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Full text of "Jahrbücher;"

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J  a  li  r  b  ü  c  h  e  r 

des 

kaiserlichen  königlichen 

polytechnischen  Institutes 

in    Wien. 


In  Verbindung  mit  den  Professoren  des  Institutes 

herausgegeb  .V»;  \\!'    '•  *  *  ,\;  .* 

...  •  •  .      .  . 

Ton  dem  Direktor  *    .  <     .  .  '  .   ^ . 

Johann   Joseph  Pre.cli:^l[^.V  V  l/V 


L  k.  wirkl.  niedL  ost.  Regiernngsrathe  ,  Mitgliede  der  k.  !u  Liiftd^k-t2i$Sliaft&  •'yOe«elI« 
tchaft  Ton  Wien  und  der  k.  k.  Gesellschaft  des  Ackerbaues»  der  Natur-  und  Lan- 
deskunde in  Brunn »  korrespond.  Mitgliede  der  königl.  baier.  Akademie  der 
Wissenschaften,  der  Gesellschaft  cur  Beförderung  der  niitclichen  KUnste  und 
ihrer  Hülfs Wissenschaften  zu  Frankfurt»  und  ordentl.  Mitgliede  der  Gesellschaft 
sor  B«fdrderang  der  gesammten  Naturwissenschaft  sn  Marburg. 


E^y  ster    Band. 


\J-'  \\  -YO^';;: 


Mit    vier    Kupftirtafeln^ 


i 


Wien,     iSig. 

Cedrucl&t   und   verlegt  -bei    Carl    Gerold. 


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Vorrede. 


Die  Herausgabe  dieser  Jahrbücher  ist  in  dem 
Verfassungsplane  des  kaiserl.  königl.  polytechni«* 
sehen  Institutes  gegründet,  Sie  sollen  dasjenige 
erörtern,  was  auf  die  Beförderung  des  Gewerbs* 
fleifses  in  seinen  verschiedenen  J^AVliöigen'Uii^Hülfs-»^ 
znitteln,  und  auf  die  Erweiterung  ^6r  Wissensch^f-^ 
ten,  welche  die  Lehrfacher  dei;  ImftitUtei^ -aus- 
machen,  Bezug  hat.  Sie  wer4e/j;;.^ine 'förtlAU- 
fende  Geschichte  des  Institutes  enthalten'^*  önd, 
durch  die  Arbeiten  der  Mitglieder  desselben ,  Re* 
chenschaft  ablegen  von  ihrem  Eifer,  ihren  Be*^ 
mühungen,  ihrem  rühmlichen  Zusammenwirken 
Zum  gemeinschaftlichen  Zwecke,  und  von  dem 
allmählichen  Fortschreiten  des  Ganzen.  Die  in 
diesem  ersten  Bande  befindlichen  Originalarbei- 
ten der  Herren  Professoren  werden  für  den  Er- 
folg dieser  Bemühungen  zu  den  besten  Erwartun- 
gen berechtigen.  Ich  kann  nicht  umhin,  ihnen  fHir 
die  Thätigkeit  und  den  Gemeinsinn ,  mit  welchen 
sie  bisher  meine  eigenen  geringen  Anstrengungen 
in  der  Fortbildung  dieser  neuen  umfassenden  An- 
stalt unterstützten ,  hier  öffentlich  und  im  Nah- 
men des  Institutes  den  wärmsten  Dank  darzu- 
bringen. 

*  2- 


Der  Zweck  dieser  Jahrbücher  ist  zunäch; 
technologisch.  Das  Wissensehaftliche  wird  d; 
her  in  denselben  auch  nur  zunächst  in  seiner  B( 
Ziehung  auf  die  technische  Anwendbarkeit  behai 
delt.  Man  wird  trachten,  in  diesen  Jahrbücher 
nicht  nur  eine  fortlaufende  Darstiilhing  der  neuei 
Fortschritte  in  der  gesammten  Indiistrial-Rultui 
und  der  dahin  gehörigen  Erfindungen  und  Ver 
besserungen  zu  geben,  sondern  auch  bei  Gelegen 
heit  das  Neuere  an  das  Ältere  anzuknüpfen,  un 
über  die  einzelnen  Zweige  der  chemischen,  me 
chanischen  und  empirischen  Technologie  umfas 
_se_nder^  Übw^ichtp^  zu  gewähren,  so,  dafs  sicfc 
j^itJä*  Jahrb'ÄCh?r  allmählich  zu  einem  gehaltrei- 
cheii"^c^i>iö3ogTschen  Repertorium  auszubilden 
hoffe'ji.  if ürfctt/ •  -.    : 

Wir  fordern  übrigens  Gelehrte ,  Techniker 
und  Fabrikanten  auf,  uns  mit  zweckmäfsigen 
Beiträgen  zu  unterstützen.  Besonders  willkom- 
men werden  uns  Darstellungen  der  Fortschritte 
seyn,  weichein  den  verschiedenen  Gewerbsiiwei- 
gen  gemacht  worden  sind,  so  wie  authentische 
Beschreibungen  merkwürdiger  Fabriksanstalten; 
damit  wir  in  den  Stand  gesetzt  werden,  der  Dar- 
stellung der  inländischen  Industrial- Kultur  immer 
mehr  Vollständigkeit  zu  geben. 


Am  3o.  Juni  i8i< 


._1 


Inhalt. 


Seite 

I.    Darstellung  der  V-erfassung  des  Icalserl.  kÖnigl.  poly- 
technischen Institutes • 


1 


-*    '■' 


n.  Geschichte  des  kaiserl.  königl.  polytechnischen  Institu- 
tes.   Vom  Herausgeber »34 

Abhandlungen. 

m.   Darstellung  der  englischen  Gcsetzge^uM  über  ^e^  &!"• 

findungs -Privilegien  (patents  of  inventidn^.  'Vom  Her"' 

• 
auigeber  ,         ,         •    ,'•         •         •         .^»"'.J»  o%^      ^^^73 

IV.    Versuche  und  Bemerkungen  über  den  moire  ihetäliique; 
Von  G,  jiltmätter^  Professor  der  Tec^o^ögiä  jua  If«  X**  'o 
polytechnischen  Institute  ,         .         .      '   1         ,    ^    .    '  <)4 

V.  Praktische  Bemerkungen  über  die  Dimensionen  und  Wir- 
kungen der  Watfschen  und  Wö^'schen  Dampfmaschi- 
nen.    Vom  Herausgeber 114 

VI.  Über  die  Anwendung  der  erhitzten  Luft  statt  des  Was- 
serdampfes, als  bewegende  Kraft,     Vom  Herausgeber  '.     i34 

'11.  Darstellung  des  Gesetses  der  Elastizität  der  Wasserdäm- 
pfe ,  und  Beschreibung  der  über  diesen  Gegenstand  im 
polytechnischen  Institute  angestellten  Versuche.  Von 
Johann  Ariberger  ^  Professor  der  Maschinenlehre  am 
k.  k.  polytechnischen  Institute         .         .         .         .         .144 

III.  Über  Papins  Maschinerie,  um  die  Kraft  eines  Wasser- 
rades auf  eine  grofse  Entfernung  fortzupflanzen.  Vom' 
Herausgeber      .         .         •         ,         .         ,  .         ♦         .160 

rX.    Vorschlag  über  die  Orientirung  des  Mefstisches  und  die 
Bestimmung   des   jedesmahligen   Standpunktes   mittelst 
bereits  bestimmter  Fixpunkte,   und  auch  solcher,  die 
aufser  den  Mefstisch  fallen.     Von  Aloys  Perger  ^  Ver- 
walter in  Meretingen  bei  Pettau 171 

X.    Über  die  Verfertigung  des  Gufsstables.    Vom  Heraus- 
g^her >8o 


VI 

XL  Einige  Bem6r1(ungcn  über  das  Harten  des  Stables«  nebst 
Tafeln  für  die  Zusammensetzung  leichtflüssiger  Metall- 
mischungen,  zur  Regnlirung  des  Grades. der  Anlauf« 
wärme  beim  Harten  des  Stahles,  und  zu  anderem  Ge- 
brauche.    Vom  Heraufgeber i 

Xn.  über  Wärmemesser,  besonders  in  Beziehung  auf  JSrip- 
€iuets  und  JETo/s/Tui/f/fx  Metall  thermometer.  Von  Johann 
Ph,  Neumann ,  Professor  der  Physili  am  h.  k.  polytech- 
nischen Institute 1 

Xin.     Über  den  verbesserten  Blasebalg  ;ron  De  ta  Forge  in 

Paris 9 

XIV.     Zur  Geschichte  der  Dampfboote.    Vom  Herautgeber,    a 

XV.     Über  Porzellan  und  Porzellanerden,   vorzüglich  in 

den  ^östei;f^i;bischen  Staateii.    Von  Benjamin  Schohy 

**••«•      *  ^*  I^'j.^rofHSp^  der  allgemeinen  technischen  Chemie 

•  •••*•    ein  h.  k.^p/Jytechnischen  Institute       .        •        .        .    f 

XVl!»:ÜB^  jfas' Vprliommen  und  die  Ven^vendung  des  Erd- 

***  *Be^rbaums  (arbutus  unedo  L.)   in  Dalmatiea.    Vom 

.;  •,.Herau9j^€t  .: s 

X\n[Ir  Ein  vom  flerm  Professor  \^/Kfoif  Crivelli  in  Mailand 
erfundenes Sicherheitsschlofs,  beschrieben  von  G,  Alt- 
matter^  Professor  der  Technologie  am  h.  k.  poly- 
technischen Institute % 

XVIII.  Ein  von  Jos,  Sramah  in  London  erfundenes  Sicher- 
heitsschlofs,  beschrieben  von  (7.  AltmÜtfer^  Profes- 
sor der  Technologie  am  k.  k.  polytech.  Institute  .  2 
XIX.  Beschreibung  eines  wenig  beliannten  Uhrmacher  -  Zu- 
sammensetzers. «Von  Cr.  Altmütter ^  Professor  der 
Technologie  am  k.  k.  polytechnischen  Institute  •         .    \ 

XX.  Über  die  Verwendung  der  Trapparten  und  vorzüglich 
des  Basaltes  zu  wasserbeständigen  Gementen.  Bearbei- 
tet von  Frani  Bieply  supplir.  Professor  am  k.  k.  po- 

.  lytechnischen  Institute ! 

XXI.  Die  Wurzel  der  Nymphea  albcj   ein  neues  Färbe-    ' 
Maferiale.  Von  Jos.  Seitz,  Assistenten  des  Lehrfaches 
der  speziellen  technischen  Chemie  am  k.  k.  polytech- 
nischen Institute  .        » 

XXII.  Beiträge  zur  Geschichte  der  Fortschritte  der  Gewcrbs- 
Industrie  und  des  Handels  in  der  Österreich.  Monarchie 
in  den  drei  letz^jen  Jahren  •        •        ^        .        •        •• 


m 

XXm.  V^rEeictinirs  der  seit  dem  Jahre  i8i$  in;  der  Ssterreich, 
Monarchie  ertheilten  und  noch  bestehenden  Krßn- 
dungs '  Brivilegien         .         .         •    '    «         .         •         •4^1 

XXIV.  Über  eine  neue ,  vom  Hm.  Artillerie  -.Oberlieutenant 
Hufs  erfundene  Methode,  den  Salpeter  auf  seinen  Ge- 
halt an  fremdartigen  Salzen  zu  prüfen.  Von  Benjamin 
Scholz ,  M.  D.  Professor  der  allgemeinen  technischen 
Chemie  am  k«  k»  polytechnischen  Institute  •      ,  .         •    4^. 

Misze-Ilen.    . 

HV.    1,  Eine  Maschine,  durch  welche  d^  Hola  iii  feine  Blätn- 

ter  von  beliebiger  Länge  geschnitten  wird     .         ^    4^7    ^ 

2.  Die  Holzsäure ,  als  Fäulziifs  abhaltendes  Mittel      «    4^9^ 

3.  Nachricht  über  die  Anwendung  des  Gaslichtes  ^u 
den  Leuchtfeuern  in  Dan%ig  •         •         •        •        «     4^^ 

4*.  Benützung  der  alten  Wäscher- und  Bleicher -Lauge 

auf  Pottasche        •        .  .        •        .        •        «    4^? 

5.  Krystallisirung  des  Harzeji^    Von' Dr.  fiies    .         «4^^ 
6b  Übersicht  der  Produhtiojns -Verhältnisse  der  Acker- 

bau-  und  Gewerbs  -  Industrie  in  Frankreich  .         •     43iö 
XXVI.    Wissenschaftliche   und  technologische  Notizen ,   aus   engli- 
schen und  französischen  Zeitschriften.     Von   Frann  Ritter 
von  Gerstner  ^   Professor    der   praktischen  Geometrie   ara^ 

Ik.  k.  polytechnischen  Institute.  ^ 

Geschichte  und  Beschreibung  der  VauxhaU- Brüche  in  Eng- 
land» S.  44^»  —  Neue  Art  schvvimmender  Brücke,  S.  447*  — 
^eue  Art  hängender  Brücke ,  S.  448.  —  ünverbrennbares  Maga- 
zin zu  Plymouth ,  S.  4^0  —  Apparat  zum  Fegen  der  Rauchfange, 
S.  45o.  —  Verbesserung  der  hydraulischen  Presse  von  Hm.  Murray^ 
S.  45i.  —  Apparat  zur  Erneuerung  der  Luft  in  d3n  Bergwerken, 
welcher  in  Schottland  gebraucht  wird,'  S.  455»  ~"  Schnellschütze 
des  Hm.  Lecoq^  von  Bouen\  S.  454«  —  Mechanischer  Luster  dea 
Theaters  jRp^^sfefla  zu -Parw ,  S.  4ö4«  —  Semaphore,  oder  Telegraph 
tum  Gebrauche  der  Marine ,  S,  455.  —  Schnelligkeit  der  Mitthei- 
Ittng  durch  Telegraphen ,  S.  456.  —  Mathematische  Instrumenten- 
Werkstätte  des  Hrn.  Schenk  zu  Bern,  ibid.  —  Reflexions -Azimu- 
tal-Kompafs,  S.  459.  —  Verbesserung  der  Lampe,  zum  Behufe 
^r  Beleuchtung  der  Boussole  auf  den  Schiffen,  S.  460.  —  Ver- 
besserter Barometer  von  Hrn.  J^cker  zu  Paris ,  S.  462-  —  Neuer' 
P4iiU>graph  für  drei  Dimensionen,  von  Hrn.  La-fondj  S.  463»  — ^ 


Me^hnnt^cheVöntelHunf;  der  Himiaelsbewegiiiigenf  Ton  Hm.  R^ujr 
in  Partie  9#  4^4'  —  Beeben- Lineale,  welche  in  England  gebraucht 
werden  ^  S«  4^«  —  Unverbrennbarer  Fimifs,  S.  468*  —  Fort- 
irdanieung  der  Olivenbiume ,  8.468.  —  Ventifidung  des  Brandes*  an 
den  Apfelbäumen,  S.  469.  —  Vei^f^ihren^  um  das  Thranen  des 
Weinütock«  zu  verhindern,  Von  Hrn.  Lambrjr,  ibid.  —  Beschrei- 
bung der  Buchdruclterpresse  des  Hm«  König ,  S.  470*  —  Schuh« 
fabrili  des  Um.  Brunei  zu  London  9  S.  474*  "-*  Genagelte  Schuhe 
und  Stiefeln  des  Hrn.  Gergone  zu  Paris ^  S.  476.  —  Neues  Ver- 
fahren, 'S\av:f,^tv  zu  fabriziren,  von  /.  White  ^  S.  477»  •  —  Pflaste 
rung  von  öufseisen  zu  London  ^  S.  47^*  "^^  Hüte  mit  .doppel- 
tem  Boden,  S.  479*  —  Selbstentzündung  der  Baumwollwaaren, 
welchö  mil  LeinOhl  geträniit  wurden,  S.  479*  —  Neue  Methode  der 
Engländer ,  Kardätschen  ohne  Beihülfe  der  menscblichen  Hand  mit 
einer  darch  Dampf  bewegten  Maschine  zu  vet'fcrtigen ,  S.  480.  — 
N«iic  Methode,  gute  Zeichenstiftc  zu  verfertigen,  S. 485.' —  De* 
•tillfttions  •  Apparat ,  von  Hrn.  Collier-  Blumentkai  in  Paris ,  S.  486^ 
*KXVII.   Vorzciclinifs  der  Erfmdungspatente ,  welche  im  Jahre  1817 

in  Frankreich  ortheilt  worden  sind,  S.  489* 
XXVin.   Verzeichnifs  der  Erfindungspatente,  welchd  im  Jahre  1818 

in  England  crtheilt  worden  sind,  S«  5o5. 


I. 

Darstellung  der  Verfassung 

des  kaiserl.  königl. 

polytechnischen  Instituts 

in  Wien. 

(Ein  Aucsng  aus  dem  allerhöchst  genehmigt  an    Orgameationsplaae-) 


Uas  k.  k.  polytechnische  Institut  ist  eine  Central- 
Bildungsanstalt  für  den  Handel  und-  für  die  Gewerbe 
durph  die  Verbreitung  eines  zweckmäfsigen,  ihre  Ver- 
ToUkommnung  begründenden  wissenschaftlichen  Un- 
terrichtes, —  ein  Sanunelplatz  für  die  von  den  Wissen* 
Schäften  ausgehenden  Bejforderüngsmittel  der  Natio- 
nalindustrie,  von  welchem  aus   sich  Belehrung  und 
Raih  für  die  Vervollkommnung  der  nützUchen  Künste 
verbreitet;  —  ein  Verein  nützlicher  Kräfte  zur  Em- 
)orliebung    des    inländischen    Gewerbfleifses    durch 
ede  Art  wissenschaftlichen  Einflusses.   Das  polytech-? 
nisclie  Institut  wird  also  das  Wesentliche  dreyer  An- 
stalten in   sich  vereinigen,    von  denen  jede  für  sich 
schon   wesentlich   zur    Erhöhung    der    technischen 
Künste  und  des  Nationalwohlstandes  beytragen  wird, 
nähmlich  einev  technischen  Lehranstalt  y  eines  Kon- 
sejvatoriums  für  Künste  und  Gewerbe,  und  eines 
Vereins  zur  Beförderung  der  Nationalindustrie. 


Jahrb.    d.  pol^t.  Inst.  I.  Bd. 


Das  polyteclmisdie  Institut  als  Lehr- 

anstalL 

Das  poktecLflisclie  faistitiit  catluh  als  Ldirai 


üak  zwcT  Alaiw^hmiy    i)  die  komumersiene ,  3)  di 
feckmiurhez  mhi  denen  die  ersne  die  Lehroeeensiand 

m  ^^      1^  %,^ 

Ansbüdiin^  fir  die  Gesdiifte  de 
die  zwme  die  phTsisdi  -  nutheniaüsche 
Wififtcnsdiaficn  in  üircn  Anwcndan^en  anf  die  tecl 

Di 


nodi^  \i 

^tr  RtäMUchulc  ^  als 


lor  bcrde  Ablheiliin«|en  wird  i 
Todberauingsscliiile  des  L 


A.  Leing^enstande. 
1.  Die  ReahduJe  odar  förbsreUmmssktäissen  di 


Die  Reakdiiile  cnthah  in  xmet  Jahi^ngen  diej 
ngen  LeliT«;cgensunde,  welche  iär  <lie  bejden  h 
hercn  Alitlicilang«  des  Instituts  die  nöthige  Vorb 
reilnng  leisten;  übrigens  auch  im  Allgem^nen  f\ 

gewäinlicfae  bürgerliche  Ansbildiing  ausreiche 


Diese  Lehrgegenstande  sind:    |J[|2 


HieHdipaa        ... 
Übungen  im  Schrälesen     - 
Deutsche  Spradilehre  imd  S^ 
Klemmt  ar  ■  Mathematik 
Geographie  ... 


». 


Naturgeschichte 
Zeichnen     -         .         - 
Kalligraphie 
Italienische  Sprache     - 
Franiosische  Sprache 


2 
I 
3 

4 

2 

3 

4 
5 

3 


«JcaitL     St 
SUss«. 


3 
a 
3 
3 

4 
3 

4 


<     I 


In  einer  Stunde  wird  wöchentlich  einmal  Unter- 
richt in  der  Deklamation  gegehen. 

Von  aufserordentlichen  Lehrern  wird , Unterricht 
in  der.  englischen^  höhmischen  und  lateinischen 
Sprache   gegeben. 

