pan
bassadeur de France, Chanut, qui Yayait amené en Suede.
La reine voulait que Descartes fut inhumé dans lPeglise qui
servait a la sepulture des rois, mais cette église avait eiden-
leyce aux catholiques par les luthérjiens. Chanut demanda
en grace que Descartes put étre enterre parmı dautres Pre
destines (p. 425). llavait fait donner a Descartes les soins
les plus recherchés pendant sa maladie; aussitot apres sa
mort il avait fait mouler le visage, premieremenl en eire et
puis en pläire; il obtint de la reine la permission de choi-
sir le lieu de la.sepulture. Le lendemain 12, le convol se
fit sans beaucoup de ceremonie. II ne s’y trouva que des
catholiques vomains, Le corps était precede d'un seul pre-
tre; il était porté par quatre personnes, dont la premiere
etait le fils de !’ambassadeur. La reine avait cu l’idee de
faire elever un tombeau en marbre, dont elle ent fait tous
les frais. Ghanut’voulat un tombeau plus modeste; il Je fit
construire sur la fosse du defunt. (p. 429) Sa figure dtaitun
earıe long, de pierres cimentees, dont les qualre faces
etaient lambrissees de planches de bois uni; la largeur etait
de quatre pieds et la longueur de sept et demi. II fut pose
sur une base de pierre de taille, quiavancait d'environ qua-
tre pouces, et qui s'élevait de terre, à la hauteur de trois
pieds; il était couvert d'une seule pierre qui en faisait la
corniche et le chapiteau. Elle était épaisse d'un pied et
demi, longue de huit, et large de quatre et demi, de sorle
que la hauteur totale paraissait de lreize pieds. Les quatre
faces furent couvertes d'une toile blanche, que 'on fit pein-
dre a trois couches, et le peintre y traca quatre inscriplions
qu'on peut Jive dans Baillet sur une estampe qui represenle
les quatre faces du monument.
„Remarque. Toute cette construction n’elait regar-
dee que comme proyisoire. Chanut esperait sans doute que
les restes de Descartes seraient redemandes par la France.
On ne dit pas si le corps fut relire de la fosse pour etre
renfermé entre les six faces de pierre du tombeau, dans le-
quel il aurait pu se conserver mieux et plus long-iemps,
Ce tompeau ne put lic commence qu'en mai, c’est-ä-
dire trois mois apres la mort. Ainsi, l’on peut en conclure
que le corps elail reste de trois à quatre mois dans une terre
froide d’abord, et puis humide a l’epoque du degel.
„Voilà tout ce qui concerne Finhumation et lessoins
pris par Tambassadeur. Est il vraisemblable que quelqu'un
ait osé detacher la tele et se l’appropier, apres qu'elle eut
été moulce deux fois? Connait-on quelqu’exemple d'un
corps aiusi mutilé avant Pinhumation? Si quelqu'un apait
pu commeltre ce larcin, ce ne pouyait guére etre qu'un
Frangais sttache à Tambassadeur et demewant avec lui.
2
23 5
Comment cette tete aurait- elle passe entre les mains d'un
Suédois? Cest ce que personne n'a dit cneore, Dira-t-on
que le corps ayant été depose ayee peu.de cérémonie, quel-
que curieux aura Lrouye le moyen de s’introduire dans le ei-
metiere, d'ouwir la fosse qui était en plein air (p. 430) et
enfin de s’emparer de la tete? La chose n’est pas absolu-
ment impossible. Mais pour l’admettre comme certäine,
ne faudrait-il pas quelque preuve positive? Quel titre avait
le premier possesseur qui demonträt P'autheuticité de la re-
lique qu'il a veligieusement hansmise à ses successeurs?
Qu’est devenu-le certificat qui n’aurait pas du Elre séparé
du cräne? Dit-on au moins ce que contenait ce cer-
tificat ?
„Faits. Seize ans apres, c'est-à- dire en 1666 (p.
456), Terlon, ambassadeur de Frauce en Suede, prei à
partir pour aller en la meme qualité resider à Copenha-
gue, voulant envoyer a Paris les vestes de Descartes, re-
demandés par ses amis, apait fait faire un cercueil de
euivre long de deux pieds et demi seulement, parce qu'il
se douta que le cräne et les os seraient detaches, et qu'on
pourrait les ranger les uns sur les autres sans indecence,
La cérémonie fut faite le fer, mai 1666 par F’aumönier
de Terlon, qui nt conduire et deposer le corps dans la
chapelle de son hötel, oü Fon fit un proces-verbal de
tout ce qui s’etait passé. Il eut soin méme de faire re-
parer le tombeau en la wmaniere que Chanut Yayait fait
dresser, et il fit retracer les inscriptions latines que les
vents et les pluies avaient fort maltraitées depuis ce
temps la.
„Remarques. On pourrait inferer de la qu'en 1650
le corps ayait été retire de la fosse pour étre enferme
dans le tombeau. Autrement, sans toucher au monu-
ment qui reposait sur la base de pierre de taille (au sin-
gulier, tandis que les quatre faces verticales £taient de
pierres cimenlees), on aurait pu creuser la terre à quel-
ques pieds du tombeau, et arriver à la fosse qui etait
sous celle base. Ce passage pourrait Eclaireir celui qui,
ei- dessus, nous avait paru peu decisif. Observez encore
que ei- dessus rien n’indique la matiere du premier cer-
eueil, II est assez naturel de penser qu'elle devait &ire
le plomb.
„Fats. On renferma done les os couches les uns sur
les aulres dans ce nouveau cercueil ayec de nouvelles cere-
monies et quelques priéres.
>
„Remarque. ‚Notezqu’ici il west fait aueune mention
du cräne auquel on avait songe ei- devant. II est à croi-
re qu'il est compris sous la denomination generale d’os.
Le cräne detache permettait de donner moins de longueur
au cercueil nouveau; il en a été fait une mention parti-
culière. Les os se sont trouyes detaches, ainsi qu'on Pa-
vait presume, et on les coucha sur les cendres: s’il en eut
été autrement, et que le cräne eut entierement disparu,
on aurait en grand soin de Pexprimer, comme on peut
juger par la phrase suivante.
„Tae Mais on ne put refuser à Terlon, un des
ossemens de la mam qui avait servi d’instrument aux ecrits
immortels du delunt, et qu'il ayail religieusenient deman-
de a Passemblée qui composait presque toute P'église ca-
tholique de Suede, en témoignage du zele qu'il avait pour
conserver la memoire de Descartes. On dressa un pro-
ces- verbal qu'on mil avec le premier dans le cereueil que
Von jugea à propos de sceller, et d’enchässer dans de
fortes bames de fer, apres quoi on le fit emballer, et
Pambassadeur le garda dans son antichambre jusqu'au jour
du départ (p. 457). . f
„Hemarques. En voyant avec quelle diserétion Pam-
bassadeur qui présida à la cérémonie, et qui régla tous
les details du transport, demanda un os de la main, ne
pourrait-on pas deduire qu'il n'a pas osé demander le
eräne tout entier, qui, plus encore que bos de la main,
pouvait etre censé avoir ele utile A la composition de
Ses Ecrils immortels? Et sil n'a pas osé le desirer, il a
dü bien moins permeltre que ce cräne fut abandonne à
un particulier de Stockholm. Sl Peut permis, on Peut
mentionné dans le procés- verbal, II est fächeux qu'on
n’ait plus ces deux proces-verbaux deposés dans le cer-,
cueil de cuivre. Aurait- on neglige de les mettre dans
une boite de metal? Le cräne etait-il entièrement de-
truit, et faisait-il partie de cette cendre sur laquelle les
os furent couchés? Nen restait-il aucun fragment recon-
naissable, et que Pambassadeur eut pu demander au lieu
de bos de la main? En 16 ans, un cräne renferme dans
un tombeau de pierre et dans un cercueil de plomb, peutail etre
tout-a-fait réduit en poussiere? West ce que nous n’osons deci-
der. Jei P’historien cite en marge les lettres de !’ambassadeur et
un manuscrit de Pompone, sans nous apprendre quel
était alors le possesseur de ces manuscrits. Pompone fut
un des temoins de la cérémonie, il veuait remplacer Ter-
lon à Stockholm. Ce manuscrit serait-il reste aux ar-
chives des affaires etrangeres? Aurait- il passe a la biblio-
theque du roi?
„‚Faits. Le corps fut trois mois à Copenhague sous
inspection de Terlon (p. 438), qui prit toutes les me-
sures nécessaires pour la süreté des passages. II lui don-
na la forme d'un ballot de ses hardes qu'il devait envoyer
sous le sceau de ses armes, afın de prevenir tous les seru-
pules. II éerivit a Colbert et Lionne, ain qu'ils ordon-
nassent aux douaniers de ne point ouvrir le ballot. II
fit partir le corps de Copenhague le 2 octobre 1666,
sous la direction de IEpine et du Rocher, deux walets de
chambre de confiance, dont Yun, qui était celui de
Vambassadeur, était chargé de surveiller Tautre. Ils tra-
verserent à longues journees le Petland, la Basse- Alle-
magne, la Hollande et la Flandre, en toute sürete , jus-
qu'à ce qu’etant arrives a Peroune, ils furent arretes par
les douaniers, comme introducleurs de contrebande; et
quoiqu'ils allegassent de par le roi et au nom de Colbert,
pour Yambassadeur, ils ne purent empecher qu'on ne
rompit le sceau, et qu'on n’ouyrit la caisse de cuiyre, ce
dont ils prirent acte en presence de temoins suflisans, Le
corps étant enfin arriyé à Paris vers le commencement de
janvier 1667, fut porté chez Dalibert, qui faisait les
frais de la translation, et quelques jours apres ils furent
mis en depöt sans cérémonie dans Peglise de St.- Paul...
Toutes choses étant préparées, le 24 juin 1667, la pompe
funebre, apıes le soleil couche, partit de la rue de Beau-
2 5 24
W
Beylage zur Iſis Nr.
treillis ou demeurait Dalibert, pour se rendre àSt.- Paul,
don l’on devait lever le corps... L’abbe de Ste.- Gene-
vieve, en habits pontificaux, vint le recevoir a la porte
de son église, et le eonduisit dans le choeur, d’ou il fut
ensuite porte au cöte, méridional de la nef, et on le po-
sa contre la muraille dans un caveau qui lui avait die
destine: on remit le service au lendemain.... A travers
cet appareil, il vint un ordre de la eour portant défense
de prononcer l'oraison funebre. Cet ordre fut regu avec
respeei, el fut execule avec autant de soumission que sul
n’eut pas de surpris. Les soins de Dalibert se terminc-
rent ensuite par faire dresser sur le tombeau de Descar-
tes, un marbre contre la muraille, contenant la repré-
senlation de son corps en sculpture. Elle ne fut placce
qu’en 1669 (et je me souviens de Tavoir vue en 1765):
on y lisait deux epitaphes, Pune en vers francais, etl’au-
tre en lalin en style lapidaire (voyez Baillet et Piganiol,
Description de Paris, tom. V). Plus loin Baillet, p. 445,
nous dit: Descartes était d'une taille au- dessus de la mé-—
diocre.... II paraissait avoir la téte un peu grosse par
rapport au krone. II avait le front large et un peu avan-
ce, mais presqu'en tout temps eouvert de cheveux jus-
qu'aux soureils, la bouche assez fendue, le nez assez gros
et Tune longucur proportionnée à la grosscur.
„Remarque. M. de Perey, en voyant le cräne ar-
zive de Suede, dit qu'il annoncait un homme de petite
stalure, et c'est l'effet qu'il avait produit sur moi à la
premiere vue, ce qui Saecorderait fort bien A la premiere
des indications de Baillet; mais si la tele paraissait un
peu grosse par rapport au trone, elle aurait dü se rap-
procher des dimensions communes d’une taille ordinaire.
On remarqua de plus une proeminence qui oecupait pres-
qu’en entier, et sans aucune interruption, tout l’espace
qui deyait &tre bordé par les deux soureils. Cette pro-
éminence west que faiblement indiquee dans la belle
estampe d’Edelinck que Baillet a mise au frontispice de
son Histoire. n remarque sur la m&me eslampe un sil-
lon longitudinal qui monte de la raeine du nez vers le
haut du front; ce sillon est tres-sensible dans la mé-
daille frappee en Hollande en Ihonneur de Descartes, et
que Baillet nous montre page 431. On pourra verifier
sur le cräne venu de Suede, si ce sillon existe au milieu
du front, gil est vertieal et sil iaterrompt la pro&minen-
ee dont il est parl& ci-dessus, car cette interruption
ne tant sur Pestampe que sur la me-
aille,
„Ce qui suit est un extrait d'une histoire de Fastrono-
mie moderne que je compte publier le mois prochain, T.
21, p. 200.
„Pendant la revolution francaise, à la spoliation des
eglises, les restes de Descartes avalent été déposés au Mu-
see des monumens Francais. En 1819 ils furent trans-
portes solennellement dans Peglise St.-Germain-des-Pres;
la on euyrit publiquement Ja caisse qui renfermait les os-
semens. Sur une caisse interieure était attachée une pla-
que de plomb, sur laquelle, apres avoir nettoyee, nous
pümes_ lire une inscription fort simple, porlant Je nom
de Descartes, la date de sa naissance et celle de za mort.
5.
Avant de deseendre les ossemens dans le cavegu desline
a les recevoir, on avait aussi fait l’ouverture de la caisse
interieure, et l'on en avait fire quelques ossemens, dont
un seul avait une forme reconnaissable, c’etait Pos de la
euisse. Le reste était de fort pelite dimension, fort peu
remarquable, ou lout-ä-faitreduit en poussicre.
„Voila ce que j'éerivis en 1819, au retour de la
eercmonie. Pajoute aujourd'hui à ce peu de lignes: je
suis sür de n’ayoir ru aucun os, qui ressemble le moins
du monde à un cräne ou a un fragment quelconque de
eräne, La personne qui montrait ces debris nous dit en
propres termes que rien n'ayait conservé sa forme, sinon
un os de l’une des cuisses, Elle prit ensuite quelques
poignees de poussiere pour nous les montrer, et le reste
de celte poussiere füt tout simplement, el sans y toucher,
verse dans le caveau qui ſut tout aussilöt fermé d'une
longue et large pierre. Personne en ce moment ne son-
gea au cräne; on le supposa réduit en poussiere, comme
tout le reste, à lexception d'un sen! os et de quelques
fragmens fort petits; tout les os des bras, des jambes:
et des euisses, A P'exception d'un seul, sont en poudre
ou en minces fragmens; il n'est pas impossible qu'il en
soit de meme du cräne apres 169 ans. Alors on m’au-
rait ici aucune preuve ni pour, ni contre Pauthentieité
du cräne, venu de Suede. Mais quelle preure avons-
nous d’ailleuss de cette authenticitE? Des inscriptions
plus ou moins effacèes, qu'on apercoit sur la conyexite,
et qui sont les noms des possesseurs successißs, avec quel-
ques dates et rien de plus. On parle d'un certificat
donne par le plus ancien de ces possesseurs; mais on ne
dit pas sil fournit quelques lumieres sur la facon dont
la tete aura été séparée du corps, ou chez ’ambassadeur
Chanut, immédiatement apres la mort, ou dans la fosse
provisoire en 1650, ou dans le tembeau de pierre, ou
en presence de Terlon en 1666, ou enfin a Peronne,
quand ka caisse füt ouxerte par les douaniers. Tout cela
parait bien peu vraisemblable. Ne serail-on pas en droit
soupgonner que le premier possesseur a pu £ire lr omps
par quelque charlatan, qui dans une vue d’interet quel«
conque, aura voulu se faire le mérite de gralifier um
amateur du don d'une relique precieuse? Trampe le pre-
mier, il aura de meine abuse tous ses successeurs. Tout
repose done sur le certificat d'origine, qu'il nous est im-
possible de discuter, puisque nous en ignorons la forme
et le contenu. Dans le doute, il parait conyenable de
supposer celte authenlieitt, de laquelle nous doutons
beaueoup cependant, el de conserver precieusement le
don de M. Berzelius, sauf & demander quelques renseig-
nemens ulterieurs, s’il peut se les procurer, ce qui est
assez douteux, puisque la lettre d’enyoi ne parait pas
celle d’un temein bien eonyaincu.
„Puisqu’en 1666 Terlon erut que le icräne 2 du se
detaeher des autres os, il n’ayait done aucun soupgon
que ce eräne füt alors entre les mains d'un Suédois. U
est fächeux que Piusctiption la plus ancienne, celle ou on
lit encore le mot Tugen pris, soit en si mauyais état, et
qu'on ne puisse au moins lire le jour ou ce eräne fut
pris; nous saurions s il fut|pris chez Chanut, dans la fosse,
27
‚au dans le tombeau, ou enfin chez Terlon au temps de
a translation; mais quand tout cela serait bien éelairei
f i >
nous n'aurions encore qu'une assertion denuce de preuves.
„La tete füt moulée par Valary, peintre de Metz,
qui setart habitue d la cour de Suede, et qui a vecu 30
ans dans ce royaume. Dira-i-on qu'il a stpare la Lete
du trone pour la mouler plus a son aise, et qu’ensuile il a
neglige de Ja rendre? Sil ny a pas une impossibilite abso-
lue, on conviendra du moins qu'il ya bien peu de vrais-
semblance, si l'on senge ä importance que mettait Chanut
à ce que Descartes fut enterre parmi d’auires predestines.“
M. Delambre demande que ce memoeiresoit consigne
zur les regisires, aſin qu'on puisse répondre à ses objecti-
ens et eclaireir ses doutes. Apres cette insertion, M. Cu-
vier dit qu'on lisait sur le eräne me&me, que celui- ei a été
pris en 1666, et par conséquent a louverture du tom
beau, en presence de Paumènier, et en presence de Tambas-
sadeur Pompone, à l’hötel de ambassadeur, quand on
fit le proees- verbal; M. Cuvier convient qu'il h) a point
de cerlificat, et que d'ailleurs une pareille pièce scrait-de
peu importance, mais il persiste a eroire a Fauthenticité
du eräne de Descartes qui d’ailleurs lui oflie des traits
de ressemblance avec la gravure, oü le grand homme est
represente. Il annonce en outre qu'il a invité Farchiviste
des affaires etrangeres, à faire des recherches dans les de-
pöches de Yambassadeur Terlon, afın d’examiner sil ne
Sy trouyerait pas quelques details propres à eclaircir les
faits.
S'il nous est permis de hasarder quelques observations
sur un fait, sur lequel sont partages deux hommes tels
que II. Delambre et Cuvier, nous ferons observer a nos
lecteurs, que opinion de ce dernier nous parait la plus
probable. En effet, d’apres les circonstances rappel-
les par M. Delambre, il nous parait facile d'établir que
la tete de Descartes füt enlevee de son tombesu en 1666,
quand celui - ei füt ouvert chez Terlan, devant Pompone,
et que les os furent places les un sur les autres. Ce pla-
eement eüt cerlainement lieu, sans qu'on assujetit les os
entre eux, et il est bien probable que ballotes, de
Suede à Paris, dans la caisse de euivre qui les renfermait,
is se reduisirent en ce qu'on appelle poussiere dans la
notice de 1819. Mais quelque tenue que füt cette poussière,
si la tete de Descartes eüt fait partie de Penvoi de Terlon,
homme qui en présenta plusieurs poignees a M. Delambre,
avouant ny avoir rien vu de semblable à des fragmeus de
eräne, y eüt trouvé des dents et des restes de chereux.
Labsence des traces de telles parties fort remarquables,
zndique évidemment Fabsence de la tete. Quclquweüt été
le ballotement des debris, il füt demeuré quelque chose de
ces parties, ou plus dures, ou plus flexibles, et qui se de-
truisent bien moius vite, dans les cadayres que les autres.
Nous avons eu occasion de voir des cheveux parfaitement
eonseryes dans les poussieres el debris de momies guan-
ches, qui, conservées peut- etre depuis deux wille ans,
Elaient exposees aux intempéries de Fair, a l'entrée d'une
grotte. Nous avons vu dans des charniers d' Espagne, ou
les os sont accumules depuis des siecles, des cheveux qui
m
—
©
ne se sont pas détruits. Ceux- ei ont vesiste à Peffet de la
chaux vire dans le cereueil de l’infant don Carlos, mort
bien avant Descartes, et que nous avons eu occasion d’oun-
vrir. Nous avons enfin vu ouvrir des fosses et des tombes
dans des eglises detruites, fosses et lombes od des cheveux
elaient parfaitement resonnaissables, quand tes corps tom-
bes en poussiere, gissaient dans leur sepulere sous la date
de quinze et qualorze cent.
> 1
Quant aux dents, elles resistent peut- etre encore da-
vantage; tout autre os disparait, que leur &mail resiste et
brave les àges. M. Behr de Mastricht m’en a montré qui
ont été lrouyees à une soixantaine,de pieds sous terre et
sous des couches, dans lesquelles avait disparu le reste des
squelettes.
Rien de pareil n’ayant été obseryvé dans le cercueil de
Descartes, lorsqu’il fut ouvert pour la deruière fois, il ne
parait pas douteux que la téte n’en ait été enlevree en ı666:
et qu’on n’objecte pas le precaulions prises par lambas-
sadeur: quelqu'un de sa suite fut sans doute l’auleur du
larein, ainsi que cela s’est vu en plus d'une eirconstance,
et il suffira d'en rapporter quelques exemples. Lorsqu’on
transporta Turenne aux Invalides sous le consulat, quel-
qu'un de ma connaissance prit en secret un morceau de la
peau de !’abdomen, qui ressemblait à du parchemin. Lors
de la translation de Voltaire au Pantheon, on lui a ana-
che plusieurs dents qui sont aujourd'hui montees en ba-
gues. Quand un general francais voulant honorer la cen-
dre de Chimene et du Cid, leur construisit un momn-
ment a Burgos, un oflivier en deroba quelques os, dont
il a fait des especes de reliques. Au temps oü un repre-
sentant du peuple fit enlever, pour les souslraise à toute
profanation, les restes d’Agnes Sorel, d'une église qu'on
demolissait, et les deposa dans un lieu honorable, il en
fat, a son inscu, enleve une partie des parictaux, on les
cheveux se voyaient encore, On a donc pufaire un pa-
reil Jarcinm a Fégard de Descartes, et c'est sa tele dero-
bee, qui probablement nous reyient.
M. Geoffroy de St.- Hilaire fait le rapport suivant
sur le memoire de M. Virey, lu dans la seance du 23
avril et relalif à la membrane de Thymen.
„M. le docteur Virey s'est propose dans la note
qu'il a adressee à Académie, d’expliquer origine de la
membrane de Ihymen, dont Fexistence et les usages ont
été un sujei de discussion entre les anatomistes. II est
conforme, dit l’auteur, aux leis de revolution organique
de reconnaitre que les ſoetus femelles étaient tous origi-
nairement pouryus d'une membrane de Ilhy men imperforée,
et que l’ouverture s’opere insensiblement par Felargisse-
ment que prennent les parties sexuelles dans la croissance.
La suture ou le rophe de la peau qui constitue Yhymen
samircit, se dilacere d’elle-mieme; aussi de toutes kes
formes que prend alors la membrane de P’hymen plus ou
moins ouverte naturellement, les plus communes doivent
etre celles d'un eroissant dont les branches remontent vers
Yorifice de Purethere. Le frein place au-dessus du gland
du penis et de la membrane hymen, qui descend des
deux cöles de l’urethere, pour entourer l’osifice du vagin
——— — e
—— —¼B:ñ 1
29
des femelles,' sont les m&mes parties correspondantes chez
les animaux, suivant la destination de chacun de leur
sexe. On peut dire, ajoute-t-il, que c'est une prolon-
galion de la suture du rophé chez le mäle, qui deyient
dehiscente chez les femelles.‘
„Si ces, opinions &laient etaydes de recherches ana-
tomiques, si Tauteur eut donné une descriplion exacte de
la vulve, et en partieulier de la membrane de !’hy-
men aux diverses epoques de la vie du foelus des mam
miferes, sit eut joint ä son travail des dessins fideles
représentant la disposition des parties, cette theorie ac-
compagnee de ces genres de preuves, cut offert un plus
haut dégré de certitude qu'on ne peut lui accorder. Toute
opinion sur l’origine, le développement et les transforma-
‚tions d'un organe, doit £&tre prouyce per des fails, ou
n'cst plus qu’une hypothese plus ou moins ingenieuse.
Telle est celle que M. Virey a etablie, et sur laquelle
vos commissaires ne peuvent porter aucun jugement.“
M. Desfontaines fait le rapport suivant sur l’ou-
vrage de M. Descourtilz, ayant pour titre ore médicale
des Anlilles.
„M. Descourtilz s'est propose dans cet ouyrage qui
a été presentE en manusent a Académie des sciences,
de faire connaitre les plantes medicinales qui croissent
dans les Antilles; d’indiquer par les resultäts de Panalyse
chimique, les prineipes immediais auxquelssont probable-
ment attachées leuıs proprietes, et de raconter les sueees
que procure leur administration dans le traitement des
maladies.
„Une seule puissance effeclive réside dans les medi-
eamens; C'est celle qui tient à leur composition chimi-
que, à la malière dont ils sont formés; en agissant sur les
tissus vivans, elle peut faire naitre des phenomenes diffe-
rens en variant les conditions de experience, par exem-
ple, dans diverses maladies, et meme a differenies épe-
ques de la meme affeelion. Ces agens ne sont pas doues
d'une propriété dont Vexistence amene immmediaiement la
guörison. Cette guerison est le plus souvent secondaire
et variable. Aussi la classification des médicamens, fon-
dee sur leurs effets secondaires, est- elle en general peu
susceptible de précision et d’exactitude, et souvent etablie
sur de simples hypolhéses. Peut-on dire en effet des
plantes antissorbutiques, que ce sont des vegetaux doués
de principes äcres ou aromatiques, soil fixes soit volatils,
dont la verlu se manrfeste en liquefiant un sang trop
epais, dont la torpeur conduit d la dissolution.
„Les plantes decrites par M. Descourtilz sont au
nombre de 600, divisees en 25 classes ou ordres, d’apres
le mode d’aelion présumé ou leurs effeis thérapeutiques,
d’apres Fouvrage de M. le docieur Alibert, et le manuel
de feu M. Nysten. Chaque espèce est designee par un
nom frangais, et par celui quelle porte aux Antilles.
L’auteur indique en meme-temps la classe et le genre,
auxquels elle apparlient dans les ouyrages de Tourneſort,
de Linné et de M. de Jussieu,
30
Les deseriptions sont faites ayeg soin; si bes dessins
qui les ‚accompagnent, n’offrent pas sur les organes de
la ſructiſication, tous les details que bon pourrait desirer
ils sont au moins suſſisans pour faire reconnaitre les espe=
ces dont les autres parties sont fideiement representees,
„Quoique la matiere médicale soit le principal but
de Vauteur, il n'a pas neglige d'indiquer les usages aux-
quels les memes plantes sont employees, soit dans les
soit dans l’&conomie domestique. II traite aussi de
eur culture, et il indique la nature des terrains qui leur
sonyienneal, ete.
„Mais Académie nous permettra de lui presenter
en ceite occasion quelques reilexious- qui nous ont été
suggerees par l’examen de cet ouvrage. Convaincus ayec
rabon que la connaissance des prineipes immediats des
vigelaux peut jeter le plus grand jour sur leurs Proprié-
tes et leurs eflets therapeutiques, Fauteur a presente
queiques analyses et quelques apergus sur la composition
chimique des plantes decrites dans son Ouyrage; mais
des tıayaux recens sur la chimie vegetale pourront lui
fournir des observations du plus grand interet. II est des
conditions essenlielles et indispensables à remplir, lors-
qu'on eludie Faction medicamenteuse d’une substance
vegetale. Avant de commencer l’experienee, il faut avoir
determine le siege de la nature du mal, son intensite,
l’epoque de son ınyasion. II faut tenir compte de la
marche naturelle des maladies, des influences hygieniques,
du mode de préparation, de la dose des medieamens,
ete. Si Pon omet ces eirconstances, qui seules attestent
Vexaclitude de lobservateur, en meme-temps qu’elles
fournissent les moyens de repeler. et de verifier les expe-
riences dans les conditions delerminees, on ne Tecueille
que des fails inexacts.‘
„Confondant les effeis avec les symptömes, on prend
les apparences du mal pour combattre un symptöme,
commun a un grand nombre d’affections differentes; on
fait plus: dans Fimpossibilit€ de caractériser les eircon-
stanccs dans lesquelles on a experimente, on en cıee
5 B 7
d’hypothetiques, que certaines vertus de médicamens doi
vent étre appellees a modifier on à detruire. Nous som
1 ne 0 4 15
mes on d’appliquer 2 reproche à Touyrage de M. Des-
courtilz; nous ne rappelons ces circonstances que pour
faire pressentir qu'on doit aitacher peu de prix aux ob-
servations faites par des mulätresses et des negres, dont
„ . 181 81 ne
Yauteur rappelle queiquefois les opinions ayec trop de
conſiance et d'abandon, etc.
M. Navier adresse un memoise sur les equations
differentielles qui contiennent les lois des . deplacemens
des moleeules des corps solides elastiques, lorsque ces corps
sont maintenus en &quilibre sous l’aclion de diverses for-
ces, ou vibrent, pas suite de Faction de ces memes for-
ces. MM. Prony, Poisson et Fourier sont nomm&s com-
missaires.
M. Geoſſroy de St.- Hilaire lif un mémoire sur deux
principauæ eluits membraneux de la colonne Epiniere, ei
sur la part dinfluence de ces deux periodes dans la forma»
tion de la Vertebre,
3T
M. Da Pelit-Thouars lit un mémoire intitule, de-
monstralion dun troisieme theoreme physiologique ser-
vant d exwpliquer la vögetation consideree dans la repro=
duclion par bourgeons.
Des que le bourgeon se manifeste, il obeit à deux
menvemens, Jun montant ou aerien, lautre descendant
ou terresire, Du premier, il resulte l’embryon des femel-
les, la plumule; du second les nouvelles fibres ligneuses
et corlicales, la radicule.
M. Moreau de Jonn&s lit une note sur le grand
courant de Atlantique équatoriale.
Seance du Lundi 21 Mai.
Apres la presentation de divers ouvrages et mémoi-
res, M. Du Petit-Thouars donne lademonstration de son
quatrieme theoreme sur la yegetation,
On lit un memoire de M. Fohmann, sur les vais-
seaux Iymphatiques chyliferes: ce mémoire en annonce un
second. NI. Dumeril est pri& d’examiner ce trayail.
Seance du Lundi 28 Mai.
M. Cheyreuil adresse sous cachet les prineipaux resul-
tats auxquels il est arrive sur differens objets relatifs à la
chimie animale; ne pouyant d’iei à quelque temps pu-
lier ensemble de ees decouvertes, il desire s'en assurer
le propriete, et pris à cet effet, l’academie de permetire
>}
32
que ses paquets et ses lettres soient déposés au seerétariat.
Celte demande est accordee. A
M. Poisson présente son m&moire sur la distribution de
la chaleur dans les corps solides, trait du journal de Ve-
eole polytechnique.
MM. Humboldt et Runth prösentent les 1g faseicules,
de leurs nouveaux genres de plantes.
M. Vilier (a Cauchy, pres Dijon), présente un mé-
moire sur la maniere de faire jouer de trös-fortes pompes,
par le moyen de eau; ce travail est renvoyé à l’examen de
MM, Girard et Dupin,
M. Biot lit un mémoire intitule; demonsfretion
generale de la loi, suivant laquelle les corps eristallisés
doues de la double refraction, polarisent les rayons lu-
mineuz qui traversent leur substance.
M. Delambre annonce, que l’editeur de l’imprime-
rie royale a recu les ordres necessaires pour imprimer
deux volumes in quarto, pour l’academie des sciences.
II invite MM. les academiciens A remettre au secretariat
les mémoires qu'ils destinent à ce volume. N
M. Hallé rend compte de l'état fäehenx où se trouve
M. Richard, membre de Académie. MM. De Jussieu ef
Dumeril sont charges de s’informer de sa santé, et de lui
Lemoigner linteret de Académie.
M. Moreau de Jonnes, présente un individu fort vo-
lumineux de l’araignee des oiscaux. II lit un memoire, in-
titule; Recherches sur la temperature des Antilles.
Be
age %
J.
VNVerzeichnifs
von
1828. No,
0.
F. B. Vietz medicinilch- öconomilch -teehnifchen Pflanzenabbildungen,
welche im Schrämblischen Bücherverlage, sowohl einzeln à 20 k
Titelblatt zum I Bande.
1 3 Abrotanum.
—2 pontica
3 Absinthium
4 Prunus spınosa
5 Mimosa nilotica
6 Rumex Acetosa
7 Oxalis Acetosella
8 Acorus Calamus
9 Boletus laricis
10 igniarius
11 Agrimonia Eupatoria
12 Allium sativum
13 Aloe perfoliata
14 Althaea officinalis
15 Amygdalus communis
20 Anagallis arvensis
17 Anethum graveolens
18 Angelica Archangelica
10 IIlicium anisatum
20 Pimpinella Anisum
21 Rosmarinus officinalis
22 Arnica Montana
25 Arum maculatum
24 Ferula Asafoetida
25 Astragalus exscapus
26 Citrus Aurantium
27 Copaifera officinalis
28 Myroxylon peruiferum
29 Arctium Lappa
30 Veronica Beccabunca
31 Bellis perennis
32 Styrax Benzo&
55 Berberis vulgaris
34 Bryonia dioica
35 Theobroma Cacao
Calendula officinalis
37 Laurus Camphora
38 Canella alba
30 AdiantumOapillusVeneris
Amomum Cardamomum
Centaurea benedicta
42 Fiscus Carica
45 Geum Urbanum
aa Carophyllus aromalicus
45 Carum Carvi
46 Groton Cascarilla
47 Cassia Fistula
48 Laurus Cinamomum occi-
dentalis
40 Mimosa Catechu
50 Gentiana Centaurium
51 Prunus Ceras us
52 Scandix Cerefolium
55 Teucrum Chamaedris
54 Anthemis nobilis
55 Matricaria Chamomilla
56 Chelidonium majus
57 Smilax China
58 Cichoreum Intybus
Conium maculatum
60 Artemisia judaica
61 Laurus Cinnamomum
62 Citrus medica 1
63 Gochlearia officinalis
mit dem dazu gehörigen Texte zu haben sind.
Colchicum autumnale
5 Cucumis Colocynthis
Symphytum officinale
Dorstenia Contrajerva
Coriandrum salivum
Cinchona officinalis
Crocus sativus officinalis
71 Piper Cubeba
Amomum Curcuma
73 Pyrus Cydonia
74 Daucus Carta
Dictamnus albus
Digitalis purpurea
77 Solanum Dulcamara
Sambucus Ebulus
Amyris elemifera
Inula Helenium
81 Euphorbia officinalis
V cia Faba
Tussılago Farfara
Polypudıum Filix mas,
Clematis recta
Anethum Foeniculum
Trigonellaf’oenugraecum
Fumarıa nel
Maranta Galanga
Bubon Galbanum
9 Gentiana pannonica
Triticum repens
„ Gratiola oflıcınalis
Guajacum officinale
Cambogia Gutta
00 Glecoma hederacea
Helloborus niger
Hordeum vulgare
Hyoscyamus niger
Hypericum perforatum
Cy tinus Hypocistis
Hyssopus oflisinalis
105 Convolvulus Jalappa
104 Iınperatoria Ostruthium
105 Psychotris rernetica
106 Irıs florentina
107 Juglans regia
108 Juniperus communis
109 Croton lacciferum
110 Laetuca virosa
110 Stuck.
Titelblatt zum II. Bande.
111 Rumex acutus
112 Pinus Larix
113 Lavendula spica
214 a. Laurus nobilis mas.
114 b. foem.
115 Pistacia Lentiscus
116 Liguſticum Levisticum
117 Lichen islandicus
118 Antirrhinum Linaria
119 Linum usitatissimum
120 Clycyrrhiza glabra
121 Myristica officinalis
122 Origanum Majorana
125 Malva sy lv. et rotundif.
124 Fraxinus Ornus
125 Marrubium vulgare
120 Matricaria Parthenium
127 Trifolium Melilotus offic.
128 Melissa oflicinalis
120 Cucumis Melo
130 Mentha erispa
151 piperila
152 Daphne Mezereum
1355 Achillea millefolium
154 Morus nigra
155 Spondias My robalauns
150 Cynomorium coccineum
157 Vaccinium Myrtilius
158 Aconıtum Napellus
150 Sisimbrium Nasturtium
140 Nicotiana Tabacum
141 Olea europaea
142 Juniperus Ilycia
Ononis spinosa
Origanum vulgare
Paeonia officinalis
Papaver somniferum
Rhoeas
Cucurbita Pepo
Myrtus Pimenta
Pıpinella saxifraga
Pinus Pinea
sylvestris
5 Piper nigrum
Plantago media
5 Polygala vulgaris
Polypodium vulgare
157 Prunus domestica
Mentha Pulegium
Anemane pratensis
Anthemis Pyrethrum
Quassıa amara
Quercus Robur
Rheum Palmatum
Ribes rubrum
Ricinus communis
Rosa centifolia
Ledum palustre
Rubia linctoria
Rubus Idaeus
Ruta graveolens
Salix fragilis
a. Juniperus Sabina mas.
— Foem.
5 Saccharum officinale
Orchis Morio
175 Lythrum Sa icaria
Salvia officinalis
17 Sambucus nigra
Guajacum sanctum
Calamus Rotang
Santalum album
Saponaria officinalis
Smilax Sassaparilla
Laurus Sassalras
Scabiosa arvensis
Convolvulus Scammonia
Teucrium Scordium
7 Scorzonera hispanica
188 Scrophularia nodosa
189 Secale cereale
r., als auch ganz complett in 10 Bänden
190 Sempervivum tectorum
191 Cassia Senna
102 Aristolochia Serpentaria
195 Thymus Serpyllum
194 Quassia Simaruba
195 Ceratonia Siliqua
190 Sinapis nigra
107 Atropa Belladonna
198 a RlamnusCathart. mas.
108 b. oem.
199 Scilla maritima
200 Datura Strammonium
201 Styrax officinalis
202 Liquidambar styraciflua
205 Tamarindus indica
204 Tanacetum vulgare
205 Leontodon Taraxacum
200 Thymus vulgaris
207 Tilia europaea
208 Tormentilla erecta
209 Astragalus Tragantha
210 Menyanthes trifoliata
211 Valeriana officinalis
212 Verbascum Thapsus
215 Veronica officinalis
214 Viola odorata
215 Viola tricolor
210 Loranthus europaeus
217 Urtica dioica
218 Arbutus Uva ursi
219 Kaempferia rotunda
220 Amomum Zingiber
221 Magnolia glauca
222 Chenopodium ambro-
sioides
115 Stuck.
Titelblatt zum III. Bande.
225 Acanthus mollis
223 Acer creticum-
225 camp estris
220 negundo
220 b. pensylvanıum
22 platanoıdes
227 b. laciniatum
227 c. monspessulanum
228 Pseudoplatanus
229 saccharınum
a. tatarıcum
250 b. rubrum
231 Achillea Ageratum
231 b. nobilis
252 Achras Sapota
255 a. Aconitum Anthora
235 b. Aconitum Cammarum
253 c. Lycoctonum
234 a. Adonis aestivalis
234 b. autumnalis
255 vernalis *
250 AegogodiumPodagraria
25% Aesculus Hippocastanum
237 b. a via
258 Se
239 Aethusa Cynapium
240 Agarichs muscarius
291 a. integer purpureus
241 b. sanguinens
2, ruber et 3, bruneus
241 c. Agaricus integer violac.
241 d. viridis
242 Cantharellus
243 piperatus F
244 campestris
245 firnetarius
246 mammosus
247 alliaceus
248 a. lactifluus aureus
248 b. 4,brunens 2, fuscus
2 et 5, argenteus
249 Agaricus cinnamemeus
250 a. deliciosus
250 b. esculentus
251 a. torminosus
251 b. violaceus, 2, coerules-
cens et 3, amethysteus
252 Agrostemma Githago
252 b. Agrostis Spica venti
252 C. capillaris
255 Aira aqualica
255 b flexuosa
255 C. cespitosa
254 Ajuja pyramidalıs
254 b. reptans
255 Alcea rosca
256 Alchemilla vulgaris
257 AlismaPlantago aquatica
258 Allium multibulbosum
250 à. Porrum
250 b. scorodoprasum
250 c. Vietorialis
200 Cepa
260 b. fistulosum
200 c. ursinum
201 viviparum
201 b. vineaäle
202 ascalonicum
20³ Schoenoprasum
203 b. Alo& humilis
264 Alopecurus pratensis
264 b agrestis
204 c. geniculatus
205 Alsine media
205 b. Amaranthus Blitum
266 caudatus
200 b. Amaryllis formosissima
200 c. sarniensis
267 Ammi majus
207 b. copticum
208 a. Ammomum Granum
paradisi
268 b. Zerumbet
208 © Zedoaria
269 Amorpha fructicosa
270 Amygdalus Persica
270 b. 1. Zwolſche Wfirſche s
2. Lackpfirſche.
270 c. Weiße Magdalenenpfirſche
270 d. Rothe.
270 e. Saffrangelbe Pfirſche.
270 f. Admirable. .
270 g. Rothe Pavie d. groͤßten Art
270 B. Bellegarde
2701. Veritabl. pourpr. hative
70k. Chevreuse hative
2701. Die violette Muscatel. Pf.
270 m. Fig. 1. Kl: viol. nackte Pf.
Fig. 2. Die Bourdine.
270 n. Die Venushrust
270 0. Riefenpf. v. Pompone
270 Pp. Der Cardinal
27 A — —
270 9. Pfirſche von Angoumois
270 f. 1. Die Kixſchenpfirſche,
2. die ſchoͤne von Vitry⸗
270 s. Die Rane Montagne
270 t. Die nackte Violette
271 Amygdalus nana
271 b. Die Pfirſichmandel
271 C. Große u. kl. Krachmandel
105 Stück.
Titelblatt zum IV. Bande.
272 Anacardium occidentale
275 Amyris gileadensis
274 Anastatica hierochuntica
275 Anchusa officinalis
270 tinctoria
277 Andromeda polifolia
277 b. Androsace septentrion.
278 Angelica sylvestris
279 Annona muricata
280 squamosa
281 Anemone nemorosa
282 hepatica
283 pulsatilla
284 Anthemis arvensis
285 Cotula
230 tinctoria
287 Anthericum ramosum
288 ossifragum
200 Anthoxanthum odorat.
290 Anthyllis vulneraria
291 Anthyrrhinum major
292 Apium Petroselinum
293 graveolens dulce
294 Apocynum frutescens
204 b. androsaemifolium
295 Aquilegia vulgaris
296 Aristolochia Glematitis
200 b. longa
200 c, rotunda
297 Artemisia vulgaris
208 Dracunculus
200 Arum Dracunculus
300 Arundo arenaria
300 b. Bambos
300 c. Phragmites
301 Asarum Europaeum
302 Asclepias syriaca
303 Vincetoxicum
304 Asparagus officinalis
505 Asperula odorata
500 tinctoria
307 cynanchica
508 Asphodelus luteus
300 ra mosus
310 Asplenium Scolopendr.
5311 Rutamuraria
312 Trichomanes
515 a. Aster chinensis
313 b. annuus
313 c. Aster Tradescantia
313 d. tardiflorus
Sia Astragalus pilosus
315 cicer
510 a. glyeiphyllos
310 b. gummifer
317 Astrantia major
318 Athamanta Cervaria
319 Oreoselinum
319 b., oretensis
320 a. Atriplex hortensis
320 b. Atropa Mandagora
321 Avena elatior
321 ͤ b. flavescens
372 orientalis
323 sativa
324 fatua
325 Azalea procumbens
320 Ballotta nigra
327 Beta vulgaris
327 b. altıssima
328 c. Cicla
529 Betonica oflicinalis
350 Betula alba
351", nana
351 b. nigra
332 al nus
3 incana
533 b. Bidens cernua
354 Bignonia Catalpa
335 sempervirens
550 radicans
337 Bixa Orellana
353 Blitum capitatum
330 Boletus edulis
340 bovinus
3421 ramosissimus
342 Borago officinalis
343 orientalis
344 a. Brassica campestris
344 b. Botrytis
Zaq c. italica
345 Napobrassica
345 b. orientalis
345 C. austriaca
540 Napus
347 Rapa
348 oleracca sabelica
340 capitata
550 rubra
351 Lrucastrum
352 Eruca
553 capitata imbriata
354 gongilodes
355 Briza minor
355 b. media
350 Bromelia Ananas
557 Bromus secalinus
358 mollis
350 squarrosus
300 — inermis
301 giganteus
111 Stück,
Titelblatt zum V. Bande.
302 Bryonia alba
365 Bubon macedonicum
304 Bunium Bulbocastanum
505 Bupleurum rotundifol.
366 Bursera gummifera
367 Buxus sempervirens
368 Cacalia alpina -
369 Cactus Opuntia
370 Caesalpinia brasiliensis
371 Caltha palustris
572 Campanula Rapunculus
572 b. rapunculoides
373 latifolia
374 Trachelium
375 Camphorosma monspel.
376 a. Cannabis sativa, mas.
376 b. foern.
377 Capparis spinosa
378 Capsicum annnum
370 Cardamine pratensis
380 Carduus nutans
381 marianus
382 Carex arenaria
3825, publicaris
385 „ caespitosa
384 Carlina acaulis
385 vulgaris
380 Carpinus Betulus
Carthamus tinctorius
Cassine Peragua
Caucalis grandiflora
b. Ceanothus americanus
Cecropia peltata 5
Celastrus scandens
b. Celtis occidentalis
Cenchrus racemosus
echinatus
Centaurea Centaureum
Cyanus
Cephalanthus occident.
Chaerophyllum bulbos.
sylvestre
temulum
Cheiranthus Cheiri +
400 b. fenestralis
incanus a
Chelidonium Glaucium
a. Cercis Siliquastrum
403 b. canadensis
c. Cerinthe minor
d. Chenopodium album
40a a. Bonus Henricus
404 b. anthelminthicum
405 Botrys
400 hybridum
407 polyspermum
408 viride
409 Vulvaria
410 Chrysanthemum Leue.
411 segetum
412 Cicer arietinum
Cichorium Endivia
Cicuta virosa
Cinchona caribaea a
a, Cistus creticus
416 b. ladanıferus
Clavaria coralloides
fastigiata
Clematis Vitalba
Olethra alnıfolia
Clinopodum vulgare
Cnicus oleraceus
Cochlearia Armoracia
a Coronopus
Collınsonia canadensis 4
Colutea arborescens
6 Coflea arabica
Convallaria majalis
427 b. multiflora
Polygonatum
Convolvnlus arvensis..
Batatas
seplum
Convolvulus Soldanelle
Turpethum
b. Conyza aquarosa
Cordia Myxa
455 Sebestena _ 7
Coriaria myrtifolia
Cornus mascula 14
437 b. alba
438 sanguinea
459 Coronilla Emerus
450 b. varia
440 Corylus Ayellana
aao b. Gem. weiße Lambertsnuß
a „rothe „
ago d. Frühe lange Zellernuß
440 8, Italien, lange Zellernuß
441 Corylus Colurna |
gat b. Costus arabicus
432 Crataegus Aria.
443 Azarolus
aaa crus galli splendens
845 Oxyacantha °
490 torminalis
aı7 Crepis barbata
aas Crithmum maritimum
439 Crocus vernus
450 Cucubalus Behen
n50 b. Otites
111 Stück.
Titelblatt zum VI. Bande.
451 Cucumis flexuosus
452 sativus
453 Cucurbita Citrullus
253 lagenaria
455 Cuminum Cyminum
456 Cupressus sempervirens
457 Curcuma longa
458 Cuscuta Europaea
450 Cycas circinalis
400 Cyclamen europaenm
401 Cynara Cardunculus
402 Scolymus
405 Cynoglossum oflicina
404 Cynosurus crislatus
464 b. Cyperus esculentus
4305 longus
465 b. CypripediumOalceolus
le
400 Cytisus supinus
467 sessilifolius
468 austriacus
409 Laburnum
470 nıgrıcans
471 purpurens
472 Dactylis a ee
475 Daphne alpina
474 Cneorum
ara b. Gnidium
465 laureola
476 Delphinium consolida
46 b. Staphisagria
477 Dianthus Caryophyllus
477 b. Dianthus barbatus
277 c. superbus
478 Dipsacus fullonum
479 laciniatus
480 Dodecatheon meadia
agı a. Dolichos pruriens
481 b sinensis
81 &DorouicumPardalinan.
481 d. Dorstenia Drakena
481 e. Hustoni
482 Dracocephalum moldav.
485 a. Drosera longifolia
.483 b. rotundifolia
484 Echium vulgare
485. Elaeagnus angustifolia
486 Elymus sibiricus
487 Empetrum nigrum
488 Epidendrum Vanilla
489 Epilobinm angustifolium
490 Equisetum arvense
401 Erica tetralix
291 a. carnea
492 vulgaris
1 re canadense
204 Eriphorum polystachium
495 vaginatum
400 Ervum Lens
400 b. Er vilia
— —
407 letraspermum
408 Eryngium campestre
499 Erysimum Alliaria
500 Barbarea
501 officinale
502 Erythronium Dens canis
505 Eyonymus europaeus
504 latifolius
505 Eupatorium cannabinum
500 Euphorbia Cyparissias
507 helioscopia
508 lathyris
509 Esula
510 Euphrasia oſſicinalis
510 b. Fagara octandra
511 Fagus castanea
511 b. Oastanea pumila
512 sylvatica
515 Festuca elatior
514 fluitans
515 ovina
510 Fragaria chiloensis
517 Vesca
518 Fraxinus americana +
510 excelsior
520 Frittillaria imperialis
521 Meleagris
522 Fucus saccharinus
525 Fumaria bulbosa
524 Galanthus nivalis
525 Galega officinalis
520 Galium aparine
527 sylvalicum
528 Molugo
520 verum
550 Genista anglica
531 ger manica
552 Pilosa
555 tinctoria
534 Gentiana lutea
5:4 b. Geoffroya surinamens.
535 Geranium moschatum
555 b. odoratissimum
530 rotundifolium
530 b. zonale
Gleditschia triacanthos
558 Glycine Apios
559 Gnaphalium arenarium
539 b dioicum
540 Gossypium Herbaceum
541 arboreum
542 Guilandina Moringa
u
111 Stuck.
Titelblatt zum VII. Bande.
535 Haematoxylon campech.
544 Hamamelis Virginica
545 Hedera Helix
557
546 quinquefolia
547 Hedysarum alpinum
548 coronarium
549 obscurum
550 onobrychis
551 Helianthus annuus
552 multiflorus
553 tuberosus
555 b. Heliotropium peruv.
554 Helleborus ſoetidus
555 hyemalis
555 Helvella Mitra
556 b. Hemerocallis flava
556 c. fulva
557 Heracleum Spondylium
558 Herniaria glabra
550 Hesperis tristis
560 Hibiscus syriacus
501 Hieracium aurantium
501 b. umbellatum
562 Hippopha& rhamnoides
505 Holcus halepensis
504 lanatus
505 saccharatus
566 Hordenm zeocriton
507 vulgare
568 Humulus Lupulus
569 Hyaciuihus botryoides
570 monsirosus
571 Muscari
nen scriptus
Hydrangea arborescens
Hymenaea Courbaril
Hypericum calycinum
Hypochaeris radicata
77 Jasminum oflicinale
77 U. fruticans
78 Ilex aquifolium
Indigofera tinctoria
70 b. Inula pulicaria
579 c. dysenterica
Iris foetida
germanica
persica
pseud- Acorus
tuberosa
variegata
sibirica
susiana
635 b. spuria
Isatıs tinctoria
Juglans alba
‘cinerea
53 nigra
Juncus pilosus
Juniperus virginiana
Ixia chinensis
Kalmia angustifolia
595 b. latifolia
Lactuca scariola
Lagurus ovatus
Lamium album
596 b. amplexicaule
purpureum
Lapsana communis
Laserpitium latifolium
509 b. Siser
600 Lathyrus aphaca
latifolius
odoratus
pratensis
tuberosus
Lavandula stoechas
Laurus Cassia
Lawsonia inermis
Leonurus cardiaca
Lepidium latifolium
609 b. sativum
Levcojum vernum
6:10 b. aestivum
Lichen aphthosus
611 b. canınus
611 c. cocciferus
611,d. pulmonarius
612 Ligustrum vulgare
613 Lilium bulbiferum
585 C.
613 b. candidum
014 chalcedonicum
614 b. Martagon
615 Linnaea borealis -
616 Linum catharticum
616 b. perenne
717 Liquidambar asplenifol.
618 Liriodendron tulipifera
619 Lithospermum aryense
620 officinale
621 Lobelia syphilitica
622 Lolium perenne
625 temulentum
624 Lonicera caerulea
625 caprilolium
025 b. Diervilla
620 periclymenum
627 sempervirens
628 tatarica
029 Xylosteum
650 Lotus tétragonolobus
051 Lupinus albus
032 varius
635 Lychnis dioica
654 Flos, cuculi
655 viscaria
656 Lycium barbarum
637 europaeum
638 Lycoperdon Bovista
6:9 tuber.
640 Lycopodium clavatum
641 Lysimachia nummularia
642 vulgaris
122 Stück.
Titelblatt z. VIII. Bande.
643 Malva iragrans
624 moschata
645 Medicago falcata
646 Lupulina
647 satıva
648 Melaleuca Leucadendr.
649 Melampyrum arvense
650 Melica nutans
651 Melissa Galamintha
652 MelittisMelyssophyllum
055 Mentha arvensis
653 b. saliva
054 Mercurialis annua
655 perennis
656 Mesembryanthemum
erystallinum
657 Mespilus cotoneaster
058 domestica
059 ermanica
660 Po recantha
661 Milium effusum
662 Mirabilis Jalappa,
663 Momordica balsamina
003 b. elaterium
664 Morus alba
605 Papirifera
666 Morus rubra
667 Myagrum paniculatum
007 b. sativum r
„608 Myosotis arvensis
600 scorpioides
670 Myrica gale
671 cerifera
672 Myrtus communis
673 Narcissus poeticus
674 pseudo narcissus
675 Nardus stricta
676 Nepeta cataria
677 Nerium Oleander 5
677 b. antidysentericum
673 Nicotiana glutinosa
079 rustica
680 Nigella Damascena ,
681 sativa =
Oh Nymphaea alba
0685 Tutea
684 Ocymum basilicum
685 Oenanthe crocata
686 Oenothera biennis
687 Onopordum Acanthium
688 Ophioglossum vulgatum
689 Ophiorrhiza Mungos
600 Orchus bifolia
600 b. militaris
69: Origanum dictamnus
692 Ornithogalum nutans
695 umbellatum
004 Orobanche major
605 ramosa
696 Orobus tuberosus
697 Oryza sativa
8 Oxalis eorniculata
699 Panicum capillare
700 italicum
701 Miliaceum
702 sangumale
703 Parietaria officinalis
704 Paris quadrifolia
705 Parnassia Palustris
700 Pastinaca Oppoponax
700 b. sativa .
707 Pedicularis palustris
708 Periploca graega
209 Peucedanum officinale
710 Phalaris arundinacea
710 b canariensis
phallus esculentus
711
712 Phaseolus nanus
712 b vulgarıs
715 Phellandrinm aquaticum
714 Philadelphus coronarius
Phylyraea latifolia
media
Phleum pratense
Phlox d aricata
glaberrima
Phoenix dactilifera
Physalis Alkekengi
; Phyteuma spicalum
725 hytolacca decandra
724 Pinguicula vulgaris
725 Pinus Abies
720 canadensis
72 Cedrus
728 Cembra
729 Picaea
7130 Strobus
751 Piper longum
752 Pistacia I. erebinthus
3 Pisum satıvum
754 Plantago lanccolata
major
2756 Psyllium
105 Stück.
Titelblatt z. IX. Bande.
757 Platanus occidentalis
758 Plumbago europcea
750 Poa angustifolia
740 aquatica
741 pratensis
742 Polygala amara
743 senega _
744 Polygonum aviculare
745 bistorta
740 fagopyrum
747 frütescens
748 Hydropiper
749 orıentale
750 persicarıa
—
751 Polypodium filix foemin.
752 Populus alba
753 balsamifera
754 nıgra
755 tremula
756 Portulaca oleracea
757 Potamogeton nataus
758 Potentilla auserina
830) fruticosa
760 reptans
761 Poterium Sanguisorba
762 Primula Auiicula
76 Ptelea trifoliata
Pyrus communis
705 eiatior
764 oflıcinalis
765 farınosa
700 Prunus Armeuiaca
767 a vum
708 Chamaecerasus
709 sibirica
77 insttitia
771 Laurocerasus
772 Mahaleb
773 Padus
774 Virginiana
775 Pulmouarıa Virginica
1
776 Malus
779 Quercus Saber
5% Kanunculus acer
781 bulbosus
782 fiıcaria
785 sceleratus
784 Raphanus satıvus
785 Raphanistrum
780 Reseda luteola
787 od.rata
788 Rhamnus saxatiiis
789 frangula
790 Zyzyphus
701 Rhizophora Mangle
792 Rhododendron chrysant.
705 Ponticum
7994 Rhus coriarıa
795 cotinus
796 Tadıcans
797 vernmix
798 toxıicodendron
799 Ribes Grossularıa
80 nigrum
801 Robinia Caragana
802 hıspida
205 seudacacia
803 Rosa canına
805 Kubus fruticosus
800 arctieus
807 odoratus
808 Chamaemorus
900 Rudbeckla purpurea
Rumex acetosclla
Salıx alba
pentandria
arenaria
814 caprea
815 Salsola Soda
816 Salvia sclarea
817 pralensis
818 Sambucus racemosa
819 Sanguisorba oflic nalis
82C Satureja hortensis
821 Scabiosa succisa
922 Scandix odorata
823 Scorzonera humilis
824 Sedum acre
3% Anacamseros
826 Sedum Telephium
82 Serratula tinctoria
828 Sinapis arvensis
820 alba
850 Sium Sisarum
851 Smyrnium olusatrum
852 Solauum Lycopersicum
835 Melungena
854 nigrum
855 tuberosum
850 Solidago vırgaurea
100 Stuck.
Titelblatt zum X. Bande.
357 Sorbus aucuparia
83:8 domestica
839 hy brida
840 Sparganium ramosum
821 Spariium scoparium
842 junceuım
345 Spergula arvensis
844 nodosa
835 Sphagnum palustre
840 Spıgelia Anthe:mia
847 Mary landica
948 Spinacea oleracea
849 Spirca filipendula
850 ulmarıa
851 Staphylea pınata
852 Slalıce limomum
88. Stratiotes o oıdes
854 Strelitzia regına
855 Strychuos uux vomica
850 colubrına
857 Sw.etenıa Mahagoni
858 Syringa vulgaris
850 Jamarix gel manica
860 Tanacelum baisamita
801 laxus baccata
862 leucrum Scorodunıa
805 Thalictrum flavum
8064 Thea viridis
805 bohea
806 Thuja occidentalis
807 Thymus montanus
808 Pıperella
809 Tigridia pavonia
870 Tılia alba
871 Tordylium oflicinale
872 Tragopogon porrifolium
875 Pratense
874 Trapa natans
875 Tribulus terrestris
877 repeus
878 arvense
879 sceruleum
880 agarının
881 rubens
882 Trilicum hybernum
100 Stuck,
*
885 Triticum aestivum
884 spelta
885 turgidum
880 monococcon
887 polonicum
888 Trollius europaeus
880 Tropaeolum majus
890 Tulipa Ges neriana
801 Tussılago Petasites
892 Typha latifolia
Ulex Europaeus
894 Ulmus campestris
pumila
856 Utica urens
80 pilulifera
895 Vaccinium Vitis idaea.
89) Oxycoccon
900 uligınosum
001 Valeriana locusta
902 cellica
905 Phu
904 Veratrum album
905 Verbaseum nigrum
906 Veronica Teucrium
007 Viburnum Lantana
908 Opulus
969 Vicia satıva
910 pis formis
011 cracca
912 Ex vilia
913 biennis
914 Vinca minor
915 major
916 Viscum album
917 Vitis Vinifera
918 Vitex Agnus castus
919 Wintera aromatica
9:0 Wullenia carinthiaca
021 Xanthium strumarium
22 Xeranthemum annuum
» Zannıchellia palustris
Zea Mays
925 Zizanıa palustris
920 Zoslera marina
Verzeichnils der neuern Arz-
ney- und ökonomischen
Pflanzen.
927 Cocos nucıfera
928 Euphorbia palustris
929 Krameria lriandria
050 Mentha aquatica
951 Muscarı comosum
952 Parmelia parietina
955 Phormium tenax
94 Pyrola umbellata
0955 Linneis. Pllanzensystem.
zusammen mit
den 10 gestochenen Ti-
telkupfern, 1097 Stück.
} Bemerkung. 1
Dieſes Verzeichniß iſt in mancherlei Yinficht nöthig, für dieſe⸗
nigen Perſonen die ſchon mehreres von dieſem großen Werke be⸗
firon, um es darnach ergangen zu können, als auch für diejenigen,
weise dieſe Tafenn ihren Herbarien beilegen oder die nur gewiſſe
Gewaͤchſe, als: Arzneypflanzen, Handelspflanzen, Faͤrberpflanzen,
Sarıpflangen, Giftpflanzen u.| w. ſich auswaͤhlen wollen. Jede
einzelne umtnerte Abbildung kostet 20 kr WW. a
Die Abbildungen dieſes Verzeichniſſes wereen immer im Vote
tatbe ſeyn, fo daß man in Zeit von 24 Stunden alles ergaͤnzen
kann
Wer ein ganzes Exemplar Io Bande Text, mit den dazu
gehorenden 1097 Kupfertafeln auf einmal abnimmt, erhält einen
billigen Nachlaß von dem Betrage. e
Opi; nimmt Beſtellung an.
complet 40 fl.
— —— ðwnim—
Sonſt koſtet jeder Band
Benlage z. J. 1822. No. 7.
Extraits des Analises des travaux
de Lacadémie royale des sciences, pendant les Années 1819 et 1820, en ce qui concerne
le prix de physique sur IA
porté par M. Serres,
L’acad&mie avait proposé, pour sujet du prix
à decerner cette année, l’anatomie comparative du
cerveau dans les quatre classes d'animaux vertebres.
Ce prix vient d’&ire remporté par M. Serres, me-
decin de l’höpital de la Pitie; et le travail impor-
tant et volumineux qu'il a presente au concours, ac-
compagne d'une multitude de dessins, a tellement
satisfait à ce que les anatomistes pouvaient desirer,
que nous croyons devoir leur enprésenter ici, pour
häter leur jouissance, une analise etendue, que
nous empruntons en grande partie a l’auteur.
Depuis trois siècles environ on s'est beaucoup
occupé de anatomie du cerveau; on a senti toute
Putilité dont pouvait &tre pour ce sujet l’anatomie
ctomparative; mais une partie de ces efforts ont ee
infructueux, à cause peut-etre du point de depart.
Les anatomistes chercherent d'abord les res.
semblances dans l’encephale des animaux comparé
à celui de ’homme, qui leur ètait particulièrement“
connu; ces ressemblances furent saisies chez les
mammifères, parce qu'aux proportions pres cet or-
gane est la ıepetitien de lui mme, dans les dif-
ferentes familles dont cette classe se compose.
On y trouva tout, comme chez homme, on y
denomma tout, comme chez lui: on arriva ainsi
A anatomie des oiseaux avec des idées toutes for-
mees; mais, des les premiers pas, on se trouvà ar-
reté dans la determination des parties dont se com-
pose leur encéphale. Les lobes cerebraux et le cer-
velet furent bien reconnus, mais on me&connut les
tubercules quadri-jumeaux à cause de leur change-
ment de forme et de position; on meconnut egale-
ment la couche optique, et on crut 2 une compo-
sition differente de leur encephale.
La chaine des ressemblances parut des lors
rompue; et lorsqu’on en vint aux poissons, il sem-
bla impossible de la renouer, par une circonstance
que nous allons faire connaitre.
Les anatomistes s’etaient habitués, on ne sait
trop pourquei, à dissequer le cerveau humain par
sa partie superieure, et celui des mammiferes d'a-
vant en arrière; cette methode eut peu d’inconve-
niens chez eux, elle en eut également de faibles
chez les oiseaux, parce qu'il était difficile de mé-
connaitre les lobes cerebraux et le cervelet.
Il n’en fut pas de m&me chez les poissons;
leur encéphale se compose d'une serie de bulbes
alignés d’avant en arrière, taniot au nombre de
natomie comparative du cerveau, et les lois de l’osteogenie rem-
médecin A l’höpital de la Pitiè et chef des travaux anato-
miques des höpitaux de Paris.
deux, de quatre et quelquefois de six: à quelle
paire devait-on assigner le nom de lobes cérébraux?
etait-ce aux enterieurs, aux moyens, ou aux pos-
terieurs? Les anatomistes n’ayant aucune base pour
etablir Pune ou l'autre de ces determinations, elles
furent tour à tour adoptees et rejetées.
On concoit qu'avant de chercher a étahlir les
rapports des differens élémens de l'encéphale, il
était indispensable de faire cesser cette confusion,
de determiner leur analogie, et d’etablir cette dé-
termination sur des bases qui fussent les m&mes
pour toutes les classes.
Cette recherche fait l'objet de la f nière par-
tie du travail de M. Serres, dans lequel il decrit
separement le cerveau pour chaque classe en par-
ticulier, en censiderant cet organe depuis les em-
bryons devenus accessibles ä nos sens, jusqu'à l’etat
parfait, et à l’äge adulte des animaux.
L’analogie de chaque portion de l’enc£phale
etant determinde, il a consacré la derniere partie
de son ouvrage a P’etude de leurs rapports com-
paratifs dans les quatre classes des vertebres: les
propositions générales qui suivent sont l’expression
de ces rapports.
La moelle &piniere se forme avant le cerveau
dans toutes les classes.
Elle consiste d’abord, chez les jeunes embryons,
en deux cordons non reunis en arriere et qui for-
ment une gouttière; bientöt ces deux cordons se
touchent et se confondent à leur partie posterieure;
linterieur de la moelle epiniere est alors creux;
il ya un long canal qu'on peut designer sous le
nom de ventricule ou de canal de la moelle epi-
niere: ce canal se remplit quelquefois d'un liquide,
ce qui constitue !’hydropisie de la moelle £piniere,
maladie assez commune chez les embryons des
mammiferes.
Ce canal s’oblitere au cinquième mois de l'em-
bryon humain, au sixieme de l’embryon du veau
et du cheval, au vingt-cinquieme jour de l’em-
bryon du lapin, au trentieme jour du chat et du
chien; on le retrouve sur le t&tard de la grenouille
et du crapaud accoucheur jusqu'à Papparition des
membres anterieurs et posterieurs. g
Cette oblitération a lieu dans tous ces em-
bryons par la deposition de couches successives de
matière grise, secretee par la pie-möre qui s'intro-
duit dans ce canal.
La moelle &pinitre est d'un calibre egal dans
—
5 * nn I m—
4
toute son ëtendue chez les jeunes embryons de tou-
tes les classes: elle est sans renflement anterieur
ni posterieur; comme celle des reptiles
membres (viperes, couleuvres, anguis fragilis), et
de la plupart des poissons.
Avec cette absence des renflemens de la moelle
epiniere coincide, chez tous les embryons, ab-
sente des extremites anterieures et postérieures;
les embryons de tous les mammileres, des oiseaux
et de l’homme, ressemblent sous ce rapport au
tetard de la grenouille, et des batraciens en gé-
neral.
Avec Papparition des membres coincide, chez
tous les embryons, l’apparition des renflemens an-
terieurs et posterieurs de la moelle épinieure: cet
effet est surtout remarquable chez le tetard des ba-
traciens a Fepoque de sa mélamorphose; les em-
bryons de l’homme, des mammitères, des oiseaux
et des reptiles eprouvent une mètamorphose en-
tierement analogue à celle du ictard.
Les animaux qui n’ont qu’une paire de mem-
bres n’ont qu'un seul renflement de la moelle epi-
niere; les cetaces sont particulièrement dans ce cas:
le renflement varie par sa position selon la place
qu'occupe sur le tronc la paire de membres: le
genre bipes a son renflemeni situé à la partie po-
sterieure de la moelle épinière. Le genre bimane
V’a au contraire a la partie anterieure.
Daus les monstruosites que presentent si fre-
quemment les embryons des mammiferes, des oiseaux
et de l'homme, il se présente souvent des bipes
et des bimanes, qui, comme les c&taces et- les rep-
tiles que nous venons de citer, n’ont qu'un seul
renflement situe toujours vis-a-vis de la paire de
membres qui reste.
La moelle épinière des poissons est légèrement
renflee vis avis du point qui correspond à leurs
nageoires Ainsi les jugulaires ont ce renflemeut
deiriere la téte, à la région cervicale de la moelle
Eepiniere, les pectorauæ vers la région moyenne ou
dorsale, et les abdominaux vers la partie abdomi-
nale de la moelle epiniere.
. Les trigles remarquables par les rayons deta-
ches de leurs pectorales, le sont aussi par une se-
rie de renflemens proportionnés pour le nombre
et le volume, au volume et au nombre de ces mé-
mes rayons auxquels ils correspondent.
Les poissons &lectriques ont un renflement con-
siderable correspondant au nerf qui se distribue
dans l’appareil slectrique (raye, silure electrique).
La classe des oiseaux offre des differences ır&s-
remarquables dans la proportion de ces deux ren-
Zlemens.
es oiseaux qui vivent sur la terre comme nos
öiseaux domestiques, et ceux qui grimpent le long
des arbres, ont le renflement posterieur beaucoup
plus volumineux que Pantérieur. Lautruche est
surtout remarquable sous ce rapport.
Les oiseaux qui s’elevent dans les airs, et y
planent souvent des journees entieres, offrent une
rivés des
3 „ In 2
disposition inverse; C'est le renflement antérieur
qui predomine sur le posterieur.
MM. Gall a avancé que la moelle épinière était
renflee a l'origine de chaque nerf; M. Serres ne
croit pas que cette opinion soit confirmee par P'exa-
men de la moelle épinière des vertebres a quelque
äge de la vie, intra ou extra-uterine, qu’on la con-
sidere, .
M. Gall cherchait dans ces renflemens suppo-
ses Panalogue de la double serie de ganglions qui
remplacent la moelle epinicre dans les animaux
articules. =
Cette analogie se trouve, comme d'autres au-
teurs l’ont deja avance, non dans la moelle épi-
niere, mais dans les ganglions inter-vertebraux.
Ces ganglions, qui ont peu occupe les anato-
mistes, sont proportionnes dans toutes les classes
au volume des nerfs qui les traversent: ils sont
beaucoup plus forts vis à-vis des nerfs qui se ren-
dent aux-membres, que dans aucune autre parlie.
La moelle &piniere est etendue jusqu’a l’exire-
mité du coccyx, chez l’embryon humain, jusqu'au
troisieme mois. A cette époque, elle s’eleve jus-
qu’au niveau du corps de la seconde vertebre lom«
baire, ol elle se fixe à la naissance. s . *
L’embryon humain a un prolongement caudal
signale par tous les anatomistes, qui persiste jus-
qu'au troisieme mois de la vie utérine; A cette épo-
que, ce prolongement disparait, et sa disparition
coincide avec l’ascension de la moelle epiniere dans
le canal vertebral, et l'absorption d'une partie des
vertebres coccygiennes. 4
Si l’ascension de la moelle épinière s'arréte, le
foetus humain vient au monde avec une queue,
ainsi qu'on en rapporte un grand nombre de cas:
le coccyx se compose alors de sept vertebres.
Il y a donc un rapport entre l’ascension de la
moelle epiniere dans son canal, et le prolongement
caudal du foetus humain et des mammiferes.
Plus la moelle epiniere s’eleve dans le canal
vertebral, plus. Je prolongement caudal diminue,
comme dans le cochon, le sanglier, le lapin; au
conträire, plus la moelle epiniere se prolonge et
descend dans son etui, plus la queue augmente de
dimension, comme dans le cheval, le boeuf, l'e-
cureuil.
L’embryon des chauve souris sans queue res-
semble sous ce rapport à celui de homme: il a
d'abord une queue qu'il perd rapidement, parce
que chez ces mammiferes Tascensien de la moelle
Epiniere est très- rapide, et qu'elle s’eleve tres-haut.
C'est surtout chez le tètard des batraciens que
ce changement est remarquable; aussi longtemps
que la moelle epini&re se prolonge dans le canal
coccygien, le tetard conserve sa queue. A l’epoque
on le,tetard va se métamorphoser, la moelle 'epi-
niere remonte dans son canal, la queue disparaft,
et les membres se prononcent de plus en plus.
Si la moelle epiniere s’arrete dans cette ascen-
— —ͤ—
14
sion, le batracien conserve sa queue comme le foe-
tus humain. ö
Le foetus humain, celui des chauve souris et
des autres mammiferes se metamorphosent donc
comme le tötard des batraciens.
Chez les reptiles qui n’ont pas de membres
(les viperes, les couleuvres), la moelle epiniere res-
semble à celle du t&tard avant sa métamorphose.
Chez tous les poissons, la moelle épinière pre-
sente le méme caractere; elle offre souvent a sa
terminaison 'un tres-petit renflement.
Parmi les mammileres, les c&taces ressemblent
ous ce rapport aux poissons.
Les embryons humains monstrueux qui n’ont
pas les membres inferieurs, se rapprochent, sous
ce rapport, des c&taces et des poissons.
L’entrecroiseınent des faisceaux pyramidaux est
visible chez l’embryon humain des la 8. semaine.
Chez les mammiferes l’entrecroisement devient
de moins en moins apparent en descendant des
quadrumanes aux rongeurs,
Chez les oiseaux on ne remarque qu'un ou
deux faisceaux tout au plus dont l’entrecroisement
soit distinct.
Chez les reptiles il n’y a point d’entrecroise-
ment.
Chez les poissons l’entrecroisement n’existe pas.
Le volume de la moelle epiniere et celui de
Vencephale sont general en raison inverse l'un de
Yautre chez les vertebres.
L’embryon humain ressemble sous ce rapport
aux classes inferieures; plus il est jeune, plus la
moelle épinière est forte, plus l’encephale est petit.
Dans certaines circonstances la moelle Epiniere
et l’encephale conservent un rapport direct de vo-
lume; ainsi, plus la moelle &piniere est effilée,
etroite, plus l’encephale est étroit et effile, ce
qu'on voit surtout dans les serpens. La moelle
epiniere diminuant de longueur, et augmentant
de volume, le cervean s’accroit dans des propor-
tions égales: c'est ce qui arrive dans les lezards,
les tortues.
Chez les oiseaux, plus le col est allonge, plus
la moelle &piniere est dtroite, plus le cerveau est
elfile. 8
Ce rapport direct de volume entre la moelle
Epinière et le cerveau ne porte pas sur tout l'en-
cephale; il a lieu uniquement avec les tubercules
quadri-Jumeaux.
La moelle épinière et les tubercules quadri-ju-
meaux sont rigoureusement developpes en raison di-
recte l'un de l’autre; de telle sorte que le volume
ou la force de la moelle Epiuiere étant donné dans
une classe ou dans les familles de la meme classe,
on peut determiner rigoureusement le volume et la
force des tubercules quadri-jumeaux.
L’embryon humain est dans le möme cas; plus
il est jeune, plus la moelie épinière est forte, plus
les tubercules quadri-jumeaux sont developpes.
Les tmbereules quadıi-ameaux sont les premiè-
rapprochent
res parties lormdes dans l’encephale; leur forma-
tion precede toujours celle du cervelet, chez l’em-
bryon des oiseaux, des reptiles, des mammiferes
et de homme.
Chez les oiseaux, les tubercules quadri-jumeaux
ne sont qu’au nombre de deux; et ils occupent,
comme on le sait, la base de l’enc&phale, ce qui
les a long-temps fait meconnaitre,
Ils ne parviennent à cet état qu'après une me-
tamorphose tiès-remarquable. Dans les premiers
jours de l’incubation, ils sont, comme dans les au-
tres classes, situés sur la face supérieure de l’ence-
phale, formant d’abord deux lobules, un de chaque
cöte; au dixieme jour de l’incubation, un sillon
transversal divise ce lobule, et à cette époque il y
a veritablement quatre tubercules situes entre le
cervelet et les lobes c&rebraux.
Au douzieme jour commence le mouvement
tres-singulier par lequel ils se portent de la face
supérieure vers la face inferieure de l’encephale.
Pendant ce mouvement, le cervelet et les lobe:
cerebraux, séparés d'abord par ces tubercules, se
successivement, et fimissent par s’a-
dosser l’un contre l'autre, comme on.l’observe sur
tous les oiseaux adultes. 1710 1
Chez les reptiles, les tubercules quadri- jumeaux
ne sont quau nombre de deux dans l’etat adulte;
mais au quinzieme jour du tétard de la grenouille,
ils sont divises comme ceux de l’oiseau au,dixieme,
af
jour.
Dans cette classe les tubercules ne chapgent pas
de place, ils restent toujours situés à la face ‚supe-
rieure de l’encephale, entre le cervelet et les lobes
cerebraux, et leur forme est toujours ovalaire
Chez les poissons, le volume considerable que
prennent les tubercules quadri-jumeaux les a fait
considérer jusqu'à ce jour comme les hemispheres.
cerebraux de l’encephale.
Ce qui a contribué A accrediter cette erreur,
c'est qu’ils sont creuses d'un large ventricule, pré-
sentant un renflement considerable analogue pour
sa forme et sa structure au corps strie de Pencé-
phale des mammifeéres.
Ces tubercules sont toujours binaires chez les
poissons, et leur forme se rapproche de celle d’un
spheroide legerement aplati en dedans.
Chez les mammifères et l'homme, les tubercu-
les quadii jumeaux ne sont qu'au nombre de deux
pendant les deux tiers environ de la vie uterine,
ils sont alors ovalaires et creux interieurement com-
me clıez les oiseaux, les repiiles et les poissons.
Au dernier tiers de la gestation un sillon trans-
versal divise chaque tubercule, et alors seulement
ils sont au nombre de quatre.
La diversire que presentent ces tubercules dans.
les differentes familles des mammifères, depend de
la position qu’occupe ce sillon transversal.
Chez l’homme, il occupe ordinairement la par-
lie moyenne; les tubercules anterieurs sont égaux
à peu pres aux posterieurs, 2
D
Chez les carnassiers, le sillon se porte en
avant, ce qui fait predominer les tubercules poste-
rieurs.
Chez les ruminans et les rongeurs, le sillon se
porte en arriere, et alors ce sont les tubercules
anterieurs qui predominent sur les posterieurs.
Dans certains encéphales de l’embryon humain
et des mammiferes, les tubercules restent jumeauæ,
ce qui rapproche ces encéphales de celui des pois-
sons et des reptiles.
Observons que primitivement les tubercules
quadri - jumeaux de l'homme et des mammiferes
sont creux comme chez les oiseaux, les reptiles et
les poissons. Remarquons aussi que l’obliteration
de leur cavité s'opère comme l’obliteration de la
moelle £piniere; c’est-ä-dire par la deposition de
couches de matiere grise, secretee par la pie-mere,
qui s’introduit dans leur interieur.
Les tubercules quadri-jumeaux sont developpes,
dans toutes les classes et les familles de la méme
classe, en raison directe du volume des nerfs opti-
ques et des yeux.
Les poissons ont les tubercules quadri-jumeaux
les plus volumineux, les nerfs optiques et les yeux
les plus prononc£s.
Apres les poissons viennent en general les rep-
tiles, pour le volume des yeux, des nerfs optiques
et des tubercules quadri-Jumeaux.
Les oiseaux sont également remarquables par
le developpement de leurs yeux; ils le sont aussi
par le volume de leurs nerſs optiques et des tuber-
cules quadri-jumeaux.
Chez les mammiferes, les yeux, les nerfs opti-
ques et les tubercules quadri-jumeaux vont toujours
en decroissant des rongeurs aux ruminans, des ru-
minans aux carnassiers, aux quadrumanes et a
homme, qui occupe sous ce rapport le bas de
l’öchelle animale.
Comme les tubercules quadri-jumeaux servent
de base à la determination des autres parties de
’encephale, nous avons du accumuler toutes les
preuves qui s’y rapportent.
Les poissons ayant des tubercules quadri-ju:
meaux les plus volumineux, ont aussi les interpa-
rietaux les plus prononces.
Apres les poissons viennent les reptiles, puis
les oiseaux; enfin, parmi les mammiferes, les ron-
geurs ont les inter-parietaux les plus grands: vien-
nent enfuite les ruminans, les carnassiers, les qua-
drumanes et ’homme, sur lequel on ne les ren-
contre qu’accidentellement.
II pourra paraitre singulier que le cervelet ne
se forme qu'après les tubercules quadri-jumeaux;
mais ce fait ne présente d'exception dans aucune
classe.
Pour avoir des notions exactes sur le cervelet
des classes supérieures, il faut d'abord les em-
prunter aux poissons.
Chez les poissons, cet organe est formé de
deux parties tres-distinctes.
D’un lobule median, prenant ses racines dans
le ventricule des tubercules quadri-jumeaux;
Des feuillets latéraux provenans du corps res-
tiforme.
Ces deux parties sont isoldes, disjointes dans
toute la classe des poissons, ce qui les avait fait
meconnaitre. 1
La grande difference que presente le cervelet
des classes supérieures, depend de la reunion de
ces deux élémens, dont l'un conserve le nom de
processus vermiculaire supdrieur du cervelet, et
comme chez les poissons, des tubercules
quadri-jumeaux. (Processus cerebelli ad testes.)
Tantis que Pautre, provenant des corps restifor-
mes, constitue les hemispheres du mème organe.
Quoique reunis, ces deux elemens conservent
une entitre independance l’un de l’autre.
provient,
Le processus vermiculaire superieur du cerve-
let (le lobe median) et les hemispheres du meme
organe sont developpes dans toutes les classes em
raison inverse l'un de autre.
Dans les familles composant la classe des mam-
mifères, le m&me rapport se remarque rigoureuse-
ment: ainsi les rongeurs, les ruminans, les carnas-
siers, les quadrumanes et homme, ont ce proces-
sus et les hemispheres du cervelet développés en
raison inverse l’un de l’autre.
Dans toutes les classes (les reptiles exceptes),
le lobe median du cervelet (processus vermiculaire
supérieur) est developpe en raison directe du vo-
lume des tubercules quadri-jumeaux.
Dans toutes les classes, les h&mispheres du cer-
velet sont developpes en raison inverse de ces me-
mes tubercules.
Dans les familles composant la classe des mam-
miferes , ce double rapport est rigoureusement le
meme: ainsi les rongeurs qui ont des tubercules
quadri-jumeaux les plus volumineux, ont le lobe
median du cervelet le plus pronones, et les hé-
mispheres du m&me organe les plus faibles.
DLhomme au contraire, qui occupe le haut de
l’öchelle, pour le volume des hemispheres du cer-
velet, a le plus petit lobe median et les plus petits
tubercules quadri-jumeaux.
Le cervelet se developpe dans toutes le classes
par deux feuillets lateraux non reunis sur la ligne
mediane.
La moelle epiniere est developpee dans toutes
les classes en raison directe du volume du lobe
médian du cervelet.
La moelle épinière est developpee dans toutes
les classes en raison inverse des hemisperes du m&-
me organe.
Ces faits generaux sont surtout importans pour
apprecier les rapports de la protuberance annu-
laire.
La protubérance annulaire est (developpee en
raison directe des hemispheres du cervelet.
La protuberance annulaire est developpee en
De ae
8
FR ."
7 er
*
raison inverse du lobe median du mème organe.
(Processus vermiculaire supérieur.) *
La protuberance annulaire est developpee en
raison inverse des tubercules quadri-jumeaux et de
la moelle epiniere. a 1198
La couche:optique n'existe pas chez les pois-
sons; ce qu'on avait pris pour elle est un renfle-
ment propre aux tubercules quadri jumeaux.
Chez les reptiles, les oiseaux, les mammiferes
et homme, le volume de la couche optique est
en raison directe du volume des lobes céré-
braux. N N
Dans ces trois classes, la couche optique est
developp°e en raison inverse des tubercules qua-
dri-jumeaux.
Chez bembryon humain, ce rapport est le mé-
me; les tubercules quadri-jumeaux decroissent a
mesure que la couche optigue augmente. Chez
les embryons des autres mammifeères, chez le foe-
tus des oiseaux et le tètard des batraciens, ce mou-
vement inverse observe également.
Ainsi la couche optique est developpee dans les
trois classes olı elle existe, en raison directe des
lobes et en raison inverse des tubercules quadri-
jumeaux. i
La glande pineale existe dans les quatre clas-
ses des vertehres.
Elle a deux ordres de pedoncules, les uns pro-
venans de la couche optique, les autres des tuber-
cules quadri-jumeaux.
Les corps stries n'existent pas chez les pois-
sons, les reptiles et les oiseaux.
Chez les mammiferes, leur développement est
proportionne a celui des hemispheres cerebraux.
Les hemispheres cerebraux sont developpes en
raison directe du volume de la couche optique et
des corps stries.
Chez les poissons, ils forment un simple bulbe
arrondi, situé au devant des tubercules quadri-ju-
meaux, et dans lequel s’epanouissent les pedoncu-
les cérébraux.
Chez les poissons, les reptiles et les oiseaux,
les lobes cerebraux constituent une masse solide,
sans ventricule interieurement.
La cavité ventriculaire des lobes cerebraux dis-
tingue exclusivement les mammiferes et l’homme.
Un rapport inverse tres-curieux s’observe, A cet
€gard, entre les trois classes inferieures et les mam-
miferes, relativement aux tubercules quadri-jumeaux
et aux lobes cerebraux.
Dans les trois classes inferieures, les tubercu-
les quadri-jumeaux sont creux et conservent un ven-
tricule intérieur; les lobes cerebraux sont solides
et sans ventricule. 2
Dans les mammiferes et l’homme, au contraire,
les tubercules quadri-jumeaux sont solides, forment
e age zi J. 1892 No. 8;
‚feres,
‘ —
une masse compacte, et les lobes Icerebraux se
creusent d'un large ventricule. a
Dans les trois classes inferieures, les lobes c£-
rebraux sont sans circonvolutions, ce qui se lie
avec leur masse compacte interieure.
Dans les mammiferes, au contraire, avec la
cavité des lobes appäraissent les circonvolutions c£-
rébrales. !
La corne d’Ammon n’existe ni chez les pois-
sons, ni chez les reptiles, ni chez les oiseaux.
Elle existe chez tous les mammiferes; elle est
plus developpee chez les rongeurs que chez les ru-
minans, chez ces derniers que chez les carnassiers,
les quadrumanes et Fhomme, ou elle est, toutes
choses d’ailleurs égales, moins prononcée.
M. Serres n'a rencontré le petit pied d’Hippo-
campe dans aucune famille des mammiferes.
Chez I’homme, il manque quelquefois aussi.
La voüte à trois piliers manque chez les pois-
sons et les reptiles.
Elle manque aussi chez la plupart des oiseaux;
mais on en rencontre les premiers vestiges sur
quelques-uns, tels que les perroquets et les aigles.
La voüte a trois piliers suit, chez les mammi-
le rapport de developpement de la corne
d’Ammon.
Elle est plus forte chez les rongeurs que chez
les ruminans; chez ceux-ci que chez les carnassiers,
les quadrumanes et l’homme,
II n'y a aucun vestige du corps calleux dans
les trois classes inferieures.
Le corps calleux, ainsi que le pont de varole,
sont des parties caractéristiques de l’encephale des
mammiferes. 0
Le corps calleux est developpe en raison di-
recte du volume des corps stries et des hemisphe-
res cérébraux; il augmente progressivement des
rongeurs aux quadrumanes et A I’homme.
Le corps calleux est développé en raison di-
du développement de la protuberance annulaire.
Les hemispheres cerebraux, considérés dans
leur ensemble, sont developpes en raison directe
des hemispheres du cervelet, et en raison inverse
de son processus vermiculaire superieur.
Les hémisphères cerebraux sont developpes en
raison inverse de la moelle épinière et des tuber
cules quadri-jumeaux. 2,
Les nerfs ne naissent pas du cerveau pour se
rendre aux organes, comme on l'a pensé jusqu'a
ce jour; mais ils se rendent au dontraire des orga-
nes au cerveau et a la moelle épinière, pour se
mettre en communication avec ces centres nerveux.
M. Gall a dit que la matiere grise se formait
avant la matiere blanche; cette opinion n’est pas
d'accord avec les faits, en ce qui concerne la
moelle épinière. Io RE
222
N — 4
seien.
M. Cuvier a le premier constate que dans le
genre usterie, le systeme nerveux est compose de
matiere blanche, sans matiere grise.
Pendant l’incubation du poulet, on observe que
les premiers rudimens de la meelle &piniere sont
egalement composés de matiere blanche; la ma-
tiere grise n’apparait que plus tard.
Chez l’embryon humain et celui des mammi-
feres on observe constamment aussi que la matière
blanche precede la matière grise dans sa formation,
toujours en ce qui concerne la moelle &piniere.
Mais, dans l'encéphale proprement dit, l’ordre
de l’apperition de ces deux substances est inverse.
Ainsi la couche optique et le corps strie ne
sont, chez les jeunes embryons, que des renfle-
ments composés de matiere grise; la matiere blau-
che ne s’y forme que plus tard.
Sur le foetus humain, avant la naissance, le
corps striE ne mérite pas ce nom, parce que ces
stries de matière blanche, qui lui ont valu ce nom,
ne sont pas encore formées.
Les stries de matiere blanche qu'on apercoit
sur le quatrieme ventricule de l’lıömme, n’apparais-
sent également que du douzièeme au quinzieme
mois apres la naissance.
D'où il resulte que, sur la moelle épinière, la
matiere blanche se forme avant la matitre grise;
tandis qu’au contraire, dans l’encephale, c'est la
matiere blanche.
Tel est le grand ouvrage de M. Serres, en
quelque sorte reduit en aphorismes; nous ne dou-
tons pas que ceite espece de Table de matières
n’en donne deja aux anatomistes une idee aussi
avantageuse que celle qu'en a congue l’Academie.
Des lois de l'ostéogénie.
M. Serres, médecin de Thepital de la Pitie,
a fait sur les premiers commencemens de l’ossifica-
tion dans les embryons d’hommes et d’animaux,
des observations nombreuses et importantes, d’oü
il a cru pouvoir deduire ce qu'il nomme les lois
de l’osteogenie, c'est-à- dire les regles générales
qui president a la disposition des points primitifs
d’ossifications; regles que M. Serres énonce au
nombre de cing.
La premiere, dite de symeirie, c'est qu’en con-
siderant le squelette dans son emsemble, l’ossifica-
tion y marche des parties laterales vers les parties
moyennes. Dans le tronc, par exemple, les cötes
s’ossilient avant les vertebres;. les apophyses latera-
les des vertèbres avant leur corps. Il en est de
de möme à la tete: le premier point osseux se
montre aux apophyses zygumatiques des tempo-
raux; les ailes du sphenoide s’ossifient avanı son
corps, etc. De la nait, selon M. Serres, ceite sy-
metrie si remarquable dans les animaux vertebres;
les deux moities du squelette marchant, en quel-
que sorte, Yun vers l'autre pour se rencontrer
-sont propres,
dans la partie mediane, il y a deux. demicränes,
deux demi rachis, deux demi-bassins, deux demi-
sternum, deux demi-hyoides, etc.
Cependant cette partie médiane présente des
os que l'on avait toujours crus originairement sim-
ples; tels que les pieces du sternum, le corps de
Bos hyoide, les corps mémes des vertèbres. M.
Serres donne à ce sujet des observations qui lui
II rappelle que dans l’oeuf les pre-
miers vestiges de l’Epine du poulet se présentent
sous l’apparence de deux demi-rachis encore mem-
braneux; que cette double membrane s’unit en de-
venant cartilagineuse. II annonce que le onzieme
jour de l’incubation il commence à se montter sur
les corps de quelques vertebres dorsales deux points
osseux tres-petits; qu'il s’en montre également le
douzieme jour sur les cervicales et les lombaires;
que la reunion de ces points en un seul corps ne
s’opere dans les dorsales et dans quelques cervicales
que le treizieme ol le quatorzieme jour, et que ce
jour-la méme les lombaires et les caudales mon-
trent encore tres-sensiblement leur division.
L’auteur a observe une marche entierement
analogue dans le rachis du telard et dans celni
du lapin. II Pa retrouvee quant au cartilage dans
les embryons humains tres-peu developpes, et il
croit aussi avoir remarque que l’ossification s'y fait
d’abord par deux points; mais on pourrait presque
dire, d’apıes sa description, que dans les foetus
provenant de femmes saines, il les a sentis avec
la pointe de son scapel, plutöt qu'il ne les a vus.
C'est du quarantieme au soixantieme jour de la
conception, qu’il a fait sur les differentes vertebres
ceite observation difficile, qui prend cependant
beaucoup de vraisemblance par l’arrangement que
Yon apercoit dans la suite entre les fibres osseuses,
et surtout par ce que l'on remarque dans les em-
bryons provenans de femmes scrofuleuses eu rachi-
tiques. La separation des deux noyaux est alors
beaucoup pius marquee et dure beaucoup plus long-
temps. C’est ainsi que M. Serres explique des
spina bifida, ou fentes contre nature de la partie
antérieure de l’epine, qui ont lieu quelquefois, et
dont Pauteur decrit plusieurs exemples remar-
quables.
En choisisant les epoques convenables, M. Ser-
res a vu également de doubles noyaux osseux aux
os medians de la base du cräne; nonseulement au
corps du sphenoide anterieur, où cette division
dure assez long-temps, mais encore au corps du
sphenoide posterieur, a l’os basilaire, oü la reu-
nion s’opere beaucoup plus vite. II n'est pas jus-
qu'au vomer, et à la lame verticale de Pethmoide,
qu'il ne voie se former par des lames ou par des
granulations latérales. 5
Quant au sternum, M. Serres, apres avoir an-
noncé que dans les tres-jeunes embryons le carti-
lage s’y manifeste aussi d’abord lateralement, cher-
che a appliquer sa théorie a l’ossification des piè-
ces de cette partie regarddes generalement comme
— —
impaires. A cet effet il rapporte plusieurs varietes
de sternums humains où l'on voit des pièces divi-
sees par le milieu, d'autres od les pieces sont dis-
posées alternativement sur deux séries. Les oiseaux
et la plupart des reptiles ayant à leur sternum, en
avant des pièces bien certainement disposdes par
paire, un os impair qu'on a nommé ento-sternal,
celui qui forme la quille du sternum des oiseaux,
M. Serres, pour ramener cet os a sa regle, cite
divers animaux dans lesquels la piece que l'on
pourrait regarder comme l’analogue de celle la, offre
des traces sensibles de division. Il considere aussi
comme indice de division les cavites creusees dans
Ja quille du sternum de la grue et du cygne, pour
loger les replis de leur trachee-arıere,
Nous avouerons que ceite partie du travail de
M. Serres est celle qui nous parait encore exiger
le plus, de developpement, et £tre susceptible de
plus de contradictions. Cependant plusieurs exem-
ples pathologiques rapportes par cet habile anato-
miste semblent conlirmer que l'état normal et pri-
mitif du sternum est d’ötre divisé longitudinale-
ment.
Enfin, relativement à l'os hyoide, M. Serres
annonce que les deux points osseux de son corps
comme ceux du corps des vertebres, s’unissent dans
les sujets sains, presque aussitöt qu’ils se forment;
mais que, dans les foetus nes de parens vicies,
leur separation dure plus long-temps; il en a me-
me observe un, né d'un pere qui bégayait, et ol
un points s’etait ossifié plus tard que P'autre.
A cette occasion, notre anatomiste .rapporte
des exemples d’os hyoides qui s’unissaient presque
sans imierruption, par des articulations osseuses
avec l’apophyse styloide, et par conséquent avec
le cräne, ou, en d’autres termes, dans lesquels le
ligament stylo-hyoidien était presque entièreinent
ossifie.
La deuxieme des lois ou rkgles &tablies par
M. Serres se nomme la loi de conjugaison. Cha-
cun sait que les trous qui donnent passage aux
nerfs de l’epine, sont formés par le rapproche-
ment de deux echancrures pratiqudes aux parties
correspondantes de deux vertebres contigués. Le
contour de chaque trou resulte donc du rappro-
chement de deux os. Selon M. Serres, tous les
autres trous des os sont également des trous de
conjugation; et l'on peut, en remontant plus haut,
vers l’epoque de la naissance ou de la conception,
retrouver séparées les pieces osseuses dont le rap-
prochement les a formcs.
Ainsi les trous des apophyses transverses des
vertebres cervicales ne sont d’abord fermès en de-
hors que par une bande cartilagineuse qui a ses
points d’ossification séparés; points que M. Serres
regarde comme des especes de cötes cervicales.
Chacun sait qu’en effet dans le crocodile et dans
d'autres reptiles, il y a lä de veritables cötes fort
reconnaissables pour telles.
L'application de la loi était encore plus lacile
pour beaucoup de trous de la base du cräne, que
tous les anatomistes savent se trouver dans le foe-
tus entre des os distincts, bien que ces os se sou-
dent ensuite entre eux, tels que la fente spheno-
orbitaire, la fente sphieno-temporale, les trous dé-
chirés, le condyloidien. Oo doit evidemment l’ap-
pliquer aussi dans plusieurs animaux au trou ovale,
qui n'est souvent qu'une échancrure du sphenoide.
Quant & ceux qui, du, moins pour des foetus
un peu avances, feraient quelque difficulté, tels
que le trou rond dans beaucoup d’animaux, M.
Serres renvoie à des embryons plus jeunes. C'est
ce qu'il fera sans doute aussi relativement aux
trous orbitaires internes dans les especes olı Yerk-
ınoide ne se montre pas dans l’orbite. Les anäto-
mistes ne manqueront pas de remonter à ces pre-
miers momens de l’existence pour s’assurer de la
generalite de cette regle; ils auront a vérifier; en-
tre autres choses, si le pourtour du trou optique
n’est pas un anneau qui s’ossifie successivement,
plutöt que le resultat de la conjugation de deux
pieces.
Pour les trous du rocher, M. Serres admet au
moins dix points osseux primitifs dans la forma-
tion des parties qui composent cet os; en sorte
qu'il n'est point embarrasse A trouver des comju-
gaisons aux fenötres ronde et ovale, au trou auditif
interne, etc.; mais il faudra aussi examiner s’il n'y
a rien d’accidentel dans des subdivisions si nom-
breuses. Ce dont nous nous sommes assures de-
puis long-temps, c’est que dans tous les oiseaux et
les reptiles la fenetre ovale resulte de la conjugai-
son du rocher avec l’occipital lateral; mais que la
fenätre ronde qui existe dans les oiseaux seulement,
et non dans les reptiles, est percee en entier dans
l’occipital lateral; en sorte que c'est dans ce der-
nier os qu'il faudrait admettre des subdivisions
pour ne pas trouver la regle en defaut.
Une observation curieuse de M. Serres, c'est
que dans le troisieme mois de la conception, l’ou-
verture de l’osselet appele l'étrier offre deux et
quelque ſois trois points d’ossification dans son pour-
tour,
La troisieme des régles de M. Series, ou sa
loi de perforation, n'est qu’uge extension de la se-
conde. Il pense que les canaux osseux comme les
trous ne sont formes que par conjugaisons, et que
leurs parois ont consiste, d’abord en pieces sépa-
rees. Il voit ces pieces longitudinalement placees
autour des os longs des tres-jeunes foetus; il les
voit autour des canaux semi-circulaires de l’oreille,
autour de Paqueduc de Fallope; il les retrouve en
un mot partout oü les os sont percés ou creusés de
canaux prolonges.
M. Serres, comprenant, contre T’opinion de
plusieurs anatomistes modernes, les dents dans la
méme classe que les os, veut aussi appliquer sa
troisieme regle aux canaux dentaires; mais il ny
parvient qu'en faisant remarquer que Ja couronne
de chaque dent, et méme celle des incisives, con-
— 2
siste d’abord en un certain nombre de petits tüber-
cules separes. Ce fait, tres-vrai, est Etranger A
Phistoire de l’ossification ordinaire, et n'empeche
pas que le canal dentaire ne se forme par prolon-
gation de la couronne vers la racine, et non par
conjugaison de pieces latérales.
La quatrième et la cinguieme régle de M. Ser-
res sont relatives aux éminences des os et a leurs
cavites articulaires. Notre anatomiste fait observer
que les premieres sont toujours primitivement des
noyaux osseux particuliers, et que les autres resul-
tent du rapprochement de deux ou plusieurs émi-
nences, et par consequent d’autant de noyaux os-
seux.. Il prouve sa proposition méme par rapport
au marteau qui est dpiphyse a un certain äge, et
par rapport a l’enclume; osselet qui, tout petit
qu'il est, ayant une facette articulaire en forme
d’angle rentrant, se divise dans l’origine en deux
pieces.
Parmi les observations interessantes dont M.
Serres a enrichi cette partie de son travail, on
doit remarquer celle qui concerne la composition
de la cavite cotyloide. Outre les trois os qui y con-
courent, de Paveu de tous les anatomistes, M. Ser-
res en à découvert un quatrieme, fort petit, place
entre les autres, et qui ne se retrouve pas dans les
animaux à bourse, ou l'on sait qu'il existe un qua-
tritme os du bassin très-développé et articulé sur
sur le pubis, os que l'on a nommé Los marsupial.
Ce serait Panalogue de cet os marsupial qui, selon
M. Serres, serait venu se cacher pour ainsi dire
dans le fond de la cavite cotyloide, dans les mam-
miferes ordinaires.
L'auteur a fait une observation analogue sur
la cavite articulaire de l’omoplate. Dans les ani-
maux qui, ont une clavicule distincte, cette cavite
est formee en partie par l’os de l’omoplate, et en
partie par la base de l’apophyse coracoide, qui
dans les jeunes sujets est une e&piphyse distincte.
Mais dans les animaux sans clavicule, il sy trouve
une troisieme petite épiphyse, qui serait le der-
nier vestige de Pos claviculaire.
Cette masse considerable de faits interessans
et variés qui composent le memoire de M. Serres,
va probalement servir de points de départ a de
nouvelles et importantes vecherches sur les pre-
miers developpemens du corps animal, et sur les
variations qu'il épreuve A cette époque rapprochée
de la conception, où l'on ne s'en était pas occupe
autant que l'exigeaient les progres de da science
de la vie. f 25 ug
«
*
1
ip]
In allen Buchhandlungen iſt zu erhalten:
Dr. J. E. Gensler's, Geheimen-Inſtiz⸗
raths und ordentlichen oͤffentlichen Lehrers der
Rechte zu Heidelberg, „Anleitung zur
gerichtlichen Praxis in bürgerlichen
Rechtsſtreitigkeiten, verbunden mit theoreti—
ſchen Darſtellungen und Bemerkungen“. Erſter
allgemeiner Theil, 1821. 8. Ladenpr. 5 fl.
oder 3 Rthlr. 8 gl. a
Auch ohne beſondere Anpreiſung dieſes fuͤr die Ju⸗
ſtitzpflege in teutſchen Landern berechneten Werkes, wird
man vorausſetzen, daß der Verfaſſer des Handbuchs zu
Martins Lehrbuch des bürgerlichen Proceſſes und Mits
herausgeber des Archivs für die civiliffifche Praxis, auch
in obiger Anleitung u. ſ. w. als Proceßkundiger ſich aus⸗
zeichne. Die Reichhaltigkeit des Werkes, welches ſich
auch über die Redekunſt, fo wie uͤber Deeretir- und Refe⸗
rir⸗Kunde verbreitet, kann man ſchon aus der vorgedruch
ten Inhalts Anzeige entnehmen, die Ausfuͤhrung der ein—
zelnen Lehren aber wird das Urtheil begründen, daß das
Ganze der Wiſſenſchaft angehört, und eben ſo wohl dem
mit der Zeitcultur fortſchreitenden Richter näßli.» werden
kann, als dem Rechtsbeiſtand und dem Actuar. Selbſt
fuͤr neue Geſetzgebungen in dem Gebiet des gerichtlichen
Verfahrens, enthält das Werk wiſſenſchaſtliche Andeutun—
gen. Schon der erſte allgemeine Theil iſt ein Ganzes;
dennoch ſollen in einen zweiten Theil, deſſen Druck näd)s
ſtens anheben wird, die einzelnen Proceßhandlungen be—
ſonders eroͤrtert werden. =
Heidelberg, im Juni 1821. an
Joſeph Engelmann
als Verleger. i
en
„Wed a ge z. J. 1822. No. 9.
Index lectionum
) publice privatimque
in Univerlitate litterarum Jenenſi
per aeſtatem anni cloloccexxrı inde a die yı Mail
inſtituendarum.
Lectiones Profellorum ordinariorum.
Theo lo gi ae.
Jo. Phill. Gabler, D. privatim tum epiſto-
las Pauli ad Romanos et Galatas interpretabitur
hora 8—9, tum theologiam biblicam dogmaticam
exponet h. 3—4., In Seminario theologico exercitia
disputandi et interpretandi moderari perget, quovis
die Mercurii h. 6 vespert.
Henr. Aug. Schott, D. privatim ſenis die-
bus hora 9 — 10 itemque hora 11 — 12 Theologiam
Chrifiianam dogmaticam totam docebit, hac aeſtate
ablolvendam, [equuturus epitomen [uam Theologiae
dogmaticae (cujus, editio altera Lipliae, [umtibus
Barthii, 1822. prodiit); itemque quaternis diebus
h. 2 —- 3 homileticen tradet, ex libro fuo: kurzer
Entwurf. einer Theorie der Bered/amkeit u. ſ. 16.
Leipz. b. Barth, 1815. 8. Ceterum conventus /e-
minarii homiletici diebus Mercurü h. 1ı—2 gratis
moderari perget.
Jo. Traug. Lebr. Danz, D. privatim hora
10—1ı hifioriae eccleſiaſticae partem poſteriorem
exponet, fecundum librum [uum: Lehrb. d. chrifil.
Kirchenge/fch. T. II; h. 11 — 12 dieb. Merc. et Sa-
turn. Encyclopaediam et methodologiam Äiudii theo-
logici, dieb. Lun. Mart. Jov. et Ven, ead. h. Artis
paedagogicae et didacticae principia docebit. Exer-
citationes ſeminarii catechetici d. Merc h. 12 — 1
moderabitur. Publice de controverſiis theologorum
novi/fimis aget.
Ludov. Frid. Otto Baumgarten Cru-
fius, D. privatim 6 dd. hora 7, mat. et 2 dd. h. 2
dogmatum chrifiianorum hiftoriam delcribet ad [ec.
usque 15, conjunctam antiquitatum chrijtianarum
interpretationi. Deinde 5 dd. h. g theologiam mo-
ralem cum decretorum ethicorum hiftoria tradet;
h. 4, conſent Ord. Amblill., philofophiae hiftoriam
defcribet; et h. 5 librorum V. J. apocryphorum
lectionem inftituet, annuo curlu abfolvendam. Exa-
minatorüs Icholis non deerit.
. Jurisprudentiae.
Andr. Jofeph. Schnaubert, D. ꝓrivatim
jus eccleſiaſticum. Protefiantium hora 10; publice
Ipecialia juris eccleſiaſtici Catholicorum principia
hora 1 docebit. . 9 g
Paulus Chriftiophorus Gottlob An-
dreae, D. privatim, [enis diebus, horis 8—9.
Infiitutiones juris Romani pribati hiftorico-dogma-
ticas, Makeldeyium (Lehrb. des heutigen Röm.
Rechts, dritte Aufl. Gieſsen 1820) lequuturus, ex-
ponet. Praeterea iis aderit, qui in disputationibus
de variis juris civilis capitibus inſtituendis exerceri
delideraverint. \
C. G. Konopak,D. jus criminale, Feuer:
bachii compendio ulurus, hora 8, et inflitutiones
Juris romani privati, duce libro a [e I[cripto, h. 9
docebit.
Aug. Sigism. Kori, D. privatim: 1) Jus.
Saxonicum privatum et commune et lingularum li-
neae Albertinae vel Erneſtinae terrarum proprium,
duce Schottio, explicabit, dieb. Mart., Mercur.
et Vener. hora 12. 2) Doctrinam procellus Saxo-
nici civilis tam ordinarii quam l[ummarii, tradet,
dieb. Lun. et Sol. h. 12. Ülurus quoad procellum
ordinarium libello ab ipfo recens edito. 3) Artem,
acta judicialia extrahendi et ex iis referendi, doce-
bit dieb, Lun. et Vener. h. 4.
Carol. Guil. Walch, D. privatim ı) prin-
cipia juris Germanici privati duce Rundio hora
9 - 10 exponet; 2) elementa artis diplomaticae e
[chedis luis, adhibito Schoenemanni libro
(Lehrb. der allg., befonders älteren Diplomatik,
neue Aufl. Leipzig 1818) hora 3 4 diebus Martis,
Jov. et Vener. tradet. Lectiones publice habendas
fuo loco et tempore indicabit. 3
Fridericus Ortloff, D. publice, hora ı,
diebus definiendis, tradet jus fucce/fionis ab inte-
ſtato lecundum Nov. CXVIII et CXXVII, duce li-
bello ſuo: Jufiinians, neue Verordnungen über die
Inteftaterbfolge. Coburg 1816. 8. Privatim expo-
net Digefia ad Schweppii librum: das römi/che
Privatrecht, zweite Ausgabe. Altona 1819. 8.
quinis diebus, h. 7, 10 et 11. f 2
Caro lus Erneftus Schmid, D. publicis
lectionibus, ter per hepdomadem hora 1 publico-
rum ordinem judiciorum jure Anglico et Franco-
gallico novo conſtitutum, (Oeffentlich mundliches
Criminal-Verfahren und Geſchwornengerichte) ex-
plicabit. —
Chrifioph Martin, D. theoriam ordinis
judiciorum publicorum, per Germaniam communis,
exponet hora 11 — 12, filum compendii fui: (Lehrb.
des teut/ch. gemein. Criminal- Proce/fes, zweite
Aufl. 1820) Tecuturus. 28 3;
Carolus Eichmann, D. publice ter per
hebdomadem hora 1 methodolegiam juridicam
tradet. { 5 4197
Medici n ae. g 8
Jo. Fri d. Fuchs, D. publice Syndesmolo-
giam c. h. fecundüm: Loderi compendium anato-
micum demonſtrabit diebus Mart, et Sdt. hora 1.
Privatim Oſteologiam c. h. juxta eündem librum il-
luſtrabit h. 4. Privatiſſimè Angiologiam et Neuro-
logiam explicabit hora 5. ER 5
Jo. Chrifi. Stark, D. privatim 1) hors
7 8 Artem obftetriciam theoretico practicam una
cum morbis fecensnatorum tradet; 2) Operationes
— — 1
chirurgicas in cadaveribus tum in theatro anato-
mico tum in Nofocomio demonfirabit; 3) 8—9
Morbos oculorum ſecundum propria dictata expo-
net; 4) h. 10—ıı /cholas clinicas cum IIl. Suc-
cowio moderabitur easque ita, ut auditores in
praxi tum medico-chirurgica tum ophthalmologica
exerceantur; 5) h. 6—7 velp. Prazin obfietriciam
in Nofocomio a Magno duce condito cum Excell.
Walchio dirigere perget.
Guilielm. Car. Frider. Succow,D. pri-
vatim tradet: 1) Phamacologiam hora 9 — 10;
2) Pathologiae et Therapiae /pecialis partem po-
fteriorem quinquies per hebdomadem h. 12 —ı et
3 — 4 3) Scholas clinicas una cum Perilluftr.
Starkio moderari perget h. 10— 11.
Diter. Georg. Kiefer, D. privatim tradet
quaternis diebus hora 10— 11 Syſtematis medicinae
partem priorem, nempe Phy/iologiam morbi et
Pathologiam ac Therapiam generalem, praemilla
fuccincta hiftoriae medicinae enarratione, ad librum
fuum: Syfiem der Medicin, ı. und 2. Band. Halle
bei Hemmerde und Schwet/chke, 1817. 1819. 8.
Privatiffime docebit 1) Doctrinam magnetismi ani-
malis, tum theoriam tum praxin magneticam, quan-
tum licet, relpiciens, ad filum compendü fui: S)
ſtem des thierifchen Magnetismus. Leipz. b. F.
L. Herbig, 1822. 2 Bände, 8. 2) Anatomiam et
Phyfiologiam plantarum, ad librum [uum: Grund-
züge der Anatomie der Pflanzen. Jena, b. Croe-
cker, 1815. 8. junctis demonftrationibus in plan-
tis vivis lub microlcopio inſtituendis.
Fr i d. Si gis m. Folgt, D. docebit privatim
1) Botanicen, praeſertim medicam, h. 9 — 103
3) Hiſtori anz natur alem h. 5 — 6.
P h i l o oO p hi a e.
Jo. Henr. Folgt, D. privatim hora 2 — 3
Mathefin pur am, et h. 8—9 Mathe/in applicatarn,
ex elementis propriis, tradet. Hora 10 — 11 Phy-
ficam theoretico- experimentalem, ad ductum com-
pendii Mayeriani, proponet.
Hen. Car. Abr. Eichftiaedt, D. publice
ſtatis diebus et horis Exercitationes tum Seminarii
philologici, tum Civium, praefecturae [uae tradi-
torum, perget moderari, privatim h. 4 — 5 Ency-
clopaediam et Methiodologiam philologicam tradet.
Ac fi qui, iplo duce, vel redire ad [criptorum ve-
terum interpretationem, vel Latine fcribendo dis-
putandoque exerceri voluerint, iis etiam in polte-
zum aderit.
Henricus Luden, D. privatim ı) Hiſto-
nam medii, quod vocant, aevi tradet hora 5— 6;
2) Hiftoriam noviffimi temporis h. 2—3 ennarra-
bit. Lectiones publicas [uo loco et tempore in-
dicabit. i >
8 Jo. Georg. Lenz, D. publice hora 1—2
diebus Lunae et Veneris hiftoriam vermium inteſti-
nalium tradet. Hora 7—8 mat. privatim Minera-
logiam cum Geognofia conjunctam, ex compendio
ſuo: Erkenntni/slehre der anorgani/chen Natur:
körper zum felbfteigenen Unterricht, und mit vor-
züglichjter Hinſicht auf Cameraliften und Oecono-
men, lic tractabit, ut cum inftitutione, tum ipfa
contemplatione et perpetua avroııa corporum, Au-
ditores ad accuratam et veram hujus difciplinae
cognitionem perveniant. Hora 11 — 12 Zoologiam
lequuturus compendium fuum: Anfangsgründe der
Thiergefchichte zum Gebrauch academi/fcher Vor-
lefungen. docebit, nec iis deerit, qui Mufei! Carolo-
Augujtei et Societatis Mineralogicae thelauros di-
ligentius cognolcere voluerint.
Carol. Frid. Bachmann, D. privatim hora
10 — 11 Philofophiam, quam vocant, practicam ex-
ponet, (Ethicen, Juri Naturae ac Politicae con-
junctam); hora 3—4 Logicen duce Schulzio
(Grundrifs der allgemeinen Logik, dritte Ausgabe.
Göttingen 1817) explicabit; h. 4—5 Pfychologiam
tradet. Si
Jo. Godofr. Lud. Kofegarten,D. ı) [e-
nis diebus hora 7—8 mat. librum Jefaiae inter-
pretabitur; 2) dieb. Lun. Mart. Merc.
h. 2— 5 Introductionem in Veteris Teftamenti li-
bros hiftorico-criticam tradet; 3) publice dieb.
Merc. et Sat. h. 1— 2 linguae Arabicae elementa
tradet, ad Inſtitutiones Rofenmülleri Lipl.
1818. Nec deerit jis, qui ipfius opera in perdi-
fcenda lingua Perfica Sanscriticave privati/fime:
uti voluerint.
Ferdinandus Handius, D. quaternis die-
bus Lun. Mart. Jov. et Ven. hora 5 docebit Poeti-
cen, inlerta hiſtoria poeleos Germanorum: jisdem
diebus h. 3 explicabit Horatii artem poeticam et
epiftolas libri fecundi reliquas. Binis diebus h. 5.
focios Seminarii philologici in explicandis Theo-
criti carminibus exercebit. Die Saturni exercita-
tiones differendi et latine loquendi inſtituet. Binis
diebus Societatis aefteticae ſtudia moderari perget..
Georg. Gottl. Güldenapfel, D. privatim,
fi per tempus in ordinanda Bibliotheca academica
collocandum licuerit, hora 7—8 Encyclopaediam
et Meihodolögiam omnium difciplinarum tradet.
Jo. Wolfg. Doebereiner, D. privatim tra-
det ı) Chemiam generalem una cum Stoechiome-
tri quinquies per hebdomadem hora 8—9 ad li-
brum ſuum: Grundriſs der Chemie uud Stoechio-
metrie, zweite Aufl. Jena 1810; 2) Phyto- Che-
miam ter p. h. h. 2— 3; 3) Chemiam analyticam.
una cum Microchemia pneumatica hora auditoribus
commoda.
Jo. Fri d. Poſſelt, D. publce d. Saturni
hora 1 — 2 trigonometriam planam et fpaericam;,
privatim h. 2—3 Matheſin puram; et h. 45
Analhſeos inſinitorum elementa docebit, a;
Lectiones Profellorum extraordinariorum.
Jurisprudentiae . \
Jul. Theo d. Frid. Schnaubert, D. pri-‘
vatis lectionibus offert: 1) encyclopaediam et me-
thodologiam juris‘ univeräö, ex libro u: (cr t.
Jov. et Ven.
— —
Lehrbuch der Wilfenfchaftslehre des Rechtes. Jena
B. Bran 1819) et dictatis, ter. p. hebd. h. 7; 2) in-
titutiones juris rom. privati, ex ill. Konopackii
libro, additis dictatis, lexies p. hebd. h. 9; 5) prin-
cipia hermeneutices juris romani cum noiltia cor-
poris juris juſtinianei, ex dictatis, ter. p. hebd. h. 2;
4) jus feudale commune Germaniae nec non Saro-
ae, ad filum comp. Röhmeri, quinquies p. h.
hora 3.
Con r. Jo. Alex. Baumbach, D. publice
hora 1 — 2 de fiudio juris recte inſtiduendo doctri-
nam [uam proponet. Privatim ı) Jus naturae,
una cum juris per Germaniam ulitati civili pruden-
Zia, h. 10 — 11 docebit; 2) Caji inftiturionum
commentarios quatuer h. 2— 3 interpretabitur. —
Scholas examinatorias de Pandectarum jure habere
perget.
Au gu ſt us Guilielmus de Schroeter,
D. vuhlicas lectionis habebit, de jurisprudentia
ejusque fiudio recte inſtituendo — hora 1; priva-
tim tradet 1) Aifioriam. juris Romani fecundum
Hugonis librum, ſexies per hebdomad. h. 8 aliis-
que praeterea horis nonnullis adhibendis; 2) hifto-
dam imperü jurisque Germanici, ſexies per hebd.
h. 3; 3) hermeneuticen juris — ſive doctrinam
de interpretatione legum, quinis diebus, h. 2.
„Medici n a e.
Chr. Aug. Fr. ab Hellfeld, D. publice
dieb. Lur. et Jov. morbos infantium, hora audito-
ribus commoda, exponet. Privatim vero Diaete-
ticen docebit.
Car. Guilielm. Stark, D. privatim tradet
1) hora 11 — 12 Pathiologiam et Therapiam chirur-
gicam generalem praeparatis anatomico-pathologi-
cis et Mulei magniducalis et patriae collectionis il-
luftrandam; 2) Therapiam generalem h. 2 —5 ter
p. hebd.; Encyclopaediam medicam h. — 3 binis
feptimanae diebus fecundum Conradii librum;
4) Medicinam forenfem (Henkio duce) h. 4— 3.
Publice Disputatorium latinum ſolito more et tem-
pore moderari perget.
'»Theobald Renner, D. publice exercitatio-
nes praxeos veterinariae folito more continuabit;
privatim i) ſenis diebus hora 7 — 8 praecepta for-
mam equi ad varios ulus apti ejusque vitia recte
dijudicandi nec non mangonum fraudes detegendi
(dufsere Hferdekenntniſs) una cum illis equarias
zegendi (Geftütskunde) dabit, librum adhibiturus
Cel. Ammon (Von der Zucht und Feredlung der
Pferde. Berlin 1818) 2) chirurgiam ‚veterinariam
diebus quinis hora 8 — 9 tradet;
brum Cel. Jörgii (Anleitung zw einer rationel-
len Geburtshülfe der landwirth/chaftlichen Thiere. .
Leipzig 1818) explicabit; 4). diebus quinis h. 10 — 11
anatomen comparatam duce Blumen ba chi o
(Handbuch ſder vergleichenden Anatomie. Göttin-
gen 1815) docebit; 5) diebus quaternis h. h, 2 — 3
artem veterinaxiam ſorenſem exponet,
3) eadem hora
die Saturni artem obſtetriciam veterinariam ad li-
Fri d. Aug. Walch, D. hora 9— 10 Phar-
macologiam cum Arte formulas medicas conſeri-
bendi docebit. II. 4—5 Medicinam forenfem tra-
det. H. verſp. 6—7 Praxin obfietriciam in nolo-
comio a Magno Duce condito cum Perill. Star-
kio moderari continuabit.
C. F. Heufinger, D. privatim, i) h. 11—ı2
Phyliologiam corporis humani docebit; 2) h. 5—6
hiſtoriam medicinae literariam duce Blumenbach
(Introductio in hiftoriam medicinae literariam)
enarrabit et thefauris in bibliotheca academica Je-
nenli atque magnoducali Vinarienli affervatis illu-
ſtrabit. Publice ter per hebd. hora iis, qui prae-
lectiones in hiftographiäm frequentarunt, commoda
Hiſtogeniam [ive doctrinam de evolutione et rege-
neratione variorum ſyſtematum corporis hominis et
animalium exponet et experimentis idoneis demon-
ſtrabit. g
Philofophicae.
Joannes Schad, D. tradet ı) Logicam die-
bus Lunae, Martis, Jovis et Veneris h. 3—4 le-
cundum Frielii compendium: Grundri/s der Lo-
gik. Heidelberg 1811. 2) Plychologiam iisdem
diebus hora 4 5 lecundum Schulzii compen-
dium: P/ychifche Anthropologie. Götting. 1819.
Fried. Ofann, D. privatim ı) Litteraturae
antiquae partem alteram, qua hiſtoria Graecarum
literarum continetur, quaternis p. hebd. horis 9— 10
tradet; 2) Sophoclis Ajacem, adjecta ilagoge im
rem [caenicam veterum, maxime Graecorum, toti-
dem horis explicabit, h. ı11ı—ı2. 3) Ciceronis
orationes in Verrem ter p. h. interpretabitur. Pri-
vatiffime Exercitationes philologicas more [olito in-
fituere perget, h. adhuc definienda.
‚Frider. Gottl. Schulz, D. privatim 1) oe-
conomiae polilicae partem primam hora 9 - 10
quinquies per hebd. docebit; 2) agriculturae et pe-
cuariae diiriplinam quinis diebus h. 11— 12 tradet;
2) privatilime exercitationes in fundorum pretio
fiatuendo moderari perget. N N
Chrift. Im m. Hoge, D. Hiſtoriam anti-
quam univerlalem fubjuncta fimul geopraphia au-
tiqua h. 7 matut. quatemis dieb. tradet; introdu-
clionem in Hiſtoriam et Statiticen generalem bis
p. hebd. h. 8 tradendam .ofiert. 5
Car. Guil. Göttling, D. publice: Archaeo-
logiam Architecturae et - Statuariae Graecorum
enarrabit, bis per hebd. dieb. Merc. et Sat. h. 1— 2;
privatim ı) Homeri Iliad. Libb. I. V. et VI qua-
ter per hebd. dieb. Lunae, Martis, Jovis et Veneris
h. 9 — 10. 2) S'yntaxin graecae linguae, ſ. hiftori-b
cae Grammatices graecae linguae partem altEram,
ter per hebd. dieb. Lunae, Mercuri et Veneris hi
11 — 12. 3) Grammaticam hiftoricam latinae lin-
guae, quater per hebd. dd. Lunae, Martis, Jovis
et Veneris h. 5 4. er 1
Lectiones Doctorum privatim docentium. 1 265
n Juri dic a e- A © sg
Jo. Aug, Chr, ab Hellfeld, D. privatim
dem Binsen
— —-—-—
docebit hora 9 — 10 principia praxeos judicialis
duce Oelz: Anleitung zur gerichtlichen Praxis;
2) Examinatoria et repetitoria ad pandectas vel in-
llitutiones cupientibus non deerit.
Jac. Henr. Paulſen, D. privatim: ı) in-
fitutiones jur. Rom. ad Waldeckii compendium
hora 9; 2) Principia praxeos judicialis duce Oelz:
Anleitung zur gerichtlichen Praxis B. 2; gratis:
a) jus cambiale, ex dictatis, b) doctrinam de prae-
fcriptione docebit h. 1.
Medicae.
C. Chr. Fridem. Trag. Goebel, D. pri-
vatim docebit: 1) hora 3— 4 Pharmaciam genera-
lem una cum Stoechiometria experimentis idoneis
illuſtratam, ex compendio [uo: Grundlinien ‚der
pharmaceutifchen Chemie und Stoechiometrie f.
Vorlefungen u. f. w. Jena b. A. Schmid, 182 1.
2) Nec minus praelectiones offert de ‚arte medica-
menta probandi ad integritatem et puritatem, binis
ebd. horis.
sa rn Hujfchke, D. privatim docebit: 1) Phy-
fiologiam corporis humani quinquies p. h. hora
11 — 12. 2) Hiſtoriam naturalem, praecipue Zoo-
logiam quinquies p. h. hora 5 - 6.
Philofophiae
Jo. Chrifi. Frider. Graumüller, D.
1) hora 6— 7 Botanicen theoreticam et practicam,
Syſtemata plantarum naturalia Cel. Juss., Batlc h,
Gken et al. [pectaturus, docebit, binasque quaque
hebdomade exeurſiones cum auditoribus luis in vi-
ciniam, et in horto botanico academico demonltra-
tiones adjunget, ad libros luos: Syftem. Verzeich-
nifs der um Jena wildwachf. Pflanzen u. f. w.
Goth. b. Hennings. (Eine neue Ausg. erfch. zu
Oftern). Diagnofe der bekanntejt. Pflanzengatt.
z. Analyfiren. Handb. d. pharm. med. Botanik
u. /. w. Eifenb. b. Schöne. 2) Botanicen nemorum
cum cultura et technologia tradet. 3) Botanicen
oeconomieam et technicam explicabit. 4) Hijtoriam
naturalem forefialem de Quadrupedibus, Avibus
enarrabit. Floram biblicam exponet. In Inſtituto
elementa prima [cientiae foreſtalis docere perget.
Horas his lectionibus commodas [uo loco et tem-
indicabit.
En Aug. Klein, D. Phil. ‚et Baccal.
Theol., pripatim tradet 1) Logicen et introductio-
nem in ſtudium philofophiae, hora adhuc definten-
da; 2) Theologiam rationalem, hora 9; Privalilſime
Icholas examinatorias ad Theologiam dogmaticam
ictantes habere perget.
me Gut! Bek P. hora 4— 5 Oe-
conomiam ruralem, die Mercurii autem h. 1ı—2
varias methodos ägricolandi tradet.
Jo. Fri der. Chrift. Merneburg, D. tra-
det yribhtim: 1) hora 2 — 5 Arithmeticam cum Al
gebra; 2) h. 11— 12 Geometriam cum Trigono-
metnia 5). hora 8 -= 9 Mathefin, applicatam i. e.
Elementa mechanicae et opticae; 9 = 10 Prin-
cipia architecturae civilis. Lectiones privatilfimas
Commilitonibus in mathematicis offert. a
Fri d. Körner, D. h. 10-11 Geometriam
practicam una cum ratione inſirumenta componendi
et adhibendi docebit. iq
Car. Herrm. Scheidler, D. privatimi .ı)
jus naturae ex [chedis fuis, relpectu habito libelli.
in lucem mox prodituri (Ueber das Meſen und
Studium des Naturrechts oder der philo/ophi/chen!
Rechts- und Staatslehre), quinquies p. hebd. hora
adhuc definienda; 2) encyclopaediam philoſophiae
et logicen duce Fries (Grundri/s der Logik, ate
Aufl. Heidelb. 1816.) quinquies p. hebd. hora
3 — 4 docebit. FRE ir
Godofredus Guil. Ofann, D. Priuatim
tradet 1) Phyficen et Ghemicen theoreticam et ex-
perimentalem, lequuturus Fil che rum (Lehrbuch
der mechani/chen Naturlehre, zweyte Aufl. Ber-
lin und Leipzig 18190 et Döbereine rum (An-
fangsgründe der Chemie und Stoechiometrie. Jena
1819.) quinquies per hebdomadem hora 8-9 2) ar-
tem experimenta chemica recte inſtituendi bis p. h.
hora 2— 3 diebus Lunae et Jovis. Gratis de nova
doctrina conjuctionum et disjunctionum chemica-
rum lemel per hebd. die Martis h. 1 — 2 dilleret.
F i d. Guil. Lu dov. Wahl, D. ꝓrivatim:
1) Mathelin puram duce Thibaut Grundr. d. rei-
nen Mathemat. Gött. 1818. h. 10 — 11 [exies p.
hebd.; 2) Geometriam practicam e [chedis hora
9 — 10 ter per leptim., comitantibns exercitationi-
bus; ut vocant practicis, docebit. Lectiones deinde
mathematicas privatillimas offert. j
5
Linguarum Europae cultiorum ſcholae et artium li-
beralium discendarum opportunitas.
Wie vorher.
Verzeichniß der Vorleſungen,
welche
auf der Großherzoglich Heſſiſchen Univerſitaͤt zu
Gieſſen im bevorſtehenden Sommerhalbjahre, vom
29ten April 1822 an gehalten werden.
Theologie.
Theologiſche Encyclopaͤdie und Methodologie, vera
bunden mit einer Anweiſung zur theologiſchen Buͤcher⸗
kenntniß, träge vor Superintendent und Profeſſor Dr.
Palmer 11 Uhr 2zmal. 9 490
Hiſtoriſch-kritiſche Einleitung in die ſaͤmmtlichen ka⸗
noniſchen und apokryphiſchen Schriften des alten undb
neuen Teſtaments; letztere nach Schmidts hiſtoriſch⸗
kritiſchen Einleitung ins N. T. Dr. Schulz woͤchentlich
fuͤnfmal.
Bibelerklaͤrung. Auserleſene Stellen aus den hi—
ſtoriſchen Büchern des alten Teſtaments, erklart Geh
Kirchenrath und Profeſſor Dr. Kuͤhndͤl 2 Uhr. )
Ausgewählte Abſchnitte des Pentateuchs Profeſfor
Dr. Pfannkuche 10 Uhr.
FCW
Die kleinen Propheten Paͤdagoglehrer D. Engel
woͤchentlich viermal. a
Den Hiob D. Phil. Schulz woͤchentlich fuͤnfmal.
Das Evangellum Matthaͤi Geh. Kirchenrath und
Profeſſor D. Kuͤhnoͤl 3 Uhr.
Das Evangelium des Johannes und die kleineren
Pauliniſchen Briefe D. Phil. Schulz woͤchentlich fünf
bis ſechsmal. .
Saͤmmtliche kleinere Pauliniſche Briefe Superin⸗
tendent und Prof. D. Palmer 9 Uhr 4 mal.
Die Dogmatik lehrt nach Wegſcheiders Lehrbuch
Profeſſor D. Dieffenbach 11 Uhr.
Die aͤltere Kirchengeſchichte traͤgt vor Superinten—
dent und Profeſſor D. Palmer 8 Uhr s mal.
Die mittlere und neuere Kirchengeſchichte Geiſtl.
Geh. Rath, Pralat und Prof. D. Schmid nach feis
nem Lehrbuch 10 Uhr.
Die neueſte Kirchengeſchichte vom Weſtphaͤliſchen
Frieden an, Derſelbe nach ſeinem Lehrbuch 3 Uhr.
Homiletik, verbunden mit praftifchen Uebungen,
lehrt Profeſſor D. Dieffenbach 9 Uhr.
Katechetik nach Roſenmuͤllers Anweiſung zum Ka
techiſiren, traͤgt vor Superintendent und Profeſſor D.
Palmer 11 Uhr zweimal.
Ein Examinatorium über Dogmatik und Moral
eröffnet D. Dieffenbach in noch zu beſtimmenden
Stunden.
Rechtsgelehrſamkeit.
Natuͤrliches Privat-Staats- und Voͤlker-Recht nach
Gros trägt der Privat-Docent D. Buͤchner täglich
von 10 — 11 Uhr vor.
Die Inſtitutionen des roͤmiſchen Rechts nach Ma—
ckeldey lehrt in neun Stunden woͤchentlich Profeſſor D.
Marezoll.
Dieſelbe traͤgt auch nach demſelben Lehrbuche der
Privat-Docent D. Buͤchner taͤglich von 8 — 9 und
außerdem noch Mondtags, Mittwochs und Freytags von
11 — 12 Uhr vor.
Die Geſchichte und Alterthuͤmer der geſammten
deutſchen Rechte wird nach feinem Grundriſſe der deut⸗
ſchen Staats» und Rechts-Geſchichte (Gieſſen 1819)
taglich von 8 —9 vortragen, der Privat-Docent D.
Bender.
Derſelbe lehrt auch die Geſchichte und Alterthuͤmer
des gemeinen peinlichen Rechts insbeſondere, nach eig»
nem Plane Dienſttags, Donnerstags und Sonnabends
von 6— 7 Uhr morgens unentgeldlich.
Die Pandecten wird der Geh. Reg. Rath D. von
Loͤhr nach Heiſe und mit Rückſicht auf Thibaut täglich
von 7 — 8 9 — 10 und 11 — 12 Uhr vortragen.
Derſelbe lieſt auch Hermeneutik verbunden mit der
Exegeſe einer Anzahl aus dem corpus juris givilis aus⸗
erwählter Stellen Dienſttags und Donnerſtags von
2 — 3 und Montags und Mittwochs von 4— 5 Uhr.
Das franzoͤſiſche buͤrgerliche Recht erlautert nach
Pins,
J. 1822. No. 10.
dem Geſetzbuche der Profeſſor D. Stiel in 10 Stun
den woͤchentlich.
Das franzoͤſiſche Handlungs- und Wechſel-Recht
wird mit ausführlicher Erläuterung des Code de Com-
merce Montags Mittwochs und Freitags D. Bender
von 6—7 Uhr morgens vortragen. .
Das deutſche Privat-Recht traͤgt nach eignem Plane
und mit Verwelſung auf Runde's Lehrbuch in 8 Stun⸗
den woͤchentlich von 3 — 4 Uhr Profeſſor D. Mares
zoll vor. 5
Derſelbe lehrt auch das gemeine deutſche Criminak
Recht nach von Grolman's Lehrbuche woͤchentlich in 6
Stunden. .
Daſſelbe traͤgt auch D. Bender nach demſelben
Lehrbuche und mit ſtaͤter Vergleichung des Code penal
täglich von 10— x1 Uhr vor.
Den Criminal-Proceß nach von Grolman wird von
7 — 8 Uhr Profeſſor D. Stickel vortragen.
Das katholiſche und proteſtantiſche Kirchenrecht lehrt
nach eigenem Plane taͤglich von 8 —9 der Canzler D.
Arens.
Das öffentliche Recht des deutſchen Bundes und
der deutſchen Bundesſtaaten trägt nach eigenem Sys
ſteme von 10 — 11 Uhr vor Profeſſor D. Stickel.
Zum Eraminatorium über die Pandecten erbletet
ſich der Privat-Docent D. Buͤchner.
Heilkunde.
Mediciniſche Encyclopaͤdie und Methodologle nach
Conradi, viermal von 2 — 3 Profeſſor D. Nebel.
NRaturgeſchichte des Menſchen, Mittwochs und Sams
ſtags von 11 — 12, Derſelbe.
Dfteologie und Syndesmologie des Menſchen und
der Saͤugthiere, viermal woͤchentlich von 11 — 12, Pros
ſektor D. Wernekinck.
Die Lehre vom Bau des menſchlichen Gehirns in
noch zu beſtimmenden Stunden, Derfelbe.
Ein Examinatorium über Anatomie ſtellt an Derſ.
Phyſiologie des Menſchen nach ſeinem Handbuche,
fünfmal woͤchentlich von 9 — 10, Profeſſor D. Wil⸗
brand.
Allgemeine pathologiſche Zeichenlehre, 4 Stunden
woͤchentlich D. Weber.
Specielle Pathologie und Therapie der chroniſchen
Krankheitsformen, Morgens von 6 — 7 und Nachmit⸗
tags von 3 — 5, Prof. D. Balſer. 0
Specielle Pathologie und Therapie der chroniſchen
Kranheitszuſtaͤnde des reproductiven Syſtems, Smal wös
chenlich D. Weber.
Operative Chirurgie, smal woͤchentlich, Morgens
von 7— 8, Reg. Rath und Profeſſor D. Ritgen.
Ueber ſpecielle Chirurgie ſetzt ſeine Vortraͤge, 12
zen woͤchentlich von 7—9, fort Profeſſor D.
ogt. 7051 f 5 .
Unterricht im Operiren an Leichen ertheilt Reg.
Rath und Profeſſor D. Ritgen. - N
——
Anleitung zum Bandagiren, Samſtags von 2—8,
Reg. Rath und Profeſſor D. Ritgen.
Geburtshuͤlſe, Amal woͤchentlich von 10 — 11, lehrt
Derſelbe.
Unterſuchungs-Uebungen an Schwangern, Diens—
tags und Samſtags, Morgens von 10 — 11 Derſelbe.
Pharmakognoſie, nach eigenem Plan, 4 Stunden
woͤchentlich, Nachmittags von 5— 6 Prof. D. Vogt.
Pharmakodynamik nach ſeinem Lehrbuche, woͤchent—
lich 6 Stunden von 10 — II, Derfelbe.
Kliniſche Uebungen in den verſchiedenen Zweigen
der praktiſchen Heilkunde ſetzt, auf die bekannte Weiſe,
taͤglich von 1 — 3, fort Prof. D. Balfer.
Die geburtshuͤlfliche Klinik in der Gebaͤranſtalt ſetzt
fort, taͤglich von 8 — 9 und bei Entbindungen, Reg.
Rath und Profeſſor D. Ritgen.
Gerichtliche Arznerkaͤnde nach Henke's Lehrbuch gte
Ausgabe, viermal woͤchentlich von 11 — 12, Prof. D.
Nebel.
Philoſophiſche Wiſſenſchaften.
Philoſophie im engern Sinne.
Darſtellung der Organiſation des menſchlichen Gei—
ſtes und ſeiner krankhaften Zuſtaͤnde traͤgt vor D.
Seebold.
Ethik, oder die Lehre der Lebensweisheit, Derſelbe.
Mathematik.
Reine Mathematik lehrt, von 6 — 7 Morgens, 5
Stunden woͤchentlich, Profeſſor D. Schmidt.
Algebra nach Lacroix's Algebra, bearbeitet von
Metternich, 5 Stunden woͤchentlich, D. Umpfenbach.
Ebene und ſphariſche Trigonometrie, nach Schmidt,
Derſelbe 4 Stunden woͤchentlich, nebſt Anleitung zu
geometriſchen und trigonometriſchen Aufnahmen.
Analytiſche Geometrie, 3 Stunden woͤchentlich, nach
eigenem, naͤchſtens erſcheinendem, Lehrbuche Derſelbe.
Hydraulik und Maſchinenlehre, 4 Stunden woͤchent⸗
lich, von 10 — 11 Profeſſor D. Schmidt.
Naturlehre und Naturgeſchichte.
Ueber die elektromagnetiſchen Erſcheinungen wird in
einer, noch zu beſtimmenden, Stunde Vorlefungen hab
ten Profeſſor D. Schmidt.
Erperimentale Chemie trägt vor, nach Doͤbereiner,
fünfmal von 11 — 12 Profeſſor D. Zimmermann.
Anleitung zur chemiſchen Analyſe der Waller er
theilt in noch zu beſtimmenden Stunden Derſelbe.
Mineralogie lehret, mit Ruͤckſicht auf Meinecke's
und Keferſteins mineralogiſches Taſchenbuch viermal von
3 — 4 Derſelbe, und verbindet damit Excurſionen.
Anleitung zur chemiſchen Analyſe und zur mineras
logiſchen Diagnoſtik ertheilt Derſelbe Mittwochs v. I—3.
Specielle Mineralogie lehrt fünfmal wöchentlich,
Nachmittags von 5—6, Proſektor D. Wernekinck,
und verbindet damit mineralogiſche Excurſtonen in noch
zu beſtimmenden Stunden.
Cryſtallologie nebſt einer allgemeinen Einleitung in
das Studium der Mineralogie, traͤgt viermal woͤchentlich
vor Proſektor D. Wernekinck.
Botanik lehret nach feinem Handbuche, fünfmal
woͤchentlich von 7 — 8, Profeſſor D Wilbrand.
Naturhiſtoriſche Excurſionen, vorzuͤglich in Bezie—
hung auf Botanik, nimmt vor Samſtags von 4—8
Derſelbe.
Staats- und Cameralwiſfenſchaften.
Politik (Staatslehre) traͤgt fuͤnfmal woͤchentlich von
II - 12 vor Geh. Reg. Rath und Profeſſor D.
Crome.
Rational-Oekonomie fünfmal von 3— 4 Derfelbe.
Ein Practicum camerale hält zweimal wöchentlich
in noch zw beſtimmenden Stunden, Derſelbe. 2
Forſtbotanik träge vor von 8 —9 Profeſſor D.
Walther:
Landwirthſchaft von TO— 11 Derfelbe.
Technologie, verbunden mit Beſuchung der Werk—
ſtaͤtten und Fabriken in hieſiger Stadt, trägt nach Hermb—
ſtaͤdts Grundriß vor, woͤchentlich viermal von 9 — 10,
Hofkammerrath und Profeſſor D. Blum hof. f
Oekonomiſch⸗technologiſche Mineralogie, nach eig»
nen Ausarbeitungen und dem, bei Varrentrapp in Frank—
furt erſcheinenden Lehrbuche, viermal woͤchentlich von
2—3 Derfelbe. I
Allgemeine Huͤttenkunde in noch zu beſtimmenden
Stunden Derfelbe.
Oekonomiſch-technologiſche Waarenkunde in noch zu
beſtimmenden Stunden Derfelbe.
Geſchich te. 8
Die ältere Univerſal-Geſchichte trägt vor von 1112
Profeſſor D. Snell. f
Die Geſchichte der drei letzten Jahrhunderte von
2 — 3 Derſelbe. ö
Sprachen.
von 11— 12
Orientaliſche
Die hebraͤiſche Grammatik lehret
Profeſſor D. Pfannkuche.
Die Anfangsgruͤnde des Arabiſchen in noch zu bes
ſtimmenden Stunden Derſelbe.
Claſſiſche Literatur und neuere Sprachen.
Des Ariſtoteles B. von der Dichtkunſt und Cice⸗
ro's Redner erklaͤrt im philologiſchen Seminarium von
9 — 10 Profeſſor D. Pfannkuche.
Horazens Oden erklaͤret von 3 — 4 Profeſſor D.
Rumpf. ?
Die Perſer des Aeſchylos erläutert im philologi—
ſchen Seminarium, und die Uebungen im Schreiben u.
Sprechen des Lateiniſchen leitet Derſelbe von 4 — 5.
Des Diogenes Laͤertius 10 Buͤcher de vitiis dog-
matibus et apophthegmatibus claror. philolophorum
erklärt Paͤdagoglehrer D. Winkler.
Eine Einleitung in die Homeriſchen und Heſtodi—
—te—
ſchen Gedichte träge woͤchentlich zweimal vor Paͤdagog⸗
lehrer D. Voͤlker.
Das erſte Buch der Homer. Ilias erklärt, vor
zuͤglich in grammatiſcher Hinſicht, dreimal woͤchentlich
Derſelbe.
Die den Theologen nöthigen muſtkaliſchen Kennt
niſſe lehrt woͤchentl. dreimal Maſikdirector D. Gaſſner.
Die Theorie der Tonſezkunſt 2 Stunden woͤchent—
lich Derſelbe.
Im Franzoͤſiſchen giebt Lector Borre Unterricht.
freyen Kuͤnſten und koͤrperli—
Unterricht in N
ertheilen:
chen Uebungen
Im Reiten, Univerſitaͤts⸗Stallmeiſter Frankenfeld.
In der Muſik, Cantor Hiepe—
Im Zeichnen, Univerfitäts: Zeichenlehrer und Gras
veur Dickore.
Im Tanzen und Fechten, Univerſitaͤts- Tanz» und
Fechtmeiſter Bartholomai.
A n z e i g e n.
Wien in Commiſſon bey J. G. Heubner.
Die k. k. Ambraſer Sammlung, beſchrieben
von Aloys Primiſſer, Cuſtos am k. k.
Muͤnz- und Antiken-Kabinet, und der k. k.
Ambraſer Sammlung zu Wien. Mit 2
Steindeuckblaͤttern. 1819. 8. S. 401 u. X.
Bekanntlich haben Schrenk in lateiniſcher, und
Johann Primiffer (der Vater unſeres Verfaſſers)
in deutſcher Sprache eine ſogenannte Beſchreibung des
Raritaͤten⸗Kabinets zu Ambras geliefert, welche aber
nichts als Lebensbeſchreibungen der daſelbſt verewigten
Helden enthielſen. Zeilers und Keislers Reiſebe⸗
richte waren hoͤchſt dürftig. Uaſer Verfaſſer hat ſich das
her cin großes Derdienſt um fein Vaterland Tyrol for
wohl, als um die nach Wien verſetzte Ambraſer Samm—
lung durch vorliegende hoͤchſt vollſtaͤndlich- und gründliche
Beſcheeibung verfelben erworben. Den Eingang bildet
ie Geſchichte des Schloſſes und der Sammlung von
Ambras unter Beziehung auf die beſten Quellen mit 5
Beilagen. Die Sammlung ſelbſt iſt auf folgende Weiſe
beſchrieben. In der erſten Abtheilung kommen Turnier—
Ruͤſtungen, Ruͤſtungen und Waffen berühmter Männer
vor. Die zweite Abtheilung liefert die Bildniſſe Fürfts
licher und anderer Perſonen; ferner hiſtortſche Gemaͤlde
und Landſchaften von den beruͤhmteſten Meiftern des 16
und 17ten Jahrhunderts, z. B. Tintoretto, Paul
Veroneſe, Valkenburg, Savery, Breughel,
Dürer, Holbein, Cranach, Bourguignon,
Salvator Roſa, Baſſano, Titian, Hamil⸗
ton u. ſ. w. Das Weſentlichſte iſt, daß die 1000 Por⸗
traits groͤßtentheils gleichzeitige Gemaͤlde ſind, und die
hiſtoriſchen nach Hoͤhe, Breite und dem Gegenſtande be—
ſchrieben ſind. — Die dritte Abtheilung umfaſſet natur⸗
geſchichtliche Gegenſtaͤnde, antike Thongefaͤße, Bildwerke
und Geraͤthſchaften von Metall aus alter und mittlerer
Zeit, Bildwerke aus Stein, Moſaik, Kunſtwerke aus
Elfenbein, Horn und Hotz, Gegenſtaͤnde von Wachs,
Pappe, Schmelzwerke, eingelegte Arbeiten von Holz,
Elfenbein, Perlmutter u. ſ. w., Glasgemaͤlde und Glass
arbeiten, Gefäße von Stein und Thon, Uhren, mathe:
mathiſche Inſtrumente und mechaniſche Kunſtwerke, zum
Theil mit dem Namen ihrer Meiſter; allerley Hausge—
raͤthe, einige tuͤrkiſche, indianiſche und chineſiſche Stücke,
deren Inſchriften Hofrat) von Hammer verdeutſchte;
alte muſikaliſche Inſtrumente, Koſtbarkeiten und Kleino—
de, unter welchen viele ſilberne Teinkbecher ſich befins
den; Gefaͤße und Kleinode aus Gold- und Edelſteinen,
unter welchen das Salzfaß oder der Tafel- Auſſatz, wels
chen Benvenuto Cellini für König Franz I. von
Frankreich verfertigte, vorzäglic merkwuͤrdig iſt; Ger
füße aus Bergkryſtall, koſtbare Waffen und Reitzeuge,
geweihte Schwerter und Hüte, welche roͤmiſche Pabſte
den Erzherzogen von Oeſterreich geſendet haben, Frauen⸗
grüße oder Faveurs, welche den aus Turnieren gluͤcklich
zuruͤck gekommenen Rittern gereicht wurden, geſchnittene
und in Ringe. gefaßte Steine, unter welchen mehrere
von Werth find. In der vierten Abtheilung werden die
Handſchriften, Buͤcher, Kupferſtiche und Holzſchnitte aufs
gezählt, unter welchen mehrere ſowohl für die Geſchichte,
als altdeutſche Dichtkunſt einen großen Werth haben. Die
die am Schluß folgenden Lebensbeſchreibungen der Fürs
ſten und Feldherren, deren Ruͤſtungen und Waffen in
dieſer Sammlung aufbewahrt werden, Mind groͤßtentheils
aus dem Werke des Vaters unferes Verfaſſers genom—
men; ein ſehr genaues Regiſter erhoͤhet die Brauchbar⸗
keit dieſes Werkes, welches für die umſaſſenden Kennts
niſſe des Verfaſſers, beſonders vom Mittelalter, eben
fo vortheilhaft ſoricht, als für deſſen unermuͤdete Thaͤ⸗
tigkeit. Denn ein ſolches Werk erfordert den Zeitauf⸗
wand mehrerer Jahre, welchen viele andere Schriftftels
ler, wegen der trockenen Seite des Gegenſtandes, nicht
opfern wuͤrden. Das erſte Steindruckblatt liefert das
Bildniß des Stifters dieſer Sammlung, Erzherzogs
Ferdinand und feiner Gemahlin Philippina—
das zweite Steindruckblatt die in dieſer Sammlung vor⸗
kommenden Monogramme mit den Nummern, auf wel»
che ſie ſich beziehen. Dieſes Werk iſt Niemanden ent⸗
behrlich, welcher ſich genauere Kenntniß von der Ambra—
fer Sammlung zu Wien verſchaffen will. Es wäre zu
wünſchen, daß der Verfaſſer eine Ferienreiſe in ſeine
Vaterſtadt machte, um den zu Ambras befindlichen Reſt
von Gemälden und andern Seltenheiten auf gleiche
Weiſe zu beſchreiben. Vielleicht wuͤrde dadurch ein ho>
her Gönner veranlaßt, das in Verfall gerathende Schloß
Ambras vom Untergange noch zu retten.
Beytrag zur Literargeſchichte Oeſtreichs.
Hier abermals ein Beleg zu dem Unweſen, das
bei uns in der Literatur getrieben wird. Es verdiente
dieſer Gegenſtand eine eigene Schrift, die in ſehr merke
wuͤrdige Kapitel zerfallen, und unter welchen das von
e
den geheimen literariſchen Umtrieben, und
das von der Kunſt des Verſchweigens, Unter⸗
druͤckens und Entſtellens, keines der unintereſſan⸗
teſten ſeyn wuͤrde. Wir fordern die Unterrichteten auf,
hierüber Tag zu machen, und ich will mit einem auf⸗
fallenden Beiſpiele neueſter Art voran gehen, und zeigen,
auf welche Welſe eine Corporation, um welche zwei
Männer die entſchiedenſten Verdienſte haben, dieſe oͤf⸗
fentlich abfertigte. Freilich wird, wenn fie darf, die
Majoritaͤt dagegen proteſtiren und ſich entſchuldigen, daß
dieß ohne ihr Wiſſen und Willen geſchehen ſey. Aber
das iſt eben das Elend, daß einzelne Berufene und Uns
berufene es wagen duͤrfen, das große Wort auf Koſten
der Wahrheit und Gerechtigkeit zu fuͤhren und ſo das
Publikum wiſſentlich irre zu leiten. Eben daher Beruf
und Pflicht bei jedem Anlaß, dieß abſichtliche Dunkel.
rein zu beleuchten, damit die Thatſachen erſcheinen wie
fie find und Jeder im Stande ſey, fie zu beurtheilen.
Es war bereits in Ihren Blättern mehrmals von
Andrés mannichfachen literariſchen Verdienſten die
Rede. Was er aber mehr praktiſch für Oeſtreichs
Gewerbe und Landwirthſchaft geleiſtet, ſcheint jenen Mes
ferenten unbekannt geblieben zu ſeyn. Es iſt indeß nur
eine Stimme der Anerkennung unter den erſten Lands
wirthen Oeſtreichs über dieſe feine ſehr bedeutende
Wirkſamkeit, nicht nur durch ſeine eignen und die von
ihm veranlaßten oͤkonomiſchen Schriften; ſondern und
hauptſaͤchlich durch einen ſocialen Organismus, durch
welchen das Wort zur lebendigen That fuͤr das Wohl
der Monarchie und des Marggrafthums Maͤhren ins⸗
beſondre übergehen ſollte. Er benutzte perfönliche Vers
haͤltniſſe und Verbindungen, eine Geſellſchaft zur
Belebung des Ackerbaues, des Studiums
der Natur- und Landeskunde ins Leben zu rufen,
nach ſeinen Ideen zu organiſiren, auszubilden und in
die moͤglichſt freie und nuͤtzlichſte Thaͤtigkeit zu ſetzen,
zu einer Zeit, wo jede ſociale Idee in Oeſtreich
ein Verbrechen, die Ausführung ſelbſt eine Chimaͤre
ſchien. Mit geringen Mitteln wirkte er viel, weil er
ſich ſelbſt aufopfernd und mit raſtloſer Thaͤtigkeit faſt
ausſchließend ſich dieſem Zwecke hingab. Keine der andern
Geſellſchaften Oeſtreichs hat fo viel geleiſtet, ſich fo
viel allgemeinen Credit erworben. Zuletzt ſah er ein,
daß er erliegen mußte, daß der Aufwand von Zeit, Kraft,
Arbeit nicht im Verhaͤltuiß mit dem gelaͤhmten Erfolge
ſtand. Denn, nachdem das Schwerſte uͤberwunden,
ſcheiterte der Fortgang am Leichteſten: an der Handrei⸗
chung und Unterſtuͤtzung derer, deren Pflicht und Be⸗
ruf dieß geweſen wäre und die ſich ‚hätten freuen ſollen,
zur obliegenden Förderung der großen Staatszwecke, ein
fo ſchaͤtzbares Organ zur Hülfe zu haben, das fie aber
weder verſtanden, noch zu behandeln und zu achten wuß⸗
ten. Die edle Zeit hätte mit Complimenten, Weihrauch
und Klelingeiſterei verſchwendet und es der Laune und
dem Zufall uͤberlaſſen werden ſollen, ob je etwas Nen⸗
neuswerthes aus dieſem Getriebe hervorgegangen Ware.
Darum legte Andere zugleich mit feinem Secre⸗
tariat das Steuerruder der Geſellſchaft nieder. Darum
trat der edle Graf Salm (derjenige, welchem nach An⸗
ſogenannte Mittheilungen heraus,
dre' die Geſellſchaft das Meiſte von dem, was ſie iſt,
hat und gilt, verdankt) ſeine Directorſtelle, ab. f
Unter den vielen Reliquien Andrés fand ſich
auch der einfache Plan zu einer geſellſchaftlichen Zeit⸗
ſchrift, deren Ausfuͤhrung ihm in die Laͤnge gezogen und
verleidet ward. 8 =
Nach feinem Abgange hat man ihn realiſirt, aber
ganz im entgegengeſetzten Sinne, denn André wollte
practiſche Belebung des Geſellſchafts- Verkehrs und nur
Eigenthuͤmliches. Jetzt aber ſtellt ſich die Geſellſchaft in
den Reihen gewöhnlicher, mittelmaͤßiger Journale, deren
wir ſchon zur Gnuͤge und zum Ueberfluß haben, ver⸗
kennt ihren Standpunct und verſchmaͤht für dieſen ins⸗
beſondere zu wirken. Sie gibt nehmlich ſeit Julius
(ſchon dieß ein Beweis mangelnden Tacts) woͤchentliche
deren bis jetzt
die mir zu Geſicht gekommenen Nummern ſich nicht allein
durch nichts auszeichnen, fondern auch zu ſehr gegruͤn⸗
deten Ausſtellungen mannichfaltigen Anlaß geben.
Fuͤr heute begnüge ich mich nur mit der naͤhern
Beleuchtung und actenmäßigen Berichtigung der Art,
womit der beiden Männer Abgang, welchen die Gefells
ſchaft, wie geſagt, Alles verdankt, angezeigt wird.
Es lautet nehmlich in Nr. 7. dieſer Mittheilungen,
wo der neue Seeretair den Jahresbericht von 1829 ers
ſtattet, folgendermaßen: N
„Fernere Verhandlungen betrafen die Reſignatlon
des ehemaligen Geſellſchafts-Secretairs An. Wirthſchafts⸗
rat) Andre, der feine Stelle in der Generalverſamm⸗
lung des vorigen Jahres mit der Bitte niederlegte: ihm
zu geſtatten, daß er die bei feinem vorgeruͤckten Alter
noch übrigen wenigen Tage in Ruhe darzu verwende,
ſeine Rechnung mit der Welt und mit dem Himmel ab⸗
zuſchließen; — dann die Wahl eines neuen Seeretairs,
zu welchem der Vortragende ernannt wurde. — Als ei⸗
nige Monate ſpaͤter Hr. Graf Salm die von ihm ſeit
14 Jahren ruhmvoll bekleidete Directorſtelle aus Fami⸗
lienruͤckſichten zum innigſten Bedauern der Geſellſchaft
niederlegte, ſaͤumte dieſe nicht, die pflicht mäßige Ans
zeige dießfalls an den Hn. Landesgouverneur, Gra⸗
fen Mittrowsfy, als ihren hochverehrten Cura⸗
tor, zu erſtatten und Hochdieſelben vertrauensvoll
um Unterſtuͤtzung mit Ihrem weiſen Nathe zu bits
ten; worauf Se. Excellenz zu eröffnen geruhten,
daß Sie von dem I. Jaͤnner 1821 an, alle Directorial⸗
geſchaͤfte bis zur Statt findenden Wahl eines neuen Die
rectors uͤbernehmen wollten, und die Geſellſchaft Ihres
thaͤtigen Beiſtandes als Landeschef verſicherten. Dieſe
hohe Zufiherung war ganz geeignet, die Geſellſchaft
in jenem Augenblicke mit der innigſten
Freude zu erfüllen, und jedes einzelne (2) Mits
glied mußte derſelben Glück wünſchen, deren Zwecke
für des Vaterlandes Wohl durch die unmitelbare (2)
Theilnahme Sr. Excellenz, vermoͤge Ihrer ausgebrei⸗
teten Kenntniſſe, Ihrer vielſeitig-practiſchen Erfahrun⸗
gen, Ihres feſten und unwandelbaren Strebens nach
gemeinnuͤtzigem Wirken und Ihres mächtigen Einfluſ⸗
fes für die Zukunft, gefördert zu ſehen. In diefer An⸗
erkennung beeilte ſich die Geſellſchaft, Sr. Excellenz
mittelſt einer Deputation die Gefuͤhle ihrer Dankbarkeit
Bey la e 022 No. 11.
für dieſe ihr neuerdings erwieſene Huld darzubringen,
und Hochdenſelben zu eroͤffnen, daß die unmittelbare
Leitung Sr. Extellenz ſie nur mit um ‚fo hoͤherm Eifer
fuͤr ihre Zwecke erfuͤllen, und nur um ſo ſicherer zur
Erreichung ihres vorgeſteckten Ziels fuͤhren koͤnne.“
In die Augen ſpringend tft hier die Gradation in
Styl und Schmeichelei von André an, tout court
zum Grafen und zur Excellenz. Sie bezeichnet hinlaͤng⸗
lich ihren Verfaſſer. Aber die Undankbarkeit, Untreue
und das Wegwerfende, womit dieſes ganze Ereigniß in
Abſicht auf Andr s dargeſtellt wird, konnten nur die
mit Unwillen bemerken, welche beſſer unterichtet waren
und die Acten geleſen hatten. Sie moͤgen hier ſolgen:
I. Die wahre und vollſtaͤndige Reſignation, mit
welcher Andre den 5. May 1820. feinen Jah⸗
resbericht uͤber die Geſellſchaft in der Ge—
7 neralverſammlung ſchloß:
Da durch den außerordentlichen Anwachs der dem
Vortragenden theils obliegenden, theils zugetheilten Ges
ſchafte der Geſellſchaft, derſelbe feine eignen ſehr vers
nachlaͤſſigen mußte und nun nicht laͤnger auch den ges
ſellſchaftlichen ſo vorſtehen zu koͤnnen glaubte, wie es
Pflicht und Ehre erfordern; ſo zeigte er dieß mehrma⸗
len aufrichtig an und bat zuletzt beſtimmt um Enthebung
von ſeinen Functionen.
Die Geſellſchaft hatte die Güte den Ausweg vorzu⸗
ſchlagen, ihm zu uͤberlaſſen ſich ein Subject zur Auss
huͤlfe wenigſtens in den mechaniſchen und zeitraubenden
fo vielfältigen, kleinen Arbeiten zu wahlen, und ihm
für daſſelbe eine monatliche Remuneratlon von 25 fl.
W. W. zu bewilligen, welchen Vorſchlag er kaum in
Ausführung gebracht hatte, als er auch ſchon durch die
Entfernung des gewaͤhlten Subjects vereitelt ward,
grade zu einer Zeit wo bis zum heutigen Tage die Ar⸗
beiten ſich ſo haͤufen, daß ſie ohnedem ihn kaum zur
Befinnung kommen laſſen Indeſſen hatte er geglaubt,
bis zu dem gegenwärtigen Moment ausharren zu muͤſ⸗
ſen, ſo ſchwer es ihm auch angekommen, da ſeine eig⸗
nen Geſchaſte, fo wie feine Geſundheit nur allzu ſehr
zerruͤttet find. f
Es ſind grade zwanzig Jahre, daß er die erſten
Schritte that, den Riß zu dem gedenwärtig bereits ſchoͤn
aufſteigenden Gebaͤude zu entwerfen, den Grund dazu
zu legen, die Haupt-⸗Eckſteine deſſelben ſelbſt zu bear⸗
beiten und im fortwaͤhrenden Kampfe mit unzähligen
Hinderniſſen, ſtandhaft und uneigennuͤtzig, mit rein pas
triotiſchmm und wiſſenſchaſtlichem Sinn, einen Theil
nach dem andern fortzubauen und in den Umgebun⸗
gen bis in ſehr weiter Ferne mehr als eines Aus-
der mit jedem
landes guten Saamen auszuſtreuen,
Jahre reichlicher wuchert, und welcher der Pros
vinz eben ſo großen Ruhm, als vielfältigen Nutzen ger,
bracht hat; indeſſen er nicht ſo gluͤcklich war, weder
von den Herren Ständen ), für deren Intereſſe als
Guͤterbeſitzer er doch zunaͤchſt unermuͤdet arbeitete, noch
von den hohen Landesſtellen *) auch nur das mins
deſte Zeichen der Beachtung zu erhalten, eine Igno—
rirung, die er ſchon laͤngſt als einen ſtillſchweigenden
Wink anſehen zu muͤſſen glaubte, ſich in aller Beſchei—
denheit zuruͤck zu ziehen. Er thut es hiermit, indem
er zum letztenmale die Ehre hat, vor den hochverehrten
Mitgliedern der Geſellſchaft aufzutreten, unter denen er
nicht wenige zählt, auf deren Achtung und Freundfchafe
er ſtolz ſeyn darf. Er bittet ſie, ihm dieſe, die er naͤchſt
dem Beifall beider Majeſtaͤten als den ſchoͤnſten Lohn
feiner vieljaͤhrigen Bemuͤhungen ſchaͤtzt, auch ferner zu
erhalten, und ihm zu geſtatten, daß er die bei ſeinem
vorgerückten Alter, noch übrigen wenigen Tage in Ruhe
dazu verwende, ſeine Rechnung mit der Welt und mit
dem Himmel abzuſchließen.
II. Schreiben des Barons von Bartenſtein
an Herrn Grafen Salm als Director
der Geſellſchaft.
Hochgeborner Graf!
Die ganz unvermuthete Dienſtreſignation des Herrn
Secretairs der k. k. Ackerbaugeſellſchaft bei der letzten
„) So unglaublich dieß ſcheinen mag, fo wörtlich wahr iſt
es doch. Das was alle Welt wußte, davon nahm binnen
20 Jahren weder der Magiſtrat zu Brünn noch das Kreitz⸗
amt, noch das Landesgubernium, noch endlich die Hofe
kanzlei in Wien, die allermindeſte amtliche Notiz; geſchweig
daß Andres raſtloſe Arbeiten für die Cultur Mäbrens
und der ganzen Monarchie je die mindeſte Belobung oder
Belohnung erhalten harten. Wohl aber legen Actenſtͤcke
ein beſtimmtes, feindliches Entgegenwirken des Landesgu⸗
berniums und der Staͤnde dar. Die ferner ſtehende, un⸗
unpartheiiſche Hofcanzlei in Wien, erhaben über alles
kleinliche Getriebe, würde gewiß Andres gemeinuützige
und ſeltne Auszeichnungen mit Vergnuͤgen nach Verdienſt
gewuͤrdigt haben, haͤtten ſie die untern Behoͤrden nur jemals
darauf aufmerkſam gemacht. Es iſt aber in der politifchen,
wie in der moraliſchen Welt. Anſchwaͤrzungen und Denun⸗
ciationen finden immer Gelegenheit und Gehoͤr, aber zur
einfachen Anzeige vieljahriger von ganz Deutſchland erkann⸗
ter und vlelfach gewuͤrdigter Verdienſte wollte ſich eben fo
wenig ein Rubrum finden, als man es fuͤr gut bielt, da
eben im Mai 1820 der Kaiſer zum erſtenmal das Locale der
Geſellſchaft beſachte, dieſe einzige und ſchicklich ſte Gelegen⸗
heit zu ergreifen, den um fie verdienteſten Sr. Majeflät,
fo wie es ſich nach Recht und Wahrheit gebührt hatte, vor⸗
zuſtellen. Wie die Kaiſerin dieſe Pflichtvergeſſenheit fuͤhlte
und auf die edelſte Art wieder gut machte, haben die oͤffent⸗
lichen Blätter bereits erzaͤhlt. et h
„) Um diefe Stadt insbeſondre bat Andre drei weſentliche
Verdienſte. Erſtlich war er das Organ, durch welches ihr
und der Umgegend 1806 gegen 20000 fl damaliger W W.
für die durch die Nuſterlitzer Schlacht Verunglückten von
England zufloſſen. Zweitens entwarf er den Plan des
noch befiehenden Maͤnner Vereins, durch welchen fo viele
Armen unterſtützt würden. Drittens bewirkte er bei Zicgel⸗
brennereien und Fabriken die Einführung der Steinkohlen.
was von ſehr vortheilhafter Einwirkung auf Holz, Mangel
und Tbeurung war, worüber man zuvor klagte. 71 .
—
Generalverſammlung, hat einen tiefen Eindruck in mir
erweckt.
Den gegruͤndeten Ruf, welchen ſich. dieſe Ge ſellſchaft
ſowohl im In- als Auslande erworben hat, verdankt fie
groͤßtentheils den ausgebreiteten Kenntniſſen und dem uns
nachahmlichen Eifer des Herrn Seeretairs.
An dieſe Eigenſchaften ketten ſich: Wahrheitsliebe,
ein edler Character, und ſtetes Forſchen nach Wahrheit.
Vereint find dieſe Eigenſchaften in keinem mir bes
kannten Individuum zu finden, und ich zweifle mit
Recht, daß dieſer Platz vollſtaͤndig zu erſetzen möglich
iſt; denn mir iſt nur zum Theil das Wirken des Her.
Secretairs bekannt, und ſchon dieſes iſt von ſo großen
Umfange, daß keiner ſeiner Nachfolger daſſelbe zu era
reichen vermag.
Einer Geſellſchaft, welche zum Stolz Mährens
ſegensreich in ihrem Wirken daſteht, droht der Unter⸗
gang, denn durch die Entfernung des Herrn Seeretairs
duͤrften auch noch bald andere wichtige Schlußſteine ſich
bewegen, und dieſe Geſellſchaft ſich verwaiſt finden.
Reiner patriotiſcher Sinn fordert hier auf, nach
Moͤglichkeit vorzubeugen, daß dieſer Fall nicht eintrat,
und ich ſchlage daher vor, daß die k. k. Ackerbaugeſell⸗
ſchaft unter Mitwirkung der Stände (welchen vor—
zuͤglich an der Erhaltung der k. k. Ackerbaugeſellſchaft
gelegen ſeyn muß) dahin arbeiten ſollten, daß der Hr.
Secretair feine ausgeſprochene Reſignation zuruͤcknimmt.
Bei dem wiſſenſchaftlichen Sinn und der Denkart
des Herrn Secretairs koͤnnen hiezu Einleitungen ohne
Compromittirung geſchehen, und es iſt der ſchoͤnſte
Erfolg zu erwarten, wenn dem Hrn. Secretair 1) die
Ehre bei dieſem Geſchaſte gegeben wird, die ihm ge—
buͤhrt: 2) das zu beſtimmende Honorar ſeiner Verwen—
dung nur einigermaßen entſpricht, und 3) dem Hrn.
Secretair die noͤthige Aushuͤlfe zur ordentlichen Betrei—
bung der Geſchaͤfte der k. k. Ackerbaugeſellſchaft nicht
verſagt wird.
Sollte mein Vorſchlag nicht beachtet werden, ſo
möge der Hr. Secretair in dieſen Zeilen doch die, Ue⸗
berzeugung finden, daß wenigſtens ein Mitglied der k.
k. Ackerbaugeſellſchaft ſeinen Werth kennt, und ſeinen
Verluſt wahrhaft bedauert.
Bruͤnu am 7. May 1820.
Emanuel . von Bartenſtein
m. p. Mitglied der k. k. M. S.
Ackerbaugeſellſchaft.
III. Schreiben des Herrn Grafen Salm an
den Herrn Grafen Mittrowsky, Gouverneur
von Maͤhren und Curator der Geſellſchaft.
Euer Excellenz!
Unfer wuͤrdige Herr Sekreloie Rath Andre hat
zu meiner ſchmerzlichſten Ueberroſchung bei der letzten
Generalſitzung am Sten Mai mit gerührten Sorten, und
von der Wehmuth erſchuͤttert, die ihm die Trennung
vom geliebten Kinde verurſachte, ‚ferne Abdankung der
Secretairſtelle mit der beſcheidenen⸗ Bitte, ſein Andenken
freundlich zu bewahren, vorgelegt.
Seit dem Jahre 1806, wo ich die Directorsſtelle
übernahm, mit dem innerſten Weſen der Geſellſchaft, ih:
rer Entſtehung wie ihrer fortwährenden Erhaltung x
nau bekannt, weiß ich, daß fie nur durch dieſes Man
nes Bemühungen beſtand, und jenen Ruf erwarb, mit
dem fie vor allen andern ähnlichen Geſellſchaften glänzte.
Andrés Eifer verdankte fie die Entſtehung, acten⸗
mäßig liegt dies vor, fo wie das, was er ſeit jener Zeit
fuͤr das Fortſchreiten dieſer von ihm aus dem reinſten
Patriotismus hervorgerufenen Schoͤpfung gethan hat.
Meine Tajährige Ueberzeugung; wuͤrde nicht erſt der
Feder des Freundes bedürfen, um obigen Grundſatz bis,
in die kleinſte Einzelheit ausgefuͤhrt zu bewei en; ich
vermöchte immer nur zu wiederhohlen und allenfalls mit
Beweiſen zu belegen, was Baron Bartenſtein mir
sub. Sign. A. A. gleich nach der Nachricht dieſes Er⸗
eigniſſes aus der Fülle ſeines Herzens ſchrieb, und wel⸗
ches Alles, was ſich ſagen laͤßt, in möglchſter Kurze
enthaͤlt. 9
Unbeſchadet deſſen, was Hr. Canzler, Steiner und
ich fuͤr die Geſellſchaft gethan haben, müffen wir beyde
der Wahrheit gemäß dennoch Andr den bei weitem
allergrößten Theil des Geſchehenen! zuſchreilen,
theils durch Entwerfung der Ideen, theils durch feine
weiter unverdroſſene Ausführung, ohne feine Mitwirs
kung muß ſich die Geſellſchaft als aufgeloͤſtsund in jenen
Zuſtand der Nallität zuruckgeſunken anſehen, in welcher
die alte mahriſche n unter Daten
Schroͤfl lag.
Euer Ercellenz Weisheit bleibt es Äberlaffen,
die Mittel aufzufinden, wie dieſes ſelbſt fuͤr die Provinz
traurige Ereianiß verhindert oder doch gemildert werden
koͤnnte; ich kann nur Baron Bartenſteins Anſichten
ohne Ausnahme in allen Puncten vollkommen als damit
einverftanden unterzeichnen, kebe aber in der Ueberzeu⸗
gung, Euer Excellenz werden in jenen wohlthatigen
Geſinnungen, die Sie uns ſtets bezeugten, ſicher einen,
Ausweg finden, der unfere 2 n vor der au ld,
füng Kuh e.“ 6
Daß ich auf tähofbe Zeit verreiſe, habe ich der Ge⸗
felt bereits angezeigt, damit nach §. 36. der Sta
tuten der Herr? Eanzier BER: Sie een dem
vertrete.
Brünn den 8 May 1038 A;
Hochachtend vethartend
Sara art
1 2 ER)
1 Sie des Grafen Salm en die Ge.
ell ſchaft, 5
Peer Geſellſchaft!“ * N
eg nach der vom Herrn Secretair Andre uns
nt een Abdankung beſchaftigte ich mich mit den
Mitteln, dieſes unfre Geſellſchaft volkommen lähmenbe).
Ereigniß zu eben da erhielt ich in Cop. (ub A Hein)
G0 8 Schreiben des Geſellſchoftemnitgltedes Herba
aror krtehſteln daner wie aus meiner Seele
foriht, fo. ‚glaußte ich nichts Beſſeres thun, zu können,
als, dieſes unmittelbat nebſb der (ab. B.! beiliegenden?
Einbeglettung an den“ Hefe” Carator Se. Exeellenz
Graf Mittrowsky abzufenden, und ſeinem Wohlwol⸗
110 1
— iin
len für uns, Seiner Weisheit es zu uͤberlaſſen, wie ſich
dieſes uns drohende Uebel abwenden oder mildern ließe,
welches ich hiemit zur Wiſſenſchaft mittheile.
Bruͤnn den 8. May 1820.
„ f Salm,
* Director.
Und was war der Erfolg? Erſtlich erklärten Se.
Excellenz, daß ſie jene Schreiben ad acta gelegt haͤtten,
womit fie hinlaͤnslich erledigt wären. Zweitens ward
mit großer Uebereilung eben der Secretair, deſſen Pro-
beſtuͤck wir ſo eben controllirt haben, angeſtellt; ohn⸗
geachtet er von den drei Hauptheſchaſtigungs⸗Gegenſtaͤn⸗
den der Geſellſchaft (Ackerbau, Natur- und Landeskunde)
auch nicht ein Jota verſtand, ja, er ward de Facto zum
ordentlich beiſitzenden Mitgliede durchaus ſtatutenwidrig
ernannt, da er nicht einmal zum correſpondirenden Mit⸗
gliede der angeführten Urſache wegen befaͤhigt war;
ohnerdchtet Andre ſchon laͤnger im voraus weit zweck
mäßiger für den Fall feiner: Abtretung geferst hatte, und
in der Perſon des Profeſſors der Landwirthſchaft, Hrn.
Zemann ein ſtatutenmäßiger, fublituirter ſehr geſchick—
ter Secretair vorhanden war, der nicht nur alle crfors
derlichen Kenntniſſe beſaß, ſondern mehrjährig in den
ganzen Geſchaͤftsgang ſich eingeuͤbt, und ſich ſonſt viel⸗
fältige Verdienſte um die Geſellſchaft bereits erworben
hatte, indeſſen der neue Herr Lauerer in gar nichts
eingeweiht und nur als Gelegenheits-Reimer bekannt
war. Er diente einer Partei zum, Werkzeuge, Wie ent⸗
ſprechend J. ſpringt aus obigem, Fragment feines Berichts
in die Augen.
Wenn die uͤbrigen,
theilungen nicht treuer und actenmäßiger ausfallen, wers
den die Mitglieder der Geſellſchaft allerhand erfahren,
nur nicht das, was ſie am meiſten intereſſirt, die voll:
ſtaͤndige Wahrheit. 15 a
Etwas weniger wegwerfend aber eben ſo herzlos,
kurz und undankbar wird von der Reſignation des Di⸗
rectors geredet, um deſto eiliger den Raum zu einer
Menge anderweitiger Huldigungen, nicht eben im beſten
Geſchmack zu verſchwenden.
Weit mehr hatte die Mitglieder intereſſirt zu wiſſen:
Warum haben denn Seeretair und Director eigentlich
ihre Stellen niedergelegt? Wer iſt daran Schuld? Was
hat man than es zu hindern? Bekanntlich iſt mach der
Organen der Geſellſchaft der Secretalr ihre wichtigſte
Perſü, Ihre eigentliche Seele. Wenn man nun mit
nbegreifſſcher Uebereilung ſich über alle Ruͤckſichſen weg⸗
ſetzte und ihn eben ſo ſchnell als ſchlecht erſetzte, warum
geſchah gar nichts zur Wahl eines neuen Directors,
deſſen Poſten in jedem Fall leichter zu erſetzen iſt
Warum legt man auf einmal ſolch Gewicht auf die uns
mittelbare Einwirkung des Grafen Mittrowsky?
Fand dieſe etwa vorher nicht ſtatt? War fie nicht als
Curator ſeine Pflicht?
Dieſe und viele andere Fragen werden die Mitglie⸗
der mit Recht aufwerfen. -
Uebrigens behalte ich mir eine beſondere nähere Bes
leuchtung aus dem mehr literariſchen Geſichtspunet vor.
U 5 H. 8,
7
der von ihm redigirten Mit⸗
Ankuͤndigung einer in Hamburg errichteten
Wittwencaſſe für Aerzte, Wundaͤrzte und
Apotheker.
Mehrere Hamburger und Altonaer Aerzte, Wunde
ärzte und Apotheker haben es unternommen, durch Bes
gründung einer Wittwencaſſe einem laͤngſt gefuͤhlten Br
duͤrfniſſe abzuhelfen. Es iſt ihnen gelungen eine anfehns
liche Anzahl von Theilnehmern zu finden, und die un⸗
terzeichneten Directoren laden ihre Herren Collegen in
und außer Hamburg zum Beitritte zu dieſem gewiß nuͤtz⸗
lichen und wünſchenswerthen Inſtitute ein. Der Plan
iſt im allgemeinen folgender: i
Mitglied kann ein Jeder, werden, der als Arzt,
Wundarzt (dem die Ausübung der Chirurgie in ihrem
ganzen U fange zuſtehet, fuͤr Hamburg Chirurgen erſter
„Claſſe) oder Apotheker von ſeiner Oßrigkeit, anerkannt iſt,
und an keiner an und für ſich rödtlichen Krankheit lei—
det. Er zählt beim Eintritte ein nach dem Alter vers
ſchiedenes Eintrütsgeld, nach der unten beigefügten Ta⸗
belle, und einen jährlichen Beitrag don 20 mk. amb.
Cour. — Die erſten Theiſnehmer d. h. die bis ul ins
Fehr! 1822 bektreten, zahlen nur die Halfte des beſtimm⸗
ten Eintrittsgeldes. 2 110 ST
Die Eintrittsgelder und etwanigen Schenkungen und
Vermaͤchtuiſſe bilden auf die ſicherſte Weiſe einen feſten
Fond, der nie angegriffen werden darf, und dem Inſti⸗
tute die eigentliche Dauer und Feſtigkeit giebt. Die jahrs
lichen Beurage und die Zinfen jenes Fonds werden zu
den Penfionen für die Wiltpen verwendet. Dieſe Pen⸗
ſion iſt für alle Witwen. gleich, und wird im Apfange
eines jeden Jahres nach der. Menge der Mitglieder und
der Anzahl der zu penfieuisenden Wittwen beſtimmt.
Um den aufgeſtellten nothwendigen Grundſatz durch⸗
führen zu koͤnnen, daß die Penfion nie geringer aus—
falle, als ſie in fruͤheren Jahren war, iſt der Beitrag
von vier Mitgliedern, alſo go Ertmk. als minimum ei⸗
ner jahrlichen Penſion vorläufig feſtgeſetzt, und wird
dieſe durch den Zinſenertrag des feſten Fonds, unter
dem Namen einer Nachſteuer, allmaͤhlig vermehrt.
Das Beiſpiel anderer ähnlicher Inſtitute hat zur Ges
nuͤge dargethan, wie anſehnlich dieſe Erhöhung in kur⸗
zer Zeit werden kann, beſonders wenn, wie es hier der
Fall iſt, dieſe gewiſſe Penſion waͤhrend der erſten
Jahre nur klein iſt. Der Vorzug dieſes Inſtituts vor
andern aͤhnlichen Verſicherungsgaſtalten, Verſorgungs⸗
Tontinen u. ſ. w. liegt klat vor Augen, wenn man bes
denkt, wie unbedeutend die Koſten deſſelben ſeyn wer—
den, da die Verwaltung durchaus unentgeld⸗
lich iſt, um mit einem moͤglichſt kleinen Einſchuſſe gro—
ßen Ertrag zu gewinnen.
Wer die Aufnahme wuͤnſcht, hat ein Formular nach
dem Beiliegenden auszufuͤlen, und mit den nöthigen
Unterſchriſten zu verſehen, ſein und ſeiner Frau Tauſ⸗
ſchein, ſein Diplom, Patent oder dergkeichen einzuſen⸗
den, und muß ſich durch zwei hieſige oder Altonger
Mitglieder der ärzlichen Wittwenkaſſe vorſchlagen laſſen.
Auswärtige tragen die Koſten der Correſpondenz. Ueber
die Aufnahmsfahigkeit entſcheidet eine eigene Commiſſtion
— — —
von neun Mitgliedern, deren hoͤchſte Pflicht gewiffen von 1 mk. zum Beſten der Wittwenecaſſe von dem uns
hafte Sorge für das Beſte des Inſtituts und ſtrenge terzeichneten Caſſenfuͤhrer und dem Secretair ausgetheilt,
Verſchwiegenheit Aber die ihrer Unterſuchung anvertraus
ten Thatſachen ſeyn muß. nn kraͤnklichen Maͤn— Hamburg im December rger. 1
nern ſteht zwar eigentlich der Beitritt nicht zu, doch Dr. Siemers, in Hamburg.
können fie für eine nach den Umſtaͤnden erhoͤhete Eins Prof. Niſſen, Dr. u. Phyſikus in Altona.
trittsſumme gleichfalls aufgenommen werden, woruͤber C. Noodt, Apotheker in Hamburg.
jene Commiſſion zu entſcheiden hat. C. E. Funk, Wundarzt in Hamburg, Caſſenf.
Der ausfuͤhrllchere Plan wird gegen Bezahlung Buek, Dr. in Hamburg, Secretair.
Tabelle fuͤr die Entrichtung des Eintrittsgeldes.
Erſte Claſſe. | Zweite Claſſe. | Dritte Claſſe. ] Vierte Ciaffe. | Fünfte Claſſe. g
Bis 30 Jahr 60 mk. 45 Jahr 120 mk. 60 Jahr 240 mk 7s Jahr 480 mf 90 Jahr 960 mk.
31 „ 64 146 » 128 8 f 13560 76 „ 312 9 1 1024
und für jedes S.und für jedes S.und für jedes J.ſund für jedes J.ſund für jedes J.
4 mk. mehr. 8 mk. mehr. 16 mk. mehr. 32 mk. mehr. 64 mk. mehr.
Das Alter der Frau wird weiter nicht beruͤckſichtigt, ſobald fie nur 10 Jahr oder weniger als 10 Jahr juͤn—
ger iſt, als der Mann; iſt ſie aber mehr als 10 Jahr juͤnger, ſo wird jedes Jahr uͤber 10 dem Manne zu ſeinem
Alter hinzugezaͤhlt, z. B.
der Mann waͤre 70 Jahr
die Frau nur 43 —alſo 25 Jahr juͤnger,
fo wird der Mann 70 T 15 Jahr, alſo 85 Jahr gerechnet.
Schema eines Formulares fuͤr die Aufzunehmenden.
Ich erklaͤre hiermit:
1) daß ich zu im Jahr geboren, alſo jetzt Jahr alt, daß ich Arzt (Apotheker), (Wunde
arzt) zu bin und mich im Jahr mit verheyrathet habe, daß meine
Frau im Jahr geboren, alſo jetzt Jahr alt iſt.
Ich bezeuge als rechtlicher Mann:
2) daß ich die Blattern (Schutzblattern) gehabt und wiſſentlich nie an Krebs, Waſſerſucht, Schwindſucht,
oder Auszehrung jeglicher Art, Harnruhr, Steinbeſchwerden oder Epilepfie gelittten, auch nie einen Anfall
vom Schlagfluß gehabt habe, noch jetzt an einer Krankheit leide, von der es ſich vermuthen laͤßt, daß ſie
mein Leben um ein Bedeutendes verkuͤrzen werde.
Bemerkungen.
* *
*
Ich bezeuge hiedurch:
3) daß ich mit den Bedingungen des Plaus der Hamburger aͤrztlichen Witiwen⸗Caſſe einverſtanden bin und
mich bereit erklaͤre, demſelben in allen Puncten nachzukommen.
18 (Unterzeichnet.)
b den
Fuͤr die Ausſage sub. No. 2.
(Unterſchriſt des Hausarztes.) 1
Zeuge der Unterſchrift.
*
eoylaoge &
An die Stände » Verfammlung in Baiern.
1) Nach § 1 40. des Lehen: Ediktes vom 7: Jul.
1808 (Rol. S. 1894) können kuͤnftig keine andere Les
hen — als Mannlehen der Krone exiſtiren. — Wie
vereinbart ſich hiemit die Conſtituirung des Lehens Fuchs—
mühl an H. v. Zendtner in ein Weib ec lehen? —
2) Nach $. 24. ſollen alle Privat- und Afterlehen er»
loͤſchen. —
Der §. 26. bis zum I. Jan. 1810 feſtgeſetzte gütliche
Ausgleichungstermin — zur Allodifizirung oder Umaͤn⸗
derung in andere Grundvertraͤge wurde durch die Ver.
vom 16. Aug. 1810. bis 1. Jan. 1812 verlaͤugert. —
Nach dieſer Verordnung ſollen bey vereitelter Ausgleichung
die Lehen in Erbrecht verwandelt werden. (Novellen zum
baier. Lande. 1820 in 8. S. 587 — 93)
Warum muͤſſen noch ſoviele adeliche Unterthanen
unter dem Privat-Lehen⸗Nexus ſchmachten?
3) Ueber die Abloͤſung der grundherrlichen Renten
und Laſten exiſtirt noch kein Normativgeſetz, wie fie in
Weſtphalen erlaſſen wurden. (§. 6. 7. das Ed. über die
gutsherrl. Gerichtsbarkeit).
Eben fo wenig über die Abloͤſung der Frohnden nach
$. 7. tit. IV. der Conſtit. Urkunde,
4) Können die nach 1806 rechtsmaͤßig eingezogenen
Gerichtsbarkeiten — zum Schaden der dadurch immediati—
ſirt gewordenen Unterthanen — nach $. 28. des Edikts
über die gutsherrliche Gerichtsbarkeit, wieder aufleben?
(Vgl. Spaun's Piece.)
Koͤnnen jene Gerichtsherren, die vor 1806 nur ein
perföniihes Recht hatten, nun die Gerichtsbarkeit
mit einem dinglichen Rechte anſprechen — oder find dieſe
blos perſoͤnlichen Gerichtsbarkeitsrechte für abgeſprochen zu
erkennen?
5) Nach 6. 34. ſoll ein Patrimonialrichter erſter
Klaſſe 600 fl. Gehalt haben — nach $ 44. des gutsherrl.
Ediktes kann ein und derſelbe Patrimonialrichter bey meh—
reren Gerichten aufgeſtellt werden. Muͤſſen dieſe concurs
rirenden Gerichtsherren mit einander nur 600 fl. bei»
ſteuern — oder muß jeder Gerichtsherr dem Beamten die
600 fl. ausweiſen?
6) Soll gegen die Rentbeamten und Landrichter, wel:
che wegen ſchlechter Amtsfuͤhrung penfionirt werden, nicht
mit größerer Strenge als bisher verfahren werden? Sol⸗
len fie auch im Falle der Strafloſigkeit nicht wenigſtens zu
Bureaugefchäften verwendet werden, damit fie im geſun⸗
den Zuſtande ihre Penfion nicht ganz umſonſt verzehren?
ie.
Die Ueberſchrift dieſes Aufſatzes möchte wohl Mans
chem ſonderbar vorkommen, deswegen halten wir es fuͤr
Pflicht uns vorerſt uͤber dieſelbe zu erklaͤren. Unter dem
allgemeinen Namen Indien Im Bonn verſtehen wir
die Fortſchritte, deren ſich die indiſche Litteratur, und
No, 12
a
Su A822. 2.
überhaupt das Streben nach Indiſchem, unter der Fein
tung des würdigen Herrn Profeſſores von Schlegel zu er»
freuen hatte. Der Eifer und die Aufopferung womlt ſich
jener Gelehrte dem Aufkommen des hieſigen Indiſchen
Inſtituts annimmt, verdient vor allem immer ruhmwuͤrdi—
gen Erwaͤhnung. Seit ſeiner Zuruͤckkunft von Paris
(eine Reiſe auf deren Erfolg wir ſpaͤterhin zuruͤckkommen
werden) ſtreben mehrere Studirende, unter ſeiner Lei—
tung, mit der indiſchen Sprache und Litteratur vertraut
zu werden. So wie wir vernommen iſt Herr von Schle—
gel nicht allein ſehr zuvorkommend in ſeinen Lehrſtunden
ſelbſt, ſondern er geſtattet auch, — bey den noch ziemlich
ſparlichen Huͤlfsmitteln, womit die Univerſitaͤts Bibliothek
dem Studium der indiſchen Sprache zu Huͤlfe kommen
kann, — ſeinen Zuhoͤrern die Benutzung ſeiner, mit den
meiſten und koſtbarſten Werken der indiſchen Litteratur
reichlich verſehenen Bibliothek. — Bey einem ſolchen Zus
vorkommen von Seiten des Lehrers, bey der Bereitwillig⸗
keit womit überhaupt Herr von Schlegel feine nicht unbe—
deutenden Schaͤtze indiſcher Litteratur und Kunſt mit—
theilt, und bey der Begunſtigung, deren ſich das indiſche
Inſtitut von Seiten einer hohen Regierung zu erfreuen
hat, duͤrfen fuͤr die Folge mit Recht die wünſchenswerthe—
ſten Reſultate erwartet werden. — Doch dies wollen wir
der Zeit uͤberlaſſen, und uns jetzt nur auf die Gegenwart
beſchraͤnken. —
Unter allen Gegenſtaͤnden aber, die uns die Gegen—
wart darbietet, verdient beſonders die indiſche Druckerei,
der vorzuͤglichſten Aufmerkſamkeit. Eben die Einrichtung
diefer Druckerei fuͤr Bonn und Berlin war der Zweck der
Reiſe des Herrn Profeſſor von Schlegel nach Paris, und
wir ſagen nicht zu viel, wenn wir behaupten Herr von
Schlegel habe dieſen Zweck vollkommen, ja ſo erreicht,
daß nichts mehr zu wuͤnſchen uͤbrig bleibt. Schon fruͤher
legte Herr von Schlegel dem Publikum in feinem „Speci—
men novae Typographiae indicae“ die gelungenen Re⸗
ſultate feiner Bemühungen vor, und befriedigte die Er—
wartungen, welche man gehegt hatte! Jetzt aber, da die
Lettern vollendet ſind, und wir die neuen Druckproben
vor uns haben, kann erſt der Eifer und der unermuͤdete
Fleiß, womit Herr von Schlegel — durch Vergleichung
anderer Drucke ſowohl, als auch ſorgfaͤltige Benutzung
der Manuſeripte ſelbſt, — die ſchwierigſten Aufgaben der
an fi) ſchon fo verwickelten indiſchen-Buchſtabenverbin⸗
dung geloͤßt hat, anerkannt und bewundert werden.
Seine Ligaturen find eben fo finnreich erdacht, wie ges
ſchmackvoll und mit Kunſt ausgefuͤhrt, und wir duͤrfen
ſtolz behaupten, daß aller bis jetzt erſchienene engliſche
und oſtindiſche Druck, gegen den, welchen Herr von
Schlegel jetzt fuͤr die Univerſitaͤt Bonn errichtet, nicht
mehr genannt zu werden verdient. Herr von Schlegel's
Druck verbindet nicht nur die vorzuͤglichſte Reinheit der
Umriſſe, mit der forgfältigften Schonung der Augen, ſon—
dern die ſyſtematiſche und klare Verbindung der Buchſta⸗
ben erleichtert auch ſehr das Leſen. Die Lettern ſelbſt
ſind bereits in unſern Mauern angekommen und wir wer—
den wohl naͤchſtens mit dem erſten in Deutſchland ge⸗
—
drückten indiſchen Texte erfreuet werden. Daß eben
dieſe Druckerei bedeutenden Einfluß auf das Gedeihen
und Fortkommen des hieſigen indiſchen Studium — ja
auf das von ganz Deutſchland — haben wird, bedarf wohl
keines Beweiſes. Es ſteht zu erwarten, daß Bonn in
dieſem Zweige der Wiſſenſchaft, eben durch die Einrich⸗
tung dieſer Druckanſtalt, Goͤttingen bald gleich kommen,
wo nicht uͤbertreffen wird. —
Ueber die Sammlung indiſcher Kunſtſchaͤtze, die Herr
von Schlegel beſitzt, enthalten wir uns jedes Urtheils;
nur bemerken wir, daß dieſelbe mehrere vorzuͤgliche indi—
ſche Goͤtterbilder aus Bronze, — worunter einige von
ziemlicher Größe, — und eine bedeutende Anzahl indi—
ſcher Bilder, — theils Darſtellungen aus indiſchen Ro—
manen, theils Seenen aus dem gewoͤhnlichen Leben, —
enthält. Wir dürfen wohl mit Recht erwarten, daß in
der indiſchen Bibliothek, welche Herr von Schlegel her—
ausgiebt, wenigſtens die wichtigſten derſelben bekannt ges
macht werden und wollen daher mit unſerer Beurtheilung
und Beſchreibung nicht vorgreifen. Um ſo groͤßer aber
iſt unſer Wunſch recht bald etwas Ausführliches darüber
zu hören, da wir willen, daß dieſe Sammlung koſtbarer
Obriginalbilder, — welche Herr von Schlegel durch den
Herrn Hofrath Dorow erhalten hat, — als ein Geſchenk
des Tippo Sahib nach Frankreich gekommen iſt, und alſo
wohl mit Recht viel Intereſſantes hoffen laͤßt.
Dafür wollen wir noch einer andern Privatſammlung
orientaliſcher Alterthuͤmer erwähnen, welche ſich hier bil—
det und taͤglich bedeutend vermehrt. Dieſes Achten und
Sammeln der in dieſen Gegenden zerſtreut liegenden,
uns noch ſo unbekannten Kunſtwerke des Orients, giebt
einen erfreulichen Beweis, wie der Eifer für ein Stu
dium durch die Thaͤtigkeit eines Mannes, wie Herr von
Schlegel, erweckt und genaͤhrt werden kann, und welche
große Reſultate jetzt von dem Streben zu erwarten ſind,
Licht aus dem Oriente zu erhalten und das Dunkel, wels
ches uͤber das fruͤhere Menſchengeſchlecht noch ausgebreitet
iſt, von dort aufzuklaͤren. — Der predigende Paulus
mag als Deutſchlands Special: Nedacteur des Orients,
in Heidelbergs Jahrbuͤchern mit Feuer und Schwert dage⸗
gen eiſern und alles Licht ſich und ſeinem Vaterlande
zuſchreiben, ſo wird es ihm nicht gelingen dieſen Geiſt
des Wahren und jugendlich Kräftigen und Schönen der
uns aus dem Orient, beſonders aus Indien, kommt auf⸗
zuhalten und zu zerfiören. Aus dieſer fo eben erwähnten
Privat Sammlung, welche dem Herrn Hofrath Dorow
gehört, erlauben wir uns einige der vorzuͤglichſten Stücke
zu erwaͤhnen, deren Bekanntmachung wir in ſeinem Jour⸗
nal: Morgenlaͤndiſche Alterthuͤmer, wohl entgegen ſehen
duͤrfen. Ueberdem kann unſere Beſchreibung ſich auch nur
auf kurzes Anſchauen gruͤnden, wodurch jedoch keine Ruͤge
gegen Herrn Dorow ausgeſprochen ſeyn ſoll, als ſey er
nicht gerne bereit ſeine Sammlung Beſuchenden zu oͤffnen
und zu zeigen, ſondern es ſoll nur jedem Vorwurf be⸗
gegnet werden der wegen nicht ausgeführten Darſtellungen
gemacht werden koͤnnte. — Um ein ganz gediegenes Ur⸗
theil über Gegenſtaͤnde des hohen Alterthums zu liefern,
muß man mit ihnen leben, man muß ſie jeden Augenblick
bey der Hand haben, man muß dle Ideen die oft der Aus
genblick erzeugt, an dem Originale ſogleich prüfen, ver⸗
werfen oder feſthalten koͤnnen! Wir wollen uns zu den
Alterthumsgegenſtaͤnden ſelbſt wenden, uͤbergehend den
koſtbaren perſiſchen Jaspis- Cylinder, die tibetaniſche
Handſchrift, das Bad der Ganga und das hoͤchſtmerkwuͤr⸗
dige indiſche Bronzbild mit den noch unerklaͤrten Schrift—
zeichen, — indem dieſe Gegenſtaͤnde in den oben erwaͤhn⸗
ten zwey herausgekommenen Heften der morgenländifchen
Alterthuͤmer ihre Erklaͤrung und Abbildung gefunden ha—
ben. Wuͤnſchen jedoch daß Herr von Dorow dieſe Ga
genftände eigener und anderer Prufung nochmals unter—
werfen wolle, indem Manches zu berichtigen, Mehreres
zuzufuͤgen ſeyn moͤchte. 2
0 (Fortſetzung folgt.)
2
Antwort 5
auf die in der Iſis (5. Heft 1821. S. 403.)
erſchienene Recenſion: die Gallerie aller jurid.
Autoren u. ſ. w. 1. B. ff.
t ; t
Weil das Werk eines jeden Schriftſtellers gewaͤrtig
ſeyn muß, von irgend einem Klopffechter im Recenſen⸗
tenrocke heimgeſucht zu werden, fo iſt auch, meiner Gal⸗
lerie in der genannten Recenſton nichts Ungewoͤhnliches
begegnet und ich würde die Sudeley gaͤnzlich unbeantwor—
tet geleſen haben, wenn ich ihrem Verfertiger, der zu den
dickhaͤutigen Koͤpfen gehoͤrt, nicht einzutrichtern verſuchen
wollte, was zu verſtehen ihm zu ſchwer vorkam z Ran
Joh. Joachim Becher war zwar ein Arzt, nahm
aber in ſeinem allgemeinen Woͤrterbuche eine vorzuͤgliche
und mehr als in bloſen Sprachwoͤrterbuͤchern nothwendige
Ruͤckſicht auf die juridiſche Bedeutung der Woͤrter, gehoͤrt
alfo unter die juridiſchen Schriftftellee, dieß wird dem
Recenſenten, wie vernagelt er auch ſey, eingehen.
Abraham Bjovius hatte in feiner Fortſetzung der
Annalen des Baronius den Kaiſer Ludwig V. nicht
unter die Kaiſer gezählt, er betrachtete alſo die Geſchichte
der beiden Gegenkaiſer Ludwig und Friedrich von einem
ſtaats rechtlichen, wenn gleich irrigen, Standpunete;
Ferner umfaßt fein, Pomifex romanus das ganze Kir;
chenrecht, er gehört folglich in ſtaats- und kirchen rechtl.“
Hinſicht unter die juridiſchen Autoren; dieß wird dem
Recenſenten wohl auch eingehen.
Von dem Uebel ſeiner Unwiſſenheit haͤtte ich ihn
alſo gluͤcklich befreit; da aber der gute Mann (er ſchrieb
sine ira et odio) ouch ſo halb und halb verrückt ſeyn muß,
denn er faſelt von einiger Abneigung gegen Alles, was
Baieriſch iſt, fo kann ich, fo gern ich ihm auch hier helfen
wuͤrde, nichts thun, als ihn bedauern. Ich bin blos
Juriſt, Verruͤcktheit aber heilt nur ein Arzt.
Wuͤrzburg den 4. Jul. 1821.
Stepf.
2 Dieſe Antwort iſt durch ein Verſehen liegen n
3 *
— *
An das literariſche Publikum.
Ich finde meinen Verſuch: die Verwandſchaften der
verfihicdenen Naturreiche und die Stuffenfolge der Ent:
wickelung einzelner Naturkoͤrper in einem ſyſtematiſchen
Netz anſchaulich darzuſtellen. Leipzig Tauchnitz. Mit 1
ill. K. 52 Bog. 4. im 9. Heft der Iſis, 1821. unter
den dieſer Zeitſchrift zur Beurtheilung zugeſendeten Schrif—
ten erwaͤhnt.
Es ſcheint mir nicht unnöthig, für den etwanigen
Beurtheiler oder fuͤr ſonſtige Leſer dieſes ſchon im Jahr
1817 gedruckten und abgefaßten Schpiſtchens zu bemerken,
daß daſſelbe damals unter Verhaͤltniſſen-von mir geſchrie—
ben ward, in denen mir die Benutzung nur weniger lite—
rariſchen und naturhiſtoriſchen Huͤlfsmittel zu Gebote
ſtand, — ein Mangek, welcher auch durch mehrere Luͤ—
cken, Unrichtigkeiten und Mißgriffe in der Behandlung
des unermeßlichen Gegenſtandes, welcher ſeinen Inhalt
ausmacht, nur zu ſehr verrraͤth. Es wird und muß mir
daher vollkommen genuͤgen, wenn man nur die Grund⸗
züge der dort von mir angedeuteten Idee als brauchbar,
richtig und den nnveränderlichen Naturgeſetzen gemaͤß
anerkennt und eine umfaſſendere Ausfuͤhrung derſelben
für den Total ⸗ Ueberblick der Verwandſchaften der Nas
turreiche und der einzelnen Naturkoͤrper wirklich vortheil—
haft und wuͤnſchenswerth fande. Ich ſelbſt aber habe
an eine ſolche detaillirte und umfaſſendere Ausführung
zu keiner Zeit gedacht oder auch nur denken koͤnnen und
wollen. Zwar war bereits die Zeichnung zu, einer meine
Idee näher verſinnlichenden und fie vollſtandiger bezeich—
nenden Steindrucktafel entworfen und ich gedachte fie
dieſem Schriftchen, wie es auch auf dem Titel von mir
bemerkt iſt, beyzugeben. Allein, noch ehe ich ſie vollen—
den konnte, noͤthigten mich Umſtande, deren "nähere
Darſtellung keineswegs hieher gehört, mich von Leipzig
zu entfernen, ohne daß mir damals mehr als die uns
vollſtäͤndigen Aus haͤngebogen meiner To eben vollendeten
Schrift in den Handen blieben. Mit der Gelegenheit
aber war mir ſpaͤterhin auch die Luft ganzlich entſchwun⸗
den, jenen Entwurf von neuem aufzunehmen und ge—
nauer auszuführen. ;
Die bloße Andeutung einer Idee und deren prac—
tiſche Ausführung werden ſtets zwey ſehr verſchiedene
Dinge bleiben. Wer den Riß zu einem Gebaͤude ent⸗
wirft, wird es wohl nur in ſehr wenig Fällen, mit eia—
nen Händen, allein und ohne weitere Hülfe, auch ſelbſt
vollſtaͤndig zu erbauen vermögen, In dem Zeitraum
von fuͤnf Jahren, ſeitdem mein Werkchen gedruckt
ward, hat nich: nur die naturgeſchichtliche Syſtematik
uͤberhanpt hier und da ſehr veränderte Anſichten ge—
wonnen, ſondern es iſt auch die Kenntniß der einzel:
nen Naturkoͤrper und Naturkraͤfte ins beſondere, in
demſelben ungemein erweitert worden, und- die von mir
aufgeſtellte, in jenem Zeitpunet vielleicht nicht ganz uns
intereſſante Idee hat bey den rapiden Fortſchritten der
Naturkunde gegenwaͤrtig den Reitz und den Werth der
Neuheit, welcher zu allen Zeiten ein ziemlich prekäres
Ding bleibt, ohnſtreitig ſehr verlohren. Noch vermu⸗
the ich, daß ein Theil meiner Anſichten in mehreren
ſeitdem erſchtenenen Schriften bereits, obgleich vielleicht
mit eigenthuͤmlichen Modificationen, weit erſchoͤpfender
und ſcharfſinniger behandelt worden ſey, als ſie meine
Beſchraͤnktheit, ſelbſt unter den günftigften Umſtaͤnden,
wohl jemals wuͤrde haben ausfuͤhren koͤnnen. Wahr—
ſcheinlich iſt dies vorzüglich durch die zu Wilbrands
Gemaͤlde der organiſchen Natur in ihrer
Verbreitung auf der Erde. Gießen, Muͤller 1821.
8. gehoͤrigen Tafeln geſchehn, ob mir dieſelben bis
jetzt gleich noch nicht autoptiſch bekannt worden finds
Meine Piece verdankt, wie ich dankbar in derſelben er:
waͤhnt habe, einen Theil desjenigen Guten, das ſie
vielleicht enthalten mag, ſchon einer fruͤheren, mir zu—
faͤllig bekannt gewordenen Schrift dieſes geiſtvollen Na⸗
turforſchers, der ſchon fo manches Raͤthſel der Natur
auf das gluͤcklichſte deutete; nehmlich der Preisſchrift
desſelben: über die Claſſification der Thiere.
Gießen 1814. 8. l
Von jenem unſeligen, egoiſtiſchen, nur nach Ne
heut der Ideen oder nach Priorität naturhiſtoriſcher Ent
deckungen haſchenden Hange, an welchem fo viele Nas
turforſcher unſerer Zeit gewaltig kraͤnkeln, — welcher
dem Gedeihen einer Wiſſenſchaft, deren Pflege den un—
eigennützigſten Gemein: Sinn und gemeinſchaftliches Zus
fammen » Wirken" zu einem Zweck hauptſaͤchlich fordert,
ſo unſaͤglich ſchadet, hat mich mein beſſeres Bewußtſeyn
zwar von jeher voͤllig frey geſprochen. Indeſſen hatte
ich mich dennoch innig uͤberzeugt, daß keine aͤnßere Bes
mühung, fie komme auch her, von wem fie wolle oder
ſey ſo klug oder ſo ſchlau ausgedacht, wie ſie es immer
wolle, dem Gelehrten die Rechte der Ideen-Prioritaͤt
zu verkuͤmmern im Stande ſey, welche den unantaſtba⸗
ren Stempel der Wahrheit und Gultigkeit in ſich
ſelbſt traͤgt. . 5 ö
Daß zum Gedeihen des Natur: Studiums In hoͤhe⸗
rer Potenz und einigermaßen erweitertem Umfange wohl
noch etwas mehreres gehört, als nur diejenigen Dinge,
welche man ſehen, ſchmecken, fuͤhlen und mit Haͤnden
greifen kaun, würde mir eine ſehr uͤeberfluͤſige Bemer⸗
kung ſcheinen, wenn es heut zu Tage nicht ſo haͤufig,
ſelbſt von eigentlichen Naturforſchern faft ganz unbeach⸗
tet zu bleiben ſchlene. Wahr bleibt es freylich, daß für
feine Perfon der Naturforſcher fo wenig als jeder ans
dere Menſch zu einer gedeihlichen Exiſtenz zu entbehren
vermag. Auch wird es für den deſcriptiven Theil der
Naturgeſchichte, trotz des Unweſens, das man mit na⸗
tuthiſtoriſchen Bilderbͤͤchern zu treiben pflegt, ſtets
wichtig, nothwendig und folglich ein entſchiedenes Der
dienſt bleiben, naturhiſtoriſche Segenftände gut abzubil⸗
den, zu beſchreiben und ſie ſo genau als immer moͤglich,
von einander zu unterſcheiden, da ſie nur hierdurch mit
einiger Sicherheit in den allgemeinen Catalog der natür⸗
lichen Dinge von uns eingetragen werden koͤnnen. Aber
dieſes Verdienſt, fo wie das Geſchaft des Sammlers
und ſelbſt dasjenige des bioßen Syſtematikers, fen es
nun nach eignen oder fremden Schematismen, bleibt
dennoch nur ein ſehr untergeordnetes, vorbereitendes, und
laßt ſich im Grunde nicht viel höher anſchlagen, als
das jenige des mechaniſchen Arbeiters, welcher regelrecht
diejenigen Steine behauet, welche in der Folge zum Ges
bin eines königlichen Pracht-Pallaſts gebraucht wers
den ſollen. Alle Empirle bleibt das nothwendige Sub
ſtrat, an welches ſich höhere Folgerungen und Schluͤſſe
knͤpfen muͤſſen, wenn fie wirklich fruchtbar für die
Kenntniß des allgemeinen Lebens erſcheinen ſoll. Fruͤ—
her oder. fpater wird aber immer am Ende aus jenen
untergeordneten Beſtrebungen mit Gewißheit herfuͤrge—
hen, nicht nur, daß das Meer der äußeren Formen uns
endlich und unerfhöpflid fey, ſondern auch, daß das
jenige, was uns die Natur cyeliſch zu wiederholen und
in ganz gleichfoͤrmigen Typen auszuprägen ſcheint, von
einem hoͤheren Standespunkt aus, keineswegs als etwas
unverandert Bleibendes und Feſtes von uns angeſehen
werden koͤnne, und daß wir vielleicht nie dahin kommen
konnen oder auch kommen ſollen, mit voller Sicherheit
zu beſtimmen, in wie fern und in welchen Gra⸗
den der Grund diefer Veraͤnderlichkeit und
dieſer Veränderung in oder außer unſerem
Selbſt zu ſuchen ſey.
Wohl darf ich mit einigem Recht wuͤnſchen, daß
man bey der etwanigen Beurtheilung des bezeichneten,
dem Publikum nach einem Zeitraum von faſt fünf Jah;
ren ohne mein Zuthun wieder vorgefuͤhrten Schrif⸗
chens obige Ruͤckſichten nicht ganz aus den Augen vers
liere und aus eben denſelben Gruͤnden, den Mangel
der dem Werkchen fehlenden, obwohl auf deſſen Titel
von mir bezeichneten ſyſtematiſchen Tafel ebenfalls billig
eniſchuldige. Ich werde dieſelbe nie nachlie⸗
fern, weil ich ſie gegenwärtig für uͤberfluͤſ⸗
ſig halte. Uebrigens ward das Werkchen auf eigne
Koſten gedruckt, war nicht beſtimmt, um fuͤrs erſte in
den eigentlichen Buchhandel zu kommen und hatte einen
deutlich genug an dem Tag liegenden Zweck.
Sollten indeſſen Freunde der Naturgeſchichte und
Freunde von mir daſſelbe zu beſitzen wuͤnſchen, fo ſteht
es ihnen mit Vergnuͤgen zu Dienſten, ſobald ſie ſich
unter nachſtehender Addreſſe, in portofreyen Briefen un—
mittelbar an mich ſelbſt wenden wollen.
Dresden, am 10. Jan. 1822.
Aug. M. Tauſcher,
der Philoſ. Doct, privatiſirender
Gelehrter in Dresden. 55
v. Hormayrs Aufforderung an das Konig—
liche Archivariat zu Bamberg.
„Fuͤr die Geſchichte Inner: Oeſterreichs iſt es ein
unerſetzlicher Verluſt, daß die für Kaͤrnthen und Steyer⸗
mark ſo wichtigen Archive von Bamberg, deſſen große
Beſitzungen Maria Thereſia erkaufte, noch immerfort
unbenutzt — ja ungeſehen zu Muͤnchen (und Bamberg?
da iſt nichts mehr den Handen der Kramer entwiſcht)
liegen. Kaum daß wir wiſſen, wie Villach nach der
Schenkung an Brixen wieder kaiſertich geworden, wie
es ſohin an das geliebte Bamberg vom K. Heinrich II.
vergabt worden ſey. i
Ankuͤndigung.
Zur Oſtermeſſe erſcheint:
Wien und deſſen Umgebungen vom Bibl.
Jaͤck zu Bamberg, als erſter Theil der Reiſe nach
Wien, Trieſt, Venedig und Innſpruck im Sommer und
Herbſte 1821, mit 12 Kupfern.
Der weſentlichſte Inhalt if, Cnach einer Einleitung der
Reiſebeſchreibung von Bamberg über Regensburg, Straubing,
Paſſau, Linz, Wilhering, Kremsmuͤnſter, St. Florian, Seiten⸗
ſtetten, Melk, Herzogenburg, Goͤttweich, Kloſter Neuburg)
1 5 nach wiſſenſchaftlichen, artiſtiſchen und politiſchen Nuͤck⸗
chten. f
A. I. Oeffentliche und private Bibliotheken.
11. Oeffentliche und private Naturalien-Kabinete.
III. Botaniſche Gaͤrten.
IV. Medic. chirurg phyſikal. mathematiſche Apparate.
V. Unterrichts- Anftalten, mit Einſchluſſe der Vorleſungen.
B. I. 7 und Kapellen, in der Stadt und den Vor-
ſtaͤdten. !
II. Oeffentl. und private Sammlungen von Gemälden und
Zeichnungen. 355 — }
III. Deffenti. und private Sammlungen von Kuͤpferſtichen
und Holzſchnitten. a
IV. Antiken und Muͤnzkabinete, off. und priv.
V. Oeffentl. Statuen, Pallaͤſte, Brunnen und Bruͤcken.
VI. Sammlungen von Alterthuͤmern, Natur- und Kunſt⸗
Seltenheiten, off. und priv.
VII. Muſikaliſche Kunſt⸗Erhibitionen.
VIII. Techniſche Kunſt⸗Exhibitionen.
C. I, Der Hof und deſſen Umgebungen.
II. Sicherheits und Bequemlichkeits⸗Anſtalten.
III. Wohlthaͤtigkeits⸗Anſtalten.
IV. Kranken Inſtitute.
V. Militariſche Anſtalten.
VI. Religions-Anſtalten.
VII. Handel und Gewerbe.
VIII. Stimmung für Politik.
IX. Vergnügungen.
X. Allgemeine Ruͤckſichten.
XI. Umgebungen von Wien.
Benlage z.
Auf der Marcus Bibliothek zu Venedig
befinden ſich unter vielen andern folgende
Codices.
J. Nach dem gedruckten Kataloge
Klaſſiker.
In Platonis Timaeum. N. 225.
Plinii hiſtoria naturalis. N. 266.
Senecae opera. N. 267. usque. 271.
Livii Pat. hiſtoria rom. 562. usque. 366.
Florus. ‚567. usque. 370.
Sallufiii opera. 371. 546.
Iulius Caeiar. 372. 573.
Valerius Maximus. 375.
Suetonius. 382.
Jufiinus 385.
Curtius Rufus. 386.
Eutropius. 387.
Ammianus Marcellin 388.
Pomponius Mela. 389.
Alexandri M. epiſiolae. 406.
Ciceronis opera. 411, ulgs. 432.
Quintilianus. 454. 435.
Terentii Comodiae. 438.
Virgilins 459. ulgs 442. dein. 540.
Aurelius. 443. 2
Oyvidius. 44. 449.
Seneca. 450. 451.
Lucanus. 452. 453. 454.
Statius. 455. 541.
Juvenalis. 456. 457. 458.
Valerius Max. 459. 5
Aul. Gellius 454. 465. 466.
Apulejus 467. usque. 471.
Priscianus. 548.
II. Aus dem ungedructen Verzeichniſſe in verſchiede⸗
nen Wiſſenſchaften.
Cicero. 44. 114. 115. uſꝗs 120. 159. 205. usque.
208. 59. 3. 11. 51. 69. 68. 54. ulqs 47. 59. 58. 59.
67-70. 78. 86. 99. 114. 198.
Caelar et Cato. 47. 59. 107. 15.
Catullus. 80. 81. 86. 127. 1
Priscianus. 26. 31. 35. 45. 35.
Valerius Flaccus. 72.
Sene&ca. 110. 111.
Theocritus. 10.
Plinius. 138.
Manilius. 69.
Macrobius. 239.
Plautus. 79. 104. 129.
Aemilius Probus. ı,
Terentius Varro. 20. 176. '
OCapella. 35. 56. 2053.
Suetonius. 30. 1. 202,
Lucretius. 69
Seneca. 31. 69.
der lateiniſchen
574.
usque. 579.
[ee]
87. 184.27. 28.
92. 106.41. 185. 187
J. 1822 No. 13.
Quintilanus. 32. 33. 113.
Prudentius 76. 86.
Propertius. 82. 128.
Aul. Gellius 38.
Seneca. 50. 25. 26. 27.
Virgilius 59. 8. 11. 45.
Sallultius. 20.
Claudianus. 207. 8. 10. 11.
Tibullus. 2. 95, 127.
Perſius. 4. 13. 76. 6.
Ovidius. 8. 15. 45. 40.
201.
153. 129.
52. usque 65.
=*
87
50. ulgs 57, 84. 85. 86.
Statius. 1. 201.
Iuvenalis. 12. 13.
Terentius 38. 65.
Silius. 68.
Theodulus. 15.
Horatius. 24. 66. 83. 94. 108. 112.
Plautus. 30. 32.
Martialis. 38.
Plinius. 245.
Lucanus 35. 54. 35.
Lucianus 138.
Iuſtinus. 138.
Aus dem ungedruckten Kataloge.
R. R. Albertini Mullati de gefiis Henrici VII.
Caelaris libri. 16. (Cod. II. in fol. Saec. 16.)
— — de geliis Italicorum poſt Henrici VII. mortem
circiter L. IV.
Sa. EE. Ambrolii Granelli de Marchiana ruina.
opus carmine delcriptum. (Cod. 3. chart. in fol.
Saec. 18. N. 1785. Sv.) N
Andr. Danduli, ducis Venetiarum, ehronicon Ve-
netum a libro VII ad X in 8 copiis quarum
uni accedunt monumenta aliqua Veneta e serie
magnorum Cancellariorum reipl: Ven. ab anno
1268 ad 1586. — alteri cominuatio incerti
authoris et Raphaini Carelini. (Cod. 4 — 11.
chart in fol. Saec. 13 — 18. LVIII. 1 — >. Sy.
567. et 900 - 1 et 1389. [I. J. P. N. DL).
Blondi Flavii Forolivienlis hiſtoriarum ab inclina-
tione Romanorum imperii libri 10 priores. Co-
dex [criptus anno 1466. (Cod. 23. membr. in
fol. II. JP. LXII. S A)
Brocardi Theutonici deſcriptio terrae Sanctae. Codex
exaratus 1471. (Cod. 24 chart. in 4. Sa.
KK. 3.)
Pauli Warnefridi Diaconi Aquilejenſis biftoriae ro-
manae libri 6. [eonf. Cod. 53.) (Cod. 31.
membr, in fol. Saec. 15. II. J. P. N. 629. c.
pict. LXIV. 5)
Calp. Contareni Card. de magiſtratibus Venetorum.
Acc. Statuta quaedam de Serenill. Venetiarum
ducis; electione. (Cod. 32. chart. in 4. Saec. 16.
Farfi. NL. LVII. b.)
Chronica longobardica.. Acc. aedificatio eivitatis
Venetiarum e., chronico ab. a. 529. ad 1381.
14. 119. 126.
126.
III.
Sa.
(Cod. 33. ch.
S — GG. i.)
Chronicon Venetum. ab U. C. ad. a. 1360.
36. membr. in fol. Saec. 14. LIX. a.)
Dominici Zavorei de rebus Dalmaticis libri 8.
(Cod. 40. ch. in f. Saec. 17. Sa. GG. 2.)
Evangelifiae Manelmi com. de rebus geſtis a Fran-
cisco Barbaro in oblidione Brixienli. Idem. Co-
dex. 126. chart. in 4. Saec. 18. [Scalzi] LXIII.
5: *. (Cod. 42. ch. in 4. Saec. 15. Sv. 276.
LIV. 3.)
Gerardi de Fracheto. ord. praed. chronicon ab init.
mundi ad a. 1342. Inc. In primo temporis eic.
(Cod. 46. membr. in 4. Saec. 14. II. J. P. N.
566. Sa. HH. 2)
Godefridi Viterbienlis presb. chronicon univerfale.
ulgs ad a. 1186. (Cod. 48. membr. in. f. Saec.
% f N P. N. 37% PI EI
Leonardi Aretini brevis hiltoria rerum fui aps
ris. (Cod. 64. ch. in f. Saeet 15, EVI. 6.)
— comm. rerum. in Italia. Suo tpore geſtarum.
(Cod. 117. ch. in 4. Saee. 15. Salute. N. 49.
Sa. K. K. 2.)
— J. 4. de bello Gothico.
ſtoria editionis Vicentinae per Hermannum
de Colonia sine nota anni. Conf. Cod. 152.
(Cod. 66. ch. in T. Saec. 13.)
Pauli Mauroceni defenſio Venetorum ad Europae
principes contra 5 reipublicae. (Cod.
76. membr. in 4. Saec. 15. Farli. 89 Sa. II. 2).
Martini Poloni chronicon a. Ga Chriſto ad Nico-
Jaum III. P. (Cod. 135. membr. in 4. Saec. 15.
[Gefuati.] Sa. LXIII. 5.)
Andreae Danduli chronica. c. cont. Raphaini Ca-
relini ab a. 1339 ad 1385. in 10. copiis. Acc.
tabula chron. et duplex index (Cod. 156 — 140.
in f. Saec. 16 — ız. LVIII et LXI.)
Jo. Sagornini chronicon Venetum. (Cod.
in f. Saec. 14. A. Z. N. 7.)
Laurentius de Monacis chronicon civitatis Venetia-
rum. (Cod. 143. membr. in f. Saec. 15. A. Z.
N. 72. LVIII. 6.)
Pacta Venetorum et Ferrarienſium a. Saee. XI ad
XV. (Cod. 172. ch. in f. Saec. 15. LXIII. 1.)
Epifiolae et acta de rebus extra Italiam ſub ſixto IV.
Innocentio VIII et Alexandro VI. magna ex
parte autographa. (Cod. 178. ch. in f. Saec.
75 et 16. [Podac]q LIII. 2.)
Codex dipl. Venetus ab a. 686 ad, 1312. ex antiquo
exemplari, quod Bernard. Trevilan. olim pol-
fidebat. (Cod. 181. ch. in f. Saec. 18. EIX. 3.)
Baptiſtae de Malateſtis Oratio ad Sigismuundum
imp. Hujus et Fiorentinorum epiltolae mutuae.
(Cod. 80. membr. in 16. Saec. 15. [N. N. 95.
Sa. N. N. 2.)
Friderici III Imp. epiſtola ad Alphonfum regem
Aragonum. (Cod. 83. ch. in u Saen. 15. N:
"No. 89. Sa. K. K. i.)
Heinrici VII. Imp. Sententia privationie regalis dig-
nitatis et bannitionis capitalis totius imperii con-
‚in 4. Saec. 15. II. J. P. N. 556
(Cod.
Extant c. Orolſii hi-
141. ch.
tra Robertum regem Siciliae. Conradini Rom:
regis epiltola ad Carolum dictum regem Sici-
liae. Caroli Siciliae regis epiſtola ad Conra-
dinum regem Rom. Sisismandi Imp. epiftola
ad Venetos. (Cod. 84. membr. in 4. ‚Saec: 15.
N. N. 100.) N
Monumenta, acta et decreta Veneta [de rebs civil.
militar. et eccles:] 5. tomis difiributa. (Cod.
%%% 10 Saecı 2a. VI
Acta Veneta quaedam ab a. 1123. ad d.
tabulario procuratorum eccleſiae S.
in hibliothecam translata a. 1786. c. ind. (Cod.
7ı. membr. in fol. Saec. 12 et leg. LVII 4)
— Veneta quaedam maxima ex parte autographa ah
a. 1160 ad 1408. ex tabulario procuratorum
eccles. S. Marci in bibliothecam tränslata a.
1786. c. ind. (Cod. 72. membr. in x Saec. 12
ei leg." LIX: 5.)
Alexandri III. hiltoria et narratio ejus Aiffidiorum
c. Friderico I Imp.
— VI. Inſtructiones ad [uos legatos apud nonnul-
los principes. Cod. 49. et 42.)
Friderici III. Imp. reſponfio ad orationes Philippi
ducis Burgundiae fup. pallagio contra turcas
impetrando. Cod. 80 et 83.)
— — relponlio ad petitionem pontilicis Sau Pallag.
c. turc.
— — epiſtola ad Alphonfum regem Aragoniae.
Heinrici VII. Imp. Sententia contra Robertum ge-
gem Siciliae. (God. 48.)
Imperatorum rom. geſta, catalogus ulgs ad Friede-
cum II — ulgs ad Maximilianum — ulqs ad
Sigismundum. (Cod. 106. 19. 66.)
Pii II. bullae 2 de trigelima redituum parte ad bel-
lum in Turcas perfalvenda — de ortu Gotho-
1439. ex
Marci
rum — ÖOratio ad Friedericum R. regem —
bulla pro cruciata in Turcas — epiltolae. —
Compendium hiltoriae Jornandis — Oratio ha-
bita in conventu Francfurtenf. (Cod. 1. 30. 80.
157. 106.- 77.)
Siatuta, acta et diplomata ord. equefiris. 'S. Jois
Hierololimit (Cod. 73.)
Tacitus de litu et origine Germanorum. (Cod. 19
Venetiae pax c. imperio et Ecclella inita a. 1327 —
c. Lothario ibid.
Verzeichniß der Vorleſungen
bei der
koͤniglichen mediciniſch-chirurgiſchen Militair⸗Aca⸗
demie im Sommer - Halben - Jahre vom Anfang
Mai bis October 1822.
1. Profeſ[lores ordinarii.
C. A. Rudolphi, Dr., Decanus, lieſt 1) oͤffent⸗
lich Mittwochs und Sonnabends von 8 bis 9 Uhr die
Encyclopaͤdie und Methodologie der Medi⸗
cin; 2) privatim a) von 9 — 10 Uhr taglich die
Phyſiologie; b) Montags, Dienſtags, Donnerſtags
— —
und Freitags von 8 — 9 Uhr die vergleichende
Anatomie.
L. Formey, Dr. wird Donnerſtags und Freitags,
Vormittags von 10 bis 14 Uhr, die Lehre von der Er—
kenntniß und Eur der chroniſchen Krankheiten oͤffentlich
vortragen. .
C. F. Gräfe, Dr. trägt vor: Öffentlich die
Augenheilkunde, Montags und Dienſtags von 9 bis 10
Uhr. Privatim 1) die generelle Chirurgie in ihrem
ganzen Umfange Montags, Dienſtags, Donnerſtags
und Freitags von 3 bis 4 Uhr; 2) Klinik der Chirur—
gie und Augenheilkunde im Koͤniglichen chirurgiſch-klini—
ſchen Inſtitute, taͤglich von 2 bis 3 Uhr.
S. F. Hermbſtaͤdt, Dr. wird Mittwochs und
Donnerſtags Vormittags von 11 bis 12 die medi⸗
einiſche Chemie oͤffentlich abhandeln und die Lehre
von den animaliſchen Koͤrpern beginnen. Desgleichen
wird derſelbe Dienſtags und Donnerſtags in den
Nachmittagsſtunden von 2 bis 4 Uhr die Zubereitung
der Arzneimittel nach der Pharmacopod Boruffica, ſo
wie nach der zweiten Auflage ſeines Grundriſſes
der experimentellen Pharmacie, im Laboratorio
ſeiner Wohnung, theoretiſch und praktiſch, gleichfalls
oͤffentlich lehren. Privatim wird er Montags, Dien—
ſtags, Mittwochs und Donnerſtags von 9 bis 10
Uhr die Docimaſie oder Anleitung zur chemiſchen
Analyfe der Foffilien, Mineralien und Vege—
tabilien, durch Experimente verſinnlicht, vortragen.
Desgleichen wird er Montags, Mittwochs, Donnerſtags
und Freitags, von 10 — 11 Uhr, mediciniſche, pharma—
ceutiſche, techniſche und oͤconomiſche Waarenkunde lehren.
E. Horn, Dr., wird Donnerſtags von 9 — 10
Uhr und Sonnabends von 8 — 9 Uhr feine oͤffentli⸗
lichen Vorträge über die wichtigſten Lehren der
praktiſchen Krieges ⸗Arzneikunde fortſetzen,
und privatim Montags, Dienſtags, Mittwochs, Dons
nerſtags und Freitags Morgens von 8 bis 9 Uhr die
fpecielle Pathdlogie der hitzigen und chroniſchen
Krankheiten nach eigenen Heften vortragen.
F. Hufeland, Dr. wird oͤffentlich Mittwochs
und Sonnabends von 9 bis 10 Uhr Pathologie vortras
gen; privatim Semiotik, Dienſtags, Donnerſtags und
Freitags von 10 bis 11, und Therapie taͤglich von 1
bis 2 Uhr.
C. A. F. Kluge, Dr. lieſt 1) oͤffeutlich über pris
mair mechaniſche Knochenkrankheiten des Montags und
Dienſtags Vormittags von To bis 11 Uhr; 2) privatim
a) über. den chirurgifchen Verband des Mittwochs und
Sonnabends Vormittags von 10 bis 12 Uhr, b) uͤber
die chirurgiſchen Operationen (gemeinſchaftlich mit Herrn
Profeſſor Ruf) Donnerſtags, Freitags und Sonn
abends Morgens von 6 bis 8 Uhr, und c) uͤber Ent⸗
bindungskunde des Mittwochs und Sonnabends Nach—
mittags von 3 bis 5 Uhr. Die zu den gebursshätflis
chen Lehrvortragen gehörenden Uebungen im Unterſuchen
der Schwangern, in den Manual» und Inſtrumentaol⸗
Operationen und in der Leitung der Wochenbetts-Pflege,
fo wie die chirurgiſchen Operations Uebungen an Leich—
namen, werden in ſpaterhin noch zu beſtimmenden
Stunden ſtatt haben.
\
C. Knape, Dr. wird Donnetſtags und Freitags
Vormittags von Io bis 11 Uhr die Oſtevlogie oͤffentlich
vortragen. Privatim wird ex die mediciniſche Polizei:
wiſſenſchaft in noch zu beſtimmenden Stunden, die
Oſteologie Montags, Dienſtags, Donnerſtags und Frei—
tags von 12 bis 1 Uhr, Phyſtologie täglich von I bis 2
Uhr, und das Formulare Montags, Dienſtags und
Donnerſtags von 11 bis 12 Uhr lehren.
L. E. v. Koͤnen, Dr. wird öffentlich Donnerſtags
und Freitags von 11 bis 12 Uhr Materia medica
nach C. W. Hufeland Confpectus Materiae medicae
vortragen. 5
H. F. Link, Dr. wird oͤffentlich Sonnabends von
12 bis 1 Uhr die Grundlehren der Biologie vortragen.
Privatim wird er von 7 — 8 Uhr Morgens ſechsmal in
der Woche die Kraͤuterkunde lehren, auch Sonnabends
Nachmittags botaniſche Excurſionen anſtellen; ferner von
10 — 11 Uhr fünfmal in der Woche die Naturgeſchichte
vorgetragen.
C. L. Murſinna, Dr. wird dieſen Sommer keine
Vorleſungen halten.
E. Ofann, Dr. wird T) oͤffentlich die allgemeine
Marteria medica, 2) privatim die ſpecielle Materia
medica nach C. W. Hufeland Conlpectus Materiae
medicae Montags, Dienſtags, Mittwochs, Donnerſtags
und Freitags von 5 bis 6 Uhr vortragen.
J. N. Ruſt, Dr. wird 1) in Vereinigung mit
dem Herrn Profeſſor Kluge den Curſum operationum
chirurgicaram vortragen, und feiner Seits die Stunde
Montags, Dienſtags und Mittwochs von 6 bis 8 Uhr
Morgens waͤhlen. Die mit dieſen Vorleſungen in Ver—
bindung ſtehenden Demonſtrationen und Uebungen an
Leichnamen werden in beſonders zu beſtimmenden Stun—
den im Charité-Krankenhauſe unter dex Leitung beider
Profeſſoren abgehalten werden; 2) wird er die elinis
ſchen Uebungen am Krankenbeite, über Chirurgie und
Augenheilkunde täglich von 9% bis 107 Uhr im Koͤnigl.
chirurgiſchen und ophthalmiatriſchen Clinico des Charité
Krankenhauſes leiten; und 3) woͤchentlich zweimal über
ſyphilitiſche Krankheiten oͤffentlich leſen.
F. Wolff, Dr. wird Montags und Dienſtags
von II — 12 Uhr angewandte Logik und Hodegetik oͤſ⸗
fentlich vortragen.
II. Profe lores extraordinarii.
G. W. Eck, Dr. lieſt 1) oͤffentlich Mittwochs
und Sonnabends von 11 bis 12 Uhr die verglei⸗
chende Anatomie und Phyſiologie der blut»
bereitenden Organe; 2) Privatim a) von
7 — 8 Uhr täglih die allgemeine und ſpecielle
Phyſiologie des Menſchen; b) Montags, Dien⸗
ſtags, Donnerſtags und Freitags von 4 bis 5 Uhr all⸗
gemeine Pathologie.
G. C. Reich, Dr. wird die Geſchichte der
Medizin der fpätern Jahrhunderte vortragen.
Privatim lehrt er Pathologie und allgemelne
Therapie.
C. D. Turte, Dr. wird Montags, Dienſtags,
Donnerſtags und Freitags von 5 bis 7 Uhr Nachmit⸗
tags die Experiisentals Chemie, Mittwochs und Sonn⸗
— —
abends von 6 bis 8 Uhr Morgens die Experimentals
Pharmazie und Nachmittags von 2 bis 4 Uhr an den⸗
felben Tagen Experimental⸗Phyſik privatim lehren, oͤf⸗
fentlich aber feine phyſikaliſchen Vorleſungen in noch zu
beſtimmenden Stunden fortſetzen.
Folgender Auszug aus der zu Paris erſcheinenden:
Revue encyclopédique, Juin 1821. p. 625. iſt fuͤr
uns Deutſche intereſſant
Etabliſſemens bibliographiques.
On vient de publier à Londres l'état numéri-
que des folietes de lecture et des biblioth&ques ambu-
lantes de la Grande- Bretagne, en voici le relume.
Il y a dans le royaume uni 6,500 etablillemens
de cetie elpece, il Pen eſt forme plus de mille
dans les 5 derniers ans. Sur ce nombre, il 5 a
260 bibliotheques permanentes, dont les nouveanx
livres [ont lans celle reunis aut anciens, tandis
que, dans 600 autres bibliotheques les ouvrages cir-
culent entre les allocies,.et [ont vendus tous les
deux ou 3 ans, pour augmenter le capital de l’elab-
lilfement. Il ne faut pas confondre ces inſtitutions
parüculières avec les grandes bibliotheques publi-
ques dont on 3 en Angleterre but lite, et
qui lont en effet moins propres à repandre les con-
nolllances, qu'on peut acquérir par la lecture, que
des etablilfemens, qui font, à peu de frais, à en-
tiere dispofition des individus, et dont les livres ne
scontiennent exclulivement, que des matieres a leur
portée. On compte que les 260 bibliorheques per-
»manentes fournillent des livres et des ouyrages pe-
riodiques à environ 8000 familles, et les bibliothè-
ques circulantes à 14000. II y a en outre 750
Tocieies formees pour la lecture des journaux pe-
riodiques nommes Magalins; elles fournillent
ces ouvrages a plus de gooo familles, d'ou on con-
clut que, par ces moyens, il y a en Angleterre au-
+dela de 30,000 Fam., qui [ont linfiruites plus ou
moins, foit dans les [ciences, foit dans les arts ou
dans la litierature; on eſtime que pour chaque per-
fonne le prix de ceite inſtruction varie d'une de-
miguinde à deux guinees par an.
Tous les £tablillemens, dont on vient de parler
-font lous la direction des fouscripteurs, qui les
ont formes, ils [ont entierement diftincts des bi-
bliothèques circulantes publiques, qui [ont des en-
trepriſes particulières, lemblables à celles que nous
voyons le multiplier à Paris; on en porte le nom-
bre a 1300. En luppolant, qu' elles [oient ſeute-
nues chaqu'une par 70. abonnes, il y a lieu de
croire, qu'elles fournillent regulitrement des livres
à environ 100,000 individus, et que ce nombre eſt
doublé par les perlonnes, qui fabonnent tempo-
rairement. Independement de ces etablillemens il
ya dans chaque ville, paroilſe et hameau des ſocié-
tes pour la lecture des journaux; elles [ont formees
de 6— 8 perlonnes, qui pour 12 [ous par ſemaine
lilent par coülation tet ou tel 168 8 On eſtime
le nombre de ces lociétés A 15 et l'on porte à
59,000 celui des individus, qui en retirent quelque
infruction. On na point compris dans ces evalua-
tions les bibliothöques des paroilles, écoles, cha-
pelles, cathedrales etc., ni celles formées par des
lectes religieufes ou politiques; ces locietes ayant
presque toujours un objet particulier, étranger à
' inſtruction publique, ou bien étant loumis a des
rogles, qui ont le meme effet. Il ya de plus dans
les capitales et provinces de la Grande - Bretagne
150 inltitutions e&tablies par des citoyens du roy-
aume- uni, pour [uivre et noter les progrès
des [ciences phy liques, et qui dans cet objet [ont
pourvues d’appareils et d’inlirumens achetes à leur
fraix.
En comparant les unes aux autres les differen-
tes parties
10 erablill. bibl. en angleterre pour ı0/m habitans
4 — Ecofle pour moins de 5/m
2 — — Ixlande 3/m
1 dans le pays de Galle pour 2/m.
Braſiliſche Thiere vom Prinzen Max von
Neuwied.
Wir konnen endlich unſern Leſern anzeigen, daß das
1. Heft von des Prinzen Max Abbild. Braſilian. Thiere
fertig iſt und naͤchſtens verſandt werden wird. Es enthaͤlt
1. Ateles hypoxanthus 4. Dielidurus albus
2. Felis macroura 5. Coluber venuſtiſſimus
3. Velpertilio Nafo 6. Coluber formolus,
Der Text enthält eine kurze deutſche und franzoͤſ.
Notiz zu einem jedem Kupfer.
Das Werk erſcheint in dem Verlage des Induſtrie—
Contors zu Weimar, unter der unmittelbaren Leitung
des Ober-Medieinalraths von Froriep. Es iſt Je⸗
dermann bekannt, welche kuͤnſtleriſche Hilfsmittel dieſem
Inſtitute zu Gebote ſtehen, und was es daher zu leiſten
im Stande iſt. Die Tafeln ſind Steindruck, welcher
ſich, nach unſerer Ueberzeugung, fuͤr Saͤugthiere, welche
mit Pelz überzogen find, ganz vorzüglich. eignet. Die
Zeichnungen und Ausmalungen ſind mit großer Genauig⸗
keit verfertiget, und die Hefte werden ſchnell auf eins
ander ſolgen. Man kann nach den Saͤugthieren beſon—
ders viele Voͤgel und Lurche erwarten.
Auch hat Nees von Sſenbeck an 200 neue
Pflanzen-Spezies, welche der Prinz aus den Urwaͤldern
am Rio dos Ilheos und am Rio Pardo mitgebracht
hat, unterſucht und beſchrieben. Dieſe Abhandl. wird
mit Abbild. geziert, in dem naͤchſten Bande der kaiſerl
Leopold⸗ Academie erſcheinen.
——— —
Bey ln ge
Zwoͤlfte Rechenſchaft
uber
die in Zürich errichtete Anſtalt für Blinde.
1820 — 1821.
Abgelegt vor der zZuͤrcheriſchen Huͤlfgeſellſchaft von
Joh. Heinrich von Orell, Mitglied des Ober—
gerichtes Zurich, als Quaͤſtor der Anſtalt.
Daß auch dieſe 12te Rechenſchaft über den letztjaͤh—
rigen Gang der Zuͤrcheriſchen Blinden-Anſtalt mit groͤß—
tem Wohlgefallen und lebhafteſtem Danke gegen den
Verfaſſer angehoͤrt, ſo wie nach der genaueſten Pruͤfung
von Seite der Commiſſton die mitgehende Rechnung als
in allen Bezlehungen richtig und puͤnktlich abgenommen
und gutgeheißen worden, beſcheinigt
Zurich,
22. Winterm. 1821.
Nahmens der Huͤlfsgeſellſchaft:
Das Actuariat.
Theuerſte Freunde!
Es war im Jahr 1784, als Valentin Hauy einſt
elnes Abends in der Gegend von Paris ſpatziren ging
und ſah, wie ein Schenkwirth, um ſich Zulauf zu ver—
ſchoffen, 10 arme Blinde zuſammengeſucht hatte, die auf
eine ſcheußliche Art aufgeputzt waren Der eine, als
Midas mit Eſelsohren und Pfauenſchwanz ausſtaffirt,
fang; die uͤbrigen ebenfalls laͤcherlich gekleidet, mit Vril—
len von Pappe ohne Glaͤſer auf der Naſe und vor Puls
ten ſtehend, auf welchen die Notenblaͤtter verkehrt vor—
lagen, begleiteten ihn mit der Geige. — Den edeln
Mann empoͤrte die Art, wie feine Landsleute die Blin⸗
den verſpott ten; und von dieſem Augenblick an, beſchloß
er, dieſen Ungluͤcklichen ein beſſeres Loos zu Theil wer-
den zu laſſen. Die gerade damahls in Paris befindliche
Thereſia von Paradies aus Wien, die durch ihre muſi—
kaliſchen Kenntniſſe und Fertigkeiten, ſo wie durch ihre
übrige Bildung, allgemeine Bewunderung erregte, trug
nicht wenig dazu bey, ihn in feinem Entſchluſſe zu bei
ſtaͤrken. Er fand bey ihr eine Handdruckerey, durch des
ten Huͤlfe ſie mit ihren Freunden und Bekannten corre—
ſpondirte, eine von dem Engländer Saunderſon erfun⸗
dene Rechentafel, vermittelſt welcher fie mit großer Fer—
tigkeit rechnete, geſtickte Landkarten u. ſ. w. Hauy fing
nun an, einen Blinden zu unterrichten; und da der Ers
folg entſprach, errichtete er, anfanglich mit Huͤlfe edler
und angeſehener Goͤnner, nachher durch die Fuͤrſorge des
Königs, ein eigenes Erziehungs: und Bildungs-Inſtitut
fuͤr Blinde, wodurch er der Erfinder des allgemeinen
Blinden : Unterrichts und der Stifter des erſten Blin—
den⸗Inſtituts wurde. Seit 1806, wo er vom Katſer
Alexander nach Petersburg berufen worden, um dort eine
aͤhnliche Anſtalt zu bewerkſtelligen, ſcheint diejenige von
Paris keine große Fortſchritte mehr gemacht zu haben.
Aber Hauy's ſchoͤnes Beyſpiel fand in vielen andern Län⸗
dern Nachahmung. In den Ihren 1790 wurden in
Liverpool, 1800 in London, 1804 in Wien, 4806 in
Berlin, 1807 zu Prag, 1808 in Amſterdam, 1809 in
z. J.
1822. No. IA.
Dresden, und im Jahr 1810 in Zuͤrlch Blinden: Ans
ſtalten gegruͤndet. Seither iſt, meines Wiſſens, noch die—
jenige zu Kopenhagen im J. 1811 geſtiftet worden; und
als in den Feldzuͤgen von 1813 — 1818 beym preußi—
ſchen Heere uͤber 800 Krieger erblindeten, wurden milde
Beytraͤge fuͤr dieſelben geſammelt, und in verſchiedenen
Stadten zwiſchen der Memel und Elbe einſtweilige Kriegs⸗
blinden-Anſtalten errichtet. Unſre, in der Schweiz bis
jetzt noch einzige, Blinden-Anſtalt darf ſich nach dem
Zeugniſſe ſachkundiger Fremden ruͤhmen, gegenwärtig
keiner der benannten Anftalten bedeutend nachzuſtehen.
