VI. Korrespondenz No, 1-3
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JAKOB PICARD
Zum heutigen 70. Geburtstag
Von STEFAN ANDRES
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Jakob Picard lernte ich in einer
Kölner Weinschenke kennen, wo
sich gelegentlich einige Schrift-
steller trafen. Ich wußte von ihm
nur. daß er Rechtsanwalt sei
und Cjredichte schreibe, manchmal
auch eine kurze Geschichte. Daß
er vom Bodensee stammte, das
verriet seine Sprechwelse. Er sah
ein bißchen wie Ramses aus, fand
ich scherzend, also sehr mager,
durchgeistigt, temperamentvoll
und doch zugleich still und ge-
sammelt.
Dann kam das Jahr 33. Mit
Überraschung stellte ich fest, daß
der Mann, den ich für einen ka-
tholischen Alemannen genalten
hatte, ein gläubiger Jude war;
und auch: daß der Lyriker, der
so gerne Verse anderer und auch
eigene leise vor sich hinsprach,
im Dreck und Feuer der Front
als junger Offizier sich ausge-
zeichnet hatte. Und ich erfuhr
weiter, daß einer seiner Brüder
1914 aus dem Ausland heim-
gekehrt war, um für Deutsch-
land zu kämpfen und zu ster-
ben. Er las mir die Sonette vor.
die er seinen zwei gefallenen
Brüdern auf die Gräber geschrie-
ben hatte. Wir alle versicherten
ihm damals gutgläubig, wie wir
waren, daß die trüben Wellen
des Antisemitismus l>ute seiner
Art niemals erreichten, dafür lebe
man ja, das war unsere Beweis-
führung, in Deutschland und
nicht in Polen oder sonstwo.
Aber dann kam die Stunde,
daß ich in Berlin Abschied von
ihm nahm. Indes — nicht er
war es, der aus Deutschland fort-
ging, sondern ich. Er stand auf
dem Bahnsteig und reichte mei-
ner Frau mit dieser hilflosen
Herzlichkeit eine — Kristallvase,
die noch von seiner Mutter
stammte, ins Abteil! Drei kleine
Kinder bei uns plus Kristall,
meinte meine Frau, <Ja müsse
* eines von beiden auf der langen
Reise wohl Schaden nehmen.
Und sie bat ihn, uns die Vase
doch aufzuheben, bis wir uns
wi#»rtprs«h#»n "Arh". .Sflfft^ pt und
nach Deutschland zurückzukom-
men habe. Und er bewies mir
die ganze Nacht hindurch nur
dies: daß es für ihn keine Rück-
kehr mehr gebe; daß vierzehn
Lebensjahre in einem anderen
Lande uns mit diesem verbinden
und von der Heimat lösen. Nicht
ein erlittenes Unrecht, sondern
dessen Folgen hätten ihn zum
Bürger eines anderen Landes ge-
macht.
Dieses Thema kehrt« immer
wieder: in der donnernden Sub-
way, auf seinem winzigen Zim-
mer in dem trostlosen Rooming-
house. auf Spaziergängen durch
Harlem, Manhattan und am East
River entlang, dies bittere Thema:
es gibt kein Zurück.
Jeden Abend aber, wenn wir
auf seinem Zimmer saßen — die-
sem kleinem Museum eines Her-
zens, das nicht vergessen kann — ,
Jeden Abend begann ein leises,
flüsterndes Zurück. Er «aß an
seinem Schreibtisch und reichte
mir Photos herüber. Gedichte,
Briefe: "Lies mal'" Städte tauch-
ten auf. Landschaften und vor
allpm die Namen von Freunden,
von getreuen und ungetreuen:
Schaefer, Reinacher. Kneip.
Woehrle, Paquet, Brücs. Ehrler,
Jaques. Jeder die«er Namen hat
für den einsamen Mann In der
122. Str. eine geheime Geschichte,
in der sich die Literatur, aber
noch mehr der deutsche Mensch
der letzten fünfzig Jahre spiegelt.
Unsere deutsche Tragödie — das
ging mir langsam aus diesen
Nachtgesprächen auf — kann nie-
mand s^ schmerzlich klar sehen
als ein deutscher Jude, der dieses
Land mit dem Herzen eines Dich-
ters geliebt hat.
Als mir Jakob Picard erzählte,
wie der Dichter Mombert, .eben-
falls Im letzten Augenblick, als
ein Gejagter das Land seiner
Liebe verließ — er starb dann
Jenseits der Grenze — , da wußte
Ich. wen Ich hier In New York
zurückließ, einen von den Hun-
derttausenden, denen die deut-
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Kurt Kersl-en
472 Columbus Avenue
New York 24, New York
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Alfons hothschild
64 V/adsworth »Terrace, Apt.3lk
New York 33. N.Y.
Jan. 12/53
Lieber Jacob
Sowohl am Samstag als auch am Sonntag ver^iuchte ich dich telefonisch zu er-
reichen unter ?vro2 -0050 aber leider vergebens. Der Zweck war dir lieber Jacob
herzlichst zu deinem Geburtstag zu gratulieren »Bleibe gef^und u.weiter so gut
aussehend wie jetzt» Sicher bist du im Kreise deiner Bekannten u.Lieben sehr
gefeiert worden» Fanny Gunzenha'jser( geb. Harb* ) laesst eberfalls herzlichst
gratulieren. i7ir wuerden uns freuen ,wenn du mal des Abende zu uns komren
wuerdest
Herzlichst
rysh
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Tel. Roslyn 30230
AulluS (15 ab
33 VILLA STREET
Roslyn Heights, L, I. N. Y,
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AulluA (15 ab
33 VILLA STREET
Roslyn Heights, L, i. N. Y,
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*• Januar 1*53
J<art O. Paetei
68-43 BURNS STREET
FOREST HILLS. N. Y.. U. S. A.
TEL: BOULEVARD 3-2855
ARCHIV "DEUTSCHE GEGENWART'
' Lieber Freund Picar^ I
»
-JLr sinA iwar erst gelt relativ kurzer Zeit raiteinander naeher
bekannt geworden, aber meine Frau und ich - und unsere beiden Katzen'
moechten Ihnen zu Ihrem 7o. Oeburtataä- ( bei .lott ein seltener Tag
fuer -en Durchschnittsienachen! ) sagen , dass *ir Ihnen alles, alles
3ute wuenschen und hoffen, Sie waehrend der naochsten lo Jahre oft
bei uns zu sehen,
Selegentllch passiert es Ja , dass rmn sich benachbart fuehlt und
als ob man sich schon lan^e gekannt hat , aubh wenn der Kalender das
nioht registriert hat,
/
Herzlichen Sruss und Handschlag •
Ihr KOP
REPftESENTATIVES
los Angelas
Miami
Boston
Chicogo
OoMos
LO»»gicf« 5-7741
<^-po^U4u/eaA, cJnc.
141 WEST 36TH STREET
i NEW YORK 18, N. Y.
/
Jan. 12, 1953
Mr. Jacob Picard
c/o New World Club Ine «
2700 Broadway
New York 25 ,N.Y.
Dear Mr. Picard:
I read in the "Avifbau" the newa about your
70th birthday. I dont »ant to miss this opportunity to
extend to you ny and iny fa«ilj»s best wishes and congratu-
latlons.
I sincerely hope that you will be able to
continue to work in the same good health and spirit as in
the past for many more years to come.
EFN:D1
Si^Mrely yours,)
ERIC F. NEW
Vtom Coast to Coaat C.^U4F^ C/f^^^r
Clicks
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DR. FRITZ CORSING
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Tel. ILLINOIS 7-9677
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Konstanz 27.Jan#53 Adresse ab l.Pebr.: bei Oaertner,
[Bodanplatz 2
Mein lieber Jacob, - — -- — '^
f a las; loh gestern abend bei Erna Veit In Kreuzllngeh ften^Aufbau*'-
und sah Dein Bild (a^uch nicht mehr ganz so knusprig wie auf dem Photo,
das ich vor ca 15 Jahren von Dl;r in Hörn unten am Wasser maichte - wie
auch bei mir urÄtllchelr Schmelz seither heruntergegangen Ist)- las,
dase Du am ll.I.dle 70 geschaf^ft lias\- elnllge Monate vor mir.; Ich
möchte ja nicht so alt werden-8,ber da es nicht von unserm '^ögen^
abhängt, Terde ich wohl x)der übel, wenn, nicht vorher In^ Graa^. In den
sauern Apfel belssen «üJssen. i uxj j-^a >io'i i •>. siki i«- vJ!
Also, mein lieber alter Freund r. aj.t in Freunc^schaft und Jahren - ich
wünsche Dir herzlich alles Gute - bleib gesund und jung - mach welter
aus Deinem Leben, was daraus gutes zu machen Ist. Mehr können wir ja
nicht tun. Da habfe Ich Von Dir einiges vor mir liegen: ••der Gezeichnete*
; ''Vas Ufer "j-'Sirschütterung'^ (diu s sogar zweimal). Da liegt auch ein
Photo von Dir drin, das, wie mir Frau Bugge sagte, von Ihr gemacht ist.
Ich hatte sie schon vor längerer Zelt hier kepnen gelernt und^^a er-
n:, wähnte, ple Pich, üe scheint llir ^^^ßundjielt 11 c)a nicht sehr 6ut_?u gehen.
Zum Fall ö.Moos - es Ist schade um^ jedes Wort, dafe man über soiclies
Gesindel { er -¥ sie) verllertir^ ci tu ^ : jno v^ /loo
In in.Wl^dergutmachungsklage gegen Baden hat nun doch das Amtsgericht
für mich geg^n Baden entschieden - ßß wlj:d sich noch zeigen,, pb Baden
Berufung einlegt. Ich fr.eue mich, .dass Du gesund und zuf;rledpn bist -
auch meine Gesundheit läset plchts zu wünschen übrige w;ir, sind yjohl
eine zähe Rasse -, aber zujfTiJ-eden? neiA«** Wenschllchen Kot^Jrf^t habe
ich hier kaum r Manschen und DAnge ^nd hJLer klein, kleinbürgerlich
und verschlafen r ^«^^ ^^^ Wledergutfiqi,otoung geregelt, Ist, will ich
mich mal In München oder Stuttgart nach l^öglj.ph^elten umsehen - ich
habe wohl noch/ nicht die fiuhe des Altern, fjiv -'^-)r
ich las auch heute bei Schef felt(der Dich giüssen lässt) In der
••Badischen Zeltung."v^7.I,. yt.And'jre^V, Worte zu Deinem Toten. Aber sein
Schlup^?7Qr.t) (trefft, wie loh meine, r.f! aneben: dass einer In S.Mutter-
sprache dlph.tet, hat wohl jnlt Hass .oder Liebe, mit Sentlments oder
Ressentiments nichts zu J.uiV-. wan^.Jcaijja wohl, wß.« man füiilt^ .restlos
nur m der Muttersprache^ ^^en, tti der man den grössten Teil seines
Lebens gedacht, gesprochen Sinr geschflrleben hat, in der sich die Ge-
danken von selbst Xn Worte formen- man könnte trotzdem diese Menschen
hassen - aber rfie Sprache Goethes, die sie ja geschändet haben, Ist
meine, nicht ll^re. ,So ähnllcl^ geht es mir hier -mit den Menschen habe
Ich keinen Kontakt iaehr t ich hasse sie nicht, sie gehen mich nichts
mehr an- aber die Landschaft liebe Ich, und mit Ihr bin ich verbunden.
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•5 s;t-I iii'^")©.
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i'c' .rx ^.V'' srf'J'iino.
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-Ich' schrle'b Dir mal (1934) zu einer Zeichnung vom Untürsee:^^! r^)
j-Qj-^ r r- -. h '^i/'^ '^ r*" ^ .?"^ '' kj'^^' ^
Und diese Heimat Heiner Jugend, *
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cf :1 ?' li.; ^
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dle^ Land,i dem Hu gehörst, wie aö zu Älr, Iriov/ rfox .) ..fii^näilr'
für das Bu kämpfenc^ Blut und Leben wagtieslV locj^rbc" 1j^']A
"^"^wolSelne Kindheit froh und gljickllch floss, , '-^^^ ^'^ T^^to-
'"wo Äelne Väter lebten, wo sie ruhn^ ; , , \ , r/ r" ^.^ It
wohlh aich Sehnsucht imn'er wiedef trieb,
n^^ f)ae'yollst du nicht mehr Heimat nennen ? ^-J-C • T:ü(fyll nio
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Getrost - was so^ jleln eigen ward,^^. .u^tr>h 3 vr
, kann keiner Menschen Machtwort von dir trennen.
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von Deinem doppelten Namensvetter Jek ob = P. -Bruder Martins- soll ich
..r.x ^ Dich auch grüssen -^ er wohnt In Kreuzungen. Kit Natu^ Wolf lii^ -
i -' Wangen habe Ich welter keinen Kontakt - ich irar kurz nach meiner^
• .jiu.;^ Rückkehr Ende 1950 mal -dort - seither habe ich Ihn nur gelegentlich
mal bei Beerdigungen. In Kreuzllngen gesehen* , . .,^,^ ^ rr^T ^^uj^
Um aber doch nochmale nuf Snnuel Moos zu kommen: Du schrei'bst "Öu
'hoffst, seinen Verlust noch mal gut machen bu können" - nun,* da i
i »^ brauchet Du Dich nicht zu sorgen - er dürfte Immerhin seine ---^
- ^ J-tf' 50. OÖO.- engl »Pfund = ca 150. 000. -Doli, nach ilngland und von da
J^^*^ nach Australleh verschoben haben - nun hat er sein Hajis hier In
der Lilibe für über 100. OOO.- DM verkauft und seine liebe Erna hat
'^" hoch neuerdinge aus Urbechaft beaw. Restitutionen -v. Verwandten ^
noch wesentlich mehr ^»ek]b«»en- (wie en^t Heine? *: 'i-^- '»^
poj. - .. -Hnet'^-u viel, so wirst <iu bald -r>c»ff.!;.i .;. i •. , iio.'
noch viel- mehr dazu bekommen, >^fioiti \&jon Irluvr ocfßri
ia-> Kl (J- i.:^-eoch wer wenig hat, dem wird i«*" t^JJ^H ,: j •! rfox
«loj iü<^A .aa30\ "auch das wenige' genommeli .s^ • e<.c.l"^Jl9r> no-o". :_•
""' so dace man seine Vermögen heut mit mlnd-estens ;>ÖO.C^Ö»-"Doll.
" annehmen kann - da brauchst Du kein Mitleid zu habenyi'i^ ' '''^
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TELEPHONE HArbison 7-6282
Cabcc Address - UHLCRAIN .Chicago
FOUNDED BY FRED UHLMANN
RICHARD F UHLMANN. President
JACK A. BENJAMIN. Vice Pres -Secy.
ERWIN R.JESSEN Vice Pres
JACK N GREENMAN.VicePres
ROBERT L DAVID. Treas
January 9, 1953
MEMBERS:
CHICAGO BOARD OF TRADE
KANSAS CITY BOARD OF TRADE
MINNEAPOLISGRAIN EXCHANGE
NEW YORK PRODUCE EXCHANGE
WINNIPEG GRAIN EXCHANGE
DULUTH BOARDOFTRADE
FORTWORTH GRAIN AND COTTON EXCHANGE
COMMODITY EXCHANGE INC.
NEW YORK COFFEE AND SUGAR EXCHANGE
NEW YORK COCOA EXCHANGE
CHICAGO MERCANTILE EXCHANGE
RICHARD F UHLMANN,
( MCMBCR MCW YORK COTTON CXCHANGC I
NEW ORLEANS COTTON EXCHANGE
Mr. Jacob Picard
500 W* 122nd Street
New York 27, New York
Dear Sir:
At the request of Mr. Otto Liebmann of Zürich,
Swltzerland we are enclosing a check for $20.00#
Yours very truly,
UÄLMANN GRAIN CO., INC.
/ fi/
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GDE: j
TELEPHONE
BRYANT 9-0485
Hon. President:
PAUL TILLICH
President :
FRITZ BAMBERGER
Vice-Presidents:
HERMAN L. FILENE
ADOLPH LOWE
HELMUTH NATHAN
ELSE STAUDINGER
NATHAN STEIN
ALFRED WYLER
Treasurer:
PAUL SIMON
Board of Directors
New York:
ELSE ABELMANN
BERNARD ALTMANN
LISA ARNHOLD
LUDWIG ARON
CHARLES S. BAER
MARTHA BERGMANN
FRIEDRICH S. BRODNITZ
HILDE FELIX-BRILL
GRETA FRANKLEY
KURT GOLDSTEIN
KURT H. GRUNEBAUM
HENNY HARTOG
EDWARD HEIMANN
ELSBETH HIRSCHLAND
ERICH ITOR KAHN
HÜRACE M. KALLEN
GEORGE KLEIN
CHARLOTTE LEVINGER
PHILIPP LOEWENFELD
ARTHUR LOEWENGART
LIZZIE LOWENSTEIN
LEO LOWENTHAL
HAROLD MANHEIM
K. FRED NETTER
EDWARD G. NEWMAN
OTTO NOETHER
WALTER H. ROTHSCHILD
ELISABETH SCHERK
LILLI SELIGSOHN
RUDOLPH F. STAHL
FREDERICK M. STERN
TONI STOLPER
MORITZ STRAUS
FREDERICK J. WILD
FRIEDA WUNDERLICH
* ♦ *
WILLIAM F. BECKER, Chicago
ALBERT EINSTEIN, Princeton
JAMES FRANCK, Chicago
WALTER FRIEDLANDER, Oakland
ROSE E. JANDORF, Brookline
CARL LANDAUER, Berkeley
EUGENE E. NOYMER, Boston
MARGARET PLAUT, Topeka
FREDERICK POLLOCK, Santo Monica
CECILIA RAZOVSKY, Jackson
FRED SCHWAB JR., Detroit
GABRIEL STEINER, Detroit
SIEGFRIED THANNHAUSER, Brookline
MARGARET TIETZ, Nework
OLIVE L WHITSON, Princeton
JENNY WOLF, Chicago
* * ^
Executive Secretary:
FRED S. WEISSMAN
Service Department:
IRMA MAYER
Z^'^s^^ih/s
3
147 WEST 42nd STREET, ROOM 519
NEW YORK 36, N. Y.
SJfk
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OF EMIGRES FROM CENTRAL EUROPE, Inc.
January 12, 1953*
Mr» Jacob Plcard
500 West 122nd Street
New York 27, Ne^e
Lieber Herr Plcard:
Spaet, doch nicht zu spaet, las ich im Aufbau, dass
Sie gestern Ihren 70« Geburtstag feiern durften.
Im Namen der Selfhelp, und vor allem auch persoenlich,
moechte ich Ihnen nachtraeglich aufs allerherz lichste
gratulieren und Ihnen und vor allem uns vuenschen^
dass wir noch viele Jahre uns Ihrer Verse und Prosa
erfreuen duerfen.
Als ein Zeichen unserer Anerkennung Ihrer hervor-
ragenden Taetigkeit gestatte ich mir, Ihnen einen
pheck von $50e-* beizulegen* Der Betrag ist zwar klein,
aber er korömt von Herzen.
Hit allen guten wuenschen
denen sich meine Frau ansc
rzlichen Gruessen,
.esst, bin ich.
Fred S« Weissman
Executive Secretary«
Anlage
FSW:Iil
CONTRIBUTIONS ARE DEDUCTIBLE FOR INCOME TAX PURPOSES.
Programs and fmancial stotcments filed Mnder registration No. VFA 021 wifh ihe
ADVISORY COMMITTEE ON VOLUNTARY FOREIGN AID of the UNITED STATES GOVERNMENT
/Ol /h^lf An.
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OHN F. OPPENHEIM
43-01 46TH STREET. Apt. 2A
LONG ISLAND CITY 4. N. Y.
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Wilhelm Levinger
251 West 89th Street, Apt. 8A
New York 24, N. Y.
10. Jan, 1955,
Lieber Herr Picard I
loh las soeban den schönen Seburtstags -
Aufsatz , den Ihnen Bertha Badt - Strauss im Aufbau
gewidmet hat & fasste sogleich die Heujahrs ^ Resolu-
tion , Ihnen meine herzlichen ölUckwlinschG zu senden.
Aber ich rechnete nicht mit d.r Sorglosigkeit de« Auf-
baus, der weder im Anschluss an den Aufsatz noch in
Personalia . Spelte des gleichen Ausgabe Ihre Adresse
verriet. Da ich aber im Gegensatz zu so viele n Neujahr. -
Resolutionen sie vdrklich .vahr nachen wollte , hatte ich
erst durch einen .nruf beJLJIary_S^o_senber£ Ihre Ad-
resse zu ermitteln. Ich sto-r.. sie . .ie Üblich in der
dicksten .^rbeit ; sia ßflo-f^ ^.a t^ ».^
. SM sagt« , sie mbehte gern auoh Ihnen
erutull,«.. ^see aber nl cht . ol .1, ,„, ,„ ,j,j ,^_
belt dazu kcMen „„,, , , beauftn-gta „i.h. Ich «ge
"'"'" "Uo.o^.0^« auch ihre el,a„a„ ^.r«„n. i,h
»0«., 31e 3ind hinreichen. a«rl.anlalert, u. acloh,
.rbeUs,«rend, M.th„a,n nicht «bei .„ nehMen.
30 ^s. loh a.„ an.,., Berth. B^af, ( nebenbei ein
alte Bakujurit« hus meino« t.-- u
^^Ken ; unsere vereinigter
e
axifrichtigen Vfünsche Tür noch viele glUokliohe
Tmjjo &^ manche befriedigendo Jahre tUchtigen Schaf-
fens bei.
Ihr freund sc Imft lieh ergebener
• r>
7
Dr. Jacob Plcard,
c/o "Aufbau",
2700 Broadway,
YORK 25, N.Y.
London, den 11. Februar I953.
NSvV
Lieber Herr Dr.Plcard,
Im "Aufbau" las ich den schönen Glückwunsch-Artikel von
Frau Bertha Barft-Strauss anlässlich Ihres 70. Geburtstages.
Dies gibt mir willkommenen Anlass nicht nur Ihnen meine
allerhzerlichsten Glückwünsche auszusprechen, sondern auch mit Ihnen
nach so langer Zeit wieder in Verbindung zu treten. Ich denke ins-
besondere an die letzten Monate vor meiner Ausv^anderung als wir
uns häufiger in Berlin sahen, 'lenn ich mich nicht irre, waren Sie
auch noch nach Kriegsausbruch mit meinen Eltern in Verbindung und
haben mit meinem Vater Schach gespielt. Meine Eltern hatten ein
Affidavit nach Amerika, sind aber wegen der zu hohen "'artenummer
leider nicht mehr herausgekommen; ich habe authentischen Bericht,
dass sie in Auschwitz umgekom.'-nen sind, ^''ir hatten ursprügnlich
die Idee, uns. alle wieder in .Amerika zu vereinigen, Wegen der ver-
änderten Voraussetzungen und auch aus sonstigen Gründen sind wir
aber in England geblieben.
Ich selbst hin seit Gründung Sekretär der Association of Jewish
Refugees, die eine Schwester-Organisation der Ihnen bekannten
American Federation of jews from KÄXicisHy Central Europe ist.
Obwohl inzwischen die Einwanderer längst naturalisiert sind] *
bestehen doch noch eine sehr grosse Reihe von Sonderaufgaben,
vor allem auf dem Gebiete der Wiedergutmachung und der sozialen
Tätigkeit. Wir geben auch eine kleine Monats-Zoitschrif t heraus
die ich redigiere. So kohnte ich denn auf der gleichen Linie '
weiter arbeiten wie in Deutschland.
Wie ich dem Artikel entnahm, hatten Sie eine recht
bewegte Zeit vor Ihrer endgültigen Einwanderung nach TT, S.A.,
umsomehr freue ich mich, dass Sie sich dort wieder ein'wirkunp:s-
feld schaffen konnten.
Sollten Sie Zeit und Lust haben, mir einmal ein paar
Zeilen zu schreiben, so würde ich mich natürlich sehr darüber
freuen.
Mit den herzlichsten Grüssen bin ich
Ihr
(W. Rosenstock)
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W. P. MARSHALL. Frcsidcnt
The filing lime i,hown in ihc daie hne on lelegran.s and duy letieri, i.^ STANDARD TIME at pr/.rtt oforigin. Timeof receipt i.s STA.N] )ARD TIME at po.nt of Hest.naiion
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JACOB PICARD«
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YOU PERSONALLY BUT ALL OUR BEST flISHES ARE VfITH YOU
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THE COMPANY WILL APPRECIATE SUGGESTIONS FROM ITS PATRONS CONCERNING ITS SERVICE
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N.Y.25.
Jan. 8, 1953.
iiieber Dr.Picard:
Die sute Berta Badt-Strauss MUSS sich einfach irrenJAber.
zxm wievielten auch immer-sute Wuensche Vcann man immer
brauchen,und das beiliegende macht Ihn.n viellei ht eine
kleine Freude.
Herzlichst Ihre
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MRS. NORBERT BERNHEIMER
48 NORTH PLEASANT STREET
MIDDLEBURY, VERMONT
Mrs. Norbert Bernheimer
48 NORTH PLEASANT STREET
MIDDLEBURY, VERMONT
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Middlebury,Vt.
January 10, 1955
70 Jahre lange Zeitl
Es war nicht immer schoen.«
Doch wenn Du erst mal 80 bist,
Ich wuenche Dir viel laen^re Frist,
Wird's wieder schoen, wie's g'wesen
ist.
Wi e shoen war's doch am Bodensee,
ImSchwazwald und am Rhein. l
Der Hudson ist ja noch viel b reite rl
Gewoehn Dich dran,undwerde wiederheiterl
Wir alle liebten Berge, Wein und Kirsc h— —
Setz Dich auf den Pegasus und trink
und sing und dichtel
Dann bleibst Du immer jung,
Auch mit den Jahren, und traeumst von
**der Geschichte. "
Das ist "Mein" Geburtstagswunsch.
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9.eJanuar 1953
Lieber Herr Picard,
Ich las im Aufbau, dass Sie 70 Jahre werden.Herzlich-
sten Glueckvojnsch von mir und meiner Frau. Ich hatte Rie
fuer ein Jahr juenfeer gehalten» Aber der Aufbau hat siche.^lich
Recht* Die Photogr iphie ist ungev/oehnlich gut. So sehen Sie
wirklich aus.
Sie iverden ja sicherlich den Tag bei Ihr-.^m Bruder fei^^rn.
J»!it herzlichen Gruess-:n von uns Peiden
Ihr
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80 Vine Street
Hartford 5j Conn,
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495 WEST END AVENUE
NEW YORK 24. N. Y.
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2O0 WEST 72ND STREET
ROOM 67
NEW YORK 23, N. Y.
TRafalgar 7 -3280
T.Januar 1953
RESIDENCCi
806 FORT WASHINGTON AVENUE
NEW YORK 33, N. Y.
TOMPKIN8 7«2444
Herrn Jacot Picard
500 West lc^2 Street
New York 2?. NY.
Lieter Jacot Picard:
Einem Geruecht zufolge, treten Sie in diesen Tagen
in das gesegnete bitlische Alter ein. Nichts desto trotz moechte
ich Ihnen hierzu aufs Herzlichste gratulieren und Ihnen alles er-
denklich Gute fuer die Zukunft wuenschen«
Ich glaube Sie duerfen an diesem Tage mit Genu^uung
auf den Weg zurueckblicken, den Sie zurueckgelegt haben, Sie haben
sich in der Welt des Geistes eine geachtete Stellung errungen und
alle, die um Ihr Werk wissen, sind Ihnen von Herzen fuer Ihre li-
terarische Leistung dankbar.
Ich hoffe, dass Ihnen der liebe Gott die Kraft geben
moege, noch viele Jahre in Seinem Sinne taetig zu sein.
Meine Frau schliesst sich meinen Wuenschen an. Ver-
bringen Sie einen schoenen Tag und seien Sie herzlichst gegruesst
von
Ihrem
Rabbiner Dr. Hugo Hahn
226 WARD AVENUE
TOMPKINSVILLE,S. I
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RUTGERS UNIVERSITY
rhe State University of New Jersey
THE NEWARK COLLEGES
NEWARK 2, NEW JERSEY
den 19. Januar 195J?.
Dr. Jakob Pickard
500 Viest l£f Street
Nev^ York &//, N.Y.
Lieber Herr PickardI
Nehmen pie bitte meine herzllchrten
Glueckruensche zum Geburtstag entgegen.
Sie kommen zvar etv.as vcrspaetet, ^ber
dennoch von ganzem Herzen.
Sie bissen, ^^elche hohe Meinung ich
von Ihnen und Ihrer Leistung habe. Die
^HT^nnci^n die Sie va ehrend der letzten
?agrir?ih^'n, kornmen Ihnen rechtens zu.
Moegen Ihnen noch viele Jahre in
Gesundheit und schoeof erischer Arbeits-
kraft beschieden sein.
Mit den besten Gruessen und Wuenschen.
auch von meiner Frau,
Ihr
stets ergebener
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ALBERT S. SCHWAB
397 CANTERBURY ROAD
ROCHESTER 7. NEW YORK
9, Januar 1953«
Lieber Herr Picard,
Aus dem AUFBAU entnehme icn soeoen,
dass Sie übermorgen Ihren slebaigsten Geburts-
tag begehn dürfen, zu welchem Anlass ich Ihnen
herzlichst gratulipre,ich T/ünsche Ihnen noch
viele Jahre ungetrübten ^Itixjy.s u.V/ohl er gehen
Ja, ja wir werden alle zusammen alter
aber in diesem Lande bleiben die Menschen viel
länger Jugendlich u.8J?beitsam,las ich doch m der
N.Y.Times, dass ein Bankdirektor mit 102 Jahren
vom Amt zurückgetreten istlEr wurde durch einen
82 j&hrigen ersetzt.
Es ist schon lange her, dass wir uns
nicht mehr gesehen haben, ich glaube zuletzt bei
Ervdn Spiegel in Forest Hills, damals notierte ich
Ihre A^dresse u.ich hoffe, dass dieser Brief Sie
erreicht, da im Aufbau Ihre jetzige Adresse nicht
angegeben war.
Uns -eht es hier G.L. ordentlich, ich
habe vor einem Jahr an obiger Adresse ein Einfa-
milienhaus gekauft, da wir irJlpjäiaus zu wenig
Platz hatten.
Wir haben hier sehr nette Freunde, u,a,
auch Dr. E.Herz früher Verlagsdirektor von Ullstein
u.Author des Buches"Denk ich an Deutschland in
der Nacht". Dr.H.ist nun auch über 75 Jahre alt.
Der Freundeslcpeis ist hier naturlich
viel grösser wie im kleinen Itpeuzlingen,es wohnen
in Rochester ca. 21. 000 Glaubensgenossen mit
18 Synagogen.Die Stadt ohne Vororte hat 331.000
Einv/ol-mer mit Umgebung über 4.00.000. Das Klima
ist etwa wie in N.Y.aber nicht so feucht.
Lassen Sie es sich weiter r^cht gut
gehen u. seien Sie herzlich gegrüsst
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NEW YORK, 23 N. Y.
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760 WEST END AVENUE
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14 Mulford Place Hempstead. Long Island. N. Y. Hempstead 7-9662
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FRITZ NATHAN • ARCHITCCT • 200 CENTRAL PARK SOUTH • NEW YORK 19, N. Y. • JUDSON 6-0348-9
8» Februar 1953.
Sehr verehrter, lieber Jacob Picard l
Als sehr saeuadger '•Aufbau'* -Leser habe ich den schoenen Anlass
versaeumti Sie mit loeinen guten Gluedcvuenschen am 11« Januar
zu sehen und wollte mir heute daher die Freude machen, bei dem
Aufbau-Abend Ihr Zuhoerer zu sein« Auch das ist mir leider vor-
beige glueckt, da ich zu einer dringenden beruflichen Verpflich-
tung heute abend "verurteilt** wurde« -
Wie Sie wissen, kannte und verehrte ich Sie lange bevor Sie von
meiner Existenz wussten« Zwei Maenner, die Ihnen und mir sehr
nahestanden und die inzwischen von uns gegangen sind, haben mich
mit Ihrem Werk vertraut gemacht : Gustav Nathan, Konstanz, und
Eduard Strauss« - Ich habe Sie dann - Sie werden sich dessen nicht
mehr erinnern - persoenlich gesehen als ich in Konstanz die von
Nazis abgebrannte Synagoge mit Ihrem Vetter, dem Architekten Picard,
wiederaufbauen durfte« - Es ist zu schade, dass das dann ueber uns
gekoosnene Leben des Erwerbs Zwanges persoenliches ZusammenkGomen
aeusserlich so schwer macht« Aber ich will endlich meinVersprechen
halten, das ich Ihnen jedesmal gegeben habe, wenn wir uns " zuf ae Uig**
sahen, dass wir uns bald - wenn es Ihnen recht ist - "•unzufaeUig"
treffen l -
Lassen Sie mich doch bitte wissen, wie ich Sie telefonisch erreichen
kann, um ein nachtraegliches Geburtstagszusammensein wahrzumachen«
Hoffentlich bleiben Sie sich und uns gesund und schaffe nsfreudig fuer
lange lange Jahre erhalten.
Ihr Ihnen herzlichst ergebener.
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UhM \Luuu^ Uü.^ oluci Hüu/^oU^Jul,
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l^iUM^Y^Lu
STEFAN ANDRbS
Unkel 2o.l,53
Liebster Jakob,
ist 68 nicht wunderbar,daß es soetwas noch auf der Welt
eibt^Von einer uns völlig unbekannten der ochrlft nach
woSl-noch jungen .^rau) erhielten wü: ?;"«« f ^^^^,f^^ ^,,.
Dich u. einen an Stefan,darlnsie j3chreibt,daß btefane Aui-
Ratz un der Bad.Zeltung sie so berührte, daß sie Dir so-
\t\ Sa Bodenseebuch «chlckt IVlellelcht w rd dies der
Anstoß sein, daß Du doch eines Tages zu besuch ^"/^^/;®^-«
kommstn Beachte auch,v/le sie Y/angen ^^^3^"*^^ ^J^J^JJ^ ®"*
sorpchendeninn vta Ravensburger Tor Deiner Heimatstadt wi«
lerum elHlümleln anbringt l!Du mußt ihr schreiben, ich
leg Dl? hier die Anschrift bel:Ul]£__Brandes, Freiburg i..
4on u 8 Ist etwas sehr Schönes zu sagen:heute T^f[.^'\^^.^
S?efan den "Knaben Im Brunnen" beenden, das Buch Ist herrlb
dicht und schön ge.ro rden ! Aber eine gewaltige Arbeit von
uns beiden liegt vor und ich muß nun nochmals m alier aiU
Br.
300 Selten in die Reinschrift neu tippen, v«iler be-
reits gewaltig viel daran umgearbeitet bat.
In die'^'ocbweiz fahren wir nun erst Mitte März, was ca^r
garnicht so lieb ist, trotzdem dann das ^//etter dort ja
anfrenehtner u. ich wohl m t unsem ^'reuiiden, während
armer Autor Geldverdienen muß mit Lesungen u, am Funk,
evtl, im Y/asen durch die Landschaft fahren kann.
Laß bald einmal etwas von Dir hören und bleibe weiter
so jung und eben, wie Du bist! Nimm herzlichste Grüße
von ns allen, besonders von Deiner
VihPu^
Jaoob Ptoard
500 ff l??ncl St.
New York 27,N,Y.
5*Ua9rz 1953
LI ab 9 Trau Brandes,
loh erlaube mir, Sie so anzureden, wetl
Slo mir öogLelch rertraut v/orden aind durch Ihren Bnef u^nd
die besondare Art des Qesohenices, das Sie, eine Uribelcaniite|Diir
geaatidt haben« Sehr dattice loh Ihnen fuer Ihre GebifrtstagB •*
va<iT\3che und ruo? das uirmvoixe i^cht^le haben mir eine ganz
besondere Fretidö damit gemachttln ner Tat, unter den vielen
Zeichen freuncaioher Anteilnaiime|dle za moiner Ueberrasohung
von uoborell her zu mir gekomiiion oind^nißiiat das Ihre einen
ei5en<^n,b3Vor2Uf-ten Rang einjos ist ungeifo ähnlich, sowohl v/as
aen Oeber anlangt, als auch wafi seinen Inhalt betrifft« Ss hat
mich waihrhart geruehrt,unü das i>uoh ro;is 3it dich lumer noch,
so olt ich das ode:* jene« Blatt oiner vertrauten LandsoheUFt
beschaue» ?äin, Sie haben es Ja so gewollt^Mit a>n Jäinniebrung
werten des von uiir so hochverehrten Albert Sohv/elzer in Ihr-
em Briefe stiii-^c ich v/ahrhaft Uuborein^U d dass tr:ein llebor
J?reunci Stefan Andres mit seinem^ Artlkel( ^ler auoh hier m el?3
er deut och sprachigen Zeltung erschienen ist) das bewirkt hat,
hat auch ihn ueborrascht und bo^oncLars erfreut.
Wie aber hcII Ich Ihnen meinen JDfenk abstatten? Am besteh
v;uere natuerllch oin llaendedruok und ein ins-Auge^schauen»
Sa dxej^es aber 2wr Z^lt ein wenig schra^ng zu erfuellen ist
80 dachte Ich mir, einige Gedichte tmerden Ihnen vielleicht
eine kleine Vergeltung bedeuten ko ennen» Denn naoh allen aue;
aen oie doch ein üt»n^ch Svjin, dör auch cias Ori;an luer Lynk
hat und f^ini^e Preuda daraxuloh erkenne es beinahe an Ihrer
Handschrift; nach Ihr auch muecsen Sie noch Jung sein und
allea offen unc: glueckllch alt Ihrem ILaxm.
Ich habe Ja auoh eine ziemliche Anzahl von Erzac>hlungen ge^
söhn eben mit helmatlicheti Ton,von denen ich eine haettt
sohioken koenren,aber die Terse scheinen mir dooh besser dian|
297eck zu erfUellen,den loh wllljeinipje davon eflidlnen mir
irgendwie eine Ergaenzung zu Ihren Buch« Neben Baaniel von
BodmaB war loh einst V/o hl der läinzlge, dessen deüLohte aua
Jener Landschaft vAichson,van unserer Generation, der auoh de
geboren Ist, unter allen anderen, die sich dort angesiedelt
haben und DlohtenscheE schufon.Leine £^amille lebte naohwel
bar etwa dreihundert Jahre m Wangen am Unter8ee,wahrsch(
lieh aber noch laenger, dooh das kann loh nicht beweisen«
Um ein ICls8verstaenaril& auszu80hllessen,iiAoohte Ich in dleseml
Zusammenhang bemerken, dass in dem Oedlcht ^elm Atosohled« Oi^
nausen Jahre •• natuerlioh nicht die onunoosen des Hitler -
Soheusals sind, sondern die Zelt bdeuten sollen, da Juden tm
deut3ol^j\j^iji(^ i?Afc^ ^^^ wurden, so wie sie es verlaaaeB
haben-<^ ^^q l^^ alles Jetzt untergegangen, unt
»ur eimge Kameraden aus &m guten anst wissen nooh von mlrl
:» *» • • »
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Nur diosoa laoohteloh noch sagen: aein yreuRd StofÄn V^at oIä
wenig uebertneben b ©zw, untertrieben ..unclerstateiaentyCaBttSevlr
hier, und es ist elgentlloh aiu typisch onglisoh-amenkani scher
lärisaehlertnok - wenn er taeine Behausung ziaolloh truebseltg
darstellte; offenbar tat er es^vlelloleht halb unbemisst doch,
Ulli lü.tleld idlt dam Vertriebenen zu wecken, und es hat uioU gar
geruehrt.Tatsaoohllob ruolüo loh mich gar KloUt mehr oo hottte,
sondern habe es auch aeusserltoh ganz nett und beUagltoU,un«l
öö hat ilua,\rt.e andoi'en i3eut3ohen gerade in let:iter Semt gaus
gut bol alr gofallon«Und «s ist Ja ein so groas-sro unu t^tos
Land hier, döDsen Wey in laan nur wahrhaft kennen raus c, um os5 &x
lieben und sich in ihm wshl zu fUohlen,so weit es oben fuor
Jemand tH noch noegllch ict,adr oin Loben ßü'cion smd^VBMO hint«^r
sich hatte, i»oh in Ihrem Prelburg verbracute loh sohoane »Taiir»
.-Viel mehr v.ill ich heute nicht sohrelben^und «He Godiohto tioll-|
en Ja oic T*il ciXasea Briefes sein. Doch hoff «.töh, von ihnen
und Ihreai llanrajo »chi» su hoei*en,m;im öl© es v.ollön;ja,ioh mocl:
e liorne tjohr uebov Sie T/i8Sön,T/ie Slo verstehon \rerd>?n.
häibtf,.de,(38 icii «ocU ixi<a^* oivie Welle damt zu tun haben werde}
auoh bin lob iMer ol>^go Kbcben^von Preuiiaeu oin£,aLad»n,l«
öchnoo üiner Scb\;öt?zwulGluiidechaft vota Vernont Ecn7Csen,uRd
habe alles hl er Itogeu lassen.
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80. Geburtstag
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Am kommenden Freitag, den
16. Januar, begeht Frau Elise
Frank, geb. Dünn, im Hause ihrer
Tochter. Frau R. Lorenz, Shan-
daken-Hights in Shandaken. N.
Y.. in geistiger und körperlicher
Frische ihren 80. Geburtstag. Die
Jubilarin, eine gebürtige Karls-
ruherin. ist eine eifrige Leserin
der "New Yorker Staats-Zeitung
und Herold." Der Jubilarin gra-
tulieren ihre Kinder. Enkelkin-
der und Urenkelkinder. sowie
ihrer vielen Freunde und Be-
kannten mit dem Wunsche, daß
sie sich noch viele Jahre guter
Gesundheit erfreuen möpe. Die
Redaktion unserer Zeitung
schließt sich den Gratulanten an.
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JAKOB PICARD
Zum heutigen 70. Geburtstag
Von STEFAN ANDRES
4
Jakob Picard lernte ich in einer
Kölner Weinschenke kennen, wo
sich gelegentlich einige Schrift-
steller trafen. Ich wußte von ihm
nur, daß er Rechtsanwalt sei
und Gedichte schreibe, manchmal
auch eine kurze Geschichte. Daß
er vom Bodensee stammte, das
verriet seine Sprechweise. Er sah
ein bißchen wie Ramses aus, fand
ich scherzend, also sehr mager,
durchgeistigt. temperamentvoll
und doch zugleich still und ge-
sammelt.
Dann kam das Jahr 33. Mit
Überraschung stellte ich fest, daß
der Mann, den ich für einen ka-
tholischen Alemannen gehalten
hatte, ein gläubiger Jude war:
und auch: daß der Lyriker, der
so gerne Verse anderer und auch
eigene leise vor sich hinsprach,
im Dreck und Feuer der Front
als junger Offizier sich ausge-
zeichnet hatte. Und ich erfuhr
weiter, daß einer seiner Brüder
1914 aus dem Ausland heim-
gekehrt war. um für Deutsch-
land zu kämpfen und zu ster-
ben. Er las mir die Sonette vor,
die er seinen zwei gefallenen
Brüdern auf die Gräber geschrie-
ben hatte. Wir alle versicherten
ihm damals gutgläubig, wie wir
waren, daß die trüben Wellen
des AntisemitismiK Iz-ute «iein«»r
Art niemals erreichten, dafür lebe
man ja. das war unsere Beweis-
führung, in Deutschland und
nicht in Polen oder sonstwo.
Aber dann kam die Stunde,
daß ich in Berlin Abschied von
ihm nahm. Indes — nicht er
war es, der aus Deutschland fort-
ging, sondern ich. Er stand auf
dem Bahnsteig und reichte mei-
ner Frau mit dieser hilflosen
Herzlichkeit eine — Kristallvase,
die noch von seiner Mutter
stammte, ins Abteil! Drei kleine
Kinder bei uns plus Kristall,
meinte meine Frau, <ia müsse
eines von beiden auf der langen
Reise wohl Schaden nehmen.
Und sie bat ihn, uns die Vase
doch aufzuheben, bis wir uns
nach Deutschland zurückzukom-
men habe. Und er bewies mir
die ganze Nacht hindurch nur
dies: daß es für ihn keine Rück-
kehr mehr gebe; daß vierzehn
Lebensjahre in einem anderen
Lande uns mit diesem verbinden
und von der Heimat lösen. Nicht
ein erlittenes Unrecht, sondern
de.ssen Folgen hätten Ihn zum
Bürger eines anderen Landes ge-
macht.
Dieses Thema kehrte Immer
wieder: in der donnernden Sub-
way, auf seinem winzigen Zim-
mer in dem trostlosen Rooming-
housc. auf Spaziergängen durch
Harlem. Manhattan und ««m East
River entlang, dies bittere Thema:
es gibt kein Zurück.
Jeden Abend aber, wenn wir
auf seinem Zimmer saßen — die-
sem kleinem Museum eines Her-
zens, das nicht vergessen kann —,
jeden Abend begann ein leises,
flüsterndes Zurück. Er saß an
seinem Schreibtisch und reicht«
mir Photos herüber. Gedichte,
Briefe: "Lies mal'" Städte tauch-
ten auf, Landschaften und vor
allem die Namen von R-eunden,
von getreuen und ungetreuen:
Schaefer, Reinacher, Kneip,
Woehrle. Paquct. Brües. Ehrler, '
Jaques. Jeder dieser Namen hat
für den einsamen Mann in der
122. Str. eme geheime Geschichte,
m der sich die Literatur, aber
noch mehr der deutsehe Mensch
der letzten fünfzig Jahre spiegelt.
Unsere deutsche Tragödie — das
ging mir langsam aus diesen
Nachtgesprächen auf — kann nie-
mand so schmerzlich klar sehen
al.«; ein deutscher Jude, der dieses
Land mit dem Herzen eines Dich-
ters geliebt hat.
Als mir Jakob Picard erzählte,
wie der Dichter Mombert. eben-
falls Im letzten Augenblick, als
ein Gejagter das Land seiner
Liebe verließ -- er starb dann
jenseits der Grenze — , da wußte
Ich. wen Ich hier In New York
zurückließ, einen von den Hun-
U^
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wjeder«:ahen "Arh". sact^ #r und ( -erttausenden. denen di*» deuU
nahm sein Geschenk wieder ni'^-l-'^chrn Ann.=;emitcn (..'■• Hrim^t ge-
stohlen habrn. aber einen, der
selber sein Herz dem Haß vpr-
Rchlo.s.cen hat — und darum ncoh
Gedichte in .«meiner Muttersprache
schreiben k.'inn.
dergeschlagen zu sich, "das wird
wohl lange dauern!" Ich t>eugte
mich hinaus uncr flüsterte ihm
zu: "Jakob, ich habe dir jetzt
oft genug gesagt: es wird Zeit.
es wird höchste Zeit! Mach dich
auf die Socken!" Wir saßen schon
unter unserem politischen Wet-
terdach am Mittelmeer, der Krieg
war bereits ausgebrochen, da er-
hielten wir — es war Ende 1940 —
von ihm eine Karte aus Japan.
Via Rußland war er. genau ehe
die Mausefalle zuschhu, nach den
USA unterwegs. Und dann er-
hielten wir noch einige Nach-
richten, wie sich die Quaker drü-
ben seiner angenommen hätten,
wie er Blumen zog und eine Fa-
brik zur Nachtzeit bewachte. Und
vor allem: wie er in Massachus-
setts versuchte, ein Amerikaner
zu werden.
Vierzehn Jahre waren vergan-
sen. da schickte ich ihm aus
Neufundland nach New York das
Telegramm, daß ich In der fol-
genden Nacht auf dem Interna-
tionalen Airport aus dem Himmel
fiele. Das Flugzeug hatte vierj
Stunden Verspätung, ich konnte'
nicht hoffen, daß er noch da
war. vier Stunden, in der Nacht!
Und ich dachte daran, daß er fast
siebzig sei. Aber er war da — i
und an vsein Alter konnte ich
dann nicht mehr denken, wie ein
Junge lief er auf mich zu. Wir
sagten beide zueinander, wie man
das so sagt, vielleicht aus An^st,
der andere könnte etwas anderes
saaen: "Ganz der Alte!"
Es war später Abend, als wir
uas zum Wiedensehenstrunke zu-
sammensetzten; und es war spä-
'T Morsren. als wir aufstanden,
um ein wenig zu schlafen. Über
was aber hatten wir so lange, so
unaufhörlich und mit dieser selt-
samen Erregung gesprochen?
Nicht über die vierzehn Jahre
dazwischen, nicht über die Lite-
ratur der Gegenwart, nicht über
die USA und Rußland und die
Weltpolitik. Nein — ich hatte
ihm nur das eine zu beweisen
versucht: daß er noch der Alte
>ei. der.selbp. der Lyriker au.s Wan-
gen am Boden^ee, der Unrecht
erlitten hatte und nun rii*"> Un-
ipcht nip p\n WcLSPr. wif f'in
Dichter zu eitrigen und mit mir
d, Gali
Boro
%
ar
Ein Bericht von Th. F. Meysels
izon
Safed ist die jüngste unter den vier uralt-
heiligen Städten der Juden. Jerusalem und
Hebron gehören zur heroischen Vergangenheit
des Pentateuchs. Tiberias, die Freistatt jüdischen
Forsdiens, weil es sich dem Aufstand gegen die
Römer nicht angeschlossen hatte, ist die Stadt
der Mishna. Safed, wo sich die Weisen im 16.
Jahrhundert unter dem Schutz wohlwollender
Drusenemire sammelten, ist die Stadt der Cab-
bala, des Sohar. Safed, wo Josephus Flavius den
Hügel der Feuerzeichen befestigte, die Jerusa-
lems Neumondsignale nach Galilea weitergaben,
wo die Ritter des Tempels eine Burg erbauten,
ist nodi immer ein Platz für Träumer, „günstig",
wie der große Ari sagte, »den tiefsten Geheim-
nissen nachzusinnen".
Die Cabbalisten, deren größter Meister, Si-
meon bar Yochai, jenseits des Tales in Mcrom
Schaft, studieren noch immer in Safeds alten
Synagogen, wo Römersäulen Kreuzfahrerbogen
tragen und die Silberhüllen der Heiligen Rollen
wie Türme einer Märchenburg leuchten. Aber
eine neue Art von Träumern ist nach Safe d ge-
zogen. Eine Gasse im verlassenen arabischen
Viertel wurde Künstlern überlassen, die bereit
sind, sich in Safed niederzulassen. Diese „Straße
der Künstler" ist eine recht verrückte Gasse,
wie so wiele Straßen in Safed: Sie schlängelt
sich am Hang entlang, den die Häuser Safeds
in kubischen Terrassen erklettern. Ihre Häuser
und Gartenmauern hängen in jeder Richtung
über. Kein Auto könnte in ihre Engen und steil
getreppten Abhänge eindringen. Wegweiser in
allen Farben des Spektrums zeigen auf ebenso
farbenfreudige Haustüren. In jedem zweiten
Haus ist eine „Ausstellung" in großen Lettern
angekündigt. Ein Dutzend Kollektivausstellungen
ist in der Saison das Normale, während es in
Tel Aviv oder Jerusalem selten mehr als zwei
oder drei zur gleichen Zeit gibt. Sogar ein Kunst-
laden hat sein Fenster aeöffnet, das in schwung-
volle Barockornamente gerahmt ist.
Und jeder Künstler hat ein eigenes und be-
sonderes Tarumland hinter der gewölbten Pforte
seiner Gartenmauer aufgebaut. Man kann nicht
vorhersagen, wohin man gerät, wenn man eine
Rathenau verwandt, dem ermordeten deutschen
Außenminister?"
»Sein Neffe", antwortete der Rekrut.
Adjutant Ernest Tessier schwieg ein paar
Augenblicke, und sein ledernes Gesicht schien
bleicher als sonst. Dann sagte er: »Rathenau, ich
bin einer der vier, die Ihren Onkel ermordet
üppig fallende Grün eines Terrassengartens ge- haben, damals am 24. Juni 1922 im Grunewald.
stellt. Die Ausstellungshallen, deren jeder Kunst- Mein wirklicher Name ist Ernöt Werner Techow."
1er seine eigene hat, sind eine Augenweide in Dann zog er aus seiner Tasche ein zerknitter-
der einfachen Harmonie ihrer Bogen und Ge- tes Stück Papier, glättete es sorgfältig und gab
wölbe. Die „Künstlerstraße", kurz und gut, ist es dem Rekuten. Es war ein Brief an Techows
das Land der unbegrenzten Möglidikeiten für Mutter, datiert ein paar Tage nach dem Mord:
den Ardiiiekten, der in jedem Künstler sdilum- »In unsäglichem Sdimerz reiche idi Ihnen meine
mert. Was die Hausherren der Ateliers anderer HaYid, Ihnen, der ärmsten aller Mütter. Hätte Ihr
Städte gewiß nicht erlauben würden, wird von Sohn meinen Sohn gekannt, er hätte eher die
den verständnisvollen Stadtvätern Safeds noc#i Walle gegen sich selbst gerichtet als gegen ihn,
ermutigt den edelsten aller Sohne . . . Möge ihr Sohn
Künstlerstadt ohne — Caf6 vor dem irdisdien Richter bekennen und vor
Die Baufreude der Künstlerstraße hat das dem göttlichen bereuen." Der Brief war gezeich-
ganze Städtchen angesteckt. Safed, all seinen net „Mathilde Rathenau".
malerischen Winkeln zum Trotz, ist heute die Tediows ünkel war der bekannte Architekt
reinste Stadt in Israel. Das ruinierte, mittelalter- Peter Berens, der die A.E.G.-Hallen gebaut hatte,
hdie Knödelpllaster, die gebrodienen Stufen der uiici er und seine Schwester waren mit den Ra-
steilen Gäßdien werden durch ordentlichen Be- thenaus sehr gut bekannt. Der Brief stand zu-
ton ersetzt, so daß der Bummler in Künstler- erst in der »Wossischen Zeitunn", bevor Frau
Sandalen in jeden Winkel vordringen kann. Un- Tediow ihn bekam. Die Polizei hatte ihn abge-
unterbrodien wird getüncht, und Sonnenbrillen fangen. Als man Tediow nahelegte, er solle das
sind unentbehrlich. Der Burghügel ist der Stolz doch in der Verhandlung vor dem Leipziger
des erwachten Safed. Dieser Waldgiptel, um den Reidisgericht zur Sprache bringen, meinte er:
sidi die Stadtviertel lanern, ist ein Park gewor- „Was denn, wir morden da in der Gegend
den, der sich in stillen Teichen spiegelt Ein La- herum und wollen uns künstlich aufregen, wenn
byrinth von Wegen leitet endlich zur höchsten bei der Polizei im Kampf gegen uns ein paar
Bastion, auf welcher der schlichte Obelisk des kleine Unregelmäßigkeiten vorkommen?"
Kriegerdenkmals ragt, wo einst die Neumond- zwanzig Jahre später, an jenem Abend in der
teuer brannten. ^; . , ., , , ^. ,^.. , Sahara, schrie Tediow beinahe: „Sie verstehene,
Nur eine einzige Neuigkeit haben die Kunst- Rathenau. dieser Brief ist mein wertvollster Be-
1er nodi nicht eingeführt: Es gibt kern Kunstler- ^^^^ £, ^^^ ^^^e neue Welt für midi ersdilossen.
cafe. kein lokales „Du Dome . Aber, wie em ^^ ^^^ ^^^^ j^j^ren im Gefängnis las idi jedes
Wort das Walter Rathenau geschrieben hatte,
Die schönste Thora der Sepharden
Notabel der „Künstlerstraße" mir bedeutete;
„Das hat auch seine Vorteile, die Maler malen,
statt im Cafe über Kunst zu debattieren. Kunst-
freunde besuchen die Ateliers, statt den Künst-
lern im Cafe zuzuhören. Hin und wieder wird
sogar ein Bild verkauft . . ."
\ E:
\ \ einer von vieren
Begegnung mit Ernst Werner Techow alias Ernest Tessier / Von Herbert Freeden
jedes seiner Bücher, jeden seiner Artikel. Dann
begann ich jüdische Geschichte zu studieren. Und
ich wollte zu den Quellen vorstoßen und mich
nicht auf Übersetzungen verlassen. So lernte ich
Hebräisch. Und während der letzten fünfzehn
Jahre versuchte ich mich selbst zu bezwingen,
wie die Mutter Rathenaus siai bezwang, als sie
jenen Brief schrieb. Wo immer i.ii konnte, habe
ich versucht, den Juden zu helfen." Und er er-
zählte — was sich als wahr herausstellte — wie
er 1941, als Hafenarbeiter angezogen, in Mar-
seille 700 Juden aus dem besetzten Frankreich
^ Vor zehn Jahren ging eine kleine Nachricht über jenen Mann, der groß, hager und damals hefaussdimuggelte und sie nach Casablanca
Schwellender „Künstlerstraße" überschreitet Auf durch die Presse, daß ein gewisser Ernest Tes- ungefähr 39 Jahre war, mit einem brutalen Kinn, bradite.
jeden Fall beq"ibt man sidi von Safeds Wirklidi- sier, Adjutant bei der französischen Fremden- aber einer sanften Stimme. Er spradi deutsdi und Tediow war einer der vier Rathenau Mördpr
keit, die an "sich unwirklich genug ist, in ein legion, vierundzwanzig Nazis des Rommelsdien französisdi ohne den merklichsten Akzent. ^wei andere Kern und Fisdier nahmen «;iHh vot
Milieu besonderer und individuell entworfener Afrikakorps gefangen genommen hatte, ohne In Tessiers Kompanie gab es eine Reihe von ^ Festnahme das Leben Die 'von Kanitän Fhr
Unwirklidikeit einen einzigen Sdiuß abzufeuern - lediglidi in- mitteleuropäisdien Juden, die den Nazis entkom- hardrausaewähUe Grabsdiri?t auf ihre^^^
Da gibt es eine Kunstsdiule, die genau wie dem er ihnen Orders in deutsdier Spradie zurief, men konnten und in die Fremdenlegion eintra- Saaledc lautete- Tu was Du mußt c^Tph' oHpr
^ Rabbi Ely E. Pildinik, der als Chaplain bei der ten. Seltsamerweise beschäftigte sidi Tessier ge- 1?;; f^ i r n'ff ^' ^ .1^ «^ i T
amerikanischen Armee gedient hatte, berichtet rade mit ihnen besonders. Eines Abends befahl ,1°' ^"° laD uou aie tntsoieiaung Jedes
^ , Jahr an ihrem Todestag trafen sich Techow und
ein sephardisches Lehrhaus aussieht Die Zwil
lingslöwen des großen Ari füllen einen blauen
Bogen über einem Springbrunnen, der sich aus
dem Taufbecken einer vergessenen byzantini-
schen Kirche erhebt. Ein Maler hat sein eigenes
Amphitheater in die Ruinen einer Karawanserei
gebaut. Eine Bildhauerin hat ihre Werke in das
Allen Anfragen bitten wir
Rückporto beizulegen
K
ana
da,
»9
im Fluge* erlebt
er vier von ihnen, sich bei ihm im Büro zu inv,*- , ♦c* c ^ oi^o,
den. Sie kamen mit klopfendem Herzen, denn ^^' ^If^^^' ^^.^^^ ^.°^ Salomon, in Saale^. Salcj-
sie daditen, es handelte sidi um eine Straf- "^°!^' Romancier, Film-Autor, Lektor bei Rowohlt
w- u u i u r>i * 4 u und jetzt Verfasser des bestseller „Der Fraae-
aktion, aber er bot ihnen Platz an sagte ihnen, u « ^^^locuci „l^x=i nayc
daß die Juden die einzigen zivilisierten Leute ^
wären, die er in der Hölle der Sahara getroffen ^^ „Frageboaen" erzählt er über Techow:
habe. „Ich glaube, daß die Juden zu den besten «Wahrend des sonenannten ,Stennes-Putsches",
und begabtesten Völkern der Welt gehören", der Meuterei der Berliner SA gegen Goebbels,
stelke er fest und dann sprach er mit großer *raf Techow im Gebäude in der Hedemannstraße,
I^pU^ttic von jüdischer Geschrchte und jüdisdier ^^ «ich der ganze Krach abspielte, mit Goeb-
Religion. bcls zusanimo^ und haute ihm eine Ohrfeige
Jene Gespräche wurden an vielen Abenden herunter milT den Worten: .Wegen Euch
'on jüdischer Geschrchte und jüdisdier Y°, *^* ^^^ ganze Krach abspielte, mit Goeb
Von unserem Sonderkorrespondenten Günther Lucas
T j X • XT ... r.. ., ., , . ^ -r 1 j r- i»u u- A fortaesetzt Aber für die iüdischen Soldaten Schweinehunden haben wir Rathenau nicht er-
In der viermotorigen „North-Star"-Maschine anderen Teilen des Commonwealth. Hier und iortges>e^t. Aoer lur aie juaiscnen :>oiaaien ^ ,. pj verschwand Pr - WiP wir iPlrt
der Transkanadisdien Luftfahrtgesellsdiaft wird da wird aber hinterher audi sdion das Lied „O ^^'^^ Tessier immer geheimnisvoller. Eines ^^^^"^"l In d^P Fremd^n^Painn ^
ein Blatt herumgereicht: „Captain's Bulletin" du mein Kanada" gespielt Vielleicht gibt es spä- Abends, als sie wieder beisammensaßen, wurde wissen^ in Qie Fremdenlegion.
steht mit großen Lettern darüber. Die Passagiere ter einmal an Stelle des Nationalismus einen ^^^ Unterhaltung unterbrodien. Ein neuer Rekrut
können sich mit einem Blick überzeugen, wie „Kontinentalismus" als Bewußtsein der Zusam- meldete sich beim Adjutanten.
hoch und sdinell der silberne Riesenvogel fliegt mengehörigkeit gefördert durch die Möglidikei- „Legionaire Rathenau, mon adjudent-chef", sa-
welches das nächste Ziel ist und wie das Wetter ten, die ein Land wirtschaftlich jedem einzelnen lutierte der Neuankömmling.
dort sein wird. Acht Journalisten sind auf dem bietet Kanada scheint nicht weit von einem Tessier sprang von seinem Stuhl auf. „Ra-
thenau, sagten Sie? Sind Sie etwa mit Walter
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Grimdtcapitai und RücHagen 22 Millionen OM / 40 üeposilenkassen
Berlin-Charlotlenburg 4, Bismarckstr. 48-52 /Tel.. 340331
^^r^uctu^ii^^u^A^ia^ß,: Portfat derWodiB
LXXI Ernst Cohn-Wiener' Forscher, Historiker und Lehrer bildender Kunst
Wege nach Kanada. „Nächste Station Keflavik solchen Kontinentalismus zu sein.
(Island)", sagt das Bulletin. Vor drei Stunden
noch in London, hat die „North Star" soeben die
r.^pn^%'rlt J/i'^K^-^?-, ^^^ sdiottisdien Flug- Kanada, das drittgrößte Land der Welt nimmt
.n^ pr^Ln^n 9^^sg°7 ^^,^ f ^t"' "™ ^^^ fast einen halben Erdteil ein und ist mit 3 Mil-
zu?d winqen ^"'^°'" ^'""^^^ ^^"^ Gesamtflädie größer als ganz Europa.
^^ * ^ Man stelle sich vor: die Strecke St. Johns (At-
lantikküste)-Amsterdam ist kürzer als die Ent-
Europäer, die Kanada zum erstenmal besuchen, fernung zwischen der gleichen Stadt und Van-
begegnen im Gespräch mit Einwohnern aller couver an der kanadischen Pazifikküste. Trotz-
Schichten einer neuen Art von Nationalgefühl, dem entspridit die Bevölkerungszahl nur einem ^^® Einleitung zu seiner »Jüdischen Kunst, nommen und dabei wichtige Baudenkmäler des
für das es keine von der Alten Welt her ge- Viertel derjenigen der deutschen Bundesrepublik. ^^^^ Geschichte von den Anfängen bis zur Ge- Islams entdeckt hatte, war Kunstschriftsteller
wohnten Maßstäbe gibt. Es ist ein alle verbin- Das ist in jedem Erdkundebuch nachzulesen; aber genwart" (Martin Wasservogel-Verlag, Berlin und Dozent lür Kunstgeschichte zugleich. Wahr-
dendes Bewußtsein von den Möglichkeiten, die zu erfassen ist das an Ort und Stelle am besten ^^'^^) 9^^^ ^^^ Grundfrage: Gibt es eine jüdische scheinlich lag seine wesentliche Stärke im An-
das Land jedem bietet, sofern er guten Willens aus der Vogelperspektive. Die Städte Montreal Kunst? Dieses schöne Buch von Dr. Ernst Cohn- leiten und Lehren. Mit ihm ist die Entwicklung
ist, etwas aus seinem Leben zu machen. Es und Toronto sind ungefähr so weit voneinander Wiener umfaßt den gewaltigen Zeitraum von der ehemaligen „Humboldt-Hochschule" in Berlin,
äußert sich in kaum verhehltem Stolz, wenn z. B. entfernt wie Düsseldorf und Hamburg. Sie liegen ^^^ Nomadenzeit Israels bis zu Erich Mendels- der ersten deutschen Volkshochschule, deren-
der Liftboy eines großen Hotels feststellt, daß im dichtest besiedelten Südostteil des Landes. Der ^°^"' Liebermann und Ury und Marc Chagall Lehrkörper er jahrelang — vor 1933 — vorstand,
„unser Land alles, aber auch alles hat", wenn Fluggast sieht selbst auf dieser Strecke nur wei- "'^^ ^^*^ ausgestattet mit vielen guten Repro- eng verbunden gewesen. Tausenden wißbegieri-
selbst der Schubputzer genau weiß, daß die tes hügeliges Land mit vielen kleinen Seen und duktionen. gen Menschen aller Kategorien hat er, der eine
Transkanadische Luftfahrtgeseilschaft jetzt „so- Flußarmen des St. Lorenzstromes, aber wenig über die ältere jüdisdie Kunst so meint der besondere Begabung für volkstümliches, aber
gat" einen deutschen Flughafen anfliegt. In der Ansiedlungen. Der St Lorenz ist eine Lebens- Autor sei fast nur von Nichtiuden geschrieben fundiertes und nie trodcenes Dozieren besaß, das
iTr^t^rK^if .^;* A .-._. ... ^ ,......-.. _ ' ja Sehen von Werken der bildenden Kunst bei-
u^lfI?!^l^^,^^_:^^L^^^^^°5^9^^ geistiger Berufe ader des kanadischen Verkehrs. Seegängige worden; offenbar sdiätzten wir unsere religiöse
weit höher als un-
c ivLiiioiiv.x*ov..xv. ^..v» v,...t..änden jüdische Kunst , ,, . _, j. ,-. j. r , - , .
sidi als Illegitim, hödistens als geduldet Aber ^^" "^r°" ^'"^^^^ ^"^* Studien ahrten durdi
kommt noch ein anderes Moment' zum Vorsdiein: Schiffe fahren flußaufwärts über Montreal und und "g'eistTär Vergangenheit '^^^^ gebracht und ihnen viel Verständnis für diese
Es ist die Überzeugung von einer großen Auf- Toronto, werden in Kanäle geschleust und kön- sere künstlerische und empfänden jüdische Kunst ^^nstgattung vermittelt. Seine Vorlesungen wur-
trotz der Tatsache, daß sidi die Synagoge vom Deutsdiland, andere europaisdie Länder, nadi
griediisdien Tempel und von der mittelalterli- dem Orient zuletzt nadi Gnedienland. Dr. Cohn-
dten Kirdie durdi ihre „kategorisdie Bildlosig- UnXnrh'^vfr^^^^r.f? "^ t^^T ^% ^^"^ ^^?-
.. 11 1 ,. ^ "^ • ,• .^ Umbruch viel Kraft und Zeit der „Freien Judi-
gabe, die Kanada als selbständiges und wirf- nen so Detroit und selbst Chikago (USA) er
schaftlich starkes Land im Hinblick auf die Siehe- reichen.
rung des Weltfriedens hat. Diese Überzeugung *
ist keineswegs vereinzelt. In diesem Zusammen-
^^^1 ^^A^ immer wieder der Name des kana- Die mehr als einstündige Fahrt durdi die vor- k^^jt- untersdieide, habe es immer eine jüdisdie --—- -- -^-^ ' .
disdien Außenministers Lester Pearson. des jetzi- nehmen Wohnviertel von Montreal. Toronto und k'.inst aeaeben Israels Phantasie war nicht ^"^^^ Volkshochschule" in Berlin und war auch
..n Pr;iciH..t.. H..TTKTr.w.n,, ^„, „_.._._.._. .._._„ ,. ., Kuu gy • . lern intellektuell und see- ^" ^^^^'■^^J^disdien Gremien ein oft und gern
;ie trotzdem in der Atmo- gesehener Sp.ed.er.
, ,..„,,,, . 'on snhäre des Unbewußten, wie jede Phantasie, -r i * • _i r. i , ... -
gesprochen, laßt er sehr deutlich merken, daß den Erfolgen und Verdiensten der Bewohner die- „„h suchte immer wieder Ausweqe" Und Cohn- -Turkestanisdie Baudenkmaler', „Asia" und
sein Land eben Kanada ist und nidit die USA ser oder jener Villa. Es gibt drüben keine Stan- wiener kommt zu dem Sdiluß, daß audi der "^^V^^^l^"^^^,^^^^ des Ostens" sowie die „Stil-
sind. desUnterschiede. Im „Royal York", dem vor- i'^jisdie Mensch immer den bildnerisdien Aus- g^sdiidite bleiben lebendige Zeugen seiner
♦ nehmsten Hotel Torontos (es soll mit 27 Stodc- i^^^k für seine Gedankenwelt gefunden hat und h ^^^'?^'' Forschungen. Studien und Reisen
Daß sidi Kanada nach wie vor der englisdien werken und 3000 Betten das größte des briti- ^^ß es in diesem Sinn eine jüdisdie Kunst gibt. ^'^\'^ Europa und insbesondere durdi Asien.
Krone verbunden fühlt, wird bei allen als selbst- sehen Empire sein), ist die Atmosphäre zwanglos Allerdings habe sie nie die Tiefen der Bekennt- ^^^^ .^.^^9^^ ^^' Cohn-Wiener, der nach mehr
verständlich angenommen. Im „Maple Leaf Gar- "^^^ keineswegs gedämpft, wie man es in euro- ^^^^^ erreicht, die Israel in Lehre und Diditung ^'^ 25jahriger erfolgreicher und anerkannter
den", dem größten Eisstadion Torontos, erheben päisdien Hotels des gleichen Standards anzutref- geformt hat' Aber sie begleite den ganzen Wirksamkeit im Kunst- und Kulturleben Deutsch-
sich 30 000 Kanadier, nleich welcher nationalen ^^"^ pflegt. Die Gäste, die die eichengetäfelte Qrhiricsalswea der Nation. Israel ist nadi Cohn- ^^"^^ ^" ^^^ Ausgeschalteten und Ausgestoße-
gen Präsidenten der UNO-Vollversammlung. Das Ottawa gehört zum festen Bestandteil einer sinnlich gerichtet s"ondG
alles konnte zu Vergleichen mit den USA veran- „Sight-seeing-tour" (Stadtrundfahrt). Der Chauf- k^Hi aber tätig war si(
lassen. Wird der Kanadier aber daraufhin an- feur erzählt dabei mit fast liebevollem Eifer von c.hii'ro dt^'^. Unbewußt«
Herkunft, beim Ertönen der englischen National- Halle bevölkern, scheinen keiner exklusiven so-
hymne von ihren Plätzen wie in England oder zielen Schidit anzugehören. Da steht der einfach
gekleidete Angestellte neben dem Offizier, der
Mann im großkarierten, robusten Lumberjacket
neben dem befrackten Teilnehmer einer der zahl-
reichen Hotel-Parties. Der im Lumberjacket ist
Autosdiweißer, verdient monatlich 300 Dollar
IcUiifm
Schicksalsweg der Nation. Israel ist nadi .... ,. , ,
Wieners Auffassung eher ein denkendes als ein ^^^ gehorte, einem Ruf nadi Indien: als Leiter
aestaltendes Volk, das literarisch stärker begabt ^^^" Gemalaegalerie in Baroda, der Hauptstadt
war als künstlerisdi. Aber, so sdilioßt er, es sind ^^^ gleidinamigen Fürstenstaates. Sidierlidi war
^*^ l^j^j diese ehrenvolle Berufung in die Ferne Beweis
auch für das Ansehen, dessen er sich in der
Welt des Orients erfreuen durfte. In diesem sei-
Der erfahrene und weitgereiste Kunstforscher nem, ihm zwar nicht ganz unbekannten Land
newöhnlich die tiefsten Dinge, die sich ni(
nach außen wenden".
er
^^. , T^^i^B (^^^ ^^'^^ ""^ besitzt natürlich einen Wagen, und Kunsthistoriker Cohn-Wiener. der sdion des Exils ist Ernst Cohn-Wiener gestorben. Seine
^leOCr kosfl^^ (Jeder dritte Kanadier ist Autofahrer.) Er nimmt 1924/25 mit Unterstützung der „Notgemeinsdiaft Wiege hatte einst in Bromberg gestanden, wo
'Ich an einer Tagung seines Fachverbandes im „Royal der deutschen Wissenschaft" eine Forsdiungs- er vor 70 Jahren, am 25. Dezember 1882, ge-
York^-Hotel in Toronto teil. " fahrt durch Turkestan und Teile Chinas unter- boren war. Dr. E. G. Lowenthal
9. Januar 1953
ALLGEMEINE
VII/40 — Seite 5
Musischer Jurist
deutsch-jüdischer Prägung
Glückwunsch zu Jacob Picards 70. Geburtstag / Von Dr. E. Löwenthal (London/Hamburg)
vor allem der ,C.-V.-Zeitung (Allgemeine Zei- Tür, für den Weg in eine bessere Zukunft aus
tunq des Judentums)", später, nach 1933, audi allen Nöten der Vergangenheit heraus. H. Elkes
der Monatsschrift „Der Morgen" sowie der ,Jü- vom Lagerkomitee und H. Kloß, der Leiter des
dischen Rundschau". Heimes, dankten allen Rednern.
Wie tief deutsches und jüdisdies Erbe in Im zweiten Teil der Feier zeigten Mäddien im
Picard wurzeln, spricht immer wieder aus dem, Alter von fünf bis 15 Jahren eine Anzahl Tänze
vj>uvi^*Tt.u3«^ — — '• --. was er geschrieben hat und schreibt. Früh hatte nach den Melodien von Haydn, Ravel, Katscha-
. .» .., ,, , r-^ ,,u x«Tr, Aiitnr Hpr Biooiaphie er Zugang zu kulturell interessierten deutschen turian, Strauß, Verdi und Delibes, die von Frau
Es mögen wohl 14 Jahre vergangen sein, seit- zahlt, dessen Gestalt dem Autor der Biogiap ^^^ j^disdien Menschenkreisea, einerseits die Winninger sorgsam einstudiert waren. In kür-
dem idi ihn zuletzt sah und sprach Das war m nunmehr wie<ler lebendig A^^^"^^^" ,\^^.,. . _„ freundschaftliche Verbindung zu den zeitgenössi- zester Zeit hatte sie die Tänze mit den Kindern
Berlin, unser beider zeitweiliger Wahlheimat. j^cob Picard hat, bevor er ausschiiemicn zu ^^^^ deutschen Diditern um Bodense« und Rhein eingeübt, die die Anwesenden immer wieder zu
Aber Jacob Picards straff-sportliciie äußere bx- ^en Rechtswissenschaften hinüberwechselte, Uer- ^^^ andererseits und parallel die geistige Be- begeistertem Beifall hinrissen. Sie selbst bewies
Bcheinung. sein ausgesprochen guter Kopf, sein „i^nistik und Geschichte studiert, in Münciien Ziehung zu Persönlichkeiten wie Franz Rosen- durch den Vortrag einiger Gedichte von Rilke
Uef künstlerisches Wesen, seine sympatüisdie ^^^ Berlin, und in Heidelberg den Dr. iur. er- zweig, Eduard Strauß, Martin Buber und Leo ihre starke Ausdrucksfähigkeit. Die schönen
oberdeutsche Sprache sein Temperament, aie ^^^.^^^^ ^^^ viermonatigem Kriegsdienst ließ ßaeck. Schon vor 1933 hatte Jacob Picard jüdi- Kostüme waren in den Kursen der Ort-Werk-
Schattierung seiner Stimrnungen ^ind mir m . , " , Anwalt nieder zunächst in Konstanz sehe Geschichten aus einem Jahrhundert: .Der statten angefertigt.
bester Erinnerung. Und auch die markante, (ha- ^' ^'"^.^^^^^^^ Svndikus des Gezeichnete" begonnen. Als sie 1936 erschienen, Im Anschluß an die Feier fand eine Besieh-
raktervolle Handschrift dieses Mannes, der zeit ^nd 1925 in Köln, ^o ^^^^^^^ff^^Xr^^^^^^ fanden sie im jüdischen Bereich und darüber hm- tigunq der neuen Schule, in der zur Zeit 120
seines Lebens gesonnen, gedichtet und gesA e- "SAu^verbandes de^^^^^^^ ._ beträchtiiche Beachtung, auch wegen ihrer Kinder unterrichtet werden, und des Kinder-
ben hat und darm -JJ^ben seinem Anwalts- ^eit seine frühen Stude^^ hat ^ P _ ^^^^^^^^^^^^ Qualität. Diese in deutscher Novel- qartens statt.
beruf - seine eigentlKhe ^^^"1^^^ J^nHcH^rm fi^inn^n" tiq2ol Ir^^luna^^^^^ ^nd lenform geschriebenen Erzählungen halten das Wenn wir auch wünschen, daß das Lager
gißt man auch nicht; ich habe seine Handsduift temngen (1^^^ w^rfe er^ Mit^be fer ^^ Dasein süddeutscher Landjuden in ihrem fried- Föhrenwald nicht von Dauer sein möge, son-
in manchen seiner Manuskripte zu studieren Ge- Kunstkritiker^ bo wurde ^^^i^^^^^^'^' z^,^^^^ u^^n Zusammenleben mit ihrer christlichen Um- dem daß sich seinen Menschen Wege zu einer
lecienheit gehabt und sie mir außerdem in Brie- ^eutsAer Zeitungen der „Frankfuxte Zeitu g ^ ^^^ ^^^ Vermdä- sinnvollen Emigration, oder zu einer normalen
fen bewahrt. In für Deutschlands J^den schon f^^^^ ''Polnischen Zeitung^^to t'Z deutschen Judentums, sozusagen ein histo- Eingliederung in das Leben ihres Aufenthalts-
W?nU*-"un^:r^\V7nw^ ab^r au^jüciuSerZeitllf^^^^^^ risches Dokument dar. ^^ landes öffnen mögen, so muß allen beteiligten
bescheidenen Stolzes und voll von der Verbun-
denheit seiner Ahnen mit dem alemannischen,
auch in die Schweiz hineinragenden Raums. Ge-
meinsam be-suchten wir 1938 den alten, roman-
tischen jüdischen Friedhof an den Berghängen
des kleinen Bodenseestädtchens und ließen die
Geschichte einer frommen jüdischen Familie an
uns vorüberziehen.
„Heim der offenen Tür"
Einweihung eines neuen Hauses im Lagei Föhrenwald
staatlichen und jüdischen Orgaxiisationen doch
der Dank dafür ausgesprochen werden, daß der
Jugend dieses Lagers die Möglichkeit zu Spiel,
Sport und Wissen gegeben wird.
Jetzt lebt Jacob Picard in New York, wo er
• _u A«f.«rw T,,^«« i« r>oiitcrhi;»nrt lind HPT Zp«ntralwohlfahrts- Drehbuchautor und Regisseur Ernst Marlsdika
Eine große Anzahl Gäste hatte «idi^^ntog -^^"^f" ^^^^5^^,^^^^^^ hat einen neuen großen Unterhaltungsfilm fertig-
Dezember anläßlich der Einweihung des neuen stelle der Juden in Deutschland e.V. uDerDracnte ^ soeben in Wien uraufgeführt wurde.
..rH in New York wo er «^^^^^ in Föhrenwald eingefunden Dieses Haus Dr. Berthold Simonsohn. Er betonte^das Interesse ^^, p^;^ heißt .Hannerl" und behandelt in humo-
-i ^ K ♦ ♦ K^K^n soll in erster Linie den Kindern und Jugendhcien ^as auch die zentralen judischen Organisationen ^^5^15^^,. stofflich nicht ganz neuartiger Weise
am 11. Januar semen 70. ^^^''J}^^-^^^^^ des Lagers dienen; darüber hinaus aber ist es ^^^ ^^^^ j^^^^ in Deutschland an dem Schicksal ^.^ Gesdiichte einer traumhaften Revuegirl-
kann vermutlich in stiller f^^^^^^f J^^^^^.^^^ als kulturelles Zentrum für das ganze Lager ^^^ .^ ^^^ ^^^^^^^ jüdischen D.P.-Lager fest- Karriere. In der artistischen Ausführung ist der
und BesmnhAkeit so wie es^^^^^ bestimmt. . gehaltenen Menschen nehmen und gab dem streifen indes ungemein gelungen. Die Haupt-
pLnnir Z^'spft^ dPs Aüant^ IiTt veraessen ^as neue Haus enthalt folgende Räume: einen 9^ Ausdruck, daß der Name dieses Heims rollen sind mit Hannerl Matz, Paul Hörbiger.
Freunden diesseits des Aüantik nicht vergessen Kinderhort, Räume für Gymnastik und Sprach- ^^.^ ^ ^^^ ^^^ Haus der offenen Adrienne Gessner und Fritz Imhoff besetzt
»St. Unterricht, Lesezimmer, Bibliotheksraum u. a. m. «y*" ^
Er gehört zu den letzten Juden, die sich aus £,^5 Heim wurde mit Mitteln der norwegisdien TWY ,^^ i^m^-^U^^ ^wi^v^^Wv^v f« f< ^^
dem Deutschland des Unterdrückungs- und Ver- Europahilfe des Herrn Thorgensen, unter firan- W 6rTv0116 dl060niSS6
folgungswahnsinns in die freie Welt zu retten ^ieller Beteiligung bayrischer Stellen, des Joint
vermochten. Noch Ende 1940 fand er über R\iß- y^^j jes Bayrischen Hilfswerks errichtet. Bauherr
land, Sibirien, die Mandschurei, Korea und Jap^ ^^j. (j^j. Leiter der Fürsorgeabteilung des Bayri-
Der Vorstand der ORT-Weltexekutive in Deutschland
re;nen'''werin'"^d;rvTrTi;i;teäTta"airn: Äu* sAen" HiUs^rkr fürdirTuT* 'dirNlmb"e"rger Der in Genf amtierende Präsident der World einen überaus positiven Eindru* von d^em vor-
dort hat er neben seiner nicht immer leichten Gesetze Betroffenen, Hefter. Das Heim wird sich ORT Union,
besetze öetroiienen, neuer. i.a» r^ciu. ...^ ...» wxvx uuxu., Dr. Aron Syngalowski. weilte zu handenen Menscheninaterial erhalten. Idi kann
und nicht immer „gehobenen" Alltagsarbeit noch i„ besonderem Maße der mehr als 350 Jugendlichen einem kurzen informatorischen Besuch in Deutsdi- mit Genugtuung feststellen, ^^JfV. f «^^^ ,^^;-
genügend Zeit und Muße zu schöngeistigem Tun. ^„^ Binder im Lager annehmen. land. Unser Korespondent hatte Gelegenheit. Dr. Schulen em sehr guter Geist herrscht und daß
Er ist freier Mitarbeiter der .New Yorker Staats- Die Fete/ ^^^^^ mit einer Anzahl Syngalowski kurz über seine Eindrücke vom Be- die dort lernenden Menschen emube^e^^^^^^
Zeitung-, auch jüdischer Zeitschriften, wie der Ansp.aAen Z^ächst^S such der hiesigen ORT-Institutionen zu befragen. Beweis für die hohe Qualität d^r D^«. s^^^^^^
.Menorah Journal", des „Commentary-, des stalSferunrNani^^^ die Er- Wiederholt habe die Frage der Liquidierung Unsere Zeugmsse A^^^^ß^^^if „^usjand emen
Jacob Picard sagt von siA selbst, daß er nur unc^ den guten W^^^^^aUer bayrisAen Staat^^ aber vc^n der Wkhtigk^^^ Weiterbestandes ginnen. Um den arbeitsfähigen jungen Menschen
gestalten kann, was er selbst erlebt hat. Auf stellen, das Los der Heimatlosen "^d^rn und ^^^^^J^^^^^^^^Jsen. Obwohl er beträchtliche auch weiterhin eine gediegene Fachausbildung
dieser Grundlage ist auch die große Arbeit sei- bessern zu helfen. Gute Wunsdie ^berbraA en "^^^.^^f ^^^^^^^ Weiterentwicklung sieht, zu vermitteln, müßten Spezialfonds geschaffen
ner letzten Jahre entstanden, die demnächst im auch der Leiter der Norwegischen Europah Ife ^*!^l^^\f ^f ^^ ^11 gerade derzeit die aller- werden, zumal über die vorhandenen offensicht-
Druck erscheinen soll: die umfangreiche Biogra- Thorgasen, der in hohem Maße zur Entstehung "^f^^^^^j^^^^^g'^^t^^^^^ "^ lieh irrige Meinungen herrschen.-
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9. 1. Remda Albas Haos 19.30 Uhr
10. 1. Die verlorenen SAuhe 19.30 Uhr
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12. 1. Die Liebe der vier
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10.
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11.
1. Maria Stuart 19.30 Uhr
12.
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13.
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Seite 6 - VII/4Ü
ALLGKMEIINE
9. Januar 1953
y
Jakob Picard 70 Jahre
Der Schutiverband doutsdier Schriftsteller
war bis 1933 in Cuiiie einqotoilt; er leistete frei-
lich damit der n^chhongen politischen Gaueinlei-
lunq keinen Vorschub. Der Gau Köln-Mittelrhein
durfte sich der steten Hilfe eines ehrenamtlichen
Justitiars rühmen; es war Jakob Picard aus
Wangen am Bodensee. Wangen, das Dorf, m dem
heut noch hochbetagt der Dramatiker Ernst Bac-
meister lebt, war damals von eigentümlichem
Wuchs; dort saßen nämlich seit Jahrhunderlen
arkeibautreibcnde Juden, und noch Jakob
Picards Vater ist hinter dem Pflug gegangen.
Die Sohne freilich wandten sich von der Land-
wirtschaft ab, und dieser eine, den der erste
Weltkrieg der Familie ließ, wurde Jurist. Aber
das war für ihn selber in etwa nur ein Neben-
beruf; denn er schrieb Gedichte.
Daß der erste Weltkrieg den Mann den Sei-
nen zurückgab, bedeutet nicht, daß er daheim-
qebliebcn wäre. Er zog mit seinen Brüdern als
Kriegsfreiwilliger in einem badischen Infanterie-
reginient an die Front, erwarb schon Anfang 1915
das Eiserne Kreuz (was damals nodi selten war),
und führte zuletzt die Maschinengewehrkompa-
nie seines Regiments; jeder, der Infanterist war,
weiß, was das bedeutet ...
Damals waren schon Gedichte von ihm erschie-
nen; er war Gefallenen wie Stadler und Trakl
brüderlich verwandt, aber ein oberrheinisches
Erbgut saß als ein tiefer Drang zur Plastik in
ihm, und eigentlich war jedes seiner Gedichte —
wohl auch dieser Vergleich hinkt — eine Statue.
Es schimmerte vom Glanz der Bodensee-Heimat
etwas in jedem dieser Verse, die Nachbarschaft
zu Reichenau, zu St. Gallen und anderen alten
Kulturstätten; Ndtur und Kultur woben sich in
diesen Versen ineinancfer.
Als der Nationalsozialismus kam, blieb Picard
zunächst in Deutschland; es war sein Land, seine
Heimat! Er hatte nicht im Sinn, sie zu verlassen.
Und zu der Geschichte dieser Jahre gehört es,
daß manches sich erst langsam ankündigte, was
dann jählings als Sturzflut hereinbr<ich. So ge-
lang es den Freunden des Dichters zunächst,
seinen Ausschluß aus der Reichsschrifttumskam-
mer zu verhindern; selbst deren Präsident war
damals noch nicht gesonnen, einen Frontsoldaten
zu diffamieren. Aber bei weiteren Bemühungen
fiel uns Picard selber in den Arm, der dann ge-
nauer sah, wie die Dinge laufen würden; in einer
abenteuerlichen Flucht über Rußland und Japan
gelang es ihm, nach Amerika hinuberznkommen.
Und dort, in New York, lebte er in einer lauten
Straße in schmerzlicher Einsamkeit, das Land
der Deutschen mit der Seele suchend. Stefan
Andres hat ihn jüngst besucht und von dieser
Begegnung erzählt, daß Picard „sein Herz dem
Haß verschlossen hat"; denken wir daran, wie
uneigenniitzig er seinen Kameraden von der
Feder geholfen hat, denken wir daran, daß seine
Verse zu denen gehören, die man in die Hand
nehmen und gleichsam von allen Seiten betrach-
ten kann, denken wir daran, daß sein Schicksdl
ein Gleichnis ist für viele andere; will dieser
Mann auch nidit bedauert werden, so bleibt es
doch uns zu sagen, daß uns sein Sdiicksal dauert.
O. B.
Kennen Sie Rene Clairmont?
All zweite Uraufführung in dieser Spiel/eit bracht«
die .jung« biihne/kassel* ein Kriminallustspiel .Kennen
Sie Ren« Clairmont?'. Der Vetfdssor Horst Schäfer vom
Jahryang 1930 duilte einer der juugslfii Buhnenschrift-
»lellcr »ein. Sein .Luatspiel' hat er nicht aus jugendlich
drängenden und überzeichneten Unlustcjefühlen geschrie-
ben. Er kennt ollenbar keinen Stachel, gegen den er
löciien könnte. Den hübschen Einfall von den jungen
Mannern, die vor ihre angebeteten Ballbekanntschaften
al« verfcjlgte schwere Jungen hintrcten. behängt er zwar
mit Satire über die (wie er meint) scheinbaie Redlichkeit
arrivierter .bürgerlicher* Standcspersonen. Aber im
Grunde dienen diese Spollreden nur zur Auspolsterung
des harmlosen Unterhaltungstheaters, das an manchen
Stellen der sieben (!) Bilder etwas dürr ist.
Schäfer, der sein eigener Spielleiter war, steht «udi
als Darsteller in Priesileys .Ein Inspektor kommt' auf
der Buhne. (Man merkt, woher der Wind und die Lust
zur Variation kam ) Priestleys Schauspiel ist das Erfolgs-
stuck des kleinen Ensembles, mit dem es schon seit zwei
Jahren (!) in vielen Vorstellungen für Schulklassen und
Cewerkschaftsmitglieder, für Angehörige der Justizver-
waltung im Schwurqeriditssaal eines Landgerichts und
im — rrd\ienzuchthdus besonders überzeugt und gewinnt.
Ebenso erfreulich, wenn auch weniger in die Breit«
wirkend, ist die dialektisch und szenisch sichere Wieder-
gabe des Traumspiels .Don Juan in der Hölle' aus
Shaws Schauspiel .Mensch und Übermensch', mit Sonja
Buckstiegel als hervorragender Donna Anna und Walter
Krausbauer als Komtur. W. S.
Die erste Mles-van-der-Rohe-Ausstellung seit der
Emigration des Architekten und letzten Leiters des
Desöduer Bauhauses 1936 in die USA wurde im
Berliner Amerika-Haus eröffnet.
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^ v^^ Jakob Picard 70 Jahre
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^fc^^Der Schutrverband deutscher Sdiriftsteller daß mandies sich erst langsam ankündigte, wa
* war bis 1933 in Gaue eingetÄJlt; er leistete frei- dann jählings dls Stui-ztlut herembrddi. So gi
lieh damit der n-achherigen politischen Gaucintei- lang es den Freunden des Dichters zunächst,
lung keinen Vorschub. Der Gau Köln-Mittelrhein seinen Ausschluß aus der Reichsschnfttuniskam-
durfte sich der steten Hilfe eines ehrenamtlichen mer zu verhindern; selbst denui Präsident war
Justitiars rühmen; es war Jakob Picard aus damals noch nicht gesonnen, einen Fronlsolddlen
Wangen am Bodensee. Wangen, das Dorf, m dem zu diffamieren. Aber bei weiteren Bemühungen
heut noch hochbetagt der Dramatiker Ernst Bac- fiel uns Picard selber in den Arm, der dann ge-
meister lebt, war damals von eigentümlichem nauer sah, wie die Dinge laufen wüiden; in einer
Wuchs; dort saßen nämlich seit Jahrhunderten abenteuerlichen Flucht über Rußland und Japan
ackerbautreibende Juden, und noch Jakob gelang es ihm, nach Amerika hinuberzukomnK u.
Picards Vater ist hinter dem Pflug gegangen. Und dort, in New York, lebte er in einer lauten
Die Söhne freilich wandten sich von der Land- Straße in schmerzlicher Einsamkeit, das Land
Wirtschaft ab, und dieser eine, den der erste der Deutschen mit der Seele suchend. Stefan
Weltkrieg der Familie ließ, wurde Jurist. Aber Andres hat ihn jüngst besucht und von diese r
das war für ihn selber in etwa nur ein Neben- Begeqnung erzählt, daß Picard „sein Herz dem
Mahlers „Dritte" in Düsseldorf
Ist der Künstler vogelfrei?
Ist der Kunstler vogolfrei? fragte man im Kölner
.Mittwodisgcsprach". Der aktuelle Anlaß wär von den
augenblidclichen Arbeitern zur N»Hifdssiing des Ur-
heberschutzgesetzes gegeben und die Antwort, formu-
liert in einer äußerst lebendigen Diskussion mit Wer-
ner Schulz, Berlin, dem Generaldirektor der GEMA,
war bei allem guten Willon der vielen Beteilgten,
objektiv und sachlich die Unwagbarkeit des kunstleri-
sehen Einfalls und des schöpferischen Geiites in Ein-
künfte zur Bestreitung dos Lobensunterhaltes tu über-
setzen, recht pessimistisch: Macenas ist tot, und was
der gute Wille und das Kunstverständnis emes ein-
zelnen, wenn auch nur für einige Auserwahlte und
nicht für die Allgemeinheit der Kunstschaffenden, tat.
läßt sich in der Allgemeingultigkeit von Gesetren nur
schwer verankern, über den Anteil, der dem lebenden
Künstler aus seinen Werken zusteht, müssen nach An-
sicht der .Betroffenen" aus den verschiedenen Lagern,
die Meinungen neu gebildet werden. Das Wie blieb —
naturlich — strittig und wurde von den Fachleuten —
es waren mehr anwesend, a!» wegen der besduankten
Zeit zu Wort kommen konnten — «mdringlich abge-
handelt. ^*'
Gustav Mahlers künstlerische Leistung ist nicht
leicht lu fassen und wird heute noch vielfach um-
stritten. Gerade in der fast zweistündigen, scchssätzi-
gen dritten Sinfonie, die Nietzsches Zarathustra. des
Knaben Wunderhorn, Sologesang und Chore aufbietet,
sind ganze Kataloge von fremden Anklangen ausfin-
dig gemacht worden: Sommers Einmarsdi mit ..Ich
hab' mich ergeben", dann ..Venczia e Napoli" (oder
war's eine andere Lisztparaphrase) quasi als deutsches
Volkslied von der fernen Trompete geblasen, usw.
Diese weitgehend unkritische Versponnenheit ist
bei Mahler jedodi nur der Anfang und Ansatz. Irgend-
wann einmal macht seltsamerweise die Musik wie
von selbst nicht mehr mit. Sie schlägt in eine Disso-
nanz um und fragt: Was nun weiter?
Damit aber ist die echteste Romantikerfrage auf-
geworfen. Es ist die Fr.iqe des Fremdlings nadi dem
Weg 7uruck in eine musikalische Heimat — zu der
wohl Mozart und Scluibert ebenso gehören wie irgend-
ein einfddies Lied. Mahlers Gedanken kreisen nun
in gigantisdien l'mweiien um den ersehnten Mittel-
punkt des reinen Dreiklcings. Sie verfangen sid» in
Akkorddickichten und lassen doch den Zentralklang
nicht aus den Augen. Das ergibt dann don Stil. d#'n
Mahler in den spaten großen Liedzyklen am zwingend-
sten geprägt hat.
Schon im zweiten, vierten und letzten Satz der 3-
Sinfonie läßt sidi das auf gar keine Weise überhören.
Fraglich ist. ob das Publikum die offensichtlichen
Schwächen anderer Partien mit In Kauf nehmen mag.
Auf jeden Fall aber erlebte man hier, was es heißt,
wenn Werk- und Wiedergabestil einander völlig
decken. Eugen Szenkars Art. den großen Ausdruck
herauszufordern und sein Orchester daraufhin grund-
legend zu bilden, wirkt anderweit manchmal wie ein?
(wenn sdion meist vertretbare) maßstäbliche Vergrö-
ßerung. Hier bei Mahler ist li« in d«r Partitur «xakt
vorgeschrieben. Mehr noch, die scheinbar maßlosen
Einzelheiten tun sich zu einem Ganzen zusammen,
das sein eigenes und eigenartiges Maß hat. Aus wi-
dersprüchlichen, vor Mahler nicht dagewesenen Instru-
mentenkombinationen, aus der Nutzung extremer
Klanglagen bei den Bläsern und der Überbetonung des
Streicherspiels erwachsen hier Kontrapunktlinien von
wundervoller Sanglichkeit. Ein Menuett, dessen Satz-
struktur nach nichts aussähe, offenbart seine farben-
reiche Idyllik. Uird der Weg. auf welchem die Schluß-
melodie bis zur Überhöhung des Trompetenchorals
fortschreitet, ist in seinen sämtlichen Stationen ver-
folgbar.
Bei aller Kraft, die es teils zu entfalten, teils zu
beherrschen galt, musizierte das Düsseldorfer Städti-
sche Orchester unter Szenkar mit vollendeter Bild-
schärfe. Auch wenn Mahler uns die Instrumente von
ganz neuen und für den Spieler höchst unbequemen
Seiten her kennen lehrt, war der Klang meistens
makellos, charakterisiert und, wie gesagt, besonders
bestrickend im Gesanglichen. Leider war das bei
Marion Matthäus' Altsolo, was Farbe und Tragweite
des Melos anbetraf, nicht der Fall. Dafür hielten der
Frauenchor des Städtisctien Musikvereins (Einstudie-
rung Reinhardt Zilcher) und der Knabenchor des Hum-
boldfgymnasiums (Einstudicrung Helmut Rosendahl)
in allen Stücken das hohe Niveau des Abends, der
unter lange fortdauerndem Beifall sein Ende fand.
-tz
beruf; denn er schrieb Gedichte.
Daß der erste Weltkrieg den Mann don Sei
nen zurückgab, bedeutet nicht, daß er daheim-
geblieben wäre. Er zog mit seinen Brüdern als
Haß verschlossen hat"; denken wir daran, wir
uneigennützig er seinen Kameraden von d(M
Feder geholfen hat, denken wir daran, daß seint>
Vcrsp zu denen gehören, die man in die Hand
Kriegsfreiwilliger in einem badisdien Infanterie- nehmen und gleichsam von allen Seiten betrach-
regiment an die Front, erwarb schon^Xnhmg 191^- ten kann, denken wir daran, daß sein Schicksal
'..«
das Eiserne Kreuz (wus damals noch selten war),
und führte zuletzt die Maschinengewehrkompa-
nie seines Reg^m*n***j«der, der Infanterist war,
weiß, was da!r»bedQ\rtet ^. •. |
JlfDamals wa#n scMli Q*«ich<tyon ihm trsciije-
nen; er war GiPaliencn vrie SUdIrr i^nd T.räkl
brüderlich verwandt, aber ein ooerrneimischcs
Erbgut saß als ein tiefer Drang zur Plastik in
ihm.'und eigentlich war jedes seiner Gedichte —
wohl auch dieser Vergleich hinkt — eine Statue.
Es schimmerte vom Glanz der Bodensee-Heimat
etwas in jedem dieser Verse, die Nachbarschaft
zu Reichenau, zu St. Gallen und anderen alten
Kulturstätten; Natur und Kultur woben sich in
diesen Versen ineinander.
Als der Nationalsozialismus kam. blieb Picard
zunächst in Deutschland; es war sein Land, seine
Heimal! Er hatte nicht im Sinn, sie zu verlassen
Und zu der Geschichte dieser Jahie gehört es
ein ''llcichnis ist fiir vitale andere; will dieser
Mann auch nicJit bedauert werden, so bleibt c^>
doch uns zu sagen, daß uns sein Schicksal dauert
Die Hagener LeSebühne unter Dr. Paul Andreas
bringt im Januar „Die gezkioiberte Jungfrau" von
W. Altendorf, .Bis zur Neige . • ." von Gerd
Lüpkp, ,,Brot des Gefangenen" von Helmut Harun,
Gunter Jannascks .Straßen ohne Häuser" und Ger-
hard T. Buchholzs ,,Re.ch Gottes auf Erden
Elisabeth Fllckenschlldt ist von ihrem Gastspiel-
urlaub in Berlin nach Düseeidorf zurückgekehrt
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SEITE 5
SONNTAG, 11. JANUAR 1953
TAfl
Die Kraft der Liebe
Verzweiflung und Dichtung - Vor 200 Jahren wurde ,, Werthers Lotte" geboren
„BERLIN S^CHWARZ AUF WEH
ters Gccrt T u c k e r vi a n n , die (im 15.
• Bo y^cyint sich eine Ausstcllunrf unseren Mifnrhei-
lers ufcri i ur ncr in u /» n, ...r- .,," *'• ^onuar in der Galerie von der Becke (Kurfürsten-
damyn 159} eröffnet wird. Auch diese Skizkt, die eine der Grenzstraßen des westlichen Stadt-
teils, die Stresemannstraße^ festMält, y^ird dort zu sehen sein.
Es gibt nicht viele Bücher, die eine ganze
Welt so erschütterten, wie Goethes „Werther".
Diese „Leiden des jungen Werther" haben
nicht nur ihre eigene Generation berauscht, er-
hoben, in Seligkeit und Verzweiflung gestürzt
(und auch in den Tod getrieben): sogar die
Generation unserer Mütter hat noch etwas von
dem gewaltigen Zauber gespürt, den dieses
vielgeliebte, aber auch vielgescholtene Werk
ausströmte: man erinnerte sich wohl noch, zu
welchen Taten die Leser fähig waren, als dies
erschütternde Dokument einer reinen Leiden-
schaft erschien. Man trug nicht nur Kleidung
ä la Werther, man liebäugelte auch mit dem
Tod aus verzweifelter Liebe.
Elementare Leidenschctfl
Inzwischen haben sich die Zeiten gewandelt.
Werther ist unmerklich ein wenig in den Hin-
tergrund getreten — die Hauptfigur ist jeUt
Lotte. Lotte, die einen solchen Charme, einen
solchen fraulichen Zauber besaß, daß sie einen
großen Dichter entflammte, dergestalt, daß es
vieler Jahre bedurfte, um seiner Seele wieder
die Ruhe zu geben. Die unsterbliche Leiden-
schaft Goethes, rein und echt elementar: ihr
entsprang daa Werk, daa eine einzige Ver-
l
kam die Treppe herab
Jl^f^hlung von Ruth Hoffmann
Ui-
i\
^flS nach Hause kam, fand sie Catherine In
"Tincn der Wohnzimmerscssel gerollt wie ein
frierendes Kätzchen, verloren vor sich hlnstar-
rend. Ein Buch lag auf der Erde.
„Catherine", sagte die Tante, „was Ist
denn?"
Sic setzte sich auf die Sessellehne und griff
nach der Jungmädchenhand.
„Eiskalte Hände hast du, ist dir etwas?"
„Michael war hier", stieß Catherine hervor,
und das war daa zweite Mal, daß sie vor den
Ohion der Tante den Namen aussprach. ,,Es
Sic
An
um
viel
stand auf und ging durch das Zimmer.
herrlichung eines Mädchens ist, der Lotte Buff,
zweiter Tochter des Dcutschordens-Amtmanns
Buff zu Wetzlar, die als Neunzehnjährige zehn
Geschwistern die Mutter ersetzen mußte, dem
Vater die Hausfrau dazu; die — ohne daß der
junge am Wetzlarcr Kammergericht arbeitende
Goethe dies zuerst wußte, bereits verlobt war:
mit dem damaligen Legationssekretär der kur-
fürstlich-hannoverschen Gesandtschaft Johann
Christian Kestner, den sie auch geheiratet hat.
Wie ein Spiegelbild
„So viel Einfalt bei so viel Verstand, so viel
Gii'te bei so viel Festigkeit, und die Ruhe der
Seele bei dem wahren Leben und der Tätig-
jteit" _ mit diesen Worten hat er sie im
„Werther" beschrieben, und man sieht das
Mädchen sofort vor sich, auch wenn man Kaul-
bachs berühmtes, aus der Phantasie gemaltes
Genrebüd nie angeschaut haben sollte. Um-
ringt von ihren kleinen Geschwistern, teilt
Ix)tte, eine licbUche jüngere Mutter, sorgsam
Brot an die kleine Schar aus: ein Anblick, der
den herzutretenden Goethe bis in seine tiefsten
Seelengründc anrührt. Hat er doch selber eine
Mutter, eine verständnisvolle Schwester, weiß
er doch nur zu gut, daß dieses Urbild mütter-
lichen Spendens, das ihm da fast wie ein lieb-
liches Gleichnis entgegentritt, dem gleichen
Bilde in seiner eigenen Seele wie ein Spiegel-
bild entspricht. Zum erstenmal vielleicht in
seinem Leben sieht er nicht nur ein Mädchen,
kraftvoll-einfach in sich und seiner Güte ru-
hend, sondern zugleich auch den Rahmen: den
wärmenden Kreis der Familie — und dies ge-
rade zieht ihn, den genialisch Unabhängigen,
mit all seiner süßen Macht gewaltig an.
des Jung-
lAEQB PICARD
Von STKFAN ANDRES
Jakob Picard lernte Ich In einer
Kolner Weinschenke kennen, wo
sich gelegentlich einige Schrift-
steller trafen. Ich wußte von ihm
nur. daß er Rechtsanwalt sei
und Gedichte schreibe, manchmal
auch eine kurze Geschichte. Daß
er vom Bcxlensee stammte, das
verriet .seine Sprechwel.se. Er sah
ein bißchen wie Ram.ses aus. fand
ich scherzend, also sehr mager,
durchgeistigt. temperamentvoll
und doch zugleich still und ge-
sammelt.
Dann kam das Jahr 33. Mit
Überraschung stellte ich fest, daß
der Mann, den ich für einen ka-
tholischen Alemannen gehalten
hatte, ein gläubiger Jude war;
und auch: daß der Lyriker, der
so gerne Verse anderer und auch
eigene leise vor sich hinsprach,
im Dreck und Feuer der Fi-ont
als junger Offizier sich ausge-
zeichnet hatte. Und ich erfuhr
weiter, daß einer seiner Brüder
1914 aus dem Au.sland heim-
gekehrt war. um für Deutsch-
land zu kämpfen und zu ster-
ben. Er las mir die Sonette vor.
die er .seinen zwei gefallenen
Brüdern auf die Gräber geschrie-
ben hatte. Wif alle versicherten
ihm damals gutgläubig, wie wir
waren, daß die trüben Wellen
des Antisemitismus Leute seiner
Art niemals erreichten, dafür lebe
man ja. das war unsere Beweis-
führung, in Deutschland und
nicht in Polen oder sonstwo.
Aber dann kam die Stunde,
daß ich in Berlin Abschied von
ihm nahm. Indes — nicht er
war es. der aus Deut.schland fort-
gine, sondern ich. Er stand auf
dem Bahnsteig und reichte mei-
ner Frau mit dieser hilflosen
Herzlichkeit eine — Kristallvase,
die noch von seiner Mutter
stammte, ins Abteil! Drei kleine
Kinder bei uns plus Kristall.
meinte meine Frau, da müsse
eines von beiden auf der langen
Reise wohl Schaden nehmen.