Die  deutsche  Sprach  -und  Styl  -  Lehre  un>- 
fafst  die  Darstellung  der  Spf achregeln  in  der  Bildung 
und  Fügung  der  Wörter  und  der  Sätze,  mit  steter 
Rücksicht  auf  logische  Bestimmtheit  des  Ausdrucks 
und  Übung  des  Verstandes  nach  den  Denkgesetzen. 
Im  zweyten  Jahre  die  Anleitung  zur  richtigen  auf  die 
Kenntnifs  -der  Sprache  und  der  Sache  gegründeten 
Ausfertigung  der  in  den  verschiedenen  Geschäften 
des  bürgerlichen  Lebens,  üblichen  schriftlichen  Dar- 
stellungen und  Aufsätze^  mit  fortlaufenden  prakti- 
schen Übungen.  Nach  Professor  HurteVs  eigenem 
Lehrbuche :  Grundlehren  der  deutschen  Sprache. 
(Wien  bey  C.  Gerold y  i8i8)- 

Die  Elementar --  Mathematik  begreift  das  Rech- 
nen oder  die  .Arithmetik  mit  ihren  Aijwendungen  im 
bürgerlichen  Leben,  nach  den  vorzüglichsten  Abkür- 
zungsmethoden ;  die  Buchstabenrechnung ;  die  Lehre 
von  den  Verhältnissen  und  Proportionen  \  die  Lehre 
von  den  Gleichungen  des  ersten  und  zweyten  Gra- 
des 5  die  Elemente  der  Geometrie  und  Stereometrie. 

Die  Geographie  beginnt  von  der  allgemeinen 
Erdbeschreibung ,  behandelt  zuerst  den  österreichi- 
schen Kaiserstaat  und  sonach  die  übrigen  Staaten. 
Nach  Professor  Beifsers  eigenem  LehrbucHe :  ÄUge-^ 
neine  Erdbeschreibung^  3  Bände,  (Wien  bey  Äraz^/J, 
1818). 

Der  Unterricht  in  der   Geschichte  umfafst  die 

Grundzüge  der  allgemeinen  Geschichte  mit  besonde- 

j  #  . 


/■ 


rer  Beziehung  auf   die  Gfeschichie   der    österreichi- 
schen Monarchie.     Nach  Professor  ^ei/sers  eigenem 

Lehrhuche. 

» 

Die  Naturgeschichte  begreift  im  ersten  Jahr- 
gange die  Zoologie,  im  zweyten  die  Mineralogie  mit 
der  Benützung  des  vorhandenen  MineraUenkabinettes, 

Der  Zeichnungsunterricht  begreift  die  geome- 
trischen, Maschinen-,  Architektur- Ornamenten -und 
Blumenzeichnungen,  als  nöthige  Vorbereitung  zu  den 
Situations-,  Maschinen-,  und  Architekturzeichnun- 
gen  der  technischen  Abtheilung  des  Instituts,  und  zu 
dem  Lehrfache  der  Manu facturzeichnung  an  dem- 
selben. 

.  Aufser  dem  ordentlichen  Zeichnungsunterfichte 
ist  der  Zeichnungslehrer  von  2  —  3  Uhr  im  Zeich- 
nungssaale anwesend ,  und  leitet  und  beobachtet  die 
'Übungen  der  Schüler ,  welche  aus  beyden  Klassen 
sowohl,  als  auch  zur  Nachhohlung  aus  der  techni^ 
sehen  Abtheilung  noch  in  jener  Stunde  dem  Zeich- 
nei^'^  obliegen. 

In  der   Kalligraphie   werden   sowohl    die    ge-, 
bräuchlichsten  Kurrentschriften  verschiedener  Spra- . 
eben,  als  auch  Kanzley-,  Fraktur-  und  höhere  Schrift- 
arten eingeübt. 

2.  Die  kommerzielle  jibtheilung  des  poljrtechni-^ 
sehen  Instituts. 

Die   kommerzielle  Abtheilung    des   polytechni- 
schen Instituts  begreift  die    zur  Ausübung  für   die 
sämmtlichen  Handelsgeschäfte  nöthigen  höheren  Lehr-' 
gegenstände     in    einer    angemessenen    Ausdehnung 
und  Behandlung. 


Wöchentlich, 
i)  Der  Geschäfts -und  Korr espondent;- 

styl  für  Kaufleute         -        ^         -  3  Stunden. 

3)  Die  Handelswissenschaft       -         -  '3        — 

3)  Das  Handels  -  und    Wechselrecht  3        '- — 

4)  Die  Merkantilrechenkunst  -  5        — 

5)  Die  kaufmännische  Buchhaltung   -  4       — ^ 

6)  Die  Handelsgeographie  - .  3        — 

7)  Die  Handelsgeschichte  -        7  2        — 

8)  Die  Waarenkunde         -         -         -  2       — 

Der  kaufmännische  Geschäfts  -  und  Karre" 
spondenzstjrl  begreift  die  besondern  Regeln  des  kauf- 
männischen Briefwechsels,  mit  den  nöthigen  Aus- 
übungen begleitet;  die  Anleitung  zu  den  kaufmänni- 
schen Aufsätzen  und  schriftlichen  Ausfertigungen  in 
den  verschiedenartigen  Handelsgeschäften. 

Die  Handelswissenschaft  umfafst  die  Lehre  vom 
I-andel  überhaupt  und  den  verschiedenen  Zweigen 
desselben;  die  Grundsätze  über  Werth  und  Preis 
der  Waaren;  die  verschiedenen  Arten  von  Einkauf 
und  Verkauf  und  die  damit  in  Verbindung  stehenden 
verschiedenen  Zahlungsmittel;  und  die  übrigen 
Grundsätze,  welche  zur  klugen  und  richtigen  Füh- 
rung der  verschiedenen  Zweige  der  Handelsgeschäfte 
leiten,  nebst  der  Lehre  von  den  verschiedenen  Beför- 
derungsmitteln des  Handels.  .Nach  Professor  Sonn-- 
leithner^s  Lehrbuche  der  Handelswissenschaft. 
(Wien  bey  C.  Gerold  1819.) 

Das  Handels --und  FVechselrecht  wird  nach  Dr. 
Sonnleithner*s  Grundrifs  vorgetragen. 

Die  Merkantilrechenkunst  begreift  alle  den  Han- 
del betreffenden  Kalkulationen ,  nach  den  vortheihaf- 
testen  Methoden  und  Abkürzungen ;  die  Geld-,  Wech* 


sei  -  und    Waarenrechnungcn, 
Mafs  -  und  Gewichtskundo. 


bsl     der    Mnmsi 


Die  kaufmännische  Buchhaltung,  sowohl  ein 
faclie  als  doppelte  ,  mit  Ausführung  in  Beyspielen  ii 
der  Führung  der  verschiedenen  Biichcr  bej  allen  Ar 
teu  von  Handelsgeschäften. 

Die  Handelsgeographie.  Ihr  Verhältnifs  zu  dei 
politischen  j  von  der  Handelslaf^e  der  einzelnen  Län 
der  im  Allgemeinen  und  Besondern  .  Gränzeo  un( 
Eintheilung  derselben  in  Bezug  auf  den  Handel 
Flüsse,  Kommerzslrafsen,  Handelsstädte,  Zölle,  Pro 
dukte ,  Manufakturen  und  Fabriken ,  Eiufulir  um 
Ausfuhr,  Transitohandel ,  Münzen  und  Kurse;  he 
sondere  Merkwürdigkeilen  und  Lokalumstände  in  Be 
Zug  auf  den  Handel;  die  vornehmsten  Handelshäu^e; 
und  Adressen;  wechselseitiger  Handelsverkehr  un( 
Verbindungen. 

Handelsgeschichte.  Sie  stellet  die  Geschieht! 
des  Handels  von  den  ältesten  Zeiten  bis  Jetzt,  mit  BC' 
rücksiehtigung  der  jedem  Handel  und  Volke  eigen 
thümlichen  Hülfsmittei  und  der  zweckinifsigen  Be 
nützung  derselben  dar. 

Die  Waarenkunde  begreift  die  Anleitung  zu 
richtigen  Keuntnifs  der  im  Handel  vorkouimeudenNa 
turprodukte  ,  mit  den  Kennzeichen  der  Qualität,  de 
Verfälschungen  etc.  dabey  ihre  Bezichungsart,  Haupt 

g^jiiederlagsörter,  Abzug  etc.  Zum  Vortrage  dient  eini 

I  Sammlung   für  die   Waarenkimde. 

3.  Die  technische   Abtheilung    des     poljtechni 
sehen   Instituts. 

Die  technische  Abtheilung  des  polytechnische! 
Instituts  begreift  die  physikalischen  und  mathemat^ 


sehen  Tjelirgegenstände  mit  ihren  Anwendungen  auf 
die  Vervollkommnung  der  technischen  Künste /und 
derjenigen    öffentlichen    und    Privatheschäftigungen, 
"welche  sich  auf  .deren  richtige  Kenntnils  gründen. 

Diese  Lehrfächer  sind : 

'S  ' 

i)  Die  allgemeine  technische  Chemie.  > 

2)  Einige  specielle   chemisch  -  technische  Fächer. 

3)  Die  Physik. 

4)  Die  Mathematik. 

5)  Die  Maschineniehre. 

6)  Die  praktische  Geometrie. 

7)  Die  Xand  -  und  Wasserhaukunst. 

8)  Die  Technologie. 

Die  allgemeine  technische  Chemie  wird  täglich 
durch  eine  Stunde  vorgetragen ,  nach  PrechtÜs  Lehr- 
bache (Grundlehren  der  Chemie^  in  technischer  Be- 
ziehung. 2  Bände,  s^*"  Aufl.  Wien  bey   C    Geroldy 
181 7).     Der  Vortrag  ist  möglichst  experimentell,  in 
steter    Beziehung  der   Anwendung    der   chemischen 
Lehren  auf  die  Gegenstände  der  Technik,  so  dafs  der 
Behandlung  der  praktischen  und  technischen  Lehren 
und  der  Darstellung  der  einzelnen  chemischen  Fabri- 
kationszweige   besondere  Aufmerksamkeit    gewidmet 
wird.     Um  solchen  Zuhörern,  welche  sich  im  Detail 
der  praktisch  -  chemischen  Operationen  gehörig  un- 
terrichten und  einüben  wollen,  die  nöthige  Gelegen- 
heit zu  verschaffen,  können  sie  in  einem  eigenen  Saale 
des  chemischen  Laboratoriums  unter  der  Aufsicht  des 
Assistenten  Üer  Chemie  den  chemischen  Arbeiten  bey- 
'wohnen,  und  in  demselben  auf  ihre  Kosten  selbst 
Operationen  und  Versuche  vornehmen. 

• 

Einige  specielle  chemisch  -  technische  Fächer 
sind  in  ihrer  gehörigen  rationellen  Ausführung  mit 
zuviel  Detail  verbunden,  als  dafs  sie  in  der  allgemei- 
neren technischen  Chemie  in  der  nöthigen  Ausdeh-  _ 


nung behandelt  werden  konnten:  sie  sind  jedoch  da 
boj  wichtig  genug,  um,  im  Verfolge  des  ailgemei 
nein  Unterrichts,  einen  speciellen  Vortrag  nöttiig  z\ 
machen.  Dieser  Vortrag  (specielle  technische  Chemie 
begreiftdie  praktische  Gährungslehre  von  der  Wein 
bereilung,  Bierbrauerey,  Branntweinhrennerey ,  Es 
sigsiederey,  Brodbäckerey ,  Stärkehereitung,  und  wai 
sonst  in  dieses  Fach  gehört;  die  Scifensiederey,  di( 
Ledergärberey,  die  Färberey,  Zeugdruckerey  unc 
Bleicherey.  Dieser  Vortrag  wird,  täghch  mit  zwej 
Stunden,  von  einem  zweyien  chemischen  Professor  w 
einem  eigenen  Laboratorium  besorgt ;  und  die  genann- 
ten Gegenstände  mit  der  gehörigen  rationellen  Be- 
gründung  experimentell  nachgewiesen. 

Die  Physik  wird  in  einem  vollständigen  Vortrage 
mit  der  gehörigen  Ausführung  und  Anwendung  aul 
die  praktischen  Falle  des  bürgerlichen  Lebens,  der 
Künste  und  Gewerbe,  experimentell  behandelt,  täg- 
lich eine  Stunde.  Mit  Beyhülfe  eines  physikalischen 
Kahinettes.  Nach  Professor  A'eiimanri's  eigenemXeÄ/> 
buche  der  Physik.  (Wien  hey  C.  Gerold  1818.) 

Die  Mathematik.  Dieser  Vortrag  setzt  die  EleH 
mentar- Mathematik  aus  den  Vorbereitungsklasseu 
oder  der  Realschule  voraus,  und  hegreift  die  Algebra^ 
die  Lehre  von  den  Reihen,  den  Logarithmen;  die 
Lehre  von  den  Gleichungen  höherer  Grade,  die  Ele- 
mente der  unbestimmten  Analytik,  weitere  Ausfuh- 
rung der  Geometrie  und  Stereometrie,  ebene  und 
sphärische  Trigonometrie,  Polygonometrie;  die  Lehr* 
von  den  Kegelschnitten ;  die  Differential  -  und  Inte-j 
gralrecbnung,  so  weit  ausgeführt,  als  sie  zum  analyti-j 
sehen  Vortrage  der  Mechanik  und  für  die  Baukunst| 
erforderlich  ist.  Diese  Gegenstande,  welche  vorzüg-l 
hch  mit  Berüeksichtigung  ifirer  Anwendimg  auf  diej 
praktisch  -  mathematischen  Fächer  dieser  AblheUuD^ 
behandelt  werden  ,  werden  täglich  in  zwey  StundenJ 


1^ 


lähmlich  eine  Stunde   Vormittag   und   eine   Stunde 
Nachmittag,  vorgetragen. 

In  einer  dritte^  Sjtunde  hält  ein  Repetitor  täglich 
;leichlaufende  Repetitionen  über  diesen  matheinati- 
chen  Lehrvortrag,  und  sucht  die  Zuhörer  in  dem 
LuiSTasscn  der  schwierigeren  Lehren  zu  unterstützen, 
amit  der  ordentliche  Vortrag  mit  dem  gehörigen 
[utzen  verfolgt  werden  könne.  / 

Die  Maschinenlehre  oder  Mechanik ,  als  Theil 
er  angewandten  Mathematik,  begreift  sowohl  den 
ortrag  der   Grundsätze    der  jStatik,  Mechanik,  Hy- 
rodyiiamik  und  Hydraulik,  mit  Hülfe   der  höheren 
naiytik,  als  ihre  Anwendung  auf  dengesammten  Ma- 
^liinenbau.  Sänmitliche  Maschinen,  welche  zu  irgend 
nera  Behufe  im  Grofsen  angewendet  werden,  wer- 
?n  nach  einer  zweckmäfsigen,  durch  die  besondere^ 
echanischen   oder   hydraulischen    Grundsätze ,    auf 
eiche  sich  ihr  Princip  bezieht,  gegebenen  Ordnung 
jschrieben,  nach  Modellen  erklärt,  gehörig  berech- 
jt  und  die  nöthige  Detailanleitung  zur  unmittelbaren 
jsführung  im  Grofsen  gegeben.  Täglich  eine  Stunde 
ertrag,  mit  Beyhülfe  eines  Maschinen  -  Kabinettes» 
einer  zweyten  Stunde  wird,  jenem  Vortrage  gleich- 
ifend^  durch  einen  Assistenten,  auf  die  Theorie  der 
*rspectiife  gegründet,  der  Unterricht  in  der  Model- 
%  und -Maschinenzeichnung  gegeben. 

Die  praktische  Geometrie  bildet  den  Land -und 
Mmesser,  Ingenieur,  Markscheider,  und  ist  Hülfs- 
ssenschaft  fiir  den  Land -und  Wasserbau,  für  den 
rafsenbau,  für  den  Bergbau,  für  die  Landwirth- 
baft.  Sie  erstreckt  sich  auf  sämmtliche  Vermes- 
ngsarten  nach  der  geometrischen  und  trigönometri- 
ben  Methode  bey  Anwendung  aller  üblichen  Instru- 
ente,  auf  ökonomische,  topographische  und  Län- 
T  -  Vermessungen,  auf  das  Nivelliren  und  die  Mark-'' 


I 


scheideVunsi,  und  der  Vortrag  wird  durch  nra 
Übungen  auf  dem  Felde  uiitersiuizt,  um  den  Zub 
rer  in  den  Stand  zu  setzen,  alle  Vermessungen  vorzi 
nehmen,  und  die  Situationen  ohne  'Weitere  Kuchluil 
zu  Papier  zu  bringen.  'i 

Dem  Vortrage  geht  der  Unterricht  in  der  Sitta 
tionszeiclmuiig  zur  Seite,  in  der  Verfertigung  v< 
geodätischen  Rissen,  Aufnahmen  und  Darstellongi 
topographischer  und  hydrographischer  Vermessung« 

Dieiflnf/-und  TVasserbauknnst  nraiaSsx.  mitV<} 
anssetcung  und  Beziehung  der  in  den  zwey  erst( 
Jahrgängen  erworbenen  mailiemalischen ,  puysika) 
seilen ,  mechanischen ,  hydrauliscken  und 
sehen  Kenntnisse  im  Wmtersemester  den 
und  im  Sommersemester  den  Wasserbau, 
enthält  die  Kenntnifs  der  Baumaterialien  un( 
Bindungen;  die  Zimmermannskunst,  inlwiel 
Kenntnifs  dem  Baumeister  nöthig  ist;  die  Lehre  y{ 
der  Festigkeit  im  Gebäude,  lür  GewÖtbe,  Wideri 
gen ;  die  Lehre  von  der  Stärke  der  Materialien  ;  d 
Lehre  von  der  Bequemlichkeit  im  Gebäude  in  Uh< 
einstimmung  mit  seinen  Zwecken;  die  Lehre  vo 
Ästhetischen  im  Architektonischen  mitHinwcisungB 
die  besten  Muster ;  den  Sirafsenbau. 

Die  Wasserbaukunde  begreift,  mit  Vorausseizu] 
der  allgemeinen  Lehren  des  Civilbaues,  die  FlufsbjX 
künde  oder  die  Anleitung  zum  Wasserbau  an  Flüsse 
Uferbau,  Stromriclitung ,  Uferbefestigung;  Seeufi 
haukunde;  die  Deichbaukunde;  den  Hafenbau:  d 
Lehre  von  der  Austrocknung,  Entwässerung  und  B 
Wässerung ;  den  Wehren  -  und  Schleufsenbau;  di 
Kanalbau  und  die  Schiflbarmachung  der  Flüsse;  di 
Brückenbau. 

Die  Lehre  von  der  Anfertigung  richtiger  Vorai; 


II 


mafse    und    der  Bauüberschlage   wird  am  Schlüsse, 
vorgetragen. 

Den  Vortrag  begleitet  der  Unterricht  in  den  Ar- 
chitectur  -  und  hydrographischen  Zeichnungen,  und 
er  wird  durch  Modelle  und  zweckmäfsige  Versuche 
anschauUch  gemacht. 

Die  (empirische)  Technologie  hegreift  ia  ihrem 
Vortrage  die  historische  Darstellung  derjenigen  Ge- 
werbe, die,  auf  empirischer  Manipulatioi^  beruhend, 
zwai:  keiner  wissenschaftlichen  Begründung  an  sich 
fähig  sind,  aber  deren  einzelne  Operationen  dennoch 
durch  die  Hülfe  der  Mathematik,  JPhysik  und  Chemie 
manche  Vervollkommnung  erhalten  können,  so  wie 
ihre  Zusammenstellung  überhaupt  sowohl  ^den  Erfin- 
dungsgeist belebt,  als  eine  nützliche  Wifsbegierde 
befriedigt.  Hieher  gehören  die  verschiedenen  We- 
berey en ,  die  Fabrikationen  aus  Federn ,  Hörn ,  Elfert- 
bein ,  Wolle  etc.  5  die  verschiedenen  Holz  -  imd  Glas- 
arbeiten ,  die  verschiedene  Metallverarbeitung  u,  s.  w. 
Diejenigen  chemischen  Giewerbe,  welche  in  der  all- 
gemeinen und  specieUen  technischen  Chemie  vorge- 
tragen werden ,  sind  von  diesem  Vortrage  ausgeschlos- 
sen. Mit  Hülte  des  Fabriksprodukten  -  Kabinettes  täg- 
lich eine  Stunde  Vortrag. 

Aufser   diesen  -ordentlichen    Lehrgegehständen 
können  nach  Bedürfnifs  und  nach  der  höchsten  Ge- 
nehmigung über  einzelne  wichtige,  zum  Zwecke   des 
Instituts  gehörige  Fächer  aufserordentliche  Vorlesun- 
gen gegen  Honorar  gehalten  werden. 