Wir bemuͤhten uns von Anfang an, mit den ver ſchiede—
nen Methoden der uͤbrigen Anſtalten bekannt zu werden
und aus denſelben, was uns am paſſendſten fehlen, zu
unſerm Gebrauche zu waͤhlen. Die gemachten Erfahrun—
gen und Verſuche leiteten uns aber auch auf eigene
Hüͤlfsmittel, die wir größten Theils dem Scharfſinn und
der Geſchicklichkeit unſrer Blinden ſelbſt verdanken. Die
warme, thaͤtige Theilnahme endlich von Seite edler
Menſchenfreunde, zu Stadt und Land, ſetzte uns in den
Stand, denjenigen Nutzen und Segen durch dieſe An—
ſtalt zu verbreiten, der ſeit 12 Jahren unverkennbar aus
derſelben hervorgegangen iſt. Auch im Laufe dieſes Jah
res blieb ihre Wirkſamkeit nicht fruchtlos. Es wurden
in dieſelbe aufgenommen:
1. Caſpar Fuͤrſt von Wipkingen, 18 Jahr
alt, zwar nicht ganz blind, aber in Gefahr es vielleicht
ſrühzeitig zu werden. Im sten Jahre bekam er das
Frleſelfieber, wodey der Krankheitsſtoff ſich bauptfochlich
am Kopf aͤußerte und ihm fern Geſicht ſehr ſchwächte.
Bey aller Sorgfalt und aͤrztlichen Huͤlfe nahm dieſe
Schwaͤche von Jahr zu Jahr üterhand, fo daß ihm ges
genwaͤrtig nur noch ein dunkler Schein übrig geblieben
iſt, der nicht ſelten ihn irre leitet. Der Knabe iſt gut—
muͤthig, fleißig und nicht ohne Faͤhigkeiten. Ein unge—
nannt ſeyn wollender edier Verein trug 30 fl. zur Ers
leicyterung feines Koſtgeldes bey.
2. Heinrich Brunner, von Baſſerſtorf,
11 Jahr alt. Auch dieſer erblindete an den Folgen des
Frieſels ſchon in feinem vierten Lebensjahr. Alle aͤrzt—
liche Huͤlfe, ſelbſt ein Aufenthalt von vielen Wochen im
hieſigen Spital, konnte ihm ſein Geſicht nicht retten.
Bis zu ſeiner Aufnahme in die Anſtalt beſchaͤftigte er ſich
mit Verfertigung roher Baͤndelſchnuͤre, und ſprach nicht
ſelten an der Straße mitleidige Reiſende um ein Almo—
ſen an. Auch dieſer Knabe iſt gutmuͤthig und dabey
muntern und aufgeweckten Gemuͤthes, mit ordentlichen
Fähigkeiten begabt, lern- und arbeitluſtig. Bey feinem
Eintritt in die Anſtalt wurde eben von den Zoͤglingen
Muſik gemacht, die ihn ſehr ruͤhrte und bey ihm den
Wunſch erregte, den er auch ſogleich gegen ſeinen Vater
aͤußerte, die Violine zu lernen. Zur Ehre ſeiner Kirch—
gemeinde ſey es hier bemerkt, daß durch die Eröffnung
einer Subfertption von dem wohlehrw Pfarramte das
ſelbſt für jaͤhrliche Deyrräge zu Gunſten des Kuben in
wenigen Tagen ſich 36 Theilnehmer aus der Gemeinde
zeigten, weiche die nachſten 6 Jahre ein Bedeutendes
an die Unkoſten beyfteuern.
3. Jacob Pfenninger oon Hinweil, 12 Jahr
1
tuͤchtig war.
alt, litt vor 3
großen Schaden am Geſichte, daß, weil er die Buchſta⸗
ben und Schriftzuͤge nicht mehr unterſcheiden konnte, der
Knabe zur Schule unfähig und kaum noch zum Spulen
Auch an ihm war, bey einem langen Auf—
enthalt im hieſigen Spital, alle aͤrztliche Bemühung um⸗
ſonſt. Seine wackere Mutter verlor er vor ungefahr
3 Jahren durch den Tod. Der E. Stillſtand, der ihn
bey ſeinem Vater nicht am beſten verſorgt ſah, uͤbergab
den Knaben einem Meiſter in der Gemeinde Goßau, bey
dem er bis auf 8 Tage vor ſeiner Verſorgung in unſre
Anſtalt blieb und als Huͤterknabe gebraucht wurde Sein
Merſter lobt feine ſtille, gute Gemuͤthsart, feinen Ges
horfam und feine Thaͤtigkeit bey allen Verrichtungen, die
feine Umftände zuließen, und ſagt von ihm, er würde
gerne etwas gelernt haben, wenn ihn der Mangel des
Geſichts nicht daran gehindert hätte. Sein bisheriges
Betragen im Inſtitut beſtatigt dieſes guͤnſtige Zeugniß
und berechtigt zu der Hoffnung, er werde den Unter⸗
richt, der den Zoͤglingen ertheilt wird, nach beſten Kraͤf—
ten benutzen. q
Dagegen haben die Anſtalt verlaſſen: 8
1. Margareta Steinmann, von St. Gal;
len, welche die kurze Zeit ihres Aufenthalts (2 Jahre)
nach ihren Fähigkeiten wohl benutzt und durch ehr bes
ſcheidenes und ſittliches Betragen ſich unbedingte Zufrie⸗
denheit und Beyfall erworben hat. Ein längerer Auf⸗
enthalt waͤre freylich fuͤr ſie ſehr erſprießlich geweſen;
doch erlernte fie mehrere Arbeiten, die fie nun bey Hauſe
ungehindert fortſetzen kann. Daneben iſt fie zu Haus,
geſchaften, zu denen fie vorzuͤglichen Trieb zeigte, ſehr
brauchbar.
2. Johannes Maag von Endhoͤri,
Pfarre Bülach.
3. Heinrich Schmid, von Goßau.
4. Rudolf Pfenninger von Gruͤningen.
Der erſte diefer- Knaben war feit der Errichtung
der Anſtalt, der zweyte ſeit 1813 und der dritte 2 Jahre
in derſelben. -
der
Dieſe 3 Knaben haben alſo die Wohlthaten der
Anſtalt in velleſtem Maße genoſſen. Was je im Reli⸗
gionsunterrichte, was bey wiſſenſchaftlichen Gegenſtaͤnden
durch Vorleſung und Erklarung, oder in der Muſik und
in Handarbeiten durch die Anſtalt geleiſtet wird, an die⸗
ſem allem haben ſie, beſonders jene zwey erſtern, bey
der langen Zeit, die fie in derſelben zubrachten, Theil
genommen; und es iſt nicht zu zweifeln, daß ihr Ver⸗
ſtand und ihr Herz dadurch eine Richtung und Bildung
erhalten hebe, zu der fie in ihrer Heimath nie gelangt
waren Möge denn das viele Gute, das ſie gehört, ge⸗
lernt und begriffen, für ihr ganzes künftiges Leben von
geſegneter Wirkang ſeyn!
Die Anſtalt genoß dieß Jahr abermals die Ehre,
von ſehr vielen Fremden beynahe aller Nationen beſucht
zu werden, von deuen wohl keiner dieſelbe ungerührt
verließ. Ihre Majeſtat, die edle Koͤnigtun von Bayern,
die auf ihrer Reiſe durch die Schweiz das Andenken ih⸗
rer Menſchenfreundlichkeit uberall zuruͤcktieß, weilte ein
paar Stunden unter unfern Zoͤglingen, ließ ſich die ganze
Unterrichts- Methode bis ins Einzelne entwickeln und von 5
Jahren durch die natuͤrlichen Pocken ſo i
ES 1 3 4
den Zoͤglingen Proben ihrer Fertigkeiten ablegen und ver
ließ die Anſtalt mit ausgezeichneter Huld und Beyfall.
Welch thaͤtigen Antheil aber beſonders unſer enges
res Vaterland an dieſer Anſtalt nimmt, beweiſen die
abermahligen milden Gaben zum Beſten der Blinden,
die ſich dieß Jahr, nebſt den von der Hohen Regierung
und dem Loͤbl. Stadtrath guͤtigſt wiederhohlten Beytrs⸗
gen auf die Summe von fl. 1900, 6 31. belaufen.
Nebenbey erhielten wie nech 3 Aktien auf das Haus
zum Brunnenthurm, nähmlich: i
2 Aktien von den Erben der Sel. Jungfrau Anna
8 Barbara Meyer, zum Schlaf.
1 5 n 5 der Sel. Frau Anng von
i Orell, geb. Schultheß.
Daß der von einem fremden hohen Gönner unfern
Zöglingen jährlich ausgeſeßte Preis neuerdings zweckmaͤßig
vertheilt worden ſey, dafür buͤrgt uns der ſorgfaͤltige
und die Verhäitniffe der Zoͤglinge beruͤckſichtigende Vor⸗
ſchlag unſrer Lehr-Commiſſion und die dabey geäußerte,
freudige Zufriedenheit aller Zoͤglinge ſelbſt. N
Noch verdienen unſern innigen Dank alle diejenigen
Perſonen, welche die Anſtalt durch Ankauf ihrer Fabri⸗
kate und auf mancherley andere Weife beguͤßſtigen, vor⸗
zuͤglich aber die edeln Frauen, die unfrer Anſtalt durch
ihre Leitung und beſondere Aufſicht Uber die weiblichen
Zoͤglinge einen großen Dienſt erweiſen, Ihr ohnehin.
kleiner Verein erlitt in dieſem Jahr eine bedeutende Lucke,
Eine dieſer Pflegemuͤtter entriß uns in noch jugendlichem
Alter der unerbittliche Tod. Die Blinden fanden in ihr
ſchon ſeit Errichtung der Anſtalt eine treue Freundinn;
und obgleich ein langwieriges Kronkenlager ihr den Des
ſuch der Anſtalt feit mehrern Mongthen Fe machte,
dennoch war ſie oft, und ſelbſt an chrem Sterbetage mit,
derſelben, beſchaͤftigt. Mit wehmathig dankbaren Gefuͤh⸗
len folgten auch die Zoͤglinge ihrem Sarge. Manche
ſchoͤne Hoffnung ging mit ihr zu Grabe, aber ſchweigend
und anbethend ſollen wir uns in den Willen des Vaters
ergeben, der die Weſe zu unfrer unendlichen Beſtim⸗
mung beſſer kennt als wir. ?
Eine zweyte bisherige Vorſteheriun der Anſtalt
bringt nun den Reſt ihres Lebens in ländlicher Stille
zu. Es begleitet, fie, das ſuͤße Bewußtſtyn, manche ſe⸗
gensreiche Stunde im Kreiſe unſrer Zoͤglinge zugebracht
zu haben.
Durch dieſe beyden Verluſte ſind die Bemuͤhungen
der uͤbrig gebliebenen Vorſteheriunen weſentlich vermehrt,
worden. Moͤgen ſie in ihrem fchönen Berufe nicht era,
muͤden und gleichgeſtimmte Gonnerinnen der Anſtalt ſich
wieder an ſie anſchließen! ' g a
Der unermädete Eifer unſrer Verwaltung und deh⸗
rerſchaft und ihre liebevolle, ſanfte Behandlung, der Zoͤg⸗
linge erleichtern indeß nicht nur die Geſchaͤfte der Ober⸗
aufſicht, ſondern verwandeln ſie in eigentliche Herzens⸗
freude. Das freundliche Anerbiethen des Herrn Muſi⸗
kus Weber, einigen unſter Zöglinge wöchentlich ein paar
Stunden unentgeltlich Unterricht in der Juſtrumental⸗
Muſik zu geben, nahmen wie dankbar an. 55
Da ich weiß daß Ste Lit, ſowohl, als alle Freunde
der Anſtalt mit Vergnügen und Theeinahme auffallende
Zuͤge und Bemerkungen aus dieſer Welt der Dügden
1 74 8 8 4 on * > 1 13 —
>
\
den De end en
*
faͤhrlichſten Stellen hintreibt.
——
vernehmen, fo erlaube ich wir dleſe kurze Rechenſchaft
noch mit einer getreuen Mittheilung eines Geſpröches zu
beſchließen, welches unlaͤngſt zwiſchen zwey unſrer Zoͤg—
linge vorfiel. f
Einer unfrer Halbblinden beklagte ſich, daß feine
Brille ihn drucke und ihm Augenſchmerzen verurfache.
„Deine Augen, entgegnete ihm ein Blindgeborner, ſind,
halt, uͤbel gemacht. Ich wenigſtens moͤchte mit dir nicht
tauſchen; ich habe gar keine und bin froh darüber: denn
ſo druckt mich keine Brille, und weder Licht noch Som
nenſchein thut mir in den Augen wehe.“
Im Verfolge des Geſpräches kamen Ke dann auf
die Vortheile der Blindheit zu reden, die freys
lich, wie der Lobredner ſelbſt beyfuͤgte, nur wenige Ser
hende und lange nicht alle Blinde einzuſehen Fermögend
wären.
So laß dann hören, hieß es, was fiir Vortheile
du kennſt, die ein Blinder vor dem Sehenden voraus
hat. — Dergleichen kenne ich viele, war die Antwort.
Fuͤrs Erſte: Wenn Halbblinde, oder auch Sehende be—
fuͤrchten muͤſſen, das Geſicht zu perlieren, ſo iſt der
Blinde diefer Furcht und Gefahr überhoben.
Dagegen iſt- nichts einzuwenden, ſagte der, welcher
beym frühern Geſpraͤch immer der Gegner des Lobred—
ners war. — Aber weiter!
S. Der Blinde kann einen Weg, der ihm nur eis
niger Maßen bekannt iſt, wett beſſer finden und geht
viel ſicherer und furchtloſer als ein Sehender ohne Licht.
IL. Der Sehende kann aber des Nachts mit einem
Licht auch unbekannte Wege finden, der Blinde nicht.
C. Davon iſt nicht die Rede. Ich behaupte nur,
ich wills mit einem Sehenden probieren, wer in der
Dunkelheit ſicherer gehe, er oder ich Und dann, wenn
der Blinde an einer gefahrlichen Stelle ſteht, oder eis
nen ſolchen Weg geht, ſo kennt er die Gefahr nicht;
und wenn er fallen follte, fo fallt er ſorgloſer Iſt das
nicht auch ein Vortheil vor dem, der die Gefahr vor
Augen ſieht? 3 l
L. Der Sehende hat dann aber doch den Vortheil,
daß er ſich beym Fallen eher helfen kann als der Blinde.
Z. B. im Waſſer wird der Sehende ſuchen, das Ufer,
welches er ſieht, zu erreichen; der Blinde muß ſich dem
Strome uͤberlaſſen, der ihn vielleicht gerade an die ges
Einen andern Vor—
theil, wenn du einen ſolchen kennſt!
C. O ja! Ein Blinden
wird nie von einem Se⸗
henden beneidet werden, ſo wie auch ein Blinder der
nicht, beneiden, wird,
dern Vorthelle Bean,
wohl auch ein Vortheil. 6
IL Freéylich ja! Aber bie Voreheite: der: "Blinden
find wahrlich auch nicht beneidenswerth
O. Höre doch, du ſollteſt als ein Blinder deine
Vortheile nicht waßkennenz du ſollteſt thun und reden
wie ein Bier, und nicht wie ein Sehender. Aber
warte, ich will der noch einen Vortheil nennen, gegen
den du nichts wirſt einwenden können.“ Die Blinden
agen. fein, Licht, wie die Sehenden. % „
Aber, wenn du eſnen Faßlet gantackgz mußt du
doch En Sehenden dame dem Lichte rufen, daß er dir helfe.
weil keiner des an⸗
Und am Neide fre ya, iſt
C. O weh, fo ſchweig doch! — der Blinde It am
Ende doch beſſer daran, als der Sehende, wenn man
ihm die Augen verbindet: denn dieſer weiß alsdann,
ſelbſt auf einem ihm ſonſt bekannten Wege, nicht wo er
iſt. Den Blinden hingegen leitet ſein Gefuͤhl und er
weiß ſchon in einiger Entfernung einem Hinderniß aus—
zuweichen, das jener nicht bemerkt, bis er mit dem Kopf
anrennt.
I. Das gebe ich dir zu; aber iſt denn das ein fo
großer Vortheil? Und hat der Sehende noͤthig ſich die
Augen zu verbinden? Mit unverbundenen Augen aber
koͤmmt er dem Blinden wohl, weil er ihn vor Gefahren
warnt, denen der Blinde denn doch, trotz feines feinen
Gefuͤhls, nicht ausweichen koͤnnte. Hatten ſonſt
Blinden Sehende zu Fuͤhrern noͤthig?
C. Ich weiß doch noch einen Vortheil. Wenn der
Sehende oft durch das, was er ſteht, geärgert wird, fo
iſt doch der Blinde nicht in dieſem Falle.
L. Freylich ja! Aber nicht alles, was er ſieht,
ärgert ihn; dagegen fieht er vieles das ihn freut und
ihm Vergnügen macht, welches der Blinde entbehren
muß und was fein Gefühl ihm nicht erſetzen kann.
C. O darauf ſetze ich keinen großen Werth. Was
ich nicht ſehe, das mangelt mir auch nicht. Nur Eines
weiß ich, woruͤber ich den Sehenden beneiden moͤchte,
und das iſt das, daß ſie leſen koͤnnen was ſie wollen.
IL. Biſt du jetzt fertig, oder weißt du noch mehr
Vortheile, die ein Ser vor dem Sehenden voraus
haben soll?
C. Ja, mir fällt noch einer bey. Wenn ein Se
hender im Nachdenken über etwas begriffen iſt, und es
koͤmmt ihm etwas zu Geſichte, for zerſtreut er ſich leich
ter als der Blinde.
L. Und ich hingegen behaupte: Der Blinde wird
eben ſo ſehr oder noch mehr zerſtreut durch das Gehör.
C. St ſehe ſchon, du gehoͤrſt auch zu den Blin⸗
den, die die Vortheile der Blindheit nicht einzuſehen
vermoͤgen. Ich ſage dir, mir iſt ein gutes Gehoͤr und
ein recht feines, Gefühl lieber als das Geſicht, das ich
gar wohl entbehren und doch luſtig ſeyn kann.“
Glücklich, wer einem fo großen Uebel wie die Blind
heit iſt, noch in dieſem Grade das Wort reden kann.
Aber wuͤrde man dieſe Sprache wohl auch von einem
Blinden hoͤren, der, ſich felbft uͤberlaſſen, in einem
dumpfen, freudenloſen Daſeyn ſeine Tage verlebte? Iſt
ſie nicht vielmehr die erfreuliche Folge der Bildung und
des edleren Lebensgenuſſes, zu welchem ein ſolches In—
ſtitut, wie das unſrige, die Blinden erhebt? — Liebliche
Wirkung dieſer Anſtalt, daß ſie ihre Zöglinge nicht nur
zu nützlichen und «zufriedenen Menſchen, fondern ſelbſt
ihres Zuſtandes ſo froh wacht, daß ſie ſogar noch die
Vortheile ihrer Blindheit anzupreiſen ſich erweckt fuͤhlen!
Moͤge denn dieſe unſere Anſtalt aufs Neue dem zar⸗
ten Sinn unſers menſchenfreundlichen Publikums em⸗
pfphlen ſeyn, in deßſen Theilnahme diejenigen, denen die
Aufſicht über diefelbe ee b, Une ue Su *
ri 9 47 Genc
I Mads ibn i Au sid U
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* *
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2 B
Wir können uns kaum enthalten, die vortreffliche
Anrede an die Zoͤglinge der Blinden- Anſtalt nicht vol:
ſtaͤndig beyzufuͤgen, welche der Praſident, Ahr. Ober—
richter Ulrich, bey dem olen gedachten Anlaſſe der
Praͤmien⸗Austheilung mit vaterlicher Anmuth jüngft ge—
halten hat. Doch die Schranken, in denen ſich dieſe
Nachricht halten muß, erlauben mehr nicht als ein paar
Bruchſtuͤcke zu geben — ſeine Bemerkungen uͤber das
mitgetheilte Geſpraͤch zweyer Zöglinge, und feine Charak—
teriſtik deſſen, der den erſten Preis erhielt.
Ich kann das Geſpraͤch, das in der Rechenſchaft
Über die Vortheile welche ein Blender in Vergleich
mit einem Sehenden zum Voraus hat, angeführt
worden, nicht unberuͤhrt laſſen. Es iſt eben ſo origenell
als intereſſant. Du bift ein rüfiiger Kampfer, lieber
Chenaud! du ſagſt wirklich, und auf eine angenehme
Weiſe, manches das wahr iſt; aber mitten in deinem
Eifer geraͤtheſt du daun auch auf Trugſchluͤſſe. Wie
konnte dieß anders ſeyn? Ein PVrinder kann eben fo
wenig von den Farben, als ein Tauber von der Har—
monie der Töne ſprechen. Was man nicht kennt,
dar ber mein Lieber, kann man auch nicht urtheilen.
Verzeihe mir, aber ich habe deine Raſonnemens biswei—
len etwas ſpitzfindig gefunden. Ehre indeſſen dei—
nem Geſchick womit du einen ſchweren Satz zu bebaups
ten geſucht haft, Ehre beſonders deinem guten Ge⸗
nius, der dich zur Loͤſung deiner ſchwierigen Frage er ;
muthiget hat Ja gewiß, ein guter Geiſt hat dir
deinen Eifer, in der begonnen Fehde Recht zu behal⸗
ten, eingefloͤßt, und trotz deiner — ich moͤchte ſagen
ruͤhrenden und liebenswürdigen Spitzfindiskeuen zugleich,
muß ich ohne Hehl zugeben, daß du, lieber Ouenaud in
dieſem Punkte wenigſtens, ein Weiſer ſeyeſt. Ich
moͤchte dich nmarmen fuͤr dieſe Weisheit. Möge fir in
dir, fo wie in dem Gemuͤthe aller deiner Schickſalsge⸗
fahrten, immer tiefere Wurzeln faſſen. Zufriedenheit
mit feinem Zuſtande, macht das Gluck, die wahre
Weisheit des Lebens aus. Dieß lehrt uns auch der fuͤr
alle fromme und gute Menſchen unſterbliche Gellert:
Genieße was dir Gott beſchieden;
Entbehre gern was du nicht haſt.
Ein jeder Stand hat ſeinen Frieden,
Ein jeder Stand hat ſeine Laſt.
Vor einem Jahre dachte ich noch nicht daran, daß
du für dießnahl oben an zu feehen kommen wuͤrdeſt.
Aber nach dem einſtimmigen Zeugniß deiner Auf⸗
ſeher und Lehrer, verdieneſt du dieſe Ehre. Man
ſagt: du habeſt dich in vielem weſentlich gebeflert;
du ſeyeſt folgſam, ein Denker, voll religiöfer Gefühle,
dabey immer frohen heiteren Sinnes, das Boſe fliehend,
das Gute ſuchend; im täglichen Leben reinlicher, ord—
nungsliebender als früher; fertig im Rechnen und andern
wiſſenſchaftlichen Kenntniſſen; den Arbeiten ergeben und
beionders im Spinnen befliſſener, weil U bung in dies
fer Beſchäftigung der Wunſch deines Vaters ſey. Dieß
alles lautet ſchoͤn, lieber Onenaud,
Wahrheit vieles Zeugniſſes Du haſt gekam ft um
beſſer zu werden, und mit Gottes Huͤlſe iſt dir's auch
gelungen. Du haſt größten Theiis eine Praͤmte vers
dient; du erhaltſt auch eine ſolche, und als Zulage
ein Stoͤckchen von einem deiner in Zuͤrich wohnenden
Mitbuͤrger aus Genf, der dich kennt und ſeit langem
ſchon dich lieb gewonnen hat. Freue dich dieſes für dich
gluͤcklichen Tages!
Anzeige fuͤr Freunde des Bauweſens, der Kunſt
und Literatur; auch für Buch- und Kunſe—
Handlungen,
I.
Von der fo eben im Druck erfchienenen Einleitung
und Uebersicht der Eneyklopadſie des Bauweſens, neyſt
einer Tabelle, und Anhang mit Abbildung der Templer—
Kapelle zu Cobern, gr. Med. 8vo, Garmund Lettern,
enger Druck, ſechs und ein halb Bogen Text, in einen
farbigen Umſchlag geheftet, find Exemplare in Bonn,
auch in Frankfurt am Main und Leipzig, nach dem
Verkaufpreis von 54 Stub berg oder 1 fl.
niſch, oder 16 gar. preuſiſch zu beziehen, N
Einzelne Exemplare werden von dem Verfaſſer an
die Pranumeranten auf die unter Nr. II nadıfolgende
Sammlung von Abhandlungen architektoniſchen Inhalts
zu dem Subſcriptkonsoreis von 40 Stuͤb. berg. 54 kr.
rh., oder 12 ggr. preuſ. abgelaſſen.
H.
Vorſtehender Abhandlung bin ich entſchloſſen, weis
tere Ausführungen der darin angegebenen Gegenſtaͤnde,
periodiſch zu Lieferungen in Heften von 4 bis 6 Bogen,
und 1 bis 2 Dlatt Abbildungen, verbunden mit Noti—
zen und Nachrichten, folgen zu laſſen Dieſelben ſollen
ſich im Format und Druck ganz an dieſe Schrift, auch
unter beſondern Titeln, anſchli ßen. Jaährlich erſchei⸗
nen zwei Binde nach und nach in 6 bis 8 Heften, uns
ter dem Haupttitel:
Abhandlungen architektoniſchen Inhalts
g von
B. Hundeshagen,
jeder Band zu 18 Bogen Text und 3 bis 4 Blatt Abe
bildungen, in einen Umſchlag geheftet.
und ich glaube der
12 tr. cheie
—
Behlag e z.
um die Koſten dieſes mit Nr. I beginnenden Uns
ternehmens vorher geſichert zu wiſſen, ſchlage ich den
Weg der Subſertption ein. Der Bubferiptionspreis fuͤr
den Band dieſer Abhandlungen iſt auf 2 Reichs-Thaler
bergiſch, oder 2 fl. 42 em rheiniſch oder 1 Thlr.
13 gar. preuſiſch beſtimmt, und wird bei der Ablieferung
bezahlt. Der Ladenpreis kommt ein Viertheil hoͤher.
Wer die einzelnen Schriften, wie fie von Zeit zu Zeitder⸗
ſcheinen, ſogleich zu erhalten wuͤnſcht, wird erſucht, dieß
bei der Subſeription gefäligft zu bemerken, und bei ders
ſelben den Betrag des Bandes zu praͤnumeriren. Die
Subfcription kann auch für die erſten zwei Bande allein
geſchehen; dieß muß jedoch dabei bemerkt werden. Das
Verzeichniß der Subfiribenten wird dem erſten Band
beigedruckt. Sammler und Uebernehmer von Subſcrip⸗
tionen erhalten für 5 Exemplare das te unentgeltlich.
Briefe und Gelder koͤnnen von dem Herausgeber nur
portofrei angenommen werden.
Die nachſten Bande werden unter andern Abhand—
tungen, zum Theil mit Abbildungen, enthalten: Kurzer
Bericht uͤber den Anfang und Fortgang der architekto⸗
niſchen Lehren zu Bonn. — Ueber die Merkwuͤrdigkei—
ten der Rheingegenden im Bezug auf das Bauweſen. —
Ueber das Beuweſen zu Mainz. — Ueber das Bauwe⸗
fen der Stadt Wisbaden. — Ueber die Eebaude zu
Bonn und in der nächſten Umgegend. — Ueber die
Kirchengebäude der Stadt Coͤln. — Ueber die Bauma⸗
terialien in den Rheingegenden. — Ueber die Wichtig
keit der Erſorſchung der stlteſten Zeiten im Bauweſen.
— Ueber die architektoniſchen Monumente zu Athen. —
Ueber das Parthenon zu Athen und des Verſaſſers
Verſuch, die Canones der griechiſchen Baukunſt daran
wieder aufzufinden. — Ueber die Baukunſt des deut⸗
ſchen Mittelalters insbeſondere in den Rheingegenden.
— Ueber die Kirchenbaukunſt des deutſchen Mittelalters,
deren Urſprung und Ausbildung. — Ueber das gnoſti—
ſche in den Gebaͤuden und deren Verzierung aus der
deutſchen Zeit des Mittelalters. — Ueber die oͤffentli—
chen Gebaͤude des Mittelalters insbeſondere die Palaͤ—
ſte. Ueber die Gebäude aus der Toskaniſchen Zeit.
— Ueber Stadtbankunſt, iasbeſondere die Einrichtung
und Erweiterung aͤlterer Stadtlokalitaͤten. — Ueber
Bau und Einrichtung evangeliſcher Kirchen. — Ueber
Bau und Einrichtung von Lokalitäten zur oͤffentlichen
Rechtspflege. — Ueber Theatergebaͤude, und deren Ein⸗
richtung. — Ueber die großen Gemacher-Arten in den
öffentlichen. Gebauden. — Ueber die Geſtaltlehre in dem
Bauweſen, auch den Urſprung und die Theile der Sau⸗
lenordnungen. — Ueber die Anwendung und den Nutzen
perſpektiviſcher Zeichnungen in dem Bauweſen. — Ueber
Geſtalt, Wachsthum und Urbild der Daͤume, in natur⸗
hiſtoriſcher und artißiſcher Beziehung. — Weber Hands
werks⸗Riſſe im Bauweſen, deren Beſchaffeuheit und
Nutzen. — Ueber Art und Weiſe der Koſtenuͤberſchlage
im Banweſen. — Ueber die Gartenbankunſt in architek⸗
toniſcher und naturaliſtiſcher Hinſicht. — Usber Viteuvs
Baukunſt. — Syſtematiſches Woͤrter⸗Verzeichniß von
deuten, lateiniſchen und unbekannten Worten uͤber
Gebäude und deren Theile, aus einer Handſchriſt des
13822. No. 13.
ı2ten Jahrhunderts. — Ueber die Gemälde meines als
ten rheiniſchen Codex vom Nibelungen Lied in architek—
toniſcher Hinſicht. a
III.
Die Templer-Kapelle in der alten Burg zu Co—
bern an der Moſel.
Eine architektoniſche Urkunde vom Einfluß der Ritterorden auf
die Kunſt des Mittelalters; hiſtoriſch und artiſtiſch
dargeſtellt,
von
Dr. B. Hundeshagen.
Schön, einer Jungfrau aus dem Orient vergleich—
bar, unvergaͤnglich wie der Name den ſie bezeichnet,
und Zeuge vom Geiſt und Verdienſt der Maͤnner von
denen ſie ſpricht, ſteht dieſe Kapelle noch da, zum
Schmuck der lieblichen Moſelgegend, ohufern ihrer Vers
bindung mit dem herrlichen Rheinſtrom—
Ein faſt allein uͤberbliebenes Baudenkmal ſeiner
Art, erſah ich es in dem Jahr 1813 zuerſt. Der Go
danke daran lebte mit mir fort; in der Aufnahme und
Bearbeitung des Gebäudes, entſprach ich mit aller Auf:
opferung dem innern Drang, bei drohender Gefahr
feine Schoͤnheit und Herrlichkeit in Andenken und Ab—
bildung zu bewahren. Seitdem reifte mit der Theil—
nahme welches daſſelbe fand, durch Arbeit, Studien und
Forſchungen mein Werk heran, welches ich nun zur
offentlichen Mittheilung beſtimmt habe. Es ſoll ſich zus
gleich dem Werk uber Friedrichs I. Palaſt zu Gelnhau—
ſen (ſ. Nr. IV) welches ſo gute Aufnahme fand, an—
ſchließen, und die Reihenfolge einer
Sammlung vollſtaͤndiger und erſchoͤpfender Be—
ſchreibungen, Abbildungen und Erlaͤuterungen der
Bau- und Kunſt-Gegenſtaͤnde vorzüglich
in den Rheingegenden
mit eroͤffnen.
Um die Koſten dieſes Unternehmens, insbeſondere
für den Druck des Textes und die fernere Bearbeitung
der Abbildungen zu decken, ſchlage ich ebenfalls den
Weg der Subſcription und Praͤnumeration ein. Der
Subſeriptionspreis für jede Lieferung von 12 Blatter
Abbündungen und Riſſe, und 12 Bogen Beſchreibung
und Erläuterungen, auf groß Median Papier Folio mit Zr
Cicero Lettern gedruckt und in einen Umſchlag geheftet,
iſt 6 Rthlr. berg., 8 fl 6 fr. rh., oder 4 Thlr. 15 gar:
preuf. Der Verkaufpreis wird ein Viertheil hoͤher.
Sammler und Uebernehmer von Subſcriptionen erhalten
für 3 Exemplare das ste unentgeltlich. Die Subrecips
tion kann auch auf zwei Hefte allein geſchehen; dann
muß jedoch dieß mit bemerkt, oder der Sabſeriptions⸗
preis jedesmal fuͤr ein Heft praͤnumerirt werden. Das
erſte Heft ſolcher Bau- und Kunſt-⸗Gegenſtaͤnde wird
demnach mit der Kapelle zu Cobern enthalten;
r —— 1 er N *
J. Ueberblick der Geſchichte der Ritter vom
Tempel.
Beſchreibung und Abbildung der Tem⸗
pler⸗Kapelle; N
Von der Burg zu Cobern, Lage, Urſprung und
Schickſalen. — Blatt, I: Anſicht der Kapelle aus
der Ferne. Bl. II: Perſpektiviſcher Aufriß derſebs
ben von Suͤdoſten. Bl. III: Perſpektiviſche Anſicht
und Durchſchnitt beider von Weſten. Bl. Vi:
Grundriß der Kapelle. Bl. V: Aufriß derſelben
mit der Thuͤr. Bl. VI: Durchſchnitt nach der
Laͤnge des Gebaͤudes. Bl. VII: Architektoniſches
Detail von einem Mittel-Saͤulenbund. Bl. VIII:
Desgleichen von einem Eckſaͤulenbund. Bl. IX:
Desgleichen von einer Sitzbogenſtellung. Bl. X:
Perſpektiviſche Anſicht der einzelnen Knauf: Verzie⸗
rungen an den Mittelſaͤnlenbuͤndeln. Bl. XI: Der⸗
gleichen von den Eckſaͤulenbuͤndeln. Bl. XII: Die
Verzierungen der Kapitale an den Sitzbogenfaͤulen
und Thürmzinnen. — Schlußbemerkungen: Von
der deutſchen Bauart im dreizehnten Jahrhundert,
vorzuͤglich in den Rheingegenden.
Vom Einfluß der Ritterorden auf die
Kunſt ihrer Zeit.
Von dem Gegenſtand der Abbildungen giebt das
beiliegende Blaͤttchen wenigſtens eine flüchtige Anſicht.
Da des kleinen Maasſtaabs wegen ſich die Abbildung ei—
nes Mittel: Säulenbunds (1), eines Eckſaͤulenbundes (2),
einer Sitzbogenverzierung und eines Thuͤrſaͤulenknaufs
(3 und 4), und der Zinnen (8), ſich nicht deutlich ges
nug zeigen, ſo wird mit dem naͤchſten Heft der vorange⸗
zeigten Schriften (Nr. II) die Verzierung Nr. 2 in
groͤßerem Maasſtabe gegeben, um ein genaues Bild
von der einzig ſchoͤnen Form und Verzierung deſſelben
nicht laͤnger vorzuenthalten. Die folgenden Hefte wer⸗
den unter andern enthalten:
Das Domgebäude in Mainz. — Das Münfterges
bäude zu Bonn. Die Stiftskirche zu Schwartz
Rheindorf bei Bonn. — Die Dreifaltigkeits⸗Stiftskir⸗
che zu Gelnhauſen. — Das St. Peters-Muͤnſter Zu
II.
III.
Gelnhaufen. — Die Apoſtelnkirche zu Coͤln. — Die St.
Gerconskirche zu Coͤln. — Die Kirche Groß St Mar⸗
tin in Coͤln. — Pſeilergeſimmsverzierungen von dem Klo—
ſter Breitenau in Heſſen. — Die Liebfrauenkirche zu
Coblenz. — Der ehemalige Koͤnigsſtuhl zu Renſe am
Rheinufer. — Das Portal der zerſtoͤrten Liebfrauen⸗
kirche zu Mainz, mit ſeinen Bildwerken, Architek—
toniſche⸗ und Sculprur Zeichnungen nach Originalien
von Adam Kraft. — Die Original- Riſſe von dem zer⸗
fiörten kurſürſtl. Jagd Schloß Roͤdgen bei Venn. —
Das Reſidenz Schloß zu Coblenz — Verſchiedene
Wohngebäude aus den mittelcheinifchen Gegenden. —
Grundriß und Durchſchnitt des Schloßgebaudes zu Pop⸗
pelsdorf bei Bonn. — Plan zu ener neuen Unfaß
fung und Verzierung der Hauptquelle zu 2Srsbaden
Plan zu einet katholiſchen, Kirche für Wiesbaden. —
Plane zu Nermal-Schußhaͤuſern furt das“ Herzogthum
Meſſau. — Das Belveder Fam Nheinufer zu Dis
brich — Plan zu einem Theater und zu einem Wad⸗
gebäude für Wisbaden. — Plane zu einem großen
*
Theatergebaͤude, nebſt Bemerkungen zur Theorie und
Praktik des Theater-Bauweſens. — Fruͤhete Projekte
und Plane zu einer ſtehenden Bruͤcke uͤber den Rhein
bei Mainz. — Architektoniſche Betrachtung und neue
Bearbeitung des Pantheons oder der Rotonda zu
Rom. — Theorie der Egyptiſchen Baukunſt nach ihren
Monumenten. im *
IV
Kaiſer Friedrichs J. Barbaroſſa, Palaſt in der
Burg zu Gelnhauſen.
Eine architectoniſche Urkunde vom Adel der von Hohenſtaufen
und der Kunſtbildung ihrer Zeft.
Hiſtoriſch und artiſtiſch dargeſtellt
won z } ö
B. Hundeshagen.
Zweite Auflage, mit 13 Kupferabdrücken,
Veriaſſe rs.
1819 auf Koſten des
Iii h a la | sr
14 “+
J. Das Leben der Edlen von Hohenſtaufen,
insbeſondere Friedrichs J. Barbaroffar
Abbildung und Beſchreibung des kaiſer⸗
lichen Palaſts in der Burg zu Gelnhau⸗
ſen. Einleitung. Von des Palaſts und der
Burg Lage, Urſprung und Schickſalen. — Blatt
1: Perſpektiviſcher Aufuß der Gebäude des Palaſts.
nach dem Hofraum zu. Blatt Il: Geundriß der
Palaſtgebaͤude in der Burg zu Gelnhauſen. Blatt
III: Aufriß der Ringmauer von der Abendſette,
und des Thurms, der Halle und Kapelle von der
Morgenſeite. Blatt IV: Durchſchnitt der Halle.
und Kapelle, nebſt dem Grundriß der letztern und,
der Sakriſtei. Blatt “: Grundriß und Aufruf
II.
der Hauptfagade des Reichsſgalgebäudes. Watt
VI: Aufriß und Durchſchnitt der Vegenftellung,
deſſelben. Blatt VII: Aufriß, Durchſchnitt und,
Grundriß von der Hauptthuͤr ebendeſſelben. Blatt
VIII: Sechs verſchiedene Verzierungen der Sauten⸗
kapitaͤle am Reichsſaal, mit Baſen. Blatt IX:
Sechs andere Kapitale vom Neichsfaalaebäude,
uͤbereck und in perſpektiviſcher Verjüngung darge⸗
ſtellt; mit vier Baſen. Blatt X: Wandgefing,
vom Reichsſaalgebaude, und Saͤulenkapftaͤle von
der Halle. Blatt XI: Die Verzierungen, der
Wandpfeiler und Mittelſaͤulen aus der Halle und
Kapelle; nebſt dem Fenſter aus dem kaiſerlichen
Zimmer. Blatt II: Die Toronperzierungen im
Heichsfaal; der Altan vor demſelben; das allegon
riſche Basrelief; eine Büſte und Bruchſtücke. —
Schlußbemer kungen. lleber den Charakter
der neugriechiſchen Bauart unter den uſchwahiſch en
Kaiſern; den Urſprung und dla Verbreitung derfelsz
ſeilbenz von dem Kunſtwerth dieſer architektonſſchen;
Foumen, und ihrer Anwendbarkeit in der heutigen⸗
VBaukunſt. Gin
310, SC 13139 920038
—
Von diefem Werk, in gr. Median Folio auf Velin
Papier mit Cicero Antiqua Lettern gedruckt und in ei⸗
nem Umſchlag geheftet, iſt der Verkaufpreis 8 Rthlr.
54 Stbr. berg.; 12 fl. rh. oder 6 Thlr. 20 gar. preuf.
Exemplare auf das beſte Velin Papier mit ausgeſuch—
ten Abd ruͤcken koſten ein Drittheil mehr. Der Subfeip—
tionpreis iſt für jedes vorhergehende ein Viertheil wenis
ger als der Verkaufpreis, alſo: 6 Rthlr. 40 Stbr.
berg.; 9 fl. rh. oder 8 Thlr. 4 ggr. preuſiſch ꝛc.
V.
Topographiſch- militairiſcher Plan der Stadt und
Feſtung Mainz mit ihren Umgebungen.
Bearbeitet und herausgegeben
von
Bernhard Hundes hagen.
. Sehen von €. Felfing in Darnıkadt,
In hochimperial Format. Maasſt. 1: 12,500. Ergaͤnzungs⸗
Blatt der Haas ſchen grofen Situations⸗Karte, Nr. x,. Auf
Koſten des Verfaſſers.
Der Verkaufpreis des Exemplars iſt 4 Rthlr. 4
Stbr. berg; 5 fl. 30 kr. rh. oder 3 Thlr. 3 ggr. preuf.
Der Subſeriptionspreis iſt ein Viertheil geringer, alſo:
5 Rthlr. 4 S 3 4 fl. 8 kr. oder 2 Thle. 8 ggr.
Bis eine reſoekt. Handlung oder die Commiſſton
der perlodiſch erſcheinenden Werke Nr. II und III gegen
ein billiges Honorar oder billige Prozente übernimmt,
oder ein reſpekt. Poſtamt allein die Beſtellung der Exem⸗
plare gegen eine billige Proviſion bejorgen will, ei
halten die reſpekt. Abnehmer die Exemplare, inſofern
fie mir, keine beſondere Gelegenheit angeben, auf dem
mir am geeigneſten erſcheinenden Weg. Dieſer durfte
zum Theil die fahrende Poſt ſeyn, welche angefangen
hat den literaͤriſchen Verkehr zu erleichtern insbeſondere
die koͤnigl. preuß fahrende Poſt, wo tie Pakete mlt
gedruckten Sachen für das Gewicht von einigen Pfun—
den nur das doppelte Brieſpörto, und bei ſtaͤrkeren
Sendungen für das Pfund nur ein und einen halben
Pfennig Porto auf die Entfernung von 4 zu 4 Meilen
Transport koſtet, was alſo bei Sendungen von einer Ans _
zahl von Exemplaten für das einzelne Exemplar bei der
ſchnellſten und ſicherſten Uebetlieferung nur wenige Pros
zente beträgt. Ich werde zugleich Sorge tragen, daß
durch Abſendung von Paketen in Haupt: Mittelpunkte
des literärifchen hrs, als Frankfurt, Leipzig, Ber⸗
lin und Wien, bei Diftribution zu der Poſt oder ange
gebenen Gelegenheiten daſeioſt, das Porto für die Abs
nehmer für weite Entfernungen noch geringer wird oder
zum Theil wegfallen kann.
Um jedoch dieſer nolhgedrungenen Selbſtbeſorgung
moͤglichſt überhoben zu ſeyn, lade ich ſammtiiche vefpeft.
oft: Acmter und Handlungen freundlichſt ein, unter
angebotenen Vortheilen Subſeription und Pränumer
tion auf obige gemelnnuͤtzige Werke Nr. IT und TIT am
zunehmen, auch mir ihre billige Bedingungen zur Ueber—
nahme des Ganzen wiſſen zu laffen. In fruͤherer An—
forderung hatte ich um Con'miſſionair und Abnehmern
die größten Vorthetle zu geben, die Exemplare meines
Werks über den Paleſt zu Gelnhauſen Nr. IV, mit
jährigem Credit und mit 50 Prozent Rabatt vom Ver—
kaufpreis in Com miſſton erlaſſen; da jedoch den Abneh—
mern von Seiten des Commiſſionairs entſprechend billige
Vortheite nicht ſcheinen geſtattet worden zu ſeyn, ſo
muß ich bitten dieſe beſonders dabei mit zu beruͤck—
ſichtigen.
So bleiben auch noch Exemplare von den Werken
Nr. IV und V, deren Werth in öffentlichen Urtheilen
(ſ. unter andern fuͤr Nr. IV Gotting gelehrte Anzeigen
1819. Mai. — Gothe Kunſt und Alterthum B. II.
Heft 2. — Eos, J. 1820. Nr. 29. — und für Nr. *
Geograph. Ephemeriden J. 1818. Maͤrzheft S. 363
— 66. — Goͤthe Kunſt und Alterthum, Heft I. S. 55
ausgeſprochen iſt, in dem Subferiptionspreis gegen por—
tofreie baare Einſendung des Betrags von mir zu
beziehen.
Auch bin ich erboͤtig zum Erſatz der im Vombar—
dement von Hanau (Jahr 1813) mir zu Grunde ac
gangenen Sammlungen, gegen letztere beide Werke Nr.
IV und V, für mein Fach paſſende anderweitige artiſti⸗
ſche, literaͤriſche und topographifhe Werke, auf porto⸗
freies Anerbieten, einzutauſchen. l
Bonn im Juni 1820.
B. Hundeshagen.
(Dieſe Anzeige nebſt Abbildung kann nur an die
Pränumeranten oder Subſcribenten auf Nr. IIIstbeſon⸗
ders unentgeltlich abgegeben werden; wer ſolche ohne
dieß erhalten will, bezahlt dafür 20 Sibr.; 27 kr. th.
oder 6 ggr.)
Ein Actenſtuͤck aus den Handſchriften der
Abtey Goͤttweich in Oeſterreich.
Leitera f, Concilii Conſtantienlis.
Sacrofancta et generalis Synodus Conſtantienfis
dilecto eccleſiae filio, Nicolao Priori monafterii J.
Annae de Roccha Mandragonis ord. I. Bened. lalu-
tem et Dei omnipotentis benedictionem. Inter cae-
tera, quae nos pro reformatione ecclefiaſticae dif-
eiplinae lingulariter affectamus, id exiſtit, ut mo-
nafieria regularium lub debita obfervantia tenean-
tur, quo illorum [. patrum unde hnici..... tam fa-
lubris et pia regularium profellio emanavit, gratia
mereamur, et eorum apud Deum intercellio pro
pace populi chriſtiani efficacius operetur. Expofi-
to itaque nuper nobis per venerabilem fratrem An-
dream Laſthari electum Pofnanienfem, qui Äu-
dium, quod extenuare potuimus, maximo affeciu
— —
et ferventilfimo defiderio praeoptat ut veſter fan-
etillimus ordo. lub debito ab illo patre beatillimo Be-
nedicto infiituto ordine gubernetur, (quia in parti-
bus - Juae dioecelis non nulla exiltunt monaſteria
ordinis ‚praelibati, quae cupit ad regularem cbier-
vantiam reducere et totaliter reformare, intendatque
pro praedictae rei executione opportunas expenlas
ac operam interponere) ſuplicavit, ut devotioni tuae
feribere curaremus, et totis,lenfibus exhortaremur,
quatenus lex ex fratribus tuis vitae lanctimonia de-
coratis.... ad iplum, qui nune in [ilto concilio lau-
dabiliter ſe exeret, transmittere velles, quorum fra-
trum vita exemplari facile polſet in dictis partibus
eadem oblervantia ampliari. Nos itaque cupientes
tam pia vota lanctaque defideria confovere, et [ine
morae dilpendio latagentes tam honelto propvlito
operam impendere efficacem, qui eosdem Iratres
quantocius transmittas ad eum, dummodo ex re
hujusmodi monalterium tuum praeiudicium non
patiatur enorme, efficaciter exhortamur. Res enim
fumme laudabilis eſt cenfenda, li bonorum virorum
ad templum Dei reaedificandum propägatio peraga-
tur, et dilatetur terra fidelium viris Deum timen-
tibus et vitam ducentibus exemplarem; adeo quae
fi ur putamas ex talium fratrum vigilantia in illis
patribus, praefati ordinis facra religio pullulabit,
erit aibi apud homines gloria et gratia apud Deum.
Verum ut valeas libentius agere in praedictis nec
non accedentes fratres line ambiguitate aliqua pro-
ficiscantur innotelcat ita praefatum electum Polna-
nienlem pollicitum.nobis elle, qui pro accellu no-
bis praedicto nec non vita toto tempore trahenda in
partibus antefatis cuncta necellaria copiole et decen-
tillime miniftrabit. Velis igitur, cohortamur, hi-
lari animo procedere in noſtrorum celeri executione
votorum: nam et Deo placebis et eidem Andreae
electo latisfacies in re pia namque opus hoc tam
laudabile ad maximam complacentiam revocabimus.
Datum Conſtantiae V. idus Novembris anno a nati-
vitate Domini millefimo quadringentefimo quinto
decimo apoſtolica jede vacante.
Aus einem papiernen Codex der Moͤlker Abtei N.
14. in 4.
A uz e i geen.
Sammlung 24 vorzuͤglich nuͤtzlicher Mittel und
„Rezepte, welche neu entdeckt und durch be—
währt gefundene Verſuche im Inn- und Aus⸗
lande öffentlich empfohlen wurden. Zur allge⸗
meinen Anwendung fuͤr die Mit- und Nach⸗
welt aufbewahrt von V. W. Freymuth. Frank⸗
furt und Leipzig 1822. 8. Preis 36 Kr.
Dieſe Mittel find für‘ Auszehrende oder an der
Lunge Leidende, gegen die Kehlen-Schwindſucht, gegen
die Lungenſucht, Schwindſucht, gegen erſchoͤpfte und
abgezehrte Kinder, gegen das Wechſelfieber, kalte Fieber,
Scharlachfieber, Flechten, Magenfaure, Ausſchlaͤge im
Geſichte und an der Naſe, Waſſerſcheu, Fallſucht, ploͤtz⸗
liche Lahmung, Rhevmatism, Gicht, Katharr, blinde
goldene Ader, Hals- und Zahnſchmerzen aus Erkaͤltung,
fuͤr das Einſchlafen, gegen den Bandwurm, Uebelwerden
bei dem Fahren, gegen den Typhus u ſ. w. Referent
ſoh mehrere dieſer Mittel in feiner Umgebung mit er
wuͤnſchtem Erfolge anwenden. Man kann ihnen um
ſo lieber Vertrauen ſchenken, da die Erfinder oder An—
wender derſelben genannt find.
t
rn
Freimuth's oͤkonomiſche Haus-Rezepte und Ans
weiſungen. Frankfurt und eipzig. 1822.
Preis 24 Kr. Dritte von Sachkundigen ge⸗
pruͤfte und bewaͤhrte Ausgabe. 8
Diefe kleine Schrift enthält Mittel gegen erfrorne
Glieder, Kies- und Stein: Schmerzen, verſteckte Haͤ—
morrhoiden, Verhaltung des Urins, Ausfallen der
Haare, ſchwarze Zähne, Auflaufen des Rindviehes, den
Brand im Getraide, Sicherung der Baͤume vor Haaſen,
Ausfrieren der Fiſchteiche und Beförderung großer Huͤh—
nereier. Wem auch nur ein Gegenſtand Intereſſe ge—
währt, der wird den Preis dieſer kleinen Convert Schrift
gerne uͤberſehen.
.
i nde
P
o
T 5
0
la Société Hollandoiſe des Iciences, à Harlem, pour l’annde 1822.
La Société des Sciences a tenu la loixante-
neuvièeme Allemblée anniverſaire; le 18 Mai.
Les Sciences Phyfiques.
Il parut par ce rapport:
‚I. Qu'on avoit recu ſur la queliion, par la-
quelle on avait delire: „Un catalogue exact des
mammiferes, des oiſeaux et des amphibies, qui,
n'étant pas des especes transportées d’ailleurs, ſe
trouvent naturellement dans ces pays-ci, contenant
leurs différents noms dans différentes parties de ce
pays, et leurs caractères generiques et [pecifiques,
decrits en peu de mots, ſuivant le [yfieme de Lin-
né, avec l'indication d'une ou de pluſieurs des
meilleures reprefentations® de chaque animal?“ —
queſtion qui avoit été propoſé dans le programme
de l'année 1815 pour un temps illimite, une re-
ponſe en Hollandois, ayant pour devife: Turpe eft
in patriam perigrinari, et eſſe hospitem in üs re-
bus, quae ad patriam pertinent. On a juge una-
nimement, que cette reponle, ayant pour titre:
Initia Faunae Belgicae, meritoit d’Etre couronnee.
A Pouverture du billet il parut, que les auteurs de
cette piece [ont J. A. Bennet, Profelleur a Leide,
et G. Olivier à Koukerk.
II. Qu’on .avoit recu fur [ur la queſtion: —
„La: pratique de l’agriculture ayant prouve, que,
pendant le premier temps de la vegétatien des bles
et autres plantes cultivees, jusqu’a la florailon, la
terre diminue A peine en fertilite, tandis qu’apres
la fructification et pendant la maturation des grai-
nes, la m&me terre eſt conlidérablement epuifee et
privee de [a fecondite, la Societe demande: quelle
eſt la cauſe de ce phenomene, et à quel point la
folution de ce probleme peut-elle fournir des re-
gles a [uivre, dans le perfectionnement de la cul-
ture des champs?‘“ — deux reponces, dont A. en
Hollandois a pour devile: Toutes les productions
de la Nature font grandes et belles etc.; et B. en
Allemand: — Am lichten Tage etc. On a trouvé
qu'aucune de ces repon[es ne contenoit des recher-
ches pour repandre plus de lumière [ur ce ſujet,
et on a relolu de continuer la queſtion, pour un
temps illimité.
III. Qu’on avoit recu un [upplement A la re-
ponle fur la queſtion: — „Qu’eli ce que l’expe-
rience a [uffifamment prouved, concernant la purifi-
cation de l'eau corrompue et d'autres ſubſtances im-
pures, au moyen du charbon de bois: jusqu’a quel
point peut-on expliquer, par des principes de chi-
mie, la maniere dont elle ſe fait: et quels avanta-
Tr
J. 1822. No.
A a NL
16.
de
11 3 x
ges ulterieurs peut-on en tirer?““ — qui avoit ’ete
envoyee en 1813, [ous la devife: Nihil majus quam
populi ſalutem nec non ſanitatem curare, et qui fut
alors jugée avoir beaucoup de mérité, en la confi-
derant comme un memoire lur art de purifier les
eaux impures par le charbon, tandis qu'il fut juge
en m&me temps que ce mémoire ne contenoit au-
cune ‚reponle à la leconde partie de la queltion.
Le dernier [upplement en réponſe à cette partie ne
fut point du tout juge latisfailant. Mais le memoire
recu en 1813, ayant été conlidéré comme ayant en
foi-m&me beaucoup de mérite, quoiqu’il ne füt pas
une reponfe latisfaiſante [ur la queſtion ſusdite, on
l’a juge digne d'eètre imprimé et d'y attribuer une
meédaille d'or. A l'ouverture du billet, il parut,
que Pauteur de ce memoire eft P. A. Garros, In-
genier à Paris.
IV. Qu'on avoit recu [ur la queſtion: — „Jusqu'à
quel point connoit-on, d’apres des principes de phy fi-
que et de chimie, les opérations ulitées pour la bralle-
rie de differentes bières, et qu’y a-t-il Adeduire de l’etat
actuel des connoilfances ſur ce ſujet, pour l’ameliora-
tion des bières, ou pour les preparer avec plus de pro-
fit?“ — une reponle, en Francois, ayant pour titre:
E/fai fur Mapplication des ſciences phyfiques a l’art
de faire la biere. — On a reconnu que ce mémoire,
conlidere en l[oi-m&me eſt bien écrit, mais qu'il
ne peut pas &tre conlidere comme une réponſe [ur
cette queſtion: parce que l’auteur ne s'eſt pas ap-
plique à deduire de l'état actuel de nos connoil-
-fances phyſiques et chimiques, ce qu'on pourra el-
layer pour ameliorer les bralferies; et parce que ce
que le mémoire contient [fe trouve dans plulieurs
ouvrages [ur les brafferies. On a relolu de reiterer
la queſtion, pour un temps illimite.
V. Qu’on avoit recu [ur la queftion, — „Quels
moyens artificiels pourroit-on employer, pour ame-
liorer les bras de mer au Texel, foit en general,
foit fpecialement pres le Schulpengat, et les rendre
plus profonds ?* — une reponfe, fignee: Voor Vader-
land en Koopvaardij, qui ne méritoit aucune con-
fideration. On a relolu de repeter la queſtion pour
un temps illimite. 2
VI. Qu’on avoit recu fur la queliion: — „Jus-
qu’a quel point la phyfiologie du corps humain
donne-t-elle [uffifamment des preuves, que le gaz
oxygene elt un des remedes les plus efficaces pour
fecourir les noyes et les ſuffoqués ou asphyxies, et
quels [ont les moyens les plus convenables pour
Pemployer a cet effet de la maniere la plus prompte
et la plus fre?“ — deux reponles, dont A en Hol-
landeis a pour devile: Die würkfamfie Luft etc.,
et B. en Allemand: — Ma ab nl diede au re/pi>
rar Natura etc. On a ‘recönnu le me£rite du Me»
moire A., mais on a juge en mème temps qu'il
pourra etre corrige et perfection, ne a ulieurs
Egards.
terme du concours jusqu'au 1 Janvier 1824
de donner à Pauteur le temps de rendre la rpenle
plus fatisfailanie en conliderant les oblervations
‚qu’on,a, faites_lur:ce,.ımemoire, dont Bauteur pourra
obtenir un extrait, en sadreſlant anonymement au
Secretaire de la,Societe.. On donne en meme temps
aux autres lavants l'occalion de concourir aulli.
La Société delfire qu'on expole lucefnctement et
du'on examine, daprès l'état actuel des con-
5 nöilfances’'A cet eBard, les moyens pröpolés
lukceflivement pour lecourir les ngpts, dı qu'on
täche’ d'éclaircir, autant que pollible, par des
experiences ou des oblervatons nouvelles, ce
77 8 elt encore plus on moins douteux.
8 *
1
VII. Qu’on avoit regu [ur la queltion: — „Com.
me on à obſervé en pluſieurs endroits, et qu'on
peut obſexver encore, que diverles plantes, dont
accroillement eſt rapide, produiſent une espäce de
tourbe, on delire de voir rallemble .et-expole, Tuc-
tinetement et avee exactitude, tout ce qui a été de-
crit ou ce qui peut -£ire oblervé à ce lujet, et
quienfuite,on discute, par des railonnements, fan-
‚des: lur ces oblervations, ce qu'on pourroit prati-
quer daus quelques tourbières, pour en. favoriler
Paceroilſement?“ — un écxit, qui fut jugé comme
ne pouvant étre conlidere comme réponſe. On a
reſolu de répéter la queſtion, pour un temps il-
limite,
VIII. Qu’on avoit regu fur
„Comme la nouvellesmaniere,
puis quelques années,
la queſtion: —
de diſtiller, que, de-
on a pratiquée premièrement
a Meutpellier, et qui a été enſuite améliorée dans
la France meéridionale, procédé d'après lequel les
liquers Ipiritueules ne ſont pas immédiatement ex-
polées ad leu, mais [ont échauffées par la vapeur
‚de; eau bouillante, n'eſt pas leulement plus écono-
mique que la manière ordinnire, mais qu'elle a de
plus cet avantage, que les liqueurs Ipixitueufes font
d'un gout plus pur et plus agréable, et qu'il eſt
par confequent a deélirer, quegcette manière puille
„Etre introduite dans nos fabriques ela Société de-
mande: „Quelle eſt len meilleur appareil pour tirer
de cette maniere, chez nous, avec le, plus de pro-
ft, du grain, les liquers ‚[piritueules les plus pu-
res, comme on les tire du vin en France — une
zeponle en Frangais, ayant pour devile: Nazura
erat, ars, altem facit. On a veconnu dans ce
meémoixe une delcription exacte et une.comparailon
1 judicieule des appaxeils diftillatoires, qui. [ont ac-
tuellement en ulage en France, mais on a trouve,
que Pauteur n'a pas fait allez d'attention [ur ce
duec l diſtillation des liqueurs Ipiritueuſes du grain,
a la nouvelle maniere, exige un appareil particu-
lier, puisque la malle fermentée du grain n'eſt pas
U
Pour cet effet on a réfolu de prolönger le
afin
une liqugur le 0 in; et puisque les appa-
refls les u nale ux 35 excluſivement adapıes
a la es des liqueurs. On a relolu de repe-
ter la ‚quellion pour qu'on y réponde avant le 1
Janvier 1824.
2 Qu' on avoit,, regu ſur la quefiion: — „Eſt⸗
ib vrai, comme plufieurs lotiennent, que le fer
indigene n’ait pas la bonte de celui de Suede ou
de quelque autre pays, et dont on le lert dads nos
contrées, et que meme on ne pourrait pas fen ſer-
vir en plufieurs cas, ot l'on a maintenant la cou-
tume de faire ulage du ſusdit fer, tiré de l’etran-
ger? Au cas que ceci loit afitrme, à quelles caules,
faut-il attribuer ce défaut? fautzil le chercher dans
la qualité du fer indigene on dans la manidre de
le préparer 2 Suppolé que ce dernier cas ait lien,
ce fer peüt⸗ il etre portée zà un degré de perfection,
zauquel, lous tous les rapports, il égale en bônté
le sie fer étranger, et quelle eſt la maniere
de le mettre en oeuvte pour parvenir à ce but?“
— une re ponſe en Hollandois, ayant pour devife:
De tous les metaux le fer eſt celui dont da preph-
ration eſt la lues difficile. On la jugé comme
-n’etant nullement Hatistaante. On à réfolus dé re-
peter la queſtion, pour qu' on y reponde e le
1 Janvier 1824. x 0 sh
X. Qu’on avoit. recu fur 1a queſtion NE. XII du
dernier Programme 1821, concernant la Vaccine,
une reponle en All emand, ayant pour devile; Mul-
tum eg erunt ete. Cette reponfe étant arrivée trop
tard apres le terme, du cancours, elle na pu- eite
jugee par cette 'Alfemblee; ‚elle ne pourra ond
etre jugee, que pär celle qui ‚Aura lieu Tannée en pro-
chaine.
XI. Qu’on aboit regu für la queſtion: H Ins:
qu'à quel point connoit-on' Püconomie des taupes,
et quels moyens peuvent en stre dérivés, comme
les plus propres à en delivrer les teres, ou elles
font nuifibles? N’y-a-t-il pas, au contraire, des ob-
lervations, que les taupes, en detruilant ou dimi-
nuant quelque vermine, plus ou moins nuifible,
fojent utiles dans quelques cas, et lesquelles ayent
indique en m&me temps ceux, oü l'on doit éEviter
de prendre ou de detruire les taupes?‘‘ — une re-
ponle en Hollandois, ayant pour devife: den Koop-
handel te bevorderen etc. Cette réponſe ne con-
teuant que ce qui elt bien connu, on a rélolu de
repeter la queſtion, pour obtenir une réponſe avant
le 1 Janvier 1824.
XII. La Société n’ayant pas regu de r&ponle
fur la queſtion N', II du dernier Programme 1821,
concernant les. fumigations de Guyton, a rélolu de
repeter cette quefiion ainli, pour qu'on y *
avant le premier Janvier 1824.
„Jusqu'a quel point elt-il Sa d aan
tre, que les ſumigations au moyen, du. gaz muria-
tique oxygene (chlorine) a la manière de Guy ton,
ont l[ervi à prévenir la propagation des maladies
contagieules? Quelles [ont les maladies contagieules,
—
dans jesguehles heffet de ce gaz mérite d'stre eflaydꝰ
Qu’ekt-ce quwen! doit prineipalement öblerver dans
ces expériences? Quelles préecautions pohrroit/on
prehdrejüer quelles tégles pdufroitton ſtatuer pour
imredtire ces fumigaticns plus genéralement et
plus ceitenablement, dans le maffoh, dans lesquel-
les commencent des- maladies gontägieufes, dont il
elt prouvé ou tres vaifemblable, que la propaga-
ion pourra etregprévenue, pourvusque ces fumiga-
a ayent lieu à temps, qu'elles foient-faites [ans
.gelai; et de la meilleure maniere?“ siaslistst
On defire que; en repondant & cette queſtion, il
lot denne une énumérätion ſuceincte des cas,
dans lesquels les fumigations fusdites ont effica-
cement lervi d ſempbcher differentes maladies
e conlagieules. Sglo Sugtfunsb 19 a Il I 1
8 v. 8 ini. zl Some in 1919401 20
La Société a trouvé bon de répéter les cin
queſtions [uivantes, auxquelles on n'a point re-
pondu, et pour lesquelles les terme du concours
elt fixe. SA nn 1 ab ) 116
etrogmaı {
£ 3m
lam sb By m:Janvier
D 1 ji Uno HR
18241 ö
I. „Que peut-on regarder comme bien prouve
zA Pegard du fuc gaſttique du corps hamain, et de
on influence für la digeſtion des alimenis? fon
exiſtence elt-elle [uffifamment prouvée par les ex-
"periences de Spalanzani et de Senebier, ou eſt-elle
devenu douteule par les expériences de Montegre?
Squrelt-ce aus anatomie comparative, et principale-
ment 'owerture de Veliomac d’animaux tues, foit’a
jeun; foit peu detempsapres qu’ils ont pris de la nour-
riture, ont-elles démontré ou rendu vraiſemblable a
det Egard? Et au cas qu'on puille regarder l’exi-
ſtence du fuc gaſtrique dans le- corps humain com-
me bien prouyee, qu'eſt-ce qu'on doit eviter alors,
pour ne pas en affoiblir l’effer dans la digeftion ?“
II. „Quelle eft la caufe par laquelle, de temps
en temps, et particulierement dans ‚l’annee 1819,
les Huitres de quelques endroits font devenues nui-
fibles à la fante; ceci elt-il occafionne par quelque
petit vers, qui le trouve dans Phuitre? Si cela eſt,
de quelle espece eft celui-ci, et où peut-on au
mieux l’obferver dans l’huitre? Les huitres ne [ont-
elles lujettes a ceci que dans quelques temps de
"Pannee, et y "a-t-il des circonltances qui produilent
cet inconvenient? Le venin des huitres a-t-il guel-
que analogie avec ce-lui, qui rend, de temps en
temps, les moules venimeules ou unilibles ä la
fante, et quels [ont les caracteres diſtinctifs de ces
deux espèces de venins? Quelles font les indispoli-
tions, occafionneds par Pulage de ces huitres ou
moules venimeules, et quels font les reme&des les
plus propres A arrter dans origine les progres du
mal, ou à le guérir?““ 17 ET, 45
III. „A quoi doit-on attribuer la propriété, que
les chevrettes ont quelquefois d’etre pernicieules à
la fante? A quoi diftingue-t-on les chevrettes enve-
nimees? De quel genre [ont les indispolitions, que
Pulfage de ces ehevrettes fait naftre; et quels font
les remedes' propres à en ärréter les progreès ouih -
les güsrir f ref al sienpesl
IV. „Comme on chauffe actuellement en An-
gleterré les grandes Terres;od’ane manière font utile
a la culturel des plantes, au moyen de la vapeur
d'ehu bouillante; dirigee par desstuyaux) au lien
de le ſerviré de poéles, ceci pourrait-il etre imibe
“aväntageufemenf chez nous dans des lerres moins
etendues, et quels leroient l'appareil ei la conſtru-
ction les plus convenables?““ 2
V. ‚Quelle eſt la connoillance acqwile concer-
nant la nature, l'économie et lab genération de ses
petits inlectes, qui font le plus de mal aux arbres
et aux plantes, que l'on cultive dans les fſerres
chaudes, et quels moeyens peut-on tirer ou indiquer
de cette cöhhnoilfance, pour prévenir ou pour dimi-
nuer, autant que ‘ceci eſt praticable, la propagation
de ces inlectes et pour en delivrer au plutöt les
plantes, qui en [ont infectees?*
On deſire qu'on reponde A cette queltion, non
leulement theoriquement, mais une ‚inaniere,
fondee [ur des experiences, en indiggant Pap-
pareil et la conſtruction, qu'on a trouves etre
les plus propres pendant tout l’hyver; quel elt
le degré de chaleur, qu'on a entretenu ei re-
gle, et quelle a été l’influence de ce genre de
chauffage Tur les pläntes.
VI. „L'expeérience a-t-elle ſuffilamment demon-
tre, qu'il ya des'®especes d’arbres ou de plantes,
furtout de celles qui [ont des plus utiles, qui ne
peuvent pas bien vegeter, lorsqu'elles fe trouvent
es unes près des autres? Et, en ce cas la, quelles
"font les expériences qu'on pourrait en citer? Cette
"antipathie entre quelques especes peut-elle, en
quelque manière, etre expliquee par ce qu'on con-
noit de la nature de ces plantes? Quelles inſtru-
ctions utiles peuvent Etre firées de ceci, pour la
culture des arbres et de plantes utiles“ “?
VII. „Quels font les inſectes les plus nuilibles
pour les arbres et les arbrilfeaux dans les for£ıs ?
En quoi conliſtent les dommages et les maux qu'ils
font qu'ils font éprouver à ces végétaue! Quels
font les remèdes tires de la connaillance de l’eco-
nomie ou du genre de vie de ces inſectes, qui
font fondes en mème temps [ur l'expériences et
qui font propres A’ prevenir le dommage que ces
infecies font aux arbfes ou à les en delivrer?% ">
1 1 18 11 5 1 Nan Heimos 219118
1 2 a,’ * 291 * cr af 241812
Et les trois queſtions ſuivants
Mf ; 8 281 11 310109. 310)
pour un temps illimite&ouo, siog
I. Comme le ferment humide de bière, di
etoit ci-devant un prodruit tres important de nos
bralleries, eſt actuellement, par differentes caufes,
moins eh uſage qu'auparavant, et qu'on ya lubſti-
tus le ferment let des fabriques de genièvre: la
Société demande: 1) „Une comparailon, fondee
[ur des analyfes chimiques, de la nature_ des fer-
ments humides et [ecs, et un expoſé de leurs qua-
lites relatives. 2) Qu'on indique les moyens, par
lesquels le ferment humide pourroit &tre delivre de
ce goüt' amer et delagreable, qui a [on origine
dans le houblon, dont on ſe ſert dans les bralleries.
3) Qu’on indique les moyens, par lesquels on pour-
roit con[erver le ferment humide, du moins pen-
dant quelque temps, de maniere qu'il ne perdit pas
la vertu d’exeiter la fermentation, dans la päte
faite de farine?“
II. „Jusqu'à quel point connoit-on la nature
des differentes espèces d’infectes, qui [ont tres nui-
fibles aux objets d'hiſtoire naturelle, lesquels on de-
fire de conlerver, comme aulſi à la conlervation
des peaux velues d’animaux et des lainages: et quels
font les moyens les plus efficaces de les garantir
contre ces inlectes ou de les en delivrer?‘*
III. „Quelles [ont les cauſes principales de la
degeneration des plantes, qui font naitre les varie-
tés, et quelles inſtructions peut-on en deduire pour
/’amelioration de la culture des plantes utiles?“ —
On delfire que les caules, à indiquer par les au-
teurs, loient fondees [ur des expériences et des
obletvations.
La Société propoſe pour cette année les ſept
queftions luivantes, pour qu'on y réponde.
Avant le 1 Janvier 1824.
I. „Jusqu'à quel degré peut on demontrer, par
la nature des ſols et des differentes couches, qui [e
fuccedent, et que l'on a oblerves Ipécialement dans les
provinces [eptentrionales, que plulieurs provinces, ou
quelques parties de celles-ci, le [ont formees par
des alluvions, et quelles [ont les preuves que Lon
trouve, dans la nature différente de ces couches
et dans ce qui y a ete decouvert, que ces couches
ayent pris naillance à des époques fort differentes ?“
On defire de voir les principales obſervations fur
ce ſujet rallemblees exactement.
II. „Quelle eſt lidee, la plus fondee [ur des
obſervations, qu'on puilfe ſe faire [ur la formation
des dunes. fur les cötes maritimes de ce royaume,
et quelles oblervations peut on alleguer des chan-
gements,.qu’ont [ubi ces dunes, qui [ervent de di-
gues contre la mer ?“,
III. La Société defirant voir, que la Fauna
Belgica, dont elle a maintenant couronne les pre-
miers commencements, qui contiennent une nomen
clature de mammiferes, d’oileaux et d'amphibies,
foit completee par les autres clafles d'animaux, pro-
pole: „Qu'on falle une nomenclature exacte des
poiffons et des inſectes indigenes de ce pays, et
non de ceux, qui [ont venus de quelques autres
contrees, ou de ceux qui habitent la mer, a peu
de diſtance de nos cötes, et qu'on y ajoute leurs
denominations differentes, dans divexles contrées
10
des Pays- bas, et les caracteres génèriques et ſpëci-
fiques, autant que pollible, felon le [yfieme de
Linné, toutefois en citant les ſyſtèmes plus recents.
— On. delire qu'on y réponde d'une manière con-
cile, et qu'on indique une ou plufieurs de meilleu-
res figures ou ‚reprelentations de chaque animal.“
La Société offre A celui, qui aura répondu ma-
niere latisfailante à cette queſtion entière, Ta
medaille ordinaire et une gradification de f
150: — : —;: elle accordera à une reponfe fa-
üsfailante, fur les poiſſons uniquement, la me-
daille ordinaire, lans récompenſe pécuniaire,
et, li celui, qui répondra à cette queſtion, y
pouyoit encore ajouter une nomenclature ex-
acte des animaux des Pays-bas,. appaxtenant a
la fixieme et derniere clalfe de Linné, et que
ce [upplement remporte les [uffiages, on y ac-
cordera une leconde gratification de F 150:
— — |
On’ defirerait que, eu égard à la forme, cette
continuation de la Fauna Belgica, füt confor-
me au commencement [usdit qui, a remporte
le prix et qui paroitra. dans peu de mois.
„La Société promet en outre des prix à ceux,
qui, apres que la piece couronnèe aura paru, four-
niront des oblervations interellantes ſur les ani-
maux des Pays-bas, lesquels ne [ont pas nommes
dans cette piece. Le recompenles ſeront propor-
tionnees au degré d’importance. Quant aux. obler-
vations moins interellantes, relatives à la Fauna
Belgica, il en ſera fait mention honorable. “
IV. Vu que, depuis quelques années, on ſup-
pole avoir decouvert plufieurs principes conftituants
dans quelques végétaux ou productions du regne
vegetal, on demande: — „Qu'eſice que les expe-
riences reiterees ont fait voir inconteltablement à
cet egard? Comment le procure-t-on ces principes
conſtituants et propres a ces productions, de la ma-
niere la plus [üre et la plus fimple, et, entant
qu'on les a découvertes dans les medicaments, ac-
tuellement uſités, quelle eſt l’utilite refulide de ces
decouvertes, [ur l’art de guérir, et quels avautages
peut-on encore en attendre par la [uite ?“
V. „Quels [ont les progres qu’on a faits dans
la connoilfance de la fermentation, par laquelle on
produit l’acide vegeral? Peut-on expliquer par-lä
les differents procedes, qui [ont en ufage, pour ob-
tenir les diverles lortes de vinaigre, y compris la
nouvelle manière d’operer, pratique premierement
en Allemagne dans la fabrication du vinaigre, par
laquelle, en l’attenuant au moyen d'une égale quan-
tite d’eau, et en y ajoutant quelque matiere, on
obtient de nouveau une double quantité de vinaigre
de la m&me force? Quels sout les préceptes utiles
qu'on peut tirer de ce qu'on en connoit pour
l’amelioration des vinaigreries, qui exiſtent chez
nous ?“
1
Beylag e z.
(Fortſetzung.)
VI. Comme l’ascenlion de l'air echauffe dans les
cheminces, par laquelle la fumee eſi emportee, depend
d'une cauſe phylique bien connue, et qu'il paroit qu'on
en pourroit deduire, de quelle maniere les cheminées
doivent etre conſiruites, afin que toute la fumee du
feu ouvert ou des poeies füt emportee par Pair
qui s'élève, on demande: — „une theorie claire,
deduite de principe phyliques et confirmee par des
expériences [ur la maniere dont il conviendroit que,
dans tous le cas, les cheminees fullent conſtruites,
et [ur ce qu'il y aurait encore a obferver, pour
qu'on loit entierement delivre de la fumee?‘*
On delire que la theorie, qu'on expolera, foit,
autant que pollible, fondee [ur des expériences
bien confirmees, et qu'on en ait aulfi derive,
quels [ont les moyens les plus [fürs et les plus
fimples, pour remedier aux defauts des chemi-
nees, par lesquels celles-ci fument.
VII. Comme il eſt de la plus haut importance
pour les progres de [ciences phyfiques, que, dans
chaque fcience, on diſtingue bien, ce que l’expe-
rience, a fait connoitre avec une certitude abſolue,
de ce que l'on [uppo[e avec plus ou moins de vrai-
femblance, la Société demande: — 1) „Une enume-
ration conciſe de tous les phenomenes, bien con-
nus, produits par la force magnetique? — 2) Un
discernement précis, qui falle voir évidemment,
quels phénomènes magnetiques peuvent £tre expli-
qués d'une maniere bien fondee, et quelles hypo-
thefes, que l’on a imaginees, pour l’explication des
phenomenes magnetiques, [ont encore trop peu
fondces, pour qu'on puille s’y fier. — 3) Les ex-
periences electro-magnetiques d' Oerſted, d’Ampere
et d'autres, qui les ont reiterees et étendues, ont-
elles determine avec certitude quelque chole a ce
fujet, ou y-a-t-il des railons pour envilager les
theories, avancees [ur ces dernieres experiences,
comme douteules encore ou non fondees?“
La Société a propole, dans les années prece-
dentes, les ſeize queſtions [uivantes, dans les ſcien-
ces phyſiques, pour qu'on y falle reponle
avant le 1 Janvier 1823.
I. „Jusqu'à quel point peut-on prouver par des
obfervations fideles, que les maladies, qui regnent
dans les Pays-bas, ont changé de nature depuis un
certain laps de temps, et quelles font les caufes
phyfiques de ce changement, furtout par rapport à
la maniere de vivre et de le nourrir dans ce pays,
laquelle eſt differente de celle d'autrefois?“ 1
II. „Quels font les caracteres certains de la
veritable épizoötie, laquelle, il y a trente ans et
au delä, a ravage plulieurs contrées feptentrionales
et aulfi notre patrie? Y’a-t-il des raifons fuffilantes
pour déterminer, que la dite maladie ne naft ja-
. 1 822. No. I 7.
mais [ans contagion dans ces contrees? S'il en eſt
ainfi: les moyens employes dans les Eıats voilins,
pour prevenir lintroduction et le pallage de cette
eontagion, ſont-äls [uffifants pour fournir à cet
egard une entiere lécurité, ou, sil reſte encore
quelque crainte de contagion pour nos contrees;
que peut et que 5 conleiller dans ce cas-la,
pour prévenir, autant que pollible, tout danger de
contagion?““
III. „On demande un [yfieme complet et [uc-
einct des regles, [uivant lesquelles les arbres frui-
tiers doivent £tre tailles dans les Pays-bas, afin
d'en augmenter et ameliorer les fruits: et quels
font les principes phyliques, fur lesquels ces regles
font fondees?“
IV. „Quel eſt dans ce pays état des prilons
en général? quels [ont les defauts, qe'un examen
phyfique pourroit y indiquer? et quels moyens
pourroit- on employer, pour ameliorer le [ort des
prilonniers relativement à leurfante ?“
V. „Quels font les moyens les plus faciles et
les plus convenables à employer par les navigateurs,
pour ſe preferver le plus longtemps pollibie du
danger de perir, en cas de naufrage, et pour aug-
menter par la la poflibilite d'estre lauvés? y-a-t-il a
cet effet un moyen plus convenable que le Sca-
phandre, decrit par M. de la Chapelle? et quelles*
mefures y auroit-il à prendre, pour faire adopter
l’ulage de meilleurs moyens, propres ä retarder en
tout cas, autant que pollible, la ſubmerſion des
navigateurs?““ g
VI. „Quelles, ſont les alterations l[alutaires ou
nuifibles à la fante de ’homme, que les ſubſtances
nourrillantes, [oit animales ou vegetales, fubilfent,
dans la compolfitions de leurs parties conftituantes,
par Faction du feu; et quelles regles peut-on en
deduire pour modifier la preparation de certains
aliments, afin qu'ils loient le mieux adaptes a la
plus grande nutrition et à la conleryation de la
lanté de P’homme?“ A
VII. „Jusqu'a quel point connoit-on la nature
et les propriétés de cette espece de champignons,
qui nailfent fous les planchers de bois, lurtout
dans des appartements humides, qui sy multiplent
tres lubitement, et caulent, en peu de temps, la
putrefaction du bois. Peut-on dedüire de la nature
connue de cette plante, et de la manière dont elle
accelere la putréfaction du bois, des moyens d'en
prevenir la nailfance, de l’extirper entierement on
elle a lieu, ou d'en diminuer au moins les effets
pernicieux?“
VIII. „De quelle nature eſt la matiere verte,
qui le montre a la [urface des eaux ſtagnantes,
pendant un temps calme et chaud, [urtout en Juil-
let et Aofit, et qui ek connue fous le nom de B.
fus los aquae? Y-a-t-il des railons de la regarder,
[uivant P'opinion la plus adoptee, pour un vegetal
cryptogame, ou eſt-elle d'une nature animale? Ser
roit-elle une production inorganique, prenant «on
origine dans union chimique de quelques princi-
pes, quand le degré de chaleur et d'autres circon-
ftances [ont favorables? Qu’elt-ce que l'analyſe chi-
mique pourra demöntrer a cet egard? Y-a-t-il quel-
que moyen de prevenir la production de cette ma-
tiere dans l'eau, ou de la faire disparoitre, en cas
qu'elle füt nuifible a l’ufage qu'on veut faire de
Veau, [ur laquelle elle fe trouve? Les eaux couver-
tes de cette matiere, qui donne une odeur dela-
greable, ont-elles une influence nuifible fur la
[ante de l’homme; et s’il en eſt ainfi, que pour-
roit-on faire ou oblerver pour le garantir de cette
influence ?“
IX. „Comment peut-on obtenir, le plus faci-
lement, en quantité confiderable, et bien purifie,
ce principe de la chair des animaux, (furtout de
ceux qui [ervent à la nourriture. de l’homme) au-
quel les chimiſtes ont donné actuellement le nom
d’eztractif? Ce principe eſt-il abfolument de la
meme nature dans tous les animaux; eſt-il donc
prouve par là que c’elt un principe reel et conſtant,
et le goüt particulier des bouillons de la chair des
divers animaux doit-il £Etre attribue a diffferents
principes ou particules accelfoires? Dans quelle
proportion à la gelatine trouve-t on ce principe
dans les bouillons fusdits, furtout dans ceux de la
chair des boeufs, en comparailon de celle des au-
tres animaux? Y-a-t-il quelque raifon de poler, ou
y-at-il quelque experience qui prouve, que la ma-
tiöre .extractive ait, en certains cas, une vertu Ipé-
eifique ou plus particulière pour la nutrition que
la gelatine. Et, en ce cas lä, dans quelles especes d’affoi-
blillement du corps humain cet extrait mérite-t-il qu'on
en falle l'ellai, ou qu'on en recommande T’ufage ?“
X. Attendu que, pendant le cours des dernie-
res années, plufieurs [avants et entre autres Buri-
ley (a), Real (b), Döbereiner, Rommershauſen (c),
Barry (d), ont propolè pluſieurs manières de preparer
les extraits, deliines à l’ulage de la médecine, dans
le but de conlerver le mieux le vertus qu’on y at-
tribue, la Société demande: ü
„Quelle eft la meilleure maniere de preparer
les extraits, deſtinés à quelque ulage medical, et
et dans lesquels les proprietes et les vertus des plan-
tes font conlervees autant que pollible, et ne fu-
billent aucune altération? Entre les procedes des
chimiſtes ci-delffuas nommes, lequel mérite d’etre
prefere ici en general? Une manière encore plus
propre ou plus avantageule, peut-elle £ire imagi-
nee? Faut-il rejeter entièrement le procede ulite jus-
(a) Trommsdorf Journ. d. Pharm. XXV. B. 2 St. I. 54.
00 f N. Journ. für Chemie, XV. 359. Gilbert s
nnal. LXIV. 14. g
(e) Algemeene Konk- en Letterbode, 1820. Ne. 6 en g.
(d) Annals of Philofophy, by T. Thomgſon, XIV, 387 et
Schweiggers Jouru. XXVIII 250. 8
qulici, on faut-il,plutöt donner la préférence, tantöt 3
Pan, tantöt à l'autre, ſfelon la nature differente des
plantes? Dans le cas affirmatif, quels [ont les prnci-
pes fondamentaux et les réègles, qui en derivent,
et d’apr&s lesquelles un pharmacien, dans chaque
cas indiqué, puille determiner la meilleure maniere
de preparer les extraits ?“
XI. Comme l’ulage des ſangſues, qui donnent
au laug des ilfues locales, a prévalu actuellement
de plus en plus, pour guerir certaines maladies,
et comme ces animaux ne le trouvent pas pr&ts
partout et dans tous les temps, on demande: „L'in-
ſtrument, pour [uppleer au defaut des langlues,
invente par le docteur Sarlandiere, et nommé Bael-
lometre, eſt-il porte au plus haut degré de perfec-
tion et d’utilite; quels en [ont encore les defautsz
eomment pourrait-on les prevenir, ou comment
pourroient-ils étre évites, au moyen d'une meil-
leure conſtruetion?““
XII. „A quel degré la connoilfance des princi-
pes conſtituants des fubltances, animales et vegeta-
les, elt-elle etendue par les expériences interellan-
tes de Braconnot, dans lesquelles, au moyen de
Pacide fulfurique, ces fubltances [ont converties en
autres lubſtances très differes (e). Les relultats de
ces expériences [ont-ils entièrement confirmés par
des expériences reitérées? Qu'eſt-ce que des expe-
riences de ce genre font voir au reſte en les ella-
yant [ur d'autres fubftances, qu'on n'y a point en-
core loumiles? Et quels avantages pourroiton tirer
d'une transmutation de ceite nature, pour pouvoir
le proeurer des produits utiles?“
XIII. „Vu que, depuis peu, on a appris par
des expériences, que le feu et la flemme peuvent
prendre un degré d’activite très conliderable, au
moyen d'un torrent de vapeur d’eau, appliqué
d'une certaine maniere, on demande, de quelle
manitre et dans quels cas on pourrait en tirer des
effets avantageux, foit dans l’economie, ſoit dans
les fabriques, et dans tous les cas ou il importe de
donner plus d’activite au feu?“
Schweiggers Journal für Chemie, XXVIIE, 299.
XIV. „Quelles font les genres de fabriques, qui
communiquent A l’atmosphere une qualité nuilible à la
relpiration de lhomme. Cet effet nuilible, que ces
branches d’indufirie produiſent fur la [ante de l'hom-
me, eft-il fi conliderable, qu'il exige quelque prevo-
yance? En ce cas-là, quelles [ont les précautions à
prendre dans Peétabliſlement, ou dans l’etat actuel
de ces fabriques ?‘ -
XV. ,‚Qu’eli-ce que l'expérience nous à fait voir,
relativement à la meilleure nsthode de greffer les
arbres fruitiers? A quel point lait-on expliquer,
par la phyfiologie des arbres, les différentes maniè-
res de greffer, et quelles conſéquences peukon en
(e) Journal de Chimie et Phyfigue XII, 12 et XIII, 11g.
Schweiggers Journ, für Chemie, XXVII. 328 et XXIX, 345.
— nn
tirer pour reuflir au mieux, dans cet art, [ur tous
les arbres fruitiers ?*
La Société délire, par cette queſtion, un traité,
dans lesquel, en evitant toute diffuſion, la con-
naillance théorique et pratique de cet art ſoit
expolee ſuccinctement, mais toutefois d'une ma-
nière complete; elle delirerait aulfi, que ce
fujet füt enrichie, s’il eſt pollible, d'obſerva-
tions nouvelles ou peu connues.
Sciences Philofophiques et Morales.
La Société a propofe, l’annee pallée, la que-
fiion [uivanıe, pour qu'on y repondit
avant le 1 Janvier 1823.
„Les preceptes de la morale & obſerver par
des individus, doivent-ils Etre aufli remplis par les
peuples, de forte que l’oblervation de ces m&mes
preceptes [oit du nombre des devoirs de celui qui
gouverne: et, fi on ne doit repondre A cette ques-
tion entierement d'une maniere affirmative, ni tout
& fait negativement, quelles [ont les limites auxquel-
les on doit [e tenir en ceci?“
La Societe a trouve bon de repeter les deux
queſtions [uivantes, pour qu’on,y reponde
avant le ı Janvier 1824.
; I. „De quelle influence [ont les villes, princi-
palement les grandes, fur les moeurs, la culture
et la prosperite d'un état? En quoi et à quel point
lont-elles pernicieufes? Lä, oü elles exiſtent, eft-il
à propos ou non de les Conlerver ou de les agran-
dir, et la ot il n'y a point encore de villes, doit-
on en conleiller ou non la fondation, ou les me-
fures propres à en encourager la conſtruction?
Qu’y a-t-il a faire pour favorifer ce qu'elles ont
d'utile et de bon, et pour detruire ou prevenir ce
qu'elles ont de pernicieux ?‘*
La ſociété defire, qu'on ne cite d'autres faits hi-
Roriques des temps anterieurs, que ceux qui
feroient necellaires pour préter à la folution
de la queltion Pautorité et la clarté requiles.
Il n’en eſt pas de mème des exemples de Lin-
fluence, que, dans des temps polterieurs, les
villes ont exerce, et exercent encore [ur le
‚fort des etats, [ur les moeurs et la profperite,
et enfin (ur liindufirie et les richelles; exem-
ples propres à traiter plutöt la queſtion au
moyen de faits, qu’a y repondre uniquement
d'une maniere [peculative.
II. „Les autorités publiques conſtituées [ont-
elles dans l'obligation d'avoir loin que les travaux,
infliges aux detenus, dans les mailons de correc-
tion ou dans les priſons, ne puilfent nuire ou por-
ter prejudice à ceux d’entre les habitants, qui, ſoit
entierement ou en partie, trouvent leur exiſtence
ou leur entretien dans des occupations d'un genre
analogue? En cas d’affirmation, quels (ont les prin-
cipes. politiques ou moraux, [ur lesquels fe fonde
cette obligation des autorités publiques? eſt-elle il-
limitee, ou quelles en font les bornes? Et quels
lerojent les travaux les moins nuilibles aux fabri-
cants, artifans, gens de profelfion, ou habitants,
exercant quelque metier, qu'on pourroit introduire
avec le plus d’avantage et le plus convenablement
dans les maiſons de force ou dans les prilons ?‘
On delirerait que les réponſes [ur cette queſtion
fullent dispolees de maniere a ce qu'elles n’of-
frillent pas uniquement des théories ou des
Ipéculations, mais qu'elles fournillent des ré-
Iultats, qui puillent &tre mis en pratique, dans
un pays, oü Pobligatton de travailler, et de
fe procurer par la l’entretien, eſt directement
liee à la punition de detention.
Sciences littdraires et antiquites.
La Société a recu [ur la queſtion [uivante: —
Comme les anciens peuples, tels que les Pheni-
ciens, les Grecs et les Romains, envoyoient dans
des contrees, peu ou non habitees, des colonies,
qui conlervoient leurs relations avec la Metropole
et concouroient A [a prosperite, on demande: —
„1) Que fait-on du lyllème politique des ces peu-
ples, en conléquence duquel ils failoient ces colo-
nilations; de quelle manière les ont-ils etablies et
quels étoient les avantages, qui en [ont r£fultes
pour eux?“ — 2) Les exemples, qu'ils ont donnes
a cet égard, pourroient-ils &tre fuivis dans la fitua-
tion actuelle des chofes, par. les etats de l’Europe,
dont la population pourroit actuellement paroitre
trop nombreule en railon des moyens de fubliltan-
ce? Y-a-t-il (ce qui doit necellairement et avant tout
etre bien examine) en effet des contrées connues,
mais moins peuplees, qu'on pourroit encore de
nos jours aequérir et conlerver avec lecurite, et
qui, loit par la fertilite du fol ou par leurs pro-
duits, foit d'une maniere quelconque, puillent ſuf-
fire a l’entretien des colonies? En cas d'une ré-
ponſe affirmative, qu'eſt-ce que les relations, fur
lesquelles on peut le fier avec pleine confiance,
ont appris à cet egard? Et, li en effet, il etoit
pollibſe, encore à prélent, d'acquérir des contrees
tout A fait convenables à ces colonilations, quels
leroient les meilleurs moyens pour atteindre le but
qu'on fe feroit propole, et pour les rendre utiles a
la clalfe du peuple, laquelle, faute de travail, ne
pourroit pas fournir à [a [ubliftance?“ — deux re-
ponfes [ur la premiere partie de cette queſtion,
dont Pune a pour devile: Ali longo errore Jactatt
etc., et l’autre: Famam extendere factis ete. On
a jugé qu’aucune de ces réponſes ne repandoit de
nouvelles lumieres [ur cette queſtion, et on a re-
lolu de la repeter, pour qu'on y reponde avant le
ı Janvier 1824.
M. M. Les Directeurs de la Société ont relolu
# »
———ů—
d'offrir une double medaille d'or à P'auteur,
qui, d'après la déciſion de la Société, aura
rélolu la queſtion dans toute [on etendue, et
la medaille d'or ordinaire a celui, qui en au-
roit rélolu une des deux parties.
La Société a propole, dans les années prece-
dentes, les deux queltions ſuivantes, pour qu'il y
foit repondu
a pant le 1 Janvier 1823.
I. „Vu qu'il exiſte entre l’eloquence proſaique
et l’eloguence poetique plus d'un rapport et plus
d'une difference: indiquer avec precilion les ca-
racteres, qui font communs à ces deux genres d'é-
loquence, et ceux qui appartiennent excluſivement
à Pune ou à l'autre?“
II. „De quelle manière doit-on, en égard à la
forme, compoler une hiftoire pragmatique, afın
qu'elle wait pas l’apparence d'un traité philoſophi-
que ou politique, mais pour qu'elle conſerve le ca-
ractère propre A un reécit des éveènements?“
La Société repete la queſtion ſuivante, pour
qu'on y reponde
avant le ı Janvier 1824.
I. „Quels ont été les @venements ou circonſian-
ces, qui, loit dans les fiecles du moyen äge ou
polterieurs, ont contribué A ce que plulieurs arbres
et autres plantes utiles ont été transportes d’autres
parties du monde. en Europe, et qu'ils y [ont cul-
tivées?““
La Société verra avec plaiſir, que les auteurs
abregent leurs memoires, autant qu'il leur lera
pollible, en retranchant tout ce qui n'appartient
pas ellentiellement a la queftion. Elle delire, que
tout ce qu'on lui offre, loit écrit clairement et
luccinctement, et qu'on diſtingue bien ce qui elt
effectivement démontré de ce qui doit-ötre regardé
comme hypothstique. \
Aucun memoire ne [era admis au concours,
qui parottra evidemment etre €crit de la main de
Pauteur, et une medaille adjugee ne pourra meme
etre delivree, lorsqu’on decouvrira la main de
Vauteur dans le memoire juge digne d’&tre cou-
ronne. N 3 {
Tous les membres ont la liberté de concourir,
a condition que leurs memoires, comme auffi les
billets qui renferment la devile, foient marques de
ttre L.
5 ie reponles peuvent £&tre faites en Hollandois,
en Francais, en Latin et en Allemand, mais non
en caracteres Allemands; elles doivent &tre accom-
pagnees d'un billet cacheté, qui contienne le nom
et l’adre[fe de l’auteur, et envoyees aM. van Ma-
rum, Secretaire perpetuel de la Société.
Le prix define à celui qui, au jugement de
la Société, aura le mieux repondu A chacune des
queſtions mentionnees ci-deffus, eſt une Medaille
d'or, frappée au coin ordinaire de la Société, au
bord de laquelle fera marqué le nom de l’auteur,
et l’annee ou il a regu le prix, ou cent cinquante
florins d’Hollande, au choix de l'auteur.
„MM. Les Directeurs de la Societe ont pris,
dans la dernière année, la reſolution de joindre
la medaille ordinaire une gratiſication de cent
cinquante florins de Hollande,. pour chaque re-
pon/e fur chacune des queſtions dejd propojees, ou
qui feront repetees ou propo/ees par ce program- ,
me, au cas que la Socieie juge que la reponfe &
Dune ou autre de fes quefiions mérite d’etre cou-
ronnee. La Société espere, que cette gratiſica-
tion, jointe 4 la valeur de la medaille ordinaire,
animera quelques ſavants & fe donner plus de
peine pour repondre aux queftions propojfees.“*
Il ne [era pas permis à ceux, qui auront rem-
porte un prix ou un Acceſſit, de faire imprimer
leurs memoires, [oit en entier ou en partie, ſoit
à part ou dans quelque autre ouvrage, Jans en
avoir obtenu exprelléèment l’aveu de la Société.
Bei F. L. Herbig in Leipzig iſt erſchienen;
Archiv für den thieriſchen Magnetis-
mus, herausgegeben von den Profeſſoren
C. A. von Eſchenmayer, D. G. Kies
ſer, und C. G. Nees von Eſenbeck,
11 Band, 1 Stuͤck. (18 Gr.)
Inhalt.
1. Heilung einer Amenorrhoea completa durch
den thieriſchen Magnetismus; von Prof. Dr. D. G.
Kiefer.
2. Nachtrag zu der Krankheitsgeſchichte der Witwe
Peterſen zu Arroͤnskjoͤping (Archiv 9 u. 10 Band);
nebſt Verſuchen über die Wirkung der fiderifhen-
Subſtanzen des nichtmagnetiſirten Boquets;
von Bende Bendſon, zu Odenſee auf Fuͤnen.
Beyla ge z.
Verzeichniß der Vorleſungen,
welche
auf der Großherzoglich Heſſiſchen Univerſitaͤt zu
Gieſſen im bevorſtehenden Winterhalbjahre, vom
2 ten October 1822 an, gehalten werden.
Theologie.
Das Buch Hiob erklaͤrt Profeſſor
Dr. Pfannkuche von 11 — 12 Uhr. 90
Chriſtologie des alten Teſtaments Geh. Kirchenrath
und Profeſſor Dr. Kuͤhnoͤl von 1— 2 Uhr.
Das Evangelium und die Briefe Johannis, Der—
ſelbe von 2 — 3, Uhr.
Die beiden Briefe an die Korinthier, Paͤdagogleh—
rer Dr. Engel in einer noch zu beſtimmenden Stunde
wöchentlich viermal.
Kirchengeſchichte von der Reformation an bis auf
die neueſten Zeiten trägt vor Geiſtl. Geh. Rath, Praͤ—
lat und Profeſſor Dr. Schmidt nach ſeinem Lehrbuch
von 10 — 11 Uhr.
Der Dogmatik zweite Hälfte lehrt nach Wegſchel⸗
ders Lehrbuch Profeſſor Dr. Dieffenbach von 11 —
12 Uhr.
Symbolik Superintendent und Profeſſor Dr. Pals
mer 10 Uhr 2 Tage.
Theologiſche Moral Profeſſor Dr. Dieffenbach
nach Dictaten von 9 — to Uhr.
Paſtoraltheologie Superintendent und Profeſſor Dr.
Palmer 11 Uhr 2 Tage.
Ein Examinatorium über Klrchengeſchichte, Dogma—
tik und Moral, haͤlt Derſelbe um 3 Uhr 4 Tage.
Bibelerklaͤrung.
Rechtsgelehrſamkeit.
Naturrecht nach feinem eigenen Lehrbuche woͤchent—
lich 5mal von 9 — 10 Uhr, Profeſſor Dr. Marezoll.
Natuͤrliches Privat-Staats- und Voͤlkerrecht nach
Gros, trägt taͤglich von 9 — 10 Uhr vor, Privatdocent
Dr. Buͤchner.
Juriſtiſche Encyelopaͤdie und Methodologie werden
die Doctoren Buͤchner und Fritz und zwar der erſtere
nach Hugo taͤglich von 11 — 12 Uhr, der letztere aber
nach eigenem Plane woͤchentlich Amal vortragen.
Inſtitutionen lehrt der Geh. Reg. Rath Profeſſor
Dr. von Loͤhr nach ſeinem, waͤhrend dem Laufe des
Semeſters erſcheinenden, Lehrbuche der Geſchichte und
Inſtitutionen des roͤmiſchen Rechts taͤglich von 8 —9
und dreymal von 10 — 11 Uhr. 5
Dieſelben wird auch Dr. Buͤchner nach Mackel⸗
dey taͤglich von 8 — 9 und Montags, Mittwochs und
Freytags von 10 — 11 Uhr vortragen.
Geſchichte und Alterthuͤmer des roͤmiſchen Rechts
nach Hugo, lehrt taͤglich von 2 — 5 und dreymal woͤ⸗
chentlich von 10 — 11 Uhr Geh. Reg. Rath Profeſſor
Dr. von Loͤhr.
©
1822. No. I8.
J.
Hermeneutik des roͤmiſchen Rechts trägt Privatdo—
cent Dr. Frltz wöchentlich viermal vor.
Die Pandecten wird Profeſſor Dr. Marezoll
nach Heiſe, mit Verweiſungen auf Thibaut, taͤglich in
3, noch näher zu beſtimmenden, Stunden vortragen.
Den Pandecten⸗Titel: de verborum obligationi-
bus, wird Dr. Fritz woͤchentlich in 5 Stunden und
zwar oͤffentlich erlaͤutern.
Den buͤrgerlichen Proceß nach von Grolman lehrt
taͤglich von 8 — 9 Uhr und dreymal woͤchentlich von
10 — 11 Uhr Profeſſor Dr. Stickel.
Derſelbe wird auch das Lehnrecht nach Paͤtz in naͤ—
her zu beſtimmenden Stunden vortragen.
Das deutſche Privatrecht lehrt mit Hinweiſung auf
Runde's Lehrbuch und mit Beruͤckſichtigung der hierher
gehoͤrigen Großherzogl. Heſſiſchen Verordnungen (nach
Eigenbrodts Handbuch, 4 Bde. 1816. 1818.) taͤglich
von 4—5 Uhr Privatdocent Dr. Bender.
Derſelbe wird noch ferner vortragen:
a) das deutſche peinliche Recht nach von Grolman,
verbunden mit Ausarbeitungen praktiſch wichtiger Fragen
und Fälle, und mit Beruͤckſichtigung einzelner Landes-
Verordnungen, taͤglich von 10 — 11 Uhr.
b) Geſchichte und Alterthuͤmer der deutſchen Rechte
nach eigenem Grundriſſe (Gieſen bei Heyer 1819.) taͤg⸗
lich von 8 — 9 Uhr.
c) Das deutſche Handlungs- und Wechſelrecht nach
eigenem Handbuche und falls deſſen Abdruck noch nicht
vollendet ſeyn ſollte, nach einem mitzutheilenden Grund»
riſſe Zmal woͤchentlich von 2 — 3 Uhr.
Das katholiſche und proteſtantiſche Kirchenrecht wird
der Kanzler Dr. Arens in noch naͤher zu beſtimmen⸗
den Stunden vortragen. | -
Zu Examinatorien, Repetitorien und Disputatorien
erbieten ſich die Doctoren Buͤchner und Fritz.
Heilkunde.
Oſteologie und Syndesmologie des Menſchen, 3
Stunden woͤchentlich, Proſector Dr. Wernekinck.
Geſammte Anatomie des Menſchen an Leichen und
Praparaten, taͤglich von 11 — 12 Uhr, Profeſſor Dr.
Wilbrand.
Die Lehre vom Bau des menſchlichen Gehirns,
Proſector Dr. Wernekinck.
Ein Examinatorium über Anatomie und Phyſiolo⸗
gie ſtellt an Derſelbe.
Ueber die graduelle Entwickelung der organiſchen
Natur lieſt Proſeſſor Dr. Wilbrand, smal woͤchent⸗
lich von 9 — 10 Uhr, nach feiner Schrift: „Darſtel⸗
lung der geſammten Organiſation“, mit ſteter Erlaͤute⸗
rung durch ſein und Ritgens Gemaͤlde der organiſchen
Natur in ihrer Verbreitung auf der Erde, und durch
Naturalien und Präparate aus der vergleichenden Ana—
tomie.
Allgemeine Pathologie tiglih von 6—7 Uhr Pros
feſſor Dr. Balſer.
—— ü̃—
Ueber Krankheits-Anlage nach den verſchiedenen
Entwickelungs-Perioden und den beſondern Conſtitutio—
nen des Menſchen, mit beſonderer Beruͤckſichtigung der
durch dieſe Verhaͤltniſſe vorzugsweiſe beſtimmten Characs
tere der Krankheiten uͤberhaupt, 4 Stunden woͤchentlich,
Dr. Weber.
Specielle Pathologie und Therapie der Fieber, von
3 — 8 Uhr, Profeſſor Dr. Balſer.
Specielle Pathologie und Therapie der Krankheits—
Zuſtaͤnde des kindlichen Alters, 4 Stunden woͤchentlich,
Dr. Weber.
Allgemeine Therapie nach Dictaten, viermal woͤ—
chentlich von 8 — 9 Uhr, Profeſſor D. Vogt.
Ueber die Gemuͤths-Krankheiten, Mittwochs und
Samstags von 11 — 12 Uhr, Profeſſor Dr. Nebel.
Ueber die Krankheiten des weiblichen Geſchlechts
und des kindlichen Alters in einer noch naͤher zu be—
ſtimmenden Stunde, Regierungsrath und Profeſſor Dr.
Ritgen.
Allgemeine und ſpecielle Chirurgie nach eigenem
Plan, taͤglich von 7 — 8 Uhr Derſelbe.
Geburtshuͤlfe nach Frortep taͤglich von 10 — 11
Uhr Derſelbe.
Pharmakodynamik, nach ſcinem Lehrbuche, Pro—
feffor Dr. Vogt taglich von 10 — 11 Uhr.
Receptirkunſt nach Dierbach's Grundriß der Re—
ceptirkunſt (Heidelberg 1818) zweimal woͤchentlich Dr.
Weber.
Toxikologie mit Ruͤckſicht auf Schneider's Schrift
über die Gifte, viermal woͤchentlich von 11 — 12 Uhr
Profeſſor Dr. Vogt.
Die kliniſchen Uebungen in den verſchiedenen Zwei—
gen der Heilkunde, ſetzt taͤglich von 1 — 3 Uhr fort
Profeſſor Dr. Balſer.
Die geburtshuͤlfliche Klinik nebſt Touchiruͤbungen,
unter Benutzung feines Werkes: „Ueber die geburtshuͤlf—
lichen Anzeigen“ taͤglich von 8 — 9 Uhr und bei Ge—
burten, Regierungsrath und Profeſſor Dr. Ritgen.
Die Uebungen im Zergliedern leitet, taͤglich Mor:
gens von 10 —12 und Nachmittags von 1 — 3 Uhr,
Proſecter Dr. Wernelind.
Ueber die Viehſeuchen lieſt von 2 — 3 Uhr Pro-
feſſor Dr. Nebel.
Geſchichte der Arzneikunde, vier Stunden woͤchent—
lich von 11 — 12 Uhr Derſelbe.
Philoſophiſche Wiſſenſchaften.
Philoſophie im engern Sinn.
Logik und Metaphyſik lehrt, nach feinem Grunds
riſſe der Logik und philoſophiſchen Vorkenntnißlehre
(Heidelberg 1820.), fo wie nach Dictaten, woͤchentlich
viermal, Montags, Dienstags, Donnerstags und Frei⸗
tags, in noch zu beſtimmenden Stunden, Proſeſſor Dr.
Hillebrand.
Logik, verbunden mit einer Einleitung in das Stu⸗
dium der Philoſophie, lehrt nach dem Grundriß der Lo⸗
gik von Fries, Dr. Seebold.
Anthropologie, mit beſonderer Beruͤckſichtigung der
Pſychologie, trägt, vor nach feinem Werke: „Die Ans
thropologie, als Wiſſenſchaft, 3 Theile, Mainz 1822,“
verbunden mit erlaͤuternden Dictaten, woͤchentlich viers
mal, Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags,
in noch zu beſtimmenden Stunden, Profeſſor Dr. Hil—
lebrand.
Mathematik.
Reine Mathematik lehrt, nach Schmidt, woͤchent—
lich fünfmal von 8 — 9 Uhr Dr. Umpfenbach.
Angewandte Mathematik (ſtatiſche und mechaniſche
Wiſſenſchaften), 5 Stunden woͤchentlich, von 10 — 11
Uhr Profeſſor Dr. Schmidt.
Analyſis, viermal wöchentlih, in einer mit feinen
Zuhörern zu verabredenden Stunde, Derſelbe.
Algebra, nach Lacroix, fuͤnfmal woͤchentlich von
9 — 10 Uhr, Dr. Umpfenbad, .
nach T.
Differential- und Integral-Rechnung,
Mayer, fuͤnfmal woͤchentlich, Derſelbe.
Die Lehre von dem Weltgebaͤude in populaͤren Vor⸗
traͤgen, Dr. Seebold. ö
Naturlehre und Naturgeſchichte.
Experkmentalphyſik traͤgt vor, 6 Stunden woͤchent⸗
lich, von 2 — 3 Uhr Profeſſor Dr. Schmidt.
Techniſche Chemie, fünfmal von 11 — 13 Uhr,
Profeſſor Dr. Zimmermann.
Pneumatiſche Chemie nach
von 3 — 4 Uhr, Derſelbe.
Reagentienlehre Mittwochs von 3 —4 Uhr Derſelbe.
Geognoſie von 4—5 Uhr Derſelbe.
Allgemeine Naturgeſchichte nach Blumenbach, und
den zoologiſchen Theil nach der Schriſt: „Ueber die
Claſſification der Thiere,“ Gieſen 1814, fünfmal wos
chentlich won 3 — 4 Uhr, Profeſſor Dr. Wilbrand.
Fuͤr die Eröffnung der neu aufgeſtellten Minerallen—
Cabinete der Univerſitaͤt beſtimmt die Stunde, Sams
tags von 11 — 12 Uhr Proſeſſor Dr. Zimmermann.
Doͤbereiner, zweymal
Staats- und Cameral-Wiſſenſchaften.
Finanzwiſſenſchaft lehrt fuͤnfmal woͤchentlich, von
11 — 12 Uhr, Geheimer Regierungsrath und Profeſſor
Dr. Crome.
Polizeiwiſſenſchaft von 3 — 4 Uhr Smal die Woche
Derſelbe.
Ein Examinatorium und practicum camerale
wird, in zu verabredenden Stunden, von Demſelben ger.
halten werden.
Forſtwiſſenſchaft trägt vor von 9 — 10 Uhr Pros
feſſor Dr. Walther.
Landwirthſchaft von 11 — 12 Uhr Derſelbe.
Technologie, verbunden mit Beſuchung der wichtlg—
ſten Werkſtaͤtten und Fabriken der Stadt, woͤchentlich
viermal von 9 — 10 Uhr Hofkammerrath und Profeſſor
Dr. Blumhof.
Encyclopaͤdie der Bergwerkswiſſenſchaften viermal
von 3—4 Uhr Derſelbe. f
Elſenhuͤttenkunde oͤffentlich, in einer noch zu bes
ſtimmenden Stunde, Derſelbe.
*
*
—
Geſchichte und Statiſtik.
Aeltere Univerſalgeſchichte lehrt von 11 — 12 Uhr
Profeſſor Dr. Snell.
Deutſche Geſchichte von 2 — 3 Uhr Derſelbe.
Statiſtik von Deutſchland, in einer noch zu be—
ſtimmenden Stunde, Geheimer Regierungsrath und Pros
feſſor Dr. Crome.
Orientaliſche Sprachen.
Die hebraͤiſche Grammatik lehrt von 8 — 9 Uhr
Profeſſor Dr. Pfannkuche.
Dieſelbe traͤgt zweimal, nach eigenem Lehrbuch, vor,
und verbindet damit analytiſche Uebungen, Dr. Engel.
Die Anfangsgruͤnde des Syriſchen und Chaldaͤi—
ſchen, in demnaͤchſt zu beſtimmenden Stunden, Profeſſor
Dr. Pfannkuche.
Aseſthetik, claſſiſche Literatur und neuere
Sprachen.
Aeſthetik, verbunden mit einer hiſtoriſchen Ueber—
ſicht der ſchoͤnen Literatur Deutſchlands, nach Dietaten,
traͤgt vor, woͤchentlich viermal, Montags, Dienstags,
Donnerstags und Freytags, in noch zu beſtimmenden
Stunden, Profeſſor Dr. Hillebrand.
Dies Ariſtophanes Wolken und die Gefangenen des
Plautus, erklaͤrt im philologiſchen Seminarium von
9 - 10 Uhr Profeſſor Dr. Pfannkuche.
Die Philippiniſchen Reden des Cicero erklaͤrt, und
die Uebungen im Sprechen und Schreiben des Lateini—
ſchen leitet, im philologiſchen Seminarium, von 3—4
Uhr, Profeſſor Dr. Rumpf.
Die gnomiſchen Dichter der Griechen erklärt von
4—5 Uhr Derſelbe.
Von des Paufanias Beſchreibung Griechenlands,
erlaͤutert das Ifte und 2te Buch (die Attica und Corin-
thiaca) dreimal woͤchentlich, Dr. Winkler.
Die den Theologen noͤthigen muſtkaliſchen Kenntniſſe
lehrt, woͤchentlich dreimal, Muſikdirektor Dr. Gaſſner.
Die Theorie der Tonſetzkunſt, woͤchentlich zweimal,
Derſelbe.
Im Franzoͤſiſchen giebt Lector Borre Unterricht.
Unterricht in freien Kuͤnſten und körperlichen
Uebungen ertheilen:
Im Reiten, Univerſitaͤts⸗Stallmeiſter Frankenfeld.
In der Muſik, Contor Hiepe.
Im Zeichnen, Univerſitaͤts Zeichenlehrer und Gras
veur Dickore.
Im Tanzen und Fechten, Univerſitaͤts⸗Tanz⸗ und
Fechtmeiſter Bartholomai.
Nachricht.
Das Gemaͤlde der organiſchen Natur in ihrer Ver⸗
breitung auf der Erde, von Wilbrand und Ritgen,
iſt in ſchwarzen Abdruͤcken bereits vor mehreren Mona⸗
*
ten an alle Buchhandlungen verſendet worden; illumi—
nirte Exemplare werden nur auf eine ausdruͤckliche Be—
ſtellung verſchickt. Der Text zu demſelben iſt ſchon zur
Oſtermeſſe 1821 im Buchhandel erſchienen.
Die dem Ganzen urſpruͤnglich zum Grunde liegende
Idee iſt in der Darſtellung der geſammten Organiſation
von Wilbrand enthalten, und wie ſie hier, hinſicht—
lich des raͤumlichen Verhaltens unſeres Weltkoͤrpers, ins
Leben trete, ergiebt ſich theils aus dem Anblicke des
Gemaͤldes, theils aus dem zu demſelben gehoͤrigen Text.
Weiterhin dürfte durch das Ganze eine natürliche Claſ⸗
fification vorbereitet werden, — nehmlich eine ſolche Claf⸗
ſification, worin die einzelnen Geſchoͤpfe der organiſchen
Natur in dem gegenſeitigen Verhaͤltniſſe zu den uͤbri—
gen Naturerſcheinungen hervortreten. —
Um das Bild von dem Verhalten der Vegetation,
fo wie von dem Verhalten der Animaliſation klarer dar⸗
zuſtellen, ſind die Pflanzenfamilien auf die noͤrdliche,
die Thiergeſchlechter auf die füdliche Hälfte des darges
ſtellten feſten Erdkerns aufgetragen. Jede Pflanzenfa⸗
milie, und jedes Thiergeſchlecht iſt nach der relativen
Verbreitung gegen die Schneegraͤnze, ſo wie gegen die
heiße Zone, durch einen Strahl dargeſtellt, welcher da,
wo die Familie vorzugsweiſe ſich vorfindet, den Namen
enthaͤlt, und an Staͤrke zunimmt. Dieſer Strahl als
eine bewegliche" Speiche gedacht, wird wie jedesmalige
Flaͤche der Erde bezeichnen, welche die Familie in ihrer
Verbreitung einnimmt. Die ganze organiſche Schöpfung
erſcheint zugleich hierdurch als eine Lebens Sonne, dle
in der meeresgleichen Ebene der heißen Zone ihren
Stern hat, und ihre Strahlen nach beiden Polen hin,
nach der Schneegraͤnze aufwaͤrts, und in die Tiefe des
Meeres abwärts ſendet. — Die Schneelinie ſelbſt er—
ſcheint als eine Curve, die auf der nördlichen Halbku⸗
gel beim 75ten, uud auf der ſuͤdlichen beim soſten
Grade der Breite die Oberflaͤche des Meeres berührt.
Ueber dieſe Curve ragen unter jedem Breitegrade die
verſchledenen mit Schnee und Eis umhuͤllten Bergſpitzen
nach ihrer relativen Höhe hervor. Die Höhen der vor⸗
zuͤglichſten Bergſpitzen aus allen Welttheilen ſind auf
dem Gemaͤlde namentlich angegeben. Die aſtatiſchen Ge—
birge nehmen den Hintergrund des Gemaͤldes ein, und
hier ragt das Himalaya-Gebirge mit mehren Spitzen
hervor. Vor demſelben erſcheint die Gebirgskette, wel
che ganz Amerika der Laͤnge nach durchzieht. Vor die⸗
fer wieder die aſiatiſch⸗europaͤiſchen und die afrikaniſchen
Gebirge, und weiterhin die Gebirge Auſtraliens. Der
Abſchnitt der afrikaniſchen Gebirge von den europaͤiſchen
durch das bey Gibraltar einbrechende mittelländifche
Meer iſt gleichfalls in der Zeichnung angebracht. Auf
den illuminirten Exemplaren iſt durch die Illumination
der Character der verſchiedenen Gebirgsſtrecken noch be⸗
ſonders hervorgehoben, und dadurch die Ueberſicht uͤber
das Ganze erleichtert.
Das Gemälde iſt von Goethe, A. von Hum⸗
boldt und Blumenbach gewidmet.
An z e i g e n.
Wien bey J. G. Heubner:
1) Poſt- Handbuch für den Oeſterreichiſchen
Kaiſerſtaat; von Joſeph K. Hierſche, k. k.
Poſt⸗Hof⸗Buchhaltungs⸗ Rechnungs- Offi⸗
zige. 1820. kl. 4. S. 346. X.
2) Nachtrag zum Poſthandbuche. uſw. 1827.
S. 64. Ebend.
1) Nach der Vorrede wuͤnſchten die Poſt-Beam⸗
ten ein Handbuch, welches ihnen eine leichte Ueberſicht
aller Verordnungen in Bezug auf das Poſtweſen des
Oeſterreichiſchen Kaiſerſtaats gewährte. Indem der Ver⸗
faſſer ſich bemuͤhte, dieſem Wunſche zu entſprechen, gab
er feinem Buche zugleich eine ſolche Einrichtung, daß
auch jeder Reiſende davon Gebrauch machen kann. Des
wegen fügte er auch die wichtigſten topographiſchen
Merkwuͤrdigkeiten von den einzelnen, in alphabetischer
Ordnung verzeichneten, Poſtſtationen bey. Im Ein⸗
gange iſt die kurze Geſchichte des deutſchen Poſt- und
Bothenweſen, aus Kluͤber und Cruſius entlehnt; dann
folgt der Perſonalſtand des oberſten Hof⸗ Poſtamtes
der mit demſelben vereinigten kleinen Poſt⸗Zeitungs⸗Ex⸗
pedition ⸗Kaſſe und Poſtwagensdirectton in Wien.
Hierauf ſind die niederoͤſterreichiſchen Abſatz⸗Poſtaͤmter
und Stationen — das Ober-Poſtamt und die Poſtwa⸗
gens⸗Expeditlon zu Prag, nebſt den Boͤhmiſchen Abſatz
Poftäntern und Stationen auseinander geſetzt. Ein
Gleiches findet mit Lemberg, Bruͤnn — Troppau —
Ollmütz — Gratz — Klagenfurt — Linz — Salzburg —
Innsbruck — Laibach — Trieſt — Zara — Goͤrz —
Fiume — Ofen — Presburg — Caſchau — Temes⸗
war — Semlin — Guͤns — Waraſtin — Eſſegg —
Hermannſtaͤdt und ganz Siebenbürgen ſtatt. Die Gene—
ral- und Spezial-Kurſe find nach den ganzen, halben
und viertels Poſten angegeben, und zwar von Wien
über Salzburg nach Bregenz und Muͤnchen, über Paſ⸗
ſau nach Regensburg, über Prag nach Erfurt, Leipzig,
Dresden und Zittau — über Brünn nach Schweidnitz
und Neiſſa — nach Lemberg und Brody — über Ofen
nach Kronſtadt, Orſova und Semlin — über Guͤns nach
Raguſa — über Laibach nach Fiume und Trieſt — Klar
genfurt nach Udine und Brixen. Zur Beſeitigung der
Unterſchleife iſt die Gebuͤhr fuͤr die Poſten — Ritt⸗
und Trinkgeld, im offenen und gedeckten Kalleſch, an⸗
gegeben. Der Brief Poſt » Tariff, wie er am
1. Junuj. 1817 beſtimmt wurde, iſt nach den verſchiede⸗
nen Stufen des Gewichts und der Entfernung angege
ben, mit Einſchluß der Tranſito⸗Gebühren; eben ſo der
Tariff des Paſtwagens, für gemuͤnztes Silber, Einloͤ⸗
ſungs, und Anticipatlons-Scheine, fuͤr Frachten und
Perſonen, welche mit dem Poſtwagen reiſen. Ein Mei⸗
lenweiſer giebt Unterricht uͤber den Betrag in und außer
dem Wagen. Auch alle Perſonen und Behoͤrden, wel⸗
che portofrey ſind, werden aufgezählt, Die Verordnun⸗
gen uͤber das Poſtweſen folgen in alphabetiſcher Ord—
nung, wie der Abgang und die Ruͤckkehr aller täglichen
Driefpoften durch ſaͤmmtliche Oeſterreichiſche Staaten
und in das Ausland. Ein alphabetiſches Verzeichniß
aller Poſtaͤmter und Stationen in den k. k. Oeſterreichi⸗
ſchen Staaten, und unter Beziehung auf alles Merk⸗
wuͤrdige der Natur und Induſtrie erhöhen die Brauch-
barkeit dieſes Handbuches, welches beſonders wegen ſei—
nes offiziellen Charakters allen Reiſenden beſtens zu em—
pfehlen iſt.
2) Im Nachtrage werden die unterdeſſen einge—
tretenen Veraͤnderungen in gleicher Ordnung, wie im
Hauptwerke, unter Beziehung auf deſſen Seitenzahlen
aufgefuͤhrt.
Wien, bey Carl Gerold:
Vollſtaͤndiges Verzeichniß aller in der K. K.
Haupt- und Reſidenzſtadt Wien und ihren
Vorſtaͤdten befindlichen Straßen, Gaſſen,
Plaͤtze, und Haͤuſer, dann derſelben Schilde
und Eigenthuͤmer. Herausgegeben von Ma⸗
thias Guetjahr, Magiſtratiſcher Conſcrip—
tions - und Kundſchafts-Korroborirungs—
Amts-Kommiſſaͤr. Siebenzehnte ganz neu
bearbeitete Auflage. 1821. 8. S. 374.
Seit 1816 ſind in der Stadt und den Vorſtaͤdten
Wiens ſo viele Veraͤnderungen durch neue Bauten,
Kauf und Erbfaͤlle, vorzuͤglich aber durch die neue Nu—
merirung der Haͤuſer der inneren Stadt und der meis
ſten Vorſtädte vorgegangen, daß die letzte Auflage die—
ſes Buches ganz unbrauchbar wurde. Der Verfaſſer
unterzog ſich alſo der Muͤhe, ſeinen Gegenſtand auf
eine ganz neue Weiſe zu bearbeiten, die alten Numern
mit den neuen zu verbinden, die Pfarr-, Grundbuchs—
und Gaſſen-Eintheilungen nebſt den Hausſchilden bei—
zuſetzen, die Pollizeybezirks- und Stadtviertels-Einthei⸗
lung nebſt einem Regiſter uͤber ſaͤmmtliche Vorſtadts—
Gruͤnde in alphabetiſcher Ordnung damit zu verbinden.
Der erſte Theil dieſes Buches bildet das Verzeichniß
der in der inneren Stadt befindlichen Haͤuſer, Eigen:
thuͤmer, Gaſſen, Straßen, Plaͤtze und Schilde nebſt der
Benennung des Grundbuchs, der Pfarr-, Polizeydi⸗
teftion und Grundgerichte. Dann folgt eine Ueberſicht
der vormals beſtandenen alten mit den jetzigen neuen
Hausnummern — die Pfarreintheilung nach Hausnum—
mern — ein Regiſter uͤber die Plaͤtze, Straßen und
Gaſſen nebſt Anzeige, wie viele Haͤuſer dieſelben ent:
halten, und wie ſie links oder rechts arithmetiſch num—
merirt ſind — das Verzeichniß der Vorſtaͤdte und
Gruͤnde von der Leopoldſtadt an, der Reihe nach, wie
ſie an einander graͤnzen Wir nr: Veranlaſſung ge:
habt, mehrere Vergleichungen anzuſtellen, wir überzeug:
ten uns, daß der Verſfaſſer fein Werk aus offiziellen.
Quellen anlegte, weswegen es Einheimiſchen und Frem⸗
den gleich empfehlungswuͤrdig ift.
BMeh lage z.
Index [cholarum
publice privatimque
in Univerfitate literarum Jenenli
per Hiemen anni moccexxtr inde a die xxı Octobris
habendarum .
auctorıtate
Prorectoris Magnifici
Joannis Philippi Gableri
Theol. D. et Prof. Primarii etc.
et
Senatus academici
editus.
Lectiones Profellorum ordinariorum.
Theologiae
Io. Phil. Gabler, D. privatim hora 9g - 10
Ienis, et hor. 6 —7 quinis diebus theologiam dog-
maticam, duce Ven. Ammonio, tradet, atque hor.
11 — 12 encyclopaediam et literatur ani ſelectiorem
theologicam fexies per hebdomadem exponet. De-
nique in Seminario theologico ſtudia ac labores
Sodalium interpretando et disputando hora com-
moda moderari perget.
Henr. Aug. Schott, D. privatim ſenis die-
bus hora 8—9 epifiolas Pauli ad Corinthios inter-
pretabitur; itemque diebus Lunge, Martis, Mercu-
rü, Jovis, Veneris hora 4-5 ifagogen hiſtorico-
criticam in libros novi foederis lecundum theles
{uas docebit. Ceterum conventus Seminarii homi-
letici diebus lovis hora velpertina 7—8 gratis mo-
derari perget.
Jo. Traug. Lebr. Danz, D. privatim 1)
Hiſtoriae ecclefiafiicae partem priorem ex Com-
pendio [uo docebit; 2) h. 11 — 12 Diſciplinas
theologiae practicas quinquies per hebdom. tracta-
bit; 3) hor. 4—5 Theologiam, quam vocant, mo-
ralem dieb. Lun. Mart. Iov. et Ven. tradet. Exer-
citationes Seminarii catechetici moderabitur die
Lun. hor. 12 — 1.
Ludov. Frid. Otto Baumgarten-Cru-
Jius, D. privatim 6 dd. hor. 9 et 2 dd. hor. 6
velp., theologiam dogmaticam exponet, rerum or-
dinem [ecuturus, quem Reinhardus praeivit, Dein-
de 5 dd. hor. 10. dogmatum hiſtoriam cum m-
bolica theologia ablolvet.
Iurisprudentiae.
Andr. Iofeph. Schnaubert, D. privatim
Ius eccleſ. Protefiantium libello proprio ulurus
hora 10, Ius feudale lec. G. L. Boehmeri prin-
ci p. iur. feudalis Ed. Svae hora 2 docebit.
Paulus Chrifiophorus Gottlob An-
drae, D. privatim lenis diebus horis 8, 9 et 11
ius Pandectarum jecundum Gäüntheri
pia iuris Romani privati noviſſimi docebit.
C. G. Konopak, D. publice Doctrinam de
princi-
J. 1822. No. 19.
interu/urio, privatim infütutiones uris Rom. pri-
val, duce libro a Je [cripto, h. g - 10, et iudi-
ciorum publicorum ordinis doctrinam, Martiniani
compendii Edit. Ildam lecundurus, h. 10— 11
tradet.
Aug. Sigism. Kort, D. privatim i) dieb.
Lun. et Iov. h. 11 commilitones in applicanda
proceſſus doctrina ad lites aliaque negotia iudicia-
lia, nec non in negotiis extraiudicialibus, quae cau-
farum patronis mandari ſolent, caute peragendis
inſtituet, 2) dieb. Mart. et Vener. h. 11 eosdem
exercebit in applicandis Digeftorum principüs ad
[pecies obvenientes.
Carol. Guil. Walch, D. publice iuris Ro-
mani per medium aevum hiftoriam hor. 1 —2 dieb.
Mart. et Iov. enarrabit. Privatim hiftoriam iuris
Romani a primordio.civitatis usque ad Iuſtinianum
hor. 3—4 e [chedis ſuis tradet.
Fridericus Ortloff, D. publice hora ı,
diebus adhuc definiendis, tradet zus mereatorum
et cambiorum lec. libr. Grundri/s des Handels-
rechts von G. F. von Martens, dritte Auflage.
Göttingen 1820. 8. Privatim quinis diebus hora
8 ius germanicum privatum explicabit, duce Run-
dii libro: Grund/ätze des gemeinen deut/chen Pri-
vatrechts, ſechſte Aufl. Göttingen 1821. 8.
Car. Ern. Schmid, D. privatim hora 10—11
iuris publici fcientiam e libro ſuo explicabit.
Chrifioph. Martin, D. ad filum edit. 7.
compendii [ui privatim docebit theoriam procellus
civilis per Germaniam communis, horis 12 — 1 et
4 — 5.
Carolus Eichmann, D. publice introduc-
tionem in ius Saxonicum (Einleitung in das Par-
ticularrecht der Sdchſiſchen Staaten) binis diebus
hora 1 tradet.
Medicinae
Io. Fri d. Fuchs, D. privatim 1) Anato-
miam c. h. univerlam ad cadavera et praeparata
mulei magniducalis anatomici explicabit hora 9 et
11. 2) Sceleti humani fabricam iuxta Loderi
compendium anatomicum illuftrabit hora 2. 3) Pra-
n anatomicam ſolito more moderabitur.
Io. Chrift. Stark, D. privatim M hor.8—9
et 2—3 Chirurgiam univerfam exponet. 2) hor.
3 4 Artem faſcias et machinas chirurgicas ap-
plicandi e libro [uo docebit. 3) hor. 10 —ıı /cho-
las clinicas cum Ill. Succowio moderabitur eas-
que ita, ut auditores in prazi tum medico-chirur-
gica tum ophthalmologica exerceantur. 4) hora
6 —7 velp. praxin obſtetriciam in Noſocomio Ma-
gno Duce condito cum Excell. Walchio dirigere
perget.
Guilielm. Carolus Frideric. Succow,
D. privatim 1) eam Pathologiae et Therapiae fpe-
——
cialis partem tradet, quae febres, imflammationes
et exanthemata comprehendit, hor. 12 — 1 et 5—6.
2) Scholis clinicis una cum Perill. Starkio prae-
elle perget hor. 10—ı1. Publice de formulis me-
dicamentorum concinnandis dilleret. ART
Diter. Georgius Kiefer, D. privatim
tradet decies per hebdomadem hora 2 — 3 et 5—6
Pathologiae et Therapiae /pecialis ſectionem pri-
mam, quae exanthemata et morbos /yftematis ve-
getativi comprehendit, ex [chedis. — Privati/fime
offert: Doctrinam Magnetismi animalis, tum theo-
riam tum praxin magneticam relpiciens, ad librum
fuum: Syfiem des Tellurismus. oder thieri/chen
Magnetismus, Leipzig, bei F. L. Herbig, 1822.
2 Bde. 8. — Publice Examinatorium medicum
theoretico-practicum in ulum candıdatorum medi-
cinae [olito more ac tempore inſtituet.
Frid. Sigism. Voigt, D. docebit privatim
1) Hifioriam naturalem, compendium fuum (Sy.
ſtem der Natur und ihre Gej/chichte u. J. w.) le-
quuturus, hor. 3 — 4. 2) Hifioriam plantarum
eryptogamicarum, hora ſuo tempore indicanda.
PhIIO ILO pP hi ae.
lo. Henr. Voigt, D. privatim hora 2— 3
Mathefin puram cum Geodaefia, et hora 8 - 9
Matheſeos applicatae partes mechanicas et opti-
cas, praemilla Introductione in Mathefin ſublimio-
rem, ex propriis praeceptis, tradet. Hor. 10—ı1ı
Phyficam iheoretico-experimentalem, ex Elementis
ill. Mayeri enucleabit.
Henr. Car. Abr. Eichftaedt, D. gratis
diebus horisque ftatis Seminarii philologici lodales
in Ciceronis libris, qui [unt de Oràtore, explican-
dis, et cives praefecturae [uae traditos die Saturni
hora 2 — 3 in Suetonii vitis interpretandis exercere
perget: privatim quinis diebb. hor. 4—5 artem
Latine fcribendi Latine tradet: privati/fime Ta-
citi Annales interpretabitur.
Henricus Luden, D. privatim 1) Hiftoriae
univerfalis partem primam, librum [uum: Ge-
ſchichte der Völker und Staaten des Alterihums,
Jena b. HFrommann, ate Ausgabe 1819, lecuturus,
quinis diebus hor. 5 6 tradet; 2) Hifioriam novi
zemporis docebit inde a fine ſaeculi XV usque ad
finem lſaeculi XVIII, lenis diebus, hor. 2—3.
Lectiones publicas ſuo loco et tempore indicabit.
Io. Georg Lenz, D. publice hora auditori-
bus honoratilimis commoda hiſtoriam petrefac-
torum tradet. Privatim hora 1— 2. Mineralo-
giam cum Geognolia conjunctam, ex compendio
[uo: Erkenntni/fslehre der anorgani/chen Natur
zum jelbfi eigenen Unterricht, und mit vorzügli-
eher Hinſicht auf Cameraliften und Oekonomen,
docebit, nec iis deerit, qui Mufei Carolo-Auguſtei
et Societatis Mineralogicae thefauros diligentius co-
gnolcere voluerint.
Carol. Erid. Bachmann, D. publice, bi-
nis quidem diebus, Encyclopaediam et Methodolo-
1
giam omnium dijciplinarum delineabit privatim-
hor. 5—4 Logicen, duce Schulzio, (Grundriſs der
allgemeinen Logik 4te Ausg. Göttingen 1822) ex-
plicabit; hor. 4— 5 Metaphyficam, Religionis,
quam vocant, Philofophiae conjunctam, exponet
perpetua hiftoriae ratione habita.
Io. Godofr. Lud. Kofegarten, D. 1)
diebus Lun. Mart. Iov. et Ven. hor. 11 — 12 Gram-
maticam linguae hebraicae explicabit, lecundum
dictata. 2) Senis diebus hora 4— 5 P/almos inter-
pretabitur; 5) publice dieb. Merc. et Sat. hor. 1— 2
linguae arabicae elementa tradet, ad Inſtitutiones
Rofenmülleri. Lipf. 1818. Nec deerit iis, qui
ipfius opera in perdilcenda lingua Perfica privatil-
fime uti voluerint.
Ferdinandus Handius, D. quaternis die-
bus Lun. Mart. Merc. Iov. hor. 4 —5 interpretabi-
tur Euripidis Iphigeniam Tauricam, binis diebus
Lun. et Merc. hor. 3—6 Propertii Carmina. Die-
bus et horis ſtatis exercitationes Seminarii philo-
logiei et fiudia Societatis aefiheticae moderari
perget. Publicas lectiones pofthac indicabit.
Georg. Gottl. Güldenapfel, D. priva-
tim, fi per tempus in ordinanda Bibliotheca acade-
mica collocandum licuerit, hor. 8 - 9 Ench clo-
paediam et Methodologiam omnium diſciplinarum
tradet. !
Io. Wolfg. Doebereiner, D. privatim
tradet quinquies per hebdomadem hor. 8—9 Che-
miam generalem una cum sStoechiometria ad li-
brum [uum: Grundri/s der Chemie und Stoechio-
metrie. Jena 1819. Privatiſſime docebit 1) Atmo-
logiam, 2) Chemiam pneumaticam ad opuscula ſua:
Zur pneumati/chen Chemie, 1, 2, und 5. Theil.
Jena 1821. 1822. 8
Io Fri d. PO It, D. publice die Saturni
h. 1 — 2 doctrinam ſolidorum explicabit lecundum
Euclidis Elem.; privatim hor. 2 — 3 quinquies per
hebd. Mathefin puram; et hor. 10 — 11 Elementa
Algebrae et Geometriae ſublimioris docebit.
Lectiones Profellorum extraordinariorum.
IJurisprudenti ae.
I. Th. Fri d. Schnaubert, D. offert priva-
tim: ı) encyclopaediam et methodologiam iuxis
univerli, ex libro /uo, c. t. Lehrbuch der jurifi.
Wiffenfchaftslehre. Jena b. Bran ı8ı9., et dieta-
tis, quater p. hebd. h. 10—ı1. 2) zus feudale per,
Germaniam commune, nec non Saxonicum, ad fi-
lum compend. Boehmeri ex edit. Baueri de
1819, additis dictatis, quinquies per hebd. h. 2 — 3.
3) principia hermeneutices iuris Romani, cum no-
titia corporis iuris Iuſtinianei, e [chedis ſuis, qua-
ter p. h. hor. 4 — 5.
G. I. A. Baumbach, D. publice de fiudio
iuris recte inſtituendo live hodegeticas iurispruden-
tiae lectiones hor. 1— 2 habebit. Privatim tradet
1) h. 9 - 10. Inſtitutiones iuris Romani hiftorico-
nen
—
dogmaticas duce III. Konopakii libro: „Die In-
ſtitutionen des Röm. Rechts, Halle 1807.“ — 2) h.
10 — 11 Ius naturae, una cum juris privati per
Germäniam uſitati civili prudentia, proprium li-
brum lequuturus. Privatillime examinatoriis [cho-
lis de jure Pandectarum operam [uam navare
perget.
Aug. Guil. de Schroeter, D. privatim
tradet 1) zus pandectarum lexies per hebdomadem
hora 8 — 10 et 11 — 12 lecundum librum: Grund-
rifs eines Syfiems des gemeinen Civilrechts von
Arnold Heife. te Ausg. Heidelberg 181g.
adhibendo quoque libro: Stem des Pandecten-
rechts von Thibaut, ste Ausg. Jena, 1818. 2) Hi-
ſtoriam iuris Romani, lexies per hebdomad. hora
3 — 4 lecundum Hugonis librum: Lehrbuch der
Gefchichte des Röm. Rechts. Ste Aufl. Berlin
1822. Denique lectionibus publicis, zer per heb-
domad, habendis, ius hereditatum docebit, excep-
tis capilibus de legatis et fideicommillis.
Medicinae
Chr. Aug. Fr. ab Hellfeld, D. publice
Pathologiam et Therapiam morborum venereorum
bis per hebdomadem hor. ı exponet. Privatim
vero iis, qui Materiae medieae Infiitutiones deli-
derant, ſtudia [ua offert.
Car. Guilielm. Stark, D. privatim tracta-
bit 1) Pathologiam generalem h. 10—ıı. 2) Mor-
Bos oculorum et aurium h. 4 - 5. Leciiones Ro-
degeticas publice habendas luo loco et tempore in-
dibabit, nec non Disputatorium latinum lolito
more ac tempore moderari perget.
Theobald. Renner, D. publice die Lunae
et Jovis hor. 3—4 artem equorum ungulas loleis
ferreis clavorum ope impingendis calceandi una
cum anatome-pedis equini ejusque morbis tradet;
privalim 1) anatomen animalium domeſticorum
quotidie hor. 9—ıo aut alia auditoribus commoda
nec non die Mercurii hor. 3—4 explicabit: 2) ar-
tem veterinariam praemittenda eius hiltoria duce
Veithio (Handbuch der Veterinairkunde. Wien
1817 — 18) nec non ad propria dictata horis quinis
poſimeridianis 5—6, diebus Martis et Veneris, et
Saturni hor. 11 — 12 docebit; 3) exercitationes ani-
malia dillecandi folito more moderabitur; 4) nec
deerit iis, qui praxi veterinariae operum navare
cupiant.
Fr i d. Aug. Walch, D. privatim hor. 4
Pharmacologiam tradet. Hora 5 artem obftetri-
ciam theoretico -practicam cum morbis gravidarum,
puerperarum et recens natorum docebit. Hora 6
praxin obftetriciam cum perillufiri Starkio in
nolocomio, a Magno Duce condito, moderari con-
tinuabit.
C. F. Heufinger, D. per lemeſtre hyemale
1822 — 235 docebit Publice Hifiologiam ad filum
rimi falciculi [yftematis a fe editi (Syfiem der
Hifiologie. Eifenach b. Bärecke 1822.) hor. 1—2
ter p. hebdom. Privatim 1) Hifioriam medicinue
litter ariam duce Blumenbach („Blumen bach
Introductio in hiltor. med. litt.“) hor. 2 — 3. 2)
Anthropologiam medicam medicis et non medicis
hor. 5 - 6.
P h II O ILO ꝙp hi a e.
l Joannes Schad, D. tradet 1) Pfychologiam
diebus Lunae, Martis, Iovis et Veneris hor. 3—4
fecundum Schulzii compendium: Pfychi/che An-
thropologie. Göttingen 1819. 2) Ius nature iis-
dem diebus hor. 10—ıı fecundum proprium com-
pendium: Inſtitutiones juris naturae. Charkoviae
1814.
Fridericus Ofann, D. privatim 1) Ari-
ſtophianis Nubes ter per hebd. hor. 11 — 12 fer-
mone Latino, 2) Tacıti de Germania librum toti-
dem per hebd. hor. 11 —ı2 interpretabitur, ad-
iunctis limul Latine [cribendi exercitationibus; 3)
Antiquitates Graecas quater p. hebd. hor. 3—4
enarrabit. Privatillime Exercitationes philologicas
more con[ueto moderari perget, una per hebd.
hora adhuc definienda. .
Frid. Gottl. Schulz, D. ı) publicas lec-
tiones de fiudio dilciplinarum oeconomicarum leu
cameralium, quae dicuntur, habebit; 2) privatim
oeconomiae politicae eam partem, quae ad aerarii
curam et adminiſtrationem pertinet, hora 3— 4 do-
cebit; 3) agriculturae et rei pecuariae praecepta
hora 11 — 12 exponet.
Chrifi. Im man. Hogel, D. 1) h. 9 - 10
Encyclopaedicam introductionem in ſtudium et dis-
ciplinas Hiftoriae dabit atque conſpectum hiltoriae
veterum populorum adjunget; 2) hiſtoriam Saxoniae
praelertim Ernefiine exponet, Germaniae hiſtoriae
ratione habita, hor. 5 — 6.
Carol. Guil. Goettling, D. privatim 1)
hora 5 - Thucydidis libr. I et [electas orationes
interpretabitur, praemilla introductione hiftorica,
quater per hebd. 2) Antiquitates romanas ennar-
rabit quinquies per hebd. hor, g.
Lectiones Doctorum privatim docentium.
Fu r i des e.
Io. Aug. Chr. ab Hellfeld, D. privatim
docebit 1) hora 2— 3 principia’praxeos iudicialis,
lecundum propria dictata, et fimul cum elaboratio-
nibus practicis. Eæxaminatoria ad pandectas vel
inſtitutiones cupientibus non deerit.
lacobus Henricus Paul/en, D. ı) inſti-
tutiones iur. rom. ad Waldeckii compendium hor.
mat. 8—09. 2) principia praxeos iuridicae duce
Oelz Anleitung zur gerichtlichen Praxis, hora
3—4; 5) gratis, ius cambiale docebit.
—
Medicae.
C. Chr. Tr. Fr. Goebel, D. docebit: priv.
— —
1) Materiam yharmaceuticam hora 3. 2) de me-
dicamentorum conſeriptorum recta compoſitione et
aliis regulis officiisque pharmaceutae hora 2.
Aem. Hujchke, D. tradet privatim ı) Phyfio-
logiam comparativam quinquies p. hebd. hor. 3.
2) Anthropologiam lic dictam medicinalem quater
p. h. hor. 5.
Philolophicae
Io. Chrifi. Frid. Graumüller, D. ı) No-
titiam mercium, quae oeconomica dici meretur,
tradet, easque ad accuratiorem cognitionem imper-
tiendam iplfis oculis auditorum admovebit. 2) Hi-
ſtoriam naturalem foreſtalem hor. 11 — 12 enarra-
bit. 3) Hiſtoriam naturae de fingulis corporibus,
quae officinalia dici conſueverunt, et tribus natu-
rae regnis comprehenduntur, hora 3—4 docebit.
4) Botanicen nemorum cum cultura et technologia
hora 4—35 explicabit. 5) Gratis hiftoriam Botani-
ces, adnexa notitia libraria, hora 1 —2 leget. In
Inftituto elementa prima ſcientiae foreftalis docere
perget.
Fridericus Auguftus Klein, D. tradet
privatim 1) Ethicen hora 4—5. 2) Logicen et
introductionem in ſtudium philolophiae h. 3—4.
3) practicam interpretationem pericoparum evang.
et epifi. in ulum futurorum ecclelialtarum h. 8—9-
Gratis epiftolas catholicas interpretabitur h. 1— 2.
Examinatoriis [cholis ad hiſtoriam eccleſiaſticam et
theologiam dogmaticam [pectantibus non deerit.
Carol. Guilielm. Erneft. Put/che, D.
hora 10—ıı Diſciplinas camerales ad compen-
dium Cl. Sturmii Grundlinien einer Encyclopä-
die der Kameralwiffen/chaften u. f. u Jena bei
Frommann 1807, tradet, die Mercurii autem hora
ı—2 Culturam pratorum ac herbarum. pabula-
rium explicabit.
I. F. Ch. Werneburg, D. gratis bis per
hebd. hora ı—2 Varia numerorum [yftemata in
Arithmeticis tractandi artem monſtrabit, doctri-
namque de calculo cambiali (Wechjel- und Arbi-
trage-Rechnung) adjunget. Privatim ı) Mathefin
puram, duce ill. F. Schweins (Handbuch der
Geometrie) hora 2—3. 2) Algebram, Analy/in
finitorum, doctrinam de ſectionibus conicis ad
compendium ſuum (Lehrbuch der Arithmetik in
Ziffern und Buchftaben zugleich. Jena, bei Crö-
ker 1819) atque ex fchedis docebit, hora 10 — 11.
3) Mathefin applicatam leu elementa mechanica
et optica duce ill. Poppe (Lehrbuch der ange-
- wandten Mathematik) tradet, hora 8—g. Neque
deerit Commilitonibus, qui lectiones privatillimas
in Mathematicis defideraverint.
Fr. Körner, D. gratis hora 1— 2 docebit
fabricationem uſumque omnium inftrumentorum
meteorologicorum; nec non parvorum inſtrumento-
rum vitreorum in chemia et phylica maxime ulita-
torum.
‚reinen Mathematik,
Car. Herrm. Scheidler, D. privatim ı)
logicen duce Frie io (Grundriſs der Logik; ate
Aufl. Heidelberg 1819) praemillis lectionibus de
academico litterarum ſtudio recte inſtituendo, hora
3—5. 2) Philofophiam, quam vocant moralem,
five ethicen ex Ichedis [uis hora 4 5. 3) Ius na-
turae hora 10 — 11 docebit.
Godofredus Guil. Ofann, D. Phyficen
et Chemicen thaoreticam et experimentalem, ſe-
quuturus Filcherum (Lehrbuch der mechani-
ſcken Naturlehre, zweite Aufl. Berlin und Leip-
zig 1819) et Döbereinerum (Anfangsgründe
der Chemie und Stöchiometrie. Jena 1819) quin-
quies per hebdomadem hora 8—9 docebit. Lec:
tiones gratis habendae [uo tempore indicabuntur.
Fri d. Gui l. Lud. Wahl, D. privatim ı)
Mathefin puram duce Thibaut Grundri/s der
hora 2—.3 lexies p. hebd.
2) Analyfin finitorum ut vocant, ſlequuturus li-
brum Thibaut Grundri/s der allgem. Arithme-
tik, hora 10—ıı quinquies p. h. docebit. Lectio-
nes denique privatillimas offert.
Linguarum Europae cultiorum Icholae et artium
liberalium discendarum opportunitas.
Wie vorher.
Erklärung.
Der Unterzeichnete findet es eine Obliegenheit fei«
ner Ehre und ſeiner Verpflichtung gegen einen geehrten
Verein, deſſen Vorſtand er durch lange Zeit geweſen,
und als deſſen thoͤtiges Mitglied ſich fortan zu beweiſen
noch itzt fein aufrichtlges Beſtreben iſt, die Reda e—
tion der Iſis hiedurch aufzufodern, in eben dieſer Zeite
ſchrift oͤffentlich zu bezeugen, daß der im IV. Heft des
laufenden Jahrgangs der Iſis, in der Beilage 10 und
11 enthaltene mit H. S. unterzeichnete Aufſatz, der ihm
erſt itzt zugekommen iſt, unter der Aufſchrift „Beitrag
zur Literargeſchichte Oeſterreichs“ keineswegs
von ihm herruͤhre, noch herruͤhren koͤnne, was am uns
widerſprechlichſten daraus hervor geht, weil feine Ueber
ſiedlung von Bruͤnn nach Wien, durch Familien-Verhaͤlt—
nıffe nothwendig geworden, welche ſchon weit früher als
in dem dort angegebenen Zeitpuncte eingeleitet war;
einzig und allein, wie feine an die Geſellſchaft eingeges
bene Reſignation es ausſprach; die Urſache derſelben
und der Niederlegung feines Direetorates war, wel—
che in der Iſis als eine Folge ganz verſchiedener Ereig—
niſſe dargeſtellt werden will.
Schloß Raiz den 18 Juli 1822.
—
Hugo Alt⸗Grav zu Salm, f
K. K. Kämmerer, Johannitter Ordens: Ritter.
Verhaͤlt ſich ſo. Red. der Iſis.
.
age z. J 1822 N. 20.
Brief von Carl Hilſenberg,
naturforſchender Reiſender, an Sieber.
Port Louis auf Isle de France,
den 16. Auguſt 1821.
Verehrteſter Herr!
Durch Hrn. Roullet werden Sie ſchon lange
benachtichtiget worden ſeyn, daß unſer Aufenthalt in
Marſeille fi länger verzögerte, als ich Ihnen in
meinem letzten Briefe vom sten Maͤrz melden konnte.
Ich ſchrieb waͤhrend dieſer Zeit noch an Dunal in
Montpellier einen Brief und legte ein Paquet Sa—
men, der mir von Ihnen mitgegeben, für den botani—
ſchen Garten bey. Einige Tage darauf ſendete er mir
eine ſehr ſchmeichelhafte Antwort, mit dem Bemerken,
daß jetzt Delile Vorſtand des Gartens ſey, und Sie
mit nächfter Gelegenheit auf ſchoͤne Pflanzen rechnen
können. Auch hoͤrten wir einige Tage vor unſerer Ab—
reife die äußerſt erfreuliche Nachricht von einer Samm⸗
lung aus Martinique von Ihrem Gaͤrtner Franz, die
Sie jetzt ohne Zweifel erhalten haben werden. Endlich
am 25ten früh 61 Uhr fuhren wir mit einem frifchem
Suͤd⸗Weſt Winde unter Begleitung des Schiffseigen—
thuͤmers, und einer zahlreichen Geſellſchaft von Kauf—
leuten aus dem Haven von Marfeille Die ganze
Bemannung des Schiffes, 2 andere Paſſagiere mitges
rechnet, von denen einer nach Batavia ging, um
fein Gluck zu machen, beſtand in 40 Menſchen; das
Schiff iſt eins der größten franzöfifchen Kauffarthey—
ſchiffe, und iſt auf 22 Kanonen eingerichtet. In kurzer
Zeit hatten wir die offne See erreicht, ſagten unſeren
Begleitern und ihrem Lande Lebewohl, und ſegelten mit
gutem Winde vorwärts. Den 26ten Maͤrz erblickten
wir in der Ferne die baleariſchen Inſeln, Majorca
und Minorca, und folgenden Tages die weſtliche
Spitze der kleinen, durch die Deportirung der von
den Spaniern gefangenen Franzoſen, beruͤhmt gewordene
Inſel Cabrera. In der Nacht auf den Zoften erhob
ſich ein ſo ſtürmiſches Wetter, daß wir mit erſtaunender
Schnelle gegen die Kuͤſten der Barbarey getrieben, und
andern Tags Cap de Tennez, Moͤſtagan, nebſt eis
ner großen Strecke des noͤrdlichen Africas anſichtig
wurden. Mit unbegraͤnzter Neugierde weideten wir
uns an dem Anblicke dieſes Wunderlandes, und verga⸗
ßen Eſſen und Trinken daruͤber. Berge und Thaͤler
ſchienen uns aus ganz andern Maſſen geformt zu ſeyn,
und in unſerer Einbildung haͤtten wir vielleicht gar
Desfontaines Pflanzen bemerkt. Wir ſegelten nun
wieder gegen die ſpaniſche Kuͤſte, und ſahen den 2ten
April Cap de Palos, von wo aus Columbus mit
feiner Flotte zum erſtenmahl ausſegelte; Nachmittags ers
blickten wir Tarthagena. Den Sten April entſalte⸗
ten ſich uns die Gebirge des Koͤnigreichs Murcia
mit z unbeſchreiblicher Schoͤnheit; ſie erhoben ſich
terraffenförmig übereinander, und die hinterſten war
ren noch ſehr dicht mit Schnee bedeckt, Tap de Gae⸗
ta lag nun vor uns. Die Tage vom 6 — 12ten Ap-il
vergingen unter beſtaͤndigem hin und herkreutzen, an
den ſpaniſchen Kuͤſten; wir uͤberſchanten einem ziemlichen
Theil des Koͤnigsreichs Grenada mit feinen majeftäs
tiſchen Gebuͤrgen, und den roten kamen wir nahe an
die Stadt Malaga Ein ſchoͤneres Bellvedere, als
der Anblick dieſer Stadt, laͤßt ſich ſchwerlich finden. So
weit das Auge reicht, ſteht alles dicht mit Weinreben
bepflanzt, die mit den herrlichſten grünen Feldern wech—
ſeln. Unter den ſchoͤnen Gebäuden dieſer Stadt iſt vors
zuͤglich eine ſehr große Cathedrale zu erwaͤhnen. —
Den 18ten April, nach 20taͤgiger Schiffahrt, hatten wir
die Straße von Gibraltar erreicht. Der Eintritt das
ſelbſt macht fi durch mächtige Wellen, die ſich mit Ges
walt aus den atlantiſchen Ocean hineindraͤngen, fehr
bemerkbar. Die Stroͤmung in das mittellaͤndiſche Meer
iſt ſo ſtark, daß die Schiffe bey ploͤtzlich eingetretener
Windſtille wieder zuruͤckgeriſſen werden. Der ungeheure
Felſen, worauf die Stadt Gibraltar gebauet iſt, macht
ihn ſeiner Lage wegen vielleicht zur erſten Feſtung der
Erde. Senkrechte Waͤnde, gegen welche die in den Ty⸗
roler Gebirgen, kein Vergleich find, vertheidigen ihn
einzig und allein von der Nordſeite; deshalb hat man
auch von dieſer Seite weiter keine Vertheidigungsanſtal⸗
ten gemacht. Wir ſahen dann ferner die Städte Al-
geziras, und St. Roche und auf der afrlikaniſchen
Seite die Feſtung Ceuta. Weiter hinauf war das
durch die Seeſchlacht fo bekannte Cap Trafalgar,
und links Cap Spartel. Hler trafen wir in den ats
lantiſchen Ocean ein, ſagten Europa Lebewohl, und
waren in geſpanter Erwartung der Dinge, die da kom—
men ſollten, vom 13 —ı7ten April. — Mit pfeil
ſchneller Geſchwindigkeit trug uns ein Oſtwind in 4 Ta
gen zu den canariſchen Inſeln, das Wetter war ſehr
neblicht, und wir konnten nur mit Muͤhe die Inſel
Fortaventura unterſcheiden, der wir auf 4 Meilen
nahe kamen. Der Pico von Teneriffa war zum
größten Leidweſen für unſere Augen verloren. Ueber:
haupt fagte uns der Capitain muß man ziemlich vom
Gluͤcke beguͤnſtiget ſeyn, um ihn nebelfrey zu fehen.
Den ıgten ſchien das ganze Meer von Mollusken
bedeckt. Die Beſamsſegel (Arethufa), franzoͤſiſch Gale-
nes, zeichneten ſich durch den praͤchtigen Glanz ihrer
Farben aus. Dieſe Thiere haben eine Art Blaſe oder
Haut, die ſie gleich einem Segel, nach der Richtung
des Windes drehen, und ſomit auf den Wellen gleich
einem Schiffe dahinrudern. Wir fingen deren mehrere,
es iſt aber unmoͤglich fie zu conſer viren, beym
herausnehmen aus dem Waſſer bleibt von den fo ſchoͤ—
nen Argonauten, blos ein wenig Gallerte zurück, Kolb
genden Tages, den 19 ten April, paſſirten wir den
Wendekreis des Krebſes, das Thermometer hatte 1645
R. Zum erſtenmahl ſahen wir hier den blendendweißen
Tropikvogel (Phaeton aethereus), franzoͤſiſch Paille-
— —
en queue, wegen feiner oft zwey Fuß langen Schwanz
federn. Jetzt waren wir nun unter dem heißen Erdguͤr—
tel, deſſen Schoͤnheiten ſo viele tauſend Reiſende ge—
ſchildert haben. Unſere Erwartungen wurden alle bes
friediget, und ich gebe Ihnen hier auch gleich eine
kleine Beſchreibung von der angenehmen Seefahrt unter
den Wendekreiſen. — Kaum hat Helios die unermeß⸗
lichen Graͤnzen des Himmels beruͤhrt, und das ganze
aͤtheriſche Gewölbe geroͤthet, als auch ſchon der Tag er—
ſcheint. Der Ocean ſtehet in Flammen, und die ganze
aus der Nacht hervortretende Natur ſchwimmet in einem
Feuermeere.
men bildenden Wolken nehmen dann alle nur denkbare
Farbennuanzen an, worunter ſich unter dem brennend⸗
ſten Purpur, dem reichſten Azur, dem blendendſten
Weiß, auch ein herrliches Smaragdg ſruͤn bemerkbar
macht, eine Farbe, die man wohl kaum an unſerem eu»
ropaͤiſchen Horizonte wieder findet. So ſchaukelt das
Schiff, durch einen angenehmen Paſſatwind ſortgetrieben,
dahin, bis bei Sonnenuntergang ſich die am Morgen
bemerkten maleriſchen Scenen wiederholen. Sobald ſich
die Sonne in die unbegraͤnzte Waſſerflaͤche getaucht hat,
verſchwindet der Tag, und ohne eine Abenddaͤmmerung,
wie bey uns, umhuͤllt ſogleich ſtille Nacht die Erde.
Mit ihr ſteigen an der reinen Himmelsblaͤue die pracht—
vollen Geſtirne der ſuͤdlichen Hemiſphaͤre herauf, das
Schiff, das Kreuz, der Centaur, die Jungfrau, Orion,
ſchimmern mit einem unnachahmlichen Lichte; vorzuͤglich
ſtrahlt Sirius wie ein zweyter Mond, und ſein Wie⸗
derſchein bildet auf der ſplegelglatten Fläche des Welt:
meers eine lange ſilberglaͤnzende Straße. In ſolchen
heitern Nächten. ſahen wir auch mit Erſtaunen das ent⸗
zuͤckende Leuchten des Meeres. Millionen kleiner Funken
bildeten beym ſchnellen Dahingleiten des Schiffes ein
Diadem, das durch den Mondſchein, und die hellflims
mernden Stirne erhoͤhet, eines der praͤchtigſten Schau—
ſpiele gewaͤhrte, welches eine ſo weite Reiſe lohnen
möchte. Selbſt die häufigen, um das Schiff herum
ſchwaͤrmenden Delphinen, die auf ihren Koͤrper alle
Farben des Regenbogens tragende Dorades (Coryphae-
na Hippurus L.), der VBonite (Scomber Pelamis L.)
zogen einen langen phosphorefcirenden Lichtſtreifen nach
ſich. Den 14ten April ſahen wir ſehr viele fliegende
Fiſche (Exodoetus volitans). Die eben erwaͤhnten Do⸗
raden ſind ihre unerbitterlichſten Feinde, und verfolgen
fie beſt aͤndig. 30 — 40 Stuͤcke ſahen wir oft von ihnen
gejagt in einer horizontalen Lienie ſich über das Waſ⸗
ſer erheben. Um Fiſche zu fangen, bildet man aus Reis
newand die Form eines fliegenden Fiſches nach, und ver»
birgt darin eine ſtarke Angel. Auf dieſe Weiſe erhaſchte
man am agten April früh einen Hayfiſch. Als er bei⸗
nahe auf dem Verdecke war, ſchlug er ſo ſtark um fih,
daß er wieder in das Meer fiel. Seine Gefraͤßigkeit
war indeſſen nichts deſto weniger ſo außerordentlich, daß
er ſich nicht einmal dadurch abſchrecken ließ, und dem
Schiffe ununterbrochen uͤber eine Stunde lang folgte,
bis man ihn zum zweytenmahle an den fatalen Haken
heraufzog. Es war ein Weibchen, und eine Clafter lang.
Die Matroſen ergoͤtzten ſich ſehr an ſeinem Fleiſche. —
Die Hitze wurde jetzt immer druͤckender, und obgleich wir
Die hochaufgethuͤrmten tauſenderley For-
fie nie über 26° R. beobachtet haben, fo wurde fie doch
durch eine Windſtille, die bis den Sten May anhielt,
außerordentlich erhöht. Selbſt das Siegel des Empfehr
lungsbriefes des engliſchen Confuls zu Trieſt ſchmolz
zufammen. Täglich hatten wir ein oder mehrere trop.
Regenguͤſſe. In weiter Ferne ſiehet man eine kleine
ſchwarze Wolke ſich bilden, die zuſehens größer wird;
treibt ſie der Wind gerade gegen das Schiff, ſo wird
dieſes ganz auf eine Seite gebogen, und der Regen iſt
dann fo heftig, daß das Waſſer oft etliche Fuß hoch auf
dem Verdecke ſteht. Den ıoten May paſſirten wir den
Aequator 20˙ 5 weſtlich von Paris. Das Thermos
meter hatte nur 24°, die Hitze war ſehr leidlich, und
und wir waren hiermit der Furcht uͤberhoben, lebendig
gebraten zu werden. Von der Taufe kann ich Ihnen
nichts erzaͤhlen, der Capitain hatte es den Matroſen
verboten, Wiedertaͤuferey auszuuͤben, — der Prinz von
Neuwied beſchreibt ſie in ſeiner Reiſe. Sie koͤnnen
ſich vorſtellen, mit welcher Schnelle wir jetzt gegen
Amerika getrieben wurden, wenn ich Ihnen melde, daß
wir am ıTten May nur noch gegen 9 Meilen von den
Inſeln Martin Vaz, und St. Trinitas entfernt
waren. Hier aͤnderte ſich der Paſſatwind, und wir
ſteuerten gegen das Vorgebuͤrge der guten Hoffnung.
Den 22ten May paſſirten wir den Tropik des Steine
bocks, und den 2ten Juny den Meridian von Paris,
bey 34 17 füdliher Breite. Den sten Juny fahen
wir am Schiffe mehr denn 30 große waſſerſpritzende
Nordkaper (Balaenae) vorbeiſtreichen. Jemehr wir uns
dem Vorgebirge naͤherten, deſto ſtaͤrker machte ſich uns
die Kälte ihres ſchnellen Ueberganges wegen fuͤhlbar.
Das Thermometer war bis auf 10 gefallen. Täglich
folgten unferm Schiffe eine große Menge Voͤgel von
den ſchoͤnſten Arten. Wir bemerkten die hochſchwebende
Fregatte (Pelecanus Aquilus), den Sturmvogel Pro-
cellaria pelagica), mehrere Arten Seeſchwalben (Ster-
nae), allein vorzüglich häufig die Damters (Procel-.
laria capenlis). Vermittelſt eines an einer kleinen
Fiſchangel befeſtigten Stuͤckchen Fleiſches waren wir
fo gluͤcklich deren 4 zu fangen. Sie find etwas gabs
ßer als eine Taube, ihre Ausbreitung beträgt ohnges
faͤhr etwas uͤber 2 Fuß. Der Schnabel, die Augen und
Fuͤße ſind ſchoͤn dunkelſchwarz. Erſterer hat auf ſeinem
Obertheil anſtatt der Naſenloͤcher, eine durch eine Schei⸗
dewand, in 2 gleiche Theile geformte Roͤhre, der Bauch
iſt ſchoͤn ſchneeweiß, Kopf und Hals ſchiefergruͤn, der
Ruͤcken und die Fluͤgel ſind mit weißen und ſchwarzen
Flecken ſo gezeichnet, daß ſie ſich ſymmetriſch in Form
eines Schachbretes durchſchnelden, weßhalb ihn die fran⸗
zoͤſiſchen Seefahrer Damiers nennen. An den Fuͤßen
hat er drei nach vorn gerichtete, und durch eine einzige
Schwimmhaut vereinigte Zehen, und hinten ſitzt eine
Art kleiner Sporn. Den gten Junp paflirten wir das
Vorgebirge der guten Hoffnung in einer Entfernung von
3 Stunden. Thraͤnen entſtuͤrzten unſern Augen, als
wir den umwoͤlkten Tafelberg anblickten, wir troͤſteten
uns mit der Hoffnung kuͤnftiger Zeiten. Bis zum Irten
Juny kreutzten wir durch widrige Winde gehindert,
in der Nähe dieſes Caps. — Schon laͤngere Zeit vor
her hatten wir den Koͤnig der Waſſervoͤgel, ich meyne den
folgen Albatros (Diomedea exulans) wahrgenom—
men, allein nirgends fo häufig als hier. Einer der Paſ—
ſagiers that auf einen derſelben einen ſo trefflichen Schuß,
daß er ohne ein weiteres Zeichen des Lebens in das
Meer ſtuͤrzte. Der Capitain ließ ſogleich die Seegel
maskiren, das Beyboot ins Meer ſetzen, und wir hats
ten das nie erwartete Vergnuͤgen einen Mouton du
Cap (fo nennen ihn die Franzoſen wegen feiner aus
berordentlichen Größe) vor uns zu ſehen. Man machte
uns ihn mit der groͤßten Artigkeit zum Geſchenk. Der
ganze Leib und die innern Fluͤgeldecken ſchoͤn ſchneeweiß,
die Fluͤgel auf der obern Seite, nebſt den Ruͤcken duns
kelgraulich braun, der Schwanz grau; vom Untertheil
des Schnabels, und den Augenwinkeln erſtreckt ſich
uͤber das Hinterhaupt eine grauliche Bedeckung, die Iris
ſchwarz, die Sehe olivengruͤn, Schnabel und Füße
ſchmutzig weiß. Maaß der Ausbreitung 8 Fuß. Länge
des Schnabels 8 Zoll. Länge des Fußes 9 Zoll.
Den aten Juny paſſirten 2 amerikaniſche Schiffe
an uns vorbei, wovon eines fein Steuerruder im Ca-
nal vom Mozambique verloren hatte. Es wurde
mit der groͤßten Heftigkeit von den Wellen hin und her
geworfen, und blos mit Hilfe ſeiner Segel konnte es
ihnen noch widerſtehen, und fortſteuern. Wir waren
ſo gluͤcklich dieſen von allen Seefahrern mit Recht ge—
fuͤrchtete Kanal, ohne weitere uͤble Zufälle zu traver⸗
ſieren; doch brach von der ſchnellen Bewegung des
Schiffes amal das Seil am Steuerruder. Man kam
gleich zu Hilfe, und verhuͤtete ſo die traurigſten Folgen.
Den 23ten Juny wurde wieder ein Albatros 9%
ſchoſſen. Seine Größe, Farbe und Geſtalt zeigten zu
viel ſpecifiſche Verſchiedenheiten, um nicht eine neue
Art ausmachen zu dürfen, obwohl dieſer Vogel unge—
mein abaͤndert. Wir haben ihn Diomedea fusca ge⸗
nannt. — Der ganze Leib, die Fluͤgel und der Schwanz
dunkel graulichbraun. Ueber 2 des Auges find von
einem ſchoͤnen weißen faſt runden Streifen umgeben,
die untere Kinnlade des Schnabels, wird von ihren
Hintertheilen bis faſt zur Spitze mit einer ſchoͤnen wei
ßen Haut durchzogen, die nur loſe auf dem Horne aufs
fiet. Augen und Füße find dieſelben wie bei Diome-
dea exulans. Ausbreitung 5 Fuß 10 Zoll, Länge 2
Fuß 5 Zoll, Schnabel 5 Zoll, Fuß 7 Zoll 3 Lin. Wir
haben alle dieſe Voͤgel nach Hn. Natterers Vor⸗
ſchriften praͤparirt, und fie erhalten dieſelbe mit erſter
Sendung. .
Den zten Juny paſſirten wir zum 2tenmal den
Wendekreis des Steinbock. In großer Menge um—
kreiſten die Tropikvoͤgel unſere Maſten, worunter auch
die Art mit rothen Schwanzfedern (Phaeton phoenicu-
rus D.) ſich befand. Den sten July früh entdeckte
man Land, es waren die Inſeln Ronde und Isle
de Serpens; weiterhin erblickten wir die kleinen mit
Geſtraͤuch dicht bewachfenen Inſeln, Isle Platte und
Coin de Mire, wir fuhren zwiſchen beiden hindurch.
Nachdem die Wolken ſich zerſtreut hatten, entfaltete ſich
nur Isle de France, mit ſeinen hohen Bergen dem
Pitterboot, le Pauce, les 5 Mamelles etc. in feiner
ganzen Pracht. Gegen Abend naͤherten wir uns bes
trächtlich. Ein ſanfter Zephyr führte uns die koͤſtlichſten
aͤußerſt gefälligem Betragen der
Wohlgeruͤche von den Bluͤthen der Acacia Farneliana
zu. Wir hatten lange genug die Seeluft gekoſtet, und
ſchluͤrften daher dieſe Duͤfte, mit einem nie gefuͤhlten
Wohlbehagen in uns. Abends noch langten wir in
Port Louis an. Sechs Neger mit einer Perogue
kamen an Bord, ſie brachten koͤſtliche Fruͤchte, Bananen
(Mula, paradiliaca), Gojarea (Plidium pyriferum),
Bibaſes (Mespilus japonica), Kokosnuͤſſe, Ananas,
Manioc, Zuckerrohr. Mit Heißhunger verſchlangen wir
dieſe koſtbare Erzeugniſſe der Tropen. So waren wir
alfo nach einer Fahrt von 105 Tagen an den Ort uns
ſerer Beſtimmung. Wir hatten waͤhrend dieſer Zeit
mehr denn 2000 deutſche Meilen zuruͤckgelegt. Unſere
Reiſe zeichnete ſich durch keine außerordentliche Vorfaͤlle
aus, wir befanden uns immer gefund, wohl und aufs
geraͤumt; ſelbſt die von fo vielen. gefürchtete Seekrank—
heit hat uns gaͤnzlich verſchont. Die Behandlung uns
ſers Capitains war lobenswerth; wir hatten woͤchent—
lich zmal friſches Brod, und ſehr guten Wein.
Den 7ten July betraten wir das erſtemal dieſes
für uns ſo neue und aͤußerſt merkwuͤrdige Land. Von
Hrn. Saulenier, an den wir empfohlen ſind, wurden
wir mit der größten Artigkeit und Gaſtfreundſchaft aufs
genommen; wir blieben bey ihm zum Diner, wo uns
6 Schwarze bedienten, die man aber allen europaͤiſchen
Kellnern zum Muſter haͤtte aufſtellen koͤnnen. Von dem
hieſigen Inſulaner
werde ich Gelegenheit haben Ihnen in der Folge recht
viel zu erzaͤhlen. Daß wir unſere Landsleute auch hier
finden würden, hätten wir nie vermuthet. Wir haben
ſchon die Bekanntſchaft mit einem Dutzend gemacht,
Wirtenberger, Weſtphalen, Hannoveraner, Hamburger
find hier vereiniget, was unſern Aufenthalt ſehr ange—
nehm macht. Den loten July hatten wir eine Pri⸗
vats Audienz bei dem Gouverneur hieſiger Inſel,
Robert Townſen Fargukar. Wir uͤbergaben uns
ſere Empfehlungen. Mit dem groͤßten Vergnuͤgen ſieht
er unſere Ankunft, und auf ſeinen Befehl haben wir
fhon ein Schreiben an alle Commiſſarien des Innern
der Inſeln erhalten, die darin angewieſen worden, uns
mit allem zu unterſtuͤtzen. Sie ſehen hieraus, wertheſter
Herr! daß dadurch kein nachtheiliger Erfolg zu befuͤrch⸗
ten ſeyn wird, daß wir zu Marſeille den Entſchluß hie⸗
herzugehen faßten. Nur ſind wir hier im Winter an⸗
gekommen, was uns ein wenig in unſern Excurſionen
hindert. Die herrlichſten Graͤſer, die ſchoͤnſten Pflans
zen ſind jetzt zwar verdorrt, allein eine Menge andere
Gewaͤchſe und Baͤume begruͤnen ſich, und eilen der
Bluͤthezeit entgegen. Wir haben ſchon mehrere Ausfluͤge
nach dem Pauee, nach Pampelmauſes und ans
dern Orten gemacht, und ſie duͤrfen ſich heuer eines der
reicheſten oſtindiſchen Herbarien verſprechen. Wir haben
bereits viele intereſſante Gewaͤchſe, unter andern nad
ſtehende in trefflicher Bluͤthe geſammelt. Dombeya
ferruginea, Tragia colorata, Urtica cuspidata, Bud-
leya madagascarienſis, Rubus rofaefolius, Haema-
toxylon campechianum, Witſenia pyramidalis, Po-
podium arboreum, ſehr viele andere Farrenkraͤuter,
viele Samen und dergleichen. In allen Gaͤrten erlaubt
man uns mit vieler Hoͤflichkeit den Zutritt. Was wir
nn
in Pampelmauſes geſehen, darüber werde ich etwas
für die botaniſche Zeitung liefern, es iſt zum Anbethen.
Ich nenne Ihnen nur 3 Bäume, die leider erſt in einis
ger Zeit blühen werden. Adanlonia, Baringionia und
Tectonia. Der liebreiche Director dieſes Garten,
Hr. White ein Englaͤnder, mit dem ich mich franzoͤ⸗
ſiſch unterhalte, ſprach: Wir ſollten hinein ſchneiden,
ſo viel wir wollen. An Hn. Wattich in Calcutta
ſind die Pflanzen abgegangen, und ich habe auch hieſi⸗
gen Gaͤrtnern mehrere Ihrer Samen mitgetheilt. Ex
pediren Sie wieder jemand, ſo laſſen Sie die gewoͤhn⸗
lichen Beduͤrfniſſe von geringerer Erheblichkeit erſt im
Haven de Abfahrt ankaufen, auch anſtatt der weißen
Hemden, die ſich in Seewaſſer nicht waſchen laſſen, ge
ben Sie einige blaugeſtreifte mit. Uebrigens, beſter Hr.
Sieber, ſeyn Sie unbeſorgt, und laſſen Sie uns ja
nach Umftänden ohne laͤſtige Vorſchriften, wie gewöhns
lich der Fall iſt, nach unſerer Ueberzeugung handeln.
Sie keunen mich; wir haben ſchon das Gluͤck gehabt,
hier recht brave an unſeren Arbeiten theilnehmende Mens
ſchen zu finden. Unſere Verhaͤltniſſe mit den ſehr ge⸗
bildeten Bewohnern dieſer Inſeln, koͤnnten nicht guͤnſti⸗
ger fuͤr uns ſeyn; man ſucht unſere Bekanntſchaft blos
um unſere Zwecke zu fördern, und ſene, die im In⸗
nern der Inſel Beſitzungen haben, find am zus
vorkommendſten. Aber eines bitte ich Sie, und id hoffe
Sie werden, da Sie doch alles Gute wollen, meine
Bitte nicht uͤberhoͤren. — Suchen Sie bei irgend einem
Hofe fuͤr unſere Reiſe Unterſtuͤtzung zu erhalten. 3. B.
bey Preußen durch Herrn . Sie verzeihen, daß
ich mich unterſtehe Ihnen einen ſolchen Vorſchlag zu
thun; allein ich rede als wahrer aufrichtiger Freund
zu Ihnen, denn ich ſehe nur zu gut, Sie duͤrften es
in der Folge nicht beſtreiten. Ich gehe nicht eher nach
Europa zuruck, als bis ichs mit Ehren kann; mich
bangt ſelber vor der Ruͤckreiſe, wegen der ungeheuren
Summen, die ſie koſten wird. Die Reiſe nach Mars
tinique iſt eine Spazierreiſe, und von da koͤnnen Sie
alle 12 Wochen eine Sendung erhalten, nicht ſo von
hier; ein halbes Jahr vergehet, ehe etwas in Prag an⸗
kommt, und zudem iſt hier die Natur erſt im Entwi⸗
keln begriffen. Ich bin ſehr aufgebracht, daß wir die
Regenzeit abwarten muͤſſen, um nach einem großen
Maaßſtabe arbeiten zu koͤnnen. Samen ſammeln iſt
jetzt unſere hauptſaͤchliche Beſchaͤftigung, und Sie wer⸗
den mit unſerer jetzigen Sendung ſehr zufrieden ſeyn.
Untern andern melde ich Ihnen im Vertrauen, ſind
wir ſo gluͤcklich geweſen, f
Samen von Urania [peciola, oder Ravenalia mada-
gascarienlis zu erhalten, von der ein einziger Sa⸗
me ohnlaͤngſt von einem hollaͤndiſchen Gaͤrtner mit 12
Dukaten verkauft wurde. Der Samen von Pandanus,
Cycas, Myriltica u. f. w. will ich nur fo obenhin ges
denfen.
0 Vor meiner Abreiſe von Marfeille, las ich im
Moniteur, daß die deutſche Bundesverſammlung Ihre
Bittſchriften ſehr guͤnſtig aufgenommen habe, folglich
ſind vielleicht Ihre Wuͤnſche jetzt realiſirt. Gott
gebe es! 5
eine ziemliche Quantität
Auch hier iſt die Hundswuth. Schon mehr
rere Menſchen find daran geftorben, und man hat ges
gen 8coo Hunde todtgeſchlagen. Ein engliſches Schiff
aus Bengalen kommend hat ſie hieher verpflanzt. Helfen
Sie, retten Sie, ſchicken Sie, wenn es moͤglich iſt,
ſchnell Ihr Mittel und Ihre Heilart, Sie werden als
ein Schutzengel dieſer Colonie angeſehen werden, und
dann iſt unſere Reiſe auf immer garantirt. Ich
habe Ihr Vorwort den anweſenden Aerzten theilweiſe
ins Franzoͤſiſche uͤberſetzt. Sie glauben allgemein, die
Sache werde in Europa ſchon bekannt und Ihr Werk
darüber gedruckt ſeyn, und denken, es werde ins Englis
ſche uͤberſetzt, nach den Kolonien verſendet werden. Ich
habe zu thun, beſter Herr! um Sie hier zu entſchuldi⸗
gen, warum Sie nicht ſtatt dem Vorworte, ſogleich das
Werk ſelbſt geſchrieben haben; auch hat man ſich über!
mich erzuͤrnt, als ob ich Unwahrheit gejagt hätte, daß
Sie für dieſe Wohlthat des menſchlichen Geſchlechts,
nur 50 Pfund jährlich verſichert erhalten haben.
Ich bitte laſſen Sie ſich erweichen, das Ungluͤck If
ſchauderhaft. Wenn Sie nur halbwegs koͤnnen, geben
Sie es der ohnehin kargen Welt umſonſt ). Verzeihen
Sie mir, daß ich mir dieſes gegen Sie erlaube, allein
ich weiß waͤren Sie da, Sie ließen ſich erweichen, denn
alle Bewohner von Port Louis zittern, wenn es heißt,
daß wieder einer geſtorben ſey. Der Fortgang der
Krankheit iſt hier ſchnell und das Ende graͤßlich. Man
ſpricht überall von Ihnen, und keiner würde es glaus
ben, wenn ich nicht Ihr Vorwort in den Handen hätte,
obwohl man es hier nicht verſtehet. a
Senden Sie mir guͤtigſt alles, was Sie ſeit mei⸗
ner Abweſenheit publizirt und geſchrieben haben, vergeſ—
ſen Sie auch die Reiſe nicht. Legen Sie auch gefaͤlligſt
die botaniſche Zeitung, Haͤfners Fußreiſe durch Zey—
fon, und Schultes Geſchichte der Botanik bey. Woll—
ten Sie Kleinigkeiten, Glaskorallen, Bilder und der—
gleichen, welche in Wien um ein Spottgeld zu haben
ſind, beyfuͤgen; ſo werden ſie uns in der Folge vielen.
Nutzen verſchaffen. Die Guͤte des Gouverneurs
gegen uns iſt lobenswerth, wir werden ihm ſehr viel an
dem gluͤcklichen Ausgang unſeres Unternehmens zu dans
ken haben. Ich erwarte nur Ihre Befehle und Anſich—
ten. Das Cap muß uns einſt noch die groͤßten Schaͤtze
liefern, was es uns aber nicht geben kann, das ſind
die Oſtindier, die wir hier in ſo großer Menge haben.
Die Inſel iſt nicht gar zu groß aber pflanzenreich, ſehr
gebirgig und muͤhſam in der erſtaunlichen Hitze zum
durchlaufen; fie giebt uns Arbeit genug. Wir haben
uns auf der Stelle nach Landesſitte in Zeugkleider ge—
kleidet, ſonſt wären wir in unſern Tuchroͤcken erſtickt.
Wir laſen Eürlih in deutſchen Zeitungen, Hr.
Seren deln de dern ee
Lohn für dieſe Wohlthat vom deutſchen Volk erwarten.
Ein ſehr naiver Rath! Und doch find wir ziemlich derfelben
Meynung. Ein Gelehrter unter einem halbbarbariſchen
Volke thut aber kluͤger,“ feine Wohlthaten nicht bekannt,
oder macht er ſie, ſich aus dem Staube zu machen. So
fiber es Pflicht iſt, alle vor der Hundswuth zu bewahren,
ſo unjicher iſt es, die Einzelnen davor zu bewahren.
Beyl ange z.
Wit muͤſſen uns auch vor der ſchnellen Abwechslung der
Tempergtur ſehr in Acht nehmen; die erſten Tage war,
ich ganz mit Puſteln (Hitzblattern) bedeckt, die ungemein
ſchmerzen. Ich ſchließe mit der Bitte, uns bald von
an, um fo eher Nachricht zu geben, als der, bevor,
ehende Krieg es vielleicht ſehr verzögern moͤchte; hof—
fen Sie von Ihrem Getreuen keine außergewoͤhnliche
Dinge, aber viel, und ſeyen Sie unſerer Liebe, Dank
barkeit und Achtung gewiß: ER
Nun mit Gott, leben Sie wohl, gefund und vers
gnuͤgt, machen Sie guͤtigſt unſere gluͤckliche Ankunft
meinen Eltern bekannt, und follten Ste etwas drucken
laſſen, fo uüͤberſenden Sie es ühnen. Das naͤchſtemal
werde ich ihnen ſelbſt ſchreiben. Grüßen Sie dieſelbe taus
ſendmal von mir, ſo wie alle Freunde und Bekannte in
Prag, Wien und Tyrol. Schreiben Sie mir ge⸗
faͤllgſt alſogleich wieder; mit Sehnſucht erwarte ich
Ae und Neuigkeiten. Leben Sie noch einmal
wohl. f 5
3 Ihr Sie liebender, und dankbarer
It Karl Theodor Hilſenberg.
Mein lieber Gefaͤhrte Bojer laͤßt Sie hoͤflichſt
gruͤßen, und bitten, ſeinen Anverwandten ſein Wohlbe—
finden wiſſen zu laſſen.
Ankuͤndig ungen.
« Symodus Botanica omnes familias, genera
et [pecies plantarum illuſtrans. Editore
Leopoldo Trattinnick, Muſaei Caef.
Beg. Vindob. Cuſtode, Phytographo Ma-
gnat. Auſtr. inf. pluriumque Societatum
litt. Sodali. N
Dieſes Werk erlcheint in 8, in Bänden von 24.
Bogen im Verlage von J. G. Heubner
in Wien.
Alle Buchhandlungen des Inn- und Auslandes neh-
men Sublcription unter inſtehenden Bedingnilfen
darauf an.
Publicatio. i
In hunc usque diem deerat Rei Herbariae ſtu-
diofis Repertorium completum.omnes circa confor-
mationem externam plantarum oblervationes ‚infti-
tutas complectens, deerat Cataſtrum immobile, nul-
lis innovationibus, nullo [yfiemate, nullisque polie-
ritatis indicationibus correctionibusque violandum,
imo potius de die in diem ablolutione atque per-
fectione adaugendum, cuivis ſyſtemati, ‚euivis ulus
generi, tam integrum quam in ſuas partes dillolu-
rum, adcommodatum.
Ki 1822. No. 21. j 8 k 51
Ratio operis in titulo nominati, quod omnihus
hisce delideratis, latislacjat, jam lub inizio, anni
1817 in lingua latina fimul et germanica püblicata,
et hujus ‚Programmatis non minus quam 10000 Spe-
ciminum dillributa fuerunt. Ab hoc usque tem-
pore Infrafcriptus in praeparandis materiis, auxiliis
fundamentisque oceupatus fuit. Omnes partes gaep-
tum conlilium adtingentes iteratis vicibus praeoccu-
patae, et conliliis amicorum examinatae fuerunt.
Inventa [unt remedia, quae non modo continua-
tionem et perfectionem led et ejusdem laluberri-
mos profecius certillimos reddunt.
Totum conliſtit in continua Monographiarum
de familiis plantarum naturalibus ſerie, quarum
quaelibet per fe integrum quoddam conſtituit; nec
unquam nova ante praecedentis ablolutionem inci-
pietur. Cujuslibet ‚Familiäe, cujuslibet Generis, cu-
juslibet Speciei, imo lub certis circumſtantiis qua-
rumdam Varietatum eminentium commentationi tri-
buitur parva charta [criptoria, led cujus uni tan-
tum paginae (quatenus fiere poteſt) typographia ad-
plicatur Y. Si jam nova inventa [ubleguuntur; nil
niſi Ichedulas luccedaneas ſuo loco interponere
oportet. Si autem transmutationes emendationes-
que decernentur, lola [chedularum permutatione
“ hi
2 nn
) Ilaec conlütutio. ex pluribus rationibus ab omnibus
in conſilium vocalis conveniens utilisque ducta fuil;
etenim 1. Conformitas eamdem repöscit; cum jam nul-
lo modo plus quam unicns arliculus in qualibet ſche-
dula exhiberi poſlit, longe plurimi vero ebrundem
ultra nnam paginam non explerent, etſi pro typo-
graphia literae Tnajorcs fuseiperentur, adhuc minor
autem edilionis forma quam illa praeſentis publica-
tionis nımis tenuls et milera adparere deberet; 2.
vum hoc opus magis quam ullum alterum in uſum
quolidianam Bolanıcorum ſuam artem exercentium
deſtinatum fit, et ipſis omnium totius orbis Botanico-
rum obferyationibus cörrigi, emendari et locupletari
debeat, his ipfis commod#m erit Florae facra perva-
gantibus in loco natalı plantarum obfervatarıım ſuas
elucubrationes, iisdem [chedulis inſerere poſſe; 3.
alii forfan potius breves animadverfiones uſum oeco-
nomicum, technicum, medicinalem, memorabilia
Naturae, phoenomena, locos natales five adplicatio-
nem hiſtoricam, po&ticam, vel philoſophicam adtin-
gentes, auf promfuaria Herbarii, horli, iconum, bi-
Pliothecae adnotare, vel tandem eventus fingulares
cum invenfione plantarıyn fimultaneos, qugeltiones,
dubia, penſa lub eribere majoris habebunt; 4. fortalle
etiam non deerunt, qui easdem chartulas loc ferip-
torum usguedum ulualſum in denominationem Ber-
barli, collectionis Pictae plantarum, vel laminis ad-
glutinatas, korti botanici impendunt; 5. Comparatio-
nes inſtituentibus lumme commodum eſſe debet, om-
nia ad cognitionem plantarum referenda uno intuita
et absque paginarum verlalime conlpicere poſſe: fi
nempe e gr. foliola ſingularia oculis adyerla, coordi-
nant, et plantam examinandam ın mann tenenlcs,
relationum concordiam vel discordiam ferpendunt;
haec enim via proxima eſt, atque tulifſima qua, prae-
lertim in examine ‚[pecierum noyaruın; deſidefatam
„ cerlitudinem conſequimur. zunslea g mne
——
perficientur. Manipulatio ipfa, utique fimplicilfi-
ma, atque in lola Iyſtematica literarum numero-
rumque notatione conliftens, in prodromo Tomi
primi frontem occupante uberrime explicatur. In
eodem prodromo univerfim omnes rationes hoc
opus relpicientes tanta claritate indicantur, ut,
praelertim infpecta ipla praeltatione primaria, vix
quaeltio ulterior moveri pollit, cujus relponfionem
non quilibet [ua I[ponte invenire deberet. Itaque
hoc loco lufficiet paucilfimis verbis declarare, quod
ımo praelenti hujus rei conſtitutione, qua elabo-
rata omnium Botanicorum a redactore colliguntur,
et collecta iterum a fingulis omnibus veluti adver-
fariis examinantur, penitus nulla detectio, nulla
oblervatio praetermitti, neque ullus error negligi
pollit, live redactioni immediate communnicetur,
five in aliis et quibuscungue demum operibus
ejusdem animadverlio deponatur; 2. quod opus
praelens ut productio univerforum totius orbis Bo-
tanicorum conliderari debeat, cum finguli atque
uniti omnes usquedum neglectos errores corrigant,
vel novis dedectionibus lacunas explere continuent,
et fubinde perfectionis ablolutionisque gradum ad-
tingere debeat, quem ulla unquam humanae indu-
ftıriae procreatio eonlequi poteteſt; 5. quod eo ipfo
lanctionem legalem atque univerlalem praeleferat,
quum utique ſlententiam ultimam cunctarum obler-
vationum, et decretum totius Botanicorum com-
munionis conſtituat; 4. quod in perpetuum opus
normale et primarium Botanices manere debeat,
nullus enim fingulus et ſolitarius rem integram ad
majorem unquam perfectionem extollere poteſt,
quam potelt univerlalis Botanicorum communio;
5. quod in hoc opere lolo memoria meritorum,
nominumque omni polteritati incolumis conlerve-
tur: 6. quod absque ulla retractatione vel nova
editione, de die in diem magis completum peni-
tiusque correctum apparere, debeat; 7. quod ii
tantum cum arte botanica pari pallu progrediantur,
qui hoc opus ex omnibus luis partibus, cum addi-
tamentis, emendationibusque plenarium fibi vindi-
carunt; etenim fi redactor ejusque adjutores quae-
dam praetermittant vel obliviscantur, fine dubio
cenfores [ubtilifimi acumen ſuae circumfpectionis
probabunt, omniaque ulterius defiderata indicabunt;
8. quod omnia opera botanica poſteriora ad hujus
veluti primarii normam dirigi atque eonfütui de-
beant; g. quod nullae reformationes, five conlide-
rationes utilitatem univerfalem hujus laboris dimi-
nuere voleant; 10. quod in hoc [olo opere omnes
plantarum conformationes memoriae conlerventur,
five fint conltantes five mutabiles.
Infrafcriptus inventor ejusdem conſtitutionis
pro tempore praelenti redactionis officia curat. So-
cietas Regia Botanica Ratisbonenfis [ollenibus lite-
ris declaravit, quod 1. hasce commentationes ut
relationem Synodi Botanicae agnoscat; 2. quod
omnes a. redactore praeſenti petitas elaborationes
monographicas per lodales efficere; 3. quod poſt
mortem praelentis redactoris alium in ſuum locum
inftituere, vel ipſa redactionem curare, et 4. om-
nino hanc lusceptionem omnibus luis auxiliis et
favoribus adjuvare velit atque tueri. Perinde nemo
hisce cautionibus informatus neque de certitndine
continuationis, neque de valore elaborationum jip-
farum ulterius dubitare poterit.
Familia Rolacearum hoc loco primas vices
agit, et Genus ROSA cum 206 Ipeciebus (non in
calculum adductis illis, quae terminum usque [ub-
fcriptionis accelloriae expectantur, et ulterius in-
tercalandae venient) primum el. ,
Leopoldus Trattinnick,
Redactor.
Infra fignatus hujusce operis [umptus curabit.
Quo magis ulus communis hujus operis promo-
veatur, pretium tam humile ſtatuere optat, quam
ulla venditionis certitudo admittit. Hunc in finem,
viam Sukfcriptionis aperit, quae cum ultima die
Novembris h. a. terminatur. Pro ratione numeri
fubfcribentium ad hunc usque terminum confecuti
pretium praenumerando [olvendum, quantum fieri
poteft, humillimum ſtatuet, et quod, [i copia lub-
fignatorum aliquomodo [uae expectationi reſpondet,
non ultra, fed forte infra 20 Ggr. Saxon [eu 1 fl.
15 crucig. in arg. Convent. in modo 20 fl. pro To-
mo ex 24 foliis compofito conſtituetur.
Subleribentes non nili Tomo primo accepto,
ejusdem pretium, fimulque ſecundi valorem prae-
numerando (olvunt, accepto lecundo valorem tertii,
et fic ulterius conditio quam quilibet juftus adpro-
babit, inſignem fusceptionis circumferentiam, hu-
mileque lublriptionis pretium confiderans, quo nil
nifi proprii lumptus lecuri redduntur; quo vicilfim
continuam regularemque praenumerantium preleve-
rantiam ex[pectat, qua utique lola pretii humilitas
in poſterum tuta reddi poteſt.
Omnia ita praeparata et conltituta ſunt, ut tan-
dem ad 6 usque 8 Tomi per annum edi poffint;
imo magis adhuc accelerata ſubſequentia tomorum
effici poteft, dummodo vota lubſeribentium publice
pronuntientur, celeriorem Totius finem poſtulantia.
Omnes Rei herbariae cultores hisce literis pro
fua parte, ut velint et ipli participes elle, et alios
de hoc inſtituto informare praeſentemque publica-
tioneın diſtribuere, humanifime invitans, cuivis
fimul hujus operis propagatori, in ſuo circulo Sub-
feriptores colligenti tum [pecimen gratuitum pro-
mittit. In iſto tamen negotio mercede epiſtolari li-
beratam transmilionem Summarum l[olvendarum
fibi expetit. 8
Ceterum in omnibus bibliopoliis, tam indige-
nis quam extraneis, [ublcriptio praeltari poteli, fei-
licet fublignatus redemptor eum in. modum fatis-
facturus eſt omnibus bibliopolis, ut fine ullo pretii
augmento hoc opus vendere pollint.
Nomina illorum, qui primi hoc molimen I[ub-
fcribendo promovent, primo tomo ope typorum
-
praeſigentur; quapropter etiam hujus redemptor eo
magis monitum xepetendum exiſtimat, ne velint
ejusdem fautoxes terrminum oblivione praetermit-
tere, cum ineunte Decembri h. a. typographia ope-
ris certo incipietur, et praeterea pro omnibus le-
rius lubſoribentibus benelicium pretii levioris de-
perditum erit. N
Viennae die 13. Junii 1822.
J. F. Heubner,
Bibliopola.
—
Die Holz Pflanzen des Oeſterreichiſchen Kals
ſerthums von Leopold Tratt innick.
Die Dendrologie iſt zwar ſchon vielfaͤltig bearbei⸗
tet worden; dennoch find die hieher gehörigen iconogra⸗
phiſchen Werke fuͤr ihre vorzuͤglichſte Beſtimmung, fuͤr
den Gebrauch der Oekonomen, Foͤrſter, Gartenfreunde,
der Landesbehörden, u. ſ. w. bald zu koſtbar, bald zu
unvollſtaͤndig, bald zu weit ausgedehnt, bald zu wenig
wiſſenſchaftlich. Abbildungen find für den erſten Unter⸗
richt, wo nicht unentbehrlich, doch wenigſtens ſehr be⸗
quem. Sollen dieſe aber für Anfänger, und für Ans
dere, deren Einkünfte nicht reichlich genug find, anwend⸗
bar ſeyn, ſo muͤſſen ſie ſich, bei uͤbrigens zulaͤnglicher
Vollſtaͤndigkeit und Genauigkeit, durch Wohlfeilheit uns
terſcheiden. Die Farbengebung, wenn ſie nicht mit dem
noͤthigen Fleiß und Treue beſorgt wurde, iſt dem Zweck
der Erkenntniß mehr nachthellig als dienlich; eine cor⸗
rekte Illumination aber iſt für den allgemeinen Gebrauch
zu koſtbar, und widerſpricht alſo der Beſtimmung ſolcher
Werke. Da es uͤbrigens ſehr zu wuͤnſchen iſt, daß die
Befliſſenen der Pflanzenkunde mehr auf die Organiſa⸗
tion als auf die Farben ſehn, da ſich die Färben, fo
viel als zur Charakteriſtik und Erkenntniß der Pflanzen
nothwendig iſt, leicht mit Worten angeben laſſen, und
da es ſich hier um vaterlaͤndiſche Pflanzen handelt, die
man leicht haben, und allenfalls ſich ſelbſt illuminiren
kann, fo glaubt der Herausgeber dem allgemeinen Bes
duͤrfniſſe beſſer zu entſprechen, wenn er feine Abbildun⸗
gen der Holz» Pflanzen des Oeſterreichiſchen Kaiferthus
mes nur in ſchwarzen Abdruͤcken llefert. f
Um den Anfwand fo viel wie möglich zu erleich⸗
tern, wird er nur alle Vierteljahre ein Heft mit 10
Abbildungen herausgeben, das 1 fl. 36 kr. Conv. M.
im 20 fl. Fuß koſtet. Die Zahl der Hefte duͤrfte ſich
auf 30 bis 40 belaufen. Hinweg bleiben diejenigen Ars
ten, die ſchon in den erſten zwei Bänden der oͤſterrei⸗
chiſchen Flora geliefert wurden, wovon dieſe Dendrolo—
gie nur als eine Fortſetzung anzuſehen iſt, und auch deß⸗
wegen unter doppeltem Titel erfcheint. *)
») Naͤhmlich unter dem Titel: Flora d. oͤſterr. Kſths. als
dritter, vierter Band u. f. w. Dieſe beiden Titel erfolgen
jedes Mal; mit dem Schlußheft eines Bandes. Die Um⸗
ſchlaͤge der Hefte hat man von der Flora beibehalten, und
nur die Worte: „Abtheilung Holzpflanzen“ beigefuͤgt. Die⸗
jenigen, welche nur allein dieſe Holzpflanzen haben wollen,
müſſen wiſſen, daß das 23te Heft der Flora zugleich das
Exſte Heft von dieſen if.
U
Die öͤſterreichiſche Dendrologie tft uͤbrigens ganz ber
ſonders merkwuͤrdig; ſie vereinigt jene von Deutſchland
mit der ſuͤdeuropaͤiſchen; in dem öſterreichiſchen Kuͤſten⸗
lande treffen wir ſogar nordafrikaniſche, ſyriſche und pa⸗
läſtiniſche Gehoͤlze; ja ſelbſt die Palmen find in 11 85
Klima keine Fremdlinge; mit der griechiſchen hat ſie ſehr
viel gemein, und einige Arten find aus den azoriſchen
Inſeln, auch ſelbſt aus Amerika eingewandert, und in
dieſen ſuͤdlichen Provinzen einheimiſch geworden. Wir
ſchließen alle jene Arten aus, die bloß kultivirt werden,
und beſchraͤnken uns ſtreng auf die in dem Kaiſerſtaat
wildwachſenden Holz» Pflanzen. 5
Was die Einrichtung der wiſſenſchaftlichen Behend⸗
lung betrifft, ſo moͤge man dieſe aus dem vorhande⸗
nen erſten Hefte beurtheilen. Eine ſyſtematiſche Anord—
nung der Abbildungen war nicht moͤglich, dafuͤr wird
am Ende des Werks eine fuftematifche Nomenklatur fol
gen, die Alles ergaͤnzt, was man billiger Weiſe nur
wuͤnſchen kann.
Diejenigen, welche zum Illuminiren vorbereitete
Exemplare auf geleimten Papier haben wollen, bezahlen
dafür nicht mehr als für die ordinaͤren; nur muͤſſen fie
auf jeden Band von zehn Heften mit 16 fl. Conv. M.
vorausbezahlen, und dieſe Praͤnumeration wird einzig
bei dem Herausgeber in ſeiner Wohnung (derzeit in
Wien, Schwertgaſſe Nro. 357 im 2ten Stock) ange—
nommen. Auch will man gegen Vorausbezahlung von
68 fl. Conv. M. fuͤr den Band, auf Begehren, die
Illumination ſelbſt beſorgen; fonft aber wird kein illumi⸗
nirtes Exemplar ausgegeben. l
„Der Herausgeber, mit zu vielen Geſchäften über
haͤuft, kann ſich durchaus nicht mit dem Selbſt-Verlag,
und mit der Verſendung der Exemplare befaſſen. Mit
einziger Ausnahme der zum Illuminiren praͤparirten
Exemplare, und der Beſtellung auf Farbengebung, iſt
daher der ganze uͤbrige Verlag der hieſigen Buchhand⸗
lung Carl Schaumburg et Comp, zu Wien in der
Wollzeile Nro. 775 in Commiſſton gegeben worden.
Die Zoͤglinge aller k. k. Forſt⸗Lehranſtalten, fo
lange ſie ſich in dieſen Inſtituten befinden, und wenn
ſie ſich daruͤber mit jaͤhrlich erneuerten Zeugniſſen aus⸗
weiſen, erhalten ein Fuͤnftel Nachlaß, jedoch nur dann,
wenn ſie ihre Exemplare bei dem Herausgeber ſelbſt or⸗
dentlich beheben, oder vorausbezahlen.
Wien am 26. May 1822.
Im Monat October erſcheint:
Verona und deſſen Umgebung, beſchrieben vom
Bibliothekar Jaeck zu Bamberg, mit Ku—
pfern. Der Inhalt iſt: i
Wiſſenſchaftliche Gegenſtaͤnde:
I. Bibliotheken, und zwar a) oͤffentliche: 1) Dombiblio⸗
thek, 2) Stadtbibliothek, 3) Leſe-Anſtalt der So-
cieta letteraria; b) private bei Philippini, Buri,
Mufelli, Paolino de Gianfilippi u. ſ. w.
II. Naturalien » Rabinette,
III. Botaniſcher Garten.
——
— 2 ze
IV. Phyſikaliſch⸗ mathematiſche, und mediziniſch schirur⸗
giſche Inſtitute und Sammlungen.
V. Unterrichts und Erziehungsanſt alten.
VI. Gelehrte und Buchhandlungen.
Kunſt⸗Gegenſtaͤnde: 5 ee ee
1. Kirchen in. alphab. Ordnung, an der Zahl G4 1.
II. Sammlungen von Gemaͤlden und Zeichnungen
III. — — — Kupferſtichen und Holzſchnitten.
IV. Statuen, Buͤſten, Antiken, Muͤnzen, Palläſte,
f Thore, Brunnen, Bruͤcken, Walle und Kanäle
V. Altherthümer, Kunſt⸗ und Naturſeltenheiten.
Moli tiſche Gegenſt ande: erg
I. un und. Ober⸗ ppellationsgericht; k. k. De
rg ad l % 9 ee en
II. Religions Anftaltene
III. Anſtalten für Wohlthaͤtigkeit. e
IV. — — Kranke. e
V. — — Militär.
VI. Handel und Gewerbe.
VII. Umgebungen der Stadt Verona.
Jie Mi 29 nal
un
14
Erklarung.
Ueber die Meifebefchreibung nach Kreta von F.
% 1 W. Siebes Ne
Meine Reiſebeſchreibung nach Griechenland erſchelnt
naͤchſter Tage bei Friederich Fleiſcher in Leipzig,
in 2 Abtheilungen. Sie wurde mit Bewilligung auf
Praͤnumeration in Prag angekuͤndigt, dieſelbe ange⸗
nommen, alle Ausgaben beſtritten, 14 Kupfertafeln be⸗
reits fertig geſtochen, als ihr Druck verweigert wurde.
Da nun jedes eingeſendete Werk nach Gefallen in der
Cenſur geſtrichen werden kann, die Auflage mir er⸗
laubt worden war, die Tendenz deſſelben auf keine
Weiſe politiſch, ſondern als Reiſebeſchreibung blos den
Unterhalt und die Wiſſenſchaft zum Zwecke hat, ſo
konnte ich das Verbot, ſolche bei 100 Ducaten
Strafe, weder im Inn⸗ noch im Ausland
aufzulegen, nur als Folge irgend eines Privathaſſes
betrachten. Durch dieſen großen Schaden, da das Werk
so Kupfer, Landſchaften, Karten, Pläne uſw. der kſte
*
Band allein 22 erhalten ſollte, in meiner Vaterſtadt zu
ſubſiſtiren unfaͤhig — erinnere ich nicht, mich entfernen
zu muͤſſen, ohne der qualvoll ſtrebenden Menſchheit
mein Mittel gegen die Hundswuth vorlegen zu konnen
— ſondern fuͤhre nur an, daß ich nach Veraͤußerung
meiner übrigen Habe den Herrn Pränumeranten (vors
zuͤglich ſene meines Vaterlands) nicht fruͤher die Praͤnu⸗
merationsbetraͤge zuruͤckſtellen kann, als bis ich meine
Reiſe nach Oſtindien beendigt haben werde. Um aber
meinen Verluſt nicht zugleich auch ihnen zuzufuͤgen, fo
erſcheint die Karte von Jeruſalem nebſt einer kleinen
Beſchreibung derſelben, welche hoffentlich erlaubt, die
Haͤlfte des Praͤnumerationspreißes tilgen wird; die an⸗
dere Hälfte deſſelben zahlt nach allmähliger Einnahme,
die Neureuterſche Buchhandlung daſelbſt nachtraͤg⸗
lich ab. Ich hoffe daher, daß die Herrn Praͤnumeran⸗
ten mit dieſer Einrichtung um ſo mehr zufrieden ſeyn
dürften, da nach einem ſo bettuͤchtlichen Schaden und
Verbot, ich zu keinem Erſatz verpflichtet werden koͤnnte,
und dieſer Einrichtung, bei Darlegung obiger Urſachen,
deren Vermeidung nicht in meiner Gewalt liegt, ihre
Beiſtimmung nicht vorenthalten werden. aan
Da ich keine Urſache habe, zuruͤckzuhalten, ſo ent⸗
decke ich hiermit, daß der Zweck der Selbſtauflage dieſes
Werkes, welches mir 20,000 fl. CMz. reinen Ertrag
gebracht haben wuͤrde, jener geweſen iſt, ſogleich nach
Erſcheinung deſſelben zu erklaͤren, daß bei betraͤchtlich
erhoͤhtem Ladenpreiße, das letzte vergriffene Exemplar
derſelben, unmittelbar die Bekanntmachung des Mittels
und der Methode, wuͤthend gewordene Menſchen zu
heilen — mit gaͤnzlicher Verzichtleiſtung auf alle Pen⸗
fionen und Entſchaͤdigungen — zur Folge gehabt haben
würde, weil ich mich in dem Beſitz der nothwendigen
Summe fähe, um das hiezu Noͤthige mit Anſtand zu
beginnen, und den Reſt des Betrages auf einer neuen
Reiſe zu verwenden. Es blieb daher nach ſolchen
muthwilligen, die Menſchheit hoͤhnenden Unbilden, wel⸗
che einen jeden Gefuͤhlvollen empoͤren muͤſſen, nichts
weiter übrig, als dieſe Ungluͤcklichen ihrem Schickſale
zu uͤberlaſſen, wobei ich erſuche, mein bisheriges Um
vermögen mir nicht als Schuld anrechnen zu wollen.
Marſeille, den 12. Auguſt 1822.
F. W. Sieber.
Inhalt der erſten ſechs Hefte von 1822.
I.
Nach der Reihenfolge.
I. H. S. 1. Gedichte fuͤr Griechenland, von Schumann.
7 Anaftafla, von Sickler.
15 Cornelia, von Schreiber. .
17 Wegen Cabinets-Juſtiz vom Niederrhein.
18 Hypothekenordnung ebenda.
21 Ueber Klaproth's Reiſe.
46 Ueber Wenderoth's Botanik.
49 Ueber Poirets und Turpin’s legons de Flore
— Meigen's Fliegen II.
52 Sſchſcholz, Inſectenſkelett Taf. 1.
60 Derſelte, über Salpen. 8 5
61 J. Müller, Inſectenbewegung, mit Holzſchnitten.
77 Pariſer Verhandl. Jaͤnner und Hornung 1821.
80 Andouin, Inſeetenanatomie, Taf. 1.
87 Derſelbe, Trilobiten, Taf. 1.
106 Höͤninghaus, crania Taf. I. k
— Kuhl unde Haſſelt, Brief vom Cap im Maͤrz 1820
an Temminck.
107 Dieſelben an Swinderen.
11I ben an denſelben aus der Sunda-Straße, Derems
er 1820.
113 Ueber Roſenthal's Tafeln, Heft 3.
114 Jgcobſon, Venen⸗Syſtem uſw. i
118 Ueber Lieber's Mißgeburt. f
120 Groh, uͤber Hahnemann. 1
143 Anzeige von Weihe's Brombeerſträuchern.
Kieſer's Archiv X. 1. Bloch s Fiſche zu verkaufen.
II. H. 145 Krauſe's Weſen⸗ Sprache.
132 Ueber Schmidt' s Denken als Thatſache.
Ueber Spaun's Gloſſen. 8
164 Ueber Voͤlderndorf's ſechs Pruͤfungstage.
166 Vicekoͤnig von Aegypten.
170 Werneburg, Fall und Wurf, Taf 2.
201 Ueber Andre's neuen Nationalcalender.
205 lleber Kaſtner's Syſtem der Chemie.
— Kivero, Zuckerſaures Eiſen.
207 Ueber Merian's Gebirgsbildung.
209 Ueber Runge“ s Phytochemiſche Endeckungen.
211 Ueber Zenker's und Dietrich's Mooſe.
212 Brongniart, Limnadia. Taf. 2.
218 Ueber Humbold's Zoologiſche Bemerkungen 11 und 12.
234 Ueber Gerſons und Julius Magazin.
237 Wegen Brulliots Mondarammen.
239 Anzeige von Jaͤck' s Kuͤnſtler⸗ Lexicon.
240 Dtuckfehler zu Sternberg's Flora der Vorwelt.
III. H. 247 Dorow, Inſchrift in Bonn.
243 Ueber Spaun's Umtriebe x
258 leber Beneke's Phyſik der Sitten.
261 Salat, Erklaͤrung.
267 Krauſe, Mathematik.
376 Helvet. Geſellſchaft zu Baſel.
283 Sternberg, Geognofie,
287 Ueber Sartorius, Bafalt. ö
293 Ueber Hoffmann's uſw. Mineralogie. 9
329 8 Unterſuchungen in Java, Tapir,
elis javanenlis Taf. 3.
*
Taf. 3,
336 Ueber Bertuch' s Bilderbuch.
338 Ueber Férullac's Schnecken.
343 Ueber Kieſers Jellurismus.
372 Heller wegen Dürer.
374 Elei Druckdenkmaͤhler.
IV. H. 377 Drucke der Armenier bey Venedig.
381 Ueber Schubert' s Ahndungen.
390 Pohl Eleetromagnetismus, Taf. 4.
410 Gerhard, magnet. Verſuche Taf. 4.
413 Glocker, Foſſilien in Schleſien.
423 lleber Glocker's Mineralogie.
430 Ueber die Pilze von Fries. g
470 Prinz Max von Neuwied, Fliegenvoͤgel.
472 Brief von Kuhl und Haſſelt, von 18 July 1821 aus
Tyhorjavar auf Java.
476 Werber, Ariſtoteles.
492 lleber Leo's Regenwurm, Taf. 4.
V. H. 495 Deuber pax altera pariſienſis.
498 Ueber Grieſel's Maͤhrchenbuch.
501 Ueber Arnault“ s neue Biographie.
307 Ueber Buquoy's Geotomie uſw.
510 Ueber Erman's Electromagnetismus.
513 Göthit. 8
514 Ueber Hausmann's Kryſtallographie.
525 Ueber Leonhard's Mineralogie.
534 Glocker, ſchleſiſche Foſſilien.
535 J. Davy, Foſſilien auf Ceylon.
538 Henſchel, wegen Pflanzengeſchlecht.
539 Ueber bayerifche Inſeeten⸗ Fauna.
541 Ueber Lapoſtolles Blitzableiter.
544 Ueber Caſſabeer's Laubmoofe, _
545 Boie, Claſſification der europ. Vögel.
565 Felis gracilis. Taf. 5.
569 Viverra mulanga. Taf. 3.
571 Vogler, Antikritik. .
575 Ueber Hofacker' s Hausthiere.
578 Ueber Doͤllinger)s Kreisſauf.
589 Neigebauer, Juflüverfafl. am Niederrhein.
603 Lang, wegen Deftreichs Geſchichte. g
604 Fr Cupiers GSäugthier« Zähne,
607 Julliens Revue encyclopedigue,
VI. H. 609 Religioͤſes.
616 Ueber Sand' s Tagebuch.
619 Ueber Seebode's krit. Bibliothek
620 Ueber der Knaben Luſtwald.
623 Katzenberger's Biographie.
625 Ueber Behr's Unterbaltungen. 5
626 Wegen Voͤlderndorf's ſechs Pruͤfungstagen.
627 Liagno's Repertoire.
634 Hermes von Brockhaus.
635 „ 2 en “2
640 Weber's Electromagnettsmus.
975 Keferſteins und Meinekels Taſchenbuch.
— E. Naumann, Norwegens Schneegefilde Taf. 6.
664 Ueber Zenker's und Dietrichs Mooſe. 7
665 Amici Kreislauf des Pflanzenſaftes. Taf. 6.
677 leber Weſtrumb's Eingeweidwürmer.
685 Weſtrumb, Strongylus Taf. 6.
688 Ueber Merrem' s Lurche.
Litt. Anzeiger.
I. 1 Acerbi’ 6 Bericht über die ital. Litteratur 1820.
36 Anzeige v. Féruſlac's Schnecken.
II. 41 Fortſetzung von Acerbi's Bericht,
87 Anzeige von Arnault's neuer Biographie.
III. 89 Beſchluß von Aeerbi's Bericht.
116 Bericht der Academie über Ferullac's Schnecken.
IV. Leer.
V. 121 Gennari, umane lettere.
145 Al. Erongniart, terrain houiller.
153 Limax yon Feruſſac.
164 Gegen Opitzen's Pflanzentauſch.
168 Gegen Reiſig.
169 Helix von Féruſſac.
183 Druckdenkmaͤhler zu Bamberg, nicht zu Wien.
189 Handſchriften in Goͤttweich
191 Ex Archivo Melicenſi.
193 4tes Pflanzenverzeichniß von Opitz.
VI. 201 Rhode Antikrieik.
Anzeige von Pfeifers Land und Waſſerſchnecken.
Beylagen.
Heft l.
Nr. 1, Basler Vorlescatalog 1821 — 22.
ee gegen Dier bach.
Nr. 2. Pariſer Verhandl. Hornung, 1 7 April 1821.
Nr. 3. Vom July 1820.
Nr. 4 Vom May 1321.
Nr. 4 Fortſetzung.
ea III leer..
2
eft IV.
Nr. 6. Vietz, e Pflanzenabbildungen.
Nr 7. Serres, Hiren.
. 8. Derfelie Oſteogenie. — Gensler gerichtl. Praxis.
Nr. 9. Vorlescatalog von Jena, Sommer 22.
Derſelbe von Gießen.
Nr. zo. Primiſſers Ambraſer Sammlung. —
Abdankung
Nr. II. nn er Wittwencaſſe fuͤr Aerzte uſw.
Heft
Nr. 12 40 die Ständeverfammel, in Bayern. — Schlegels
indiſche Druckerey. — Stepfs Antikritik. Zanfcher
wegen feines Buchs. — Hormayr wegen des Als
chivs zu Bamberg. — Jack, Wien und feine Nu
bungen. ö 8
Heft Vi
Nr. 13. Handſchriften auf der Marcus Bibliothek. — Vorle⸗
ſungen an der Berliner Militair⸗ Academie. — Leſerirkel in
England. — Braſil. Thiere vom Prinzen o. Neuwied.
Andre's
Um ſchlaͤ ge.
1. Ordnung und Regeln für Iſis.
II. Nachtrag zu Hahnemanns Critik. — Kafinere Chemie.
III. Heuſingers N
IV. Kiefers Aschip X — Hesperus.
V. Oſann's Juſchtiften — Derfanına, zu a, — s
Tod.
VI. Annales Generales,
ee e 0
Taf. 1. zu 1 Hft. 1. 8 S. 52. 80! 97. 106. *
Taf. 2. zu Hft. II. ©. 1355 e 2
Taf. 3. iu 91. III. S: 3 n
Taf. 4. zu Hft. IV. S. 55 4t0. 402. Fenn
„ a A ee
rl.
Shall
nach den Wiſſenſchaften geordnet.
A. Allgemeines.
Pariſer Verhandl. July 20. Hft. II. Beyl. 3. 4. Jaͤnner und
Hornung 1821. Oft. I. S. 77; Hornung, Maͤrz, April zz.
Hft. II. Beyl. 2. 33 Map, Beyl. 4. S. 21. und Beyl. 5
Acerbi’g Bericht über die ital. Atterat. 1820. List. Anz. Hft.
J, II und III.
Helvet, Geſellſchaft zu Baſel Hft. III. 276.
B. Litteratur.
Schumanns Gedichte fuͤr Bring: 0
ne;
Sicklers Anaſtaſia 8 E a
Schreiders Cornelia. ® 3 ee 15
Cabinettsjuſtiz am Niederrhein 8 5 re 17
$ e ee daſelbſt . = ec 3 18
laproths Reiſe S e 21
Krauſe, Weſenſprache e
Schmidt, Denken als Thatfache. F 3 0,
Spauns Gloſſen . . . - . 5 152
Voͤlderndorfs Brilungstage A 8 A ars 164
Vice könig von Aegypten 8 > x . . 166
Andre's Natklonalcalender 3 0 A FC ET
Erullio 18 Monogramme ae 220
Jacks Kuͤnſtlerl erifon . 0 83 % 239
Dorowes Inſchrift am Nein „ Hſt. III, 241
Spauns Umtriebe R an 5 N
Beneke Phyfk der Sitten r
Salat, Erklaͤtung < . 1 5 x 2861
Heller wegen Dürer . 9 . 0 at 372
Elci ſucht Druckdenkmaͤhler x . 5 2 8 374
Verlag der Armenier zu Venedig. 8 . Hſt. IV. 327
Schuberts Ahndungen ee e
Deuber, pax altera p. „ 8 e 495
Grieſels Maͤprchen duch 3 ere 1
Arngultes urne Bi ographjen ® e
Gôĩtbit.“ * . . 513
Ne bauer, Sufiiverfaff. am Stiedeispein . 4 578
Lang, wegen Detreichd Glſchichte 17 SRBSIE
Prim iter s Ambrafer Samml. Beylag. 10.
An ‚re's Abdankung ebenda.
Hal burger Wittwencaſſe fur Aerzte uſw. Mil 11. s
Gegen Reiſig Litt. ch. 8 2 5 163
Druckdenkmaͤhler zu Bamberg, nicht zu Wien cette ee
Handſchriſten in der Abtey Götte); rEren
Ex archive Melicenli 3 A 191
An die Bayer. St andere tlammlung; Beyl. 12 E
Schleg gels, jndiſche Druckerey , ebenda.
Stepfs Antlkriltk, ebenda.
Hormayr, wegen des eie zu Bamberg, ebenda.
Re li giöfes * . * * * Hſt. VI. 609
Ueber Sand B 3 z . 2 116
Seebodes, kritiſche Bistiorhet „„
Der Knaben Luf ſtwald n „„
Katzenbergers Biographie ie „ „„
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Liagno reperloire _ . . . . . 627
Bölderndorfs NiifungSfage e eee
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Gennari, umane leltere. Lit. Ant ar . . 121
Handſchriften auf der Marcusbiblietbek VI. Berl. 13. he
C. Mathematik, Phyſik und Chemie.
Acerbi, Bericht. Hſt. I. II. II. 6
Werneburg, Fal und rl Taf. 2. Hft. II. S. 170
Kaſtners Chemie n lle 208
Runge's Phytochemie . 1. A eilssieyat ie 209
Krauſe, Mathematik „ ER DEL: | iger 6R,
Pohl, Electromagnetismus „ e DEWRRG
Ge rhard, magnet. Verſu che 440
‚Erman'e Eleetromagnetismus
Lapoſtolles Blitzableiter
—
Metternich, Parallellinfen
Webers Eleckromagnetismus
D. Allgem. Nala e
Klaproths Neſſe.
Pariſer Verhandl. 1. N 8 85
Desgleichen II. Beyl. 2 bis 5.
Kuhl und Haſſelts Briefe le.
Desgleſchen 1 4
Acerbis Bericht. Hſt. 1 II. III. N
Helvet. Geſellſchaft zu Bafel, III. 2
Bertuchs Bilderbuch e
Buquoys Geotomie uſw. ..
E. Mineralogie.
Rivero, Zuckerſaures Eiſen bey Bilin II.
Merian, Geognoſte von Baſel. 9
Sternberg, über Geognoſie III. 1
Sartorius Baſalt
e
“oo. 2
Hft.
„
offmanns und Are te Dinsralegien
locker, ſchleſiſche Foſßlien I A
Ueber Glockers Mineralogie IV. 2
Ueber Hausmanns Kryſtallographie V.
Ueber Leonhards Oryctognoſie 5
J. Davy, Ceyloniſche Foſſilien
Ueber Keferfeine und
C. Naumann, Norweg. Schneegefilde
Al. Brongniart, terrain houiller.
F. Botanik.
Ueber Wenderoths Botanik. af un
Poiret und Turpin, Flore 8
Kuhl, Pflanzen auf Madera ° 2
Weihes Brombeerſtraͤucher .
Wilbrand gegen Dierbad. Beyl. i.
Runge's Photochemie II.. 9
Zenkers und Dietrichs Mooſe 8
Druckfehler zu Sternber gs Flora II.
ries, Syitema Mycologicum = 5
. von Vietz. Berl.
chel, wegen Pflanzengeſchle . V.
Caſſebeer s Laubmosſe
Ueber Opitzens Pfanzentauſch.
Deſſen viertes Pflanzen verzeich.
Zenkers und Dietrichs Meofe
Sanft
G. Zoologie und Anatomie.
n's Fliegen Hft. I.
ſcholz, Inſectenſkelett
Derſelbe Salpen
— Muller Inſectenbewegung
Andouin, Inſectengnatomie
Derſelbe, Trilobiten 8 8
. Crania
uhls und Haſſelts Briefe
Roſenthals Fiſche Hft. I
Sacobfon, Venenſyſtem .
Liebers Mißgeburt
Brongniart Limnadia Hft. II.
Haämdbolts Zooleg. Bemerkungen
F Hi eenloe, eig
FF ne Re ng
Horsfield, indiſcher Tarir und Felis javanenf
Felis gracilis und Viverra Mulanga V.
Bertuchs Bilderbuch III. 5
Ferullac's Schnecken 338. Litt. Anz. .
Deſſ. Limax. V. Litt. Anz 2 }
Helix, . 9
Prinz Ma x von Neuwied, Fliegenvsgel. 2
Werber, Ariſtoteles . 8 x 5
Leo, Regenwurm
Serres, Hirn und Knochen, Berl, 7. 8.
Bayerſche Inſeeten-Faung V. N
Boje, Claſſſfcation der Voͤgel
*
Meineke“s Taſchenbu
Litt. Anz.
5 0 Hft. V
e e es eis
*
413.
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ch VI.
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IV.
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Ueber Doͤllingers Kreislauf A r
Weſtrumb, Eingeweidwürmer VI. 2 . „ er
Derſelbe, Strongylus . 8 A “ 8 8 . 685
Merrems Lurche „ ee ens
H RMedicin.
a über Hahnemann, Hft. I. 120. Nachtrag dau, um⸗
lag I 8
4 75 9295 Serſon und J Sahne „
Kleſers Tellurismus, III. A 3
Heuſinger's Hiſtologie. umſchl.
Vietz, medie. Pflanzen. IV. Ss 6,
Vogler, Antikritik V. „ 5 37¹
Hofacker, Hausthiere TTT
FD
Gedichte für Griechenland, von Schumann. I. .
Sickler's Anafafla . . . 7
Cab inettsjuſtiz am Niederrhein 8 0 Airs 17
Hypothek, Ordnung 1. IE EN FEN 18
Spauns Gloſſen II. . 5 . . 2 2 152
Voͤlderndorfs 6 Prifungstage 2 TE
Vleckönig von Aegypten 8 S Rn
Arnault's uſw. Biographie, ait Anz. 87. V. 301
Spaun's Umtriebe III. 2 8 as 243
Beneke's Phyſtf der Sitten „ „ e el
Andre's Abdanfung IV. Beyl. ro.
Hamburger Wiktweneaſſe uſw. ee eee 11
Deuber, pax altera pariſien fis. Ve . 0 495
An die Ständeverſamml. in Bayern Berl. 13.
Hormayr ce des ao 3 zu Bamberg, ebenda.
Religiöfes, Hft. VI. SS re ie)
Sand's Tagebuch 2 en
Geebode'K& Ffritifche Bib! isthee EURE 0)
Der Knaben Luſtwald . - 3 5 620
Dr. Katzender ger. n EZ 2052023
Behr, Unterhaltungen . 8 — 8 . . 625
Liagno, Repertoire. 2 8 2 2 . . 627
Wegen Voͤlderndorfs Prͤͤfungstagen 626
Fr t k.
Sickler Anaſtaſia. I. 2 5 5 > . . 7
Schreibers Cornelia 8 : 5 N . . 15
Klaproths Reiſe 5 0 . 5 . . . 2i
Wenberoths Botanik 1 RR 8 re 46
Poiret’$ et Turpins Flore 8 . 3 49
Meigen, Fliegen 5 5 . NT . . —
Roſenthals Fiſche SEE e
Haßnemann, 120. II. umfchlag.
Schmidt, Denken als Saale II. „ 2
Syauns, Gloſſen 9 — . . 3
Voͤlderndorfs 6 Prüfungstage 32 ĩ ͤ
Andre's never Nationalcalender g s 5 . 20
Kaſtners Chemie = 5 - > 5 . . 205
Merians Geognoſie 5 2 te 207
Runges Phstochemie 3 EA: 209
Zenkers und Dietrichs Mon 211. VI.
Humbolts Zoolog. Beob. „ ST RE ERFIPDER
Magazin von Gerfon und Julius i
Spauns Umtriebe III. 2 5 > 8 . 243
Beneke Phyſik der Sitten = re aa
Sartorius, Baſalt — ENT,
Hoffmanns und reren ts Mineralogie — 223
a Hessasches in Jaya 329 _V. 565
Bertuchs Bilderbuch III. 335
Pen s Schnecken 85 8 5 3 = 338
HKieſers Tellurismus . FFT
Schuberts Ahndungen. JV ͥↄↄ ·˙
Glockers Mineralogie a an
Fries, fyltema mycolog. a A 8 . » 439
Primifſers Ambraſer Sammlung, Del. 10.
Grieſels Maͤhrchenbuch. V. 8 5 . . 28
Arnaults neue Biographie
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uquoys Geotomie uſw.
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us manns Kryſtallographie
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les Blitzableiter
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ger 6 Kreislauf.
Tagebuch VI.
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Der Knaben Luſtwald . x
Behr, Unterhaltungen A
Liagno Repertoire
Wegen Voͤlderndor fs Pruͤfungstage
Hermes 2
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Webers Electromagnetismus
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Keferſteins und Meinekes Taschenbuch.
Weſtrumb, Eingeweidwuͤrmer .
Merrems Lurche. „
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Wilbrand gegen Dierbach J. an I.
Brulliot's Monogramme II.
Salats län; II Sig 8
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Stepf, Beyl
Rhode, Antikritie VI. Litt. Anz. a
M. Kleine Anzeigen.
Weihes Brombeerſtraͤucher J.
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Kieſers Archiv, ebenda und IV. Umſchl.
Blochs Fiſche zu verkaufen J. 5 . . A
Feruffac’® Schnecken. Litt. Anz. III. e
Regeln für die Isis. Umſchl J.
Cu viers Anſichten von der Urwelt, ebenda.
Jaͤcks Kuͤnſtlerlexicon. II. 8 .
Druckfehler zu. Sternberg 6 Flora AR = rue
Arnaults Biographie. Litt. Anz. . . .
Kaſtners Eh mie, Umſchlag II.
Hellers Bitte wegen Dürer III. ei . . >
Elci ſucht Druckdenkmaͤhler e
Heuſingers Hiftologie. Umſchlag.
Vietz, mediein. uſw. Pflanzen 15 Beyl. 6.
Genslers gerichtl. Praxis Beyl. 8
Primiſſers Ambraſer Samml. Beyl. 10.
Hamburger Wittwencaſſe. Beyl. II.
Heſperus von Andre. Umſchlag. IV.
Druckfehler 5 Werneb. Aufſatz. Umſchl. V.
Druckdenkmaͤhler zu Bamberg, a zu Wien. V. Litt. Anz.
Handſchriften in aue ich 8 „
Ex archivo Melıcenfi *
Handſchriften auf der Markusdibliothek. V J. Beyl. 13.
pitzens ates Pflanzenverz. x
Schlegels indiſche Druckerey in Bonn. Beyl. 12.
ee an das Litt. Publicum. ebenda.
8 wegen des Archivs 15 Bamberg, ebenda.
ſanns Inſchriften. Umſchl. V.
Kuhls Tod. ebenda.
Engliſche Leſecirkel VI. Beyl. 13.
Zool. Hefte des Prinzen Max von Neuwied. VI. Beyl. 13.
N. Vorlescataloge.
Basler I. Beyl. 1.
Jenaer und Gießner. IV. Beyl. 9. x
Berliner Militairacademie. VI. Beyl, 13.
183
189
198
193
Inhalt der letzten 6 Hefte der Iſis von 1822. -
IJ. Nach der Reihenfolge.
S. . e ee
705 Gedichte fuͤr die Griechen v Zimmermann.
710 Lüdemann, uͤber den Zodiak v. Denderah Taf 7.
720 Ueber Nuͤßleins Pfychologie. 5
723 Salat, zwey Hauptgebrechen der deutſchen Philofophie;
dabei Druckfehler im Aufſatze Heft III. 5
732 Erziehungs- Anftalt in Keilhau v Froebel.
737 Ueber den öffentlichen Credit v. Nebenius.
741 B. v St. Tendenz des deutſchen Handelsſtandes.
743 Arndts Abgendthigtes Wort.
746 Heſperus v. Andre.
— Ltterariſches Converſations-Blatt v. Brockhaus.
747 Leichs Bücherverzeichniß,
— Hohn's Gesgraphie. >
749 Webers Dynamik der Materie, 2 :
=> N 85 und Meineckes Journal fuͤr Chemie und
Pyhyſik.
751 Maners Schmaltefabrikation.
753 $lörfes deutſche Lichenen. .
763 1 und Nees v. Eſenbecks deutſche Brombeer
raͤucher. ;
767 F. un tenrieth, de difcrimine ſexuali in feminibus
plwantarum. ;
768 F. Bote, ornitholog. Beitraͤge.
781 Hiftoire naturelle des Mammiferes par Geoffroy de
St. Hilaire et Fr. Cuvier.
784 Kuhls Beytraͤge zur Zoologie.
788 Bojani comparatio eranıorum,
789 Rudolphis Phyſtolegie. \ {
790 Huſchke, über thieriſche Bewegung und ihre Organe.
812 Heuſinger, Entzündung zu beobachten.
814 Waſſerhoſen. 1 0
Heft VIII.
817 Jack, Handſchriften zu Bamberg. :
837 Ueber Tunifias und Perlen der h. Vorzeit.
340 Was heißt Natur? v. Salat.
845 Derſelde, wegen Phyſik der Sitten.
851 Ferullac, Siege de Saragolle,
952 Seholzens Phyſik. 5
— Penkers Weſen des Chemismus. T
857 Verhandlungen der kaiſ. Leopold. Acad. B. 10. Thl. 2.
365 Naturhiſt. Mineralſyſtem v. Mobs,
800 Bory de St. Vincent Plateau de St. Pierre de Mae-
ſtricht.
868 Treviranus Pflanzengeſchlecht.
869 Reichenbachs Magazin der aͤſthetiſchen Botanik.
878 Boie ornitholog. Beitraͤge 2.
3880 Bojani Anatome teſtudinis, pars 2da,
888 Pander und D’altons Pachydermata.
889 Huſchke über Webers Gehoͤrknoͤchelchen der Fiſche.
393 Briefe v. Kuhl und Haſſelt.
902 Kuhls Tod. 5
04 Handbuch der Schiffahrtskunde bey Perthes.
912 Naturalienſammlung von Ammann zu Schafhauſen.
915 Kromohol; toberſche Maſchinen für Chirurgie.
916 Reiſinger über anus artiliclalis.
— Gegen Dor ow. ;
918 Alte Schriftzuͤge deutlich zu machen.
919 Bom Obermain wegen Veränderungen in der proteſtanti⸗
ſchen Kirche.
922 Gallertartige, aus der Luft gefallene Maſſen.
923 Napier darometr. Meſſungen. 5 {
926 Wirkung des Kupfers auf Pflanzen von Phillipps.
— Kaͤhmung, durch einen Donnerſchlag geheilt.
927 Conareviſche Raketen zum Walfiſchfang.
— Polarnebel.
N eft IX.
2 h
929 J. J. Wagner, Ideen zu einer Theorie des Schickſals.
932 Salat, Was heißt Mekaphyſik?
944 lleber Naus Veränderung des waͤrmeren Climas.
948 Marx Vertheidigung von Leonhards Oryetognoſie.
950 Muͤnch, Die heilige Sache der verlaſſenen Griechen.
01 Vertheidigung v. Leonhards u. Hausmann s Schrift.
964 Ueber Rhodes zur Pflanzenkunde der Vorwelt.
965 Ueber Treviranus vermiſchte Schriften Hirn).
967 Behrmann, über das gelbe Fieber.
1004 Anhang dazu.
Heft X.
2009 Ueber die Ueberſetzung der Georgica von Voß und Bock.
1014 Correſpondenz des Baldomero aus Spanien.
1020 Ueber Blank's Muſſiv⸗Gemaͤlde.
1021 leber den, Maximilians⸗Canal.
1023 Merkwuͤrdige Kloͤſter u. ſ. w von Oeſtreich.
1026 Koͤllnbergers bairiſche Landgerichtsaſſeſſoren.
1034 lleber die Weltgeſchichte v. Haas.
1036 Ueber Germars Reife nach Dalmatien.
1041 Ueber Graſers Hauptgeſichtspuncte u. ſ. w.
1044 Ueber der Knaben Luſtwald 2.
1045 Ueber der Maͤgdlein Luſtgarten 1.
1046 leber Dittmars Hauspoſtille.
1048 Die Beſtrebungen des nürnberg. Erzieher + Vereing,
1066 W. Stein über Kunecks Höhen; Meffung.
1069 Ueber Sommers Gemälde der phyſiſchen Welt.
1071 Ueber Oſanns Beytraͤge zur Chemie,
1079 Boue, Ellai geologique [ur l’Ecolle,
1073 Henſchel, über Schelvers Pflanzenwelt.
1090 Opitz, Kryptogamen nach den Standorten.
1093 Pfeiffers Land und Waſſerſchnecken.
1100 Ueber Kuntzmanns Blutegel.
1101 Reiſig, Antikritik für Heinrich.
1103 Chotsky für Opitzens Pflanzentauſch.
Heft XI.
1005 Sickler, hieroglyphica, Alpha etc.
1113 Derfelbe, wegen Beller mann.
1121 Mythus von der Erſchaffung des Menſchen,
vom Paſchafeſt uſw.
1130 Froͤbel, Erziehungsanſtalt in Keilhau.
1145 Bauern Angelegenheiten in Lievland.
1151 Sieber, für Reiſende nach Marſeille.
— Derfelbe Allerley aus der Levante.
1164 Derſelbe, uͤber ſeine Reiſe, Unternehmung.
1167 Ueber Oeſtreichiſche Weltumſegelung.
1168 Ueber des Fabritius herrſchenden Unfug u. ſ. w.
1173 Benzenberas Aſſiſe in Trier wegen Fonk.
1188 Laßbergs Nibelungenlied.
1189 Biot, Nordlicht.
1197 Buquoy Kryſtalliſirungs-Proceß.
1202 Sturms Lehrbuch der Landwirthſchaft. 5
1207 Humboldt, diltribution des formes vegetales.
1228 Anonymus, Darmblafe des Hafenförus (Taf. 9).
1230 Derſelbe, Gefaͤßſyſtem des Krebſes (Taf. 99. ß
1233 Derſelbe, Os malleoli externi (Taf. 9).
1234 Derſelbe, Ductus arteriolus im Vogel (Taf. 9).
1236 Derſelbe, Knochenſtücke des Unterkiefers (Taf. 9),
1237 lleber Meigens Fliegen, 3.
1240 Druckfehler in Jaͤcks Verona.
Heft XII.
1241 Sieber, Paſcha von Aegypten.
1252 Aus den ruſſiſchen Oſtſecprovinzen.
1256 Völlderndorffs Wetwengehalte.
— Ueber Dorows Opferſtaͤtten u. ſ. w.
— Herders Kupferdibel. 8 1
1257 Ueber Pyrkers Perlen. N ; 5
1259 Oeffentliche Rechtspflege im baierſchen Rheinkteiſe u. ſ. w.
1261 Urkunden gegen die Einführung der Presbyterien zu Nuͤrnb.
von Joſeph,
1264 Schreibers Cornelta.
1269 Reperterium v. Reuß. A .
1273 Wafkernagel, mineralogiſche Bruchſtuͤcke (Taf. 10).
1291 Keferſteins geegnoſtiſches Deutſchland.
1293 Menzinger, Unterſuchußg des Eſſigs.
1299 Hagenbach, Flora bahleenlis,
1308 Berlolonii lucubrationes.
— Sieber, über die Hennafarbe.
1309 Cottas Forſteinrichtung.
1316 Ungarns Mineralreich von Jonas.
1320 Baldwin, Rottboellia eorrugata, ciliata,
— Rafınesque, Floerkea. eh
1321 Derſelbe Cylactis, Nemopanthas, ‚Polanifia,
1323 Derſelbe, Myolurus Shortii. g Poſthandbuch fuͤr Oeſtreich. 5
— Ives, Gnaphalium decurrens. Verzeichniß der Gaſſen u. ſ. w. in Wien.
1324 Derſelbe, Alclepias lanceolata. — 19. Jenaiſcher Vorleßcatalog für 1821 — 22.
— Rafinesque, Diplocea. N Hugos, Altgrafen zu Salm, Erklaͤrung.
1325 Rungii de pigmento indigo. — 20. Erſter Brief v. Hilſenberg an Sieber.
— Smichs botan. Grammatik. N — 21, Trattinnick Synodus botanıca.
1326 Dennfedrs Schluſſel, zum hortus malabaricus, Deſſen Holzpflanzen u. ſ. w.; Jacks Verona;
1328 Meckel, innere Oberfaͤche. ? Siebers Reiſe nach Creta. .
— Schottin, anevrismatiſche Venengeſchwulſt. f x
1330 Sie 90 Carena. Um ſch läge. 5
1333 Say, Schlangen. Heft VII. Inhalt von Bor y ete. Annal. générales. Hft 20,81.
1336 Prinz Max v. Neuwied, braſil. Hefte I. b een Felbarkelt 858 SM *
1337 Bertuchs Bilderbuch. — VIII. Verſammlung der deutſchen Naturforſcher u. Aexzte.
1338 Ahrcufii fauna ınleclorum fascc. g. — IX. „Ferullac, Mollusques folliles.
1341 Kanzanıi Zoologia, 2 . — X. Inhalt v. Borys Ann. gener. Hft 22, 23.
1350 Nuovo Giornale de’Letterati a Piſa. 8 Druckfehler zu Jaͤcks Aufſatz Heft 8.
1352 Sorex etruscus v. Savi. — XI. Bekanntmachung v. Dorow. Kleſers Archiv XI. 2.
— Fehler in Wakkernagels Aufſatz S. 1273. Bartenftein hat Mineralien und Mooſe zu vertauſchen.
Lit t. Anzeiger. — XII. Kieſers Archiv XI. N. 3. Freimuths Recepte;
Heft VII. Anekdotenkranz, Ausgabe v. Philo, d. Armenier.