Und sie bat ihn. un.s die VR.se
doch aufzuheben, bis wir uns
"•iedei-s3h'»n. "Ach", sagte er und
nahm .sein Geschenk wieder nie-
dergeschlagen zu sich, 'das wird
wohl lange dauern!" Ich beugte
mich hinaus uncr flüsterte ihm
zu: "Jakob. Ich habe dir .letzt
oft^ genug gesagt: es wird Zeit.
es wird höchste Zeil! Mach dich
auf die Socken!" Wir .saßen schon
unter un.serem politischen Wet-
terdach am Mittelmeer, der Krieg
war bereits au.sgebrochen. da er-
hielten wir — es war Ende 1940 —
von ihm eine Karle aus Japan.
Via Rußland war er. genau ehe
die Mausefalle zuschlus. nach den
USA unterwegs. Und dann er-
hielten wir noch einige Nach-
richten, wie .sich die Quäker drü-
ben seiner angenommen hätten,
wie er Blumen zog und eine Fa-
brik zur Nachtzeit bewachte. Und
vor allem: wie er in Massachus-
«ptt^f ver.suchte, ein Amerikaner
zu werden.
Vierzehn Jahre waren vergan-
gen, da schickte ich ihm aus
Neufundland nach New York das
Telegramm, daß ich in der fol-
genden Nacht auf dem Interna-
tionalen Airport aus dem Himmel
fiele. Das Flugzeug hatte vier
Stunden Verspätung, ich konnte
nicht hoffen, daß er noch da
war. vier Stunden, in der Nacht!
Und ich dachte daran, daß er fast
siebzig sei. Aber er war da —
und an sein Alter konnte Ich
dann nicht mehr denken, wie ein
Junge lief er auf mich zu. Wir
sagten beide zueinander, wie man
das so sagt, vielleicht aus Ansst.
der andere könnte etwas anderes
sagen: "Ganz der Alte!"
E.S war .später Abend, als wir
uns zum Wiedersehenstrunke zu-
sammen.setzten: und es war .spä-
ter Morv;en. als wir aufstanden.
.um ein wenig zu .schlafen. Über
was aber hatten wir so lange, so
unaufhörlich und mit dieser selt-
samen Erregung gesprochen?
Nicht über die vierzehn Jahre
dazwischen, nicht über die Lite-
ratur der Gegenwart, nicht über
die USA und Rußland und die
Weltpolitik. Nein — ich hatte i
ihm nur das eine zu beweisen i
versucht: daß er noch der Alte
sei. derselbe, der Lvriker aus Wan-
gen am Boden^ee, der Unrecht
erlitten hatr>e und nun dies Un-
recht wie ein WeL=;er. wir em
Dichter zu ertragen und mit mir
nach Deutschland zurückzukom-
men habe. Und er bewies mir
die ganze Nacht hindurch nur
dies: daß es für ihn keine Rück-
kehr mehr gebe; daß vierzehn
Leben.sjahre in einem anderen
Lande un.s mit die.sem verbinden
und von der Heimat lö.sen. Nicht
em erlittenes Unrecht, sondern
de.s.sen Folgen hätten ihn zum
Burger eines anderen Landes ge-
macht.
Die.se.^ Thema kehrte» Immer
wieder: in der donnernden Sub-
way, auf .seinem winzigen Zim-
mer In dem trostlosen Rooming-
hou.se, auf Spaziergangen durch
Harlem. Manhattan und am East
River entlang, dies bittere Thema;
es gibt kein Zurück.
Jeden Abend aber, wenn wir
auf seinem Zimmer saßen — die-
.sem kleinem Mu.seum eines Her-
zen-s. das nicht verge.ssen kann — ,
jeden Abend begann ein* lel.se.s,
flü.sterndes Zurück. Er saß an
seinem Schreibti.sch und reicht-e
mir Photos herüber. Gedichte,
Briefe: "Lies mal!" Städte tauch-
ten auf. Landschaften und vor
allem die Namen von Freunden,
von getreuen und ungetreuen:
Schaefer, Reinacher. Kneip,
Woehrle. Paquet. Brüe^ Fhrler,
Jaques. Jeder dieser Namen hat
für den ein.samen Mann In der
122. Str. eine geheime Geschichte,
in der sich die Literatur, aber
noch mehr der deutsche Mensch
der letzten fünfzig Jahre spiegelt.
Unsere deut.sche Tiagödie — da.^
ging mir langsam au.<» dle.sen
Nachtgesprächen auf — kann nie-
mand .so schmerzlich klar sehen
als ein deutscher Jude, der die.ses
Land mit dem Herzen eines Dich-
tens geliebt hat.
Als mir Jakob Picard erzählte,
wie der Dichter Momberf. eben-
falls Im letzten Augenblick, als
ein Gejagter das Land seiner
Liebe verließ — er starb dann
.lenseits der Grenze — . da wußte
Ich. wen Ich hier In New York
zurückließ, einen von den Hun-
derttausenden, denen die dcut-
.«chen Anti.semiten die Heimat ge-
stohlen haben, aber einen, der
.selber sein Herz dem Haß ver-
.schIo.=;.<^n hat — und darum ncoh
Gedichte In .«einer Muttersprache
.»-chreiben kann.
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SONNTAG, 11. JANUAR 1953
SEITE 6
Der Einsame in der 122. Straße
Der Win tpr wind
■:i
Von Stefan Andres
HERAKLES, der Erneuerer der Ohnyipischen
Spiele. Rclicfplattc vom Zciis -Tcv\pcl zu
Olympia. Entnommen dem ersten Heft der
„Klei7xcn Bibliothek für den Kunstfreund"
(Ob pach er Kunstverlag^ München) : „D a s
Olympische Fes t", die Geschichte einer
großen Idee in Wort und Bildwerken. Band 2
bringt in teils farbigen Drucken „Die Sonder-
linge des Malers Carl Spitzweg" mit einem
launigen Text dazu.
Jakob Picard, der heute seinen 70. G e -
burtstag feiert, lernte ich in einer Köl-
ner Weinschenke kennen, wo sich gelegentlich
einige Schriftsteller trafen. Ich wußte von ihm
nur, daß er Pvcchtsanwalt sei und Gedichte
schreibe, mancl'mal auch eine kurze Geschichte.
Daß er vom Bodensee stammte, das verriet
seine Sprechweise.
Dann kam dj*s Jahr 1933. Mit Überraschung
stellte ich fest, daß Picard ein gläubiger Jude
war; und auch: daß der Lyriker im Dreck und
Feuer der Front als junger Offizier sich aus-
gezeichnet hatte. Und ich erfuhr weiter, daß
einer seiner Brüder 1914 aus dem Ausland
heimgekehrt war, um für Deutschland zu
kämpfen und JU sterben.
Und dann kum die Stunde, daß Ich In B e r -
lln Abschied von ihm uaiuii. Indes — nicht
er war es, der aus Deutschland fortging, son-
dern ich. Er stand auf dem Bahnsteig und
reichte meiner Frau mit hilfloser Herzlichkeit
eine — Kristaüvase, die noch von seiner Mutter
stammte, ins Abteil! Ich beugte mich hinaus
und flüsterte ihm zu: „Jakob, ich habe dir jetzt
oft genug gesagt: es wird Zeit, es wird höchste
ZeitI Mach di(h auf die Socken!"
Der Krieg war bereits ausgebrochen, da er-
hielten wir — es war Ende 1940 — von ihm
eine Karte aus Japan, Via Rußland war er,
genau ehe die Mausefalle zuschlug, nach den
USA untorwc^'-s. Und dann erhielten wir noch
einige Nachrichten, wie sich die Quäker drüben
seiner angenommen hätten, wie er Blumen zog
und eine Fabrik zur Nachtzeit bewachte.
Vierzehn .fahre waren vergangen, da
scliickte ich iiim aus Neufundland nach New
^h-
jch
York das Telegramm, daß ich in der folgen-
den Nacht auf dem International airport aus
dem Himmel fiele. Ich dachte daran, daß er
fast siebzig sei. Aber er war da — und an sein
Alter konnte ich dann nicht mehr denken, wie
ein Junge lief er auf mich zu.
Es war später Abend, als wir uns zum Wie-
dersehenstrunke zusammensetzten; und es war
später Morgen, als wir aufstanden, um ein we-
nig zu schlafen. Über was aber hatten wir so
lange mit dieser seltsamen Erregung gespro-
chen? Nicht über die vierzehn Jahre dazwi-
schen, nicht über die Literatur der Gegenwart,
nicht über die USA und Rußland und die Welt-
politik. — Nein, ich hatte ihm nur das eine zu
beweisen versucht: daß er noch der alte sei,
derselbe, der Lyriker auo Wungen am Bouon».
see, der Unrecht erlitten hatte und nun dies
Unrecht wie ein Weiser, wie ein Dichter zu er-
tragen und mit mir nach Deutschland zurück-
zukommen habe. Und er bewies mir die ganze
Nacht hindurch nur dies: daß es für ihn keine
Rükkehr mehr gebe. Nicht ein erlittenes Un-
recht, sondern dessen Folgen hätten ihn zum
Bürger eines anderen Landes gemacht.
Jeden Abend aber, wenn wir auf seinem
Zimmer saßen — diesem kleinen Museum eines
Herzens, das nicht vergessen kann — , jeden
Abend begann ein leises, flüsterndes Zurück.
Er saß an seinem 'Schreibtisch und reichte mir
Fotos herüber, Gedichte, Briefe: „Lies mal!"
Städte tauchten auf, Landschaften und vor,
allem die Namen von Freunden, von getreupii
und ungetreuen: Schaefer, Reinachcr, Kn'-ip,
Woehrle. Paquet, Brües, Ehrler, Jaques. Jjder
dieser Namen hat für den einsamen Mann in
der 122. Straße eine geheime Geschichte, In
der sich die» Literatur, aber mehr noch die Po-
litik und noch mehr der deutsche Mensch der
letzten fünfzig Jahre spiegelt. Unsere deut.scho
Tragödie — das ging mir langsam aus diesen
Nachtgesprächen auf — kann niemand so
schmerzlich klar sehen wie ein deutscher Jude,
der dieses Land mit dem Herzen crines Dichters
geliebt hat, der aber sein Herz dem Haß ver-
schlossen hat — und darum noch Gedichte in
»einer Muttersprache schreiben kann.
Ein'Wind,der keine Blätter hat zum Rausehen,
Ist anders als der sommerliche Sturm,
Wann aus den Äckern kriecht der Regenwurm
Und sich die Segel auf den Seen bauschen.
Vereinsamt ist er und hat nichts zum Spielen
Und klagt wie ein verlosseiicr Hund im Feld;
Nur da und dort auf Hügeln treibt er Mühlen,
Von denen dann utid wann ein Ziegel fällt.
Doch nachts, wenn er in Höfen und Gewannen
Für eine Weile eingeschlafen ist,
und Schnee fällt leis auf Birken und auf Tannen,
Spürt jäh ein Mann, wie ihn die Stille frißt,
Weil er den Bruder Sturmwind mißt. /y
Jacob Picard /^
OCOC000COCO00COOO00000OCO000OOOOCXXXX)OO0(XOOO
Gedenken für Geschwister Scholl
Anläßlich des zehnten Jahrestages der Hin-
rlciitung der Geschwister Hans und Sophie
Scholl veranstaltet der Verband deutscher Stu-
dcntensrhaften am 21. Februar eine Gedenk-
feier im Titania-Palast. In der Feierstunde
wird voraussichtlich der Regierende Bürger-
m<6ister, Prof. Ernst Reuter, sprechen. Außer-
dem sind Ansprachen dos Rektors der FU,
Prof. Dr. Rohde, des ersten Vorsitzenden des
Vi ist, Koinhold, und von Inge Scholl vor-
gesehen. Am 22. Februar werden Hochschul-
ah Ordnungen dann Kränze in München und am
Godenkst^nn für die Opfer des Faschismus.
dJm Stcinplatz In Berlin nicj
lete
IS
Schiffahrts- und
Posl-Nacliricliten
Dl» Fahrp.«ne fnr nie tnicommprii
iind »olahrfr.den Sch;tf« und Fludze
• sind Änderungen 1-. rier letzten Min
' untprworfen una häufig iinvoU.«tandii?. !
, Antraben sind dahfr rpjn provuorljch
als "ungefähr» ■ Zcitangaoen ■r.zu'eh'^l
In Ntw York angekommtn
Samstag, 10. Januar
Gatewar Citr (Waterman): Brenrl
P\fr 6. B'J«h Dock.'.
Mormaci.«;!« 'Mornuc): Bueno« k\r\
Pier B. Jer.^P▼ City.
Amerlran In\en'or "US Lines»: Hai
' burs:, Bremen Pier 59. N. R.
I ünitea dtates (U. 8, Lin^^ : Brem«
j hav«r., Le Havre. Pier «6. N. R
Orlp'holm iSwedish); Goeteoo:
' Pier 97, N. P.
Schilfs-Ankünftf
MonUg. 1^. Januar
Li'n^rt* iFienrhi: L« Havre: Pirr
.V R
Tianconia iCun^rdi: Southamr
P:<T 90, N R
Schiffs-Abfahrten
Montag, VI. Januar
EUipna: Briefe. DrucKsathen iir.d P)
i<etf fiir l.'-r«el und Trie.^i: Pakete ff
Albanien, Bulgarien. Ungarn und Jiiit|
-lawlen. Pier D. Jersey City; Po.'tscn'
6 Uhr morRens •
Dien!(tag. 13. Januar
.^meriran Importer Briefe Druticfatt,
und Pakete fur Deut^rhiand und ri|
T.^checho>:owaket, Pier .S.Q. N. R. f'
Schluß 1 Uhr nnchmitta«* •
.Mittworh. 14. Januar
United State»: Brief« und Drtjcksachi
für .Albanien Algerien. Osteireirh. Bp|
gien. Kanarische In.^fln. Kap Verde I^
sein. Z> pern die Ti!checho.<lowafc.ei Fra
leich. Deutschland. Ciibialtar. Engla
Ungarn. I.«land. Irland Lu.\emburg. NTi
d^tgaskitr. Nordirland. Portugal. Rumanicl
Spanien, die Schweiz. Tanger, Tunesier
die Türkei und Jugo."<lawlen Pakete
.Algerien. Ö.steirelch die TsrhunoslOÄ^ktJ
Frankreich. Deut-scliland laulier Sowjet
■«ektor Berlins und Sowjetzonei. Englanc
Island, Nordirland und die Schweiz: Piel
8€. N. R , Po.-^tschluli 4 Uhr morgens.»
Liberte: Speziell adres.4erte Bneie ful
.Albanien. Algerien, ©.«-terrelch Belgi-iJ
Bulgarien. Kanarisch« Inseln, Kap Ven
In!.eln, Zypern. Frankreich. Gibraltar]
England. Ungarn, I.«>land. Irland Luxctt
bürg, Madagaskar. Nordirland. Portugal
Rumänien, Spanien, die Schweiz. Tangef
Tune.slen. die Türkei und Jugoslawlei
Pier 88, N. R. Pc-^^tschluß 5 Uhr ntorgen^
,JeJf Davis: Briefe und Drucksachen fi
Deutschland und die TsciicchO;lowake|
Pakete fur Deutschland «aufier So» Jej
Sektor Berlins und SowJet^one• und rij
Tschechoslowakei Pier 6. Bu^h Dockl
Brooklyn: Post?^chluß l' Uhr nachmittagsj
•Die angegebene Zelt gilt fur das Hau,it|
postamt und die Church Str. Station. If
der Morgan Str. Station f30. Str. und
Ave.» i.'^t der Po t.^chluO eine halbe Stundl
spater und in der Grand Central Statioi
eine Stunde früher. Postschluß für Druck]
sarnen und Pakete jeweils 2 Std. frühei
Im Haupipostamt In Brr>okiyn Ist dej
Po.^tschluft Montags b;« Fr^irag«- 1 Stundf
mrier als Im Hauptpo-tamt In Manhattai
Satr.'tag« »wel Stunden und Sonntags un|
Feiertags rir^l Stunden früher Driirkl
sarhen und Palc'e v;e; S'it^den frnh»r]
Lultpostvirkihr
D'ut.^chland Täglich nach a..en Zrir^ij
außer Sonntags.
o>tevreich Täglich, außer Sonntagi.
Belgien: Täglich.
Frankreich Taglich
Großbritannien TUglifh.
i, lederlande- Täglich.
Schwe;z; Täglich
Dänemark: Tifiglich.
Tschechoslowakei; Tigllch. aulSer Mirf|
wochs.
Israel MontAg. Dienstag und Stm'tai
Argentinien Täglich.
Brasilien: Taglich,
Chile: Täglich.
-•-•-
— In Los Angeles wurden Hei
and Frau Peter Muccio um $20(
be.^tohVn, «Is «i« Ihre Steuere]
klärunp Ausfertigten.
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friäay, Januory 9, 1953
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HIEWII5H€CEN
HIWlimHMIII'lMlilltltlillltMMItltlllllllHIHMUlllllHllllllllitlllllllllllllltllillilllilllMliniH^^^^
K(*il}i Hittdiinson, dev langjäh- Amt beurlaubt worden. Das SED-
rig* Hiuuiolsredakteur von 'T/ip ZcMitialkomitet? hatte in der letz-
NcifJOM", ist von seinem Posten ten Zeit mehifath Arnold Zweip
xui ück^etieten. um sich seinen gerügt, weil seine "Kunstuuffas-
schriftstelLM-ischen Arbeiten wid- sung" nicht mehr den "Gesithts-
men /u können, bleibt aber stän- punkten de> .>o/:iahslisc hen Auf-
dit»er Mitarbeitei' des Blatte.s. Da.«^ baus" entspreche. Bis zur Nc-u-
Blatt ver/<Mchnet fernerhin zwei wähl im März 1953 wird dei-
neue 'Conti i bot ing editors", Pro-
fessor H. H. Wilson von der
Princetcm University und Profes-
sor W. Macinnlion Ball von der
University ol Melbourne.
David Low. der die letzten drei
Jahre .<*eine Cartoons für den
l^Hidoner "Daily Herald" gezeich-
net hat. wild vom 1. Februar ab
für den "Mnnchegter Guardian"
arbeiten.
Harohl N'coJson. der seit vier-
Tiehn Jahren einen wöchentlichen
Aitikel tür die englische Wochen-
SK-hrift "Speciator" schrieb, hat
iich von seinen Lesern verab-
tchiedet. Man nimmt an. er wolle
«ich ganz dem Schreiben von
Büchern widmen.
Howard SuntueJ, ein wohl-
habender Sozialist Londons, ist in
den Autsichtsrat der englischen
Zeitschrift "Tribüne" eingetreten.
dl«» von Michael Foot und Jeiinie
L'e. der Gattin Aneurin Bevans.
redit^iert wird. ,...«. -, . . , t^
bis 1.'I19 und 5 mg dann nach Pa-
Der Dichter Artu>ld Zweig, der ris. Im Mittelpunkt seiner vielfdch
die Stelle eines "Präsidenten der umstrittenen H ei ne-Foi .seh untren
fowjetzoiialen Akademie der stand der Briefwechsel des Dich-
Künste" in Berlin bekleidet, ist. ters. v»)n dem er diei Bände
wie bereits von uns gemeldet. Biiefe und zwei Bande Kominen-
*'auf eigenen Wunsch** von diesem tare heiausgab. (-z).
Vorsitzende des sowjetzoiialen
Kulturbundes Joiiaunes R. Bev}(er
die Geschäftsführung innehaben.
(-ZI
In Piag starb nach einer Mel-
dung des dortigen Rundfunks der
bekannte Assyriologe Dr. Bed rieft
Hroztiy. dei als erster die Keil-
schrift der allen Hettiter ent-
zirterte. Dr. Hrozny ist 73 Jahre
ah geworden Ihm gelang es. die
Grammatik und Syntax der
Sprache der Hettiter. die etwa
2000 Jahre v. Chr. Geb. Klein-
asien und Syrien beherr.schten. so
weit zu enträtseln, dass aus
Schriftfunden wei tvolle Eikennt-
nisse ül)er die Geschichte dieses
alten Volkes gewonnen weiden
konnten. (-z>
Der Heineforscher Prf>f, Dr.
Friedrich H'rih. .seit 1940 Ordina-
rius für Literaturwissenschaft an
der Universität Main/., staib dort
im Aller von 75 Jahren. Prof.
Hifth. ein geborener Wiener,
wirkte an der dortigen Universität
Or. Norbert Goldenberg
Mi der Vorsitzende des Testimo-
ni«l Dinner, das am 18. Januar
Yon der "Conference of Jewish Im.
migrant Congregations of Greater
M«w York' für Rabbi Dr. Sig-
mund Manöver in Washington
Heights reranstaltet wird. Das
Dinner steht unter den Auspizien
d«« "Greater New York Commit-
t«« for State of Israel Bonds" und
wird ein Ausdruck des Bekennt-'
ntsses der deutschjüdischen Im-
migranten-Gemeinden und ihrer
Freunde xum Smn und der Zu-
kunft des Staates Israel sein.|
Hauptredner des Abends sind der |
frühere amerikanische Botschaf-
ter in Israel, James G. McDonald
und Rabbiner Dr. Robert Sere-,
brenik. '
Der Physiker- und Nobelpreisträger
Prof. Jam«c Franck. der vor seiner
Kmigijliaii riaori Jen USA in Göttinnen
lehrte, wiid aul Antia^ dei SPD-
Kiaktion m» R.<». der Slddt Gottingen
zur 1000 laJirleier Jer Stad» in diesem
Jjhr tiiit der Ehrenbürgerschaft au^-
ge/eichiiet weiden Der in H.uiibiirg
i'.eborene. 70jährige Gelehrte. inus.«»»e
bckannihch sein Atnt :?<' weisen sei-
ner judischen AbsluiMunuii^ autgeben.
K-Z)
In Weimar starb im Alter von
T-i Jahren der Dran^atiktM*. Ro-
mancier und Novellist Hetnncti
Lilievfein. Er war auch General-
sekretär der deutschen Schiller-
stiftung, (-z)
Der Westb'^rUjier SenjJ hat den V.»r.
Itai^ mit Boleslav Bartog. dem Inten-
danten des Schillertheaters und des
Schlosaparklheaters. nun doch nact»
lan jv\ ien;ien Wrhandlun^en. die oft-
in;*ls kiisentiatle Formen annjtimen.
um em weiteres Jahr, bis /um Juni
ia.4 verlängert ihe»
Der au«h in Amerika hekjnnte Re-
gisseur Berthold Viertel wurde vom
Wiener Burgtheater mit der Ins/ome-
I mg von Stiakespeaies "Aniomus und
Klfopatia' betraut Die Hauptiolle
wird Käthe Gold spielen ihej
Das Grosse Verdienst kreuz des
Verdienstordens der deutschen
Bundesrepublik wurde deth Maler
Prof. Mar Pec}(steni zu seinem
71. Geburtstag im Namen des
Bundespräsidenten Houss durch
den Berliner V.ilksbilduni*sseria-
toi- Prof. Joachin\ Tiburtius über-
reicht.
Pi ne-,>or Ernst Huber. der mit Oskjr
Kokosihka .iti.j K: m- Guettr-xlot» rxt
den gröaaten lebenden Malern Oester-
reicha sjehoi i isi tri New Yjrk City
'Miigf (1 otlen. "jm Sti assens/fiien der
Stadt /u malen Kr wird auch im Mit-
tel westen und Süden I. ardschal tsbiider
malen Prolessor Hubei hat zweimal
den bstei rei« hisc-tien Staatspreis für [
Kunst und Wissen>«.Haft ei'lialten; seine
Bilder wurden von dem Carnegie In- \
-.titute in Pittst)urgh -.owie von Museen
in seiner Heimatstadt Wien, in Ve-
nedig. Florer»/ i,u«d l.«>ndon angekauft.
Er wei 11 zum erstenmal in den Ver-
einigten Staaten.
R^HÖROWIIZ-WIARGAREIEN
Jacob Picard — 70 Jahr«
am 1 1. Januor
''Zioeistromland" — so nannte
Franz Rosenzweig einst mit bib-
hschem Anklang eine Sammlung
.seiner l.ebensgedanken. Mit dem
-gleichen Namen könnte nian die
Welt pines Dichters bezeichnen,
der Kindheil und Jugend lo der
Welt iiiidde}ttschen Judentums
verbrachte — emer Welt, in der
die beiden Ströme jüdischen und
deutschen Wesens freundnach-
barliih nebeneinander strömten
Jakr>b Picard wuchs auf in det
Welt der süddeutschen ' La»»d-
judeu", wo im Herbst die Laub-
hütten Haus bei Haus ßrüniea
und irti Winter die Chanukkah-
lichter hinter jedem F'enste.
k»uchteten. Die Juden in Wat^ger)
am Bodensee wo er geboren war
und seine Kindheit verbiachte,
hatten Gälten und Felder und
Vieh im Stall. Die Verwachsen -
heit mit der Landschaft ist Picard
bis zum heutigen Tage treu ge-
blieben. Sprössling einer altjüdi-
schen Funiilie. die über 300 Jjhte
>u>h.kri in Wanden ansässig war,
hat der junge Bursche in Mün-
chen. Heidelberg. Berlin studiiert.
im Weltkriege gekämpft, wo zwe«
^»•nn Sie ntwat au!(«er|{4>>Mf'^ht-« -
li< K Gute« KaK^n wollen ver-
suchen Sie die aus^je^eicKni'*:«-»».
Schokoladen
Waller
Napolitaiftis
1 ÜR DtN BJiSONDERS VtR
wöHNiKN glschmack:
J^aller
Katzenzungen
SIND UNVERGLEICHLICH
l^aller
Edel-pualitäf'
5 1 T z 1 SICH durch:
J^allec
Kannen Sie in allen U^t^ffftt.
rin^cKläigitjen QetcKäften find«*«
IMPORlELRt .V CROSSISILIN
C. & J. WILLENSOnO INC
HOBOKEN, N. J.
liebe Brüder als deutsche Solda-
ten "das höchste Opfer brachten",
wie man hier sagt. Dann wiikte
er als Jurist in Kijnstanz und
Köln. Aber intmer .schon schrieb
er Gedichte und Prosa. Er selbst
weiss gut dass in den Novellen.
in denen ei dn? 'Zweisti om>A elt"
seinet Kindheit .schildert, sein
eigentlich.-ite- Wesen zum Aus-
druck kj(t\
'Der Cfeie'chnete" nannte er
de(\ Novellen band, an dem sich
viele Leset in Lachen und Wei-
nen, in Heiterkeit und Ernst er-
freuten. Manche dieser Novellen
sind in deti letzten Jahren schon
in englischei Uebersetzutig in
amei ikanischen Zeitschrilten er-
schienen: es ist sehr zu hoHen.
dass eine Uebeitragung des gan-
zen Bandes nicht mehi lange auf
sich warten lä.<st
Picard kam erst 1940. auf einem
Umwege über die halbe Welt
nach Amerika, wo er sich den
ersten Dollar als . . . Gärtner in
einetn Doiie in Ma.ssachusetts
verdiente. Et hatte das Glück,
hier da> Denkmal eines Helden
seiner Kmdheii zu finden, des
badischen Generals Frau: Sigel,
unter dem sein Grossvater im
badischen Aufstand 1849 ge-
kämpft hatte und der als Lnmi-
grant in Amerika ein berühmter
Führer in\ amerikanischen Bür-
get krieg gewoiden war. Diesem
Manne widtnete ?r eine umfang-
reiche Biographie, die tioftentlicli
bald in englischer Uebertragung
verötTentlicht werden wird. Da -
iK'ben aber haben ihm die letzten
Jahre eine Anzahl seiner .schwer-
mütig schönen Gedichte gebracht.
Mag der jugcndfri.sche Mann,
der unermüdlich arbeitet tiier
im jugendf tischen Lande, das itui
rettete als die Barbaren seine aU.c*
Welt vernichteten, selljst oitK*
neue Jugend erleben, die auch
uns. den Freunden seifies Sch.if. -
fens. noch manche.^ .schöne Ge -
sehenk zu bieten hat!
Bertha Badt StriU)».
Aus der Musikweft
The National Federation ai Ma>«a.*
Clubs .schieibl wiedef iiuen .«HjitTt
liclien Wettbeweib lui den $'))) l»-* •
tidgendcn Edgar Stillniann-K«ll<9jf •
Preis liir Instruinentalisten und Sjnßc*«
unter r/ Jaliren aus. Die EinieiiltuMtj;
niuss bis ?3. Februar pifol^i .sein
Die Walter M. Naumburg Found*iti<>aa
halt ihie eiston Audition^ lur Snn(»<*i .
Violinisten. Cellisten. Bratscder und
Pianisten im Alter von 1^ — 30 Jj>tion
im März ab. Antrj^e müssen bi'^ /LMri
1. Februar mit Beiiügung von 7.s^'rt•
vollständigen Piogramnien ein^^-rv^i« Jif
sein. Der Gewinner erhält ein. T>wr«
Hall-Kon/eit kostenlos ?e>tellt.
Die Central Synagogu« wiid im
Sonntag Natlunittag i- F.-bi k «• . 4
p. m. eine Kant;ite "Th« Song« ok
Arnos" von Charlotte Garden unt^( d«-c
Leitung von Lasar Weiner /Uf ei.jc.e«
New Yorker Auttühiun^ bringen
There are three thinj^s j v^/oman
can make out of nothin^ — a haih,
a salad and a quartel
— S'j.^'C BiiäMt,.
M ETRO' S
■
DISC0ÜHTS
CIVC TO THE BtUC CAftil^e
Radio I?<rog.rum.T» WWRL; S>nnt«« 10:30—11:00 «.m .• Montrsiy 10. t«»—!©!!© p.m.
% IM«
Foftoy«
f / l^M
A « f • A II
21
.«'
Ti*A Gk>Hk> Kif^i-h hat mit
>ir»M (in No 1, 2. Jan ) darauf
>»»iigtwje«>€n, wckh eine "grosse
Atifj'.'ibt" es wäre, das unvüll-
••*4i»l«», wt«hl kUInfialige, Zeugnis
>»)*»» ••'ih*'! W»b!»en«;»haft in Deutsch-
J.ai«# »u ve> voUsländigen, Wenn
kh tj^th r»Kht M re, sah ich in
A»»Klf»>li*m (1^39) in einer be-
dtuUndtn <k;.u#in mehr vorhan-
dfr.trj) Piiviilbibliolhek einzelne
Di »ii k biigen der noch nicht ver-
♦»rft ».ihrhtt^n Bünde. Sicher wa-
♦^« ]VI;inuski »|»te, fe)tiK^estellte
r»iütkb<^^en t-ic. irgendwo vor-
)i«»iiden. Sind j«ic gerettet? Sind
wie dMii-kfe? tig'^
Dt€ A»<1uo»t «iuf die«e Fragen
n»4ivs ^fH')ss vorausgehen, bevor
dif Fiiijj'e nach der Mittelbeschaf-
fkPiiit /Ol D\*UwisiQn steht, Fer-
«♦•» M.t€ ist es um €laK Probleni
dei Spiiuhe? Rechtfertigt sich
!.♦.« h (».dei wieder?) die Fort-
1K*«12UF*^ «ie? Er^z^'klopäiiie in der
Sp».ich€. in der sie iMsprünglich
eM.«!<i»nd^
JD;'»rtM ist wohl »web ein Pro-
blf'»i ;ir.j'e«'rh»»itfen, «Jas in ande-
re* Be/.)) ken üwr Diskussion
s1^*>t und dw:, wie ich sehe. z. B.
in «Vr Schweii f?elej{entlich er-
«■»»•leit wird: Noudru4k deutscher
P'tel-Ueteei Setzungen, übersetzte
Gf-l.« tbiii-her, Machserim usw.
iUkfi e* K»c»ih ein gewichtige.«
/i*k»>sch-dt ij<<vhef; Kullur/entruin.
«lij^ s«.)ch< BemuhiMigen recht -
It'it.gt?
M««v) D. Darmstadter
< ^V•».•^<»<9tow. D. C. )
Dif A^offtM^g des Prof. Kisch
l^H^ti. «he Ft»)t«e</ung und Voil-
tutJunj.' «iei En*"ycIopedia Judaica
5;4)»Hc nicht lautlo.s verhallen.
Wi'i'T (i)f Föilsttzung in Deutsch-
li»rid >.'t.d»ut.Kt k*nd v«n denselben
P#Ud ^i^en hergestellt wüide wie
dir eisten itthn Bände, so könnten
-4*i€ K*'vk-n nicht uneisilnv inglich
neir Wenn mit der Bundesregie-
j»inj.> eine Vereinbarung /ustai^de
kitiiic, dus& Sperrn\;tik zun^
Zwe« h€ dejt Druckes die.<or Enzy-
!Kk>)i^iie in dfuf selber Sprache
v*')Uf«THk-f wejilen darf, so wer-
den M»;>rKh€ SperriYun kbositzer i
^m )hr Srhtjfiein zu diesem'
K »Ihii» xA>)ke feeitiagen. Denn
ili».»t^U) diMttt dfH-h kein Zweifel \
4>e*iiihen. dass e? kein glcichwer-
i.fj'»s Werk dieser Art gibt — auch i
Mii >»t die ümerjkanische Enzky — '
U»f.;'di*. iiC'lz ihrer Verdienste. '
«4i« Fm'I Kisch hervorhebt, d. m.
V#>: Hl. AM>tOf>iws «md cüe Ftsck*
lk>**j S»« »Hftter den Heiligen
w» 'ie»e Veiwirnmg anstiften und
dt^tiir v«^n den Maclithabern die-
HT*. Favhe^ »»it den Ruten des
•ti»«i-ea Brnfies gestäupt weiden.
»44«^>iie ieh Ihrven verraten, dass
der Ais»t«»#*io.«; von Padua, den wir
ikk^ dtm 'F»t*st' kennen, nicht
H.t«-vdi«ch ist mit dem Heiligen
>^HU.nJii^ au* F];»uberis Dichtung
P»mI Mayti ^Me.rico, D.F.).
Editor
In .«meinem au.sgezeichneten Nach-
ruf auf den Rognanschriflfcte)le*'
Max Rene Hesse (' Auft)aü" v^m
26. Dezember 1952 No. 52, S. 10)
ist O. K. insofern ein Iirtum un-
terlaufen, als er dit von der
Vossischen 2^nung" in Bei Im
veröffentlichte Reuhsw thinovelle
Hesse« mit dem "Ende diesem .in-
gesehenen Bialtes'" in Veibindung
bringt.
Hesses Novelle isl »n dt i Ntninhi«;
nuinmer '.»'t der Vos> «»i sfhin^*^«) Ob
j Wolfgan« Yon Einsi*«»«! die Vei*»tTenl-
lichung bcwiikto \'ei m.H it-h nu ht Mi
sagen. Jedenl.iUs blieb n «»ngesi-hoie».
'vielleicht von -.einem Fitiintk' <*»»«•
: Chef Gubl*r j^edtcKt. der «Mfh in «*it
Wii.ste scliKken hess G übler wuuU
fristlos enUüsven und gm^ in s» m»
1 Schweizer Heim.d /u'm-k. »»-eKiwiitif
murmelnd, ei w« idt ^*nrr>äI r,tt
vergessen' .
Das Veibut düf d-m..i.- at-ft^n tttf
Vosüische ZeUiini e't»nk; ^«^i ^♦'»^
Wetirministerivim. a\sv nu-ht x €•■ **•-»
nationalso/.i.<listischen Vi«»tei veian
lasst Das Wfhrmini.<1eM»»»ri /e»p1e suh
durch die vom Verlag lUslein fe)*-i
stete Sühne rasrh bey-mtiir' »*"*i '^•
wurde da? Verbot niiih K»#'*ei Di.««*i
wieder «luf gehoben.
Mit der ein Vieilcl.ii*.)« s^>ater
durchgeführten Einsiellung des
Blattes hatte es nicht.« ^u m Hal-
fen. Die wurde von, VeiJa^ Ull-
stein Mitte März l^H^ btschl^s-
sen. aus Rücksicht auf du ;*>l|fe-
meine Entwicklung d»^ Piesse-
wesens im Diitten Reich, ohne
dass ein besondere! Anlass vorge-
legen hätte. Die >«ertvi41e Ruck-
schau auf die Gesthichle des ira-
ditionr beladenen BiatVes. eir»€ Ar-
tikelserie, die in den le/ter Nunf^-
inern der Voj« er.M-hien. ^chrieb
Ttieodor Heuss. der heute Pra.«»-
dent der Bundesrepublik ist. M>t
dem 1. April lf»34 haui-))»e Tante
Voss ihr Leben aus.
Cerl Miftch ( Dotth^irp. K»i '•
ZiieKher Wechselkurse für Bonknofen
T#«
^K D*zemli*r 1952
EUROPA:
■^9M» tKM FrM»k*B)
V*clM«lMsl*«ak«i (100 Kronen;
Däncmavk (IM Kronen)
»•wlkcklaml^ ittmi) . (100 Mark)
Sparrmafk «DM 100)
England _ (1 Fhind Sterling)
Frank«eicb (100 Franken)
NollMid- (100 Florini)
Itallan- dOO Lira)
Narwagea (100 Xionen)
, (100 SchillingaJ
._ (100 Cscudoa)
(100 Kronen)
^ (100 Ptseien)
.._ (100 Forini)
(1 liärk. Pfund)
A n -
«ad
A.C^ Zwick
V t r k a « f
•
Schwerer
Fr^nk^n-
W«thi Linf
O^atarr eich
Portugal
Schweden .
Spanien
Ungarn
Türkoi
AFRIKA:
Aagyptan
Siidafrlkan.
ASIEN M.
AnalMilian _.
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(1 äfypt-
Union ( 1
Pfund)
Pfund)
AUSTRALIEN
(1 Pfund)
(1 Pfund)
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1.55
)1.M)
12.2«
AMERIKA:
Argantlnian (IM Paaoa)
■raailien (100 Cruieiroa)
Kanada .-... (1 Dollar)
Terainigta Staaten . (1 Dollar)
AJMnerkung: Die Ein- und
Banknoten ist in der Schweiz, frei. —
— 4«)7
*.70
- 15. W j i •♦•
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RIESEN MIGRÄNESTIFTE
MENTHOL ZIGARETTEN
Magneaium Perliydrol Tabletten
Deutackc Fieber- Tliermonkoter
Echt«a Karlsbader Sprutielaabt
•
Inh.: JUUUS DAVIDSON
(irüher Mannneim) mm^^Hmim
4 ^5 >« 00
2 0^75 24.50
i C>2f ^^L.
4 2*
iMftd aii<-)«»ndis«kei
■;
Kuri von.
.(i«fiu*«i J«>^3.
S\% sollen k«in« AusqoIm ^»s
"Aufbou" versöumen.
Lassen Si« uns d*sha)b )«ci«
AdrMs«n«nd#rung swei Wocb«R
vorher »ug*h«n.
ebvwehl der Ruhm Ban}amin Brittens
e^«t wenige Jahre alt i«t. hat sah 6«
ie>4« eine Gruppe von Spe/ialisten *ur
H«)>^ausfMl»e eines ' CommentMiv on h»ü
WorlMS ' verbunden, der von Donald
MitclieH Mnd Hans Keller k>ei Rockliff
in Lendon »leraMsjjegeben wordtn »st
D;iS Biuh enthalt über 300 Mu.Mkbei-
spitle, einen chronologischen K^iit»«t
der Werke, ein kritisches Veiyeichn».v
dar Plattenaufnahmen, unter ver.schie-
denen desnchlspunkten angeoixliwr»«
Re)t)«ter und mehrere lUustrittionen.
(i»p »
WHOLESALE
G. DAVID
^PEelAL^ZED IN
CU LTD RED PEARLS
TIMM BkÖfl.
Shanghai
>80 cknthal pamk »«vth
mcw york 19. m. y.
eitel« 7-4l»77
Jüdischer Friedhof \n Londori
(Kreis Gieaseia)
AnUsslich v»n>ei*ff AiUKfl» •'l^df )»-
' difch« Frledhol« »hn« Ff»»9« ' »ItrlM
uns unser l.e*tr. Di W»»haii •••▼♦?,
lernen Bi uf de.« E^^^no*■^^T^^,^u^^^^*rt! ^»es
Innern 7uv Wrrijyun^ «Jt-r er s»»f Ant-
wort aiil eine Be.«.ch\» « »tlf etmell E?
wird diJiin aiispt fühi t. ctass il»e C^-
meinde I.ond<»ii durch Vertiag v<»m Ji.
Dezember ;"^C der IRSO pt-fenufeei
die V'erpfluhtunp iibeiniHvinien hat
den Ftiotllioi Mit/vili irtli»*en und »u
pflegen. Der nahtbele^t^ Teil «lef
Friedhof's wurde an die (;e»»eK»«i*^
veikauM. zur El>^eHerunp des beste-
henden pi (.tt.st4.nlis4-hen Firedhots. Der
jüdische Fi iedh«t ist seil Sommer «••'2
vollständig neu etn?e/.u»nt >»'<>i«en.
Dcirüber hinijup i^t btitbsM-htipt. r\m«4-
um eine Fichienecke ;.n/i>pflnn^en Ef
ist I einer drliit geHorgt wt.iden, i»*»»
die umbei hegenden ^Men Gt ;<b*teiiir
w irder i»iiige«t^llt wiifclen E.^ t» »Iti
nicht 7M. da:if Crii.b»-U)n€ d«i»«h «»e^
Burscrmeisler der Gea^etnd* > ei ka»*n
worden sind. B»i der Ai»tia»>mung«
üibeiten .<ind Mebnehr einige Ste»«»
gefunden wo; den. die s•l»^ den Jahie».
SH) bis l«*'0 s»-»T»nr>»en uxn\ %>H /»)
einem Meier unter de-^ Eid» tafen
.^uch die"« Steine >»'>»ide*. wie^ie- aut-
geütellt.
t Die Bundesieffiei unf Vv;»i v«»»», H«»»«f-
h*iltsiahr i'»'^^ -b e»nen Bet'^i: w^
7unachst loo.aoc D M-rk ru' du v*»«
Landern und Gemeinden bell iebene
Wiederhei -t« Ihmg jüdincUer Fiiedh«»»e
voi 2esch<n. Es stt-ht /n e>»:.»ier •*a»»?'
in pl.inrtiH^siger Atb«i1 . Ilt Uid)M>>e»
Fuedliole im B.Ji.d* -l-t » en»> bi td >•'
oirien o^dMllnf^gem^♦^se•^- Z,t>»<U*n«l
' Iconimen.
MANISCHEWITZ
AIVIERICAN MATZOS
1ti5?lt itiiit »<ph1 —
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)ab«)ed can« and jar, they*re »teeped in
deHctou« tomato sauce! In th€ brown-
labeled can, they're drenched in tenopi-
ing molasses sauce. Both kinda of
Heinz Kosher Beans are baked—
oven-baked — tili each morsel is
tender, n^ellow, nut sweet!
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Dr. Stephen K«y»er:
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GEMÜTLICHES
BEISAMMENSEIN
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Alle hei /lieh \a iMkummtn !
i»ta«. 16. Jan.. 1«:15 A.M.
MORGEN-
GOTTESDIENST
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87-11 Whitney At.. Elmhitr«!
Kalender -laiel
Fr. abds : Sa , lO JanuMr l«»'v:
Pi. Tev^es b7l3.
Sybbath-Ant'ang: ^:'.ti p. nr, ;
Sabbath-Ende: 5:24 p. m.
Wochenabsehnitt: Scheii»o« {7.
Buth Mos. 1,1— fc.l).
Haftora: Jesaja 2", i-i.-; ?f.
l-i-v 2". 22-23.
"Dil fitichu Mol»*; Uk wtW 4otK }(nige)iev und diese
tvuyiderbare Ersehtmtnifß belrttehten. Vi'arum oerbrjfnni
der Dornbusvh ntchi?' (Exodus 3,3.).
»rehiung ^iicJ Mose und den Propheten iinnier noch
in leic'henn Masse zuieil. Gleichwohl beruhen ihr Ruhm
•ck*k. I»c. Ii«rxr Htn«y M. SKot-
1 nd. *ie»vieee ;,♦ PUC. -^S« We«t
I5»th Si — *f , • Ja», 4 JC
p. W) ; Sa . ^ a. m . Mtnchah 4 j«
p. w> ; Fr.. 1*. Jam , 4 45 p. nr>:
anschi. Svhiur m. Maattw. Reli-
ßioneunierjuhi : .So, * >C bis 12
Sa , 9 a. im . Miini»ah * X p m
Uhr. Spi e-fhhionUt Sc i« bis
12 Uhr.
Congregatlon Enket Woxedek
Alldllbon H^l), jcc Sil u. b vva>
Fr.. 4 4' p. n, ] s^, . '/ a m , Prc-
1 u /- • *• »:< u ** j T < - ^^ il'Kl Pubb Dr Koppe); So.. ^-i2.
und ihre Grosse »*ut Eigenschaften und Leistungen, die Reh{;ions».thoi« u. Sprechstuniie.
mit dem Sinnen und Trachten dti Menge wenig gemein Taglieh: y-^ p. m , Untemcht
. . r .»11- • »_A j i- *:.e.4.^ i'^c a. m.. : p. «r»., Andai-hten.
hüben. E*> ist duithaws nicht .so, dass die tiefsten t^^ y. jj,n 2 p m. Fr.tucn
Wun.schregungen bei beiden die gleichen sind und der vtrem »n at-i A>idi*bon H..11.
Fort Washington Synagcgue,
Kalender -Vorschau»:
Sa , 17. Jan., 1. Sthwat; Woert.
.Sa., 24. Jan., 8. Schwftt; Bo
Sa., 51. Jan.. U. Schwül; Be-
'.sthalach. Schiibbos Schiro.
AUS DEN GEMEINDEN
CMi«te«atioA Habenini. 2oe W Bloch. - Fr . 9. Jan . .Schabbos-
-2nd St. Rabb. Dr. Hugo Hahn. ^ Eingang 4:28 p. m.: Sa.. Scha-
Fr , 9. Jnn.. t.J5 p. »«., Tiue'chaiis ^ a. m., Piedigt. Minchuh 1
Sisters BlUg.. i^O W. &5th St., < 35 p. m.. anschl. Lehi voilrag. |
AASchl. Vortrag Dr. H. Reis.sner. Ausg. 5:24 p. m.; Wochentags.
Dr. St. Kayser: 'Der geschieht- Schacharis 630 a. m. »So., f>
liehe Jesus". Sa. iCis a. nn.Ja. m ). Ma ariw 8 p. m.; Fr., u.
Mizpah Temple, 67-n Whiltney ' Jan.. Schabbos-Eing. '^ j»o p. m :
Ave., Elmhur.»;!: Fr., it-. Jan. ' Sa., Schacharis 9 a. m.. Mind-ioh
t 15 p. m., Tiue Sisteis BUig |4:40 p. m.. anschl. Lehivortrag,
Sa., ic:i5 a. m.. Morgen- und ' Ausg. 5:31 p. m.; Wocherftagp.
Jkigendgottesdien.«!. Tu»« Sisters schacharis fc:30 a. m. (o»o. c
BIdg. 'a. m ), Ma ariw 8 p m. HebroA
American Con9»e^»ion ei Jewt School. Mo. Do, ,:i5-fc p. m.
fiom AuttTia. - .^ W. ^nd St. 1 D' • Mi., 4-fe p. m. Oneg Shab-
Rabbi Dr. E. Landau. Oberkan 'ba^h— gioups tor boys and giriF:
tor G. Maigolis mit Chor. — Fr., 'Every Shabbos 3 p. m. Retre-^h-
* .36 p. m., mit Piedipl; Sa.. ^:3e nients. Children of non-inemberf
a. m. Sehachris, *:m: p m Mm- are heartily welcome!
tha, anschl. Muariv. | Congrvgat. Nodah Biychndah.
American JcwUh Con«««9aHon, >250 St. Nicholas Ave. Rabbi U
>b7 W., ^3id St.. New "ioik. — Scheinfeld. — Fr.. «. Jan, - *
Jeden Freitag f:i5 p m., ieden P m., 8 p. m.. Rashi Siuur Tt-i
Schabbat 10 a. m. Ansprachen: ^ hilim, Mr. Sales; Sa.. «3 a. m.|
Geoige Wolfinger. ,\Hh\\in LJn-l3:45 p. m.. Gcmoro. Min«hoh i
•len. Pvä«.; Max Wrtlenberg, P- tn , Meläwe M.Jkf; Fr. it
Kantor. J»« . '' ''O p. m.. e p. m.. Ra.<hi
_ * ». ^. , , », _, « ! Shiur. Teliilim, Mr. Säle«-; Sa..
Ce«9»e9atK>» Ob.l Jacob, »ji , ;„ , ^_ Gemoro. M..^
Amsterdam Ave. (bet. >0^ '*^^ ..woh w^^iUtu»« t,M« a m <^o
St.). Rabbi L. Munk. - rr..|^^o*^- ^^^"*''^«*' ^ ^« *• "" ^"^ •
Jan. 9, 4:iC p m ; Sat . •Ol a. m., ; f . . _ . _ . 1
Prophet nur dies vor der Menge voraushatte, dass er
sie besser und künstlerischer artikulieren konnte.
Der Prophet ist ein Gottessucher und Wahiheits-
sucher. Das nuicht ^ein Wesen aus. Das unterscheidet
ihn >on der Menge. Zwar behauptet mancher, in allen
Menschen sei dieselbe Quelle der Religiosität vorhdn-
den. allen .sei, mehr otler minder stark, ein Gelühl eigen
von der Ewigkeit, von etvt^as Unbegrenztem und Unend-
lichem. Aber ^selbst wenn Millionen Menschen die.ses
Gefühl in sich entdeckten, so lässt sich dennoch nicht
demon.strieren, dies sei die eigentliche Quelle der Re-
ligiosität bei jedem Einzelnen. Weder die Empfindung:
von etwas Unbegrenztem noch das Gefühl der unauf-
lösbaren Verbundenheit mit dem Ganzen des Seins
macht einen zum Gotte.*«sueher.
Gefühle sind blind. Sie können sich auch ans Nie-
diigste urni Nichtigste heften. Die Gefühle der Fülle.
etwa das Gefühl der Zusammengehörigkeit, und die
Gefühle des Mangel.«, etwa dae Gefühl der Abliängigkeit shabbat
und der Anlehnung — beide können erkläit und gestillt p ™ ^-/•';*^/'^*^;*"*^
werden oder unerfi*llt Weiteen, ohne da.ss man zum 8 1 m : Mo v D» .
I 3f a. V, JugeAtiftoMeWtemU
» a. m.. 4:45 p. m , t '' p m^
Wei-hentage i >« a. m , / >c p4pL.
So, 1 3« a. m, 4 4i p. m.
Contie«aMe« OliaT Sbolawan.
4(24 Broadway. Habbi Ralph
Neuhans. — Fr. •. Jan. * 1'
p. ro ; Sa , •:4i. a. m . Jufend-
gottesdiennt 3 p. m . Mmcba 4 •>«
p. m., Lehivortrag. Ausf 5 ?5
p. m ; Fr , u. Jan . * *i p ir. ;
Sa.. 8.45 a. m.. Jugendgoiier-
dien.'t 3 p. m . Mincha ' p. m.,
Leltrvertrag. Ausg. ^ ?s p. m.
So , 8 a. nr». 7 p. m. Wochenlagf
/ a m . 8 p. m. Büro: So . »1 k.»r
i2 und Ml.. 8 15 bis ic p. nn
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*. Jan., 7 >6 p ni
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Bloom n.ibbi. Rev. W»iner Si-
mon. Cantor. — Seivices Fr Neumonds - Vei kundigunf Pit-
8:*C p m : Sa. i(- ^ a r*\ RtDg- <''g^- S.'»bbatende ^:25 p. m : Fi .
ioiic Sv),r.«.| S,.ri .( Ol ►■ tn ]>*•■ J»» • 7.^0 p m. Rau»'ch Chau-
Conqregalion Betk HilUl ©f iJeM h Sehe^Äraf, Sa. « a. m,
Washington H*»«hlr. Inc'. i W Predigt. S.^bbatfnde • p m
. nd bl R.ibbj Dl. L.eo B^er- Congf^mtiom Adath Javbarwn
wald. — Fr. «. u. 1* Jon. A4t'of West Bronx. IT . pii.r,
p. m Sc c j nn.. Piedij»! Ju-;.fve. — Fr. Ji»n <>, < m p m.;
?endgoitei.il»t)».-t j i jC tiC. J.>n ) Sa , Jan. >♦. k )0 a. m. 4 25
Minchah * ^'^. Maaiix "= .:4 p. »n. o. m., 5 25 p. »»i ; Fi Ji*n x
• 17. Jan.^ Minchah 4 !,§. Mauiiv |4:-30 p. m ; Sa. Jan i7. » j( a. m .
5:31 p. m. WocVtcntag« 7 a. m.'^ 30 p, m., 5:>a p m.
So.. f:H i »n 7 >i p m. Cantor | Conqrefation Shaar* TeftkUh.
H. Silbe) .»..<nii. 1 f.«.« M.,»> pl;»*. Riil,i, .i.»mii,
Congrtgation B»th lasael of "^chkis.«. — Fr., •. J.in.. * ■M p m.:
Washington Heitjbts Inc. i' 1 W -;chabbos Scfi'.ulii is t ; ^C •. m
i83rd Streel iP»j(&nio»»»>t BIdg ) Minchoh 4 ^ p. m.. Au.«f. f. 24
Rabbi Siilo'vio Kühri-, K.tntoi p. m: Fr. 1*. Jdn.,^: t p ir> •
Jack S.V-,.,?»eribf lg — Fr, •. Schahbos SchiUhri«:' t -.( i m '
Ji.n . ' "C p m . Si* fc '< .T m . I ^4inchoh ^45 p. m Ausg. 5 .ji
Oneg .S,'^ii.Lir>i,1 ' |c m. Mmciio'p. ,1; So 8 a rn
i-.^i p. m. anschl. Ixhi voi trag. | Con^r. Machan« Cho<loMrh Inc..
.\Iaariv ^ .f p ir. ; Fi , .t. Jan |--,4 Pi«»«;pect Place. B.ouKi»r ,t.
4:35 p m: Sa t jC a. m. Oneg : Rev : Manfie«» f;..os — Fr,
p. m. Mincho 4:4t!«. Jan. 4 ^5 p m : Sa • ? m
L- hl vor-
m. So
a. m.: ivio. u ui» . i -o a. m.
Was immer die Beweggründe der ' «'gi * p *" Schnü tür Dä«rten.
Mo., f : •>( p. m.. Ui« H<! ren: Di.
IM ; Sc., if Jan
Vo l»ag
Gottessucher wird
Menge sind, wer »rurd woW im Ernst glauben wollen, ^''^r p
dass alle, die sieh regelmässig eder gelegentlich in den 0. u>
Gotteshäusern veisa»>»meln, Sucher und Forscher nach
"ff»n* et orige" def Seins sind? ).m.
Mmisho 4:2t p m.. Shiur. Maarivl Congreflai. Agudas YaaikoKun. > 4 ^e
^ 25 p. m.; Fl., J..n. u. 4:3^1 I«c.. 59 West i4tth St. »cor
• m ' Sat •:00 a. m . Raush Broadway) and 'O-i© Broüdvia.v
Chaudesh, Mincha 4*o p m . ! n 7i.st .St 1. Rcibbi Dr. Ph. biber-
Shiur, Maariv 5 31 p. m. , feld. — Fr.. 9. Jan., 428 p. m.;
Congregation Ramath Orah, So., 9 a. m. il7l. Str., 8:^= a in.»,
SiO West .loth St R..bl»i Di Predigt (I4fc. Str.). Schiur 4:25
Serebrenik. — Fi . Jan. « !>ifihi p. m., Mincho <■'■'> p. m.. Ausg.
Candles -33 p m , 4 40 p. m : ^5:24 p. m.; So., 7:3C a. m., 6 p. m.
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>7: rr.. Jan. I6, I^isht Cundle^.
ü m. Seiinon, Minha * d. Seu-
dah Shelishit. Shiur. Concl. ?:2'^
p. m.; Weekdays 7 a. m, 4:55
p m ; S\in.. £ a. iti.
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•telM, Inc., 3410 Broadway izw
j 3«. u. 139. Str ). Rev. Jakob
n?!. Str.. 4:55 p. m "i: Werktags
t:3C a. m. «i/i. SVr., t 15 a. w» ),
8 p. m.: Fr.. U. Ja« , 4 3* p. m ;
Sa, 9 a. m. U7i. Str., * 45 a. m.)
P)e<ligt <171. Sir'l, Schiar 5*3«
p. m . Minch« f p. m.. Aii^g. ■: 31
p. nr..-. So, 7 3C a. wi . fc p. m
(171. Str.), : p. » >; Weiktag'
t ; 3C a . m . f p m .
CengregatioR Ahawath Torall.
i t:ort W.i.-hinjiic.n Ave R.-bb'
Herman l>ieber. Fi «. Jan
Piedigi,
Mtneha U. .Schrifterkl. i:*"^ p m
Ausg. l:25 p. m; Fr., u. Jun
446 p. m ; Sa.. <? a. m . Predigt
Oneg 4 p. m . Minclia «:'-C p. m .
Ausg. : '0 p. m : Wciktügs 7
.1. m., £ p. m. RelisJonsschul«- :
So. 9-12; m der Woche -s-c p m
Cengrcgation Tikwoh Chado
Pre«iigt. Pak>sch Chaude«jcr. Ben-
sehen, Mincha ^35 p. m.. Maa-
I iw 20 p. m ; Fr., u Jan.. * *c
p. M : Sa. 8:^5 a. m. R^uvch
,Ch..inle«.ch, X^iiicha ^ «r p. m..
••15 i r^^inv(.ifr»g. Maanw -^ »r p rn ;
Rabbi K.ihn !So. 8 a. «n . f p w; Mr, l.>f D*..
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Alle unsere Veranstaltmigen fümdern Im der
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Bitte bringen Si« Ihre Milgliedskart« su aU«« V^raaicallun^en mit.
i)(lllMIMIitm|MMIU|llllilllll||||||||||jlilJHI||||illlllll<IIIIIIMIIIIIIIIIIIIII<H^^^^
1 Sonndbend, 17. Januar, 8:30 p. m.: |
Der Vortrag von Ludwig Mcncuse ist auf den 2'^ Januar ver- §
Jryt worden, dafür findet der jolgenj^ V jrtrig statt: i
Julius Bab: Die Jüdin von Paris |
RACHEL — ilN WUNDER «IM JFR ANBRUCHS |
KULTURGESCHICH PE |
D«r Vortrag ist ein SCHAUSPIELER-PORTR AT ia demselben =
Sinne, in dem Bab Tor kurzem das wunder vatie Bassermann- 1
Portrat in der Gedenkfeier des "Aufbau' uai New World E
Club geschaffen h.it. =
Eintritt: Für Mitglieder 30^ Ind. tax iur Ca«^i '>1^ tncl. t«K. ^
_ l>tllllltllllMIII|t(lllllltlllUllllllllMl|tHllllltil(IMIIIIIIIIIIIIIill|||||||l|j|||ll|||||||||||||||)|^
= Sunday, February Ist, 8 p. m.* =
1 Shiarpen Ya^uf W'ifs i
I Big Quiz Night |
I Cottte.^tayUs from every groui) wtll be seiected. PRIZES will |
= he awdrdeS to the n;'»»»»»r,>v 1
m The questions will be in the following categories: 1
I History. Geography, Music. Sports, General Knowledge, Etc. |
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p MC: Loh Suga^-tnan =
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= Sonntag. 8. Februar. 8:30 p. m.:
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M Vorsitcende: Dr. M«i-thi Htii^'Xdt
1 Dienstag, 20. Januar, 8:30 p. in.:
1 I Cn'halisf ragen. Social Secitray E rumernhed'o.'jiiitgeii.
J 2^ Beantwortung von Fragen an.y der tagUch.en Prax>i.
3> Vortrag i'or?
DR. LUDWIG JOSEPH, Leiter d-*r Sprichklinik am
Jewish Memorial H-J^pitit:
*'HHf9 bei Spra€h- und Sfiimtpnsioru'fngen von
Kindern und Erwa<lf«S0'f«<9Tt"
/
Erzählfes Feuilleton
rühmte "Aufbau"-Autoren berichten über Erlebnisse
oder lesen aus ihren Werken.
ES W' ERDEN' SPRECHEN .
Claiie Coli Kur» Kerst^c». Jj^ob Puard
O. M. Graf H E Jacob Kun PifUhus
iDie.ser Vortrag i^t vom 25 Jitn,ar jut da.< ihige Datum
verlegt worde» )
Eintritt: Für Mitglieder 40r inci t«K für C««(e 7Sr incl. tax.
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i Sonnabend. 2S. Januar, 830 p. m.
Ludwig Marcus«: Voii Berlin
nach Jerusalem
1 Dies wird der einzige Vortrag des bekiont-en Lileraturhislori- E
i kers und Professors an der University -ii Southern California E
i sein, den er in diesem Winter in New York hall. Marcuse ist s
1 soeben von einem halbjahrigen AufenthiU in Europa (speziell J
I in Deutschland und Israel), wo er im Auttri>^ les US Foreign §
= Service an den verschiedensten Universititan gesprochen hat. 1
= zurückgekehri. =
= Eintritt: Für Mitglieder 30r incl. tax für OiU'i y)« incl. tax. ^
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lu arscheinen, da der Warteraum
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I^ÖIM
CIHIÄFT
„Denk' ich an Deutschland . . ."
Zum 70. Geburtstag Jakob Picards / Von Stefan Andres
Jakob PI Card lernte ich in einer
Kolner Weinstube kennen wo sich ge-
legentlich einige Schriftsteller trafen
loh wußte von ihm nur, daß er Rechts-
anwalt sei und Gedichte schreibe,
manchmal auch eine kurze Geschichte.
I>aß er vom Bodensee stammte, das ver-
riet seme Sprechweise. Er sah ein biß-
chen wie Ramses aus, fand ich scher-
zend, also sehr mager, durchgeistigt,
temperament\'oU und doch zugleich still
und gesammelt.
Dann kam das Jahr 33 Mit Über-
raschung stellte ich fest, daß der Mann.
den ich für einen katholischen Aleman-
nen gehalten hatte, ein gläoibiger Jude
war; und auch: daß der Lyriker, der
so gerne Verse anderer und auch eigene
leise vor sich hin&prach. im Dreck und
Feuer der Front als junger Offizier sich
ausgezeichnet hatte. Und ich erfuhr
weiter, daß einer seiner Brüder 1914
aus dem Ausland heimgekehrt war, um
für Deutschland zu kämpfen und zu
Minima Moralia
^-Von Theodor W. Adorno
Der Splitter in deinem Auge ist das
beste Vergrößerungsglas.
Bei vielen Menschen ist es bereits
eine Unverschämtheit, wenn sie Ich
sagen.
m
Ein Deutscher ist ein Mensch, der
keine Lüge aussprechen kann, ohne sie
seihst zu glauben.
Der Antisemitismus ist das Gerücht
über die Juden.
Erster und einziger Grundsatz der
Sexualethik: der Ankläger hat immer
unrecht.
m
Geliebt wirst du ein2ig, wo du
schwach dich zeigen darfst, ohne
Schwäche zu prov>ozieren.
Kunst ist Magie, befreit
Lüge, Wahrheit zu sein.
von der
Von sehr bösen Menschen kann man
sich eigentlich gar nicht vorstellen, daß
sie sterben.
Wir sagen und Ich meinen ist eine
von den ausgesuchtesten Kränkungen.
Entnommen: Minima Moralia. Reflexionen
aus dem besdiädigten Lieben. Suhrkamp
1991.
ßlei ben. Er las mir die Sonette vor, die
er seinen zwei gefallenen Brüdern aai
die Gräber geschrieben Jiatte. Wir alle
versicherten ihm damals gutgläiubig und
ahnungslos, wie wir waren, daß die
trüben Wellen des Antisemitismus Leu-
te seiner Art niemals erreichten, dafür
lebe man ja, das war unsere Beweis-
führung, in Deutschland und nicht in
Polen oder sonstwo.
Aber dann kam die Stunde, daß ich
in Berlin Abschied von ihm nahm. In-
des — nicht er war es, der aus Deutsch-
land fortging, sondern ich. Er stand auf
dem Bahnsteig und reichte meiner Frau
mit dieser hilflosen Herzlichkeit eine
— Kristallvase, die noch von seiner
Mutter stammte, ins Abteil! Drei kleine
Kinder bei uns plus Kristall, meinte
meine Frau, da müsse eines von bei-
den auf der langen Reise wohl Scha-
den nehmen. Und sie bat ihn, uns die
Vase doch aufzuheben, bis wir uns
wiedersähen. „Ach", sagte er und nahm
ßein Geschenk wieder niedergeschlagen
zu sich, „das wird wohl lange dauern!"
Ich beugte mich hinaus und flüsterte
ihm zu: „Jakob, ich habe dir jetzt oft
genug gesagt: es wird Zeit, es wird
höchste Zeit! Mach dich auf die Sok-
ken!«* Wir saßen schon unter unserm
politischen Wetterdach am Mittelmeer,
der Krieg war bereits ausgebrochen,
da erhielten wir — es war Ende 1940 —
von ihm eine Karte aus Japan. Via
Rußland war er, genau ehe die Ma-use-
falle zuschlug, nach den USA unter-
wegs. Und dann erhielten wir noch
einige Nachrichten, wie sich die
Quäker drüben seiner angenommen
hätten, wie er Blimien zog und eine
Fabrik zur Nachtzeit bewachte. Und
vor allem: wie er in Massachussetts
versuchte, ein Amerikaner zu werden.
Vierzehn Jahre waren vergangen, da
schickte ich ihm aus Neufamdland nach
New York das Telegramm, daß ich in
der folgenden Nacht auf dem Interna-
tional airport aus dem Himmel fiele.
Das Flugzeug hatte vier Stunden Ver-
spätung, ich konnte nicht hoffen, daß
er noch da war, vier Stunden, in der
Nacht! Und ich dachte daran, daß er
fast siebzig sei.. Aber er war da — und
an sein Alter konnte ich dann nicht
mehr denken wie ein Junge lief er auf
mich zu. Wir sagten beide zueinander,
wie man das so sagt, vielleicht aus
Angst, der andere könnte etwas ande-
res sagen: „Ganz der Alte!"
Es war später Abend, als wir uns
zum Wiedersehenstrunke zusammen-
setzten; und es war später Morgen, als
wir aufstanden, um ein wenig zu
schlafen. Ueber was aber hatten wir so
lange, so unaufhörlich und anit dieser
seitsamen Erregung gesprochen? Nicht
über die vierzehn Jahre dazwischen,
nicht über die Literatur der Gegen-
wart, nicht über die USA und Ruß-
land und die Weltpolitik. Nein — iöh
hatte nur das Eine zu beweisen ver-
sucht: daß er noch der Alte sei, der-
selbe, der Lyriker aus Wangen am
Bodensee, der Unrecht erlitten hatte
und nun dies Unrecht wie ein Weiser,
wie ein Dichter zu ertragen und mit
mir nach Deutschland zurückzo-
kommen habe. Und er bewies mir die
ganze Nacht hindurch nur dies; daß es
für ihn keine Rückkehr mehr gebe; daß
vierzehn Lebensjahre in einem anderen
Land uns mit diesem verbmden und
von der Heimat lösen. Nicht em erlitte-
nes Unrecht, sondern dessen Folgen
hätten ihn zum Bürger eines anderen
Landes gemacht.
Jeden Abend aber, wenn wir auf sei-
nem Zimmer saßen — diesem kleinen
Museum eines Herzens, das nicht ver-
gessen kann — jeden Abend begann
ein leises, flüsterndes Zurück. Er saß
an seinem Schreibtisch und reichte mir
Fotos herüber, Gedichte, Briefe: „Lies
mal!" Städte tauchten auf, Landschaf-
ten und vor allem die Namen von
Freunden, von getreuen und unge-
treuen: Schaefer, »Reinacher, Kneip,
Woehrle, Brües, Bhrler, Jaques. Jeder
dieser Namen hat für den einsamen
Mann in der 122ten Straße eine ge-
heime Geschichte in der «ich die Lite-
ratur, aber mehr noch die Politik und
noch mehr der deutsche Mensch der
letzten fünfzig Jahre spiegelt. Unsere
deutsche Tragödie —das ging mir lang-
sam aus diesen Nachtgesprächen auf —
kann niemand so schmerzlich klar se-
hen als ein deutscher Jude, der dieses
Land mit dem Herzen eines Dichters
geliebt hat. Als mir Jakob Picard er-
zählte, wie der Dichter Mombert,
ebenfalls im letzten Augenblick, als
ein Gejagter das Land seiner Liebe
verließ — er starb dann jenseits der
Grenze — da wußte ich, wen ich hier
in New York zurückließ, einen von den
Hunderttausenden, denen die deutschen
Antisemiten die Heimat gestohlen ha-
ben, aber einen, der selber sein Herz
dem Haß verschlossen hat — und dar-
um noch Gedichte in seiner Mutter-
sprache schreiben kann.
Geburt und Tod
Von Ricarda Hudi
„Wenn ein Kind geboren wird**, sagt
Luther, „sehe ich Gott auf frischer Tat.**
Ein sdiönes Wunder begibt sich: im
Schöße der Mutter hat sich ein kleiner
Mensdi gebildet und arbeitet sidi aus
der dunklen Höhle, in der er reifte, ans
Lici^it. Staunend betrachtet die Frau
das zarte Gebilde, das Kind, beglüdct
und besorgt zugleich: vollendet liegt
das kleine Ebenbild da mit beweglichen
Cllcx^tiTi • uiiO klaren GesJditszügen;
aber ob die dunkelsdiimmemden, ziel-
los blickenden Augen sehen? Ob es bei
einem Geräusche den Kopf wendet, ob
es hört? Ob die Organe dieses zier-
lichen Körpers richtig arbeiten? Denn
sie, die Eltern, haben es ja nicht ge-
madit, obw^ohl es von ihnen stammt, es
ist eine Gabe, gesdienkt von einem, der
Wunder tun kann.
Den aufmerksamen Menschen der
Vorzeit ist nicht entgangen, daß jedes
Jahr ein ähnliches Wunder in der Na-
tur geschieht; aus winzigen Samenkör-
nern, die in die Erde gesenkt werden,
erwachsen Halme, Stauden, Bäimie, die
Frudit tragen und Völker ernähren.
Die Samenkörner sind in der dunklen
Erdhöhle geborgen wie der Keim des
Kindes im Sdioße der Mutter, der Him-
mel sendet Sonnenschein, Tau und Re-
gen, damit die Pflanze wadise. Him-
mel und Erde, Gott und Göttin, sind
Vater imd Mutter. Urano5 und Gäa
werden von den Griedien als das erste
Ehepaar betraditet und deshalb bei
Eheschließungen angerufen. Bei allen
alten Völkern waren bei der Hochzeit
Gebräuche üblich, die sich auf den Vor-
gang der Fruditbarkeit in der Natur
bezogen und der jungvermahlten Frau
„Die Welt Werner Bergengruens"
Von Theoderidi Kampmann / In der Sammlung »Gestalt und Werk*
Die von Wilhelm Grenzmann Im Ver-
lag der J. Schneiischen Buchhandlung
herausgegebene Sammlung „Gestalt und
Werk" kommt gewiß einem echten Be-
dürfnis entgegen, nämlich dem Verlan-
gen nadi gültiger Ausdeutung besonders
begnadeter menschlicher Bekenntnisse.
Wenn die Interpretation dann noch im
Hinblick auf die gegenwärtige geistige
Situation gewagt wird, darf sie als eine
wertvolle Hilfe für alle angesehen wer-
den, die in den Wirrnissen unserer Zeit
um Klarheit bemüht sind.
Diese Suchenden sollten auch an dem
Werk Werner Bergengruens nicht
vorbeigehen, denn es gehört zu den
Zeugni.ssen universaler Lebensbewäti-
gung, die durch ihre exemplarische Be-
deutung hervorragen. Bergengruen ist
ein nüchterner Verfechter verbindlicher
Ordnungen, die er im Wandel der Er-
scheinungen gewahrt sehen will. Damit
aber tritt er in eine Problematik ein.
der höchste Aktualität zukommt, denn
wir sehen ja heute immer wieder die
Unzulänglidikeit jeder durch Mensdien
errichteten Ordnung. Es ergibt sidi des-
halb die Frage nach der Autorität, durch
die alle Gesetzmäßigkeit let/tgülticje
Legitimation empfangen kann. Die Ant-
wort gibt Bergengruen durch den Hin-
auf das Urbiki des Reiches Gottes,
dem die irdisdie Ordnung entgegen
wadisen soll. Dann kann sie trotz ihrer
Unvollkommenheit der Erneuerung der
Welt den Weg bereiten.
In dem Büdüein über die Welt Ber-
gengruens, dem 7. Band der erwähnten
Sammlung, übernimmt Theoderich
Kampmann die Aufgabe des Inter-
preten. Seine übersichtlich gegliederte
Arbeit läßt dem Dichter volle Gerech-
tigkeit zuteil werden. Der Zweck, eine
verständliche Einführung in das Werk
Bergengruens zu bieten, wird durchaus
erreicht und auch solche Leser, die den
Dichter noch nicht kannten, sind nach
Beendigung der Lektüre gut informiert.
Die Deutung Kampmanns zeichnet sich
besonders durch ihre bescheidene Grund-
haltung aus. Eine bedeutsame Ergän-
zung erfährt die Interpretation noch
durch ein Nachwort, in dem der Dich-
ter selbst in eigener Sache spricht.
Die Sammlung „Gestalt und Werk"
entspringt einem glücklichen Gedan-
ken, und es darf wohl der Wunsch
ausgesprochen werden, daß sie im bis-
herigen Sinne fortgesetzt werden möge
iamit durch sie auch weiterhin ein
vichtiger Dienfit an dory Menschen die-
ser Zeit getan werden kann.
Gerhard Aretz
Kindersegen wünsdien und mitteilen
sollten.
Ein lieblidies Licht der Hoffnung um-
spielt das Wunder der Geburt. Mann
und Frau sehen ihren Bund gesegnet,
durch ihr Geschenk hat ihn die Gott-
heit besiegelt Sie sind nun eine Fami-
lie; so wie sie zu ihren Eltern vertrau-
end und verehrend aufgeblickt haben,
werden Kinder zu ihnen a-'fsehen, ihre
Kinder "werden, wenn .-**. gestorben
9ind, ihnen die Pflicht des Begräbnisses
leisten, ihnen Honig, die Speise der
Unsterblichkeit, opfern, ihnen den Weg
in das unbekannte Jenseits bereiten.
Denn dieselbe Allmadit, die das Wun-
der der Geburt tat, vollzieht ein ande-
res, ein grauenvolles Wunder, das des
Todes; sie nimmt zurüde, was sie ge-
geben hat. Der Mensch stirbt wie die
Blumen, die Halme, die Bäume sterben.
Furditbares Erleben: die Gestalt, die
sich kräftig bewegte und in blühender
Farbe glühte, liegt still wie Stein, die
liebkosende, die hilfreiche Hand ist er-
starrt, das geliebte Antlitz ist fremd ge-
worden in der entsetzlichen Erhaben-
heit der ewigen Ruhe.
Von allen Urphänomenen sind die der
Geburt und des Todes diejenigen, die
uns am allgemeinsten mit der Gottheit
verbinden. Nicht jeder ist musikalisch,
nidit jeder hat Sinn für das Schöne,
und mancti einer hat ein stumpfes Ge-
wissen; aber jeder wird geboren, und
jeder stirbt, jeder wünscht sich Kinder
und funiitet den Tod und weiß, daß er
in Beziehung auf beides abhängig ist
von einer höheren Madit, auf die er
nur durdi Gebet wirken kann. Wir
können uns kein Kind erzwingen, wir
können es nur empfangen von einem
Geber, der gibt, wann es ihm gefällt,
und "wenn ein höherer Wille uns von
der Erde abruft, müssen wir folgen.
Wie wir au3 dem Nichts herausgeführt
sind, werden wir wieder in das Nidita
zurückversenkt, wir, die wir glaubten,
der Mittelpunkt einer Welt zu sein, mit
dem die Welt 2aisammenstürzt. Nur der
hinter dem Schleier des Tode» verbor-
gene Gott, zu dessen Ebenbild wir ge-
schaffen sind, läßt uns hoffen, daß un-
ser Ich an der Fülle seines Lebens teil-
habe. An der Grenze unseres Erdenda-
seins wird sidi immer wiader, wenn
wir auch unfähig sind, uns die Form
eines Jenseitigen vorzustellen, die sehn-
süchtige Frage und das stolze Bewußt-
sein erheben: et ultra.
Aus: „Urphäncxme", Atlanti»-Veilag, Frei-
burg'Breisgau.
<f ^me
Der französische Schauspieler Sascha
Guitry erklärte einer jungen Schau-
spielerin auf die Frage, wie man sich
meinen Charme bewahren könne:
„Denke immer daran, auf irgendeine
Weise heiter zu bleiben. Denn wenn du
traurig bist, wirst du unschön; wenn du
unschön bist, wirst du verbittert; wenn
du verbittert bist, wirst du unliebens-
würdig, und eine unliebensxcürdige
Frau hat niclits — weder Freunde^ noch
Liebe, noch Zufriedenheit. Devka ihr
fehlt 4et Cborme*
Guter Wein im fatsdien Glas
f,Der fröhlidic Weinberg'' — ein Film von Eridi Engel
Wenn der deutsche Film in Rhein, Liebe und Wein macht, geht man
am besten gar nicht erst ins Kino. Langweilen kann man sich daheim
billiger. So war es jedenfalls bisher, und auch dieser neue Film um
Zuckmayers „Weinberg" stimmt nicht unbedingt fröhlich. Nicht daß er
etwa Langeweile verbreiten oder gar unkünstlerisdi-platte Unterhaltung
geben würde. Nein, seine Gestaltung ist in ihrer Lauterkeit durchaus
ernst zu nehmen — aber dennoch. Zwei Namen von Rang und Klang, die
dem Filmwerk sein Gepräge verleihen sollten, finden nicht recht zuein-
ander. Zuckmayer ist zur Zeit unser gewandtester, vielleicht sogar
bedeutendster Bühnendichter und Erich Engel ein nicht minder her-
vorragender Spielleiter — doch ihr Zusammenwirken ließ einen „Wein**-
film erstehen^ der zwar Geist, aber keinen Weingeist hat. Die Zuckmayer-
sehe „Blume** ging in Engels „kalter Ente" verloren. Das hat seine tieferen
Urscu^hen.
„Der fröhliche Weinberg" ist Zuckmayers erster großer Erfolg gewesen.
Mit diesem volkstümlichen Lustspiel, dessen saftig -kernige Natürlichkeit
zunächst mandien Theater skandal hervorrief, gelang ihm ein Repertoire-
stück von kaum zu überbietender Beliebtheit. Dabei sind die Verwick-
lungen, die er kunstvoll um die Figur des verwitweten Weingutsbesitzers
Gunderloch und dessen Haushälterin Annem,arie, um Klärchen, Jochen
Most und Knuzius konstruierte, gar nicht einmal so sehr originell. Die
nach dem Muster des bürgerlichen Lustspiels gearbeitete Liebesintrige
hätte unter den Händen eines unbedenklichen Stückeschreibers ebensogut
in die handfeste Kunstfertigkeit des bloßen Schwanks einmünden können.
Hier aber wurde ein echtes Lustspiel von komödiantischer Prallheit dar-
aus, ein Stück, in dem Zuckmayer das warmherzig -menschliche Empfin-
den des Rheinländers und den dionysischen SöimeU der rheln-hessisäieix
Landschaft zu einem Ganzen verbindet, dessen sinnenhafte Gelöstheit,
dessen glückliche Heiterkeit in rielem an die Erzeugnisse kostbarer
Volkskunst erinnert. Eine gutartige Daseinsfreude ist darin, deren ge-
lassenes Selbstvertrauen fast heidnisch wirkt. Alles riecht nach Brot,
Erde und Wein. Die Personen sind weder Gliederpuppen noch Marionet-
ten. Sie sind „rund" und vital; in ihren Charakteren ist dieselbe einfache
Gewalt, dieselbe elementare Kraft und die gleiche natürliche Heiterkeit,
die das Gesicht der sie umgebenden Landschaft bestimmt. Ihr Humor ist
nicht aus der Situation, sondern aus ihrer GrundJialtung entwickelt. Er
mag mitunter derb und vielleicht sogar gewagt sein, doch vie fehlt ihm.
jenes Quentchen Güte und Selbsterkenntnis, das den Menschen erst be-
fähigt, m,it sich und seiner Umwelt ins Gleichgewicht zu kommen.
Diesen solchermaßen vorgeformten Stoff, der sich zwangsläufig moderni-
sierende Zutaten und abschwächende Einschiebsel gefallen lassen mußte,
gab man zur Verfilmung in die Hände Erich Engels. Das konnte nicht gut
gehen, zumal Erich Engel ein Spielleiter ist, dessen künstlerische Stär-
ken auf ganz anderem Gebiet liegen. Er ist der typische Vertreter einer
Regieauffassung, die von der ratio ausgeht. Nach experimentellen Thea-
terinsrenierungen, die das expressionistische Denkspiel wie auch selten
gespielte Klassiker in neuem Lichte erscheinen ließen, hat er sich auch in
filmischer Hinsicht einen festumrissenen Regiestil erarbeitet, dem Klar-
heit und Logik über alles geht. Der kühle Atem seiner skeptischen In-
tellektualität ist der prallen Lebensfülle und der Gefühlswärme der Ge-
stalten Zuckmayers nicht sonderlich gut bekommen. Hier war nichts zu
konzentrieren. Seine Empfindlichkeit gegenüber falschen Herztönen hat
ihn hier in die Irre geleitet, und der üppige Schwung des dichterisch Ge-
wachsenen, das Sinnenhaft-kräftige der Diktion wurde als unnötines Or-
nam,ent verworfen. So kam ein, was Schau Spieler führung und Überwa-
chung der Dialoge anbetrifft, außerordentlich präziser und sauberer Film
zustande, der leider vnit Zuckmayers Atmosphäre zu wenig gemein hat.
Das Ganze ist zu vegetarisch geraten und entbehrt der saftigen Diessei-
tigkeit.
Es ist schade um den Film. Hier hätte ein stilistisch selbständiges
deutsches Filmlustspiel entstehen können. Freilich hätte man dazu nicht
nur einen guten, sondern den richtigen Re0sseur gebraucht. So
wurde ein untauglicher Versuch am tauglichen Objekt daraus.
Günter Eb ert
Blkk vom MhMien HMibcir
Seite 8 — W, Januar 1^3
DAS FBEIE WORT
Nr. 2 — 4. Jalhrgaoc
Der glückliche Prinz / von o^ar wSde
Hoch über der Stadt stand auf hoher
Säule das Denkmal des glücklichen
Prinzen. Es war ganz bedeckt mit
dünnem, feinem Blättchengold, trug
als Augen zwei funkelnde Saphire, und
am Schwertknauf glühte ein mächtiger
Rubin.
Alle Leute bewunderten das herr-
liche Standbild.
„Nimm dir ein Beispiel an ihm",
mahnte die Mutter ihren Jungen.
„Schön, daß es jemanden gibt auf die-
ser Welt, der ganz glücklich ist", mur-
melte ein alter, vom Leben enttäusch-
ter Mann. „Grad wie ein Engel sieht
er aus", meinten die vorbeikommen-
den Waisenkinder, denn solche Engel
sahen sie in ihren Träumen.
Eines Abends kam ein Schwälbdien
über die Stadt geflogen, das sich auf
der Reise nach Aegypten verspätet
hatte.
„Hier ist ein schönes, luftiges Plätz-
chen", rief es, als es das Standbild auf
der mächtigen Säule sah, und ließ sich
zwischen den Füßen des glücklichen
Prinzen zur Nachtruhe nieder.
„Ein goldenes Schlafzimmer hab' ich",
sagte das Vöglein leise und steckte den
Kopf unter die Flügel.
Da fiel plötzlich ein schwerer Was-
sertropfen nieder.
„Wie seltsam" rief es verwundert,
„am Himmel ist doch kein Wölkchen zu
sehen! Ja, das Klima hier im Norden
i»i nicht, sdiön."
Da fiel ein zweiter Tropfen.
„Was soll mir denn so ein Stand-
bild nützen, wenn es nicht mal den Re-
gen abhalten kann?" Die kleine
Schwalbe war ganz unwillig und wollte
eben weiterfliegen, da fiel ein dritter
Tropfen! Und als sie nun zum Denk-
mal hinaufblickte — ach, was sah sie!
Die Augen standen voll Tränen, imd
die Tränen rannen die goldenen Wan-
gen herab.
„Wer bist du?" fragte die Schwalbe
voll Mitleid.
^Ich bin der glückliche Prinz."
„Und warum weinst du denn so bit-
terlich?"
„Als ich noch lebte und ein mensdi-
liches Herz hatte", kam die Antwort,
„da wußte ich nichts von Tränen, denn
Notizen
Von Karel Capek
Ich kannte einen Schrijtsteller, der
gestand mir, er sei nur deshalb zu sei-
nem Beruf gekommen, weil sich zu-
Sällig einm,al ein Berg weißen Papiers
vor ihm auf dem, Schreibtisch auf-
türmte. Da fiel ihm ein, daß er es am
besten loswerden könnte, wenn er es
beschriebe. So entstand das Manuskript
seines ersten Romans. Er hatte Erfolg.
Die nächsten schrieb er schon auf der
Schreibmaschine.
Wir erhielten einmal von einer Frau
ein längeres Gedicht eingesandt. Es wa-
ren die Verse eines berühmten Dichters,
wortwörtlich abgeschrieben. Wir waren
wütend über den versuchten Betrug und
luden die Einsenderin mit einem
freundlichen Brief zu einem Besuch ein,
um ihr die Meinung zu sagen. Aber es
icar entwaffnend: „Sehen Sie mxil, mir
hat das Gedicht so gut gefallen, daß ich
es fünfmal abschrieb und an die Zei-
tungen sandte. Sie sollen au<^ wissen,
wie schön es ist." So müßte m^n Ge-
dichte lesen. Vielleicht war in diesem
reinen Herren mehr Poesie als in man-
chem Dichter.
Irgendwo in den Alpen las ich einmal
die Inschrift: Glücklich ist nur, wer
ohne Glück glücklich sein kann.
Vielleicht ist das der Gipfel der Le-
bensweisheit, den ein Mensch erreichen
kann.
0
Wenn die Leute doch einsehen woll-
ten, daß ein einziges Wort ein ganzes
Gedicht und eine einzige Seite Prosa
einen dicken Roman aufwiegen können!
Schade um die Zeit, Ballast zu schaffen
und meterweise Papier zu verbrauchen.
Man dürfte nur den Rand einer Zel-
fiinn beschreiben, das nntiqt ziir Kürze:
dnnn vergHiimt m.nn n^irh nicht so viel
vom, Lebrn.
Aus dem Tschechisdien von Julius Mader
ich lebte In meinem Palacte, der ,Ohne-
Sorge' hieß. Meine Hofleute nannten
mich nur den glücklichen Prinzen —
und ich war wirklich glücklich. Und
jetzt da ich tot bin, haben sie mich hier
so aufgestellt, daß ich alles Häßliche
und das Elend meiner Stadt ©ehea
kann. Mein Herz ist zwar aui Blei,
aber ich kann doch nichts tun aU mir
weinen."
„So ist er also doch nicht durch und
durch von Gold", meinte die Schwalbe
bei sich selbst.
„Weit von hier", fuhr da« Stand-
bild fort, „steht ein armseliges Häus-
chen. Ich sehe eine Frau am Tliche
sitzen, verhärmt und mit schmalem
Gesicht, die Hände ganz zerstochen
von ihrer Nadel; sie ist eine arme
Näherin. Im Bettchen in der Ecke
liegt ihr kleiner Junge, er hat «chwe-
res Fieber und verlangt nach Apfel-
sinen. Aber «ein Mütterchen kann Ihm
den Wunsch nicht erfüllen. Muß der
kranke Junge da nicht weinen? Ach,
mein Schwälbchen, willst du nicht mein
Bote sein? Bring der Mutter den Ru-
bin au« meinem Sdiwertknauf. Ich
kann mich ja von der Säule hier nicht
entfernen.**
„Ich muß weiter, nach Aegypten",
sagte die Schwalbe, aber der Prinz
fuhr fort mit seinem Bitten. „Der
Junge hat doch so sdirecklichen Durst,
und die Mutter ist so traurig.**
„Jungens mag ich sow^ieso ni<iit lei-
den", erklärte die Schwalbe, „erst im
letzten Sommer haben zwei solche
rohen Bengel mit Steinen nach mir ge-
worfen."
Aber der glückliche Prinz blickte so
traurig drein, daß die Schwalbe Mitleid
bekam. „Es ist ja zwar kalt hierzu-
lande", erklärte sie, „aber idi bleibe
über Nacht und will dein Bote sein.**
„Ich danke dir, kleine Schwalbe",
sagte der Prinz.
Und sie pidcte den Edelstein aus des
Prinzen Sdiwert und flog damit über
die Dächer der Stadt und zum Hause
der armen Frau. Der Junge hustete
in seinem Fieber: die Mutter war vor
Uebermüdung eingeschlafen.
Neben den Fingerhut legte die
Schwalbe den kostbaren Rubin auf den
Tisch, schwebte um« Bett und fächelte
dem Kinde mit sanftem Flügelschlage
die Stime. „Ach, diese Kühle w^ird
mich gesund machen", flüsterte e«, und
sank in süßen Schlaf.
„Wie seltsam", meinte die Schwalbe
zum Prinzen, als sie ihm von ihrem
Botenfluge berichtete, „jetzt ist mir
ganz warm, und dabei ist es doch so
kalt heute."
„Das kommt, weil du etwas Gutes
getan hast", sagte der Prinz.
Als der Mond aufstieg, wollte die
Schwalbe sich auf die Weiterreis« ma-
chen. „Jetzt geht's los, Prinz, nach
Aegypten, rief sie fröhlidi.
nAÄ, mein Schwälbchen, willst du
laicht noch eine Nacht bleiben und mein
Bote «ein? Ich «ehe dort drüben einen
jungen Menßchen In «emer Dachlcam-
mer titzen. Er art)eitet an einem
Theaterstück und kann vor Kälte kaum
die Feder führen "
„Ich bleib«", sagte die Schwalbe ent-
schlossen.
»So nimm einen Saphir aus meinen
Augen. Der junge Dichter soll sich
davon Nahrung und Feuerholz kaufen I"
Da pickte sie des Prinzen Auge aus
und legte es dem jungen Menschen
neben seinen Strauß verwelkter Veil-
chen, ^etzt kann ich mein Stück
vollenden!" rief der Dichter und
blickte ganz fröhlich drein.
AI« der Mond au&tleg, kam die
Und dann flog sie auch über die
Stadt und berichtete dem Prinzen von
allem, was sie dort sah. Und als sie
v^ der Not erzählte, die unter den
AiTnen herrschte, da hieß er sie das
feine Blattgold, das ihn bedeckte, ab-
lösen und den Armen bringen.
Das Schwälbchen tat nach seinem
Wunsche und verschaffte vielen Men-
schen Brot.
Doch dann kamen Schnee und Frost,
und es halte Mühe, sich warm zu hal-
ten, indem es mit den Flügeln schlug.
Schließlich hatte es nur noch so viel
Kraft, noch einmal auf seine Schultern
ZU flattern. „Leb wohl", sagte es,
l<üßte ihn auf die Lippen und — fiel
tot zu seinen Füßen nieder.
In diesem Augenblick vernahm man
einen seltsamen Laut; Des Prinzen
bleiernes Herz war entzweigeborsten.
Ja, der Frost war wirklich streng.
Tags darauf spazierte der Bürger-
meister mit ein paar Stadträten am
Denkmal vorbei. »Wie schäbig der
Sdiwalbe, un\ Lebewohl zu sagen.
„Ach, kannst du bei mir nicht noch
eine Nacht bleiben?** bat der Prinz.
„Dort unten auf dem freien Platz
steht ein kleines Streichholzmädel.
Ihre Ware ist ihr in den Schmutz ge-
fallen, und nun wird der Vater sie
schlagen, wenn sie kein Greld heim-
bringt!"
„Es ist Winter, und bald wird es
Schnee geben!" entgegnete sie. „Doch
ich will nodi eine Nacht bei dir blei-
ben. Dein zweites Auge aber kann ich
dir nidit auspicken, denn dann wärest
du ja ganz blind!"
Doch dann tat «ie nach seinem Be-
fehl und brachte dem aimen Mädchen
den Edelstein.
»Jetzt bist du blind", sagte das
Schwälbchen, »ich werde immer bei dir
bleiben!**
Der Print wollte es nidit leiden, aber
•ie saO fra^^n auf meinen Schultern
und erzÄhlle ihm von ihren Reiseer-
lebniasfn, vom Nil und von der
Sphinx und von den Wüstenkarawanen
luxl vielen Wundern Afrikas.
glückliche Prinz ausschaut", meinten
sie, „der Rubin ist aus dem Schwert-
knauf gefallen, und Augen und Ver-
goldung sind fort: er sielit ja aus wie
ein Bettler."
„Und dort liegt ein toter Vogel zu
seinen Füßen. Wir müssen eine Ver-
ordnung erlassen, daß Vögel hier nicht
sterben dürfen!"
Da beschlossen die Stadtväter, das
Standbild einzuschmelzen, und sie
konnten sich nicht darüber einigen,
was mit dem Metall geschehen sollte.
Jeder war dafür, daß man ihm selber
ein Denkmal daraus mache.
„Seltsam", sagten die Arbeiter beim
Schmelzofen, „dieses geborstene Herz
will nicht schmelzen. Wir müssen es
fortwerfen.** Und so warfen sie es auf
einen Abfallhaufen, wo auch das tote
Sdiw^älbchen schon lag.
Eines Tages befahl Gott einem Engel.
«die awei kostbarsten Dlinge aun der .
Stadt zu bringen. Und der Engel brachte
ihm das bleierne Herz und den toten
VogeL
»Du hast gut gewählt", sagte Gott.
Unterwegs auf der Landstraße
Der Wind spielt mit den kahlen
Ästen der Bäume. Die Telegraphen-
stangen surren Ihre eintönige Melodie.
Die Landstraße kennt Schicksale von
Heimatlosen, Entwurzelten und Land-
streichern, die uns, den Bürgern, Seß-
haften und Wohlgeborgenen, unbekannt
sind.
Wir nehmen keinen Anteü an der
grauen Kette, die zwischen den Städten
unstet ihr Leben fristet; die dahingeht,
namenlos und ungekannt. Aus dem
dämmerigen Morgen lösen sich die Ge-
stalten, und im dunkelnden Wald ver-
lieren sie sich, nicht gefragt nach Ihrem
Weg und nicht von sich redend. Sie ge-
hören zum gewohnten Bild det Alltags.
Manche erzählenswerte Einzelheit
könnte man von jedem aus dieseni
Heer der Wurzellosen berichten, manche
belustigende Begebenheit und manch
ergreifendes Geschehen aus diesem Auf
und Ab einer Lebens geschichte; denn
sie sind — die Landstreicher — ge-
sprächig und vertrauensvoll, wenn man
«ie draußen trifft.
Nun, wo die Tage kürzer geworden
sind, wo ein dunstiger Morgen der wol-
kendurchzogenen Nacht folgt, wo die
Sonne taE^s nicht mehr wärmt, und der
AkK'nd sich früti mit seinem Tau auf
Felder und Wiesen legt, welkt mit den
Von Heinz Bläser
Blättern auf den Bäumen die Poesie
der durchlöcherten Hosen und s^erris-
eenen Schuhe. Schwere Gesichter tra-
gen sie statt der sorglosen Mienen.
Mutlos schlendern sie dahin, die Hosen-
beine in die Stiefel gesteckt und die
Hände tief in den Taschen.
Wenn ade nicht zu den Mutvollen und
gänzlich Heimatlosen zählen, die sich
beizeiten wie die Zugvögel nach Süden,
zum Balkan oder nach Spanien auf-
machten, Ißt ihr Leben beschwerlich
und ermüdend. Wohl sind die Leute,
bei denen sie anklopfen, im allgemei-
nen zugänglich und mitleidig, aber es
ist so manches, das sie verdrießlich
macht öd und einsam liegen die Fel-
der. Kalt und fn»tig knarrt es im Aßt-
werk der kahlen Bäume. Und ein paar
aufgescheuchte Krähen fliegen mit mat-
tem Flügelschlag hungrig krächzend
über die nebelfeuchte Erde.
Hat der Landstreicher dann noch
keine Bleibe in einem Arbeitshaus ge-
funden, dann schleicht er, wenn es
Nacht geworden, durch die Stadt.
Überall lauscht er, überall blickt er
fiuchend um «ich. In dem fahlen Later-
nenlicht der kleinen Gassen kannst du
seinen Schatten «eben, wie er sich
ängstlich an nackten Häuserfronten
entlang schleicht
Dann und wann stockt «ein «chJep-
pender Sehritt. Radiomusik plärrt hin-
ter einem dichtverhängten Fenster.
Lachen, Gläser und Tellergeklirr dringt
verhalten zu ihm. Und er preßt sein
Geeicht gegen die Scheiben, um durch
die Ritaen der Vorhänge blickgierig in
das Zimmer sehen zu können. Er fühlt
sich einsam und veri aasen, ausgesperrt
von der menßchlichen Gemeinschaft,
deren Brosamen er aufliest
Vor dem breites^ Kellerloch einer
Backstube zirpt unaiÜ^rlich ein Heim-
chen. Es klingt so geborgen und häus-
lich. Kein erhelltes Fenöter mehr in
den schwarzen Mauerreihen und ge-
spenstisch aussehenden Fassaden, die an
^ne friedlichere Zeit erinnern. Alles
schläft. Von einem Kirchturm fallen
nilt großen Pausen elf nebel verfangene
Schläge in die «chlafende Stadt —
Ja. wenn es erst Sommer wäre. Som-
n^er und die hellen Nächte mit den Lie-
bespaaren. Leichter ist dann das Leben
und die Natur ersteht verjüngt. Hinter
jeder H0>cke kann m«n sich dann nachts
hinlegen und nichts braucht man. um
sich wohlTufühlon, al» die .stern^er-
löcherte, luftig-dünne Decke des Him-
mels, das Murmeln des Flusses, die
Zwiesprache mit dem Frühlingswind.
Jeden Abend leuchtet das erlöschende
Rot der sinkenden Sonne, und jeden
Morgen -wuchtet das brandende Wogen
des ßteigenden Lichts empor, das sich
rauschend und sinnbetörend über den
milchig-matten Himmel ergießt. Und die
Erde atmet wieder.
Aber nun, wo der Boden gefroren ist.
wo allea Leben der Natur erstarrt zu
sein scheint, wird der Ruhelose stiller
und bedrückter. Der feine, tagelang an-
haltende Regen zieht durch das Land,
und über die Städte ist ein großes,
bleiernes Tuch gebreitet. Die Kleider
trocknen nicht mehr am Leibe, und das
Gras am Wegrain ist klamm und feucht.
Ein Auto, dad hochmütig vorbeischießt,
ißt ein unliebsamer Gruß aus einer an-
deren, fernen Welt. Kot und Dreck
spritzt es aus den aufgew^eichten Pfützen
in sein Gesicht, und der übermütig
hüpfende Talisman im Rückfenster
grinst hämisch hinterher, bis sich wie-
der beide im Regen verlieren.
Der Wind spielt mit den kahlen
Ästen. Die Telegraphenstangen surren.
Die Landstraße trägt Schicksale, von
denen wir nidits wissen. —
Der Sturm reißt Äpfel aus den Kro-
nen der Bäume am Straßenrand, gleich-
viel ob sie reif oder unreif sind. Der
Wagen des Lebens geht über sie hin.
Wer spricht davon. —
Zwischen den großen Städten stehen
die Telographen.-^tangen. Das rastlo.se,
geschäfti'jo Surron tönt \vf»iter. unbe-
teiligt dafür, wa.>^ unter den Drähten
geschieht.
BLICK IN BÜCHER
.Der Meister"
Von Max Brod I Verlag C. Bertelsrruiain,
Gütersloh
•Der 70jährige Max Brod hat in seinen
Bomanen und Novellen schon mehrmals gro-
ße jüdische Gestalten beschworen. Wir nen-
nen hier nur »Tycho Brahes Weg zu Gotf
und „Ileülbeni, Fürst der Juden". S'ein« Al-
terftdichtung .4>er Meister" darf als die gei-
stige und künstlerische Krönung seines Le-
benswerkes angesehen werden. Hier «etzt
sich ein Jude unserer Tage mit der Gestalt
des Jeschua (Jesus) auseinander, des Mei-
sters, der die eigene Epodie erschütterte und
die Welt umwandelte. Brod sieht, ausgestat-
tet mit allen historischen Kenntnissen, aber
do<*i freischaltend und auseinanderliegende
Ereignisse zusammenziehend, den Wunder-
baren mensdilich, und zwar durdi den Grie-
chen Mel eagros, Jesu Ziehschweetcr
Schoschana und den Nihilisten Jason,
der als Judas Isdiarioth in die Gesdii<i)(te
einging. Brod schaltet in aller Freiheit! er
rückt zweitausend Jahre alte Probleme in ^n
modernes Ucht und stellt vor unser Auge
eine Welt in fiebriger Erwartung, dei«n
Mitte der Künder einer umstürzenden L-ehre
ist. Der Diditer unterscheidet scharf zwi-
«iien der in Palästina herrschenden S<äii<iTt,
die Jesus kreuzigen ließ, und dem jüdisdien
Volk, das von alledem nichts wußte und das
dodti dadurdi schweren Anschuldigungen
und Verfolgungen ausgesetzt war: „Das Volk
ist rüdit schuld am Tode eines aeiner besten
Söhne, einige wenige nur sind es, die «tun,
was man ihnen ansdiafft", das Volk hat gar
keine Ahnung von dem was vorgeht! — Das
Werk ist für den Christen und Juden eljenso
bedeutsam, wie für den, der keäner ReKglon
angehört: dem einen wird der Mensch
Jesus in seiner Würde und Hoheit näherge-
bracht, der andere vielleidit durdi das Mit-
erleiben seines indischen Wirkens zum Gött-
lichen zurikckgeführt — X—
.Wie Schatten dahin ..."
Von Hartzell Spencer I Dikreiter Ver-
lagsgesellschaft m. b. H., Freiburg i. Br,
Hartzem Spencer ©öiildert in seinem
Bucii, das in den U^'A bereits zum Bestseller
»wurde, die Entdedcung des gewaltigen, nocii
heute tefilweaae unercdüossenen Amazonen-
stromes dur<di den spanis<iien Konquistador
Franzisco Orellana , der sich, nicht in das
Bibd der grausamen Cortez und Pizarro ein-
fügt, sondern der sein Abenteuer als Auf-
trag Gottes ansah: er will nicht die Unter-
drüdtung fremder Völker durdi geistige und
militärische Gewalt, sondern ihre Hinfüh-
rung zu den <iiristli(iien Idealen. Ihm
stiiwebt ein freies Land vor, In dem „Gene-
rationen jetzt und In der Zukunft si<4i tref-
fen, miteinander reden und frei handeln
können — frei von dem Aberglauben, dem
Haß, der Eifersudit und der Voreingenom-
menheit der Alten Welt". Er sucht die
arreundschaft der Eingeborenen, ihr Vertrau-
en, die ihm wertvoller s<±ieinen als alle
ßdiätze des Goldlandes Eldorado, das sie ur-
sprünglich EU finden hofften. Orellana war
mit diesen Gedanken, wie Spencer in einer
Erklärung betont, seiner Zeit weit voraus.
IDie von ihm ausgearbeitete Denkschrift über
die Kolonisation der neuentdeckten Gebiete
gilt noch heute eis mustergültig. Er sdirieb,
daß „es weder jetzt no<ii zu irgendeiner an-
deren Zeit gereiiit sei", in den neuen Gebie-
ten Sklaven zu halten. Das Eigentum der In-
dianer möisse geachtet werden; niemand
dürfe zur Arbeit gezwungen w^erden. Er for-
derte die Spanier auf, durdi christlldies Bei-
spiel die Ergebenheit der Völker zu gewin-
nen. Freiheit des Eigentums, Freiheit der
Person, Freiheit des Geistes! Die Thesen
Orellanas konnten bis heute nicht verwirk-
lidit werden. Sie sind zwar 1949 in der De-
klaration der Menschenredite niedergelegt,
aber längst nicht überall realisiert . . . Das
IBuch Stpencers ist kein Abenteuerroman im
üblichen Sinne, sondern eine lebendige Bio-
graphie eines der unbeachteten Schrittma-
cher der Humanität. — ^nd
Zwei Jungenkalender
Wie in jedem Jahr, so hat der Deutsdie
Jugendverlag Münster audi für 1953 einen
reidihalt.gen Tasdienkalender herausgege-
ben, der jedem Jungen von 10—18 Jahren un-
entibehrlldi sein wird. Er findet wichtige Hin-
weise für Spiel und Sport, für Fahrt und
Lager, erfährt Wissenswertes aus allen Ge-
bieten der Technik und wiixl behutsam in
die Grun<llagen des politischen Lebens ein-
geführt. — Ebenso zu empfehlen ist der im
gleldien Verlag erschienene Wandkalender,
der 54 gute Photos aus dem Leben der Jun-
gen, unzählige praktische Ratschläge und
viele Erzählungen enthält. Besonders erfreu-
lidi ist die geistige Ausrichtung des Kalen-
ders: jede Woche begleiten Worte der Dich-
ter den Lebensweg des Jungen und erziehen
so zu geistiger Verantwortung und diristli-
cher Haltung. ß.
Kultur-Notizen
Auf Grund des großen Er-
folges der Fischer-Bücherei,
von deren 22 Bänden innerhalb von
11 Monaten über eine Million Exem-
plare verkauft wurden, ist jetzt die
Verlagsgesellschaft G. B. Fischer & Co.
gegründet worden, in der umianqreiche
moderne Romane deutscher und aus-
ländischer Autoren zum Preise von 7,80
bis 12,80 DM in größeren Auflagen her-
ausgebracht werden sollen um mög-
lichst vielen Lesern den Erwerb dieser
Bucher zu ermöglichen, deren Preis bis-
her meist um 20 DM lag.
Ein literarischer Aus-
/k *^^ ^** ^^^^^^d wurde auf einer
Arbeitstagunq vereinbart, zu der Ver-
treter der Heimatbexcegunq aus Olden-
burg, Ostfrieslnnd und de. Provinz
Oroningpn in Winschooten (Holland) zu-
f^ammenrjekammnv vmren A^,nerdnm
9fr7rf mechself^eitior^ fTnsfvniPf^ de- Hei-
mnthührren und eiv Siudn-ntc,j„uniausch
geplant.
4. Jalgyang
DAS FREIE WORT
10. Januar 19.-3 — Seite 11
Fremdrenten- und Auslandsrentengesetz
Von Dr. Rudolf Hoernigk, Bundesminsterium für Arbeit
I>ie sozialversicherungsrechtliche Be-
handlung der Heimatvertriebenen und
der im Bundesgebiet wohnhaften Per-
sonen, die Rentenansprüche und An-
wartschaften gegen ausländische oder
nicht mehr bestehende deutsdie Ver-
sicherungsträger der gesetzlichen Un-
fall- und Rentenversicherung erworben
haben, ist bisher im Bundesgebiet sehr
unterschiedlich und daher wenig befrie-
digend geregelt. Es bestehen landes-
und zonenrechtHche Regelungen, die
sehr voneinander abweichen und daher
insbesondere beim Wechsel des Wohn-
•itzes innerhalb des Bundesgebietes zu
Härten und Unzuträglichkeiten geführt
haben. So werden z. B. im britischen
Besatzungsgebiet Rentenansprüche die
gegen ausländische Versicherungsträger
erworben wurden, überhaupt nicht be-
rücksichtigt, dagegen werden Renten,
die auf Ansprüchen gegenüber Sudeten-'
deutschen Versicherungsträgern beru-
hen, dessen Leistungen seiner Zeit von
der deutschen Angestelltenversicherung
übernommen worden sind, einschließ-
lich aller Zusatzrenten gewährt. In den
süddeutschen Ländern der amerikani-
schen Zone dagegen werden im Rahmen
der Flüchtlingsrentengesetze zwar auch
Rentenansprüche gegen ausländische
Versicherungsträger honoriert, die an
Personen im Bundesgebiet keine Lei-
stungen gewähren, aber nur soweit
diese Ansprüche nidit die Ansprüche
auf Leistungen nach den deutschen so-
zialversicherungsreditlichen Vorschrif-
ten übersteigen.