Da  das  Zeichnen  in  eigenen  Sälen  betrieben  w'ird, 
w  können  die  Zuhörer  auch  aufser  dem  ordentlichen 
Unterrichte  ihre  Zeichnungsübungen  nach  ihrer  dis- 
poniblen Zeit  in  denselben  fortsetzen, 


12 


Der  Unterricht  in  der  Manufdkturzeichnun§ 
wird'  durch  einen  eignen  Lehrer  besorgt.  Dieser  Uli* 
terricht  begreift  die  verschiedenen  Musterzeichnungs-: 
arten  fiir  ^Kattundruckereyen ,  Tapetenfabrikatiön^ 
Zimmermahlerey^  die  Zeichnungen  im  Desseinpapier 
(carta  rigata)  für  die  verschiedenen  Seiden-,  Baum- 
wollen-und  Wollen- Web  er  eyen,  etc^ 

B»  Verbindung  beyder  Abtheilungen  untereinan- 
der und  mit  den  Vorbereitungsklassen»  ' 

Die  Gegenstände  der  Vorbereitungsklassen  oder 
der  Realschule  werden  sowohl  bey  der  kommerziellen 
als  bey  der  technischen  Ausbildung  vorausgesetzt.  Mit. 
der  kommerziellen  Abtheilung  machen  sie  eine  eigent- 
liche Handlungsschule  aus^  in  welcher  der  sich  zum 
Kaufmanne  bildende  in  drey  Jahren  seine  Ausbildung 
ToUenden  kann. 

• 

Will  er  aufser ,  den  kommerziellen  auch  noch  ei- 
nige technische  Fächer,  als  Chemie,  Physik,  Tech- 
nologie Studiren,  um  sich  für  eine  voUständige  Fa- 
briksfiihrung  zu  bilden ,  so  wird  d^^zu  noch  ein  vier- 
ter Jahrgang  hinreichen. 

Die  technisch  -  chemischen  Fächer  mit  der  Phy- 
sik und  Technologie  gewähren  Bildung  denjenigen, 
welche  irgend  einen  leitenden  Einflufs  in  den  chemi- 
schen Fabrikationszweigen  ausiiben,  als:  den  Fär- 
bern, den  Koloristen  in  den  Kattunfabriken,  den  Un- 
ternehmern von  Bleichanstalten  aller  Art,  den  Fabri- 
kanten chemischer  Präparate,  den  Dirigirenderi  in 
den  Salz -und  Salpetersiedcreyen ,  auf  Alaun -und  Vi- 
triolwerken, auf  Hüttenwerken  aller  Art, -in  den  ver- 
schiedenen Fabriken,  welche  die  Metalle  verarbei- 
ten, in  den  verschiedenen  Bräuereyen  u.  s.  w. 

Um  sich  die  kaufmännischen  Kenntnisse  für  irgend 
ßme  Fabriksgeschäfts  -  Führung  zu  verschaffen,  kön- 


i3 

jene  IndWiduen  zugleich  den  Unterricht  in  eini^ 
oder  allen  Pächern  der  kommerziellen  Abtheilung . 
eisen  ^  und  so  die  technologischen  Fächer  mit  den 
flaerziellen  verbinden. 

Die  reine  und  höhere  Mathematik^  die  Physik^ 
Maschinenlehre  mit  der  Maschinenzeichnung^  und  ^ 
Technologie  werden  dem  Maschinisten^  Hydrau- 
,  Mühlenbauer  ^  dem  Vorsteher  in  mechanischen 
rkstätten  und  in  Fabriken  ^  in  denen  Maschinen- 
ieb    statt  findet^  z.  B.  in  den  Spinnereven  etc., 
Kunstmeister  auf  Berg  -  und  Hüttenwerken,  jene 
bildung  verschaffen,  nach  welcher  er  niit  Sicher- 
seine Praxis  im  Grofsen  beginnen  kann.    Dieser 
rkurs  würde  daher,  mit  Voraussetzung  der  Vor- 
ntungsklassen  folgende  Ordnung  haben : 

Im  ersten  Jahre. 

Die    Mathematik  täglich     3         Stund. 

• —    Physik  —         I  — 

Das   Zeichnen  —        1—2  — 

Im  zweyten  Jahre. 

Die  Maschinenlehre     täglich     i  Stund, 

—  Maschinenzeichnung  — '      i  —  a       — 

—  Technologie  —      i  — 

Auch  diesem  Lehrkurse  können  durch  Hinzufu- 
)iuig  eines  dritten  Jahrganges  noch  die  nötliigsten 
kommerziellen  Fächer  nebst  der  Chemie  beygefugt 
•'srden. 

Diejenigen ,  welche  fiir  das  Land  -  und  Forst-- 
^Tthschaftswesen  sich  am  Institute  die  umfassenden 
yor-und  Hülfskenntnisse  verschaffen  wollen,  können 
■(einem  zweyjährigen  Kinase  die  Mathematik,  Physik, 
fc  Buchhaltung,    die   Chemie   und   die    praktische 


i. 


■  4  ■  ' 

Geoiu,eit'ie  mit  den  dazu  gcliÖrigeil  ZeicKuungen  siu 
dieren. 

Eben  so  liefert  das  Institut  für  diejenigen,  welch 
sich  fiir  das  ßerg-xind  Hüttenwesen  vorliereiien  ,  i: 
dem  Studium  der  Mathematik,  Physik,  der  Chemie 
der  praktischen  Geometrie,  der  Maschinenlehre  mi 
den  dazu  gehörigen  Zeichnungsübuneen  und  de 
Buchhaltung,  die  gesammtcu  Vor  -  und  Hiilfskenni 
nisse,  welche  eine  vollständige  Ausbildung  beyi 
Übergange  zur  Praxis  im  Berg  -  und  Iliittenwesei 
begründen. 

Alle  diejenigen  ,  welche  sich  der  Lttnd  -  um 
Feldmefskunst  .in  ihren  verschiedenen  Abiheihinge 
widmen,  können  in  diesem  Fache  am  Institute  durc 
das  Studium  der  Mathematik,  Physik,  der  prakti 
sehen  Geometrie  und  der  Zeiclinungen,  samnit  de 
Buchhaltung  ihre  vollständige  Ausbildung  erlangen. 

Endlich  stellt  die  technische  Abiheilung  des  II 
slituts  in  ihrer  Verbindung  mit  den  Vorbereitung 
klassen  eine  vollständige  Bauakademie  oder  eine  Bi 
dungsanslalt  fiir  die  verschiedenen  Baubeamten  vo 
in  welcher  alle  diejenigen,  welche  sich  dem  Lam 
Wasser- und  Strafsenbau  widmen,  ihre  gehörige  Au 
bildung  erhalten  können,  um  sodann  mit  allen  fi 
die  künftige  Ausübung  erforderlichen  Kenntniss< 
versehen,  in  die  praktische  Laufbahn  des  Baubeai 
teh  oder  des  Bauingenieurs  überzutreten.  Mit  Vo 
aussetzung  der  Kenntnisse  aus  den  beyden  Vorbert 
tungsklassen  kann  dieser  Lehrkurs  in  dre.y  Jahren  b 
endiget  werden,  und  zwar  im 

ersten  Jahrgange: 

Die  Mathematik    täglich     3  Stund. 

—  Physik  —        I  — 

Das  Zeichnen  —       a  — 


•  i5 

imzweyten  Jahrgange: 

'Maschinenlehre         täglich  i  .  Stund. 

Maschinenzeichnung       —  i .  —  2       — 

prakt.    Geometrie  —  i  —  — ^ 

Geometr.    Zeichnung    —  i  —  2       — 

im    dritten  Jahrgange: 

Land-  und  Wasserhaukunst  tägl.  i  Stund. 

Land-  und  Wasserbauzeichnungen  —  i  — •  2     — 

Te<jinologie  —  i  — 

Baubuchhaltung        "^  —  i  — 

s 

I 

C.  Organisation  der  Lehranstalt« 

1«  Akademisclie   und    Schul  -  Verfassung. 

I.  Der  Realschule  oder  der  Forbereitungsklassen. 

An  den  beyden  Klassen  der  Realschul<3  findet  di« 
gewöhnUche  Schuldisciplin  Statt,  nach  welcher  jeder 
Schiller  ordenthch  alle  Gegenstände  ohne;  Aiisnahme 
zu  besuchen  hat,  weil  diese  als  Vorbereitung  nöthig 
oder  nützlich  sind.  Von  den  Sprachen  kann  in  ein- 
zelnen Fällen  dispensirt  werden. 

.  Zur  Aufnahme  in  die  erste  Klasse  sind  diejeni- 
gen geeignet,  welche  die  vierte  Klasse  einer  Haupt- 
schule zurückgelegt,  oder  über  die  Kenntnisse  die- 
ser Lehrklasse  an  einer  Hauptschule  die  Prüfung  ge- 
macht, und  von  ihr  ein  Zeugnifs  erhalten  haben. 
Schüler  der  Gymnasialklassen  sind  bey  den  erforder- 
Uchen  Zeugnissen  gleichfalls  zur  Aufnahme  geeignet. 
Zur  Aufnahme  in  die  erste  Klasse  ist  in  der  Regel  ein 
Alter  von  wenigstens  dreyzehn  Jahren  erforderlich. 

Solche ,  welche  bereits  mehr  im  Alter  vorgerückt 
»ind,  die  Gegenstande  der  ersten  Klasse  sich  anders- 
wo eigen  gemacht,  und  über  die  Kenntnisse  dersel- 
ben an  der  Realschule  eine  genügende  Prüfung  abge- 


i6  '  ,  " 

0 

legt  haben ,  können  auch  unmittelbar  in  die  zweyte 
Klasse  aufgenommen  werden.  Mathematik,  Minera- 
logie und  Zeichnen  im  zweyten  Jahrgange  der  Vor- 
bereitungsklassen  können  von  solchen,  welche  sich 
fiir  die  technische  Abtheilung  des  Instituts  vorbereiten, 
tmd  zur  Aufnahme  in  dieselbe  im  Übrigen  quahficiri 
sind,  als  aufseror deutlichen  Schülern,  einzeln  gehört 
werden. 

Die  Prüfungen  werden  halbjährig  und  mit  der 
üblichen  Öffentlichkeit  gehalten,  und  nach  densel- 
ben die  Zeugnisse  ausgestellt. 

Die  Realschule  steht  unter  der  unmittelbaren 
Aufsicht  eines  Vicedirektors. 

2 .  Der  kommerziellen  und  technischen  ^btheilung. 

An  diesen  beyden  Abtheilungen  findet  die  akade- 
mische Einrichtung  Statt,  nach  welcher  Jeder  nur 
jene  Fächer,  die  für  seinen  Lehrkurs  nöthig  oder 
nützUch  sind,  daher  auch  einzelne  Fächer,  nach  Be- 
lieben frequentiren  kann.  Es  versteht  sich  jedoch  von  . 
selbst,  dafs  in  der  Aufeinanderfolge  der  Lehrgegen- 
stände die  zur  Vorbereitung  nöthige  Ordnung  zu  be- 
folgen sey,  worüber  der  Direktor  in  vorkommenden 
Fällen  dem  Zuhörer  die  erforderhchen  Anweisungen 
ertheilen  wird. 

Die  Prüfungen  jedes  Einzelnen  aus  den  Fä- 
chern, welche  er  frequentirt  hat,  werden  am  Ende 
des  J^ahres,  wo  der  Vortrag  jedes  einzelnen  Faches 
beendiget  ist,  von  den  Professoren,  die  es  betrifft, 
im  Beyseyn  des  Direktors  und  zweyer  von  der  hohen 
'k.  k.  Studienhofkommission  benannten  Prüfungskom- 
missäre vorgenommen,  und  hiernach  die  Zeugnisse 
ausgestellt.  Diejenigen ,  welche  sich  keiner  Prüfung' 
unterziehen;  können  einFrequentationszeugnifsmit  dem 


»7 

Beysatze  :  voline  sich,  einer  Prüfung  zu  unterziehen« 
erhalten:  als  Frequentant  wird  aber  nur  derjenige 
;üigesehen,  welcher  •  ordentlich  und  ohne  Unterbre-  " 
chung  y  Krankheitsfälle  und  andere  erwiesene  Hinder- 
nisse ausgenommen,  die  Vorlesungen,  zu  denen  er 
eingeschrieben  ist,  besucht. 

Ziu-  Aufnahme  in  die-  tcyden  höheren  Abthei- 
lungeu  des  Instituts  sind  in  der  Regel  diejenigen  ge- 
eignet, welche  die  zweyte  Vorbereitungsklasse  des  In- 
stituts, oder  die  Realschulen  in  den  Provinzen  mit  den 
erforderlichen  Zeugnissen  zurückgelegt  haben,  oder 
die  Kenntnisse  derzweyten  Vorbereitungsklasse  durch 
eine  an  derselben  abzulegende  Prüfung  erweisen.  Fer- 
lier  sind  diejenigen,  welche  sämmtliche  Gymnasiäl- 
klassen  mit  guten  Zeugnissen  absolvirt,  endlich  dieje- 
nigen, welche  bereits  in  den  philosophischen  Klas- 
sen studiert  haben,  zur  Aufnahme  für  alle  Lehrfächer 
geeignet.  In  der  Regel  ist  ein  Alter  von  wenigstens 
sechzehn  Jahren   erforderlich. 

Diejenigen,  welche  bereits  im  Alter  mehr  vorge- 
rückt sind,  haben,  wenn  sie  sich  den  mathemati- 
schen Fächern  widmen  wollen,  die  nöthige  Vorberei- 
tung in  der  Mathematik  auszuweisen  j  die  kommer- 
ziellen Fächer,  die  chemisch  -  technischen  Fächer, 
Phvsik  und  Technologie  können  von  Jedermann,  der 
bey  gesetztemAlter  die  nöthige  allgemeine  Vorbildung 
hat,  frequentirt  werden. 

•  Die  Aufnahme  und  Einschreibung  geschieht 
durch  den  Direktor  des  Instituts ;  es  wird  eine  Imma- 
irikulirungsgebühr  von  lo  fl.  entrichtet,  und  dafür 
eine  Immatrikulations  -  Bescheinigung  ausgestellt.  Die 
Vorlesungen  selbst  sind  unentgeldlich. 

Von  den  Zuhörern  wird  ein  ruhiges  und  männli- 
ches Betragen  gefordert.    Demjenigen,  welcher  dem 

lahrl.  d.   polyt.  Inst.   I.  Bd,  ^2 


lahnän^ 


zuwider  bandcll,  wird  nach  finicblloser  Ermahnon^ 
durch  die  Uireküon  der  Zutritt  zu  den  Vorlesungen 
nicht  weiter  gestaltet,  und  seine  Ausschliessung  in 
dem  Immatrikulirungs-Katalog  bemerkt. 

Die  Ferien  des  polytechnischen  Instituts  werden 
nach  denen  an  der  k.  k.  Universität  regiilirt.  'Der  wo- 
cheiithche  Ferientag  ist  der  Samstag,  Die  Lebrkurse' 
werden  jährlich  mit  Anfang  des  Novembers  er-' 
ölTnet. 


ale 


na     tle 


Verhält!. 


t  allen  i 

L 


Das  Personale  des  polytechnischen  Instituts  be- 
steht aus  dem  Direktor,  den  Professoren  der  techni-, 
sehen  und  der  kommerziellen  Abtheiluug,  dem  Vice- 
direkior  und  den  Professoren  der  Realschule  oder  der' 
Vorbereilungsklasscn,  den  Assistenten  der  einzelnen. 
Lehrfächer  und  den  Dienern  des  Instituts.  Einer  derl 
Professoren  der  technischen  Abtheiluug  vertritt  das; 
Amt  eines  Sekieiürs  des  Instituts.  Die  Rechnungs^, 
geschiifte  werden  von  einem  Rechnungsführer  be-i 
sorgt. 

Direktor, 

Das  gesammte  Institut  nach  allen  seinen  Zweigei 
und  das  ganze  dazu  gehörige  Personale  ist  der   Obei 
Jeitung  des  Direktors  untergeordnet.    Ihm  liegt  in  mo' 
raliscber,  wissenschaftlicher  und  ökonomischer  Hin- 
sicht die  Sorge  für  das  Gedeihen  und  Fortscbreitei 
des  Instituts  und  das  zweckmalsige  Zusammenwir] 
der  einzelnen  Kräfte  ob.   Er  sorgt  dafür,  dafs  die  vi 
schiedenen  Eehrfächer  den  Instruktionen  gemafs  ufli 
in  der  nöthigen  Zusamnienstinimuug  vorjjetragen  wp] 
den.    Er  berichtet  ül»er  das  Institut  an  die   Landesn 
gierung    als  seine    unmittelbar    vorgesetzte   üehördi 
und  lepräsentirt  das  Institut  vor  derselben,  so  wie 


bng- 


Fällej 


;eu  X  allen, 


*9 

Die  Prof essoren    der  technischen  ^btheilung  sind: 

i)  Der   Professor  der  allgemeinea    technischen 

Chemie« 

2)  »  ^  »     speciellen  chemisch-tech- 

nischen  Fächer. 

3)  »  »  »     Physik, 

4)  ^^  ^^  ^^     Mathematik. 

5)  »  »  »     Maschinenlehre. 

6)  »  V  »     praktischen    Geometrie. 

7)  »  »  »     Land  -und    Wasserbau- 

kunst. 

8)  »  V   '  »     Technologie. 

Die  Professoren  der  kommerziellen  Abtheilung : 

1)  Der   Professor  der  Merkantilrechenkunst  und 

Buchhaltung. 

3)     »  »  »*  Handelswissenschaft ^  des 

Handels  und  Wechsel- 
rechtes. 

3)  Der  Handelsgeschäftsstyl, 

4)  die    Handelsgeographie  und  Geschichte^ 

5)  »      Waarenkunde^ 

werden  von  den  Professoren  des  Styls^  der  Geschichte 
und  Geographie,  dann  der  Naturgeschichte  an  der 
Realschule  oder  den  Vorher  ei  tungsklassen,  vorge- 
tragen. 

Der  Sekretär  des  Instituts^  welche  Funktioii 
einem  der  Professoren  mit  der  bestimmten  Gehaltszu- 
lage von  dem  Direktor  übertragen  wird,  unterstützt 
den  Direktor  in  der  Leitung  der  literarischen  Angele- 
genheiten des  Instituts,  in  der  Besorgung  der  Korre- 
spondenzen und  in  der  Redaktion  des  J  ournals ;  er  füh- 
ret in  den  Sitzungen  der  Professoren  die  Protokolle, 
und  hat  die  unmittelbare  Aufsicht  über  die  Biblio- 
thek des  Instituts. 


Das  Lehr  -  Personale  der  Realschule  oder  der  Vor- 
bereitungsklassen :         .  , 

i)  Der  Yicedirektor. 

a)  Professor  der  SpracMehre  und  des  Geschäfts  j 

styls. 

3)  .»  »    Elementar  -  Mathematik. 

4)  »  »    Geschichte  und  Geographie. 

5)  »  »    Naturgeschichte. 

6)  Lehrer   der  Zeichnungen. 

7)  »         »       Kalligraphie. 

8)  »         »       französischen  Sprache. 

9)  i^         »       italienischen   Sprache. 

Der  F7cedirektor  führt  die  unmittelhare  Auf- 
sicht über  diesen  Theil  des  Instituts^  und  die  Lehrer 
sind  ihm  rücksichtlich  ihrer  Funktionen  an  der  Real- 
schule unmittelhar  untergeordnet.  Der  Dkektor  des 
Instituts  fuhrt  die  Oberaufsicht* 

Der  Lehrer  der  Manufakturzeichnung  geniefst 
den  Rang  der  Realschulprofessoren. 

Die  Assistenten  an  der  technischen  Abtheilung 
des  Listituts  sind  Lehramts  -  Kandidaten  ^  welche  auf 
den  Zeitraum  von  2  —  4  Jahren  angestellt  sind ,  und 
in  der  Assistirung  des  Professors  durch  die  praktische 
Verwendung  in  dem  betreffenden  Lehrfache  ihre  Aus- 
bildung fortsetzen.     Sie  sind  gegenwärtig : 

i)  Der  Assistent  fiir  die  allgemeine  technische 

Chemie. 
^)       »  ^         der     speciellen     technischen 

Chemie. 

3)  »  »         fiir  die  Maschinenlehre. 

4)  ^  ^^         för  die  Technologie. 

5)  »  »         für  die  Physik.  '    ^ 

6)  1^  »        tür  die  Mathematik  als  Repe* 

titor. 


31 


(Die  Assistenten  für  die  praktische  Geometrie  und 
die  Land*  und  Wasserbaukunst  sind  noch'  zu  ernen« 
nen). 

Der  Assistent  der  Maschinenlehre  ertheilt  den 
Unterricht  der  Maschinenzeichnung ,  und  unterstützt 
den  Professor  in^  den  Aufsichtsgeschäften.  der  Model- 
lenwerkstäite.  Die  Assistenten  der  Physik,  Chemie 
und  Technologie  unterstützen  die  Professoren  sowohl 
in  ihrem  experimentellen  Vortrage,  als  in  der  Auf- 
sicht und  Anordnung  der  ihnen  unterstehenden  Ka- 
binette und  Sammlungen. 