249 Auszug aus der Reiſe des Prinzen Max b. Neuwied.
262 Jaͤks Reiſebeſchreibung nach Wien. Kupfertafeln.
264 Ankündigung von Leonhards Felsarten. Taf. 7. iu Luͤdemanns Hodiak. Heft VII. S. 710.
265 Reiſe des Prinzen Max v. N. — 8. zu Stickler Heft XI. S. 1105.
Heft VIII. — 9. — Anonymus — S. 1228. a
281 Blainville, l 8 für 1820. — 10. — Wakkernagels XII. S. 1273.
340 Lebensbeſchreibung von Blank. 8 on; 1571
341 Gemaͤldegallerie don Eſterhazi. II. Nach den Wiſſenſchaften geordnet.
342 Wiens Schriftſteller und Kunſtler. A. Litteratur. A
344 Lalbacher Schematismus. Gedichte für die Griechen.. S. 705
8 5 Heft IX. Lüdemann, Zodiak Taf 7. 9 — 719
345 Blainville, litter. Bericht für 1820. Nüßlein, Pſpchologie. en . N n
388 Fr. Cuviers Saͤugthlerzahne. } Salat Haupkgebrechen der Philoſophie. e 2%}
397 Noeggeraths Ueberfigung v- Euviers Urwelt. Erzienunasanftalt in Keilhau. „ Se
392 Berichtigungen zu des Prinzen Mar Reife, Nebenius oͤffentlicher Credit. — 737
— Leopold. Akademie erhält Geitzufchuß. B. v St. deutſcher Handelsſtand. „ ee RE
a ae Arndts abgenötbigtee Wort. er e 743
SUR! aa 2 £ Andres Hesperus. 2 5 x — 74
393 Sickler berichtigt eine Stelle in Hoffs Preisſchrift. Sela ung Sicht e e eb Be
401 Antikritik wegen der Encyclopadie der Freimaurerei. Hohne Geographie.
417 Oken, uͤber die zwei Chinsſen. Jaͤcks Handſchriften zu Bamberg — 817
432 Wiegmann, Entomaſtraceen zu erzeugen. Tuniſas und Perlen der Vorzeit — 837
5 . „Heft XII. Salat, was heißt Natur —— 8%
433 Zweiter Brief v. Hilſenberg Derſelbe, wegen Phyſik der Sitten. — 845
443 Sieber für Opitzen? Pfaanzentauſch. Feruſacs Belagerung von Saragoſſſa . — 851
447 Opitz, Einladung zum Pfanzentauſch. Bj Kubls Tod 8 er e 2
451 Beſtimmungen des Herbariums der Flora martinicenfis Gegen Doro w 8 3 3 8 x a 8
von Sieber. e - lte Schriftzüge deutlich zu machen.. . 98
455 Ueber die Reiſenden d' Urville, Lefchenault, Delalande etc. Am an. wegen Proteſtanten 8 5 8 2 (020
457 Ueber Aegyptens Bereiſer v. D. { — Wagner, Schickſal 3 4 2 8 8 — 929
458 Limonadenwaſſer auf Seereiſen, von Sieber. Salat, was beißt Metaphyſikk: . 833
460 Die vorzuglichſten Herbarien v. Paris, von © ieber. Druckfehler dazu im Lit. Anz 8 5 8 x — 4
463 Otto, wegen Propterygıa. i Münd, Griechen - ea .. oe 0. su ll
465 Boifferee, Bertram und Strixners altdeutſche Georaica von Voß und Bock 2 % e
Gemaͤlde. . ; Torreſpondenz aus Spanien . © . 1 — 1014
469 Subfcription auf des Prinzen Max v. Neuwied brafil. Hefte. Sn Muſſiv Gemälde 7 N 1 1025
470 Anfrage an Cuvier wegen Antholopos. Marimiliang- Canal man wre eee e De
471 Paßanekdote in Oeſtreich. — Kloſter u. ſ. w. im Oeſterreichiſchen „ e
372 Cenſur- Anekdote daſelbſt. Baleriſche Landgerichtsaſſeſſore n — 1226
— Leichs Buͤchercatalog. 5 Weltgeſchichte von Haas — 1034
— Druckfehler zu Salat (was heißt Metaphyſk?) Graſers Hauptgeſichtspunete — 1041
473 v. Hoff antwortet Gidler. 5 Des Knaben Luſtwald 2 „ % % eee
473 Graumuͤllers Flora von Jena. Der Mägdlein Lustgarten 2 - 8 2 x ; — 1045
Beylagen. Dittmars Hauspoſtille let eee
Heft IX. ne 1 . ENG 1048
ell, zwoͤlfte Rechenſchaft der Blindenanſtalt. eiſig Antikritti „ aA
mn. An Ankündigungen für Baufreunde. Sickler, Hieroglyptika, Alpha u. ſ. w. L 1105
— is. Aktenſtuͤck aus Gott weich. Derſelbe gegen Bellermann .. £ . . — 1113
Freymuths Recepte. Derſette. Mythus von der Erſchaffung des Menſchen,
Heft > 10 8 v. Jofepb nen: ae A 2 8 19 zu
i eſellſchaft. dauernangelegenbeiten in L 3 N 1 . —
> 17 neee Kiefer A 1. . Sieber, für Reiſende nach Marfeille . 8 2 — 1151
16. Vorleſungen von Gießen für 1821 — 22. Derſelbe, Allerley aus der Levante ER NETTE =
Wilbrand und Ritgens Gemälde der org. Natur. Derſelbe, über feine Reiſeunternehmung .
1
Deber die öftreichifche Weltumſegelung — 1167
Fabritius Unfug u. ſ. w. . . £ 8 — 168
enzenbergs wegen Fonk. = A 2 — 1173
Laßberg, Nibelungenlied . 9 2 0 3 — 1188
Druckfehler in Jaͤcks Verona . 8 in „ — 1240
Sieber, Paſcha von Aegypten . - „ ee el
Aus den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen . 2 3 8 — 1252
Voͤllderndorffs Wittwengehalt 5 J 1256
Dorows Opferſtaͤtften Herders Kupferbibel — —
Oeffentliche Rechtspflege im baier. Rheinkreiſe 8 — 1259
Urkunden gegen Presüpterien zu Nürnberg 4 — 1261
Schreibers Cornelia. . 3 5 8 5 — 1264
— Repertorium 5 — 1269
novo Giornale de Lett: rati a piſa; qui Adr. a — 1350
Litterariſcher Anzeiger.
Reiſe des Prinzen Max von Neuwied S. 249, 265
Berichtigung dazu 2 2 5 392
Wegen Encyelovaͤdie der Freimaurerey . a 2 401
Oken, über 2 Chineſen : tl sn 417
weiter Brief von Hilſenberg B 2 3 2 433
tſter Brief. Beylage XX.
Ueber die Reiſenden DUrville, n Delalan-
de, Uall:aud R 8 453
Limonadenmaſſe auf. Seeteiſen, v. Sieber 458
3 B. Allgemeine Kr eiche ten
Verhandlungen der Farf. Leopold Academie B. 10. Thl. 2. 857
Bory de St; Vincent, Plateau de St. Pierre , A 800
Briefe von Kuhl und elfelke 9 5 8 ° 893
Germars Reiſe . 5 ® 3 8 © 1036
Sturms Landwirthſchaft . 8 = 5 9 1202
eee n,, e En
Sottas Forſteintichtung . . 1309
Auszug aus des Prinzen Rax Reiſe. Lit. Anz.
249, 265 392
Blainvilles litter.
Bericht für 1828. Lit. Anz. 28, 245
Zweiter Brief v. Helſenderg. Litt. Anz. 433
Erſter Brief. Beylage XX.
Ueber die Reiſenden d’Urville, Leſchenault, De-
Calliaud. Litt. Anz. 2 . 455
en
Harlemer n, Beylage XVI.
C. Mathematik, Ponfit 2 Chemie.
Lüdemanns Zodiak . en 710
Webers Dynamik der Materie . 749
Schweigger und Meineckes Journal f. Chemie 2 —
Mayer s Schmalte⸗ . 8 ° . . 8 751
Waſſerhoſen . 8 3 8 s 5 2 814
Scholzens hy = 3 8 5 352
enkers Weſen des Chemismus - s x —
andbuch der Sch eff ahrts kunde 904
Alte Schriftzüge deutlich zu machen 1 > 8 618
Gallertartige, aus der Luft gefallene Maſſen . 922
Napier, barometriſche Meſſungen . N s 923
Philipps Wirkung des Kapfers auf Pflanzen 8 ä 926
Eongrevifche, Raketen zum Walßſchfang. Polarnebel F 927
Naus uUmaͤnderung des wärmeren Climas 5 944
-Marimiliang » Canal 1. . 1021
Stein, über. Kuneks Höhenmeſſungen e RO66
Sommers Gemälde der phyſ. Welt „1069
Oſanns Beitrage zur Chemie 8 5 — 1071
Biot, Nordlicht. 1 8 ni * 7 1189
Buquoy, Kryſtalliſir⸗ Prozeß 8 . . 1157
Menzinger, Unten ſuchung des Elias‘ 4 85 193
Sieber, über Hennafarbe n
. Rungü de pigmento indico & 8 1 1325
D. Mineralogie und 7915 ie.
Mineralſyſtem von Mohs 95 9 865
Bory de St. Vincent, Plateau de St. Pierre 1 866
Boue, über : bortland
Marx Vertheldigung u. Leonhard 8 948
e von Leonhard und Haug man n 0 961
Wakkernagel mineral. Bruchſtucke (Taf. 10). 1273
Keferſtein geognoſt. Deutſchland = v 8 1291
Jonas, Ungarns Mineralreich 1316
Sickler berichtigt eine Stelle in Hofs Preisfehrit L. A. 993
v. Hoffs Antwort darauf. Lict. Anz. R
Webers Dynamik 2
E. Botanik.
Floerke, deutſche Lichenen . . . .
Weihe und Nees Brombeerſtraͤuchen + D
Autenrieth dilcrimen lexuale in feminibus .
Treviranug Yflanzengeſchlecht . . .
Reichenbachs aͤſthetiſche Botanik 3 .
—— ee
oo
a
=
869
Philipps, Wirkung des Kupfers auf Pflanzen 926
Henſchel, über Schelvers Pflanzenwelt 1073
Opitz Kryptogamen nach den Standorten 1099
Humboldt, Vertheilung der a 1207
Ha genbachii Flora Balileenfis 1299
Bertolonii lucubrationes 2 8 1308
Sieber, über Hennafarbe . . . . . . Er
Baldwin, Rotlboellia > x R = 132
Rafinesque „ Floerkea . . . . 72
Derſelbe, Cylactis, Nemopanthus, Polaniſia 7
Derfe elbe, My oſlurus 5 1 8 5 0 1323
Derſelde, . ip locea 3 2 . . . 1324
Ives, Gnaphalium 8 s — A < > 11323
Derfeise, Alclepias R 8 . . . 1324
Smiths botan. Grammatik 5 2 1325
Dennſtedts Schlüffel zum hortus malabar. 3326
n peng s Briefe. Beyl. XX. u. L. A. B . 433
Lhotsky, fur Dpiseng ed 4 N 1103
Sieber, dafuͤr. Lit. Anz. = A . 443
Derfelbe, Herbarien in Paris. 2. W „ , e >
F. Zoologie.
Boie ornitholog. Beytraͤge 68. 878
Geoffroy und Fr. Cuvier Mr
Kuhls Beytraͤge zur Zoologie A .
Briefe von Kuhl und Haſſelt x
Germars Reiſe .
Pfeiffers Land- und Waferfoneden
Meigens Fliegen 2 =
Blutegel von Carena. ei
Say, Schlangen und Molche 2 ?
Prinz von Neuwied Zoolog. Hefte 1.
*
nie eee
G—ẽ— — 2 2
©
2
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6 es. uni re arte a
Bertuchs Bilderbuch 2 1337
Ahrenliii fauna infectorum 8 8 > 1338
Ranzanii Zoologia 3 2 2 2 8 1341
Sorex etruscus von Savi . . 2 1352
Auszug aus d. Prinzen v. Neuwied Reiſe. L. A. 249% ei 392
Wiegmann, Entomoſtraceen zu erzeugen . . 132
Otto, wegen PropterygiaK˖ . 4463
G6. Anatomie.
Bojani comparatio eraniorum . fa 88
Anatome teltudinis pars 2da . . 0 — . 880
Pander et Dalton, Pachydermata . . 288
Huſchke, über Webers Gehörfnöchelchen der Fiſche . 889
Zreviranusg vermiſchte Schriften (Hirn der Thiere) 966
Kuntzmanns Blutegel 8 A 1 1100
Anonymus, Darmblaſe des Hafen 3 1228
Derſelbe, Gefäaßſyſtem des Krebſes (Taf. 9 1230
Derſelbe, Os malleoli externi . a 1238
Derſelde, Ductus arteriolus im Vogel (Taf. 99
Derſelbe, Knochenſtücke des Unterkiefers zu benennen . 1236
A. Meckel, Darmoberfläche 5 er 12328
II Phuſtologie und N
Rudolphis Phnfiolegie 5 x 8 789
Huſchke, thierifche, Bewegungen und ihre Organe . 799
Heuſinger, Entzuͤndung zu beobachten - 812
Krombholzens toberfche Maſchinen für Chirurgie 915
Reiſinger, Anus artiſicialis F 4 9 6
Laͤhmung durch Donnerſchlag geheilt . 3 926
Schottin, anevrismatiſche Venengeſchwulſt 2 1328
1. Kritiken.
Zimmermanns Gerichte für vie Griechen = 5 708
Nüßleins Pfychologie ; 2 a . 5 720
Deffentl. Credit von Nebentus 5 5 = 3
B v. St. deutſcher Handeleſtand 741
Arndts abgenöthigtes Wort 4 . 2 F 743
Bein ne v. Andre. Gonverfationeblatt . et MEI
Leiche DEREN. Jobs Bedntappie „ „ 7°}
Journal für Chemie . 5
Maners Somaltefabsication 4 1 R
Floerkes Lichenen 0 A
Welhes Brombeerſtraͤucher
Autenriethii dilcrimen ſexuale in ne
Geoffroy et Fr. Cuvier Mammileres 2
Kuhls Zeytraͤge. N h
Bojani compatio craniorum
Rudolphis Phyſiologie . 8
Pyrkers Tuniſias und Perlen
Ferullac liege de Saragolla 2
Scholzens Phyſik 8
Penkers Chemismus
Verhandlungen der Faiferl. Leopold. aladen. 10.
Mineralſyſtem v. Mohs. 2te Sat 8
Bory Plateau de St. Pierre 5
Treviranus Pflanzengeſchlecht . 3
Reichenbachs Magazin
Bojani Anatome teltudinis, 2. 8 5
Pander et Daltonı Pachydermata . .
Handbuch der Schiffahrtefunde Soll >
Krombholz Toberſche Maſchinen x 8
Reiſinger anus artificialis 5 8
Naus Umaͤnderung des Climas 8 0
Münch die heilige Sache der Griechen .
Rhode zur Pflanzenkunde der Vorwelt »
Treviranus vermiſchte Schriften .
Ueberſetzung der Georgica von Voß und Bock
Blanks Muſſiv⸗Gemaͤlde
Maximilians-Canal . R
Merkwürdige Klöfer u. f. w. von Oeſtreich 9
Köllenbergers Sendſchreiben .
N a
oo. 22 0.
Weltgeſchichte von Haas . . .
Germars Reife SEEN
Graſers Hauptgeſichtspuncte 8
Der Knaben Luſtwald 2. 8 8 .
Der Maͤgdlein Luſtgarten 1. » R 8
Dittmars Hauspoſtille 8
Sommers Gemälde der obofifhen
O ſanns Beiträge zur bene 4
Bous ſur l’Ecolle 5 ß 3 7
Schelvers Pflanzenwelt as
Opitzens Kryptogamen
Pfelffers Schnecken
Kunzmanns Blutegel 3 2 R
Fabritius Unfug . -
Benzenbergs Aſſiſe
Laßbergs Nibelungenlied 5
Sturms Landwirthſchaft . 0 3
Meigens Fliegen A
Böllderndortfe Wittwengehalte A
Dorows Opferſtaͤtten f 5 4 5
Welt
F
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..
0.0. r
Herders Kupferdibel >
Rechtspflege im baler. Rheinkreiſe
Schreibers Cornelia 2 y :
Repertorium von Reuß e
Keferſteins geognoſt Deutfchland .
Hagenbachii flora balileenfis 0 7
Bertolonii lucubrationes k 4 1
Cottas Forſteinrichtung. 8 8 8
Ungarns Mineralreich v. Jonas „
Kungii de pigmento iudico 5 3
Smiths botan. Grammatik A
Dennſtedts Schlüffel zum hortus i
bologiſche Hefte vom Prinzen Max
tus Bilderbuch 5 3
Ahrenlii fauna infectorum a? x
Ranzanii Zoologia A x * 2
Reiſe des Prinzen wer Litt. Anz. 1
Streitigkeiten.
Wegen Tuniſias 1 8 Perlen
Salat, wegen, inen
Segen Doro w wall >
Marx, wegen Leonhard >
„En Anderer, wegen Leonhard und Hausmann
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1023
1026
1034
1036
1041
1044
1045
1046
1079
1071
1072
1073
1090
1093
1100
1168
1173
1188
1202
1237
1256
1259
1246
1269
1291
1299
1308
1309
1316
1325
1226
1336
1337
1338
1341
49, 265, 392
837
845
916
948
N 961
Stein, uͤber Kunecks Hoͤhenmeſſon gn 1066
Reifig, für Heinrich. 4 AK 1181
Lhotsky für Opitz . tar 3227 183
Sickler, wegen Bellermann 5 . 8 8 1105
Anonymus, wegen Meckel £ 2 B 91228
Sickler, und Hoff, Litt. Anz. he 33. 473
Wegen Eneyclopaͤdie d. Freimaurerei, L. A. 5 ‘ A 401
Wiegmann, Entomoſtraceen zu erzeugen, L. A. 738315492
Sieber, für Opitz. L. A. 8 2 > 443
Otto, wegen Propterygia. L. A. 8 463
Hugos, Altgrafen zu Salm, Erklärung. Beyl. XIX. 8
L. Kleinigkeiten.
Kuhls Tod 4 802
Am manns Conchylienfammlung verkaͤuflich ons eee
Sieber für Reiſende nach Marſeille . EA „ 1
Ueber feine Reiſeunternehmung 1164
Ueber oͤſtreichiſche Weltumſegelung „ „„ 7
Jaͤcks Reiſebeſchreibung nach Wien. L. A. 8 9 262
Blanks Lebensbeſchreibung. L. Aa. 3240
Eſterhazys Gemaͤldegaleerie. Le A. a} 341
Wiens Schriftſteller. L. e ende ann
Laibacher Schenactems L. A. een 1 are
Leopold. Afadem. erhalt Geldzuſchuß. L. A. b 392
Opitz, Einladung zum Pflanzentauſch. L. A. N 447
Sieber beſtimmt fein Herbarium von Martinik 5 451
Derſelbe, über D’Urville, L.efchenault, Delalande L.A. 455
Derſelbe für Aegyptens Bereiſer . 2 „
— — Limonadenmaſſe auf Seereiſen. 1 re nt 458
— — Hecbarien von Paris. L. . 8 e
Boifferee und Berkrams Gemälde. L. A. 2 465
Anfrage an Euvier wegen Antholopos. A. 2 347
Paßanekdote in Defreih. L. A.. 8 Ä ° . 471
Cenſuranekdote daſ. L. A. 8 > N 9 472
Leichs Buͤcheregtalog. L. 1
Drellg zwoͤlfte eee Beyl. XIV.
Actenftüc aus Goͤtt weich, Benl. XV.
Poſthandbuch für Oeſtreich. Beyl. XVIII. Gaſſen u. ſ. w. in Wien.
Verſammlung der deutſchen Naturforſcher. unfall, VIII.
Wegen Dorows Abgang 2 NI
Bartenſtein tauſcht M neralien und Mooſe. RTL
Inhalt von Ba: Ann, generales. Hft 20, 21. Umſchl. un.
— — — — Hft 227, 23.
M. Preiſe.
Beplage XVI. XVII.
N. Vorlescataloge.
Von Gießen, für 1821 — 22. N XVIII.
— Jena 1821 — 22. Beyl. XIX.
O. Ankuͤndigungen.
Abe
Jacks Reiſebeſchreibuug nach Wien. L. 4. > 1262
Leonhards Felsarten. L. A. 264. Umſchl. VII. 8
Cuvier, Saͤugthierzaͤhne. L. A. 8 14888
Noͤggeraths Ueberſetzung von Cuviers urwelt. L. A. 991
Boifferees, altdeulſche Gemaͤlde. L. A. 75 „ 405
Prinzen von Neuwied brafil. 9 L. A. „ „ 889
Leichs e L. A. A ET
Graumüllers Flora von Jena . . . . 478
Hundeshagens ue e W XIV.
reimuths Recepte. Beyl. X
dieſers Archiv. Beyl. XVII. 7 X. XH. XI Ie
Wilbrand u. Ritgens Gem. d. aan er Beyl. Ryu.
Poſthandbuch für Oeſtreich .
Verzeichniß der Gaſſen u. ſ. w. in Wien {
Trattinnicks Synodus botanica. Holpflanen. Depl. XXI.
Jaͤcks Verona A
Siebers Reiſe nach Creta. Beyl. XXI.
Ferullacg Wollusques folliles. Umſchl. IX.
Anckdotenkranz. — Armenier Philo. XII.
P. Druckfehler.
—
Zu Salats Aufſaͤtzen Heft 37 723
Ei NE, zu Heft 9. L. A. 2 8 „a
— Jacke Verona 3 „14 170
Zu des Prinzen 9 v. Neuwied Reife, L. K. 322
Zu Wakkernag 1 44% /b
Zu Jäcks Aufſag Heft 8. Umſchl. & 9 oa
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Hache mee, laß,
.
BEAT Her Anz ig e
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
NC. J.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem diterariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart Format; dem Hermes, den Zeitgenoffen und den Jahrbuͤchern des Mag⸗
netismus in Octav Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Neue Werke und Schriften.
Breslauer Burſchenlieder. Neu gewählt. und
vermehrt. 8. 1824. Verlag von Joſef Max in
Breslau. Sauber gebunden. Ladenpreis 1 Thlr.
4 Gr.
Das eben genannte Commers buch zeichnet ſich unter al:
len bisher erſchienenen einerſeits durch die umſichtige und
tteffliche Auswahl der beſten vorhandenen alten und neuen
Lieder, die hier, wie ſonſt nirgends, ſich zuſammengeſtellt
finden, als auch andrerfeits durch das ſaubere und gefaͤllige
Aeußere aus, womit es von der Verlagshantiung ausgeſtat⸗
tet worden: ſo daß es nicht blos der geſammten ſtudierenden
Jugend, ſondern auch allen denen, die im gereifteren Man⸗
nesalter ſich noch der hettern akademiſchen Jahre gern und
froh erinnern, als geſelliger Begleiter, fo wie als anfpre-
chendes Denk- und Exinncrungsbuch auf alle Weiſe zu em;
pfehlen iſt.
Glocker, Dr. E. F., Grundriß der Minera:
logie. Fuͤr Univerſitaͤten und höhere Gymnaſtal—
klaſſen. Nebſt einem Anhange: ein Verzeich⸗
niß aller bis jetzt in Schlefien aufgefun-
denen Foſſilien enthaltend. Gr. 8. 1821.
Verlag von Joſef Max in Breslau. 32 Bogen
ſtark. Ladenpreis 1 Thlr. 12 Gr.
Dieſer Grundriß, zunächſt fuͤr die Zuhörer des Verfaf⸗
ſers beſtimmt, iſt jedem Kenner und Freunde der Mineralo:
gie, wegen der eigen thuͤmlichen, den Fortſchritten der Wiſ—⸗
ſenſchaft angemeſſenen Behandlungsiweife zu empfehlen. Er
umfaßt die geſammte Mineralogie (Oryktognoſie und
Geognoſte) in einer gedrängten und doch zugleich vollſtaͤndi⸗
gen Nederfiht. Die Foſſilien find nach natürlichen Fa:
milien geordnet, und, ſtatt, wie es bisher gewöhnlich war,
wit langen Beſchreibungen; groͤßtentheils mit kurzen und
Kreng bezeichneten Eharakteriſtiken verſehen.
In sbeſondere iſt auf die ſchleſiſchen Foſſilten Ruͤckſicht
genommen, und zwar nicht allein im Anhange, welcher ein
Verzeichniß derſelben enthält, ſon zern auch bei den Familien
ſelber. Mehrere ganz neue Foſſillen find aufgefuͤhrt, die
erſt ſeit einigen Jahren, zum Theil vom Verf. ſelbſt, in
Schleſien entdeckt worden find. Ein Verzug dieſer Schrift
beſteht auch noch darin, daß die Einleitung und der allge⸗
meine Theil der Orykſognoſie, welch, gleichſam der Schluͤſ⸗
ſel zum Ganzen, zugleich die Keunzeichenlehre in ſich
begreift, gründlicher abgehandelt und die darin vorkommenden
Begriffe faärfer beſtimmt find, als es gewöhnlich zu ge:
ſchehen pflegt.
Herber, Dr. C. J., Silesiae Sacrae Origines.
Adnexae sunt Tabulae Chronologicae in An-
nales historiae dioecesanae, 8. maj 1821.
Vratislaviae, apud Jos. Max. Charta impress.
20 Gr. Charta menbran. 1 Thlr. 6 Gr.
Der Zweck dieſer Schrift geht dahin zwei in der neue:
ren Zeit über die Einführung des Chriſtenthums in Schles
ſien in Anregung gebrachte Fragen auf eine bündige und
achtvolle Weiſe zu beantworten. Nachdem der Perfaſſer auf
den Grund der vorhandenen Nachrichten, die, Geſchichte der
Bekehrung Schleſiens vorgetragen, befhäftfat er ſich mit
den intereſſanten Unterſuchungen: Den urſpruͤnglichen biſch oͤf—
lichen Sitz in Schleſien auszumitteln, fo wie die jüngft wie⸗
der erhobenen Zweifel: „ob in Schleſien urjprünglich der
griechiſche, oder lateiniſche Ritus eingefuhrt worden und herr⸗
ſchend war?“ — zu loͤſen, und ſeine feſte und entſcheidende
Anſicht hierüber auszuſprechen. Da der Verfaſſer von S.
46 — 150, eine tabellariſche Ueberſicht der geſammten Ge⸗
ſchichte des ſchleſiſchen Bisthums vom J. 965 an, bis zur
Organiſtrung der neueſten Verhaͤltniſſe der kathol, Kirche in
den preuß. Staaten durch die paͤpſt. Bulle vom köten Juli
d. J.“, beigefügt hat; fo wird dadurch vorläufin, bis zur
Erſcheinung eines größeren Werkes, einem laͤngſt gefühlten
Beduͤrfnſſſe auf eine wuͤnſchenswerthe und genügende Weiſe
abgeholfen, und es darf ſicher erwartet werden, daß die Far
thol. Geiſtlichkeit vorliegendes Werk freundlich aufnehmen,
und demſelben gern in ihrer Buͤcherſammlung eine wuͤrdige
Stelle gönnen wirb.
Hoffmann, E. T.
Capriccio nach Jakob Callot.
nach Callot'ſchen Original-Blaͤttern.
Verlag von Joſef Max in Breslau.
2 Thl. 6 Gr.
Dr. Martin Luther, wider die Schleicher und Win:
kelprediger. Ein Sendſchreiben aus dem Jahre
1532. Mit einem Vorworte und einigen Beilagen
herausgegeben von Dr. L. A. W. Hennicke. Gr.
8. 1821. Verlag von Joſef Max in Breslau,
Geheftet. 6 Gr. s
Mücke, M. H., Thiergruppen für junge Zeichner,
oder Anleitung zum Thierzeichnen. 2tes Heft.
A., Prinzeſſin Brambilla. Ein
Mit 8 Kupfern
8. 1821.
Cartonnirt
Queer Folio. 1821. Verlag von Joſef Max
in Breslau. 1 Thlr. 5
Schubarth, K. E., Ideen über Homer und fein Zeit:
alter. 8. 1821. Verlag von Joſef Max in
Breslau. Weiß Druckpapier 1 Thlr. 12 Gr.
Schweizer-Papier 2 Thlr.
Dieſe unter fuͤnf Nummern gebrachte Arbeit zerfaͤllt in
zwel Haupttheile. Hiervon hat der erſte, welcher die Num⸗
mern X — 4 befaßt, zur Abſicht, der Betrachtung Homeri⸗
ſcher Poeſie einen freien Standpunct vorzubereiten. Im
zweiten Theile begirnt unter Nummer 5 die eigentliche Aus⸗
einanderſeßung, rein auf Homeriſche Poeſie bezüglich. Drei
Unterrubriken, welche wieder mehrere Eintheilungen begrel⸗
fen, haben folgende Ueberſchriflen: J. Umſchreibung De:
Zuſtände. II. ueber Richtung, 3 weck
und Vaterland Homeriſcher Poeſie. III. Wider⸗
ſprüche und Zweifel neuerer Kritik gegen die
Einheit und Ganzheit der Homeriſchen Epen. —
Hierauf folgt eine ueberſicht der Epochen griechi⸗
ſchen Geſchichte. Zufäge und Anmerkungen vertreten die
Stelle von Excurſen.
Schulz, Dav. Dr.
meriſcher
und Prof., Ueber die Parabel
vom Verwalter im Lukas. 8. 1821. Verlag von
Joſef Max in Breslau. 14 Gr.
Staff, H. von, (Major im koͤnigl. preuß. General⸗
ſtabe). Der Befreiungskrieg der Catalonier in
den Jahren 1808 bis 1814. Mit 1 Charte von
Catalonien und 2 Plaͤnen von Gerona und Tor⸗
toſa. Gr. 8. 1821. Verlag von Joſef Max in
Breslau. Engl. Druckpapier. 2 Thlr. 12 Gr.
Durch den Befig der beſten vorhandenen Materialien und
die Beiträge vieler Officiere, welche auf beiden Seiten an
dieſem Kampfe Theil genommen, iſt der Herr Verfaſſer,
mehr noch als durch eigene Gegenwart in den Stand geſetzt
worden, dieſen intereſſanten Theil der neueſten Geſchichte der
Volkskriege vollftändig zu bearbeiten. Unter allen Schrif⸗
ten, welche uͤber Spanien erſchienen ſind, iſt bis jetzt noch
keine, welche das Benehmen der Spanier in ihrem Befretungs⸗
kriege genau und in's Einzelne gehend, darftellte. Und doch
laͤßt ſich, bei der großen Schwierigkeit der Geſchichts erzaͤh⸗
lung eines ſo ſehr vereinzelnten Krieges, wie eben der ſpa⸗
niſche, nur eine Darſtellung nach den einzelnen Provinzen
und der innern Landesgeſtaltung mit Deutlichkeit durchfuhren.
Bei einer ſolchen Behandlung tritt aber Catalonien, als
ſelbſtſtaͤndiges Ganzes, vorzugsweiſe hervor, und gewinnt
fuͤr uns noch durch die Theilnahme deutſcher Krieger, für
und wider dieſes ruͤſtige Volk, ein beſonderes Intereſſe.
Die beigegebene Specials Charte von Catalonien iſt
vortrefflich in Kupfer geſtochen don K. Kolbe in Berlin,
und die Plaͤne ſind in nicht minder trefflichem Steindruck
von der beruͤhmten Zeller'ſchen litographiſchen An⸗
ſtalt in Münden beforgt worden.
Steffens, H., Schriften. Alt und Neu. 2 Baͤnde
Gr. 8. 1821. Verlag von Joſef Mar in Dres;
lau. Druckp. 3 Thlr., 6 Gr. Belin » Papier.
4 Thlr. 8 Gr.
Steffe „Anthropologie. 2 Bände. Gr. 8.
en 88 von Sofef Mar in Bres au. Weiß
Druckp. 4 Thlr. 18 Gr. Velin-Papier. 6 Thlr.
Bei J. F. Hamme rich in Altona iſt erſchienen:
Umriß des engliſchen Wechſelrechts. Herausgegeben
von F. J. Jacobſen, Obergerichts-Advocaten in
Altona. 1821. 18 Bogen. Gr. 8. er
nning’s engliſches Wechſelrecht, welches 1817 in Lon⸗
don 1 in kurzer Zeit vier Auflagen erlebte, iſt
hier von dem gelehrten Verfaſſer des praktiſchen Seerechts
nicht blos uͤberſetzt, ſondern durch Benutzung der neueſten
1818 erſchienenen Aus gabe von des Herrn Bar Adoocaten
Joſeph Thitty großem, uͤber 1200 Wechſel⸗Entſcheidun⸗
gen enthaltenden Werke, beträchtlich erweitert worden. Ein
beſonderes Intereſſe für deutſche Kaufleute und Gelehrte hat
dieſer umriß durch Mittheilung von wenigſtens 40 in Ham⸗
burg und Altona entſchiedenen neuen Wechſelfäaͤllen erhalten.
So iſt durch dieſe reichhaltige und ſchaͤgbare Arbeit dem auf
Ktademien längft gefühlten Bebürfniffe eines praktiſchen Wech⸗
— —
ſelrechts abgeholfen, welches den theoretiſchen Werken von
Riccius, Beſeke, Prittmann u. ſ. w. zum nuͤtzlichen
und nothwendigen Commentar dienen wird. Der Herr Ver⸗
faſſer nimmt daher eben fo ſehr den Dank der Geſchaͤftsmaͤn⸗
ner als der akademiſchen Lehrer in Anſpruch, und es wird
ihm bei ausgedehntem Wirkungskreiſe nicht fehlen koͤnnen,
eine recht bad zu wänfhende zweite Auflage mit noch meh⸗
reren Fällen und Prajubicaten aus zuſtatten.
Dr. C. Trummer.
Bet Joh. Fr. Glebttſch in Leipzig if erſchienen:
Nouveau
Dictionnaire de Poe he
frangais-allemand etallemand-frangais.
Ouvrage complet, contenant I. Tous les mots
usites, primitifs, derives et composés, leur genre,
leurs definitions et les differentes acceptions qwils
ont au sens propre et au figure. II. Toutes les
Phrases nécessaires pour expliquer les mots. III.
Les Gallicismes, Germanismes,‘ Proverbes etc.
IV. Les Termes propres des Sciences, des arts,
des metiers et des Manufactures. V. Les noms
d’hommes et des femmes, ceux des Pays, nations,
villes, sivieres, montagnes ete. VI. Tous les mots
nouveaux generalement regus dans les deux lan-
gues. VII. Table des Verbes irréguliers.
Precede d’une Preface
par M. A. Thibaut.
Troisieme Edition revue et corrigee.
Ohne im geringften zu viel behaupten zu wollen, kann
man dieſes franzoͤſiſche Woͤrterbuch, welches nur feiner Form
und ſeiner gedraͤngten Druck- Einrichtung nach, unter die
Dictionnaires de Poche gezählt werden darf, allen groͤßern
Woͤrterbuͤchern zur Vergleichung an die Sette ſtellen, und
wird es ſelbſt bet der ſtrengſten Prüfung für ganz vollſtaͤn⸗
dig erkannt werden. Es enthält nicht, wie aͤhnliche Werke,
eine Nomenclatur beider Sprachen, ſondern was der Titel be—
fagt: alle Ableitungen, Zuſammenſetzungen und Bedeutungen
im eigentlichen und bildlichen Sinne, alle gebraͤuchlichen Re⸗
densarten, Eigenheiten und Spruͤchwoͤrter beider Sprachen,
ferner einen großen Reichthum techniſcher und Kunſtwoͤrter,
alle neu aufgenommenen Worte ꝛc. Der ſehr compendiöfe
Druck, mit ausdruͤcklich dazu neu geſchnittenen Lettern, wel⸗
cher demohngeachtet deutlich, ſauber und ſchwarz erſcheint,
hat es moͤglich gemacht, auf 65 Bogen in Mittel: Octav für
den billigen Preis von 2 Thlr., auf feinerem Papier fuͤr
2 Thlr. 12 Gr. gebunden, einen Reichthum des Inhalts zu
geben, den, wie geſagt, viel groͤßere Buͤcher dieſer Art kaum
enthalten.
Wahl, M. C. A., Clavis novi testamenti phi-
lologica usibus scholarum et juvenum theolo-
giae studiosorum accommodate atque prope-
diem emittenda. 8 maj.
Die ſcharfſinnigen Unterſuchungen der letzten Jahrzehende
uͤber den Bau und den Geiſt der griechiſchen Sprache, ganz
vorzüglich in Hinſicht auf die kleineren Redetheilchen, haben
eine Menge der merkwuͤrdigſten Reſultate zur Folge gehabt,
die von dem bedeutendſten Einfluffe auf die Beurtheilung und
Erklaͤrung der Schriften des N. T. ſein muͤſſen. Ein Woͤr⸗
terbuch, welches dieſe Reſultate auf die Sprache des N. T.
anwendete und nach Maßgabe des dermaltgen Standes der
griechiſchen Grammatik und Lexicographie das wahre Ver⸗
haͤltniß zwiſchen dem hebraͤiſchen, reingriechiſchen und hebraͤiſch⸗
griechiſchen Sprachgebrauche in gebränater Kürze darſtellte,
war dadurch zu einem ſehr fuͤhlbaren Beduͤrfniſſe geworden.
Dieſem nun abzuhelfen, iſt der Zweck der hier angekündigten
Clavis. Die Tendenz derſelben iſt demnach eine reinphilo⸗
logtſche und geht dahin, das philologiſch⸗exegetiſche
Studlum des N. T. theils auf Schulen ſchon einzuleiten,
theils auf Akademien zu unterſtuͤtzen, und ſchließt folglich
alle Ruͤckſicht auf die theologiſche Dogmatik eben ſo wie allen
gelehrten Apparat aus, er biftehe nun in Aufzählung der
abweichenden Meinungen verſchiedener Ausleger uͤber einzelne
Stellen des N. T. oder im Anfuͤhrung alter und neuer Werke
der theologiſchen Literatur. Sie bietet mit einem Worte die
Hand zum Uebergange von der Lecture der griechiſchen Glaf-
ſiker zu der des N. T. und iſt demnach für jeden Freund der
griechiſchen Sprache, mithin auch für den berechnet, der,
ohne Theologie zu ſtudiren, die Urkunden feines Glaubens
denn doch in Urſprache zu leſen wuͤnſcht.
Der Herr Verfaſſer, ein ſehr vertrauter Schuͤler und
Freund des feel. Keil, hatte in feiner Stellung als Sn:
ſpector und haͤuſiger Lehrer des ruͤhmlichſt bekannten Lyceums
feines Ortes ſeft einer Reihe von Jahren Aufforderung, Ge:
legenheit und Muße zu einer ſorgfaͤltigen und gruͤndlichen
Löſung feiner Aufgabe gehabt, und die anerkannteſten Gelehr—
ten in dieſem Fache haben zufolge der ihnen mitgetheilten
Artikel jeder Gattung, ohne die entfernteſte Uebereinkunft
darüber, einſtimmig geurtheilt, daß es dem Herrn Verfaſſer
gelungen ſei, feiner Arbeit einen hohen Grad von Brauch⸗
berfeit und Trefflichkeit zu geben.
Den Verlag dieſes wahrhaft bedeutenden Werkes habe
ich übernommen und wird daſſelbe in der Oſtermeſſe 1322
unfehlbar ausgegeben werden. Die Bogenzahl duͤrfte 50 — 60
fein; den billigften Preis verſichere ich gern, um der Ge⸗
meinnuͤtzigkeit der Sache nach allen Kräften Vorſchub zu lei:
ſten. Schulanſtalten und alle, die Intereſſe an Leſung des
N. T. nehmen, lade ich hiermit zur Subſeriptien ein, die
bis zur Oſtermeſſe 1822 offen bleibt. Saͤmmtliche Buchhand⸗
lungen habe ich mit Proſpectus und Probebogen verſehen.
Leipzig, im November 1821.
Joh. Ambr. Barth.
In Hartleben's Verlag in Pes thi ist erschienen:
Prof. J. G. A. Galletti's
geographis ches Wörterbuch,
oder: /
alphabetische Darstellung
aller Länder, Städte, Flecken, Dörfer, Ort-
schaften, Meere, Flüsse u. s. W.
Mit genauer Angabe
ihrer Lage, Grösse, Bevölkerung, Producte,
Manufacturen, Fabricken, ikres Handels, Ge-
werbes, u. s. W.
Nach den neuesten Verfassungen
zum täglichen Gebrauch für Civil- und Militair-
Personen, Kaufleute, Reisende und für alle,
die sich in der Erdkunde zu unterrichten
wünschen.
Dritte durchaus verbesserte und ansehnlich ver-
mehrte Auflage.
Zwei Bände beiläufig 90 Octavbogen stark.
Praenumerafions- Ausgabe in vier Lieferungen.
Um die Liebhaber der Geographie und Statistik
auf dieses Werk aufmerksam zu machen, bedarf es
wohl nicht mehr als den Namen eines Verfassers, der
sich durch seine Leistungen in obbenannten Wissen-
schaften seit mehreren zwanzig Jahren einen uabestrie-
tenen Ruhm erworben hat. Die Bearbeitung dieser
dritten Auflage seines geographischen örter-
buchs hat er mit besonderer Liebe und Fleiss ausge-
führt, und durch seine angestrengte Bemühungen er-
halten wir nun ein Werk, welches sich rücksichtlick
seiner Brauchbarkeit, Vollständigkeit und den mög-
lichst neuem und verlässigen Angaben vor andern der
Art auszeichnet. Der Verleger hat seinerseits für gu-
ten und correcten Druck gesorgt, und dabei einem
grössern Aufwand an Papier nicht gescheut, um die
Augen der Leser zu schonen, worauf leider bei so
vielen neuen Unternchmungen gar keine Rücksicht
mehr genommen wird. Zur Erleichterung der An-
schaffung ist der Praenumerationspreis für alle vier Lie-
ferungen auf drei Thaler festgesetzt, die bei Empfang
der ersten bereits erschienenen Lieferungen zu erlegen
sind. Die dritte Lieferung erscheint zu Ende Deoem-
ber und die vierte Ende Februar, Wornack der La-
denpreis zu vier Thaler eintritt,
Bei J. W. Boicke in Berlin if fo eben erfchienen:
Der deutſche Rathgeber, oder alphabetiſches Noth—
und Huͤlfs Woͤrterbuch zur grammatiſchen Rechts
ſchreibung und Wortfuͤgung in allen zweifelhaften
Faͤllen ꝛc. von Theodor Heinſtus. Vierte umgearbei—
tete und ſehr vermehrte Ausgabe. 1 Thlr.
Da dieſes Buch eine Reihe von Jahren hindurch feine
ausgezeichnete Brauchbarkeit fuͤr Beamte und Geſchaͤftsmaͤn⸗
ner bewaͤhrt hat, fo darf bei Erſcheinung der vierten Tus⸗
gabe nur angedeutet werden, daß es durch mannigfaltige Zu⸗
füge und Verbeſſerungen, faſt auf jeder Dlattfeite, eine neue
Geſtelt gewonnen hat. Wer im gemeinen Lehen ober am
Schreibtſſch einen Zweifel über das Geſchlecht oder die Ab⸗
wandelung eines Wortes hat, eder ungewiß iſt über den
Fall, den es in einer beſtimmten Verbindung regiert, ber
wird hier deutliche und befeiedigende Auskrnft finden, und fe
Fehler vermeiden, die, einmal begangen, dem Schrei
ſelbſt oft nachtheilige Folgen bereiten. chrelbenden
— —
Von
C. Baſthol m's hiſtoriſchen und geographiſchen Nach⸗
richten zur Kenntniß des Menſchen, im wilden und
rohen Zuſtande. Aus dem Daͤntſchen mit Anmer—
kungen von H. E. Wolf.
iſt der vierte und letzte Band mit einem Negiſter uͤber das ganze
Werk (Preis 1 Thlr. 15 Gr.) vorige Oſtermeſſe in ee
Verlage erſchienen. .
Statt eigener Anpreiſung, die dem Verleger nicht geziemet
will ich nur an das Urtheil des gelehrten ir ne
ten Chriſtiani in Lüneburg, welches derſelbe über. die z erſten
Bünde vor einigen Monaten in dieſen Blättern ausgeſprochen
erinnern, wodurch er es als ein höchtt lehrreiches und zugleich
unterhaltendes Leſebuch, für alle Claſſen gebildeter Leſer, die
nicht blos durch Romane befriedigt werden, empfohlen hat,
mehrerer günfliger Recenſionen in gelehrten Zettungen, die
dieſen Urtheil beiſtimmen, nicht zu gedenken. Alle 4 Baͤnde
78 Thlr., wofuͤr es in allen Buchhandlungen zu ba»
en iſt. AR
Altona, im October 1821.
Le 8 J. F. Hammerich.
— —
Allgemeine
Encyclopädie der Wissenschaften
e und Rünste
in alphabetischer Folge
von genannten Schriftstellern bearbeitet
und herausgegeben von
J. S. Erseh und J. G. Gruber.
Siebenter-. Theil.
Mit Kupfer u und C harten.
B bis Barzelletten.
Dieser Theil, welcher gegen 1300 Artikel enthält,
zeichnet sich durch folgende noch nirgends mit glei-
eher Umsicht, Sacheinzichtung und Berücksichtigung
des neuesten im Gebiete der Wissenschaften und Kün-
ste bearbeiteten Gegenstände, aus:
B als Sprachlaut, Schriftzeichen, Abkürzung etc.
von Grotefend und Weber. >
Baakvon Braubach;
Babrias von Jacobs;
Babylon von Gesenius und Buhlez
Bach von C. M. v. Weber;
"Backen, Backpolizei
Leger und v. Boss e;
Bad von Bitter und Leger,
Wiedemann;
‚Baden (Grosherzogthum etc.) von Deuber, Le-
ger, Schreger, Hasse und Meyer v. Ru o-
etc. von Schreger,
Schreger und
n a u;
Bagdad von v. Hammer;
Baiern von Fessmaier, Mittermaier, De-
lius und Ersch;
Bakchylides von Passow;
Balde von Mohnicke;
Balggeschwulst von Seiler;
Ball von Schütz und Roller;
Ballade von Bouterwek;
Ballspiel von Ritter;
Ballet von Schütz;
Balsam von Ritter und Schreger;
Bamberg von Jäck;
Bank von v. Bosse;
Bann von v. Arnoldi und Mittermaier;
Barden von Braun;
Bargilden von v. Arnoldi;
Barmekiden von Rosegartenz
Barnadbiten von G. C. er
Barocco von Grotefend;
Barometer von Ritter;
Baron von Mittermaier;
Bar schalt von v. Arnoldi;
Bart von Leonhardi und G. C. Petri;
Bartholomäusnacht von v. Rotteck;
und vieler Wissenschaftlicher, biographisch - topogra-
phischer Artikel von den ausgezeichnetesten Schrift-
stellern, welche aus den ersten Theilen des Werks
schon hinlänglich bekannt sind, und zu deren Auf.
führung der Raum fehlt.
An dem gten Theile wird mit Eifer gedruckt und
erscheint solcher Anfang 1822. .
Der Subscriptions-Preis dieser ersten acht Theile ist
auf weiss Druckpapier cartonnirt 30 Thlr. 'sächs,
auf gross Velin papier 40 —
Keipzig, bei J. F. Gleditsch ist erschienen
und an sämmtliche Subscribenten versendet worden: Staatsm uͤberhaupt unentbehrliche wichtige Werk die
So eben hat folgendes, fuͤr jeden Diplomaten und
Preſſe Berlaffen und iſt ſolches durch alle Buchhandlungen zu
erhalten: 5 b
Manuel diplomatique ou precis des droits et des
fonctions des agens diplomatiques; suivi d'un
recueil d'actes et d’offices pour servir de gui-
de aux personnes qui se destinent à la carrière
politique. Par le Bir Charles de Martens.
Gr. 8. Xvi und 620 Seiten. Geh. 3 Thlr. 8 Gr.
Leipzig, den sten Dec. 1821.
F. A. Brockhaus.
Schwarze, D. G. W., pharmakologiſche Tabellen oder
ſyſtematiſche Arzneimittellehre in tabellariſcher Form.
Zum Gebrauche für Aerzte, Wundaͤrzte, Phyſici,
Apotheker und Chemiker, wie auch zum Behufe
akademiſcher Vorleſungen entworfen. Zweiter Band.
Erſter Abſchnitt. Fol. 1822. 4 Thlr. i
Die guͤtige Aufnahme, die das Publicum dem erſten
Bande zu Theil werden ließ, berechtigt dieſen zweiten zu
gleicher Hoffnung. So unecmüudet fleißig der Herr Verfaſſer
ſich auch mit dieſem, die harzigen, narkotiſchen, geiſtigen,
faurehaltigen und alcaliſchen Arzneimittel enthaltenden Ab:
ſchnette beſchaͤftigte, fo war es doch bei der großen Reichhal⸗
tigkeit der Materien nicht moͤglich, ſeine Vollendung fruͤher
zu bewirken, und die Beſitzer des erſten Bandes werden es
nicht ungern ſehen, daß ihnen wenigſtens der welt größere
Theil des zweiten Bandes zue Benutzung übergeben wird mit
der Verſicherung, daß der zweite Abſchnitt des zweiten Bay⸗
des ſpaͤteſtens zur naͤchſten Jububilate-Meſſe erſcheint. Weide,
erſchlenene Bände koſten zuſammen 7 Thlr. 12 Gr. und wer.
den dem mediciniſchen Publicum nochmals angelegentlichſt
empfohlen. ö 9
Leipzig, im November 1821.
Joh. Ambr. Barth.
Berlin, im Verlage von Duncker und Humblot
iſt erſchienen:
Briefe aus England, über die Verhaͤlt⸗
niſſe des Eigenthums in Großbritannien.
Ueberſetzung der „Lettres de Saint James, Ge-
neve, 1820.“ Gr. 8. Geh. 10 Gr.
Die in neuerer Zeit eingetretenen verwickelten Verhaͤlt⸗
niſſe in Beziehung auf Anwendung der Capitalien, auf die
Anſprüche des Gewerbsſtandes, auf die Sefahren durch eine
unbeſchaͤftigte nahrungsloſe Volksmaſſe u. ſ. w. in den mei⸗
ften Landern, verleihen der in obigem Werke gegebenen Ent:
wickelung ein allgemeineres Intereſſe, auch außer England,
und werden dem Ueberſetzer den Dank derer erwerben, denen
es um Löfung ſtaatswirchſchaftlicher Prebleme und Abtheilung
fruchtbarer Reſultate aus derſelben zu thun iſt.
Die Schrift: Freimuͤthige Bemerkungen über
das gegenwärtige unverkennbare Streben aller
deutfhen Voͤlker nach dem Geſetz⸗ Staate, welche
in Nr. 246 und 248 des Lit. Converſations⸗Blatt 1821
beurtheilet, und durch die dort gegebenen Auszüge Intereſſe⸗
erregt hat, iſt 1819 bei mir in Commiſſion erſchienen, und
auch durch jede andere Buchhandlung zu erhalten. Der Laden⸗
(press iſt 1 SH. oder 1 Fl. 48 Kr.
f Joh. Leonh. Schrag in Nürnberg.
TIERE SITE
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Conberſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Zeitgenoffen und den Jahrbüchern des Mag ⸗
netismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Jaſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr. .
Fr A 2 ö 8 i Sc be Lit er ad t g. .
Zwölfter Bericht.
1821.
Bei Leopold Voss (Ritterstrasse, neues Haus)
in Leipzig sind zu haben:
Mersan (de), Manuel du chasseur et des gardes-
chasse etc. 2de édition. In 18. Paris 1621. Broch.
1 Thlr.
MeEramorrnoses (Les) d' Auguste. In 18. Paris 1821.
Cartonnes en etui. 2 Thlr. 3 Gr. WE
— de Lucile. In 18. Paris 1821. Cartonnés en etui.
2 Thlr. 3 Gr.
MıraseAu, Des Lettres de cachet et des prisons d’etat.
In 8. Paris 1820. Broch. 3 Thlr.
— Essai sur le despotisme etc. In g.
Broch. 3 Thlr.
— Lettres @crites du donjon de Vincennes etc.
In 8. Paris 1820. Broch. 8 Thlr. 12 Gr.
Minor du clerge. 2 vols. In 12. Paris 1821. Broch.
2 Thlr.
Moxrtemont (A.) Voyage aux Alpes et en Italie etc.
Orné de gravures et carte. 2 vols. In 12. Paris
1821. Broch. 2 Thlr. 12 Gr.
Montesqguıeu, De l’Esprit des lois. Bdition-Touquet.
2 vols. In 12. Paris 1821. Broch. 2 Thlr. 10 Gr.
Monrtesqviou (Comte A. de) Poesies. 2 parties in 12.
Paris 1820 et 1821. Broch. 2 Thlr.
Monrtrosıer (Comte de) De la Monarchie fran gaise
au ler janvier 1821. In 8. Paris 1821. Broch.
2 Thlr. 6 Gr.
Monrorıeu (Mme J. de) Oeuvres.
In 12. Paris 1820. 1821.
Hiervon sind bereits erschienen:
Vol. 1er a me. Le Robinson suisse. 3 vols.
3 Thlr. 18 Gr. Vol. 4me a 6me. Saint-Clair des
iles. 3 vols. 3 Thlr. 18 Gr. Vol. 7me, Tableaux
de famille. ı Thlr. 6 Gr. Vol. gme. La Princesse
de Wolfenbüttel. ı Thlr. 6 Gr. Vol. gme et 10me.
Caroline de Lichtfield. 2 vols. 2 Thlr. 12 Gr.
5 Beauvilliers I Thlr.
Paris 1821.
3 vols.
Avec gravures.
Vol. ııme. Corisande de
6Gr. Vol.ı2me et ı5me. Un an et un jour, 2vols.
2 Thlr. 12 Gr. Vol ı4me. Ludovico, ou le fils
d'un homme de genie 1 Thlr. 6 Gr.
Monrure (E. de) Voyage en Amerique, en Italie, en
Sicile et en Egypte pendant les années 1816 & 1819.
2 vols. In g. et atlas in folio, Paris 1821. Broch.
13 Thlr. 12 Gr.
Monumens des victoires et conqu£tes des Frangais de
1792 à 1815. Recueil de tous les objets d'art con-
‚sacres a celebrer les victoires des Frangais. Livr.
ııme a ı7me, In fol. oblong. Paris 1821. Broch.
7 Thlr.
(Livr. 1re à 10me. 10 Thlr.)
Monumens de la Normandie, recueillis, lithographies
et, decrits par F. J. de Julimont. Livr. 4me. in fol
Paris 1821. Broch. 5 Tülr.
(Livr. ıre à 3me. 15 Thlr.)
MonAlE (La) enseignde par l’exemple, ou choix
d’anecdotes, traits Tisrngike! mots remarquables,
et petites histoires pour l’instruction et l’amusement
de 15 jeunesse. gmeedit, In 12. Paris 1820. Broch.
1 Thlr. 6 Gr.
Morerrı (Jacopo) Operette. 3 vols.
1820. Broch. 6 Thlr. 16 Gr.
MorcAcnı, De sedibus et causis morborum per ana-
tomen indagatis etc. Nona editio. cur. Chaussier ei
Adelon. Tomus Zus et Aus. In 8. Paris 1821. Br.
6 Tulr.
* (Tom. ıtıs et zus. 7 Thlr.)
— Recherches anatomiques sur le sitge et les causes
des maladies. Traduites du latin par Desormeaux et
Destouet. Vol. 53me, In g. Paris 1821. Broch.
2 Thlr. 13 Gr.
5 Thlr. 6 Gr.)
(Vol. ıer et 2d.
Morcan (Lady) L'Italie. Trad. de P'anglais. 4 vols.
10 Thlr.
In g. Paris 1821. Broch.
Movrrn (Etienne) Cours pratique d’accouchement,
avec une nouvelle nomenclature des présentations et
positions du foetus, designee sous le nom generique
de pelvi-foetale. In 4. Paris 1821. Broch. 2 Thlr.
MovrınıE (C. E. F.) Lettres A une miere chretienne
contenant des instructions propres à affermir ses en-
fans dans la foi, et des meditations pour le culte
domestique etc. 2de edit. In g. Geneve 1821. Br.
2 Thlr. 3 Gr.
Narıes et Laybach.
In 8. Venezia.
In g. Paris 1821. Broch. 9 Gr.
Necker, Oeuvres „ pübliees par le Baron
de Stael, son petit- fils. Vol. gme. In g. Paris
1821. Broch. 2 Thlr. 12 Gr.
(Vol. 1er a 7me. 17 Thlr. 12 Gr.)
Neckrr de Saussure (L. A.) Voyage en Ecosse et aux
iles Hebrides. 3 vols. In g. .Geneve 1821. Broch.
9 Thlr. > 0
Norr (R.) Cours de philosophie ou logique complete
de Condillac, suivie de celle de Da Marsalis, à Pusage
des jeunes gens etc. In g. Paris 1821. Broch. 4 Thlr.
NonxxaNxpD Cliarles) Le Vignole des ouvriers ou me-
thode facile pour tracer les cing ordres d'architecture
etc. Compose de 34 planches. In 4. Paris 1821.
Broch. 4 Thlr. .
OzservArTıons sur la cavalerie legere et projet d’or-
ganisation d'un nouveau corps d’eclaireurs, In g.
Paris 1821. Broch. 12 G# f
Osgservarıoss sur les dan
nistere rélativement aux fonctionnaires deputes; par
M. In g. Paris 1820. Broch. 12 Gr... g
Oruvres de La Bruyere, La Rochefoucauld et Vau-
venargues. Avec supplément. In g. Paris 1820.
Broch. 5 Thlr. 5 I |
rs de la conduite du SE
OrszAux (Les) et les fleurs, allégories möräles d, Azz-
Eddin. Elmocaddesst, publiées en arabe, avec une tra-
duction et des notes par M. Garcin. In 8. Paris
1821. Broch. 6 Thlr 12 Gr. y g
OnaArzuns (Les) chretiens, ou choix des meilleurs
discours prononcés dans les églises de France, de-
puis Louis XIV jusqu’a nos jours Ouvrage en 2
volumes. Vol. gme. In g. Paris 1821. Broch.
2 Thlr. 12 Gr. Nr h
(Vol 1er’ a gme.
20 Tlılr.)
Oanre (Baron d') Les Exiles de Parga, po&öme,. 2me
edition. In g Paris 1820. Broch. 18 Gr. ;
— Legons faisant partie du cours de mede-
eine legale. Ornees de 22 planches. In g. Paris
1821. Broch. 4 Thlr. 12 Gr. h
Oreıra (P.) Secours a donner aux personnes empois-
"sonndes et asphyxiees etc. 2de édit. In 12. Paris
1821. Broch. 1 Thlr. 6 Gr. 155
Orrorr (Comte G.). Memoires histoxiques, 79 5
et littéraires sur le royaume de Naples. Publiés avec
des notes et additions par, A. Dural. Vol: zme a
Sme. In g. Paris 1821. Broch. g Thlr. 12 Gr.
(Vol. ier et 2d. 6 Thlr. 12 Gr.) 5
Oup anz (Paul) Galerie des oiseaux du cabinet d’hi-
stoire naturelle du jardin du roi, dessinde d'a res
nature. Livr gme. In 4. Paris 1821. Broch. 2 Thlr.
(Livr. ire a 7me. 14 Thlr.)
Pıszuass (J. H.). Nouyelle Force maritime ou ex-
osé des moyens d’annulet les forces des maxines ac-
tuelles de hautbord etc,. In g. Paris 1821. Broch.
1 Thlr. 6 Gr. SHE 2
PpAOII- CHAN (Comte de) Histoire de la politique
des puissances de Europe, depuis le commencement
de la revolution frangaise jusqu'au congres de Vien-
ne. 4 vols. In g. ‚Paris 1817. Broch. 10 Thir. 12 Gr.
Parent-DUCHATELET et MARTINET, Recherches sur
Pinflammation de l’Arachneide cerebrale et ‚spinale
ou histoire theorique Be el de l’Arachnitis. In 8.
Paris 1821. Broch. 3 Thlr. 5 Pa
Peirersen, Principes de la langue latine, a l'usage
des colleges etc, In 12. Paris 1821. Broch. 21 Gr.
Perrarn (J. T.) Introduction à la philosophie, ou
nouvelle logique frangaise etc. In 8. Paris 1821.
Broch. 1 Thlr.
PETITE (La) Ferme,
cours pratique d'agriculture,
nomie domestique etc. In 12.
ılr. 12 Gr. 5 1
N (A.) Journal historique de la division de ca-
valerie legere du sme corps de cavalerie pendant la
campagne de France en 1811. In 8. Paris 1821.
Broch. 20 Gr. . al
Prrrarca (F.) Rime, col comento di G. Biagiolı.
Tomo 10 in 2 parti. In 8. Paris 121. Broch. 5 Thlr.
PHI LI (M. A.) Examen de l’etat du gouvernement
et de la legislation en Trance a l’avenement de Saint
Louis au tröne etc. In g. Paris 1821. Br. 1 Thlr. 18 Gr.
PıcArp (L. B.) Oeuvres. En dix 59 115 Vol, 12er
ılr.
ou la bonne menagere. Petit
de jardinage et d'éco-
Paris 1821. Broch.
et 2d. In g. Paris 1821. Broch. hir }
Poıssor (L.) Elémens de statique, suivis d'un me-
moire sur la theorie des momens et des aires etc.
zme edition. In g. Paris 1821. Broch. 2 Thür. 6 Gr.
Portraits des gensraux frangais, faisant suite aux
victoires et conquetes des Frangais. ade ‚Collection.
Livr. ıgme. In 8. Paris 1821 Broch. 1 Thlr.
Fire Collect. de 12. Livraisons. 12 las)
; an Collect. Livr. ire a 17me. 17 Thlr.
Porrıen (F. G.) Observations sur les inconvéniens du
systeme actuel d'instruction publique en Europe et
sur tout en France, et sur les moyens d’y remedier.
In g. Paris 1821. Broch, 1 Thlr. 3 Gr.
Preers historique sur les revolutions des royaumes de
Naples et de Pi&mont en 1820 et 1821. Par M. le
comte D. Orné d'une carte pour servir a Pintelli-
gence des operations militaires. In g. Paris 1821.
Broch. 1 Thlr. 21 Gr.
PREMIERES connaissances A l’usage des enfans qui com-
" mencent à lire. 6me edition. In 18. Paris 1821.
Broch. 12 Gr.
Princıres sur lesquels doivent reposer les établisse-
mens de prevoyance, tels que caisses d’epargne, ton-
tines, assurances sur la vie etc. Paris 1821. Brock.
20 Gr
Procezs de Louis seize, de Marie- Antoinette, de Ma-
rie-Elisabeth, et de Philippe d’Orleans; discussions
legislatives sur la famille des Bourbons. Recueil de
5 années 1792 à4 1794. In g. Pa-
ris 1821. Broch 2 Thlr. 12 Gr. N
' Prorıac (de) Petit Tableau de Paris et des Frangais
aux principales époques de la monarchie ete. Orns
d'un joli plan de Paris et de costumes. In 12. Paris
1820. Broch. en noir 1 Thlr. 12 Gr. f
colorie 2 Thlr. 6 Gr.
PSsAU TIER frangais, traduction nouvelle avec des argu-
mens, a Ja tete de chiaque psaume eie. par Eugene,
Genonde. Ame édition. 2 Vols. In 18. Paris 1821.
Broch. 1 Thlr. 15 Gr. *
QuArRrEMeERE DE Quincr, Eloge historique de Vis-
conti. In 4. Paris 1821. Broch, 12 Gr. N 8
— Sur la Statue antique de Venus, découverte dans
pile de Milo en 1820, transportee à Paris par M. le
marquis de Riviere. Orne d'une planche, In 4,
Paris 1821. Broch. 1 Tlilr. 6 Gr.
Qtesse (J. 8.) Lettres a Mad. de Frenville sur le
psychisme. 5me édition. In 12. Paris 1821. Broch.
21 Gr.
RAxNAL (Abbe) Histoire du parlement anglais, suivie
de la grande chartre. Avec des notes et Eclaircisse-
mens sur’ la politique du cabinet britannique. In g.
Paris 1921. Broch. 2 Thlr.
— G. T. Histoire philosophique et politique des sta-
blissemens et du commerce des Européens dans les
deux Indes. Nouvelle edition corrigee et augmentee
d’apı&s les manuscrits autographes de Yauteur; pré-
cedee d'une notice biographique et de considerations
sur les ecrits de Raynal par M. A. Jay et terminee-
par un volume supplémentaire contenant la situa-
tion actuelle des colonies par M. Peuchet. 12 vols.
In g. et atlas in 4. Paris 1820 et 1821. Broch.
335 Thlr. 12 Gr.
B O m ö se
ALrrep er ZALIDA. Par Mme Daminois. 3 vols. In 12.
Paris 1821. Broch. 2 Thlr. 12 Gr.
FRANKENSTEIN, ou le Promethée moderne, par Mme
Shelly. Trad. de l’anglais. 3 vols. In 12. Paris
1821. Broch. 3 Thlr.
PHILIBERT DES ANGLIERS, ou les dangers d'une mau-
| -yaise education. Par Jerome B. 2 vols. In 12. Pa-
zis 1821. Broch. 2 Thlr.
RoMALINO, ou les mysteres du chateau de Monte -
Rosso. 2 vols. In 12. Paris 1821. Broch. 2 Thlr.
VırrAce (Le) de Mariendorpt, par Miss A. M. Por-
ter, trad. de Langlais par De Janvry. 4 vols. In 12.
Paris 1821. Broch. 4 Thlr. {
Freunde der französischen Eiteratur, welche ihren
Bedarf direct von mir beziehen, geniessen einen
bedeutenden Rabbat, wodurch meine Preise
den Parisern ganz gleich werden. Altere Artikel,
welche ich zufällig nicht auch vorräthig haben sollte,
kann ich auf's schnellste kommen lassen. ei
Leopold Voss in Leipzig.
Na che i cht
fuͤr die
Freunde der Kotzebue'ſchen Schriften.
Die häufigen Anfragen: ob ich nicht die in meinem Ver:
lage erſchienenen Kotzebue'ſchen Werke um einen wohlfeilern
De ablaffen wolle, haben mich endlich bewogen, biefen
uͤnſchen nachzugeben, beſonders da keineswegs zu laͤugnen
iſt, daß dieſe Werke, ob fie gleich im Verhaͤltniſſe gegen
andere Buͤcher gewiß wohlfell find, doch eine Summe koſten,
die nicht Jedermann gern auf einmal an Buͤcher zur bloßen
Unterhaltung verwendet. — Ungerechnet einiger kleinern
Schriften, die ſo wie die einzeln gedruckten Schauſpiele und
dramatiſchen Amanache in ihrem bisherigen Preiſe bleiben,
waren bis jetzt die Preife der größern Werke folgende:
1) Schauſpfale. 5 Baͤnde . 6 Thlr. — Gr.
2) Neue Schauspiele. 23 Binde. . 42 —
3) Kleine geſammelte Schrifſen. 4 Be. 5 — 16 —
4) Die juͤngſten Kinder meiner Laune.
6 Baͤnde. 6 — — —
5) Kleine Romane, Erzählungen, Anek⸗
doten und Miscellen. 6 Baͤnde .
6) Leiden der Ortenbergiſchen Famille.
9 — 20 —
eite 5 ee I
7) Almanach der Chroniken, mit 18 Kupfern
und 14 Vignetten. 2 — 16 —
3) Opern- Almanach. 2 Jahrgaͤnge. 2 — 16 —
9) Geſchichte des deutſchen Reichs. 2 Bde. 2 — 12 —
10) Vom Adel. 1 — 4 —
11) Der ruſſiſche Kriegsgefangene unter
den Franzoſen, von Moritz v. Kogebue. — — —
31 Thlr. — Gr.
Dieſe ſaͤmmtlichen Werke ſetze ich 2 Jahre hindurch im
Preiſe herab, ſo daß ich nun fuͤr 14 Gr. gebe, was bisher
1 Thlr. koſtete. \
Ich ge*e dieſem Termine deswegen eine fo lange Dauer,
damit auch diejenigen, welchen der Ankauf auf einmal noch
immer zu koſtbar ſein duͤrfte, ſich ſolche nach und nach in
Heinern Partien anſchaffen koͤnnen. Dieſer herabgeſetzte Preis
gt ſowohl für die ganzen Werke, als auch für einzelne
Bände. Zu dieſem Behufe fuͤge ich hier die bisherigen Preiſe
der einzeinen Baͤnde bet, wonach ſodann der herabgeſetzte
Preis leicht zu berechnen it.
1) Schauſpiele. 5 Baͤnde.
einzeln verkauft.) .
2) Neue Schauſpiele.
(Werden nicht
6 Thlr. — Gr.
ıfter, gter und
13ter Band, jeden — 16 —
— — 2er, ater, 6ter, Iıter
u. 20ſter Band, jeden 1 — 2 —
— — Zier Band. 1 — 20 —
— — zter u. Ster Band, jeder 1 — 18 —
— — ger u. 12ter Band, jeder 2 — 8 —
— — loter, later, ıster,
löter, ı7ter, 2ıfler
u. 23ſter Band, jeder 2 — — —
— — I8Ster Band. 1 — 10 —
— — 19er Band. 2 — 4 —
— — 22ſter Band. 1 — 22 —
3) Kleine geſammelte Schriften. Ifter, 2te
u. gter Band, jeden “ — 8 —
— ziter Band. 1 — —
4) Die jüngften Kinder meiner Laune.
6 Bände, jeder Band.
5) Leiden der Ortenb. Familie. 2 Theile.
(Werden nicht getrennt. ))))) 1 — 12 —
6) Kleine Romane u. Erzählungen. - ıfter
u. 2ter Band, jeder — 18 —
— — Z3ter u. 4ter Band, jeden 1 — 12 —
— — Ster u. oter Band, jeden — 16 —
2) Geſchichte bes beutſchen Reichs. 2 Thel
le, 5 2 8 ı Thlr. 6 Gr.
Um die, wie oben beftimmten, herabgeſetzten {
unge zu ale dach Mere
Jahre 1822 u i
be 1823 treten bie bisherigen Preiſe
kelpiig, im December 1821.
Paul Gotthelf Kummer,
eb a a, nn
So eben erfteint und iſt durch alle Buchhandlungen zu
bekommen:
Drei einfache Grundbegriffe der aͤlteſten
und einzig ächtgebliebenen Freimaurerei.
Aus den kuͤrzlich auf Cypern ausgegras
benen Ueberreſten des Tempel-Ordene
entnommen. Nebſt einer heiligen Reli:
guie: „der Charakter des Maurerbune
des,“ und einem Schlußgebet des Autors!
worin der reine Endzweck des Ordens, in welchem
alle Hieroglyphen ſich auſloͤſen, endlich einmal deut⸗
lich ausgeſprochen if. Vom Grafen €... nos
aͤchtem Maurer der hoͤchſten Grade und Maltheſer⸗
Ritter, bei ſeiner Rückkehr aus dem Morgen lande,
allen Bruͤder-Maurern und Kreuzfahrern von 1894
zum Wegweiſer, dem Fuͤrſten v. Hohenlohe ſo wie
der Geiſtlichkeit aller Confeſſtonen aber gewidmet,
fie zu ihrem einigen Zwecke zurückzuführen: mit Ber
ziehung auf Herrn Profeſſor Steffens und ſein
Buch: Caricaturen des Heiligſten. (Ju
allegoriſchem ſauber ausgemalten Umſchlage, worauf
die bedeutſamſten Hieroglyphen reinſter Freimaurerei )
Breslau, bei Reinhard Friedrich Schone
12 Gr.
Der Verleger begnügt ſich, zu rken:
vielleicht nur elfjutdentne 195 u 1255 1
Logen ausgeſchiedenen hohen Maurers, bi i
ihres Titels ganz erfullt. eee
An die Beſitzer von Scarpa's Abhan d⸗
lung über die Bruͤche. {
Der Druck des Nachtrages zu dieſem Wer
Herr Hofrath P. Seller ver einigen —
digt hat, wird bald vollendet ſein. Es enthält derſelbe nicht
allein eine neue Abhandlung Scarpa's über die S
kelbruͤche, nebſt der Darſtellung der Theile der Leiſten 19
gend, welche bei denſelben in Betracht kommen, nach u
derloni's meiſterhaften Zeichnungen, und mehrere Zuſs e
zu den Abhandlungen über die Leiften- und Nabelbruͤche 4
dern auch Scarpa’s Abhandlung über den Mittel.
fleiſchbruch, welcher ebenfalls Kupferſtiche nach Zeichnungen
von Anderloni beigefügt fird. Es würde mir lieb fein
wenn diejenigen, welche diefe Schrift zu beſigen twänfdhen,
ſchon von jetzt an bei den Buchhandlungen, welche ihnen vi
naͤchſt liegen, Beſtellungen auf dieſelbe machen, und dieſe 125
ihren Bedarf bald anzeigen wollten, damit ich mich mit der
. i . 2 6 Verſendung darnach richten
ann, welche in den erſten ochen des I!
folgen wird. P e wer.
Lelpzig, d. zaften November 1821.
W. Engelmann,
— —
Des Deud von
Bretschneideri, Dr. C. Th., Lexicon novi testa-
menti graeco-latinum manuale. 8 maj.
ſchreitet bedeutend vorwärts, und wiederhole ich in Bezug
auf meine frühere ſpectellere Ankündigung, daß der Sub⸗
ſcriptionstermin ſich mit Erſcheinung des Werkes ſelbſt
Thließ. Der Preis iſt voraus nicht zu beſtimmen, doch
bleibt den Subſceibenten bei directer Verhandlung mit mir
ſelbſt 1 des nachhertgen Ladenpreiſes, fo wie Subſtriptions-
ſammlern außerdem das 13te Exemplar gratis zugeſichert.
Den Proſpectus, gedruckt mit den Lettern und im For⸗
Sell des Werks, kann man in jeder Buchhandlung er-
alten.
Leipzig, im November 1821.
Joh. Ambr. Barth.
Bei Anton Strauß, im Comptoir des öfterr. Beobach⸗
ters in Wien, und in allen Buchhandlungen iſt zu haben:
Der Militair⸗Geſchaͤftsſtyl
in tabellariſcher Hinſicht.
Enhaltend:
Eine allgemein faßliche Anleitung, wie man noͤthigenfalls
alle im Militair vorkommenden Dienſteingaben tabellariſch
entwerfen kann, dann 145 Formulare, zu den gewoͤhnlich
vorkomme den tabellatiſchen Auffägen im Dienſt, Rechnungs-,
Pecunial⸗, Monturs: und Verlaſſenſchaftsfache, dann bei
ſonſtigen Faͤllen, und die Verfaſſung der im Militair be⸗
ſtehenden Dienſt-Protocolle u. ſ. w.
Verfaßt von
A. Rittig v. Flammenſtern,
k. k. Ertillerie- Hauptmann.
Gr. 8. Wien, 1821. Broch. 1 Fl. Conv. Münze,
Bei Reinhard Friedrich Schöne, Buch haͤnd⸗
ker in Breslau, erſchien fo eben und iſt in allen Buch⸗
handlungen zu bekommen:
Schmalz, E. A. W., Rettungen des Men:
ſchenlebens. Eine heilige Angelegenheit,
zur allgemeinen Beherzigung, oder neue—
ſter, allgemein verſtaͤndlicher Unterricht uͤber die
Wiedererweckung und Herſtellung der
Scheintodten, oder durch ploͤtzliche Zufaͤlle ver—
ungluͤckter Perſonen; namentlich: der Ertrunkenen,
Erfrornen, Erhaͤngten, Betaͤubten, Erſtickten, vom
Blitz Getroffenen, von einer Hoͤhe Geſtuͤrzten, Ver—
gifteten, Verblutenden, Verbrannten, heftig Er—
ſchreckten, Betrunkenen, Ohnmaͤchtigen, vom Schlage
Getroffenen, beim Verſchlingen, bei den Zufaͤllen
neugeborner Kinder u. ſ. w. Aus den beſten groͤße—
ren Werken zuſammengeſtellt, beſonders fuͤr den
Buͤrger und Landmann, dann aber auch zum Ge—
brauch in Volksſchulen bearbeitet. Gr. 8. Geh.
6 Gr.
Deſſen kurzgefaßte deutliche Anweiſung zu
einem geſetzlichen und zweckmaͤßigen Ver—
halten bei Proceffen, buͤrgerlichen Streitig—
keiten und ſonſtigen Rechisangelegenheiten. Nach
den Vorſchriften des Geſetzlichen gemein verſtaͤndlich
bearbeitet. Gr. 8. Geh. 6 Gr.
Taͤgliches Taſchenbuch für alle Stände auf
das Jahr 1822. Mit 1 Charte. In rothes os
der gebunden. 20 Gr. Saͤchſ. N
., Ermuniert durch den ungetheilten Beifall, welchen die
fruͤhern Jahrgaͤnge diefes Taſchenbuchs erhalten haben, be—
ſorgten wir fuͤr das Jahr 1822 eine ganz neu umgearbeitete
mit wichtigen Zufägen vermehrte Auflage, die gewiß in jeder
Hinſicht den uns zu erkennen gegebenen Wuͤnſchen ruͤckſichtlich
der nöthigen Umarbeitung dieſes Taſchenbuchs entſpricht und,
fo feinen ſchon laͤngſt allgemein anerkannten Werth um Vie⸗
les erhoͤht. 0
Gotha, den iſten December 1821.
Ettinger'ſche Buchhandlung.
So eben hat die Preſſe verlaſſen:
Erinnerungen v. A. v. Schaden. Alter Band.
Enthaltend: Licht und Schatten — Tuͤcke des
Schickſals. 8. Glogau, bei Carl Heymann.
Broch. 18 Gr. Er
Ein zweiter Clauren, wird der Verfaſſer dieſer Erin⸗
nerungen bald wie jener ein Liebling der deutſchen Leſe⸗
welt ſein. C.
Bei Reinhard Friedrich Schöne, i
ler in Breslau, erſcheint ſo eben und iſt durch alle Buch⸗
handlungen zu bekommen:
Geſchichte und Beſchreibung der ehemali—
gen Burgveſten und Ritterſchloͤßer der
preußiſchen Monarchie. Mit Kupfert. Erz
ſtes Heft. 16 Gr.
Bei C. G. Kretſchmar in Chemnitz iſt fo eben er⸗
ſchlenen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Liechtenſtern, J. M. Freih. v., Handbuch der
mathematiſchen und phyſiſchen Welt- und Erdbe—
ſchreibung. Zte umgearheitete und ſehr vermehrte
Auflage. Gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr.
So eben wird verſandt:
Iſis von Oken. 1821. 1tes Heft.
(Der Jahrgang, 12 Hefte mit vielen Kupfern, koſtet
8 Thlse.)
Inhalt:
An die deutſche Jugend. — Zeitung des Baldomero Fila-
lethes. — Bemerkungen zu Condoccet's avis aux Es-
pagnols. — Mirakel, gar nicht wunderbar (gegen die
Hohenlohe'ſchen Wunbereuren). — Grohmann, Or⸗
ganon des pfychiſchen Lebens. — Ueber das Vorkommen
des Wavelits bei Gieſen von Wernekink. — Hum⸗
boldt, neue Unterſuchungen über die Geſetze der Ver⸗
theilung der Pflanzenformen. — Ueber Oken's, Schu⸗
bert's, Nees und Goldfuß naturwiſſenſchaftliche Lehr⸗
bücher. — Ueber Weber de aure et auditu hominis
et animalium. — Analyse des travaux de l’Acade-
mie des sciences de Paris. — Opitz's Naturalien
Ta ſchanſtat in Prag. — Fortſetzung des Inſecten⸗
Verzeichniſſes derſelben. — Anzeige einer oͤkonomiſch⸗
techniſchen Flora Boͤhmens.
Kipzig, den Zien December 1821.
F. A. Brockhaus.
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
No. III. 1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem eiterariſchen Converſations- Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quartz Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag;
netismus in Octav-Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Subſeriptionsanzeige.
Alle reſp. Buchhandlungen werden erſucht, auf folgende
Schrift bis Ende Januars 1822 Subſcription anzu⸗
nehmen: a
„Hiſtoriſche Darſtellung aller der Feſtlich—
„keiten, welche bei dem feierlichen Ein—
„zuge und waͤhrend der allbegluͤckenden
„Gegenwart Sr. Maj. Georg IV., Koͤnigs
„von Großbritannien und Hannover ır.
„in Hoͤchſtdero deutſchen Staaten im Det.
„1821 veranſtaltet worden ſind. Nebſt
„Ruͤckblicken auf aͤhnliche Ereigniſſe fruͤ—
„herer Zeiten; verziert mit Abbildun⸗
„gen u. ſ. w. Ein Denkmal für Jung und
„Alt aus allen Staͤnden, zur Erweckung
„der Liebe und Anhaͤnglichkeit an Koͤnig
„und Vaterland, ſo wie jeder Buͤrgertu—
„gend.“
Das Weitere beſagt folg. Inhaltsanzeige der
Hauptbeſtandtheile: Ruͤckolicke auf die Vergangenheit.
— Reiſeroute Sr. Maj. von London nach Hannover und
von hier dorthin zuruck. — Ausführlichere Beſchreibung aller
Feierlichkeiten, die zum Empfange Sr. Maj. eh in
der hieſigen Reſigenz als in den übrigen Theilen des Koͤnig⸗
reichs veranſtaltet worden, gleichviel ob ſolche völlig in Aus⸗
führung gebracht oder wegen zu kurzer Dauer des Aufent⸗
halts Sr. K. M. (heilweiſe oder gänzlich unterblieben find,
weil der König nicht dahin gekommen. — Alle bei dieſer
Gelegenheit erſchtenenen Gedichte (hier zum erſtenmale
vollſtaͤndig zuſammengetragen), Programme ꝛc. nebſt ei⸗
ner Liſte aller zu Hannover im October anweſend geweſener
Fuͤrſten, Diplomaten u. a. beruͤhmter Perſonen. — Dieſem
werden beigefügt: Das ahnliche Portrait Georgs IV.
— Abbildungen der denkwuͤrdigſten Ehrenpforten, Triumph⸗
bogen, Illuminationsanordnungen (Transparente, Gemaͤlde,
Allegorten), Pläne von der großen Revue, Jagd, des
Feuerwerks (als Nachtſtuͤck illuminirt), Anſichten des Ca⸗
rouſſels und der Reiter im fpan. Coſtuͤme ıc. Gezeichnet
theils vom Hrn. Hofmaler Ramberg, Hrn. Hof:
baurath Laves, theils von andern guten Kuͤnſtlern zu
Hannover und Göt ingen. —
Um aber bie Stärke der Auflage beſtimmen zu koͤnnen,
ſchlaͤgt der Herausgeber den Weg der Subfcriprion ein;
indem nur wenige Exemplare nachher in den
Buchhandel kommen werden. — Bis Neujahr
bleibt der Gubferiptionstermin im Koͤmgreich Pennover und
bis Ende Januar 1822 im Auslande offen. Dann
werden die Herren Sammler um gefällige Einſendung der
Liſten erſucht, auf welchen Stand, Namen und Wohn:
ort der reſp. Hrn. Unterzeichner deut ich einge a⸗
gen wol deg, indem eine Lifte derſelben dem Werkchen dor:
gedruckt werden fol. Der Subſeriptionspreis beträgt
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
für das Ex auf gutem weißen Druckpapter zwei Tha⸗
ler Conv. Münze, auf Schretbpapier einige Gro-
ſchen mehr. Dafür erhalten die Herren Subferibenten die
erſten Abdruͤcke der Abbildungen und ihr Ex. bis
Leipzig koſtenfret. Nach Ablauf obigen Termins werden die
wenigen uͤbrigen Ex. um 3 höher zu ſtehen kommen. — Au
ſechs Ex. erhalten die refp. Sammler ein Freiex. —
Ausfuͤhrlichere Anzeigen ſind annoch abzufordern bei dem
Herausgeber. a
Hannover, im November 1821.
Dr. H. Dittmer,
Koͤſelerſtraße No. 333 5
„Französische Literatur,
1821. Dreizehnter Bericht.
Bei Leopold Voss (Ritterstrasse, neues Haus)
in Leipzig sind zu haben:
Remusar (Abel) Histoire de la ville de Khotan, tirée
des annales de la Chine et traduite du chinois etc.
In g. Paris 1820. Broch. 1 Thlr. 18 Gr.
REYNAUD (A. A. L.) Traité Palgebre à Pusage des ele-
ves qui se destinent a l'école royale polytechnique etc.
5me edition. In g. Paris 1821. Broch, 2 Thlr. 6 Gr.
RICHARD (A.) Formulaire de poche ou recueil des for-
mules les plus usitecs dans la pratique de la médecine.
2de édition augmentée. In 18. Paris 1821. Broch.
1 Thlr.
RICHE-EN-OUZUIE ou le nouveau Vadé; contenant
les aventures plaisantes et divertissantes du carnéval
etc., publié par un enfant de la joie ete, In 12. Paris
1821. Broch. 18 Gr.
ROBERTSON (W.) Recherches historiques sur Inde an-
cienne ete. Nouvelle édition revue, avec deux cartes.
In g. Paris 1821. Broch. 3 Thlr. >
ROCHE (L. C.) Refutation des objections faites à la nou-
velle doctrine des hevıes, ou 1 la non - existence des
fievres essentielles. In g. Paris 1821. Broch. 1 Thlr.
ROLAND (Mme) Memoires; avec une notice sur sa vie,
des notes et des éclaiicissemens histoxiques par Ber-
ville et Barriere. 2 vols. In g. Paris 1820. Broch.
5 Thlr. 6 Gr.
Romances (Les) du Cid, imitees de l' espagnol. Nou-
velle édition. In 18. Paris 1821. Broch. 1 Thlr. 6 Gr.
Rogveronr (B. de) De Etat de la poésie frangaise dans
les 12me et 13me siecles etc. Nouvelle edition. In g.
Paris 1821. Broch. 2 Thlr. 12 Gr.
Rorrou (J) Oeuvres, en cing volumes. Vol. 2d, In g.
Paris 1820. Broch. 3 Thlr.
(Vol. 1er. 3 Thlr.)
RovsszAv (J. J.) Oeuvres. Edition- Touquet. Vol. gme.
In 12. Paris 1821. Broch. 22 Gr.
(Vol. 1er à me 6 Thlr. 10 Gr.)
Roussıtre (F. C. De la) Du Sentiment
son principe et son application. In g.
Broch. 12 Gr. 5 1 \
Box (A. Louis) Nouveau Traite des difficultes de la
langue francaise, avec leurs solutions, d 2 15 de c&-
lebres grammaitiens et le sentiment de académie.
ame édition. In 12. Paris 1821. Broch. 15 5%:
Sısarıer (Abbe) Abrege des trois siecles de la littera-
ture frangaise etc. In 12. Paris 1821. Broch. 1 Thlr.
6 Gr. 1 a}
Sıcr (Baron Silvestre de) Les Séances de Hariri, pu-
bliées en arabe, avec un commentaire choisi. Partie
lere. In fol. Paris 1821. Broch. 14 Thlr. 12 Gr.
SAIN T- Eprz, Constitution et organisation des Carbo-
nari ou documens exacts sur tout ce qui concerne
Vexistence, l’origine, et le bur de cette société secrete.
In g. Paris 1821. Broch. 1 Thlr. 18 Gr. 5
SAINT PIERRE (J. H. B. de) Oeuvres completes, mises
en ordre et precedees de la vie de Tauteur par L. Aimé-
Martin. 15 Vols. In 18. Paris 1820. Broch. 15 Thlr.
SATN T- STM ON (II.) Du Systeme industriel. Ing. Paris
1821. Broch. 1 Thlr. 18 Gr. 1 /
SALA BERRY (Comte de) Essais sur la Valachie et la Mol-
davie, theätre u ne dite Ypsilanti, In g.
i 21. Broch. r.
3 (he) et la s la France. Par M. Pabbé D.
Ing. Paris 1821. Broch. 1 Thlr. 18 Gr. }
Sarazın (J.) L'Amour maternel ou de l'avantage d al-
laiter ses enfans. Poëme en quatre chants. In g. Paris
religieux dans
Paris 1821.
21. Broch. 1 Thlr. 15 Gr. b
3 1 du dix-neuvieme siecle. Par un officier de dra-
gons. In g. Paris 1821. Broch. 21 Gr.
S$SAvquaıne-Sourscne (M.) Trois ‚Regnes de Thistoire
d'Angleterre, precedes d'un ‚precis sur la monarchie
depuis la conqudte, et suiyis d un tableau abrege de
la constitution et de Padministration anglaises. 2 vols.
In g. Paris 1819. Broch. 4 Thlr. 6 Gr. ) ">
SFECRETATRE (Le) des amans, ou lettres d'amour, e
clarations, am etc. me edition. In 18. Paris
1. 1
a e In 12. Paris 1821. Broch. 1 Thlr.
Skoun (Comte de) Abrégé de histoire universelle en
cienne et moderne à Pusage de la jeunesse. Orné de
150 cartes et gravures. Vol. 26me et me. In 18.
Paris 1821. Broch. 1 Thlr. 2 Gr.
(Vol. 1er a 25me 21 Thh.)
— Histoire universelle, ancienne et moderne. Avec
atlas par P. Tardieu. Vol. ıer a 4me. In g. Paris
Broch. 12 Thlr.
1821. 107 5
„NIN (M. J.) Du Public, de l’autorite et du theä-
Te ann 185 Paris 1821. Broch. 12 Gr. 5
Sımonor (J. F.) Lettres sur la Corse etc. In g. Paris
1821. Droch. 1 Thlr. 18 Gr.
SN ET (J. L. T.) Perfectionnement de la culture des
grains nommés Céréales. In g. Paris 1821. Broch.
12 Gr. Er: i
g C. L. Simonde de) Histoire des Francais.
el ar a In g. Paris 1821. Broch. 8 Thlr.
Sıstime (Nouveau) bibliographique, mis en usage pour
la connaisance des encyclopedies, en quelque langue
welles soient écrites etc. In 12. Paris 1821. Broch.
hlr. 6 Gr. : 2 .
Sıx ande % la revolution frangaise ou précis des prin-
cipaux evenemens correspondans à la durée de ma dé -
eu” de 1792 A 1797. Par F. D. Ing. Paris 1819.
roch. 2 Thlr. 12 Gr. 0 l
5 (Les) * la jeune Lodoiska ou reereations anec-
dotiques et morales des jeunes demoiselles. Par Mme
Gabrielle de P. Oruees de 6 grav. In 18. Paris 1819.
Broch. 15 Gr,
I —— F
—— — — ——— ͤ — —— — ˙—ä—ᷣ .4VdV2ww — nn
— [m nn nn
Sotwentas du Musée des monumens francais. Collee-
tion de 40 dessins perspectifs graves au trait rẽpresen -
tant les principaux aspects sous lesquels on a pu con-
siderer tous les monumens reunis dans ce musée. Des-
sinds par Biel et gravés par Normand avec un texte
explicatif par Bres. Cahier 1er et 2d. In fol. Paris
1821. Broch. 3 Thlr. 12 Gr.
StaAL (Mme de Oeuvres. 2 vols.
Broch. 5 Thlr. 18 Gr.
Memoires, écrits par elle-m&me. 2 vols. In 12.
Paris 1921. Broch. 1 Thlr. 12 Gr.
Sraer (Mme la Baronne de) Oeuvres completes, pu-
bliees par son fils; précédées d'une notice sur le ca-
ractère et les Ecrits de Mme de Stael, par Mme Necker
de Saussure.. Vol. 15meà 17me. Ing. Paris 1821. Broch.
7 Thlr. 12 Gr.
Le m&me ouyrage.
5 Thlr. 18 Gr. .
(Vol. fer à 14me. In g. 35 Thlr. In 12. 17 Thlr. 12 Gr.)
Auch unter dem Titel: Oeuvres inédites. Vol. 1er.
Dix annees d' Exil. Vol. 2d. Essais dramatiques. Vol.
5me. Melanges.
TAzgrertes de la reine d’Angleterre, ou se trouvent
inscrit, jour par jour, par l’ordre de S. M. les évé-
nemens les plus remarquables de son voyage etc.
Trad. de l'italien sur les manuscrits züchten de
la reine d'Angleterre par Desquiron de St. Aignan.
Ornees de portraits. In g. Paris 1821. Broch. 2 Thlr.
3 Gr.
— biographiques de la chambre des députes etc. In g.
Paris 1821. Broch. 15 Gr.
— — de la chambre des pairs, pour servir d'explica-
tion à tous les tableaux statistiques de cette cham-
bre. In g. Paris 1821. Broch. 15 Gr.
Tasru (Mme Amable) La Chevalerie frangaise. In 1g.
Paris 1821. Broch. 1 Thlr. 6 Gr.
TININMIN CR et MrrirraEy LAucıer, Nouveau Recueil
de planches coloriees d'oiseaux, pour servir de suite
et 5 complement aux planches enlumindes de Buf-
‚fon, édition de l’imprimerie royale 1770. Livr. 11me.
In 4. Paris 1821. Broch. 4 Thlr. 6 Gr.
(Livr. ire à 1ome 42 Thlr. 12 Gr.)
TEN AUx, Mömoire sur les expériences faites a St.
Ouen pour la conservation des grains dans un silo
ou fosse souterraine. In g. Paris 1820. Broch. 15 Gr.
TnAER (A.) Description des nouveaux instrumens d’a-
griculture les plus utiles. Trad. de P'allemand par
Mathieu de Dombasle. Avec 26 planches. In 4. Pa-
ris 1821. Broch. 6 Thlr.
Tursaro (L. J.) Traits de chimie élémentaire, theo-
rique et pratique. 5me edit. 4 vols. In 8. Paris
1821. Broch. 13 Thlr. 12 Gr.
Tuorer (Abbe) De l’Origine des sociétés et absurdité
de la souverainete des peuples. 5me edition. In g.
Paris 1821. Broch. 2 Thlr.
THOUIV (A.) Monographie des greffes ou description
technique des diverses sortes de greffes employees
pour la multiplication des vegetaux. In 4. Paris
1821. Broch. 2 Thlr. 18 Gr.
Tuourer (J. G.) Tableaux chronologiques de P’histoire
ancienne et moderne, pour l’instruction de mon fils.
Partie ıere (depuis les temps les plus recules jusgwä
l’ere chretienne). In fol. Paris 1821. Broch. 12 Thlr.
12 Gr.
Tuvıreur des trente- trois degrés de l'ecossisme du
rit ancien, dit accepté; auquel on a joint la rectifi-
cation, Pinterprétation et l’etymologie des mots sa-
crés, de passe, d’attouchement, de reconnoisance etc.
Avec 21 planches. Nouvelle edit. augmentee, In 8.
Paris 1821. Broch. 3 Thlr.
In 8. Paris 1821,
In 12. Paris 1821. Broch.
TrssrRAND (M.) Traité eldömtaire d'arichmétique de-
eimale, à l’usage des écoles primaires. In 12. Paris
1821. Broch. 18 Gr.
Trssor, Precis ou histoire abregee des guerres de la
revolution frangaise, e 1792 A 1815. Partie ade.
In g. Paris 1821. Broch. 2 Thlr. 12 Gr.
(Partie 1ère 2 Thlr. 12 Gr.)
TowcuAarn (Mme R. H.) Les Soirées de Rosebelle, ou
jolies histoires rapportées par une bonne mere, pour
former le coeur de ses enfans. In 12. Paris 1821.
Broch. 1 Thlr. 6 Gr.
TouchARD-LArossE (G.) Le Lutin couleur de feu
ou mes tablettes d'une annge etc. 2de édition. In 12.
Paris 1821. Broch. 1 Thlr. 15 Gr.
TaAıte du jeu de billard, avec un vocabulaire de
tous les termes usités a ce jeu. Par M. B. M. In 12.
Paris 1821. Broch. 18 Gr.
Tarompme (Du) inevitable et prochain dee principes
constitutionnels en Prusse, d’apres un ouvrage im-
prime, traduit de l’allemand de M. Koreff. Avec un
ayant-propos et des notes de N. Benjamin Constant.
In g. Paris 1821. Broch. 16 Gr.
Troısv£evee (F. Th. de) Division naturelle des tem-
péramens, tirée de la fonctionomie. In g. Paris
1821. Broch. 12 Gr.
Trousser- DrTVINcOURT (J. F. A.) Memoire sur le
mal de gorge des enfans, connu sous le nom de
Croup. 2me edit. In g. Paris 1821. Broch. 10 Gr.
UrrecHht-Frrever (Mme) Le Confiseur royal ou
Tart du confiseur devoile aux gourmands etc. 6me
edit. In 12. Paris 1821. Broch. 1 Thlr. 6 Gr.
VArorı (Comte de) Journal militaire de Henri IV.,
depuis son départ de la Navarre; rédigé et collationé
sur les manuscrits originaux etc. Avec dessins et
fac-simile. In 8. Paris 1821. Broch. 2 Thlr. 12 Gr.
VAux-pe-vıre d' Olivier Basselin, poste normand
de la fin du ı4me siècle, suivis d'un choix d’anciens
vaux- de- vire, de bacchanales et de chansons, pos-
sies normandes soit inédites, soit devenus excessive-
ment rares, publiés avec des dissertations, des notes
et des variantes par L. Dubois. In g. Paris 1821.
Broch. 3 Thlr.
Vercanı, Racconti istorici messi in lingua italiana.
Nuova edizione da Piranesi. In 12. Paris 1820.
Broch. 1 Thlr. 12 Gr.
Freunde der französischen Literatur, welche ilıren
Bedarf direct von mir beziehen, geniessen einen
bedeutenden Rabbat, wodurch meine Preise den
Parisern ganz gleich werden. Altere Artikel,
wrelche ich zufällig nicht auch vorräthig haben sollte,
kann ich aufs schnellste kommen lassen.
Leopold Voss in Leipzig.
Im Verlage des Buchhändler Joh. Georg Heyſe
in Bremen iſt fo eben erſchienen und an alle gute Bud:
handlungen Deutſchlands verſandt:
Deutſches Leſebuch. Eine Auswahl zweckmaͤßiger Leſe⸗
ſtuͤcke zur Uebung im richtigen und ſchoͤnen mündlichen Aus,
druck und zum Unterricht in der deutſchen Sprache. Zu⸗
naͤchſt für die untern Claſſen der bremer Vorſchule.
38 Bogen in gr. 8. 1 Thlr.
Hastings, Karl, M. Dr., Abhandlung über die
Entzündung der Schleimhaut der Lungen. Nebst
einer auf sie sich gründenden Untersuchung über die
Contraditaet der Blutgefässe und die Natur der Ent-
zündung. Aus dem Engl. übersetzt von Dr. Gerh.
von dem Busch. 32 Bogen in gr. 8. 2 Thlr. 6 Gr.
Bärmann, G N., Dolch und Maske. Ein Fahrgeſchenk
für die deutſche Bühne. Erſte Gabe. 21 Bogen in 8.
Geheftet. 1 Thlr. 4 Gr.
Inhalt:
Die Seeraͤuber auf Heiligland.
Die Schule der Maͤnner.
Welcher tft mein Vetter ?
Die Briefe.
Bei Anton Strauß, im Comptoir des öfkerr. Beo⸗
N in Wien, und in allen foliden Buchhandlungen iſt
zu haben:
Militairiſches Geſchaͤfts-Handbuch.
5 Enthaltend:
Eine ſyſtematiſche Anleitung zum Milttatr⸗Ge⸗
ſchaͤfsſtyl, nebſt einer Menge ausgearbeiteter
Beiſpiele von Geſuchen, Bittſchriften und andern
Aufſaͤtzen im Dienft und Rechnungsfache, fo wie eine allge⸗
mein faßliche Anleitung, wie man nöthigenfalls alle
im Militatr vorkommenden Dienſteingaben tabellariſch
entwerfen kann, dann 145 Formulare zu den gewoͤhn⸗
lich vorkommenden tabellariſchen Auffägen im Dienft:, Rech⸗
nungs ⸗, Pecunfal«, Monturs- und Verlaſſenſchafts⸗Fache,
dann bei ſonſtigen Fällen, und dle Verfaſſang der im Mlili⸗
tair beſtehenden Dienft. Pretocolle ꝛc. für Officiere der
k. k. Armee.
Herausgegeben
von
A. Rittig v. Flammenſtern,
k. k. Artillerie: Hauptmann.
Dritte verbeſſerte, und mit Berichtigungen aus den neueſten
Dienſt⸗Normalien vermehrte Auflage.
In 3 Abtheilungen.
Gr. 8. Wien, 1821. Broch. 2 Fl. Conv. Münze.
So eben wird ausg ' 'geben:
Allgemeine medicinische Annalen für 1821,
11tes Heft.
ar Jahrgang, aus 12 Heften beftehend, koſtet 6 Thlr.
r.
Inhalt: A
Kritische Recensionen über Passavant, über
den Magnetismus; Dreyssig’s med. Klinik; Rich-
ter's Therapie; Jahn’s Klinik der chronischen
Krankheiten; Nasse, über Leichenöffnungen; die
wichtigsten Bäder Europa’s; Ziegler's Ansichten
von der Hundswuth; fünf Hefte chirurgischer
Rupfertafeln; Helling's Augenkrankheiten; Die
tionnaire des sciences médicales; a treatise on di-
seases of the eye by Vetch; a synopsis of tlie di-
scases of the eye and their treatment oy Travers.
Allgemeine literarische Anzeigen über
24 deutsche, 5 italienische, 2 französische und
ı englische med. Schriften.
Journalistik. Bericht über g med. Zeitschriften.
Kleine akademische Schriften. Bericht über
61 Inaugural - Dissertationen der Universität Berlin.
Lesefrüchte für practische Arzte. Ver
schluckte Gabel.
Local- und persönliche Notizen und li-
terarische Anzeiger,
Diefe Zeitſchrift wird auch für 1822 auf's regelmaͤßkgſte
fortgeſetzt und alle Buchhandlungen und Poſtaͤmter nehmen
Beſtellungen darauf an.
Leipzig, den Zten December 1821.
F. A. Brockhaus.
16
Bei J. F. Hammerich in Altona iſt erſchienen und
in allen Buchhandlungen zu haben:
Phalaͤna, oder Leben, Tod und Auferſte⸗
hung, von Th. H. Friedrich. Mit einer bio⸗
graphiſchen Vorrede von K. G. Praͤtzel. xxxzv
und 188 Seiten in 8. 22 Gr.
Der als ©: tyrifer, eine Zeitlang wenigſtens, berühmte
und durch feine Lebens ſchickſale, worüber uns das, von Herrn
Präͤtzel verfaßte, biographiſche Vorwort weitere Nachricht
gibt, ausgezeichnete Verfaſſer, beſchloß mit Ausarbeitung dies
ſes, nach feinem Tode von feinen Freunden herausgegebenen,
Buchs feine fHriftttellerifche Laufbahn. Man kann ſich eines
ſehr wehmü'higen Gefuͤhls nicht erwehren bei dem Gedanken,
daß ein Mann fo hellen Geiſtes, und von einer fo lebendigen
Ueberzeugung, die Erwartung nach dem Tode be’reffend, wie
ihn dieſe Schrift bezeichnet, dennoch ſo enden konnte, wie
er, wentgfteng aller Wahrſcheinlichkeit nach, geendet hat. Die
Vernunftgründe für ein kuͤnftiges Sein find hier ſehr licht⸗
voll und auf eine Art, die den Selbſtdenker verräth, zuſam⸗
mengeſtellt, und die Hypotheſen von einer Seelenwanderung
— und Trausſtellation — wenn ſie gleich, beſonders die erſte,
ſehr großen Zweifeln unterliegen, wen igſtens auf eine Art
vorgetragen, die das eigene Nach denken und Pruͤfen des Le⸗
ſers ſehr in Anſpruch nimmt. Auf jeden Fall verdient diefe
Schrift, als eine ſehr lehrreiche und unterhaltende, vor vie⸗
len andern, die denfelben Gegenſtand behandeln, ausgezeich⸗
net zu werden.
Freunden einer unterhaltenden, erheiternden dectüre, und
Beſitzern von Lethbibllotheken ſind folgende zwei, jüngft in
kritiſchen Blättern ſehr vortheilhaft beurtheilte Werke zu
empfehlen:
Miltitz, E. B. Freih. von, Ausſtellungen in ver:
miſchten Erzaͤhlungen. 2 Baͤndchen mit Titelkupfern.
8. 3 Thlr.
Sydow, Freih. von, koͤnigl. preuß. Hauptmann,
Silberbluͤthen, Novellen, poetiſche Erzaͤhlun—
gen und Gedichte. 2 Baͤndchen mit Titelkupfern.
8. 3 Thlr. *
Woͤrtlich jagt der Beurtheiler unter andern:
„Lieblich duften die letzten, Außert angenehm unterhal⸗
ten die erſten; Bilder, aufgefaßt aus dem wirklichen Leben,
lieferten den Stoff zu dieſen Erzählungen. Wohlthuend wer⸗
den ſie auf das Gemuͤth des freundlichen Leſers wirken, denn
alle bewegen ſich in kraftvoller lebendiger Handlung, und
weihen uns bei einer ungelünftelten Verknuͤpfung intereſſan⸗
ter Momente in anziehente Verhaͤltniſſe ein, die ſich auf das
innigſte verſtricken, auf den Ausgang ſpannen und, ohne zu
befremden, mit der Aufloͤſung überraſchen.
Zu haben in allen guten Buchhandlungen.
Bei Reinhard Friedrich Schone, Buchhändler in
Breslau, erſcheint ſo eben und iſt in allen Buchhandlun⸗
gen zu bekommen:
Allgemeine deutſche Volksnaturgeſchichte, mit
vor zuͤglicher Beruͤckſichtigung der Hein ath. Nebſt einem
Anhange, welcher die wichtigſte auslaͤndiſche Naturgeſchichte
in gedröngter Vollſtändigkeit abhandelt. Für Schule und
Haus bearbeitet von J. E. Görlitz. Mit illuminirten Ab⸗
vildungen auf Stein gezeichnet von M. Muͤcke. xx und
792 Seiten. Gr. 8. 3 Thlr. 12 Ge.
Kleine Naturlehre für Kinder und Kinder⸗
freunde. Ein Leitfaden bei der erſten Unterweifung in
dieſer nuͤtzlichen Wiſſenſchaft in Buͤrger⸗ und Landſchulen;
18 * ein Weihnachts: und Praͤmiengeſchenk. 8. Geh.
2 Gr.
Krähhähnchen! Ein ganz neues ABE Bilder:
und Leſebuͤchlein für folgſame und fleißige Kinder ven
4 bis 10 Jahren, worin auch manche huͤbſche Fabeln und
kleine Geſchichten vorkommen. Mit 45 Abbildungen aus
der Naturgeſchichte, und einer feinen ausgemalten Vignette
von Gubitz. In illuminierten Eindand. 1 Thlr.
Die vaterlaͤndiſchen Giftpflanzen und Gift⸗
ſchwaͤmme, in naturgetreuen forgfältig illuminirten Ab⸗
bildungen zur Schule und Selbſtbelehrung. Auf Stein
gezeichnet von M. Mäͤcke. 12 Gr. In Futeral 16 Gr.
Jeſus! unſer lieber Herr und Heiland, zum hei⸗
ligen Chrtſte und bei jeder feierlichen Gelegenheit. Das
allecbeſte Geſchenk fuͤe fromme chriſtliche Kinder, welche
auf die heilige Geſchichte des grötten Kinderfreundes be⸗
gierig find, und die Gebete und feligen Verheißungen uns
fers Glaubens frühzeitig in ihre jungen Herzen aufnehmen
wollen. Im Anhange: Jeſus in ſeinen Thaten, in
auverlefenen Beifpielen und Geſchichten; Denkſpruͤche aus
dem Munde Jeſu; Sittenſprüͤche und Klugheitslehren. Mit
einem ſaubern Holzſchutete von Gubitz. 8. Geh. 8 Gr.
Das betende Kind, welches mit gemüthlich einfältigen
Kindesworten zu feinem Gott und lieben Heilande fpricht,
und ſie um Beiſtand bittet, auf dem Wege zur Tugend und
Frömmigkeit. Entheltend: Gebete am. Tage, Morgen und
Abend, Dankgebete, Tiſchdebete, Krankengebete, Schulges
bete, Gebete zu Jeſu und bei Gelegenheit der vornehm
ſten Feſte; vermiſchte Gebete und Fuͤrbitten. Im Anhange:
Kinderlieder von Jeſu. Mit einer feinen Vignette von
Gubitz. 8. Geh. 8 Gr. 1
Kleines Gefhäfts und Converſatlons⸗Lexicon,
oder gebrängtes Verdeutſchungswoͤrterbuch vieler fremden
Ausdrücke und Redensarten, welche in Zeitungen, Reiſebe⸗
ſchreibungen, Rechnungen, Verordnungen, Beſchelden, an⸗
dern obrigkeitlichen Schriften und in der umgangsſprache
noch häufig vorkommen: beſonders nuͤtzlich und brauch⸗
bar für niedere Staͤdtiſche und Gensd'armerte-Beamte,
angehende Schullehrer, Gerichtsſchreiber, Schulzen, Rich⸗
ter, Geſchwornen, Gemeindeaͤlteſten u. ſ. w., wie uͤber⸗
haupt für jeden Bürger und Landmann. Nebſt einem ge⸗
nauen Verzeichniſſe aller lateiniſchen und deutſchen Abbre⸗
viaturen, welche der Geſchaͤftsfuͤhrung eigen find, und voll⸗
ſtaͤndigen Zirulstur Tabellen an die könkglichen Behörden,
die Geiſtlichkelt und das übrige Publtcum. Dritte verbeſ⸗
ſerte und mit vielen nützlichen Tabellen und Anhängen ſehr
bedeutend vermehrte Auflage. Gr. 8. Geb. 20 Gr.
Der Blumenſtrauß in neun Gebinden, Uebungs⸗
blätter für vorgeruͤcktere Blumenzeichner, in Kreidemanter
auf Stein gezeichnet, von M. H. Mucke. Quart. In
umſchlage. 12 Gr.
Erklaͤrung und Aufforderung.
Ich, unterzeichneter, erklaͤre hiermit, daß, wenn ich
der Einfaltspinfel bin, meine Ideale und Reale Philoſophie
das widerſinnig läppiſche Machwerk iſt, wozu Herr Rtr in
den Jenaiſchen Ergänzungtbiättern (No. go) beides verlaſtern
will, ich die Welt allerdings abſcheulich betrogen habe; und
verpflichte mich, allen Käufern dieſes Buches den
von mir dafür gelöften und zu löfenden Er;
trag wieder zurückzuzahlen, falls es mir nicht ges
Ungt, feine Recenſion ais eln bloßes Gewebe ſchamlos lügen⸗
hafter Verleumdungen urkundlich darzulegen. In dem ich fo
für meine Behauptung Ehre und Geld anſetze, wird doch
wohl der verkappte Wahrheitsfreund für die ſeinigen blos
feinen, mir ziemlich kenntlichen, Namen entgegenzuſeczen,
den Muth haben.
Breslau, den Sten December 182x.
D. E. T. L. Rambad.
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
No. IV.
1822.
Diefer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-⸗Blatte, der Ifis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Qugrt⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag-
netismus in Octav⸗ Format beigelegt ober beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's publicum gebracht. Die
Französische Literat ur.
1821. «Funfzehnter Bericht.
Bei Leopold Voss (Ritterstrasse, neues Haus)
in Leipzig sind zu haben:
CrAauser de Coussergues, Discours sur les fonds de-
stines aux dépenses secretes de la police etc. In g.
Paris 1821. Broch. 20 Gt. u -
Cochix (H.), Oeuvres completes. Nouvelle édition
classe par ordre de matieres, precedee d'un diseours
„.preliminaire, et suiyie dune table analytique par
M. Cochin. En huit volumes. Vol. ıer.et 2d in g.
Paris 1821. Broch. 5 Thlr. 1 2
CorLecrtron des constitutions, chartes, lois fonda-
mentales et actes constitutionnels des peuples de
I Europe et des deux Amériques eto. Par Dufou,
Durergier et Guadet. Livraison zme (Angleterre) in
8. Paris 1821 Broch. 1 Thlr.
(Livr. ire et 2me 2 Thlr.)
CorLIN (M., La Logique simplifiee ou le maitre de
logique elEmentaire, a l'usage des deux sexes. In 12.
Paris 1821. Broch. 20 Gr.
Cosstiturron militaire de la monarchie espagnole,
adoptee par les cortes nationales en 1821, et sanctio-
nee par 15 roi la m&me année; trad. par E. Nunnez
de l obogda. In 8. Paris 1821. Broch. 16 Gr.
Cors d' Espagne. Petite biographie des membres du
congres espagnol pour la legislature de 1820 et 1821.
Trad., de l’espagnol de Simon Leſranc. In 12. Paris
1821. Broch. 20 Gr.
Cornerrus Nepos, ex libris scriptis editisque recensi-
tus, selectis interpretum commentariis novisque
auctus cur. J. B. F Descuret et J. J. Le Clerc. In
8. Paris 1820. Broch. 5 Thlr.
Cours (Nouveau) complet d’agriculture theorique et
pratique etc. ou dictionnaire raisonné et universel
dagrıculture; ouvrage redige sur le plan de celui de
feu l’abb&e Rozier, dutch on a conserve les articles
dont la bonte a été prouvee par l’experience pax les
Membres de la section d’agriculture de Pinstitut de
France. Nouvelle édition augmentee. Vol6me. In
8. Paris 1821. Broch. 3 Thlr. 6 Gr.
(Vol. 1er a 5me, 16 Thlr. 6 Gr,)
CovuRrer (E.), Cours de tenue de livres en partie
double, dans lequel les mon compte, et les comptes
a demi sur doubles colonnes, le journal, inventaire
„etc. sont expligues d'une manière toute nouvelle.
In 4. Paris 1821 Broch. 2 Thlr. 6 Gr.
CRONIER (B.), Traite raisonné d’arpentage,
“sis 1821. Broch. 1 Thlr. 18 Gr.
Cuisintere La petite) habile en Part d’appreter les
alimens avec delicatesse et economie etc. Par Mad.
Fr. Nouvelle edit, augmentee, In 18. Paris 1821.
Broch. 12 Gr. b s
In 8. Pa-
Inſertions-Gebühren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Cvrrosıtzs (Les) de la ville de Milan et de ses envi-
rons. Livr. 11me, In 4. Milan 1821. Broch. 1 Thlr.
18 Gr.
. (Livr. ire à 10ome. 18 Thlr. 12 Gr.)
De LIN ANTOVIBIL IH des pasteurs du second ordre,
In 8. Paris 1821. Broch. 16 Gr.
D Worrostrrox parlementaire, ce qu'elle est, et ce
qu'elle doit étre en France. Par l’auteur de la France
telle que M. Keratry la reve etc. In 8. Paris 1821.
Broch. 9 Gr.
| Drmovrs (A. P.), Précis theorique et pratique sur
les maladies des yeux. In g. Paris 1821. Broch.
3 Thlr. 6 Gr.
Desscrrrtion de l’Egypte, ou recueil des observations
er des recherches faites en Egypte pendant Vexpedi-
tion de Parmée frangaise. ame edition, Livr. 16me
et ızme. In fol. Paris 1821. Broch. 6 Thlr. 16 Gr.
(Texte volum ıer 2 Thlr. g Gr. Planches livr.
11e a ı5me 50 Thlr.)
Desrix (P. J. A.\, Projet de compagnie d’assurances
mutuelles contre les frais de justice. In g. Paris
1821. Broch. 9 Gr.
Dic TON NATRE historique des cultes religieux etablis
dans le monde, depuis son origine jusqu' present.
Nouvelle edition augmentee. Vol. 4me. et dernier
avec suppläment. In 8. Paris 1821. Br. 2 Thlr. 12 Gr.
(Vol. ıer a 5me. 7 Thlr. 12 Gr.)
DicTionnArre des proverbes frangais. In g. Paris
1821. Broch. 2 Thlr. 4 Gr. N
Discours prononce dans Pautre monde pour la re-
ception de Napoleon Bonaparte le 5 Mai 1821, par
Louis Fontanes, ex- comte de l’empire, ex- president
du corps legislatif, ex-, etc. In 8. Paris 1821.
Broch. 9 Gr. a
Dovraure (J. A) Histoire physique, civile et morale
de Paris, de ses monumens, de ses édifices, de ses
institutions, des usages, des moeurs et des divers
etats de la eivilisation de ses habitans, depuis l’ori-
gine de cette ville jusgu’an tems present. Avec gra-
vures. Vol. 4me. In g. Paris 1821. Broch. 4 Thlr.
(Vol. ier a Zme. 8 Thlr.)
ErALEEVIIIE (M. D.) La Vie de Pofficier, po&me en
trois chants. In 18. Paris 1821. Broch. 1g Gr,
FTENETLON, Pensées et maximes, recueillies par M. Du-
cal. 2 vols. In 18. Paris 1821. Broch. 1 Thlr. 6 Gr.
FRAU Dx (J. B. de). Quelquse fables, ou mes loisirs.
Nouvelle édition augmentée. In 12. Paris 1821.
Broch. 1 Thlr. )
Feustıaoe (P.) Examen exitique du Judaisme et du
Mahometisme, pour faire suite a Pouvrage intitule:
Projet de reunion de tous les cultes, ou le christia-
nisme rendu A son institution primitive. In g. Pa-
ris 1821. Broch. 2 Thlr. 12 Gr. a 2
Forrıs (M. F. M.) Voyage pittoresque et historigue
a Lyon, aux environs et sur les rives de Ja Saone et
du Rhone. Vol. 1er. Ing. Paris 1821. Broch. 3 Thlr.
Fesror (A.) Science du publiciste, ou traité des prin-
eipes Elémentaires du droit, considere dans ses prin-
cipales divisions, avec des notes et des eitations ti-
16es des auteurs les plus célèbres. Vo, 4me et 5me.
In g. Paris 1821. Broch. 4 Thlr. 6 Gr.
(Vol. 1er a öme. 6 Thlr. 6 Gr.) h
Gasıou (H.) Mod2le d'un registre a Pusage des culti-
vateurs. ame edition revue. Ing. Paris 1821. Br. 16 Gr.
Gäsrarın (de) Des Maladies contagieuses des bötes 4
laine; ouvrage qui a remporté le prix pxopose par
la société royale d’agriculture de Lyon etc. In g.
Paris 1821. Broch. 1 Thlr. 12 Gr.
Gau (F. C.) Antiquités de la Nubie, ou monumens
inedits du bord du Nil, situes entre la premiere er
la seconde cataracte, dessines et mesures en 1819.
Ouvrage en douze livraisons, pouvant faire suite au
grand ouyrage de la commission d'Egypte. Livr.
Ire. In fol. Paris 1821. Broch, 5 Thlr. 12 Gr.
GERNRNMTATIN (Mlle. Sophie) Recherches sur la theorie des
surfaces elastiques. In 4. Paris 1821. Broch. 2 Thlr.
Gessner, La Mort d' Abel, posme. Edition ornee de
ligure. In 1g. Paris 1810 (1821). Broch. 16. Gr.
CI RAU (F. S. V) Beautes de histoire de Inde etc.
Orné de 12 belles grayures. 2 vols. In 12. Paris
1821. Broch. 2 Tlilr. 12 Gr.
Gop ARD (P.) Les Diners de Mme. de Lascy, ou nou-
veau spectateur frangais. Tome ler. In 12. Paris
1821. roch. 16 Gr. }
Gopwın (W.) Recherches sur la population et sur la
faculté d'accroissement de Pespëce humaine, conte-
nant une refutation des doctripes de Mr. Malthus
sur cette matiere. Trad. de l’anglais par F. S. Constan-
cio. 2 vols. In 8. Paris 1821. Broch. 5 Thlr.
Gorpsmitu, Abrege de l’histoire xomaine etc. Trad.
de Panglais par I. Bruyset, 2me edition in 12. Pa-
ris 1821. Broch. 1 Thlr. f Mh
Gorowxım (Comte F.) Lettres diverses recueillies en
Suisse, accompagndes de notes et d'éclaircissemens.
In g. Geneve 1821. Broch. 2 Thlr. 4 Gr. .
Gorrıs (Mme. A.) Contes a ma petite nièce: suivis
de Paresse et travail, Précipitation et lenteur, con-
tes pour les enfans, par Miss Edgeworth. Ornés de
6 gravures. 2 vols. In 18. Paris 1821. Broch. 1 Thlr.
1. 2
le (Marie), Memoires sur la vie de Nicolas
Poussin. Trad. de Panglais. In 8. Paris 1821. Broch.
Ir. 18 Gr. {
e d'), Manuel de littérature, a usage
des deux sexes etc. 2me edition. In 22. Paris 1821.
h. 20 Gr. e 8
Er de PEx- Garde depuis sa formation jusqu’a
son licenciement, comprenant les faits generaux des
campagnes de 1805 & 1815 etc. In 8. Paris 1821.
Broali. 2 Thlr. 12 Gr. 8 X 3
Hısroıne des trois derniers mois de la vie de Napo-
leon Bonaparte, Ecrite d’apres des documens authen-
tiques. Par 8. In g. Paris 1821. Broch. 12 Gx.
Hochrr (Le) des Sexagénaires, ou souvenirs d'anec-
dotes galantes, poésies badines; par M. C. D. F.
2 vols. In g. Paris 1821. Broch. 3 Thlr. 18 Gr.
Romane
Aconıs de France ou le douzieme siecle.
storique par Mme. Simons - Candeılle. 3 vols.
Paris ıg21. Broch. 5 Thlr. 18 Gr. 5 :
Cuevarıer (Le) villageois, ouvrage philosophique,
comique et moral; par Raban. 2 vols. In 18. Pa-
xis 1821. Broch. 16 Gr. 1 de P Eh
W.) L'Antiquaire. rad. de l’anglais. vols.
rn u 4 Thlr. 6 Gr.
In 12. Paris 1821, Broch. .
Rn in Vision 97 Don Roderick, le champ de bataille
de Waterloo, Thomas le zimeur, ballades, melan-
Roman hi-
In g.
ges etc. Trad. de l’angl, In 12. Paris 1821. Broch.
1 Thlr. 2 Gr. 2
Smarna ou les démons de la nuit, songes romanti-
ques, trad. de l'esclavon du comte Maxime Odin par
Ch, Nodier. In 12. Paris 1821. Broch. 1 Thlr. 6 Gr.
Theaterstücke.
Comevıen (Le) d’Etampes, comédie en un acte mölee
de couplets, par Moreau et Sewrin, In g. Paris 1821.
Broch. 15 Gr.
Cons AIRES (Les) pour rire, vaudeville en un acte,
5065 Carmouche et de Court. In g. Paris 1821. Broch.
8 Gr.
DrmAnoe (La) en grace ou les pages de Manchester,
comédie en lun acte, par de Rougement, Gabriel et
Eugene. In 8. Pariet 1821. Broch. 15 Gr.
Duvc (Le) d’Alengon ou les freres ennemis, tragedie en
trois actes, par Voltaire. Ouvrage inédit publis
pour la premiere fois par M. Louis Du Bois. In g.
Paris 1821. Broch. 16 Gr.
Ermites (Les), comédie-vaudeville en un acte, par
de Rougement, Edmond et Desprez, In g. Paris 1821.
Broch. 12 Gr.
Fere (La) de Jean- Bart, ou le retour a Dunkerque,
pièce en un acte, melde de couplets par Dubois et
Brazier. In g. Paris 1821. Broch. 8 Gr.
Font (Le) de la halle, vaudeville en un acte par de
Rougemont, Carmouche et Ferdinand. In 8. Paris
1821. Broch. 12 Gr.
Hzungusz (L') rencontre, comédie en trois actes et
en vers, par AH. E. de Planard. Iu 8. Paris 1821.
Broch. 22 Gr.
Joperre ou le berceau du theätre, comédie vaudeville
en un acte, par Decourt, Hubert et Rochefort. In g.
Paris 1821. Broch. 15 Gr.
Mio aRE, tragédie en cin actes en vers, par A. J. L.
Nourry Delafolleville,. In g. Paris 1821. Broch. 19 Gr.
M£re (La) rivale, comedie en trois actes en en vers,
de M. Casimir Bonjour. In 8. Paris 1821. Broch.
1 Thlr.
Mont (Le) sauvage, mélodrame en trois actes et en
prose par . C. Guilbert de Pixerecourt. In g. Paris
1821. Broch. 10 Gr.
Freunde der französischen Literatur, welche ihren
Bedarf direct von mir beziehen, geniessen einen
bedeutenden Rabbat, wodurch meine Preise den
Parisern ganz gleich werden. Altere Artikel,
welche ich zufällig nicht auch vorräthig haben sollte,
kann ich aufs schnellste kommen lassen.
Leopold Voss in Leipzig.
Bei Johann Friedrich Gleditſch in Leipzig if
neu erſchienen:
C. Ludwig
complete Dictionary english- german
and german english
Second Edition in Octavo,
Carefully corrected and the french tongue being ex-
cluded, more accommodated to the general use of
both nations. Improved with a more precise ac-
count of the significations of the words, phrases
and proverbs, enlarged with a great number of new
Expressions and a Table of the irregular verbs. 8.
2 Thlr. 8 Gr.
Diefe neue Auflage hat für die Deutſchen den großen
Vorzug, daß eine eben ſo vollſtaͤndige als richtige Anleftung
zur Ausſprache des Engliſchen damit verbunden worden iſt,
die in allen Faͤllen hinreichende Auskunft und Belehrung ge⸗
währt. Durch den genauen und forgfältigen mit neuer ſchoͤ⸗
ner Perlſchrift ausgeführten Druck, war es dem Verleger
moglich auf 56 Bogen ein vollſtändiges englifch » deutſches und
deutſch⸗ engliſches Woͤrterbuch zu liefern, welches, wie ges
ſagt, nur ſeines rmats und der Oruckeinrichtung nach
unter die Taſchenwoͤrterbücher gezählt werden darf, indem
daſſelbe auch die Bedeutung der Worte, Redensarten, Angli⸗
ciemen, Germanismen und die Spruͤchwoͤrter beider Spra⸗
chen enthält.
Gab So eben erſcheint und iſt in allen Buchhandlungen zu
aben:
De numero Platonis, Commentationes duae.
Quarum prior novam ejus explicationem con-
tinet, posterior aliorum de eo opiniones recen-
set. Scripsit C. E. Chr. Schneider, A. L.
P. P. O. 41° Wratislaviae, in libraria R. F.
Schöne. 1821. 21 Gr.
Bei mir iſt erſchienen:
Casper, J. L. Dr., Commentarius
Phlegmatia alba dolente. 8 Gr.
Die falzburger med. Zeitung, die Hufeland'ſche Biblio-
thek, die allgem. med. Annalen, das letpziger Repertorium
u. ſ. w. haben dieſe vollſtaͤndige Monographie über eine fel:
tene und wenig gekannte wichtige Krankheit auf das günftig-
ſte beurtheilt, und dem aͤrztlichen Publicum angelegentlichſt
empfohlen.
de
W. Engelmann.
Neue Schrift:
Lautentoͤne, eine Sammlung lyriſcher Gedichte, mit
12 Vignettchen. 8. Auf ſchoͤnem Velinpapier ge—
druckt mit Andrä’fchen Schriften. Frankfurt a. M.
1821. In eigenem Verlage des unterzeichneten Ver—
faſſers. 1 Fl. 48 Kr.
Außerdem find noch vorräthig Exempl. feiner
Geſchichtlichen Zeittafel des Poſtweſens. Tuͤbingen.
1820. 4. 48 Kr.
Frankfurt a. M., den erften Dec. 1821.
Ch. G. Viſcher,
Generals Pofts Directiong = Regiftrator.
Bei A. Helmich in Bielefeld ift erſchienen und in
ellen Buchhandlungen fuͤr 15 Gr. zu haben:
Eingleich tent Führer
fuͤr
die Anfaͤnger in der engliſchen Sprache,
nicht allein zum Gebrauche in oͤffentlichen Schulen, ſon—
dern auch fuͤr den Privatunterricht bearbeitet,
von
L. Seebohm,
außerordentlichem Lehrer der engliſchen Sprache am Gym:
naſium zu Bielefeld, und Verfaſſer des neuen Lehrgebaͤudes
der engliſchen Ausſprache.
Da die vorhandenen engliſchen Sprachlehren bei aller
ihrer Brauchbarkeit doch immer für die Anfänger noch zu
ſchwer ſind, ſo hat der Herr Verfaſſer durch die Herausgabe
dieſes Buchs, welches auf eine leichte Art in die noͤthigſten
Kenntniſſe der engliſchen Sprache practiſch einleitet, und
die Lernenden zum Gebrauche größerer Werke gründlich vor ⸗
bereitet, einem allgemein gefühlten Bedürfatſſe abgeholfen.
Auch wird dieſes Werk vornehmlich denen willkommen fein,
die noch keine fremde Sprache nach Grundſaͤtzen erlernten,
well es durchaus keine grammatiſche Kenntniſſe vorausfegt.
Neu e
Monats ſchrift für Deutfhlans
hiſtoriſch-politiſchen Inhalts
herausgegeben von Friedr. Buchholz.
Berlin bei Enslin.
Jahrgang 1822. 12 Hefte. 8 Thlr.
Dieſes ſeit ſteben Jahren beſtehenbe Journal wird auch
im achten mit der bisherigen Sorgfalt fortgeſetzt werden,
und eben fo regelmaͤßig wie bisher erſcheinen. — Die Kefer
deſſelben wiſſen bereits, daß es ſich immer durch gekſtvolle
Auffäge über die Zeitgeſchichte ausgezeichnet hat, und die—
jenigen Freunde der Literatur, welche es noch nicht halten,
buͤrfen alſo mit allem Recht darauf aufmerkſam gemacht
werden.
Von
Bartels, D. E. D. A., Anfangsgründe der Natur
wiſſenſchaft. In zwei Baͤnden. Gr. 8.
hat der erſte Band (3 Thlr. 12 Gr.) die Preſſe verlaſſen
und iſt an alle Buchhandlungen verſandt worden.
In Zuruͤckfuͤhrung der Naturwiſſenſckaft auf ihr wahres,
von theoſophirenden Myſticismus gereinigtes Fundament,
und in Nachweiſung von Uebergaͤngen aus dem allgemeinſten
Theorétiſchen zu den fpecielleren Ergebniffen der Beobachtung
beſteht der Hꝛoptzweck dieſes, ſowohl der ſchon hinlänglich
vorbereiteten Jugend, als den erfahrenern Bearbeitern natur-
wiſſenſchaftlicher Faͤcher gewidmeten Werkes, welches ſich
nach einer, die umfaſſenderen Grundſaͤtze enthaltenden, Ein—
leitung im erſten Bande mit der ſogenannten anorganlſchen,
und im zweiten mit der vorzugsweiſe organiſchen und leben⸗
digen Natur beſchaͤftiget; in beiden aber auf die fo wichtige
und durchgreifende Lehre von den Imponderabilien unter be⸗
ftändigem Zuratheziehen der Thatſachen ganz vorzügliche
Ruͤckſicht nimmt. Durch den kleineren Druck des in den An»
merkungen enthaltenen Commentars wurbe, ohne zu große
Vertheuerung, hinlaͤnglicher Raum zu Citaten und Erläutes
zungen gewonnen. Moͤchte dies, von dem gelehrten Vers
faſſer mit Etfer und Gewiſſenhaftigkeit begonnene, und erſt
nach einer Vorbereitung von vielen J hren ausgeführte, un⸗
ternehmen auch zur Annaͤherung der einander in dieſem Ge⸗
biete oft fo feindſelig entgegentretenden Parteien einlges
beitragen!
Joh. Ambr. Barth.
Im Verlage der Coppenrath'ſchen Buch- und
Kunſthandlung in Muͤnſter iſt erſchienen und
an alle Buchhandlungen verſandt:
Bruͤning, J. A., zu einer kuͤnftigen Grundwiſſenſchaft
ber Philofophie. 8. Geh. 10 Gr.
Gr. 8. Geh. 10 Gr.
Möller, A. W., Geſchichte des Hauſes Brandenburg, von
ſeinem Urſprunge bis auf gegenwaͤrtige Zeit. 4. 6 Gr.
allgemeine Ueberſicht der Geſchichte des Hauſes
Brandenburg (ein Auszug aus der Geſchichte des Hauſes
Brandenburg). Fol. Tab. 3 Gr.
Literariſches Converſations- Blatt.
Inhalt des Monats December:
No. 276. Biographie Fr. Schoͤll's. — Engliſche Journa⸗
liſtik. Edinburgh Review. LXX. (Fortſetzung). —
Zur Nachricht.
Von Holler's Schreiben an ſeine Familie uͤber ſeine
Rückkehr zur kathol: Kirche. — Engliſche Journaliſtik.
Edinburgh Review. LXX. (Fortſ.). — Dampfſchiffe.
Taſchenbuͤcher für 1822 (Frauentaſchenbuch). — Aus
Gleim's Archive (Fortſetzung).
Bemerkungen über Verskunſt. I. — Die Befiraung
von Voß. — W. Pepe's
der Ottomannen von J.
Memoiren.
Literatur. Wiener Jahrbuͤcher der Literatur XV. Her⸗
mes X. — Engliſche Journaliſtik. Edinburgh Re-
view. LXX. (Beſchluß). — Mainzer Pfaffen witz.
Was iſt Genie? (Weiſſe's Theorie des Ger ies). —
Wiener Jahrbuͤcher XV. Hermes X. (Fortſetzung).
282. Don Juan, cantos III. IV. V. — Wiener Jahr⸗
buͤcher XV. Hermes X. (Fortſetzung). — Taſchenbuch
ohne Ti el. ' 3
Beilage zu No. 282. Ueberſicht der franzoͤſiſchen
Literatur im Juli und Auguſt 1821. I. — Ueber die
Beförderungen der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften von Sei
ten der daͤniſchen Regierung (Beſchluß).
.Das Problem der griechiſchen Sache. — Wiener Jahr⸗
bücher XV. Hermes X. (Beſchluß).
. Ueber das Bruchſtuͤckſpenden in den Journalen. — Frag:
ment aus Fr. Schoͤll's Biographie. — Die Buͤcher⸗
freunde in Frankreich.
Faſchenbuͤcher für 1822. (Berliniſcker Taſchen-Kalen⸗
der. Vergißweinnicht. Cornelia. Almanach dramati⸗
ſcher Spiele.) — Literariſche Stadtgeſpraͤche aus London.
Neue Berliner Monatsſchrift. Heft IV. V. VI. —
Meditationen uͤber den Weidmaniſchen Meß: Katalog
von Polykarpus (Fortſetzung). — Sonderbare Bücher:
Dedicationen. *
Luccheſini über den Rheinbund. — Aus Gleim's Ar:
chive (Fortſetzung) !
H. von Kleiſt's hinterlaſfene Schriften. — Luchhefini
Literariſche No;
277.
278.
279.
280.
281.
287.
288.
uͤber den Rheinbund. (Beſchluß). —
tizen aus Schweden.
Beilage zu No. 288. Notizen aus Daͤnemark. —
neberſicht der franzoͤſiſchen Literatur im Jult und Auguſt
3821. I. (Fortſetzung) — Neue Berliner Monatsſchrift.
Heft IV. V. VI. (Beſchluß). — Literariſche Stadt
geſpräche aus London (über Byron's neues Trauerfiiel).
Bibliocheque universelle des sciences et Arts.
Monat Mai — Bemerkungen uͤber Verskunſt. II. III.
Probe aus dem XII. Geſange von Nuͤrnberger's Ueber;
ſetzung der Aeneide. — Meditationen über den Weid⸗
maniſchen Meß Katalog von Po'ykarpus (Fortſetzung).
Schattenriſſe der nalurgemaͤßen, geſetzlichen und ge:
braͤuchlichen Verhaͤltniſſe der beiderlei Geſchlechter zu
einander. — Probe aus dem XII. Geſange von Nuͤrn⸗
berger's Ueberſetzung der Aeneide (Beſchluß).
Vermiſchte Abhandlungen von Manſo. — Schattenriſſe
der naturgemaͤßen, geſetzlichen und gebrauch lichen Ver:
haͤltniſſe der beiderlei Geſchlechter zu einander (Be
g ſchluß). — Der Luftballon.
293. Gerſtäcker's Anweiſung zu Vertheidigungsſchriften. ıfter
Band, — Griechenland (Anſichten der Engländer über
die Sach deſſelben),
294. Reifen der Lady Morgan. I. Frankreich ater Thl. —
Meditationen über den Weidmanniſchen Meß: Katalog
von Polykarpus (Fortſetzung). ,
Beilage zu No. 294. Ueberſicht der franzoͤſiſchen
Literatur im Juli und Auguſt 1821. I. (Beſchluß). —
Gerſtaͤcker's Anweiſung zu Vertheidigungsſchriften. Ifter
Band. (Beſchluß). — Tibetziegen.
289
290.
291.
202.
Ertra⸗Betlage zu No. 294. Abwehr eines Ar⸗
tikels der Allgemeinen Zeitung von Brockhaus. — Geiſt⸗
liche Medicin. — Ueber das Reifen der Fruͤchte. a
Der Abt überfest von Lindau. — Reiſen der Lady
Morgan. I. Frankreich. 2ter Theil (Beſchluß). —
Groß⸗Herzogl. Heſſiſches Hofgerichts-Urtheil in einer
Preßfreiheit- Angelegenheit.
Eine Thee- Verhandlung. — Schriftſtellerunachtſam⸗
keiten jeder, nur nicht politiſcher Art. — Notiz.
Literatur. Vorleſungen uͤber die alte Geſchichte von
Friedr. v. Raumer. 2 Thle. — Eine Thee-Verhand⸗
lung (Beſchluß). 222 805
Ludwig XVIII. — Bruchſtuͤcke aus der Reiſe eines
ſchwediſchen Botanikers. — Aus Gleim's Archive
(Fortſetzung). m f
Lieder der Griechen, von Wilhelm Müller. — Be—
leuchtung manches Tadels Friedrich's des Großen, Koͤ—
nigs von Preußen, veranlaßt durch den 4ten und gten
Theil der Denkwuͤrdigkeiten des Hrn. v. Dohm. —
Meditationen uͤber den Weidmanniſchen Meß-Katalog
(Beſchluß).
Nachrichten von dem hochlaͤndiſchen Freibeuter und
Sänger Jacob Macpherſon. — Hellenion. Ueber
Cultur, Geſchichte und Literatur der Neugriechen. Von
C. J. L. Iken. ıIftes Heft. — Beleuchtung manches
Tadels Friedrich's des Großen, Koͤnigs von Preu—
ßen, veranlaßt durch den gten und ten Theil der Denk-
wuͤrdigkeiten des Herrn v. Dohm Beſchluß). — Aus
Gleim's Archive Fortſetzung). a
Beilage zu No. 300. Conſtantinopel. —
Kunde von Braſilien. — Notiz.
300.
Zur
Bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſchien und iſt
durch alle Buchhandeungen zu erhalten: nN
Das Leben L. N. M. Carnot's. Aus den beſten ge:
druckten, ſo wie aus handſchriftlichen Nachrichten dar—
geſtellt von Wilhelm Koͤrte. Mit einem Anhange,
enthaltend die ungedruckten Poeſien Car⸗
not's. 8. 1820. 2 Thlr. 6 Gr. in farb. Umſchlage.
Das treue Bild eines wahrhaften Republicaners im ſchoͤn—
ſten und weiteften Sinne, als deſſen Auge nur auf Wohl und
Ruhm des Vaterlandes, und auf den Adel der Freiheit ge⸗
richtet iſt; deſſen leitender Compaß in allen politiſchen Stuͤr⸗
men allezeit der Grundſatz war: daß ohne Buͤrgertugend keine
Volkstugend fei, ohne dieſe aber die Freiheit nur Verbrechen
gebaͤre. — In dieſem Leben wird die Lehre klar, daß Frei⸗
heit die Geſundheit der Seele iſt, und daß alſo nur der ihrer
genießen kann, in Monarchien wie in Republiken, weicher
eines tugendlichen und gerechten Lebens fähig, iſt. Dieſes
Leben iſt geſchrieben frei und unverholen, wie die Gegenwart
vor allen fordert, und gemäß dem Grundſatze Frildrich's, des
großen Königs: daß man ſterbliche Menſchen weniger fuͤrch ten
uud ehren muß, denn die unſterbliche Wahrheit.
Literariſche Anzeige eines interefzs
ſanten Werks.
Die naͤchſtens bi Murray in London erſcheinende
Selbſt Biographie von Lord Byron, werde ich von aner⸗
kannt gfuͤbter Hand beinahe gleichzeitig mit dem O iginal in
einer geſchmackvollen deutſchen leberſetzung liefern, welches
ich, um Colliſtonen zu vermeiden, dem literariſchen Puolicum
ergebenſt anzeige.
Berlin, im Januar 1822.
J. W. Boicke.
um
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
N. V. 1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem eiterariſchen Converſations-Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag⸗
netismus in Octav⸗ Format beigelegt ober beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Bei Jacob Mayer und Comp., Buchhändler in
Wien, iſt erſchienen und durch alle gute Buchhandlungen zu
beziehen: f
Der gebildete Buͤcherfreund hat hier nicht etwas Zwei⸗
felhaftes, in ſeinem Werthe erſt zu Beſtimmendes zu erwar⸗
ten, er empfängt ein Eatſchiedenes, Gewichtiges und Blei⸗
bendes. Wie gewaltig Friedrich Schlegel mit ſeinem Bruder
in unſere Literatur eingegriffen hat, und wie dieſe frucht⸗
bringende Einwirkung ſtets in erweiterten Kreiſen fortdringt,
wie ſelbſtſtaͤndig er feine Bahn angetreten, wie kraft poll
auf dieſer fortgeſchritten, neue Quellen der Wahrheit und
Schoͤnheit erforſchend; wie er in Wiſſenſchaft und Kunſt von
dem Aelteſten an bis zum Neueſten mit Beharrlichkeit und
Geiſt ein- und durchgedrungen; wie man ſeit der durch die⸗
Verzeichni ß
älterer und neuerer Buͤcher,
in wohlfeilen Preiſen;
aus allen Wiſſenſchaften und Kuͤnſten, in allen Spra—
chen, mehr als zehntauſend Artikel enthaltend, wor—
unter mehrere große, ſeltene und koſtbare Werke ſind.
Gr. 8. Wien, 1821. Broch. 48 Kr. Kkugsb. Cour. ſes ſeltene Bruͤderpaar erwirkten heilfamen Umwälzung in
. —— 1 Literatur eine neue Periode Age bezeichnete, wos
Oaſelbſt erſcheint im Verlage und wird in allen guten urch ein freierer Sinn in den Anſichten aufgeregt, manche
anumerati mer Geiſtesfunken entzündet, viele neue Ideen und treffliche
. 7781 F Grundſaͤtze in Umlauf gebracht und ein hoͤheres Streben ge⸗
Friedrich v. Schlegel's weckt wurde — dies und das Mitgehörige hier umſtäͤndlich
fimme liche Ber k e aufzufuͤhren wäre überfläffig, weil man annehmen darf, daß
in 13 Baͤnden. diefes fo folgenreiche Wirken jedem Gebildeten und allen
Mit neuer Schrift, rein gedruckt in fünf verſchiedenen W Wird Kunſt und Wiſſenſchaft hinlänglich bes
Ausgaben. Dieſes Werk erſcheint in einem feines claſſiſchen Gehaltes
Man darf wohl mit Zuverſicht annehmen, daß durch das wuͤrdigen Aeußeren. Die Abnehmer deſſelben werden als
Erſcheinen dieſer Werke den zahlreichen Verehrern des Ver⸗ Befoͤrderer deutſcher Literatur demſelben beigedruckt wer⸗
faſſers ein langgehegter, oft ausgeſprochener Wunſch erfüllt | den. Der 5
wird, Nimmt man in Erwägung, daß viele gehaltreiche
Auffäge deſſelben in Zeitblättern und vorübergegangenen ge:
miſchten Schriften vereinzelt ſtehen, den Metften faſt unbe⸗
kannt, Wenigen zuganglich; daß mehrere größere für ſich er⸗
ſchienene Werke ſeit Jahren vergriffen und von eifrigen
Bücherfreunden nur in guͤnſtiger Gelegenheit aufzufinden wa⸗
ren; daß der Verfaſſer bei dieſer Sammlung feiner Werke
nicht nur eine forgfältige kritiſche Reviſion derſelben vor:
nahm, ſondern daß Vieles umgeftalter, bereichert und vell⸗
endet erſcheint, und endlich, daß eine beträchtliche Zahl groͤ⸗
ßerer und kleinerer Schriften, ungedruckt, hierin zum erſten⸗
mal hervortritt; ſo iſt nach Beachtung ſolcher Puncte diefe
nach dem innern Zuſammenhange geordnete Sammlung als
ein ſehr erfreuliches reiches Geſchenk zu wuͤrdigen, das der
hochverdiente Verfaſſer ſeiner Nation, der ganzen litera⸗
riſchen Mitwelt und einer kuͤnftigen Zeit darbringt. plare abgedruckt worden, daher ſſch Liebhaber ſchoͤner und
Fuͤr die Freunde der Poefie, Kunſtforſchung, ſeltener Exemplare frühzeitig genug derſelben verſichern
Kritik, Literatur, Geſchichte und Philoſophie, | mögen. f
Ausgaben
davon erſcheinen fuͤnf, und iſt die Pränumeration fuͤr den
Band in farbigem Umſchlag brochirt von
Nro. 1. In 8 auf Druckpapier . 1 Thlr. 16 Gr. ſaͤchſ.
— 2. In gr. 8. mit erweitertem
Stege auf f. weißen Druckpap. 2 — 12 — —
— 3. Eben fo, auf holl. Velinpap. 3 — Be
— 4. Auf Schweiger-Belinpapier . 4 — 5
— 5. Sn größtem 8. auf aus gezeich⸗ 0
net ſchoͤnem italienſchem Papier 4 — 16 — —
Von Nro. 3, 4 und 5 iſt der Betrag für alle 13 Bände
entweder auf einmal zu entrichten, oder bei der bandweiſen
Pränumeration macht die Abnabme des erſten Bandes ver⸗
läßlich für das Ganze verbindlich.
Von dieſen drei Ausgaben ſind nur einige wenige Exem⸗
für jene der alten Welt, wie für die der neuern Claſſiker Sammler, welche ſich directe an uns wenden, erhalten
aller Zungen, wird dieſe Sammlung ein gleich anziehendes | auf fünf Pränumeralions⸗ Exemplare das ſechſte unent⸗
Intereſſe gewinnen. Ihr Verfaſſer hat ſich, bei einer Fülle geldlich. 8
Vom ıften November an wird alle ſechs Wochen ein
Band ausgegeben.
Den ıften und 2ten Band dieſer Werke bildet die Ge⸗
ſchichte der alten und neuen Literatur. Der Vergleich wird
erweiſen, wie ſehr dieſe zweite verbefferte und ver⸗
mehrte Ausgabe an Vollkommenheit gewonnen hat, da
faſt auf jeder Seite ſich Verbeſſerungen finden und beträdht-
liche Ab ſchnitte ganz neu hinzugekommen ſind. Es iſt, wie
ein Kunſtrichter ſagt: „ein lebensreiches G umaͤlde aller Lite⸗
ratur, ein Werk, welches der ganzen deutſchen Nation an⸗
gehort.“ Recht ſichebar iſt darin die dem Verfaſſer eigens
von Gelehrſamkeit, Originalität des Selbſtdenkens, ſeltener
hiſtoriſchen Umſicht, feſter kriliſcher Kraft und Reichthum des
Geiſtes, als eraſter tiefer Denker eben fo wie als ein den
Muſen befreundeter Kenner des Schoͤnen längſt erwicfen.
Er hat feine Meiſterſchaft auf das gültigfte beurkundet und
iſt von den ſtimmfaͤhigſten Richtern deutiher Nation und
auch jener aller literariſchen fremden Voͤlker als einer der
vorzüglichſten Schrifiſteller ane kannt worden, weil fein Geiſt
ſtets das Lebendige und Weſentliche zu erfaffen verſteht, ſeine
falg i. aber zugleich gedrungen, blühend, klar und ge⸗
g if.
—ä— nm
zuftändige Kunſt, des Erfaſſens des Weſentlichen aus vlel⸗
artigen vermiſchten Maſſen, des kraͤftig Gedrängten und
Vollſtaͤndigen in klarer Darftellung, der welthiſtorkſchen An:
ſichten, ſcharftreffender Ziele in umrundeter Beurtheilung, die
ſichere Meiſterhand in großartigen Umriſſen.
An das aͤrztliche Publicum.
Praktiſches
Handbuch für Wundaͤrzte,
nach alphabetiſcher Ordnung
in vier Bänden
von
D. Johann Gottlob Bernſtein.
Zünfte rechtmäßige, verbeſſerte und vermehrte Ausgabe.
Mit dem Bildntffe des Verfaſſers.
Leipzig, bei Schwickert. 1818 20.
1924 Bogen in gr. 8. 10 Thlr.
Fünf rechtmäßige Auflegen und drei Nachdrucke ſind an
ſich ſchon vollgüftige Beweiſe von dem allgemeinen Nutzen
einer Schrift, und in ſo fern eine wiederholte Empfehlung
der gegenwärtigen neuen Auflage ganz überftäffig fein wuͤr⸗
de, fo fol blos dasjenig; in moͤglichſter Kürze angedeutet
werben, worin ſich die neue Auflage durch Vermehrung und
Verbeſſerung von der letztern unterſcheidet. Im Allgemeinen
iſt zu bemerken, daß alle Artikel über Augenkrankheiten und
Augenoperationen nach neuern Grundfäsen von einem ſach⸗
kundigen Mitarbeiter, D. Buffe, abgehandelt ſind. Fer⸗
ner ſind die Verbandſtücke nicht nur vermehrt, ſoadern auch
mit Beſchreibung ihrer Application verſehen worden. Die
Literatur unter jedem Haupkartikel iſt volftändiger angeführt,
und viele neue Artikel find hinzugedommen.
Band I. Abscessus; Petite und Hardmann's
neue Methoden, Abſceſſe zu Öffnen. Abscessus lacteus; der
Meinung Müllers, alle Milchabſceſſe mit dem Meſſer zu
oͤffnen, wird kraͤftig widerſprochen. Abscessus sinus maxil-
laris superioris; die Heilmethode von Weinhold. Ab-
scessus vesiculae fellene, Acologia und Aerumnale
Praelii find neue Artikel Amputatio; mit den MetHo:
den von Langenbeck, Walther, Graefe, Larrep,
Veitch, von Siebold, Klein und Mulder vermehrt.
Anevrisma; Heilung deſſelben in der arter. poplitea von
Kanelsky, Murſinna's Opcrat. des Anevr. in der
art. poplitea, das Compreſſorium von Aſſalini und Mon:
teggia, Dperat. von Crampten, unter den lig. Pou-
part. von Abernethy in der carotis von Aſtley
Cooper, in der linken orbita von William Dalrym⸗
ple und an der art. axillaris von Richard Champer-
laine. Angiectasia; neu nach Graefe. Asphyxia;
Borfhläge zur Wiederbelebung nach Ackermann. Bubo
venereus; fehr erweitert. Bubonulus; neu. Cancer; be
deutende Zusätze. Cancer uteri und Capistratio im reits
Artikel. Caruncula; Dörners Hitlmethode, Chirurgus
castrensis und Cingulum pectorale find new. Circumci-
sio; ausfuͤhrlich beſchrieben. Concrementa articulorum;
vollſtändiger als vorher unter Cartilaginosa corpora in
articulatione genu. Congelatio; hierher ſchickttwer als
vocher unter Pernio. Curvatura corporis und Curvatura
extremitatum; alle Arten von Krümmungen, meiſtens nach
Joͤr g. Electricitas medica; der Galbanismus ausfuͤhr⸗
licher. Emplastrum; mit verftiedenen Compoſitionen ver
mehrt. Extirpatio glandulae thyreoideae und Extirpatio
parotidis find nue Artikel Extirpatio penis und Extir-
atio tonsillarum haben Zufäge erhalten.
Band II. Fascia; mehrere Binden mitgenommen.
Fistula ani; bedeutende Zufäge. Tractura; alles neue be⸗
ausfuͤhrlicher.
kannt gewordene. Fumigatio; die Salpeterdämpfe, die
gemeinen ſalzſauren Raͤucherungen, die Guytonſche Raͤu⸗
cherung und die Eſſigdämpfe find angefuͤhrt. Fungus arti-
eulorum; ausführlicher. Fungus cerebri; Fungus durae
matris, Fungus haematodes, Galactorrhoea und Galva-
nodesmus find neue Yerikel. Gibber ſo wie Glossocele
Glossolysis und Gonalgia find neu. Go-
norrhoea; gute Winke. Herpes; Weinhold's Heilung
mit Graphit. Hordeolum; Beer's Operationsmethode.
Hydatis glandulae lacrymalis und Hypospadiasis ſind
neu. Imperforatio auris; vorher unter Surditas, Imper-
foratio urethrae und Induratio prostratae; neue Artikel.
Instrumentum chirurgicum; nüglid) erweitert. Kerato-
nyxis; iſt neu. :
Band III. Labium leporinum; ausführligeer. La-
parotomia; neu. Laryngotomia; Operationsmethode von
Michaelis. Lepra; vollſtaͤndiger. Lipoma; von Schre⸗
ger deutlicher bezeichret. Lithotomia; die neuen Metho-
den von Pajola, Klein, Guerin, Ollmeroth, Grae⸗
fe; die Operat. A deux tems wird aus guten Gründen bes
ſtritten. Luxatio; bedeutend vermehrt, und beſonders die
Methode zur Ein bena des Oberarms von Motba bes
ſtaͤtigt. Malum de Aleppo und Mitra Koehler i find,
neu. Morsus; Zafäte. Nasnus artificialis; die indiſche
Operationsmethode, ingleichen die von Tag liacozzo für
unwahr gehaltene italifte, von Graefe aber wirklich aus⸗
führte, und die de ſche (Braeferhe) Methode. Obstipi-
tas; erweitert. Omoalgia, Operculum papillarum,
Ophthalmoblennorrhoea Schmidtii, Ophthalmolo-
gia (hier die Liierasır über Au enkrz kbeiteg), Oxyopia,
Perforatio membranae tympani. Perforatio processus
mastoidei, Perspicillum, Perunctio ſind jä amtlich neue
Artife. Polypus, alles Neuere ber ückſichtiget. Pupilla
artificialis und Ruptura perinaei find neu.
Band IV. Sarcocele und Scabies; vermehrt. Sec-
tio caesarea; neu. Species; dir verſchledenen Miftungen,
Stillicidium lacrymarum, Strictura ani und Strictura
urethrae find neu. Struma; die merkwuͤrdige Operation
von Walther. Suspensorium penis und Synchondro-
tomia find neu. Syphilis; vermehrt, befonders durch die
fogenannte Hungerkur von Louvrier und Ruſt. Telan-
giectasia; neu. Tetanus; ausführlicher. Trepanatio ster-
ni, Tuba acustica, Tumor nervorum, Varıolarum ino-
culatio (Jenner's Skhuspodenimyfung). Umbraculum
candelarium, Umbraculum ocularium und vinige Com⸗
pofitionen unter Unguentum find neu hinzugekommen. Vul«
nus capitis; hier die fo ſehr verbeſſerte Heilmethode nach
Louvrier und Murſinna.
um für die Menge von Bereicherungen und Verbeſſe⸗
rungen, welche die Kunft in faft allen ihren Zweigen ſeit
20 Jahren gewonnen hat, den noͤthigen Raum zu gewinnen,
iſt das ſyſtema iſche Regiſter, da es ohne allen Nutz n iſt,
und die Geſchichre er Wendarzneikunſt wegen ihrer Kürze
nicht wieder mitg aommen worden; letztere wird jedoch aus⸗
führltcher beſonders erſcheineg. 2
Bei W. Zirges, Buchhändler in Leipzig, sind
nunmehr 11 Verzeichnisse von aus Frankreich erbal-
tenen Werken aus allen Zweigen der Literatur gratis
zu bekommen. Die weitern Fortsetzungen werden
möglichst schnell folgen, und schon ein Blick in die-
selben wird die Liebhaber der französischen Lecture
— denen ich mich hiermit aufs neue bestens empfoh-
len haben will — überzeugen, dass die Preise weit
billiger gestellt sind, als man sie bisher in Deutsch-
land hatte,
Herabgeſetzter Preis
von
Krieg der Franzoſen gegen Rußland, Preußen und
Oeſterreich in den Jahren 1812 bis 1815. Von kr.
4 Theile mit 4 Schlacht-Plaͤnen. 2te verbeſſerte
Auflage. Leipzig, bei Engelmann.
Durch einen Nachdruck ſieht ſich der Verleger genöthigt,
den Preis aller 4 Theile von 6 She. 8 Gr. auf 4 Thlr.
herab zuſetzen, wofür es in allen Buchhandlungen zu haben
iſt. Ueber den Werth des Buches ſelbſt haben kritiſche Blaͤt⸗
ter auf die vortheilhafteſte Weiſe entſchieden.
Fuͤr Naturforſcher und Aerzte.
Bei J. Perthes in Gotha iſt eben erſchienen:
Burdach, D. K. F., Handbuch der neueſten
in- und auslaͤndiſchen Literatur der ge—
ſammten Naturwiſſenſchaften und der
Mediein und Chirurgie. Gr. 8. 1 Thlr.
Man findet hier die Ausbeute der genannten Literatur
aller Nattonen von 1810 bis 1820 in moͤglichſter Vollſtaͤndig⸗
keit. Die ſyſtematiſche Anordnung gewährt einen leichten
Ueberblick über die Bearbeitungen der verſchiedenen Faͤcher
durch die Gelehrten verſchiedener Länder, und in fo fern ſtellt
dies Werk ein weſentliches Huͤlfsmittel fuͤr die Geſchichte der
Wiſſenſchaft dar. Ein vollſtaͤnsiges Sachregiſter laßt
jeden einzelnen Gegenſtand ſogleich auffinden, ſo daß das
Ganze ein zum Nachſchlagen ſehr bequemes Repertorium bil:
det, welches dem Naturforſcher und dem Arzte vollſt indtge
Literar Notizen gewaͤhrt. Die Angabe der Preiſe der ein⸗
zelnen Schriften iſt ein erwuͤnſchter Zuſatz.
Das Werk fährt zugleich den Titel: „Literatur der
Heilwiſſenſchaft, Band III,“ und dient als Fort⸗
ſetzung und Ergänzung der unter dieſem Titel 1810 heraus:
gegebenen 2 Bände.
Geschichte der Medicin.
Bei Leopold Voss in Leipzig ist so eben
erschienen:
Tafeln zur Geschichte der Medicin,
nach der Ordnung ihrer Doctrinen.
Von den ältesten Zeiten bis zum Schlusse des
achtzehnten Jahrhunderts. Von Dr. Lud-
wig Choulant. In Folio. 1 Thlr. 20 Gr.
Nachricht für Gutsbeſitzer, Oekonomen, Forſtverwalter,
Servitutberechtigte und Theilungscommiſſarien.
Folgende wichtige Schrift iſt vor kurzem erſchienen und
in allen Buchhandlungen fuͤr 20 Gr. zu haben:
Ueber Befreiung der Waͤlder von Servituten im all—
gemeinen, ſo wie uͤber das dabei noͤthige und zweck—
mäßige Verfahren. Eine Huͤlfsſchrift bei Servitut—
abloͤſungen fuͤr Forſtbeſitzer, Forſtverwalter, Servi—
tutberechtigte und Theilungscommiſſarien. Von dem
Oberforſtrath und Prof. D. W. Pfeil. Gr. 8.
Zuͤllſchau und Freiſtadt, in der Darnmann'ſchen
Buchhandlung.
Von eben demſelben Verfaſſer iſt fo eben auch bei dem⸗
ſelben Verleger nachſtehende intereſſante Schrift erſchienen
und brod. für 5 Ge, in allen Buchhandlungen zu bekommen:
Ueber die Bedeutung und Wichtigkeit der wiſſenſchaft—
lichen Ausbildung des Forſtmannes für die Erhöhung
des Nationalwohlſtandes und Volksgluͤcks. Rede,
bei der feierlichen Eröffnung der koͤnigl. Forſtakade—
mie zu Berlin gehalten durch den Ober-Forſtrath
und Profeſſor D. W. Pfeil. 4.
Sc eben iſt erſchienen:
Oeſterreichiſche Militairiſche Zeitſchrift—
Jahrgang 1822. Erſtes Heft.
Inhalt: I. Darftellung der Ereigniſſe vom Beginn des
Feldzuges 1757 bis nach der Schlacht bei Prag. —
II. Gedanken uͤber eine der neueſten Tactik und Fechtart
angemeſſene Bewaffnung und Formirung ber ſchweren
Reuterei. — III. Schlachten in den Gegenden um Wien:
I. Sieg der Ungern Über Ludwig das Kind, König der
Deutſchen, bei Theben an der Donau und March, im
Auguſt 907. 2. Die Schlacht an der Leitha und der
Fall des letzten Babenbergers Friedrichs II., am ı5ten
Juni 1246. 3. Die Schlacht an der March bei Kroißen⸗
brunn zwiſchen den Königen Bela IV. von Ungern und
Ottokar von Böhmen, am ı2!en Juli 1260. —
IV. Die Belagerung von Großwardein im Jahre 1660.
— V. Neueſte Militairveraͤnderungen.
Der Preis fuͤr den Johrgang 1822 in 12 Heften iſt
gegen Vorausbezahlung 8 Thls. ſaͤchſ., welcher nach M.uß⸗
gabe der Entfernung wegen Porto- Vergütung eine verhältz
nißmaͤßige Erhöhung erleiden durfte. Man kann dieſen, fo
wie alle fruͤhern Zahrgänge ſeit ihrem Beginn (1811) durch
alle Buchhandlungen von mir beziehen, wobei ich jedoch be—
merke, daß dieſe Zeitſchrift in den Jahren 1814 — 1 durch
die damallgen Zeitumſtaͤnde unterbrochen war.
Wien, den 4ten Januar 1822.
J. G. Heubner, Buchhaͤndler.
*
Gottfried's von Straßburg
Am in ti he Were e
herausgegeben
von
Friedrich Heinrich von der Hagen.
2 Bände. Gr. 8. 1822. Druck⸗ und Belin: Papier.
In Beziehung auf die frühere ausfuͤhrliche Ankündigung (In
No. XVIII p. 1821) diefes Werkes zeigen wir hiermit die nahe
Erſcheinung des erſten Bandes an, welcher, außer der Einleitung,
Gottfried's großes Nitter- und Minne-Gedicht: Triſtan
und Sfolde enthalten wird, und bemerken zum voraus, daß
es babet nicht auf einen bloßen, nur hie und da verbefferten
und ergaͤnzten, Abdruck einer ungenauen Abfihrift abges
fehen iſt, nachdem wir einen ſolchen, zwar fehlerhaften, Ab—
druck der florenzer Handſchrift ſchon haben — ſondern auf
eine wirklich kritiſche Ausgabe und Herſtellung des Tex⸗
tes, aus Vergleichung der beſten Hand ſchrif⸗
ten, wie der gegenwärtig feſt begründete Stand der -alt-
deutſchen Philologie eine ſolche in grammatiſcher, orthogra⸗
phiſcher und auch metriſcher Hinſicht, bei einem ſo hoͤchſt ge⸗
bildeten Dichtwerke, von welchem uns gluͤcklicherweiſe fo
treffliche Urkunden aufbehalten ſind, erfordert. Die ſchon
in jener Ankündigung erwaͤhnten, hier benutzten, Handſchrif—
ten, die berichtigte florenzer, die wiener, muͤnche⸗
ner und heidelberger, haben ſich durchaus als die aͤlta⸗
ſten und beſten bewährt, fo wie namentlich die muͤnchener,
grammatiſch die gebilfetefte, mehrere ganz nahe verwandte,
in Schreibung und Mundart entſtellte jüngere Handſchriften
vertritt. . {
Der zweite, zu Hſtern erſcheinende, Band enthäkt,
in ahnlicher Art: Heinrichs von Friberg und Ulrichs
von Turheim Fortſetzungen des Triſtan; die Verglei⸗
chung der Handſchriften; die übrigen Werke Gottfried's;
das Woͤrterbuch; und dann auch die durch ihr nahes Ver—
bältniß zu Gottfried's Darſtellung fo wichtigen alteng⸗
lüſchen und alrfranzoͤſiſchen Gedichte, fo. wie die
fir die Geſchichte tiefer weitverbreiteten Dichtung Überhaupt N
fo merkwürdigen walliſiſchen und ſpaniſchen Ro⸗
manzen von Triſtan und Iſolde.
Der Preis des completten Werkes wird 22 Thlr., hoͤch⸗
ſtens 3 Thlr. belragen; — und ſomit hoffen wir nicht allein,
eine ihrem innern Gehalt nach vorzuͤzliche und beſte, fondern
auch in Hinſicht des Preiſes, wirklich wohlfeile Ausgabe der
laͤmmtlichen Werke Gottfried’s zu liefern, die ſich auch
durch ganz correcten Druck und ſonſtige aͤußere Ausſtattung
rühmlichſt auszeichnen ſoll. b
Breslau, im Januar 18232.
Joſef Max und Comp.
Folgendes Werk iſt fo eben erſchienen und für ben ſehr
mäßigen Preis von 1 Thlr. in allen Buchhandlungen zu be⸗
kommen:
Leichtfaßliche Darſtellung der ebenen und ſphaͤriſchen
Trigonometrie nach einer ganz neuen Methode fuͤr
Phyſiker, Architekten, Feldmeſſer, Ingenieurs und
Technologen, und alle, die es noch werden wollen,
ſo wie auch fuͤr die zweite mathematiſche Claſſe der
Gymnaſien als erſter Curſus und für Militair- und
Baugewerkſchulen, bearbeitet von K. S. T. Hartell.
Mit einer Formeltafel und 70 eingedruckten Holz⸗
ſchnitten. 8. Zuͤllichau und Freiſtadt, in der Darn—
mann'ſchen Buchhandlung.
So eben wird fertig:
Iſis von Ofen. 1821. 12tes Heft.
(Preis des Jahrgangs, 12 Hefte mit vielen Kupfern,
iſt 8 Thle.)
Inhalt:
Pygolichia. — Zur Kenntnig Italtens für Reiſende. —
Vergleichung alter Sagen mit Oken's Anſicht von der
Entſtehung des Menſchen aus dem Meere. — Vierter
Brief aus Kirby's und Spence's Entomologie. — Bo⸗
zanus, über Deulung der Kopfknochen. — Bojanus,
über die Naſenhoͤhle und ihren Sackanhang der Pricken.
— Anfrage wegen der membrana decidua. — Ueber
Homöopathie von Fitzler. — Verhandlungen der parifer
Akademle. December 1820 und Januar 1821. — An:
zeige elner Ueberſezung von J. Burchell's Reiſe in das
Innere des ſuͤdlichen Africa. — Maͤrchen und Volks:
ſagen von Mann. — Dritte Fortſetzung des Pflanzen⸗
verzeichniſſes der prager Tan ſchanſtalt. — Pflanzen des
ſuͤdlichen Europa bel Ziz in Mainz. — Widerlegung
von Kuneck's Theorie über Hoͤhenmeſſungen. — Haller's
Aufforderung nebſt Antwort wegen Milltate-Aerzte. —
Vofleskataloge von Jena, Gieſen und Berlin.
Schweigger's Tod. — Rüge von Keifig. — Verſamm⸗
lung der Naturforſcher zu Leipzig.
Leipzig, den 19ten Januar 1822.
F. A. Brockhaus.
alles aufbteten werden, den Komus zu befluͤgeln und den
=
f Bei
ſchienen:
Conſtantinopel und die Dardanellen.
riſch⸗ ſtatiſtiſch topographiſche Beſchreibung. Mit Anſich⸗
‚ten, Planen und Charte. ate Auflage. Gr. 8. Geh.
r Ihle S:?
Ueber den E nfluß der Aſtronomie auf die Cultur der menſch⸗
lichen Geſellſchaft überhaupt, ſo wie auf die Ausbildung
der intellectuellen und gemuͤthlichen Anlagen des Menſchen
insbeſondere; von J. A. L. Richter. Gr. 8. Geh.
4 Gr. ;
Zur Erläuterung
Leopold Bof in Leipzig find ſe eben er-
Eine hiſto⸗
Ueber das Weſen der menſchlichen Freiheit.
und Würdigung der Schelling'ſchen Theorie dieſe Lehre bes
treffend.‘ 8. 6 G0œ r.
Zeitſchrift zur Beförderung der Humanitaͤt, in zwangloſen
Heften. Herausgegeben von Philipp Waͤnning. Erſten
Bandes erſtes Stuͤck. Gr. 8. Geh.
12 Gr. a
Im Laufe des Januar's 1822 erſcheint bei Petri in
Berlin und wird in allen Buchhandlungen zu haben ſein:
Neues Muſeum des Witzes, der
gi . Laune und Satyre. a
Mit Beitraͤgen von M. Cunow, Jocoſus, Fatalis,
Haug, A. F. E. Langbein, K. Locuſta, K. Muͤchler,
D. Symanski und Andern.
Herausgegeben
von
H. Ph. Petri.
Er ſter Band.
Mit Kupfern.
Das alte Gute erneut ſich in vorbemerkter Zeitſchrift
nach einer Unterbrechung von laͤnger als einem Jahrzehend
um ſo zuverſichtlicher: die alte Gunſt des Publicums wieder
zu erlangen, da die Herren Mitarbeiter und der Herausgeber
Satyr der Zeit und des Geſchmackes zu geneigten Spenden
zu bewegen. *
Alle ſechs Wochen erſcheint ein Heft von ſechs Bogen;
vier Hefte bilden einen Band, welcher 2 Thlr. 8 Gr. koſtet.
Deutſche Sprachlehre.
Bei Leopold Voß in Leipzig iſt ſo eben er⸗
ſchienen:
Kunſt, die Regeln der deutſchen Sprache
geſchwind zu erlernen, gut zu behalten
und leicht auszuuͤben. Nebſt einem Sprach⸗
catechismus und einer Wandtafel fuͤr den Schul—
unterricht. Von Chriſtian Aug. Lebrecht Kaͤſt⸗
Gr. 8.
ner. 18 Gr.
Zur Vermeidung aller Eollifionen zeigen wir an, daß
in einigen Wochen bei uns eine Ueberſetzung der ſo eben in
Paris erſchienenen ß N,
Documens pour servir a l’histoire de la captivite
de Napoleon Bonaparte à Sainte-Helene
herauskommen wird.
Berlin, den 21ſten Januar 1822.
Sand er'ſche Buchhandlung.
Li fear i ſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
N. VI.
Diefer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag-
netismus in Octav⸗Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht.
1822.
Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Bibliothek deutſcher Dichter des ſieb—
zehnten Jahrhunderts.
Herausgegeben von Wilhelm Muͤller.
Die Dichter des ſiebzehnten Jahrhunderts, von Weckher⸗
lin und Opitz bis auf Günther, der ſchon in das acht⸗
zehnte hinüberreicht, fuͤllen einen eigenen, abgeſchloſſenen
Kreis, in welchem wir die neuere deutſche Dichterſprache,
und uͤberbaupt die ganze aͤußere Form der deutſchen Poeſte,
oder, mit Opitz zu reden, Poererei, ſich geſtalten, feſt⸗
ſtellen und gluͤcklich ausbilden ſehen. Aber auch ohne Ruͤck⸗
ſicht auf dieſe geſchichtliche und ſprachliche Wichtigkeit der
Dichter des ſiebzehnten Jahrhunderts verdienen Namen, wie
Paul Flemming und Andreas Gryphius, neben
den preiswürdigfien Dichtern der neueſten und aͤlteſten Zelt
genannt zu werden, und man hat auch in unſern Tagen, wo
man mit fo entſchiedener Vorliebe auf die alte vaterländifche
Dichtkunſt zuruͤckblickt, nicht vergeſſen, jene Haͤupter mit
friſchen Kraͤnzen zu ſchmuͤcken.
Unſere Bibliothek wird eine gedraͤngte Auswahl
ven Gedichten aus der bezeichneten Periode liefern, in
2—8 Baͤndchen (jedes von 16 — 20 Bogen), von denen
Weckherlin, Opitz, der aͤltere Gryphius
und Flemming die vier erſten füllen werden. Der
Plan und das Ziel unferer Auswahl iſt, dasjenige zu
ſammenzuſtellen, was dem gebildeten Leſer unſerer Zeit aus
dieſen Gedichten vorzuͤglich anſprechend und erſprießlich ſein
kann, und ſie beſchraͤnkt ſich deshalb auf die kleineren Stuͤcke,
Lieder, Sonette, Sinngedichte u. ſ. w., is welchen Gat⸗
tungen ſich feit dem ſiebzehnten Jahrhundert der Styl im
Ganzen ſehr wenig verändert hat. Die langen declamato—
zifhen Lehrgedichte und die Tragoͤdien in Alexandrinern lie⸗
gen dagegen dem Geſchmack unſerer Zeit zu fern, als daß
ihr Abdruck den Dank des groͤßern Publicums, fuͤr das dieſe
Sammlung berechnet iſt, verdienen koͤnnte.
Das erſte Bändchen, das in der bevorſtehenden Jubilate
Meſſe erſcheinen wird, gibt eine Auswahl aus Martin
Opitzens Gedichten in 5 Buͤchern: 1) Freie Lieder; 2) Ge:
dichte an Gönner und Freunde, Gluͤckwunſchungen, Hochzeit⸗
lieder und Leichengeſaͤnge; 3) Sonette; 4) Spruͤche und
Sinngedichte; 5) Gelſtliche Lieder. Voraus geht ein Le—
ben des Dichters und eine Characteriſtik ſeiner Werke,
Beilagen, die wir auch den folgenden Baͤndchen hinzufuͤgen
werden.
Den Tert hat der Herausgeber in der Orthographie und
in veralteten Sprachformen verneuert, um die Lectuͤre zu er:
leichtern. Einzelne unverſtaͤndliche Wörter finden ihre Er⸗
klaͤrung unter dem Texte, und nur ſelten iſt es gewagt wor-
den, das Original zu verandern, wie vornehmlich in ſolchen
Stellen, wo der alte Ausdruck, nach unſerer Sprachweiſe,
als unanſtandig und ungeſchlacht zuruͤckſtoßen koͤnnte. So
wird es uns wohl keiner uͤbel nehmen, wenn wir ſtatt
Wanſt, Leib, ſtatt Stank, Dunſt und dergleichen ges
ſetzt haben, beſonders da wir bei jeder Aenderung den
get gewiſſenhaft in den Anmerkungen aufgeführt
aben.
Das zweite Bändchen wird den Andreas Gryphius
liefern, das dritte und vierte Weckherlin und Flem⸗
ming. Die folgenden ſollen Proben aus Logau, Tſcher⸗
ning, Dach, Riſt, Paul Gerhard, Chriſtian
Gryphius, Lohenſtein, Hoffmannswaldau, Bef-
fer, Canitz, Günther und einigen weniger bekannten
Dichtern geben.
Deſſau.
Wilhelm Müller, als Herausgeber.
Leipzig.
Brockhaus, als Verleger.
So eben find in der J. B. Metzler'ſchen Buchhand⸗
handlung in Stuttgart erſchienen und in allen deutſchen
Buchhandlungen zu haben: ‘
Welt und Zeit. Fünfter Theil. Oder: Kalte
Aufſchlaͤge für die herrſchenden Kopf:
krankheiten von Jonathan Kurzrock, pen—
ſionirtem Syndicus der ehemaligen freien Reichs—
ſtadt Aalen. (Motto: Veritas exstinguitur nun-
quam. Dedteirt: dem großmaͤchtigen Mehmet Ali
Paſcha von Egypten.) Gr. 8. Geh.
In Sachen der Rheinprovinzen und in eigener
Angelegenheit von J. Goͤrres. Gr. 8. Geh.
Als vor drei Monaten „Europa und die Revo⸗
lutlon“ von Goͤrres erſchien, bemuͤhten ſich einerſeits meh⸗
rere liberale Zeitungen, einzelne Stellen aushebend und den
Verfaſſer als Ariſtokraten ſchmaͤhend, die ganze Schrift
gleichſam vor ihrem Auftritte niederzuſchreien, waͤhrend auf
der andern Seite mehrere Regierungen die Schrift verboten,
well ſie Theorien und Aeußerungen enthalte, die auf Er⸗
ſchuͤtterung der Monarchie und der in den deutſchen Stasten
beſtehenden Verfaſſung abzielten. So haͤuften die entgegen⸗
geſetzten Parteien entgegengeſetzte Anſchuldigungen auf den
Verfaſſer und ſeine Schrift. Zahlreiche ariſtokratiſche Leſer
erkennen an das viele tief Gedachte, in des alten rheiniſchen
Mercurs Kernſprache ruͤckſichtslos wahr, freiſinnig, ſcharf Aus⸗
geſprochene der Schrift, wenn ſie auch nicht in allen Einzeln⸗
heiten mit des Verfaſſers Anſichten völlig einſtimmen. —
Gleich unbefangen, nur der Wahrheit und Ueberzeugung Ge⸗
boten huldigend, nimmt die vorliegende Schrift ſich zum
Ziele, des Verfaſſers oͤffentliche Handlungsweiſe oͤffentlich
darzuſtellen; feine Geſchichte hängt fo nahe zuſammen mit
der Angelegenheit der Provinz, der er angehoͤrt, daß die
Erzählung des Einen nothwendig in der Darſte llung die
Andern aufgehen muß.
Durch Friedrich Volke, Buchhändler in
Wien, sind ausser allen ältern und neuern
italienischen Werken auch nachstehende Jour-
nale um beigesetzte Preise zu beziehen:
(Die Portospesen von Wien aus gehen auf Kosten
der Empfänger.)
Biblioteca Italiana o sia Giornale di Letteratura,
Scienze ed Arti, composto da varii Letterati; per
l’anno 1822. 12 fascicoli in gr. 8. Milano. 8 Thlr.
Conv. Münze oder 14 Fl. 24 Kr. rheinisch.
Biblioteca Germanica per l'anno 1822. 4 vol. in gr. g.
Padova. 6 Thlr. 16 Gr. oder 12 Fl. rhein.
Corriere delle Dame per l’anno 1822 con rami miniati.
Gr 8. Milano. 10 Thlr. oder 18 Fl. rhein.
Effemeridi letterarie di Roma. 9 fascicoli in gr. g.
Roma 1821. 8 Thlr. oder 14 Fl. 24 Rr. rhein.
Giornale Arcadico di Scienze, Lettere ed Arti per
Panno 1822. 12 fascicoli in gr. 8. Roma. 14 Thlr.
oder 25 Fl. 12 Kr. rhein.
Giornale di Fisica, Chimica, Storia naturale, Medi-
cina ed Arti de’Sig. P. Configliachi e Gaspero Brug-
natelli per l’anno 1822. 6 fascicoli in gr. 4. Pavia.
5 Thlr. 16 Gr. oder 10 Fl. 12 Kr rhein.
Omodei, Dr. A., Annali universali di Medicina per
PTanno 1822. In 12 Quaderni. Gr.g. Milano. 8 Thlr.
oder 14 Fl. 24 Kr. rhein.
Opuscoli Letterarii per Vanno 1822. 6 fascicoli in 4.
Bologna. 5 Thlr. 12 Gr. oder 10 Fl. rhein.
Opuscoli Scientifici per l’anno 1822. 6 fascicoli con
rami 4. Bologna. 8 Thlr. oder 14 Fl. 24 Kr. rhein.
Riccoglitore, il, ossia Archivj di Geografia, di Viag-
gi, di Filosofha, di Economia politica, di Eloguen-
za, di Poesia, di Critica, di Archeologia, dı No-
velle, di belle Arti, di Teatri e Feste, di Biblio-
grafia e di Miscellanee, adorni di rami. 24 Fasci-
coli per annata. Gr. g. Milano. 10 Thlr. oder
18 Fl. rhein.
Die baldige Erſcheinung
des
allgemeinen Hülfs- Buchs
für
alle Stände
den vielen Beſtellern dieſes Buchs jetzt mit voͤlliger Be
ſtimmtheit oͤffentlich zuſagen zu koͤnnen, gewaͤhrt mir eine
um ſo reinere Freude, als durch ſeine mit reblicher Abſicht
geſchehene ſorgfaͤltige Bearbeitung und daraus entſtandene
Verzögerung des Drucks der innere Gehalt dieſes zum Vor⸗
theil der Armen ausgegebenen Werkes bis zu ein em
Grade erhöht und erweitert wurde, welche die, dem
Buch zuerſt gegebene, Grenze weit uͤberſchrei⸗
tet, und in ihm einen ſolchen Reichthum von praktiſ chen
Hülfsmitteln für jeden Stand der menſchlichen Geſellſchaft
und für jede Lage des Lebens, und eine ſolche Fuͤlle von
tauglichen Vorſchlaͤgen für das Öffentliche und häusliche Leben
begründet, welche dieſem Buche unter den neueren großen
und wichtigen literariſchen Erſcheinungen eine Stelle neben
dem, mit verdienten Rechte berühmten, Converſations-Lexi⸗
con einräumen wtrd.
Die J. 3. Fleiſchhauer'ſche Buchdruckerei in Reut⸗
lingen hat in einem, mit der unterzeichneten Anſtalt ab⸗
geſchloſſenen, Vertrag den Druck von zehn tauſend
Exemplaren dieſes Werks förmlich uͤbernommen, und in zwei
andern, nach der oͤrtlichen Lage ſchicklich ausgewählten, Bud:
örucereien werden zu gleicher Zeit zwei aͤhnliche Auflagen,
ede von zehn tauſend Exemplaren für die auslaͤndiſchen
Beſteller mit elner Thäͤtſgkeit gedruckt, durch welche für
die gleichzeitige Ablieferung aller beſtell en Cx mplare ge:
ſorgt iſt.
Die in dieſen drei Buchdruckereien auszufertigenden
30,000 Exemplare find beinahe alle ſchon heſtellt; die Sub⸗
feriptfong : Sammlungen werden aber im naͤchſten Jahre mit
neuem Eifer forigeſetzt und für die zu hoffenden neuen Bes
ſtellungen der Druck in einer vierten Buchdruckerei angeorb-
net werden.
Stuttgart, im December 1827.
Ludwig Schuhkrafft,
Vorſteher der durch das allerhoͤchſte koͤnfgl. Reſeript
vom 29ſten Nov. 1818 allergnäbiaft anerkannten
und auch von mehreren auslaͤndiſchen Staats Re:
glerungen huldvollſt begunſtigten Armen-Anſtalt.
ve eben erſcheint und iſt an alle Buchhandlungen ver:
ande:
Hermes oder kritiſches Jahrbuch der Literatur. Er—
ſtes Stück für das Jahr 1822. (No. XIII der gan:
zen Folge.) Gr. 8. Geh. 384 Seiten. Preis
des Jahrgangs von 4 Stuͤcken (im Ganzen 100 Bo:
gen engen Drucks) 10 Thlr. und eines einzelnen
Stuͤcks 3 Thlr.
Dieſe kritiſche Zeitſchrift, die ſeit 1819 beſteht, beſchaͤf⸗
tigt ſich nur mit den ausgezeichnetſten Erzeugniſſen der in
und ausländifhen Literatur und erſcheint alle 3 Monate ein
Stuͤck derſelben Die Jahrgaͤnge 1819 (von Prof. Krug
geleitet) und 1820 koſten jeder 8 Thlr.; die Nepertorien
dazu 1 Thlr. und 16 Gr. Das letzte Stuck (No. XII.)
von 1821 (Preis 10 Thlr.) folgt in 4 Wochen.
Inhalt dieſes Stücks:
I. Meyer, Esprit, Origine et Progres des institutions
judiciaires des principaux pays de l’Europe. 4vols.
II. Nees von Efenbed, Entwickelungsgeſchichte des
magnetiſchen Schlafs und Traums.
III. Smith, an inquiry into the nature and causes of
the wealth of Nations. With Notes by Buchanan.“
IV. Kant, Vorleſungen über die Metaphyſtt.
V. Rogge, über das Gerichtsweſen der Germanen.
VI. Primiſſer, die kaiſerl koͤnigl. Ambraſer⸗Sammlung.
VII. r. Die Stock⸗Jobbery und der Handel mit Staats⸗
papieren.
11. Beleuchtung der in Münden erſchienenen Schrift:
Die Stock Jobbery.
111. Wayna, Antwort auf die Stock-Jobbery.
ıv. Ehrmann, rechtliche Anſichten über den Handel
mit Staatspapierey.
v. Beweis, daß die Rothſchilder Looſe zu 100 Fl.
wahre Lotterieloſe ſind.
vı. Das Rothſchilder Lotterie-Anlehen von 20 800,000
Gulden, aus civilrechtlichem Geſichtspuncte gewuͤr⸗
diget.
vır. Fluͤchtige Betrachtungen über die Frage: Ob der
Commtſſionair bei dem Obligationengeſchaͤfte für den
Bezug haften muͤſſe?
VIII. Kriliſche Ueberſicht der theologiſchen Literatur in
den erſten zwei Jahrzehnten des laufenden Jahrhunderts.
Erſte Abtheilung.
IX. Hegel, Grundlinien der Philoſophie des Rechts.
X. Heinrich von Kletſt's hinterlaſſene Schriften, her⸗
ousgegeben von L. Tieck. a
XI. Hamann's Schriften, herausgegeben von Friedr.
Roth.
Leipzig, im Januar 1822.
F. A Brockhaus.
Praͤnumerations- Anzeige für Studirende, Gyinnafien
und Gebildete u. ſ. w.
edürfniß einer viel umfaſſenden, guten und
doch mc i e e e iſt im Stich und erſchelnt
fpäteftens bis zur Oſtermeſſe:
Graecia Antiqua
cum adumbratione adjacentium regionum Epiri,
Macedoniae, Thraciae inferioris et Asiae Mi-
noris. Recentioribus urbium et locorum no-
minibus passim additis delineata a F. Kruse.
Oder: Charte vom alten Griechenland
nebſt Epirus, Macedonien, Suͤd-Thracien und dem
weſtlichen Kleinaſien. Nach den beſten alten und
neuen Quellen und Huͤlfsmitteln entworfen von
F. Kruſe.
Die Zeichnung iſt mit größter Genauigkeit entworfen,
der Stich von einem der erſten Kuͤnſtler, das Format das
größte und der Praͤn Preis der billigſte, Io Gr., auf De:
linpapier 15 Gr.; nachher viel höher. In der Verlagshand—
lung auf 5 Exemplare das ste, auf 8 und mehr das
Hte frei. Y »
Ernſt Klein's geographiſches Comptoir
in Leipzig.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtaͤmter iſt zu er⸗
halten:
Iſis von Oken. Jahrgang 1822. Aftes Heft.
Der Jahrgang dieſer encyklopaͤdiſchen Zeitſchrift beſteht
aus 12 Heften, von denen monatlich eins erſcheint. Jedem
Hefte find ein oder mehrere Kupfer, meiſtens über natur;
hiſtoriſche Gegenſtaͤnde, beigefuͤgt. Er koſtet 8 Thlr. und iſt
zu dieſem Preiſe durch alle Buchhandlungen und Poſtaͤmter
zu erhalten.
Dieſe Zeitſchrift iſt übrigens zu bekannt, als daß etwas
zur Empfehlung deſſelben hinzuzuſetzen noͤthig wäre.
Die frühern Jahrgaͤnge von 18.7 — 1821 find ebenfalls
noch durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Der Jahrgang
1817 koſtet 6 Thlr.; die folgenden, 1818 — 21 (ſehr viel
ſtaͤrker), 8 Thlr. ein jeder.
ig, den ıgten Januar 1822.
mt a F. A. Brockhaus.
Auch ein Beitrag zu den „Schriftſtellerunachtſamkeften
jeder, nur nicht politiſcher Art.“
Dieſer Beitrag betrifft den Verfaſſer der mit obiger
Aufſchrift betitelten drei Aufſaͤtze, im Lit. Converſations⸗
Blatt (1821 Nr. 206 und 1822 Nr. 5 und 6) lediglich —
ſelbſt! Jagd auf „Langhornige Sprachböͤcklein“ machend,
hat er naͤmlich ſelber dergleichen, und noch dazu dieſelben,
die er an Andern ruͤgt, wie folgt, geſchoſſen. :
1) Ein ſtrenger Purift (ſchade nur, daß dieſes Wort
ſelbſt wieder des Purismus bedarf!), tadelt er an einer
„beliebten Zeitſchrift!“ das Wort Redaction, als ein ihm
„unertraͤgliches vielſeitig anſtoͤßiges Fremd- und Suͤnden—
wort,“ ſchreibt aber „Hochſelber:“ „Poeſie, poetiſch,
politiſch, Titel, neutraliſiren, und bereichert das⸗
jenige deutſche Buch, in dem, wie Jean Paul fagt,
gerade das allerwenigſte Deurſch ſteht, nämlich unſern,
ſchon feinem Titel nach völlig undeutſchen Adreßkalen⸗
der noch mit einer griechiſch-lateiniſchen Titulatur, („Ae s⸗
kulapiſche Magnificenz“) mehr.
Wenn er denn aber doch einmal als Puriſt ſich zeigen
wollte, warum fing er nicht gleich bei dem un deutſchen Titel
des literariſchen Converſations- Blatts an?
2) Den Titel eines Buches ruͤgt er als uͤbelklingend,
weil er „drei Woͤrter mit keit“ („Sollte man es glau⸗
ben?“ ruft er dabei aus,) enthalte; quält aber die Ohren
feiner eignen Leſer (ſollte man es glauben ?) mit einem
viermaligen „tuͤchtig“ in zwei Zeilen; mit einem zwei⸗
maligen „wofuͤr“ und viermaligen „dürfte“ in nicht
mehr als 4 Zeilen, und mit den Uebellauten, wie: „Krite⸗
rei, unaufmerkſamkeitsſtreich, Ordnei, Mißbe⸗
titelung, Zeitſchrifttitel, Blattmeifter, Blatt:
meifterinnen, Gräuelbefude, Lebensartig, Buͤh⸗
nenhaft, Spaßvogelhaftig,“ u. dergl. m. Gleich⸗
wohl lehrt er, „daß die Shärfung des Gehoͤrs ſogar
den deutſchen Staat en zum hödjften Vortheile gereiche.“
3) Dem Verfaſſer einer Beurtheilung des Taſchenbuchs
Urania wirft er (einen einzigen Perioden betreffend)
ein: „Muͤſterchen von ſo arger Schreibart als man heut zu
Tage außergerichtlich nur ſelten findet“ vor, tiſcht aber
ſeinen Gaͤſten ſelbſt „wahres Gerichtſchreiberlabſal
von altem Schrot und Korn“ wie: dermalen, dem:
nach, dieſemnach, auf daß, deshalbig, Hochſel⸗
ber, ehrenverdienſtlich⸗gehorſamſt“ ja ſogar fol⸗
genden zaͤhen Biſſen des ſchleppendſten Canzleiſtyls auf:
„Neutraliſiren, wofür neutraliſen geſagt werden dürfte,
wofür Neutra⸗Liſen geſagt werden dürfte, deren jede
doch weit beffer ſeyn dürfte als ein die- Fräulein, ob
es auch kein Dieb-Fraͤulein ſeyn duͤrfte.“
4) Er bekrittelt jenen Perioden des Beurtheilers der
Urania beſonders wegen der darin enthaltenen langen Ein-
ſchiebſel durch Mittelwoͤrter, gibt aber à la Ballhorn
dafuͤr folgende, der eignen Verbeſſerung nur allzubeduͤrf⸗
tige, Verbeſſeruug mit Naa ch ſchiebſeln und Parentheſen,
deren eine er ſogar in die andere eingeſchachtelt hat:
„doch bedauern wir zugleich, daß der Herausgeber — (der
um die Beförderung fo vieles Guten und Schönen unfrer
neueſten Literatur ſich verdient gemacht hat) — im Nachwort
anzeigt, — er habe ſich veranlaßt gefunden, — feine Preis⸗
aufgaben — (denen man allerdings in Schulze's bezauberter
Roſe eines der ausgezeichnetſten Werke unfrer vaterlaͤndiſchen
Literatur — (nebſt ſo mancher andern lieblichen poetiſchen
Gabe) — zu danken hat) — nunmehr zu beſchließen.“ Mit
dem Beſchließen war es allerdings nunmehr hohe
Zeit, wenn dem Vorleſer dieſer, als ein Muſter gut er
Schreibart aufgeſtellten Tirade, nicht der Athem ausge⸗
hen ſoll.
5) Er zaͤhlt jenen Beurtheiler zu den Schriftſtellern,
„die eben ſo natuͤrlich ſchreiben als man redet,“ fraͤgt ihn
aber naiv genug gleich darauf, die mehr erwähnte Stelle
der Recenſion anfuͤhrend, „Sagt, wuͤrdet wohl Ihr auf die
Art ſprechen?“ —
6) Aus einem Perioden einer andern Recenſion klaubt
er ein paar Zeilen heraus, die er für fehlerhaft erklärt,
weil ſie, alſo abgeſetzt:
„Man ſetzt in Umlauf was man will
Man ſucht aus den Recepten
Abortlon heraus zu kritteln
Und ſchreibt am Ende über: — “
ſich als „vier vollſtaͤndige Verſe“ leſen ließen. Wie ſorg⸗
faͤltig er aber das versmäßige in feiner Proſa vermeidet,
zeigt unter andern folgende Stelle, worin er ſelber, in
dem naͤmlichen Sylbenfall, gleichfalls vier vollftäne
dige Verſe, die noch dazu einen ganzen Perioden (nicht
wie die von ihm gerügten nur ein Stüd deſſelben) bilden,
zum Beſten gegeben hat:
„Leicht alſo kann die Redaction
Dahin gedeutet werden
Als wäre von der Bühnenhaften
Ned = Action die Rede!“
8
7) Demſelben Recenſenten wirft er einen Sprachſchnitzer,
vor, weil er geſagt habe: „man ſucht aus den Recepten
Abortion herauszukritteln, und ſchreibt am Ende uͤber:
Magnetismus und Immoralitaͤt.“ Er behauptet, daß es
heißen muͤſſe: „darüber.“ Aber der Titel der hier in
Rede ſtehenden Schrift mag immer: „Magnetismus und
Smmoralität und nicht: „Ueber M. u. J.“ heißen;
kann man deshalb nicht vom Verfaſſer derſelben auch ſagen:
er habe über M. u. J. geſchrieben? Ja, unſer Splitter⸗
richter hätte ſogar weit beſſer gethan, feine Aufſatze:
„Ueber Schriftſtellerunachtſamkeiten“ zu betiteln, ſtatt
daß er blos: „Schriftſtellerunachtſamkeiten“
worunter man denn fuͤglich ſeine eignen, die er dieſem
Titel folgen laͤßt, verſtehen kann, daruͤber geſetzt hat.
8) Eben jenem Beurtheiler mutzt er folgende Stelle auf:
„Wohl aber iſt das Fraͤulein in Unterſuchung gerathen und
ſitzt im Gefaͤngniſſe, weil fie geſtohlen haben ſoll,“ denn
man müffe ſonach fragen: ob — fie — die Unterſuchung
oder das Fräulein, geſtohlen habe? „Nur den Fräus
lein bei Theecirkeln,“ ſetzt er hinzu, „laͤßt man noch zur
Zeit ein Sie jener Art durchgehen.“ Er ſelbſt aber
ſchreibt: „Auch erfordert wenigftens die Auf:
ſchrift Calſo der Titel duͤnkt ihm an einem Buche die
Hauptſache!) eines wichtigen Werkes einen unablaͤſſigen
Eifer, daß kein Fehler irgend einer Art ſie verunſtalte.“
Sies die Art oder die Aufſchrift? Es gibt alſo doch auch
wohl Maͤnn lein bei Theecirkeln, die ein Sie folder
Art noch durchgehen laſſen!
Er fagt ferner: „der Beurtheiler der Urania ſchreibt
ſo, daß man uͤber ihn reden muß. Das thun wir demnach,
auf daß die Ehrba re aͤhnlichen Graͤuelbeſuchen vorbeuge.“
Wer iſt hier die Ehrbare? Doch wohl die Urania?
Mit nichten, denn er meint ein kritiſches Journal
damit, das er aber zwei ganze Perioden vorher
erſt bezeichnet hat.
Auf dieſe Weiſe alſo hat er über „Schriftſteller⸗
unachtſamkeiten jeder, nur nicht politiſcher Art,“
welchem Titel er noch den geiſtreichen Wahlſpruch:
„Wofern du willſt durch deine Feder walten!
Entſend' ihr keine Mißgeſtalten!“
hinzugefuͤgt hat, ein Langes und Breites gekrittelt und da⸗
bei ſeiner eignen Feder alle die hier unter Nr. 1 bis 8
aufgeführten Mißgeſtalten und Unachtſamkeiten
ſelber entſendet; daß dieſe Unachtſamkeiten nicht politiſch
find, iſt ihm zuzugeben. Denn politiſch würde es nur ge:
weſen ſeyn, wenn er Unachtſamkeiten gerügt hätte, ohne
ſelbſt welche (und noch dazu die nämlich en, die er ruͤgt)
zu begehen. Auch hat er allerdings vollkommen Recht, wenn
er ſagt: „daß Niemand in der Welt aufmerkſamer ſeyn ſolle
als der Herausgeber einer Zeitſchrift.“
Aber wozu kann uͤberhaupt dieſe unerheblich drei Stuͤcke
des Lit. Conv. Blatts fuͤllende Krittelei anders dienen, als
zu einem langweiligen Luͤckenbuͤßer deſſelben? Hielt ſich der
Verf. bei ſeinem Mangel an Selbſtkenntniß, einmal fuͤr
berufen, als Lehrer des ſchriftlichen Vortrags aufzutreten, ſo
hätte er wenigſtens doch wichtige ſtyliſtiſche Werke zum
Gegenſtand ſeiner Bemerkungen machen ſollen, nicht aber
einzelne Stellen unbedeutender Aufſaͤtzchen und Recenſtoͤnchen,
wie fie ihm gerade in die Hände fielen. Denn auf dieſe
Weiſe koͤnnte er fuͤglich ganze Hefte des Lit. Conv. Blattes
mit aͤhnlichen Ausſtellungen, blos aus dem Lit. Conv.
Bl. ſelbſt, anfuͤllen, und als Puriſt z. B. gleich bei dem
Titel deſſelben den Anfang damit machen. Das gaͤbe denn
eine ſtyliſtiſche Salbaderei ohne Ende, wobei indeß der Ver⸗
leger freilich den Vortheil haͤtte, ſich nicht um neue Bei⸗
träge für fein Lit. Conv. Blatt befümmern, ſondern es aus
den bisher darin gedruckten fortfegen zu dürfen. Der Lan⸗
genweile feiner Leſer ſucht nun zwar dieſer Sprachmeiſter
durch reichliche Spaͤßchen abzuhelfen. Er nennt z. B. das
Wort Redaction, „eine franzoͤfiſche redaction mit Leib
und Seele, mit Haut und Haar,“ und uͤberſetzt es durch
Gebehrdenſpiel und Ordneiz“ er redet einen Schrift—
ſteller mit: „ſehr unheller Schachtelmann und
Schachtel maͤnnchen,“ einen andern aber mit „aͤsku⸗
lapiſche Magnificenz“ an, er theilt die Fraͤulein in
„die- Fräulein und Dieb-Fraͤulein“ denen er ſich ſelbſt
„zu fernerem Diebſtahl beſtens empfiehlt“ ein, und bildet
ſich aus dem Zeitwort neutraliſiren, die ſo zart als
geiſtreich erſonnenen „Neutra-Liſen“ (!) u. ſ. w. Aber
wer auf Witz Jagd machen will, der muß auch gut laufen
koͤnnen, um ihn einzuholen, und hier hat der Verf., wie
man ſieht, ſchlecht Haſchemaͤnnchen gefpieit. 5
Allem bisher Geſagtem zufolge, waͤre es nun fuͤrwahr
nicht der Muͤhe werth, uͤber das ganze Geſchriebſel auch nur
ein Wort zu verlieren, wenn ſich der Verf. dabei wenigſtens
in den Grenzen der Beſcheidenheit gehalten haͤtte; ob—
gleich es (wie Eberhard in ſeiner Synonimik treffend be⸗
merkt) ſchon im Begriff von einem Splütterrichter liegt,
daß er die Abſicht hat, Andern von ſeinen eignen Fehler⸗
loſigkeit und der Strenge ſeiner Grundſaͤtze eine große
Meinung beizubringen. Er verſpricht nun zwar: mit
„aller moͤglichen (1) Beſcheidenheit zu Werke zu gehn,“
den Irrenden, begangene Irrthuͤmer nie bitter vor die
Augen (ſchmeckt man mit ihnen auch?) zu legenz ſich
fern von aller eiteln Anmaßung, fern von allem Tadel, der
nur ſeinet halben, nicht der Beſſerung wegen erſcheint“ hal—
ten zu wollen, den „Anſtand jederzeit zu ehren“ und nie
Perſonlichkeiten einzumiſchen, ja, er tadelt ſich ſogar ſelbſt,
wegen einer fruͤher begangenen Unachtſamkeit, mit dem
Spaͤßchen, daß er „wie jener Druckſetzer einſt, ſelber hinge—
ſetzt zu werden verdiene,“ und verſichert, wenn es noch
einmal geſchaͤhe, „ſich auf eine noch erkleklichere Weiſe den
Kopf zurecht ſetzen zu wollen“ (wozu ſich ihm denn hier mehr
als eine ſchickliche Gelegenheit darbietet) — allein er hält
(und das verdient Ruͤge!) alle dieſe Verſprechungen ſo
ſchlecht als ſeine Lehren! Ä
Vielmehr erlaubt er ſich Anmaßungen wie die, daß er
„die Würde der wahren ſchriftſtelleriſchen Kunſt“ bewahren
und der ſchnellfedrigen Schriftſtellerei, die zu den groͤßten
Uebeln unſrer Zeit gehoͤre, vorbeugen helfe, daß er nur
„ſolche Irrungen waͤhle, die klar ſind“ und „ein von ihm
Getadelter ſich nur ſelten mit einiger Wirkung werde
rechtfertigen kͤnnen;“ verletzt den Anſtand, indem er, von
„einer unſrer Zeitſchriften“ ſprechend, ſich des Ausdruckes
Hauptftall der Redaction und Nebenſtall der Mitar⸗
beiter“ bedient, und wird geradezu, und zwar perſoͤnlich
beleidigend, indem er einen Necenfenten, wegen einer
einzigen Stelle feiner Beurtheilung (denn im Uebrigen,
ſagt er ſelbſt, „klinge ſie — weit beſſer, ja ſehr gut“)
zu den „unehrbaren“ von denen eine „recht ehrbare
Perſon“ zuweilen Zuſpruch erhalte, jene Stelle aber zu
dergleichen „Graͤuelbeſuchen“ rechnet. Da er nun
ſelbſt ausdruͤcklich ſagt, „daß man nichts an ſeiner Ehre
verliere, wenn man lediglich einer Schriftſtellerſuͤnde
wegen getadelt werde, fo hat er offenbar ſich den Ausdruck
„Unehrbarer“ hier nicht einmal in blos ſchriftſtelle⸗
riſcher Beziehung erlaubt. Bis zu ſolchem Grade alſo hat
er den Balken in ſeinem eignen Auge vergeſſen, indem er in
andern nach Splittern ſpaͤhete, eine geiſtige Augenkrank⸗
heit, die man fuͤglich auch mit dem Namen jener phyſiſchen,
die in der Augenheilkunde der Balkenſtaar genannt wird,
bezeichnen kann, und, wie ſie, einer zweckdienlichen Operas
tion bedarf. .
Möge er ſich denn kuͤnftig, wenn er wieder andern
Schriftſtellern Stylfehler nachweiſen will, das alte wohlbe⸗
kannte Sprüchlein beſtens zu Herzen nehmen:
„Ein jeder fege vor ſeiner Thuͤr,
Find'ſt du da Nichts, dann komm zu mir.“
Literarifder
Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſcheiſten.)
Ne. VII.
1822.
Diefer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in QAuart⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den
netismus in Octav-Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6009 Expl. in's publicum gebracht.
&
Jahrbüchern des Mag⸗
Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Nachricht für die Pränumeranten.
Von
Bailey-Fahrenkrüger's Wörterbuch der
englischen Sprache. In zwei Theilen.
Zwölfte Auflage, gänzlich umgearbeitet von
Adolf Wagner
ift der erſte Theil, engliſch⸗deutſch, am sten De⸗
cember an alle Buchhandlungen und Pränumeranten verfandt
worden; der zweite Theil, deutſch⸗engliſch, iſt
unter der Preſſe und wird bis gegen Michaelis dieſes Jahres
im Druck vollendet und frei nachgeliefert werder.
Wieviel der Herausgeber in dieſer neuen Bearbeitung
wirklich geleiſtet, wie ſehr er ſich bemuͤhet, jeder billigen
Forderung zu genuͤgen, lehrt der erſte Augenſchein, und ſo
wird der fortgeſetzte Gebrauch immer mehr bewähren, daß
dies Woͤrterbuch in dieſer wahrhaft erneuten Geſtelt keinem
andern nachſteht, im Gegentheil vor allen vorhandenen be—
deutende Vorzüge hat.
Druck, Papier und Korrektheit ſind ausgezeſchnet und
bezeugen mein Bemühen, auch an meinem Theile allen ge;
rechten Wuͤnſchen zu entſprechen, und mein Verſprechen, nach
der fruͤhern Ankuͤndigung vom Februar 1821, redlich zu
erfüllen. b
Da aber eine Unternehmung dieſer Art auf keine Weiſe
Ebereilt werden darf, fo muß die völlige Vollendung bis zu
obigem Termin hinausgeſchoben werden. Aus dteſem Grunde
und um wiederholten Aufforderungen möglichſt zu genügen,
will ich den Praͤnumerations⸗Termin noch bis Ende März
gelten laſſen. Bis dahin alfo koſtet, doch nur bei wir k⸗
licher Baar zahlung, in beiden Theilen:
1 Expl. auf Schebp. 5 Thlr. 8 Gr. ſuͤchſ. oder 9 Fl. 36 Kr. rhein.
1 — weiß Druckp. 4 — 8 — 88
euch wird bis dahin dies ausgezeichnete Papier ausreichen;
dann tritt der bedeutend hoͤhere Ladenpreis und ein zwar
gutes, aber etwas geringeres Druckpapier an die Stelle.
Jena, im Januar 1822.
Friedrich Frommann.
So eben wird fertig und iſt durch alle Buchhandlungen
und Poſtämter zu beziehen:
Allgemeine medicinische Annalen des neunzehn-
ten Jahrhunderts auf das Jahr 1822; oder:
Kritische Annalen der Medicin als Wissen-
schaft und als Kunst vom dritten Jahrzehende
des neunzehnten Jahrhunderts an. Herausge-
geben von Dr. Johann Friedrich Pierer,
herzogl. sächs. Hofrathe, Stadt- und Amts-
Physikus in Altenburg, und Dr. Ludwig
Choulant, Arzte am Krankenstifte zu Dres-
den-Tıriedrichstadt. Erstes Heft. Januar.
Diefe Zeitfhrift bedarf keiner weitern Empfehlung, da
ihr Werth durch ih.e 23jährige Dauer (ſeit 1798) hinlaͤnglich
verbürgt iſt. — Monatlich erſcheint ein Heft in 4to von
9 Bogen, denen noch viele literariſche Anzeigen angehängt
ſind, und der Jahrgang, aus 12 Heften beſtehend, kostet
6 Thlr. 16 Gr., zu welchem Preiſe dieſe Zeitſchrift durch
alle Buchhandlungen und Poſtaͤmter zu erha-ten iſt.
Von der vollſtaͤndigen Folge dieſer Zeitſchrift bis 1815
find noch wenige Exemplare vorraͤthig, die zuſammen im her:
abgeſetzten Preiſe jür 30 Thlr. Conv Geld erlaſſen werden.
Die Folge von 1806 — 13 koſtet ebenfalls im herabgeſetz⸗
ten Preiſe 18 Thlr. 16 Gr., fo wie die Folge von 181115
zu 12 Thlr. erlaffen wird.
Die Jahrgänge 1816 — 21 koſten aber, wie der laufende,
jeder 6 Thir. 16 Gr
Leipzig, den 24ſten Januar 1822.
F. A. Brockhaus.
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
An weiſung
zum
grund kiſch en Ne chen e u
in
Zahlen und Buchſtaben,
und zwar letztere mit und ohne Wurzelzeichen nebſt
dem Gebrauche der Logarithmen.
4 Vom
Profeſſor D. Gelpke.
Zwei Theile.
Zweite vermehrte und verbeſſerte Auflage.
Leipzig, bei Gerhard Fleiſcher. 1821.
1 Thlr. 8 Gr.
Es iſt nicht zu leugnen, daß durch die Junker'ſchen Res
chentabellen fuͤr das Rechnen in den Schulen, wodurch eine
große Anzahl von Schülern auf einmal gehoͤrig beſchaͤftiget
werden kann, ein großer Nutzen ausgebreitet worden iſt,
weswegen fie auch ſo allgemein geworden find. Aber fie
würden noch nuͤtzlicher fein, wenn fie den Schüler etwas
weiter im Rechnen führten, mehr Ordnung enthielten, und
dabei kurz und deutlich die Gründe des Rechnens und der
Verfahrungsart bei demſelben angäben. Dies alles leiten
auf das Vollkommenſte dire Redentafeln des Herrn Proſeſ⸗
ſors Gelpke, welche auf die Junker'ſche Weiſe eingerichtet
und dem 2ten Theile des Rechenbuches hinzugefügt worden
find: Der ıfle Theil dieſes nüsiihen Buches, welcher bei
ſeiner erſten Auflage in der allgemeinen Literatur: - Zeitung
von dem Herrn Recenſenten deſſel en ſehr gelobt und an⸗
empfohlen worden iſt, enthäit in der kſten Abtheilung die
Gruͤnde von allen vornehmſten Rechnungsarten, als: von
den 4 fogenannten Species in benannten und unbenannten,
in ganzen und gebrochenen Zahlen, von der Geſellſchafts⸗
oder Theilungs-Rechnung, der Keꝛtenregel, der umgekehrten
Regel de tri und Regel Quinque, nebſt einer beſondern An—
leitung dazu, wodurch dieſe Rechnungsart den Schuͤlern,
wenn fie umzsukchtende Sätze enthält, ſehr leicht gemacht
wird, der Vermtiſchungs⸗ oder Alligations- Rechnung, der
Decimal Rechnung und der Ausziehung der Quadrat- und
Cubikwurzeln aus ganzen und gebrochenen Zahlen. Die 2te
Abtheilung umfaßt die Buchſtaben-Rechnung, wobei die Bei⸗
ſpiel⸗ Sammlung von Meier Hirſch zum Grunde gelegt wor:
den iſt, nebſt der Erlaͤuterung und dem Gebrauche der Loga⸗
rithmen. Der 2te Theil enthält die Beiſpiele zu den ver⸗
ſchiebenen Rechnungsarten des ıflen Theils, nebſt den dar⸗
über den Schülern vorzulegenden Fragen, und die Reden:
tafeln, welche bis zur Geſellſchafts Rechnung fortgehen, wor—
auf die Beifpiele in dem Buche folgen.
Im Verlag der D. R. Marx'ſchen Buchhandlung In
Karlsruhe und Baden iſt erſchienen und an alle ſolide
Buchhandlungen Deutſchland's verſandt worden:
Lehrgang
der
Griechiſchen Spor ach e
in drei Abtheilungen
von
C. M. Marx, Ph. Dr.,
Mitglied des Erziehervereins in Nuͤrnberg.
410. 3 Fl. oder 1 Thlr. 21 Gr.
Derſelbe auch einzeln mi folgendem Titel:
Anleitung, den Unterricht des Griechiſchen
auf Schulen mit der Odyſſee zu beginnen.
1 Fl. 30 Kr. oder 21 Gr.
II.
Der Fröͤſche- und Maͤuſe-Krieg nebſt drei
Homeriſchen Hymnen zum Ueberſetzen in's
Griechiſche.
45 Kr. oder 12 Gr.
III.
Geſetzlehre der griechiſchen Sprache
in 32 Tafeln.
45 Kr. oder 12 Gr.
Quellen
des
FfFfeun tl ich e n Re che
der
deutſchen Bundesſtaaten
o der
Sammlung der wichtigſten Urkunden, die zur Kennt;
niß des allgemeinen deutschen Bundesſtaatsrechts dienen.
Von 1800 bis 1821.
Erſter Band.
Gr. 8. Weiß ⸗Druck⸗Velinpapier.
1 Fl. oder 15 Gr.
5 Zehen Jahre
der
T
Fragmente, geſchrieben in den Jahren 1813. Aus
den nachgelaſſenen Papieren der Frau von Stael, her—
ausgegeben von ihrem Sohn. Ueberſetzt vom Appell.
Rath Oelrichs in Mannheim.
Mit dem wohlgetroffenen Portrait der Verfaſſeris.
3. Druck⸗Velinpopier. In einem umſchlage. 3 Fl.
oder T Thlr. 21 Ge.
—
Theoretiſch zpraftifch : Eritifche
Charakteriſtik des deutſchen Titelweſens
5 in
einem ungezwungenen Vortrag, nebſt Vorſchlaͤgen zu
einer einfachen und vernuͤnftigern deutſchen Titulatur.
Kein
Titulatur- oder Addreſſebuch.
Von
Fr. Brodhag,
Greßherzogl. badiſchem Archivrath.
8. 30 Ke. oder 8 Gr.
Kriegspferde⸗ Kunde
— — 1 2 für
Officiere, Thieraͤrzte und Fahnenſchmiedte.
Von
Georg Friedrich Tſcheulin,
Großherzogl. badiſchem Hof: Pferdarzte in Karlsruhe.
8. Druck-Velinpap. 2 Fl. oder 1 Thlr. 6 Gr.
Po tt E hae
uͤber das
Königreich Wuͤrtemberg, Großherzogthum
Baden und Fuͤrſtenthum Hohenzollern.
Nach amtlichen Quellen bearbeitet.
18 Kr.
—
Kalender für das praktiſche Leben auf
das Jahr 1822,
tabellariſch bearbeitet.
Von
A. J. V. Heuniſch.
Groß imperial Folio. 48 Kr.
Bei R. Landgraf in Nordhauſen iſt ſo eben er
ſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben 1 g a
Unterhaltende und belehrende Beiſpiele zur Uebung
im Kopfrechnen. Fuͤr den Schul- und Privatun—
terricht bearbeitet von J. H. Sack. Zweite ver—
beſſerte und vermehrte Auflage. 8. 9 Gr. 8
Durch den Gebrauch dieſes nuͤtzlichen Lehrbuches erlernen
die Kinder auf die angenehmfte und leichteſte Art das Kopf⸗
rechnen. Die meiſten Beiſpiele ſind aus der Geographie,
Geſchichte, Naturgeſchichte und aus dem gewöhnlichen Leben
genommen, wodurch der doppelte Vortheil für die Kinder
erwächſt, daß fie neben dem Rechnen auch zugleich geographi⸗
ſche, geſchichtliche und andere nuͤeliche Kenntniſſe mit Leich⸗
tigkeit fammeln. — Fuͤr die Nützlichkeit und Brauchbarkeit
dieſes Buches iſt übrigens die zweite Ausgabe der ſpre⸗
chendſte Beweis.
In Göttingen, bei Rudolph Deuerlich, iſt er:
ſchienen:
Novae doctrinae pathologicae, auctore
Broussais in Franco-Gallia divulgatae, suc- -
cincta epitome, quam aphorismis centum con-
scripsit Henricus Spitta, Dr. med. et chi-
rurg. acad. Georgia Augusta legens.
Seit einigen Jahren richtet ſich der Wanderzug unſerer
beutſchen jungen Aerzte mehr nach der großen Hauptſtadt an
der Seine, und, wie es ſcheint, nicht mit Unrecht, da ihnen
nicht allein die berühmteften Wundärzte und Naturforſcher
ihre Operations Säle und Muſeen mit bereitwilliger Libe⸗
ralität Öffnen, ſondern ihnen auch ein friſches, regſames Le
ben und Treiben in der theoretiſchen und praktiſchen Medicia
entgegen winkt. Die ſchweren Saatkoͤrner Bichat's find auch
für diefen Thell der Naturlehre aufgegangen, und Altes und
Neues ſehen ſich befremdet an, und jedes moͤchte ſeinen Bo
den behaupten und vergrößern. um den wuͤrdigen Pinel und
den enthufiaſtiſchen Brouſſats ſammeln ſich die Parteien, und
der junge Lebenshauch fahrt durch den alten Baum der Er
tenntniß und treibt manches welke Blatt an den Boden; die
zutuͤckbleibenden nebſt den neuen Keimen verſprechen aber
eine erfreuliche Zukunft. Zwar haben ſchon zwei der geehr⸗
teſten deutſchen Aerzte vor dem Uebermuth jenes neuen Stre—
bens in der Medicin gewarnt, aber es ging namentlich in
Frankreich aus der innern Nothwendigkeit hervor und wird
nicht ohne Frucht bleiben. Brouſſals Vorleſungen find keine
Öffentliche, unentgeltliche, wie die meiſten uͤbrigen in Paris,
und Val de Grace, das Hoſpital jenes Reformators, iſt
ſelt dem Sommer 1819 nicht mehr als Eilnifhe, oͤffentliche
Tnſtalt benutzt, weil, wie man ſagt, der Zulauf zu derſel—
ben zu groß und zweckwidrig wurde: daher ſind durch zu
ruͤckkehrende deutfhe Aerzte meiſtentheils nur unzulaͤſſige und
undollſtändige Nachrichten über das neue pathologiſche Sy ſtem
zu uns gelangt, zumal da es der Stifter in keiner ſeiner
Schriften zuſammenhaͤngend dargeſtellt hat.
Der deutſche Verfaſſer der vorliegenden Schrift, dem es
im Winter 1820 und 1821 geſtettet war, ſowohl die patho—
logiſchen Vorleſungen des Dr. Brouſſais zu beſuchen, als
auch denſelben am Krankenbette in Val de Grace handeln
zu ſehen, der außerdem ſich die meiſten der vielen gewech—
felten Streitſchriften zu verſchaffen wußte, liefert hier zum
erſtenmale eine zuſammenhaͤngende Darſtellung der neuen
Lehre, ohne alle Betmiſchung eigener und fremder Meinung;
ein Unternehmen, zu welchem ſchon vor einigen Johren einer
der geachteſten franzöſiſchen Aerzte aufforderte. Wer den
wiſſenſchaftlichen Stand der Medicin in Frankreich erwogen
hat, wird in dieſer neuen Lehre emen wichtigen Schritt vor⸗
warts und ihre Bedeutung für die franzoͤſiſche Medicin nicht
verkennen; aber auch den deutſchen Aerzten bringt ſie manche
Punkte in Anregung, welche wohl einer neuen, genauen Be:
ruͤckſichtigung beduͤrften.
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
Der
vollfändige Haushalt
mit feinen Vortheilen, Huͤlfsmitteln und
Kenntniſſen und vielen entdeckten Ge—
heimniſſen fuͤr Hauswirthe und Haus;
wirthinnen,
von
Carl Friedrich Schmidt.
Leipzig, bei Gerhard Fleiſcher. 1821.
1 Thlr. 8 Gr.
Der Verfaſſer iſt ſich bewußt, ſein Beſtes gethan zu
haben, um einen wahrhaft vollſtaͤndigen Haushalt den Leſern
zu liefern, in welchem fie für alle Fälle den geſuchten Rath
finden moͤchten, mit welchem ſie ſich fuͤr wohlberathen halten
könnten. Er hat nicht nur aus den beſten hieher gehoͤrigen
Büchern das Beſte nach bedaͤchtigſter Prüfung gewählt, ſon⸗
dern er hat auch ſachkundige Perſonen zu Rathe gezogen und
mit feinen eigenen Erfahrungen und Anſichten das Werk viel:
faͤltig vermehrt. — Es kein gewöhnliches Kunft =, Wunder ⸗
und Receptenbuch — es iſt der Geheimnißkraͤmerei entgegen;
es iſt nicht auf geradewohl zuſammen getragen, ſondern es
iſt, obwohl nicht unnatuͤrlich ängſtlich, geordnet, und überall
denkenden Leſern beſtimmt, die ſich nicht von jeglicher Mark!⸗
ſchreierei bethoͤren laſſen. — Nur durch ſtrenge Auswahl
iſt es nicht bogenreicher und mithin wehlfeiler geworden.
Daß es für jedermann hoͤchſt verſtaͤndlich und klar tft, ver⸗
ſteht ſich von ſelbſt.
Dir Verfaſſer iſt übrigens durch feinen vollſtaͤndigen und
gruͤndlichen Gartenunterricht, oder Anweiſung für den Obft:,
Kuͤchen- und Blumengarten u. ſ. w., von welchem die
gte Auflage erſchienen, deſſen Preis 18 Gr. iſt, hinlängs
lich bekannt. ;
In unſerm Verlage ift fo eben erſchienen und an alle
Buchhandlungen verſandt worden:
euther's Schriften wider die Tuͤrken und deren unauslöfch-
lichen Haß gegen die Chriſten. Mit Vorwort und Anmer⸗
kungen von G. B. Eiſenſchmid. 8. 12 Gr.
Zur Oſtermeſſe 1821 wurde verſandt:
Eiſenſchmid, G. B., Ueber Kirchenregiment und Kirchenge—
walt. Für Freunde der Wahrheit aus allen Ständen, bes
ſonders ſolche, die für kirchliche Angelegenheiten Sinn
haben. 8. 1 Thlr. 15 Gr.
— — freimütbige Bemerkungen über einige Gebrauche,
Sitten a Gewohnheiten in der proteſtantiſchen Kirche.
8. 21 Gr.
Sörgel, E. A., Geſchichte und Geographie des ſpaniſchen
America's. ıfter Theil. Gr. 8. 1 Thlr. 18 Gr.
Ronneburg, den 26ſten Januar 1822.
Literariſches Comptoir.
Bei J. D. Meuſel und Sohn in Coburg iſt ſo
eben fertig geworden und in allen Buchhandlungen fuͤr 8 Gr.
zu haben:
Vtes Verzeichniß gebundener Bücher, enthaltend die
Bibliothek des zu Erlangen verſtorbenen geh. Hof—
raths Meuſel. 24 Bogen ſtark und 10,500 Buͤ⸗
cher aus allen Zweigen der Literatur umfaſſend,
welche bei uns um beigeſetzte Preiſe zu haben ſind.
Ebenſo geben wir mit dleſem gratis aus:
IVtes Verzeichniß unſerer antiquariſchen Bibliothek,
enthaltend: Biographien, Heraldik, Geſchichte, Rei—
ſebeſchreibungen, Statiſtik, Laͤnder- und Voͤlker—
kunde, politiſche und Zeitſchriften.
Uebrigens kann das Iſte — IIIte Verzeichniß, jurtſtiſche,
theologiſche, philoſophiſche und naturhiſtoriſche Schriften ent
haltend, durch jebe Buchhandlung bezogen werden.
Bei R. Landgraf in Nordhauſen iſt fo eben er⸗
ſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Die Schule der ſieben Weiſen. Ein Büchlein für
die Jugend. Von D: Theodor Tetzner. 8. 12 Gr.
Dieſes Werkchen, welches nicht allein fuͤr die Jugend,
ſondern auch fuͤr Erwachſene mit vielem Fleiß und Gruͤnd⸗
lichkeit geſchrieben iſt, kann jedermann mit Recht empfohlen
werden. Es enthaͤlt des Intereſſanten, des Angenehmen und
unterhaltenden fo viel, daß alle weitern Anpreifungen unnütz
Hart Jeder Leſer wird vollkommen Befriedigung darm
inden.
Aus dem Verlage Herrn Uckert's in Gotha habe an
mich gekauft:
Bridel, Sam. El. a, Methodus nova Muscorum
ad naturae normam melius instituta et musco—
logiae recentiorum accommodata cum tab. II
aeneis. 4 maj. 2 Thlr.
Aud unter dem Zitel:
Bridel, Sam. El. a, Muscologiae recentiorum
supplementum Pars IV. seu Mantissa generum
specierumque muscorum frondosorum uni—
versa.
und empfehle dieſen Band allen Beſigern der fruͤher erfchie-
nenen, fo wie jedem Botanik-Studirenden als ein auch für
ſich beſtehendes Ganze. Die Ermäßigung des Preiſes von
3 Thlr. 12 Gr. auf 2 Thlr. wird dem Abſatze nur förderlich
fein konnen.
Joh. Ambr. Barth.
Der zweite Band von
F. Torti therapeutice specialis ad febres perio-
dicas perniciosas. Nova editio, auctior,
accuratior, cui subnectuntur ejusdem autoris
responsiones iatro-apologeticae ad clar. B. Ra-
mazzini, additis autoris vita a L. A. Murato-
rio conscripta et notis editorum, edentibus
et curantibus C. C. J. Tombeur et O.
Brixhe, M. M. D. D.
iſt ſo eben erſchienen und als Reſt verſandt worden. —
Das ganze Werk, 84 Bogen Median ſtark, auf Schreib⸗
papier, nebſt einer Folio Steindruck Tafel, hat den
dußerſt wohlfeilen Preis von 5 Thlr. ſaͤchſ. oder 9 Fl. rhein.
Bonn, den 18ten Januar 1822.
Adolf Marcus.
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
Bertrand du Gueſelin.
Ein hiſtoriſches Rittergedicht in vier Buͤchern
mit erlaͤuternden Anmerkungen
von
Friedrich Baron de la Motte Fougue.
Drei Theile.
Leipzig, bei Gerhard Fleiſcher.
6 Thlr.
1821.
In der Andrei B dl i kfurt
4 W ist 9 ſchen Buchhandlung in Frankfu
Lebensanſichten, ein Buch fuͤr Juͤnglinge, vom Ver—
faſſer der Bruchſtuͤcke zur Menſchen- und Erzie—
hungskunde veligiöfen Inhalts. 8. 1 Thlr. 8 Gr.
Erfahrungen, Meinungen und Berathungen, vom
Verfaſſer der Lebensanſichten, ein Buch für Juͤng—
linge. 8. 1 Thlr. 12 Gr.
So eben wird fertig und an alle Buchhandlungen und
Poſtamter verſandt:
Allgemeine medicinische Annalen für 1821.
12tes Heft.
(Der Jahrgang, 12 Hefte, koſtet 6 Thlr. 16 Gr.)
Inhalt:
Originalaufsätze. Fernere Actenstücke über
die Benutzung der Jodine als Heilmittel.
Kritische Recensionen über Abhandlungen aus
dem Gebiete der Heilkunde, von einer Gesellschaft
Ba Aerzte zu St. Petersburg; Fenner’s Taschen-
uch für Gesundbrunnen und Bäder; Wittmann’s
Erfahrungen über die Ursachen der ansteckenden
Kranklieiten belagerter Festungen; naturhistorische
Bemerkungen über den Moordampf in Westfalen;
über die Eıkenntniss und Heilung der sogenann-
ten ‚Hämorrhoidalkrankheiten von Rau; Catarrhus
genitalium pathol. et therapeut. disquisitus a Spo-
rer; Meissner’s Dislocation der Gebärmutter; über
Arsenik von Hink; Geschichte der epidem. an-
steckenden und epizoot. Krankh. von Ozanam,
übers. von Brandeis; Prospetto de’ resultamenti
ottenuti nella clinica medica dell’ Unmiversita di
Padova nel 1819— 20, compilato dal Tennani.
Allgemeine literarische Anzeigen
15 deutsche und 3 franz. med. Schriften.
Journalistik. Bericht über 8 med. Zeitschriften.
über
Rleine akademische Schriften. Bericht
über 3 derselben. 3
Lesefrüchte für praktische Ärzte. Selbst-
verbrennung zweier Frauen; Keller, Harless und
Rrimer über Blausäure; Heilung der ausgebroche-
nen Hydrophobie; Miscellen zur Pathologie und
Therapeutik; Cloquets Enterotum; Miscellen zur
Chirurgie.
Local- und persönliche Notizen, Reper-
torium über den Jahrgang 1821 und
literarische Anzeiger.
Leipzig, ben 24ften Januar 1822.
F. A. Brockhaus.
A h wre ih e
Der Herausgeber des rheintiſch-weſtfaͤliſchen Anzeigers,
Herr D. Schulz ig Hamm, hat ganz neuerlich — unter
dem Titel: „die Bedeutung der Gewerbe im
Staate“ — mehrere theilweiſe von ihm und dem Unter⸗
zeichneten in dem rhein, weſtf. Anzeiger gewechſelte Streit⸗
ſchriften, die Gewerbefreiheit betreffend, geſammelt.
Bei der Wichtigkeit des verhandelten Gegenſtandes duͤrf⸗
te, was hier zufammengeftellt worden, in dieſem oder jenem
kritiſchen Inſtitute einen Beurtheiler finden. — Es ſcheint
daher noͤthig, an die Vorbemerkung des Herrn Heraus⸗
gebers zu erinnern, daß feine eigenen Aufſaͤtze hier in bes
deutend erweiterter Geſtalt erſchienen, alle übrigen
aber unverändert geblieben. Wenn hierdurch nun die Form
der Sammlung klaͤrlich zur Unwahrheit geworden, ſo wolle
man den unterzeichneten mit einer Kritik derſelben gütigft
verſchonen.
Berlin, geſchrieben am Sylveſterabende 182t.
Hartmann vom Rheine.
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
N.. VIII. 1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag:
netismus in Octav⸗Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen fuͤr die Zeile nach dem Quart-Abdrucke berechnet 2 Gr.
mn ——n
A ran rer nde
vo n
Johannes F a lk,
Druck und Erſcheinung des mit Choraͤlen, Evan—
gelien und Kupfern von ihm angekündigten Vater—
unſer betreffend.
Allen edeln Theilnehmern in und außerhalb Deutſchland,
die ſich für dies Unternehmen mit ebenſo liebreicher als
chriſtlicher Thaͤtigkeit verwendet haben, kuͤndige ich hierdurch
an: daß zu Oſtern 1822 das Vaterunſer unausbleiblich
erſcheinen wied. Bis dahin iſt auch der Praͤnumeratlons⸗
Preis zu 1 Thlr. ſaͤchſ, noch geltend. Der Ertrag des Gan—
zen, wie bereits aus den fruͤhern Ankuͤndigungen bekannt
iſt, bleibt zur Erbauung eines Bet: und Schulſaales
für die Kinder des Inſtituts beftimmt. Aus der Mitte von
200 geretteten Knaben, die Geſellen worden ſind, haben
wir ſchon angefangen, diejenigen auszuwählen, die dies Ge:
bäube mit ihren eignen Händen aufführen ſollen. Indem
ich mich beehre, dem Publicum dieſe vorlaͤufige Nachricht
mitzutheilen, bitte ich zugleich um ſchleunige Einſendung,
wie der Namen, welche dem Werke vorgedruckt werden, ſo
auch der Pränumerations-Gelder da, wo ſie noch nicht ein—
gelaufen find. Das, im reinen Vertrauen auf die goͤltliche
Vorſehung unternommene Werk, erfreute ſich bald des huld—
reichen und frommen Beitritts
Sr. Koͤniglichen Majeſtaͤt von Preußen
und andere hohe, deutſche Fuͤrſtenfamilien, welche
das Subferibenten: Verzeichniß mit Dank und Ehrerbietung
nennen wird, ſind dieſem erhabenen Beiſpiel nachgefolgt.
Mit ſtiller Aufopferung waren edle, deutſche, hochherzige
Frauen in den verſchiedenſten Gegenden unſers Vaterlandes
fuͤr dieſen Zweck thaͤtig. Die Buchhandlungen: Becker in
Gotha, Perthes und Beſſer in Hamburg, Brockhaus in Leip⸗
zig, Hermann (Reinherz) in Frankfurt, boten mit dem
unelgennuͤtzigſten Edelmuth ihren ganzen perfönlichen Einfluß
auf, um unſern Ankündigungen die moͤglichſte Verkreitung
im Publicum zu verſchaffen. So find wir denn auch unferer
Seits in Gottes Namen vorgeſchritten. Im November
1821 haben wir im Luthergaͤßchen zu Weimar eins der
aͤlteſten Haͤuſer, was, den Ausſagen der Chronik nach, einſt
das Winterhaus der Grafen von Orlamuͤnda ſoll geweſen
ſein, um
Fuͤnftauſend Thaler ſäaͤchſ.
für das Inſtitut kaͤuflich an uns gebracht. Dies Alterthum
vereinigt mit ſeiner Lage, mitten in der Stadt, die fuͤr uns
fo wuͤnſchenswerthe Annehmlichkelt eines geräumigen Umfangs
von Hof unb Garten; alſo daß es nach jenem dem Publicum
bereits fruͤher vorgelegten Plan nicht nur die Ausfuͤhrung
unſerer Idee vollkommen geſtattet, ſondern auch wegen der
bereits vorhandenen, wenn gleich baufaͤlligen, Wohnungen
die Fortſetzung des Inſtituts keinen Augenblick verzögert
oder unterbricht. Unter dieſen Umſtaͤnden, da durch den all⸗
mächtigen Beiſtand Gottes die Sache nicht mehr in bloßen
Worten und Ankuͤndigungen auf dem Papiere daſteht, -fon:
dern friſch in's Leben uͤbergegangen iſt, glauben wir ein
Recht erhalten zu haben, all' unſere bekannten und unbe⸗
kannten Freunde und Freundinnen zur Verdoppelung ihres
foommen Eifers, wie ihn die Erreichung unſers großen
Zwecks eben jetzt doppelt nothwendig macht, hiermit drin-
gend und freundlich aufzurufen. Sie koͤnnen dies auf die
ungezwungenſte Weife in allen Gegenden unſers gemeinſchaft⸗
lichen Vaterlands dadurch am beſten bewirken, daß ſie zu
dem von uns angekuͤndigten Vaterunſer, jedes an ſei⸗
nem Ort, Praͤnumeranten ſammeln. — Mit Vergnuͤgen wer⸗
den wir auch allen denen, Maͤnnern oder Frauen, die ſich
deshalb an uns wenden, die Probeblaͤtter unentgeldlich zu:
ſchicken, ſo weit nämlich unſer noch vorhandener Vorrath
davon reicht. Uns fo möge denn dieſe Anſtalt, die ſich neun
ſchickſalsvolle Jahre hindurch mit unſaͤglicher Mühe und An⸗
ſtrengung durch die ſchwerſten, bitterſten Leiden und Pruͤ⸗
fungen ihres Vorſtehers zum Licht hindurchkaͤmpfte, zu ots
tes Lob und Ehren, auch bei der Nachwelt als ein von allen
Ständen und Glaubensgenoſſen Deutſchlands geſtiftetes und
von aller trüben Parteiſucht gereinigtes Denkmal eines from⸗
men, chriſtlichen Gemeingeiſtes am Eingange Thuͤringens;
an der großen europaͤiſchen Kriegsſtraße des Sachſenlandes;
am Throne eines uralten, beruͤhmten, deutſchen Fuͤrſtenhau⸗
ſes friedlich daſtehn, das, nachdem fo viele glaͤnzende Denk—
male deutſcher Kunſt und Art in feiner Nähe geworden find,
gewiß auch dieſem beſcheidenen Denkmal der Religion, des
Glaubens und eines lebendigen Vertrauens auf Gott, ſeine
vaͤterlich freudige Theilnahme, ſeinen Schutz und Fuͤrſorge,
wie bisher, alfo auch in ſpaͤteſter Zukunft, nicht ver⸗
ſagen wird.
Geſchrieben zu Weimar im Luthergaͤßchen, den 24ſten
November 1821.
Johannes Falk.
Ich nehme wie ſeither Praͤnumeration auf dies Vater⸗
unſer an.
Leipzig, den 2ıflen Febr. 1822.
* F. A. Brockhaus.
Aufruf an die vorzuͤglicheren Schrift—
ſteller Deutſchlands.
Wenn die Redaction der wiener Zeitſchriſt für Kunſt,
Literatur, Theater und Mode einerſeits mit Stolz auf ihr
Inſtitut hinweiſen zu duͤrfen glaubt, um die Aufopferungen
darzuthun, welche fie zur immer ſteigenden Vervollkomm⸗
nung derſelben gemacht hat, fo geſteht fie auf der andern
mit eben fo vieler Freimuͤthigkeit, daß der Erfolg ihren ge:
rechten Erwartungen nicht immer entſprechend geweſen. Si
iſt in dieſem Augenblicke mehr als je entſchloſſen, alle ihrı
Kräfte zur Hebung eines Unternehmens zu verwenden, def:
ſen Maͤngel ſelbſt fuͤr das Streben der Redaction, ſich des
Belfalls des Publicums von Tage zu Tage wuͤrdiger zu
wachen, ausſagen muͤſſen. Ste glaubt deshalb hier oͤffent⸗
lich den Beiſtand der vorzuͤglicheren und namhafte⸗
ven Schrlftſteller Deutſchlands für die wiener Zeirftrift. in
Anſpruch nehmen zu muͤſſen und berechtigt fie in voraus, der
achtungsvollſten Erkenntlichkeit von ihrer Seite gewaͤrtig zu
ſein. Die Art der Beiträge bleibt dem Talente der Zuſender
1erlaſſen; doch würde die Redaction vorzugsweiſe geiftvolle
und gebrängte Schilderungen des geſellſchaftlichen Lebens,
formelle (keine perſoͤnliche) Satyren, Charakteriſtiken, geift:
volle Darſtellungen aus der Geſchichte und Völkerkunde, über:
haupt aber ſolche B’rträge zu erhalten wünſchen, in welchem
ſich, mit ſtrenger Verzichtleiſtung auf jegliche gehaltloſe All⸗
gemeinheit, irgend eine pofitive, der Reflexion eines verſtaͤn,
digen Leſers anſprechende Idee bemerkbar macht. Gedichte,
Erzählungen und Theaterberichte verweigert ſie ganz, außer
don folchen Schriftſtellern, welche das Bewußtſein und die
Erfahrung fuͤr ſich haben, in dieſer Art etwas Vorzuͤgliches
leiſten zu konnen. Die Redaction behalt ſich das Recht vor,
mit den aufzunehmenden Artikeln die etwaigen Aenderungen
vorzunehmen, welche von ortlichen und kuͤnſtleriſchen Ruͤck⸗
ſichten erheiſcht werden mochten. Doch gibt fie hiermit feier:
lich ihr Wort, ſich dieſes Rechts mit Discretion, umſichtig⸗
keit und moͤglichſter Sachkenntniß zu bedienen. —
Die Redaction erſucht, die Beitrage entweder direct
durch die fahrende Poſt, oder vermittelſt Beiſchluß an die
Weygand'ſche Buchhandlung zu Leipzig zu uͤberſenden. Die
Entſcheidung über die Zulaäſſigkeit der ein»
geſandten Beiträge ſoll jedesmal innerhalb
vier Wochen erfolgen und es alsdann in die Willkuͤr
der Verfaſſer geſtellt ſein, das Honorar entweder ſogleich
oder nach dem Abdrucke oder zu jeder beliebigen Friſt zu
beziehen.
Wien, am Zoſten Jannuar 1822.
Bei allen loͤblichen Poſtaͤmtern und in allen ſoliden
Buchhandlungen kann eine ausfuͤhrlichere Anzeige und das
Probeblatt der
Allgemeinen Kirchenzeitung
eingeſehen werden, welche die Unterzeichneten vom Anfange
Aprils d. J. an herausgeben werden. Nicht blos Geiſtliche,
ſondern uͤberhaupt alle gebildete Chriſten werden ſich freuen,
hier alles zusammengeftellt zu finden, was die neueſte Ge—
ſchichte des Chriſtenthums in jeder Hinſicht und in allen Län- |
dern irgend Merkwuͤrdiges aufzuweiſen hat, und die Deffent
lichkeit aller Thatſachen wird ſich auch hier als das beſte
S butzmittel gegen die Anſchlaͤge der Finſterniß bewähren.
Wir ſchmeicheln uns daher mit der „Hoffnung hinreichender
Unterftügung, ſowohl durch Abnahme (namegtlich auch für
Clubbs, Caſino's und andere Leſezirkel) als durch Mitthei⸗
lung intereſſanter Correſpondenznachrichten, welche man unter
der Adreſſe:
Kirchenzeitung zu Darmſtadt, erbittet.
lich werden zwei Nummern in groß 4to geliefert, und ein
Intelligenzblatt ſteht gegen eine Vergütung don 4 Kr. oder
1 Gr. für die Zeile zu Bekanntmachungen aller Art offen.
Der Preis des Jahrgangs iſt auf 6 Fl. rhein, oder 3 Thlr.
12 Gr. Cour. beſtimmt, wovon die Vorausbezahlung für das
erſte Quartal mit 1 Fl. 30 Kr. oder 21 Gr., ſpaͤterhin aber
nur halbjaͤhrlich angenommen wird. — Um die Stärke der
Auflage darnach beſtimmen zu können, bitten wir die Be:
ſtellungen moͤglichſt bald bei Poftämtern oder Buchhandlungen
zu macher.
Darmſtadt, im Januar 1822.
Ernſt Zimmermann, Hofprediger.
Carl Wilhelm Leske, Hofbuchhaͤndler.
An die Redaction der allgemeinen
Woͤchent⸗ |
Bei J. G. Heubner, Buc händler in Wien, iſt fo
eben erſchlenen und an alle Buchhandlungen verfandt worden:
eit der 3
Ein
Journal
RE TU
Geſchichte, Politik, Geographie, Staaten:
und Kriegskunde und Literatur.
Das 7
zweite Heft
für
ü
das Jahr 1822.
Enthaltend:
Beitrage zur Kenntniß Rußlands. Die Meſſe zu Makar⸗
jens. Zuͤge aus dem Leben des Grafen Miloradowitſch,
katſerl. ruſſiſchen Generals der Infanterie. Von dem Cha⸗
rakter, den Sitten und den Gewohnheiten der Griechen,
Otto von Kotzebue's, kaiſerl. ruſſiſchen Marine-Lieute⸗
nants zweiter Beſuch auf der von ihm entdeckten Inſel—
kette Radack und Ralid, Von Mauern oder Linien der
Alten. Bruchſtuͤck aus den hinterlaſſenen ungedruckten
©Süriften, einer unterſuchung über die Be:
feſtigungskunſt der alten Völker, des verſtor⸗
benen koͤnigl. fächf. Artillerie-Hauptmanns Tielke.
Oeſterreichiſche militairiſche
Zeitſchrüft.
Das
zweite Heft
für
das Jahr 1822.
Enthaltend:
Darſtellung der Ereigniſſe vom Beginn des Feldzuges 1757
bis nach der Schlacht bei Prag (Schluß); mit dem
Plane dieſer Schlacht. Schlachten in den Gegenden um
Wien. Der Kampf Rudotphs von Habsburg, König
der Deutſchen, gegen Ottokar, Koͤnig von Boͤhmen, in
den Jahren 1276 — 1278, und Rudolphs Steg an der
March bei Stillfried, am 26ſten Auguft 1278. Neueſte
Militairveränderungen.
Folgende Schrift iſt in allen Buchhandlungen Deutſch—⸗
lands um beigeſetzten Preis zu haben:
Fürſt und Volk nach Buchanan's und
Milton's Lehre. Von D. Troxler. Zwei⸗
te Auflage. Aarau, bei Bek (in Commiſſion
bei Geßner in Zuͤrich). 10 Gr. oder 45 Kr.
Tritt irgend ein Aberwitz nur mit gehoͤrtger F uechheit auf
die literariſche Bühne, fo wird der Reiz der Neuheit den
Eintritt auf ununterrichtete oder ſchwache Geiſter oder Ges
muͤther nie verfehlen.
Schon darum war es ein glücklicher Gedanke des Herrn
D. Troxler, zwei alte Verfechter der geſetzlichen Volksfrei⸗
heit, mit neuem Lebenshauche begeiſtigt, hervorzurufen: Bus
chagan und den unſterbuichen Milton; beide als vollgül⸗
tige Zeugen, daß die Afte lehre von der unbeſchraͤnkten Ge⸗
walt des Herrn von Haller und Con ſorten nichts weniger
als neu ift, fo wie auch, daß fir ſchon vorlaͤngſt ihre gruͤnd—
liche Abfertigung erhalten hat. f
Wer die Schriften des Herrn D. Troxler, durch die er
als genialer und gruͤndlicher Philoſoph berühmt iſt, kennt,
für den wird es unnöthig fein, der claſſiſchen Sprache, in
welcher unſere Schrift ſich bewegt, beſonders zu gedenken.
Voran geht eine gehaltvolle Vorrede, welche den Stand⸗
punct der Schrift in Bezug auf die gegenwartigen politiſchen
Berhätinkſſe bezeichnet; wie ſehr dieſelbe der Gegenwart und
ihrer Beſtrebungen entſpricht, dafuͤr buͤrgt der reißende Ab:
ſatz; indem binnen vier Wochen der ganze Vorrath der ftar:
ken erſten Auflage vergriffen war.
Wunderlich genug, daß gerade dieſe Schrift die urſache
abgab, daß Herr D. Zrorler feiner Stelle als Lehrer am
Lyceum zu Luzern — unverhoͤrt — entſetzt worden iſt;
vorzüglich darum, weil fie keine andern Grundſäͤtze entwickelt,
als eben die, auf welchen alle gefeglihe Gewalt in der
Sa ſweiz beruht.
— —
Zur Oſter⸗Meſſe erſchelnt in unſerm Verlage:
D. F. Sertuͤrner's Entdeckungen und Berichti—
gungen im Gebiete der Chemie und Phyſik, oder
Syſtem der chemiſchen Phyſik u. ſ. w. Zweiter und
letzter Band. 3 Thlr. 12 Gr.
Wir erlauben uns bie gelehrte Welt, namentlich die
Herren Phyſiker, Aerzte, Chemiker, Technologen, Pharma—
ceuten, Arttlleriſten, Agronomen, ſelbſt die Philoſegen,
Phpſiologen und übrigen Freunde der Naturlehre, auf dieſes
im hohen Grade intereſſante Natlonal-Werk aufmerkſam zu
machen; denn der Verfaſſer enthüllt darin, nach dem Aus⸗
ſpruche von Sachkennern, einen großen Theil der Geheimpiſſe
in der Werkſtaͤtte der Natur und Kunſt und gründet an der
Hand der Erfahrung eine neue Wiſſenſchafe, welche die ganze
Stonen-Welt umfaßt. Der Inhalt des erſten Bandes wird
unfere Angaben rechtfertigen.
Göttingen, im Februar 1822. }
Vandenhoeck und Ruprecht.
Bet uns iſt fo eben erfchienen und durch jede Buchhaͤnd—
lung zu haben:
Das menſchliche Weſen, und zwar das ſinnliche und
ſinnige, als Seele, das verſtaͤndige und vernuͤnf—
tige, als Geiſt, das ſittige und ſittliche, als Wille,
dargeſtellt von M. K. G. Kelle. 8. 16 Gr.