Vielfach fehlt auch die vollständige
Gleichstellung der Ansprüche der Hei-
matvertriebenen mit denjenigen der
Einheimisdien. Ein weiterer Mangel deg
geltenden Rechts ist es, daß zwar den
Vertriebenen Leistungen zur Ablösung
ihrer Ansprüche gegen ihre heimat-
lichen Versicherungsträger jrewährt
werden, jedodi Einheimisdie. die bei
denselben Versicherungsträgern An-
sprüche und Anwartschaften erworben
hatten, keine Leistungen erhalten. Auch
die Frage der Anrechnung von Renten-
anwartsdiaften, die bei Versicherun »<;-
trägem in der Sowjetzone und im Lande
Berlin erworben worden sind, ist noch
nicht einheitlidi und restlos geregelt.
Weiterhin fehlt es für im Ausland le-
bende Ansoruchsberechtigte an einer
befriedigenden Regelung. Schließlich
niliii"i"niii!inMiiiimill!llllll!llllll||ll(nil|lilll)l||lllll||lll!llllfli||!||ili|H»^
Jüdische Vermögen
enteignet
Alle ehemallgren Jüdischen VermS-
genswerte in Ostberlin, die während
der nationalsozialistischen Zeit zugun-
sten des Staates eingezogen und seit
1945 treuhänderisdi verwaltet wurden,
werden seit Beginn dieses Jahres wie
„Volkseigentum" behandelt. Zinsen auf
Hypotheken unbeteiligter Dritter wer-
den vom Januar 1953 an nicht mehr
gezahlt.
wird auch die Finanzierung der bisher
für Flüchtlings- und Fremdrenten auf-
gewandten Beträge sehr unterschiedlich
gehandhabt. Während in den Ländern
der amerikanischen Zone, die für die
Aufwendungen nach den Flüchtlings-
rentengesetzen zu zahlenden Renten zu
etwa 40Vo vom Bund übernommen wor-
den sind, müssen in d^r britischen Zone
und im Lande Rheinland-Pfalz die an
Flüchtlinge gewährten Renten ganz aus
Mitteln der Versicherungsträp«- be-
stritten werden. All diesen aus der un-
terschiedlichen Entwicklung in den ein-
zelnen Teilen des Bundesgebietes zu er-
klärenden unbefriedigenden und unzu-
länglichen Zwischenlösungen soll das
am 19. Dezember 1952 vom Bundes-
kabinett verabschiedete ,.Fremdrenten-
und Auslandsrentengesetz" ein Ende
bereiten und für das gesamte Bundes-
gebiet in diesen Fragen einheitliches
Recht schaffen.
Einheitliches Recht
Das Gesetz soll vor allem erreichen,
daß die sozialversicherungsrechtliche
Behandlung der in das Bundesgebiet
und das Land Berlm zugezogenen Ver-
triebenen vereinheitlicht wird. Es wer-
den diesen Personen sowie Einheimi-
schen des Bundesgebietes und des Lan-
des Berlin nach gleichmäßigen Gesichts-
punkten Leistungen zur Abgeltung von
Ansprüchen und Anwartschaften ge-
währt, die sie bei nicht mehr bestehen-
den, stillgelegten oder außerhalb des
Bundesgebietes und des Landes Berlin
befindlichen Versicherungsträgern im
Bereich der gesetzlichen Unfallversiche-
rung und Rentenversicherung erworben
haben. Dabei werden Leistungsan-
sprüche und Anwartschaften Deutscher
im Sinne des Artikels 116 Abs. 1 des
Grundgesetzes sowie früheren deut-
schen Staatsangehörigen im Sinne des
Artikels 116 Abs. 2 des Grundgesetzes
sowie heimatlosen Ausländern im Sinne
des Gesetzes über die Rechtsstellung
heimatloser Ausländer im Bundesge-
biet vom 25. April 1951 (Bundesgesetzbl.
I S. 269) sowie nichtdeutscher Ehegatten
dieser Personengruppen auch berück-
sichtigt, die gegen nichtdeutsche Ver-
sicherungsträger erworben worden sind,
wenn diese Personen oder ihre Hinter-
bliebenen im Zusammenhang mit den
Ereignissen des letzten Krieges infolge
Vertreibung oder Aussiedlung ihren
Wohnsitz in Gebieten außerhalb des
Deutschen Reiches nach dem Stande
vom 31. Dezember 1937 verloren haben
oder verlieren, oder aus diesen Gebie-
ten zuir Arbeit in das Deutsche Reldi
»'ermitieW wurden oder in tier Zeit vom
30. Januar 1933 bis ni^ H. Mai 1.945 nach..
UJcisItch wegen ihnen drohender
nder 2une^-Hnfer natinvnl^o^inlintischer
Gewaltmaßnahmen auf Grund ihrer po-
HHschen Haltung, ihres Glaubens, ihrer
Weltanschauung oder ihrer Rasse aus
den genannten Gebieten gezüchtet sind
Dagegen haben alle im Bundesgebiet
wohnende Personen (Deutsche und Aus-
länder) einen LeisTungsanspruch ß^®"
nicht mehr bestehende, stillgelegte oder
in das Bundesgebiet keine Leistungen
gewährende deutsche Versicherungs-
träger (Abschnitt I).
Renten für Emigranten
Ferner werden Leistungen der gesetz-
lichen Unfallversicherung und Renten-
versicherung an Berechtigte im Ausland
unter Anpassung an die veränder-
ten staatsrechtlichen Verhältnisse in
Deutschland gewährt. Dabei sind insbe-
sondere die nationalsozialistischen Ver-
folgung smaßnahmen^ die zu einer um-
fangreichen Auswanderung in das Aus-
land geführt haben, zu berücksichtigen.
Diese Leistungen erhalten die Berech-
tigten vorbehaltlich späterer zwisclwn-
staatlicher Abkommen. Der gesetzliche
Anspruch wird hier jedoch beschränkt
auf Personen, bei denen während ihres
Sozialversicherungsverhältnisses ein ir-
gendwie gearteter Zusammenhang mit
dem Bundesgebiet bestanden hat. Im
übrigen sieht der Gesetzentwurf vor,
daß deutsche und frühere deutsche
Staatsangehörige, die sich in einem aus-
wärtigen Staat aufhalten und An-
sprüche aus der gesetzlichen Unfall-
versicherung oder I^entenversicherung
haben, jedoch dieser Anspruch nicht ge-
gen einen bestehenden Versicherungs-
träger im Bundesgebiet gerichtet ist,
die Möglichkeit haben, zur Vermeidung
von Härten Ersatzleistungen zu erhal-
ten, wenn sie darauf zur Bestreitung
ihres Lebensunterhaltes für sidi und
ihre Familienangehörige angewiesen
sind (Abschnitt II).
Personen, die früher außerhalb des
Bundesgebietes und des Landes Berlin
krankenversichert waren, eröffnet das
Gesetz die Möglichkeit, eine früher be-
standene Versicherung bei der gesetz-
lichen Krankenversicherung im Bun-
desgebiet oder im Lande Berlin frei-
willig fortzusetzen. Hierbei handelt es
sich überwiegend um Vertriebene, die
infolge der unsicheren Verhältnisse in
den ersten Jahren n?ch dem Zusam-
menbruch versäurlt haben, die frei-
willige Weiterversicherung in der Kran-
kenversicherung zu beantragen. In die-
sejn Zusammenhang wird audi durch
Änderung bisheriger Vorschriften der
Reichsversidierungsordnung Versicher-
ten, die zur Arbeitsleistung im Ausland
oder in sonstigen Gebieten außerhalb
der Bundesrepublik Deutschland sich
aufhalten, das Recht der Weiterführung
ihrer bisherigen Krankenversidierung
insbesondere zum Schutze der zurück-
bleibenden Familienangehörigen gege-
ben (Abschnitt III)
Die Aufwendungen für die nach die-
sem Gesetz zu gewährenden Leistun-
gen sollen vom Bund, von den Versiche-
rungsträgem und aus dem Vermögen
der stillgelegten Versicherungsträger
bestritten werden. Die Bereitstellung
von Mitteln des Bundes beruht auf der
Erwägung, daß es sich bei den vom
Bund zu übernehmenden Aufwendun-
gen um Kriegsfolgelasten handelt, die
nach Artikel 120 des Grundgesetzes
vom Bund gelragen werden müssen.
Während den Trägern der Rentenver-
sicherung von den Flüchtlings- und
Fremdrenten im wesentlichen die nicht
auf Versicherungszeiten im Bundesge-
biet entfallenden Rententeile vom Bund
erstattet werden, sollen die Träger der
Unfallversicherung mit Ausnahme der
landwirtschaftlichen Berufsgenossen-
schaften, der Gartenbau-Berufsgenos-
senschaft, der Feuerwehr-Unfallver-
sicherung, der I^ndesauslührungsbehör-
den für Unfallversicherung, der Träger
der gemeindlichen Unfallversicherung,
der Bundesbahn-Unfall Versicherungsbe-
hörde und des Amtes für Unfallver-
sicherung der Deutschen Bundaspost
die ihnen aus diesem Gesetz erwach-
senden Aufwendungen selbst tragen,
soweit sie nicht aus den noch verfüg-
baren Vermögen der stillgelegten Be-
ruf sgenossenschaften bestritten werden
können. Diese Regelung ist getroffen
worden, da die Unfallversicherung allein
aus Beiträgen der Unternehmer und
ohne Beteiligung öffentlicher Mittel
finanziert wird.
Der Entwurf geht davon aus, daß den
gewerblichen Unternehmern zugemutet
werden kann, in einer solidarischen
Haftung die Verpflichtungen aus Un-
fällen zu übernehmen, die in Betrieben
außerhalb des Bundesgebietes entstan-
den sind. Bei den übrigen obengenann-
ten Unfallversichc-rungslrägern handelt
es sidi entweder um süijhe, deren Auf-
wendungen ohnehin aus Mitteln der
öffentlichen Hand bestritten werden
oder um territorial gegliederte Ver-
sicherungsträger, die außerhalb des
Bundesgebietes nach 1945 vollständig
untergegangen sind. Für die letztge-
nannten besteht im Bundesgebiet kein
Rechtsnachfolger. Deshalb werden für
ihre Aufwendungen nach diesem Ge-
setz Mittel des Bundes bereitgestellt.
Durch die Aufwendungen nach diesem
Gesetz werden für den Bund Mehr-
kosten in Höhe von 305 Millionen DM
jährlich entstehen, von denen 294 Mil-
lionen auf das Bundesgebiet und H
Millionen auf das Land Berlin ent-
fallen.
Die im Gesetz vorgesehene Leistungs-
gewährung ar^ Personen, deren An-
sprüche nach bisher geltendem Recht
nicht oder nur teilweise anerkannt wer-
den, soll mit Rückwirkunf? vom 1. April
1952 durchgeführt weiden. Soweit für
diese Leistungen die Aufwendungen
vom Bund zu tragen sind, werden sie
von ihm nach dem 1. April 1952 über-
nommen. Im übrigen werden die vom
Bund zu übernehmenden Aufwendun-
gen den Versicherung.strägcrn erst vom
1. April 1953 an erstattet. Es bleibt also
hinsichtlich der Erstattung durch d^n
Bund insoweit für das Jahr 1952 bei der
bisherigen gesetzlichen Regelung.
Menschenrechte - Menschenpflichten
Modernstes Flüchtlingslager in Westberlin
Bei der Erklärung der Menschen-
rechte am 10. Dezember 1948 durch die
Vereinten Nationen konnte niemand
ahnen, daß sie für die politische Ent-
wicklung in Deutsdiland besonderen
Wert haben würden. Nachdem Deutsch-
land in zwei Staaten geteilt ist, die so-
genannte „DDR" eine Fortsetzung des
nationalsozialistischen Unrechtsstaates
darstellt, in der Menschen versklavt,
gejagt und verfolgt werden, wurde Tat-
sache, daß diese Gejagten und Verfolg-
ten jetzt im eigenen Vaterlande, d. h.
im demokratischen Teil Deutschlands,
in der Bundes-Republik. für sidi den
Artikel 14 der Erklärung der Menschen-
rechte in Anspruch nehmen, um vor
ihren Verfolgern Asyl zu suchen.
Hinter dem Eisernen Vorhang gibt es
kein ve orieftes Recht auf freie Mei-
nungsäL orung, auf die persönliche
Freiheit. Kein Bürger dieses Landes
kann unangefochten, so wie es der Ar-
tikel 19 der Menschenrechtserklärung
vorsieht, seine Meinung äußern oder
Informationen und Ideen mit allen Ver-
ständigungsmitteln ohne Rücksicht auf
Grenzen suchen, empfangen oder ver-
breiten.
Unbeschreiblich ist die Flüchtlings-
not, und es ist sch\ver, gerade hier in
West-Berl'n das erforderliche A^yl für
diese Opfer der Diktatur zu schaffen.
So ist es ein besonderes Verdienst der
„Liga für Menschenrechte", wenn sie
vor wenigen Tagen ein neues Flücht-
lingslager, in Gemeinschaft mit der
Senatsverwaltung für Sozialwesen,
aufbaute und eröffnete. In diesem La-
ger wird Platz für 1 000 Flüchtlinge
geboten. Es ist mit seiner neuzeitli-
chen Kücheneinrichtung, seineni gro*
ßen Kultursaal. seiner modern einge-
richteten Krankenstube, seinen Be-
schäftigungswerkstätten und seiner
Bibliothek das beste Flüchtlingslager
in West-Berlin.
„Man hat dem neuen Lager keinen
bedeutsameren Namen geben können
als den Helmuth von G e r 1 a c h s , der
1933 vor der nazistischen Diktatur ge-
flohene und in der Emigration in Pa-
ris verstorbene Vorsitzende der „Liga
für Menschenrechte", erklärte der jet»
zige Vorsitzende der Liga, Rechtsan-
walt Jochen-Klaus Schaefer, in
seiner Begrüßungsansprache.
Senator Otto Bach, der offiziell
dieses Helmuth-von-Gerlach-Flücht-
lingsheim einweihte, appellierte an die
Flüchtlinge, sich immer der Tatsache
bewußt zu sein, daß die Berliner Be-
völkerung durch ihre Haltung in der
Blockadezeit die „Insel Berlin" tapfer
gehalten habe. Diese tapfere Haltung
kommt jetzt den Flüchtlingen a-us der
sowjetischen Besatzungszone zugute.
Das Helmuth-von-Gerlach-Hc:m, das
unter besonderer Initiative des zweiten
Vorsitzenden der Berliner „Liea für
Menschenrechte" Alfred Goetze,
aufgebaut wurde, sollte allen anderen
Organisationen, die sich m't Flücht-
lingsfragen beschäftigen, ein VorbiM
sein. Hier wurde bewiesen, daß <^ps
E'ntreten für Menschenrechte gleich-
zeitig auch Menschenpflichtcn brinTt,
um die Not der Verfolgten und Ge-
quälten zu lindern und zm be<:oi 'S'^n.
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„Denk' ich an Deutschland . . ."
Zum 70. Geburtstag Jakob Picards / Von Stefan Andres
Jakob Pi Card lernte ich in einer
Kölner Weinstube kennen wo sich ge-
legentlich einige SchriftsteUer trafen.
Idi wußte von ihm nur, daß er Rechts-
anwalt sei und Gedichte schreibe,
manchmal auch eine kurze Geschichte.
I>aß er vom Bodensee stammte, dtas ver-
riet seme Sprechweise. Er sah ein biß-
chen wie Ramses aus, fand ich scher-
zend, also sehr mager, durchgeistigt,
temperamentvoU und doch zugleich still
und gesammelt.
Dann kam das Jahr 33 Mit Über-
raschung stellte ich fest, daß der Mann.
den ich für einen katholischen Aleman-
nen gehalten hatte, ein gläubiger Jude
war; und auch: daß der Lyriker, der
so gerne Verse anderer und auch eigene
leise vor sich hinsprach. im Dreck und
Feuer der Front als junger Offizier sich
ausgezeichnet hatte. Und ich erfuhr
weiter, daß einer seiner Brüder 1914
aus dem Ausland heimgekehrt war um
für Deutschland zu kämpfen und zu
Minima Moralia
'^Von Theodor W. Adorno
Der Splitter in deinem Auge ist das
beste Vergrößerungsglas
«
Bei vielen Menschen ist es bereits
eine Unverschämtheit, wenn sie Ich
sagen.
Ein Deutscher ist ein Mensch, der
keine Lüge aussprechen kann, ohne sie
selbst zu glauben.
Der Antisemitismus ist das Gerücht
über die Juden.
*
Erster und einziger Grundsatz der
Sexualethik: der Ankläger hat immer
unrecht.
Geliebt wirst du einzig, wo du
schwach dich zeigen darfst, ohne
Schwäche zu provo2ieren.
Kunst ist Magie, befreit von der
tiüge, Wahrheit zu sein.
Von sehr bösen Menschen kann wan
sich eigentlich gar nicht vorstellen, daß
sie sterben.
m
Wir sagen und Ich meinen ist eine
von den ausgesuchtesten Kränkungen.
Entnommen: Minima Moralia. Reflexionen
aus dem beschädigten Liel>en. ffuhrkanip
1951.
da erhielten wir — es war Ende 1940 —
von ihm eine Karte aus Japan. Via
Rußland war er, genau ehe die Mause-
falle zuschlug, nach den USA unter-
wegs. Und dann erhielten wir noch
einige Nachrichten, wie sich die
Quäker drüben seiner angenommen
hätten, wie er Bliunen zog und eine
Fabrik zur Nachtzeit bewachte. Und
vor allem: wie er in Massadi-ussetts
versuchte, ein Amerikaner zu werden.
Vierzehn Jahre waren vergangen, da
schickte ich ihm aus Neufundland nach
New York das Telegramm, daß ich in
der folgenden Nacht auf dem Interna-
tional airport aus dem Himmel fiele.
Das Flugzeug hatte vier Stunden Ver-
spätung, ich konnte nicht hoffen, daß
er noch da war, vier Stunden, in der
Nacht! Und ich dachte daran, daß er
fast siebzig sei.. Aber er war da — und
an sein Alter konnte ich dann nicht
mehr denken wie ein Junge lief er auf
mich zu. Wir sagten beide zueinander,
wie man das so sagt, vielleicht aus
An^t, der andere könnte etwas ande-
res sagen: „Ganz der Alte!"
Eö war si>äter Abend, als wir uns
zum Wiedersehenstranke zusammen-
setzten; und es war später Morgen, als
wir aufstanden, um ein wenig zu
schlafen. Ueber was aber hatten wir so
lange, so imaufhörlich und mit dieser
seltsamen Erregung gesfprochen? Nicht
über die vierzehn Jahre dazwieohen,
nicht über die Literatur der Gegen-
wart, nicht über die USA und Ruß-
land und die Weltpolitik. Nein — loh
hatte nur das Eine zu beweisen ver-
sucht: daß er noch der Alte sei, der-
selbe, der Lyriker aus Wangen am
Bodensee, der Unrecht erlitten hatte
und nun dies Unrecht "wie ein Weiser,
wie ein Dichter zu ertragen und mit
mir nach E)eutschland zurückzur-
kommen habe. Und er bewies mir die
ganze Nacht hindurch nur dies; daß es
für ihn keine Rückkehr mehr getoe; daß
vierzehn Lebensjahre in einem anderen
Land uns mit diesem verbinden und
von der Heimat lösen. Nicht em erlitte-
nes Unrecht, sondern dessen Folgen
hätten ihn zum Bürger eines anderen
Landes gemacht.
Jeden Abend aber, wenn wir auf sei-
nem Zimmer saßen — diesem kleinen
Museum eines Herzens, das nicht ver-
gessen kann — jeden Abend begann
ein leises, flüstemdas Zurück. Er saß
an .seinem Schreibtisch und reichte mir
Fotos herüber, Gedichte, Briefe: „Lies
mal!" Städte tauchten auf, Landschaf-
ten und vor allem die Namen von
Freunden, von getreuen und unge-
treuen: Sohaefer. »Reinadier, Kneip,
Woehrle, Brües, Ehrler, Jaques. Jeder
dieser Namen hat für den einsamen
Mann in der 122ten Straße eine ge-
heime Geschichte in der eioh die Lite-
ratur, aber mehr noch die Politik und
noch mehr der deutsche Mensch der
letzten fünfzig Jahre spiegelt. Unsere
deutsche Tragödie —das ging mir lang-
sam aus diesen Nachtgesprächen auf —
kann niemand so schmerzlich klar se-
hen als ein deutscher Jude, der dieses
Land mit dem Herzen eines Dichters
geliebt hat. Als mir Jakob Picard er-
zählte, wie der Dichter M ombert,
ebenfalls im letzten Augenblick, als
ein Gejagter das Land seiner Liebe
verließ — er starb dann jenseits der
Grenze — da wußte ich, wen ich hier
in New York zurückließ, einen von den
Hundert tausenden. denen die deutschen
Antisemiten die Heimat gestohlen ha-
ben, aber einen, der selber sein Herz
dem Haß verschlossen hat — und dar-
um noch Gedichte in seiner Mutter-
sprache schreiben kann.
Geburt und Tod
Von Ricarda Hudi
„Wenn ein Kind geboren wird**, sagt
Luther, „sehe ich Gott auf frischer Tat.**
Ein schönes Wunder begibt sich: im
Schöße der Mutter hat sidi ein kleiner
Mensdi gebildet und arbeitet sich aus
der dunklen Höhle, in der er reifte, ans
Licht. Staunend betraditet die Frau
das zarte Gebilde, das Kind, beglüdct
_^____.«.^.________^,____^_^_^_ und besorgt zugleich: vollendet liegt
das kleine Ebenbild da mit beweglichen
©leiben. Er las mii die Sonette vor, 02^ a GlleCtri-n • unJ klaren Gesichtsrügen;
er seinen zwei gefallenen Brüdern s<af
die Gräber geschrieben hatte. Wir alle
versicherten ihm damals gutgläubig und
ahnungslos, wie wir waren, daß die
trüben Wellen des Antisemitismus Leu-
te seiner Art niemals erreichten, dafür
lebe man ja, das war unsere Beweis-
führung, in Deutschland und nicht in
Polen oder sonstwo.
Aber dann kam die Stunde, daß ich
in Berlin Abschied von ihm nahm. In-
des — nicht er war es, der aus Eteutsdi-
land fortging, sondern ich. Er stand auf
dem Bahnsteig und reichte meiner Frau
mit dieser hilflosen Herzlichkeit eine
— Kristallvase, die noch von seiner
Mutter stammte, ins Abteil! Drei kleine
Kinder bei uns plus Kristall, meinte
meine Frau, da müsse eines von bei-
den auf der langen Reise w^ohl Scha-
den nehmen. Und sie bat ihn, uns die
Vase doch aufzuheben, bis w^ir uns
wiedersähen. „Ach", sagte er und nahm
sein Geschenk wieder niedergeschlagen
zu sich, „das wird wohl lange dauern!**
Ich beugte mich hinaus und flüsterte
ihm zu: „Jakob, ich habe dir jetzt oft
genug gesagt: es wird Zeit, es wird
höchste Zeit! Mach dich auf die Sok-
ken!" Wir saßen schon unter unserm
politischen Wetterdach am Mittelmeer,
der Krieg war bereits ausgebrochen,
aber ob die dunkelsdiimmemden, ziel-
los blickenden Augen sehen? Ob es bei
einem Geräusche den Kopf w^endet, ob
es hört? Ob die Organe dieses zier-
lichen Körpers riditig arbeiten? Denn
sie, die Eltern, haben es ja nicht ge-
macht, obwohl es von ihnen stammt, es
ist eine Gabe, gesdienkt von einem, der
Wunder tun kann.
Den aufmerksamen Menschen der
Vorzeit ist nicht entgangen, daß jedes
Jahr ein ähnliches Wunder in der Na-
tur geschieht; aus winzigen Samenkör-
nern, die in die Erde gesenkt werden,
erwachsen Halme, Stauden, Bäume, die
Frudit tragen und Völker ernähren.
Die Samenkörner sind in der dunklen
Erdhöhle geborgen wie der Keim des
Kindes im Schöße der Mutter, der Him-
mel sendet Sonnensdiein, Tau und Re-
gen, damit die Pflanze wachse. Him-
mel und Erde, Gott und Göttin, sind
Vater und Mutter. Uranos und Gäa
wnirden von den Griechen als das erste
Ehepaar betrachtet und deshalb bei
Eheschließungen angerufen. Bei allen
alten Völkern waren bei der Hochzeit
Gebräudie üblich, die sich auf den Vor-
gang der Fruditbarkeit in der Natur
bezogen und der jimgvermahlten Frau
„Die Welt Werner Bergengruens"
Von Theoderidi Kampmann /In der Sammlung »Gestalt und Werk*
Die von Wilhelm Grenzmann Im Ver-
lag der J. Schneiischen Buchhandlung
herausgegebene Sammlung „Gestalt und
Werk" kommt gewiß einem echten Be-
dürfnis entgegen, nämlich dem Verlan-
gen nach gültiger Ausdeutung besonders
begnadeter menschlidier Bekenntnisse.
Wenn die Interpretation dann noch im
Hinblick auf die gegenwärtige geistige
Situation gewagt wird, darf sie als eine
w^ertvolle Hilfe für alle angesehen wer-
den, die in den Wirrnissen unserer Zeit
um Klarheit bemüht sind.
Diese Suchenden sollten auch an dem
Werk Werner Bergengruens nicht
vorbeigehen, denn es gehört zu den
Zeugnissen universaler Lebensbewäti-
gung. die durch ihre exemplarische Be-
deutung hervorragen. Bergengruen ist
ein nüchterner Verfechter verbindlicher
Ordnungen, die er im Wandel der Er-
scheinungen gewahrt sehen will. Damit
aber tritt er in eine Problematik ein,
der höchste Aktualität zukommt, denn
wir sehen ja heute immer wieder die
Unzulängliciikeit jeder durch Menschen
errichteten Ordnung. Es ergibt sidi des-
halb die Frage nach der Autorität, durch
die alle Gesetzmäßigkeit let7tgülti?^p
Legitimation empfangen kann. Die Ant-
wort gibt Bergengruen durch den Hin-
ikii das Urbild des Reiches Gottes,
dem die irdisdie Ordnimg entgegen
wachsen soll. Dann kann sie trotz ihrer
Unvollkommenheit der Erneuerung der
Welt den Weg bereiten.
In dem Büdilein über die Welt Ber-
gengruens, dem 7. Band der erwähnten
Sammlung, übernimmt Theoderich
Kampmann die Aufgabe des Inter-
preten. Seine übersiditlich gegliederte
Arbeit läßt dem Dichter volle Gerech-
tigkeit zuteil werden. Der Zweck, eine
verständliche Einführung in das Werk
Bergengruens zu bieten, wird durchaus
erreicht und auch solche Leser, die den
Dichter noch nidit kannten, sind nach
Beendigung der Lektüre gut informiert.
Die Deutung Kampmanns zeichnet sidi
besonders durch ihre bescheidene Grund-
haltung aus. Eine bedeutsame Ergän-
zung erfährt die Interpretation noch
durch ein Nachwort, in dem der Dich-
ter selbst in eigener Sache spricht.
Die Sammlung „Gestalt und Werk"
entspringt einem glücklichen Gedan-
ken, und es darf wohl der Wunsch
ausgesprochen werden, daß sie im bis-
herigen Sinne fortgesetzt werden möge
iamit durch sie auch weiterhin ein
vichtiger Dienst an den Menschen die-
ser Zeit getan werden kann.
Gerhard Aretz
Kindersegen wünschen lUJd mitteilen
sollten.
Ein lieblidies Lidit der Hoffnung um-
spielt das Wunder der Geburt. Mann
und Frau sehen ihren Bund gesegnet,
durch ihr Ges<iienk hat ihn die Gott-
heit besiegelt. Sie sind nun eine Fami-
lie; so wie sie tm ihren Eltern vertrau-
end und verehrend aufgeblickt haben,
werden Kinder zu ihnen a* 'liehen, ihre
Kinder werden, wenn iJ^ g«ßtorben
sind, Ihnen die Pflidit des Begräbnisses
leisten, ihnen Honig, die Speise der
UnsterbJidikeit, opfern, ihnen den We^
in das unbekannte Jenseits bereiten.
Denn dieselbe Allmadit, die das Wun-
der der Geburt tat. vollzieht ein ande-
res, ein grauenvolles Wunder, daa des
Todes; sie nimmt zu rüde, was sie ge-
geben hat. Der Mensch stirbt wie die
Blumen, die Halme, die Bäume sterben.
Furditbares Erleben: die Gestalt, die
sidi kräftig bewegte und in blühender
Farbe glühte, liegt still wie Stein, die
liebkosende, die hilfreiche Hand ist er-
starrt, das geliebte Antlitz ist fremd ge-
worden in der entsetzlichen Erhaben-
heit der ewigen Ruhe.
Von allen Urphänomenen «Ind die der
Geburt und des Todes diejenigen, die
uns am allgemeinsten mit der Gottheit
verbinden. Nidit jeder ist musikalisch,
nidit jeder hat Sinn für da« Schöne,
und manch einer hat ein stumpfes Ge-
wissen; aber jeder wird geboren, und
jeder stirbt, jeder wünscht sich Kinder
und fun:htet den Tod und weiß, daß er
in Beziehung auf beides abhangig ist
von einer höheren Madit, auf die er
nur durdi Gebet wirken kann. Wir
können uns kein Kind erzwingen, wir
können es nur empfangen von einem
Geber, der gibt, wann es ihm gefällt,
und wenn ein höherer Wille uns von
der Erde abruft, müseen wir folgen.
Wie wir aus dem Nichts herausgeführt
sind, werden wir wieder in das Nidits
zurückversenkt, wir, die wir glaubten,
der Mittelpunkt einer Welt zu sein, mit
dem die Welt zusammenstürzt. Nur der
hinter dem Sdileier des Tode» verbor-
gene Gott, zu dessen Ebenbild wir ge-
schaffen sind, läßt uns hoffen, daß un-
ser Ich an der Fülle seines Lebens teil-
habe. An der Grenze unseres Erdenda-
seins wird sidi immer wieder, wenn
wir auch unfähig sind, uns die Form
eines Jenseitigen vorzustellen, die sehn-
süchtige Frage und das stolze Bewußt-
sein erheben: et ultra.
Aus: „Urphänome", Atlantis- Verlag, Prei-
burg Breisgau.
vu
r ^rme
Der französische Schauspieler Sascha
Guitry erklärte einer jungen Schau-
spielerin auf die Frage, wie man sich
seinen Charme bewahren könne:
„Denke immer daran, auf irgendeine
Weise heiter zu bleiben. Denn ^oenn du
traurig bist, wirst du unschön; wenn du
unschön bist, wirst du verbittert; wenn
du verbittert bist, wirst du unliebens-
würdig, und eine unliebenswürdige
Frau hat nichts — weder Freunde, noch
Liebe, noch Zufriedenheit. Dertn ihr
Gwfer Wein im ialsdien Glas
„Der iröhlidie Weinberg*' — ein Film von Eridi Engel
Wenn der deutsche Film in Rhein, Liebe und Wein macht, geht man
am besten gar nicht erst ins Kino. Langweilen kann man sich daheim
billiger. So war es jedenfalls bisher, und auch dieser neue Film um
Zuckmayers „Weinberg" stimmt nicht unbedingt fröhlich. Nicht daß er
etwa Langeweile verbreiten oder gar unkünstlerisch-platte Unterhaltung
geben würde. Nein, seine Gestaltung ist in ihrer Lauterkeit durchaus
ernst zu nehmen — aber dennoch. Zwei Namen von Rang und Klang, die
dem Filmwerk sein Gepräge verleihen sollten, finden nicht recht zuein-
ander. Zuckmayer ist zur Zeit unser gewandtester, vielleicht sogar
bedeutendster Bühnendiditer und Erich Engel ein nicht minder her-
vorragender Spielleiter — doch ihr Zu.sammenwirken ließ einen „Wein**-
jüm erstehen, der zwar Geist, aber keinen Weingeist hat. Die Zuckmayer.
sehe „Blume" ging in Engels „kalter Ente'* verloren. Das hat seine tieferen
Ursachen,
„Der fröhliche Weinberg" ist Zuckmayers erster großer Erfolg gewesen.
Mit diesem volkstümlichen Lustspiel, dessen saftig -kernige Natürlichkeit
zunächst manchen Theaterskandal hervorrief, gelang ihm ein Repertoire-
stüdc von kaum zu überbietender Beliebtheit. Dabei sind die Verwick.
lungen, die er kunstvoll um die Figur des verwitweten Weingutsbesitzers
Gunderlodi und dessen Haushälterin Annemarie, um Klärchen, Jochen
Most und Knuzius konstruierte, gar nicht einmal so sehr originell. Die
na^ dem Muster des bürgerlichen Lustspiels gearbeitete Liebesintrige
hätte unter den Händen eines unbedenklichen Stückeschreibers ebensogut
in die handfeste Kunstfertigkeit des bloßen Schwanks einmünden können.
Hier aber wurde ein echtes Lustspiel von komödiantischer Prallheit dar-
aus, ein Stück, in dem Zuckmayer das wamüierzig-menschliche Empfin-
den des Rheinländers und den dionysischen Sclirnel^ der rheln-hessischcix
Landschaft zu einem Ganzen verbindet, dessen sinnenhafte Gelöstheit,
dessen glückliche Heiterkeit in vielem an die Erzeugnisse kostbarer
Volkskunst erinnert. Eine gutartige Daseinsfreude ist darin, deren ge^
lassenes Selbstvertrauen fast heidnisch wirkt. Alles riecht nach Brot,
Erde und Wein. Die Personen sind weder Gliederpuppen noch Marionet-
ten. Sie sind „rund" und vital; in ihren Charakteren ist dieselbe einfache
Gewalt, dieselbe elementare Kraft und die gleiche natürliche Heiterkeit,
die das Gesidit der sie umgebenden Landschaft bestimmt. Ihr Humor ist
nicht aus der Situation, sondern aus ihrer Grundhciltung entwickelt. Er
mag mitunter derb und vielleicht sogar gewagt sein, doch vie fehlt ihm
jenes Quentchen Güte und Selbsterkenntnis, das den Menschen erst be-
fähigt, mit sich und seiner Umwelt ins Gleichgewicht zu kommen.
Diesen solchermaßen vorgeformten Stoff, der sich zwangsläufig modernl^
sierende Zutaten und abschwächende Einschiebsel gefallen lassen mußte,
gab man zur Verfilmung in die Hände Erich Engels. Das konnte nicht gut
gehen, zumal Erich Engel ein Spielleiter ist, dessen künstlerische Stär-
ken auf ganz anderem Gebiet liegen. Er ist der typische Vertreter einer
Regieauffassung, die von der ratio ausgeht. Nach experimentellen Thea-
terinszenierungen, die das expressionistische Denkspiel wie auch selten
gespielte Klassiker in neuem. Lichte erscheinen ließen, hat er sich auch in
filmischer Hinsidit einen festumrissenen Regiestil erarbeitet, dem Klar-
heit und Logik über alles geht. Der kühle Atem seiner skeptischen In-
tellektualität ist der prallen Lebensfülle und der Gefühlswärme der Ge-
stalten Zuckmayers ni&it sonderlich gut bekommen. Hier war nichts zu
konzentrieren. Seine Empfindlichkeit gegenüber falschen Herztönen hat
ihn hier in die Irre geleitet, und der üppige Schwung des dichterisch Ge-
wachsenen, das Sinnenhaft'kräftige der Diktion wurde als unnötines Or-
nament verworfen. So kam ein, was Seh au Spieler führunq und Überwa-
chung der Dialoge anbetrifft, außerordentlich präziser und sauberer Film
zustande, der leider mit Zuckmayers Atmosphäre zu wenig gemein hat.
Das Ganze ist zu vegetarisch geraten und entbehrt der saftigen Diessei-
tigkeit.
Es ist schade um den Film. Hier hätte ein stilistisch selbständiges
deutsches Filmlustspiel entstehen können. Freilich hätte man dazu nicht
nur einen guten, sondern den richtigen Regisseur gebraucht. So
wurde ein untauglicher Versuch am taufiilichen Objekt daraus.
Günter Ebert
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und Pakete fur Deutschland und die
Tschechoslowakei. Pier h9, n. R. Fost-
schluB 1 Uhr nachmittags.«
Mittwoch. 14. Januar
United State«: Briefe und Drucksachen
für Albanieq. Algerien, o.iterreich. Bel-
gien, Kanarische Inseln. Kap Verde In-
.^eln, Zypern, die T.schechoslowakei. Frank-
reich. Deutschland. Gibraltar. England,
Ungarn. Island, Irland, Luxemburg. .Ma-
dagaskar. Nordirland. Portugal, Rumänien.
Spanien, die Schweiz, Tanger, Tunesien
die Türkei und Jugo.slawlen; Pakete für
Algerien, Österreich, die Tscherhoslowakai.
Prankreich. Deutschland «außer Sowjet-
sektor Berlins und Sowjetzonf. England.
I.sland, Nordirland und die Schweiz. Pier
86. N. R ; Postschluß 4 Uhr morgen.«.*
Uberte; Speziell adie.sslerte Briefe für
Albanien. Algerien. Osterreich. Belgien.
Bulgarien Kanarische Inseln, Kap Verde
In.sein. Zypern. Prankreich. Gibraltar,
England. Ungarn. Lsland, Irland. Luxem-
burg. .Madagaskar. Nordirland. Portugal,
Rumänien, Spanien, die Schweiz. Tanger.
Tune.^^len. die Türkei und Jugoslawien:
Pier 88. N. R. Poit.schluß ä Uhr morgens.»
Jeff Davis: Bnife und Drucksachen für
Deutschland und die Tschechoslowakei;
Pakete für Deutschland laußpr Sowjet-
sektor Berlins und Sowjelzonei und die
Tschecho.slowakel: Pier 6 Bu.>^h Docks.
Brooklyn; Postschluß I Uhr nachmittags.»
•Die angegebene Zelt gilt für das Haupt-
postamt und die Church Str. Station. In
der Morgan Str. Station «30. Str. und 9.
Av.-.» lot der Po^t'Chluß eine halbe Stunde
*pater und in der Grand Central Station
pine Stunde fruner. Po.stschluß fiir Druck-
iarnen und Pakete Jewciis 'l Std. früher.
Im Hauptpo5tamt in Brooklyn l.^t der
Po tschluß Montag.i bi< PYeltag« 1 Stunde
fna'ier als Im Hauptpo tarnt In Manhattan
.Sam.stag« «»el Stunden und Sonntag« und
Feiertag« dr»l Stunden früher Druck-
sachen und Pakete Mer Stunden früher.
Luftpostvarkahr
D'utschlar.Q rag.;ch nacn allen Zonen,
a .lier Sonntag-
Osterreich Täglich, außer 8onn-ags.
Belgien: Tagluh.
Frankreich Täglich
Großbritannien Tagllrh.
Niederlande Täglich.
Schwe.z: Täglich
Dänemark: Taglich
Tschechoslowakei. Täglich, auSer Mitt-
woch«.
L-rael: Montag Dienstag und 8am.naf.
Argentinien. Taglich.
Bra.'ilien: Täglich.
Chile: TagMrh.
* • »
— In Lo!^ Angeles wurden Herr
und Frau Pet^r Muccio um $2000
bestohl^n. al,«, ^p ihr* Steuerer-
klärung ausfertigten.
i
Die KolumbuskaJe in Bremerhaven
Ankunit der "jUnifeJ States** war
grosses Ereignis in Bremerhaven
BREMERHAVEN ^dpa). Bra-
merhavens großes Ereignis '^ar^^|||ff3||e33tzung gab
Österreich noch
ohne Ziviiiuftfahrt
WIE:N. — Österreich be.saß vom
Jahre 1923 bis 1938 eine eigene
Luftverkehrsgesellschaft (ö.ster-
reichische Luftverkehrs A.G. —
ÖLAG>, die 1938 von der Deut-
schen Lufthansa übernommen
wurde. Sie hat in diesen Jahren
vorwiegend in Poolarbelt mit 10
ausländischen Luftverkehrsunter-
nehmungen wie z. B. mit der
I.A.L. (Britische Luftverkehrsge-
sellschaft), K.L.M. (Niederländi-
sche Luft Verkehrsgesellschaft) ,
mit der Air France, der Swiss-Air
oder der LOT (polnische Luftver-
kehrsgesellschaft) gearbeitet.
Die Österreichische Luftver-
kehrs A.G. hat in den Jahren
ihres Bestehens über 7.5 Mill.
Flugkilometer geleistet und mehr
als 100.000 Gäste befördert.
Die BeLriebsergebnisse des Jahres
1937. des letzten Jahres vor der
Oklcupation, geben ein instruktives
Bild über den östeneichischen
Luftverkehr. Der flugplanmäßige
Luftverkehr 1937 des Flughafens
Wien-Aspern wies damals 7200
Flüge und 43.441 Fluggäste auf.
An erster Stelle stand Budapest
mit sieben Linien (2548 Flügen
und 15.922 Fluggästen», an zwei-
ter Stelle Prag mit 3 Fluglinien
(2236 Flügen und 11.978 Flug-
gästen).
Ihrer Nationalität nach standen
unter den Fluggästen an erster
Stelle die Deutschen mit 11.091,
gefolgt von den Briten mit 4228
und den Österreichern mit 3905.
Österreich hatte vor dem Krieg
sechj Zivillufthäfen, und zwar
Wien - A«pem. Linz, Salzburg-
Maxglan, Innsbruck - Reichenau,
Klagenflirt- Anna bichl, Graa-Tha-
lerhof. Außerdem gab es, dem
t*chnlachen Stand der damallgeii
2jeit entsprechend, eine Anzahl
von Notlandeplätaien. bei denen
Flugzeuge bei schlechtem' Wetter
notlanden konnten. F*ür den
Flugsport standen die gut ausge-
bauten Fluggelände von Spitzen-
berg bei Hainburg, Niederöster-
reich 'i>owj. Zone» und Gaisberg
bei Salzburg «US-Zone i zur Ver-
fügung.
Der größte Teil des Luftver-
kehrs wickelte sich auf dem
Flugplatz Wien-Aspem ab. Die
Flugzeuge der ausländischen Luft- Die -United States" hatte die
Verkehrsgesellschaften flogen 1 piaggen der Bundesrepublik und
sämtlich Wien an. von hier aus , ^es Landes Bremen gesetzt. Spä-
Hier legte die ''United States'' an
die — bereits kurz gemeldete —
Ankunft der "United States" am
3. Januar, des schnellstens ama-
rikanischen Fahrgastschiffe« der
Welt. Bereits am Tage vor Em-
treffen waren sämtliche Hotels
in Bremerhaven in 34
Stunden 90,000 DM ays
BREMERHAVEN <dpa». — Die
etwa 1000 Besatzungsmitglieder
und Pensionen von auswärtigen ^ de» amerikanischen Passagier-
Besuchern belegt. Die Bevölke- 1 dampfers "United States", der
rung war aufgefordert worden. 34 Stunden in Bremerhaven lag.
Privatquartiere zur Verfügung au gaben während der Liegezeit etwa
stellen. Sechs große Schlepper mit I 90.000 DM aus. die sie gegen Dol- .Q/f^"" *J"^" wurden im Jahre
zusammen 6000 PS-Maschinen- f lar eingetauscht hatten. Die rund ! ;|,^^^ ^"<^ 1^.2 Millionen Tonnen,
stärke drehten dann das Riesen
schiff auf dem Strom seinem
VBn der Schiffahrt
in Deutschiand
Deulsc'her Gemeinsrhaftsdienst
nach der Westküste Südamerikas
HAMBURG, (dpa» — Die Ham-
burg-Amerika-Linie (HAPAG> in
Hamburg und der Norddeutsche
Lloyd in Bremen eröffnen Jetzt
einen Gemeinschaftsdienst nach
der Westküste Südamerikas. Das
Motorschiff "Kassel" der HAPAG
^ird am 15. Januar über Bremen.
Antwerpen, durch den Panama-
Kanal den Liniendienst aufneh-
men Als zweites Schiff folgt
die Brandenstein" vom Norddeut-
schen Lloyd Anfang Februar. Der
LiniendienAt erfolgt in Gemein-
schaft mit der chilenischen
SUat.sreederel Compania Sud-
americana de Vapores. Die bei-
den deutschen Reedereien haben
für den neuen Dienst sechs
Schwe.ster.schiffe von je etwa
5600 BRT vorgesehen, von denen
vier im ersten Halbjahr 1953 von
den Werften abgeliefert werden.
Mit der Wiederaufnahme die-
ses Verkehrs knüpfen die beiden
Linien an eine alte Tradition an.
Die Kosmos -Li nie, die spät«- von
der HAPAG übernommen wurde,
betrieb den Verkehr nach der
Westküste Südamerikas bereit«
seit 1872, und der Lloyd Ist auf
dieser Linie seit 1904 tätig.
Hamburger Hafenumsrhlsf
aestiegen
HAMBURG (dpa) — im Harn-
DER
700köpfige Besatzung der "Ame- 1 ^*^ ^^"<1 *^^a eine Million Ton-
rica", die seit 13 Monaten regel- , '^'^ mehr als im Jahi-e 1951. um-
Llegeplatz an der Kolumbus-Ka je mäßig Bremerhaven anläuft. If^f^^j^«*''^- Mit diesem Ergebnis
entgegen, wo vor dem Krieg« di«| bringt bei Jedem Besuch Im
großen deutvschen Fahrgastdamp- IXirch«chnit>t etwa 60.000 DM In
fer "Buropa" und "Bremen" fest-
machten.
Bremerhaven unter dl« Leute.
iinHiwiWNRWKfifWiniiinitiiififHtiiiiHiiiiHtiiiimiiiiiiitiiiiittiiiiiniiii
Zollbeamte, Beamte der Wasser- ^^ Konferenz- VerhÄltnisee in der
schutaspoliael und «wel Bisenbahn- | Seeschiffahrt wieder geordnet i zielte höhere Güterverkehr Ham^
werden können. Die. werde nur , bürg« wird in erster Linie auf die
möglich »ein. wenn beteiligt« neuzeitlichen und rationell ge
Reedereien einsehen, da« die in ' *
sind jedoch erst etwa 68 Proeent
der Jahresleist/un^r von 1938 er-
reicht. Der trot« der scharfen
Konkurrena der übrigen west-
lichen Häfen Rotterda,m. Antwer-
pen. Amsterdam und Bremen er-
beamte waren bereits in L« Havre
an Bord gegangen, um Paß-, Zoll-
und Gepäckabfertigung der 617
Fahrgäste unterwegs voi-au neh-
men.
Von der hell erleuchteten Bre-
merhavener Landungsbrücke aus
sahen trotz der nächtlichen
Stunde viele hundert Menschen
dem Anlegemanöver zu, unter
ihnen der Bremerhavener Ober-
bürgermeister Hermann Gul lasch.
ter fand an Bord ein Empfang
statt, an dem der bremische Se-
natspräsident Wilhelm Kaisen.
Bundesverkehrsminister Dr. See-
bohm und der amerikanische Hohe
Kommissar Samuel Reber teil-
nahmen.
Ansprache Oberkommissars Rebers
Bei dem Empfang an Bord des
Schiffe« erinnerte der amtierende
amerikanische Oberkommissar für
Deutschland. Samuel Reber. an
ein Dcricument, mit dem George
Washington im Jahre 1794 die
Ernennung eines gewissen Arnold
Delius aus Bremen zum Konsul
der USA verfügte. Reber sagte
dann. ungea:htet seiner alten
Tiaditionen und engen Bindungen
Zu den älteren seefahi-enden Na-
tionen habe Bremen, das sich da-
mals wie heute zum Grundsatz
I des freien Handels bekannte.
1 seine Entwicklungskräfte und
seine jugendliche Fähigkeit be-
wiesen, neue Ideen aufzugreifen
und neue Handelsbeziehungen zu
knüpfen, aus denen sich alsbald
ein reger Handelsverkehi- zwi-
schen dieser alten Hafenstadt und
der neuen Republik entwickelte.
Bis 1830 sei Bremen bereits zum
den ersten Naohkriegsjahren
selbstverständlich gewesene Über-
nahme ehemals deut.scher Ar-
beitsgebiete durch andere Reede-
reien eine vorübergehende Er-
scheinung gewe.sen sei.
Die Reedereien müßten ein-
sehen, sagte Seebohm, daß nun-
mehr der deutschen See.schif fahrt
und den deutschen Häfen wieder
ein angemes.sener Platz einge-
führten Umschlagseinrichtungen
im Hamburger Hafen zurückge-
führt.
■< • »
Nachrichten über Ost-
ZoneR-Paketabfertigung
Abfahrten und mit Range-Zu-
schlägen zum Nachteil der deut-
schen Häfen nicht abfinden
könne.
"Man wird sich nicht damber
wundern, daß wir gerade in die-
ser Hinsicht die verständnisvolle
Hilfe der amerikanischen Schiff -
fahrt erbitten", erklärte See-
bohm. Die deutschen Reedereien
betrachteten es als ihre vor-
nehmste Aufgabe, sich im inter-
nationalen Wettbewerb wieder als
faire Konkurrenten zu bewähren.
fertigten auch die ö.sterreichi-
schen Luftverkehrsunternehmun-
gen alle nach dem Ausland und
nach dem Inland führenden Li-
nien ab. Die Kapazität des Flug-
hafens Wien-Aspem war indessen
trotz der starken Frequenz nicht
voll in Anspruch genonunen. Ohne
weiteres hätte das Doppelte der
Leistung bewältigt werden kön-
nen. Der Wiener Hafen war tech-
nisch modern eingerichtet, hatte
ein Rollfeld von 800x650 Meter,
zahlreiche Hallen. Werkstätten
und Betriebsgelände. Es gab eine
nach dem damaligen Stand der
Forschung hei'vorragend einge-
richtete Flugsichei-ungseinrichtun-
gen, sowie Einrichtungen für den
Flugfunk und für die Naviga-
tionshilfe.
Wiederaufbau gehemmt
Nach 1945 waren österrei-
chische Stellen bemüht, ein Amt
für Zivilluftfahrt zu gründen und
sofort einen normalen Flugver-
kehr wieder aufzunehmen.
Im Februar 1946 aber wurde
vom Exekutivkomitee des Alliier-
ten Rates das Verbot ausgespro-
chen, ein Amt zu errichten, das
sich mit Fragen der Luftfahrt
be.schäftige. Auch wurde jede aus- wichtigsten Umschlagplatz der
übende Tätigkeit insofern unter- welt für amerikanischen Tabak
sagt, als die Gründung iigend geworden 18^0 spi e«» aurh der 1 t V" ^^ ^^"
einer Gesellschaft. Sportvereini- ^I^u^i^^ste Mail des eumpä- f*^"^' '^'' ^'^^^' ^'^'^^ ''^ ^'^-
oeoeutenasie Maikt des euiopa {honen BRT. Seit September 1949
ischen Kontinents fur ameriKa-
ni.sche Baumwolle gewesen. 1874
Einem unserer Leser. Herrn
Paul Reimann, Bergenfield. N.J.,
verdanken wir die Mitteilung daß
räumt werden mü.s«>e und daß ; Oe.schenkpakete die er in die
sich die Bundesrepublik mit ; deutsche O.stzone sandte und die
einer zu geringen Zahl deutscher .sowohl Itaffee und Kakao und
Schokolade enthielten, dem Emp-
fänger ausgehändigt wurden,
nachdem er die gültigen Zollsätze
entrichtete. Demnach wurde die
Höchstgrenze von 250 Gramm für
jedes einzelne Genußmittel. Kaf-
fee, Kakao oder Schokolade an-
gewendet. Andererseits erhielten
andere Empfänger von Sendun-
gen unseres Lesers In der Ost-
zone von den dortigen Zollbehör-
den die Mitteilung, die Gewichts-
grenze von 250 Gramm gelte für
Kaffee und "Kakato oder Scho-
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Seebohm erinnerte an das erfolg- kolade". Dies ergäbe für Kaffee,
reiche Zusammenwirken zwischen I Kakao und Schokolade ziisam-
dem norddeutschen Lloyd und I "^^^^ die Höch.stgrenz€ von 500
der Hamburg - Amerika - Linie Gramm, was auch der Auffas-
einerseits und der United- -"^^^ der amerikanischen Postbe-
States-Linie andererseits. Von
1922 bis zum Beginn des letzten
hörde entspricht.
Wenn in dem einen Fall ein
Krieges seien diese Reedereien in i P**^***^ ^on den ostzonalen Be-
einer Pool - Gemeinschaft gefah- ' l^^o^den nicht beanstandet ^iirde.
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ren, die für die Wirtschaft se-
! welches 250 Gramm Kaffee. 250
«ensreich gewesen sei Seebohm P^^»"^"^ Kakato und 150 Gramm
Schokolade enthielt, im anderen
Fall aber die Auskunft erteilt
sprach die Hoffnung aus. daß der
Besuch der "United States" den
Weg »u einer neuen Lösimg ähn-
licher Art ebnen möge.
Nach Angaben des Mini.sters
betrug die Tonnage der deut-
schen Handelsflotte Ende des
gung oder öffentlicher Dienst-
stelle verboten wurde, die sich
an handelsmäßiger Verkehrsluft-
fahrt beteiligen.
Eine Lockerung die.ses Verbotes
wurde, daß die Grenze von 250
Gramm für Kakao und Schoko-
lade gelte, so zeigt das von
neuem, daß die Handliabung der
Paketvorschriften nicht einheit-
lich erfolgt. Nicht völlig klar ist
in dieser Hinsicht auch der
Wortlaut der Verordnung der
^. . „ ,,, .. , Programme abgeschlossen sind,
sei m Bremen eme Baumwollbörse üben^-iegend aus eigenen Mitteln
gegi-undet worden, die zum Brenn
seien, wenn die laufenden Bau- 1 sowjet-Zone: '*i:>as Höch.stge-
wicht je Sendung wird für Kaf-
punkt des gesamten amerikani-
erfoIgteerstimAu-ust 1947. Man j sehen Baumwollhandels In Eu-
gestattete Österreich die Giiin-
dung eines Amtes für Zivilluft-
fahrt, das der Kontrolle der AI-
ropa entwickelt worden sei. Diese
maßgebhche Rolle im Handel mit
Baumwolle. Tabak und anderen
liierten Rates untersteht und nur ^Gütern aus den USA habe Bi-e-
berechtigt ist. Plane auszuarbei- men auch heute noch inne. Einen
ten. Eine weitere Lockerung des
Verbotes erfolgte Dezember 1949.
als Österreich der Wiederaufbau
des Segelflugsportes bewiLigt
wurde: dessen Ausübung unter-
steht gleichfalls der Kontrolle des
Alliierten Rates.
Der österreichische Äroklub hat
vor einigen Monaten eine Al-
pine Segelflug-schule m Zell am
See eiTichtet. die auf Grund der
außerordentlich günstigen mete-
orologischen und geländemäßigen
Voraus.se tzungen breites interna-
tionales Interes.se gefunden hat.
Durch Kurse und Prüfungen wird
eine Anzahl junger Sportsleute
herangebildet, die der internatio-
nalen Konkurrenz im Segelflug-
sport gewachsen sind
aufschlußreichen Einblick in diese
Wirtschaftsbeziehungen werde
eine Aufstellung veimitteln. die
in wenigen Tagen im "Amerika-
Haus" in Bremen eröffnet werde.
Reber erinnerte weiter daran,
daß 1847 der Paketdampfer
"George Wa.shington" Bi-emen als
erstes Schiff der heute initer dem
Namen "United States Line" be-
kannten Schiff ahrtsgesellschaft
angelaufen habe. Der amerikani-
.sche Oberkommissar äußerte die
Ansicht, daß die Ankunft der
"United States" in Bremen auf
ihrer ersten Europafahrt ein wei-
terer Beweis für den Ausbau der
Handelsbeziehungen zwischen
Bremen und Amerika und damit
Österreich besitzt also keine i ^^^'^'^^^^^ Deutschland und Ame-
eigene Zivilluftfahrt, die Flughä- ! ^^^" ^^^^ vcio^^. Er .sagte, daß sich
fen in Österreich unterstehen j ^" ^°^'^ ^^^' "United States" wie-
nicht der Verwaltung österreichi- I ^^^^"^ Familienangehörige vieler
scher Stellen, sondern werden ^" Deutschland stationierter ame
nur notdürftig von den alliierten
Besatzungsti-uppen für den Be-
trieb erhalten, daher weder mo-
dernisiert noch au.sgebaut.
Mit Erlaubnis der Alliierten
fliegen derzeit die Maschinen fol-
gender 10 ausländischen Flug-
ge.sellschaften Österreich an:
BE.A, bnti.sche Verkehrsge.sell-
.schaft: AF Air France: SAS,
Scandinavian Airlines System:
SABENA, belgische Verkehrsge-
selLschafi: KLM. niederländische
rund 1.5 Milliarden DM in die
deutsche Handelsflotte Investiert
worden.
30.000 bei Abfahrt
Nach 34stündigem Aufenthalt
legte das größte amerikanische
Passagierschiff, die 'United Sta-
t'Cs", wieder von der Bremerhave-
ner Columbus-Kaje ab. um mit
370 Pa.ssagieren die Rückreise ! düng». — Zum Jahresende konnte
nach New York anzutreten. Im das Richtfest beim Bau der neuen
Bahnhof und auf der Columbus- Bremer Beruf s.schule gefeiert wer-
Kaje hatten sich etwa 30.000 den. die mit einem Kostenauf-
Menschen eingefunden, die das wand von rund 8 Millionen Deut-
fee. Kakao oder Schokolade auf
je 250 Gramm, für Tabakwaren
auf 50 Gramm festgelegt".
Richtfest der neuen
Bremer Berufsschule
BREMEIN. 10. Jan. < Postmel-
Schiff bei der Ausfahrt sehen
wollten. Aus Bremen mußten Poli-
schen Mark erbaut wird. Die
Stadt erhielt hierfür den größten
zeiverstärkungen h e r a n geholt ! bisher vom U S.-Hochkommi.ssa-
^^rden. um den Besucherstrom ; riat gewährten Zuschuß für be-
vom Schiff fernzuhalten. Auf- '\ sondere Projekte, und zwar in
sehen erregte der Bremerhavener ; Höhe von DM 1.961.241 '$466.775>. | durch Teilnahme am deutschen
Der A. F. S. schickt 120
Kinder nach Deutschland
DÜSSELDORF, 10. Jan. —
Durch Vermittlung des "Ame-
rican Pield Service" werden
etwa 120 amerikani.sche High
School-Schüler ihre diesjährigen
Sommerferien bei westdeutschen
Familien verbringen, davon 20
in Nordrhein-Westfalen. Dies
wurde bei einem Treffen junger
Deutscher, die dank des A. F. S.
die Vereinigten Staaten besuchen
konnten, durch Helga Cramer.
Vertreterin des "American Field
Servnce" in der Bundesrepublik,
bekannt geseben.
Das New Yorker Büro des
"American Field Service" wird !
amerikani.sche J\mgen und Mäd-
chen für den Besuch Deutsch-
lands auswählen und die Kosten |
für die Reise, Versicherung u.sw.
übernehmen. Die A.F.S. -Komi-
tees in Deutschland treffen die
Auswahl unter den deut.schen
Familien, die einen .nmcen Ame-
rikaner als Sommergast aufneh-
men wollen.
Durch diesen Austausch sollen
16- bis 19 jährige Amerikaner
Direkt nach
DEUTSCHLAND
BREMERHAVEN
"Elferrat", der in seinen karne-
valistischen Kostümen das Schiff
verabschiedete.
* • »
rikanischer Soldaten befunden
hätten, die nicht wegen kriegeri-
scher Absichten in Deut.sch-
land seien, .sondern weil Die USA I ^"Zug" zusammenge.stellt. In fünf
und ihre Partner innerhalb der i ""^^^^auten Schnellzugwagen ^
Atlantik-Gemein.schaft die drin- j ,^" ^^'-^.e sollen drei weitere dazu-
gende Notwendigkeit erkannt »^^"^"^^n - zeigen hier Firmen
haben. die Verteidigung.skraft | ^"^ dem ge.samten Bundes2ebie.
Westeuropas und damit Deut.sch-!."."^ ^'^^ «^^^^ Branchen ihre Er-
lands zu stärken.
Anläßlich der Richtfeier spra-
chen der Bremer Senatspräsident
Wilhelm Kaisen und der Senator
für Bauwe.sen. Emil Theil. die
beide die amerikani.sche Hilfe bei
diesem Bau anerkannten, die
nicht nur aus finanzieller Unter-
stützung, sondern auch aus fach-
licher Beratung bestand. Für die
U. S. sprach der liiesige amerika-
nische Generalkonsul Edward D.
McLaughlin.
trag mit der ELsenbahndnekUon , '°'' J^^^^*}" , «"^ , '''"™ ""■
StuURart eine -Ausst^llunR Im f»" Fach.schulen b^len: die In-
du.stneschule mit Abteilungen fur
Metallarbciten. Bauwe.sen und
T^xtil. die Handelsschule für
Frauenbenife. die Hauswirt-
schaft.'-sihule und die Vorwal-
Deutschland hat eine
Messe auf Rädern
OFFENBACH «DB». — Unter
dem Motto: "Für die Familie",
hal die Württembergisch - Badi-
sche Me.ssegesell«ichaft stuttgart-
Bad Cannstatt nach einem Ver-
Die "United States" wird Bre-
merhaven voraussichtlich sechs-
mal in die.sem Jahr anlaufen
Familienleben mehr über Deutsch-
land, seine Bräuche und Ideale
und über die E>euUschen lernen.
Frl. Cramer gab ebenfalls be-
kannt, daß das näclistjährige
Europa -Sommerlager des "Ame-
rican Field Sen'lce" in West-
deutschland abgehalten wii-d,
wahrscheinlich am Es.sener Bai- \
deney-See. Land- und Kreisver-
treter versprachen Unterstützung
aus deutschen Mitteln.
"Santa Teresa'' bald
auf der Jungfernreise
HAMBURG »dpa). — "Santa
Tere.sa '. der erste Neubau der
/.weiten Serie von vier "Santa"-
Mit ()«■ keliebten tJberteedanpfer
"NEPTUNIA"
Mindestfahrpreis et r a
Touristenklasse lOU
ZWEI 'Thrift Season*'
SPEZIALFAHRTEN
von New York
nach BREMERHAVEN
(VIA KANAL-HAFENJ
4. FEBRUAR*
nTid
reo RR^MKRH4VF> nark NEW \ORK
21. JANUAR*
(•via Halifax)
Da« gesamte Bedienungsperso-
nal der *'\e|)tunia'' be«teht aut
früheren Angestellten des Nord-
deutsf hen Llovd. Sie finden auf
der*'Neptimia*' die.spjbe Saubfr-
heit, vorzügliche deutsche Kiich«
und auimerhsnme Bedienung
wie auf den beliebten Vorkriegs-
jw hiffen des Norddeutschen
Llovd und der TIamburg-Ame-
rika-I.inie. — V ilm\6rfjjbrun-
gen. Tanz und sonstige Lnter-
lialtungen.
GeB«ralT«rtrcfHa| \m Deattcklai^
Hapag-Lloyd
REISEBÜRO
Cai>tav-Deetjen>Allee 4, Brem«B
Hafen»tra§fe 141, Bremerhaven
Verkehrsgesellschaft: Y.ATT. ju-^^"^ '^^'^^ *"™ ^^ Januar, 8. Pc-
go.slawische Verkehr.sge.sellschaft- ! *>^ua^- 26. Februar. 15. März.
CSA. tschechische Verkehrsge.sell- 1 25- November und am 12. De-
schaft; PAA. Pan American Air- ''^"^^^ ^^^^
ways: EL-AL. israelische Ver-
kehnsge.sell.schaft: Swi.ss A;r.
«BPD.)
■ » • e
— In Northampton .starb W:1.5on
Tmoog. der Organist des Smith
College.
I
Comeback der Deutschen See-
schiffahrt
«
Bundesverkelirs - Minister Dr.
Han.'^-Christoph Seebohm .sprach
In Bremerhaven anlaßlich eines
Zeugnisse. All-s laßt .^ich in die . ^ •
^en Wagen bestaunen: Kleider «uche und Speiseraume. eme
und Wäsche für Damen und Her- Turnhai e mit Brausebadern und
Spielplatze, die allen Junsen und
lunesschule. Ferner enthält der ] 3^i.,jff^,T ^ie auf der Hamburger
Neubau eine Biicherel. eine Aula.
alten Bromern
stehen werden.
< » »
Empfang«
der "United
r^n. Badeeinrichtungen und Ra-
siergamituren, iBpiel waren und
Möbel.
Auf ihrer Fahrt durch Südwest-
deutschiand öffnete die Ausstel- , Deutsche Kohlenforderung
lungsme.s.se bisher u. «• ihre Pfor-
ten in Lindau. Fiiedrichshafen.
Rottweil. Offenburg. Baden-Ba-
den. Karlsnihe-Durlach, Pfoi-z-
hf.m. Calw. Tubingen und Plo-
cl^ingen.
zur Verfügung
^ ♦ »
States" die Hoffnung aus. daß — Achtet auf Zonennammer! —
■Ho wa Idtswerft für die Hamburg-
Süd gebaut ^ei;^«n. soll am 31.
Januar die Jungfernreise nach
Südamerika antreten. Das zweite
Schiff dieser Serie, die "Santa
Ines", wird voraus.sichtlich am
14. Januar von Stapel laufen, um
im Mäi-z ebenfalls in den Süd-
ESSEN. «dpa.> — Die Stein- amcrika-Dien.st gestellt zu wer-
kohlenfördening in der Bundes- ! den. Die Hamburg -Süd will ferner
republik betrug nach voiiäu- { am 23. April das Fracht-Motor-
Wenn Sie «in«n Freund oder •!■•■
Verwandten nach den U. S. od«r
KA.NADA bringen wolieii, benutz«»
Sie iin<(eren direkten Verkebr vaa
BREMERHAVEN nach New York,
Hallfax oder Quebec.
Auskunft und PlatxbcteruBf 4i
Ihr örtlichee Reiaebttr« o4«r
GENERAL STEAM
NAVIGATION CO., LM.
of Greeet
8-1» Brid(* St., NEW YORK 4, 11. T.
figen Berechnungen im Jahre
1952 123 3 Millionen Tonnen Das
bedeutet gegenüber dem Jahre
1951 eine Steieening um 4 3 Mil-
lionen '%)nnen oder um 3,7 Proz.
schiff "Babitonga". das auf der
Lübecker Flender-Werft für die
In Port Worth wuid« Robert
Rudolf A. Oeiker-Reederei gebaut ! Wilhelm getötet, a'.i w In itlnem
wird. In ihren Sudamerikadienst j Heim mit .einer elektrisöhen bel-
auf nehmen. ^ tung In Berührung kam..
4 B
.ZEITUNG
East Brooklyn
^^^JUAd/iA ANDLOAN
^Wn/l%^<S ASSOCIATION
,1012 GATES AVE. of Broorfwer
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and Loan Insuranc« Corp.
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d»s Monats brinfen Zinsen
vom 1. des fleichcn Monats
FanffM Si« Jttzt zi sparci
an durch dit Pott odir
parsönlich
r,**m%%\irk für
T rmuhmnd'FoHtt»
Frau Anni Richter feiert
Dienstag 95. Geburtstag
Am kommenden Dienstag, den
13. Januar, feiert eine liebe, treut
Leserin dieser Zeitunp. FYau Anni
Richter, in bewundemwürdiRer
körperlicher und Reistieer RüstiB-
keit ihr 95. Wiegenfest. Das Ge-
burtstagskind, da.s au.«; der i
deutsch - sprechenden Schweiz
stammt, wanderte vor 60 Jahren
hier ein und gehört vom ersten
Tace der Landung zu den Le-
sern dieser Zeitung. Frau Richter
führt noch immer ihren eigenen
kleinen Hausstand im Hause 3012
, Third Ave.. New York, und viele
I ihrer zahlreichen Freunde werden
es sicherlicl\, nicht unterlassen.
i ihr am Dienstag persönlich zu
gratulieren. Wir von der Staats-
Zeitung und Herold schließen
uns mit den herzlichsten Glück-
wünschen an.
Eestli
der Hannover schrn Prinzen familii
Rosinger Opera Guild
plant Februar-Aiiffiihrung
Ein besonderes musikalisches
Ereignis steht in Paterson, N. J.,
für das kommende Fiühjahr be-
vor. Die Rosinger Opera and
Operetta Guild bereitet Mozart's
entzückende heitere Oper "Die
Entführunar aus dem Serail" vor.
Die Proben unter der musikali-
schen Leitung des Kapellmeisters
Alfred Rosinger und unter der
Regie des Kammersängers Dr.
Paul Kuhn sind In vollem Gange
und versprechen in der Besetzung
der Hauptpartien mit erstklassi-
gen Künstlern einen ganz großen
Erfolg.
Die Guild hat bereits zirka 40
glanzvolle Auffühiningen italieni-
schen, französischen und deut-
schen Opern herausgebracht. Es
besteht in der Guild für sanges-
und musikfreudige Menschen die
große Chance, sich mitwirkend
oder auch nur zuhörend zu be-
tätigen, wenn sie Mitglied der
Guild werden. Man wende sich
diesbezüglich an die Adresse:
Rosinger Opera «nd Operetta
Guild, 167 Sheridan Avenue,
Paterson 2, New Jersey, oder an
Kammersänger Dr. Paul Kuhn,
309 W. 99. Str., New York City, 25.
•N. Y.
< • »
Edelweiss Damenverein
Frau Katharine Voges schreibt
uns: Der Edelweiss Damen- Verein
wird am Dienstag, den 13. Ja-
nuar, in der New Yorker Turn-
halle. Ost 85. Straße und Lexing-
ton Ave., seine Monatsversamm-
lung mit anschließender Neu-
jahrsfeier veranstalten. Freunde
und Gäste sind jederzeit will-
kommen.
< • »
für Chaim Weizmann
Dr. Henry Goldschmiedt schreibt
uns: Die "American Society of
European Chemists and Pharma-
cists", Präsident Kurt G. Stern,
wird am kommenden Mittwoch,
den 14. Januar, im Master In-
stitute Theatre, 310 Riverside
Drive, N. Y. C. abends um 8. 30
Uhr eine Gedächtnisfeier für Dr.
Chaim Weizmann veranstalten,
dessen hervorragende Leistungen
auf dem Gebiete der Chemie ge-
würdigt werden sollen. Es spre-
chen: Louis F. Fieser (Harvard
Universität) über "Contributions
to Organic Chemistry". Ernst
Simon (Weizmann Institute of
Science) über *'Contributions to
Microbiology", Walter G. F^an-
kenburg über 'Contributions to
Catalysis" und Walter F. Mark
(Polytechnic Institute of Brook-
Ijm) über "The Weizmann In-
stitute of Science".
Damen-Verein des
N. Y. Turnvereins
Frau M. Pistorius schreibt uns:
Die reguläre Mitgliederversamm-
lung findet am Mittwoch, den 14.
Januar, nachmittags 1.30 Uhr, in
der New Yorker Turnhalle. Ost
85. Str. und Lcxington Ave., statt.
Zahlreiches Erscheinen ist er-
wünscht.
Teutonia Schwesternzirkel
r>er Teutonia Schwestern-Zirkel
hielt kürzlich seine gut bevsuchte
Monatsversammlung ab, und
Präsidentin Frau Marie Hauff
war glücklich, u. a. Fiau M. Wen-
ninger begrüßen zu können, die
sich zwei Augenoperationen un-
terziehen mußte. Frau Gavender
war von Washington, D. C, zu-
rückgekehrt, und die 83jährige
Frau K. Durst aus Bayridge war
ebenfalls zugegen. Ein spezielles
Willkommen galt ferner den
Damen E. Feltmann, A. Stahl
und Wangler.
Präsidentin Frau Marie Hauff
gratulierte Ehrenpräsidentin Frau
L. Muller in ihrer Eigenschaft
als Matrone des Loreley-Chapters.
ferner Sekretärin M. Hauser, zur
Ernennung ihres Gatten zum
Stuhlmeister der Teutonia-Loge
Nr. 617, Frau Schricker zu Ihrer
neuerworbenen Großmutterwürde
und FYau K. Schweizer zu der
bevorstehenden Hochzeit ihrer
Tochter Helen.
Mitglied Frau W. Hemmer, die
sich auf dem Weg* der Besse-
rung befindet, aber noch keine
Besucher empfangen darf, wur-
den aufrichtige Wünsche zu einer
baldigen völligen Genesung aus-
gesprochen.
Im Mitelpunkt zahlreicher Auf-
merksamkeiten standen die Ge-
burtstagskinder K. Hasse. R.
Heidt, M. Steingräber, W. Hem-
mer. P. Oetjen. M. Hauser, E.
Schoeps und E. Bolsterling. Zu
den Ehejubiläen wurde den
Damen Marie Hauff und Ehren-
präsidentin Frau L. Muller gra-
tuliert.
Das 29. Stiftungsfe.st findet am
3. Februar im Deutschen Frei-
maurer-Tempel, 220 Ost 15. Str.,
N. Y. <:., ab 1 Uhr nachmittags
statt. Das Programm umfaßt ein
Festmahl und vielseitige Unter-
haltung. Jedermann ist herzlich
willkommen.
4 » »
Prof. Roth 79 Jahre alt
Am gestrigen Sonnabend, den
10. Januar, feierte Prof. Walter
Roth seinen 79. Geburtstag. Der
Jubilar war Professor für Chemie
an der Technischen Hochschule
in Köthen (Anhalt) und war 25
Jahre lang — bis zum Jahre 1933
Chefredakteur der EXeutschen
Chemiker-2^itung". Prof. Roth
wanderte nach 1933 nach Palä-
stina aus, lebte zunächst in Haifa
und später in Jerusalem, wo er
wissenschaftlicher Mitarbeiter an
der Universität wurde. Im Jahre
1951 kam Prof. Roth nach New
York, wo seine Frau am 13.
Februar 1^52 starb. Jetzt ist
Prof. Roth wieder Korrespondent
und Mitarbeiter der "Deutschen
Chemiker-Zeitung". Die Redaktion
der "New Yorker Staatszeitung
und Herold" wünscht dem Jubi-
lar noch manches Geburtstagsfest
in der Zukunft.
4 • >
Turnerpräsident Luth
wurde Urgrossvater
Mit offensichtlicher Fieude
wurde uns von John Luth. dem
Ehrenpräsidenten und neuerwähl-
ten Präsidenten des Union Hill
Tiu'nvereins mitgeteilt, daß er am
vergangenen 1. Januar der Ur-
großvater eines strammen zu-
künftigen Turners geworden ist.
Die glücklichen Eltern sind Wil-
liam und FYau Betty Trapp in
ehester. Pa.
— In Wilmington wurde ein
Ehepaar zu 5 Jahren verurteilt,
weil es sein Kind verhungern
ließ.
— Bei einer Kollision in Mill-
ville. N. J., wurden drei Personen
getötet.
^onttlagsblatt ^»taats-Zrttititii mih l^tvolh
RPK. U. S. Patent Office
An Ampriran »H«pap«»r Printed in the Cerman T^iifcuafe
NEW YORK, den 11. JANUAR 1953
Publi.^hed every Sunday by the
STAATS-HEROLD CORPORATION
at 32-24 North William Street, New York 38, N, Y.
Tel.: BEekmaii .^.4.'500
Vlff»r F Rldder. Pre.^ident. Oswald F. Srhuette iWashin»ton. D. C). Vlre-Presl-
dent. John A Borst. Treasurer, Charles .J. Fuersf. S»cretary. Dr Ludwig Oberndorf.
IfAnatlnf Editor; Willy Seemann. As.sistant Managing Editor. Mary Ridder Hart-
mann. Henrv H Heide, Associate Editors.
ABONNFMF.NTS-PRKISF
Inland, Besitiunfen und Territorien:
1 Monat 3 Monat« 6 Monate 1 .lahr
T«f*.«s#ltunir ll.T.s f.s.oo iiooo $2n no
Sonntagvblatt 70 2 00 ; "J.S 7 .in
Tac«»- und Sonntasrsyeltung 3 4.S 7 00 13.75 j7.so
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SonntagÄblatt 80 2 2.S 4 2.S n .-^o
Tages- und SonntagszeltunR a .55 7 2Ä ]4 25 28. au
tbrigea Ausland. einarhli^Rlirh Deutschland und Osterretrh:
TagMreltung $2 20 %fi 2S $1 ' .SO $2.^00
Sonntagsblatt 1.00 2 7S 's 2S 10 ."»0
TagM- und Sonnt.agsBfinintr 3.20 »00 i" 7.S 35 50
MEMBER8 OF THE ASSOCIATED PRESS
Th^ Aasorlated »rev, 1« enMtIed exrlu-^ivflv tn the ii^e for repuhlir^i lon «f «11
Ih« local news pnnted In this newspaper. as well as all AP new.s diipatche».
Artikel, dl^ unter dem Namen der Verfas.^er erscheinen, gehen deren eigene
Anschauungen wieder, die nicht notwendigerweise mit denen der Redaktion uoer-
tlBstimmen.
• • •
Pur die R(lekf*nd'jnf «Ichl angeforderter Manu.^krlpte übernimmt die Redaktion
kein« Gewahr Die Einsender werden ersucht, stets einen frankierten, »elbftadrei-
tiert«B Briafumsehiag mit einxusenden.
laiw-PhotiO)
Nach der Taufe der kleinen Prinzessin von Hannover (v. 1. n. r.) ! Prinz Tonstantin von Griechen-
land. Prinz Georg Wilhelm von Hannover mit Gemahlin und seinen »neiden Kindern, Prinx Heinrich
von Hannover. Herzog Ernst August, der Vater des Erbpriniei», und seine Gemahlin. Heirogin
VictoHa Luise von Braunschweig-Lüneburg. Hofprediger Osterwann au» Gmünden, der Tauflin*
mit seinen Eltern. Herzogin Olga von Hannover (mit weißem Haar) und Königin Friederike von
Griechenland
A. ^ —
Freunde der Wohltätigkeit
Frau Willamowski schreibt uns:
Der Verein "Freunde der Wohl-
tätigkeit" wünscht der tüchtigen
Protokoll-Sekretärin Frau Helene
Rosenthal von ganzem Herzen
eine rechtbaldige Genesunp. Sel-
bige ist sehr schwer erkrankt und
befindet sich im Memorial Hospi-
tal auf Staten Island. In einigen
Tagen, so meinen die Ärzte, wird
es sich entscheiden, ob Hoffnung
auf Genesung vorhanden ist. Es
ist recht traurig. Anfang Dezem-
ber kehrte Frau Rosenthal von
einer mehrmonatlichen Besuchs-
reise nach Deutschland zurück,
und am 14. Dezember erkrankte
Herr Hans Rosenthal an einem
Schlaganfall, und am Fi*eitag.
den 26. Dezember wurde er aus
dem Memorial Hospital entlassen,
wenn auch noch nicht vollstän-
dig gesund, so doch bedeutend
besser. Am Freitag, den 2. Januar.
eine Woche später, erhielt Frau
Rosenthal einen Gehirnschlag: sie
hat bis jetzt noch nicht sprechen
können und die rechte Seite ist
fast gelähmt. Herr Rosenthal
glaubt, es geht ihr etwas besser,
denn es sind Anzeichen vorhan-
den, daß Frau Roscnthal ihn er-
kennt.
Der Verein "Freunde der Wohl-
tätigkeit" feierte im Dezember
sein Stiftungsfest, welches gleich-
zeitig mit einer Weihnachtsfeier
verbunden, war. Die Vize-Präs..
Frau Elsie Willamowski, war sehr
erfreut über den zahlreichen Be-
such und hieß alle Anwesenden
herzlich willkommen und begrüßte
folgende Vereine und deren Ver-
treterinnen: Bad. PYauen Verg.
Verein. Bad. Harmonie D. V..
Rheinpfälzer D. V.. Wartburg-
Waisenhilfe. Geselliger D. V..
New Yorker Turner Damen. Bronx
Turner D. V.. Edelweiß D. V.,
Yorkville Hllfs-Verein. Westfalen
D. V., Good Samaritan von
Wellfare Island. Murray Hill
Schwaben u. a. m.
Die Ti.sche waren festlich mit
Tannengrün und WeihnachLsker-
zen geschmückt und die reich ge-
füllten Teller mit Weihnachtsge-
bäck und Süßigkeiten und Nüs-
sen fehlten ebfflifalls nicht. Der
große Gabentisch war mit vielen
schönen Preisen und Geschenken
beladen, und Frl. M. Haeberlen
und Frau K. Müller betreuten
denselben. Präs. Frau Ciaire weilt
noch immer in Deutschland zum
Besuch und sandte dem. Verein
zum Stiftungsfest die besten
Wünsche und herzliche Weih-
nachtsgrüße.
Das Komitee, bestend auf den
Damen E. Busche. M. Haeberlen,
G. Bigalke. Frau G. Schmidt. R.
Müller. I. Virgens. E. Winkelholz,
half mit zum Erfolg des Festes.
Die Vi2;e-Präsidentin FVau E.
Willamowski dankte allen Damen
herzlich für ihre Mithilfe.
Herr Martin Opitz und Herr
Simmer am Piano spielten die
trauten Weihnachtsliedern und
trugen zur festlichen Stimmung
bei. Das Programm eröffnete
Frau LiOttie Träger. Präsidentin
des Bad. Frauen Verg.-V.. und
sang mit ihrer schönen Stimme
mehrere Lieder. Sodann erfreute
die Violin-Künstlerin Frl. Helen
Elias, mit einigen Violin-Solos
die Anwesenden. Auch ihr wurde
für das kunstvolle Spiel großer
Beifall und Dank dargebracht.
Während der Pause üben-eichte
die Ehren-Präsidentin. Frau Eli-
sabeth Busche, im Namen des
Vereins der Vize-Präsidentin. Frau
Elsie Willamowski ein Geschenk,
eine schöne lederne Handta.sche.
als Anerkennung ihrer Arbeit für
den Verein. Mit herzlichem Dank
wurde das Geschenk entgegenge-
nommen.
Auf Veranlassunsr von Frau
Becker fand eine Sammlung für
Pakete statt, welche an deut«;che
Kriegsgefangene ge.schickt
werden sollen. Die Geselligen
Damen feiern am Ifi. Januar,
nachmittags 2 Uhr, in der New
Yorker Turnhalle, ihr 3.5jähii-
ges Stiftung.<=fest mit einem Kar-
tenfest. Nächste Versammlung
des Vereins Freunde der Wohl-
tätigkeit findet am Montag, den
19. Januar um 2 Uhr nachmit-
tags statt.
• m •
— In Memphi.s iiR ein Mann,
dessen Heim in Brand erraten
war. mit seinem Autr>mohil ein
vpr21ttert.es Fen5t4»r I05 und konn-
te seine beiden Kinder retten.
Kindtaufe in Hannovers
eliemal. Fürstenfamilie
Auf der Marienburg bei Han-
nover wurde die am 26. Novembe-
1952 geborene Tochter des Erb-
prinzen Ernst August von Hamio-
ver (Cumberland) und seiner Ge-
mahlin Prinzessin Ortrud von
Sonderburg-Glücksbtirg im Bei-
sein der griechischen Königin und
anderer Familienmitglieder ge-
tauft. Sie erhielt den Namen
Marie Victoria Luise Hertha Frie-
derike. Prinzessin von Hannovei
und Großbritannien und Irland,
Herzogin von Braunschweig unC
Lüneburg. Der Taufakt fand air
5. Januar im historischen Teras-
senzimmer der Burg statt, übei
der die gelb-weiße Weifenfahne
wehte. Zu den Taufpaten der
Prinzessin gehört auch die Köni-
ginwitwe Mary von England.
Frau Carl Rusche
70 Jahre alt
Am vergangenen Donnerstag
feierte Fiau Carl Rusche, 39-43
56. Str.. Woodside, L. I., im Kreise
ihrer Familie ihren siebzigsten
Geburtstag.
I Frau Rusche, geborene Mathilde.^
Mader, kam mit ihrer Mutter im Uten. Bei Kerzenlicht und in Kla-
Goethe Schwesternzirkel
Frau Rosa Zeller schreibt uns:
In recht feierlicher Weis« begin-
gen die Goethe Schwestern ihr
Weihn achtsfest. Freudestrahlend
begrüßte die Präsidentin ihre
Mitglieder und deren Freunde, die
so zahlreich er.schienen waren.
Der Ehrw. Meister Br. Ernst
Graewe hielt eine wunderschöne
Ansprache, die allen tief zu Her-
zen ging. Auch hatten sich viele
Brüder eingestellt, die in stim-
mungsvoller Weise einige schöne
Stunden mit den Schwestern ver-
lebten. Liebevolle Hände hatten
die Ti.sche dekoriert und mit vie-
len Süßigkeiten versehen. Schw.
Jaborg. Fehler und Werner hat-
ten schöne Cookies gebacken, die
allen gut mundeten. Geschenke
für den Gabentisch wurden reich-
lich in liebevoller ^eise darge-
bracht. Schw. Fortran und Eis-
meier und ein Bruder, der night
benannt werden möchte, mach-
ten dem Zirkel eine Geldstif-
tung. Auch wurden die "Capsule"-
Pieundinnen herzlich bedacht.
Prau Minni Austin, die Gattin
von Br. Arthur Austin, wurde als
neues Mitglied aufgenommen.
Musik und Cocktails trugen zur
stimmungsvollen Feier bei. Die
Gast-Schwester Therese Fiey,
Schw. Zahler. Werner und Rosa
Zeller präsentierten schöne Ge-
dichte. Viele Kinder trnd Enkel-
v-y-^T ßrqVv»p ihr^ Kunst 7iim "Re-
German Union
Schwesternzirkel
Im Deutschen Freimaurert-em-
pel. 220 Ost 15. Str., N.Y.C.. fand
kürzlich das Weihnachtsfest der
Damen vom "German Union
Schwestern-Zirkel" statt. Präsi-
dentin Elisabeth Schreiber hieß
ihre Schwestern, die sich sehr
zahlreich eingestellt hatten und,
von echtem Weihnachtsgeist be-
seelt, viele begehrenswerte Ge-
schenke mitbrachten, herzlich
willkommen.
Das Weihnachtskomitee hatte
umsichtige Vorarbeit geleistet. Es
zierte ein herrlicher Tannenbaum
den Festsaal. Die weißgedeckten
Tische bogen sich unter der Last
der vielen delikaten Kuchen imd
der mit schmackhaften Plätzchen.
Nüssen und Früchten gefüllten
Gabenteller — alles Spenden ge-
befreudiger Schwestern. Anwe-
send waren auch dreißig Kinder,
die mit Ballons und einem Imbiß
bewirtet wurden. Die belegten
Brote stiftete Vizepräsidentin
Berta Pickel.
Nach dem Essen kehrte auch
der ganz besonders von den Kin-
dern spannend erwartete Weih-
nachtsmann bei den Damen ein.
Alle wurden mit begehrenswerten
Geschenken bedacht. Auch für
die Erwachsenen — Schwestern
und Gäste — hatte der "Santa
Claus" schöne Gaben. Die Ko-
mitee-Damen überraschten ihre
hochverehrte Präsidentin mit
einer prächtigen Handtasche, ein
Geschenk, das Frau Schreiber
dankend akzeptierte. Ihre Ko-
miteemitglieder beglückte Präsi-
dentin Schreiber mit wunder-
schönen Tischdecken und anderen
Geschenken. In kurzen Worten,
es war ein vergnüglicher Nach-
mittag, an den alle Schwestern
und Gäste noch lange Zeit zu-
rückdenken werden. Um die mu-
sikalische Unterhaltung machten
sich die Schwestern Bolle und
Rupprecht verdient.
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■ Etabliert 1931
^fEW YORK 4, N. Y.
80. Geburtstag
Am kommenden Freitag, den
16. Januar, begeht Frau Elise
Frank, geb. Durm, im Hause ihrer
Tochter. Frau R. Lorenz, Shan-
daken-Hights in Shandaken. N.
Y., in geistiger und körperlicher
Frische ihren 80. Geburtstag. Die
Jubilarin, eine gebürtige Karls-
ruherin. ist eine eifrige Leserin
der "New Yorker Staats -Zeitung
und Herold." Der Jubilarin gra-
tulieren ihre Kinder, Enkelkin-
der und Urenkelkinder, sowie
ihrer vielen Freunde und Be-
kannten mit dem Wunsche, daß
sie sich noch viele Jahre guter
Gesundheit erfreuen möge. Die
Redaktion unserer Zeitung
schließt sich den Gratulanten an.
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JAKOB PICARD
Zum heutigen 70. Geburtstag
Jahre 1898 mit fünf jüngeren
Geschwistern im Alter von fünf-
zehn Jahren in dieses Land, wo
der Vater bereit« geraume Zeit
für die amerikanische Regierung
als Ledersachverständiger im spa-
nisch-amerikanischen Krieg tätig
und nun in der Lage war, seine
Familie aus Deutschland nach-
vierbegleitung von Br. Rhein-
hardt stimmte die Prsäidentin mit
ihrer PYeundin Frieda Wohlleben
das Lied "Stille Nacht, heilige
Nacht" an. Eine himmlische Stille
durchzog den Raum. Manche san-
gen leise mit. und bei manchen
rollten die Tränen über die Wan-
gen. Endlich kajn der spannende
Hochzeit im Kreise
der Cadenterger
Fräulein Edna Margai-et Sticht,
die Tochter von Wilhelm Sticht,
dem Präsidenten des Cadenberger
Vereins in Brooklyn, wird am
heutigen Sonntag, den 11. Januar,
mit Herrn A. Kenneth Laport
den Bund für da^s Leben schließen.
Die kirchliche Trauung findet
nachmittags um 4.30 Uhr in der
St. Paul's Lutheran Church statt.
Anschließend wird ein Empfang
im Plattdeutschen Park Restau-
rant in Franklin SQuarc, L. I.,
veranstaltet.
< e »
Dienstag Sitzung des
Plattd. Frauenhilfsbundes
Am kommenden Dienstag, den
13. Januar, findet die reguläre
Versammlung des von Präsiden-
tin Frau A. Ruschmeyer geleiteten
PlcLttdcutschcn Frauen - TIi:f:,bui:-
des ab 2 Uhr nachmittags im
Cafe Rheinland. 228 Ost 86. Str .
N.Y.C.. statt, wie Sekretärin Frau
Meta Bakhart mitteilt. Es werden
alle Mitglieder erwartet.
Solan Schwesternzirkel
kommen zu lassen.
Frau Rusche erblickte das als Weihnachtsmann verkleidet.
Licht der Welt in der Dresdener in die Halle kam. Mit viel Ge-
Altstadt — worauf sie sehr stolz schrei sammelten die Kinder sich
ist. Sie sächselt heute noch! um ihn herum, und er hatte
Vier Jahre nach ihrer Ankunft viele Geschenke für sie. Auch
Frau Hilde Kramer schreibt
i uns: Der Selon Schwestemzirkel
Moment, als Br. Alwin De Haan, j hatte seine Weihnachtsfeier im
Temple. Eine große Zahl Schwer
Stern. Brüder und Kinder wohn-
heiratete die junge Mathilde Ma-
der Herrn Carl Rasche aus Drans-
feld, Hannover. Der glücklichen
Ehe Ist ein Sohn. Herr Raymond
Rusche, entsprungen und der En-
kel Raymond jr. steht im Begriff,
sich demnächst zu verheiraten.
Vom Tage der Landung an hat
F^"au Rusche un.se re Zeitung ge-
lesen — das sind 55 Jahie! Wir
wünschen der treuen Leserin
noch viele glückliche Lebensjahre
und hoffen, daß sie bald Urgroß-
mutter wird!
* •
— In Summerville entkam
Jack Haixlin aus dem Gefängnis
und hat 20 Stunden später sein«
Frau ermordet.
— Bei Oakland wurde Leutnant
William Videto getötet, als scir
Fluszeug ins Meer stürzte.
90 Jahre alt
Therese Auer und Tochter
Am vergangenen Dienstag, den
6. Januar, wurde F^au There.^^e
Auer. eine gebürtige Ö.sterreichf -
rin, 90 Jahre alt. Die Jubilarin,
die .seit vielen Jahren zum Leser-
kreis der 'New Yorker Staatr-
Zeitung und Herold" gehört, vei-
bringt ihren Leben.saoend bei ihrf-r
Tochter. Frau Therese Mannsba-t
und ihrem Schwiegersohn. Josff
Mannsbart, im Hause 238 Ost «2.
Str.. New York City, wo der Ge-
burtstag am gestrigen Sonnabend,
im trauten Familien- und B<»-
kanntenkreis. gefeiert wurde. Mut-
ter Auer. Tochter "Tessie" und
Srhwieeer.^ohn Josrf gehören .u
der Odd Fellnw L-odee. Die TU-
daktinn unserer Zeitung wünsclit
der Jubilarin noch Mele .schöre
Wiegenfeste in der Zukunft. i
wui-dcn die Schwestern. Brüder
und Gäste mit einem Geschenk
bedacht. Zum Schluß dankte die
Präsidentin Ella Zahler allen Be-
suchern für die mannigfachen
Wohltaten, wünschte fröhliche
Weihnachten und ein gesegnetes
neues Jahr.
Mit aufrichtigem Bedauern ver-
nahmen die Damen die Meldung
von dem Ableben der Schwester
Bertha Koenig.
» 4 a >
Trinity Schwesternzirkel
Fi'äulein Lina Gaentzle schreibt
uns: Die Weihnachtsfeier des
Trinity Schwesternzirkels, welche
in der New Yorker Turnhalle. Ost
85. Str. und Lexington Ave. statt-
fand, war überaus gut besucht.
Auch eine Anzahl von Kindern
war erschienen, welche mit Spiel-
waren beschert wurden. Präsiden-
tin Lina Gaentzle begrüßte alle
Schwestern. Freunde und Brüder
auf's herzlichste und wünschte
allen einen vergnügten Nachmit-
tag. Besonders erfreulich war es.
den ehrwürdigen Meister. Bruder
Edmund Oppenheim. Seki>etär.
Bruder William Hockemeyer und
Bruder Alfred Gaentzle der Trinity
Lodge begrüßen zu dürfen.
Die Tafeln waren mit Tannen-
zweigen, brennenden Kerzen, aller-
lei Süßigkeiten. Gebäck und
Früchten festlich geschmückt. Die
Geburtstags - Schwe.^tem Emma
Hockemeyer und ^Mimi Grabsch
traktierten alle zu Portwein, und
Schwester M. Grabsch brachte
selbstgebackenen Stollen. Allen
Schwestern, welche ihren Geburts-
Ug im Monat Dezember feierten,
wurde herzlich gratuliert und ein
"Happy Birthday". gesungen. Mit
Klavierbegleitung und Singen tru-
gen Frau L. Traeger und Schwe-
.^ter Grace Guenther zur Stim-
mung bei. und alle Anwesenden
sangen die schönen Weihnachts-
liedrr mit.
Die Präsidentin dankte allen
für die Mithilfe, auch für die vie-
len .schönen Prei.se für den Gaben-
tisch, welche nach einem gemüt-
lichen Kaffeetisch verteilt wur-
den. Zum Abschluß eimahnte die
Präsidentin alle Mitglieder, daß
die nächste Versammlung am 20.
Januar im Cafe Rheinland, 228
Ost 86. Str.. New York City statt-
findet und hofft, alle beerußen
TU dürfen. Allen Anwesenden
wünschte sie ein cluckliches und
gesundes Neues Jahr!
ten der Feier bei. Präsidentin
Schwester Mathilde Wenz be-
grüßte alle und wünschte einen
gemütlichen « Nachmittag. Die
Tische prangten im Weihnachts-
schmuck, versehen mit allerlei
Kuchen, Gebäck und Obst. Die
Augen der Kinder glänzten im
Scheine des Weihnachtsbaumes,
voller Erwartung, was der Weih-
nachtsmann wohl bringen würde.
Und als er dann erschien, wur-
den alle Kinderhände gefüllt.
Schwester Blank war auch in die-
sem Jahre der bereitwillige Weih-
nachtsmann. Weihnachtslieder
wurden von alt und jung ge-
sungen, und einige Kinder tru-
gen Gedichte und Lieder vor. Nur
zu schnell mußte diese Feier zum
Ende kommen. Schwester Wenz
wünschte allen ein glückliches
neues Jahr.
Am 27. Januar ist die nächste
Versammlung, verbunden mit Be-
amtenwahl.
J'prlobung bei den Ensfianern
Marian Engeleit und Fred Schmid
Herr und Frau Engeleit in 235
Longsti-eet Ave. gaben am Weih-
nachtstage die Verlobung ihrer
Tochter Marian mit Herrn Fred
Schmid. 330 Ost 35. Straße, be-
kannt. Der Vater 6esi Bräutigams.
Fei-dinand Schmid, ist seit zwei '
Jahrzehnten Mitglied beim'
"Schuhplattler Volksfest Verein
Original Enzian" und gehört seit
etwa 12 Jahren dem Rheinpfäl-
zer Männerchor an. Die Mutter
des Bräutigams ist ein beliebtes
Mitglied beim Rheinpfälzer Da-
men-Verein in New York. Seit
ihrer Ankunft in Amerika vor 25
Jahren gehört die Familie Schmid
zum Kreise der treuen Leser der
"New Yorker Staatszritung und
Herold". Fred Schmid. der Bräu-
tigam, ist 19 -Jahre alt. und die
Braut. Marian Engeleit, ist 18
Jahre alt.
Von STEFAN ANDRES
Jakob Picard lernte ich in einer
Kölner Weinschenke kennen, wo
sich gelegentlich einige Schrift-
steller trafen. Ich wußte von ihm
nur, daß er Rechtsanwalt sei
und Gedichte schreibe, manchmal
auch eine kurze Geschichte. Daß
er vom Bodensee stammte, das
verriet seine Sprechwelse. Er sah
ein bißchen wie Ramses aus, fand
ich scherzend, also sehr mager,
durchgeistigt. temperamentvoll
und doch zugleich still und ge-
sammelt.
Dann kam das Jahr 33. Mit
Überraschung stellte ich fest, daß
der Mann, den ich für einen ka-
tholischen Alemannen genalten
hatte, ein gläubiger Jude war;
und auch: daß der Lyriker, der
so gerne Verse anderer und auch
eigene leise vor sich hinsprach.
im Dreck und Feuer der Front
als junger Offizier sich ausge-
zeichnet hatte. Und ich erfuhr
weiter, daß einer seiner Brüder
1914 aus dem Ausland heim-
gekehrt war. um für Deutsch-
land zu kämpfen und zu s^-
ben. Er las mir die Sonette vor,
die er seinen zwei gefallenen
Brüdern auf die Gräber geschrie-
ben hatte. Wir alle versicherten
ihm damals gutgläubig, wie wir
waren, daß die trüben V/"ellcn
'V:^ .•rf-i*-rin:*:.-:nTJ.- lA'utr ^r-ri-^r
Art niemals erreichten, dafür lebe
man ja, das war unsere Beweis-
führung, in Deutschland und
nicht in Polen oder sonstwo.
Aber dann kam die Stunde,
daß ich in Berlin Abschied von
ihm nahm. Indes — nicht er
war CS. der aus Deutschland fort-
ging, sondern ich. Er stand auf
dem Bahnsteig und reichte mei-
ner Fi'au mit dieser hilflosen
Herzlichkeit eine — Kristallvase,
die noch von seiner Mutter
stammte, ins Abteil! Drei kleine
Kinder bei uns plus Kristall,
meinte meine Frau, da müsse
eines von beiden auf der langen
Reise wohl Schaden nehmen.
Und sie bat ihn. uns die Vase
doch aufzuheben, bis wir uns
wiedersähen. "Ach", sagte er und
nahm sein Geschenk wieder nie-
dergeschlagen zu sich, "das wü'd
wohl lange dauern!" Ich beugte
mich hinaus uncr flüsterte Ihm
zu: "Jakob. Ich habe dir jetzt
oft genug gesagt: es wird Zeit,
es wird höchste Zeit! Mach dich
auf die Socken!" Wir* saßen schon
unter unserem politischen Wet-
terdach am Mittelmeer, der Krieg
war bereits ausgebrochen, da er-
hielten wir — es war Ende 1940 —
von ihm eine Karte aus Japan.
Via Rußland war er, genau ehe
die Mausefalle zuschlug, nach den
USA unterwegs. Und dann er-
hielten wir noch einige Nach-
richten, wie sich die Quäker drü-
ben seiner angenommen hätten,
wie er Blumen zog und eine Fa-
brik zur Nachtzeit bewachte. Und
vor allem: wie er in Massachus-
setts versuchte, ein Amerikaner
zu werden.
Vierzehn Jahre waren vergan-
gen, da schickte ich ihm aus
Neufundland nach New York das
Telegramm, daß ich in der fol-
genden Nac^it auf dem Interna-
tionalen Airport aus dem Himmel
fiele. Das Flugzeug hatte vier
Stunden Verspätung, ich konnte
nicht hoffen, daß er noch da
war, vier Stunden, in der Nacht!
Und ich dachte dai;3n, daß er fast
siebzig sei. Aber er war da —
und an sein Alter konnte Ich
dann nicht mehr denken, wie ein
Junse lief er auf mich zu. Wir
sagten beide zueinander, wie man
das so sagt, vielleicht aus Anast.
der andere könnte etwas andei-es
sasen: Ganz der Alte!"
Es war später Abend, als wir
uns zum Wieder.sehenstrunke zu-
sammensetzten: und es war spä-
ter Morgen, als wir aufstanden,
um ein wenig zu schlafen. Über
was aber hatten wir so lange, so
unaufhörlich und mit dieser sclt-
.samen Erregung gesprochen?
Nicht über die vierzehn Jahre
dazwischen, nicht über die Lite-
ratur der Gegenwart, nicht über
die USA und Rußland und die
Weltpolitik. Nein — ich hatte
ihm nur das eine zu beweisen
versucht: daß er noch der Alte
sei. derselbe, der Lyriker aus Wan-
gen am Boden!>ee. der Unrecht
erlitten hatte und nun dies Un-
recht wie ein Weiser, wie ein
Dichter zu eHraten und mit mir
nach Deutschland zurückzukom-
men habe. Und er bewies mir
die ganze Nacht hindurch nur
dies: daß es für ihn keine Rück-
kehr mehr gebe; daß vierzehn
Lebensjahre in einem anderen
Lande uns mit diesem verbinden
und von der Heimat lösen. Nicht
ein erlittenes Unrecht, sondern
dessen Folgen hätten Ihn zum
Bürger eines anderen Landes ge-
macht.
Dieses Thema kehrte Immer
wieder: in der donnernden Sub-
way, auf seinem winzigen Zim-
mer in dem trostlosen Rooming-
house. auf Spaziergängen durch
Harlem. Manhattan und am East
River entlang, dies bittere Thema:
es gibt kein Zurück.
Jeden Abend aber, x^'enn wir
auf seinem Zimmer saßen — die-
sem kleinem Museum eines Her-
zens, das nicht vergessen kann — ,
jeden Abend begann ein leises,
flüsterndes Zurück. Er saß an
seinem Schreibtisch und reichte
mir Photos herüber. Gedichte.
Briefe: "Lies mal!" Städte tauch-
ten auf. Landschaften und vor
allem die Namen von Freunden,
von getreuen und ungetreuen:
Schaefer. Rein8u:her, Kneip,
Woehrlc, Paquet. Brües. Ehrler,
Jaaues. Jeder dieser Namen hat ^
für den einsamen Mann in der
122. Str. eine geheime Geschichte,
m der sich die Literatur, aber
noch mehr der deutsche Mensch
der letzten fünfzig Jahre spiegelt.
Unsere deutsche Tragödie — das
ging mir langsam aus diesen
Nachtgesprächen auf — kann nie-
mand so schmerzlich klar sehen
als ein deutscher Jude, der dieses
Land mit dem Herzen eines Dich-
ters geliebt hat.
Als mir Jakob Picard erzählte,
wie der Dichter Mombert. eben-
falls Im letzten Augenblick, als
ein Gejagter das Land seiner
Liebe verließ — er starb dann
jenseits der Grenze — , da wußte
Ich. wen Ich hier In New York
zurückließ, einen von den Hun-
derttausenden, denen die deut-
schen Antisemiten die Heimat ge-
stohlen haben, aber einen, der
.selber sein Herz dem Haß ver-
schlossen hat — und darum ncoh
Gedichte in seiner Muttersprach«
.schreiben kann.
t e >
Geseiliger Damen-Verein
Frau Elsie Willamowski schreibt
uns: Der Gesellige Damen-Verein
feierte Ende Dezember in der
N. Y. Turnhalle Weihnachten mit
einem Luncheon. Die Präsidentin
Frau Gussie Schmidt hatte für
die schöne Ausschmückung der
Tische gesorgt. Weihnachtskerzen
brannten und Herr Simmer
spielte am Piano die schönen
deutschen Weihnacht^lieder.
Die Präsidentin begrüßte «11« ■
Mitglieder sowie die Gäste recht
herzlich und war erfreut über
den guten Besuch. Man bedau»
erte. daß Frau Lina Jeeger sowit
Frau Boi-g Schulte wegen Krank-
heit verhindert waren und
wün.schte ihnen recht baldig©
Genesung. Unter den Damen
herrschte eine festliche Stim-
mung. Der Gabentisch war reich
mit schönen Geschenken beladen.
Schatzmeisterin Frau Sophie
Neuschaefer hatte einen großen
Korb, gefüllt mit allerlei schönen
F^-üchten. gestiftet. Die glücklich«
Gewinnerin war FYau E. Willa-
mowski. Die Präsidentin hatt«
das Gebäck und Stollen gestiftet.
Die Vizepräsidentin Fiau Eva
Meyer. Frl. Margaret Wilkcns,
Frau R. Mooney und die Sekretä-
rin Frau E. Mielke .sorgten für
die Verteilung der Geschenke.
Auch der Weihnachtsmann (Frau-
Mooney» war reich beladen und
hatte für alle schöne Ge-
schenke. Die Präsidentin Frau G.
Schmidt machte bekannt, daß
alle Vorbereitungen für das
35jähriße Stiftungsfe.st getroffen
sind, es wird mit einem Karten-
fest gefeiert und zwar am Don-
nerstag, den 15. Januar, nach-
mittags 1.30 Uhr, in der New
Yorker Turnhalle. Lexington Ave.
und Ost 85. Straße. Alle Verein«
.sowie Fi'eunde sind herzlich ein-
geladen. Für schone Tischpreis«
sowie Turpreise ist gesorgt.
Nochmals dankte die Präsidentin
allen Damen und wünscht« «in
gluckliches neues Jah^.
• ♦ >
Safed, Galileos Barbizon
Ein Bericht von Th. F. Meysels
Safed ist die jüngste unter den vier uralt-
heiligen Städten der Juden. Jerusalem und
Hebron gehören zur heroischen Vergangenheit
des Pentateudis. Tiberias, die Freistatt jüdischen
Forschens, weil es sidi dem Aufstand gegen die
Römer nicht angeschlossen hatte, ist die Stadt
der Mishna. Safed, wo sich die Weisen im 16.