An  den  Yorbereitungsklassen  befindet  sich  ein 
Adjunkt' des  Zeichnungsfaches. 

Die  Diener  des  Institutes  sind : 

i)  .Der  Portier  oder  Hausmeister. 

2)  Saaldiener  für  das  physikaUsche  Kabinett. 

3),  V  für  die  Modellensammlung. 

4)  »  oder  Aufseher  für  das  Fabrikspro* 

dukten  -  Kabinett. 

5)  Kanzleydiener  für  die  Direktionsgeschäfte. 

6)  Schuldiener  der  Realschule. 

7)  Laborant  der  allgemeinen  technischen  Chemie. 

8)  -         der  speziellen  technischen  Chemie. 
.  Zwey  Hausknechte. 

3«    Aufs  eres    Verhaltnifs    des  Instituts. 

Das  polytechnische  Institut  Jst  unmittelbar  der 
k.  k.  Landesregierung ,  und  mittelbar  der  k.  k.  Stu- 
dienhofl^ommission  untergeordnet. 

Der  Rang  des  Direktors  jind  der  Professoren  der 
beyden  höheren  Abtheilu^gen  des  polytechnischen 
Instituts  ist  jenem  des  Direktors  und  der  Professoren 
der  philosophischen  Fakultät  der  Universität  gleich 
gesetzt.     Die  Professoren  der  beyden  VorbereitungS-  ^ 


^2 

klassen  haben  y  als  solche  j  den  Rang  der  Gymnasial« 
Professoren.  Rücksichtlich  der  Assistenten  gelten  die^ 
selben  BestiniTnnngen ,  wie  an  der  Universität» 

Die  Schüler  und  Zuhörer  des  Instituts  sind  nach 
denselben  ModaUtäten^  wie  an  der  Universität^  von 
der  Mihtärpflichtigkeit  befreyeu 

Auf  die  Zeugnisse  des  polytechnischen  Instituts^ 
wird  bey  Anstellungen  in  Staatsdiensten,  welche  die 
dort  vorgetragenen  Kenntnisse  nöthig  machen,  beson- 
dere Rücksicht  genommen  werden. 

Das  poljTtechnische  Institut  hat  den  Charakter 
einer  technischen  Kimstbehörde  und  über  alle  tech- 
juschen  Gegenstände,  worüber  die  höheren  Behör- 
den eines  Gutachtens  bedürfen,  ist  dieses  von  dem- 
selben einzuhohlen ;  so  wie  die  Mitglieder  desselben 
zu  den  für  technische  Erhebungen  in  einzelnen  Fäl- 
len nöthigen  Reisen  verwendet  werden, 

4«  Sitzungen  der  Professoren. 

Unter  dem  Vorsitze  des  Direktors  versammeln 
sich  die  Professoren  der  beyden  Sektionen  des  Insti- 
tuts an  den  Samsta<;en  zur  gemeinschaftlichen  Berä- 
thung  sowohl  über  die  der  höherenBehörde  vorzulegen- 
den Äufserungen,  als  über  andere  Gegenstände  des 
Instituts.  In  diesen  Sitzungen  werden  die  verschiede- 
nen Begutachtungen,  kommerzielle  und  technische 
Äufserungen,  nach  dem  höhereu  Auftrage,  von  dea 
hetreßenden  Professoren  gehörig  vorbereitet  und  be- 
arbeitet vorgetragen  und  verhandelt,  und  in  diesen' 
Fällen  der  gewöhnliche  Kollegial  -  Geschäftsgang  be- 
obachtet. Ferner  wird  in  diesen  Sitzungen  all  dasje- 
nige verhandelt,  worüber  der  Direktor  rücksichtlich 
der  Ausfuhrimg  der  höheren  Anordnungen,  in  Be- 
treff der  inneren  Verhaltnisse  des  Instituts  zum  Behufe 
4^  gleichförmigen  Fortschreitens  desselben ,  und  de$ 


33 

gemeinschaftlichen  Zusammenwirkens  zur  Realisirung 
seiner  Zwecke  >  eine  Erörterung  für  nöthig  hält.     ' 

5.    Öffentliche    Verhandlung    am    Ende    des    ' 

Jahres. 

Um  das  PubUküm  mit  dem  Geiste  des  Instituts  im- 
mer mehr  bekannt  zu  machen,  und  von  seinem  Fort- 
schreiten und  nützhchen  Wirken  in  Kenntnifs  zu  erhal- 
ten, wird  zu  Ende  des  Monathes  August  eine  öffentliche 
Sitzung  oder  Verhandlung  nach  cfinsr  öffentlichen  -ße- 
kanntmachung  durch  den    Direktor  veranstaltet,    zu 
welcher  durch  ein  Programm  die  Mitglieder  der  ho- 
hen und  höchsten  Behörden,  die  Mitglieder  des  In- 
stituts,   die  Honoratioren,    und  Jeder,   der  an   den 
Fortschritten  der  Nationalindustrie  Theil  nimmt^  ein- 
geladen werden.     In  dieser  öffentlichen  Verhandlung 
wird  Rechenschaft  gegeben  von  demjenigen,  was  in 
diesem  Jahre  durch  das  Institut,  sowohl  in  der  Beleh- 
rung und  Berathung,  als  in  der  Prüfung,  Bestätigung 
und  Darstellung  neuer  Entdeckungen  und  jihrer  prakti- 
schen  Aawendung  gewirkt  worden  ist.    Es  wird   in 
derselben  eine  geschichtliche  Übersicht  des  inländi- 
schen Industriewesens ,  und  der  darauf  sich  beziehen- 
den Anstalten  und  Hülfsmittel,  so  wie  der  Fortschritte 
und  Verbesserungen  gegeben,    welche   im  Verlaufe 
des  Jahres  aufscrhalb  des  Institutes  im  In-  Und  Aus- 
lande gemacht  worden  sind.  Die  Aburtheilung  der  aus- 
gesetzten Preisfragen  wird  bekannt  gemacht ,  und  es 
Werden  neue    aufgegeben.     Die  Nahmen   derjenigen 
Zidiörer,  welche  mit  Auszeichnung  ihre  Prüfungen 
bestanden  haben,  werden  mit  Lobe  erwähnt;    auch 
können  einzelne  Zuhörer  über  einzelne  Gegenstände 
öffentliche    Vorträge    zum    Beweise    ihrer    erlangten 
Kenntnisse  machen.  Endlich  wird  das  Programm  des 
Instituts  für  das  nächste  Studienjahr  vertheilt. 

^.Jahrbücher    des    polytechnischen    Instituts« 

Sowohl  um  das  Publikum  von  Zeit  zu  Zeit  von 


34 

der  Tendenz  und  den  Bemühungen  des  Instituts  zu 
belehren^  als  auch  um  einen  Platz  zu  gc^vinne^,  in 
iVelchem  stets  sowohl  die  in-  als  ausländischen  Ent- 
d^'ckungen  niederf^eleg? ,  verbreitet  und  gemeinnützig 
gemacht  werden  können  ^  wird  ein  Journal  in  zwangs* 
freven  Heften,  unter  dem  Titel:  Jahrbücher  des  k.  k. 
polytechnischen  Instituts  herausgegeben. 

Dieses  Joiu'nal  enthalt  alles ,  was  auf  die  Beför- 
derung des  Gewerbfleifses  in  seinen  verschiedenen 
'  Zweigen  und  Hulfsmitteln,  und  auf  die  Erweiterung 
der  Wissenschaften,  welche  die  Lehrfächer  des  In- 
stituts ausmachen ,  Bezug  hat.  Die  in-  und  ausländi- 
schen Entdeckungen  im  Fache  der  Chemie,  des  Ma- 
schinenwesens und  der  übrigen  Fächer  des  Instituts 
und  was  deshalb  im  Institute  selbst  geschehen  ist  — 
die  Fortschritte  der  inländischen  Industrialkultur  — ' 
Abhandlungen  der  Professoren  über  die  Erweiterung 
gen  ihrer  verschiedenen  Fächer  zum  Bchufe  der  Kunst 
und  Wissenschaft  —  Auszüge  aus  fremden  vorzügü- 
chen  Abhandlungen  j.enes  Inhalts  -^  Gutachten  über 
technische  Gegenstände  —  Bekanntmachung  der  Ge- 
genstände, auf  welche  Erfindungsprivilegien  ertheih 
worden  sind  —  Nachrichten  über  das  Fortschreiten 
der  Sammliuigen  des  Instituts  u.  s»  w»  sind  die  Ge^ 
jgenstande  jener  Jahrbücher, 

7.    B  i  b  1  i  o  t  h  e  k 

Die  BibUothek  des  Instituts  enthält  die  besseren 
Werke  über  die  seinen  Lehrfächern  zugehörigen  Wi«! 
senschaften,  chemischen,  physischen,  mathemati- 
schen, technologischen  und  kommerziellen  Inhalts^ 
sowohl  zur  Benützung  für  die  Professoren,  als  für  di« 
Zuhörer.  Zur  Dotirung  dieser  Bibliothek  werden  di« 
Immatrikulirimgsgebühren ,  die  von  Privatprüfungetf 
entfallenden  Honorare  und  einige  andere  Zuflüsse  verr 
wendet.  Zur  Haltung  gelehrter  Journale  ist  ein  jähr* 
liebes  Pauschale  bestinunt. 


35 

Die  Professoren  machen  von  ^eit  ZiVl  Zeit  dem 
Direktor  Vorschläge  über  diejenigen  Bücher,  deren 
Anschaffung  in  Bezug  auf  ihre  Fächer  sie  vorzügUch 
wünschen,  worauf  der  Direktor  nach  Verhältnifs  des 
zu  verwendenden  Geldes  hey  der  Anschaffung  Rück- 
sicht nimmt. 

Der  Sekretär  des  Instituts  fuhrt  die  unmi^elhare 
Aufsicht  über  die  Bibliothek. 


II. 

Das  polytechnische  Institut  als  techni- 
sches Museum  oder  Konservatorium  für 

Künste  und  Gewerbe. 

Die  Sammlungen  des  polytechnischen  Instituts 
machen  eine  eigene  Seite  desselben  aus^  in  welcher 
eSy  von  seiner  Eigenschaft  als  Lehranstalt  zum  Theil 
unabhängig,  die  SteUe  eines  technischen  Museimis 
oder  einer  Erhaltungsanstalt  fiir  Künste  und  Gewerbe 
vertritt,  welche  durch  die  zweckmäfsig  und  vollstän- 
dig aufgestellten  technischen  Sammlungen  eine  an- 
schauliche Darstellung  des  Zustandes  der  Industrial- 
kultur  und  der  ihr  zugehörigen  Wissenschaften  und 
Hiilfsmittel  enthält.  Aufserdem  dienen  diese  Samm- 
longen  als  instruktives  Hiilfsmittel  für  die  Lehrvor- 
trage. Die  Professoren  fuhren  die  ordentliche  und 
unmittelbare  Aufsicht  iiber  die  .ihnen,  ia  Übereinstim- 
mung mit  ihren  Lehrfächern,  übergebenen  Kabinette 
oad  Sammlungen.  Sie  sind  für  die  ihnen  nach  dem 
Inventarium  übergebenen  Sammlungen  verantwortlich, 
upd  verpflichtet,  das  Yorhiandene  im  vollkommenen 
Zustande  zu  erhalten,  und  für  die  Erweiterimg  des 
Kabinettes  nach  Mafsgabe  der  vorhandenen  Hülfsmitr 


36  . 

tel  die  möglichste  Sorge  zu  traf^en.  Für  die  Erbaltnili 
und  Erweiterung  der  Saminlungeii  sind  arigeiuessen« 
jährÜclie  Verlagsgclder  hesiiniiut.  Bey  atleu  Samau 
limgen  wird  auch  in  der  äulscren  Aiifstelliing  nacn 
Thnnlichteit  auf  eine  empfeUende  Eleganz  RucksieM 
genommen.  Die  Oberaiifsictit  über  säniinlliclie  Kabij 
nelte  liefet  dem  Direktor  ob.  Der  Zutritt  zu  denSammj 
luiigen  steht  dem  Publikum  gegen,  bey  dem  Üirekto)| 
abzuhohlende,  und  dem  Saaldiener  des  Kabinette! 
abzugebende,  Eintrittskarten  offen.  ,' 


Die  einzelnen  Sammlungen  des  Instituts 
;ende : 


lind  fol 


I.    Sammlungen  der  Realschule  oder  der  be^ydei 
Vorbereitungskiassen.  i 

j4.  Hier  befindet  sich  eine  Sammlung  fiir  Mincra 
logie  und  Zoologie,  deren  Zweck  und  Einricbtunj 
zunächst  auf  den  Unterricht  in  jenen  Fächern  siel 
bezieht.  Als  insüuktives  Hüifsmittel  macht  sie  dahd 
weder  auf  Glanz  noch  grofse  Ausdehnung  AnsprucH 
Sie  steht  unter  der  Aufsicht  des  Professors  der  Nl 
turgeschicble.  j 

B,  Die  nöthigen  Karlen  und  Hülfsraittel  für  di^ 
Geographie,  dann  die  Originalien  für  die  Kalligraphij 
und  das  Zeichnen. 


II,  Sammlung  der  kommerziellen   Abtheilung- 

Hier  befindet  sich  eine  SamitJung  für  die  f^ad 
renkimde ,  als  instruktives  Hülfsmittei  für  den  Voi 
trag  dieses  Lehrfachs,  welche  sämmtlicbe  Waarena| 
tikel  im  charakterisdien  Zustande  enthält,  welche  i 
natürliche,  und  zum  Tbeil  künstliche  Erzeugnisse  i 
Handel  vorkommen.  Sie  siebt  unter  der  Aufsicht  * 
Professors  der  Waarenkunde. 


I 


'  ^7 

III.  Samnilungen  der  technischen  Abtheilung. 

J.     Chemische    Präparaten-  und     Fabrikaten' 
Sammlung. 

Eine  besondere  Abtheihing  des  Laboratorium» 
fiir  die  allgemeine'  technische  Chemie  enthält  eine  so 
viel  möghch  vollständige  und  mit  deA  Fortschritten 
der  Wissenschaft  fortschreitende  Sammlung  der  che- 
mischen  Präparate  in  gehöriger  Reinheit.  Ferner  eine 
vollständige  Sammlung  der  eigen thchen  chemischen 
Fabrikate ,  wie  sie  im  Grofsen  gewonnen ,  und  in  den 
Handel  gebracht  werden,  nach  den  verschiedenen 
Stufen  ihrer  Qualität.  Die  Aufsicht  dieser  Samnalung 
gehört  dem  Professor  der  allgemeinen  technischen 
Chemie. 

B.  Mathematisches  Kabinett. 

Dieses  Kabinett  enthält  diejenigen  mathemati- 
schen Werkzeuge  und  Vorrichtungen,  welche  zur 
Darstellung  und  Ausübung  der  Lehren  der  prakti- 
schen Geometrie  gehören:  ferner  inländische  und 
fremde  Mafse  und  Gewichte ,  Wagen  u.  s.  w.  Diese 
Sammlung  steht  unter  der  Aufsicht  des  Professors  der 
praktischen  Geometrie. 

C.  Das  physikalische  Kabinett, 

Dieses  Kabinett  enthält  eine  voUtsändige  und 
wohlgeordnete  Sammlung  der  physikalischen  Apparate 
und  Vorrichtungen,  wie  sie  sowohl  zu  einem  vollstän- 
dig experimentellen  Vortrag  der  Physik,  als  auch 
zur  Anstellung  der  diese  Wissenschaft,  zumahl  in 
praktischer  Hinsicht,  erweiternden  Versuche  noth- 
wendig  sind.  Der  Professor  der  Physik  ist  Vorsteher 
dieses  Kabinettes. 

D.  Die  Modellensammlung. 

Diese  Sammlung  wird  eine  so  viel  möglich  voU- 
Handige  Aufstellung  der  bekannten  Maschinen  in  wohl 


38  • 

/  « 

I 

ausgearbeiteten^  nach  passenden  Mafsstäben  und  nach 
der  besten  Einrichtung  verfertigten,  für  die  Ausfüh- 
rung im  Grofsen  berechneten  Modelle  enthalten.  Von 
allen  neuen  wichtigeren  Erfindungen  im  Gebiethe  der 
Mechanik  werden  hier  fortwährend  die  Modelle  auf-' 
gestellt  werden,   so  dafs  diese  Sammlung  nicht  nur 
eine  vollständige  Übersicht  der  praktisch  anwendbar 
ren  mechanischen  Erfindungen  aller  Art  gewährt,  son- 
dern zugleich  ein  Sammelplatz  ist,  von  weichemaus 
die  praktischen  Kenntnisse  des  Maschinenbaues  sich 
nach  allen  Seiten  verbreiten.     Die  Modelle  werden  • 
nach  und  nach  in  der  mechanischen  Werkstatte  de« 
Instituts  ver^fertigt,  und  an  dieselbe  aus  dem  Verlag»- 
gelde  fiir  die  Modellensammlung  der  Betrag  an  Mate^ 
rial  und  Abnützung  der  Werkzeuge  ersetzt.    Die  Mör 
delle  werden  in  jenem  Mafsstabe  ausgeführt,  dafs  alle  ' 
einzelnen  Theile  gegen  einander  im  richtigen.  Verhällr 
nisse  stehen,  und  in  jener  Gröfse,  dafs  auch  noch  die* 
kleinsten   konstituirenden    Theile  in  ihrem  Verhält* 
nisse  zu  den  übrigen  gehörig  zu  bemerken  sind;  so 
dafs  jede  Ausführung  der  Maschinen  im  Grofsen  nack- 
diesen  Modellen  vorgenommen  werden  kann< 

Diese  Modellensammlung  steht  unter  der   Auf- 
sicht des  Professors  der  Maschinenlehre. 

Die  zunächst  für  den  Land-,  Wasser-  und  Brü- 
ckenbau bestinunten  Modelle  und  Vorrichtungen  mar 
eben  eine  kleinere  Abiheilung  dieses  Kabinettes  aüfl^ 
welche  unter  der  Aufsicht  des  Professors  der  Land- 
und  Wasserbaukunst  steht. 

JE.   Die  mathematische  und  mechanische  fVerh^ 
Stätte. 

Die  mechanische  Werkstätte  des  Instituts  ist  ein# 
Anstalt,   in   welcher  die  Modelle  für  die    Modelleiir 
Sammlung,    aufserdem  physikalische   und   mathemar-' 
j^LSche  In&txumente  und  Apparate  für  das  physikaUscli9 


^9 

und  matliematische  Kabinett  verfertiget^  «und  auch 
solche*  Vorrichtungen  ausgeführt  werden,  die  zur 
Stellung  nützlicher  Versuche  dienen. 

Die^e  Werkstätte  besteht  aus  zwey  Abtheilungen : 
aus  der  matheinatischen  und  der  Modellenwerktsätte. 
Die  mathematische  TVerkstätte,  verfertigt  die  geome- 
trischen und  astronomischen  Instrumente  sowohl  für 
das  Bedürfhifs  des  Instituts,  als  der  übrigen  Lehran- 
stalten der  Monarchie.  Diese  Anstalt  wird  die  Theil- 
scheiben,  Vorbereitungs  -  Maschinen  und  übrigen 
Hülfsmittel  aus  der  berühmten  Werkstätte  des  könig- 
£ch-baierischen  Salinenraths  Ritter  i^on  Reichenbach 
besitzen,  und  sie  wird  von  demselben  (mit  Ende  die- 
ses Sommers)  vollständig  eingerichtet  werden;  so 
dafs  bey  den  eingeleiteten  Mafsregeln  künftig  i?ei- 
i  chenbach^sche  Instrumente  aus  derselben  hervorgehen 
werden. 

1 

In  der  Modellen  -  Werkstätte  sind  zwey  Model- 
lentischler, zwey  Kunstschlosser,  ein  Mechanikus 
und  ein  Uhrmacher,  letzterer  zugleich  als  Werkmei- 
ster ,  angestellt.  Die  Aufsicht  und  Leitung  der  Werk- 
statte ist  dem  Professor  der  Maschinenlehre  anver-, 
traut,  und  die  Arbeiter  sind  ihm  unmittelbar  unter^ 
geordnet. 