Welches Licht in die Erkenntniß des menſchlichen Weſens
durch richtige Auffaſſung des unendliten Weſens komme, ſoll
dieſes Werk in gedrängter Kürze beweiſen. — Die Erklaͤ⸗
rungen find alle neu und werden ſich durch Kürze, Deutlich⸗
keit, Beſtimmtheit und Anwendbarkeit auf das Leben, wie
wir hoffen, empfehlen.
Freiberg, im Januar 1822.
Craz und Gerlach.
Preis- Erhoͤ hung
\ der
Sammlung alt-, nieder- und ober-deut—
ſcher Gemaͤlde der Bruͤder S. und M.
Boiſſeree und J. Bertram; lithographirt von
J. St. Strixner. Stuttgart, bei den Heraus;
gebern.
Da die Lithographie in Kreidemanier nur eine beſchränkte
Anzahl guter Abdrücke zuläßt, und man dem Publicum durch⸗
aus nur gute Abdrücke liefern will, ſo koͤnnen wegen der
großen Abnahme, die das Werk ſchon bei Erſcheinung der
zweiten Lieferung gefunden hat, von nun keine Exemplare
mehr zu 12 Fl. oder 6 Thlr 16 Gr. abgegeben werden. Es
wird demnach der Preis des Werks fuͤr die ferner eintretenden
Subſcribenten zu 15 Fl. oder 8 Thir. 8 Gr. für jede Liefe⸗
rung feſtgeſegzt.
ä — — —— ———4ͤq— — — — —ͤ—'
Um allen Mißverftändniffen vorzubeugen, wird zum
Ueberfluß noch bemerkt, daß für die bisherigen Subſcribenten
der Preis von 12 Fl. oder 6 Thlr. 16 Gr. für jede Liefe⸗
rung des ganzen Werks unveränderlich bleibt.
Mit dieſer im Auftrage der Herren Herausgeber eines
der trefflichſten Werke der neueſten Zeit gegebenen Anzeige
verbinde ich zugleich die, daß ich ſtets Exemplare vorräthig
habe und Freunden der Kunſt zu obigen Preiſen liefere.
Stuttgart und Leipzig, den iſten Jan. 1822.
Joh. Ambr. Barth.
Neue Werke.
Anthropologie von Henrich Steffens.
2 Baͤnde. Gr. 8. 1822. Breslau, im Ver—
lage von Joſef Max. After Band. vı und 476
Seiten. 2er Band. vr und 456 Seiten. Auf
weißem Druckpapier 4 Thlr. 18 Gr., Velinpapier
6 Thlr.
Die Anthropologie hat in unſern Tagen die vielſeitigſt en
Forſchungen, einen bedeutenderen Umfang, und eine fo durch—
aus neue, eigenthuͤmliche und reiche Entwickelung und Ge:
ſtaltung erhalten, daß ſie tiefer und gewaltiger als je in
den Kreis der allgemeinen menſchlichen und wiſſenſchaftlichen
Bildung eingreift. Sie umfaßt nicht blos die ganze Ent⸗
wickelungsgeſchichte des innern und aͤußern Menſchen, ja des
geſammten Geſchlechts, ſondern auch die Urgeſchichte und die
Natur des Planeten, den der Merfch bewohnt, und mit dem
er auf die geheimſte und innigſte Weiſe verknuͤpft iſt.
Schon ſeit Jahren hielt der Herr Verfaſſer jedesmal
vor einer großen Anzahl Zuhörer und mit allgemeinen Bet
fall Vorleſungen über dieſen Segenſtand. Die darin ausge⸗
ſprochenen Ideen find es, die hier genauer und gruͤndlicher
entwickelt werden.
Nach ihnen wird der Menſch in einer dreifachen Be⸗
ziehung bargeſtellt:
1) als Stlufpunct einer unendlichen Vergangenheit der
Natur (Entwickelungsgeſchichte der Erde,
geologiſche Anthropologie);
2) als Mittelpunct einer unendlichen Gegenwart (orga⸗
niſche Epoche der Erde, phyſiologiſche An⸗
thropologie);
3) als Anfangspunct einer unendlichen Zukunft (geiſtige
Offenbarung des Goͤttlichen in einem Je⸗
den, pſychologiſche Anthropologie).
Die Ausführung dieſer hochwichtigen Gegenſtaͤnde macht,
wir duͤrſen es behaupten, die 1 dieſes Werkes zu
einer der wichtigſten in der n ueſten Literatur, und ift als
wahre Bereicherung derſelben anzusehen.
In naher Beziehung ſtehen und groͤßentheils verwandten
Inhalts find, die im vorigen Jahre erſchienenen
Schriften. Alt und Neu. Von Henrich
Steffens. 2 Baͤnde. Gr. 8. 1821. Breslau,
im Verlage von Joſef Max. Druckpap. 3 Thlr.
6 Gr., Velinpapier 4 Thlr. 12 Gr.
welche nicht minder wichtig und aller Aufmerkſamkeit werth
find. Das nachfolgende reichhaltige Inhalts -Verzeichniß
wird das näher darthun; es ſtehe hier ſtatt weiterer Em⸗
pfehlung:
Erſte Abtheilung. Zur Naturphiloſophie.
Beurtheilung dreier naturphiloſophiſchen Schriften Schel⸗
ling's. — ueber des Verhaͤltniß der Naturphilofophie
zur Phyſik unſerer Tage. — Schelling'ſche Naturphilo-
ſophie. — Ueber das Verhaͤliniß dee Philofophie zur
Religion.
Zweite Abtheilung. Reden.
ueber das Verhältniz unſerer Geſellſchaft zum Staate. —
ueber die Bedeutung eines freien Vereins für Wiſſen⸗
ſchaft und Kunſt.
Dritte Abtheilung. Zur Phyſik.
Ueber den Oxydations- und Desoxrydationsproceß der Erde.
— Geologiſche Anſichten zur Erklärung der fpätern Bor:
aͤnderungen der Erdoberflache. I. Thatſachen, die den
großen Einfluß der Vulcanität auf die veränderte Ge⸗
ſtaltung der Erdoberflache beweiſen. II. Thatſachen,
welche bedeutende Veranderungen der Oberfläche der Erde
durch Zuſammenſtürzen großer Gebirgsmaſſen in ſich ſel⸗
ber, beweiſen. — III. Die Ausbreitung des Quader⸗
ſteins. — Was kann für Schleſiens Naturgeſchich te
durch die Einwohner geſchehen? — Einige Hoͤhsmeſ⸗
ſungen im Rieſengebirge. — Was iſt in neuern Zeiten
für die Phyſik des Kaukaſiſchen Gebirges geſchehen? —
Ueber die Meteorſteine. — Ueber die Bedeutung der
Farben in der Natur. — Ueber die Vegetation. —
Ueber die elektriſchen Fiſche. — Ueber die Geburt der
Pſyche, ihre Verfinſterung und moͤgliche Heilung. —
Ueber die menſchlichen Racen.
—
Bei Friedrich Volke in Wien dit fo eben er⸗
ſchienen:
Deutsch Italienisches
u n d
Italienisch- Deutsches
T As hre n Wörter bum ch,;
ausgezogen von jenen des Alberti,
enthält alle eignen Ausdrücke der Künste und
Wissenschaften, als auch ein Namenverzeich-
niss der Länder.
Neue Auflage,
mit einem Anhange von Ausdrücken, deren
man sich in den Kanzleien bedient.
2 Theile in 1 Band gebunden,
Gr. 12. Wien und Mailand. 1821.
2 Thlr. 16 Gr. oder 4 Fl. 48 Kr.
Nachricht
für Lehrer an Gymnaſien, Schulen und
a Schullehrer:Seminarien.
Folgende nuͤtzliche Bücher find fo eben bei Darnmann
in Züllich au erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
haben:
's theoretiſch- praktiſches Handbuch der deutſchen Spra⸗
7 , W von D. K. F. A. Brohm.
Dritte durchaus verbeſſerte Auflage. 8. 14 Gr.
Lange, Fr., der Rechenlehrer, nach der verbeſſerten Lehrart
in der Elementarſchule. Gr. 8. ı Thlr. 4 Gr.
Spieker, D. C. W., Geſangbuch fuͤr Schulen. Zweite ſehr
vermehrte Auflage. 8. 5 Gr.
Bei C. A. Koch in Greifswald iſt fo eben erſchie⸗
nen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Schildener, D. K., Beiträge zur Kenntniß des
a ee Rechts. Aftes Heft. Gr. 8. 12 Gr.
Bei P. H. Guilhauman in Frankfurt a. M. iſt
erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Haushaltungs Woͤrterbuch oder Sammlung
von Vorſchriften und Anweiſungen für das
Hausweſen u. ſ. w., nĩmlich: zur Erhaltung der Früch⸗
te, Gemuͤſe u. ſ. w.; zue Verfertigung des Eingemach en;
zur Zubereitung des Kaffees und anderer Getraͤnkez zur
Bereitung des Weins, Aepfelweins, der Hausgetraͤnke u.
ſ. w.; zur Beſorgung des Kellers, Hühnerhofes u. ſ. w.;
zur Vertilgung der ſchaͤdlichen Inſecten; zum Aufbewahren
der Leinwand, Zeuge und anderer Geraͤthſchaften, u. f. w.
ıfter Theil. Geh. 1 Thlr. — Der zweite und letzte Theil
wird in kurzem erſcheinen. .
Euler, M., unterricht für die zu Kaufleuten
beſtimmten Juͤnglinge oder Anleitung zur
Belehrung über mercantiliſche Gegenſtaͤnde.
Zweite, umgearbeitete und verbeſſerte Auflage. Von
D. Th. Friedleben. 1822. 1 Thlr. 8 Gr.
Stuttgart. [An die geehrten Leſer des
Morgenblattes.] (Vorlaͤufig hier abgedruckt, bis die
nach dem Pact zwiſchen dem Herrn Herausgeber des Mor⸗
genblattes und dem Redacteur des Literaturblattes
Herrn Hofrath Müllner erſt von dem Letz lern, über alles,
was ihn belrifft, einzuholende Erlaubniß den Abdruck im In⸗
telligenzblatt des Morgenblatts moͤglich machen wird.)
Herr Hofrath Muͤllner hat, ehne dazu von mir, wie
er faͤlſchlich vorgibt, im mindeſten berechtigt worden zu ſein,
eine ihm blos privatim nur als projectirt und zwar in einem
Schreiben, das er ſelbſt als anſtaͤndig bezeichnet, mitge⸗
theilte Aufforderung an den Recenſenten des diesjaͤhrigen
Becliniſchen Taſchenbuches im Literaturblatte No. 100
v. J., nebſt aus dem Zuſammenhange geriſſenen und da⸗
durch entſtellten Einzelheiten aus dieſem Schreiben ſelbſt mit
witzſchillernden Bemerkungen in dem Literaturblatte No. II
d. J. abdrucken laſſen. Wie der, welcher auf eine ſolche
Weiſe das Ehrendſte im Menſchen: Vertrauen, mißbrau⸗
chen und Privatſchreiben der Art drucken laſſen kann, und
zwar noch dazu bei ſolchen Motiven, als in dem nicht abge⸗
druckten Theile meines Schreibens enthalten find, wie der
vor dem Richterſtuhle der Rechtlichkeit genannt wird, fage
ſich Herr Hofrath Muͤllner ſelbſt. — Da es ihm aber
doch zu viel duͤnken moͤchte, bei dieſer Gelegenheit auch an
ſeinem Beutel zu leiden, und man auch nicht von jedermann
Gefälligkeiten annehmen mag, fo habe ich ihm die Inſer⸗
tions: Gebühren für jene, obgleich unrecht lich abgedrackte,
Aufforderung mit einem Kronenthaler in einer Anweiſung
von feinem Principale zugeſandt. Sollte Herr Hofrath
Muͤllner noch ferner über dieſe Angelegenheit ein Wort
nöihig erachten, fo fordere ich ihn hiermit auf, zufoͤrderſt
mein ganzes Schreiben (ich weiß nicht mehr von welchem
Datum) abdrucken zu laſſen und dann mir, da ich andere
Blatter mit einer ſolchen Sache nicht hefleden mag, fein
Blatt, oder wenkgſtens das Intelligenzblatt, für das zuzu⸗
geſtehen, was ich ihm etwa dagegen zu ſagen haben mochte.
Fuͤhlte denn aber Herr Hofrath Muͤllner nicht die bittere
Satyre, die er auf ſich ſelbſt machte, als er bei einem fol-
chen Verfahren das Motto gegen mich abdrucken ließ:
Sich treu den Künften weihen,
Macht unſre Sitten mild und lehrt uns menſchlich ſein!
Im Februar 1822.
Reinbeck,
Hofrath und Profeſſor.
Literariſcher Anzeige k.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. IX. 1822.
Z Ü ꝶ—łt:ü;!'.̃ ²˙¹A———— ̃ — —ꝗ——j—ͤ— — —
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Unnalen der Medicin in Quart⸗Format; dem Hermes,
netismus in Octav- Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen, 6000 Expl. in's Pudlicum gebracht.
Inſertions-Gebuͤhren betragen fuͤr die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Neue Folge des Converſations-Lexicons.
Erſte Lieferung.
Funfzehntauſend einhundert ſechs und fte:
benzig Pränumeranten, deren Namens Verzeichniß dem
Werke vorgedruckt iſt und welche ſich innerhalb 4 Monaten
zu dieſer Foctfetzung gemeldet haben, beweiſen mehr als
alles andere die Theilnahme des großen deutſchen Publicums
an dieſem Werke und das Vertrauen, deſſen der Unternehmer
deſſelben bei ihen genießt.
Es ſei hier daher genug, die Erſcheinung dieſer 1ften
Lieferung und die Veraͤnderung in dem Plan der Herausgabe
anzuzeigen, daß namlich das Werk, anftatt in 4 Abthei⸗
lungen, jetzt in 8 Lieferungen, deren zwei einen Theil
bilden werden, erſcheinen ſoll. Der Herausgeber verſpricht
zugleich, durch die erwähnte große Subſcription dazu in
Stand geſetzt, anſtatt der 140 Bogen, zu welchen er ſich
verbindlich gemacht hat, ohne Preiserhoͤhung an 200 zu
geben. Dieſe erſte Lieferung en hält deren gleich dreißig,
Die Preiſe für alle 8 Lieferungen oder das ganze die⸗
ſer neuen Folge ſind von jetzt an gegen baare Zahlung bei
der Ablieferung der ıften Lieferung für
No. 1 auf gut Druckpap. 4 Thlr. 16 Gr. oder 8 Fl. 24 Kr. rhein.
Schreibp. 6 —
— 3 — — fein Drucko. in Median⸗Format mit extendirten
Stegen 7 Thlr. 12 Gr. od. 13 Fl. 30 Kr. rhein.
ſuperfein franz. Papler in gleichem Formate
9 Thlr. oder 16 Fl. 12 Kr. rhein.
— 5 — ſup rfein Velinpap. (hiervon ſind nur 50 Exempl.
gedruckt“) 12 Thlr. oder 21 Fl. 36 Kr. rhein.
— 6 — Schreibpapier in Quart: Format (hiervon ſind nur
12 Expl. gedruckt) 12 Thlr. od. 21 Fl. 36 Kr. rh.
Die Schrift und der Satz iſt bei allen dieſen ſechs Aus⸗
gaben übrigens gleich und blos das Papier und das Format
derſelben verſchieden.
abgezogen werden.
in den erſten
tigungen oder Zufäge erhält.)
A
Abbot.
Abbreviaturen.
Abdication.
Abeliten.
Aberdeen.
Abhaͤrtung.
Abiponer.
Abonnement.
Abracababra.
Abrantes.
Abraxas Steine.
Abruzzen.
»Abſchnitt (Fortification).
Abfolution.
Abſpannung (medieiniſch).
Abwechſelung.
Abweſenheit (juriſt'ſche).
Aecreditiren.
Accum.
Acerbi.
Achaja.
Achard.
Achſe.
Acta eruditorum:
Acta sanctorum,
— 2 — — 11 — 24 — —
— — — - — — 22
Dieſe neue Folge des Converſations⸗Lericons grünbet
ſich übrigens auf die erſten 10 Baͤnde, von welchen eben⸗
falls vor 2 Monaten der te, forgfältig revidirte Abdruck
der sten Auflage, alſo die fiebente Ausgabe erſchienen iſt. Act. Acte.
Eins ergänzt und führt das andere fort oder zuruͤck. . Actenverſendung.
Die Preiſe dieſer erſten 10 Baͤnde ſind fuͤr »Actium.
No. 1 auf gut Druckpap. 12 Thlr. 12 Gr. oder 22 Fl. 30 Kr. rh. Actuarſus.
— 2 — Schreibpapier 18 — 18 — — 33 — 45 — — Adalbert (Apoſtel d. Preußen).
— 3 — Med. ⸗Drückp. 22 — — — — 39 36 — — Adalbert (Erzbiſchof v. Bre⸗
— 4 und 5 fehlen. men).
— b auf Schreibp. in Quart Format 30 Thlr. oder 4 Fl. rh. Adamspeack.
Adcitation.
Adel.
Den Keichthum und die Mannigfaltigkeit der neuen Folge Adelskette.
Adelung (Friedrich von).
Adersbacher Gebirge.
Adler.
Adonat.
Aboptianer.
Adreſſe.
dieſes Werks wird man vfelleicht am beſten und Leichreften
durch das Verzeicnſß der in der kſten Lieferung enthaltenen
Artikel kennen lernen, weshalb ſolches hier mitgetheilt wird.
In allen deutſchen Buchhandlungen in und außer Deutſch⸗
land ift übrigens ſowohl die erſte Suite in 10 Bänden, als
dieſe neue Folge in 8 Lieferungen zu erhalten.
ä— — L— — b T—y—é—ꝛ — — — —
(Ein * vor einem Namen
10 Baͤnden vor
den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag⸗
Die
Wendet man ſich an den unterzeichneten Herausgeber
und Verleger direct, ſo kann bei einer Beſtellung von ſieben
Exemplaren gegen baare Zahlung ein Siebentel des Betrags,
Leipzig, den ıflen März 1822.
F. A. Brockhaus.
—
bedeutet, daß derſelbe ſchon
kommt und hier nur Berich⸗
Adrian (Paͤpſte).
Adrianopel.
Adule.
Asclaner.
Aeneae.
Affe.
Affidavit.
Afghaniſtan.
Afranceſados.
Afrika.
Afrikaniſche Geſellſchaft⸗
After.
Agar.
Agathokles.
Agave. £
»Aeginetiſche Statuen.
Agnano.
Agnes (heil.).
Agnosten.
Agricola von Eisleben.
Agricola (Georg).
Agricola (Johann).
Agricultur-Chemie.
Agrippa von Nettesheime
Aegypten.
Ahnenprobe.
Aix.
Akephali.
Akerblad.
Aland.
Alb oder Alp.
»Albani (Familie).
Albani (Gräfin).
Albanien.
Albano.
Albendorf.
Albert (Herzog v. Sachſen⸗
Teſchen).
Albertusthaler.
Albrecht (Cabinetsrath).
Albufera.
Album.
Albus.
Alcantara.
Aldegonde.
Aldenhoven.
Alderman.
Aldinen.
Aldint.
Alen gon.
Aeſia.
Aleſſandria.
Alexander Severus.
„Alexander I.
Alexander (Paͤpſte).
„Alexandria. Alexandrinſſche
Schule — Zeitalter.
Alexandriniſcher Codex.
Alexei Petrowitzſch.
Alexisbad.
Alfort.
Algardi.
Algen.
Alt (Paſcha von Janina).
Alimente.
Allix.
Almanach.
Aloe.
Alogen.
Alopeus.
Al Papflanzen — wirthſchaft.
Alpenſtraßen.
Altan.
Altenſtein (Domaine).
Altenſtein (Miniſter).
Altenzelle.
Altera pars Petri.
Alter ego.
Alter Styl.
Alterthuͤmer (deutſche).
Alterthuͤmer Schleſiens.
Alton (Graf).
Alvensleben (Familie).
Ambacht.
Amberg.
Ambras. Amras.
Ambroſtaner.
Ambroſianiſche Bibliothek.
Ambroſiaſter.
Ambroſio.
Amalungen.
Amen.
„Amerika.
Amiens.
Amme.
Ammon (D.).
Amneſtie.
Amorbach.
Amoretti.
Amoros.
Amos.
Amplification.
Amt. r
entſetzu
Amt der Schluſſel
Amtmann.
Amulet (ſ. Talisman.)
Amuſette.
Bae
Nnagog
Auatgaſthe Präparate.
Ancillon.
Andreaskreuz.
Andreoſſy.
Anfang.
Angeliken.
Angeln.
Angeloni (Graf).
Angelus Siles ius,
Angeſicht.
Angleſea.
Anhaltiſche Enclavenſache.
Anich (Peter).
Anklage.
Ankyloſis.
Anlage.
Anlandung.
Annalen.
Anno.
Anomaͤer.
Anfälag (in verſch. Hinſicht).
Ans gar.
Anſprechen.
Anſpruͤche.
»Anſtand.
Anſtett (ruſſiſcher Miniſter).
Antar. Andar.
Antarktiſches Land.
Anthing.
Anthropophag.
Antichriſt.
Antilachus.
Antinomismus.
Antischeniſche Schule.
Anton (von).
Antonius von Padua.
Anweiſung.
Anwurf.
Anzugsgeld.
Apareille.
Apel.
Apokataſtoſe.
Apollinarismus.
Apologie.
Apologetik.
Apoſtoliſche Conſtitution.
Appellation.
Appellatlonsgerichte.
Appeltus.
Appetit.
Aprilſchicken.
Apulien.
Aquila.
Aqullibriſt.
Arabter.
Arago.
Arakatſche.
Aral.
Aranjuez.
Araukanen.
Arbeit.
Arbiter.
Archangel.
Arche.
Archidiaconus.
Archiv.
Arckenholz.
Ardennen.
Ardey.
Aremberg.
Arensberg.
Aretin.
Argenſon.
Argonner Wald.
Arguelles.
Aria. Areia.
Ariſtokratismus.
Arkebuſier.
Arkona.
Armatolien.
Armenlſche Literatur.
Armenſchulen.
Armuth.
Arnauld.
Arnault.
Arndt.
Araheim.
Arnim.
Arnobius.
Arnold (aſtron. Bauer).
Arnoldi
Tel (Sophie).
Arnſtein (Freih. von).
Arpent.
Arras.
Arreſt.
Arſchine.
Artemon.
Arthur.
Axtigas.
Articularkirchen.
Artillerie.
Artiſchocke.
Aſchaffenburg.
Aſcenſion.
As kanten.
Asklepiaden.
Aſioli.
Asmannshaͤuſer Wein.
Asper. Aspre. Aktſche.
Aſſalini.
Aſſemanni.
»Aſſiſen.
Aſtralgeiſter.
Aſter (General).
Aſturien.
Aeſung.
Ahem.
Athen.
Athenagoras.
Atlas.
Atterbom.
Atuatuca.
»Aubaine (droit d').
Auctor.
Audienz.
„Auditor.
Aue (goldene).
Auerbach (Hof).
Auersberg (Füͤrſten).
Avesnes.
Aufenthaltscharten.
Auffuͤhrung.
Aufkauf.
Aufſchrift.
Augenlid.
Auger (Athanaſe).
Auger (Louis).
Auguſte Amalie v. Baiern.
Auguſt Emil v. Gotha.
Zee 85 v. Preußen.
NX und
Aunoy (Gräfe).
Aurich.
Ausgrabungen.
Auslieferung.
Lusnahmegeſc ze.
Ausſpielen.
Ausſteuer.
Auſtin.
Auswanderung.
Aus weichung.
Autenrleth.
Auteuil.
Authentica.
Zutopfie.
Avellino.
Avelloni.
Aventure grosss.
Avocat du roi.
Axum.
Ayrer.
Azas s.
Tezen.
Xzincourt.
„Babylon.
Baccalaureus.
»Bacciocchi.
Backen. Baͤckerei. Backwerk.
Backofen. Bratofen. Brenn⸗
ofen.
Backpolicei.
Baden.
Badiſche Landſtände.
Baffins bai.
„Baggeſen.
Bahamas.
Bahia.
Baͤhung.
Baja.
Bajus (ober de Bay).
Bakker (holland. Dichter)
Balbi (Graͤfin).
Balcan.
Balduin.
Ballet.
Balleſteros.
Banda orkental.
Bande noire.
Bandit.
Bank.
Bank (Fortific.).
Banquet (Fortif.).
Baoue: Eormian.
Baphomet.
Barbs Marbols.
Barbier.
Barbis du Bocage. i
er
arbefanes.
Barez *
Baring (Banquter).
Barker.
Barock.
Baronius.
Barre (in engl. Gerichtshoͤfenz.
Barre (Chevalier de).
Barricaden (Fortif.).
Bartels (D.) und Abendroth⸗
Barth (Buchdrucker).
Barthel.
Barthez.
Bartholomäus (Apoſteh.
Varten (Eliſabeth).
Bartſch (Adam von).
Bascule : Spftem.
Bafel (Kirchenverſammlung).
Baſilides (Gnoſtiker).
Baſis.
Baſtille.
»Baſtton.
Batalha.
Bathurſt (Graf.
Vattuecas.
„Bauchredner.
Baudin (Weltumſegler).
Baumwollenzeuge.
Bayrifhe Landſtaͤnde.
Bayonnet.
„Beauharnais.
Beaulieu (Freiherr von).
Bechſtein.
„Beck (Prof. in Leipzig).
Beckedorff (Staatsratb).
Becker in Chemnig.
Bedmer (Marquis von),
Beer (Meyer).
Beer (Michel).
Begani (ſ. Gaete).
Begaſſe (Cart).
Begrüßung.
Behr (in Wurzburg).
Beittbrief. a
Beigel (Ober Bibliothekar
in Dresden).
Bekker (Immanuel).
Bekker (Eliſabeth, verwitw.
Wolff).
Bekleidungsmaterialien (For⸗
tific.).
Belem.
Bell.
Bellamy (niederl. Dichter).
Bellevuͤe.
Bels ham.
Belzoni.
Benedict (Paͤpſte).
Benedictio.
Benecke (Banquiers).
Benno der Heilige.
Bensley (Thomas).
Bentham (Jeremias).
Bentivoglio.
Benzenberg.
Beobachtung.
Bercy.
Berg.
Bergaffe.
Bergen.
Bergiſches Buch.
Bergprofil,
Bergrecht.
Bergwerke.
Berint.
Berkley (Jan le Francı).
Berlin (Univerſität).
Berme.
Bernhardt.
Bernhardsberg.
Bernigeroth (Kupferſtech er).
„Bernſtorff (Graf von).
„Berry (Herzog von).
Berſerker.
Berſtett (Freih. von).
Bergregal.
Berthold (ltefl. Apoſtel).
Bertholetiſches Knallpulver.
Bertin de Baur.
Beryll.
Berzellus.
„Beſeſſene.
Beſſarablen.
Beſſel (F. W.).
Beſteck (Schifffahrtsk.).
Beſteuerung.
Beten.
Betfort oder Befort.
Bethesda.
Bethfahrt.
Bethiſy (Graf).
Bethmann.
Bethum.
Bettelweſen.
Beuchot (Adrian).
Beugnot (Graf).
Beuther (Friedr.).
»Bevoͤlkerung.
Beweglichkeit.
Bexon (Scipio).
Beza (Theodor).
Biagioli (Joſaphat).
„Bibel.
»Bibelgeſellſchaften.
Biberich.
„Bibliographie.
Bibliothekar.
Bibliſches Chriſtenthum.
Bicktre.
Bidaſſoo.
Bielshoͤhle.
»Pignon.
Bilderbrod.
*Bilderdpf.
Bilderfibel.
Biledulgerid.
Bill.
Bingley (holl. Schauſpieler).
Biſchoff (Geor, iedr.).
Sils 9 Friedr.)
*Blacas (Graf von)
Blackwell (Eliſabeth).
Blanken (Johann).
Blaͤſſe.
Blauer Montag.
Blaufäure.
Blauſtrumpf.
Blindenanſtalten.
Blokade.
Blomfield,
“Blume.
Blumenfprade.
Blumenuhr.
Bluͤmner.
Bocksbeuteleien.
Boch (Prof.).
Böhme (Joh. Gottlob).
Bogdanowitſch.
Bolſſerée.
Bolivar. N
Bollmann (Erich).
Bombelles (Marquis von).
pP
Anhang zu dieſer Abthei⸗
lung,
Artikel enthaltend, welche die
Glaubenslehre und Verfaſſung
der roͤmiſch catholiſchen Kirche
betreffen. (Von einem Catho⸗
liken bearbeitet.)
Canon. Canon der heillgen
Schriften.
Canoniſches Recht.
Catholtcismus.
I. Glaubensgrund.
II. Lehre.
III. Kirchenverfaſſung.
IV. Verhaͤltniß zum Staate.
Bölihat.
Ablaß. Concilium.
Abendmahl. Coſtnitz.
Buße. Dogmatik.
Bei J. G. Heubner, Buchhändler in Wien, tft in
Commiſſion zu haben und kann durch alle uͤbrigen Buchhand⸗
lungen bezogen werden:
Praktiſche Anleitung
zum
graphiſchen und geometriſchen
Tri auguliren
mit dem Meßtiſche.
Zunaͤchſt fuͤr ſolche Individuen, welche ſich mit der
Cataſtral-Vermeſſung befaſſen, ſo wie uͤberhaupt fuͤr
jeden, der geometriſche Vermeſſungen mit dem Meß—
tiſche zu leiten oder ſelbſt auszufuͤhren hat.
Von
Georg Winkler,
Profeſſor der Mathematik an der k. k. Forſtlehranſtalt
zu Mariabrun bei Wien.
Mit 7 Steinabdruͤcken. Gr. 8 Wien 1820. Vroch.
1 Thlr. 20 Gr.
Unter dieſem einfachen Titel hat der Verfaſſer, deſſen
frühere geometriſche Schriften dem Publicum bereits vorthell⸗
haft bekannt find, nicht nur eine lichtvolle Ueberſicht der Nuf⸗
nahme ganzer Provinzen, ſondern auch, unter vorausgeſetzten
tbeoretifhen Kenntniſſen, eine Anleitung zum Gebrauche des
Meßtiſches bei Entwerfung eines geometriſchen Netzes, bet
Ausfüllung deſſelben durch die Detail: Bermeffung, bei der
Pruͤfung des Netzes und der Aufnahme, ſo wie zur Berech⸗
nung und Zertheilung der aufgenommenen Flache, in ef-
ner ſolchen Faßlichkeit und Deutlichkeit gegeben, und dieſe
Schrift mit ſolchen praktiſchen Vermeſſungs⸗Vortheilen zu
bereichern gewußt, daß wir über dieſen Gegenſtand zur Zeit
ſchwerlich etwas beſſeres beſitzen durften. Da dieſes Werk in
naͤchſter Beziehung auf die in den Öfterreichifehen Staaten ſehr
thätig betriebene Cataſtral⸗Vermeſſung bearbeitet, die Ver⸗
fahrungsart dabei deutlich dargeſtellt und daſſelbe allda in
Gebrauche ift, fo bürfte dieſe Schrift auch für manche Nichte
geometer einiges Intereſſe haben.
Noch fortdauernder Praͤnumeratlons⸗Preis für die
dritte Auflage von Schneider's großem grie—
chiſchen Lexicon nebſt dem Supplement: Bande;
227 Bogen in groß Quarto zu 8 Thlr. 12 Gr.
Der ſtarke Abſatz der neuen umgearbeiteten Auflage dle⸗
fes mit fo allgemeinem Beifall aufgenommenen Werkes, ſetzt
uns in den Stand, die vielen dieſerhalb an uns gelangten
Anfragen mit der obigen Anzeige beantworten zu koͤnnen,
da mir bei der Unentbehrlichkeik und Vollständigkeit dieſes
Hülfsmitield zum Studium der griechiſchen Literatur und bei
der auf das Aeußere verwandten Sorgfalt neben dem billigen
Preiſe mit Recht die fernere allgemeine Verbreitung deſſelben
dadurch zu befoͤrdern hoffen buͤrfen.
Hahnſche Verlags: Buchhandlung in Leipzig.
Bei H. Ph. Petri in Berlin erſchien und iſt in
allen Buchhandlungen zu haben: 5
Neues Muſeum
des Witzes, der Laune und der Satyre.
eit Beitraͤgen von M. Cunow, Jocoſus Fatalis,
Haug, K. Locuſta, K. Muͤchler, J. Regiomontanus,
J. D. Symansky und Anderen.“
Herausgegeben
1 von
H. Ph. Petri.
Erſter Band, beſtehend aus 4 Heften. Mit Kupfern.
2 Thlr. 12 Gr.
Inhalt des ıflen Heftes: 1) Diſſertation eines Doctor⸗
hutes. 2) Gattenliebe. 3) Philemon und Baucis.
4) Angemeſſenes Honorar fuͤr einen Diſtichon⸗ Dichter.
5) Peters Mißgriffe. 6) Gelegentliche Bemerkungen.
7) Der Marktſchreter. 8) Grundlinten zu einer Geſchichte
des Teufels. 9) Nichts ohne Grund. 10) Die Aeſthe⸗
tiſche. 11) Griesgrams Traumgeſichte. 12) Die Mode
der hohen Halsbinden. 13) Deſintzton einiger Wortbe⸗
deutungen. 14) Miscellen. 15) Geheilte Untreue (zum
Carricaturkupfer)
Anzeige ar
für alle diejenigen, die die deutſche Sprache richtig
ſprechen und ſchreiben wollen.
So eben iſt erſchienen:
Sand: Woͤrter buch
der
deutſchen Sprache
mit
Bezeichnung der Ausſprache und Betonung,
ne b ſt
Angabe der naͤchſten ſinnverwandten Wörter.
Nach den groͤßern Woͤrterbuͤchern von Ade lung,
Campe, Eberhard, Heinſius w |. w. und den
beſten deutſchen Sprachforſchern bearbeitet
von
Ch. Wenig,
Lehrer am Gymnaſiam und Seminarium zu Erfurk.
Mit einer kurzen Sprachlehre und einer Tabelle der
unregelmaͤßigen Zeitwoͤrter.
57 Median ⸗ Bogen, 70 Zellen auf der Seite, 3 Thlr. 16 Gr.
Unter den mannigfachen Anforderungen, die man in un⸗
ſerer Zeit an jeden Gebildeten macht, ſteht wohl die, der
Kenntniß feiner Mutterfprade und des richtigen und
edeln Gebrauchs derſelben in Sprache und Schrift,
oben p. Manche Hülfsmittel find zwar ſchon vorhanden, doch
nur für den Vermoͤgenden, der hohen Preiſe wegen; der Min⸗
derbeguͤterte ober entbehrte eines für feine Ausbildung fo nöo⸗
thigen Handbuchs 0 0
Das Vorliegende wird dieſes Bebürfnis befriedigen. Es
iſt nach den groͤßern Woͤrterbuͤchern von Adelung, Cam:
pe, Eberhard, Heinſtus und den beſten deutſchen
Sprach forſchern bearbeitet und dient als
bequemes und wohlfeiles Hülfsbuch
allen, die ſich in der deutſchen Sprache richtig und gut aus⸗
druͤcken wollen. N
Sachverſtaͤndige, denen es mi'getheilt, wurde, ruͤhmen
bei der groͤßten Sprachreinheit und kernhaften Kuͤrze, ſeine
Vollſtändigkeit und Deutlichkeit. Bumerkt iſt bei jedem Aus⸗
drucke, zu welcher Claſſe der Redeth eile er gehört; bei den
Zeitwörtern ferner, ob fie mit fein oder mit haben ver:
bunden werden, welchen Artikel fie erfordern, ob regel
oder unregelmäßfg abgeaͤndert werden. Von den Er
ein vollſtaͤndiges Verzeichniß mit Angabe ihrer unregelmaͤßi⸗
gen Formen hinzugefügt. Bei den Hauptwoͤrtern iſt das
Geſchlecht ſo wie die Endung des zweiten Falles der Hanes
und des erſten Falles der Mehrheit, und bei den Eigenſchafts⸗
Verhaͤltniß⸗ und Zeit⸗Woͤrtern die Art der Fuͤgung oder
Verbindung genau angegeben. Durchgaͤngig find Beweisſtel⸗
len zur Erlaͤuterung derjenigen Wörter, de der hoͤhern
Schreibart angehoͤren, hinzugefuͤgt, weshalb dieſes Buch
auch bei'm Leſen unſerer Claſſiker mit großem Nutzen ges
ae werben on 5
enug zur Empfehlung eines Werks, das ſich durch feine
Gemeinnuͤtzigkeit ſchon ſelbſt empfiehlt und dem wand her
er Subſcribenten eine günftige Aufnahme beim Publicum
icherte. &
Wer von Privaten fih der Mühe unterziehen will, Abs
nehmer zu fammeln, dem gewährt die Verlagshandlung bei
directer Beſtellung und freier Einſendung des Betrags, auf
fünf Exemplare ein ſechstes frei. f ö
Keyſer'ſche Buchhandlung in Erfurt.
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
Die . a
teutſſche Geſchichte für Schulen;
bearbeitet
von
F. Kohlrauſch.
Vierte Auflage.
ıfter und zter Theil. Gr. 8. 1 Thlr. 11 Gr.
Die
teutſchen Freiheits;
von
1813, 1814 und 1815.
Fuͤr die jaͤhrliche Schulfeier,
der Feſte Ä
des 18ten Octobers, Ziften März und 18ten Juni
bearbeitet
von
F. Kohlrauſch.
Vierte verbeſſerte Auflage.
1822. Gr. 8. 6 Gr.
Elberfeld, Buͤſch ler'ſche Buchhandlung.
Kriege
Bei E. S. Mittler in Berlin find fo eben ev:
ſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Beneke, D. F. E., Grundlegung zur Phyſik der Sit⸗
ten, ein Gegenſtück zu Kam's Grunb legung zur Mets⸗
phyſik der Sitten, mit einem Anhanze über das Weſen
und die Erkenntnißgrenzen der Vernunft.
Gr. 8. 1 Thlr. 20 Gr g
— — Neue Grundlegung zur Metaphyſik. Gr. 8. Geh.
4 Gr. 0
Fruͤher erſchien;
— Erxfahrungeſeelenlehre
— als Grundlage alles
Wiſſens, in ihren Hauptzuͤgen dargeſtellt. 8.
20 Gr.
Lite fariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. X.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Ltterariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſts und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag⸗
netismus in Octav Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Berichtigung einer Bekanntmachung des Herrn Hofrath
D. Muͤllner in Beziehung auf den Unterzeichneten.
Mit dem Maß da ihr mit meſſet, wird man euch
wieder meſſen.
Da, wie ich vernehme, Herr Hofrath D. Muͤllner in
einem der letztern Stucke des mit dem ſogenannten Morgen:
blatt zugleich und unter feiner Redaction erſcheinenden Lite—
raturblatts die wichtige Nachricht zur öffentlichen Kunde ge-
bracht hat, als fei ich in zwei (aus der fame ſen Geſchichte
über das „betrachtliche Weinen“ im König Ingurd hervor:
gegangenen) Infurien-Proceſſen zu gerichtlicher „Abbitte“
und „Ehrenerklaͤrung“ verurtheilt worden, fo dient zur Be⸗
richtigung dieſer großen Stiegesneuigkelt, daß nur die eine
Hälfte derſelben halbwahr, die andere aber ganz unwahr iſt,
indem das gerichtliche Erkenniniß nicht auf „Ehrenerklaͤrung,“
ſondern nur auf die ſogenannte Abbitte ſpricht, aber auch
dies Erkenntniß, well ich dagegen hoͤchſten Orts eingekem⸗
men bin, noch zur Zeit unvollzogen und unvollziebbar iſt.
Das darin (im völligen Widerſpruch mit einem recht⸗
lichen Gutachten der jenaiſchen Juriſten-Facultäaͤt [who shall
decide, when Doctors desagree? S.) gefällte richter⸗
liche Erkenntniß iſt namlich insbeſondere auf die Interpre⸗
tation eines Paragraphen in dem Mandat von 1712 uͤber die
Selbſtrache begründet, durch welches Mandat die faͤchſiſche Be:
ſetzgebung über Injurienſachen überhaupt einen von dem gemek⸗
nen deutſchen und roͤmiſchen Recht abweichenden Charakter er⸗
halten hat, indem es alle Retorquirung empfangener Schmä,
hungen u. ſ. w. beſtraft, jedem der hin⸗ und heruͤber Beleidig⸗
ten gerichtliche Beſchwerde zuläßt, alle Widerklage unſtatthaft
macht v. ſ. w. u
Dieſen Grundſaͤtzen gemäß wurde ich als Beklagter mit
meinen Einreden, daß ich von dem Klaͤger durch vorausge⸗
gangene oder gleichzeitige Injurien ja viel härter injurürt
worden ſei, nicht zugelaſſen, wohl aber in den Entſchei⸗
dungsgruͤnden eines vom hieſigen Schoͤppenſtuhl in dieſen An⸗
gelegenheiten geſprochenen Erkenntniſſes, wegen der von dem
Kläger erlittenen „gemeinen Schmaͤhungen“ und „groben
Beleidigungen“, die „nicht zu leugnen“ ſeien, an die (preuß.)
Behoͤrde des Klaͤgers verwieſen. ) . ;
Auf ſolche und andere Weiſe von dieſen angenommenen
Grundſaͤtzen unterrichtet, verklagte ich nun meinerſeits Herrn
Hofrath D. Muͤllner wegen neuerer und älterer mur erſt be⸗
kannt gewordenen Aufſaͤtze, welche unter die in den erwähn:
ten Entſcheidungsgruͤnden benannte Categorien rangirten, und
welche mich „berechtigen“ ſollten, auf deſſen „Beſtrafung“
„) Woͤrtlich: „So wenig zu leugnen I, baß die von Brock⸗
haus zu den Acten gegebenen Stuͤcke des Literaturblatts mit
D. Muͤllner's Namen unterzeichneten Aufſaͤtze gemeine
Schmaͤhungen und grobe Beleidigungen gegen
Herrn Brockhaus enthalten, und fo gewiß ſelblger be⸗
rechtigt iſt, bei der Behoͤrde des Muͤllner ebenfalls auf
Beſtrafung deſſelben und Leiſtung einer Privatge⸗
nugthuung anzutragen, fo kann um des willen u. f. w.“
und „Leiſtung einer Privatgenugthuung“ anzutragen, bei
feiner richterlichen Behoͤrde, dem k. preuß. Oberlandes: Gericht
in Naumburg.
Ich wurde hier aber ſehr unerwartet mit meinen Bee
ſchwerden zuruͤckgewieſen und zwar mit dem Antrag auf Be⸗
ſtrafung deshalb, weil, der preußiſchen Geſeggetzung gemäß,
Injurien mir drei Monaten verfahrten (welche Verjährung in
Sachſen erſt nach zwölf Monaten eintritt) und dann, weil
von mir als Buchhaͤndler nicht anzunehmen ſet, daß mir
Herrn M's Literaturblatt (von allerzings älterem Datum),
das Injurien gegen mich enthalten ſolle, erſt jetzt bekannt
geworden (weshalb ich alſo zu der angebotenen eidlichen Er⸗
haͤrtung dleſes umſtandes nicht zugelaſſen wurde) ); — dem
Antrage auf Privatſatisfaction (Abbitte, Ch:enerklärung,
Widerruf u. ſ. w.) koͤnne übrigens ſchon deshalb nicht deferirt
werden, weil in der preuß. Geſetzgebung jede ſogenannte
Privatſatisfaction aufgehoben ſei. **)
Nach hleruͤber eingezogener Erkundigung erfuhr ich, daß
dies letztere allerdings durch ein koͤnigl. Cabinetsſchreiben an
den Juſtizminiſter, Herrn von Kirchelſen, d. d. ıften Febr.
1811 geſchehen und dieſes koͤnigl. Cabinetsſchreiben als Ge⸗
ſegnorm gelte, wie es ſich in der koͤnigl. preuß. Gefegfamm:
lung Nr. 10 für das Jahr 1811 abgedruckt befindet ),
*) Aus bemſelben Grunde, weshalb die Lebensklugheit geble⸗
tet, Geſellſchaften zu vermeiden, in welchen man leicht in
Haͤndel verwickelt werden kann, pflege ich mich tfelbft Her⸗
ausgeber mehrerer Zeitſchriften) der Lectuͤre ſolcher Blätter
zu enthalten, die auf Häͤndelſucherei berechnet ſcheinen.
) Es heiſt barin weſentlich:
„Die von Ihnen hier eingereichte Injurienklage wider
den Hofrath D. Muͤllner zu Weißenfels kann fuͤr ſubſtantiirt
nicht erachtet werden; indem nach Vorſchrift der koͤnigl.
preuß. Geſetze keine Privatgenugthung mehr Statt findet,
und dem Antrag auf Beſtrafung die Verjährung entgegen⸗
ſteht, wenn die Injutrie, nachdem fie und deren Urheber
zur Kenntnitz des Beleidigten gekommen, von demſelben in⸗
nerhalb dreier Monate nicht geruͤgt worden iſt.““
„Da nun die Auffaͤtze des ꝛc. Muͤllner, durch welche Sie
ſich fur beleidigt erachtan, bereits ꝛc. in öffentlichen viel
geleſenen Blaͤttern abgedruckt worden ſind, und Sie ſolche
bis jest nicht geruͤgt haben, obgleich bei Ihrem Verkehr
ols Buchhändler dafür anzunehmen it, daß der Inhalt Bere
ſelben laͤngſt zu Ihrer Kenntniß gekommen iſt, ſo ſteht der
von Ihnen angebrachten Injurlenkkage die Verjährung ent⸗
. Pes halb Sie mit derſelben hierdurch zurüͤckgewieſen
werden.“
*) Es lautet dies wie folgt: „Sch habe mich aus Ihrem
Berichte vom Zoften Jan. d. J. überzeugt, daß die im all⸗
gemeinen Landrechte Th. 2. Tlt. zo, §. 594. 586 — 606
vorgeſchriebenen Arten der fogenannten Privatgenugthuungen
durch Ehrenerklärung, Verweis oder Abbitte in
der Ausuͤbung nachtheilig find und nur zu neuen Belei⸗
digungen und Proceſſen Veranlaſſung geben. Die Strafe,
iſt nicht zu öberſehen, daß, wie ich zugleich in Erfah⸗
90 . 155 überall die preuß. Geſetzgesung hinſichtlich des
Begriffs der gerichtlich zu verfolgenden Injurien genauer und
beſtimmter als das gemeine Recht ſei, auch die preuß. Pro⸗
(ehordnung beim Injurjen⸗Proceſſe dem Kläger auf mannig⸗
faltige Weiſe die Aufſtellung und Beweisführung erſchwere
und die Beſtrafungen ſeloſt gewohnlich nur in geringen Geld⸗
traf u beftehen pflegten.
raf 0 1585 ki ollen pofitiven Geſetzgebungen und aller
Rechtspflege in civiliſirten Staaten das Princip zum Grunde
liegt, daß man bei erhobenem Rech tsanſpruch eines Ausläns
ders, dieſem nur in ſo weit rechtliches Gehör verſtattet und
Genugthuung gewähret, als ſolcher ta der Heimath des Aus⸗
länders den dieſſeitigen Staalsbur sera verſtattet und ge,
waͤhrt wird, ſo habe ich um ſo weniger verfehlt, der hohen
tenigl. ſächf. Landesregierung dieſe Rechtsungleichhett ehrer⸗
bietigſt anzuzeigen und um deren Schutz für meine auf die
Weiſe arfährtete Ehre zu biti „ als durch den vierten g.
des ſaͤchſ. Mandats vom aten April 1805 die hier in An:
wendung zu bringenden Retorſionsgrundſaͤtze bereits beſtin mt
*
a? en von Herrn Hofrath D. Muͤllner (obendrein
zur Hälfte falſch angegebenen) verkündeten Erkenntniſſe ſind
alſo, wie oben erwähnt, bis jetzt weder vollzogen noch voll⸗
ziehbar, vielmehr wird darüber erſt der Entſcheidung der
koͤnial. hoben Landesregierung entgenengefehen. 2
Nach dieſen in allen Stuͤcken der Wahrheit gemäßen Gr:
klärungen und Auseinanderſetzungen will Unterzeichneter dem
Publicum in der Beurtheilung der theils ungewoͤhnlichen und
voreiligen, theils offenbar falſchen Anzeige des Herrn Hofr.
PD. Müllner und des Charakters derſelben nirgends vorgrei⸗
fen, wie man ihm auch erlauben wird, uͤber etwaige kuͤnf⸗
tige Angriffe dieſes Herrn daſſelbe Stillſchweigen zu beobach⸗
ten, das er ſeit zwei Jahren, allen Anreizungen zum Troß,
aus ſeiner Zeit bekannt gemachten Gründen, gegen ihn beo"=
t. 8 2 Ki ® *
eee würde auch dieſe Berichtigung für völlig
überfluͤſſig gehalten haben, wenn er nicht geglaubt hät’e,
anderweiter Anwendung wegen, zur offentlichen Kunde brin⸗
gen zu muͤſſen, darch welchen Schild gedeckt Herr Hofr D. M.
ſetne literariſchen Kreuz- und Querzüge mit Sicherheit für
— —
welche gegen den Beleidiger erkannt wird, iſt fuͤr den Be⸗
leidigten eine hinlaͤngliche Genugthuung; 8 muß
ihm außerdem freiſtehen, eine Ausfertigung der Urtheitsfor⸗
mel auf Koſten des Beleidigers zu erlangen und bei Ber
Jeidigungen, die durch Pasquille zugefügt werden. die er⸗
kannte Strafe öffentlich bekannt zu machen. Ich will daher
die erwähnte Strafe des allgemeinen Landrechts und die
auf die Privatgenugthuung habenden Diſpoſitionen der all⸗
gemeinen Gerichts ordnung und die Circularverordnung vom
zoften Dec. 1798 hierdurch aufheben, dergeſtalt, daß {n
Zukunft in allen Injurienſachen nur auf die von
dem Beleidiger verwirkte Strafe und auf keine ſon⸗
ftige Privatgenugthuung erkannt werden
fol”, .
lin, den ıften Febr. 181.
Br (gez.) Friedrich Wilhelm.
„Eine Ausnahme von der im g. 3: feſt⸗
daß die bloße Verſchiedenheit auswärtiger
0 n den hieſigen keine Retorſton begruͤnde, tritt in
en Fällen 85 ba durch dieſe Verſchiedenhelt für dle
hieſigen Unterthanen oder das öffentliche Intereſſe ein nicht
blos zufaͤlliger, durch den etwauigen Vortbeil in andern
Fallen ſich ausgleichender Nachtheil entſtehen, ſondern eine
ſolche Verſchiedenheit des auswörtigen Rechts, welche,
wenn ſie nicht retorquirt würde, nach Befinden,
wohl im Allgemeinen und überhaupt nachthetlig
und beschwerlich werden kann.““
„) Dieſer S. lautet:
geſetzten Regel:
— ̃́ —nU —— — — —— —— • lU— ———— ͤ— ẽà.ñ — —
ſeine Ehre treiben zu koͤnnen der Meinung ſein mag. Man
wird nun finden, daß dazu eine ſehr wohlfeile Courage ge⸗
hoͤrt hat und gehoͤrt, und daß die ſeitherigen obendrein noch
ſehr problematiſchen Triumphe auf dieſe Weiſe leicht zu er⸗
fechten geweſen ſind.
Die Acten uͤber dies alles liegen dem Publicum vor,
8 Urtheil darüber der Unterzeichnete ſich gerne unters
wirft.
Leipzig, Ende Februar 1822.
Brockhaus.
Bei H. Ph. Petri in Berlin erſchien und iſt in als
len Buchhandlungen fuͤr 1 Thlr. zu haben:
Neue Theaterpoſſen
nach dem Leben
von
Julius von Vo ß.“
En (halt: 1) Der Strahlower Fiſchzug. 2) Die Damen⸗
ſchuhe im Theater, Fortſetzung der Damenhüte.
Wiener allgemeine muſikaliſche Zeitung.
ter Jahrgang für das Jahr 1822. Gr. 4. In
Commiſſion bei Tendler und von Manſtein. 5 Thlr.
16 Gr. a
Es bedarf wohl keines weltern Bewelſes, um darzu⸗
thun, daß Wien der elgentliche Ort in Deu'ſchland ſet, von
welchem eine muſtkaliſche Zeitung ausgehen muͤſſe. Die wid:
tigſten und neuſten Erſcheinungen in der Muſik, welche die
Kaiſerſtadt in ſo reichem Maße darbietet, und das rege
Treiben der Kuͤnſtlerwelt, die ſich allda durch ſo viele her⸗
beiſtroͤmende Kuͤnſtler immer neu geſtaltet, muͤſſen den viel⸗
faͤltigſten Stoff zu einem Bilde gewähren, deſſen treue
Schilderung dem nahen und fernen Leſer nicht anders als in⸗
tereſſant erſcheinen kann. 1
Fuͤr die Wahrheit dieſer Schilderung buͤrgt wohl am
meiſten der Umftand, daß der dafuͤr verantwortliche Redacteur
diejelbe unter den Augen fo vieler Zeugen und Richter zu
entwerfen, und alſo feiner eignen Ehre wegen alle Partei»
lichkeit zu ſcheuen genoͤthigt iſt.
Sein Streben in der von ihm bisher redigirten wiener
muſikaliſchen Zeitung, das Publicum nicht allein von dem
Wiſſenswercheſten in den genannten Erſcheinungen zu unters
richten, ſondern auch durch moͤglichſt gehaltvolle Auffäge die
wiſſenſchaftniche Ausbildung der Tonkunſt zu befördern und
dem Ganzen durch humoriſtiſche Streifzuͤge in die Winkel
der Pſeudokunſt ein heiteres Anſehen zu geben — wurde zur
Freude deſſelben bisher von allen Blättern des Auslands,
die hierin eine Stimme haben, anerkannt. Der lohnende
Beifall zeigt ſich auch genuͤgend ſowohl in der vermehrten
Theilnahme, deren ſich dieſes Blatt zu erfreuen hat, als
auch in dem Beitritt achtungswerther Mitarbeiter und Corre⸗
ſpondenten. 75
Was die ununterbrochene Fortſetzung und Erſcheinun
der Blärter betrifft, fo hat der als Typograph rühmlich
bekannte Herr Anton Strauß in Wien dafür Gewähr ges
leiſtet; Beſtellungen nimmt jede gute Buchhandlung Deutſch⸗
lands an.
Moͤge das große geblldete Publicum Deutſchlands dem
vom Unterzeichneten fuͤr die Ehre der Tonkunſt aufrecht er⸗
haltenen Unternehmen auch für die Zukunft ſeinen Beifall
und ſeine Theilnahme nicht verſagen.
Wien, im Monat Maͤrz 1822.
Friedrich Auguſt Kanne,
Herausgeber und Redacteur.
gaguna, von Strombeck, Paffow, de Marses,
Petiscus, Noehden, Kunhardt, Billerbeck,
Beier, Frenzel, Kannegleßer, Schwenk, Büe-
ren, Tafel, Steuber, Schaub, Jaeob, Perlet,
Krebs, Klein, Plag, Burges, dem Heraus ge⸗
ber und Andern. — Der Preis des, aus zwölf Heften
oder 70 Bogen in gr. 8 beftchenten, Jahrgangs beträgt
4 Thaler. Von den Jahrgängen 1819, 1820 und 1821,
jeder aus 12 Heften beſtehend, find noch vollſtaͤndige Exem⸗
plare, zu 4 Thlr. ſaͤchſ. der Jahrgang, durch jede Buchhand⸗
lung zu beziehen. Einzelne Hefte zur Ergaͤnzung defect ge⸗
wordener Exemplare können, fo weit der Vorrath reicht,
noch zu 10 Gr. jedes Heft ahgelaſſen werden.
2. In Kurzem wird das ıfle und 2te Stüd einer S mm;
lung groͤßtentbeils philologiſch kritiſcher Abhandlungen, von
der jahrlich in regelmäßiger Folge 4 Nummern erſcheinen,
unter folgendem Titel ausgegeben werden:
Miscellanea maximam partem critica.
Edi curaverunt Friedemann et Seebode.
Unter Andern enthalten die beiden erſten Stüde Ab,
Gilbert, D. Ludw. Wilh., Annalen der
Phyſik und der phyſikaliſchen Chemie,
der Jahrgang von 12 Heften zu 90 bis 100 Bogen
und gegen 20 Kupfertafeln in farbigem Umſchlag.
Gr. 8. Geh.
werben auch in dieſem Jahre eben fo puͤnctlich wie bisher
(jedes Monats ſtuͤck gesen Ende des Monats) erſcheinen. Zur
Verbreit ng und zue Erweiterung der Naturwiſſenſchaft durch
vereintes Bemühen und für Feeunde dieſer Wiſſenſchaft eben
fo ſehr, als für Männer vom Fache beſtimmt, ſtellen fie das
Neue planmäßig und gemein: verſtaͤndlich dar, das Aus lan.
dlſche faſt alles in freien Bearbeitungen des Prof. Gilbert
ſelbſt. Der neue Jahrgang, der vier se der neueſten Folge,
beginnt mit dem toten Bande derſelben oder dem 7oftn der
ganzen Reihe. Der Preis deſſelben iſt hinfuͤhro der bei aͤhn⸗
lichen Zeitſchriften gewohnliche von 8 Thlr.; der der Jahr⸗
gänge 1819, 20, 21 wird für neu Eintretende von 7 Thlr.
8 Gr. auf 6 Thlr. 16 Gr. ermäßigt. Die erſten 30 Bände
koſten unverändert 30 Thlr., der Zıfte bis 57ſte Band (oder
neue Folge 30 Bände) go Thlr. 12 Gr. Der Jahrgang
1818 (oder ssſter, soſter, 6ofter Band der ganzen Folge)
fehlt, und erbiete ich mich, vollſtändige Exemplare deſſelben
mit 5 Thlr. pr. C. zutuͤck zu kaufen.
. ; Joh. Ambr. Barth.
So eben iſt bei H. Ph. Petri in Berlin erſchtenen
und in allen Buchhandlungen geheftet fuͤr 6 Gr. zu haben:
Von und für
Griechenland.
Von
O v. Deppen und H. v. R.
Herausgegeben
von
L. v. 3. 4
nkal’: 3
= Vier hellentſche Kriesslieder.
Geiechen gemachte Vorwuͤrfe 3) Nachſchrift. 5) Zu⸗
gabe zu O. v. Deppen's Liedern; aus handſchriftlichen
Mittheilungen eines Hellenen.
Bit; Wan zei ge
zweier paͤdagogiſch⸗philologiſcher
Net ſchri feen. 0
1. Die dem hoͤhern und niedern Schulweſen gewid—
mete Kritiſche Bibliothek wird auch in dieſem Jahre
und zwar nach dem Wunſche mehrerer neu angemeldeter In⸗
tereſſenten, unter folgendem Titel fortgeſetzt:
Neue kritische Bibliothek für das
Schul- und Unterrichtswesen. Mit
einem An hang e (welcher Abhandlungen,
Bemerkungen, Schulchroniken, vermischte
Nachrichten und dergleichen enthält). Her.
ausgegeben von Dr. G. Seebode. Vierter
Jahrgang.
Der ıfte und 2te Doppelheft dieſes Jahrs enthält zum
Theil ſehr ausfuͤhrliche Beurtheilungen von 51 Schriften aus
dem Fache des Schul- und Kirchenweſens, der Lexicographie,
Naturgeſchichte, Philoſophie, Mathematik, Theologie, Ge
ſchichte, griechiſcher, ro iſcher und ausländiſcher Sprachkun⸗
de, Schulprogramme, Paͤdagogik, Geographie, eleganter
Jurisprudenz Nabe Unter den Abhandlungen ff. dieſer
beiden Heftes fliehen Beiträge von Jacobs, Martyni⸗
1) Rede für das Wohl des griechiſchen Volks.
3) Ueber einige den
handlungen von Hermann, Jacobs, Paſſow, Bur—
ges, Poppo, Wagner, Dfann, Hoffmann, Mor:
genftern, Ahlwardt, Beter, Baden, Bardili,
Schleusner, Klein, Blühborn, Lünemann,
Stallbaum, Günther, Waſſenbergh, Garatoni
u. m. A.; ungedruckte Noten von Salmafius, Cleri⸗
cus, Reineſius; Lesarten aus alten Handſchriften des
eivius, Appuleſus, Nonius Marcellus ff., nebſt
den Beitraͤgen der Herausgeber.
Die einzelnen Stuͤcke dieſer Sammlung werden in einen
farbigen Umſchlag geheftet erſcheinen, und jedes derſelben
wird gegen 12 Bogen in gr. 8 ſtark fein, fo daß die jaͤhr⸗
lich erſcheinenden 4 Stuͤcke gegen 48 bis 30 enggedruckte
Bogen enthalten werden. Der Preis dieſer 4 Hefte, welche
nicht getrennt werden, iſt 4 Thlr. Jede Buchhandlung
nimmt Beſtellungen darauf an.
Hildesheim. im Februar 1822.
Gerſtenber geſche Buchhandlung.
Bei H. Ph. Petri in Berlin erſchien und ff in
allen Buchhandlungen zu haben:
M. Thieme's
Almanach dramatiſcher Spiele
f ür die se
Erſter Jahrgang. Geheftet. 1 Thlr. N
Inhalt: 1) Prolog. 2) Die Geſchwiſter. 3) Geſpraͤch am
Geburtstage eines Vaters zwiſchen feinen beiden Toͤch—
tern. 4) Die Waife. 5) Der Mutter Geburtstag,
6) Die Genefung. 7) Der brave Deſerteur oder bes
lohnte Kindesliebe. 8) Epilog.
So eben ift bei L. Oehmig ke in Berlin erſchienen:
Ueber Verſorgungs- und Ausſterbe-Caſſen,
von Prof. Otto Schulz. 1822. Gr. 8. Geh.
12 Gr. \ N
Der Verfaſſer entwickelt zuerſt die mathematiſche Theo⸗
rie einer Caſſe, aus der bejahrte Perſonen von einem be⸗
ſtimmten Lebensalter an dis zu ihrem Tode eine jaͤhrliche
Unterſtützung erhalten follen, und beurtheilt darauf die feh⸗
lerhafte und oft ganz wider innige Einrichtung der gewöhn:
lichen Heirathscaſſen. Seine Vorſchlaͤge haben bereits die
Aufmerffamfeit der preußiſchen Behörden auf
ſich gezogen, aber auch der Mathematiker wird die kleine
Schrift nicht ohne Befriedigung aus den Händen legen.
Neue praktiſche franzoͤſiſche Sprachlehre, in welcher die Res
geln kurz und faßlich dargeſtellt find, jede derſelben durch
viele Beiſpiele erläutert und mit franzoͤſiſchen und deut⸗
fen Uebungsſtuͤcken begleitet, beſonders auch die Conſu⸗
gatlonen nach einer neuen Methode ſehr vereinfacht find;
nebſt einer kuezen Anweiſung für Lehrer. Zum Schulge⸗
brauche und Selbſtunterrichte bearbeitet von E. D. Ro:
quette. 8. 1822. 38 Bogen. 18 Gr.
Als Anhang dazu iſt zu gebrauchen:
Recueil de Poesies. Sammlung franzöſiſcher Gedichte zum
Uebenſeten und Auswendiglernen, für die erſten Anfänger
foroch! als für Geüttere methodifch eingerichtet von C. D.
Roquette. 8. 1822. 8 Gr. ?
gehrbuch der franzoͤſiſchen Sprache. Von D. E. Dlelitz. 8.
1822. Neue Auflage. iſter Theil. 6 Gr. 2ter Theil.
12 Gr.
Meuſel, Johann Georg, Auleitung zur Kennt
niß der Europaͤiſchen Staatengeſchichte.
Fünfte, durchaus berichtigte und fortgeſetzte Aus—
gabe. Gr. 8. Leipzig, in der Hahn'ſchen Ber:
lags- Buchhandlung. 1816. 67 Bogen. 2 Thlr.
S Gr. a
Deſſen Lehrbuch der Statiſtik. Vierte ums
gearbeitete Auflage. Gr. 8. Daſelbſt. 1817.
55 Bogen. 2 Thlr. 20 Gr.
Auch dieſe beiden Werke des berühmten verewigten Ver⸗
faſſers haben den Ruhm der Giafjicität in Deutſchland er:
worben. Sie eiſcheinen hier in einer neuen Geſtalt, wie das
Bedürfnis unſerer, an Begebenheiten und Staaten seraͤnde⸗
rungen fo reichen Zeit es erfordert. Die Darſt⸗llung, aus
authentiſchen Quellen geſchoͤpft, iſt reich an Inhalt, ausge:
zeichnet durch elne, allenthalber fupplicte, zweckmaͤßig gewaͤhl e
Literatur, deren Nachweiſungen, ein Vorzug der neuen
Ausgaben, dieſelben auch für das Selbſtſtadium hoͤchſt frucht.
bringend machen werden.
Bei H. W. Lachmann in Hirſchberg iſt erſchtenen:
Der goldene Schleier, oder Irmgard und Hugo.
Eine Sage aus dem Rieſengebirge, erzähle von
Arminia. 8. Schreibpapier. 20 Gr.
Dieſe kleine, auf eine ſchleſiſche Sage ſich gruͤndende
Erzählung, iſt vorzuͤglich allen Leſecickein und Leibolbliothe⸗
ken, als eine hoͤchſt anziehende Lecture, zu empfehin.
Hierographie, oder topographiſch ſynchroniſtiſche Dar;
ſtellung der Geſchichte der chriſtlichen Kirche in
Landcharten von A. W. Moͤller. Erſtes Heft vom
Jahr 44 bis 604. In 6 Charten und 6 Tabellen.
1 Thlr. (Buͤſchler'ſche Verlags-Buchhandlung
in Elberfeld.)
Wir freuen uns in dem obigen Werke den Freunden der
Geſchichte des Reiches Gottes eine Darſtellung derſelben em:
pfehlen zu können, die einem jeden, einer allgemeinen Bil:
dung ſich Bewußten, hoͤchſt willkommen fein muß. Wurde
dieſe Urbeit auch nach der urſprünglichen Abſicht des Herrn
Verfaſſers zunächft zum Nutzen junger Studirenden unternom⸗
men und iſt fie von denſelben ſchon auf mehreren Lehranſtal⸗
ten mit Dank empfangen worden, fo entſpricht fie doch dem
Intereſſe eines jeden Wißbegierigen. Man enthält hier eine
verſinnlichende Darſtellung der Geſchichte der Kirche Chriſtt
auf Landcharten, welche den jedesmaligen Schauplatz der
Thalſachen eines beſtimmten Zeitraums, nebſt der damaligen
politiſchen Eintheilung begreifen. Die Verbreitung des Evan⸗
geiiums; die Kämpfe, welche es beſtand; die Männer, dle
es foͤrderten; der Stand der Parteien in der Kirche, und
das Verhaͤltniß der Fuͤrſten zu derſelben, des Moͤnchs- und
Kloſterweſen, die merkwuͤrdigſten Kirchenverſammlungen und
Anderes hieher gehörige, ſtellt ſich dem aufmerkſamen Beob⸗
achter mit Einem Blicke dar und gewaͤhrt eben ſo viel An⸗
ſchaulichkelt als Vortheil fuͤr das Gedaͤchtniß, welches durch
Raum und Farbe unterſtuͤet wird. — Den Freunden der
Urgeſchichte des Chrsſtenthums wird inssefondere die erſte
Charte angenehm fein, da fie unter andern eine genaue Ans
gabe der Miſſionsreiſen des Apoſtels Paulus enthält und
zum Verſtaͤndniß der Apoſtelgeſchichte weſentlich erforderlich iſt.
Die, eine jede Charte begleitenden ausführlichen Tafeln, ſtel⸗
len im ſachlichen und chronologiſchen Zuſammenhange dar,
was auf den Charten nach Raum und Zeit getrennt iſt. —
Referent ſchließt mit dem Wunſche, daß dieſes nützliche und
von dem Herrn Verleger fo Außerft wohlfeil dargebotene
Werk, recht viele Freunde finden möge.
Bei H. Ph. Petri in Berlin erſchken fo eben und
iſt in allen Buchhondlengen zu haben:
Don Ballaiſteros. — Guſtav Mey. — Die
wandernde Jungfrau. — Der Traum.
Vier Erzählungen
von
J. C. Ihn und Fr. Stahmann.
1 Thlr.
Am ızten dieſes wurden verſandt:
Iſis von Oken. 1822. 2tes Heft.
Allgemeine medicinische Annalen.
Heute werden verſandt:
Zeitgenoſſen. Neue Reihe No. VI (XXX der ganzen
olge).
H a 48 Stück für 1821. (No. XII der ganzen Folge).
Leipzig, den 21ſten Marz 1822.
F. A. Brockhaus.
1822. 2tes Heft.
In der allhler errichteten kaufmaͤnniſchen Lehr- und Pen-
fion = Anſtalt konnen auswärtige Zöglinge mit den Ab⸗
ſchnitte eines jeden Vierteljahres eintreten. Wegen der nä-
bern Kenntngiß über Einrichtung und Verfaſſung biefer Lehr:
anſtalt, kann man ſich ſowohl an den unterzeichneten wenden,
als auch die ausfuͤhrtiche Anzeige davon durch die zunaͤchſt
gelegene Buchhandlung, von der Sommer'ſchen Bud:
handlung allhier, unentgeldlich beziehen. Außer den Er:
kundigungen, welche man uͤver den Uaterzeichneten hier leicht
wird erlangen koͤnnen, haben es ihm unter mehrern die
Herren Reichenbach und Comp., die Herren G. G.
Vollſack Söhne und Herr Director Gotz insbe⸗
ſondere erlaubt, ſich auf ſelbige zu ſeiner Empfehlung be⸗
rufen zu duͤrfen.
Leipzig, im März 1822. |
Johann Wilhelm Quarch,
unternehmer der Anſtalt.
nkfıandigung.
Diccionario de las Lenguas Espanola y Alemana.
Por Don Tereso Baron de Seckendorff, Gentil-
hombre de Cämara de S. M. el Her de Baviera
etc.
Spaniſch⸗deutſches und deutſch-ſpaniſches Wörterbuch.
Von Thereſius Freyherrn von Seckendorff, Koͤniglich
Baieriſchem Kämmerer sc. | |
Hamburg, bey Perthes u. Beſſer. Nürnberg bey Riegel u. Wießner.
Wahrend die Freunde der franzoͤſiſchen, italiaͤniſchen und engliſchen
Sprache mit vorzuͤglichen Huͤlfsmitteln zu ihrer Erlernung in Deutſchland
verſehen find, entbehren die Liebhaber der ſpaniſchen (dieſer koͤſtlichen
Frucht des ſuͤdlichen Europa's) der beſten urſpruͤnglichen Anleitung,
naͤmlich eines guten Woͤrterbuchs — eine Entbehrung, die bey dem
dermaligen geiſtigen Aufſchwung jenes hochherzigen Volks und feiner
dadurch noch reichhaltiger gewordenen Literatur doppelt gefuͤhlt werden
muß.
Wir enthalten uns abſichtlich jeder gehaͤßigen Vergleichung, womit
wir obigen Satz allenfalls belegen koͤnnten, wollen aber nur kurz die
weſentlichſten Vorzuͤge andeuten, wodurch ſich obiges, bey uns auf Sub—
ſcription erſcheinendes Woͤrterbuch auszeichnet. Die Bedeutungen jedes
einzelnen Wortes und ganzer ſpruͤchwoͤrtlicher oder ſinnbildlicher Redens—
arten ſind eben ſo treu, als zierlich, wo dieß letztere noͤthig iſt, angezeigt.
Die Uebergaͤnge zu verwandten Bedeutungen ſind immer logiſch geordnet,
und, was beym woͤrtlichen und gründlichen Ueberſetzen fo wohlthaͤtig iſt,
die Beugfaͤlle find (wo es ſich nur immer thun ließ) in genaue Webers
einſtimmung mit der deutſchen Conſtruction geſetzt. Die Wortabſtammung
iſt überall angegeben, wo es der Sprachforſchung dienlich ſchien. Ver,
altete und ſeltene Ausdrucke find von den noch jezt allgemein uͤblichen,
niedrige, ſcherzhafte, ſpoͤttiſche, vertrauliche ꝛc. von den Übrigen unters
ſchieden, wiſſe nſchaftliche und Kunſtausdruͤcke beſonders bezeichnet ꝛc.
Allenthalben aber iſt die Tendenz des Woͤrterbuchs ſichtbar, das Gemein—
nuͤtzigſte und Unterrichtendſte der Sprache, umfaſſend und ohne Lücken,
aus allen Zweigen des Wiſſens, zu liefern. |
Unter dieſen Umſtaͤnden wird es den Abnehmern eines fo großen
und vorzuͤglichen Bildungswerks nicht unbillig ſcheinen, wenn wir den
Subſcriptionspreis fir das ganze Woͤrterbuch auf 14 fl. 24 kr. oder
9 Rthlr. feſtſetzen. Es kommt in 5 Binden heraus, die zuſammen
175 bis 200 gedruckte Bogen betragen, und wovon die beyden erſten
die ſpaniſch-deutſche Abtheilung, der dritte (um die Hälfte ftärfer) aber
die deutſch-ſpaniſche enthalten. Der erfte Band wird zu Oſtern 1823
die Preſſe verlaſſen, bey deſſen Empfang die eine Hälfte des Subſerip—
tionspreiſes, die andere aber beym Empfang des zweyten bezahlt wird.
Die Unterzeichnung bleibt bis zur Erſcheinung des erſten Bandes
bey allen ſoliden Buchhandlungen Deutſchlands offen. Nach dieſer Friſt
tritt dann der Ladenpreis von 20 fl. — oder 11 Rthlr. für das ganze
Werk ein. Wer auf 9 Exemplare Subſcribenten ſammelt, erhaͤlt das
10te unentgeldlich.
Die beygefuͤgten Blätter find zugleich Probe des Papiers, des For
mats, des Drucks und der innern Einrichtung.
Hamburg und Nürnberg, im Januar 1822.
Perthes und Beſſer. Riegel und Wießner.
A
bels und der erſte unter den fuͤnf
Selbſtlautern.
A praep. bey, an (Ort, wo: dla puerta
de su casa, bey feiner Hausthuͤr; a la mésa,
am Tiſche); innerhalb (Lage: A dos Jeguas
de Madrid, innerhalb zwey Meilen von Ma—
drid); zu, nach, in (Ort, wohin: de üna es-
quina A ötra häy cincuenta päsos, von
einer Straſſenecke zur andern find es fünfzig
Schritte, irse a alg., ſich zu Jem. begeben,
refugiarse A Augusto, zu aa feine Zu⸗
flucht nehmen, de Madrid d Cädiz bay cien
leguas, von Madrid nach Cadiv find hundert
Meilen, ir a las Indias, nach America rei—
fen, venir asu pätria, in fein Vaterland
kommen, enträr A un cämpo, in ein Feld
bineingeben) ; um, zu (Zeit, wann: à las
scho, um acht Uhr, A deshöra, zur Unzeit);
innerhalb (Zeit, wann: a pocos dias, in
wenigen Tagen); bey (Zeit, wann: A mi
regréso, bey meiner Zurückkunft); nach,
nachdem (Zeit, wann: à dos dias que lle-
gäron, zwey Tage nachdem fie angekommen
| waren, zwey Tage nach ihrer Ankunft); bis
(Zeit, wohin: desde aqui 45. uin, von jetzt
bis Johannis, A mas ver, bis aufs Wiederſe—
hen); mit, durch (Sache, womit: jugar a los
nypes, mit Karten ſpielen, Karten ſpielen,
alborotär la casa A gritos, das Haus durch
Geſchrey beunruhigen, Ahiérro muera quien
a hierro mäta, durchs Schwert ſoll umkom⸗
men wer durchs Schwert toͤdtet, muris à las
maänos de des malhechöres, er kam durch
die Hände zweyer Verbrecher ums Leben);
zu, um, (Abſicht, Beſtimmung: Ir dcomer,
zum Eſſen geben, à beneficio del püblico,
zum Vortheile des Gemeinweſens, vamos
a paseär, laſſen Sie uns ſpatzieren gehen,
wil. laſſen Sie uns gehen, um zu ſpatzie ren);
weswegen (Abſicht: se A 10 que venis, ich
weiß, weswegen Ihr kommt); auf (Veran-
laſſung, Beweggrund: a instäncia del rey,
auf Andringen des Königs, à solicitüd, auf
Begehren); bey, mit (Zuſammenhang oder
Trennung: à propösito de &so, bey jenem
Anlaſſe, à diferencia de ésto, mit Ausnah⸗
me deſſen); zu (Art und Weiſe: à pie, zu
Fuß, A caballo, zu Pferd); auf, nach (Art
und Weiſe: a la espancla, auf ſpaniſche
Weiſe, A fuero de Aragon, nach aragoni⸗
ſchen Geſetzen); als (Eigenſchaft: Pedro va
a maéstro de teologia a Alealä, Peter geht
als Lehrer der Gottesgelehrfamkeit nach Al⸗
cala); auf ahl, Menge: el gasto sübe A
gien pesos, die Ausgabe belauft ſich auf
hundert Piaſter); bis (Zahl, Menge: mu-
Irieron de quätro d cinco mil bembres, es
das A, der erſte Buchſtab des Alpha-
zwey und zwey, paso à paso, Schritt vor
Schritt); vor (tener terror à alg. e., ſich
vor etw. fürchten, el horrér de las \udios
al pusceo, der Abſcheu der Juden vor dem
Schweine); vor, wegen (no le dexa dormir
& pregintas y respuestas, er laͤßt ihn vor
lauter Fragen und Antworten nicht, ſchla⸗
fen); für (los gästos que se origınan :
fuläno, die Koſten, die für den N. N. er⸗
wachſen); für, zu (la pasicn A alg. e., die
Leidenſchaft fin etw.); vlt. mit (sca pu-
nido el portero A péna de privaciön, der
Thüͤrſteher ſoll mit der Strafe der Abſetzung
geſtraft werden); vlt. ohne (por un pAno
A batanär seis dinsros, für ein ungewalk—
tes Tuch, mel. ein Tuch ohne gewalkt zu
ſeyn, ſechs Pfennige). à bien que, con),
obſchon. A eömo? wie theuer? à mal där.
adv. zum allerwenigſten. à que, adv. alſo,
demnach, ſonach. A que? warum, in wel⸗
cher Abſicht? 5
A, als praep. dient auch zur Bildung
von einer Menge nebenwörtiicher Redensar⸗
ten, z. B. & sabiendas, wiſſentlich, A veces,
zuweilen de. x
A, conj. (immer mit dem Inf.) wenn,
woferne (A saber yo que habia de venir,
wenn ich gewußt hatte, daß er kommen
würde, A ser esto, wenn dem ſo iſt, yö lo
haria A tener lugär, ich würde es thun, wo=
ferne ich Zeit hatie).
A, als art, bezeichnet den Dat. und Ace.
bey den Eigennamen und bey geiſtigen We⸗
ſen (lo dio 4 Cärlos, er gab es Den Karl,
acaricio A Marla, er liebkoste die Marie,
Amo 4 Diés, ich liebe Gott, vi a un Ängel,
ich ſahe einen Engel). Manchmal, aber viel
ſeltener, bildet es auch den Dar. von Sach⸗
woͤrtern (z. B. 2 el pärroco, dem Pfarrer),
wo man ger oͤhnlicher al gebraucht.
A, int vlt. ach (ſtatt ah)! .
A. Abk. für aprobädo, genehmigt, beym
Abſtimmen auf den Hochſchulen wegen Er-
theilung der academiſchen Grade, im Ge⸗
genſatz von R, welches reprobädo, verwor—
fen, bedeutet. . 5
A. A, Abk. für autéres, Schriftſteller.
Aarön, s. m. Ng. ſ. bärba de —.
Aba, s, f. (E. ar. auvala, Maas) pr. Ar.
Cat. Val. ein kleines Langenmaas für
Grundſtuͤcke, 2 Anas lang (ogl. Ana, 1. B.)
Aba, int. vlt. vorgeſehen, aufgeſchaut
(— el lébo, nehmt Euch vor dem Wolfe
in Acht)! —os, vlt. packt Euch! —te, dit.
nimm Dich in Acht, fliehe! '
Abäb a, s. f. Ng. f. amapola.
Ababöl, s. m. pr. Ar. dſb. 5
Abaeeräys. f. eine Kraͤmerinn, die mit
kamen vier bis fünftaufend Mann um); zu, Oel, Eſſig, getrockneten Fiſchen, Huͤlſen—
vor (Eintheilung, Verhältniß: à tres por früchten ꝛc. handelt.
* zu drey vom Hundert, dos à dös, zu
Abace rid, s. f. (E, ſp. abasteett, 1. B.)
A ein
Abae
ein Kramladen, wo Del, Eſſig, getrocknete
Fiſche, Huͤlſenfruͤchte ꝛc. verkauft werden.
Abacè ro, s. m. ein Krämer, der mit
Oel, Eſſig, getrockneten Fiſchen, Hüͤlſenfruͤch—
ten ꝛc. handelt.
5 baciäl, adj. aͤbtltch, dem Abte zuge⸗
orig.
Aba co; s. m. Bk. die Platte, Säulen:
platte, d. i. ein viereckichter Deckel oben
auf dem Knauf einer Säule.
Abäd, s. m. ein Abt, ein Vorſteher einer
Abtey; ein Vorſteher von gewiſſen Kolle—
gialkirchen, wie z. B. der zu Alcala, oder
auch von einigen andern Kirchen, woran
regulirte Chorherren dienen; ein Winde:
träger bey einigen Kathedralkirchen, wie
z. B. in Toledo der Abt der h. Leocadia ꝛc.;
pr. Gal. Nav. ein Pfarrer; ein auf ges
wiße Zeit von den Pfarrern und Pfründ—
nern zu Madrid, Salamanca ic. in
Betreff der gottesdienſtlichen Handlungen
und kirchlichen Feyerlichkeiten gewaͤhlter
Oberer; ein Ehrentitel derjenigen Perſon,
die durch Erbrecht eine ſäculariſirte Abtey
beſitzt, wie der Abt von Vivanco, von Sio—
nes ꝛc.; w. ü. der Vorſteber einer Layen⸗
bruͤderſchaft; der Hauptmann der ſogenann—
ten Leibwache des Grafen Don Gomez,
welche, ſo oft der koͤnigliche Hof in Burgos
iſt, ſich dort einfinden muß; Ng. ſ. —dejo
(J. B.). — bendito, derjenige Abt, welcher
biſchöfliche Gerichtsbarkeit auszuüben hat. —
mayor, der Vorſteher eines Kapitels von
Weltgeiſtlichen. — miträdo, ein Abt, der
biſchoͤfliche Ehrenzeichen zu tragen befugt iſt.
Abäda, s. f. Ng. das Nashorn (l. rhi-
noceros).
Abadejo, s. m. Ng. der Stockfiſch,
Kabliau (l. gadus morrhua); Ng. der Weis
denzeiſig, ungekröͤnte Zaunkoͤnig (I motacilla
trochilus); Ng. die ſpaniſche Fliege (l.
melo& vesicatorius). H. — cecidi, kleiner
Stockfiſch. — de chupädo, magerer S. —
de lenguas, — lenguas, 6 ling, Langfiſch.
— de pedäzos, Bruchfiſch, Ausſchuß.
Abadengo, adj. was einem Abte,
einer Aebtiſſinn, einem andern vornehmen
Geiſtlichen, oder einer geiſtlichen Korper:
ſchaft gehört, wie jurisdiccion —ga, ter-
ritöorio — &c.
Abadengo, s. m. der Beſitzer eines
geiſtlichen Guts oder einer geiſtlichen Ge—
richtsbarkeit; die Grundherrſchaft oder Me⸗
diatherrſchaft eines geiſtlichen Herrn, oder
einer geiſtlichen Körperſchaft in einem Ort.
Abadernär, v. a. Sw. Serwinge, d. i.
dicke von alten Kabelgarnen geflochtene
platte Seile, um ein Ankertau ıc. legen.
Abadésa, s. f. eine Aebtiſſinn (jo nen⸗
nen auch die Kinder den letzten Funken
eines brennenden Stückchens Papier, bey
deſſen Verloſchen fie ſagen: mönjas à acos-
tär, la mädre — se quéda d cerrär, ihr
Nonnen, zu Bett! die Frau Aebtiſſinn
dleidt zuruͤck, um zuzuſchließen).
2
Abad
Abadia, . f. eine! Abtey; die abten⸗
liche Würde; das abteyliche Gebiet; die
abteylichen Vorzuͤge und Einkünfte; ein
Pfarrhof, Pfarrhaus. .
Abadiädo, s. m. pr. Ar. das abtey⸗
liche Gebiet; vlt. eine Abtey. ;
Abalädo, adj. vlt. locker, aufgelockert,
ſchwammicht.
Abalanzädo, adj. kühn, verwegen.
Abalanzadör, s. m. vlt. einer, der
wirft; vlt. einer, der ſich auf etw. ſtuͤrzt.
‚Abalanzär, v. a die Wagſchaalen ins
Gleichgewicht ſtellen; antreiben; werfen,
ſtoßen; wegwerfen, fortſtoßen. 8
Abalanzärse, s. r. anſetzen, um beſ—
fer zu laufen, zu ſpringen ꝛc.; hervorſtuͤr⸗ 4
zen (a alg. c. auf etw.); herfallen (A lg. e,
über etw.); ſich wagen (a alg c., an ekw.).
Abaldonädamente, adv. vlt.
ſchimpflich. Ak
. verichtlich; olt.
Analdonädo, adj
luͤderlich, ausſchweifend.
Abaldenär, v. a, veraͤchtlich machen,
herabſetzen, herabwürdigen.
Abale är, v. a. Lw. das Getreide mit
einem Beſen reinigen und vom Stroh ab—
ſondern, während es geworft wird.
Abalgär, s. m. vlt. Ap. eine Art von
abf hrender Arzney. R
Aballär, v. a. treiben, führen, wenn
vom Vieh die Rede iſt; bewegen; mühſam
fortbewegen; Mal. einem Gemälde zu viel
Sanftheit geben, ſo daß es an kraͤftigem
Ausdrucke verliert.
Aballestär, v, a. Sw. anholen, d. i.
anziehen, an ſich ziehen, ſteif anziehen,
wenn von einem Tau die Rede iſt.
Abalörio, s, m. eine Ölasperle. no
väle un —, er, fie, oder es iſt keinen Pfif⸗
ferling werth.
Abanär, v. a. vlt. faͤcheln.
Aba närse, v. r. vlt. ſich faͤcheln.
Abandalizär &eœ. vlt. ſ.— derizäar&c.
Abanderädo,adj. in Beſatzung, ein⸗
quartiert, wie ein Regiment in einer Stadt;
PE. mit Fahnen verſehen wie ein Federkiel
(. vexillatus).
Abanderädo, s. m. w. ü. Kw. ein
Faͤhnrich, Fahnenträger; ein Fahnenträger
bey einem kirchlichen Umgange; vlt. Kw. der
Gehülfe des Paniertraͤgers, derjenige, der
eigentlich das Panier trug.
Abanderia. s. f. vlt, eine Parten.
Abanderizadör,s.m, ein Aufwiegler.
Abanderizär,v.a, zuſammenrotten;
aufwiegeln. 3
Abanderizärse, var. ſich aufrüh⸗
riſch zuſammenrotten; vlt. ſich zu einer Par⸗
tey ſchlagen. RN {
Abandonädo, adj, trag, ſchlaff, ohne
Spannkraft; muthlos, verzagt; luͤderlich,
ausſchweifend. 3
Abandonamiénto, s. m. w. il. die
Verlaſſung, das Verlaſſen.
Äbandonär, v. a. verlaſſen, aulige⸗
ben; iberlaffen ; vernachläſſigen, ehne Hülfe
laſfen;
— —
Aban
laſſen; hintanſetzen. — su"paläbra, fein
Wort brechen. 5
Abandonärse, v. r. nachlaͤſſig wer⸗
den; den Muth verlieren, verzagen, muth⸗
los werden. — A los vicios, fi den Laſtern
ergeben. ;
inden s. m. die Verlaſſung,
das Verlaſſen, das Aufgeben einer Sache;
die Vernachlaͤſſigung; die Hintanſetzung;
der buͤlfloſe Zuſtand; die Nachlaͤſſigkeit;
die Trägheit; die Luͤderlichkeit; die Abſpan⸗
nung, Muthloſigkeit; die Hingebung, Erge⸗
bung; Sw. die Abtretung, d. i. die Entſa⸗
gung aller Anfprüche auf ein verſichertes
Schiff. 5 a
Abanicär, v. a. faͤcheln, Wind mit
dem Faͤcher machen. A b
Abanicäzo, s. m. ein Schlag mit dem
Faͤcher. an
Abanico, s. m. ein Faͤcher, Son⸗
nenfaͤcher; ein Bettvorhang, der als Faͤcher
in Falten gelegt iſt; Sb. eine faͤcherförmige
Anordnung der beweglichen Seitenwände
einer Schaubühne; der Schweif eines
Pfauen; Ng. eine Art von Stachelkoralle,
der Trauerfaͤcher (l. antipathes flabellum);
rw. ein Degen. vela de —, Sw. ein
Sprietſegel, d. i. ein viereckiges Segel,
dis durch eine Stange, welche daſſelbe un:
gefahr nach der Richtung ſeiner Diagonale
ausſpannt, dem Winde ausgeſetzt wird.
en —, adv. faͤcherfoͤrmig.
Abanilläzo, s. m. ſ. —nicäzo,
Abanillo, s. m. vlt. ein Faͤcher; vlt.
ein gefaltelter Zierath an den Halskraͤgen
der Maͤnner. N
Abanıno, s. m. lt. eine Art von ge—
ste) und gewundener Halskrauſe der
elber.
Abaniquero, s. m. ein Faͤcherma⸗
cher; ein Faͤcherverkaͤufer.
Abäno, s. m. ein großer Faͤcher, der
an der Decke eines Zimmers angebracht
wird, um die Luft zu erfriſchen und den
Fliegen zu wehren; vlt. ſ. nico (1 B.).
Abänto, s. m. Ng. ein Raubvogel, der
demcheyer ahnlich ſieht, aber etwas kleiner iſt,
ſchmaͤlere Flügel und einen viel längeren,
ſpitzig zulaufenden Schwanz hat (da er
nirgends naher bezeichnet iſt, jo kann fein
Name nicht angegeben werden).
Abäq ue, n. p. Eb. Abach.
Abaratär, via. im Preiſe herabſetzen,
woblfeiler machen; wohlfeil verkaufen. V. n.
wohlfeil werden.
Abarbetär, v. a. Sw. mit einem
Bindſel, d. i. mit einer Zuſammenbindung
zweyer Taue durch ein Stückchen Strick,
feſtmachen.
Abärca, s. f. ein grober Bauernſchuh
von unbereitetem Leder, der mit Schnüren
oder Riemen gebunden wird und beſonders
tauglich iſt, um über Schnee und Gebirgs⸗
gegenden zu wandern; vlt. ein Holzſchuh.
Abarcädo, adj. mit Bauernſchuhen
(as) angethan.
Abar
Abarcadör, s. m. ra. s. f. einer oder
eine, der oder die umfaßt, ergreift.
Abarcadura, s. f. das Umfaſſen, Er⸗
greifen. 0
Abarcamiento,s.m, dſb.
Abarcär, v. a. (E. ſp. abrazär, glbd.)
umfaſſen; umſpannen, ergreifen; in ſich
begreifen, faſſen; ubernehmen, ſich unter⸗
ziehen; Jaͤg. umkreiſen, einkreiſen. — el
viento, ag. den Wind nehmen, d. i. das
Wild fo umkreiſen, daß dem Jaͤger der
Wind ins Geſicht gehe. — mücho suélo,
viel Raum einnehmen. 5
Abarcön, s. m. ein eiſerner Ring,
womit die Deichſel an einer Kutſche befe—
ſtigt wird. (
Abarloär,v.a. Sw. dem Winde den
Vortheil abgewinnen, die Luv gewinnen.
— dös navios, Sw. zwey Schiffe, die neben
einander liegen, mit Tauen befeſtigen.
Abarquillädo, adj. nachenförmig.
Abarquillär, v. a. nachenförmig ges
ſtalten, wie z. B. einen Hut. N
Abarracärse, v. r. ſich in Hfen
oder Bauernhaͤuſern einquartieren, in Huͤt—
ten unter Dach kommen.
Abarraganäda, s. f. eine Beyſchlaͤ⸗
ferinn. VIER j
Abarraganädo, adj. in einer Kebs—
ehe lebend.
Abarraganddo, s. m. ein Beyſchlaͤ⸗
fer, einer, der ſich eine Beyſchläferinn hält.
Abarraganamiénto, s. m. w. ü. eine
Kebsehe, eine Beyſchlaͤſerey.
Abarraganärse, v. r. in einer Kebs⸗
ehe leben.
Abarrancadero, s. m. ein ſumpfi⸗
ger Platz voll Löcher, wo das Vieh ſtecken
bleibt; ein Abſturz, Abgrund; fig. ein ver-
wickelter Handel, ein ſchwieriges Geſchaͤft.
Abarrancädo, adj. voll von Schluch⸗
ten und ſteilen Abſtuͤrzen.
Abarrancamiento, s. m. w. ü. das
Verſumpfen; das Gerathen in einen ſump—
figen Ort, oder an einen Abſturz.
Abarrancär, v. a. moraſtig machen,
ausflöſſen, wie ein ausgetrockneter Fluß
einen Weg; an ſumpfige, oder abſchüſſige
Platze bringen oder treiben, wie z. B. eine
Herde; fig. in ſchwierige Handel verwickeln.
Abarrancärse, v. r. in einen ſumpfi⸗
gen Ort, oder an einen Abſturz gerathen;
fig. ſich in verwickelte Geſchaͤfte einlaſſen.
Abarrär, v. a, vlt. gegen einen harten
Gegenſtand, wie z. B. eine Mauer, werfen
oder ſchleudern. R
Abarräz,s, m. Aw. Taw. f. Albaräzo.
Abarrenär. v. a. vlt. durchbohren,
mit einem Bohrer durchlöchern.
Abarrer, v. a. vlt., kehren, mit dem
Beſen kehren.
Abarrisco, adv, vlt. ohne Unter⸗
ſchied, durch einander, aufs Gerathewohl.
Abarrotädo, adj. Sw. bis über die
Balken voll geladen.
A 2 Ab ar-
Abar
Abarrotär, v. a. knebeln, reiteln,
vermittelſt eines Knebels oder Reitels zu⸗
ſammenſchnüren oder binden; Sw. die La⸗
dung des Schiffs auf beyden Seiten gleich
vertheilen.
Abarröte, s. m. Sw. ein kleiner Bal-
len zum Ausfüllen der Ladung.
Abastädamente, adv. vlt. reichlich.
Abastamiento, s. m. vlt. der Ue⸗
berfluß. 5 N
Abastänte, adj. vlt. reichlich.
Abastänza, s. f. vlt. der Ueberfluß.
Abastänza, adv. vlt. hinlaͤnglich—
Abastanzär, v. a. bit. verſehen, ver⸗
forgen. v. n. vlt. hinlaͤnglich feyn.
Abastar, va. vlt. verſehen, verſorgen.
v. u. olt. hinlänglich ſeyn.
Abastärse, v. r. vlt. ſich verſorgen.
Abastardär, v. n. vlt. ausarten.
Abastecedör, s. m. ein Lieferant,
Proviantkommiſſär. 5
Abastecer, v. a. mit Lebensmitteln,
ode andern Beduͤrfniſſen verſehen; liefern.
astecimiento, s. m. die Liefe⸗
rung, Verſorgung mit Lebensmitteln ıc. ;
der Vorrath oder die Niederlage von Lebens—
mitteln.
Abastimiento, s. m. volt. f. —teci-
miento
Abastionädo, adj. mit Bollwerken
verſehen; bollwerkartig, in Geſtalt eines
Bollwerks.
Abastionär,
befeſtigen. \
Abasto,s. m. der Vorrath oder die
Niederlage von Lebensmitteln und Lebens—
bedürfniſſen; die Lebensmittel, Lebensbe—
dürfniſſe, als Eswaaren, Getränke, Holz ꝛc.;
die Verſorgung mit Lebensmitteln ꝛc., die
Lieferung von Lebensmitteln 2e., die Ver⸗
prowiantirung; eine reichliche Verſorgung
überhaupt; Stkr. ein Nebenzierath bey
einer Stickerey (zum Unterſchied der Haupt⸗
zierathen oder Hauptfiguren, die man escu-
dos und espejos nennt). dar —, verſehen,
verſorgen; bedienen, wie z. B. die Kunden
in einer Barbierwerkſtatt ꝛc. dar — à una
ocupaciön, ein Geſchaft verſehen. poner
el —, tomär el —, die Lieferung der Le—
bensmittel uͤber ſich nehmen.
Abästo, adv. vlt. reichlich, uͤberfluͤſſig.
Abät, s. m. vlt. ein Abt.
'Abatanadör, s. m. ein Walfmüller.
Abatanär, v. a. walken. — ä alg.
fig. Jemand derb durchprügeln.
Abäte, s. m. ein als Weltgeiſtlicher
gekleideter Mann (Abbe, Pfaffenblendling).
Abateär, v. a. vlt. waſchen.
Abatidamente, adv. auf eine vers
achtliche Art; niederträchtigerweiſe.
Abatidisime, adj, sup. von — do.
Ahatido, adj. verächtlich, niederträch⸗
tig; niedrig, gering; niedergeſchlagen, klein⸗
müthig, gedeugt; ſchmachtend, maft; her⸗
abgekommen. vanles —dos, Sw. Tonnen
v. a, mit Bollwerken
Abat
in Schoren, d. i. Fäſſer, die auseinanderge⸗
legt, oder noch nicht zuſammengeſetzt ſind.
Abatidör, s. m. vlt. einer, der zu
Boden wirft ıc. 0 N
Abatimiento, s. m. das Niederreiſ⸗
fen; das Herunkerlaſſen; die Niedrigkeit;
die Verächtlichkeit; die Niedergeſchlagenheit,
der Kleinmuth; die Verzagtheit, Furcht,
Angſt; die Demüthigung ; die Herabſetzung,
Herabwürdigung; die Erſchkaffung, die
Kraftloſigkeit; Sw. die Abtrift, das Abtrei⸗
900 vom geraden Wege. —del rümbo, Sw.
ſb. 5 f ae
Abatir, », à. niederreiſſen, zu Boden
werfen; herunterlaſſen, beugen, niederbeu⸗
gen; niederſchlagen, demuͤthigen; herab⸗
wuͤrdigen, herabſetzen, verkleinern. v. n.
Sw. abtreiben. — la piperia, Sw. die
Waſſerfaͤſſer auseinander ſchlagen oder in
Schoven legen. — tienda, Sw. das Son⸗
nendeck oder Sonnenzelt, d. i. die leinene
oder wollene Schutzwehr gegen die Sonne,
wegnehmen. N
Abatirse, v. r. herabſchieſſen, nieder⸗
ſchießen, ſich herabſtürzen, wie ein Raub⸗
vogel, ein Schwarm Heuſchrecken ꝛc.; ſich
binwerfen, ſich niederwerfen; ſich ſtürzen,
fh werfen (auf etw.); muthlos werden;
ſich demüthigen; ſich erniedrigen; ſich ver⸗
achtlich machen; ſich herablaſſen Cu einer
Handlung ꝛc.). 0 *
Abaxäda, s. f. vlt. das
Hinuntergeben. 5
Abaxadere, s. m. der Abhang eines
Berges oder Huͤgels. 2 Y
Abaxador, 5, m. derjenige Knecht,
dem es obliegt, die Pferde, oder Maul⸗
thiere zur Abloͤſung bey den Roßmühlen,
Austrxocknungsmaſchinen ꝛc. herbeyzuführen.
Abaxamiento,s, m. olt. die Ernie⸗
drigung, Herabſetzung; vlt. die Niedrig⸗
keit, Berächtlichfeit, vlt. das Herabſteigen;
volt. der Abzug, die Abrechnung. 3
Abaxär, v, a. berablajien; bücken,
ſenken; beugen; demüthigen; mindern,
Herabſteigen,
berabſetzen. v. n. herabſteigen; ſich neigen,
wie der Tag. — el eisco, Hfſchm den Huf
ſtark ausſchneiden. — la cabeza, den Kopf
bangen laſſen. — las or&jas, die Ohren ſinken
laſſen; fig. ohne Widerrede gehorchen. —
los halcönes, Flk. die Falken mittelſt aus⸗
gewaſchenen Fleiſches, das man ihnen zu
freſſen giebt, etwas abmagern, damit ſie
beſſer fliegen koͤnnen. 558 89 1
Abaxärse, v. r. ſich bücken; vlt. ſich
\
x
unterwerfen. — de su altivez, vlt. von -
jeinem Hochmuth etwas nachlaſſen.
Abaxeza, v. f. vlt. die Niedrigkeit;
vlt. die Niederträchtigkeit. h,
Abäxo, adv. umen; herunter, hinun⸗
ter, nach unten; nachher, weiter unten (in
Schriften). de Dios — nächſt Gott, nach
Gott. de dös Kc. Anos — unter zwey ic.
Jahren. de diez &. para — unter zehen c.,
weniger, als zehen ꝛc. alli — dort unten.
los — Iirmädos, die Endes Unterſchriebe⸗
nen.
Abax 5
nen. venirse —, einſtürzen, zuſammenſtur—
n. el eiélo se viene —, es regnet unge⸗
euer; fig. es iſt ein uͤbermäßiger Laͤrm.
Ab xo, praep vlt. unter.
Abax br, s. m. vlt. die Niedrigkeit;
vlt, ein niedriger Ort. g
Aba z, s. m. (E. l. abacus, glbd.) vlt. ein
Schenktiſch. ’ j
Abe, s, m. vlt. ſ. abecé.
Abei on, s. f volt. ſ. ace—.
Abdicaciön, s. f. die Entſagung;
pr. Ar. die Widerrufung eines bewilligten
Rechts oder Anſpruchs. 3 $
- Abdicär, v. a. entfagen (einer Würde,
einem Recht ꝛc.); pr. Ar. widerrufen, aufs
heben, zuruͤcknehmen, wie eine ertheilte Be-
fugniß ıc. Dr
Abdicativamente, adv. w. ü. mit
Ausſchluß, unabhangig, abgeſehen, ohne die
mindeſte Beziehung.
Abdiè neia, s. f. vlt. ſ. aud. .
Abd ömen, s. m. Zk. der Unterleib,
Schmeerbauch. h ,
Abdominäl, adj, 3k. zum Unterleib
gehörig. BR
‚Abduceiön,s.f. Waw. die Bewegung
eines Gliedes nach der Seite zu, auswärts,
oder abwärts. ee
Abec£&, s. m. das Alphabet; fig. die
Anfangsgruͤnde einer Wiſſenſchaft. no en-
tender el —, no saber el —, ſehr unwiſ—
ſend ſeyn. ? 1 ;
‚Abecedärio, s. m. das Alphabet;
ein AB Cbuch; ein alphabetiſches Verzeich⸗
niß; ein Regiſter; ein Findregiſter, Acten⸗
verzeichniß (Repertorium). — de libro
‚ mayör, H. das Alphabet oder Regiſter zum
Hauptbuch. — pära marcär libros, Bb. ein
Buchbinderalphabet. Bat
Abedül, s. in. Ng. die Birke (l. betula).
Abeja, s. f. Ng. die Biene (. apis
mellifica) ; Stk, die Biene oder Fliege, ein
mittägiges Geſtirn. Bz. — de labör,
eine Arbeitsbiene. — enxambradöra, —
—guia, —mädıe, —masstra, —réyna. rey
de las —jas, die Bienenköniginn, der Wei⸗
ſel. — machiega, eine Bienenköniginn,
die mehr Hummeln oder männliche Bienen,
als Arbeitsbienen hervorbringt. — obrera,
eine Arbeitsbiene. h
Abe jar, s. m. w. ü. ein Bienenſtand;
eine Art von Traube, der die Bienen ſehr
nachgehen. 1
Abejarren, s. m. eine jede große, laut
ſummende Fliege ıc.; Ng. die Stechfliege
. conops caleitrans); Ng. der Maykafer
G. scarabaeus melolontha). :
Abejaruco, s. m. Ng. der Bienen⸗
wolf, Immenfraß, (l. merops apiaster) ;
fig. ein lächerlicher abgeſchmackter, zudring⸗
licher Menſch. — de cola lärga, Ng. die
Schwanzmeiſe (l. parxus caudatus).
Abele ra, s. f. Ng. die Meliſſe (l. me-
lissa officinalis); Ng. eine Art von Kna⸗
benkraut (l. orchis insectifera) ; vlt. ein
Bienenſtand. Ar
Abe j
Abejero,s.m. ein Bienenwärter, Bie-
enzüchter, Zeidler; Ng. |. —jaruco (1Bd.)
Ti bejeruco,s.m, ſ. —jarlco,
Abejſea,
Biene.
Abejön.s.m, Ng. die Hummel (I. apis
terrest tis). judgo del—, ein Spiel, wel-
ches unter dem Landvolke üblich iſt und von
drey neben einander ſtehenden Perſonen ge⸗
ſpielt wird, wovon der mittlere das Ge—
ſumſe der Hummeln nachahmt und demje—
nigen ſeiner beyden Nachbarn, der es ſich
am wenigſten verſieht, Backenſtreiche zu ge—
ben trachtet. Jugär con alg. al — fig, ſich
nichts aus Jem, machen und ihn verächtlich
behandeln. 1
Abejonäzo, s. m, eine große Biene;
eine große Hummel. N 5
Abejoneillo, s. m. eine kleine Hum⸗
mel. y
Abejörro, m. ſ. —jarrön (1. B.)
Abejuela,s.f, eine kleine Biene.
Abejuno, adj. vlt. die Bienen at»
gehend. N 7
Abella, s. f. pr. Ar. ꝛc. eine Biene.
Abellacädo, adj. w. ü. ſchelmiſch.
Abella car, v. a, volt. geringſchaͤtzen.
Abellacärse, v. r. zum Schurken
werden, ein ſchlechter Menſch werden, ſich
verſchlechtern. ALBERT:
Abellär, s. m. pr. Ar. ıc. ein Bienen
ſtand. AR Ser
Abellero,s,m, pr. Ar. ꝛc. ein Bie⸗
nenwaͤrter.
Abemolado
Menſch. 10 20%
Abemolär, v. a. Tk. in b moll ſetzen;
vlt. mäßigen, ſaͤnftigen, als die Stimme.
Abensbergue,n. p. Eb. Abensberg.
Abenüz,s, m, vlt. das Ebenholz.
Abenöla, —üla. s. f. olt, die Augen⸗
wimper. i
Aberdöna, n. p. Eb Aberdeen.
Aberengenädo, adj. wie ein Toll⸗
apfel geſtaltet; blaßviolet.
Abernüne io, int. ndr. ſ. abren —.
Aberraciön, Stk. die Abirrung, Ab⸗
weichung. — de las estrellas, Stk. die
ſcheinbare Abweichung der Fixſterne von
ihrer Bahn. \
Aberrugädo, adj. warzig, voll War⸗
zen. 3
Abertéro, adj. pr. Val. was ſich leicht
öffnet oder ſpaltet, wie gewiſſe Früchte wenn
ſie zeitig ſind. f x *
Aberts ro, s. m. pr. Val. Ng. ſ. abrid —.
Abertüra, s. f. die Oeffnung, die Er⸗
oͤffnung; ein Riß, ein Spalt; Sw. ein
Leck in einem Schiffe; die feyerliche Eröf-
nung eines Reichstags, einer. cademie,
eines Teſtaments ꝛc.; Tk. das Eröffnungs-
ſtück (die Ouverture) eines Schauſpiels ꝛ8.;
die Gewandtheit, der Mangel an Blodig⸗
keit; die Freymüthigkeit, Offenherzigkeit.
Abes, adv. vlt. (E. l. vix, glbd.) Bei,
. 62
—illa, s. f. eine kleine
„s. m. vlt. ein füßlicher
Abes 0
Abesä na, s. f. pr. And. ein Joch oder
ein Geſpann Ochſen.
Abéso, adj. vlt. böſe, bösartig.
Abestiädo, adj. dumm, viehmaͤßig.
Abestializär, v. a. dumm machen.
Abéstola, s. f. vlt. Ab. ſ. best.
Abeterno, adv. von Ewigkeit ber.
Abetinöte, s. m. das Tannenharz,
der Terpentin. f
Abeto, s. m. Ng. die Tanne (l. pinus
picea). \ 5
Abetunädo,adj. dem Erdpech ahnlich.
Abetunär, v. a. vlt. mit Erdpech uͤber⸗
ſtreichen. Y i .
Abeurrée a, s. f. pr. Bisc. ein Zeichen
oder eine Vermarkung, die Sem. auf einem
Gemeindeplatz macht, um dadurch das Recht
zu bekommen, Gebaude darauf zu errichten.
Abevila, n. p. Eb. Abbeville.
Abs ya, s. f. pr. Aſt. eine Biene.
Abeyera, s. f. vlt. ein Bienenſtand.
Abezäna, s. f. pr. And. f. abes—.
Abieldär, v. à. vlt. ſ. bieldär.
Abierta,s. f. vlt. eine Oeffnung.
Abiertamente, adv. ohne Rückhalt,
unverholen, freymutbig; vlt. deutlich.
Abierto, adj. offen; frey, ohne Ge⸗
büſche, Schluchten ꝛc.; ohne Mauern oder
ſonſtige Einfaſſungen; ungedeckt, unge⸗
ſchutzt, bloßgeſtellt im Fechten ꝛc.; gebor⸗
ſten, aufgeriſſen, ſpaltig N ausgeſpannt,
ausgeſpreitzt, wie Arme, Fuße, Fluͤgel; in
Kupfer geſtochen; offenberzig. Acämpo —,
vlt. auf offenem, uneingezauntem Kampf⸗
platz. casa — ta, H. ein Handlungshaus mit
einer Schreibſtube, wo Geſchaͤfte getrieben
werden. 4
Abierto, adv. vlt, deutlich.
Abisarrädo, adj. buntichädig.
Abigarrär, v. a. buntſchäckig bema⸗
len oder anſtreichen. 1185
Abigeäto, s. m. Rg. der Viehdieb⸗
ſtabl (eigtl. das diebiſche Wegtreiben des
Viehes von der Herde).
Abigeo,s.m. Rg. ein Viehdieb.
Abi gero, s. m. oft. dſb.
Abigotä do, adj. ſchöh. mit einem großen
Schnautzbart verſehen. ö
Abihär, s. m. Ng. die Narcife (. nar-
cissus posticus). 2
Abillädo, adj. vlt. angekleidet; vlt.
eputzt. 2 ar
5 ro, adv. von Ewigkeit ber.
Abinicio, adv, von Anfang her; von
denklichen Zeiten her.
N stäto,adv. ohne Hinterlaſſung
eines Teſtaments; notherblich, in der Eigen-
ſchaft als natürlicher Erbe ; str. vernach⸗
laſſigt, verwahrlost (5. B. la casa estä —,
la hacienda estä—). h }
Abintestäto,adj. worüber keine letzt⸗
willige Verfügung vorhanden iſt; was einem
obne Teſtament, durch Notherbſchaft zufällt.
Abintestäto, s. m. ein Nachlaß, wor⸗
über keine letztwillige Verordnung vorhan⸗
den iſt, eine Notherbſchaft, Erbfolge ohne
6
Abiö
Teſtament; ein Rechtshandel u i
d 5 5 ep
Abiöfa, s. f. Ng. die Abgottsſchlange,
Rieſenſchlange (1. boa con
Abisina, s. f. eine Abyſſinierinn.
5 n. p. Eb. Abyſſinien, Hha⸗
Abisıno, adj. abyſſiniſch.
Abisino, s. m. ein Abyſſinier. \
Abismädo, adj. verſunken, in Trüb-
Ren g . Wg
is mäl, s. m. Won. ein Wagendeich⸗
ſelnagel, gel. Stellnagel; ot ber
Nagel, womit die
feſtigt wird. 5
Abismär, v. a. in den Abgrund ſtuͤr—
zen; verſenken; fig. zu Schanden machen,
demuͤthigen.
Abismärse, v. r. ſich verſenken; ſich
vertiefen (ins Nachdenken ꝛc.).
Abis mo, s. m. ein Abgrund; eine un⸗
ermeßliche und unbegreifliche Sache; die
Holle. Dos. pl. dſb.
Abitas, S. f. pl. Sw. die Beting, d. i.
ein Geſtell, woran die Ankertaue befeftigt
werden, wenn man vor Anker liegt.
Abitadura,s f. Sw. el
Rundſchlag des Ankertaues um die
(vgl. — tas).
Abitäque, s. m. Zm. ꝛc. ein Bau⸗
bolz, das 16 Fuß in der Lange, 9 Zoll in
der Höhe und 7 Zoll in der Dicke halt.
Abitär, s. m. Sw. das Tau um die
Beting legen oder ſchlagen (vgl. —tas).
Abit o, S. m. ſ. häb—. Nero
Abitönes, s. m. pl. Sw. die kleinen
Betinge, d. i, die Hölzer, woran das lau⸗
fende Tauwerk der beyden Marsſegel befe⸗
ſtigt wird. N
Abivas, s. f. pl. die Drüſen oder Man⸗
deln an der Keble der Pferde; Taw. der
Feifel oder die Kehlſucht der Pferde.
Abizcochädo, adj. dem Schiffszwie⸗
back ähnlich. N
Abjecciön, s. f. vlt. ſ. aby—.
Abjecto, adj vlt. aby. Ri
Abjuraciön, s. f. die Abſchwörung.
— de formäli &c. ger. vgl. abjurär de
formäli &c. 34799.
Abjuradör,s.m, einer der abſchwört.
Abjuramiento, s. m. vlt. die Ab⸗
ſchwoͤrung. 8
Abjurär,v a abſchwören. — de alg.
c. etw. abſchwören. — de formäli, ger.
aller Ketzerey eidlich entſagen. — de levis
ger. ſich von einem leichten Verdacht bey
dem Glaubensgericht durch Abſchworung
reinigen. — de vehemènti, ger. ſich von
einem ſchweren f
Abla, s. f.
oder
eting
tete.
Ablandabrevas, s. m, ſchzh. ein
träger, gehaltloſer, zaghafter, undrauchbarer
Ablan-
Menſch.
anze an dem Schaft be⸗
volt. die Achſe eines Wagens. |
Ablactacion, s. f. w. ü. Aw. ſ. des-
dr —
I
|
14 N
*
0 Bei dem Buchhändfer
Auauſt Ruͤcker in Berlin
1 ſind erſchienen und für beigeſetzte Preiſe
durch ſammtliche deutſche Buchhandlungen zu erhalten.
œZw—ůũ ſ— — —— nn nn m an
Alterthümer, die, des Ilraelitiſchen Volks. Mit
einer Karte von Paläftına, einem Grundriſſe
des Tempels und 2 Kupf. gr. 8. 2 rthlr. 16 gr.
Nach einer kurzen Einleitung zerfallt das Werk in 24 Abs
ſchnitte, von welchen die erſten ſechs die Meligionsprincipe der
1 1 darſtellen, und von den Sekten und religt‘fen. Gebraͤu—
chen, von dem Sabbath und den Feiertagen, von den Prieſtern und
Leviten und von der Stiftshutte bandeln. Der ſiebente bis zehn:
te Abſchnitt beſchaͤftigen ſich mit der Staatsverfaſſung, dem Fi—
nanzweſen, der Gerichtsverfaſſung und dene Kriegesweſen, Der
eilfte handelt von der Jagd, der Viehzucht und dem Ackerbau.
Der zwoͤlfte unterſucht. Handel, Geld, Maaß und Gewicht. Der
dreizehnte enthaͤlt eine Darſtellung der Erziehung, und der Pros
pheten-Schulen. Der vierzehnte und funfzehnte liefern eine ler
berſiche der hebraͤiſchen Sprache und Literatur, und des Zuſtan—
des der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften. Der ſechszehnte bis achtzehnte
enthalten eine Schilderung der ehelichen, auch übrigen Familien—
verhaͤltniſſe und der Leibeigenſchaft. Im neunzebnten bis zwei
und zwanzigſten werden Kleidung und Schmuck, Speiſen, Sitten
und Gebräuche, Trauer und Begraͤbniß dargeſtellt. Der drei und
zwanzigſte trägt die Geſchichte der Sfraeliten ſeit dem Auszuge aus
Aegypten bis zur Zerſtoͤrung von Serufalem durch die Römer vor,
und im letzten Abſchnitte giebt Herr Kloͤden — der Zeichner der
Karte, als ſolcher ruͤhmlichſt bekannt — eine Landeskunde von Pa⸗
laſtina, mit Beruͤckſichtigung der verſchiedenen Zeitalter ſeiner
Geſchichte. —
Atlas von 7 Blatt, die beiden Halbkugeln und
die Welttheile enthaltend. Nach den neueſten
Beobachtungen bearbeitet von Carl Mare.
Quer Fol. Geheftet. Herabgeſetzter Preis tagr.
Karten von kleinem Formate haben gewohnlich außer dem Mans
gel der Richtigkeit, noch den der Undeutlichkeit der Schrift. Nicht ſo
die vorliegenden. Herr Profeſſor Mare hat ſolche nach den neueſten
Beobachtungen bearbeitet, und ſehr ſauber und correct geſtochen.
Den Preis habe ich nach Wunſch ermaͤßlget, und fo glaube ich wit
1 dieſen Atlas Eltern, Lehrern und Erziehern empfehlen zu
oͤnnen. \ A
Burdach, H., Syſtematiſches Handbuch der Obſtbaumkrank⸗
heiten. Auf zwanzigjährige Erfahrung gegründet. 3. 20 Gr.
Unrichtige Behandlung der Krankheiten der Obſtbaͤume iſt oft
Veranlaſſung, daß die trefflichſten Anlagen ſchnell dahin welken.
Der Herr Verfaſſer hat ſich ſeit 20 Jahren mit der Obſtbaumzucht
*
ss
0 PR EN
practiſch beſchaͤftiget und legt hier das Reſultat feiner Erfahrum: |
gen und Beobachtungen über dieſen Gegenſtand dar, wodurch er 5
ſich gewiß ein großes Verdienſt um die Cultur der Obſtbaum⸗
zucht erworben hat. 1 |
.
Cortez, der Eroberer Mexico's. Hiſtoriſches Gemälde von
Carl Curths. Nach dem Tode des Verfaſſers herausgege⸗
ben und mit einer Vorrede begleitet von Auguſt Ruͤcker.
Mit einem Bildniß. gr. 8. 2 Rthl. a
Der zu fruͤh verſtorbene Verfaſſer iſt dem Publico aus ſeiner
Fortſetzung der von Schiller angefangenen Geſchichte des Abfalls
der vereinigten Niederlande und aus andern Werken vortheil⸗
haft bekannt. In dem vorliegenden Werke ſchildert er mit treffli⸗
chen lebendigen Farben, wie unter Anfuͤhrung des entſchloſſenen
ruhmvollen Helden ein kleines Haͤuflein, unter großen Gefahren und
ſtets mit Muͤhſeligkeiten kaͤmpfend, ein maͤchtiges Reich binnen
kurzer Zeit erobert. — In der Vorrede wird aber der Zuſtand
von Mexice zur Zeit der Eroberung, und der Einfluß der Ent⸗
deckung von Amerika auf Europa und die uͤbrige Welt und auf
deren Culturzuſtand gepruft.
Holzenthal, G., Briefe über Deutſchland, Frank:
reich, Spanien, die Baleariſchen Inſeln,
Schottland und Holland. Geſchrieben in den Jah⸗
ren 1809 — 1814. Mit 2 Kpf. gr. 8. 1 Kthl. 12 Gr,
Der Verfaſſer machte 1809 als Premier-Lieutenant in den
Dienſten des Fuͤrſten von Schaumburg-Lippe einen Theil des
Feldzugs gegen Oeſterreich mit, zu welchem der Rheinbund ſeine
Huͤlfsvölker ſtellen mußte. Demnaͤchſt wurde das Corps, bei dem
er fand, nach Tyrol beordert. Nach Beendigung der dortigen Un:
ruhen wurde der Marſch nach Spanien angetreten und hier unter
roßer Muͤhſeligkeit gekaͤmpft, bis der Verfaſſer in Engliſch⸗
paniſche Kriegsgefangenſchaft gerieth und ſo nach Majorka, dem⸗
nächſt nach Minorka, zuletzt aber nach Schottland gebracht wurde.
Nach der Schlacht von Leipzig erhielt er endlich ſeine Freiheit
und kehrte uͤber Holland nach dem Vaterlande zurück, In obigen
Briefen herrſcht ein mannigfaltiges Intereſſe, da fie Aufſchluß über die
Angelegenheiten in Spanien und Tyrol enthalten, und Freude und
Leid in ihnen abwechſeln. 1 f
5 N 2 a
Hemprich, Dr. W., Privatdocent an der Univer⸗
ſität zu Berlin. Grundriß der Naturgeſchichte.
Entworfen für höhere Lehranſtalten. VIII. und
452. S. 8. 1820. 1 Rthl.
Ueber dieſes Werk — bereits auf Univerſitaͤten und Gymna⸗
ſien bei Vorleſungen zum Grunde gelegt — faͤllt die Jenaiſche
Allg. Literaturz. — Nr. 56. Maͤrz 1821 — folgendes Urtheil: ;
„Nicht leicht hat Rec. ein Werk in dem Fache der Natur:
wiſſenſchaften mit einem ſo lebhaften und immer mehr ſteigenden
Intereſſe ſtudiert, als das vorliegende. Der Verfaſſer iſt, wie aus
Allem hervorgeht, feines Stoffes voͤllig Herr und Meiſter. Aus
\
der Fälle feiner Kenntniſſe weiß er immer das zu geben, was für
hoͤbere Lehranſtalten ſich eignet. Hier findet der Leſer keine brei—
ten und langweiligen Beſchreibungen der Naturproducte, wie in
fo vielen andern Lehrbuͤchern der Naturgeſchichte, ſondern kurze
gedrungene mit ſichtbarem Fleiße hervorgehobene Bezeichnungen,
oft neue ſehr anziehende Bemerkungen, Fingerzeige, Fragen und
Zweifel, welche die Aufmerkſamkeit kraͤftig anregen, überall Beweiſe
von eignem Forſchen und Unterſuchen und zugleich ein weiſes Be⸗
nutzen aller neuern Entdeckungen und Anſichten. In der That
wüßte Recenſent für hoͤhere Lehranſtalten nicht leicht einen zweck
mäßigern Grundriß der Naturgeſchichte zu finden, als dieſen.
Ganz vorzuͤglich lehrreich und gehaltvoll find die trefflichen Einlei—
tungen in die allgemeine und beſondere Naturbeſchreibung, in welchen
a vieles erörtert wird, was man in andern Lehrbuͤchern verge:
ens ſucht. Die Sprache iſt uͤberall correct.“
Hiob, für gebildete Leſer bearbeitet von E. A. G. Boͤckel Dr.
der Theologie und Profeſſor zu Greifswald.) vo. 16 Gr.
Der H. Verfaſſer ſagt in der Vorrede: „Goͤthe macht irgend
wo die Bemerkung, daß die neuern Ueberſetzungen der Bibel nur
fuͤr die Gelehrten vom Fache gedruckt zu werden ſcheinen, und
daß andere Bibelleſer keine Kenntniß davon zu nehmen pflegen.
Dieſe Bemerkung iſt fo gegründet, als leicht erklaͤrbar die Erſchei⸗
nung iſt, die ihr zum Grunde liegt. Denn entweder ſind ſolche
Verdeutſchungen mit kritiſchen Unterſuchungen und philologiſchen,
Anmerkungen in Verbindung gebracht, die, wenn ſie auch fioch fo
wichtige neue Aufſchlüſſe enthalten, dennoch fuͤr den Nichttheologen
von keinem Werthe fein konnen; oder es fehlt jede Erläuterung,
ohne die doch fo mancher Ausdruck, fo manche Anſpielung nicht
verſtanden, ja, oft gar nicht einmal der Zuſammenhang und Sinn
aufgefaßt werden kann. Bei den biſtoriſchen Büchern des alten
Teſtaments moͤchte eine hin und wieder berichtigte und durch kurze
u imerkungen erlaͤuterte Ausgabe der trefflichen Iutherifchen Dol⸗
tſchung dem Beduͤrfniſſe jedes gebildeten und religioͤſen Bibel⸗
leſers genügen; aber in den poetiſchen Büchern hat der große Re—
formator bekanntlich fo pft den Sinn verfehlt, daß eine in feinem
freien Geiſte unternommene Nachbeſſerung eine ganz neue Arbeit
hervorbringen wuͤrde.
Hier eine Bearbeitung des Alteften und ſchoͤnſten Ueberreſtes
der bebraͤiſchen Dichtkunſt, als eine Probe, der, wenn fie Beifall
findet, nach und nach die uͤbrigen poetiſchen Buͤcher, jedoch in einer
vom Zufalle abhaͤngigen Ordnung, folgen ſollen.“
Heinſ ius, Theodor, Kleiner deutſcher Sprachkatechismus
für Stadt und Land. Dritte verbeſſerte und ver;
mehrte Ausgabe. Berlin 1819. geb. 6 Gr.
Wer die Nothwendigkeit und den Nutzen einer allgemeinen
Sprachkenntniß einſieht, weiß auch, daß in der Erlernung derſel⸗
ben das trefflichſte Mittel zur Verſtandesbildung dargeboten iſt.
Beides bezweckte der Verfaſſer durch dieſan Sprachkatechismus
für die Jugend der niedern Stände und, für die vernachlaͤſſigten
Lehrer derſelben. So wie Luther einst ſoinene Religionskatechismus
fir die einfältigen Pfarrherren, Lehrer und Kinder ſchrieb, fo ſoll
auch dieſer Sprachkatechismus für alle diejenigen beſtimmt ſein, *.
die einer durchaus faßlichen und einfachen Anweiſung in der
Sprache bedürfen, ; N k
Kiſchke, Geh. Rechnungsreviſor bei der K. Ober- Rech.
nüngskammer, Gründzuͤge zur zweckmaͤßigen Einrichtung
des Staats-Caſſen- und Rechunngsweſens und feiner Kon⸗
trolle. gr. 8. 1820. 1 Thl. 20 Gr. N
Das vorliegende Werk bat den Zweck: die Gegenſtaͤnde, die der
Titel bezeichnet, ſowobhl als Theile dev Staatshausbaltungslebre darzu-.
ſtellen, als auch beſonders das Practiſche derſelben zu beleuchten, und
dabei theils durch Prüfung beſtehender Anordnungen das Zweckge⸗
maͤſte auszufinden, theils durch Entwickelung nothwendiger Grund⸗
ſaͤtze eine moͤglichſt allgemein guͤltige Theorie aufzuſtellen und zu
begruͤnden. 5 ET ER,
In erſter Hinſicht zeigt der Verfaſſer den großen Einfluß,
welchen das Kaffen- und Rechnungsweſen auf jede Verwaltung
aͤußern muß, und wie wenig dieſer wichtige Theil der Staatswirth⸗
ſchaftslebre den Fortſchritten gefolgt tt, welche die Finanz = Wiſ⸗
ſenſchaft in neuern Zeiten gemgcht hat. 55 Kt
In zweiter Hinſicht wird der practifhe Kaſſen- und Rech⸗
nımas-Beamts das weite Feld feines Wirkens hier im Zuſammen⸗
bange und in allen Theilen uͤberſeben, er wird über feine Beſtim⸗
mung manchen Aufſchluß, er wird hauptſaͤchlich Belehrung, fuͤr ſein
Geſchaͤft und vielfache Anweiſung zur ſchnellen und zweckmaͤßigen
Bearbeitung deſſelben finden. 3
Indem der Verfaſſer in dieſer Art der Bearbeitung feines.
Gegenſtandes überall Gelegenbeit findet, die Nachtheile zu bemerken,
welche eine mangelhafte Einrichtung des K. u. R. W. ſowohl
fuͤr das Geſchaͤft ſelbſt, als fuͤr die Verwaltung insbeſondere
bervorbringen muß, bat er auch die Vortheile einer zweckmäßigen Or⸗
ganiſation deſſelben verausgeboben, von welchen ſtets vorbanden
vollkommene Ueberſicht, ſchnelle Rechnungs- Berichtigung, und, in
Anwendung dieſes Syſtems auf den preußiſchen Staat, eine Er⸗ .
rniß von beinahe einer balben Million Thaler jährlich, nicht
dle unbedeutendſten ſein duͤrften. 5 ale
*
—
Klatte, C, Die Zaͤumungskunde. Ein Handbuch
für Cavallerie Offiziere, Bereiter und Pfer⸗
de⸗ Liebhaber. 8. Mit 5 Kupfern. 1 Rthlr 8 Gr.
In der Einleitung handelt der Hr. Verfaſſer von der Zaͤu⸗
mung überhaupt und den verschiedenen Meinungen uͤber ſolche, und
trägt dann im erſten Abſchnitte die Anatomie des Kopfes und
Halſes des Pferdes vor, betrachtet demnaͤchſt aber beide Theile
mechaniſch. Der zweite Abſchmitt lehrt die Zaͤumung außer dem
Maule des Pferdes; der dritte beſchaͤftigt ſich mit der einfachen
Zaͤumung im Maule des Pferdes, und mit den Arten derſelben,
auch mit den verſchiedenen Anlehnungspunkten. Der vierte Abſchnitt
unterſucht die verſchiednen kuͤnſtlichen Bearbeitungs⸗ und Aufrich⸗
tungsmittel und die Fuͤhrung mit der Leine. Im fuͤnften Abſchnitte
wird die Lehre von der durch die Mechanik verſtaͤrkten Zaͤumung im
1 7 y J 5
Maule des Mferdes, oder von der Stange als Hebel und von der
Stangenzaͤumung und deren verſchiedenen-Arten vorgetragen; im
letzten endlich von dor Ablegung des Stangenmundſtäcks gehandett.
Kloͤden, C. 55 Landeskunde von Palaſtina mit einer Karte.
gr. 8. geheftet ı Rthl. 4 Gr.
Dieſe Abbandlung iſt dertletzte Abſchnitt gus dem Werke: Al
tertbumer der Israeliten, und Fir die Liebhaber der Erdkunde,
auch für Bibelleſer beſonders abgedruckt worden.“
Knobelsdorff, uͤber die Pferdezucht in Engloas.
gr. 8. geh. 12 gr.
Dieſe Schrift iſt nicht nur für den Oekonom und „Pferdes
liebbaber Lebrreih, ſondern allgemein intereſſant, indem ſie Nach—
richt von den Wettrennen mittheilt und alſo einen höͤchſt wichti—
gen Beitrag zur Sittengeſchichte dieſes merkwuͤrdigen Reichs liefert.“
Koppe, J. G., Unterricht im Ackerbau, und inder
Viehzucht, herausgegeben von A. Thae r, 2 Thle.
Zweite durchgehends ergänzte, auch mit einem
neuen Abſchnitt von dem Anbau der Fabrik⸗
und Handels Pflanzen, permehrte Auflage,
gr. 8. 2 Ntbir 16 Sr,
Die Zweckmaͤßigkeit dieſes Werks iſt allgemein anerkannt, und
es iſt ihm wegen ſeiner Gruͤndlichkeit und wegen feines faßlichen
Vortrags, ſchwerlich ein anderes zur Seite zu ſtellen. Auch erklaͤrt
der beruͤhmte H. Herausgeber in feiner Vorrede ausdrücklich:
„Daſſelbe iſt für jeden kleinern Landwirth vielleicht das brauch⸗
barſtaz er findet darin alles, was ihm noͤthig tt, und was ſich
nach dem jetzigen Stande unſers Wiſſens poſitiv ſagen laͤßt,
klar und wabr geſagt und richtig gewuͤrdigt. Es iſt daher Land⸗
predigern und allen Beſitzern kleiner Guͤter vorzuͤglich EB em⸗
pfehlen.“
Der H. Verf. ſelbſt aber ſtellt noch folgende Geſichtspunkte auf:
„Ich wuͤnſche, daß dieſer Unterricht fo ruhig und beſonnen
zu Rathe gezogen werde, als die Zurechtweiſungen darin nieder—
e ſind. Glaͤnzende Hoffnungen, zu welchen faſt alle
0 in der Landwirthſchaft geneigt ſind, ſpiegele ich nirgend
vor; dafuͤr trifft aber ſicher ein, was ich als Folge einer verbeſſerten
Kultur ver reiße,“
Lorinſer, Dr., Entwurf einer Encyelopaͤdie und
Methodologie der Thierheilkunde. gr. 3. 1 Athlr.
Der Verfaſſer hat durch dieſe Schrift einem großen Beduͤrf⸗
niſſe abgeholfen. Er bezeichnete die Grenzen. der gedachten Wiſ⸗
ſenſchaft, und giebt Anleitung, die einzelnen Theile derſelben zwecks
mäßig zu ſtudiren. Gruͤndlichkeit und die erforderliche Faßlichkeit
zeichnen dieſes Werk vortbeilbaft aus; auch erhält daſſelbe durch
die mitgetheilte Literatur noch einen vorzüglichen Werth.
——
0
—
Muͤchler, Karl, Spiele müßiger Stunden. g Theile. gehef
n
tet. Jeder Theil ı Thaler.
Der beliebte Herr Verfaſſer giebt in ihnen eine E ammlung
von kleinen Erzaͤhlungen, Einfaͤllen, Gedichten, N
doten, und wird feinen Endzweck, eine heitere Unterhaltung ge⸗
währen, gewiß nicht verfehlen. Bei einer Beſtellung von wenig⸗
ſtens 3 Theilen überlaffe ich ſolche fir den halben Ladenpreis.
Richter, A. L., Srmmiung kurzer Gebete in metriſcher
Form, welche beim Anfange geiſtlicher Amtsreden von
Predigern benutzt werden koͤnnen. 8. *
Dieſe Gebete ſind theils aus den Sammlungen aͤlterer und
neuerer religtöfer Dichter entnommen, theils von dem H. Verf. waͤh⸗
rend ſeiner Amtsfuͤhrung gedichtet worden. u )
Der Sammlung iſt ein Inhalsverzeichniß vorgedruckt, mit deſſen
Hülfe jeder Prediger ein zu dem Inhalte feiner Rede paſſendes
Anfangsgebet ſehr leicht finden kann, und es iſt durch dieſelbe,
da es in der homiletiſchen Literatur noch an einem Handbuch
en, lnec⸗ N
der Art fehlte, einem oft geaͤußerten Beduͤrfniſſe abgeholfen worden.
Um dieſe Sammlung gemeinnuͤtziger zu machen, ſetze ich bier⸗
mit den Ladenpreis von 1Rthl. 4 Gr. auf 18 Gr. herab, zu welchem
ich ſolche bis zur Oſtermeſſe 1822 überlaſſen will. 5 x
—— 0.
Schmalz, Staatswirthſchaftslehre in Briefen an einen
deutſchen Erbprinzen. 2 Theile. gr. 8. 3 Rthl.
Dieſe Briefe ſind von dem hoͤchſten Intereſſe und ſo bluͤhend
geſchrieben, daß ſie auch ſolchen Leſern, die ſich eigentlich nicht mit
dem Gegenſtande zu beſchaͤftigen pflegen, Vergnügen und Nutzen
gewähren. Vorzuͤglich find dieſe Briefe ſolchen Männern, die ſich
zu Repraͤſentanten der Nation bilden wollen, zu empfehlen.
Schulz⸗Montanus, Auguſt Dr., ſyſtemattſches
Handbuch der geſammelten Land⸗ und Erdmeſ⸗
jung. 2 Bde. gr. 8. Mit 13 Kupfertafeln in 4. 4 Athir.
(49 Bogen ſtark.) r 5
Ueber dieſes Werk urtheilt die Jenaer Literatur: Zeitung 1820
Nr. 125: „Die richtige Methode, welche in der Folge der Lehr⸗
gegenſtaͤnde bemerkt wird, deutet immer guf einen gut angelegten
Plan hin, und es iſt eine Freude, wenn man dieſen, wie es bei
dem vorliegenden Werke der Fall iſt, wohl ausgefuͤhrt findet.
Der Vortrag iſt ſehr deutlich; zwiſchen Kürze und Anhaͤufung
der Gegenſtaͤnde iſt ein echt ökonomiſcher Mittelweg eingeſchlagen,
nichts Wichtiges ausgelaſſen, aber auch mit keinem Uebermaaße
von Materialien Prunk gemacht worden.
Bei der Trigonometrie, ebenen und ſphaͤriſchen, iſt vorzuͤg⸗ 4
lich die intuitive Erkenntniß bezweckt worden, ohne dabei die
analytiſche Methode hintenan zu ſetzen. Unter den Meß inſtrumen⸗
ten hat der Verfaſſer die feineren Winkelmeſſer mit befonderer
“Sorgfalt beſchrieben. Es wird hier auf alles Ruͤckſicht genom⸗
men, was in verſchiedenen Schriften zerſtreut vorkommt; die beſten
Beobachtungsmethoden ſind ſogleich mit dargeſtellt, weil bei der
75
*
N
Beſchreibung a auf den Zweck Ruͤckſecht genommen wurde
und die im ganzen Werke berrſchende ſyſtematiſche Ordnung machte
eine Kürze möglich, welche die Ueberſicht erleichtert.
Der zweite Band des Werks beſchaͤftigt ſich mie der eigent⸗
lichen Praxis der niedern und hoͤhern Land- und Erdmeſlung,
mit gehörigen Erörterungen der erforderlichen Cautelen und Veri—
ficationen, und ſorgfältiger Ruͤckſicht auf die complicirten und
minder bekannten Methoden und die Lehren, welche damit in Ve—
ruͤhrung kommen; das Centriren der Winkel, die Reduction derfel-
ben auf den Horizont, die Aufgaben der Hoͤhenmeſſung, die ir-
diſche Strablenbrechung und dergleichen, werden hierbei gehoͤrig
erörtert”
Der Recenſent in den Heidelberger Jahrbuͤchern 1820. Nr,
25. ſagt aber von dem vorſtehenden Werke: „Im Ganzer bat
der Verfaſſer ſeinen Zweck in einem hohen Grade der Vollkom—
menheit erreicht, und Rec. kann ihm das Zeugniß nicht verſagen,
ſein Werk mit großem Intereſſe geleſen zu haben, daher er daſſel—
be als ſehr brauchbar, ſowohl zum eignen Studium als auch zum
Nachleſen beim mündlichen Unterrichte, empfehlen kann.“
Schubarth, Dr. Exnſt Ludewig, Reeceptirkunſt und
Recepttaſchenbuch für praktiſche Aerzte. 8. 2 thl.
Ueber dieſes Werk äußert ſich Hufeland's Bibliothek XXXXVI.
Band, Nr. 3. pag. 206. wie folgt:
„Der Herr Verfaſſer bat im erſten Theile des Buches eine
moͤglicht kurzgefaßte Anweiſung, Necepte zu ſchreiben, vorangeſchickt,
in welcher alles Noͤthige enthalten und buͤndig vorgetragen iſt,
um die Regeln kennen und die Febler beim Receptſchreiben ver—
meiden zu lernen. Der zweite Theil enthaͤlt eine Sammlung
von Recepten — mehr denn 1500, — welche groͤßtentheils von
berühmten practiſchen Aerzten, von einem Hufeland, Frank, Nich⸗
ter, Vogel, Marcus, Reil, Heim, Horn, Remer, Nuſt, Selle,
Jahn u. a. m. verfaßt — zum Theil von ihnen zu dem Ende
mitgetheilt — worden ſind. Dieſe Recepte ſind nach den Arznei:
mitteln, welche ſie enthalten, alpbabetiſch geordnet, nach Maaßga⸗
be der Preuß. Pharmacopoͤe. Man findet in dieſer Sammlung
außer den bekannten zum innern und aͤußern Gebrauche beſtimmten,
ſelbſt mehrere in der Pr. Ph. nicht aufgenommene, oder erſt neuer—
dings bekannt gewordene. Bei jedem Mittel it die Gabe genau an⸗
gegeben, desgleichen die Formen, in welchen es gegeben werden kann.“
Schubarth, Dr. E. 2, Lehrbuch der theoretiſchen
hemie, zunachft für Aerzte und Pharmaceuten.
gr. 8. 3 Rthl. 8 Gr. f
Das Ziel, welches der Verfaſſer bei Ausarbeitung dieſes Lehr
‚buche ſich ſteckte, iſt, einen moͤglichſt vollſtaͤndigen Ueberblick
des geſammten chemiſchen Syſtems der neueſten Zeit in gedraͤngter
Kürze zu geben und zwar fo, daß ſolcher weder ein duͤnnes Na-
menregiſter, welches nur blos für feine eignen daruͤber zu halten⸗
den Vorleſungen branchbar wäre, noch ein baͤndereiches Werk
würde, welches theils im Preiſe Vielen zu koſtbat, theils zum Hand
gebrauche zu unbequem iſt.
„
W. 2 * Fu
8 1 N N * —
4 5 * „pa *
81 7 5 \ 9
Die in dem Buche befolgte Anordnung und Aufeinanderfol⸗ 75
ge der Materien fand der Verfaſſer, durch Erfahrung, als die
zweckmäßigſte, nicht allein für den Vortrag, ſondern auch für das
Selbſtſtudium, Bei jedem chemiſchen Stoffe, der irgend dem Uhar⸗
maceuten, od. dem Arzte Intereſſe gewaͤhrt, find die bee Be igs⸗
methode der Praͤpargte angegeben, die von demfelben theils jetzt
Arzneikunde angewendet werden, theils ehemals angewendet wurden
Der Leſer findet in demſelben ferner die Entdeckungen der
neueſten Zeit fo vollitindig als möglich geſammelt, die Literatur
derſelben aufgeführt, die neuern, aͤltern, deutſchen, lateiniſchen und
franzöſiſchen Namen anfammongeftellt, in dem erſten Theile auch kurze ie
Erklärungen der befihrtebenen chemiſchen Prozeſſe, namentli⸗ bei
der Salzſaure und den verwandten Stoffen nach beiden Theorien.
Das Gonze wird endlich durch ein recht vollſtaͤndiges Regiſter
noch brauchbarer und empfeblungswerther. r
€,;._— — 1 ]
Stenger, H. K. P., Criminal-Rath, Verſuch uͤber das Guͤter⸗
Verpachtungs— und Pachtungs,Geſchaͤft. Mit eine Vorbe⸗
merkung vom Staats Rathe Thaͤr. B. 1820, 70 e
Der vorliegende Gegenſtand iſt aus den verſchiedentlich Ge⸗
ſichtsvuncten betrachtet worden. Kein Contract erfordert bekanntlich
fo mannigfaltige Umſichten, als der Pachtungs Contract, daher der
Herr Verfaſſer ſich durch dieſe Abhandlung, die fuͤr Verpaͤchter und
Pächter gleich wichtig iſt, ein großes Verdienſt erworben hat. —
Virginia oder die Kolonie von Kentucky. 8.2 Baͤnde
Mit 2 Kupf. von Bollinger. 1 Thl. 16 gr. 9
Die Heldin dieſes geiſtreichen Romans iſt eine Franzoͤſin mit dem 1
Mutbe einer Römerin, welche aus den Stürmen der Revolution,
nach Wiedereinſetzung der Bourbons, ſich und ibre Freiheit nach Ame⸗
ricasettet, und dort mit ihren Freunden einen neuen Silat gründet.
Mebrere kritiſche Blaͤtter haben dieſen Roman bereits ſehr
vortbeilhaft beurtheilt. Das allgemeine Repertorium Nr. 23 vom
Jahre 1819, Seite 279, aͤußert ſich darüber wie folgt: „Die⸗
ſes Buch iſt mit Geiſt und Anmuth geſchrieben; der Charakter der
Heldin tritt beſtimmt und klar hervor, und beſondees herrſcht gros
ße Lebendigkeit und Anſchaulichkeit in der Schilderung der Orte
und Gegenden, in welchen ſich ihr wes ſelndes Daſein bewege g
ſo daß man das Ganze in dieſer Hinſicht ſogar inſtruetiv nennen kann.
Wilmſen, F. P., der Leſeluſtige. Ein belehrendes und un
terhaltendes Bilderbuch fuͤr Knaben und Madchen von
8 bis 10 Jahren. Mit 24 Bildern. Geb. 12 Gr.
Daſſelbe mit ſanbern illum Bildern. Geb. 20 Gr
. Die Kunſt, richtig zu leſen, gebört zu denen, welche ſelten ger
lehrt und noch ſeltener gelernt werden. Der als Pädagog rühm⸗
lichſt bekannte Herr Verfaſſer ſucht dieſem Uebel in der vorliegen-
den Schrift zu ſteuern: er giebt in der Einleitung die Regeln an,
wie man leſen ſoll, und fuͤgt bierauf 24 kleine lehrreiche Ge⸗
ſchichten bei, die zum Vorleſen beſtiwmt ſind und ſich auf die
von Unger treſflich in Holz geſchni'tenen Figuren beziehen. |
Eltern, denen die Erziehung ihrer Kinder ein Ernſt ic, werden
daher mit Vergnuͤgen dieſe Schrift kaufen, um ſolche mit ihren
Kindern fleißig zu uͤben. b .
„ > |
.
Liter ariſ ch
er Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XI. 1822.
Oieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗ Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag⸗
netismus in Octav-Format beigelegt ober beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebühren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
(Vorläufig hier abgedruckt)
In einer alten Fabel wird der Kukuk zur Rede geſtellt,
warum er fi denn Unrechtlichkeiten gegen andere Vögel er:
laube: das iſt eine Schmähung, snimortet der Kukuk, denn
— fie würden gegen wich das rämlihe thun, wenn fie nur
koͤnnten. So pflegt jeder dem andern feine Anſichten unter—
zuſchieben und dann zu glauben, ſich damit rechſfertigen zu
können, und ſo iſt es auch Herrn Hofrath Muͤllner
mit mir ergangen, wie ich aus feiner im Literaturslatt des
Morgenbla'tes No. 22 befindlichen Erklärung, Vertgau⸗
lichkeit ü erſchrteben, und den unrechtlichen Abdruck meiner
von ihm ſogenannten Antikritik und der aus ihrem Zuſam⸗
menhange geriſſegen und dadurch entſtellten Bruch ſtuͤcke aus
meinem Briefe an ihn in No. It d. Litbl. becreffend erſehe;
und ſo iſt es, ich muß es zu meiner Beſchaͤmung geſtehen,
mir auch mit Herrn Hofrath Müllner ergangen. Er
ſcheint abſich liche Verlaͤumdung für. keine „Infamie“ zu hal:
ten; ich aber. Er ſchelnt nichts dei andern zu kennen, als
Autorſchaft und Auroreiteleit, und mit dieſer Anſicht nahm
er mein wohlgemeintes argloſes Schreiben an ihn auf; ich
kenne den Stolz, gemeinnützig zu wirken, und mit dieſer
Anſicht ſchrieb ich ihm jenen Brief Er fragt mich, was ich
ihm denn vertraut hätte; ich will darauf ganz offenherzig
antworten: ich ſetzte in ihn das ehrende Vertrauen, daß er
Gefühl für Anſtand, Sitte und Rechtlichkeit habe. — In
wiefern er dieſem Vertrauen entſprochen habe und ob mein
Schreiben on ihn wirklich einer — von mir gegen den
Herrn Hof. Muͤllner unıngemefjenen — Zudringlich⸗
keit geziehen werden koͤnne, das würde ſich freilich aus mei⸗
nem ®B iefe am beſten ergeben. Herr Hofr. M. bietet mir
den Abdruck deffelben im Intelligenzblatt des Morgenblattes
gegen die Inſertions⸗Gebühren an; nicht aber ich
bedarf zu meiner Rechtfertigung dieſes Abdrucks, indem ich
hiermit ausdruck ich erkläre, daß ich auf keinen Fall über
meinen Brief zu erröihen habe, als daß ich ihn an Herrn
Hofrath Müllner ſchrieb, und mein Wor:, ſchmeichle
ich mir, hat im Publicum noch den Glauben fuͤr ſich —
Uebrigens erwarte ſch im Intelligenzblatt des Morgenbl:ttes
noch bis jetzt (den 1ö6ten März) vergeblich den Abdruck jener
nur vorläufig in der Neckarzeitung No. 44 und andern öf:
fentlichen Blättern abgedruckten Erklärung, die demſelben fo:
gleich nach ihrer Erſch⸗inung zum Einrücken gegen Inſertions⸗
Gebühren iſt zugefandt loorden, fo wie dies mit der gegen⸗
wärtigen Erklärung gleichfalls geſchieht. — und endlich iſt
dies das letzte Wort, das ich in dieſer und in jeder ondera
Angelegenheit dieſer Art gegen den Herrn Hofe Müll:
ner verliere, indem ich alles, was er noch etwa gegen mich
oder meine Arbeiten zu fagen, für gut finden moͤchte, für zu
wenig irgend einiger Aufmerkſamkeit werth achten und ber
ſtinmt nicht leſen werde; nur darauf will ich ihn noch
aufmerkſam machen, wie wenig er die Verhaͤltniſſe kennt,
und wie wenig alſo alles das trifft, was er in dieſer Hin⸗
ſicht äußert: Er nennt nur die Neckarzeitung, die er als
Volkszeitung bezeichnet, worin meine Erklarung gegen
ihn erſchlenen fet, da dieſe doch zunaͤchſt für das Intelligenz⸗
|
blatt des Morgenblottes beſtimmt war und er ſie auch in
manchem anderm Blatte finden kann; und dann giebt er mich
für den frühern Rebacte ir des Ltteraturblattes aus,
mich, der mit der Redaction dieſes Blattes niemals et⸗
was zu thun gehabt hat.
Stuttgart, im Maͤrz 1822.
D. Reinbeck,
Hofrath und Profeſſor,
Vorläufige Anzeige.
In meinem Berlage werden im Laufe dieſes Jahrs er⸗
ſchelg en:
Die Inſtitute von Hof wyl
mit vorzuͤglicher Beruͤckſichtigung ihrer hohen Wichtig:
keit fuͤr die Staatszwecke; oder: aus dem Geſichts—
punkte ihrer großen ſtaatswiſſenſchaftlichen Wich—
tigkeit betrachtet
vom Grafen L. de B....
Aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt mit Anmerkungen und
Nachtraͤgen
von
Wenderoth,
kurheſſiſchen Oekoromie⸗Commiſſair.
Ueber die Colonie Frederiks-Oord und den Mitteln,
der Armuth durch Anbau unbenutzter Landereien
abzuhelfen, nach der Ueberſetzung eines Manuſeripis
des Herrn General-Major Van den Boſch durch
den Freiherrn von Keverberg, Staatsrath Sr. Maj.
des Königs der Niederlande, und einer der Cura—
toren der Univerfirät Gent, und einer Vorrede
deſſelben.
Aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt mit Anmerkungen und
Nachtraͤgen {
von
Wenderoth,
kurheſſ. Oekonomie⸗Commiſſair.
Leipzig, im Maͤrz 1822.
ſ— — ä öä— —̃ — ——— — — — — —
F. A. Brockhaus.
Im Verlage der Buchhandlung Schultz und Wun⸗
dermann in Hamm iſt ſo eben erſchienen:
Ueber die Moͤglichkeit einer groͤßern Vereinfachung des
Hypotheken ⸗Weſens bei der fortſchreitenden Theis
lung des Grund-Vermoͤgens. Von Neigebaur,
koͤnigl. preuß. Ober-Landes-Gerichts-Nath. Gr. 8.
1 Thlr. 16 Gr.
—
Auch unter dem Zitel: 2 7 1
Sammlung der Verordnungen, welche ſich auf die
koͤnigl. preuß. Hypotheken-Ordnung beziehen.
Der Stände-Verſammlung des Könkgreichs Baiern und
der zu Darmſtadt ſind bereits Entwürfe zu einer neuen Hy⸗
potheken Ordnung vorgelegt, und in Stuttgart wird dieſer
5 8 ie da
zegenſtand noch im Laufe dieſes Jahres für das Körigreid |
9 zur Berathung gezogen werden. Ein Beweis,
welche Wichtigkeit man überall diefem Gegenſtande einräumt,
und wie ſehr man fühlt," daß die bisher beſtandenen diesfall⸗
ſigen Einrichtungen mangelhaft ſind. F
Darum iſt die vorſtehende Schrift zur rechten Zeit er;
ſchlenen. u
Der Verfaſſer, welcher in Deutſchland und Frankreich
5 — denn man hat ſeine Schilderung der
Provinz Limouſin mit, Arthur Young’s agronomiſchen Keiſen
verglichen — hat nach hiſtoriſcher Entwickelung des Hppo⸗
theken Weſens die franzoͤſiſche und preußiſche Hypotheken
Ordnung in ihren Vorzügen und Mängeln mit einander ver⸗
glichen, und was noch mehr iſt, jeden in Stand geſetzt, eine
ſolche Vergleichung ſelbſt anzustellen, indem er das Verfah⸗
ren nach beiden Geſetzgebungen unter Mittheilung aller For:
zeigt hat. u
e dieſer Vergleichung hat der Verfaſſer einen
vollſtändigen Entwurf einer neuen Grund und Schulsbuch⸗
Ordnung ausgearbeitet, welche die gröͤßtmoͤglichſte Sicher⸗
heit und Setbftftändigkeit mit der größten Einfachheit ver⸗
einigt. .
Das Intereſſe an den großen Ereigniffen in Suͤdoſten
von Europa macht eine genauere Kenntniß jener
Laͤnder zum Beduͤrfniß. Folgende Werke enthalten
vieles Angenehme und Belehrende darüber, und wir
haben ſie zu mehrerer Gemeinnützigkeit bedeutend
im Preiſe herabgeſetzt; ſie ſind durch alle gute Buch—
handlungen zu beziehen: W
Griffi e Neiſe in Arabien, die europaͤiſche un
Se e 12 Engliſchen von K. E. Meth.
Müller. 2 Theile. Mit 3 Charten und 1 Landſchaft.
Gr 8. 1814. Sonſt 1 Thlr. 16 Gr., jetzt 20 Gr.
Olivier, G. A., Reiſe durch Perſien und Klein⸗
Aſien; auf Befehl der lranzoſiſchen Regierung unternom⸗
men. Aus dem Franzöſiſchen von K. E. Meth. Muͤller.
2 Bände. Mit 3 Kupfert. und 2 Chorten. Gr. 8. 1808.
Sonſt 3 Thlr. 16 Gr., jetzt 1 Thlr. 20 Gr.
0 e d
Mei Mögen und mehrere Theile des oltomaniſchen
Reichs. Aus dem Franz. von K. L. Meth. Müller.
3 Bände. Mit Kupfern und Charten. Gr. 8. 1805 u. 6.
Sonft 4 Thlr., jetzt 2 Thir.
Ferner empfehlen wir folgende: a
8 tand, F. A. von, Reife von Paris nach Je⸗
e e und age. und NRüd-
wife durch Negypten, Nord⸗Afrlka und Spanien. A. d.“
Fu Eon K. L. Meth. Müller und Lindau. Mit
Eharten. 2te verbeſſerte Auflage. 3 Theile. 3. 1815.
. 12. Gr. .
3 nsourt, G. de, Schiberung des heutigen
Griechenlands und feiner Einwohner, nett Ali Pa:
ſcha's Leben und einem Wegweiſer durch's ganze Land. A.
d. Engliſchen. Mit vielen Zuſaͤßen und Anmerkungen von
D. Bergk. Gr. 8. 1821. Geh. 1 Thlr. 13 Gr.
Leipzig, den 20ſten Febr. 1822; in
8 J. C. Hinrich s'ſche Buchhandlung.
€
Reife durc) Morea nach Conſtantinopel,
> Bei Perthes und Beſſer in Hamburg iſt erſchle⸗
nen und in allen Buchhandlungen zu haben: en
Magazin der auslaͤndiſchen Literatur der geſammten
Heilkunde und Arbeiten des aͤrztlichen Vereins zu
Hamburg. Herausgegeben von D. Gerſon und
D., Julius. Aer Jahrgang. Januar. Februar.
Preis des Jahrgangs 5 Thlr. 8 Gr. —
Inhatt: J. Eigenthümliche Abhandlungen. Mittheilun⸗
gen über das gelbe Fieber (tſte Jortſetzung). t) Ueber⸗
ſicht der Verbreitung des gelben Fieders während der
Jahre 1819, 20, 21. A. Amerika. B. Sp mien.
II. Auszuͤge. Larrey's wundaͤrztliche Denkſcheiften.
III. Erfohrungen und Nachrichten. A. Aerztliche.
1) Martinets, von Wechſelſiebern. 2) Defruelles, von
Nugen der Aderläffe aus der Schlaͤfenſchlagader. 3) Buf⸗
fa, von 398 Blaſenſteinen bei einem Manne. 4), Tad⸗
dei, Verſuche mit Kirſchlorbeerol. B. Wundärztliche.
5) Niel, Auswuchs am Hirn. 6) Grillo, Entdeckung
eires neuen Neroeaknotens. 7) Boiein, Ausſchneidung
des Kitzters. C. Hei mittelkundige. 8) Krotendl als
Abfuͤgrungsmittel. 9) Mittel gegen Oueckſiiterdaͤmpfe.
D. Vermiſckte. 10) Bekenntniſſe eines Motnfafteffers;
11) Fall von Vielfreſſerej. 12) Ferrari, Wirkung ſalz⸗
ſalrer Dämpfe auf gewiſſe Kerbthiere, „5
a
1
Anzeige für Gymnaſien und Schulen.
Gradus ad Parnassum, sive Promptuarium Proso-
dicum, syllabarum latinarum quantitatem, et
synonimorum, epithetorum phrasium, descrip-
tionum ac comparationum.' po&ticarum copiam
continens, et in usum juventutis scholasticae
editum a M. C. H. Sintenis; correctum et 'äuc-
tum a Dr. O. BI. Müller. II tomi. 8.
Die neue vom Herrn Director Muͤller, Herausgeber
von Ciceronis de Oratore ad Quintum fratrem, libri
tres, uns von C. C. Sallustii Catilina et Jagurtha, ver-
beſſerte Ausgabe dieſes für Gymnaſien und Schulen aner⸗
kannt nützlichen Werkes erſcheint zur ‚diesjährigen leipziger
Jubilate-⸗Meſſe in der unterzeichneten Buchhandlung und
wird alſo bald nach Pfingſten in allen Buchhandlungen des
In⸗ und Auslandes für den fo Außerft geringen Preis von
1 Thlr. 12 Gr. wiederum zu haben ſein. e
Darnmannfhe Buchhandlung in Zuͤllichau
und Freiſtadt. 6
8
8
Durch J. G. Heubner, Vuchhaͤndler in Wien, iſt fi
eben an alle Buchhandlungen verſandt worden:
Deſterreichiſche militairiſche
Zeitſchrift. K
Das
dritte Heft
fuͤr
das Jahr 1822.
Enthaltend:
Der Feldzug. 1709 in Itallen, nach dem Abmarſch der
Rufen in die Schweiz. Erſter Abſchnitt. Vom Gefechte. —
Nech einige Ideen ber die Bewaffnung und Formirung
der Reiterei. — Neue Erfindungen, weiche in das Kriegs⸗
weſen einſchlagen. — Skizze der daͤniſchen Armee. — Anz
kuͤndigung der in dem topographiſchen Bureau des k. k.
General: Quartiermeiſter⸗Stabs neuerſchlenenen Charten.
— Neueſte Militairveränderungen.
b — Ferner iſt dafelböſt erschienen:
er Ge i ft deer
Ein
a fuͤr
Geſchichte, Politik, Geographie, Staaten—
und Kriegskunde und Literatur.
ine Das
x dritte Heft
} für 2
das Jahr 1822.
Enthaltend:
Von Mauern oder Linien der Alten. Bruckſtuͤck aus den
hiaterlaſſenen ungedruckten Schriften, einer Unter:
ſuchung über die Befeſtigungskunſt der al⸗
ten Völker, des verſtorbenen koͤnigl. ſaͤchſ. Artillerte⸗
Hauptmanns Tielke (Schluß). — Von der militairiſchen
Wichtigkeit, die Paris für Frankreich hat, und der
Sorgfalt, welche man auf ihre Erhaltung verwenden
muß. Eine ungedruckte Denkſchrift des Marſchall Vau⸗
ban, als Bruchſtuͤck aus deſſen binterlafferen Schriften
(Schluß). — Beiträge zer militatriſchen Landesbeſchreibung
von Bosnien. Von franzoͤſiſchen Officieren, auf Befehl
Napoleons, entworfen in den Jahren 1806, 1808 und
1810 (Fortſetzung).— Ueber Perſien und deſſen Bewohner
„(Bruchſtäck aus des Herrn P. Amedee Jaubert
KReiſe durch Armenien und Perſien; aus dem
Franzoͤſiſchen; Jena, 1822). — Der lebendig Begrabene.
824 ee — Anekdote aus der ruſſiſchen Kriegsge:
ſchichte.
Zeit.
Journal
So eben erſcheint und iſt durch alle Buchhandlungen zu
erhalten:
Zeitgenoſſen. Neue Reihe No. VI. (Der ge⸗
ſammten Folge No. XXX.) Redacteur: D. F.
Cramer. Gr. 8. Geh. 192 Seiten. Druckp.
1 Thlr., Schreibpap. 1 Thlr. 12 Gr.
Alle 2 Monat erſcheint von dieſer biegraphiſchen Zeit:
ſchrift 1 Heft, das 1 Thlr. auf Druckp. und ı Thlr. 12 Gr.
auf Schreibpapier koſtet; die früher erſchienenen Hefte find
ebenfalls zu dieſem Preiſe zu erhalten. Die 24 Hefte erſter
Reihe koſten zuſammen im herabgeſetzten Pretſe 16 Thlr. auf
Druckpapier und 24 Thlr. auf Schreibpapier. >
5 Inhalt dieſes Hefts:
Vorrede des neuen Herausgebers, D. F. Cramer. — Fuͤr⸗
fin. Pauline zur Lippe. — Von Kaiſenberg. —
Salomon Landolt. — G. A. L. Hanſtein. —
L. pP Strack, Landſchaftsmaler.
Leipzig, den 21ſten März 1822.
u B. A. Brodhaus.
Auswahl des Beſten aus Friedrich Rochlitz ſaͤmmt⸗
lichen Schriften, vom Verfaſſer veranſtaltet, ver—
beſſert und herausgegeben, in ſechs Baͤnden. Mit
dem Bildniſſe des Verfaſſers, gezeichnet von Schnorr,
geſtochen von Böhm. Gr. 8. Zuͤllichau, in der
Darnmannſchen Buchhandlung.
Nusgabe auf basler Velin⸗Papier iſt der Pran. Preis 13 Thlr.
12 Gr., der Ladenpreis 18 Thlr.
= — gutes franzoͤſ. Druckpapier iſt der Pran. Preis
9 Thlr. 12 Gr., der Ladenpreis 12 Thlr.
Art — ord. Drudpap. ift der Prän. Preis 7 Thlr., der
Labenpreis 9 Thlr.
——
Das ſehr wahl getroffene Portrait des Herrn Verfaſſers
m auch einzeln, in guten Abdruͤcken, für 12 Ge. ver-
tauft.
Es tft nunmehro auch die zweite Lieferung dieſes
vorzuͤglichen, in den mehreſten kritiſchen und andern Zeit:
ſchriften fo vortheilhaft bereits angezeigten, Werks erfchies
nen, welche, wie die erſte, aus 3 Baͤnden beſteht und vor⸗
wolte an ſaͤmmtliche reſpect. Praͤnumeranten abgeliefert
worden.
Das nun geſchloſſene Ganze, in 6 Bänden, kann man
durch alle Buchhandlungen beziehen.
Bei Bauer und Raspe, Buchhändlern in Rürn-
berg, iſt erſchienen und durch alle ſolide Buchhandlungen zu
beziehen: TE . wen ’
Schreiber, Naturgeſchichte der Saͤuge—
thiere. Fortgeſetzt vom Profeſſor D. Aug. Gold:
fuß. 65ſtes — 68ſtes Heft. Gr. 4. Das Heft
mit illum. Kupfertafeln koſtet 2 Thlr. ſaͤchſ. oder
3 Fl. 36 Kr. rhein.; mit ſchwarzen Kupfern 1 Thlr.
4 Gr. oder 2 Fl. 6 Kr. rhein. ;
Ferner iſt bei uns erſchtenen: N
Martini, Fr. H. W., neues ſyſtematiſches
Conchylien-Cabinet. Fortgeſetzt von J. H.
Chemnitz. ter Band mit 41 nach der Natur
gemalten Kupfertafeln. Gr. 4. 1795. 24 Thlr.
äh. oder 36 Fl. rhein.
— — vollſtaͤndiges Regiſter über das ganze
Werk. Verfertigt von J. S. Schroͤter. Gr. 4.
1 Thlr. 16 Gr. oder 2 Fl. 30 Kr.
Da auf dem 1oten Bande biefes Werks „letzter Band’!
bemerkt iſt, fo fanden wir für nöthig, ſolches den Beſitzern
dieſes Werks anzuzeigen. 3
In der Shöntan’ften Buchhandlung in Elberfeld
iſt erſchienen und an alle Buchhandlungen verſandt:
Rheinische
Fa, 7. BSR an er
für.
Medicin un d Chirurgie
Herausgegeben
von
Dr. Chr. Fr. Harless.
SUPPLEMENT-BAND
zu dem ersten bis vierten Bande,
ı Thlr. 12 Gr. oder 2 Fl. 42 Rr.
Der Jahrgang 1822 wird in 2 Baͤnden, jeder zu 3 Hef⸗
ten, erſcheinen, wovon das erſte unter der Preſſe iſt und im
Monat Maͤrz verſendet werden wird. 9
Elberfeld, im Januar 1822.
Kritiſche Unterſuchung
ber > .
allgemeinen PolaritäatsGeſetze
von 2
D. Moritz Ernf Adolf Naumann.
Dies iſt der Titel eines ſo eben bei dem Unterzeichneten
herausgekommenen hoͤchſtwichtigen, dem Philoſophen und dem
este gleich intereſſanten Werkes, das durch Neuheit und
Aale es von Myſtlcismus eben fo weit als von phanta⸗
ſieloſer Scheinverſtaͤndigkeit entfernten Ideen, durch den
Scharfſinn und die Klarheit in der Begruͤndung und Dar⸗
ſtellung derſelben ſelbſt durch ſeinen claſſiſchen Styl, weder
Originalität mit Faßlichkelt, pyiloſophiſche Beſtimmtheit mit
anziehender Lebhaftigkeit, Wuͤrde mit Anmuth in ſeltenem
Grade in fi vereinigt, beſtimmt zu fein ſcheint, Epoche in
der Geſchichte der neuern Philoſophie zu machen und die
Freunde der Weisheit von mannichfaltigen Irrwegen nicht
nur zurückzurufen, ſondern ihnen auch auf elnem fruͤher noch
nicht betretenen Pfade zur Wahrheit als Fackel vorzuleuchten.
Feipzi im April 1822.
e A. Wienbrack.
In der Varnhagen'ſchen Buchhandlung in Schmal⸗
kalden find nachſtehende beachtungswerthe Schrif—
ten erſchienen und an alle Buchhandlungen ver—
ſandt:
Archiv des Apotheker Vereins im noͤrdlichen Deutſchland,
herausgegeben von D. Brandes, D. du Menil und
Apotheker Witting. 1822. 6 Hefte. 3 Thlr.
Beiträge für die pharmaceutiſche Policei. 9 Gr. Be
Gerber, D. C., die Freimaurerck, betrachtet in ihren mög:
lichen und nothwendigen Verhaͤltniſſen zum Zeitalter der
Gegenwart. 8. 12 Gr. 7
— — Griechenland und deſſen zeitiger Kampf in feinem
Ausgange und ſeinen Folgen betrachtet. 8 Gr. N
Harless, Übersichten der alt- griechischen und römi-
schen Literatur- Geschichte von Petri. 2 Gr.
Hynek, D. E., Feierabende, oder Erzählungen in Poeſie
und Proſa. 3 Baͤnde. 3 Thlr. !
Kremer, Friedrichs des Großen Verſuch über Beherrſchungs:
formen und Regentenpflichten; in's Deutſche uͤberſetzt und
mit Anmerkungen begleit't. 8. 18 Gr.
Tagebuch, meteotologiſches, von Salzufeln. ıftes
Heft. 10 Gr. x
Witting, Beiträge für die analytische und pharmaceu-
tische Chemie. ıstes und 2tes Heft. Gr. 8. Jeder
Heft 9 Gr.
Im Verlage der D. R. Marz'ſchen Buchhandlung in
Karlsruhe und Baden iſt erſchienen und an alle Buch⸗
handlungen Deulſchlands verfandt worden:
Air ec e
für ſtandes und grundherrliche Rechte und Verhaͤltniſſe,
Geſchichte und Statiſtik, alter und neuer Zeit.
Iſten Bandes 2tes Heft.
Inhalt:
1. Ueber die Oberſthoheit des deutſchen Bundes.
2. Fortſetzung der Hohenlohlſchen Denkſchrift. 2
3. Fortſetzung der Löwenftein : Werthheim: Freu:
denbergiſchen.
4. Fortſetzung der Löwenſtein Werthheim⸗Roſen⸗
bergiſchen.
5. Beſchluß der Darſtellung des Reichsadels.
6. Ob das Nothrecht (jus eminens) die Abloͤsberkeit der
Feudal⸗Abgaben überhaupt, beſonders aber die Aufloͤſung
des Fall Lehen: Inſtityts rechtfertige?
7. Commiſſions⸗ Vortrag an die hohe deutſche Bundes ⸗
Verſammlung, die Vollziehung des Art. 14 der deutſchen
Bundes Acte; vom 2yften Mat 1819.
g. Geſchichte der Mediatiſtrung. Fortſetzung.
9, Zufammenſtellung der Verhandlungen des wiener Con:
greſſes, weiche auf die Faſſung der Art. 6 und 14 der
F FñߧX˖ké˙:c. — — — —
deutſchen B. A. Einfluß gehabt, fo wie derjenigen Ein⸗
ſchreitungen, welche die vormaligen Reichs fürſten, Reihe
grafen und der Reichsadel, zur Herſtellung eines gleſch⸗
foͤrmigen bleibenden Rechts zuſtandes bei dem hohen Con⸗
greſſe gemacht haben. Zum Behuf einer richtigen Erflk-
tung der Art. 6 und 14 der deutſchen B. A.
10. Georg Ernſt Friedrich Edler von Braun.
11. Neueſte Verhandlungen der hohen deutſchen Bundes⸗
Verſammlung, die Vollziehung des Art. 14 der deutſchen
B. A. betreffend.
12. Codex diplomaticus: a) königl. bairiſches Edict vom
ziſten December 1806, den vormaligen Reichsadel bes
treffend; b) koͤnigl. wuͤrtembergiſches Adels⸗Statut von
1817.
Das Zte Heft iſt unter der Preſſe und wird unverzöͤglich
nachfolgen; überhaupt iſt die Veranſtaltung getroffen, daß
die übrigen Hefte des kſten Jahrganges ununterbrochen ers
ſcheinen konnen.
Der Subſcriptionspreis dieſes Erchivs bleibt unverändert
auf 5 Thlr. 15 Gr. für 6 Hefte, welche einen Jahrgang
bilden und die getrennt nicht abgegeben werden. Die Herren
Subſcribenten werden jedem Hefte vorgedruckt.
So eben wird fertig:
Hermes oder kritiſches Jahrbuch der Literatur. Vier—
tes Stück für das Jahr 1822. (No. XII der ganz
zen Folge.) Gr. 8. Geh. 372 Seiten. Preis des
Jahrgangs von 4 Stuͤcken (im Ganzen 100 Bogen
engen Drucks) 10 Thlr. und eines einzelnen Stuͤcks
3 Thlr.
Die Jahrgaͤnge 1819 und 1820 koſten jeder 8 Thlr. und
die Repertorien dazu 1 Thlr. und 16 Gr. Das für den
Jahrgang 1821 wird zur Oſtermeſſe ausgegeben. Das erſte
Stuͤck für 1822 (No. XIII) wurde im Januar ausgegeben
und das zweite (No. XIV) erſcheint im Mai.
Inhalt dieſes Stuͤcks (No. XII.):
I. Pouwald, Leuchtthurm — Fluch und Segen — Bild
— romantiſche Accorde. Von Willibald Alexts.
II. Erhardt, Grundlage der Ethik. 5 >
III. Neue Beiiräse zu den Unterſuchungen über die Min;
nehöfe, nebſt einer Anzeige der Schrift: Die Minnehöfe
des Mittelalters. Von Ebert.
IV. Jomini, traité des grandes opérations militaires,
contenant 1 b 1855 campagnes de Frederic II.
comparees X celles de l’Empet Napoleon.
dem B Review: e eee
V. derbart, Lehrbuch zur Einleitung in die Philofophie,
VI. Hiſtoriſche Notizen über die Beſetzung der nen
2. vom Anfang der chriſtlichen Kirche bis auf unfere
eiten.
VII. Kornpolizei. ueber den Bericht einer Parla⸗
ben oe die Beſchwerden gegen die Be-
nuͤckung des erbaues in England.
Review No. L. an „
VIII. Barante, des communes et de l’aristocratie.
IX. Verhandlungen in der Verſammlung der koͤnigl. wür⸗
tem ergiſcken Landſtände im Jahr 1819. Dritter Artikel.
X. Koͤppen, Politik nach platontſchen Grundſatzen.
— — Rechtslehre nach platoniſchen Grundfägen.
XI. Schubarth, Ideen über Homer und fein Zeitalter.
XII. Menzel, Geſchichten der Deutſchen. Von Fr. v. Rr.
XIII. Kallimachos Hymnen, überſetzt von Conrad
Schwenk.
Leipzig, den 21ſten März 1822.
F. A. Brockhaus.
*
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XII.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Sonverſations⸗Blatte, der Iſis und ben krittſchen
Annalen der Mediein in Quart- Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern bes Mag:
netismus in Oetav⸗Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht.
Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart-Abdrucke berechnet 2 Gr.
Beantwortung der im Lit. Conv. Blatt 1822, Nr. 7,
Yu. 12, enthaltenen Recenſion der Beſchreibung einer
Reiſe nach Surinam u. ſ. w.
Der Verfoſſer des oben benannten Werks hat mit Ver
gnuͤgen den Gifer bemerkt, mit welchem der Herr Recenſent
über die Abſchaffung des africaniſchen Sclavenhandels ſich
ausläßt; auch der Verfaſſer haßt den Sclavenhandel recht
ſehr und vergleicht ihn in feinem Werke „mit einer Gif!
pflanze, deren Fortdauer auf den Feldern verſchiedener Ge—
genden man ſo gerne los ſein will, die aber nicht uͤberall
auf gleiche Art behandelt werden kann. Denn wo das Land
locker und berei 8 gut vorbereitet wurde, iſt freilich das
Ausreißen auf einmal das kuͤrzeſte und zweckmaßigſte Mittel,
wo aber dieſer Gewaͤchſe Wurzeln mit denen der nutzbaren
Pflanzen zu ſehr verwachſen find, mochte das Anempfehlen
einer langſamen und mühſamen Ausjaͤtung wohl nicht mit
Recht bittere Vorwuͤrfe verdienen.“ Der erſte Theil dieſes
Vergleiches wuͤrde auf die engliſchen Colonien anwendbar
ſein, die Colonie Surinam aber befand ſich waͤhrend des
vorigen Krieges im letzteren Fall.
Darf doch ein gewiſſenhafter Arzt, oder elner, der am
meiſten Gelegenheit harte, den Kranken zu beobachten, den
wahren Zuſtand des Patienten deſſen Freunden nicht verbeh—
len, wenn ſein Uebel eine ſo geſchwinde Cur nicht erwarten
läßt, als fie ſich ſchmeicheln, und er iſt darum nicht minder
theilnehmend, wenn er ein zwar langſameres Huͤlfsmittel
an welches ihm aber um ſo zweckmaͤßiger zu ſein
eint.
Der Verfaſſer wurde durch einen Brief aus Europa
aufgefordert, ſeine Meinung uͤber den Einfluß, den das in
England erſchienene Geſetz: — durch welches der Sclaven,
handel adgeſchafft und die Einfuhr der Neger von dem Au—
genblicke der Bekanntmachung an unterſagt wurde — auf die
noch nicht lange von den Engländern beſetzte Colonie Suri⸗
nam haben muͤßte, auszuſprechen. „Ireimuͤthig hat er ſich
über dieſen Gegenſtand erklärt, mit Unterdruͤckung deſſen, was
ſein Herz bei dem Sclavenhandel empfindet. Er hat nur
allein Thatſachen dem unparteiiſchen Leſer zur Prüfung vor:
gelegt.!“ Der bald hierauf erfolgte allgemeine Friede hat
nachmals eine recht ſehr erwuͤnſchte Criſis für dieſe Ange:
legenheit vorgebracht.
Der Verwunderung des Herrn Recenſenten, wie ein
Ritter des Sl. Johanniter: Drdens ſich fo über den Scla⸗
venhandel auslaffen koͤnne, ſetzt der Verfaſſer die Beantwor⸗
tung entgegen: daß fein ritterliher Wahlſpruch iſt: Thue
Recht und fuͤrchte niemand — alſo auch nickt die Kritiker,
Noch iſt zu bemerken: daß kKill- devil nicht kleiner Teufel,
ſondern toͤdtlich dem Teufel heißt, indem der friſche Rum
fuͤr ſo ſchaͤdlich gehalten wird, daß er ſelbſt einen Teufel
toͤdten moͤchte.
Berlin, den ızten Februar 1822.
Der Verfaſſer.
|
In dem von mir aus dem Engliſchen übertragenen, bet
» 9. Zeh, in Ruͤrnberg und Leipzig, 1822, herzusgekom⸗
menen Roman: „Der Eheſtand,“ habe ich, zu meinem
großen Mißvergnuͤgen, eine ungeheure Menge von Druckfeh—
lern bemerkt. So zäpite ich z. B. in der me riſchen Stelle
von acht und zwenzig Zeilen, S. 34 — 38, deren nicht we⸗
niger als 13, ſage dreizehn, weiche ſaͤmmtlich den Vers⸗
bau, größtentheils aber auch den Sinn, gaͤnztich entſtellen.
Verhaͤltnißmaͤßig geht es fo fort urch das ganze bisher er
ſchienene erſte Baͤndchen. Seibſt mein Name, C. v. S.,
wurde auf dem Titelblatte gegen ein L. o. S. vertauſcht.
Zur Vermeidung ſchiefer Uctheile ſehe ich mich veranlaßt, auf
die arge Entſtellung meiner Acbeit durch die Verſehen des
Correctors hiermit aufmerkſam zu machen.
H. . „ den 7ien März 1822.
C. v. S.
Anzeige eines ausgezeichneten oͤkonomiſchen Werkes.
Magdeburgiſches Kochbuch
für angehende Hausmuͤtter, Haushaͤlterin—
nen und Koͤchinnen,
ober
Unterricht für ein junzes Frauenzimmer, das Küche
und Haushaltung ſelbſt beſorgen will; aus eigner Er—
fahrung mitgetheilt von einer Hausmutter. Neue,
durchgeſehene, vermehrte und verbeſſerte Auflage in
3 Baͤnden, von denen jeder auch ein fuͤr ſich
beſtehendes Ganzes ausmacht.
3 Thlr. 6 Gr.
Einzeln koſtet der ıfte Band 1 Thlr. 6 Gr., der zie und
3° Band jeder 1 Thlr.
Inhalt:
Erſter Band: 105 Suppen und Kalteſchalen, 98 Flelſch,
gerichte, 71 Vorkoſten und Zugemuͤſe, 23 Puddings
und Kloͤße, 33 Paſteten, 21 Fiſch gerichte 57 Braten,
35 Saucen und Brühen, 28 Slate und Com pols,
37 Gelees, Keeeme u ſ. w., 15 zum Haut gout ge⸗
hoͤrige Sachen. Wh der Speiſen. Ansichten. An:
ordnung der Tafela. Tranfchiren. Blod⸗, Kuchen ⸗,
Torten und 3 ckerwerk- Baden. Eio. Einmachen des
Obſts u. ſ. w. Aufbewahren von Fruͤchten u. f. w.
Einſchlachten, Einpöleln, Raͤuchern des Fleiſches. Ge:
tränke. Lichtgießen und Lichtziehen. Seife und Staͤr⸗
keverfertigung. Waſchen, Bleichen, Faͤrben, Fleckaus⸗
machen. Anfertigung der Berten. Schevern, Putzen u.
ſ. w. Verſchiedene Haus- und Wirthſchaftsregeln, nebſt
einem Anhange von der Verfertigung guter Butter und
Kaͤſe, wie auch eines guten Keſſelsters.
Zweiter Band: 45 Fleiſchſaͤfte, Coulis und Brühen,
76 Suppen und Potagen, 196 Fleiſchſpeiſen, 10 re:
naten, Mlrotons und Puppetons, 45 Haſchees und ge:
füllte Eſſen, 23 Ragouts, 22 Paſteten, 26 Zugemaſe,
31 Fiſchgerichte. Von Bralen 17 Saucen und Mari⸗
naten, 19 Compots und Salate, 35 Gelees, Kreems
und Marmel den, 22 Puddings und Kloͤße, 20 Eier:
und Mehlſpeiſen, 15 Kuchen und Gebackenes, Io Tor⸗
ten, 29 eingemachte Sachen. Vom trockenen Aufbe⸗
wahren der Früchte. Von verſchiedenen Getraͤnken.
12 Speiſezettel. Vom Fleckausmachen. Vermiſchte
Wirthſchafts⸗ und Hausregeln,
vom Brolbacken.
Dritter Band: 45 Suppen und Kalteſchalen, 105
Fleiſchſpeiſen und Braten, 25 Vorkoſten, 25 Puddings
und Klöße, 15 Paſteten, 20 Mirotons u. f. w, Tim⸗
bolen u. ſ. w., 10 feine Ragouts, 30 Schuͤſſel Eſſen
und Faftenfpeifen, 40 Eier:, Milch- und Mehlſpeiſen,
45 Kreems und Muße, 25 Gelees, 25 Compots und
Aſſietten, go Saucen, 75 Fleiſchſpeiſen, 45 Kuchen⸗
und Backwerke, 70 Torten und feine Gebaͤcke, 15 ein⸗
gemachte Sachen, 20 warme und kalte Getränke. Vom
Aufbewahren der Fruͤchte u. ſ. w. Waſchen, Faͤrben,
Fleckausmachen. Ueber Vertilgung des Ungeziefere. Ver⸗
ſchiedene Haus- und Wirthſchaftsregeln. Anhang über
Zucht und Wartung des Federviehes und der Bienen.
Seit Erſcheinung dieſes Werks ſind zahlloſe Kochbuͤcher
herausgekommen, die faſt alle mehr oder weniger aus der
reichen Quelle des obigen geſchoͤpft haben. Dies koͤnnte ſchon
allein hinreichend ſein, den Werth deſſelben zu beſtimmen.
Wir ſind auch weit entfernt, es anzupreifen; denn es eſt de
reits fo allgemein bekannt und verbreitet, daß alle, die es
beſitzen und gebrauchen, gewiß mit uns einſtimmen werden,
wenn wir es als durchaus practiſch und in feiner Art claſ⸗
ſiſch nennen, da bet den Recepten, die auf wirklich gemachte
Verſuche von der wuͤrdigen Verfaſſerin gegruͤndet ſind, eben
ſo auf Wohlgeſchmack als auf Geſundheit der Speiſen und
auf möglichſte Erſparniß Rückſicht genommen iſt; weßhalb
nd dies Buch beſonders als ein treuer Rathgeber zu einem
würdigen Geſchenke für junge Hausfrauen eignet und einen
Platz in jeder Ausſtattung verdient. Zu dieſem Behuf haben
es alle deutſche Buchhandlungen entweder vorräihig, oder
können zu den angezeigten Preiſen immer den neueſten Ori⸗
Iinaldruck von uns beziehen.
Er eußzſche Buchhandlung in Magdeburg.
In der Schöndanfhen Buchhandlung in Elberfeld
Aft erſchienen und an alle Buchhandlungen perfandt:
Rheinische
N
fär
Medicin und Chirurgie.
Herausgegeben
von
Dr. Chr. Fr. Harless.
Band V, Stück I.
Mit 4 Abbildungen.
20 Gr. oder ı Fl. 30 Rx.
Im Magazin für Induſtrie und Literatur
in Leipig iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
haben:
Et was
a us dem Nach la ſſe
eines Maurers.
Nebſt einem Anhange, in Reden, die bei feierlichen,
freudigen und unangenehmen Vorfaͤllen im brüders
lichen Kreiſe gehalten worden find.
Gr. 8. Broch. 16 Gr.
in welcher die Elemente dieſer Wiſſenſchaft
nebſt einem Anhange
Unterhaltungen
uͤber
ee eee j
in Ge⸗
ſpraͤchsform durchgegangen und durch Experimente
erlaͤutert werden.
E rte heil.
Ueber die einfachen Körper,
Aus dem Engliſchen uͤberſetzt von D. Kuͤhn.
Mit 12 Kupfern. 8 Broch. 1 Thlr. 12 Gr.
Modell: . Reiß buch
ur
Tiſchler und Zimmerleute.
Enthaͤlt Thuͤren, Bruͤcken, Balcons, Gartenver⸗
machungen, alle Arten Gelaͤnder, Gartenſitze, Lauben
und Gartenhaͤuschen in Lattenwerk und unbehauetem
Holze, Pilaſter, Säulen u. ſ. w. nach dem
neueſten engliſchen Geſchmack.
Herausgegeben
von
Middeleton.
4 Hefte. Mit Kupfern.
Jedes Heft 1 Thlr.
K. F. Muhler t
Allegorie
ber bildenden Kun ſt e,
in allgemeinen Bemerkungen und ſpeeiellen Darftels
lungen, fuͤr Kuͤnſtler und Kunſtfreunde.
8. Broch. 16 Gr.
Aufgaben
z um Kopfrechnen,
groͤßtentheils' für geüdtere
Rechen ſchü ler.
Herausgegeben von Weinmann.
8. 20 Gr.
Oppermann (Rathmann) das Armenweſen und
die milden Stiftungen in Magdeburg:
1 Thlr. 5
Inhalt: 1) Notizen zur Geſchichte des Armenweſens von
1793 bis 1820. 2) Von der jetzigen Verwaltung des
Armenweſens und von deren Reſultat im Jahre 1820.
3) Von den durch beſondere Vorſteher verwalteten Wohl⸗
thaͤtigkeits⸗Anſtalten. 4) Von den burch das Almoſen⸗
Collegtum verwalteten milden Stiftungen. 3) Von den
milden Stiftungen bei den luthertſchen Slad'klrchen.
6) Von den unter Aufſicht des Magiſtrats verwalteten
Stipendien.
Bei Anzeige dieſer ſo mühſamen als gediegenen
törnen wir nicht umhin, eine früher in r Bal
ſchienene, in der naͤchſten Verbindung mit obiger ſtehende:
Bangerow, W. G. v., Entwurf zur Vervollſtaͤn⸗
digung der Ber des Armenweſens im Alt
gemeinen, und in beſonderer Beziehung auf Magde:
burg. 1 Thlr. 8 Gr. er RR
zu erwähnen. Von beiden gilt der Aus .
allein führt zu Reſultaten! 25 e ER
Sreug’fhe Buchhandlung in Magdeburg.
Literariſche Anzeige.
Durch Landwirthe, Cavallerfe⸗Officiere, Pferdezuͤchter
und Liebhaber der Pferde, bei denen meine fruͤher heraus:
gegebenen Schriften Beifall gefunden haben, dringend aufge⸗
fordert, werde ich ein Werk unter folgendem Titel bear⸗
beiten:
Das Ganze der Thierheilkunde,
nebſt allen damit verbundenen Wiſſenſchaften.
Oder
Bücher der Thier-Arzneiwiſſenſchaft
für
die Landwirthe, Kavallerie, Pferdezuͤchter, Thieraͤrzte
und Pferde-Liebhaber,
mit den dazu noͤthigen Kupfern.
Das Ganze dieſes Werkes ſoll in fünf Theilen beſtehen
und nach folgendem Plan geordnet werden:
Erſter Theil:
Die Pferdezucht.
A. Die Anlegung der Hauptgeſtuͤte ohne Landwirehſchaft.
B. Die Anlegung der Hauptgeftüte mit Landwirthſchaft.
C. Die Anlegung der ganz wilden Geſtuͤte.
D. Die Anlegung der halb wilden Geſtuͤte.
E. Die Anlegung der Landgeſtuͤte.
F. Die Anlegung der Maulthiergeſtuͤte.
G. Die Einrichtung der Privatgeſtuͤte.
H. Die oͤkonomiſche Pferdezucht der Gutsbeſitzer, Amtleu⸗
te, Paͤchter und Bauern.
Die Beſchreibung wird ſich nicht allein auf die Anlegung
und Einrichtung der Geſtuͤte beſchraͤnken, ſondern vorzuͤglich
die Behandlung der zu einem Geſtuͤte gehoͤrigen Pferde oder
Maulthiere enthalten.
Zweiter Theil:
A. Die wiſſenswuͤrdigen Theile eines Pferdes, anatomiſch
und vorzuͤglich phyſiologtſch dargeſtallt.
B. Die Erkenntniß und Heilung der aͤußerlichen Krankhei—
ten der Pferde.
C. Die Erkenntmiß und Heilung der innerlichen Krankhei⸗
ten der Pferde.
Dritter Theil:
A. Anleitung zum Beſchlagen der Pferde.
B. Die Erkenntniß der Krankheiten in und an den Fuͤßen,
nebſt der Heilung derſelden.
C. Die an den Pferden vorkommenden Operationen.
D. Die Beſchreibung der Seuchen bei den Pferden und die
aͤrztliche Behandlung derſelben.
E. Behandlung der Cavallerie⸗, Artillerie- und Trainpferde,
ſowohl im Frieden als im Kriege.
Vierter Theil:
A. Die Zucht der bekannten Kacen des Rindviehes.
B. Die wiſſenswuͤrdigſten Theile derſelben, anatomiſch und
vorzuͤglich phyſiologiſch dargeſtellt.
. Die Erkenneniß und Heilung der aͤußerlichen Krankhei⸗
ten des Rind viehes.
D. Die Erkenntniß und Heilung der innerlichen Krankhei⸗
ten des Rinbviehes.
E. Die Beſchreibung der Seuchen und die aͤrztliche Be:
handlung derſelben.
F. Die an dem Rindvieh vorkommenden Operationen.
Fünfter Theil:
A. Die Zucht und Veredelung nebſt Fütterung und Wars
tung der Schafe.
B. Die Erkenntniß und Heilung ihrer Krankheiten.
C. Die Beſchreibung der Seuchen und ärztliche Behand»
lung berfelben.
D. Die Erkenntniß und Heilung der Krankheiten der
Schweine.
E. Die Erkenntuiß und Heilung der Krankheiten der
Hunde.
—
Das Ganze dieſes Werkes habe ich für die Landwirthe,
Pferdezuͤchter, Thierärzte und Liebhaber der Pferde, den
zweiten und dritten Theil aber, welche wiederum ein vollftäns
diges Ganze ausmachen, von den andern abgefondert, für
die Cavallerte⸗, Artillerie und Train ⸗Officiere beſtimmt;
daher ſollen biefe beiden Buͤcher ſeparat in zwei Theilen un:
ter folgendem Titel gedruckt werden:
Erſter Theil:
Anleitung
zur Erkenntniß und Heilung der Krankheiten ber Pferde.
Zweiter Theil:
Anleitung
zum Beſchlagen der Pferde, nebſt der Behandlung ber
Cavallerte,, Artillerie, und Trainpferde, ſowohl im
Frieden als im Kriege.
Ich werde mich bemuͤhen, dieſem Werke die hoͤchſte Voll.
kommenheit zu geben, indem ich eine jebe Abhandlung deut⸗
lich und ausfuhrlich, fo wie es der Zweck erheiſcht, beſchret⸗
ben werde. Ich will dieſer Arbeit in voraus keine Lobrede
halten, um ſolche anzupreiſen, aber die Leſer oder Beſitzer
meiner fruͤhern Schriften werden es zu beurthellen wiſſen,
was ſie zu erwarten haben, daher werde ich allen Fleiß an⸗
wenden, ihren Wunſch und Erwartung auf eine Art zu ent⸗
ſprechen, daß ich ihres Beifalls verſichert fein kann.
8 Rohlwes,
koͤnigl. preuß. Thierarzt.
Der unterzeichnete hat den Verlag dieſes Works übers
nommen, und wird der erſte Theil en im Laufe dieſes
Saen erſcheinen und dann das nähere darüber berichtet
werden.
Leipzig, den zten April 1822.
F. A. Brockhaus.
Anzeige für Lehrer und Schuler.
Im Verlage der unterzeichneten Buchhandlung iſt ſo eben
erſchienen:
Harless, Uebersicht der altgriechischen und rö-
mischen Literatur-Geschichte, ven Fr. Erd.
Petri. 1820. 8. 2 Gr.
Wer ſich direct an die Verlagshandlung wendet, be⸗
kommt bei baarer und freier Einſendung von 4 Thlr. ſaͤchſ.
100 Exempl. Bet geringern Beſtellungen findet dieſer er⸗
maͤßigte Preis jedoch nicht ſtatt.
Th. Gfr. Varn ’
East
„Ueber den Zuſtand England's zu Anfang
des Jahres 1822.“
Von der in London vor einigen Wochen erſchiene
ſehr intereſſanten Schrift: the rare eis ae
in 1822, veranſtalteten wir eine Weberfegung, welche mit
Anmerkungen, aus der ganz kuͤrzlich herausgekommenen
Answer to the state of the nation entlehnt, bie zur
näpern Erläuterung dienen werden, begleitet fein wird.
Dunder und Humblot in Berlin.
Verlagsanzeige der Creutz'ſchen Buchhandlung
in Magdeburg.
Der Rathgeber beim Studiren auf die
Sonn- und Feſttags⸗ Evangelien und
Epiſteln. Eine Sammlung theils von bloßen
Hauptfägen, theils von Dispoſitionen oder zerglie—
derten Thematen, von D. W. L. Steinbrenner,
Superintendent. Gr. 8. 1 Thlr. 12 Gr.
Der Titel beſagt vollftändig, was der wuͤrdig bekannte
Verfaſſer feinen mit Geſchͤͤften überhäuften, vorzüglich juͤn⸗
gern Amtsbruͤdern zur Ecleichterung darbietet. Es iſt eine
Auswahl derjenigen Hauplſaͤtze, welche er aus feinen ſeit
30 Jahren gehaltenen Predigten, nach nochmaliger forgfal:
tiger Pröfung für die vorzuͤglichſten hält, und von denen er
durch Erfahrung überzeugt iſt, daß fie einen brauchbaren
Leitfaden zur weitern Ausfuͤhrung und Darſtellung bilden.
Seine hoͤchſte Freude wird fein, wenn dieſe aus lauterer
Abſicht unternommene Arbeit freundliche Aufnahme findet und
ſo zum Segen gedeihet.
Bei mir iſt erſchienen:
Jahrbücher für. den Lebens-Magnetismus oder neues
Asklaͤpieion. Allgemeines Zeitblatt für die geſammte
Heilkunde nach den Grundfägen des Mesmerismus,
herausgegeben von D. K. Ch. Wolfart. Vierten
Bandes zweites Heft. (No. VIII.) Gr. 8. Geh.
224 Seiten. 1 Thlr.
Die früher erſchienenen 7 Hefte find ebenfalls durch alle
Buchhandlungen zu beziehen und koſtet jedes 1 Thlr.
Dies neue Heft erhält folgende reich⸗
haltige Auffäße:
I. umriß der mesmeriſch-magnetiſchen Heilart uͤberhaupt,
ſo wie insbeſondere ruͤckſichtlich gemeinſamer Krankenbe.
handlung. (Fortſetzung und Schluß.) Vom Heraus-
geber. 5 H N
II. Darlegung über meine magnetiſch⸗aͤrztliche Wirkſam⸗
keit. (ls Berlaße zu der vorſtehenden Abhandlung.)
Von demſelben. | ?
III. Einige Andeutungen über das Verhaͤltulß der kuͤnſtlich
erregten Eleciricnät zum thleriſchen Leben und uber vie
daraus hervo gehende Anwendbarkeit derſelben als Heil⸗
mittel. Von D. Lichtenſtadt.
IV. Verſuch einer neuen Begründung der Lehre von der
Selbſtthärigkeit des Fluͤſſigen, beſonders der thieriſchen
Saͤfte. Von demſelben. |
V. Hellungsgeſchichte einer gallovpivenden Lungen. Sc wind:
ſucht, verbunden mit Hals: Schwindfuht. Von D. J.
F. Mertins.
Leipzig, den Zten April 1822.
KERNE F. A. Brodhaus.
Neberſetzungs- Anzeige.
Von der am 28ſten März in Paris erſchienenen Schrift
ven de Pradt:
Griechenland in ſeinen Verhaͤltniſſen zu Europa
erſcheint noch im April eine deutſche Ueberſetzung mit Anmer⸗
kungen von D. Lindner bei
Metzler in Stuttgart.
Von folgenden ftanzoͤſiſchen und engliſchen Werken
erſcheinen bei mir Bearbeitungen und wuͤnſche ich dabei ohne
Colliſion zu bleiben. ene
a) Von J. D. Meyer: Esprit, origine et progres
des institutions judiciaires etc. wird Herr Prof:
J. P. v. Hornthal in Freiburg unter dem Titel:
Geſchichte der Rechtspflege bei den vorzuͤglichſten
Voͤlkern germaniſchen Stammes, eine deutſche Be—
arbeitung in 4 Baͤnden herausgeben, deren erſter
bis zur Michaelismeſſe fertig wird. 2
b) Von des Grafen von Villeveille Schrift: Des insti-
tuts d’Hofwyl, consideres plus articuliere-
ment etc. bearbeitet der kurfuͤrſtlich Heſſiſche Deko:
nomie-Commiſſair, Herr Wenderoth in Caſſel, der
mit dem Grafen von V. zugleich, laͤngere Zeit in Hof—
wyl lebte, eine deutſche Ueberſetzung unter dem Titel:
Die Inſtitute von Hofwyl, mit vorzuͤglicher Beruͤck⸗
ſichtigung ihrer hohen Wichtigkeit für die Gtaats-
zwecke, oder aus dem Geſichtspunkte ihrer großen
ſtaatswirthſchaftlichen Wichtigkeit betrachtet.
e) Eben derſelbe Herr Oekonomie-Commiſſair Wend e⸗
roth bearbeitet eine Ueberſetzung von des Generals
Majors van Boſch Werke: De la Colonie de Fré-
deriksoord etc. unter dem Titel: Ueber die Colonie
Frederiks-Oord und den Mitteln, der Armuth durch
Anbau unbenutzter Ländereien abzuhelfen,. ,
d) Von dem fo eben in England erſchienenen Werke:
The travels of Theodore Ducas in various coun-
tries of Europe at the revival of letters and
art, edited by Charles Mills, 2 vols, werde ich
eine deutſche Bearbeitung liefern.
Leipzig, im April 1822.
F. A. Brockhaus.
Aus dem Verlag der Eyraudeſchen lithographiſchen
Anſtalt in Neuhaldensleben iſt ven der Ereutzeſchen
Buchhandlung in Magdeburg durch alle Buchhandlungen
zu bekommen:
Wandcharte von Europa, nach den neueſten
Eintheilungen, in 6 Blaͤttern, welche eine
Tafel von 34 Zoll Höhe und 34 Zoll Breite bilz
den. 1 Thlr. 8 Gr. .
Wenn dieſe Charte nicht auf den Werth einer Kabinetös
Charte Anſpruch machen kann, was auch keinesweges der
Zweck derſelben iſt, fo gswaͤbrt fie doch in kraͤftigen, be⸗
ſtimmten Umriſſen eine deutliche Ueberſicht dieſes Welttheils,
der Gebirge, der Fluͤſſe und der einzelnen Laͤnder deſſelben
in ihren Begrenzungen nach den gegenwaͤrtigen politifchen
Verhaͤleniſſen, und eignet ſich weſentlich zum Schulunterricht
in der Geographie. Am meiſten ſpricht fuͤr ihre Brauchbar⸗
keit, daß dieſelbe, ohne bisher oͤffentlich angeprieſen worden
zu fein, durch mündliche Empfehlung der Herren Lehrer be—
reits in vielen Schulen Eingang gefunden hit, was auch ge⸗
wis der hoͤchſt billige Preis erleichtert. Des Herausgeber
iſt jest dabei, die andern Welttheile in ähnlicher Art zu
liefern. N
Eyraud's, A., Uebungen im Landſchafts—
zeichnen, 8 Blaͤtter. 16 Gr.
Wohlfeiles ABC, und Leſebuch, mit 24 Ab:
bildungen aus der Naturgeſchichte und einer Vor—
ſchrift zum Schoͤnſchreiben, gebunden, illum. 5 Gr.,
ſchwarz 3 Gr. 6 Pf.
— —
Einladung zur Praͤnumeration auf er wichtige Werk.
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ut Sa meinen 5 W. Sieber
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e 100 n a ch der Walen
wen A im griechiſchen Archipelagus
Inn & 1 im Jahre
1847.
Zwei Baͤnde in gr. 8.
mit 14 Kupfertafeln und Charten in Octav und Folio.
b Leipzig, 1822
bei Friedrich Fleiſcher.
erer rr rr ere rr rener
Praͤnumerationspreiſe,
guͤltig bis zum Ende des Monats Auguſt 1822.
Fuͤr 1 Exemplar auf das ſchoͤnſte engliſche Papier und guten Kupferabdruͤcken:
4 Thaler oder 7 Fl. 12 kr.
Dur 1 Eremplar auf engl. Royal-Velin, mit den erſten Kupferabdruͤcken,
wovon nur 40 Exemplare gedruckt werden;
5 s Thaler oder 10 Fl. 48 kr.
„81 \ nein A ego Ir
rere rrrrrrrFrrrrrr rr rr
Der Verfaſſer iſt der gelehrten und gebildeten Welt bekannt genug, als ihn erſt als ſolchen em—
pfehlen zu duͤrfen. Daß das Ziel der Reiſe die Juſel. Creta war, welche, wiewohl uns nahe, von
großem Umfange und von dem groͤßten geographiſchen / y' hiſtotiſchen, antiquariſchen und naturhiſtori⸗
ſchem Intereſſe, uns dennoch bisher faſt eine Terra incognita war, ſpricht deutlich für. das In⸗
tereſſe derſelben. Der Verleger wird deshalb alles thun, um das Werk mit einer unſer Vaterland
ehrenden Ausſtattung dem Publicum zu liefern, und getraut ſich ohne Uebertreibung zu verſprechen,
daß ſich das Werk dem vorzuͤglichſten bisher erſchienenen, wuͤrdig an die Seite ſtellen ſoll. Um Ge⸗
legenheit, ein Urtheil faͤllen zu koͤnnen, zu geben, ſind auch an einige Buchhandlungen, die weiter
unten verzeichnet find, Proben der Kupfer geſandt, wo man ſie alſo einſehen kann. Keinesweges
foll dieß indeſſen andeuten: daß nur in dieſen Handlungen auf das Werk praͤnumerirt wurde, ſon⸗
dern jede gute Buchhandlung wird gern dazu erboͤtig ſeyn. Die Abſicht, den erſten Pränumeranten
auch die beſten Abdruͤcke zu ſichern, machte es nicht rathſam, mehr dergleichen Probehefte zu geben.
Da ich nun hier meine Abſicht ausgeſprochen habe, dem geehrten Publicum ein ſchoͤnes deut⸗
ſches Originalwerk zu liefern, ſo darf ich mir dagegen auch wohl verſprechen, daß es mich in den
großen Aufopferungen, die es erfordert, durch eine recht zahlreiche Praͤnumeration unterſtuͤtze. Man
hat hier nicht noͤthig zu fuͤrchten, vielleicht Jahrelang, auf die Lieferung des Bezahlten warten zu
muͤſſen, ſondern der ſpaͤteſte Termin, den ich mir zur Ablieferung des Ganzen ſetze, ſind 6 Mo⸗
nate von heute an gerechnet. Die Platten find bis auf eine alle fertig, und 2 Druckereien arbei-
beiten unausgeſetzt daran, das! Werk zu vollenden. Die Pränumerbnten elhalten nach der Reihe
wie ſie ſich melden, auch die Kupferabdrücke. Wer alſo mir recht bald ſeinen Entſchluß anzeigt,
wird darinnen einen Vorzug genießen. ; 1 3 hen
Ich gebe nun eine vorlaͤufige Ueberſicht des Inhaltes.
Das Ganze iſt mannichfaltigen Inhaltes und zerfaͤllt in 2 Abtheilungen.
Die erſte enthaͤlt die Folgenreihe der vom Verfaſſer auf dieſer großen (36 geograph. Meilen
langen) Inſel unternommenen Reiſen, ſeine dabei gehabten Hinderniſſe, Zufaͤlle, Lebensgefahren und
außerſt anziehende Schilderungen der Sitten, Gebrauche und Handlungsweiſe ihrer Einwohner.
Beobachtungen und wiſſenſchaftliche Gegenſtaͤnde kommen mit originellen und characteriſtiſchen Anec⸗
doten, im bunten, gefaͤlligen Wechſel vor. Von der Erzaͤhlung der Zufaͤlle des Tages geht der
Verfaſſer auf antiquariſche, geſchichtliche und geographiſche Unterſuchungen uͤber; phyſicaliſche, oͤcono⸗
miſche und nautiſche Bemerkungen, wechſeln mit jenen uͤber Klima, Producte, Handel, Kuͤnſte und
Gewerbe. Die genaue Darſtellung des Labyrinthes it beſonders wichtig. — Wahrheitsliebe, unpar⸗
theiiſche Beurtheilung der Einwohner — Widerlegung, oder Berichtigung der Vorgänger — Mannich⸗
faltigkeit und Reichthum in den verſchiedenſten Fächern, machen das Werk fuͤr jede Klaſſe von Leſern
um ſo intereſſanter, als es die einzige vollſtaͤndige Darſtellung eines wichtigen, dennoch aber nur
wenig gekannten und fluͤchtig abgehandelten Theiles unſeres Erdballs iſt.
ueberſchriften der Capitel dieſer Theile:
Abreiſe des Verfaſſers von Trieſt. Sturm im adriatiſchen Golf. Waſſerhoſen. Kat. des
Berges Gorgano. Corfu. Anſicht der Gebirge Griechenlands. Pindus, Parnaſſus, der Taggetus.
Die Inſel Cythera. Erdbeben zur See. Anſicht der Inſel Kreta. Die weißen Berge. Der Berg
Ida. Landung auf der Inſel Dia.“ Ankunft in Candia. Beſchreibung der Stadt. Ausflug nach
Gnoſſus und Matium. Reiſe nach Caneg auf einem Schiffchen,
Schwierigkeiten des Paſcha von Canea bei Bereiſung der Inſel, Vorzeigung zweier Firmans,
ausgezeichnete Beguͤnſtigung durch Einfuͤhrung des V. in das Serail des Paſcha. Zirkaſſierinnen.
Dennoch abſchlaͤgige Antwort zur Bereiſung.
Jutriquen eines griechiſchen Arztes. Des V. ſonderbar errungene Freiheit zur Bereifung.
Chalepa. Suda. Cap. Malecg. Leucaori. Reiſe nach Rettimo. Zuruͤckkunft. Ausbruch der
Peſt. Unter 12 Perſonen bleibt der V. mit dem Biſchoffe von Canea allein AN Leben. Seine
Flucht. Rettimo. Arcadi. Der Berg Ida, Melidoni, Candia. 1 1270 tliochz
Der Paſcha von Candia verweigert die Bereiſung. Neue Raͤnke. Be in „Emmen Der
Berg Dicta. Grab Jupiters. Macrodico, Staurochon ꝛc. ꝛc. Hinderniſſe. Abreiſe von Candia.
Lacida, das alte Lycaſtus. Bereiſung des behen Laſſiti; das hoͤchſt eigenthuͤmliche Gebirgsthal
von Laſſiti. aa
Abreiſe nach Girapetro. Stig. Cap PH Prafos, „Minos epetia, c. Grauenvolle
Begebenheit. — Abreiſe von Girapetro, das alte Hierapptra. Ankunft am Laſſiti. Seltene Ge⸗
wächſe. Candla. Verfs. Krankheit. Beſteigung des Ida. Ankunft in Canea. Beſteigung der
Leucgori. Reiſe in die Spariottiſchen Alpen ꝛc. ꝛc. Abermalige Beſteigung des Ida. Stadt Candia.
Reife nach dem Labyeinthe. Seine Aufnahme. Abreiſe von Canea nach den Archipelagus. Milo.
Nio Scarpathus ꝛc. ꝛc.
In der 2ten enn als dem mehr wiſſenſchaftlichen, beſonders ſtatiſtiſchem und anti=
quariſchem Theile der Beſchreibung dieſer paradieſiſchen Inſel, findet ſich als das Hauptſaͤchlichſte:
Alte Namen der Inſel. Ideg, Aexia, Doliehe, Telchirig, Oreta, jetzt Candia genannt. Lage.
Graͤnzen. Größe. Gebirge: Leucaori. der Ida. Dikta. Stia ıc. ꝛc. Höhlen. Seen. Fluͤſſe. Thaͤler
ꝛc. ic. Boden! Klima. Jahrszeiten. Luft. Fruchtbarkeit. Charakter und Entwicklungsart der Flora
und ihrer Gewaͤchſe. Waͤrme der Monate. — Der Oelbaum. Wein. Ladanum. Traganth. Baum:
wolle ꝛc. Täback. Obſtbaͤume. Datteln. Waldzucht. Feldbau. Wiefen. Thiere. Viehzucht. Wilde Thiere.
Bienenzucht. Seidenbau.
Schulen. Religionszuſtand. Faſten. Kirchengebraͤuche. Unwiſſenheit des Clerus. — Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften. Rechtspflege. Tyrannei. Habſucht der Tuͤrken. Sklaverei. Zuſtand der Arzneikunde.
Krankheiten Kretas. Ueber die Peſt, mit eignen Anſichten. Eine originelle Abhandlung uͤber die
Lepra, von groͤßtem Intereſſe. Einwohner, Griechen und Tuͤrken. Intereſſante Beleuchtungen.
Intriquen der Harems. Sprache der Einwohner ꝛc. '
In einem Anhange giebt der V. eine kurzgefaßte Geſchichte von Kreta nach den wenigen vor—
handenen Quellen. Darin kommen unter andern zur Ueberraſchung des Geſchichtsforſchers, die Be—
weiſe uͤber die Exiſtenz eines einzigen Minos; nebſt der Widerlegung zweier Minos, vor.
Zum Vergleich mit den jetzigen Kretern geben die Aufſtellung ihrer ehemaligen Sitten und Ge—
braͤuche, Verfaſſung, Regierungsform, Krieger, Waffen, Erziehungsweſen, Gaſtmaͤhler ꝛc. einen in—
tereſſanten Vergleich ab.
Endlich folgt die alte Geographie dieſer Inſel, welcher der Verfaſſer feine vorzuͤglichſte Auf:
merkſamkeit geſchenkt hat. Die dabei mit vielem Fleiße ausgearbeitete Karte mit Angabe der alten
Namen der Gebuͤrge, Fluͤſſe, Vorgebirge, Städte nnd Flecken, zeigt von der Nothwendigkeit und
den Vortheilen autoptiſcher Unterſuchungen. Mehrere gaͤnzlich unbekannt geweſene Staͤdte, z. B.
Diatonium, Matium, Lyctus, Minoa Lyctia, Tripodus, Curetis, Anopolis, Mycene ꝛc. ꝛc., werden
darin auf eine der mangelhaften alten Nachrichten wegen ſehr uͤberraſchende Weiſe eroͤrtert, und
eine Menge aufgedeckter Irthuͤmer des Strabo und Ptolomaͤus ꝛc. aufgefuͤhrt und erwieſen.
Was nun zuletzt die Kupfertafeln betrifft, ſo ſind die Zeichnungen dazu ſaͤmmtlich vom Ver⸗
faſſer und trefflich von Meiſterhaͤnden geſtochen. Tab. 1—4 von Herrn Doͤbler, enthalten folgende
Landſchaften: 1) das ſchoͤne Kloſter Arkadi am Fuße des Ida mit feinen es umgebenden Cypreſ—
fen. 2) Die Anſicht des Verdecks des Schiffes S. Giorgio, auf welchem der Verfaſſer ſich eine
ſchiffte, intereſſant durch die eigenthuͤmliche Beſchaffenheit der darauf vorkommenden Gegenſtaͤnde.
3) Die Anſicht des Berges Ida von Melidoni im Milopotamo, eine ſehr uͤberraſchende Ent:
faltung der treppenartig uͤber einander geſetzten, mit Buͤſchen bewachſenen Huͤgeln, ve und Vor⸗
alpen. 4) Die Anfiht von des V. Wohnung zu Rettimo;
Tab. 35—11. Seltene Gewaͤchſe der Inſel (der Traganth⸗ Strauch 2c.) , vom Verfaſſer ſelbſt
characteriſtiſch gezeichnet und geſtochen, was ihnen um ſo groͤßern Werth verleiht. Tab. 12. Eine
große Folio⸗Tafel, mit Darſtellungen von Trachten der Tuͤrken, Soldaten, Schiffsleute, Frauen,
Bifhöffe und Bauern auf Kreta. Wieder von Herrn Doͤbler ſehr ſchoͤn geſtochen.
Tab. 13. Das unterirdiſche Labyrinth von Gartyna mit allen ſeinen unter unſaͤglicher Muͤhe
und mit großen Koſten vom Verfaſſer ſelbſt gesmetriſch aufgenommenen Gaͤngen, Kannen und
Saͤlen, mit der reſtaurirten aus gnoſſiſchen Münzen entlehnten Darstellung des kuͤnſtlichen Laby⸗
rinthes. Von Herrn Stoͤlzel geſtochen. 2
Tab. 14. Eine ſchoͤne auch von Herrn Stoͤlzel geſtochene Charte des alten e deren
große Wichtigkeit fuͤr die Berichtigung der alten Geographie, der erſte Anblick lehren wird.
b i 5 ; WILD
Bei folgenden Handlungen find Proben der Kupfer niedergelegt: 1
Amſterdam, Muͤller & Comp. Augsburg, v. Jeniſch u. Stage. Berlin, Duͤmmler,
Enslin. Braunſchweig, Schulbuchhandlung. Bremen, Heyſe. Breslau, W. G.
Korn. Caſſel, Krieger. Coͤlln, Duͤ Mont⸗Schauberg. Copenhagen, Noer. Dres⸗
den, Arnold. Frankfurt, Guilhaumann. Gotha, Glaͤſer. Hamburg, Perthes & Be
ſer. Hoffmann & Campe. Hannover, Gebr. Hahn. Koͤnigsberg, Unzer. Mag⸗
deburg, Heinrichshofen. München, Lindauer. Nürnberg, Riegel & Wieſner. Pe ſt h.
Kilian. Petersburg, Graͤff. Prag, Calve. Riga, Deubner & Treuy. Roſtock,
Stiller. Sorau, Friedr. Fleiſcher. Straßburg, Treuttel & Wuͤrz. Stuttgard,
Metzler. Wien, Schaumburg, Schalbacher. Zurich, Orell & Comp. 5
In denſelben Verlage erſcheint in 4 Wochen:
Dr. J. M. A. Scholz
Reiſe iron)
in die Gegend zwiſchen j Ä ‚4 a
Alexandrien und Paraetonium, 0
die lybyſche Wuͤſte,
Siwa, Egypten, Palaͤſtina und Syrien,
in den Jahren 1820 und 21. 52 6 Ru
1 Band mit Holzſchnitten.
Leipzig, bei Friedrich Fleiſcher.
02
Auch dieſe Reiſe wird einen wichtigen Beitrag zur reg: ber Kernen mit
jenen wichtigen Laͤndern abgeben. Sie kann fuͤglich als Ergänzung der fruher in! dieſe
Länder gemachten Reiſen gelten und giebt beſonders auch uͤber die . und kirchli⸗
chen Verhaͤltniſſe derſelben, ſehr wichtige Aufſchluͤſſe.
Ha a Verzeichniß
empfihfingsiversher botaniſcher und mineralogiſcher Verke, welche theils Verlags, theils Coramiſftons⸗
Artikel der J. G. Calve: 27 Buchhandlung in Prag, und . jede pode Buchhandlung
f 1 iu, beziehen ſind.
1A i 1 15
eie | REVISIO
. durch Tyrol SAXIFRAGARUM
1 85 he f ICONIBUSILLUSTRATA.
österreichischen Provi inzen een
I ta 1 1 e N 8 Casparo comite de Sternberg.
/ u 1 Fol. Ratisbonae, 1811. 30 Rthlr. (In Comiss
** un Frühjahr 1804 ol. maj. Ratisbon Ka 123 0 ission.)
— —
von
„Caspar Grafen von Sternberg. Beſcreibung und unterſuchung
Mit 4 Kupfertafeln, einer 5
r. 4. Regensburg, 1806. 7 Rthlr. e
iu cane, ee merkwürdigen Eiſengeode,
(Hausmann's dichter thoniger Sphäroſiderit)
Rei f e welche auf der gräflich Caſpar Sternbergiſchen Herrſchaft
Et Radnitz im Pilſner Kreiſe in Böhmen, gefunden wurde.
in den Veranlaßt und mitgetheilt
Rhetiſchen Alpen, Er
em: 5 vorige in botanifcher Hinſicht Grafen Caspar von Sternberg.
Mit 4 Kupfern.
im Sommer 1804 gr. 8. 1816. 12 ggr. (In Commiſſion.)
von =
\ Easpar Grafen von Skanes, | :
Mit Tabellen Abhandlung
8. Nürnberg, 1806, 10 ggr. (In Commiſſion.) über die
80 0 Pflanzenkunde in Böhmen.
’ Bon
® and N run g Caspar Grafen von Sternberg.
In zwey Abtheilungen.
d e n B 5 1 m 0 „ Wal d. Erſte Abtheilung: Hiſtoriſch⸗ chronologiſche Entt ik⸗
Mit beige fü gten Tab ellen kelung der Fortſchritte der Pflanzenkunde in Böhn en.
von Zweyte Abtheilung: Kritiſche Beurtheilung der in
Ca 5 par Grafen von Sternberg. Böhmen erſchienenen Werke, die von Pflanzen handeln.
8. Nürnberg, 1806, 10 ggr. (In Commiſſion.) gr. 8, Prag, 1317 und 1818. 1 Kthlr. 14 gt, (In Commiſſton.)
l ; 5 \ 3 * 2-2,
Versuch- 4-38 Flora Czechica.
einer Indicatis Se
seognoslisch botanischen Darstellung m. zur e ger, 2 18
der Auctoribus
Flora der Vor welt. Dr. I. S. Piesl et Dr. C. B. Presl.
8. maj. i. Pragae, 1819. 1 Rihlr. 14 gr. me, R
Erstes und zweyles Heft mit vielen schwarzen und illu-
minirten Kupfertafeln.
gr. Fol. Prag und Leipzig, 1820 und 1821. 16 Rthlr.
in Commission, =: Deliciae Pragenses,
historiam naturalem ‚speetante
Catalogus plantarum dr FREE e
5 Dr. J. S. Presl et 3 C. B. Presl.
septem vari u 8. Pragae, 1822. 1 Rihlr, g ger. 8
commentariorum Märhiela 1. a A ae
Drug re Flora Boemica inch
Ad Linnaeani sy un regulas elahoravit _exhibens plantarum
somes Caspar ab Sternberg. regni Bobmiae indigenarum species. f
Fol, maj. Pragae 1821. 1 Rchlr. 8 ggr.
Aucto h e
* N rn *
8 2 - Centur ia IJ. usque IV. 3
R else Tom. prim, on. 1793 und 1794. 2 Rahlr.
nach den
Ungarischen Ber städten *
Schemnitz, Neusohl, Schmölnitz, Entwurf eines langen 18
dem
Karpathengebirge und Pest Zahlen und Werbältniſen.
—— ie ee Ab u
Joachim Graf: 8 » Schlüſſel zut Wendung der künſtlicheh
oachım ra a8: ya ternberg. Pflanzenſpſteme mit der nakürlichen Method
Mit einer Chaussekarte und Tabelle.
gr. 8. Wien, 1808. 12 ggr. (In Commission.) re E 8 o bro ws k y. |
1 2 24 2 mx Mit 1 Kupfertafel. J
8 8. Nag 1802. D.
Robert Brown,
ASCLEPIADEAE
ex anglico transtulit
Systematischer Ueberblick,
Dr. C. B. Presl, 5 A e e oe
5 edidtit se N
er ee“ E 5 6 1
Casparus comes de Sternberg: ®
8: Maj, Pragae, 1819. Chart. a 12 'ggt. 4 Dr. E. Pd RI 1
(orm C Chart. script, 16.881. 8.85 4. N 1816. 1 Kthlr. Saum
——
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XIII.
#
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Sonverfations:-Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart Format; dem Hermes, den Zeitgenoffen und den Jahrbuͤchern des Mag⸗
netismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht.
Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart Abdrucke berechnet 2 Gr.
Description de l'Egypte, ou Recueil des
observations et des recherches faites en Egypte
pendant l'expédition de Tarmée frangaise.
Zweite Auflage. 25 Baͤnde. 8. 900 Kupferplat—
ten im groͤßten Format. Paris, bei Panckoucke;
Leipzig, bei Wilhelm Zirges.
Vierzig Lieferungen Kupfer, jede fuͤnf Platten enthal⸗
tend, und vier Bände Text, iind nun bereits von dieſem für
die Wiſſenſchaft ſo wichtigem Werke erſchienen, und wir
glauben, dem Publicum, das mit Recht gufmerkſam auf den
Erfolg dieſes bedeutenden Unternehmens geworden iſt, einen
nicht unwillko menen Dienſt zu erweiſen, wenn wir ihm
hier einiges nähere daruͤber mittheilen.
Die Veranlaſſung zur Entſtehung dieſer Beſchreibung
Egyptens iſt bekannt; nicht minder, daß die damalige fran-
zoͤſiſche Regierung, auf deren Koſten die erſte Auflage ſtatt
fand, das Werk ſelbſt nur in einer verhältnismäßig ſehr
kleinen Anzahl von Abdruͤcken und Abzuͤgen vervielfaͤltigen
ließ. Einzig beſtimmt, die großen Bibliotheken des fean⸗
zoͤſiſchen Kaiſerthums zu ſchmuͤcken oder für befreundete
Höfe, Fuͤrſten und Staatsmaͤnner als ein angenehmes Ge:
ſchenk zu dienen, war dies Werk, deſſen Reichhaltigkeit an
Notizen und Darſtellungen uͤber und von dem alten Lande
der Pharaonen alles weit übertrifft, was je von jenen Ge—
genden und ihren beruͤhmten Alterthuͤmern bekannt wurde,
dem Privaten faſt gaͤnzlich unzugaͤnglich, und der Freund
der Geſchichte wie des Alterthums hatte nur hoͤchſt ſelten das
luͤck, ſeinen Forſchungseifer und ſeine Kenntniſſe aus einer
Quelle befriedigen zu können, die ihm die mehrſte Ausbeute
gewähren konnte. Dieſem Uebelftande — der darum um fo
empfindlicher war, jemehr unſere Zelt, reich an großen Be:
gebenheiten wie keine andere, durch die Exeigniſſe, welche
fie theils ſchon mit ſich führte, theils deren Keluie ſichtbar
noch in ihrem verhuͤllten Schooße hegt, den Wunſch erregen
mußte, die aͤlteſte Wiege europaͤiſcher Geſittigung, Wiſſen⸗
ſchaft und Kunſt kennen zu lernen — hat nun in neueren Ta⸗
gen der ruͤhmliche Unternehmungseifer eines durch Geſchaͤfts⸗
kenntniß wie durch Speculation gleich ausgezeichneten Man⸗
nes (des Buchhändler Panckoucke in Paris), unterſtuͤtzt
durch die in dieſer Hinſicht hoͤchſt lobenswerthe Liberalität
des jetzigen franzöfifhen Hofes, Abhuͤlfe gethan, und was
bisher einziges und ausſchließliches Eigenthum weniger Maͤch⸗
tigen war, iſt dadurch der Wisbegierde aller Länder, dem
Kunſtfreunde und dem Forſcher jeder Nation zugänglich ge:
macht worden.
Indem naͤmlich die Regierung Frankreichs, im Beſitz
der koſtbaren Platten (von denen mehrere einzelne allein
6000 Francs das Stuck zu ſtechen koſteten), welche durch den
Fleiß der ausgezeichnetſten Kuͤnſtler ihr Entſtehen erhtelten,
dieſelben zu einer gewiſſen Anzahl Abdröcke an den jetz'gen
Herausgeber uͤberließ, ſetzte ſie ihn in den Stand, das pro⸗
jectirte Unternehmen mwiürdfg auszufuͤhren, und die Thetl⸗
nahme, welche es bisher ſchon nicht allein in Frankreich,
beweiſt mehr wie alles andere, wie willkommen es über⸗
all war.
Zahlreſche Beurtheilungen über einzelne bisher ausgeges
bene Lieferungen erſchienen daruͤber in den verfehiedenen Zelt—
ſchriften des In- und Auslandes, und man kann wohl ſagen,
in Betreff der Anerkennung des Werthes diefes Werkes,
war, ſo verſchteden auch ſonſt in der Regel die Stimmen in
der gelehrten Republik zu tönen pflegen, diesmal doch
nur eine Stimme zu hoͤren, die des Lobes und der ge—
rechten Wuͤrdigung. Ja, was als neuer Beweis dienen
mag, wie Kunſt und Wiſſenſchaft, erſcheinen ſie nur in ech⸗
ter Würde und Größe, auch das ſonſt feindfetigfie vereint
und das verroſtetſte ſelbſt zur Anerkennung zwingt: es ge—
ſchah ſogar in Betracht dieſes Werkes, was ſonſt ſchwerlich
je geſchehen wäre, die Ultra: Blätter Frankreichs naͤmlich,
ſtets von einem widerſtrebenden Geiſte gegen alles das ber
ſeelt, was als Folge oder Preduct der großen Staatsum⸗
waͤlzung Frankreichs betrachtet werden kann, konnten ſogar
nicht umhin, mit Achtung von dem Werthe von Forſchungen
und deren in der Description de I'Egypte niedergelegten
Reſultaten zu reden, die von Männern und auf Befehl eis
nes Gouvernements unternommen worden waren, denen ſie
einen ewigen, blinden Haß zugeſchworen haben, und was
z. B. das, mehr ſeiner Tendenz als ſeiner Ausbreitung
wegen, bekannte Drapeau blanc in verſchiedenen Artikeln
über dies Werk ſagt, kann als der unsverdaͤchtigſte Zeuge
des wahren Werthes einer wiſſenſchaftlichen und bildlichen
Schilderung von Gegenden angenommen werden, deren voll:
ſtaͤndige Kenntniß uns erſt ſeit dem Kriegs zuge der republi⸗
caniſchen Neu. Franken ward.
„Denn in der That — wir bedienen uns hier der
Worte eines deutſchen Beurthellers dieſes Werkes im Lite⸗
rariſchen Converſations⸗Blatte (No. 88 v. d. J.) —
was weder Herodot, noch S:rabo, noch Diodor in dieſer
Ausdehnung dermochten und was neueren Reifenden unmögs
lich war zu erkunden, erſchloß ſich bei der Unternehmung
der Franzoſen auf Egypten dem Auge des Forſchers zum
erſtenmale, und die Hinderntſſe, welche einſt der heilige
Eifer der alten Landesbewohner und ſpaͤter die Barbarei der
Osmanen der Unterſuchung entgegen daͤmmten, mußte jetzt
dem Eifer eines Volkes weichen, das gekommen war, mit
feinem guten Schwerte nicht allein feine unverſöhnlichen
Feinde, ſondern auch die Nacht des Wahnes zu bekämpfen,
die auf unterdrückten Voͤlkern ruhte.“
„Von nun an — heißt es am angeführten Orte weiter
— entfaltete ſich fuͤr uns Europaͤer erſt der ſo oft verkannte
Character egyptiſcher Baukunſt in feiner ganzen Große; von
vun an begann ſich der Schleier zu lüften, der noch über
einen großen Theil der Geſchichte, der Sitten, der Wiſſen⸗
ſchaften, der Geographie dieſes Landes ruhte, und manches,
was bis dahin nur ale Hypetheſe ſchwankend aufgeſtellt wor⸗
den war, erhielt Beſtaͤtigung oder Verwerfung, wie z. B.
die Annahme, daß die Egypter das erſte Volk geweſen wä-
ren, welches den Lauf der Geftiine beobachtete“ u. f. w.
Aber nicht allein die Kunſt und Wiſſenſchaft des alten
Egyotens, auch die Sitten und die Lebensart der Menſchen
ſondern auch in Deutſchlend, England und Stalin fand, jenes Landes in den verſchiedenen Zeitepochen, werden in
2 .
eie fe dem Leſer klar, und das Femttienſein der
a u der Pharaonen, geführt in en
die weit über unfere Zeitechwing rl 115 I
Treiben der unter dem Druck der Mamme 1 he se
Islams ſeufzenden Kopten erſchließt ſich in einer Rei)
Bildern dem erſtaunten Auge.
Schon die gewoͤhnlichſte
die Bemerkung aufzubringen,
Geſchichtkenntniß reicht hin,
daß unter allen 1 115
i e roßen Weltenbaume Menſchheit als weig un!
e d faſt keines in ſo großem a,
Aufmerkſamkeit des Forſchers in Anſpruch ne 115
welches wit Recht als Heber und Trager, als e er un
erſter Uusarbeiter aller der Cultur, aller der ME
und Kunſt betrachtet werden muß, welche ſich die civiiifiete
Welt dermalen erfreut; ja das ſogar in ſeiner Mitte, durch
ſeine Schulen und feine Gelehrten, den 8 97 0 zu höherer
Entfaltung trieb, den fpäter Judas großer Geſetzgeber für
ine? in's Leben trug. ) E
alle nam: an welche fid das innere u.) ute
Seyn der Menſch heit noch knüpft und ewig knuͤp a wird,
finden, fo weit der Blick des Sraubgeborenen in hie ver⸗
enen Tage einer in myſtiſch fabelhaften Schleier ge⸗
Ballen Zelt zurückreicht, ihre Wurzeln mit in dieſem Boden,
ud ſo wenig das heutige Europa wäre was es aſt, wenn
das einſt in Griechenland aufgegangene Licht der Cioiliſation,
in der umfaſſendſten Bedeutung des Wortes, nicht mit fei-
nen Strahlen durch bie Nacht ſpaͤterer Zeiten, trotz allem
Dunkel und alten Wahn, ſiegend gebrochen wäre: fo wenig
hätte in jenem verſunkenen Grleckenland der Morgen tagen
können, wär nicht vorher auf Egyptens Flaren die erſte
Aurora aufgegangen. .
Kein Volk, weder der alten roch der neuen Zeiten, hat
aber in ſeinen Werken einen ſolchen Charakter Sun. wir
mögten ſagen, ewiger Dauer entfaltet, wie das der Egyp
I Hellas Anmuth und Noms ſtrenge Große iſt in
Sc und Truͤmmer geſunken; die Reſte, die der Wan⸗
derer auf den Gefilden noch findet, wo einſt jene unſterb⸗
lichen Völker wandelten, dienen mehr, dem Geiſte ein nie:
derſchlagendes Memento mon zuzurufen, als ihm feiner
Werke Unvergaͤnglichkeit in Raum und Zeit zu zeigen. ar
ders iſt es mit den Denkmalen Egyptens. Vieſe Reiben
von Menſchenalter vorher, ehe Athens Maurern die Sy
heit, ehe Romas Hügel die ſtolze Größe zierte, hoben ſich
aus dem Schlamm- und Sandboden der Niluſer Stätte und
Monumente empor, die, der Ewigkeit trotzend, won nal:
dem die Stürme von Jahrtauſenden ſpurlos an ihnen ver:
überzogen, ungebeugt, unverfallen in alter, rieſiger Sur
und Pracht, ihre Givfel und Zinnen erheben und mit Sichen
heit verſprechen, ſie noch eben ſo zu erheben, wenn einft
vielleicht von unſern Slaͤdten und Denkmalen weniger 15
mer noch da ſeyn werden, wie jetzt von denen Rem's un
jechenland's.—
“ Sn der That, wenn man die Bau, und Sculpturwerke
Egyplens, deren bildliche Darſtellung, das hier beſprochene
Werk, mit einer ſelten zu ſindenden Eleganz, Treue und
Sckoͤnhelt, giebt, betrachtet, ſo dringt ſich de un⸗
willkürlich der Gidarke auf: ob Menſchen haͤnde dies auch
allein auszuführen im Stande waren? denn ſowol in Din:
ſicht ihrer Dimenfienen als der auf dem erſten Anblick in's
Auge ſpringenden, inwohnenden Dauer übertreffen fie alles,
was der Genius beider Künfte ſeitdem in 6 Leben rief.
Ewig wie der Grund, auf dem ſie ruhen, ſcheint nichts,
weder Sturm noch Bligg, weder die Unbill der Zeiten noch
der Vandalismus zerſtörungswuthiger, allem, was Krnſt
heißt, abholder Eroberer, ihnen etwas angaben zu können,
und nicht undenkbar iſt es, daß dleſe Schöpfungen des Men⸗
ſchengeiſtes erſt dann ihr Ende finden, wenn einſt am
Schluſſe aller Tage alles irdiſchen Ende kommt, fo daß fie,
die die Wiege der Völker ſahen, vielleicht einſt auch noch mit
ihrem Schutt das Grab derſelben werden decken helfen.
Ade hiſtoriſchen Erinnerungen,
Verdient nun Then in dieſer angedeuteten Beziehung
ein Werk die größte Aufmerkſamkelt, das dem Leſer und
Beſchauer fo ganz wie dteſes mit jenem Lande und deſſen
Eigenthuͤmlichkeiten bekannt macht, innerhalb deſſen Grenzen
fo Rleſiges und Großes ſich entwickelte: fo iſt es auch nicht
minder wichtig, als Beitrag zur Geſchichte unſerer Zeit.
Feankreichs, am Schluß des vorigen Jahrhunderts unter—
nommene Expedition nach Egypten iſt und bleibt eine jener
Begebenheiten, denen man, abgeſehen von allem individuel-
len Urtheil, nie das welthiſtoriſche Intereſſe wird abſprechen
koͤnnen. Was des gebildeten Europas Wiſſenſchaften das
durch gewannen, kann einſt — wer vermag in der Zukunft
duntlem Schooße zu ſpaͤhen! — vielleicht nur als Kleinigkeit
gegen das betrachtet werden, was fuͤr das alte Land der
Pharaonen daraus reſultirte. Entwuͤrdigt und in Nacht ver⸗
funken wie es iſt, find ein paar vergangene Decennien ein
zu kleiner Tropfen Zeit, um jetzt ſchon das Urtheil wagen
zu konnen, welches die Fruͤchte find und fein können,
die das Erſcheinen der Kriegsheere von einer der gebildetſten
Nationen der neuen Welt auf jenem uralten Boden hervor:
rufen muß; die das Auftreten eines Heldengentes, wie die
Geſchichte wenige hat, auf dem Schauplatze bewirken muß,
auf weichem einſt ein Seſoſtris, ein Alexander, ein Caͤſar,
ein Pompejus ihre großen Rollen ſpielten: beſonders da
Frankreichs Fahnen nicht allein zerſtoͤrend, ſondern auch mit
dem Geleite des Friedens, mit einer Schar von Gelehrten
und Kuͤnſtlern umgeben, erſchienen, die bei ihren Unter:
ſuchungen nothwendig Funken des Lichtes, welches in ihrem
Vaterlande leuchtete, ausſtreuen mußten. Daß aber Saat,
vom Geiſte gefäet, nie ganz verloren geht, iſt eine eben fo
gewiſſe als tröftende Wahrheit, die ſich durch den ganzen
Lauf der Geſchichte hindurch deftätigt, und eben daher kann
und darf der Denker mit Recht hoffen, daß ein Kriegszug,
der allerdings feiner polttiſchen Berechnung nach, durch Uns
gunſt des Schickſals, nicht reſultiren ließ, was billig zu
erwarten ſtand, deswegen doch nicht ein fo. leeres Factt in
der Geſchichte der Menſchheit giebt, wie vielleicht hie und
da ein nach dem Augenblick nur Urtheilender wähnt. 8
Was er, dieſer Kriegszug nämlich, aber für die Wif-
ſenſchaft und Kunſt uns gab, haben wir theils ſchon ange—
deutet, theils wird es auch dem Leſer und Betrachter der
Description de l’Egypte bei dem erſten Blick auf dieſes
Werk ſelbſt klar werden, von dem nun nicht allein bereits
vierzig Lieferungen Kupfer, ſondern auch vier Bände
Text vollendet daliegen, in denen man ſchon einen großen
Theil der bildlichen und beſchreibenden Darſtellungen der aus⸗
gezeichnetſten Monumente, der Thier- und Pflanzenerzeug⸗
niſſe jener Gegenden und der Dariegung des heutigen Lebens
und Verkehrs in Egypten findet. Die Inſel Philaà mit
ihrem Schatz von Denkmalen in vielen Blättern, Edfu, Ele⸗
phantıne, Syene, Cairo, die Pracht der Pyramiden und
Tempel erſchließt ſich hier dem Blick des Neugierigen, und
ein treuer und belehrender Wegweiſer, Egyptens alte und
neue Geſchichte, feine Kunſt, feine Wiſſenſchaft, feine Na:
tur, ſein Klima und ſeine Geographie umfaſſend, ſteht dem
Lofer der, durch die geiſtreichſten Gelehrten Frankreichs rebe⸗
girte, Text zur Seite, Aufhellung gebend über alles, was
Wisbegierde ſich wuͤnſchen kann, von jener uralten Wiege
der Menſchheit zu erfahren.
Wie in der Ueberſchrift erwaͤhnt, wird das Ganze aus
900 Kapferblaͤttern im größten Format und aus 25 Bänden Text
in groß Dctav beſtehen, zu welchen letzteren außer jenen 9oo
bildlichen Darſtellungen noch 28 Kupfertafeln kommen, die
dem Texte beigegeben ſind, und 9 Francs fuͤr den Band
Text, Io Francs aber für jede Lieferung Kupfer (deren jede
fünf Platten enthält), iſt der unverhaͤltnißmaͤßig geringe
Subſcriptionspreis, fuͤr welchen Liebhabern und Kennern der
Kunſt ein Werk zu Theil wird, das in Hiaſicht ſeines Reich⸗
thums an Mittheilungen, wie in Betreff der Schoͤnheit ſei⸗
ner aͤußern Erſcheinung keines feines gleichen hai. Denn
in der That wird jeder geſtehen muͤſſen, der ſo wie wir die
bisher erſchienenen Kupferlieferungen mit Aufmerkſamkelt
durchging, daß die Sauberkeit, Pracht und Genauigkeit der-
ſelben nichts zu wuͤnſchen übrig laßt. Mehre einzelne
Blätter find von einer fo wahrhaft ſeltenen Schönheit, daß,
wie wir gewiß wiſſen, einzelne Abdrucke davon in Paris zu
einem Preiſe von 100 bis 150 Francs verkauft worden find,
und wenn man nun bedenkt, daß dieſelben Abzuͤge hier dem
Subſcribenten zu 2 oder 4 Francs in der Lieferung des
Ganzen gegeben werden *), fo kann man nicht umhin, die
Liberolitaͤt der franzoͤſiſchen Regierung, wie den Unterneh:
mungseifer des jetzigen Herausgebers zu ruͤhmen, welche,
beide vereint, es moͤglich machten, daß fuͤr eine verhaͤltniß⸗
mäßig fo geringe Summe, wie die der Subſcription iſt,
dem Publicum der Zugang zu einem Werke eroͤffnet ward,
das der ſchoͤnſte Schmuck jeder Bibliothek und Kunſtſamm⸗
lung von Bilderwerken iſt.
Was nun uͤber das Ganze, als ſo weit es bis jetzt in
ſehr ſchneller Folge erſchienen (ie auch für den Reſt beob—
achtet werden wird, indem das Fertigſein aller Platten
dies erleichtert), in den verſchiedenen und beſten der Kritik
gewidmeten Zeitſchriften Deutſchlandes überall einſtimmig zum
Lobe dieſes Werkes geſagt worden iſt (wie z. B. im Liter.
Converſatlons-Blatte, im allgem. Repertorlum, in den
Literatur: Zeitungen u. ſ. f.), darf als bekannt vorausgeſetzt
werden und wird gewiß jedem die Ueberzeugung geben, daß
wahrer Werth ein Unternehmen auszeichnen muß, welches fo
einſtimmig vor Richterſtuͤhlen Anerkennung erhielt, die weder
gewohnt ſind, zu ſchmeicheln, noch Vortheil davon haben
koͤnnen, ihre Zuſtimmung Dingen zu ertheilen, die ſich nach—
her nicht bewaͤhrten. 1
‚um indeß den Leſer, dem vielleicht weder jene Beurthei-
lungen, noch die bereits ausgegebenen Kupferhefte und Baͤnde
bis jetzt zu Geſicht kamen, einen kleinen Begriff von der
Reichhaltigkelt des Ganzen zu geben, wollen wir ſchließlich
nur einiges nomenclatorifh hier bemerken, was in den
Kupferlieferungen von No. 18 bis 32 und im 2ten und Zten
Bande enthalten iſt. Es wird dies hinreichen, eine Idee
von dem zu verſchaffen, was durch das Ganze geleiſtet wird.
1. Bildliche Darſtellungen. a) Der Porticus des
großen Tempels von Edfu. Sculpturen des Saͤulenganges
des großen Tempels auf der Inſel Philaͤ. Aufriß, Durch⸗
ſchnitt und Plan eines Monolith's deſſelben Tempels. Die
Monumente der Inſel Elephantine. Anſicht der bei'm Ein—
gange alter Steinbruͤche ausgehauenen Grotten zu Selſeleh.
Die Ruinen und Umgebungen von Kum-Ombu. Anſichten
der Inſel und des Tempels von Elephantine. Der Tempel
zu Syene. Anſichten von Elephantine, Syene uad eines
innerlich ausgearbeiteten Granitfelſens. Mehrere Gebäude,
Saͤulengaͤnge, Hieroglyphen und Sculpturen der Inſel Ppilaͤ.
Die Hieroglyphen des großen Tempels zu Kum-Ombu Die
Waſſerleitung von Alt: Cairo. Anſicht der ſogenannten Me:
ſes⸗ Quellen. Die Moſchee Tulun's zu Cairo. Anſicht von
Alt Cairo. Anſicht eines Grabmals oder Santons der
Sheiks. Die Moſchee Sultan Haſſan zu Cairo. Anſichten
von Bulak, der Inſel Rudah, des kleinen Nil-Armes, der
Sykomoren Allee zu Rudah, des Gartens von Murat-Bey
zu Oſchiſeh. Bild des in der Schlacht bei Abukir verwunde
ten Seid Muſtafa Paſcha. Mehrere Anſichten von Cairo,
von verſchiedenen Punkten aus. Bildliche Darſtellung einer
(jetztigen) egyptiſchen Faͤrberei, fo wie mehrerer anderer Hand—
werksſtaͤtten, als z. B. der eines Seilers, Bäckers, Tiſchers
und dergleichen. b) Zur Naturgeſchichte gehoͤrig: Zeichnung
der Crypsis alopecuroides; Panicum turgidum; mehrere
„) Einige Lieferungen enthalten nur 4 Platten, unter denen
eine dann von doppelter Größe (34 Fuß Länge) iſt, mithin
nad) dem Subſcriptionspreis von 10 Francs für die Liefe⸗
rung, jedes ſolches Kupfer 4 Francs, die im gewoͤhnlichen
großen Atlas-Format aber nur 2 Francs das Stuͤck zu
ſtehen kommen. {
Arten von Nilfiihen, bie alerandeinifhe Ratte, egypt
Echimſ's, langoͤhrige Igel, die Viper der en =
ſchiedene Fledermausarten, der Gecko u. f. w.