Jahrhundert unter dem Schutz wohlwollender
Drusenemire sammelten, ist die Stadt der Cab-
bala, des Sohar. Safed, wo Josephus Flavius den
Hügel der Feuerzeichen befestigte, die Jerusa-
lems Neumondsignale nach Galilea weitergaben,
wo die Ritter des Tempels eine Burg erbauten,
ist noch immer ein Platz für Träumer, „günstig",
wie der große Ari sagte, „den tiefsten Geheim-
nissen nachzusinnen".
Die Cabbalisten, deren größter Meister, Si-
meon bar Yöchai, jenseits des Tales in Merom
schaff, studieren noch immer in Safeds alten
Synagogen, wo Römersäulen Kreuzfahrerbogen
tragen und die Silberhüllen der Heiligen Rollen
wie Türme einer Märchenburg leuchten. Aber
eine neue Art von Träumern ist nach Safed ge-
zogen. Eine Gasse im verlassenen arabischen
Viertel wurde Künstlern überlassen, die bereit
sind, sich in Safed niederzulassen. Diese „Straße
der Künstler" ist eine recht verrückte Gasse,
wie so wiele Straßen in Safed: Sie schlängelt
sich am Hang entlang, den die Häuser Safeds
in kubischen Terrassen erklettern. Ihre Häuser
und Gartenmauern hängen in jeder Richtung
über. Kein Auto könnte in ihre Engen und steil
getreppten Abhänge eindringen. Wegweiser in
allen Farben des Spektrums zeigen auf ebenso
farbenfreudige Haustüren. In jedem zweiten
Haus ist eine „Ausstellung" in großen Lettern
angekündigt. Ein Dutzend Kollektivausstellungen
ist in der Saison das Normale, während es in
Tel Aviv oder Jerusalem selten mehr als zwei
oder drei zur gleichen Zeit gibt. Sogar ein Kunst-
laden hat sein Fenster geöffnet, das in schwung-
volle Barockornamente gerahmt ist.
Und jeder Künstler hat ein eigenes und be-
sonderes Tarumland hinter der gewölbten Pforte
seiner Gartenmauer aufgebaut. Man kann nicht
vorhersagen, wohin man gerät, wenn man eine
Schwelle der „Künstlerstraße" überschreitet. Auf
jeden Fall begibt man sich von Safeds Wirklich-
keit, die an sich unwirklich genug ist, in ein
Milieu besonderer und individuell entworfener
Unwirklichkeit.
Da gibt es eine Kunstschule, die genau wie
ein sephardisches Lehrhaus aussieht. Die Zwil-
lingslöwen des großen Ari füllen einen blauen
Bogen über einem Springbrunnen, der sich aus
dem Taufbecken einer vergessenen byzantini-
schen Kirche erhebt. Ein Maler hat sein eigenes
Amphitheater in die Ruinen einer Karawanserei
gebaut. Eine Bildhauerin hat ihre Werke in das
Die schönste Thora der Sepharden
üppig fallende Grün eines Terrassengartens ge-
stellt. Die Ausstellungshallen, deren jeder Künst-
ler seine eigene hat, sind eine Augenweide in
der einfadien Harmonie ihrer Bogen und Ge-
wölbe. Die „Künstlerstraße", kurz und gut, ist
das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für
den Arcilitekten, der in jedem Künstler sciilum-
mert. Was die Hausherren der Ateliers anderer
Städte gewiß nicht erlauben würden, wird von
den verständnisvollen Stadtvätern Safeds noch
ermutigt.
KUnstlerstadt ohne — Cai6
Die Baufreude der Künstlerstraße hat das
ganze Städtchen angesteckt. Safed, all seinen
malerischen Winkeln zum Trotz, ist heute die
reinste Stadt in Israel. Das ruinierte, mittelalter-
liche Knödelpflaster, die gebrochenen Stufen der
steilen Gäßchen werden durch ordentlichen Be-
ton ersetzt, so daß der Bummler in Künstler-
Sandalen in jeden Winkel vordringen kann. Un-
unterbrochen wird getüncht, und Sonnenbrillen
sind unentbehrlich. Der Burghügel ist der Stolz
des erwachten Safed. Dieser Waldgipfel, um den
sich die Stadtviertel lanern, ist ein Park gewor-
den, der sich in stillen Teiciien spiegelt. Ein La-
byrinth von Wegen leitet endlich zur höchsten
Bastion, auf welcher der schlichte Obelisk des
Kriegerdenkmals ragt, wo einst die Neumond-
feuer brannten.
Nur eine einzige Neuigkeit haben die Künst-
ler noch nicht eingeführt: Es gibt kein Künstler-
cafe, kein lokales „Du Dome". Aber, wie ein
Notabel der „Künstlerstraße" mir bedeutete:
„Das hat auch seine Vorteile, die Maler malen,
statt im Cafe über Kunst zu debattieren. Kunst-
freunde besuchen die Ateliers, statt den Künst-
lern im Cafe zuzuhören. Hin und wieder wird
sogar ein Bild verkauft . . ."
Ei
mer von vieren
Begegnung mit Ernst Werner Techow alias Ernest Tessier / Von Herbert Freeden
Vor zehn Jahren ging eine kleine Nachricht
durch die Presse, daß ein gewisser Ernest Tes-
sier, Adjutant bei der französischen Fremden-
legion, vierundzwanzig Nazis des Rommeischen
Afrikakorps gefangen genommen hatte, ohne
einen einzigen Schuß abzufeuern — lediglich in-
dem er ihnen Orders in deutscher Sprache zurief.
Rabbi Ely E. Pilchnik, der als Chaplain bei der
amerikanischen Armee gedient hatte, berichtet
Allen Anfragen bitten wir
Rückporto beizulegen
'\
über jenen Mann, der groß, hager und damals
ungefähr 39 Jahre war, mit einem brutalen Kinn,
aber einer sanften Stimme. Er sprach deutsch und
französisch ohne den merklichsten Akzent.
In Tessiers Kompanie gab es eine Reihe von
mitteleuropäisdien Juden, die den Nazis entkom-
men konnten und in die Fremdenlegion eintra-
ten. Seltsamerweise beschäftigte sich Tessier ge-
rade mit ihnen besonders. Eines Abends befahl
er vier von ihnen, sich bei ihm im Büro zu mel-
den. Sie kamen mit klopfendem Herzen, denn
sie dachten, es handelte sich um eine Straf-
aktion, aber er bot ihnen Platz an sagte ihnen,
daß die Juden die einzigen zivilisierten Leute
wären, die er in der Hölle der Sahara getroffen
abe. ,Idi glaube, daß die Juden zu den besten
Rathenau verwandt, dem ermordeten deutschen
Außenminister?"
„Sein Neffe", antwortete der Rekrut.
Adjutant Ernest Tessier schwieg ein paar
Augenblicke, und sein ledernes Gesicht schien
bleicher als sonst. Dann sagte er: „Rathenau, ich
bin einer der vier, die Ihren Onkel ermordet
haben, damals am 24. Juni 1922 im Grunewald.
Mein wirklicher Name ist Ernst Werner Techow."
Dann zog er aus seiner Tasche ein zerknitter-
tes Stück Papier, glättete es sorgfältig und gab
es dem Rekuten. Es war ein Brief an Techows
Mutter, datiert ein paar Tage nach dem Mord:
„In unsäglichem Schmerz reiche ich Ihnen meine
Hand, Ihnen, der ärmsten aller Mütter. Hätte Ihr
Sohn meinen Sohn gekannt, er hätte eher die
Waffe gegen "sich selbst gerichtet als gegen ihn,
den edelsten aller Söhne . . . Möge Ihr Sohn
vor dem irdischen Richter bekennen und vor
dem göttlichen bereuen." Der Brief war gezeich-
net „Mathilde Rathenau".
Techows Onkel war der bekannte Architekt
Peter Berens, der die A.E.G. -Hallen gebaut hatte,
und er und seine Schwester waren mit den Ra-
thenaus sehr gut bekannt. Der Brief stand zu-
erst in der „Wossischen Zeitunn", bevor Frau
Techow ihn bekam. Die Polizei hatte ihn abge-
fangen. Als man Techow nahelegte, er solle das
doch in der Verhandlung vor dem Leipziger
Reijihsgericht v7iir Sprache bringen, meiittc'^TT
„Wds denn, wir morden da in der Gegend
herum und wollen uns künstlich aufregen, wenn
bei der Polizei im Kampf gegen uns ein paar
kleine Unregelmäßigkeiten vorkommen?"
Zwanzig Jahre später, an jenem Abend in der
Sahcira, schrie Techow beinahe: „Sie verstehene,
Rathenau, dieser Brief ist mein wertvollster Be-
sitz. Er hat eine neue Welt für mich erschlossen.
In den fünf Jahren im Gefängnis las ich jedes
Wort, das Walter Rathenau geschrieben hatte,
jedes seiner Bücher, jeden seiner Artikel. Dann
begann ich jüdische Geschichte zu studieren. Und
ich wollte zu den Quellen vorstoßen und mich
nicht auf Übersetzungen verlassen. So lernte ich
Hebräisch. Und während der letzten fünfzehn
Jährt' versuchte ich mich selbst zu bezwingen,
- die Mutter Rathenaus siai bezwang, als sie
n Brief schrieb. Wo immer i.h konnte, habe
ich versucht, den Juden zu helfen. " Und er er-
zählte — was sich als wahr herausstellte — wie
er 1H41, als Hafenarbeiter angezogen, in Mar-
seiiles 700 Juden aus dem besetzten Frankreich
herausschmuggelte und sie nach Casablanca
brachte.
Techow war einer der vier Rathenau-Mörder.
Zwei andere, Kern und Fischer, nahmen sich vor
der Festnahme das Leben. Die von Kanitän Ehr-
hardt ausgewählte Grabschrift auf ihrem Grab
in Saaleck lautete: „Tu, was Du mußt, sieg' oder
stirb, und laß Gott die Entscheidung*. ' Jedes
Jahr an ihrem Todestag trafen sich Techow und
der vierte, Ernst von Salomon, in Saaleck. Salo-
mon, Romancier, Film-Autor, Lektor bei Rowohlt
und jetzt Verfasser des bestseller „Der Frage-
bogen".
Im „Frageboaen" erzählt er über Techow:
„Während des sonenannten .Stennes-Putsdios',
***-^
< ' «
\
\\
\
Musischer Jurist
deutsch-jüdischer Prägung
Glückwunsch zu Jacob Picards 70. Geburtstag / Von Dr. E. Löwenthal (London/Hamburg)
vor allem der „C.-V.-Zeit\ing (Allgemeine Zei- Tür, für den Weg in eine bessere Zukunft aus
tung des Judentums)", später, nach 1933, auch allen Nöten der Vergangenheit heraus. H. Elkes
der Monatsschrift „Der Morgen" sowie der „Jü- vom Lagerkomitee und H. Kloß, der Leiter des
dischen Rundschau". Heimes, dankten allen Rednern.
Wie tief deutsches und jüdisches Erbe in Im zweiten Teil der Feier zeigten Mädchen im
Picard wurzeln, spricht immer wieder aus dem, Alter von fünf bis 15 Jahren eine Anzahl Tänze
was er geschrieben hat und schreibt. Früh hatte nach den Melodien von Haydn, Ravel, Katscha-
Es mögen wohl 14 Jahre vergangen sein, seit- zählt, dessen Gestalt dem Autor der Biographie er Zugang zu kulturell interessierten deutschen turian, Strauß, Verdi und Delibes, die von Frau
dem ich ihn zuletzt sah und sprach. Das war in nunmehr wieder lebendig geworden ist. "^^ jüdischen Menschenkreisen, einerseits die Winninger sorgsam einstudiert waren. In kür-
Berlin, unser beider zeitweiliger Wahlheimat. Jacob Picard hat bevor er ausschließlich zu freundschaftliche Verbindung zu den zeitgenössi- zester Zeit hatte sie die Tänze mit den Kindern
den Rechtswissenschaften hinüberwechselte, Ger- ^*."" deutschen Dichtem um Bodensee und Rhein eingeübt, die die Anwesenden immer wieder zu
., , ^ ^,4.f f,^- ♦ \a' ^ ^^^ andererseits und parallel die geistige Be- begeistertem Beifall hinrissen. Sie selbst bewies
Aber Jacob Picards straff-sportliche äußere Er
ßcheinung, sein ausgesprochen guter Kopf, sein
tief künstlerisches Wesen, seine sympathische
oberdeutsche Sprache, sein Temperament, die
Schattierung seiner Stimmungen sind mir in
bester Erinnerung. Und auch die markante, cha
manistik und Geschichte studiert, in München
Ziehung zu Persönlichkeiten wie Franz Rosen- durch den Vortrag einiger Gedichte von Rilke j
und Berlin, und in -Heidelberg den Dr. iur. er- z^veig, Eduard Strauß, Martin Buber und Leo ihre starke Ausdrucksfähigkeit. Die schönen
werben. Nach viej*iiönatigem Kriegsdienst ließ ßaeck. Schon vor 1933 hatte Jacob Picard jüdi- Kostüme waren in den Kursen der Ort-Werk-
er sich als Anwalt nieder, zunächst in Konstanz sehe Geschichten aus einem Jahrhundert: „Der statten angefertigt.
>^ raktervoUe Handschrift dieses Mannes, der zeit und 1925 in Köln, wo er auch der Syndikus des Gezeichnete" begonnen. Als sie 1936 erschienen. Im Ansdiluß an die Feier fand eine Besich-
«'^ seines Lebens gesonnen, gedichtet und geschrie- „Schutzverbandes deutscher Schriftsteller" war. fanden sie im jüdischen Bereich und darüber hin- tigung der neuen Schule, in der zur Zeit 120
v^ ben hat und ciarin — neben seinem Anwalts- Seit seiner frühen Studentenzeit hat er publi- aus beträchtliche Beachtung, auch wegen ihrer Kinder unterrichtet werden, und des Kinder-
S^ beruf — seine eigentliche Erfüllung fand, ver- ziert: Gedichte „Das Ufer" (1913) und „Erschüt- literarischen Qualität. Diese in deutscher Novel- gartens statt.
V >^ gißt man auch nicht; ich habe seine Handschrift terungen" (1920), Erzählungen, Literatur- und lenform geschriebenen Erzählungen halten das
V;J in manchen seiner Manuskripte zu studieren Ge- Kunstkritiken. So wurde er Mitarbeiter großer Dasein süddeutscher Landjuden in ihrem fried-
\a^ legenheit gehabt und sie mir außerdem in Brie- deutscher Zeitungen, der „Frankfurter Zeitung", liehen Zusammenleben mit ihrer christlichen Um-
^ fen bewahrt. In für Deutschlands Juden schon der „Kölnischen Zeitung", der „Vossischen Zei- gebung fest und stellen heute, nach der Vernich-
recht schweren Zeiten zeigte er mir seine Heimat tung", des „Berliner Tageblatts", gleichzeitig tung cleutschen Judentums, sozusagen ein histo-
\. V Wangen am Untersee, unweit Radolfszell, voll aber auch jüdischer Zeitungen und Zeitschriften, risches Dokument dar.
">>4 bescheidenen Stolzes und voll von der Verbun-
denheit seiner Ahnen mit dem alemannischen,
auch in die Schweiz hineinragenden Raums. Ge-
'imfttiSftifl besuchten wir 1938 den aUen, roman-
tischen jüdischen Friedhof an den Berghängen
des kleinen Bodenseestädtchens und ließen die
Geschichte einer frommen jüdischen Familie an
uns vorüberziehen.
Jetzt lebt Jacob Picard in New York, wo er
„Heim der offenen Tür"
Einweihung eines neuen Hauses im Lagei Föhrenwald
Wenn wir auch wünschen, daß das Lager
Föhrenwald nicht von Dauer sein möge, son-
dern daß sich seinen Menschen Wege zu einer
sinnvollen Emigration, oder zu einer normalen
Eingliederung in das Leben ihres Aufenthalts-
landes öffnen mögen, so muß allen beteiligten
staatlichen und jüdischen Organisationen doch
der Dank dafür ausgesprochen werden, daß der
Jugend dieses Lagers die Möglichkeit zu Spiel,
Sport und Wissen gegeben wird.
Eine große Anzahl Gäste hatte sich Anfang Juden in Deutschland und der Zentralwohlfahrts- Drehbuchautor und Regisseur Ernst Marischka
Dezember anläßlich der Einweihung des neuen stelle der Juden in Deutschland e.V. überbrachte hat einen neuen großen Unterhaltungsfilm fertig-
Heims in Föhrenwald eingefunden. Dieses Haus ^r. Berthold Simonsohn. Er betonte das Interesse, gestellt, der soeben in Wien uraufgeführt wurde.
am^^i: 7a"nu;rseinVrVo."G;b;rtst'ag "begVhe^n f »^ f erster Linie den Kindern und Jugendlichen ^as auch die zentralen jüdischen Organisationen ^ er Film heißt Hann^l" und be^^^^^
1 .1. j . ..11 r^ •• j 1- •. des Laaers dienen* darüber hinaus aber ist es i n r • • t^ . i i i j o l-_i i ristiscner, stoiuicn nicnt ganz neuartiger weise
kann, vermutlich in stiller Zuruckgezogenheit ^f^^ Lagers aienen,^^aamDernH^^^^^ m js ^^^ ^^j^ j^^^^ ^^ Deutsciiland an dem Schicksal ^.^ Geschichte einer traumhaften Revuegirl-
V kann, vermutlich in stiller Zurückgezogenheit ,^ i-aycio «icncxi, uai^^ci iii.iau=, «u^i loi ^^ ^^^
< und Besinnlichkeit, so wie es seine ;^t ist. Aber jls kulturelles Zentrum für das ganze Lager ^^^
in dem letzten jüdischen D.P.-Lager fest- Karriere. In der artistischen Ausführung ist der
vi
I
XA 11 • j D j- T i- • • bestimmt -v,-.. .^ v,.. j — ^.. — . — ~,^. rvarnere. in uer ariisiisuieii .^uaiuuiuiiy isi uci
5 ^r^nnr d"f.' 'fu dL"\tn?;? Ifr v" ""^n Das neue Haus enthält folgende Räume: einen ?.^haltenen M_enschen nehmen^ und ^ gab ciem Streifen indes, ungemein gelungen. Die Haupt.
Freunden diesseits des Atlantik nicht vergessen ^inderhorT Räum^VtiT' GVm'nasirk'^und'^SpVadh- Wunsch Ausdruck, daß der Name dieses Heims rollen sind mit Hannerl Matz," Paul Hörbiger,
T j j _u Unterricht, Lesezimmer, Bibliotheksraum u. a. m. symbolisch sein möge als ein Haus der offenen Adrienne Gessner und Fritz Imhoff besetzt.
Er gehört zu den letzten Juden, die siA aus ^^^ ^eim wurde mit Mitteln der norwegischen
dem Deutsdiland des Unterdruckungs- und Ver- Europahilfe des Herrn Thorgensen, unter finan-
folgungswahnsinns in die freie Welt zu retten ^-^^^^^^ Beteiligung bayrischer Stellen, des Joint
Ta^nT^^slLfrien ä* MandsAmei Korel und'japan ""^ ^^' Bayrischen Hilfswerks errichtet. Bauherr ßer Vorstand der ORT-Weltexekutive in Deutschland
lana, biDinen, die Mandsoiurei, Korea una Japan ^^^ ^^^ Leiter der Fürsorgeabteilung des Bayri-
seinen Weg in die Vereinigten Staaten. Auch ^^^^^ Hilfswerks für die durch die Nürnberger Der in Genf amtierende Präsident der World einen überaus positiven Eindruck von dem vor-
} l»^"" "^ i^^S^^ . Aiu"™"^®^ » !I! Gesetze Betroffenen, Hefter. Das Heim wird sich ORT Union, Dr. Aron Syngalowski, weilte zu handenen Menschenmaterial erhalten. „Ich kann
und nicht immer „gehobenen Alltagsarbeit noch j^ besonderem Maße der mehr als 350 Jugendlichen einem kurzen informatorischen Besuch in Deutsch- mit Genugtuung feststellen, das in den ORT
genügend Zeit und Muße zu schongeistigem Tun. , i^- j._ ._ r u ° .__j tt t^ j„_* u^»*„ r-^^ u«;* t-»^ o^..i„^ „;_ „„u, ^„*^, r-^;^* i „^* .,^a a^i
Wertvolle Ergebnisse
\
v\ä
P . , . ^. u * H M V if <5t t ""^ Kinder im Lager annehmen. land. Unser Korespondent hatte Gelegenheit, Dr. Schulen ein sehr guter Geist herrscht und daß
ilul?L- ^Y.,^ t,^H?ir^L T^iJc^iftf^ w^^^^ Die Feier wurde eröffnet mit einer Anzahl Syngalowski kurz über seine Eindrücke vom Be- die dort lernenden Menschen ein überzeugender
M^nl^ Tnnrna^^^^ Hoc Ansprachen. Zuuächst begrüßte für die Bayrische such der hiesigen ORT-Institutionen zu befragen. Beweis für die hohe Qualität der D.Ps. sind.
Aufbau- ua ' »'-ommeniäry , aes Staatsregierung Ministerialrat Seemeyer die Er- Wiederholt habe die Frage der Liguidiening Unsere Zeugnisse genießen im Ausland einen
• richtung des Heimes und bekräftigte das Interesse der ORT-Schulen in Deutschland zur Debatte ge- hervorragenden Ruf und gestatten den Menschen,
Jacob Picard sagt von sich selbst, daß er nur und den guten Willen aller bayrischen Staats- standen, erkläte Dr. Syngalowski; er habe sich damit ein Leben voller Lebensbejahung zu be-
gestalten kann, was er selbst erlebt hat. Auf stellen, das Los der Heimatlosen lindern und aber von der Wichtigkeit des Weiterbestandes ginnen. Um den arbeitsfähigen jungen Menschen
dieser Grundlage ist auch die große Arbeit sei- bessern zu helfen. Gute Wünsche überbrachten überzeugen müssen. Obwohl er beträchtliche auch weiterhin eine gediegene Fachausbildung
ner letzten Jahre entstanden, die demnächst im auch der Leiter der Norwegischen Europahilfe, Schwierigkeiten in der Weiterentwicklung sieht, zu vermitteln, müßten Spezialfonds geschaffen
Druck erscheinen soll: die umfangreiche Biogra- Thorgasen, der in hohem Maße zur Entstehung bestätigte er aber, daß gerade derzeit die aller- werden, zumal über die vorhandenen offensicht-
phie des Generals Franz Sigel, des Führers der dieses Hauses beigetragen hatte, Mr. Haber vom besten Aussichten bestehen. lieh irrige Meinungen herrschen."
badischen Revolution von 1849, der in seiner American Joint Distribution Committee, Dr. Dr. Syngalowski erklärte weiter, daß er von Mit mahnenden Worten über die großen Auf-
Jugend ein Sozialrevolutionär war und als Spanier und H. Hefter für das Bayrische Hilfs- seinem Besuch wertvolle Ergebnisse mitnimmt, gaben, welche den hiesigen Jüdischen Gemeinden
Flüchtling und Einwanderer im amerikanischen werk, Direktor Troberg für das Landesentschä- Er habe sich mit der Auswertung des vorbände- in den kommenden Jahren bevorstehen, und
Bürgerkrieg berühmt wurde. Picards Großvater, digungsamt Bayern uncj Msgr. Jandel, Direktor nen Arbeitsmaterials befaßt, habe mit dem Lehr- deren sie gerecht werden müßten, verabschiedete
ein Anhänger Sigels, hatte dem Enkel während der Caritas, für die Verbände der Freien Wohl- phrsonal eingehende Unterredungen betreffs der sich Dr. Syngalowski auf dem Flughafen Mün-
der Ferien immer von dem badischen Helden er- fahrtspflege. Die Grüße des Zentralrats der Intensivierung des Lehrprogramms geführt und chen-Riem.
Ifl^twocfa,
Baötfcht lettong
Settei
ÄÜ0 Öern baöifcben UnÖe
Ein Arzt klagt gegen das Ehrengericht
Ist die Badische Ehrengerichtsordnung rechtsungültig?
bw. Trelburg. Der badische Landtag hat
•m 27. Mai 1949 ein Landesgesetz über die Bil-
dung von Kammern für Ärzte, Zahnärzte, Apo-
theker und Dentisten erlassen und im Para-
graphen 8 dieses Gesetzes das badische Mini-
sterium des Innern ermächtigt, für jede Lande.s-
kammer eine Ehrengerichtsordnung zu erlassen.
Dies geschah am L Dezember 1949 durch die
Ehrengerichtsordnung für ^ie Landeskammem
für Ärzte. Zahnärzte, Apotheker und Dentisten.
Der badische Verwaltungsgerichtshof in Frei-
burg wurde als Berufungsinstanz mit den Be-
fugnissen eines Revisionsgerichts im Ehren-
gerichtsverfahren eingesetzt.
Ein praktischer Arzt, der die Bestallung als
Arzt für das Gebiet des Deutschen Reiches
hatte, wurde 1951 durch die Große Strafkammer
des Landgerichte Konstanz wegen Verbrcch?ns
<ler Abtreibung und Vergehens gesen die Ver-
ordnung zur Ausführung des Erb?esundheits-
gesetzes in mehreren Fällen zu einer Gesamt-
straff von zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
Daraufhin wurde ihm durch das Ehrengericht
der Bezirkskammer Villingen die Ausübung
des ärztlichen Berufes innerhalb der Länder
Südibaden, Württemberg - Hohenzollern und
Württemberg-Baden für dauernd untersagt. Der
Ehrengerichtshof der Landeskammer Baden
änderte diese Entscheidungdahin ab, daß sie nur
für das Gebiet der Landesärztekanumer Baden
gelten sollte.
Gegen dieses Urteil hat der Arzt, der inzwi-
schen seine Praxis wieder aufgenommen hat,
Berufung beim badischen Verwaltungsgerichts-
hof eingelegt. Er begründet sie damit, daß das
badische Landesgosetz über die Ärztekammern
mangels Zuständigkeit des Landesgesetzgebers
und ebenso die auf Grund der pauschalen Er-
mächtigung durch das Ministerium erlassene
Ehrengerichtsordnung rechtsungültig .seien. Die
ärztliche Ehrengerichtsbarkeit stehe in Sach-
sammenhang mit der dem Bund ausschließlich
zustehenden Gesetzgebung über die Zula.ssung
von Heilberufen. Mit dem Inkrafttreten des
Grundgesetzes sei eine, wenn auch ungesclirie-
bene konkurrierende Gesetzgebungskompetenz
des Bundes in der Sparte der ärztlichen Ehren-
gerichtisbarkeit erwachsen. Die badische Ehren-
gerichtsordnung verstoße im übrigen auch gegen
die Grundsätze des Artikels 92 des Grund-
gesetzes, in dem die rechtsprechende Gewalt
den Richtern anvertraut sei. Da die badi<chen
Ehrengerichte dies nicht täten, seien sie auch
keine verfassungsmäßigen Gerichte.
Der badische Verwaltungsgericbtshof hat im
Hinblick auf diese Sachlage beschlossen, das ,
Ehrengeriditsverfahren auszusetzen und dem |
Bundesverfassungsgericht die Frage vorzulegen,
ob das badische Landesgesetz über Kammern
für Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Dentisten
Bundesrecht geworden ist. Der Verwaltungs-
gerichtshof ist der Meinung, daß es den Ländern
auch nach dem 27. Mai 1949 bis zum 7. Septem-
ber 1949 möglich gewesen sei. ehemaliges
Reichsrecht abzuändern; er erachtet daher das
Landesgesetz vom 27. Mai 1949 als recht.- gültig
In bezug auf die Ehrenoericht.'=^barkeit ver-
tritt er die Auffassung, daß deren Ordnung zur
Kompetenz des Bundes gehöre. Zähle aber die
ärztliche Ehrengerich t^barkeit zur konkurrie-
renden Gesetzgebungskompetenz des Bundes,
so sei das badische Landesge.setz vom 27. Mai
1949 am Tage des Zusammentritts des Bundes-
tages Bundesrecht geworden. Damit wäre das
badi.^che Ministerium des Innern nicht mehr
berechtig« gewesen, eine Ehrengerichtsordnung
zu erlassen, sondern dieses Recht wäre auf
die Bundesregierung übergegangen. Die Ehren-
gerichtsordnung sei aber auch dann ungültig,
wenn das Landesgesetz als Landesrecht fort-
bestehe, jnd zwar insoweit, als in der Ehren-
gerichtsordnung Regelungen vorgenommen
worden seien, die nur dem Gesetzgeber zu-
stehen. Dieser habe aber die Exekutive nicht
ermächtigt, die in der Ehrengerichtsordnung
ausgesprochene Regelung au üb«*n*'hfn«n. TM«
Zuständigkeit des badischen Vcrwaitungs-
gerichtshofes als Ehrengericht mit den Befug-
nissen eines Revisionsgeric±Lt« «ei somit nicht
gegeben.
Nichtigkeitsklage gegen Suspendierung
O Kehl. Der seines Dienstes enthobene
Bürgermeister von Kehl, Dr. Ern5t Marcello,
hat gegen die vom Regierungspräsidium in
Freiburg am 12. Dezember 1952 verfügte Eröff-
nung des Dienststrafverfahrens mit gleichzei-
tiger Suspendierung von seinem Amt beim
Verwaltungsgericht Freiburg Nicht ?keitsklage
erhoben. Dr. Marcello weist darauf hin, daß er
nicht Beamter im Sinne des Reichsdienststraf-
gesetzes sei. Davon abgesehen sei ihm von der
Behörde in Freiburg auch keinerlei Gelegenheit
gegeben worden, sich zu den gegen ihn erho-
benen Anschuldigungen zu äußern. Für die
Klarstellung seines Falles sei allein das Innen-
ministerium in Stuttgart zuständig.
Im Namen der Hunde und Katzen
Der Oberbürgermeister kommt den Haustieren zu Hilfe
rls. K a r I s r u h e. In Karlsruher Mietverträ-
gen findet sich vielfach die Bestimmung, daß
das Halten von Haustieren in den Wohnungen
verboten ist oder einer besonderen Genehmi-
gung de? Hauseigentümers bedarf. Mieter, d:e
gegen d'e^e Bestimmung das Frieden sgeTi cht
angerufen hatten, sind von diesem abgewiesen
worden. Jetzt hat sich auch der Frankfurter
Oberbürgermeister Dr.Kolb als ehrenamtlicher
Leiter des Deutschen Tierschutzbundes an den
Karlsruher Oberbürgermeister mit der Bitte
gewandt um eine Aufliebung dieser nicht mehr
zeitgemäßen Bestimmung besorgt zu sein. Der
Deutsclie Tiersdiutzbund bemüht sich, eine
grundsät dich und für das ganze Bundesgebiet
einheitliche Regelung dieser Frage herbeizu-
führen, da er der Meinung ist, daß die ein-
schränkenden Bestimmungen der Mietverträge
auch einen Eingriff in die persönliche Freiheit
der Mieter darstellen. Im Bundesgebiet haben
sich schon mehrere Gerichte gegen die Ein-
schränkung der Haustierhaltung ausgesprochen
und darauf hingewiesen, daß beispielsweise die
Haltung von Hunden in weiten Kreisen der
Bevölkerung als eine wesentliche Bereicherung
des Lebensinhaltes betrachtet werde Der Karls-
ruher Oberbürgermeister und der Vorsitzende
des Tierschutzvereins wollen versuchen, für
Karlsruhe eine für Mieter und Vermieter erträg-
liche Lösung zu finden.
Von Jugoslawien nach Baden
rls. K a^r 1 s r u h e. Anläßlich t^ner Brief-
taubenausstellung des Kreises Baden-Mitte, dem
die Reisetaubenvereine von Karlsiuhe und Um-
gebung, Pforzheim, Rastatt und Baden-Baden
angehören, wurde bekanntgegeben, daß die
Rei.setauben in diesem Sommer nadi Agram
in Jugoslawien gebracht werden, um von dort
ihren Rückflug in die heimatlichen Schläge an-
zutreten. Infoige ungünstiger Wilterungsver-
hällni^i»e war der Flug nach Norden im ver-
gangenen Jahre für die Rei- ^n recht
schwierig.
300 Grenzgänger weniger
O Lörrach. Die Schweizer Arbeitsbehör-
den haben Ende Dezember dreihundert deut-
sciien Grenzgängern aus Oberbaden, die in der
eidgenös^ischen Grenzzone beschäftigt waren,
die Arbeitsbewilligung nicht verlängert. Be-
gründet v-urde diese Maßnahme mit der jahres-
zeitlich bedingten Beeinflussung des Arbeits-
marktes, die vor allem zu starken Arbeitsein-
schränku igen in den Außenberufen geführt
hat. Betn'ffen wurden in der Hauptsache Hilfs-
und F "^.räfte des Baugewerbes: abfj* audi inj
den ]Me^i;ijC:i 'itcii wxirdcn "Kiitl.Kssvii.gen vor-
genomin»! n. Für den vihnehin stark abge-
schwächten oberbadischen Arbeit.smarkt be-
deutet diese iahreszeitlich bedingte Maßnahme
eine erhebliche zusätzliche Belastung.
Auf neun Monate nach Amerika
O Freiburg. Im Rahmen des Auslausch-
programmes der amerikanischen Regierung
werden in diesem Jahre voraussichtlich zwan-
zig Praktikanten, junge Männer und Frauen
aus Südbaden, für einen neunmonatigen Stu-
dienaufenthalt in den Vereinigten Staaten aus-
gewählt. Die Teilnehmer werden, wie die
amerikanisdie Austauschabteilung in Freiburg
mitteilt, an amerikanischen Universitäten Kurse
für Frauenfragen, Rechtsfragen, Erziehungs-
wesen, Jugendarbeit, Sozialarbeit und Arbeits-
fragen hören, daneben aber auch Erfahrungen
im praktischen Berufsleben sammeln.
Für diesen Austausch sind guie Englisdi-
kenntnisse, Abitur (eine gleichwertige Prüfung)
oder eine zehnjährige Schulausbildung erfor-
derlich. Im allgemeinen sollen die Bewerber
zwischen 24 und 40 Jahren alt sein. Die Aus-
wahl der Teünehmer findet im offenen und
freien Wettbewerb statt. Jeder Bewerber kann
sich unmittelbar bei der Austauschabteilung
des amerikanischen Büros für öffentliche An-
gelegenheiten in Freiburg, Deichelv eiherweg i,
melden.
Schachspielen als SchnV^^h?
O Rastatt. I>^r Scliachbe/.;rk Mitelbaden
hat d;o Absicht, das Oberschulaiit in Fre'bTg
zu bitten, Schachspielen als Pflichtfach an der
Volksschule einzuführen. Schachspielen fördere
die geistige Beweglichkeit und diene de.>halb
der Jugenderziehung.
Wieder Kurbetrieb im Radiumsolbad
O Heidelberg. Der Kurbetrieb im Hei-
delberger Radiumsolbad, dem einzigen Bad
dieser Art im Bundesgebiet, wird Mitte Januar
zunächst in beschränktem Umfang wieder auf-
genommen. Das Radiumsolbad, das nach
Kriegsende von der amerikanischen Besat-
zungsmacht beschlagnahmt war, ist im Sep-
tember letzten Jahres wieder in die deutsche
Verwaltung übergegangen. Die Kosten der
Wiederherstellung werden sich aut etwa 250 000
Mark belaufen. Mit einem vollen Kurbetrieb
ist erst im Sommer zu rechnen.
..Old Heidelberg'' lädt ein
O Heidelberg. Freien Flug von New
York nach Miami und zurück hat ein Gastwirt
aus dem Staate Florida in d^n Vereinigten
Staaten in einem Schreiben an die Stadtver-
waltung Heidelberg allen Heidelberger Stadt-
räten, Polizeibeamten und Geschäftsleuten an-
geboten, die sich für einige Tage bei ihm zur
Erholung aufhalten wollen. Der Gastwirt
namens Frank Förch besitzt in Hallandale ein
großes Restaurant, das den Namen „Old Hei-
delberg" führt. Dem Schreiben an die Stadt-
verwaltung fügte Förch eine Speisekarte .seines
Hotels bei. Ihre Umschlagseite zei'^t Studenten
in vollem Wichs bei fröhlichem Umtrunk.
Ein rabiates Mädchen
dl. Pforzheim. Als ein Polizeibeamter auf
dem Marktplatz in Brötzingen gegen drei ran-
dalierende junge Männer einschreiten wollte
und den Rädelsführer festnahm, wurde er von
einem 22 Jahre alten Mädchen rücklings an-
gefallen. Gleichzeitig drang einer der Täter
auf den zweiten Polizeibeamton ein. Durch den
Überfall des Mädchens gelang es den Radau-
brüdern zu entkommen.
Silvesterschießen mit gräßlichem Ende
O E ß 1 i n g e n. Zwei junge Leute im Alter
von 23 und 19 Jahren, die in der Silvesternacht
in Harthausen ein mit Sdiwaizpulver gefülltes
Wasserleitungsrohr als Feuerwerkskörper be-
nützten, wurden -dabei auf gräßliche Weise
verstümmelt. Einer von ihnen verlor beide
Augen, er erlitt außerdem eine Gehirnverlet-
zung durch Splitter und eine erhebliche Ver-
letzung in der linken Gesichtshälfte. Vermut-
lich hat er auch das Gehör verloren. Sein Ka-
merad verlor das linke Auge und erlitt leich-
tere Gesichtsverletzungen.
Im Durchschnitt ein kalter Monat
Die voraussichtliche VVetlerentwicklung
im Januar 1953
OFreiburg. Im Januar dürften nac±i einer
Mittteilung des Wetteramtes Freiburg in etwa
14 bis 18 Niederschlagstagen normale bis über-
normale Niederschlagsmengen fallen. Bei grö-
ßeren Temperaturschwankungen während der
einzelnen Witterungsabschnitte werde das Mo-
natsmittel der Temperatur unter dem langjäh-
rigen Durchschnittswert liegen.
In der ersten Monatshälfte wird, abgesehen
von nur kurzdauernden etwas milderen Witte-
rungsabschni^ten kaltes Winterwetter erwartet.
Während kurzfristiger Wetterberuhigungen, die
in den ersten Tagen des zweiten Monatsdrittels
am wahrscheinlichsten sind, können stärkere
Fröste auftreten.
Nach der Monatsmitte wird voraussiditlidi
ein Übergang zu recht wechselhaftem und viel-
fach für die Jahreszeit zu mildem Wetter statt-
finden. Bei häufiger Zufuhr von Meeresluft
dürften dann die Niederschläge in tieferen Lfa-
gen öfters als Regen fallen. Für die letzten
Monatstaee wird w^ipder kältetes Wetter er-
wartet.
Die Schneeverhältni^^se werden in höheren
und mittleren Lagen vor allem während dv?r
ersten zwei Monatsdrittel günstig für den Win-
tersport sein.
Wie wird das Wetter?
Bericht de«» Wettcramtes Freiburg
Die Wetterlage anr. 6. J a n u a r : Unser Wet-
ter bleibt im wesentlichen unter Tiefdruckeinfluß. Zur
Zeit bewegt sidi ein Tief von Südens land in süd-
licher Richtung zum Mittcimeer, gleichzeitig deutet
starker Druck fall übei Jugoslawien auf die erneute
Ausbreitung des Mittelmeertiefs nach Norden hin.
Da sich Im Norden von uns wieder höherer Druck
aufbaut, wird sidi das winterliclie Wetter fortsetzen;
es ist mit neuen Schneefällen zu rechnen.
Aussichten bis zum Mittwoch abend:
Meist stark bewölkt bis trübe und erneut aufkom-
mende Neigung zu Schneefällen. Leichter bis mäßiger
Frost, Tagesteinperaturen in den Niederungen nahe
Null. Wieder aufkommende östlidie bis nordöstliche
Winde.
^ Ein Herz ohne Haß
Jakob Picard zum siebzigsten Geburtstag
Von Stefan Andres
Jakob Picard lernte ich in einer Kölner Wein-
schenke kennen, wo sich gelegentlich einige
Schriftsteller trafen. Ich wußte von ihm nur,
daß er Rechtsanwalt sei und Gedichte schreibe,
manchmal auch eine kurze Geschichte. Daß er
vom Bodensee stammte, das verriet seine
Sprechweise. Er sah ein bißchen wie Ramses
aus, fand ich scherzend, also sehr mager, durch-
geistigt, temperamentvoll und doch zugleich still
und gesammelt.
Dann kam das Jahr 1933. Mit Uberraschun:^
stellte ich fest, daß der Mann, den ich für einen
katholischen Alemannen gehalten hatte, eil
gläubiger Jude war; und auch, daß der Lyriker,
der so gerne Verse anderer und auch eigene
leise vor sich hinsprnch. im Dreck und Feuer
der Front als junger Offizier sich ausgezeichnet
hatte. Und ich erfuhr weiter, daß einer seiner
Brüder 1914 aus dem Ausland heimgokehrt war.
um für Deutschland zu kämpfen und zu ster-
ben Er las mir die Sonette vor. die er seinen
zwei gefallenen Brüdern auf die Gräber ge-
schrieben hatte. Wir alle versicherten ihm da-
mals gutglä jbig und ahnungslos, wie wir waren.
daß die trüben Wellen des Antiscmiti'jmjs
Leute seiner Art niemals erreichten, dafür Icor?
man ja, das war unsere Beweisführung, in
Deutschland und nicht in Polen oder sonstwo
Aber dann kam die Stunde, daß ich in Berlin
Ab-chied von ihm nahm Indes — nicht er war
es, der aus Deutschland fortging, sondern ich.
Er stand auf dem Bahnsteig und reichte m nnej
Frau mit dieser hilflosen Herzlichkeit eine —
Kristallvase, die noch von seiner Mutter
stammte, ins Abteil! Diei kleine Kinder bei uns
plus Kristall, meinte meine Frau, da müsse
eines von beiden auf der langen Reise wohl
Schaden nehmen. Und sie bat ihn, uns die Vase
doch aufzuheben, bis wir uns wiedersähen.
,.Ach". sagte er und nahm sein Geschenk wieder
niedergesch' i-^en zu sich, „das wird wohl lan^e
dauern!** Ich beugte mich hinaus und flüsterte
ihm zu: „Jakob, idi habe dir jetzt oft genug
gesagt: es wird Zeit, es wird höchste Zeit! Mach
didi auf die Socken!" Wir saßen schon unter
unscrm politischen Wetterdach am Mittelmeer,
der Krieg war bereits au^r^ebrochen, da erhiel-
ten wir — es war Ende 1940 — von ihm eine
Karte aus Japan. Via Rußland war er, genau
ehe die Mausefalle zuschlug, nach Amerika un-
terwegs. Und dann erhielten wir noch einige
Nachrichten, wie sich die Quäker drüben seiner
ans^enommen hätten, wie er Blumen zog und
eine Fabrik zur Nachtzeit bewachte. Und vor
allem: wie er in Massachusetts versuchte, ein
Amerikaner zu werden.
Vierzehn Jahre waren vergangen, da schidcle
ich ihm aus Neufundland nach New York das
Telegramm, daß ich in der folgenden Nacht auf
dem International airport' aus dem Himmel
fiele. Das Flugzeug hatte vier Stunden Verspä-
tung, ich konnte nicht hoffen, daß er noch da
war, vier Stunden, in der Nacht! Und ich dacht'j
daran, daß er fast siebzig sei. Aber er war da —
und an sein Alter konnte ich dann nicht mehi
denken; wie ein Junge lief er auf mich zu. Wi»-
sagten beide zueinander, wie man das so sagt^
vielleicht aus Angst, der andere könnte etwas
anderes sagen: „Ganz der Alte!"
Es war später Abend, als wir uns zum Wie-
dersehenstrunke zusammensetzten; und es war
später Morgen, als wir aufstanden, um ein we-
nig zu schlafen. Über was aber hatten wir st)
lange, so unaufhörlich und mit dieser seltsamen
Eire:»ung gesprochen? Nicht über die vierzehn
Jahre dazwischen, nicht über die Literatur der
Gegenwart, nicht über die Vereinigten Staaten
und Rußland und die Weltpolitik. Nein — ich
hatte ihm nur das Eine zu beweisen versucht:
daß er noch der Alte sei, derselbe, der Lyriker
aus Wangen am Bodensee, der Unrecht erlitten
hatte und nun dies Unrecht wie ein Weiser, wie
ein Dichter zu ertragen und mit mir nar^h
Deutschland zurückzukommen habe. Und er
bewies mir die ganze Nacht hindurch nur die-
daß es für ihn keine Rückkehr mehr gebe; daß
vierzehn Lebensjahre in einem anderen Lanie
uns mit di^'sem verbindf-n '.md von der Heimit
lösen. Nicht ein erlittenes Unrecht, sondern des-
sen Folgen hätten ihn zum Bürger eines anderen
Landes gemacht. Dieses Thema kehrte immer
wieder: in der donnernden Subway, auf seinem
winzigen Zimmer in dem trostlosen Rooming-
house, auf Spaziergängen durch Harlem, Man-
hattan und am East River entlang, dies bittere
Thema: es gibt kein Zurück.
Jeden Abend aber, wenn wir auf seinem Zim-
mer saßen — diesem kleinen Museum eines
Herzens, das nicht vergessen kann — jeden
Abend be;;ann ein leises, flüsterndes Zurück. Er
saß an seinem Schreibtisch und reichte mir
Phot'J€ herüber, Gedichte, Briefe: „Lies mal!"
Städte tauchten auf, Landschaften und vor
allem die Namen von Freunden, von getreuen
und ungetreuen: Schaefer, Reinacher, Kneip,
Woehrle, Paquet, Brües, Ehrler, Jaques. Jeder
dieser Namen hat für den einsamen Mann in
der 122ten Straße eine geheime Geschichte, in
der sich die Literatur, aber mehr noch die Poli-
tik und noch mehr der deutsche Mensch der
letzten fünfzig Jahre spiegeln. Unsere deutsche
Tragödie — das ging mir langsam aus diesen
Nachtgesprächen auf — kann niemand so
schmerzlich klar sehen wie em deutscher Jude,
der dieses Land mit dem Herzen eines Dichters
geliebt hat. Als mir Jakob Picard erzählte, wie
der Dichter Mombert. ebenfalls im letzten
Augenblick, als ein Gejagter das Land seiner
Liebe verließ — er starb dann jenseits der
Grenze, da wußte ich, wen ich hier in New York
zurückließ, einen von den hunderttausenden,
denen die deutsdien Antisemiten die Heimat
gestohlen haben, aber einen, der selber sein
Herz dem Haß verschlossen hat — und darum
nodi Gedichte in seiner Mutter<?pra(±ie schreiben
kann.
Das §tück eines Häftlinos
„Die TauflioRe" von Charles Wilson
Charles Wilson ist Häftling der Kantonalen
Strafanstalt St. Gallen. Seine erste, in der Zelle
seschriebene dramatische Arbeit ..Was würden
Sie tun, wenn Sie Dr. Charles Wilson wären?"
wurde v:)n Mitgefangenen im Gefängnis urauf-
geführt. Der Eindruck muß nach Presseberich-
ten ein sehr starker, ein erschütternder gewe-
sen sein. Die Stuttgarter Komödie im Mar-
quardt brachte jetzt in ihrer Reihe „Das
Experiment" die Uraufführung des Stückes
„Die Taufliege" von Wilson, die Städtischen
Bühnen Ulm kündigen „Die Auferweckung des
Lazarus" von ihm an.
In der „Taufliege" kreist das Denken des
Autors geradezu besessen Uin die Problematik
der Euthanasie, des medizinischen Gnaden-
todes also, die für uns in Deutschland ja be-
sonders und unheilvoll offenkundig geworden
ist. Wilson schreibt sich hier wohl viel Selbst-
erlebtes von der Seele. Eine junge Frau hat
ihrem halbjährigen Söhnchen, das verkrüppelt,
gelähmt und taub ist, eine überstarke und
dadurch tödlich wirkende Dosis eines Medika-
ments gegeben, das von dem behandelnden
Arzt offensichtlich zu diesem Zweck verschrie-
ben worden ist. Der Arzt ver.^raß jedoch auf
dem Totenschein die Todesursache anzuheben.
Das rief den Argwohn der Staatsanwaltschaft
hervor. In bohrenden Verhören tritt immer
mehr die Wahrheit zutage. Die junge Frau
bricht zui>ammen tmd verübt an dem einen
Tag, den der Substitut des Stantsanwalts ihr
noch läßt, Selbstmord. Sie glaubt nun selbst,
daß sie das kleme Wesen nicht genug geliebt,
die Heiligkeit des Lebens nicht ^eachtf^t hat.
Immer wieder gebraucht Wü.^on VerJ*'.eiche aus
der Naturwissensdiaft, so kehrt vor allem das
für die Situation des Menschen fragwürdige
Bild von den Taufliegen wieder, die mit ver-
kümmerten Flügeln oft länger leben können
als die artgerechten, die vom Wind auf das
Meer hinausaetra?en werden. Wilsons Stück
hat einen erbten dramatischen Ansatz. Er kann
auch unerbittlich Thesen und Menschen gegen-
einanderf'ihren. Sein»^ Stäike liegt jedoch zu-
nächst nofh in der Frncestellun?, nicht in der
Lösung. Auch unterlaufen ihm noch viel Unse-
sdücklichkeiten in der dramaturgischen Füh-
rung des Geschehens und in der snraehlichen
Formulierung, die auf^ord^m mit zu viel Fach-
au:^drücken belastet ist. D'e Wiedergabe dieses
problemreichen und problematischen Stückes
litt unter einer textnn.--icheren und auch nidit
immer richtig beset 'ten AuMuhrung.
Hermann Danneker
Badische Zeitung LS PSi
FÜR DIE FRAU
Mittwoch. T. Januar 1«» / Wr-
Ein TellßT voll Vergnügen
Von Hellmuth Holthaus
Sie haben heut abend Gaste. Was wollen Sie
ihnen auftischen? Wie wollen Sie sie unter-
halten?
Geben Sie ihnen ein Spaerhetti-E^sen! Es
wird ihnen schmecken, und für Unternalt ung
ist auch ge?orgt — vorausgesetzt, daß Sie es
richtig machen, das heißt in diesem Fall: ita-
lienisch.
Es ist ein Ein-Gang-Ge^-icht. Denken Sie aber
dar.n: Je einfacher ein Essen ist, um so weni-
ger darf der Küchenchef es sich einfach machen.
Sie fangen am besten damit an. daß Sie mit
Ihrer Fam'.lie mittas^s einen Braten essen (es
knnn auch ein Hackbraten sein). Nicht, um sich
für die Strapazen dv^s Spaghetti-Essens zu stär-
ken, sondern weil Sie am Abend den Sugo di
Cinne brauchen — den Fleischsaft, mit dem Sie
die Tomatensauce machen.
Denn vielerlei darf in der Sauce nicht fehlen:
Der eingedickte Fleischsaft. Rindermark, feines
Olivenöl, und die altmodischen Küchenkräuter
Salbei und Rosmarin, die bei uns leider fast
ganz vergessen, in Dro-^erien und Apotheken
aber immer noch erhältlich sind. Da:'u Tor^a-
tenmark, Zwiebel, Sellerie. Petersilie, Paprika,
etwas Butter, fein 'Tewür feite Salami oder zer-
drüditer Hackbraten und vielleicht noch ein
Guß Wein.
Machen Sie die Tomatensauce sehr dick, in-
dem Sie sie mit dem ßratensaft mehrmals ab-
löschen und immer wieder eindicken. Schonen
Sie nicht das öl, schonen Sie noch weniger das
Tomatenmark, damit die Sauce kräftig rot
wird und ebenso kräftig schmeckt. Ein Döschen
für ein Vierpersonengericht ist eher zu wenig
als zu viel. Teigwaren an und für sich sind fad.
um so würziger muß die Sauce sein, dam'.t
etwas aus ihnen wird und sie ebenso schmecken
wie in der kleinen Trattoria am Bahnhof .n
Mes-ina. Roh war der Tisch, blechern das Be-
steck, alt, fett und schlampig die Wirtin, aber
blüt?nweiß das Tischtuch und sauber das Ge-
schirr — und kochen konnte sie!
Die Salsa hätten wir, die Sauce, von der alles
abhängt und die die meiste Arbeit macht. Sie
ist so italienisch, daß wir ihr keine fremden
Snnghetti anbieten dürfen. Lassen Sie sich im
Laden die Spaghetti geben, die länger als ein
ha'ber Meter sind, es gibt sie auch in Deutsch-
land. Und zerkleinern Sie sie nicht, hüten Sie
sich vor solchem 'Frevel! Lang, lod^er, biegsam
und glatt müssen sie sein: klebrig ist verboten.
Füllen Sie die Teller — Sunpenteller! — gleich
In der Küche und gießen Sie die Sauce auf die
Portionen.
Nun können Sie auftragen. Auf den Eßtisch
stellen Sie eine Schale geriebenen Parmesan-
käse. Eine große Schale! In deutschen Delika-
teßgci^chäften bekommt man manchmal gerie-
benen Parmesan in winzigen Glasröhrchen.
Parmesan ist aber kein Gewürz, das man zwi-
schen zwei Finger nimmt, man nimmt ihn aufs
gehäufte Löffelchen. Kaufen Sie ihn am Stück
und reiben Sie ihn selber.
Ist der einfache rote Wein nicht vergessen^
Steht der Nachtü^di bereit — Orangen. Äofel
oder, wenn Sie üppig sein wollen, Trauben?
Dann kann das Essen beginnen — und der
Spaß.
In der kanadischen Stadt Quebec hat Herr
Philippe Piche eine mechanische Spaghetligab'?!
erfunden, die vom U. S. Patentamt unter der
Nummer 2 602 966 patentiert worden ist. Es 'st
eine rotierende Gabel, die die Spaghetti selbst-
tätig aufwickelt, bevor man sie zum Munde
führt. Ich weiß nicht, ob dieses Eßaerät einen
kleinen Elektromotor birgt oder eine Spiral-
feder, die man von Zeit zu Zeit aufziehen muß.
Auf jeden Fall ist Herrn Piches Erfindung ein
Zeichen, daß man nicht bloß bei uns das Spa-
ghetti-Essen schwierig findet.
So schwer ist es aber in Wirklichkeit gar
nicht. Es ist kein Zaubertrick dabei. Zuerst
mischen Sie Snaghetti und Sauce auf dem Tel-
ler. Dann räumen Sie das Essen ein wenig bei-
seite, d-^mit an einer Stelle des Tellers ein
freier Platz entsteht für das Werk des Auf-
wickelns. Dort postiert sich der Löffel, von der
Linken gehalten Die Rechte ergreift mit den
Gabe^snit-^en einige — wenige, höchstens fünf
— Snaghetti-Enden, führt sie in die Höhlung
des Löffels und dreht sie. ziemlich senkrecht
stehend, zu einem appetitlichen Röllchen zu-
sammen, von dem keine lansen Schwänze mehr
herabhängen. Beginnen Sie gleich mit zehn
oder noch mehr, dann entwickelt sich das
Knäuel mit Lawinen schnelle zu einem Knödel
vr-n bayerischem Umfang, für den Ihr Mund zu
klein ist.
Fortgeschrittene Snaehetti-Esser werden ohne
Löffel fertig. Sie drehen die Gabel einfach auf
dem Teller. Das gilt in Italien für eleganter
Es gehört aber Übung dazu.
Wer kanns am besten? Sie werden sehen.
Ihre Spaghettischüler werden nicht nur viel zu
loben, sondern auch viel zu lachen haben.
Nach Washington berufen
Die Damen in der Re g ie run g E is enhow er
Weibliche Bergführer. 48 Schweizerinnen
meldeten sich im Laufe des Jahres 1952 zur
Bergführerinnen-Prüfung nach erfolgreicher
Absolvierung eines Alpinistenlehrgange'^ 43 von
ihnen bestanden die Prüfung mit Auszeichnuna.
sehr gut und gut. (fem.)
Unter den Wähleigruppen, die außer den re-
gulären Republikanern den Wahlsieg Eisen-
howers herbeigeführt haben, waren die Frauen
wohl die gewichtigste. Sie haben jetzt ihre erste
Belohnung erhalten, indem zwei aus ihren
Reihen zu Mitgliedern der „offiziellen Familie",
des Kabinetts, ernannt wurden.
Tüchtigkeit und Eleganz
Mit der Berufung der 47jährigen Mrs. Oveta
Culp Hobby aus Houston (Texas) hat Eisen-
hower nicht nur die Frauen geehrt, sondern auch
den demokratischen Südstaat, der sich am ent-
schiedensten für ihn eingesetzt hatte, eine
direkte Vertretung in der Regierung gesichert
Mrs. Hobby gehört zu den erfolgreichsten
Frauen Amerika.«:. Ihre eifrige Arberitsleistung
auf den verschiedensten Gebieten hat weder
ihren Charme noch ihre jugendliche Eleganz
beeinträchtigt oder ihre Freude an ausgewähl-
tem alten Silber und seltenen Büchern gemin-
dert. Mit zehn Jahren ist sie ..in die Politik
gegan<-'cn". als sie ihrem Vater die Protokolle
des Kongresses vorlas. Vor dem zweiten Welt-
krieg war sie als Bankdirektorin, Parlamenta-
rierin und Schriftstellerin tätig: nach der Heirat
mit dem Gouverneur von Texas, William
Pettus Hobby, hatte sie eine leitende Stelluns
in dessen Zeitung, der „Houston Post", ein-
genommen. Erst im Weltkrieg ist sie aber der
breiten Masse bekannt geworden, als sie mit
dem Rang eines Obersten im Mai 19^2 die Or-
ganisation und Leitung de«; neu zu bildenden
weiblichen Hilfskorps der amerikanischen
Armee übernahm.
Diese WACs (Women's Army CorDs) mit ihren
olivgrünen Uniformen und ledernen Schulter-
taschen sind auch in der amer'kani'^chen Be-
sat7imf?S7one aufr^etreten. Bis Mrs Hohbv die-
ses Hunderttausend-Frauen-Heer. dessen Ober-
befehl sie im Sommer 194^ ab^rab, in Form ce-
bracht hatte, waren beträchtliche Schwierig-
keiten zu übervnnden Dps schlimmste Hinder-
nis war die öffentliche Meinung, die die Idee
weiblicher Soldaten ebenso lächerlich wie un-
nütz fand, weshalb sich zuerst auch nicht gerade
die tüchtigsten und feschesten amerikanischen
Mädchen zu diesem Dienst meldeten. Dann
ging es um die leidige Gleichberechtigung, was
Ver^'orgimg, Invalidität und andere Soldaten-
rechte betrifft. Schließlich waren aber die
WACs doch zu einem geachteten und begehrten
Bestandteil des Heeres geworden, und statt nur,
wie ursprünglich geplant, beim Backen, Kochen,
Fahren und Schreiben verwendet zu werden,
dehnten sie ihre Tätigkeit auf über hundert (Ge-
biete aus, darunter Kartographie, Nadiridit«!-
dienst, Chiffrierdienst und ähnliches.
Nach ihrer Rückkehr Ins bürgerlidie Leben
hat Mrs. Hobby allmählich die Gesamtleitung
der ..Houston Post" übernommen und die Auf-
lage in ficharfer Konkurrenz mit anderen Zei-
tungen auf 170 000 gehO'ben. Sie wurde als erste
F^au zur Vorsitzenden des Südlichen Zeitungs-
verleger-Verbandes gewählt. Als „Administra-
tor der Bundessicherheit" wird sie in der Re-
gierung fast mehr Einfluß haben als der Mini-
ster des Innern. Ihr unterstehen Gesundheits-
wesen, Wohlfahrt und Fürsorge ebenso wie das
Erziehungswesen und die Fragen der Zivilver-
teidigung.
Die Unterschrift
auf der Dollarnote
Neben ihr verblaßt die zweite Frau, die Eisen-
hower nach Washington berufen hat. Die eben-
falls 47jähri£re Mrs. Ivy Baker Priest aus Boum-
tiful in Uth. bisher stellvertretende Vorsitzende
der Republikanischen Partei, ist in mehrfacher
Hin.<;icht eine Zweite* Sie ist die zw^eite auf dem
Posten des Schatzmeisters, ihre Vorgängerin,
Mrs. Clark, war v^on Truman eingesetzt wor-
den. Sie wird neben dem Landwirtschaftsmini-
ster Pearson der zweite Mormone in Eisen-
howers Regierung sein. Ihre Unterschrift wird
nun auf jede^ Dollarnote zu sehen sein, die
nnch dem Amtsantritt Eisenhowers gedruckt
wird. -ri.
Die Familie ah ühungsfeld
Müssen sich die Geschwister streiten?
Die Familie ist das Übungsfeld, auf dem wir
vom Ich zum Wir gebracht werden. Gerade zum
Jahresbeginn sollten wir uns dessen besinnen.
Glücklich, wer das in einem Geschwisterkreis
lernen kann; denn bei allen Auseinandersetzun-
gen umgibt ihn im Schutz der Eltern die Nest-
wärme. Eigentlich ist die Mutter die Hauptleid-
tragende in^iesen oft jahrelang andauernden
Kämpf eT^.'Tt^'ist wie ein Sbismo'-^nph. der die'
leisesten Schwankungen registriert. Die Span-
nungen zwischen ihren Kindern reiben manche
empfindsanie Mutter nahezu auf. Schon beim
Erwachen und Anziehen geht es los. Noch vor
dem Frühstück ist die beste Schlägerei im
Gange, und die ersten Tränen fließen. Hier ste-
hen die Buben gegen die Mädchen, dort die
Älteren gegen die Jüngeren, und jeder meint,
er müsse das größte Stück Kuchen, das hüb-
scheste Snielzeug für sich behaupten. Den gan-
zen Tar? geht e«:; so weiter, kaum d'ß das Abend-
gebet die streitenden Geister zu beruhigen ver-
mag.
Menschen, die solche Streitigkeiten nicht ken-
nen, kinderlose Frauen oder Mütter mit nur
einem Kind, meinen mitunter, der Ton zwischen
den Kindern sei lediglich das Echo der Erwach-
senen. Wo Vater und Mutter miteinander hpr-
monieren. könne kein Streit zwischen den Kin-
dern entstehen.
So einfach ist es aber nicht. Selbstverständ-
lich wirkt sich eine gestörte Ehe oder das un-
beherrschte Vorbild der Eltern höchst ungün-
stig auf Kinder aus. Warum aber kommen die-
.*^elben Klagen aus den verschiedensten Lagern*
aus einer bewußt christlichen Familie wie aus
einem kirchlich nicht gebundenen Haus, von
einer ohne männlichen Schutz dastehenden Frau
oder einer normalen Vaterfamilie? Daß es kein
besonderes Merkmal unserer zerrissenen Zeit
i.st, geht aus manchen Erzählungen unserer
Großeltern hervor. Allerdings haben Abgehetzt-
heit der Mütter und Wohnungsnot die Span-
nungen verschärft.
Wenn Mütter sich gegenseitig ihre Herzen
ausschütten, stellen sie gewöhnlich fest, daß sich
bei ihren Kindern der Kampf um die Selbst-
behauptung — um nichts anderes geht es ja —
in sehr ähnlichen Formen abspielt. Warum sind
die Ältesten oft geradezu die Tyrannen ihrer
Geschwister? Belasten wir sie vielleicht mit zu
viel Verantwortung, zu der sie gar nicht die
nötige Autorität besitzen? „Paß mal auf die
Kleinen auf", heißt es da, „hilf dem Schwester-
chen", „geh' du mit gutem Bei.spiel voran", und
was derlei freundliche Ermahnungen mehr sind.
Ist der Altersunterschied ziemlich groß, dann
lassen sich meistens die Jüngeren ganz gern be-
muttern. Liegen aber nur ein. zwei Jahre da-
zwischen, dann wehrt sich so ein Jüngerer aus
Leibeskräften gegen diese willkürliche Autori-
tät. Man will genau so wichtig, genau so groß
und stark und unfehlbar sein. Um das zu er-
reichen, läßt man kein Mittel unversucht Die
Altesten aber halten krampfhn.ft an ihren Rech-
ten fest. Jetzt geht es hart auf hart.
Unser Eingreifen in die kindlichen Ausein-
andersetzungen verlangt ein hohes Maß von Ge-
rechtigkeitsgefühl und Unparteiischkeit. Wie oft
merken wir selbst gar nicht, daß wir ein Kind
vorziehen, ihm gegenüber nachsichtiger sind.
..Die andern hast du viel lieber als mich!" lau-
tet dann der Vorwurf des Kindes, das sidi zu-
rückgesetzt fühlt. Aus seinem Schmciür entsteht
die Lusf. die Harmonie der übrigen"«u stören.
Glücklich, wer es versteht, mit Humor und
Sachlichkeit und ohne Sentimentalität durch
r>Ue Wechselfälle des Lebens hindurch in seinen
Kindern das sichere Gefühl zu erhalten, daß
die Mutter, selbst wenn sie straft, ihrem Herzen
immer am nächsten steht.
Wie wir Erwachsenen, werden auch die Kin-
der von Sympathien und Antipathien geleitet.
1^ Tauche wirken wie ein rotes Tuch aufeinan-
der. Von Zwillin^smüttern kann man das mit-
unter hören. Es ist, als ob sich die Natur ge-
gen ein allzu inniges Miteinanderverkettetsein
wehre: der Bruder, mit dem man in die gleiche
Klasse geht, dem das Lernen leichter fällt, wird
'^'nem überall als Vorbild hingestellt; dieser
Bruder, mit dem man oft verwechselt wird, der
einem geradezu das eigene Ich raubt.
Gibt es eine Hilfe, eine Lösung für alle diese
«^chwirriiilkeiten? Sicher gibt es kein Allheilmit-
tel. Aber wie all unser Tun in Haus und Familie
sich ewig wiederholende Kleinarbeit ist. dürfen
wir auch hier, gerade hier, nicht die Geduld
verlieren. Voraussetzung ist. daß wir Mütter —
Väter erleben die.se Kämpfe nur am Rande —
möglichst ruhig und ausgeglichen sind. GewiR
ist das leicht gesagt. Aber wenn wir uns die
ATT':r»pfrii(>i-,er^Vip,;f ,•„ einer halben Stunde Aus-
ruhen verschaffen können, dann ist das wich-
tiger als ein noch so spiegelblanker Fußboden
oder tadellos gebügelte Wäsche.
Erstaunlich, was oft ein humorvolles Wort bei
Kindern vermag, viel mehr als Drohunöen. Ab-
lenkung ist auch ein bewährtes Mittel, wenn
sich zwei Kampfhöhne ineinander verstrickt
haben. Bringt man sie nur auf andere Gedan-
ken, dann ist schnell alles vergessen. Auch rich-
tiges Spiel kann einigen. Schließlich könnte
man auch die Verantwortung für einen Tae
dem jüngeren Bruder übertragen. N-^ch einer
Ferientrennung versteht man sich viel besser
die Kinder habor, sieh weiter imd selbständiger
entwickelt, die Reibung^flächen sind auf einmal
fort'TefaMen. Wie wäre e^. wenn wir es wagten,
einm-^l ausnahmsweise die Bonbons nicht haar-
gennn gleichmäßig zu \'erteilen? Das darf natür-
lich nur eine ganz seltene Ausnahme bleiben
und muß ber»ründet sem. Wenn un«^ere Kmder
nirbt vor Neid platzen, weil der Bruder (\Qn
dickeren Anfcl. die Schwester das größere Stück
T<-MoV,en bekom»^en hat. stehen sie einmal de-n
Leben ge?enüber. das seine n'>ben auch nicht
'^V^'cbmäßtg verteilt, gefeiter da.
Dies sind nur kleine Ratschläge, denn im
Grunde muß jede Mutter ihren Weg allein fin-
den.
Brigitte Marggraf
KAREN HORNEY ^
Psychologin auf eigenen We^en
Im Alter von 67 Jahren ist in New York Frau
Dr. Karen Horney gestorben, die dort als Psy-
chotherapeutin sehr bekannt und geschätzt war.
Frau Horney, die Mutter der Filmschauspiele-
rin Brigitte Horney, war, als sie 1932 von Ber-
lin nach den Vereinigten Staaten auswanderte,
in Fachkreisen herzlich willkommen geheißen
worden. Die Voraussetzungen für ihre Tätigkeit
als praktische Psychologin waren in Amerika
denkbar günstig, und die deutsche Ärztin fand
für ihre reichen Erfahrungen ein neues und
großes Wirkungsfeld. Neben ihrer Arztpraxis
ergriff sie während aller Jahre die Gelegenheit,
auch auf die Katheder der Hochschulen zu stei-
gen oder als Gast in neuen Instituten ihre Er-
fahrungen mitzuteilen.
Schon in Berlin hatte sich Karen Horney ein-
gehend mit der Psychologie der Frau befaßt.
Sie war dabei allmählich über Freud, den Be-
gründer der Psychoanalyse, hinausgegangen
und bezog nun die moderne und mehr oder
weniger selbstsichere Haltung der Frau zur
Umwelt in ihre Darstellungen ein. In ihren in
Amerika geschriebenen Büchern fin Deutsdi-
land sind! erschienen: „Der neurotische Mensdi
unserer Zeit" und „Neue Wege in der P.sycho-
analy^e") legte sie ihre Auffassungen dar. Ka-
ren Horney war dcavon überzeugt, daß der
Mensch wandlun^sfähig sei und daß er die
Wandlungsfähigkeit sein Leben lang beibehal-
ten könne.
D?n größten Teil ihrer Arbeit widmete di?
V-crstorbene ihrem New Yorker Institut und
der Ausbildung ihrer Schüler. Die großen An-
strengungen hätte sie nicht zwanzig Jahre hin-
durch aushalten können, wenn sie nicht drei-
mal im Jahr radikal abgebrochen und in Me-
xiko, der Schweiz, auf einer Südseeinsel oder
sonstwo in der Welt dem Treiben der Großstadt
den Rücken gekehrt hätte. Aber auch in ihren
Ferien gönnte sie sich nicht das beschauliche
Genießen des Ferienglücks, sondern arbeitete
an ihren Vorlesungen und ihren in Amerika
weitverbreiteten Büchern.
Peinlich
Lord Mancroft, ein Mitglied des englisdien
Oberhauses, wird nicht nur wegQn seines guten
Au'Jsehens. sondern auch we2en seiner geist-
reichen Schlagfertigkeit gerühmt. In seiner
politischen Laufl^ahn erlebte er einmal einen
besonders peinlichen Augenblick. „Das war",
erzählte er später, „so schlimm, als wenn ich
eine hübsche Frau darauf aufmerksam gemadht
hätte, daß ihre Strümpfe Falten werfen, und
dann von ihr erfahren hätte, daß sie gar keine
Strümpfe trägt." bf.
Kw7. qerneldet
Bäuerin erhält das Verdienstkreuz. Als erste
Bäuerin in Bayern erhielt Frau Therese Wie-
ser in Gronsdorf bei München das Verdienst-
kreuz der Bundesrepublik. Ihr Mann wurde im
Jahre 1944 durch eine Bombe getötet. Sie hat
zwölf Kinder großgezogen, leitete zwei Bauern-
be^ riebe und ist eine bekannt tüchtige Lehr-
frau. In Bavern gibt es übrigens 68 000 land-
wirtschaftliche Betriebe, die von Frauen ge-
le tet werden (fd.)
Eine Snezialistin für Verkehrsfraffen. Die
Ausarbeitung des neuen „Code de la Route*',
der die Verkehrsgesetze Frankreichs den mo-
dernen Erfordernissen anpassen soll, ist Mme.
Li"er übertragen worden. Sie ist Oberregie-
rungsrätin im französischen Verkehrsministe-
rium und Spezialistin für Verkehrsfragen. Frau
Liger besitzt selbst keinen Fi^ihrerschein und
bevorzugt auch für ihre Reisen die Eisenbahn.
Drei kostenlose Tanzstunden vom besten
Tan/lehrer der Stadt erhalten alle Damen in
Los Angeles (Kalifornien), die in einem be-
stimmten Warenhaus ein Abendkleid kaufen.
lOlMk
V.
OiTLtfL(ZtL auch im neuen Jahi . . .
W/7 wollen Freunde bleiben, wie's im allen war!
STOFFjzWz/y^
INR FACHGESCHÄFT AM STAOTTHEATEt
\
l
ßatlirrhe
•i^trcKtf 2mDn9 ft «borg im Drelogau, ioliannttcr(h'a&t 4 . rrrnntf 65«4/45
l|i|ll«lltl1llllllll«1IIHIIIIMIMIIli'MiM>i(Milll.l|IIIM'IMHfilMMIK.M>«IIINnt">< tli..il
- iiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiMiitiiMiMMiiiiiiiimii
ZT
Leitung
Tele^amm''7IOreUe: Oazet Frefburgbreleg^iu • Erfdieint an allen Werhfageii
An:cl9cnftnnabmr niu tn btr ^»btgtt&im^tttUe, Kallrr-iofcph»SiraA« St9
Nr. 3 a / 8. JAHRG.
FSt
MITTWOCH, 7. JANUAR 1953
20 PFENNIG
Rene Mayers Programm
Ein europäisches Saarstatut vor RatiAzierung der Verträge
P Paris, 6. Januar. Der Radikalsoziale Poli-
ta^er Rene Mayer hat sich am Dienstagnachmit-
tag der französischen Kammer vorgestellt, um
von ihr die Einsetzung als Ministerpräsident zu
erhalten. Noch bei Beginn der Sitzung, die um
16 Uhr eröffnet wurde, war ungewiß, ob er eine
sichere Mehrheit erhalten würde. Die Sitzung
begann mit der Erklärung Mayers, in der er
die Grundzüge seiner Regierungspolitik dar-
legte. Seine Regierungserklärung wurde von
den Radikalsozialen, den gemäßigten Konser-
vativen, den Volksrepublikanern, dem über-
wiegenden Teil der ehemaligen Gaullisten und
einigen zu de Gaulle haltenden Abgeordneten
mit Beifall begrüßt. Der Generalsekretär der
Sozialisten, Guy Mollet, sagte, seine Partei
könne nicht für Mayer als Ministerpräsidenten
stimmen, da sie sein Programm ablehne. Die
Kommunisten sprachen sich scharf gegen das
Regierungsprogramm aus. Danach wurde die
Sitzung bis 22.30 Uhr unterbrochen. Die Gaul-
listen schickten in der Pause eine Delegation
zu Mayer, um noch zusätzliche Fragen zum
EVG-Vertrag zu stellen. Von Mayers Ant-
worten wollten sie ihre Stellung abhängig
machen. (Um Mitternacht hatte die Abstimmung
noch nicht begonnen.)
Änderungen an den Verträgen?
In seiner Regierungserklärung sagte Mayer,
nach seiner Auffassung sei die Festlegung eines
europäischen Status für das Saarland die not-
wendige Voraussetzung für die Ratifizierung
des Deutschlandvertrages und des EVG-Ver-
trages. Der Augenblick zu neuen Saarverhand-
lungen mit der Bundesrepublik sei gekommen.
Die Saarkonventionen von 1950 müßten abge-
ändert werden. Die Saarwahlen hätten gezeigt,
daß die Saarbevölkerung im Rahmen Europas
ihre polrtische Autonomie ebenso wie die wirt-
schaftliche Angliederung an Frankreich wah-
ren wolle. Der Aufbau Europas bleibe der
Grundstein der französischen Außenpolitik.
Jede französische Regierung müsse in Kürze
dem Parlament den EVG- und den Deutsdi-
landvertrag zum Studium und zur Ratifizierung
vorlegen. Während die Parlamentsausschüsse
die Vertragstexie prüften, werde die Regie-
rung nicht untätig bleiben. Sie werde Ver-
handlungen aufnehmen, um durch Zusatzpro-
tokolle bestimmte Klauseln der Verträge zu
vervollständigen und zu präzisieren, und um
eine engere Verbindung Großbritanniens mit
der EVG herbeizuführen.
Im Fahrwasser Pf.nays
Auf innerpolitischem Gebiet bezeichnete er
die baldige Verabschiedung des Staatshaus-
halts als eine besonders vordringliche Auf-
gabe. Er forderte eine rigorose Finanzpolitik,
die Bekämpfung inflatorischer Entwicklungen
und eine Verfassungsreform. Die Maßnahmen
Pinays zur Preisstabilisierung müßten beibe-
halten werden. Unter dem Beifall der Mitte,
forderte Mayer eine spürbare Hebung der
Kaufkraft der arbeitenden Bevölkerung, fer-
ner ein Fünf Jahresprogramm für den Woh-
nungsbau, die Steigerung der französischen
Ausfuhr und ein neues Investitionsprogramm
für die Landwirtschaft. Unter den Punkten,
die bei einer Verfassung-^refo» m von Bedeu-
tung seien, nannte er die Erweiterung der
Befugnis der Regierung, Maßnahmen auf dem
Verordnungswege ohne vorherige parlamenta-
rische Zustimmung zu treffen. Auch sollten
bestimmte Beschränkungen des Rechts der
Regierung zur Parlament.sauflösung aufgeho-
ben werden.
gungsminLster U Ba Swe sagte bei der Eröff-
nungsrede, die asiatischen Sozialisten sollten
wohl untereinander Kontakt haben, aber keine
Gegenorganisation zu der der europäischen So-
2dalisten bilden.
Viele Delegierte sind der Ansicht, daß die
Sozialist iir che Internationale erst dann zu einer
' wirklich weltumspannenden Organisation wer-
den könne, w^enn die sozialistische Bewegung
in Asien und Afrika gut organisiert sei.
Ein Umstui"?versuch in Bolivien
La Paz (Bolivien), 6. Januar (dpa). Die boli-
vianische Regierung hat am Dienstag eine
revolutionäre Bewegung unterdiückt, die in
den frühen Morgenstunden einen Staatsstreich
zu machen versuchte. Die Aufständischen, dar-
unter fünf Armeeoffiziere, hatten bereits den
Minister für Landwirtschaft und den Chef des
Generalstabes verhaftet.
Nicht wie mit Roosevelt
New York, 6. Januar (dpa). Der britische
Premierminister Winston Churchill sagte am
Dienstag in New York, er habe nicht die Ab-
sidit, in semen Verbindungen zur Regierung
Biserrhower dte normalen Verhandlungskanäle
zu überspringen. Churchill, der Eisenhower am
Montag im Hause Bernard Baruchs gesprochen
hatte, traf am Dienstag nicht mit ihm zusam-
men. Er hatte aber mit dem neuen Außen-
minister Dulles am Dienstag ein Abendessen
im Hause Baruchs. Vor dem Besuch Churchills
war in der amerikanischen Öffentlichkeit ver-
mutet worden, daß er beabsichtige, seine Ver-
handlungen unter vier Augen fortzusetzen, die
er in der Kriegszeit mit Roosevelt geführt
hatte. Roosevelt hatte es häufig unterlassen,
den damaligen Außenminister Cordeil HuU
über den Stand der amerikanisch-britischen
Verhandlungen zu unterrichten.
600 Millionen Ausfuhrüberschuß
Der Gesamtumfang rund 16 Milliarden
O Bonn, 6. Januar. Wie das Statistische Bun-
desamt bekanntgibt beträgt auf Grund vor-
läufiger Berechnungen der Gesamtwert der
Einfuhr in die Bundesrepublik im Jahre 1952
voraussichtlich 16,0 Milliarden Mark (3,8 Mil-
liarden Dollar) und der der Ausfuhr 16,6 Mil-
liarden Mark (4,0 Milliarden Dollar), so daß
sich ein Ausfuhrüberschuß von etwa 0,6 Mil-
liarden Mark (0,2 Milliarden Dollar) ergibt. Im
Jahre 1951 hatte die Einfuhr 14,7, die Ausfuhr
14.6 Milliarden Mark betragen, so daß sich da-
mals ein Einfuhrüberschuß von 0,1 Milliarden
Mark ergab.
Die SPD legt ihren Kurs fest
Die obersten Parteigremien beraten zwei Tage lang
(D r a b t ber ic b t unseres Korrespondenten)
FB Bonn, 6. Januar. Die höchsten Partei-
gremien der SPD sind am Dienstag und Mitt-
woch in Bonn versammelt, um die politische
Lage zu prüfen und die Riditlinien für die
künftige iPolitik der Partei neu abzustecken.
Am DiJiÄagvoraii+tpg try ♦ yler Parteivorstancl.
zu einer Idcn ganzen Tag über dauernden Be-
ratung zusammen. Am Vormittag wurden
hauptsächlich interne Fragen der Partei be-
sprochen. Der erste Vorsitzende, Erich Ollen-
i hauer, hielt ein politisches Referat, das sich auch
mit der außenpolitischen Situation befaßte. Am
Nachmittag wurde dann in die Beratung des
eigentlichen Tagungsprogramms eingetreten.
Am Mittwoch wird der Parteiausschuß gemein-
sam mit dem Parteivorstand und in Anwesen-
heit des Kontrollausschusses die Beratungen
fortsetzen. Der Kontrollausschuß besteht aus
erfahrenen älteren Sozialdemokraten, die die
Beschlüsse der beiden anderen Organe vor
allem darauf zu prüfen haben, ob sie mit den
j Richtlinien, die auf den Parteitagen gegeben
j wurden, und mit der grundsätzlichen Politik
! der Partei übereinstimmen.
Einen wichtigen Beratungspunkt werden die
künftigen Gespräche Ollenhauers mit dem Bun-
deskanzler bilden. Dabei geht es unter ande-
rem um die Einzelheiten der von Ollenhauer in
seiner Rede während der zweiten Lesung des
Vertragswerkes angekündigten außenpoliti-
schen Gegenvorschläge der SPD. Es soll nun
vereinbart werden, in welchem Umfang dem
Kanzler Details über dieses Alternativpro-
gramm, das in der Schaffung eines kollektiven
Mussadek erzwingt eine Abstimmung
O Teheran, 6. Januar. Das persische Parla-
ment sprach Mini.->'tcrpräsident Mussadek am
Dienstag erneut das Vertrauen aus. Von den 65
anwesenden Abgeordneten stimmten 64 tur ihn.
Mussadek hatte diese Abstimmung verlangt,
weil einige Abgeordneten einen Antrag auf
Begrenzung seiner Sondpi^voilmadhten einge-
bracht hatten, die er sich vor zwei Monaten
für ein halbes Jahr ausdrücklich geben ließ.
Er bezeichnete diese Abgeordneten als ..Söld-
ner des Auslandes", die ihm ojerade jetzt, da
er ernste Besprechungen in Teheran führe,
einen „Dolchstoß in den Rücken" zu versetzen
suchten. Ihre Hände seien mit dem „Blut der
nationalen Märtyrer" befleckt.
Asiens Sozialisten treffen sich
O Rangun. 6. Januar. In der burmesischen
Hauptstadt Rangim hat am Dienstag ein Kon-
greß der sozialL'itischen Parteien Asiens be-
gonnen, auf dem auch über das Verhältnis
zwischen den Sozialisten Asiens und Europas
beraten werden soll. Der Kongieß wurde von
200 Delegierten aus Asien, Afrika und Europa
beschickt. Die europäische Delegation steht
unter der Leitung des früheren britischen
Ministerpräsidenten Attlee. Auch der Bund
jugoslawischer Kommunisten und die natio-
nalistische Neodestur-Partei in Tunesien haben
Vertreter entsandt. Der burmesische Verteidi-
Sicherheitssystems gipfelt, dargelegt werden
sollen. Auch der Brief, den der Bundeskanzler
an Ollenhauer nach dem Gespräch mit ihm
geschrieben hat und der die Bitte enthält, die
SPD solle ihre Haltung in den großen außen-
politischen Fragen schriftlich ^fesj^^rgen. war
Gegenstand der Besprechungeiii; liw vVli.ui d<i
Besprediungen wurden auch die Äußerungen
von Brentanos, Dr Schröders (beide CDU) und
Dr. Schäfers (FDP) erörtert, daß die Koalition
dem Vorschlag der Opposition, gemeinsam um
ein Reditsgutaditen in Karlsruhe zu erbitten,
zunächst nicht zustimmen, sondern das Ergeb-
nis der Klage vor dem Zweiten Senat abwarten
wolle.
Arndt klagt gegen Dehler
Bonn, 6. Januar (dpa). Der sozialdemoki^atisdie
Bundestagsabgeordnete Dr. Arndt hat beim
Landgericht Bonn gegen Bundesjustizminister
Dr. Dehler eine Zivilklage auf Unterlassung
und eine Strafanzeige wegen Verleumdung ein-
gereicht. AiTidt fordert, bei Androhung einer
Geld- oder Haftstrafe Behauptungen zu unter-
lassen, nach denen er seine Pflichten als Richter
aus selbstsüchtigen Gründen gröblich verletzt,
seinen Richtereid gebrochen, seine Verschwie-
genheitspflicht verletzt und sich geinihmt habe,
zugunsten der Nationalsozialisten Recht ge-
sprochen zu haben. Eh*. Dehler hatte Anfang
Dezember in einem Brief an den Vorsitzenden
des Rechtsausschusses im Bundestag solche
Vorwürfe gegen Dr. Arndt auf Grund von Vor-
gängen im Jahre 1933 erhoben.
Einsparungen aus politischenCründen
Die Sowjetzone kürzt die Gelder für Parteien und Organisationen
( D r a b t be r 1 c b t unseres Korrespondenten)
AE Berlin, 6. Januar. Von zuständiger Seite
der Regierung der Sowjetzone verlautete am
Dienstag, daß mit dem Beginn des neuen Jahres
eine ..rigorose" Etatkürzung bei den Schwester-
organisationen der Einheitspartei, bei den bür-
gerlichen Parteien und im Verwaltungsapparat
vorgenommen worden ist. Die Massenorgani-
sationen und die CDU. die LKD und die NDP
der Sowjetzone haben sich, wie früher schon
berichtet, nicht aus eigener Kraft finanziell er-
halten können und wurden deshalb in großem
Umfange von der Deutschen Notenbank der
Sow.ietzone mit Geld versorgt. Diese Gelder
sind jetzt nahezu um die Hälfte gekürzt wor-
den. Den Organisationen, zum Beispiel auch der
„Nationalen Front" und dem sogenannten
.,Deutschen Friedenskomitee", wurde mitgeteilt,
daß sie ihren Personalbestand nach Möglichkeit
um 30 Prozent vermindern und die Werbungs-
kosien erheblich einschränken sollen.
Für diese Kürzungen sind vorwiegend poli-
tische Gründe maßgebend, die im Zusammen-
hang mit der angekündigten Umwandlung der
Verwaltung und des Parteiapparats gesehen
werden müssen. Die von der Staatsgewalt der
Sowjetzone der LDP und der CDU zugedachten
Aufgaben v.'urden nämlich im Zuge der ..volks-
demokratischen Entwicklung" kleiner. Der Füh-
rung der CDU der Sowjetzone wird heute vor-
geworfen, ihr sei es nicht gelungen, die Massen
der Christen mit dem Staat zu befreunden. Auf
Grund der Versorgungskrise und seit der Ver-
haftung des Ministers Dr. Hamann und anderer
Funktionäre der LDP ist auch das Mißtrauen
gegenüber dieser Partei ständig im Wachsen.
Die von der Regierung angeordneten Ein-
schränkungen betreffen aber auch die Ver-
waltung, die vorwiegend mit Funktionären der
SED besetzt ist. Man muß aber bedenken, daß
manche Aufgaben, die in anderen Ländern dem
Staat obliegen, von der SED unmittelbar über-
nommen worden sind. Die Wirkungen der Ver-
öffentlichung des Beschlusses des Zentralkomi-
tees der SED über die Folgerungen aus dem
Prozeß gegen Slansky scheinen erheblich. Vor-
läufig können jedoch noch keine Zahlen der
Funktionäre der SED angegeben werden, deren
Stellung gefährdet ist.
Zuckermann geflüchtet
Berlin, 6. Januar (dpa). Der ehemalige Chef
der Präsidialkanzlei der Sowjetzone, Professor
Dr. Leo Zuckermann (SED), ist, wie am Diens-
tag bekannt wird, bereits vor einiger Zeit mit
seiner Familie nach West-Berlin geflüchtet.
Dr. Zuckermann hatte vor etwa zwei Jahren
seinen Posten in der Präsidialkanzlei über-
raschend verlassen. Er war nadi längerer Zeit
der Ungnade Ende November 1952 zum Direk-
tor des Instituts für Rechtwissenschatt in Pots-
dam ernannt worden. Auch sein Nanrie tauchte
dann am Sonntag in der großen Säuberungs-
ankündigung der SED auf.
Tageefplegel
Das r,Und" ist wichtig
Die Christbäume in den Stuben werden
abgeräumt, die Feiertage haben mit dem Drei-
königsfest ihr Ende gefunden. Aus der Besinn-
lichkeit kehren wir zurück in den Werktag, zur
Hobelbank, zur Bohrmaschine oder zum Sdireib-
tisch. Der Alltag wird die Zeit der meisten von
uns wieder ebenso ausfüllen wie vor dem
Zyklus der Feste. Aber das, was ^^är uns in
den Stunden der Ruhe und des Feiems nach-
denklich haben durch den Kopf gehen lassen,
wird vielleicht noch eine Weile wirken. In die-
ser Übergangszeit tritt die .,Deutsche Hilfe
1953" zum ersten Mal vor uns. Sie nimmt ge-
wisseiTnaßen noch Bezug auf die weihnacht-
liche Stille, indem sie als Einleitung für ihre
Ziele eine Woche der ..Sozialen Besinnung"
proklamiert. Diese Woche beginnt am T.Januar;
ihr werden andere folgen, denn die „Deutsche
Hilfe" soll das ganze Jahr über wirksam sein.
Es ist nicht an öffentliche Sammlungen ge-
dacht, es ist auch keine neue Organisation ge-
gründet worden, sondern die Wohlfahrtsver-
bände aller Konfessionen und aller politischen
Richtungen haben sich nur als die Anreger und
Träger des Gedankens zusammengetan. Und
dieser Gedanke heißt, sich der Not des Nädi-
sten bewußt zu werden und aus eigenem An-
trieb zu helfen. Die Deutsche Hilfe soll über
das Jahr 1953 hinaus andauern, aber für jedes
Jahr soll ein anderes Stichwort gegeben wer-
den. In diesem Jahre wollen wir besonders an
die Familien ohne Väter und an die einsamen
Alten denken. Das bedeutet eben nicht nur, in
,.sozialer Besinnung" an sie denken, sondern
von Mensch zu Mensdi beispringen. (Die Wohl-
fahrtsverbände stehen mit Rat und Tat zur
Seite, wenn einer nicht wüßte, wo er zupadcen
könnte.) Die Deutsche Hilfe fängt eigentlidi
ganz unten an: schon bei der Erziehung der
Kinder, die ein offenes Auge für die Not be-
; n,.v.-. >«f»llr»n , rH>v T f^jtgedonke nh^r heißt
oaim: ..Sieh Dich um und liili!" Ohne das auJ-
merksame Umsehen geht es nicht, aber ohne
das „. . . und hilf!" wäre alles nur eine halbe
Sache.
Der Glückwunsch des Papstes
Bonn, 6. Januar (dpa). Papst Pius XII. hat in
einem Telegramm Bundeskanzler Dr. Adenauer
zum 77. Geburtstag gratuliert. Der Papst bringt
den Wunsch zum Ausdruck, daß Gott den Be-
mühungen des Bundeskanzlers um Frieden und
Freiheit für sein Vaterland den Ausgang gebe,
der zum wahren und dauernden Wohl des gan-
zen deutschen Volkes sein werde.
Auch Wünsche aus dem Saarland
Saarbrücken, 6. Januar (dpa). Die .,Saarlän-
dische Volkszeitung", das Blatt des Minister-
präsidenten Johannes Hoffmann, sdireibt am
Dienstag in einem Glückwunschartikel zum
77. Geburtstag des Bundeskanzlers: „Wir Saar-
länder, die wir Anteil an dem Schicksal unserer
Landsleute in der Bundesrepublik nehmen,
wissen genau, was der für sie fast unersetzliche
Siebenundsiebzigjährige an der Spitze der Re-
gierung bedeutet. Wir wissen, daß von ihm
auch für die europäische Integration einer der
wesentlichsten Beiträge zu erwarten ist. Wir
kommen über gewisse Bundest-J?igsreden Dr.
Adenauers bei Saardebatten hinweg, weil ihm
in der Saarfrage nicht immer die besten Be-
rater zur Seite standen. In dieser Beziehung
war das Ergebnis der saarländischen Landtags-
wahlen besonders aufschlußreich, so daß zu
hoffen ist, daß es in der Zukunft noch einmal
zu einer vernünfti:-ien Zusammenarbeit zwi-
schen Bonn und Saarbrücken kommt. Jetzt
sind dafür die Voraussetzungen noch gegeben.
Wenn wir da» an Dr. Adenauers Gebuiistag
feststellen, meinen wir das .sogar^ im Sinne
einer durchaus herzlichen Gratulation.'*
Der Wahlkampf in Österreich beginnt
Wien. 6. Januar (dpa). Der Wahlkampf für die
auf den 22. Februar festgesetzten österreichi-
;schen Parlamentswahlen hat begonnen. In Wien
waren am Montag zum erstenmal Wahlplakate
zu sehen. Die Sozialistische Partei (SPÖ) erließ
als erste der großen Parteien einen Wahlaufruf.
Sie stellt in ihrem Wahlaufruf den Kampf gegen
reaktionäre und monarchistische Umtriebe, ge-
gen die Gefahr des Neofaschismus und vor
allem gegen die kommunistische Bedrohung in
den Vordergrund. Als wirtschaftliche und
soziale Ziele werden die Sicherung der Voll-
beschäftigung, gleiche Entwicklungs- und Auf-
stiegsmöglichkeiten für jeden Bürger statt
einer Gleichmacherei bei Löhnen und Gehäl-
tern, eine Bodenreform zur Ansiedlung von
Landarbeitern, die Rationalisierung der land-
wirtschaftlichen Produktion und ein gesicherter
Lebensabend für alle Österreicher in Form einer
Volkspension genannt. Die (christliche) öster-
reichische Volkspartei (ÖVP) wendet sich in
einem Wahlplakat gegen sozialistische Bestre-
buni^en zu einer „staatlichen Durchdringung der
verschiedensten Lebensgebiete".
j
Seite t
BflMf che Zcltan0
Mittwoch. 7. Januar 1953 / Nr. Ss
nLuflverkehrsbedarf
Der erste Schritt für den Luftverkehr
Köln, 6. Januar (dpa). Am Dien.stag wurde in
Köln die „Aktiengesellschaft für Luftverkehr.s-
bedarf" gegründet. Sie soll den Luftverkehr
und den Betrieb aller mit der zivilen Luftfahrt
und ihrer Förderung zusammenhängenden Ge-
schäfte und Einrichtungen vorbereiten. Träger
der Aktiengesellschaft sind der Bund, die Deut-
sche Bundesbahn und da.s Land Nordrhein-
Westfalen Das Gründungskapital beträgt sechs
Millionen Mark.
Bundes verkehrsminister Seebohm erklärte,
die Gründung der Gesellschaft sei ein entschei-
dender Schritt auf dem Weg zu einer neuen
deutschen Luftfahrt, die jedoch von der Ratifi-
•zierung des Deutschlandvertrages abhänge. Aus
der vorbereitenden Gesellschaft solle eines Ta-
ges eine neue deutsche Luftverkehrsgesellschaft
gebildet werden. Dr. Seebohm appellierte un
die Bundesländer und die private Wirtschaft,
die Gesellschaft zu unterstützen. Dr. Kurt Wei-
gelt wurde zum Vorsitzer des Vorstandes des
Aufsichtsrates der Aktiengesellschaft gewählt.
Stellvertretender Vorsitzer ist Ministerialdirek-
tor Dr. Kurt Knipfer vom Bundesverkehrsmini-
sterium.
Zum Schutz der Kunstgüter'
Bonn, 6. Januar (dpa;. National wertvolles
deutsches Kulturgut und Archivmaterial soll
nur noch mit einer Sondergenehmigung ins
Ausland gebracht werden dürfen. Die Bundes-
regierung hat dem Bundesrat einen Gesetz-
entwurf darüber zugeleitet, der die bisher
geltende Hechtsverordnung der früheren Reichs-
regierung zum Schutz deutschen Kulturgut? ab-
läsen soll. Es soll ein Verzeichnis der Werke
angelegt werden, die nur mit der Sonder-
genehmigung ausgeführt werden dürfen. Über
die Aufnahme in das Verzeichnis sollen Sach-
verständige der Länder entscheiden. Ein Bun-
desausschuß gilt als Berufungsorgan.
Freiheit und Rechte der Hochschulen
Wünsche der Deutschen Rektorenkonferenz an die staatlichen Stellen
Straßburg - europäischer Tagungsort
Am Mittwoch beginnt eine Reihe wichtiger Sitzungen
O Straßburn;. 6. Januar. Am Mittwodi be-
ginnt in Straßburg die erste einer Reihe von
Tagungen, die alle den großen europäischen
Fragen gewidmet sind. An diesem Tage tritt
die sogenannte ad-hoc-Versammlung zusam-
men, die aus dem Parlament der Montanunion
entstanden ist und den Auftrag hat, eine euro-
päische Verfassung auszuarbeiten. Ein erster
Entwurf für diese Verfassung ist inzwischen
von dem unter der Leitung des Bundestags-
abgeordneten von Brentano (CDU) stehenden
Unterausschuß ausgearbeitet worden. Dieser
Entwurf wird nun in Straßburg beraten. Ab-
geordneter von Brentano hat dazu im ..Bulle-
tin" der Bundesregierung geschrieben, die
wichtigsten Fragen seien die nach der Zustän-
digkeit der zu gründenden „Europäischen Po-
litLschen Gemeinschaft", nach ihren Organen
(Völkerkammer, Senat und Exekutivrat) und
nach den Beziehungen der Gemeinschaft zu
anderen Staaten und zum Europäischen Rat.
Zunächst meinte er, solle die Gemeinschaft nur
jene Zuständigkeiten haben, die an sich der
Montanunion und der „Europäischen Verteidi-
gungsgemeinschaft" übertragen sind.
Einige Tage nach der ad-hoc-Versammlumg
tritt dann in Straßburg das Parlament der
Montanunion zusammen und nach ihm die Be-
ratende Versammlung des Europäischen Rates.
Das Parlament der Montanunion wiid- einen
Bericht der Hohen Behörde entgegennehmen
und seine endgültige Geschäftsordnung be-
schließen. Zwisdien diesen Tagungen sollte sich
iri Straßburg auch der Ministerrat des Euro-
päischen Rates versammeln, doch ist diese Ta-
gung am Dienstag verschoben worden.
Der luxemburgisdie Arbeitsminister, Victor
Bodson, hat in einem Interview den Vorschlag
gemacht, die Stadt Luxemburg zur „europäi-
schen Hauptstadt" zu machen. In Luxemburg
sollten also, wenn die Politische Gemeinschaft
zustandekommt, deren Parlament und die zu
erwartenden „europäischen Ministerien" ihren
Sitz erhalten.
Wünsche auch für das Gastvolk
r. Freiburg, 6. Januar. Der italienische Staats-
präsident Luigi Einaudi hat zum Jahreswechsel
an alle Italiener im AusJand eine Botschaft ge-
richtet, in der er über die Verbundenheit des
Vaterlandes mit ihnen sprach, und dann fort-
fuhr: „Und wiederum, wie jedes Jahr, ist es mir
eine besondere Freude, auch die Völker der
Gastländer zu grüßen, in deren Mitte meine
Landsleute unter Aufbietung all ihrer Kräfte
ihre Existenz bestreiten, in gemeinsamem
Schidcsal, mit gleichen Zielen und im gleich'^n
Bestreben um die tiefen, in uns wurzelndan
Ideale für menschliche Würde und Fortschritt-
lichkeit, die Sinn und Halt unseres Daseins
bedeuten. Italien begrüßt das Jahr 1953 in dem
Bewußtsein, seinen Teil beigetragen zu haben
zur Verwirklichung einer frohen Zukunft für
sich selbst und für die Gemeinschaft der freien
Völker. Der Weg, den wir zu gehen haben, ist
noch weit, aber mit Gottes Hüte, gestärkt durch
das, was wir bis jetzt erreicht haben, und vor
uns die Vision einer Welt, in welcher die Soli-
darität der Menschen V/irklichkeit wird, hoffen
wir, diesen unseren Weg gemeinsam mit d3n
befreundeten Völkern glücklich zu Ende zu füh-
ren."
Berlin, 6 Januar (dpa). Das Verhältnis zwi-
schen HorJischule und Staat stand im Vorder-
grund der Beratungen der Rektorenkonferenz,
die vom 2. bis zum 5. Januar die Rektoren der
Universitäten und Hochschulen des Bundes-
gebietes und West-Berlins in Berlin zusammen-
führte Wie der Vorsitzende der Rektorenkon-
ferenz, Professor Dr. Fues (Stuttgart), bekannt-
gab, fordern die Rektoren für die Universitäten
und Hodisdiulen grundsätzlich das Recht, sich
ihre Satzungen selbst zu geben und ihre Diszi-
plinarordnungen selbst zu erlassen. Das Recht,
Berufungsvorschläge für die Besetzung der
Lehrstühle zu machen, müsse aussdiließlich den
Fakultäten vorbehalten bleiben. „Es wider-
spricht", heißt es in einer von der Konferenz
angenommenen Entschließung, „dem verfas-
sungsmäßig garantierten Gixindrecht der Frei-
heit der V/issenschaft in Forschung und Lehre,
den Fakultäten Persönlichkeiten aufzuoktroyie-
ren, die auf den Vorschlagslisten der Fakultäten
nicht stehen."
Auch für ihre Wirtschaftsführung wird eine
stärkere Mitwirkung der Hochschulen gefordert.
In diesem Zusammenhang wurden stärkste Be-
denken gegen die Einrichtung dos staatlichen
Kurators erhoben. In Übereinstimmung mit dem
Verband deutscher Studentensciiaften vertrat
die Konferenz die Auffassung, daß die Studen-
tenschaft in den neuen Universitätssatzungen
als Glied der Hochschulen und nicht als abge-
sonderte Körperschaft des öffentlichen Rechts
fungieren solle. Die Konferenz beauftragte einen
besonderen Arbeitsausschuß, sich im einzelnen
mit den Fragen des Hochschulrechts zu beschäf-
tigen.
Im Interesse der Ostforschung will die Kon-
ferenz die Kultusminister der Länder bitten,
neue Osteuropa-Institute zu fördern unO durch
geeignete Berufungspolitik eine Reihe von
Sdiwerpunkten für Oststudien zu schaffen. „Mit
großer Sorge besd.äftigten sich die Vertreter
der Hochschulen mit den Unterrichtsverhältnis-
sen im sowjetisch besetzten Gebiet." Die Ber-
liner Universitäten wurden beauftragt, vor-
bereitend zu prüfen, wieweit an den Hoch-
schulen des sowjetisch besetzten Gebietes ab-
gelegte Examina anerkannt werden könnten.
Es waren keine Ordensschwestern
Limburg, 5. Januar (dpa). Die neun am
30. Dezember aus Rocherath in Belgien nadi
Deutschland zurückgeschickten deutschen katho-
lischen Schvve.stern waren, wie ein Vertreter
des bischöflichen Oidinariats in Limburg mit-
teilte, keine Ordensschwestern, sondern Mit-
glieder einer rein privaten Vei'einigung. Die
Vereinigung, die sich „Frauen von der gött-
lichen Liebe" nannte und Alte und Kranke
pflegen wollte, hatte zuer.>;t vom Greneralvika-
riat in Trier und später vom General vikariat
in Limburg eine vorläufige Genehmigung er-
halten, was jedoch nicht gleichbedeutend mit
einer kirchlichen Anerkennung war. Die Ge-
nehmigung wurde vom Limburger General-
vikariat wieder zurückgezogen, als es durch die
Eigenart der Oberin zu Unstimmigkeiten kanru
Sdion vorher hatte ein Teil der Sdiwestern
die Vereinigung verlassen. Die übrigen sie-
delten dann nach Beli^ien über, wo sie eine bis
zum 31. Dezember belri.stete Aufenthaltsgeneh-
migung erhielten. Der kirchliche Sprecher be-
tonte, daß von einer antideutschen Maßnahme
bei der Ausweisung überhaupt nicht gesprochen
werden könne. Die belgischen Behörden hätten
den Schwestern auch genügend Zeit zum
Packen ihrer Sachen gelassen. Die ..Schwestern"
hätten sich bei kirchlichen und weltlichen Stel-
len mißliebig gemacht.
AUS ALLER WELT
'^ Kleine Nachrichten
In Hessen wird wieder ein Landwirtschafts-
ministerium geschaffen; die Landwirtschaft ge-
hörte bisher zum Arbeits- und Wirtschafts-
ministerium.
Fünf neue Richter haben beim Bundes-
gerichtshof in Karlsruhe ihr Amt angetreten;
sechs Bundesrichter hatten die Altersgrenze
erreicht.
Die tausend Besatzungsmitglieder der „Uni-
ted States" haben während ihres Aufenthalts
am Wochenende in Bremerhaven rund 90 000
Mark ausgegeben.
Der Besuch des österreichischen Außenmini-
sters Dr. Gruber in Bonn wird nicht vor den
österreichischen Wahlen, die am 22. Februar ab-
gehalten werden, stattfinden.
Die SiA^ete holländische Taeesreitunip, das
liberale „Allgemeen Handelsblad", hat sein
125jähriges Bestehen begangen.
*
Mehr als hundert Frauen in der Sowjetunion,
die dreizehn und mehr Kinder zur Welt ge-
bracht haben, haben den Titel „Heldenmutter"
erhalten.
*
Beim Absturz eines britischen Verkehrsflug-
zeugs in der Nähe von Belfast (Nordirland)
kamen am Montagabend 27 Menschen ums
Leben.
*
Neun lateinamerikanische Staaten forderten
Spanien auf, sich um die Aufnahme in die UNO
zu bewerben.
*
Drei syrische Politiker sind nach dem Liba-
non geflüchtet. Sie gehören zu den Personen,
die im Zusammenhang mit dem mißglückten
Staatsstreich in Damaskus genannt wurden.
Berlins Sicherheit
O Berlin, 6. Januar. Die Alliierten haben es
zwar, wie berichtet, abgelehnt, die West-
Berliner Polizei stärker zu bewaffnen, sie
haben aber eigene Maßnahmen zur Verstär-
kung der Sicherheit West-Berlins angekündigt.
Hierzu gehört, wie am Dienstag mitgeteilt
wurde, daß künftig alliierte Streifenwagen
ständig an den Grenzen zur Sowjetzone
patrouillieren und daß in den westlichen Sek-
toren besondere Einsatzwagen bereitstehen, um
bei einer Gefahr schnell eingreifen zu können.
Bürgermeister Reuter hat in einem Schreiben
an den Bundeskanzler auf die schw^ierige Lage
hingewiesen, die in Berlin durch das Anhalten
des Flüchtlingsstromes aus der Sow.jetzone ent-
standen 4st. Er hat die Einberufung Ifher Kon-
ferenz der Bundesregierung und der Minister
der Bundesländer angeregt und um Mittel für
die Schaffung neuer Aufnahmelager gebeten.
Die fremden Firmen werden gewarnt
O Kairo. 6. Januar. Das ägyptische Amt für
den Boykott Israels stellt in einem Bericht
fest, daß die verschlechterte Wirtschaftslage in
Israel zum guten Teil auf* die Wirtschafts-
blockade der arabischen Staaten zurückzufüh-
ren sei. Das Amt erinnerte alle ausländischen
Firmen, die Vertretungen in den arabischen
Ländern unterhalten, daran, daß die Einrich-
tung von Filialen in Israel den Boykott dieser
Firmen durch die arabischen Staaten zur Folge
haben werde. Alle arabischen Staaten würden
diesen Firmen ein Vierteljahr Zeit geben, um
ihre Vertretungen in Israel zu liquidieren. Die
holländische Fimia Philips habe dies bereits
getan, um nicht ihre arabischen Kunden zu
verlieren.
Die äg\'ptische Regierung hat am Montag
über alle Pressemeldungen aus und nadi
Äg>'pten wieder die Zensur verhängt. Den
Journalisten wurde versichert, daß die Zensur
sehr wohlwollend gehandhabt werde.
Reste eines „Urmenschen"?