Für  dasjenige ,  was  in  dieser  Werkstätte  an  Mo- 
dellen oder  andern   Apparaten  verfertiget  wird,  hat 
dttr  Professor  als  Vorsteher  des  betreffenden  Kabinette« 
fiir  die  ihm  abgelieferten  Modelle  oder  Apparate  aus 
seinem  Verlagsgelde  das  auf  das   Stück   verwendete 
Material,  und  den  Betrag  der  Abnützung  der  Werk- 
seuge  nach  Verhältnifs   der  auf  das  Stück  verwende- 
ten Arbeitszeit,  an  die  Werkstätte  zu  bezahlen,  wo- 
mit das  nöthige  Material  und  Werkzeug  wieder  nach- 
geschafft wird.     Sowohl  zur    Regulirung  dieser  Be- 
trage,  als  zur  gehörigen    Verrechnung  des  Ganzen 


wird  ein  eigenes  Buch  geJiJLhrt,  in  welcbem  y 
verfertigte  Stück,  die  Arbeit,  welche  darauf  verwe 
det  worden  ist,  wie  viel  und  welches  Maienale 
gebraucht  worden,  die  auf  dasselbe  fallende  Abm 
tzunj;  an  Werkzeugen,  der  Gestebnngspreis  desselln 
und  der  etwaige  laufende  Verkaufspreis  angegebi 
sind. 

Wenn  einmahl  das  Bedür(hifs  der  Kabineue  vo 
ständig  gedeckt  seyn  wird,  so  können  auch  fremde  B 
Stellungen  auf  verschiedene  Modelle,  so  wie  sie 
Modellenkabinette  aufgestellt  seyn  werden,  angenofl 
men  und  befriediget  werden,  um  auch  auf  diei 
Weise  neue  Verbesserungen  in  der  Mechanik  weiti 
zu  verbreiten. 

J^.  Das  Fabriksprodukt  eil  -  Kabinett. 

Dieses  Kabinett  soll  ein  National  -  Fabrikspr 
dukten  -  Kabinett  darstellen,  welches  zum  Zwecl 
hat,  durch  die  Aufstellung  karakterislischer  Must 
aus  sämmtlichcn  Produktionen  dernützÜchen  Küfls 
eine  Übersicht  sowohl  des  gegenwärtigen  Zustand 
der  Vervollkommnung  in  diesen  Arbeiten,  als  au4 
des  alimählichen  Fortschreitens  derselben,  und  d 
durch  ehi  Bild  der  Kulturstufe  des  inländischen  In4 
striezustandes  zu  gewahren.  Dieses  Kabinett  soÜ-^ 
her  eine  so  viel  möglich  vollständige  Übersicht  da 
sen  gewähren,  was  die  Kultur  eines  jeden  Fährim 
tionszweigcs  zu  einer  bestimmten  Zeit  auf  eine  ausgi 
zeichnete  Weise  zu  karakterisiren  vermag,  so  daft  i 
und  aus  demselben  zu  ersehen  ist,  welche  Stufe  f 
der  der  verschiedenen  Industriezweige  dermahl  od 
bis  zu  einer  bestimmten  Zeit  erreicht  habe. 

Die  Sammlung  wird  daher  blofs  Musterslüd 
enthalten,  d.  h.  solche  Arlieitsstücke,  welche  in*  i 
rer  Ausfiihrung  die  dermahlige  Vollkommenheit  eia 
bestimmten    Fabrikalionszweiges    auszusprechen    i 


1^ 


3i 

Stande  sind.  Was  in  seiner  Art  nicht  muster-  und 
meisterhaft  ist,  oder. sich  durch  eine  besondere,  we- 
sentlich karakteristische  Verschiedenheit  oder  ver- 
schiedene Fahrikationsweise  auszeichnet,  und  als  sol- 
ches nicht  die  Ansicht  der  Vervollkommnungsstufe 
in  dieser  Art  von  Arbeiten  zu  geben  vermag,  kann  in 
dieser  Sammlung  keinen  Platz  finden.  Der  Fabrikant 
wird  es  sich  daher  zur  Ehre  rechnen ,  wenn  Stücke 
seiner  Fabrikation  in  dieses  National  -  Fabriksproduk- 
ten-Kabinett  aufgenommen  werden  Die  Aufstellung 
der  Muster  eines  bestimmten  Fabrikationszweiges  ge- 
schieht übrigens  in  chronologischer  Ordnung,  und 
jedem  Stücke  wird  die  Jahreszahl  und  der  Nähme  des 
Fabrikanten  und  der  Fabrik  beygefügt. 

Zum  Behufe  der  instruktiven  technologischen 
Ansicht  beginnt  jede  Reihe  eines  bestimmten,  in  sei- 
nen verschiedenen  Unterabtheilungen  geordneten  und 
»ach  der  Zeitfolge  fortlaufenden  Fabrikszweiges  mit 
dem  rohen  Materiale  in  seinen  verschiedenen  Abän- 
derungen^ den  nächsten  Verarbeitungen  desselben 
und  der  stufenweisen  Entwickelung  des  fertigen  Fa- 
brikats bis  zu  den  vollendeten  Mustern.  Bey  der  chro- 
nologischen Fortsetzung  dieser  Muster  wird  auf  ge- 
hörige Baümersparnifs  Rücksicht  genommen,  so  dafs 
unter  Mustern,  die  für  einen  bestimmten  Fabrika- 
tionszweig gleich  karakteristisch  sind,  solche  gewählt 
Werden,  welche  weniger  Raum  einnehmen. 


.  ) 


Die  Produkte  der  bildenden  Künste  und  die  che- 
nischen  Fabrikate  gehören  nicht  in  dieses  Kabinett. 


Die  zum  Behufe  des  technologischen  Vortrags 
•öihige  Sammlung  der  verschiedenen  Werkzeuge, 
äiVltkeils  in  Natur,  theils  in  Modellen,  macht  eine  ei- 
1  il^||^,  abgesonderte  kleinere  Abtheilung  des  Kabi- 
ein^^^s  aus. 


Das  Fabriksprodukteii  -  Kabinelt  sieht  uM^ 
Aufsicht  des  Professors  der  Technologie. 

IV.  Jährliche  Öffentliche  Ausstellung  vonFabrilfi 
Produkten. 

Um  den  Produktionen  der  inlandischon  Gewerhl 
indusirie  einen  Vereiuigungspunkl  zu  verschaffen, 
welchem  durch  die  gegensciiige  Vergleichung  sowd 
«ine  rühmliche  Nacheiferung,  als  auch  eine  letiendig 
Erkenntnifs  und  Übers^icht  der  jährhchen  Fortschria 
der  IndustrialkuUnr  ausgeht;  und  um  den  FaLrikai 
ten  eine  günstige  Gelegenheit  zu  verschaffen^  dj 
Fortschritte  ihres  GewerLflcifses  hekannt  zu  mach^ 
wird  im  September  eine  öffentliche  Ausstellung  vlj 
Fabriksproclukten  im  Gebäude  des  polytechnisch^ 
Instituts  veranstaltet.  ^l 

Zu  diesem  Ende  ergeht  von  der  k.  k.  Komtner 
hofliommission  eine  Aufforderung  an  sämnitliche  F. 
Lrikaiiten  und  technische  Künstler  der  Monarch! 
ein  Exemplar  des  Vollendetesten  ihrer  Erzeugnisse  j 
'  das  Institut  einzascndea.  j 

1 

Dem  eingesandten  Gegenstande  werden  zw 
gleichlautende  von  dem  Eigenthümer  eigenhändig  u 
terfertigte  Bescheinigungen  mit  dem  Nahmen  der] 
hrik,  charakteristisclier  Angabe  des  Gegenstandes  m 
seinem  Verkaufspreise  oder  Wcrlhe  Leygelegt,  v 
welchen  der  Eigenthümer  die  eine  von  dem  Sekret 
des  Instituts  und  dem  Professor  der  Technologie  u 
terfertigte  als  Empfangsscliein  zurück  erhält,  diel 
dere  aber  als  Gegenversicherung  aufbewahrt  wü 
Die  Ausstellung  beginnt  mit  den  ersten  Tagen  c 
Septembers  und  wird  mit  Ende  dieses  Monaths  j 
schlössen.  Einem  jeden  ausgestellten  Stücke  wirdi 
Nähme  und  Wohnort  des  Erzeugers ,  und  der  Pi 
des  Produktes  heygefügt.  Nach  der  Ausstellung  W 
den  gegen  den  Empfangschein  die  eingesendeten  W 


33 

1  wieder  zuräckgegeben,  Einsenduüg  und  Zurück- 
hine  geschieht'  auf  Kosten  des  Eigenthümers.  Die 
infiefenxng  der  auszustellenden  Stücke  kann  das 
mze  Jahr  hindurch  geschehen. 

Die  Anordnung  der  Aufstellung  hat  unmittelbar 
er  Professor  der  Technologie -zu  besorgen;  auch  ver*- 
ifst  er  über  die  gesammte  Ausstellung  eiiien  räson- 
irenden  Kataloge  welcher  im  Journsd  des  Instituts 
)ckancit  gemacht  wird. 


III. 

Das  polytechnische  Institut  als  Verein 

zur  Beförderung  der  Nationalindustrie, 

oder  als  Gesellschaft  zur  Aufmunterung 

der  Künste  und  Gewerbe. 

Durch  die  Ernennung  von  MitgUedern  unter  den 
Angesehenen  und  Honoratioren,  dem  Handelsstande 
und  der  Zahl  gebildeter  Fabrikanten  wird  das  poly- 
,  technische  Institut  den  Mittelpunkt  eines  Vereins  zur 
Beförderung  der  Nationalindustrie  bilden,  durch 
welchen^  in  Verbindung  mit  seinen  eigenen  Hülfs- 
!  Biittehi^  seine  praktische  Wirksamkeit  in  dem  Mafse 
befördert  und  erweitert  wird ,  als  sich  dadurch  die 
Theilnahme  an  dessen  wissenschaftlichen  Bemühun- 
gen und  die  Mitwirkung  zu  seinem  Zwecke  in  einen 
f'öfsercn  JCreis  verbreitet.  Ein  Hauptzweck  dieses 
ereines  ist  die  jährliche  Ausstellung  bedeutender 
fraise  über  Erfindungen  und  ,  Verbesserungen  im 
Felde  der  technischen  Künste  —  ein  reichhaltiges 
Mitte!,  durch  welches  in  andern  Ländern  bereits  so 
"•iele  neue  Entdeckungen  und  Vervollkommnungen  her- 
vorgebracht worden  sind.  Überdiefs  wird  dieser  Ver- 
'Cin  durch  die  nähere  Verbindung,  in  welche  er  das 
gewerbfleifsige  Publikum  mit  dem  Institut^  bringt,  die 

J*l>'k  d.  polyt.  last.  I.  Bd.  .      3 


34 

Verbreitung  dei"  höheren  Kultur  aus  demselben  be- 
günstigen^ und  hinwieder  dem  Institute  selbst  leichte 
und  schnelle  Mittheilung  von  Erfindungen^  und  in 
einzelnen  Fällen  praktische  Belehrung  verschaffen. 
Indem  er  das  Interesse  und  die  Achtung  für  die  wis- 
senschaftlichen Einflüsse  auf  das  technische  Leben  er- 
höht und  allgemeiner  macht  ^  befördert  er  zugleich 
wirksam  den  Erfolg  der  ganzen  Anstalt.  Über  diesen 
Verein,  der  einen  integrirenden  Theil  des  Ganzen 
ausmacht,  werden  die  nähieren  Bestimmungen  und 
die  Detail  -  Organisation  noch  nachträglich  bekannt' 
ffcmacht  werden. 


II. 

Geschichte 

des  kaiserl,  lönigL 

* 

polytechnischen    Instituts, 

Vom   Heraus,  ge  h^e  r. 


ri 

•■-^as  notliwendige  Wechselverhälthifs  zwischen. 
Ackerbau  und  Gewerbsindustrie^  der  wichtige  EinfluA^ 
den  letztere  auf  die  Ausbreitung  und  Vervollkonominuiu^ 
des/ersteren  ausübt,  durch  die  Werthserhöhung  seineC 
Produkte;  die  schöpferische  Kraft,  mit  welcher  Gor 
werbe  und  Handel  inmier  neue  Quellen  des  Nationi^t- 
wohlstandes  und  der  Nationalkraft  eröffnen;  dieNot)^ 
wendigkeit  der  wissenschaftlichen  Kultur  zur  festetfi 
Begründung  und  zweckmäfsigen  Leitung  der  NatiönaBr-* 
Betriebsamkeit  nach  allen  ihren  Zweigen  und  RichtaxB." 
gen  —  sind  von  der  österreichischen  Staatsverwaltui^ 
schon  lange  erkannt  worden.  Was  von  der  Regierul»| 
durch  Unterstutzimg  ^  Ratb  und    Belehrung   seit  ^i 


"  .  35 

ner  Reihe  von  Jahren  vielfach  fiir  den  Ackerbau  und 
Gewerbshetrieb  geschehen  ist ,  liefert  dazu  zahlrei- 
che Bele  ge.  Die  Verbreitung  wissenschaftlicher  Bil- 
dimgiur  technische  Zwecke^  als  das  fruchtbarste  und 
nachhaltigste  Mittel  zur  Beförderung  derselben^  ist 
▼on&glich  in  dem  letzten  Jahrzehend  ein  Gegenstand 
,  der  väterUchen  Sorgfalt  Seiner  k.  k.  Majestät  gewesen. 
Nach  und  nach  wurden  die  verschiedenen  öffentlichen 
Lehranstalten  mit  Lehrstühlen  für  die  Landwirth- 
Schaftslehre  versehen:  in  der  Hauptstadt  sowohl^  als 
in  den  Hauptstädten  der  Provinzen  wurden  landwirth-* 
schaftliche  Gesellschaften  errichtet.  y 

Auf  der  andern  Seite  verlor  man  das  Bedürfhifs, 
gleichmäfsig  für  die  Ausbildung  der  Gewerbsbetrieb- 
samkeit zu  sorgen^  nicht  aus  dem  Gesichte.  Schon  im 
Jahr  i8o3  wurde  von  der  k.  k.  Hof  kammer  die  Noth- 
wendigkeit  und  Nützlichkeit  der  Errichtung  einer  Zen- 
tral-BUdungsanstalt  für  Handel  und  Gewerbe  in  der 
Hauptstadt  Wien  anerkannt,  und  es  wurden  die  ersten 
Einleitungen  zur  künftigen  Herstellung  einer  solchen 
Anstalt  in  Anregung  gebracht.    Um  für  diese  künftige 
Anstalt  einen  hinreichenden  Fond  auszuscheiden,  be- 
fahlen  Seine  k.  k.  Majestät  durch  ein^  allerhöchste 
Entschliefsung ,  diesen  Fond,  vom  i.  November  i8o3 
to,  aus  <len  Zuflüssen  der  jährlichen  Grofshandlimgs- 
sieaer  zu  bilden.  Aus  diesen  Zuflüssen  und  durch  die 
Aahäufung  der  Zinsen  war  dieser  Fond  bis  zum  Jahr 
i8i5y  bis  zu  499732  fl.  i5kr.  angewachsen,  obgleich 
te  Zuflüsse  selbst  mit  dem   i,  November  181 3  auf- 
tthört  hatten,  indem  zu  dieser  Zeit  die  allgemeine 
Hwerbsteuer   in   Ausführung    gekommen,    und    die 
iuherige  Grofshandlungssteuer  derselben  einverleibt 
^1  forden  war. 

Die  ersten  bestimmteren  Verhandlungen  über  die 
i'^Errichtung   eines  polytechnischen  Institutes  in   der 

3 


1 

m  AmSil 


36 

Haupt-  und  Residenzstadt  Wien  fallen  in  den 
des  Jabres  iSio.  Um  diese  Zeit  wurde  dem  damalil 
geu  Hofkammerpräsidenten,  Grafen  von  Odonnel,  di 
erste  Plan  zur  Errichtung  dieses  Instituts  von  dem  g( 
genwärligen  Direktor  übergeben.  Die  bald  nachht 
eingetretenen  Reformationen  im  Finanzwesen  und  di 
Zeitumstände  schwächten  jedoch  die  Aufmerksamki 
auf  diesen  Gegenstand,  und  erst  in  den  nächsten  Jal 
ren  wurde  die  Verhandlung  über  denselben  auf  allei 
höchsten  Befehl  Seiner  k.  k.  Majestät  erneuert,  im 
l)is  zur  Vollendung  der  Organisation  ununlerbroche 
fortgesetzt.  Der  um  das  Studienwesen  der  osterreich 
scheu  Monarchie  so  vielfach  verdiente  Staats  -  und  Koi 
ferenzrath,  Freiherr  von  Stiffl,  welcher  das  Departi 
ment  des  öffendichen  Unterrichtes  im  Staaisrathe  bi 
sorgte,  und  dessen  Scharfblicke,  bei  seinen  ausgebn 
teten  und  vielseitigen  Kenntnissen,  die  Wichtigkeit  d( 
Ausiah,  um  deren  Errichtung  es  sich  handehe,  nicl 
verborgen  bleiben  konnte,  nahm  sich  derselben  thäti 
an,  umfafste  mit  Eifer  und  Sachkennmifs  ihr  ganzi 
Wesen,  half  gründen  und  beschleunigen.  Seinen  e 
folgreichen  Bemühungen  hat  das  Institut  grofsen  Thoi 
seine  gegenwärtige  Gestaltung,  imd  den  Umfang  si 
ner  Hülfsmitlel  zu  vcrdaoken.  So  entwickelte  sich  a 
mähUch  dieses  Institut,  dessen  wohlthätige  Früche 
durch  das  gemeinsiuiiige  Zusammenwirken  und  de 
redlichen  Fleifs  seiner  Mitglieder  erzogen,  den  VatC! 
landsfreund  aufrufen  werden  zum  segnenden  Danl 
gegen  den  Kaiser  Franz,  dessen  Wille  dieses  Den! 
mahl  seiner  Liehe  fiir  die  nützlichen  Wissenschafte 
und  Künste,  seiner  eigenen  GrÖfse  nicht  unwertli,  hej 
vorgerufen  hat. 

Durch  ein  k.  k.  Studien -Hofkommissionsdekrl 
vom  aG.  März  i8i3,  erhielt  der  Direktor  den  Auftrag,  i 
Beziehung  auf  den  früher  vorgelegten  Plan,  einen  Voi 
schlag  üJier  dieDetailmafsregeln  zur  anfänglichen  Ai 
führung  des  polj' technischen  Institutes  zu  erstatti 


37 

Dieser  Vorschlag  wurde  unterm  a5**'*  April[i8i3  au 
die  k«  k.  Studienhofkommission  übergeben.  Er  um« 
fafite  diefiir  die  erste  Einrichtung  dieser  Anstatt  nöthi- 
gen  Organisationsgegenstäude  ^  nähmlich  die  Aufstel- 
lung der  Lehrfächer,  die  BeischafFung  der  nöthigen 
Apparstte  und  SammJungen,  die  Verwendung  des 
nöthigen  Personale  und  dessen  Besoldungsstand,  den 
Betrag  der  laufenden  Ausgaben  |[ur  die  anfängliche 
Einrichtung,  die  Vereinigung  der  neuen  Lehranstalt 
mit  der  bereits  bestehenden  Realschule,  und  die  fiir 
das  Institut  erforderliche  Lokalität.  Im  Oktober  i8i3 
wurde  die  Untersuchung  gepflogen,  ob  die  chemischen, 
physischen,  mechanischen  und  naturhistorischen  Säle, 
Apparate  und  Sammlungen  an  der  Universität  nicht 
gememschafUich  für  das  polytechnische  Institut  be« 
niitzt  werden  könnten,  in  welchem  Falle  dann  das  In- 
stitut, in  der  Nähe  der  Universität  unterzubringen  ge- 
wesen ^eyn  würde.  Es  ergab  sich  jedoch,  dafs  diese  ge- 
meinsckaiUiche  Benützung  nicht  möglich  sey ,  theils 
weil  die  Universität  einen  Theil  jener  Sammlungen, 
welche  das  polytechnische  Institut  nöthig  hatte,  nicht 
besitzt ,  theils  weil  eine  gemeinschaftliche  Benützung 
des  Vorhandenen  die  Ordnung  der  einen  oder  der 
aadem  Lehranstalt  gestört  haben  würde. 

Der  Anfang  der  Einrichtung  des  Instituts  hing 
nun  von  der  Auffindung  eines  zweckmäfsigen  Lokale 
ib.  Diese  Auffindung  war  mit  einigen  Schwierigkei- 
ten verbunden,  weil  in  der  eigentlichen  Stadt  ein  zu 
der  neuen  Anstalt  hinreichend  grofses  und  zweck- 
mäTsig  verwendbares  Lokale  nicht  vorhanden  ist,  die 
Anstalt  selbst  aber  aus  Rücksicht  auf  die  Frequenta- 
tion  nicht  in  einen  entlegenen  Theil  der  Vorstädte 
▼ersetzt  werden  konnte. 