(Wir erinnern hier nochmals, daß wir nur einiges
wenige, wie es ſich uns gerade bei'm Nachſchlagen bot,
ar 1 5 5 e e bildlicher Darſtellungen, welcher
ein innerhalb der vorher genannten K ief e
findet, hler anführen.) 1 5 e
2. Tert. Beſchreibung von Theben, in geſchichtlicher
naturhiſtoriſcher, geographiſcher, arhiteftinnidee, TeiikoR
riſcher und ſtatiſtiſcher Hinſicht. Beſchreibung der Coloſſe
in der Ebene von Theben und der ſie umgebenden Ruinen
(der berühmten Memnons-Saͤule und des dazu gehörigen
Tempels und Palaſtes). Beſchreibung des Grabmales des
Oſymandya's. Veſchreibung des Iſis Tempels und der noͤrd⸗
lich vom Grabmale des Oſymandia's gelegenen Rufnen.
Die Ruinen von Kurnack und Luxor. Ausfuͤhrliche Beſchrei⸗
bung des Palaſtes, des davon abhängenden Tempels, der
oͤſtlichen und noͤrdlichen Ruinen, der Propyläen, der Zugänge
zur Sphinx, fo wie der übrigen Tempel und Ruinen von
Kurnack (mit Allegirung der Stellen in den Alten, welche
ſchon dieſe Denkmale erwaͤhnen, und mit kritiſcher Verglei—
chung dieſer Denkmale mit denen Rom's, Grliechenland's
und neuerer Laͤnder) Beſchrelbung der Ruinen von Med a⸗
Mud. Ueber die Hypogeen (Katakomben) von Theben (in
hiſtoriſcher und architectoniſcher Hinſicht; wobet zugleich uͤber
die in dieſen Gewoͤlben gefundenen Sa cophage, Mumien
Alter huͤmer, Papyrus Branuferipte, Schriftziegel v. f. w.
gelehrte und treffliche Unterſuchungen angeſtellt und gleich⸗
falls die Alten verglichen werden). Beſchreibung der Gräber
der alten egyptiſchen Könige (die große Grotte; bie Könige:
graͤber; die Grotte der Harfen; die Grotte der Seeienwan:
derung; die aſtronomiſche Grotſe u. ſ. w ). Unkerſachung
der geographiſchen Lage Theben's und der Ungegend; etymo⸗
logiſche und hiſtoriſche Unterſuchuns über die Benennung und
den Urſprung dieſer Stadt. Beſchreibung der Alterthuͤmer
von Denderah. Notizen uͤber die Ruinen von Qeft und
Quos (Koptos und Apollinopolis parva). Nachtraͤge zu
den Schilderungen und Beſchreibungen der Monumente. Ueber
die Benutzung des Granits zu diefen Denkmalen. Der Stein
von Syene. Beſchrelbung der aufgefundenen aſtronomiſchen
Denkmale. Der Thierkreis vom Porticus zu Esne. Der
Thlerkreis des Tempels noͤrdlich von Esne. Der Plafond
des Tempels zu Erment. Aſtronomiſche Tafel, gemalt auf
dem Plafond des vorderſten, weſtlichen Koͤnigsgrabes. Der
Thlerkreis vom Porticus des Tempels zu Denderah. Der
cirkelfoͤrmige Thierkreis dieſes Tempels.
Nicht minder reich, wie die genannten Bände, iſt auch
der vierte, unlaͤngſt erſchienene, und Druck und Papier des
Textes gleichfalls ſo, daß das Werk ſelbſt auch in dieſer
Hiyſicht ſich dem Ganzen und den herrlichen Kupfern wͤr⸗
dig zeigt. 0
Noch ſei ſchlteßlich hier bemerkt, daß in demſelben Vers
lage und durch den Unternetmungseifer des neuen Heraus⸗
gebers der Description de P’Egypte, dem Publicum unter
ſehr billigen Bedingungen ein anderes großes Kupferwerk
jezt geboten wird, welches die Aufmerkſamkett der Kenner
nicht minder in Anſpruch nimmt wie das bisher beſprochene.
Es iſt dies naͤmlich die vellftändige, nach den Zeichnungen
von David's großem Schuͤler, Wicar, durch die berühm⸗
teen Kupferſtecher Frankrei tes angefertigte Sammlung ber
„Tableaux, Statues, Bas- reliefs et Camées de la Gale-
rie de Florence et du Palais Pitti“ im größten Formate
mit erklaͤrendem Texte von Mongez (Mitglied der Akade⸗
mie der Inſchriften und ſchoͤnen Wiſſenſchaften in Parts).
Das Ganze wird aus 50 Lieferungen, jede zu roße
Platten, beſtehen und binnen 2 Jahren vollendet 1155 Ir
ſendet fein, was um fo ſicherer erwartet werden kann, da
die Platten ſawumtlich fertig und nur die Abzüge und der
Druck des Textes beſorgt zu werden braucht.
ier Lieferungen, die als erſchienen vor uns liegen,
ab mit ehe großen Sorgfalt und Schönheit das
Ganze bearbeitet iſt, und es wird hinreichen, wenn wir
fagen, daß Herr Wicar allein 15 Jahre ununterbrochenen
Fleiß darauf verwendete, um die ausgezeichnetſten Bildwerke,
Statuen, Basreliefs und Cameen einer der beruͤhmteſten
Sammlungen der Welt, deren Schaͤtze von den Mediceern
geſammelt und von dem edlen Leopold von Toscana ver⸗
mehrt und geordnet wurden — ſo treu zu copiren, daß nun⸗
mehr Kenner und Freunde der Kunſt in allen Himmels
ſtrichen im Stand geſetzt ſind, ſie zu ſtudiren und ſich an
ihrem Anblick zu erfreuen.
Ueber die in Betracht des bedeutenden Unternehmens
(deſſen Anlage weit über 50,000 Thaler koſtete) ſehr billige
Subſcription gibt der in franzöfifher Sprache gedruckte
Proſpectus ſowohl den gehörigen Aufſchluß, wie die Ein⸗
gangs erwaͤhnte franzoͤſiſche Buchhandlung des Herrn Wil⸗
helm Zirges in Leipzig, an welche man ſich hinſichtlich
beider hier erwaͤhnten Werke nur zu wenden braucht, um
ſie auf's ſchnellſte und unter den beſten Bedingungen zu
erhalten.
Sir Badeluſtige.
In der Flittner'ſchen Vuchhandlung in Berlin iſt
fo eben erſchtenen und daſelbſt wie durch alle Buchhandlun⸗
gen fuͤr 10 Gr. zu bekommen: .
Gemeinfaßliche Anweiſung uͤber den Nutzen und rich—
tigen Gebrauch der einfachen kalten und warmen
Waſſerbaͤder, ſo wie der Dampfbaͤder, herausgege—
ben von D. C. G. Flittner. 8. Geh.
Das Bedüͤrfniß des Badens verbreitet ſich immer mehr
und mehr und die Zahl der Badeluſtigen nimmt täglid zu,
jemehr die vortrefflichen, der Geſundheit fo wohlthaͤtigen
Wirkungen der Bäder immer allgemeiner anerkannt werden.
Darum war es ein gluͤcklicher Gedanke, in wenigen Bogen
und in einer klaren, gemeinfaßlichen Sprache dem groͤßern
Publicum die Regeln in die Hand zu geben, ohne deren
Befolgung der Gebrauch der Baͤder eher ſchaden kann als
er nüsen wird. Die vorliegende Schrift erfullt ihren nuͤtz⸗
lichen Zweck fo vortrefflich, daß jeder Sachverſtaͤndige ihr
mit uns eine baldige Verbreitung wuͤnſchen wird.
0 Verlag der Creutzſchen Buchhandlung in Magde⸗
urg:
Umriſſe einer Reife nach London, Amſter—
dam und Paris, im Jahr 1817, von Archi—
bald; mit 8 Steinabdruͤcken. Bruſtbild Welling—
ton's, Shakſpeare's, und Newton's Denkmale in
der Weſtmuͤnſterabtei, die Weſtindiſchen Docks bei
London, eine hollaͤndiſche Treckſchuyde, die Kirche
Notre Dame, das Pantheon in Paris und der
Strasburger Muͤnſter. 282 Seiten in 8. 1 Thlr.
21 Gr.
Drei Recenſenten, im Lit. Converſations-Blatte, 1821,
Nr. 198, in der Halleſchen Literatur, Zeitung, 240, und
Leipziger Literatur⸗Zeitung, 263, ſprechen gleich empfehlend
von dieſem Werke, kommen dahln uͤberein, daß wol ſelten
etwas mit mehr Leben und Darſtzllungsgabe geſchrieben wor:
den ſet, und verſichern, daß es kein Leſer ohne Belehrung
und Vergnügen aus der Hand legen wird. „Der Verfaſſer
hat,“ fagen fie, „die große Aufgabe gelöft, dem, welchen
die beſchriebenen Gegenſtaͤnde fremd find, anſchauliche Ideen
von ihnen, dem, der ſle noch ſehen will, nuͤtzliche Notizen,
und dem, der dieſelben geſehen hat, anſprechende Erinne-
rungen und veue Anſichten zu geben. Auch Papier und
Druͤck dieſes Werkchens find ungemein ſauber, und fo koͤn⸗
nen wir es, ſeinem Aeußern und Innern nach, der vorge—
festen poetiſchen Zueignung an eine ſchöne weibliche Seele
nicht anders als würdig erklären.’
Bei Tendler und v. Manſtein, Buchhändlern in
Wien, iſt erſchienen und an alle Buchhandlungen Deutſch⸗
lands verſendet:
Kohlwein, J. H., Conſtantinopel und die Tuͤrken.
Ein topo- und ethnographiſches Gemaͤlde. Nebſt
einer ausfuͤhrlichen Geſchichte dieſer merkwuͤrdigen
Kaiſerſtadt, von der Gruͤndung durch Conſtantiu
bis auf die Eroberung derſelben durch die Osmanen.
8. Mit einer Anſicht von Conſtantinopel. Wien,
1822. Gebund. 12 Gr.
Der Leſer erhält eine moͤglichſt zuſammengedraͤngte Bes
ſchreibung der Hauptſtadt des tuͤrkiſchen Reichs und feiner
Umgebungen, nebft dem Wiſſenswuͤrdigſten aus den Sitten
und Gebraͤuchen der Tuͤrken.
Fuchs, A., Anleitung zur franzoͤſiſchen Sprache für
die erſten Anfaͤnger. 8. 1821. 6 Gr.
Vorſtehende kleine Sprachlehre iſt in mehreren Schulen
Wiens mit Nutzen eingeführt und empfiehlt ſich durch eine
aͤußerſt leichte Methode, den Kindern die Anfangsgruͤnde der
franzoͤſiſchen Sprache beizubringen, ohne fie durch abſtracte
grammaticaliſche Regeln abzuſchrecken.
Lateiniſch-deutſches und deutſch-lateini—
ſches Schul-Woͤrterbuch, bearbeitet von D. F.
E. Ruhkopf, weil. Director des Lyceums in
Hannover, und D. Ch. A. Kaͤrcher, Profeſſor am
Gymnaſium zu Caelsruhe. Leipzig, in der Hahn
ſchen Verlagshandlung. 544 Bogen in groß Lexi—
fon: Format. 1822. 1 Thlr. 16 Gr.
Neben den größeren lextkographiſchen Werken Schel⸗
ler's wird vorzuͤglich diefes Woͤrterbuch Anfängern und Min⸗
derbeguͤterten willkommen ſeyn. Bei dem lateiniſch⸗deut⸗
ſchen Theile deſſelben iſt der ganze Cyclus der in Schulen
geleſenen roͤmiſchen Schriftſteller beruͤckſichtigt worden, fo daß
nun jene kleineren Woͤrterbuͤcher hinter einzelnen Handaus⸗
gaben des Nepos, Caͤſar u. ſ. w., die nicht ſelten der
Groͤndlichkeit Eintrag thun, entbehrt werden koͤnnen. Den
deutſch⸗lateiniſchen Theil empfaͤngt das Publicum
aus der ſorgſamen Hand des Herrn Profeſſors Kaͤrcher,
den ebenfalls mehrjährige praktiſche Lehr- Erfahrung in den
Stand ſetzte, das Beduͤrfniß des Anfaͤngers im Latefnſchreiben
einſichtsdoll und genau zu pruͤfen und zu beurtheilen: was
geleiſtet und vermieden werden müſſe, um die bei ſolchen
Uebungen häufigen Fehlgriffe, z. B. bei Woͤrten von mehr⸗
facher Bedeutung, zu verhuͤten, und überhaupt eine ſichere
Anweiſung zu aͤcht claſſiſcher Latinttaͤt zu geben. Referent,
der dem Studium berfelben fortwaͤhrende Bemühungen wid⸗
met, iſt nach genauer Prüfung des Werks überzeugt, daß
es mit Recht die gegruͤndetſte Empfehlung verdiene, da es
bei ſeinem ſtreng⸗ geordneten reichhaltigen Inhalte und bei
dem hoͤchſt wohlfeilen Preiſe die zweckmaͤßigſte Vorbereitung
Me des Scheller'ſchen Hand Lexikons dar⸗
ietet.
Lifterariſcher Anzetlger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XIV. 1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mage
netismus in Octav⸗ Format beigelegt over beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
—
Durch eine officielle Eroͤffnung Sr. Durchlaucht des Staatskanzlers Fuͤrſten von Hardenberg, d. d.
gten Mai, bin ich benachrichtigt worden, daß Se. Maj. der König von Preußen auf Teinen Vorſchlag
geruhet haben, die im vorigen Jahr gegen meinen neuen Verlag, aus mir unbekannt gebliebenen Gruͤnden
und Urſachen, verhängte Recenſur und damit in Verbindung ſtehende Maßregeln völlig aufzuheben.
Leipzig, den Titen Mai 1822.
F. A. Brockhaus.
—
Mit Bedauern habe ich erfahren, daß zwei Aufſaͤtze von der ich überall fo ehrlich bekenne, wo und von wem ich
mir, uͤberſchrieben: Briefe aus Berlin (in Nr. 6, 7, 16 | borge, gerade hier verhehlen ſollen, wo mir von meinem
u. ſ. w. des zum Rheiniſch Weſtf. Anzeiger gehörigen Kunſt⸗ | Meifter und Lehrer Andeutungen geworden? Da dem aber
und Wiſſenſchaftblattes), auf eine Art ausgelegt worden, die nicht fo ift, fo kann ich mir auch das Verdienſt der Eigen-
dem Herrn Baron v. Schilling verletzend erſcheinen muß. thuümlichkeit und des Selbſtgedachten nicht nehmen
Da es nie N 106 40 arte 15 10 75 ich laſſen. Jedem das Seine!
hiermit, daß es mir herz le „ wenn ich zufaͤlliger 2 ;
Weiſe dazu Anlaß gegeben hätte, daß ich alles dahin ge: Berlin, den 18ten Jeg en g ie 1 Schink
hoͤrige zuruͤcknehme, und daß es blos der Zufall war, wo: = z
durch jetzt einige Worte auf den Herrn Baron v. Schilling
bezogen werden konnten, die ihn nie hätten treffen koͤnnen,
wenn eine Stelle in jenem Briefe gedruckt worden waͤre, die
aus Delicateſſe unterdruͤckt werden mußte; dieſes kann der
geehrte Redacteur jenes Zeitſchrift bezeugen, und ich fühle
mich verpflichtet, durch dieſes freimuͤthige Bekenntniß der
Wahrheit allen Stoff zu Misverſtaͤndniß und oͤffentlichem
Federkriege fortzuraͤumen.
Berlin, den Zten Mai 1822.
Erklaͤrung.
Ich halte es aus mehr als einer Ruͤckſicht fuͤr noͤthig,
oͤffentlich zu erklären, daß der Herr D. Klindworth in
Berlin auch nicht den geringſten Antheil an dem Gone
verſations⸗ Lexicon neuer Folge hat, und daß ſich in
der erſten Lieferung deſſelben (Abbot — Bombelles)
ſowol kein von ihm gelieferter vollſtaͤndiger Artikel, noch
uͤberhaupt irgend elne von ihm herrührende Notiz befindet;
eben fo wenig hat dieſer Herr zu den erſten zehn Bänden,
noch zu irgend einer der in meinem Verlag erſcheinenden
H. Heine.
Zeitſchriften jemalen einen Beitrag gellefert. Die Weranlafs
Vertheidigung des Eigenthums.
„Die vier Woͤrtlein, man ſagt oder es ſoll,“
ſchreibt Leſſing iegendwo, „haben ſchon manchen ebrlichen
Mann um feinen ehrlichen Namen gebracht;?“ — ich fuͤhle
mich gedrungen hinzuzufuͤgen, auch manchem ehrlich errunge—
nen Verdienſtkranze feine grünen Blätter zerknickt. So
widerfaͤhrt's wenigſtens mir, dem Dramaturgen, in
Nr. go der Abendzeitung dieſes Jahres. Nur auf ein ſol⸗
ches ungluͤckliches man ſagt oder es ſoll kann der Beur⸗
theiler der Vorſtellung der Emilia Galotti auf der koͤ—
niglichen Schaubuͤhne zu Dresden veranlaßt worden ſein,
zu behaupten: „zu meiner Abhandlung über dieſes Trauer⸗
ſpiel in den zu Graͤtz 1781 erſchienenen dramaturgiſchen
Fragmenten ſeien mir aus guter Hand des Dichters
tigene Anſichten zugekommen.“ Aber, ſo wahr Sonne und
Mond am Himmel leuchten, mir ward keine Mittheilung
dieſer Art, und alles, was ich in den dramaturgiſchen Frag:
menten, wie in den, zehn Jahre ſpaͤter herausgegebenen,
dramaturgiſchen Monaten (Schwerin, 1790), uͤber Emi⸗
lia Galotti niederſchrieb, iſt einzig und allein das Er:
zeugniß meines eigenen Nachdenkens, meines elgenen
Urtheiles. Wahrlich! hätte ich wirklich von Leſſing bedeutend erweiterten Plane, zwanglos abgetheilt in
empfangen, mit Stolz wuͤrde ich geſtanden haben, daß ich das (der Geſchichtforſchung und Geſchichtſchreibung, der
ſolcher Mittheilungen gewürdigt worden. Wie hätte ich auch, Statiſtik und dem Quellenſtudium gewidmete) Haupthlatt,
fung za dieſer Erklaͤrung und Verwahrung wird wahrſchein⸗
lich dem Publicum kuͤnftig naͤher koͤnnen bekannt gemacht
werden.
Leipzig, den ıoten April 1822.
F. A. Brockhaus.
Bei Franz Härter, Buchhändler in Wien, er⸗
ſcheint:
Archiv fuͤr Geographie, Hiſtorie, Staats—
und Kriegskunſt. — Dreizehnter Jahrgang.
(Am Jahresſchluſſe 1809 gegruͤndet und ſeither fortan
redigirt durch den Freiherren Joſeph von Hor—
mayr, Hofrath und Hiſtoriographen des kaiſerl.
Hauſes.)
Von dieſer Zeitſchrift ſind die drei erſten Monatshefte
dieſes Jahres bereits erſchienen. Woͤchentlich kommen davon
zwei Bogen, nach dem zum Grunde gelegten neuen und
in das Literatur- und in das Kunſtblatt, welches
letztere neben der Belehrung auch angenehmer Unterhaltung
gewidmet iſt, zu dem aͤußerſt geringen Preiſe von 4 Thlr.
halbjährlich, 8 Thir. jahrlich. — Seit dem Eingehen der
vaterländiſchen Blatter und des Converſation⸗
Blattes haben ſich die anziehendſten Rubriken derſelben en
dieſem Arätve wiedergefunden, vorzuͤglich des rühmlich
bekannten Artillerie- Hauptmanns Nittig von Flam⸗
menſtern ſo ſehr geſuchte „Ontologiſche Neuigkeiten“ oder
ueberbick der wichtigſten Erſindusgen und Entdeckungen. —
Vom Inhalte dieſer drei Hefte bemerken wir neben manchem
weniger Bebeutenden die treffliche Abhandlung Keiblin⸗
ger's über dle älteſte Neſidenz der Babenbergiſchen Mark:
grafen und Herzoge Oeſterreichs, das Medtlikke carolingi⸗
ſcher Urkunden und des Nibelungenlledes oder das heutige
Melk, Dobrowsky's „neueſtes ſlapiſches Sprachwerk,“
des großen Orientaliſten, Hofraths von Hammer, „Aus⸗
beute tͤͤckiſcher Hanbſchriften der Hofbibliothek zu Dresden,“
Docen's in Münden „geſammelte Blätter,“ „literariſche
Nachweiſungen“ und Goltſcted's von Viterbo wiederaufge⸗
fundenes Gedicht von den Thaten des großen Barbaroſſa;
Primiſſer's, des verdienten Cuſtoben des Ambraſſer Ca⸗
binels, „Reiſe durch die dͤſterreichiſchen Abteien für Kunft
und Alterthum,“ die gehaltreihen Fragmente über griechiſche
Münzkunde von Arneth, erſten Cuſtoden des k. k. Münz s
und Antikencabinets, des Grafen Alevis Bethlen, Han:
dels⸗ und Culturgeſchichte des noch fo wenig bekannten Sie⸗
benbürgens, die unfhägbaren Geſaͤnge des Wiener Spruch⸗
dichters, Peter Suchen wirth, Zeitgenoſſen der Sem⸗
pacher Schlacht, die Jahresberichte des Sohanneums und der
übrigen Provinzial⸗Muſäen, neu aufgefundene Denk⸗
male der Roͤmerwelt in Oeſterreich, des berühmten Reiſenden
D. Burghardt's (eines Ungarn, nicht des verſterbenen
Burckhardt's aus Baſel) Gemälde des jezigen Aegyptens,
des thatenvollen Lebens und der hochfliegenden Plane Meh⸗
met Ali Paſchas u. ſ. w., viele urkundliche Quellen und
die Fortſeßung der Erinnerungstafeln zur Erleichterung des
hiſtoriſchen Studiums. Das Literaturblatt enthalt
kurze Anzeigen der bedeutendſten Erſcheinungen und iſt ein
wahres Intelligenzblatt fuͤr Oeſterreich. Es umfaßt eben
fo wol aus ländiſche els einheimiſche Artikel. — Das
Kunftbiatt enthält mehrere ſtehende Rubriken: Wande⸗
rung durch die Atelters der Kuͤnſtler, durch die Gallerien,
oͤffentliche und Privatſammlungen, Nekrologe kuͤrzlich ver⸗
ſtorbener, biographiſche Züge noch lebender Kuͤnſtler — Ton⸗
kunſt und Mimenkunſt in Wien, Verſchoͤnerungen Wiens,
die Kunſtausſtellung in Wien und in den Provinzhauptſtaͤd⸗
ten, Correſpondenz aus Rom, Venedig, Mailand, Neapel,
Padua, Parma u. ſ. w., einzelne Unternehmungen, z. B.
Haas und Perger's Gallerie des Belvedere, Mollo's
Gebaͤude und Denkmale Wiens, die Fortſchritte der Litho⸗
graphie, Winckelmann's Kenolaphium in Trieſt u. ſ. w.
Duͤrand, A. F., Neueftes, auf langjährige prak—
tiſche Erfahrung gegruͤndetes Koch buch, nebſt einer
Anweiſung, die vorzuͤglichſten Sorten Backwerk,
Kuchen, Torten u. ſ. w. zu machen. Mit hinlaͤng⸗
lichen Kuͤchenzetteln, zu Mittags- und Abend-Ta—
feln, auf alle Monate und Jahreszeiten. Dritte
ſehr vermehrte Auflage. 8. 1822. Hanover,
in der Hahn'ſchen Hof: Buchhandlung. 1 Thlr.
Kleinere und größere Haushaltungen der hoͤhern und
mittleren Stände finden bei dem Verfaſſer, einem vieljaͤh⸗
rigen praktiſchen Koche und Vorſteher eines angeſehenen
Gaſthofes, den gründlichen unterricht in der eben fo ſchwer
zu lehrenden als ganz auszulernenden Kockkunſt. Dle hoͤchſte
Mannichfaltigkeit in allen Gattungen und Sorten von Ge⸗
richten, in allen Zweigen und Methoden der Bereitung,
wird vorzüglich dadurch ſehr gemeinnützig, daß die verſchte⸗
d e Feanor Verhaͤltniſſe Enn erdachte,
die Recepte mit Geſchmack und doch mit Sparſamkeit einge⸗
richtet, deutlich und zu unmittelbarer Anwendung geeignet
ſind. Allenthalben iſt das Nuͤtzliche und Wohlfeilere dem
Koſtboren und Eleganten zur Seite geſtellt. Man findet in
obigem Werke die große Zahl von 730 Recepten; naͤmlich
zu Suppen 43 Recepte; zu kleinen Paſtetchen und Frituͤren
aus Fleiſch, Fiſchen und Gewaͤchſen, auch Torten und Bud⸗
dings aus Fleiſch und Fiſchen, 93; zu großen Entrses, aus
Rinde, Kalb⸗ und Hammelfleiſch, aus Wild und Geflügel,
54; zu kleinen Entrses aus denſelben Fleiſchſorten, 38; zu
kalten und warmen Paſteten, Tourten und dergleichen, 465
zu braunen, weißen und anderen Saucen, 31; zu Wuͤrſten,
44 zu Gemuͤſen, 72; zu Aſpics, Rouladen, Suͤlzen u ſ. w.,
355 zu Fiſchen, 38; zu Ragouts, Blanquets und Hachés,
29; zu Mehl-, Flott⸗ und Milchſpeiſen, 27; zu Gelses
und Crems, 32; zu Macaroni, Nudeln, Nockeln, Gallerten,
85 zu verſchiedenen Sorten Backwerk, 63; zu Compots und
San au et 13; zu Eingemachtem in
uder, 13; zu ſpitituoͤſen Getraͤnken, 183 ;
we p f 183 zu Eſſig, 8;
Jedes Frauenzimmer kann allein aus der Lectuͤre die
Schrift, verbunden mit fleißiger praktiſcher Uebung, hs
weitere Hülfe die ganze Kunſt der Kuͤche hinlaͤnglich kennen
lernen, um einer verſtaͤndigen Aufſicht über Tegtere fig zu
unterziehen. 5
Bei Tendler und v. Manſtein, Bu
Wien, iſt erſchienen: 5
3 Die
d uf geklärte 3
ener da i „ f wart
in der Kuͤche, in dem Keller, in der Speiſekammer,
beim Waſchen, Bleichen, Brotbacken und Brant—
weinbrennen, beim Aufbewahren des Fleiſches, des
Obſtes u. ſ. w., beim Waſch- und Kleiderkaſten, bei
der Reinigung der Kleider und Moͤbel, beim Faͤrben,
Fleckausbringen, bei ploͤtzlichen Erkrankungsfaͤllen und
Beſchaͤdigungen u. ſ. w.;
k ur z
bei allen haͤuslichen Verrichtungen,
welche die Geſundheit, den Wohlſtand, die Bequem—
lichkeit und die Erſparung im Haushalte hervorbringen,
und vor Schaden und Geldverluſt bewahren.
haͤndlern in
Herausgegeben
von
Magdalena Lichtenegger.
I Thlr.
Haushaltung, gute Haushaltung, wohlfeile Haus⸗
haltung hat zwar jedermann im Munde, aber wer verſteht
fie in allen ihren Theilen, wer übt fie dergeſtalt aus, daß
fie die moͤglichſte Gelderſparung mit vollkomme⸗
ner Zweckmäßigkeit und Güte verbindet? Die Zei⸗
ten haben ſich geändert, die häuslichen Beduͤrfniſſe find im
Preiſe geftiegen, man muß oͤkonomiſiren, man muß zu Rathe
halten, man muß auf neue Vortheile ſpeculiren. Man will
aber auch nicht entbehren, man will nicht ſchlechter leben,
man will im Gegentheile den Genuß verfeinern, ihn ſteigern,
kurz man will beſſer leben. Beides läßt ſich vereinigen,
wenn man aufmerkſam alle Theile der Hauswirthſchaft, ihre
Eigenſchaften, Wirkungen, ihre Gebrauchsart und ihren
Nutzen genau kennt. Eine ſorgſame Hausfrau hat aber keine
Zeit, in Buͤchern weitlaͤufig dies alles aufzuſuchen, und
wenn ſie auch Zeit hätte, welche Wirthſchafterin wuͤrde ſich
entſchließen, dasjenige, was ſie in Buͤchern als gut empfoh⸗
len findet, erſt ſelbſt zu derſuchen, und babei Zeit und Gelb
anf das Epiel zu ſegen. Dies olles iſt nun durch gegen ⸗
waͤrtiges Werk uͤberfluͤſſig geworden. Dieſe aufgeklaͤrte
Wiener: Hausfrau iſt eine ſo einſichtsvolle, kluge als
gemeinnuͤtzige Wirthſchafterin, ſo daß unter ihrer Leitung
jedes Frauenzimmer alles lernt, was fie zur Führung einer
kleineren oder größeren Hauswirthſchaft geeignet und tüchtig
machen kann. Kein Maͤdchen, keine Frau wird daher dies
Buch ohne Nutzen für ihr Haus veſen aus der Hand legen.
Was in demſelben gelehrt wird, iſt die Hauswirthſchaft, ſo
wie ſie nach den Beduͤrfniſſen einer aufgeklaͤrten Zeit wohl⸗
feiler, zweckmäßiger und einfacher eingerichtet und
ausgeuͤbt werden fol. Man wird hier keine leeren Anwei—
ſungen, keine fruchtloſen Verſuche, keine tief gelzhrten Ab:
handlungen finden. Alles was hier ſteht, iſt bereits probirt
und als gut und brauchbar befunden worden.
In unſerm Verlage erſchien ſo eben:
Sophronia, oder die Eroberung des heiligen Gra—
bes, Drama in vier Aufzuͤgen, von Wilhelm Ger—
hard. Gebunden. 20 Gr.
Es kann der Verlagshandlung nicht zukommen, zu enk⸗
ſcheiden, in wie fern dies Stuͤck auf Clafficitaͤt Anſpruch
mache; nur ſo viel koͤnnen wir verſichern, daß es bei den
mannichfaltigen poetiſchen Schönheiten und bei der Aehnllch⸗
keit der Zeit, in die es fällt, mit dem gegenwärtigen intereſ—
ſanten Kampfe der Griechen, kein gefuͤhlvoller Leſer unbe⸗
friedigt aus der Hand legen wird. Zum Motto dazu waͤhlte
der ſchon uͤberhaupt und durch ſeine Ueberſetzung des Ana⸗
kreon vorzüglich bekannte Verfaſſer die Stelle aus Torquato
Taſſo von Göihe:
Sophroniens Großheit und Olindens Noth,
Es ſind nicht Schatten, die der Wahn erzeugte;
Ich weis es, ſie ſind ewig, denn ſie ſind.
Hinzufügen dürfen wir, daß bei der typographiſchen
Ausſtattung von uns nichts verſaͤumt worden tft, und ſelbſt
der allegoriſche Umſchlag das Werkchen empfiehlt.
Creutz'ſche Buchhandlung in Magdeburg.
Der Pirat von Walter Scott
uͤberſetzt von S. H. Spifer.
3 Baͤnde. Geheftet. 3 Thlr. 8 Gr.
Jetzt vollſtändig erſchienen.
Berlin, bei Duncker und Humblot.
Aus den Beurtheilungen des erſten Bandes iſt bekannt,
daß der Ueberſetzer es ſich zur Aufgabe gemacht, das Orkgi⸗
nal nicht alleln treu und vollftändig wiederzugeben, ſondern
auch, daß er die Stellen, deren Verſtaͤndniß wegen Be:
ziehungen auf Localitäten, Sitten, Literatur u. ſ. w. für
deutſche Leſer Schwierigkeiten haben konnten, nicht verwiſcht,
ſondern ſie, nach ſeiner vertrauten Bekanntſchaft mit allem
engliſch nationalen, erläutert hat, fo daß dem deulſchen
Lefer wohl keiner der feinen Züge und Anſpielungen, woran
der Dichter fo reich iſt, entgehen duͤrſte. Die früheren Ro:
mane des Verfaſſers haben gezeigt, wie geſchickt er Elgen⸗
thümlichkeiten von Gegenden zu benugen weis, um ſeinen
Gemälden einen groͤßern Reiz und größeres Leben zu geben,
und wie wuͤnſchenswerth es daher iſt, ebenfalls in denſelben
einheimiſch zu werden. Zu dieſem Behufe iſt dieſem Ro;
mane eine Charte des uns ſehr fremden Schauplatzes beige—
geben. Die poetiſchen Stellen, an welchen dieſes Werk fo
reich iſt, find von dem Ueberfeger ebenfalls als Dichter mic:
dergegeben und auch die Motto, womit der Verfaſſer jedes
Capitel nach feiner eigenthuͤmlichen Weiſe eingeleitet hat, in
tprer Eigenthuͤmlichkeit beibehalten.
Doͤlecke, D. W. H. (Rector zu Schleuſingen).
Kleine Hebraͤiſche Grammatik. Mit
Uebungsſtuͤcken zum Ueberſetzen aus dem Hebräͤi—
ſchen ins Deutſche und aus dem Deutſchen ins
Hebraͤiſche. Gr. 8. 1822. Leipzig, in der Hahn
ſchen Verlags-Handlung. 10 Gr.
Wie es für die griechtſche, lateinlſche und franzöſiſche
Sprache Schulbuͤcher gibt, bei welchen nur auf die erſten
Anfaͤnger Ruͤckſicht genommen worden, ſo hat der Verfaſſer
auch für die hebräifhe Sprache ein ſolches vorbereitendes
neues Elementarbuch geliefert. Nach einer genau beobachten—
den Stufenfolge werden die Grundregeln des Hebräiſchen
vorgetragen mit ſteter Hinſicht auf ihre Anwendung zu
Leſe⸗- und ſelbſt zu Schveib⸗ Uebungen, die den Eifer des
Lernenden ſehr beleben und das Vorurtheil widerlegen wer—
den, als ob die Erlernung diefer Sprache mit elgenthuͤm⸗
lichen Schwierigkeiten verbunden ſel. Die Vergleichung des
Wortbaues und des Syntaxes im Hebraͤiſchen mit andern,
von Anfängern ſchon mehr eingeübten Sprachen befördert
ſehr die praktiſche Brauchbarkeit dieſes Buchs.
Bei Tendler und v. Manſtein, Buchhändlern in
Wien, iſt erſchienen und in allen guten Buchhandlungen
zu haben:
Al. Silv. Edler von Kremer,
der ſaͤmmtlichen Rechte und politiſchen Wiſſenſchaften Doctor,
Darſtellung des Steuerweſens.
Iſter Theil: uͤber das Steuerweſen uͤberhaupt.
2ter Theil: über die vorzuͤglichſten öſterreichiſchen directen
Steuern insbeſondere in Vergleichung mit jenen von
England und Frankreich.
Gr. 8. 1821. Beide Theile 2 Thlr. 20 Gr. oder 8 Fl.
Dies gehaltvolle Werk empfiehlt ſich ſchon durch die
Wichtigkeit ſeines Gegenſtandes, auch haben mehrere kritiſche
Blaͤtſer, namentlich die leipziger Literaturzektung und der
wicner Literariſche Anzeiger, ſich über den Werth deſſelben
vortheilhaft geaͤußert.
5 Verlag der Creutz'ſchen Buhhanklung in Magbes
urg:
Wiggert, F., Vocabula latinae linguae primi-
tiva. Handbuͤchlein der lateiniſchen
Stamm woͤrter, nebſt einer Belehrung über ab:
geleitete und zuſammengeſetzte Woͤrter der lateini—
ſchen Sprache. 414 Bogen in 8. 8 Gr., bei
Partien von 25 Exempl. zu 7 Gr., bei 50 Exempl.
zu 6 Gr.
In der Bran'ſchen Buchhandlung in Jena iſt er—
ſchienen und an alle ſolide Buchhandlungen vers
ſandt: :
Selectarum dissertationum juris criminalis collectio.
Moderatus et praefatus est Dr. Christophor. Martin.
Vol. I. 1 Thlr. 18 Gr.
J. C. L. Sismonde de Sismondi Geſchichte der Franzofen.
Mit Anmerkungen von Heinrich Luden, Profeffor der Ge: »
ſchichte in Jena. Erſter Band. 2 Thlr.
Bei W. Lauffer in Leipzig find fo eben erſchienen:
ter Scott, der Beherrſcher der Eilande; uͤberſetzt
er J. P. W. Richter. 8. 1822. I Thlr. 6 Gr.
— — die Circe von Glas⸗Llyn, Roman; uͤberſetzt von
K. H. L. Reinhardt. ıfler und 2ter Band. 8. 1822.
lr. 12 Gr.
ee die Seher in aus Griechenland oder die deutſchen
Schleichhaͤndler. Ein romantiſches Gemaͤlde von W.
v. Morgenſtern. 8. 1822. 1 Thlr. 12 Gr.
Conſtantinopel im Jabr 1821, oder Darſtellung der blutigen
und höchſt ſchauberhaften Begebenheiten, welche ſich in
dieſer Hauptſtadt ſeit dem Ausbruch des Krieges ereignet
haben. Von einem Augenzeugen. Herausgegeben von J.
W. A. Streit. 8. Geh. 1822. 12 Gr.
Geſchichte der drei letzten Lebensmonate Napoleon Bonapar⸗
te's. Nach authentiſchen Documenten verfaßt, von S.
Aus dem Franzöfifhen uberſetzt. 8. 1822. Geh. 8 Gr.
Briefſammlung fuͤr Kinder gebildeter Aeltern zum Schul⸗
und Privatgebrauch. Als erſte praktiſche Anleitung zur
innern und äußern Einrichtung der Briefe und zum Brief:
ſchreiben überhaupt. Don D. A. Moſer, Paſtor in Serba.
8. 1822. 9 Gr.
In der Creutz'ſchen Buchhandlung in Magdeburg,
in Commiſion, und durch alle Buchhandlungen zu haben:
Jeſus der Knabe, ein lateiniſches Heldengedicht
des Paters Th. Ceva; in deutſche Verſe uͤberſetzt,
von J. D. Müller, Prediger zu Stemmern,
136 Seiten. 8. Geh. 20 Gr. 8
Der Ueberſetzer liefert hier, vielfältig dazu aufgefodert,
den Verehrern Jeſu ein Werk, welches eigentlich der Vor⸗
Läufer feiner Ueberſetzung der Chriſtiade des Biſchofs Vida
Hätte fein ſollen. Allein er lernte obiges Werk ſelbſt erſt
fpäter kennen und fand darin in Betreff der Erfindung, An:
ordnung und Behandlung des Stoffs, einen noch grögern
poetiſchen Werth und eine Menge von Charakteren und
Schilderungen des haͤuslichen Lebens, die jeder Leſer mit
Wohlgefallen betrachten, nicht ohne Ruͤhrung aus der Hand
legen und ſich zu wiederholter Lectuͤre angezogen fuͤhlen
wird.
Die Baͤder und Heilbrunnen Deutſchlands und der
Schweiz. Ein Taſchenbuch fuͤr Brunnen- und Ba—
dereiſende. Bearbeitet vom Prof. D. Carl Fried—
rich Moſch. In 2 Theilen mit 50 landſchaft⸗
lichen Anſichten und einer Charte. 5 Thlr. 8 Gr.
und ohne Kupfer 3 Thlr.
Dieſe Schrift hilft einem Mangel ab, welcher von der
deutſchen Badewelt zeither gar ſehr gefühlt und oft bitter
genug getadelt wurde, da England in ſeinem Guide to all
the Watering and Sea-Bathing Places etc., welches
Werk faſt alle Jahre neu aufgelegt werden mußte, längft
eine ahnliche Schrift beſeß. — Der Verfaſſer beginnt die
Einleitung mit dem Geſchichtlichen über die Bäder, von den
älteften Zeiten bis zu unſern Tagen, geht hierauf zu den
verſchiedenen Arten derſelben uͤber, und beruͤhrt dann die
Heilbrunnen nach ihrer Entſtehung, threr Verbreitung und
Eintheilung. Nachdem er ſodaun von den Vorbereitungen
zur Cur geſprochen, geht er zu den verſchiedenen Arten der
Cur und dem Verhalten dabei, endlich zu dem Gebrauch
der Bäder und zur Diät, und zuletzt zu der Dauer der
Cur, zur Jahreszeit, in welcher dirſelbe am zweckmaͤßigſten
unternommen wird, und zu dem Über, was man dei der
Reife zu berückſichtigen hat. Bei der ſpeckellen Beſchreibung
‘
der einzelnen Badeorte find angegeben: das äußere Anſehen
der Gegend, die Geſchichte des Orts, die Topographie nebſt
der Einrichtung der Baͤder, die Geſchichte der Quelle, die
Eigenſchaften und Beſtandtheile des Heilwaſſers, die Krank,
heiten, in welchen es heilſam, und die, bei denen es ſchaͤd⸗
lich iſt, die Diät und das beſondere Verhalten bei der Eur,
die beſten Gelegenheiten zur Befriedigung der unentbehrlich⸗
ſten Bebuͤrfniſſe nebſt den Preiſen der Zimmer, des Tiſches,
der Bäder u. ſ. w., die Luſtbarkeiten und Zerſtreuungen, die
Anlagen und Spaziergaͤnge, und die entfernten ſchoͤnen
Puncte, nach welchen man Excurſionen zu machen pflegt.
Funfzig ſchoͤn gearbeitete Kupfer, welche zugleich die ſchoͤn⸗
ſten Gegenden Deutſchlands und der Schweiz darſtellen, ver⸗
ſchoͤnern das Ganze und werden oft im haͤuslichen Kreiſe
die Erinnerung einer ſchoͤn verlebten Badezeit wieder her:
vorcufen; auch iſt eine Charte mit beigegeben, welche die an
Mineralquellen ſo reiche Rheingegend darſtellt.
F. A. Brockhaus in Leipzig.
Verhandlungen des Vereins
zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes
in Preußen.
ıfter Jahrgang. 1822.
Berlin, bei Duncker und Humblot.
Es erſcheinen hiervon jaͤhrlich 6 Hefte in gr. 4 mit
Kupfern. Der Preis des Jahrgangs iſt in Berlin 2 Thlr.
16 Gr., außerhalb 3 Thlr. Die beiden erſten Hefte ſind
erſchlenen und durch alle Buchhandlungen zu haben. Sie
enthalten unter andern: die Statuten des Vereins —
15 Preis aufgaben — Abhandlungen: über die Be⸗
nutzung der Thierkohle zur Raffinirung des Zuckers; — über
die Holzraſpelmaſchine der Englaͤnder; — uͤber Schafzucht
und Wollgewerbe unſeres Landes u. ſ. w.
In der Creutz'ſchen Buchhandlung in Magdeburg
ſind erſchienen:
Drei Ansichten vom Dom zu
Magdeburg,
als:
die Thürme mit dem Portal gegen Westen,
die Ansicht der Nord- Seite,
Grundriss,
nach Zeichnungen vom Baumeister J. C. Costenoble,
in Aqua tinta geäzt; 18 Zoll hoch, 21 Zoll breit.
2 Thlr. 16 Gr.
Es iſt erſchienen:
Iſis von Oken. Jahrgang 1822. Ztes u. Ates Heft. (Preis
des Jahrgangs 8 Thlr.)
Allgemeine medicinische Annalen. Jahrgang 1822.
Stes u. 4tes Heft. (Preis des Jahrgangs 6 Thlr. 16 Gr.)
Leipzig, im Mai 1822.
F. A. Brockhaus.
Von dem intereſſanten Werke, über Verdauungsſchwaͤche
u. ſ. w., betitelt:
A Treatise on Indigestion and its Consequences.
By Wilson Philip. 1822.
wird eine neue, nach der zweiten Auflage bearbeitete Ueber:
ſetzung naͤchſtens bei mir die Preſſe verlaſſen.
Frankfurt a. M., im Mai 1822.
P. H. Guilhauman.
Seh MEN
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriſten.)
k k.
Ne NN
Diefer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag;
netismus in Octav- Format beigelegt ober beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht.
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart-Abdrucke berechnet 2, Gr.
—
Die
So eben iſt erſchienen;
Das nene
in Begleitung
von Evangelien und uraltenſchriſtlichen
Choraͤlen,
wie ſolches in der
Weimariſchen Sonntagsſchule
mit den Kindern geſungen, durchſprochen und
gelebt wird.
8 Bogen Text, mit 13 Noten-, 9 Kupfertafeln und einem
in Kupfer geſtochenen Umſchlag⸗
Zum Beſten eines von den Kindern ſelbſt zu ev
bauenden Bet- und Schulhauſes
herausgegeben
von
Johannes Falk.
Preis bis Neujahr 1823 r Thlr. ſaͤchſ. oder 1 Fl. 48 Kr.
rhein.; illuminirte Exemplare auf feinem Papier im Fut⸗
teral mit vergoldetem Schnitt das Stuͤck 1 Thlr. 12 Gr.
oder 2 Fl. 42 Kr. rhein.
Die Gefprähe des Hausvaters mit den Kindern über
die ſieben Bitten, ſind wirklich erlebte Geſchichten. Der
Zweck des Herausgebers iſt: dem Volk das Chriſtenthum er⸗
leben zu laffen. Vierzehn Knaben haben unter Aufſicht eines
alten Maurer- und Zimmermannsgeſellen den Bau des Hau—
ſes ſeit Neujahr wirklich angefangen. Es geht damit froͤh—
lich von Statten. Dieſer Bau ſelbſt kann fuͤr eine Frage
an die ewigliebende Vorſehung gelten. Sie wird ſie gewiß
nicht unbeantwortet laſſen. Dank allen Edeln, die den Geiſt
dieſer Unternehmung verſtanden! Das Subſcribentenverzeich—
niß enthält zugleich die abgelegte, mit gewiſſenhafter Sorg⸗
ſalt abgefaßte Berechnung. Die Einſicht in die Hauptacten
ſteht jedermann frei. „Nur unler Gottes und dem treuen
Beiſtand der Edeln und Frommen unſers Volks — das muß
jedem, der dieſe Bilanze, wenn auch nur mit flüchtigem
Auge, durchlaͤuft, auf der Stelle einleuchten“ — (fo heißt es
Seite xxx im Praͤnumerantenverzeichniß) — „kann dieſes
muthig in ſeinem Namen angefangene Werk gedeihen und
auch in andern Gegenden unſers Vaterlandes reifen und ges
ſegnete Fruͤchte tragen. Ich will darum alles nur mit ein
Paar Worten zuſammenfaſſen! Der Herr ſegne die Kinder
meines Volks aus allen Staͤnden! O ihr Vaͤter, ihr Muͤt⸗
ter, ihr Schweſtern, ihr Bruͤder gebt ihnen dieſes Buͤchlein,
diefe Jammerchronik der Zeit, die zugleich die unſere iſt,
als Neujahrsgeſchenk in die Hände, damit fie ihr unverdien:
tes Gluck, im Beſitz fo vieler Güter des Friedens, erken⸗
nen, ſchaͤtzen, und Gott lieben und fuͤrchten lernen.“
Bei Unterzeichnetem find ſtets Exemplare des Vater⸗
unſers vorraͤthig und zu den bemerkten Preiſen durch alle
Buchhandlungen zu erhalten.
Leipzig, den 29ſten Mai 1822.
F. A. Brockhaus.
Ueberſetzungsanzeige.
Zur Vermeidung von Colliſionen.
Von des ſpaniſchen Akademikers Don Martinez Marina
Teoria de los Cortes, o grandes Juntas nacionales de
los Reynos Leon y Castilla e Madrid 1815, 3 Bände,
welche, in Deutſchland zur Zeit noch beinahe voͤulg unbekannt,
bis jetzt die erſte, vollſtaͤndige, urkundliche Ge⸗
ſchichte der ſpaniſchen Staatsverfaſſung und
Cortes liefert und fo eben zu Paris in einer franzoͤſiſchen
Ueberſetzung erſcheint, wird eine deutſche Bearbeitung
durch einen bekannten Gelehrten beſorgt, und der erſte Band
an Monaten in einer der vorzüglichiten Buchhandlungen
erſcheinen. .
Im Mai 1822.
Bei Friedrich Volke, Buchhaͤndler in Wien, ſind
vollſtaͤndig zu haben:
O Pe e
di
PI e i 5 0, Meoertsaus teadsı 10:
20 vol. In 12. Mantova 1816 — 1820.
25 Thlr.
„Italien,“ ſagt der gelehrte und vortreffliche Geſchicht—
ſchreiber und Verfaſſer der Literatur des ſuͤdlichen Euro:
pas, Herr Simonde de Sismondi, „war waͤhrend eines
und ines halben Jahrhunderts alles literariſchen Glanzes
beraubt geweſen; die Natur ſchien es durch Metaſtaſio
entſchaͤdigen zu wollen, und mit vollem Recht, denn keiner
ſeiner Schriftſteller vielleicht iſt vollſtaͤndiger ein Dichter ge—
weſen, keiner vielleicht hat eine größere Beweglichkeit der
Phantaſie, eine größere Zartheit der Empfindungen mit einem
größern Reiz der Sprache vereinigt; keiner vielleicht iſt ſchon
durch ſeinen Styl ein anmuthigerer Maler und ein dem
Ohre ſchmeichelnderer Muſiker geweſen. Der Dichter der
Oper wollte er ſein, und iſt er geweſen, und in dieſer
Laufbahn hat er alles uͤbertroffen, was ſeine eigene Nation,
alles was irgend eine andere Nation noch ſo Ausgezeichnetes
hervorgebracht hat. Er erkannte und umfaßte mit Genauig⸗
keit die Natur der Buͤhne, der er ſich und ſein Talent wid⸗
mete, und in einer Gattung, in der vielleicht kein anderer
Dichter einen wahren Ruhm erworben hat, brachte er die
nationalſten Dichtungen hervor, welche Italien beſitzt, die,
welche dem Gedaͤchtniß des ganzen Volkes am tiefſten einge⸗
prägt find. Metaſtaſio beſtimmte mit feſter Hand die
der Oper eigenthuͤmlichen Geſetze, gab faſt allen feinen
Stuͤcken eine gluͤckliche Entwickelung, er vereinigte mittelſt
einer bewundernswuͤrdigen Kunſt die Natürlichkeit des Aus⸗
drucks mit aller Erhabenheit, allem Reichthum der lyriſchen
Poeſie; er wußte in den Worten, in der Sprache eine ent⸗
zuͤckende Harmonie zu finden, welche treu zu erhalten Per⸗
goleſt's berrlichſte Accorde ſich begnügen mußten. Er iſt
ohne Muſter in dieſer Laufbahn und ohne Nachahmer ges
blieben; denn, welche ernſthafte Opern auch dem Compoſiteur
geliefert und dem Publicum dargeboten werden, ſo laß! ſich
keine einzige leſen; kein einziger Schriftſteller hat in dieſer
Gattung, welche dem Meraftafio eine Stelle unter den
groͤßten Dichtern verſchafft hat, nur einigen Ruf erworben.
— Es iſt nicht die dramaifhe Vollkommenheit allein, der
das Publicum huldigt; es herrſcht in ihm eine Zartheit,
eine zauberiſche Weichheit, die es eben fo ſicher feſſein, wie
die Kunſt, ihm die Begebenheiten und Leidenſchaften des
menſchlichen Lebens vor Augen zu bringen. — Aber auch
feine lyriſchen Poeſien, feine Cinzonetten, feine Cantaten
würden hingereicht haben, den Ruhm eines andern Dichters
aus zumachen; hier iſt dieſelbe Harmonie der Sprache wie
in feinen Arietten, dieſelbe Wahrheit in den Schi derungen,
dieſelbe Zartheit in den Empfindungen, biefelbe zauberiſche
Weichheit im Versbau. Seine Proſa iſt rein und gut ge⸗
ſchrleben, davon überzeugen uns unter andern feine Briefe
u. ſ. w. Uebrigens iſt Metaſtaſio der leichteſte von al:
len italieniſchen Dichtern, und mit ihm kann jeder anfangen,
die Claſſiker zu leſen und aus feiner Quelle das Vergnügen
des poetiſchen Wohllauts zu ſchoͤpfen.“ 5
Was nun die oben angezeigte Ausgabe dieſes großen
italieniſchen Dichters in 20 Banden betrifft, fo fönren wir
mit Recht verſichern, daß fie nicht nur außerſt gefällig und
bequem iſt, denn fie hat Duodez-Format, ſondern ganz
vorzüglich correct, und mit einer Schönheit und mit typo
graphiſchem Glanze ausgeſtattet, die nichts zu wuͤnſchen
übrig laſſen; ein wohlgetroffenes Portrait des Metaſtaſio
ziert den erſten Theil und 42 niedliche Kupferſtiche finden
ſich in den übrigen Baͤnden; außerdem trifft man in dieſer
Ausgabe alles was in Italien und andermärts von ihm
erſchien; ſie iſt alſo die vollſtaͤndigſte, und noch uͤber⸗
dies mit dem Leben und der Wuͤrdigung ſeines Verdienſtes
durch den geehrten Herrn Angelo Fabronk geſchmuͤckt.
r e
A 9
für die
Praͤnumeranten auf die wohlfeile Taſchen—
aus gabe
von
Sich eres Werten
in 18 Baͤnden.
Zu dleſer Ausgabe erſcheint in meinem Verlage eine
Sammlung von 18 Kupfern, bearbeitet von guten Kuͤnſtlern,
beren jedes einem Band terfelben angehört.
Die ſehr billige Pränumeration auf ſaͤmmtliche 18 Ku:
pfer iſt ein Thaler acht Groſchen ſaͤchſ. oder zwei
Gulden, vier und zwanzig Kreuzer thein.
Jede Buchhandlung nimmt darauf Pränumeration an,
und die Sammlung wird lieferungsweiſe ausgegeben werden,
ſo wie das Werk ſelbſt nach und nach bei Herrn Cotta
die Preſſe verläßt.
Gerhard Fleiſcher,
Buchhaͤndler in Leipzig.
Die deutſchen Befreiungskriege von 1813, 1814,
1815, von Friedrich Kohlrauſch. Vierte ſehr ver—
mehrte Auflage. Groß Octav. 6 Gr.
Die Kunde des Geſchehenen, meint der Verfaſſer, muͤſſe
ber feſte Boden fein, auf welchem die beſſere Zukunft fuße,
umd wenn ein jeder Schuler während feiner Schulzeit jaͤhr⸗
lich auch nor einmal das große Bild mit lebendiger Tyell⸗
nahme in ſich aufnehme, To werde er einen reihen Schatz
der Erinnerung für fein ganzes Erben aus der Schule mit
ſich tragen. Und, ſetzen wir hinzu, wird dieſer Zweck fo
viel eher und vollkommner erreicht werden, wenn der lehr⸗
begiertge Juͤngling ein Buch der Geſchichte in die Hände be—
kommt, welches ihn mit folder ſatürſſchen Herzlichkei in
einer fo faßlichen, be geiſterten und doch vom Schwuͤlſtigen
entfernten Sprache, wie das gegenwaͤrtige, mit den Ereig⸗
niſſen bekannt macht, welche ſeinem, dem deutſchen Volke
wieder die verlorene Selbſtaͤndigkeit verſchafften, und durch
die es mit feiner großen moralifhen Kraft bekennt wurde.
Er wird das Viterland über alles lieb gewinnen, und bie
erzaͤhlten Beiſpiele werden ihn mit Bewunderung und Bes
geiſterung für die Nachahmung zu aͤhnlſchen erfüllen.
In unſerm Verlage iſt erſchienen:
Stuhr, P. F., Deutſchland und der Gottesfriede.
Sendſchreiben an J. Goͤrres gegen ſeine letzte Schrift
mit Auszuͤgen aus derſelben. Gr. 8. 1820. 1 Thlr.
12 Gr.
Eine nuͤchterne Beleuchtung der beruͤchtigten Schrift:
Deutſchland und die Reooſutlon. Worte des Friedens und
der Eintracht zwiſchen Fuͤrſten und Volk, welche jeden Leſer
anſprechen werden, der nicht dem Ultraliberalismas huldigt,
und jede aͤußere Empfehlung uͤberfluͤſſig machen.
Berlin, im Mai 1822.
Maurer'ſche Buchhandlung.
So eben ift in meinem Verlage erſchienen und durch
alle Buchhandlungen zu bekommen:
Das Herrmannsbad bei Lauſigk,
in bemerkenswerthen Ruͤckſichten beſchrieben
vom ;
Prof. Friedrich Pohl.
Gr. 12. Sauber geheftet. 14 Gr.
Die Wichtigkeit des vielſeitig behandelten Gegenſtandes
in der beliebten Schreibart des Herrn Verfaſſers uͤberhebt
mich einer beſondern Empfehlung.
Leipzig, den 25ſten Mai 1822.
A. Wienbrack.
So eben wird fertig:
Hermes oder kritiſches Jahrbuch der Literatur. Zwei—
tes Stuͤck fuͤr das Jahr 1822. (Nr. XIV der
ganzen Folge.) Gr. 8. Geh. 384 Seiten. Preis
des Jahrgangs von 4 Stuͤcken (im Ganzen 100 Bor
gen engen Drucks) 10 Thlr. und eines einzelnen
Stuͤcks 3 Thlr.
Die Zahrgänge 1819 und 1820 koſten nebſt den Reper⸗
torien 9 Thlr. und 8 Thlr. 16 Gr.; Jahrg. 1821 koſtet
10 Thlr. und das Repertorium dazu wird im Juni ausge⸗
geben. — Nr. XV erſchelnt im September.
Inhalt von Nr. XIV.
I. Draͤſeke's Tetralogie.
1) Chriſtus an das Geſchlecht dieſer Zeit.
2) Die Gottesſtadt und die Loͤwengrube.
3) Der Fuͤrſt des Lebens und ſein neues Reich. p
4) Die hoͤchſten Entwickelungen des Gottesreichs auf Erden.
II. Arioſt's raſender Roland und deſſen deutſche⸗
Ueberſetzungen von Gries und von Streckfuß. Von
Wilhelm Müller.
III. Philoſophiſche Rechtslehre der Natur und des Geſetzes,
mit Ruͤckſicht auf die Irrlehren der Liberalität und Legiti—
mitaͤt; von D. Troxler.
IV. ueber Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit der Gerechtig—
keitspflege, vornaͤmlich in Eivilfachen.
Betrachtungen über die Oeffentlichkeit und Muͤnmdlichkeit
der Gerechtigkeitspflege, von Anſelm Ritter von
Feuerbach.
V. Kritiſche Ueberſicht der theologiſchen Literatur ſeit dem
Jahr 1801. Zweite und letzte Abtheilung.
VI. Friedrich Heinrich Jacobi's Werke. 5 Bde.
F. H. Jacobi, nach feinem Leben, Lehren und Wirken.
Bei der akademiſchen Feier feines Andenkens am Iſten
Mai 1819 dargeſtellt von Schlichtegroll, Weiller
und Thierſch.
VII. Oeſtliche Roſen, in drei Leſen, von Friedrich
Ruͤckert. Von Will. Alexis.
VIII. Die neueſten Schriften im Fache der franzoͤſiſchen
Phtloſophie.
1) Legons de Philosophie, ou Essai sur les facul-
tes de l’äme. Par G. Laromiguiere, Prof. de Phi-
losophie à la faculté des lettres de l’Academie de
Paris. ame Edition. 2 vols. Paris 1820.
2) Etudes de homme, ou recherches sur les facul-
tes de sentir et de penser. Par. Charl. Viet. de
Bonstetten, membre de plusieurs Acad@mies et
sociétés savantes. 2 vols. Génève et Paris 1821.
3) Cours de Philosophie, par A. Garrigues, eleve
de l’ecole normale, auteur de la theorie du bon-
heur. Paris 1821.
4) Introduction a la Philosophie, ou nouvelle Lo-
gique frangaise, par J. F. Perrard, Etudiant en
Droit à la faculté de Paris. Paris 1821.
5) La Logique, par Dumarsais, a Pusage de l’ecole
Royale militaire de Saint-Cyr, nouvelle Edition.
Paris 1819.
Leipzig, den 24ften Mai 1822.
F. A. Brockhaus.
In der Schoͤnian'ſchen Buchhandlung in Elberfeld
iſt erſchienen und an alle Buchhandlungen verſandt:
Rheinische
N ae aaa aha, Saal =
für
Medicin un d Chirurgie,
Herausgegeben
* von
Dr. Chr. Fr. Harless.
Band V, Stück II.
20 Gr. oder 1 Tl. 30 Kr.
Ankündigung
N der
Fortſetzung der Zeitſchrift
für
u
das Forſt- und Jagdweſen in Baiern.
Mehrere Jahre hindarch beſtand die Zeitſchrift für
das Forſt, und Jagdweſen in Batern, nicht nur
als der Vereintgungspunkt der Mittheilungen vaterlaͤndiſcher
Forſtwirthe, Naturkundiger und Jager, denen ſich, unter
dem Ein fluſſe vielartiger Localitaͤten des Beobachtungs- und
Bemerkungswerthen, vieles darbot; ſondern in dieſelbe leg⸗
ten auch Waldvorſteher und Naturforſcher des Auslandes
ihre Erfahrungen und Anſichten haͤufig nieder. Der bie:
berige Herausgeber, Herr Regierungsrath und Kreksforſt⸗
referent Meyer zu Unsbach, mußte gebraͤngten Anforde⸗
rungen feines wichtigen Berufes ein literariſches Unter⸗
nehmen nachſetzen, deſſen Nutzen fuͤr die Wiſſenſchaft und
die praktiſche pflege der Wälder ſich indeſſen erprobt hat.
Die Unterzeichneten, indem fie die Fortſetzung dieſer Zeit—
ſchrüft uͤbernehmen, welches Herr Regkerungsratch Meyer
dem Forſt Publicum bereits angezeigt hat, glauben ſich die
gute Sache in einem Zeitpunkte zu verpflichten, wo in
Deutſchland kaum eine, alle Theile der Forſtwiſſenſchaft und
Jagdkunde umfaſſende Zeitſchrift in regelmaͤßſgen Heften ex:
ſcheint. Titel, Form und Einrichtung dieſes Journals
bleiben unverändert die bisherigen. Das Honorar wird vor-
erſt auf 11 Fl. rhein. p. Bogen feſtgeſetzt, und es werden
die Beitraͤge unter der Aufſchrift:
An
die Redaction der Zeitſchrift fuͤr das Forſt- und
Jagdweſen in Baiern
zu Aſchaffenburg
unter Kreuzverbande eingeſendet.
Möge dieſem Inſtitute die allgemeine und kräftige
Theilnahme bleiben, welche demſelben bisher bewieſen wurde
und ſein Zweck verdienen duͤrfte.
Der Subſcriptionspreis iſt von der Goͤbhardt'ſchen
Buchhandlung zu Bamberg, welche den Verlag übernoms
men hat, auf einen Jahrgang, der aus 4 Heften — jeder
zu 10 — 12 Bogen groß Octav gerechnet — beſteht, auf
4 Fl. rhein. (2 Thlr. 1o Gr. 8 Pf. Conv. Münze) be⸗
ſtimmt.
Aſchaffenburg, am ızten April 1822.
Behlen, E. Mayr,
k. baier. Forſtmeiſter und koͤnigl. baier. Prof. am
Prof. am Forſt⸗Lehr⸗Inſt. Forſt⸗Lehr⸗Inſtitute.
Dieterich a. d. Winckell,
Forſtoberaufſeher zu Roßbach, bei Bruͤckenau.
F. Otto's engliſches Leſebuch für Schul: und Pri⸗
vatunterricht. Proſaiſcher Theil. 8. Muͤnchen,
bei Fleiſchmann. Geh. 18 Gr.
Der Hr. Verfaſſer, bekannt durch ſeine treffliche Ueber⸗
ſetzung von Johnſon's engliſcher Sprachlehre, die
fi) wohl in den Händen aller befindet, denen am gründe
lichen Studium der engliſchen Sprache gelegen iſt, übergibt
hier dem Publicum ein Leſebuch, das auf hohe Brauchhar⸗
keit dear“ machen darf. Der Verfaſſer hat ſich vorzuͤg⸗
lich bemüht, eine ſolche Auswahl zu treffen, daß das Buch
ohne alles Bedenken jungen Leuten in die Haͤnde ge⸗
e darf; ein Umſtand, der ſehr zu beruͤckſich⸗
igen iſt.
Von
Ahrensii Fauna insectorum Europae,
die, nach aͤhnlichen Plane bearbeitet, wie fruͤher Panzer's
deutſche Inſecten-Fauna, in jedem Hefte fünf und zwanzig
Kupfer und eben fo viel Blätter Text enthält, tft fo eben
das vierte Heft erſchienen und fuͤr den Preis von 1 Thlr.
8 Gr. in den Buchhandlungen zu erhalten. Das fünfte
Heft erſcheint in Zeit von 6 Wochen und das ſechste und
ſiebente Heft find bereits unter der Preſſe. Von dem viers
ten Hefte an hat Herr Profeſſor Germar die Herausgabe
allein übernommen, und fein Name ift hoffentlich den Entomo⸗
logen fuͤr die Treue zweckmaͤßiger Auswahl und richtiger ſyſte⸗
matiſcher Beſtimmung der abgebildeten Inſecten eine ſichere
Gewaͤhrleiſtung. Das vierte Heft enthaͤlt unter andern
merkwürdigen Inſecten: Carabus hungaricus Fabr., Lep-.
„
tinns testat Müll., Dasycerus fulcatns Brongn.,
Agrostis Celta Germ., Ulopa trivia Germar., Eupelix
cuspidata Germ., und Dotichopus discipes Wied.
den nähfsoliensen Heften firden ſich unter antern: Copris
fissicornis Steo., Carabus maditus Fabr., Rissodes
unopaeus Dej., Grillus tuberculatus Fabr., Aradus
Fremulae Büttn. und mehrere neue Arten.
Halle, den Zoſten Mai 1822.
Kümmel.
In der Buchhandlung von C. Fr. Umelang in Ber⸗
lin iſt fo eben erſchienen und an alle Buchhandlungen des
Sn» und Auslandes verſandt worden:
Vollſtaͤndigs Handbuch der Naturgeſchichte
für die Jugend und ihre Lehrer.
Von
F. P. Wilmſen.
Drei Bände in groß Octav auf ſchoͤnem weißen Ro⸗
ſenpapier, zufammen 192 Bogen ſtark.
Erſter Band: Saͤugethiere und Vögel.
Zweiter Band: Amphibien, Fiſche und Inſecten.
Dritter Band: Gewuͤrme, Pflanzen und Mineralien.
Jeder Band mit einem allegoriſchen Titelkupfer und
Vignette, gezeichnet von Study und Ludwig Wolf,
geſtochen von Berger und Meno Haas.
Nebſt 50 Kupfertafeln in Royal-Quart,
die merfmürdigften naturhiſtoriſchen Gegen⸗
fände enthaltend, nach der Natur und ben beſten
Huͤlfsmitteln gezeichnet von Bretzing, Ludw. Meyer,
Muͤller und Weber. Geſtochen von Bretzing,
Guimpel, Meno Haas, Fr. Wilh. Meyer, Ludw.
Meyer, Tiſſot und Wachsmann.
Mit einer Vorrede
von
D. H. Lichtenſtein und D. Fr. Klug,
Directoren des zoologiſchen Muſeums ꝛc. ꝛc.
Mit illuminirten Kupfern 12 Thlr. 12 Gr.
Daffelbe Werk mit ſchwarzen Kupfern 9 Thlr.
Daffelbe ohne Kupfer 5 Thlr. 12 Gr.
Ein Handbuch der Naturgeſchichte für diejenigen, welche
ſich gründliche und ſyſtematiſche Kenntniſſe in dieſer Wiſſen⸗
ſchaft zu erwerben wuͤnſchen, und daher nicht durch ſolche
Schriften befriedigt werden, welche nur eine Auswahl des
Wiſſenswurdigſten oder Unterhaltendſten geben, iſt gewiß in
unſerer Zeit um ſo mehr eine willkommene Erſcheinung, da
gerade dieſe Wiſſenſchaft vor andern durch Beobachtungen,
Unterſuchungen und Nachforſchungen in dem letzten Jahr⸗
zehend einen ſo bedeutenden Zuwachs und eine feſtere Be⸗
gründung erhalten hat. Das hier anzuzeigende Handbuch
darf daher einer ausgezeichnet guͤnſtigen Aufnahme werth
geachtet werden, beſonders da es zugleich auf funfzig Ku⸗
pfertafeln die getreueſten Abbildungen von 17 Saͤugethieren,
28 Voͤgeln, 15 Amphibien, 27 Fiſchen, 42 Inſecten, 7 Wuͤr⸗
mern, 34 Pflanzen, 16 Fofftlien, und außerdem 5 überaus
lehrreiche und inftructive Tafeln für die Entomologie, Pflan⸗
zen⸗Phytonomie und für die Lehre von den Kryſtallen ent⸗
bält, und da die beiten Kuͤnſtler unſerer Stadt, nach dem
vollguͤltigen Zeugniſſe eines Lichtenſtein und Klug, die
Erlaubniß, im zoologifhen Muſeum nach der Natur zu zeich⸗
nen, mit großem Fleiße und ruͤhmlicher Sorgfalt benutzt
haben. Der Verfaſſer ließ es ſich angelegen ſein, vor allen
durch gehaltvolle Einleitungen, lehrreiche Ueberſichten, ge⸗
naue Beſchreibungen und lebhafte Schilderungen, und durch
die forgfältigfte Benutzung der beſten Huͤlfsmittel, ſeinem
Werke einen Vorzug vor ähnlichen zu verſchaffen. Die Ar⸗
tikel: Menſch, Elephant, Kameel, Hund, Fuchs, Zug⸗
taube — Pflanzen- Geographie — Schoͤnheit und Mannich⸗
faltigkeit Ler Sr
ten. — und mehrere andere, beſonders
aber die gilge
gemeinen Etuleltungen werden von dem Fleiße,
der auch über wo es der Grgerftand zuließ, auf die.
Schönheit der Darftellung verwandt iſt, Zeuguſß geben.
So wird denn auch endlich der uͤberaus billige Preis, den
der Verleger für ein is hoͤchſt koſtſpieliges Werk geſetzt, und
die fleißige und geſchickte Illumination, für die er geſorgt
bat, neben dem ungemein ſparſamen und doch fo deutlichen
Druck dieſer ſechs Alphabete und dem guten Papier dieſem
Handbuche zu einer beſondern Empfehlung gereichen. Die
Einrichtung, welche der Verleger getroffen hat, daß die
treffliche Kupferſammlung auch getrennt von dem Hands
buche verkauft wird, und die von den Herren Lichtenſtein
und Klug dieſer Sammlung mitgegebene Vorrede, welche
die beſte Beglaubigung ihrer Vorzuͤglichkeit iſt, ſprechen zu
ſehr für die Verdienſtlichkeit des Unternehmens ſelbſt, als
daß es nöthig fein ſollte, hieruͤber noch etwas zu jagen.
Das Werk wird keiner Schule und keiner Familienbibliothek
fehlen bürfen, wenigſtens keiner Schule, die zweckwaͤßig eins
gerichtet iſt, und keiger Familie, welche wiſſenſchaftliche Bil⸗
dung zu ſchaͤtzen weiß.
Durch J. G. Heubner, Buchhändler in Wien, iſt
ſo eben an alle Buchhandlungen verſandt worden:
Oeſterreichiſche militairiſche
Ze iet che fit! >
Das
fuͤnfte Heft
fuͤr
das Jahr. 1822.
Enthaltend:
Die Gefechte in den Apenninen, bei Voltri, Montenotte,
Mileſſimo, Coſſaria und Dayo, im April 1796. —
Ein artilleriſtiſch⸗tactiſches Mancherlei. — Literatur. —
Neueſte Militaieverändrrungen. *
Ferner iſt daſelbſt erſchienen:
Seit ee
Ein Journal
fuͤr } '
Geſchichte, Geographie, Politik, Staatens
und Kriegskunde und Literatur.
Das
fünfte Heft
fuͤr
Jahr 1822.
Enthaltend:
Geſchichte des Krieges in der Vendée (Fortſezung). —
Statiſtiſche Ueberſicht der Halbinſel Morea (Fort ſetzung).
— Aus Alexander Autran's ungebrucktem Tage⸗
buche feiner Reiſe nach Odeſſa durch Syrien und Aegyp⸗
ten, im Jahr 1819.
das
Von folgenden zwei eben in London ausgegebenen neuen,
höchft ausgezeichneten Romanen:
Sir Andrew Wylie of that ilk. 3volumes. Edinburgh
et London. .
Maid Marian. ı vol. London.
erſcheinen in meinem Verlage in den naͤchſten Monaten Ueber⸗
fesungen, die ich, zur Vermeidung von Colliſſionen, hier⸗
durch anzeige.
Jena, im Mai 1822.
Friedrich Frommann.
itari ſ cher Anzeigen
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeltſchriften.)
5 Ne. XVI. 1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicinin Quert⸗Format; dem Hermes, den Zeirgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag⸗
netismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden d 1 gegen 6000 Expl. in's Puslicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die 8 noch dem Qua bdrucke berechnet 2 Gr
gg gg = z u ——
Neuigkeiten und Fortſetzungen,
welche in der erſten Haͤlfte des Jahres 1822
bei
Leben, wie er es zu Dur in Böhmen nie:
derſchrieb. Nach dem Original-Manuſeript bear⸗
8 beitet von Wilhelm von Schuͤtz. Zweiter Band.
F. A. Brockhaus 8. Geh. XXIV und 458 S. 2 Thlr. 12 Gr.
\ in Leipzig len Der ıfte Band dieſes Werks erfhin im vorigen J hre
wirklich fertig geworden und zu den dabei bemerkten Preiſen und kostet ebenfalls 2 Thlr. 12 Gr.; der 3e Wand wird zu
durch alle eee Zah und Auslandes zu Mic elle ausgegeben we der.
eziehen ſind: yet
6. Casper, Joh. Ludw., Charakteriſtik der
franzoͤſiſchen Mediein, mit vergleichenden
Hinblicken auf die engliſche. Mit einem
Kupfer. Gr. 8. Fl und 608 S. 3 Thlr.
7. Literariſches Converſations-Blatt fuͤr
das Jahr 1822. Gr. 4. Preis des Jahrgangs von
300 Nummern mit vielen Beilagen und literariſchen
Anzeigern 10 Thlr.
Dieſe Zcitſchrift wird woͤchentlich und monatlich verſandt
und erſchienen ıft Januar — Juni oder Nr. 1 — 130.
1. Allgemeine medicinische Annalen
des neunzehnten Jahrhunderts auf
das Jahr 1822, oder: Kritische Anna-
len der Medicin als Wissenschaft
und als Kunst vom dritten Jahrzehen-
de des neunzehnten Jahrhunderts
an. Herausgegeben von Dr. Johann Friedrich
Pierer und Dr. Ludwig Choulant 4.
Preis des Jahrgangs in 12 Monatsheften 6 Thlr.
16 Gr.
Erſchienen iſt Januar — Juni.
Bibliothek deutſcher Dichter des ſieb—
zehnten Jahrhunderts. Herausgegeben von
Wilhelm Müller. 1. Auserleſene Gedichte von
Martin Opie von Baßen fen SE EV! No. II. auf Schreibp. 6 Thlr. 8 Gr., No. III. auf
Ba ene OT 0 Median: Drudpap. mit erweiterten Stegen 7 Thlr.
Das Ganze dieſer Bibliothek wird 8—9 Bändchen, 12 Gr., No. IV. ebenſo auf feinem franzöſiſchem
„er machen 1 1 ter iſt fen Leben, = - - B 8
re en del klcg Sede kee Pate in Due. don und No. V. ef auf feen
8. Converſations- Lexicon. Neue Folge oder
11ter und 12ter Band. Erſte Lieferung: A— Bom⸗
belles. 8. Der Praͤnumerationspreis des Ganzen,
das aus 8 Lieferungen (jede von circa 25 Bogen)
beſtehen wird, iſt No. I. auf Druckp. 4 Thlr. 16 Gr.,
18
2 „ Nelinnanie € R. .
fügt. — Dies erſte Bändchen iſt auch unter dem Titel zu engliſchen Belinpapier 12 Thlr.
ee: Die zwei. Liefezung (von Bon — Cz) erſcheint im
Auserleſene Gedichte von Martin Opitz Sul.
von Boberfeld. Herausgegeben von Wilhelm 9. Ebert, Friedrich Adolf, Geſchichte und
- Müller. 1 Thlr. 12 Gr. Beſchreibung der königlichen oͤffentlichen
: ae x Bibliotyek zu Dresden. Gr. 8. Geh. XVIII
3. Briefe aus Columbien an feine Freun⸗ und 358 S. 2 Thlr. )
de von einem hannoͤveriſchen Officier. Ge⸗ b . a
ſchrieben in dem Jahre 1820. 8. Geh. x und | 10. Ebert, Friedrich Adolf, Allgemei-
292 S. 1 Thlr. 8 Gr. nes biblio graphisches Lexikon. Zwei-
A j Joſeph dem Zweiten, als ten Bandes erste Lieferung, von Maaler bis
ö | Newes. Gr. 4. Geh. Der zweite Band voll—
e e „ ſtaͤndig in De von 12 SEE 10 Thlr.
Ste 8 ine Druck N 2 i⸗
Selbſtherrſchers. (Bis jetzt ungedruckt.) Zweite, 111 ee und 13 Thlr r auf fei
mit einer neuen Einleitung vermehrte Ausgabe. Gr. 8. a:
Geh. zevı und 140 S. 1 Thlr. 8 Gr.
U
— Die erſte Auflage hat ſich binnen Jahresfriſt vergr ffen.
5. Aus den Memoiren des Venetianers Ja:
cob Caſanova de Seingalt, oder ſein
Die 2te — ble Lieferung werden als Reſt nachgeliefert
und erſcheinen davon noch in dieſem Jahre die 2te — 4te.
Der ıfte Band, A — L, nebſt dem Verzeichniß der Al⸗
dini'ſchen und Giuntint'ſchen Drucke, koſtet ebenfalls auf fels
nem Druckpap. 10 Thlr. und auf feinem Schreibp. 13 Thlr.
8 Gr. 5
41. Encyklopädie der Freimaurere X;
1
nebst Nachrichten über die damit in
: : ep
wirklicher oder vorgeblicher Bezie-
Ver-
hung stehenden geheimen
bin dungen, in alphabetischer Or d-
nung, von C. Lenni ng, durchge-
sehen und, mit Zusätzen vermehrt,
herausgegeben von einem S a c h-
kundigen. Erster Band. A bis G. Gr. 8.
Geh. vırı und 488 Seiten, in geſpaltnen Colum⸗
nen. Auf gutem Druckpap. 2 Thlr. 12 Gr., auf
feinem franz. Druckpap. 2 Thlr. 20 Gr.
Das Ganze dieſer Encyklopaͤdie wird aus 3 Theilen
beſtehen, deren zweiter noch in dieſem Jahre erſcheinen wind.
12. Ergänzungen der allgemeinen Gerichts-
ordnung und der allgemeinen Gebuͤren⸗
taren für die Gerichte, Juſtizeommiſſa⸗
rien und Notarien in den preußiſchen
Staaten, enthaltend eine vollftändige
Zuſammenſtellung aller noch geltender,
die allgemeine Gerichtsordnung und die
allgemeinen Gebürentaren abändernden,
ergänzenden und erläuternden Geſetze,
Verordnungen und Minifterialverfügun:
gen, nebſt einem chronologiſchen Verzeich⸗
niſſe derſelben und einem Repertorium.
Gr. 8. » und 504 S. 1 Thlr. 12 Gr. auf Druck⸗
papier und 2 Thlr. auf Schreibpapier.
13. Handbuch der deutschen Literatur
seit der Mitte des achtzehnten Jahr-
hunderts bis auf die neueste Zeit.
Systematisch bearbeitet und mit den nöthigen
Registern verschen von Joh, Sam. Ersch. Neue
mit verschiedenen Mitarbeitern besorgte Aus-
abe. Erster Band, enthaltend: I. Philologie,
Philosophie und Pädagogik. 1. Theologie;
bearbeitet von Erust Gottfried Adolf Böckel.
Dritten Bandes, erste Abtheilung, enthaltend:
Medicin; bearbeitet von Friedr. Aug. Benj.
uchelt. Gr. 8. Preis des ganzen Werks in
7 ung
4 Baͤnden auf gutem Druckp. 12 Thlr., auf Schreib⸗
papier 16 Thlr. und auf Schreidpap. in 4. Format
mit veränderten Stegen 24 Thlr. .
Das Garze dieſes Handbuchs wird aus 4 Bänden ke⸗
ſtehen, und erſcheint ron in dieſem Jahre der 2te Band
vollſtändig und die zweite Abtheilung des Zen Bandes.
Jede Literatur wird bis auf den Augenblick, wo der letzte
Bogen die Preſſe ver ſaͤßt, nachgetragey.
Einzeln ift bis jetzt aus dieſem Handbuch zu erhalten:
14. Literatur der Philologie, Philos o-
hie und Pädagogik, seit der Mitte
des achtzehnten Jahrhunderts bis
auf die neueste Zeit. Systematisch bear-
beitet und mit den nöthigen Registern versehen
von Joh. Sam. Ersch. Neue fortgesetzte Aus-
abe von Ernst Gottf. Adolf Böckel Gr. 8.
vı und 580 S. Auf gutem Druckpap. 1 Thlr.
16 Gr., auf Schreibp. 2 Thlr. 6 Gr. und auf Schreib:
papier in 4. Format mit veraͤnderten Stegen 3 Thlr.
En TE TE EEE
21. Holberg's Luſtſpiele.
der Zte und gie Theil noch in dieſem Jahre.
enthält 6 bis 7 Stücke, und dem erſten iſt noch eine Cha⸗
raktertſtik Hoſberg's vom Ueberſetzer beigefuͤgt.
22. Huber, Thereſe, Ellen Percy oder Er⸗
15. Literatur der Theologie, seit der
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts
bis auf die neueste Zeit. Systematisch
bearbeitet und mit den nöthigen Registern ver-
sehen von Joh. Sam. Ersch. Neue fortgesetzte
Ausgabe von Ernst Gottf. Adolf Böckel. Gr. 8.
vi und 582 S. Auf gutem Druckp. 1 Thlr. 16 Gr.,
auf Schreibp. 2 Thlr. 6 Gr. und auf Schreibp. in
4. Format mit veraͤnderten Stegen 3 Thlr.
16. Literatur der Medicin, seit der Mit-
te des achtzehnten Jahrhunderts bis
auf die neueste Zeit. Systematisch bear-
beitet und mit den nöthigen Registern ver-
schen von Job. Sam. Ersch. Neue fortgesetzte
Ausgabe von Fried. Aug. Benj. Puc helt. Gr. 8.
vırı und 750 S. Auf gutem Druckp. 1 Thlr. 20 Gr.,
auf Schreibpap. 2 Thlr. 12 Gr. und auf Schreibp. in
4. Format mit veraͤnderten Stegen 3 Thlr. 8 Gr.
17. Gerſtaͤcker, Karl Friedrich Wilhelm,
f
Anweiſung zur zweckmaͤßigen Abfaſſung
der gerichtlichen Vertheidigungsſchriften,
theils durch eine kurze Theorie, theils
und hauptſaͤchlich durch Mittheilung und
Zergliederung wirklich bei Gericht einge⸗
reichter und groͤßtentheils erfolgreich ge⸗
weſener, die gewoͤhnlichſten Verbrechen
und Vergehen betreffender Schutzſchrif⸗
r Theil. Gr. 8. yr und 396 S.
Der ıfte Theil koſtet 2 Thlr. 12 Gr.
18. Gervais, L., kleine Mittheilungen aus
‚
dem ſtaatswiſſenſchaftlichen Gebiete. Zur
Orientirung über verſchiedene Gegenſtaͤnde
und Angelegenheiten des innern Staats⸗
lebens. In zwei Theilen. Zweiter Theil. Gr. 8.
Geh. vr und 338 S. 1 Thlr. 16 Gr.
Der ıfie Theil koſtet ebenfalls 1 Thlr. 16 Gr.
19. Hermes oder kritiſches Jahrbuch der Li⸗
teratur. Jahrgang 1822. Gr. 8. Geh. Preis
von 4 Stuͤcken (jedes von 25 Bogen engen Drucks)
10 Thlr.
Erſchienen it das ıfte uud 2fe Stuͤck (Nr. XIII. XIV).
O. Alphabetiſches Repertorium über den Inhalt des
Hermes auf das Jahr 1821. Nebſt einem alpha⸗
betiſch geordneten Verzeichniß der beurtheilten Schrif⸗
ten. Gr. 8. Geh. 16 Gr.
Ueberſetzt von Oeh⸗
lenſchlaͤger. Erſter und zweiter Theil. 8. Geh.
XXXII und 449 und 374 S. Erſter Theil 2 Thlr.
12 Gr., zweiter Theil 2 Thlr. 6 Gr.
Das Ganze wird aus 4 Theilen beſtehen und erſcheinen
Jeder Theil
ziehung durch Schickſale. In zwei Theilen.
8. Geh. vırı und 308 und 344 S. 3 Thlr. 12 Gr.
23. Hufeland, Staatsrath C. W., Anlei⸗
tung zur phyſiſchen und moraliſchen Er⸗
ziehung des weiblichen Geſchlechts. Nach
E. Darwin, und mit Zuſaͤtzen verſehen. Eigenthum
der Louiſenſtiftung zu Berlin. Gr. 8. Geh. xxy
und 192 S. 18 Gr.
24. Iſis von Oken. Jahrgang 1822. 4. Preis
von 12 Heften mit vielen Kupfern iſt 8 Thlr.
Erſchienen iſt Januar — Juni.
25. Das erſte Buch der Odyſſee. Neu uͤberſetzt.
Probeſchrift von Karl Ludwig Kann e-
gießer. Gr. 8. Geh. 32 S. 4 Gr.
26. Luccheſini, Marcheſe, Hiſtoriſche Ent-
wickelung der Urſachen und Wirkungen
des Rheinbundes. Aus dem Italieniſchen
von B. J. F. von Halem. Zweiter Theil:
Wirkungen des Rheinbundes. Erſter Band. Gr. 8.
vırı und 360 S. 2 Thlr.
Dir erſte Thell: Urſachen des Rheinbundes, erſchien im
vorigen Jahre und koſtet 2 Thlr. 8 Gr.
27. Reifen der Lady Morgan. II. Italien.
Zweiter Theil. 8. Geh. 416 S. 2 Thlr. 8 Gr.
Das Ganze dieſer Reiſe durch Italien wird aus 4 Thei⸗
len bestehen, deren dritter noch in dieſem Jahre die Preſſe
verlaſſen wird. Der erſte Theil erſchlen im vorigen Jahr
und Eoftet ebenfalls 2 Thlr. 8 Gr. Die Reiſe derſelben
Verfaſſerin darch Frankreich in 2 Theilen koſtet 3 Thlr.
12 Gr.
28. Martens, Charles Baron de, Manuel diplo-
matique ou precis des droits et des fonctions
des agens diplomatiques; suivi d’un recueil
d’actes et d’offices pour servir de guide aux
personnes qui se destinent a la carrière poli-
tique. Gr. 8. 620 S. Auf gewöhnlichen franz.
Druckp. 2 Thlr. 12 Gr., auf feinem franz. Druckp.,
geh., 3 Thlr. 8 Gr., auf feinem Schreibp. 3 Thlr.
12 Gr.
29. Quinteſſenz aus Anfang, Mitte und
Ende der Wundercurverſuche, welche zu
Wuͤrzburg und Bamberg durch Martin
Michel, Bauer von Wittighauſen, und
durch Se. Hochwuͤrden und Durchlaucht
den Herrn Domherrn, Vicariatsrath und
Prinzen Alexander von Hohenlohe⸗
Schillings fuͤrſt unternommen worden
find. Mit Beleuchtungen des Wunderba—
ren und des Wunderbeweiſes uͤberhaupt.
Mit Hohenlohe's Bildniß. Gr. 8. Geh. vırı und
344 S. 1 Thlr. 12 Gr. Hohenlohe's Bildniß be⸗
ſonders 6 Gr.
30. Schulze, Ernſt, Saͤmmtliche poetiſche
Werke. Neue Ausgabe mit ſechszehn Kupfern.
4 Theile. xvrrr und 378, vıır und 367, vırı und
320, vırı und 350 S. Nr. 1., auf feinem franz.
Papier, ohne Kupfer, 8., 6 Thlr.; Nr. 2., auf
demſelben Papier, mit K., geh., 8., 8 Thlr.; Nr. 3,
auf beſſerem Papiere, mit K., geh., 8., 10 Thlr.;
Nr. 4, auf feinem franz. Velinpapier, mit K., car⸗
tonnirt, gr. 8., 12 Thlr.; Nr. 5, auf extra feinem
franz. Velinpapier, mit groͤßerer Schrift und den
beiten Kupferabdruͤcken, cartonnirt, in Futteral, gr. 8.,
18 Thlr. Ein vollſtaͤndiges Exemplar der ſechs—
zehn Kupfer, beſte Abdruͤcke in 4., koſtet 4 Thlr.,
und Schulze's Bildniß beſonders, in großem For—
mate, 16 Gr.
Hieraus iſt beſonders abgedruckt:
Caͤcilie. Ein romantiſches Gedicht in
zwanzig Gefangen Neue Ausgabe mit ſieben
Kupfern. 2 Theile. xvırı und 378, vıır und
367 S. Nr. 1, auf feinem franz. Papier, ohne
Kupfer, 8., 3 Thlr.; Nr. 2, auf demſelben Pa-
pier, mit K., geh., 8., 4 Thlr.; Nr. 3, auf beſ—
ſerem Papiere, mit K., geh., 8., 5 Thlr.; Nr. 4,
aufffeinem franz. Velinp., mit K., cartonnirt, gr. 8.,
6 Thlr.; Nr. 5, auf extra feinem franzöfifchen Ve—
linpap., mit groͤßerer Schrift und den beften Kupfer:
abdruͤcken, cartonnirt, in Futteral, gr. 8., 9 Thlr.
Ein vollſtaͤndiges Exemplar der ſieben Kupfer, beſte
Abdruͤcke in 4., koſtet 2 Thlr.
Die bezauberte Roſe. Ein romanti⸗
ſches Gedicht in drei Geſaͤngen. Dritte Auf:
lage. 182 S. Ohne Kupfer, geh., 8., 1 Thlr.;
mit 7 Kupfern, cartonnirt, 8., 2 Thlr.; auf feinem
Velinpap. mit den beſten Kupferabdruͤcken, cartonnirt,
gr. 8., 2 Thlr. 12 Gr. Ein vollſtaͤndiges Exempl.
der ſieben Kupfer koſtet in den beſten Abdruͤcken 2 Thlr.
Pſyſch e. Ein griechiſches Maͤhrchen in ſieben Buͤ—
chern. 8. Geh. 176 S. 1 Thlr.
Vermiſchte Gedichte. 8. Geh. 240 S.
1 Thlr. 12 Gr.
31. Schutz, Wilhelm von, Zur intellectuel⸗
len und fubftantiellen Morphologie, mit
Ruͤckſicht auf die Schoͤpfung und das Ent⸗
ſtehen der Erde. Zweites Heft. Gr. 8. Geh.
148 S. 1 Thlr.
Das erſte Heft koſtet ebenfalls ı Thlr.
32. Taſſo's, Torquato, befreites Jeruſalem,
uͤberſetzt von Karl Streckfuß. 2 Bände.
Nr. 1, 8., blos die deutſche Ueberſetzung, 707 S.,
geh., 3 Thlr.; Nr. 2, gr. 8., mit dem Originaltext
gegenuͤber, 806 S., geh., auf gutem Druckpapier
3 Thlr. 12 Gr.; Nr. 3, ebenſo auf feinem franz.
Druckpapier 4 Thlr. 8 Gr.
33. Claſſiſches Theater der Franzoſen.
Nr. III. Der Tod Caͤſar's von Voltaire. Ueberſetzt
von Peucer. Mit dem Originaltext gegenuͤber. 8.
Geh. 177 S. 1 Thlr. 4 Gr.
Nr. I, Zaire von Voltaire, uͤberſ. v. Peucer, koſtet
I Thlr. 16 Ge; Nr. II, Semiramis von Voltaire, überf.
v. Peucer, koſtet 1 Thlr. 4 Gr. Nr. IV, Iphigenia von
Racine, erſcheint noch in dieſem Jahre.
34. Vico, Giambattiſta, Grundzuͤge einer
neuen Wiſſenſchaft über die gemeinſchaft—
liche Natur der Völker. Aus dem Italieni⸗
ſchen, von D. W. E. Weber. Gr. 8. xxvı und
998 Seiten und eine Tabelle. 4 Thlr. 4
35. Windell, G. F. D. aus dem, Handbuch
für Jager, Jagdberechtigte und Jagdlieb—
haber. Zweite vermehrte und ganz umgearbeitete
Auflage. Dritter und letzter Theil. Mit einem Kupfer.
xıv und 874 S. Auf Druckpap. 3 Thlr. 16 Gr.,
auf Schreibpapier 5 Thlr.
Der ıfte Band koſtet 4 Thlr. auf
8 Gr. auf Schreibpap.; der 21e Bond 3 Thlr. 8 Gr. auf
Druckpap. und 4 Thlr. 16 Gr. auf Schreibpabſer, und ſomit
koſtet das Werk vollſtaͤndig 11 Thlr. auf Druckpapier und
15 Thlr. auf Schreibpapier.
36. Wolfart, K. Ch., Jahrbuͤcher fuͤr den Le⸗
bens- Magnetismus oder Neues Asklaͤ—
pieion. Allgemeines Zeitblatt fuͤr die ge⸗
fammte Heilkunde nach den Grundſaͤtzen
des Mesmerismus. Vierten Bandes zweites
Heft oder Nr. VIII. Gr. 8. Geh. 224 S. 1 Thlr.
Nr. I— VIII koſtet auch jedes 1 Thlr.
37. Zeitgenoſſen. Biographien und Charakteriſtiken.
Neue Reihe. Nr. VI — VIII oder Nr. XXX —
XNXII der ganzen Reihe. Gr. 8. Geh. Preis
jedes Heftes auf Druckpapier 1 Thlr. und 1 Thlr.
12 Gr. auf Schreibpapier.
Druckp. und 5 Thlr.
Die in dieſem Verzeichniß bewerkten Preiſe ſind die
richtigen und in fruheren Anzeigen bemerkte und davon hin
und wieder abweichende darnach abzuaͤndern.
In der Buchhandlung von C. F. Amelang in Ber⸗
lin (Bruͤderſtraße Nr. 11) erſchten ſo eben folgende ſehr
empfehlenswerthe Erbauungsſchrift, welche daſelbſt, ſo
wie in allen Buchhandlungen Deutſchlands, der Schweiz,
Rußlands, Daͤnemarks und der Niederlande zu haben iſt:
Si i dgl
Andachtsbuch
für
gebildete Chriſten jüngeren Alters.
331 Seiten in groß Octav auf dem beſten engliſchen Drack⸗
papier; mit Vignetten und Titelkupfer. Letzteres, ein
Schöner, Chriſtuskopf, von Ludw. Meyer jun. nach
Carlo Dolce in Linien Manier geſtochen. Aeußerſt
ſauber geheftet 1 Thlr. 12 Gr. preuß. Cour.
Chriſtliche Aeltern wuͤnſchen nichts inniger, als daß ihre
Kinder, welche den erfoderlichen Unterricht in der heiligen
Religion Jeſu Chriſti erhielten, nun auch den Lehren
und Vorſchriften derſelben gemäß, vor Gottes Angeſicht
fromm und rechtſchaffen wandeln, und würdige, nuͤtliche,
ochtbare Mitglieder der menſchlichen Geſellſchaft ſein und
bleiben moͤgen. 3
In dieſen Wunſch ſtimmen Verwandte, Erzieher und
Freunde der Ihrigen vollen Herzens ein, und „Gott fei
mit dir! Gott bleibe dir vor Augen und im Herzen,
fein Geſetz regiere deinen Willen und leite deinen Wan⸗
del!“ dies iſt der Segensgruß, mit dem fie den jun:
en Chriſten, die junge Chriſtin begleiten, welche nach der
kirchlichen Einſegnung den wichtigen Schritt in das ernſtere
Leben thun. 2 1 8
Voll von dieſem Gedanken, hat der Verfaſſer das
vorſtehend angezeigte Andachtsbuch jungen Chriſten zum
Wegweiſer auf der neuen Lebensbahn gewid⸗
met, und übergibt es Aeltern, Verwandten, Erziek ern,
um es den Ihrigen dazu einzuhärdigen; auf das fie daraus
entnehmen wahre Jeſuslehre, echtes Chriſtenthum, bibliſch
und kraͤftig, eindringlich und herzlich dargeſtellt zur Lehre
und Ermahnung „zur Troͤſtung und Erweckung. e
Junge Nänner und Frauen werden nicht minder
als Junglinge und Jungfrauen in dieſer Schritt reichen
Stoff zum ernſten Nachdenken und wohlthuende Befriedigung
ihrer rellgidſen Beduͤrfniße finden.
Möge es der nuͤtzliche Begleiter recht vieler Leſer
in den Stunden ihrer einſamen Andacht fein!
Ein hundert und funfzig
(fruͤher 120)
ein- zwei⸗ drei- und vierſtimmige Lieber;
zur Vermeidung
der geſchriebenen Notenbuͤcher
usgewaͤhlt, fuͤr Kinderſtimmen eingerichtet und in
drei Heften herausgegeben
von dem 8
Breslauſchen Schullehrer- Verein.
Zweite vermehrte Auflage.
Breslau, 1822. Im Verlage des Vereins.
(Alle 3 Hefte, geteimt, einzeln geheftet, mit einem Deckel
verſehen und beſchritten, 16 Bogen ſtark bei unmittel⸗
barer Beziehung 12 Sgr. preuß. oder 9 Gr. 9 Pf. ſaͤchſ.
oder 44 Kr. in 24 Fl. Fuß)
So eben hat vorſtebhende Sammlung zum zweiten mal
die Preſſe verlaſſen, und kann jetzt wieder unmittelbar von
unſerm Rentmeiſter, dem Herren Hospital⸗In⸗
fpector Knoll, am Schweidnitzſeſen Thore hieſelbſt,
oder durch jede Buchhandlung, vermietelſt derer von Joſef
Mar und Comp., Graf, Barth und Comp. hie⸗
ſelbſt und Ambroſius Barth in Leipzig bezogen werden.
Der ſchnelle Abſatz der 3000 Abdruͤcke ſtarken erſten Auflage,
welche in 5 Monaten erfolgte, machte es uns unmdͤglich, in
den letzten Monaten den Beſtellungen zu genügen. Ueber
den Verkauf dieſer 2ten Auflage ſetzen wir folgendes feſt,
wornach wir jeden ſich zu richten bitten, weil ſonſt feine
Beſtellungen nicht befriedigt werden koͤnnen. Wer unmittel⸗
bar vom Herrn Inſp. Knoll Abdruͤcke beziehen will, muß
ſogleich entweder das Geld ſelbſt oder in ſichern Anweiſungen
koſtenfrei einſchicken, und zahlt für alle 3 Hefte 12 Sgr.
preuß. (9 Gr. 9 Pf. ſaͤchſ. oder 44 Kr.), naͤmlich fuͤr das
erſte (einſtimmige) 3, für das zweite (2ftimmige) 4 und für
das dritte (3. und aAſtimuange) 5 Sgr. preuß gut Geld.
Jedes Heft iſt getrennt von den beiden übrigen zu haben.
Wer 11 Abdruͤcke nimmt, zahlt nur für 10; wer 115
nimmt, nur für 100. Wer ſich aber an Buchhandlun⸗
gen wendet, zahlt in Schleſien 15 Sgr., außerhalb Schle⸗
ſien 20 Sgr. oder 16 Gr. gut Geid für alle 3 Hefte.
Breslau, den Sten April 1822.
Der Breslauſche Schullehrer- Verein.
Von dem wichtigen Werke: 8
R. T. H. Laeunec de l'Auscultation médiate
ou Traite du diagnostic des maladies des
poumons et du coeur, fonde principalement
sur ce nouveau moyen d'esploration. II Tom.
avec figures. Paris.
erſcheint in meinem Verlage elne gute deutſche Weberfegung,
welches ich zur Vermeidung von Eolliionen anzeige.
Berlin, im Juai 1822. 5
Boicke.
i
V
e ines
.
neuen Werkes,
welches
MR dem iel
„Artemidor
im Reiche der Roͤmer'
zu Anfange des Jahres 1622 in der Verlagshandlung des Unkerzeichneten erſcheinen wird. Es ſoll —
um dem Leſer mit wenigen Worken die Hauptſache anzugeben — über das alte Rom, und die Römer
das ſeyn, was die Reiſe des jüngern Anacharſis über das alte Griechenland und die Griechen iſt.
Es wäre hiernach wohl überfluͤſſig, die Nothwendigkeit und den Nutzen eines ſolchen Werkes
beweiſen zu wollen. Der Mangel deſſelben war bisher eine Lücke nicht nur in unſerer deutſchen,
ſondern überhaupt in der Literatur aller gebildeten Völker Europas.
Ein Werk wie Artemidor, war ein ſchon lange gefühltes Bedürfniß, und wird nun gewiß eine
erfreuliche Erſcheinung ſeyn. 3
Der Verfaſſer deſſelben ift Herr Kuffner, rühmlich_-befaunt als Philolog, Siſtoriker und Dich—
ter, eine Gewährſchaft, die nicht nur Gediegenheit des Gehalts, ſondern auch Schönheit der Dar—
ſtellung verbürgt. €
Lange ſchon war die Sehnſucht nach einem ſolchen Werke im Publikum rege, in welchem Beleh—
rung und Unterhaltung ſich vereinigen. Lange ſchon mochte auch der Wunſch, ein ſolches Werk zu ger
ſtalten, manchen wackern Literator reitzen und beſeelen; vermuthlich war es die ungeheuere Mühe, ver-
bunden mit ungemeinen Schwierigkeiten, welche von der Ausführung der ſchönen Idee abſchreckte.
Herr Kuffner hat ſich bereits durch eine lange Reihe von Jahren mit dieſem Werke beſchäftiget, deſſen—
Vorarbeiten mühevoller find, als ſehr oft die Werke ſelbſt. Nur Herrn Kuffners unermüdlichem
Fleiße konnte es gelingen, durch anhaltendes Quellenſtudium, durch raſtloſes Sammeln und Exeerpiren,
durch geiſteeiches Sichten und Läutern der Meuge und Verſchiedenarligkeit des vielumfaſſenden Stoffes
* |
2
jene Schwierigkeiten zu beſtegen, welche -fih ihm noch Hahtrelhher und Ahe in 15 boöberem Grade
als dem Verfaſſer der Reife des jüngern Anacharſis entgegen ſtellten. Es iſt gelungen; und wir find
nun fo glücklich, über die beiden eee des Alterthums: Griechen und Romer, auch zwei
Hauptwerke zu beſitzen.
Um den ganzen Umfang dieſes Werkes zu bezeichnen, wird die Erklärung hinreichen, daß der Ver⸗
faſſer in demſelben nicht nur das alte Rom in politiſcher, religiöſer, militäriſcher, und moraliſcher Hin⸗
ſicht darſtellt, ſondern daß er auch die Literatur der Römer ausführlich behandelt, eine genaue geo⸗
graphiſche Schilderung des Römerreichs in den drei Erdtheilen liefert, und die Eſſenz der römiſchen Ge⸗
ſchichte, — in geößern Perioden unter einzelne Standpunkte RB — bei paſſenden Ver⸗
anlaſſungen theilweiſe mit dem Ganzen verſchmilzt. x
Um auch die erſchöpfende Ausführlichkeit des befriedigenden Details zu zeigen, wird die folgende.
Überſicht der Hauptrubriken hinreichen: nämlich:
Die Stadt Rom als Ganzes:
Betrachtungen über Roms Schickſale und deſſen Verfall. Geſchichte der Stadt und ihrer vorzüglich:
ſten Gebäude. Plan von Nom,
Die Stadt Nom in ihren Einzelnheiten:
Roms Berge. Thore. Plätze. Straßen. Römiſche Landſtraßen. Curien. Fora. Säulengänge. Ba⸗
ſiliken. Triumphbögen. Trophäen. Grabmahle. Gallerien ausgezeichneter Romer.
—
Roms Einwohner:
Ihre Eintheilung. Senat und Senatoren. Anzahl und Anordnung des Senats. Wahl der Sena-⸗
toren. Ehrenzeichen und Vorrechte der Senatoren. Verſammlung des Senats; Zeit und Ort. Art
der Zuſammenberufung und Berathſchlagung. Abfaſſung der Senatsbeſchlüſſe. Gewalt des Senats in
verſchiedenen Zeitperioden. Die römiſchen Ritter. Die Plebejer. Die Patronen und Clienten. Ge⸗
ſchlechter und Familien. Namen. Freigeborne und Freigelaſſene. Sklaven. Die Fremden in Nom.
Gewerbe und Beſchäftigungen. Partheiganger und Bettler. .
Rechte der römiſchen Bürger:
Rechte der römiſchen Bürger überhaupt, in Vergleichung mit jenen der verſchiedenen Einwohner des
römiſchen Reiches. Privatrechte: Das Recht der Freiheit. Familienrecht. Eherecht. Väterliches
Recht. Emaneipation und Adoption. Eigenthumsrecht. Teſtaments⸗und Erbſchaftsrecht. Vormund—
ſchaftsrecht. Offentliche Rechte: Rechte der Lateiner. Rechte der Italiener. Zuſtand der Provin⸗
zen, Municlpien, Präfekturen uud Kolonien. Er
5 Volksverſammlungen: 5 F
Nach Curien, nach Centurien, nach den Tribus. N
Römiſche Magiſtrate:
In verſchiedenen Zeiten. Bewerbung um Staats-Amter. Regierungsform. Könige.
Ordentliche Magiſtrate:
Eonfuln und Prätoren; Ernennung, Gewalt und Ehrenzeichen derſelben. Ceuſoren. Volkstribunen.
Adilen. Quäſtoren. Curatoren. Präfekte u. m. a-
>
7
Außerordentliche Magiſtrate:
Diktator und Magiſter Equitum. Zehnmaͤnner. Kriegstribunen mit conſularkſcher Gewalt. Interrex.
L ffentlihe Diener der Magiſtrate.
Magiſtrate in den Provinzen:
1
Proconſuln. Proprätoren. Procuratoren ꝛe. Verwaltung der Provinzen. Magiſtrate unter den Kal—
fern, Roms Imperatoren. a
Römiſche Geſetzgebung:
69
Staatsrecht. Staatsverwaltung. Verſchiedener Arten des römiſchen Rechtes. Geſetze und Gewohnhei—
ten überhaupt. Rechtsgelehrte. Geſchichte und Geiſt der römiſchen Geſetzgebung. Verſchiedenhei—
der Geſetze in verſchiedenen Zeiten. Grundverfaſſung des römiſchen Staates,
Gerechtigkeitspflege: Civilgerichte:
Vorladung vor Gericht. Klagen. Richter. Gerichtsform. Sentenz.
5 Kriminalgerichte:
Vor dem Volke; vor den Ingquiſikoren; vor den Prätoren. Ankläger. Strafen,
Zeiteintheilung: 8 5
Jahr. Monate. Wochen. Tage. Feſtkalender. Uhren.
i Handel und Handelsleute, Gewichte, Maße und Münzen:
Art des Geldzaͤhlens. Geldverkehr. Intereſſen. Wucherer. Staats - Einkünfte. Staatsſchulden.
Gefälle: Auflagen. Finanz-Maßregeln. Pächter. Bergbau.
ö Kriegsweſen:
Gattungen der Soldaten. Werbung. Anführer. Kleidung. Sold. Dienſtzeit. Märſche. Waffen.
Die romiſche Legion. Schlachtordnungen. Lager. Belagerungsmaſchinen. Strafen. Belohnungen.
Merkwürdige Schlachten. Triumphe. Noms Einrichtung zu einem herrſchenden Staats- und Kriegsge— 5
bäude. Größe und Feſtigkeit in Roms militäriſcher Verfaſſung. Noms und Karthagos Verhältniſſe
und Feindſchaft. Noms Kriege und Eroberungen, ein hiſtoriſches Gemählde.
U
Nömiſches Seeweſen:
Merkwürdige Seeſchlachten.
1
Privathäuſer: | = 3
Bauart derſelben. Unterſchied von der griechiſchen. Einrichtung und Ausſchmückung. Geſchichte
des häuslichen Lebens. Simplieität im häuslichen Leben vom zweiten puniſchen Kriege an. Charak—
tergemählde aus der Zeit der Verderbtheit. Verwaltung des Hausweſens. Nömiſches Frauenzimmer.
Häusliche Beſchäftigungen der Weiber. Putz und Schmuck. Ausgezeichnete Römerinnen. Geſchichte
der Liebe. Anfichten der römiſchen Philoſophen, Geſchichtſchreiber und Dichter über die Liebe. Erzie⸗
hung, in phyſiſcher, moraliſcher und intelleetueller Hinſicht. ;
Gewohnheiten und Gebräuche:
Kleidung. Gaſtmahle. Tiſchgeſpräche. Schwarzes Gastmahl des Domitian. Das Gaſtmahl der ſteben
*
— x 7 ’ A 2 .
4 EHEN
— \
Weiſen. Gastmahl = Geſetze. Diätetifhe Regeln. Speiſen. Weine. Trinkgelage. Trinkgefaͤße. ‚&e-
ſellſchaftliche Spiele. Leibesübungen. Fahrzeuge. Bäder. Hochzeitgebräuche. Verlobung. Ehe.
Cheſcheidung. Eheliches Leben in geſchichtlichen Thatſachen. Leichenbegangniſſe. Viſtoriſchn Scude:
rungen von Sterbeſcenen und Todtenfeiern. N 7 CRR
Neligiöſer Culsus: 5 . .
National = Götter der Römer. Prieſter. Diener der Prieſter. Tempel. Heilige Gebräuche. Ora⸗
kel. Gebete. Opfer und Gelübde. Religiöfe Feſte. N
I 7
Sitten und Denkungsart der Römer: 8 1 a
Geſchichtlicher Überblick. Charakter und Sitten des Volkes. Großes und Edles im Betragen. An⸗
ſtändiges und Unſchickliches. Feines Betragen der Vornehmen und des Volkes. Aus bildung des
Volkes durch die Großen und durch feine Vergnügungen. Simplieität im öffentlichen Leben. Ge⸗
ſchichte des Sittenverfalles. Üppigkeit. Luxus in Kleidung und Tafel. Leckerhaftigkeit und Schlemmerei.
Weichlichkeit. Eitelkeit. Prahlerei und Verſchwendung. 7 N
I
Schauſpiele, Spiele im Circus:
Wettrennen. Gymnaſtiſche Wettſtreite, Laufen. Springen. Fauſtkampf, Ringen, Wurfſcheibe⸗ Kämpfe
mit wilden Thieren. Seegefechte. Unterricht und Arten der Gladiatoren. Zwergenkämpfe. Amphi⸗
theater. Belohnung und Slegespreiſe. 5 8 5
Dramatiſche Spiele: or er %
Urſprung derſelben bei den Römern. Erſte dramatiſche Dichter. Einheimiſche Poſſenſpiele (Attella⸗
nen). Theater. Schauspieler. Die Komödie. Röomiſche Komiker. Die Tragsodie, Romiſche Tra⸗
giker. Muſik. Pantomimen. Mimograpgen. Seiltanzer. Spiele zu Ehren der Götter.
Geiſtesbildung: N
Sprache und Schrift. Bibliotheken. Gelehrte Beſchäftigung. Wiſſenſchaftlicher Zuſtand. Ausbildun
und Verfall der Wiſſenſchaften. Geſchichte und Geſchichtſchreiber. Philoſophie und Philoſophen. Natur⸗
geſchichte und Naturlehre. Arzueikunde. Kriegswiſſenſchaft. Rechtswiſſenſchaft und Geſetzkunde. Geo-
graphie. Grammatik. Rhetorik und Beredſamkeit. Dichtkunſt. Dichtungsarten und Dichter.
Bildende Künſte:
Sculptur. Mahlerei. Steinſchneidekunſt. Baukunſt. Muſik. Tanz und e Sünfiter und
Kunſtwerke der Römer. Kunſtliebhaberei. Verfall der Künſte.
Landgüter und Gärten:
Landwirkthſchaft in ihrem ganzen Umfange. Okonomen. Beſchreibung vorzüglicher Villen. 2
Die geoggahbifchen eee ſind — gleich den großen Schilderungen der Geſchichts⸗
perioden — zur Vermeidung der Einförmigkeit, bei den ſchicklichſten Gelegenheiten eingeflochten. Dies
einzelnen geographiſchen Parthien liefern hiernach zuſammen das Reich der Römer. A
I. In Europa: Italien, (und zwar: Apulien, das Land der Bruttier, Calabrien, Campanien, Latium,
Ligurien, Luecanien, Etrurien, die Locrier, die Marſen, Peligner, Sabiner, Samniter, Tarquiner,
"
N
8 *
Umbrier, Volsker ꝛc.) Brittanien, Dacien, Dalmatien, Gallien, Germanien, Griechenland (als
römiſche Provinz), Helvetien, Spanien, Sardinien, Illyrien, Macedonien, Noricum, Panonien,
Rhätien und Vindelitien, Sarmatien, Seythien, Thracien.
II. In Aſien: Die römiſchen Provinzen: Arabien, Armenien, Aſſyrien, Babylonien, Bithynien, Cili—
cien, Pamphilien, Carien, Lybien und Lydien, Indien, Jonjen, Medien, Meſopotamien, My—
ſien, Palaͤſtina, Paphlagonien, Partherreich, Perſien, Phöniclen, Phrygien, Pontus und Cappa⸗
docien, Syrien ıc, i -
III. In Afrika: Karthago, Mauritanien, Agypten, Äthiopien, Numidien ze.
Dieſes Detail kann genügen, um die Wichtigkeit und den Umfang des Inhalks zu zeigen.
Es kommt jetzt noch au . der Darftellung an! Nach dem alten Sprichwort: Leonem
ex ungue, ſoll der Verfaſſer durch ſeine eigenen Worte bewähren, welche Größe der Anſicht, und wel—
che blühende Kraft ſeine Darſtellung beſeelt. Wir fügen zu dieſem Ende einen Theil der Einleitung zu
dem Werke ſelbſt bei, des Verfaſſers eigene Worte:
„Hellas und Rom waren einft die Folarſterne der Nationen ihrer Zeit, in geiſtiger wie in poli⸗
tiſcher Hinſicht, ſie ſchimmern auch jetzt noch für uns, durch Jahrhunderte der Weltgeſchichte herauf,
als die Sternbilder der Schönheit und der Größe. An ihrer Eluth entzündet ſich die Seele des Jüng—
lings, der auf dem Cireus maximus alter Herrlichkeit ſeinen feurigen Lauf beginnt, der Geiſt des
Mannes ehrt in ihnen die frühen Ideale ſeiner gereiften Anſichten, und ſeines gediegenen Handelns;
der Greis ergeht ſich luſtwandelnd auf den, vom Abendroth der Vergangenheit en Gefilden
klaſſiſcher Vollendung.“
„So iſt Griechenlands und Roms Zwillingsreich noch jetzt der gemelnſchaftliche Mittelpunkt, das
Olympia, in dem die Beten und Geiſtreichſten aller Nationen ſich zuſammenfinden und erkennen, das
Vaterland einer ganzen Nachwelt.“
»Mit Wunden dex Gegenwart bedeckt, begrüßt des Leidenden Sehnſucht, — mit Freuden—
kränzen geſchmückt, des Glücklichen Wohlgefühl euer Geiſterreich, Griechenland und Rom! Euere Zau⸗
ber, einmal empfunden, wirken fort und fort. Im Frühlicht des Lebens vernommen, erklingt uns bis
zur Neige der Tage Somers joniſche Aolsharfe, erſchallen uns noch jetzt Mare Antonins und Senecas
Weisheitſprüche vom Purpur des Throns, wie vom Purpur der geöffneten Ader, und klingen und
ſchallen fort und fort, durch alle Wechſel des Lebens. Noch jetzt gleitet Venuſiums Schwan mit Pin-
dars geraubter Lyra, vor unſerm emporſchauenden Auge dahin, und aus Platons Geiſterhalle leuch—
tet uns eine ewige Aurora. Zahllos wandeln hehe Geſtalten aus den Trümmern der Vorwelt uns
Bewundernden entgegen. Taeitus lüftet den Schleier — und ein glühendes Gemählde zeigt uns den
Menſchen mächtig und entſetzlich; Sophokles ſchwingt den Zauberſtab, und wir erblicken den Menſchen
leidend und groß.“
„Euch denke ich, Hellas und Rom — und ſieh! ein Olymp voll Göttergeſtalten, ein Amphitheater
voll Heroen ſtellt ſich dem entzückten Auge dar, und ein ſtrahlender Triumphbogen, geſchmückt mit
allen erhabenen und holden Tugenden, erſcheint, auf deſſen Gipfel der Tod fürs Vaterland die Sieges⸗
krone der Vollendung ſetzt. Dichter und Weiſe ſtehen auf den Marmorſtufen der Unſterbli chkeit, lehren
uns Eins ſeyn mit dem Leben, ſchaffend leben, und lebend ſchaffen, indem Herden auf die goldenen
Heſperidenfrüchte hoher Thatkraft und ſchoner Geiſtesſchöpfung deuten. Willkommen, ihr herrlichen Klänge
e der alten Muſe! Was in euch ſo freudig athmet, es gleicht dem friſchen Wehen des
ühen Morgens mit feinem noch nicht blendenden Tagesglanz; es gleicht dem kraſtigen Treiben und
*.
6
dem jugendlichen Sproſſen der Natur im erſten Werden des Frühlings. Wir haben hohen Mittag,
hell — aber ſchwül.“ a De
—
„So ftand Hellas und Nom vor mir, als meine Seele zu tagen begann. Entzückt vom eigenen
Lichte des erſtern, erfreute ich mich auch am Wiederſcheine des letztern. So geſchah es, daß ich, bei
der erſten Durchleſung der Reiſe des jüngern Anacharſis durch Griechenland, das Bedürfniß eines ähnli⸗
chen Werkes über Rom kennen lernte, und der Wunſch, ein ſolches zu geſtalten, in mir erwachte.
Was der Jüngling begonnen, ward vom Manne ausgeführt. Durch eine Reihe von Jahren, mit ihren
Tagen und Nächten, weilte mein Geiſt in Rom. Wen der Adlerflügel der Größe einmal empor hob,
der muß auf der Felſenhorſt geruht haben, eh er ins Thal zurückkehrt.“ a
„Nicht ruhen ließ mich der Drang, der mich einmal ergriffen hatte, ich mußte ſchaffen dieſes Werk,
das ich dem Leſer hier übergebe. Es ſoll nicht die gedörrte Frucht todter Gelehrſamkeit, nicht die müh⸗
ſame Zuſammenſetzung muſiviſcher Arbeit ſeyn. Es ſtehe da als die Memnonsſäule einer großen Ver⸗
gangenheit, die noch jetzt tönt, wenn ein Strahl des Geiſtes fie berührt; es ſoll dem Freunde
des an Männern, Thaten und Werken herrlichen italiſchen Alterthums ein ſprechendes Bild von dem
ganzen innern und äußern Leben der Romuliden vor die Seele ſtellen, mit ihren Tugenden und La⸗
ſtern, in ihrer Herrlichkeit wie in ihrer Entartung.“ ai =
„Vernimm denn, Lefer, was du erwarten ſollſt, was ich geben kann, geben will! Ein Pan⸗
theon ſtell' ich auf, ein Pantheon des größten Reiches der Geſchichte, des Röͤmerreichs in drei
Welttheilen, dem keines je glich. Was Rom Großes beſaßß, vom Urſprung der einfachſten ſtrengſten
Sittenkeuſchheit bis zu der Überfülle und Überfeinerung des blendendſten Frevelluxus, vereinige ſich hier
zu einem großen lebendigen Bilde.“ g Sat
„Ein römiſcher Arcus triumphalis ift auch das richtigſte Sinnbild Roms: Stärke und Reichthum!
So ſteht das Volk da, ſo der Staat; ein Rieſenmonument, von Griecheulands untergehender Sonne
beleuchtet. Was da war auf Erden, es iſt hier vereinigt, zuerſt an Tugenden, ſpäter an Laſtern, zu⸗
letzt an Wiedergeburt des Beſſern nach vorhergegangener Erſchöpfung. An Vaterlandsliebe ſtark, bis
zum Egoismus, an Tapferkeit größer als irgend ein Volk, ſeine Staatslehre ſammelnd ſelbſt vom
Geringſten der Beſiegten, Weisheit und Kunſt aus Hellas ſaugend wie die Biene aus der Blume,
das Schöne zum Vorbild wählend und mit Liebe nachbildend, — ſo ſteht Rom da, ein Koloß, bald
angeſtaunt, bald gefürchtet, eine Pallas in voller Nüftung, ein Jupiter, mit der einen Hand Aphroditens
Kinn ſtreichelnd, indeß die andere den Blitz ſchleudert. Allenthalben tönt Waffengeraffel, leiſe klin
gen Friedensgeſänge, wie fernhin ſäuſelnder Schwäne Laut.“ 1
— — — Be
Bi
„Über einzelne Theile des vielumfaſſenden Ganzen iſt zwar Vieles vorhanden, aber eben ſo ver⸗
ſchieden au Werth, als an Geſtalt und umfang. Der Leſer finde hier das geiſtige Sublimat jener .
chaotiſchen Maſſe, ſtrenge Wahrheit des Inhalts in erfreulicher Gefälligkeit der Darſtellung.“
„Ich wählte die Form einer Reiſe, weil ſie am meiſten verſinnlicht und vergegenwärtigt, die größte
Theilnahme erregt und die genußreichſte Mannigfaltigkeit gewährt. Man wird daher in dem ganzen
Werke denſelben Geiſt in ſtetem Wechſel der Form finden; Erzählung, Gefpräh, Betrachtung, Beſchrei⸗
bung u. ſ. w. werden ſich an einander reihen, ſorgſam gewählt, wie mar Blumen nach Geſtalt und
Farbe ordnet.“ a EN
.
. 3 7 f
„„Der Reiſende ſelbſt iſt der Grieche Artemidor. Das Alterthum kennt deren zwei. Ich habe
mir erlaubt, ſie in Einen zu verſchmelzen, da man von Beiden nur ſehr wenig Nachrichten hat, die
Chronologie aber ihrer Vereinigung nicht widerſpricht; denn der frühere Artemidor, ein Reiſender und
Geograph, deſſen Strabo an mehreren Stellen rühmliche Erwähnung thut, lebte mit dem etwas jüngern
beinahe gleichzeitig unter Tibers Regierung, konnte alſo zu Trajans Leit beiläufig ſiebenzig Jahr alt,
folglich ſehr wohl der nämliche ſeyn mit dem Letztern, welcher unter Trajan in Rom philoſophiſche
Schule hielt, und ein vertrauter Freund des jüngern Plinius war, der ihn in einem ſeiner Briefe als
einen vortrefflichen Mann ſchildert.“ )
„Ich nahm die Hypotheſe an, weil ich fie nicht unwahrſcheinlich, zu dem Zweck meines Werkes
aber ſehr paſſend fand. — “
„Eh ich weiter von mir ſelbſt ſpreche, geziemt ſichs, mein Todtenopfer auf Barthelemy's geehrtes
Grab zu legen, und bei dieſer Gelegenheit die zwiſchen unſern beiden Werken obwaltende Verſchledenheit
in der Behandlung und Darſtellungsweiſe des Gegenſtandes zu bezeichnen.“ 5
„Barthelemy arbeitete ſein Werk zierlich, und muſiviſch, bis ins kleinſte Detail oft unwichtiger
Daten, wie der geringere Umfang feines Stoffes es zuließ. Sein Neifender, der Seythe Anar⸗
charſis, iſt ein Fremdling — nicht nur in Griechenland, ſondern auch in der geiſtigen Ausbildung,
und betritt daher das Gebieth helleniſcher Geiſtesgröße und Kunſtſchönheit anſtaunend wie ein Wun⸗
derreich, wofür er keinen Maßſtab in ſich trägt. So wollte es die Zeit, welche den Griechen über
ſeine Mitwelt empor hob.“ 8 5 . ;
„ Beträchtlich unterſcheidet ſich mein Gegenſtand, ungeachtet der Verwandtſchaft, von dem vorge⸗
nannten durch Umfang, Menge der Stoffmaſſe, und Tendenz. Mein Reiſender im Nieſenreiche der
Römer iſt ein Grieche, trägt die Ideale des Schönen und Erhabenen in ſich, und kannte in
ſeinem Vaterland, ehe er Rom kennen lernte, die herrlichſten Werke der ſchaffenden Kunſt, den vollen
Lichtſtrom des Geiſtes. Er hat alſo für Alles, das im Auslande vor ihn tritt, den höhern Maßſtab
vor ſich, und darf nicht bloß enthuſiaſtiſch anſtaunen.“ 5 5
„So mußte meine Darſtellungsweiſe von der meines ruhmwürdigen Vorgängers in zwei Haupt⸗
punkten bedeutend verſchieden werden, denn fürs Erſte geſtattete die Wenge der Maſſe und die Größe
des Umfanges nicht, die Theile meines Werkes muſiviſch zuſammenzuſetzen, ſondern ich mußte den Stoff
gleichſam zu einem Gährungsprozeſſe bringen, das Materielle ſublimiren, und nur die großen Reſul⸗
tate des Vergeiſtigten geben. Zudem mußte ich, — eben weil Artemidor höhere Vorbilder kennt, —
größtentheils paralelliſirend fortſchreiten, wo der Seythe Anacharſis nur bei jedem unmittelbar näch⸗
ſten Objekt, ohne irgend eine Vergleichung, verweilt, und ſich deſſen freut, was er ſo eben genießt,
ohne eines Höhern dabei zu gedenken; ein Fall, welcher ſich z. B. beſonders oft bei der Literatur der
Römer erreignen muß.“ 8
»Die Schätze der römiſchen Literatur — ich wage es zu ſagen — ſie modern; denn wenn Stu—
dierende davon karg zugemeſſene fragmentariſche Broſamen genießen, wenn ein anatomirender Philolog,
ein trockener Gedaͤchtniß-Gelehrter, oder ſonſt irgend ein Mann ſeines Faches davon wegnimmt und ſich
an- oder einſetzt, oder irgend ein Schöngeiſt ſich einige Pfauenfedern prunkend beilegt, fo ſage ich
immer noch: jene Schätze modern. Ich will ſie ins Leben führen, mehr als Barthelemy, der die
Meiſterwerke der Griechen größtentheils nur mit charakteriſtiſchen Umriſſen bezeichnet; ein literariſches
Pompeji und Herkulanum, bedeckt von der Lava der lünkenntniß und der Gleichgültigkeit, will ich aus⸗
graben, ans Tageslicht förderu, ins Leben führen. Todte Schätze ſind keine Schätze. Was nur der
Archäolog kennt und rühmt, hat nur den traurigen Reitz einer Gruft. Was die Alten ſchrieben, war
*
» Suabo. L. 3. $. 4. * 14. S. 302. 340. — Plin, Secund, L. 3. epist. 11. —
6 N ge 3 5 23
2 7
„ie 5 : 1 7 u"
unmittelbar aus dem Leben gegriffen; ihre Werke follen alſo nicht als min für Die dagen :
Gelehrſamkeit da ſtehen; fie müjfen ein Garten ſeyn, zu dem der Eingang Jedem offen a , a
Geiſt und Gefühl hat, auch ohne archaologiſche Eintrittskarte. =. IA
—
=
1
*
2 4 2 0 i mr:
7 En 7 *
8 - 5 7 8
„Was nun kusbeſondere dieſe meine Arbeit betrißt, fo hoffe ich damtt den Beifall N Chrenz-
mannes und mauches wackern Jünglings zu erhalten, ſcheue den Ariſtarch nicht, weil ich gegründe⸗
ten und gerechten Tadel liebe und achte, werde aber auch jedem unberufenen Zotlus kühn die Stirne
bieten, und anſptuch volles Halbwiſſen demüthigen; denn wenn gleich meine Verhältniſſe nicht fo günſtig
ſind, wenn gleich meine Lage nicht ſo glücklich iſt, um, bei Muße und Unterſtützung, meinem Werke
das Siegel der Vollendung und Unſterblichkeit, wie Barthelemy und Cuoco aufdrücken zu können: 3
ſo glaube ich doch, wenn geſchmackvolle Auswahl des Beſten in jeder Art, wenn ſcharfſiauige Sich ung
und vergeiſtigende Läuterung, wenn mannigfaltige und doch lichtvolle Anordnung und ſchöne Darſtellung,
5 gefällige Bildung eines intereſſanten Stoffes, anſchauliche Individualiſirung, eigene Anſichten und
Neflexlonen — Verdienſte find, — wenigſtens nicht verdienſtlos zu ſeyn und einigen Dank um fo mehr
erwarten zu dürfen, als wir, ſo groß auch das Bedürfniß iſt, dennoch kein Werk der Art beſitzen, 5
wahrſcheinlich deßhalb nicht, weil Geſchmack und Gelehrſamkeit, ſolide Ausbildung und Genialität,
Mühſamkeit und Schwungkraft in einem Kopfe gar ſelten zuſamnentreffen, in den höchſten den aber
kaum mit einander veſtehen können. —“ ie.
£
3
|
1
F — aus 5 1 2 * 5
Aus dieſer Auferung des Verfaſſers wird das Publikum ſich überzeugen, daß er das Nützliche mit
dem Angenchmen verbindet, folglich fein Werk nicht etwa nur für Studierende, ſondern auch für alle
Gebildeten beiderlei Geſchlechts intereſſant feyn wird, indem der wichtige Inhalt, ferne. von trockener A
Darſtellung und pedantiſcher Ordnung, durchgehends in der gefälligiten Einkleidung erfheint. Um die 7
Anſchaffung dieſes auf b — 10 Bände berechneten Werkes möglihft zu erleichtern, ſchlägt der Ver⸗ 7
leger hiermit den Weg der Pränumeration ein. Jeder Band, von 20 — 24 Bogen M. N geziert
mit einem geſtochenen Titel, einer Vignette, einem Kupfer und einer Landkarte, erſcheint in zwei 0 5
theilungen, welche in 6 Wochen auf einander folgen. Die Pränumeration A fl 5 E. M. für den Band
auf Druckpapier, mit fl. 4 C. M. auf Schreibpapier und mit fl. 5 C. M. auf Velinpapier, bleibt bi
zur Erſcheinung des Werkes Anfangs May 1622 offen. Man pränumerirt in allen, Buchhandlungen
Deutſchlands. Die Namen der P. T. Herren Pränumeranten ſollen dem Werke vorgedruckt werden.
Brünn im Mär, 1822.
-.
i . J. 6. regler. sr
nr
E > er. 7
) Der Neapolitaner 4 der Verfaſſer des Werkes: Platone in Italia. — Die athenian
Letters fichen an Geiſt und Schönheit der Darſtellung hinter Barthelemy's und Gueco's Werken welt zurück.
Boöttigers Meiſterwerk Sabina laßt in feiner Art nichts zu wünſchen übrig. Hätten wir ein gleiches Werk über
Roms Geſammtheit, fo waren neuere Verſuche überſtüſſig. e 2 iſt ein frideter, Roman von Liebe⸗
leien von griechiſchen Franzoſen oder franzsſiſchen Griechen. 15
©. 5. 5. Hartmann in Leinyig bar. den Vertrieb für Norddeutſchland
g * N übernommen, eee
4
.
L it et ar TI
(Zu den in der Buchhandlung, Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne, XVII. 1822.
Dieſer Llterariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Mebicin in Quart Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mayr
netismus in Dcetav=- Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen fuͤr die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Ibealen und Realen Philoſophle, wegen des lan:
gen Ausbleibens ſeiner in dieſen Blaͤttern angekuͤndigten ur—
kundlichen Darlegung der von Herrn Rx (in dem Ergän:
zungsblatt, Nr. 80, zu der jen. A. L. 3. 1821) vorge:
nommenen durchgaͤngigen verleumderiſchen Fälſchugg des ge⸗
ſammten von ihm dort berichteten, zur Sache gehörigen Ins
halts jenes Werkes um Nachſicht, da das Erſcheinen feiner
zu dleſem Zweck verfaßten und ſchon laͤngſt fertigen Schrift
nur durch unerwartete Weitlaͤufigkeiten bei der Cenſur in
Poſen verſpatet wurde. Sobald dieſe gaͤnzlich beſeitigt
find, wird gewiß fein Verſprechen in allen Puncten er—
2 D. E. Rambach.
Breslau, den raten Juni 1822.
Ueberſetzungsanzeige.
Ven dem von Walter Scott während feines Aufenthal—
tes in Frankreich gefchriebenen Werke:
Paul's letters to his family
int eine forgfältig gearbeftete deutſche Ueberſetzung naͤch—
ar in meinem Verlage. Dies zur Vermeidung unange;
nehmer Colliſſonen.
ipzi ben igten Juni 1822.
e Gerhard Fleiſcher, Buchhändler.
Unter dem Titel: »
Sy ſt em der Technit
vom Finanzrath D. Auguſt Koelle
it in dem Verlage der Buchhandlung Carl Fr. Ame: |
lang in Berlin (Bruͤderſtraße Nr. 11) ſo eben ein Werk
erſchlenen, und in allen Buchhandlungen des In- und Aus⸗
landes zu haben, welches die wichtige, noch nicht gelöſte
und von den erſten technotogiſchen Schriftſtelern ſogar für
unaus führbar erklärte Aufgabe ſich geſetzt hat, das ganze
Gewerbsweſen ſtreng ſyſtematiſch zu geſtalten und die ein⸗
zelnen Gewerbe in genealogtſcher Folge, ſowle in ihren wech:
felfeitigen Verhaͤuniſſen, darzuſtellen. Von der Erzeugung
der Naturprodrcte, wodurch für alle Gewerbe der Inhalt
geltefert wird, ausgehend, ſteigt dieſe Derſtellung in vier
Stufen mit einer bis in das kleinſte Detail gehenden
Conſequenz und nach dem Geſichtspuncte einer immer höheren
Entwickelung bis zu den Gebilden der Kunſt auf, welche,
da ſie nur um der Ibee willen erſchaffen worden, über
dem Gewerbsweſen ſtehen. Das Unbeſtimmte, welches bie
mancherlei Bezeichnungen: Handwerke, Fabriken, Manufac:
turen, Künfte u. f. w. enthalten, fällt dadurch nothwendig
hinweg. Zugleich iſt in dieſer Darftellung ſowol die Idee
der einzelnen Gewerbe, als auch die praktiſche Methode,
ferner der wiſſenſchaftliche Grund und endlich derjenige Grad
der Ausbildung kurz und beſtimmt angegeben, auf welchen
fie durch die raſchen Fortſchritte der Zeit gehoben worden
find. Dieſes Werk iſt ſonach das erſte, welches aus dleſem
Geſichtspuncte erſcheint, und darf mit den vielen vorhande—
nen Technologfeen keineswegs verwechſelt werden. W hrend
es an ſich eine ſehr fuͤhlbare Luͤcke in der Wiſſenſchaft aus:
füllt, während es das Gewerbsweſen auf der ihm gebuͤhren⸗
den Stufe darſtellt und zeigt, daß bei feiner Entwickelung
durchaus keine Willkuͤr ſtatt findet, muß es ſowol als alas
demiſcher Leitfaden, als für jeden Techniker, der ſich über
den bloßen mechaniſchen Arbeiter erhoben hat, fo wie für
den Staatsmann, der das ganze Gewerbsweſen in ſeinen
wechſelſeitigen Verhaͤltniſſen klar uͤberſchauen ſoll, eine will:
kommene Erſcheinung ſein.
Das Buch enthält auf ſchoͤnem Papiere 429 Seiten in
gr. 8. und iſt mit guten deutſchen Lettern gedruckt. Der
Preis iſt 1 Thlr. 18 Gr. pr. Cour. ö
So eben find bei J. F. Hartknoch in Leipzig cm
ſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Kriegs- und Reiſefahrten
herausgegeben von Chriſt. Aug. Fiſcher.
zter Theil. 8. 1 Thlr. 12 Gr. oder 2 Fl. 42 Kr. rhein.
Inhalt: J. Soldatenleben. II. Togebuch einer Seereiſe
von Drontheim nach Malaga 1820. III. Kleine Som-
merwenderungen durch einige Gegenden der Schweiz,
1819. IV. Blätter vom Nordpol, 1819 und 1820.
Jae
und feine Zeitgenoſſen.
Von D. Ernſt Spangenberg,
koͤnigl. großbr. hannoͤb. Hof- und Canzletrath zu Celle.
Gr. 8. Mit 1 Kupfer und Steindruck.
1 Thlr. 16 Gr. oder 3 Fl.
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
Griechen land
i
n
Beziehung auf Europa.
Aus dem Franzoͤſiſchen
des Herrn von Pradt,
ehemaligen Erzbiſchofs von Mecheln.
n
Vo
B. J. F. v. Halem.
Leipzig, bei Gerhard Fleiſcher. 1822.
12 Gr.
ha
— SA
So eben erſcheint:
Zeitgenoſſen. Neue Reihe Nr. VII. (Der ge
ſammten Folge Nr. XXXI.) (Redakteur: D. Fried⸗
rich Cramer.) Gr. 8. Geh. 190 S. Druck⸗
papier 1 Thlr.; Schreibp. 1 Thlr. 12 Gr. 5
Nr. 1— VI der neuen Reibe koſtet jedes I Thlr. auf
Druckpapier und 1 Thlr. 12 Gr. auf Sc reibpapfer. Die
24 Heſte erſter Reihe werden zufommen ſtatt 24 Thlr. und
30 Thlr. im berabgeſetzten Preiſe zu 16 Thlr. und 24 Thlr.
erlaſſen; einzeln koſtet das Heft 1 Thlr. und 1 Thlr.
12 Gr. — Nr. VIII verläßt in 14 Tagen die Preſſe.
Inhalt von Nr. VII:
Friedrich Creuzer. (Selbſtbiographie. — Theodor Ha:
gemann. — Freiherr von Ziegeſar, dargeſtellt von
D. F. A. Köthe. — Johann Auguſt Hermes. —
Angelica Kaufmann. — Baron von Menou. —
Etienne Heintich Mehul.
Leipzi den 12ten Juni 1822.
A F. A. Brockhaus.
— —
Vollſtaͤndiges
italieniſch⸗ deutſches
und
deutſch-italieniſches
Ta ſchen woͤr ter buch.
Zuſammengetragen
aus den vorzuͤglichſten über beide Sprachen bisher
erſchienenen Woͤrterbuͤchern und vermehrt mit einer
großen Anzahl Woͤrter aus allen Fächern der
Kuͤnſte und Wiſſenſchaften,
ven
D. Francesco Valentini
aus Rom.
Neueſte Ausgabe,
worin man alle gebraͤuchlichen Woͤrter mit ihren Ab:
leitungen und Zuſammenſetzungen, ihrem Geſchlechte
und ihren verſchiedenen Bedeutungen, ſowol im ei—
gentlichen als bildlichen Sinne, nebſt deren mit der
größten Genauigkeit angegebenem Accente, ſowie auch
die Unregelmaͤßigkeit der Zeitwoͤrter beider Sprachen
finder. Dem Ganzen iſt ein vollſtaͤndiges geographi—
ſches Woͤrterbuch und zwoͤlf von demſelben Verfaſ-
ſer entworfene Tabellen, welche eine kurze und deut—
liche Ueberſicht der ganzen italieniſchen Grammatik
enthalten, hinzugefuͤgt. ;
Zwei Theile.
Zuſammen 65 Bozen, in 8., mit ganz neuer Periſchraft,
jede Seite in 3 Spalten, gedrucct auf franz. Velinpapier.
Sauber geheftet 3 Thlr. 5
Berlin,
Verlag der Buchhandlung von Carl Friedr. Amelang.
i Die irallnifhe Sprache hat in neuerer Zeit in Deutſch⸗
land fo viele Verehrer gefunden und die Zahl derſelben meyrt
ſich fortwaͤhrend fo, daß es nicht zu verwundern iſt, wenn
man darauf dachte, die Erlernung dieſer eben fo ſchoͤnen
als reichen Sprache durch zweckmäßige Huͤlfsmittel zu cr:
leichtern, zu welchen nun vorzüglich die Worterbuͤcher ge⸗
hören. Es find deren auch bisher, in verſchiedenen Geſtal⸗
ten, befonders aber ſogenannte Taſchenwoͤrterbücher mehrere
ſckon erſchienen, wo aber bei faft allen das ganze Verdienſt
in einer bloßen, mehr oder minder vollſtaͤndigen Woͤrter⸗
ſammlung befteht. Da indeſſen jede Sprache eine Menge
Wörter hat, welche mehrern und durchaus verſchtedenen Be—
deutungen unter vorfen ſind, fo muß der Lexikograph dieſe
ſorgfaͤltig aufführen und nöshtgenfalls durch Beiſpiele erlaͤu⸗
tern, ſo wie die beſondern Faͤlle, in denen man ein Wort
braucht, und alle der fremden Sprache eigenthuͤmliche Re⸗
densa ten genau angeben. Das vorliegende Taſchenwör⸗
terbuch nun wird, obgleich eben durch dieſen Titel in Hin⸗
ſicht feiner Tendenz beſchraͤnkt, doch gewiß jeder der erwaͤhn⸗
ten Forderungen genügend entfprehen, und Referent glaubt
verſichern zu dürfen, daß daſſelbe allen Freunden der Sprache
eines Dante und Boccaccio die willkommenſte Erſchel⸗
nung ſein und dem Lehrer ſowol als dem Schüler gleich
großen Nutzen gewaͤhren wird. Einen nicht geringen Vor⸗
zug vor andern Wörterbüchern dieſer Art hat der Herr Vers
faſſer dem ſeinigen durch die Hinzufuͤgung von 12 Tabellen
gegeben, die in klarer und gedrängter Darſtellung das We⸗
ſentlichſte der Sprachlehre enthalten, und es iſt zu erwar⸗
ten, daß derſelbe bei einer folgenden Auflage dieſes Werks
die wenigen hier und da anzubringenden Zuſaͤtze und Ver⸗
veſſerungen nicht uͤberſehen und fo demſelben die moͤglichſte
Vollkomenbeit geden wird. Der Druck iſt rein und
correct und das Papier ausgezeichnet gut, fowie uͤberhaupt
das Ganze mit der von der Verlagshandlung gewohnten
Eleganz geliefert, und bei allen dieſen Vorzuͤgen der Preis
von 3 Thlr. für 684 eng gedruckte Bogen fo mäßig, daß
auch dem minder Bemiitelten die Anſchaffung dieſes empfeh⸗
lungswerthen Buchs nicht ſchwer fallen wird.
* *
In unterzeichneter Handlung iſt erſchienen und durch alle
Buchhandlungen zu haben:
Handbuch
zur
Vergleichung und richtigen Anwendung
der
ſinn verwandten
der
deutſchen Sprache
von
J. G. E. Maaß,
ordentl. oͤffentl. Lehrer der Weltweisheit an der Friedrichs
Univerfität zu Halle, Ritter des eiſernen Kreuzes.
Wörter
Drei Theile,
enthaltend einen Auszug aus J. A. Eberhard's
Synonymik und aus des Verfaſſers 6 Ergaͤnzungs⸗
baͤnden zu derſelben. y
18
Preis für alle 3 Theile, planirt und gebunden, 3 Thlr.
So allgemein anerkanat der innere Werth von Eber⸗
hard's Sygonymik in 6 Bänden iſt, fo kennte doch dieſes
Werk rech lange nicht auf Vollſtaͤndigkeit Anſpruch machen.
Die Zu aͤtze dazu vom Prof. Maaß bilden ein faſt eben fo
ſtarkes Werk in 6 Wänden, welche lauter neue, von Eber⸗
hard noch uͤbergangene Sinnverwandtſchaften enthalten.
Durch das Erſchelnen dieſer 6 Ergaͤnzungsbaͤnde zur Eber⸗
hard'ſchen Synoaymik bon Maaß haben wir aber nun ein
Woͤrterbuch der Sinnverwandtſchaften der deutſchen Sprache
erhalten, welchem wir in Hinſicht auf feine hohe Vollſtän⸗
digkeit und ſeinen innern Gehalt kein zweltes an bie Seite
zu ſetzen haben.
Aus beiden großen Werken (der Eberhard'ſchen
Synonymik in 6 Bänden und dem Ergaͤnzungswerke zu der⸗
ſelben von Maaß in 6 Bänden) liefern wir hier nun einen
Aus zug, der alfo alle, bisher unterſuchten ſinnverwand—
ten Wörter im Deutſchen vollftändig umfaßt. Es zer:
fallt dieſer Auszug in 3 Theile, in deren erſtem ein Auszug
aus Eberhard's Synonymtik in 6 Bänden, im 2ten und
Zten Theile aber ein Auszug aus denen, vom Prof. Maaß
zur Eberhard'ſchen Synonymik herausgegebenen 6 Ergaͤn—
zungsbänden enthalten ift.
Die Käufer des in Berlin erſchienenen Auszugs aus
Eberhard's Synonymik, welche ein vollſtaͤndiges
Handbuch der Synonymik im Aus zuge zu beſitzen wuͤnſchen,
würden zur Vervollſtaͤndigung des berliner Auszugs den
aten und Zten Band unſers Handbuchs u. ſ. w. ſich anzu:
ſchaffen haben, da dieſe beiden Bände nur ſolche fin:
verwandte Woͤrter enthalten, welche in genannten berliner
Auszuge gaͤnzlich fehlen. Wir müſſen jedoch diejenigen, wel:
che ſich den ten und Zten Band (jeder Band ı Thlr.) zur
Vervohſtaͤndigung anſchaffen wollen, bitten, dies fo bald als
moͤglich zu thun, da ſpaͤterhin wir dieſe beiden Bände
nicht mehr einzeln ablaſſen koͤnnen.
Halle, im Juni 1822.
Ruff ſche Verlags: Buchhandlung.
Bei Carl Heymann in Glogau iſt erſchienen und
in allen guten Buchhandlungen zu haben:
Violen oder Kleine Erzaͤhlungen und Gedichte von
Alwin. 8. 1822. 21 Gr.
Eine bluͤhende Sprache, ſtreng ſictlicher Inhalt und
eine reiche Ppantaſie zeichnen dieſes Werkchen vor vielen an⸗
dern aus, ond ſichern demſelben die freundlichſte Aufnazme
im Püsiicum.
Langner, D., Geſaͤnge fuͤr die haͤusliche Andacht.
Le Auflage (fuͤr den Buchhandel die erſte). 8.
1822. 1 Thlr.
Der feel. Probſt Haaftein in Berlin hat dieſe Geſaͤnge
feiner beſondefßn Aufmerkſamkeit werth gehalten, den Ber:
faſſer veranlaßt, zu ihrer Vervollkommnung manche kleine
Aenderung damit vorzunehmen, und ihn zur Veranſtaltung
einer nzuen Arflage aufgefordert. Hoffentlich genug, um
ihnen ͤberall Eingang zu verſchaffen.
Borkenhagen, Kaufmaͤnniſche Notizen und Waa—
renberechnungen, für junge angehende Kaufleute.
4. 1822. 1 Thlr.
Ein geübter praktiſcher Kaufmann theilt hier feine viel:
jährigen Erfahrungen jüng Geſchäftes verwandten uneigen
nuͤtzig mit; wer wird nicht gern 1 Thlr. fuͤr ein Buch
abe, wodurch man Zeit, Erfahrung und Geld gewinnen
un. .
In meinem Verlege find fo eben nachſtehende Schriften
erſcktenen und an alle Buchhandlungen verfande worben:
Burchardi's, D. G. Ch. Cord. Profeſſor der Rechte
an der Rhein-Univerſitaͤt), Grundzuͤge des
Rechtsſyſtems der Roͤmer, aus ihren Be—
griffen vom oͤffentlichen und Privatrecht
entwickelt. Angehaͤngt iſt eine Abhandlung uͤber
die Beſchraͤnkungen des Inteſtat-Erbrechts der Wei—
ber bei den Roͤmern von D. M. J. Euler. Gr. 8.
1 Thlr. 16 Gr.
Calker's, D. Fr. (Profeſſor der Philoſophie a. d.
Rhein-Univerſitaͤt), Denklehre oder Logik und
Dialektik. Nebſt einem Abriß der Ge—
ſchichte und Literatur derſelben. Gr. 8.
2 Thlr. 12 Gr.
Dieſterweg's, D. W. A. Cord. Prof. der Mathe—
matik a. d. Rhein-Univerſitaͤt), trigonometriſche
Formeln. (Zu Vorleſungen uͤber analytiſche Tri—
gonometrie und auch bei trigonometriſchen Rechnun—
gen mit Nutzen zu gebrauchen.) Gr. 8. 4 Gr.
Homer's Odyſſee, uͤberſetzt von Konrad
Schwenk. (Zehnter Geſang als Probe.)
8. Geh. 9 Gr.
Cuvier's Anſichten von der Urwelt. Nach
der zweiten Original-Ausgabe uͤberſetzt
und mit Anmerkungen begleitet von D. J.
Noͤggerath. Gr. 8. Geh. 1 Thlr. 16 Gr.
Schlegel, Aug. Wilh. von, Indiſche Biblio—
thek. iſten Bandes Ztes Heft. Gr. 8. 21 Gr.
Inhalt dieſes Heftes: VI. Die Einſiedelei des
Edu, nach dem Brahara Pürana, von Chezy.
VII. De studio etymologico. VIII. Wilſons Wörter:
buch. IX. Nachrichten.
Das gte Heft erſchelnt gleichfalls in 4 — 6 Wochen.
Bernd, D. Ch. S. Th., die Verwandtſchaft der
germaniſchen und flaviſchen Sprache mit einander,
und zugleich mit der griechiſchen und roͤmiſchen.
Gr. 8. (In Commiſſion.) 1 Thlr. 4 Gr. f
E. Weber, Buchhaͤndler in Bonn.
Ven der
Sammlung alt-, nieder- und ober-deut—
ſcher Gemälde der Brüder Sulpiz und Melchior
Boißerée und Johann Bertram, lithographirt
von Johann Nepomuck Strirner. Mit Nach⸗
richten über die altdeutſchen Maler von den Br
ſitzern. 48 Hefte in groß Folio.
iſt das zte Heft, enthaltend:
die Verkündigung, von einem Schüler des Meiſters Wir:
helm von Coͤln;
der heilige Chriſtoph, von Johann Hemling;
die Flocht nach Aegypten, von Johann Patenier.
an ble Subferibenten verſandt und der Subſeriptionsprets
von 8 Ther. 8 Gr. für das Heft noch bis zur Erſcheinung
des öten Heftes geltend.
>
Von den
Anſichten, Riſſe und einzelne Theile des
Doms von Coͤln, mit Ergaͤnzungen, nach dem
Entwurf des Meiſters, nebſt Unterſuchungen uͤber
die alte Kirchenbaukunſt und vergleichende Tafeln der
vorzuͤglichſten Denkmaͤler von Sulpiz Boißeree,
20 Kupfertafeln auf Grande-monde-Papier mit
Tert. Gr. Folio. 3 Lieferungen.
liegen die, die erde Lieferung ausmachenden 4 Kupfertafeln
und zwei der zweiten bei mir in erſten Probedrucken zur
Anſicht bereit, zu der ich alle Kunſtfreunde einlade, die treff⸗
liche Ausführung dieſes Hauptwerks ſelbſt zu würdigen. Un
die Subſcribenten duͤrfte die erſte Lieferung in einigen Wo-
chen, die zweite zu Michaelis verſandt werden. Der Preis
jeder Lieferung iſt 35 Thlr. baar.
Zugleich empfehle ich das eben fertig gewordene Bild
von
Wilhelm, König von Wuͤrtemberg Ganze Fr
gur mit Landſchaft), gemalt von Schnitzer, litho—
graphirt von J. N. Strirner. Gr. Fol. 5 Thlr.
unbezweifelt eine der gelungenſten Leiſtungen der Litho—
raphie.
su Joh. Ambr. Barth.
Es iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen des Ins
und Auslandes zu haben:
Der Ol y m ep
o der
Mythologie der Aegypter, Griechen
und Roͤmer.
Zum Selbſtunterricht fuͤr die erwachſene Jugend und
angehende Kuͤnſtler.
Von
A. H. Petiscus, Profeſſor.
Zweite, verbeſſerte und vermehrte Auflage.
Mit 48 Kupfern und einer Titelvignette von Lud w. Meyer.
8. 272 Seiten. Sauber geheftet. 1 Thlr. pr. Cour.
Berlin, 1822.
Druck und Verlag von Carl Friedrich Amelang.
Recenſent hat bereits bei der Anzeige der erſten Auflage
dieſes nuͤtzlichen und brauchbaren Buches fein Urtheil zu
Gunſten deſſelben ausgeſprochen, und findet daſſelbe durch
dieſe binnen Jahresfriſt nothwendig gewordene zweite
Auflage vollkommen gerechtfertiget; daher es hier keiner
weitern Empfehlung bedarf. Der Herr Verfaſſer iſt redlich
bemuͤht geweſen, das Ganze durch mancherlei Einfuͤgungen
und Zuſaͤtze zu erweitern und zu verbeffern, und es auf
dieſe Art zu vervollſtaͤndigen. Recenſent ſtimmt feinem Wun⸗
ſche, daß es beſonders in Schulen eingefuͤhrt
werden moͤge, aus voller Ueberzeugung bei; denn zuver⸗
laͤſſig wuͤrde es den Lehrern als Grundlage zum erweiterten
Unterricht in der Mythologie und der Jugend als Leitfaden
dabei von Nutzen ſein. Der Herr Verleger hat dieſer neuen
Auflage noch ſieben Kupfer hinzugefuͤgt, ohne jedoch den
Preis des Buches zu erhoͤhen. =
— n.
— —
Fir Schulen und Lehrer der Geographie.
Bei H. Ph. Petri in Berlin erſchien ſo eben:
Geographiſche Handtafeln,
ein rechtmaͤßiger, verbeſſerter und vermehrter Abdruck
der geographiſchen Wandtafel, als eines Bedarfs fuͤr
die Maͤrker, Pommern und deren Grenznachbarn.
eit einem vollſtaͤndigen Sach- und Namen—
Regiſter verſehen.
von
Johann Pfeiffer.
Preis 4 Gr., in Partieen von 25 Erems
plaren 3 Gr.
Der Vorlaͤufer dieſes Werkchens, die Wandtafel, hat
ſich, dei dem ſtarken Ab ſatze, einen Platz in vielen Lehr⸗
4. Sechs Bogen.
und Geſchaͤftszimmern zu verſchaffen gewußt. Dieſes ſchon,
aber mehr noch die guͤnſtigen Erwähnungen, welche ſich jener
geographiſche Leitfaden in den Literaturzeitungen, fo wie
auch in der preuß. Staatszeitung vom 15ten Mai v. J. zu
erfreuen hatte, iſt hinreichend, jeden auf die aus den beſten
Quellen berichtigten Handtafeln aufmerkſam zu machen, und
es folgt hier zur Anempfehlung derſelben auszugsweiſe das
urtheil, welches der ſeelige Herr Propſt Hanſtein uͤber die
Wandtafel faͤllte:
„Mit befonderem Vergnügen habe ich mich der gedraͤng⸗
ten und klaren Ueberſicht gefreut, welche die geographiſche
Wandtafel dem Liebhaber und dem angehenden Schuͤler der
Erdkunde gewaͤhrt. Der Beſtimmung nach, die der Wand⸗
tafel für Elementar- und Buͤrgerſchulen gegeben iſt, geben
die Tafeln von Europa und den uͤbrigen Welttheilen das
Allgemeine; die Tafeln von Deutſchland gehen mehr ins
Einzelne und ganz beſonders ſind diejenigen von dem preuß.
Staate fuͤr den Juͤngling und Mann vollſtaͤndig belehrend,
correct und glaubhaft in ihren Angaben. Das Ganze iſt ein
ſehr angenehmes Geſchenk fuͤr Schulen und den haͤuslichen
Privatunterricht, und wird beſonders dem viel beſchaͤftigten
Jugendlehrer einen ſchnellen und ſichern Ueberblick wohlthaͤtig
erleichtern.“
D. und Propſt G. A. L. Hanſtein.
Herabgeſetzter Preis von acht Thalern auf
vier Thaler des Taſchenbuchs
ine, dL.0R
Neunter bis Zwoͤlfter Jahrgang
oder
1817 bis 1820.
Mit Kupfern zu Schillers dramatiſchen Werken.
Leipzig, bei Gerhard Fleiſcher.
Ich erfülle hiermit den fo häufig an mich ergangenen
Wunſch und ſetze auch den gten bis ı2ten Jahrgang der
Minerva von acht Thalern auf vier Thaler herab.
Dieſe Jahrgaͤnge enthalten, ſo wie die vorigen, Kupfer zu
Schiller's dramatiſchen Werken, und der ı2te Jahrgang
macht den Schluß dieſer mit allgemeinem Beifall aufgenom⸗
menen Gallerie.
Die acht erſten Jahrgaͤnge ſind gleichfalls noch zu
haben, und die ſämmtlichen zwölf Jahrgänge mit 106 Ks
pfern zu Schiller's Werken, von unſern beſten Kuͤnſtlern,
nach Zeichnungen von Ramberg bearbeitet, und mit poe⸗
tiſchen und profatfchen Aufſaͤtzen unſerer geachteſten Schrift⸗
ſteller und Schriftſtellerinnen, haben gegenwaͤrtig den ſehr
geringen Preis von zwölf Thalern, der fruͤher 24 Thlr.
ge:vejen.
Bei dem Verleger, ſo wie in allen Buchhandlungen,
ſind dieſelben zu erhalten.
— —
So eben wird verſandt:
Allgemeine medicinische Annalen für 1822. Stes Heft,
(Preis des Jahrgangs von 12 Heften 6 Thlr. 16 Gr.
Sfis von Oken für 1822. ßtes Heft. (Preis des Jahr⸗
gangs von 12 Heften mit vielen Kupfern 8 Thlr.)
Leipzig, den 18ten Juni 1822.
F. A. Brockhaus.
2
—
Fi er i e er, nei
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XVIII.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicine in Quart- Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag⸗
netismus in Octan-Kormat beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht.
Die
Snfertiong : Gebühren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Bei
Georg Friedrich Heyer
in Gießen
ſind zur Jubilate-Meſſe 1822 folgende neue der
Empfehlung wuͤrdige Verlags-Buͤcher heraus—
gekommen, und nun in allen ſoliden Buchhandlun—
gen zu haben:
1. Bindernagel (Carl), Sammlung geomefrifäer For⸗
meln nebſt nörhioer Erklärung zur Vereinfachung der recht⸗
winklichen Parallel-Vermeſſung und der damit verbunde:
nen Berechnungen. Mit 2 lithographirten Zeichnungen.
Gr. 8. 8 Gr. oder 36 Kr.
2. Blamenwis (Ferd.), Anleitung zum lebendigen Stra-
ßenbau durch Weidenzweige. Mit 1 lithographirten Abbil-
dung. Gr. 8. Broch. 4 Gr. oder 18 Kr.
3. Floret's (P. 3), hiſtoriſch kritiſche Darftellung der
Verhand ungen der Sant ederſammlung des Großherzog:
thums Heſſen. Gr. 8. Auf ord. Diuckpapier 1 Thlr.
6 Gr. oder 2 Fl. 15 Kr., auf weiß Schweizerpap. 1 Thlr.
12 Gr. oder 2 Fl. 42 Kr.
4. Fritz (D. Jah. Ad.), Verſuch einer hißtoriſch dogmati
ſchen Entwickelung der Lehre vom Teſtamente, welches
Aeltern unter ihren Kindern errichten. 8. 6 Gr. oder
27 Kr.
5. Gemeinde Ordnung des Großherzogthums Heſſen.
2 Gr. oder 9 Kr.
6. Hüffel (Eudw.), über das Weſen und den Beruf des
ebangeliſch⸗ chriſtlichen Geiſttichen. Gr. 8. Erſter Band.
Auf weiß Schiveizerpapfer 2 Thlr. oder 3 Fl. 36 Kr., auf
ordin. Druckpap. 1 Thlr. 16 Gr. oder 3 Fl.
(Deſſelben Werkes zweiter Band tft unter der Preſſe.)
7. Mackeldey (D. Ferdinans), Lehrbuch des heutigen td
miſchen Rechts. Vierte verbeſſette und vermehrte Auflage.
Gr. 8. Auf ord. Druckpapier 3 Tele. oder g Fl. 24 Kr.,
auf weiß Druckpap. 4 Thir. oder 7 Fl. 12 Sr
reiches Leſebuch
8. Schlez (J. F.), der Denkfreund, ein lehr
Sechste verbeſſerte Auflage. 8. 14 Gr.
für Volksſchulen.
oder 1 Fl. 3 Kr.
— — Handbuch fuͤr Volksſchullehrer uͤber den Oenk⸗
freund. ster Band. Auch umer dem beſondern Titel:
Handbuch der Geographie. 1 Thlr. 4 Gr.
10. — — der Kinderfreund, ein lehrreiches Leſebuch für
Landſchulen. Zweite verbeſſerte und vermehrte Auflage.
8 Gr. oder 36 Kr.
11. — Parabeln. Mit Vignetten von Gubitz. 12.
Auf Velinpapier I Thlr. 4 Gr. oder 2 Fl. 6 Kr., af
weiß Schweizerpapier 20 Gr. oder 1 Fl. 30 Kr., auf ord.
Druckpapier 16 Gr. oder t Fl. 12 Kr.
kurzer Abriß der Geographie. 833
24 Fr.
Verhanblungen der zweiten Kammer der Landſtaͤnde
des Großberzogtgums Heſſen, ven ihr amtlich heraus ge⸗
geben. 20 Hefte, nes 4 Heften außererdentlicher Bei:
lagen (und Reg 1821. 13 Zoe 3 Gr.
Fr Br.
oder
12
giſter). Gr. 8.
oder 23 Fl. 36 Kr.
13. Verfassungs- Urkunde, oder Constitution des
Grossherzogthums IIessen. In 4. Auf Velinpapier
3 Thlr. oder 5 Fl. 24 Kr., auf Schweizerpapier 1 Thir.
oder 1 Fl. 48 Kr. In 8. Ord. Papier 3 Gr. oder
12 Kr.
14. Wiedaſch (Ernſt), die Dialecte der griechiſchen Sprar
che, nebft Auszügen aus den Claſſikern. Ein Leſebuch für
die obern Claſſen in Gymnaſien. Zweiter und letzter Theil.
8. 1 Tholr. oder 1 Fl. 48 Kr.
Im Laufe des Sommers erſcheint bei mir eine Original⸗
ausgabe
der faͤmmtlichen Werke Napoleons,
aus achten Quellen geſchoͤpft; und zwar ſolchergeſtalt, daß
die Erfhrinung derſelben hier in Berlin an dem naͤmlichen
Tage ſtatt haben wird, an welchem das pariſer Haus;
Brüder Boſſange, die urſpruͤnglichen Verleger, von des
nen mir der Verlag für Deutſctkland und den ganzen Norden
von Europa ausſchließlich übertragen worden, ſolche in Paris
ausgibt.
Die erſte Abtheilung in vier Benden führt den beſon⸗
dern Titel:
Memoires pour servir à l'histoire de
France par Napoleon.
Der ıfe und 2te Band werden enthalten: Siege de
Toulon — igme Brumaire — Bataille de Marengo et
de Jena — Machine infernale — Duc d’Enghien —
Conspiration de Georges, Pichegru etc. — Affaire du
general Moreau etc. etc.; der Ze und 4te Band: Cam-
pagnes d’Allemagne 1799, 1800.
Jeder Band wird etwa 13 Alphabet ſtark. Der Inhalt
beſteht meiſtens aus ungedruckten Aufſaͤtzen von Napoleons
eigner Hand, und uͤber die Originalität darf um ſo weniger
ein Zweifel aufkommen, als die Herren Boſſange ſich con:
tractmaͤßig verpflichtet haben, mir alle meine fehr bedeuten⸗
den Leiſtungen zu erſtatten, wenn das Gegentheil auf eine
überzeugende Weiſe dargethan werden ſollte.
Zrgleich erſcheint:
Manus crit de 1814
par Fain
(secr&taire intime de Napoléon).
welches adf Napoleons Befetzl verfaßt und von ihm ſelbſt
durchgeſehen, erganzt und verbeſſert worden. Die Glaub⸗
wuͤrdistent beffeiben wird vom Grafen Montholon öffents
lich bejeug: und dadurch jedes Mistrauen beſeitigt werden.
Beide Werke werden zugleich in der Urſprache und in
einer ſorgfaͤltigen deutſchen, mit Anmerkungen begleiteten
Uederfegung, von einem geſchaͤtzten Schriftſteller und Manne
vom Fach, ausgegeben werden.
Es werben veufhiebene Ausgaben veranfaltet, deren
Preiſe, ſowol vom O igiaal als von der Ueberſetzung, un:
gefähr folgende fein dürften:
auf weißem Druckpapler 1o Thlr., auf Schreibpapier
12 Thlr., auf Velinpapier 18 Thlr.;
vom Manuscrit de 1814: weiß Drudpap. 2 Thlr. 12 Gr.,
Schreibpapier 3 Thlr., Velinpapier 4 Thlr. 12 Ge.
erlin, im Juni 1822.
55 727 G. Reimer.
Neue Verlagsmusikalien
von S. K. Steiner et Comp. in Mien,
welche in allen guten Musikhandlungen zu
haben sind und in Leipzig für Rechnung der
Verleger von C. F. Whistling ausgeliefert
werden. 5 5 0
(Die Preise in Conventionsmünze.)
Gesangmusik:
Mosel (J. F. v.), 3 Hymnen von M. v. Collin, Astim—
mig mit Orchester. Partitur. 4 Tl. 50 Kr. g
Stadler (Abbe), die Liebe, von Stolberg, für 1 Sing-
stimme mit Pfte. 30 Kr.
Sammlung komischer Theatergesänge aus dem Theater
in der Leopoldstadt in Wien mit Pfte. Nr. 7— 14.
5 Fl. 50 Kr. (Auch einzeln zu haben.)
Theaterjoummal für Gesang mit Pfte.
25 Fl. 30 Kr. (Aucl: eir zeln zu haben.)
Für die Violine:
1 PR =
Rrommer (F.), 3 Quartetten für 2 Violinen, Viola
und Selöuceile. Op. 105. Nr. 1, 2, 5. a2 Tl.
Für das Pianoforte:
ler (G.), Var. p. Pf. seul. Oe. 2, 4. II.
— ae. en. p. Pf. et Violon. Oe. 5. 1 Fl.
Assmayer (J.), Adagio und Allegro, leicht und ange-
Nr. 38 — 94.
händig, f. Pf. Op. 23. 30 Hr.
Lie, 11 und an eh leicht und angenehm,
indie, f. Pf. Op. 24. 30 Kr.
3 = Wandstücke, leicht und angenehm f. Pfte.
Op. 25, 6 Lieferungen. a 50 Kr.
Sein 660. Var. brillantes p. Pfte. Oe. 14. 1 Fl.
— — Rondeau brillant sur un Menuet favori p. Pf.
Oe. 17. 1 Pl.
inger (T.), die dankbare Jugend, Concertino f.
a mit Violine und Veelle. (Jugend-
d, Nx. 25. 2 Pl. rt g
(% en Quintett f. Pf., Violine, Vio-
la, Veelle und Contrabass. Op. 87. 4 Fl. \
— dasselbe für 2 Pfte vom Autor eingerichtet.
3 Fl. 0
edge (NI. J.), Perseverance, Sonate p. Pf. Oe.
32. 2 Pl.
Masse (J.), Var. in P, f. Pfte. Op. 25. 45 Kr.
Moscheles (J.), Introduction et Rondeau sur une Bar-
carole venetienne p. Pf. 45 Kr.
Pixis (J. P.), Ouverture zur Oper:
f. Pfte. 45 hr.
dieselbe
Der Zauberspruch,
Ouverture, 4händig, f. Pf. 1 Fl.
ke (G.), le Desir, Rondeau passionne p. Pf.
8 ar Olympia, Oper f. Pf., ohne Text, arr. von
Leidesdosf. 2 Tl. 30 Rr.
— dieselbe 4händig f.
demselben. 4 Fl.
Pf., ohne Text, arr. von
— — — ' —..h — — — — — ee
|
-
Weber (C. M. v.), der Freischütz, Oper, f. Pf., ohne
Text, arr. von Leidesdorf. Vollständige Ausgabe.
4 Fl. 30 Kr.
Ouverture daraus f. Pfte. 45 Kr.
dieselbe Ouverture, 4händig f. Pfte. 1 Pl.
Worzischek (J. H.), Rondo f. Pf. und Violine. Op. 8.
In A. 2 Fl.
Neue Schrift uͤber Griechenland.
So eben iſt erſchienen und in allen guten Buch handlun⸗
gen Deutſchlands zu haben:
Griechenland in ſeinen Verhaäͤltniſſen zu
Europa, von Heren de Pradt, frei nach dem
Franzoͤſiſchen mit Anmerkungen und Zufaͤtzen
von D. Fr. Ludw. Lindner. Stuttgart, bei
Metzler. Gr. 8. Geh. 1 Fl. 24 Kr. oder
18 Gr. . J
Dieſe gehaltvolle Schrift nimmt die Theilnahme der
Leſer in einer Zeit, wo ganz Europa durch die Sache der
Griechen beſchaͤftigt iſt, in hohem Grade in Unſpruch; fie
enthält die klarſte Darſtellung der europaͤiſchen Intereſſen,
in Beziehung auf die große Angelegenheit, wie ſolche noch
in keiner frühern Schrift verſucht worden. Der Ueberſezer
hat der Arbeit des berühmten franzoͤſiſchen Publiciſten durch
zahlreiche, über die griechiſthen Werhältniffe belehrende Zu⸗
ſatze und zeitgemäße Anmerkungen noch einen hoͤhern Werth
gegeben und fie dadurch faſt zu einer Origingtſchrift gemacht.
Daß Übrigens überall wuͤrdevolle Freimüthigkeit mit der den
europaſſchen Verhänntſſen ſchuldigen Nuͤckſicht verbunden wor⸗
den, dafür bürgen die Namen des Verxfaſſers und des deut-
ſchen Bearbeiters. — Die Verlagshandlung hat ſich bemuͤht,
durch typographiſchen Aufwand ihrer Seits die Wuͤrde des
Gegenſtandes zu ehren.
Nachricht für Theologen.
Bail's Archiv fuͤr die Paſtoralwiſſenſchaft, theoreti⸗
ſchen und praktiſchen Inhalts, Ater Theil; oder
neues Archiv u. ſ. w., After Band, herausgegeben
von Brescius, D. Muzel und D. Spieker. Gr. 8.
1 Thlr. 16 Gr.
Divfer neue Band des nach Bail's Tode von den ge⸗
nannten Herausgebern fortgeſetzten "tt hivs iſt jo eben erſchte-
nen und in allen Buch handluagen zu haben. Es verdient
derſelbe, wegen der Reichhaltigkeit feines Inhaltes, allen
Theologen empfohlen zu werden.
Wilhelmi, D. F., die Lehre von der Erloͤſung des
Menſchen durch den Tod Chriſti, in einer neuen
Art und zur Erbauung fuͤr Chriſten aus allen Eon:
feſſionen, in Paſſionsbetrachtungen dargeſtellt. Gr. 8.
14 Gr.
Auch dieſes Werkchen iſt vor kurzem erſchienen und in
den Buchhandlungen zu heben; es wird daſſelbe zu⸗
gleich als eine zweckmäßige Erbauungsfgrift
empfohlen.
Darnmann in Zuͤlllch au.
— —
*
Neue Buͤcher, welche bei Phil. Kruͤll in Lands—
hut erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
haben ſind:
Aſchenbrenner, M., Betrachtungen über vorzuͤgliche Ge:
genſtaͤnde im Staatsleben. Gr. 8. 20 Gr.
Dietirübungen nach ben Regeln der Orthographie geord—
net, nebſt einem Dietir⸗ Surrogat für Volksſchulen. Ein
Hand⸗ und auch Leſebuch für Elementarſchuͤler, von dem
Verfaſſer der Hausaufgaben. 8. 3 Gr.
Erzählungen für Kinder und Kinderfreunde, von dem
Verfaſſer der Oſtereker, ıfles Bändchen. Gr. 12. 3 Gr.
Oberndorfer, J. A., Syſtem der Nationaloͤkonomke,
aus der Natur des Nationallebens entwickelt. Gr. 8
2 Thlr.
Sailer, J. M., P. B. Zimmer's kurzgefaßte Biographie
und ausführliche Darſtellung ſeiner Wiſſenſchaft; mit dem
Bildniſſe des Verblichenen. Gr. 8. 16 Gr.
Spangenberg, E., über die ſittliche und buͤrgerliche Beſ⸗
ſerung der Verbrecher, mittelſt des Poͤnitentlarſyſtems, als
den einzigen zulaͤſſigen Zweck jeder Strafe; und über die
Unzweckwäßigkeit der fruͤhern Straftheorken, namentlich
der Abſchreckungstheorie, in ihrer prakliſchen Anwendung.
Feet nach dem Engliſchen. Gr. 8. 1 Thlr.
Wie Heinrich von Eichenfels zur Erkennkniß Gottes
kam. Eine Erzaͤhlung fuͤr Kinder und Kinderfreunde, von
dem Verfaſſer der Oſtereier. 2te verbeſſerte Auflage.
Gr. 12. 3 Gr.
Bei Petri in Berlin erſchien und iſt durch alle Buch⸗
handlungen zu beziehen:
Neues Muſeum
des Witzes, der Laune und der Satyre.
Mit Beiträgen von M. Cunow, Jocoſus Fatalis,
Haug, K. Locuſta, K. Muͤchler, J. Regiomontanus,
J. D. Symansky und Anderen.
Herausgegeben
von
! H. Ph. Pet ui.
Erſter Band, beſtehend aus 4 Heften. Mit Kupfern.
2 Thlr. 12 Gr.
Inhalt des zweiten Heftes:
1. Die Revue beim Städtchen Knallburg. 2. Eroͤffnungs⸗
rede im Bachus-Clubb. 3. Der neue Kirchenbau in der
Moldau. 4. Die verungluͤckte Schaudergeſchichte. 5. Re⸗
cept zu einem Hofſchranzen. 6. Betracht ungen in der
Kirche. 7. Ungleiche Anſicht. 8. Aphorismen von den
Bewelskraͤften des Mitalles. 9. Die Pruͤfung. 10. Der
Abbe in der Säule, 11. Alexis Piron. 12. Mis⸗
cellen.
Bei mir iſt fo eben erfchlenen und in allen Buchtzand—
lungen zu haben::
Cuvier's Anſichten von der Urwelt.
Nach der zweiten Originalausgabe uͤber—
ſetzt und mit Anmerkungen begleitet von
D. J. Noöggerath. Gr. 8. Geh. 1 Thlr.
16 Gr. f
Alles, was die Erforſchung des Baues der Erdfeſte, bie
organtſchen Reſte früherer Exrbperioden, die Sage und Ge
ſchichte der älteften Voͤlker, ihre hinterlaſſenen Denkmaͤler
u. f. w. zur Deutung der Urgeſchichte unſeres Plancten bie⸗
ten konnen, findet ſich in dieſer Schrift nach den Hauptmo:
menten zufammengefaßt und mit intereſſanten Folgerungen
begleitet. Schon nach der erſten Orkginalauflage ward die⸗
ſelbe in viele Sprachen uͤberſetzt; in die engliſche ſogar vier:
mal. Durch die gegenwärtige Verdeutſchung diefes für den
Natur⸗ und Geſchichtsforſcher, für den Theologen, Anato⸗
men und Aſtronomen, fa wie für jeden Geblldeten, gleich
wichtigen Werkes iſt daher einem wahren BVebürfniffe abge⸗
holfen worden. Die relchhaltigen und belehrenden Anmer⸗
kungen des Herrn Ueberſegers, fo wie die ebenfalls beigefuͤg⸗
ten wichtigen Bemerkungen des Herrn Prof. von Muͤnchow,
wird jeder Leſer als eine ſehr willkommene Zugabe ers
kennen.
E. Weber, Buchhaͤndler in Bonn.
Neue Verlags-Werke von J. Link, Buchhändler in
Trier. Neugaſſe, Nr. 408.
Triers Vergangenheit und Gegenwart, ein hiſtoriſch⸗
topographiſches Gemaͤlde, von Th. v. Haupt,
2 Theile.
ıfter Theil unter dem Titel:
Panorama von Trier, ord. Papier 21 Gr., weiß
Papier 1 Thlr.
2ter Theil: -
Trferſches Zeichuch vom Jahr 38 vor Chriſti Geburt
bis zum Jahr Chr. 1821. Ord. Papier 14 Gr.,
weiß Papier 16 Gr.
24 Anſichten der vorzuͤglichſten öffentlihen Gebäude, Kits
chen, Monumente der Vorzeit Triers, fo wie feiner
maleriſchen Umgebungen, gezeichnet von Herrn Habicht,
Sohn, lithographirt von Suſſenbett, mit einem
„Plane der Stadt, in Quer-Folio.
Alle Blaͤtter ſind gezeichnet und 8 wirklich abgedruckt;
an den üsrigen wird ununterbrochen gearbeitet. Subſeriptlon
ohne Vorausbezahlung wird angenommen, und die Liſte
der Herren Subferibenten wird der 2ten Lieferung beiges
fügt werden; dieſelben erhalten die beiten Abdrucke, und
da der Preis ſich noch nicht genau beſtimmen laßt, die Ver:
ſicherung, daß ſie wenigſtens 10 p. C. weniger bezahlen wer⸗
den, als der nachherige Ladenpreis fein wird.
— —
Es iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen des In⸗
und Auslandes zu haben:
Neuen kleine theoretiſch⸗praktiſche
deutſche Sprachlehre
zum Selbſtunterricht und für Schulen.
BER Nebſt 5
einer kurzen Anleitung zu ſchriftlichen Aufſaͤtzen,
Briefen und Titulaturen.
Von M. Joh. Chriſtoph Vollbeding.
Zweite vermehrte und verbeſſerte Auflage.
Berlin, 1822.
Druck und Verlag von Carl Friedrich Amelang.
8. 12 Gr. preuß. Cour.
Unter den mancherlei Schriften, durch welche der ruͤhm⸗
lichſt bekannte Herr Verfaſſer ſich um die Reinigung und
Vervollkommnung unſerer Mutterſprache nicht geringe Were
dienſte erworben hat, nimmt das oben angezeigte Buch nicht
die letzte Stelle ein; es wird vielmehr unter der Region
von groͤßern und kleinern deutſchen Sprachlebren ſtets einen
ehrenvollen Platz behaupten. Mit vollem Rechte ſagt der
Verfaſſer in der leſenswerthen Vorrede, daß er nicht obne
gewiſſenhaften Fleiß und ſorgfaͤltige Aufmerkſamkeit bemüßt
geweſen ſei, die Grundſäße unferer jo reichen,
ausgebildeten, biegſamen und Erofiociien
Sprache faglig und einleuchtend darzuſtel⸗
len, — den eigenthümlichen Geiſt der Sprache
zu erfaſſen, — dabei auch Fremdartiges und
Sprachwidriges zu rügen. Die Bebürfniiie und
Fähigkeiten der Ungeuͤbten fordern weiter nichts als
kurze Ueberſicht der Sprache — faßlige auf die
meiſten und wichtigſten Faͤlle ſich erſtreckende Regeln und
wenige, aber treffende und einleuchtende Beiſpiele.
Daher hat der einſichtsvolle Verfaſſer da, wo es der Deut⸗
lichkeit unbeſchadet geſchehen konnte, alles Weittaufige ver:
mieden und ſich blos, mit Auswahl des Nuͤtzlichern, Ein:
fachern und Klarern, auf dasjenige in zufammenbänaender
Kürze beſchraͤnkt, was als Vorkenntniß zur Verſtaͤndlichkeit
und Anwerbung der Regeln der Sprache unfehlbar führen
kann. Indeſſen wird hier nicht blos dee Ungeübte
feine volle Befriedigung finden; ſondern auch derjenige,
welcher es ſchon zu einer gewiſſen Fertigkeit
im Deutſchen gebracht hat, wird über. zweifel
hafte Fälle manches Belehrende in dieſem Buche finden
und ſich daraus Rath holen kennen. — Beſonders zu em⸗
pfehlen iſt noch der Anhang, welcher eine kurze Anlei⸗
tung zu ſchriftlichen Aufſätzen, Briefen und
Titutaturen enthält, und, feiner Kuͤrze ungeachtet, allen
Anforderungen Genüge leiſtet, die man daran zu machen das
Recht hat.
Eine weitere Anpreiſung dieſes nuͤtzlichen Buches, das
ſich auch beſonders für den Unterricht in Schulen cignet,
würde überfluſſig fein, da die binnen kurzer Zeit nothwendig
gewordene zweite Auflage, die mit Recht eine vermehrte
und verbeſſerte genannt werden kann, der beſte Beweis
von der Zweckmaͤßigkeit und Brauchbarkeit deſſelben iſt.
F. g.
Bei Tendler und v. Manſtein, Buchhaͤndler in
Wien, iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen Deutſch⸗
lands zu haben:
See tee der Pep fie,
von Errichtung des heiligen Stuhls bis
auf unſere neueſte Zeit.
Von Fr. S. Heyne.
1822. In Umſchlag brochirt. 1 Thlr.
Oßhſchon die Geſchichte der Papſte im abgefloſſenen
Jahrhundert mehrere Bearbeiter gefunden, welche dieſen wich:
tigen Gegenſtand theilweife mit vieler Umſicht und umfaſſend,
aber auch mit vieler Weitläuſigkeit und umfaͤndlichkeit be:
handelt haben, jo dürfte doch ein Buch, welches zwar nur
in einem Bande die Hauptbegebenheiten, den Papſt und die
Kirche betreffend, in gedrͤngter Darſtellung liefert, den
Freunden der Geſchichte uͤberhaupt und ſasbeſondere jenen
willkommen ſein, welche vorzugsweiſe Religions- Und Erd:
liche Angel⸗genheiten mit hiſtoriſchem Intereſſe betrachten.
Einen vorzüglicien Werth aber hofft der Verfaſſer dem Bu
durch die Beifuͤgung von Tabellen mitgetheilt zu haben,
welche, in ſechs Rubrilen getheilt, das Gleichzeitige eines
jeden Jahrhunderts von der Gründung unſerer Religion bis
auf die neueſſe Zeit, die Namen und Reſhenfolge der Päpite
und Kaiſer, die wis ieſten Begebenheiten aus der Welt;
geſchichte, die Streitigkeiten in Religions- und Gleubens⸗
ſachen, Religtonefdmwäa.mevei, die Nemen der Ketzer, Irr⸗
lehrer, welche dieſe veranlaßt u. ſ. w., gleichſam in ef:
10 Bilde vereinigt, den Leſer lebendig vor die Augen
ellen.
An alle Buchhandlungen iſt verfandt worden:
Prof. J. A. Eifenmann’s Lehrbuch der allgemeinen
Geographie nach den neueſten Beſtimmungen. Zweite
berichtigte Auflage. Gr. 8. Muͤnchen 1822, bei
Fleiſchmann. 1 Thlr. 4 Gr.
Ausgezeichnet durch Anlage, Ausführung und Zweckmö⸗
ßigkeit, wurde dieſe Geographie bald allgemeines Schul⸗
buch und die erſte Auflage daher ſchnell vergriffen. Dieſe
fo eben erſchienene zweite Auflage, welche an Vollkommen⸗
heit ungemein gewonnen hat, kann Referent allen Lehrern
der Geographie unbedingt als eines der zweckmaͤßigſten Hand—
bucher empfehlen, da er bei feinem Unterrichte die beſte Ge—
legenheit hatte, ſich von der vorzüglichen Brauchbarkeit der⸗
ſelben vollkommen zu Überzeugen.
Bei X. Rücker in Berlin iſt erſchkenen und für
16 Gr. durch alle Buchhandlungen zu erhalten:
Der vollkommene Conditor, oder' Anweiſung, alle Ar:
ten Zuckerwerk, Macaronen, Dragées, Paſtillen,
Mareipan, Conſerven, Marmeladen, Compots, Ge;
lées, Marſellen, Fruchtſaͤfte, Gefrornes, desglei—
chen feines Backwerk und Paſteten zu verfertigen;
Fruͤchte in Zucker oder Branntwein einzumachen, Li⸗
qucurs, Cremes, Hulles und Ratafias zu deſtilliren;
auch Chocolate, Kaffe, Thee, Bavaroiſe, Limonade,
Orgeade, Citronelle, Sorbets, Punſch, Cardinal
und Biſchof zu bereiten. Von Franz Seebach,
Hof-Conditor. Mit 3 lithographiſchen Zeichnungen.
Nach dem Franzoͤſiſchen. 8.
Dieſes nuͤtzliche Werk, welckes in der Urſprache bereits
6 Auflagen ertebt hat, zeichnet ſich beſonders dadurch aus:
daß die mitgetheilten Recepte deutlich vorgetragen und lelcht
zu bereiten ſind. Da der Nachtiſch mit zu den vorzuͤglich⸗
ſten Freuden der Tafel gehört, fo wird dieſe Anweiſung,
welche ihn in angenehmen Formen ſchmackhaft und nicht koſt⸗
ſpielig zu bereiten lehrt, gewiß allen Frauen hochſt willkom⸗
men und ſelbſt für Männer vom Fach lehrreich fein.
In allen Buchhandlungen find zu haben:
Neue
Klei une Plau dere
für Kin deer
von
J. A. C. Lohr.
2 Baͤnde. Mit einem illum. Titelkupfer.
Leipzig, bei Gerhard Fleiſcher.
2 Tylr. 2 :
Sie find im Geiſt und Ton der Altern, die ſich in der
wandelnden und wechſelnden Zeit fo lange im Werth er hal⸗
ten haben, dem Wunſche ſehr vieler Kinderfreunde zu Folge,
geſchrieben, um, wie die fruͤhern, Perz und reines Gefühl
zu bilden, ohne jedoch den Getiſt leer zu laſſen. Da bikfe
letztern allen Freunden der Jugend und auch dieſe neuern
ſetoſt ſchon im Auslande bekannt ſind, fo bedarf es blos die⸗
ſer Anzeige.
—
TTT
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XIX.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den krittſchen
Annalen der Medicin in Quart Fermat; dem Hermes, den Zeitgegoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag⸗
netismus in Octad Format beigelegt oder beigehefiet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nich dein Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Endesunterzeichneter arbeitet fortgeſetzt an einem bereits
fruher angekündigten literariſchen Hand buche:
Die deutſchen Schriftſtellerinnen des
Neunzehnten Jahrhunderts,
oder
Verzeichniß der jetztlebenden und ſeit dem Jahr 1800
verſtorbeuen Schriftſtellerinnen Deutſchlands, mit bio:
graphiſchen Notizen und Angabe ihrer Schriften,
wovon, durch die Unterſtuͤtzung der geachtetſten Gelehrten
und Beiträge der verdienteſten Schriftſtellerinnen ſelbſt, der
erſte Theil, zum Theil weitläufige Notizen enthaltend, be⸗
reits dem Druck übergeben ißt und in wenigen Monaten er:
ſcheinen wird; — auch die Materialien zu dem zten Bande,
der das Werk mit einigen Nachtraͤgen ſchließt und wenig—
ſtens binnen Jahresfriſt folgt, ſind ſchon zum großen Theil
ausgearbeitet. Der Verfaſſer, der biefem Werke die moͤg—
lichſte Vollkommenheit zu geben wuͤnſche, wiederholt feine
angelegentlichſte Bitte an Freunde der Elteratur und die
Schriftſtellerinnen ſelbſt, um guͤtige Mittheilunges; und eve
klaͤrt nochmals vorläufig, zu Vermeidung aller Misverfiind:
niſſe ſeines Zwecks, daß er weder lange Biographieen, noch
Nachrichten von, fuͤr das Publicum nicht geeigneten Privat⸗
verhältniffen, ſondern nur Mittheilungen über Geburtstag
und Jahr, Wohnort, Namen des Vaters, Verheiratzung
und merkwuͤrdigſte Lebensereigniſſe, beſonders ſolche, die auf
die geiſtige Bildung Bezug haben, und ein vollſtaͤndiges
Verzeichniß der Schriften, auch der Beitraͤge in Zeitſchrif⸗
ten, mit Angabe des Verlagsorts und Jahres, auch ob fie
anonym erſchienen? wuͤnſcht; — jede Kritik aber von ſei⸗
nem Plan ausgeſchloſſen bleibt. — Die Erfüllung feiner
Bitte in unfrankirten Briefen wird ihn zu dem innig⸗
ſten Danke verpflichten. ;
Schönbrunn bei Görlitz in der Ober-Lauſitz, im
Juni 1822.
Carl Wilh. Otto Aug. von Schindel,
auf Schönbrunn, Techritz, Landecaͤlteſter des Fuͤrſtenthums
Goͤrliz im Marggth. Ober- Lauſitz, Praͤſident der Ober⸗
Laufis. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften.
Obiges Werk wird in meinem Verlage erſcheinen und
der erſte Band zu Michaelis ausgegeben werden.
Leipzig, den ıflen Juli 1822.
F. A. Brockhaus.
Neue Verlags- und Commifſions-Buͤcher
von J. G. Heubner in Wien,
welche zur Oſtermeſſe 1822 erſchienen und in allen
Buchhandlungen zu haben ſind:
Commentatie historica, qua, quantum linguarum
Orientalium studia Austriae debeant, exponitur.
Pars I. 4. maj. Vindobonae, J. G. Heubner (in
Commission). 4 Gr. oder 18 Rr. rhein.
Geiſt der Zett. Ein Journal für Geſchichte, Politik, Geo:
graphie, Staaten- und Kriegskunde und Literatur. 12.
Jahrgang 1822. 12 Hefte. Gr. 8. Wien, J. G. Heub⸗
ner. 6 Thlr. oder 10 Fl. 48 Kr. rhein.
Giftſchuͤtz, C., Sammlung verſchiedener Gedichte zum
Gebrauche für die gewohnlichen Gedächtniß⸗ und Vortrags⸗
Uebungen in deutften Schulen, mit Anmerkungen. Nebſt
einer kurzen Vorerinnerung uͤber die vorzuͤglichſten Eigen⸗
heiten des Versbaues. kſtes Baͤndchen. ste verheſſerte
und vermehrte Auflage. 12. Wien, J. G. Heubner.
10 Gr. oder 45 Kr. rhein.
Glas, J., Troſtbuch für Leidende. Dritte verbeſſerte und
vermehrte Auflage. Mit x Titelkupfer. Gr. 8. Wien,
J. G. Heubner. 1 Thlr. oder 1 Fl. 48 Kr. rhein.
daſſelbe auf Schreihpapier 1 Thlr. 8 Gr. oder 2 Fl.
24 Kr. rhein.
Handbuch der franzoͤſiſchen Sprache, nach ihren Nedelheilen
bearbeitet, vorzüglich für diejenigen, welche dieſe Sprache
ohne Lehrer erlernen wollen. Gr. 8. Wien, J. G. Heub⸗
ner. 1 Thlr. 8 Gr. oder 2 Fl. 24 Kr. rhein.
Handbuch der italieniſchen Sprache, nach ihren Rebetheilen
bearbeitet, vorzuͤglich für diejentgen, welche dieſe Sprache
ohne Lehrer erlernen wollen. Gr. 8. Drei Abtheilungen
in zwei Baͤnden. Wien, J. G. Heubner. 1 Thlr. 16 Gr.
oder 3 Fl. rhein. 8
Hildenbrand, Val. Nob, ab, Institutiones practico
medicae, edidit, redegit ac propriis lectionibus ad-
comodavit filius Fr. Nob. ab Hildenbrand. T. III.
g. maj. Viennae, J. G. Heubner. 5 Thlr. 8 Gr.
oder 6 Fl. rliein. 1
Salts, C. A. Freiherrn v., Lehrbuch der Mathema'ik für
Militairſchuten und zum Selbſtunterricht. Zweiter Theil.
Auch unter dem Titel: Lehrbuch der theoretiſchen und
praktiſchen Geometrie für Militairſchulen und zum Selbſt
unterricht. Mit 6 Kupfern. Gr. 83. Wien, J. G. Heub⸗
ner. I Thlr. 8. Gr. oder 2 Fl. 24 Kr. rhein. :
Schels, J. B., Geſchichte der Länder des oſterreichiſchen
Kaiſerſtaates. Fünfter Band. Gr. 8. Wien, J. G.
Heubner. 3 Tylr. oder 5 Fl. 24 Kr. rhein. Ä f
Schwarzer, Dr. A. Cl., Handbuch der Geburtshuͤlfe für
Hebammen. Gr. 8. Wien, J. G. Heubner. 1 Thlr.
16 Gr. oder 3 Fl. rhein. 2 .
Stoll, Maxim., Aphorismi de cognoscendis et curan-
dis febribus. Editio secunda. 8. Vindobonae, J.
G. Heubner. (Wird Ende Juli d. J. fertig.)
Stransky, Dr. C. J., Tractatus de St. Viti Chorea,
8. maj. Vindobonae, J. G. Heubner (in Commis-
sion). 16 Gr. oder 1 Fl, 12 Rr. rhein.
Trautmann, L., Verſuch einer wiſſenſchaftlichen Anlei⸗
tung zum Studium der Landwirthſchaftslehre. Zwei Theile.
Dritte verbeſſerte und vermehrte Auflage. Gr. 8. Wien,
J. G. Heubner. 4 Thlr. oder 7 Fl. 12 Kr. rhein.
ugazy, V. M., vollſtaͤndige, auf Verſuche und Erfahrung
gegründete Abhandlung uͤber den Anbau der Getreideſamen,
hinſichtlich der ihnen zutraͤglichen Tiefe und des Flaͤchen⸗
raums, in welchem fie zuverläffig gedeihen und zum hoͤch⸗
ag gebracht werden. Nebſt Anmelfung zur Yus-
ken Ackerwerkzeuge, mittelſt welcher die Cerea⸗
lien mehr ſyſtematiſch der € de übergeben und dem haͤu⸗
ſigen Verderben der Saamenforner möalichft vorgebeugt
werden kann. Mit Tabellen und drei Kurferr. Gr. 8.
Wien, J. G. Heubner (in Commiſſion). 1 Tylr. oder
Fl. 48 Kr. rhein. x g
280 und Aufſaͤtze der k. k. Landwirkhſchafts Ge⸗
ſellſchaft in Steyermark. Erſtes bis achtes Hefe. Mit
Kupfeen und lithogrephiſchen Abbildungen. 8. Graͤtz.
Wien, J. G. Heubner (in Commiſſion), 5, Thlr. 16 Gr.
oder 10 Fl. 12 Kr. rhein. N \
et, ae militafriſche, 1822. Zwoͤlf Hefte.
Gr. 8. Wien, J. G. Heubner (in Commiſſion). 8 Thle.
oder 14 Fl. 24 Kr. rhein.
.
Anzeige für Gymnaſien, Schulen und
Seminarien.
Hientzſch, J. G., Sammlung drei- und vierſtimmiger
. * Sy 4 —
Geſaͤnge, Lieder, Motetten und Choxale für Man:
nerſtimmen, von verſchiedenen Componiſten. Erſtes
Heft. Quer Folio. Zuͤllichau, Darnmann.
14 Gr. ö N
Eben fo wie dir frühern Ihnlichen Sammlungen des
Herausgebers mit verdientem Beifall aufgenommen wurden,
wird auch dieſe ſich deſſelben zu erfteuen haben.
Sintenis, Gradus ad Parnassum, sive promtua-
rium prosodicum, syllabarum latinarum quan-
titatem, et synonymorum, epithetorum, phra-
sium, descriptionum ac comparationum poe-
ticarum copiam continens, et in usum juven-
tutis schol. edıtam. Üorrectum et auctum a
Dr. ©. M. Müller. 2 Tomi. 8. Züllicha-
viae, Darnmann. 1 Thlr. 12 Gr.
Diefe neue vom Director D. Müller, Herausgeber von
Ciceronis de oratore libri tres, von C. C. Sallustii
Catilina et Jugurtha etc. verbeſſerte Ausgabe des in ſo
vielen Gymnaſien und Schulen eingeführten Werks wird ge⸗
wiß allen denen, die davon Gebrauch machen konnen, will:
kommen ſeyn. Druck und Papier iſt gut. Der Preis ſehr
mäßig.
nn)
Es iſt erſchienen und in allen Buchhondlungen des In⸗
und Auslandes zu haben:
Herſiliens Lebensmorgen,
oder
Jugendgeſchichte eines geprüften und
frommen Mädchens. ö
Ein Buch fuͤr Jungfrauen von F. P. Wilmſen.
Zweite verbeſſerte und ſtark vermehrte
Auflage.
Mit Titelkupfer und Vignette. 8. Sauber geheftet.
1 Thlr. vreuß. Ceur.
Berlin, 1822. Verlag der Buchhandlung von
Carl Friedrich Amelang.
Herr Prediger Wilmſen, gti achtbar als Kan el⸗
redner und als Jugend ⸗Sckriftſteller, liefert hier ein An:
dachtsbuch für jüngere und erwachiene Maͤdchen, und zwer
in hiſtoriſcher Ferm. Die Wahrheiten und Segnungen |
der Religion, in ihrem Einfluſſe und in ihrer Wirkſamkeit
auf das Leben, find bier in der Geschichte eines jungen
Mädchens, welches lange mit Leichtenn und mit Eitelkeit zu
kömpfen hatte, beinahe untergelegen märe und endlich durch;
Frcundſchaft, Religion und Liebe gerettet wurde, kraͤftig und
einfach in rem unſchaͤgbaren Werthe dargeſtellt, und mer:
den ſich fo den jugendiiten Seelen tiefer einpraͤgen, ſich
mehr des Herzens bemaͤchtigen und ſelb dem Verftande beſ⸗
ſer einleuchten, als in einer blos lehrenden Darſtellung. So
einfach und prunklos Herſilſens Jugendgeſchichte auch iſt,
fo anziehend hat fie doch der Verfaſſer zu machen gewußt,
ſo daß fie ſelbſt auch den Leſerinnen Vergnügen gewähren
wird. Möchten doch alle Aeltern, denen das Wohl ihrer
Tochter am Herzen liegt, ſhnen dirfes Buch zu der Zeit,
wo ſie den Religionsunterricht zu beſuchen anfangen, in die
Hand geben, da dieſe Jahre gerade es find, wo Leichtſinn
und Eitelkeit das weibliche Gemuͤch in Anſpruch nehmen und
es ſo leicht von der Bahn der Tugend ablenken! — In
dieſer neuen Auflage, welche ein Beweis von dem Bei⸗
falle iſt, den das Buch gefunden, hat der wuͤrdige Ver⸗
fafer mit Sorgfelt und Fleiß gefeilt und umgearbeitet, wo
es ihm noͤthig ſchien, erweitert und berichtigt, jo daß er
feinen Zweck nan vollſtaͤndiger erreicht zu haben hoffen darf.
— Schr ſchaͤtzenswerth if der Anhang, der dei dieſer
neuen Auflage unter der Aufſchrift: Herſiziens Blu⸗
menleſe, hinzug kommen in. Er enthalt, von S. 249
bis 366 eine kreffliche Auswahl religtoͤſer und ernſthafter
Gedichte aus den Werken un ſerer gefeierteſten Schriftſteller,
eines Klopſtock, Wieland, Herder 2. ſ. w. — Das
ſaubere Titelkupfer von Meno Haas ſtellt Herſilien
auf dem Sterbebette und die Titelvignette ihr Bildniß dar.
Bren.
So eben wird fertig: ; a
Zeitgenoſſen. Biographien und Cha;
rakteriſtiken. Neue Reihe. Nr. VIII (womit
der 2te Band geſchloſſen)g. (Redakteur D. Friedr.
Cramer.) Gr. 8. Geh. 178 S. 1 Thlr. auf
Druckpap. und 1 Thlr. 12 Gr. auf Schreibpapier.
Nr. I— VII neuer Reihe Eoften ebenfalls 1 Thlr. und
1 Thlr. 12 Gr. — Die 24 Hefte erſter Reihe werden zu⸗
ſammen im herabgeſetzten Preiſe zu 16 Thlr. auf Druckpap.
und 24 Thlr. auf Schreibpapier erlaſſen. Einzeln koſtet jedes
Heft 1 Thlr. und 1 Thlr. 12 Gr.
Inhalt von Nr. VIII:
Ludwig XVIII., König von Frankreich. — Simon
Bolivar, Praͤſident des Freiſtaates von Columbia.
Leipzig, den ı5ten Juni 1822.
F. A. Brockhaus.
Volkthuͤmliches Woͤrterbuch der deutſchen
Sprache, mit Bezeichnung der Ausſpra—
che und Betonung, für die Geſchaͤfts—
und Leſewelt. Von D. Theodor Heinſius,
ordentlichem Profeſſor am Berliniſch— Koͤllniſchem
Gymnaſium. Vierter Band. S — 3. Hanno—
ver, in der Hahn'ſchen Hof- Buchhandlung.
Beim Erſcheinen des 4ten und letzten Bandes des obigen
klaſſiſchen Werks dürfen die Verleger ihre Freude ausdrücken,
ein Unternehmen glücklich vollendet zu ſehen, an welchem die
ganze deutſche Nation ein, ihrer wuͤrdiges Intereſſe ſchon
vieſſeitig bewieſen hat. Auf dem Wege der oͤffentlichen Kri⸗
tik iſt die Ausdauer und Einſicht des Verfaſſers allgemein
geſchaͤtzt und anerkannt. Denn glücklich hat er die Aufgabe
—
gelöͤſet, den ganzen reichen Sprackſchatz der Deutſchen, aus
allen Gegenden, aus einheimifchen und fremden Quellen alter
und neuer Zeit, zu ſammeln, und allen Ständen des ge⸗
meinſamen Vaterlandes, im Gebiete des hoͤhern und niedern
Wiſſens im praktiſchen Leben des Umgangs, in der Welt
der Geſchäftſe, wie der Schriftſteller und Dichter, ein fie:
rer Führer zu werden. Die Verdienſte des Herrn Profeſſor
Heinfius find daher auch ſelbſt in den höheren Kreiſen deut⸗
ſcher Geſchaͤftswelt durch officielle Empfehlung feines Woͤr⸗
terbuchs gewuͤrdigt worden. Dies beweift vor allen das
ehrende Urtheil, welches das koͤniglich preußtſche Miniſterium
der geiſtlichen Un errichts⸗ und Medicinal- Angelegenheiten
in einem empfehlenden umlaufſchreiben an fämmkliche koͤnigl.
Regierungen, vom löten Sept. 1820, über dieſes Woͤrter—
buch gefallt bar. Denn, indem dort geſagt wird: „daß
dieſes Werk Vollſtaͤndigkeit mit Kürze ver:
binde, daß es allenthalben zweckmäßig den
Unterſchied der Synonymen angebe, daß es
die Stelle eines Verdeutſchungswoͤrterbuchs
und die eines technologiſchen Woͤrterbuchs ver⸗
trete “ kann die Eigenthuͤmlichkeit und Brauchbarkeit des
Werks fuͤr Gelehrte, Beamte, Geſchaͤftsmaͤnner, Kaufleute,
Technologen und Leſer aus allen Claſſen nicht beſtimmter
und treffender bezeichnet werden, als es in jenem hohen Um-
laufſchreiben geſchehen iſt. Der, nach der gegenwärtigen
Lage des Buchhandels, ſehr wohlfeile Preis des Gan en
kommt hinzu, um baffelse, als eine Bereicherung deutſcher
Literatur, allgemein zuganglich zu machen; denn die 353 Bo⸗
gen der 4 Theile des Werks, in groß vexicon-Format,
koſten bel einem compreſſen aber deutlichen und anſtändigen
Druck in dem noch vorerft fortbeſtehenden geringen Pränu:
meralionspreiſe nicht mehr als 10 Thlr. auf Druckpapter,
mithin wird jeder Bogen den Käufern nicht hoher, als
ungefähr auf acht Pfennige zu ſtehen kommen; die beſſere
Ausgabe auf Schreibpapier koſtet nur 13 Thir. 8 Gr.
Nachricht für Tabaksfabricanten,
Oekonomen u. ſ. w.
Tnuchy, L., Handbuch der Tabaksfabrication, oder
Anweifung zur ſicherſten und wohlfeilſten Bereitung
aller in- und auslaͤndiſchen Sorten von Rauch—
und Schnupftabaken, nach den neueſten Entdeckun—
gen und vieljaͤhrigen eigenen Erfahrungen, nebſt
Anleitung zu Bereitung aller dazu erforderlichen
Saucen. Von Behandlung der rohen Blätterta—
bake, dem Handel, welcher damit getrieben wird,
und von welchen Handelsplaͤtzen ſie am vortheilhaf—
teſten zu beziehen ſind. Auch wie man alle bei der
Tabaksſaucirung erforderliche Ingredienzien genau
kennen lernen und alle dazu benoͤthigte einfache
und zuſammengeſetzte Praparate auf die wohlfeilſte
und beſte Manier ſelbſt bereiten koͤnne. Nebſt
einem Anhange uͤber den Tabaksbau. Mit einer
illuminirten Kupfertafel. 8. Zuͤllichau, Darn—
mann. 2 Thlr.
Die früheren. Schriften des Verfaſſers über einzelne Ge:
genſtaͤnde der Tabaksfabrication ſind mit verdientem Bei⸗
falle aufgenommen worden, und es hat derſelbe den vielfäl:
tig an ihn ergangenen Aufforderungen, ein vollſtaͤndiges
Handbus der Tabaksfadrication zu liefern, in vorliegendem
Werke nunmehr ein Genuͤge geleiſtet.
Durch J. G. Heubner, Buchhändler in Wien, iſt
eben an alle Buchhandlungen verſandt worden:
Oeſterreichiſch militairiſche
Ser ee fete
i
Das
ſechste Heft
für
das Jahr 1822.
Enthaltend:
Die Schlacht von Auſter te; am zten December 1805.
Mit dem Plane der Schlacht. — Winterfeldzug in
Baiern im Jahre 1745. — Literatur. — Neueſte Mi:
litairveraͤnderungen.
Ferner iſt daſelbſt erſchienen:
Ge i ſt d err Ze it.
Ein Journal
für f :
Geſchichte, Politik, Geographie, Staaten:
und Kriegskunde und Literatur.
Das
ſechste Heft
1822.
für
das J aher
Enthaltend:
Aus Alerander Autran's ungedrucktem Tagebuche feiner
Reiſe nach Odeſſa durch Syrien und Aegypten, im
Jahr 1819 (Fertſitzung). — Bruchſtücke aus des Capi⸗
tain G. F. Loon Reiſe im nördlichen Africa, in den
Jahren 1818. 18:9 und 1820 Aus dem Tagebuche
eines fremden Fleiw lligen bei der öſterreichiſchen Armee,
während des Feldzuges gegen Neapel im Jahre 1821.
Bei Enslin in Berlin ſind ſo eben folgende neue
Buͤcher erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
haben:
Blumenſprache, die, oder Beteutung der Blumen nach
orienfalifger Art; mit I illumin. Kupfer. öte Auflage.
12 Broſch. 8 Gr.
Feier, gottesdienſtliche, bei der am Palmſonntage den
Zrſten März volljogeren Vereinigung der beiden zur Drei⸗
faltigkeitskirche gehörenden Gemeinden; enthaltend: 1) Ge⸗
bet am Altare, geſprochen von D. Marheineckez
2) Rede am Altare von dem Superintendenten Kuͤſterz
N von D. Schleiermacher. Gr. 8. Geh.
Bra,
Gieſecke, J. C., das Geſetz des Herrn, ein Volkser⸗
bauungsbuch in gebundener Rede. 8. 8 Gr. Schreib⸗
papier 12 Gr. )
Hecker, J. F. C., Geſchichte der Heilkunde, nach den
Quellen bearbeitet. Erſter Band, von den Urzeiten
bis Galen. Gr. 8. 2 Thlr. 8 Gr.
Hippocratis Aphorismi, ad emendatiorum librorum
82 accurate editi; taece et latine, cum indice
Verhoofdiano. 12. ER membranacea; cartonn.
1 Thlr.
Horn, Franz, die Poeſie und Beredſamkeit der Deutſchen
von Luthers Zeit bis zur Gegenwart. Erſter Band.
Gr. 8. 1 Thlr. 16 Gr.
Kuͤſter, S. C. G., der chriſtliche Hausaltar, oder Be:
trachtungen andaͤchtiger Chriften in den Morgen- und
Abendſtunden auf alle Tage im Jahre; aus den Werken
der vorzuglichſten Gottesgelehrten forgfältig ausgewaͤhlt.
wet Bände, mit dem Bildniß des Herausgebers.
Gr. 8. 3 Thlr. 16 Gr.
Waage, J. E. T., Gedichte, oder das bunte Straußchen,
gebunden zum Nutzen und Vergnuͤgen deutſcher Knabe;
und Mädchen, ihr Herz zu veredeln und ihnen die
Declamationsübungen angenehm zu machen. 8. Broch.
18 Gr.
Bei Tendler und v. Manſtein, Buchhaͤndlern in
Wien, iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen Deutſch—
lands zu haben:
Ane i ſt iche Seed en
der Vergangenheit.
In Erzählungen nach wahren Ercigniſſen des Lebens.
Von D. Fr. Rittler.
1822. In Umſchlag geheftet. 20 Gr.
Inhalt: 1. Die Ballnacht. Die uͤbereilte Flucht.
3. Der Berüf zur Bühne. 4. Die Vetterſchaft vom
Poſtwagen. 5. Werberſchlingen. 6. Eile mit Weile,
als Jahrmarktsgeſchenk.
Dieſe in humoriſtiſches Gewand gehuͤllten Erzaͤhlungen,
welche, auf wirkliche Begebenheiten gegründet, den Berfaf:
ſer bei ihrem Vorfalle zum Augenzeugen hatten, werden
durch den intereſſanten Stoff, ſo wie durch die hoͤchſt an⸗
ziehende Darſtellung deſſelben, den Freunden der ſchoͤnen Li⸗
teratur ſicher die angenehmſten Stunden gewähren, da die
Schilderungen der Charaktere in den handelnden Perſonen
mit der treffendſten Wahrheit entworfen und mit den lau⸗
nigſten Farben ausgefuͤhrt ſind.
2
Im Verlage der D. R. Mar riſchen Buchhandlung zu
Karlsruhe und Baden iſt fo eben erſchſenen und an alle Bud):
handlungen Deutſchlands verſandt worden:
Archiv für ſtandes- und grundherrliche
Rechte und Verhaͤltniſſe, Geſchichte und
Statiſtik, alter und neuer Zeit.
Band I. Ztes Heft.
Inhalt:
I. Denkſchrift Sr. Erlaucht des Herrn Grafen Franz zu
Erbach⸗ Erbach an die hohe deutſche Bundesverſamm⸗
lung, vom ı2ten Juni 1821 u. ſ. w.
II. Fortſetzung der ſuͤrſtlich hohenlohiſchen Denkſchrift, und
zwar der Protocolle uͤber die Verhandlungen zwiſchen
der koͤnigl. wuͤrtembergiſchen Commiſſion und dem fuͤrſt⸗
lich hohenlohiſchen Bevollmaͤchtigten.
III. Verſuch einer Geſchichte des vogteilichen Adels in der
Rhein: und Neckarpfalz, und der urſpruͤnglichen Reiche:
unmittelbarkeit deſſelbey. ’
IV. Beſchluß der fürftl. Lömwenftein: Wertheim: Freuden:
bergiſchen Denkſchrift u. ſ. w.
V. Beſchluß der fürſtt, Loͤbenſtein-Wertheim-Roſenbergi⸗
ſchen Denkſchrift u. ſ. w.
VI. Beſchluß des Commiſſionsvortrags an die hohe deut⸗
ſche Bundesverſammlung, die Vollziehung des Artikel
14 der deutſchen Bundesacte betreffend.
VII. Nachrichten von den Beſſtzern der Grafſchaft Limpurg.
VIII. Die Unterhandlungen mit dem vormaligen unmittel⸗
baren Reichsadel in dem Großherzogthum Baden, ſeine
ſtaatsrechtlichen Verhaͤltniſſe betreffend.
IX. Neueſte Verhandlungen der hohen deutſchen Bundes⸗
verſammlung, die Vollziehung des Art. 14 der d. B. A.
betreffend.
X. Codex diplomaticus.
Mit dieſem Hefte ſchließt der Iſte Band. Das ıfte Heft
des IIten Bandes iſt ſchon unter der Preſſe und wird uns
verzuͤglich nachfolgen; ſo wie uͤberhaupt die Veranſtaltung
getroffen if, daß die übrigen Hefte des Ilten Bandes uns
unterbrochen erſcheinen koͤnnen.
Der Subſcriptionspreis für einen Jahrgang dieſes Ara
chivs, welcher aus II Bänden oder 6 Heften beſteht, iſt
9 Fl. rhein. oder 5 Thaler 15 Gr., der getrennt nicht abs
gegeben wird.
Die großherzogl. bad. Oberpoſtamtszeitungsexpedition in
Karlsruhe hat die Hauptſpedition dieſes Archivs uͤbernom⸗
men; uͤbrigens nehmen ſaͤmmtliche großherzogl. bad. Poſtaͤm⸗
ter, ſo wle alle ſolide Buchhandlungen in Deutſchland des⸗
falls Subſcriptionen an. Die Herren Subjeridenten werden
jedem Hefte vorgedruckt. Far
Fuͤr Leihbibliotheken, Leſeeirkel und
Literaturfreunde.
In der J. C. Metzler'ſchen Buchhandlung in Stutt⸗
gart find fo eben erſchienen und in allen guten Buchhand⸗
lungen Deutſchlands zu haben: 8 -
Ferie deich W Eon
ſaͤmmtliche proſaiſche Werke.
Zweite wohlfeilere Ausgabe.
Sechs Baͤnde.
Mit des Verfaſſers wohlgetroffenem Bildniß, geſtochen von
Riſt. Octavformat. Io Fl. oder 5 Thlr. 12 Gr. ſaͤchſ.
Vielen, denen die vorige Ausgabe dieſer Sammlung von
Weiſſer's Erzählungen und vermiſchten, großten⸗
theils Humoriftifhen und ſatyriſchen Auffäsen
zu theuer war, glauben wir durch die Ankuͤndigung dieſer,
nur die Haͤlfte koſtenden Ausgabe eine ſehr angenehme Nach⸗
richt zu geben. Der große Reichthum und die Mannigfaltig⸗
keit dieſer Sammlung, verbunden mit dem für 190 ſehe
elegant gedruckten Bogen äußerſt billigen Preiſe,
empfehlen die Anſchaffung jedem Freunde der fhören Lite⸗
ratur, und beſonders ſollte in jeder Leihbibliothek, die den
Dank ihrer Leſer ſich erwerben will, dieſes intereſſante Werk
eine Stelle finden.
Die Inſel Norderney und ihr Seebad, nach dem
gegenwaͤrtigen Standpuncte. Von D. F. W.
v. Halem, koͤnigl. großbritanniſch-hannoͤverſchem
Medicinal-Rathe. Mit 3 Kupfern. 8. Carton
nirt. Hannover, in der Hahn'ſchen Hofbuch—
handlung. 1 Thlr. 8 Gr.
Curgaͤſte und Reiſende erhalten hier eine willkommene
Monographie der vtelbeſuchten Bade-Inſel Norderney,
ſo wie ſolche ſich jetzt durch die vaͤterliche Fuͤrſorge des
heben hannöverfhen Gouvernements befindet, und zugleich
eine Darlegung der Heilkraͤfte des Nordſee- Waffers in der
Umgebung deſſelben. um den Reiſe weg zu dieſer Inſel zu
bezeichnen, iſt ein Adſchnitt der Le Coq'ſchen Charte von
Weſtphalen der Schrift beigefügt worden. Zwei andere
Kupfer ſtellen das Ganze dieſes kleinen nordſeeiſchen E lands
dar, von welchem der Verfaſſer am Schluſſe ſeiner Schilde⸗
rung, gewiß mit Recht, ſagen kann: es iſt reizend genug,
um einmal gewonnene Freunde ſtets von neuem wieder an⸗
zuziehen, und heilkraͤftig genug, um jede Curreiſe mit dem
gluͤcklichſten Erfolge zu belohnen. a
Site h ariſcher Anz eis er.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzigs erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XX.
1822.
—— — ͤ ᷓ ä—
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format;
dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag⸗
netismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6009 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen fur die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Mi tet hei el un g.
Wenige Tage nach meiner Zuruͤckkunft von mei⸗
ner jangſt nach Leipzig Cund von da auch auf einige
Tage nach Halle) gemachten Kunſtreiſe erhielt ich
höchſt unerwartet ein Schreiben des mir perſönlich voͤl⸗
lig unbekannten Herrn D. und Prof. F. K. J. Schuͤtz
(Gemahls der verdienten Kuͤnſtlerin Mad. Hendel),
worin ich aufgefordert wurde, mich gegen den Herrn
Profeſſor in Beziehung auf zwei darin aufgeſtellte
Beſchuldigungen zu rechtfertigen.
Die Art, wie dieſe Aufforderung vor dem Herrn
Profeſſor an mich ergangen, macht die Beantwortung
derſelben, meiner Anſicht nach, unthunlich; da dem⸗
ſelben aber zuzutrauen, daß er nun ſein Verſprechen
oder ſeine Drohungen erfuͤllen werde, ſo erlaube ich
mir, ſeinen Brief mit diplomatiſcher Treue oͤffentlich
abdrucken zu laſſen, um das Publicum ſchon in Vor—
aus in Stand zu ſetzen, uͤber die feine Art, wie der
Herr D. und Prof. Friedrich Karl Julius Schuͤtz
Lebens- und Kunſtverhaͤltniſſe zu würdigen gewohnt
ſein muß, ſich ein Urtheil zu bilden.
Die Thatſache aber, welche den Herrn D. und
Prof. in fo außerordentlichen Zorn gebracht hat, iſt
keine andere, als daß meine Tochter es im Gedraͤnge
der uns knapp zugemeſſenen Zeit vergeſſen hatte, ei—
nen ihr von Mad. M. in L. an Mad. Schuͤtz mitge⸗
gebenen Brief gleich zu überſchicken oder ſelbſt zu
überbringen, und ihr derſelbe erſt bei unſerer Abreiſe
zugeſchickt wurde.
Munchen, den ııten Juli 1322.
Eßlair.
Schreiben des Herrn D. und Prof. F. K. J. Schuͤtz.
Halle, den 28ſten Juni 1822.
Ew. Wohlgeboren'
haben erſt nach Ihrer Abreiſe von hier, meiner Gattin
einen Brief zukommen laſſen, den Ihnen Mad. M. in Leip⸗
zig mitgab, und worin dieſelbe Ew. Wohlgeb. und Ihre
Dem. Tochter uns zu freundſchaftlicher Aufnahme empfahl.
Mit dem größten Vergnügen wuͤrden wir auch Ihnen bei-
derfeits Ihren hieſigen Aufenthalt fo angenehm als moglich
zu machen und Ihnen ſelbſt in Hinſicht des Zweckes deſ⸗
ſelben zu nutzen geſucht haben, wenn Sie ſo viel Le⸗
bensart gehabt haͤtten, uns diefen Empfehlungsbrief ſelbſt
zu überbringen, und fo viel Bildung: ſich lieber in
unferem als in dem Umgang mit — Comòdianten
zu gefallen. Da uns nun Mad. M. ſchreibt, daß ein Mit⸗
glied der herumziehenden Waltherſchen Truppe, bei der
Sie (zu unſerem großen Befremden) hier gaſtirt haben,
„Sie ſchon in Leipzig vor mir gewarnt und Ihnen vor⸗
gelogen habe, daß ich eine bittere Kritik über Ihr hies
ſiges Gaſtſpiel ſchreiben wuͤrde,“ ſo ſcheinen Sie — aus
Furcht nicht zu uns gekommen zu ſein.
Ob eine ſolche Unmaͤnnlichkeit einem Manne von
Ihrer Statur ziemt; fragen Sie ihren Spiegel! daß Sie
aber jener elenden Klätſcherei und Verleumdung Glauben
beigemeſſen haben, zeigt ihr Betragen gegen uns. Ja,
nachdem die wuͤrdigen Freunde des (aus der Zeitung fuͤr
die elegante Welt und dem Geſellſchafter feiner Ignoranz
und ſeines Neides wegen ſattſam bekannten) Herrn Hart⸗
mann im Parterre und auf der Gallerie Ihnen erſt die
Sottiſe zugefuͤgt, mit Ihnen die Mad. Hartmann,
als Oberforiterin (die fie unter aller Kritik gab), vorzu⸗
rufen und Sie dann durch Werfen mit Kirſchkernen, Aus
pfeiffen und Austrommeln auf das Gemeinſte inſultirt hat⸗
ten, ſollen Sie ſogar geäußert haben, „daß dieſer Be:
gegnung eine Perſoͤnlichkeit von Seiten des Herrn Profeſſor
Schutz und feiner Gemahlin zum Grunde liege.“ — Hier⸗
durch wuͤrden Sie ſich jenem Lügner ſogar ſelbſt an die.
Seite geſtellt haben, und ich ſehe mich daher genoͤthigt,
Sie hiermit aufzufordern, mir mit erſter Poſt zu melden:
1) Wer der Klaͤtſcher iſt, der Sie in Leipzig vor mir
gewarnt? und 2) Ob Sie ſich einer fuͤr mich und meine
Gattin in mehr als einer Beziehung ſo beleidigenden Aeuße⸗
rung wirklich bedient haben, und was Sie dazu veranlaßt
hat? Hieruͤber erwarte ich Ihre baldigſte und beſt im m⸗
teſte Antwort, widrigenfalls ich mich durch Sie ſelbſt
gezwungen ſehen wuͤrde, Sie in oͤffentlichen Blaͤttern
für einen ehrloſen Verleumder erklaͤren und die
ganze Geſchichte Ihres hieſigen Gaſtſpiels dar⸗
ſtellen zu muͤſſen, was mir um der Hochachtung willen, die
ich für Ihr Kunſttalent hege, doppelt Leid thun ſollte.
F. K. J. Schuͤtz,
Doctor und Profeſſor an hieſiger
koͤnigl. Univerfität.
Von den ſo eben erſchienenen Werken:
Beudant Voyage mineralogique et geologique
en Hongrie, 3 vols. et Atlas
und
Hauy Traite de Crystallographie,
2 vols. et Atlas
werde ich deutſche Ueberſetzungen beſorgen, welches ich zur
Vermeidung von Eoltifionen bekannt mache.
Nuͤbeland am Harz, den Aten Juli 1822.
C. Hartmann,
In der Y. G. Hilſcher ſchen Such handlung in Dres⸗
den find erſchlenen und in aßen Buchhandlungen zu haben:
Tieck, Ludwig, ſaͤmmtliche Gedichte. 2 Theile. Auf
feinem Poſtpapier 3 Thlr. 12 Gr.; auf Velinpap.
4 Thlr. 12 Gr.; auf geglaͤttetem Velinpapier, groͤ⸗
ßer Format, 6 Thlr.
Die uͤber jede Erwartung freudige Theilnahme, die das
Erſcheinen der hier zum erſtenmale geſammelten gedruck en
und un gedruckten Poeſten des trefflichen Dichters im deut.
ſchen Vaterlande uberall angeregt, un? welche, beitäufig ſei
es geſagt, den ziemlich allgemeinen Warn von poꝛtiſcher
Usberfättigung des Publicums „bündiaft ; rofderlegt, macht
jede Anempfbiung gewiß üͤberflͤſſig; auch beabſtchtigen wir
hiermit, blos die gebilbete Welt suf obige Sammlung wie⸗
derholt aufserkſom zu machen, und verbinden damit die
Anzeige, daß ein dritter Theil bereits unter der
Preſſe iſt.
Ankuͤndigung eines neuen Erbauungsbuches.
Der
Chriflide Hausaltt aer
oder
Betrachtungen andaͤchtiger Chriſten
in den
Morgen- und Abendſtunden
anf alle Tage im Jahre.
den Werken der vorzuͤglichſten Gottesgelehrten
ſorgfaͤltig ausgewählt und 5
herausgegeben
Aus
von
Sam. Chr. Gottfr. Kuͤſter,
koͤnigl. Superintendenten u. . w. in Berlin.
Zwei Bände,
Groß Octav; mit dem Biloniß des Herausgebers.
Frommes Andenken an Gott und Erhebung des Ge⸗
müchs zu dem Hohen und Ewigen iſt noch timer, welche
Vorwürfe wan auch unſerm Zeitalter machen mag, für viele
ein ſo heiliges Bedürfniß, daß fie jeden Tag mit dieſem
ſegensvollen Geſchaͤft der Andacht beginnen und endigen.
Aus dem eigenen Reichthum religtöſer Vorstellungen das in⸗
nere wahre Leben zu ſtärken, iſt nicht allen verliehen, und
ſelbſt dieſe wählen ſich gemeiniglich irgend einen Führer, der
ſie bei ihrem erſten und letzten Geſchaft an „Jedem Tage let:
tet. Die große Menge von Morgen» und Abendbetrachtun⸗
gen, welche in älterer und neuerer Zeit bewahrte Gottes⸗
männer frommen Gemüthern dargeboten haben, und die be⸗
gierig gefust und angenommen wurden; ſprechen für den
in unferm Volke noch immer lebenden religiofen Sinn. Die
Zahl der Shriteen dieſer Art zu vermehren, würde daher
ein Gberfläffiges Unternehmen genannt werden können, wenn
nicht die Erfahrung lehrte, daß auch die gedlegenſten
derſelben, ſobald fir lange hinter einander
benutzt werden, durch ihre unvermeidliche Eintönig⸗
8
keit ermüden und das Verlangen nach Abwechſelung wecken.
Dieſerhalb wird gewiß eine fo rgfoͤltige Auswahl,
gleichſam eine zarte Blumenleſe, aus den geiſt⸗ und gemüch⸗
vollßen Erbauungsſchriften vielen erwünſcht fein, und es hat
daher der durch ſeine Schriften ſchon lange ruͤhmlichſt be:
kannte hiefige Herr Superintendent Kuͤſter ſich dem ſchwie⸗
rigen Geſchäft dieſer Auswahl unterzogen. Er iſt dabei
nach ſtrengen Grundſätzen zu Werke gegangen und hat mit
dem groͤßten Fleiß eine höchſt zweckwaßige Sammlung aͤch t
chriſtlicher und zugleich durch ihren Ton und ihre Ein⸗
kleidung ſehr anſprechender Betrachtungen veranſtaltet.
3 —ñ—ñ— ͤ ͤ ͤ —
—— — d. —ü̃mä—— . — — — ͤũũ˙dꝗ ꝝ.—
Daß bei der größten Mannichfaltigkeit doch lauter Aus⸗
geſuchtes und Treffliches in dieſer Sammlung zuſammenge⸗
drängt ſei, dafür buͤrgen die Namen: Arndt, Bail,
Caſpari, Cramer, Demme, Ehrenberg, Ewald,
Fenelon, Flat, Förſter, Hanſtein, Hundeiker,
Köĩthe, Lohdius, Losklel, Luther, Marezoll,
Wuͤnch, v. d. Recke, Reinhard, Ribbeck, Rles,
Roſenmüller, Seyfert, Sintenis, Spieker,
Tiede, Thomas v. K., Veillodter, Wilmſen,
Zollikeofer u. m. a.
Dieſer chriſtliche Haus altar iſt in 2 Bänden er⸗
ſchienen, wovon der erſte die Morgen⸗ und Abend⸗
betrachtungen für die erſte Hälfte des Jahres
und der andere die fuͤr die zweite Haͤlfte umfaßt. Da dle
meiſten &riftlihen Feſte nicht auf einen beſtimmten Tag fal⸗
len, fo iſt für dieſe in einem Angang zum erſten Bande ge-
ſorgt, und in dem Aahange zum zweiten Bande iſt auf die
wichtigen Vorfälle im haͤuslichen Leben Rückſicht genommen
worden. Zugleich iſt jedem Bande ein Inhaltsber eichniß
mit den Namen der Verfaoſſer beigefügt. Druck und Papier
find fo gewählt, daß auch ſchwaͤchere Augen das Buch ohne
Anſtrengung leſen konnen. — r
Beide Bünde — zufainmen 94 Bogen ſtark — werden
nicht vereiazelt; der Preis füc das Ganze iſt aber fo mäßig
als moͤglich angeſetzt, namlich zu 3 Thlr. 16 Gr. preuß.
Cour. (oder 6 Fl. 36 Kr. rhein.). — Sammler ſollen uber⸗
dies auf 6 Exemplare, wenn fie ſich mit portofreier Eins
ſendung des Betrags an den Verleger ſelbſt wenden, ein
Freiexemplar erhalten. Der hier angegebene Preis iſt uͤbri⸗
gens der im v. J. angezeigte Pränumcerationspreis, da in⸗
zwiſchen der erſte Theil ſeildem hat neu gedruckt werden
muͤſſen, fo ſoll vor dem Schlaſſe des Jahres keine Erhöhung
ſtatt finden, und es konnen daher beide Bände dafür fofort
von dem unterzeichneten Verleger oder von jeder Buchhagd⸗
lung in Empfang genommen werden. — Das Publicum hat
übrigens bereits jo günfiig für diefes Erbauung sbuch ent:
ſchieden, daß der Verleger unnöchig findet, etwas weiter
hinzu zufuͤgen.
Berlin, im Juli 1822.
Th. Chr. Fr. Enslin.
Breite Straße Nr. 23.
Die Iduna, Schriften deutſcher Frauen,
wovon der erſte Band in 2 Heften im Jahre 1820 erſchtenen
iſt, hatte, nach dem ſehr günftigen Urtheil eines berühmten
Staatsminiſters, welches die Herausgeberin, Frau Helming
v. Chezy, in der Abendzeitung berichtete, das Gluck, als
ein ſehr ſchickliches Handbuch für die höhere Bildung der
weiblichen Jugend bezeichnet zu werden. Um es nun durch
eine ſtaͤrkere Verbreitung dieſer Beſtimmung näher zu brins
gen, fest die unterzeichnete Verlagshandlung den bisherigen
Preis von 3 Thle. auf die Hälfte, 1 Thlr. 12 Gr., herab,
wofür es von jetzt an durch alle Buchhandlungen zu
haben iſt.
Die Buchhandlung von C. G. Kretſchmar
in Chemnitz.
Außerdem find in neuem Verlag derſelben Buch—⸗
handlung erſchienen:
Kreiſig, C. F., die Adriagopelrsth Färberei, baumwol⸗
lene Merino Roth Fabrication wit bunten Farben, Adria⸗
nopelrath durch Aufdruck, Merino Lapis, Merino Violet,
Iris, Lilla und andere Farben, nebft Anleitung, Weiß
und bunte Farben auf Safflor, Reſe, Indigo- Blau,
Mordere, Krapp Roth und andere aͤchte Farben zu atzen
und die hierzu noihwendigen chemiſchen Praͤparate zu ber
reiten, aus praktiſcher Erfahrung vollſtaͤndig mitgetheilt.
Mit fünf Tafeln in Steindruck. Gr. 8. Broch. 1 Thlr.
12 Gr.
Geogrophie. Ein Lehrbuch
Vorſchule der watbematlſchen
i Von D. Klein. Gr. 8.
ihrer oͤthigen Vorkenntniſſe.
ı Thlr. 18 Gr.
Handbuch der mathematiſchen und phyſiſchen Welt⸗ und
Erdbeſchreibung von J. M. Freih. v. Liechtenſtern. Dritte
ſehr vermehrte und umgearbeitete Ausgabe. Gr. 8.
1 Thlr. 8 Gr.
Anfiaur, N. (Sohn), chlruegiſche Clinik oder Sammlung
von Abhandlungen und Beobachtungen aus der prak iſchen
Chirurgie. Mit I Kupfertafel. Aus dem Franzoͤſiſchen.
8. 21 Gr.
Romalino, der furchtbare Maͤdchenraͤuber, oder die Ge⸗
beimniſſe auf dem Schloſſe Monte Roſſo. Frei nach dem
Franzöſiſchen. 1822. 2 Theile. 8. 1 Thlr. 18 Gr.
Bei Wieſtke in Brandenburg iſt erſchienen und
in allen Buchhandlungen zu haben:
Für practis che Ärzte.
Klinischer Commentar über die Behand-
lung der Wasserscheu. Eine Denk-
schrift des Ritter Valer. Ludewig Brera.
Aus dem Italienischen übersetzt und mit An-
merkungen begleitet von J. L. J. Meier,
der Medecin und Chirurgie Doctor, Ritter etc.
8. Schreibpapier 12 Gr.
Dieſe kleine Abhandlung enthalt Me Geſchichte von drei-
zehn von eigem tollen Wolfe Gebiffenen, von denen vier,
auf gleiche Weiſe behandet, geheilt wurden, waͤhrend die
übrigen neun, welcke nicht dieſee Behandlung unterworfen
wurden, an der Waſſerſcheu ſtarben. Ste wird einem jeden
prakiſchen Arzte von böchtem Intereſſe fein, indem fie ihm
in vorkemmenden Fällen die Autorttät eines berühmten, als
wahrheitsliebend anerkannten Arztes für die zu waͤhlende
Bebandlungswelſe darbietet. Die Anmerkungen des Ueber⸗
ſetzers, welche mehrere Pugcte in der Lehre von der Waſſer⸗
ſcheu der Kritik unterwerfen, werden eine nicht unwillkom⸗
mene Zugabe ſeyn.
Ferner erſchien in demſelben Verlage:
Deutſche Blaͤtter von Karl Gieſebrecht.
8 1 Thlr. h
Inhalt: 1. Reime: Das Bluͤcherslied nebſt dem Nach⸗
rufe. Waͤlſche Keime. Deutſche Reime. Lieder. Ge
dichte von Cauzoens. Nachſchrift. Poetiſches Ertrahiätt:
chen. 2. Proſe: Bühnenblätter. Bemerkungen zu
A. F. Bernhardi's letzter Schulſchrift.
In der J C. Hinrichs ſchen Buchhandlung in Letp⸗
zig find neu erſchieneg: 2 .
Pölitz, Prof. K. H. L., die Weltgeſchichte für
gebildete Leſer und Studierende dargeſtellt. Wohl:
feile Originalausgabe der dritten vermehrten, be—
richtigten und ergaͤnzten Auflage, mit 4 Titelkupf.
4 Bande. Gr. 8. Ordin. Druckpapier 5 Thlr.
16 Gr.
Der große Beifall, den dies treffliche Werk durch⸗
gehends gefunden, veranlaßt die Verlagshandlung, obige
ſonſt nur für Sid: Deu ſchland veranſtaltete Ausgabe jeder:
mann zugänglich zu machen.
Moore, G. Esg., Geſchichte der brittiſchen
Revolution von 1688 bis 1689 mit Inbe⸗
griff ſaͤmmtlicher dahin gehoͤriger Ereigniſſe in den
brittiſchen Inſeln bis zur Capitulation von Limerick
1691. Aus dem Engliſchen mit Anmerkungen von
B. J. F. v. Halem. Gr. 8. 1822. Poſtpapier
3 Thlr. 8 Gr., weiß Druckpapier 2 Thlr. 12 Gr.
Dieſe Revolutton gehoͤrt in jedem Betrachte zu einem
der merkwürtigſten Ereiguiffe neuerer Zeit; durch fie ward
eine deutlichere ſchriftliche Firirung der alten
unbeſtreitbaren Volksrechte herbeigeführt und ganz
eigentlich die fo geruͤhmte engliſche Nationalfreiheit
wahrhaft gegründet. Aus dieſem Grunde empfiehlt
ſich das Werk des berühmten Britten ſchon jedem nur etel⸗
germaßen aufmerkſamen Betrachter der Weltbegebenheiten;
aber auch der Geſchichtsforſcher wird dem &udium deſſelben
eine Fülle neuer Anſichten, brfonders ruͤckſichtlich der Maͤn⸗
ner und Motiven, die dieſe merkwürdige Begebenheit her⸗
beiführten, verdanken. Die Anmerkungen des beliebten Ueber⸗
ſetzers werden Vielen als dankenswerth erſchelnen.
Geſchichte des roͤmiſchen Staates und Bol:
kes, fuͤr die obern Klaſſen in Gelehrtenſchulen
dargeſtellt von D. Franz Fiedler. Gr. 8.
1821. 1 Thlr. 16 Gr.
Neben großer Vertrautheit mit den Quellen und ges
nauer Bekanntſchaft mit den neuen Forſchungen im Felde
der roͤmiſchen GEeſchichte haben Kenner an tiefem mit licht⸗
voller Kürze, guter Auswahl und Ordaung gearbeiteten
Werkchen gerühmt, daß es bei ſteter Beruͤckſichtigung des
neueſten, was far dieſe Geſchtchte geſchehen, der Zeit wohl
angepaßt ſet. Durch die Eirfuͤhrung in mehreren gelehrten
Anſtalten iſt deſſen Z eckmaßigkeit als Lehrbuch bereits anz
erkannt, aber bei dem vollſtaͤndigen Inhalt und der gefäl-
ligen Darſtellung wund es auch dem reifern Juͤngling eine
genußreiche, zu eignem Studium leitende Belehrung dar⸗
biesen,
D. und Prof. C. G. D. Stein
geographiſch-ſtatiſtiſches Zeitungs-,
Po ſt- und Comptoir-Lexicon.
4 Bände in 3 Abtheilungen und Nachtrage bis zum Mat
1822. Gr. 8. Weiß Druckp pier 13 Thlr. 12 Gr., ord.
5 Druckpapier 11 Thlr. 12 Gr.
iſt jetzt ganz vollſtändig erſchienen.
Dre Zweck, den der Heer Verfaſſer im Auge hatte und
nach den offentlichen Beurtheilungen auch erreichte, war,
keinen durch Natur-, Kunſtfleiß⸗, Geſchichts- oder andere
merkwürdige Verhältniſſe fur Deutſche intereſſanten Ort
zu übergehen. Wir konnen dieſes Werk als das neueſte,
vollſtandige, nach einem Plane bearbeitete Repertorium der
Erokunde jedermann anempfehlen.
Der Schuldthurmsproceß im Koͤnigreich
Sachſen. Ein Beitrag zu der Lehre von den
im Koͤnigreich Sachſen geltenden ſummariſchen Ver—
fahrungsarten bei buͤrgerlichen Rechtsſtreitigkeiten.
Von D. W. S. Teucher, OHG. und Conſiſt.
Aovorat. Gr. 8. 1822. 1 Thlr. 4 Gr. N
Da uber die in dieſer Schrift abgehandelte merkwuͤrbige
und ſeltene Verfahrungsart noch nie etwas ganz vollſtaͤn⸗
diges, ſeit beinahe 100 Jahren aber gar nich's geſchrieben
worden ift, fo dürfte dies Buch ſowol den im Koͤnigreich
Sachſen lebenden praktiſchen Juriſten, als den im Fuͤrſten⸗
chum Schwarzburg-Sondershauſen und in dem an Sachſen⸗
Weimar gekommenen Niufädter Kreiſe, in welchen Provin-
zen jenes Verfahren ebenfalls noch gilt, eine nicht unwill—
kommene Erſcheinung ſein — der allgemeinen darin uͤber
dieſen Gegenſtand aufgeſtellten Hehtsarundfäge zu geſck wei⸗
gen, die auf die in den Altenburgſchen, Coburgſchen, Eiſe⸗
nachſchen, Hilddurghauſenſchen, Meiningenſchen, Rudolſtädt⸗
ſchen Landen u. f. w. eingeführten, dem Eönigl. ſaͤchſiſchen
hoͤchſt ahnlichen Schuldthurmsproceſſe anwendbar find.
Folgende Schriften find fo eben bei J. F. Hartknoch
in Leipzig erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
haben:
Drei Naͤchte außer dem Brautbette
oder die Toͤchter der Here von Endor.
Wundergeſchichte
vom Verfaſſer des Eheteufels auf Reiſen.
8. 1 Thlr. 4 Gr. oder 2 Fl. 6 Kr. rhein.
D. Theob. Catholicus
Krieg und Friede
mit Man. Mandoza y Rios.
Iſtes Bändchen.
Auch unter dem Titel:
Kritik des Uebertrittes und der Grund—
fäge von Man. Mandoza y Rios.
8. 18 Gr. oder 1 Fl. 21 Kr. rhein.
—
Bei F. A. Brocktaus in Leipzig und bei A.
RNuͤcker in Berlin iſt erſchienen und in allen preußifgen
Buchhandlungen zu erhalten:
Ergaͤnzungen der allgemeinen Gerichtsord—
nung und der allgemeinen Gebuͤrentarxe
für die Gerichte, Juſtizeommiſſarien
und Notarien in den preußiſchen Staa:
ten; enthaltend eine vollſtaͤndige Zuſam—
menſtellung aller noch geltender, die all;
gemeine Gerichtsordnung und die all:
gemeine Gebuͤrentaxe abaͤndernden, er—
gaͤnzenden und erlaͤuternden Geſetze,
Verordnungen und Miniſterialverfuͤgun—
gen; nebſt einem echronologiſchen Verzeich—
niſſe derſelben und einem Repertorium.
4822. 8. vr und 503 S. Preis 1 Thlr. 12 Gr.
und auf Schreibpapier 2 Thlr.
Bei einer Geſetzgebung, wie die des preußiſchen Staa—
tes, deren Fortbildung zur Beſtimmung des poſitiven Rechts
und der Rechtspflege nicht allein durch wirkliche Geſetze, fon:
dern in mancher andern Form, ſelbſt durch Winiſterial⸗
reſcripte, ſtatt hat, muß jedem zur preußiſchen Staats ver⸗
waltung in Bezug Stehenden, beſonders den Juſtizbeamten
das Beduͤrfniß fühlbar werden, den ganzen Inbegriff
der geſetzlichen Beſtimmungen nach der Anord⸗
nung des allgemeinen Landrechtes und der allge⸗
meinen Gerichtsordnung zur Hand zu haben. Durch
eine ſolche Sammlung wird dem angehenden Rechts⸗
gelehrten erſt das grͤndliche Studium des preußiſchen
Rechtes und auch dem kundigen Zuftizbeamten die Revlſion
und vollſtaͤndige Ueberſicht der preußiſchen Cioilgeſetzgebeng
möglich. Dieſes Beduͤrfniß kann nicht gehoben werden durch,
ſonſt ſchaͤtzbare, ſammelnde Zeitſchrüften oder durch Meper-
torien, in anderen Form als diejenigen der zur Grundlage
dienenden Geſetzbuͤcher iſt. Darum unterzog ſich ein beruͤhm—
ter preußiſcher Rechtsgelehrter dem fchwierigen Unternehmen
und gibt hier in den Ergänzungen der allgemeinen Ge—
richtsordnung und der Gebuͤrentaxe alles, was bis zum
Beginn des Druckes als abändernde, ergänzende oder
erläuternde Beflimmung, röckfichtiich der genannten Ge⸗
ſetzgebungen, erſchienen iſt, geordnet nach der Paragrap hen⸗
folge derſelden, ausgeſtattet mit einem vollſtaͤndigen Reg ifter
oder Repertottum.
Ein gleiches Ergänzungswerk fuͤr das
allgemeine Landrecht wird, da der Druck deſſelben
ſchon bedeutend vorgeſchritten iſt, in wenigen Monaten bei
denſelben Verlegern erſcheinen.
Zur Empfehlung dieſer wichtigen Bereicherung der preu⸗
ßiſch⸗jvridiſchen Literatur braucht blos die Aufmerkſawkeit
des Sachkundigen auf ſolche gerichtet und ſchließlich bemerkt
zu werden, daß Druck, Papier und billiger Preis ganz dazu
geeignet find, die allgemeinſte Verbreitung dieſes nätzlichen
Werkes zu befoͤrdern.
Im Magazin für Induſtrie und Literatur
in Leipzig iſt erſchienen und in allen Buß handlungen
zu haben: N
An weiſung
a L le klei Fee
auf eine leichte und ſichere Art aus zumeſ⸗
ſen und zu berechnen.
Mit 3 Kupfern. Gr. 8. Broch. 10 Gr.
Oekonomen und Beſitzer von Grundſtuͤcken finden hier
eine faßliche Anweiſung, wie, ohne wettere geometriſche
Kenatniſſe, Felder, Wiefen, Gärten, Teiche und dergleichen
zu vermeſſen und ihr Jahalt zu berechnen iſt.