O Johannesburg, 6. Januar. Überref^te von
fünf .„Urzeitmenschen" sind nach Mitteilung
von Professor Robinson vom Transvaalmuseum
bei Swartkranz in Transvaal gefunden wor-
den. Der Telanthropus. wie dieser Fund ge-
tauft worden ist, soll die älteste Kreatur ge-
wesen sein, die als „Mensch" anzusorechen sei.
Er weise Eigenschaften des südafrikanischen
Affenmenschen, des Java-Menschen und des
Peking-Menschen auf. Er habe aber wahr-
scheinlich 500 000 Jahre vor diesen anderen
Urmenschen gelebt.
♦
Der Fisch war in schlechtem Zustand
O Durban, 6. Januar. Der prähistorische Fisch
Coeiacanth, der vor einigen Tagen so großes
Aufsehen erregt hatte, ist in einem so schlech-
ten Zustand, daß die wissenschaftliche Unter-
suchung sehr erschwert wird. Professor Smith
von der Universität von Durban, der den. Fisch
mit einem Sonderflu^^zeug nach Südafrika ge-
bracht hatte, sagte, er sei zuversichtlich, daß
noch mehrere Exemplare dieses Urweltfisches
gefunden würden. Zur genaueren Untersuchung
brauche man ein frisdies oder gefrorenes
Exemplar.
Verlag: Badischer Verlag GmbH Frelburg l Br.
Verantworilicher Redakteur: ür Rupert Gießler
Henstellung: Rombach & Co GmbH und Poppen 8e
Ortmann. Freiburg I Br (Anzeigenpreisliste Nr 12)
Was machen wir mit Steffi?
Roman von Gitta von Getto
41
„Wie lange noch Geduld haben?" rief Steffi
leise aus.
„In spätestens drei Tagen werden wir es
wissen. So sagen die Ärzte."
Sie sahen sich an, lasen sich gegenseitig die
Sorge von den Augen ab und versuchten durch
ein schwaches Lächeln einander Mut zu
machen. Keine der beiden Frauen hatte be-
merkt, daß die Türe sich leise geöffnet und
wieder geschlossen hatte. Erst als Hannes an
das Bett herantrat, blickten sie gleichzeitig zu
ihm hin, die eine mit einem erlösten Ausdruck
und die andere mit einem sehr ruhigen, ge-
lassenen» Hinwenden ihrer schönen, hohen
Stime. die unter dem blauschwarzen Haar wie
Porzellan schimmerte. Hannes hatte die Tiiten
mit Obst, die er Steffi mitgebracht hatte, l»stig
auf das Bett gelegt und beugte .sich über die
ihm dargebotene Hand.
„Sie sind Hannes Gonthar? Ich kenne Sie von
den Bildern her, die Pablo von Ihnen allen auf-
genommen hat. Sie wissen ja. daß er gern
photographierte.**
„Auch ich kenne Sie von Bildern her", er-
widerte Hannes etwas riJgernd imd ohne seine
leichte Verlegenheit verbergen zu können. Steffi,
die ihren Blidc nicht von ihm gelassen hatte,
entging die dunkle Färbung seiner Stirn bei
diesen Worten nicht, und wären die Umstände
dieser ersten Begegnung nicht so tragisch ge-
wesen, hätte sie die Befangenheit des Bruders
als köstliche Sensation empfunden. Sie hätte
diesen Augenblick mit einer kribbelnden Ge-
nugtuung genossen, wie sie es genossen hatte.
als Blanquitas Bild durch den rauhen Zugriff
der Zollbeamten der süßen Vei-borgenheit in
Hannes' Brieftasche entrissen worden war.
„Ich war bei Pablo. Pobre hombre! Glauben
Sie, daß " Ohne den Satz zu vollenden.
senkte sie den Kopf und blickte auf die Spitzen
ihrer sehr kleinen, eleganten Schuhe.
iJch kann die Hoffnung noch nicht aufgeben."
£s war Hannes, der das nach langem Schwel- ,
gen mit belegter SÜinme sagte. Sein Gesicht
war fahl. Er hatte die vergangenen Nächte
kaum ein Auge zugetan, immer wieder hatte
ihn die Sorge um den Freund, vor allem auch
die Bangigkeit, wie Pablos Frau die Nachricht
hinnehmen Werde, wachgcrüttelt. Nun schien
ihm alles leichter. Da sie jetzt gekommen
war, lastete die Verantwortung nicht mehr
allein auf seinen Schultern, und sie saß vor ihm
nicht kopflos und aufgelcist. sondern äußerlich
gefaßt und legte eine bew^underung^swürdige
Haltung an den Tag.
..Nun sind Sie da. Ich bin sehr glücklich",
sagte er und sprach damit mehr von seinen Gr-
danken aus. als ihm bewußt war. Diese kleine,
zarte Gestalt strahlte eine unerwartete Kraft
und Ruhe aus. ..Ich — ich wagte es nicht. Sie
persönlich zu benachrichtigen. Ich wollte keine
Unkorreklheit begehen, aber ich dachte, Ihr
Scliwiegervater würde sicher bessere Worte fin-
den, um Sie vorzubereiten."
..Oh, ich glaube, Sie befinden sich in einem
großen Irrtum.- Die dunklen Augen zeigten
die Andeutung eines Lächelns. „Sie beide wis-
sen nicht — — Haben Sie denn mein Tele-
gramm nicht erhalten?"
Hannes verstand nicht. Nein, er habe kein
Telegramm erhalten. Vielleicht hatte man ver-
sucht es telephonisch durchzugeben, hatte ihn
aber nicht erreicht. Er war den ganzen Tag
außer Haus gewesen. „Wieso befinde ich .mich
in einem Irrtum?"
„Ich bin nicht Pablos Frau. Ich bin seine
Schwägerin Sol. die Zwillings.schwester voa
Blanquita." Sie lachte kurz auf und hob die
Schultern. „Zwillinge liegen in unserer Familie.
Sie tauchen immer wieder bei den Cabreras
auf. Den Rekord errang allerdings meine
Schwester Blanquita mit ihren drei Pärchen."
Steffi, die rasch von einem zum anderen ge-
blickt hatte, entging das freudige Erstaunen
ihres Bruder.>> nicht. Er sah so glücklich über-
rascht aus, als wolle er im nächsten Augen-
blick etwas höchst Albernes und ITngehörlges tun.
„Sie starren mich ja an wie "eine Erschei-
nung", lächelte Solin, und eine feine Röte
färbte ihie Wangen.
„E:s ist nicht zu glauben! Diese Ähnlidikeit,
wenigstens soweit ich es dem Bild nach beur-
teilen kann.
„Ja, wir gleichen einander sehr. Man ver-
wechselt uns immer. Selbst guten Freunden
geht es manchmal so.'* Ihr Gesicht war jetzt
wieder ernst geworden. „Ich konnte es mein-r
Schwester nicht zumuten, nicht die volle Wahr-
heit zumuten", sagte sie leise. „Sie müssen
nämlich bedenken, daß die Nachricht uns am
Sonntagabend erreichte, nach unserer Zelt ge-
lten neun Uhr, und daß das nächste Flug/eug.
da« die direkte Linie fliegt, erst am Dienstag
kurz vor fünf Uhr nachmittags abging. Die
KLM. sie fliegt Montevideo, Recife, Dakar, Lis-
sabon. Genf. Frankfurt. München. Es sind im-
merhin 11 600 Kilometer, und man ist achtund-
vierzig Stunden unterwegs. Die Wartezeit bis
zum Abgang der Maschine und der lange Flug,
immer in der Angst. Pablo nicht mehr lebend
anzutreffen, hätten Blanquita getötet, wenn sie
von uns die ganze Wahrheit erfahren hätte. In
ihrem Zustand hatte sie den Flug überhaupt
nicht ertragen. Sie erwartet Ende August ein
Baby, und sie litt an bösen Vorahnungen."
..Ich weiß, Pablo hat es mir erzählt", fiel
Hannes dazwischen. „Sie hat ihn diesmal' nur
schweren Herzens ziehen lassen. Ihr sechster
Sinn ist das nicht merkwürdig?"
Steffi hatte bisher zu allem geschwiegen, und
die beiden anderen schienen ihre Gegenwart
während ihrer Unterhaltung ganz vergessen zu
haben
„Wir beide können also ganz offen zueinander
sprechen." Hannes hatte neben Soiin Platz ge-
nommen. „Wie finden Sie Pablo?"
Solin zögerte mit der Antwort. .Jch war über
seinen Anblick erschüttert. Wenn es nach die-
sem Eindruck und dem Urteil der Ärzte ginge,
das ja eehr hoffnungslos klingt, müßte man
wohl "
Steffi, die sich plötzlich in ihrem Bett aufge^
flehtet hatte, fiel ihr leidenschaftlich ins Woi-t
«Die Ärzte verstehen nichts! Sie verstehen gar
nichts und haben in diesem Fall auch keine
Möglichkeit, zu helfen. Man muß es mit dem
Himmel ausfechten. •
„Ausfechten? *• meinte Solin mit einer gewis-
sen Zurückhaltung in der Stimme und blickte
erstaunt in Steffis flammendes Gesicht.
„Jawohl, ausfechten! Man muß dem Himmel
ein Opfer anbieten. War es denn im Alten Te-
stament anders? War Abraham nicht willens,
seinen Sohn Isaak zu opfern?" Es war ihr jetzt
ganz gleichgültig, was die anderen von ihr
dachten, ob sie sie für verrückt hielten oder nur
lächerlich fanden, und sie fuhr mit prophetisch
erhobener Stimme fort: „Ich schwöre, daß
Pablo gesund wird. Der Himmel wird mein
Opfer annehmen." Das Opfer, das sie zu brin-
gen bereit war, war ihre Liebe zu Pablo. Sie
würde zwar nie aufhören, ihn zu lieben, nie
mehr im Leben würde sie einen anderen Mann
lieüen, und es lag sogar im Bereich der Mög-
lichkeit, daß sie an dieser großen, nun auf Ver-
zicht eingestellten Liebe sterben würde. Aber
sie wollte nicht mehr den leisesten Versuch
unternehmen, Pablo für sich zu gewinnen, und
auch gegen Blanquita wollte sie keinen Groll
mehr hegen. „Wie hat sie es hingenommen?"
fragte sie kaum hörbar.
„Wer? Meine Schwester?" Solin. die über
Steffis alttestamentari.sche Anspielungen nach-
gedacht hatte, konnle dem Gedankensprung
nicht aleich folgen. „Sie ahnt ja nichts von der
Schwere des Unlalls."
„Sie wird mir die Scliuld in die Schuhe schie-
ben." Steffi hatte das so heftig erregt hervor-
gestoßen, daß die beiden anderen sie verwirrt
anblickten. „Es war wegen Stephan. Wir haben
den kleinen Hund abgeholt", fuhr sie in etwas
ruhigerem Ton fort.
„Ich weiß, Steffi. Es hätte eine Überraschung
für mich werden sollen. Ich weiß alles." Solins
Augen ruhten mit einem begütigenden Lächeln
auf Steffi, die plö^^lich das Gefühl hatte, als
wisse diese Frau, die sie er5t wenige Minut'-n
kannte, mehr von ihr, als sie aussprach. Sie
war rot geworden. Solin. die ihre Verlegenheit
gewahrte, wandte den Blick zum Fenster. Ich
heiße Sol Cabrcra: sagte ich das eigentlich
schon? Sie müssen ja wenigstens meinen Na-
men wissen. Nennen Sie mich Solin. So nennen
mich alle.- (Fortsetzung folgte
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E.'endix l^riel
Frankfurt. 19.1.58
^hlandstrasse 13
Sehr geehrter Dr. akob "^ickard
"'"ch rufe '*'hnen genau sowie DRi -^öwe^thal zu ^•Herzliche Glückwünsche
zu Ihrem
75 geburtstage
"^alles Mebe Gutes. *^ehr hAe Ich mich gefreut, dass nach dem ''^itteren
-^rlebten in ^In ,nun ein »»Happy end retum,eing€|:eten ist. -^ch denke
nt^ch oft an den Jisndau %ttagtisxh. Wo steckt '^jspr -^-öclifferl^ein.
aHaben Sie sie je wiedergesehen. .Von -"^rau Kober hörte ich vershiedent
lieh von Ihnen, ^eflrvwürde ich mich freuen von Ihnen zu -i^iä hören
Freundliche ^'rüsse
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faharia,clen 24.if'etoruar 19 1?«
Dr.iiJrlch liloch
Herülütr.3l.
Lieber Jacob Picard,
wir sind wieder seit zwil Monaten in ^araei
und haben uns auch m unserer neuen ffeimat gut eingewoehnt.
^o haben wir aas uiuctc als üueger zweler'^^gHdf^Mfi^^Qnd idea-
len i^ebenaraura zu haben.mt Jhrer bchwester sind wir auch in
schril-tlichem Kontakt und wir hofien sie aemna ecnst, weonn wir
wieder unsere i'ochter im Wegew besuchen, a»e auch zu sehen.
i3le bedauert sehr,dass ble letztes Jahr nicht nach «^srael'ge-
kommen sind.Aber vielleicht waren Sie durchaus nicht das letzte
i^l am Bodensee, so dass immer noch Aussicht besteht, dass Sie
auch einmal den oprung nach dem Mittleren Osten wagen.
wutter Levlnger ist auch w*der von Jhrem Ausflug nach USA
zurückgekehrt, so dass wir alle zusammen unsere lorlebnisse
und Begegnungen austauschen koennen. festem kam sogar Anna
"ei tzen berger ^ aus New York zu uns zu >such.^o findet sich
halb hörn in fsiaharia zusanraien.
^on Jhrer Sch«^ster haben [wir erfahren, dass Sie ihren Tb.^eburt,
tag gefeiert haben. Wir beglueckwuen sehen Sie herzlichst und
hoffen, dass Sie Veiter so ruestlg bleiben und mit i-'rfjtlg ^ich
der gijiLtigen Arbelt zuwenden koennen. ■
^ch habe noch eine kleine Bitte. Sie erinnern ' sich sicher noch
an meine erste 'Frau Paula Bloch in Wangeii, welche jetzt in i^g-
land lebt.Sie hat 'eine kleine Por aerung an Wiedergutmachung
.und benoetigt dafuer eine Bestaetlgung von einigen beuten,
welche bei ihr gKg«i in Logis ,der in Kost und Logis waren,
i^amals war Jhre »Verlobte mala Laaser mehrere Monate als Gast
bei Ihr.hala Laaser ist In i^hglana gestorben, ^ber Sie koennten
auch bestaetigen,ich glaube es war im ^^ahre 1937?dass Jhre dama,
llge Verlobte bei iTau Paula Bloch mehere Monate in Kost und
-^ogis war*
\^on Wangen haben wir auch gute NachrKahten. Wenn es auf mich
antaeme,so wuerde Ich am liebsten jeden Sommer dort und den
Winker hier verbringen.
Schireiben Sie uns einmal. .Mit)^ fteundlichem Gruss und l. stem
Dank lUer .Jhre ^erauehung«n verbleibe ich
iTlJlllfT/u^l ";'"'" ""^^ pestl^tigung bitte i^h beglaubigen
2U lassen. iJie Unkosten erhallten Sie hier oder am Bodensee
einmal vetgyetet.
Dr.vTacob Plcard
500 W 122 St. ■
II ew York 27,H.Y,
EIDESSTATTLICHE ERKLAERTOG
Ich vorrlchere hiermit an Eides r>tatt,dass Fraeuleln Ilala Laaser
aun Berlin, meine dam?aige Verlobte, ia Seniler 1938 niehrcre Ilonate
lang in Komt \ind Logis gewe.jen ist bei Frau Patda laoch in Wangen
ueber Radolfzell am j3odensee,und daso ich nolbrt waehrend jener
Zeit einen Teil meiner Mahlzeiten in der Pension von Jrau Sloch
genom'iien habe.
Ich weisr,da!^c ich mich durch Abgabe einer fcil:;chon oideGEtatt-
lichen Veroich'rrung otrafbar jachen wuerde.
Kew York,ajii 23.i:aerz 1953
Dr. Jacob Picard
am
^■pailuapunqjoA aeqojfieöüuopoq uj
lofXZJoii ©i'CB ofS oasenaS pim'aaapuoueqauf uoum DfA'oi^no uöiib jüq.feA
l-cjae-eratöSoj qoi: 'Bp*exxGnq.3iv s^p iioti'e^q.jo'pmjojuT: tiBUoS qoiiuTo-pz xo-bjci
jcaqon GiuoSjjqon ujq iioi^uojqBj nz aaan saaqü.'japa'pA jq'sp sosafp iioub
3a q.2uT:ia2 Q-Hot^liaT-^ pun'uaapuf^ uau-pain nz puBnon ijoi^u vxepapi qo-püi
a imafz q.zq.ap*i[OfxsöaT"[U^s uoBs^t uaiioBin %Kpju uapuanJo'uouaqaßaSjaq
l-JOAun^uoSTUfö STiB qoT'j sa q-^q JifBf jaq.zq.afj'uaS'paAqos nz xiepxmajj uap
^
JACOB PICARD
New York, 500 W 122 St.
28,ilaer2 1958
Lieber Erich Bloch,
verzeihen Sie die Verzov3gcrung dieser Antwort auf Ihren ;rief vom
24. Februar. Ich habe einen triftigen Entcchuldigungsgrund;Ihr Brief
kam in den Iloehepunkt einer Influenza-?iebercurve hinein, die zwar
bald hinab ging, aber die Krankheit verhinderte mich weiter, irgend
etwas zu tun, lenen, schreiben, bis vor wenigen Tagen, und heute ist
der erste, dasc ich auegehen kann, um die eidesstattliche Erklaerung,
um die Sie baten, beglaubigen zu lacson..iie zuvor hat lüioh etwas
achnlichec befallen;und man muc^ offenbar dreiviertel Jahrhundert
alt alt werden, um dessen wuerdig zu sein.F.s war freilich nichts ün-
gewoehnliches hier und es war ein normaler Ablauf jvIgIg hatte es so
ergriff -n.
Ich danke Ihnen zunaechst fuer die GeburtGta^rwuencche,die in ein
mich ueberracchendes Uebermass von Anteilnahme und Zuctimaung von
uoberall her hinein kamen. Das alles sehe ich mit zwie-paeltigon Ge-
fuehlen und Gedanken, da ich um die menrchlichen Jinga doch ziemlich
Bescheid weiss. Man muss oben nur aJ.t genug worden. Und doch erfuellt
es einen mit einiger Genu^'tuung,zu wis3en,dass nicht alles \unsomst
war, was man zu bestehen hatte und getan hatjSie werden mich verstehen
• I
Die eide;:stattlichv- Erklaerung wird so wolil in Ordnung rein. Am besten
wacre es natuorlich gewesen, Sic haetton mir Frau .'ülochs Adresse in
England angegeben, dfiait loh Ihr das Schriftrtueck haette direkt send-
en kocnncn.nt der arr.en I^nla habe ich uebrigonr biß kurz vor, ihrem
Tode in .:riefwechsel gestanden, und es hat mich hart getroffen, dacs
sie, die das Leben so liebte, so frueh hat fortgehen muessen.
Ich freue mlch,dass es Ihnen allen g-at geht. Ich denke sehr viel an
das Land dort und dasc ich es einmal sehen mu3s,canz abgesehen davon,
dass ja meine Schwerter dort ist, der Hauptgrvmd des inneren Zwanges,
die Reise zu untemehmen,von der Begegnur.g nit anderen Verwandten und
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Jacob Picard
500 West 122nd Street
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5. februar 1958
Lieber Jakob:
Wenn wir eine so schöne Charakter sehr ift hätten wie Du, dann bekämst
Du heute einen handgeschriebenen Brief. Aber eben. Entschuldig drum
die Schreibmaschine. In Kreuzungen spricht man von dem Artikel von
Dr. Max Rieser in der Staats- Zeitung und dass Du 75 Jahre alt geworden
sein sollst. Wir, die wir uns zu Deinen Getreuen zählen, hatten keine
Ahnung, dass Du, so bald nach unserem Zusammensein^ einen so grossen
Geburtstag zu feiern hast. Aber aufrichtig freuen wir uns, dass Du
in der Tat so viel jünger bist und beglückwünschen Dich auf's herz -
lichste. Letzthin Hessen wir uns von einem Arzt sagen, dass der
Mensch von heute, gegenüber der Generation unserer Eltern, körperlich
zehn Jahre jünger sei. Bei Dir trifft das ganz sicher zu. Soeben
lesen wir Bernard Baruchs Autobiegraphie. Der ist heute 87 Jahre alt
und kann mit seiner Jugendfrische jedem von uns als Vorbild dienen.
Gleichzeitig mit diesem Schreiben, aber als gewöhnliche Post, geht
eine leichte Drucksache an Dich ab. Wir wünschen guten Empfang und
freude daran, auch wenn es nicht vom Untersee ist.
Wenn alles klappt wollen wir dieses Jahr zur Weltausstellung nach
Brüssel und dort unseren Aeltesten mit familie treffen. Sehr wahr-
scheinlich würden wir dann, d.h. wir Alten, bei Ernst und Erna wohnen,
die uns sehr lieb eingeladen haben.
Lass es Dir, lieber Jakob, weiter gut gehen und auch noch Dank für
Deine sehr schöne Neujahrskarte.
Sehr herzlich
ß^U-c^ ^W^ H ^Si^<^^/
CONGREGATION BETH HILLEL
OF WASHINGTON HEIGHTS, Inc., NEW YORK
571 West 182nd Street New York 33, N. Y. Photie: LOrraine 8-3933
No. 146
Shc'vat - Adar 5718
February-VIarch, 1958
SYNAGOGUE SERVICES
S A B B A T H Morning Services at 9 A.M. — Sermons at 10.30 A.M.
Beshalach Feb. 1 Eve 5.00 Mincha 5.20 Maariv 5.51 P.M.
5.15
5.15
5.30
5.30
5.30
5.45
5.59
6.07
6.15
Yithro 8
Mishpotini-Sab. Sh'kolim 15
(Blessing of Adar)
Terunio 22
Tetzave — Sab. Zochor
Marcli 1
Ki Sisso 8
Vayakhel ■ Pekudey —
Sab. Poro 15
(Blessing of Nisan)
Vayikro • Sab. Hachodesh 22
Sab. Rosh Ghodesh
W E E K D A Y S
Morning: Sunday — 8.30, Monday - Friday 7.00; Evening; 7.15 P.M.
ROSH GHODESH. Adar, Thu.-Fri., Feb. 20 21; Nisan, Sat. March 22.
PURIM : Fast of Esther Wednesday, March 5.
Reading of Megilla. March 5 — 6.30 P.M.. March 6 • 7 A.M.
GRAND PURIM CELEBRATION OF THE CONGREGATION
SATURDAY. MARCH 8 — SOCIAL HALL — 8:15 P.M.
5.30
5.45
5.50
6.00
6.23
6.31
5.45
6.00
6.38
6.00
6.15
6.46
DIE JAHRESVERSAMMLUNG — THE GENERAL MEETING
OF THE CONGREGATION
Sunday, March 16th, 1958 at 3 P.M. in the Upper Hall
Jahresversammlung der CHEVRA KADISHA,
Sunday, March 23rd at 11 A.M.
Jahresversammlung der SISTERHOOD,
Tuesday, March llth at 8.15 P.M.
HUGOBURGER
KONSTANZMÜNSTER
SUPPORT THE UNITED JEWISH APPEAL
PAGE TWO
BETH HILLEL
Synagogue Administration ^
DR. PAUL SIMON
v^
Honorarv Chairman: DR. HERMAN SCHUELEIN
l V^^^ ^ , ^. HUcfo STRANSKY \
\1A Wadsworth Ave. (3-A)
.. Tel. : WAdsworth 8-4348
>^. Vil/^^'^H^ ' ^ Office:
(A^ \y* DR. FRED S. DREIFUSS
894 Riverside Drive
First Vice-Presiäent :
EMIL I. PELZ
Second Vice-Presichni
FRED NEUBAUER
Tredi^vrey.
DR. KURT M. FLEISCHHACKER
.4.s.s*/.sf. TreaHurer:
HERBERT HÖRN
Secretarif.
WILLIAM BLANK
Assist. Secretary
SIEGMUND HAARBURGER
Tel. : WA. 3-4637
CANTOR: FRED KORNFELD
718 West 178 St.
Tel.: WAdsworth 3-0710
Sifyi. Service:
JOSEPH SILBERMANN
497 West 182nd St.
Tel. : WAdsworth 8-9008
Sisterhood :
MRS. R. STRANSKY
Chevra Kadiaha:
SIEGFRIED KAHN
In allen Familienangelegenheiten sind zustaendig: Rabbi Dr. Stransky,
Dr. Dreifuss, Gantor Kornfeld, in Trauerfaellen insbesondere Mr. Emil
Silbermann als Beauftragter der Chevra Kadisha (LO 8-6815).
Die JAHRESVERSAMMLUNG DER CONGREGATION
NOTICE
Notice is hereby given that the annual meetin^ of the niemhers of the
CONGREGATION BETH HILLEL OF WASHINGTON HEIGHTS,
will be held at OUR BUILDING, 571 West 182nd Street, New York, N.Y.,
our usual place of vvorship, on SUNDAY, the SIXTEENTH OF MARCH,
1958, 3:00 P.M. sharp.
AGENDA: 1. Reports
2. ELECTION of OFFICERS and TRUSTEES
BEKANNTMACHUNG
Zur ordentlichen Mitgliederversammlung der Congregation Beth Hillel
am Sonntag 16. Maerz 1958, 3:00 p.m. puenktlich, im OBEREN SAAL
571 West 182nd Str., wird hierdurch eingeladen.
Taj^esordunfi: Berichte, Wahlen
New York, N. Y., the first day of February, 1958.
Dr. Paul Simon, President
Der Kassenbericht liegt vom 9. Maerz an in unserem Office,
waehrend der ueblichen Bureau - Stunden zur Einsicht auf.
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LEOPOLD LEVI
303 EAST 188TH STREET
NEW YORK 58. N. Y.
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AN AIR LETTER SHOULD NOT CONTAIN ANY
ENCLOSURE ; IF IT DOES IT WILL BE SURCHARGED
OR SENT BY ORDINARY MAIL.
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W. Sternfeld
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Lieber Jcacob Picar
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^eit V/ochen liejt Ihr Ab.^chiedajrae:S aus 2
ur Opa
auf dem inn^ier grösser v/erdenden Stapel unbeantv/or teter Briefe,
BS ich im Oktober einen schweren
und Icomoli-
Aber vielleicht v/issen Sie, o
Unfall hatte (■CrehirnerschLltter un^/Lun jenentz'ndun
zierten Beinbruch) und seitdem fehlt mir leider auch die 2ner
Briefe zu beantworten. -
le
ITun eehe ich heute, dasa, .S ie^ in ;' 1^-en Ta "en 75 Jahre
:ev/oruen sind, und wenn auch
iie 1 n^
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uml zu s p.'it k:omiat
möchte ich doch nicht versäuinen, Ihnen aufs herzlichste zu diesem
Jubiläum zu .iTat ulier en
j.^en Ihnen noch recht viele Jahre in
Gesundheit und ceiQti.-er Frische .::e;:;önnt sein, aus -ef ällt mit be-
friedigender Arbeit und entsprechendem literarische
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Lassen iie recht bald
^ ie bestens fjeorüsst von
ieder von sich h:3ren und seien
Ihrem
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Hempstead, Long Island, N. Y.
IVANHOE 9-9662
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NEW YORK 25, N. Y.
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MRS. NORBERT BERNHEIMER
48 NORTH PLEASANT STREET
MIDDLEBURY. VERMONT
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ERNST WARSCHAUER
250 CABRINI BOULEVARD
NEW YORK 33, NEW YORK
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Lieber £ i c a r d !
Nein, das ist ja garnicht moe^^lich, dass Sie
schon wiedo^r Jubilar sind und sc^on den 75. «*c-
buttstag feiern, \l±r haben doc^j " eben " erst Ihren
70. festlich began^jen, zu dem Stefan AJhidres den
Geburtstagsartikel in der Staatszeitung ^eferacht
hatte, das v/ar doch sozusagen " vorgestern "I I«
Wie den auch sei, moege Ihnen koerperliche und
geistige ü'riüche wie bi^er beschert sein und
v/eiter gute -i^rfolgei
./ir muessen recht bald mal bei uns nachfeiBam
und ich will eine PI, «acktarsch dazu brsorgen,
wofuur ich eine guue Qudle habe, nicht teuer.
In^ivvibchen nochmals edles Gute
Ihr
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V\ illy Uppciiheiiner
50 i West llOll, Strert
New YorL 25, N. Y.
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Dr. Steven S. Schwarzschild, Rahhi
Residencei 51 Rockaway Avenue
Marblehead, Massachusetts
NEptune 8-5394
RäbU's Stwly: LYnn 2-6568
Israel Harburg, Rahhi Emeritus
Morton S. Shanok, Cantor
Residence: 24 Stephen Street
Lynn, Massachusetts
LYnn 2-1622
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12 Breed Street
Lynn, Massachusetts
Office: LYnn 5-5694
Vestry; LYnn 5-9717
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500 WEST 122ND Street
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Rudolf Joseph 06. 49 Burns iltreet f-orest Hills 75, K.Y.
Herrn Dr. J-cob Picard
500 '/.est ly.ii nd
New York Cit-y
^;treet
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ehr v^irehrter Herr Dr. Piedra,
ripc^ro Voi-r,o -:i • . T. . ^'^ gestrigen Sorintug verscii,jr;ielte ich,
ciesruc,l Keine L.ayisions-Erinnerune;sgruppe in unsret. Hein, über ledi--
t^!^,^''®J^^^-^-'^-^J -f/^®J? ^"^^ Verbindung h.be seit den frohen StudieS-
t^t^en n aer Techn. Hochschule K rlsruhe,v,o ich von 1913 bis 16 rit
einer "leichten Unterbrechung" (^/orld-V.'ar Dstudiert h tte ' '"
_ Da einige _Qo: von ihnen bekannt w ren.oder vice versc.: dl \v r a s
einstige musikalische '..unüerkind , .lice Lrieger ,ruit aer ich einst
rennis spielte, und in ihren Konzerten Beifall kl tschte.
Da war FTi^u Carola Lc.uder,rat der ^;ie "Hiüe .-.nd Seek" spielün
una die nun herL.usf.nd, dass Kurt i.ersten Sie e. 1 mitein nder be-
kannt gen cht h:..be. Und da \r..r Frau Jr.Ing.Tausz , deren Gatte, d.n.ls
als ..ssistent von Prof. ^ngler, nit i.ir bel'reunaet gewesen v; .r.x.eider
ist er vor etwü 5 J- hren dahingegangen.
Ks wurde da so ra.nches us den "Badischen L endle" besp-o-
chen, una ich hqerte.natuerlich auch neine Fraum nit st .unenden Zwei-
fe. aber v.'ohine^ienster Hevunderung, dass im ".rnfbau" gestunden h ben se
soll, Qass ^ie Ihren 75 sten Geburtstag vor kurzen befe ngen h..ben
sollen. Dazu nun wollen j/vir Ihnen, vvenn .uch verso etet.unsre be-
sten Glueck/.uensche senden/l. \Vir glaubjren alleruings von Ihnen .in
nuecchenh-fter Bescheidenheit, gehoert zu hüben, duü.. dieser bedeut-
saB-e ueaenKt.g erst in et;va -^ Jc-hren zu er;vartön sei. ber i^eschichtli-
che, mit Uruckerochw: erze belegte Tutsachen sind iji.lt nun n.l Tatsachen.
„., , ^^^ erinnert nich an einen dten Bekannten von nir, einen
V^iesbaaener r.unstnaer, u ^r es .ber ux.igekeLrt n..chte: er liess oefters
yeri: uten,Qass sein öo s-^er Geburtstag bevorstaenae, und eines T ges
trafen sich etwa 30 Patre, un einen dc^von zu feiern. Und da ich die
Festreae h..xten nujste (un Hand von selbst-gezeichneten "'Südes ') ,hub
ich an: "es ist eine grosse Freude fuer uns „lle, unsren belieuten tl.E.
von Jp.hr zu Jahr seinen öO sten Geburtstag in erneuter Frische begehen
zu sehen." ^
Lit den besten Gruessen vcn neiner Frau und nir
verbleibe ich
Ihr ergebenster
(Unterjßö.e.D. )
2.
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Una vlÄleioht iPt «« ia,f*,vaf mioh Teramanftte^üap zu «rzaehlen,
w«l ^e mich in Ihrer freundLiohen Widniung erinnern, 4«»s wir unp
gar fUenrziK J$axe lcennen.Kan taucht hinein m ote Vergangeaheit;
una wap bringt man herauf? ünbepohwerte Hwterkeit, Hoffnungen und
Traeume von ein*'t,una äieyrag«:hat «^ geüLohnt?
Ja, et» mag wohl 1905 gewepen >»ein,alp ich ein 9oraf»ter in Pretburg
studierte, da \7ir einanaer zuerpt begegnet Pin(i,Ihre freundltche
Sendung hat mich wirklich gemehrt, 14 e Worte ueb er 51 e, die Gedichte
mit ihren» beponderen *?toff,PreiP der alten guetlgen i^tadt uatd die
Bilde tr auch.Ich habe doch alp Rechtppraktikant ein halbep Jahr
lang m eineoi Bureau dep Bezirkpamt« gepeppen,1910-ll,mit Bllclc
auf den Mu enpt erpl at z; vi ei Zeit verwandt mit Hinabsohauen mr d^n
Gemuef'ft-und Bluraenmarkt,v7o die jungen Jrauen hm und her glTlgen,
deretwegen vor allecuDap hat mich wahrhaft geruehrt.
Und rain nupp ich noch raeine herziiohea Wuenpohe nachholen zu Ihrem
AietaruittfcU^scfttBn und manche mehr m der pCben Pni»che u»d Ge-
sundheit, r;ie Ihr Bild Pie zeigt. iär sind Ihre alten aiege,djren ich
oirh TTohl ennrjert habe auch zuvor.Und moegen Sie immer noch 2iele
haben,Dinge zu tun,die Ihnen am Herzen liegen, vie Sie ep doch offto
bar konnten die vielen Jahre her,
Dap Ganze Ihrep Gedenkheftep bildet eine Polch pchoene Einheit. &-
ipt ein Denkmal auch füer ^e.GewlPP iirerden Sie mcht erwarten,
dapp ich mich nun kritisch ueber die Gedichte her mache.Princip-
lellep waere natuerlloh ai Pagen; aber darueber habe loh Ihnen,
gaaube loh, rrueher Pch»n t,xnmal geppr»chen.Da« ^nett l««t Ja '..arfc-
llch eine deutPche Gedlohtform auch geworden, Wap es ai reiner
Lyrik macht, kann pchwer kurz dargelegt werden; vi «11 eßuht nur durch
Bei epÄe;lloerike, aber auch Georg Heym und von neuePt«n etwa der
untf.ueckliche 4Lbrrfeht Hauphofer^um nur wenige zu nennen,Ioh la«Pe
von mir p^ber wemg nur mehr geaten.ifcn lyriPchep Gebllae ist ebeo
mchtp -üeber" einen Erl«bniPinhaiLt,Pondern da« BrlebniB.da«' Bing
pelbPt,Ihre »trophen Pind ja m der Jbrm meist vollkommen und sich-
er dap, wap ep imijer wieder geben wird, auch beaeutP« luer die 4L1-
f eoeinheitf wenn aichadap,wap gePagt wird, ebenpo gut m i'rof'a g».
pagt werden koennte,und manchep eben mcht itt. *niP, sondern- Ups en-
pchart ist;Bil«angPlyrik hat man dar Bepte der Art genannt,Da iPt
•Der Muenpterturm-.Mir n^ jiE)et2lioh ein,^P loh eP g«a»pen hatte:
dap hart tti Ja auch gemacht, und ich puohte unter meinen Pmieren
weil Ihnen zeigen moechte,wap ich aeine,obr/ohl Ich z«idere da lih
dap PeibPt heute 2u doenn finde, -Der GcthlPche luna» ist d^ JVei-
burger MuenPter, damaiP,1910, cntPtanaen,und manchmal schon public-
mn '*h^!,f ^^•J ^" ^"^ "«^t^«tPzeitung»,l943.Vi«.lettht lehnen
^L S*^^'' ^'^ ahead,Ich kann Ja euch Jenen «^tefan Zwei« von
ein^mcht mehr leiden,Der wusne zwar,worum ep ging aber 0^^««^
BrJri,""^^*-**." !'"'^"" wohl, dap. er PiJh waehrenf SlitneJ^ m
Ä?Sie'lXt'^'" r'^r^'' ^'*'^' ^»^^^ ^" "och.kurz^oJ^eJner
r 6TO wai, einer «41. «n Äs'obwmng ajf dem annt.
Moht. N«i«> «on« «nt mnnm letzten Brlef.Ji. 0«,.r««tmn. i.«»
e. gro-i'en U-orpt».ist nun ganz beenaet- it w^a hA^^rT^K^
in donen Juden heru»lauren,a«.«ttPoh. JuaeS.hab. iT J.^n «T«,
«. ft.«nr5?i«: boa«,.ts«,ai, a. trg«,<, nn.,,«„„ „^^
An 1. November 1955
%
)
Herrn ^
Karl Willy Straub
Tivoli "tr. 10
JPreiburg l«Br,
Lieber Karl Willy Straub,
Ihr« beüeutungpvoll Sendung aer
üecu-chte ait üer Jihrung zu Ihrem 75.üeburtftag und mein letzter
Brief haben floh gekreuzt. Wir haben po air^pelben Zeit an«in-
anäer gedacht. xben kuerzlich hatte ich ein ei genar tl ge^ LYlebm
f»oloher Art, eine?' d^r peltPaaiPten^oie mir Je begegnet "ind.
Vor einigen Jahren habe ich hiei einen irofeppor der freien
UniverPitafctetin Berlin kennen gelernt, der alP AiPtfiUPcbprorepp-
or an Columbia UmverPity war ruer eimge Zeit, und mit dem loh
waiirhaft berrenndut v.orüen bin, da er, obwohl JuriPt,llterarl"ch
pehr interep'^iert iPt,ja pelbPt wertvollep gepchrieben hat; er
iconnte, aLp wir unn^-lcennen lernten, ein Gedicht von rait hersag'"
^^fip mit einem Artikel von ihm vor Jahren m der "WandLung"ge-
atand«n hatte,aeine erPte x-ubilkatlon dort nach d-m Krieg. AlPe»
2Wrueckg€icstirt '..ar, blieben wir in lopem BrienrechPel^Dlcen
.*%muer nun habe ich Ihm aup ber;onüer«i Grund« pohreiben raue«»p«|
In peiner Antwort teilte er mir mit, euch er habe Pich gerade
üie letzten Woohen be^ona-^rp mit mir abgeg«ben,lch verde bald
errohren wie.Nun, einep Tagep kam eine Druckpaehe an; ep war mein
IQjpl bei Hermann lieiPter erPchienenp Gedichtbuch "Dap Ufer* mit
meiner ei genhaendi gen Widmung an einen lieben IVeund auP Jeneii
Heidelberger Tagen,kurz vor dem Krieg und dc-m pohoenen Krei«
von damalp,dap er in Berlin gemnaen hatte.jJer PreundSPt 1
to d, waehr end dep Hitlerkriegp m Baden-Uaden gePtorben,wo er
trofep^or ruer DeutPch an Gymnasium, glaube ich war,1937 hatt
loh Ihn zum letzten ia£],„gßf tQgetjof^uJi.iXttikettcli^wlBan^tiHtÄeh
" HW|^iafc^ß^Äti®H*^na|%la*«Bl!*»»Ä*ß»»a:Pranz Hein-
SftW'^n^c^i^fcfi't 8h«% W 2Ä«Bi€?«f*:®arC»Äfl«»iaÄr««t
^«SyfUÄ'^^iWftckitHffÄÄ «taÄefHÄewAatHÄPgetoerm«!
t®8Äb^cK^ifiBh«ftf% *l«^e^1»i*«nc«npÄel«reiio.
_ptenp raeuull oh, durch dap Zeitgepohehen getr^Hil»
worden waren. Er llt t
(wie Wilhelm von Scholz daP genannt haj^^^^ ^^ ^^ ^^^^
AlebniP pehr bewegt »vi erzig Jahre, Zelt und Raum und aOLlep^aii
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,ATT STAATS-ZEITUNG UND HEROLD. DEN 5. JANUAR 1958
Ein badischer
Jakob Picard 75 Jahre alt
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lle
Der Dichter Jakob Picard —
als Lyriker und Erzähler von
unverkennbarer Eigenart — ist
fem von seiner badischen Hei-
mat, an der er so treu hängt,
in New York 75 Jahre alt ge-
worden. Er Ist in Wangen am
Bodensee am 11. Januar 1883
geboren. Er studierte in Mün-
chen, Freiburg i. Br. und pro-
movierte 1913 in Heidelberg als
Doktor der Rechte. Seine Doktor-
these richtete sich bezeichnen-
derweise gegen "Klassenverhet-
zung'*. Er kämpfte als Freiwilli-
ger im ersten Weltkrieg in
Fi-anki-eich und Rußland vier
Jahre lang und erwarb das
Eiserne Kreuz noch im Jahre
1914. Er verlor im Kriege zwei
Brüder, kam aber selbst mit
einer Verletzung davon. Von
1919 bis 1925 wa: er Rechtsan-
walt in Konstanz, dann bis 1933
in Köln am Rhein.
Als Dichter gehörte er dem
rheinischen Dichterkreis an,
mit Emanuel von Bodman, Hans
Heim*ich Ehrler, Norbert Jac-
ques, Wilhelm Schäfer, Alfons
Paquet, dem katholischen Lyri-
ker Jakob Kneip, dem jetzt
berühmten Romanschriftsteller
Stefan Andres, Rudolf Binding,
Adolf von Hatzfeld. Auch Her-
bert Eulenberg und Otto Prües
sind zu ihnen zu zähilen. Manche
von diesen Männern wahrten
Picard auch über das Jahr 1933
bis auf den heutigen Tag
Fi'eundschaft. — Picard ver-
öffentlichte schon vor dem
ersten Weltkrieg z. B. in der
* 'Frank flu* ter Zeitung" Skizzen,
dann Erzählungen und Gedichte.
Am längsten, und zwar regel-
mäßig bis 1935 bedachte er mit
seinen Beiträgen die Kölnische
Zeitung. Dann machte ihm das
bekannte Regierungsverbot die
Mitarbeit immöglich. Er sprach
auch im Kölner Sender. Seine
Beiträge erschienen in der
''Neuen Zürcher Zeitung**, im
"Hannoverschen Coiu*ier", auch
in der **Vosslschen Zeitung'* und
im "Berliner Tageblatt'*. Er ar-
beitete auch an den meisten
deutsch-jüdischen Publikationen
mit.
Der Erzähler
In den dreißiger Jahren ver-
faßte er die bekannten Erzäh-
lungen aus dem Leben der Land-
juden in Südwestdeutschland,
die Brauchtum, Lebensart imd
Sitte einer dem Untergange ge-
weihten Volksgruppe und ihrer
Gemeinsamkeit mit den nicht-
jüdischen Menschen festhielt,
um sie der Vergessenheit zu
entreißen. Damit rückte Picard
in die Nähe der alemannischen
Heimatschilderer, die durch He-
bel und Gotthelf so berühmt
wurden. Diese Erzählungen er-
schienen 1946 in Buchform in
Philadelphia ab "The Marked
One" (Der Gezeichnete), wobei
der bekannte Schriftsteller Lud-
wig Lewisohn die englische
Übersetzung besorgte. Sie fanden
Jakob Picard
als originelle Leistung weithin
Beachtung und Beifall. Als
Lyriker hat Picard echtes Natur-
empfinden, seine Schreibweise ist
schlicht, herb und echt. Er ist
allem Wortgeklimper und der
Klischemetaphorik abhold. Seine
Gestalten sind fern von aller
Schablone. Sein Stil ist unver-
fettet. Was sprachliche Zucht
und Form anlangt, hat Stefan
George und Conrad Ferdinand
Meyer auf ihn den größten Ein-
druck gemacht.
Picard, der über Rußland,
Sibirien, Japan, den Stillen
Ozean vor 18 Jahren nach
Amerika gekommen war, be-
suchte im Vorjahr die alte
Heimat. Er wurde mit großer
Herzlichkeit von seinen Freun-
den empfangen. Seine Erzählun-
gen und Gedichte werden jetzt
wieder von den bedeutendsten
deutschen und Schweizer Zel-
tungen und Zeltschriften ver-
öffentlicht. Seine Erzählungen
werden auch vom "Südwestfunk"
in Baden-Baden, vom "Süd-
funk**, Stuttgart, vom Bayeri-
schen Rundfunk, München und
von der RIAS. Berlin gesendet.
Picards Erzähler werk hat do-
kumentarischen Wert, was keine
alltägliche Leistung ist. Der Le-
bensbereich, den Picard gestal-
tet, mag wie alle regionale Kunst
begrenzt sein. In diesem Rahmen
Ist er aber sein eigen und wird
bleiben. Sein Werk hat auch
tief sittlichen Hintergrund und
trotzdem realistisches Gesicht.
Manche seiner Erzähilimgen wie
•'Raphael und Recha" erheben
sich vom Niveau einer Sitten-
schilderung zu w^ahrer Tragik.
In Form und Wesen wider-
spiegelt das Werk den Charakter
des Dichters.
Zu erwähnen ist noch das
Manuskript der Biographie, die
er dem deutschamerikanischen,
aus Baden stammenden General
Franz Sigel widmete. Auszüge
daraus erschienen in der *'N. Y.
9taats-Zeitung und Herold", in
dem "Badisch - Württembergl-
schen Staatsanzeiger", in der
verbreiteten Zeltung "Rhein-
pfalz" wie auch in der "Deut-
%hen Rundschau", Stuttgart.
Dr. Max Rieser
Weihnachtsfeier der
Von Mensch Schwestern
Verbunden mit der Monats-
versammlung des Von Mensch
Schwesternzirkels fand eine
Weihnachtsfeier statt. An den
festlich geschmückt«! Tischen
versammelten sich j zahlreiche
Mitglieder, die von Jaer Präsi-
dentin Marie Vogt Mei*zlich be-
grüßt wur<fen. Nacly dem Tisch-
gebet, das die VJzepräsidentln
J. Gassmann sprach, wurde ein
schmackhaftes Essen serviert.
Es folgten R/zltationen der
Schwester I Hupe, musikalische
on/ Schwester Adele
Klavier begleitet,
Insam gesungene
WelhnachtfeTieder. Frau Neu-
weiler wuj&e als Mitglied auf-
Dle nächste Ver-
des Von MeiLsch
Schwest^rnkü'kels findet am 15.
Januar /sta -t und zwar verbun-
den mit de ' Wahl der Beamten.
Vorträge
Buchler
sowie g
genomme
sammlun
••
in Amit
I.
Didioeilie-Scilwestero
feierten im 'Tempel"
Der Goeme Schwestemzirkel
beging am! 18. Dezember im
"Tempel" ii der Ost 15. Str.,
N. Y. C., eine sehr «timmungs-
volle Weihnachtsfeier. Das Fest-
komitee scimückte die Tische
und zwar init kleinen Christ-
bäumchen. I brennenden Kerzen,
Tannengrün und Weihnacht^
tellern, aniefüllt mit Konfekt,
Bonbons ind Nüssen, sowie
Schokolade I Von der Verwaltung
des TempeA war wie alljährlich
ein herrlicier Weihnachtsbaiun
aufgestellt.
Präsidentin Schwester Hilda
Schuler beirüßte ihre Mitglie-
der, deren {Küider, Großkinder
und FreuncfB sowie die erschie-
nenen Gäsie. Es waren auch
einige Brüder erschienen, u. a.
auch der Meister der Goethe
Loge, Ehrw.] Br. Karl Schuler,
der die Grilße und Glückwün-
sche seiner 1 Loge überbrachte.
Man sang gemeinsam die inni-
gen deutschin Weihnachtslieder.
Schwester Ella Zahler bzw.
Schwester Btsh begleiteten am
Klavier. Dai Christmas -Gebet
wurde von der R'äsldwitin ge-
sprochen, »ie Vizepräsidentin
zitierte ein fettes Gedicht, be-
titelt: "Untefm Christbaum".
Schwester "iherese Frey brachte
(In Gedichtlpi*m) einen Weih-
nachtsgi-uß aJus der alten Heimat
und überrelÄte der Piäsidentin
dabei einen Inetten Heidestrauß
und guten /deutschen Kuchen.
"Klein-Anh" unterhielt die
Anwesenden/ durch "Tap-Dan-
cing". '
Nach der Kaffeetafel kün-
digte der gute Weihnachtsmann
(dieses Jahr übernahm Bruder
Ludwig Hertlein diese Rolle)
sein Eirschelnen an. Er wurde
von jung und alt freudig be-
grüßt und die großen un
kleinen Kinder nahmen ge
die dargereichten Gaben an.
Den Geburtstagskmdern d
Monats und den Ehejubilar
nen wurde das übliche Liedche
gesungen. Es wurde auch d
erkrankten Schwestern gedach
•dpü,
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Bl
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OHickwiinsch übers Meer >9
Ynv Jacub Piiärri / /ii seinem tüiituiidsiebzijttiteii am IL Januar
I''rankfurt u. M., Antdiicj Janudr 1958
Uebfcr Jacob Picärd,
nun haben wir es Icidcv docli luclit (jeschdlft:
«in VViederbehen, dls Sit vor einigen Monaten
in PÄutschleind waren (ich glaube, zum eibtenmal
wieder und j>icher nicht unbeschwerten Her/ens),
ui der Laiidbchaft am Bodensee, aus der Ihre
Ahn«0 vnd Sie stammen und aus der Sie ge-
i5di#tf<j>n haben, dann am Kht3in bei Ihrem Ihuen
-0 cjutgefiinnlen, tröu«^n Freund Steian Andres,
rjapach womöglich noch in den Ihnen von Ju-
qenU an 60 vertrauten Schweizer Bergen. Schade,
ciai5 es nicht geklappt hat. Wir hätten una viel
/u erzählen gehabt aus den letzten '-^0 Jahren,
manches zu s>agen, was un$ als Juden aus
Deutschland angeht. Ich halte, um gleich zum
„Thema" zu kommen, an Ihre vor Jahrestribt
in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ver-
öffentlichte, das Gute im Menschen herausstrei-
chende, schöne Erzählung „Das Zeitungsblatt aus
riner anderen Welt" angeknüpft, die so ganz
Ihre alte Linie, ihren woldtuend-knappen Stil
verrät, diq Wärmu d<?s Herzens, die für das, was
>\e zu i>agen haben, trotz, alles Geschehenen,
frötz der großen Zäsur, entscheidend geblieben
ibt Wir hätten auch von Gertrud Kolmar (-Chod-
/iesner) gesprochen, der in der Ungewißheit des
Ostens ums Leben gebrachten jüdischen Lyrike-
rin, deren umfangreiches Werk Sie gemeinsam
mit Hermaiin Kasack im vergangenen Jahr wie-
dererstehen ließen. Auch von Ihren eigenen „Ge-
sd>icht€m*, die, das Lebern süddeutsclier Land-
iuden und deren friedüch^ä Zusammenleben mit
ihrer chriBtlichen Umwelt schildernd, nun auch
in Ihrer neuen Heimat erschienen sind, ins Eng-
lische so ausgezeichnet übertragen von dem in-
zwischen verstorbenen Ludwig Lewisohn. Ich bin
froh, zu wissen, daß, wie Sie mir unlängst schrie-
ben, „The Marked One" (wie der onglische Titel
Ihrer „Gezeidineten" lautet) in Amerika eine gute
Presse gehabt hat, noch mehr, daß Sie weiter
mit allerlei literarischen Planen beschäftigt sind.
Ich pflichte Ihnen bei: Kurzgeschichten, short-
stories, haben durchweg gute Crfolgsaussichten;
dds allein hat der Abdruck Ihrer Urzahlung in
der „F. A.Z." bewiesen.
Jetzt steht Ihr 75. Geburtstag vor der Tür. Je-
der, der Sie und Ihren Lebensweg kennt, weiß,
wieviel Schweres und Schwieriges hinter Ihnen
liegt; er weiß indes auch, was Sie, der Sic zwar
einst Anwalt waren, aber seit langem mit d?m
Wort gestalten, was Sie erleben und erfühlen,
als poetischer Schrittsteller uns gegeben haben
und uns noch geben werden, geben können. Las-,
sen Sie diese Ihre schöpferische Gestaltungs-
kraft, die Ihr Leben damals am Bodensee und am,
Rhein und in Berlin erfüllte und jetzt in New
York ausmacht, nie und nimmer versiegen. In
Ihren Brieten liegt immer noch viel kräftiger!
Elan, der gelegentliches Resignieren erfreulicher-
weise in den Schatten stellt. Dieser jugendliche
Schwung, gepaart mit guter Gesundheit und
hoffnungsfroher Zuversicht für die Zukunft, soll
Ihnen nodi lange erhalten bleiben, znmal „es"
für Sie, nach Ihren eigenen Andeutungen, „erst
mit 50" begdun. In diesem Sinn, mit dem Akzent
auf jedem der drpi Worte, „Manv happy returns"!
Tn frpundsfhottlirlir'r V«ibnnflenheit. Stets Ihr
E, G. Lowenlhdl
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f)älLu - Mf.L^
SONOTAGSBtATT STA'ATSZEITUNG UND HEROLD. DEN 5. lANU.
Neues aus der R
Das auf den New Yorker Piers, hältnismäßig wenig Europarei-
wiedereingeführte Verfahren der sende gezählt wurden, stieg da^
ISABEL SIEGTE: Die aus den
peruanischen Anden stammende
Isabel Mamani wurde im Rah-
men eines Wettbewerbs unter
reinrassigen Indianerkindern zur
Schönsten erwählt. Sic darf sich
ein Jahr kostenlos in Lima, der
Hauptstadt des Landes, aufhalten
Zollkontrolle für ankonunende
Überseepassagiere hat sich, den
Angaben des Zollamtes zufolge,
bereits in den ersten Tagen als
Erfolg erwiesen. Die Abfertigung
2. B. der über 1100 Passagiere
der "Queen Mary" am vergan-
genen Donnerstag wäre rascher
und reibimgsloser beendet wor-
den als es vorher der Fall war,
solange die Zollbeamten, auf den
ganzen Pier verteilt, Gepäck und
Passagiere erwarteten. Auch bei
der rascheren Zollabfertigung
seien nicht mehr Inspektoren
als gewöhnlich, nämlich 84, not-
wendig gewesen. Immerhin dau-
erte es rund eine Stunde, bis
fast alle Passagiere der I.Klasse
und die Hälfte aus der Kabinen-
klasse abgefertigt waren. Das
Gepäck der Touristenklasse wird
gewöhnlich als letztes aus dem
Schiff entladen.
In New York wurden Elven
S. Sheahan, ein gebürtiger Ka-
nadier, und John S. Quinn zum
Assistant Manager bzw. stellv.
Passage-Manager, einem neuge-
schaffenen Posten, bei der Cu-
nard Line berufen, wie deren
hiesiger Generaldirektor, E. Sey-
mour-Bell, bekanntgab.
Interesse ab März stark an, und
im Frühsommer 1957 war es
fast immöglich, noch Schiffs-
plätze zu erhalten. Ungefähr
ein Viertel der Atlantikreisenden,
erklärt die englische Reederei,
seien mit einem ihrer zwölf
Schiffe gefahren, nämlich 263,-
000 gegenüber 275,000 für 1956.
N
["Berlin" entflieht
lew Mz Winter
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"Sonnige Tage und frohe
Nächte" — so vielversprechend
lautet die Ankündigung des
Norddeutschen Lloyd für die
bevorstehende West indienreise
ihres Dampfers ''Berlin", der am
13. Februar von New York aus
in südliche Gefüde auslaufen
Iwird. Und nicht minder viel-
versprechend ist das für 18
schöne Reisetage unter der Tro-
pensonne vorgesehene abwechs-
lungsreiche Programm dieses
deutschen Schiffes, das in die-
sem Winter seine Gäste nach
San Juan auf Puerto Rico.
Bridgetown auf Barbados, Port
of Spain auf Trinidad, Port-au-
Prince auf Haiti und Cubas
Hauptstadt Havana führen wird.
In allen fünf Häfen, die das
schmucke Lloyd-Schiff bei dieser
Reise anläuft, werden inter-
essante Landausflüge vorbereitet,
an denen sich die Reisenden
sicherlich mit gleichem Genuß
wieder beteüigen werden wie an
den Ausflügen bei den vorher-
gehenden Winter - Erholungs-
fahrten der "Berlin". An Bord
wird nicht weniger an Abwechs-
lung, Unterhaltung und Erho-
lungsmöglichkeiten geboten. Das
Bordprogramm sieht Schwimr
men, Deckspiele, Gesellschafts-
spiele aller Art, Filmvorführun-
gen, Konzerte, Bälle und Kostüm-
feste vor, wie zum Beispiel den
payerischen Abend mit original
rachlederner "Musik", und die
Ute deutsche Küche wird jeden
leiseteilnehmer darüber auf-
lären, warum auch diese vierte
t/estindienfahrt der "Berlin"
ieder zum Treffpunkt vieler
^eutschamerika,ner a- .j^pa gilt.
Der Schiffsverkehr über den
Nordatlantik hat 1957 seinen
seit 27 Jahren höchsten Stand
erreicht, erklärte die Cunard
Line in einem Bericht aus
Europa, wonach im abgelaufe-
nen Jahre 1,036,923 Personen
über das Meer fuhren — ver-
glichen mit 1,008,248 im Jahre
1956. Obwohl in den ersten drei
Die Tradition der Erholungs-
reisen der Hamburg-Amerika-
Linie von Deutschland aus wird
dies Jahr nach fast zwanzig-
jähriger Unterbrechimg wieder
aufgenommen, und zwar mit der
8000 BRT großen "Ariadne",
der früher schwedischen "Pa-
tricia". Sobald der Umbau des
Schiffes bei Blohm & Voss.
Hamburg, beendet ist, wo die
GeselLschaftsrämne vergrößert,
Lidodeck mit Schwimmbad,
Klimaanlage und Bäder bzw.
Brausen und Toiletten für alle
Kabinen eingebaut werden, soll
das Schiff sogar den Komfort
der aus der Vorkriegszeit be-
karmten H. A. L. - Vergnügungs-
dampfer übertreffen.
Zürich, ein Mittelpunkt eines
der größten und schönsten Win-
tersportgebiete der Welt, wird
seit Jahresbeginn einmal wö-
chentlich ohne Zwischenlandung
KREUZFAHRTEN
und REISETOUREN
Flug- und Schiffftkarttn
nach allen Teilen der Well
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10. laniiar 1!)öS
;<
AJR INFORMATION March, 1953
Pag« 7
Bernhard Brilling:
T\I^O GENTURIES AGO
Germ an Jews Settle in England
Cecil Ruth, thc historian of English Jcwry,
fullowed up bis intcTiial and external " History of
the Jews in England " up to their parlianicntary
cmaiicipation in 1858-.')!) with a book covering local
and 'family history, entitled " The Rise of Pro-
vincial Jewry." (London, 1950, pnb. The Jewisli
Montldy.) This ilhistratcd and indexed book,
uliich contains material from the history of Engüsh
provincial communities between 1740 and 1840,
reniinds one of the vvorks abont the Jewish com-
munities of the prov'ince of Posen by Heppner-
Herzberg, and of the series by Gold about the com-
munities of Bohemia and Moravia. There is a
fundamental dilfcrence between thesc Continental
and English communities of modern times, which
has its etfects on their importance for Jewish
history. Posen (like other regions of Germany),
Bohemia and Moravia werc countries of emigration,
England was a country of immigration, where the
young Ashkenase communities could not point to a
tradition of Yeshivotli, scholars, and Minhagim, and
where they could thcrefore not rival the communi-
ties of the Continent — at least during the period
covered by Koth — in importance for the internal
development of Judaism.
Attracted by Tolerance
There are facts about the origins of English
provincial Jews scattered throughout Roth's book
which show that, apart from a small and locallv
restricted Maranno-Sephardic admixture, modern
English Jewry during its first Century was a
descendant of Central European Jewry, but one
which developed in its own way in the particular
political conditions and the tolerant atmosphere
of England. This origin will probably be confirmed
by the results of genealogical research on English
Jewish f amilies.
Roth's work, although not wTitten for this
purpose, provides us with some material about the
contribution of German Jewry to the formation of
English Jewry in the 18th and the first half of the
19th centuries ; this was the period before East
European immigration changcd the face of English
Jewry.
Unfortunately there is no Statistical material in
the book about the composition by origin of English
Jews during the period under review. But perhaps
we will not be far wrong when we accept the figures
for Glasgow — the only place for which we possess
these — as valid for the other English provincial
communities of this time. The Jewish comnumity
of Glasgow comprised 47 persons in 1831 (by way
of comparison we may mention the figures for a few
European communities in the same year : — Zduny,
in Posen, had 140 Jews, the little town of Prausnitz
near Breslau had 108, the great Community of
Krotoschin had 2, .327). Of these Glasgow Jews, 23
had been boni in Germany (11 of them in the
province of Posen), 3 in Holland and 21 in England.
We have to consider, however, that the parents of
tl.e21 " native " Jews may also have been German
and Dutch Jews. According to this, Jews from
Germany still accounted for nearly half of English
Jewry in the first half of the 19th Century. We can
recognise that fact even to-day from the family
names of that time and from the religious officers,
nearly all of whom were brought over from tho
former home, as there was no possibility for them to
tiBjn here, and members of the communities were
unwilling to forgo the old melodies and the
accustomed rites.
From Lissa to Plymouth
We see that immigration from the Prussian
provinces beyond the Elbe — especially from Posen —
played the larger part. We find Jews from Lissa
(Joseph Levy, clerk of I'lymouth Synagogue in
1784, C. Cohnstaedt, main support of the Kings
Lynn Community after 1843), from Meseritz, from
Schönlanke (the first Anglican bishop in Jerusalem,
Solomon Alexander, was born there in 1799, came
to England as Shochet, was a private teacher in
Colchester, became Chasan in Plymouth in 1823,
was baptised there, became Professor of Hebrew in
London in 1832, and in 1841 Bishop in Jerusalem,
where he was buried), from Schwerin a.d. Warthe
(Mose Lissack, author of an interesting auto-
biography entitled " Jewish Perseverance," settled
in Bedford in 1839), and from other localities. From
the little town of Zuellichau in the province of
Brandenburg there came to Plymouth " the very
learned Rabbi and Philosopher Moses Ephraim "
(1745-1815), whose portrait by the Jewish painter
A. Daniel is included in the book.
West and South Germany are also represented.
Here the main reservoir of emigrants were the small
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towns and villages, where the Jews were suffering
from restrictions from which they wantcd to escape.
Emanuel Hyman Cohen came to Brighton in 1782
as a teacher from Nicderwerren in Lower Franconia ;
in 1825 Salomon Nathan from Bernkastei in the
Rhineland was a member of the Board there.
Among those who also came from small places in
the Rhineland there was Jacob Meyer Sherrenbeck
(from Schermbeck. Reg. Bez. Düsseldorf) in
Plymouth, who, in 17G1, together with Gumpert
Michael Emden, also from Germany, belonged to
the " Eiders of the Synagogue of the Jews," under
whose Orders he had bought the cemetery there in
1751. There was also Israel Solomc»n from Ehren-
breitstein near Koblenz, who came to Falmouth in
the 18th Century and became one of the first
members of the Community there. The name of
the Mohel of Portsmouth, Leib Aleph(l7()3-1808),
may originate from the Rhenish place Alf bei Zell
an der Mosel (Reg. Bez. Koblenz).
Naturally the origins of the English provincial
Jews of that period also include the great German
Jewish communities, such as Frankfurt/Main,
Fuerth, Hamburg, Worms (Moses Lazarus from
Worms, referred to as Moses Rochford according
to his English place of settlement, is the ancestor
of numerous distinguished Anglo-Jewish families)
and communities such as Berlin, Wiesbaden etc.
These few examples which could be multiplied
from Roth's book and from other sources, show the
active collaboration of the immigrant German Jews
in the newly founded communities of their new
home country, where there were no Ghettoes and
no anti- Jewish laws, and where the formation and
development of Jewish communities was left to the
Jews themselves.
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Fuge 8
AJR INFORMATION March, 195^
FROM MY DIARY
The luimber ol " leen-agers " aiiiuiig thc rcfugce
organisations lias been increascd by thc " Club
1943 " which rcceiitly celebrated its tenth birthday
by an impressivc gathering at 1 Ikoadhurst
Gardens, its traditional meeting place. The Club
may indeed look back at many achievements.
Founded in Opposition to the political outlook of the
" Free German League of Culturc " which was very
active in those days, the Club has become a spiritual
centre for several hundred former refugees. It helps
to ease the feeling of intellcctual isolation, one of the
unavoidable phenomena of refugeedom, especially,
but not ouly, among members of the eider age
groups. The Club has a record of more than 500
meetings with lectures on general and Jewish
subjects and literary and musical Performances.
The continuous activities have wielded the members
into a closely-knit Community. The Tuesday
evenings have become the " At Home " for an
interested crowd of listeners and also an inspiration
for those who addressed them. The widespread
appreciation of the Club's work was revealed in the
congratulations which representatives of other
refugee organisations. including the AJK, conveyed
at the birthdav party. As a Beacon of Hampstead
the " Club 1943 " may continue its imj)()rtant and
successful work for many years to come.
The Opera Group of the West Central Club
(Montagu House, W.C.l) recently gave a delightful
Performance of Gounod's " Faust " at Steiner Hall ;
the producer was Pet<T G. l'ostcr. It had a high
artistic le\el. At the same time it retlected the
enthusiasm witb which this group of arnateurs had
devoted much preparatory work for the function,
and this is even more essential for such a venture.
As the opera provides opportunities not only for
soloists but also for a chorus, its choice was parti-
cularly happv for a communitv of this kind.
NAKRATCR
MEYERBEER ARCHIVES RESCUED
The last living grandson of the composer Giacomo
Meyerbeer, the lawyer Dr. Hans Richter (Berlin),
dedicated Meyerbeer's private archives to the
Berlin Municipality. They will be kept by the
" Institut für Musikforschung " in the Charlotten-
burg Castle. The collection contains Meyerbeer's
interesting correspondence with prominent person-
alities ancl original scores of his operas.
it
FREIKORPS DEUTSCHLAND "
DISSOLVED
The Federal Goxernment has decided to prohibit
the activities of the " Freikorps Deutschland." The
leaders, including the former Gauleiter Frauenfeld,
were arrested. The Federal Ministry of Jnterior
declared that the membership of the " Freikorps "
was estimated at 1,000-2,000 and that the
Organisation had propagated Neo-Nazi ideas.
EXHIBITION OF PALESTINE-ISRAELl
STAMPS
An Kxhibition of Palcstine-Israeli Stamps at the
Anglo-Israeli Club, 43 Windmill St., WM (see
announcement in advertising columns) will be
opened by His Excellency the Ambassador of
Israel on April 20.
ENGLISH CRIMINAL JUSTICE ACT
IN GERMAN
These days, the English l^ress is füll of articles
and letters for and against corporal punishment.
Not every reader will know that flogging was
abohshed by the Criminal Justice Act, 1948, a major
achievement in the field of penal reform which,
among other measures, also brought about an
improvement of the probation System. A German
publication (Das englische Gesetz über Kriminal-
rechtspflcge von 1948 — Criminal Justice Act, 1948 — -
Walter de Gruyter, Berlin, 1952, DM. 12) contains
a translation of the Act by Dr. Arnim Künemund,
preccded by an introduction written by Prof. Dr.
Rudolf Sievert. The Federal Government of
(Western) Ciermany is preparing for a reform of
criminal law and criminal justice. Hence, much
study is tlevotcd to the criminal laws of other
countries. The translation of the Act is excellcnt
and interesting from the comparative and linguistic
angles. The introduction is a lucid explanation of
the background, purpose, and Contents of the Act.
FAMILY EVENTS
Entrics in this column are free o)
Charge, Texts should be sent in by the
ISth of the month.
Births
Ward. — To Lotte and Julius Ward,
Wheathampstead, Herts, on Janu-
ary 24, 1953, a son (Philip Jonath) was
born, brothcr f(jr Antonia Lilly,
grandson of Dr. and Mrs. L. Weil,
Johannesburg (formerly Ludwigs-
hafen), great-grandson of Mrs. L.
Rothschild, London, NAV.6 (formerly
Dortmund).
Markiewicz. — A son (David Norman)
was born on February 13, 1953, to
Mr. and Mrs. A. Markiewicz at 398
Watford Way, N.W.4.
Marriage
Daus — Weg. — The marriage of Robert
Michael Daus, only son of Mr. and Mrs.
J. Katzenstein, of Macclesfield, to
Renate, eider daughter of Mr. and
Mrs. F. Weg, of Croydon, took place
on February 8, at the New Liberal
Synagogue.
Deaths
Mrs. Betty Levy (nee Bradt), formerly
Berlin, wife of Ernst 1. Levy, of 34
Victoria Crescent Road, (Glasgow, W.2,
died on January 22, 1953.
Mrs. Paula Gohn (nöe Rosenberg)
passed away on February 2, 1953,
deeply moumed by her son and wife,
Mr. and Mrs. Erich Cohn, and grandson
Michael, of 53 St. John's Court,
Finchley Road, N.W. 3, her daughter
and husband, Mr. and Mrs. Karl
Preuss, of 3 St. Martin's Terrace,
Leeds.
Mrs. Emma Weltmann (nee Blum-
berg), born in Danzig 1872, passed
away on February 9, 1953, deeply
moumed by her son Dr. Lutz Welt-
mann, Beryl Weltmann (nöe Hopper),
Austin Jaques Weltmann, of 37 St.
Stephen's Road, West Ealing, W.13.
Dr. Franz Pollak, of "The Limes,"
Stafford Road, Oakengates, Salop,
passed away on February 10, deeply
mourned by his wife Hedwig (n^e
Feige).
Mr. Bernhard Louis Hofmann, of
47 Graf ton Street, Manchester 13,
formerly Frankfurt a.M., died on
February 6, 1953, at the age of 70.
Mourned by his wife and relatives.
Mrs. Gertrude Rieser, wife of Mr. LITERARY GENTLEMAN, experi-
Julius Rieser, of 24 Wendover Court, enced in editing and Publishing lields,
requires position or part-time work in
translating, editing of manuscripts,
etc. Apply Box 151.
N.W. 2, suddenly passed awav on Feb-
ruary 3, 19.53
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interested worker, wants position. Box
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neighbourhood as she is lonelv. Box
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HRAHMS LIEDER for Mezzo-soprano
wanted. Box 149.
FLUTE wanted for Student of music.
Box 150.
LESSONS on spiritual foundations of
Bible (especially Pentateuch and
Psalms) by renowned Scholar and
Writer. Please write Box 137.
LESSONS for shorthand (Reichsein-
heitskurzschrift adapted to English).
Write f^ox 158.
MISSING PERSONS
Enquiries from AJR
Berliner, Alfred, doctor, from Berlin
C.2, Hackescher Markt J , for Irma
Rodenwald, Berlin.
Griboscheck or Gribescheck, Bene-
dikt, from Riga, Ohiononavo 53, for
JRSO, Berlin.
Weiskopf, Ernst, abt. 45, born at
Roth Kosterlitz, Czechoslovakia, for
relatives in Ecuador.
Bitter, Susan, nee Reinhardt, last
known address : 123 Brownlow Road,
N.ll, for WGA, Frankfurt.
Seelenfreund, Malka, survived at
Bergen-Belsen, for Zentralrat der
Juden in Deutschland.
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ELITE TYPEWRITER Co. Ltd.
WELbeck Un
1 12 CRAWFORD STREET
off BAKER STREET, W.l
AJR INFORMATION March, 11M(3
Pa^e 9
AJR AT WORK
SOCIAL SERVICES DEPARTMENT
\Ve received urgent requests for domcstic lielp
from families which are aftected by the present 'flu
wave. Any offers would considerably ease the
Situation.
We are also setting up a list of people who would
be available at short notice to attend sick people in
emergency cases and should be glad of any offers.
INVITATIONS FOR SEDER
We have been asked by lonely people vvhether
we could provide them with invitations for Seder
celebrations with private families, as guests or
paying guests, and should be grateful for any ullcrs
of hospilality.
LENDING LIBRARY
The Lending Library for German books is open
from Monday to Thursday : 10 — 1, 3 — 6 ; Friday
and Sunday, 10 — 1 at Room No. 3 of the AJR
premises. The books are lent out free of Charge.
INFORMATION ABOUT NAZI LEADER
REQUIRED
The former SS-Gruppenfuehrer und Waffen-SS-
General Erich von dem Bach-Zelewski is accused
of having taken a leading part in the anti-Jewish
persecution measures in Sosnowitz and l^endzin
and, later on, in Middle Russia. Any information
on Bach-Zelewski's activities should bc scnt to the
1. Untersuchungsrichter beim Landgericht
Nuemberg-Fuerth in Nuernberg, Karl-Broeger-
Str. 9.
GIFTS FOR FLOOD VICTIMS
Clothing gifts lor flood victims are accepted at
the W.V.S. centres (Headquartcrs, Bromyard
House, Bromyard Avenue, Acton).
There are local collection centres in all parts of
London and the Provinces. The following addresses
mav be of particular interest : —
' Hampstead — 162 Finchley Road, N.W.3.
Hendon — 43, Vivian Avenue, N.W.4.
Stoke Newington— 191 High Street, N.16.
Willesden— 7 High Road. N.W.IO.
The address for monetary contributions to the
Netherlands Disaster Fund is : Netherlands
Disaster Fund, Blijdenstein Bankers, 54 Thread-
needle Street, London. E.G. 4 ; for gifts of clothing.
(.'tc. : The Netiierlands Ked Cross Society. The
Haguc, Holland.
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AJR MEETING
Wednesday, April 1, 8.15 p.m.
Tuck Hall, Woburn House, W.C.l
{For details see front page)
Free admission with ticket only
RECORD OF THERESIENSTADT INMATES
The names of over 36,000 former inmates of the
Theresienstadt camp have been collected by the
Hamburg Office for Tracing Missing Victims of the
Nazi regime. Enquiries should be addressed to
" Suchdienst Zimmer 131, Drehbahn 36, Hamburg."
ARGENTINE
In ii stateniLiit to two Jewisii dclegations, Presi-
dent Peron strcssed his determinaiion to prevent
anti-semitism in his country. He also expressed his
repugnance of anti-Jewish developments in Lastern
Europe, urged the strengthening of Israel, and
declared that the gates of Argentina were open to
all victims of persecution. He added that since his
accession to the Presidency there had been no
anti-semitic outbreaks in the country.
VISAS TO GERMANY
Mr. Nutting declared on behalf of the Foreign
Office that under an agreement with Germany
American Citizens did not require visas for Germany
and that Germans visiting the United States received
visas without payment. Negotiations for a similar
Visa agreement between the United Kingdom and
the German Federal Republic were in progress.
Meanwhile British nationals under the age of 2o
were receiving free visas.
HUNGARY
The Cultural Attache of the Israeli Embassy in
Budapest, Josef Walter, was requested to leave the
country bccause of alleged spy activities.
The Hungarian Minister of Justice, Gyula Decsi.
a Jcw. has been arrested. Among other Jews who,
according to recent reports, have been arrested are
Dr. Stoeckler, Head of the Hungarian Jewish
Community, Major-General Peter Garbor, Head of
the Kommunist Secret Police, Zoltan Vas. Head of
the Planning Bureau, and Prof. Benedek, Director
of the Jewish hospital.
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Vol. VIII No. 3
MARCH. 1953
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ASSOCIATION OF JEWISH REFUGEES IN GREAT BRITAIN
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MAIda VaU 4449 (Employmant Ac«ncy)
\
TWENTY YEARS
IN these days, our mind goes back to the events
of the year 1933, when the Nazis came to power
in Germany. The happenings of that time. first
considered as an internal German affair of only
temporary significance, led to developments which
ultimately shaped the destiny of mankind. For us,
the former German Jcws, war began in 1933. It
Started with discrimination and persecution and
cnded with expulsion and cxtermination. We have
no right to let our ovvn past fall into oblivion. It is
the meaning of days of remembrance that we pause
for a moment to recognise our lives in their historic
setting. This is a duty not only towards ourselves
but also towards thosc who were not permitted to
survive the catastrophe. At the same time, historical
dates are a fitting opportunity for looking upon the
tasks which are lying ahead.
These are the reasons for which the AJR invites
its members and friends to a meeting on April 1.
The date has been chosen not to recall the particular
events of the Boycott l)ay, but to mark the beginning
of those measures of the Nazi regime which were
specifically directed against the Jews. The choice
of the Speakers on the occasion could not be more
appropriate. Dr. Leo Baeck links the past with the
present. This undisputed leader of German Jewry
was, throughout the dark years, at the heim of the
" Reichsvertretung " of the Jews in (iermany and
has, since his liberation from Theresienstadt, been
the President of the " Council of Jews from
Germany." His message to former German Jews
on this solenm occasion will, therefore, be of out-
standing importance.
Of the other two Speakers Dr. Erich Eyck, who
in Germany took an active part in public affairs^
has acquired a wide reputation as an author in this
country, and Dr. Ludwig Guttmann, O.B.E., has
added lustrc to the name of our Community by his
scientific achievements which have been of benefit
to many people paralysed by war action or illness.
Tt is expected that the number of those who wish
to associate thcmselves with the objects of the
function on Aj)ril 1 will be very large. Therefore
admission to the meeting should be applied for as
soon as possible.
Ro
lO Guardini:
mano i.
XSpermany's Uiiexpiated Guilt
*
THE FLOOD DISASTER
IN common with all the inhabitants of these
islands we are stunned by the catastrophe which
befell the coasts of this country and of the Nether-
lands during the last weeks. Sympathy is not
enough and everyone realises that he has to relieve
the pliglit of the unfortunate victims. We know
that former refugees respond to the best of their
ability to the appeals now made to the public.
Perhaps, consciously or subconsciously, their under-
standing for tho misfortune of the flood refugees is
even accentuated by the remembrance of their own
past : tliey too had once to experience what it
means to lose a cherished home, and this may also
have some bearing on the extent to which they
lend their support. Whilst their adequate contribu-
What conöerns us here is the fact that a
great number of innocent people lost their
honour, their possessions, and their lives.
Manv of them were German Citizens, and
their relationship to the German State was
one of mutual rights and duties. The actions
against them were not carried out in the face
of imminent danger, or under any kind of
emotional stress. They resulted from a well
thought-out political theory.
If we now appealed to one of the great
Spiritual leaders for a judgment on what has
happened, what are we going to hear ? I am
picking at random some of the great names :
Planck, Helmholtz, Mommsen, the Brothers
(irimm, Goethe, Hoelderlin, Mozart, J. S.
Bach, Leibniz, Pascal. How, under their
eternal gaze, should we ourselves pass
judgment ? They would, I think, look at us
with unbelieving horror. Perhaps they
would say : " We are faced with something
here that has mounted from the darkest
depths of humanity : the barbarian, the
animal within the human personality. It has
become clear, how little our task to which
we devoted our lives, has been accomplished,
how formidable are the Forces of Chaos and
Destruction even now ! " Perhaps it would
also shake their belief that their mission
could ever be fulfilled. . . .
Human dignity ignored
The autonomous modern state, hitherto
kept in check by conscious or subconscious
regard for the human person or for a trans-
cending authority, got rid of all inhibitions
and assumed power to decide on the unalien-
able right of all human beings : their right to
exist. Such a State of mind has never betöre
been a factor in historical life. There have
been beginnings, cases where political powers
disregarded the fundamental rights and the
dignity of individuals, and during the Roman
Civil Wars, the Kreuch Revolution, etc.,
cqually terrible actions were carried out. Yet
they did not develop the forces of evil in
such an unreserved way. This has now
happened for the hrst time. The political
argumentation of the State enters into an
alliance with modern tcchnique and trans-
gresses all the borders put up by di\'ine
authority or human dignity.
tions to the Lord Mayor's Fund will be a matter of
course, they should also use this opportunity, un-
fortunate as it may be, to exprcss by their gifts their
gratitude to the Nctherlands where, after the
November pogroms, thousands of German Jews
found refuge and where, thanks to the courage of
the Population, many of them were kept in liiding
when the country was occupied by the Germans.
One Symbol that threw light on this
historical Situation was the systematical
cxtermination of the Jews. Even though
this action may not have reached its climax
betöre a certain date during the war, it had
always been a theory otficially acknowledged
and accepted by the State itself.
I The tremendous impact of these happen-
ings may be seen from the way in which the
German people has reacted to them since the
war. It is a cause for amazement and wonder
how very little the (ierman people as a whole
Ihas gone into these matters, how little it has
realised what had been done, and what these
happenings mean to (iermany's whole
existence.
l As if nothing had happened
^ How could Germans go on living as if
nothing had happened ? It is bad enough
that there are people who still deny that these
things ever happened, or who trv to defend
them or to prove that the people so cruelly
wronged were themselves morally wrong.
Yet this might be explained as the reaction
of men who feel guilty without wishing to
face their guilt and who therefore try to
justify themselves, and to accuse and even
hate their victims. Evil though this is, it
is understandable. We are, however, refer-
ring to something deeper rooted. It seems
as if the conscience of the Community was
stunned by such terrible happenings which
loom in their minds untackled and dangerous.
1 (io not want to imply that the happenings
should result in feelings of so-called " col-
lectiv^e guilt." This unfortunate term would
(Continued on page 2)
1
" REMEMBRANCE AND OUTLOOK"
The AJR invites all memhers and friends to a
PUBLIC MEETING
on the 20th Anniversary of the Boycott Day
Wednesday, April 1, 1953, at 8.15 p.m,
at Tuck Hall, Woburn House,
Upper Woburn Place, W.G.l
(near Euston and Euston Square Undergroiind Stations)
Speakers :
Dr. Leo Baeck
Dr. Erich Eyck
Dr. Ludwig Guttmann, O.B.E.
Free Admission with ticket only
Tickets should be ordered by March 15 at
AJR Headquarters, 8 Fairfax Mansions,
London, N.W.3
(stampod envelope to bc enclosed)
Page 2
AJR INFORMATION March, 1953
(Continued from pont page)
only confound the issue and is without
meaning. Moreover, it has stopped the
individnal conscience from assuming re-
sponsibility. There is no such thing called
" collect ive giiilt." The black deeds ot one
individnal can nevcr be laid at the door of
another one, unless this other one has aided
and abetted him or has at least lailed to
hinder him when he should and could have
done so. There is, however, something eise,
the collective solidarity of the individnal and
the people he belongs to, and of all indi-
viduals belonging to the same people.
If a member of my family commits a
wrong, I may well say that I am innocent
of it, but I must never say that this has
nothing to do with me. Though I am guilty
only of what I myself do, I am involved in
anything done by any member of my family.
1 share in its prosperity and in the glory that
may have been achieved by one of its other
members, but for the sanic^ reason 1 also
share the responsibility for any wrong per-
petrated within the family circle ; I must
confront it and do all I can to put it right.
The same applies to a people. Every normal
individual feels closely tied to tlie life of bis
j)eople. Each individual claims for himself
what great things happcn to bis people, and
nuist therefore also bear responsibility for
the wrong done by this people.
The ultra-modern externiination campaign
relied on this argument : Once a certain
course of action has been completed and its
aims are achieved, the deeds and sufferings
IM) longer exist. The human beings who were
killed are no longer there.
The danger of oblivion
A wrong once done, however, rcmains a
power of immediate historic activity. We
have learned from psychology that health
and sickness of human beings largrly depcnd
on psychological and nioral factors. Sickness
of the mind that has not been properly dealt
with results in organic sickness of the body,
and, far beyond this, it linishes by forming
the underl^dng pattern of all future behaviour.
Similar things happen in the lives of peoples.
Where the guilt of the " res publica " has
not been realised, judged, and atoned for in one
way or another, it tends to become the ever-
recurring pattern of all future behaviour and
eventually to destroy the political cxistenc.
Tliere is something terrible in the history
of the past twenty years which has not been
properly dealt with yet. Whether one likes
it or not, this is a fact. Whatever is said to
deny, or minimise, or even justify this fact,
is only another instance of the depth to which
th(^su hapj)enings have penetrated.
There is guilt — guilt that burdens tlie
conscience of the people, even far below the
threshold of consciousness and that asks to
be atoned for.
Furthermore, what has bappened is to the
Occidental world the hrst pattern of that
dreadful possibility which overshadows the
future. Thus it is a warning. If we try to
evade the red light by sinking these happen-
ings in the past and in com})lete oblivion,
they will live on as a wound on the soul of
the people, of us all. And it will become the
pattern of things to come in the future of
our people.
Excetpts front an ariicle in "Hochland" (Mutiich)
by kind permission of the publishcrs
FOCUS ON IRON CURTAIN
RELIEF FOR EASTERN REFUGEES
The American Joint has cstablished a Relief
Oftice in Berlin, Pestalozzistr. 14. The Director of
the Joint for Germany and Aiistria, Mr. Samuel L.
Haber, declared that the refugees were going to be
supported by money, food, clothing and accommo-
dation and that assistance for their emigration to
Western conntries would also be granted.
The AJR has recei\ed enquiries from former
German jews who wish to bring to this country
relatives or friends who have escapcd from Eastcrn
Germany. Wählst the applications for admission to
the United Kingdom have to be submitted by the
applicants themselves to the ap])ropriate British
authorities in Western Berlin or Western Germany,
it might increase the prospects of obtaining visas
if the applications were endorsed by guarantees for
entire or partial maintenance and, if possible also
for accommodation. Such guarantees have to be
sent by the guarantors in this country to the
refugees who have to attach them to their applica-
tions ; they should include evidencc about the
financial position of the guarantors.
The Immigration Department of the Jewish
Agency has opened an oftice in Berlin to deal with
those refugees who wish to settle in Israel.
With the help of the Joint a temporary home for
I refugees from Toastern Germany and Eastern Berlin
has been establislied in Wannsee. The Gemeindesaal
Joachimsthaler Str. 13 is being used as a reception
centre.
Political Aspects
The political aspects of the escape of Jt-ws from
Eastern Germany are considered b> \ arious Western
German newspapers. They dema nd that the acti\ i-
ties of those refugees who'had hcld olhces with thi-
Eastern German authorities had to be scrutinised.
whether these refugees were Jews or non-Jews. It
would be wrong if former Communist ofhce-holders
were treated more leniently in case they were Jews.
As far as they were active Comniunists lliey liad
been faithful Stalinists. The point was that they
had not deviatcd from their political Jine, but that
the " line " had taken a tlitferent tlirection.
The Eastern German weekly " Die Tat "
publishes a Statement by Prediger of the ICaslern
J^erlin Jewish Community, Martin Rieseiil)urgtT,
against " alleged anti-semitic tendencies in the
German Democratic Republic." They are described
as lies of the Western Press ; all Jews in Eastern
Germany were content, whereas in Western
Germany anti-semitic tendencies were common.
One of the reasons for which Jewish communal
leaders had left Eastern Germany was their refusal
to sign a declaration covering the following hve
point s —
The " Joint " was an Organisation of American
agents ; Zionism was a Fascist movement and the
Israeli Primc Minister, Ben (Gurion, an agent of
U.S. imperialism ; American Jurisdiction was
criminell, because the Rosen borg cou])le has been
sentenced to death ; Restitution to Jews was an
Exploitation of the German jx'ople ; the Luxemburg
agreement was to be disapprovecl of. According
to the " Neue Zeitung," several Jewish refugees
have reported that the Eastern German population
had been niost helpfui to the Jews and did not agree
with the recent policy. The American Jewish Com-
mittee, New York, has Ixhmi informed that 912
Jewish familics and 1,U98 families of mixed
marriages have been put on a special list by an
Order of the East German State Security Ministry.
The Order, according to the report, directs the East
German authorities to use the Nazi racial laws to
determine who is, or who is not, a " non-Aryan."
NEW JEW ISH COMMUNITY
IN EASTERN BERLIN
The Jewish comnumity in Berlin which until
recently comprised Jews living both in the Western
and in the Eastern sectors of the city has been split
up. The Board of the East Berlin Jewish Com-
munity consists of Georg Heilbrunn, Bernhard
Jacobus and Israel Rothmann.
S.E.D. AND ZIONISM
The S.E.D. paper *' Neues Deutschland " appealed
for a üght against Zionism which was being abused
by American imperialism for criminal activities such
as espionage and Sabotage, it would be a mistake,
the article says. to watch the activities of Jews with
lesser diligence than those of t)ther inhabitants of
Eastern Germany. Whilst there should be strong
feelings against anti-semitism and compassion with
the past sufferings of the Jews, it w(juld be wrong
to overlook the class origin in the case of people of
Jewish descent or even of Zionist convictions.
EASTERN GERMAN TRIALS AGAINST
" ANTI-SEMITES *'
In Magdeburg, four persons, including one Jew,
were put on trial because they had criticised the
persecution of Jews. The prosecutor stated that
" criminal Zionists " were no Jews and that work
for Zionism was anti-Semitism. In Frankfurt/Oder
a member of the Christian Democratic Union was
sentenced to one year hard labour because after the
arrest of the — non-Jewish — former Eastern German
Minister Dertinger he had said : "I did not know
that he was also a Jew."
'* VERDIENSTKREUZ " FOR JEWISH
EDITOR
The editor of the " Allgemeine Wochenzeitung
der Juden in Deutschland," Karl Marx, Düsseldorf,
has been honoured by the " Verdienstkreuz " of the
Federal Republic in recognition of his Services for
German- Jewish understanding. In accepting the
honour, Mr. Marx declared that although he could
not forget what had been done to the Jews by the
Nazi regime, he hoped that the Germany of Heuss,
Adenauer, Kurt Schumacher, Lueth, Prof. Boehm
and Ministerpraesident Arnold (of Northrhine-
Westfalia) would be successful in her fight against
the powers of darkness.
WEEK OF BROTHERHOOD
l'or the second time a " Woche der Brüderlich-
keit " has been arranged for in Western Germany,
trom March 1-7, under the patronage of President
Heuss. Its object is to remove Christian-Jewisii
tensions. The Siieddeutsche Rundfunk has prepared
a number of topical broadcasts on Jewish subjects,
including the rccital of Jewish songs, a taik on
literature in Israel and an address by Rudolf
Hagelstange about the " Peace with Israel " move-
ment : under the heading " Vergesst es nicht " one
feature programme will deal with the history of
Jewry in Mannheim. Amongst the Speakers during
the week is Dr. Hermann Mueller-Claudius.
JEWISH TRUST CORPORATION
General Meeting
The Second Annual General Meeting of this
Corporation, established— under the auspices of the
Foreign Office — tJianks to the endeavours of
the British Jewish bodies under the leadership of the
Central British Fund, was held in London on the
2üth January 195:}. The Corporation is the official
Successor Organisation for heirless, unclaimed,
communal and organisational Jewish property in
the British Zone of Control in Germany.
Sir Henry d'Avigdor Goldsmid, Bt., the Chairman
of the Corporation, in presenting the Second Annual
Report, stated that it was very gratifying that until
3(^th November 19oi>, approximately 3,300 cases
were either adjudicated by courts or amicably
settled ; property, or comjiensation in lieu of such
property, to the value of D. Marks 7,855,000, had
been recovered. Since then further verv satisfactory
progress was achieved.
He had recently visited. together with the
Honorary Treasurer, Mr. H. Oscar Joseph, the
Corporation's ofhces in Germany. They were in-
tensely impressed with the energy and speed with
which Operations were conducted.
The Chairman, in concluding his Report, paid
tribute to the devotion of all members of the staff
and in particular to the work of the General Manager
for Germany, Dr. R. Lachs, and the General
Secretary in London, Dr. C. Kapralik.
Mr. Barnett Januar, M.P., on behalf of the Board
of Deputies, moved the adoption of the Accounts
and the Annual Report which was agreed unani-
mously.
AJR INFORMATION March, 1953
Page 3
RESTITUTION NEWS
Ij
SOZIALVERSICHERUNG
Entwurf eines Fremdrenten- und Auslands-
rentengesetz
Im Ausland lebende Verfolgte des National-
sozialismus, denen Kentenansprueche aus der
Angestellten- (jder Invalidenversicherung zustehen,
oder die Kentenansprueche gegen Berufsgenossen-
schaften hatten, konnten bisher eine Wiederher-
stellung ihrer Rechte nicht erlangen, weil gesetzlich
noch nicht festgelegt war, auf wen und in welchem
Umfang die Verpflichtungen der stillgelegten
Reichsversicherungsanstalt fuer Angestellte und der
uebrigen Versicherungstraeger uebergehen.
Nach 1945 waren in den einzelnen Laendern
voneinander abweichende Regelungen ergangen, die
sich nur auf die im Inland Lebenden bezogen.
Durch den obigen Ciesetzesentvvurf soll eine ein-
heitliche Regelung fuer das Bundesgebiet unter
Beruecksichtigung der besonderen Lage der im
Ausland lebenden Berechtigten herbeigefuehrt
werden. Das Gesetz zerfaellt in drei Teile.
Teil 1 regelt Versicherungsverhaeltnisse bei
nicht mehr bestehenden, stillgelegten oder ausser-
halb des Bundesgebiets und des Landes Berlin
befindlichen Traegern der gesetzlichen Unfall- und
Renteiuersicherung an Berechtigte im Bundesge-
biet uufl im Lande Berlin (Fremdrenten). Als still-
gelegter Versicherungstraeger kommt insbesondere
die Reichsversicherungsanstalt fuer Angestellte in
r>age. Hier werden die Ansprueche von Fluecht-
lingen und Heimkehrern geregelt. Diese Bestim-
mungen beziehen sich auf Berechtigte, die sich
staendig und befugt im Bundesgebiet oder im Lande
Berlin aufhalten, werden aber im Teil 2 fuer Nazi-
verfolgte oder im Ausland Lebende fuer entsprech-
end anwendbar erklaert.
Teil 2 regelt die Leistungen an Berechtigte im
Ausland (Auslandsrenten). Diese getroffene Rege-
lung geht davon aus, dass bei dem im Ausland
Lebenden eine Beziehung zu der jetzigen Bundes-
republik oder dem Land Berlin bestanden haben
muss.
Unter Beruecksichtigung dieses Gesichtspunkts
sind die jetzigen Traeger der Sozialversicherung zur
Leistung nur verpflichtet, wenn das letzte versiche-
rungspflichtige Beschaeftigungsverhaeltnis oder die
Mehrzahl der I^eschaeftigungsverhaletnisse sich im
Bundesgebiet oder in Berlin befunden haben. Fuer
Bearbeitung fuer die Rentenversicherung wird die
Landesversicherungsanstalt in Duesseldorf fuer
zustaendig erklaert. Fuer die Berufsgenossen-
schaften, die im Osten ihren Sitz hatten, wird die
Zustaendigkeit noch durch besondere Verordnung
bestimmt.
Bezueglich der Berechtigten, die hiernach keinen
Anspruch haben, sieht das Gesetz Ersatzleistungen
in Hoehe des Rentenanspruches vor, wenn der
Berechtigte zur Bestreitung seines Lebensunterhalts
auf die Rente angewiesen ist.
Die Sozialversicherungsgesetze bestimmen, dass
eine Rente ruht, wenn sich der Berechtigte freiwillig
im Ausland aufhaelt. Um den im Ausland lebenden
Verfolgten des Nationalsozialismus die Geltend-
machung ihrer Ansprüche zu ermoeglichen. be-
stimmt das Gesetz, dass der Aufenthalt im Ausland
dann nicht als freiwillig anzusehen ist, wenn der
Berechtigte als Verfolgter zur Auswanderung
gezwungen wurde. Durch diese Bestimmung wird
ein Ruhen der Rente vermieden.
Teil 3 des Gesetzes enthaelt Bestimmungen ueber
die Moeglichkeit der Erhaltung der Anwartschaft
durch Zahlung freiwilliger Beitraege.
In den Uebergangsbestimmungen werden Fristen
fuer diejenigen verlaengert, die bisher die laufenden
Fristen nicht einhalten konnten.
Der Gesetzesentwurf ist von der Bundesregierung
dem Bundesrat zugeleitet worden und wird jetzt
von diesem beraten.
Wir werden ueber den Inhalt des Gesetzes einge-
hend berichten, wenn es Gesetzeskraft erlangt hat.
BUNDESRAT RATIFIES REPARATIONS
AGREEMENT
On February 20, the Bundesrat ratified the
Reparations Agreement with Israel. The Agree-
ment now passes to the Bundestag which is expected
to ratify it very soon.
AUSLANDSBEAMTENGESETZ
Fristablauf 31. Maerz 1953
Es wird nochmals darauf hingewiesen, dass
Pensions-Antraege von frueheren Angehoerigen des
oeftentlichen Dienstes und ihren Hinterbliebenen auf
Grund des Auslandsbcamtengesetzes bis zum 31
Maerz 1953 beim Londoner Generalkonsulat der
Deutschen Bundesrepublik, 0 Rutland Gate,
London, S.W. 7, eingereicht sein muessen. Das
Auslandsbeamtengesetz bezieht sich auf diejenigen,
die eine pensionsberechtigte Stellung hatten oder
eine solche erlangt haetten, wenn sie nicht auf
Grund der Verfolgungsmassnahmen entlassen
waeren. Es regelt die Ansprueche unabhaengig von
dem frueheren Wohnsitz in Deutschland (d.h.
einschliesslich der russisch-besetzten Gebiete und
der Gebiete jenseits der Oder-Neisse Linie). Das
Gesetz bezieht sich auf Gebietskoerperschaften
(Staat, Stadt, usw.) und auf die oeffentlich-recht-
lichen Koerperschaften, die im Gesetz aufgefuehrt
werden, z.B. auf Handelskammern, Handwerks-
kammern, Landwirtschaftliche Anstalten, Reichs-
versicherungs-Anstalt, Krankenkassen, Sparkassen,
oeffentliche Banken (Reichsbank, Preussische
Staatsbank, usw.) und Reichsbahn.
Soweit die Beamten juedischer Gemeinden gleich-
zeitig Staatsbeamte waren, muessten sie neben dem
Antrag im Entschaedigungsverfahren auch einen
Antrag auf Grund des Auslandsbeamtengesetzes
beim Londoner Generalkonsidat der Deutschen
Bundesrepublik, 6 Rutland Gate, London, S.W.7
stellen. Aus einem Erlass des bayerischen Staats-
ministers fuer Unterricht und Kultus vom 20.8.1951
No. II 35337 ergibt sich, dass die Lehrer der
frueheren Israelitischen Volksschulen in Bayern
Beamte des Staates waren, ihre Gehaeiter vom
Staate erhielten und einen Gehalts- und Ruhege-
halts-Anspruch gegen den Staat hatten.
COMPENSATION IN BERLIN
According to an Information received from the
United Restitution Olhce, Berlin, the Entschaedi-
gungsamt Berhn will not give priority treatment
to applications which have been submitted as late
as Summer or autumn 1952, unless the applicants
are over 80 years old.
KRIEGSVERSORGUNGSRENTEN IN
BADEN-WUERTTEMBERG
\\'ir haben in Nr. 9/52 auf einen Erlass fies
Bundesarbeitsministers betreffend Zahlung von
Kriegsversorgungsrenten an im Ausland lebende
Berechtigte hingewiesen, die nicht die deutsche
Staatsangehoerigkeit besitzen.
Auf eirund dieses Erlasses koennen im Falle
der Beduerftigkeit an Schwerkriegsbeschaedigte,
Kriegswitwen und Kriegswaisen vom Bewilli-
gungsmonat ab Renten gezahlt werden.
Das Justiz- und Arbeitsministerium des Landes
Baden- Wuerttemberg hat mit Erlass vom 10.1 1.1952
angeordnet, dass, soweit Leistungen auf Grund des
obigen Erlasses festgesetzt sind. Zahlungen fuer die
rueckliegende Zeit seit dem 1.4.1950 auf besonderen
Antrag erfolgen, wenn der Antragsteller vor dem
8.5.1945 aus dem Gebiete des Landes Baden-
Wuerttemberg infolge von Naziverfolgungen aus-
gewandert ist und auf die Versorgungsbezuege zur
Bestreitung seines Lebensunterhalts angewiesen ist.
Voraussetzung ist, dass der Anspruch auf Kriegs-
versorgungsrente auf Grund der Entschaedigungs-
gesetze angemeldet worden ist.
Der Antrag ist bei den zustaendigen Landesaem-
tem fuer Wiedergutmachung Freiburg, Karlsruhe,
Stuttgart und Tuebingen zu stellen. Die Zustaendig-
keit bestimmt sich nach dem letzten Wohnsitz.
HAFTENTSCHAEDIGUNGSANSPRUECHE
IN BADEN-WUERTTEMBERG
Nach einem Erlass des Badisch-Wuerttem-
bergischen Justizministeriums koennen Haftent-
schaedigungsansprueche solcher Berechtigten, die
nach dem 8.5.1945 verstorben sind, zur Erstattung
kommen, wenn die Berechtigten entweder an den
Folgen der erlittenen Verfolgung oder in Armut
gestorben sind. Die Landesaemter in Baden-
Wuerttemberg sind jetzt bereit, Antraege dieser
Art zu bearbeiten. Anspruchsberechtigte, die nicht
in der Lage sind, einen Anwalt oder Rechtsberater
zuzuziehen, werden gebeten, sich an das United
Restitution Oftic(\ S l"airf.i.\ Mansions. London,
N.W\3, zu wenden.
JEWISH CLAIMS CONFERENCE ON
AUSTRIA
It was resolved in New York that about twenty
of the organisations which form the Board of the
" Conference on Jewish Claims against Germany "
will also contact or advise on the negotiations with
Austria which are presumed to commence in
Vienna in April after the elections are concluded.
Former refugees from Austria will be represented in
tliis Conference ; the problem is under discussion
and efforts are under way to appoint a Joint repre-
sentative for the former Austrians in Israel, the
United Kingdom, and the U.S.A. The Association
of Jewish Refugees and the Jacob Ehrlich Society
have agreed to the Suggestion of the U.S.A. Organi-
sation that the Nobel Prize-winner, Professor
Loewy, formerly of Graz, should be the representa-
tive of all the Austrian Refugees. They further
suggested that a World Council of Former Austrian
Refugees should be established on the model of the
Council of Jews from Germany.
COMPENSATION FOR DEPRIVATION OF
LIBERTY FOR FORMER AUSTRIANS
The present Austrian law on compensation for
deprivation of liberty refers only to victims v.ho still
possess Austrian nationality. The Austrian
Government was advised by the Allied Council in
Vienna to enact an additional law within six months,
i.e., by the end of February, 1953, by which all
former victims irrespective of their present nation-
ality would receive compensation. The inter-
national Jewish organisations, in collaboration with
the Association of Jewish Refugees and the Jacob
Ehrlich Society, have urged the enactment of such
a law, and now learn that a draft law is being
prepared, but has to await discussions until after
the elections in Austria at the end of February.
EXCHANGE RATE OF BLOCKED MARK
The " Aussenhandels-Blaetter der Rhein-Ruhr-
Bank " of January 7, 1953, publish a summary of
the exchange rate of blocked Mark during the
twelve months of the past year. The tablets reveal
that in January, 1952, the selling rate amounted to
DM. 19 and in December, 1952, to DM. 17,80 for
£1. The climax was the month of September, when
£1 could be obtained for blocked DM. 16,20.
FEDERAL INDEMNIFICATION LAW
In accordance with the undertakings of the
Hague Conference the German Federal Government
has drafted an Indemnification Law. The draft is
now circularised amongst the German Laender.
ENTSGHAEDIGUNGSGESETZ HESSEN
Aenderung der Verfahrensordnung
Im Gesetz und Verordnungsblatt des Landes
Hessen vom 23.12.1952 ist eine Aenderungsverord-
nung vom 15.12.1952 veroeffentlicht, in der die
Zustaendigkeitsverordnung vom 27.2.1950 ergaenzt
und geaendert wird.
Auf folgende Bestimmung der umfangreichen
Verordnung wird besonders hingewiesen : —
Bisher war die Frist zur Anmeldung auf Grund
des Hessischen Entschaedigungsgesetzes gewahrt,
wenn rechtzeitig eine forwlose Anmeldung ein-
gereicht war.
Die I'Yist war auch gewahrt, wenn bis zum
30.9.1950 angezeigt worden ist, dass die Anmeldung
irrtuemlich im Rueckerstattungsverfahren in Bad
Nauheim rechtzeitig erfolgt war.
Nunmehr bestimmt Par. 7a, dass in diesen Faellen
die formale Anmeldung auf den vorgeschriebenen
Formularen bis zum 31.12.1953 nachgeholt werden
muss. Geschieht dies nicht, so gilt die Frist als
ersaeumt.
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BLOCKED GERMAN MARKS
AND AUSTRIAN SHILLINGS
ENQUIRIES INVITED
I
Pajje 4
Dr. I. Moybaum^
DIALOG UE WITH BUB ER
In this paper which is read bv Jcws front Germanv and A iistna, it is not necessary to puhlish htographical
details about Martin Buher on thc nccasion of hü 15t'h birthday. He was, and rnnains, ofie of us. German
fewrv shaped his outlook and hc, thc great teacher, shaped German Jewry's lijc in many ways. ^^ e read ivith
admiration his Essays about Chassidic Pietv and näther he nor we drcw conclusions from this type oj Judaism :
German fewrv remained in the tradition of Moses Mendelssohn, Hcrman Cohen and Leo Baeck ; it was a
tradition in which Synagogue and lecture room spread Judaism oj a rational and moral knid ; mysticism
bccame for US a hind ot Jcwish litcrature-it ivoidd not become a way of life. . , , r ., m
We remembcr that part of Buber' s way which he shared with Franz Rosenzwetg. In those unjorgcttablc
vears he was nearest to us. Later on, in the vears 1933-1938 Buber, lecturing, nay, preachtng to German
Jewry and giving consolation, rose to his greatest staturc. In Israel he became the fighter on the side of Magnes,
a ßßhter for an understanding with the Arab world. . . , ,_,.-/.. l / ;
We sincerely hope that Buber has still an importanl role to play, not only in thc world of letters, but also
on that stage of history where the Jczvish people pleads for fair understanding of its c/aims in the Diaspora
and in Israel. . . ,, , , i j ^ / ^(
This article is meant to celebrate Buber' s birthdav bv talking with htm. Buber gave us his whole pcrsonality
when he talked with us and when we ialked with him. The article is not mcrely a review of J^ub^r's jätest
publication, but a dialogue with him, who was never the writer hidden behind the pages of his hooks, but ahvays
the master in personal contact ivith thosc who listened to him.
Martin Buber has published a number of books
since he left Germany and settled in Israel. But only
the book under review (Recht und Inrecht-^
Deutung einiger Psalmen, Benno Schwabe & Co..
Basel, Fr. 3.75) and that published immediately
before it (" Images of Good and Evil," Koutledge
& Kegan Paul) face the Situation confronting the
Jew after the catastrophe in thc course of which
Oi million of our people perished. All the other
publications. very valuable as they are, could have
been written before 1945, even before 1933. Ihat
is by no means a derogatory statement. It is
bound to take a long time until our reaction to
events of such immensity and of such terrible
cruelty can be expressed in words. The first reaction
is mute Stupor, a silence lasting for years ; tears,
outcries, and protests are also reactions, but it needs
more than that to adjust oneself to a new Situation.
What is necessary is a creative answer to the
challenge of a world utterly changed, cruelly
different from what was before. Thc wholc Jewish
writing of the years after the Sccond World War,
plentiful as it is, so far reveals an incapacity to
answer the challenge of the ncw age. The exceptions
are few. Buber is now one of these few. In this
world, created by a nierciful God, there is injustice
and sin, and something which is worse : wickedness
which is willed injustice and sin. This is the problem
with which our generation is burdened.
After having dealt with this problem of our age
in his previous book, " Images of Good and Evil,"
delving deep into academic learning, Buber now, in
this little commentary, turns to a few selected
psalms. He throws off the mantle of the scholar
and speaks in the language of a modern psalmist.