Endlich  geläng  es  dem  Direktor,  unter  dem 
i.la4*'"*  August  i8i4,  den  Ankauf  des  vor  dem  Kärntner 
c.|  Thore  an  der  Wien  gelegenen  ehemahlig.  gräfl.  Lose*^ 


■    38  ■ 

sehen  Hauses  als  ein  völlig  zweckmafsiges  Lokale  ai 
die  k.  k.  iiied.  öster.  Landesregierung  iii  Vorsclilag 
bringen  zu  können.  Dieses  ilaus  baue  mit  dem  dasi 
gehörigen  Platze  und  Garten  einen  Fllicheninlialt 
etwa  3ioo  Quadratklafter.  Die  auf  diesem  Kautu( 
■vorhandenen  verschiedenartigen  Gebäude  waren  zw, 
nicht  sehr  geräumig,  und  grÖfstenLheils  auf  Zinswob 
nungen  eingerichtet  es  konnte  jedoch  für  den  An 
fang  ein  Theil  derselben  iheils  zu  Hörsälen,  theib 
Unterbringung  einiger  Sammlungen  verwendet  wei 
den.  Der  vor  dem  Hause  liegende  Platz  gab  Raui 
Bur  Aufführung  eines  neuen  Hauptgebäudes  von  Ö 
Klaftern  Länge  i  auch  bot  der  übrige  Ranm  noch  hit 
reichende  Gelegenheit  zu  künftigen  Bauführunge 
imd  Erweiterungen  dar.  Die  geringe  Entfernung  dii 
sei-  Lokalität  von  der  eigentlichen  Stadt,  ihre  frei 
Lage  an  dem  Glacis  und  ihr  bedeutender  Umfang  eij 
neten  sie  ganz  vorzüglich  zu  der  Verwendung  für  di 
neue  Anstalt  j  und  da  der  damablige  Eigenthümer  dei 
selben,  der  griechische  Banqiiicr  Hr.  Georg  Sine 
sich  bereitwillig  erklärt  hatte,  diese  Realität  dei 
Slaate  für  die  Errichtung  des  polyteebnischen  Insl 
tuts  um  den  Preis  von  200,000  fl.  W.  fV.  zuüberlai 
sen;  so  stand  dem  Ankaufe  derselben  kein  HindemiJ 
im   Wege. 

Nachdem  noch  vorläufig  die  summarischen  Kc 
stenüberschläge  über  die,  in  dem  zu  erkaufenden  L( 
kale,  vorzunehmenden  Baulichkeiten  vorgelegt  wol 
den  waren:  so  erhielt  der  mit  dem  Grofshändler&'n 
abgeschlossene  IContrakt,  in  Folge  k.  k.  Studienho! 
kommissionsdekrets  vom  Bo"""  Dezember  i8i4)  di 
allerhöchste  Genehmigung ;  der  Kaufschilling  vo 
aoojooo  fl.  W.  W.  wurde  angewiesen,  und  der  Direl 
lor  beauitragt,  das  erkaufte  Haus  für  das  Institut 
Besitz  zu  nehmen,  und  den  darin  befindlichen  Woht 
Parteien  aufzukündcn. 


39 


I 


Die    K.aufsumme    ^urde    aus   den  Geldern  des 
polytecbLniscbren  Institutsfondes  bezahlt. 

Bei  der  Auszahlung  des  Kaufschillings  machte 
der  Grofshändler  Sina  dem  Institute  ein  Geschenk 
von  20,000  fl.  in  Uofkammer  Obligationen;  wor- 
über demselben  die  allerhöchste  Zufriedenheit  Seiner 
h  h  Majestät  zu  erkennen  gegeben  worden  ist. 

Nach  dem  erfolgten  Ankaufe  der  Lokalität  mufste 
erstens  die  Aufführung  des  neuen  Hauptgebäudes,  um 
das  Institut  in  seiner  gehörigen  Ausdehnung  aufnehmen 
zu  können,  zweitens  die  vorläufige  Adaptirung  der 
vorhandenen  Gebäude  für  die  erste  Unterbringung 
der  Anstalt  Jberücksichtiget  werden.  Mit  Anfang  des 
Jahrs  18 1 5  wurden  die  Pläne  des  neuen  Hauptgebäu- 
des Yon  der  k.  L  Oberbaudirektion  nach  den  vom 
Direktor  angegebenen  Lokalitäts  -  Bedürfnissen  entwor« 
fenj  im  Oktober  d,  J.  genehmigten  Seine  k.  k:  Maje- 
stät  die  Auffuhrung  dieses  Gebäudes  nach  dem  von 
dem  k.  k.  Hofbauraüie  revidirten  Plane,  und  übertru- 
gen  dem  Hofbaurathsdirektor  und  Hofkommissions- 
rathe  Hrn.  s^onSchemerl Ritter  von  Lejthenbach  die 
Oberleitimg  dieses  Baues. 

Am   26*'*°  Februar  i8i5  übergab  der  Direktor 
an  die  i.  k.  nied.  öster.   Landesregierung  den  Vor- 
schlag, auf  welche  Weise  die  polytechnische  Lehran- 
stalt   in  dem  dazu  erkauften  Gebäude  für  den  Anfang 
eröffnet  werden  könnte.  Dieser  Vorschlag  bezieht  sich 
iof  die  Ausführung  jener  Mafsregeln,  welche  fiir  den 
ersten  Anfang  des  Instituts  mit  Beziehung  auf  die  be- 
reits firüher  vorgelegten  umfassendem  Plane  noihwen- 
dig  waren,  um  an  dieselben  die  allmähliche  Erweiterung 
4cr  Anstalt  nach  erfolgter  allerhöchster  Genehmigung 
,  j  des  ganzen  Planes  anschliefsen  zu  können.  Die  Punkte 
dieses  Vorschlags  bezogen  sich  auf  die  nöthige  Adapti- 
nmg  des  bereits  vorhandenen  Gebäudes,  auf  die  An  • 


Stellung  des  vorerst  nöthigen  Lehrpersonals;  die  Auf- 
nahme der  nöthigen  Dienstleute ;  die  erste  Errichtung 
der  Modeilenwerkstättc ,  und  die  Anschaffung  der  vor- 
läufig nöthigen  Apparate. 

'    Wenn  die  ersten  Vorlesungen  mit  dem  Novera- 
her  181 5  eröffnet  werden  sollten;  so  mufste  wenig- 
stens   die  allgemeine   technische  Chemie^    die  Phy- 
sik   und   die  Mathematik    vorgetragen   werden.    Zur 
Übernahme  des  chemischen  Lehrfaches  erbot  sich  der 
Direktor.    Da  jedoch  die  erste  Einrichtung  des  che- 
mischen Laboratoriums  und  die  Beischaffung  der  ua^ 
entbehilichsten    Präparate    viele    Vorarbeiten    erfor- 
derten^ zu  welchen  dqm  Direktor  seine  laufenden  Ge- 
schäfte keine  Zeit  übrig  gelassen  haben  würden ;  so 
brachte  er^  aufser  dem  für  dieses  Lehrfach,  so  wie  für 
die  übrigen,  zu  bewilligenden  Assistente^,   noch  die 
Anstellung    eines   chemischen    Adjunkten  in  Antrags 
welcher  im  ersten  Jahre  vorzüglich  sich  für  die  Ein- 
richtung des  Laboratoriums  zu  verwenden  hätte,  und 
im    folgenden  für  die  nach  dem  ursprünglicheh  Plane 
Hoch  zu  errichtende  Professur  einiger  einzelnen  che- 
*  misch-  technischen*  Lehrzweige     angestellt   werden 
könnte.    Er  schlug  zu  dieser  Stelle  den  damahls  aus 
Siebenbürgen    hier    anwesenden  Apotheker,     Herrn 
Paul  .Traugott  Meifsner  y  der  sich  bereits  durch  ei-. 
nige  chemische  Schriften  und  durch  GeschickUchkeit    , 
in*"  der   chemischen   Praxis  vortheilhaft    bekannt   ge-    , 
macht  hatte,  vor.     Die  übrigen  Lehrstellen  konnten  • . 
bis  zur  definitiven  Besetzung  einstweilen  durch  Süp- 
pUrung  besorgt  werden. 

Durch  eine  allerhöchste  Eiitschliefsung  vom  aö'*"* 
Mai  18 1 5  wurde,  bis  zur,  Vorlegung  des'  Hauptvorr 
träges  über  die  definitive  Organisation  des  gesammteä . 
Instituts,  über  verschiedene  Punkte  der  früherea 
Voi*schläge  entschieden,  und  dadurch  dem  Institute 
diö  Grundlage  der  Organisation  gesichert,  welche  ihm 


|:  ■  *    ■     .  ••        .  Ar 

später  zu  TheiL  wurde.    Durch  diese  allerhöchste  Re- 
solution wurde  die  Vereinigung  der  Etealakademie  und 
des,  bisher  unter  einer  eigenen  Direktion  bestandenen^ 
Kabinettes  der  Tabriksprodukte  mit  dem  polytechni- 
schen Institute^   als  integrirender  Theile,   befohlen, 
und  das  gesammte  Institut  nach  allen  seinen  Zweigen 
und  das  ganze  dazu  gehörige  Personale  der  •  Oberlei- 
tung des  ^Direktors  untergeordnet.     Der  Anfang  der 
Vorlesungen  wurde  auf  den  Anfang  des  Novembers 
d.  J.  (i8i5)  festgesetzt^  dem  Direktor  das  Lehrfach 
der  Chemiie  übertragen;  für  die  ülirigen  Lehrfacher 
einstwelUge  Supplirung  angeordnet.     Die  Anstellung 
des  Hm.  P.  T.  Meißner  sJls  Adjunkt  der  Chemie  mit  der 
Verpflichtung  zu  den  ihm  vom  Direktor  zuzuweisen- 
den Geschäften  und  mit  der  Versicherung  des  Lehr- 
amts der  speziellen  technischen    Chemie  im  zweiten 
Schuljahre^  wurde  genehmigt;  und  für  die  Lehrfächer 
der  Chemie  und  Pnysik  die  Anstellung  der  Assisten- 
ten bewilligt.    Für  die  Einrichtung  der  mechanischen 
oder  Modellenwerkstätte    wurde    nach  erfolgter  .An- 
stellung des  Professors  der  Maschinenlehre  die  Erstat- 
tung des  detaillirten  Vorschlags  angeordnet ,  und  vor- 
laufig bestinmit^  dafs   für  die  Arbeiter  dieser  Werk- 
.stätte  keine  fixen  Besoldungen  festzusetzen  seyen,  son- 
dern ihr  Gehalt  wie  bei  Privaten  zu  reguliren  sey,  und 
nur  in  besonderen  Fällen  einer  oder  der  andere  der- 
selben mit  Dekret  und  fixem  Gehalte  angestellt  werden 
lonne.    Die  vorläufig  nöthige  Dienerschafl  wurde  mit 
vier  Individuen  bewilligt.     Die  Gehalte    der  Profes- 
soren wurden  nach  den   Abstufungen   von  2000    fl., 
1800  fL  und   i5oo  fl.   festgesetzt:    dem  Direktor   die 
Wahl  eines  Professors  als  Sekretär  überlassen ,  und 
fiir  diese  Dienstleistung  eine  Gehaltszulage  von  4oo  fl. 
Itestimmt.  —  Zur  ersten  nöthigen  Einrichtung  desche- 
liischen   Laboratoriums    wurden   8000   und  zur  An- 
schaffung   naehrerer     physikalischer    Geräthschaften 
3000  fl.  angewiesen.     Seine  k.  k.  Majestät  machten 
*ttgleich  Ihr  eigenes  physikalisches  Kabinett ,  das  bis- 


her  in  der  Eiirg  onter  einer  eigenen  Uirektion  besU 
den  liatie,  dem  Institute  zum  Geschenk- 

Übrigens  wurden  in  dieser  allerhöchsten  Resolu- 
tion noch  dem  Direktor  zur  Bestieitung  dei'  Schreib- 
materialien ein  jahrhcher  Betrag  von  i5o  fl.,  zur  Hai« 
tung  gelehrter  Journale  4oo  fl.  und  ein  Holzdepu 
tat  zur  Beheilzung  seiner  ihm  im  Institutsgebäud 
(hereits  durch  allerhöchste Resohition  vom  la'™  Apri 
d.  J.)  angevriesenen  Wohnung  bewilligt.  Es  wurdi 
die  möglichste  Beschleunigung  zur  Herstellung  de 
neuen  Institutsgebäudes  angeordnet;  und  die  öffenl 
liehe  Ankündigung  des  Instituts  mit  dem  Beisatze  bö 
fohlen,  dafs  auf  die  Zeugnisse  von  diesem  Instiluli 
bei  Ertheilung  von  Fabriksheflignissen  und  bei  di 
Anstellungen  in  Staatsdiensten,  welche  die  dort  vttf 
getrageneu  Kenntnisse  nölhig  machen,  Bücksicht  ge 
uoramen  werde. 

Wahrend  des  Sommers  und  Herbstes  i8i5  wtu 
den  nun  von  der  k.  k.  Oberbaudirektion  nach  der  Al 
gäbe  des  Direktors  die  nothigen  Einrichtungen 
Veränderungen  in  dem  ahen  Gebäude  vorgenommei 
um  die  Vorlesungen  mit  dem  i"'"  November  begil 
neu  zu  können.  Einige  grötsere  Säle  wurden  zu  Voi 
lesesälen  hergerichtet,  und  mit  der  nothigen  Einricl: 
tung  versehen;  die  übrigen  kleineren  Zimmer  in  de 
Stand  gesetzt,  um  die  zu  tibernehmenden  SammluD 
gen  vorläufig  unterbringen  zu  können;  ein  gegen  di 
Seite  des  Gartens  gelegenes  Gewächshaus  sammt  de 
anstofsenden  ebenerdigen  Gemächern  wurde  in  ei 
zweckmäfsiges  Lokale  zur  Unterbringung  der  meclu 
nischen  Werkstätte  umgestaltet;  ein  daran  stofsende 
schöner  Gartensaal  wurde  sammt  den  ansiofsende 
Gemächern  als  Hörsaal  und  Laboratorium  für  die  cht 
mischen  Vorlesungen  hergerichtet,  oni  auch  in  d( 
Folge,  wenn  das  Laboratorium  im  neuen  Gebäud 
vollendet  seyn  wurde  ,  für  den  Vortrag  der  speziell^ 


43 

technisclicn  Chemie  dienen  zu  können ,  wefshalb  vor 
demselben  ein  hinlänglich  geräumiger  Grasplatz  für 
Bleich  -  und  ähnliche  Versuche  aus  einem  Theile  des 
Gartens  hergestellt  wurde. 

In  der  Mitte  Augusts  i8i5  erhielt  der  Direktor 
den  allerhöchsten  Befehl,  sich  nach  Paris  zu  verfo- 
gen,  wo  damahls  Seine  k.  k.  Majestät  anwesend  waren. 
Er  benutzte  seinen  Aufenthalt  in  dieser  Hauptstadt^ 
um  sich  mit  den  verschiedenen  technischen  Bildungs^ 
und  Beförderungs- Anstalten  und  dem  übrigen  in  die- 
ser Hinsicht  Merkwürdigen  in  derselben  näher  bekannt 
zu  machen,  und  erkaufte  fär  das  Institut,  um  eine 
durch  die  Grofsmiith  Seiner  k.  k.  Majestät  dazu  an- 
gewiesene Summe,  verschiedene  schätzbare  physika- 
lische und  chemische  Apparate,  mehrere  Muster- 
stücke von  IndustrialproduKten,  Maschinenzeichnun- 
gen ,  und  eine  nicht  unbedeutende  Sammlung  schätz- 
barer Werke  für  die  Bibliothek  des  Instituts.  'In  der 
Mitte  des  Oktobers  kehrte  er  nach  Wien  zurück. 
Während  dieser  Zeit  waren  die  Adaptirungsarbeiten 
des  Gebäudes  durch  die  k.  k.  Oberbaudirektion  aus- 
geführt worden  j  und  Adjunkt  Hr.  P.  TT  Meijsner 
hatte  unterdessen  in  dem  chemischen  Laboratorium 
die  gemauerten  Öfen  hergestellt,  und  die  für  den  An- 
fang der  Vorlesungen  nöthigsten  chemischen  Apparate 
und  Materialien  beigeschafft. 


ea 


In  Folge  der  allerhöchsten  Resolution  vom  26'* 
Mai  i8i5  wurde  durch  Regierungsdekret  vom  19' 
Oktober  d.  J.  nach  der  Zurückkunft  des  Direktors  die 
Realakademie,  welche  bisher  dem  fürs  terzbischöfli- 
chen Konsistorium  untergeordnet  war,  dem  polytech- 
nischen Institute  als  integrirender  Theil  zugewiesen, 
und  das  gesammte  Personale  derselben  unter  die  Ober- 
leitung des  Direktors  gestellt:  sie  mufste  jedoch  in 
ihrem  bisherigen  Lokale  in  der  Stadt  noch  so  lange 
verhleiben  ,    bis  sie  in  dem  neuen  Institutsgebäude 


44 

untergebracht,  und  die  in  dem  Plane  des  Instituts  lie-* 
genden  Veränderungen  mit  derselben  vorgenonunen 
werden  konnten. 

Am  3**"  November  i8i5  wurde  das  Institut  vom, 
Direktor  mit  einem  Vortrage  in  Form  einer  Rede,  in 
welcher  der  Zweck  und  die  wesentliche  Einrichtung 
des  Instituts  auseinandergesetzt  waren,  eröffnet. 
Viele  angesehene  Staatsbeamte  und  Honoratioren 
wohnten  dieser  Feierlichkeit  bei,  und  sprachen  da- 
durch ihre  Theilnahme  an  der  entstehenden  Anstalt 
aus.  Vorgetragen  wurden  aufser  der  Chemie  noch 
die  Mathematik  und  Physik :  diese  Vorlesungen  wur- 
den voh  etwa  fünfzig  Zuhörern  besucht. 

Die  Mathematik  wurde  von  dem  Professor  Hrn. 
Joseph  Hantschly  Lehrer  der  Mathematik  und  Mer- 
kantilrechnung an  der  Realschule,  provisorisch  vor- 
getragen ,  und  die  Physik  vom  Hrn.  Abbe  Stelzham^ 
mePy  Direktor  des  L  k.  physikalischen  und  astrono- 
mischen Kabinettes,  supplirt.  Für  die  Chemie  wurde 
als  Assistent  Hr.  Ignatz  Pach,  gewesener  Provisor 
der  nied.  öster.  Landschaftsapotheke  zu  Molk,  ange- 
stellt y  ein  geschickter  und  thätiger  junger  Chemiker, 
der  während  der  Zeit ,  als  er  diese  Stelle  versah,  eine 
bedeutende  Menge  der  chemischen  Präparate  für  das 
Laboratoriiun  angefertiget  hat. 

Unterm  ag'*'"  Juni  i8i5  hatte,  in  Beziehung  auf 
die  Ausfuhrung  der  durch  die  allerhöchste  Resolution 
vom  26*^""  Mai  181 5  angeordneten  Bestimitiuncen, 
der  Direktor  die  nöthigen  Anträge  an  diek.  k.Lanaes- 
regierung  übergeben,  welche  sich  theils  auf  die  Über- 
nahme der  Sammlungen,  theils  auf  die  Besetzung  der 
Lehrfächer  der  Physik  und  Mathematik,  theils  auf 
die  Anweisung  der  nöthigen  Gelder  und  Besoldungen, 
bezogen.  Zum  Lehramte  der  Physik  wurde  Hr.  Johann 
Philipp    Neumann  j  Professor  der  Physik  am  k.  k. 


45 

Lyceum  und  dejr  Astronomie  am-  Joanneum  in  Grätz, 
ein  in  seinem  Fache  durch  die  Herausgabe  eines  phy- 
sikalischen Lehrbuches  und,  durch  eine  längere  aui^- 
eezeichnete  Verwendung  im  Lehramte  rühmlich  be- 
iaimter  Gelehrter^  in  Vorschlag  gebracht. 

Mit  k.  k.  Studienhofkommissionsdekrete  vom  i  ^^''^ 
Dezember  i8i5  erfolgte  über  diese  Punkte  unterm 
i5^"  November  d.  J.  eine  allerhöchste  Entschliefsung, 
durch  Virelche  befohlen  wurde,  dafs  der  Hauptorga- 
nisationsplan des  polytechnischen  Instituts  nach  den 
früheren  Anträgen  und  mit  Berücksichtigung' und  Be- 
obachtung aller  bisher  in  dieser  Hinsicht  erflossenen 
höchsten  Entschliefsungen  von  dem  Direktor  bearbei- 
tet und  vorgelegt  werden  sollte,  damit  sonach  die 
Einrichtung  aer  gesammten  Anstalt  beendiget  werde. 
Zur  Besetzung  der  Lehrämter  der  Mathematik  imd 
der  Technologie  wurde  die  Ausschreibung  von  Kon- 
kursen angeordnet}  das  Lehramt  der  Physik  aber 
dem  Professor  Neumann  verliehen.  Die  unverzüg- 
liche Übernahme  des  kaiserlichen  physikalischen  Ka- 
binettes  und  des  Fabriksprodukten -Kabinettes  wurde  , 
befohlen^  und  die  Übersetzung  des  bei  letzterem  be- 
findliehen Personals,  bestehend  in  einem  Aufseher  und 
einem  Hausknechte,  an  das  Institut,  angeordnet.  Auf 
Versuche  für  das  chemische  Laboratorium  wurden 
jährlich  aSoo  fl.  angewiesen,  auch  dem  Direktor  zur 
Haltung  eines  Privatschreibers  3oo  fl.  bewilligt. 