Das Ech
aus den Saͤlen europaͤiſcher Höfe und
vornehmer Cirkel, 5
oder merkwürdige Erzählungen und unbekannte Anek
dote! von den Ereigniſſen der neueſten Zeit.
1322. Iſtes Stuͤck. Mit 1 ium. Kupfer.
8. Broch. 12 Gr.
Dieſes Stuͤck enthält, nebſt Anekdoten, Nachrichten von
Napoleon's Aufesthalt auf St. Helena und den letzten Tagen
feines Sehens, fo wie des Palkas von Aegypten Wirken
und Verdienſte um Landescultur, Ackerbau, Handel, Ge⸗
werbe und Kuͤͤnſte. 4
In der Schoͤnka n'ſchen Bochhandlung in Elberfeld
iſt erſchienen und an alle Buchhandlungen verfandt:
R bei nis e BE a h Db
für
Medicin und Chirurgie.
Herausgegeben
von
Dr. Chr. Fr. Harless.
Band V, Stück III.
Mit 2 Abbildungen.
20 Gr. oder 1 Fl. 30 Rr.
Dei Meuſel und Sohn in Coburg it fo eben
erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu ers
halten:
Wendel's, D. J A., Vorkeſungen über die Horaziſchen Oden
und Epsden, aͤſtheticcken, kritiſchen und erklärenden In⸗
halts, als fortlaufender Commentar. ıfler Then: uſtes
und ztes Buch der Oden. Gr. 8. 1 Thlr. oder 1 Fl.
48 Kr. rhein.
Analectorum ad editionem M. Gabii Quintiliani Spal-
dingianam specimen, observationes ad librum X on-
tinens Edid. Dr. G. A. Hensler. g maj. 8 Gx. oder
36 Rr. hein. .
Sirch,
Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
N
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Liter e riſchen Converſati
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Ze
er beigeheftet, und werden davon gegen 6009 Expl. in's Pub licum gebracht. Die
netismus in Octav-⸗Format beigelegt ode
1822.
ons- Blatte, der Iſis und den kritiſchen
itgenoffen und den Jahrbüchern des Mag⸗
Sniertiong : Gebühren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Von der ſo eben erſchienenen
Histoire des evenemens de la Grece depuis le
commencement des troubles jusqu’a ce jour
(carnage de Scio) par M. C. V. Rafanel,
attache pendant les troubles a un des Con-
sulats de France aux echelles du Levant.
Avec une carte. Paris, 1822.
liefern nur wir in kurzem eine deutſche Bearbeitung laut
Uebereinkunft mit der Weygandſchen Buch handlung.
Leipzig, den 2aſten Juli 1822.
J. C. Hinrich s'ſche Buchhandlung.
Zur Vermeidung von Colliſionen.
Von dem Werke:
Cours elementaire de teinture sur lame, soie,
lin, chanvre et coton, et sur Part d’imprimer
les toiles; par . J. B. Vitalis.
erſcheint bet mir nächſtens eine deutſche, mit Anmerkungen
und Zuſaͤtzen bereicherte, von einem ſachkundigen una bekann⸗
ten Gelehrten bearbeitete Ueberſetzung.
J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M.
— —
Sophroniz on
oder
unparteiiſch freimuͤthige Beiträge
zur neueren Geſchichte, Geſetzgebung und
Statiſtik der Staaten und Kirchen;
hecausgeg ben vom
Geheimen Kirchenrathe D. H. E. G. Paulus,
erſcheint von dieſem Jahr an bei Unterzeichnetem von 3 zu
3 Monaten regelmäßig, mit denſelben deuifgen Typen wie
bisher gedruckt. Der Plan, politiſche und kirchliche Ver:
beſſerungswittel nebſt den dazu dienenden Notizen des ruhm-
würdigen Guten und der des Beſſecwerdens betürfenden
Uebel, wie es den nä ſten Zeitbeduͤrfniſſen gemäß iſt, groͤnd⸗
lich darzustellen, bleibe unverändert. alle Kirchentmitglteder
ſind Staatsmttbuͤrger, alle Staatsbürger neyrien aa dem
Wohl und Wehe einer Kirche nahen Anthell. Uebekhaupt
bedarf es der geiſtliche Sand, über ſeine Pflichten und
Rechte im Staate, und ber weltliche Stand, Über die wah⸗
ren Veryaͤltniſſe der verſchiedenen Kirden mehr als je nach⸗
zudenien. Das dishertge allgemeine Intereſſe, welches an
dieſer Zeitſchrift von beiderlet Kloſſen genommen worden iſt,
hat ſich auch neuerdings vielfach bewahrt und muß von je⸗
dem empfunden werden, der uaſere Zeit in ihrer Bedeutung
zu erfaſſen weiß oder darnach ſtreb.. Wie glauben dieſes
und in wie weiter Ausdehnung dieſes Intereſſe befriedigt
wird, am beſten zu beftätigen, indem wir den Inhalt der
199 dieſes Jahr bereits erſchienenen 3 Hefte hier auf
uhren.
Der Jahrgang beſteht aus 4 Heften, jeder zu 8 Bogen,
und hat den ſehr billigen Preis von 3 Thlr. 8 Gr. ſaͤchſ.
oder 6 Fl. rhein.
Heidelberg, im Juli 1822.
Auguſt Oswald's Univerfitäts - Buchhandlung.
Inhalt vom Sophronizon
IVter Jahrgang:
rſtes Heft: I. Themata zu einer für rein katholiſche und
proteſtantiſche Kirchen und Staaten wichtigen Preis⸗
aufgabe: „Warum liefert die Geſchichte kein Belſpiel,
daß in einem proteſtantiſchen Staate eine Revolution von
Unten herauf entſtanden ware?“ II. Ein militairiſcher
Friedensgedanke und für allgemeine Zufriedenheit. (Die
Möglichkeit gleihmäßiger Minderung des Kriegsetats durch
den heiligen Bund) III. Wer vom Borgen lebt, lebt
zu theuer. Einige Blicke auf das Vorausverzehren der
Nachkommenſchaft. IV. Die Freiheit der evangehfchen
Kirche nach Krummacher. Bemerkungen über Kür⸗
chenbann — über Synodalherrſcherei. V. Gründe für
Abloͤſung der Zehrden und Theilgebuͤren. Aus der Preis⸗
ſchrift des Herrn v. Seemann. VI. Zum Leben des
Grafen Fried. Sam. v. Montmartin, vormal.
herzogl. wuͤrtemb. Principalminiſters. 1. Vom Graf
v. Dinkheim-Montwartin, dem Vater. 2. Vom Heraus⸗
geber. VII. Von dem unveraͤußerlichen Menſchenrecht auf
Wahrheit durch Wahrhaftigkeit. Ein Schreiben des Her⸗
ausgeners an des Herrn Grafen von Dinkheim⸗
Montmartin reellen. VIII. Zeitbemerkungen
und Gedankenſpiele. 1. Nach einem Sonett des
Taſchenbuchs ohne Titel. 2. Drei Anekdoten vom König
Friedrich II. nebſt Stellen aus einem Lied, am Tage der
Prager Schlacht. Vom preuß. Major v. Seidl.
3. Stehende Heere und der Stabeletat der Staaten.
4. Eine graſſe Lüge gegen die badiſche Regierung und die
Univerſitaͤt Heidelberg. 5. Der Vater des Vaterlandes
durch Cardinal George d'Amboiſe. 6. Die miniſtertelle
Police de Journaux. p. Voten vom Neckar und Rhein.
8. Testa recens und die neuen irchen⸗Dignitaͤten.
9 Schuͤtzen oder Beſetzen. 10. Darf man ſich gegen die
evangel zh ⸗proteſtantiſche Kirche alles erlauben? Oder
Herr Hy de Bonalb. 11. Apoſtaſie.
2tes Heft: I. Eintge ungedruckte Briefe von Gellert.
Charakteriſtiſch fuͤr ihn und einen ſeiner wuͤrdigen Freunde
(Ludwig Harſcher, vorfisendem Adminiſtrationsrath
zu Heidelberg). Noch einiges ungedruckte von Gellert.
Edelmuth, Laune, Aengſtlichkeit. Nebſt einer darauf ſich
beſteten den Antwort von Fr. Carl von Moſer.
II. Fürbitte für Studienfreiheit und den Privatunterricht
u. ſ. w. III. Von den pfychiſch⸗ religioſen Wundern übers
haup!. Von den Gotteswundern des geiſtl. Raths
und Prinzen von Hohenlohe Schillingsfuͤrſt, nach
Acten über ein religiäfes plötzliches Geſundwerden eines
8 Jahre lang contracten Maͤdcheus zu Leonberg bei Stutt⸗
gart. Der Wunderglaube, nur auf Micht, nicht auf die
Heiligkeitsidee in der Gottheit bezogen, iſt nicht rein reli—
giös. IV. Aſtronomiſche und andere hohe Entdeckungen
eines Semnambuͤltsmus zu Stuttgart auf Reiſen in den
Mond und Jund. Eine Nubes pro Junone. Imman.
Swedenborg's andere Connatſſancen mit Bewohnern
der Planeten — aber nur mit den damals bekanaten.
V. Mehreres zur richtigen Würdigung des Sonambuͤlis⸗
mus und animal. Magnettsmus von *** und Paulus.
D. v. Eſchenmaper als Wahrheit⸗Unterſucher. VI. Prof.
J. H. Voß: wie Shakſpeare ſich am roͤmiſchen Ca
thol'cismus anſchloß. Nebſt Proben aus K. Johann III.
VII. Evangel. proteſt. Rorizen aus Rheinbaiern. Verſuche
in den Kirchenverein Unkraut zu ſäen. Reformations⸗
und Unionsfeter. Abjurata Lutheri secta nach 1821.
Das heliocentriſche Princip und die St. Afracapılla zu
Speyer Kirchen nur durch Religion, nicht: ſelbſt Reli,
gion. VIII. Seitbemerkungen und Gedankenſpiele. 1. Troſt
für Hornvieh. 2. Sal volatile Ex Sindici Aalensis.
3. Aus der Maſttauxſchen Litergturzeuſung 4. Sgjrähun.
gen von oder gegen. 5. Eine bibliſche Ergänzung zu dem
erſten Hirtenbrief des neuen hochw. Bifkofs zu Speyer.
6. Das Nebeneinanderſtehen des tracitionellen und des
bisliſa wiſſenſchaftlichen Kirchenweſens hindert Geiſtesver⸗
folaung. Vergl. aus Poris das neueſte Beiſpiel gegen
Dupuis POrigine des Cultes.
3tes Heft: I. Gefahr und fesbzeitige Sicherung der für
Deutſchland wichtigen Feſtung Landau. II. Der von
Eſchenmayerſchen Krone des thteriſchen Magnetismus
heller und ganz verlöfchender Glanz. III. Zur richtigern
Beurtheilung Hulderich's von Hatten und Erasmue.
IV. Mr. de Maistre oder Zweck, Plan und Mittel des
Ankaͤmpfens gegen Getſtes- und Kirch enfreiheik. V. Die
Bevölkerung Frankreichs durch Proteſtanten. VI. Ein
neuer Verſuch für das Monopol mit allein⸗
geltender Staatsweisheit, beleuchtet durch ein
Antwortſchreiben an den Freiherrn von X., welches der
Prinz von ** erlaſſen haben konnte. VII. Zeilbemerkun⸗
gen und Gedankenſpiele. 1. Gute Vorſclaͤge gegen die
Proceßſucht. 2. Problem der Zeit. 3. Ausſichten auf Ver⸗
einbarkeit der Stabilität wit der Perfectibilikaͤk. 4. Die
ſonderbarſte Wette. 5 Laßt ruhn, laßt ruhn die Todten!
6. Die hochgeprieſene Conſequenz. 2. Eine nach Barruel
neu fabricirte Geſchichte der allgemeinen Verſchwoͤrung.
8. Entweder, Oder. 9. Argumenta dissertationum in
Congressibus Academiae a Religione catholica nun-
capatae anno 1821, Romae pronunclatarum.
In der Univerfitäts:Buhhandlung zu Koͤ⸗
nigsberg in Preußen iſt erſchienen:
Weſtphal's logarithmiſche Tafeln.
Gr. 4. 1 Thlr.
Das Beduͤrfniß ſehr bequem eingerichtel er logarittmiſcher
Tafeln hat eine Menge von Ausgaben in den moon
Formen und Gvößen erzeugt, aber erſt in derlheuen Zeit
hat man die große Erleichterung der Rechnungen, welche
daraus hervorgeht, daß die Tafeln nicht mehrere Decimal⸗
ſtellen haben, als die beadſicktigte Genauigkeit der Neſultate
erfordert, gehörig zu würdigen angefangen. Bei weitem
die meiſten Kecznungen konnen wil 5 Decimalſtellen geführt
werden: der Schiffer, der Feldmeſſer, der Baumeiſter u ſ. w.
gebrauchen nie mehrere, und ſelbſt der Aſtronom reicht bei
neun Zehntheilen feiner Rechnung damit aus. Unter den
vlelen ſeit mehreren Jaßren erſchtenen Tafeln dieſer Art ver⸗
dienen die vorliegenden unbedenklich den erſten Platz;
fie find jo vollſtaͤndig und bequem, daß das Rechnen mit
denſelben, ſelbſt für den Ungeuͤbten, eln leichtes Spiel wird.
Jeden Wunſch des Rechners befriedigt der Verfaſſer, mei
ſtens auf die ihm eigenthuͤmliche Art; alle Proporktonals.
theile hat er den Seiten beigeſetzt, fo daß man das Ge
ſuchte, es mag eine Logarithme, eine Zahl, eine trigono⸗
metzifhe Linie oder ein Vogen fein, auf den erſten Blick
erhält; ſogar den Tafeln, welche die Logarithmen der Sum⸗
me und des Unterſchiedes zweier Zahlen geben, welche ſelbſt
nur durch ihre Logarithmen gegeben ſind, hat er dieſe Ein⸗
richtung anzueignen gewußt. — Beſonders wichtig durften
dieſe Tafeln fuͤr die Schulen ſein, zumal da die meiſten,
welche jetzt dort eingefuͤhrt ſind, durch ihre dem Zwecke nicht
entſprechende Einrichtung eher von Rechnungen abſchrecken,
als dazu auffordern. Die Verlagshandlung hat durch ſchoͤ⸗
nes, feſtes Schreibpapier, ſcharſe und deutliche Zahlen und
endlich durch den ſehr niedrigen Preis die Verbreitung eines
fo nuͤtzltchen Buchs moͤglichſt zu erleichtern gefſucht.
Im Magazin für Induſtrie und Literatur
in Leipzig find erſchienen und in allen Buchhand⸗
lungen zu haben: -
A F., S h e em e
Die Fieber: und Peſtkrankheiten—
Aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt von D. G. W. Becker.
Gr. 8. 2 Thlr.
Der Verfaſſer vereint in vorſtehendem Werke alles,
was man von den Fiebern gewiſſes weiß, und hat die
Urſachen, Symptome, den Gang derſelben, fo wie den Ein:
fluß der arzneilichen Kräfte darauf, ohne Ruͤckſicht auf irgend
ein Syſtem, dargeſtellt.
een
N)
U e ber da Stam meln.
D. F. 8
8
Seine Urſachen und verſchiedenen Grade. Nebſt den
Mitteln, dieſem Fehler der Ausſprache vorzubeugen
und ihn zu heilen.
Aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt von D. G. Wendt.
8. Broch. 8 Gr.
In der Hinrichs'ſchen Buchhandlung in Leipzig iſt
erſchienen:
Lehrbuch der mathematiſchen Wiſſenſchaften, theils
für den oͤffentlichen, theils für den Privatunter—
richt in denſelben, beſonders auf Gelehrten- und
Buͤrgerſchulen eingerichtet; dann auch zur eignen
Belehrung von Prof. J. G. Schmidt, fortgeſetzt
von M. K. Ch. G. Schmidt. Ster Band (die
Anfangsgruͤnde der hoͤhern Mathematik, Geome—
trie, Algebra und Trigonometrie enthaltend). Mit
2 Kupfertafeln.
Auch unter dem Titel:
An fangsgruͤnde der hoͤhern Arithmetik und Geo—
metrie, der Algebra und Trigonometrie. Von
M. K. Ch. G. Schmidt. Mit 2 Kupfertafeln. Gr. 8.
1 Thlr. 20 Gr.
Dieſes Werk, welches als ein für ſich beſtehendes und
wiederum als ein, das Lehrbuch der mathematiſchen Wiſſen⸗
ſchaften ergaͤnzendes betrachtet werden kann, if von dem
Sohne des würdigen verewigten Vecfaſſers bearbeitet. Alle
Vorzuͤge, welche die vier erſten Theile des Lehrbuchs aus⸗
zeichveten und demſelben eine fo gute Aufnahme verſchafften,
wird man in dieſem Theile vereinigt finden: Faßlichkeit und
Deutlichkeit, ohne der Tiefe zu entbehren und ohne trocken
und langweilig zu werden.
Horrer, G. W., Vorleſungen uͤber die Militair—
graphik in beſonderer Hinſicht auf die Situations—
zeichnung. Mit 14 Kupfertafeln in Fol. und 5 Ta:
bellen. Gr. 8. 1822. 3 Thlr. 16 Gr.
Die Erlaubniß eines erlaugten Kenners, Ihm dieſes
Werk zueignen zu durfen, möge demſelben nur fo lange zur
Empfehlung gereichen, bis ſich Sachverſtaͤndige von feiner
Brauchbarkeit überzeugt haben.
Encyclopaͤdiſches Lexicon
der Erd-, Land- und Feldmeſſung
nebſt der Entwerfung der Charten und Riſſe; zu—
naͤchſt bearbeitet für Civil- und Militairgeometer,
auch Cameraliſten von W. E. A. v. Schlieben,
k. ſächſ. Ober-Land-Feldmeſſer u. ſ. w. Mit 14 Ku:
pfertafeln. Gr. 8. 1821. 3 Thlr., auf Schreib⸗
papier 3 Thlr. 16 Gr.
Der Zweck des Herrn Verfaſſers, die wichtigſten Lehren
der Maßkunde, dem Stande der Wiſſenſchaft gemaͤß, mög⸗
lichſt deutlich und daß ei doch in lexicograppiſcher Form ge⸗
draͤngt darzuſtellen, dürfte das Werk jedem praktiſchen Geo:
meter unentzehrlich machen.
Wichtige Praͤnumerations⸗ Anzeige fuͤr Bibliotheken,
Gelehrte und Gebildete.
e
Geographie
von
Alt; Gere ch e h Tao id,
Epirus, Macedonien, den Inſeln des Archipelagus, fo
wie der griechiſchen Colonieen an der Weſtkuͤſte Klein—
aſtens und der Suͤdkuͤſte Thraciens.
Nach den beſten alten Quellen und mit moͤglichſter
Beruͤckſichtigung der neuen Geographie bearbeitet
von
. Prof. Friedrich Kruſe.
3 Theile. 60 — 70 Bogen Text in groß Octav mit 13 — 15
Spectge-Char en in groß Quart und einer General Charte
im großen Formate, auch einigen Plänen und andern
graphiſchen Darſtellungen.
Leipzig,
in Ernfi Klein’ literariſchem Comptoir.
In einem Zeitpuncte, in weldem wegen dem Empor⸗
ſtreben der Hellenen zum Beſſern das Intereſſe aller Gelehr⸗
ten und Gebildeten an jenem claſſiſchen Boden noch erhöht
iſt, wird ein Werk, welches uns denſelben, zum Verſtaͤnd⸗
niß der Vorzeit und Gegenwart, näher kennen lernt, als
ziitgemäß gern aufgenommen werden. Dies um fo mehr,
da es dem (ängſt gefühlten Mangel einer zuſammenhaͤngen⸗
den Beſchreibung dieſes vorzuglichſten Landes der alten Gero:
graphie abhiltt. ä
g Aber auch jetzt erſt, nach den Vorarbeiten einer Menge
in⸗ und aus aͤndtſcher Gelehrten, nach den Entdeckungsreiſen
der Engländer und Franzoſen, nach den neu entworfenen
harten, fft es moglich, etwes Gründliches und Umfaften:
des uͤber Griechenlands alte Geographie zu liefern: wenn
man — wie der durch mehrere hiftorifd)- geographifche For:
ſchungen ſeyr bekannte Herr Verfaſſer gethan hat — eben
erwahnte Hülfsmittel, nebſt den hiſtoriſchen und geographi⸗
ſchen Quellen der Alten, auch die Byzantiner und Vene⸗
tianer, mit größter Kritik, unermuͤd ichem Eifer und Fleiß
ſichtet und benutzt. Die neuen Reſultate, die fo ſchwiertgen
vielen ſpeciellen Charten machen dies Werk zu dem einzigen
in ſeiner Wei, welches — ſelbſt zur künftigen noch vollfän-
digern Aufklaͤrung des Landes Anleitung gebend — Bihlio⸗
theken, Alterthumsforſchern, Docenten, Reiſenden und Ge⸗
bildeten ugumgaͤnglich nöthig oder doch belehrend und unter⸗
haltend iſt i
Der Verleger hofft durch die Herausgabe dieſes — der
deutſchen Literatur ſeibſt im Auslande zur Ehre gereichen⸗
den — Werkes auch diesmal wieder den Beifall des ges
lehrten und gebildeten Publicums zu erlangen, auch durch
würdige Ausſtattung mit ſchoͤnem Buchdruck, Kupferſtich
u. ſ. w. Bekanet durch Haltung feiner Verpflichtungen,
aber auch der Praͤnumerations-Termine, bietet er nur bis
Ende Meichaelis⸗Meſſe d. J., zur billigern Anſchaffung und
Unterftügung des Unternehmens,
den billigen Pränumerationspreis von
5 Thaler oder 9 Gulden rhein.
(auf Schreibpapier, Charten auf Velinpapier 73 Thaler)
ohne Nachſchuß an, behält fig aber für die fpätern Inte⸗
reſſenten, legztern mit 1 Thlr. vor. Mit dem Erſcheinen des
erſten Tdeiſes tritt entweder ein zweiter höherer oder gleich
der nach Beendigung des Ganzen hald oder doppelt höhere
Ladegprets ein.
Die geehrten Pränumeranten werden dem Werke vor⸗
gebrucke. Sammler erhalten bei direrter Wendung an den
Berieger auf 5 Exemplare das öte, auf 8 Exemplare aber
2 frei.
Ausführliche Anzeigen des Plans, Inhalts, der Char⸗
ten, Pläne u. f. w. find bei dem Verleger und in allen
namhaften Buchhandlungen zu haben. Der kſte Theil ers
ſcheint wo moͤglich ſchon dieſes Jahr, der 2te und Zte folgen
3—4 Monate nach einander, das Ganze wird alſo kuͤnf⸗
tiges Jahr vollendet ſeyn.
An
Il vient de paraitre:
MANUEL DIPLOMATIQUDE,
OU
PRECIS DES DROITS ET DES FONCTIONS
DES AGENS DIPLOMATIQUES;
suIvI
D’UN RECUEIL D’ACTES ET D’OFFICES
POUR SERVIR DE GUIDE AUX PERSONNES GUI SE
DESTINENT A LA CARRIERE POLITIQUE,
PAR
LE BARON
CHARLES ve MARTENS.
A Paris, chez Mss. BOSSANGE pere et fils et
TREUTTEL et WURIZ. +
A Londres, chez Mss. TREUTTEL et WURTZ,
TREUTTEL fils et RICHTER et chez Mss. BOS-
SANGE pöre et fils.
A Bruxelles, chez Mss. J. FRANK — DEMAT —
WAHLEN er fils.
A Leipzie, chez F. A BROCKHAUS.
Le prix de cel ouvrage est sur papier ordinaır 2 Thlr,
12 Gr., et sur papier fin 5 Thlr. 8 Gr.
nonce
—
APERGU DE L’OUVRAGE.
L’Aureur en publiant un ouyrage destine 4 ser-
vir de Master aux personnes qui embrassent la car-
ziere diplomatique, a eu principalement en vues
4°. d'expliqner les principes du droit des gens,
touchant les prerogatives et les immunites dont
jonissent les agens diplomatiques de nos jours;
2°. de donner des notions générales sur les devolıs
et les fonctions du diplomate, charge d'une nego-
ciation proprement dite, ou bien enveye et ac-
credit& à une cour en mission permanente;
70%. a etablir des principes generaux touchant la for-
me, le style, et le ceremonial a observer dans les
diſférens genres de compositions politiques.
Pour instruction des personnes employées dans
une chancellerie d'Etat, ou qui se trouvent placees
pres de la personne du sonyerain, Pauteur a ajouté
encore quelques observations relatives a la correspon-
dange des souverains entre-eux.
Ces matieres composent la première partie divisce
en dix chapäitres.
La seconde partie renferme, comme pieces a Lap-
pui du traité, un recueil d’actes et d’offices destines A
servir de modeles aux travaux des jeunes diplomates,
qui doivent un jour étre charges des intéréts poli-
tiques de leur patrie.
Pour faciliter a ceux qui se destinent a la casriere
des affaires, l’etude compliqude de la olitique et de
la diplomatie, Pauteur a place a la fin d l'oubrage un
catalogue choisi des meilleurs écxits, publies jusqu'ici
sur ces matières.
Bei W. Starke in Chemnitz ſind folgende neue
Buͤcher erſchienen und in allen Buchhandlungen
zu haben:
Homeri Ilias, graece et latine, opera J. G. Hageri,
recensioni Wolfianae adcommodata. Vol. II. Edit.
quinta. 8. 1 Thlz., beide Bände ı Thlr. 20 Gr.
Kinderbedarf, alphabetiſcher, in einer Auswahl
der gemeinsügigften und wiſſeuswertheſten Gegenſtͤͤnde von
Fels wangen und Hempel. 2te Auflage, mit 22 iu
minirten Kupfern. Gr. 8. 1 Ihr. 12 Gr.
Rödiger, F., Erfabrungen über die bösartige |
Klauenſucht der Schafe; ihre Entflehungsurfasien,
Kenrzeisen, Heilung und Impfung, nebſt algen einen
Verhaltungsregeln, die bei dieſer Krankheit zu beobachten
find. 8. 8 Gr.
Der Schreckensthurm am See oder die mitternaͤchk⸗
liche Todtenglocke. 2ie Auflage, mit 1 Kupfer. 8.
I Thlr. 12 Gr.
Durch J. G. Heubner, Buchhändler in Wien, iſt
fo eben an alle Bochhandlungen verfandt worden:
Oeſterreichiſch militairiſche
Zei eech
Das
ſiebente Heft.
fuͤr
das Jahr 1822.
Enthaltend: Iſt der kleine Krieg die Schule der Feld⸗
herren? — Der Feldzug 1200 in Iſalten Fit
Karl zu Schwarze berg, kaiſerl. dſterr. Feld marſchall
und Hofkriegsrarh > Präfident. — Das Gefecht em Pa:
naro. Am 4ten April 1815. — Exeigniſſe in dem Tos⸗
cantſchen wahrend des Feldzuges der Oeſterreicher gegen
Muͤrat. Im Johre 1815. — Literatur. — Aazeige
einer neuen Charte des kaiſert. öſterr. Generalquartier⸗
meiſtersſtabs. — Neueſte Milltalrvecaͤnderungen.
—
Ferner iſt daſelbſt erfchienen:
Gee der OLE
Ein Journal 8
f 3 1 €
Geſchichte, Politik, Geographie, Staaten—
und Kriegskunde und Literatur;
Das
fiebente Heft
fur
das Jahr 682 2.
Enthaltend: Beiträge zur Geſchichte des Krieges der
Pforte gegen Ali Pascha, im Jahre 1820. — Aus
Alexander Autran's ungedrucktem Tagebuze feiner Reife
nach Odeſſa, duch Syrien und Aegypten, im Jahr
1819 (Schluß). — Kriegskunſt. Kurzer Entwurf aus
der Geſchichte, wie die Tactik mit der Befeſtigungs⸗
kunſt theils gemeinſchaftlich fortgegaggen, theils getrennt
worden. Reiſen in Palaͤſtixa. (Bruchſtuͤck aus
Buckinzbam's Reifen in Paläftina im Jahr 1816. Zus
dem Engliſchen.) N
—
Es iſt fo eben erſchlenen und an alle Bu
verſandt worden: f TE
Neueſter
der
eie ee
dargeſtellt
von
Profeſſor Krug.
Gr. 8. Geheftet. 6 Gr.
Stand
Sha ch e
Muͤller, G. H. (ehemaliger Lector der en liſchen Spra⸗
che in Halle), praktiſches Lehr- und Huͤlfsbuch der
engliſchen Sprache, von neuem bearbeitet von P.
Lacabanne, Lehrer der engliſchen Sprache in Han—
nover. Gr. 8. 21 Bogen. Hannover, Hahn'⸗
ſche Hofbuchhandlung.
Schon in mehrern Auflagen batte ſich dieſes Buch als
ein ſehr brauchbares Huͤlfsmittel beim Schul- und Privat⸗
unterricht in ber engliſchen Sprache bewährt. Zu zweck-
mäßiger Eindb ung nicht nur der Declinationen und Conju⸗
gattonven, ſendera auch der ganzen Syntax der Sprach⸗
lehre, i eine Reihe praktiſcher Veiſpiele in Geſpraͤchen ges
geben, die mit forgfältig gewählten engliſchen Leſeſtuͤcken
nach einer Stofenfolge vom leichtern zum ſchwerern verbun⸗
den find. Herr Lacabause hat eine praktiſche Einleitung in
die engliſche Grammatik, mehrere Leſeubungen und ein Woͤr⸗
terbuch hinzug fuͤgt, woburch die Brauchborkeit und Ge⸗
meinnigigfeit des Ganzen, nach den Beduͤrfniſſen der Ler⸗
nenden, welche der Herr Herausgeber aus eigener, vlelſel⸗
tiger Erfahruag kennt, bedeutend erhoht wird.
Es iſt erſchienen:
Allgemeine medicinische Annalen für 1822. 6tes Heft.
(Greis des Jahrgangs von 12 Heften 6 Thlr. 16 Gr.)
Sfis von Oben für 1822. tes Heft. (Preis des Jahr⸗
gangs von 12 Heften mis vielen Kupfer 8 Thlr.)
Leipzig, den 26ſten Juli 1822.
F. A. Brockhaus.
.
Pirat ine Anz ee
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XXII. 1822.
Dieſer Litergriſche Anzeiger wird dem Liter riſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mage
netismus in Octav⸗Format beigelegt ober beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Purlicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
ie Politik nach den Grund aͤ en der Händel, ausgewählte Gesangstücke aus dessen Opern
D Y ) äß * im Clavierzuszuge von Fr. Wollank. istes Heft,
heilig N N}. In saubern Umschlag. 1 Thlr. - ihn E
- 2 ER Mozart, IWW. A., de Profundis für Sopran, Alt, Tenor
D. Schmidt Phiſeldek. und Bass mit Begleitung des Pianoforte. 6 Gr.
Kopenhagen, bei Friedrich Brummer.
1 Thlr. 12 Gr. 8
Von dieſem Geiſt erweckenden Werke des bekannten Ver⸗
In Commiſſion:
Monatsblatt für Bauweſen und Landesverſchoͤnerung.
Herausgegeben von einer gemeinſchaftlichen Deputation der
N e it demfelbe ewiſſermaßen eine Trilogie f { A i a
legt e 1 daß ch er Weltgeiſt 800 Er Vereine fur Landwirthſchaft und Polytehnit in Baiern.
Drama satyricum folgen laſſe! — genügt es, den Inhalt Kedigirt durch den königl. baier. Baurath Vorherr. iſter
der 12 Abſchnitte auf's Fürzefte anzuzeigen: N A Nummern mit neun Zeichnungen in 4.
R ı Thlr. :
1. Vom Kosmopolitism. 2. Das heilige Bündniß. 3. Von | — = ehr ebene, (Hiervon find erſt die Nummern
der Uebereinſtimmung der heiligen Allianz mit dem aͤch⸗ 16 mit 3 Zeichnungen in 4. erſchienen.) 1 Thlr. 2 Gr.
ten Kosmopolitism. 4. Ueber die Form der heiligen ; Kufti j :
Allianz. 5. Abriß des neuen Syſtems der Politik. be Juſtizminiſters von Kirchelſen, geſtochen
6. Von der Erziehung der Menſchen im Staate. 5
7. Von der Kirche. 8. Von der Volksthuͤmlichkeit.
9. Von der Landesverfaſſung. 10. Von den Ständen
und Ordnungen der Staatsgeſellſchaft. 11. Von der ER
Diplomatie. (Hierunter von dem Aufftande der Grlechen, Alte Staaten gef ch ich te.
wozu dieſer Veranlaſſung geben koͤnnte; Nothwendigkeit, Bei C. H. F. Hartmann in seipzig iſt fo eben
den Krieg gegen die Osmanen entweder einträchtig | neu erſchienen und in allen Buckhandlungen zu haben:
auszuführen oder fürs Erſte noch aufzugeben u. ſ. w.) Galletti, J. G. A., Hofrath und Profeſſor in
12 Bellagen. Gotha, Geſchtchte der Staaten und Voͤlker
i der alten Welt. Ajter Band. Gr. 8. 1822.
Bei T. Trautwein in Berlin erſchienen ſeit kur— 2 Thlr.
- ; 5 Der in der deutſchen Literatur, und namentlich im Fache
85 15 ee n zu ek der Geographie und Geſchichtskunde, ruͤhmlich bekannte Name
halten: des Heren Verfaſſers buͤrgt hinlänglich für die vorzuͤgliche
Göĩdike, D. F. W., das Goͤtterthum der Hellenen und | Ausarbeitung und Zuſammenſtellung dieſes Handbuchs, wel⸗
Römer. Fuͤr Schulen und den Selbſtunterricht. Gr. 8. ches, da es durch Vollſtändigkeit das Br edowſche bei
16 Gr. weiten übertrifft, ein wünſchenswerthes Huͤlfsmittel für jeden
Heinrigs, J., calligraphiſche Vorſchriften zum Gebrauch | Geleheten und Studtrenden ſeyn wird.
für Mili airſchulen. iſtes Heft. 15 Quartblaͤtter deut Das Ganze wird in 3 Theilen beſtehen. Der 2te Band
ſcher Schrift. 2tes Heft: 14 Quartblaͤtter engliſcher Schrift.] erſcheint im September d. J. und der Zte Band zu
Jedes Heft 16 Gr. Neujahr.
Rockſtroh, D. H., Euriofitäten oder mancherlei fel-
tene, kuͤnſtliche, ſonderbare und drollige Dinge; geh ei:
nigen nuͤtzlichen und angenehmen mechaniſchen Beſchaͤftigun⸗ 5 Ki
> Spielen, Räthſeln und Charaden u. ſ. w. Mit An alle Buchhandlungen iſt verſandt worden:
4 Kupfern. 12. In ſaubern Un ſchlag gebunden. 1 Thlr.] Cours de Litterature et de Morale ou recueil en prose
et en vers des plus beaux Morceaux de la Langue
12 Gr.
Venturi, Ritter J. B., von dem Urſprung und den erſten frangaise dans la Litterature des deux derniers siec-
Foriſchritten des heutigen GeſchuͤtzweſensB. Aus dem Sta- les; ouvrage classique a V’usage de tous les Etablis-
lieniſchen uͤberſetzt vom Gensrals Major Roͤdlich. Mit sements d'instruction, publics et particuliers de l'un
2 Ku pfertafeln. 4. 20 Gr. et de autre sexe; par M M. Noel et de la Place.
Oder: Sammlung, in Proſa und in Verſen der fhönften
Freudenfeld, E. A., Leitfaden zum erſten Unterricht im Stellen der franzoſiſchen Sprache aus der Literatur der
Clavierſpielen, für Lehrer und Lernende. Nebſt einer letzten zwi Jahrhunderte; ein klaſſiſches Werk zur An⸗
Muſik-⸗ Beilage mit Erläuterungen. Quer Folio. Broch. wendung bei allen oͤffentlichen und Privat Unterrichts
10 Gr. 5 5 5 Anſtalten für beide Geſchlechter; zehnte Auflage, als Forte
Gluck, Duett für zwei Sopranstimmen; mit italieni- fegung des theoretiſch und praktiſchen Curſus
schem und deutschem Text im Clavierauszug von » der franzoͤſiſchen Sprache von S. L. Ramms
Fr. Wollank. 1g Gr. Rein. iſter Band. Gr. 8. Prag, 1822. 2 Thlr.
Küſel, J. J., deutſche Vorſchriflen. Quer 4.
Prag, 1822. Geh. 3 Thlr. 8 Gr. 3
— L engliſche Vorſchriften. Quer 4. Ebendaſ. Geh.
2 Thlr. 16 Gr. g
— — franzöfifde, hollaͤndiſche, italieniſche
und lateiniſche Vorſchriften. Quer 4. Ebend. Geh.
Thlr.
85 > griechiſche, hebräͤiſche, polniſche, wufff:
e, ſerbiſche und ungartſche Vorſchriften, nebſt
9 in freien Zügen. Quer 4. Ebendaf. Geh.
2 Thlr.
„ Fiaen Mupd Kanzlei⸗Vorſchriften nebſt meh⸗
rern der vorzuͤglichſten alten Kirchen⸗ Moͤnchs⸗ und
eömifhen Schriften. Quer 4. Edend. Geh. 4 Thlr.
Neuigkeiten, oͤkonomiſche, und Verhandlungen,
Zeilſchrift für alle Zweige der Land⸗ und Hauswisthſchaft,
des Forſt⸗ und Jagdweſens im oͤſterreichiſchen Kaiſerthum
und dem ganzen Deutſchland. Herausgegeben von Chri⸗
ftian Carl André, Eönigl. wuͤrtemberg. Hofrathe 2c.
Zwölfter Jahrgang für 1822. Gr. 4. Prag. Geh.
6 Thlr.
C. B., Deliciae Pragenses
Presi, Dr. J. Sw., et Dr,
Volumen primum.
historiam naturalem spectantes.
. Pragae, 1822. 1 Thlr. 8 Gr.
Schönberger, praktiſche Anleitung zur Faſanen⸗
zucht mit befonderer Ruͤckſicht auf die in Böhmen uͤbliche
Weiſe. Ein unentbehrlicher Rathgeber fuͤr Faſanerie und
Gutsbeſitzer überhaupt, vorzuͤglich für alle jene, welche
Faſanerien anlegen wollen, mie auch fuͤr jeden Foͤrſter,
Jager und Landwirch. Mit Kupfertafeln. 8. Prag,
1822. 8 Gr. 5
Sommer, J. G., Gemälde der phyſiſchen Welt
oder unterhaltende Darſtellung der Himmels; und Erb,
kunde. Nach den beſten Quellen und mit beſtaͤndiger
Ruͤckſicht auf die neueſten Entdeckungen bearbeitet. Mit
Kupfern und Charten. 13tes — ı6ted Heft oder gtee
Abonnement mit Kupfern und Charten. Praͤnumerations⸗
preis 1 Thlr. 16 Gr. 5
kleines Verdeutſchungswörterbuch oder
Anleitung, die im Deutſchen am haͤufigſten vorkommenden
Wörter aus fremden Sprachen richtig ausſprechen, ver⸗
ſtehen und ſchreiben zu lernen. Ein Auszug (für den
Schulgebrauch) aus des naͤmlichen Verfaſſers großem
Verdeutſchungswoͤrterbuche. 8. Prag, 1822. I Thlr.
Prag, im Juli 1822. :
J. G. Calveſche Buchhandlung.
In der Univerſitäts⸗ Buchhandlung zu Koͤ⸗
nigsberg in Preußen iſt erſchtenen:
Beiträge zur Kunde Preußens. Ster Band,
iſtes Heft. Preis des vollſtaͤndigen Bandes von
6 Heften 3 Thlr.
Der Inhalt dieſes Heftes iſt folgender:
Geſchichte der Eidechſen⸗Geſellſchaft in Preußen,
aus neuaufgefundenen Quellen dargeſtellt von Johannes
Voigt.
Friedrich Wilhelm I. Anordnungen zur Leitung des
Handels in Königsberg. Vom Reg. Rath Hagen.
Einige Notizen den Religtons⸗ Cultus zur Zeit des
deutſchen Ordens betreffend. Vom geheimen Archivar
Faber.
Cabinets⸗Ordre Friedrichs II. wegen der Con⸗
duitenlifte.
Meteorologiſche Beobachtungen vom Januar und
Februar 1822. Vom Pfarrer Sommer.
In der Hinrich s'ſchen Buchhandlung in Leipzig er
ſchtenen folgende Unterhalkungeſchriftem; 5 e
Fruͤhlingsklaͤnge von Georg Doͤring. 2 Baͤndchen.
Mit 1 Kupfer. 8. 1822. Schreibpapier 2 Thlr.
8 Gr.
Dieſe Klänge eines bekannten und geachteten Dichters
werden gewiß in allen für das Gute und Sdöne empfaͤng⸗
lichen Gemuͤthern erfreuend anklingen und des Sangers
Freunde mehren. Des Frühlings vielgeſtaltetes und
reiches Leben gleſchſam nachahmend, wechſeln Erzählungen,
Novellen und andere Stüde in ungebundener Rede mit Ge⸗
dichten u. ſ. w. ab.
Gerle, W. A., Novellen, Erzählungen und Maͤhr—
chen. 2 Baͤndchen. Mit 1 Kupfer. 8. 1821.
Schreibpapier 2 Thlr. 8 Gr.
In erfreulicher Mangigfaltigkeit bietet uns der Ver⸗
faſſer dreißig längere und kürzere Darſtellungen groͤßtentheils
aus der Vergangenheit dar. Wo er andern naderzählt,
muß man die paſſende Darſtellung, bei eigenen Exfindungen
die fchöpferifhe Kraft der Phantaſie loben, welches beides
man nicht immer bei unſern Erzählungen findet. Die Samm⸗
lung kann daher auch denen, welche ſtrengere Anſpruͤche an
die Unterhaltungs- Literatur erheben, mit Recht empfohlen
werden. (Jen. Lit. Ztg. 1821. 133.)
Florentine Macarthy, eine Irlaͤndiſche Novelle
von Lady Morgan. Nach dem Engliſchen frei
bearbeitet, mit erlaͤuternden Anmerkungen von B.
J. F. von Halem. 3 Baͤndchen. Mit dem Bilde
der Verfaſſerin. 8. Schreibpap. 2 Thlr. 21 Gr.
Lady Morgan wird von den unparteiiſchſten Krk:
tikern Englands mit Walter Scott unter den Autoren
auf die erſte Stufe geſtellt, die dem Roman einen hiſto⸗
riſchen Charakter gegeben haben. „Der Leſer wird —
wie ein bebevtender engliſcher Kunſtrichter urtheilt — in die⸗
ſem Roman durch ein magiſches Labyrinth unwiderſtehlich
fortgeriſſen, ohne fuͤr den Augenblick wahrzunehmen, daß er
ſeine Menſchen⸗ und Geſchichtskenntniß auf dieſem Wege
weſentlich bereichert.“ Eine Reihe der intereſſanteſten
Situationen und treffliche Charakteriſtik feſſeln den Leſer bis
zu Ende des Werks.
Liebe, Geheimniß und Aberglaube. Nach dem
Engliſchen der Mrs. Opie von K. L. M. Muͤl⸗
ler. 8. 1822. Schreibpapier 1 Thlr. f
Die Vorzüge, welche ihre Landsleute fo wie die Deut⸗
ſchen an den Werken der geiſt- und gemuͤthvollen Verfaſ⸗
ſerin ſchaͤten: eine zarte und feine Behandlung der edlern
Verhaͤltniſſe des Lebens, eine tiefe Innigkeit bei Entwicke⸗
lung anziehender Gemüthszuftände und das Intereſſe der
Erzählung, finden fi auch hier vereinigt. Für die Güte
der Nachbildung bürgt der Name des Ueberſetzers von
JIvanhoe.
Präsgel, K. G., Launen der Liebe. 2 Bändchen.
58 1 Titelkupfer. 8. 1821. Schreibpap. 2 Thlr.
8 Gr.
Der Verfaſſer iſt der leſenden Welt durch feine genialen
Erzaͤhlungen und Gedichte bereits ſo vortheilhaft bekannt,
daß man gewiß auch dieſe Gabe ohne Vedenken mit Freuden
zur Hand nimmt, um ſich angenehme Stunden damit zu
bereiten. Das darin befindliche kleine Luſtſpiel, der Mohr,
bere zligt zu dem Wunſche, daß der Verfaſſer ſich des, wie
es ſcheint, nun auch von Muͤllner verlaſſenen Bodens des
feinern Luſtſpiels annehmen moͤge. -
*
Richard Roos, bunte Steine, gefunden auf den
Wegen der Phantaſte uns Geſchichte. 2 Bändchen.
Mit 1 Kupfer. 8. Schreibpapier 2 Thlr. 8 Gr.
Nur durch eidene Anſicht kayn der Leſer ſich von dem
Reichtham der Gegenſtaͤnde uͤberzengen; alle Aufſaͤtze aber
find durch den beitern Humor des Verfaſſers fo gehalten,
daß fie ſich zur Lec uͤre für jeden Kreis eignen, welcher
naͤchſt den Gebilden einer freien Phantaſie zuch gern auf
dem Felde der Geſchichte ſich eine Blume pfluͤcken, dabei
aber nicht erſt den muhſamen Weg weiterer Unterſuchungen
gehen will.
Kleine Romane und Erzaͤhlungen von K. G.
Praͤtzel. 2 Baͤndchen. Mit 1 Kupfer. 8. 1822.
Schreibpapier 2 Thlr. 8 Gr.
Nicht nur den zah ereichen Freunden des talentvollen
Verf eſſers, die ihm feine fruhern Schriften erwarben (feine
Feidroſen, Gedichte u. ſ. w.), ſondern allen, die Beſchmack
haben für das mit Geiſt, Gemuͤth und Laune Entworfene,
wird dieſe neueſte Gabe des wackern Erzaͤhlers eine anzie—
hende und genußreiche Unterhaltung gewaͤhren.
Nachricht an Freunde des Alterthums.
Von Reicharb's Atlas des alten Erdkreiſes (Orbis ter-
rarum antiquus) iſt nun die zehnte Tafel fertig geworden,
naͤmlich:
Italia superior, Rhaetia, Noricum, Pannonia,
Daciae et Illyrici partes occidentales. 1 Thlr.
sächs. oder 1 Fl. 48 Hr.
Wenn uͤber dies klaſſiſche unternehmen nur eine Stimme
des Beifalls unter allen Litera goren Europas iſt, fo ver:
dient dies neue Blatt noch die beſondere Beachtung des
Vaterlandes, denn es ſtellt Suͤd-Deutſchland dar, wie es
unter Koͤmerherrſchaft war. Und welchen Reichthum an
neuen Enrbreungen enthält es! Aus der Aſche iſt das un:
tergegangene Koͤmerreich erſtanden; klar liegt es wieder vor
unſern Augen. Ein ſeltenes Intereſſe gewaͤhrt dieſe ſchoͤne
Charte jedem Deutſchen.
Nuͤrnberg, im Auguſt 1822.
Friedrich Campe.
Verzeichniß der fertigen Blätter:
1. Aegyptus. 2. Palaestina. 3. Graecia bor. 4. Grae-
cia mer. 5. Asia min. 6. Thracia et IIIyr.
7. Hispania. g. Brittannia. 9. Gallia. 10, Rhaetia,
Noricum etc,
In allen Buchhandlungen ift zu haben:
Reinhard's Erhebungen über Welt und Ge;
genwart zu Gott und Zukunft; chriſtliche
Belehrung und Beruhigung uͤber die Unvollkom—
menheiten und Uebel des Erdenlebens, aus den Re—
ligionsvortraͤgen des feel. Oberhofpredigers D. Rein:
hard gezogen von M. J. K. Weikert. 8. Chem—
nitz, Starke. 1 Thlr. 18 Gr.
Es war ein glücklicher Gedanke, aus den vortrefflichen,
inhaltreichen Vorträgen des unvergeßlichen Reinhard das
. auszuwählen und zuſammenzuſtellen, was dem trofibebürfs
tigen Gemuͤth unter den mannigfaltigen niederſchlag enden
Erſcheinungen und Erfahrungen des Lebens Staͤrkung und
Erquickung, Erheiterung und Erhebung zu gewaͤhren, ſo
“
ganz ſich eignet. So konnen nun auch ble, denen es zur
ſchwer fällt, die zahlreichen Sammlungen der Reinhardſchen
Predigten ſich zu eigen zu machen, und die doch ſo gerne des
großen Mannes ſalbungsvolle, kraͤftig zum Herzen ſprechen;
de, Sorgen und Schmerzen ſtillende, Hoffnung und Freie‘ #
er veckende Worte vernehmen und auf ſich wirken laſſen mög:
ten, diefen ihren Lieblingswunſch erfüllt ſehen und in den
trüben Stunden, in welchen bange Zweifel, druͤckende Küm⸗
merniſſe und Leiden ihren Glauben anfechten, wankend
machen und umzuſtuͤrzen drohen, deſſen theilhaftig werden,
gh ihnen noth thut, um nicht zu verzagen und zu ver⸗
gehen. ?
+
Bei C. F. Oſtonder in Tübingen iſt erſchienen
55 in allen Buchhandlungen zu haben:
r. F. B. Osiander’s, Hofrath und Prof. in Göt—
tingen, Handbuch der Entbindungskunst.
2 Bände in 4 Abtheilungen. Gr. S. 1821 — 1818.
5 Thlr. 16 Gr.
Die Fortſetzung oder die letzte Abtheilung dieſes ge—
ſchaͤtzten Werkes erſcheint bald durch den Sohn des ſeeltgen
Verfaſſers, Herrn Prof. Friede Oſiander in Goͤttingen,
beſorgt; welches den Beſitzern dieſes Buches und den Freun⸗
den des verewigten Verf. zur Nachricht dienen mag.
Fuͤr Reiſende ſind ſo eben erſchienen:
Der Frau von Genlis Taſchenbuch für Rei
ſende. Geſpraͤche für das geſellſchaftliche
Leben, in deutſcher, franzöͤſiſcher, italteni⸗
ſcher, engliſcher, fpaniſcher und portugteſi⸗
ſcher Sprache. Nach der neunten engliſchen
Ausgabe von Cignani, bearbeitet von J. B. Fromm.
8. Geb. 1 Thlr. 12 Gr.
W. A. Lindau, Dresden und die umgegend.
Zweiter Theil. Auch unter dem Titel: Rundge⸗
maͤlde der Gegend von Dresden. Ein Weg⸗
weiſer durch das meißniſche Hochland oder die ſaͤchſiſche
Schweiz und das boͤhmiſche Grenzgebirge, die Gegenden
von Pirna, Koͤnigſtein und Gießhuͤbel bis Teplitz, von
Dohna, Altenberg, Freiberg, Chemnitz, Meißen, Großen⸗
hain, Elſterwerda, Camenz, Bauzen, Herrnhut und Zit⸗
tau. Zweite verbeſſerte Auflage. Mit einer neuen topos
graphiſchen Charte von Lehmann und Becker. 8. Geb.
1 Thlr. 16 Gr.
5 Fe Charte von Lehmann und Becker einzeln
1 r.
0 Hierzu:
C. A. und A. L. Richter, 70 maleriſche An- und
Ausſichten der umgegend von Dresden in
einem Umfreife von 6—8 Meilen; mit deutſchem
und: ee Text. 2te verbeſſerte Auflage. 4. Geb.
5 lr.
Desgleichen:
C. A. und A. L. Richter, 30 maleriſche An- und
Tusſichten von Dresden und den naͤchſten Umge⸗
bungen, zu dem Gemälde von Dresden, von W. A. Lin:
8 85 Zweite verbeſſerte Auflage. 4. Geb. 2 Thlr.
12 Gr. ;
K H. Nicolai, Wegweiſer durch die ſaͤchſiſche
Schweiz. Vierte umgearbeitete Auflage mit einer vers
beſſerten Reiſecharte. 12. Geb. 12 Gr.
In der Arnoldiſchen Buchhandlung und in allen
andern Buchhandlungen zu haben.
Fir Schulinſpectoren und Elementar-
Volksſchullehrer
iſt in unſerm Verlage erſchtenen und wieder in allen Buch⸗
handlungen zu erhalten:
vaturlehre für Bürger: und Volksſchulen
von J. G. Melos, Prof. und Lehrer am Land—
ſchul-Seminarium zu Weimar. Zweite vermehrte
und verbeſſerte Auflage. 8. 24 Bogen. 16 Ge.
oder 1 Fl. 12 Kr.
Der Werth dieſes Buches iſt vom Publicum bereits an-
erkannt und die Lit. 87g. für Deutſchlands Volksſchullehrer
(Jahrg. 1819, kſtes Qu. H., S. 63.) nennt die Erſchei
nung deſſelben eine wahre Bereicherung der pad a⸗
gogiſchen Literatur. Nach der AÜbſicht des Herrn
Verfaſſers iſt dieſes Lehrbuch eln Beitrag zur veligiöfen
Bildung des Volks, und daher wird der Blick des Leſers
immer auf das Höhere und Goͤttliche in der Natur
hingewendet, mit ſteter Bekaͤmpfung des verderblichen Aber⸗
glauben®. a Y
Ungeschtet der durch praktiſche Zuſaͤtze und Umarbeitun⸗
gen vermehrten Bogen zahl, bat die Verlagsbandlung den
Preis icht erhöht, um dadurch die weitere Einfuͤhrung die⸗
ſes ſchaͤzbaren Buches in die Schulen zu erleichtern und zu
befoͤrdern.
Geſchichte der Reformation fuͤr Buͤrger⸗
und Volksſchulen von J. G. Melos, Prof.
und Lehrer am Landſchul-Seminarium zu Weimar.
Ate verbeſſerte und vermehrte Auflage. Mit Luther's
Bildniß von Gubitz. 8. 1820. 10 Gr. oder
45 Kr.
Auch von dieſem ſchon hinlänglich bekannten Werkchen
hat unterzeichnete Buchhandlung die ausſchließliche Commiſ⸗
ſion übernommen und es mit obigem zugleich wieder an alle
Buchhandlungen verſandt. 5
Rudolſtadt, im Auguſt 1822.
Fuͤrſtl. pr. Hofbuch- und Kunſthandlung.
Seit f a d en
für den erſten Unterricht
in der
Formen⸗, Groͤßen⸗,
und
raumlichen Verbindungslehre,
oder
Vorüäbungen zur Geometrie.
Fuͤr Schulen.
Von
F. A. W. Dieſterweg,
Doctor der Philosophie und Director der koͤnigl. Schul
Lehrer: Bildungsanftalt zu Moͤrs.
Mit einer Steintafel
Elberfeld, Buͤſchlerſche Verlagsbuchhandlung.
1822. 4. 16 Gr.
Ein ſehr ſchaͤtzbares Werkchen für den Elementarlehrer,
dem es um die Geiſtesbildung feiner Schüler ein Ernſt iſt.
Lehrer, welche bisher noch nicht zu der Gewißheit gelangen
konnten, ob die Mathematik (nicht eine ſolche, wie das
Heer der Schulrechenbuͤcher fie lehrt) ein nothwendiger Ge:
genftand für Elementarſchalen ſei, welchen Rang fie unter
dieſen einnehme und wie ſie behandelt werden muͤſſe, wenn
fie den deabſichtigten Erfolg auf den Geift der Schulen
baben ſoll — ſolche Lehrer werden nach aufmerkſamer Durch⸗
ſicht dieſer Schrift nicht umhin koͤnnen, dem denkenden Ver⸗
foſſer herelſch zu danken, daß er fie zur klaren Einſicht und
völligen Ueberzeugung gebratıt hat. In Hinſicht auf merbos
diſche Behandlung dieſes Gegenſtandes zur intenſiben Geiſtes⸗
bildung wird im ganzen Umfarge der matbematiften Lite⸗
ratur ſawerlich ein Werk zu finden fein, daß dieſem gleiche
geßellt werden könnte. Der Verf fr hält die Venkkraft
des Schülers in ſteter Spannung; gibt durch verſtaͤndige
Fragen dem Gegenitande immer neuen Reiz; verſchofft dem
Schuler durch Häufig veraglaßte Selbſtverſuche das hohe
Veranugen, welches das Gefühl erhoͤherer Kraft und das
Gelingen eines Unternehmens gewaͤhren. In der Einleitung
finden die Leyrer eine ſcharfſianige und belehrende Beurthei—
lung der elementariſchen Bearbeitungen der Geometite, wel⸗
che in den letzten zwanzig Jahren erſchienen find. Der Ver—
foffee hat dadurch den Lehrern einen nicht geringen Dienſt
erwieſen, daß er ſie auf verſchiedene, vorzügliche geometriſche
Werke aufmerkſam macht, die ſeiner Schrift als Commentare
dienen koͤnnen. a
Jedem Lehrer, welcher in der Geometrie unterrichtet,
wird dieſe Schrift willkommen ſein, und Rec. wuͤnſcht von
ganzem Herzen, daß fie bald in den Händen recht vicker
Lehrer ſein moͤge.
Bei Goͤdſche in Meißen iſt erſchienen und in allen
Buchhandlungen zu haben:
Bock, D. A. C., Handbuch der praktiſchen
Anatomie des menſchlichen Koͤrpers oder
vollſtaͤndige Beſchreibung deſſelben nach der natuͤr—
lichen Lage feiner Theile. tſter Band: die allge—
meine Anatomie und die Beſchreibung des Kopfes
enthaltend; 1 Thlr. 18 Gr. 2ter Band: die Ber
ſchreibung des Rumpfes und der Extremitaͤten ent—
haltend; 2 Thlr. 20 Gr. E
Dieſes nun vollendete Werk wird nitt nur dem Arzte
und Wundarzte dadurch ſehr brauchbar, daß es die Theile
des menſchlichen Körpers in ihrem mitürlihen Zuſammen⸗
hange und nach ihrer Lage beſchreibt, ſondern erleichtert
auch dem Anfaͤnger in der Heilkunde und Wundarzneikunſt
das Studium in der Anatomie außerordentlich, auch ff es
vorzüglich dazu geeignet, dem curſirenden oder ſich auf Prü⸗
fungen vorbereitenden Canditaten zur leichtern Ueberſicht und
ſchnellern Repetition zu dienen.
Als ein treffliches Buch für das dem ernſtern Nach⸗
denken fähige Alter kann ich folgendes mit Ueberzeugung
empfehlen:
Maſ on
der
zur Selbſterkenntniß
nach der Izten Auflage uͤberſetzt von
Adolf Wagner.
Taſchenformat, auf Velinpapies, mit 1 Kupfer von Böhm,
Leipzig, 1822.
Elegant gebunden. 1 Thlr.
Wenn ein Werk durch 13 ftrrfe Auflagen hindurch ſich
fortdauernd in der Liebe des Publicums erhalten bat, fo bes
darf die neue Ueberſetzung wohl keiner weitern Empfehlung,
denn das wahrhaft gute wird überall geſchaͤtzt. Daß aber
ein Sprachkenner, wie Herr Adolf Wagner, die Ueberſetzung
gefertigt hat, buͤrgt für die Trefflichkett derſelben, und auch
ich glaube als Verleger dafuͤr geſorgt zu haben, daß das
Buch ſich in einer freundlichen und ſeiner wuͤrdigen Geſtalt
darbieten kann.
Friedrich Fleiſcher,
J.
Weg
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriſten.)
Ne. XXIII.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Xn nalen der Medictn in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Zeitgenoffen und den Jahrbüchern des Mag⸗
netismus in Oetav Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
„ Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart-Abdrucke berechnet 2 Gr.
Durch Mittheilungen von Freunden habe ich er—
fahren, daß man das von Einem Hohen Miniſterium
des Unterrichts gegen mich ergangene Verbot, Vor—
leſungen an der hieſigen Univerſitaͤt zu halten, an
mehreren Orten demagogiſchen Umtrieben zu
ſchreibt. Nach Pflicht und Gewiſſen erkläre ich hier—
auf, daß eine Beſchuldigung dieſer Art gegen mich
durchaus nicht erhoben worden, auch, da mein Leben
ſtets in ſtiller Zuruͤckgezogenheit nur den Wiſſenſchaf—
ten gewidmet geweſen iſt, nicht der Schatten eines
ſolſchen Verdachtes vorhanden fein kann. Bis jetzt
iſt mir hoͤheren Ortes nichts weiter mitgetheilt wor—
den, als daß die Veranlaſſung zu jener Maßregel in
der im vorigen November von mir herausgegebenen
„Grundlegung zur Phyſik der Sitten“ lie—
ge, welche „gegruͤndete Bedenklichkeiten“ erregt habe;
ob dieſelben von ſpeculgtiver oder von welcher Art
ſonſt ſind, daruͤber muß ich diejenigen, welche an die—
ſem rein wiſſenſchaftlichen Werke Theil neh—
men, ihren Vermuthungen uͤberlaſſen.
Berlin, den 15ten Auguſt 1822.
D. F. E. Beneke.
Neue naturhistorische Werke,
welche in letzter Ostermesse bei Unterzeich-
netem erschienen sind:
Sprengel, Kurt, neue Entdeckungen im gesammten
Gebiete der Pflanzenkunde. ster Band. Leipzig.
Gr. 8. Velinpapier 3 Thlr.; Schreibpapier 2 Thlr.
4 Gr. Alle 35 Bände auf Schreibp, 6 Thlr. 16 Gr.;
auf Velinpapier 9 Thl:.
Inhalt: 1 Species plant. min, cogn.
indicae a W. Roxburgh et a W. Carey, c. not. N,
Wallich et C. Sprengel. 3. Pflanzen in Clarke’s Rei-
sen. 4. Auszüge und Beurtheilungen aus 59 neuen
botanischen Werken,
Rasoumowsky, Comte de, Observations mineralogiques
sur les environs de Vienne. Gr.4. Avec 10 planches
colories. Vienne, 2 Thlr. 12 Gr.
Bojanus, L. H., Anatomia Testudinis Europaeae, fasc.
2us et ultimus. Cum Tab. XXI. Folio. Vilnae.
20 Thlr. Preis für das vollständige Werk mit
40 Hupfertafeln 40 Thlr.
Parergon, ad L. H. Bojani Anatomen Testudinis,
cranis vertebratorum animalium, scilicet piscium,
zeptilium, ayium, mammalium comparationem fa-
ciens, icone illustr. 4to, Vilnae, 16 Gr.
2. Epitome florae
Schrank, F. P., Plantae rariores Horti Acad. Mona-
censis. Fasc. 9 er 10. Monachäie. Imper. fol. Jedes
4 Thlr. 7
Hiermit ist dies schöne Prachtwerk, welches 100 ge-
mahlte Tafeln im grössten Format enthält, beendigt. Wer
bis Ostern 1823 ein vollständiges Exemplar bestellt, zahlt
nur 30 Thlr.
Schmidt, Karl, vollständige Naturgeschichte in litho-
graphirten Abbildungen. ister Band: Säugthiere,
mit 130 Tafeln; 8 Thlr. 2ter Band: Vögel, mit
140 Tafeln; 8 Thlr. Ster Band: Amphibien, mit
51 Tafeln; 3 Thlr. g Gr. 4ter Band: Fische, mit
17 TE; 2 Thlr. 16 Gr. Gr. 4. München. Zusam-
men 22 Thlr. .
Der 5te und 6te Band erscheinen im Laufe des näch-
sten Jahres. Dies Werk ist aus der bekannten Anstalt des
Prof. Mitterer hervorgegangen, Man darf also hier etwas
Gutes, und nicht Sudeleien, mit denen das Pußlicum öfters
hintergangen wird, erwarten.
Köck, Prof., anatomische. Abbildungen des mensch-
lichen Körpers. Besonders für bildende Künstler
erläutert. Mir 12 Steintafeln. Imp. fol. München.
2 Thlr.
Leipzig, im August 1822.
Fr. Fleischer.
Bei Gödſche in Meißen iſt erſchtenen und in allen
Buchhandlungen zu haben:
Hebe, Taſchenbuch zur Erhaltung der Ge—
ſundheit und Schoͤnheit. Ein Toilettenge⸗
ſchenk für gebildete Frauen. Von H. v. Marz
tius. 8. Geh. 21 Gr. FR
Man hat bie weibliche Schönheit öfters, und nicht ohne
Grund, mit einer Blume verglichen. Reizend und herz⸗
gewinnend ergoͤtzt ſie den Sinn in jugendlicher Fülle, aber
— ein Pfand der Vergaͤnglichkeit — fehlt ihr Dauer.
Nur zu fruͤh wird ſie ein Raub der unerbittlichen Zeit —
ſruͤher aber noch welkt fie dahin, wenn ſorgſame Pflege fie
nicht ſtuͤtzt oder den Geſetzen der Natur und Vorſicht ge⸗
ſpottet wird.
In gedrängtem Raume enthaͤlt dieſes Buch alles, was
zur koͤrperlichen und geiſtigen Ausbildung und Verſchoͤnerung,
zur Erhaltung der Geſundheit des weiblichen Geſchlechks
und zu deſſen moraliſcher Bildung nur irgend abzweckt; eben
ſowohl das diaͤtetiſche Verhalten von der früheften Kindheit
durch alle Alterſtufen. Beigefuͤgt find 75 unſchaͤdliche,
durch Erfahrung bewährte, leicht und wohl:
feil zu fertigende Schoͤnheitsmittel.
Faͤr Freunde Griechenlands.
rlechenland, das wieder erwachte und ſeines 0
En würzig ſich bewahrende, verdiente wohl, daß
Reichard — aneikcent Deutſchlands erſter Geograph —
es zum beſondern Gegenſtande feiner Forſchun gen wählte.
Dies iſt geſchehen; Jahre langer Fieiß hat alle Schwiersg⸗
keiten beſiegt und zwet neue Tafeln des Atlas antiguus
ſind entſtanden: ö 5 —
Hellas, Tessalia, Epirus. 16 Gr. fühl.
oder 1 Fl. 12 Kr. 1 5
Peloponnesus et Cyclades. 16 Gr, fühl. oder
— e |
die nichts zu wänfgen übrig laſſen; fie, geben Griechenland
wie es war. Ein anderes Blatt:
Der europaͤiſche Theil des tuͤrkiſchen Reichs von
E. G. Reichard. 1 Thlr. 12 Gr. ſaͤchſ. oder
2 Fl. 42 Kr.
gibt Griechenland wie es iſt. i
Wer Intereſſe an dem Schickſale Griechenlands nimmt
— und wer ſollte das jetzt nicht? — dem empfehle ich dieſe
vortrefflichen Charten. d :
Nuͤrnberg, im Auguſt 1822.
RO
Friedrich Campe.
Hierographie, oder topographiſch ſunchroniſtiſche Dar⸗
ſtellung der Seſchichte der christlichen Kirche in
Landcharten. Von A. W. Möller. ſtes Heft.
Gr. Fol. Elberfeld, 1822. Buͤſchlerſche Ber
lagsbuchhandlung. 1 Thlr.
Auf ſechs Charten gibt der Verfaſſer die Geſchſchte der
chriſtlichen Religion, von ihrem Entſtehen an bis 604 nach
Chriſti Geburt, und 6 Tabellen find, dleſen Charten beige,
füat, die Ueberſicht zu erleichtern. Es war die roͤmiſche
Welt, alſo ein großer Theil von Europa, Aſien und Africa,
in welcher das Chriſtenchum zuerſt Wurzel ſchlug, und
ſaͤmmtliche Charten ſtellen diefetben Laͤnder, aber jede immer
andere Begebenheiten dar. Der Freund des Chriſtentbuns,
beſonders der angehende Theolog uͤberſteht hier ſchnell das
gleichzeitige Wichtige, was vom Euphrat bis zu den Herku⸗
Jesfäulen, vom Nil bis nach London geſchah, in welche von
einander entfernte Gegenden das Chriſtenthum zu gleicher
Zeit kam, welche Irrlehrer neben einander die Kirche ver⸗
wuͤſtet, welche Gegenden Schupplaͤtze waren und blieben
u. ſ. w. Die Cyarten find reich, ohne mit. Oertern und
Erinnerungen überladen zu ſeyn, und der Druck iſt ſehr
deutlich. Noch 6 Charten erſcheinen moͤglichſt bald)
Neue Unterſuchungen des Keltenthums zur Aufhel⸗
lung der Urgeſchichte der Deutſchen, von D. J. G.
Radlof, Profeſſor in Bonn. Gr. 8. Elberfeld,
Buͤſchlerſche Verlagsbuchhandlung. 2 Thlr.
{ Es iſt bisher von uns gelernt und geglaubt und nach.
geſprochen worden, daß die Druifchen ro Jahre vor Chriſti
Geburt zuerſt der gebildeten Welt Kunde von ihrem Daſeln
gegeben. Was Caͤfar und Tacitus ſagten, hielt man für
das einzig mogliche Sagbere. Was frühere griechiſche
Schriftſteller, was Gelehrte, die der große Alexander auf
Entdeckungsreiſen ausſchickte, geſagt und wovon wir freilich
leider nur dürftige e haben, ward wentg gewürdigt.
Vorliegendes Buch enthalt Forſchungen über Kelten und
Germanen, Über den fruͤhern religidſen Zuſammenhang des
Nordens mit griechiſchen Orakeln, uͤber Reifen deutſcher
Prieſter nach Griechenland. Wenn wir bisher glaubten,
unſere ganze Kultur komme aus dem Oſten, ‘fo ſehen wir
hier, daß die erſten Unſterdlichkeitslehrer der Griechen aus
dem Norden zu ihnen gekommen find. Schaudernd über eine
von Römer zertretene ſchoͤne Welt ſtaunte der Grieche ob
den Germanen, das Räthſel ſich nur dadurch loͤſend: unbe⸗
ſiegbar ſtehen ſie in der Schlacht, denn fie glauben, des
Pythagoras Lehren getreu, Unſterblichkeit und kuͤnftige Ver:
geltung. b
Dies Buch zeigt uns alſo mehr als ein anderes das
ehrwuͤrdige Alterthum des deutſchen Volks und zugleich, wie
vieles in unſerer Spracke aus jenem Alterthume noch lebt
und uns an laͤngſt entſtrömte Zeiten knuͤpft. a
Der Charakter und die Beſtimmung des Mannes,
von D. Fr. Ehrenberg. Zweite Auflage. 8.
Elberfeld, 1822. Buͤſchlerſche Verlagsbuch⸗
handlung. 1 Thlr. 20 Gr. ir
Schon die Nothwendigkeit der zweiten Auflage beweiſet,
daß dies Werk in dem Kreiſe, fuͤr welchen es beſtimmt war,
gewirkt hat. Der Verfaſſer hat dieſe Ausgabe noch reicher
ausgeſtattet, und über das Ideal aͤchter Maͤnnlichkeit, über
männliches Selbſtdenken, Über Menſchen- und Weltkenntniß,
Behandlung der Einbildungskraft, ͤſthetiſche Bildung, ‚über
Handeln nach Grundſätzen, Entſchloſſenheit, waͤnnlichen
Muth, männliche Feſtigkeit, Kraft, über Ernſt, Enchuſias⸗
mus und Weisheit, edles Selbftgzfühl, Thaͤtigkeit des Man⸗
nes findet ſich hier ſo vieles, was im einzelnen anzieht und
zuſammengeſtellt als Ganzes das Ganze im Menſchen er⸗
greift und ordnet, ſo daß wir dies Werk, welches den Na⸗
men eines berühmten Verfaſſers trägt, nicht weiter noͤthig
haben zu empfehlen. —
*
In der letzten Meſſe iſt fertig worden: Fruit
Homeri Alias, graece et latine, Opera Hageri, re-
cens. Wolſtande adcommodata. Vol. II edit,
quinta.,
womit nun der ganze Homer wieder vollſtaͤndig zu haben
iſt. Der griechtſche Text iſt in dieſer Auflage (von der
Odyſſte die vierte) mit einer ganz neuen, dem Zuge mehr
zuſagenden Schrift gedruckt und nach der neueſten Auflage
der Wolfſchen Ausgabe revidirt und forgfältig corrigirt wor⸗
den. Das Ganze, aus 105 Bogen beſtehend, koſtet nur
3 Thir. 16 Gr., und die Ilias und Odyſſee jede einzeln
1 Thlr. 20 Gr., wofür ſolche in allen Buchhandlungen zu
bekommen ſind.
Chemnitz, im Auguſt 1822. .
Wilhelm Starke.
1 1
In der univerfitäts- Buchhandlung zu Koͤ⸗
nigsberg in Preußen iſt erſchienen: 0
Beſſel, F. W., aſtronomiſche Beobachtun⸗
gen auf der koͤnigl. Univerſttaͤts-Sternwarte in
Königsberg. (te Abtheilung: vom 4ſten Ja⸗
nuar 1819 bis 31ſten December 4820. Folio.
5 Thlr. 16 Gr. ; r
Diefe Abtheilung enthält die mit dem prachtvollen
Reichenbachſchen Meridtankreiſe, im erſten Jahre ſeiner
Aufſtellung gemachten Beobachtungenz ſie iſt die erſte voll⸗
ſtaͤndige Beobachtungsreihe, welche von einem Inſtrumente
dieſer Art bekannt wird, und gewaͤhrt daher das doppelte
Intereſſe, welches aus den Beobachtungen ſelbſt und aus
der Trefflichkei des Inſtrumente hervorgeht, von weccher
man mit Recht ſehr weſentliche Fortſchritte der prakliſchen
Aſtronomie erwarten dorf Der Verfaſſer hat in dieſer Ab⸗
theilung die Maßregeln auseinander geſetzt, welche er theils
bei der Aufſtellung des neuen Inſtrumentes ergriffen, theils
angewandt hat, dieſelbe zu prüfen und die in Rechnung
zu bringenden Verbeſſerungen zu beſtimmen; er iſt uberall
bemüht geweſen, die Beobachtungsmethoden einer neuen,
ſtrengen Kritik zu unterwerfen und die ſeinigen genau und
deutlich vor Augen zu legen. Auch gibt er Fafeln für die
ſchendaren Derter des Ursae minoris, ähnlich feinen
fruͤhern Polarſterntafeln; dieſen Stern hat er dem Polar⸗
ſterne an die Seite geſetzt, um dadurch die Aufſtellung der
Juſtrumente gegen den Pol mit noch mehr Leichtigkeit und
Sicherherheit als bisher zu erforſchen.
Neue vorzuͤgliche Schriften für Naturfor⸗
ſcher, Mineralogen, Botaniker, Forſtmaͤn⸗
ner, Technologen u. ſ. w.
D'Aubuiſſon de Voiſins, Geognoſie oder Dar:
ſtellung der jetzigen Kenntniſſe über die
phyſiſche und mineraliſche Beſchaffenheit der
Erdkugel; deutſch bearbeitet von J. G. Wiemann.
Zweiter und letzter Band, mit einer Kupfer⸗
tafel. Gr. 8. 3 Thlr.
Der erſte Band koſtet 2
vorigen Jahre erſchienen.
D. G. Ficinus, Flora der Gegend um Dresden.
use und legte Abtheilung: Kryptogamen. 8.
Mit 3 Kupfertafeln. 2 Thlr.
Der erſte Shell enthalt die Phansrogamen und koſtet
2 Thlr.
Dazu als Anhang:
E. Schmalz, die Gattungen der um Dresden
wildwachſenden und auf Aeckern gebauten Pflanzen, in
einer tabellariſchen Ueberſicht. In lateiniſcher und N
ſcher Sprache. Fol. Broch. 1 Thlr.
H. Cotta, die Verbindung des Feldbaues mit
dem Waldbau, oder die Baumfeldwirthſchaft.
A2te und Zzte Fortſetzung oder ztes und ꝗ4tes Heft des Gan⸗
zen. Gr. 8. 1 Thlr. 8 Ge. Alle vier Hefte, welche
den erſten Band ausmachen, 2 Thlr. 8 Gr.
Ch. G. Krebs, Anſichten von der Behandlung
der Erdrinde, in Abſicht auf Frucht⸗ und
Holzerziehung Ein Beitrag zue Cottaiſchen
ee eee Mit 1 Kupfertafel. Gr. 8.
1
G. . Hollunder, die zweckmäßigſte Zinkfabri⸗
cation bei Steinkohlenfeuerung. In naͤchſter
Bezie dung auf Sachſen, als eines neuen und nuͤtlichen
Induſirlezweiges fuͤr dieſes gewerbfleißige Land, und
außerdem für alle Bergwerks⸗Gegenden, welche ihre
Blende oder andere zinkhaltige Foſſilien und Producte auf
eine wohlfeile und einfache Art zu Gute zu machen wuͤn⸗
ſchen. Mit 1 Kupfertefel. 8. Broch. 12 Gr.
Fr. Mohs, Grundriß der Mineralogie. Erſter
Band, mit 5 Kupfertafeln. Gr. 8. 4 Thlr.
E. M. Schilling, Lehrbuch des gemeinen in
Deutſchland giltigen Forſt⸗ und Jagdrechts.
Gr. 8. 2 Thlr.
D. G. H. Schubert, die urwelt und die Fir⸗
ſterne. Eine Zugabe zu den Anſichten von
der Nachtſeite der Naturwiſſenſchaft. Gr. 8.
2 Thlr.
Dresden, im Jult 1822.
Arnoldiſche Buchhandlung.
Thlr. 12 Gr. und iſt im
Mediein.
Bei C. H. F. Hartmann in Leipzig iſt neu er⸗
ſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Ueber den Steinſchnitt durch den .
darm, nach Sanfon und Vacca Der:
linghieri. Aus dem Franzoͤſiſchen aber und
mit einigen Anmerkungen verſehen von D. L. Cerutti
in Leipzig. Mit 1 lithographiſchen Abbildung.
18 Gr. f
Neue Buͤcher. 1822.
Calderon, Schauspiele. Vter Band. Aus dem Spanischen
von Gries. Enthält: Dame Kobold und der Rich-
ter von Zalamea. Gr. 8. 2 Thlr.; auf-weissem Pa-
pier 2 Thlr. 12 Gr.
Richter, die specielle Therapie. IXter und letzter
Band: das Register und Literaturangabe. Gr. 8.
1 Thlr. g Gr.
Alle 9 Bände koſten 25 Thlr. 4 Gr.
— — 2 aus diesem grossen Buche. Besagpt
durch G. A. Richter, in IV mässigen Bänden. Iter
Band: die acuten Krankheiten vollständig. Gr. 8.
2 Thlr. 12 Gr.
Ballif, Guide journalier pour servir a l’embelissement
et a la conservation des Dents. 8 Gr.
— Anleitung zur Erhaltung der Zähne. 8 Gr.
Tölken, E. H., uͤber das verſchiedene Verhältniß der an⸗
tiken und modernen Malerei zur Poeſie, ein Nachtrag zu
Leſſing Laokoon. Gr. 8. 6 Gr.
Vater, J. S., Anbau der neueſten Kirchengeſchichte.
Iltes Baͤndchen. Gr. 8. 18 Er.
Eſchenburg, Grundzüge der griechiſchen und röͤmiſchen
Fabelgeſchichte. Ate Auflage. 4 Gr.
Grieben, kurzer Abriß der deutſchen Geſchichte, nach
gag Fuͤr Schulen. 8 Gr.
Nicelaiſche Buchhandlung in Berlin
und Stettin.
Neue Verlagswerke
5 von
Joſeph Engelmann in Heidelberg,
welche in allen Buchhandlungen zu haben ſind:
Schreibers, A., Auszug aus ſeinem Handbuche fuͤr Reiſende
am Rhein; enthaltend die Rheinreſſe von Mainz bis Duͤſ⸗
ſeldorf. Nebſt einem eigenen Anhange, die Mainreiſe von
Mainz bis Aſchaffenburg enthaltend. Mit einer Charte.
Ausgabe fuͤr 1822, mit den nöthigen Zuſaͤtzen und Ver⸗
beſſerungen. Geb. in Futteral. 2 Thlr.
— — Handbuch fuͤr Reiſende nach Baden, im Großher⸗
zogthum, in das Murgthal und in den Schwarzwald.
Nebſt einer Auswahl von Sagen aus dem alten Allema⸗
nien. Mit einer Anleitung Zum wirkſamen Gebrauch der
Baͤder in Baden. Ausgabe für 1822. — Zuſaͤtze: 1. Ver⸗
aͤnderung in Baden und deſſen nähern und fernern Um⸗
gebungen. 2. Mancherlei Notizen für Fremde. 3. Ge⸗
maͤlde des Badelebens. 4. Gedichte von A. Schreiber und
M. v. Schenkendorf auf Baden. Auf franz. Velinpapier,
mit einer neuen Charte und 9 Anſichten von Prima veſi,
mit allegor. umſchlag, broch., 4 Thlr.; auf Velinpapier,
ohne die Inſichten mit Titelkup fer und Charte, 2 Thlr.
8 Gr.; dito auf Druckpapier 2 Thlr.
ern, Helmina von, Hanbbuch für Reiſende nach Hei⸗
RL feine umgebungen, nach Mannheim, Schwetzin⸗
gen, dem Odenwalde und dem Neckarthale. Aus gabe fuͤr
1822. Mit Zuſatzen und den neueſten Veranderungen,
und einem Vorſchlag zu genußreichen Spatziergaͤngen, groͤ⸗
ßern Wanderungen und Reiſen aus Heidelberg. Auf Ve⸗
linpapier, mit 24. Anſichten, 4 Planen und r Charte,
broch., 4 Thlr.; dito, ohne die 24 Anſichten, 2 Thlr.
Schreiber, A., malerlſche Reife am Rhein, von den Vo⸗
geſen bis zum Siebengebirge. Mit 40 von Prof. Roux
nach der Natur aufgenommenen und rad. Blaͤttern. Fol.
Schön geb. In Futteral. Fol. 16 Thlr.
Der Rheingau bis Bingen. In 6 Anſichten nach der Natur
gezeichnet und rad. vom Prof. Roux. Fol. 2 Thlr.
16 Gr.
Der Rhein von Bingen bis Coblenz, in 12 Anſichten nach
der Natur gezeichnet und rad. vom Prof. Roux. Fol.
5 Thlr. 8 Gr.
Schlever, F. J., Lebens⸗ und Formgeſchichte der Pflan⸗
zenwelt. Grundzüge feiner Vorleſungen über die phyſio⸗
logiſche Botanik. Handbuch für feine Zuhörer und für
gebildete Naturfreunde. 8. I Thlr. 14 Gr.
Keyſerlingk, D. H. W. E. von, Entwurf einer vollſtaͤn⸗
digen Theorie der Anſchauungsphiloſophie. 8. 2 Thlr.
Biographie, neue, der Zeitgenoſſen, oder hiſtorlſch⸗ vrag⸗
matifhe Darſtellung des Lebens aller derjenigen, die ſeit
dem Anfange der franzoͤſiſchen Revolutton bis auf gegen⸗
wärtige Zeit Beruͤhmtheit erlangt haben. Von A. V.
Arnault und andern Gelehrten u. ſ. w. Aus dem Franz.
mit Anmerkungen von Carl Geib. Zter Band, ıfles Heft.
8. 18 Er.
Herabgeſetzter Preis
des naturhiſtoriſchen Prachtwerkes:
Horae physicae Berolinenses, collectae ex sym-
bolis virorum doctorum: H. Linkä, C. A.
Hudolphi, W. F. Klugü, C. G. Neesü ab
Esenbeck, Fr. Ottonis, A. a. Chamisso, Fr.
Hornschuchü, D. a Schlechtendal et C. G.
Ehrenbergü, edi curavit D» C. G. Nees ab
Esenbeck, cum tabulis aeneis XXVII. Gr. fol.
1820. Bonnae, apud A. Marcus. — Fruͤherer
Preis mit illuminirten Kupfern 12 Thlr.
12 Gr.; herabgeſetzter Preis 6 Thlr. 16 Gr.;
mit ſchwarzen Kupfern 4 Thlr. 12 Gr.
Mehrfachen Wuͤnſchen zu entſprechen, hat der Verleger
eine Anzahl Exemplere zu den obigen Preiſen beſtimmt, für
welche das Werk bis Oſtern 1823 durch alle Buchhandlungen
zu erhalten iſt. — Spater tritt der Ladenpreis wieder ein,
ſo wie auch dann ſchon, wenn die beſtimmte Anzahl Exempl.
fruher ſchon vergriffen ſein ſollte.
Bei W. Wallis, Buchhaͤndler in Conſtanz, find
im Laufe dieſes Jahres folgende neue Buͤcher er—
ſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Illert, C., Gedichte. 8. 1822. Broch. 9 Ge.
Nikolaus Kopernikus, dargeſtellt von D. J. H.
Weſtphal. Mit dem Bildniffe des Kopernikus. 8.
1822. Broch. 14 Gr.
Sauter, D. F. M., die gaͤnzliche Exſtirpallon der carci⸗
nomatöfen Gebärmutter; mit näherer Anleitung, wie dieſe
Dperation gemacht werden kann. Mit 2 Kupfertafeln.
8. 1822. 22 Gr.
—
Weſſenberg, J. H. v., die Auferſtehung unfers Herrn.
Eine Betrachtung an Seinem Grabe. Mit Titelkupfer und
Vignetten. 8. 1822. Geb. 18 Br.
— — das heilige Abendmal. Mic Titslkupfer und Vig⸗
netten. 8. 1822. Geb. 18 Gr.
Es iſt erſchienen:
Hermes, kritiſches Jahrbuch der Literatur. Ztes
Stuͤck für 1822. No. XV der ganzen Folge.
(Preis des Jahrgangs von 4 Heften 10 Thlr.)
Leipzig, den 22ſten Auguſt 1822.
F. A. Brockhaus.
In der And reaͤſchen Buchhandlung in Frankfurt
a. M. iſt erſchienen: .
Lebens ans i c ht e n.
Ein 8 2
Buch für Jünglinge.
Vom
Verfasser der Bruchstücke zur Menschen- und
Erziehungskunde religiösen Inhalts.
1821. 8. 1 Thlr. g Gr.
Erfahrungen,
Meinungen und Berathungen.
; Vom
Verfasser
der
Ein Buch für Jünglinge.
1 Thlr. 12 Gr.
Lebens ansichten.
1821. 8.
Bei Franzen und Große in Stendal iſt ſo eben
erſchienen:
Dr. Ioh. Herrm. Becker’s Versuch einer allge-
meinen und besondern Nahrungsmittelkunde.
Mit einer Vorrede von Dr. S. G. Vogel. 2ter
Theil: Darstellung der Nahrungsmittel der
Menschen nach alphabetischer Ordnung. 2te
Abtheilung. B — Brezoles. Gr. 8. 2 Thlr.
12 Gr. N
Mehrere Beurthellungen in den kritiſchen Blättern haben
der früher erſchienenen Theile dieſes mit Sorgfalt bearbet⸗
teten Werks hinlaͤngich anerkannt und wir enthalten uns
daher jeder weitern Anempfehlung; der Preis fuͤr die bis
jest erſchienenen 5 Theile iſt 10 Thir. 6 Gr., wofür dieſel⸗
ben in allen Buchhandlungen zu erhalten ſind.
Es iſt erſchienen:
Allgemeine medicinische Annalen für 1822. 7ies Heft.
(Preis des Jahrgangs von 12 Heften 6 Thlr. 16 Gr.)
Sfis von Oken für 1822. 7tes Hef“. (Preis des Jahr⸗
gangs von 12 Heften mit vielen Kupfern 8 Thlr.)
Leipzig, den 22ſten Auguſt 1822.
F. A. Brockhaus.
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
N. XXIV 182.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations : Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag:
netismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebra ht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Neue Folge des Converſations-Lexicons.
Zweite Lieferung.
Ich beeile mich, dem Publicum das Fertigwerden der
zweiten Lieferung des Conv. Lex. Neue Folge anzuzeigen.
Die dritte wird noch beſtimmt im November und die vierte
im Februar 1823 erſcheinen.
Das Ganze wird aus 8 Lieferungen beſtehen, die an
200 Bogen enthalten werden und die aͤußerſt billigen Praͤ—
numerationspreiſe, zu welchen es bis nach voͤlligem Erſcheinen
zu beziehen iſt, ſind folgende:
Nr. 1, auf gutem Druckpapier 4 Thlr. 16 Gr. oder 8 Fl.
24 Kr. rhein.
— 2, — — Schrbp. 6 Thlr. 8 Gr. od. 11 Fl. 24 Kr. rh.
— 3, — — Druckpap. in Median-Format mit erwei⸗
terten Stegen 7 Thlr. 12 Gr. oder 13 Fl.
30 Kr. rhein.
— 4, — feinem franz. Papier in demſelben Formate
9 Thlr. oder 16 Fl. 12 Kr. rhein.
— 5, — ganz feinem franz. Velinpapier in demſelben
Formate 12 Thlr. oder 21 Fl. 36 Kr. rh.
— 6, — Schreibpapier in 4. Forme 12 Thlr. oder
21 Fl. 36 Kr Ye.
Von letzterer Wrsaape find nur 12 Exempl. gedruckt.
Sowohl See als Schrift find bei allen 6 Ausgaben gleich,
und nür im Formate und Papier liegt der Unterſchied.
Die erſten ro Bände des Conv. Lex., von denen zu
Anfang dieſes Jahres der Zte, ſorgfaͤltig verbeſſerte Abdruck
der sten Auflage erſchien, find zu folgenden Preiſen zu
erhalten:
Nr. I, auf gutem Druckpap. 12 Thlr. 12 Gr. oder 22 Fl.
30 Kr. rhein.
Schreibpapier 18 Thlr.
33 Fl. 45 Kr. rhein.
Druckp. in Median⸗Format mit erweiter⸗
5 ten Stegen 22 Thlr. oder 39 Fl. 36 Kr. rh.
— 4 und 5 fehlen bereits.
— 6, auf Schreibpapier in 4. Format 30 Thlr. oder
54 Fl. rhein.
Von letzterer Ausgabe ſind nur noch wenige Exempl.
vorraͤthig.
18 Gr. oder
— 2, — —
— 3, — —
In allen Buchhandlungen iſt ubrigens ſowohl das Haupt⸗
werk in 10 Bänden, als die neuen 2 Bände zu erhalten.
Privatperſonen, die ſich direct an den Verleger wenden
und den Betrag der Beſtellung gleich beifügen, erhalten bei
einem Betrage von wenigſtens 75 Thlr. 142 pr. C. Rabatt.
Leipzig. F. A. Brockhaus.
Um dem Publicum einen Begriff von dem Reichthum
und der Mannichfaltigkeit der neuen Folge des Conv. Lep.
zu geben, theile ich das Verzeichniß der wichtigſten in der
erſten Abtheilung oder den erſten 2 Lieferungen enthaltenen
Artikel mit.
A.
Abbot. — Aberdeen. — Abracadabra. — Abruzzen. — Ac⸗
cum. — Acerbi. — Achard. — Acta eruditorum. —
Acta sanctorum. — Actenverſendung. — Actium. — Ac⸗
tuarius. — Adel. — Adelskette. — Adelung. — Adreſſe.
— Adrian (Päpfte). — Adrianopel. — Adule, adulita-
niſcher Marmor. — Affe. — Afghaniſtan. — Afranceſados.
— Afrika. — Afrikaniſche Geſellſchaft. — Agathokles. —
Aeginetiſche Statuen. — Agriculturchemie. — Aegypten. —
Ahnenprobe. — Akerblad. — Aland. — Alb. — Albani
(rom. Familie). — Albanien. — Albano. — Albert Caſi⸗
mir. — Albertusthaler. — Albrecht. — Alderman. — Al⸗
dinen. — Aldini. — Aleſia. — Alexander Severus. —
Alexander J. — Alexander (Paͤpſte). — Alexandrien,
alexandriniſche Schule, alexandriniſches Zeitalter. — Alexan⸗
driniſcher Coder. — Algardi. — Algen. — Ali (Paſcha
von Janina). — Allix. — Alopeus. — Alpenpflanzen,
Alpenwirthſchaft. — Alpenſtraßen. — Altenſtein. — Al⸗
tenzelle. — Altera pars Petri. — Alter ego. — Alter⸗
thuͤmer. — Ambroſtaniſche Bibliothek. — Ambroſio. —
Amalungen oder Amelungen. — Amen. — Amerika. —
Amiens (Friede zu). — Amme. — Ammon. — Amneſtie.
— Amoros. — Amt, Amtsverhättniffe, Amtsentſetzung.
— Amtmann. — Anatomiſche Präparate. Ancillon. —
Andacht. — Andre. — Angelus Silesius. — Angeſicht
oder Geſicht. — Angleſea. — Anhaltiſche Enclavenſache.
— Anich. — Anklage. — Ankyloſis. — Anlage. — Ans
laͤndung, Landanwachs. — Annalen. — Anno. — An⸗
ſchlag. — Ansgar. — Anſpruͤche. — Anſtett. — Antar.
— Anthing. — Anthropophag. — Antichriſt. — Antino⸗
mismus. — Anweiſung. — Apel. — Apokataſtoſe. —
Apollinarismus. — Apologie. — Appellation. — Appel⸗
lationsgerichte. — Appelius. — Appetit. — Aprilſchicken.
— Arakatſcha. — Aranjuez. — Araukanen. — Arbeit. —
Arbiter. — Archangel. — Archidiaconus. — Aremberg. —
Aretin. — Argenſon. — Arguelles. — Aria, Areia. —
Ariſtokratismus. — Armeniſche Literatur. — Armuth,
Armencolonien. — Arnauld. — Arnault. — Arndt. —
Arnim. — Arnold. — Arnoldi. — Arnould. — Arnſtein.
— Arreſt. — Artigas. — Artillerie. — Aſchaffenburg. —
Aſcenſion. — Askanien. — Asklepiaden. — Aſtolk. —
Aſſalini. — Aſſemannj. — Aſſiſen. — Aſtralgeiſter. —
Aſturien. — Athem. — Athen. — Atterbom. — Aubaine
(Droit d'). — Auerbach. — Auersberg. — Aufenthalte =
und Sicherheitscharten. — Auffuͤhrung. — Aufſchrift, In⸗
ſchrift. — Auger (Athanaſe). — Auguſt, Prinz von
Preußen. — A und O. — Aurich. — Ausgrabungen. —
Auslieferung. — Ausnahmegeſetze. — Ausſteuer, Ausſtat⸗
tung. — Auswanderung. — Ausweichung (muſikaliſch). —
Autenrieth (Kanzler). — Auteuil. — Autopſie. — Aven-
ture grosse. — Axum, axumitiſcher Marmor. — Ayrer.
— Azais. — Azincourt (Schlacht bei).
.
Babylon. — Baccalaureus. — Bacciocchi. — Baden. —
Badiſche Landſtaͤnde. — Baggeſen. — Bajae. — Bajus
oder de, Vay (Michael). — Balbi. — Balcan. — Bar
duin III. — Ballei. — Balleſteros. — Bande noire. —
Bandit. — Bank. — Banquet. — Baphomet. — Barbier. —
Bardeſanes. — Baring. — Barker. — Barock. — Baronius.
— Barre (juridiſch). — Barre Chevalier de la). — Bar⸗
tels. — Barth. — Barton. — Bartſch. — Basculeſyſtem.—
Baſel (Kirchenverſammlung). — Baſilides. — Baſis. —
Baſtille. — Baſtion. — Baktalha.— Bauchredner. —
Baudin. — Baumwollenzeuge. — Bapyeriſche Landſtaͤnde.
— Beauharnois. — Beaulieu. — Bechſtein. — Beck. —
Beckedorff. — Becker. — Bedmar. — Beer (Michel) und
Familie. — Begaſſe. — Begrüßung. — Behr. — Beigel.
— Bekker. — Bekleidungsmateriallen. — Belem. — Bel⸗
lamy (Jacob und Georgia Anna). — Belzoni. — Benedict
(Haͤpſte). — Benecke. — Benno der Heilige. — Bensley.
D Bentham. — Bentivogiio. — Benzenberg. — Beob⸗
achtung. — Berey. — Berg. — Bergaſſe. — Bergprofil.
— Bergrecht, Bergregal. — Bergwerke. — Berini. —
Berlin. — Bernhardi. — Vernſtorff. — Berry. — Ber:
ſerker. — Berſtelt. — Berzelius. — Beſſarabien. — Beſ⸗
ſel. — Beſteuerung. — Beten. — Betfort. — Bettel⸗
weſen. — Beuther. — Bevölkerung. — Beza. — Biagioli.
— Bibel. — Bibelgeſellſchaften. — Bibliographie. —
Bibliothekar. — Bignon. — Bilderdyk. — Bill,
Billa. — Bingley. — Blacas. — Blanken. — Blaͤſſe.
— Blauſaͤure. — Blindenanſtalten. — Blomfield. —
Blume. — Blumenſprache. — Bluͤmner. — Blutegel.
— Blutgeld. — Boͤckh. — Böhme. — Bogdanowitſch. —
Bolivar. — Bollmann. — Bombelles. — Bonaventura.
— Bondy. — Boner. — Bonifaz. — Bonn — Bonſtet⸗
ten. — Borch. — Borgheſe. — Borgondio. — Borromeo.
— Borſtell. — Borry de Saint Vincent. — Boſſcha.
Boſcowich. — Boſe. — Boſſi. — Boswell. — Botanik —
Botaniſche Garten. — Botta — Botocuden. — Botzen. —
Boucher. — Bouilly. — Boulogne (bois de). — Bourbon
(Cardinal). — Bourbon (Haus). — Vouterwek. — Boyen.
— Boyer. — Bracteaten. — Brabham. — Braſilien. —
Braunſchweigiſche Laubſtaͤnde. — Bray. — Brée. —
Breislak. — Breislakſches Syſtem der Geologie. — Bre⸗
men. — Brentano. — Brescia. — Breslau — Bret⸗
ſchneider. — Brief, Briefſtyl, Briefſteller, Briefſamm⸗
lungen. — Brieftaube, Brieftaubenpoſt. — Brinkmann
(Carl Guſtav von). — Broeckhuizen. — Broglie. —
Brown. — Bruͤdergemeinde. — Brun. — Brunet —
Brünings — Brund. — Brüffel, — Bucher. — Buch⸗
holz. = Büchernachdruck. — Buddha, Buddhaismus. —
Buenos⸗Ayres. — Buen Retiro. — Bugenhagen. —
Bujukders — Bulgarien. — Buͤlow. — Buͤnau. — Bun:
desfeſtungen. — Buonaparte. — Bureaukratie. — Burg,
Ritterburg. — Birg — Bürger (Eliſabeth). — Burckard
Waldis. — Burkhardt. — Burſa. — Burſchenſchaft. —
Buttmann — Burhöwden. — Byron. — Byzantiner. —
Byzantiniſche Kunſt.
C
Cabinets⸗Juſtiz, Cabinets⸗Inſtanz. — Cabinets⸗Ordre. —
Cachet (lettres de). — Cachemir- Ziege. — Caffarelli.
— Caffe. — Cajus. — Calabria. — Calamata. — Cal⸗
derari. — Caledoniſcher Canal. — Calixtus (Paͤpſte). —
Calliſen. — Calkar. — Calkoen. — Calviſius. — Cam:
bronne. — Cammern der Volksſtaͤnde. — Campbell. —
Camuccini. — Candelaber. — Candia. — Canga-Arguel⸗
les. Cannemann. — Canning. — Canopen. — Canofa
(Herzog von). — Canael. — Capetinger. — Capellen. —
Caplan. — Capo d'Iſtrias. — Caraccas. — Carascoſa.
— Carbonari. — Cariati. — Carignan. — Carl Theodor.
— Carl Auguſt. — Carl XIV. Johann. — Carlin. —
Carlsbader Beſchluͤſſe. — Caroline, Königin von Neapel.
— Caroline, Königin von England. — Caroline, Königin
von Dänemark. — Carton. — Caſanova. — Caſſations⸗
gericht. — Caſteleicala. — Catacomben. — Catecheten⸗
—
ſchulen. — Cattaneo. — Caxton. — Celtes (Conrad).
Cent jours. — Centre (le). — Chaban. — Chabext.
Chalcedon. — Chalotais. — Chambre introuvable.
Chamiſſo — Champ d'Aſyle. — Champagner Wein
Charlemont und Givet. — Charleroy. — Charta magna.
— Charte. — Charte constitutionelle von Frankreich.
— Cypateaubriand — Chauvelin (Frangois). — Chemie.
— Chezy urd deſſen Gattin. — Chile. — Chiliasmus. —
Chimay. — Chironomie. — Chlorin Chriſtoph der
Kämpfer. — Chronik. — Cicognara. — Civilbaukunſt. —
Civilliſte.— Clan. — Clarc. — Clarke. — Claſſenſteuer —
Claſſtker der Alten. — Clauſewitz — Clemens (Titus Flavius).
— Clemens (Paͤpſte). — Clöture (lä). — Cloud (St.). —
Codes (les cing). — Coleridge — Coͤleſtinus (Paͤpſte) —
Collegiaturen. — Collin (Matthäus Edler von). — Co⸗
lonne. — Colquhoun Columbia. Comnenus —
Componiſten der neuern Zeit. — Concordat. — Gongeftion,
— Conſequenz. — Conſtabler. — Conſtant de Rebecque.
— Conſtantinopel. — Conſtitution. — Conſtitutionen als,
Tendenz der Zeit. — Conſtitutionelle Ideen. — Conſti⸗
tutionelle Inſtitutionen. — Conz. — Corai. — Cornwall.
— Corporationen — Corpus juris. — Correa de Serra.
— Cortes — Coſel (Graͤſin von). — Côté droit, Core.
gauche. — Courbière. — Cotta. — Crabbe. — Cramer.
— Groth. — Cubach. — Culloden. — Curran. — Cur⸗
rende. — Curland. -
Anhang zur erſten Abtheilung, Artikel enthaltend,
welche die Glaubenslehre und Verfaſſung der roͤmiſch—
catholiſchen Kirche betreffen.
(Von einem Catholiken bearbeitet.)
Ablaß. — Abendmahl. — Buße (Bußanſtalt der catholiſchen
Kirche), — Canon der heiligen Schriften. — Canoniſches
Recht — Gatholicismus I. Glaubensgrund deſſelben.
II. Lehre deſſelben III. Kirchenverfaſſung deſſelben.
IV. Verhältniß der Kirche dam Staate. — Coͤlibat. —
Concilium. — Coſtnitz. — Dogmarit. 80
Ankündigung.
Im Jahr 1822 erſchten von der Akademie der Wiſſen⸗
ſchaften zu Stockholm zum erſtenmale:
Jaͤhrliche Berichte uͤber die Fortſchritte
der Wiſſenſchaften.
Berzelius lieferte den Bericht über die phyſiſchen
Wiſſenſchaften, nam: Phyſik und unerganifhe Chemie,
mineralogiſche Chemie und Mineralogie, vegetabiliſche Che⸗
mie, thieriſche Chemie, Geoſogie — wovon eine Ueberſetzung
unter der Preſſe iſt und in kurzer Zeit bei Unterzeichnetem
erſcheinen wird.
Tubingen, den 1ꝗten Auguſt 1822.
H. L aup p.
In der Univerſitäts⸗ Buchhandlung zu Kö⸗
nigsberg in Preußen iſt erſchienen: 3 RN
Kaͤhler, D. A. L., über Religionsduldſam⸗
keit und Religionseifer. Zwei Predigten, ge—
halten in der Loͤbenichtſchen Kirche zu Koͤnigsberg
am Sonntage Exaudi und am erſten Pfingſttage
1822. Gr. 8. 6 Gr.
Von W. A. Lindau find’ bei uns in dieſem Jahre
neu erſchienen:
Eduard. Ein roman iſches Gemälde nach W.
Scott's Waverley, nach der Sten Original-Ausgabe
uͤberſetzt von W. A. Eindau. 4 Theile. 4 Thlr.
18 Gr.
Die Braut. Eln romantiſches Gemälde von W.
Scott, aus dem Engliſchen von W. A. Lindau. 2te ver⸗
beſſerte Auflage in 3 Theilen. 3 Thlr.
W. A. Lindau, Griechenland und die Griechen.
Nach dem Engliſchen. 12 Gr.
Dresden, im Juli 1822.
Arnoldiſche Buchhandlung.
Bei Juſtus Perthes in Gotha iſt erfchfenen:
K. Z. A. von Hoff’s Geschichte der durch Ueber-
liefer ung nachgewiesenen.nalürlichen Ferände-
rungen der Erdoberfläche. Ister Theil. Eine
von der königl. Gesellschaft der Wissenschaf-
ten zu Göttingen gekrönte Preisschrift. 33 Bo-
gen. Gr. 8. Mit einer Charte von Helgoland.
Preis 3 Thlr. oder 5 Fl. 24 Kr. } 105
Der Zweck dieſer Schrift — nach Maßgabe der von
der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Göttingen vorgelegten
Frage — iſt: die vorhandenen hiſtoriſchen Nachrichten, Sa⸗
gen und Fabeln, welche von Vercaͤnderungen in der Geſtalt |
der Erdoberflache zeugen, zuſammenzuſtellen und nach Grund:
ſaͤtzen der piyſiſchen Erdkunde und Geologie zu prüfen.
Die auf Muthmaßungen und Hypotheſen, aus der Phyſik
und Geologie hergenommen, beruhenden Ideen, denen eine
ee Grundlage mangelt, find. darin nicht beruͤck,
ichtigt. ?
Der jetzt erſchienene ıfte Theil behandelt die wichtigſten
der bekannt gewordenen Veränderungen, welche die allge⸗
meinſte Bedeutſamkeit für die Geſtalt der Erdoberflaͤche
haben, die naͤmlich, welche in dem großen Verhaͤltniſſe zwt⸗
ſchen den beiden Hauptbeſtandtheilen — Land und Meer —
vorgegangen find, Er kann als ein für ſich beſtehendes Werk
betrachtet werden. ,
Er zerfällt: in zwei Hauptabtheilungen. Die erſte
ſchildert die Wirkungen des Umſichgreifens des
Meeres und der Zerſtoͤrung, die es an dem feſten Lande
und den Joſeln ausübt; die zweite hingegen die Erſcheinung
der Bildung neuen Landes, durch welche die Kuͤſten
ins Meer vorgeruckt werden, wodurch alſo das Land ge⸗
winnt und das Meer verliert — das Umgekehrte von
a e die in der erſten Abtheilung geſchildert
wird. .
Da aber dieſe letztere ſich auf verſchiedene Weiſe zeigt
und durch ſie zum Theil ſehr große Wirkungen hervorge⸗
bracht worden ſeyn ſollen; ſo ſind den bekannten Nachrichten
von ſolchen zwet beſondere Hauptſtücke gewidmet worden.
Von dieſen enthaͤlt das Eine die Sagen von Durdbrüs
chen der Meere durch ehemalige Landengen,
durch welche ſonſt getrennte Meere vereinigt, Landſeen zu
Meeren geworden fein ſollen u. ſ. w., und das andere die
Ueberltefsrüngen, aus denen man geſchloſſen hat, daß in
alter Zeit gewiſſe nicht mehr vorhandene
Länder oder Inſeln beſtanden haben, und von
FA Meere ganz verſchlungen worden fein
be n. i \ ln
Alle zu dieſer Darſtellung gehörende hiſtoriſche und ähn⸗
liche Uebertieferungen find in einer, einem beſondern Syſtem
folgenden, geogrephiſchen Ordnung an einander gereiht und
aus allen Theilen der Erde entnommen, uͤber welche ſich ber:
gleichen vorfinden. Sie find mit den erforderlichen Zeug⸗
‚ein allgemeines
lungen zu erhalten:
niſfen aus den Schriften der Alten und Neuern belegt, und
wo es thunlich war, ind die uns bekannten Älteften Quellen
für dieſelben nachgewieſen.
Zum Schluſſe handelt ein beſonderes, auf Me vorher⸗
gehenden ſich beziehendes Hauptſtück von der Frage: Ob
i Steigen oder Sinken des
Spiegels der Meere fett der hiſtortſchen Zeit
wahrgenommen wird? In dieſem iſt zugleich das We⸗
ſentliche von dem Streite zuſammengeſtellt, der über biefe
Frage im verfleſſenen Jahrhunderte, beſonders von nordiſchen
Gelehrten, ſehr lebhaft gefuͤhrt worden iſt.
Das Urtheil der koͤnigl. Socketät der Wiſſenſchaften
über dieſe Schrift findet ſich in den Göttinger Anzet⸗
gen v. J. 1821, St. 190 und 19T, S. 1892.
Die beigefügte Charte ſtellt die großen Veraͤnderungen
vor, welche mit der merkwuͤrdigen Inſel Helgoland ſeit
1000 Jahren vorgegangen fein follen. H
— —
Streit, H. Iii, Charte des osmanischen Reichs in
Enropa und Asien nach vorzüglichen Hülfs-
mitteln entworfen, nebst einer geographisch-
statistischen Uebersicht. 2 Blatt. Gr. Fol.
1822. 10 Gr. 118 887075 170
Dieſe mit beſonderem Fleiß ausgearbeitete und bei den
jetzigen großen Ereigniffen in der ganzen Türkei hoͤchſt
intereſſante Charte iſt ſo eben fer ig geworden. N
J. C. Hinrichsfche Buchhandlung
in Leipzig.
So eben iſt erſchienen und durch alle gute Buchhand⸗
Grundriß des Syſtems der Chemie, oder
klaſſiſche Aufſtellung der einfachen und
gemiſchten Korper, vorzuͤglich nach Lavoi—
ſier und Berzelius, ſo wie nach eigenen
Erfahrungen, von W. A. Lampadius,
koͤnigl. ſaͤchſ. Bergeommiſſionsrath und Profeſſor
der Chemie und Huͤttenkunde. Gr. 8. 1 Thlr.
18 GH . 5
Wir geben hier dem Pub eſcum des Reſultat der Zojah⸗
rigen Erfahrungen eines wahrheitliebenden Naturforſchers.
Fremde und eigene Bearbeitungen der ſo wichtig gewordenen
Wiffenfhaft der Chemie findet man hier in einer gedraͤng⸗
ten Ueberſicht ganz ſyſtematiſch in zwei Reichen aufgeſtellt.
Das erſte Reich umfaßt die Elemente; das zweite die man⸗
nichfaltigen Miſchungen derſelben. Die Einleitung zeigt,
bis zu welcher bedeutenden Hoͤhe die Chemie ſich als Wiſ⸗
ſenſchaft und Kunſt gehoben hat. Eine ſehr zweckmaͤßige
und moͤglichſt kritiſche lateiniſche Nomenclatur erhöht den
Werth des Werkes für alle europaͤiſchen Chemiker, welche
dieſe Wiſſenſchaft bearbeiten. In der Theorie folgt der
Herr Verfaſſer groͤßtentheils Lavoiſier und Berzelius.
Wegen der Gedraͤngtheit des Werkes kann daſſelbe vorzuͤg⸗
lich als Hondbuch zu Vorträgen benutzt werden; doch findet
ſich auch für den Selbſtſtubirenden durchgängig eine reiche
literariſche Nachweiſung. Uebrigens buͤrgt der ſchon laͤngſt
rühmlichſt bekannte Name des Herrn Verfaſſers für den
Werth des Werkes. „ng 1 — 1
Freyberg, im Auguſt 1822. N 5
Ciraz und Gerlach.
In der unterzeichneten, ſo wie durch alle Buchhandlun⸗
gen iſt zu erhalten: i
Die Geſchichte der chriſtlichen Feſte
in
Pi deen ee,
von
S. J. Ramann.
Erſter Band. 1 Thlr. 4 Gr.
Der Herr Verfaſſer ging bei Bearbeitung dieſer Predig⸗
ten von der Anſicht aus:
„daß unſere Gemeinden auch einer Belehrung über die
Entſtehung unſerer chriſtlichen Feſte bedürfen, wenn fie
dieſe mit Liebe und chriſtlichem Geiſte feiern ſollen, und
daß eine Abwechſelung im Kanzelvortrage für die Ge—
meinde und den Prediger gleich viel Anziehendes hat.“
Mit ſteter Hinweiſung auf Bibel und Geſchichte, in
einem klaren und erhebenden Vortrage, behandelt der wuͤr—
dige Verfaſſer in dieſem erſten Bändchen die Geſchichte der
chriſtlichen Feſte von Advent bis Lichtmeß. Belehrend und
erbauend in aͤcht chriſtlichem Sinne, in edler und einfach er
Sprache, werden dieſe Prebigten, da man außer den alten
Homilien von Auguſti Vorträge dieſer Art nicht hat, gewiß
ein Bedurfuiß in unſerer homfletifhen Literatur befriedigen
und eine freundliche Aufnahme beim Publicum finden.
Ein zweites Baͤndchen folgt dieſem in der Kuͤrze nach.
Von demſelben Verfaſſer iſt noch bei uns erſchienen:
Moraliſcher Unterricht in Spruchwoͤrtern.
Durch
Beiſpiele und Erzählungen für die
Jugend erläutert.
Sechs Bänden. Dritte verbefferte Auflage. 8.
Preis für 74 Bogen 2 Tylr. 4 Gr.
Unſtreitig find Spruͤcg wörter ein wirkſames und zweck⸗
mäßiges Mittel zur Belehrung der Jugend. Die vorliegende
Sammlung gehört zu den neusſten, vollftändigften und zweck
mäßigſten, und des Preiſes wegen — 74 Bogen 2 Thlr.
4 Gr. — zu den wohifeiliten und empfehlungswertbeſten.
Keyſerſche Buchhandlung in Erfurt,
1815.
Von R. Roos iſt in dieſem Jahre in der Arnoldi⸗
ſchen Buch handlung erſchienen: 3
Dietrich von Harras, oder der Ritter—
ſprung, und der Praͤceptor. Erzaͤhlungen nach
hiſtoriſchen Sagen. 1 Thlr. 3 Gr.
Bei Graf, Barth und Comp.
(Leipzig, bei J. A. Bartl) iſt erſchienen:
Verſuch uͤber den Unterricht der Blinden,
oder: entwickelnde Darſtellung des beim
Blinden-⸗Unterricht angewandten Verfah⸗
rens. Aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt
durch Johann Knie, Oberlehrer der ſchle—
ſiſchen Blinden-Unterrichts-Anſtalt in
Breslau. Zweiter unveränderter Ab;
druck. 1821. 8. Geh. 1 Thlr. 20 Gr.
Dieſes Werk iſt nicht blos allen Lehrern und Freunden
der Blinden, ſondern auch allen Freunden der Menſchenbil⸗
dung und Menſchenveredlung als ſehr an ichend zu empfehlen,
denn es ſtellt der ſelbſt blinde Herr Ueberſetzer in ſeiner Vor⸗
rede die gewiß merkwürdige und für die Behandlung des
Blinden hoͤchſtwichtige Vergleichung zwiſchen den Zuſtand
in Breslau
den behandelt.
3) in den Gewerbs- Unterricht.
„
eines Sehenden, eines Blindgeborenen und eines Blindge⸗
wordenen auf.
Dieſer Vorrede folgt die Vorrede und Einleitung des
Herrn Verfaſſers, D. Suillier. Sodann werden in 8 Ca⸗
piteln die geiſtigen Eigenſchaften und Fabigkeiten des Blin⸗
Der 2te Abſchnitt in 2 Capitein gibt ge⸗
ſchichtliche Nachrichten von merkwürdigen Blinden. In der
zten und wichtigſten Abtheilung des Werkes iſt der Blinden?
Unterricht in 25 Capiteln dargeſtellt, und zerfällt dieſer
1) in den Schul- Unterricht, 2) in den Muſtk Unterricht und
Ueberall hat der Herr Ueber-
ſetzer in beigefuͤgten Anmerkungen ſeine eigenen Gedanken
nnd Erfahrungen beigefügr.
Das Ganze ſchließt ſich mit ber anziehenden Entſtehungs⸗
Geſchichte der ſchleſiſchen Blinden-Unterrichts-Anſtalt, und
wir glauben ſagen zu dürfen, daß dieſes Werk gewiß eben
fo lehrreich als anziehend fit.
Bei J. F. Meins hauſen in Riga iſt fo eben er⸗
ſchienen und an alle auswärtige Buchhandlungen verſandt
worden:
D. Joh. Fr. Erdmann's Beitraͤge zur Kenntniß
des Innern von Rußland. Erſter Theil. Nebſt.
einem großen Plane der Stadt Kaſan und deren
Umgebungen. Gr. 8. 2 Thlr. 18 Gr.
Fr. Kohlrauſch,
kurze Darſtellung der deutſchen Geſchichte
f Nr el es dich u een. |
Elberfeld, Buͤſchlerſche Verlagsbuchhandlung.
1822. Gr. 8. 260 Setten. 12 Gr .
In gebrängter Kürze, aber doch mit moͤslichſter Ger
nauigkeit im Einzelnen, ſtellt dieſes Buch den Lauf der ge⸗
ſammten deutſchen Geſchichte ins Licht, und iſt, laut der
Vorrede, dazu beſtimmk, in den eigentlichen Buͤrgerſchulen
und den Elementarſchuten, welche auf folder Stufe ſtehen,
daß fie ein paar Stunden in der Woche auch für die Ge⸗
ſchichte des Vaterlandes erübrigen koͤnnen, zum Leitfaden,
vielleicht auch zum beſebuchez den Schülern der höheren
Schulen, wo die deutſche Geſchichte nach dem groͤßeren Werke
des Verfaſſers gelehrt wird, zur Repetitionz und end⸗
lich in den Famtlien der Stadt und des Landes, in welcher
der Sinn füc vaterländifhe Geſchichte geweckt iſt, ohne daß
ſie größere Werke zu leſen die Muſe haben, zur Beleh⸗
rung zu dienen. f
In allen Buchhondlungen iſt zu haben: 8
Binni, K., Bildungsbriefe fur die Jugend,
zur Uebung im Styl und zur angenehmen Unter⸗
haltung. 2te vermehrte und verbeſſerte Auflage.
8. Chemnitz, Starke. 18 Gr. W
Dieſe Belefe find eben fo unterhaltend als belehrend,
eben fo gefällig durch den einfachen, fließenden und unges
künſtelten Styl, in welchem ſie geſchrieben ſind, als an⸗
ztehend durch den Stoff, den fie behandeln. Jugendlehrer,
die nach guten und brauchbaren Muſtern ſich Fee ae
den Unterricht im deutſchen Brlefſtyl ſich ſelbſt leichter und
ihren Schülern und Schülerinnen angenehmer zu machen;
Aeltern, die ihren, dem Jugendalter ſich naͤhernden, Soͤhnen
und Toͤchtern ein nuͤtzliches Geſchenk zu machen wuͤnſchen,
werden hier finden, was fie bedürfen und ſuchen, und dem
Verfaſſer für feine Arbeit herzlichen Dank wiſſen. rar
Si tel gar iſcher An ze ige
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
N. XXV.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Mediein m Quart-Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag»
netismus in Octav-Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen fuͤr die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
8 Suͤbſeriptions- Anzeige.
Im Verlage von J. G. Heubner in Wien erſcheint
folgendes Werk, worauf in allen Buchhandlungen Subſcrip⸗
tion angenommen wird:
SYNODUS BOTANICA
OMNES
FAMILIAS, GENERA ET SPECIES
PLANTARUM ILLUSTRANS.
EDITORE
LEOPOLDO TRATTINNIR,
Musaei Caes. Reg. Vindob. Custode, Plıytographo Mag-
nat. Austr. inf. pluriumque Societatum litt. Sodali.
Es fehlte der Botanik bisher an einem Werke, das
man zu jeder Zeit und aller Orten als ein vollſtändiges
Reperiorium ſaͤmmelicher Beobachtungen der aͤußerlichen Pflan:
zenformen anfeben dürfte, an einem unwandelbaren Cataſter,
des keine Neuerungen, kein Syftem, keine ſpaͤtern Ent⸗
deckungen und Perigtigungen in feinem Werthe verletzen,
das vielmehr mit jedem Tage an Vollſtaͤndigkeit und Cor⸗
rectheit gewinnen muß, und ſich zu jedem Syſtem, fa wie
zu jeder Art von Gebrauch, ganz und in feine conſtituiren⸗
den Theile vereinzelt ſchickt.
Das hier angekündigte Werk fol dieſem Beduͤrfniß ab:
helfen. Monographtenweiſe werden hier alle Familien, Gat⸗
tungen und Arten der Pflanzen abgehandelt. Keine Beob⸗
achtung, keine Berichtigung kann verloren gehen, und dem-
nach darf dieſes Werk nie umgearbeitet werden, well man
jede Pflanzenart auf einem eigenen Blatt behandelt, durch
welche Einrichtung dann immer die Nachtraͤge eingeſchaltet
und ausgewechſelt werden koͤnnen.
So wie alle Botaniker der Welt als Mitarbeiter an
dieſem Werke anzuſehen ſind, ſo muß es endlich auch ein
geſetzlicher Codex für alle Botaniker werden.
Die koͤnigl. bayeriſche botaniſche Geſellſchaft zu Re:
gensburg garantirt für Mitwirkung und Fortſetzurg. Die
Sprache iſt die in aller Welt gangbare, wiſſenſchaftliche, die
lateiniſche. Die Einrichtung des Werks geſtattet den man⸗
nichfaltigſten Gebrauch, außer den gewoͤhnlichen, für Aus:
zuͤge auf Reifen, für Gärten und Herbartien. Eigene Be:
merkungen u. ſ. w. koͤnnen bei dieſer Einrichtung gleich an
Ort und Stelle hinzugefuͤgt werden.
‚se erſcheint in Bänden zu 24 Bogen in 8. auf Schreib:
apier. 2
65 um die Gemeinnuͤtzigkeit des Werkes zu befoͤrdern, wuͤn⸗
ſche ich den moͤglichſt niedrigen Preis dafür zu machen und
ſchlage daher den Weg der Subſcription ein, auf dem die
Freunde der Pflanzenkunde durch zahlreiche Theilnahme ſelbſt
dazu beitragen, den ſelben zu erniedrigen.
Wenn die Zahl der Theilnekmer an der Subſcription
meinem vorläufigen Calcul einigermaßen en ſpricht, fo wird
der Preis für einen Band von 24 Bogen nicht über 20 Gr.
ſaͤchſ, oder 1 Fi. 30 Kr. shein,, nach Verhaͤltniß aber wohl
noch niedriger, ausfallen.
Die Subſcribenſen genießen den Vortheil dieſes geringen
Preiſes allein, und ihre Namen werden dem erſten Bande
*
vorgedruckt. Bis Ende Novembers d. J. iſt der Subſcrip⸗
tionstermin offen. Spaͤter einlaufende Beſtellungen konnen
nur um den alsdann eintretenden, betraͤchtlich hoͤhern, Laden⸗
preis beſorgt werden.
Eine ausführliche Anzeige in deutſcher und
lateiniſcher Sprache, welcher ein Probeblatt
beigefuͤgt iſt, auf demſelben Papier und mit denſelben Let⸗
tern abgedruckt, wie das Werk ſelbſt erſcheinen wird, iſt in
allen Buchhandlungen des In- und Auslandes gratis zu be⸗
kommen, wo felbft man auch ſubſeribiren kann. Privat⸗
Perſonen, die durch gütige Verwendung dieſes Unternehmen
befördern und in threm Wirkungskreiſe Subſcribenteg ſam⸗
meln wollen, ſichere ich auf 5 Exemplare ein 6tes als Frei⸗
exemplar zu.
Wien, im Juli 1822.
J. G. Heubner, Buchhaͤndler.
Am Bauernmarkt Nr. 590.
Von der
Zeitſchrift fuͤr Natur- und Heilkunde, her—
ausgegeben von Carus, Fieinus, Franke,
Kreyßig, Raſchig, Seiler u. ſ. w.
iſt des 2ten Bandes Zte8 Heft mit 2 Kupfern, und ſomit
der 2te Band vollſtaͤndig erfchienen,
Alle 6 Hefte koſten 6 Thlr. — um aber dieſer Schrift
einen größern Wirkungskreis zu verſchaffen, wollen wir bis
zu Ende des Jahres den Preis auf 4 Thlr. feſtſetzen, wofür
ſolche durch alle Buß handlungen zu bekommen find. Jedes
einzelne Heft aber Foftet 1 Thlr. — wie zeither.
Dresden, im Juli 1822.
Arnoldiſche Buchhandlung.
Gärtnerei und Botanik.
Der ſo ruͤhmlichſt bekannte Gartenkünftier und Botaniker,
Herr Doctor Dietrich, Vorſteher des großherzogl. bo⸗
taniſchen Gartens in Eiſennach und vieler gelehrten Geſell⸗
ſchaften Mitglied, hat, nach Beendigung ſeines großen
Lexicons der Gärtnerei und Botanik, angefangen,
Nachtraͤge zu dieſem klaſſiſchen Werke herauszugeben, indem
die vielen neuen Entdeckungen in der Botanik felbige noͤthig
machten Diefe Rachrräge bilden faſt ein eben fo ſtarkes
Lexicon der neuentdeckten Gewädfe, denn fie betra⸗
gen bereits acht Bände und an dem gten und letzten Bande
wird gedruckt. Da mehrere Gartenfreunde und Botaniker
dieſe Nachtraͤge oder einzelne Baͤnde davon noch nicht be⸗
ſitzen koͤnnen, fo machen wir bekannt, daß ſie vollſtaͤn⸗
dig oder auch in einzelnen Baͤnden noch fuͤr den Praͤnu⸗
merattonspreis, jeder Band zu 2 Thlr. 6 Gr. (oder 4 Fl.
3 Kr. rhein.), zu haben ſind, ſowohl bei uns, den unter⸗
zeichneten Verlegern, als auch in jeder guten Buchhandlung.
tere Preis eines jeden Bandes wird 3 Thlr. (5 Fl.
En an Wie reichhaltig dieſe Nahträge find, erſieht
man aus folgendem Inhalt:
ıfter Band: Abama bis Carduus; 714 Seiten.
oter Band: Carex bis Diphaca; 726 Seiten.
Zter Band: Diphylleia bis Hieracium 700 Seiten.
Ater Band: Higginsia bis Mertensia ; 683 Seiten.
ter Band: Mesembrientlienum bis Pekea; 664 Seiten.
beer Band: Pelargonium bis Psycllotria; 604 Seiten.
tee Band; Prelea bis Scurula; 691 Seiten.
Ster Band: Scutellaria bis Tagetes; 628 Seiten.
Die Gewoͤchſe find nach den lateinifhen botaniſchen Na⸗
men alphabetiſch geordnet, dabei die deusfhen Namen und
alle Ekärungen find ebenfalls deutſch. Zum Schluß wird
auch ein General⸗Regiſter aller deutſchen Namen geliefert
werben. Das Hauptwerk von 10 Bänden hat einen gleichen
Preis und die letzteren Bände deſſelben ſind ebenfalls noch
einzeln zu haben. ;
Buchhändler Gebrüder Gaͤdicke
in Berlin.
Im Verlag der Hildebrand'ſchen Buchhandlung in
Arnſtadt erſchien fo eben und ward verſandt:
Die letzten Gruͤnde des Rationalismus.
In einer Widerlegung der Briefe des Herrn Superin—
tendenten Zoͤllich über den Supernaturalismus, von
F. H. Gebhard, Pfarrer und Superint. zu Kra—
nichfeld im Gothaiſchen. 28 Bogen. Gr. 8.
1 Thlr. 12 Gr.
So eben ſind verſandt worden:
Iſis von Oken für 1822. Sted Heft. (Preis des
Jahrgangs von 12 Heften mit vielen Kupfern
8 Thlr.)
Zeitgenoſſen. Neue Reihe No. IX (der ganzen
Folge No. XXXIII). Redacteur: D. F. Crater.
Gr. 8. Geh. 204 S. Druckpapier 1 Thlr.
Schreibpapier 1 Thlr. 12 Gr.
Inhalt dieſes Heftes:
C. L. W. von Grolman, großherzogl. heſſiſcher
Staatsminiſter ꝛc. — J. G. Buhle. — J. F. Mar:
montel. — Granville Sharp. — Henry Grattan.
— Villaud⸗Varennes.
Hermes oder kritiſches Jahrbuch der Literatur. Drit—
tes Stuͤck für das Jahr 1822. (No. AV der
ganzen Folge.) Gr. 8. Geh. 418 S. Preis
des Jahrgangs von 4 Stuͤcken (im Ganzen 100
Bogen engen Drucks) 10 Thlr. und eines einzelnen
Stuͤcks 3 Thlr.
Inhalt dieſes Stücks:
I. Die Moncherei, oder geſchichtliche Darſtellung der Klo:
ſterwelt. Von Friedrich von Raumer.
II. a. Pſychiſche Heilkunde. Von A. M. Vering. 5. Zeit:
ſchrift für pſychiſche Aerzte von F. Naſſe. Von b. e. f.
III. Darſtellung des Steuerweſens. Ein Verſuch von
Alois Silv. Edlen von Kremer. Von Bk.
IV. Das Haus mit zwei Thuͤren. Ein Luſtſpiel in drei
Abtheilungen. Metriſch treu aus dem Spaniſchen des
Don Pedro Calderon de la Barca fuͤr die deutſche Buͤhne
uͤberſetzt von Georg Nicolgus Baͤrmann.
V. Spanien und die Revolution. Von c—b.
VI. Verhandlungen der geſammten Landſtaͤnde des König:
reſchs Wuͤrtemberg im Jahr 1819. — Vierte und letzte
Abtheilung. Von G. x. b.
VII. Ueber die Philoſophie des Rechts und der poſitiven
Geſetzgebung. Von N. I..
1) Commentaire sur I' Esprit des loix de Montes:
quieu, par Mr. le Comte Destutt de Tracy.
2) a. Traites de Legislation civile et penale.
Mr. Jeremie Bentham;
b. Theorie des peines et des recompenses. Par le
meme.
3) a. Lehrbuch des Naturrechts von J. S. Beck.
b. Grundſaͤtze der Geſetzgebung von demſelben Verfaſſer.
4) Syſtem der innern Staatsverwaltung und der Geſetz⸗
politik von K. F. W. Gerſtaͤcker.
5) Leitfaden der Entwickelung der philoſophiſchen Prin⸗
cipien des buͤrgerlichen und peinlichen Rechts, von
Gottlob Ernſt Schulze.
6) a. Politik nach Platoniſchen Grundſaͤtzen, mit Anwen:
dung auf unſere Zeit, von Friedrich Koͤppen.
5. Rechtslehre nach Platoniſchen Grundſaͤtzen, mit Anwen⸗
dung auf unſere Zeit, von demſelben.
7) Grundlinien der Philoſophie des Rechts, von Dr. G.
W. F. Hegel. 7 /
Leipzig, den ıften September 1822.
—
F. A. Brockhaus.
—
Par
Von
Rosenmülleri Scholia in Vetus Testamentum.
Vol. IV. Pars 2da. Psalmorum Pars 2da. 8 maj.
2 Thlr. 16 Gr.
iſt fo eben die zweite durchous umgearbeftete, vermehrte und
verbeſſerte Ausgabe erfchienen und an alle Buchhandlungen
verſandt worden.
Ich enthalte mich jeder Anpreiſung eines ſchon laͤngſt
als claſſiſch anerkannen Werkes und bemerke nur, daß in
wenigen Wochen auch die zweite, ganz neu bearbeitete Auf⸗
lage von deſſelben Verfaſſers r f
Scholia in Vetus Testamentum.
Exodum continens.
verſand: werden wird. Am Vol. II, Edit. 2,
P. 5, Ed. 2, wird unaanterbrochen fortgedruckt.
Joh. Ambr. Barth.
Vol. I. Pars 2.
und Vol. IV,
An Freunde und Lehrer der Religion.
Der ſchriſt liche Glaube
und
das chriſtliche Leben.
Lieder und Gefänge für Kirche, Schüle
und Haus,
Geiſtliche
von F
Johann Friedrich Möller,
Diaconus an der evangetifchen Barfüßır Gemeinde zu Erfurt.
1 Thlr. 6 Gr. 160
Der Inhalt dieſer Sammlung religioͤſer Lieder theilt ſich
in folgende Abſchnitte: I. Die Gottheit. II. Cyriſtus, die
Offenbarung des lebenbigen Gottes. III. Der Geiſt, der
in uns wirkende Gott. IV. Der Menſch im Verhältniß zu
Gott. V. Das gottſelige Leben. VI. Die Religion zu
beſondern Zeiten. VII. Die Religion in beſondern Lagen
und Verhaͤltniſſen.
um dem Poblkeum einen Blick auf den Geiſt dieſer
Sammlung werfen zu laſſen, geben wir aus dem Eingangs⸗
gebicht „Die Religion an die Leſer,“ die erſten
Strophen:
Ich will dich führen, liebes Kind;
Ich will mit dir durchs Leben gehn.
Es fol, wenn wir beiſammen ſind,
Am Wege dir kein Leid geſchehn.
Thu auf die Hand — ich will fie reich
Auf ew'ge Zeit mit Gaben füllen;
Thu auf die Augen — allſogleich
Wird dir der Himmel ſich enthuͤllen;
Thu auf das Herz! Mit zartem Triebe
Beſchenk ich dich mein junger Chriſt,
Bis du gefuͤhlt mit ganzer Liebe,
Daß über dir ein Vater fit. 8
Einen gleichen, edeln, frommen Sinn, der den Men⸗
ſchen unter den Kämpfen des Innern ſtaͤrkt und im Wandel
des Irdiſchen erhebt, und der ſich fo ſchön in dieſen wenigen
Strophen entfaltet, athmet die ganze Sammlung. Vorzuͤg⸗
lich beſtimmte fie der Verfaſſer für fromme Uebungen haͤus⸗
licher Andacht derjenigen Familien, die gern wichtige Zeiten
des Jahres und des Lebens durch Flle Stunden feiern.
Nichts deſto weniger bietet, ſie den öffentlichen Lehrern der
Religion in Kirche und Schule fruchtbaren Stoff dar zur
Belehrung und Erbauung der Gemeinden und Zoͤglinge, und
ent pricht fo ihrem Zweck, und bei der Menge aͤhnlicher
Schriften gewiß dem Beduͤrfniß der Zeit.
Keyſer ſche Buchhandlung.
Bei Goͤdſche in Meißen iſt erſchienen und in
allen Buchhandlungen zu haben:
Der Men fh,
als organiſches, lebendes und denkendes
Weſen fuͤr ſich uͤberhaupt und unter ver—
ſchiedenen cosmiſchen Einflüffen..
Von Fr. v. Lichtenſtern.
2 8. 21 Gr. u
Man wird ſchwerlſch einen gebildeten Mann antreffen,
der nicht das ſpeciclle Beduͤrfuiß einer umfaſſenden Charakte⸗
riſtk des Menſchen gefuͤtzlt Hätte, wie derſelbe namlich in
der wirklichen Welt, ſowohl nach feiner phyſiſchen Natur
betrachtet, als in der Eigenſchaft eines denkenden, ſittlichen,
in Gemeinſchaft mit andern feines Gleichen lebenden Weſens
ſich darſtellt, der Zweck dieſes Buchs iſt zunaͤchſt beſtimmt,
die Hauptmomente anzugeben, von welchen die Löfung dieſer
Aufgabe abhaͤngig iſt. ;
Dietrich, D. Ewald, Clara und Mathilde, der Jung⸗
frauen Reiſe nach Tharand, in die ſaͤchſiſche Schweiz und
nach Caelsbad. Eine idylliſche Erzählung. 8. 14 Gr.
Lutheritz, D. C. F., der Hausarzt bei den wichtigſten
innern und äußern Krankheiten des Kopfes. Eine An⸗
leitung, wie man ſich bei den verſchiedenen Augen ⸗, Ge⸗
hör» und Zahnüdeln, fo wie bei den jo laͤſtigen Kopf:
ſchmerzen, Kopf- und Geſichtsausſchlaͤgen zu verhalten
habe; nebſt wichtigen Winken, um die Anlage zum Schlag⸗
fluſſe und zu manchen Geifteszerrüttungen in ihrem Keime
zu unterdrücken. 8. Geh. 10 Gr. Nr
— — der Hausarzt in den Krankheiten des Unter:
leibes. Ein goputär s praktiſcher Unterricht in allen den,
von ſchlechter Verdauung abhängigen Uebeln, als Magen:
ſaͤure, Sodtrennen, Magenkrampf, Erbrechen, Schlaf:
loſigk tit, Waſſerſpucken, Schleimfluͤſſe, Stuhlverſtopfung,
Gelbſucht, Durchfalen u. ſ. w. Zugleich in beſonderer
N auf Hypochenorie und Leberleiden. 8. Geh.
10 Gr. . N
Lutherit, D. C. F., ber freundliche Hausarzt für alle,
die an Kataſrh, Schwind ſucht, Gicht, Aftıma, Rheuma
und Hemorrhoidalbeſchwerden leiden u. ſ. w. 8. 8 Gr.
Dietrich, J. J., Insula fortunata, s. deliciae Mauritio-
burgensis. g maj. 4 Gr.
Neygenfind, Calender der schles. Flora, für Freunde
der Botanik. 8. 6 Gr.
Hermsdorf, J., keitfaden beim Schulunterrichte in der
Elementargeometrie und Trigonometrie. Für die obern
Claſſen der Gymnaſien. Mit Zeichnungen. kſter und
2ter Curſus. Gr. 8. 21 Gr. h
Groſſe, J. C., Predigten aus den letzten Kriegs⸗ und
Drangſalsjahren, veranlaßt durch Umftände der Zeit, des
Orts und des Vaterlandes. 8. I Thlr. 6 Gr.
Schiller, Fr. u., die Glocke, für eine Singstimme mit
Begleitung des Pianoforte, gesetzt von J. G. Adam.
2 Thlr. 12 Gr.
psilanti-Polonoise für das Pianoforte, 4 Gr.
Ber lass, et
deer
Goͤbhardtiſchen Buchhandlungen
zu
Bamberg und Wuͤrzburg,
welche durch alle ſolide Buchhandlungen zu beziehen find:
Ammon, D. F. W. P., Andachtsbuch fuͤr die heranbluͤ⸗
hende Jugend. Mit 1 Titelkupfer, gezeichnet von Hei⸗
deloff. 8. Auf Druckpapier, ungeb., 1 Thlr. oder
1 Fl. 30 Ke.; auf weiß Velin⸗Druckp pier, cartonixt,
1 Thlr. 8 Gr. oder 2 Fl.; auf Velin⸗Poſtpapier 1 Thlr.
20 Gr. oder 2 Fl. 45 Kr. £
— — chkriftliche NReligionsvortäge. Er.8. 1 Thlr. 8 Gr.
oder 2 Fl.
Aretin, Chr. Freih von, des großen Churfuͤrſten Maxi⸗
midan I. von Baiern, Anleitung zur Regicrungskunſt.
Mit dem lateiniſchen Originale zur Seite, und durch alte
und neue Paralleiſtellen erlaͤutert. Mit dem Portrait des
Churfuͤrſten, gezeichnet von Prucker. 8. 18 Gr. oder
1 Fl. 12 Kr. & j
Auffenberg, Joſ. Freih. von, dramatiſche Werke.
Zwei Bände Mit dem Portrait des Herrn Verfaſſers
und 4 hiſtoriſchen Kupfern, gezeichnet von Epple, Hei⸗
deloff, Ramberg und Schubert, nebſt Maſik, com⸗
ponirt vom Kapellmeiſter Danzi und Muſikdirector Rö h⸗
ner. 8. Geh. 4 Thlr. 16 Gr. eder 7 Fl. 12 Kr.
Der erſte Band enthält: 1. Pizarro. 2. Die Spar:
taner, oder: Xerxes in Griechenland. 3. Vic⸗
torin. 7 75
Der zweite Band enthält: 2. Der Flibuſtier, oder:
Die Eroberung von Panama, zte Auflage. 2. Der
Admiral Coligni, oder: Die Bartholomäus:
Nacht, ⁊2te Auflage.
— — das Opfer des Themiſtokles. Ein Trauerſpiel in
5 Acten. Mit 1 Titelkupfer, gezeichnet von Heideloff.
8. Geh. 1 Thlr. 4 Gr. oder ı Fl. 48 Kr.
Biedenfeld, Ferd. Freih. von, der Liebe Wirken, oder:
die Helden von Granada. Ein FTrauerſpiel in 5 Acten.
Mit 1 Titelkupfer, gezeichnet von Heideloff. 8. Geh.
1 Thlr. oder 1 Fl. 30 Kr.
— — Winterabende. Eine Sammlung bramatifher Bei⸗
träge, für leichte Unterhaltung und Darſtellung beſtimmt.
Vier Baͤnde. 8. 4 Thlr. oder 6 Fl.
Dieſe enthalten: 1. Johann Sbogar, oder: Die Ruinen im
Walde von Spalatro. 2. Der Myrthenzweig, oder: Par⸗
teien⸗Kaͤmpfe. 3. Der Baron Martin. 4. Die Einſiede⸗
lei im Walde, oder: Der unſichtbare Zeuge. 5. Die eiſerne
Jungfrau. 6. Cortez und feine Kriege, oder: Der Auf:
K é̃ .
7. Ugolino, oder: der Hungerthurm.
8. Leon von Montreal. 9. Die beiden Peter, oder: Der
Buͤrgermeiſter von Saardam. 10. Der Calabreſe. 11. Jo⸗
hann Vernot. 12. Der Schiffs kapitain.
Büffel, A. J., Hero und Leandros. Ein Trauerſolel in
5 Acten. Mit 1 Titelkupfer, gezeichnet von Heideloff.
8. Geh. 1 Thlr. oder 1 Fl. 30 Kr.
San Pietro von Baſtelica. Eine dramatiſche Dich⸗
tung in 5 Acten. 8. Geh. 1 Thlr. oder d Fl. 30 Kr.
Gehrig, J. M., Andachts⸗ und Ecbauungsbuch für ge⸗
bildete Katholiken. Zweite, durchgeſehene und vermehrte
Auflage. Mit 1 Titelkupfer und geſtochenem Titel. 8.
Auf Velinpapier 1 Thlr. 16 Gr. oder 2 Fl. 24 Kr.; auf
Poſtpapier 1 Thlr. 4 Gr. oder 1 Fl. 48 Kr.; auf Schreib⸗
papier 1 Thlr. oder 1 Fl. 30 Kr.; auf Druckpap. 18 Gr.
oder 1 Fl. 12 Kr.
der ſich mit Gott im Geiſt und Sinne Jeſu unter⸗
haltende Chriſt. Ein Gebet: und Erbauungsduch für gut:
geſinnte katholiſche Chriſten jeden Standes. Mit 1 Titel⸗
kupfer nebſt geſtochenem Titel. 8. Auf Deuckpapier 9 Gr.
oder 36 Kr.; auf Schreibpapier 12 Gr. oder 48 Kr.; auf
Velinpapier 16 Gr. oder 1 Fl.; in Taſchenformat, mit
1 Titelkupfer und geſtochenen Titel, auf Druckpap. 8 Gr.
oder 30 Kr.; ebenſo, auf Schreibpapier 10 Gr. oder
40 Kr.; ebenſo, auf Velinpapier 14 Gr. oder 54 Kr.
Groͤtſch, J. G., Ariſtedemos. Ein Traverſpiel in 5 Ac⸗
ten. 8. Geh. 18 Gr. oder 1 Fl. 12 Kr.
Härderer, F., geordneter Stoff zur zweckmaͤßigen Wie:
derholung des deutſchen Sprach- Unterrichts in Volksſchu⸗
len, nebſt einer Sammlung von Aufgaben zur Selbſtbe⸗
ſchaͤftigung der Schüler. Ein Huͤlfsbuch für Lehrer und
Lernende. 8. 5 Gr. oder 18 Kr.
Hohnba um, F. C. P., über Erziehung. Nach dem Eng»
liſchen. 8. Geh. 8 Gr. oder 30 Kr.
Mädchen, das, aus Zante. Ein Schauſpiel in 4 Acten.
Mit 1 Titelkupfer, gezeichnet von Heideloff. 8. Geh.
1 Thlr. oder 1 Fl. 30 Kr.
d' Cutrepont, Medicin. Rath Dr. J., Abliandlungen und
Beiträge geburtshülflichen Inhalts. Gr. 8. 2 Thlr.
8 Gr. oder 3 Tl. 30 Kr.
Rathgeber, der erfahrene, für alle Stände, oder: Nuͤtz⸗
liches und belehrendes Handduch für Kuͤnſtler, Handiver:
ker, Oekonomen, Hausfrauen, Buͤrger und Landleute.
Aus den vorzuͤglichſten Werken zufſammengetragen von F.
C. P. Hohnbaum. Mit lythographirten Abbildungen.
Ge. 8. Geh. 18 Gr. oder 1 Fl. 12 Kr.
Sydow, Friedr. von, die Fuͤrſtenbraut.
4 Acten. Mit 1 Titelkypfer, gezeichnet von Vogel. 8.
Geh. 1 Their oder I Fl. 30 Kr.
Ueber den conftitutionellen Geiſt. Fuͤr conſtitutionelle Bür-
ger Deutſchlands. 8. Geh. 8 Gr. oder 30 Kr.
Weichſelbaumer, D. K., Abendbilder. Eine Samm⸗
lung romantiſcher Erzählungen. Mit 1 Titelkupfer, gez.
von Hetdeloff. 8. 2 Fhlr. oder 3 Fl.
Dido, Königin von Karthago. Ein Trauerſpiel in
5 Acten. Mit 1 Titelkupfer. 8. Geh. 1 Thlr. oder
I Fl. 30 Kr.
Niobe, Königin von Theben.
5 Acten. 8. Geh. 16 Gr. oder 1 Fl.
ruhr in Mexiko.
Ein Drama in
Ein Trauerſpiel in
Bei J. J. Bohne in Caſſel iſt fo eben erſchienen
und in allen Buchhandlungen zu haben:
Egloffſtein, H. A. Ch. von, die Bruͤderverſoͤhnung
oder Ludwig und Heinrich, Landgrafen zu Heſſen.
Ein hiſtoriſch romantiſches Gemälde der Vorzeit.
Mit 1 Kupfer. 8. 1822. 1 Thlr.
Desgleichen erſchien daſelbſt: f 2
Rommel, D. Chr., Wilhelm J., Churfuͤrſt von Heſ—
ſen.
1822.
Cine Ueberſicht feines oͤffentlichen Lebens.
Geh. 6 Gr.
8.
So eben iſt erſchienen und an alle Buchhandlungen ver⸗
ſandt das 2te Heft der Zeiſchrift:
Der Freiheitskampf
der Griechen gegen die Tuͤrken
in ſeinem Entſtehen und Fortgehen. Hiſtoriſch poli—
tiſch dargeſtellt. Nebſt Schilderung der Griechen
und Griechenlands, der Tuͤrken und der Tuͤrkei,
ſowie der Geſchichte beider Nationen. Bearbeitet
von Fr. Gleich, von Halem, Ruͤder und An⸗
dern. Herausgegeben von Ernſt Klein.
Die verſprochene Kriegsgeſchichte (geiſtreich von
Fr. Gleich bearbeitet und wichtige Aufſchlüſſe gebend) fängt
darin an, nachdem eine Beleuchtung der Verbältniffe vorher
geht. Ruͤder's gehaltvolle Folgen der Verheerung von Scio
und die andern Aufſaͤtze geben Stoff zur Belehrung und Uns
terhaltung und bewirken Mannichfaltigkeit. Der Praͤnume⸗
rationspreis von 1 Thlr. für den ıften Band gllt noch bis
Ekſcheinen des Zten und letzten Heftes im September, nach⸗
heriger Ladenpreis ı Thlr. 12 Gr. In der Verlagshand⸗
lung auf 4 Exemplare das gte frei.
Ernſt Klein's literariſches Comptoir
in Leipzig. '
In allen Buchhandlungen iſt zu haben: :
Schwartz, J. M., kurze Nachricht von der Ent⸗
ſtehung und Feyer der chriſtlichen Sonn—
und Feſttage. Le vermehrte und verbeſſerte
Auflage. 8. Chemnitz, Starke. 4 Gr.
Dieſe Schrift wird allen, die uͤber das Geſchichtliche der
iechlichen Sonn- und Feſttage ſich näher zu unterrichten
wünſchen, um fo mehr willkommen fein, da fie ſich bei ver⸗
haͤltnißmaͤßiger Vollſtändigkeit und Deutlichkeit auch durch
Wohlfenheit empfiehlt.
Bei J. Perthes in Gotha iſt erſchienen: =
Chr. Ferd. Schulze's, Prof. zu Gotha, hiſto—
riſcher Bilderſaal, oder Denkwuͤrdigkei—
ten aus der neuern Geſchichte. Ein Lehr
und Leſebuch für gebildete Stände. Iten
Bandes 2ter Theil. Mit vierzehn von guten
Kuͤnſtlern geſtochenen Kupfern nach Schubertſchen
Zeichnungen. Gr. 8. 1822. (35 Bogen ſtark.)
Ladenpreis der beſſern Ausgabe auf Schreibpapier
4 Thlr. oder 7 Fl. 12 Kr., und der wohlfeilern
Ausgabe auf Druckpap. 3 Thlr. oder 5 Fl. 24 Kr.
Ad. Stieler’s geographischer Hand-Atlas. IVte
Lieferung, 1ste Abtheitung (von 10 Charten).
Die 2te Abtheilung dieſer Lieferung erſcheint vor Ende
d. J.; bis dahin complete Exemplare dieſes Hand- Atlas
noch zum Subſcriptionspreis von 10 Thlr. oder
18 Fl. zu haben ſind.
EDER OTIT chen A HELGE
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. RAXVL 1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin n Quart⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag⸗
netismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Pudlicum gebracht. Die
Infertiens-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart-Abodrucke berechnet 2 Gr.
An kuͤndigung. Neue ſchöngeiſtige Schriften von C. F. van der Bel:
- de, im Verlage der Arnoldiſchen Buchhantlung in
Allgemeine an Schrif e ALT
Thuͤringiſche Vaterlandskunde. a iche Schriften. St, Ir und tor Band.
er:
Wochenſchrift,
der Geſchichte, Natur- und Landeskunde, Literatur [C. F. v. d. Velde, der Maltheſer. Aus der
und Kunſt, dem Alterthum, Gewerbfleiß und Handel letzten Haͤlfte des 16ten Jahrhunderts. 1 Thlr.
Thuͤringens, ſo wie einer gemeinnuͤtzigen Belehrung 12 Gr. 8 8
und Unterhaltung uͤberhaupt gewidmet, — — Die Lichtenſteiner. Aus den Zeiten
für alle Stände. des 30jaͤhrigen Krieges. 1 Thlr.
In Verbindung mit mehrern Gelehrten — — Die Wiedertaͤufer. Aus der erſten
herausgegeben N Haͤlfte des 16ten Jahrhunderts. 1 Thlr. 3 Gr.
SER: Die erſten 3 Bande dieſer geiſtreichen Schriften ent⸗
D. Heinrich Auguſt Erhard,
koͤnigl. Bibliothekar, Archivar bei der koͤnigl. Regkerung zu
Erfurt, Mitglied der koͤnigl. Akademie der Wiſſen⸗
ſchaften daſelbſt ꝛc.
Mit Kupfern und Beilagen.
Preis vierteljährig 18 Gr.
Dieſe, nicht allein für Thüringen, ſondern auch fürs
Ausland fehr inter⸗ſſante, Zeitſchrift iſt, nebſt einem aus:
fuͤhrlichen Plane, in allen Buchhandlungen Deutſchlands zu
haben. Die Hauptſpedition hat das koͤnigl. preuß. Grenz⸗
Poſtamt in Erfurt übernommen, an welges ſich auswärtige
Beſteller ebenfalls wenden koͤnnen.
Erfurt, im September 1822.
Expedition der thuͤringiſchen Vaterlandskunde.
halten kleinere Erzaͤhlungen unter dem Titel: Erzſtufen,
3 Theile, 2 Thlr. 18 Gr. Der 4e Band: Prinz Fried⸗
rich, 1 Thlr. 12 Gr. Der ste, 6te und 7te Band: die
Eroberung von Mexico, 3 Theile, 3 Thlr. — Mit⸗
hin koſten alle 10 Baͤnde 10 Thlr. 21 Gr. Bis Ende des
Jahres wollen wir jedoch den Preis zu 9 Thlr. gegen
baare Zahlung feſtſetzen, wofür ſolche durch alle Buchhand⸗
lungen zu bekommen ſind. Spaͤter tritt der Ladenpreis wie⸗
der ein.
Bei Adolph Marcus in Bonn ſind folgende
neue Buͤcher erſchienen und durch alle Buchhand—
lungen zu erhalten:
Abercrombie, J., Unterſuchungen über die Pathologie
des Darmkanals. Aus dem Engliſchen uͤberſetzt von
. Wolff. Gr. 8. 1822. 20 Gr. oder 1 Fl.
30 Kr.
Delbrück, Ferd., Chriſten hum. Betrachtungen und Uns
terſuchungen. Gr. 8. 1822. 1 Thlr. oder 1 Fl. 48 Kr.
Erlaͤuterungen zu dem berühsiten fuͤnffaͤhrigen Kriminal⸗
Proceß gegen Peter Anton Fonk, oder Replik auf das
erſte Heft der Vertheidigungsſchrift des wegen der Ermor⸗
dung des Wilhelm Coenen angeklagten P. A. Fonk, von
einem königl. preuß. Juſtizbeamten. 8. 1822. Geh.
12 Gr. oder 54 Kr.
Graff, D. Karl, der Moſelwein als Getraͤnk und Heil⸗
mittel, nebſt einem Anhange über den Weinhandel an
der Moſel. Gr. 8. Geh. 1821. 12 Gr. oder 54 Kr.
Sturm, K. Ch. G., Beiträge zur deutſchen Landwirth⸗
ſchaft und deren Huͤlfswiſſenſchaften, mit Küdfiht auf die
Landwirthſchaft benachbarter Staaten und insbeſondere des
landwisthſchafttichen Inſtituts in Bonn. Zweites Baͤnd⸗
wu Kupfern. Gr. 8. 1822. 1 Thlr. oder 1 Fl.
48 Kr.
Themis, ou bibliotheque du jurisconsulte, par une
reunion de magistrats, de professeurs et d’avocats,
Tome IVeme. 8. Paris. (In Commission.) 1822.
4 Thlr. oder 7 Fl. 12 Kr,
Anzeige für Aerzte und Buchhändler.
Der Herr Profeſſor Heuſinger iſt entſchloſſen, dem⸗
nächſt einen Nachtrag zu feiner Schrift über die Entzündung
der Milz zu liefern, er wird basei außer anderen Beiträgen
auch Grottanellii animadversiones ad historias etc.
Splenitidis ſo benutzen, daß eine deutſche Bearbeitung oder
ein Nachdruck jener Schrift in Deutſchland entbehrlich fein
wird.
Eiſenach, den Zten September 1822.
J. F. Baͤrecke, Buchhaͤndler.
Von einer neuen, rechtmaͤßigen, ſehr ſaubern Aus:
gabe von
Tiedge's poetiſchen Werken
und einem ſehr aͤhnlichen, trefflich geſtochenen Bilde def-
ſelben, iſt in allen Buchhendlungen eine aus fuͤhrliche
Anzeige zu erhalten, welche die ſehr vostheilhaften
Bedingungen enthält, unter denen man darauf fub-
ſcribiren kann.
Rengerſche Verlags: Buchhandlung
in Halle.
— ͤ -1.1..ſ 1!
— nu
Verhandlungen der Leopoldinisch - Carolinischen Aka- !
demie der Naturfosscher, IIten Bandes 2te Abthei- |
lung. Auch unter dem Titel: Nova Acta physieo-
medica Academiae Caesareae Leopoldino - Carolinae
naturae curiosorum. Tomi X. Pars 2, Mir 39 il-
lum. und schwarzen Rupfern. Gr. 4. 1822. 11 Thlr.
Preis der rſten Aßtheilung des Ilten Bandes 8 Thlr.
16 Gr. oder 15 Fl. 36 Kr. Der ganze Band, aus zwei
Abeheilungen beſtehend, zuſammen genommen, wird erisfien
für 17 Thlr. oder 30 Fl. 36 Kr. Für die Beßtzer der
Iſten Abtheilung wird bie ate Abtheilung erlaſſen zu 8 Ztlr.
8 G oder 15 Fl.
Walter, D. Ferd., Lehrbuch des Kirchenrechts, mit Be:
ruͤckſichtigung der neueſten Verhältniſſe. Gr. 8. 1822.
2 Thlr. 8 Gr. oder 4 Fl. 12 Kr.
Nees v. Eſenbeck, D. C. G., und A. Weihe, Be⸗
ſchreibung der deutſchen Brombeerarten, ıftes und 2tes
Heft mit 9 Abbildungen nach der Natur. (Auch mit latei⸗
niſchem Text und Titel: Specierum generis Rubi ger-
man. descriptiones et adumbrationes. Fasc. 1 et 2
cum IX tab. aeri incisis.) Fol. 1822. 5 Tylr. oder
9 Fl.
|
i
|
8 Gr. oder 20 Fl. 24 Kr. |
|
|
Die zweite durchaus umgearbeitete, ver⸗
tiange dogmaticae in usum maxime scholarum
1 HR.
academicarum adornata. 8 maj.
12 Gr.
hat die Preſſe verleſſen urd iſt an alle Buchhandlungen ver⸗
ſendet worden. Der wuͤrdige Verfaſſer hat mit unermödeter
t ſich angelegen fein laſſen, den Werth dieſes ſeines
ſchon der erſten Auflage fo beifällig aufgenommenen Com⸗
us auf alle Weiſe zu erhoͤhen, und Klarheit, Gedie⸗
genheit und Gedraͤngtheit ſeibſt bei den ſchwterigſten Dog⸗
men nicht zu verfehlen. Das theologiſche Publicum, inſon⸗
derheit die Akademiker, mache ich wiederholend aufwerkſam
auf dieſe eigentlich ganz neue Acbeit des geehrten Herrn
Verfeſſers, und werde bei größeren Partieen und bei unmit⸗
telbarer Verhandlung mit mir ſelbſt den Preis, ſoviel thun,
lich, ermäßigen. .
Joh. Ambr. Barth.
In der Schuͤppelſchen Buchhandlung in Berlin iſt
kuͤrzlich erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Kosmeli, D. Mich., harmloſe Bemerkungen
auf einer Reiſe uͤber Petersburg, Mos-⸗
kau, Kiew nach Jaſſy. 8. 1822. 1 Thlr.
6 Gr.
Dies wirklich intereſſante Buch iſt keine Reiſebeſchrei—
bung gewoͤhnlicher Art, keine Zuſammenſtellung oft ſchon be,
ſchriebener Merkwürdigkeiten und Gegenfände. Alles ſchen
Bekannte umgehend, weiß der Verfaſſer, ein trefflicher, wif-
ſenſchaftlich gebildeter Kopf, mit Scharfblick und ſeltener
Menſchenkenntniß ausgeruͤſtet, der den größten Thell feines
Ledens auf Reifen zubrachte, die Aufmerkſamkeit ſeiner Leſer
zu feſſein, und gewiß wird jeder dieſe harmloſen Bemer⸗
kungen gerne leſen, die, mit lebendiger Darſtellung und in
einem blühenden Style vorgetragen, überall den Stempel
des Genies erkennen laſſen; gern dem Verfaſſer in die kai⸗
ſerl. Bibliothek, in die Gewaͤlbeſammlung der Eremitage,
in die akademiſche Kunſtkammer und in die Kaſanſche Kirche
zu Petreburg, fo wie auf den Kreml zu Moskau folgen;
mehrte und verbeſſerte Auflage von
Schott, Dr. H. A., Epitome theologiae chris-
gern feine treffenden Bemerkungen über die geſellſchoftlichen
Verhältviſſe in dieſer Hauprftade der Zzare, über des dor⸗
tige Flaslingsbaus, über bie Statu ken der Akademie leſen;
fo wie auch feine Chacakferiſtik der Juden iy Rußland, feine
Beſchreibung des griechiſchen Kloſters. zu Kiew, nebſt bei⸗
gefügten ſteviſchen Legenden, feire Darſtellung von Odeſſa
und Jaſſy, und den Vorkehrungen gegen die eben dort ein⸗
gebrochene Pet, ganz geeignes find, das Inteveſſe des Leſers
rege zu erhalten. Seihſt Freunde der Dich kanſt durften
ſich durch eine gelungene Ueberſetzung der in Rußland fo hoch
gerrieſenen De von Derjawin, üͤͤberſch eden: „Gott“,
welche auf Befehl des Kalſers von China ins Chineſiſche
uͤberſetzt und, mit goldenen Buchſteben geſchritben, in einem
koftbaren, mit Perlen reich beſezten Rahmen, iy feinem
Zimmer cufachängt wurde, fo wie durch die gefälige Ver⸗
deutſchung mehrerer charakteriſtiſchen ruſſiſchen Volkslieder
angezogen fuͤhlen. 8
Bei Joh. Fr. Gleditſch iſt erſchienen:
Nouveaux melanges de Littérature frangoise
recueillis par J. D. Brunner. 12. 1 Thlr.
28 5
Table des matieres. Style epistolaire, Style dra-
matique (Drame, Dialognes, Monologues), Sch le
historique (Histoire, Contes, Voyages; Pays et
Peuples, Histoire.naturelle). Siyle didactique (Ca-
racteres, Maximes, Reflexions). S le oratoire
(Discours politiques, Plaidoyers, Eloges, Sermons,
Oraisons funebres). *
Leipzig, im September 1822.
Im Verlag der D. R. Marrfhen Buchhandlung in
Carisruhe und Baden iſt alu nen un) an alle gute
Buchhandlungen Dertſchlands verfand: worden:
Quellen des oͤffentlichen Rechts
der deutſchen Bundesſtaaten
oder Sammlung der wichtigſten Urkunden, die zur
Kenntniß des allgemeinen deutſchen Bundesſtaatsrechts
dienen. Von 1800 bis 1821.
Zwei Bünde. Gr. 8. Weiß Druck⸗Velin. 4 Fl. 30 Kr.
oder 2 Thlr. 19 Ge.
Die Mineralquellen im Großherzogthum
Baden,
deren Heilkraͤfte und Heilanſtalten
in einer Sammlung medieiniſch-theoretiſcher und prak—
tiſcher Abhandlungen zur Förderung für Wiſſen⸗
ſchaft und Kunſt in dieſem Theile der Heilkunde,
und zum Leitfaden und Nutzen fuͤr Kranke, die an
dieſen Quellen Huͤlfe ſuchen. Herausgegeben von
W. L. Koͤlreuter, großherzoglich badiſchen Hof—
medicus, der Mediein und Chirurgie Doctor, meh—⸗
rerer gelehrten Geſellſchaften fuͤr Naturkunde und
Mediein Mitgliede.
Zweiter und dritter Jahrgang 1822.
Mit einem Kupfer, die Anſicht des neuen Converſatlons⸗
hauſes zu Baden; und zwei Gteinabbrüden: 1) Baden⸗
meiler zur Zeit der Römer, 2) das Kuͤhlreſervolr zu
Baten vorſtellend. In einem eleganten Umſchlag. Broch.
2 Fl. 30 Kr. oder 1 Thlr. 14 Gr.
Gerichtliche Thierheilkunde.
Ein Handbuch fuͤr Beamte, Aerzte, Thieraͤrzte, Land—
wirthe und Viehbeſchauer. Herausgegeben von Georg
Friedrich Tſcheulin, großherz. bad. Hofthierarzt.
Mit einer Zeichnung. Zweite vermehrte Auflage.
Gr. 8. 2 Fl. oder 1 Thlr. 6 Gr. ©
Kurze Geſchichte der Entſtehung des
Zehendrechts
in den ehemaligen roͤmiſchen Zehendlanden
oder dem jetzigen Großherzogthum Baden und der
Beleuchtung feiner urſpruͤnglichen Widerrechtlichkeit.
Ein fluͤchtiges Wort an die zweite Kammer der
badiſchen Staͤndeverſammlung von Michael Wahr—
mann, dem Sohne. Broch. 15 Kr. oder 4 Gr.
Bei Graß, Barth und Comp. in Breslau
(Leipzig, bet J. A. Barth) if erfhienens -
Jahrbuch deutſcher Nachſpiele für 1822.
In klein 8. auf fein Papier gedrackt.
1 Thlr. 16 Gr.
Der erſte Jahrgang enthält:
Das wilde Heer, Luſtſpiel von van der Velde.
Der Hund des Aubrt, Poſſe vom Fönigl. Hofſchau⸗
ſpleler und Regiſſeur Pius Alexander Wolf.
Wenn nur der Rechte kommt!] Luſtſpiel vom
Schauspieler Heinrich Schmelka (noch nicht aufgeführt).
Die Farben, Luſtſpiel von Karl von Holtei.
Der Groß papa, Luſtſpiel von Kurt Waller.
In der Buchhandlung von C. Fr. Amelung in
Berlin (Brüderfstrasse Nr. 11), ist erschienen und in
allen Buchhandlungen des In- und Auslandes zu
haben:
E IDN sent 6
der theoretischen und praktischen
Sn e e
für Militairpersonen;
besonders
für Ingenieur- und Artillerie- Officiere.
Zum Gebrauche bei Vorlesungen und
zur Selbstbelehrung;
von
Dr. Sigismund Friedrith Hermbstädt,
königl. preuss. Geheimen Rathe und Ritter etc. etc.
Drei Theile.
In gr. g. Mit 2 Kupfertafeln in Quer-Folio.
1142 Seiten Text, nebst Titel, Vorrede, Inhalt etc.
Auf weissem Rosenpapier. Compl. 6 Thlr. 3 Gr. Cour.
Erster Theil: welcher, ausser der Einleitung, die
Lehre von den chemischen Operationen, die Af-
Gnitätslehre, die Lehre von den strahlenden, den
säurezeugenden und den säurefähigen Elemen-
ten —
Zweiter Theil: welcher die Lehre von den alkali-
schen Elementen, den erdigen Elementen und den
Elementen der selbständigen Metalle —
Driter Theil: welcher die Lehre von den Säuren,
von den Salzen, dergleichen von den Bestandthei-
len der vegetabilischen und der animalischen Na-
zuzerzeugnisse enthält,
In demselben Verlage erschien früher:
Orfila, M. P. (Doctor der Arzneiwissenschaft a, d.
medic. Facultät zu Paris, Professor der Chemie und
Physik etc.), Allgemeine 7uxicologir oder Giftkunde,
Worin die Gifte des Mineral-, Thier- und Pflanzen-
reichs aus dem physiologischen und medicinisch-
erichtlichen Gesichtspuncte untersucht werden. Aus
Fr Französ. übersetzt, mit eigenen Erfahrungen
und Bemerkungen vermehrt von Dr. Sigism. Fr.
Hermbstäd‘. IV Theile. Gr. 8. Mit 1 Hupfertafel.
Complet 7 Thlr. 16 Gr.
Der Win tens etn ee
oder Anweiſung, die beliebteſten Modeblumen und
Zierpflanzen, ohne Treibhaͤuſer und Miſtbeete, in
Zimmern, Kellern und andern Behältern zu uͤber—
wintern oder fuͤr den offenen Garten vorzubereiten,
von Doctor Dietrich, Vorſteher des großherz.
botaniſchen Gartens zu Eiſenach. Vierte ver—
beſſerte Auflage. 1818.
Iſt fortwaͤhrend bei uns, fo wie in allen auswärtigen
Buchhandlungen für 1 Thlr. zu haben, und für den be⸗
vorſtehenden Winter von neuem zu empfehlen.
— Die vier Auflagen dieſes Buchs find Bürge für deſſen
ungemeine Netzlichkeit. Die Einleitung en haͤlt Belehrungen
ber Pflenzenbehälter, uͤber Zubereitung der Erde, Verſetzen
und Begießen der Gewaͤchſe, und über die Standoͤrter der
Topfpflanzen. Hierauf folgt eine weitere Anweiſang, wie
die ſchoögſten Blumen und Gewaͤchſe im Winter im Hauſe
zu behandeln ober für das Frühjahr und den Gerten vor:
zube ten find, alles auch mit den nöthigen botanifhen Ber
ishrungen ver unden.
Gebruͤder Gaͤdicke in Berlin.
Bei E. H. G. Chriſtiani in Berlin ſind folgende
neue Bücher erſchienen und in allen Buchhandlun—
gen zu haben:
Blum, K. L., Geh.
6 Br.
Bock, J. H. D., ausfuͤh liches Rechenbuch uͤber die vorzuͤg⸗
lichten niederen und höheren Geſchaftszweige; zum Nutzen
für Fabricanten, Manufactuciſten, Kaufleute, Bar quiers,
Orkonomen, Kameraliften, Ferſtbeamten u. a. m., zum
Vor rag und zum Selbſtunterricht. Z dei Wände. 4 Thlr.
Dieterichs, J. F. C. (Ober ⸗Thierarzt zu Berlin), Anz
leitung, das Alter der Pferde nach dem natürlichen Zahn:
wegfel und den Veraͤnderungen der Zähne zu erkennen,
und in dieſer Hinſicht gegen Betrug im Pferdehandel ſich
zu ſchuͤtzen. Mit 12 Kupfertafeln. G. 8. 2 Thlr.
— — Handbuch der Veterinär- Chirurgie oder die Kunſt,
die aͤußern Krankheiten der Pferde und anderer Hausthiere
zu erkennen und zu heilen. Mit Kupfertafeln. Gr. 8.
2 Thlr. 16 Gr.
Guthrie, G. IL. (Mitglied des königl. Chirurgischen
Collegiums zu London), über Schusswunden in den
Extremitäten und die dadurch bedingten verschiede-
nen Operationen der Amputation nebst deren Nach-
behandlung. Aus dem Englischen und mit Anmer-
kungen von Dr. Spangenberg. Mit 4 Kupfern.
Gr. 8. 2 Thlr. 8 Gr.
Klagen Griechenlands. Gr. 8.
Ottemann, Fr., Lehrbuch der Geometrie für Anfänger in
Gymnaſien und Buͤrgerſchulen. 8. Mit 6 Kupfertafeln.
10 Gr. (Partispreis für Schulen 8 Ge.)
Otto, F. S. G., Zeirbuch, oder allgemeine, vollſtaͤndige
und ausführliche Tabellen zur Reducirung und Legtrung
des Goldes und Silbers nach dem feinen Gehalt und in
der rohen Maſſe; nebſt Anhang und Verhaͤltniß oder Ein:
theileng und Vergleichung verſchiedener Gold- und Sil⸗
bergewichte u. ſ. w., wie auch Huͤlfstabellen zur Berech⸗
nung des Ein- und Verkaufs u. ſ. w. von Gold und Sil⸗
ber, und einem Vorbericht vom Gebrauch aller dieſer
Tabellen, mit beigefügten Aufgaben und Erläuterungen.
Lang 12. 1 Thlr. 12 Gr.
Politz, A., faßlicher Unterricht zur Campagne⸗Reiterei.
Ein Handbuch für Cavaleriſten, die über Dreſſur und
Fuͤhrung des Pferdes ſich genau belehren wollen u. ſ. w.
8. 12 Gr.
Rockſtroh, D., Anweiſung zum Modelliren aus Papier.
Eine nützliche Unterhaltung für Kinder. Mit 21 Kupfern.
Sauber gebunden. 1 Thlr. 4 Gr.
Bei J. F. Hartknoch in Leipzig iſt ſo eben er⸗
ſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Das Evangelium der Jeſuiten,
aus der Theorie und Praxis dieſer Väter
zuſammengeſtellt
und der lieben Chriſtenheit neuerdings zur
Beherzigung vorgelegt.
Von Franz Gerhardt.
Gr. 8. 1 Thlr. 4 Gr. oder 2 Fl. 6 Kr. rhein.
Bei J. J. Bohne in Caſſel find ſo eben erſchienen
und in «len Buchhandlungen zu haben:
Kühne, Professor F. J., Dialogues for the use
of young persons who learn to speak Einglish.
8. 1822 16 Er
Gallicismen nebſt Ausdruͤcken und Redens—
arten des gemeinen Lebens, herausgegeben fuͤr ſolche,
welche franzoͤſiſch richtig ſchreiben und ſprechen ler—
nen wollen, ohne Germanismen einzumiſchen. 8.
1822. 16 Gr.
Mit dieſen beiden Schriften hat der fuͤr das Studium
der abendlaͤndiſchen Sprachen fo thaͤtige Herr Verfaſſer mans
chem kein unwillkommenes Huͤlfs- und Erleich terungsmittel,
dieſer beiden Sprachen Eigenthuͤmlichkeitſen kennen und fie
rein ſprechen und ſchreiben zu lernen, dargeboten. Die Gel—
liciemen, fo in gedraͤngter Kuͤrze und guter Auswahl zu:
ſammengeſtellt, daß ſie wohl keinen, der ſich uͤber irgend
einen Ausdruck im gemeinen Leben Raths erholen will, un⸗
befriedigt laſſen — ein gleiches iſt von den engliſchen Dias
logen zu ruͤhmen, die noch das Lobenswerthe an ſich haben,
daß in ihnen alles Anftösige und Iweiheutiar vermieden wor⸗
den, und deswegen unbedingt in die Haͤnde eines jeden
Schuͤlers und Anfaͤngers der engliſchen Sprache gegeben wer:
den koͤnnen, was bei vielen engliſchen Comoͤdien und ſonſtigen
Geſpraͤchen nicht häufig der Fall fein dürfte.
— —
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
Geſchichte der fronzöſiſchen Revolution. 3 Baͤnd⸗
chen. 8. 1 Tölr.; jetzt für 16 Gr.
Geſchichte der Verſchwörung des Robespierre,
aus dem Franzöͤſiſchen von Archenholz. 8. 18 Gr.; jetzt
fuͤr 12 Gr.
— — . — v.. ̃ — l. — —!. Te meer
Ludwig der 1öte oder Gemälde aller Greuel und Misß⸗
handlungen, die dieſer unglucktſche König erduldet hat.
Ge. 8. 8 Gr.; jetzt für 6 Gr.
De la Varrenne, die Verbrechen Marats und ans
derer Wuͤrger, aus dem Franzoͤſiſchen von Archenholz. 8.
16 Gr.; jetzt fuͤr 10 Gr.
2
So eben iſt erſchienen und durch alle gute Buchhandlun⸗
gen zu haben:
Syſtematiſche Ueberſicht der Literatur fuͤr
Mineralogie, Berg- und Huͤttenkunde;
vom Jahr 1800 bis mit 1820. 8. 25: Bo⸗
gen. 21 Gr.
Eine ſolche Ueberſicht, welche ſchon in einer fruͤhern,
weit weniger umfaſſenden und unvollſtaͤndigern Ausgabe fo
vielen Beifall und baldigen Abſatz fand, und die diesmal
durch Vollſtaͤndigkeit (auch in der auslaͤndiſchen Literatur)
und ſyſtematiſche Anordnung ihrem Zwecke noch weit entſpre⸗
chender geworden, auch mit einem alphabetiſchen Regiſter vers
feben iſt; duͤrfte wohl nicht nur für das mineralogiſche Pus
blicum insbeſondere, ſondern auch uͤberhaupt fuͤr alle Na⸗
turhiſtoriker und Technologen vorzuͤgliches Intereſſe
haben. Wir glauben zur Er pfehtung dieſes Werkes nicht
mehr ſagen zu duͤrfen, als daß wir den Herrn Bergrath
Freiesleben als Verfaſſer deſſelben nennen.
Freiberg, im Auguſt 1822.
Craz und Gerlach.“
In der unterzeichneten, fo wie durch jede andere Bud:
handlung iſt zu haben:
nee een
zu dem Gebrauch und der Berechnung
der 8
S
Eine Beilage zu allen logarithmiſchen Tafeln
von .
DIE. S. ungen
Gr. 8. 14 Bogen. 18 Gr.
Der durch fein gruͤndliches Studium der Mathematik
allen Freunden dieſer Wiſſenſchaft ruͤhmlichſt bekannte Herr
Verfaſfer, hilft durch dieſe Abhandlung dem ſchon lang ges
fuͤhlten Beduͤrfaiß einer vollſtaͤndigen Anl:itung zum Ge⸗
brauch der Logarithmen ab, die nicht allein der Mathema⸗
tiker, ſondern jeder, der viel mit Zahlen umgehen muß,
ruckſichtlich der darin enthaltenen Aufſchluͤſſe über neue und
kurze Methoden der Anwendung der Logarithmen, mit gro⸗
ßem Nutzen und Vortheil gebrauchen wird.
Keyſerſche Buchhandlung in Erfurt.
In der Schulbuchhandlung in Braunſchweig
iſt erſchienen und durch alle Buch- und Kunſthandlungen zu
beziehen:
J. H. Campe's Bildniß, nach Schroͤder auf Stein
gezeichnet von Groger und Aldenrath. Gr. Fol.
Imperial-Velin. 1 Thlr. 8 Gr. 5
Den zahlreichen Freunden und Verehrern des hochver⸗
dienten Mannes wird es angenehm ſein, das Bild deſſen
zu befisen, der ihre Jugend erfreut und verſchönt hat. Die
geachteten Namen der Kuͤnſtler buͤrgen für eine würbige Aus⸗
fuͤhrung.
Literat i f che
Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
N
Ine
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Liter ariſchen Converfations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medien in Quart⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Man:
Format beigelegt oder beige
tions = Gebüt
netismus in Dcta
ö In
werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
nach dem Quart⸗ Abdrucke berechnet 2 Sr,
Bei W. Lauffer in Leipzig ſind ſo eben |
0 erſchienen:
Mathilde von Rokeby, von Walter Scott. Bearbei⸗
tet von F. P. E. Richter. 2 Bände. 8. 2 Thlr. l
Jacobine oder der Ritter des Geheimniſſes. Ein hie:
riſcher Roman, bearbeitet von F. P. E. Richter. 2 Bän⸗
de. 8. 2 Thlr.
Erzählungen von W. v. Gersdorf. 3 Bände. 8. 1 Thlr.
(3 Baͤnde 3 Thlr. 6 Gr.)
Eternelle oder die Blinbgeborene. Ein romantiſches Ge:
melde von W. v. Gersdorf. 2 Bände. Neue Ausgöbe. |
8. 2 Thlr. 8 Gr.
Döring, F. A., komiſch⸗ſatyriſche und ernſt poetiſche un: |
terhaltungen für muͤßige Stunden u. ſ. w. 8. 12 Gr.
Fricke, F. A., Vorschule der freien Handzeichnung
in 48 lithographisten und symmetrischen Vorlege-
blättern, für Schulen und zum Selbstunterricht.
Dritte umgeänderte und verbesserte Aufläge. 1 Thlr.
— — Unterricht in der Blumenzeichnenkunst 8
Übung für Schatten und Licht, in 24 nach der Na-
tur auf Stein gezeichneten Vorlegeblätteın. Zweite
verbesserte und vermehrte Auflage. 1 Thlr. 250
— — Unterricht in der Thierzeichnenkunst, in 36
theils nach der Natur, tlieils nach den besten Mei-
stern auf Stein gezeichneten Vorlegeblättern. 1 Thlr.
8 Gr. -
Funke, D. F. E., Etuis für die Völkerkunde oder Abbil⸗
dung und Beſchreibung der vorzuͤglichſten Volker der Erde.
Erſte Lieferung: Europaiſche, mit 32 colorkrten Darſtel⸗
lungen. 21 Gr. .
Briefſammlung für Kinder gebildeter Aeltern, zum
Schul⸗ und Privatgebrauch. Als erſte praktiſche Anleitung
zur innern und äußern Einrichtung der Briefe und zum
Briefſchreiben überhaupt. Von D. A. Moſer, Paſtor in
Sorbe. 8. 9 Gr.
Bi Graß, Barth und Comp. in Breslau
(Leipzig, bei J. A. Barth) iſt erſchienen:
Was iſt Wahrheit? Eine Abhandlung, veranlaßt
durch die alte und aͤhnliche Frage des Herrn Etats—
raths und ordentlichen Profeſſors, C. L. Reinhold
in Kiel. Von dem Grafen von Kalkreuth. Gr. 8.
1821. 18 Gr. ER 8
Schon der Titel dieſer Schrift ſpricht ihre Wichtigkeit
aus. Denn die aufgeſtellte Frage geht auf nichts Geiinge:
res als auf eine Eötſcheidung hinaus: über die wahre Be⸗
deu kung aller Wiſſenſchaft und des in ihr gegründeten Le⸗
bens. Wir achten es daher fuͤr Pflicht, ſie den Freunden
des beſſern Wiſſens und allen denkenden Männern ange⸗
legentlich zu empfehlen, um fo mehr, als der Herr Ver:
faſſer ſchon durch feine fruhern Schriften feinen vollen Be:
ruf zur Wiſſenſchaft laͤnzſt bewahrt hat. So wird nun auch
mit Klarheit fuͤr jeden, dem
in dieſer Schrift mit dem hoͤchſten Ernſte des Forſther
ſe, und ſollte Herr Reinhold ſelbſt dagegen auftreten, ſo
würde fie denn durch die, allgemeiner hervorgerufene, Aner⸗
kennung des unbedingt Wahren in ihren Folgen und Wir⸗
kungen um ſo bedeutender werden. —
In unſerm Verlage iſt erſchienen und an alle Buchhand⸗
lungen derfanht: 14
Ferdusi. Musikalisches Drama in 4 Abtheilun-
gen; von L. Freiherrn vw. „Lichtenstein. Mit
Musik von Mar beinen. Gr. 8. Broch.
10 Gr. .
Die reſp. Theaterdirectionen find gebeten, ſich wegen
der Partitur an den Componiſten ſelbſt zu wenden. E
Rudolſtadt, im September 1822.
Fuͤrſtl. pr. Hofbuchhandlung.
Bei F. Kupferberg in Mainz hat ſo eben die
Preſſe verlaſſen und iſt in allen Buchhandlungen zu haben:
Glauben, Wiſſen und Kun ſt
der
as. te ren e
in urſpruͤnglicher Geſtalt und im Gewande der Sym—
bolik, mit vergleichenden Seitenblicken auf die Sym—
bolmythe der beruͤhmteren Volker der alten Welt,
mit ihrer gehoͤrigen Literatur und Linguiſtik. —
Von Niklas Muͤller. — Erſter Band mit
zwei Tabellen und ſieben Steindrucktafeln, auf wel—
chen mehr als hundert ſiebenzig noch nicht oͤffentlich
erſchienene bildliche Darſtellungen enthalten find.
Einleitung XXX. 630 S. Gr. 8. 1822. 4 Thlr.
oder 7 Fl. 12 Kr. i 5 2
Dieſes Werk — in welchem der Verfoſſer unter den
theomythiſchen Geſtaltungen und Symbothuͤllen der aͤlteſten
Ur unden der Menſchheit die Einheit des urweltlichen Glau⸗
bens, Wiſſens und Kunſtvermoͤgens findet — darf in vielen
Beziehungen eine willkommene Erſcheinung heißen.
Diefer erſte Band macht uns mit den Bemuͤhungen
deutſcher Gelehrten um die Weisheit und den Glauben der
Hindus in directer und indirecter Weiſe bekannt, und tritt,
als ein bewehrter Anwald, gegen alle biejentgen auf, wel⸗
che die Würdigung dieſes klaſſiſchen Bodens feindlich ver⸗
ſchmaͤhen. Der Verfaſſer liefert uns eine, aus den rein ⸗
brahmaniſchen Lehren hervortretende und durch elgene Sym⸗
boltypen defeſtigte, zwar alter thuͤmlich fremdarzige, aber
doch geiſtig hochgeſtellte Metaphyſik als eine reine
Symboltheologte, welche durch jenen geiſtigen Reich⸗
thum urweltlicher Weisheit überraſch!, der ſich in Licheſplit⸗
tern der Philoſophemen Griechenlands wiederfinden; und die
Freunde der Geſchichte, der Phfloſophie, beſonders aber alle
Theologen ungemein ir tereffiven muß. — Durch viele einge:
ſtreute indiſche Dichtungsfragmente gewaͤhrt der Verfaſſer
einen hoben Begriff von der Würde und Schoͤnheit der
idaktiſchen ODichtungsart, fo wie von der Gnomen⸗
lehre der Brahmanen, und legt den Freunden or ientaliſcher
Dichtkunſt zugleich auch noch nicht bekannt gewordene Poeſie⸗
fragmente hoͤchſten Gehaltes vor. — Von befonderem Nutzen
aber muß dieſes Werk all denen ſein, welche die Sanſkrit⸗
ſprache ſtudiren und ſich mit dem Geiſte, alſo auch den my⸗
thiſchen Geſtaltungen (was wir gewöhnlich Mythologie
nennen) jener Dichter der indiſchen Vorwelt vertraut machen
wollen. Sie erſparen in dieſem eine ganze Bibliothek hie⸗
her bezͤglicher Werke, finden hier das Ganze auf mon⸗
theiſtiſche Einheit zurückgeführt, und einen Reichthum von
noch nie erſchienenen Abbildungen mit ihren Erklaͤrungen,
der ſich nur in einem raſtloſen, vieljaͤhrigen und von thaͤ
tiger Freundſchaft lebendig unterſtützten Sammlerelfer erklaͤ⸗
ren laͤßt.
Bei To b. Loͤffler in Mannheim iſt erſchienen
und durch alle Buchhandlungen zu haben:
Bothe, F. H., Schauſpiele. 8. 1 Thlr. 16 Gr.
— — Dedipitenfall oder die Brüder. Dramatiſches Ge:
mälde der Griechenwelt; in 5 Abtheklungen. 20 Gr.
Cammerer, A. A. C., Magazin für Gedächtnißuͤbungen
und Declamationen. Zie Auflage. 12. 9 Gr.
Gebauer, A., Blüthen veligiofen Sinnes für das höhere
Leben. 8. 1 Thlr. 3 Gr.
Moliere, die Maͤnnerſchule. Luſtſpiel in 3 Abtheilungen.
Bearbeitet von F. H. Bothe. 8. 16 Gr.
Othway Monimia, Trauesſpiel in 5 Abtheilungen. Bears
beitet von F. H. Bothe. 8. 16 Gr.
Die verehrten Namen der obigen Herrn Verfaſſer find
zu bekannt und geachtet, als daß es nöthig wäre, ſie noch
durch beſondere Empfehlung ins Publicum einzuführen.
Für Schulen und Familienkreiſe.
Lieder der Freude, Unſchuld und Tugend.
Geſammelt und heransgegeben von Pe—
ter Gleim, Cantor und Lehrer an der Buͤrger—
ſchule zu Eſchwege. 8. Ate Auflage. 8 Gr.
Die Zweckmaͤßigkeit dieſer, für den Schul- und Fami⸗
liengebrauch beſtimmten Liederſammlung leuchtet jedem Er:
zieher und Freunde der Jugend, der das Faſſungsvermoͤgen
und die Bedürfniſſe derſelben kennt, ſelbſt bei der fluͤchtig⸗
ſten Prüfung ein, und beſtaͤtigt ſich auch uͤberdies durch die
witderholt nöthig gewordenen neuen Auflagen derſelben. Sie
find ſowohl in Anſehung des Inhalts als der Form dem
jugendlichen Geiſte angemeſſen, und eignen ſich, bei man⸗
nich fallieen Gelegenheiten, in Schulen und geſelligen Zir⸗
keln, zum Abſingen wie zum Recitiren. In einem befondern
Auhange findet man wohlgewählſe und paſſende Schul:
prüfungs und Confirmattons⸗Lieder. Es Find
160 an der Sahl. 91720 ushig
Von demſelben Herausgeber ſind auch die: a
Melodien zu den Liedern der Freude, Un
ſchuld und Tugend. 2te Auflage. Quer-For⸗
mat. 20 Bogen. 1 Thlr. 12 Gr. ?
bei uns zu haben. Dieſe Melodien, theils von mehrern uns
ſerer berühmteſten Tonkuͤnſtler entlehnt, theils vom Heraus-
geber ſelbſt gefest, ſind einfach, leicht, anſprechend und für
die Fahigkeiten der Jugendwelt geeigyvet.
Das Werk iſt übeigens ſchon von zu vielen ſachverſt en⸗
digen Maͤnnern empfohlen, als daß wir urſach haͤtten, hier
noch etwas mehr zu ſeinem Lobe hinzuzufuͤgen. >
Leipzig. 1
Weygand'ſche Buchhandlung.
Bei mir iſt erſchienen und durch alle Buch- und Muſika⸗
lienhandlungen zu haben:
Natte, Fr. (Universitäts-Musikdirector zu Halle),
Lieder und Canzonetten mit Begleitung des,
Pianoforte. (Auf vielfältiges Verlangen aus des
Verfassers musikal. Versuchen besonders abge-
druckt.) 21 Gr. a
Neuſtomm, Ritter Sigm. u, Gesänge und Lieder
zu Tiedge’s Lieder- Roman: Annchen und Ro-
bert. Mit Begleitung des Pianoforte. 2 Hefte.
1 Thlr. 12 Gr. Jedes Heft 18 Gr.
Beide Muſikwerke zeichnen ſich durch edle Einfachheit,
anziehende Leichtigkeit und reges Gefühl ſehr vortheilhaft.
aus, und werden dieſelben dadurch, ſo wie durch ſchoͤnen
Druck, gutes Papier und einen äußerſt billigen Preis, ſicher
allen Anforderungen Genuͤge leiſten. ER
Ingleichen verſandle ich:
Amtliches Verzeichniß der Studirenden auf der Uni:
verſitaͤt zu Halle, nebſt Anzeige ihrer Ankunft, Stu⸗
dien, Wohnungen, ihres Geburtsortes u. ſ. w. 4.
Broch. 4 Gr. PR
Halle. 1
5 Rengerſche Sortimentsbuchhandlung.
Friedr. Ruff.
C. E. Poͤnitz, die Fechtkunſt auf den
Stoß. 8.
iſt ſo eben in der Arnoldiſchen Buchhandlung erſchienen
und Eojiet in allen andern Buchhandlungen geb. 21 Gr. U 1
Bei H. Ph. Petri in Berlin erſchien ſo eben und
iſt in allen Buchhandlungen zu haben: ann
. Mi m o fen 81
(( Alimosa pudica). „3 no 2
Erzählungen für gebildete Frauen
Pon ö 1 15 322
1 2 v 3 € Ja pins
D. Aug u ſt, Kuh n. 553
8. Sauber geheftet. 1 Thlr. 12 G r. J
Inhalt: 1. Blätter aus Edmunds Tagebuch. 2. Zwan⸗
zig Jahre. 3. Biondina. 4. Die Qualle der Liebenden.
5. Reiſeabentheuer. 6. Die edle Gacei n.
GE Ze JE ET ET
j von
Martin EC um
Erſte Sendung.
8. Sauber geheftet. 20 Gr.
Inhalt: 1. Von den Vorzügen unedirter Werke. 2. Er⸗
oͤffnungsrede, gehalien vom zeitigen Praſidenten des
Bachusklubbs. 3. Der Pferde-Triumph. 4. Doppel:
Apologie der Autoren gegen Hecenfenten et vice versa.
5. Meine Rede über das Studium der Geſchichte.
6. Die Dorf Revue, ein ſtrategstiſcher Bericht. 7. Pe⸗
ter Schalks Predigt uͤber die Legende vom Mann ohne
Kamm. 8. Des Schulcollegen- Zochaͤus Storch Ferien⸗
reife. 9. Autoris Memorabilis Doctoris philoso-
phiae Trei. 10. Die Seereiſe. II. Unfäge zu phi⸗
loſopheſchen Vorleſungen, genommen aus der klugen
Jungfrau. 12. Diſſertation eines Doctorhutes.
o w.
So eben iſt erſchtenen und in allen Buchhandlungen
zu haben:
Burg Rokeby.
Romantiſches Gedicht in ſechs Geſaͤngen von Wal:
ter Scott. Aus dem Engliſchen, im Versmaße
des Originals; von D. Ad. Stark. Mit dem
Bildniſſe Walter Scott's. 8. Bremen, J. G.
9
Heyſe. Cartonnirt. 2 Thlr. 6 Gr.
Alle jene glaͤnzenden Eigenſchaften, welche Walter Scott
zum Lieblingsdichter, nicht nur feines Volkes, ſondern des
gebiideten Theils von ganz Europa, gemacht haben, finden
ſich auch in der Burg Rokeby wieder, die gewiſſermaßen
mit der Jungfrau vom See und dem letzten Min⸗
ſtrel eine Trilogie bildet. Eben darum hatte der ruͤhm⸗
lichſt bekannte Ueberſetzer der beiden erwaͤhnten auch noch die
Uebertragung dieſes Gedichts uͤbernorsmen und mit befonz
derer Vorltebe bearbeitet. Es ward ſein Schwanengeſang,
er ſtarb vor wenigen Monaten in der Bluͤthe ſeiner Jahre.
Indeſſen war die Ueberſetzung des Gedich es ſelbſt vollſtaͤndig,
nur die Anmerkungen find von der Hand eines fach: und
ſprachkundigen Freundes. Möge es dieſelbe Aufnahme finden,
wie die beiden andern! Der Verleger hat auch von feiner
Seite das Mögliche gethan, um es auf eine feiner wuͤrdige
Art auszuſtatten.
Im Verlag der D. R. Marx'ſchen Buchhandlung zu
Karlsruhe und Baden iſt ſo eben erſchienen:
Archiv fuͤr ſtandes- und grundherrliche Rechte und
Verhaͤltniſſe, Geſchichte und Statiſtik alter und
neuer Zeit.
Zweiter Band. Erſtes Heft.
} Inhalt:
I. Ueber den Vorwurf der ſtarken Abgaben in den Ländern
und Gebieten der medigttſirten. vormaligen Reichsfürſten,
Reichsgrafen und Reichsangehoͤrigen.
II. Beſchluß der Deakſchrift des fuͤrſtlichen Geſammthauſes
Hohenlohe ze. } ww, \
III. Fortfetzung einer Geſchichte des vogteilichen Adels in
der Rhein- und Neckarpfalz, und der urſprünglichen
„„Neichsunmittelbarkeit deſſelten. 8
IV. Ob die in Art. 14 der deulſchen Hundesakte als Ba:
“RE und Norm unterlegte koͤnigl. bojer. Verordnung vom
Jahr 1807 auch auf bie Mitglieder der vormaligen un:
mittelbaren Reichsritterſchaft anwendbar ſei? h
V. Zuſammenſtellung der Verhandlungen des Wiener Eon:
greſſes (Fortſegung z.
VI. Vergleichende ſummariſche Darſtellung des Rechte zu⸗
ſtandes der fuhjizisten vormaligen Reichsſtaͤnde in den
baferiſchen, wuͤrtembergiſchen, badiſchen, heſſiſchen und
preußiſchen Bondesſtaaten.
VII. Landſtaͤndiſche Merkwuͤrdigkeiten, die ſtaatsrechtlichen
Berhaͤltniſſe der Mediatiſirten, fo wie der gutsherrlichen
Rechte belreffend.
VIII. Beitrage zur Apologie des Adels und die grund herr⸗
lichen Rechte,
IX. Codex Diplomaticus, oder Urkundenſammlung.
Der Gubferiptionspreis für einen Jahrgang dieſes Ar-
chivs, welcher ars 2 Bänden oder 6 Hefen beſteht, iſt
9 Fl. rhein. eder 5 Thlr. 15 Gr., der getrennt nicht abge⸗
geben wird.
Die großherzogl. bad. Oberpoſtamtszeitungsexpedition in
Karlsruhe hat die Hauptſpedition dieſes Archivs uͤbernom⸗
men; übrigens nehmen ſaͤmmtliche großherzogl. bad. Poſt⸗
oͤmter, fo wie alle ſolide Buchhandlungen in Deutſchland,
desfalls Subſcriptionen an. Die Herren Subjeribenten wer⸗
den jedem Hefte vorgedruckt.
Es iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen
Deutſchlands zu haben:
Schmieder, D. K. Chr., Mythologie der Grie:
chen und Romer für Freunde der ſchoͤnen Kuͤn⸗
ſte. Mit 33 Kupferſtichen, 1 Attributentafel
und 2 Chaͤrtchen von Griechenland und Rom
in Steindruck. 8. 1821. Kaſſel, bei J. J. Bohne.
Broch. I Thlr. 4 Gr.
Ueber das muͤndliche und oͤffentliche Verfahren
in Kriminalſachen. 8. 1821. Kaſſel, bet J. J.
Bohné. Broch. 16 Gr.
Von unterzeichneter Buchhandlung wurden folgende lite⸗
rariſche Neuigkeiten verſandt:
Baczko, Ludw. v., Bodo und Laura oder die drei
Perlenſchnuͤre. 8. 1 Thlr. 2 Gr.
Louiſon die Raͤthſelhafte. Erneſtine. Die
vermauerte Pforte. Drei Erzählungen. 8. 1 Thlr.
4 Gr.
Der ungetheilte Beifall, womit die früheren Romane
und Erzählungen des hochgeachteten Herrn Verfaſſers uberall
aufgenommen wurden, läßt erwarten, daß auch dieſe hoͤchſt
anziehenden, geiſt- und gemuͤthbollen Dichtungen deſfelben
ihr Publicum finden werden.
Depmann, J. D., kleine Sprachlehre oder die vor—
zuͤglichſten Regeln zum Rechtſprechen und Recht—
ſchreiben der deutſchen Sprache. Vierte ver—
befferte Auflage. 8. Geb. 6 Gr.
Die Einführung in ſo vielen Schulen, fo wie die wies
derholten neuen Auflagen beweiſen hinlänglich die vorzuͤg⸗
liche Brauchbarkeit dieſer ireffligen Grammatik, welche noch
uͤberdies durch einen ſehr wohlfeilen Preis ſich aus⸗
zeichnet. 5 8
Luther's Katechismus; mit einer katechetiſchen Er⸗
klaͤrung und dem Abdrucke der darin angeführten
72 Lieder. Zum Gebrauche der Schulen. Von
J. G. Herder. Funfzehnte Auflage. 8.
0, m“
Der Name „Herder“ macht wohl jede
dieſes vielgebrauchten Schulbuches überflüffig.
Empfehlung
— —
Maaß, J. G. E., Handbuch zur Vergleichung und
richtigen Anwendung der ſinnverwandten Wörter der
deutſchen Sprache.
Auszug aus J. A. Eberhard's Synonymik und
aus des Verfaſſers 6 Eeganzungsbaͤnden zu derſelben.
Gr. 8. Geb. 3 Thlr.,
Eine erläuternde Anzeige uͤber dieſes wichtige Werk iſt
in allen deutſchen Buchhandlungen zu haben.
Grundriß der Rhetorik. Dritte verbeſſerte
und vermehrte Ausgabe. 8. 1 Thlr. 8 Gr.
3 Theile, enthaltend: einen
Ueber den Werth dieſes Buches haben laͤngſt die guͤn⸗
igen Beurtheilungen kriteſcher Blätter entſchieden.
Ruff ſche Verlagsbuchhandlung in Halle.
In der Schuͤppelſchen Buchhandlung in Berlin
ift fo eben erfchienen- und in allen Buchhandlungen
zu haben:
Laun, Fr., die Sparkaſſe. Ein Roman. 8.
4 Gr.
Mozart's, Wolf g. Awad., sun: des Ge⸗
neral⸗Baſſes;z herausgegeben und mit erläuternden
Anmerkungen begleitet von J. G. Sieg meyer. 4.
16 Gr. N
1 Thlr.
An Aeltern und Erzieher.
Bei mir iſt erſchienen:
Lang, C., Raritaͤtenbuͤreau für gute Kna—
ben und Madchen von 5 bis 8 Jahren; worin
ſie den reichhaltigſten Stoff zu angenehmer Zeit—
verkuͤrzung und Belehrung finden. 16 Bandchen.
Mit 96 illum. Kupfern. Geb. und in Futteral.
3 Thlr.
Aeltern und Erzieher werden ſich freuen, ihren lieben
Kleinen ein Geſchenk machen zu koͤnnen, welches ganz dem
Beduͤrfniſſe derſelben entſpricht, indem es vielfeitige Unter:
bal ung und Belehrung zweckmaͤßig verbindet, theils darch
die verſchiedenartig und ganz dem Kindesalter angemeſſen
gewählten und behandelten Erzaͤhlungen, theils durch die,
dieſelben verſinnlichenden Kupfer. Um auch unbemittelten
eltern den Ankauf deſſelben zu erleichtern, habe ich den
Preis bis Ende December 1822 auf 2 Thlr. 8 Gr. her b⸗
geſetzt, wofür es in allen Buchhandlungen zu bekom⸗
men iſt.
158 24 Wilhelm Starke,
Buchhaͤndler in Chemnig.
Bei Adolph Marcus in Bonn find erfchlenen und
durch alle Buchhandlungen zu erhalten:
J. Abercrombie, Unterſuchungen uͤber die
Krankheiten des Darmkanals. Aus dem
Engliſchen uͤberſetzt von D. H. Wolff.
Bonn. 1822. 20 Gr. oder 1 Fl. 30 Kr.
Dieſe mit acht praktiſchem Geiſte geſchriebenen Unter⸗
ſu hungen des würdigen Verfaſſers find, auf Veranlaſſung
des Herrn Profeſſor D. Naſſe, aus dem ıd'en Bande des
Edinburgh Medical and Surgical Journal überfegt und
geben wichtige Nufſchlüſſe äber Krankheiten, die b'sher ſehr
im Dunkeln gelegen haben. Ai Anhang iſt eine ſehr lehr-
reiche Abhandlung des P. T. Smith von Kinguffte
des die Wirkung des innerlich und äußerlich angewandten
kalten Waſſers in Unterleibsentzuͤndungen beigefügt. —
Graff, D. Carl, der Moſelwein als Ge⸗
trank und Heilmittel, ned. einem Anz
hange über den Weinhandel an der Mo⸗
ſel. Bonu. 1821. Geh. 12 Gr. oder 34 Kr.
Eine gewiß willkommene Erſcheinung wird dies Werk⸗
chen dem Arzte ſowohl als auch jedem Freunde des herr⸗
lichen Moſelweins fein, indem es von einem Manne geſchrie⸗
ben it, der ſich mit dem Anzau des Moſelweins ſowohl als
mit den Wirkungen deſſelben als Getraͤnk und Heilmittel
hinreichend vertraut gemacht hat und feine Erfahrungen in
jenem hoͤchſt anfpregenden Vortrage darlegt.
—
Bei Tendler und v. Manſtein, Buchhaͤndlern in
Wien, iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen Deutſch⸗
lands zu bekommen:
Les dvantures de Telemaque
fil’s d’Ulysse
par »PFenmedlon N
Imprime d’apres édition stéréotype
de Firmin Didot. 0
Mit deutſchen Anmerkungen und Erklaͤrung ſchwerer
Woͤrter und Redensarten verſehen
durch
Auguſt Schulze.
1822. In Umſchlag. Broch. 1 Thlr.
Dieſe neue Auflage empfiehlt ſich zum Gebrauch beim
Sprachunterrichte vor allen andern dadurch, daß der Text
nach der anerkannt richtigſten Ausgabe abgedruckt wurde,
mehr noch aber durch die weſentliche Verbeſerung der deut⸗
ſchen Anmerkungen, fo wie durch moͤglichſt fehlerfreien Druck,
gutes Papier und wohlfeilen Preis. Schul- und Privar⸗
lehrer erhalten von der Verlagshandlung bei einer Abnahme
von 6 Exemplaren das 7te unentgeldlich.
Für Prediger tft fo eben erſchienen:
Synopsis theologiae pastoralis candidatorum theo-
logiae et munus pastorale ineuntium 'adorna-
ta, opera et studio Joannis Borott. 8.
und in allen Buchhandlungen für 16 Gr. zu haben.
Dresden, im Jult 1822. 9
8
Arnoldiſche Buchhandlung. 5
Bel Joh. Fr. Gleditſch in Leipzig if neu 5
ſchienen: 5 x u A 11
J. J. Natter (Verfaſſer des Andachtbuchs fuͤr die
Gebildeten des weiblichen Geſchlechts), Predigten
über die heilige Geſchichte der Leiden, des Todes,
der Auferſtehung und der Himmelfahrt Jeſu. Gr. 8.
1 Thlr. 16 Gr.; auf Velinpapier 3 Thlr.
Anzeiger
der 155
vorzuͤglichſten neuen Erſcheinungen
im Verlage
von P. G. Hilſcher in Dresden.“
Baumgarten-Cruſius, Carl, Reiſe auf
der Poſt von Dresden nach Leipzig. Eine
humoriſtiſche Erzählung. 8. 1820. 18 Gr.
Ein kleiner Roman entwickelt ſich unter dem ſonder—
bar gemiſchten Perſonale eines Poſtwagens.
Deffen Reife aus dem Herzen in das Herz.
2 Theile. 8. 1819. 1 Thlr. 16 Gr.
Dieſes Werk giebt unter der Form einer in Briefen
abgefaßten Reiſebeſchreibung, die von Genf uͤber Tu—
rin) Mailand, Florenz, Venedig, Trieſt, Wien nach
Dresden führt, nicht ſowohl Darſtellungen bekannter
Lokalitaͤten, als Bemerkungen uͤber den aͤußern und
innern Menſchen, durch Ort und Zeit verſchieden,
und durch den Roman, der ſich durch die Reiſe durch—
ſchlingt, die Geſchichte der Kaͤmpfe des Lebens, die
aus den edelſten Kräften des Geiſtes und der ausge⸗
zeichnetſten Bildung am gefaͤhrlichſten hervorgehen,
aber durch die religioͤſe Richtung des Gemuͤths ficher -
zum ſchoͤnen Herzensfrieden gedeihen.
Deſſen Licht und Schatten. Darſtellungen aus
der Schule des Lebens. 2, Theile. 8.
1821. 2 Thlr. ie
In dieſer Schrift hat der Verfaſſer die Ideen ausge⸗
führt, die er in der „unſichtbaren Kirche“ und in
der „Reiſe aus dem Herzen in das Herz“ theils an⸗
gedeutet, theils freier ausgeſprochen hatte,. Sie iſt
.
zugleich eine Beſtaͤtigung deffen, was ihm als Wahrs
heit feſt ſteht, und eine Rechtfertigung gegen falſches
Urtheil und Mißbrauch. Das Leben iſt eine Schule,
in der Zeiten der Vorbereitung, der ernſten Pruͤfung,
des harten Kampfes gegen Vorurtheil, Irrthum und
Gemeinheit auf einander folgen, alles zur Laͤuterung
fuͤr eine kuͤnftige, hoͤhere Beſtimmung.
Blumen- Deutung. Auszug aus den neueſten
Blumenſprachen. Taſchenbuͤchlein zur Un—
terhaltung. 8. 1822. 12 Gr.
Chateaubriand, F. A. von, Erinnerungen
aus Italien, England und Amerika. Aus
dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt von Lindau.
er
Theils ausgefuͤhrte Gemaͤhlde, theils geiſtreiche Skiz—
zen aus dem Tagebuche, das der beruͤhmte Verfaſſer
von feinen Wanderungen durch zwei der merkwuͤrdig⸗
ſten Laͤnder Europa's und durch Amerika's Waͤlder,
wo er lange unter den eingebornen Wilden verweilte,
mitgebracht hat. Die Ueberſetzung ſchmiegt ſich auf
das Treuſte der Urſchrift an, worin der Verfaſſer
die ganze Kraft und Schoͤnheit ſeiner Darſtellung
zeigte.
Clauren, H., Erzählungen. Erſtes bis ſech⸗
fies Bändchen. 8. 1816 — 1820. (Das
iſte und 2te Bändchen in einer neuen Auf;
lage von 1822.) Jedes Baͤndchen 20 Gr.
Bücher dieſer Gattung und dieſes Gehalts find für
den Leſer von Gefuͤhl und Geſchmack ein wahres Ge⸗
ſchenk. Wir kennen keinen reinern Genuß, keine
wohlthaͤtigere Erholung, als nach vollbrachter Tages⸗
arbeit eine ſolche Lektuͤre, die bas Gemuͤth erheitert,
die Zeit unterhaltend kuͤrzt, und im trauten Fami⸗
lienkreiſe Stoff zur geſelligen Unterhaltung giebt.
Des Verfaſſers vortreffliche Darſtellungsgabe, ſeine
lebendige Sprache, fein treffender Witz und feine
Kunſt, den Leuten nach Gefallen das Waſſer in die
Augen zu treiben, oder ſie recht herzlich zu lachen zu
machen; — das alles find bekannte Vorzuͤge, die ſich
auch hier wieder von Neuem bewaͤhren, und darum
bedarf das Buch keiner weitern Empfehlung.
Clauren, H., Meine Ausflucht in die Welt. Eine
Erzaͤhlung. Zwei Baͤndchen. Neue Auflage.
Mit 1 Kupfer. 8. 1822. Velinpapier.
2 Thlr.
Der Verfaſſer iſt den gebildeten Staͤnden der heuti—
gen Leſewelt laͤngſt als einer der beliebteſten Schrift—
ſteller im belletriſtiſchen Fache bekannt; es bedarf
daher bei der Anzeige obigen Werkes keiner weitlaͤuf—
tigen Empfehlung. Auch hier, wie in den mehreſten
ſeiner literariſchen Erzeugniſſe, hat er feine tiefe
Menſchen- und Weltkenntniß, den Reichthum ſeines
vielſeitigen Wiſſens und die Gediegenheit ſeiner Le—
bensanſichten gar mannichfaltig entwickelt, und das
Gefaͤllige ſeiner Sprache, die Eigenthuͤmlichkeit ſeiner
Vorſtellungen und die Gemuͤthlichkeit feiner unerſchoͤpf—
lichen Launen geben auch dieſem Buche das Anzie—
hende, was feiner Mimili z. B. in allen Buͤcher—
ſammlungen das Buͤrgerrecht erworben hat.
Deſſen Mimili. Eine Erzaͤhlung. Ate Auflage.
8. 1822. Mit Mimili's Bildniß, nach der
Natur gemalt von Wocher und geſtochen
von Franz Stoͤber. Velinpap. 18 Gr.
Prachtausgabe, geb. 1 Thlr. 12 Gr.
(Iſt noch unter der Preſſe.)
Mimili, das holdſeligſte der Alpenkinder, führt den
Beweis, daß auch in der literariſchen Welt vox po-
puli, vox dei iſt; noch hat ſich, unſeres Wiffeng,
das niedliche Schweizermaͤdchen vor die drei Richter—
ſtuͤhle zu Jena, Halle und Wien nicht geſtellt; noch
iſt dort uͤber ſie kein Urtheil höchfter Infant geſpro⸗
chen; noch weiß alſo das Publikum von daher nicht,
ob das Buch gut oder nicht gut ſei; und dennoch
erſcheint fchon die vierte Auflage! — Dieß iſt wohl
der ſicherſte Beleg zu der alten Wahrheit, daß das
Gute keines fremden Lobes bedarf.
Denfmürdigfeiten Ludwig Bon 8,
ehemaligen Koͤnigs von Holland, von ihm
ſelbſt beſchrieben. Doe well en zie niet
om. (Thue recht und ſcheue Niemand.)
8. 1821, 1 Thlr. 8 Gr.
Es bedarf keiner Anpreiſung bei einem fuͤr die neuere
Geſchichte ſo hoͤchſt wichtigen und merkwuͤrdigen Werke,
das uͤber viele Begebenheiten unſerer Tage uͤberra—
ſchende Aufſchluͤſſe gibt, das zur richtigen Wuͤrdigung
eines achtungwerthen Volkes in einer verhaͤngnißvol⸗
len Zeit führen wird, fo wie zur gerechten Beurthei⸗
lung eines ſelten unparteiiſch gewuͤrdigten Mannes,
der das Volk während jener Zeit mehr als einmal x
dem Verderben entriß und auch in der Art, wie er
ſich hier ſelbſt ſein Urtheil zu ſprechen ſucht, fh als
den Redlichſten ſeines Hauſes zeigt.
Etwas über das vom Herrn Premierlieutenant
Otto vor und nach ſeir em Erſcheinen fo
viel beſprochene Catharticon des ge⸗
meinen arithmetiſchen Verſtandes, von
einem unpartheiiſchen Ziffermangsz gr. 4.
1622. 4 Gr. ;
Fiſcher, G. A., Lehrbuch zum ion Mig 5
in der Geometrie, für das Geſchaͤftsleben.
Mit 6 Kupfertafeln. 8. 1818. 1 Thlr. 16 Gr.
Der Berfaffer, ruͤhmlich bekannt durch mehrere vorzuͤg⸗
liche mathematiſche Werke, hat in dieſer neuen Ent⸗
wickelung der gesmetriſchen Lehren eine ſo gluͤcklich j
erleichternde, auf vieljaͤhrige pädagogiiche Erfahrungen
gegründete Methode beobachtet, und in dem Aus—
drucke der geometriſchen Saͤtze und deren Beweiſe,
ſo viel wiſſenſchaftliche Gruͤndlichkeit, und zugleich
ſo viel Faßlichkeit und Deutlichkeit gezeigt, daß ſich
dieſes neue Hülfgmittel des Unterrichts allen Lehran—
ſtalten von ſelbſt empfehlen wird.
Fiſcher, G. A., Anfangsgruͤnde der Statik und
Dynamik feſter Körper, als Lehrbuch zum er—
ſten Unterrichte fuͤr Bau- und andere Schu—
len, als auch zum Selbſtunterrichte angehen—
der Architecten, entworfen. Mit 4 Kupfertas
feln. gr. 8. 1822. 2 Thlr.
Der Zweck dieſes Buches iſt, denjenigen, welche ſich
bereits die Saͤtze der niedern Buchſtabenrechnung,
der Geometrie und Trigonometrie gehoͤrig angeeignet
haben, als Leitfaden zu dienen, ſelbige ſowohl zu
Berechnung der Kraͤfte, in Hinſicht des Gleichge—
wichts, als auch der wirklichen Bewegung, auf Körper
und einfache Maſchinen anwenden zu lernen. Der
Verfaſſer hat hierbei die trefflichen Werke Eytelweins
zum Grunde gelegt, jedoch alle auf der höhern Ana:
lyſis beruhenden Beweiſe beſeitigt, wohl aber die
daraus hervorgehenden Reſultate benutzt und die
Stellen obiger Berke bezeichnet, wo für Geuͤbtere die
ausführlicher Deweife zu finden find.
Vorzuͤglich hat ſich der Verfaſſer bemüht, durch
vielfache ausgefuͤhrte Berechnungen und eingeſtreute
Uebungsaufgaben die theoretiſchen Saͤtze mit prakti⸗
ſchen Anwendungen zu verbinden, auch jedem Ab—
ſchnitte Fragen, wie in feinen früher edirten Schrif-
ten / beigefügt, um die Zuhörer oder Leſer unterrich—
tend zu beſchaͤftigen und ihnen bemerklich zu machen,,
ob ſie die vorgetragenen Saͤtze richtig aufgefaßt und
verſtanden haben. N
Franz / Hofrath F. C., über die zweckmaͤßige
Erziehung, Fuͤtterung und Behandlung der
zur Veredlung und Maͤſtung beſtimmten
Hausthiere, wodurch der Landwirth in den
Stand geſetzt wird, von allen Beſtandtheilen
derſelben den meiſten Nutzen zu, ziehen.
In pſychologiſcher, phyſicaliſcher und oͤko—⸗
nomiſcher Hinſicht. ir Bd. gr. g. 1821. 1 Thlr.
Zwar hat man ſeit den preiswuͤrdigen Bemuͤhungen
eines Thaer, Feklenberg und andrer trefflicher
Agronomen allmaͤhlig erkannt, daß es noch anderer
Mittel zur Veredlung der Viehzucht beduͤrfe, als
blos mechaniſche Erziehung und Auffütterung feines
Viehes, aber das Studium der Thierſeelenkunde, die
Kenntniß der eigentlich geiſtigen Eigenſchaften der
vorzuͤglichſten Hausthiere hat man dabei leider noch
immer fuͤr unweſentlich gehalten.
Der bereits ruͤhmlichſt bekannte Verfaſſer hat ſich
daher um das oͤkonomiſche Publikum kein geringes
Verdienſt erworben, daß er ſeine vieljaͤhrige, ſcharf—
ſinnige Beobachtung hierüber hier ſchriftlich niederge—
legt und mit einer vollſtaͤndigen Literatur der beſten
uͤber dieſe Materie vorhandenen Schriften ausgeſtattet
hat. Welchem Landwirthe an Erweiterung und Vers
edlung feines Viehſtandes liegt, iſt dieſes Werk ein
unentbehrlicher Rathgeber. Ein zweiter Band iſt
bereits unter der Preſſe.
Gärtner, der kleine, oder deutliche Ans
weiſung, auf die leichteſte und wohlfeilſte
Art Blumen in Stuben, vor Fenſtern, Altäs
nen und in Gaͤrten zu erziehen und zu war—
ten. Mit Vorſichtsregeln bei dem Saͤen,
Pflanzen und Begießen derſelben. Allen an;
gehenden Blumenliebhabern gewidmet von
M. G. P. Ste Aufl. 8. 1821. 6 Gr.
Herrnhuts Judelfeier im Jahre 1822. Beſchrie⸗
ben von einem Augenzeugen. 8. 3 Gr.
Es genüge hier an der Verſicherung, daß dieſe Bo—
gen eine ſehr genaue Darſtellung aller bei jenem Feſte
ſtatt gefundenen Feierlichkeiten enthalten. Fuͤr Jeden,
der die Geſchichte der merkwuͤrdigen Anſtalt kennt,
die nun ihr erſtes Jahrhundert zuruͤckgelegt hat, und
der mit ihrer weitumfaſſenden Wirkſamkeit nicht un⸗
bekannt iſt, wird dieſe Beſchreibung um fo willkom⸗
mener ſein, da man hier auch Auszuͤge aus mehrern,
an den drei Feſttagen gehaltenen Vorträgen findet.
Kloſe, D. F. A., Sammlung phyſtologiſcher,
pathologiſcher und therapeutiſcher Abhands
lungen über die Sinne. 1s Heft. 8. 1821.
20 Gr. ’
Da die Pathologie und Therapie in den letzten Jahr—
zehnten am Umfange ſo ſehr zugenommen hat, ſo
werden auch die Krankheiten einzelner Organe, beſon—
ders diejenigen der Augen und der Haut, jetzt mit
mehr Aufmerkſamkeit und mit mehrerm Gluͤcke be—
handelt. Die Anzahl der uͤber dieſe Gegenſtaͤnde er—
ſchienenen Schriften hat ſich ſo bedeutend gemehrt,
daß beſchaͤftigte praetiſche Aerzte die meiſten nur aus
Recenſionen kennen lernen. Denjenigen unter dieſen,
welche ſich auch mit den Bereicherungen im Gebiete
der Krankheiten der Sinne bekannt zu machen wuͤn—
ſchen, glauben wir durch dieſe Sammlung, deren
Herausgabe Herr D. Kloſe beſorgen wird, nuͤtzlich
zu werden.
Kochbuch, neues unentbehrliches, für alle Stände,
oder neue auserleſene Recepte nach dem neues
ſten Geſchmack in der Kochkunſt. Ste Auf—
lage. 8. 1821. 16 Gr.
Enthält eine deutliche Anweiſung, wie junge Frauen—
zimmer ohne alle Vorkenntniſſe die Speiſen auf die
wohlfeilſte und ſchmackhafteſte Art zubereiten koͤnnen,
nebſt einem Anhange, alle Arten Zuckerbaͤckereien,
eingemachte und eingeſottene Fruͤchte, Suͤlzen, Gölses,
Säfte, Sallate, Kompots, Gefrornes und eaten
Getraͤnke zu verfertigen.
Krehl, A. L. G., Gebete. ate Aufl. g. york
Ordin. Ausgabe 16 Gr., gute Ausgabe
1 Thlr.
Der Verfaſſer hat aus dem wahren Leben in Gott
die wichtigſten Momente aufgefaßt und in begeiſterter
Rede die Gefühle und Empfindungen dargeſtellt,
welche durch dieſelben in den Herzen der frommen
Glaͤubigen angeregt werden. Es kann daher dieſe
Sammlung von Gebeten allen wahren Chriſten als
eine vollkommene Begleiterin durch das Leben em⸗
pfohlen werden; vorzuͤglich auch wird ſie beim hoͤhern
Jugendunterricht mit großem Nutzen gebraucht werz
den koͤnnen, da dieſe Gebete Verſtaͤndlichkeit mit
Reichthum, Klarheit mit Kraft verbinden.
Laun, gen drich, Erzählungen. ıffex Band.
8. 2622 Velinpap. 20 Gr. 45
Deſſen das Hausleben. Eine harattetkelch b
nung. 8. 1820. 20 Gr.
Des Verfaſſers gluͤckliches Erzaͤhlungstalent braucht des
Lobpreiſens nicht und die bloße Ankündigung auch
dieſer Gabe aus ſeiner Feder reicht hin, um ihr viele
freundliche Leſer zu verfchaffen. -
Deſſen drei Tage im Eheſtande. Erzählung.
8. 1819. 18 Gr.
Dieſe heitere Erzaͤhlung ſchließt ſich den zahlreichen
übrigen Schriften des Verfaſſers wuͤrdig an.
Deſſen drei Tage zu Pferde. Erzaͤhlung.
8. 1816. 18 Gr. .
Lenz, H. W., Mythologie oder Goͤtterlehre des
Alterthums. Ein unterhaltendes Leſebuch
fuͤr die Jugend. Mit 12 Kupfern. 8.
1820. 16 Gr.
Je mehr das Beduͤrfniß einer gedraͤngten Darſtellung
der griechiſchen und roͤmiſchen Goͤtterlehre, welche
die Reſultate der neuern gelehrten Forſchungen in
ſich gufnaͤhme und faßlich und unterhaltend verarbei—
te, bereits empfunden worden iſt, deſto willkommener
muß die Befriedigung deſſelben ſein, welche dieſe
Schrift gewährt, die uͤberdieß auch durch 12 veranz
ſchaulichende Kupfer, die nach Antiken geſtochen find,
ſich empfiehlt.
Loͤben, Graf O. H. von, Erzaͤhlungen. Erſter
und zweiter Band. 8. 1822. Velinpap.
1 Thlr. 16 Gr.
Lobeday, M. D., (Engländer und Proteſtant,)
Bittſchrift an die Kammer der Pairs zu
Paris, wegen heimlicher Verfuͤhrung ſeiner
Familie zum Uebertritt in die roͤmiſch-katho—
liſche Kirche. Aus dem Franzoͤſtſchen, nebſt
Erlaͤuterungen aus den neueſten franzoͤſi—
ſchen Gegenſchriften, und einem freimuͤthi—
gen Wort über die Proſelytenmacherei, von
Carl Baumga ten- Cruſius. 8.
1832. 8 Gr.
Die Begebenheit ſelbſt hat, ſo wie ſie durch die Zei—
tungen bekannt wurde, auch in Deutſchland allgemei⸗
nes Aufſehen erregt. Die Bittſchrift des gekraͤnkten
Vaters iſt als oͤffentliche Urkunde und Schilderung
des Verfahrens, das man ſich gegen ihn erlaubte,
von hoͤchſter Wichtigkeit, und verdient geleſen und
erwogen zu werden. Der Ueberſetzer und ane
ber, bereits durch andere Schriften bekannt, hat Ber
merkungen hinzugefuͤgt, die ohne Anfeindung der
Andersdenkenden mit Freimuͤthigkeit und Wärme
fuͤr die Rechte und fuͤr die Ehre der evangeliſchen
Kirche ſprechen.
May, Obriſtlieutenant Johann, einige Beob—
achtungen uͤber die Art des Angriffs, und
Anwendung der ſchweren Artillerie bei
Ciudad Rodrigo u. Badajoz im Jahr 1812
und St. Sebaſtian 1813. Mit einer Uns
terſuchung der uͤberwiegenden Vortheile,
welche aus dem Gebrauche der eiſernen ſtatt
der metallenen Geſchuͤtze bei Belagerungen
dieſer Art entſtehen. Nach dem Engliſchen
von C. W. Bormann, Lieutenant im
fon. Saͤchſ. Artillerie-Corps. Mit s Kupfern.
gr. 8. 1822. 1 Thlr. 12 Gr. Auf Velin⸗
papier, gebunden 2 Thlr. 12 Gr.
Mayers, R., deutſch - engliſcher Briefſteller,
oder neue Sammlung deutſcher Handlungs—
briefe. Ein Ueberſetzungsbuch zur Styluͤbung
in der engliſchen Sprache, fuͤr Kaufleute,
beſtehend in einer Reihe von Original-Brie⸗
fen, in welcher ein vollſtaͤndiger Geſchaͤftsgang
durch alle Arten von Handelsſpekulätionen
in ſyſtematiſcher Ordnung aufgeſtellt iſt, mit
unterlegter Wort- und Sach⸗ Erklaͤrung,
nebſt einem Anhange, enthaltend Muſter zu
Empfehlungsſchreiben, Wechſeln, Cours—
zetteln, Fatturen, Vollmachten, Proteſten
u ſ. w. in der Originalſprache. gr. 8. 1822.
1 Thlr. 8 Gr. f
Merkur. Mittheilungen aus Vorraͤthen der i
Heimath und der Fremde, fuͤr Wiſſenſchaft,
Kunſt und Leben, herausgegeben von F.
Philippi und C. Ba umgarten-Cru⸗
fius, àter Jahrgang (für 1828). Mit 12 Ku⸗
pferbeilagen nach den vorzuͤglichſten Galle—
riegemaͤlden. gr. 4. 6 Thlr.
In dieſer Zeitſchrift, die ſeit dem gegenwaͤrtigen Jahr—
gange 1822 (fie erſcheint ſchon feit 1819) eine ver⸗
aͤnderte, auch, wie wohl geſagt werden darf, vollkomm⸗
nere Geſtalt erhalten hat, ſind Erzaͤhlungen von
Tieck, Laun, Albrecht, Loͤben — dichteriſche
und literariſche Aufſaͤtze von den beiden Herausgebern
und andern, ſchon ruͤhmlichſt bekannten Gelehrten
enthalten, die ihr in der Naͤhe und Ferne allgemei—
nen Beifall ermorden haben. Ueber den Geiſt und
das Treiben der Zeit in der politiſchen und wiſſen—
ſchaftlichen Welt, uͤber die Fortſchritte der bildenden
und der darſtellenden Kunſt urtheilt fie ſtets freimuͤ—
thig, aber anſtaͤndig und ohne Parteilichkeit. Dar
durch if fie, ohne Streitſchrift zu fein, ein kraͤftiges
Gegenmittel gegen die Einſeitigkeit des Lobes und
des Tadels geworden. Jeder Mongt hat als beſon—
dere Zierde eine Kunſtbeilage, bis jetzt Kupferabdruͤcke
von Raphaels Madonna mit dem Fiſche, Madonna
des heiligen Sixtus, die heilige Familie, die Mas
donna von Foligno, die Madonna, genannt die
ſchoͤne Gaͤrtnerin, Maria, Jeſus und Joſeph —
von Correggio's heil. Nacht, und von Raibolini's
(genannt Francia) Allegorie, als Zugabe. Die Vers
lagshandlung hat nichts geſpart, um das Aeußere
dem innern Gehalt gemaͤß auszuſtatten.
Napoleon im haͤuslichen Kreiſe und ſein Hof;
nebſt Anekdoten aus ſeinen letzten Regie—
rungsjahren. Nach den Erinnerungen der
Wittwe des Generals Duͤrand, Hofdame
der Kaiſerin Marie Louiſe. Aus dem Frans
zöfifhen. g. 1821. 1 Thlr.
Man braucht dieſem Titel nur hinzuzufuͤgen, daß hier
eine eben ſo unterrichtete und mit allen Hofraͤnken
bekannte, als leidenſchaftloſe und meiſt gerecht urthei—
lende Beobachterin ſpricht, um die Aufmerkſamkeit
auf dieſe Schrift zu lenken, die mehrere merkuhedige
Zuͤge zur Kenntniß der Begebenheiten und der Per⸗
ſonen mittheilt. Geſchichtsfreunden bietet ſie manches
Schaͤtzbare dar, unter andern die merkwürdige Anrede
Napoleons an die Deputation des geſetzgebenden Koͤr⸗
pers am 1. Januar 1811 zum erſtenmab in der dd
ten Geſtalt. AR
Napoleon in der Verbannung, oder Eine
Stimme aus St. Helena: die Meinungen
und Bemerkungen Napoleons Über die wich
tigſten Begebenheiten feines Lebens und ſei—
ner Herrſchaft, mit ſeinen eigenen Worten.
Von Barry E. O'Mear a, Esq.,ſeinem gewe⸗
ſenen Wundarzte. Nach dem Engliſchen bear⸗
beitet von Friedrich Schott. Drei Theile.
8. 1822. 2 Thlr. 12 Gr. (Mit dem Motto:
Je prie mes parens et amis, de eroire tout
ce que le docteur O’Meara leur dira, rela-
tivement à la position où je me trouve et
aux sentimens que je conserve.)
Von dieſem authentiſchen und daher hoͤchſt' intereſ⸗
ſanten Werke, welches den Schluͤſſel zu der neueſten
franzoͤſiſch⸗europaͤiſchen Geſchichte enthaͤlt und manche
raͤthſelhaften Aufgaben derſelben loͤſt, hat bereits
der erſte Theil die Preſſe verlaſſen. Da es ur⸗
ſpruͤnglich in der Geſtalt eines Tagebuchs erſchienen
iſt, in welcher Wiederholungen faſt unvermeidlich ſind,
und unbedeutende oder fremdartige Dinge ſich leicht
einſchleichen, fo dürfen wir verſichern, daß es in der,
Geſtalt, in welcher es hier erſcheint, durch eine ge⸗
draͤngtere Darſtellung gewinnt, und daß nichts weg⸗
gelaſſen iſt, was auf Napoleon unmittelbaren Beiug
hat und für feine Geſchichte wichtig if.
Wehen Lieutenant C. F., Waffeulehre. Mit
3 Tabellen und 3 Kupfern, gr. 8. 18838.
3 Thlr. 8 Gr. Auf Velinpapier 4 Thlr.
Auf ebendemſelben und mit a en Ku⸗
pfern 4 Thlr. Gr.
Der Verfaſſer, Lehrer der Kriegswiſſenſchaften am
kon. ſaͤchſ. Cadettencorps, drückt ſich über den Zweck
und die Veranlaſſung 9 Buchs folgendermaßen
aus:
Zwar find über dieſen Zweig der Militairwiſſen⸗
ſchaften ſchon mehre vortreffliche Werke vorhanden,
allein entweder ſind ſie, wie dieß bei den meiſten der
Faun iſt, blos für den Artilleriſten geſchrieben, und
ſolglich voluminoͤs und koſtbar, oder wenn dieß nicht
der Fall iſt, inſofern für den angeführten Zweck nicht
paſſend, als vorzuͤglich die neuern Einrichtungen bei
der ſaͤchſ. Armee wenig oder gar nicht beruͤckſichtiget
ſind.
Die Hauptgegenſtaͤnde, welche in dieſem Werkchen
abgehandelt werden, ſind folgende:
1) Die Hauptbegriffe von den Einrichtungen der
Waffen und Kriegsmaſchinen der Alten bis zur
Erfindung des Schießpulvers.
2) Eine kurze Abhandlung über das Schießpulver,
in Betreff feiner Beſtandtheile, feiner Verferti—
gung, der wirkenden Kraft deſſelben, der Kenn—
zeichen von deſſen Güte, der Aufbewahrung ꝛe.
3), Eine allgemeine Kenntniß der vorzuͤglichſten
Beſchaffenheit ſaͤmmtlicher Pulver- und blanken
Waffen, hinſichtlich der Erreichung des Haupt⸗
zwecks bei ihrem Gebrauch, ſo wie das Wiſſens⸗
wertheſte ihrer Verfertigung.
4) Eine Beſchreibung der verſchiedenen Koͤrper,
welche aus den age geſchoſſen oder ge⸗
worfen werden.
5) Der Gebrauch der 1 0 im Allgemei⸗
nen, in den verſchiedenen Schuͤſſen, 5
Wirkungen ꝛe.
6) Die Kenntniß einiger noch zur Waffenlehre zu
rechnenden Gegenſtaͤnde, als z. B. das Verder—
ben der Geſchuͤtze, das Ausladen derſelben, der
Gebrauch der Petarden, der Rachetten und an—
derer Signalfeuer, der Laſtenbewegung ze.
(Iſt noch unter der Preſſe.)
Pope, A., der Menſch, metriſch bearbeitet von
C. C. Hohlfeldt. 8. 122. 1 Thlr.
Velinpapier, gebunden, 1 Thlr. 16 Gr.
Dies vorzuͤgliche Gedicht Pope's, das die wichtig—
ſten und mannigfaltigſten Beziehungen des irdiſchen
Lebens ſchoͤn und genial darſtellt, verdiente ſchon
lange eine neue metriſche Bearbeitung in deutſcher
Sprache. Herr Hohlfeldt, durch mehreee Dichtun⸗
gen bereits ehrenvoll bekannt, hat eine ſolche Ueber—
ſetzung geliefert, die von ſehr vielen Urtheilsfaͤhigen
fuͤr gelungen erklaͤrt worden iſt. Das Aeußere des
Buches entſpricht dem innern Gehalt.
Sammlung der vorzuͤglichſten Gallerie-Gemaͤlde.
Erſte Sammlung in 12 gut geſtochenen Blaͤt—
tern. gr. 4. 5 Thlr.
Schaden, Adolph von, unentbehrliches Ta—
ſchenbuch fuͤr Fremde, oder neueſte Beſchrei—
bung der Stadt Dresden und ihrer Merk—
wuͤrdigkeiten, auf alle Tage der Woche eins
gerichtet, nebſt Seitenblicken nach der Umges
gend und beſonders der ſaͤchſiſchen Schweiz.
Nebſt einem Plane. 12. 1821. 14 Gr.
Seidel, T., die Kultur der Blumenzwiebeln
und einiger Knollengewaͤchſe. 8. 1822.
6 Gr.
Deſſen der Kuͤchen-GemuͤßGaͤrtner, oder deuts
liche Anweiſung, wie auf die leichteſte und
zweckmaͤßigſte Art ein Kuͤchen-Garten zu bes
ſtellen und jede Pflanze der Natur gemäß zu
warten ſei, um daraus den beſten Nutzen zu
ziehen. Nebſt einer Anweiſung uͤber die
Kultur der Blumenzwiebeln und einiger
Knollengewaͤchſe. g. 1822. 16 Gr. Auf
Schweizerpapier 20 Gr.
Tagebuch eines Invaliden auf einer Reiſe durch
Portugall, Italien, die Schweiz und Frank
reich. Aus dem Engliſchen des H. Mat—
thews, Esg. 2 Bände. 8. 1822. Velinpap.
2 Thlr. 16 Gr.
Dieck, Ludwig, ſaͤmmtliche Gedichte. 2 Theis
le. 8. 1821. Auf feinem Poſtpapier
5 Thlr. 12 Gr. Auf Velinpapier 4 Thlr.
12 Gr. Auf geglaͤttetem Velinpapier 6 Thlr.
Die uͤber jede Erwartung freudige Theilnahme, die
das Erſcheinen der hier zum erſtenmale geſammelten,
gedruckten und ungedruckten Poeſieen des trefflichen
Dichters im deutſchen Vaterlande uͤberall angeregt,
und welche (beilaͤuſig ſei es geſagt) den ziemlich all⸗
gemeinen Wahn von poetiſcher Ueberſaͤttigung des
Publikums buͤndigſt widerlegt, macht jede Anempfeh⸗
lung gewiß uͤberfluſſig; auch beabſichtigen wir hiermit
bloß, die gebildete Welt auf obige Sammlung aufs
merkſam zu machen, und verbinden damit die Anzeige,
daß ein ster Theil bereits unter der Preſſe iſt.
Ueberſicht, hiſtoriſche, der Staatsveraͤnderungen
in Spanien von erſten Ausbruche des Auf—
ſtandes bis zur Aufloͤſung der Cortes. Nach
dem Spaniſchen des Grafen Toren o, letz
ten Praͤſt denten der Cortes von 1855.
gr. 8. 1821. 14 Gr.
Mit dieſer Schrift, wohl der wichtigften, die neuer⸗
lich über die innern Verhaͤltniſſe Spaniens erſchienen
iſt, hat der Verfaſſer, einer der Trefflichſten unter
den Liberalen, der lange als Verbannter in Trank:
reich lebte, eine oft bemerkte Luͤcke in der neuern
Geſchichte Spaniens ausgefüllt, und mit dem hellen.
und tiefen Blicke eines denkenden Staatsmannes
deutlich nachgewieſen, wie die merkwuͤrdige Revolu⸗
tion in Spanien ſich bildete und den Gang nehmen
mußte, den fie genommen hat, wobei de Pradt's ber
kannte Schrift nicht ſelten berichtigt wird.
Vorlegeblaͤtter zum Briefſchreiben für Kinder.
8. 1882. 6 Gr.
Die vorſtehenden Buͤcher ſind in allen ſoliden
deutſchen Buchhandlungen zu den ke
Preiſen zu erhalten.
Dresden, im Auguſt 1822.
P. G. Hilſcher.
*
Ankündigung.
——
Magazin
fuͤr die neueſten Erfahrungen, Entdeckungen und
Berichtigungen im Gebiete
der
hat mee ie
mit
Hinſicht auf phyſiologiſche Prüfung und praf-
tiſch bewährte Anwendbarkeit der Heilmittel,
vorzuͤglich neuentdeckter Arzneiſtoffe
in der
h era p i e
Herausgegeben
von
Georg Friedrich Haͤnle,
Doktor der Philoſophie, Apotheker in Lahr, verſchiedener natur
forſchenden Geſellſchaften, und pharmaceutiſchen Vereine cor
reſpondirendem, und reſp. Ehrenmitgliede.
So viele erfreuliche Beweiſe von der allgemein guten
Aufnahme meines Lehrbuches der Apotheker⸗
kunſt, und der Ausſpruch competenter Kunſtrichter,
daß durch daſſelbe die wiſſenſchaftliche Phar⸗
macie gefördert, und auf einen hoͤhern Standpunkt
gehoben werde, ftärfen meine Hoffnung, daß das ver⸗
ehrte Publikum dem Erſcheinen dieſer Zeitſchrift mit
gleichem Zutrauen entgegenſehen werde, wenn ich ſol⸗
chem die Motive darlege, welche mich zur Herausgabe
derſelben veranlaßt haben.
—
“a
In dem engbegränzten Raume eines Lehrbuches
muß ſich der Unterricht auf die Grundlehren beſchtän⸗
ken, und kann die nöthigen Erklärungen nur in kurzen
Begriffen mittheilen. Dieſe Zeitſchrift ſoll ſich daher
an mein Lehrbuch anſchließen, und gleichſam als Fort⸗
ſetzung, die gedrängten Lehren deſſelben in weitere
Kanäle leiten. Auch find die, durch den Eifer unſerer
Naturforſcher, vorzüglich in der Chemie und Pharma⸗
cie gemachten Fortſa ritte einem reiſſenden Strom zu
vergleichen, der allen trüben Schlamm fortſtößt, und
ſich immer mehr zu einem feſtern Grund und Boden
hinabwühlt. Taͤglich werden neue Entdeckungen ger
macht, welche unſere Erfahrungen bereichern, die frü⸗
bern Reſultate der Forſchung mehr würdigen, und die
theoretiſchen Anſichten von geſtern berichtigen.
Wenn aber auch dadurch einige altern Grundſäaͤtze
erſchuͤttert werden, fo kann ſich demungeachtet Niemand
beruſen fühlen, deshalb ein neues Lehrbuch zu ſchreiben.
Hiezu ſind Zeitſchriften hinreichend, welche nicht
nur als Ergänzungsblätter Feld genug darbieten,
um die in den Yebrbüchern eng eingefaßten Maſſen
materieller Gegenftände , fo wie die doctrinellen Apbo=
rismen, mehr zu entwickeln, und anſchaulicher zu ma-
chen, ſondern auch am beſten geeignet find, die neueſten
literariſchen Ergebniſſe der fliehenden Zeit, im Gebiete
der Pharmacie, mit welcher ſich fo viele Zweige der Na⸗
turwiſſenſchaft veeflechten, ſchnell aufzugreifen und zu
verbreiten. E f
Eine ſchoͤne Aufforderung zur Herausgabe dieſes
Journals erhielt ich, außer obigen Gründen, von dem,
nun auch im Großherzogthum Baden zu Stande ge-
kommenen, ſehr lobenswerthen pharmaceutiſchen
Vereine, welcher hiermit den übrigen löblichen phar⸗
maceutiſchen Verbindungen in Süd- und Nordteutſch⸗
land zu gemeinnützer Vereinigung und gegenſeitiger Uns
terſtützung freundſchaftlich die Hände reicht, und deren
literariſche Arbeiten, Erfindungen und praktiſche Ver⸗
beſſerungen in irgend einem Zweige der Pharmacie, nach
vorheriger Prüfung, in dieſem Magazin eine freudige
Aufnahme zu würdiger Verbreitung erhalten werden.
Dieſe Zeitſchriſt wird in folgende Rubriken eingetheilt:
1. Pharmaceutiſche Naturkunde.
Mineralogie. Botanik. Zoologie.
Entdeckungen, ſyſtemat'ſche Berichtigungen, Beiträge
zur pharmaceutiſchen Waarenkunde.
2. Phyſik,
in Beziehung auf Chemie ꝛc.
„
3. Chemie,
als Hauptſtuͤtze der Pharmacie. Sie wird die neueſten
Fortſchritte und Entdeckungen enthalten, ohne ſich zu
weit von dem Hauptzweck dieſer Blaͤtter zu entfernen.
4. Praktiſche Pharmacie.
Neue Zuſammenſetzungen, Verbeſſerungen, Erklaͤ—
rungen und theoretiſche Berichtigungen der pharma—
ceutiſch⸗-chemiſchen Zubereitungen.
5. Pharmaceutiſche Technologie.
Neue mechaniſch-pharmaceutiſche Erfindungen und
Verbeſſerungen. Vereinfachung und Vervollkommnung
der Operationen, Geraͤthſchaften ꝛc.
6. Receptirkunſt.
Beiträge zur Vervollkommnung derſelben. Ruͤgen
ſchaͤdlicher Gewohnheiten beim Receptiren, und wider
ſinniger aͤrztlicher Vorſchriften vc.
7. Thempie.
Dieſe beſchraͤnkt ſich hier blos auf therapeutiſche,
durch Verſuche geprüfte, Anwendbarkeit der
Heilmittel, mit Beſtimmung der Krankheitsfaͤlle und Gas
ben, deren Kenntniß dem Apotheker durchaus noͤthig iſt.
Man beahſichtet hiebei vorzüglich die Erprobung neuent-
deckter und einzuführender Arzneimittel, wie z. B. des
Emetins, Chinins u. ſ. w.; die Auffindung und
Bewährung wohlſeiler, beſonders europaͤiſcher und refp.
inlaͤndiſcher Surrogate, als empfehlenswerthe Stellver⸗
treter theurer exotiſcher Arzneiſtoffe, wodurch dieſes
125 0 auch fuͤr Aerzte ein doppeltes Intereſſe erhal—
ten wird.
8. Offizielle Mittheilungen, den pharmaceutiſchen
Verein im Großherzogthum Baden betreffend.
9. Literatur.
Buͤcheranzeigen und Recenfionen.
10. Vermiſchte Aufſaͤtze und Nachrichten.
5 11. Todesanzeigen.
12. Bekanntmachungen, Anfragen ıc.
Nach dieſer Eintheilung werden alle Driginalabhand-
lungen, Aufſatze, Auszüge aus Briefen oder gedruckten
Schriften, Ueberſetzungen ꝛc. geordnet werden. Es iſt
aber begreiflich, daß nicht alle dieſe Rubriken in Jedem
einzelnen Hefte enthalten ſeyn konnen.
0
Das Magazin wird in Monatbeften in groß Oktav
erſcheinen, und drei Hefte einen ungefähr 21 Bogen
ftarfen Band ausmachen. j 8 San
Schon die Tendenz diefer Zeitſchrift wird für meine
gelehrten Freunde, fo wie für andere, mir durch ihren
Ruf bekannte und hochverehrte Phyſiker, Chemiker, Aerzte
und Pharmaceuten, in und außer Teutſchland, eine Eins
ladung ſeyn, zu Erreichung meines Zweckes gemeinnützig
mitzuwirken, und mein Beſtreben durch gehaltreiche Bei⸗
trage mit Waͤrme zu unterſtuͤtzen, wofür ich denſelben
meine Dankbarkeit thaͤtig beweiſen werde.
Lahr im Badenſchen den 16. Mai 1822.
Der Herausgeber.
Die unterzeichnete Buchhandlung hat den Verlag
des Magazins ꝛc. übernommen; dieſes foll mit dem
Jahre 1823 beginnen, und in regelmaͤßiger Folge zu
Anfang jeden Monats verſendet werden. ö
Der Preis des Bandes von drei Heften, die nicht ge⸗
trennt werden, iſt hoͤchſtens 3 fl. oder 1 Thlr. 16 gr.