It is often said that Buber's style is difficult. This
does certainly not apply to this valuable little book,
which may be compared with the books of pious
stories and homilies which our ancestors read for
their religious edilication and uplift. Buber does
not lecture, he teils his story, beginning again and
again in the first person : " To-day I return again
to the Psalm which, in accordance with Franz
Kosenzweig 's will, I read at his grave . . ." or
" Often, when 1 turn to the Psalms . . ." or " The
deeper the experience of my life penetrates this
Psalm ..." In this way, the great sage talks to
US, and we can easily understand him, whether we
are learned or not learned, young or old, or whether
wo are — and that must be specially emphasised —
Jews or Christians. This little book with its 74
pages and its moderate price can bring inspiration
to a great number of people.
The " Law " and the *' Lehre "
I Buber never translates Torah with the word
T Law," as the Jew of the Anglo-Saxon countries
ioes. He says " Weisung," this being his own
Version of the word " Lehre," with which we
(}erman Jews were used to translate the word
Torah. Ho thus stresses the doctrinal side of the
Torah, whereas the legal dement is either not there
or not emphasised. (iod is to him like a loving
teacher. But (iod is also a father whose love does
not prevent him from giving commandments to his
children. These commandments are expressed in
the strict imperative " thou shalt." As regards the
difference between good and evil, Buber evades
consistently translating the word " Tsaddik " into
" just " or " righteous." The " Tsaddikim " are the
" Bewährten," those who walk in harmony with
God's tuition. " Es gibt ' die Guten ' nicht. Aber
es gibt das Gute," he writes.
Here is the reason why I call Buber's profound
and Jewish book a Cierman book, and 1 hope what
I say will not be seen as an inappropriate paradox.
Buber's endeavour to avoid legalism, to avoid pride
in moral satisfaction shoots over the mark. He is
in the camp of Immanuel Kant who, in his ethical
LAW and LIFE
LegcU A dvici (for persons with limited means only) may be obtained through the A J R Social ServicesDepart men t .
THE CONVENTION ON THE DECLARA-
TION OF DEATH OF MISSING PERSONS
One of the more fruitful activities of the I'nited
Nations, in a humanitarian field, is the Convention
mentioned in tiie headline which was signed at Lake
Success on April 0, 1950. As always in the case of
international Conventions, this one too can only
obtain practical iniportance if it is ratified by a
suHicient number of countries. This is generally a
slow process ; in the case under review, however,
a hopeful beginning has been made by the fact that
the State of Israel has been one of the first ratifying
States ; it is hoped tliat other countries of special
iniportance to our readers will follow.
Due to the effects of the Xazi terror, most of us
have, in recent years, become involved in proceed-
ings for declarations of death. Thc procedure was
sometimes cunibcrsonio, and, c\n\ if it had been
successful, there was no guarantcc that the dcclara-
tion of death by thc Ctmrt of one country, say of
Crcrmany. would be rocognised by th«^ Court of
another country, say (^»reat Britain or Israel, where
assets of the nnssing porson had been Imi nd.
The most important provision of the United
Nations Convention (space does not permit to report
on its clauses in detail) is that declarations of death
pronounced in accordance with the Convention will
be valid in all the contracting states, unless contrary
evidence is submitted. Applicants will have the very
wide choice to apply to either
(1) The Tribunal of the place of the last domicile
of the missing person or of his last voluntary or in-
voluntary residence ;
(2) the Tribunal of the country of which tlic
missing person was a national ;
(3) the Tribunal of the place where there are
assets of the mivSsing person ;
(4) the Tribunal of the place of decease of thc
missing person ;
(5) the Tribunal of the place of domicile or
residence of the applicant if he is a near relative of
the missing ptTson.
An International Bureau for Declarations of
Death has been established at the Palais des Nations,
Geneva, wliirh will assist in carrying through the
Conventicui. It issues in suitable intervals a Bidletin
which will Ix» widely distributed and. ivtcr alia,
regularly taken by AJH Information.
AJR INFORMATION March, 1953
treatise, wrote the monumental sentence : " There
is nothing in the world which could unconditionally
be called good, except the good motive." The best
motive transformed into action is, if not failure,
certainly imperfect. This is the tradition of Luther
who denied the possibilities of " good works " and,
to go further back, of Paul who complained : "1
know what is good, but l do what is wrong '
(Romans v, 19).
1 do not say Buber is mistaken ; what l nican is
that he sees only one side of the matter, namely,
that side which reveals itself to one whose surround-
ing Christian civilisation is of German Pauhne
fabric. Buber's " Es gibt ' die (Uiten ' nicht," only
reveals one aspect of thc Jewish position. Ihe
Jewish conviction is that justice is possible ; the
Jewish ambition to do good, to be just, to be a
Tsaddik is not out for an illusion. We say in our
Yom-Kippur liturgy : " We are not so arrogant
(asepanim) as to say, we are Tsaddiknn, alas, we
have sinned." But we know we can do the good
deed. We can be Tsaddikim. They do exist.
Two Civilisations
How is it that 1 feel able to argue with Buber, a
giant of Jewish learning indeed :" Why can 1 sec
what Buber cannot see ? It is because I am now
living in the midst of the Anglo-Saxon world.
Buber, though originally a native of Hastern
Europe, is still a German Jew. Nowhere but in
Israel could German Jews, intellectually and
spirituallv. remain to such a degree what they were
before. 'There, no indigenous civilisation forced
them to change. It is different with the German
Jew who went to England. Here the Christian
civilisation is not of Pauline but of Petrine fabric.
Even if we think of the boy scout who sets out
for the " good deed of the day," we realise the
difference in the atmosphere from that of Luther's
country. We understand Shylock, with the com-
mentary of English daily life around us, as an
English character. What Shylock says amounts t(i
the often heard sentiment : The Law is the Law.
" ' We have to take the Law as it is,' Lord Goddard,
Chief Justice of England, once said, ' always
remembering that in Other and Higher hands mercy
may be extended.' When Lord Goddard refers
to the Almighty, there seems to be the Suggestion of
another court, not unlike his own, but far away,
and possibly slightly eccentric." [Thc Observer).
Shakespeare never met a Jew. Shylock is not a Jew
but, being truly human, he has Jewish features ;
he is a hero who fights a moral battle for the validity
of legal undertakings ; he is an luigHsh cliaracter
and he would not understand a (ierman, who called
a contract "a scrap of paper" as the disciple of
Kantian philosophy, Bethmann- Hollweg. did.
Portia's casuistry in her speech in court outdoes all
the casuistry which is supposed to be typical for
the talmudic Jurist. But in the antagonism between
Judaism and Hellenism, she gives the palm to
Judaism : " How far that little candle throws his
beams, So shines a good deed in a naughty world."
She does not speak of "the word" (logos) which
shines in the darkness, but she clianges the words
from the gospel and speaks of the good deed which
shines in the darkness. In this light man can walk
here on eartli ; he who does so is the Tsachhk.
He exists.
Middle class " respectability " is spoken of iu
P2ngland without the reproach of bourgeois
hypocrisy. Integrity means not merely good
motives, it means the success of a man, of a group,
of a country of putting into practice what is honest
and fair. We Jews call ourselves the heirs and
trustees not only of tlie prophets, but also of the
Pharisees. We certainly do not translate the word
Tsaddik into Saint. In Chassidism this wrong
translation caused nearly wliat could be caded ;)
I Jewish heresy. But when we reuK^mber an honest
friend or neighbour whom we could trust and who
j never failed us, we may see in him the man whom
the Hebrew word Tsaddik denotes.
! Cierman spiritualisation of morality, dangerouslv
unprotected against barbarism, and English legal-
ism, dangeroUvSly unprotected against hypocris\ ,
, harshness and rigidity, give a chance to prove the
I mettle of Jewish universalism. which must be moii*
I than the abstract political ideology of cos-
I mopoHtism ; it must be the hnman ability to com-
bine in one : midat-hadin and midat-harachamim,
) the measure of judgment and the measure ol
I mercy, the spiritual depth of the good motive an«l
a wide reality in which R(iod dc(xls can hajipily
succeed.
AJR INFORMATION March, 1953
H. L. Berlak:
A CHAPTER IN OUR HISTORY
60th ANNIVERSARY OF THE C.V.
ßut for Hitlerism, the " Ccntralvereiu
Pa^e 5
Staatsburger judischen (ilaubens " would havc
celebrated its 60th annivcrsary on March 22 1{)53
To-day. thc achievcments of German Jewrv are
largely forgotten, the remnaiits of Clcrman Tcwrv
are dispersed, their institutions dissolved, their
ideas, Ideals and organisations often misunderstood
or even despised. So we ask ourselvcs if there is a
place in history for this Organisation, which once
pnded itself on being the largest of the inanv
organisations of German Jewry.
The 19th Century was the era of eniancipation of
Jevvry. European civilisation knocked at the gates
of the ghettoes and in all countrics Jews had to
face the contact with the outside world, their self-
contamed shelter having disappeared. Xo statistics
teil US how many were lost to Judaism in those years
when " baptism provided the ticket for admission
to European civilisation." Were Judaism and the
Jews to disappear ?
The answer of German Jewry came first froni the
religious leaders. Samson Raphael Hirsch on the
one side and Zunz and Abraham Geiger on the
other. proved that Jewish religion and European
civilisation were not irreconcilable. Aside of the okl
congregations, innumerable charitable organisations
grew up ; orphanages, hospitals. old age homes,
seminaries for the education of teachers were
established, rabbinical seminaries were endowed
where the " Science of Judaism " was taught in close
connection with the Universities. A renaissance of
Judaism had begun.
*' Schutzjude oder Staatsbuerger ? "
Yet no political Organisation of Jewry existed.
A new danger threatened C;erinan Jewry. The
pohtical movement of Jewish emancipation had
never silenced its adversaries. Higher and higher
became their aims, under the leadership of the
Ahlwardts and Stoeckers, the nearer the Century drew
to Its close. German Jewry remained sileiit and left
the light against anti-semitism to the well-meaning
Gentiles, the Gneists and Mommsens.
It was a small group of Jewish undcrgraduates
of the University of Breslau which, in 1886, re-
mmded German Jewry in their " Aufruf an unsere
Glaubensgenossen " that Jews had to act theni-
selves. and to fight in self-defence. The " Viadrina "
was formed and out of her grew the K.C. Xo similar
Organisation of Jewry as a wliole resulted from this
move until, on New Year's dav 1893, a Httlc
anonymous brochure, " Schutzjuden oder Staats-
buerger," was published which demanded that Jews
themselves should claim and defend their rights and
that they should not remain merely objects of
politics.
This lighted the fire, and only a few weeks later
the C.V. was formed. The name-^later so often
sarcastically interpreted --" German Citizens nf
Jewish persuasion " is best explained by the words
spoken by Eugen Fuchs in 1897 : " If there is room
in our country for classics and romantics, for
individualists and .socialists, for free men and
zealots, for Nazarenes and Hellenists, so future will
prove, this 1 am convinced, that there is room on
German earth for (lerman Citizens. Christians as
well as Jews. . . . It is not necessary to take any-
thing away from Jewish belief in order to be a good
Citizen." In 1895, Fuchs had alreadv proclaimed
rather prophetically : " We do not want to allow
our rights as Citizens to be diminished by reason of
our Jewishness. If our rights should be denied. we
will gain in sympathy, and if my hope in man-
kind should prove wrong, for our own sake I would
advise to continue our fight." The founders of the
e.V. were conscious of the limitations of their
Solution. ^ At the lOtli anniversary iMichs said :
" The C.V. is not the last word. Perhaps we will
live to See the C.V. replaced by the ofticially
recognised, all embracing representation of Jewry."
It was a time of awakening of political conscious-
ness of Jewry. The Ahlwardts and Stoeckers had
shovvn in Germany, as the Dreyfus aflair in France,
that eniancipation by itself was no Solution of the
eternal Jewish problem. The conception of the C.V.
was not the only answer to the challeiige either.
Only two years later. Herzl pubhslied the " Juden-
staat," and soon the internal Jewish controversies
raised the question of " assimilation." What made
the " Jew," what distinguished him from the
" Gentile " f If we read to-day the (hscussions of
these days they speak a language which is not any
longer our own ; they were possible only in a
country where everything had to be rationalistically
scrutinised and logically explained.
The C.V. had accepted the equality of Jews laid
down by the Constitution as a basic human right
of the law-abiding and loyal Citizens. At no time,
the C.V. deviated from his principal aim to fight
for Jewish rights. But could this be done without
going into the fundamental question of the position
of the Jew in the non- Jewish world ? Much energy
had to be devoted to the discussion with Zionisni.
German Zionism, in the days of its youth, thought
little of defence against anti-Semitism. For some of
its followers it was the " Negation of the Galuth "
which made any defence senselcss, for others it was
the belief that the creation of a Jewish State, the
re-birth of a Jewish Nation, would automatically
remove all prejudices against Jews and Judaism'.
In later years, the problem of dual loyaltv, although
fought on the grounds of theory only, lieated heads
and hearts.
From 1897 onwards, the question was asked : Is
the C.V. " Abwehrverein oder Gesinnungsverein " ?
Is it an Organisation for defence only, is it " anti "
only, or is it also " pro " something ? Again and
again the answer was : The C.V. is both. It
claimed equal rights for the Jews as German Citizens
based on the conception that thev can do so if they
are faithful to their fatherland. The Jew was
expected to be faithful to his Judaism but second
to none in his patriotic attitude.
The C.V. was a child of its time and its surround-
ings. It was born at a time when the best men
of all nations considered nationalism a passing phase
to world citizenship, although, in Germany, the
liberal meaning of nationalism of the 19th Century
gaye way to a more narrow and militant interpre-
tation. The C.V. therefore sometimes appeared to
(iver-emphasise the national aspect of its attitude.
The Palestine Problem
The problem of the foundations of Jewish
existence made it also necessary to deal with the
problem of Palestine. In its early days. the C.V.
could refrain from entering into this question.
Palestine was then a field for charitable activities,
and the answer given by Fuchs in 1897 seemeci
suflicient. The objects of the association did not
embrace this sphere. The C.V. as such was never
" anti-Zionist " beyond demanding loyalty to the
Homeland to which many Zionists subscribed whole-
heartedly. Among tlie inem!)ers there was certainly
a majority of non-Zionists, but as years passed by
no responsible leader of the C.V. restricted the
definition of Jewry to a religious Community only.
Zionism too lost some of its nationalst tlavour in
Germany, and when the VVeizmann -Marshall agree-
ment transformed the Jewish Agency into a co-
operative between Zionists and non-Zionists, many
of the leaders of the C.V. shared in tiiis work.
Few of the thousands who were members of the
C.V. were fully aware that these di.scussions hardly
touched the fringe of the real work of the C.V., the
untiring efforts in all spheres of political activities
to fight for Jewish rights. ^Vhen in Germany few
politicians were aware of the danger of Xazisni, the
C.V. Cassandra-like raised its voice, warning
secretly here, accusing publicly there.
The days of the C.V. were numbered, when
Hitler came into power, but it did not give in. It
shared in the great upheaval of German Jewry in
those hopeless days from 1933-1938 to which "füll
justice has not been done yet. Should not just
AJR Information reniind its readers of the
courageous language spoken then by " C.V.
Zeitung" and " Juedische Rundschau" aHke in
the spirit of Fuchs's word of 1895 ?
The great conception of the Right of Man on
which the work of the C.V. had been based was
overthrown by thc powers of tyranny. They
trampled down all ideas of equality and liberty, they
destroyed all mo\ ements which stood for these ideas
and with them Jewish organisations of all sliades.
Hitler proved right tlie word so often quoted by
Ludwig Hollaender : " F'rom humnnism throii^h
nationalism to bestiahty."
The C.V's postulate of Jewish pride, combining
faithfulness to the Jewish heritage and loyalty to
the country, and the belief in the duty of fighting
for one's riglit have become generally accepted by
ANGLO-JUDAICA
Jews and Comniunists
The new Russian antisemitisni continues to
arouse the fiercest indignation. After a debate on
the alleged " doctor's plot," the Board of Deputies
passed a resolut ion expressing " abhorrence at this
tatest use of antisemitisni as a dcliberate instrunient
of policy by the rulers of the Soviet Union." A
solemn protest by the Chief Rabbi was broadcast
in the liuropean Service of the B.B.C. Dr. Brodie
also issued a special })ra>er for Eastern Jevvry to be
recited on Sabbat h after the prayer for the Royal
Family, and on liis initiative communal leaders
met to consider Joint action. A mass meeting of the
Zionist Federation in the East End was held in the
teeth of interference by Jewish Comniunists (mostly
voung people) who included the Stepney Borougii
Councillors, Messrs. Max Levitas and Arnold
Posner.
At the Board the Soviet cause was defended by
three — Labour Councillor A. Wolffe, speaking in the
name of the Grand Order Sons of Jacob ; A. Stein,
representing the Kingsbury Synagogue but speaking
in a personal capacity, and H. Miller who was
expressly disowned by his constituent, the F^ulham
and Kensington Synagogue.
On a larger scale the Soviet attack was carried
forward at what was called " A Meeting of Jewish
Workers " which was addressed by Mr. Jack
Gaster, a son of the late Haham, now prospective
Commiinist Parliamentary candidate for Stepney,
and Mr. Solly Kaye, local Party organiser, wh()
urged the faithful not to leave the Party " as a
number have done." Another prominent Sovietist,
the Hon. Ivor Montagu, brother of the AJA's
President, in an address to the British Soviet
F'riendship Society, accused the leaders of Anglo-
Jewry of being " reckless though not deliberate "
spreaders of falsehood. An active part in the cam-
paign is also taken by Professor Hyman Levy, Chief
Professor of Mathematics at the Imperial Colk'ge
of Science, and Mr. Andrew Rothstein, London
repräsentative of TASS.
Education
The percentage of London children recei vi ng
Jewish education is constantly declining. From
(34 per cent in 1923 and 50 per cent in 1935, the
figure has fallen to tx^low 40 per cent — 13,000 out
of approximately 35,000 Jewish children of school
age. In Manchester only 1,000 children out of
3,000 received any Jewish education, in Leeds 850
out of 2.000 and in (Glasgow 717 out of 1,240.
though in Birmingliam the figure is more
encouraging — 510 out of 550.
Notable progress is being made by the Hebrew
Teachers College at Gateshead. Within the seven
years of its existence. it has trained 208 students.
At present Hl lecturers are in Charge of 74 pupils
including50 Hritish-l)ornand 24 from Israel, l-Yance,
Belgium, Switzerland and Morocco.
Board of Guardians Social Work
The Loan Department of the Board of (iuardians,
whose purpose is to assist small Jewish traders. in
1952 granted 123 loans. amounting to £1,H77. i.e.,
an average of /(U. In 1950 the total amount lent
was {4,500, with an average of ^57 ; in 1940 the
figures were £i),lH'2 and ^01.
A Jewish landmark of the East End is to dis-
appear. .The Workers Circle Friendly Society,
Socialists Left to Labour. will seil their head-
([uarters for over 25 years, Circle House, which has
been a centre of communal activity. The reason is
said to be dwindling membership and especially
that lack of new young members which is feit in
inost friendly societies. The Jewish Lads Brigade
will also leave Aldgate as their headquarters since
1913. Cauiperdown House, is closing down this
inonth.
The next Lord Mayor of Manchester will be
Alderman Abraham Moss, J.P., a Vice-President of
the Board of Deputies. Another Jew, Councillor
Shlosberg, will be Mayor of Salford.
Jews all over the world. In all countries of Westeru
civilisation Jews live their lives — as Hollaender once
put it — as loyal citi^< ns " nicht gleichartig aber
gleichwertig." The world in which the C.V. worked
d(jes !iot exist any more, but wherever Jews, both
the former adherents and the former opponents
of the C.\'.. may stand to-day, they can agree on one
point ; It has written a great chapter in the history
of German Jevvry.
Page 6
AJR INFORMATION March, 1953
Herbert Freeden (Jerusalem) :
\ FROM REXINGEN TO ISRAEL
" Inventions " are often madc by chance, even
sottlement innovations. Wheii, in the year 1938.
iiewcomcrs froni Germany (mainly from Kexingen
in Württemberg) foundcd a village in the Western
Galilee which was called Shavei Zion. they did not
know that they were making settlement history.
They wanted to live in their own houses, the wives
were used to their own kitchens and the c liildren
were supposed to eat with theni at the same table
and sleep under the same roof. On the other band,
they needed, for their pioneering venture in a part
of the country which, at that time, was undeveloped,
collective security which prevents illness, or the loss
of a cow or the failure of a crop from spelling disaster
to a whole family. Thus they combined the features
of a kibbutz with that of a moshav — they took the
best from collective settlement, mixed it with
characteristics of the private sector and created
what is called a Moshav Shitufi — of which there are
to-day 30 in the country.
But time does not stand still, and forms of settle-
ment have to be modified according to the changing
circumstances ! Now, Shavei Zion has drawn up a
new Constitution which, in many respects, presents
a development of the original idea. At the time of
PERSONA LIA
The art historian, Prof. Max J. Friedlaender
(formerly University 13erlin) was awarded the Grand
Gross of Merit with the Star of the West-German
Republic. Prof. Friedlaender now lives in Amster-
dam.
On the occasion of bis 75th birthday, Kommer-
zienrat Frederick Preston (formerly Fritz Pretz-
f eider) was given the freedom of bis former home
town Klingenbrunn, l^avaria, in recognition of bis
outstanding Services. Mr. Preston, who now lives at
16 Hillcrest Court, Shoot-up Hill, London. N.W.2,
was the owner of the Glashütte Spiegelau.
*
Dr. Julius £lkan, formerly specialist for Ear-
Nose-Throat diseases in Munich, now living with bis
wife in Lugano, Switzerland, will receive bis Golden
Doctor Diplonia at Munich University on lOth
March 1953.
On 26tb March Dr. Otto Simon (67 Chesterton
Road, Cambridge) celebrates his 80tb birthday.
Dr. Simon, who is the descendant of an old Magde-
burg family, was a highly respected Ophthalmie
surgeon in his bome town, where he also held leading
positions with Jewish organisations such as the
B'nai JVrith Lodge and the jewish Central- Verein.
He has been a most interested member of the AJR,
Cambridge Group, since its inception and has
througbout the years taken an activ^e part in its
activities. Together with his other numerous
friends the Hon. Othcers of the AJR extend to
Dr. Simon their sincerest thanks for all his devoted
Services in the interest of German Jewry and wish
him many happy years to come.
The author Jakob Picard, who now lives in the
United States, recently celebrated his 70th birth-
day. Picard comes from a family which forcenturies
had been living at a small place of Southern Badenia
and is particularly well known amongst former
German Jews by his novelettes which reflect the
life of " Land Juden " in Southern Germanv.
♦
The former Rabbi of Halle, Dr. Albert Kahlberg
(Göteborg C, Olivedalsgatan 20) was 70 years old.
DEATHS
Rabbi Dr. Julius Jelski (formerly Jüdische
Reform-Gemeinde Berlin) died in Montevideo
(Uruguay) at the age of 85.
«
Mr. Georg Less, formerly Stadtrat in Breslau,
died in Montevideo at the age of 82.
*
Rechtsanwalt Dr. George A. Jacoby (Frank-
furt/Main) died at the age of 54. Prior to 1933 he
was a well-known lawyer in Berlin. When, after
the war, be resumed his legal activities in Frankfurt,
he also closely co-operated with the l'nited Restitu-
tion Office.
the foundation, eacb member of the settlement had
invested 1/1,000. Now, these investments have
been transformed into the " hard " currency of the
value of houses. Altbougb the houses are the
property of the Community, eacb member, after 15
years of residence, is credited with a certain pro-
portion of the value of his house. A settler who
leaves the settlement can claim compensation on
the basis of a twentieth part of the value of a house
for each year of his residence in Shavei Zion. These
new arrangements were made as the settlement
decided to increase the number of the population
from 50 to 80 families. The newcomers, who almost
all hail from Europe, especially from Hungary and
Czechslovakia, make only symbolic payment of
I/IOO, and, therefore, the investments of the
founders had to be safeguarded. However, a new
member who wants to invest more capital, will
receive the same benefits as the old settlers.
Shavei Zion, which belonged to the first two
Jewish Settlements in the Western Galilee, can look
back on a chequered history. Already at the time
of the foundation, 14 years ago, it had to brave the
Arab riots and defend the seil, on which after the
Sectmd World War, many other, now prosperous
; Settlements were established. Again, it stood guard
I in the fateful days of the year 1948 when, severed
from the rest of the Yishuv, it belped to win the
Western Galilee for Israel.
Against Urbanisation
Shavei Zion 's bigger sister, the neighbouring
Nahariya, has developed into a veritable township.
But Shavei Zion is untouched by the " trend
towards the city," it is free from the ambitions of
so many other Settlements to become urban. This,
of course, has its cause in the origin of the settlers
who, in their majority. hail from villages, and
villagers they want to remain. They are " rural "
not by necessity but by choice, and do not wish to
turn suburban or to industrialise their settlement.
From this point of view, the new members are being
selected. They are not only to fit into the social
atmosphere of the village, but before all, they must
have the firm resolve to pursue agriculture.
This does not mean that Shavei Zion is content
with its achievements, impressive as they are.
There are plans for the expansion of agriculture,
in which, only recently, another 1/80,000 were
invested. A cold storage plant is in the process of
being built, new irrigation projects have been
Started to extend the area for intensive farming.
But intensive agriculture requires skilled labour and,
naturally, in such a small Community, the problem
of the second gencration plays an important part.
Ivuckily, the cbildren of the founders, on the whole,
are willing to carry on with the work of their parents
and remain faithful to the settlement, apart from
cases, of course, in which the daughters " marry
away." Nevertheless, the problem of manpower is
serious, for the average age of the founders is now
over 50, and altbougb the new immigrants who have
joined the village recently are younger, the annual
number of births is, on the average, not more than
6-7 — not enough to maintain a school. Thus, the
lower forms are being taught in Shavei Zion, and
the oldcr pupils are sent to Nahariya.
Farming requires soil, and the shortage of soil
from which Shavei Zion had sulfered for ten years
was solved in 1948 when new areas were added to
the settlement. In the beginning, 50 families had
to live on 600 dunams, which made their existence
precarious. The present area of 2,400 dunams, toa
large extent soil of the Jewish National F\md,
enables a füll utilisation of the manpower of the
village. The largest part is under cereal and 200
dunams have been set aside for vegetables. There
are 200 cows and 600 poultry. The few Workshops
operate solely for the repair and overhaul of tlie
agricultural machinery.
When one walks through the shaded lanes, lined
by gardens and neat houses, one breathes an air of
success and prosperity. Well-cared for lavvns and
sturdy trees add to the pleasant and cheerful
atmosphere. Yet there is no possibility for summer
guests. Even the fact that the settlement is situated
by the sea, even the sandy beach could not induce
the settlers to turn it into a seaside resort ; Shavei
Zion stays rural.
Old Acquaintances
A Bestseller : —She was a very young and
promising Journalist, when we met her first in 1933
in Vienna, and we used to work together on the
staff of Hans Habe's first newspaper, " Der
Morgen." Now, Annemarie Selinko is the authoress
of " Desiree," a best-selling novel all over the world.
She published her first book still in Vienna ; it
was called " Ich war ein haessliches Maedchen,"
became a success and a picture on top of it. When
Hitler invaded Austria she went to Denmark and
married the diplomat Erling Christiansen. She
wTote two more books : " Morgen ist Alles besser "
and " Heute beiratet mein Mann." But only her
fourth novel brought her fame. " Desiree " is the
diary of Marshai Bernadotte's wife, and a best-
seller everywhere. Annemarie Selinko still lives in
Copenhagen with her husband and her five years
old child.
Home News ; — Lilli Palmer's sister, Irene Prador,
is appearing in the new cabaret " La Ronde "
successfuUy. — Hilde Spiel- de Mendelssohn is
adapting " Women of Twilight " into German. —
Martin Miller will be in the new picture " Final
Night " ; Fritz Schrecker in " Counter Spy." —
Milesiones: — Ludwig Nuernberg, father of the
late Journalist Rolf N. and one of Berlin's best-
known hosts, celebrates his 90th birthday in Buenos
Aires. The famous parties and recej^tions in his
house, Tauen tzienstrasse 13a, used to be attended
by everybody who was somebody in the old days. —
Vicky Baum, the celebrated novelist, is <iSb ; she
now lives and works in Hollywood. — Elow, who was
the founder of Berlin's " Kabarett der Namen-
losen " and has been vice-president of the refugee
Organisation in Los Angeles for the last ten years,
celebrated his 60th birthday. — Film producer
Viktor Skutezky is 60 ; his latest independent
picture, " The Yellow Balloon," with Andrew Ray
scored a big success here just now.
Ohiiuaries: — The German composer Theo
Mackeben, aged 56, died suddenly in Berlin. — In
Hamburg the tenor Eduard Lichtenstein, who
survived the war years in Holland, died, aged 65. —
Eighty-two years old opera singer Heinrich Knote
has died near Munich. — Lucie Carow, the wife of
Berlin's fpmous romedian Erich Carow, died aged
61.« — Former actor Emil Stettner died, aged 85, in
Hamburg ; be was the father of Willi Stettner. —
In Montevideo Berlin's well-known theatre lawyer
Richard Otto Frankfurter died, 80 years old.
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ich habe insofern dem von Ihnen gegenueber Dr.Pinthus geaeusserten Wunsch Rechnung
getragen, als ich Ihnen nicht '•zum*', sondern erst ''nach"* dem Geburtstag schreibe. Es
ist mir ein Beduerfnis, Ihnen viele weitere Jahre von beschaulichem Daseinsgenuss
und weitere professionelle Erfolge (nicht als "Anwalt", sondern) als Schriftsteller
und Dichter zu wuonschen. Fast haette ich gesagt "als Musiker"; denn die Sprache er-
scheint mir als das Instrument, das Sie als Kuenstler meistern.
ZU sehen, und verbleibe inzwischen mit freundlichen (iruessen
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NEW YORK 33, NEW YORK
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WESTERN UNION
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DL = I>ay Letter
NL = Night Letter
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Class of Service
This is a fast mcssage
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WESTERN UNION
TELEGRAM
W. P. MARSHALL. Prcsiocnt
SYMBOLS
DL = F^ay Letter
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JACOB PICARD
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500 WEST 122 ST NYC
ALL CUR BEST WISHES TO OUR FRIEND AND COLLEAGUE TO
YOUR 75TH BIRTHDAY
GERMAN PRESS CLUB RICHARD PETERS AND
KARL 0 PAETEL
110A JAN 11
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WESTERN
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Cla5S of Service
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WESTERN UNION
TELEGRAM
W. P. MARSHALL. P*»B9ioent
1201
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DL = Day Letter
NL = Night Letter
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Letter Telcgram
Thc fillng »mt shown in thc Jarc linr on <iom.«lc «l^ram. I. STANDARD TIME a. poin, of orlgm. Time of receipt is STANDARD TIME at poin< of de.tination
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^JACOB PICARD= /^)/
50C WEST 122 ST NYK=
=SINC£RE WISHES AND FRIEHDLY GREETINGS FRO^^ =
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THE COMPANY WILL APPRECIATE SUCOESTIONS FROM ITS PATRONS CONCERNINO ITS SERVICE
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\l.lön Teichen der Anbc:ilmihmo und -niter Oeninnuix^ ucben
?air ja 'i.ie ototr ^Uo mointo CJoni\:tuurHrCtClie von IIonr;chGn aus
^ixzzercui cc^ot^j:^ ..^l^aL^roli Uor^^-ien^ülo vor-Ion dar vorrjtuliGn*
Abrr ""--^l Xh'^ien Jco. lH nv:i r.oc-i dlc-?3o<- Mn:n!,clnrr ülr plootz-
liuL öinfxv:l^;;d.. Id.- di.;:. £,:in Ihr 3' Iiamcn laefClaoj es SliDon
boclcv:tr=t rw*^ <3er V.n.na V-Tor. r,^Xi.y;(^i Vator;^ lat^dcr ein ^jv^tur
l'rcu:,:.u d4%> L*ci:acrii vi\r,vdc 3ie richor ^^'^^Ib.^t auch wt-isoii«
Al'^rcsfem.? Erl;'i on;j\,^on,clio V(rTind..n#
Und iiWA nunrlcli Il^'.eu ri^rch iccb draücen fuor Ihr froundlichec;
Grrr;chf>>ik;r;ay>che vorrnl'ieclonütcr Art habo ich rativ rlich auch
nori:ju noch :rhixltiiii^::o vrjrdo ich riiij^vl*? oie oc> mv:?nrchon,
vdnen JiL^.nc!i Pi^r^llen,don Ich rolbv.t cchcn laojjgor hatto^
'JLr ^:ixi bc3ti:-...toü I^uoh ::aarou,^''^h,lai 4>eutfjc;hlc^d horitoll^n.
a.\'3 Xt in. Sl:i->o llr -t.'xcd d-i.^ ich fucr TiCin '^ünnohoxft'* ,
d^h.boruriloli i^obrauohc'U kaiin.ünd wenvi ioh^^ benuat)/e,v;ill
ioh 1^-ior on 31 o (^mken»
Ich bin lotztö^i ^:dir aohr aLU. .ooa'ho -A •'ja'^e i.i Europa >.?:owepen
in dor ^lauptfiacho bei •vciiner '-oohtor,dnn r>i3hwlo^niMoIin und
m>a :r;/oi li.-bci '^-ilc.-.Xoäon in -lollcuid; "ai; *~':?.r oin c';i^.'38e3 ET-
1' a>ii .püa icli >:la8 iCind seit lehr alo .T^rauii^ilf: Ja'irnn nicht
in (kn- ochvolr:,-i;3;d mich in .■i:o3<;ion bf,! Eioia'iÄ/i T.ru'lor Si-nnt.
.^o ^-'a." oc; ein ^.-utei;. Ja -ir , icC. uuoh .utöy ftior die 2tiJ-r.r»ft
vcr{:prccIionci in die al.tfn Tr^;c- Lliu'iii y-ocJi fiohwmo?i vcr£:i"!Ji^-
onon Z:.itwn. loh \m<inrch«s au<;h Ilmen ?c?tv-ndhoit vnd Gellnfl-.m
all©'- öofsonj'A'aG .>io Vaor eich im L;iii.'.o huX>on,
rdt horslichou CDnioncon
dor Iliro
397 (janterLury Koaa
Rockester 7. N. Y. ^^^ 20. Januar 1958.
Lieber Herr Doktor,
Im Aufbau habe ich erfahren,dass Sie
ins 2/k- Jahrhxindert hineingerutscht sind und
beeile ich mich Ihnen hierzu meine herzlichsten
Glückwünsche 21 entbieten. Wie ich mich schon
wiederholt Überzeugen könnte, sind Sie immer noch
schriftstellerisch tätig, was ja hier in USA nichts
ausser gewöhnliches ist. Aber wenn wir berÜcksichti -
gen, wie die meisten unserer Grossvftter im Greisen-
alter aussahen, dann ist es schon etwas besonderes.
Ich bin Ja inzwischen auch schon 71
geworden und glaube es manchmal selber nichtt
Als kleines Angebinde, gestatt;e ich mir
Ihnen anbei einen Check mit zu senden, kaufen Sie
Sie
sich etwas dafÜr,was^ gerne haben möchten.
Weiter alles gute und noch viele Jahre
ge sund I
Recht herzliche Grtisse Ihr
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Pn^a^
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AUFBAU
2 12 1 BROADWAY
New York 23, N. Y.
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S.^VtNGS BONDS
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Iv!r« Jacob Picard
500 West 122 Street
New York 25, N.Y,
LEON KIRCHHEIMER
X xxsxxsxBL Sdlflclo 8 7 19, Vedado,
HAVANA. CUBA
Havana, 11/21/1958.
Lieber Herr P 1 c a r d ,
Durch einen Freund der nach Miami fahrt, habe
»
Ich Geleganhelt Im A\iftrag meiner Mutter Ihnen elnl,
kleinen Gruss aus Cuba, noch nachträglich zu Ihrem
75#ten Geburtstag zuzusenden*
Wir lasen Im Atifbau, der Immer mit Verspätung
hier ankommt den wunderschönen Artikel ttber Sie xind
Ihre llter* Tätigkeit und freuten \ms sehr*
Mit bestem Gruss, besonders von Mutter, da Ich
diese Zellen von der Stadt aus schreibe und auch von
meinem Bruder u* mir.
herzlichst.
Leon KirchheliaiH!^
13»i-obruar 19i>3
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/
Lieber ko^afrccl G-^orr^'e,
Ich wj-r: frchy;;anr: ic*^ a.?anbliuen ko^mite^daGn oio idcut
glauotcn^aoluc; i>6aut\;oi*t'ni^; Iliro3 G3l)urt3t£V5rbriüfo3,uor
mir 'r;jsozxcl;jrc ^^cxi'Xi'u^'^iiic!, /ab, habe bo laii^^o auf .'.jicii ir^rtjn
lacroii^u^cdi „a* oiicli t;leiclv:;ilti^j llüjr^otler /air iiioh nicht
uohr orfr'-iite^al: uor .l)uroliiVw^.:iultVi dor vriuieii a.ndüran, ilo
ich criiioit. L''7r (irancl dor Yor^Oü^joruiJ^ic 11;!; tdnfach dor^duGD-
00 viel Qiite • dor Art u^bor iJLoh ::axi3 uio lt;t.:;i;'jii v/ochen hcTt
daso IcL €;liixc.ch liicht ileiT daruol:>cr .rurdc^ü. d ,<;orat1(5 •lie
i^in.^idori-i^,': dcii' vio:ii-i;i^;i:]';tiz; Zvoiolionje'iie iii(jht elu.rch yedraokte
E« kaa Ui;uordi6r> htiiLU üiii€^,L'Vi,a* iilcbt ^foxuv^UrliolK: Srlr-aolt—
iiji'i. iie"i>rr ^f;Iij:i li'af^e^difi i.icli liiiraoLi^c nac;Iio^:,/>u Iti/cm uiid
^M LCiireitcnjich ".>ln Ja uioin oigejüei* Uoi-ri-uat^r.
3o ciaiiko ic'i lliucn -..Llir f*vür l'^rc :v.i;e;n v;ortf?iu:iici auch dc--
fn xsdao:' 'ilo r'fir- jilbcu Freunde Pi^itlaio soi-viel-lllirss: spar»-
liehen Ba;i:rien ?air VerfuefTim^t ?.:tcHk4Ä,uiä üiicii oeiToti blich
^\i ui^gj.uoök\iU ix^CiiiJü ..ix l/or'*!:iiXi^viiü :.u ^"r^;lmilicn lui-'i nacli-
^^iohti/;: \Trz:':n^'^\)i iiioril ein bi;jif^^oüOeiuulu. t-iU: uenxtipror Yor^^
pfiichtunr: in ^lir r;u vockcm.Ich habe aa i:.üricr eixi bciu..icht-
ua -iowi^iStirifVOuii \Kiii aix diu Ii:l::tur doüko«
2\x Ihren oir^'.m'.^n \/ort;^Ti ^irfviS'iho ich /iiahtt; w<dtor r.ii r;.-:.^r:?n;
3i<} hanon loich r.o b(vni<::'hrtf v/io 3i<3 v.:?j v/oll tv,i.i,Lui«J ^.;aöon air,
rr.i& ando>M£i >rt^.;axi!j<:):i,du3 ->vn/u::''at»^jiii|(^o.:r , o'.onh nioIib:i*jJloe
U]/:r;oriol» var,:'le .TC^hyD^^-» vi^l^^r Jaiü^.: Luid diu vicduld^dio xiöi-
iß vmr$»:lo V.V. bti ;ttJh(.n m>d dooh düu i:u x\)lf:onpWarj Drjti ^xLb
^tA\ ir>r.crMto WM:jtin d.>i; «^^iejenem -3i*l' ./(. ^^r rannt }-r;.%tt<'',P-lo man
Ml ibn vor^^jedruivcf^t vTfiTf *">ülb't vuiri der Loanüike au die uohü
JahrenrcCil^diu Hrroii/at; vrurd..| uiai^ut; i;.tiiaiion kaiia.L'cVbci irt
Ol' ja £lU'-tok.' ion^jrif'ji.je rOfCxtü^ iael:i ]voorrK)rl5-o!i<-r Zuetiuid
kei.nor'wof^c dec^ f.>ntf^pri^>!t*vnfi m n f^n;oohnlich alc boi solch-
or J^aabascri^STRl^ -'O dat;; Ich i:lt oi::^igex^ Zu-
vtr.siolit iu dic:? iu -i-ltr bof:r6nrii;o ^iifainfc nooli vii*h r:ii
i:cL«uffi:. trauo, rvjnal aii er durch mnnoh Ontof:,ur..? r^ir in lotz'^^-
cr Zeit b'j£j<jgnot ir-'t,£i")rochtiPrtist uoz*dor. kram»
Und dti.n u'io.^(?).i ur- uio l'ala'ich^^p'::.?'^ rurj! ii3 Vr^rbi'/id-uii^ hat
AUFBAU
I ;fCCN<»TCl^ClirN
An American WeeUy
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Manfred George. Editor
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MANFRED GEORGE
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PROF. FRANZ BOEHM
D. A. JES8URUN CARDOZO
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MAX GRUENEWALD
JACOB K. JAVIT8
FREDA KIRCHWEY
GEN. JULIUS KLEIN
ADOLF KOBER
PROF. OTTO LOEWI
HAROLD R. MOSKOVIT
MAX NUSSBAUM
A. A. ROBACK
FREDERICK TAYLOR
FRITZ VON UNRUH
Former Advisory
Board Members:
LEO BAECK
RICHARD BEER-HOFMANN
ALBERT EINSTEIN
BRUNO FRANK
THOMAS MANN
FRANZ WERFEL
January ^, 1958
Herrn Jacob Picard
500 West 122 Street
New York 25, N.Y^
Lieber Jacob Picard:
Kurt Pinthus hat Ihnen so schoen im A\ifbau
gratxaliert, dass er mir alle Worte weggenommen hat#
Sie wissen, mit welcher Bewtmdenmg und
Freundschaft wir alle im Aufbau Ihr Leben und Ihre
Arbeit verfolgt haben land wie sehr Sie unseren Lesern
ans Herz gewachsen sind« In der Tat: Sie nehxoen xm-
ter den Juedischen Schriftstellern deutscher Sprache
wahrhaft eine seltene Stelliing ein und Sie wissen Ja
selbst, wie wenige Maenner so wie Sie juedisches Wissen
und ein volles und schoepferische53 Leben in Deutschland
miteinander verbiinden haben -« so wie es Ihnen glueckte«
In diesem Wort gluecken steckt schliesslich das, was
Ihx^n zuteil wurde: naemlich das grosse Gliieck, auf ein
langes und makelloses Werk zurueckblioken zu koennen«
Ein Geburtstag ist aber nicht dazu da, nur
zu Rueckblicken anzuregen« Darum wuensche ich Ihnen
fuer die Schau nach vom von Herzen sehr viele weitere
Jahre der F!roduktivitae t und erfolgreichen Arbeit«
Mt herzlichen Gruessen und Wuenschen
Manfred George
mg/p
Editor
Office : 2121 Broadway. New York 23. N. Y. • Telephone TRafalgar 3-7400
Cable Address : "Aufbau" New York
^/•Jaim:.r 1953
!lomi
.ÜJ.<r;aor ProunÄ Hugo nähr»,
dto^ei- rtof vracro mvo>) jcitv-L ,o;<."AOcu:tn,\;ci;ii Ici; . .•.r^lit Ilirrn
lotj;ton ci i-u..J.T,er' hcottc :..it doi- Hi'v^^v wct:on .Icr, Andpcks
iaar. 3i€ crDcLt-tTiOn virC. i^-xdcmvo, uo i; t dnr f;ln ovri r :ts.t«»*i
dc.^ xacUl tc hrt uio Option uucu 0,^r^yf2.^Y^^\ fr^ on
;ji';'iorheit|iinü oie .uvueu ...iab .— .-.>i vor: •.- •;,'•. _^ ,
l^Lr v.ui. aic :. .i-c^;x.nt ralc.r^t,..o -.-ii: inh pi'ir:.ciplell und
lollert .•ol1;ucli In ixjiuloxi rn.igc-n.:iiüü,i.iij£:c Si.ohrj r:3..t Jp rieht
Dc>r nauir!-.wilar,r. dioaot Jiiorcc lue rrt^-ilioh r.ln Dnccrcr,
lt>-iTid t'icr <^ic> Vorr,o raii,- irit d^r,d.'.;riy ioh uolin ..nt'o Itin^
kpwn f^rhrniboa ujid ioB...n .£0)ü/;;<-. uud ..•,oc.riuvi-t v:).facalg war,
otvrio covfcec, :^ tun,:>.r ucollclvo ...a; Jorircr '^<=^'^»f ^^;f^^
AT?o^ --ch l.tn mm v.lf.ler iv. Oi-du-a.,w;,iacn. oic^:. ,va- co..cer
Oior also zu s'uiacr .:;uiia?.tuiiö, ,^ » , v, a».
loh 'i>oecht.o Ilvnon oöia- dt^ucca .J-o'^t iv.x . r .ic .rrcvLndr?chaftfc
lloHcii ;-or-fg I>ref! Gebuj-bfJ-.u^'r !.ricX<.n,-cudö-T.. vor 'f^l'^^-/-'»-^
funr.desr;' iüe ?ai mi .or ti^rou Uöborr^rcl.anG; i«. o-ottocdl-n-jt
^^elnlr f;odrxht -.^ik«. c^ gidc:) Vorto gcrii.roclxn.vcr c.IIok aber
den a.>s«t^ i-.obor .ich Kosafit :£.l.c.ü.Oio kernen . loh ja uobl
^emv'in der ::'in.gicht,Wi ''U wiesen, vaa oOi.n.de (.er. Lotato für
rlici/ijodcnit-on i.TU«?f;.öai-um ".Ax^^on 3ie on ja axwb .idchorlioii ßo-
Da ich no ^trmd,Icrji mir r.urf clzuic^l joiior orcto PC^^ovA in
der* ülin l>.da 19^-0, rvl;^. ich in .Thrcrejr:-^<>n Gemeinde nach dem
Oottoridleji'^.t In r:^'^^>r!i Meinen TcA^ni clor Lc::dl?igton Ato^ito b.'.\'^nxonst
vAirciOfOben ^ßTottot nvi^ Dcuti^chlnnd m'i^ekoniu^n^rT'^v'i c,o dac Sr3.ob-
nin luitte nach allem, van ich hinter nir 2;ola.?3on hrittoj^xi biot
nioi.'t rlloin und da eind f;ar Trcundo. Hnc^. E^.uard '^traiion hatto
fuor oie allo ^^orjproohon üit ssinor ^aucm oinflrinrliohon Stinii^.
^iai^chci" ±i:t .loltlror uel>ürrta*iden vordtin.ilan hat 03 hcstandon.
'ia.ruri?Ich do^-üre^woil uan den Cflaubon hr?.ttc;a^- dac 'Toncinnamo und
üxich an f.^ein Solbct,d'c;r: üian troij. c:^'bli(Pc-Cxi ict,i:'-.:l die gerönne
ücoiilcl,::.io cucauc k:?j^.So fue»jt rlofc Hce^ 'Vin "icho^m iind niin-
voll 'Turrxirfraen in rino''*7:nd_;:r^V:^e;-'5'!ft,dai^ iianao l^afc doch wohl
Inarfjon r>a:a]c noch dicialjdarj v/i.al uiohL /eDr^oa.^ .n werutin*
Ii?h iarae'^;^(: £!;:•
«Oiir hcrsli:5h
i .1 al c (, r ' : rbuiidenhoi t
jLi^^r
CONGREGÄTIGN HABQNIM, Inc.
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Tel: SUcquehanna 7-5347
200 WEST 72nd STREET
New York 23. N. Y. • Tflafalgar 7- ^^BO
22. Januar 1958
Herrn Jacob Pdcard
500 West 122 Street
New York City
Liebes Jacoebchen:
Sie haben mir juengst erzaehlt, dass naechstens Ihre
Selbst-Biographie erscheinen wird« Wie waere es, wenn
Sie mir einen interessanten Abschnitt fuer Vorabdruck
in unserem Bulletin ueberlassen wuerden? Es duerfen
ruhig 2 Seiten, d«h* 1200 Worte sein.
«
Ich waere Ihnen dankbar, wenn Sie meine Bitte erfuellen
koennten und bin
mit besten Gruessen
RABBINER DR. HUGO HAHN
CGNGREGATIDN HABONIM. Inc.
44 v.:cT erth street
"Uai YCf7K 23, IL Y.
Tel: SUsquchanna l-bZ'*!
200 WEST 72nd STREET
New York 23. N. Y. . TRafalgar Z-^^BO
jdod
10 «Januar 1958
Herrn Jacob Picard
500 West 122 Street
New York City
Mein liebes Jacoebchen:
Zu Ihrem 75 »Geburtstag moechte ich Ihnen meine
herzlichste Gratulation senden. Ich erinnere mich
noch gerne der Zeiten, da wir in Koeln zusammen in
der Loge fuer den Geist des Judentums gekaempf t haben«
Ich bin gluecklich, dass ich an Ihrer hervorragenden
schriftstellerischen Laufbahn insofern Anteil habe,
als ich wohl einer der ersten war, der Ihr Buch be-
sprochen hat und ich bin froh, dass sich unsere
Freundschaft ueber den Ozean hinweg erhalten hat«
Ich wuensche Ihnen von Het*zen, dass Ihnen noch
viele Jahre in Frieden und Zufriedenheit geschenkt
werden moechten, und dass wir beide gute Freunde
bleiben» ^
Feiern Sie schoen und seien Sie herzlichst ge-
gruesst von
Ihrem
//
/
r '
a
RABBINER DR. HUGO HAHN
VEREIN DEUTSCHER LEHRER VON NEW YORK UND UMGEGEND
1957
74. Vereins jähr
1958
Den 28. Januar 1958
Februar slttungt Sonnabend, den achten Februar 1958, drei Uhr nach-
mittags im GOETHEHAÜS, 120 Ost 56. Strasse, New York City
Vortrag!
Kollege LIENHAiiD B E R G E L
BEMERKUNGEN ZUR DEUTSCHEN BAROCKFORSCHUNG
Um recht zahlreiche Beteiligung und Mitbringen von Freunden bittet
1324 Brooklyn Avenue
Brooklyn 3, New York
Der Sekretär:
O^^f^ JcWo/fÄ W4
rsrssssssssssrsesssrsssssssftSrsssssssrsacssrsrrrsssss:
NACHRICHTEN)
1. Im Jahrbuch II, Publioations of the Leo Baeck Institute of Jews frozn
Germany, London 1957^ erschien ein Artikel von unserem Kollegen Hanns
Reissner '•Rebellious DTlemma: The Case History of Eduard Gans and Some
of His Partisane" a
2. Am lle Januar feierte Kollege Jacob Picard seinei75. Geburtstag. Wir schätzen
ihn alle als Sohrifsteller, Kritiker, Kollegen, Menschen und Freund, gratu-
lieren ihm von Herzen und hoffen, dass er die nächsten 75 Jahre etwas leichter
haben wird«
3. Unter mehreren vor kurz« erschienenen Schriften über italienische und andere
Autoren von der Feder unseres Vortragenden, Kollegen Lienhard Bergel greifen
wir herauf! *'Benedetto Croce, Wyndhaa Lewis, and the Problem of Modern Art",
erschie;>en im Novemberheft 1957 der italienischen Zeitschrift Criterio.
c
4. Die nächste Sitzung des Lehrervereins ist am 8. März. Vortrag von Professor
Josef Soudek (der uns den schönen Vortrag über Schundliteratur geschenkt hat),
diesmal über die Motivationen, die die Periodisierung der ersten deutschen
Literaturgeschichten bestimmten. Der genaue Titel fehlt noch.
5. Für die Ap^ilsitzung ist es gelungen, einen unserer Gäste— Dr. Ernst Hamburger,
bie vor kurzem Mitglied des Sekretariats der Vereinigten Nationen — als Vor-
tragenden zu gewinnen. Sein Thema lautet i "Die allgemeine Menschenrechtser-
klärung der Vereinigten Nationen als politisches Bildungs Instrument."
H. Lenz
An die Herren v
Picard
Berger^Hf^lÄ^anaJf, Lenz, Leschnitzer,
Meissner, Schwarz bach und Taub
Gemeinsames Abiendessen zu Ehren von Dr. Jacob Picard nach der Sitzung.
SCHUTZVERBAND DER SCHRIFTSTELLER DEUTSCHER SPRACHE IM AUSLAND (SDS) SITZ SCHWEIZ
Postfach 188, Zürich 33
Postcheck VIII 25954
^^k^ 14M/
"^tJ^ ^t-^oi^ 3^*«^ AWv?
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h' X.' ^
/^'d4^TO^^A<}
0i4L^,,^^^)t^^,^^fC€^
JDr« . . .Jacob . . Jic.ard
tfe ^
To VEREIN DEUTSCHER LEHRER, Dr.
Seymour L. Flaxman, Treasurer
University College
New York University
New York 53, N. Y.
Ducs for the academic year 195.7rr5.9.
•^3.».Q0.
Total . . $..3ä.><m
(Phase make check payable to Seymour L. Flaxman
Return this bill with your remittance. Your check is your receipt.)
L
LITERATUR
Israelitisches Wochenblatt
hWdefi ' VC
kl ^
Jan. IS53
/
Jacob Picard 80 Jahre
Der Dichter Jacob Picard konnte am 11. Januar seinen 80. Ge-
burtstag feiern. Der aus Wanden am Untersee gebürtige jüdische
Dichter, heute als amerikanischer Staatsangehörij^er in der Nähe
seiner Kinder in Holland lebend und immer wieder in der Schweiz
weilend, hat sich besonders durch seine «Jüdischen Geschichten aus
einem Jahrhundert», die 193() unter dem Sammeltitel «Der Gezeich-
nete» erschienen, einen Namen gemacht. Sein großes Erzählertalent
und vor allem seine Gabe, jüdische Typen lebensecht zu charakteri-
sieren, konnten auch die Leser des «Israelitischen Wochenblattes»
verschiedentlich kennen lernen. Seine erste Gedichtsammlung «Das
Ufer» kam schon 1913 heraus. In einer Veranstaltung des Schutz-
verbandes der Schriftsteller deutscher Sprache im Ausland rief vor
Jahren sein Gedicht «Letzter Brief» aus dem Jahre 1942, das er
vorlas, starken Eindruck hervor. In Amerika schrieb Jacob Picard
neben vielem anderem auch eine Biographie über «Franz Sigel,
Bürger und Soldat, Kämpfer für Freiheit in zwei Welten», nämlich
den Revolutionär, der 1849 den badischen Aufstand anführte, dann
nach Amerika ging und hier im Bürgerkrieg Führer des amerika-
nischen Deutschtums war. Der feinsinnige Dichter und vornehme
Mensch Jacob Picard darf als eine markante Gestalt der jüdischen
Kunst betrachtet werden. 7ik.
Unter dem Titel «Atereth Zwi»
veröffenitlicht soeben die «Rabbiner Samson Raphael Hirsch Society»,
mit Sitz in New York, ein Standardwerk anläßlich des 80. Gehiirts-
tages von Rabbi Dr. Joseph Breuer, welcher es verstanden hat, in
seiner Gemeinde Adass Jeschurun mit ihren 2000 Mitgliedern einen
prominenten Träger der Hirschschen Weltanschauung in Theorie
und Praxis zu schaffen. Indem man sich bewußt macht, daß dieser
Tage, am 27. Tewet, 75 Jahre seit dem Heimgang von Rabbiner
Hirsch verstrichen sind, so wird man die starke Wirkung dieser
einzigartigen Persönlichkeit auf alle Teile der Judenheit noch in der
Gegenwart erstaunt feststellen, wenn man an die Lektüre des ge-
nannten Werkes herantritt. Der erste Teil des Werkes enthält auf
(iO Seiten eine Bibliographie der Werke, die Rabbi Dr. Joseph
Breuer in deutscher, englischer und hebräischer Sprache veröffent-
lichte. Einige wenige dieser Werke, namentlich in New York ge-
schrieben, sind auch auszugsweise wiedergegeben. Der zweite Teil
nahegelegenen Quellen gelöst. Verschiedenen landwirtschaft-
lichen Siedlungen in der Aravah gelang es, die Schwierigkei-
ten, die die Natur ihnen entgegenstellte, zu überwinden. Sie
versorgen heute Elat mit frischem Obst und Gemüse.
Das milde Winterklima Elats ist einzigartig im Lande. Die
Steinbrüche und Bergwerke der Umgebung sind eine wichtige
Einkommensquelle für die Bevölkerung der Stadt. Das Rote
Meer bietet die Möglichkeit, Fischfang zu treiben, und der im
Bau befindliche Hafen wird bereits von Schiffen aus dem
Fernen Osten angelaufen. Der Lebensstandard der Einwohner
bewegt sich in aufsteigender Linie. In fast allen Häusern wur-
den Luftkühler eingebaut, die das Leben selbst in der heiße-
sten Jahreszeit erträglich machen. Moderne Läden und kultu-
relle Veranstaltungen beleben die Stadt. Obgleich sich das
Wachstum der Bevölkerung in dar letzt3n Zeit verlangsamt
hat, wird alles getan, um die Ansiedlung- in Elat zu fördiern,
und man schätzt, daß es im Jahre 1970 20 000 Einwohner zäh-
len wird.
NEUERSCHEINUNG zum 175. Gebuilslag von Lord Byron
imi 22. Januar 1963 :
in seinen Briefen und Tagebüchern,
dargestellt von Cordula Gigon
Leinen Fr. 43.50
BUCHHANDLUNG ZUM ELSÄSSER
Arnold & Stamm
Limmatquai 18 Zürich 1 Telephon (051) 47 08 47/32 1612
handelt ron dem gemigen Erbe Rabbiner Hirschs in seinen ver-
schiedensten Verzweigungen. Es sind einige Autoren darunter, die
bereits das Zeitliche gesegnet haben, während die Mehrzahl, wie
Dr. Marcus Elias, Dayan Dr. I. Grünfeld und Dr. Elieser Posen,
aus eigener Erfahrung, namentlich pädagogische und religions-
philosophische konkrete Resultate der Hirsch'schen Gedankenwelt in
Westeuropa schildern. Der dritte Teil bringt in englischer Sprache
eine Reihe origineller Essays über den jüdischen Gedanken, so z. B.
von Rabbi Simon Schwab über jüdische Chronologie, von Dr. Forch-
heimer über die wesentlichen Punkte der jüdischen Symbolik, ferner
von Leo Levy über die astronomische Feststellung des Tages- und
Nachtbeginnes in der Halacha u. a. m. Der vierte Teil enthält auf
()0 Seiten in hebräischer Sprache Beiträge von Schülern, Verehrern
und Freunden von Rabbi Joseph Breuer und einige bisher noch un-
gedruckte Erzählungen aus den Handschriften Rabbiner Hirschs zu
seinem Bibelkommentar. Von in der Schweiz lebenden Autoren sind
im Werke vertreten: Rabbi Weinberg, Montreux, und Dr. S. Ehr-
mann, Zürich. Die äußere Aufmachung des vom Verlag Philipp
Feldheim, New York 2, herausgegebenen Leinenbandes ist muster-
gültig. Möge die Lektüre des Buches die Fackel, welche Rabbiner
Hirsch szl. entzündete, einer dritten Generation weiterreichen. E.
Afrikanische Anthologien
Tam Tam und andere Erzählungen aus Ost-, West- und Zen-
tralafrika. Herausgegeben von Marie-Louise Lüscher. — Das
Grüne Gnu und andere Erzählungen aus Südafrika. Heraus-
gegeben von Elisabeth Schneck. — Das Sandkorn und andere
Erzählungen aus Nordafrika. Herausgegeben von Frangois
Bondy. Alle drei Bände erschienen im Diogenes- Verlag, Zü-
rich, 1962.
Seit der von Leo Frobenius gesammelten und veröffentlichten
Reihe von afrikanischen Ei^ählungen hat es in deutscher Sprache
kaum mehr — von kleineren Zusammenstellungen abgesehen —
afrikanische Anthologien gegeben. Nun liegen — ähnlich und doch
anders — in der Reihe der Diogenes Anthologien erschienene Bände
vor, die durch die geographische Herkunft dem Frobenius'schen
Material ähneln, in ihren Auswahlprinzipien jedoch andersgeartet
sind. Waren es dort vorwiegend wissenschaftlich-ethnologische Ge-
sichtspunkte, so sind es hier literarisiche; stützte sich Frobenius
hauptsächlich auf das überlieferte und mündlich weitergegebene Er-
zählgut, so greifen die Herausgeber der vorliegenden Bände nach
gedruckt Vorhandc'nem: sprach aus dem Stoff des Ethnologen allein
das schwarte und das braune Afrika, so spiegelt sich hier auch die
Tatsache, daß der dunkle Erdteil teilweise seit Jahrhunderten Wohn-
und Kulturbereich auch des weißen Mannes ist ( — oder war?).
In einem glücklichen Nebeneinander finden wir hier Arbeiten von
Weißen und Schwarzen, die alle von der Verbundenheit mit der
afrikanischen Heimat zeugen. Es spricht aus diesen Bänden eine
alte Kultur — oder vielmehr eine Gruppe von Kulturen — in
ihrer ursprünglichen Weisheit und Menschlichkeit; und es ist dar-
aus die Lebendigkeit eines erwachenden Kontinentes zu spüren, der
auch im Bereich der Literatur mitzusprechen beginnt. k. r,
Hans Fischer. Arzt und Humanismus; das humanistische
Weltbild in Naturwissenschaft und Medizin. Artemis- Verlag,
Zürich, 1962.
In der «Erasmus-Bibliothek» erscheint dieses Buch, in einer
Publikationsreihe, der die Aufgabe gestellt ist, durch Bewußtma-
chung der geistigen Kräfte der Vergangenheit, durch Anstrebung
eines klaren sittlichen Urteils und durch Bezugnahme auf die Werte
dss menschlichen Zusammenlebens die Gegenwart und die Zukunft
in humanistischer Haltung z.u meistern. Die vorliegende Arbeit des
langjährigen Zürcher Ordinarius für Pharmakologie entspricht die-
ser Aufgabe in hohem Maße. Wegleitend ist dem Verfasser dabei, daß
sich im Menschenbild der Heilkunde die Zeit selbst widerspiegelt.
Durch die Darstellung großer medizinischer Denker der Vergangen-
heit versucht er, die wesentlichen Erscheinungen der Gegenwart
zu beleuchten und zur Lösung der zentralen Probleme beizutragen,
wie sie aus den Gegenüberstellungen Mensch und Technik, Natur
und Geist, Individuum und Gemeinschaft sich ergeben. Beginnend
bei Roger Bacon, über Cusanus, Leonardo, Paracelsois, Geßner und
Scheuchzer gelangt er dabei schließlich zu Goethe, Novalis und
Rudolf Kaßner, bei denen der geistesgeschichtliche Hintergrund der
Medizin mit besonderer Klarheit deutlich wird. k, r.
Hebräische Schriftsteller in russischer Übersetzung
Die Werke von etwa einem Dutzend hebräischer Schriftsteller,
viele von ihnen aus Israel, sollen in einer Anthologie in russischer
Übersetz-ung von dem in Moskau befindlichen Staatsverlag publiziert
werden. Die Anthologie wird in einer Auflage von 25 000 heraus-
kommen.
52
/
//
/wi /j(^Jß^^M )L.^ üh %(A^ ,0^
I ^y^fy^.
H^^^dT^^'"^'^' ^^"^ ^^'' ""er 20 Jahren in
New York ansässigen, oftmals in Holland an7i,
Sun?" ^tl^'V ^r '-SisX-
Süddeutscher iandjurntnälerffidf^eslr
eben unter dem Titel Jfe^X^ÄrenSC"
Picard stammt aus Wangen am UnterseP M;,rh
Anwalt und Syndikus des SchutzJerSeT deS
Zum Achtzigsten
Botschaft an Jacob Picard
Staatsmannes Bernard Baruch: Wenn ipma^n
vom Alter spricht denkp irh imm: ? Jemand
1«; T^i, ..,^^ ,' uenKe icn immer an Leute rfip
15 Jahre alter als ich sind.- '
Möge er dieser Arithmetik treu bleibenJ ^hal
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Der Dichter Jacob Picard
Von Harry Proß
Allen deutschen Landschaften ist die um den Bo-
densee unvergleichbar in ihrer Urbanität. Ihre Kon-
turen schmelzen unter dem schon südlichen Himmel.
Sie schmiegen sich ineinander und liegen besänftigt
von der Hand des Menschen. Hier scheidet der jähe
Norden, den Jacob Burckhardt floh, in den Süden
jahrtausendalter Bearbeitung durch den mensch-
lichen Verstand. Denn dies sieht man sofort: Hier
war nicht nur Fleiß, sondern auch List am Werk,
kluges Ausweichen vor dem Unmöglichen und um
so größere Anstrengung, die Möglichkeiten der Natur
ganz auszunützen. Alles ist auf Steigerung bedacht,
aber nichts zielt über das Maß hinaus. Der See sel-
ber, mag er auch stündlich sein Gesicht wechseln
und wüste Stürme aus sich herausschleudern — er
trägt Weingärten an seinen Ufern und hat es eher
ermöglicht als verhindert, daß die Dörfer mehr Städ-
tisches an sich haben als anderswo. Darf man ihn
einen römischen See nennen? Den Spuren des Welt-
reiches begegnen wir allenthalben, ohne daß ihr An-
blick Resignation erweckt. Für den sinnlosen Kreis-
lauf der Geschichte, wie ihn die Nebelmänner sich
ausgedacht haben, ist hier kein Verständnis zu er-
warten. Mit Verwundern wird man ihti als eine
merkwürdig abstruse Vorstellung empfinden, denn
augenfällig ist doch alles auf Fortbildung, auf Wei-
terbauen angelegt. Erheben sich nicht die Häuser der
Heutigen auf den Trümmern der römischen Ge-
bäude? Zwingt nicht immer wied-er die von histori-
scher Spekulation unbelastete Intelligenz, gerade dort
zu bauen, wo schon einmal gehaust wurde? Solche
Erfahrungen vermitteln Gelassenheit, spendieren Ein-
sieht in die vorwärtsschreitende Mühe des Menschen
urn Vollendung, die doch immer nur für den Augen-
blick gewährt wird und sonst unerreichbar bleibt.
Eine Halbinsel im Untersee heißt die Höri, ein
Dorf dort Wangen. Wangen war bis ins Dritte Reicri
hinein eines von den südwestdeutschen Judendörfern,
eine von den Gemeinden, in denen Jud und Christ
seit Jahrhunderten miteinander lebten und ihr be-
scheidenes Leben machten. Nach Wangen kamen die
ersten jüdischen Familien im 14. Jahrhundert, die
Picards stehen dort seit dem 18. Jahrhundert im
Grundbuch. Sie bestellten ihren Boden und trieben
Handel. Die Verhähnisse von Mehrheit und Minder-
heit variierten in den einzelnen Dörfern. Kirche und
Synagoge waren benachbart. Das Zusammenleben re-
gulierten im Grunde die Interessen der ganzen Ge-
gend, nach ihnen richtete sich die Arbeitsteilung.
Was die Feste der verschiedenen Religionen anging,
so waren die Dörfler schlau genug, manche Ge-
bräuche doppelt gelten zu lassen. Doch hielt jeder an
seiner Religion fest. Eine gutgefügte, auf Erhalten
und Kontinuität erpichte Ordnung herrschte.
Jacob Picard wurde am 11. Januar 1883 geboren;
er ging in die Dorfschule und dann aufs Konstanzer
Gymnasium, studierte in München, Berlin und Hei-
delberg die Rechte, wurde Anwalt in Konstanz und
später in Köln. Sein erster Gedichtband erschien
1913. Er reflektierte, wie Picard sagt, den «Zustand
Bodensee». Melancholische Verse, Stimmungen, dc-
I nen der Schalk im Nacken sitzt; das Ganze lyrisch,
i doch nicht ohne jugendliches Bekennertum, das ge-
rade in Schwung kam:
Da wir müd vom Fischen heimwärts kehren —
feuchte Netze hängen über Bord, —
hören wir verhüllt nur da und dort
andere, wie sie Winterboote teeren.
Denn im Nebel loTchen allzufrüh
Häuser, Kirche und bebuschte Ufer.
Keiner überhört den dunklen Rufer,
der in jedem von uns mahnt: verglüh.
Das war am Vorabend des Ersten Weltkrieges, der
Picard zwei Brüder nahm, ihn aber nur leicht lädiert
entließ. Seine Lyrik blieb auch danach einfach und
unexaltiert. Die großen Auseinandersetzungen um
Stü und Ausdruck berührten sie wenig. Aber der
Eindruck der sozialen Verwandlung um ihn verwies
den Dichter auf seine Herkunft, seine dörfliche Ge-
schichte. Er begann, und er ist ein großer Fabulie-
rer, die Erzählungen von den süddeutschen Land-
juden zu schreiben. Um dieselbe Zeit öffnete Martin
Buber mit den Chassidischen Geschichten der deut-
schen Literatur eine neue Sphäre.
In der Hitlerzeit erschienen Picards Novellen im
«Morgen», den Eva Reichmann redigierte. Im Auf-
trag des Oberrates der badischen Israeliten reiste er
1937 und 1938 von Gemeinde zu Gemeinde, lesend,
stärkend, den «Menschen viel gewährend», wie ihm
Leo Baeck bescheinigte. Im jüdischen Verlag kam
ein Band seiner Geschichten 1936 heraus, ein denk-
würdiges Dokument dessen, was badisch-jüdische Le-
bensart war.
Mit gewissem Recht hat man die Emanzipation
der deutschen Juden zu jüdischen Deutschen seit
Moses Mendelssohn im Zusammenhang mit der Ver-
änderung Deutschlands betrachtet. In den Städten
war die Zivilisation am weitesten, und wenn über-
haupt ein soziales Gebilde als solches schon frei ma-
chen kann, dann waren es in den letzten 150 Jahren
die großen Städte, die alte Bindungen vergessen lie-
ßen. Für das Judentum brachte diese Bevölkerungs-
verschiebung, wie für die christlichen Konventionen
auch, schwere religiöse Krisen mit sich. Indifferenz
breitete sich aus, Ermüdung und Flucht vor der Re»
ligion, die durchaus nicht immer Aufklärung waren,
H<^i€^%^\ v v^ •
»er 5i
einem guten Teil von der in London als übereilt er-
scheinenden Anerkennung des republikanischen Re-
gimes in Jemen durch Washington herrührt und in
gewissen Kreisen natürlich immer noch stark von der
Suezkrisc her nachwirkt, hat nicht nur den Gegnern
des Gemeinsamen Marktes Wind in die Segel ge-
blasen, sondern erstaunlicher-, jedoch nicht ganz
unlogischerwcise auch den Befürwortern, die sagen:
«Jetzt erst recht.» Mit elwelcher Genugtuung haben
sie nämlich vermerkt, daß sich Präsident de Gaulle
von seinem eigenen Weg zur Atommacht auch durch
Kennedys Polaris-Angebot nicht abbringen zu lassen
scheint. Viele, die Kennedys Aeußerungen in seinem
Fernseh-lnterview als Arroganz empfanden, glauben
deshalb, die einzig richtige Antwort des britischen
Volkes sei eine enge Partnerschaft mit Frankreich,
mit andern Worten, der möglichst rasche Beitritt zur
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Denn man be-
ginnt sich auch Rechenschaft darüber zu geben, daß
sich die Vereinigten Staaten unter der Kennedy-
Administration nicht mehr durch «besondere Bezie-
hungen» (special relationship), die Winston Churchill
1946 in einer Rede noch feierlich hochleben lassen
konnte, mit England verbunden fühlt und daß des-
halb die britische Regierung nur noch auf dem Weg
über ein eng zusammengeschlossene Europa einen
maßgebenden Einfluß auf die weltpolitischen Ent-
scheidungen in Washington ausüben könne.
lenten schon die verschiedenen diplomatischen Be-
sprechungen im Laufe dieser Woche, die mit dem
Englandbesuch Außenminister Schröders am Wo-
chenanfang begannen. Besonders große Hoffnungen
werden in London jetzt auf Italien gesetzt, dessen
Regierung immer offenkundiger für die Aufnahme
Englands einzutreten bereit scheint, weil es sich von
der «französisch-deutschen Allianz» dominiert fühlt
und deshalb einen Ausgleich der Kräfte sucht.
«Der Beitritt muß bald erfolgen»
London, 10. Jan. (Reuter) Premierminister Macmil-
lan erklärte am Donnerstagabend in einem Fernseh-
interview auf die Frage nach dem Zeitpunkt des Bei-
trittes Großbritanniens: «Der Beitritt muß bald er-
folgen. Ich kann keinen Zeitpunkt angeben, aber die
Verhandlungen können nicht weiter hinausgeschleppt
werden.» Die Frage, ob General de Gaulle Groß-
britannien von der EWG fernzuhalten versuche, be-
antwortete der Premierminister mit den Worten: «Ich
frage mich, was er, de Gaulle, denkt. Was es auch
sein möge, wir müssen uns damit abfinden und die
Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluß füh-
ren.» Wenn Frankreich unter General de Gaulle es
möglkh finde, mit der Zugehörigkeit zur EWG
die Unabhängigkeit mit der Interdependenz zu ver-
einbaren, «so sollte es für uns Briten nicht schwierig
sein, der EWG ebenfalls beizutreten».
■»^^»s'iwi'.wi'i'-'-'XN'Nvi'ivi'iw^s'iv^iv.-.'
-. % CC<<\C«XsXa^ V^V\ V^*i*il>X*.'.'i''«i<>^i'fc>.'ii.fci«'l
üiü^. . . . .vii. . . •.::.•......•-.
^y^^^-.-^vi»/^«V^O0rJJi^>il^«M<'iNMbMli>i»M><t
Seitdem die *Friedensori^anisation» Katanga mit Krieg aberzieht, hat die V ersorgiingsschwierigkeit
in der reichsten kongolesischen Provinz von Tag zu Tag zugenommen. Unser Bild: in Elisahethville
stehen Weiße und Schwarze Schlange, um letztlich noch ihr *Brot* zu ergattern. (Ph)
Vermittlerin Bandaranaike
in Neu-Delhi
Neu-Delhi, 10. Jan. (AFP) Die ceylonesische. Pre-
mierministerin, Frau Bandaranaike, ist am Donners-
tag zu einem fünftägigen Aufenthalt in Neu-Delhi
eingetroffen. Sie wird sich namentlich mit Premier-
minister Nehru über die Vorschläge der Konferenz
von Colombo zur Beilegung des indisch-chinesischen
Grenzkonflikts besprechen.
Zurückweisung der chinesischen Vorschläge
Madras, 10. Jan. (AFP) Die indische Vizeaußen-
ministerin, Frau Lakshmi Menon, erklärte in Madras,
die Annahme der chinesischen Vorschläge, wonach
sich die indischen Truppen 20 Kilometer von der
Kontrollinie zurückziehen sollten, würde zur Ueber-
lassung der Kontrolle aller Himalaja-Pässe an China
führen. Da der Himalaja die einzige Grenze sei, die
China von Südostasien trenne und die Chinesen daran
hindern könne, die Herrschaft über dieses Gebiet zu
errichten, könnten solche Vorschläge auf keinen Fall
angenommen werden.
Postum noch
«Held der Arbeit»
Sofia, 11. Jan. (AFP) In einem in Sofia veröffent-
lichten Communique wird bekanntgegeben, daß das
Politbüro des Zentralkomitees der Bulgarischen
Kommunistischen Partei die völlige Rehabilitierung
von Traitscho Kostoff, ehemaliger Vizeministerpräsi-
dent und Sekretär des Zentralkomitees, der im De-
zember 1949 nebst drei andern Parteiführern als
Opfer der Unterdrückung zur Stalin-Zeit hingerich-
tet worden isit, beschlossen hat. Kostoff erhält
postum den Titel «Held der Arbeit», und zwar in
Würdigung seiner «großen Verdienste im Kampf
gegen den Faschismuis und Kapitalismus und für die
Errichtung des Sozialismus». Weiter wird in Sofia
eine Büste von Kostoff aufgestellt sow^e eine Straße
in der bulgarischen Hauptstadt und ein Elektrizitäts-
werk nach ihm benannt. Das Andenken an die drei
andern Parteiführer, die während der Zeit des Per-
sönlich keitskults umgekommen sind, wird auf ähn-
liche Weise geehrt.
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H^hrrlinyrii (lBuitruf*r), iltn
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oft nur Lähmung oder Verblasenheit. Von den gro-
ßen jüdischen Namen der deutschen Kulturgeschichte
waren die meisten für die Religion verloren. Das
christlich-jüdische Zusammenleben litt nicht zuletzt
darunter, daß die einen keine Juden, die anderen
keine Christen mehr waren; aber manche taten so,
als seien sie besser als jene.
Im Dorf war das anders. Picards Erzählungen ber-
gen nicht weniger Frömmigkeit als die Johann Peter
Hebels. Sie sind ursprünglich fromm. Man lese in der
Geschichte von den Brüdern Schmul nach, wie sich
in ihrem Waldgang das Alemannische mit dem He-
bräischen verträgt. Das Widersprüchliche, zu dessen
Lösung es kein Entweder-Oder gibt, das besteht,
ohne daß eins, das andere auslöschen oder ersetzen
könnte, vereint sich im Glauben und bewirkt etwas.
Wie die beiden singend in ihrer Angst durch den
Wald marschieren, ist zugleich von erschütternder
Komik und erhaben. Nicht das eine oder das andere
beherrscht die Szene. Beides ist gegenwärtig, versöhnt
wird es jedoch nur durch das Weitergehen, das Fort-
schreiten, durch die Tat
Sie ist kein Tun um seiner selbst willen, keim blin-
der Atavismus; Tätigkeit und Glauben bedingen ein-
ander, und so kommen die beiden Brüder geläutert
ins Freie: «E groß Gefahr hemmer Überstande, weil
mer z'samme g'halte habe; nie mehr wolle mer mit-
einander dischputiere.» Picard macht auch gleich
klar, daß der Vorsatz eben n-ur ein guter Vorsatz ist;
aber der Leser bemerkt doch, daß da ein Unterschied
waltet, ob man sich das Gute vornimmt oder nicht.
Und damit wiederholt er eigentlich, was die jüdi-
sche Botschaft an die Metnschheit gewesen ist, die
Aufforderung, im Bemühen nicht nachzulassen,
nichts als fertig gelten zu lassen. Das scheinbar voll-
kommene ist doch nur ein Weg, nicht Ziel. Ein Ge-
dicht aus dem Jahre 1939 zeigt es wieder. Nachdem
schon die Synagogen gebrannt hatten, und nachdem
von auswärts geholtes Gesindel in die Gemeinden
eingebrochen war, und er selber durch fremd gewor-
dene Städte irrte, schreibt Picard die Verse vom Ab-
schied:
Wohin wir immer ziehen,
Vergessen sei es nicht,
All unser hart Bemühen,
Wenn Schrecken aus uns schrieen,
War niemals ein Verzicht.
Sein Weg führt Picard über Rußland und den Fer-
nen Osten nach Amerika. Dort trägt er in jahrelan-
ger Kleinarbeit die Biographie des badischen Revolu-
tionsgenerals Franz Sigel zusamnien, der nach 1849
in Amerika zu großem Ruhm gelangte. Heute frei-
lich hat die Erinnerung an Schurz, der mehr von
einem Konformisten an sich hatte als der Sigel, sein
Gedächtnis verwischt. Das Manuskript, das einmalige
Dokumente der deutsch-amerikanischen Gemeinsam-
keit im 19. Jahrhundert enthält, fand bisher keinen
Verleger. Sigel hat, so meint sein Biograph, zu sei-
nen Lebzeiten immer versucht, was noch nicht an
der Zeit war, und dafür wird er nach seinem Tode
bestraft.
In Amerika erscheinen schließlich auch Picards
Erzählungen von den südwestdeutschen Dorf Juden
neu. Die meisterhafte Uebertragung von Ludwig
Lewi&ohn trägt zu ihrem Erfolg viel bei. Im eigenen
Lande bleibt ihre aktive Mystik so gut wie vergessen.
Bis jetzt die Deutsche Verlagsgemeinschaft eine Neu-
ausgabe ankündigt.
Diese Geschichten sind nicht modern. Auch Pi-
cards verspielte Sprache ist es nicht, wiewohl so ver-
schiedene Geister wie Hermann Hesse und Kurt
Pinthus sie sehr gelobt haben. Aber die Frage nach
der Modernität ist hier falsch gestellt. Und auf fal-
sche Fragen gibt es keine richtigen Antworten. Reli-
gion und Mode schließen einander aus.
Das ist wiederum eine jüdische Erkenntnis, eine
von denen, die uns an der traurigen Feststellung
zweifeln lassen, daß die Geschichte des deutschen
Judentums beendet sei. Dieser zarte, unruhige Dich-
ter Picard lebt. Heute wird er achtzig. Und das ge-
waltige Reich des Banausen, seine Schrecken, wo
sind sie geblieben? Nichts ist übrig von ihm als seine
Schande,
)rirmen. isi
:ht die Gefahr der Eisbildung, durch die der Quer-
hnitt der Zuluftkanäle verkleinert Utnd zugleich die
und schlechtere Geschäftslagen, auch für sie gilt das
Gesetz von Angebot und Nachfrage.
jarometerstai
West. Temperatur —9 Grad C. Schnee. Neiisctinee 19
Zentimeter. Gestern keine Sonne. Niederschlag 11 mm.
er rief, nicht mehr los. Friedrich der Große wird
IS ganz anders als im Geschichtsunterricht gezeigt:
erschütternde innere Vereinsamung schafft einen
Trscher von zerrissener Unausgeglichenheit. Dabei
;trebt Gertsch. sowohl hier als auch bei Alexander,
ipoleon oder Karl V., nicht um ihrer selbst willen
le Verkleinerung der Giganten, sondern er zeigt
ir auf, wie unzulänglich im Grunde jene handeln,
in deren Macht wir uns blenden lassen. So entpuppt
;h General Boulanger, der ephemere Held des franzö-
»chen Chauvinismus der vergangenen achtziger
|hre, als politischer Schaumschläger, Alexander der
roße wird in der «Hochzeit von Susa* zum Sinn-
lld größenwahnsinnigen Machtanspruchs schlecht-
|n. In der großangelegten Hörspielreihe «Napoleon
•r Gericht» sodann kommen die Grundgedanken
:s dramatischen Schaffens von Gertsch — von der
'igen Wiederkehr des Geschehens und der Mit-
Ihuld aller — noch einmal zu ausdrijcklichcr Stei-
Tung.
Noch lange nicht alle der von Max Gertsch ge-
[haffenen Werke sind hier genannt. Doch sei noch
'sonders hingewiesen auf zwei der letzterschienenen
iramen, auf «Donna Juana, Infantin von Spanien»
id «Karl V. oder die Versuchung des Kaisers», die
lide noch der Aufführung harren. Das erste, ein
liei von Liebe und Tod Johannas der Wahnsinni-
gen, zeigt nochmals sehr eindringlich jene fatalen
Hang zum Absoluten, Unbedingten, Schrankenlosen,
aus dem die heftigen Zusammenstöße erwachsen, die
den Einzclmenschen, ja ganze Länder in Leid und
Untergang stürzen. Das andere bewegt sich um die
Welt um und in Karl V. Das geschichtlich Faß-
bare und das seelisch schwer Faßbare, das zerrissene
Wesen des Kaisers, das ihn bald majestätisch und
bald niedrig, bald in weltkaiserlichem Größenwahn
und mystischer Verzückung zeigt, ist hier mit gro-
ßem Können bewältigt und darstellerisch ungemein
fesselnd und wirkungsvoll erfaßt. Der Kern des
Schauspiels aber liegt in der Erkenntnis des Zwei-
zeilers:
«Die Macht ist böse — böser noch ist Ohnmacht,
Weil Macht ihr fehlt, die falsche Tat zu hindern.»
Abschließend darf wohl gesagt werden, daß noch
kein schweizerischer Dramatiker das w^eltpolitische
Spiel sachlich so fundiert und bühnentechnisch in
dermaßen disziplinierter Gedrängtheit zu schildern
vermocht hat, wie Max Gertsch. Die Theaterleiter
müßten nur eine kleine Schwenkung vollziehen, um
seinen Verdiensten gerecht zu werden. Wir wollen
hoffen, daß der Dichter die Wendung noch erlebt,
trotz seiner 70 Jahre!
Max Schwendimann
Eine Europäische Radiologen-Vereinigung
Eine «Association Europeenne de Radiologie» ist
in Straßburg gegründet worden. Beteiligt sind Frank-
reich, Italien, die Bundesrepublik Deutschland, die
Schweiz, Belgien, Holland, Luxemburg und Spanien.
Präsident ist Professor Dr. Boris Rajewski, Direktor
des Max-Planck-Instituts für Biophysik in Frankfurt
am Main. Die Vereinigung will sich mit allen Fragen
der Strahlung und der Elektromedizin befassen, im
l>esonderen eine gewisse Vereinheitlichung der Ver-
hältnisse auf dem ganzen Strahlengebiet in den betei-
ligten Ländern erstreben. np.
Große Kunstsammlung ^vird zugänglich
Die berühmte Sammlung Robert Lehmans in New
York, aus der neunzig Werke von Grcco, Rembrandt,
Velasquez, Holbein, Goya, van Gogh und Gauguin
kürzlich im Metropolitan Museum ausgestellt waren,
kann jetzt besichtigt werden. Der Eintritt in das neue
Museum kostet allerdings, wie der New-Yorker
«Aufbau» berichtet, nicht weniger als 50 Dollar, ein
einstweiliger Betrag, der dem Stipendientonds der
New York University zufließen wird. Der Wert der
Sammlung wird auf 60 Millionen Dollar geschätzt.
np.
^
20
AUFBAU
Friday, Februory 1, 1963
Menschen und Dichter Jacob Pi- misslosen und immer von einer
Card zu seinem 80. Geburtstag edlen Gesinnung erfüllten Autor,
wird sicherlich die erweiterte dessen Arbeiten wir von Zeit zu
* deutsche Neu-Ausgabe seiner 7.eii veröffentliclien konnten ganz
Landjuden-Geschichten sein, die besonders und ?ä/i?en ihn zu un-
in der angesehenen Deutschen ^'^re» beliebtesten Mitarbeitern.
Vei lagsanstalt, Stuttgart heraus- Ein Essay Picards über Ber-
kommt. thold Auerbach, das schon ge-
Kuri Pinihus räume Zeit bei iins im Salz steht
• und dessen Veröffentlicfiung aus
Der 'Aufbau*' schliesst sich den technischen Gründen eine Verzö-
Wünschen von Kurt Pinthus fiirlgerung erfaliren musste, wird
den Jubilar von ganzem Herzen] demnächst in unserem Blatt er-
an. Wir schätzen diesen kompro- i scheinen.
IVflT DER KUNST:
Grandiose Kandinsky-Retrospektive
Von B. F. Oolbin
ATTENTION
ARTISTS
Obwohl Vasily Kandinskys
überragende historische Statur
als Entdecker und unermüdlicher
Durchforscher des neuen Konti-
nents: ''Gegenstandslose Kunst"
seit einem halben Jahrhundert
unbestritten ist, blieb es dem
Guggenheim Museum vorbehal-
ten, jetzt die erste, alle Phasen
seiner Entwicklung umfassende
Kandinsky-Retrospektive zu or-
ganisieren.
Dass das Museum selbst, dank
der fanatischen Sammeltätigkeit
seines verstorbenen Gründers So-
lomon R. Guggenheim, im Besitz
von fast 200 Werken Kandinskys
ist. begünstigte dieses mühevolle
Unternehmen.
Haag und Biusel gezeigt werden soll,
und eine gleiclizeitjge Retrospektive
im Pasadena Art Museum, Calif.. die
nach Schltjss in zehn Museen der USA
2ur Ausstellung kommen wird.
Zum ersten Mal sind nun die
bedeutendsten Werke der beiden
Haupt-Repositorien der künstle-
rischen Hinterlassenschaft Kan-
dinskys — der in Neuilly-sur-
Seine aufbewahrten Sammlung
seiner Witwe, Mme Nina Kandin-
sky und der zumeist aus Früh-
werken bestehenden Sammlung
Gabriela Münsters, die diese
Schülerin und Gefährtin des
Kandinsky der Murnau-Periode
der Städtischen Galerie München
vermachte — mit solchen aus dem
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M. Messer die Miiseen und Privat-
sanim langen der Welt nach Werken
Kandinskys durchstöbert. Das Ergebnis
ist das Zustandekommen xweier vollauf
dckumentierter und gleichwertiger
Retrospektiven:, der eben eröffneten
Schau im Solomon R. Guggenheim
Museum, die nachher in Paris, Den
Leihgaben aus den Sammlungen
der Hermitage und des Städti-
schen Museums (Leriingrad) und
der Moskauer Tretiakov Gallerie
die überwältigende Rückschau
durch Beispiele aus den turbu-
lenten Entwicklungsjahren 1909
bis 1913.
Die frühesieo Gemälde der Schau,
1902—04 datiert, sind noch romantisch-
realistische Münchener Schule. Jugend-
stil macht sich vor 1909 bemerkbar.
Doch die "Improvisationen" und "Im-
pressionen" von 1910 lassen bereits die
Wandlung ahnen, die in einem i9io
datierten Aquarell der Sammlung Mme.
Kandinskys — des Künstlers erstem
existierenden völlig abstraktem Werk
— plötzlich vollzogen erscheint.
Was Kandinsky als einer der
Führer der Künstlergruppe Der
Besitz des Guggenheim Museums j Blaue Reiter bis zum Ausbruch
des I. Weltkriegs schuf, machte
ihn zur Weltfigur und seinen
und solchen aus öffentlichen und
^ Miil'^'^Jr^.^flFJ'^Jfi? ^o^?!^^^^^ privaten Sammlungen der Welt
zu einer historisch lückenlosen
Retrospektive vereinigt.
Dank Mme. Kandinskys Ver-
mittlung ergänzen sieben — knapp
vor der EiöfTnung eingetrofTene —
kunstrevolutionären Essay "über
das Geistige in der Kunst*' zur
(Fortsetzung auf Seite 21)
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Phonea: SA 2-3092. 3093. 8572
Franz Jung
(Fortsetzung Ton Seile 19)
wird immer bitterer, immer re-
signierter, und seiner Weisheit
! letzter Schluss aus seinen Erfah-
rungen ist **Es scheint schliesslich
alles gleichgültig so oder so, was
man auch tut» irgendeine Kombi-
nation um uns herum tut mehr**.
Elf war gezwungen, ein Einzel-
gänger, ein Abseitiger zu bleiben.
War Franz Jung wirklich sk)? Er hatte
1907 bia 1911 in Jena. Berlin luid Mün-
chen Jus und Volkswirtschaft studiert.
Er hat zwischen i^m und i^is einige
ausgezeichnete Prosahücher geschrie-
ben, Vorläufer in psychologischer Ver-
Senkung und evpressionistischcr Fxta5?e
("Das Troltetbuch", "Kameraden".
"Sophie, der Kreuzweg der Demut", j
"Opferung", "Gnadenreiche unsre Kö- ;
nigin"), besonder^- »n der Zeit, alt; er i
mit Frans Pfemfert und dessen "Ak-
tion" eng verbunden war. '
Es ist richtig, dass er zwischen Lite-
ratur, HandelsjournaUstik. politischer
Aktivität und wirtschaftlichen Unter-
nehmungen unablässig hin und her ge-
worfen wurde. Aber er war weniger
ein Politiker als ein idealistischer Re-
voluzzer, als der er nicht nur gewissen-
iiaft organisierte, kämpfte und Unter-
griindaktionen "abschirmte", sondern
auch sozialkritische und aggressive
Dramen und Erzählungen verfassie.
Kurz vor dem völligen Zusam-
menbruch aller Unternehmungen,
in die er verwickelt war, gab er
seit 1931 eine aus^gezeichnete
radikalkriii.sche, in die Zukunft
weisende Zeitschrift *Der Geg-
ner** heraus (jede Nummer mit
64 Seiten). Aber grade damals
musste er untertauchen, wie so
oft in seinem Leben.
Er war, wenn er auch oft bitter
und verl^z^fHi" — üVxiy ■ !»^fne
Freunde sprach, irn Grunde <*in
guter Kerl, der dankbar für jedes
freundliche und anerkennende
Wort schien. In seinem Buch
findet er gute Worte für manche
Freunde: für einen alten Onkel,
Franz Pfemfert, Lotte Lenia, für
einige Kampfgenossen und den
frühen Expres^sionismus. Aber er
stürzte in seinen Unternehmun-
gen immer wieder ab, verpasste
jede Chance und vorbrannte sich
oft die Finger, wenn er für andere
die Kartoffeln aus dem Feuer
holte. Er war ein scharf-analy-
tischer, voraus^^ehender Beobach-
ter seiner 2^it. aber er konnte mit
den Menschen nicht fertig wer-
den.
"Ich leid« darunter, dast Ich oder
dex Cinx*lne dazu bestimmt ist su lei-
dem, M »xistiert ungeschüist tat einem
völligen Mangel an Selbstverteidigung
und Läbmung sur Gegenwehr, aus der
die Gemeiaschait •atspringt."
Er lebte und arbeitete unter*
grund in Berlin auch noch einige
Zeit unter der Naziherrschaft;
schliesslich flüchtete er nach Prag,
nach Wien, nach Paris, nach Genf,
immer in wirtschaftlichen Unter-
nehmungen, Versicherungen, Ban-
ken schuftend. Er wurde nach
Budapest versetzt, wo man ihn
schliesslich verhaftete, ins KZ
brachte, dann nach Bozen ina
Arbeitslager. Nach der Befreiung
musste er in Italien bleiben, in
entwürdigenden Umstünden, zeit-
weise als Kuchenbäcker fiir die
Bauernbevölkerung.
Endlich landete er in New York,
dann in San Francisko, beide
Male wieder eifrig, aber erfolglos
bemüht.
Während der letzten beiden
Jahre lebte er unstet und völlig
verarmt in Städten seiner frühen
Jahre in europäischen Ländern,
noch immer — über 70 Jahre alt —
in seltsame Pläne verstrickt.
Kürzlich gab er einen Auswahl-
band seines Freundes, des An-
thropologen und ^'Biographen"
Ernst Fuhrmann, gleichfalls ein
verkannter Vorläufer, heraus für
die '^Deutsche Akademie für
Sprache und Dichtung**. Er ar-
beitete zuletzt an einem Buch
über Aussenseiter der Gesell^
Schaft, zu denen er — wider Wil-
len — xeitleben« splbat gehört
liatte.
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Fridoy, February 1, 1963
AUFBAU
19
Mjiierarische Welt
Americas ^'Poeta Laureatus
Leben und Tod des Dichters Robert Frost
##
Vor einigen Jahren stand der
Dichter Robert Frost, zusammen
mit Carl Sandburg verehrt und
bewundert wie kaum eine an-
dere Gestalt der heutigen ameri-
kanischen Literatur, vor einem
Unterausschuss des Senats-Komi-
tees für Arbeits- und Oeffentliche
Wohlfahrtsfragen, um sich über
Probleme der nationalen Erzie-
hung zu äussern. Damals führte
Frost einen Feldzug zur Errich-
tung einer National Academy of
Culture. Und er schloss eine Ant-
wort auf eine Frage des Senators
Yarborough mit den Worten: "Je-
der kommt hier nach Washington,
um als gletichber echtigt mit je-
manden anderen anerkannt zu
werden. Nun, ich möchte, dass die
Dichter als gleich wichtig er-
klärt werden mit — , nun was soll
ich sagen? den Wissenschaftlern?
Nein, mit den grossen Geschäfts-
herren.*'
Robert Frost, der am 26.
März 89 Jahre geworden wäre
und tief in der Landschaft
New Englands verwurzelt ist,
war weit davon entfernt ge-
boren: in San Francisco. Auch die
ersten Ruhmeslorbeeren hat er
nicht in seiner Heimat, sondern
in England geerntet, wo 1913
sein Buch "A Boy's Will" und
bald danach **North of Boston"
veröffentlicht w^urden. Aber er
war ein Mann New Englands
durch und durch. Als ihn 1959
jemand in einem Interview
fragte, ob New England nicht auf
dem Abstieg sei — die New Eng-
land Staaten haben im letzten
Jahrzehnt vor allem durch Ab-
wanderung politisch und indu-
striell starke Rückschläge erlitten
— da antwortete er: "Der nächste
Präsident der Vereinigten Staaten
wird aus Boston stammen. Sieht
sinkt? Es -wird ein Puritaner sein
namens Kennedy. Die einzigen
Puritaner, die heute noch existie-
ren, sind die Römisch-Katholi-
schen."
Zwei Jahre später stand Ro-
bert Frost barhäuptig, das dichte
weisse Haar vom Winterwind zer-
zaust, vor dem Capitol in Wash-
ington und las sein Gedicht "The
Gift Outright" als die einzige bei
der Einschwörung des Präsiden-
ten Kennedy im Programm vor-
gesehene *'Rede" vor. Millionen
und Abermillionen sahen auf den
Fernsehschirmen des Landes die
ehrwürdige Gestalt des Dichters,
der bisweilen den Faden der
Verse verlor, bisweilen auch von
der Sonne geblendet nicht weiter
konnte. Und dann fing auch noch,
ohne dass der greise Mann es
merkte, die Kabelleitung des Mi-
krophons zu brennen an. Einmal
hob auch der von dem alten New
Engländer gefeierte junge New
Engländer, der der erste Mann
der Nation geworden war, herun-
tergefallene Blätter des Manu-
skripts auf. Es war ein rührend-
pathetisches Bild.
Es bedeutete gleichzeitig den
Eröffnungsakt jener neuen Kul-
turpolitik, die das Ehepaar Ken-
nedy in Washington durchzufüh-
ren plante. Das Versprechen
wurde gehalten. Heute ist die
Kennedy-Regierung die erste in
der Geschichte der Vereinigten
Staaten, in der die schaffenden
Künstler eine offiziell anerkannte
Rolle spielen. Frost hatte es in
den Endversen des vorgelesenen
Poems vorausgesagt: "A golden
age of poetry and power — of
which this noonday's the begin-
ning hour."
Es ist ein langer Weg, den Frost
von seinem ersten Werk bis zu
dem schmalen Bändchen seiner
letzten Gedichte **In the Clear-
ing" (erschienen im März vorigen
Jahres) zurückgelegt hat. Reiche
Ehren waren ihm auf diesem Weg
geworden: viermal war ihm der
Pulitzer Preis für Poesie, zwan-
zigmal der Ehrendoktor von Uni-
versitäten und Colleges verliehen
worden. Wenn er in den Städten
vorlas, füllte die Jugend des Lan-
des die Säle und lauschte dem
alten Manne, dessen Verse über
d§n "Common Man" von einer
tiefen Kenntnis des Menschen,
von einer erschütternden Nähe
zu der realen Welt, die diesen
Menschen umgab und formte
durchdrungen waren, und der im
Verstehen der Tragik des Le-
bens gleichzeitig in Hoffnung und
tiefer Liebe den Farmen und Fel-
dern verbunden blieb, aus denen
die Vorfahren des Menschen von
IIIIM1I>^
The Giit Outright
By Robert Frost
The land was ours hejore we were the land's,
She was our land more than a hnndred years
Before we were her people. She was ours
In Massachusetts, in Virginia,
But we were England's, still colonials,
Possessing what we still were unpossessed hy,
Posessed by what we now no more possessed.
Something we were withholding made us weak
Until we found out that it was ourselves
We were xvithholding from our land of living.
And jorthwith found salvation in surrender.
Such as we were we gave ourselves outright
(The deed of gift was many deeds of war)
To the land vaguely realizing westward,
But still unstoried, artless, unenhanced
Such as she was, such as she tüould* become.
•Changed to "wiU" for the inaugural reading.
heute gekommen waren. Aber
Frost war niemals ein "Blut und
Boden"-Dichter. Er war ein
Mann, der mit Gott und Schick-
sal kämpfte, sensitiv alle Leiden
seiner Mitmenschen in sich auf-
genommen und mit durchlitten
hatte, und dessen Schreibtisch die
Natur war. Er hatte auch nie die
Verbindung mit der Jugend ver-
loren und immer gewünscht,
"dass die jungen Menschen die
Poesie als die Grundform des
Verstehens" erkennen sollten.
Und: "Ein vollkommenes Gedicht
ist jenes, in dem ein Gefühl sei-
nen Gedanken und der Gedanke
seine Worte gefunden hat."
International haben andere
amerikanische Dichter grösseren
Einfluss gehabt, etwa Männer wie
T. S. Eliot, Ezra Pound, W. H.
Auden u. a. Aber man könnte
fast wetten: sie steigen und ver-
blassen, steigen und verblassen
wieder mit den Zeiten. Frost
bleibt in allen Zeiten und in al-
len Ländern ein Sprecher des
amerikanischen Volkes und zu-
gleich unmittelbar verbunden
Völkern und Generationen in sei-
nem Bestreben, indem aus seinen
eigenen Erfahrungen und Kämp-
fen Hilfe gegen die Irrungen und
Wirrungen der Zeit zu leisten. Er
liebte das Leben, wie es nun ein-
mal war. Und hat sich lange und
hart gegen den Tod gewehrt, ehe
er die Waffen streckte.
Manfred George
Geschichte eines Aussenseiters
Von Kurt Pinthus l fährten als blinde Passagiere und
Franz Jung, am 26. November Piraten den Kapitän des Fisch-
in Neisse als Sohn eines Uhrma- dampfers "General Schröder
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ÜBERSETZUNGEN
Alle Sprachen — Alle Gebiete.
Begl. Übersetzungen f. alle Behörden
chers geboren, ist im 75. Jahr
seines unruhigen Lebens nach
schwerer Erkrankung innerer
Organe in einem Stuttgarter
Krankenhaus einem Herzschlag
erlegen. Seine Altersgenossen
hatten kaum noch Kenntnis von
ilntri. Von seinen mehr als 20 Bü-
chern (das letzte war 1931 er-
schienen) — alle in kleinen Auf-
lagen gedruckt und schnell ver-
schollen — und von seiner blossen
abenteuerlichen Existenz wusste
eine jüngere Generation über-
haupt nichts mehr. Da erweckte,
erschreckte er plötzlich die allge-
meine Aufmerksamkeit, als 1961
zu seinem 73. Geburtstag seine
Erinnerungen erschienen (Luch-
terhand Verlag), betitelt ''Der
Weg nach unten", ein aufregen-
des, aufreizendes Buch, das fürch-
terlich — umso fürchterlicher,
weil ganz unpathetisch — ver-
nichtendes Gericht hält über
seine Zeit, seine Zeitgenossen, an
unbarmherzigsten aber über ihn
selbst.
Er sagt dort, er sei in den "Ruf
einer von Geheimnissen umwit-
terten Person, eines gefährlich«!
Abenteurers" gekommen. Er be-
streitet das, sein Buch aber be-
weist es.
WER WAR FRANZ JUNG?
Er war ein Schriftsteller, Dra-
matiker, Erzähler . . . aber wenn
er sich auf diesen Gebieten —
immer wieder, 20 Jahre hindurch
— betätigte, hasste er diese Tätig-
keit. Er war ein Handelsjourna-
list, Wirtschaftskenner, oft und
viel in reelle, zwielichtige oder
dunkle Geschäfte und Spekula-
tionen verwickelt . . . aber er
hasste auch diese Tätigkeit, gab
sie immer wieder auf, begann sie
immer wieder neu, selbst in jeder
Stadt seines späteren Exils. Er
war ein militant-aktiver radikaler
Politiker und an vielen revolu-
tionären Unternehmungen betei-
ligt.
1920 zwang er mit zwei Ge-
Kurs auf Murmansk zu nehmen,
um so als Delegierter einer kom-
munisrtischen Splitterpartei nach
Sowjetrussland zu gelangen. Er
arbeitete, aus Deutschland nach
^-
POPULÄR
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FRANZ JUNG
der Osterrevolte 1921 flüchtig,
drei Jahre lang als Organisator
phantastischer Unternehmungen
in Russland, etwa um den "Hun-
ger an der Wolga" (so heisst sein
Buch darüber) soziologisch zu
erforschen und durch die Inter-
nationale Arbeiterhilfe zu be-
kämpfen, oder eine Zündholz-
Industrie für Export oder eine
Maschinenfabrik aufzuziehen.
Auch seine politische Tätigkeit
hasste er, stets ein Fallengelasse-
ner, stets erfolglos in seinen
Aktionen, immer ein Enttäusch-
ter. Enttäuscht in seinen Ehen,
Lieben und Freundschaften, ent-
täuscht vom Suff, von selbstge-
wähltem Elend und schnell er-
worbenem Reichtum, von all den
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unzähligen literarischen, wirt-
schaftlichen, polftischen Erleb-
nissen, die er in zerfleischender
Selbstanalyse im *'Weg nach
unten" erzählt.
Er erzählt dort vieles Auf-
schlussreiche, manchmal Haar-
sträubendes aus der internationa-
len Politik und Wirtschaft, nebst
dem Kunstbetrieb, das noch nie-
mals erzählt worden ist, und er
erzählt manches anders, als es
bisher erzählt und geglaubt
wurde. Es ist auch viel von vieler-
lei Krach und Klatsch die Rede,
von Flucht vor der Justiz, von
Aufenthalt in Gefängnissen, von
Verleumdung, Verruf und Verrat.
Und immer wieder scheitert er
oder glaubt zu scheitern, bis er
zu völliger Gleichgültigkeit und
Unaktivität getrieben wird. Es ist
die
SELBSTDARSTELLUNG DES
ISOLIERTEN, HILFLOSEN
INTELLEKTUELLEN,
der vergeblich versucht, durch
unkonformistische Arbeit in Li-
teratur, Politik, Wirtschaft sich
zu betätigen und schöpferischen
Anteil an der Gesellschaft seiner
Zeit zu gewinnen.
So wird das Buch zu einer Art
Generalbeichte, einem Schuld-
bekenntnis wie Rousseaus '*Con-
fessions'*. Er bekennt, dass er
"viel bitterer in der Eigenbewer-
tung" sei, als seine Feinde "sich
das vorstellen können". Kein
Wort kommt in den Resultaten
seiner Erlebnisse so oft vor wie
"es ist gleichgültig" oder ''es ist
interessiert mich nicht mehr". Er
(Fortsetzung auf Seite 20)
Ein Dichter vom
Bodensee
Ueber Jacob Picard — Dichter,
Jurist, Historiker, Weltweiser —
ist im "Aufbau" mehrmals Aus-
führliches gesagt worden, sodass
zu seinem 80. Geburtstag nur
einige Fakten seines Lebens und
Werks in Erinnerung gebracht
seien. In Wangen am Bodensee
geboren, wurde er Rechtsanwalt
in Konstanz und Köln, aber seine
Liebe gehörte stets der Literatur.
Seine erste lyrische Sammlung
''Das Ufer" erschien 1913. Er
nahm am ersten Weltkrieg mit
drei Brüdern teil, von denen zwei
fielen. ''Erschütterung" heisst das
Gedichtbuch, das in Schmerz^
Klage und Ausbruch diesem Er-
lebnis entwuchs. Was er dann
an Gedichten, Erzählungen und
Artikeln publizierte, erschien
meist unter dem Pseudonym J. P.
Wangen, denn, so sagte er, *'zu
einem Anwalt, der dichtet, hat
man kein Vertrauen".
Als Jacob Picard aber ver-
öffentlichte er, aus seinem Beruf
vertrieben, 1936 in der Jüdischen
Buchvereinigung (Berlin) das
Buch, das bis heute sein Haupt-
werk geblieben ist. "Der Gezeich-
nete", eine Geschichten-Samm^
lung von südwestdeutschen Land^
Juden. Es war das erste Buch
über dies Thema, und wird lange
das einzige bleiben, denn diese
Landjuden, ebenso fest und treu
dem Judentum verbunden w^ie
dem Land, in dem sie als Bauern
oder Händler seit Jahrhunderten
in Dörfern und Städtchen lebten,
sind ausgerottet. Picard aber hat
sie in mannigfaltigen Gestalten
und Erzählungen, ohne Sentimen-
talität oder Versüsslichung, in
einem eigenen herben, dichten
und doch poetischem Stil so end-
giltig dargestellt, dass sie leben-'-
dig dastehen und weiterleben.