Noch  vor  Anfang  des  Jahres  1816  wurde  das  kai- 
serliche physikalische  und  das  Fabriksprodukten  -  Ka- 
binett förmlich  übernommen ,  und  in  dem  Instituts- 
gebäude untergebracht. 

Da  die  Anstellung  des  Professors  der  Maschinen- 
lehre, wegen  der  Einrichtung  der  Modellen  werk- 
•tatte,  die  seiner  Leitung  unterstehen  sollte,  unver- 
»chiehlich  war ;  so  wurde  für  dieses  Lehramt,  in  Folge 


46 

Smdienhofkommissiuiis-Deki-ets  vom  28'"°  Juli  18: 
eiu  Konkurs  ausgescluieben.  In  Folge  desselb< 
■wurde, laut  Sludienhofkommissions-Bekiet  vom  i5 
Jänner,  durch  allerhöchsle Eutschliefsung  Seiner  k 
Majestätf  yom  3' "  Jänner  j8iG,  jenes  Lehramt  de 
Hrn.  Johann  ^rzber^^er  verheben,  (bisherigen  ^ ;( 
schinendireklor  auf  den  Eisenwerken  des  Fürsten  vo 
Salm.  -  Reiferscheid  in  Mähren"^,  welcher  herei 
durch  mehrere  Abhandlungen  eben  sowohl  sein 
gründlichen  Kenntnisse  in  der  höhern  Matbcmati 
und  Mechanik,  als  durch  praktische  Ausführung^ 
seine  Kenntnisse  im  Maschinenwesen  erwiesen  hatt 
Am  5""  März  iSiG  legte  er  bei  der  k.  k.  nied.  Östß 
Landesregierung  seinen  Diensteid  ah, 

Da  Professor  Neumann  sein  Lehramt  mit  i  o' 
Jänner  181G  angeU'eten  hatte,  und  sonach  die  Ansu 
lung  dos  Assistenten  der  Physik  erforderlich  war; 
wurde  Hr.  Georg  Altmiitter,  bisheriger  Assistent 
der  k.  k.  Theresiiuiiscbcn  Ritterakadcuiie,  zu  diei 
Stelle  ernaimt. 

Zur  Beschleunigung  der  Errichtung  der  mecl: 
nischen  Werksiätte  wurde  unterm  9'*"  März  18 
ein  eigener  Vorschlag  an  die  k.  k.  Landesregierui 
über  diesen  Gegenstand,  nach  Einvernehmen  d 
Professors  der  Maschinenlehre  erstattet,  und  a 
dem  Hauptorganisationsplane  dasjenige,  was  die  C 
ganisation  dieser  Werkstätte  betraf,  vorläufig  au8| 
hoben.  Diese  Einrichtung  wurde  durch  allerhöchl 
Enlschliefsung  vom  8""'  Jidi  1816  genehmigt,  tu 
der  Betrag  von  5ooo  fl.  lür  die  erste  Errichtung  j 
gewiesen,  Professor  Jrzberger  besorgte  sonach  1 
Einrichtung  dieser  Werkstälte  und  ihre  Dotini 
mit  den  nöüiigen  Geiathscbaften  und  Werks* 
gen,  fiir  die  sechs  anzustellenden  Arbeiter,  so  dafsl 
reits  im  Sommer  181G  die  ersten  drei  Arbeiter  v 
nach  und  nach  auch  die  übrigen  in  Thätigkeit  trat 


Durch  Regierungsdekret  vom   7*?    April   18 16 
'wurde  in  Folge  allerhöchster  Genehmigung  dem  Ad- 

J'aniten  der  Chemie,  Hrn.  P.  T.  Meifsner ,  in  Gemäfs- 
leit  seines  tmterm  ro**"  Jänner  18 16  eingereichten 
Gesuches,  die  Abhaltung  aufserordentlicher  Vorlesun- 
gen über  die  jiräometrie  gegen  ein  Honorar  von 
3o  fl.  W.  W.  bewiUigt- 

Zur  Besetzung  der  Lehrkanzeln  der  Mathematik 
tmd  Technologie  waren  am  14^**"  März  18 16  die  Kon- 
kurse abgehalten  worden.    In  Folge  derselben  wm-de 
mit  allerhöchster  Entschliefsung  vom  i  o^*"  Jänner  1 8 16 
das  Lehramt  der  Mathematik  dem  bisherigen  Lehrer 
der  Mathematik  und  Merkantilrechnung  an  der  Real^ 
schule  und  supplirenden  Lehrer  der  höheren  Mathe- 
matik an  der  Universität,  Hrn.  Joseph  Hantschi ,  wel- 
dicr  durch  eine    vieljährige    Verwendung  im  Lehr- 
&che  bereits  vollgültige  Beweise   seiher  mathemati- 
schen. Kenntnisse  an  den  Tag  gelegt  hatte,  —  und  das 
Lehramt  der  Technologie,  dem  bisherigen  Assistenten, 
der  Physik,  Hrn.   Georg  Altmütter,    der  sich  über 
seine  gründlichen  technologischen  Kenntnisse  durch 
^\  seine  Elaborate  ausgewiesen  hatte ,  verliehen.  Letzte- 
rer legte  am  3 1***""  Juli    1816   bei  der  k.  k.  nied.  öster^ 
iBjl Landesregierung  seinen  Diensteid  ab. 
d^ 

Mit  Ende  Mai  1816  trat  der  bisherige  Assistent 
der  Chemie,  Hr.  Ignatz  Pach,  aus  seinem  Dienste, 
tadem  er  die  Direktion  einer  f(öinen  Rosogliofabrik  in 
hsijji^en   übernahm.     An   seiner   Stelle    wurde    Alojs 
ehrlcy  Phai:maceut,  zum  Assistenten  ernannt.   Die 
digte  Assistentenstelle  der  Physik  wurde  unterm 
August  i8i6  dem  Hrn.  Karl  Stßhlberger,  Kan- 
imflUaten  der  Medizin,  verliehen. 

fsbÄ  Da  der  bisherige  Lehrer  des  mathematischen 
ichnungsfaches  und  der  Geometrie  an  der  Real- 
raiÄthule^  Hr.  F.  J.  Sender ^  zum  Direktor  der  Volkszeick- 


Iten 


48  :  • 

hungsschulen  ernannt  woi'den  war:  so  wurden,  fiirdas 
Lehrfach  der  Zeichnungvskunst  Hr,  Frünz  Reijser,  dei; 
l^esonders  im  geographischen  Fache  sich  durch  Kupfer»- 
stecherarheilen  rühmhch  ausgezeichnet  halte,  und  ftit 
das  durch  die  Beförderung  des  Professors  Hrn.  Joseph 
Jlahtschl  erledigte  Lehrfach  der  Elementarmathema- 
tik und  Merkantilrechnung,  Hr.  Joseph  BeskiAa,  d^r 
die  Rechtswissenschaft  und  höhere  Matheoiatik  ahsol» 
virt  hatte,,  und  Hr.  Franz  Lebacque,  vormahhger 
Schüler  der  Realschule,  als  Supplenten  angestellt. 

Der  bisherige  Lehrer  des  Blumenzeichnungsfaches 
an* der  Realschule,  ür.Ignaz  Lamingery  wurde  wegen 
Altersschwäche,  laut  höchster  Entschliefsung  vom 
II  ""^  September  1816,  in  Jubilationsstand  versetatj 
und  die  Supplirung  dieses  Faches  einstweilen  dem 
Hrn.  J.  K.  Smirsch  übertragen. 

Nachdem  der  bisherige  Direktor  der  Realschuloi 
Br.  Joseph  Hally  wegen  Altersschwäche  in  Ruhe? 
stand  versetzt  worden  war :  so  wurde,  laut  Studienr 
hofkommissionsdekrets  vom  28'*^"  Juni  1816,  der  bi* 
herige  Religionslehrer  an  der  Realschule,  Hr.  Joseph 
MajeVj  Weltpriester,  in  Genehmigung  des  defshal| 
von  dem  Direktor  des  Instituts  erstatteten  Antrag«; 
zum  provisorischen  Vicedirektor  der  Realschule  e^ 
nannt.  Die  definitiven  Ernennungen  an  diesem  Theilj 
des  polytechnischen  Instituts  konnten  in  Folge  eina 
früheren  allerhöchsten  Verfügung  erst  nach  erfolgte 
allerhöchster  Genehmigung  des  Hauptorganisation» 
planes,  von  welcher  die  definitive  Einrichtung  da 
Realschule  und  ihre  Verbindungsart  mit  den  übri 
gen  Theilen  des  Instituts   abhing,  vor  sich   geheiu 

Da  füp  den  mineralogischen  Unterricht  an  dö 
Realschule  die  Anischaffung  einer  zweckmäfsigen  uöJl 
instruktiven  Mineraliensammlung  nöthig  wurde :  Ä 
Jbrachte  der  Direktor  im  März  1816   den  Ankauf  ö 


.  .  49 

I 

ler  bedeutenden  Sammlung^  welche  dem  verstör- 
>enen  nied.  österr.  Regierungsrathe  von  Bock  und  Pol- 
\ach  gehört ^halte,  in  Vorschlag,  und  diese  Saomilung 
vmrde^  -vermöge  allerhöchster  Entschliefsung,  wm  die 
Summe  von  lo^ooo  £1.  W.  W.  für  das  Institut  ange- 
kauft. 

Am  iii**«°  August  i8i6  machte  der  k.  k.  privile- 
girte  Grofshändler,  Hr.  Joseph  von  fViyrna  in  Wien, 
dem  polytechnischen  Institute  ein  Geschenk  von 
2000  fl.  W.  W.  als  Beitrag  zur  Sammlung  für  die 
Waarenkunde  der  kommerziellen  Abtheiiung.  Es 
wurde. ihm  dariiber  die  allerhöchste  Zufriedenheit 
Seiner  k.  k.  Majestät  zu  erkennen  gegeben.  Der  sup- 
pUrende  Professor  der  Naturgeschichte,  Hr.  Michael 
äurtly  übernahm  sonach  den  Auftrag,  mit  diesem 
Gelde  die  nöthigen  Waarenmuster  aus  der  vollkom- 
men assortirten  Materialwaarenhandlung  des  k.  k.  pri- 
vilegirten  Grofshändlers  Hrn.  Pittoni  anzuschaffen. 
Nachdem  über  achthundert  Artikel  in  ausgelesenen 
Mustern  in  die  Sammlung  aufgenommen  worden  wa- 
ren :  machte  Hr.  Pittoniy  statt  Annahme  der  Zahlung^ 
mit  denselben  dem  Institute  gleichfalls  ein  Geschenk, 
und  erbot  sich  überdiefs  noch  sämmtliche  neue  in  den 
Handel  kommenden  Artikel  in  die  Sammlung  nach- 
Euliefem.  ^mc^  diese  grofsmüthige  Handlung  wurde 
von  Seiner  k.  k.  Majestät  mit  der  allerhöclisien 
Beifallsbezeigung  belohnt  Mit  Einyers'tändnifs  des 
Grofshändlers  Hrn.  Joseph  von  l^^ajrna  wurde  nun 
die  Summe  von  2000  fl.  mit  3JS  zur  Anschaffung 
von  Büchern  für  die  Bibliothek  verwendet  j  das  Übrige 
für  die  Materialienwaarensammlung  theils  zur  An- 
schaffung der  nöthigen  Gläser,  theils  zur  nöthigen 
^'achschafiung  noch  fehlender  Artikel  bestimmt. 


Zu  Ende  Februars  18 16  wurde  mit  Ausgrab un 
des  Grundes  des  neuen  Hauptgebäudes  der  Anfan 
gemacht.    Das  Gebäude  schritt  rasch  vorwärts,  un 

lakrl.'d.  polyU  Inst.  1.   'M-  A 


er 

O 


6o 

bis  Ende  Oktobers  war  sämmtliches^  Mauerwerk  bis  • 
unter  das  Dach  hergestellt. 

Die  feierliche  Legung*  des  Grundsteines  an  die- 
sem Gebäude  gefuheten  Seine k.  k.  Majestät inhöchst- 
eigener  Person  vorzunehmen :  sie  wurde  auf  den  1 4  .** 
Oktober  i8i6  festgesetzt.     Das  schönste  Wetter  be* 

fünstigte  diese  erhabene  Feierlichkeit,  welcher  die 
aiserlichen  Prinzen  und  die  vornehmsten  Hof-  und 
Staatsbeamten  beiwohnten,  und  bei  welcher  sich 
eine  unzählbare  Menge  von  Zusehern  einfand. 

• 

Der  Plat^  zur  Legung  des  Grundsteines  War  in 
der  Eingangshalle  des  Gebäudes  unter  einem  der- 
Pfeiler,  die  das  Gewölbe  derselben  zu  ^agen  be- 
stimmt waren,  aufbehalten  worden. 

In  diese  Vertiefung  senkte  der  Kaiser  unter  den 
gewöhnlichen  FörmUchkeiten     '  n   Grundstein   ein»^ 

In  die  Aushöhlung  des  Grundsteines  vrarde  eine' 
6iJ0beme  Plattö  mit  nachfolgender  Aufschrift,  eine  von 
Seiher  k.  k.  Majestät  unterzeichnete,  und  von  den 
hiezu  erbetenen  Zeugen  mit  unterfertigte  Pergament-' 
rolle ,  den  Akt  dieser  Feierlichkeit  enthaltena,  dannK 
die  gangbaren  Münzen  vom   neuesten  Gepräge,  die* 
vom  Magistrate  der  Stadt  Wien  zu  diesem  Zwecke  dar-^ 
gebrachte  Salvator^  Münze,  dann  die,  auf  die  imJahragj 
1816   erfolgte   glorreiche  Zurückkunfl  Seiner  k.  fc* 
3/07^^^^^  ausgegebene  Denkmünze,  —  endlich  die  zum 
Andenken   der  Feier   dieses   Tages   aus   Gold  und: 
Silber  gcprägteix  Denkmünzen,  eingelegt,  ^ 


Die  silberne  Platte  enthält  folgende  Inschrift :   .  -t 


■I 


Franz  der  Erste ,  Kaiser  von  Österreich,  legtS, 
den  Grundstein  dieses  Gebäudes  im  Jahre  JSintaUf^ 
send  achthundert  sechzehn ,  den  Xlf^*  Oktober.     \ 


« 


5i 

Sigismund  Graf  i^on  Hohenwart ,  Erzbischof 
n  ff^ien ,  s^errichtete  die  feierliche  Einsegnung; 
rdinand  Karl  Leopold  ^  Kronprinz  und  Thron- 
Iger  von  Österreich,  die  Erzherzoge  Karl,  Anton, 
idwig  und  Maximilian  von  Österreich;  Aloys 
^af  von  Ugarte,  Staats  -  und  Konferenzminister*^ 
^erster  Kanzler  und  ^Präsident  der  k.  k.  Studien- 
jfkommission ;  Joseph  Graf  von  Wallis ,  Staats- 
id  Konferenzminister :  Ignaz  Graf  von  Chorinsfy, 
'äsident  derk.  k.  HofTcammer ;  und  Andreas  Frej-^ 
rr  von  Stiffi,  Staats -und  Konferenzrathund  er- 
er  Leibarzt,  waren  Beistände  dieser  Feierlich- 
st. Möge  noch  die  späte  Nachwelt  dankbar  die 
rückte  geniejsen,  welche  der  erlauchte  Gründer 
'£ser  Anstalt  der  gemeinnützigen  Ausbildung  des 
"iedlichen  Bürgerstandes  weihte.  * 

« 

Auf  der  Pergam<^  g^Ue  sind  folgende  merkwür- 
ige  Worte  des  Kaisers  aufgezeichnet : 

Als  Denkmahl  meines  Strebens,  wissenschaft- 
che  Aufklärung  unter  allen  Ständen  der  öster- 
tichischen  Staaten  zu  verbreiten',  und  insbeson- 
dere die  gemeinnützige  Ausbildung  Meines  lieben 
nd  getreuen  Bürgerstandes  zu  befördern;  habe 
ci  diesen  Grundstein  im  Jahre  Eintausend  acht- 
mdert  sechzehn  den  XIV.  Oktober  Eigenhän- 
^  gelegt  und  eingemauert. 

Die  zum  Andenken  der  Gründung  dieses  Insti- 
Inis  in  Gold  und  Silber  geprägte  Denkmünze^  in  der 
Gröfse  eines  Konventionsthaiers  ^  enthält  auf  der  Vor- 
lerseite das  vrohlgeiungene  Bildnifs  des  Kaisers ,  mit 
fcr  Umschrift :  Franciscus  L  Imperator  Austrice ; 
W  der  Kehrseite  die  Fronte  des  Institutsgebäudes 
kl  der  Umschrift:  Munificentia  Augiisti,  und  in 
Fm  Abschnitte  mit  der  Inschrift :  Institutum  polj- 
^hnicum.  Fund.  Find.  MDCCCXK 


«3 

Der  Hammer,  die  Kelle,  beide  aus  Silber  nei 
gearbeitet,  und  die  MÖrtehrulie,  deren  sich  der  Kaj 
ser  bei  dieser  feierlichen  Grundsteinlegung  bedien 
hatte,  dann  das  Schreibzeug-,  werden  zum  ewige 
Aadenken  in  dein  Institute  authewiihrt. 

So  ist  der  vierzehnte  Oktober  der  merkwüidigst 
Tag  in  der  üeschicbte  des  polytechnischen  Institut 
geworden,  —  ein  merkwürdiger  Tag  überhaupt  t 
der  Kulturgeschichte  Österreichs,  da  die  feierlich 
Rede  und  Handlung  des  Moiiarcben  die  wisseuschaC 
liehe  Kultur  seines  \'olkes  auf  die  erhabene  Stufe  g< 
stellt  hat,  welche  ihr  gebührt.  Schon  dieser  Ta 
allein  vermag  das  Lob  der  Regenlenweisbeit  Frat 
des  Kaisers,  seiner  Ächtung  für  Bürgerglück,  seini 
Liebe  für  die  Wissenschaften  der  Nachwelt  zu  übe 
hefern.  ist  ja  doch  die  Bildung  des  Volkes  die  ersl 
Quelle  seiner  dauernden  Wohlfahrt  I  Aus  ihr  i 
springt  der  wahrhaft  religiöse  Sinn ,  die  Liebe  für 
Gute,  die  Achtung  für  die  Gesetze,  die  Liebe  zu 
Yalerlande,  der  Eifer  zur  Unterstützung  des  jSütz 
eben,  das  Streben  zum  Fortschreiten  nach  demBess 
ven.  Das  Gute  blühet,  den  edleren  Kräutern  gleie 
nur  im  Lichte:  es  Hiebet  die  Schalten  und  die  Fi 
sternifs. 

Da  die  vielen  Direktionsgeschäfte  dem  Dir^ld 
die  fernere  Besorgung  des  Lehramtes  der  Chem 
welche  er  in  diesem  Jahre  vorgetragen  halt^j  unial 
lieh  machten^  so  bath  er  nach  Beendigung  diel 
Studienjahres  unterm  5""  September  i8iö  um  ( 
Befreiung  von  diesem  Lehramte,  welche  Seine  k. 
Majestät  laut  k.  k.  Studien -Hofkommissionsdekri 
vom  iG'"  März  1817  zu  bewilligen  geruhten,  i 
das  Lehramt  der  allgem.  technischen  Chemie 
einem  eigenen  Professor  «u  besetzen  befahlen. 

Unterm  2""  September   iQiQ  hatte  der  Direl 


t 


53 

an  die  k.  k.  Landesregierun«^  den  Antrag  gemaclit^ 
den  bisherigen  Adjunkten^  Hrn.  P.  71  Meifsner,  nun- 
pehr  mit  dem  Eintritte  des  neuen  Studienjahres  zum 
Professor  det  speziellen  technischen  Chemie  zu  beför- 
dern« Mit  allerhöchster  Entschliefsung  wurde  laut 
k.  L  Stadien-Hofkommissionsdekrets  vom  29*^®'' Novem- 
ber 18 16  Hr.  Meifsner  zu  dieser  Professur  ernannt, 
und  zugleich  angeordnet^  dafs  er  einstvireilen ^  bis 
die  Vorlesungen  über  die  spezielle  technische  Chemie^ 
nach  der  Herstellung  des  zweiten  Laboratoriums  im 
neuen  Gebäude^  beginnen  können,  die  Vorlesungen 
über  die  allgemeine  technische  Chemie  ü])ernehme. 
Am  7*"  Jänner  18 17  legte  Professor  Meifsner  bei 
der  iL  k.  nied.  österr.  Landesregierung  den  Diensteid  ab. 