Alle Buchhandlungen und Poſtamter werden erſucht,
Beſtellungen anzunehmen, und an die Verlagshandlung
zu befoͤrdern. b 5 8 N
Literariſche Privat-Anzeigen werden von Zeit zu
Zeit in beſondern Beilagen angeheftet, und mit 41/2 Fr.
oder 1 gr. fuͤr die Zeile berechnet.
Was im Wege des Buchhandels für das Magazin ꝛc.
eingeſendet werden will, kann der W Beiſchluß
folgender Handlungen faſt in jeder Woche abgehen:
Arau, Hr. Sauerländer. Königsberg, Hr. Unzer.
Bafel, — Schweighäuſer. Leipzig, Hr. Cnobloch.
Berlin, — Reimer u. Hr. Enslin. Nagdeburg, Hr. Heinrichshofen.
Bonn, — Marcus u. Hr. Weber. Mainz, Hr. Kupferberg.
Breslau Hr. Holäufer u. Hr. Max. München, Hr. Lindauer.
Caſſel, Hr. Krieger. Münſter, Hr. Coppenrath.
Conſtanz, Hr. Wallis. Nürnberg, Herren Riegel und
Erfurt, Hr. Keyſer. Wießner.
Frkf. a. M. Herrmann. Buchhdl. Peſth, Hr. Hartleben.
Hamburg, Hr. Perthes u. Beſſer. Prag, Calveſche Buchhandlg.
Hannover, Hrn. Gebr. Hahn u. Stuttgart, Hr. Löflund u. Hr.
Helwingſche Hofbuchhand⸗ Metzler.
lung. Wien, Hr. Gerold u. Hr. Heubner.
Karlsruhe, den 1. Juni 1822.
Gottlieb Braun.
— —— —6
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(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.) 10
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2 13 2 7] h — a) i ; I „32 Fo 577 75 {77
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen bee e der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicine in Quart⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoff
n und den Jahrbüchern des Mag⸗
netis mus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's pus licum gebracht. Die
Inſertions-Gebühren betragen für die Zeile nach dem Quart-Abdrucke berechnet 2 Gr. 5
von dem intereſſanten Werk: g
J. Howship on the Diseases of the Lower In-
testines, and Anus. 2d Ed. London. 1821.
eine deutſche Ueberſetzung bei mir naͤchſtens erſcheinen werde.
Frankfurt, im September 1821, i
P. H. Guilhauman.
Von G. Schilling ſind in dieſem Jahre erſchienen
und durch alle Buchhandlungen zu haben:
Saͤmmtliche Schriften te Sammlung. 16ter
bis 20ſter Band, enthaltend:
G. Schilling, Wolfgang oder der Name in der
That. 2 Theile. 2 Thlr. 6 Gr. 0 a
— — Haͤusliche Bilder. 3 Theile. 2 Thlr.
18 Gr. N
Alle 20 Theile koſten 20 Thlr. im Ladenpreis und im
Praͤnumerationspreis 16 Thlr. — Die erſte Sammlung von
50 Bänden koſtet 50 Thlr. im Ladenpreis, im Praͤn. Pr.
aber nur 33 Thlr. — Alle 70 Bände zu 70 Thlr. gegen
baare Zahlung 48 Thlr. — wofür ſolche durch alle nam:
hafte Buchhandlungen ohne Preiserhoͤhung zu bekommen
ind.
Dresden, im Sepiember 1822.
Arnoldiſche Buchhandlung.
So eben iſt in meinem Verlage erfchlenen und an olle
Buchhandlungen verfandt:
Wahl, M. C. A., Clabis Novi. Testamenti philo-
Logica usibus scholarum et juvenum theologiae
studiosorum accommodata. 2 Vol. 8 maj.
1822.
Schreibpapier 6 Thlr. 16 Gr., auf Belinpapier
7 Thlr. 12 Gr. J f
Nach dem Urtheile, welches über dirſes Werk bereits
in den theologtſchen Annalen, September 182t, fodann in
den iſt, bedarf es von meiner Seite mehr nicht, als der
einfachen Anzeige, daß der Druck deſſelben nunmehr beendigt
iſt. Nur ſoviel erlaube ich mir noch zu bemerken, daß ſorg⸗
fältige Benutzung der neuern und neueſten grammakiſch⸗lexi⸗
caliſchen Forſchungen und zweckmaͤßige Anwendung derſelben
auf die Schriften des N. T. genaue Sonderung des hebraͤi⸗
ſchen Beftandtheiles von der aͤl fern und neuern Gräcität der
Kaſſiker, Vereinfachung der ohne Noth gehaͤuften Wortbe⸗
deutungen, moͤglichſt naturliche Aufeinanderfolge derſelben,
Ladenpreis auf Druckpapier 5 Thlr., auf
Zur Vermeidung von Colltſionen diene die Anzeige, daß
r TI om Die re — oeroor ae
fivenge Unterſcheidung zwiſchen Sinn und Bedeutung die
Aufgabe war, die der. Verfaſfer zu löfen ſich vorgeſetzt ha“⸗
te; doß es ihm mithin einzig darum zu thun war, eln Wet
zu llefern, welches den Studierenden bei dem Uebergange
von der Lertüre der grtechiſchen Klaſſiker zum Leſen und zum
Studio des R. T. mit ſicherer Hand leiten moͤchte. Als
Nachtrag zu obigem Werke gedenkt der Verfaſſer in einiger
Zeit zu liefern: De usu praepositionum graecarum apud
N. T. scriptores. \ . :
Der Subferiptiongpreis der Clavis iſt, zufolge der
frühern Anzeige, mit der Publication derſelben erloſchen und
tritt nunmehr sbiger Ladenpreis ein. Ich will indes in
Partfeen von mindeſtens 12 Exemplaren noch bis Ende die.
ſes Jahres beſtehen laſſen, um den Studierenden die An⸗
ſchaffung eines ſo ausgezeichneten Werkes nach Kraͤften moͤg⸗
lichſt zu erleichtern. ;
Leipzig, im Sepiember 1822.
Joh. Am br. Barth.
Neue Unterhaltungs-Schriften,
welche in der Schuͤppelſchen Buchhandlung in Ber—
lin kuͤrzlich erſchienen und in allen Buchhandlungen
zu haben ſind:
Horn, D. Franz, deutſche Abend- unterhaltun⸗
ara: Kleine Romane und Biographien. 8. 1822. 1 Thlr.
8 Gr.
Huſch,
unf Märtyrer der Zeit.
a dem Franzoͤſiſchen frei bearbeitet. 8. 1822.
r.
Kosmeli, D. Mich., harmloſe Bemerkungen auf
einer Reife über Petersburg, Moskau, Kiew nach Jaſſy.
8. 1822. 1 Thlr. 6 Gr. 5
Laun, Fr., Kaspar Frühaufs Tollheiten. Ein
Roman. 8. 1822. 1 Thlu. 8 Gr:
— — der Liebhaber ohne Geld. Ron an, 2 Baͤn⸗
de. 8 1822. 1 Thlr. 12 Gr. - y
er 2 die Sparkaſſe. Ein Roman. 8. 1822. 1 Thlr.
4 Gr. - =
Stein, Hofr. und Prof. Carl, die Querſtriche. Ein
komiſcher Roman. 8. 1822. 1 Thlr. 8 Gr
Paul von, das Kind Europa's, oder die
Ein ſatyriſch⸗politiſcher Roman.
1 Thlr.
. ptem Vo Julius von, der ug geiſt. Ein Roman.
des Herrn D. Winer's Grammatik über das neuteſtament⸗ 3 f SA 29 e Saman
liche Sprachidiom (S. 7, 20, 112, 123) ausgeſprochen wor⸗
8. 1822. 1 Thlr. 8 Gr. f
— — Fuͤnf und zwanzig dramatiſche Spiele.
Nach deutſchen Spruchwörtern, zur Unterhaltung für
frehe Eirkel bearbeitet. Mil 1 Kupfer. 8. 1822. Geh.
1 Thlr. 16 Gr. 781
Weiffer, Fr., Schalkhett und Einfalt. Oder der
Simpticiffimus des ſiebzehnten Jahrhunderts im Gewande
des neunzehnten. Ein Roman. 2 Bände. 8. 1822
2 Thlr. 20 Gr. 0
198
Bei Tobias Löffler in Mannheim ſind von den
beliebten lateintſchen Autoren ſeit kurzem folgende
neue Ausgaben erſchtenen nnd durch alle Buchhandlungen zu
haben: f Di
Caj. Jul. Caesaris de bello gallico et civ. 2. Vol.
8. 1 Thlr., auf Druckpapier 20 Gr. Ciceronis
Opera omnia. Vol. XVIAum. 8. 42 Gr. — Ejusd.
Philosophica omnia. Tomus I. 12 Gr.— Ejusd.
Cato major. 3 Gr. Ejusd. de legibus libri III.
5 Gr. — Ejusd. Laelius. 3 Gr. — Fjusd. de
officlis libri III. 6 Gr. — O. Horatii Flacci
Opera. 2 Vol. 14 Gr., auf Druckpap. 10 Gr. —
Justini Historiae Philippicae et totius mundi.
8. 14 Gr., auf Druckpap. 12 Gr. — P. Ovidii
Nasonis Metamorphoseon Libri XV. 8. 20 Gr.,
auf Druckp. 16 Gr. — C. Sallustii Crispi Opera.
8. 10 Gr., auf Druckpap. 8 Gr. — P. Virgilii
Maronis Opera. 2 Vol. 8. 1 Thlr., auf Druck⸗
papier 18 Gr.
Die meiſten find von dem rühmlichſt bekannten Herrn
D. F. H. Bothe mit vielem Fleiß und nach den Forde⸗
rungen fur Schulen bearbeitei, wie dies mehrere Kaitiken
aufs auͤnſtigſte ausgeſprochen haben, ſo daß bei dem fort⸗
beftehenden ſchönen, correcten Druck, gutem Papier und
billigen Preiſen di ſe Sammlung ſich als vorzuͤglich empfeh⸗
len läst. — Auch find die früher erſchienenen Autoren als:
Ausonius — Ciceronis opera omnia — Cornelius —
Curtius — Eutropius — Florus — Juvenalis — Li-
ius — Lucanus — Martialis — Ovidii fasti —
Ovidii tristia — Phaedrus— Plinii sen. Epistolae —
Columella — Cato - Varro — Palladius — Vegetius
— Statius — Suctonius — Tacitus — Terentius
— Velejus Paterculus
ftetshin zu Lehranſtalten, welche vorziehen, ſich
direct an die Verlagshandlung zu wenden, erhalten einen
verhaͤltnifmaͤßigen Rabatt.
hab eit.
Bei Joh. Fr. Bärecke in Eisenach ist erschienen
und durch jede Buchhandlung zu bekommen:
Hexsinger, C. Fr., System der Histologie. Ister
Theil, istes Heft. Gr. 4. Geh. 1 Thlr.
Das ganze Werk erscheint in 3 Bänden mit Ku-
pfern; und um den Ankauf zu erleichtern, so wird
es in einzelnen Heften ausgegeben. Damit man das
anze Werk sogleich näher kennen leint, so erfolgt
Bier eine Uebersicht des Inhalts:
Theil I. Histographie. istes Heft: Einleitung und
Geschichte der Wissenschaft. 2tes Heft: Bildungs-
gewebe (Serum, Fett, Pigment) und Horngewebe
mit allen seinen Gebilden (Oberhaut, Haare, Nä-
gel u. s. W.). Stes Heft: Hnorpelgewebe, Hno-
chengewebe, Faser gewebe. ates Heft: Hautge-
webe, Nervengewebe, Seröses Gewebe, Gefäss ge-
ebe. gtes Helft: Parenchymatöses Gewebe, Drü-
sengewebe. ‚
Theil II. Histogeni..: A. Eigentliche Histogenie.
6tes Heft: Bildungsgewebe, Horngewebe, Knor-
elge webe, Knochengewebe, Fasergewebe. - 7tes
Heft: Hautgezvebe, Nervengewebe, Seröses Ge-
webe, Gefässgewebe, Parenchymatöses Gewebe,
Drüsengewebe- B. Hegenerationslehre. 8tes Heft:
Bildungsgewebe, Horngewebe, Hnorpelgewebe,
Nuochengewebe, Fasergewebe. gtes Heft: Haut-
gewebe, Nervengewebe, Seröses Gewebe, Geiäss-
gewebe, Parenchymatöses Gewebe, Drüsengewebe.
C. Krankhafte Histogenie. ıotes Heft: Neue Bil-
dungen (Anhang: Verhältniss der neuen Gewebs-
bildungen zu der Entstehung neuer Organismen
Entozoen und Entophyten]). ııtes Heft: Meta-
m der Gewebe (Anhang: Neue [anorga-
nische] Bildungen in abgeschiedenen Säften). Bi;
Theil III. Zistoromie. ı2tes Heft: Allgemeine Be-
trachtungen über die Entstehung der anorgani-
schen und organischen Körper, Textur der Vege-
tabilien. 13tes Heft: Eigentliche Histonomie.
ıötes Heft: Anwendung der Gesetze der Histono-
mie auf Nosogenie.
In der Schönian’schen Buchhandlung in Alberfeld
ist erschienen und an alle Buchhandlungen versandt:
Rheinische
Far gh r b ud enh en
für
Medicin und Chirurgie.
Herausgegeben
von
Dr. Chr. Fr. Harless.
IV Bandes. I Stück.
Mit 4 Abbildungen.
20 Gr. oder 1 Fl. 30 Kr.
Die Verleger dieses Journals finden sich veran-
lasst, von den 6 Heften, welche den 2ten, Iten und
äten Band desselben bilden, bis zur Jubilate- Messe
1825 den bisherigen Preis des Heftes von 1 Thlr. oder
1 Fl. 48 Kr. auf 12 Gr. oder 54 Hr. herabzusetzen,
wozu dieselben durch alle gute Buchhandlungen be-
zogen werden. können. .
Liberſeld, den ıoten September 1822.
Augenheilkunde.
2 der Schuͤppelſchen Buchhandlung in Berlin iſt
kürzlich erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Weller, D. Carl Heinr., die Krankheiten
des menſchlichen Auges, ein Handbuch fuͤr
angehende Aerzte. Nach den beſten in- und aus⸗
ländiſchen Werken, mit beſonderer Beruͤckſichtigung
der Beerſchen Erfahrungen, bearbeitet und durch
eigene Beobachtungen vermehrt. Zweite verbeſſerte
und ſtark vermehrte Auflage. Nit 4 fauber ausge;
malten und 1 ſchwarzen Kupfertafel. Gr. 8. 1822.
Engl. Druckpapier 3 Thlr. 12 Gr. N
Im vorigen Jahre waren neu: .
Weller, D. C. H., Diaͤtetik für geſunde und
ſchwache Augen, oder was hat man zu thun,
um ſein Geſicht bis ins hohe Alter moͤglichſt zu
erhalten. Ein Handbuch fuͤr Aerzte und gebildete
Nichtaͤrzte. Mit 1 ausgemalten und 1 ſchwarzen
Kupfertafel. Gr. 8. Engl. Druckpapier 1 Thlr.
20 Gr.
a Ueber kuͤnſtliche Pupillen und eine
beſendere Methode, dieſe zu fertigen. Mit 1 Ku—
pfertafel. Gr. 8. Geheftet. 14 Gr.
So eben iſt erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu
erhalten:
Euch de t een een em
Betrachtungen und Unterſuchungen
von
Ferdinand Delbruͤck.
Erſtes und zweites Buch.
Bonn, bei Adolph Marcus.
1 Thlt. oder 1 Fl 45 Kr.
Der Verleger glaubt die Tendenz dieſer Schrift nicht
beſſer andeuten zu koͤnnen, als durch folgenden Auszug aus
der Vorrede:
„Von jedem zum Denken aufgelegten und zum Handeln
beſtimmten Menſchen darf man wohl vorausſetzen, daß
er ſterben werde, die ihm durch Ueberlieferung oder For⸗
ſchung über religkoͤſe Gegenſtaͤnde zu Theil gewordenen
Einſichten und Ueberzeugungen zu ordnen und, ſo weit
es geſchehen kann, zu einem Ganzen zu verbinden. Nur
von wenigen aber laͤßt ſich verlangen zu thun, was ich
thue, indem ich von jenen Beſtrebungen oͤffentlich Rechen⸗
ſchaft ablege.“ —
„Die beiden erſten jetzo erſcheinenden Buͤcher umfaſſen
beinahe hundert Abſchnitte, deren jeder ein fuͤr ſich be—
ſtehendes, leicht uͤberſehbares Ganzes bildet und die
alle als Theile eines groͤßern Ganzen in einander grei⸗
fen; — eine Vortragsweiſe, wie ſie der Wuͤrde des
behandelten Gegenſtandes vorzuͤglich angemeſſen ſcheint.“
n
In der Univerſitäts⸗ Buchhandlung zu Kö⸗
nigsberg in Preußen iſt erſchienen:
Ukert's Gemälde von Griechenland. Mit
6 Kupfern. 16. Gebunden. 2 Thlr.
um die Aufmerkſamkeit des Publicums auf dieſes Werk
zu lenken, wird es hinreichend ſein, das gewiß allgemein
für gültig anerkannte Urtheil des Herrn von Zach darüber
aus feinee Correspondance astronomique et geogra-
phique anzufuhren. „Alle, bie ſich mit dem fittligen, gei-
ſtigen und buͤrgerlichen Zuſtande der gegenwärtigen Neu:
griechen, in deren Beurtheilung ſich mehr Irrthum als Ver⸗
leumdung findet, gruͤndlich bekannt zu machen wuͤnſchen,
empfehle ich das Werk eines der gelehrteſten Del:
leniſten Deutſchlands, der im Beſitz umfaſſender
Sprachkenntniſſe, die Geſchichte und Geographie des merk:
wuͤrdigen Volks mit bewundernswerthem Fleiß,
Sorgfalt und Scharfſinn ergruͤndet hat, Herrn Pro⸗
feſſor Ukert's Gemälde von Griechenland.“
Bei Graß, Barth und Comp. in Breslau
(Leipzig, bei J. A. Barth) iſt erſchienen:
Chronologiſches Taſchenbuch, oder Erinne—
rungen an die merkwuͤrdigſten Begeben—
heiten aller Zeiten, fortgeſetzt bis Anfang Mai
1821 von J. C. D. Geiſer, Archidiakonus und
Senior zu Breslau. Zweite voͤllig umgearbeitete
und vermehrte Ausgabe. Klein 8. 20 Gr.
Das allgemeine Intereſſe hiſtoriſcher Ezcigniffe und ind:
beſondere die merkwürdigen Thaten und Staalsveraͤnderungen
der neuern Zeit, die ganz Europa in Erſtaunen ſetzten, ver⸗
anlaßlen den Herausgeber dieſes Taſchenbuchs, der zweiten
Auflage beffeiben — die erſte erſchien ohne feinen Namen —
die groͤßtn oͤglichſte Vollkommenheit zu geben, ohngeachtet
auch die frühere ſchon mit Beifall aufgenommen ward. Er hat
—— —— ̃ —ç—G—— ßrðĩ᷑ſ]• — UJ— —
deshalb, der größern Vollſtaͤnbigkeit und Brauchbarkelt we⸗
gen, das Buch völlig umgearbeitet, die merkwuͤrdlgſten Facta
der alten und mittlern Geſchichte moͤglichſt vollſtaͤndig nach⸗
getragen, auch die der neuern berichtiget und fortgeſetzt, und
fo das Ganze weit um die Hälfte vermehrt. Zur beſſern
Ueberſicht hob er auch die wichtigern Begebenhetten durch
eine mehr und minder größere Schrift hervor, und gab da⸗
durch dem Buche eine Vollkommenheit, die man nicht leicht
bei andern von einem ähnlichen Inhalte findet. Es enthält
jetzt eine genaue Nachweiſung aller merkwürdigen Begeben⸗
heiten, Regenten, Regierungsveraͤnderungen, Kriege, Schlach⸗
ten, Friedensſchluͤſſe, Tractaten, Buͤndniſſe, Verordnungen,
Verfaſſungen, Erfindungen und wichtiger Perſonen, nament⸗
lich ausgezeichneter Gelehrten in allen Faͤchern der Kunſt und
Wiſſenſchaft, nach Tag und Jahr ſynchroniſtiſch geordnet;
auch hat man durch eine genaue Correctur die in ſolchen
Schriften ſich gewöhnlich einſchleichenden Druckfehler möglichſt
zu vermeiden geſucht. Es iſt daher dieſes Taſchenbuch allen
Freunden der Geſchichte zu einem faſt unentbehrlichen Hand⸗
und Hausbuche angelegentlichſt zu empfehlen.
Neues dramatiſches Taſchenbuch fuͤr 1823.
Bei T. Trautwein in Berlin iſt fo eben ers
ſchienen:
Thalia. Taſchenbuch plaſtiſcher, dramatiſcher und Iyz
riſcher Darſtellungen. Dem geſelligen Vergnuͤgen
im haͤuslichen Kreiſe gewidmet und herausgegeben
von Sophie May. Mit 9 Skizzen zu den leben:
den Bildern und 3 Muſikbeilagen. Geb. 1 Thlr.
12 Gr.
Jedem finnig froͤhlichen Kreiſe wird dieſe neue Erſchei—
nung in dem Gebiete der ernſten und ſcherzenden Muſe will-
kommen ſein, da dies Taſchenbuch ihm mannichfache Unter⸗
haltung gewähren kann, und ſich beſonders dazu eignet,
Bamilienfefte zu verfhönern. Die darin enthaltenen Stüde
ſind ſo eingerichtet, daß ſie in jedem Cirkel und ohne große
Vorbereitungen dargeſtellt werden koͤnnen.
Walter Scott's Redmund und Mathilde,
det der Velda he
Frei nach dem Engliſchen und mit geſchicht—
lichen Erlaͤuterungen von F. W. Moſer.
2 Baͤnde. 1 Thlr. 20 Gr.
Als einer der gelungenſten Arbeiten des Herrn Verfaf-
ſers, wird biefer Bearbeitung keine Concurrenz den Weg
vertreten und dieſelbe jedweden Leſer ganz befeiedigen.
Merſeburg, im September 1822.
J. T. J. Sonntag's Buchhandlung.
Neue ſchoͤngeiſtige Schriften von H. Clauren im
Verlage der Arnoldiſchen Buchhandlung in
Dresden:
H. Clauren, Scherz und Ernſt, gter und ıoter Theil.
(Das Madchen aus der Flieder mühle.) 2 Thlr.
und alle 10 Baͤnde 10 Thlr.
— — Des Lebens Hoͤchſtes iſt die Liebe. 2 Thei⸗
le. 2 Thlr.
— — Das Vogelſchießen. Luftfpiel in 5 Aafzuͤgen.
21 Gr.
u
Im vorigen Jahre waren neu und ſind in allen
Buchhandlungen zu bekommen:
H. Clauren, Das Schlachtſchwert. 18 Gr.
Rangſucht und Wahnglaube. 22 Gr.
Der Liebe reinſtes Opfer. 18 Gr.
Die Borpoten, Schauſpiel. 16 Gr.
Liesli und Elſi, zwei Schweizergeſchichten.
1 Thlr.
18
rn
Luſtſpiele. 2 Theile. 2 Thlr. 6 Gr.
%
Bei A. Rücker in Berlin iſt erſchienen und durch
ſaͤmmtliche Buc handlungen fuͤr 20 Gr., ſauber cartonnirt,
zu erhalten:
Unentbehrliches Taſchenbuch fuͤr Frauen, oder Anlei⸗
tung, die weibliche Geſundheit und Schoͤnheit zu
erhalten und zu erhoͤhen. Von einem praktiſchen
Arzte. 8. Mit einem Kupfer.
Geſundheit und Schönheit find die unentbehrlichen Bes
dingungen zur Wohlfart der Frauen. Eine Anleitung, wel⸗
che lehrt, wie dieſe unfhägbaren Güter erlangt und erhal⸗
ten werden koͤnnen, bedarf daher — beſonders wenn folge,
wie die vorliegende, von einem praktiſchen Arzte anziehend
er heilt wird — keiner weitern Anpreifung. Es wird
genügen zu bemerken, daß dieſe Anleitung in eilf Abſchnit,
ten, nebſt den ſpeci llen, diatetiſchen Vorſchriften, geprüfte
Arweiſungen zur Pflege der Haut, der Haare, der Naͤgel,
der Augen, der Zähne, der Bruſt und der Fuße mittheilt
und ihrem Zwecke, weibliche Geſundheit und Schönheit zu
erhalten und zu erhöhen, gewiß entſprechen wird.
Bei P. Hildebrand in Arnſtadt erſchien und iſt
in allen Bachhandlungen zu haben:
Don Manuel, eine ſpaniſche Geſchichte aus dem jetzigen
Jahrhundert. Nach dem franz. Original des Herrn
Rojour frei bearbeitet von C. v. S. 2 Bände.
24 Bogen. 8. 1 Thlr. 12 Gr.
Oieſer Roman erſchien im vorigen Jahre in Paris,
wurde mit großem Beifall aufgenommen, und hat ſeitdem
ſchon die zweite Auflage erlebt. Daher ſah die Verlags-
handlung ſich veranlaß?, dies hoͤchſt anziehende Werk von
einem ruͤhenlichſt bekannten Schrifiſteller für die vaterlän:
diſche Literatur frei bearbeiten zu laſſen. Moͤge es nun
in Deutſchland den in Frankreich errungenen Beifall be⸗
haupten.
In Commiſſion der Keyſerſchen Buchhandlung in
Erfurt iſt erſchienen:
Die Bedingungen und Geſetze des Gleich—
gewichts; nebſt einem Verſuche uͤber die
Urſachen der Ruhe und Bewegung der
Körper. Von D. Chriſtian Ernſt Meier,
ausuͤbendem Arzte in Erfurt und correſpondirendem
Mitgliede der naturforſchenden Geſellſchaft zu Jena.
Mit einer Steindrucktafel. Erfurt, 1822. 8.
1 Thlr. oder 1 Fl. 36 Kr.
Die wichtige Lehre vom Gleichgewicht der Koͤrper war
bisher ein viel zu wenig bearbeiteter, ſchwieriger Gegenſtand
der Naturlehre, als daß man die Bemühungen des Herrn
Verfaſſers, die Bedingungen und Geſetze deſſelben auszumit⸗
teln, nicht mit verdientem Beifall aufnehmen ſollte. Nicht
allein die Theorie der fo näͤtzlichen Schalwage iſt durch dieſe
gehaltvolle Schrift beristigt und vollſtäandiger geworden,
ſondern auch von den uUrſachen der Rahe und Bewegung der
Körper uͤberh ꝛupt erhält der Leſer eine neue, hoffentlich be⸗
friedigendere Anſicht, als man bis hieher davos gehabt hat.
Kurz wir glauben dieſes Buch jedem Verehrer der Natur⸗
lehre, der ſich eine genauere Kenntniß jener eben fo wichtigen
als anziehenden Gegenſtaͤnde zu verſchaffen wuͤnſcht, mit vol⸗
lem Rechte empfehlen zu konnen. 2
So eben erſchien und iſt in allen guten Buchhandlungen
zu haben:
Fink, F. A. K., aus dem Volksleben. Ein
Beitrag fuͤr Volks- und Volksbildungs—
kunde. Erſtes Heft. Gr. 8. Auf engl. Druck-
papier. Geh. 16 Gr.
Ueber die obige, den Beamten im lieben deutſchen Va⸗
terlande ganz beſonders und der Erkennung der religtoͤſen,
geiſtigen, ſittlichen, gewerblichen, geſellſchaftlichen und all⸗
ſeitigen Lage des Volks gewidmeten, Schrift urtheilt einer
der geachtetſten Beamten des preußiffen Staats folgender⸗
maßen: „Ich räume derſelben, wie allem, was mit wahr⸗
haft philoſophiſchem Geiſt und Sinn auf hoͤhere, . fittiiche
und religiöfe Volksbildung hinarbeitet, einen vorzüglichen
Werth bei und hoffe, daß ſie mehr Nutzen ſtiften werde, als
manches gelehrte Opus de omni scibili et aliis quibus-
dam febus.““ —
Ragoczyſche Buchhandlung.
So eben iſt erſchienen:
Iſis von Oken fuͤr 1822. Neuntes Heft. 4.
(Preis des Jahrgangs von 12 Heften mit vielen
Kupfern 8 Thlr.)
Leipzig, im October 1822.
F. A. Brockhaus.
Man bittet folgende Druckfehler in dem Taſchenbuch
Urania fuͤr 1823 zu verbeſſern:
In dem Aufſatze des Herrn Hofrath Böttiger's:
Sabina an der Kuͤſte von Neapel, S. 23 3. 12 lies
Lucan ſtatt Lucian — S. 24 3. 20 l. Moyne fl.
Moyen und l. Melanophoris ſt. Metanophoris — S. 25
3. 16 l. scoperto ff. scaperto und 3. 36 l. Stuccatur
fl. Stuccedur — S. 26 3. 11 l. Ignarra ſt. Igearra
und l. Carcaris ft. Carcaris, 3. 20 l. ove fl. ova,
Z. 21 l. darà fi. dare — S. 27 3. 34 l. deversorium
ft. deverroium — S. 29 3. 3 l. bles ne ft. neque
3. 15 l. Beger ſt. Beyer, 3. 29 l. Tronk fl.
Troek — S. 30 3. 14 l. Junius fi. Innius — S. 32
3. 21 l. Lens ſt. Leas, 3. 40 I. Gausape ft. Gansäpe —
S. 37 3. 28 l. Knuphis fi. Kruphis, 3. 36 l. Ero ze
ft. Scope — S. 38 3. 20 I. Pembleme ft. d’embleme —
S. 39 3. 38 l. Bottari fi. Lotteri, 3. 39 l. ein Iſis⸗
tronk ft. eine Iſisterak — ©. 40 3. 31 l. Apoſtolius
ft. Apoſtolotius — S. 41 3. 31 l. Geoposicis fi Geo⸗
gonicis, 3. 33 l. Melman ſt. Melmon — S. 42 3. 27
l. Puy de Dome ſt. Pug de Danna.
In der Erzählung aus dem Spaniſchen des Montemay or
von Herrn von der Malsburg: der Gefangene, befindet fi
folgender Druckfehler: S. 234 3. 2 von unten fi. Abemer⸗
ragen l. Abencerragen, und ſo immer.
Lit ef gt if chen Ah z eig en.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
N.. XXIX. 1822.
4
Dieſer Biterarifche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag⸗
netismus in Octav-Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Ahn zue ige.
Meine Erklaͤrung, betreffend mein Drama: „Gertha
von Stalimene’ (Danzig 1822), mit Bezug auf die
Necenſion in No. 64 des Literaturblatts vom gten Au⸗
guſt, findet ſich im Aehrenleſer auf dem Felde der
Geſchichte, Literatur und Kunſt (Danzig „ bei
Alberti) in No. 76 vom 20ſten September.
Danzig.
Ehrenfried Blochmann.
Bekanntlich iſt im Laufe dieſes Jahres die zweite,
durch den Director D. Muͤller verbeſſerte und ver—
mehrte Ausgabe des Gradus ad Parnassum a Sin-
tenis erſchienen, welche, fo wie die im Jahre 1816
erſchienene Ausgabe, auf Druckpapier 1 Thlr. 12 Gr.
und auf Schreibpapier 1 Thlr. 20 Gr. koſtet. —
Nun iſt aber auch vor kurzem die erwähnte er ſte
Ausgabe dieſes Werks in Wien nachgedruckt und
der Preis dafuͤr ſogar noch hoͤher geſtellet worden,
als der fuͤr die in meinem Verlage erſchienene neue
verbeſſerte Ausgabe auf Schreibpapier, aller—
dings ſehr maͤßig feſtgeſetzte Ladenpreis. Da der
theure Nachdruck der alten Auflage dieſes Werks
ſo ſehr viele Fehler enthaͤlt, ſo mache ich nachſtehend
bekannt, was der Herausgeber der neuen verbeſ—
ſerten, rechtmäßigen Auflage daruͤber aͤußerte,
wobei ich zu bedenken bitte, daß hier von einem
Bogen oder von den erſten 16 Seiten des mehr
erwähnten Nachdruckes die Rede iſt, auf denen
ſich gegen dreihundert Fehler befinden, welche, der
Zahl nach, von den erſten fuͤnf Seiten beſonders
angegeben worden ſind und welche der Sachkundige
alsbald auffinden wuͤrde, falls er den Nachdruck zur
Hand nehmen koͤnnte und wollte.
Züllidau, im October 1822.
Darnmann'ſche Buchhandlung.
Auszug aus einem Schreiben des Herrn D. Muͤller,
d. d. Cöslin, den 20ſten September 1822.
„Novus Gradus ad Parnassum a Sintenis. Editio
aucta et emendata.““ Dies iſt alſo das Aushaͤngeſchild,
womit Herr Geitinger in Wien feinen Nachdruck ausgeputzt
hat. Ren auctus ſt ser wohl, aber nur vitiis et mendis.
Und da andere Schulmaͤnner nicht leicht Luft und Zeit haben
möchten, ſich ſelbſt davon zu überzeugen, fo bin ich gern
zur Mittheilung einiger Velege bereit und rathe zur öffent:
lichen Bekanntmachung. Laſſen wir es diesmal bei den
erſten fuͤnf Seiten dieſes neuen Buches bewenden. Die
Vergleichung mit dem Sintenis pon 1816 gibt Ausbeute
genug, um jenes Urtheil zu begruͤnden. Wir berlͤckſichtigen
billiger Weiſe vier Puncte; nämlich zuerſt: ſind Fehler
ſtehen geblieben? zweitens: ſind neue Fehler hineingebracht?
drittens: wie viel iſt hinzugethan? und viertens: was iſt
weggelaſſen worden? x
Stehen geblieben find auf den Fünf erſten Seiten
zuſammen 41 Fehler, die im alten Gradus auch da waren,
und zwar auf der erſten Seite ſieben, auf der zweiten
neun, auf der dritten funfzehn, auf der vierten drei,
auf der fünften ſieben. f h
Neu und erſt hineingebracht find auf dieſen fünf Set:
ten 54 Fehler; namlich auf der erſten Seite fünf, auf der
zweiten zwoͤlf, auf der dritten wieder zwoͤlf, auf der
vierten neun, auf der fünften gar ſechzehn! —
Vermehrt iſt nirgends, außer daß zu ab noch die
Worte beigedruckt find: Discordes fuerunt homines ab
origine mundi, ohne Angabe des Dichters, aus welchem
ſie genommen ſind. ;
Weggelaſſen aber iſt gleich bei dem erſten Artikel
alles, was Sintenis über den Gebrauch dieſer Präpofition
bei den Dichtern beigebracht hatte. Und der Arttkel: ab
acta nox, deſſen Vers unter abactus geſetzt iſt und fo lau⸗
tet: O requies dulcis medio nunc noctis abactae; ich
batte Virg. Aen. VIII. 407. vor Augen, wo es heißt:
Inde, ubi prima quies medio jam noctis abactae. 8
Schon dieſe Belege werden jeden Schulmann beſtimmen,
feine Schuler vor dem Ankauſe dieſes Nachdruckes zu
warnen, wenn ſich ja Exemplare davon nach Deutſchland
verirren ſollten. Von der ſechſten bis zur ſechzehnten
Seite habe ich wenigſtens noch Einhundert und achtzig
Fehler gezaͤhlt, und wäre bereit, alle zu verzeichnen, wenn
ich vermuthen dürfte, daß Herr Beiſtinger auch dieſe Anzeige
nachdrucken wärd:! —“
Bei J. A. Barth in Leipzig ik erſchienen und in
allen Buchhandlungen zu haben: 111 ang
Kloſe's, C. L., Allgemeine Aetiologie der
Krankheiten des menſchlichen Geſchlechts.
Zu akademiſchen Vorleſungen entworfen. 1822.
Gr. 8. 2 Thlr. 12 Gr. 8 23
Die von allen Aerzten anerkannte Wichtigkeit der Aetio⸗
logie, für die praktiſche Medicin und der dem ohnerachtet
ſtattfindende, kaum erklärbare, Mangel einer vollſtaͤndigen,
eigenen Bearbeitung jener Doctrine hat den Verfaſſer dieſer
Schrift zur Entwerfung derſelben veranlaßt. Sie iſt zus
nächſſt beſtimmt, akademiſchen Vorleſungen zum Grunde ge⸗
legt zu werden, und wenn dergleichen eigene Vorleſungen
über dieſen einzelnen Theil der Krankheitslehre, obgleich er
ihr wichtigſter genannt werden kann, bisher ſelten geweſen
ſind: ſo darf der Verfaſſer doch nicht zweifeln, daß akade⸗
miſche Docenten ſich mit ihm davon uͤberzeugen pe daß
RITTER Minınd
£
on Di
nothwendig eben 1 abc 2 za
en, um je mehr, da er beides durch ſeine eigene
Inn beſtaͤtigen kann. Mit dieſem Zwecke der Schrift
hat der Verfaſſer noch einen andern zu verbinden geſucht,
nämlich Vervollſtändigung der Lehre von den Krankhel sur⸗
ſachen und Berichtigung einiger eben ſo allgemeiner als ir⸗
riger getiologiſcher Anſichten, und hierdurch, ſowie durch
eine von allzugroßer compendiariſcher Kuͤrze weit entſernte
Dorſtellong der Gegenſtaͤnde der Aetlologie, darf er glau:
ben, ſeine Schrift auch praktiſchen, wiſſenſchaftlich gebildeten
Aerzten empfohlen zu haben.
ſolche Vortrage
Bei Adolph Marcus in Bonn iſt fo eben erſchke⸗
nen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Der gemeine deutſche buͤrgerliche Proceß
in Vergleichung mit dem preußiſchen und
franzoͤftſchen Civilverfahren und mit den
neueſten Fortſchritten der Proceßgeſetz—
gebung. 35
D. E. J. A. Mittermaier,
\ Geh. Hofrath und Profeſſor zu Heidelberg.
Errſter Beitrag. Zweite durchaus umgear—
beitete und ſehr vermehrte
Bonn 1822. 1 Thlr. oder 1 Fl. 48 Kr.
Zweiter Beitrag. Bonn 1822. 21 Gr.
oder 1 Fl. 30 Kr.
Der dritte Beitrag wird zu Anfang des naͤchſten
Jahres beſtimmt erſcheinen.
Ankuͤndigung fuͤr alle Gebildete.
Das allgemein bekannte, in allen Literatur⸗Zeltungen
und kritiſchen Blättern als: „für den Handgebrauch
durch Richtigkett und Vollſtandigkeit ohne
Weitlaͤufigkeit, fo wie durch Beſtimmtheit im
Ausdrucke alle ähnliche Schriften übertreffen:
de Deutſchung Woͤrterbuch“ von Fr. E. Petri wied,
mit mehr als 4000 Woͤrtern vermehrt, in der mit richtiger
Betonung und Ausſprache der fremden Ausdruͤcke verſehenen,
vierten Auflage, unter dem Titel:
Gedraͤngtes
Hand buch der Fremdwoͤrter,
n
deutſcher Schrift- und Umgangſprache;
n zum
Verſtehen und Vermeiden jener, mehr oder weniger,
N entbehelichen Einmiſchungen
herausgegeben
von
D. Fr. Erdm. Petri,
h Kurheſſ. Kicchenrathe, Profeſſor ꝛc. in Fulda.
zu Anfange des künftigen Jahres wiederum erſcheinen.
- * dahin 5 wir 2 Thlr. Convent. Geld oder
3 Fl. 36 Kr. rhein. Vorgusbezehlung auf das ganze Werk
(wenſeſtens 50 Bogen Hark, auf gutes Papier mit aller
„Naumerlparniß gedrückt) ſo annehmen, daß 1 Thlr. bei der
Unterzeichnung und 1 Thlr. bei Ablieferung det erſten Hölfte
des Drucks im Janugr 1823 bezahlt werden. Die zweite
Halte des Buchs wird zu Oſtern 1823 unentgeldlich nach⸗
geliefert. ei ln bad, 7288 ir
Man kann bei uns und in jeder deutſchen Buchhandlung
darauf Beſtellung 44115 : na
Auflage.
Auf 6 Exemplare wird das ꝛte frei gegeben und jeder
Sammler darf darauf, auch in allen andern Buchhandlungen
ohne Preiserhoͤhung oder Porto-Erſatz, Anſpruch machen.
Im Weigerungsfalle oder an Orten, wo keine Bud:
han lungen in der Nähe find, werden wir die verlangten
Exemplare portofrei liefern.
Nach dem Erſck einen der erſten Hälfte des Werks tritt
der künftige Ladenpreis von 3 Thlr. Convent Geld oder
5 Fl. 12 Kr. rhein. ein. Die Erfüllung der obigen Ber:
ſprechungen aber wird hoffenslich in unſerer Uaterſchetft bes
gründet fein.
Dresden, im September 1822.
Arnoldiſche Buchhandlung.
In Leipzig nehmen alle Buchhandlungen 1 Thlr. Vor⸗
ausbezohlung und 1 Thlr. Nachſchuß, mis Ertheilung des
7ten Freiexemplaxrs, an.
Deut ſche Blatter
für ;
Poeſie, Literatur, Kunſt und Theater,
herausgegeben 2
von
Karl Schall und Karl von Holtei.
Unter obigem Titel erſcheint vom erſten Januar 1823
eine neue Zeitſchrift. Woͤchentlich werden vier halbe Bogen,
großes Format und feines Papier, ausgegeben. Ausfuͤhr⸗
lichere Anzeigen der Deutſchen Blätter find bereits an alle
Buchhandlungen verſendet worden. Uns auf dieſe beziehend,
bemerken wir hier nur noch, daß gegen Ende Qctobers die
Verſendung von vier Nummern, welche als Probeblätter
gelten ſollen, ſtatt finden, wird; daß Milardeiter von aner⸗
kannter Bedeutung, deren Namen die Beier Lieber und gläu⸗
biger unter ihren Beiträgen als in einer Prunkliſte leſen
mögen, die eiftigen Bemühungen der Herausgeber Fir die
Förderung ihres Unternehmens unterſtuͤten, und daß die
Herren Buchhändler Joſef Max und Komp., welche die un⸗
mittelbare Expedttion dieſer Zeitſchrift durch ganz Deutſch⸗
land übernommen haben, die ſichere Einrichtung treffen wer⸗
den, daß dieſelbe in allen ſollden Buchhandlungen um den
hier feſtgeſetzten Preis von 8 Thlr. Cour. für den Jahrgang
zu haben ſei.
Redaction und Verlag der Deutſchen Blaͤtter
bei
Graß, Barth und Comp.
In meinem Verlage iſt jo eben erſchienen und gn alle
Buchhandlungen verſandt worden:
Das Gebirge
von
Rheinland We ſt poh a een.
Herausgegeben von
D. Jacob Noͤggerath,
K. preuß. Oberbergrath und ord. Profeſſor der Mineralogie
auf der Rhein ⸗Univerſitaͤt. ö
2tet Band mit 5 illum. und 2 ſchwarzen Steintafeln.
Gr. 8. 3 Thlr. 6 Gr.
Die fo allgemein guͤnſtige Aufnahme des kſten Bandes
dieſes, für den Mineralogen und Chemiker, den Berg⸗ und
Forſtmann, wie für jeden Naturforſcher überhaupt, gleich
wichtigen Werkes, der im vorigen Ihre erſchienen, läßt
für dieſen ten Band eine um fo lebhaftere Thetinahme hof⸗
fen, als der Herr Herausgeber bemüht geweſen tft, denſel⸗
ben, wo moͤglich, noch reicher auszuſtatten durch eine be⸗
deutende Reihe der gehaltvollſten Abhandlungen „geoanofti« durch acht ſorgfaͤltig ausgearbeitete Tabellen und zwei Land⸗
ſchen, oryklognoſtiſchen und mineralogiſch-chemiſchen Inhalts,
hauptſächlich zur Kenntniß der fo intereffanten Gebirge
Rheinland⸗Weſtphalens. — Die zur Erläuterung des Tex⸗
tes beigefuͤgten Tafeln:
I. Geognoſtiſche, ı Fuß hohe, 3 Fuß breite, illumfnirte
Cbarte des noͤrblichen Abfalls des Niederrheiniſch⸗Weſt⸗
phaͤliſchen Gebirges. II. Gebirgsprofil der Bergſtraße.
III. Die Baſaltkuppen des Weſterwaldes u. ſ. w. IV.
und V. Grund- und Profilriſſe und Durchſchnitte des
Druidenſteins bei Kirchen. VI. Grundriß von der
Grundſtollenſohle der Grube: Neue Mahlſchid. VII.
Der Baſalt⸗ Steinbruch bei Ober: Eaffel.
find ſehr gut gezeichnet und ſauber illuminirt. Der ıfte
Band dieſes Werkes (Preis 2 Thlr. 18 Gr.) iſt gleichfalls
in allen Buchhandlungen vorraͤthig.
Ferner erſchien ſo eben:
Droste - Hulshoff, Dr. Clem. Aug. de, de juris austriaci
et communis canoniei circa matrimonii impedimen-
ta discrimine, atque hodierna in impedimentorum
causis praxi austriaca dissertatio. Additis duobus
ad historiam juris circa matrimonia utilibus monu-
mentis. 8 maj. 12 Gr.
— — über das Naturrecht, als eine Quelle des Kirch en⸗
rechts. Eine Vorleſung. Gr. 8. 5 Gr. 2
Quip, Che, Naturbeſchreibung der Felbmaͤuſe und des
Hamſters, nebſt Mitteln zu ihrer Vertilgung 8. Seh.
Gr.
Fon Mons, J. B., Pharmacopee usuelle, theorique et
pratique. 2 Volumes. Gr. 8. 4 Thlr. 20 Gr.
E. Weber,
Buchhändler in Bonn.
Im Verlage der Buchhandlung C. F. Amelang in
Berlin (Bruͤderſtraße No. 11) iſt fo eben erſchienen und
an alle Buchhendlungen des Ins und Auslandes ver⸗
ſandt: ;
Die allgemeine Weltgeſchichtte.
Zur leichtern Ueberſicht ihrer Begebenheiten, fo wie
zum Selbſtunterrichte faßlich dargeſtellt
von
A. H. Petiscus, Profeſſor.
Zwei Baͤnde in gr. 8. 68 Bogen Text und 8 Bogen
Tabellen auf ſchoͤnem weißen Roſenpapler, nebſt zwei
iüumin. Landcharzen und 18 Kupfern. Preis beider
Bände: 4 Thlr. 12 Gr. preuß. Cour.
Allgemein iſt die Theilnahme an den Zeitbegebenheiten;
allgemein daher das Bedürfhiß hiſtoriſcher Schriften, welche,
indem ſie die Urſachen und Folgen früherer geſchichtlicher
Thatſachen gründlich entwickeln, die Eretgaiſſe der Gegen⸗
wart richtig zu beurtheilen, anleiten. Es fehlt nicht an
größern hiſtoriſchen Werken zu dieſem Zwecke; daß aber eine
gedrängte und doch genaue Darſtellung der allgemeinen Welt:
geſchichte für das Juͤnglingsalter, fo wie für den
gebildeten Mittelftand, theils zur Belebung der Wiß⸗
begierde für das Hiſtortſche, theils zur Berichtigung und
Erweiterung geſchichtlicher Vorkenntniſſe, von beſonderm
Nutzen iſt, haben die fruͤhern Verſuche ſolcher Schriften be⸗
wieſen. j
Hier erſcheint eine mit Genguigkeit und Umſicht durch⸗
geführte Zuſammenſtellung und Entwickelung der welthiſto⸗
reifen Begebenheiten, mit Beruͤckſichtigung der Kulturge:
ſchichte; eine Zuſammenſtellung, die ihren Zweck: leichte
Usberfiht des Ganzen und faßliche Selbſtbe⸗
lehrung, um fo weniger verfehlen wird, als derſelbe noch
charten befördert iſt.
Die Zweckmaͤßlgkeit der Anlage dieſes Buches, deſſen
Grenzen auch die neueſten Begebenheiten umfafſen,
jo wie die Brauchbarkeit deſſelben zum Selbſtunterrichte für
Perſonen von einigen Vorkennrniſſen, für angebende Slu⸗
dierende, Gymnafiäften u. ſ. w. werd den Sachkundigen eins
leuchten, weiche in demſelben die ſchwierige Aufgabe einer
ſolchen buͤndigen Zuſammenſtellung mit Gruͤndlichkelt und in
der bekannten kräftigen und geruͤndeten Schreibart des Herrn
Verfaſſers gelöſet ſehen.
Die Verlagshandlung hat das vorliegende Werk außer
mit Tabellen und mit Landcharten (von Jättnig), auch
noch mit 16 Kupfern und zwei Vignet zen (von Fudwig
Meyer) — Darſtellungen beruͤhmier älterer und neuerer
Bauwerke — reichlich ausgeſtattet, den Preis aber, zur Er:
leichterung der Anſchaffung, dennoch nur auf 4 Thlr. 12 Gr.
feſtgeſezt. Mit deſto gröͤßerm Recht glaubt fie nun auch
ein Werk empfehlen zu können, in welchem ſich in lehrreich er
Kürze beiſammen finden, was größere, koſtſpielige
Geſchichtswerke in weiterer Ausdehnung enthalten.
Bei A. Nücker in Berlin iſt erftienen und für
8 Ge. durch ſaͤnmtliche Buchhandlungen zu erhalten:
Anſicht der Staͤndiſchen Verfaſſung der preuß. Mo:
narchie. Von J. F. d. W. 8.
So eben iſt erſchienen und an alle Buchhandlungen
verſandt worden:
Ja h b nich er
für den
Magnetismus
oder
Neues As klaͤpieion.
—
Allgemeines Zeitblatt für die gefammte
Heilkunde,
nach den 9% üben
28
EHER
vesmerigsmue.
Herausgegeben
von
D. K. Chr. Wolfart.
Fünften Bandes tes Heft (der ganzen Folge
8 gtes Heft).
(Preis eines Bandes, aus 2 Heften beſtehend, 2 Thlr.)
Inhalt dieſes Heftes:
I. Darlegung über meine magnetiſch⸗ ärztliche Wirkſamkeit
und Behandlung. Nebſt untermiſchten Krankheitsfällen.
Vom Herausgeber (Schluß).
II. b ae an Nat ee vor, während
und nach der magnetiſchen Behandlung. =
i me C. Schmitz. ? eee
II. Erf hrungen über die Wirkungen des Lebensmagnetis⸗
mus. = D. Müller, 0 17 *
IV. Beobachtungen eines von felsft entſtandenen
wachenden Zuſtandes. e f Bon
Me = Graͤnzen der mediciniſchen Polizei. Von
L. in B.
VI. Aforismen (Fortſetzung). Vom Heraus geber.
VII. Einige Bemerkungen über das Verhaͤltniß des Gal⸗
vasismus zum Mineralmagnet. Vom Herausgeber.
VIII. Fernere Beitraͤge in Betreff der Wirkung des Fin⸗
gers auf die Fußſole als ein electro-lebensmagnetlſches
Phaͤnemen. Von demſelben.
IX. Aber den Einfluß der Atmoſphaͤre auf den Geſunden
und Kranken. Von demſelben. 3
X. Kritiſche und antikritiſche Anzeigen oder Bemerkungen.
I. Un’erfuhungen über den Lebensmagnetismus und das
Hellſehen. Von D. J C. Paſſavant.
2. Bemerkungen aus dem Taſchenbuche eines Arztes, waͤh⸗
rend elner Reiſe von Odeſſa durch einen Theil von
Deutſchland, Holland, England und Schottland. Von
D. F. Meißner. k x
3. Ueber eine vom Herrn D. Wolfart angeblich bewirkte
Heilung eines Augenkranken.
4. Exklaͤrung.
5. Ueber die „Bemerkungen über die Schrift: Briefe
über Magnetismus, ärztliche Praxis und Gefahren der
Täuſchung u. ſ. w., von Kiefer.’
Bel J. F. Hartknoch in Leipzig iſt ſo eben erſchie⸗
nen und in allen Buchhandlungen zu haben:
D. Theobaldus Catholicus
Krieg und Friede
mit Man. Mendoza y Rios.
ztes Bändchen. 8. 18 Gr. oder I Fl. 21 Kr. rheln.
Auch unter dem Titel:
Kritik der wahren Kirche Jeſu Chriſti von
Man. Mendoza y Rios.
In der univerſitäͤäts⸗ Buchhandlung zu Koͤ⸗
nigsberg in Preußen iſt erſchienen:
Ueber Armen-Pflege mit Ruͤckſicht auf den der
gegenwaͤrtigen Zeit gemachten Vorwurf, daß ſich die
Armuth in den groͤßern preußiſchen Staͤdten ver—
mehre. 8. 14 Gr.
Der Verfaſſer unterſucht zuerſt die Gründe, warum in
der neuern Zeit die Verarmung zugenommen hat, und die
Mittel, dieſer Einhalt zu thun. Betracheungen und Vor
ſchlaͤge, wie den Armenanſtalten eine größere Zweckmaͤßigkeit
zu geben ſei, bilden den Haupttheil dieſer Schrift end geben
ihr ein großes Intereſſe fur jeden, dem dieſe wichtige An⸗
gelegenheit am Herzen liegt. Sie verdient daher eine allge⸗
meine Beachtung und Beherzigung, vorzuͤglich in unfern
Tagen, die eine noch zunehmende Verarmung befuͤrchten
laſſen.
Herabgeſetzter Ladenpreis des Reformations-Almanachs.
Um vielen an uns ergangenen Anforderungen zu ges
nuͤgen, zeigen wir hierdurch an, daß die in unſerem Verlage
erſchienenen drei Jahrgaͤnge des
Reformations-Almanachs
für 1817, 1819 und 1824
um den herabgeſetzten Preis von 3 Thlr. durch alle Buch⸗
handlungen zu beziehen ſind.
Die geachtelſten Gelehrten Deutſchlands, namentlich
Plank, Schleiermacher, de Wette, Bretſchneider, Niemeyer,
Petri u. a. legten ſehr intereſſante Beiträge: zur Geſchichte
der Reformation und unſerer Kirche in dieſem Werke nieder,
die demſelben einen bleibenden Werth für den Forſcher wie
für den Freund der Geſchlchte geben. Vier und zwanzig
Kupfer, groͤßtentheils von Schwerdtgeburt, ſchmücken es
aufs ſchoͤnſte, und der aͤußerſt niedrige Preis macht auch dem
Unbemittelten die Anſchaffun glich.
Einzeln wird der Jen ebenfalls zu dem herabge⸗
ſetzten Preiſe von 1 Thlr. abgeloſſen, um auch derjenigen,
die vielleicht nur den erſten beſigen, den Ankauf der andern
Jahrgaͤnge zu erleichtern.
\ Keyſerſche Buchhandlung in Erfurt.
So eben iſt in meinem Verlage erſchienen und in allen
Buchhandlungen Deutſchlands zu haben:
F. F. Weichſel's Rechtshiſtoriſche Unterſuchungen,
das gutsherrlich baͤuerliche Verhaͤltniß
in Deutſchland betreffend; nebſt einem kurzen
Anhange uͤber den Abzug an den baͤuerlichen Lei—
ſtungen, wegen der weſtphaͤl. preuß. Grundſtener.
2 Theile. Gr. 8. 1 Thlr. 18 Gr.
Der Zweck dieſes Werks iſt, die Eniſtehungs⸗ und Bile
dungsweiſe des obigen Verhaͤltniſſes aus der aͤlteſten und
mittlern deutſchen Geſchichte zu entwickeln, daſſelbe in ſeinen
weſentlichſten Beſtandtheilen durch die verſchiedenen altern
und neuern Geſetzgebungen Deutſchlands zu verfolgen und
auf dieſem Wege, nicht blos die Natur deſſelben feſtſtellend,
eine Baſis zur richtigen Erklaͤrung und Anwendung der
neuern Geſetze uͤber dieſen Gegenſtand zu gewinnen, und die
Grundſaͤtze, welche man bisher aus einer vorgeblichen
Sclaverei- und Eigenthumsuͤberkaſſung zu ziehen ſich be⸗
muͤhete, zu widerlegen; ſondern auch zugleich den Einfluß
zu zeigen, welche die neuern veraͤnderten Verhaͤltniſſe noth⸗
wendig auf die Gegenſeitigkeit dieſes Schutzverhaͤltniſſes und
die daraus en ſſprungenen bäuerlichen Leiſtungen (Schutzſteuern)
ausüben müffen. .
Bremen, den ıflen October 1822,
Johann Georg Heyſe.
Anzeige einer neuen Zeitſchrift.
Im Verlage der unterzeichneten Buch⸗ und Kunſthand⸗
lung foll vom tſten Januar 1823 an ein neues Zeitblatt
unter dem Titel:
Iris eine Zeitſchrift für Freunde des Schoͤ—
nen; herausgegeben von E. Schulze dem Juͤn—
gern und C. v. Ziwet.
wöchentlich zwei halbe Bogen in Quart, erſcheinen. Der
Preis des ganzen Jahrgangs wird nur 6 Thlr. und des
halben Jahrgangs 3 Thlr. Courant ſein. Eine aus fuͤhr⸗
liche gedruckte Ankündigung iſt in allen Buchhandlungen
zu haben.
Bis zum 2often November d. J. werden Subſcrip⸗
tionen bei allen Buchhandlungen und wohliöbl. Poflämtern
angenommen; indem es von der Zahl der Subſcribenten abs
hängen wird, ob das Unternehmen ſogleich in Kraft tre⸗
ten kann.
Berlin. N
Buͤreau fuͤr Literatur und Kunſt.
EL DER ELT en ee
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XXX.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Eonverfations- Blatte, der Iſis und den eritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗Format; dem Hermes, den Zeirgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag:
netismus in Octav-Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Yuhlicum gebracht.
Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
3 u N cher i ch t.
Die in meinem eigenen Verlage und bei mir in Com⸗
miſſion im Laufe dieſes Jahres erſchtenenen Zeitfhriften wer⸗
den auch im naͤchſten Jahre nach unveraͤndertem Plane fort:
geſetzt werden. Es ſind folgende:
I. Literariſches Converſations- Blatt. Gr. 4.
Außer den Beilagen erſcheinen davon jaͤhrlich 300 Num.
mern. Der ganze Jahrgang koſtet 10 Thlr.; der halbe
5 Thlr. 12 Gr.; der viertel 3 Thlr. (Fuͤr das nädfte
Jahr wird zum Druck eine neue Schrift gewaͤhlt, die,
weniger ſcharf als die bis jetzt gebrauchte, der faſt allge:
meinen ſeitherigen Beſchwerde hieruͤber abhelfen wird.)
II. Hermes. Kritiſches Jahrbuch der Literatur.
Gr. 8. Der Preis von vier, ſich von 3 zu 3 Monat fol⸗
genden Stuͤcken, die mehr als Einhundert Bogen engen
Drucks betragen, iſt 10 Thlr. Ein einzelnes Stuͤck koſtet
3 Thlr.
III. Kritiſche Annalen der Mediein als Wiſ⸗
ſenſchaft und Kunſt vom Zten Jahrzehend des Igten
Jahrhunderts an. Herausgegeben von D. J. F. Pierer
und D. L. Choulant. Gr. 4. Von dieſer Zeitſchrift
erſcheint monatlich ein Heft von 9 Bogen. Preis fuͤr den
ganzen Jahrgang 6 Thlr. 16 Gr. ö
IV. Iſis. Herausgegeben von Oken. Gr. 4. Von die⸗
fer Zeitſchrift erſcheint monatlich ein Heft von etwa 8 Bo⸗
gen mit einer oder mehrern Kupfertafeln. Der Jahr—
gang koſtet 8 Thlr. (Ich bemerke hierbei, daß
dieſe Zeitſchrift blos in Commiſſion von mir
verſandt wird.)
V. Jahrbücher für den Lebens⸗ Magnetismus
oder Neues Askläpieion. Allgemeines Zeitblatt für
die geſammte Heilkunde nach den Grundſaͤtzen des Mes—
- merismus. Herausgegeben von Prof. D. K. C. Wolfart.
Von dieſer Zeitſchrift erſcheinen jahrlich etwa 4 Hefte,
jedes von 12 Bogen. Der Preis jedes Heftes iſt
1 Thlr.
VI. Zeitgenoſſen. Biographien und Charak-
teriſtiken. Gr. 8. Ven dieſer Zeitſchrift erſcheint
etwa alle 8 Wochen ein Heft oder jaͤhrlich A Hefte, jedes
von 12 Bogen. Der Preis auf Druckpapier iſt 1 Thlr.,
auf Schreibpapier 1 Thlr. 12 Gr.
Dieſen ſechs verſchiedenen Zeitſchriften wird ein, An:
kündigungen, die auf Literatur und Kunſt Beziehung haben,
gewidmeter Literariſcher Anzeiger beigelegt, der gegen Be:
zahlung der Snfertionsgebühren Jedermann zur Benutzung
offen ſteht. Es kommen von dieſem Literariſchen Anzeiger
gegen 6000 Exemplare in Umlauf. — Der Preis für die
Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet iſt 2 Gr. — Be:
ſonders gedruckte Ankündigungen und Anzeigen, dle man
auf dieſe Weiſe zu verbreiten wuͤnſcht, werden gegen Ber:
guͤtung von 6 Thlr. beigelegt und angeheftet. Es muͤſſen
olche mit dem Namen des Druckers zur Uebernahme der
erantwortlichkeit verſehen ſein, da dieſe weder von der
Verlags handlung der Zeitſchriften ſelbſt, noch von ihren Re⸗
dacteurs kann uͤbernommen werden.
Man kann ſich dieſe Zeitfhriften in Deutſchland im
Wege des Buchhandels durch jede ſollde Buchhandlung; aber
auch im Wege der Poſt durch jedes Poſtamt verſchaffen.
Haupt: Commiffionen in letzterer Hinſicht haben uͤber⸗
nommen in
Leipzig, die koͤnigl, ſaͤchſ. Zeitungs⸗Expedition;
Altenburg, das herzogl. fühf. fürſtl. Thuen⸗ und
Tax. Poſtamt;
Halle, das koͤnigl. preuß. Grenz-Poſtamt;
Erfurt, das koͤnigl. preuß. Grenz- Poftamt.
In Frankreich wendet man ſich an die Herren
Treuttel und Wuͤrtz in Paris und Straßburg; in
Belgien an Frank in Bruͤſſel; in Holland an
Suͤlpke und an Müller und Com p. in Amſterdam; in
Schweden an Holmgrén in Stockholm und Palm⸗
blad in Upſala; in Rußland an Oelzner in Mos-⸗
kau, Graͤff in St. Petersburg und an Dart:
mann, Deubner und Treuy und Meinshauſen in
Riga; in England an Bohte und an Treuttel und
Wuͤrtz, Treuttel Sohn und Richter in London.
Leipzig, den Igten October 1822.
F. A. Brockhaus.
In der Buchhandlung Carl Friedrich Amelang in
Berlin iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen des In⸗
und Auslandes zu haben:
Gemeinnuͤtzlicher Rathgeber für den
Buͤrger und Landmann.
Oder
Sammlung auf Erfahrung gegruͤndeter Vorſchriften
zur Darſtellung mehrerer der wichtigſten Beduͤrfniſſe
der Haushaltung, ſo wie der ſtaͤdtiſchen und laͤnd—
lichen Gewerbe.
Herausgegeben von
D. Sigismund Friedrich Hermbſtaͤdt.
Fuͤnfter Band.
Gr. 8. Mit einer Kupfertafel. Sauber geheftet.
(Alle fuͤnf Baͤnde compl. 3 Thlr. 18 Gr.)
Da dieſes gemeinnuͤtzliche Werk durch feine bereits frü-
her erſchienenen vier Bände hinlaͤnglich bekannt und be⸗
währt gefunden worden, ſo enthalten wir uns aller weitern
Anpreiſung und laſſen hier blos den kurz gefaßten Inhalt
des fünften Bandes folgen: Anweiſung zur Kenntniß
und zum Gebrauche des Speckſteins, um geſchnittene Steine
daraus zu verfertigen. Anw. wie gläferne Geräthe derge-
ſtalt zubereitet werden koͤnnen, daß fie jede Abwechslung der
Kälte und Hitze aushalten, ohne zu zerſpringen. Guͤnſtig⸗
Wirkung des Kuͤchenſalzes beim Bau des Weizens. Unter⸗
richt für Toͤpfereien, Fayence- und Steingut-Fabricanten,
wie Geräthe ſolcher Art in England gold- und ſilberfarbig
broncirt werden. Nachricht über einen wafferfiften Moͤr⸗
tel; für Waſſerbaumeiſter. Verfertigung eines dem Achten
18 Gr.
Nachricht für Eederfasricanten,
Lerchenbaumri treffend. Thomas
ie Benutzung der Lerchenbaumrinde betreff nd J
Sb b Anw. einfache Glasmikroftope nach einer
neuen Methode anzufertigen. Anw. verfleinert Hol; kunſt.
lich vackzumachen. Anw. Kupfer oder Meng mit Gold
und Eier zu plattiren. Anw. mit ae 5 .
: blsichen. w. zum Drucken ſeidner Zeuge mt
e 55 0 als Stellvertreter der
Golde ähnlichen Wetales.
2 üben. Curr's flacke Seile
an Aud zum Gebrauch der Rinde von den Roßk ſta
nien-Bvmen, als an an Färben. Anw. zum Bes
ei iner blauen Malerfarbe r
1 0 Notiz für Kunſtbleicher: Die Ausid hl des Braun⸗
ſteins zur Chlorine oder oxydirten Salzſaure a
Anw. zur Bereitung eines dauerhaften Au ſtriches iu höl:
zerne Wände, um ſie bor Zerſtorung zu ſchuͤgen. Notiz für
Landwirthe: Die Benutzung der Knochen als Dunger 969510
fend. Notiz fuͤr Stellmacher und Wagenfabricanten: olo:
ius verbeſſerte Wagen betreffend. Anw. zur Fabricatton
des Bleizuckers mittelſt Holſaure. Neue Methode, thieriſche
und vegetabiliſche Subſtanzen vor der Faͤulniß zu fügen.
Notiz für Branntwein brennereien, Liqveu fabriken, Parfu⸗
meurs uad Landwirthe: Die Vergleichung der en
und der Tralles'ſchen Alkoholimeterſkale betreffend. teue
Erfahrungen uͤber die Verfertigung der kuͤnſtlichen „Ebel:
feine. Anm. zur Verfertigung einer Purpurfarde für die
feine Delmalerei. Notiz fuͤr Lohgerber: Zwei neue Gerbe⸗
materialien betreffend. Nachricht von Herrn Kurrer's Ver⸗
fahren, baumwollenen Sammet farbig Zu drucken. Por
für bürgerliche Haushaltungen und Fabsitanftalten, das Are
haͤltniß der verſchiedenen Brennmakerialien gegen einan er
betreffend. Anw. zur fabrikmaͤßlgen Anfertigung gefaͤrbter
Papiere in allen Farben. Anw. zu einer einfachen Methode,
verſchiedene Metalle zu vergolden und zu verſilbern. Anw.
zur Zubereitung des Malergoldes und des „Malerſübers.
Anw. wie Kupfer und Meſſing mit Gold und Silber iat
werden kann. Notiz für Kunſt⸗ und Küdengäctner, den
Anbau der Feuchelwurzel, als einem bosteeftlichen Gemüfe,
betreffend. Bemerkungen uͤber die Wahl der Bekleidung für
den menſchlichen Körper und ihren Einfluß auf die Geſund⸗
heit. Anw. zur Zubereitung der Schnecken, „um fie als
Nahrungsmittel zu gebrauc en. Anw. einer ſchonen grünen
Metallfarbe aus dem Chrom. Anw. zur Bereitung einer
ſchoͤnen blauen, das Ultramarin erſezenden Malerfarbe.
Anw. zur Abhaltung der Raupen von den Odſtbaͤumen, fo
wie der Motten von Pelzwerk, Wolle, Plerdebanen und
wollenen Kleidungsſtuͤcken, und anderer Jaſecten von ge—
trockneten Pflanzen u. ſ. w. Anw. zur Umwandlung ver⸗
ſchiedener Pflanzenſtoffe in Gummi und Zucker, vermittelſt
der Schwefelſaͤure. Vorſchlag, das abgemaͤhete bee
Naͤſſe zu ſichern. Empfehlung des Kalks, als ein Mitte
zur Vertilgung der Erdfloͤhe und der die Kotte und a
pflanzen zerſtoͤrenden Inſecten. Anw. zur Verfert gung ef:
niger ſehr dauerhafter Kitte. Heilſame Wirkung bes Fiat
thrans für die Obſtbaͤume. Anw. wie alle Arten Unkraut
und andere vegetabiliſche Abfaͤlle in guten Dunger umge⸗
wandelt werden konnen. Nachricht für Gartenbeſit er, die
den Obſtbaͤumen ſchaͤdlichen Raupen betreffend. Die beſte
Methode, das Kleeheu zu trocknen. Erſparung der Seife
beim Waſchen der leinenen und baumwollenen Zeuge. Anw.
zur fabrikmäßigen Bereitung des Berlinerblaues. Anw. zur
Benutzung des Seite 131 gedachten Hirſchhernſalzes und
Hirſckhorngeiſtes auf Salmiak. Anw. zu einem verbeſſerten
Verfahren, Lein und Hanf zu roͤſten. Bemerkungen uͤber
die blaue Milch. Tritton's Branntwein⸗Deſtillirapparate
im luftleeren Raume. Anw. wie Schmetterlinge nach dem
Leben abgedruckt werden koͤnnen. Anw. wie Stahl, Eiſen,
Silber und Kupfer mit Platin uͤberzogen werden konnen.
Anw. zur Verfertigung des enkauſtiſchen Wackgſes. Anw.
zur Bereitung eines ſehr guten Meths oder Honigweins.
Ane. zu der in England üblichen Fabrication der hörnernen
Knöpfe, Notiz fur Landleute und Gartner, den Mehlthau
zur Erſetzung des Ultra-
—̃—ñ—
— . — — — —
—— ————— ng 8
betreffend. Anw. zur Bereitung einer ſehr feinen rothen
Farbe fur die Miniaturmalerei. Electriſche Batterie aus
Platten gebildet. Nachricht für Metallarbeiter, den Ge⸗
brauch des Coͤleſtins, als Stellvertreter des Boraxes, zum
Loͤthen der Metalle betreffend. Untericht, wie Serdorbene
Gemälde wieder hergeſtellt und von Flecken befreit werden
Eönnen! Anw. wie dick oder felt gewordener Wein wieder
hergeſtellt werden kann. Anw. zur F brfcatton riniger ſchoͤ⸗
nen grunen Malerfarben aus dem Gränfpean. Nachweſſung,
wie viel Garn zu einer beſtimmten Qnauti at Leinwand era
fordert wird. Schaͤdlichkeit des Barben Regens, wenn er
genoffen wird. Gebrauch des Glaaberſalzes ſtatt der Potk⸗
aſche in den Glasfabrikes. Entdecktes Surrogat für Steine
zur Lichographie. Anw. zur Kunſt, Leder waſſerdicht zu
machen. Anw. wie aus Holzkohlen gute Bleiſtifte gemacht
werden koͤnnen. Nachricht von einer im Kleinen ausge⸗
fuͤhrten Gasbeleuchtungs-Anſtalt. Anw. zu einem Mittel,
Bien⸗, Kepfet: und Pfirſichbaͤume tragbar zu machen. Anw.
wie künſtliche Steine zu mannichfachem Gebrauch angefertigt
werden können. Anw. zu James Thomſon's verbeſſerter
Methode, Kattun zu drucken. Anw. zur Bereitung eines
Zirniſſes zum Anſtreichen der Leinwand und zur Verfersigung
des Wachstuches. Nachricht fuͤr Buchbinder, uͤber eine neue
Art Bücher einzubinden. Anw. zur Dorſtellung dreier Mas
lerfarben: eines Saftgruͤns, eines Saftblauss und eines
Saftroths u. ſ. w.
An alle Buchhandlungen iſt verſandt:
Schuderoff's, D. J., neue Jahrbücher für Religions,
Kirchen- und Schulweſen. ter Band. Aftes Heft.
(Der ganzen Folge 42ſter Band, Aftes Heft.)
Preis jedes Bandes von 3 Heften 1 Thlr. 12 Gr.
Freimüthigkett und Parteiloſigkeit zeichnen dieſe ſeit
zwanzig Jahren beſtehende, vielgeleſene Zeitſchrift fortwäh⸗
rend aus. Am Schluſſe eines jeden Bandes wird (vom
4ıften Bande an) ein vollſtaͤndiges Verzeichniß der im
verfloffenen Halbjahre herausgekommenen
theologiſchen Literatur beigefuͤgt, wichtigere Artikel
auch durch kurze Anzeigen beſonders hervorgehoben. Regel-
maͤßige Verſendung der Hefte von 2 zu 2 Monaten findet
wie bisher ſtatt; Correſpondenznachrichten und die Tendenz
dieſer Zeitſchrift fördernde Auffäge werden ſtets willkommen
fein und angemeſſen honorirt werden.
Leipzig.
Joh. Ambr. Barth.
Folgende Schriften find fo eben im Verlag des Lite-
ratur ⸗Comptoirs zu Altenburg erſchienen und in
allen ſoliden Buchhandlungen Deutſchlands zu bekommen:
von Tennecker (K. S. Major der Cav. ꝛc.),
Lehrbuch uͤber die Erkenntniß und Eur der Sattel:
und Geſchirrdruͤcke fuͤr Officiere, Stallmeiſter, Be—
reiter, Poſtmeiſter, Oekonomen, Pferdeaͤrzte, Cur—
und Fahnenſchmiede und jede Pferdebeſitzer. (Auch
unter dem Titel: Pferdeaͤrztliche Praxis. 1ſtes
Baͤndchen.) Mit des Verfaſſers Bildniß. Geh.
1 Thlr. 6 Gr.
thierärztliche Krankheitsgeſchichten oder Bei—
träge für ſpectelle Therapie und Chirurgie der Thier—
arzneikunſt. 1ſtes Bändchen. Geh. 9 Gr.
Des Verfaſſers große Kenntniſſe in der Thierarzneikun⸗
de, erworben durch raſtloſes Studium und durch eine dreißig⸗
jaͤhrige Erfahrung, find zu allgemein bekannt, als daß obige
Schriften noch eines beſondern Lobes beduͤrften. Sie ent⸗
halten den Schatz von in acht Feldzuͤgen, in denen der
Verfaſſer meiſtens große Pferdedepols befehligte und daher
die ſeltenſten Falle zu beobachten Gelegenheit fand, gefam:
melten Bemerkungen, und die erſtere iſt für jeden Pferde⸗
beſitzer, beſon ers für Dfficiere, und die letztere für Thier⸗
ärzte alle“ Art hoͤchſt tuſteuctiv. Der erſteren geht auch
die ſehr lehrreiche Autobiographie des Verfaſſers voraus.
D. Sondershauſen, dramatiſche Gedichte: Aedon,
der Hindu, der neue Orpheus. In ſaubern Um—
ſchlag. 1 Thlr. 4 Gr.
Ein wuͤrdiger Nachfolger des unter gleichem Titel im
vorigen Jahſe erſchienenen Baͤndchens, welches das ſo ſchöͤne
und zeitgemaße Drama: die Befreiung Griechenlands, ent:
hielt, als deſſen zweiter Theil die jetzt erſchienene Schrift
auch betrachtet werden kann. Genlalität, tiefer Sinn und
Laune zeichnen auch dieſe drei dramatiſchen Poeſien aus und
machen ſie gleich geeignet zur unterhaltenden Lectüre und
zur Auffuͤhrung.
Guido Linde, Feldblumen.
chen. Jedes 1 Thlr. 3 Gr. ö
Beide Bände enthalten in heiterer Miſchung unterhal⸗
tende Erzählungen, welche das Werk, wie das vorige,
leich paſſend zu Geſchenken und zum Ankauf für Leſebiblſo⸗
theken machen.
Neue ſchoͤngeiſtige Schriften.
Von W. A. Lindau, dem allgemein anerkannt vor—
zuͤglichſten Ueberſetzer von W. Scott's Werken iſt
ſo eben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
haben:
Das Herz von Mid⸗Lothian. Ein romantiſches Ge:
mälde von W. Scott. Aus dem Engliſchen uͤberſetzt von
W. A. Lindau. kſter und 2ter Theil. Veligpapier.
2 Thlr.
Erzählungen von Waſhington Irwing. Aus
dem Engliſchen uͤberſetzt von W. A. Lindau. Velinpapier.
21 Gr.
Dresden, im September 1822.
Arnoldiſche Buchhandlung.
Bei Graf, Varth und Comp. in Breslau
(Leipzig, bei J. A. Barth) iſt erſchtenen und an alle
Buchhandlungen verſandt:
Jahrbuch deutſcher Nachſpiele. Herausgegeben von
Carl von Holtei. 2ter Jahrgang, für 1823. 8.
Broch. 1 Thlr. 16 Gr.
Enthaltend:
Stanislaus, Drama von Carl von Holtet.
Herr Peter Squenz, Poſſe von Wilhelm Müller.
Die Theaterprobe, Poſſe von Oswald.
Was dir die dunkle Nacht verſprach,
Erkennet nicht mehr an der Tag,
Schauſpiel von Wilhelm von Studniz.
Der Solojänger, Poſſe von Carl von Holtet.
. Der freiwillige Landſturm, Poſſe von Lebruͤn.
Deſſelben Jabhrbuches ıfter Jahrgang für 1822 iſt
gleichfalls für 1 Thlr. 16 Gr. noch zu bekommen, fein In⸗
halt iſt durch die Anzeige bekannt.
— 9 mi
* 7
Stn
iſtes und Ates Baͤnd—
Zerſtreute Blätter aus dem Archiv eines Blinden.
So eben iſt erſchienen und an alle Buchhandlungen ver⸗
ſandt worden:
Neuer Albertus Magnus oder auserleſene, erprobte
oͤkonomiſch-technologiſche Kunſtſtuͤcke. Von J. C.
Bekker. After Theil. Gr. 8. Zuͤllichau, Darn—
mann. Broch. 18 Gr.
Hat auch den Titel:
Neue Sammlung erprobter Rathſchlaͤge, Recepte und
Mittel zur eigenen Berathſchlagung und Selbſthuͤlfe
fuͤr Hausvaͤter und Hausmuͤtter, aber auch fuͤr
Kuͤnſtler, Fabricanten, Dekonomen u. ſ. w. Her⸗
ausgegeben von J. C. Bekker. Erſtes Dreihundert.
Gr. 8. Zuͤllichau, Darnmann.
Dieſes für jede Haus haltung fo wie für Fabricanten,
Kuͤnſtler und Oekonomen nützliche Werkchen enchaͤlt 300 Rath⸗
ſchlaͤge, Recepte, Mittel und dergleichen unter folgenden
Rubriken:
a. Zur Haushaltung gehoͤrige Mittel.
b. Zur Gartenwirthſchaft und Gartenkunſt.
e. Zem Acker⸗ und Wieſenbau. f
d. Zur Behandlung der Haus- und Ackerthiere, anderer
dkonomiſchen Geſchoͤpfe u. ſ. w, als auch Mittel gegen
Ratten, Maͤuſe, Kroͤten, Bremſen, Wespen u. ſ. w.
e. Zur Geſundheitskunde und Hausheilmittel für Menſchen.
f. 357 Thierarzneikunde.
g. Zur Technologie, auch Baukunſt, dem Bergbaue u. ſ. w.
h. 3m Forſt⸗ und Jagdweſen.
1. Zur Handlung und Schifffahrt.
k. Zur Kriegskunſt.
J. Schoͤne Kuͤnſte und Wiſſenſchaften betreffend, nüsliches
Mancherlei.
m. Polizeiliche Gegenſtaͤnde.
—
Bei G. C. E. Meyer in Braunſchweig find nad:
ſtehende Werke kuͤrzlich erſchienen und in allen guten
Buchhandlungen und Leihbibliotheken zu haben:
Eliſa und Karl, oder die Liebe auf dem Lande. Von A. P.
Aueraſt. 20 Gr.
Die Lollharden, hiſtoriſcher Roman, begruͤndet auf die Ver⸗
folgungen, die den Anfang des funfzehnten Jahrhunderts
bezeichneten. Nach dein Engliſchen. Von G. Lotz. 3 Baͤn⸗
de. 3 Thlr.
Von G.
Lotz. (Erzählungen) 1 Thlr. 4 Gr.
Roſaline oder das Gehelmniß. Vom Verfaſſer des wandern⸗
den Gerippes u. ſ. w. 2 Baͤnde. 2 Thle. 8 Gr.
Die Stimme des Unſichtbaren, oder Geſchichte Franzesco's,
Enkel des ungluͤcktichen Don Sebaſtian, Königs von Por⸗
tugal. Vom Verfaſſer des wandernden Gerippes u. ſ. w.
3 Bände. 3 Thlr. 12 Gr.
Der Vampyr, oder die Zodfen: Braut, romankiſches Schau:
ſpiel in 3 Acten; in Verbindung eines Vorſpiels: Der
Traum in der Fingalshoͤhle. Nach einer Erzaͤhlung des
Lord Byron. Deutſch von L. Ritter. Mit 1 Kupfer.
18 Gr.
Ferner iſt bei Obengenanntem erſchienen:
C. Cornelii Taciti de situ, moribus et populis Germa-
niae libellus. Vollſtaͤndig erläutert von D. J. F. K.
Dilthey. 204 Bogen. 8. 20 Gr.
Die kleine Bibel. Oder der Glaube und die Pflichten des
Chriſten in Worten der heiligen Schrift; mit Hinweiſung
auf die bibliſchen Beiſpiele und beigefügten Liederverfen
u. ſ. w. Von D. J. V. H. Ziegenbein. te Auflage.
10% Vogen. 8. 6 Gr.
Naͤchſtens erſcheint in derſelben Buchhandlung:
F. v. Sommer, Syſtem der topiſch⸗arithmetiſchen Conbi⸗
nationslehre und der allgemeinen Auflöfung aller Gleichun⸗
gen. Eine durch die geſchichtliche Entfaltung der Mathe⸗
matik von ſelbſt entſprungene Preisgufgabe. Allen Mathe⸗
matikern von Profeſſion zugeeignet. 98555
— L rein wiſſenſchaftliche Begründung der wichtigſten
arithmetiſchen Theoreme.
In der univerſitäts⸗ Buchhandlung zu Kö:
nigsberg in Preußen iſt erſchtenen:
Kaͤhler, D. A. L., Über Religionsduldſam—
keit und Religionseifer. Zwei Predigten,
gehalten am Sonntage Exaudi und am erſten Pfingſt⸗
tage. 1822. Gr. 8. Geh. 6 Gr.
Was den Verfeſſer bewog, feine drei Predigten über
Schwärmerei, Begeiſterung u. ſ. w. durch den
Druck bekannter werden zu laſſen, war auch die Veraylaſ⸗
fung zur Erſcheinung der obigen, welche mit der früheren
in der engſten Verbindung ſtehen, naͤmlich die allge-
meine beifällige Aufnahme und der laut geäußerte Wunſch
der oͤffentlichen Erſcheinung. Wem koͤnnte es auch unbe:
kannt fein, daß der Gegenſtand derſelben zur jetzigen Zeit
einer allgemeinen Aufmerkſamkeit und eines ernſten Wortes
daruber bedurfte? Der Verfaſſer aͤußert ſich in der Ein⸗
leitung zur erften Predigt darüber auf folgende Art: „Laſ—
ſet es mich freimuͤthig ſagen, was wahr und euch nicht
unbekannt iſt: es gibt Parteien, welche ſich gegenſeitig
vom Beſitz der Wahrbeit ausſchließen, fi) gegenſeitig mit
Argwohn belaufen, mit liebloſer Haft verurtheilen, ja zum
Theil wit Namen belegen, die allerdings keine Zeugen edlerer
Bildung und Denkungsweiſe, aber um fo gewiſſer Zeugen
deſſen find, daß fie um der von ihnen anerkannten Wahr:
heit willen ſich zu feindſeliger Verachtung gegenſeitig berech⸗
tigt glauben.“
Bei Goͤdſche in Meißen iſt erſchienen und in allen
Buchhandlungen zu haben:
Reiſen durch das oͤſterreichiſche Illyrien,
Dalmatien und Albanien im Jahre 1818.
Eine umfaſſende Darſtellung des Landes und der
Sitten, Gewohnheiten und merkwuͤrdigſten Gebraͤu—
che ſeiner Einwohner, mit Nachrichten uͤber die
Griechen und übrigen. Bewohner der tuͤrkiſchen Lanz
der enthaltend, von R. v. H...... 2 Theile, mit
1 Titelkupfer. 8. 2 Thlr⸗
Deſe Riiſe — welche einen Mann zum Verfaſſer hat,
der mit der vollkommenſten Fähigkek, Gelegenheiten zu be:
nutzen, die ſich ihm auf eine ſonſt ſeltene Weiſe zu den
wichtigden Wahrnehmungen angeboten haben, die fiefften
und geändlichſten Kenntniſſe in allen Geſchaͤftszweigen, ver;
bindet — gehort zu den wenigen, die eben fo unterhaltend
gefhrfeben als beleh dend dargeſtellt find, indem fie durch
einen Erdſtrich ſtalt gefunden, der, obgleich zu den intereſ—
ſanteſten in Europa, doch auch zugleich zu den unbekann⸗
teſten unſeres Erdtheils gehört. — Es werden darin zu:
gleich manche Aufklaͤrungen über einen Punct unfers Erd⸗
theils gegeben, deſſen Nachbarländer, wie es vor Jahren
ſchon der ſcharfſiani ge Herr Verf eſſer vorhergzſehen nun
berufen zu fein feinen, eine große welthiſtoriſche Wichtig⸗
keit wiederum zu erlangen, wie fie ſchon einſt in Europens
Geſchichte hell glaͤazt en.
Neuer lustiger Clavierspieler.
Enthält: 8 Ecoss., 9 Walzer, 6 Quadr., 1 Po-
lon., 1 Marsch, 2 Andanten mit 10 Variat.,
1 Sonate, 1 Rondo, 1 vierh. Sinfonie. Zum
Gebrauche beim Unterrichte im Clavierspielen.
Herausgegeben von J. G. Adam. Gr. 4. Geh.
1 Thlr.
Jedem Clavierſpieler wird dieſe Sammlung von 40
neuen, fröhlichen Taͤnzen u. ſ. w. eine angenehme Unterhal⸗
tung gewaͤhren.
Dotzauer, J. F., der kleine Clavierspieler ;
oder leichte Ubungsstücke in allen Tonarten,
für den ersten Unterricht im Clavierspielen.
2te verbesserte Auflage. Ister Theil. Gr. 4.
21 Gr.
Diefes Werkchen iſt faſt überall als ein ſehr zweck⸗
maͤßiges Lehrbuch beim Unterrichte im Clavierſpielen aner⸗
kannt und eingeführt worden. Im 2ten Theile, welcher
1 Thlr. koſtet, wird der Schuͤler mit allen fortſchreitenden
Tonleitern bekannt gemacht. ;
Die Der g e li,
oder das Wichtigſte uͤber die Einrichtung
und Beſchaffenheit der Orgel und über
das zweckmaͤßige Spiel derſelben, fuͤr Can—
toren, Organiſten, Schullehrer und alle Freunde des
Orgelſpiels. Von W. A. Müller. Mit 3 Zeich⸗
nungen. 8. Geh. 8 Gr. 7
Divfes Werk befriedigt gewiß jeden, der mit der Eln⸗
richtung und Beſchaffenheit der Orgel, als auch mit dem
zweckmäßigen Spiele auf derſelben bekannter zu werden
wuͤnſcht. ;
Inhalt: J. Abſchnitt. Von der Orgel überhaupt. —
Von den Bälgen, dem Winde, der Windlade, den Pfei⸗
fen und Regtſtern. — Vom Manuale und Pedale. —
Von entſtehenden Fehlern und wie ihnen abzuhelfen iſt.
— Was der Orgel ſchaͤdlich iſt. — Von der Stimmung
der Orgel u. ſ. w.
II. Abſchnitt. Vom Orgelſpiele überhaupt. — Von
Vor⸗, Choral: und Zwiſchenſpielen. — Von Orgelbe⸗
gleitung bei Kirchenmuſiken. — Vom Regiſterzuge.
So eben iſt in der J. C. Hinrich s'ſchen Buchhandlung
in Leipzig erſchienen:
Pen elo pe.
Taſchenbuch fuͤr 1823. 12ter Jahrgang.
Mit 9 Kupfern nach V. Schnorr und Ramberg von Böhm,
Bruckner, Fleiſchmann, Froſch, Jury, Roßmaͤsler und
Veith.
Inhalt: Gallerie aus Schillers Gedichten. III. Laura.
Zur Erklaͤrung des Titelkupfers von A. Franz. —
Haugwitz und Contarint von H. von Chez y. — Der
Wunſch des Canfu von van der Velde. — Sebaſtian
von C. Weisflog. — Die Thrane von G. Schil⸗
ling. — Das Madchen aus dem Schleſierthale von A.
Franz. — Die Retter von Fr. von Heyden. —
Der So uß vom Balkon von T. Hell. — Gedichte von
Blumenhagen, Kind, Malsburg u. ſ. w.
Preis 1 Thlr. 12 Gr., in Marokinband 2 Thlr. 8 Gr.,
in gemalten Einband 2 Thlr. 16 Gr.
e on RR
der
Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XXXL
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Litergriſchen Converſations⸗Blatte, der
1822. 5
Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jer des Mag⸗
netismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart-Abdrucke berechnet 2 Gr.
Im Jahre 1819 iſt bekanntlich im Verlage der Darn⸗
mannſchen Buchhandlung zu Suͤllichau eine zweite verbeſ—
ſerte und vermehrte Ausgabe von des Herrn Profeſſors
W. T. Krug Fundamentalphilofophie erſchienen, welche man
in allen Buchhandlungen fuͤr den ſehr maͤßigen Preis von
1 Thlr. 6 Gr. bekor nnen kann; in Wien hat man aber
gleichzeitig die erſte im Jabre 1803 ion erſchienene Aus—
gabe biefes Werks öh SE, welche mehr koſtet als
die zweite vermehrte und verbeſſerte Auflage. Dies wird
hierdurch zur Warnung für den Enkauf jenes unrichtigen,
theuren Nachdrucks bekannt gemacht.
Bekanntmachung.
Die Buchhandlung Joſef Mar und Comp. in
Breslau zeigt an, daß ſie aus dem Verlage des
Herrn W. A. Holäufer nachſtehende Werke und
Schriften theilweiſe kaͤuflich an ſich gebracht hat und
ſolche fortan, ſo lange der Vorrath dauert, zu den
dabei bemerkten, zum Theil herabgeſetzten Preiſen von
ihr zu beziehen ſind:
I, Frenzel, A., num dogma catholicum est, matrimo-
nii nalen inter vivos conjuges nullo in casu
solvi posse ? — ad Dr. Dereser. 8. 1819. 6 Gr.
2. Gravenhorſt, J. L. C., Grundzüge der ſyſtema⸗
tiſchen aturgeidicte Gr. 8. 1817. Ladenpreis
16 Gr.; herabgeſetzter Preis 8 Gr.
3. Halbkart, C. G., Tentamina eriseos in dificilioribus
quibusdam auct. veter, et graecor. et latinorum. g.
1967 Ladenpreis 10 Gr.; herabgeſetzter Preis
4. ern D. W., das Leben des Sojaͤhrigen
Hauslehrers Felir Kaskorbi, oder die Erziehung
in Staaten, Staͤnden und Lebensverhaͤltniſſen. 2 Theile.
8. 1817. Ladenpreis 3 Thlr. 12 Gr.; herabgeſetzter
Preis 2 Thlr.
5, Kruse, F. C. . de Istri ostüs, dissertatio historico-
geographica ; cum tabul. geogr. & 1819. Ladenpreis
16 Gr. herabgeſetzter Preis 6 Gr.
6. Schall, C., Luſtſpiele. Enthalten: f. Mehr
Gluͤck als Verſtand. 2. Der Kuß und die Ohr:
feige. 3. Trau, ſchau, wem. 4. Der Stroh:
mann oder die unterbrochene Whiſtpartie. 5. Theater:
ucht. 6. Das Heiligthum. 8. 1817. Ladenpreis
1 12 Gr.; herabgeſetzter Preis 1 Thlr.
8 Gr.
7. Singer, G. F., Elemente der Electricität und
Electrochemie. Aus dem Engl. uͤberſetzt, mit Anmerkun⸗
gen, welche die neueſten electriſchen Entdeckungen enthal—
ten, von C. H. Muͤller. Mit 4 Kupfern. Gr. 8. 1818.
3 Thlr. f
8. Weber, D. F. C., Lehrbuch der polltiſchen
Oekonomie. 2 Baͤnde. Gr. 8. 1812. Ladenpreis
4 Thlr.; herabgeſetzter Preis 1 Thlr. 12 Gr.
9. Zachariaͤ, Th. M., Inſtituttonen des roͤmi⸗
ſchen Rechts, nach der Orbaung der Juſtinianiſchen Sn:
ſtitutionen bearbeitet, nebſt Anhang. Er. 8. 1816.
3 Thlr.
Neuer Verlag von C. W. Leske in Darmſtadt.
Abbildungen aus dem Thierreich. Geſtochen von Suſemihl
und unter feiner Aufſicht ausgemalt. kſtes Heft (Orni⸗
thologie kſtes H.). 2te8 Heft (emphihiologie fe H.).
Velinpapier. Klein Folio. Jedes Heft von fünf Blaͤt⸗
tern. 2 Tylr. oder 3 Fl. 36 Kr. In ſchwarzen Abdruͤcken
1 Thlr. oder 1 Fl. 48 Kr.
Anweiſung zur Bildung der Flankeurs.
lerie-Ofſicier. 8. 6 Gr. oder 24 Kr.
Creuzer, Fr., Symbolik und Mythologie der alten Voͤl⸗
ker, beſonders der Griechen. à4ter und ßter Band (welcher
letztere die Geſchichte des Heidenthums bei den nordiſchen
Voͤlkern von F. L. Mons enthaͤlt). Gr. 8. Auf Druck⸗
papier 5 Thlr. 4 Gr. oder 9 Fl. 18 Kr.; auf Poſtpapier
6 Thlr. 4 Gr. oder 11 Fl. 6 Kr.
Daſſelbe Werk im Auszug von G. H. Moſer. Gr. 8.
1 5 Thlr. oder 7 Fl. 12 Kr.
— Die mythologiſchen e auf 60 Tafeln be⸗
ſonders. 4 Thlr. oder 7 Fl. 12 Kr.
Cromé, D., Handbuch der Stetiſtik des Großherzogthums
Heſſen. ıfer Band, nach den beſten meiſt handſchrift—
lichen Quellen bearbeitet. Ge. 8. 2 Thlr. 4 Gr. oder
4 Fl. 45 Ke.
Eberhard, H. W., die Anwendung des Zinks ſtatt der
Stein- und Kupferplatten zu den vertieften Zeichnungs—
arten. Nebſt einer Anweiſung Metal labguͤſſe von ers
habenen und tiefgeaͤzten Steinzeichnungen zu machen. Mit
10 Probeblaͤttern. 8. 16 Gr. oder 1 Fl. 12 Kr.
Grimm, A. L., Vorzeit und Gegenwart an der Berg—
ſtraße, am Neckar und im Odenwalde. Erinnerungsblaͤt⸗
ter für Freunde dieſer Gegenden. Mit 35 Kupfertafeln.
Ausgabe in 12. Elegant gebunden. 2 Thlr. oder 3 Fl.
30 Kr. Ausgabe in 8. 3 Thlr. oder 5 Fl. 15 Kr. Mit
der Haaſiſchen Special-Charte von den genannten Gegen⸗
den 20 Gr. oder 1 Fl. 30 Kr. mehr.
Jahrbuͤcher, freimuͤthige, der allgemeinen deutſchen Volks-
ſchulen, herausgegeben von D. F. H. C. Schwarz,
D. Fr. L. Wagner, A. J. und D. B. A.
Schellenberg. 2ter Band. Gr. 8.
Erſcheint zur Michagelismeſſe.
Kirchenzeitung, allgemeine, herausgegeben von D. E. 1 55
mermannk. kſter Jahrgang. kſtes bis gtes Heft. Gr. 4
Preis eines Semeſters 1 Thlr. 18 Gr. oder 3 Fl.
Iſt poſttaͤglich durch alle Poſtaͤmter und monatlich durch
alle Buchhandlungen zu beziehen.
Grosherzogl. Heſſiſches Militair⸗ S0 8.
Geb. 1 Thlr. 12 Gr. oder 2 Fl. 36 K
Von einem Caval⸗
d' Aute
2tes Heft.
D. G., Denkmäler der deutſchen Baukunſt. Neue
oller
gelt stes oter ıgtes Heft. Royal-Folſo. 2 Thlr.
20 Gr. oder 4 Fl. 48 Kr.
Auch unter dem Titel: 5 4
Die Kirche der heiligen Cliſabeth zu Marburg. 2tes Heft.
one r. L., Geſchichte des Heidenthums im noͤrdlichen
N ıflee e Die Religionen der finniſchen,
ſlawiſchen und ſcandinaviſchen Volker. Gr. 8. 2 Thlr.
6 Gr. oder 4 Fl.
Der zweite und letzte Band erſcheint zu Weihnachten.
Plan, geometrifzer, der Reſidenzſtadt Darmſtadt. Royel⸗
ormat. Illumin. 1 Thlr. 16 Gr. oder 3 Fl.; in ſchwar⸗
zen Abdrucken 1 Thlr. oder 1 F. 48 Kr.
Weber, G., allgemeine Muſiktehre für Lehrer und Ler⸗
nende. Mit Muſikbetlagen. 8. 18 Ge. oder 1 Fl.
12 Kr.
D. E., Predigten, im Jahr 1820 und
Jeder Jahrgang in der Ausgabe in gr. 8.
oder 4 Fl.; in dr Ausgabe in klein 8.
1 Thlr. 16 Gr. oder 3 Fl. Auch unter dem Titel: Pre⸗
digten u. ſ. w. ter und ger Band (wird fortgefegt).
Rede bei der Confirmation Sr. Hoheit des Prin⸗
zen Ludwig von Heſſen ꝛc. Gr. 8. Geh. 3 Gr. oder
12 Kr.
— Monatſchrift für Predigerwiſſenſchaften. 2ter Band.
Iſtes bis 6tes Heft. 8. Geh. zter Band. 1jtes bis
Zztes Heft. Jeder Band von 6 Heften 2 Thlr. oder 3 Fl.
36 Kr.
Zimmermann,
1821 gehalten.
2 Thlr. 16 Gr.
Neue Schriften zur Belehrung.
Von T. E M. Richters Reifen zu Waſſer und
zu Lande u. ſ. w. iſt nunmehr das dritte Baͤndchen:
Reiſe nach Bordeaux und Isle de France
erſchienen und in allen Buchhandlungen für ı Thlr. zu be:
kommen.
Das erſte Bändchen, zu einen Thaler, enthält:
Tagebuch meiner Seereiſe von Enden
nach Archangel
und das zweite zu 1 Thlr. 4 Gr.:
Verunglückte Reiſe von Hamburg nach
St. Thomas und Ruͤckkehr über New-Nork.
Die ſämmtlichen Literatur-Zeitungen erwähnen dieſer
Reiſen mit ganz beſonderer Aus zeichnung und Anempfehlung,
vorzüglich für die reifere Jugend, und fo glauben wir, ſol⸗
che auch zu zweckmäßigen Weihnachtsgeſchenken fuͤr Knaben
vorſchlagen zu koͤnnen.
Alle drei Theile find deshalb, leicht eingebunden, für
3 Thlr. 8 Gr. durch alle Bun handlungen zu bekommen.
Dresden, im November 1822.
Arnoldiſche Buchhandlung.
Bei J. A. Barth in Leipzig iſt erſchienen und in
allen Buchhandlungen zu haben:
unfug an heiliger Staͤtte oder Entlarvung
Herrn Johann Gottfried Scheibels durch
den Recenſenten feiner Predigt „das heilige
Opfermahl“ u. ſ. w. in den Neuen theologiſchen
Annalen, Juni 1821, 1822. Gr. 8. Geheftet.
14 Gr.
An die Freunde des geſtirnten Himmels.
Die Neunte verbeſſerte Auflage
von
J. E. Bode
(Königl. Aſtronom zu Berlin)
Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten
Himmels,
mit ganz neu geſtochenen Charten, Kupfern,
Vignetten, Transparent; .
iſt jetzt erſchienen und durch alle Buc handlungen zu beziehen.
Preis 4 Thlr. 16 Gr. 2
Dieſes in einer edlen, einfachen Sprache gefchriebene
Buch hat ſeit einer langen Reihe von Jahren, zahlreiche
Freunde und eifrige Leſer gefunden. Die neunte Auflage iſt
in jeder Ruͤckſicht eine verbeſſerte, vermehrte zu nennen, der
Verfaſſer hat alle feine Kräfte aufgeboten, der Druck iſt
vorzuͤglich, und die Kupfer haben alle in ihrem neuen Stiche
fo gewonnen, daß fie kaum eine Vergleichung mit den altern
aushalten, beſonders iſt die große Sterncharte, das
ſchwerſte von allen, mit dem Transparent vortrefflich
gera hen. Den Preis hat die Verlagshandlung, bei allen
den Vorzuͤgen gegen den früheren, noch veringer!.
Berlin und Stettin, den 2often Oct. 1822.
Nicolaiſche Buchhandlung.
Bei H. Laupp in Tuͤbingen iſt erſchienen und in
allen guten Buchhandlungen zu haben:
Jahres-Bericht über die Fortschritte der physi-
schen Wissenschaften von Jacob Berzelius. Aus
dem Schwedischen übersetzt von C. G. Gmelin.
Erster Jahrgang. Gr. 8. 18 Gr. oder 1 Fl. 12 Kr.
Im Verlage der Buchhandlung C. F. Amelang in
Berlin iſt ſo eben erſchienen und in allen Buchhandlun⸗
gen des In- und Auslandes zu haben:
Neues Franzoͤſiſch-Deutſches und
Deutſch-Franzoͤſiſches
Taſchen woͤrter buch;
verfaßt nach den beſten und neueſten uͤber beide
Sprachen erſchienenen Woͤrterbuͤchern
von
J. F. E. Rollin.
Neueſte Ausgabe,
enthaltend alle gebraͤuchlichen Woͤrter, mit ihren Ableitungen
und Zuſammenſetzungen, ihrem Geſchlechte und ihren verſchie⸗
denen Bedeu kungen im eigentlichen Sinne ſowohl, als im
bildlichen; die weſentlichſten Eigenheiten und Sprichwoͤrter
der franzoͤſiſchen und der deutſchen Sprache; die bei den
W eſſenſchaften, den Kuͤnſten, dem Handel und den Hands
werken uͤblichſten eigenen Ausdrucke; ein Verzeſchniß der
merkwuͤrdtigſten Länder, Inſeln, Volker, Städte, Fluͤſſe,
Berge u. ſ. w., und endlich die unregelmäßigen Zeitwoͤrter
in tabellariſcher Form.
Zwei Theile. N
Klein 8. in 3 Spalten, mit neuen Perlſchriften gedruckt.
49 Bogen. Sauber geheftet. 1 Thlr. 18 Gr.
Dieſes Woͤrterbuch zeichnet ſich durch ſeine Reichhaltig⸗
keit, Correctheit, ſchoͤnes Papier und Druck, ſo wie durch
den äußerft billigen Preis voriheilhaft aus, und wird
ſich durch dieſe Eigenſchaften allgemein empfehlen; fuͤr Lehr⸗
anſtalten duͤrfte es vorzuͤglich eine ſehr willkommene Erſchei⸗
nung ſein.
Nicht minder empfehlungswuͤrdig iſt das in demſelben
Verlage ein Jahr früher erſchlenene
Vollſtaͤndige
italieniſch-deutſche und deutſch-italieniſche
Tg ſch en w ö ert e rob u ch.
Zuſammengetragen aus den vorzuͤglichſten über beide Spra—
chen bisher erſchienenen Woͤrterbuͤchern und vermehrt mit
einer großen Anzahl Woͤrter aus allen Faͤchern der
Künſte und Wiſſenſchaften
von
D. Francesco Valentini aus Rom.
Neueſte Ausgabe,
worin man alle gedräuchlihen Wörter mit ihren Ableitungen
und Zuſammenſetzungen, ihrem Geſchlechte und ihren ver:
ſchiedenen Bedeutungen, ſowohl im eigentlichen als bildlichen
Sinne, nebſt deren mit der groͤßten Genauigkeit angegebenen
Accenten, fo wie auch die Unregeimäfinkeit der Zeitwörter
beider Sprachen findet. Dem Ganzen iſt ein vollſtaͤndiges
geographiſches Woͤrterbuch und zwölf von demſelben Vers
faſſer entworfene Tabellen, welche eine kurze und deutliche
Ueberſicht der ganzen italieniſchen Grammatik enthalten,
hinzugefuͤgt.
Zwei Theile. Klein 8. Juſammen 651 Bogen mit ganz
neuen Perlſchriften, jede Seite in 3 Spalten, gedruckt.
Franzöſiſches Velinpapier. Acußerſt ſauber geheftet. Com:
plet 3 Thlr. preuß. Courant.
So eben iſt bei mir in Commiſſion erſchienen und an
alle Buchhandlungen verſandt:
Duden, G., uͤber die weſentlichen Ver—
ſchiedenheiten der Staaten und die Stre—
bungen der menſchlichen Natur. Gr. 8.
Geh. 1 Thlr. 16 Gr. 5 ö
E. Weber,
Buchhändler in Bonn.
Durch jede gute Buchhandlung ſind zu beziehen nach⸗
ſtehende intereſſante Werke in herabgeſetzten
Preiſen:
D. Adam Müller, die Elemente der Staats—
kunſt. 3 Baͤnde. 8. Mit Kupfern. 1809. Statt
4 Thlr. fuͤr 2 Thlr. 8 Gr.
Schon damals, als dirfes Werk erſchienen, hat ſich der
hohe Werth deſſelben durch die vielfeitige gute Aufnahme,
wie auch durch die Urtheile ſachkundiger Staatsmaͤnner hin:
reichend dargelegt. 5 j 8
Wenn auch ſeit ſeinem Erſcheinen beinahe zwoͤlf Jahre
voruͤbergegangen ſind, ſo iſt doch die Grund⸗Idee, daß
alles Heil im Staate von der lebendigen Wechſelwirkung
ſeiner Glieder ausgehen muͤſſe, keinesweges veraltet, und
die vom Verfaſſer aufgeſtellten Ideen uͤber Staat und Recht
find nicht sie Erzeugniſſe einer ephemeren Stimmung, fon:
dern die Reſultate tiefer ſtaatswiſſenſchaftlicher
Forſchungen.
D. J. A. Feßler, Anſichten von Religion
und Kirchenthum. 3 Baͤnde. 8. Statt 4 Thlr.
8 Gr. fuͤr 2 Thlr. 16 Gr.
In der gegenwaͤrtigen Zeit, wo ſich ſo manche Ideen
über das Verhaͤltniß der katholiſchen und proteſt an-
tiſchen Kirche austauſchen, erhält dies aͤußerſt gehaltvolle
Werk ein erneuetes Intereſſe, um ſo mehr, da der vom
Katholicismus zum Proteſtantismus uͤbergetretene Verfaſſer
bei der ſtets aͤcht religibſen Tendenz feiner Geiſtesthaͤtigkeit
vor vielen andern zur unbefangenen Würdigung der ver—
ae chriſtlichen Religions = Partheien berufen zu fein
eint.
Wir duͤrfen alſo mit Recht dieſe Werke aufs Neue
der Aufmerkſamkeit des Publicums empfehlen.
Muͤller, Ueber Koͤnig Friedrich II., und die
Natur, Würde und Beſtimmung der preußi⸗
ſchen Monarchte. 8. Statt 1 Thlr. 12 Gr. für
18 Gr.
D. Friedr. Buchholz, Gemaͤlde des geſellſchaft⸗
lichen Zuſtandes im Koͤnigreiche Preußen, vor
dem Igten October 1306. 2 Bände. 8. Geh. Statt
3 Thlr. fuͤr 1 Thlr. 8 Gr.
Unterſuchungen uͤber den Geburts Adel
und die Möglichkeit ſeiner Fortdauer im
loten Jahrhundert. 8. 2te Auflage. Statt 1 Thlr.
16 Gr. fuͤr 18 Gr.
Friedr. von Raumer, Das brittiſche Beſteue⸗
rungs⸗Syſtem mit Hinſicht auf die in der
preußiſchen Monarchie zu treffenden Einrichtungen.
8. Geh. Statt 1 Thlr. 2 Gr. fuͤr 12 Gr.
Berlin, im Sept. 1822.
Sanderſche Buchhandlung.
Bei J. W. Boide in Berlin iſt fo eben erſchienen:
Oekonomiſch-techniſche Hauspoſtille,
enthaltend gemeinnuͤtzige Gegenſtaͤnde
aus der
Haushaltungs⸗ und Wirthſchaftskunde;
gepruͤft durch vieljaͤhrige, eigene Erfahrung,
un d
anwendbar in jeder ſtädtiſchen
Haushaltung.
Erſtes Heft. Geheftet. 8 Gr.
Inhalt: Die Kunſt, Flecke jeder Art aus Zeugen, Par
pter, Leder, Holz u. ſ. w. zu lilgen. Oekonomiſche,
dauerhafte und elegante Verzierung der Zimmer. Holz⸗
erſparniß beim Kochen auf gewoͤhnlichen Küuchenheerden.
Hitzkraft der gewoͤhnlſchſten Brennholzgattungen und
Ermittelung der vortheilhafteſten und wohlfeilſten fuͤr
den Gebrauch. Ueber Wanzen und deren Ver ilgung.
Ueber Motten und deren Vertilgung. Ueber Floͤhe und
deren Vertilgung.
und laͤndlichen
Reuß, G. 8 Syſte m der reinen populär:
praktiſchen, chriſtlichen Religions- und
Sittenlehre. Ein Handbuch für Religionslehrer
und angehende Theologen. Erſter Theil: die Re—
ligionslehre. Gr. 8. 1 Thlr. 20 Gr. Zweiter
Theil: die Sittenlehre; in 2 Baͤnden. Gr. 8.
after Band 1 Thlr. 20 Gr., 2ter Band 2 Thlr.
8 Gr.; alſo das Ganze 6 Thlr.
Die Lehre Jeſu und ſeiner Apoſtel in ihrer edlen Ein—
fachheit, Lauterkeit und Schoͤnheit, als das, was ſie iſt
und ſein ſoll, als eine durchaus praktiſche, populäre, ver⸗
nuͤnftige, für die Menſchen aller Zeiten paffende gött⸗
liche Religionslehre in allgemein verſtändlicher Sprache
und zugleich den Denker befriedigend darzuſt llen, zu dem
Ende alſo den wahren Kern der Jeſuslehre von ſeiner Huͤlle
und allen, aus dieſer hervorgegangenen, fremdartigen Thei⸗
len zu ſcheiden, die verſchiedenen Lehren des Chriſtenthums
ſyſtematiſch zu ordnen, nach richtigen exegetiſchen Grund:
atzen zu erläutern und weiter zu entwickeln, ihre Harmonie
11 der geſunden Vernunft und ihre praktiſche Tendenz zu
zeigen und des Chriſtenthums herrliche Sittenlehre in
das gehörige Licht zu ſetzen, fo wie es das Beduͤrfniß des
praktiſchen Theologen erheiſcht, iſt der Zweck dieſes Werkes,
und mit demſelben in einer Reihe kleiner ſyſtematiſch geord⸗
neter Abhandlungen, geeignet zur Vorbereitung auf Reli⸗
gionsvorträge und katechetiſche Unterweiſung, gewiß einem
wahren Bebürfniffe der Religionslehrer und angehenden
Theologen abgeholfen. Vielfache, die Güte der Arbeit im
Weſentlichen uͤbereinſtimmend bezeugende, Urtheile laſſen mich
dieſelbe wiederum auf das kraͤftigſte empfehlen.
Deſſelben Verfaſſers
Beweis der Wahrheit und Goͤttlichkeit der chriſtlichen
Religion fuͤr Jedermann, nebſt fuͤnf Paragraphen
aus dem Kirchenrechte der geſunden Vernunft.
Gr. 8. 8 Gr.
iſt eine bei der ſinkenden Achtung fuͤr dieſe hoͤchſtwichtige
Angelegenheit der Menſchheit aller Confeſſionen hoͤchſt erfreu⸗
liche Erſcheinung und in Hinſicht auf bie Behandlung gleich
neu und intereſſant, ſowie die fünf Paragraphen ein gewiß
nicht mislungener Verſuch, das proteſtantiſche Kirchenrecht
aus der Vernunft zu begruͤnden.
Leipzig, im October 1822.
Joh. Ambr. Barth.
So eben iſt bei Darnmann in Zuͤllichau erſchienen
und in allen Buchhandlungen fuͤr 22 Gr. zu bekommen.
Die Heiligung in dem Herrn. Predigten von W. H.
Harenſtein. Gr. 8.
Dieſe Sammlung des geiſtreichen, durch ſeine Beiträge
zu dem Archio für die Paſtoralwiſſenſchaft u. f. w. ruͤhmlich ſt
bekannten, Verfaſſers verdient es, allgemein angelegentlichſt
empfohlen zu werden.
Seit der Jubilate-Meſſe 1822 ſind bei J. F. Ham—
merich in Altona folgende Neuigkeiten erſchienen
und an die ſaͤmmtlichen Buchhandlungen verſandt:
Chronik des neunzehnten Jahrhunderts. Von D. C. Ben:
turini. 1dter Band, das Jahr 1819 enthaltend. Gr. 8.
3 Thlr.
Neue Sammlung auserlesener Reden des Cicero, über-
setzt von F. C. Wolf. ıster Band, welcher die Re-
den für den P. Quintius, für Q. Roscius, für NM.
Fontejus, für A. Caecius unde die erste Rede über
das Ackergesetz gegen den Volkstribun P. Terrilius
Rullus enthält. Gr. g.
Wird bis Ende Novembers fertig und dann auf neue
Rechnung versandt, ich bitte die Buchhandlungen, bei
ihren Bestellungen hierauf ausdrücklich neue Sammlung zu
bemerken, um Verwechselungen mit der ältern Über-
setzung: Ciceronische Reden von Herrn Conrector Wolf
(in 5 Bänden), zu verhüten,
Grunert, Dr. J. A., mathematische Abhandlungen.
ıste Sammlung. 4. 1 Thlr. 8 Gr.
Hefte, lantwirthicdaftlihe, herausgegeben von der Central-⸗
Ab miniſtratjon der ſchlesw. holſt. patriot. Geſellſchaft. tes
A Heft. Gr. 8. Jedes 10 Gr. tes Heft. Gr. 8.
14 Gr.
Auch unter dem Titel:
Schriften der ſchlesw. Holft. patriot. Geſellſchaft. aten Ban⸗
aa Sten Bandes ıftes Heft und 6ten Bandes
| eft.
Klauſen, G. E., Snotra. Eine proſaiſche Sammlung
von Denkſpruͤchen, Grundſaͤtzen und Lebensregeln in dä:
niſcher Sprache, zur Befoͤrderung der Weisheit, Tu⸗
gend, Sittlichkeit bei dem heranwachſenden Geſchlechte.
Zum Gebrauche in Schulen. 8. 8 Gr.
Klefekers, D. L., lichtvolle Behandlung der Religions:
wahrhelten, das Haupterforderniß eines guten Kanzelvor—
trages. Gr. 8. Io Gr. .
Mittheilungen zur Vaterlandskunde. Zum Druck befördert
von der Central-Adminiſtration der ſchlesw. holſt. patriot.
Geſellſchaft. ter Band. Gr. 8. 1 Thlr. 4 Gr.
Auch unter dem Titel:
Schriften der gedachten Geſellſchaft.
Ztes Heft.
Munthe, E., die wichtigſten vaterländifchen Begebenheiten
und Lebensbeſchreibungen der merkwuͤrdigſten Perſonen von
den älteften Zeiten kis heute. Aus dem Daäniſchen von
H. E. Wolf. Zweite verdeſſerte und vermehrte Ausgabe,
8. 1 Thlr.
Niemanns, A., vaterlaͤndiſche Waldberichte, nebſt Blicken
in die allgemeine Waͤlderkunde, auch in die Geſchichte und
Literatur der Forſtwiſſenſchaft. zten Bandes Ztes und
4tes Heft. Gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr.
Rambach's, A. J., Anthologie chriſtlicher Geſaͤnge aus
allen Jahrhunderten der Kirche. Nach der Zeitfolge geord⸗
net und mit geſchichtlichen Bemerkungen begleitet. ter
Band oder der neuern Zeit ſeit der Reformation Zter Theil.
Gr. 8. 2 Thlr.
Die erſten 3 Theile koſten 5 Thlr. 8 Gr.
Schweppe, A., das roͤmiſche Privatrecht in feiner Anwen—
dung auf deutſche Gerichte, als Leitfaden zu den Vorleſun⸗
gen über die Pandekten. Dritte verbeſſerte und vermehrte
Ausgabe mit Regiſter. Gr. 8. 3 Thlr. 8 Gr.
Sophoclis Philoctetes. Recognovit et Commentaxiis in
usum juventutis literarum graecarum studiosae con-
scriptis illustravit J. F. Mathaei. 8 maj. 1 Thlr.
16 Gr.
Toilettenſpiegel zum phyſiſchen und moraliſchen Gebrauch.
Ein Neujahrsgeſchenk für das weibliche Geſchlecht. Kl. 8.
8 Gr.
Sten Bandes 2tes und
In der Univerſitäts-Buchhandlung zu Koͤ⸗
nigsberg in Preußen iſt erſchienen:
Kähler, D. L. A., Betrachtungen uͤber die
doppelte Anſicht, ob Jeſus blos ein juüͤ—
diſcher Landrabbiner oder Gottes Sohn
geweſen ſei? 8. 1 Thlr. 4 Gr.
Mehrere literariſche Blätter haben bereits dieſes gehalt:
volle Werk mit gebuͤhrendem Lobe empfohlen; die Göttins
giſchen gelehrten Anzeigen aͤußern ſich daruͤber auf
folgende Art:
„Eine Zeitſchrift im wahrſten Sinne, wenn durch
dieſen Namen eine für das Bedbürfniß der Zeit berei⸗
cherte Schrift bezeichnet wird! :
Der geiftvolle Verfaſſer legt feine Meinung über die
Frage, die gegenwärtig unſere theologiſchen Partheien zu
theilen ſcheint, und zugleich ſeine Anſichten uͤber den ganzen
Zuſtand unſerer Theologte mit einer Offenheit, aber auch
mit einem Ernſt dar, deren Verbindung bei jedem eines
urtheils daruͤber faͤhigen Leſer einen tiefen Eindruck zuruͤck
laffen muß.“
Wem ſollte dieſe Aeußerung nicht reizen, ſich mit einer
Schrift, die einen hoͤchſt wichtigen Gegenſtand ſo geiſtreich
behandelt, naͤher bekannt zu machen?
FIELEN Anzeiger
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Feitſchriften.)
N. XXXII. 189.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-Blatte,
Annalen der Medicin in Quart⸗Formatz ten Hermes,
der Iſis und den kritiſchen
den Zeitgenofjen und den Jahrbuͤchern des Mag⸗
netismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Puslicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Von der zweiten, durch Dir. D. Muͤller ſehr ver—
beſſerten und vermehrten Ausgabe des, zuerſt von Dir. M.
Sintenis herausgegebenen: Gradus ad Parnassum etc.,
iſt nunmehr auch der zweite Band bei Darnmann in
Zuͤllich au erfhienen und an die Continuanten abgeliefert
worden. Das ganze, aus 2 Bänden beſtebende, anerkannt
brauchbare, gegen 60 Bogen ſtarke Werk iſt aifo nun wier
derum in allen Buchhandlungen fuͤr den ſo ſehr geringen
Preis von 1 Thlr. 12 Gr. auf Druckpapier und 1 Thlr.
20 Gr. auf Schreispapter zu haben.
In der Carl Gerold'ſchen Buchhandlung in Wien
iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen Deutſchlands zu
haben:
Institutiones Physiologiae organismi humani,
usui academico ad commodatae.
Auctore
Michaäele a Lenhossek,
M. D., in Caes. Reg. sc. universitate Vindoborensi physio-
logiae et anatomiae sub. Professore p. o. etc. etc,
1822. In g. Vol. I. 374 Seiten. Vol. II. 329 Seiten.
Preis für beide Bände 4 Thlr. 16 Gr.
Dieſes Lehrbuch umfoßt die ganze Piyfiologte nach dem
heutigen Standpuncte der Naturwiſſenſchaft. Alle Hülfs⸗
wiſſenſchaften, die menſchliche und cot⸗pargtive Anatomie,
die Zoologie, die Chemie, Phyſik u. ſ. w., ſind, ſo weit
fie in das Gebiet der Naturlehre des menſchlichen Organis—
mus eingreifen, gehörig benutzt, und nichts wurde übers
gangen, was thatſaͤchlich eewieſen, brauchbar und wirklich
nützlich iſt. Was der Verfaſſer in ſeiner Physiologia me-
dicinalis ausführlich lieferte, gibt er hier im gedrängteren
Style wieder, erlaͤutert ſogar manche Stellen und deutet
das Neueſte, was bie Naturforſchung dargeboten hat, deut:
lich an. Die reine uad poſitive Erfahrung iſt die Baſts,
auf welcher unſer Lehrer der Phyſioſogie baut. Die dyna⸗
miſche Anſicht, der Dualismus der Urpolaritaͤt der allgemei⸗
nen Naturkraͤfte iſt das einigende Princip, bindet die Dane
nichfaltigkeit und bildet ein organiſches Ganzes. Eine durch⸗
aus logiſche Ordnung herrſcht in dieſem Werke, macht es
den intellectuellen Kräften faßlich, dem Gedaͤchtniſſe entſpre⸗
chend. Die Sprache iſt rein, der Vortrag deutlich, die
Oekonomie des Werkes in jeder Hinſicht auf die Bequemlich⸗
keit des Leſers berechnet. Format, Leitern und Papier bil:
den ein gefaͤlliges Ganzes.
Der erſte Band enthält die allgemeine Phyſiologie in
ihrem ganzen Umfange und das erſte Buch der ſpectellen
Phyſiologie, welches von den organiſchen Functionen handelt.
Im zweiten Bande find das zweite und dritte Buch der
ſpeciellen Phyſiologie, welche von den antmaliſchen und pro:
pagativen Verrichtungen handeln, enthalten. Dieſen folgt
eine phyſiologiſche Abhandlung uͤber den Tod. Ein Sach⸗
regiſter beſchließt dieſes Lehrbuch der Phyſtologie, das unter
den heutigen, in lateiniſcher Sprache geſchriebenen, wohl
den erſten Platz einnehmen duͤrfte.
eie een
zur
gerichtlichen Arzneikunde
uͤr
Aerzte, Wundaͤrzte und Rechtsgelehrte.
Von
Joſeph Bernt.
ster Band. Gr. 8. Mit 2 Kupfertafeln. I Thlr. 8 Gr.
Da dle Kunſtrichter der früheren Binde dieſer geſchaͤtz⸗
ten Beitrage zur gerichtlichen Arzne:funde es laͤngſt und wie⸗
derholt ausgeſprochen haben, daß ihr Inhalt weit reich hal⸗
tiger und gemeinnütziger ſei, als der beſcheidene Titel des
Werkes ankündigt, und daß darin ſelbſt der Heilarzt uͤber⸗
raſchende Aufſchluͤſſe über verborgene Krankheitsanlagen, als
Urſache ſchneller Todesfälle, finde; fo enthaͤlt ſich die Ver⸗
lagshandlung aller Anpreiſung des fo eben erſchienenen fünf:
tea, neueſten Bandes.
An le n s
zur
Abfaſſung medieiniſch- gerichtlicher
Fundſcheine und Gutachten
für
angehende Aerzte, Wundaͤrzte und Gerichtsperſonen.
Von :
Joſeph Bernt.
Gr. 8. Wien, 1822. 1 Thlr. 8 Gr.
Von den öffentlichen Aerzten und Wundaͤrzten wird eine
gewiſſe Fertigkeit gefordert, ſich in ſchriftlichen Auffäsen gut
und zweckmaͤßig, allgemein verſtändlich auszudrucken. Der
dem ärztlichen Publicum ruͤhmlichſt bekannte Verf ſſer hat
in vorliegendem Werke einem dringenden Beduͤrfniß abgehol⸗
fen, indem er alle Mittel an die Hand gegeben hat, ſich
diefe Fertigkeit für mebicinifch = gerichtliche Falle zu er
werben.
Die aͤchten
Hippokratiſchen Schriften.
Verdeutſcht und erklaͤrt zum Gebrauche
für
praktiſche Aerzte und gebildete Wundaͤrzte.
Von
D. H. Brandeis.
Erſtes Baͤndchen: die Aphorismen.
Wien, 1822. 12. Geb. 1 Thlr.
Es duͤrfte ſeit vielen Jahren kaum ein zeitgemaͤßeres
Werk erſchienen ſein. Diejenigen Schriften des Hippokrates,
welche das Gepräge der Aechthelt an ſich tragen, namlich die
Aphorismen, das Geſetz, der Eid, das Buch von der Luft,
den Waſſern und Klimaten, das Buch von der Vorher—
ſehung, das erſte und dritte Buch von Landſeuchen, das
Buch von der Lebensordnung in hitzigen Krankheiten, das
Buch von den Kopfwunden und endlich das Buch von den
Bruͤchen, werden dem aͤrztlichen Publicam in einer buͤndigen,
verbunden mit einer gedrängten Sr:
äbergeben. Das Ganze beſtehet aus 4 Bänden,
es ein für ſech beſtehendes Ganze bildet. Der
Name des, ſchon durch mehcere Arbeiten rühmlichſt bekennen
Verfaſſers buͤrgt für die Gediegenheit der Arbeit, der bereils
ausgezeichnete Gelehrte, welse das Manuſcript in Händen
hetten, ihren Beifall geſchenkt haben. Auch hat die Ver⸗
lags handlung für den äpßerlichen Schmuck deſſelben geſorgt:
Taſchenformat, ſchoͤnes Dapier, reiner und correcter Druck,
und ein Kupferſtich, von L Schnorr von K. gezeichnet und
von Ruͤhl geſtochen, zeichnen daſſelde aus.
—
Auch iſt um beteutend herabgeſetzten Preis folgendes
wenig bekannte Werk durch alle Buchhandlungen Deutſchlands
zu haben:
deutſchen Ueberſetzung,
Europens Umwälzungskriege
durch Frankreich, von 1792 bis 1814. In einer
geographisch - synchronistischen Übersicht von
zwei Perioden, dargestellt. von J. J. Ceösch.
Wien, 1816 — 1817. Gedruckt bei Strauss.
In 22 colorirten Blättern. Jilasformat.
Der fo oft und vielſektig ausgeſprochene Wunſch,
Frankreichs Staatsumwälzung mit ihren, durch
die kurze Epoche ron 25 Jahren über Europens geſammten
Staaten-⸗Verem eben fo raſch als vtelſettig ſich verbreiteten
olgen mit einem einzigen Ueberblick betrachten
u konnen, und dieſe Anſicht für das bleibende Intereſſe
der Geſchichte geltend zu machen, bewog den Verfaſſer zu
dieſer geographiſchen Darſtellung der Staaten
von Europa, dien wechſelnden ſynchroniſtiſchen
Z uſt and derſelbe durch eine einfache Farbencharakte⸗
riſtik um fo anſchaulicher machte.
Man muß dem umſicht'gen Verfaſſer volle Gerechtigkeit
widerfahren laſſen, das er in dieſem geographiſch⸗ſyn⸗
chroniſtiſchen Geſchichtsgemaͤlde mit kri-iſchem Getfte
vom Jahre 1792 (reſpective 1291, als der Pillnitzer Con⸗
ventien) bis 1815 alles Intereſſante auffaßte, was nicht nur
die auf Frankreich directe fich beziehenden Kriege in
ihrem Anfange und Fortgange, Waffen ruhen, Frie⸗
densſchluͤſſe, ſo wie die merkwürdigſten Ereig⸗
niſſe im Innern Frankreichs betrifft, ſondern auch die
neutralen, dann alle mit Frankreich verbündeten und
hierdurch an den Kriegen Anth eil nehmenden Staaten,
endlich alle, während dieſer Epoche gefuhrten Zwiſchen⸗
kriege anderer Nationen, mit moͤglichſter Klarheit in die⸗
ſem Tabellenwerk aufgeführt hat. Zweckmäßig ſind auch bei
Anführung der Schlachten, Treffen und Belagerun⸗
gen die beiderſettigen commandirenden Generale benannt,
dei den Waffenruhen ihre Dauer und bei den Frie⸗
dens ſchluͤſſen die aus ihrem Inhalte hervorgegangenen
Veraͤnderungen genau angegeben. Der üteraus reine
und correcte Druck iſt aus der ruͤhmlichſt bekanaten Officin
unſeres erſten Typogropben, Anton Strauß; es gehoͤrt
dieſes Werk unter ſeine ſchonſten Triumphe.
Daher: Wer ſich einen herrlichen Genuß i m
Ueberblick der verhaͤngnißvollen Epoche von
17202, 2865 verſchaffen will, der laſſe ſich
dieſes Tabellenwerk in eine einzige Charte
zufammenſetzen und in ſeinem Cabinette aufhaͤn⸗
gen; was er muͤhſam aus hundert Geſchichtswerken, dieſe
Epoche umfaſſend, zuſammen ſuchen müßte, um ſich ein
klares Bild von dem Cyclus dieſer Begebenheiten zu ver⸗
ſchaffen, bietet ſich hier ſeinem Auge auf den erſten Blick in
der ſeltenſten Vollſtäͤndigkeit bar! —
Preis: Velin in Atlas⸗Jormat ſonſt 95 Thlr., jetzt
30 Thlr.; holl. Papier ſonſt 57 Thlr., jetzt 18 Thlr.; halb
hell. fonſt 28 Thlr. 12 Gr., jetzt 12 Thlr.
Sei J. W. Boické in Berlin iſt erſchienen:
Die Lehre vom Krieg.
Dritter Theil.
Der T ät ken ker ie 9.
8 Vo m
General-Major Freiherrn von Valentini.
Mit 4 Planen.
2 Thlr.
Die beiden erſten Theile dieſes Werks haben eine ſo
günſtige Aufnahme gefunden, aß der erſte Theil ſchon vier
Mal aufgelegt werden mußte. Dieſer dritte Theil enthält
die Lehre, den Krieg gegen die Türken zu führen, die ges
rade jetzt für jeden denkenden Officter von großem Inter eſſe
ſein muß. — Alle 3 Theile koſten jetzt 11 Thlr.
Fr. Mohs, Grundriß der Mineralogie. Er⸗
ſter Band. Mit 5 Kupfern. Gr. 8. Velinpapier.
iſt 125 erſchienen und für J Thlr. in allen Buchhandlungen
zu haben.
Dresden.
Arnoldiſche Buchhandlung.
1 5 5 der Buchhandlung C. F. Amelang in
erlin iſt fo eben erſchienen und an a
des In-und e rend tie ehen
Europa's Länder und Völker.
Ein lehrreiches Unterhaltungsbuch fuͤr die
gebildete Jugend.
Von D. Felix Selchow.
Drei Theile. Gr. 8. Mit 30 fein illuminirten Kupfern,
nach Zeichnungen von Study, geſtochen von Bretzing,
Meno Haas und Ludwig Meyer. Aeußerſt elegant
gebunden. Preis der beiden erſten unzertrennlichen
Bände 2 Thlr. 18 Gr.; des dritten Bandes 2 Thlr.
6 Gr.; mithin complet 5 Thlr. preuß. Cour.
Der dritte Theil iſt auch beſonders zu haben und
zwar unter dem Nebentitel:
Deutſchland und ſeine Bewohner,
oder
Schilderung
der vorzuͤglichſten Merkwuͤrdigkeiten Deutſchlands und
der Sitten und Gebraͤuche der Deutſchen.
Ein Unterbalturgsduch für die Jugend und auch für Er⸗
wachſege zut Beförderung der Vaterlandskunde.
Von D. Felir Selchow.
Mit to fein illuminirten Kupfern von Meno Haas.
Sauber gebunden. 2 Thlr. 6 Gr.
Es it eine ſehr verbienftlihe Sache, die heranwachſende
Jugend mit richtigen Vorſtellungen von Gegenſtänden aus
dem wirklichen Leben entlehnt zu bereichern, und
bi-jelbe fo, zwar undermerkt und langſam, aber deſto ſiche⸗
rer, euf kuͤnftige Verhältniffe und Erfahrungen vorzuberei⸗
ten. Bietet die moraliſche Welt von der einen Seite
vielfache Gegenſtaͤnde zur Erweckung des Nachdenkens, zur
Uebung des Urtheils, zur Läuterung des Gefuͤhls dar; fo
iſt es die phyſiſche Welt, die Wirklichkeit, welche, ine
dem ſie den jugendlichen Sinn mannichfaltig aufregt, das
Gedöchtniß beſchͤͤftigt und den Verſtand mit nügliden Kennt⸗
niſſen bereichert, das heranwachſende Geſchlecht allmählig ge⸗
ſchickt macht, den Forderungen und Pflichten einer hoͤhern
Jahresreife zu genügen.
Die vorſtehend angekündigte Jugenbſchrift hat einen
folgen Zweck. Sie will jengen Leſern den Unterricht in
der Laͤnder- und Voͤlkerkunde beleben und ergaͤnzen,
indem ſie ihnen einen ergiebigen Stoff zur angenehmen und
lehrreichen Unterhaltung vorlegt. Sitten und Gebraͤu⸗
che der Völker Europa's und Deutſchlands ins,
beſondere, Merkwürdigkeiten der Städte und
Länder, beobachtungswerthe Beiſpiele aus
dem Leben, Thun und Treiden der verſchiede⸗
nen Stände, find in paßlichem Vortrage der lernbegierigen
Jugend zur Betrachtung aufgeſtellt, und hierin zugleich Ael⸗
tern und Lehrern reiche Materialien dargeboten, ihren Pfle⸗
gebefohlenen durch gewählte. Mirtbeilungen nuͤtzlich zu
werden. Dreißig ſauber illuminirte Kupfer ſind
dem Ganzen beigefuͤgt, eine Gebe, die für die jüngere Leſe—
welt ergoͤtzlich und ihr ſehr willkommen fein wird. —
Preis iſt verhaͤltnißmaͤßig zum Erſtaunen billig.
— —
So eben iſt erſchienen und an alle Buchhandlungen ver⸗
ſandt:
Chronik des neunzehnten Jahrhunderts.
16ter Band: das Jahr 1819. — Von D. C.
Venturini. 49 Bogen. Gr. 8. 3. Thlr.
Fur die Leſer dieſer Blaͤtter iſt es hinlänglich, das Da:
ſein eines neuen Bandes anzuzeigen. Wer es unternimmt,
die Geſchichte unſerer Zeit zu ſchreiden, muß ſich darauf ger
faßt machen, daß er es nicht allen Leſern recht machen kann
und daß er eben fo oft Tadel als Lob einerndten wird. Im
Ganzen waren die oͤffenttichen Beurtheiler dieſes Werks dar-
uͤber einverſtanden, daß die deutſche Literatur kein ähnliches
beſitzt und daß es mit jedem Bande, beſonders für den Fünf:
tigen Geſchichtſchreiber, wichtiger und unentbehrlicher wird.
Dieſen Band eröffnet unter der Aufſchrift: „Ruͤckblick
auf die Entwickelung der großen Weltdegeben⸗
heiten in Nord⸗ und Suͤd⸗ Amerika, feit Na:
poleon Buonaparte's Sturz“ — ein Aufſatz, der
faſt ein Viertel des Ganzen einnimmt, eben ſo intereſſant
und wichtig für den Statiſtiker als für den denkenden Kauf:
mann und Kosmopoliten. Dann folgt die Chronik der uͤbri⸗
gen größeren und kleineren Staaten vom Jahre 1819, welche
dem Verfaſſer zu manchen ſehr intereſſanten Raiſonnemeats
reichliche Veranlaſſung geben.
Der naͤchſte Band, der das
wird bis Oſtern erſcheinen.
Altona.
Jahr 1820 enthalten wird,
J. F. Hammerich.
Bei J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. iſt
erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Rheiniſches Taſchenbuch auf das Jahr 1823.
Vierzehnter Jahrgang.
Mit 1 Titelvignette und Kupfern.
In ordinaͤrem Einbande 1 Thlr. 12 Gr.; in Pariſer⸗
band mit illuminirtem Umſchlage 2 Thlr. 12 Gr.; in Pari⸗
ſerband mit illumintrtem Umſchlage und ausgemalten Decken,
in Maroquin Etuis 4 Thlr.
Außer der mit Genauigkeit bearbeiteten Genealogie
der regierenden Häufer in Europa, enthält daf⸗
ſelbe an hiſtoriſchen Darſtellungen und romantiſchen Erzaͤh.
lungen: der blaſſe Mann, Erzählung von Fr. Laun; die
Bettlerkirche, Erzählung von Fr. Krug von Nidda;
der Guͤnſtling, Erzaͤhlung von Johanna Schopen⸗
bauer; Adelheit von Burgund, von Cäcilie; aus dem
Leben Kalfers Otto des Großen, von E. Hufnagel; und
Chryſaores der Peloponneſier, ein Bruchſtuͤck aus dem Grie⸗
Der
Hirten, von H. Zſchokke. — Auch die Kupferlieferung
wird jeden billigen Forderungen entſprechen. Die ſinnvolle
Compoſition des Umſchlags gereicht demſelben zur äußeren
Zierde; die Titelvignette iſt eben fo ſinnig erfunden,
als kunſtvoll ausgefuͤhrt; das Büdniß der Königin von
Wuͤrtemberg iſt von beiden Kuͤnſtlern mit moͤglichſter
Sorgfalt und Liebe ausgearbeitet; ein ſchlafendes Chriſtus⸗
kind und Maria, von Engeln umgeben, iſt diesmal die ein⸗
zige Copie nach J. Jouvennet; die übrigen drei bild-
lichen Darſtellungen ſind den im Taſchenbuche befindlichen Er⸗
zaͤhlungen entnommen. Saͤmmtliche Kupfer find nach den
Zeichnungen von Heideloff, J. G. von Müller und
H. Müller, geſtochen von Bock, Dalbon, Felſing,
Fleiſchmann und Weber. —
Forſt- und Jagdwiſſenſchaft.
x Kritiſche Blätter
für Forſt⸗ und Jagdwiſſenſchaft,
h in Berbindung
mit mehreren Forſtmaͤnnern und Gelehrten
herzusgegeben
Er von
+ D. W. Pfeil,
koͤnigl. preuß. Ozer⸗Forftrath und Drofeifor.
ıfled Heft im Umſchlage. Gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr.
Dieſes hat die Preſſe verlaſſen und iſt an alle Buch⸗
handlungen verſandt.
Berlin, den 2oſten October 1822.
Nicolaiſche Buchhandlung.
Neue Verlags werke
bei
H. R. Sauerlaͤnder in Aarau.
I m
Laufe des Jahrs 1822 erſchienen:
Fellenberg, Emanuel v., Darſtellung des religiöfen Bil,
dungsganges der wiſſenſchaftlichen Erziehungsanſtalten in
Hofwyl. Geheftet. 30 Kr. oder 8 Gr.
Geſchenk für fleißige Waͤdchen, oder gründliche Anleitung
in allen Arten von Strickerei- Arbeiten nach neueſter Er⸗
findung. Neue mit illumin. Strickmuſtern verfehene Aus⸗
gabe. 8. Geheftet. 1 Thlr. 16 Gr. oder 2 Fl. 30 Kr.
Mit ſchwarzen Abdrücken I Thlr. 4 Gr. oder ı Fl.
45 Kr. Ohne Strickmuſter 1 Thlr. oder 1 Fl. 30 Kr.
Hemmann, D., Predigten, gehalten vor einer Landge⸗
meinde. Gr. 8 1 Fl. oder 16 Gr.
Hirzel, C., praktiſche franzöfifhe Grammatik, nebſt Wort⸗
regiſter. Zweite viel verbeſſerte Auflage. Gr. 8. 1822.
14 Gr. ober 54 Kr.
Kaſthofer, Karl, Bemerkungen auf einer Alpenreiſe uͤber
den Suſten, Gotthard, Bernard z, und über die Oberalp,
Furka und Grimſel. Mit Erfahrungen über die Kul⸗
e Alpen. Gr. 8. 2 Fl. 24 Kr. oder 1 Thlr.
14 Gr. \
Kirchenverbeſſerung, die, im neunzehnten Jahrhun⸗
dert, nach Llorente Projet d'une Constitution reli-
gieuse frei bearbeitet. Gr. 8. 1 Fl. 24 Kr. oder
22 Gr.
Kruſe, Erzaͤhlungen. 8. 2 Fl. oder 1 Thlr. 8 Gr.
Kruͤſi, Hermann, Bedeutende Augenblicke in der Entwicke⸗
lung des Kindes als Winke der Natur über den Zuſam⸗
menhang des aͤußern und innern Lebens. Den zaͤrtlichen
und treuen Gattinnen und Muͤttern gewidmet. 8. Bro⸗
chirt. 36 Kr. oder 10 Gr.
Markus, geographiſch-ſtatiſtiſches Hmbdlerifon der
1 für Reisende und Geſchäftsmaͤnner. Enlhaltend:
vollſtaͤndige Beſchreibungen der XXII Kantone, fo wie
aller Stätte, Flecken, Dörfer, Weiler, Schloͤſſer und
Kloͤſter, auch aller Berge, Thaͤler, Wälder, Seen, Fluͤſſe
und Hetlquellen, in alphabetſſcher Ordnung. Nebſt einem
Wegwelſer durch die Eidsgenoſſenſchaft, ſammt Nachrich⸗
ten für Reiſende über Poſtenlauf, Geldeswerth und Gaſt⸗
hoͤfe. 8. 2 Bände. Mit Nachtrag. 1822. 3 Thlr. oder
4 Fl. 30 Kr. 5
Stunden der Andacht. 8 Theile. Siebente Auflage.
Gr. 12. 1822. Auf weißem Papier 5 Thlr. oder 7 Fl.
30 Kr. Auf ordin. Papier 3 Thlr. 16 Gr. oder 5 Fl.
30 Kr.
358cokke, H., Erheiterungen, eine Monatsſchrlft für ges
bit⸗ete Leſer. 10 Jahrgaͤnge. 8. 1811 bis 1820.
Der herabgeſetzte Preis iſt ſtatt 48 Thlr 8 Gr. oder 82 Fl.
30 Kr. nun auf 26 Thlr. oder 4% Fl. beſtimmt.
— — Eüfter und zwoͤlfter Jahrgang 1821 und 1822. Der
Jahrgang 8 Fl. 15 Kr. oder 4 Thlr. 20 Gr.
— — Des Schweizerlands Geſchichten für das Schweizer⸗
volk. Gr. 8. Ausgabe auf ſchöonem Papier in gedehntem
Druck 1 Fl. 48 Kr. oder I Thlr. 6 Gr.; wohlfeilere
Ausgabe, 12. Auf ordinaͤrem Papier in engerm Druck
I Fi. oter 16 Ge.
— ueserlieſerungen zue Geſchichte unſerer Zeit; ſechster
Jahrgang 1822. Gr. 4. 7 Thlr. oder Ir Fl.
— — Erſter bis dritter Jahrgang 1817 bis 1819 iſt im
herabgeſetzten Preiſe von 33 Fl. zu 22 Fl. oder von
21 Thlr. zu 14 Thlr. jetzt zu haben.
— — umriß von der Verbreitung des gegenſeitigen Unter—
richts in den Volksſchulen der fünf Welttheile. Geheftet.
24 Kr. oder 7 Gr. :
Folgendes neue, ſehr intereſſante Werk des Fönigl.
Ober- Forſtrathes und Profeſſors D. W. Pfeil hat fo
eben die Preſſe verlaſſen und iſt in allen Buchhandlungen
fuͤr 3 Thlr. zu haben:
Grundſaͤtze der Forſtwirthſchaft in Bezug auf die
Nationalökonomie und die Staatsfinanzwiſſenſchaft
oder ſtaatswirthſchaftliche Forſtkunde. After Band.
Gr. 8. Zuͤllichau, Darnmann.
So eben iſt bei Joſeph Engelmann in Heidel⸗
berg erſchienen, und an alle ſolide Buchhandlungen ver:
ſandt worden:
Cornelia. Taſchenbuch für deutſche Frauen
auf das Jahr 1823. Herausgegeben von A.
Schreiber. Mit Kupfern. 2 Fl. 42 Kr. oder
4 Thle. 12 Gr. Ausgabe mit Kupferabdruͤcken vor
der Schrift, in Maroquin, 5 Fl. 24 Kr. oder
3 Thlr.
Sechs Erzählungen, von Luife Brahmann, Elife
Ehrhardt, de la M. Fouqué, dem Verfaſſer von
Wahl und Fuͤhrung, und Kloys Schreiber, reihen
ſich in dieſem neuen Jahrgange der Cornelia an einen fri⸗
ſchen Blumenſtraus Igrifher, romantifher und epigrammali⸗
ſcher Dichtungen von Helmina von Chezy, Geib,
Nänny, Neuffer, Schenkendorf, dem Heraus:
geber u. A. Neben dem reichen Inhalte ſtehen die chalko⸗
graphiſchen Verzieruagrn nicht unwürdig. Das intereſſante
Bildniß einer geliebten und verehrten Prinzeffin als Titel⸗
kupfer und ſechs von Heideloff und Opitz trefflich
erfundene und gezeichnete und von Eßlinger, Lips und
Stöber wacker geſtochene Blaͤtter, wozu die Grzählungen |
den Stoff geliehen, bürfen ſich wohl mit den gelungenſten
aͤhnlichen Productionen meſſen. — Auch Druck und Papier
werden den Beffall des Publicums erhalten, fo wie der von
Opitz erfundene und ausgefuͤhrte Um ſchlag.
Heidelberg, den 1 Sept. 1822.
Es iſt ſo eben erſchienen und bei J. G. Heubner,
Buchhaͤndler in Wien, fo wie auch in allen ſoliden Buch-
handlungen Deutſchlands zu haben:
Vollſtaͤndige
auf Verſuche und Erfahrung gegruͤndete
Abhandlung
uͤber den i
Anbau der Getreideſamen
hinſichtlich
der ihnen zutraͤglichen Tiefe und des Flaͤchenraumes,
in welchem ſie verlaͤſſig gedeihen und zum hoͤchſten
Ertrag gebracht werden,
nebſt einer Anweiſung
zur Auswahl derjenigen Ackerwerkzeuge, mittelſt
welcher die Cereallen mehr fyſtematiſch der Erde übers
geben und dem haͤufigen Verderben der Samenkoͤrner
moͤglichſt vorgebeugt werden kann.
Ein Taſchenbuch
fuͤr alle, die ſich mit Diem Feldbau beſchäͤftigen.
on 8
Vitus M. Üga zy,
k. k. Nieder-Oeſterr. Straßenbau-Commiſſair und corre⸗
ſpondirendem Mitgliede der k. k. Maͤhriſch-Schleſiſchen Ger
ſellſchaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur-
und Landeskunde.
Mit Tabellen und 3 Kupfertafeln.
Wien, 1822.
Gr. 8. Broch. 1 Thlr. oder 1 Fl. 48 Kr. rhein.
Aus dieſem oͤkonomiſchen Werke wird der Landwirth die
eben fo gemeinnuͤtzigen als belehrenden, originellen Erhebun⸗
gen und Erfahrungen des Verfaſſers erſehen und ſich in den
Stand ſetzen koͤnnen, ohne beſondere Vorauslage, blos mit—
telſt einer einfachen Vorrichtung des, im Gebrauch ſtehenden,
gewöhnlichen Aderpfluges den Anbau feiner Getreideſamen
nach den Grundſaͤtzen der Agricultur mehr ſyſtematiſch zu
beſorgen und dadurch wenigſtens den dritten Theil des ge⸗
wöhnlichen Samenbedarfs fuͤr ſeinen Haushalt zu erübrigen.
In der dritten Kupfertafel ſtellt der Verfaſſer eine geu er⸗
fundene Schollenwalze dar, welche den Vorzug hat, daß
ſelbe die harten ExrdElöße verlaͤſſiger als die Cylinder- oder
Stachelwalze zerkruͤmelt, und welche bei einer feuchten Wit⸗
terung nicht, wie letztere, mit Erde verballt werden kann.
Diefe Erfindung dürfte für biejenigen Localien, wo der⸗
gleichen Culturhinderniſſe öfters entſtehen, von hohem In⸗
tereſſe ſein.
Berichtigung.
Die zweite vermehrte Auflage von:
S. Hahnemann, reine Arzneimittellehre.
Erſter Theil. 175
welche fo eben erſchienen iſt, koſtet nicht 3 Thlr., ſondern
nur 2 Thlr. 12 Gr., wofuͤr ſolche in allen Buchhandlungen
zu bekommen iſt. 0
Dresden. 0 ;
Arnoldiſche Buchhandlung.
"Si
FRRERET ITEM:
Winzer
a (Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
No. XXXIII.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen. Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag⸗
netismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Naͤchſtens erſcheinen deutſche Weberfegungen
von: Kr :
Memoires de M. Le Duc de Lauzun, 2 Vols. Paris,
1822. g .
Trac elementaire des reactifs leurs preparations, leurs
emplois speciaux et leurs applications à l’analyse
par Payen et Chevalier. Paris, 1822.
welches wir, um Colliſſionen zu vermeiden, anzeigen.
Leipzig, im November 1822.
Magazin fuͤr Induſtrie und Literatur.
In der Carl Gerold'ſchen Buchhandlung in Wien
iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen Deutſchlands zu
haben:
Marien b a d
nach eigenen bisherigen {
Beobachtungen und Anſichten
aͤrztlich dargeſtellt.
V
on 8
’ Carl Joſeph Heidler,
von der k. k. Landesregierung beſtaͤtigtem Brunnenarzte.
5 Zwei Baͤnde. 2 Thlr. 4 Gr.
Dieſe Schrift muß beſonders auch dem aͤrztlichen Publi—
cum in mehrfacher Ruͤckſicht eine angenehme Erſcheinung ſein.
Sie behandelt erſtlich nach therapeutiſchen Principien den
eigentlichen mediciniſchen Character und Werth der Mineral⸗
waſſer im allgemeinen, macht auf das bisherige ſonderbare
und widerſprechende Verhaͤltniß dieſer wichtigen Klaſſe der
Heilmittel zu den übrigen aufmerkſam; klaͤrt deſſen Urſachen
auf und ſchlägt eine neue Klaſſificationsmethode derfelben
vor. Der Herr Verfaſſer geht von den Erſcheinungen und
Wirkungen der verſchiedenartigen Trinkquellen und Baͤder
ſeines Curortes am geſunden und kranken Organismus zu
der Aufzählung dieſer Krankheiten ſelbſt uͤber. Er liefert
überall, auf eine ‚unbe fangene Beobachtung
geftügt, ein ſyſtematiſch⸗medieiniſches Gan⸗
zes, das als ein Beitrag zur Beurtheilung der
chroniſchen Krankheiten überhaupt, beſonders
aber in Rüdfiht ihrer Behandlung durch Mi:
neralwaſſer, und zur Erkenntniß des eigent⸗
lichen mediciniſchen Werthes der letzteren,
ſicher von Intereſſe fein wird. — Wer Marien-
bad kennen lernen will, findet in gegenwärtiger Schrift
gruͤndliche Belehrung über alles in dieſem merkwürdigen Cur⸗
orte. Die Eigenſchaften und Wirkungen des Kreuzbrun⸗
nens, ber Ferdinandsquelle, des Carolinen, und
Ambroſiusbrunnens (Trinkquellen); dann des Marien:
brunnens (Badequelle), und der Gas und Moorbäder
forgfältig erörtert. Dieſem ſchließt ſich eine Reihe von
34 Krankheitsgeſchichten an. Den Beſchluß machen folgende
Aufſaͤtze: Ueber die Heilkraft der Natur und den Einfluß
der Diätetik auf dieſelbe bei einer Brunnen, wie bei jeder
andern Cur, mit befonderer Beziehung auf die Hahnemann⸗
ſche Heilmethode; über einige Fehler bei der bisherigen Bes
urthetlung Marienbads; Bemerkungen bet der letzten
Faſſung der Ferdinandsquelle, als Beweis, daß an ihr vor
300 Jahren eine Kochſalzſiederei wirklich angelegt war, mit
einigen Folgerungen über die Bildung des Moors, der Gas:
arten, und der Heilquelle zu Marienbad; hiſtoriſcher Bes
weis gegen die Meinung, daß unſere Quellen ehemals warm
geweſen waͤren; etwas uͤber den botaniſchen und minera—
logiſchen Theil der Naturgeſchichte Marienbads, und
Marienbad in ſeiner neueſten Geſtalt, mit dem Situa⸗
tionsplane.
Wenk El fin dun g
Eine ;
feuchte, teigartige Maffe
aus
geringem Materiale zu verfertigen,
die
nach vollendeter Austrocknung die Haͤrte des feſteſten
Holzes uͤberſteigt. 5
Nebſt 1 a
Anweiſung, aus derſelben alle Arten Koͤrper zu bilden,
3. B. Gefäße, Leuchter, Pfeifenkoͤpfe, Globi u. ſ. w.,
und dem Unterrichte zu broneiren.
Vom Erfinder des Quarreographen.
Zweite verbeſſerte und vermehrte Auflage.
Mit 3 Kupfertafeln. 8. 16 Gr.
Wie bedeutſam dieſe Erfindung und wie praktiſch ge⸗
gründet und nuͤtzlich die Anweiſung des Verfaſſers tft, hat
ſich durch die beifallsvolle Aufnahme des Werkchens und die
Nothwendigkeit einer wiederholten Auflage deutlich bewaͤhrt.
In dieſer ſind nicht nur die kleinen Unvollkommenheiten der
erſten beſeitigt, ſondern ſie iſt mit mehreren, von dem Er⸗
ſinder ſeitdem gemachten neuen Erfahrungen bereichert, ſo
daß ſie ſowohl den Dilettanten als den Kuͤnſtlern und Hand⸗
werkern bei kleinern und groͤßern Gegenſtaͤnden ein hoͤchſt
vortheilhaftes Handbuͤchlein abgibt. Jene Puncte, welche
ſich nicht erſchoͤpfend beſchreiben laſſen, ſind auf drei Kupfer⸗
tafeln deutlich verſinnlicht. ö
J a her buch er
des
e
Faiferl. koͤnigl.
polytechniſchen Inſtituts in Wien.
In Verbindung mit den Profeſſoren des Inſtituts
1 herausgegeben 2078
von Tn
Director Johann Joſeph Prechtl,
k. k. wirkl. Regierungsrarh und Mitglled mehrerer gelehrten
Erſellſchaften. ,
Dritter Band. Mit 6 Kupfertafeln. 4 Thlr.
Die Blumen.
Lehrgedicht in drei Geſaͤngen.
Von
M. Ent.
8. In Umſchlag geheftet. Io Gr.
Wie es ein glücklicher Gedanke iſt, Florens Kinder
um Gegenſtand eines didactiſchen Gedichtes zu wählen, ſo
bat auch der Sänger hier in Anſehung des Geiſtes und der
Form das Seinige redlich geleiftet: feine Arbeit ſelbſt iſt
eine in friſchem Farbenſchmelz lieblich und wuͤrzhaft duftende
Blume. Blühende Phantaſie, Anmuth und Glanz der Bil:
der, Leichtigkelt der Darſtelung und Charakteriſtik der Ein⸗
kleidung zieren dieſes Gedicht. Die reichen Bedeutungen der
Blumen hat der ſinnige Verfaſſer zu den mannichfaltigſten
Anwendungen benutzt, welche, dem Ausdruck „Lehrgedicht“
entſprechend, großentheils auch praktiſches Intereſſe einflößen.
So fingt er über Wahl und Anlegung eines Blumengartens,
Blumencultur, Zreibbeet, Begießen, Krankheiten und ein:
zelne Arten der Blumen u. ſ. w. beherzigungswerthe Worte;
und man kann daher mit Recht annehmen, daß dieſes Buͤch⸗
lein den Freunden der Dichtkunſt überhaupt, beſonders aber
denen der Natur und der Blumiſtik eine genußbringende
Gabe ſein werde.
Darstellung der Weltkunde
nach ihrem Fortschreiten
durch
Zeiten und Raum,,
in synchronistisch - historischen und
historisch - cosmographischen
Tafeln
Von
Johann von Kriebel,
kaiserl. königl. Regierungsrath.
mien. Gross Royal- Format.
Nie iſt gewiß das Vedürfniß, die Geſchichte zu bes
fragen, um ſich uͤber die Gegenwart aufzuklären, fo allge⸗
mein und lebhaft gefühlt worden, als jetzt; denn in keinem
andern Zeitpuncte drängten ſich ſo raſch Ereigniſſe auf Er⸗
eigniſſe, hatten fie fo maͤchtigen Einfluß auf die Intereffen
der Einzelnen, und in keinem wirkten ſelbſt die entfernteſten
Volker gegenſeitig fo auf einander ein, als in dem jetzigen.
Groͤßere Geſchichtswerke erfordern ein fortgeſetztes Studium
und verwirren mehr, ſobald der Leſende den innern Zuſam⸗
menhang nicht mit zu ihnen bringt: der Staatsbeamte, der
Geſchaͤftsmann, der Liebhaber der Geſchichte hat ſelten die
Muße, fie gehörig zu benugen. Dagegen find tabellari⸗
ſche Zuſammenſtellungen ſchon längft als das zweck⸗
mäßigſte Mittel zu einem leichten, faßlichen Ueberblicke über
ganze Zeitraͤume erkannt worden. Die Erwaͤgung der bei
den vorhandenen Werken ſolcher Art obwaltenden Mangel
leitete ſchon vor mehreren Jahren den k. k. Regterungsrath
und Kreishauptmann, Johann von Kriebel, auf die
Idee: die geſammte, Geographie und Geſchichte verbindende
Weltkunde in zweckmäßig geordneten Tabellen darzuſtel⸗
len, fo daß alle Ereigriffe und Thatſachen der polttiſchen
und Culturgeſchichte in Abtheilungen, welche von dem Allge:
meinen zum Beſondern herabſteigen, ſich leicht uͤberblicken
laſſen, namlich nach Angabe der Chronologie alſo folgend:
1) merfwürbige phyſiſche Ereigniſſe; 2) Geſchichte der Erde
und Menſchheit; 3) Geſchichte der verſchiedenen Erdſtrickhe
und Voͤlkergemeinſchaften; 4) Geſchichte der merkwürdigen
Länder und Völker: 5) Geſchichte der merkwürdigen Reiche
und Staaten; 6) Geſchichte merkwürdiger Verbuͤndungen und
Geſellſchaften; 7) Geſchichte merkwuͤrdiger Städte (worunter
auch Denkmäler); 8) Geſchichte merkwuͤrdiger Menſchen.
Wie ſich bei einem ſolchen Plane Allgemeinheit mit klarer,
faßlicher Ueberſicht vereinigt, leuchtet ein.
Die Berlagshandlung hat keine Koſten geſcheut, das
— — mn —
—— — —— . —ꝛ—. »ͤ——̃ ſß+æ-.ͤ̃ͤꝛĩ]D. — ZW0ü: — k ?.(: ⁰¼—y.¼ vB
Werk in typographiſcher Hinſicht auszuzeichnen. Das Papier
iſt das feinſte groß Royal⸗Velin. Die Lettern von Chr.
Schade ſind neu gegoſſen, ſehr rein, beſtimmt und elegant,
der Druck iſt ſauber und correet. Das von Ch. Junker
entworfene und gefiohene Titelblatt ziert eine Vignette, die
Wahrheit an den Denkmaͤlern der Vergangenheit darſtellend,
Een 0 G. Kininger gezeichnet und von Fr. Stöber
geſtochen. N 2
Das erſte Heft enthält die Vorrede und Einleitung;
das zweite Heft den erſten Abſchnitt der alten Geſchichte:
Von dem Anfange menſchlicher Dinge bis zu dem Anfange
der Cultur Griechenlands; die Zeit der Macht Babylons
und des großen aſſyriſchen Reichs, der Bluthe Aegyptens
und Phoͤniciens. man nn en ne a
Der Praͤnumerations⸗Preis für ein Heft in um⸗
ſchlag geheftet iſt: auf feinſtem groß Royal Velin⸗Zeichen⸗
Papier 6 Ft. Conv. Münze; auf fein groß Royal-Velin⸗
Papier 4 Fl. Conv. Münze. Das Ganze wird hoͤchſtens
20 Hefte haben und das letzte die Erläuterung durch Char⸗
ten enthalten. Am Schluſſe wird auch eine tabellariſche Re⸗
capitulations-Ueberſicht der Geſchichte und Cosmographie
geliefert. Das Zte und ste Heft wird noch im Laufe d. J.
ne vorzuͤglichſten Buchhandlungen Deutſchlands ver⸗
ſandt. . i
Subferiptiongs Anzeige,
In der unterzeichneten Buchhandlung wird mit Anfang
des kuͤnftigen Jahres
Eine Sammlung
der
in Prenzlau gehaltenen
n
des IE
Doctors und Rectors am hiefigen Gymnafium
Herrn K. L. Kannegießer,
von deren innerm Gehalt die kritiſche Bibliothek für Schul
und Unterrichtsweſen, das Repertorium der neueſten in- und
ausländiſchen Literatur und die Leipziger Etteratur⸗Zeitung
bereits mehrmals Rechenſchaft gegeben haben, erſcheinen,
worauf man ſowohl in der Verlags handlung wie auch in
jeder guten Buchhandlung des geſammten Deutſchlands un⸗
terzeichnen kann. Das Ganze wird ungefaͤhr 12 Bogen in
groß Octav, auf feinem engliſchen Druckpapier gedruckt,
fuͤllen, wofür der Subſeriptionspreis, welcher bis Ende
Januar 1823 offen bleibt, 16 Gr. detraͤg'; der nach⸗
herige Ladenpreis wird um ein Drittheil hoͤher ſein. Etwas
zur Empfehlung dieſes Nachlaſſes von dem nunmehr nach
Breslau verſetzten Verfaſſer fuͤr feine hieſigen und aus waͤr⸗
tigen Freunde zu fagen, halten wir fuͤr überflüffig, ja ſo⸗
gar fuͤr unzart. 10 Bulk 3
Prenzlau, den 18ten September 1822. t
Ragoczyſche Buchhandlung.
In der Steiner ſchen Buchhandlung in Winterthur
iſt erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu
bekommen: 5 f l
Geiſtes religion und Sinnenglaube im XIXten
Jahrhundert. Mit einem Anhang -über die Vereinigung
der chriſtlichen Bekenntniſſe. 8. 14 Gr. oder 1 Fl. rhein.
Haller, Carl Ludw. von, Reſtauration der Staats⸗
wiſſenſchaft, oder Theorie des natürlich geſelligen Zuſtan⸗
des, der Chimaͤre des kuͤnſtlich buͤrgerlichen entgegen ge⸗
ſetzt. Vierter Band. Zweite vermehrte und verbeſſerte
Auflage. Gr. 8. 2 Thlr. oder 3 Fl. 36 Kr. rhein.
Miffionen, ueber, Miſſions-Anſtalten und Miſſions⸗Huͤlfs⸗
Vereine. 8. 8 Gr. oder 36 Kr. rhein.
Müller, Joh. Georg, Vekenntniſſe merkwürdiger Mäns.
ner von ſich ſelbſt. Drittes Baͤndchen.
ö Zweite Auf,
lage. 8. 1 Thlr. oder 1 Fl. 48 Kr.
Zinzendorß's Leben, von Joh. Georg Muller. (Aus
dem dritten Baͤndchen der Bekenntmiſſe unter beſonderm
Titel abgedruckt) 8. 1 Thlr. oder 1 Fl. 48 Kr, rhein.
Bei J. W. Boicke in Berlin if erſchienen:
L ide he r ae
von a N
Julius von der Heyden.
8 Wee een
Lieder aus dem Zeitraume der Schmach.
In der Buchhandlung von C. F. Amelang in
Berlin erſchienen folgende empfehlungswuͤrdige
technologiſche Schriften:
Sermbftäbt, Sigm. Fr. (Pönigl, preuß Geheimer Ratz
und Ritter ꝛc.), Chemiſche Grundfäge der Kunſt,
Bier zu brauen, oder Anleitung zur theorekiſch-prak⸗
tiſchen Kenntniß und Beurtheilung der neueſten und wich⸗
tigſten Entdeckungen und Verbeſſerungen in der Bierbraue,
rei; nebſt einer Anweiſung zur praktiſchen Darſtellung der
wichtigſten englaͤndiſchen und deutſchen Biere, fo wie ei⸗
niger ganz neuen Arien derſelben. Zweite durchaus
verbeſſerte und vermehrte Auflage. Gr. 8.
Mit 3 Kupfern. 2 Thl. 1
— — Chemiſche Grundſätze der Oeſtillirkunſt
und Liqueurfabricatton, oder theoretiſch⸗ praktiſche
Anleitung zur rationellen Kenntniß und Fabrication der
einfachen und doppelten Branntweine, der Cremes, der
Oele, der Elixire, der Rataſias und der uͤbrigen feinen
Liqueure. 8. Mit 4 Kupfertafeln. 2 Thlr. 16 Gr.
— — Gruͤndliche Anleitung zur Cultur der Tabackspflan⸗
zen und der Fabrication des Rauch⸗ und Schnupf⸗
tabacks, nach agronomiſchen, techniſchen und chemiſchen
Grundſätzen. Gr. 8. 2 Thlr. 12 Gr.
Anleitung zu der Kunſt, wollene, ſeidene,
baumwollene und leinene Zeuge aͤcht und dauerhaft ſelbſt
zu färbenz desgleichen Leinwand und baumwollene Zeuge
zu bleichen und gedruckte Cattune ſo zu waſchen, daß die
Farben nicht zerſtoͤͤrt werden. Zum wirthſchaftlichen Ge⸗
brauch für ſtaͤdtiſche und Ländliche. Haushaltungen. Gr. 8.
12 Ny en
— Gemeinnützlicher Rathgeber für den Bür⸗
ger und Landmann; oder Sammlung auf Erfahrung ge⸗
gründeter Vorſchriflen zur Darſtellung mehrerer der wich⸗
tigſten Bedürfniſſe der Haushaltung, "fo wie der ſtaͤdtiſchen
und laͤndlichen Gewerbe. Gr. 8. 5 Bände. "Bon den
drei erſten erſchien bereits die zweite verbefferte
und vermehrte Auflage. Mit 2 Kupfertafeln. Sau-
—
der geh. Jeder Band 18 Gr; zuſammen 3 Thlr. 18 Gr.
— — Anweiſung zum Gebrauche des Lac Lake und Lac
Dyes, als Stellvertretern in der Cochenille in der Schor⸗
lachfaͤrberei. Nach dem Engl. des Herrn D. Bancroft in
London. Gr. 8. 4 Gr. ict enn ir 0 Be
Kölle, D. Auguſt (Zinanzrath), Syſtem der Technik.
Gr. 8. 1 Thlr. 18 Gr. 5
May, J. G. (koͤnigl. Fabriken⸗Commiſſ. zu Berlin), An:
leitung zur rationellen Ausübung der Webekunſt. Mit eis
ner Vorrede begleitet von D. S. F. Hermbſtädt. Mit
2 Kupfertafeln. Gr. 8. Broch. 16 Ge.
Muttig, Hofr., die Kunst, aus Bronze kolossale Sta-
tuen zu giessen, nebst einem Anhange über einige
andere ( ompositionen zu Bronze und Kanonenme-
tall etc.; zum nützlichen Gebrauch für Schwerdt.
feger, Gelb iesser, Gürtler, Knopffabricanten und,
‚andere Metallarbeiter. Vom Geh. Rath Hermbstüdt,,
Mit 2 Rupfertafeln. Gr. g. Geh. 12 Gf.
INGA
Walter Seott's Redmund.
So eben iſt erſchienen und in
e 1 chi | | in allen Buchhandlungen zn
Re dmun
und Mathilda
ii o der der VBerrarch,
r / von 1
8 Walter Scott.
Frei nach dem Engliſchen und mit Anmerkungen
von
F. W. Mo ſer. 3506
2 Theile. f
Weiß Druckpapier 1 Thlr. 20 Gr.; Velinpapler 3 Ablr.
Merſeburg, im October 1842. N 3
J. T. J. Sonntag.
Archiv des Apotheker-Vereins im noͤrdli en Deu
land. Von D. R. Brandes. 1 235 ae
Mit dem 7ten und ten Heft ſchließt der erſte &
gang des Archivs und der zwefte der — as
wied dieſe Zeitſchrſt auch in dem kommenden Jahre fortges
ſetzt and regelmäßig in 6 Heften ausgegeben werden. Die
Bogenzahl der Hefte, wird fuͤr die Folge, außer den Ber
eingangelegenheiten, auf 6 —7 und der Preis derſelben zu
3 Thlr. befiimmt. Hinſichtlich der directen Beſtellung bei
710 . verweiſen wir auf die im Umſchlage
enthaltene Beſtimmung im ıften t iesjaͤ
B 9 ft n gHette des diesjährigen
„Das erſte Heft des kuͤnftigen Jahrgenges wird u
züglich im Druck beginnen, und bitten wie die Beſtelungen
ga 4 a al ehe gu 5 übrigen Buchhandlungen
arauf re ald abzugeben, damit in der i
Stör aha Pe ’ er Verſendung keine
| Schmalkalden, den ıften November 1822.
Th. G. Fr. Varnhagen ſche Buchhandlung.
I., Bel J. G. Huhn er,, Much äabler u Wien
ſchienen und in allen Nac ge zu haben: 6
Handbuch der Geburt s uͤ lf
e e
für Hebammen. 5
Von
Dr. A. Clemens Schwarzer.
Wien, 1822.
ieh 8. 111 I Thlr. 16 Gr. oder 3 Fl. rhein.
Diefes zunaͤchſt für die Vorleſungen des
ſers beſtemmte Handbuch der Geburlehülfe iſt ee
Kürze in einem deutlichen und leichtfaßlichen Vortrag abge:
faßt. Ueber den Werth deſſelben ſagt die geſchäͤtzte medis
ciniſch⸗chlrurglſche Zeitung, 1822, B. II. Nr. 49:
br Wir muͤſſen das Unternehmen des Verfaſſers, ein Hands
buch der Geburtshülfe geſchrieben zu haben, das zunäaͤchſt für
Hebammen beſtimmt iſt, deſſen ſich aber auch Geburtshelfer
bei dem oͤffentlichen Unterrichte bedienen koͤnnen, um ſo mehr
billigen, als feine Arbeit einem wirklichen Beduͤrfniſſe, das
mancherlei Umftände, der bedeutenden Anzahl exiſtirender
Hebammenbuͤcher unerachtet, berbelfäßrte, auf eine aller⸗
dings befriedigende Weiſe abhelft“ u. ſ. w. Am Schluſſe
der Recenſion heißt es: „Rec. muß bekennen, däß er dieſes
Handbuch der Geburtshülfe fuͤr eines der gelungenſten hält,
und daß es ſeinem Zwecke, dem unterrichte für Hebammen,
in jeder Hinſicht entſpricht. Der Verleger hat fuͤr gutes
Papier und für reinen une deutlichen Druck geſorgt.“
1
Aus dem Verlage ders ehemaligen akademiſchen Bud:
handlung hier habe ich mit Verlagsrecht an mich
gekauft; ; 8 n % g U . n u n
Schmieder, B. F. und F., Handbuch der alten Erdbe⸗
ſchreibung zum nähern Verſtaͤndniß des vollftändigen At⸗
laſſes der den Alten bekannt gewordenen Theile der Erde.
In 12 Charxten. Gr. 8. 1 Thlr. 16 Gr.
— L Lehrbuch der alten Erdbeſchreibung zum vollſtaͤn⸗
digen Atlaſſe der den Alten bekannt gewordenen Theile
der Erde. In 12 Charten. Zum erſten Unterrichte der
Jugend. Gr. 8. 12 Gr. i 8 * *
Berlin, im October 1822. 3
a “Bote.
22
Im Magazin für Induſtrie und Literatur in
ne find erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
aben: . . .
C. G. Büſchick,
8 V 'o r ſſch lag e 6
wie der verderbliche Einfluß der Fabriken auf die
Volksſchulen und Volksbildung ohne Nachtheil des
Gewerbes und des Wohlſtandes zu verhindern ſei.
g 8. Broch. 16 Gr.
f Neueſte
Schilderung von Spanien.
In Briefen von Joſeph Pecchio an Lady J. O.,
vom Mai bis November 1821.
Aus dem Italteniſchen überſetzt.
8. Broch. 12 Gr.
Oekonomiſches Handbuch
oder
allgemeiner und aufrichtiger
i u n tient chene 5
in der Fabrication der trocknen
Hefe oder Bärme '
in der Deſtillirkunſt u. ſ. w.
Mit Abbildungen. 8. Broch. 1 Thlr. 12 Gr.
J. Howſhip, 8
Beobachtungen uͤber den geſunden und
krankhaften 7
Dau der Ken o che n,
und Verſuch, die Krankheiten derſelben zu
ordnen.
Aus dem Engliſchen uͤberſetzt von D. L. Cerutti.
Mit 14 lithograph. Abbildungen. Gr. 8. Broch.
„I Thlr. 16 Cr. 116 7
hs
I
ET der Eid
N Ne
der den Thalmud verehrenden und befol;
genden Juden verbindend ſein und Ver⸗
kraſen vwez dienen : :
unter Aufführung. aufklaͤrender thalmudiſcher Lehren
nachherigen Ladenpreiſes,
nach der reinen hochdeut
verneinend beantwortet und mit Winken fuͤr Regie;
rungen, Rechtsgelehrte, Beamte und einflußreiche
Staatsbuͤrger begleitet, von K. F. Muhlert. Gr. 8.
Broch. 8 Gr.
C. G. Roßberg, *
Anweiſung 8
deut ſ che. S per ache
0 en Mundart auszuſprechen
und zu ſchreiben. iR 12 4273
2te verbefferte Auflage. 29 Bogen. Gr. 8. Broch.
ı Thlr. 8 Gr.
d i e
4 „ 5 133 PR
So eben iſt das vorläufig” angekündigte Werk erſchtenen:
Der Kampf der Griechen um Freiheit.
Nach den zuverlaͤſſigſten Quellen hiſtoriſch dargeſtelſt/
von D. Friedr. Gleich. 1 518
Erſter Band: die Ereigniſſe des Jahres 18217.
Wen das große und bis jetzt herrlich durchgeführte Er⸗
eigniß unſers Jahrhunderts intereſſirt, der wird gewiß dieſes
Werk, in welchem mit deutſcher Gründlichkeit inlaͤndiſche und
auslaͤndiſche Quellen benutzt und geſichtet, die Ereigniſſe
aus dem gehoͤrigen Standpuncte betrachtet find,’ gern in die
Hand nehmen und mit dem Wunſch der baldigen Fortſetzung,
welche nach gehöriger Vorbereitung und Quellenerlangung
bald erfolgt, aus der Hand legen. Der billige Preis von
1 Thlr., 164 Bogen, zum ſchnellern Gebrauch gleich carto⸗
nirt, erleichtert die Anſchaffung. .
Leipzig. un S
Ernſt Klein's literariſches Comptoir.
, ” — 2 s 7 * a
Subſceriptions- Anzeige.
Bis Neujahr 1823 wird erſcheinen:
: D. P. A. Du Menil, 9
Chemiſche Analyſe anorganiſcher Körper,
als Beitrag zur Kenntniß ihrer innern Natur.
: Gr. 8. Inn? Jun
Die analytiſchen Arbeiten des Herrn Verfaſſers ſind be⸗
kannt, und beduͤrfen wir es nicht, daruͤber etwas Weiteres
zu ſagen. um jedoch die Anſchaffung dieſes gehaltreichen
Werkchens zu erleichtern, ſo werden wir denjenigen Herren
Subferibenten, die bis Ende dieſes Jahres bei irgend einer
Buchhandlung darauf unterzeichnen und bei der Abgabe der
Exemplare die Zahlung baar leiſten, den vierten Theil des
der etwa 1 Thlr. 8 Gr. bis
1 Thlr. 12 Gr. betragen durfte, nachlaſſen. Wir verſpre⸗
chen ſaubern Druck und ſchoͤnes weißes Papier..
Schmalkalden, im October 1822. * 15°
Th. G. Fr. Varnhagen ſche Buchhandlung.
Hr Yin
Ai
ji os 128 — —
* 1 n
UE
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XXXIV.
1822.
— — SEE
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritlſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag:
netismus in Oetav⸗Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quaxt-Abdrucke berechnet 2 Gr.
Ankuͤndigung
und
Einladung zur Unterzeichnung.
Geh ich eee
der
Hohenstaufen
a und
e
e
von Rau mer.
*
Von
Friedrich
In ſechs Bänden in groß Octav und eine andere Ausgabe in
vier Baͤnden in groß Quart.
Beide Ausgaben mit zwoͤlf Kupfern und Charten.
In der Geſchichte des Mittelalters, für deſſen Betrach—
tung und Erforſchung in unſern Tagen Luſt und Sinn
ſo rege und lebendig ſind, laſſen ſich, wie in allen großen
Maſſen der Welt- und Voͤlkergeſchichte, die drei Perio-
den des Steigens, der Mittagshoͤhe und des Verfalls un—
terſcheiden. Wie uͤberall in der Natur und Geſchichte:
ſo iſt auch hier keine Periode anziehender, als die der
Bluͤthe, wo die ganze Erſcheinung ihren Mittelpunkt und
ihre Concentration erreicht hat, und dieſe trifft für das
Mittelalter offenbar mit der Zeit zuſammen, wo Eu—
ropa, bis dahin getrennt, ſeine verbundene Kraft daran
feste, das heilige Land den Unglaͤubigen zu entreißen,
waͤhrend die Paͤpſte vom Stuhle des heiligen Petrus alle
hoͤhere Verhaͤltniſſe zu leiten ſtrebten und ihnen gegen⸗
uͤber ein großes deutſches Herrſchergeſchlecht, das Reich
und den Thron der Caͤſaren zu laͤngſt erloſchenem Glanze
wieder zu erheben bemuͤht war. Was in der ganzen
Zeit, die von dem Untergange des weſtroͤmiſchen Reiches
bis dahin verfloß, keimte, erhaͤlt hier Reife und Bedeu—
tung: ſo wie die Jahrhunderte nachher wiederum ſchon
alle Keine der neuern Zeit in ſich tragen und ihre Ge—
ſtaltung allmaͤhlig in dieſe uͤbergeht. Die Periode der
Kreuzzuͤge und der Hohenſtaufen iſt alſo wohl das Mit
telalter im eigentlichſten Sinne des Wortes zu nennen.
Die Traͤgheit der Barbarei, welche nur das Naͤchſte ſieht
und will, hat aufgehört, und einer Thaͤtigkeit Platz gez
macht, weiche in tiefgedachten und entworfenen Plaͤnen
die ganze gebildete Menſchheit zu umfaſſen ſtrebt. Nir⸗
gends treten groͤßere Perſoͤnlichkeiten auf: die unerſchuͤtter⸗
liche Feſtigkeit tiefſchauender Paͤpſte, der großartige Muth
gewaltiger Kaiſer und der Rieſenkampf, den fie gegen
einander beſtehen, gewaͤhrt ein Intereſſe, dem in der ge⸗
ſammten Weltgeſchichte kaum ein anderes gleich kommt.
Auch ſchließt ſich dieſe Zeit vollkommen in ſich ſelbſt ab;
der Kampf endet wie eine, im groͤßten Style gedachte und
ausgeführte, Tragödie; das große Kaiſergeſchlecht geht
gaͤnzlich unter, aber in ſeinem Falle begraͤbt es eine Welt
mit ſich; denn alles, was zu ſeiner Zeit groß und herr⸗
lich geweſen, vergeht mit und bald nach ihm. Das Rit—
terthum zerfällt und feine Poeſie verklingt. Alles, was
von nun an erſtrebt wird, erſcheint minder erhaben und
großartig.
Eine Darſtellung der bezeichneten Periode und ihrer
Eigenthuͤmlichkeit aus dieſem umfaſſenden Geſichtspunkte,
die, gleich weit entfernt von einer trocknen, auch die kleinſte
Begebenheit regiſtermaͤßig aufzaͤhlenden Vollſtaͤndigkeit, und
von der Kuͤrze, die ſich in bloßen Ueberſichten und Re—
flerionen gefaͤllt, als ob die Thatſachen dem Leſer ſchon
bekannt waͤren, eine Darſtellung, die ein großes, leben⸗
volles, in ſeinen Haupttheilen vollkommen ausgefuͤhrtes
Gemälde dieſer Zeit entwirft, und dadurch den Leſer zu
einer wahrhaften Anſchauung der ſchoͤnſten Zeit des Mit⸗
telalters, der glanzovollſten des deutſchen Vaterlandes,
fuͤhrt; eine ſolche Darſtellung fehlte bisher gaͤnzlich. Dem
Verfaſſer des anzukuͤndigenden Werkes wurde fie, als er
die Geſchichte zu ſchreiben beſchloß, das Ideal, das ihm
vorſchwebte, dem er mit aller Anſtrengung nachrang.
Seit 19 Jahren hat er ihr ſeine beſten Kraͤfte, den
1
ſchönſten Theil feines Lebens gewidmet. Um ihr die ihm
moͤgliche Vollendung zu geben, verließ er eine unter den
guͤnſtigſten Ausſichten begonnene Geſchaͤftslaufbahn, die
ihm jedoch für fein Werk unſchaͤtzbar wurde, da fie ihm
Erfahrungen und eine praktiſche Kenntniß vom öffentlichen
Leben und Staatsgeſchaͤften darbot, die man nur bei all⸗
zuvielen Geſchichtsſchreibern gänzlich vermißt.
Je mehr er in dem Studium aller zugaͤnglichen, ge⸗
druckten Quellen vorruͤckte, je mehr uͤberzeugte er ſich,
daß ſich gar manches aus ungedruckten und ungebrauch⸗
ten wuͤrde ergaͤnzen und vervollſtaͤndigen laſſen, und der
Wunſch, dieſe auffuchen und benutzen zu koͤnnen, verei⸗
nigte ſich mit einem andern, den Schauplatz der zu be⸗
ſchreibenden Begebenheiten kennen zu lernen. Beides ge⸗
waͤhrte ihm die Gnade Sr. Majeſtaͤt des Koͤnigs von
Preußen; er wurde in den Stand geſetzt, eine literariſche
Reiſe nach dem ſuͤdlichen Deutſchland, der Schweiz und
Italien zu unternehmen. Das Aufgefundene und ſein
Nutzen fuͤr das Geſchichtswerk, entſprachen vollkommen
den Erwartungen. Die ihm zu Stuttgart, Muͤnchen,
St. Gallen, Bern, Zuͤrich, Florenz, Neapel und an an⸗
dern Orten mit zuvorkommender Guͤte zum Gebrauch
dargereichten ſeltenen Druckwerke, Handſchriften und Ur⸗
kunden enthielten des Unbekannten und Beachtenswerthen
mancherlei. Vor allen reich war die Ausbeute in Rom.
Hier konnte der Verfaſſer nicht blos die Handſchriften der
vatikaniſchen Bibliothek benutzen; es oͤffneten ſich ihm
ſogar die, faſt keinem einzigen Schriftſteller außer Baro⸗
nius und Naynaldus zugaͤnglich geweſenen Archive des
Vatikans. Aus dieſen wurde ihm eine Reihe von Bän-
den der regesta der Paͤpſte mitgetheilt, wodurch die Er⸗
kenntniß der geſchichtlichen Wahrheit in mehreren Faͤllen
bedeutend gewonnen hat.
Dies aͤmſige und umfaſſende Studium jener Zeit be⸗
wahrte den Verfaſſer, als er die Ausarbeitung begann,
am ſicherſten vor den beiden Abwegen, auf welche die
neuere Zeit in der Betrachtung und Beſchreibung des
Mittelalters gerathen iſt, von der aus ſelbſtgefaͤlligem
Duͤnkel und Oberflaͤchlichkeit entſtandenen Anklage, und
der oft nur aus der Phantaſie genommenen unbedingten
Lobpreiſung. Keine Partheilichkeit hat ihn geleitet; nur
von der Vorliebe fuͤr ſeinen Gegenſtand war er beſeelt,
ohne welche die Geſchichte großer Maͤnner und Thaten nie
wuͤrdig beſchrieben werden kann.
Das Ende der Geſchichte der Hohenſtaufen füllt faſt
gänzlich mit dem der Kreuzzuͤge zuſammen. Nicht fo der
Anfang. Daher hat der Verfaſſer auch die Begebenhei—
ten des Reichs und der Kirche fruͤher begonnen, als ſie
der Titel ausſpricht, naͤmlich mit den letzten Regierungs⸗
jahren Kaiſer Heinrichs IV. Dieß ſind die aͤußeren
Grenzen der Geſchichtserzaͤhlung, welche indeß die vollſtaͤn⸗
dige Kunde von den Verhaͤltniſſen der Kirche und des
Staats, des haͤuslichen Lebens, der Gewerbe und des
Handels, der Ausbildung in Kunſt und Wiſſenſchaft, mit
einem Worte, die Alterthuͤmer jener Zeit nicht in ſich
aufnehmen konnte. Daher unterzog ſich der Verfaſſer der
ſehr muͤhſamen Arbeit, dieſe Alterthuͤmer des 12ten und
13ten e beſonders auszuarbeiten. Sie wer⸗
den das Werk beſchließen, und mit demſelben erſt ein
Ganzes bilden, da ſie zu deſſen Erläuterung und Ergaͤn⸗
zung unumgänglich nothwendig find. Aus dieſen find die
Abhandlungen des Verfaſſers über Kaiſer Friedrichs II.
Geſetzgebung, uͤber die Verfaſſungen der italieniſchen
Staͤdte, uͤber die Kloͤſter in den Wiener Jahrbuͤchern der
Literatur und im Hermes, Proben; ſo wie eine,
Geſchichtserzaͤhlung entnommene, die Eroberung von
Konſtantinopel im Jahr 1204, in der Urania fuͤr 1823
enthalten iſt. .
7
Dies iſt das Werk, deſſen Erſcheinung der unterzeiche
nete Verleger hiermit anzeigt. Es iſt auf ſechs Baͤnde
in groß Detav, und die Ausgabe in Quart auf vier
Baͤnde berechnet, und wird erſtere uͤber 200 Bogen
ſtark werden.
Folgende zwoͤlf Kupfer und 1 deren Ausfuͤl⸗
rung unſern erſten Kuͤnſtlern übertragen wird, werden das
Werk nicht blos ſchmuͤcken, ſondern als zur Sache gehoͤ⸗
rig daſſelbe wahrhaft bereichern.
Zum erſten Bande kommt:
1. Die Anſicht der Burg Hohenſtaufen.
2. Charte zur Geſchichte der Kreuzzuͤge.
3. Plan von Antiochien und von Jeruſa⸗
ſalem.
Zum zweiten Bande: 55
4. Friedrich I. Nach dem Original am Kirchen⸗
portal in Freiſingen.
Zum dritten Bande:
5. Friedrich II., nach der gegenwärtig verſtuͤm⸗
melten Statue Friedrichs, welche ſich in Ka⸗
pua befand.
6. Philipp von Schwaben, nach dem Lite,
ehemals auf der Regensburger Bruͤcke.
7. Innocenz IV. nach ſeinem Denkmahle in
Neapel. z
der
—
Zum vierten Bande:
8. Anſicht der Gegend von Tagliakozzo.
Nach einer Original-Zeichnung.
9. Grundriß des Schlachtfeldes bei Taglia—
kozzo. Ebenfalls nach einer Original-Zeich⸗
nung.
10. Konradin. Nach einer Bulle im Muͤnchner
Archiv. ;
11. Ludwig der Heilige. Nach einem gleichzei⸗
— tigen Bruſtbilde.
12. Karl I. von Anjou. Nach
auf dem Capitol.
Ueberzeugt, daß es als ein wahrhaft deutſches Na⸗
tionalwerk, wie es vielleicht ſeit Jaͤngerer Zeit nicht in
Deutſchland erſchienen iſt, die Theilnahme aller Gebilde—
ten, ſo weit die deutſche Sprache und deutſcher National⸗
ſinn reicht, verdient, wuͤnſcht der Verleger ſeinerſeits die
Verbreitung deſſelben ſo viel als moͤglich zu befoͤrdern.
Um dies zu bewirken, iſt bei den jetzigen Verhaͤltniſſen in
Deutſchland ein aͤußerſt wohlfeiler Preis noͤthig. Ein
aͤußerſt wohlfeiler Preis iſt aber nur bei einer lebhaften
Theilnahme des Publikums, alſo bei einer ſtaͤrkern Auf⸗
lage, als in der Regel ſich der deutſche Verleger erlauben
darf, moͤglich.
Schon oͤfter in dieſer Hinſicht gluͤcklich, wagt der Un⸗
terzeichnete auch bei dieſem Werke das deutſche Publikum
zur lebhafteren Theilnahme und zur Unterſtuͤtzung aufzu⸗
fordern, indem es ihm nur dann gelingen kann, daſſelbe
zu einem Preiſe zu liefern, der es allen Claſſen der Ge—
ſellſchaft zuganglich macht. Es werden daher fuͤnferlei
Ausgaben veranſtaltet werden, und zwar:
No. 1. Eine Ausgabe in gr. 89 auf gutem Median⸗
Druckpapier in ſechs Bänden.
2. Gleiche Ausgabe auf ſehr feinem franzöfifchen
der Bildſaͤule
*
Papier.
= 3. Gleiche Ausgabe auf dem feinſten Velin-Pa⸗
pier. (Von dieſer Ausgabe werden nur 50
Exemplare gedruckt.)
w
4. Eine Ausgabe in gr. 4° in vier Bänden auf
feinem Schreibpapier. 5 ?
5. Eine dergleichen in eben fo vielen Bänden auf
dem feinften Velin⸗Papfer. (Von diefer Ausgabe
werden nur 25 Exemplare gedruckt.)
Der Preis dieſer Ausgaben ſoll, im Vertrauen, daß
Deutſchland dieſe Unternehmung zu unterſtuͤten, ſich zur
Nationalehre rechnen wird, ſo niedrig geſtellt werden, daß
u
‘
—
man für Originalwerke dieſer Art in der neuen deutſchen
Literatur nichts Gleiches finden duͤrfte. a
Man wird dieſem zuſtimmen, wenn der unterzeichnete
Verleger den Preis derjenigen Ausgabe, die am meiſten in
die Hände des größeren Publikums kommen wird, naͤm⸗
lich No. 1., für alle ſechs Bände mit den Kupfern auf
12 Thlr. oder 21 Fl. 36 Kr. Rhein. ſetzt, ein Preis,
den -er jedoch, bei Particuliers nur gegen reelle Vorauss
bezahlung der Halfte und nur für einen gewiſſen Zeit
punkt kann gelten laſſen.
Für alle die verſchiedenen, oben näher bezeichneten fünf
Ausgaben iſt demnach der Praͤnumerations-Preis folgen⸗
dermaßen regulirt:
No. 1. Octav-Ausgabe auf gutem weißen
inlaͤndiſchen Papier 12 Thlr.
2. Gleiche Ausgabe auf ſehr feinem fran⸗
zoͤſſchen Papier
3. Gleiche Ausgabe auf dem feinſten
franzoͤſiſchen Velin-Papier (mit Kupfern
*
16 Thlr.
vor der Schrift) 24 Thlr.
= 4. Quart⸗Ausgabe N franz. Schreib⸗ 3
papier 24 Thlr.
5. Quart Ausgabe nuf 9 feinſten
franzoͤſiſchen Verlin-Papier (mit Ku⸗
pfern vor der Schrift). 45 Thlr.
Dieſe Preiſe find jedoch nur bis zur Jubilare-Meſſe
1823 gültig und tritt nach dieſer Zeit ein bedeutend eve
hoͤhter Ladenpreis ein, fo daß z. B. die Ausgabe Ne. 1
kuͤnftig nicht weniger als 18 Thlr. koſten wird. Daß ich
in ſolchen Beſtimmungen Wort halte und nicht, wie oͤf⸗
ter geſchieht, mich den Umſtaͤnden anpaſſe, wiſſen Diejeni⸗
gen, die mit meinen Unternehmungen vertraut ſind. Ich
habe nie einen Preis herabgeſetzt, weil ich ſtets die moͤg⸗
lichſt niedrigen von vorn herein berechnet habe.
Um die Theilnahme an dieſer Unternehmung noch
mehr zu erleichtern, verlange ich bei der Unterzeichnung
nur die Haͤlfte der oben beſtimmten Praͤnumerations⸗
Preiſe, und die andere Haͤlfte erſt bei der wirklichen
Ablieferung der beiden erſten Bände von der Oetav⸗ und
des erſten Bandes der Quart- Ausgabe.
Die typographiſche Ausfuͤhrung wird in der Offen ein
meines Sohnes und unter ſeiner ſpeciellen Aufſicht Siatt
finden, und dieſelbe, zumal in den feinen und Quart⸗
Ausgaben, den ſchoͤnſten ben des Auslandes nicht
nachſtehen.
Die Subſeribenten 5 nach Billigkeit die erſten
Kupferabdrücke.
u
Den resp. Buchhandlungen, welche ſich fuͤr dieſe
Unternehmung intereſſiren, bewillige ich ihnen bekannt ge⸗
machte Vortheile; Privat⸗Perſonen aber, die ſich dem
Geſchaͤft des Sammlens widmen, gebe ich einen Rabatt,
ſobald ſie nicht weniger als 6 Exempl. nehmen, von 208
ober des Betrags, der jedoch, ſobald man ſich deshalb an
98 Buchhandlungen wendet, von dieſen nicht verlangt
werden kann, wie bei einzelnen Exemplaren uͤberhaupt keiner.
Die Subſeribenten ſollen dem erſten und dem lesen
Theile vorgedruckt werden.
Da das Manuſcript [hen gegenwärtig gaͤnzlich aus—
gearbeitet iſt: ſo werden die Baͤnde raſch auf einander
felgen, und die beiden erſten bis zum Iſten Juni des
nächſten Jahres die Preſſe verlaſſen.
Leipzig, am 1ſten September 1822.
F. A. Brockhaus.
Alle deutſchen Buchhandlungen innerhalb der Staa⸗
ten des deutſchen Bundes nehmen auf vorſtehend anges
kuͤndigtes Werk Unterzeichnung und Beſtellung an; im
Auslande aber folgende:
Für Böhmen:
Die Buchh. Calve in Prag.
= = Enders sbendafelbft.
Krauß ebendaſ.
Widtmann ebendaſ.
Fuͤr Daͤnemark:
Brummer in Copenhagen.
Gyldendaal ebendaſ.
Reitzel ebendaf.
Fuͤr England:
Bohte in London.
Treuttel, Wuͤrtz und Richter ebendaſ.
Fuͤr Frankreich:
„ Treuttel und Wuͤrtz in Paris und in
Straßburg.
Levrault ebendaſ.
Fuͤr Gallizien:
Kuhn und Millikowsky in Lemberg.
Pfaff ebendaſ. f
Fuͤr Italien:
Volke in Wien.
Friedrich Fleiſcher in Leipzig.
J. G. Weigel ebendaſ.
= 3
Wi
*
*
N
N
*
Für das Königreich der Niederlande:
Die Buchh. Müller und Comp. in. Amſterdam.
2
*
J. G. Suͤlpke ebendaf.
Frank in Bruͤſſel.
Volcke im Haag.
Fur Oſt⸗Preußen:
Alberti in Danzig.
Anhuth ebendaf.
Gerhard ebendaf.
Borntraͤger in Königsberg.
Unzer ebendaf.
Für Polen:
Brzezina in Warſchau.
Glucksberg und Comp. ebendaſ.
Fuͤr die Schweiz:
Sauerlaͤnder in Aarau.
Neukirch in Baſel.
Schweighaͤuſer ebendaf.
Burgdorfer in Bern.
Huber und Comp. in St. Gallen.
Steiner in Winterthur. -
Orell, Fuͤßli und Comp. in Zuͤrich.
Trachsler ebendaf. 2
Ziegler ebendaf.
Für Schweden:
Holmgren in Stodholm.
MWiborg ebendaf.
Palmblad in Upfala.
Für Rußland.
Oelzner in Moskau.
Meyer in Abo.
Hartmann in Riga.
Deubner und Treuy ebendaf.
Meinshaufen ebendaf. 7
Wilhelm Graͤff in St. Petersburg.
Weyher ebendaſ.
Fuͤr Ungarn:
Wigand in Caſchau.
Wigand in Oedenburg.
Thierey in Hermannſtadt.
Eggenberger in Peſth.
Hartleben ebendaſ.
Kilian ebendaf.
rn Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XXXV.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſts und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Zeilgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag⸗
netismus in Octav- Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
nc
5 über die
e Ss anhirne.81, 4 81079
bet
F. A. Brockhaus in Leipzig
erſchienenen neuen Werke und Fortſetzungen.
\
J. Annalen, allgemeine medicinische, od. kritische An-
nalen der Medicin. Herausg. v. Dr. J. F. Pierer u.
Dr. L. Choulant. Jahrg. 1822. 6 Thl. 16 gr.
2. Antiromanus, od. die Kirchengeſchichte; eine War—
nungstafel fuͤr Fürſten u. Voͤlker, den roͤmiſchen Katho—
licismus zu beguͤnſtigen. Allen biedern Katholiken u. Pro:
teſtanten gewidmet v. Christianus Catholicus. gr. 8. 20 gr.
3. Behr, Dr. W. J., die Lehre von der Wirthſchaft des
Staats, od. pragmatiſche Theorie der Gefeggebung u. Fir
nanzverwaltung mit Ruͤckſicht auf den Gebrauch bei afademi-
ſchen Vorleſungen bearbeitet. gr. 8. 1 Thlr. 12 gr.
4. Bibliothek deutſcher Dichter des 17ten Jahrhunderts. Ber:
ausgeg. v. Dr. Wilh. Müller. Erſtes Baͤndch.: Aus:
erleſene Gedichte v. Martin Opitz. Zweites B.:
Gryphius. Drittes B.: Flemming. 8. Jedes B.
1 Thir. 12 gr.
(Dieſe Bibliothek wird aus etwa 8 Baͤndchen beſtehen
und im naͤchſten Jahr vollendet werden.)
5. Briefe aus Columbien an ſeine Freunde, von einem han—
a Officier. (Geſchrieben im J. 1820.) 8. 1 Thlr.
gr. 3
6. Briefe Joſephs des Zweiten. (Bisher ungedruckt.)
Zweite mit einer neuen Einleitung „Beitrag zur Würdi-
gung Joſephs des II.“ bereicherte Auflage. gr. 8. 1 Thlr.
8 gr.
gr.
7. Aus Caſanova's Memoiren. Nach dem franzöf. Ori⸗
ginal-Manuſcript bearbeitet von W. v. Schutz. 8. 2ter
u. Ster Band. Jeder zu 2 Thlr. 12 gr. 2
8. Caſanoviana; od. Auswahl aus Caſanova's Me:
moiren. Ir Bd., enthaltend: 1) Die Geſchichte feiner
Flucht aus den Bleikammern von Venedig; 2) die Ge—
ſchichte ſeines Duells mit dem Grafen Branicky in War:
ſchau; 3) feine Beſuche und Unterhaltungen mit Haller u.
Voltaire. 8. 2 Thlr.
(Als Auszug aus den Memoiren insbeſondere für die
Frauen beftimmt.)
9. Casper, Dr., Charakteriſtik der franzoͤſ. Medicin und
Chirurgie, mit Hinblicken auf die engliſche. Mit einem
Kupf. gr. 8. 3 Thlr.
10. Converſations-Blatt, literariſches, fuͤr das J.
gr. 4. 10 Thlr.
11. Converſations⸗Lexicon 11ter u. 12ter Band. In ſechs
verſchiedenen Ausgaben. Preis fuͤr beide Baͤnde:
Nr. 1. Ord. Drudpap. 4 Thlr. 16 gr. — Nr. 2. Schreib:
pap. 6 Thlr. 8 gr. — Nr. 3. Med. Druckp. 7 Thlr. 12 gr.
0
1822.
0
gebracht. Die
Nr 4. Franzoͤſ. fein med. Drudp: 9 Thlr. — Nr. 5. Be:
linz Papier 12 Thlr. — Nr. 6. In 4. auf Schrbpap.
12 Thlr.
Fertig iſt die erſte und zweite Lieferung; die Ite u. Ate
Lieferung erfolgen zu Anfang des naͤchſten Jahrs. Das
Ganze erſcheint in acht Lieferungen, die gegen 200 Bo—
gen enthalten werden.
12. Converſations-Lexicon, die erſten 10 Bände,
Dritter Druck der fuͤnften Auflage.
Nr. 1. Ord. Druckpap. 12 Thlr. 12 gr. — Nr. 2. Schreib:
pap. 18 Thlr. 18 gr. — Nr. 3. Med. Druckp. 22 Thlr.
— Nr. 6. In 4. auf Schrbp. 30 Thlr.
Privat-Perſonen, die ſich mit dem Verleger direct in
Verbindung ſetzen und den Betrag gleich mit einſenden, er—
halten, ſobald die Beſtellung über 75 Thlr. betraͤgt, ein
Siebentel des Belaufs als Rabatt. Der ııte u ı2te Band
(1. Nr. 11 dieſes Berichts) kann in die Beſtellung mit in⸗
begriffen werden.
13. Ebert, Dr. F. X., Geſchichte u. Beſchreibung der koͤ⸗
nigl. Bibliothek in Dresden. gr. 8. 2 Thlr.
14. — — allgemeines bibliographisches Lexicon.
2ter Band in sechs Lieferungen. gr. 4. feines fran-
268. Druckpap. 10 Thlr.; feines französ. Schreib-
pap. 13 Thlr. 8 gr.
Fertig find die beiden erſten Lieferungen dieſes Bandes.
Die 3—ö6te folgen nach und nach im kuͤnftigen Jahre.
15. Encyklopädie der gesammten Freimaurerei. In al-
phabetischer Ordnung. Von Lenning. Durchgesehen,
und, mit Zusätzen vermehrt, herausgeg. von einem
Sachkundigen. Erster Theil. A- G. gr. 8. fein fran-
268. Druckpap. 2 Thlr. 20 gr.; ord. Druckp. 2 Thlr.
12 gr. (Das Ganze fol 3 Theile enthalten.).
16. Ergänzungen der allgemeinen Gerichts-Ord⸗
nung und der allgemeinen Gebuͤren-Taxen für die Ge-
richte, Juſtiz-Commiſſarien u. Notarien in den Preu⸗
ßiſchen Staatenz enthaltend eine vollſtaͤndige Zuſam⸗
menſtellung aller noch geltenden, die allgemeine Ge⸗
richts-Ordnung und die allgemeinen Gebuͤren-Taxen
abaͤndernden, ergänzenden u. erlaͤuternden Geſetze, Verord⸗
nungen u. Miniſterial-Verfuͤgungen, nebſt einem chrono-
logiſchen Verzeichniſſe derſelben und einem Regiſter. gr. 8.
(Mit der allgemeinen Preuß. Gerichts-Ord⸗
nung gleichfoͤrmig gedruckt) Druckpapier 1 Thlr. 12 gr.
1 reibpapier 2 Thlr.
17“ Ergaͤnzungen des allgemeinen Landrechts für die
„Preuß. Staatenz enthaltend eine vollſtaͤndige Zuſam⸗
menſtellung aller noch geltenden, das allgemeine Land:
recht abaͤndernden, ergänzenden und erlaͤuternden Geſetze,
Verordnungen und Miniſterial⸗Verfuͤgungenz nebſt einem
chronologiſchen Verzeichniſſe derſelben und einem Regiſter.
2 Bände. gr. 8. (Mit dem allgemeinen Landrecht
gleichfoͤrmig gedruckt.) Druckpap. 3 T Schreibpap.
4 Thlr.
fm
un
18. Ersch, Prof. J. S., Handbuch der deutschen Li-
teratur seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts.
Zweite bis auf die neueste Zeit fortgeführte, be-
richtigte u. ergänzte Ausgabe. In vier Bänden oder
sieben Abtheilungen. gr. S. complet 12 Thlr. Schreib-
papier 16 Thlr. In 4. auf Schreibp. 24 Thlr.
Fertig geworden iſt der
Erſte Band, enthaltend: I. die Literatur der Philolo—
gie, Philoſophie u Pädagogik, u. II. die Literatur der
Theologie. Beide Literaturen von Prof. Boͤckel in
Greifswalde bearbeitet u. von Prof. Erſch revidirt.
Ferner vom
Zweiten Bande die erſte Abtheilung: Literatur der
Jurisprudenz, Politik (incl. der Cameraliſtik), bearbeitet
von Prof. Koppe in Roſtock u. von Prof. Erſch revidirt,
ſo wie vom
Dritten Bande die erſte Abtheilung: Literatur der
Medicin. Bearbeitet von Prof. Puchelt in Leipzig u.
von Prof. Erſch revidirt. 5
Der Druck der übrigen Abtheil., als die 2te des Aten
Bandes, ſchoͤne Kuͤnſte und vermiſchte Schrif⸗
ten; die 2te des Iten Bandes: Naturkunde, und der
Ate Band: Geſchichte und Geographie werden ſo
beſchleunigt, daß das Ganze ohnfehlbar im naͤchſten Jahr
vollendet ſeyn wird.
Weiter habe ich uͤber dieſe neue Ausgabe dieſes Hand⸗
buchs zu bemerken:
1) Daß keine Supplemente zur erſten Ausgabe geliefert
werden, weil die mit der Anfertigung derſelben verbun—
denen Koften und Mühen in keinem Verhaͤltniſſe mit
dem zu erwartenden Abſatze waren.
2) Daß im Plane mehrere ſehr zweckmaͤßige Abaͤnderun⸗
gen, die den Gebrauch erleichtern, getroffen worden,
3. B. daß faſt alle Verweiſungen in einer auf andere Ab⸗
theilungen vermieden und die Artikel, worauf ſonſt ver:
wieſen wurde, lieber aufgenommen ſind u. dgl. m.
3) Daß der Umfang dieſer Ausgabe natuͤrlich den der erſten
bedeutend überfteigt. So enthaͤlt die Literatur der Phi⸗
lologie, Philoſophie und Paͤdagogik in der erſten Auf:
lage 11 Bogen und 10 Columnen, in dieſer zweiten aber
19 Bogen; die der Theologie enthielt 11 Bogen 14 Col.,
in dieſer zweiten enthaͤlt ſie ebenfalls 19 Bogen; die
Literatur der Medicin umfaßte in der Ausgabe von 1811,
14 Bogen 6 Col., in dieſer umfaßt ſie an 24 Bogen
und 6 Columnen. Wenn daher in der erſten Ausgabe
dieſe 3 Abtheilungen aus 37 Bogen und 14 Columnen
beſtanden, ſo enthalten ſie jetzt 62 Bogen 6 Columnen
und alle Abtheilungen in gleichem Verhaͤltniß angenom⸗
men, werden dieſe, welche in der erſten Ausgabe 141
Bogen umfaßten, in dieſer zweiten Ausgabe gegen 220
Bogen ſtark werden.
4) War nun der Preis in der erſten Ausgabe bei 141 Bo⸗
gen 10 Thaler, ſo muͤßte er, abgeſehen von den jetzt viel
höheren Papier- und Druckpreiſen, gegenwärtig bei 220
Bogen über 15 Thlr. betragen. Ich habe dieſen Preis
aber, um die Anſchaffung zu erleichtern (in Hoffnung
eines ſtaͤrkeren und um fo raſcheren Abſatzes), nicht höher
als auf 12 Thaler auf Druckpapier, und 16 Thlr. auf
Schreibpapier notirt.
5) Daß jede Literatur bis zu dem Augenblick, wo der
letzte Bogen zur Preſſe gelegt wird, nachgetragen und
ergaͤnzt wird.
. — — — Literatur der Philologie, Philosophie
u. Pädagogik. Zweite von Prof. Böckel in Greifs-
walde bis auf die neueste Zeit (Jubilate-Messe 1322
fortgeführte Ausgabe. gr. 8. 1 Thlr. 16 gr.; Schreib-
pap. 2 Thlr. 6 gr. und in 4. 3 Thlr.
20. — — — Literatur der Theologie. Zweite von
Prof. Böckel in Greifswalde bis auf die neueste Zeit
(QJub.-Messe 1322) fortgeführte Ausgabe. gr. 8. 1 Thlr.
16 gr.; Schreibp. 2 Thlr. 6 gr. u. in 4. 3 Thlr.
21. Ersch, J. S., Literatur der Mediein. Zweite von
Prof. Puchelt in Leipzig bis auf die neueste Zeit
(Jub.-M. 1822) fortgef. Ausgabe. gr. 8. 1 Thlr. 20 gr.;
Schreibp. 2 Thlr. 12 gr. u. in Quart 3 Thlr. 8 gr.
22. — — — Literatur der Jurisprudenz, Politik u.
Cameralistik. Zweite von Prof. Koppe in Rostock
bis auf die neueste Zeit (Michael.-Messe 1822.) fort-
geführte Ausgabe. gr. 8. 1 Thlr. 18 gr. Schrp. 2 Thlr.
8 gr. u. in 4. 3 Thlr. 4 gr.
23. Falk, Johannes, das Vaterunſer der Weimariſchen
Sonntagsſchule. Mit Evangelien, Kupfern u. Noten. Zum
1 eines von 1 ſelbſt zu erbauenden Betz
u. ulhauſes. Mit 13 Noten- u. 10 old
FR Kupferblaͤttern.
(Der eingehende Ertrag wird von mir ohne Abzug dem
Verf. zur Foͤrderung ſeiner wohlthaͤtigen Zwecke eingeſandt.
Alle Menſchenfreunde werden gebeten, dieſe Zwecke auf dieſe
A: zu 1
Flemming, Paul, auserleſene Gedichte. era 3
von nn Müller. 8. 1 The. 12 92 5 5 ish
(Auch unter dem Titel: Biblipthek deutſcher Di
17ten Jahrhunderts. Ztes Be BEN
25. Gellert, Chriſtian Fuͤrchtegott, Briefwechſel mit De-
moiſelle Lucius. Nebſt einem Anhange, enthaltend: 1)
Eine Rede Gellert's, gehalten vor dem Churfuͤrſten in Leip⸗
zig. 2) Ein Gedicht Gellert's an den Churfuͤrſten. 3) Ein
Brief Rabener's an Gellert, und deſſen Antwort. 4) Das
Geſpraͤch Gellert's mit dem König Friedrich II. 5) Ein
Brief Gellert's an Cramer Saͤmmtlich aus den bisher
meiſt noch ungedruckten Originalen herausgeg. von Dr. Frie⸗
drich Adolf Ebert. gr 8. 2 Thlr. 16 gr. A
26. Gemälde aus dem Zeitalter der Kreuzzuͤge.
Theilen. Zweiten Theiles erſte Abtheilung: Die letzten
Könige von Jeruſalem und Saladin. gr. 8.
2 Thlr. (Der erſte Theil koſtet 3 Thlr.) 8
27. Gerſtaͤcker, Dr. K. F. W., Anweiſung zur Abfaffung -
gerichtlicher Vertheldigungsſchriften. Zweiter Theil. gr. 8.
2 Thlr 6 gr. (Beide Theile 4 Thlir 18 gr.) a
28. Gervais, L., kleine Mittheilungen aus dem ftaatswif:
ſenſchaftlichen Gebiete. Zweiter und letzter Theil. gr. 8.
1 Thlr. 16 gr. (Beide Theile 3 Thlr. 8 gr.)
29. Gryphius, Andreas, auserleſene Gedichte.
geben von Wilh. Müller. 8. 1 Thlr. 12 gr.
(Auch unter dem Titel: Bibliothek deutſcher Dichter
des 17ten Jahrhunderts 2tes Bändchen.)
30. Henke, A, Abhandtungen aus dem Gebiet der gericht⸗
lichen Medicin. Erſter Band. Zweite vermehrte und ver-
beſſerte Ausgabe. gr. 8. 1 Thlr. 12 gr
(Der 2te Band wird jetzt ebenfalls neu gedruckt; vom
Sten und 4ten ſind dagegen noch Exemplare der erſten Auf⸗
lage vorraͤthig Ein Ster Band erfolgt fpäter.)
31. Hermes oder kritiſches Jahrbuch der Literatur. Für
das Jahr 1822. gr. 8. 10 Thlr. >
32. Hohenlohe, Fuͤrſt Alexander von, der im. Geift der
katholiſchen Kirche betende Chriſt. Dritte Auflage. 8.
(In 2 verſchiedenen Ausgaben mit Cicero und mit Cor⸗
pus Fractur jede auf Schreibpapier und auf Velinpapier
gedruckt und jede mit einem beſondern Kupfer.)
33. Holberg's Luſtſpiele. Neu uͤberſetzt und bearbeitet von
Oehlenſchlaͤger. Vier Theile. 8. 9 Thlr. 8 gr.
34. Hufeland, Staatsrath u. Dr. C. W., Anleitung zur
phyſiſchen und moraliſchen Erziehung des weiblichen Ge—
ſchlechts. Nach Darwin bearbeitet und mit vielen Zu—
fäsn u. f. w. verſehen (Eigenthum der ®ouifene
ſtiftung in Berlin.) gr. 8. 18 gr.
35. Iſis. Encyklopaͤdiſche Zektſchrift fuͤr das Jahr 1822.
Herausgeg. von Oken. gr 4 8 Thlr. (Comm. Art)
36. Kannegießer, Karl Ludwig, das erſte Buch der
Odyſſee. Probeſchrift. gr. 8. 4 gr.
37. Köthe, Dr. F. A., Stimmen der Andacht. In chriſt⸗
lichen Liedern. Eine Neujahrsgabe. kl. 8. .
In zwei
Herausge⸗
38. Krug, Prof. Wilh. Traug., Handbuch der Philoſophie
und der philoſophiſchen Literatur. Zweite verbeſſerte und
vermehrte Auflage. 2 Baͤnde. gr. 8. 3 Thlr. 16 gr. 1
.— — — neueſter Stand der griechiſchen Sache.
gr. 8. 6 gr.
40. — — — geſchichtliche Darſtellung des Liberalismus
alter u. neuerer Zeit. Ein hiſtoriſcher Verſuch gr. 8. 1 Thlr.
41. Lieber, Dr. Franz, Tagebuch meines Aufenthalts in
Griechenland waͤhrend der Monate Januar, Februar, Maͤrz,
im Jahre 1822. 8. 1 Thlr. $
42. Luccheſini, Marcheſe von, hiſtoriſche Entwickelung der
Urſachen und Wirkungen des Rheinbundes. Aus dem Ste:
lieniſchen von B. J. F. v. Halem. Zweiter Theil. gr. 8.
2 Thlr. (Beide Theile 4 Thlr. 8 gr.)
43. Martens, Charles, Baron de, Annuaire diploma-
tique pour l’annee 1823. 12. 1 Thlr. 8 gr. .
Bee Manuel diplomatique, ou precis des
droits et des fonctions des agens diplomatiques; suivi
d'un recueil d’actes et d’offices pour servir de guide
aux personnes qui se destinent à la carriere poli-
tique. gr. in 8. 2 Thlr. 12 gr.; auf feinem Papier und
brochirt 3 Thlr. 8 gr.
45. Der Lady Morgan Reiſen. Zweite Abtheilung: Sta:
lien. Erfter—dritter Band. Jeder zu 2 Thlr. 8 gr.
(Die erſte Abtheilung: Reiſe in Frankreich. 2 Bände.
3 Thlr. 12 gr.) .
46. Müller, Wilh., neue Lieder der Griechen. kl. 8. 4 ar.
47. Rohlwes, J. N., das Ganze der Thierheilkunde, nebſt
allen damit verbundenen Wiſſenſchaften, oder fuͤnf Bücher
der Thierarzneiwiſſenſchaft für Landwirthe, Capalleriſten,
Pferdezuͤchter, Thieraͤrzte u. Pferdeliebhaber. Erſter Theil.
Von der Pferdezucht. Mit 2 Kupf. gr. 8.1 Thlr. 12 gr.
(Das Ganze wird aus 5 Buͤchern od. Theilen beſteben.)
48. Saalfeld, Prof. Fr, Allgemeine Geſchichte der neues
ſten Zeit ſeit dem Anfange der franzoͤſ. Revolution. Vier⸗
ten Bandes zweite Abtheil. gr. 8.
(Fuͤhrt die Geſchichte Europens bis zum Aachner
Congreſſe fort.)
49. Schindel, Aug. von, die deutſchen Schriftſtellerinnen
des neunzehnten Jahrhunderts. In 2 Baͤnden. Erſter
Band. A—L. 8. 2 Thlr.
50, Schulze's, Ernft, ſaͤmmtliche poetiſche Werke. Vier
Baͤnde. Neue Auflage.
Von dieſ. neuen Aufl find 5 verſchied. Ausgab. veranftaltet:
Nr. 1. auf feinem franzoͤſiſchen Papier, ohne Kupfer.
6 Thlr. — Nr. 2. auf demſelben Papier, mit 16 groͤßten⸗
theils in Paris geſtochenen Kupf. 8 Thlr. — Nr. 3. in
größerem Format und auf beſſerem Papier; mit denſelben
Kupfern. 10 Thlr. — Nr. 4. in Medianformat und auf
ſuprafeinem franzoͤſ. Papier; mit denſ. Kupfern. 12 Thlr.
— Nr. 5. auf Median ſuprafeinem Schweizer Velinpap.,
mit Kupfern vor der Schrift. 18 Thlr. (Diefe Ausgabe iſt
cartonnirt und ſind davon nur 50 Ex. gedruckt.)
20 Caͤcilie. Zwei Baͤnde. Neue Auflage.
Von dieſer neuen Auflage ſind ebenfalls 5 verſchiedene
Ausgaben veranftaltet:
Nr. 1. auf feinem franzoͤſ. Papier, ohne Kupf. 3 Thlr.
— Nr. 2. auf demſelben Papier, mit 7 groͤßtentheils in
Paris geſtochenen Kupf. 4 Thlr. — Nr. 3. in größerem
Format u. auf beſſerem Papier, mit denſelb. Kupf. 5 Thlr.
— Nr. 4. in Medianformat auf ſuprafeinem franzoͤſ. Pa⸗
pier mit denſ. Kupfern. 6 Thlr. — Nr. 5. in groß Me⸗
dianformat auf feinem franzoͤſ. Velinpap., mit den erſten
Kupfer- Abdruͤcken. 9 Thlr.
52. — — — bezauberte Rofe.
Nr. 1. Ausgabe ohne Kupf. 1 Thlr. — Nr. 3. Aus⸗
gabe mit 7 Kupf. 2 Thlr. — Nr. 4. größere Ausgabe mit
denſ. Kupfern 2 Thlr. 12 gr.
53. Schutz, Wilh. von, zur intelfectuellen und ſubſtantiellen
Morphologie mit Ruͤckſicht auf die Schöpfung und das
Entſtehen der Erde. Zweites Heft. gr. 8. 1 Tylr.
-
84. S hakſpearxe's Schauſpiele, erlaͤutert von Franz Harn.
Erſter Band. gr. 8. 1 Thlr. 16 gr.
(Enthält die Erläuterungen von Macbeth — Julius
Caͤſar. — Der Kaufmann von Venedig. — Koͤnig Lear.
— Romeo und Julie. — Viel Lärm um nichts. — Titus
Andronicus. — Othello.)
55. Quinteſſenz aus Anfang, Mitte und Ende der Wunder—
cur-Verſuche, welche zu Wuͤrzburg und Bamberg durch
den Bauer Martin Michel und den Fuͤrſten Alexan—
der von Hohenlohe-Schillingsfürſt unternommen
worden find. Mit Hohenlohe's Bildniß. gr. 8. 1 Thlr. 12 gr.
56. Taſſo's, Torquato, befreites Jeruſalem. Neu über⸗
ſezt von Karl Streckfuß. 2 Bände.
Hiervon ſind drei Ausgaben veranſtaltet: -
Nr. 1. in klein Octav, blos die deutſche Ueberſetzung,
Sehr zierlich auf feinem franzoͤſ. Papier gedruckt. 2 Baͤnde.
3 Thlr. — Nr. 2. in groß Octav, auf gutem deurſchen
Druckpapier, mit dem Italieniſchen Original-Text gegen—
uͤber. 2 Baͤnde. 3 Thlr. 12 gr. — Nr. 3. auf gleiche
Weiſe, auf feinem franzöf. Pap. 2 Bände. 4 Thlr. 8 gr.
57. Theater, claſſiſches, der Franzoſen. Nr. III. Caͤſar von
Voltaire, uͤberſetzt von Peucer. kl. 8. 1 Thlr. 4 gr.
Nr. IV. Iphigenia von Nacine, überſetzt von demſelben.
kl. 8. 1 Thlr. 8 gr.
(Der Original-Text iſt immer gegenuͤber gedruckt.)
58, Urania. Taſchenbuch auf das Jahr 1823. Neue Folge,
5ter Jahrgang. Mit 7 Kupfern: Boͤttiger's Bildniß
nach Vogel von Schwerdgeburth und ſechs Darſtellungen
zu Shakſpeare's Koͤnig Lear, Othello und Macbeth nach
Opiz, geſtochen von Adam, Coupé, Delvaux und Leclerc
in Paris. 12.
(Die Ausgabe mit Goldſchnitt und cartonnirt koſtet
2 Thlr. 6 gr. und eine Ausgabe in 8. mit den be ſten Ku—
pferabdruͤcken 3 Thlr. 12 gr.)
59. Vico, Giambattiſta, Grundzuͤge einer neuen Wiſſenſchaft
uͤber die gemeinſchaftliche Natur der Voͤlker. Aus dem
Italieniſchen, mit vielen Anmerkungen und dem Leben
des Vfs., von Dr. W. Weber. gr. 8. 4 Thlr.
60. Walther, Dr. J. A., über das Weſen der phthiſiſchen
Conſtitution und der Phthiſis in ihren verſchiedenen Mo—
dificationen, nebſt der aus dieſem fließenden Curmethode.
Zweiter od beſonderer Theil. Zweite Abtheil. gr. 8.
61. Weitzel, Joſ., das Merkwuͤrdigſte aus meinem Leben
und aus meiner Zeit. Zweiter Band. 8. 2 Thlr. 8 gr.
(Der erſte Band koſtet 2 Thlr.)
62. Winckell, G. F. D. aus dem, Handbuch für Jaͤger,
Jagdberechtigte und Jagdliebhaber. Zweite, gaͤnzlich um—
gearbeitete, ſehr vermehrte und mit einem General- Res
pertorio u. ſ. w. bereicherte Auflage. Dritter und letzter
Theil. gr. 8. 3 Thlr. 16 gr.
(Das Ganze dieſes vortrefflichen Handbuchs, welches in
dieſer zweiten Auflage um das Doppelte iſt bereichert wor⸗
den, koſtet 11 Thlr.)
63. Wolfart, Dr. K. Chriſt., Jahrbuͤcher fuͤr den Lebens⸗
magnetismus. Vierten Bandes zweites Heft und fünften
Bandes erſtes Heft, oder Nr. VIII. u. IX. der ganzen
Folge. gr. 8. Jedes zu 1 Thlr.
64. Zeitgenoſſen. Biographien und Charakteriſtiken.
Neue Folge Nr. VI - X., oder Nr. XXX -XXXIV. der
ganzen Reihe. gr. 8. Jede Nr. 1 Thlr.
(Der jetzige Redacteur iſt Herr Dr. Friedrich Cramer
in Halberſtadt.) \
Verſchiedene fonftige auf meinen Verlag Bezug
habende Notizen. 7
1. An das neu aufgelebte Literatur = Comptoir des
Herrn Hofraths J. F. und des Herrn Hauptmanns Auguſt
Pierer in Altenburg habe ich die bisher von dem erſten in
Commiſſion gehabten zwei Artikel zuruͤck gegeben, als:
a) J. F. Pierer, allgemeines mediciniſches Realwoͤrter⸗
buch. Liter — ter Bd. und b) Haas, lateiniſch-deurſches und
deutſch⸗lateiniſches Wörterbuch, 2Thle.; und wolle man kunf—
tig dieſe zwei Artikel von gedachtem Literatur-Comptoir be⸗
ziehen, mir auch etwanige Praͤnumerationsgelder auf den Sten
Band des medicinifhen Realwoͤrterbuchs wieder zurechnen.
2. Habe ich aus dem Unger ſchen Verlag von dem letz—
ten Beſitzer, Herrn Herbig in Berlin Nachfolger von
Herrn Schade), auf Veranlaſſung eines andern Geſchaͤfts
mit demſelben, kaͤuflich an mich gebracht: a) Goͤthe's neue
Schriften. Rechtmaͤßige und urſpruͤngliche Original-Ausgabe.
Sieben Theile. Mit Muſik-Beilagen von Reichardt und Ku:
pfern v. F. Bolt und Meno Haas. kl. 8. Schreibpapier 7 Thlr.
und Druckpapier 5 Thlr.
Einzeln wird daraus verkauft: b) Goͤthe's Reinecke
Fuchs. In 12 Geſaͤngen. 8. Schreibpapier 1 Thlr. Druck⸗
papier 16 gr. c) Deſſelben Wilhelm Meiſters Lehrjahre.
Vier Theile, mit Muſik-Beilagen. 8. Schreibpapier 4 Thlr.
Druckpapier 2 Thlr. 16 gr. d) Deſſelben Gedichte. Mit
2 Kupfern von Bolt und Mens Haas. Schreibpap. 1 Thlr.
8 gr. und Druckpap. 1 Thlr.
3. Von Herrn C. Fr. Kunz in Bamberg habe ich fol—
gende zehn Artikel mit Verlagsrecht kaͤuflich an mich gebracht:
a) Borſt Beweislaſt im Civilprozeß. gr. 8. 1 Thlr. b)
Dorn Recepttaſchenbuch. 8. 2 Thlr. 12 gr. o) Deffelben
pharm. Taſchen⸗Lexicon. 8. 1 Tylr. 4 gr. d) Henke Ab⸗
handlungen aus der gerichtl. Medizin. 4 Bde. gr. 8. 6 Thlr.
12 gr. e) Hoffmann's Phantaſieſtuͤcke. 2 Thle. gr. 8. 4 Thlr.
1 Hohenlohe, des Fuͤrſten Alexander von, Gebetbuch
für Katholiken. 8. Druckpap. 12 gr. fein Poſtpap. 21 gr.
Schreibpap. 16 gr. Velinpap. 1 Thlr. 4 gr. g) Marcus
Recepttaſchenbuch. 8. 1 Thlr. b) Sarſena. Zte Aufl. gr. 8.
1 Thlr. 12 gr. i) Schubert Symbolik des Traumes. Zweite
Aufl. gr. 8 1 Thlr. 4 gr. k) Walther's Phthiſis. Erſten
Bandes erſte und zweite Abtheilung und zweiten Bandes erſte
Abtheilung. gr. 8. 5 Thlr. 16 gr.
4. Von folge enden franzoͤſiſchen und engliſchen Werken er—
ſcheinen bei mir Bearbeitungen und wuͤnſche ich dabei ohne
Colliſion zu bleiben. a) Von J. D. Meyer: Esprit, ori:
ine er Gen des institutions judiciaires etc. wird Perr
Prof. I Hornthal in Freiburg unter dem Titel:
an. DE Rechtspflege beiden vorzuͤglich⸗
ſten Voͤlkern germaniſchen Stammes, eine deut⸗
ſche Bearbeitung in 4 Baͤnden herausgeben, deren erſter bis
zur nachſten Jubilatemeſſe fertig wird. b) Von des Grafen
von Villeveille Schrift: Des instituts d’Hofwyl, consi-
deres plus particulierement etc. bearbeitet der kurfürſlich
Heſſiſche Oekonomie-Commiſſair, Herr Wenderoth in Caſ—
ſel, der mit dem Grafen von V. zugleich längere Zeit in Hof⸗
wyl lebte, eine deutſche Ueberſetzung unter dem Titel: Die
Snfitute von Hofwyl, mit vorzuͤglicher Beruͤckſichti—
gung ihrer hohen Wichtigkeit fuͤr die Staatszwecke, und aus
dem Geſichtspunkte ihrer großen ſtaatswirthſchaftlichen Wich⸗
tigkeit betrachtet. o) Eben derſelbe Herr Oekonomie-Com⸗
miſſair Wenderoth bearbeitet eine Ueberſetzung von des
General-Majors von Boſch Werke: De la Colonie de Fre-
deriksoord etc. unter dem Titel: Ueber die Colonie Fre:
deriks⸗Oord und den Mitteln, der Armuth durch Anbau un:
benutzter Laͤndereien abzuhelfen. 4) Von dem in London er⸗
ſchienenen wichtigen Werke: Lowe State of England eto,
wird vom Herrn Staatsrath von Jakob in Halle eine
deutſche Bearbeitung geliefert.
5. Auf die Ueberfegung von: The Travels of Theo-
dore Ducas in various countries of Europe at the revi-
val of leiters and art. Edited by Charles Mills, Esg.
2 vols. leiſte ich dagegen jest, nach genauerer Kenntniß des
Originals, Verzicht.
6. Für das naͤchſte Jahr babe ich außer den Fort:
fesungen und neuen Auflagen unter mehreren andern
auch folgende neue Unternehmungen c a) Frie⸗
.
drich v. Raumer,
ihrer Zeit. 6 Bände in gr. 8. mit 12 Kupfern und Char⸗
ten und eine andere Ausgabe in Quact in 4 Bänden. ‚(Ueber
dieſe wichtige Unternehmung iſt dem Publikum bereits ein
umſtändlicher Bericht vorgelegt worden.) b) Eine gaͤnz⸗
liche Umarbeitung des alten Hederich'ſchen Handbuchs der
hiſtoriſchen Wiſſenſchaftenz oder vielmehr: ein hiſtoriſches
Handbuch nach Hederich's Plan, von Prof. Klein. 2
Bände. s) Ein neuer Druck meiner beliebten Ausgabe des
Werks der Frau von Stael: de l'Allemagne. 4 Vols. (Bekannt⸗
lich mit einer Einleitung von Ch. de Villers und vielen No⸗
ten, die ſich in keiner Pariſer Ausgabe befinden ) d) Eine
neue Ausgabe von Goͤthe' s Roͤmiſchen Carneval (deſſen Ver⸗
Geſchichte der Hohenſtaufen u.
lagsrecht ich kaͤuflich an mich gebracht) mit zwanzig umge⸗
zeichneten und colorirten Masken- Figuren. In kl. 8. (Wird
aͤußerſt zierlich gedruckt werden.) e) Ein neues und vollſtaͤn⸗
diges Reimlexicon in 2 Baͤnden. f) Prof. Buͤſching,
Vorteſungen uͤber Ritterzeit und Ritterweſen. g) Gerhard
von Kuͤgelgen's Leben, von Prof. Haſſe in Dresden; mit
zwölf Kupfern, Umriſſe der vorzuͤglichſten Gemälde Sins
enthaltend und fein Bildnis. h) Eine neue ſehr verbeſſerte
Auflage der Ueberſetzung des Dante von Kannegießer.
Diefe neue Auflage wird auch mit einem Commentar
bereichert werden. i) Eine neue Ueberſetzung von Homer 's
Odyſſee, ebenfalls von Kannegießer. Eine Probe die:
ſer Ueberſetzung iſt in dieſem Jahre bei mir erſchienen und
in allen Buchhandlungen zu erhalten. k) Eine neue ſehr
verbeſſerte Ausgabe des romantiſchen Gedichts der Frau von
Chezy: Die drei weißen Roſen. b Prof. Solger's
nachgelaſſene Schriften und Briefwechſel. 3 Baͤnde. m) Ein
Handbuch der Bibliographie von D. F. A. Ebert, in 2
Baͤnden. 2 Sagen des chriſtlichen Alterthums, geſammelt
von D. F. A. Ebert. o) Leitfaden beim oͤffentlichen und
Selbſtunterricht in den geſammten Zweigen der Jagdkunde
von G. F. D. aus dem Winckell. p) Topographie des
Speſſartwaldes von Prof. Behlen in Aſchaffenburg. q) Ge⸗
ſchaͤfts-Lexicon für deutſche Landſtaͤnde, Staatsbeamte und
die gebildeten Volksklaſſen, welche die Gegenſtaͤnde land—
ſtaͤndiſcher Verhandlungen richtig beurtheilen wollen, von Reg.⸗
Rath Hartleben in Mannheim. r) Eine Bearbeitung in deut⸗
ſcher Sprache des Catechiemo- de’ Gesuiti, s) Ein Lehrbuch
der Waarenrechnung von M. J. W. Quarch in Leipzig. t)
Matthia, Director u. Prof. A., Handbuch der Philoſophie
für die obern Claſſen der Gymnaſien. u) Wegen der Ueberſetzung
eines Engliſchen und dreier franz. Werke von Lowe, J. D.
Meyer, Villeveille und von Boſch ſiehe oben bei 4.
Um Bearbeitungen gleicher Stuͤcke des Calderon
zu begegnen zeige ich an, daß der unter der Preſſe befindliche
fünfte Bond der Malsburgſchen Ueberſetzung enthalten
wird: Der Schultheiß von Zalamea und Weiße
Hände kranken nicht. — Für die folgenden Bande hat
Hr. von der Mals burg ſich noch folgende 5 zur Bear⸗
beitung gewaͤhlt:
El postrer duelo de Espafia.
El Conde Lucanor.
A secreto agravio secreta venganga.
La Exaltacion de la Cruz.
NB. Privatperſonen, Leſegeſellſchaften und eeihbi⸗
kite welche Schwierigkeiten finden, ſich meine neueren,
neueſten (dieſe hier verzeichneten) und aͤlteren Verlags-Arti⸗
kel im Wege des gewoͤhnlichen Buchhandels zu verſchaffen,
koͤnnen, wenn fie ſich deshalb an mich direct wenden, der
pünctlichſten Bedienung und der billigſten Bedingungen verſi⸗
chert ſeyn. Auch beſorge ich in ſolchen Faͤllen Aufträge auf
andern Verlag.
Leipzig, den iſten December 1822.
F. A. Orochaut,
3
Sher ar iche
Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XXXVI.
1822.
Diefer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medlein in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Zeitgenoffen und den Jahrbüchern des Mag⸗
netismus in Octav⸗Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Ein paar Worte uͤber die materielle Anlage und Aus—
fuͤhrung des encyelopaͤdiſchen Woͤrterbuchs der Wiſ—
ſenſchaften, Kuͤnſte und Gewerbe (in Verbindung
mit mehrern Gelehrten, herausgegeben von D. A.
Binzer. After Band. Altenburg 1822. Verlag
der Hahn'ſchen Buchhandlung) — in Vergleich
mit dem Converſations-Lexicon.
Der Herausgeber des Converſations- Lexicons hat ſich
mit Ausnahme eines kleinen, erſt jetzt ſeine volle Bedeutung
erhaltenden Scherzes („der Probebogen des Odyſ⸗
ſeus“ in ſeinem literar. Anzeiger No. V. 1821) aus Deli⸗
cateſſe niemals ein öffentliches Urtheil, alſo auch kein nach—
theiliges, uͤber das Unternehmen des A. E. Wb. erlauben
mögen, fo ſehr daſſelbe auch darauf berechnet ſeyn mochte,
ſeinen Intereſſen entgegen treten zu ſollen und ſo ſehr die
ſtete, hierdurch von einer bekannten nur auf Läſterungen ſei⸗
nes Verlags ausgehenden Afterkritik herbeigeführte Herab⸗
wuͤrdigung ſeines Werks ihn dazu oͤfter provocirte.
In den offentlichen Blättern befindliche Edictal-Ladun—
gen der Glaͤubiger der Hahnſchen Buchhandlung zu Alten⸗
burg und des Buchhaͤndlers Ch. Hahn's ſelbſt, beſtaͤtigen,
daß die Unternehmung wenigſtens vor der Hand als ſehr ge⸗
ſtoͤrt zu betrachten iſt und es wird daher jetzt nicht weiter
unziemlich gefunden werden koͤnnen, wenn uͤber die verſchiede—
nen materiellen Anlagen beider Werke, die jene Kritik immer
zu parallelifiven beliebte, ob ſich gleich das Neuere, wenig⸗
ſtens formell, ausdruͤcklich dagegen verwahrt hatte, einige
Vergleichungen angeſtellt werden.
Wenn der Herausgeber des Converſations-Lexicons zu:
gleich als Thatſache anführt und beweiſen kann, daß er ſich
gegen den Unternehmer der Binzerſchen Encyclopaͤdie nach Be⸗
ſeitigung einiger zwiſchen ihnen Statt gefundenen Anſtaͤnde
erboten hat, ihn mit ſeinen Erfahrungen und ſeinen Verbin⸗
dungen bei diefem Werke zu unterſtuͤtzen, ja daß er ſogar die
Verſendung der bis jetzt erſchienenen zwei Abtheilungen auf
das prompteſte und uneigennuͤtzigſte beſorgte, fo beweiſt dies
nicht allein, daß er ſelbſt darin nicht die geringſte Rivalitaͤt
erblickte, ſondern es documentirt dies wohl auch ſeine mora⸗
liſche Haltung dabei zur Genuͤge.
Der fremden Leidenſchaften, welche in dieſem Unterneh—
men ein Vehikel zu finden glaubten, durch welches dem Her—
ausgeber des Converſations-Lexicons perſoͤnlich geſchadet und
dieſem Werke felbſt in ſeiner großen Verbreitung entgegen
getreten werden koͤnne, ſey hier nur nebenher gedacht, da er
fie in ihren verſchiedenen niedrigen Umtrieben und Verzwei—
gungen nie anders als mit Schweigen und Verachtung be—
kaͤmpfen wird. Wie konnten ſie auch auf das Publicum nur
noch einen Augenblick nachtheilig einwirken, nachdem ſie ſich
in ihrer Blindheit erſt ſelbſt laͤcherlich gemacht? Dies geſchah
gleich anfangs durch die Tactloſigkeit, einen blos zur Er⸗
forſchung der Verhaͤltnifſe des Satzes gedruckten
Probebogen, den die Redaction nachher ſelbſt ganz desa⸗
vouirte und als ihre Idee gar nicht verſinnlichend erklaͤrte,
auf das pomphaftefte zu recenſiren und als Ideal aufzu⸗
ſtellen. (Man ſehe daruͤber den oben gedachten Scherz
des Probebogens des Odyſſeus nach.) Auf den
Buchhaͤndler Hahn ſelbſt, hatten dieſe Leidenſchaften aber den
nachtheiligen Einfluß, daß ſie ihn bald uͤbermuͤthig und fuͤr
andern beſſern Rath unzugaͤnglich machten. Wohin dies
ſchnell geführt, haben uns die Edictal-Citationen belehrt.
Ueber den voͤllig verſchiedenen Plan beider Werke hatte
ſich die Redaction des A. E. Woͤrterb. in dem Vorwort zur
erſten Abtheilung übrigens ſelbſt beſtimmt genug ausgefpro=
chen, ſo daß ſchon deshalb nie eine Parallele zwiſchen beiden
haͤtte gezogen werden ſollen, und es ſey auch dieſerwegen hier
keine nähere Rede davon. Freilich mochte dieſe Redaction
ſelbſt nie recht wiſſen, was ſie eigentlich wollte, denn als ihr
vorgerechnet wurde, daß fie für die 150,000 Artikel, welche
ſie anfangs zu liefern verſprach, für jeden nur I! Zeile Raum
haben werde, in dieſem Raume aber unmöglich der verſproche⸗
ne erſchoͤpfende Sachreichthum mit zweckmaͤßiger Darſtellung,
zuſammengedraͤngt werden koͤnne, haͤtte ſie wenigſtens nochmal
nachrechnen ſollen.
Auch von der Bearbeitung der Artikel, ohne Ruͤckſicht
auf die aͤußern Bedingungen, ſey hier nicht die Rede, da dies
vor das Forum der eigentlichen Kritik gehoͤrt ). Nur uͤber
die materielle Anlage und Ausführung des Unternehmens moͤ⸗
gen hier einige Daten ſtehen. Dieſe mit den Verſprechungen
und lobpreiſenden Ankuͤndigungen der Hahnſchen Buchhand⸗
lungen ſelbſt und ihrer würdigen Gönner in den gedachten
after = literarifch = Eritifchen Anſtalten verglichen, werden dem
Pablicum als nüsliche Winke dienen und es für die Zukunft
bei aͤhnlichen Vorfaͤllen und Anpreiſungen, die faſt an Hans
Nord erinnern, vorſichtig machen. — Aus dieſen Parallelen
wird auch fuͤr den kuͤnftigen Kaͤufer des Verlags von dieſem
Werke, das zu naͤchſter Jubilate-Meſſe oͤffentlich unter den
Hammer wird gebracht werden, nothwendig die Ueberzeugung
hervorgehen, fuͤr die Fortſetzung, wenn ſolche fuͤr raͤthlich
gehalten werden ſollte, den Plan weſentlich aͤndern
zu muͤſſen.
In einer vor uns liegenden Ankuͤndigung des Unterneh⸗
mers dd. 1. Dezember 1820 verſprach derſelbe a) fein Werk
vollſtaͤndig in 4 Baͤnden oder acht Abtheilungen, jede derſelben
b) von anderthalb Alphabet zu liefern und zwar c) innerhalb
drei Jahren und d) zu dem Preiſe von 10, ſage zehn Thalern.
Dies war alſo das dem Publicum gegebene Verſprechen.
*) Diefe Kritik follte ih, duͤnkt uns, weniger die Aufgabe
machen, einzelne Fehler und Irrthuͤmer aufzuſtechen, indem
es deren bei einem Werke wie es dies it, das faſt nur andern
Werken nach excerpirt wird, nie an vielen irrigen Angaben
fehlen kann. Mehr moͤchten die Fragen kritiſch erörtert wer⸗
den: wußte der Unternehmer klar, was er wollte? War
das, was er wollte, pragmatiſch nuͤtzticy, oder war ein fole
ches Werk woͤnſchenswerth? — Entſpricht es encyclopäͤdiſchen
Beduͤrfniffen? — Würde dadurch eine weſentliche Lücke in der
Literatur ausgefüls? Wie verhätt ſich im Ganzen die Aus⸗
führung mit der Idee?
ir wollen hiermit nun das Gehaltene vergleichen. Zwei
ne von dien drei Jahren verſtrichen und es ſind in
dieſen beiden Jahren, wo aljo das Werk ſchon zu zwei Drit⸗
tel geliefert ſeyn ſollte, in der Wirklichkeit nur zwei Abthei⸗
lungen, und jede ſtatt der verſprochenen 13. Alphabet nur von
einem erſchienen; anſtatt daß dieſe beiden Abtheilungen ferner
ſchon ein Viertel des Ganzen ausmachen ſollten, bilden ſie
nur, wenn nach gleichem Plane fortgeliefert würde, den
31ſten Theil des Ganzen; anſtatt daß dies neulich in acht
Abtheilungen ſollte abgeſchloſſen geliefert werden, würden
ihrer faſt achtmal ſoviel, nämlich gegen 63 noͤthig ſeyn;
anſtatt daß weiter ſchon im naͤchſten Jahre (1823) das ganze
Merk vollftändig daliegen follte, würden nicht weniger als
noch 61 Jahr dazu noͤthig ſeyn, und folglich erſt die dritte
Generation ſich des Gluͤcks des vollſtaͤndigen Beſitzes zu er⸗
freuen haben; anſtatt endlich, daß es der erſten Ankündigung
gemäß, zehn Thaler koſten ſollte, würde der vollſtaͤndige
Beſitz ſoviel Louisd'or Ausgabe verurſachen!
Dieſe Saͤtze verſtehen ſich freilich unter der Vorausſetzung,
daß die Fortſetzung in derſelben Zeit, Art und Weiſe erſchei⸗
nen würde, als die vor uns liegenden beiden erſten Abthei-
lungen erſchienen ſind. Nachſtehende Berechnungen geben den
e zu dem Behaupteten: 5
er an Abtheilungen, welche auf 46 Bogen ins
Publicum gebracht find, reichen bis zu Ac, wodurch etwas
mehr als die Haͤlfte des erſten Buchſtabens A geliefert ift.