Picard selber entstammt einer
solchen alten Landjuden-Familie
vom Bodonsee. Zu Ende der dreis-
siger Jahre entkam er über Sibi-
rien nach New York, wo er in
der Stille und völlig bedürfnislos
fast zwanzig Jahre lebte. Vor
einiger Zeit kehrte er nach
Europa zurück; dort wohnt er in
Den Haag (Holland) nahe seiner
Tochter und Enkel. Jeden Som-
mer aber verbringt er in seinem
Geburtsort Wangen, hochgeehrt,
wandernd in der alten Landschaft
und schwimmend im Bodensee
wie in seiner Jugend, als es noch
Landjuden gab.
Picard hat seither mancherlei
geschrieben, das in deutschen
Blättern erscheint oder über das
Radio gesendet wird. Er hat auch
eine umfangreiche Geschichte sei-
nes Landsmannes, des Freiheits-
kämpfers Franz Sigel verfasst,
der 1849 den Aufstand in Baden
führte und schliesslich amerika-^^
nischer General im Bürgerkrieg
wurde (sein Denkmal steht am
Riversidc Drive in New York).
Picards Erzählungen von den
Landjuden erschienen, von Lud-
wig Lewisohn übersetzt, 1956 in
englischer Sprache sehr erfolg-
reich, bei der Jewish Publication
Society of America. Das schönste
Geschenk für den liebenswerten
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REDUCTION
RATIO
CHANGES
FROM
TO
IM
FÜR DIE FRAU
n.1.1963 / Nr. 2 / XVI. Jahrg.
Seite
13
V or wenigen Wochen starb fünfundsirb-
7.igjährig in Paris Sylvia Beach. Tochter
eines presbytcrianischen Geistlichen aus
Princeton, Nachfahrin von neun Pfarrcr-
ßenerationen in New Jersey, eine der be-
merkenswertesten Frauen der neuen Lite-
raturgeschichte. Richard Ellmann, Autor
der voluminösen Joyce-Biographie, meint
in einem maliziösen Nebenbei, daß sich
'Sylvia Beach vor all dem, was sich aus
ihrer presbyterianischen Herkunft ergeben
mochte, auf der Flucht befand.
Der Mann ist kein Kavalier, ganz ab-
gesehen davon, daß noch nicht ausgewogen
ist. wessen Verdienste um Joyce größer
sind: die des Biographen Ellmann oder
die der Buchhändlerin Beach. die nach
dem Scheitern jeder Hoffnung auf eine
Veröffentlichung in spontanem Ent.schluß
den bedrückten Joyce fragte: ..Wijrden Sie
Shakespeare and Company die Ehre er-
weisen. Ihren Ulysses herausbringen zu
dürfen?"
Shakespeare and Company hieß die Buch-
handlung und Leihbücherei, die Sylvia
Beach 1919 mit Hilfe der kräftigen ' und
tatkräftigen Adrienne Monnier einrichtete.
Um die Jahrhundertwende war die vier-
zehnjährige Sylvia mit ihren Eltern und
zwei Schwestern nach Paris gekommen.
Der Vater hatte die Aufgabe der religiösen
Betreuung amerikanischer Studenten über-
MATH 1 1 AS sc n R F: C K LI .\ C L R :
Die Hebamme des Ulysses
Mihcn JUS Cbcvcc - Die Moinoucn de, Svivu Be.ch uikI der Peacv Cucraenl.cMn
nommrn. Der gei.stliche Herr scheint ein
welluffener. der Muckelei abholder Mann
gewesen zu sein, dem die Atmosphäre der
Pariser Goldenen Jahre offenbar zusagte.
Auch nach seiner Rückkehr nach Amerika
kehrte er oft zu kürzeren oder längeren
Aufenthalten mit .meiner Familie nach
Frankreich zurück.
Sylvia schließlich kchitc eines Tages zu-
rück, um zu bleiben. Der Gedanke einer
Buchhandlung, die die anglo-amerikanische
Literatur in Paris pflegen wollte, erwies
sich als fruchtbar. Andre Gide war einer
der ersten Kunden. Paul Valery kam. Leon
Paul F^)rgue. Valery Larbaud. Georges
Duhcjmel. Jean Schlumberger und andere.
Natürlich fanden sich auch die Landsleute
eui. Kszia p,)und. Sherwood Andersr.n.
John Dos Pa.>so.s. Tliornton Wilder. Scott
j-H/ge.eiid. Thomas Wolfe und Ernest
Hemingway.
Sylvia Beach .schildert anschaulich das
bunte Lebensmuster von Menschen. Be-
gegnungen. Gesprächen. Schicksalen und
StuTimungen in ihrer kleinen Bücherstube
m der Rue de l'Odeon. und aus ihren Er-
innerungen i.st eine., derlarbigsten und lie-
benswertesten Memoiienbücher geworden,
gänzlich unprätentiös und von frau-
licher Warmherzigkeit (..Treffpunkt - Ein
Buchladen m Paris". Paul List Verlag).
Ihre besondere Bedeulujig gewinnen
diese Ermnerungen durch die Begegnung
mit James Joyce, dem haibblinden, hypo-
Was erwarter die Haustochter im Ausland?
I.iniiliciLin^cliluß heißt o{\ : BabvMrtci sein
D
ie Zahl deutscher Mädchen, die für
mehr oder weniger als ein Jahr ins Aus-
land gehen, wächst von Jahr zu Jahr. Viele
tun dort das, was sie in Deutschland nie
täten: Sie werden Dienstmädchen. Freilich
hört sich das Wort Haustochter freundliclier
an, aber die Verhältnisse, in die das deut-
sche Mädchen im Ausland kommt, entspre-
chen oft eher der ersten Bezeichnung.
Abenteuerlust spielt selten eine Rolle.
Die Mädchen wis.sen meistens, daß sie nicht
auf Erholung fahren, sondern bereit sein
müssen zu arbeiten. Das häufigste Motiv
ihres Entschlusses liegt darin, selbständig
zu werden, den Abstand des Reifgewords-
nen vom Elternhaus bewußt zu machen
und sich einmal durch räumliche Trennung
von der gewohnten Atmosphäre auf das
W^agnis des Lebens einzulassen. In den
meisten Fällen liegt der Grund noch direk-
ter in ausweglosen persönlichen Umstän-
den, die durch zeitliche Trennung wieder
in Ordnung oder zur Entscheidung ge-
bracht werden sollen. Dann erhoffen sich
die Mädchen eine Zeit innerer Ruhe.
Oft stehen sie auch in Verbindung mit
einer Bekannten, die schon im Ausland ist
oder war; und diese wird immer sagen:
Komm auch. Sehr selten besteht schon eine
Bekanntschaft mit der Familie im Ausland,
was aber für das Mädchen von entschei-
dender Bedeutung sein kann. Denn die
Frage: Wie hast du's getroffen? wird oft
zu spät gestellt — und im Ausland die
Stelle zu wech.seln, ist nicht nur ein
menschliches, sondern auch finanzielles
Risiko, das ungerne eingegangen wird.
Damit ist die zweite Frage gestellt: Was
wartet auf das Mädchen, was kann es
selbst erwarten?
Die meisten der aufgesuchten Länder
sind Länder hohen sozialen Standes: die
Schweiz, Frankreicli. England, die USA.
Schweden und Finnland. Dort herrschen
aufs Ganze ge.sehen dieselben Probleme
wie bei uns: Wer hilft der Hausfrau? Da
deutsche Mädchen im Rufe stehen, tüchtig
zu sein, werden sie gerne genommen. Die
Haushalte, welche die Stellen bieten, sind
in der Regel gutgestellte oder kinderreichv-^
Familien. Im Normal fall gewähren sie für
ein Jahr entweder eine Fahrt und ein ver-
hältnismäßig gutes Monats- oder Wochen-
gelt oder beide Fahrten und weniger Bar-
geld, was bei weiten Entfernungen auf das-
selbe herauskommt. Von den zwölf Mona-
ten geben viele die letzten vierzehn Tage
frei für eine Fahrt durchs Land. In der
Woche sind anderthalb Tage frei. Selten
klagen Mädchen darüber, daß Abmachun-
gen nicht eingehalten oder die Bezahlung
zu schlecht sei.
Hier einige Ratschläge, auf welche Dinge
zu achten ist.
Die Abmachungen sollten immer vorher
schriftlich ausgehandelt sein, wobei als
Richtschnur die deutschen Verhältni.s.se gel-
ten können, es sei denn, die Familie ist per-
sönlich bekannt oder eine Haustochter löst
die andere ab und übernimmt deren Ab-
machungen. Ausdrücklich gewarnt sei da-
vor, auf Drängen der Familie die Reise an-
zutreten, bevor alles klar ist.
Es ist nötig, sich über den Wert der
fremden Währung im eigenen Lande eine
Vorstellung zu verschaffen. Zwanzig Dollar
zum Beispiel in Amerika haben für die
meisten Dinge eine Kaufkraft von etwa
fünfundzwanzig Deutschen Mark!
Rechtlich unsicher gelassen wird oft die
Krankenversicherung. Es gibt deutsche
Kassen, die gegen geringen Mehrbetrag
auch im Ausland versichern. Meistens
gehen die Familien dort für ihre Haus-
tochter eine Versicherung ein. Nicht über-
all findet man die Einstellung einer Ameri-
kanerin, die sagte, sie zahle nicht zu\ iel
Wochenlohn, weil sie ja die Verantwortung
im Krankheitsfälle zu tragen habe, was sie
.selbstverständlich täte.
In jedem Zweifelsfallc kann (unter Vor-
lage der Einladung) Auskunft im Konsulat
des betreffenden Landes eingeholt werden,
sowohl über F<n'malitäten als auch über die
P^amilie, die sich oft selbst an das Konsulat
wendet, um eine raschere Einreise der
Haustochter zu erreichen.
Handelt es sich um eine persönlich un-
bekannte deutsche Familie im Ausland, so
kann sich die Haustochter eventuell an das
deutsche Pfarramt in derselben Stadt od:n'
in deren Nähe wenden. Doch im allgemei-
nen lehnen es die Pfarrämter ab. offiziell
zu vermitteln.
Der Begriff ..Haustochter" ist dehnbar,
je nachdem wie sie selbst oder die Familii^
ihn verstehen. Bei uns versteht man dar-
unter den Familienanschluß. Es kann sein,
daß dieser darin besteht, fünfmal in der
Woche nach einem arbeitsreichen Tag beim
Baby zu sitzen. Und das ist das eigent-
liche Risiko, weil über Hilfe im Haushalt
oder die An.stellung als Kindermädchen
Köpfe der Großen für Groschen
Der B.^ckenK^lr des Erzheizocis .^Is Musrei für d,4s Heer
I
nwieweit kann .«^ich ein großer Mann als
Herr seiner Physiognomie betrachten? Das
heißt, bis zu welchem Grad kann er an
seinem Gesicht Veränderungen vornehmen,
die dessen Zauber mindern oder ihm Cha-
rakteristisches rauben?
Ist es dem großen Mann zum Beispiel
erlaubt, sich den Bart zu rasieren, die
grauen Haare zu färben (Kler die Glatze
unter einer Perücke zu verbergen? Und
die Lexika, die ihn bärtig, ergraut oder
kahlköpfig zeigen"!' Was «soll mit ihnen ge-
schehen? Der Kaiser von Österreich-Un-
garn, Franz-Joseph, wollte sich eines Tages
seinen Backenbart abnehmen lassen und
konnte es nicht. Als er seine Absicht dem
Barbier kundtat, fiel dieser in Ohnmaclit;
wieder zu sich gekommen, stürzte er /um
Erzherzog Franz Ferdinand, um ihm den
Fall zu unterbreiten. Der Erzherzog, des-
sen Ermordung in Saraiewo bald darauf
den Ersten Weltkrieg entfesselte, teilte die
Nachricht dem Hofe mit und verursachte
einen schrecklichen Wirbel. Da war eine
Dame, die schlief mehrere Nächte nicht:
sie sah eine Tragödie heraufziehen. I^er
Backenbart des Kaisers, jener Backenhalt,
von fast allen Offizieren des Heeres über-
nommen, durch die Photographien, durch
Münzen und Briefmarken volkstümlich
geworden, von den ersten Karikaturisten
der Welt interpretiert und in der Plastik
verewigt, jener Backenbart von sechzig
Jahren Geschichte sollte in einer Minute
verschwinden!
..Nein! Niemals!" rief der ganze Uof
„Österreich ist ein konstitutionelles Lind
Der Kaiser muß sich beraten lassen."
Und der Erzherzog und die Erzherzogin,
der Großmarschall, der Zeremonienmeister,
der Generaladjutant des Kaisers, der Große
Kammerherr und die erlauchten Würden-
träger der Krone — sie gingen geschlossen
zum Kai.ser. um ihn anzuflehen, den ge-
heiligten Bart nicht anzutasten. Franz Jo-
seph ließ sich nicht raten. Er hatte seinen
Bart satt:
„Der Backenbart, historisch oder nicht,
ist eine reichlich lästige Sache."
..Nehmen Eure Majestät die Last auf
sidi."
„Meine Majestät nimmt gar nichts auf
sich und läßt sich sofort den Bart weg-
schneiden, in einem Akt der Unabhängig-
keit, wie man sie dem letzten ihrer Unter-
tanen nicht streitig machen wird."
Aber er ließ ihn sich nicht abnehmen. Er
konnte es nicht tun. Der Widerstand, dem
er am Hof begegnete, und der im Volk, wo
bereits die ersten Gerüchte über seine Ab-
sicht umgingen, war gewaltig, und Franz
Joseph blieb nichts anderes übrig, als sich
bis ans Ende seines Lebens selbst zu glei-
ch en
Sich selber gleichen: Hier ist die erste
Pflicht eines icdcn großen Mannes, denn
keiner von ihnen ist Herr, sondern simpler
Nutznießer seines Kopfes, mit dem er die
Popularität erwarb oder den Ruhm er-
langte. Die Köpfe der großen Männer ge-
hören in Wirklichkeit uns allen. Wir sind
die einzigen, die nicht nur das ab.solute
Recht hätten, sie umzumodeln: wir könnten
sogar den einen oder anderen von ihnen,
falls wir seiner überdrüssig sind, nehmen
und damit auf den Trödelmarkt gehen, um
zu sehen, ob wir für ihn ein paar Groschen
einhandeln.
Aus dem Spanischen von Wilhelm L KristI
eine genauere Verständigung vorher
schlecht möglich ist. Eine Probe gegen.sei-
tigen Vertrauens kann nicht vorweg-
genommen werden. Andeie Umstände wie-
der gelten als .selbstverständlich, zum Bei-
spiel, daß es im Diplomatenhaushalt selten
Tischgemeinschaft geben wird.
Die neue Umwelt sieht verschieden au.--.
In Finnland werden die sprachlichen
Schwierigkeiten, die natürlich ihren be-
sonderen Reiz haben, viele Mädchen in den
Jugendring der deutschen Gemeinde füh-
ren, in Amerika, wo die Sprache schneller
erlernt ist, in einen der vielen Klubs.
Auf jeden Fall ist der Auslandsaufent-
halt immer die Erwartung wert, oft für
das ganze Leben. Wer sich mit dem Ge-
danken trägt, etwas anderes zu sehen und
zu erleben, .'^ollte keine Bedenken zweit-
rangiger Art haben, sondern den der
Jugend entsprechenden Mut zeigen, die
Chance in unserer Zeit zu nutzen und ein
Jahr im Ausland zu leben..
Hermann Bergengruen
chnndri.schen Autor des Ulysses, der sich
\-or Gewittern. Hunden. Infektionen und
dem lieben Gott fürchtete, der es ihm, wie
er meinte, eines Tages ..geben wird". Mit
dem kühnen Entschluß, den Ulysses zu
verlegen, übernahm Sylvia Beach auch die
Sorge für den Autor und seine P\miilie.
eine Aufgabe, die sich mit Joyce als Ge-
schäftspartner jeder vernünftigen Bilanz
entziehen mußte. Joyce' Verhältnis zum
Geld war. gelinde gesagt, gestört; seine
Trinkgelder waren berühmt, er gab, wie
ein von ihm eingeladener Gast unfein be-
mcMkte. „Geld aus wie ein betrunkener
Matrose". Er warf es mit Wonne hinaus,
berichtet Sylvia. ..und ich konnte gerade
eben noch verhindern, daß meine Buch-
handlung mit verschlungen wurde".
Den ständig auf der Geldsuche befind-
lichen Joyce schildert am besten Joyce
selbst. Anläßlieh (Mner Verstimmung mit
seiner Verlegerin schrieb er in einem Brief:
CS gibt kein Fest, keine Feier, kein
Treffen von Aktionären, wo ich nicht in
der Schicksalsslunde an der Tür erscheine,
in zweifelhafter Gewandung, mit einem
Gepäcktroß, einer stummen, erwartungs-
vollen Familie, ein Pflaster über dem
Auge, düster um Hilfe heulend." Sylvia
Beach hielt ihrem düster heulenden und
fröhlich Geld verstreuenden Autor mit
bewundernswerter Langmut die Treue,
vom Genie fasziniert und mit jenem
resignierenden Humor, den der Wei.se dem
Unabänderlichen entgegensetzt. Für seine
Arbeit und Mühe habe Joyce, meint sie,
sicherlich ein zu geringes Entgell erhalten'
Als dann das von der Zensur verfolgte
Buch freigegeben wurde, Jovce den Ver-
leger wechselte und die Random-Hou.se-
Ausgabe ihm fünfundvierzigtausend Dol-
lar einbrachte, gmg Sylvia Beach leer aus.
wie überhaupt keiner ihrer Verträge mit
Joyce ihr den geringsten Nutzen brachte.
Ihr großmütiger Verzicht ist ohne Sta-
chel, vom kommerziellen Standpunkt bei-
nahe unbegreiflich und unsinnig, zumal
schließlich ein Hilfskomitee zur Rettung
von Shakespeare und Co gegründet werden
mußte. Sylvia Beachs Replik auf das finan-
zielle Fiasko mit ihrem Autor: die
Bücher gehörten ja schließlich Joyce. Ein
Baby gehört seiner Mutter und nicht der
Hebamme, nicht wahr?" — W^ie so viele
selbstlose Frauen ist auch die Hebamme
de.s Ulysses eine liebenswerte Assistenz-
figur der Literaturgeschichte gew-orden, der
man im Zusammenhang mit dem manch-
mal weniger liebenswerten Joyce stets
gerne begegnen wird.
V on ganz anderer Art ist die Autobio-
graphie von Peggy Guggenheim, der be-
rühmten amerikanischen Sammlerin, die
heute in Venedig im Palaz/o Venier dci
Leoni inmitten ihrer gesammelten Kunst-
schätze lebt („Von Kunst be.ses.sen". Kind-
l<r Verlag). Was sich freilich dem Besucher
heule als eine klassi.sche Kollektion moder-
ner Kunst mit Kapitalstücken der berühm-
testen Namen von Picasso bis Pol lock dai-
bietet, ist der gefilterte Rückstand aus
einein Strom von Kunstwerken, in dem
„Peggy" watete. Zeitweise, zu Beginn des
Zweiten Weltkrieges, kaufte sie in Paris
..ein Bild pro Tag".
Liest man die forschen, manchmal reich-
lich ungeschminkten Bekenntnisse, wobei
einem die Geschichte der Defloration der
Sammlerin nicht erspart wird, so fragt
man sich, ob es oft nicht eher die Künst-
ler als die Kunstwerke waren, die Peggy
Guggenheim anzogen. Jedenfalls verhehlt
.^ie nicht, daß sie beide Passionen, die ero-
tische und ästhetische, nutzbringend zu
verbinden wußte.
Ist es Naivität oder feuilletonistischer
Snobismus, wenn sie erzählt, daß sie auf
einen scherzhaften Vorschlag ihres ersten
Mannes der Möglichkeit nachging. Bran-
cusi zu heiraten. ..damit mir einmal alle
.seine Plastiken als Erbe zufielen"? Aber
sie entdeckte, daß Brancusi anderes im
Sinn hatte und sie nicht zu seiner Erbin
machen würde. „Er liebte mich sehr, aber
ich konnte ihm nie etwas entlocken."
Schließlich, als die Deutschen schon nahe
vor Paris standen, kam sie doch noch zu
ihrem „Vogel im Raum". Brancusi liefen
die Tränen übers Gesicht, als er abgeholt
wurde. Peggy „erfuhr nie. was ihn so außer
Fassung gebracht halte, nehme aber an. es
war der Abschied von seinem Lieblings-
vogcl".
Offenbar gehört es zur unergründlichen
Logik einer sammelnden Millionärstochter,
Brancusi Geiz und Geldgier anzukreiden
und gleichzeitig den ausgemachten Kauf-
preis in Franken festzusetzen, wobei sie
tausend Dollar einsparte.
Die großen Kunstwerke freilich schwei-
gen über die menschlichen Unzulänglich-
keiten. Vielleicht erhöht es .sogar ihren
Glanz, so ungescliminkt zu erfahren, wie
sie sich zu einem einmaligen Ensemble zu-
sammenfanden. Wenn das Allzumenschlic+ie
dennoch das Besondere bewirkt, die Eitel-
keit des Anekdotischen abgefallen i.st.
dann bleibt schließlich doch unversehrt
eine große Sammlung und eine große
Sammlerin.
Anfna}nne: Anne Radon
Seite
16
11. 1. 1063 . Nr. 2 ' .XVI. Jdhrg
CHRIST UND WELT
Semoer Dowland
semper
dol
ens
Zum 400. Gcbiirrst.ia des
cnsilischon
Koniponisicn John Do\vl«ind / \ on tck-irr Klessmann
Im Jahre 1599 erscheint in London eine
Sammlung von Sonetten unter dem Titel
,.The Passionate Pilgrim". Ihr Verfasser.
Richard Barnfield, rühmt darin einen Mu-
siker namens John Dowland, „dessen
himmlisches Lautenspiel die Sinne schwin-
den läßt". Vier Jahre zuvor hatte ein ande-
rer Dichter — Thomas Campian — in
einem Epigramm bekundet. daf5 Dowlands
Kunst selbst Orpheus überträfe Wer war
dieser John Dowland. dessen Talent die
Federn der englischen Lyriker und Dra-
matiker (allein sieben zeitgenössische
Schauspiele erwähnen seine Musik) der-
art beflügelte? Diese Frage wird um so
interessanter, wenn wir aus einem 1612
erschienenen Gedicht erfahren, daß Dovv-
Jand zu dieser Zeit schon fast vergessen ist.
Geboren wird John Dowland in der
Weihnachtszeit des Jahres 1562 in Dalkey
bei Dublin, verliert mit fünfzehn den Va-
ter und geht nach England. Siebzehnjäh-
rig wird er Lautenist des englischen Ge-
sandten in Paris, konvertiert dort zum
katholischen Glauben und findet aus die-
sem Grunde keine Stellung in England,
wohin er fünf Jahre später zurückkehrt.
Aber sein Ruf als Lautenvirtuose verbrei-
tet sich und auch wohl sein Name als Kom-
ponist, wiewohl aus dieser Frühzeit keine
Kompositionen von ihm überliefert sind:
1588 ernennt ihn die Universität Oxford
zum Baccalaureus der Musik, und der Ver-
leger Thomas East fordert ihn zur Mit-
arbeit an einem Psalter auf, der 1592 er-
scheint und fünf von Dowland vertonte
Psalmen enthält. Mit diesen Auszeichnun-
gen bewirbt er sich 1594 um den Posten
eines Hoflautenisten, wird aber von Köni-
gin Elizabeth abgelehnt: „Ich hörte, daß
Ihre Majestät gesagt hat, als man sich für
mich einsetzte, ich wäre ein Mann, der
jedem Fürsten in der Welt dienen könne,
aber ich sei ein hartnäckiger Papist",
schreibt der enttäuschte Dowland in einem
Brief.
Glück war ihm Schmerz
Dem Zweiunddrcißigjährigcn, der inzwi-
schen Frau und Kind zu versorgen hat,
droht bittere Not, als etwas sehr Unerwar-
tetes geschieht: Der Herzog Heinrich Julius
zu Braunschweig-Lüneburg fordert ihn
auf, an seinen Hof zu kommen. Auch er
mag die Ansicht der Königin teilen, daß
Dowland ,.jedem Fürsten in der Welt
dienen könne", jedenfalls wird der Emp-
fang des Komponisten in Wolfenbüttel, wie
er selber erzählt, glänzend: „Als ich zum
Herzog v^on Braunschweig kam, behandelte
er mich freundlich und schenkte mir eine
goldene Kette, 23 Pfund wert, sowie Samt,
Seide und goldene Tressen, um mich damit
Z'ii kleiden, mit dem Vcispioc-h cn, duß.
wenn ich ihm dienen wolle, er nur .>o viel
geben würde, wie jeder Fürst sonst."
Ahnliche Ehren werden ihm zuteil, als
er seine Reise nach Kassel fortsetzt, an
den Hof des Landgrafen Moritz von Hes-
sen, ,.der mir den größten Empfang berei-
tete, der für einen meinesgleichen möglich
ist, der einen Ring nach England an meine
Frau schickte, im Werte von zwanzig
Pfund Sterling, und mir einen großen
Pokal mit goldenem Deckel, gefüllt mit
Talern, schenkte, nebst vielen großen An-
geboten, wenn ich ihm dienen wolle".
Im Frühjahr 1595 reist der von seiner
Heimat Verstoßene, in Deutschland so Ge-
feierte nach Süden und besucht in einer
glanzvollen via triumphalis die großen
Städte Oberitaliens: Venedig. Padua, Fer-
rara, Bologna, Florenz und Genua. Ferdi-
nand I., Großherzog von Toskana, zeich-
net ihn aus, und einer der berühmtesten
italienischen Komponisten jener Zeit, Luca
Marenzio, huldigt dem Kollegen mit Brie-
fen, in denen er Dowlands „gute Charak-
tereigenschaften" rühmt und schreibt: „Ihr
verdient es. daß jeder Euch bewundert und
beachtet." Sogar der Papst sucht ihn für
seine Kapelle zu gewinnen. Aber das
Heimweh treibt den Gefeierten nach Eng-
land zurück. Er nimmt wieder den evan-
gelischen Glauben an, um diesmal von
vornherein allen Schwierigkeiten aus dem
Wege zu gehen. Kurz nach seiner Rück-
kehr. 1597. erscheint sein erstes Werk, das
„First Book of Ayres" mit einundzwanzig
Liedern für Tenor und Laute, kurz nach-
dem ihm auch die Universität Cambridge
den Titel eines Baccalaureus der Musik
verliehen hat. Diese von Dowland geschaf-
fene Form des Liedes, des Ayres, findet so-
gleich die geradezu stürmische Begeiw=te-
rung seiner Zeitgenossen; fa.^t alle Kom-
ponisten ahmen sie nach, wenngleich kei-
ner das Vorbild an Größe und Tiefe er-
reicht. Schon im Jahre darauf bietet ihm
Christian IV., König von Dänemark, die
Stellung des Hoflautenisten an mit einem
Jahresgehalt von fünfhundert Talern. das
Gehalt eines ersten Ministers und das
höchste Gehalt, das je ein Musiker empfing.
Dowland nimmt dieses Angebot an und
geht nach Dänemai k. Sein zweites Lieder-
buch und das dritte erscheinen 1600 und
1603; Verleger in ganz Europa rechnen es
sich zur Ehre an, in ihre Sammlungen auch
Stücke Dowlands aufzunehmen.
Betrachtet man diese Stationen einer auf-
sehenerregenden Laufbahn, die Dowland
liehe Fazit des z^^'^iundvierzigjährigen
Komponisten.
Außerdem enthält diese Sammlung das
großartigste, musikalisch kühnste Variatio-
nenwerk des n. Jahrhunderts: die sieben
Lachrimae-Pavanen. Variationen über
Dowiands populärste Schöpfung, dem Lied
„Flow, my tears". da.s die englischen Dra-
matiker auf der Bühne zitieren, denn
..Dowlands Lachrimae" wird damals zu
einer anderen Bezeichnung für welt-
schmerzlichc Traurigkeit.
An seinem Schöpfer aber erfüllt sich nun
das Wort, das er ein Jahrzehnt zuvor in
eben diesem Liede ausge.sprodien hatte:
..Von dem höchsten Gipfel der Zufrierion-
heit wurde jäh mein Glück gestürzt." Jäh
wie der Aufstieg vollzieht sich auch der
Zusammenbruch. Das in den Zeiten äuße-
ren Glücks beschworene Leid überfällt nun
Dowland mit aller Kraft. Er vernachläs-
sigt seinen Dienst, ist stets verschuldet und
wird endlich 1606 aus dem dänischen Dienst
ungnädig entlassen. Die Heimat aber emp-
fängt ihren berühmten Sohn sehr kühl.
Seino Musik ist plötzlich nicht mehr ge-
fragt. Dowlands Sohn Robert schreibt 1610.
sein Vater sei nun grau geworden und wie
dor Schwan, der vor seinem Ende sänge.
Acht Jahre schweigt der Schöpfer der
..Liichrimae". dann tritt er noch einmal mit
einem großen Werk vor die Öffentlichkeit.
..A Pilgrim's Solace" (Eines Pilgers Trost)
betitelt, das Gesänge enthält, wie sie seine
Zeitgenossen noch nie vernommen haben,
voll unerhörter harmonisdicr Kühnheiten.
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Notenseite aus Doiclands „First Book of Ayres" von 1597. Aufnahme: Därcnreiter-V erlag
In der Vorrede bricht die in den Jahren
des Schweigens angestaute Bitterkeit des
Vereinsamten hervor: man intrigiere gegen
ihn, tue ihn als veraltet ab, schmähe ihn
im Geheimen, beleidige sein Instrument,
die Laute, ia ta.ste die Fundamente der
Musik an. Aber vergebens verweist Dow-
land auf die hohe Wertschätzung, die ihin
das Ausland angedeihen läßt: Er wird ver-
gessen.
Wohl bekommt er im selben Jahr, 1612,
endlich den ersehnten Posten eines Hof-
lautenisten. aber die Verbitterung ist über-
mächtig geworden: Vierzehn Jahre vor sei-
nem Tode verzichtet John Dowland dar-
auf, noch weiterhin zu komponieren. Und
während noch Deutschland und Holland
seine älteren Werke nachdrucken, während
auf den Bühnen Englands von der
..schmerzlichen Melodie der Lachrimae" die
Rede ist. wächst die Stille um den Kompo-
nisten. Zuweilen drinßt zu ihm wohl noch
ein Grußwort: Der Dichter Henry Peacham
gedenkt in einrm Gedicht .iener Nachtigall,
die im tiefen Winter einsam und unbeach-
tet singt, und wendet sich dann an Dow-
land: „Wie wenige beachten dich, die du
einst entzücktest, und die einst von fern
und nah kamen, um dich zu hören. O un-
dankbare Zeit, die uns die Schmerzen läßt,
nachdem sie unsere Blumen brach." Und
während ihn England vergessen hat, bringt
ein Bote eines Tages eine von dem Land-
Erafen Moritz von Hessen komponierte
Pavane für Laute mit der eigenhändigen
Widmung des Fürsten: „Mauritius Land-
gravius Hessiae fecit in honorem Jonnni
Doulandi Anglorum Orphci" (Komponiert
voiTi Landgrafen Moritz von Hessen zu
Ehren John Dowlands, Englands Orpheus).
Der so oft in den Gesängen herbei-
gesehnte Tod erbarmt sich erst am 21. Ja-
nuar 1626: „Komm, schließ meine Augen:
lieber gesegnet sterben, als so qualvoll zu
leben." Niemand weiß, wo John Dowland
beigesetzt worden ist; Nachschlagewerke
kennen schon wenige Jahre später nicht
einmal mehr sein Sterbejahr. Jenes W^ort.
das Dowland seinem „Third Book of Ayres"
1603 voranstellte, hat sich an ihm selber
nicht erfüllt: ..Die Gunst, die man einmal
erlangt hat. wird man leichter vermehren
als verlieren."
JACOB PICARD
Am 11. Januar wird Jacob Picard. der
Autor der Erzählung „Die Sünde", achtzig
Jahre alt. Picard lebt heute in New York
und Amsterdam, aber in den letzten Jahren
ist er regelmäßig wieder in seiner alten
Heimat, in Wangen am Bodensee, einge-
kehrt. Auch seine Erzählung führt dorthin
/.urück. Picard war Rechtsanwalt in Köln,
bevor er über Rußland. Korea und Japan
nach Amerika floh. Zwei Gedichtbände er-
schienen vor und nach dem Ersten Welt-
krieg, den Picard als Frontoffizier mit-
machte. In der Dout.schen Verlags-Anstalt
erscheint .ictzt ein Novellenband ..Der Ge-
zeichnete", eingeleitet von Josef Eberle.
Ihm ist die Probe entnommen.
innerhalb von zehn Jahren Ehrungen ein-
tiägt, wie» .sie keinem anderen Zcitgenos-
st'n widerfuhren, so glaubt man, Dowland
müsse sich als der glücklichste aller Men-
schen gefühlt haben. Aber der tief melan-
cholische Mann, der hinter jedem Glück
nichts anderes als wahre Abgründe von
Unglück, Schmerz und Verzweiflung sich
auftun sieht, komponiert — wie einst auf
seiner Europareise — nur Lieder, die mit
Worten beginnen wie „Flow, my tears"
und ..Sorrow. stay". und in denen er klagt:
..Ach, ich bin verdammt auf immer . . .
Aber hinab stürze ich, und niemals werde
ich mich wieder erheben... Führ mich heim,
o sanfter Tod . . . O alle Dinge schlafen im
Kummer..." Wohl gibt es inmitten von so
viel Trauer auch unvennutet ausbrechende
Fröhlichkeit, aber dazwischen steht dann
wieder ein Lied, das tadelnd fragt: „Sag,
Humor, was tust du hier?"
Die hclcidiatc L^ne
Auf dem Gipfel seines Ruhms spricht ein
Lied Dowlands das uns Unbegreifliche aus:
„Einst lebte ich, einst kannte ich das
Glück." Kannte er es jemals wirklich? Für
ihn sind Glück und Tod unlöslich einander
verbunden: ..Der lebte niemals glücklich,
der nicht auch das Sterben liebt", bekennt
1603 ein Lied. Und ein Jahr später finden
wir ihn an seinem großen Instrumental-
werk arbeiten: „Lachrimae oder sieben
Tränen', ein Werk, das 21 Stücke für fünf
Gamben und Laute umfaßt, darunter eine
Pavane mit dem seltsamen Titel „Semper
Dowland — semper dolens": solange Dow-
land lebt, .solange leidet er. Diese Pavane.
eine Musik von bestürzender Düsternis, ist
gleichsam das künstlerische wie persön-
Die Sünde /
Erzählung von Jacob Picard
Museumspläne in Düsseldorf und Hannover
/j wei wichtige Positionen im Museums-
leben wurden besetzt. Werner Schmalcn-
bach, bisher Direktor der Kestncr-Gcsell-
schaft in Hannover, wird in Düsseldorf ein
neues Museum einrichten. Wieland Schmied
wurde als Nachfolger Schmalenbachs nach
Hannover berufen. Die Pläne für die Er-
richtung eines Museums mit Schmalen-
bach an der Spitze sind schon seit länge-
rem im Gang. Zu Beginn dieses Jahres hat
Schmied seine Arbeit in Hannover aufge-
nommen.
Bis Ende Januar ist in der Kestner-
Gesellschaft, noch von Schmalenbach
organisiert, eine große Au.sstellung Jean
Bazain zu sehen. Die ersten Ausstellungrn
unter Schmieds Regie werden Zoltan Ke-
meny, Serge Poliakoff. Kumi .Sogai und
Sam Francis gewidmet sein. Dieses Pro-
gramm beginnt Anfang Februar. Große
Gedächtnisausstellungen für Wols wie für
Egon Schiele sollen folgen.
Die Kestner-Gesellschaft hat, gemessen
an ihren Leistungen, einen nüchternen, fast
untertreibenden Titel; nicht anders das
künftige Museum in Düsseldorf: „Kunst-
sammlung Nordrhein-Westfalen". Aber
beide Male herrschen hohe Maßstäbe: mo-
derne Kunst ohne Eintagseffekt, großzügige
Übersichten — in Hannover Ausstellungen
ganzer Lebenswerke, in Düsseldorf ganze
Bildcr-Ensembles, die, laut Schmalenbach,
nur vertreten, sondern
die Künstler nicht
repräsentieren.
Das neue großräumige Museum in Düs-
seldorf wird voraussichtlich zwischen dem
Grabbeplatz und der Rheinfront stehen.
Im Augenblick bietet noch das Schloß Jäger-
hof Unterkunft für den verpflichtenden
Grundstock: die Paul-Klee-Sammlung im
Werte von sechseinhalb Millionen. Der
erste Ankauf darnach war ein Bild von
Carmen Vieira da Silva. Mit über zweiein-
halb Millionen Mark verfügt Schmalen-
bachs „Museum e.x nihilo" über das größte
Jahresbud«rt eines deutschen Museums.
An beiden Institutionen ist der Elan der
Direktoren zu rühmen. Beide sind weit
mehr als einseitige Fachgelehrte. Schma-
lenbach hat Erfahrungen auf dem Gebiet
des Films und des allgemeinen Ausstel-
lungswesens gesammelt; Schmied war als
Kunstkritiker der ..Frankfurter ..Allgemei-
nen" imd als Lektor des Insel-Verlat^s
tätig, ist Essayist und Lyriker (vergleiche
Seite 17).
Mit der ..Kunstsammlung Nordrhein-
Westfalen" wird ein zentrales Museum der
Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts ent-
stehen, wie sie in anderen Ländern, zu-
letzt in Wien, schon entstanden sind und
wie es in Süddeutschland — wo die Samm-
lung Domnick als Grundstock die Möglich-
keit gegeben hätte — sich nicht zu ver-
wirklichen scheint. D. H.
J etzt muß ich einmal eine Geschichte von
meinem Großvater, seligen Gedenkens, er-
zählen, der ein alter und sehr frommer
Jude war, eine Geschichte, die mehr als das
ist, wie mir scheint.
Wenn ich sagen kann, er sei ein alter
Jude gewesen, so rührt das daher, daß ich
ihn nur als schon greisen, ehrwürdigen und
stolzen Mann gekannt habe. Denn sein
Leben hat begonnen im Aufgehen des letz-
ten Jahrhunderts, kurz nachdem sie nach
den zwanzig Schiachtonjahren zu seinem
Beginn die Dinge wieder richtiggestellt und
Ruhe geschaffen hatten für die nächsten
Jahrzehnte, für ein halbes Jahrhundert,
währenddem die Juden friedlich in das
Leben der Umwelt hineinzuwachsen began-
nen, an deren Sprache und Geschick sie
teilhatten. Das hat mich immer ergriffen,
zu wissen, daß ich durch ihn verbunden
war mit jener Zeit, die uns Knaben stets
irgendwie heroisch erschienen war und bei
uns den Grund gelegt hat für einen Traum
und eine Wirklichkeit, trotz allem, was
heute geschieht.
Über ein .Jahrhundert hinweg reichten
wir so, seine Geburt und die meine und die
meines Vaters, seligen Gedenkens, der früh
hat sterben müssen. Und dieses war eines
der erschütterndsten Erlebnisse meiner
Jugend, ja meines ganzen Lebens, das doch
den Krieg und die Schlachten mit über-
standen hat. zu sehen, wie der alte, mehr
als achtzigjährige Greis ankam aus dem
Heimatdorf, um seinen noch jungen Sohn,
meinen Vater, hinauszugeleiten zum guten
Ort. Denn wir lebten damals schon in der
Stadt. Er ging aufrecht mit seiner großen
Gestalt, im weißen, am Kinn ausrasierten
Bart: und als wir um ihn standen, wir Kin-
der, und uns an ihn schmiegten, da jam-
merte er halblaut Worte in loschaun hakau-
desch vor sich hin, legte uns die alten
Hände segnend auf die jungen Köpfe und
sprach die Gebete in der anderen heiligen
Sprache.
Aber davon wollte ich nicht erzählen,
davon und von vielem anderen soll ein
andermal berichtet werden, es würde für
heute zuviel sein. Doch wird man jetzt
schon erkannt haben, was das für ein
Mann war. über den das Folgende mir als
wahr berichtet worden ist.
So fromm ist er gewesen, daß .«ie ihm
in der Gemeinde, unter den Juden sowohl
als auch unter unseren guten Nachbarn,
den Bauern, einen Namen gegeben halten,
der Höchstes bedeutet, den ich aber hier
nicht auszusprechen wage; und sie taten
das durchaus nicht spöttisch, sondern in
einem Gefühl hoher Achtung, weil sie alle
spürten, daß es wahrer Glaube und wahre
Gottesfurcht gewesen sind, die ihn sein
Leben also führen ließen.
Eines Tages, da fiel ihm. als er den
Schochet der Gemeinde, den Salme, ein
halbjähriges Stierkalb schlachten sah, etwas
auf, das ihn bedenklich rnachto wegen der
religiösen Richtigkeit der Handlung. Ich
vermag nicht mehr zu fragen, was es war,
es wurde mir auch nicht ins einzelne be-
richtet. Möglich, daß dem Salme die Hand-
lung durch die Gewohnheit nicht mehr so
wichtig war. um jede Einzelheit so deutlich
werden zu lassen, die vorgeschrieben ist,
vielleicht schien es auch einmal, als habe
er das Gebet zu sprechen vergessen. Es ist
nicht wichtig, das zu wissen, für die kleine
Geschichte an sich. Der Großvater muß das.
was er gesehen hatte, längere Zeit mit sich
herumgetragen haben, bis er schließlich
Gewissensbisse bekam, ob er sich und der
Gemeinde gegenüber, ganz zu schweigen
von dem göttlichen Wesen, verantworten
könne, sich und die Kchilla dauernd der
Gefahr einer Verletzung des religiösen Ge-
.sctzes zu überlassen, indem etwa sogar
Irefcnes Flciscli gegessen wurde.
Jedenfalls schrieb er dem Rabbiner des
Sprengcls. der im Naclibardorf atmete,
einen Brief und legte darin seine Beden-
ken in aller Ehrfurcht dar. Der Rav war
viel jünger als er. vielleicht auch in Wirk-
lichkeit nicht so fromm wie er selbst: allein
für ihn war er der Rabbi und maßgebend
in allen heiligen Dingen. Also schrieb er,
was ihn bedrückte, um seinet- und der
anderen willen und wartete auf Antwort.
Aber die fiel anders aus, als er erwartet
hatte. Als sie kam. und er sie gelesen hatte.
v,-uide er einesteils beruhigt, zum anderen
aber kam eine neue Bedrückung über ihn.
Der Rav nämlich gab den Bescheid, daß
alles in Ordnung sei. so wie der Schochet
es zu handhaben pflege, und nicht nur die-
ses, sondern darüber hinaus, daß der Salme
wohl der beste Schochet im Umkreis sei.
und die Gemeinde, wie er selbst, froh sein
könne, einen solchen tüchtigen Kultus-
dirner zu haben. Und selbstverständlich er-
hob sich im Großxater kein Zweifel über
da>. was der Geistliche ihm kundgetan
hatte.
Aber im ßleidun. da er so beruhigt
wurde, gab es nun eine neue Beschwernis:
♦ r hatte dem Salme arges Unrecht getan,
er hatte so durch falsche Anschuldigung
eine andere Sünde auf sich geladen.
LTnd als er am nächsten Schabbos nach
Mussaf aus der Synagoge ging, hielt er
den Schochet an. der immer von seinen
Sorgen etwas nach vorne gebeugt ging, und
hat ihn um seinen Besuch für den nächsten
Morgen.
Als der aiu anderen Tag erschien, nidits
ahnend von dem. was ßcschehcn war, hieß
ihn der Großvater sehr höflich Platz neh-
men und ließ eine Flasche Weines, von dem
loten Seewein des eigenen Weinbergs, der
heute noch so erfrischt wie damals, auf
den Tisch stellen. Dann setzte er sich vor
den kleinen Mann, bot ihm aus der silber-
nen Schnupftabakdose eine Prise und .sagte:
..Höre, Salme, ich habe dir Unrecht getan
und ich will dich um Verzeihung bitten,
darum hab' ich dich herbestellt. Sei mirs
mochell"
Er erziüilto ihm alles und reichte ihm
zum Schluß die Hand, in die der andere
ein wenig belrelt^n. die seine legte, denn der
Isanc. mein Großvater, seligen Gedenkens,
war, wie iclion gesagt, als sehr stolz be-
kannt, eigentlich war er mit niemanden be-
freundet, als mit seinen beiden Brüdern.
Aber dann meinte der Salme, das habe
nichts zu bedeuten, so etwas könne vor-
kommen, und es sei ja für ihn selbst dop-
pelt gut geworden, da er nun überdies auf
diese Weise die Genugtuung einer beson-
deren Bestätigung durch den Rabbiner er-
halten habe.
AberGroßvatcr fuhr fort: „Doch, idi habe
gesündigt und ich will es gutmachen.
Schick, bitte, jeden Sonntagmorgen einen
von deinen Buben her, ein Vierteljahr
lang, und ich will jedesmal einen Taler
geben. Du wirst es schon brauchen können."
Nun muß ich wohl bemerken, daß wir
damals zu den Kezinim des Dorfes gehör-
ten. Viele Jahrzehnte, über ein Jahrhun-
dert lang hatten die Väter fleißig und
sparsam ihren Handel getrieben und zu-
gleich von den Äckern, Wiesen und Obst-
bäumen und dem Vieh gelebt: und schon
der Vater meines Großvaters war für die
damalige Zeit ein Mann gewesen, der
ruhig schlafen konnte. Daß dieses jetzt
anderes geworden ist. darüber könnt ihr
beruhigt sein: auch uns hat die Zeit nicht
verschont — darum kann ich das jetzt be-
richten.
Aber der kleine Schochet mit den immer
geröteten Augen und dem dünnen Spitz-
bärtchen hatte sechs Kinder, ein wenig viel
für den spärlichen Ziegen- und Hühner-
handel, den er nebenbei betrieb. Doch er-
widerte er: das sei gewiß nicht nötig, was
Großvater da sieh vorgenommen habe: wie
es sich eben gehörte, sagte er das. .'Vber
erfieut verließ er bald unser Hau.«;, nadi-
dem er den ersten Taler gleidi erhalten
hatte.
Und wie es ihm versprochen worden war,
so geschah es: zwölf Wochen lang jeden
Sonntagmorgen erhielt einer von den Söh-
nen des Schochet das blanke Geldstück,
das damals mehr bedeutete als heute, es
war eine symbolische Münze, und sie er-
hielt in diesem Fall noch eine doppelte Be-
deutung über ihren wirtsdiaftlichen Wert
hinaus.
Und einer von diesen Söhnen, die meine
Kameraden waren, hat mir das viele .lahre
später erzählt; also muß es wohl wahr sein.
Und diese Geschichte durfte von mir
wohl weiter berichtet werden, weil es heute
vielleicht unmöglich ist, daß einer unter
uns sich so verhält, wie der Großvater es
getan hat zu seiner Zeit, und wie es manche
noch getan haben würden damals in seinem
Falle. Denn solcher Art Leute sind heute
überheblich und bringen es nicht über sich,
Unrecht gutzumachen an den Kleinen,
wenn sie nicht dazu gezwungen werden,
weil sie nicht mehr die Demut vor Gott
haben. Sie lassen ilire Zigarre schief aus
dem Mundwinkel hängen und sprechen
laut zu den vermeintlich Abhängigen in
ihrer großen Leerheit. — Und so ist das
also eine Geschichte von der .Schechita und
der Sünde und auch von der Zedoko, der
Wohltätigkeit, die gerecht sein will.
Seite 8 / Niininw^r 8
STUTTGARTER XEITTJN'Ü
'Donnerstag, 10. 'Jannar ' 1963
Feuilleton
Der Ruf
Von Jacob Picard
Am 11. Januar wird der Erzähler Jacob Picard
achtzig Jahre alt. Im Frühjahr erscheint in der
Deutschen Verlags- Anstalt in Stuttgart unter dem
Titel „Die alte Lehre" ein Band gesammelter
Erzählungen, zu dem Professor Josef Eherle die
Einleitung geschrieben hat. Wir grüßen den heute
in Holland lebenden Autor, indem wir eine seiner
Erzählungen und einen Auszug aus Josef Eberles
Vorwort veröffentlichen. StZ
Der literarisch Interessierte konnte sich seit langem
aus vielen Büchern hervorragender jiddischer Dich-
ter und Erzähler ein Bild machen vom dörflichen
und kleinstädtischen Leben des Ostjudentums. Aber
was wußte er, vollends was weiß er von der Lebens-
form jener seiner deutschen Mitbürger, der Land-
juden, die viele Jahrhunderte lang unter uns gelebt
haben — von der jüngeren Generation ganz zu
schweigen? So wären also die hier gesammelten
Geschichten und Anekdoten Jacob Picards zualler-
erst kulturgeschichtliche Dokumente? Gewiß sind sie
das, und als solche bedeutsam genug, insofern, als sie
ßim Beispiel blutvoller Charaktere und Typen die
Geistes- und Lebensart einer religiösen Minderheit
festhalten, der ihr Glaube zum Schicksal geworden
ist — im Guten wie im Schlimmen.
Ein eigenartiges Phänomen, von Jacob Picard mit
Präzision in seinem Buch festgehalten, ist die dörflich-
jüdische Umgangssprache. Die meisten seiner Ge-
schichten spielen im Badischen und im Elsaß, also da,
wo man alemannisch spricht. Auch die Juden sprachen
selbstverständlich Dialekt, aber mit einem unver-
kennbar fränkischen Einschlag, ja man müßte fast
umgekehrt sagen, der Grundstoff ihrer Umgangs-
sprache sei das Fränkische gewesen, so wie es am
Mittelrhein und am unteren Neckar zu Hause ist,
gemildert, wenn man so sagen darf, durch aleman-
nischen oder schwäbischen Aufputz. Denn auch in
den schwäbischen Judendörfern und -städtlein, Hai-
gerloch, Hechingen, Laupheim, Mühringen, Rexingen,
Nordstetten, Baiäingen, Buttenhausen und wie sie alle
heißen, sprachen sie, obwohl schon jahrhundertelang
dort ansässig, dieses sogenannte Judendeutsch. Was es
für Fremde noch fremder machte, waren die zahl-
losen hebräischen Einsprengsel, und auch sie nahmen
natürlich Dialektfärbung an. Den Bauern freilich, die
mit ihren Juden zusammenlebten und zusammen
handelten, klangen sie gar nicht fremd; sie nahmen
diese hebräischen Sprachbrocken so unbefangen selbst
in den Mund, als wären sie bestes Alemannisch oder
Schwäbisch.
Der soziale Status dieser Landjuden war in der
Zeit, in der unsere Geschichten spielen, ja, bis zum
Ausbruch des barbarischen Wahns, der einer geach-
teten, wenn nicht „betuchten", so doch ihr bequemes
Auskommen habenden Mittelschicht. Dazu kam, daß
man die Buben meistens die höhere Schule in der
nächsten Kleinstadt besuchen ließ, ehe sie entweder
in die Stadt abwanderten oder den väterlichen Beruf
als Pferde- oder Viehhändler, kleine Kaufleute oder
Vertreter ergriffen. Viele besaßen Aecker, Wiesen,
Wald und Vieh und trieben ihre kleine Landwirt-
schaft nebenher um, so daß man von bäuerlichen
Juden sprechen kann. Auch im Aeußeren unterschie-
den sich diese kaum von den andern Bauern. So
braucht es niemanden zu wundern, daß zum Beispiel
die von jüdischen Auswanderern aus Rexingen in
Israel gegründete Siedlung „Shave Zion" in dem
jungen Staat als landwirtschaftliche Mustersiedlung
weithin gerühmt wird: diese Rexinger brauchten
nidit umzulernen, sie brachten alles mit von „daheim".
Auf eine weit höhere Stufe, als dies allein es ver-
möchte, erheben sich diese Geschichten dank ihrem
menschlichen Gehalt und der noblen Erzählkunst
ihres Verfassers. Was ihre Frömmigkeit betrifft, die
beileibe nichts mit Frömmelei zu tun hat, so erstaunt
man immer wieder darüber, daß unter der Starre des
„Gesetzes" die lebendigen religiösen Impulse so
wenig erstickten wie freie Selbstverantwortung und
herzwarme Menschlichkeit. Könnte man den gei-
steigen und seelischen Habitus der Gestalten, die uns
in diesem Buch begegnen, auf Formeln abziehen,
so drängten sich einem von selbst Begriffe auf wie
Konservativismus, Lebensweisheit, wie sie nur ein
jahrtausendealtes schweres Schicksal schenkt, Humor,
Ironie, die sich, heiter oder bitter, immer selbst ein-
bezieht, und — trotz allem — ein stolzer „amor fati".
Jacob Picard abstrahiert jedoch nicht, er zeigt alle
diese Eigenschaften verkörpert in Gestalten aus
Fleisch und Blut. Dabei läßt der Erzähler sich Zeit,
wie es seinem Alter ansteht, und erwartet, daß auch
der Leser sich Zeit nehme, um da und dort inne-
zuhalten und über einer Bemerkung, einer Reflexion,
einem Wort besinnlich zu werden, vielleicht sogar
nachdenklich . . . Sein Landsmann Johann Peter Hebel
hat diese Geschichten gesegnet und ihnen von seinem
Atem eingehaucht. Damit ist viel gesagt, aber nicht
zu viel.
Jacob Picard stammt aus Wangen am Bodensee, wo
er am 11. Januar 1883 geboren wurde. Besuch des
Konstanzer Gymnasiums, Frontoffizier im ersten
Weltkrieg, später Rechtsanwalt und Schriftsteller in
Köln bis 1933. Als Sechzigjähriger entkam er 1940
über Rußland, Korea, Japan nach Amerika, wo er
heute noch seinen Wohnsitz hat, wenn er nicht gerade
bei seiner Tochter in Holland oder in der alten Hei-
mat Wangen zu Besuch ist.
Sein Buch spiegelt das Schicksal des Verfassers: ein
Teil der vorliegenden Erzählungen erschien unter
dem Titel „Der Gezeichnete" 1936 bei einer jüdischen
Buchgemeinsdiaft; zur Wirkung konnte es nicht mehr
kommen, denn es wurde bald darauf eingestampft.
1956 kam in New York eine von Ludwig Lewison
übersetzte englische Ausgabe heraus; sie hatte über
Erwarten großen Erfolg. Und nun endlich liegt das
Budi in der Sprache vor, in der es gelebt, gedacht und
geschrieben wurde. Der Leser darf sidi darübef
freuen. Josef Eberle
*
Ein einfaches und leicht zu tragendes Leben war
es natürlich nicht, wie der alte Mendele Weil es nun
schon seit Jahren zu führen hatte in dem kleinen
Städtchen des Schwarzwaldes. Die Gemeinde mußte
ihn unterhalten, und was das heißen soll, wißt ihr;
Kosttäge in den Familien herum und eine Dach-
kammer beim krummen Sdimul. Einstens, ja, da war
er nicht unbemittelt gewesen und hatte seine Stimme
gehabt unter den Leuten. Aber wie das so kommt:
ohne daß er es verschuldet habe, fällt manchmal
das Schicksal über einen her von allen Seiten, und
schon ist es geschehen; wenn er sich nicht selbst
fängt im Fallen, dann ist kein Halten mehr ... Und
schließlich sind ihm auch noch alle die weggestorben,
die um ihn gewesen waren aus Familie und Jugend-
zeit. Niemand wußte mehr etwas mit ihm anzu-
fangen. Freilich, man konnte nichts gegen ihn sagen,
er hatte sich nie etwas Ungerades zuschulden kom-
men lassen; und so nahm sich die Gemeinde seiner
an, nicht einmal mit Unwillen, das muß betont
werden. Es war auch gut für alle, wenn die Kehilla
als solche wohltun konnte, einem der Ihren, nicht
wahr. Und überdies konnte man ihn immerhin noch
für die und jene kleine Arbeit und Verrichtung ge-
brauchen.
Und was ihn selbst anlangt, so war er nicht ein-
mal sehr bedrückt, wenn auch der Kopf und das
Gedächtnis nidit mehr recht wollten; audi sah es
ein wenig kindisch aus, ja, wenn er manchmal so
vor sich hinlächelte und gar mit sich selbst mur-
melte. Aber er fühlte sidi dabei als vollwertiges Mit-
glied der Gemeinde; nahm man ihn denn nicht als
Minjanmann, galt er nidit vor Gott und in der
Schul so viel wie jeder andere! Und hielt man ihn
nicht noch für geeignet, Arbeiten für den und J^nen
und vor allem für die Kehilla zu tun?
Aber ein wenig Mitleid mußte man schon rnit oem
kleinen Männchen haben, wenn man es so hingehen
sah in seinem kargen gelblich weißen Bart ums fal-
tige Gesicht, ein wenig gebeugt und sdileppenden
Schrittes.
Manchmal freilich hielten ihn die Jungen zum
Narren. Das trug er als selbstverständlich und nahni
es gar nicht schwer. Doch eines Tages, wie um ihn
für alles zu entschädigen und zu zeigen, daß er auch
für ihn doch da sei, ließ Gott etwas geschehen, das
ihn für alle Zukunft, für die wenigen Jahre, die er
noch unter den anderen leben durfte, über alle nin-
hob und ihn weihte, ja in ihm den Gedanken weckte,
all das, was ihm früher beschieden worden sei an
Schwere und Leid, sei darum nur gewesen, so daß
er schließlich leicht und wie ein Gottgeweihter hin-
überschlafen konnte . . .
An einem grauen Wintertag also, der nicht durdi
das milde Licht des Schnees heiter gemacht, und da
der Boden hart gefroren war, hatten sie ihm auf-
getragen, eine Beige für den Ofen der Synagoge ge-
schnittenen Holzes, die im Hof der Schul stand, wo
die Taxushecke den Vorgarten absdiloß, in den dafiir
bereiten Raum des Gebäudes zu tragen. Sehr wichtig
nahm der Alte diese Arbeit; er ging geschäftig hin
und her, auf den Armen immer einige, aber nidit
zu viel, der langen Scheite vor der Brust tragend.
So hatte er es schon mehrere Stunden getan, als
oben, wo der Weg sich den Berg hinan aus dem
Städtchen zwischen den giebeligen alten Häusern
zieht, ohne daß er es bemerkte, zwei Buben gingen,
wie sie so zu strolchen pflegen, wenn die Sdiul-
stunden aus sind. Es waren jüdische Jungen. Die
sahen das Männlein da unten, und, wie sie es früher
an anderem Orte auch schon getan hatten, rief einer
von oben dessen Namen: „Mendele"; einmal rief es
so. Kaum hörte das Greislein jedoch hin, kaum hob
es den Kopf. Es wußte, um nicht zu frieren in der
Kälte und in seinen armseligen Kleidern, durfte
nicht eingehalten werden bei dieser schweren Arbeit.
Aber nach einer Weile, schon etwas weiter, und
er konnte die Buben nicht sehen, da sie für ihn durch
ein Haus verdeckt waren, rief es w^ieder: „Mendele,
Mendele!"
Da blieb er eine Weile stehen, halb aufrecht nur,
weil er einen Stoß der Scheite eben auf den Armen
hatte, blieb ziemlich lange stehen und schaute und
horchte; aber nichts war zunächst weiter zu hören.
So lud er auch diese Last wieder im Räume ab und
kehrte in den Hof zurüde, ging zum Holzstoß.
Und wie er da nun doch sinnend eine Weile stand,
ertönte wieder die Stimme, ganz fern war es jetzt
und hoch und hell kam sie her, durchfuhr ihn wie
ein Licht: „Mendele, Mendele, wo bist du!"
Da fiel jäh die Erkenntnis in ihn; er drehte sich
und lief und lief mit seinen alten Beinen ins Gottes-
haus, hinauf zur heiligen Lade, die die Thora ent-
hält, stellte sich vor sie verzückten Hauptes und
rief mit lauter und doch zitternder Stimme: „Hin-
eini! Hier bin ich, Herr, hier bin ich!"
Und warf sich nieder zum heiligsten Gebet. Und
lag so, lange, die Stirne am Boden im Staub. Und
wußte, daß ER mit ihm sprach als einem einzig Er-
wählten . . .
Und als das kleine Männlein wieder hinaustrat
unter den Winterhimmel in seinem allzu weiten
Rock, den ihm einer geschenkt hatte, war es ver-
wandelt, und es war ihm leicht wie nie zuvor im
Leben.
So hat Gott den alten, viel gebeugten Mendele
Weil, den für die anderen elendesten Menschen der
Gemeinde, für den Rest seiner Tage doch noch zum
Glücklichsten gemacht, so daß er herumgehen konnte
unter den Leuten mit dem großen seligen Geheimnis
in sich, er sei auscrwählt unter allen und vor allen
durch IHN für die ewige Zeit.
Belcanto des Atomzeitalters
Ein Ueberblick über die neuen Opern der Nachkriegszeit
Ueber sechshundert Uraufführungen gab es bei
Bühne, Funk, Fernsehen und Schule in Europa und
Uebersee von 1945 bis Herbst 1962, davon ein Drittel
allein in beiden Teilen Deutschlands. Rein zahlenmäßig
überwiegt die Oper, tritt aber an Bedeutung ebenso
zurück wie das noch in den dreißiger Jahren florie-
rende szenische Oratorium. Von diesem sind an
wesentlichen Werken einzig Dallapiccolas „Job'
(Sacra rappresentazione, 1950) und, das Extrem von
Orffs „Antigone" wie „Oedipus" (1949, 1959) auf-
greifend, Tintoris „Medea Senecae" (1961) zu ver-
zeichnen.
Auffällig kurz kommen, was die behandelten Stoffe
betriHt, aktuelle Fragen und Strömungen. Aus fünf-
zehn Werken ragen außer Blacher/Egks „Abstrakter
Oper Nr. 1" (1953) nur Blomdahls „Aniara" (1959)
wie Landowskys „Le Fou" (1956) hervor; „Aniara"
behandelt menschliche Probleme eines Raumfluges,
„Le fou" die des Atomzeitalters. Die jüngste Ver-
gangenheit hat sich gewichtig in vier von insgesamt
zehn Werken niedergeschlagen. Dallapiccolas „11 pri-
gionero" und Menottis „The Consul" (beide 1950)
kreisen um die unmenschliche Irreführung des Indi-
viduums in der Diktatur. Reutters „Weg nach Freu- i
denstadt" (1948) greift das Problem der Heimkehrer |
auf. Vorausschauend trat Liebermanns „Leonore
40/45" (1952) für die deutsch-französische Versöh-
nung ein.
Der Anteil literarischer Stoffe ist gegen früher
angestiegen. Durch einen schon auf seine Wirksam-
keit erprobten, wenngleich umgearbeiteten Text soll
dabei meist die Wirkung der Musik erhöht oder ein j
zahlreicheres Publikum interessiert 'w-erden: Scch^t^
undvierzig Werke entstanden nach Romanen oder |
Dramen neuerer, um 1880 geborener Autoren. An I
erstere schließen sich G. von Einems „Der Prozeß"
(Kafka, 1953) und Boleslav Martinus „Die griechische
Passion" (Katzantzakis, 1960) an. Wie ein Roman
häufig als Operntext verliert, so dulden manche Dra-
men kaum Musik neben sich. Jenes trifft auf „Colombe"
(Anouilh) zu, dieses etwa auf Paul Dessaus „Das Ver-
hör / Gastmahl des Lukullus" wie „Herr Puntila und
sein Knecht' (Bred-it, 1951, 1961). Von Lorcas Dramen,
die Musik herausfordern, haben Denis Ivor „Yerma",
Fortner „Die Bluthochzeit" (beide 1957) wie „In
seinem Garten liebt Don PerUmplin Beiisa" (1962)
vertont.
In 159 Werken von Homer bis Wedekind, Thomas
Mann und Georg Kaiser wurde ältere Literatur ver-
tont. Die Antike tritt dabei wieder etwas mehr zu-
rück. Nur Wagner-Regenys und von Westermanns
„Prometheus" (Aischylos, 1959, 1961) folgten auf Orffs
beispielhafte Sophokles-Hölderlin-Vertonungen. Be-
vorzugter Textautor ist noch immer Shakespeare mit
achtzehn Werken, wenngleich manche seiner Tragö-
dien der Musik widerstehen und die Diktion seiner
Komödien nur selten eingefangen wird. Vor allem
an den romantischen Spielen bewähren sich die Mei-
ster: Britten mit „A Midsummer nights dream" (1960),
fast zu stark im Musikalischen beheimatet jedoch der
„Sturm" von Frank Martin (1956).
Nach Grimms Märchen (dreizehn Schulopern) ist
Kleist dei nächstbeanspruchte Dichter (acht), so drei-
mal „Amphitryon', darunter Klebes „Alkmene"
(1961). Nachhaltiger wirkt Henzes „Prinz von Hom-
burg" (1960). Lope de Vega stand Pate bei F. X. Leh-
ners „Die schlaue Susanne" (1952) und „Die Liebes-
kette" (1962), Calderon bei Egks „Circe" (1948). Von
Grimmeishausen nahm K. A. Hartmann den Vorwurf
für „Des Simplicius Simplicissimus Jugend" (1949). j
Meliere regte Liebermann zur ,,Schule der Frauen" '
an (1955, erweiterte europäische Fassung 1957). |
Raimunds „Alpenkönig und Menschenfeind ' ver-
wandelte sich in Gersters „Das verzauberte Ich"
(1949) und Mark Lothars „Rappelkopf" (1958). Nestroy,
der so gern die Oper parodierte, wurde in Suter-
meisters „Titus Feuerfuchs" (1958) selbst vertont.
Dessen „Der rote Stiefel" (1951) sei einzig von sechs
Werken nach Hauff erwähnt. Ueberhaupt ist das
vorige Jahrhundert reichlich vertreten. Reutter nahm
sich Grabbes „Don Juan und Faust' (1950), Egk
Gogols „Revisor" an (1957). G. von Einem vertonte
Büchners „Dantons Ted" (1947). Dostojewskys „Schuld
und Sühne" gab das Sujet für Sutermeisters „Ras-
kolnikoff" (1948), Tolstoi für Prokofieffs zweiteiligen
„Krieg und Frieden" (L Teil 1946, gestraffte Gesamt-
fassung 1948).
Von Melvilles „Billy Budd" wurden Britten (1951),
von Schnitzlers „Der grüne Kakadu" Richard
Mohaupt (1958) angeregt. 1962 erschien Hans Chemin-
Petits „König Niccolo" (Wedekind). Vorausgegangen
waren 1960 Blachers „Rosamunde Floris" (Georg
Kaiser) und 1961 Wagner-Regenys „Das Bergwerk
von Falun" (Hofmannsthal). Weiter gibt es noch eine
Fülle von Werken nach Cervantes (Henze), Goldoni,
Gozzi, Goethe, einen neuen Lenz („Soldaten"), Schil-
ler (Klebes „Räuber" 1957), Gotthelf („Die schwarze
Spinne" von Willy Burkhard wie Sutermeister), Grill-
parzer, Heine („Atta Troll"), Hebbel, Flaubert, de.
Musset, Selma Lagerlöf und Gerhart Hauptmann.
Achtundsechzig teils opernhafte, teils sich dem
Musiktheater zuneigende Werke verwenden ein selb-
ständiges Libretto mit Helden aus Mythologie, Sage,
Gesdiidite oder Kunst, unter anderem Kreneks „Pal-
las Athene weint" (1950) Str^uss' „Liebe der D^nae"
(1952), Brittens „Gloriana" (Elisabeth I., 1953), Hinde-
miths Kepler-Oper „Harmonie der Welt" (1957),
Schönbergs „Moses und Aaron" (szenisch 1957); be-
sonders Liebermanns „Penelope" (1954) und Orffs
„Bernauerin" (1947) erreichten weitere Kreise des
Publikums.
Dazu treten über dreihundert Werke nach freien
Stoffen. Auch hier gibt es einiges von Gewicht: Brit-
tens „Albert Herring" (1947) und „The Turn of the
screw" (1954), Menottis „The Medium" und „The
Telephone" (1946, 1947). Prokofieffs „Verlobung im
Kloster" (1946), Janaceks „Das Schicksal" (posthum
1958) und Kaminskis „Spiel vom König Aphelius"
(posthum 1950) haben bisher wenig Verbreitung ge-
funden.
Die aUein auf Ohrenschmaus ausgehende Oper be-
hauptet heute selbst in Italien nicht mehr das Feld.
Mit angeborenem Klangsinn bringt man es . dort
jedoch fertig (Dallapiccola im „Prigionero"), auch
das Neuartige ohrenfällig zu servieren. Auch Martins
„Der Zaubertrank" (nach Bediers Tristan-Roman,
szenisch 1953) und „Le Mystere de la Nativite"
(szenisch 1960) neigen eindeutig zum musikalischen
Klangfest und auch das Osterspiel (1956) und der
Ludus von der Christgeburt (1960) Carl Orffs ver-
einen szenische wie musikantische Genüsse. Henzes
„Elegie für junge Liebende" (1961) behauptet unter
den neuesten Werken eine interessante Sonder-
stellung.
Nach dem Rückgang des szenischen Oratoriums er-
kennt man wieder eine Entwicklung zum dramatisch
gestrafften, aber die schöne Stimme nicht vernach-
lässigenden Musiktheater. Muster dafür ist etwa
Strawin.skys „The Rake's Progress" (1951). Obwohl
Ton und Wort letztlich immer unvereinbar bleiben
werden, schafft das Musiktheater weitgehend einen
Ausgleich. Aber auch das Musiktheater ist wohl nur
eine der Möglichkeiten in der immer noch unabseh-
baren Entwicklung der modernen Opernbühne.
Fritz Tutenberg
Alan Palon se(4izig .lahre alt
Alan Paton, der als Leiter der Johannesburger
Besserungsanstalt Dicpkloff den Zöglingen „lebens-
lange Barmherzigkeit" verordnete, 1960 von der ame-
rikanischen Freedom - House - Stiftung den Freiheits-
Preis zuerkannt bekam und ein Jahr darauf von der
Freien Akademie der Künste in Hamburg mit einer
Plakette für seine „tapfere und selbstlose Tätigkeit
im Namen der Menschlichkeit und des Christentums"
geehrt wurde, ist ein Gefangener seines Landes. Sein
Kampf gegen die Politik der Rassentrennung, der
doppelten Moral und des zweifachen Rechts wurde
ihm von der Verwoerd-Regierung mit dem Entzug
seines Passes belohnt. Doch Alan Paton, Ehrendoktor
der Universität Yale, der am 11. Januar sechzig Jahre
alt wird, antwortete auf die erhebliche Beschneidung
der Rechte eines freien Bürgers, daß er lieber sterben
mödite, als die Freiheit preiszugeben.
Paton, der in Pietermaritzburg, der Hauptstadt der
südafrikanisdien Provinz Natal, geboren wurde, war
zwölf Jahre Lehrer in Ixopo, einer kleinen Stadt, die
er in seinem weltweiten Erfolgsroman „Denn sie
sollen getröstet werden" porträtiert hat.' Mit nicht
minder großem Beifall wurde sein Buch „Gry, the
beloved country" aufgenommen; diese Geschichte
eines Zulu-Jungen und seines Vaters, die beide in
den Sog einer Großstadt geraten, wurde auch ver-
filmt und dramatisiert. Seit diesen Erfolgen betätigt
sich Alan Paton vornehmlich als Politiker und leitet
die Liberale Partei Südafrikas. hmb
Professor HerbcTt Post se(4izig Jahre all
Herbert Post, der am 13. Januar sechzig Jahre alt
wird, gehört zu den Initiatoren und Förderern der
deutschen Buchkultur. Als Sohn eines Musikers in
Karlsruhe geboren (der Vater war Begründer des
Post-Quartetts), trat Post in die Werkstatt Rudolf
Kochs in Offenbach ein. Nach Abschluß seiner Studien
übernahm er die Leitung der Graphischen Abteilung
der Werkstätten der Stadt Halle auf Burg Giebichen-
stein. Hier entstanden Handpressen- und Einblatt-
drucke, die sich bei den Bücherfreunden des In- und
Auslands bald hohes Ansehen erwarben. Die Herbert-
Post-Presse wurde ein Begriff. In diesen Jahren sc±iuf
Post auch seine ersten eigenen Schriften: die Post-
Antiqua und die Post-Fraktur. Die erste gehört heute
zu den meistgebrauchten Schriften im deutschen
Druckgewerbe.
Nach dem Krieg wirkte Post einige Jahre an der
Kunstgewerbeschule in Offenbach, seit 1956 ist er
Direktor der Akademie für das Graphisc±ie Gewerbe
in München. In allen diesen Stellungen hat Post vor-
bildliche Drucke, Bucheinbände und immer neue Ab-
wandlungen seiner Schriften geschaffen und zahl-
reiche Schüler zu tüchtigen Handwerkern und Meistern
ausgebildet. Post ist ein leidenschafthcher Lehrer und
Erzieher. Auf diese Weise ist von ihm eine Wirkung
ausgegangen, die heute aus dem graphischen Gewerbe
kaum mehr fortzudenken ist. Otto Heuschele
Ausstellung im Darmstädter Bauhausardiiv
Das Bauhausarchiv hat im Emst-Ludwig-Haus
in Darmstadt eine Ausstellung eröffnet, in der
Zeichnungen und druckgraphische Arbeiten des
1897 in Salzburg geborenen, 1955 in Linz ge-
storbenen Rudolf Baschant und farbige Monotypien
des 1893 in Frankfurt am Main geborenen, heute
in Australien lebenden Ludwig Hirschfeld gezeigt
werden. Mit dieser Ausstellung setzt das Bau-
hausarchiv seine Bestrebungen fort, auch das Werk
jener wesentlichen Künstler aus dem Kreise des Bau-
hauses bekanntzumachen, die in der Oeffentlichkeit
bisher weniger beachtet worden sind. Für die näch-
sten Monate plant das Bauhausarchiv Ausstellungen
der gesamten Bauhausgraphik (im Februar und März),
der städtebaulichen Arbeiten von Ludwig Hilberseimer
(im April und Mai) und des Lebenswerkes von Walter
Gropius im Mai. StZ
Lebendiger Realismus
Mailand entdeckt ein altes Stück
Das Mailänder Piccolo Teatro eröffnete seine Spiel-
zeit auch dieses Jahr mit einem Dialektstück aus dem
neunzehnten Jahrhundert von Luigi lUica, der unter
anderen auch die Libretti für die Opern „La Boheme",
„Andrea Chenier", „Tosca" und „Madame Butterfly"
geschrieben hat. „Die Erbsdiaft des Felis" galt schon
bei der Erstaufführung im Jahre 1891 als sein bestes
Theaterstück und hat auf joden Fall den siebzig-
jährigen Schlummer erstaunlich gut überstanden.
Die drei Akte zeigen den endgültigen Zerfall einer
kleinbürgerlichen Familie: ein Paralytiker, sein skru-
pelloser Sohn (ein früher Vorläufer der Halbstarken)
und die ausgenützte Tochter Lena, die als Schneiderin
die Familie erhält, bis sie, vom Bruder verraten und
beinahe verkauft, den aussiditslosen Kampf aufgibt
und sich resigniert als Maitresse eines reidien Alten
anheuern läßt. Keine aufregend orginelle Handlung
— doch die Folge der Szenen und vor allem der
Dialog haben die glatte Prägnanz jenes frühen italie-
nischen Realismus, der an Zola anklingt und den
Humor als Ausdrucksmittel einer tieferen Wirklidi-
keit noch nicht verpönt. Man schaudert, wenn man
sich ausmalt, was etwa Tennessee Williams aus
diesem unerfreulichen Interieur gemadit hätte, und
ist dem Piccolo Teatro doppelt dankbar, daß es ein
Stück von so kühler, aber darum nicht weniger
deutlicher Sozialkritik ausgegraben hat.
Der Dialekt, der übrigens nicht einmal allen Mai-
ländern geläufig ist, lenkt die Aufmerksamkeit des
Publikums ganz besonders auf die Einzelheiten der
Regie, auf die stimmlichen Finessen der Darsteller
und auf die Mimik. Und diese Aufmerksamkeit wird
reich belohnt. Virginio Puecher hat wieder einmal ein
Meisterwerk vollbracht: im Gegensatz zu „El nost
Milan", dessen Wirkung auf dem Chorälen beruhte,
ist hier alles auf eine geradezu pedantisdi durchdachte
Auswahl von Details aufgebaut — eine Art stili-
sierter Realismus, der in einem Bühnenbild von
Luciano Damiani gipfelt, das von Utrillo gemalt sein
könnte.
Valentina Cortese schmiedet die drei an und für
sich recht locker verknüpften Akte durch das ps¥dio-
logische Raffinement, mit dem sie die WanAung
Lenas von der biederen Näherin zur gewitzigten
Halbweltdame darstellt, zu einer überzeugenden Ein-
heit zusammen: der Einfall, hier und dort eine
Hysterie anzudeuten, die subtil aber unmißverständ-
lich die Verwandschaft zu dem schwachsinnigen Vater
aufdeckt, ist eine geniale Zutat; und die Würde, mit
der sie im letzten Auftritt, entehrt aber als mora-
lische Siegerin, dem Milieu der habgierig intrigieren-
den Spießer den Rücken kehrt, ist eine Lektion für
alle Kameliendamen.
Piero Mazzarella, in der Rolle des Bruders, ist auf
greifbarere Weise ebenso wirkungsvoll: er zeigt die-
sen Schlurf mit einer derartigen Natürlichkeit und
solchem Elan, daß man sich unwillkürlich fragt, ob
er ihn wirklich nur spielt. Er scheint für diese Rolle
gewaclisen zu sein und ist auf jeden Fall eine hervor-
ragende Akquisition des Ensembles: ein Komödiant,
der sich in keiner Geste auf komödiantische Klisdiees
verläßt.
Publikum und Kritik haben diese Premiere mit
einem Jubel aufgenommen, wie wir ihn hier selten
erlebt haben, und damit ist für die diesjährige Spiel-
zeit des Piccolo Teatro eine Stimmung geschaffen, die
gute Aussichten hat, mit der Mailänder Theater-
müdigkeit der letzten Jahre aufzuräumen.
Ernst von Glasersfeld
Zweite Antiquariatsmesse in Stuttgart
Vom 7. bis 10. Februar veranstaltet der „Verband
deutscher Antiquare, Autographen- und Graphik-
händler" im Gustav-Siegle-Haus seine zweite Ver-
kauismessc. Da^ er^ie Unterntiiinexi dieser AiL fand
vor einem Jahr in Stuttgart statt und war für alle
Teilnehmer ein überraschender Erfolg.
An der zweiten Messe des Verbandes nehmen mehr
als dreißig Firmen aus allen Teilen der Bundes-
republik sowie aus Basel, Züridi, London und Paris
teil. Wie im Vorjahr wird ein Sonderkatalog erschei-
nen, der kurze Beschreibungen der angebotenen
Objekte enthält und über die Spezialitäten der einzel-
nen Firmen unterrichtet. Die auf der zweiten Messe
des „Verbandes deutscher Antiquare, Autographen-
und Graphikhändler" ausgestellten Bücher, Hand-
schriften und Druckgraphiken sind traditionsgemäß
bis zum Beginn der Messe unverkäuflidi.
Es ist damit zu rechnen, daß die Veranstaltung,
deren Leitung vom Stuttgarter Antiquariat Dr.
Kocher-Benzing wahrgenommen wird, auch in diesem
Jahre einen großen Erfolg und ein lebhaftes Echo
gewährleisten wird. Die Messe wird vom 7. bis zum
10. Februar täglich von 10 bis 13 und von 15 bis 18 Uhr
geöffnet sein. StZ
Tsdiciliisdie Studenten in Deutsdiland
Eine fünfköpfige Delegation des tsdiechischen
Jugend- und Studentenverbandes CSM wird Ende
Januar für zwei Wochen in die Bundesrepublik kom-
men und damit den Besuch einer gleich großen offi-
ziellen Vertretung des Verbandes Deutsdier Studenten-
schaften (VDS) vom vergangenen Monat erwidern.
Wie der Assistent am Seminar für OsteiU"opäische
Geschichte der Universität Marburg, Reimer Wulff,
der neben den vier studentischen Vertretern an der
Reise teilgenommen hat, in Marburg mitteilte, sollen
der Austausch von Stipendiaten (angestrebt werden
mindestens fünf jeweils ein Jahr dauernde Stipendien
von beiden Seiten) in die Wege geleitet und Besudie
von Mitarbeitern studentischer Zeitungen ermöglicht
werden. Schließlich ist eine Intensivierung des ge-
samten studentischen Reiseverkehrs zwischen beiden
Ländern vorgesehen.
Das Programm für die tschechische Gruppe, die zu-
nächst nach Bonn kommen wird, wurde im Gegensatz
zu dem im wesentlichen auf Hochschulprobleme be-
schränkten Besuchsprogramm in der Tschechoslowakei
sehr breit angelegt; es soll einen möglichst umfassen-
den Eindruck vom öffentlichen Leben in der Bundes-
republik vermitteln. So sind audi Gespräche mit Ver-
tretern der Industrie- und Handelskammern, der Ge-
werkschaften und der Bundeswehr vorgesehen. Die
Gäste werden die Technische Hodischule Stuttgart
und die Landwirtschaftlidie Hochschule in Hohen-
heim, die Universitäten Marburg und Hamburg sowie
die Bergakademie in Clausthal-Zellerfeld besuchen.
In Bonn sind Gespräche mit Vertretern der West-
deutschen Rektorenkonferenz, der Deutschen For-
schungsgemeinschaft und des Deutsdien Studenten-
werks vorgesehen.
Zu dem Besuch der Delegation des VDS in der
Tschechoslowakei berichtete Wulff, die deutschen Stu-
denten seien in Prag sehr herzlich aufgenommen wor-
den. Sie sahen die Universitäten Brunn und Preß«
bürg, die Hochschule für Oekonomie in Prag, die
Technische Hochschule in Brunn und die erst nach
dem Krieg gegründete Landwirtsdiaftliche Hoch-
schule in Nitra in der Slowakei. W. M.
Einaudi in Spanien „unerwünscht". Die spanische Regie-
rung hat den italienischen Verleger Giulio Einaudi zur
..Persona non grata" erklärt. Als Grund wurde das bei
Einaudi in Turin verlegte Budi „Gesänge der neuen spani-
schen Widerstandsbewegung" angegeben, (dpa)
Berliner Ehrentitel für Sdiauspieler und Musiker. An
20 Schauspieler der Berliner Städtisdien Bühnen hat der
Senat den Titei Staatsschauspieler verliehen. 24 Mitglieder
des Berliner Philharmonischen Orchesters wurden mit dem
Ehrentitel Kammervü-tuose ausgezeidinet. Diese Titel sollen
die Treue zu Berlin besonders belohnen. Unter den aus-
gezeldmeten S<*iauspi eiern befinden sich u. a. Elsa Wagner,
Bertha Drews, Anneliese Römer, Lu Säuberlich, Eva-Katha-
rlna Schultz. Walter Bluhm. Wühclm Borchert. Rudolf
Femaa, Maoian Helc^ Carl Raödatz und £rich: Säiellow. t(lpt$
UNABHÄNGIG
Vtriag und Rtdaktlon: Stuttgarttr
Nadiridittn, verlagtgis. m. b. H.,
Stuttgart N, KSnIgstraBa S4. •■
Sdilo8platz. Ftrnrut Nr. * ffS21,
Farnscfirclbtr Nr. 0 72 38 56. 6»-
•diifttsttllt und Redaktion EBlingen:
Schtizterbau. Fernruf Nr. S«4«S:
etsdiSftssttlla und Redaktien Lud-
Wlg*burg:Myllusttr.lO. Fernruf 48 74;
ietdiltttttilla und Redaktion 808-
Hagen ^tarrgatae 24 Fararut S1 94
tprcchttunden der Zentralredaktloa
tigilch foo 10 bis 12 Uhr. FQr
•nvcriangt eingereichte Manuskript«
Wirt ktlno Gewlhr Obaroommen.
STUTTGARTER
NACHRICHTEN
SüdäcutschcTß^cszcitun^
EINZELPREIS 30 PFENNIG
SAMSTAG, 11. JANUAR 1958
NUMMER 8
Absch u ßbase n
für Abwehrraketen gesucht
(StN) BONN, 10. Januar
Über die Stationierung von Fernlenk-
waffen zur Luftabwehr finden seit einiger
Zeit Besprechungen zwischen dem Bundes-
verteidigungsministerium und mehreren
Ländern statt, und zwar Baden-Württem-
berg, Hessen, Nordrhein-Wcstfalen, Rhein-
land-Pfalz und Bayern. Es geht dabei um
die Landbeschaffung zur Aufstellung von
taktischen Femlenkwaffen, die hauptsäch-
lich der Bekämpfung von Flugzeugen die-
nen. Diese Raketen müssen in der Nähe der
sie dirigierenden Radargeräte aufgestellt
werden. Wo es also möglich ist, werden sie
in gebirgigen Gegenden eingerichtet werden,
weil Radargeräte möglichst hoch aufgestellt
werden müssen. Die Raketenstellungen
können tiefer, aber nicht zu weit weg von
der jeweiligen Radarstation angelegt wer-
den.
Vorläufig ist nur bekannt, daß bei Milten-
berg (Bayern) eine solche Station errichtet
werden soll. Über die anderen Stationie-
rungsplätze wird noch Stillschweigen be-
wahrt. Man weist im Bundesverteidigungs-
ministerium ausdrücklich darauf hin, daß es
sich dabei nicht etwa um strategische Ra-
ketenstationen handelt, also Abschußplätze
etwa für Mittelstreckenraketen.
Atlas-Rakete der USA abgefeuert
(dpa) KAP CANAVERAL, 10. Januar
Auf dem amerikanischen Raketenver-
suchsgelände bei Kap Canaveral v.-urde am
Freitag versuchsweise eine interkontinen-
tale Rakete vom Typ „Atlas" abgefeuert.
Es war der vierte Versuch mit dieser
Rakete, die eine Reichweite von 8500 Kilo-
metern haben soll.
Nachdem die ersten beiden Versuche
fehlgeschlagen waren, hatte am 17. Dezem-
ber eine „Atlas"-Rakete — „entsprechend
dem Plan", wie es damals hieß — etwa
1500 Kilometer zurückgelegt. Das ameri-
kanische Verteidigungsministerium be-
zeichnete den Versuch mit der ,.Atlas"-
Rakete als erfolgreich. Das interkontmen-
tale Geschoß sei allerdings nur über eine
begrenzte Strecke abgeschossen worden.
Vor dem Start war bekannt geworden, daß
es eine Entfernung von etwa 960 Kilometern
zurücklegen soll.
In unterrichteten Kreisen wird angenom-
men, daß dem erfolgreichen Raketenstart
Anfang nächster Woche auch ein neuer
Satellitenversuch folgen wird. In Kap
Canaveral ist in den letzten Tagen bereits
erhebliche Aktivität an der Abschußrampe
der für dieses Projekt vorgesehenen „Van-
guard"-Rakete festgestellt worden.
Norweg^iseher Verband
erhält amerikanische Raketen
(dpa) OSLO, 10. Januar
Eine norwegische Heereseinheit in der
nordnorwegischen Provinz Troms wird
nadi Angaben von Generalmajor Lind-
baeck-Larsen bis zum kommenden Herbst
mit der amerikanischen Rakete vom Typ
„Honest John" ausgerüstet. General Lind-
baeck-Larsen, Oberkommandicrender der
norwegischen Einheiten in Nordnorwegen,
sagte in einem Interview mit der Zeitung
„HarstadTidende", daß diese Raketen auch
mit atomaren Köpfen verschen werden
könnten. Er wies jedoch darauf hin, daß
dies eine rein politische Frage sei.
Venezolanischer Staatspräsident
abjsesetzl?
(dpa) BOGOTA. 10. Januar
Der venezolanische Staatspräsident Pcrez
Jimenez soll nacli bisher unbestätigten
Meldungen, die am Freitag in der kolum-
bianischen Hauptstadt Bogota eintrafen,
abgesetzt worden sein. Erst vor wenigen
Tagen war es Jimenez gelungen, eine Mili-
tärrevolte niederzuschlagen. Auch die vene-
zolanische Regierung soll nach einer Mel-
dung der amerikanisdien Nachrichten-
agentur INS in der Nacht zum Freitag zu-
rückgetreten sein.
Dämpfer aus Moskau für Bonn
Bulganin drängt auf Riesenkonferenz — Sowjetzone soll auch teilnehmen
Drahtbericht u n s e r e $ Bonner Büros
(StN) BONN, 10. Januar
In einer neuerlichen Notenserie hat der sowjetisdie Minister-
präsident Bulganin in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag
wiederum auf eine Gipfelkonferenz gedrängt, an der vor allen
Dingen die Regierungschefs aller Länder der NATO und des
Warschauer Paktes teilnehmen sollen. Die Note Bulganins
wurde kaum drei Stunden nach Eisenhowers Kongreßbotschaft
übergeben und hat im Westen allgemein nur eine sehr kühle
Aufnahme gefunden. Besonders in Bonn gab man seiner Ent-
täuschung offen Ausdruck und gab vor allem zu verstehen,
daß eine Ost-West-Konferenz unter Teilnahme der Sowjetzonc
im Augenblick nicht annehmbar sei. Eine erste Beratung der
Westmächte über die sehr umfassende sowjetische Note fand
bereits am Freitag im Ständigen NATO-Rat in Paris statt.
Der neue Brief Bulganins ist in den
Hauptstädten des Westens übergeben
worden, bevor die Antwort auf den vorigen
Brief Bulganins vom 10. Dezember in Mos-
kau vorlag. Der Kreml vermochte jedoch
den Tenor der beabsichtigten Antworten
aus den Erklärungen bei der NATO-Kon-
ferenz und den späteren Erklärungen her-
auslesen und ist, wie westliche Beobachter
meinen, der Antwort des Westens mit
seinem neuen Brief zuvorgekommen. In-
folge dieser Tatsache hegt man in Bonn
die Befürchtung, daß dem Kreml gegen-
wärtig an einem wirklichen diplomatischen
Gespräch mit dem Westen nichts gelegen
ist.
Die Noten Bulganins sind an insgesamt
19 Staaten gerichtet, darunter an alle Mit-
gliedstaaten der NATO. Die eigentliche
Note umfaßt 20 Schreibmaschinenseiten
und das dazugehörige Memorandum 22 Sei-
ten. Die Entscheidung über die Beant-
wortung der Bulganinbriefe wird der
Bundeskanzler, der am Freitag in Löwen
weilte, wahrscheinlich Anfang der kom-
menden Wodie treffen. Es ist möglich, daß
die jetzige Note gemeinsam mit dem frü-
heren Schreiben Bulganins beantwortet
wird.
Besorgte Diplomaten
Westliche Diplomaten in der sowjetischen
Hauptstadt äußerten laut dpa die An-
sicht, daß Bulganin mit der Wahl des
Zeitpunktes für seinen Brief Eisenhower
erheblich brüskiert nabe. Die „ziemlich
farblosen" Erklärungen des amerikanischen
Präsidenten würden von der „massiven
Zusammenballung" der Vorschläge Bul-
ganins überschattet.
Zudem sei durch die fast gleichzeitigen
Forderungen „zuerst Außenministertreffen,
Die Bundesregierung ist enttäuscht
Bundespressechef von Eckardt bezeich-
nete es am Freitag vor der Presse als
erstaunlich, daß die sowjetische Regierung,
bevor noch die Bundesregierung und die
übrigen Westmächte auf den letzten Bul-
ganinbrief vom Dezember vorigen Jahres
geantwortet hätten, bereits einen neuen
Brief abgesandt habe. Die Sowjetregie-
rung sei darüljer orientiert gewesen, daß
sie mit einer Antwort auf den ersten
Bulganinbrief in wenigen Tagen rechnen
konnte. Daher sei die Überlegung nicht
von der Hand zu weisen, daß der Kreml
durch den neuen Brief und das Memoran-
dum diesen Antworten habe zuvorkom-
men wollen.
Die sowjetrussische Regierung sei jeden-
falls durch die Rede des Bundeskanzlers
bei der NATO-Konferenz und auch durch
dit? allgemeinen Nachrichten in der Welt-
presse über die Grundtendenz der zu er-
wartenden Antworten der Weltmächte
unterrichtet gewesen. Diese Tendenz gehe
dahin, an Stelle von sogenannten Gipfel-
konferenzen, die im Scheinwerferlicht der
Öffentlichkeit stattfinden, eine vertrauliche
und sachliche Aussprache, fern von Pro-
pagandaeinflüssen, zu empfehlen.
Die Sowjetunion versuche, so meinte der
Bundespressechef, mit dem neuen Vor-
stoß zweifellos, dieser Tendenz entgegen-
zuwirken. Es sei schwer, sich vorzustellen,
wie sich die Sowjetunion den Ablauf und
die Zusammensetzung all der von ihr vor-
geschlagenen Konferenzen denke. Sie
schlage Konferenzen vor, an denen sämt-
liche NATO-Länder und die Mitglieder des
Warschauer Paktes, aber auch alle Mit-
gliedsstaaten der Vereinten Nationen ein-
schließlich der Sdiweiz teilnehmen sollen,
das wären allein schon über 80 Staaten.
Auch Indien, Afghanistan und andere
Staaten würden zu Konferenzen eingela-
den, so da*ß man nicht ganz leicht sortie-
ren könnte, weldie Vorschläge für den
jeweiligen Teilnehmerkreis der Konferenz
gedacht seien.
Die ungewöhnliche Offensive, die die
Sowjetunion mit diesen Briefen eingeleitet
habe, so sagte von Erhardt, erfülle ihn
mit der Befürclitung, daß der Kreml eine
Entspannung nicht wolle. Da das in russi-
scher Sprache abgefaßte Memorandum
bisher vom Auswärtigen Amt nur flüchtig
habe geprüft werden können, lasse sich
dazu noch nicht viel sagen. Das Memoran-
dum spreche jedenfalls im Gegensatz zu
dem letzten Brief Bulganins wieder von
„einigen sehr massiven militärischen
Druckmitteln".
Ollenhauer: Sor^fälti«; prüfen
Der Vorsitzende cJ& SPD, Erich OriCn-
hauer, erklärte, man jollto sich ernsthalt
mit den neuen Vorschläf^en Bulganins, die
einer gründlichen Diskussion wert seien,
befassen. Der neue Brief Bulganins müsse
sorgfältig geprüft werden. Dabei sollten
aucli endlich die parlamentarischen Instan-
zen, vorzüglich der Auswärtige Ausschuß
des deutschen Bundestages, eingeschaltet
werden. Einschränkend bemerkte Ollcn-
hauer, die SPD ziehe allerdings das ernste
diplomatische Gespräch und die Beschrän-
kung von Konferenzen auf einen kleineren
Teilnehmerkreis den von Bulganin vor-
geschlagenen Massenkonferenzen vor.
FDP: Auch mit Sowjetzone
Der Bundestagsfraktionsvorsitzende der
FDP, Dr. Mende, beurteilt den jüngsten
Vorschlag Bulganins positiv. Er halte es
für möglidi, schreibt er, daß eine Kon-
ferenz der Regierungschefs auf diplomati-
schem Wege so vorbereitet werde, daß sie
nicht zu einer propagandistischen Schau-
stellung werden müsse. Man solle auch
nicht den Konferenzvorschlag wegen einer
möglichen Teilnahme sowjetzonaler Ver-
treter scheitern lassen. Sie wäre, meint
Mende, etwas völlig anderes als die mit
Recht von der Bundesrepublik abgelehnten
zweiseitigen staatsvertraglichen Verhand-
lungen mit Ostberlin.
dann Gipfelkonferenz" (Eisenhower) und
„kein Außenministertreffen, sondern gleich
Gipfelkonferenz" (Bulganin) eine Situation
geschaffen worden, in der die Prestige-
fragen eine bedeutende Rolle zu spielen
begännen. Wenn die beiden Staatsmänner
ihre Erklärungen nicht gleichzeitig, son-
dern nacheinander gemacht hätten, wäre
eher die Möglichkeit für elastischere For-
mulierungen gegeben gewesen.
Gleichzeitig äußerten Moskauer Beob-
achter, daß die Vorschläge Bulganins im
Wesen nichts Neues enthalten, sondern
lediglich eine geschickte Bestandsaufnahme
aller bisher vom Ostblock geäußerten Ge-
danken seien. Der bereits von Chrusch-
tschow vorgetragene Gedanke einer Aner-
kennung des Status quo — insbesondere
auch in der deutschen Frage — sei erneut
in den Vordergrund geschoben.
Nicht übersehen wird in Moskau von
westlicher wie von östlicher Seite, daß
über die Unterstützung des Rapacki-Pla-
nes und die Teilnahme der Sowjetzonen-
republik an der Gipfelkonferenz die inter-
nationale Stellung der DDR bedeutend ge-
festigt werden soll.
Das ^.diffamierte" Genf
In seiner Botschaft an Präsident Eisen-
hower schreibt Bulganin u. a. wörtlich:
„Natürlich konnten wir nicht unbeachtet
lassen, daß in einigen westlidien Ländern
Si'.mnu 11 gegen V^f T-handlmigen mit der *^o-
wjetunion laut werden. Man versteigt sidi
sogar so weit, daß man versucht, d;e von uns
gemeinsam auf der Genfer Konferenz der
Regierungschefs geleistete große Arbeit für
die Festigung des Friedens auszulöschen.
Außerdem versucht man. durch Auftürmung
einer unsinnigen Behauptung auf die andere
der Sowjetregierung zuzuschreiben, sie er-
fülle irgendweldie Besdilüsse dieser Kon-
ferenz in bezug auf die Deutschlandfrage
nicht. Sie werden sidi ohne Zweifel entsinnen,
daß weder in den Ausführungen von N. S.
Chruschtschow noch in meinen Erklärungen
auf der Konferenz auch nur eine Anspielung
darauf enthalten war. daß die Sowjetunion
der von den Westmächten vorgcsdilagenen
Ausgangsposition zur Deutschlandfrage zu-
stimmen kann, die von einer Berücksiditigung
der realen Situation in Deutsdiland sehr weit
entfernt ist.
Auf der Genfer Konferenz und danach er-
klärten wir mit aller Eindeutigkeit, daß die
Wiedervereinigung Deutschlands ohne An-
näherung und Übereinkommen der beiden
souveränen deutsdien Staaten nicht vollzogen
werden kann. In dieser Richtung geht auch,
wie bekannt, der Vorschlag der Regierung
der DDR über eine deutsche Konföderation,
den die Sowjetregierung voll und ganz unter-
stützt.
Ich muß sagen, daß wir in derartigen Ver-
suchen, das Genfer Treffen irgendwie zu dif-
famieren, das Bestreben erblicken, den Ge-
danken zu suggerieren, daß auch Verhand-
lungen auf hoher Ebene nidit die erwarteten
Resultate ergeben . . ."
Die neun Punkte Bulijanins
Deutscldands zweitprößtes Passagierschiff
Der 27 000 BRT große britische Passagierdampfer „Emprcss of Scotland" (unser Bild zeigt
ihn im Hafen von Belfast) wird in Kürze nach Hamburg gebracht und dort auf der
Howaldtswerft umgebaut werden, um den neuesten Anforderungen im Fahrgastverkehr
zu entsprechen. Die „Empress of Scotland", die vor allem durch ihre drei Schornsteine
bekannt wurde, soll schon im nächsten Sommer unter deutscher Flagge zwischen Hamburg
und New York verkehren. Bild: dpa
Im einzelnen hat der sowjetische Minister-
präsident in seiner Note, der ein „Memo-
randum" beigegeben war, angeregt, wäh-
rend der nächsten zwei oder drei Monate
eine „Gipfelkonferenz" einzuberufen, um
„dem kalten Krieg und dem unsinnigen
Wettrüsten ein Ende zu setzen". Bulganin
schlug vor, an dieser Konferenz alle Regie-
rungschefs der NATO und des Warschauer
Paktes teilnehmen zu las.sen, erklärte sich
jedoch auch bereit, den Kreis der Teilneh-
mer entsprechend anderen westlichen Vor-
schlägen zu verkleinern oder auszudehnen.
Als Konferenzort schlug Bulganin Genf
vor.
Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde
in den westlichen Hauptstädten registriert,
daß Bulganin sich für westliche Themen-
vorschläge aufgeschlossen erklärte und fest-
stellte, unter den gegenwärtigen Umstän-
den bleibe nichts anderes übrig, „als die
radikale Lösung des Problems der atomaren
Abrüstung auf eine spätere Verhandlungs-
etappe zu verschieben". Bisher hatte die
Sowjetunion stets darauf be.-tanden. daß die
atomare Abrüstung und die vorherige Ein-
stellung der Atomwaffonversuche Punkt
eins jeder Ost-West-Konferenz sein müsse.
Das Problem der atomaren Waffen steht
allerdings auch in dieser Note an der
Spitze des Themenkatalogs, den Bulganin
selbst für eine ..Gipfelkonferenz" vorlegt.
Im einzelnen schlug Bulganin vor:
1. Einstellung aller Versuche mit Atom-
und Wasserstoffwaffen für mindestens zwei
bis drei .lahre, da dieser Schritt „keinerlei
komplizierte Kontrollmaßnahmen" erfordere.
2. Verbot der Atom- und Wassersloffwaf-
fen, wozu „weder die Einrichtung irgendwel-
cher Formen der Kontrolle noch irgendwelche
nvaterielle Aufwendungen" erforderlich seien.
3. Der polnische Vorschlag, in Mitteleuropa
eine atom- und raketenwaffenfreie Zone zu
schaffen, wird von der Sowjetunion lebhaft
unterstützt.
4. Der Abschluß eines Nichtangriffspaktes
zwischen der NATO und dem Warschauer
ÜBERPARTEILICH
Ersditint ttctitmai wttdientiich. auBtr
M Sonn- und Ftitrtagin. laiug»*
priU monatlich DM 4.~ alntctilitB*
lieh Trl|trlehn. ttl Zuttollunf
«urdi dit Pott OM S.«4 zuzOgllcli
DM. -.54 Zusttllgtid. Postscheck'
kento Stuttgart Nr. 104. Amclgan-
preis: FQr dl» Milllmcterzelit (i mm
hoch, 45 mm bralt) In dtr Gesamt»
•uigaba OM1.20. Zurzeit ist Preis-
Hefe Mr. lf t. I. lanaai if57 gOltig.
|t»M«W»IWM>W>WtHW<WltHIH«MIIIIII»M<limillWIHIIIIIHIHHMHHWfllllimmHim«tlllWillllimnWWmi
Heute auf Seite 3 :
Pakt wird befürwortet und ist nach Ansidit
Bulganins unschwer zu verwirklichen, da die
NATO-Regierungschefs in Paris versichert
hätten, ihr Bündnis diene keinen aggressiven
Zwecken.
5. Die Zahl der ausländisdien Truppen im
Gebiet der NATO und des Warschauer Pak-
tes solle verringert werden, nachdem eine
Einigung über völligen Abzug ständig auf
Schwierigkeiten stoße.
6. Gegenseitige Sicherung gegen Über-
raschungsangriffe durch Kontrollposten zu
Lande und eine 800-Kilometer-Zone der
„offenen Himmel" mit dem Eisernen Vorhang
in Europa als Mittellinie.
7. Erweiterung der Handelsbeziehungen
zwisdien Ost und West.
8. Verbot der Kriegspropaganda, die die
Beziehungen zwisdien den Staaten vergifte.
9. Meinimgsaustausch über die Verminde-
rung der Spannungen im Nahen und Mittle-
ren Osten nach dem Grundsatz der Nichtein-
mischung in innere Angelegenheiten anderer
Völker.
Zur Deutschlandfrage heißt es in der
Note des sowjetischen Ministerpräsidenten,
der ein Näherrücken der „beiden Staaten"
durch eine Verringerung der ausländi-
schen Streitkräfte auf deutschem Terri-
torium befürwortet, wörtlich:
„In Anbetracht des Umstandes, daß in
Deutschland eine für Friedonszciten anomale
Ansammlung von Streitkräften und Waffen
besieht und daß die Armeen der hauptsäch-
lichen Militärgruppierungen der Staaten ein-
ander hier unmittelbar gegenüberstehen,
wäre es zweckmüßig, daß sidi die entspre-
chenden Staaten, einschließlich der Deutschen
Demokratischen Republik und der Deutschen
Bundesrepublik, über die Durchführung um-
fangreicherer Formen der Kontrolle über die
Maßnahmen, für die bereits ein Abkommen
erzielt werden kann, in Deutschland ver-
ständigten."
An anderer Stelle betont Bulganin, daß
die Sowjetunion den Vorschlag der Sowjet-
zonenregierung zur Bildung einer deut-
schen Konföderation voll unterstütze. Eine
Außenministerkonferenz lehne er ab.
I Bundeswehr
i sucht Düsenjäger
2
I Unser Bild: Einer der Favoriten —
I Frankreidis „Mirage"
s
HntiiiiiiiiMuiiMiitiH(i>tHMHiiniin«iiwM»iMHiHiimHnininiiifiHwnn«iM«M»ininiiiHiinfiiiHiiiM
Lebenslänglich Gefängnis
für Sekretär Mindszentys
(UP) WIEN, 10. Januar
Pater Albert Egon Turcsanyi, der ehe-
malige Privatsekretär Jozsef Kardinal
Mindszentys, ist wegen Teilnahme am
ungarischen Volksaufstand zu lebensläng-
lichem Gefängnis verurteilt worden, wie
am Freitag von informierter Seite bekannt
wurde. Amtlich ist das Urteil allerdings
noch nicht bekanntgegeben worden. Die
ungarische Nachrichtenagentur MTX wei-
gerte sich auf eine telefonische Anfrage in
Budapest hin, die Meldung über die Ver-
urteilung Turcsanyis zu bestätigen.
Turcsanyi war fünf Tage, solange sich
Kardinal Mindszenty während des Auf-
standes in Freiheit befand, dessen Privat-
sekretär. Er begleitete Mindszenty, als die-
ser während der Niederschlagung des Auf-
standes in die amerikanische Gesandtschaft
floh. Am 10. November 1956 verließ er die
Gesandtschaft und versuchte, ins Ausland
zu entkommen. Dabei wurde er gefaßt und
verhaftet.
KURZ BERICHTET
Der ehemalige Vizekanzler Blücher soll sich
jetzt entschlossen haben, seine Ernennung
zum Mitglied der Hohen Behörde der Mon-
tanunion anzunehmen. (dpa)
*
Sämtlidie Lohntarife für die Landarbeiter
in allen Bundesländern will die Gewerk-
schaft Gartenbau, Land- und Forstwirtsdiaft
zum 31. März kündigen. (dpa)
Tarifverhandlungen für die rund 4000
Arbeitnehmer der Nährmittel-, Suppen- und
Kaffeemittel-Induslrie in Baden-Württem-
berg zwischen der Gewerkschaft Nahrung,
Genuß, Gaststätten und der sozialreditlidien
Fadigemeinschaft Nahrung- und Genußmittel-
industrie sind am Freitag in Stuttgart er-
gebnislos verlaufen. (StN)
Subventionen in Höhe 'von rund 827 Mil-
lionen Mark hat der Bund zwischen dem
1. April und dem 1. Oktober 1957 an Land-
wirtsdiaft, Bergbau und gewerbliche Wirt-
schaft gezahlt. (dpa)
*
Im hessischen Braunkohlenbergbau hat die
IG Bergbau die 6000 Bergarbeiter und Ange-
stellten für den kommenden Montag zur Ur-
abstimmung aufgerufen. (dpa)
Für eine Heraufsetzung 4er Höchstgeschwin-
digkeit auf 60 Stundenkilometer spricht sich
die Zentralvereinigung Deutsdier Handels-
vertreter- und Handelsmakler- Verbände aus.
Zum neuen Bürgermeister von Rom wählte
das romische Stadtparlament den bisherigen
stellvertretenden Bürgermeister Urbano Cio-
cetti. (UP)
4c
Albanien hat sich bereit erklärt, das am
23. Dezember zur Landung gezwungene US-
Düsenschulflugzeug und seinen Piloten frei-
zugeben. Der Termin dafür ist nodi nidit
bekannt. (Reuter)
Sehneebericht vom 10. Januar
Sportmöglichkeiten im Sdiwarz-
wald, auf der Zollern- und Ebinger Alb so-
wie im AUgäu in höheren Lagen gut. Schnee-
höhe in Zentimetern:
S c h w a r z w a l d : Dobel 5, Wildbad 12,
Freudenstadt 36. Kniebis 50, Baiersbronn 10,
Ruhestein und Sdiwarzwaldhochstraßengebiet
40, Schliffkopf 40. Hornisgrinde 27, Feldberg
45, Schauinsland-Halde 30, Beleben 50. Todt-
nauberg 40. Notschrei-Stübenwasen 35,
Schluchsee-Aule 35. Hinterzarten 30, Titisee
40, Neustadt 25. Kandel .50, Brend-Rohrhards-
berg 40. Triberg-Schönwald-Schonach 55,
Furtwangen 35, Todtnau-Hasenhorn 30. Alt-
glashütten 40. Hornisgrinde 27, Unterstmatt
35. Kurhaus Sand 30, Darmstädter Hütte 50.
Schwäbische Alb: Ostalb (Volkmars-
berg) 20. Hornberg 1. Kaltes Feld 10 bis 15.
Wiesensteig (Lämmerbuckel) 20, Lenninger
Alb 15, Uracher Alb 10. Lichtenstein 5. Mün-
singer Alb 10, Zollernalb 32, Ebinger Alb 35.
Allgäu und Werdenfelßer Land:
Isny 25, Großholzleute 25. Schwarzer Grat
35, Oberstaufen-Steibis 48, Hindelang 15,
Oberjoch bei Hindelang 70. Alpe Eck 90.
Kemptener Skihütte (Ostlerhütte) 60. Berg-
haus Schwaben 70, Oberstdorf 33. Nebelhorn
100, Kleines Walsertal 80. Kanzelwand-Rerg-
station 120, Schwarzwasserhütte 100, Nessel-
wang-Edelsberg 80. Pfronten-Breitenberg 70,
Garmisch-Partenkirchen 13, Zugspitzplatt 180.
»^
Seite 2 / Nr. 8
STUTTGARTER NACHRICHTEN
Samstag, 11.. Januar 1958
Verfassungsbeschwerden
zum Ladensclilußsesetz
(dpa) KARLSRUHE, 10. Januar
Die gegenwärtig gültige Ladenschluß-
regelung schränke das Recht des Staats-
bürgers auf freie Konsumwahl ein und
nehme dem Käufer die Möglichkeit, die
Waren nach Billigkeit. Brauchbarkeit und
eigenem Geschmack zu wählen. Das ist der
Tenor einer Verfassungsbeschwerde, die
drei Staatsbürgerinnen aus Bonn und Düs-
seldorf beim Bundesverfassungsgericht in
Karlsruhe eingereicht haben. In einer
anderen Verfassungsbeschwerde macht ein
Bonner Geschäftsmann geltend, er werde
durch die Ladenschlußrcgelung in seinen
Enverbsmöglichkeiten ungerechtfertigt be-
einträchtigt.
Eine der Beschwerdeführerinnen ist —
nach dem Text der Beschwerde — bei
einem Zentralverband in Bonn als Sekre-
tärin tätig. Sie hat werktags um 17 Uhr,
samstags um 13 Uhr Dienstschluß, ist ver-
witwet und hat einen 22jährigen Sohn
und eine 15jährige Tochter zu versorgen.
Die zweite Beschwerdeführerin, Kanzlei-
angestellte in einem Bundesministerium,
hat desgleichen samstags bis 13 Uhr Dienst,
jedoch jeden zweiten Samstag dienstfrei.
Die dritte ist Bürovorsteherin in einem
Düsseldorfer Anwaltpbüro mit mindestens
48stündiger Arbeitszeit und sorgt für einen
12jährigen Sohn.
Wenn auch die notwendigsten täglichen
Einkäufe — so argumentieren die drei
Frauen — unter Verzicht auf jegliche Spe-
zialläden in aller Eile zu schaffen seien,
so biete doch der Samstag nicht ausrei-
chend Gelegenheit, Lebensmittel für das
Wochenende zu besorgen. Sie müßten da-
her mit ihren Kindern in Gaststätten essen
oder fremde Hilfe beim Einholen in An-
sprudi nehmen.
Noch schwieriger wirke sich die Laden-
schlußregelung beim gehobenen Bedarf
aus. Jedes Aussuchen von Büchern, Schall-
platten, Kosmetika und Geschenken sei
überhaupt nicht „oder nur im Laufschritt"
möglich. Schwierigkeiten werden auch für
den Einkauf von Garderobe geltend ge-
macht.
Postminister
winkt mit Gebührenerhöhun^
(UP) BONN, 10. Januar
Wenn der Bundesfinanzminister sich
nicht entschließen könne, der Bundespost
zu helfen, bleibe nur der Ausweg übrig,
die Ertragslage durch eine Gebühren-
erhöhung zu verbessern, erklärte Bundes-
postminister Richard Stücklen am Freitag
im Bulletin der Bundesregierung. Stücklen
sagte voraus, daß die Bundespost 1958 mit
einem Defizit von 200 Millionen Mark ab-
schließen werde und der Anteil des Eigen-
kapitals an ihrer Bilanzsumme weiter auf
rund 31 Prozent sinken werde. Sowohl das
Defizit als auch die wachsende Verschul-
dung zwängen zu Gegenmaßnahmen.
SPD kritisiert erhöhte Bahntarife
(dpa) BONN, 10. Januar
Die bevorstehende Erhöhung der Eisen-
bahntarife wird vom SPD-Prcsscdienst am
Freitag unter Hinweis auf die voraufge-
gangene Verteuerung von Brot und Zucker
kritisch kommentiert. Nach Auffassung der
SPD sollte der Bund die sozialen Lasten
der Bundesbahn in Höhe von 180 Millionen
Mark jährlich so lange erstatten, bis die
vorgesehene Verkehrsreform verwirklicht
ist. Der Tariferhöhungsplan von Dr. See-
bohm sei nicht zu billigen, vor allem nicht
die drastische Anhebung der Sozialtarife
und die Erhöhungen im Berufsverkehr um
50 bis 75 Prozent, die die Masse der Arbei-
ter und Angestellten hart treffe.
Blank:
Krankeng;elc1 übersteigt Nettolohn nicht
(dpa) BONN, 10. Januar
Es sei nicht möglich, daß der Arbeiter ein
Krankengeld erhält, welches den Nettolohn
übersteigt, den er vor Beginn der Arbeits-
unfähigkeit erzielt hat, erklärte Bundes-
arbeitsminister Blank am Freitag in Bonn
in seiner Antwort auf eine parlamentarische
Anfrage der CSU über die Auswirkungen
des Lohnfortzahlungsgesetzes.
Nur wenn der Arbeiter vor der Krankheit
durch Mehrarbeit oder Sondervergütungen
einen höheren Grundlohn erreicht habe als
bei regelmäßiger Arbeitszeit und Entloh-
nimg, könne in Ausnahmefällen das Kran-
kengeld höher sein als der regelmäßige
Lohn.
Seeamt hält „Pamir"- Flaschenpost für Fälschung
Original dem Staatsanwalt übergeben — Kapitän Eggers verfolgt bereits eine Spur
(UP) LÜBECK, 10. Januar
Die angeblich von Bord der „Pamir" den
Wellen des Atlantiks übergebene Flaschen-
post wird nicht von dem Lübecker Seeamt,
sondern von der Staatsanwaltschaft weiter
untersucht werden. Das Lübecker Seeamt
hält diese an der englischen Küste kurz
vor dem Beginn der öffentlichen Unter-
suchung über den Untergang des Segel-
schulschiffes in einer Flasche gefundene
Mitteilung, in der die Schiffsführung hef-
tig angegriffen wird, für gefälscht. Sie wül
deshalb den gelben Papierbogen, der am
Freitag im Original in Lübeck eintraf, an
die Staatsanwaltschaft weiterleiten.
Der Seeamtsvorsitzende Eckardt Luh-
mann wies darauf hin, daß das Schreiben
in der alten deutschen Sütterlinschrift und
nicht in der heute allgemein gebräuch-
lichen lateinischen Schrift abgefaßt sei. Ein
junger Seemann, als der der Schreiber
offensichtlich gelten solle, würde nicht
diese alten Schriftzeichen benutzt haben.
Luhmann machte ferner darauf aufmerk-
sam, daß die „Flaschenpost" ausgerechnet
am Vorabend der Lübecker Secamtsver-
handlung an der Küste von Cornwall
(England) gefunden worden sei.
Alle sechs Überlebenden des Schiffs-
unglücks sprachen am Freitag, ebenso wie
am Donnerstag schon Kapitän Hermann
Eggers, der meteorologische Sachverstän-
dige Martin Rodewaldt und andere Zeu-
gen, von einer Fälschung. Der 20 Jahre
alte Leichtmatrose Günther Haselbach
sagte: „Es wäre nicht möglich gewesen,
so was zu schreiben. Die angeführten Ein-
zelheiten entsprechen auch nicht den Tat-
[ Sachen." Ähnlich äußerten sich die anderen
Überlebenden.
„Pamir"-Kapitän Eggers, der das Schiff
aus Krankheitsgründen auf der letzten
Fahrt nicht selbst führte, verfolgt an-
scheinend schon bestimmte Spuren. Er
denkt offenbar an die Möglichkeit, daß
ein Seemann, der vor Jahren einmal auf
der „Pamir" fuhr, diese Mitteilung ge-
schrieben habe. Deshalb will er die Schrift
mit den bei der Stiftung „Pamir und Pas-
sat" vorliegenden Lebensläufen aller See-
leute vergleichen, die in den letzten Jah-
ren auf dem Schiff fuhren.
Folgerungen für die Ausrüstung von
Schiffen mit Rettungsmitteln beherrschten
neben der kurzen Erörterung der „Fla-
schenpost" die Freitagsverhandlung. Auf-
sehenerregend für Schiffahrtskreise war
die Mitteilung des Sachverständigen Grö-
schel von der Sceberufsgenossenschaft, daß
Kapokschwimmwesten schon innerhalb
einer halben Minute sinken könnten, wenn
eine dünne öl- oder Benzinschicht auf
dem Wasser schwimme. Die Seeleute der
„Pamir" trugen Korkschwimmwesten. In
der Öffentlichkeit war vielfach kritisiert
worden, daß die „Pamir" nicht mit den
moderneren Kapokwesten ausgerüstet war.
Die Seeberufsgenossenschaft will Kapok-
schwimmweslen für die deutsche Handcls-
schiffahrt aber aus den von Gröschel ge-
nannten Gründen nicht zulassen.
Der Sachverständige bescheinigte der
„Pamir", daß sie genügend Rettungsein-
richtungen an Bord gehabt habe. Im ein-
zelnen waren für die 86köpfige Besatzung
vorhanden: Sechs Eichenholzboote mit ins-
gesamt 184 Plätzen, zusätzlich ein Dopprl-
schlauchboot und ein Vier-Mann-Schlauch-
boot sowie zwölf Rettungsringe und für
jedes Bcsatzungsmitglied ein Schwimm-
gürtcl. Auch Signalcinrichtungen seien in
den Booten gewesen.
Der Sachverständige zog aus der Schiffs-
katastrophe des 21. September 1957 die
folgenden Folgerungen:
1. Hölzerne Rettungsboote sind nach wie
vor zweckmäßig. Ihnen verdanken die sechs
Geretteten der „Pamir" ihr Leben, da die
Boote trotz ihrer schweren Beschädigungen
nicht sanken.
2. Die Farbe der Boote — die „Pamir"-Ret-
tungsboote waren naturbraun — ist nidit von
so großer Bedeutung, wie es in der Öffent-
lichkeit dargestellt wurde. Von größerer Be-
deutung sind die Signaleinrichtungen.
3. Trotz der schlediten Erfahrungen bei der
„Pamir"-Katastrophe mit Sdilauchbootcn —
eines dieser Boote wurde zerrissen — sollten
mehrere dieser „Rettungsinseln" an Bord ge-
nommen werden. %
4. Die Signalmittel sind verbesserungs-
bedürftig. Rotfeuerstäbe, die durch ihr star-
kes Rotlicht vorüberfahrende Schiffe sowie
Flugzeuge auf die Schiffbrüchigen aufmerk-
sam machen sollen, müssen durch Abziehen
und nicht durdi Reiben auf einer Zündfläche
betätigt werden können.
5. In jeder Hinsicht zufriedenstellende
Schwimmwesten gibt es nicht. Die Kork-
sdiwimmwesten sind jedoch am vorteilhaf-
tosten, wenn sie auch den Nachteil haben,
daß sie durch das ständige Reiben Kinn und
Brust aufsdieuern können.
Die Verhandlung wird am Dienstag mit
dem Gutachten über Stabilitätsfragen fort-
gesetzt.
Adenauer empfing 16. Doktorhut
(UP) LÖWEN, 10. Januar
Bundeskanzler Konrad Adenauer und
der ehemalige französische Ministerpräsi-
dent und Außenminister Robert Schuman
wurden am Freitag von der belgischen
Universität Löwen ehrenhalber zu Dokto-
ren der politischen und sozialwissenschaft-
lichen Fakultät promoviert. Für Adenauer
war es der 16. Doktorhut, den er in Emp-
fang nehmen konnte. Der Senat veranstal-
tete für die beiden Ehrendoktoren einen
Empfang, nach welchem Adenauer, Schu-
man und die Professoren von Löwen bei
regnerischem Wetter in langem Zug durch
die altertümlichen Straßen der Stadt zur
Aula zogen.
In seiner Festansprache zu Ehren Ade-
nauers sagte van Eyskens, der deutsche
Bundeskanzler habe sein Land „auf mora-
lischer und materieller Ebene" wiederauf-
gebaut und dem demokratischen Deutsch-
land einen Platz in Europa und der west-
lichen Welt verschafft. Gerade da Belgien
in zwei Kriegen Sc±iauplatz harter Kämpfe
war, grüße es in Adenauer einen Mann,
der an einem neuen Europa baue, das die
alten Feindschaften hinter sich lasse.
Arbeitsministeriuni :
Arbeitslosenzahl nicht beunruhigend
(dpa) BONN, 10. Januar
Nach Ansicht des Bundesarbeitsmini-
steriums bietet die im Dezember eingetre-
tene Steigerung der Arbeitslosenzahl um
733 750 auf 1,21 Millionen keinen Anlaß
zur Beunruhigung. Die Zunahme sei aller-
dings für diesen Zeitpunkt ungewöhnlich.
Allein 480 000 oder 72 Prozent der neuen
männlichen Arbeitslosen entfielen auf das
Baugewerbe. Die Gesamtzunahme an Ar-
beitslosen sei zu erklären, wenn man be-
denke, daß die Arbeitslosigkeit von zwei
Bauarbeitern erfahrungsgemäß die Arbeits-
losigkeit eines Arbeiters in der übrigen
Wirtschaft zur Folge hat.
Der Hauptvorstand der Industriegewerk-
schaft Bau, Steine, Erden befaßte sich am
Freitag auf einer Sitzung in Frankfurt mit
dem überraschend hohen Ansteigen der
Arbeitslosenzahlen im Baugewerbe. Der
erste Vorsitzende, Georg Leber, wies die
Ansicht zurück, daß die Witterungsverhält-
nisse den Ausschlag für die ungewöhnliche
Entlassungswelle im Dezember vorigen
Jahres gegeben haben. Im größten Teil der
Bundesrepublik habe das Wetter ein Wei-
terarbeiten gestattet. Vielmehr hätten sich
im Dezember 1957 infolge der leicht zurück-
gegangenen Konjunktur und der verrin-
gerten Arbeitskräfteknappheit noch mehr
Betriebe als früher dazu verleiten lassen,
durch Kündigungen die Bezahlung der ge-
setzlichen Feiertage zu umgehen.
Ruhrknappsdiaft
muß 9,3 Millionen Rente nachzahlen
(dpa) KASSEL, 10. Januar
In einem Musterprozeß entschied das
Bundessozialgericht in Kassel, daß die
Ruhrknappschaft einem Rentner aus dem
Bergbau für die Zeit vom 1. Mai 1945 bis
zum 28. Februar 1946 ein Zehntel der sei-
nerzeit einbehaltenen Rentenbeträge nach-
zuzahlen hat. Damit werden nach Schät-
zungen der IG Bergbau rund 400 000 Ren-
tennachforderungen in Höhe von 9,5 Mil-
lionen Mark wirksam.
Die Ruhrknappschaft und andere Knapp-
schaften hatten nach dem Zusammenbruch
aus Geldmangel auf Anordnung der Be-
satzungsmacht die Renten bis zum 28. Fe-
bruar 1946 nicht oder gekürzt ausgezahlt.
Die Ruhrknappschaft ist Rechtsnachfolge-
rin der „Bezirksknappschaft Ruhr" der
früheren Reichsknappschaft. Einige der
betroffenen Rentner forderten Nachzah-
lung. Die vom Sozialgericht Münster zu
dieser Nachzahlung-^erurtcilte Ruhrknapp-
schaft hatte Revision beim Bundessozial-
gericht eingelegt. Dort wurde die Entschei-
dung von Münster mit der Begründung be-
stätigt, daß die mündlichen Anordnungen
der Besatzungsmacht von 1945 nur auf ein
Zahlungsverbot, nicht aber auf eine Ren-
tenkürzung abgezielt hätten. (Aktenzeidien
5 Rkn 11/57.)
L8 Milliarden Defizit
im Bundeshaushalt 1937/38
(dpa) BONN, 10. Januar
Der laufende Bundeshaushalt weist im
ersten Rechnungshalbjahr 1957 ein Defizit
von 1,8 Milliarden Mark auf. Gesamtein-
nahmen von 15,269 Milliarden standen Ge-
samtausgaben von 17,158 Milliarden gegen-
über. Nach Berechnungen des Bundes-
finanzministeriums ist gegenüber dem ver-
gleichbaren ersten Rechnungshalbjahr 1956
eine Ausgabensteigerung von 16,8 Prozent,
dagegen nur eine Einnahmesteigerung von
2,6 Prozent zu verzeichnen. Das Ministerium
weist besonders darauf hin, daß der geringe
Zuwachs des Aufkommens aus Bundes-
steuem und Zöllen auf die Aufhebung des
Notopfers Berlin, auf die Umsatzsteuerbe-
günstigung des Mittelstandes, auf die letz-
ten Zollsenkungen und auf die verlang-
samte wirtschaftliche Expansion zurücl^-
zuführen ist.
Knappstein
möglicher Nachfolger Ilallsteins
(StN) BONN, 10. Januar
Als Nachfolger von Professor Hallstcin
auf dem Posten des Staatssekretärs im
Auswärtigen Amt wird, wie am Freitag in
Bonn zu erfahren war, nun auch der deut-
sche Botschafter in Madrid, Knappstein, in
Erwägung gezogen. Knappstein kommt aus
dem Journalismus. Er gehörte seinerzeit der
Redaktion der „Frankfurter Zeitung" an.
Er arbeitete später beim Zweizonenwirt-
schaftsrat als Pressechef und ging dann in
den Auswärtigen Dienst. Er war mehrere
Jahre Generalkonsul in Chikago und wurde
dann Botschafter in Madrid. Befürworter
seiner Ernennung zum Staatssekretär sind
der Meinung, daß Knappstein seine Erfah-
rungen einerseits im Auswärtigen Dienst
und auf Auslandsposten, andererseits in
der Publizistik auf dem Posten des Staats-
sekretärs in verschiedener Hinsicht von
Nutzen sein könnten.
Positives Gespräch des Berliner Bür-
germeisters mit Sowjetkoniniandantem
(StN) BERLIN, 10. Januar
Zweieinhalb Stunden hat sich nm Frei-
tag Berlins Regierender Bürgermeister
Willi Brandt im Ostberliner Sperrbezirk
Karlshorst beim sowjetischen Stadtkom-
mandanten, General Tschamow, aufgehal-
ten, dem er einen Höflichkeitsbesuch ab-
stattete. Brandt hatte vorher angekündigt,
mit Tschamow über Fragen des Berlin-
Verkehrs und Auswirkungen des neuen
Paßgesetzes der Sowjetzone sprechen zu
wollen. Nach der außergewöhnlich langen
Unterredung ließ er lediglich mitteilen,
man habe das Eis gebrochen und das »Ge-
spräch habe sich über alle Dimensionen
erstreckt; es sei positiv gewesen. Erwar-
tungen habe der Senat an die Zusammen-
kunft nicht geknüpft. Brandt hält es für
möglich, daß das Gespräch mit dem Sowjet-
kommandanten fortgesetzt wird. Er schien
nach der Beendigung aufgeräumt und zu-
frieden.
Erhard:
Deutsche ^'irtsdiaflshilfe für Süditalien
(dpa) ROM, 10. Januar
Die deutsche Bundesregierung unterstützt
nach besten Kräften die Initiative deutscher
Unternehmen, die zur wirtschaftlichen Ent-
wicklung Süditaliens beitragen wollen; sie
hat darüber hinaus 50 Millionen Mark für
die Finanzierung von Investitionsgütern be-
reitgestellt, die für wichtige wirtschaftliche
Vorhaben in Italien bestimmt sind.
Bemerkung des Tages:
Zweierlei Volk
Nach den Beispielen der Gesellschaften
für sowjetisch- chinesische und sowjetisch-
polnische Freundschaft ist am 7. Januar in
Moskau auch 'eine „Gesellschaft für sowje-
tisch-deutsche Freundschaft und kulturelle
Verbindung" gegründet worden. Dabei wer-
den feine Unterschiede zwischen Pankow
und Bonn gemacht. In dem TASS-Bericht
lautet die betreffende Stelle wörtlich:
„Es ist die Aufgabe der neuen Gesellschaft,
die Entioicklung und Stärkung der brüder-
lichen Freundschaft und Zusammenarbeit
zwischen den Völkern der Sowjetunion und
der DDR zu fördern. Die Gesellschaft wird
be.'itrebt sein, den Kulturaustausch und die
gegenseitige Aufklärung der Bex^ölkerung in
der UdSSR tind der Bundesrepublik Deutsch-
land über die neuesten Errungenschaften in
der Wissenschaft und Kunst auf jede Weise
zu erweitern, wodurch die Herstellung des
Einvernehmens zwischen dem Volk der
Sowjetunion und dem Volk der Bundesrepu-
blik Deutschland beträchtlich erleichtert wird."
Aus dieser kunstvollen Stilisierung erfährt
der Deutsche ru seiner Überraschung, daß es
ein „DDR-Volk" und ein „Bundesrepublik-
Volk" gibt. Den Vorrang hat natürlich Pan-
kow mit „brüderlicher Freundschaft", wäh-
rend das Verhältnis zu Bonn auf unpoliti-
sche Beziehungen beschränkt wird. Vor-
sitzender dieser eigenartigen Gesellschaft
ist Konstantin Fedin, der unter den sowje-
tischen Schriftstellern immer zu denen ge-
hörte, die jede Abweichung von der Partei-
linie scharf bekämpften. od.
Botschafter Haas wieder im Dienst
(dpa) MOSKAU, 10. Januar
Der Botschafter der Bundesrepublik in
Moskau, Dr. Wilhelm Haas, hat am Don*-
nerstag das Krankenhaus verlassen und
seine Arbeit wiederaufgenommen. Der Bot-
schafter war Mitte Dezember mit einer
Rippenfell- und Lungenentzündung in ein
Moskauer Krankenhaus eingeliefert worden.
Heuss prüft Johns Gnadengesuch
(dpa) BONN, 10. Januar
Bundespräsident Heuss prüft zur Zeit
das Gnadengesuch von Dr. Otto John, dem
zu vier Jahren Zuchthaus verurteilten
früheren Leiter des Verfassungsschutz-
amtes. Wann und in welchem Sinne über
das Gnadengesuch entschieden wird, sei
noch völlig offen, wurde am Freitag im
Bundespräsidialamt in Bonn betont.
Die Entsdieidung über die Begnadigung
ist eine reine Ermessenssache des Staats-
oberhaupts und völlig unabhängig von den
Stellungnahmen, die das Bundespräsidial-
amt nach dem Eingang des Gnadengesuchs
angefordert hatte.
Puschkin aus Ostberlin abgereist
(dpa) BERLIN, 10. Januar
Der sowjetische Botschafter in Ostberlin,
Puschkin, der von seinem Posten abberu-
fen worden ist, hat am Donnerstag Ost-
bcrlin verlassen. Wie die Sowjetzonen-
Agentur ADN meldete, waren bei der Ver-
abschiedung der stellvertretende Außen-
minister der Sowjetzone, Staatssekretär
Georg Handke (SED), sowie die Mitglieder
des Diplomatischen Korps und zahlreiche
Mitarbeiter der sowjetischen Botschaft in
Ostberlin anwesend. Aus der ADN-Mel-
dung geht nicht hervor, wohin Puschkin
gereist ist und welche neuen Funktionen
er übernimmt. Auch sein Nachfolger wurde
nicht genannt.
700 000 Mark Strafen
wegen Preisabsprachen
(dpa) HANNOVER, 10. Januar
Sämtliche in Niedersachsen anhängigen
Strafverfahren wegen unzulässiger Preis-
absprachen im Baugewerbe sind nach
einer Mitteilung des niedersächsischen
Justizministeriums vom Freitag jetzt
rechtskräftig abgeschlossen. Insgesamt
wurden dabei Geldstrafen von 700000 Mark
verhängt. Die Höhe der einzelnen Geld-
strafen liegt zwischen 50 und 27 500 Mark.
Bei den Ermittlungen über die Preis-
absprachen wurden 989 Beschuldigte des
Baugewerbes überprüft. Rund 250 Fälle
wurden an andere Staatsanwaltschaften
abgegeben und 200 Ermittlungsverfahren
eingestellt. Von den verbliebenen 519 Fäl-
len in Nieder.sachsen wurden 510 durch
Strafbcfehle und neun durch gerichtliche
Urteile abgeschlossen.
Farbe und Rhythmus
j
Symphoniekonzert des Sfiddeutsdien Rundfunks
Das Konzert des Symphonieorchesters
von Radio Stuttgart konfrontierte Maurice
Ravels „Rhapsodie espagnole" mit Igor
Strawinskys „Sacre du Printemps". Eine
interessante Gegenüberstellung, die ein-
mal folkloristische Elemente in völlig ver-
sdiiedenartiger Verwendung und Beleuch-
tung zeigt und zum anderen die rhyth-
misch belebte Farbigkeit der spanischen
Landschafts- und Seelenwelt gegen die
Barbarismen einer Aufbau und Ablauf
des ganzen Werkes bestimmenden Rhyth-
mik deutlich abhebt. Dabei ist die Ein-
heit der musikalischen Grundanlage bei
Ravel größer und überzeugender als in
Strawinskys Ballettmusik. Die musikali-
sdie Wirkung ergibt sich trotz der Hin-
weise auf die nächtliche Stimmung des
Prelude, auf die Tanztypen der folgenden
Sätze und die festliche Ausgelassenheit
des Finales aus einer musikalischen
Grundkonzeption. Ravels Werk bleibt bei
aller Vorliebe für farbige und rhythmische
Wirkungen ein Stück autonomer Musik,
während Strawinskys „Le Sacre du
Printemps" im Grunde angewandte Musik
ist, die auf außermusikalische Mittel des
Programms und der tänzerischen Hand-
lung angewiesen ist, um ihre letzte Er-
füllung zu finden. Damit soll nichts gegen
die Bedeutung des Werkes für die Ent-
widmung der Neuen Musik gesagt sein. Es
bleibt die geniale Tat des Rhythmikers
Strawinsky bestehen, der in crschrek-
kender und gewalttätiger Einseitigkeit das
Werk aus dem menschlichen Bezirk ins
Übermenschliche steigert.
Das Symphonieorchester des Süddeut-
schen Rundfunks gab unter Hans Müller-
Kray Klänge und Farben der spanischen
Rhapsodie Ravels in sorgsam ausgewoge-
nem Spiel. „Le Sacre du Printemps" über-
zeugte durch die rhythmische Gewalt der
Darstellung. Mit größter Präzision er-
zwang Hans Müller-Kray mit dem aus-
gezeichnet disponierten Orchester (ein
Extralob dem glänzenden Pauker) eine
Wiedergabe, die einen Begriff gab von
der Größe des Werkes. Etwas verloren
und schüchtern stand zwischen Ravel und
Strawinsky Haydns D-Dur-Konzert für
Violoncello, gedacht als Oase der Besinn-
lichkeit und des musikalischen Friedens.
Pierre Fournier gab den lyrischen Par-
tien Schönheit und schlanke Geschmeidig-
keit seines reich differenzierten Cellotones.
Herzlichen Beifall für den Solisten, den
Dirigenten und das Orchester. wf.
Gesdirielienes Lehen
Zum Tode von Paul Fochtor
Der Schriftsteller, Publizist, Literar-
historiker Paul Fechter ist am Donnerstag im
Alter von 77 Jahren in Berlin gestorben. Es
ist müßig, die Frage zu stellen oder gar be-
antworten zu wollen, ob Paul Fechter nun
zuerst Schriftsteller oder Literarhistoriker,
Kritiker, Feuilletonist, Erzähler oder Drama-
tiker war. Er war ein Mensch, vielseitig be-
gabt, vielseitig interessiert, vielseitig gebildet
und mit enormer Lust und wohlgebildetem
Vermögen ausge.stattet, das geschriebene
Wort mit dem nötigen Gewicht der Verant-
wortung und der unumgänglichen Leichtigkeit
geschliffener Rede zu gebrauchen.
Er stammte aus Elbing, war Sohn eines
Zimmermeisters. Er studierte erst Architek-
tur, dann Naturwissenschaften, Philosophie,
Mathematik, promovierte mit einem philo-
sophischen Thema und wurde Feuilletonist in
besten Kreisen: bei den Dresdener Neuesten
Nachrichten, der Vossischen Zeitung, der
Deutschen Allgemeinen Zeitung. Im Dritten
Reidn versudite er sich selbständig zu machen,
gründete die Wochenzeitschrift ..Deutsche Zu-
kunft" mit, die wegen Gesinnung und Niveau
alsbald unterdrückt wurde.
Mit 45 fing er an, zu erzählen, die berühm-
ten Berliner Romane, die Geist, Humor und
große, stilvolle Liebe zur Stadt seiner Wahl
ausströmen: „Die Kletterstange", „Der Ruck
im Fahrstuhl", „Die Rückkehr zur Natur" und
den erfolgreichsten „Herrn Ober". Dazwisdien
wurde doch etwas wie Heimweh nach der
westpreußischen Jugendheimat wach, in den
Romanen „Das wartende Land", „Die Fahrt
nach der Ahnfrau". Und der Entwicklungs-
roman „Die Gärten des Lebens" gab ein far-
benreiches umfassendes Bild der Zeit vor 1914.
Der Dramatiker Fechter konnte den verdien-
ten Lorbeer für seinen „Zauberer Gottes"
erst 1948 in Hamburg ernten, weil das Stück
um den masurischen Pfarrer und Lehrer
Pogorzelski im Dritten Reich verboten war.
Doch gleich gewichtig und bedeutend sind
die kunst- und literarhistorischen Studien,
etwa über Barlach oder die Überschau „Vom
Naturalismus zur Literatur des Unwirk-
lichen" oder die „Literaturgeschichte des deut-
schen Volkes", dann die Sammlungen „Men-
schen und Zeiten, Begegnungen in fünf Jahr-
zehnten" und „Menschen auf meinen Wegen",
die „Große Zeit des Deutschen Theaters", die
Memoiren „An der Wende der Zeit" und
„Zwischen Haff und Weichsel" und die reiz-
vollen ..Kleinen Wörterbücher" „für literarische
Gespräche" und „für Kunstgespräche". Sehr
weit griff Fechter mit seiner gedrängten „Ge-
schichte der Deutschen Literatur" und mit
dem „Europäischen Drama" aus.
Paul Fechter hat ein reiches Leben gelebt,
reich an Begegnungen und an ausgeteilten
Anregungen. Und alles wurde zum geschrie-
benen Wort, aus dem man, glänzend imter-
halten, viel lernen kann. PI
Audi ein Spütlieiinkehrer
Der Schriftsteller Jakob Pioard 's Jahre
Jeder Versuch, den bedeutenden Anteil jü-
discher Schriftsteller an der neueren deut-
schen Literatur abgrenzen zu wollen, schei-
tert an der historischen Tatsache, daß sich
jüdische Menschen der Kultur im Lande von
Goethe und Schiller einmal besonders eng
verbunden haben und daß. von einigen
Ansätzen wie Heines „Rabbi von Bacha-
rach" abgesehen, Emanzipation und A.ssi-
milation dem Entstehen einer eigentlichen
I jüdisch-deutschen Literatur eher abträglich
gewesen ist. Um so mehr Beachtung verdiente
ein in Deutschland nodi so gut wie unbekann-
tes Buch, das vor anderthalb Jahren in Ame-
rika großes Aufsehen erregte und das eine
Phase des jüdischen Schicksals dichterisch
festhält, die sonst leicht der Vergessenheit
anheimgefallen wäre, nämlich das jahrhun-
dertelange friedlidie Zusammenleben der
südwestdeutschen Landjuden mit ihren christ-
lichen Nachbarn.
Das Buch „Der Gezeichnete", das 1936 in
Berlin gerade noch herauskam, um ein-
gestampft zu werden, und das mit allen guten
Geistern der alemannischen Erzählkunst eines
Johann Peter Hebel und Gottfried Keller
gesegnet ist, malt, wie Hermann Hesse da-
mals schrieb, „ein Kleinicben reich an gewin-
nenden und heiteren Zügen, reich an Anek-
doten, an Überlieferung und Frömmigkeit,
ja an stiller Größe". Nach dem Tagebuch der
Anne Frank gibt es für einen deutschen
Leser zu dem Thema kaum etwas Ergreifen-
deres als diese Erzählungen, von denen eine
übrigens dem Stuttgarter Ministerialrat Otto
Hirsch gewidmet ist. der nach 1934 zusammen
mit Leo Baeck die Reichsvertretung der deut-
schen Juden leitete und in Mauthausen endete.
Der Autor dieses Buches. Jakob Picard,
entstammt einer jener ländlichen Judenfami-
lien am Bodensee und in Schwaben, aus
denen unter anderen auch Albert Einstein
hervorgegangen ist und die sich dem ererbten
Glauben ihrer Väter ebenso verpflichtet fühl-
ten wie dem Lande, das ihnen Heimat war.
Heute, 11. Januar, begeht Jakob Picard, der
im ersten Weltkrieg als Frontoffizier zwei
Brüder verlor, seinen 75. Geburtstag in New
York, wohin er im Jahre 1940 noch nach
mancherlei Irrfahrten entkommen konnte. Als
dieser feinsinnige Dichter und gutige Mensdi
aber im vergangenen Sommer zum erstenmal
wieder zu einem längeren Aufenthalt an den
Bodensee kam. lautete das P'azit seines Be-
suches schließlich: „Dreihundert Jahre Hei-
matrecht auf eigenem Grund und Boden wie-
gen schwerer als achtzehn Jahre Emigration."
100 Kunst-(;euinno hat der Württember-
gische Kunstverein bei seiner Lotterie ausge-
schüttet: Ölbilder, Plastiken. Aquarelle, Pa-
stelle, Zeichnungen, Holzschnitte, Lithos und
Radierungen. Die bereits benachrichtigten Ge-
winner können die Gewinne, die vom 12. bis
19. Januar in der Schellingslraße 6 ausgestellt
sind, selbst auswählen. (StN)
Guter Kamera«! am l'Miij;ei
Hubert Giesen 60 Jahre alt
„Am Flügel: Hubert Giesen." Wenn man
dies auf Plakaten von .Sänger- oder Geiger-
konzerten liest, so nimmt man's wie eine
Wertmarke: Zumindest auf der einen Seite,
der des im Schatten des Stars wirkenden
..Begleiters", ist dann Niveau verbürgt. Die-
ses Begleiten, die Partnersdiaft in Lied und
Kammermusik, ist bei Hubert Giesen zu
emer Kunst geworden, der zuliebe er. der
schon mit 17 Jahren als Solist konzertierte,
die Karriere eines Klaviervirtuosen opferte
und in der er es zum wirklichen Meister ge-
bracht hat. Partner, guter Kamerad am Flü-
gel sein erfordert menschliche und künstle-
rische Reife, Verzicht auf den ungeteilten
Lorbeer des Ruhmes, Konzentration auf das
rein Musikalische und Geistige, ein Einfüh-
lungsvermögen, das den w^eniger erfahrenen
Partner steigert und dem berühmtesten ge-
nügt. Allen diesen vielfältigen Anforderungen
wurde Giesen in seiner langen Laufbahn so
hervorragend gerecht, daß er zwei Jahre lang
mit Yehudi Menuhin durch ganz Europa und
Nordamerika musizierte, ständiger Begleiter
von Fritz Kreisler, Sigrid Onegin, Jussy
Björling und anderer Hauptprominenz sein
konnte.
Giesen, der am Montag 60 Jahre alt wird,
ist als Sohn eines Organisten aus Cornelis-
münster bei Aachep erblich belastet. Der
große Dirigent Fritz Busch nahm sidh seiner
Ausbildung an; er war es auch, der ihn, als
er Generalmusikdirektor in Stuttgart wurde,
in unsere Stadt rief, wo Giesen an der Mu-
sikhochsdiule sein Studium vollendete,
Kapellmeister am Wilhelma-Theater und am
Schauspielhaus wurde und sich zu einem der
angesehensten deutschen Begleiter und Kam-
mermusiker entwickelte. Seine reichen Er-
fahrungen gibt er nun als Professor der
Stuttgarter Musikhochschule und Lehrer für
Klavier. Begleitung imd Kammermusik der
.lugend weiter — Wahrer edelster deutscher
Tradition in einer Zeit, in der die Kunst der
Nuance, das stille Lied und die werkdienende
Partnerschaft im Trubel von Lärm und Star-
kult unterzugehen drohen. Ho
Weitere Kulturnachrichten auf Seite 25
IC (Jen fand.
Der starke Antiamerikanismus, der ja auch zu
einem guten Teil von der in London als übereilt er-
scheinenden Anerkennung des republikanischen Re-
gimes in Jemen durch Washington herrührt und in
gewissen Kreisen natürlich immer noch stark von der
Suezkrise her nachwirkt, hat nicht nur den Gegnern
des Gemeinsamen Marktes Wind in die Segel ge-
blasen, sondern erstaunlicher-, jedoch nicht ganz
unlogischerweise auch den Befürwortern, die sagen:
«Jetzt erst recht.» Mit etwelcher Genugtuung haben
sie nämlich vermerkt, daß sich Präsident de Gaulle
von seinem eigenen Weg zur Atommacht auch durch
Kennedys Polaris-Angebot nicht abbringen zu lassen
scheint. Viele, die Kennedys Aeußerungen in seinem
Fernsch-Interview als Arroganz empfanden, glauben
deshalb, die einzig richtige Antwort des britischen
Volkes sei eine enge Partnerschaft mit Frankreich,
mit andern Worten, der möglichst rasche Beitritt zur
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Denn man be-
ginnt sich auch Rechenschaft darüber zu geben, düß
sich die Vereinigten Staaten unter der Kennedy-
Administration nicht mehr durch «besondere Bezie-
hungen» (special relationship), die Winston Churchill
1946 in einer Rede noch feierlich hochleben lassen
konnte, mit England verbunden fühlt und daß des-
halb die britische Regierung nur noch auf dem Weg
über ein eng zusammengeschlossene Europa einen
maßgebenden Einfluß auf die weltpolitischen Ent-
scheidungen in Washington ausüben könne.
dem Umweg über die andern EWG-Partner. Dazu
dienten schon die verschiedenen diplomatischen Be-
sprechungen im Laufe dieser Woche, die mit dem
Englandbesuch Außenminister Schröders am Wo-
chenanfang begannen. Besonders große HoffnoingeH
werden in London jetzt auf Italien gesetzt, dessen
Regierung immer offenkundiger für die Aufnahme
Englands einzutreten bereit scheint, weil es sich von
der «französisch-deutschen Allianz» dominiert fühlt
und deshalb einen Ausgleich der Kräfte sucht.
«Der Beitritt muß bald erfolgen»
London, 10. Jan. (Reuter) Premierminister Macmil-
lan erklärte am Donnerstagabend in einem Fernseh-
interview auf die Frage nach dem Zeitpunkt des Bei-
trittes Großbritanniens: «Der Beitritt muß bald er-
folgen. Ich kann keinen Zeitpunkt angeben, aber die
Verhandlungen können nicht weiter hinausgeschleppt
werden.» Die Frage, ob General de Gaulle Groß-
britannien von der EWG fernzuhalten versuche, be-
antwortete der Premierminister mit den Worten: «Ich
frage mich, was er, de Gaulle, denkt. Was es auch
sein möge, wir müssen uns damit abfinden und die
Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluß füh-
ren.» Wenn Frankreich unter General de Gaulle es
möglkh finde, mit der Zugehörigkeit zur EWG
die Unabhängigkeit mit der Interdependenz zu ver-
einbaren, «so sollte es für uns Briten nicht schwierig
sein, der EWG ebenfalls beizutreten».
*•*• i\1SV* .■wsv.\ \ '^
■^^^>^>■^v\■^<■OLL«■v A.,. >* ..^ . .v, - A , ■ . , ^.-u . .vA-^^, - - -1. .^^^ -*^^\tAi^;i:v:^'^^^'- - "• r'''''-'-r'''-''-ryß^!^jis^^
■^^'^^^^^^^■VUV^W.
Seitdem die * Friedensorganisation» Katanga mit Krieg überzieht, hat die Versorgungsschwierigkeit
in der reichsten kongolesischen Provinz von Tag zu Jag zugenommen. Unser Bild: in Elisabethville
stehen Weiße und Schwarze Schlange, um letztlich noch ihr •Brot» zu ergattern, (Ph)
m
Vermittlerin Bandaranaike
in Neu-Delhi
Neu-Delhi, 10. Jan. (AFP) Die ceylonesische Pre-
mierministerin, Frau Bandaranaike, ist am Donners-
tag zu einem fünftägigen Aufenthalt in Neu-Delhi
eingetroffen. Sie wird sich namentlich mit Premier-
minister Nehm über die Vorschläge der Konferenz
von Colombo zur Beilegung des indisch-chinesischen
Grenzkonflikts besprechen.
Zurück\^ eisung der chinesischen Vorschläge
Madras, 10. Jan. (AFP) Die indische Vizeaußen-
ministerin, Frau Lakshmi Menon, erklärte in Madras,
die Annahme der chinesischen Vorschläge, wonach
sich die indischen Truppen 20 Kilometer von der
Kontrollinie zurückziehen sollten, würde zur Ueber-
lassung der Kontrolle aller Himalaja-Pässe an China
führen. Da der Himalaja die einzige Grenze sei, die
China von Südostasien trenne und die Chinesen daran
hindern könne, die Herrschaft über dieses Gebiet zu
errichten, könnten solche Vorschläge auf keinen Fall
angenommen werden.
Postum noch
«Held der Arbeit»
Sofia, 11. Jan. (AFP) In einem in Sofia veröffent-
lichten Communique wird bekanntgegeben, daß das
Politbüro des 2^ntraIkomitees der Bulgarischen
Kommunistischen Partei die völlige Rehabilitierung
von Traitscho Kostoff, ehemaliger Vizeministerpräsi-
dent und Sekretär des Zentralkomitees, der im De-
zember 1949 nebst drei andern Parteiführern als
Opfer der Unterdrückung zur Stalin-Zeit hingerich-
tet worden ist, beschlossen hat. Kostoff erhält
postum den Titel cReld der Arbeit», und zwar in
Würdigung seiner «großen Verdienste im Kampf
gegen den Faschismajis und Kapitalismus und für die
Errichtung des Sozialismus». Weiter wird in Sofia
eine Büste von Kostoff aufgestellt sowie eine Straße
in der bulgarischen Hauptstadt und ein Elektrizitäts-
werk nach ihm benannt. Das Andenken an die drei
andern Parteiführer, die während der Zeit des Per-
sönlichkeitskults umgekommen sind, wird auf ähn-
liche Weise geehrt
}
"kämpft.
Iinrei^ebl leben sind.»
gerichtet worden.
Der Dichter Jacob Picard
Von Harry Proß
Allen deutschen Landschaften ist die uxn den Bo-
densee unvergleichbar in ihrer Urbanität. Ihre Kon-
turen schmelzen unter dem schon südlichen Himmel.
Sie schmiegen sich ineinander und liegen besänftigt
von der Hand des Menschen. Hier scheidet der jähe
Norden, den Jacob Burckhardt floh, in den Süden
jahrtausendalter Bearbeitung durch den mensch-
lichen Verstand. Denn dies sieht man sofort: Hier
war nicht nur Fleiß, sondern auch List am Werk,
kluges Ausweichen vor dem Unmöglichen und um
so größere Anstrengung, die Möglichkeiten der Natur
ganz auszunützen. Alles ist auf Steigerung bedacht,
aber nichts zielt über das Maß hinaus. Der See sel-
ber, mag er auch stündlich sein Gesicht wechseln
und wüste Stürme aus sich herausschleudern — er
trägt Weingärten an seinen Ufern und hat es eher
ermöglicht als verhindert, daß die Dörfer mehr Städ-
tisches an sich haben als anderswo. Darf man ihn
einen römischen See nennen? Den Spuren des Welt-
reiches begegnen wir allenthalben, ohne daß ihr An-
blick Resignation erweckt. Für den sinnlosen Kreis-
lauf der Geschichte, wie ihn die Nebelmänner sich
ausgedacht haben, ist hier kein Verständnis zu er-
warten. Mit Verwundern wird man ihn als eine
merkwürdig abstruse Vorstellung empfinden, denn
augenfällig ist doch alles aoif Fortbildung, auf Wei-
terbauen angelegt. Erheben sich nicht die Häuser der
Heutigen auf den Trümmern der römischen Ge-
bäude? Zwingt nicht immer wieder die von histori-
scher Spekulation unbelastete Intelligenz, gerade dort
zu bauen, wo schon einmal gebaut wurde? Solche
Erfahrungen vermitteln Gelassenheit, spendieren Ein-
sicht in die vorwärtsschreitende Mühe des Menschen
um Vollendung, di'e doch immer nur für den Augen-
blick gewährt wird und sonst unerreichbar blei<bt.
Eine Halbinsel im Untersee heißt die Höri, ein
Dorf dort Wangen. Wangen war bis ins Dritte Reich
hinein eines von den Südwest deutschen Judendörfern,
eine von den Gemeinden, in denen Jud und Christ
seit Jahrhunderten miteinander lebten und ihr be-
scheidenes Leben machten. Nach Wangen kamen die
ersten, jüdischen Familien im 14. Jahrhundert, die
Picards stehen dort seit dem 18. Jahrhundert im
Grundbuch. Sie bestellten ihren Boden und trieben
Handel. Die Verhähnisse von Mehrheit und Minder-
heit variierten in den einzelnen Dörfern. Kirche und
Synagoge waren benachbart. Das Zusammenleben re-
gulierten im Grunde die Interessen der ganzen Ge-
gend, nach ihnen richtete sich die Arbeitsteilung.
Was die Feste der verschiedenen Religionen anging,
so waren die Dörfler schlau genug, manche Ge-
bräuche doppelt gelten zu lassen. Doch hielt jeder an
<^: ^.,/^. x^^> <^^ '^
seiner Religion fest. Eine gutgefügte, auf Erhalten
und Kontinuität erpichte Ordnung herrschte.
Jacob Picard wurde am 11. Januar 1883 geboren;
er eing in die Dorfschule und dann aufs Konstanzer
Gymnasium, studierte in München, Berlin und Hei-
delberg die Rechte, wurde Anwalt in Konstanz und
später in Köln. Sein erster Gedichtband erschien
1913. Er reflektierte, wie Picard sagt, den cZustand
Bodensee». Melancholische Verse, Stimmungen, de-
nen der Schalk im Nacken sitzt; das Ganze lyrisch,
doch nicht ohne jugendliches Bekennertum, das ge-
rade in Schwung kam:
Da wir müd vom Fischen heimwärts kehren —
feuchte Netze hängen über Bord, —
hören wir verhüllt nur da und dort
andere, wie sie Winterboote teeren.
Denn im Nebel Röschen allzufrüh
Häuser, Kirche und bebuschte Ufer.
Keiner überhört den dunklen Rufer,
der in jedem von uns mahnt: verglüh.
Das war am Vorabend des Ersten Weltkrieges, der
Picard zwei Brüder nahm, ihn aber nur leicht lädiert
entließ. Seine Lyrik blieb auch danach einfach und
unexaltiert. Die großen Auseinandersetzungen um
Stil u-nd Ausdruck berührten sie wenig. Aber der
Eindruck der sozialen Verwandlung um ihn verwies
den Dichter auf seine Herkunft, seine dörfliche Ge-
schichte. Er begann, und er ist ein großer Fabulie-
rer, die Erzählungen von den süddeutschen Land-
juden zu schreiben. Um dieselbe Zeit öffnete Martin
Buber mit den Chassidischen Geschichten der deut-
schen Literatur eine neue Sphäre.
In der Hitlerzeit erschienen Picards Novellen im
«Morgen», den Eva Reichmann redigierte. Im Auf-
trag des Oberrates der badischen Israeliten reiste er
1937 und 1938 von Gemeinde zu Gemeinde, lesend,
stäfkend, den «Menschen viel gewährend», wie ihm
Leo Baeck bescheinigte. Im jüdischen Verlag kam
ein Band seiner Geschichten 1936 heraus, ein denk-
würdiges Dokument dessen, was badisch-jüdische Le-
bensart war.
Mit gewissem Recht hat man die Emanzipation
der deutschen Juden zu jüdischen Deutschen seit
Mosps Mendelssohn im Zusammenhang mit der Ver-
änderung Deutschlands betrachtet. In den Städten
war die Zivilisation am weitesten, und wenn über-
haupt ein soziales Gebilde als solches schon frei ma-
cfhen kann, dann waren es in den letzten 150 Jahren
die großen Städte, die alte Bindungen vergessen lie-
ßen. Für das Judentum brachte diese Bevölkerungs-
verschiebung, wie für die christlichen Konventionen
auch, schwere religiöse Krisen mit sich. Indifferenz
breitete sich aus, Ermüdung und Flucht vor der Re-
ligion, die durchaus nicht immer Aufklärung waren,
yy. /• 63
:u bringen. Ist der lunncMircht ganz dicht, so bc-
iteht die Gefahr der Eisbildung, durch die der Quer-
chnitt der Zuluftkanäle verkleinert und zugleich die
seUt wurde. Auch für Parkingmeter gibt es bessere
und schlechtere Geschäftslagen, auch für sie gilt das
Gesetz von Angebot und Nachfrage.
Barometerstand 556,0 (556,8). Windstärke 15 km/Std.
West. Temperatur — 9 Grad C. Schnee. Neuschnee 19
Zentimeter. Gestern keine Sonne. Niederschlag 11 mm.
lie er rief, nicht mehr los. Friedrich der Große wird
ms ganz anders als im Geschichtsunterricht gezeigt:
lie erschütternde innere Vereinsamung schafft einen
■lerrscher von zerrissener Unausgeglichenheit. Dabei
jrstrebt Gertsch, sowohl hier als auch bei Alexander,
^Japoleon oder Karl V., nicht um ihrer selbst willen
jine Verkleinerung der Giganten, sondern er zeigt
lur auf, wie unzulänglich im Grunde jene handeln,
/on deren Macht wir uns blenden lassen. So entpuppt
>ich General Boulanger,der ephemere Held des franzö-
iischen Chauvinismus der vergangenen achtziger
fahre, als politischer Schaumschläger, Alexander der
jroße wird in der «Hochzeit von Susa* zum Sinn-
)ild größenwahnsinnigen Machtanspruchs schlecht-
lin. In der großangelegten Hörspielreihe «Napoleon
/or Gericht» sodann kommen die Grundgedanken
ies dramatischen Schaffens von Gertsch — von der
ewicen Wiederkehr des Geschehens und der Mit-
schuld aller — noch einmal zu ausdrücklicher Stei-
gerung.
Noch lange nicht alle der von Max Gertsch ge-
schaffenen Werke sind hier genannt. Doch sei noch
.besonders hingewiesen auf zwei der letzterschienenen
pramen, auf «Donna Juana, Infantin von Spanien»
lund «Karl V. oder die Versuchung des Kaisers», die
beide noch der Aufführung harren. Das erste, ein
Spiel von Liebe und Tod Johannas der Wahnsinni-
gen, zeigt nochmals sehr eindringlich jene fatalen
Hang zum Absoluten, Unbedingten, Schrankenlosen,
aus dem die heftigen Zusammenstöße erwachsen, die
den Einzelmenschen, ja ganze Länder in Leid und
Untergang stürzen. Das andere bewegt sich um die
Welt um und in Karl V. Das geschichtlich Faß-
bare und das seelisch schwer Faßbare, das zerrissene
Wesen des Kaisers, das ihn bald majestätisch und
bald niedrig, bald in weltkaiserlichem Größenwahn
und mystischer Verzückung zeigt, ist hier mit gro-
ßem Können bewältigt und darstellerisch ungemein
fesselnd und wirkungsvoll erfaßt. Der Kern des
Schauspiels aber liegt in der Erkenntnis des Zwei-
zeilers:
«Die Macht ist böse -— böser noch ist Ohnmacht,
Weil Macht ihr fehlt, die falsche Tat zu hindern.»
Abschließend darf wohl gesagt werden, daß noch
kein schweizerischer Dramatiker das weltpolitische
Spiel sachlich so fundiert und bühnenteChnisch m
dermaßen disziplinierter Gedrängtheit zu schildern
vermocht hat, wie Max Gertsch. Die Theaterleiter
müßten nur eine kleine Schwenkung vollziehen, um
seinen Verdiensten gerecht zu werden.^ Wir wollen
hoffen, daß der Dichter die Wendung noch erlebt,
trotz seiner 70 Jahre!
Max Schwendimann
Eine Europäische Radiologen-Vereinigung
Eine «Association Europcenne de Radiologie» ist
in Straßburg gegründet worden. Beteiligt sind Frank-
reich, Italien, die Bundesrepublik Deutschland, die
Schweiz, Belgien, Holland, Luxemburg und Spanien.
Präsident ist Professor Dr. Boris Rajewski, Direktor
des Max-Planck-Instituts für Biophysik in Frankfurt
am Main. Die Vereinigung will sich mit allen Fragen
der Strahlung und der Elektromedizin befassen, im
besonderen eine gewisse Vereinheitlichung der Ver-
hältnisse auf dem ganzen Strahlengebiet in den betei-
ligten Ländern erstreben. ^P-
Große Kunstsammlung wird zugänglich
Die berühmte Sammlung Robert Lehmans in New
York, aus der neunzig Werke von Greco, Rembrandt,
Velasquez, Holbein, Goya, van Gogh und Gauguin
kürzlich im Metropolitan Museum ausgestellt waren,
kann jetzt besichtigt werden. Der Eintritt in das neue
Museum kostet allerdings, wie der New-Yorker
«Aufbau» berichtet, nicht weniger als 50 Dollar, em
einstweiliger Betrag, der dem Stipendien fonds der
New York University zufließen wird. Der Wert der
Sammlung wird auf 60 Millionen Dollar geschätzt.
1 . "P-
1
(
4
/,
>>/
oft nur Lähmung oder Verblasenheit. Von den gro-
ßen jüdischen Namen der deutschen Kulturgeschichte
waren die meisten für die Religion verloren. Das
chnstiioh-jüdisohe Zusammenleben litt nicht zuletzt
darunter, daß die einen keine Juden, die anderen
kerne Christen mehr waren; aber manche taten so
als seien sie besser als jene.
Im Dorf war das anders. Picards Erzählungen ber-
gen nicht weniger Frömmigkeit als die Johann Peter
Hebels. Sie sind ursprünglich fromm. Man lese in der
Geschichte von den Brüdern Schmul nach, wie sich
m ihrem Waldgang das Alemannische mit dem He-
bräischen verträgt. Das Widersprüchliche, zu dessen
Losung es kein Entweder-Oder gibt, das besteht,
ohne daß eins das andere auslöschen oder ersetzen
könnte, vereint sich im Glauben und bewirkt etwas.
Wie die beiden singend in ihrer Angst durch den
Wald marschieren, ist zugleich von erschütternder
Komik und erhaben. Nicht das eine oder das andere
beherrscht die Szene. Beides ist gegenwärtig, versöhnt
wird es jedoch nair durch das Weitergehen, das Fort-
sohreiten, durch die TaiL
Sie ist kein Tun um seiner selbst willen, kein blin-
der Atavismus; Tätigkdt und Glauben bedingen ein-
ander, und so kommen die beiden Brüder geläutert
ins Freie: «E groß Gefahr hemmer Überstande, weil
mer z'samme g'halte habe; nie mehr wolle mer mit-
einander dischputiere.» Picard macht auch gleich
klar, daß der Vorsatz eben nur ein guter Vorsatz ist;
aber der Leser bemerkt doch, daß da ein Unterschied
waltet, ob man sich das Gute vornimmt oder nicht
Und damit wiederholt er eigentlich, was die jüdi-
sche Botschaft an die Menschheit gewesen ist die
Aufforderung, im Bemühen nicht nachzulassen
nichts als fertig gelten zu lassen. Das scheinbar voll-
kommene ist doch nur ein Weg, nicht Ziel. Ein Ge-
dicht aus dem Jahre 1939 zeigt es wieder. Nachdem
schon die Synagogen gebrannt hatten, und nachdem
von auswärts geholtes Gesindel in die Gemeinden
eingebrochen war, und er selber durch fremd gewor-
dene Städte irrte, schreibt Picard die Verse vom Ab-
schied:
Wohin wir immer ziehen,
Vergessen sei es nicht,
All unser hart Bemühen,
Wenn Schrecken aus uns schrieen.
War niemals ein Verzicht.
Sein Weg führt Picard über Rußland und den Fer-
nen Osten nach Amerika. Dort trägt er in jahrelan-
ger Kleinarbeit die Biographie des badischen Revolu-
tionsgenerals Franz Sigel zusammen, der nach 1849
in Amerika zu großem Ruhm gelangte. Heute frei-
lich hat die Erinnerung an Schurz, der mehr von
einem Konformisten an sich hatte als der Sigel sein
Gedächtnis verwischt Das Manuskript, das einmalige
Dokumente der deutsch-amerikanischen Gemeinsam-
keit im 19 Jahrhundert enthält, fand bisher keinen
Verleger. Sigel hat, so meint sein Biograph, zu sei-
nen Lebzeiten immer versucht, was noch nicht an
der Zeit war, und dafür wird er nach seinem Tode
bestraft.
In Amerika erscheinen schließlich auch Picards
Erzählungen von den südwestdeutschen Dorfjuden
neu. Die meisterhafte Uebertragung von Ludwig
Lewisohn trägt zu ihrem Erfolg viel bei. Im eigenen
Lande oleibt ihre aktive Mystik so gut wie vergessen
Bis jetzt die Deutsche Veriagsgemeinschaft eine Neu-
ausgabe ankündigt.
Diese Geschichten sind nicht modern. Auch Pi-
cards verspielte Sprache ist es nicht, wiewohl so ver-
schiedene Geister wie Hermann Hesse und Kurt
Pinthus sie sehr gelobt haben. Aber die Frage nach
der Modernität ist hier falsch gestellt. Und auf fal-
sehe Fragen giht es keine richtigen Antworten. Reli-
gion und Mode schließen einander aus.
Das ist wiederum eine jüdische Erkenntnis, eine
von denen, die uns an der traurigen Feststellung
zweifeln lassen, daß die Geschichte des deutschen
Judentums beendet sei. Dieser zarte, unruhige Dich-
ter Picard lebt. Heute wird er achtzig. Und das ge-
wältige Reich des Banausen, seine Schrecken wo
sind sie geblieben? Nichts ist übrig von üim als seine
Schande.
^ranffurtrr^ilgemeine
ZIITUNC rUI OIUTSCHLANO
Literaturblatt
SanuUc, 17. Anrost 1963
Mit leiser Stimme
Jacoh Ficard ..Die alte Lehre. Geschichten
und Anekdoten." Vorwort von Josef
Eberle (Deutsche Verlaßs-Anstalt.
Stuttgart, 1963. 244 S.. 16,80 DM )
In unser Staunen über das starke und
eigenständige Leben, das einst die so-
genannten Judendorfer Südwestdeutsch-
lands erfüllte, mischt sich das Ent-
zücken über die hohe Poesie, mit der
Jacob Picard dies Leben beschrieben
hat. Aber stärker noch durchdringt uns
die Trauer über den tragischen Hinter-
grund und Untergrund, den alle jüdi-
schen Geschichten dank dem jüngsten
Abschnitt unserer Vergangenheit für
uns erhalten haben. Nie mehr werden
wir ganz unbefangen den Zauber in uns
aufnehmen, den dieser Autor, der selbst
aus einem deutschen Judendorf stanrunt,
aus seinen Erzählungen aufsteigen
lÄOt Den Josel von Roshelm, der vor
mehr aU vierhundert Jahren „im aske-
nasischen, im deutschen Land** als
Günstling des Kaisers für die Sicher-
heit seiner Glaubensgenossen kämpfte,
läOt Picard Im Anblick der Spuren
eines Pogroms sprechen: „So gering
war der Mensch, daß ihm wie einem
Tier getan werden konnte von anderen,
die von Gott sein Angesicht trugen!
Niemals mehr, das fiel Ihm in jäher Er-
kenntnis ein. würde sein Leben wieder
so sein, wie es vordem war." Niemals
wieder, das ist das rechte Wort! So alt
die Leidensgeschichte der Juden auch
sein mag. nie haben sich Opfer und
Täter so endgültig verwandelt wie seit
dem deutschen Versuch einer ..End-
lösung** Sühne, Vergebung und i:elbst
Vergessen konnten nicht bewirken, daß
unser Leben wieder so sei. ..wie es vor-
dem war"
Der deutsche Jude Jacob Picard, der
in Wangen am Bodensee geboren ist und
heute al.s Achtzigjähriger in Amerika
lebt, hat sem Buch „Die alte Lehre"
freilich nicht gcirchrieben, um die
Rachegeister zu beschwören, sondern
um zu erzählen, was versunken und
vergangen ist Wir wissen wenig von
den sogenannten Judendörfern Schwa-
bens. Frankens, des Breisgau und des
Elsaß, in denen einst die Kinder Israels
in enger und friedlicher Dorfgemein-
schaft mit den übrigen Bewohnern leb-
ten Es war bei nller Verschiedenheit
des Glaubens und der durch die Reli-
gion geregelten Daseinsformen ein
Stück deutsches Leben, das die deut-
sche Mannigfaltigkeit mächtig berei-
chert hat. Aber daj, Buch, das Picard
uns zu lesen gibt, ist kein kultur-
geschichtlicher Beitrag, oder doch nur
am Rande; es ist ein Stück hoher Er-
zählungskunst und ist um der Erzäh-
lung willen geleistet. Das muß ver-
nehmlich und laut gesagt werden. Der
Untertitel „Geschickten und Anekdo-
ten" Ist nicht deutlich. Gewiß fehlt es
an solchen Stücken nicht, aber das
Wesentliche des Buches besteht aus
fünf großen Novellen, die selbständig
hervortreten und sich als große Leistun-
gen deutscher Erzählungskunst präsen-
tleren. Wir sprechen von den Erzäh-
lungen „Der Gezeichnete", „Das Los",
„Raphael und Recha*', „Der Bruder"
und „Joselmanns schwerste Stunde".
Auf dem Felde der deutschen Sprache
sind wenige so großartige, makellofeijficf
ergreifende Novellen entstanden wie
Die Verstridcung in HU
jeder Deutsdie gegenüber allem, was
jüdisch heißt, geraten ist, mag uns hin-
dern, diese Erzählungen so laut, froh
und dankbar zu preisen, wie sie es ver-
dienen — aber soll der Autor darum
um die Huldigung kommen, die seine
Kunst verdient? In der schonen Ein-
leitung, die Josef Eberle dem Buch mit-
gegeben hat, wird mit Fug der Name
Johann Peter Hebel genannt; auch
Picard nennt diesen Namen, denn der
ntreue Dichter" Ist sein engerer Lands-
mann, und so Ist es, als habe er den
Geist der Erzählung aus der ober-
rheinischen Landschaft gesogen. Der
raunende Tonfall des zeltlichen Nach-
einander beseelt bei Hebel wie bei
Jacob Picard die angestrebte Schlicht-
heit und den ernsten Berichtston. Und
plötzlich wird das epische Gefälle zum
Strom der Poesie selbst: „Wochen ver-
gingen und Monate, der Schnee taute,
und die Flüsse strömten hoch und über
die Ufer, die Wutach und die Schlucht,
von der Fülle des Wassers, und ließen
beim Zurückgehen armselig die Fische
auf den Feldern Hegen . . . und Hirsch
wanderte weiter ins Land, Woche um
Woche, durch den Hotzenwald bis hin
zum Kloster von St. Blaslen, durch den
ganzen Klettgau und wieder hinauf
gen Bonndorf und manchmal über die
Holzbrücke bei Laufenburg In das eid-
genossische Land.**
Die Geschichten umspannen das ganze
Jahrhundert von Napoleons Tagen bis
in die Düsternis unserer Jahre. Ei Ut,
als wäre einer aus diesen Landen und
Zeitläuften Im letzten Augenblldi unter
uns getreten, um die Saga der Judendör-
fer schnell noch aufzuzeichnen, ehe die
Namen und Gesichter für Immer in den
Schatten rücken. Die „alte Lehre" hatte
Ihrem L«ben die Form gegeben und tie
befähigt, Not. Sünden und Heimsuchun-
gen zu überstehen Da* ist mehr als „Re-
ligion", es ist die Kraft des ..G«tetze»-.
das In diesen Figuren, In Ihrem persön-
lichen und häuslichen Leben und In
ihrer Zugehörigkeit zur „Kehilla". zur
Gemeinde, noch voll lebendig Ist Dies«
EUirfuriit vor dem GeseU. drückte sie
sich nun in bloßem Gehorsam oder in
echtem religiösem Erleben aus, gibt die-
sen Menschen die Fähigkeit, ja die Lust,
zu überleben und den Geist ihrer Vor-
fahren gegenwärtig zu halten „in ihren
Sünden und Wohltaten, ja In ihren Sün-
den am meisten" Es ist schwer, beim
!ruf" dieser zauber^olien Geschichten
.nicht an die Bilder vun Chaiyall 7.1 f<pp-
ker^. Aber die Gestalten, die Picard vor
uns erscheinen läßt, sind keine Traum-
flguren und keine Mystiker. Die Poesie.
von der sie umflossen sind, sind das
Wort ihres Dichters, der ihnen den Reiz
seines melancholischen und aristokra-
tischen Temperaments verliehen hat
Darum sind sie doch nur einfache Dorf-
bewohner. Hausierer. Viehhändler
Trödler oder Reisende, aber auch sie
kennen die geheimnisvolle Hir-.mels-
lelter Chagalls, die aus der Erniedrigung
de; bitleren Alltags in die Liebe Gottes
führt. Sie sind besser daran in ihrer
Zelt als ihre Glaubensbruder in den
dunklen Gassen der Städte, sie leben in
den Dörfern mit der weiten Landschaft
und sie leben in Gemeinschaft mit der
anderen Dorflern, die sie kennen au^^
Vorväterzeiten
Muß man diesem einzigartigen Buch
nicht viele, viele Leser wünschen' Es ist
so ernst und heiter zugleich, es ist sc
schlicht und doch so spannend, ja. span-
nend! Denn die Wege, die dem Men-
schen möglich sind, um dem Unglück zu
entgehen und den engen Zugang zum
zufriedeneren, das heißt schuldlc^sen Le-
ben zu finden, sind so mannigfaltig, daß
der Leser sich manchmal bang, manch-
mal neugierig, aber immer voll Span-
nung fragt, welche Richtung das Schick-
sal nehmen wird Daß man mit solcher
Zartheit, mit so leiser Stimme diese ge-
waltigen und herzzerreißenden und
rührenden Dinge erzählen kann, beweist
uns, daß die Poesie da am gründhchsten
überzeugt, wo sie am lautlosesten Ist
Gefühl. Wahrheit und die schöne Neu-
gier, „wie es weiter geht", sind hier nicht
mehr zu trennen. In der tragischsten
dieser Novellen sitzt die alte Rachele.
schuldig geworden und schließlich ent-
sühnt, am Grabe ihres Mannes. „Sie
wußte wohl nicht, was es war. das sie
bewegte und dem Geliebten noch inni-
ger verband, wenn sie vor dem nun ganz
von Inunergrün mit den zartblauen
Blütchen überwachsenen flachen Vier-
eck am Raine saß und die nahen Linden
in der Juliblüte von Bienen sangen
Und überkam sie dabei ein leises Wei-
nen, »o war es gar nicht mehr schmeiz-
haft, sondern wurde nur wie ein gerin-
ge Opfer von ihr gefühlt**
FRIEDRICH SIEBURG
M.V^v u ''^•^'^^'^' ^^'^ ^^'^ ^ber 20 Jahren in
New York ansässigen, oftmals in Holland anzu-
treffenden .musischen Juristen deutsch-jüdischer
Fragung , ist es, so hat es den Anschein, stiller
geworden Wir hingegen wollen seinen Achtzig-
las^en ^^^^^^^ °^^^^ klanglos vorüberziehen
Zuletzt, 1960, erschien die sein lyrisches Werk
^rhuT!'' ^f "l"^^ Gedichtsammlung „Der Uhren-
schlag (im Verlag Eremiten-Presse, Stierstadt/T )
knappe Worte so gestochen, wie sie seine so aus-
drucksvoll gebliebene Handschrift kennzeichnen
Kurz davor, im 1959.Jahrbuch des Leo Baeck In-
stitute, schilderte er autobiographisch seine Kind-
he t auf dem Lande. 1956 hatte Picard, gemeinsam
mit Hermann Kasack, Gertrud Kolmars (Chodzies-
?^'l I?^^^?.^^'^ wiedererstehen lassen. Seine
Geschichten ,Der Gezeichnete" (1936) das Leben
suddeutscher Landjuden und deren friedliches Zu
samenleben mit ihrer Umwelt schildernd, werden
von der Deutschen Verlagsanstalt, Stuttgart, so-
eben unter dem Titel .Die alte Lehre" verpffent-
Picard stammt aus Wangen am Untersee. Nach
dem ersten Weltkrieg und fast vierjährigem Front-
dienst war er in Konstanz und, ab 1925, in Köln
Anwalt und Syndikus des Schutzverbandes deut-
Zum Achtzigsten
Botschaft an Jacob Picard
'-*-•♦• T
scher Schriftsteller, gleichzeitig, bis 1933 freier
M, arbe.ter der namhaftesten deutLhen Tages
zeuungen. Spater in Berlin, fand man seinen Na.
men oft in jüdischen Zeitsdiriften wie der CV-
Zeuung, dem .Morgen', der .Jüdischen Rund-
Als er 75 wurde, zitierten ihn die .Stuttaarter
?aw"Hi'" , ""'L '^^'" Ausspruch .Dreihunder
Jahre Heimatrecht auf eigenem Grund wieoen
schwerer als achtzehn Jahre Emigration", u^d ge"
genuber dem Schreiber dieser Zeilen zit erte p!-
Card in zuversichtlicher Stimmung, die Äußerung
staa^r'' ^"f' ^^'.''^'^ alten amerikanischen
vnn, iT, '' . ^u""""^ ^""^''= -Wenn jemand
^sTw^if "','"•• i'"^^ ''^ '"""" «n Leute, die
15 Jahre alter als ich sind."
Möge er dieser Arithmetik treu bleibenJ -thal
Misrachi und Hapoel-Hamisrachi
f"^?" sechsten Chanukkahabend übergab cter
stadtische Ausschuß für religiöse Fragen in Tel
Aviv wahrend eines Festaktes der religiösen Ju-
gendgruppe des Beth-Ziroth-Misrachi eine Thora-
uu- ^?'^ ''°'' Stuttgart erhalten hatte. Ober-
^ml|^Jgterm^^ j^^.
I
I t
y
\ hr:.i^^l}
.j Kulfu .minisferium
Stuttgart
DEUTSCHE
BUNDESPOST
Herrn ti
Dr. Jacob Picard
Den Ir^a.^/Holland
Kultusministerium
Baden- Württemberg
7 Stuttgart 1
Postfach 480
Harrison's Hotel
Für alle, die ihn ken-
^ nen, ob in Deutschland
oder in der Neuen Welt,
wird es eine Ueberra-
schung sein, zu hören,
daß Rechtsanwalt Dr.
Benno Baecker am 18.
Januar seinen 70. Ge-
burtstag feiert. In Hal-
tung, Lebensstil und
geistiger Beweglichkeit
tritt uns in ihm ein gut
Fünfziger entgegen. Was
hat diesen Mann so
jung erhalten?
Von Hause aus ein
.. u .. , musischer Mensch, der
wonte TtT"? ^T Musikstudium zuwenden
wollte, hat Ihn doch die Zeit, in der er aufwuchs,
und sein angeborenes Rechtsgefühl dazu be-
ni^hfi' ^"^ ^"^^^ **" Menschen zu werden. Das
f», ^ ^u denken und zu tun und als ein aufrech-
Gn,^H?.f ^ durch das Leben zu gehen, das waren
Grundsatze, von denen ihn auch die Ungerechtiq-
mcM^ihh""' ^^t^^ ^' "^'*> 1533 werden muite,
nicht abbringen konnten. Ein Rechtsanwalt sein
das war (und ist) für ihn nicht nur ein Beruf- a"s
^Zl f 'k l^"^""' '^^ •"""" ""d überall seine
,.,.^7! ?'*''• ^""^'^ ^' "<^'' verwirklichen und
zum Zentrum von Gemeinschaften werden, die in
Ihm vor allem den Repräsentanten einer si tlidien
Lebensordnung ehren. Kein Wunder, daB esTei"
1938 wanderte Dr. Baecker nach den USA au»
wo er sich hauptberuflich in der Wirtschaft be-i
tatigte. Auch hier wirkte Baecker für die Opfer
des Nationalsozialismus. Gleich nach seiner An-
c.T,f.T"^ ^^ ".'"i "^^^ Komitee der Arbeitsgemein.
Schaft für die Juden aus Deutschland und Oester-
reich berufen. Als Generalsekretär der von ihm
rhi ^?J""^^'^" Berufsvereinigung europäischer
Chemiker konnte er sich um die Einwanderung zur
Emigration gezwungener deutscher Wissenschaft-
ler verdient machen. Er gehörte auch der Ameri-
kanischen Gesellschaft früherer europäischer Ju-
risten an und war ehrenamtlicher Sekretär einer!
wissenschaftlichen Vereinigung, die sich durch
Vortrage von international berühmten Gelehrten
einen Namen machte. Zu den ehrenamtlichen
Mitgliedern dieser Organisation gehörten ver-
Einstefn"^ Nobelpreisträger, unter ihnen Albert
Durch Radioansprachen konnte Dr. Baecker der
deutschen Sache in den Vereinigten Staaten die-
nen, und im Auftrage des Department of State
im .American-Today-Programme" der Internatio-
nalen Broadcasting Division Rundfunkvorträqe
nach Europa halten, die der deutsch-amerikani-'
sehen Verständigung gewidmet waren. Durch
seine Verbindung mit der German Chamber of
Commerce in New York konnte Dr. Baecker auch
auf die Wirtschaf thche Entwicklung Deutschlands
binfluß nehmen.
1949 entschloß sich Dr. Baecker, nach Deutsch
Den Haag, Hotel Harrißon
15#Februar 1964
Herrn
Kultusminister Professor Dr.Storz
Kultusministerium
Stuttgart
e.
ti^.
Sehr geehrter Herr Kultuüminister!
Sf^^u Sr """^^^ ®^"^^® Wochen her,3eit ich hier auf der Deutschen
T /?«^nf /"" T^T"^ einundachtzigsten Geburtstag den Verdienstorden
I.Klasoe der Bundesrepublik in Smpfang nehmen durfte, der mir auf Anre-
ung des badisch-vmerttombergiachen Kultusministeriurri,weo mL gesS
wurde, verliehen worden ist. ^es-gx;
Dass das natürlich in der Hauptsache auf Ihre -ütige Gesinnung und
^?«^vr^r'w?''^^ Bekanntschaft zurückgeht, ist mi? klar,die^uno
glückliche weise in Amerika begonnen hat, und mir damals schon eine Ahn
ung des heutigen Deutschland weckte, als Aoch bittere Gefühle fast u^ge-"
hemmt in mir schwelten;und seither ist noch manches zur Heilung L^^
mirtr^lT^h."!? J^""^? Erlebnis der alten Heimat zu schweigen. üls hat e.'
mir erleichtert, die Auszeichnung anzunehmen; erleichtert, das darf ich
Ihnen sagen, weil 3ie verstehen werden, was ich damit meiie.und wissen
k^nnerh^f'^l!'^' Gefühle in unsereinem bei solchhm AnLoaa wach werSL
und vL !n^ '':''^' geschehen ist. Die Zeit hat Ja vieles gemildert,
h^iifZ f„äi2 if ^f dies, dass ich weiss, auf welche Gecinnung dies
wnhi^f 1 ^^^^'"""^ ^l^^ ^^^ ^^^ sozusagen in Vertretung von anderen,
T™ V-uf,^"" anderen,gehandelt haben,uie ähnlichen Wohlwollens und P-eisl
ider nfiht"^ '^''? '"^ heutifeen Deutschland, ob Sie mich persönlich kenne
oder nicht. So ist es mir eine Ehre, diese Auszeichnung annehmen zu
w?r ??^ \f^ ^^""^^ ^'^^^'^ aufrichtig, da:?ar, das veranlasst zu haben,
lassen!^ "'^'''^'' ^^"^ "^'*'^" Bundespräsidenten habe aussprechen
l\H \^l ^''^i^iu^ ^^'''^^ ^^"^ °^^^® deutsche Orden, den ich erhalten habe,
wenn ich auch Ihnen gegenüber das aahipeewhfenen darf.wie ich erschon
dem Herrn Botschaftsrat gegenüber getaS habe unter virlegiS eine? Ur-
S« M^?^^'''A''^^'i^^°'^*"" ^^ niüssen,misBverstanLrzu we^en und nS
aus-historischen Gründen.es ist das Eiserne Kreuz von 1914. das ich all
Kriegsfreiwilliger schon im Oktober ISU an der Pront .rhlttn Jabe
also schon vor Langemark , und als es noch etwas bedeutete? '
Ja,wie hätte ich vor nicht zu lariger Zeit nur wagen können, an so etwas
zu denken,zu schweigen von den dunklen Jahren.So alt habe ich werden
J^r^nCif^ ^^u erleben,die Anerkennm^ desoen.waa ich in den gut In
wS h?f? ? ^ä^""^ erstrebt habe, wenn auch nicht alles erreicht ^rde
^1^^\X fi\^önnen,wäre nicht die grosse Caesur /geschehen,
natürlich fragte ich nuch:für was auch?Denn alt werden ist {^ kein Ver-
dienst au sich. Aber wenn ich,raich selbst fragend, zu einer Begründung
vP^ninnf^'' rechtfertigen, 30 ist es im wesentlichen dies,dalf es S
SeirzuThiJf-^rr^ Erzählungen ein kleines Denkmal In einen Mensch
enkreis zu 3chaffen,der viele Jahrhunderte lang den deutschen Boden
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mit allem, was dazu gehört, seine Heimat genannt hat, und dessen Glieder
sich auLs Deutsche sowohl wie als Juden fühlten, ohne dass innerer Zwie-
spalt das gemeinsame gute, friedliche Leben mit den Nachbarn des anderen
Glaubens trübte, so wie ich es in meiner Jugend erlebt habe, ich möchte
sagen in einzigartiger Weise, und ich bin für unsere weitere Gegend ja
kein Ausnahmefall. - Und bei dieser Frage n%% ''Warum^'darf ich nur Ihnen
gegenüber meine Franz-Sigel-Biographie erwähenn,da die ja» trotz Ihrer
grosszügigen Zusage einer Unterstützung für die Publikation! im ganzen
noch nicht erschienen ist, wenn auch in Teilen; immerhin darf ich sagen,
ich habeforschend etwas für deutsch-amerikanische Geschichte getan, ein
Kapitel, mit dem man mehr in Amerika als im heutigen Deutochland vertraut
ist, und ein Stoff, den ich gewählt habe-oder besser, der mich gewählt hat,
so wie die Dinge historisch liegen- wie es mir naditräglich beim Ueber-
denken einfiel, weil ich mich druebon, daran arbeitend, auch mit der Heimat
abgeben konnte in den schweren Jahren, und ihrer Geschifcihte;3ie werden
mich gewiss recht verstehen.
Kit meinen besten Empfehlungen, sehr geehrter Herr ?'Iinieter,und mit
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freundlichaÄen Grüssen
Ihr ergebener
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(Jacob Picard)
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I>r* JACOB PICAHD
Baagm über Itedelfzell
27#September i960
Sr. Exe elleax
Harra KultuöialÄiBtor Prof •Dr.Storz
Stuttg-art
Sehr geehrter Herr Miaister,
•icherlich werdem Sie überrascht sein, plötzlich olme& Brief voa mir »u
TfcrdOÄ Sie sich daraa orlRnem.Allerdingc habe ich bei der %^:^g<p^
lichkeit des Drosto-IIülshof f preieeß an noine SFreipidiÄ Kelly ÄtMi Ilire*
##* uagewcfliüLidhem Vortrag über Elisabeth LaaegfTßi;er gehört und Sie unter
dea Vxcjlea auch bei^rUasea köaaea«
Heute kamae ich aatürlich aua auch wieder alt meiaea Verla^achaerae^l^ladem
ich mich auf Iure Zußaec beziehet tue ee fi*eilich riit ^sialiprrr Heiawung aatür-
llchfda ich v/eloefdacß Sic ela ÜbermaBC voa aaderera|Ihre Zelt ia Anspruch
sehmead^a Auf^jabea liabea^uad vi^l wichtl(^erea*Se {^olit uu media Slgel-Buchf .ja*
Xaswischoa siad aus i|i(|lMiaa UMfaagreichea Mai\u£>cript sechc Kapitel eiazela
da uad dort eriichioaeataber ich habe noch keinen Verleger für das Buch ge-
fuadea^daa doch das Lebca des; Marmes darßtcllt,der doch der Ilatioaalheld
dieser deutschem Bunde src publik sein sollte ^ da er nit den Soiaea das er-
reichen wolltot^as sie zu erfUllea sucht »die Eiiü^yb^ll^d die Freiheit, aber
lieber auf dla erntere vf>rzichtet hatte ^wenn e?» auf Konten d.or letzteren
gegangen wsre^voa Reiner Leitui^.g unter de» Deutsch-Aciorikanertuia gaaz zu
aeh^Yelgea^MUMuwohl zwei Drittel des Manuacriptts urafacotfUnd gerade heutigea
tags wichtig Bölii dlirfto*
N\ia hat oe sich aber be ga bea^dnss Herr Alt-Bundes )r aß idaat Prof^DrÄeusa
ßich für mich an die Beutsche Forechun^ßgeaeinschaft newciudt hat,di& aeiae
Arbeit prüfen will^ob es wart sei unterstützt zu r^erden^uncl ich fand auch
einen Verleger t<5er unter dieser Bedingung bereit wöro^oo herauszubriageat
Herrn Dr#JKWbi yom Silbe rbiirg-Verlag in Stuttf^art*
Er freilich will os zuernt solbnt prüften ladsen durch einen HiötorAkcr;
und diese« ißt es ^viashalb ich mir erlaube, wich heute aa ßiö zu weadea»
JSr schlug mir vor , Sie zu fragen, ob er nicht einnal zueelaas kurzen Höfjter-
reJuac zu Ihaea iLomaea dürfe, um voa Eisten i^laea HiatoJüter empfohlen zu
•rhflSLbaatclea Sie, sehr geehrter Herr Minie tor, vi 1 11c icht bceiafluscca koaat-
•a,dieGe Aufgabe zu Ubernehnoa.Doan erot,v/eaa Dr.J-ickh bereit w:\re,das
Buch zu vorlegea,v»ürdoa wir uao an die fonschuncsgsnielaschaft wenden müss-
en,die es ihrerseits prüfen la^nea würde .Das i^t es, und ich brauche Ihaea
nicht au sagem,wie daakbar ich wsro für die Erfüllung meiiicr Bitte» ^^
Ich habe mit einiger nostalgy ge lesen, dasa Sie ia Soomt v/iedar in unseren
altea.ßo baharlichaa Middlebury gewersaa sind^wo ich Ihnen ::ua ersten aal
von meiaea äi^l-Coiaplex erzählea durfte^imd ec lockte cilcH wieder ei.imal.
Aber es ist keineswegs ausge6Chlocsea,dasfi ich im aSchctea Jahr wieder
drUbea saia war e. ^^^ verbiadlichstoa drlssaa
sehr er£;eboaar
Dr.
Den Haa«, Harri sons Hotel
l.Maerz i960
Herrn
Dr. Treue
DEUTSCHE PORSCHIJUGSGEMEIIJ SCHAFT
Frank cn^raben 40
Bad Godosberg
{ }
> /
Az. PI 4?/l
Sehr geehrter Herr Dr.ireue,
ind^m ich Ihnen .zuerst daako :^usr Ihr auf V'jranlassun^ von Herrn
Altbundespraesidenton Dr. Heus« gccandton Schreiben vorn 25. Januar
moechte ich die Verzoogerung uciner .Antwort damit entschuldigen, '
dfiss ich glaubte zugleich oincn Verlag nana^n zu ko-nnrn.rt^r bereit
wa^re,mein rla^jiccript horauszubringen. Es hat sich bin jetzt noch
kein Reaultat ergeben. Denn eshandelt sich nicht um eino erst zu
unternehmende Arbeit, sondern un ein fertiges» Manuacript von beinahe
700 Seiten des Lebena von Franz oigel,dem badiochen Fr^iheitnhelden
von 1849 und spaeter beruehmton General im a^^ierikaninchen Buerger-
krieg, de n?m Forschung ich tun konnte mit einer grant des jijneriean
Committee for Eiigree Scholars,Writers and Arti.^ta in Nev York in
Jahre langer Arbeit.
loh bin freilich, na,chdeia ich die Richtlinien geksen hatte, okep tisch
geworden, ob en einen Sinn habenden Antrag zu stellen fuer die Druok-
kooten bei Ihrer Gemeinschaft, als ich la.3,da8s ein Antragsteller
dip deutsche Staat sangehoerigkcit haben muess».
Ich bin amerikanischer Staatsbuerger ochon seit fast fuenfzehn Jahr-
en, da mir die deutsche I3uergerschaft genonunon worden ist. Meine
Familie lehte nachweisbar dreihundert Jaha in einem Dorf am Bodennee,
war jedoch wahrscheinlich schon viel laenger da, doch das koennen
wir nicht beweisen. Und dieses ist nun der Zweck meines Schreibens:
ist es darum ausgeDchlosaen,die Sache weiter zu verfolgen? Darf
ich Sie um kurze Antwort darauf bitten?Ich waere sehr verbunden.
Es handelt sich ja um eine, wie mir scheint, wicht ige Sache der
deutschen Geschieht« nicht nur, sondern auch des Deutsch-Amerikanep-
tuns bei dieser ersten Biographie doctrefflichen Kanne8,dem in der
deutschen Gesohlch»schrelbung,wie auch in der amerikanischen aus
anderen Gruenden,bi3 jetzt Unrecht getan worden ist, nicht nur durch
Unterdrueckung aus frueher dynastischen Gruenden, sondern auch un
direkte Faelschung.Er war in der Revolution viel bedeutender als
etwa Carl Schurz, den men damals gar nicht kannte,waehrend er europ-
aeische Bedeutung hatte, wie er auch in den ersten Jährzehnten Ihrer
Emigration drueben den Vorrang vor diesem seinem spaeteren Freunde
hatte, Dies nur kurz als einen Teil meiner Begruendung des etwaigen
formellen Antrags, wenn er ueberhaupt einen Sinn haben sollte.
Mit verbindlichem Grusa
rJmy T
Dr. JACOB PICARD
Wang#m über Hadolfzell
27. September I96O
Cef?y
kiiC^6^
Sr« Excellenz
JlerrÄ Kultusrainißter Prof .Dr.Storz
Stuttgart
Sehr geehrter Herr I4inister,
sicherlich werden Sie überrascht sein, plötzlich einen Brief von mir zu
erhalten, da es so lange her istidass ich Sie einmal besuchen durfte, gerade
drei Jahre, als Sie so freundlich waren, mir Ihre Förderung zuzusagen, wenn
eine Möglichkeit bestehe , mein Sigel-Manuscript verlegt zu erhalten;gewißs
werden Sie sich daran erinnern .Allerdings habe ich bei der Öbetgabefeier-
lichkeit des Drocte-Hülshoffpreises an meine Freundin Nelly Sachs Ihren
80 ungewöhnlichem Vortrag über Elisabeth Langgässer gehört und Sie unter
den Vielen auch begrüssen können.
Heute komme ich natürlich nun auch wieder mit meinen Verlagsschmerzen, indem
ich mich auf Ihre Zusage beziehe, tue es freilich mit einiger Hemmung natür-
lich,da ich weiss, dasa Sie ein Übermass von anderen, Ihre Zeit in Anspruch
nehmenden Aufgaben haben, und viel wichtigerenJEa^-g^fet-:;:«» Ä^in Sigel-Buch^ j€
Inzwischen sind auß diesem umfangreichen Manuscript sechs Kapitel einzeln
da \ind dort erschienen, aber ich habe noch keinen Verleger für das Buch ge-
funden, das doch das Leben des Mannes darstellt, der doch der Nationalheld
dieser deutschen Bundesrepublik sein sollte, da er nit den Seinen das er-
reichen wollte, wac sie zu erfüllen sucht, die Einheit und die Freiheit, aber
lieber auf die erctere verzichtet h«tte,wenn es auf Kosten der letzteren
gegangen w^re^von seiner Leitung unter dem Deutsch-Amerilcanertum ganz zu
schweigen, die wohl zwei Drittel des Manuscripts umfasstfUnd gerade heutigen
tags wichtig sein dürfte. '
Nun hat es sich aber begeben, dass Herr Alt-Bundespräsident Prof •Dr.Heuss
sich für mich an die Deutsche Forschungsgemeinschaft gewandt hat, die meine
Arbeit prüfen will, ob es wert sei unterstützt zu werden, und ich fand auch
einen Verleger, der unter dieser Bedingung bereit wäre, es herauszubringen,
Herrn Dr.Jäkh vom ßilberburg-Verlag in Stuttgart.
Er freilich will es zuerst selbst prüfen lassen durch einen Historiker;
tind dieses ist es , weshalb ich mir erlaube, mich heute an Sie zu wenden.
Er schlug mir vor, Sie zu fragen, ob er nicht einmal zu einer ktirzen Unter-
redung zu Ihnen, kommen dürfe, um von Ihnen einen Historiker empfohlen zu
erhalten, den Sie, sehr geehrter Herr Minister, vielleicht beeinflussen könnt
en, diese Aufgabe zu über nehmen. Dann erst, wenn Dr.Jackh bereit wäre, das
Buch zu verlegen, würden wir uns an die Forschungsgemeinschaft wenden müss-
en,die es ihrerseits prüfen lassen würde.Das ist es, und ich brauche Ihnen
iiicht. zu ^ sage n.v/ie dankbar ich wäre^ für die Erfüllung meiner Bitte • äuj^o'i^
Ich '^habe mit einiger^nostalgy gelesen, dass Sie im Sommer wieder in unserem
alten, so behaglichen Middlebury gewesen Äind,wo ich Ihnen zum ersten mal
von meinem Sigel-Complex erzählen durfte^und es lockte mich wieder einmal.
Aber es ist keineswegs ausgeschlossen, dass ich im nächsten Jahr wieder
drüben sein werde #
Mit verbindlichsten Grüssem
Ihr sehr ergebener
, ♦
Herrn
Kultmsminister ProfesGor Dr.Storz
3 t u t 0 >'^ a r t
Den Haa^, Hotel Marrison
23. Januar 1963
Sehr p;eehrtor Herr Minioter,
Sie v/erden sich vorstellen können, wie Überrascht ich gewesen bin,
zu meinem 00. Geburtstag von ao hoher 3telle in meiner alten Heimat
zu erhalten, und nun auch überdien Ihren so freundlichen rief der
Anerkannung, welche Genugtuung es mir bereitet und welche ehre.
Es mflsaen ja nicht viel Gruende asuführlish dargelegt werden dafür,
da sie offensichtlich sind aus historischen und gefühlnraassigon
Quellen her.7ie hätte ich vor nicht zu ferner Zeit, da ich noch wie
ein Fremder in der Heimat lebte ; wagen können, zu denken, dass so
etwas einmal wieder möglich sein \rtlrde.In der Tat, dies hat mich
sehr gerührt.
Und nun auch noch die gro8S2ti>^ige Zusa^^e einer Hilfe für die Publ-
ikation meines schon so lange beendeten rianuscripts der Biographie
von Pranz Sigel,dem badischen i'reiheitshelden und deutsch-amerikjin-|
ischem l^uhrer,von dem Siejjia wissen aus unseren Vermonter Gespräch-
en her; ja, wer hätte auch damals an dieses gedacht •'Jie Arbeit ist
ja auch schon ins i:;nglische üb er tragen, doch auch dort f^and sich
noch kein Verleger, die eben alle Zuschuesse wollen. /or nicht langer
Zeit hat mir rrof. Allan hevins,der drüben berühmte Historiker amer-
iKimischer Geschichte, der daa Manusoript für Harperft gelesen had
die Publikation empfohlen hat, freilich doch erfolglos, geraten, mich
an eine deutsch-amerikanische Organisation zu wenden; ach, das geschah
ja längst, selbst die Carl Schurz Foundation hat abgelehnt obgleich
der ja ein naher Freund 3igels gewesen ist, und siehaben das Ding
2i^fei4,^i53}?^ivnSeprüft- Jie sich nicht ein reic^*"
er Privatmann , um sich selost In Szene zu setzen, oo einer JJacne an- ^
nimmt, verhalten sich heute genau so knapp, wie sie es einst Sigel
gegenüber getan haben, als sie grocnpurig eine Sammlung veranstalteten
um dem berül-imten General ein Farm zu schenken, und kaum 31000.-. zu-
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n
Auf Ihre freundliche Fra^e.v/elchg:«^ Verlag -:ich fvir das Buch inter-
essiere, rauss ich antworten, da8S/6chon einige os abgelehnt hahentea
ist ja ein rianusoript von neh^^ala 600 Seiten, und natürlich ein
Risiko für jedes Unternehmen 'bei solch einem Stoff, da ja -iigel in
Amerika bekannter ist als iA neinem Geburtsland, in dem er einst be-
rühmt v;ar;froiliGh konnte/es in manchem ßekiXrzt werden. Die Deutsche
Verlags-Anstalt hat vor /inigen Jahren die Arbeit oinmal angefordert
und auch wirklich geprü4't::ie jedoch schliesslich ;-.urUok,];egoben,veil
sie ihr offenbar zu :niiiutiös wisnenschaftlich nchion,viol neue Forsch
ungsergtibniEne und Qv^ellen,ui<^ i..:fe hieli!^-, wobei os schade r^ewesen
Wäre, ^ie fictional in £jeotalten,da er sioh auch ixra -Ue orste richtige
,.io:^raphie; des trefflichen Mannes handelt, .lui licv-^t aber das Manu-
4
Script seit kur:::eri/ v/i erler uel (ier Verlags- in-talt zur Verwahrung, und
ich habe nen r;inr|Vuck,d' 33 oie mit 30lch einer ' oihilf o der Sache
doch vaeder nahe treten ./ürle;ünd .gerade neuerdin^rf^ bin ich aufse -
/
für lert v;ürden,t3 der Zentrale lür ^leimatdienst in . oan vori^iilegen
zu mtfun/i \rQc;i^n eines Zizchu3üe3,v;ie ich auch nicht vcrfeen -en darf,
zu en7ähnon,diss err Ut- undenpriUiidont Prof...uass .ioho; vor einiger
en Jahren di(/ D^ut^che ::'ürGchunjj;3cc^iiein3chft ,'^'?botcn hat,n .^s Ding im
üinbli^^k au:9 otv/aige ..ilfe zu prüfen; aber das -ann ja nur --schehcn,
v;enn eich ::phon oin Vcrl?g bereit erklärt h:\t.
Verzeihen /ie,sohr geehrccr arr ::inisi?er,dass ioh no ausführlich
V,' : en Mxi'J Ihre Zeit r,o 3ohr in An-spruch nuhraen au;;;;te;en int eben
die Antvri-t auf Ihr interesre an der Sache. ^^'^ ^''^'' ^'' ^''^ ziemlich
apathisch geworden, una habe zulet.',t wenig daxu ,:;etim; o etwas wird
ja gewöhnlich posfc morbom ziemlich sicher publiciort, wenn ich auch
nun uie/ Hoffnung habe, .urch Ihr -utigos Versprechen doch ans Ziel
zu kommen.
Dies h^isöt mich jedoch auch Ihre r'rage zu beant'Jori.un,ob ich meinen
(ieburi".tag bei guter .^e-^undheit verbringen konnte. Da fehlt freilich
nich|s,un'i ich kann sie sehr bejahend beantworten; ich bin niemals
ernstlich krank gewesen bis jet7.t, vielleicht vcil ich bis weit in
mein ..annesalter hinein immer Sport .^^etrieben habe,-.;ie os sich eben
;W der Heimatlandschaft notwendig ergab in jeder Art,-o dass ich
sagen kann, mein Alter sei nur theoretisch wahr, und ich formuliere
das nicht .?;ura ersten mal so.
jo bitte ich Sie, sehr geehrter Herr Minister, meinen aufrichtigen,
Auf Ihre freundliche Frage, welcher Verlag sich für dua Verk interess-
iere ,muss ich antworten,dass achon einige es abgelehnt haben; es ist
ja ein Ungeheuer von fast 700 3eiten,und natürlich ein Pvisoko b^i solch
einem Stoff , da ja gigel in Anerika bekannter^st als in seinem Geburts-
land, in dem er einst berühmt war.Die Deutsche Verla^s-Anstalt hat vor
einigen Jahren aie Arbeit einmal angefordert und wirklich geprüft, sie
jedoch zurückgegeben, ;.-eil sie ihr offenbar zu minutiös wissenschaft-
lich irabien mit den vielen neuen Quellen und For3chungsergebni338n,wobei
es für r.dch eben schade gewesen wäye^® fictional zu gestalten, (ffa es
sich auch um die erste richtige Biographie destrefflichen ::annc-G hondelt.
Kun liegt -bor das Xanuscript seit kurzem wieder bei die;^um Verlag zur
Verwahrung, und ich habe den .^indru.:k,da.s:' sie mit . olch einer Beihilfe
der Sache doch wieder nahe treten vriirden. \uoh bin ich neulich aufgeford-
ert worden, 03 der Zentrale für ü.imatdienst in i3onnvor zulegen zur 'pruof-
ung wegen eines ^uchuGsos,„'it ijh auch nicht vergessen darf -u crv/ahnon,
dass iierr Altbundespräsiient Prof.Heuss schon vor einigen Jahren die
DQuts..he For^'^chungogemeinGchaft gebeten hat. das Ding im Hinblick auf
eine 'eihilfe su prüfen;aber das kann ja dort nur r heben, ,onn sich
schon ein Verlag bereit erklärt h,..t.
Verzeihen Sie,Gehr -Lehrter Merr .linister,ä 3 ich 30 ausführlich worden
und Ihre Zeit 00 3ehr in A ...ruoh : • m iaus3te;es ist eben die /^twort
auf Ihr Intercs'se an der Sache. ..'asmich sjilangt,30 bin ich ziemlich apath-
iach geworden, Ui.„ :..J.e zulet/.t -./enigi^dazu getan; so etwas wird ja ohr.-.^dies
gewöhnlich po3t mortem ziemlich sicher publiciert, v^enn ich auch nun die
Ilaffnung haben kann, durch Ihr gütiges Versprechen ..och noch ein wenig
früher ans Ziel zu komnen.
Dies heisst mich jedoch auch Ihre Fr . j zu beantworten, ob ich meinen Je-
burtstag bei guter Gesundheit verbringen konnte. Da fehlt freilich nichts
UTid iuh kann nur bejahend antworten; ich bin niemals t;rnstlioh krank ge-
wesen bis jetzt, vielleicht weil ich bis weit in mein nannosalter hinein
imtcr Sport getrieben habe, wie es sich eben aus der Heimatlandschaft not-
wendig ergab in jeder Art, von den vierjährigen 'JanderiiggnnWindder fri'ich-
en Luft des ersten Krieges zu schweigen, so dass ich cai:en kann, mein Alter
sei nur theoretisch wahr, und ich formulieie das nicht zu.a ersten mal so.
30 bitte ich Sie, sehr geehrter I^orr riinii5tcr, meinen aufrichtigen tiefge-
fühlten Dank anzunehmen für Ihre ::hrung und die Anteilnahme mit allem,was
sie urafasst,wie ich auch Herrn Ministerialrat Donndorf danke für das so
KULTUSMINISTERIUM
BADEN -WÜRTTEMBERQ
DER MINISTER
Nr. K Picard/2
STUTTQART. drn^2- J^nUar 1 963
Postfach 480
Schloßplatz 4 (Neues Schloß)
Fernsprecher 221131
Neue Rufnummer;
Fernsprschsr: 2 4331
Oürdiwahl üb. 2493/. (Nr.d.Nebenst.)
Herrn
Dr. Jacob P 1 c a r d
Den Haag/Holland
Harri son 's Hotel
Sehr verehrter Herr Dr. Picard!
L^l^l'Vl^JX
PcJVv
Es ist mir als Kultusminister Ihres Geburtslandes Baden-Württemberg
eine große Freude, Ihnen zu Ihrem 80. Geburtstage meine herzlichsten
Glückwünsche zu übersenden. Ich darf Ihnen versichern, daß Ihre
Heimat Sie nicht vergessen hat, und Ihre Erzählungen aus dem Leben
der badischen Dorf Juden, die hoffentlich bald in einer neuen Auflage
erscheinen werden, werden nach wie vor sicherlich einen großen Leser-
kreis finden.
Wie mir berichtet wurde, haben Sie eine bisher ungedruckte umfang-
reiche Monographie über den badischen Revolutionär Franz Sigel, der
in die Vereinigten Staaten ausgewandert ist, verfaßt. Ihr Geburtstag
wäre ein glücklicher Anlaß, diesem Werk zur Publikation zu verhelfen.
Das Kultusministerium Baden-Württem.berg hat deshalb vorgesehen, einen
Zuschuß zu den Druckkosten zu gewähren.
Wenn Sie mit diesem Vorschlag einverstanden sind, wäre ich Ihnen für
eine N'itteilung sehr dankbar, welcher Verlag nach Ihrer Meinung in
erster Linie für die Veröffentlichung in Betracht kommt.
Ich darf die Hoffnung aussprechen, daß Sie Ihren Geburtstag bei guter
Gesundheit begehen können und bin mit den besten Grüßen und W^ünschen
Ihr
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(tcigfperrc absugcbcn. Bcfinbet (id)
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®ffi3iere ufiD.
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Sdipen. uü{. (fläjlgc bürfcn
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3(uf bcr 5ifff<rttiou
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militär=5al)r|d}ein J,, Kloffe
für ...../..f. ®ffi3icrc ufuj.
3ur cinn^gltgeji Sojirt oon a6W3(u|}
übet
Utannfdiaftcn
bis
Die 3al|lung ift 3tt (fimöen.
Ausgefertigt am .
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1915.
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Unter|(f|rift unb Stempel ber iniIitSrbe!)orbe.
HaupU Balis. Führer
♦) IDenn S(f)nen. ober (Eilaüge benuftl ©erben jotten (Sp. 2 ber (TabeOe \n § 30 HL ([. ®.), ift bas tDoit
^nidjt" burcfj3uftrei<^en unb bie Streidjung auf Stämmen unb 5aF)rjcf|ein 3u be|d}einigen.
+ + + natne 6*8 Retfenöcn unö StoeÄ öer $al|rt auf Rü4|cite ftur3 erläutern. + + +
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Telefon Hansa 2128 U.83Q8
Schillerstrasse 10
neben Cafe Bauer.
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unter Aufsicht der Ritual-Commission der Israel. Gemeinde.
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bem bcr (r.nDfangcr ge?)ört, einen feften etottbort im Snlanb f)at (ä. ^. ^eftunaibcfaftumi
€rfo^tru|)|>entcilc, 9^efrutenbepot). ^ ' »«»v^iu^uwg
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(Truppen gel^ört, bie infolge r>on llljrfd^beipeguugen bcxi ^ianbovt xo cdq^e ixx.
Briefe bis 3U 5o g einfd^Iieiglid? mcrben frei bcförbert, Briefe über 5o bis 250 g ein*
fd^Iic§lid^ fmb mit ^o pfg. 3U franficren.
95efonbcre ^ortmitionen
(Stieget, *J?unfcr uftv.)
93c< biefcn ift bic ^Irmcc
ober bie Stappeninfpeftion
anzugeben.
€in Q.^cftimmungdort ift im att^jemeineu nur bann anzugeben, luemi ber Truppenteil^ %tL
bem ber (rmpfänger gc^)ört, einen fepeit etatt^ort im Sitlanb bot (*. 93. ffeftuna^befoftuiio
erfa^truppenteile, OJefrutenbepot). u i » 1-^ 0
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VILLE DE BRUXELLES
Annee 1914
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DROIT DE FRfiQUENTATION
Ag^ents de change, Coartiers et Gommissionnaires an fonds pablios
Montanp-ri&ila redevance annuelle
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Riglement vüU pur le Conseil communal en s^ances des 24 d^cemhrei^^O
eM8 dicembre 1899.
Art. !•'. Les agents de change, couptiers et commissi orniai res en fonds publics
ir6quentant la Bourse de Commerce, poup y exepcep leup ppofession, sepont soumis
a un droit d acces de 275 francs pap an. k paptir du l^'janviep 1891 . Ce dpoit d'acce»
sera röduit a 22o fpancs poup les personnes ^num6pÄ«»s ci-dessus qui auront dans la
Tille de Bruxelles leur domicile avec r6sideiice effecüve et le siöge de leups «Taipes.
Art. 2. Une pedevance annuelle de 50 fpancs sepa percue des agents de change qni
utilisepont an pupitre de liquidation.
Art. 3. Les agents de change, courtieps et commissionnaires en fonds public»
pouppont se faire pepr^sentep a la Bourse pap un ou plusieups employ^s de leups
bupeaux, moyennant un droit supplömentaipe de 150 fpancs poup cliaque d^l^guö.
Art. 4. Le droit d'acces est du poup rannte enti^pe, quelle que soit la date de la
döclaration, si ledpoit a m ötabli l'annde ppöoödente . ü n'est accordö aucune remise
en cas de cessation de fröquentation de la Bourse. Si la fpöquentation de la Boupse
commence dans le coupant de rannte, le droit est exigible ä paptip du tpimestpe dans
lequel la decluration a ät^ souscrite.
Art. 5. Le dpoit est payable pap anticipation
Art. 6. Les popteurs de d^pöches au sepvice des banquieps et agents de change
aupont äccös dans les salles des banquiers et du tepme moyennant le paiement d'une
pedevance de 100 francs pap an, exigible conformt^ment aux stipulations des apt. 4 et5
La demande d'admission devra iHre soumise ä la Commission de la Boupse.
Art 7. La pedevance pour occupation d'un pupitre est payable poup l'ann^e enti*pe
quelle que soit la date de l»ppise de possession. Elle est payable pap anticipation.*
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