Nach der Analogie mit andern Woͤrterbuͤchern verhaͤlt ſich
der Umfang von A — 40 zu dem des ganzen A wie 17 zu
30. — Sind daher bis A0 46 Bogen noͤthig geweſen, ſo
ſind fuͤr das ganze A gr Bogen erforderlich. Der Buchſtabe
A verhält ſich ferner nach vielen angeſtellten Durchſchnitts⸗
berechnungen zum ganzen Alphabet wie 1 zu 18. Sind
demnach zu dem Buchſtaben A 81 Bogen nöthig, fo erfor:
dert das Alphabet vollſtaͤndig über 1450 Bogen. Umfaßt eine
einzelne Abtheilung nun 23 Bogen, ſo ergibt ſich, daß das
Ganze 63 Abtheilungen ſtark werden muͤßte, ſtatt der acht,
aus denen es den Ankündigungen nach beſtehen ſollte.
II. In drei Jahren, vom Dez. 1820 an gerechnet, ſollte
das Ganze vollendet ſeyn. Aus der Berechnung I aber ergibt
ſich, daß in 2 Jahren nur 2 Abtheilungen erſchienen ſind, folglich
jedes Jahr nur eine. 61 Abtheilungen wären laut J noch zu⸗
rück, und es wuͤrden demnach bis zur Vollendung bei gleichem
Fortſchreiten noch 61 Jahre nöthig ſeyn. Hierüber ließe ſich
wohl plaiſantiren, was aber nicht die Abſicht dieſes Aufſatzes
iſt. Allein es lehre das Publicum und Unternehmer großer
lexicographiſcher Werke vorſichtig werden! Dabei wird nie⸗
mand ableugnen, daß der Anfang bei allen Ausarbeitungen
dieſer Art leichter iſt, als die weitere Fortfuhrung gegen das
Ende hin, wo die Quellen meiſt immer ſparſamer fließen
und der Eifer der Mitarbeiter zu erkalten pflegt.
III. Der Preis des ganzen Werks war zu 10 Thaler
angekündigt. Jetzt koſten die beiden erſten Abtheilungen
1 Thlr. 16 Gr. Alle 63 Abtheilungen wuͤrden daher denſel—
ben Preis von 20 Gr. für jede Abtheilung angenommen,
52 Rthl. 12 Gr. koſten. Dieſer Preis waͤre dabei aͤußerſt
billig, indem er einen Abſatz von 4500 Exemplaren voraus:
ſetzte, um nur einigermaßen die Koften und baaren Aus-
lagen gedeckt zu erhalten.
—
An dieſen drei Ziffern moͤge es genug ſeyn, um das
Verkehrte der ganzen Unternehmung und die Unmoͤglichkeit,
fie in der Art, wie ſie eingeleitet worden, vollenden zu koͤn⸗
nen, darzuthun. Eine genaue nähere Vergleichung mit dem
Converfations⸗Lexicon ſcheint dabei uͤberfluͤſſig. Dies iſt fertig
und jeder, der es zu beſitzen wuͤnſcht, kann es von A—Z vor⸗
ber prüfen. Wem es dann nicht zuſagt, der laſſe es dem
Verkäufer und man hat ſich gegenſeitig keine Vorwürfe zu
machen. Der Abſatz des Converſations-Lexicons hat ſich je⸗
doch in den monatlichen Durchſchnittsberechnungen von Anfang
an, alſo ſeit 9 Jahren bis jetzt voͤllig gleich gehalten.
Weder drei Nachdrucke, noch vier Ueberſetzungen (eine ruf:
ſiſche, ſchwediſche, daͤniſche, hollaͤndiſche), weder Verbote noch
Afterkritiken und Läfterungen haben dieſem Abſatze geſchadet.
Durch lobpreiſende Recenſionen iſt derſelbe eben ſo wenig
kuͤnſtlich herbeigeführt worden, denn nur zwei eigentliche Nee
cenſionen ſind von demſelben erſchienen: die eine (von Prof.
Schuͤtz jun.) in der Halliſchen allgem. Lit. Zeitung, die an⸗
dere (von Matth. von Collin) in den Wiener Jahrbuͤchern;
beide allerdings ſehr empfehlend. Der Unternehmer, Heraus—
geber und Leiter des Converſations-Lexicons iſt durch den
Beifall, den daſſelbe erhalten, aber nie eingeſchlaͤfert worden,
um in der ſteten Ausbildung deſſelben einen Stillſtand ein⸗
treten zu laſſen. Vom ganzem Werke ſind jetzt acht Drucke
da (der neueſte iſt der Zte Druck der sten Aufl.) von einzel⸗
nen (den erſten Theilen) 10 — 12. Jeder neue Druck iſt mit
der Zeit fortgeſchritten; es ſind jedesmal eine große Anzahl
Artikel umgebildet, neu geſchaffen, weggelaſſen oder zugeſetzt
worden, alles wie es die Zeit oder die Wiſſenſchaft erheiſchte
und ſoviel es die zur neuen Redaction immer knapp zugemeſ⸗
ſenen Friſten und der Raum erlaubten. Auch das Ganze
wurde im Allgemeinen ſtets mit moͤglichſter Sorgfalt neu
revidirt. So wird es auch ferner gehalten werden, ſo lange
dem Unternehmer dazu geiſtige Kraft und koͤrperliche Geſund—
heit bleibt und wird ſich das Werk deshalb und ſeiner Be—
ſtimmung gemaͤß ſtets in der Zeit bewegen, in der es gerade
erſcheint. Auf Vollendung und Vollkommenheit, auf Entfer⸗
nung aller Irrthuͤmer und irrigen Angaben, auf abſolute
Befriedigung jedes einzelnen Kaͤufers, macht der Herausgeber
keine Anſpruͤche, weil er weiß, daß dies nicht zu erreichen
iſt. Jedoch hoͤrt ſein Streben darnach darum nicht auf. Er
iſt dankbar gegen das Publicum, das ſein Unternehmen mit
einem in der europaͤiſchen Literatur vielleicht beiſpielloſen Bei⸗
fall beehrt hat und wie kann er dieſen Dank beſſer an den
Tag legen, als dadurch, daß er in feinen Bemühungen um
die Ausbildung deſſelben unermuͤdet iſt, daß er es auch im
Aeußern immer beſſer ausſtattet, daß er es zum wohlfeilſten
Buche dieſes Umfangs macht, das in irgend einer Lite⸗
ratur exiſtirt? Von aller Anmaßung dabei entfernt, wird jede
Belehrung, jeder billige Wunſch beruͤckſichtigt und erwogen,
inſofern er aus reiner Quelle kommt und aus humaner Beur⸗
theilung entſpringt. Auch politiſche Artikel, die, aus dem
jedesmaligen Zeitmoment hervorgegangen, die Farbe deſſelben
tragen mußten, werden bei einem neuen Drucke ſtets ſorgfaͤl⸗
tig geprüft und den veränderten Zeitbedürfniffen und Forde⸗
rungen angepaßt, da das Lexicon ſich allerdings nur auf den
hiſtoriſchen und referirenden Standpunct ſtellen ſoll.
Nichts zeigt aber bei den gedachten Afterkxitikern eine
geringere Einſicht und ihre voͤllige Unbekanntſchaft mit der
Literatur der Encyclopaͤdien ſo ſehr, als die Bemuͤhung, den
Werth von Werken dieſer Art nach der groͤßern oder geringern
Zahl der Artikel, die auf einem gewiſſen Raume gegeben
werden, beſtimmen zu wollen!
Das Converſations-Lexicon hat auf feinen 625 Boge
13000 Artikel Es wird aber nur an Brauchbarkeit und In⸗
tereſſe gewinnen, wenn fie. in demſelben Raume erſt auf
10,000 vermindert und viele kleine erſt ganz weggelaſſen oder
in größeren Maßen (in Eollectiv = Artikeln) zuſammenge⸗
ſtellt ſind.
In dieſem Sinn und Charakter ſind auch die beſten und
gelungenſten Encyclopaͤdien der Ausländer angelegt. Wir er⸗
waͤhnen nur die ausländifchen, weil wir in Deutſchland in der
neuern Zeit keine großeren erhalten haben, die wären vollendet
worden. So enthalt die neueſte Abtheilung der in ihrer Art
unübertrefflichen Edinburglı Encyclopädia, welche der bes
rühmte Brewſter herausgibt auf 32 Bogen, auch die Verwei⸗
ſungen zu Artikel gezählt, nur 52 Artikel und das Ganze dieſer
Edinburgh Encyclopadia wird demohngeachtet 20 Quart⸗
bände (die auf 2000 Bogen hoͤchſtens 3000 Art. enthalten
werden) nicht überfteigen. In gleicher Art find die von
Rees (72 Abtheilungen in 36 Bänden), Nicholſon (6 Bände),
die Encyelopädia britannica (20 Quartbände) angelegt, um
der franzöfifhen Encyelopädie von Diderot und Dalembert
hier nicht zu gedenken. Zu Special:Nadyforfhungen und Be⸗
lehrungen wird man ſtets der Monographien und der beſon⸗
dern Werke bedürfen. Allgemeine Encyclopaͤdien follen aber
nur zum Behuf der allgemeinen oder ſogenannten encyclopa⸗
diſchen Bildung angelegt werden. Wo man dieſen Zweck nicht
ſcharf auffaßt, oder wo uͤberſehen wird, was in den Kreis ei-
ner ſolchen encyclopaͤdiſchen Bildung gehört, und wo derſelbe
nicht mit Tact und mit Conſequenz durchgefuͤhrt wird, da
wird man ſtets in Irrthuͤmer verfallen, die der Vollendung
in jeder Art ſehr nachtheilig werden muͤſſen, oder dieſe gar
nur im Laufe mehrerer Generationen möglich machen. Da—
durch aber verlieren dann ſolche Werke uͤberhaupt, und, bei
dem ſteten Fortſchreiten der Wiſſenſchaften und dem Wechſel
aller Verhaͤltniſſe, insbeſondere fuͤr die folgenden Geſchlechter,
an Brauchbarkeit, und verhindert der, bei einer langen Dauer
unvermeidliche Umſtand, daß die Redactionen bis zur Voll—
endung nicht in denſelben Haͤnden bleiben koͤnnen, vollends, da
jeder neue Redacteur ſeine beſonderen Tendenzen verfolgt, alle
harmoniſche Ausführung, die bei einem ſolchen Werke doch
eine der wichtigſten Bedingungen, ja die erſte derſelben iſt.
Leipzig, den 2oſten November 1822.
0 F. A. Brockhaus.
So eben iſt in meinem Verlage erſchienen:
ueber den Congreß zu Verona
und
den Vorabend großer Ereigniſſe.
Von ö
D. von Hornthal,
koͤnigl. bair. oberſtem Juſtizrathe.
0 12 Gr.
Europa ahnet die Wichtigkeit des neuen Congreſſes im
jetzigen Augenblicke; Deutſchland kennt den freimuͤthigen
Volksvertreter, deſſen Stimme hier ertoͤnt; — ich darf alſo
mohl mit Recht die Aufmerkſamkeit des Publicums auf dieſe
höchſt intereſſante Schrift lenken. ’
Nürnberg, im November 1822.
f Friedrich Campe.
Schoͤnſchreibekunſt.
So eben ſſt in meinem Verlage erſchienen und bei mir
ſowohl als durch alle Buchhandlungen zu erhalten:
Heinrigs, J., Muſterblaͤtter für Liebhaber der
hoͤhern Calligraphie. Ztes Heft. 10 Blätter in groß
Quer-Folio. Velinpapier. oe]:
Dies Werk, in allen feinen Abtheklungen den Erwars
tungen der Kunſtfreunde entſprechend, hat ſich des entſchie⸗
denſten Beifalls zu erfreuen. Durch obiges Heft werden ſich
die Kunſtkenner aufs neue veranlaßt finden, der anerkannten
Metſterſchaft des Calligraphen die volleſte Gerechtigkeit wider⸗
fahren zu laſſen.
4 Thlr. koſteet.
Von demſelben Calligraphen ſind bis jetzt nachfolgende
Werke in meinem Verlage erſchienen:
Der kaufmaͤnniſche Schreibme ſter. 2 Hefte.
Folio. 5. Thlr. 4 Gr. N
Deutſche, franzöſiſche und engliſche Vorſchriften. 4 Hefte.
52 Blätter in 4. 5 Thlr.
20 Blätier in
Der Ladenpreis aller 3 Hefte ift 13 Thlr.,
davon das ıfte und ate jedes 4 Thlr. 12 Gr., das Zte aber ö
Deutſcke und enguſche Vorlegeblstter. 4 Hefte. 62 Blätter
in Quer Octav. 3 Thlr. 20 Gr. |
Allgemeine deutſche Schulvorſchriften fuͤr den er ſten Unterricht
im Schoͤnſchreiben. Ordin. Papier 10 Gr.; Velinpapier
12 Gr. 1. 5
Allgemeine deutſche Schulvorſchriften für den Zweiten Unter⸗
richt. 16 Gr. Im 10 5 al
Engliſche Schulvorſchriften. Orb. Papier 10 Gr.; Velin⸗
papier 12 Gr. j 0 1 25 >
Calligraphiſche Vorſchriften fuͤr Mllitalrſchulen. rſtes Heft:
1 Schrift; 16 Gr. ꝛtes Heft: engliſche Schrift;
16 Gr.
Praͤmienblatt für Schuͤler. 2 Gr.
Berlin, im October 1822.
N * T. Trautwein.
In der Schoͤnianeſchen Buchhandlung in Elberfeld
iſt erſchienen und an alle Buchhandlungen verſandt:
Rheinische
Din h. E Ei b e
für
Mediein und: Chirurgie.
15 774 ur
Herausgegeben
von
Dr. Chr. Fr.’ Harless.
VI Bandes II Stick;
20 Gr. oder 1 FI. 50 Hr.
4
4
Ich habe ſo eben, als neu in meinem Verlage erſchienen,
an alle ſolide Buchhandlungen verſandt: &
1. Die Lehre vom Beſitze, eine civiliſtiſche Ab⸗
handlung von D. C. von Savigny. Veerte ſehr
verbeſſerte Auflage. Gr. 8. Auf milchweißes Druck⸗
papier 3 Thlr. oder 5 Fl. 24 Kr.; auf ord. Druckpap.
2 Thlr. 16 Gr. oder 4 Fl. 48 Kr. n f
Der klaſſiſche Werth dieſes Werks iſt anerkannt; als
Verleger glaube ich andeuten zu muͤſſen, daß auch biefe ate
Ausgabe weſentliche Verbeſſerungen und Zufäge erhalten hat.
2. Ludw. Huͤffell, über das Weſen und den
Beruf des evangeliſchchriſtlichen Geift;
lichen. 2ter und letzter Band. Gr. 8. Auf milch:
weißes Druckpapier 2 Thlr.; auf ord. Druckpapier
1 Thlr. 16 Gr. F 1
„Der durch feine Predigten und Seiſtlichen⸗ Schule ruhm⸗
voll bekannte Verfaſſer dieſes Werks hatte ſich damit keine
für das Zeitbeduͤrfniß leichte Aufgabe geſetzt, wie ſich
naͤmlich der, feinen ehrwuͤrdigen Beruf erkennende Reli»
gions⸗Lehrer, in all feinen Beziehungen in
amtlicher, wiſſenſchaftlicher, kirchlicher, reli⸗
giöfer und moraliſcher Hinſicht, zu bilden und
zu benehmen habe. Nach dem Urtheile mehrerer unſerer
erſten Gottes gelehrten, hat der Verfaffer feine Aufs
gabe im ganzen Umfange fo rühmlicht gelöft, daß ich keinen
Anſtand nehme, dieſes Werk als eines der gehaltvollſten der
neuern theologiſchen Literatur auszubieten, das in keiner
Bibliothek eines, ſeinen wichtigen Beruf erkennenden Theo⸗
Der Ladenpreis beider Bände auf ord.
logen fehlen ſollte.
r iſt 6 Fl. und auf milchweißes Druckpap. 7 Fl.
12 Kr.
3. Selbständigkeit und Abhängigkeit, oder Phi-
losophie und Theologie, in ihrem gegensei-
Verhältnisse betrachtet, von Dr. Friedr.
tigen
Eidard Schuls, Professor der Philosophie.
10 Gr. oder 45 Hr. 7
Mit diefer, durch Scharfſinn und logiſche Oednung ſich
auszeichnenden Scheift beginnt ein junger, hoͤchſt talentvoller
Gelehrter die ſchrlftſtelleriſche Laufbahn. Das ſich aufgege⸗
bene Thema gehoͤrt zu den beſtrittenſten unſerer Zeit; ich
glaube verſichern zu duͤrfen, daß es der Verfaſſer, mit den
Waffen der Vernunft und der Bibel in der Hand, ſiegreich
durchgeführt habe.
4. Verſuch einer Anweiſung zur Forſt-Be—
triebs-Regulirung, nach neuern Anſich⸗
ten bearbeitet von P. E. Klipſtein, groß—
herzogl. heſſiſchem Forſtmeiſter zu Lich. Mit 7 Ta—
bellen. 22 Gr. oder 1 Fl. 40 Kr.
Auch die Forſtwiſſenſchaft ſtehet an der Stufe einer
umgeſtalkung. Der Verfaſſer dieſes Werks gilt fuͤr einen
der beſennenſten und erfahrenſten Maͤnner ſeines Faches, und
es ſtehet zu erwarten, daß ſeiner vereinfachten, minder
koſtſpieligen Forſtbetriebs und Taxations-⸗ Methode, im Ins
und Auslande, Aufmerkſamkeit und Befolgung zu Theil
werden wird.
5. Ein Bogen Über zwei, oder Kritik der Aphorismen
über die lateiniſche Schreibart der Neuern. 8.
2 Gr. oder 9 Kr.
6 Sundheim, über Nichtigkeits Gründe eines Er:
kenntniſſes in Criminalſachen. 10 Gr. oder 45 Kr.
Zugleich mache ich bei dieſer Gelegenheit bekannt, daß
Herr Kreis Phyſicus D. Paulizky in Wetzlar eine ganz
neu bearbeitete, rechtmaͤßige Ausgabe von feines Vaters be:
kanntem Volksbuche: Anleitung fuͤr Landleute, zu
einer vernünftigen Geſundheitspflege c. 2%,
herausgibt, welche in den erſten Monaten des naͤchſten Jah⸗
res erſcheinen wird. Eine ausführliche Anzeige, welche zu⸗
gleich mit merkwürdigen Belegen verſehen, eine
Warnung gegen den Ankauf einer fogenannten öten Auf:
lage dieſes Buchs, von einem Herrn D. Nonne in Frank⸗
furt beſorgt, darlegt, iſt in allen Buchhandlungen um ſo nſt
zu bekommen.
Gießen, im November 1822.
Georg Friedrich Heyer.
Im Verlage von J. G. Heubner, Buchhaͤndler in
Wien, iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
haben:
8 Baier enn ch
einer
wiſſenſchaftlichen Anleitung
zum Studium der Landwirthſchaftslehre.
Von
Leopold Trautmann.
Zwei Bände.
Dritte verbefferte und vermehrte Auflage.
Wien, 1822. Gr. 8. 4 Thlr. oder 7 Fl. 12 Kr. rhein.
Durch die weſentlichſten Verbeſſerungen und Zuſatze, be⸗
ſonders in der Agriculturs Chemie und in der Lehre von der
Kenntniß und Cultur des Bodens, fo wie auch durch das,
was der Herr Verfaſſer am gehörigen Orte von den neueſten
Fortſchritten im Gebiete der landwirthſchaftlichen Erfahrun⸗
gen, nach forgfältiger, mit kritiſchem Scharfblide vorge⸗
nommener Prüfang eingeſchaltet hat, darf dieſe dritte Auf⸗
lage gewiß mit vollem Rechte auf den Beifaß: verbeſſert
und vermehrt, Anſpruch machen und eine eben ſo guͤn⸗
ſtige Aufnahme bei dem landwirthſchaftlichen Publicum ge⸗
waͤrtigen, als die beiden fruͤheren Auflagen dieſes vortreff⸗
lichen Lehrbuches.
Druck, Papier und Correctheit,
werden den Wuͤnſche
der Leſer entſprechen. er
Fr. Moſengeil's Gottgeweihte Morgen- und
Abendſtunden, in laͤndlicher Einſamkeit gefeiert.
8. Im Verlage der Keßelring'ſchen Hofbuchhand⸗
lung zu Hildburghauſen. Broch. In einem
geſchmackvollen Umſchlag. 1 Thlr. 14 Gr.
Mehrere kritiſche Blätter haben dieſem Andachtsbuch
unter den neuerlich erſchienenen den erſten Platz angewieſen,
es mochte ſich daher wohl vor allen zu einer ſchoͤnen Weih⸗
nachtsgabe eignen.
So eben iſt erſchienen und durch alle Buchhandlungen
um den Preis von 1 Thlr. 12 Gr. zu beziehen:
Sylloge inscriptionum antiquarum, ed. F.Osann,
Fasciculus 1.
Sena, den ıgten September 1822.
Croͤkerſche Buchhandlung.
Neue Geſellſchaftsſpiele.
Bei dem Intereſſe, welches bei Alt und Jung die grie⸗
chiſche Sache aufgeregt hat, wird man ſich auch gern eine
heitere Abendunterhaltung mit folgenden Spielen verſchaffen:
Die Tuͤrken und die Griechen,
welche werden ſiegen? Ein auf ganz neue Art eingerichtetes
politiſches Gefellſchaftsſpiel fuͤr alle Staͤnde und jedes
Alter. Mit 32 illumin. Kärtchen, in Futteral, Abbil⸗
dungen der verſchledenen Kriegsvoͤlker und Kriegsſcenen
enthaltend. 18 Gr.
Der Phoͤnir und der Halbmond oder die Sache
der Griechen und Tuͤrken.
Ein neues Unterhaltungsfpiel für große und kleine Geſell⸗
ſchaften, nach der Art des beliebten Schimmelſpiels frei
eingerichtet. Mit 5 illumin. Karten und 4 Wuͤrfeln. In
Futteral und Büͤchschen. 20 Gr. Ordin. Ausgaben mit
farbigen Kaͤrtchen 12 Gr.
Nuͤſſe geboten und geknackt.
Kleine Unterhaltungen für frohe Geſellſchaften, in Raͤthſeln,
Logogryphen u. f. w. mit doppelten Auflöfungen, in Reis
men von L. Geißler, W. Graf und A. Schmidt. 12.
Geh. 12 Gr.
Leipzig.
Er nſt Klein's Kunſt⸗Comptofr.
2 et AN zeig ek
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XXXVII.
1822.
Diefer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes,
den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mag:
netismus in Octav⸗Format beigetegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen fuͤr die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Literarische Anzeige
uͤber
zwei Werke,
die -
geſammte preußiſche Civilgeſetzgebung
betreffend,
welche in allen Buchhandlungen der preußiſchen
Monarchie zu erhalten ſind.
I. Ergaͤnzungen der allgemeinen Gerichtsordnung
und der allgemeinen Gebürentsre für die Ge—
richte, Juſtizcommiſſarien und Notarien in
den preußiſchen Staaten; enthaltend eine voll:
ſtaͤndige Juſammenſtellung aller noch gelten:
der, die allgemeine Gerichtsordnung und die
allgemeine Gebürentsre abaͤndernden, ergaͤn—
zenden und erlaͤuternden Geſetze, Verordnun—
gen und Winiſterialverfuͤgungen; nebſt einem
chronologiſchen Verzeichniſſe derſelben und ei—
nem Repertorium. 1822. Gr. 8. VI. u. 503 ©.
Leipzig, bei F. A. Brockhaus; Berlin, bei
A. Ruͤcker. (Preis: 1 Thlr. 12 Gr. auf Druck⸗
papier, und 2 Thlr. auf Schreibpapier.)
II. Ergaͤnzungen des allgemeinen Landrechts für
die preußiſchen Staaten, enthaltend eine voll:
ſtaͤndige Zuſammenſtellung aller noch geltender,
das allgemeine Landrecht abaͤndernden, ergän:
zenden und erlaͤuternden Geſetze, Verordnun⸗
gen und Winiſterialverfuͤgungen, nebſt einem
chronologiſchen Verzeichniſſe der ſelben und
Kegiſter. 1823. Gr. 8. 2 Bände. Leipzig, bei
F. A. Brockhaus; Berlin, bei F. A. Herbig.
(Preis beider Bände: 3 Thlr. auf Drudpapier, und
4 Thlr. auf Schreibpapier.)
Bei einer Geſetzgebung, wie die des preußiſchen
Staates, deren Fortbildung zur Beſtimmung des poſi—
tiven Rechts und der Rechtspflege nicht allein durch
wirkliche Geſetze, ſondern in mancher andern Form, ſelbſt
durch Miniſterialreſcripte Statt hat, muß jedem zur preußi⸗
ſchen Staatsverwaltung in Bezug Stehenden, beſonders
den Juſtizbeamten, das Beduͤrfniß fuͤhlbar werden, den
ganzen Inbegriff der geſetzlichen Beſtim—
mungen nach der Anordnung des allgemeinen
Landrechtes und der allgemeinen Gerichtsord—
nung zur Hand zu haben. Durch eine ſolche Samm—
lung wird dem angehenden Rechtsgelehrten erſt
das gruͤndliche Studium des preußiſchen Rechtes und
auch dem kundigen Juſtizbeamten die Reviſion und voll—
ſtaͤndige Ueberſicht der preußiſchen Civilgeſetzgebung mög-
lich. Dieſes Beduͤrfniß kann nicht gehoben werden
durch, ſonſt ſchaͤtzbare, ſammelnde Zeitſchriften oder durch
Repertorien, in anderer Form, als diejenige der zur
Grundlage dienenden Geſetzbuͤcher iſt.
Darum unterzog ſich ein berühmter preußiſcher Rechts⸗
gelehrter und praktiſcher Juſtizbeamter dem ſchwierigen
Unternehmen, und giebt derſelbe dieſen beiden Ergaͤn⸗
zungswerken alles, was bis zur Vollendung des Drucks
(bei den Ergaͤnzungen zur Gerichtsordnung alſo bis zum
Auguſt; bei den Ergaͤnzungen zum Landrecht bis zum
December 1822.) als abaͤndernde, ergänzende und er—
laͤuternde Beſtimmung, ruͤckſichtlich der ganzen
Civilgeſetzgebung des preußiſchen Staates
erſchienen iſt, geordnet nach der Paragraphen-Folge
(was den praktiſchen Gebrauch außerordentlich erleich⸗
tert), und ausgeſtattet mit dem genaueſten Regiſter
oder Repertorio.
Ein bekanntes literariſch-kritiſches Blatt hat ſich
uͤber dieſe Unternehmungen in folgender Art ausgeſpro⸗
chen, was erlaubt ſein wird, hier zur naͤhern Wuͤrdigung
derſelben mitzutheilen. A
„Was auch auf der Welk vorhanden iſt,“ ſagt daſſelbe,
„hat immer zwei Seiten! Wie es die Menſchen und die
„Regierungen machen mögen, es wird immer fein Gutes
„und Böfes haben! Indeſſen muß nothwendigerwsife doch
„eins im Ganzen beſſer ſein, als das andere, und ihm
„um deswillen der Vorzug gebuͤren. So verhält es ſich
„denn ebenfalls mit der Thaͤtigkeit der Geſetzgebung. Iſt
„ſie außerordentlich rege, ſo haͤufen ſich die geſetzlichen
„Beſtimmungen; die Dauer derfelben wird theilweis ſo
„kurz, daß kaum die Sachverſtaͤndigen davon Kenntniß
„nehmen koͤnnen, daß fie in das öffentliche Leben gar nicht
„übergehen, und daß fie einen heben Grad von Gleichguͤl⸗
„tigkeit und Unbekuͤmmertheit um das, was die Geſetza
„mit ſich bringen, erzeugen; die Sammkungen der Rechts⸗
„quellen ſchwetlen zu ungeheuern Laſten an, deren An—
„iſchaffung hoͤchſt koſtbar wird, und zu deren Erlernung
„ein Menſchenalter hinzureichen auftoͤrt; es kommt am
„Ende dahin, daß vor der Menge von Nechtsbeſtimmungen
„das Recht ſelbſt nicht mehr zu erkennen it, wie die Ge—
„lehrten oft var lauter Baͤumen den Wald nicht ſehen
0 Nichts deſto weniger iſt dieſe Betriebſamkeit der
beg 900 11 weit m der Traͤgheit derſelben vor⸗
„zuziehen. Leben iſt Bewegung und Kraftanwendung.
„Wo die Geſetzgebung traͤge iſt, da findet ſich auch das
politiſche Leben im Schlafe, oder gar in Erſchlaffung.
„Es beweiſet wenigſtens ein emſiges Streben nach dem
„Beſſern, wenn die Regierung eines Landes unermüdet
„beſchaͤftigt iſt, die Gefesgebung zu vervollſtaͤndigen und
„zu vervollkommnen. Möge auch dies Beſtreben zuweilen
„mehr werth ſein, als ſeine Frucht; immer bleibt es die
„Bedingung aller Fruchtbarkeit, und gelangt durch ſich
„ſelber zu höherer Vollendung, indem es nicht muͤde wird,
„die vergangenen Fehler zu verbeſſern. Dem Uebel aber,
„daß das geltende Recht aus der Maſſe der Geſetze heraus—
„zufinden, zu ſchwierig werde, kann dadurch abgeholfen
„werden, wenn die Geſetzgebung nicht nur bei der Bear⸗
„beitung einzelner Rechtstheile alle noch geltenden Vor⸗
„ſchriften verbindet, und dagegen alle vorangegangene Ver⸗
„ordnungen außer Kraſt ſetzt; ſondern wenn ſie auch von
„Zeit zu Zeit die Früchte ihrer Arbeitſamkeit ſammeln,
„nach der Ordnung der Geſetzbücher zuſammen ſtellen, und
„ſolchergeſtalt authentiſche Ergänzungen derſelben publici—
„ren laͤßt. Einen ſolchen Anhang, ſowohl für das eall-
„gemeine Landrecht, als für die allgemeine Gerichtsord—
„nung, hat die preußiſche Regierung bereits ausgegeben.
„Indeſſen ſind ſeit ihrem Erſcheinen eine Reihe von Jah⸗
„ren verfleſſen; und die Geſetzgebung iſt in dieſer Zeit ſo
„unermüdet geweſen, daß es ein großes Beduürfniß wird,
„einen neuen Anhang für beide zu erhalten. Dieſem Be⸗
„duͤrfniſſe helfen vorliegende Werke ab. Denn ob die Re⸗
„daction einer ſolchen Ergänzung auf Befehl des Geſetz—
„gebers erfolgt, oder auf den eigenen Antrieb eines Sach⸗
„verſtaͤndigen, iſt im Grunde einerlei, da ja auch im letz⸗
„teren Falle nur authentiſche Vorſchriften wiederholt wer—
„den, deren Euͤltigkeit an ſich dadurch keinen Zuwachs
„erhaͤlt, daß auch die Wiederholung authentiſch iſt. Nur
„darauf kommt es an, daß die Zuſammenſtellung den Ans
„forderungen entſpreche, die daran fuͤr ihre Brauchbarkeit
„zu machen ſind, naͤmlich:
1) „Daß die Wiederholungen und Auszüge, der Ver—
„ordnungen ganz treu ſind, und genau den Sinn wie⸗
„dergeben, den fie bei der Promulgation der letztern hat—
ten; 2) daß ſie in derſelben Ordnung, welche in den Ge
„ſetzbuͤchern befolgt iſt, und mit Hinweiſung auf die da⸗
„durch betroffenen 88. aufgeführt werden; 3) daß die
„Sammlung vollſtändig iſt, ſo daß ſie nicht nur jede Ab:
„aͤnderungen, Erläuterungen und näheren Beſtimmungen
„der Geſetze, ſondern auch die etwa ausgefprochenen Be⸗
„ſtaͤtigungen oder authentiſchen Anwendungen in ſich faßt;
„endlich 4) daß die Quellen angegeben worden ſind, aus
„denen geſchoͤpft worden iſt. Dies iſt nicht blos darum
„noͤthig, weil bei der Auslegung und Anwendung einzelner
„Beſtimmungen es oft ſehr gut iſt, den ganzen Zuſam⸗
„menhang und die Veranlaſſung nachzuſehen; ſondern auch
„weil man ſorgfaͤltig den Urſprung einer jeden Vorſchrift
„in Acht zu nehmen hat. Denn obgleich im Preußiſchen
„die Gerichtshoͤfe bei allen Verfügungen, außer den eigent:
„lichen Erkenntniſſen, den Anweiſungen des Juſtizminiſterli
„Folge leiſten muͤſſen, und obgleich von dieſem zu preſu—
„miren iſt, daß daſſelbe darin nicht variiren werde, ſo
„bleibt doch eine ausgemachte Sache, daß Miniſterialver⸗
„ordnungen keine Geſetze ſind, und daß beſonders der er—
„kennende Richter beide wohl zu unterſcheiden habe.“
„Daß die vorliegenden Werke von einer Meiſterhand
„gefertigt, und daß fie, eben wegen ihrer Vortrefflichkeit
„fuͤr Alle, welche mit der preußiſchen Geſetzgebung fort:
„gehen muͤſſen oder wollen, eine mit Dank zu erkennende
„Gabe ſind, kann Rec. um ſo zuverſichtlicher verſichern,
„da er dieſelben mit der ſtrengſten Genauigkeit durchge—
„ſehen hat.“ 2
„Vor allen Dingen unterliegt es keinem Streite, daß
„eine ſolche, den Materien der Geſetzbuͤcher folgende Er⸗
„gaͤnzung derſelben bei weitem praktiſcher iſt, als ein
„bloßes Repertorium; daß es aber ganz beſonders bequem
„iſt, wenn, wie hier, ein chronologiſches und ein Sach⸗
„Repertorium mitgegeben iſt. An Praͤciſion, Vollſtaͤndig—
„keit und richtiger Stellung laſſen beide Werke in allen
„ihren Theilen kaum etwas zu wuͤnſchen uͤbrig, ſo daß
„Rec. bezweifelt, ob, wer auch ſolche unternommen haben
„mödte, Jemand etwas Zweckmaͤßigeres zu liefern ver⸗
„mocht haben duͤrfte, als der Verf. es gethan hat.“
Der eigentliche Unternehmer dieſer beiden Werke,
Buchhaͤndler. Brockhaus in Leipzig, hat ſeiner
Seits, für die hoͤchſte Correetheit und Sauberkeit des
Drucks, (der dem der eigentlichen preuß. Geſetzbuͤcher
voͤllig gleich iſt, was auch beim Format der Fall) und
fuͤr gutes Papfer geſorgt. Der Preis iſt nicht minder
von der hoͤchſten Billigkeit, denn, wie oben angegeben,
die Ergaͤnzungen zur Gerichtsordnung, 36 Bogen, koſten
auf Druckpapier 1 Thlr. 12 Gr. und auf Schreibpapier
2 Thlr. und die Ergaͤnzungen des Landrechts, 75 Bogen,
auf Druckpapier 3 Thlr. und auf Schreibpap. 4 Thlr.,
und erhalten die resp. Buchhandlungen des preußiſchen
Staates von dem Unternehmer ſolche Vortheile, daß fie
beide Werke auch in den entfernteſten Theilen der preuß.
Monarchie ohne Erhoͤhung zu- den angeſetzten Preiſen
erlaſſen koͤnnen. l
r 127155
(Vorſtehend angezeigte Werke ſind zu erhalten: in Ber⸗
lin bei Amelang — Boicke — Chriſtiani — Duͤmmler —
Duncker u. H. — Enslin — Herbig — Logier — Maurer⸗
ſche Sch. Mittler — Mylius — Nauck — Nicolai —
L. Oehmigke — Ruͤcker — Sander — Stuhr — Trautwein;
in Aachen bei Mayer; in Bonn bei Marcus — Weber; in
Brandenburg bei Wieſike; in Breslau bei J. F. Korn —
W. G. Korn — Max — Schoͤnez in Coblenz bei Hoͤlſcher;
in Coͤln bei Bachem — Duͤmont-Schauberg; in Danzig
bei Alberti — Anhuth — Gerhard; in Dortmund bei Koͤp⸗
pen; in Duͤſſeldorf bei Schreiner; in Eisleben bei Verdion;
in Elberfeld bei Schoͤnian — Schaub; in Erfurt bei
Andreaͤ — Keyſer'ſche Bchh.; in Eſſen bei Baͤdeker; in
Frankſurt a. d. O. bei Flittner — Hoffmann; in Slogau
in der neuen Günter’fchen Bchh. — Heymann; in Goörlig
bei Zobel; in Sreifswalde bei Koch — Mauritius; in
Halberſtadt bei Helm — Vogler; in Salle bei Anton —
Schwetſchke — Kummel — Ruff jun.; in Zamm bei
Schulg u. W.; in Sirſchberg bei Lachmann — Thomas;
in Koͤnigsberg bei Bornträger — Unzer; in Liegnitz bei
Kuhlmey; in Auͤbben bei Gotſch; in Magdeburg bei
Creutz — Heinrichshofen — Rubach; in Mindeß bei Koͤrber;
in Merſeburg bei Sonntag; in Muͤnſter bei Coppenrath
— Theißingzen Naumburg bei Burger; in Nordhauſen
bei Landgrafz in paderborn bei Weſener; in Potsdam
bel Horvath; in Prenzlau bei Ragoczy; in Quedlinburg
bei Ernſt; in Ratibor bei Juhr; in Schwelm bei Scherz;
in Sorau bei Fleiſcher; in Stendal bei Franzen u, Große;
in Stralſund bei Löffler — Trinius; in Trier bei Gall —
ing — Schroll; in weſel bei Kloͤnne; in wittenberg
bei Zimmermann; in zeitz bei Webel; in zuͤllichau bei
Darnman.)
Dei Kupferberg in Mainz iſt 1822 erſchienen
und in allen Buchhandlungen zu haben:
Apollonius von Pecga, die Buͤcher des, de sectione
determinata, wieder hergeſtellt von Robert Simſon, und
die angehängten Buͤcher des letzteren, nach dem Lateint⸗
ſchen frei bearbeitet von D. W. A. Dieſterweg. Mit
10 Steintafeln. Gr. 8. 1 Thlr. 16 Gr. oder 3 Fl.
Sullerier, über die Luſtſeuche, ihre Zufälle und Heilmit⸗
tel. Mit Zujäsen herausgegeben von D. J. K. Renard.
Mit 2 Steintafeln. 8. 1 Thlr. 16 Gr. oder 3 Fl.
Gemälde, ſkizzirtes, von Frankfurt am Main. Nebſt Aus⸗
flägen nach Offenbach, Darmſtadt, Wilhelmsbad, Soden,
Weilbach, Eppftein, Koͤnigſtein und Homburg vor der
Hohe. 8. 10 Gr. oder 45 Kr.
— von Mainz.
Taunus, dem Rheingau, nach Kreuznach und Oppenheim.
8. 14 Gr. oder 1 Fl.
— — don Koblenz und Ehrenbreitſtein. Nebſt Ausflügen
nach Ems, Bertrich, Trier und dem Laacherſee. 8. 10 Gr.
oder 45 Kr.
von Koͤln.
feld, Barmen und Duͤſſeldorf. 8. 14 Gr. oder T Fl.
Gratz, D., Briefe uͤter die Wunderheilungen des Fuͤrſten
Alex nder von Hohenlohe, von deſſen ehemallgem Lehrer.
(Aus dem aten Hefte des Apologeten beſonders abgedruckt.)
Gr. 8. 4 Gr, oder 18 Kr.
— der Apologet des Katholictsmus. Eine Zeitſchrift
zur Berichtigung monnichfaltiger Entflellungen des Katho⸗
licismus Fuͤr Freunde der Wahrheit! und der Bruder⸗
liebe. 4tes und stes Heft. Jedes Heft 12 Gr. oder
48 Kr. | ;
Hillebrand,
Iſter Theil.
Auch unter dem beſondern Titel:
Allgemeine Naturlehre des Menſchen.
1 Fl. 48 Kr. Ne 0 \
eier Theil. Beſondere Naturlehre des Menſchen
oder Sematoſogte und Psychologie. Gr. 8. 1 Thlr.
16 Gr. oder 3 Fl.
Horſt, G. C., Zauber Bibliothek oder von Zauberet,
Theurgie und Mantik, Zauberern, Hexen und Hexenpro⸗
ceſſen, Daͤmonen, Geſpenſter und Geiftererf&einungen.
Zuc Beförderung einer rein⸗geſchichtlichen, von Aberglar-
ben und Unglauben freien Beurtheilung dieſer Gegenſtände.
3ter Theil. Mit Abbildungen. Gr. 8. I Thlr. 20 Gr.
oder 3 Fl. 15 Kr. x
Kreuſer, F, der Helenen Prieſterſtaat mit vorzuͤglicher
Ruͤckſicht auf die Hierodulen in Kurze dargeſtellt. 8.
20 Gr. oder 1 Fl. 30 Kr.
Lebrün, C., Luſtſpiele. Original und Bearbeitungen.
2 Theile. 8. 3 Ther. oder 5 Fl. 24 Kr.
Auch einzeln unter folgenden Titeln zu haben:
Pommerfge Intriguen, oder: das Stelldichein.
Luſtſpiel in 3 Acten. 8. 14 Gr. oder 1 Fl. l
— Mittel und Wege, oder: „Still! ich weiß fon.’
Poſſe in 3 Aufzuͤgen. Nach dem Engliſchen des Georg
Colman. Esq. frei bearbeitet. 8. 12 Gr. oder 54 Kr.
Lehrer, Schüler und Corrector. Luſtſpiel in einem
Aufzuge. Nach dem Franzoͤſiſchen des Vial. 8. 10 Gr.
oder 45 Kr.
— — Marquis Pomenars.
33 Nach
27 K
— —
—
J.
Gr. 8. 1 Thlr. oder
— —
— —
—
Frei bearbeitet nach Picard. 8. 14 Gr. oder I Fl.
— Ninon, Moliere und Tarkuͤffe. Luſtſpiel in einem
Nach Simon bearbeitet. 8. 6 Gr. oder 27 Kr.
Aufzuge.
die Schaufpie:er.
8. 16 Gr. oder 1 Fl. 12 Kr. 5
Nebſt Ausflügen nach den Bädern des
Nebſt Ausfluͤgen nach Aachen, Elber⸗
r. 85
Er iſt ſein eigener Gegner. Luſtſp. in 3 Aufzügen.
Luſtſpiel in Verſen und 5 Huf:
zuͤgen. Nebſt Prolog feei und getreu nach Delavigne.
I}
die Anthropologie als Wiſſenſchaft.
Luſtſpiel in einem Aufzırge. |
dem Franzöͤſiſchen frei bearbeitet. 8. 6 Gr. oder
Meuth, C., ueber dle
— ——
Wetzler,
genug haben, und doch den gro
i Fieber im Allgemeinen und ihre be⸗
ſonderen Formen. 8. 7 Gr. ober 30 Kr.
Müller, N, Glauben, Wiſſen und Kunſt der alten Hin,
des in urſpruͤnglicher Geſtalt und im Gewande der Sym⸗
bolik, mit vergleichenden Seitenblicken auf die Eymbols
mythe der berühmteren Voͤlker der allen Welt, mit hieher
gehoͤriger Literatur und Linguiſtik. Erſter Band mit
2 Tabellen und 7. Steindrucktafeln, mehr als 170 noch
nicht erſchienene bildliche Darſtellungen enthaltend. Gr. 8.
4 Thlr. oder 7 Fl. 12 Kr.
Neurohr, A., der Menſch im Staate und in der Kirche.
Insbeſondere Deutſchland und fein Genius. Gr. 8. 20 Gr.
oder 1 Fl. 30 Kr. j
Rheineck, W., Rheinreiſe von Mainz bis Düſſeldorf.
Nobſt ausfͤͤhrlichen Gemaͤlden von Frankfurt, Mainz,
Koblenz, Bonn, Köln und Duͤſſeldorf mit ihren Umge:
ei Mit einer Charte. 8. 1 Thlr. 16 Gr. oder
Steininger, J., Gebirgscharte der Laͤnder zwiſchen dem
Rhein und der Maas, in Royal Folio, illumin. und mit
erlaͤuternden Bemerkungen; der Geſellſchaft nuͤtzlicher For⸗
en zu Trier vorgelegt. Gr. 8. 1 Thlr. oder 1 Fl.
48 Kr. e a
Strauß, A. F., Chemie und Phyſik als Hülfsmittel bet
dem Studium der Ferſtwiſſenſchaft durch einige chemiſch⸗
forſttechniſche Gegenſtaͤnde erläutert. Gr. 8. 7 Gr. oder
30 Kr. f
o
ler, J. E., ueber Geſundbrunnen und Heilbäber,
2 Theile. Neue, mit Zufigen und Verbeſſerungen und
2 Kupfertafela vermebrte Ausgabe. Gr. 8.
Erſter Theil: Ueber Geſundbrunnen und Heilbaͤder insbes
ſondere, oder Nach ichten uͤber die vorzüglichen Geſund—
brunnen und Heilbäder in der noͤrdlichen Schweiz, in
Schwaben, in den Rhein- und Maingegenden und in
Franken. 2 Thlr. 12 Gr. oder 4 Fl. 30 Kr.
Zweiter Theil: Ueber Geſundbrunnen und Heilbaͤder insbes
ſond re, oder Nack richten über die vorzuͤglichſten Geſund⸗
brunnen und Heilbaͤder in der noͤrdlichen Schweiz, in
Schwaben, in den Rhein- und Mainzegenden und in
Franken. 2 Thlr. 12 Gr. oder 4 Fl. 30 Kr.
Zuſätze und Verbeſſerungen zu obigem Werke
die Beſitzer der erſten Ausgabe. Mit 2 Kapfertafchn .
18 Gr. oder 1 F.. 24 Kr. rr
8
Zu einer willkommenen Gabe bei
eignes ſich vorzuͤglich:
Jean Paul's Gei ſt,
oder Chreſtomathte der vorzuͤglichſten, kraͤftigſten und
gelungenſten Stellen aus ſeinen ſaͤmmtlichen Schrif⸗
ten. 8. Dritte Auflage; in vier Banden. 6 Thlr.
So wie in allen, ſo gibt es auch in den ifken
ſes beliebten Schr eftſtellers eine Quinteſſenz, e
zoͤglic en Zauber fe lt; und daher beſonders für ſolche Leſer
ausgezogen zu werden verdiente, weiche die ſaͤmmtlichen,
zum Theil ſehr zerſt euten, Werke dieſes fo gefeierten Dich⸗
ters zu ſtudiren entweder nicht Gelegenbeit oder nicht Muſe
N 5 ßen Gewinn, den. fe bei
haben Eönnen und würden, nicht gern e (bebren möch ken.
gür 45 3 ea 5 BR Ein cefälliger cortecter
ruck auf ſchoͤnem weißem er empfiehlt .
ders zu obigem Zwecke. Eat PER 5 aueh
Es iſt durch alle Buchhandlungen zu beziehen.
feſtlichen Gelegenheiten
—
Bei Y. G. Hilſcher in Dresden iſt erſchienen und
in allen Buchhandlungen zu erhalten:
Napoleon in der Verbannung, oder Eine Stimme
aus St. Helena: die Meinungen und Bemerkungen
Napoleons Aber die wichtigſten, Begebenheiten ſeines
Lebens und ſeiner Herrſchaft, mit ſeinen eignen
Worten. Von Barry E. O'Meara, Esq., ſeinem
geweſenen Wundarzte. Nach dem Engliſchen bear;
beitet von Fridrich Schott. 4 Baͤnde, geh.,
mit 2 Kupfern, in 8. 2te jedoch unveraͤnderte Auf—
lage. 1823. Compl. 3 Thlr. 8 Gr. (Jeder
Band 20 Gr.)
Von dieſem authentffhen und daher hoͤchſt intereſſanten
Werke, welches den Schlüſſel zu der neueſten franzoͤſiſch eu:
ropaͤiſchen Geſchichte enthält und manche raͤthſelhafte Aufgaben
derſelben loͤſt, hat nunmehr die zweite Auflage die Preſſe
verlaſſen. Da es urſpruͤnglich in der Geſtal eines Tagebuchs
erſchienen iſt, in welcher Wiederholungen faſt unvermeidlich
ſind, und unbedeutende oder fremdartige Dinge ſich leicht ein⸗
ſchleichen, fo dürfen wir verſichern, daß es in der Geſtalt, in
welcher es hier erſcheint, durch eine gedraͤngtere Darftellung
gewinnt, und daß nichts weggelaſſen iſt, was auf Napoleon
unmittelbaren Bezug hat und fuͤr ſeine Geſchichte wichtig iſt.
Schon dieſe, innerhalb eines Monats noͤthig gewordene,
2te Auflage beweiſt für das große Intereſſe des Werks, von
dem ſich die erſte Auflage in ſo kurzer Zeit ganz verkaufen
konnte.
In Berlin bel Fr. Aug. Herbig iſt erſchienen und
durch alle Buchhandlungen zu haben:
Nachrichten aus dem Leben des K. Pr. Geh.
Rathes und Doktors der Arzneiwiſſen—
ſchaft Ernſt Ludw. Heim, geſammelt zur Feier
feines 50jaͤhrigen Doktor-Jubilaͤums. Zweite
Auflage. 168 S. Gr. 8. Geh. 18 Gr.
Der Verſuch, das Leben eines in der Fuͤlle der Kraft
noch thaͤtigen Jubelgreiſes darzuſtellen, der als Menſch und
Arzt gleich geſchaͤtzt und geehrt wird, konnte nicht anders als
mit reger Theilnahme aufgenommen werden. Sie ſpricht ſich
dadurch aus, daß die erſte Auflage binnen wenigen Monaten
vergriffen worden iſt. Als ein treucs Gemälde heiterer Le:
bendigkeit, kindlicher Offenheit und der herzlichſten Güte, wie
der zaͤrtlichſten Freundſchaft, wird dieſe Schrift mit dem In⸗
tereſſe den herrlichſten Nutzen verbinden.
Anekdoten und Charakterzuͤge aus dem Le—
ben Friedrichs des Großen. Fruͤher in 19
Sammlungen erſchienene, von Neuem durchgeſehene
und geordnete (zuletzt unter dem Titel: Charakteri—
ſtik Fr. d. Gr. bekannt gewordene) Ausgabe. 3 Bde.
8. Fein Pap. 4 Thlr., ord. Pap. 3 Thlr.
Bei Rubach in Magdeburg iſt erſchienen und an
alle Buchhandlungen verſandt:
Hahnzog's, A. G., Lehrbuch der Militairgeographie
von Europa. Ar Bd. Mit einem vollſtaͤndigen
Regiſter über beide Bande. 46 Bogen. 1 Thlr. 21 Gr.
Plattdeutſche Gedichte. 3 Baͤnde. Neue Auflage.
32 Bogen. 1 Thlr.
Sickel's, H. F. F., kleines Lehrbuch der Naturlehre
und Naturgeſchichte. Fuͤr Lehrer an Land- und
Buͤrgerſchulen und zum Selbſtunterrichte. 234 Bor
gen. 22 Gr. Mit 96 ſchwarzen Abbildungen
1 Thlr. 10 Gr., mit illum. Abb. 1 Thlr. 22 Gr.
Himmelsglobus in 6 Blatt. 4. Preis 1 Thlr.
Himmelskarte, 47 Zoll im Durchmeſſer. Royal-Folio.
Preis 18 Gr.
Dieſe Karten, welche in der Manier der Seebergiſchen
(d. h. die Sterne erſcheinen weiß auf ſchwarzem Grunde)
von einem geſchickten Kuͤnſtler gearbeitet worden, unterſcheiden
ſich von jenen merklich durch Deutlichkeit ſowohl der einzelnen
Sterne und ganzer Sternbilder, als auch durch die Zweckmaͤ⸗
ßigkeit der uͤbrigen Anordnung. Es wuͤrde unter dieſen Um⸗
ſtaͤnden nicht moͤglich ſein, beide Werke ſo billig zu liefern,
wenn nicht die hohe Vervollkommnung des Steindrucks, den
oben angegebenen, aͤußerſt billigen Preis geſtattete.
Bel W. Lauffer in Leipzig ſind ſo eben erſchienen
und in allen Buchhandlungen zu haden:
Das Vernunftrecht
im Gewande des Staatsrechts und der Vor⸗
rechte. Von J. G. Raͤtze. 8. 14 Gr.
Galler i e
aller juridiſchen Autoren
von den aͤlteſten bis auf die jetzige Zeit mit ihren vor—
zuͤglichſten Schriften, uach alphab. Ordnung aufge
ſtellt von J. H. Stepf, k. b. oberſten Juſtizrath.
Zter Band: F -G. Gr. 8. 2 Thlr. (3 Bände
5 Thlr. 8 Gr.)
Die Circe von Glas-Llyn.
Ein Roman nach Walter Scott bearbeitet von K.
H. L. Reinhardt. Zter und 4ter Band. 8. 2 Thlr.
(4 Baͤnde 3 Thlr. 12 Gr.)
Marmi on
oder die Schlacht von Flodden Field. Eine
Rittergeſchichte von Walter Scott. Nach der
Hten Ausgabe bearbeitet von F. P. E. Richter.
2 Baͤnde. 8. 2 Thlr.
Harold der Unerſchrockene
von Walter Scott; bearb. von W. v. Morgenſtern.
8. 20 Gr.
Zur Vermeidung etwaiger Colliſionen zeigen wir an,
daß binnen einigen Wochen eine neue verbeſſerte und ſehr
wohlfeile Auflage von 3
Walter Scotts Kenilworth, uͤberſetzt von
Georg Lotz. 3 Theile. 8.
bei uns wleder erſcheinen wird.
Hannover.
Hahn ſche Hof: Buchhandlung.
erg r i ich en Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XXXVIII. 1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-Blatte,
dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag:
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format;
der Iſts und den kritiſchen
netismus in Octav- Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart-Abdrucke berechnet 2 Gr.
Ankündigung.
Konſtitutionelle Zeitſchrift.
Die große Angelegenheit der Verfaſſungen bedarf un⸗
ftreitig in dem gegenwärtigen Zeitpunct der kraͤftigſten Ver⸗
theidigung des redlichen Mannes. Als zeitgemäß wird daher
eine perfodiſche Schrift erſcheinen, welche die Zwecke hat:
den geſetzlich eingeführten Verfaſſungen das Wort zu ſprechen,
die Grundfäge der konſtitutionellen Monarchie in ihrer Rein⸗
heit zu bewahren, den Eifer für dieſelbe fortwaͤhrend wach
zu erhalten, auf die Gefahren, die ihr drohen, aufmerkſam
zu machen und zu zeigen, daß die Verfaſſungs-Angelegen—
beit eben ſo gerechten Anſpruch habe auf den Schutz der
Großen, als die Grundabſicht der Machthaber auf das Ver—
trauen der Völker. Welt entfernt, aufzureizen ober zu er⸗
ſchatten, wird die konſtitutionelle Zellſchrift vielmehr be⸗
ruhigend und befeſtigend wirken. Sie wird mit der groͤßten
Ehrfurcht von der Koͤnigswuͤrde, mit Anſtand und Ernſt
von den Miniſterien, mit Eifer und Nachdruck fuͤr die For⸗
derungen der Gerechtigkeit ſprechen. — Ihr Inhalt wird
vornehmlich in Folgendem beſtehen:
I. Nachrichten zur Tagesgeſchichte der Verfaſſungen.
2. Urtheile hierüber von Freunden und Feinden.
3. Hiſtoriſche Ueberſichten und Beurtheilungen ſtaͤndiſcher
Verhandlungen.
4. 1 Abhandlungen uͤber wichtige Verfaſſungsgegen—
ſtaͤnde.
5. Merkwuͤrdige Aktenſtuͤcke und Urkunden zur Geſchichte
der Verfaſſungs- Angelegenheit.
6. Literaͤriſche Anzeigen, Recenſionen aus dem Fache der
Verfaſſungs-Literatur; kurze Bemerkungen, Nolizen ꝛc.
Wettſchwelſigkeit und ermuͤdende Trockenheit bleibt un:
fern Auffägen fremd. Zweckmaͤßtge Abwechslung und friſche
Lebendigkeit, ſowohl in den Nachrichten als in den Anſichten,
ſollen der Zeitſchrift das Intereſſe mittheilen, das dem Eifer
der Herausgeber, der Wichtigkeit des Gegenſtandes und der
Regſamkeit unſers Zeitalters am beſten zuſagt.
—
Vom Anfange des naͤchſten Jahres an erſcheint am ıften
und 18ten jedes Monats ein Heft von ungefähr 4 Druck⸗
bogen. Der Praͤnumerationspreis des Jahrgangs von
24 Heften ift 10 Fl. 24 Kr. rhein. oder 6 Thlr. ſaͤchſ., wo⸗
für alle Buchhandlungen und Poſtamter dieſe Zeitſchrift lie—
fern werden. Wir empfehlen dieſes Unternehmen der allge:
meinen Theilnahme, und bi'ten die Beſtellungen bald zu
geben. — Eine ausfuͤhrlichere Ankündigung iſt bei allen
Yoftämtern und Buß handlungen zu haben.
Stuttgart.
J. B. Metzlerſche Buchhandlung.
—
Der Zu ſchau er.
Zeitblatt für Belehrung und Aufheiterung.
Herausgegeben
von
J. D. Symanski.
Mit dem Anfange des Jahrs 1823 geht, in Folge
eines Uebereinkommens mit Herrn Buchhaͤndler T. Traut⸗
wein, der Verlag des Zuſchauers auf mich uͤber. Schon
zwei Jahre hindurch hat dieſes, in die Stelle des Frei⸗
müthigen für Deutſchland getretene Unterhaltungs⸗
blatt ſich durch ſeine Tendenz einer ſteigenden Gunft beim
Publikum zu erfreuen gehabt, und dieſes iſt es, was den
Herrn Herausgeber ermunternd auregt, durch innern Werth
jene Gunſt ferner zu mehren und zu feſtigen. Meinerſeits
werde ich bafuͤr eifrigft Sorge tragen, daß auch durch aͤußere
Zierde der Zuſchauer fortwährend den beliebteſten bellelri⸗
ſtiſchen Zeitſchriften unſres Vaterlandes gleichſtehen ſoll, und
mogen zu deſſen beſonderer Empfehlung hier noch die Namen
derjenigen Mitarbeiter angefuͤhrt werden, welche an demſel⸗
ben bisher einen thätigen Antheil genommen haben: Adel:
fan, F. Arnoldi, Berthold Aſſmann, Karoline Balkow,
F. Barth, O. Bergenroth, Luiſe Brachmann, C. Ph. Bo:
nafont, Heinrich Bramigk, H. Burdach, J. F. Caſtelli,
Coſſmar, Emilie D:mm, O. v. Deppen, Heinrich Doͤring,
J. Dornal, W. v. D'Elpons, Jocoſus Fatalis, die Ge
brüder Fatalis, F. Foͤeſter, Auguſt Gebauer, Esuard Gehe,
W. A. Gerle, Wilhelmine v. Gersdorf, F. Gleich, Fr. v.
d. Goltz, Hagemeiſter, F. A. Hahnrieder, Karl Harder,
Haug, W. Hebenſtreit, H. Heine, v. Held, H. Hennig,
Hermann, Liane Hofer, E. T. A. Hoffmann, Ludwig Jeit⸗
teles, Jerta, J. C. Ihn, Janocenz', Orion Julius, E.
Karoli, Dr. Kinderling I, F. W. Krampitz, Th. Kron,
Auguſte Kühn, Amadeus Laͤtus, K. Lappe, Karl Locuſta,
Arnold Loͤwy, E. Lortzing, G. A. v. Maltitz, Friederike
May, Eduard Mildau, Karl Muͤchler, L. Neumann, Eduard
Freiherr v. d. Oelsnitz, Philippi, Fr. Raßmang, Rauche,
Johannes Regiomontanus, Reinbeck, Karl Reinhard, L. Rell⸗
ſtab, Adolf Roland, Richard Roos, Auguſt v. Schaden, W.
Freiherr v. Schilling, J. F. Schink, Franz Freiherr v.
Schlechta, Amalie Schoppe geb. Weiſe, Luiſe Schwarz, W.
Sehring, Karl Seidel, W. Smets, K. Sprengel, Adalbert
vom Thale, Theodora, Dr. L. Valentini, Edmund der Wal:
ler, Alexis der Wanderer, Wehle, Welnmann, Weiſſer,
A. Werg, Dr. Karl Witte, E. Woldemar. — Außerdem
lieferte der Zuſchauer Ueberſichten der neueſten deutſchen
Literatur, eine fortlaufende Chronik der Koͤnigl. Schaufpiele
zu Berlin, und Correſpondenz Nachrichten aus Braun⸗
ſchweig, Breslau, Dresden, Frankfurt a. M., Halle,
Hamburg, Königsberg, Leipzig, Maiiand, Prag, Stettin,
Wien u. ſ. w.
Beiträge, mit Angabe der Bedingungen, unter wel⸗
chen der Abdruck erfo gen kann, werden lediglich und allein
unter der Adreſſe des Herausgebers erbeten.
Von dem Zu ſchauer erſcheinen wöchentlich drei Stüde
im größten Quart-Format, auf feinem engliſchen Papier
9 er Jahrgang koſtet, einſchließlich der Beilagen,
hte Eh iſt dieses Zeltblatt durch ſaͤmmtliche reſpective
Buchhandlungen und Poftämter zu beziehen, für
welche letz'ere das Koͤnigl. Zeitungs⸗ Comptoir zu
Berlin den Debit in der Art übernommen hat, daß der
Zuſchauer durch ſäéämmtliche Poftämter der preu:
ßiſchen Monarchie, und ins Ausland reſp. bis
zur preußiſchen Grenze, ohne Erhoͤhung des
Preiſes geliefert wird.
Ferner erſcheint in meinem Verlage:
Neues Mu ſ eu m
d
es
Laune und der Satyre.
Herausgegeben
von
Ph. Pet e i.
Mit Karrikatur-Kupfern.
Bandes, aus 4 Heften beſtehend,
2 Thlr. 12 Gr.
ehlung dieſes Journals folgt hier in der Kuͤrze
die Aire pes erte Bandes: Diſſertation eines
Witz es, der
H.
Erſter Band.
Preis des erſten
oklorhures. Von M. C. — Gattinliebe. Von Jokoſus
1 — Peter's Mißgriffe. Von K. Muͤchler. — Der
Marktſchreier. Von H. Döring. — Grundlinien zu einer
Von Joh. Regiomontanus. — Gries⸗
ram's Traumgeſichte. Von Lehwe. — Die Mode der hohen
Halsbinden. Von L. F. — Geheilte Untreue. Von P.
(zum Kupfer) — Die Revue beim Staͤdtchen Knallburg.
Von Ad. Roland. — Eröffnungsrede im Bacchus Kluhb. —
Der neue Kirchenbau in der Moldau. — Rezept zu einem
Hofſchranzen. Von K. M— r. — Betrachtungen in der
Kirche. Von M. Cunow. — Aphorismen von den Beweis⸗
kräften des Metalles. — Orpheus u. Euridice. Von AT:
Ueber eine jetzt ſehr allgemein herrſchende Krank⸗
Die Leipziger Poſtkutſche
Rezept zu einem alten
Geſchichte des Teufels.
— . —
heit und deren H:tlungszrten. —
nach Berlin. Von K. Harder. —
Deutſchen. — Der Dienſtfertige. Von C. Locuſta. —
ei Pied. — Potpourri Nr. I. und 2. — Raͤthſel⸗
ſchwank. Von Ad. Roland. — Swift's Vorſchlag, Staats⸗
chulden auf eine leichte Art in kurzer Zeit zu tilgen. —
Aeg 45 Trinkers. Von A. Lärus. — Schnupftabak.
Von K. Beſſelt. — Wißzfunken älterer Zeit. — Stegreif⸗
gedicht. — Buͤcheranzeigen. — Selbſtgeſpraͤch des Fräulein
Adolphine. Von K. M—r. — Die Bürger: Neffource (zum
Karrikaturkupfer). — Anekdoten. — Epigramme. — Wipige
Repliken. — Satyriſche Aphorismen ꝛc. —
Alle ſechs Wochen erſcheint ein Heft von dieſem Jour⸗
nale, und iſt ſolches durch das hieſige köͤntgl. Zeitungs:
Comptoir, ſo wie durch alle koͤnigl. Poſt-Aemter zu be⸗
iehen.
i Let lin, im October 1822.
H. Ph. Petri.
In Ferd. Duͤmmler's Buchhandlung in Berlin
ſind im Jahre 1822 folgende Schriften herausgekom—
men und in allen Buchhandlungen zu erhalten:
Arndt, D., de Capitis Ossei ecosis structura singulari.
6 Gr.
Bode, D., astronomisches Jahrbuch für das Jahr 1825,
oder funfzigster, Band. 2 Thlr. 5
Hausfreund, der brandenburgiſche. Ein Kalender für den
Bürger und Landmann, für 1823. 4. 10 Gr.
Helling, D., Praktisches Handbuch der Augenkrank-
heiten, nach alphabetischer Ordnung. ster Band
Mit Kupfern. 2 Thlr. 14 Gr. Beide Bände, womit
das Werk geschlossen, 4 Thlr. 20 Gr.
Hoßbach, W., Predigten. Gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr.
— — Wie wir in Beziehung auf das Himmelreich die
Kinder betrachten uad behandeln ſollen. Eine Predigt am
Michaelistage. 3 Gr.
Link, Prof., die Urwelt und das Alterthum, erläutert durch
die Naturkunde. 2ter Band. 1 Thlr. 8 Gr. Beide Bände
2 Thlr. 16 Gr.
Neander, D., der heilige Johannes Chryſoſtomus und die
Kirche, beſonders des Orients, in deſſen Zeitalter. 2ter
Band. 1 Thir. 12 Gr. Beide Baͤnde 3 Thlr. 8 Gr.
— — Denkwuͤrdigkeiten aus der Geſchichte des Chriſten⸗
thums und des christlichen Lebens. kſter Band. 1 Thlr.
16 Gr.
O' Etzel, Capit, Erdkunde für den Unterricht. 2ten Bandes
ote Abtheilung. Mit 1 Charte. 20 Gr. Alle 3 Abhtheil.
2 Thlr. 20 Gr.
Olshausen, Prof., Historiae ecclesiasticae veteris Mo-
numenta praecipua. Vol. I. Pars 2. 18 Gr. Beide
Abtheilungen 1 Thlr. 18 Gr.
Ofann, D., und Trommsdorf, Mineralquellen zu Kaiſer⸗
Franzensbad bei Eger. Mit 4 Kupfern, 1 Zylr. 12 Gr.
ꝓfefferkorn, D., die allgemeine und die brandenburg = preuß.
Geſchichte. Ein Leitfaden. 6 Gr.
Piehl, D., über einige Veterinair Operatlonen e
deren Schädlichkeit und fehlerhaften Ausübung. 6 Gr.
Stubo, D., Verſuch einer Erklarung der Fragmente, lex
II. III. IV. 85. Dig. de verborum obligat (45, 1),
über die Theilbarkeit und Untheilbarkeit der Obligationen.
16 Gr.
Zumpt, Prof., Aufgaben zum Ueberſetzen aus dem Deutſchen
ins Lateiniſche. 2te verbeſſerte Auflage. 1 Thlr. 4 Gr.
No man e: 105 5812
Bergbewohner, der, oder Verbrechen, Buße und Liebe. Nach
dem Franz. des d'Arlincourt. 2 Bande. 1 Thlr. 16 Gr.
Scenen aus Immanbel Schwenkendieks Kandidatenleben.
Herausgegeben von Locufta. - Liter Band. Mit 1 Kupfer.
21 Gr. . e e
Scott, W., der Kerker von Edinburgh. Herausgegeben von
Prof. Schmidt. 3. Bände. 2te verbeſſerte Auflage.
3 Thlr. 121
Kalender: ang
Kalender, hiſtoriſch-genealogſſcher, für 18233 die Fortſetzung
der Geſchichte Verlins enthaltend. Von Prof. Wilkens.
Mit Kupfern. 1 Thlr. 12 Gr. :
Zafchen Kalender, Berliner, auf 1823.
Dit Beiträgen von
E. Tieck ꝛc. Mit Kupfern.
1 Thlr. 12 Gr.
Weihnachtsſchrüften, f
welche im Verlage von J. G. Heubner in Wien erſchie⸗
nen und in allen Buchhandlungen zu haben ſind:
Kleines Sittenbuͤchlein
für
die zarte Jugend beiderlei Geſchlechts.
Nebſt einem
Anhange von Denk- und Sittenſpruͤchen.—
Von 4 ‘
Jakob Glatz. 10
Zweite verbeſſerte und vermehrte Auflage. 12
Mit 4 Kupfern. 8. Geb. 1 Thlr. oder 1 Fl. 48 Kr. rh.
Dieſes mit 4 ſchoͤnen Kupfern und im Uebrigen ſehr
velt ausgeſtattete Büͤchelchen eignet ſich vorzuͤglich zu einem,
jedem Kinde ſehr angenehmen und eben fo nuͤtz ichen Chriſt⸗
geſchenke, dz der beliebte Verfaſſer hier beſonders auf das
ſiitliche Gefühl der zarten Jugend zu wi ken und dieſelbe mit
ihren Pflichten und deren Erfüllung auf eine anſchauliche Art
bekannt zu machen ſtrebt. Nebſt dem Campeſchen Sit⸗
tenbuͤchlein duͤrfte dieſes Glatzeſche ohne Zwelfel die meiſte
Aufmerkſamkeit aller derer verdienen, die auf die ſittliche
Bildung der Jugend das gebuͤhrende Gewicht legen., 5
Gee ſſſchei chte
11
des Lebens und Wirkens
* der Du
un (ee, PN SIE
it 2
moraliſchen Anwendungen für die Jugend.
Ein Feſtgeſchenk
für gute Soͤhne und Toͤchter.
| Bon !
D. Franz Rittler.
Mit 12 Kupfern.
Gr. 8. Broch. 2 Thlr. 8 Gr. oder 4 Fl. 12 Kr. rhein.
Das Leben der Apoſtel, der erſten Verkuͤndiger und
Verbreiter der Religion Jeſu, muß dem erwachſenen Chriſten
ſowohl als auch der Jugend höoͤchſt intereſſant und in mehr
als einer Beziehung lehrreich fein. Es dürfte daher dieſe,
durch einen edlen und jedes unbefangene Gemüth anſprechen⸗
den Vortrag ſich auszeichnende Darſtellung Ätres. Fräftigen
Wirkens ſowohl für ältere Leute als auch für die Jugend
eine willkommene Weihnachtsgabe ſein, wozu es ſich auch
durch fein ſchoͤnes Aeußere noch ganz beſonders eignet, in⸗
dem der Text auf ſchoͤnes Velinpapier nett gedrückt iſt, und
die 12 Kupfer, wovon jedes eine intereſſante Situation aus
> | 9. Taſſo, T., lyriſche Gedichte;
2 Baͤndchen. 18 Gr
dem Leben eines Apoſtels darſtellt, von einem geſchickten
Künftler nach den Zeichnungen mehrerer vorzüglichen Meiſter
geſtochen find: * 8 119 045
1241 3
uu Gi Capo zun node im. ni
So eben if erſchienen ud an alle Buchhündlungen
Deulſchlands verfandt: z 1 isn
Antonio und Felippo, oder Licht und Schat⸗
ten des Suͤdens. Ein Nachtſtuͤck aus un—
ſern Tagen von C. W. Augar.
6 Gr. oder 4 Fl. 3 Kr. 12841
Frankfurt a. M., im October 1822.
Heinrich Wilmans.
Ta ſſch en bibliothek
der
aus laͤndiſchen Kla [ſüfker, in neuern
Verdeutſchungen.
1821 — 1822. | 52 Bändchen. Mit Kupfern. 16.
Roh 17 Thlr. 8 Gr., geheftet 19 Thlr. 12 Gr.
Einzeln werden daraus verkauft:
1. Alfieri, V., von der Tyrannei; uͤberſetzt von
Schweizer. 2 Bändchen. 18 Gr.
2. Byron's Werke; überfegt'von H. Doͤring,
J. Koͤrner, A. Schumann und L. Witthaus.
12 Bändchen. 4 Thlr. 12 Gr. ne
3. Delille, J, der Landmannz uͤberſetzt von G. Döring. |
2 Bändchen. 18 Gr. ! es EINST end
4. Guarini's, G. B., treuer Schäfer; uͤberſetzt von H.
Müller! 2 Bindchen. 18 Gr. 1 |
5. Moliere's Zartuff; überfegt von Dr. Langenbeck.
9 Gr.
J.
G. Regis. 9 Gr. -
8. 2 Thlr.
Th. Hell,
6. Shakſpeare, W., Timon von Athen; uͤberſetzt von
7. Scott's, W., Jungfrau dom See;
Alexis. 2 Bändchen. 18 Gr.
8. — — ſaͤmmtliche Remone; uber
W. Gerhard, H. Döring,
1 — ı6te8 Bänden. 6 Thlr.
uͤberſett von W.
f von E. Berthold,
E. von Hohen hauſen.
(Werden fortgeſetzt.) >
9 überſetzt von C. Foͤrſter.
r. ;
10. Amyntas; überfegt von v. Danford. 9 Gr.
Thomſon's, J., Jahreszeiten; uͤberſ. v. F. Schmit⸗
thener. 2 Baͤndchen. 18 Gr.
12. Virgil's Aeneis; überfegt von D. Nürnberger.
4 Ende, 1 ae 22 Gr.
13. Boltatre's Candide; uͤberſetzt von Sigismu .
2 Baͤndchen. 18 Gr. £ 5 al
14. — — Karl XII.; überfi von Stein. 3 Bändchen.
1 Thlr. 3 Gr. - ae
—
Dieſe elegante Taſche ausgabe, welche ununterbrochen
fortgeſetzt wird, iſt auf Schweizer-Velinpapier in gefälligem
Sedez⸗ Format mit ſchöner, neuer Schrift gedruckt. Jedes
Bändchen iſt im Durchſchnitte 200 Seiten ſtark, mit der
Biographie des Verfaſſers und einem Titelkupfer ver⸗
ſehen. — Als eln ſchoͤnes Geſchenk der Liebe und Freund⸗
ſchaft koͤnnen wir dieſe Taſchenbibliothek, welche durch alle
Buchhandlungen um beigeſetzte Preiſe zu erhalten iſt, bes
ſonders empfehlen. 5
Zwickau, im November 1822.
Gebr. Sch
u mann.
in
Anekdoten Almanach
fuͤr das Jahr 1823. ?
Herausgegeben von K. Much ler.
Mit Kupfern. Geh. 1 Thlr. 3 Gr.
Iſt erſchlenen und in allen Buchhandlungen zu haben.
Dieſer Jahrgang iſt der 14 te der Sammlung.
Berlin.
Duncker und Humblot. :
— — |
ae
1117
Empfehlungswerthe Jugend.
151 ö ſchriften,
welche fich beſonders zu Weihnachts- und
Neujahrsgeſchenken eignen und in allen Buch⸗
handlungen Deutſchlands zu haben ſind:
Baur, Sam., Leben, Meinungen und Schickſale beruͤhm⸗
ter und denkwürdiger Perſonen aus allen Zeitaltern; fuͤr
die Jugend bearbektet. 5 Bände, 8. Geh. Mit Kupfern,
auf Schreibpapier 9 Thlr. 12 Gr.; ohne Kupfer, auf
Druckpapier 7 Thlr. He
. 155 Lina's i 2 Baͤnde. 8. Geh.
Mit 8 Kupfern, auf Velinpapier 2 Thlr.; o
auf Druckpap. 1 Thlr. 8 Gr. de e,
— — Maͤhrchenbibliothek fuͤr Kinder.
chen aller Zeiten und Voͤlker
Auch unter dem Titel
Mährchen der Tauſend und Einen Nacht
de. 8. Geh. Mit Kupfern, auf
ohne Kupfer, auf Druckpap. 4 Thlr.
Guts Muhs, J. L. F., Tianbuch für die Soͤhne des
. : Gr. J 2 4 Kupfern. 1 Thlr. 4 Gr.
— — Kateaismus der Turnkunſt; ein Leitfa .
rer und Schuͤler. 8. 12 Gr. je NT
Pattberg, Auguſte, Blumen am einſamen Lebens ad.
ca 4 für Deutſchlands edle Tochter. 8. Us.
10 Gr.
Aus den Maͤhr⸗
ausgewählt und erzaͤhlt.
; für Kinder. 4 Bäns
Velinpapier 6 Thlr.;
poppe, D. J. J. M., Larunda oder der Schutzgeiſt unſe⸗
rer Lieben in ſo vielfaͤltigen Gefahren des Lebens. Ein
Lehr- und Leſebuch für Aeltern und Kinder. 8. Geh.
Mit Kupfern, auf Velinpapier 18 Gr.; ohne Kupfer, auf
Druckpapier 14 Gr. I
Schreiber, Aloys, die Geburt des Erloͤſers. 8. Geh.
Mit Kupfern, auf Velinpapier 18 Gr.; ohne Kupfer, auf
Druckpapier 10 Gr. J
Frankfurt a. M., im Nov. 1822.
Heinrich Wilmans.
Neu er
der
ganzen Welt
nach den neueſten Beſtimmungen fuͤr Zeitungsleſer,
Kauf- und Geſchaͤftsleute jeder Art, Gymnaſien
und Schulen; mit beſonderer Ruͤckſicht auf die geo—
graphiſchen Lehrbuͤcher von D. C. G. D. Stein.
Vierte ſehr vermehrte und berichtigte Auflage. In
18 Charten und 7 Tabellen. Gr. Fol. 1822. 3 Thlr.
8 Gr. oder 6 Fl. rhein. a
Diefer Atlas, der hier in einer vierten ſehr vermehr⸗
ten und in ſaͤmmtlichen Charten bis 1822 berichtigten Auflage
erſcheint, iſt ſowohl für den Schul- als Privatgebrauch
äußerſt nuͤtzlich und nur der bisher ihm gewordene große
Beifall ſetzt uns in den Stand, ihn auch als den wohl—
feilften empfehlen zu können. Die drei ganz neu hinzu:
gekommenen Blätter ſind vorzuͤglich ſchon.
Letpzig. hr. 884
J. C. Hin ichs ſche Buchhandlung.
Vom >
Globus, oder Zeitſchrift der neueſten Erd—
beſchreibung, herausgegeben von Streit und
Cannabich (Erfurt, bet Uckermann, Preis eines
jeden Heftes 16 Gr. ſaͤchſ.) Jun
iſt ſo eben das ſichſte Heft verſendet worden. Mit neuen
Beſtellungen wendet man ſich an die Keyſerſche Buchhandlung
in Erfurt oder jede andere Buchhandlung. .
Vorausgeſetzt, daß die Kriſis, in der ſich jetzt Europa
befindet, nicht einen Zuſtand herbeiführe, in dem Treue und
Wahrheit es unter ihrer Wuͤrde halten muͤßten,
die Fortſetzung der Neuen Nationalchronfk der Teut⸗
ſchen von J. G. Pahl auch für das kuͤnftige Jahr an-
gekuͤndigt. Das Publikum kennt den Geiſt und die Manier,
in denen in dieſem Journal die Ereigniſſe des Tags beleuch⸗
tet, die Ideen, die durch ſie zur Sprache kommen, entwickelt,
und durch das eine und das andere auf Erregung und Aus⸗
bildung des rechtlichen und patrioiſchen teutſchen Sinnes
geftredt wird, und allgemein hat man der Unbefangenheit
und Freimuͤthigkeit, womit der Verfaſſer ſich — unter dem
Schutze einer liberalen Geſetzgebung — Über die Erſcheinun⸗
gen der Zeit erklart, Gerechtigkeit wiederfahren laſſen.
Diefen Charakter wird das Journal auch für die Zu—
kunft zu behaupten ſuchen. Uebrigens dauern die bisherigen
Bedingungen in Anſehung der Abnahme fort. Die Beſtel⸗
von den
öffentlichen Angelegenheiten noch oͤffentlich zu ſprechen, wird
lungen konnen bei allen löbl. Poſtaͤmtern gemacht werden,
welche ſich an die koͤnigl. Haupt » Ober-Poftamts:>
Zeitungs⸗ Expedition nach Stuttgart zu wenden haben,
welche, einer beſondern Uebereinkunft mit dem Verleger ge⸗
maͤß, im ganzen Koͤnigreich den Preis nicht erhoͤhen wird.
Monatlich iſt dieſe Zeitſchrift auch in allen ſoltden Buchhand—
lungen Teutſchlands im naͤmlichen Preife zu bekommen. Für
ganz Sachſen nimmt Herr Carl Cnobloch, Buchhaͤndler
in Leipzig, Beſtellungen an. Die naͤchſtgelegenen Abnehmer
belieben ſich an den Verleger zu wenden.
Der jaͤhrliche Preis iſt, mit Einſchluß der Stempeltaxe,
auf 5 Fl. rhein. oder 3 Thlr. ſaͤchſ. geſetzt, welcher Betrag
bei Empfang der erſten Nummer entrichtet wird.
Ellwangen und Gmünd, im Nov. 1822.
Ritterſche Buchhandlung.
Wer an dem Aufſchwung eines lang unterjochten Volks
Antheil nimmt — und welcher Menſchenfreund ſollte das
nicht? — wer die Lage der Sachen grändlich erörtert fin⸗
den will, dem wird gewiß folgende Zeitſchrift willkommen
fein, von der, bei guͤnſtiger Aufnahme des Publicums, der
2te Band jetzt mit dem 1ſten Heft anfängt (deſſen ztes und
Ztes Heft noch dieſes Jahr 1822 erſcheinen) und deſſen Uns
ſchaffung dem Publicum noch durch den billigen Pränumera⸗
tionspreis von I Thlr., fuͤr ungefähre 20 Bogen auf weißem
Papier, erleichtert wird, für welchen Preis man bei zuglei⸗
cher Mitbeſtellung auch noch den erſten Bend erhalten kann
(außerdem iſt der Ladenpreis 1 Thlr. 12 Gr.).
Der Freiheitskampf
der Griechen gegen die Tuͤrken,
in ſeinem Entſtehen und Fortgehen: hiſtoriſch und po—
litiſch dargeſtellt. Nebſt Schilderung der Griechen
und Griechenlands, der Tuͤrken und der Tuͤrkei,
ſowie die Geſchichte beider Nationen. Bearbeitet
von Fr. Gleich, v. Halem, Ruͤder und Andern.
Herausgegeben von E. Klein,
Leipzig.
Ernſt Kleins literariſches Comptoir.
Im Verlage von J.
Wien,
haben:
G. Heubner, Buchhaͤndler in
iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
APHORISMI
5 3 u DE
COGNOSCENDIS ET CURANDIS
FEBRIBUS.
EDIDIT
MAXIMILIANUS..STOLL.
Editio secunda. Vindobonae 1822. g. Broch.
1 Thlr. oder 1 Fl. 48 Kr. rhein.
Indem ich dem ärztlichen Publicum hiermit eine zweite
Auflage der Aphorismi des verewigen Stoll übergebe,
glaube ich einem Beduͤrfniſſe entgegen zu kommen, welches
die haͤuſige Nachfrage nach dieſem ſeit längerer Z it im Buch⸗
handel fehlenden Werke aus zuſprec en ſchien. .
; Der Abdruck iſt Übrigens) ganz unverändert nach ber
erften Auflage gemacht worden, und ich habe dabei nur fuͤr
tie möglichſte Correctheit und ein bequemes und angenehmes
Aeußere Sorge getragen.
J. G. Heubner.
Pranumerafions-Anzeige
Neue leichtfaßliche
A n ie izt u mn
zur
Salzwerkskunde
mit h
vorzuͤglicher Ruͤckſicht
auf
Dalurgiihbe. Geogno fie
und auf
die zweckmaͤſigſten Anſtalten zur Gewinnung reicherer
Salzquellen
von
Dr. Karl Chriſtian von Langsdorf,
Großherzoglich Badiſchem Geheimen Hofrath und erſtem ordentlichen
Lehrer der Mathematik zu Heidelberg.
Heidelberg, im Verlage von Karl Groos.
— œæü-ã ä —— P2575 —: . ...... en re
40 bis 45 Bogen in gr. 8. und 12 bis 15 Kupfertafeln ſtark.
— X- ͤ -v—
Von 1818 bis in 1822 wurden mir von Seiten der Großher—
zoglich Badiſchen Regierung ſaliniſtiſche Unterſuchungen und
dahin gehoͤrige Anſtalten zum Berufe gemacht. Ich widmete
mich dabei dann auch berufsmaͤſſig beinahe ausſchließlich aufs
Neue dem ſaliniſtiſchen Studium, mit dem Vorſatze, noch am
Abende meines Lebens durch die Ausarbeitung einer neuen
Anleitung zur Salzwerkskunde wo moͤglich in Bezug
auf dieſen fuͤr alle Staaten hoͤchſt wichtigen Gegenſtand eini—
gen Nutzen zu ſtiften, und hiermit zugleich den Wunſch zu
erfuͤllen, den ſchon vor Jahren mehrere Freunde gegen mich
aͤuſſeretn. Dieſe Anleitung liegt mit den meiſten Zeichnungen
bereits zum Drucke fertig, und die noch ruͤckſtandigen Zeich—
nungen werden in Kurzem vollendet werden. Ich hatte bei der
Ausarbeitung immer den Sweck vor Augen, ein allgemein ver—
ſtändliches Handbuch zu liefern, das ohne Schwierigkeit von
jedem Bergmanne und Salinenofficiant verſtanden und benutzt
werden könnte. Meine ältere Salzwerkskunde, zu der nach⸗
her noch mehrere Supplemente erſchienen, war ſchon vor 39
Jahren unter der Preſſe, und nach ihr iſt bis jetzt keine
neuere Anleitung erſchienen, daher dann auch in dieſer Hin-
ſicht meine jetzige Arbeit wohl nicht fuͤr überfluͤſſig gehalten
werden kann, zumal da ſeit jener Zeit und beſonders feit den
letzten 10 Jahren das ſaliniſtiſche Publikum durch den Zutrit
des mineralogiſchen, das ſich vormals davon ganz getrennt hielt,
einen ſehr bedeutenden Zuwachs erhalten hat.
Von Maſchinen und dahin gehoͤrigen Berechnungen, die ich
ſelbſt ſchon fo häufig gegeben habe, und woruͤber man auch
eine eigene Schrift von Herrn Baader hat, auch von Mani⸗
pulationen und Einrichtungen, die man bei nur 8 tägigem
Aufenthalte auf einem Salzwerke beffer kennen lernt, als aus
k
rs
der wortreichſten ſchriftlichen Mittheilung, habe ich hier wer
nig oder nichts geſagt, auch von mathematiſchen Unterſuchun—
gen nur zum praktiſchen Unterrichte die Reſultate mitgetheilt,
wenn ſie fuͤr die Ausuͤbung wichtig ſind. Hierdurch wurden
mir bedeutende Abkuͤrzungen moͤglich, und ich wurde in den
Stand geſetzt, auf etwa 40 bis 45 gedruckten Boͤgen in gr. 8.
(nach meiner Schätzung) alles vorzutragen, was ich nach mei⸗
nem Zwecke zu ſagen hatte. Dabei erſchoͤpfen dann, wie es der h
jetzige Standpunkt der Salzwerkskunde mit ſich bringt, das 6.
und 7. Kapitel einen großen Theil des Ganzen. Das nach-
ſtehende Verzeichniß giebt eine kurze Ueberſicht der abgehan⸗
|
I
delten Gegenſtände. Am Ende find Sad)» Ort» und Namen-
regiſter beigefügt.
I. Kapitel. Verſchiedene Schriften zur Salzwerkskunde.
1. Kap. Allgemeine Anmerkungen über das Kuͤchenſalz und
die kochſalzhaltigen Waſſer, einige Methoden, 9 |
Loͤthigkeit zu beſtimmen.
U. Kap. Von fremdartigen Beimengungen der Soolen, und
ihrer wahren Loͤthigkeit, mit einigen chemiſchen
Bemerkungen.
* |
„
IV. Kap. Von den Veränderungen der Loͤthigkeit der Soo—
len durch die Wärme, durch Abduͤnſtuug und durch
Vermiſchung mit Waſſer oder mit Soole von an—
dererLoͤthigkeit.
V. Kap. Einige Bemerkungen uͤber die Quellen überhaupt,
VI. Kap. Bemerkungen zur halurgiſchen Geognoſie. — Auch
in Bezug auf die geognoſtiſchen Verhaͤltniſſe von
Dürrheim und auf die bis jetzt noch nicht gehoͤ—
rig beleuchtete Geſchichte der dortigen Entdeckung
des Steinſalzes. — Auch einige Bemerkungen über
das Badiſche neue Wielizka bei Haßmersheim
am Neckar. J
VII. Kap. Bon Gewinnung der Soole und des Steinſalzes
durch den Bergbohrer.
VIII. Kap. Von der Gradirung der Soole durch die Kälte,
oder der Eisgradirung.
IX. Kap. Von der Gradirung der Soole durch Abduͤnſtung
ohne Feuer.
X. Kap. Von den Bewegungskraͤften auf Salzwerken.
XI. Kap. Von Vorrathsbehaͤltniſſen für rohe Soole und für
Siedſoole.
XII. Kap. Bemerkungen über die Einrichtung der Siedhaͤu—
ſer und der Salzmagazine.
XIII. Kap. Betrachtungen uͤber Ertrag und Adminiſtration
der Salzwerke.
Das 12. Kapitel bezieht ſich auf einen hoͤchſt wichtigen Ge—
genſtand; es enthält eine ebenſo einfache als vor—
theilhafte von mir jetzt erſt angegebene Siedein—
richtung, die auſſer manchen nicht unbedeutenden
Vorzuͤgen auch eine betraͤchliche Erſparung an Holz
oder ſonſtigem Brennmaterial gewaͤhrt.
Heidelberg im July 1822.
Dr. Karl Chr. v. Langsdorf.
Das hier angekündigte Werk wird im Laufe des Fünftigen
Jahres in meinem Verlage, ſauber gedruckt in gr. 8. Format
erſcheinen. Es werden davon zweierley Ausgaben auf weiß
Schreibpapier und auf Druckpapier veranſtaltet. Um einiger—
maßen bey einem ſo koſtbaren Unternehmen die Zahl der zu
druckenden Exemplare beſtimmen zu koͤnnen, waͤhle ich den
Weg der Praͤnumeration, und ſetze den Praͤnumerations- Preis
für ein Exemplar auf Druckpapier 10 fl. 48 kr. oder 6 Rth.
ſaͤchſ. und für ein Exemplar auf Schreibpapier 13 fl. 30 kr.
oder 7 Rth. 12 gar. Der Ladenpreis wird ½ höher ſeyn.
Der Praͤnumerations-Termin dauert bis Ende dies
ſes Jahres, und die Herren Praͤnumeranten-Sammler er—
halten bey ſechs Exemplaren das 7te frey, wenn fie ſich direkt
an mich ſelbſt wenden und die Praͤnumeration baar
einſenden. Alle Buchhandlungen nehmen, gegen wirk—
liche Pranumeration, darauf Beſtellungen an. N
Es ziemt mir als Verleger nicht, uͤber das Werk eines
ſolchen Gelehrten etwas zu feinem Lobe zu ſagen, nur muß
ich Femerken, daß es mein Beſtreben ſeyn wird, für die ans
ſtaͤndigſte Ausſtattung ſowohl des Drucks als der 12 bis 15
Zeichnungen in groß Folio, welche von geſchickten Kupferſtechern
bearbeitet werden, beſtens zu ſorgen, damit das Aeußere dem
innern Gehalte entſpreche.
Heidelberg im July 1822.
Karl Groos.
Neue Akademiſche Buchhandlung.
Im Verlage der Hahn'ſchen Hof-Buchhand⸗
lung in Hannover ſind folgende vorzügliche
deutſche, franzoͤſiſche und engliſche Sprachſchrif—
ten erſchienen und in allen Buchhandlungen
zu haben:
Volkthuͤmliches Woͤrterbuch der deutſchen
Sprache, mit Bezeichnung der Ausſprache und
Betonung, fuͤr die Geſchaͤfts- und Leſewelt. Vom
Profeſſor Dr. Theodor Heinſius in Berlin.
4 Bande. A — 3. 1818 — 22.
Praͤnumerations-Preis fuͤr Drckppr. 10 Rthlt.
für Schrbppr. 13 Kthlr. 8 gr.
Die Verdienſte des Hrn. Prof. Heinfius find bereits vielfach ans
erkannt und auch ſelbſt in den hoͤheren Kreiſen deutſcher Geſchaͤftswelt
durch officielle Empfehlung feines Woͤrterbuchs gewürdigt worden,
Dies beweiſt vor allen das ehrende Urtheil, welches das Königliche
Preußiſche Miniſterium der geiſtlichen Unterrichts- und Medicinal⸗
Angelegenheiten in einem empfehlenden Umlaufſchrziben an ſaͤmmt—
liche Königliche Regierungen, vom ı6ten Gepteniber 1820, über
dieſes Woͤrterbuch gefaͤllt hat. Denn, indem dort geſagt wird:
„daß dieſes Werk Vollftändigkeit mit Kürze vers
„binde, daß es allenthalben zweckmäßig den Uns
„terſchied der Synonymen angebe, daß es die Stel:
„le eines Verdeutſchungs-Woͤrterbuchs und die
„eines technologiſchen Wörterbuchs vertrete,“ kann
die Eigenthümlichkeit und Brauchbarkeit des Werks fuͤr Gelehrte,
Beamte, Geſchaͤftsmaͤnner, Kaufleute, Technologen und Leſer aus
allen Claſſen nicht beſtimmter und treffender bezeichnet werden, als
es in jenem hohen Umlaufſchreiben geſchehen iſt. Der, nach der
gegenwärtigen Lage des Buchhandels, ſehr wohlfeile Preis des Gan—
zen kommt binzu, um daſſelbe, als eine Bereicherung deutſcher
Literatur, allgemein zugänglich zu machen; denn die 353 Bogen
der 4 Theile des Werks, in groß Lexicon ⸗Format, koſten bei einem
compreſſen, aber deutlichen und anftändigen Druck in dem noch
vorerſt fortbeſtehenden geringen Praͤnumerations-Preiſe nicht mehr
als 10 Rthlr. auf Druckpapier, mithin wird jeder Bogen
den Käufern nicht Höher als ungefähr 8 Pf. zu ficken kommen;
die beſſere Ausgabe auf Schreibpapier koſtet nur 15 Rthlr. 8 Ggr.
Falkmann, Ch. F., (Fuͤrſtl. Lippiſcher Rath und
Lehrer am Gymnaſium zu Detmold) Methodik
der Styluͤbungen fuͤr hoͤhere Schul-Anſtallen und
Privat⸗Übungen. gr. 8. 1 Rthlr.
Erprobtes Reſultat einer zwoͤlfjaͤhrigen Erfathrüng iſt der In⸗
halt dieſes Muſterwerks. Der Lernende wird nicht nur zum eige—
nen Nachdenken angeregt, ſondern der Verfaſſer hat ſich auch bes
müht, übungen von vielfeitig belehrendem Inhalt zu geben;
welche man in ähnlichen Werken oft vermißt. b
Deſſen Huͤlfs buch der deutſchen Styluͤbungen, für die
Schuͤlet der mittlern und hoͤhern Claſſen, beim
offentlichen und beim Pridat-Unterrichte. 37 Bogen
in 8. » Rthlr. 12 ggt.
2 *
Der, un den rhetoriſchen Zwelg des Jugend- Unterrichts 1
verdiente Verfaſſer giebt hier ein hoͤchſt reichhaltiges Unter: |!
richtsbuch, in welchem er die, mit allgemeinem Beifall aufger ||
nommenen Ideen feiner „Methodik“ in einem umfange und nach
einem Maaßſtabe ausfuͤhrt, wie es noch keinem Schriftſteller auf ö
dieſem Wege vor ihm gelungen ſeyn moͤchte. Lehrer und Schuͤler ;
in gelehrten Schulen finden hier in mehren hundert ausgear-
beiteten Beyſpielen und kurzen Aufgaben Stoff zu ſtyliſtiſchen Be⸗
ſchaͤftigungen fuͤr den Curſus eines ganzen Jahres; dann aber iſt 3
das Werk auch jenem größeren Kreiſe von Juͤnglingen gewidmet, |
die für irgend ein Berufsleben, ſey es im Civil- oder Militair⸗
Stande, in der Gewerbs- oder Handelswelt, durch ein, unftrei-
tig dringend nothwendiges Studium der deutſchen Mutterſprache
ſelbſtunterrichtend ſich vorbereiten und ihrem Verſtande die Ausbil-
dung geben wollen, deren man, in unſeren Tagen, auf keiner
Stufe der vielſeitigen Lebensverhaͤltniſſe entbehren kann. So ab⸗
wechſelnd und mannichfach, wie dieſe ſind, iſt auch der Inhalt des
Huͤlfsbuches unmittelbar aus dem Leben geſchoͤpft und bietet
eine Anweiſung zur Rhetorik dar, welche, indem ſie allenthalben
die, von Wenigen durchdrungene, der innern Bildung aber fehr
forberliche Methode einer praktiſchen Anſchauung der Materien und
Sachen befolgt, alle Krafte des Verſtandes wie des Gemuͤths
gleichmaͤßig anregt. |
Heyſe, J. F. A., theoretifch- practifch- deutſche Gramma-
tik, oder Lehrbuch zum reinen und richtigen Spre—
chen, Leſen und Schreiben der deutſchen Sprache.
ite verbeſſerte und durch einen Abſchnitt von der
Metrik vermehrte Auflage. gr. 8. 1822. 2 Rthlr. A
Die Metrik daraus befonders 8 Ggr.
Deſſen kleine theoretiſch-practiſch-deutſche Grammatik.
Ein Auszug aus dem größern Lehrbuche. Ze verm.
Auflage. gr. 8. 1821. 16 Ggr.
Deffen kurzer Leitfaden zum gruͤndlichen Unterricht in
der deutſchen Sprache fuͤr hoͤhere und niedere Schu— 1
len, nach den groͤßern Lehrbuͤchern der deutſchen
Sprache. 8. 1821. 8 Ggr.
Oeſſen Hülfsbuch zur Erlernung und Beförderung einer rich
tigen deutſchen Ausſprache und Rechtſchreibung; auch
als Stoff zu Vorſchriften, nuͤtzlichen Verſtandes -und
Styl⸗übungen zu gebrauchen. Nebſt Anleitung zum
Gebrauch des Huͤlfsbuch. 8. 12 Gar.
Der Verfaſſer hat die bewaͤhrten Reſultate deutſcher Sprach⸗
forſchung kritiſch geſichtet und mit einer Popularität dargeſtellt,
welche die größere wie die kleineren Sprachlehren zum Sculge-
brauch und zum Selbſt-unterricht, laͤngſt vorzuͤglich geeignet
haben, ſo daß fie in niederen und hoͤheren Schulen bereits eingefuͤhrt,
fernere Empfehlung verdienen. Den einzelnen Abſchnitten ſind
zweckmäßigeßragen angehängt, welche den Gebrauch der Bey:
fpiele erleichtern. Willkommene Zugaben zu der groͤßern Sprach-
lehre ſind: eine pragmatiſche Bildungsgeſchichte unſerer Sprache, und
ein Anbang uber deutſche Metrik oder Verskunſt. Die Einrichtung des
Orucks zeichnet ſich durch Nettigkeit ih Sconomie ſo ſehr aus, daß,
ohne dieſe, die Anzahl der Bogen faſt doppelt ſo ſtark ſeyn wuͤrde.
Vollbeding, M. J. C., orthographiſches Wörterbuch,
mit Hinweiſungen auf die Ableitung und Ge—
ſchlechts-Beſtimmung der Wörter. Ein Anhang
zu allen deutſchen Sprachlehren. 12 Ggr.
Hier findet man die vollftändigfte Sammlung von Bey—
ſpielen und Belegen zu der, beſonders auch in den' Heyſeiſchen
Sprachlehren ſo deutlich vorgetragenen Lehre der deutſchen Recht—
ſchreibung. Wer die Grundfäge derſelben in ihrem ganze umfange
ractiſch ſich anzueignen wuͤnſcht, findet hier ein reichhaltiges Hülfsbuch.
ber Mir und Mich, Vor und Fuͤr; oder practiſcher
Rathgeber in der deutſchen Sprache. 2te mit einem
grammatiſch-kritiſchen Woͤrterbuche verm. Aufl., von
M. J. C. Vollbeding. 8. 30 Bogen. 16 Ggr.
| Wem es darum zu thun iſt, feine Mutterſprache nicht
nur richtig zu ſprechen und zu ſchreiben, ſondern auch in der Eile
bei ſchriftlichen Kufſätzen das rechte Wort für feinen Gedanken zu
finden, dem kann man dies Werk als ein brauchbares Huͤlfsmittel
empfehlen. Fuͤr diejenigen, welche die erſte Auflage dieſes Werks,
oder ahnliche Schriften über Mir und Mich ſchon beſitzen, wird das
grammatiſch⸗kritiſche Woͤrterbuch zu 12 Ggr. beſonders verkauft.
Scherber, J. C. F., Anfargsgruͤnde zur deutſchen
Sprachlehre, nebſt Übungsbriefen, ſich darin, fo wie
im Briefſtyle zu befeſtigen; 2te verb. Aufl. 8. 10 Ggr.
Der ſchnelle Abſatz der erſten Auflage erweckt ſchon ein
guͤnſtiges Vorurtheil fuͤr dieſes Buch. Der Herr Verfaſſer hat ſel—
biges von neuem verbeſſert und jede Regel mit Beyſpielen eri äutert,
wodurch es zum Schul- und auch zum Selbſt- Unterricht von großem
Nutzen ſeyn wird. ;
Schaffer, J. F., franzoͤſiſche Sprachlehre fuͤr Schulen
und zum Privat-Unterricht. Erſter Curſus, welcher die
Anfangsgruͤnde enthält. Ste Aufl. gr. 8. 14 Ggr.
Deſſen zweiter Curſus, welcher eine vollſtaͤndige
Anweiſung zur franzoͤſiſchen Sprache enthaͤlt.
2te Auflage. gr. 8. 1 Rthlr.
Deſſen Regeln des Syntaxes der franzoͤſiſchen Sprache,
in Beyſpielen dargeſtellt. 8. 6 Ggr.
Deſſen erſter Unterricht in der franz. Sprache, fuͤr Kin—
der; oder: Voruͤbungen zur ſchnellen Erlernung des
muͤndlichen Ausdrucks im Franzoͤſiſchen, fuͤr Schulen
und zum Privat-Unterricht; auch für Mütter, welche,
ohne Fertigkeit in dieſer Sprache zu beſitzen, ihre
Kinder ſelbſt unterrichten wollen. 8. 6 Ggr.
Deſſen franzoͤſiſches Leſebuch fuͤr Anfaͤnger. Mit Hinwei—
ſungen auf die Regeln und einem vollſtaͤndigen Wör—
terbuche. 2te verbeſſerte Aufl. gr. 3. 1822, 10 Gge.
Vorſtehende Schriften bilden eine, nach Stufen, vollendete
Sprach⸗Anweiſung, bei welchen man, mit jedem Gortſchritte,
dem durchdringenden Forſchungsgeiſte, wie dem klaren, lichtvoll
Vortrage jenen Beifall ſchenken muß, der immer mehr wächſt, je
vertrauter der aufmerkſame Lehrer, der lernbegierige Schuler,
mit dem Verſaſſer wird. Auch fuͤr den Privatfleiß ſind dieſe
Buͤcher vorzüglich berechnet. Selbſt der weniger faͤhige Kopf ar⸗
beitet, unter einer ſolchen Leitung, mit erhöhtem Eifer, und.
macht, bei den allenthalben forgfältig gewählten und vorberei⸗
teten Exempeln, wenigere Fehler, als bei überſetzungen aus ans
dern e in, denen eine, oft zwecklos gewaͤhlte Menge
von Vocabeln die gewuͤnſchte Hülfe dennoch verſagt. — Die Mer
thode des Verfaſſers iſt durch raſtlos fortgeſetztes Studium,
durch vielfeitige Anwendung beftätigt; fie verräth tiefe pſycho—
logiſche Einſicht in das Beduͤrfniß der Lernenden. Gewiß ſind
dieſen die Beyſpiele zu den Regeln des Syntaxes ſehr willkommen,
welche eine wichtige Zugabe zu der, außerdem ſehr bereicherten,
fünften Auflage des erſten Curſus ausmachen, und für die Bes
ſitzer der fruͤheren beſonders ausgegeben werden.
Kuͤhne, F. Th., Engliſche Sprachlehre, fuͤr Schulen
und andere Lehr-Anſtalten. gr. 8. 12 Ggr.
Deſſen Engliſches Leſebuch gu, Erlernung der Umgangs-
Sprache. gr. 8. 9 Ggr.
Deſſen übungs-Buch zum richtigen Überfetzen aus dem
Deutſchen ins Engliſche. 8. 8 Ggr.
Der als academiſcher Lehrer verdiente Verfaſſer, giebt
einen zuſammenhaͤngenden Gurfus des Engliſchen Sprach-Unter⸗
richts. Indem er den richtigſten Weg zur Erlernung neuerer
Sprachen uͤberhaupt vorzeichnet, wird ſein Buch ſowohl Unterrich⸗
tenden als Lernenden zu zweckmäßiger übung, Wiederholung und
Selbſtbelehrung dienen koͤnnen.
überall zeigt ſich gruͤndliche Kenntniß der Sprache, treffender
Scharfolick und die Gabe einer klaren, faßlichen Mittheilung
Eigenſchaften, durch welche dieſe Lehrbücher in die Reihe der mus
ſterhaften geſetzt zu werden verdienen.
Muͤller, G. H., practiſches Lehr- und Huͤlfsbuch
der Engliſchen Sprache, von neuem bearbeitet von
P. Lacabanne, Lehrer der Engliſchen Sprache in
Hannover. gr. 8. 21. Bogen. 1822. 16 Ggr.
Schon in mehren Auflagen hatte ſich dieſes Buch als
ein ſehr brauchbares Huͤlfsmittel beim Schul- und Privat- Unter⸗
richt in der Englifhen Sprache bewährt. Zu zweckmaͤßiger Ein⸗
übung nicht nur der Declinationen und Conjugationen, ſondern auch
des ganzen Syntaxes der Sprochlehre iſt eine Reihe practiſcher Bey—
ſpiele in Geſpraͤchen gegeben, die mit ſorgfaͤltig gewählten Engli⸗
ſchen Leſeſtücken nach einer Stufenfolge vom Leichtern zum Schwe—
rern verbunden find. Herr Lacabanne hat eine practiſche Einlei⸗
tung in die Engliſche Grammarik, mehre Leſeuͤbungen und ein
Woͤrterbuch hinzugefügt, wodurch die Brauchbarkeit und Gemein-
nützigkeit des Ganzen, nach den Bebürfnijfen der Lernenden, welche
ver Herr Herausgeber aus eigener vielſeitiger Erfahrung kennt,
bedeutend erhoͤht wird.
— — —
Renee
zum
Tempel des Jupiter Ammon
in der Libyſchen Wuͤſte
und
nach Ober⸗ Aegypten,
nebſt
Eroͤffnung der großen Pyramide bei Sakkara,
in den Jahren 1820 und 1821,
von
Heinrich Freih. von Minutoli,
Koͤnigl. Preuß. General-Major, Ritter des rothen Adler-Ordens ter Klaſſe mit Eichenlaub und des Preuß.
Johanniter-Ordens, Ehrenmitgliede der Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin u. ſ. w.
»
Nach den Tagebuͤchern deſſelben herausgegeben
und mit Beilagen begleitet
von
Dr. E. S. Toel ken,
Profeſſor an der Univerſitaͤt zu Berlin.
Mit einer Karte des durchzogenen Theils der Wüſte und 30 Imperial-Folio-Tafeln in Steindruck.
Mau findet nicht mit Unrecht bei den meiſten Reiſebeſchreibungen Anlaß zu der Klage, daß
fie öfter ſchon Bekanntes wiederholen, als neue Belehrung geben. Bei dem Werke, wel:
ches wir hier ankuͤndigen, haben wir Vorwuͤrfe dieſer Art nicht zu fuͤrchten. Die Frucht
der Reiſe des Hrn. Generals von Minutolli iſt eine ſolche Fülle von Zeichnungen und erwor—
benen Denkmaͤlern, von ſo uͤberraſchender Neuheit, daß man ſich freuen muß, einem von
Deutſchland ausgegangenen Unternehmen ſchon jetzt eine fo reiche Ausbeute zu verdanken.
Zum erſtenmal, um nur das Wichtigſte anzufuͤhren, erhalten wir hier genaue Zeich—
nungen der Denkmaͤler von Siwa, dem alten Ammonium, mit allen ihren Bildwerken, ſo
wie Vermeſſungen und Plaͤne ammoniſcher Katakomben. In Ober-Aegypten wurde ein Theil
des Portikus von Aſchmounin (Hermopolis) aufgegraben, der Tempel von Luxor mit
großer Mühe durch Segatso richtiger vermeſſen, und dort und an andern Orten ſehr vieles
enauer oder ganz neu dargeſtellt, wovon eine ſorgfaͤltige Auswahl des Belehrendſten unſerm
erke nicht fehlen darf. Es gelang, den Eingang zu der groͤßten der Pyramiden von
Sakkara aufzufinden, deren durchforſchtes Innere ſich nicht weniger auszeichnet, als ihr
äußerer Bau. Die große Kammer derfelben iſt ganz in dem lebendigen Felſen ausgehauen,
der den Kern der Pyramide bildet; die Waͤnde eines Nebengemaches waren mit farbigen
Porcellan⸗Stüuͤcken ausgelegt, und deſſen Eingangsthuͤre mit Hieroglyphen eingefaßt, die man
mit Verwundern in den beiden bis jetzt eroͤffneten Pyramiden gaͤnzlich vermißte. Auch im
Delta wurden einige Reſte gezeichnet, welche die Vermuthung rechtfertigen, daß in dieſem
am ſpaͤteſten zu politiſcher Bedeutung gelangten Theile Aegyptens auch die Kunſt ihre voll⸗
kommenſten Bluͤthen trieb; was um fo wichtiger iſt, da die Griechen, was fie den Aegyp⸗
tern an Bildung verdankten, vorzugsweiſe von hieraus erhielten. i
Die Sammlung von Alterthuͤmern, welche der Hr. General theils ſelbſt gefunden, theils
durch Kauf erworben, iſt nicht minder von außerordentlichem Reichthum. Ueber 50 wohl⸗
erhaltene Papyrusrollen; Mumien von einer Schoͤnheit und Art der Beiſetzung, die bisher
in Europa unbekannt war; eine Reihe eherner Denkmaͤler, die wegen ihrer Seltenheit ein—
zig genannt zu werden verdient (unter andern eine Statue in Erz, von einer Groͤße, wie
man ſie bisher noch nicht gefunden); eine endloſe Menge von Geraͤthen, Idolen, Votivtafeln,
Talismanen, Glasmoſaiken, Wachsfiguren, tragbaren Tempelchen u. ſ. w. häufig von uͤberra—
ſchender Neuheit der Form und des Gebrauchs; wozu noch mehrere auf der Inſel Elephan⸗
tina gefundene griechüſche Inſchriften kommen. Wer ſollte glauben, daß man in dieſer
Menge von Gegenſtaͤnden nur einen Reſt der urſpruͤnglichen Sammlung vor ſich ſieht? Al-
lein es iſt bekannt, daß uͤber 90 Kiſten mit Alterthuͤmern im Fruͤhling dieſes Jahrs am
Ausfluß der Elbe mit dem Schiff, welches fie fuhrte, ein Raub der Wellen wurden. Das
Koſtbarſte, deſſen Verluſt unerſetzlich geweſen ſeyn wuͤrde, war indeß zum Gluͤck von Trieſt
uͤber Land nach Berlin geſandt, und iſt gerettet.
Der urſpruͤngliche Plan der Reiſe des Hrn. Generals umfaßte die Unterſuchung der Cyre—
naica, des Vadi Muſa, der phoͤniziſchen Kuͤſtenſtaͤdte und des füdlichen Kleinafiens. Hin⸗
derniſſe, deren Beſiegung unmoͤglich fiel, beſonders der ausbrechende Freiheitskrieg der Grie—
chen vereitelten die Ausführung des größten Theils dieſer Vorſaͤtze. Aber auch fo dürfen
wir verſichern, daß neben Hamilton's Berichten, den Entdeckungen in Nubien und den
Aufgrabungen Belzoni's und Caviglia's in Aegypten, dieſe Reiſe die wuͤnſchenswertheſten
Ergaͤnzungen des großen franzoͤſiſchen Werkes darbietet. Der Schleier, welcher die Vorzeit
des oͤſtlichen Afrika bedeckt, luͤftet ſich immer mehr, und die Fortpflanzung uralter Bildung
tritt mit wachſender Deutlichkeit aus ihrem Dunkel hervor.
Der Hr. General hat feine Tagebücher und zahlreichen Bemerkungen zur Herausgabe
mir anvertraut; einzelne Abſchnitte ſind ſchon völlig ausgearbeitet. Ich werde mir es zur
Pflicht machen, weder etwas Merkwuͤrdiges zu übergehen, noch ſchon Bekanntes aufzuneh⸗
men; außer inſofern der Zuſammenhang der Erzählung oder die Vollſtaͤndigkeit eines Ges
mäldes es nothwendig macht. Wo Zufäge noͤthig ſcheinen oder eine Verſchiedenheit der
Anſichten eintritt, werde ich Sorge tragen, daß man nicht Meinungen dem Reiſenden bei—
meſſe, die ich allein vertreten muß.
Um die Angabe der ausgewählten Abbildungen, deren über 100 find, deutlich zu mar
chen, folge hier zugleich eine Ueberſicht des Inhalts:
1. Alexandrien; Hof des Paſcha; unternommene Ausgrabungen. Hiezu eine Anſicht von
Boldrini gezeichnet.
2. Zug durch die Wuͤſte bis Bir el Kor und von da nach Siwa. Abbildungen meh ·
rerer Denkmaͤler von Liman, Boldrini ꝛc.
3. Siwa. Hiezu ein Wörterbuch der Siwaſprache von 392 Wörtern, aus dem Munde
zweier geiſtlichen Oberhaͤupter von Siwa aufgezeichnet, mit nebengeſetztem arabiſchen
Ausdruck; Anſichten von Neu- und Alt-Siwa; ein Grundriß, die Sonnenquellen, die
Ruine Umebeda und Alt⸗Siwa enthaltend; zwei Anſichten von Umebeda; zwei Ta
feln die Reliefs der innern Seitenwaͤnde, und eine andere die der Decke, des Thors
und einige Bruchſtuͤcke darſtellend (alles von dem Hrn. General und ſeinem Begleiter
Gruoc mühfam gezeichnet, nach Ricci, den wir ſchon durch Bel zoni, Narrative
pag. 251., als den geſchickteſten Hieroglyphen-Zeichner kennen, berichtigt, und von
Segato mundirt ). 5
4. Zug von Siwa über die Oaſe El-Gara und die Natronſeen bis Cairo. Hiezu eine
5 Anſicht von EI-Gara. |
5. Schilderung der Wuͤſte und ihrer Bewohner; mit einer Karte des durchzogenen
Theils derſelben.
6. Cairo; die Pyramiden von Gize, Heliopolis ꝛc.
7. Reiſe von Cairo bis Theben. Hiezu die Darſtellung einzelner Theile des aufgegra-
benen Portikus von Aſchmunin mit genauen Maaßen, von Ricci, dem Begleiter
des Hru. Generals.
8. Theben. Hiezu ein berichtigter Grundriß von Luxor und neue vollſtaͤndige Zeichnun⸗
gen der Obeliſke auf 4 Blättern von Segatoz; ein hoͤchſt merkwuͤrdiges Relief aus
dem Memnonium u. ſ. w.
9. Die Katakomben, mit einem Grundriß und mehreren Zeichnungen; unter andern
ſtellt eine die Fortſchaffung eines monolithiſchen Koloſſes, eine andere zwei Arten
aͤgyptiſcher Weberei vor; ein gruͤnfarbiger Pan u. ſ. w. ſaͤmmtlich von Ricci.
10. Reiſe von Theben bis Elephantine und zuruͤck bis Cairo. Hiezu viele Zeichnungen
von Ricci, eine ſchoͤne Anſicht von Philae von Segato; Ababdeh-Araber u. . w.
11. Eröffnung der großen Pyramide von Sakkara, mit Anſicht, Grundriß, Durchſchnitt
und allen Details, auf drei Blaͤttern von Segato.
12. Reiſe von Cairo bis Damiette und Aboukir. Hiezu ein ſehr zierlicher Saͤulenknauf
aus den Trümmern von Athribis, und einige Reſte von dem Iſistempel bei Belbeit.
13. Allgemeine Bemerkungen uͤber Aegypten, mit authentiſchen Tabellen der Ein- und
Ausfuhr, von Herrn von Roſetti mitgetheilt.
14. 327 Wörter der Döngola-Sprache von Segatso mitgetheilt.
15. 16. Beſchreibung der mitgebrachten Mumien und anderer Denkmaͤler, mit mehreren
Abbildungen.
E. H. Toelken.
Den Verlag dieſes Werks habe ich uͤbernommen.
Seine Majeſtaͤt der Koͤnig, ſtets bereit wiſſenſchaftliche Unternehmungen freigebig zu
unterſtuͤtzen, haben mir zu den Koſten einen ſehr bedeutenden Beitrag allergnaͤdigſt zu be—
willigen geruhet, und ich kann daher, da ich es an der groͤßten Sorgfalt nicht fehlen laſ—
ſen werde — abgeſehen von dem hohen wiſſenſchaftlichen Intereſſe, welches dieſe Reiſe,
wie ſich ſchon aus obiger Ueberſicht ergiebt, allgemein erregen wird — auch in typographi—
ſcher und lithographiſcher Hinſicht eine ſehr gelungene Ausfuͤhrung verſprechen.
Der Text mit den Beilagen des Herrn Herausgebers dürfte zwiſchen 40 bis 50 Bo-
gen ſtark werden, und wird in groß Quart gedruckt.
Die mir vorliegenden Zeichnungen ſind hoͤchſt vortrefflich, wie ich nach dem Urtheil
aller Sachkundigen verſichern kann, und der Reichthum derſelben iſt ſo groß, daß damit
und mit Abbildung der mitgebrachten Alterthuͤmer, deren Zeichnung Herr Profeſſor Daͤh—
ling übernommen hat, wohl mehr denn hundert Blätter gefüllt werden koͤnnten, wenn nicht
die ſorgfaͤltigſte Wahl nur das Intereſſanteſte zur Mittheilung beſtimmt hätte. Allein ſelbſt
dieſes auf der bemerkten Zahl der Tafeln zu liefern, iſt nur dadurch moͤglich geworden,
daß zu der Mehrzahl der Zeichnungen ein kleiner aber genuͤgender Maaßſtab genommen
Ast iſt. Von den Tafeln felbft werden übrigens 6 bis 8 auf das ſorgfaͤltigſte colorirt
erden.
Um die Anſchaffung dieſes Werks zu erleichtern und um die Staͤrke der Auflage eini-
germaßen beſtimmen zu koͤnnen, eröffne ich hiermit den Weg der Subſcription, die ich für
ein Exemplar der gewoͤhnlichen Ausgabe, den Text auf Engl. Druckpapier, die Tafeln
auf Velinpapier, zu zwanzig Thaler Courant, für ein Exemplar der beſſern Ausgabe,
Text und Tafeln auf geglaͤttetem Schweizer-Velinpapier, auf Fünf und zwanzig Thaler
Gold beſtimmen. 2 20 11 4 118 4 we pi
Noch bemerke ich: daß ich mit der deutſchen Ausgabe auch eine franzoͤſiſche veranſtalte.
Die Ueberſetzung wird ein der Sprache kundiger Gelehrter liefern. Man kann daher bei
der Subſcription die deutſche oder franzoͤſiſche Ausgabe waͤhlen. Die Preiſe fuͤr beide ſind
wie das Aeußere derſelben gleich. Auch erſcheinen beide Ausgaben zur gleichen Zeit und die
Exemplare derſelben werden cartonirt, die Tafeln aber in Mappen ausgegeben. 5
Die Subſcription wird mit dem 1. Februar geſchloſſen und alsdann mit dem Druck
begonnen, ſo daß ich das Werk wahrſcheinlich ſchon im Juli k. J, werde ausgeben koͤnnen.
Da ich bei dem großen Aufenthalt und den bedeutenden Koſten, die das Coloriren ver—
urſacht, nur wenige Exemplare mehr coloriren laſſen werde, als auf welche Beſtellung ein
laͤuft, ſo duͤrfte vielleicht der Fall eintreten, daß ſpaͤter eingehende Beſtellungen, erſt nach
einigen Monaten vollzogen werden koͤnnen, worauf ich ausdruͤcklich aufmerkſam mache.
Man kann unterzeichnen in jeder Buchhandlung Deutſchlands; in
Rußland bei
Graff
e 8 in Petersburg,
Weyher
Meyer in Abo,
Delzner in Moskau,
Deubner u. Treuy 5
Hartmann } in Riga;
Meinshaufen
Polen bei
Gluͤcksberg und Comp. in Warſche
Brzezina } in Warſchau,
Moritz in Wilna;
Daͤnnemark bei
Brummer
ee in Coppenhagen;
Reitzel
Schweden bei
Bruzelius in Upfala und Stockholm,
Wiborg een t
Ernſt Gräff in Stockholm;
England bei
Ackermann
Bothe *
Treuttel Sohn und Richter S
den Niederlanden bei
ruͤller u. Com
p. M in Amſte
Suͤlpcke } in Amſterdam,
in London,
Frank in Bruͤſſel,
Volcke in Haag 15
Contze und Overbrock in Rotterdam;
Geb Frankreich bei
zebruͤder Boſſange ; 1
Treuttel u. Wuͤrz + in Paris,
Levrault 74 N
Treuttel u. Wuͤrz } in Straßburg;
der Schweiz bei
USER in Arau,
eukirch 885
Schweighaͤuſer an 2
Huber und Comp. in St. Gallen,
der Steiner'ſchen Buchhandl. in Winterthur,
Geſſner
Orell Fuͤßli und Comp. 5
der Trachsler'ſchen Buchh. in Zuͤrich;
Ziegler und Soͤhne
Ungarn ber
Wigand in Kaſchau,
Wigand in Oedenburg,
Eggenberger
\ in Peſth;
Hartleben
Kilian
und in Galizien bei
Pfaff in Lemberg. .
Fuͤr Italien werden die Buchhandlungen
Friedrich Fleiſcher in Leipzig und
Volke in Wien Unterzeichnungen annehmen.
Die Namen der Subſcribenten werden übrigens dem Werke vorgedruckt, und nach
dem Schluß der Subſcription tritt der hoͤhere Ladenpreis ein.
Alle Freunde der Wiſſenſchaften beehre ich mich ergebenſt zu erſuchen, dieſe Ankuͤndi⸗
gung nach Moͤglichkeit zu verbreiten.
Berlin, den 1ſten November 1822.
Auguſt Rücker.
In Hartlebens Verlags-Expedition in Peſth und Leipzig
iſt erſchienen und in den vorzuͤglichſten Buchhandlungen Deutſchlands zu haben:
—— — er
Miniaturgemaͤlde der Nord- Polarlaͤnder.
— Nach Älteren und den neueſten Reiſebeſchreibungen,
namentlich nach den Berichten Mackenzie's, Scoresby's, desgleichen der Seefahrer Roß, Parry und Otto
von Kotzebue, und mit Benutzung der Werke Hooker 's, Henderſon's, Anſpach's u. g.
Drei Baͤndchen mit 12 Kupf. und 1 Karte. Taſchenformat. In umſchlag geheftet. 3 Rthlr. . 5
Sowohl die neuen mit verſchiedenem Erfolg zuruͤckgelegten und annoch dangbaren Polarreiſen, als auch die auf die
Oſlkuͤſte und den Pelzhandel des noͤrdlichſten Amerikas ſich beziehenden politiſchen Reibungen drey gigantiſcher Staaten
geben in unſeren Tagen der Polarzone und ihren Nachbarländern und Gewäſſern — wenn auch des zarten, Reizes, der
milden, der üppigen Fulle des heißen Erdgärtels entrathend, doch in Höhen und Tiefen die Wunder der höchſten Weis⸗
heit und Güte offenbarend — ein friſches Intereſſe, waͤhrend Island, Groͤnland, Spitzbergen, Neufoundland 2e. ſchon
von langer Zeit her für Welthandel und Naturkunde hochwichtig waren. Jedoch ſchwebt uber den arctifchen Landen und
Meeren Nebel und Dunkel, was Eisblink und Nordlicht aufzuhellen nicht vermögen, wohl aber haben kuͤhne Seefahrer
und forſchende Poliſten durchzudringen und aufzuklären ſich beſtrebt, und noch wetteifern unerſchrockene Britten mit
xuſſiſchen und anglos amerikaniſchen Waghaͤlſen! Was dieſe kecken Pilger zu Land und Meer ſuchen, und was fie und
ihre verwegenen Vorfahren bereits gefunden, das hat der Fertiger dieſer Miniaturgemälde in feinem Panorama als
intereſſante Punkte mit der ihm möglichen Beleuchtung aufgeftellt und ſich bemüht, durch Schilderung der an den Polar⸗
eirkel graͤnzenden Regionen feinem nebligen Rundgebilde hie und da einen deutlichen Vordergrund zu geben und ſo durch
einige klare Parthien den Beſchauer zu ergoͤtzen; dahin gehören die Naturwunder und vulkaniſchen Kriſen Islands, der
711 gefahrvolle aber unberechenbaren Vortheil bringende Wallfiſchfang und die uͤberreiche Fiſcherey an den unfruchtbaren
eſtaden Neufoundlands, Grönlands und Spitzbergens, die Seejagd des Wallroſſes, die Gewinnung der, koſtharſten
Deltereien u |. w. Daß die Wahl und Ausführung der beygefuͤgten Kupferſtiche und die allbezuͤgliche nach den neueſten
Daten berichtigte Polarkarte den Verein des Angenehmen mit dem Nuͤtzlichen bezwecken, dient dem Werke eben ſo ſehr
zur Empfehlung, als der von der Verlagshandlung ſo billig angeſetzte Preis. £
Dieſes Gemälde der Nord- Polarlaͤnder bildet zugleich die Fortſetzung der beliebten Miniaturgemälde aus der
Länder: und Völkerkunde, wovon bisher Rußland in 6 Bändchen mit 110 Kupfern, Illyrien in 2 Bändchen
mit 36 Kupfern, das weſtliche Afrika in 4 Bändchen mit 47 Kupfern, Aegypten in 4 Bändchen mit 67 Kupfern,
Spanien in 4 Bändchen mit so Kupfern, Braſilien in 2 Bändchen mit 10 Kupfern, die Mahrattenſtaaten mit
5 Kupfern, Japan in 2 Bändchen mit 15 Kupfern, zuſammen 25 Bändchen mit 340 Kupfern erfchienen find, die
noch um deu herabgeſetzten Preis zu 18 Thlr. 8 Gr. zuſammen, einzeln aber jedes Bändchen zu 1 Rrhlr, zu haben find,
und wohl mit Recht nicht nur für ein ſchoͤnes Kupferwerk, ſondern auch als das Wohlfeilſte ſeiner Art gelten.
N Prof. J. G. A. Galetti's
geo graphisches Wörterbuch,
oder alphabetische Darstellung aller Länder, Städte, Flecken, Dörfer, Ortschaften, Meere, Flüsse u, 8. W.
Mit genauer Angabe ihrer Lage, Grölse, Bevölkerung, Produkte, Manufakturen, Fabriken, ihres Handels, Gewerbes u, 8. w.
Nach den neuesten Verfassungen -
zum täglichen Gebrauch für Civil- and Militair- Personen, Kaufleute, Reisende und für alle, die sich in der Erdkunde
zu unterrichten wünschen. Dritte durchaus verbesserte und ansehnlich vermehrte Auflage. Drey
Bände, 135 Octavbogen, geheftet 4 Rıhlr. 8 =
Endlich können wir hie Vollendung eines Werkes ankündigen, das schon bey dem Erscheinen des ersten Bandes
von dem Publikum mit theilnehmendem Beyfall aufgenommen wurde. Um die Liebhaber der Geographie und Statistik
‚auf dieses Werk aufmerksam zu machen, bedurfte es aber auch wohl nicht mehr als des Namens eines Verfassers, der
sich durch seine 1 er in obbenannten Wissenschaften seit mehreren zwanzig Jahren einen unbestrittenen Rubm
erworben hat. Die Bearbeitung dieser dritten Auflage seines geographischen Wörterbuchs hat er mit
besonderer Liebe und Fleils ausgeführt, und durch seine angestrengte Bemühungen erhalten wir nun ein Werk,
welches sich rücksichtlich seiner Brauchbarkeit, Vollständigkeit und der möglichst neuen und verlässigen Angaben vor
andern der Art vortheilhaft auszeichnet. Der Verleger hat seiner Seits für guten und correcten Druck gesorgt, und
dabei einen gröſsern Aufwand an Papier nicht gescheut, um die Augen der Leser zu schonen, worauf leider bey so
vielen Unternehmungen gar keine Rücksicht mehr genommen wird. So wie für inneren Gehalt und guten Druck redlich
gesor t wurde, ist zugleich ein Preis festgesetzt, der nur durch eine groſse Abnahme möglich wurde und dessen höchste
illigkeit selbst jedem Käufer auffallen wird. x
Pro f. J. G. A. Galletti’s
Allgemeine Weltkunde,
oder
> g geögraphisch- eraristisch- historische Uebersicht aller Länder,
ia Rücksicht ihrer Lage, Gröfse, Bevölkerung, Cultur, vorzüglichsten Städte, Verfassung und Nationalkraft; nubst einer
Skizze der ältern und neuern Geschichte und genealogischen Tabellen der herrschenden Dynastien.
Ein Hülfsmittel beym Studium der Tagegeschichte für denkende und gebildete Leser.
Fünfte Aullage nach dem neuesten Zustande umgearbeitet und vermehrt
} von
C. Reichard.
Mit 28 General» daf Specialkarten gr. 4, 1822. Cartonirt 4 Rrhlr, 13 Gr.
?
örtlich und geschichtlich brschrieben von Joseph von Hammer. Zwe Bände, nebst einem grolsen Plane der Stadt
Constantinopel und einer Karte des Bosporos, gr 8. 1822. 10 Rthlr. er s a a
Die gelehrte Welt wird sich freuen, das Erscheinen eines Werkes angekündigt zu sehen, welches seit mehreren
Jahren mit Uugeduld erwartet wurde, indem es die Resultate örtlicher Forschungen und Beobachtungen eines Gelehrten
enthält, der — ausgerüstet, wie wohl keiner seiner N argzneer, mit allen orientalischen Sprachkenntnissen uud andern
wissenschaftlichen Hülfsmitteln — die klassischen Ufer des Bosporos betrat, und dort geraume Zeit vom Beruf und
Wahl festgehalten, seinen Forscherblick auf Alles richtete, was sich ihm als historisch, topographisch oder etbno-
aphisch merkwürdig darstellte. Die Verlagshandlung hofft, ihre dem Weribe dieses Werkes schuldige Achtung durch
955 Ausstattung der Auflage in jeder Beziehung hinlänglich an Tag gelegt zu haben.
Der erste Band, welcher sich einzig mit der Stadt Gonstantinopel beschäftigt, führt folgende 72 Rubriken
auf: Lage und Umgebungen: Meere. — Inseln. — Felsen und Klippen. — Flüsse. — Buchten und Häfen. —
Vorgebirge. — Berge. — Thäler. — Wälder. Klima: Jahreszeiten, Winde, Wärme und Kälte. — Erdbeben. Natur-
erzeugnisse: Wildpret, Vögel und Fische. — Bäume, Blumen und Gemüse. —Mineralien. Umfang und Einther
lung der Stadt. — Die Vorstädte. — Der Bosporos. — Die Mauern. — Thore. — Häfen. — Plätze. — Marktplätze,
Constantinopolis und der Bosporos," 3
—— N
(Basar's). — Gassen. — Tempel. — Palläste. — Monumente. — Die Serais, — Die Palläste des Großswesire, des De-
terdars, des Janitscharen-Aga's. Die Gebäude öffentlicher Anstalten: Moscheen. — Griechische Kirchen. —
Armenische Kirchen. — Synagogen. Grabcapellen und Grabmahle. — Klöster. — Armenküchen. — Spitäler. — Ixren-
häuser. — Elementarschulen. — Collegien. — Leseschulen. — Bibliotheken. — Druckereyen. — Taveraen. Kaffee-
häuser. — Bäder. — Fontainen. — Brunnenhäuser. — Cisternen. — Wasserleitungen. — Bende. — Wasserpfeiler. N
Märkte, — Magazine. — Fabriken. — Chare und Karawanserais. — Pulverstampfe. — Stückgiefserey. — Arsenal.
Ankergielserey. — Casernen. — Festungswerke. \
Der zweyte Band, dessen gleichfalls 72 Rubriken wir nicht einzeln anführen können, behandelt die Vorstädte
Constantinopels, das europäische und asiatische Ufer des Bosporos, Skutari und dessen Umgebungen und endlich den
besonders wichtigen Gegenstand, die Einwohner Constamtinopels, als Türken, Araber, Perser, Juden und
Griechen, sammt ihrem unterscheidenden Character und gegenseitigen bürgerlichen Verhältnissen.
E 7 — — — —— . ern
Umblick auf einer Reise von Gonstantinopel
nach Brussa und dem Olympos, und von da zurück über Nicäa und Nicomedien. Von Jos. v. Hammer. Mit
Kupf., Karten und Inschriften. 4. 1818. broch. 4 Rihlr. 12 Gr. 8
f
Die ſiebente durchaus verbeſſerte und vermehrte Auflage a
Prof. G. J. Wenzel's An
Mann von Welt,
*
oder deſſen 5
Grundſätze und Regeln 25 25
des Anſtandes, der Grazie, der feinen Lebensart und wahren Höflichkeitt
für die verſchiedenen Vethältuniſſe der Geſellſchaft. Et
Mit Vignette. 8s. 1821. In Umſchlag broch. 18 Gr. . RR,
In den meiſten Werken, welche neben dieſem unter Ähnlichen Titeln um die Gunſt des Publikums warben, finden
ſich gewoͤhnlich nur die Maximen der Lebensklugheit zuſammengetragen, ohne die Regeln anzugeben, nach denen der
Mann und das Frauenzimmer in der Welt zu erſcheinen haben, um durch ihr äußeres Betragen
und ihren Anſtand zu gefallen und liebenswürdig zu ſeyn. Dieß wird neben Verſtand und Tugend in der
bentigen Welt als die erſte Bedingung, unter der man fein Gluck machen kann, angefeben, und dieß if es
wovon dieſes Werkchen ſo gruͤndlich handelt, daß ſeit ſeinem Erſcheinen ſechs ſtarke Auflagen davon vergriffen wurden.
Dieſe ſiebente Auflage wird durch die erhaltenen Verbeſſerungen und Vermehrungen des fernern Beyfalls des Publikums
werth befunden werden. 5 ö 5 2 rl
Inhalt: I. Abihnitt. Aeußere Eigenſchaften, die den Menſchen in jedem Verhältniſſe des ges
fel lſchaftlichen Lebens überhaupt zieren. . Schoͤnheit des Körpers. — Ob die Schoͤubeit deffelben von
uns abhängt? — Enge Verbindung der Schoͤnheit mit der Geſundheit. — Geſundheitsregeln zur Befoͤrderung und Er⸗
baltung der Geſundheit. — Schoͤnheitsmittel. — Pflege der Haut, der Zähne, der Nägel, der Haare. B. Cultur des
Blicks, der Miene. — Offener, fefter, beſcheidener, heiterer Blick, gefällige Miene. C. Cultur der Stellungen
und Bewegungen des Körpers. — Aufrechte, gerade Stellung. — Regeln des Auftandes beym Beugen des Koͤrpers.
— Bewegung und Haltung. — Unanſtaͤndige Bewegungen, hauptſachlich der Hände. — Auſtaͤndige Bewegungen und
Haltung hauptſäͤchlich der Hände. — Der Gang, fehlerhafter, anſtaͤndiger. D. Die Geſetztheit. — Irrige Begriffe
davon. — Berichtigter Begriff, Kennzeichen echter Geſetztheit. — Charakter derſelben. — Aeuß rungen derſelben, E. Hoͤf⸗
lichkeit und Artigkeit. — Begriff wahrer Hoͤftichkeit. — Blicke und Miene der Höflichkeit. — Sprache der Hoͤf⸗
lichkeit. — Stellung des Hoͤflichen ze. E. Ausbildung der Sprache und des Tones. — Sprachregeln. — Sprach⸗
tonregeln. — Ausſerache. G. Belang und Tanz. — Vorzüge des Geſanges. — Allgemeine Regeln veffeiben. — Bes
fondere Geſetze für Singende. — Vorzuͤge des Tanzes. — Anftandsregeln für Tänzer. H. Komplimente. — Ausdruck
des Kompliments. — Verſchiedene Arten deſſelben. — Das gebende, ſtehende, ſitzende, das Kopf? und Handkompliment.
L Kleidung. — Erforderniſſe einer anftändigen Kleidung. K. Zimmereintichtung. — Meublirung eines Viſiten⸗
mmers. — Eines Wohn- und Schlafzimmers. — Eines Studir s und Domeſtikenzimmers. II. Abſchnitt. Aeußere
Eigenschaften, die den Menſchen in befondern Verhältniffen des geſellſchaftlichen Lebens zieren.
Verbaltungsregeln beym Fruͤhſtuͤken. — Beuehmungsart bey der Tafel. — Das Verhalten in Geſell ſchaften. — Geſetze
7
* =
\
feinen Lebensart bey Abſtattung der Bliten. — Vorſchriften der feinen Lebensart im Umgange mit Vornehmen und
roßen. — HöRichkeitsregeln im Umgange mit dem ſchaͤnen Geſchlechte. — Werth des ge ellſchaftlichen Geſprachs und
ſſen Haupterforderniffe. — Das Frauenzimmer von Lebensart in geſellſchaftlichen Ver ltuiſſen. — Einige beſondere
Regeln 5 pi Lebensart für beyde Geſchlechter in Hinſicht auf verſchiedene kleinere Verhaͤltuiſſe des praktiſchen ges
gen Lebens ꝛc. ꝛc. a
E = 7 ’ 4 0 „ 8 3 c € c
Cornelia, Leſebuch zur moralifhen Bildung für aufbluͤhende Madden.
Von Profeſſor Generſich.
5 “ Zwey Theile, 40 Bogen in 1 Band geheftet 20 Gr.
Der Verfaſſer ſagt in der Vorrede: „Noch giebt es der Schriften, die ſo ganz auf die moraliſche Ausbildung der
aufblübenden Mädchen. berechnet wären, fo wenige, und wie ſehr bedürfen fie in der Periode ihrer Entwicklung des
uten Rathes und der Leitung! Möchte ich fo glücklich ſeyn, mehren Zweck zu erreichen, die aͤſthetiſche und fittlihe
Bildung der holden Blumen der Menschheit durch dieſes Werk zu befdrde@i. Jupalt. Erster Band: 1. ueber die
Bestimmung des weiblichen Geſchlechtes und einige wichtige Verhältniſſe des geſellſchaftlichen Lebens. II. Lyriſche
Blumenleſe, Idyllen und Gleichniſfe. Zweyter Band: I Hiſtoriſcher Frauenſpiegel. II. Weibliche Charaktergemaͤlde
ben und Warnung guter Tochter. III Fabeln, Romanzen und Erzählungen. um dieſe in mehreren Res
enſtonen rähmlich ausgezeichnete Arbeit des Verfaſſers unter allen Ständen zu verbreiten, hat ſich der Verleger zu
einem Preiſe entſchloſſen, der kaum die Koſten des Druckes deckt, da er die Verbreitung des Guten und Nuͤtzlichen dem
klingenden Gewinn vorzieht. -
. — ̃ ͤd—— ——ñ — —
ö Winterbibliothek,
oder Left\re zur Verkürzung der langen Winterabende.
Zwoͤlf Bände mit ſchoͤnen Kupfern, geheftet, ſtatt 12 um 6 Rthlr. \
Bei der Rückkehr der langen Winterabende und dem dadurch ernewerten Beduͤrfniß, ſich dieſelde durch eine geistreiche Lektüre
zu verkürzen, bieten wir dieſe Sammlung auserleſener Unterhaltungsſchriften an. Sie enthaͤlt nachfolgende Werke:
Die drey Oſtindienfahrer, abentheuerliche Reiſegeſchichten von Prof. Fiſcher. — Leonie oder das Grab der Mutter.
2 Bde. — Chronik des Seltſamen und Wundervollen in den Schickſalen beruͤhmter Reiſenden, nach Blanchard 3
Bände, — Die graue Frau, aus dem Franzöſiſchen. — Emilie oder der Frauenzwiſt von Miß Edgeworth. — Die
Battwecad oder das ſtille Thal und die dudere Welt, von ber Frau von Genlis, 2 Bände. — Ungluͤcksgemaͤlde von 71
anzoſen, welche in der Verbannung wegen der Hölenmafchine ihr Grab fanden. — Adolf, Erzählung aus gefundenen
Japieren von Benjamin Conſtant. 5 ar
Auch jene, die nicht viel aufwenden koͤnnen oder wollen, finden hier Gelegenheit, ihre Wünſche zu befriedigen; 12
Sände, größtentheils mit ſehr ſchoͤnen Kupfern, die ungebunden 12 Rtbir- Foen und auch einzeln nur im vollen Preiſe
zu haben ſind, hier in der Sammlung gebunden um 6 Rthlr. zu erhalten, dürfte Jedermann als hoͤchſt billig finden.
— ———
Das Weib im geſunden und kranken Zuſtande.
Nach dem Franzoſiſchen der Herren Virch und Fournier frey bearbeitet und mit Anmerkungen verſeden von Renard und
Widtmann. s. In umſchlag geheftet 1 Rthlr. 12 gr. 5
Eine wohlgerathene Schilderung der ſchoͤneren Hälfte des Menſchengeſchlechts in den mannichfaltigen Lagen des weib⸗
lichen Lebens it außer dem Arzte auch jedem gebildeten Leſer von hohem Werthe; der Menſcheukenner ſieht hier ſeine Er⸗
fahrungen beftätigt, manches Räthfel zum Theil erſt gelöſt; der Unerfahrne lernt Vieles, was ihm zu wiſſen noͤthig if.
Die vorausgehende geographiſche Geſchichte des Weibes iſt von hoͤchſter Bedeutung für den Arzt, wie fuͤr den Philoſophen
und Anthropologen; wir ſehen es hier als ſklaviſches Kebsweib in den Harems von Aſien, als unterdruͤckte Magd des
Wilden, als holde Gefährtin des kultivirten Menſchen, wir ſehen es ferner als beherzte Amazone, ais ſtrenge Spartanerin,
als korinthiſche Pbryne, als aberglaͤubiſche Indierin. Zur beſſern Verſtäͤndigung geben wir hier den Inhalt ſelbſt::
u Das Weib in anthropologifcher Hinſicht. Verſchiedenhelt des Weibes nach den verſchiedenen Him⸗
melsſtrichen und Menfchenracen. 1. Die Weiber der weißen Race in der Nähe des Kaukaſus gelten fuͤr die
ſchoͤnſten. 2. Allgemeine Bedingniſſe der Schönheit und Haͤßlichkeit des weiblichen Geſchlechts. 3. Einfluß des Himmels⸗
ſtriches. Griechinnen, Stalienerinnen, Franzoͤſtnnen, Spauierinnen, Engländerinnen, Die deutſchen Frauen. 4. Die
Polinnen, Nuffinnen, Albaneſerinnen, Däninnen, Schwedinnen. 5. Die Perſerinnen. Die Tuͤrkinnen. Die Weiber der
Araber, der Mauren, der Barbaresfen. 6. Die Übrigen Aſſiatinnen dieſſeits des Ganges. 7. Das Weib der ſchwarzen
Kace. Beſchneidung der Mädchen. s. Die Hottentottinnen. 9. Die kaffriſchen und jaloffiſchen Weiber, die mandingiſchen
Negerinnen. 10, Fernere Bemerkungen über die Liebeshige der Weiber, hinſichtlich des Klimas. 11. Das Weib der
mongoliſchen Race und die Varietäten deſſelben, 12 Das Weib der malaviſchen Race und feine Varietäten. 13. Das
Weib der amerikaniſchen Race. Von den natürlichen Veränderungen der Koͤrperbeſchaffenheit des
Weibes, nach dem Alter deſſelben. 14. Von dem Eintritte des monatlichen Blutfluſſes und der Reife des weiblichen
Geſchlechts in verſchiedenen Ländern und Himmelsſtrichen. 15. Von der Menge und Beſchaffenheit des monatlichen Blut⸗
uſſes. 16. Einfluß des Klimas auf die weibliche Fruchtbarkeit. Von dem Verhaäͤltniſſe des weiblichen Ges
ſchlechts zu dem mannlichen im Stande der Ehe. 17. Gemeinſchaft der Weiber, Verbindungen zwiſchen Vers
wandten und ihre nachtheiligen Folgen für die Ausartung des Menſchengeſchlechts. us. Verhaltutß der Weiber zu den
Männern in den kalten und gemäßigten Himmelsſtrichen. Monogamie. 19. Verhältniß der Weiber zu den Männern in
den beißen Ländern. Polygamie. 20. Vielmännerei, Polyandrle. 21. Werth der Jungfrauſchaft. Eheliche Pflichten. 22.
Von dem Verhaͤltniſſe des Weibes zum Manne im Akte des Beiſchlafes. 23. Toͤlibat des Weibes und deſſen Folgen.
Bon der Körperkonſitution und den Eigenthümlichfeiten des Meibes, oder der Natur feines
Geſchlechtes. 24. Vergleichung der Köͤrperkoulitution des Weibes mit der des Maunes. 25. Das Temperament des
*
—
ken, 20. Die Liebe des Weibes and deren Wirkungen. IL. Das Weid in moralischer Hinſich. Betrachtung!
ne. Rs Erißenz des Weibes. 27. Die moraliſche Seite des Weibes haͤngt mit Pd phyſi
Schwäche zuſammen. 28. Nähere Beſtimmung der moraliſchen Würde des Weibes, 29. Fehler des Weibes. 30,
dem Aberglauben, der Eigenliebe und der Eitelkeit des Weides insbefondere, Bemerkungen über das moraliſche Werhä
niß des Weibes in Beziehung auf feine Geſchlechtsverrſchtung, und den geſelligen Zuſtand. Die zweite Abtheil un
des Werkes enthält die Darſtellung und Behandlung der Krankheiten, welche das weibliche Geſchlecht ausschließlich
fallen, deren einzelne Abtheilungen namentlich aufzuführen der Raum dieſer Anzeige nicht geſtattet. ’ SIE:
Anzeige zweyer größerer Sammlungen;
welche um ſehr erniedrigte Preiſe, ſoweit der kleine Vorrath reicht, abgelaſſen werden.
Beytraͤge zur Laͤnder- und Voͤlkerkunde n
in ſechs Banden ſtatt 10 Rthlr. 12 Gr. um 4 Rthlr. 16 Gr. e
Reiſebeſchreibungen waren von jeher eine Lieblingslektuͤre gebildeter Leſer, da fie die Aufmerkſamkeit in Auſpru
nehmen, und dabei die nützlichſten Kenntniffe verbreiten; leider erſchwert deren hoher Preis ſehr oft die Anſchaffung
und Verbreitung. In dieſer Anſicht hat ſich die Verlagshandlung entſchloſſen, mehrere in ihrem Verlag erſchienene
Neiſewerke unter obigem Titel zu vereinigen. Dieſe Reiſen beſtehen in nachfolgenden Werken: : 5
Sitten und Landſchaftsſtudien von Neapel und feinen Umgebungen in Briefen entworfen von Friederike
Brunn. Mit 2 prächtigen Kupfern. gr. 8. f J
Slavonien und zum Theil Eroatien, Nach eigenen Anſichten entworfen von Johann Cſaplovies. 2 Bde.
gr. 8. a
emoſyne. Ein Tagebuch geführt auf einer Reiſe durch das lombardiſch veuetianiſche Koͤnigreich, einen Theil
Fr Illyrien, Tyrol und Salzburg in den Jahren 1815 und 1816. Von Joſeph Kreil. 2 Bde. gr. 8. 4 b a
iſen durch einige Theile von Deutschland, Pohlen, der Moldau und Turkey. Von A. Neal.
270 dem Engliſchen uͤberſetzt von Michaelis. 2 Theile in 1 Band. gr. 8. = ;
Dieſe Reifewerfe nach den verſchiedenſten Gegenden von Europa und ſäͤmmtlich von ausgezeichnetem Werth, koſten
10 Rthlr. 12 Er. und find, einzeln abgenommen, auch nur zum voken Ladenpreiſe zu haben, werden aber, als Sammlung |
7 „
der deukwuͤrdigſten Ereigniſſe, Emroͤrungen, Feldzuͤge, Schlachten, Belagerungen, Greuel und Zerſtoͤrungsſeeuen, welche 4
durch die franzoͤſiſche Revolution 3
ſeit ihrem Ausbruch bis auf die neueſte Zeit veranlaßt worden find. Aus den neueſten und beſten Quellen geſammelt
und herausgegeben von Ernſt F. Buchholz. 3
8. Vierzehn Bände 220 Bogen, complet mit 14 Kupfern, 1816. flatt 14 Rthlr. um g Rthlr.
Wir haben eine Revolution erlebt, wie die Weltgefchichte noch keine aufzuweiſen hat: ihrer Dauer nach außeror⸗
dentlich, ihrer Ausdehnung nach ohne Beyſpiel. Fünf und zwanzig Jahre voll Raſerey, Krieg, Mord und Brand;
Europa vom Zajus bis zur Wolga in Blut geduͤngt und mit Ruinen uͤberſaͤet; zwey andere Welttheile 1 ime
Kaͤnke und Meutereien, wenigſtens in einzelnen Provinzen, erſchuͤttert; ‚ein vierter endlich aus einer dreihundertjährigen
Ruhe in noch fordauernde Sährung gefegt: dieß find Zeit und Raum dieſer Revolution, dieß iſt die Periode und das
gi ihrer Geſchichte. Dieſe Geſchichte itzt ſchreiden zu wollen, mag wohl Nlemand wagen, indem wir noch der
uͤhne zu nahe ſtehen, wo ſich Schauſpiele jederzeit am unvollkommenſten beurtheilen laffen, Be
Dagegen find ſchon einzelne Exeigniſſe dieſes denkwürdigen 5 in freimuͤthigen, treuen und vollſtänd n
Gemälden von Zeitgenoſſen ohne Leidenſchaft und Partheiwuth au gefaßt worden, die durch einen Schatz neuer Aufſchluͤſſe
und Anſichten in Erſtaunen ſetzen. Der Verfaſſer hat ſich bemuͤht, in ſeinem Werke alle Schriften dieſer Art, in ſo
fern fie wirklich zur Entfchleierung der geheimſten Ereigniffe der Revolution beytrugen, zu ſammeln, und durch den
Beyfall des Publikums unterſtuͤtzt, iſt es ihm gelungen, das vollſändigſte Werk dieſer Art zu liefern, denn wenn auch
mehrere Aufjäge daraus in Journalen auszugsweiſe geliefert wurden, fo fiuden fie fich doch nirgends fo vollfändig ges 555
ſammelt, fo vollſtändig überfegt. Die vorzäglichſten derſelben führen wir hier namentlich an: Fer
Proufinals geheime Geſchichte des Revolutionstribunals in ausführlichen Nachrichten Über deſſen Errichtung, ſo
wie über die Revolutionsregierung Überhaupt, die Proſeriptionsliſten, die Parlamenter „die geheimen Richter und Agenten
und die Orgien, welche die Geſchwornen hielten. — Denkwürdigkeiten aus der Geſchichte der franzoͤſiſchen Gefaͤngniſſe.
— Die Reiſe Ludwig XVI und ſeiner Familie nach Varennes, ihre Verhaftung daſelbſt und Zurdebringung nach Paris.
—-Geichichte der Revolution auf der Inſel St. nn — Noccas Darſtellung des eee e Feldzugs von
Walchern. — Roccas Denkwürdigkeiten aus den franzöſiſchen Feldzuͤgen in Spanien. — Züge aus dem ü
und Charettes Leben. — Martins Geſchichte der franzöſiſchen Expedition nach Aegyrten. — Labaumes Darſtellung des
Feldzugs in Rußland. — Die geheimen Verbindungen gegen Napoleon bey ſeinem Kriegsheere. — Denkſchrift über die
u Mailand 1214 ausgebrochene Revolution und die Ermordung des franzoſ. Finanzminiſters Grafen Prina. — Schreckens⸗
Reue in und um Paris zu Ende der Herrſchaft Bonapartes. — Napoleons Täuſchung uber die polniſchen Angelegen⸗
beiten. — Verſchwoͤrung des General Mallet gegen den franzoͤſtſchen Kaiſerthron. 8 5 3
Außer dieſen enthält es viele kleinere Gemälde, Charakterſchilderungen, Biographien und Anekdoten. um die
Auſchaßuns jedem Liebhaber zu erleichtern, hat ch der Verleger eutſchloſſen die u i { fe
um dieſen geringen Preis abyuiafen. . J 5 z Lind a. 3
— ——— —̃̃ — 2 ; 2
7) EIEDET- ANZ CISCH
(Zu den in der Buchhandlung Broch
zus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XXXIX. 1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-⸗Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart Format; dem Hermes, den Zeitgenoffen und den Jahrbuͤchern des Mag⸗
netismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Dit
Inſertions-Gebuͤhren betragen jür die Zeile nach dem Quart-Abdrucke berechnet 2 Gr.
Beantwortung einer im Lit. Blatt zum Morgenblatte
No. 91 befindlichen Bemerkung.
Es hat ein urgenannter Jemand, der wahrſcheinlich gern
Recenſent ſeyn moͤchte, ohne jedoch die Faͤhigkeiten zu be—
ſitzen, ſich unterfangen zu tadeln, daß ich in meiner Sarift
„uber das künſtliche Aufziehen der Kinder ohne
Mutterbruſt; Leipzig, bei Hartmann 1822,“ des
überfpannten Vorſchlages Zwierlein's, die Siege als
Amme zu benutzen, nicht Eroahnung gethanz wahrſchern⸗—
lich ſey mir die Kenntniß davon entgangen.
Male! — Ich muß mutbmaßen, daß der Recenſent aus
einer Innung den kuͤhnen Sprung zum Schriftſteller gewagt
habez denn wäre derſelbe ein Arzt, fo hätte er nicht allein
dieſen laͤcherlichen Vorſchlag, ſondern auch die hoͤchſt traurt:
gen Erfolge dieſer Aufziebungsmerhode, wie fie vorzüglich
von Wien aus ons mitgetheilt worden ſind, kennen muͤſſen
und ſich geſchaͤmt, wie ich, dieſen Vorſcklag nochmals zur
Sprache zu bringen. „Ich hätte dafür oder darwi—
der feyn mögen, Erwähnung hätte deſſen ge
ſchehen muͤſſen!“ fährt der kluge Refer, fort. In
dieſer Ruͤckſicht antworte ich: daß es allerdings in einem
wiſſenſchaftlichen Werke nothwendig iſt, der hauptſäcſlichſten
Hypotheſen Erwähnung zu thun; in einer Volksſa rift aber,
wie dieſe iſt, für zaͤrtliche Mütter beſttnmt, muͤſſen blos
die ſicherſten Erfahrungsſaͤtze Platz finden, weil hier Nieman—
dem mit aufgezeichneten Thorheiten gedient iſt. Hatte ich
alles Falſche und Unpaffende aus dem Erziehungs- und Auf:
ziehungsg ftäft der Kinder mit aufzeichnen wellen, fo wurde
dieſes kleine Handbuch, welches (leider! leider!) der Rec.
ſelbſt eine faßlich geſchriebene Abhandlung nennt, zu einem
voluminoͤſen, koſtbaren und nutzloſen Werke anwachſen muſ—
en. — Sollte erıwı eine Perſoͤnlichkeit den guten Mann zu
dem mitleidigen Male! bewogen haben, ſo gebe ich ihm
den Rath, weil ich ihm den Tadel eden ſo wenig, als die
Schrift ſelbſt einem andern zugeſchrieben wiſſen will, in der
Zukunft auch die Vornamen, wie fie im Buche ſtehen, rich:
tig a b zuſchretben, man moͤchte ſonſt urtheilen, er habe zu
ſehr eilen muͤſſen, die ihm beigefallene Klugheit zu Papier
zu bringen, da fo gewohnlich ein ſchwaches Gedachtuiß mit
einem ſchwachen Judicio gepanıt angetroffen wird.
Leipzig, den Zoften Rovbr. 1822
Dr. Friedrich Ludwig Meißner.
Bei F A. Herbig in Berlin iſt eben erſchienen und
in allen Buchhan lungen zu ha en:
Die Schlacht bei Torgau
und der Schatz der Tempelherren. Zwei Ns:
vellen von Willibald Alexis. 271 S. 8.
Geh. Thlr. 8 Gr.
Der Verfaſſer dieſer beiden Dichtungen ſpricht ſich in
der Vorrede über das eigen: huͤmliche Weſen der Nov elle und
über die großen Meiſter in derfeiben, Cervantes, Goͤthe und
Tieck, fo ſcharf und treffend aus, daß es den Leſer freuen
wird, die Forderungen, die im Anfange des Buchs in Be—
treff dieſer Din tungsart gemacht werden, in dem Folgenden
erfüllt zu ſehen. Er iſt dem Publicum beveis durch mehr
rere, wohlaufgenommene Poefien, wie durch die gelungenſte
Ueberſetzung von W. Scott's Gedicht: „Tie Lady of the
Lake,“ bekannt.
In demſelben Verlage ſind jetzt zu haben:
Corrinna oder Italien, von der Frau von Stael;
uͤberſetzt von Friedr. Schlegel. 4 Theile. 8. 4 Thlr.
Herzensergießungen eines kunſtliebenden Kloſterbruders.
Von L. Tieck und W. Wackenroder. Mit dem
Bildniß Raphaels. 8. 20 Gr.
Horn, Franz, Geſchichte und Kritik der deutſchen
Poeſie und Beredſamkeit. Gr. 8. 1 Thlr.
Kleiſt's, Ew. Hr. v., ſaͤmmtliche Werke. 2 Theile.
Gr. 8. 1 Thlr. 12 Gr.; Velinpapier 3 Thlr.
Moritz, K. P., Goͤtterlehre oder mythslogiſche Dich—
tungen der Alten. 20 Bogen mit 65 Abbildungen
nach Antiken. 5te Auflage. 1 Thlr.
Ein in ſich ſelbſt vollendeies meifterhaftes Werk, das
ſeinen ehrenvollen Platz ſeit Jahren ſo feſt behauptet hat,
doß, trotz des Nachdrucks und mancher Nachahmungen, fünf
ſtarke Auflagen erforderlich wurden,
— —
s Ankuͤndigung
einer intereſſanten Zeitſchrift.
Mit dem Jahre 1823 beginnt der ſech zehnte Jahr⸗
gang vn:
Wiener allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungs—
blatt fuͤr Freunde der Kunſt, Literatur und des
geſelligen Lebens.
Schon der Titel dieſes vielgeleſenen Blattes beirichnet
feine weitumfaſſende Tendenz. Es if den deutſchen Bahnen
unentbehrlich, iſt das Central-Blatt aller Theater und
beſonders den norddeulſchen Scaufpirlen und deren Direc⸗
toren nothwendig, weil fie von allen ſelbſt den kleinſten
Iheatern Nachricht erbal en und voı allen beſt benden Ge—
ſellſchaften Tagebücher finden, welche jede Leiſtung, jede
Neuigkeit, jeden neuen Saraufpirler, Sanger, Taͤnzer, je
bis neue Ploduct, ſei es Stuͤck, Oper oder Ballet, er⸗
ſchoͤpfend beurtheilen. Eben fo hat ſich die Redactlon mit
Frankreſch, England und Stalen durch Correſpongenten ins
Einvernehmen geſetztz vorzuͤglich liefern aus Paris, London,
Neapel und dem öſterreichiſchen Jlalien ſach verſtaͤn ige Mite
arbeiter Nachrichten über alle Nebitaͤten im Gebiete des
Theaters, der Muſik und anderer ſchonen Künfte, daß auch
— nr ee
1
von dorther das Intereſſanteſte des Tages nicht unbeſprochen
bleibt. Den andern Jahalt der Zeitung bilden Erzaͤhrungen,
Gedichte, Anekdoten, Chronken des geſelligen Lebens großer
Städte, anziehende Tage sbegebenheiten, ein Wegweiſer für
Kunſt und Literatur; ein theatraliſcher, Anzeiger, worin
Schauſpi ler und Dir, ctocen ſich gegenfitig verſtaͤndigen ud
ihre Geſuche mit'heilen; eine ſtehende Rub ik zur No bwehr
gegen Verunglimpfengen boshaft r Recenſenten 2035 endlich
Notizen aus engetſchen, franzoͤſiſchen und italleuiſchen Zei⸗
tungen ꝛc. Dieſe Notizen ausgenommen, alles durchaus
iginell
„gen wendet ſich mit ſeinen Beſt lungen an bie betref:
fenden loͤbl. Poſtaͤmter in ganz Deulſa land: an die k. .
Oberſte Hof: Poltam’e = Haupt : Zettungs⸗Expeditton in
Wien; an das k. k. boͤbmiſche O er: Po tam: zu, Prag;
koͤnigl. preuß Zei'ungs Compieir zu Berlin; Ober Poll:
amt in Breslau; Ober- Poſtemt zu Hamburg; Eontgl.
baierſche Ober- Poſtamt zu Nürnberg, München und
Augsburg; fuͤrſtl. Jhurn⸗ und Taxiſche. Obe ⸗Poſtamt
zu Frankfurt am Mainz an die konisl. ſachſ. Hefe
Poſtämter zu Leipzig und Dresden ze. Im Wege des
Buchhan els wende man ſich an die Herten Tendler und
von Manſtein in Wien. Der Preis des Jahrgangs iſt
20 Fl. C. M. nach dem Zwanzig: Gulden: Fu eder 50 Fl.
Wiener Papiergeld.‘ Buckhaͤndlern in Deutſchland, weiche
Praͤnumera ten ſammeln, werd dieſe Zeitſchrtft, wenn ‚fie die
Belraͤge ganzjährig vorhinein an die Redaction einſenden,
gegen 12 Fl. C. M. ͤberlaſſen und die Zuſendung von vierzehn
Tagen zu vierzehn Tagen beſorgt. Alle Briefe und Beiträge,
alle Gld⸗ und Emridungstoften, die Zeile zu 6 Kr. C. M.
berechnet, werden mit der Poſt geſenden en
Adolf Baͤuerle,
Redacte er der Theaterzeitung und
heaterdichter in Wien.
Bei J. G. Heubner in Wien iſt in Commiſſton
zu haben und ducch alle Buch handluggen von ihm zu be:
ziehen:
G we ti ſt n d
der
eee
nach dem zweiten Tempelbau.
Enthält:
. Bor le Bun gen
über Sprachlehre und Sprachgeſchichte der
Altrabbinen; nebſt Anweisungen,
ihre Werte
ohne Punktation
leſen zu koͤnnen.
ehr et o m ah i e:
eine Sammlung Erzählungen, Parabeln,
Legenden, Sprüche und Philoſopheme
u Syrade
a u
Talmud, Midraſch und Sohar.
won
M. J. Landau,
Inſpeclor der iſcgel. deuiſchen Haupiſchule zu Prag.
Prag 1822. Gr. 8. 2 T lr. oder 3 Fl. 36 Kr. rhein.
Dieſes Werk, welches in hiſtoriſcker Hinſicht als eine
Fortſetzung der Geſchichte der hebrarſcen Sprache
und Schrift ven Pısf. Geſenias bettachtet werben kant,
und als Grammatik zur Kenntniß der rabbiniſchen Werke
1
|
7
N s
führt, verdient ſowohl die Aufmerkſamkelt aller Sprach for⸗
ſcher, als auch in jeder Buͤcherſommlung, welche der Ge⸗
frichte und dem gelehrten Sprach fache gewidmet iſt, aufs
geſt lt zu werden. Die Coreſtomathie bietet neben ihrem
Haup'zwecke zugleich eine angenehme Lec.üre dar. Wenn
Gothe in feinem weſtoͤſllichen Divan den Abendlaͤnder mit
dem Geiſte des phantaſiereichen Orients befreundet, fo kön—
nen die Kerrſpruͤche und Velksreden, weiche in gegenwaͤr⸗
tigem Werke in gereimſe Verſe uͤberſetzt find, ſich demſelben
als wuͤrdiger Anhang anreihen.
Folgende neue Ruͤcher find fo eben in unſerm Verlag ew
ſchienen, und in allen Buchhandkungen zu haben:
Friedr. Jacobs vermiſchte Schriften. After
Band; auch unter dem Titel: Fried. Jacobs
Reden, nebſt einem Anhang vermiſchter Aufſaͤtze.
8. 2 Thlr. S Gr. 0
Dieſe Anz ige wird, hoffen wir, den zahlreichen Ver⸗
ehrern des Harn Verfaſſerts ſehr willkommen fein. Die
ganze Sammlung iſt foiwen Aufſaͤtzen gewidmet, die nicht
ausſchliez ich für einen beſtimmten Theil des Publicums ges
hören, fontern die Theilnahme eines jeden Gebilde en in
Anſpruch nehmen. Der erſte Theil derſelben, welcher hier „
ange eigt wirs, bezieht ſich auf das öffentliche Lebenz
die folgenden werden Gegenftaͤnde des Alterthums behandeln,
inſoweit fie auf eine Theilnahme des groͤßern Pablicums Ans
rind machen. Die Aufſatze des erſten Bandes beziehen ſich
zunachſt auf polkiifhe Moral und die Religion, in Bezug ö
auf die sbüraeriihe Geſellſchaft. Das hohe Intereſſe dieſer .
beiden Stoffe koͤmmt der Art ihrer Bearbeitung gleich, wel⸗
f
che ganz Oeutſchland berei Ss als klaſſiſch anzuerkennen ge⸗
won: iſt. Der Inhalt des erſten Bandes braucht blos an⸗
geführt zu werden, um das Julereſſe, welches er gewaͤhrt,
anzu euten. 1. R de zum Andenken Herzog Ernft II. von
Gotha, eise vollendete Schilderung des trefflichen Fuͤrſten,
mi ergänzenden Bemerkungen uͤber ſein Leben und feine Zeit.
2 A-ftirderede im Gümnaſium zu Gotha. 3. Rede gehal-
ten im Lyceum zu Münden. 4. Deutſch ands Ehre (1814).
5. Bruchſtucke über die Forderungen der Zeit. 6. Zufällige
Gedulken uder den Religienszuſtand der Zit, die drei lege
zern Ausfüge mit Zugaben und Anmerkungen. 7. Analekten
(darunter uber den Repudlikaniswus der Zeit; akademiſche
Verbindungen; Ver ſtimmung der Zeit u. ſ. w.). 8 Miscel⸗
len. — Das Reſultat vieljähriger eigner Wahrnehmung und
Nag denkens iſt vereinigt und gegenſeltig begründet durch die
Ausiprüde der bewäbetiften Schriftſteller aber Zeilen: das
Ganze bietet neben der unterhaltenden Lecfuͤre Stoff zu viel⸗
ſelligen Betrachtungen uͤber die wichti ſten Angelegenheiten
ter Zeit dar, welche der geſchaͤtzte Verfaſſer nach ihren vers
ſchiecenen Beziehungen mit der ihm eignen Anmuth, Ge⸗
lehrſamkeit und Freiſinnigkeit behandelt.
Euripidis Alcestis, cum integris Monkii suis.
que adnotationibus edidit Dr. Zrn. Fried,
FF uestemann, Prof. m Gymn. Goth. 1 Thlr.
Der große N me, welchen Monks fid unter feinen ge
lehrten Landsleuten erworben, bewährt ſich auch durch feine
ausgabe der Alcefte des Eurtpides, welche mit einem gro⸗
fe» Aufwand von Scarffinnn und Gelehrſamkeit ausgeſtattet
iſt und eine nahere Verbreitung in Deutſchland verdiente.
Der deutſche Bearbeiter hat den ganzen Apparat Monks un⸗
verandert gelaſſen und in Anmerkungen ſowohl feine eignen,
als die von andern deutſchen Geleh ten gemachten Bemerkun⸗
gen eingeſchal'et, was in der engliſchen Ausgabe ſowohl in
Hinfiht des Textes, als der Noten Berichtigung oder Era
ganzung bedurfte, geändert und hinzugefügt, ſo daß die an⸗
gezeigte Ausgabe vollſtaͤndig und dem jigigen Skandpuncts
1 2
der Kritik angemeffen erfcheint. Sie dürfte ſich insbeſondere
dazu eignen,
gelegt zu werden,
empfohlen baden.
Titi Livii Operum omnium Vol. III. ‚Anı-
madversionibus illustravit Zyiedr. Andr. Stroth.
AMAccensuit et suas observationes adspersit Zrid.
Andr. Guilh. Döring. Editio auct. et emen-
datior. 8. 1 Thlr. 14 Gr.
Alle 7 Bände koſten 11 Thlr.
Muſäus, J. E., moraliſche Kinderklapper für Kinder
und Nichtkinder. Neue Auflage. Mit Kupfern.
20 Gr. 0
Taschenbuch, tägliches, für alle Stände, auf
das Jahr 1823. Mit 1 Karte von Bremen und
15 Meilen im Umkreise. In zoth Leder ge-
bunden. 20 Gr,
wozu fie auch mehrere Gelehrte ſchon
Dieſes feit vielen Jahren jaͤhrlich erſcheinende Taſchen⸗
buch iſt allen Kaufleuten, Oekonomen und Rechnungsbeamten
zu einpfebler, da Poſtruten, Münzen, Maaße und Ge:
wichte aller deutſchen Staaten auf das genaueſte in demſelben
angeführt ſind.
Gotha.
; Ettingerſche Buchhandlung.
Bei Franzen und Große in Stendal iſt erſchienen
und durch alle Buchhandlungen zu erhalten:
Masius, Dr. G. II., Handbuch der gerichtlichen
Arzneiwissenschaft.e. Zum Gebrauch für Arzte
und Rechtsgelehrte. Gr. 8. Band I. Iste Ab-
theilung 1 Thlr. 12 Gr. 2te Abtheilung 1 Thlr.
8 Gr.
Einer der vorzuͤglis ſten Gelehrten in dieſem Fate der
Elteratur e theic über die bereits erſchtenenen Abtheilungen:
„von dieſem umfange und von dieſer Ausficht auf Erſchoͤ⸗
pfung des Gegenſtaades haben wir noch nichts in dem
Zweige der aͤrz ichen Literatur; überall, wo ich hinblickte,
base ich Tiefe und Klarheit, Vollſtändigkett mit Kurze ge:
funden.“
An der Fortſſtzung dieſes mit Fleiß bearbeiteten Werkes
wird ununterdrocen gearbeitet, und wird auch die folgende
Abehellung bald erſcheinen. g
Bei H. Ph. Petri in Berlin ſind neu erſchienen
und in allen Buchhandlungen Deutſchlands zu haben:
A. Romane und Unterhaltungsſchriften:
Burdach, H., Lebensgemaͤlde, der Wirklichkeit nachgebildet
in Erzählungen und Sagen aus der alten und neuen Zelt
8. 20 Gr.
Cunow, M., Federſtiche (Satyre). Erſte Sendung. 8.
Geh 20 Er. 1
Ihn, J C., und Fr. Stahmann, Don Ballaiſteres. —
Guſtav May. — Die wandernde Jungfrau. — Der
Traum. — Vier Erzaͤh unden. 8. 1 Ther.
Kuhn, D. Auguſt, Mimoſen (Mimosa pudica C.).
Erzählungen fuͤr gebildete Frauen. 8. Geh. 1 2hl.
12 Ge. -
Schasen, Ad. v., das Fiſche maͤdchen, oder Kreuz- und
Querzuͤge zu Waſſer und zu Lande einer Br. Ein
romanaſches Geuaͤlde. 8. 20 Gr.
bei Vorträgen uͤber die Tragiker zu Grunde
Voß, Zulius v., neue Iheafernoffen nach dem Leben.
Inhalt: 1. Der Strahlower Fiſchzug. 2. Die Damen⸗
ſchuhe im Theater. Fortſetzung der Damenhuͤte. 8.
1 Thlr. us
B. Empfehlungswerthe Weihnachts⸗ und,
Gedurtstagsgeſchenke:
Veränderungen der Figuren. Neuntauſendmal. Ein Spiel
zum Zeilver reib. 72 Theile. Im Kälden. 20 Gr.
Geiſtesſpiele, heitere, in Liedern und Gedichten, zur
Feier von Geburtstagen, Hochzeiten, Jibelhochzelten,
Amtsjabiläen, geſelligen Vereinen, am Sylveſterabend dc.
8. Geb. 16 Gr.
Thieme, Moritz, Bilderfibel. Mit 24 ſauber fllum.
Kupfern. 8. Geh. 20 Gr.
— — Dr smatiſche Spiele fiir die Jugend bei feſtlichen
Gelegenbeiten. Eine Weihnechtsgabe. Im Futteral. I. Thlr.
Dr ma iſpe Spiele für die Jugend 2c. 2 es Baͤndch.
8. Geh. 1 Tytr 2 8
Auch unter dem Titel: 1
Almanach dramatiſcher Spiel? für die Jugend. ıfter Jahr⸗
gang.
Folgender Aus zug einer Recenſion über das letztere Werk:
chen diene zur Empfehlung der Schrif en des Veef ſſers:
„Was wir feuherhin über das erſte Baͤndchen in unſerer
Literatur⸗Zeitung bemerkten, gilt auch von dem vorliegen⸗
den. Die in dieſem Bändchen enthaltenen acht Schauſpiele für
Kindheit und Jugend eitanen ſich wegen der Leichtigkeit der
Darſtellung, und h uuptſaͤchlich wegen der ſiktlichen Reinheit
des Inhalts zur Aufführung in Familien Zirkeln, und iſt zu
erwarten, daß vorzugtich manche Scenen, die dem Verfaſſer
beſonders gelungen ſind, eine nachhallige Wirkung zurüde
laſſen werden.“
Nene B ä ch il
welche im Verlage von Duncker und Humblot in
Berlin erſchienen ſind: ;
Anekdotenalmanach für 1923. Herausgegeben von K.
Muͤchler, mit KRupfern. Ged. I Thlr. 8 Gr.
Briefe aus England, Über die Verhältgiſſe des Eigen⸗
tbems in Großbritsonien. (usberſetzung der Lettres de
Saint-James, Gendve. 1820.) Gr. 8. Broch. 19 Gr.
Burg, M., die geometerige Zeichnenkunſt; oder
vollſtandige Anletrung zum Linearzeichnen, zum Tuſchen
und zur Gonfructien der Schatten. Für Baubefliſſene,
Ar illeriſten, Ingenieure, und überhaupt für Kunſtler und
Technologenz der Text in gi. 8., die Kupfer in Folio auf
Belinpspier. J
Theil J.; allgemeine geometriſche Zeichnungs⸗
lehre, mit 11 Rupfern. 5 Thlr.
Theil II.; das Artillerie ⸗Seichnen, mit 12
Kur feen. 4 Thlr. 8 Ge. 1
Theil III.; das architektoniſche Zeichnen (noch
nicht erſchie, en).
Dzimski, C. W., Handbuch bet der Anwendung des neuen
Stempelgeſetzes, in alphaberıfher Ordnung. Nebſt
den eiforderliczen Tabellen zur Berec nung aller Stem⸗
pellätze nach Pr cen tenz des Gold Agios, der Weckſel⸗
ſtempeiſtrafen; der Zinſen (letztere besonders zur Beſtim⸗
mung des Werth Stempels in Proceſſe ) u. ſ. w. Gr. 8.
20 Gr. z g banden 22 Gr.; auf fein Papier 1 Thlr.; geb.
1 Thlr. 2 Ge. - 2
Heinfius, Theod., kleine theeretifch: prakekſche deutſche
Splach ehre ur Stulen und Gym alien. Neunte verbeſ⸗
ſer e und vermehrte Auflıar. 8. 12 Ge.
Henning L. von, Einleitung zu offentlichen Vorleſungen
über Gorbe’s Farbenlehre, gehalten an der konigl. Uni⸗
verſitäͤt zu Berun. Gr. 8. Geh. 8 Gr.
deler, L., Handbuch der italieniſchen Sprache und Lite⸗
. Auswahl gebaltvoller Stuͤcke aus den klaſſi⸗
ſchen italien iſcten Proſaiſten und Dich ern; nebſt Nachrich⸗
ten von den Verf fern und ihren Werken. Zweite um:
gearbeite Auflage. Gr. 8. Gb. ;
Profaifser Theil. 2 Thlr. 8 Ge. Fein Papier.
2 Thlr. 16 Gr. 5 ;
Poetiſcher Theil. 2 Thlr. 16 Gr. Fein Papier.
Thlr.
ud nen, J. G, Lehrbuch der Pferdekenntniß. Zweite
Auflage. 8. 1 Thlr.
Stoͤpel, Franz, Grundzüge der Geſchichte des modernen
Muſik⸗Syſtems. Nach den beſten Quellen bearbeitet.
Gr. 4. 1 Thlr.
Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Ges
wertfleißes in Preußen. Jahrgang 1822. Iſtes bis gtes
Heft. Gr. 4. Der Jahrgang von 6 Heften, mit Kupfern.
Thlr.
Bosibed eng J. C., Woͤrterbuch zur Vermeidung einer
unrich igen Veroindung der Vor: und Zeimvörter mit den
verſchiedenen Wortformen, irfonderbei” mit dem Dativ und
Accufativ oder mit mir und mich, dir und dich, ihm
und ihn, ihr und ſie, Ihnen und Sie ꝛc. Fuͤnfte
verbeſſerte und vermehrte Auflage. 12. Geb.
20 Ge.
Bei J. G. Heubner in Wien find folgende ſprach—
wiſſenſchaftliche Werke erſchienen, und bereits an ale Buch—
handlungen verfandt worden:
Han d buch
der
from z ifi chen S p r ach
nad
ihren Redetheilen bearbeitet,
vorzüglich für diejenigen, welche dieſelbe ohne Lehrer
erlernen wollen.
Gr. 8. 1822. 1 Ther. 8 Gr. oder 2 Fl. 24 Kr. rhein.
Hand buch
der
een ch een
n a ch
ihren Redetheilen bearbeitet,
vorzuͤglich fuͤr diejenigen, welche dieſelbe ohne Lehrer
erlernen wollen.
Iſter Band enthält: 1. Srrachkunde; 2. Woͤrterkunde.
2ter Band en hält: Anwene ung der Sprach- und Woͤr⸗
terkunde.
Gr. 8. Brochirt 1822.
Beide Baͤnde 1 Thlr. 16 Gr. oder 3 Fl. rhein.
Die in vorftebenden, ganz beſonders für den Selbſt—
unterricht, geeigneten Handbuͤ er, eingeſchlagene Methode
iſt ohne Zweifel die einzig zweckmäßige, um dieſe Sprachen
in moͤglichſt kurzer Zeit auf das gründlichſte zu erlernen,
und ganz in den Geiſt derſelben einzudringen. Da ſolches
auch bei der beſten, in fo vielen ſei her erſtienenen Sprach—
lehren angewandten Methode, durchaus unmöglich iſt, wenn
der Schüler nicht zuvor mit der erſten Grundlage einer jeden
Sprache, mit der Woͤr ter kunde vertrau gemacht, und
ihm ſolche auf eine zweckmaͤßige Weiſe beigebracht wird, fo
geht in dieſen Handbuͤchern ein Verzeichniß der gebraͤuchlich—
ſten Wörter, mit ihren mannisfaltigen Bedeutungen und
Anwendungen als weſentlicher Theil der Sprachkunde vor:
aus, und führt den Lernenden, hat er ſich ſolche nach der
angegebenen Art zu eigen gemacht, auf eine leichte und faß—
liche Weiſe zur Woreſuͤgung und zum weitern Eindringen
S per ach e
in dieſe Sprachen über. Beide Handbuͤcher, urſprünglich
nur zum Gebrauch für die Zoͤglinge des Stifts Melk be:
ſtimmt, haben das Vortheilhafte dieſer Methode bet der bis—
herigen An vendung durch den beiten Erfolg fo hinlaͤnglich
dargethan, daß die allgemeinere Verbreitung derſelben, wel—
che nun auf dem Wige des Buchhandels bewerkſtelligt wor—
den, gewiß einem jeden, der dieſe Sprachen durch Selbſtun—
terricht bald und gruͤndlich zu erlernen wünſcht, auf dies
Hoͤchſte willkommen ſeyn wird. 5
Beim Buchhaͤndler Schaub in Düffeldborf und El⸗
berfeld iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
haben:
Neueſte Geographie
o der
kurze und faßliche Darſtellung der mathe—
matiſchen, phyſiſchen und politiſchen
Erdbeſchreibung.
Fuͤr den Selbſtunterricht.
Von
Johann Heinrich Müller,
Rector der Stadiſchule zu Lennep. 7
Zweite, verbeſſerte und ſehr vermehrte Auflage.
256 Seiten. 10 Gr. oder 46 Kr.
Da dies Buch ſeiner ungemeigen Zweckmaͤßigkeit und
Wohlfeilheit wegen gar bald in vielen Schulen eingeführt
wurde, fo vergriff ſich die erſte Auflage ſchꝛell. Der Ver—
faſſer hat dieſen, ihm ehrenvollen Beifall der Einſichtsvol⸗
lern dazu benetzt, fein Week aufs ſorgfaͤltigſte zu vermehren
und zu verbeſſern. Ein bedachtſames Vergleichen brider Aufs
lagen wird jedermann davon uͤberzeugen. Reichhaltig⸗
keit des Inhalts, nach Verhaͤltniß der Stärke des Buchs,
überlegte Auswahl und ſtrenge Richtigkeit finden ſich
darin mit einem faßlichen Vortrage vereinig. Es iſt
daher gleich brauchbar für Schulen und für den Selbſt⸗
unterricht.
Verſuch einer Territorialgefchichte des preußiſchen
Staates, oder kurze Darſtellung des Wachsthums
der Beſitzungen des Hauſes Brandenburg ſeit dem
zwoͤlften Jahrhundert, von A. W. Moͤller, Di—
viſionsprediger. Mit einer illuminirten Karte.
Hamm und Muͤnſter, 1822. In Commiſſion
bei Schulz und Wundermann.
Gr. 8. 1 Thlr.
Nicht bloß was der Titel beſaat, ſondern auch einen
Um' iß der aͤußern Geſchichte der 66 Landſchaften und Landes⸗
theile, aus welchen der preußtiſche Staat erwachſen, enthält
die genannte Schrift, welche im Wege der Subſcription
ſchon in 2000 Exemplaren verbreitet worden. — Die Karte,
in großem Forma:, zeigt jene Terri orten und iſt nach
Jahrhunderten ıllaminirt. Sie gibt außerdem mehrere hun⸗
dert merkwürdige Kriegsbegebenbeiten an, die ein alphabet.
Anhong der Schuft näher erläutert.
Don demſelben Verfaſſer erſchien:
Geſchichte des Hauſes Brandenburg in ausführlichen
gleichzeitigen Tafeln. 31 Seiten. Gr. 4. Muͤn—
ſter bei Coppenrath. 6 Gr.
Allgemeine Ueberſicht der Geſchichte des Hauſes Bran-
denbu.g. (Ein Auszug aus obiger Schrift.) Tab.
in gr. Fol. Ebend. 3 Gr.
150 Seiten.
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeleſchriften.)
Ne. XXXX.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſations-Blatte, der Iſis und den kritiſchen
Annalen der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes, den Zeitgenoſſen und den Jahrbüchern des Mage
aetismus in Octav⸗ Format beigelegt oder beigeheftet, und werden davon gegen 6000 Expl. in's pu licum gebracht. Die
Inſertiens-Gebuͤhren betragen für die Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
Erinnerung.
Alle, welche auf die, ſich immer mehr verbreitende Zeit:
ſchrift:
Der ef ef fer,
herausgegeben von F. W. Gubitz,
für den naͤchſten Jahrgang ſich neu abonairen wollen, er⸗
ſuchen wir, es fpäteftens bis den 1öten Januar 1823
uns anzuzeigen.
Berlin, den 2often November 1822.
Maurerſche Buchhandlung.
Es ſind ſo eben erſchienen und in allen Buchhandlungen
zu haben:
1) Antiromanus, oder die Kirchengeſchichte:
eine Warnungstafel für Fuͤrſten und Voͤlker
vor Beguͤnſtigung des roͤmiſchen Katholicis⸗
mus; nachdenkenden Katholiken und Proteſtanten gewidmet
von Chriftianus Sincerus. 8. Geh. XXVX. u.
206 S. 1 Thlr.
2) Caſancvian a; oder Auswahl aus Caſa⸗
nova's de Seingalt vollſtaͤndigen Memoiren.
Erſtes Bändchen. kl. 8. Geh. 382 S. 1 Thlr. 18 Gr.
Dieſes Bändchen enthaͤlt:
1) Caſanova's Flucht aus den Bleikammern zu Venedig.
2) Caſanova's Duell mit Branicki in Warſchau. 3) Caſa⸗
nova's Beſuch bei Voltaire und Haller.
3) Briefwechſel Chriſtian Fuͤrchtegott Gellert's
mit Demoifelle Lucius. Nebſt einem Anhange,
enthaltend: 1) Eine Rede Gellert's, gehalten
vor dem Chur fuͤrſten (Sr. Maj. dem jetzt regie—
renden Koͤnig) in Leipzig. 2) Ein Gedicht Gel⸗
lert's an den Churfuͤrſten. 3) Ein Brief
Rabener's an Gellert, und deſſen Antwort.
4) Das Geſpraͤch Gellert's mit dem Konig
Friedrich II. 5) Ein Brief Gellert's an Cra⸗
mer. Saͤmmtlich aus den bisher meiſt noch
ungedruckten Originalen herausgegeben von
es Adolf Ebert. XII. u. 640 S. 2 Thlr.
16 Gr.
J) Geſchichtliche Darftellung des Liberalismus
alter und neuer Zeit. Ein hiſtoriſcher Verſuch
vom Profeſſor Krug in Leipzig. 8. Geh. XIV. u.
159 S. 20 Gr. 5
5) Reifen der Lady Morgan. II. Italien. Dritter
Theil. kl. 8. Geh. 377 S. 2 Thlr.
(Die erſte Abtheilung enthaͤlt Frankreich, beſteht aus
e Bänden und koſtet 3 Thlr. 12 Gr.; von der zweiten Abthei—
lung erſchienen der r. u. 2. Band, von denen jeder 2 Thlr.
8 Gr. koſtet.) ö :
6) Hermes oder kritiſches Jahrbuch der Litera⸗
tur. Viertes Stuͤck für 1822. No. XVI. der ganzen
Folge. gr. 8. Geh. 390 S. Preis des ganzen Jahrgangs
von 4 Stuͤcken 10 Thlr., und eines einzelnen Stuͤcks
3 Thlr.
Inhalt dieſes Heftes:
I. Ueber die Bedeutung der Gewerbe im Staate und über
das Naturprincip der Verfaſſungsbildung. Eine ſtaats—
wiſſenſchaftliche Fehde, geführt in einer Reihe von Streits
ſchriften. Herausgegeben von Dr. Heinrich Schulz.
Von Abe.
II. Traite de Geodesie, ou exposition des méthodes
trigonometriques et astronomiques, applicables, soit
a la mesure de la terre, soit A la confection des ca-
nevas, des cartes et des plans topographiques. Par
I. Puissant, 2 vols.
III. Ueber die Unkirchlichkeit dieſer Zeit im proteſtantiſchen
Deutſchlande. Den Gebildeten der proteſtantiſchen Kirche
gewidmet, von Dr. Karl Gottlieb Bretſchneider.
Von Ths.
IV. Handbuch der pſychiſchen Anthropologie oder der Lehre
von der Natur des menſchlichen Geiſtes. Von Jacob Fries
drich Fries. Zweiter Band. Von X. L.
V. Die Staatsfinanzwiſſenſchaft, theoretiſch und praktiſch
dargeſtellt und erlaͤutert durch Beiſpiele aus der neuern
Finanzgeſchichte europaͤiſcher Staaten, von Ludwig Heinrich
von Jacob. Zwei Baͤnde. Von II. B. Erſter Artikel.
VI. Baukunſt.
a) Die Geſchichte der Baukunſt bei den Alten. Von A.
Hirt. 2 Bde.
b) Theoretiſch-praktiſche bürgerliche Baukunde, durch Ges
ſchichte und Beſchreibung der merkwuͤrdigſten antiken
Baudenkmale und ihre genauern Abbildungen bereichert
von C. F. von Wiebeking. Erſter Band. Von
€. B. G.
VII. Handbuch fuͤr Jaͤger, Jagdberechtigte und Jagdliebha—
ber, von Georg Franz Dietrich aus dem Winckell.
Zweite vermehrte und ganz umgearbeitete Auflage. In
3 Theilen. Von O. W.
VIII. Anſichten der Volkswirthſchaft mit beſonderer Bezie—
hung auf Deutſchland. Von Dr. Karl Heinrich Rau.
Von C. T. ß
IX. Ueber die deutſchen Ueberſetzungen des Homer. Mit bes
ſonderer Ruͤckſicht auf die neueſten Verſuche von F. A.
Wolf, K. L. Kannegießer und Konrad Schwenk.
Von Wilhelm Muͤller. i
X. Johann Milton's verlornes Paradies. Neu überfegt von
Samuel Gottlieb Buͤrde. 2 Theile. Von X. F.
XI. Die neueſten Schriften aus dem Fache der franzoͤſiſchen
Philoſophie. Zweiter Artikel. Elémens d’ideologie. Pre-
mière partie. Ideologie proprement dite. Par M.“
Destutt Comte de Nac. 5me edition.
7) Zeitgenoſſen. Neue Reihe Nr. X. (der geſammten
Folge Nr. XXXIV.) Redacteur: Dr. Friedrich Cramer.
8. Geh. 183 S. Preis dieſes Heftes auf Druckp. 1 Thlr.
und auf Schreibp. 1 Thlr. 12 Gr.
Inhalt dieſes Heftes: ;
Wilhelm der Erſte, Churfuͤrſt von Heſſen. —
Larin Auguſt Theophil Graf von Bennigſen, kaiſerl.
ruſſiſcher General en Chef. — Johann Friedrich Meyer,
koͤnigl. großbrit. und churfürſtl. braunſchweig = Lüneburg.
Oberlandesdͤkonomiecommiſſaͤr, Mitgl. der koͤnigl. Landwirth⸗
ſchaftsgeſellſchaft zu Zelle. — Abbé Morellet. 285
Kleinere biographiſche Aufſaͤtze. I. Friedrich
Wilhelm Graf von Bis m ark. — II. Ludwig Georg Leo⸗
pold von Borſtell. — III. Jacob Glatz. — IV. Niko⸗
laus Thaddaͤus von Gönner. — V. Miſtreß Elifabeth
Inchbald.
g) Allgemeines bibliographisches Lexicon von F. A.
Ebert. Zweiten Bandes 2te Lieferung. Von Newton
bis Phaedrus.
Leipzig, den I5ten December 1822.
F. A. Brockhaus.
Bei Friedrich Frommann in Jena erſchien ſchon
im Auguſt d. J.: F
Luden's, Heinr., allgemeine Geſchichte der Volker
und Staaten. Zweiter Theil. Zweite Abtheilung.
Gr. 8. 2 Thlr. 22 Gr.
Auch unter dem Titel:
Allgemeine Geſchichte der Voͤlker und Staaten des
Mittel-Alters. Zweite Abtheilung.
und iſt damit die Geſchichte des Mittel: Alters vollendet.
Die bis jetzt fertigen drei Baͤnde koſten alſo 7 Thlr.
18 Gr., oder:
Geſchichte des Alterthums.
12 Gr.
Geſchichte des Mittel-Alters.
5 Thlr. 6 Gr.
Die neuere und neueſte Geſchichte, zur Vollendung
des Ganzen, hofft der Verfaſſer in den naͤchſten beiden Jabh—
ren zu liefern.
Wie wichtig dies Werk aber an ſich iſt, wie ſehr es
verdient, als Handbuch in der Bibliothek jedes Gebtideten
ſeine Stelle zu ſinden, daruͤber haben ſich alle Stimmen ver
einiget.
Ein Band. 2 Thlr.
Zwei Baͤnde.
Ann kk uͤn dig ung,
zu naͤchſt für Journal-Cirkel.
An alle Buchhandlungen Deutſchlands und der Schweiz
ſind verſandt:
Die ü ſech e Blat ter
ur
ö \
Poeſie, Literatur, Kunſt und Theater.
Herausgegeben
von
Karl Schall und Karl von Holtei.
Jahrgang 1823 No. 1— 4. =
Breslau, Joſeph Max und Komp.
Preis 8 Thlr.
(Durch alle Buchhandlungen ohne Preiserhoͤhung.)
Durch die genannten, von uns ſo eben verſendeten Probe—
blätter nehmen wir uns die Freiheit, zur Unterſtuͤtzung eines
neuen vaterlaͤndiſchen Unternehmens ganz ergebenſt einzu⸗
laden.
das Leben der vorzuͤglichſten Künſtler Nuͤrnbergs.
"gen.
Die bis jetzt gewonnenen Mitarbefter, von denen wir
theils ſchon intereſſante Beiträge beſigen, theils ihren Ver⸗
b zu Folge recht bald erwarten duͤrfen, find fok
gende:
Wilibald Alexis.
Helmina v.
Eduard Gehe.
D. Baͤrmann.
Chezy. Conteſſa d.
Geisheim. Gruging.
Halbkart. O. Gr. Haugwitz.
Haupt. Theodor Hell.
Fr. Gr. Kalkreuth.
C. L.
Guſtav v. Barnekow.
aͤlt. Agnes Franz.
v. d. Hagen. K. W.
Friedrich Haug. Leopold
Franz Horn. Carl Immermann.
. Peter Fr. Kanngleßer. Karl Keller.
Koſtenoble. K. E. Kroneisler. Fr. Laun. C.
Lebrüͤn. D. Loͤbell. E. Marſchner. Henriette v. Mons
tenglaut. Wilh. Müller. Fr. Raßmann. Ludw. Robert.
Henrich Steffens. Wilh. von Studnitz. Ludw. Tieck.
1 Waller. C. Weisflog. Uffo von Wildungen. K.
itte.
Wie es ſtets unſer eifrigſtes Bemühen fein wird, dieſe
Zahl durch wuͤrdige Namen zu vermehren und unfere Zeits
ſchrift darch Sorgfalt und Fleiß dea beſten ihrer Art gleich
zu ſtellen, hoffen wir, daß die Leſewelt uns ihren Antheil
nicht entziehen werde. 5
Redaction und Verlag
der deutſchen Blatter fuͤr Poeſie, Literatur,
Kunſt und Theater, in Breslau.
Bei Tendler und v. Manſtein, Buchhändler in
Wien, tft erſchienen und durch alle Buchhandlungen Deutfchs
lands zu bekommen:
a ch ene d nach
für Schauſpieler und Schauſpielfreunde
auf das Jahr 1823. Herausgegeben von Lembert.
12. Geb. 1 Thlr. 16 Gr.
Der Herausgeber hat ſich beſtrebt, dieſen Jahrgang ſel—
nes Taſchenbuchs auch für jenen Theil des Leſe-Publicums
anziehend zu machen, denen es vorzuͤglich um Unterhaltung
zu thun iſt. Er enchält, neben dem Verzeichniß der lebens
den dramatiſchen Schriftſteller und ſammtlicher Theater, den
Probeſcenen aus dem Schauſptele: „der Königin Ehre“,
von Baron Zedlitz, und einigen Gedichten, eine aus-
führliche Biographie unſers unvergeßlichen
Brockmanns von Weidmann — hoͤchſt originelle Zuge
cus dem Leben eines Souffleurs von Fr. Schmidt, und vier
vollſtandige Luſtſpiele, welche ſich zur Aufführung. auf
offentlichen ſowohl als auf Pripat-Buͤhnen eignen.
In unſerm Verlage iſt erſchienen, und durch alle Buch⸗
handlungen zu beziehen:
Beiträge zur Kunſt und Literatur-Geſchichte. ſtes
und Ates Heft. Mit drei Abbildungen. 8. Geh.
2 Fl. (1 Thlr. 2 Gr.) 1 is
Keine bis jetzt erſchienene Zeitſchrift iſt auf Kunſt⸗
und Literatur-Geſchichte eing ſchraͤnkt; es verdienen
daher die Herrn Jack und Haller in Bamberg, Unters
nehmer dieſer Beiträge, gewiß alle Tpeilnahme, beſonders
wenn es ihnen gelingen wird, allen Lieferungen ſolche ans
ziehende Gegenftände zuzutheilen, wie den beiden erſten.
Dieſe enthalten beſonders: I. Zur Kunſtgeſchichte:
1. Abdruck des Neudoͤrfferſchen Manuſcripts von 1847; über
2 Zu⸗
fäge zu Bartsch peintre graveur. 3. Zu Brulliot table
des Monogrammes. 4. Zu Fuͤſſli Kuͤnſtlerlexicon,
ſammtlich von J. Haller. II. Zur Literaturgeſchichte:
1. Beſchreibung der Handſchriften, welche zur Weimarer Aus⸗
gabe des Horaz 1821 benutzt wurden. 2. Literarifche Ver⸗
dienſte der ehemaligen Benedſctiner-Abtet Michelsberg in
Bamberg, beide vom Bibl. Jack. 3. Zuſätze zu Panzer's
Annalen, von Haller. 4. Skizze einer Geſchichte der Aus—
gaben Theuerdanks, von demſelben. 5. Nachricht von einer
unbekannten Ausgabe des Rechtsſtreits mit dem Tode, von
J. M. v. Reider. 6. Wunſch für Erhaltung von Eeltl's
Grabmahl in Wien, von Haller.
Nürnberg, im November 1822.
Riegel und Wießner.
ene s dend een
Friedrich Freiherr von der Trenck.
Sein Leben und denkwuͤrdige Schickſale;
fuͤr Leſer jeden Standes neu bearbeitet
von D. C. M. Rittler. Mit 1 Kupfer. 8.
Merſeburg, bei J. T. J. Sonntag. 1 Thlr.
4 Gr.
Lange fon fragte mancher Leſer vergebens noch der
Lebensgeſchichte des merkwürdigen Mannes Friedrich von
der Trend. Hier bietet fie uns der Herr Verfaſſer in
buͤndiger Kuͤrze und in reinen Thatſachen ohne Beimiſchung,
und jo haben wir, anſtatt mehrerer ſchwuͤlſtigen Wände, das
vollſtändige Ganze in einem Bande um eiven Preis, der
es jedem Liebhaber zuganglich macht. Das beigegebene Ku:
pfer ſtellt den Helden vor im Kerker zu Magdeburg unter
einer 68pfuͤndigen Kettenlaſt ſchmachtend.
Bei Friedrich Frommann in Jena erſchien in die—
ſem Jahre:
Bilder aus dem Leben. Eine Auswahl der
neueſten engliſchen Romane und Erzaͤhlungen, be—
ſonders für Frauenzimmer. ter bis Ster Theil
8. 4 Thlr.
Oder
Warbeck von Wolfſtein, ein Roman aus den
Zeiten des dreißigjährigen Krieges. 3 Theile.
Auch dieſer Roman verdient ſeine Stelle in dieſer vor—
juͤglich den Frauen beſtimmten Sammlung. Er liegt uns
um fo näher, da er in die Geſchichte des 3ojaͤhrigen Krieges
fallt, uns Wallenſtein wie die kaiſerl. Familie in Wien darin
lebhaft geſchüdert werden.
In der der J. C. Hinrichs ſchen Buchhandlung in
Leipzig iſt eben erſchienen:
Poͤlitz, Prof. K. H. L., kleine Weltgeſchichte,
oder gedrangte Darſtellung der allgemeinen Ge;
ſchichte für hoͤhere Lehranſtalten. Vierte verbeſſerte
vermehrte, und bis 1822 fortgeſ. Auflage. Gr. 8.
30 Bogen. 21 Gf.
Durchgreifend ſind die Verbeſſerungen und Veraͤnderun
gen in dieſer vierten Auflage; uͤberarbeitet iſt ſie nach dem
Stoffe und der ſtyliſtiſchen Form, alle wichtige Ergebpiſſ—
neuerer Forſchung ſind da eingelegt wo ſie hingehoͤrten, die
Welldegebenheiten der letzten vier Jahre erhielten die Stelle,
die ihnen zukam, und die wichtigere Literatur ward
nach dem Verlangen Vieler durchgehends aufgenommen, ohne
bei ſolcher Erweiterung den Preis zu erhöhen.
Schade, M. K. B., vollſtaͤndige deutſche
Sprachlehre zum Gebrauche der Schulen und
aller derer, welche die deutſche Sprache zum Ge—
genſtande eines gruͤndlichen Studiums machen. —
Nebſt einem Anhange, welcher von dem mündlichen,
Vortrage handelt, und in einigen Beiſpielen zeigt,
wie die deutſchen Claſſiker erklaͤrt werden muͤſſen.
8. 29 Bogen. 21 Gr.
Der Verf. iſt ſich bewußt, dieſe Schrift mit Sorgfalt
ausgearbeitet zu haben und darf fie als feine eigene Arbeit
betrachten, da er ſie keinesweges, ſo ſehr ſie auch dabei ge⸗
wonnen haben koͤnnte, aus andern deutſchen Sprach lehren
zuſammengetragen hat. Möge fie. daher keine ungänſtige
Aufnahme finden.
Weihnachtsgeſchenke für die erwachſenere
Jugend.
Jugenderholungen. Deutſchlands Söhnen und
Töchtern gewidmet. 3 Bände Mit Kupfern und
Munkbeilagen. Sauber gebunden. Jeder Band 1 Thlr.
12 Gr.
Die Abende auf dem Hermannſtein. Sagen und
Erzählungen für die reifere Jugend. Von Ty. Tetzner.
Mit vier Abbildungen. In ſaubern umſchlog. Broch.
I Thlr.
Magdeburg.
F. Rubach.
So eben iſt erſchienen und wird desnäͤchſt an alle Bude
handlungen verſandt:
Der Minſtrel von Walter Scott.
Frei und mit hiſtoriſchen Erlaͤuterungen bearbeitet von
C. H. W. Auf weiß Druckpapier 1 Thlr. 8 Gr,
Velinpapier 2 Thlr.
Dieſe wohlgelungene Umbildung der krefflichſten Scott:
ſchen Dichtung wird mit Recht zu denen gezaͤhlt werden,
welche, reich an Unterhaltung, auch zugleich das meiſte lite—
rariſche Intereſſe haben Die Zugabe des Herrn Bearbet;
ters wird dem deutſchen Lofer noch zum leichteren Verſtaͤnd⸗
niß des Geſchichtlichen dienen.
Merſeburg, im Nopbr. 1822.
J. T. J. Sonntag.
Bei F. Rubach in Magdeburg iſt erſchienen und in
allen Buchhandlungen zu haben:
Lehrbuch der Militair-Geographie von Europa, von
A. G. Hahnzog. Zweiter Theil. 46 Bogen.
1 Thlr. 21 Gr. (Erſter Band. 25 Bogen.
1 Thlr.) 1
Dieſer zweite Theil des Lehrbuchs enthaͤlt die Beſchrei—
bung der euxopaͤiſchen Länder außer Deutſchland, worauf eine
Ueberſicht ſaͤmmtlicher Staaten Europas und ein alphabett⸗
ſches Regiſter uͤber beide Theile foſngt. Hiermit iſt nun das
Lehrbuch vollendet, deſſen erſter Theil bereits mit allgemei⸗
nem Belfalle aufgenommen wurde, und welches einem, be—
ſonders in Kriegsſchulen gefühlten Beduͤrfniſſe vollſtändig
abhelfen wird. Einen gleichen Beifall darf ſich dieſer zweite
Theil verſorechen, da Lehrer und Schüler und alle Freunde
der Wiſſenſchaft ſich durch den Gebrauch deſſelben über zeugen
werden, welchen Fleiß der Pf. drauf wandte, und wie ſorg⸗
faͤttig er die beſten vorhandenen Huͤfsmittel jeder Art be⸗
nutzte. Der Aufwand von Mühe und Zelt, welcher eben
dadurch nothwendig wurde, mußte die Vollendung des Gan⸗
zen gegen die Abſicht und den Wunſch des Verfs und Ver—
legers verzoͤgern; aber was das Lehrbuch dadurch an innerm
Werthe gewonnen hat, wird jeden für dieſe Verzögerung
hinlänglich entſchaͤdigen.
Bei Friedrich Frommann in Jena erſchien:
Der Forfigraf oder Robin Hood und Mariana.
Novelle nach dem Engliſchen. 8. 1 Thlr.
Dieſe hoͤchſt originelle, heitre und intereſſante Novelle
wird beſonders den zahlreichen Freunden der Scorrjden
Romane, namentlich des Jvanhoe, eine fihr erfreuliche
Lektüre ſeyn. St gib: ihnen auf ganz eigen huͤmliche
Weiſe neue Aufſchluͤſſe über Robin Hood und den luſtigen
Mönch Tuck, welche fie zugleich wieder mit König Richord
und Prinz Johann in nahere Beruͤhrung bringt, aber auch
neue ergoͤtzliche B kanntſchaften verſchafft und das Ganze in
einer geiſtreich erfundenen und lebhaft durchgeführten Fabel
vereiniget. So werden Leſegeſellſchaften, wie die Be:
ſizer des Ivanhoe, ihr gern eine Stelle neben dirſem ans
eiſen.
In der J. C. Hinrichs ſchen Buchhandlung in Leipzig
iſt eben erſchu nen:
Uebungsbuch zum Ueberſetzen aus dem Deutz
ſchen ins Franzoͤſiſche, mit den nöchigen Woͤr—
tern und Redensarten, auch grammatiſchen Anmer—
kungen begleitet von Chriſtian Gottlob Leonhardi,
Lehrer der neuern Sprachen an der Landſchule zu
Grimma. Zweite veibeſſerte und vermehrte Auf—
lage. 8. 1822. 16 Gr.
Dieſes Buch, das ſchon früher in öffentlichen Blättern
ſehr vortheilhait beurtheilt wurde, ver ient jezt um fo mehr
empfohlen zu werden, da es bei einer ſtarken Vermehrung
ohne Erhöhung des Preiſes in gedraͤngter Kürze und mit
gewiſſenhafter Genauigkeit das Anziehende fur Kopf und
Herz mit dem Nützlichen vereinigt, die wichtigſten Ss wie⸗
rigkeiten der franoͤſiſchen Sprache durch den lichteſten Bor:
trag beſeitigt und im Ganzen durch feine zweckmäßige Ein
richtung ein noch ſtark gefühlies Beduͤrfaiß befriedigt.
In unſerm Verlag iſt erſchienen und durch alle Bud:
handlungen zu beziehen:
Feuerbach, K. W., Eigenſchaften einiger merkwuͤr—
digen Punkte des geradlinigen Dreiecks, und meh—
rerer durch ſie beſtimmten Linien und Figuren.
Eine analytiſch-geometriſche Abhandlung. Mit
einer Vorrede von K. Buzengeiger, und vier Stein—
abdruͤcken in 4. 16 Gr. oder 1 Fl.
Dieſe Abhandlung wird für den Analytiker, wie für
den Geometer von Intereſſe ſeyn, indem dadurch das Gebiet
der Geometrie, namentlich die Lehre vom ebenen Dreieck
„FF TTT... . ̃ ͤ———̃ ͤ ——.—
neue Lehrfaͤtze enthält.
Betrachtung die daſelbſt erfundenen Sätze ſich a reihen, ſind
die Mittetpunkte des umſchriebenen Kreiſes, jo die auch fein
Schwerpunkt.
Auch angehenden Mathematikern iſt biefe Abhan' lung
zu empfehlen, da fie ihnen Stoff genug darhſetet, ſich im
onalytiigen Calcal zu uͤben, fo wie such ihre Kräfte zu
verfügen, in Erfindung rein geometriſcher Beweiſe von
Saͤtzen, welche ihre Entſtethung analytiſchen Unterſuchungen
verdanken; der Anhang en“ bal mehrere geomstrifge Beweiſe
einiger, auf analytiſchem Wege erfundener Lehrfaͤge.
Nürnberg, im Nov. 1822.
Riegel und Wießner.
In der Buͤſchlerſchen Verlagsbuchhandlung in
Elberfeld iſt ſo eben erſchienen:
De fructivicatione generis Rhizomorphae commentatio.
Scripsit Fr. C. kschweiler. Accedit novum genus
Hyphomycetum. Cum Praefatione C. G. Neesii ab
Esenbeck. Cum Tabula aenea. 4 maj. 8 Gr.
Lehre der Hebammenkunſt; aufgeſtellt, mit Ruͤckſicht auf
Aerzte wie Nichtaͤrzte, welche die Ausübung beurtheilen
7 G. W. Stein in Bonn. Mit zwei Kupferk.
8. 20 Gr.
In der Hahmſchen Hof- Buchhandlung fft erſchienen:
Schaͤgler's Materialien zu Religions-Vortraͤgen, oder
Hauptſaͤtze, kurze und vollſtaͤndige Dispofttionen,
ſowohl uͤber jede der beſtimmten ſonn- und feſt—
täglichen Perikopen, als auch über freie Texte zu
den wichtigſten Faͤllen der geiſtlichen Amtfuͤhrung.
2 Bände, Neue vermehrte Auflage. Gr. 8. 1822.
1 Thlr. 18 Gr.
Dies Werk iſt ein treffliches Ideen-Magazin für P-e
diger, das für viele weit nutzlicher werden mag, als eine
Sammlung völlig ausgearbeite er, wenn aych noch fo treffe
licher Predigt n. — Den größten Werth erhält es unſtrei⸗
tig durch den Reichthun und die Verſchieden beit der Mate⸗
rialien, welse darin geſammelt find. — Das angehängte
Verzeichniß, der von dem Verfaſſer bei dieſer Arbeit benupe
ten Schriften, besrkundet wobl auf das unzweideutigſte den
Fleiß, den er darauf verwandt hat. —
T HE OM ELA
ODER
HALLELUJA.
Zwei Bände. Zweite Ausgabe.
Greifswald, bei Mauritius. 1822.
Geheftet, fein Median-Papier 3 Thlr. 8 Ex.; unge
bunden, ordinaire Ausgabe 2 Thlr, 16 Gr.
Es ſpricht Fir die Güte dieſer Sammlung religiöfer
ieder nicht bloß der ſchnelle Verkauf der erſten Auflage,
welche innerhalb zwei Jahren vergriffen, als auch weil ihrer
in den krftiſchen Blättern ruͤhmlichſt erwahnt wird und eignet
ſich dteſe Schrift beſonders zu einem wü digen Geſchenk an
Weihnachts ⸗, Geburts: und ſonſtigen feſtlichen Tagen. Ge⸗
wiß wird man ſolche nie one Echagung aus den Dans
den legen.
Die merkwürdigen Punkte, an deren
A ee
Literariſcher Anzeiger.
(Zu den in der Buchhandlung Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften.)
Ne. XXXXI.
1822.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird dem Literariſchen Converſatlons-Blatte, der Iſis und den kritiſchen
len der Medicin in Quart⸗ Format; dem Hermes, }
SANS und werden davon gegen 6000 Expl. in's Publicum gebracht. Die
Zeile nach dem Quart- Abdrucke berechnet 2 Gr.
netismus in Octav- Format beigelegt oder beigeheftet,
Inſertions-Gebuͤhren betragen für die
den Zeitgenoſſen und den Jahrbuͤchern des Mag ⸗
Lieferung der
Geſammelten Werke der Bruͤder Ehr. und Fr. Leop.
Grafen zu Stolberg, ſechster bis neunter Band,
welche Friedrich Leopold's Reiſe in Deutſchland,
der Schweiz, Italien und Sicilien enthält, hat
etwas auf ſich warten laſſen, weil die Erſcheinung der bei⸗
den letzten Bände durch Verungluͤckung des ausgezeichnet
ſchoͤnen Papiers beim See⸗Tranſport verfpätet wurde, und
liegt erſt jetzt vollitändig vor uns. Was wir von dieſer
erneueten Gabe, ausgeſtattet durch zweckmaͤßige und wohl⸗
verſtandene Mitgift bildlicher, nach neuen Originalzeichnun—
gen verfertigter Darſtellungen, unſern Leſern und Freunden
zu berichten uns getrauen, ſoll nicht ausbleiben; ſobald durch
abermalige Pruͤfung deſſen, was uns ſchon vor 28 Jahren
lieb geworden und ſeitdem in dankbarem Andenken blieb,
das zeitgemaͤße Wort gereift iſt, deſſen wir uns vor ihnen
nicht ſchamen dürfen. Aber eine gedruckte, dieſer Lieferung
beigelegte Anzeige der Verlagshandlung erinnert uns, daß
wir auch gegen die Herausgeber eine Pflicht abtragen muͤſ⸗
ſen, die zugleich eine Pflicht gegen das Publikum iſt.
Die deutſche Literatur war dem Gelehrten, dem Freunde
der Wiſſenſchaft immer wichtig. Es gab eine Zeit, wo
man, fruͤhere oder einzelne Verdienſte vergeſſend, ſie nur
dem Gelehrten wichtig glaubte; wo das Ausland, und ſelbſt
der in den Schulen des Auslands gebildete Deutſche von
feinem Vaterkande wegblicken zu müſſen wähnte, wenn er
zu dem Wahren und Guten auch das Schoͤne geſellen wollte.
Seit der Mitte des 18ten Jahrhunderts verſchwand dieſes
Vorurtheil nach und nach. Wir beſitzen Muſter in allen
Kuͤnſten ſchoͤner Rede, die eine Vergleichung mit denen der
Fremde nicht ſcheuen dürfen, deren Werke die Fremde felbſt
bewundert. Man darf ein Deutſcher ſeyn, ohne von ihr
vernachlaͤſſigt zu werden. Nur in Deutſchland ſelbſt iſt die
Gefahr nicht voruͤber. Unſer Reichthum macht unſer Un⸗
gluͤck. Seit die Schriftſtellerei in den letzten dreißig bis
vierzig Jahren, ein eintraͤgliches Handwerk, ſeit fie ein
Beruf geworden, von dem Viele leben, wird auch ſo vieles
geſchrieben, gedruckt, zu Markt gebracht und angeprieſen,
daß die Leſer, welchen natuͤrlich ihre Zeitgenoſſen die nad:
ſten ſind, im Gedraͤnge derſelben, die etwas entfernteren,
die Freunde ihrer Vaͤter und älteren Brüder, wenigſtens
aus den Augen, wenn nicht gar aus dem Gsdaͤchtniſſe ver⸗
lieren. Darin verſteht ſich das Ausland beſſer auf ſeinen
Vortheil. Es giebt keinen, einigermaßen gebildeten Brit⸗
ten, Franzoſen, Waͤlſchen oder Spanier, der die Werke
ſeiner klaſſiſchen Schriftſteller nicht fleißig lieſet, nicht ktaͤg—
lich zur Hand nimmt und dem man zum Vorwurf machen
duͤrfte, er ſei mit ihnen unbekannt. Mit dieſem Maßſtabe
mißt er das Neue, was ihm vorkommt, und vermißt ſich,
ohne uns ſonſt an Urtheilskraft zu uͤbertreffen, ungleich ſelt⸗
ner als wir. Hingegen wimmeln unſere Geſellſchaften, ſogar
zum Theil unſre kritiſchen Behoͤrden, von Sprechern, denen
man nicht eben Geiſtesarmuth vorwerfen kann, die aber,
nur mit dem Neueſten bekannt, ſich auch nur mit dem Neues
ſten befriedigen, und fortgeſchritten zu ſein glauben, weil
fie die Schule nie beſucht haben. Das muß endlich noth⸗
Die zweite
wendig zu einer Oberflaͤchlichkeit fuͤhren, zu welcher uns die
mütterliche Natur nicht verdammte. Wir werden nie wohl⸗
habende Leute ſeyn, wenn wir die Schaͤtze unſers Bodens
nicht benutzen. Allerdings bleibt das Vollkommenſte, was
dageweſen, nur noch Menſchenwerk. Allerdings regt ſich in
jeder talentvollen Bruſt, ſelbſt indem ſie es bewundert, das;
„Auch ich bin Maler!“ und darf ſich regen.
Sie ſoll fuͤhlen und ſich geſtehn, daß ihr eine Kraft, eine
Vollendung beiwohne, nach welchen jenes nicht geſtrebt, oder
nicht ſtreben wollen und koͤnnen, und dieſes Bewußtſein
wird fie ſtaͤhlen und ſtaͤrken, ob fie auch erfahren müßte,
ihr Beſtreben, ihre Vollendung entgehe der Beobachtung
ihrer Zeitgenoſſen. Der ſchoͤnſte Lohn des uneigennützigen
Kuͤnſtlers bleibt die Befriedigung ſeiner ſelbſt. Nur muß
er doch wiſſen, was andre gewollt, wie ſie es gewollt und
wie viel ihnen gelungen, damit er feinem Vermögen zweck⸗
mäßige Richtung gebe. Wir lernen von den Fehlern unſrer
Vorgänger, wie von ihren Tugenden, und nicht ſelten ſind
jene noch belehrender fuͤr uns. Darum iſt nothwendig, daß
nichts Ehrenwerthes in Vergeſſenheit gerathe; darum iſt
eine verftändige Sammlung folder Werke, die ſich dem Stu⸗
dium und der dauernden Bekanntſchaft empfehlen, ein hoͤchſt
verdienſtliches Unternehmen.
Die Erzeugniſſe der Grafen Stolberg haben ein
Recht auf dieſe Auszeichnung. Auch ſie find Meiſter unſrer
Sprache und Dichtkunſt, oder wir duͤrfen keinem unſrer
Landsleute dieſen Namen beilegen. So herzlich, ſo einfach,
fo zart, ſo aͤtheriſch glänzend, fo reiner Gluth und Flamme,
und zu gleicher Zeit ſo durch und durch heimathlich, iſt
nicht einer unſrer Saͤnger aus der Schule der Griechen her⸗
vorgegangen. Der Grieche, der ſie in ſeine Sprache übers
ſetzte, wuͤrde ſein Vaterland mit neuer verſchwiſterter Schoͤn⸗
heit bereichern, und kaum ahnen, daß ein Theil dieſer Schoͤn⸗
heit auf ſeinem Boden erworben ſei. Er wuͤrde unmittelbar
der Natur zuſchreiben, was ohne ihre Eingebung ja auch
nicht erlernt werden kann.
Friedrichs ungebundene Rede iſt nicht weniger ent⸗
zuͤckend. Lebendig, kraͤftig, aus dem Herzen erzeugt, zum
Herzen gerichtet, beſticht ſie durch ihren Wohllaut, beſticht
fie nicht ſelten durch eine Nachlaͤſſigkeit, die ihre Grazie
vollendet. Gern vernehmen wir daher, daß dieſen klaſſiſchen
Reifen auf klaſſiſchem Boden, denen felbſt der Britte feinen
Addiſſon nicht entgegen ſetzen darf, ſchon in kurzem Fried-
richs koͤſtliche Lebensgeſchichte Alfreds und kleine proſaiſche
Auffäge, Friedrichs Ilias und Chriſtians Sophokles folgen
ſolle. Daran werden ſich Friedrichs Aeſchylos, Chriſtians
Gedichte aus dem Griechiſchen, Friedrichs Geſpraͤche Pla⸗
tons, und Oſſtan ſchließen. Auf die, lange ſchmerzlich von
uns entbehrten Ueberſetzungen aus dem Griechiſchen freuen
wir uns ganz beſonders. Die Urfahe mag der erklaren,
dem wenige an Gelehrſamkeit zu vergleichen find, der unter
den erſten und wirkfamſten war, philoſophiſchen Geiſt und
Geſchmack für Schoͤnheit über das Studium des Alterthums
zu verbreiten. Was Heyne über die Art und Kunſt der
Herderſchen Ueberſetzungen aus dem Griechiſchen ſagt, gilt
huchſtaͤblich auch von den Stalbergiſchen, und dieſer vollguͤl⸗
tige Richter, der die Juͤnglinge ſchon geliebt hatte, und den
männlich Fortgeſchrittenen immer mit! Wohlwollen und
Werthſchaͤtzung erwähnte, haͤtte das Nämliche ohne Zweifel
auch uͤber ſie geaͤußert, nur lobender vielleicht und theilneh⸗
mender. „Nicht Silbe fuͤr Silbe uͤberſetzen wollten ſie, ſon⸗
dern den Geiſt des Griechen, den oft flüchtigen duftenden
Geiſt, den freien Gedanken, mit der Feinheit der Härtel
lung in unſrer Sprache, fuͤr unſre Art zu empfinden, wie⸗
der geben. Uns Sprachgelehrten iſt zwar zu verzeihen,
unſre Schulbildung bringt es mit ſich, daß, wenn wir von
alter Literatur ein wenig mehr als gewöhnlich begriffen ha⸗
ben, wir in unſerm Beurtheilen gern den Schulmeiſter
ſpielen und den Schulſtab über das Haupt eines Ueberſegers
ſchwingen, ſei er noch, ſo geiſtreich. Aber Gedichte ſollten
mit Geſchmack gefühlt, nicht der Dichter mit der Zuchtruthe
behandelt werden. Mag es ſein, daß dem Geſchmack Ande—
rer, kunſtmaͤßig gedrechſelte Wortuͤberſezungen mehr beha⸗
gen, die zu verſtehen, man erſt das Griechiſche daneben
legen und aus ihm das Deutſche nachconſtrulren muß, 8
läßt ſich auch für dieſe wohl etwas jagen; nur laſſe man
jenen Andern gleichfalls ihren Werth in ihrer Art. Die
Leichtigkeit des Griechiſchen erreichen wir doch nicht ganz,
und mit allen unſerm Treiben ſind und werden wir keine
Griechen. Den Geiſt übertragen iſt etwas anders als die
Worte uͤberſetzen. Dies letzte kann mit der größten, ſelbſt
metriſchen, Kunſtgenauigkeit geſchehn, aber der Geiſt iſt ver⸗
flogen. Wenn das erſte Wenige auszuführen verſtehn, ſo
wiſſen es auch Wenige vom Andern zu unterſcheiden. Ueber:
ſetzungen, zumal der alten Klaſſiker, laſſen ſich aus ver⸗
ſchiedenen Geſichtspunkten betrachten, konnen von verſchie⸗
dener Art, und jede kann gut und verdienſtlich ſein, ohne
daß die eine ausſchließlich für billigungswerth und jede an⸗
dere fuͤr veraͤchtlich erklaͤrt werden mußte. Der Ueberſetzer
kann den Geiſt und Charakter des Schriftſtellers wieder ge—
ben wollen, ohne um jedes Wort und jeden Ausdruck aͤngſt⸗
lich bekuͤmmert zu fein; er kann ſuchen, das Werk dem
Geiſt unſrer Sprache angemeſſen zu machen, ſo daß es als
ein deutſches Original ſich leſen laͤßt, wozu der Stoff und
die Behandlung den Alten abgeborgt iſt; er erlaubt ſich dazu
die nöthige Freiheit. Hier wäre nichts unpaſſender, als
Wort gegen Wort, Phraſe gegen Phraſe abwaͤgen zu wol⸗
ten. Dagegen kann ein andrer Ausdruck, Wortbau, Anord-
nung, ſelbſt Maaß, Rhythmus, Klang, mühfam in unſerer
Sprache nachbilden. Die ku tlichfte, die bewundertſte Ueber⸗
ſetzung, die ſich dem Original anſchmiegt, Nebenbegriffe
oder Ausdrücke im Original durch nachgebildete Worte wie⸗
dergeben will, iſt deſto unverſtaͤndlicher. Das liegt in der
Sache felöft, in dem verſchiedenen Genius der Sprachen.
Nicht alles laͤßt ſich uͤberſetzen, nicht alles auf einerlei Weiſe,
nicht alles gut und verſt ich; aber auch n alles braucht
uͤberſetzt zu werden. Ueberall gibt es Graͤnzen und ein
Ziel, und in jeder Kunſt faßt ein und daſſelbe Werk nicht
alle, nicht die ganze Kunſt. Jede Gattung hat ihre eigenen
Vorzüge und Vortheile, die der andern abgehen.“ Der
Vorzug, der Vortheil laßt ſich nun der Stolbergſchen Art
zu uͤberſetzen nicht abſprechen, daß ſie zu unſerm Herzen
redet, unferm Ohr ſchmeichelt, und den Geiſt eines frem⸗
den Volks, einer fernen Zeit vor unſre Sinne führt, als
Hätte er unſerntwegen deutſch gelernt, um auf Deutſche zu
wirken.
Den Schluß der Sammlung ſollen ſpaͤtere Schriften
Friedrichs und das letzte Werk ſeiner Hand, das Ver⸗
mächtniß des Scheidenden, fein „Buch der Liebe“ bilden.
Wir vertrauen den Herausgebern, die uns bisher ſo redlich
behandelten, ſie werden uns nichts entziehen, worauf der
Name Sammlung ein Recht gibt; ſie werden, wenn
vielleicht noch ungedruckte Auffäge der edeln Brüder vorhan⸗
den ſeyn ſollten, die nicht blos unvollendet gebliebener Ent⸗
wurf uns auch dieſe nicht vorenthalten.
Friedrichs Religionsgeſchichte in dieſe Sammlung aufzu⸗
nehmen, finden die Herausgeber, ihrer Ausdehnung wegen,
nicht thunlich, und mögen Recht haben; doch nähren wir in
Anſebung ihrer einen Wunſch. Ba ein A
was jene Religionsgeſchichte enthaͤlt, dem Sinn aller Leſer
angemeſſen, denen dieſe Sammlung zuſagt. Graf Friedrich
konnte ſchwerlich vermeiden, in ihr, bei mehr als einer Ges
legenheit, den Grundſaͤtzen der Kirche zu huldigen, der er
ſich, mit großen Aufopferungen ſeines Einkommens und ſei⸗
nes Einfluſſes, zugewendet. Wir haben ſie nicht geleſen,
denn der Weg unfers Betriebes hat uns nicht auf fie ges
führt. Aber der aͤchtproteſtantiſch geſinnte Johannes
Müller kannte von ihr, was bei feinen Lebzeiten erſchie⸗
nen war, und faͤllke das Urtheil: „Das iſt Chriſtenthum,
wie die Väter es gefühlt, wie es maͤchtig iſt in den ſtillen,
kindlixen Seelen, ſollten fie auch übrigens Grotius, Newton,
Haller heißen. Die Uebereinſtimmung der Nationen iſt aus
den Reſten der Sagen gelehrt, unterſucht und erwieſen.“
Beſtände aber ſelbſt dieſes unverwerfliche Zeugniß nicht, fo
laßt ſich ja mit Gewißheit vorausſetzen, Graf Friedrich wer⸗
de, in einem Werke dieſer Ausfuͤhrung, dieſer dauernden
Begeiſterung, manches herzerhebende Wort, manche Anſicht
niedergelegt haben, die jedem empfaͤnglichen Gemüth will⸗
kommen und theuer ſein muß, das auch den Lehren ſeiner
Kirche, und vielleicht jeder ausſchließlichen, unterſcheidenden
Kirche, nicht geneigt iſt. Gibt es nicht, folder Stellen im
Bofjuet und Fenelon, die Platon aufgenommen, die Ariſto⸗
teles gebilligt haben wuͤrde? Wie, wenn man Leſern, denen
die Religionsgeſchichte ſelbſt zu lang, zu dogmatiſch, viel⸗
leicht zu polemiſch ſein duͤrfte, die ſich nicht geln fuͤhlen,
unter abweichenden Meinungen die heraus zu ſuchen, deren
fie fi) freuen konnten — eine Auswahl deſſen gäbe, was
von Friedrich Stolberg nicht geleſen zu haben, vielleicht das
beſte nicht geleſen zu haben hieße, was er geſchrieben? Wir
erſuchen die Herausgeber, dieſen Vorſchlag ihrer Erwaͤgung
zu unterwerfen. x
Von der Verlagshandlung iſt Ruͤhmliches zu Tagen,
Druck, Papier, Correctheit, gleichfoͤrmige Rechtſchreibung,
ſinnvolle, erlaͤuternde Wahl der Kupfer, auch des Formats
— das mit dem unſerer beſten Schriftſteller-Werke uͤber⸗
einkommt — alles vereinigt ſich, um das Typographiſche
dieſer Erſcheinung ſo reizend, ſo angenehm und zu gleicher
Zeit ſo beſcheiden anſtaͤndig zu machen, daß die Außenſeite
des Buchs mit der Charakteriſtik ſeines Innern zuſammen⸗
ſtimmt. Dazu kann der Preis, in unſern Tagen, fuͤr eine
Art buchhaͤndleriſcher Seltenheit gelten. Neun Baͤnde, 220
Bogen ſtark, 13 Vignetten, 2 Bildniſſe, 3 nachgeſtochene
Handſchriften, 20 größere Abbildungen und eine Landcharte,
koſten, auf ſchoͤnem Papier und geheftet, nur 20 Thaler;
und dem, welcher ſich fuͤr die ganze Sammlung verbindlich
macht, nur 16 Thaler.
Das „Wir“, welches ſich dieſe Anzeige erlaubt, iſt
uͤbrigens weder leerer Sprachgebrauch, noch weniger eitle
Anmaßung, ſondern der eigentliche Ausdruck, um die Anſicht
verbundener Literaturfreunde zu bezeichnen, welche einer von
ihnen zuſammenfaſſen ſollen. Doch iſt der Schreiber ſich be⸗
wußt, kein Wort aufgenommen zu haben, dem ſeine beſon⸗
dere Ueberzeugung widerſpricht. * g x
Bei J. D. Sauerländer in Frankfurt a. M. iſt
erſchienen, und in allen Buchhandlungen zu haben:
Taſchenbuch auf das Jahr 1823.
Walter Scott's Halidon-Hoͤhe.
Ueberfegt von Dr. Adrian. 12 Ge. oder 45 Kr.
Die engliſchen Kritiker haben dieſes neue Produkt Wals
ter Scott's mit Enthuſiasmus aufgenommen, und mit Recht,
denn es mochte nicht leicht eine intereſſantere Darſtellung
ſchottiſcher Sitten und Charaktere aus der Feder dieſes be⸗
ruͤhmten Dichters gefloſſen ſeyn. Für den Werth der Ueber⸗
ſetzung bürgt der Name des Ueberſetzers.
ö
g Die Prieſterinnen der Griechen.
Von Dr. Abriar. Geh. 18 Gr. oder 1 Fl. 12 Kr.
Der Gegenſtand, den der als Schriftſteller ruͤhmlich be:
kannte Verfaſſer in dieſem Werke behandelt, iſt zu anziehend
und wichtig, als daß es einer empfeblenden Anzeige bedürfte,
um daſſelbe in den Kreiſen der Gelehrten und Gebildeten ei:
zufuͤhren.
Die Wand- Stand- und Taſchenuhren.
Der Mechanismus, die Erhaltung, Reparatur und Stellung
derſelben. Taſchenbuch für Uhrmacher, Uhrenbefiger und
jeden Liebhaber der Mechanik. Nebſt einem Anhange vom
Perpetuum mobile und von noch einigen andern beſonders
merkwürdigen Uhren.
Von D. J. H. M. Poppe, Hofrath und Profeſſor
zu Tuͤbingen.
Zweite vermehrte Auflage.
Mit vier Kupfern. 1 Thlr. oder 1 Fl. 48 Kr.
Du bie vielfochen ſchriftſtelleriſchen Urbeſten des Verfaſ⸗
ſers, als auch deſſen Bemühungen im Fache der Mechantk be:
reits die verdiente Wuͤrdigung gefunden haben, und die ſo
bald nöthig gewordene zweite Ausgabe dieſes Taſchenbuchs
insbeſondere den Beifall bezeichnet, welchen daſſelbe bei gebil—
deten Uhrmachern, Uhrenbeſitzern und Liebhabern der Mechanik
gefunden hat, ſo glaube ſch nor noch dorauf aufmerkſam ma⸗
chen zu muͤſſen, daß auch bei dieſer Ausgabe dem geſchichtli⸗
chen Theile des Werkes cine genaue und aͤußerſt faßliche Dar:
ſtellung der verſchiedenen Arten von Uhren, ihren
einzelnen Theilen und deren Verbindung folget.
Willkommen werden allen Liebhabern die einzelnen Abſchnitte |
fein: Von der Kenntniß und Beurthetlung der
Güte einer Uhr; von der Kunſt, eine Uhr aus⸗
einander zu nehmen, wieber zuſammen zu ſetzen,
kleine Fehler ſelbſt zu verbeſſern, und die Ma⸗
ſchine ſtets in gutem Zaſtande zu erhalten. Die
Abhandlung vom Stellen der uhren muß allein ſchon
großes Intereſſe gewähren, und es ſollte ſchon de sawe-
gen auf jedem Dorfe ein Exemplor als Huͤlfsbuch bee⸗
findlich fein. Das Kapitel von der Berechnung des
Räderwerks zu den Uhren iſt gewiß jedem Uhrmacher
und Anfänger der Uhrmacherkunſt, fo wie jedem Liebhaber der
Mechanik, ſehr erwuͤnſcht. Im Anhange findet man noch eine
Abhandlung von einigen neuen, beſonders merkwuͤr⸗
digen Uhren, und das Ganze iſt in einer allgemein
faßlichen Sprache vorgetragen. 0
3
eoſeh, wie er ſich ſelbſt zeichnet in feinen fünf
Buͤchern Geſchichte, =
von Wilhelm Friedrich Hufnagel.
2 Thlr. 4 Gr. oder 3 Fl. 36 Kr.
Auf die Geſchichte der Vor- und Urwelt kann Niemand
zurüdfeben, ohne mit ganzer Seele und inniger Luſt bes dem
Manne zu verweilen, dem allein wir die Kenntniß jener Ge:
ſchichte verdanken. Diefen Mann Gottes ſtellet gegenwärtige
Schrift (ein Werk des in der ıheologifhen Literatur jo rühm—
lich bekannten Seniors und Dr. der Theologie zu Frankfurt
am Main) in feiner ganzen fo beziehungsreichen Eigenthuͤm⸗
lichkeit dar. Aus der Geſchichte von Moſeh's Zeit und von
der Hand des großen Mannes ſelbſt, entleihet dieſe Schrift
mit großer Umſicht und ſeltner Sachkenniniß Alles, was Mo⸗
ſeh als Religionsſtifter, Geſetzgeber, Volksbeherrſcher, Heer⸗
fuͤhrer und Geſchichtſchreiber, caraktertſirt. Geburt und Kind-
heit iſt hier ſo wichtig als die Bildung des Knaben zum Juͤng⸗
lirg, und des Juͤnglings zum Manne; zu dem Manne, der
durch die Macht des Glaubens und der Weisheit, aus rohen
Sklavenhorden einen geordneten Staat bildete, und dem ver:
wilderten Haufen einen Geiſt einhauchte, der heute noch, ſchon
in das vierte Jahrtauſend hinein, eine uͤber den Erdboden
geſtreute Nation ohne Oberhaupt und Vaterland zufammene
haͤlt; wahrlich, eines der merkwurdigſten Wunder des wun⸗
dervollen Moſeh. ö
Wir find uͤberzeugt, daß Mitglieder des moſaiſchen, wie
des chriſtlichen Bekenntniſſes, dieſe geiſtreiche und ſcharfſin⸗
nige Schrift mit Nutzen und Vergnuͤgen leſen werden.
Ann k uͤn digung.
Allgemeine Enevelopädie der Kuͤnſte
und Wiſſenſchaften
von
Er ſſch und Gruber.
oter Theil, mit 8 Kupfern.
Leipzig, bei Joh. Fr. Gleditſch.
Dieſer Theil iſt nunmehr an alle Beſteller verſchickt
worden, und erſucht der Verleger diejenigen Herren und
Frauen Subſcribenten, welche ſolche auf dem ſeither gewaͤhl⸗
ten ee noch nicht erhalten haben, ſich directe an ihn zu
wenden. .
Fur Gymnaſien und Univerſitaͤten
iſt ia unſerm Verlage fo eben erſchienen und an alle Bu
handlungen verfandt: 5
Kleineres
H & n d bu c h
zur Renntniss
der
griechischen und römischen
elassischen Sıahriftsteller:
4 für j
Lehrer und Studirende
auf gelehirten Bildungs - Anstalten.
Von
Wilhelm David Fuhrmann,
evangel. Prediger in Hamm, in der Grafschafb. Mark.
Verlegt in. der fürstl. Schwarzburg. privil. Hof-
Buch- und Kunsthandlung zu Rudolstadt.
55 Bogen. Gr.
0 8. f .
Weiss Drückpap. 5 Thlr. Schreibpapier 3 Thlr. 12 Gr.
Der als fleißiger und forgfältiger eiterator durch feine
fruͤheren Werke in dieſem Fach ruͤhmlichſt bekannte Herr
Verfaſſer hilft durch dieſes neue Werk einem ſehr wefenk⸗
lichen Beduͤrfniſſe ab. Noch immer fehlte es an einem
kleineren, eigentlichen Lehr⸗ und Handbuche
zur Kenntniß der griechiſchen und roͤmiſchen Klaſſiker, wel⸗
ches, mehr als ein ſteriles Compendium, keiner zu ausfuͤhr⸗
lichen Erläuterungen beduͤrfte, und doch auch keine weitlaͤu⸗
ige und koſtſpielige literariſch-biographiſche Belehrung wäre.
Gegenwaͤrtiges Werk iſt ganz dazu geeignet, die Wißbe⸗
gierde des ſtudirenden Juͤnglings durch hinläͤngliche, doch
nicht zu weit ausgedehnte Selbſtbelehrung zu befriedigen.
Lehrern, die daſſelbe erlaͤuternden Vortraͤgen unterlegen wol⸗
len, laͤßt es zwar mehreres, doch nicht gar zu viel hinz
zufügen uͤbrig, ſo daß ein Curſus daruͤber, und alſo über
die Klaſſiker beider Nationen, recht gut in einem Jahre voll⸗
endet werden kann. 15 3
Der zweckmaͤßig gewaͤhlte und conſequent durchgefuͤhrte
Plan, Fleiß und Genauigkeit in der Bearbeitung, wo Volk
1
ſtaͤndigkeit im Verein mit möglichfter Kürze fo reichliche lite⸗
rariſche Nachweiſungen fuͤr die Selbſtbelehrung und fuͤr die
Vorträge der Lehrer darbietet — wird, in Verbindung mit
einem dem Auge gefaͤlligen und accuraten Druck, dies Hand⸗
buch allen juͤngern und aͤltern Freunden der klaſſiſchen Lite—
ratur gewiß empfehlen, ſo daß es wohl einer freundlichen
Aufnahme und recht fleißigem Gebrauch entgegen ſehen
darf.
Ehren und Schulen, welche davon in Partien von
wenigſtens 6 Exemplaren verſchreiben, erhalten bei directer
Verwendung an uns ſelbſt, eine annehmliche Proviſion.
Rudolſtadt, im December 1822.
F. S. R. Hof- Buchhandlung.
In allen Buchhandlungen ſind zu haben:
Wilibald's
nich ten deins ee den s.
Ein Roman
in vier Abtheilungen
von
Ern ſt Wagner.
Zwei Baͤnde.
Dritte An fag e⸗
Leipzig, bei Gerhard Fleiſcher.
3 Thlr.
1
Bei J. G. Heubner in Wien iſt fo eben in Com⸗
miſſion erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu be—
. ziehen:
Vie bh a n dei un gen
und
A n f 4 es
Herausgegeben
von der
Landwirthſchafts-Geſellſchaft
in Steyermark.
gtes und Iotes Heft. 8. Graͤtz, 1822.
1 Thlr. 20 Gr. ſaͤchſ. oder 3 Fl. 18 Kr. rhein.
Inhalt des neunten Heftes:
1. Verhandlungsprotokoll über die in der ſiebenten allgemei⸗
nen Verſammlung am 21ſten und 2aſten März 1822 vor⸗
gekommenen Gegenſtaͤnde.
2. Ueber Einleitung comparativer landwirthſchaftlicher Ver⸗
ſuche. Von Herrn Reglerungsräth Jordan.
3 Bericht des Ausſchuſſes der k. k. Landwirthſchafts-Ge⸗
ſellſchaft, über die Reſultate der vom Thierarzt Hauenſchild
ns dem Riegelſchnitte an den Weinreben gemachten Wer:
uche.
4. Die Strohhutfabrication im Großherzogthum Toscana
5. Notizen über einige landwirthſchaftl. Beobachtungen und
Entdeckungen.
anhang: Halbjahriger Bericht über den Witterungslauf,
Stand der Winterſaaten und Preiſe der Producte.
Broch.
Inhalt des zehnten Heftes:
*. Beſchreibung einer Wirthſchaft im Dorfe Engelsdorf, in
der Filiale Oſtgraͤ ß: Von J. E. Pfeffer.
2. Ueber die Entbehrlichkeit der natuͤrlichen Wieſen bei einer
Wirthſchaft, und uͤber die Winterfuͤtterung des Viehes
3. Ueber die Vermeidung der Kartoffeln zum Futter für das
Vieh im Canton Genf. Von Carl von Pictet.
4. Auszug von der von der Ackerbaugeſellſchaft im Canton
Genf gekroͤnten Preisſchrift uͤber die Preisfrage:
„Auf welche Art und Weiſe kann dem Hornvieh die
größte Menge Kartoffeln, als gewöhnliche Nahrung zur
Erſparung des Heu, ohne Nachtheil fuͤr die Geſundheit
oder ſeine Producte verfuͤttert werden?“ 8
5. Auszug aus John Luccock's Werk: ueber die Wolle,
Mit Anmerkungen begleitet von Georg Grafen von
Thurn.
6. Verſuch, um Betruͤgereien beim Verkaufe der abgerahm—
ten Milch zu entdecken und zu verhindern. Von Profeſſor
Da vy zu Cork.
Alle zehn Hefte dieſer Verhandlungen u. ſ. w., Wels
che ſich ſaͤmmtlich durch aͤußerſt gehaltvolle, für. den Lands
wirth hoͤchſt intereſſante und wichtige Aufſaͤtze auszeichnen,
und die Aufmerkſamkeit eines jeden verdienen, welcher ſich
dem Studium dieſer Wiſſenſchaft widmet, koſten, brochirt,
7 Thlr. 12 Gr. ſaͤchſ. oder 13 Fl. 30 Kr. rhein.
In allen Buchhandlungen ſind zu haben:
Erzählungen und Geſchichten
ü
für
Herz und Gemuͤth
der
Kindheit u nid J
von
J. A. € Loͤhr.
2 Theile. Mit 1 Kupfer. Gr. 12.
Leipzig, bei Gerhard Fleiſcher.
Geb. 2 Thlr.
Schwerlich hat irgend ein Schriftſteller fuͤr das Prak—
tiſche in der Paͤdagogik ſo viel Eigenthuͤmliches geliefert,
als — jede Vergleichung zeigt das — der hier Genannte,
der der Kindheit und Jugend eben ſo wohl, als unſern
aͤchten und verſtehenden Erziehern und Jugendlehrern, be—
kanntlich ſehr werth geworden iſt. — Wie in den meiſten
ſeiner Schriften, arbeitet er, in angenehmen Erzaͤhlungen
und Geſchichten, auch in dieſer darauf hin, alle ſchoͤnern,
edlern Gefuͤhle des jungen Herzens zu erwecken, zu beleben,
das Schlechte in ſeiner Haͤßlichkeit zu zeigen, das Streben
nach Kenntniß und Einſicht hervorzurufen, und in ernſte
Thaͤtigkeit zu bringen. Die anziehende und ergreifende Art
der Darſtellung dieſes Verfaſſers wurde ſchon bei deſſen
erſten Schriften von den Freunden der Jugend und Kinders
welt fo hinlaͤnglich bemerkt, daß ihrer in dieſer Anzeige ine
ſonderheit zu erwähnen, wohl hoͤchſt unnöthig wäre.
ungen d
NRechtswiſſenſchaft.
Es hat jetzt der erſte Band von dem lange erwarke⸗
ten Buche: b
Ed, Henke (au Bern) Handbuch des Criminal-
rechts und der Criminalpolitik, 3 Thlr.
die Preſſe verlaſſen und iſt durch alle Buchhandlungen zu
erhalten.
Berlin, im December 1822 *
Nicola iſche Buchhandlung.
N ahne Wieſenheu. Von Franz Ritter von Schuſter.
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