Zu  Anfang  Novembers  1816  wurde  der  Lehr- 
kors  (lir  da$  neue  Schuljahr  eröffnet.  In  diesem 
Jahre  wurden  aufser  der  Chemie,  Mathematik  und' 
Physik y  noch  Aie  Technologie  und  Mechanik  vorge- 
tragen^ für  welche  Lehrfacher  die  ordentlichen  Pro- 
fiMoren  bereits  angestellt  worden  waren.  Diese  ver- 
schiedenen Fächer  wurden  von  zwei  und  siebenzig 
ordentlichen  Zuhörern  besucht. 

Um  in  dem  polytechnischen  Institute  ein  präkti- 
l  sches  Beispiel  der  Beleuchtungsart '  mit  Steinkohlen- 
gas zugeben^  welche  zu  dieser  Zeit^  nach  den  aus- 
gedehnten Anwendungen  derselben  in  London ,  auf 
dem  Kontinente  Aufmerksamkeit  zu  erregen  anfmg, 
Wurde  im  Oktober  181C  diese  Beleuchtungsart  zu- 
erst fiir  die  mechanische  Werkstätte  ausgeführt,  und 
etwas  später  auf  die  übrigen  Theilc  des  älteren  In- 
[filitatsgebäudes  ausgedehnt,  so  dafs  im  Jänner  1817 
■icht  nur  die  mechanische  Werkstätte ,  sondern  auch 
Jer  Hofi  die  Stiegen  und  Gänge,  ein  Hörsaal,  das 
Bureau  und  die  Wohnung  des  Direktors  mit  Gas  be- 
[•leachtet  wurden*  Die  aus  der  Destillatioji  der  Stein- 
kohlen erhaltenen  Cokes  wurden  in  der  Schlosserei 


der  mechanischen  WerOtaUeitätt 
verwendet.  Mit  dem  Gasbcleuchtungsofen  wurd 
späterhin  ein  Üampiupparat,  nach  der  in  des  Dire^ 
tors  Schrift:  Anleitung  zur  zweckmäfsigsten  Einricl 
tung  der  Apparate  zur  BeleucUlung  mit  Steinkohle] 
gast  Leschriebenen  Einrichtung  in  Verbindung  gc 
bracht:  so  dals  dassell)e  Feiier,  mit  welchem  die  G 
erzeugung  bewirket  wurdo,  nun  auch  die  mechanisch 
Werkstatte  vermittelst  der  Wasserdam|)fe  belieitxte. 

Dieser  Gasbeleuchlungsversuch  nach  den  neu« 
Verbesserungen  war,  so  viel  bekannt  ist,  der  erst 
auf  dem  Kontinent  in  einem  gröfseren  Mafsstabe.  I 
diesem  Sommer  (i8ig)  wird  ein  gröfserer  Appan 
aufgestellt  werden ,  um  das  neue  Hauptgebäude  rail 
telst  desselben  beleuchten  zu  können.  Dem  Direku 
und  dem  Professor  der  Mechanik,  Hrn.  ^rzberge\ 
welcher  sich  mit  der  Einrichtung  der  Apparate  ihatigb' 
schäftiget  hatte,  wurde  wegen  der  gelungenen  utl 
ersten  Ausführung  dieser  iu  mehrere«  lhnsir.hn 
wichtigen  Beleuchtungsart  eine  aUerhöchste  Belobui] 
zu  Thei!  Dieser  gelungene  Versuch  hatte  im  Jahi 
1818  einen  gröfseren  zur  Folge,  bei  welchem  ZW| 
Sirafsen  der  Stadt  vier  Monate  hindurch  mit  Gas  b( 
leuchtet  worden  sind.  Von  diesem  Versuche  wii 
in  diesen  Jahrbüchern  die  Rede   seyn. 

Mehrere  Anfragen  Von  Künstlern  und  HandvPc 
kern  über  mechanische  Gegenstände  machten  di 
Professor  der  Mechanik,  Hrn.  Arzberger ,  auf  d 
Nutzlichkeil  aufmerksam,  diesen  Gewerb sleuteii,  w« 
chen  es  an  der  nöthigcn  Vorbildung  fehlte,  um  eim 
ausgedehtern  und  vollständigen  Unterrichts  theühaft 
werden  zu  können,  einen  populären  Unterricht  üb 
die  unentbehrlichsten  und  am  meisten  praktischen  G 
gcnstande  der  Mechanik  in  Beziehung  auf  die  ve 
Gchiedenen  Gewerbe,  an  Sonn -und  Feiertagen  ; 
ertheileR.     £r  erbot  sich  zur  unentgeldlichen  Abhi 


55 

iraig  dieser  äufseroTrdentlichen  Vorlesungen,  und  die- 
ses Anerbieten  mu'de  mit  k.  k.  Studien- Hofkommis- 
sionsdekrete  voni  iS"***  Dezember  i8i6  genehmiget. 
Diese  Vorlesungen  hatten.einen  zahlreichen  Zuspruch 
und  nützlichen  £rfolg. 

Es  ist  im  Antrage,  ähnliche  populäre  aiifser- 
ordentliche  Vorlesungen  für  Mühlenbauer,  dann  für 
Maurer  und  Zimmerleute  zu  geben,  und  so  allmählich 
richtigere  Begriffe  unter  diesen  Gewerbsklassen  zu 
verbreiten. 

Bereits  unterm  24'**"*  Mai  1816  war  in  Folge  der 
froheren  hohen  Verfügung  der  Hauptorganisationsplan 
des  polytechnischen  Instituts  an  die  höheren  Behör- ' 
den  von  dem  Direktor  übergeben  worden.  Nach  viel- 
seitiger Beurtheilung  vnirde  demselben  mit  k.  k.  Stu- 
dien-Hofkommissionsdekrete vom  19*''"  September 
1817  unter  einigen  Modifikationen  und  Verbesserun- 
gen die  allerhöchste  Genehmigung  Seiner  k.  k.  Maje^ 
stät  ertheilt,  und  dadurch  das  Grundgesetz  des  poly- 
technischen Instituts  festc^esetzt.  Der  Auszug  dieses 
Organisations  -  Statuts  ist  als  erster  Artikel  dieser  Jahr- 
bücher abgedruckt. 

Es  konnten  nunmehr  allmälilich  die  noch  übri- 
gen organischen  Einrichtungen  getroffen ,  und  für  die 
theils  provisorisch,  theils  noch  gar  nicht  besetzten 
Lehrfächer  die  definitiven  Besetzungen  eingeleitet  und 
die  erforderhchen  Konkurse  ausgeschrieben  werden« 

Mit  dieser  allerhöchsten   Genehmigung   wurden 

«Qgleich  die  Besoldungen  der  Professoren  in  ihren 

verschiedenen  Kategorien,  so  wie  die  jährlichen  Ver- 

-hgsgelder  für   die   verschiedenen  Sammlungen  und 

demonstrativen  Hülfsmittel  festgesetzte 

Die  Besoldungen   der  Professoren    der  techni- 


sehen  Abtheilung    betragen  nach    drei   Abstufung! 
3000  fl.,  1800  fl.  und  i5oo  (1- 

Die  Besoldungen    der  Professoren  der  Xomme 
ziellen  AbtheUiing  nach  drei  Abstufungen,    i4< 
1300  fl.  uhd  1000  fl. 

Die  Gehake  der  Sprach-,  Schreib-  und  Zeic] 
nungs-.Lchrer  an  der  Realschule  wurden  auf  Goo 
festgesetzt. 

Die  Professoren  der  technischen  und  komme 
ziellen  Abtheilung  geniefsen  ein  Quariiergeld  jährlio 
von  i5o  fl. ;  und  jene  der  Realschule  von  tio  fl.  Di 
Gehalt  der  Assistenten  beträgt  4^0  fl.  Gegenwart 
aUes  in  Konventions -Münze. 

Als  jälirliche  Ferlagsgelder  vinrAca  festgesetzt: 

für    das   Laboratorium  der    allgemeinen    technisch" 

Chemie,  jährlich       -----     aooo 

"     jenes  der  speziellen  technischen  Chemie  3000 
»      das     physikalische     Kabinett     und    fiir 

Versnche     -------      1000 

■*      die  Modellensanimlung  und  Materialien 

fiir  die   Werksiatte  _        _       _        _     3ooo  l 

»      das   Fabriltsproduklen- Kabinett  -     2000   : 

zur  Erhaltung    der    mathematischen  Samm- 
lung -------         5oo  I 

fiir  Zeichnungen  und   Vorrichtungen 

für  die  Land -und  Wasserbaukunst     -        5oo 

Durch  das  definitive  Organisalionsstatut  wurc 
BUgleich  das  Rechnungswesen  des  Instituts  geordnc 
und  dem  Institute  seine  eigne  Kasse  zugetheitt,  i 
welche  alle  Einnahmen  einlÜefsen,  und  aus  welchi 
alle  Ausgaben  bestritten  werden.  Als  Rechnung, 
fuhrerund  Kassier  wurde  mithöchster  EntsckliefsuH 
vom  3'°"  Februar    1818  Hr.  Peter  £minel,  hishi 


57 


k.  k.  Kasseofficial^  und  unterm,  i8*"  Oktober  1818 
der  bislierige  Privatschreibdr  des  Direktors,  Hr.  Karl 
Malota  y  als  Kontrolor  mit  der  Funktion  eines  Direk- 
tiolis -Kanzellisten  angestellt. 

Bei  der  k.  k.  ersten  Arcieren  -  Leibgarde  befand 
sich  eine  nicht  unbedeutende  Anzahl  verschiedener 
physikalischen  Gerätlischaften  und  geometrischen  In- 
strumente^ welche  früher  bei  der  gallizischen  Abthei- 
lung dieser  Leibgarde  zu  den  Vorlesungen  über  Phy- 
sik und  Mathematik  gedient  hatten  j  und  seit  der  Auf- 
hebung dieser  Abtheilung  unbenutzt  aufbewahrt  wur- 
den. Auf  den  defshalb  gemachten  Antrag  des  Direk- 
tors zur  Übersetzung  dieser  Instrumente  in  das  poly- 
technische Institut  wurden  dieselben  laut  k.  k.  Stu- 
dien -  Hofkömmis^ionsdekret  vom  3°  Oktober  1817 
von  dem  k.  k.  obersten  Hofmeisteramte  dem  polytech- 
nischen Institute  zum  Gebrauche  und  als  ein  Eigen- 
thum  überlassen^  und  dem  gemafs  an  die  Direktion 
'  ibergeben.  Das  physikalische  und  mathematische  Ka- 
,  binett  erhielten  dadurch  eine  nicht  unbedeutende  Be- 
reicherung* In  letzteres  wiurden  gleichfalls  die  in  der 
Registratur  der  k.  k»  nied.  österr.  Landesregierung  be- 
finolieh  gewesenen  Wiener  Originalmafse  imd  Ge- 
wichte übersetzt.  '^ 

Im  Dezember  1816  war  der  bisherige  Supplent 
an  der  Realschule^  Hr.  Pranz  LebacquCy  als  Pro- 
fessor an  dieinLemberg  neu  errichtete  RealschtJe  be- 
fördert worden.  Zur  Supplirung  der  Arithmetik 
wurde  in  Folge  dieser  Erledigimg  Hr.  Anton  Plöjs^ 
nnd  zur  Supplirung  der  Merkantilrechnung  und  Buch- 
haltung Hr.  Ferdinand  Grofse  bis  zur  definitiven 
Besetzung  der  Lehrfächer  ^  für  welche  die  Konkurse 
Weits  ausgeschrieben  worden,  aufgestellt. 

Auch  Hr.  F}'iderich  Große  wurde  unterm  22^**^" 
September    1817  als  Professor  an  die  neu  errichtete 


SS 

Realschule  in  Brody  Gefordert.  Das  von  ihm  ferse- 
hene  Jjehrfach  wurde  nunmehr  dem  Hrn.  Jh'tms 
Hantschi  zur  Supplirung  übertragen.  , 

Im  August  1817  wurden  die  gewöhnlichen  Finäl- 
prüfungen  in  den  verschiedenen  Zweigen  undFächem 
des  Instituts  gehalten.  Die  Fortschriite  der  Schulet 
und  ihre  erwoiliencn  Kenntnisse  bewährten  hinrei- 
chend sowolil  ihren  Fleifs,  als  die  Verwendung  der 
Professoren,  und  die  ZwecKmäfsigkeii  der  Organisa- 
tion, die  man  dem  Unterrichte  gegeben  halte. 

In  diesem  Jahre  war  das  neue  Hauptgebäude 
allmählich  seiner  Vollendung  entgegen  gerückt.  Dai 
Dach  war  aufgesetzt,  mit  Kupfer  gedeckt  und  dii 
Haupsiiege  hergestellt  worden.  Ein  Theil  des  innern 
Verputzes,  die  Aufstellung  der  Säulen  im  miltlerea 
Frontispice  und  des  Figurenaufsatzes  über  denselben/ 
ijnd  die  ührigen  kleineren  Vollendungen  mufsten  auf 
das  nächste  Jahr  verschoben  werden.  Auf  dem  ge- 
räumigen Platze  vor  und  neben  der  Fronte  diesei 
Hauptgebäudes  war  der  sogenannte  T^'ödelmark 
mit  mehreren  hundert  Hiilten  befindlich:  diesi 
Hütten  versperrten  den  Zugang  zu  dein  Gebäude  uo( 
konlrastirten  mit  seiner  Fronte  Nach  mehreren  defs 
halb  gepflogenen  Verhandlungen,  befahlen  Seine  k.k 
Majestät  die  Wegschaffung  dieser  Buden,  und  ihri 
Versetzung  auf  einen  andern  Platz.  Dadurch  entstani 
vor  und  neben  dem  Gebäude  ein  geräumiger  Vorplati 
der  mit  der  Zeit  beliebig  verziert  werden  k; 

In  diesem  Jahre  wurde  auch  ein  rückwärts  gegei 
die  Paniglgasse  gelegener  baufälliger  Theil  der  älterö 
Institulsgebäude  iu  bewohnbaren  Stand  hergestellt,  um 
es  wurden  die  nöthigen  Wohnungen  für  die  Arbeite 
der  n;iechanischen  VVerkstätte  gewonnen, 

Da,  wie  man  anfänglich  gehofft  hatte,  das  neu 


'  59 

HauplgeVdude  bis  «um  !'*•**  November  1817  nicht 
YoUständig  -  hatte  beendiget  werden  können;  so 
konnte  mit  Eintritt  des  Studienjahrs  18 18  die  Real- 
schule noch,  nicht  aus  ihrer  alten  Lokalität  in  die  neue 
übersetzt  werden ,  obgleich  iti  Gemäfsheit  des  Orga- 
nisationsstatuts die  nöthige  Verbindung  und  Organisi- 
rung  der  einzehien  Zweige  des  Instituts  bereits  her- 
gestellt w:orden  war^  und  das  Ganze  allmählich  seiner 
Aud>ildung  entgegen  reifte. 

Bei  de;r  Eröffnung  des  neuen  Lehrkurses  im  No- 
vember 181 7  enthielt  die  erste  Vorbereitungsklasse 
i4p,  die  zweite  86  Schüler  j  die  kommerzielle  Abthei- 
lung 62,  und  die  technische  Abtheilung  io5  Zuhö- 
rer (jene  für  die  aufserordenthbhen  Vorlesungen' 
nicht  mitgerechnet). 

Aufser  der  Land 'Und  PFasserbaukunst  vrarden 
in  der  letztern  Abtheilung  in  diesem  Jahre  alle  Fächer 
vorgetragen;  die  Vorlesungen  über  die  praktische 
Geometrie  fingen  jedoch  erst  mit  Anfang  Jänner,  und 
jene  über  die  spezielle  technische  Chemie  im  Februar 
in,  da  um  diese  Zeit  erst  das  dazu  bestimmte  Labo- 
^  ratorium' erledigt  wurde. 

Für  das  Lehrfach  der  praktischen  Geometrie 
wurde  Hr,  Franz  Anton  Ritter  von  Gerstner  als 
supplirender  Lehrer  aufgestellt,  da  sowohl  dieses 
Lehrfach  als  jenes  der  Land -und  Wasserbaukunst 
noch  definitiv  besetzt  werden  mufsten.  Das  Lehrfach 
der  Land  -  und  W^asserbaukunst  konnte  aus  Mangel 
eines  tauglichen  Individuums  nicht  supplirt  werden j 
und  der  defshalb  bereits  ausgeschriebene  Konkurs  war 
ohne  Erfolg  gebheben. 

Mit  dem  Anfange  dieses  Studienjahres  wurden 
nun  auch  die  Assistenten  der  Mathematik,  der  Mecha- 
wk  und  4er  Technologie  angestellt :  für  die  Mathe- 


.1 


matik  als  Repetitor  Hr.  Joseph  Salomon ;  Tur  die  M^ 
«hanik,  Hr.  Mathias  Reinscher  (welcher  seil  zwei 
Jahren  am  polytechnisclien  iQsliinte  studirt  halte); 
uad  ftir   die  Technologie  Hr.   ffenzel  Nechuta. 

In  Folge  des  früher  abgehahencn  Konkurses  wurde 
Hr.  Benjamin  Scholz,  M.  Dr.,  durch  mehrere  chcr 
mische  und  physikaUschc  Schriften  bereits  vortheil- 
haft  bekaiinl,  mit  k;  k.  Studien-HofVommissionsde- 
krel  vom  23"""°  November  1817  zuerst  provisorischj 
dann  mit  allerhöchster  Entschhefsiing  vom  ad'""  Fe- 
bruar r8i8  definitiv  zum  ordeniliclien  Professor  der 
allgemeinen  technischen  Chemiü  aju  Institute  ernannt^ 
und  er  legte  in  dieser  Eigenschaft  am  i3'""  Februar 
1818  hei  der  k.  k.  nied.  ostcrr.  Landesregierung,  di 
Diensteid  ab.  Da  die  in  dem  neuen  Hauptgebäude 
für  das  Laboratorium  der  allgemeinen  technischi 
Chemie  bestimmte  Lokalität  bereits  so  weil  vollendet 
war,  dafs  sie  sogleicli  benutzt  werden  konnte:  so 
wurde  mit  Anfang  des  Dezembers  1817  mit  der  Ein- 
richtung dieses  neuen  Laboratoriums  angefangen,  di« 
Geräthschaftfln  und  Präparate  wurden  ans  dem  älte- 
ren Laboratorium ,  in  welchem  bisher  diese  Vorlcsun 
gen  gehaUen  würden,  in  das  neue  übertragen,  um 
Professor  Scholz  vollendete  die  Einrichtung  in  dieser 
Monathe  so  weil,  dafs  er  die  Fortsetzung  der  Vorlc 
sungen  über  die  allgemeine  technische  Chemie  i4 
demselben  mit  dem  5'™  Jänner  1818  beginnen konnta 

Zu  gleicher  Zeit  versah  Professor  Meißner  da 
hercils  vorhandene  Laboratorium  mit  den  nötbigel 
Apparaten  zum  Behufe  des  praktischen  Vortrages  iihei 
die  speziellen  chemisch- technischen  Fächer,  so  daß 
er  mit  seinen  Vorlesungen  in  der  glitte  Februar  da 
Anfang  machte.  Für  eben  dieses  Lehrfach  wurde  niu 
auch  Hr.  Joseph  Seitz  als  Assistent  angestellt;  auci 
der  zu  diesem  Laboratorium  gehörige  Laborant  auj 
genommen. 


-  Ol 

TWGt  allerliöchster  Ent^chliefsung  vom  7**'*  Juli 
1818  wurde  dem  bisherigen  provisorischen  Yicedirek- 
tor  und  Katecheten  der  Realschule^  Hrn.  Joseph  Majrer, 
die  Stelle  eines  Vicedirektors  der  Kealschule  definitiv 
verliehen. 

In  Folge  der  früher  abgehaltenen .  Konkurse 
wurde  mit  allerhöchster  EntschUefsung  vom  i6^^°  Juli 
1818  das  ordentliche  Lehramt  der  Elementarmathe- 
matik an  der  Realschule  dem  bisherigen  Supplenten 
desselben^  lAr^  Franz  Beskiba,  das^eh^amt  der  deut- 
schen Sprache  und  des  Styls  an  der  Realschule^  dann 
des  Handels  -  Gesdhäftsstyls  an  der  kommerziellen  Ab- 
theilung dem  bisher  supplirenden  Lehrer^  Hrn.  Michael 
Uurtly  und  jenes  der  Merkautilrechenkimst  und  kauf- 
männischen Buchhaltung  an  der  kommerziellen  Ab- 
theilung dem  bisherigen  Supplenten  desselben^  Hrn. 
Franz  Hantschi,  definitiv  verliehen.  In  dieser  Eigen-: 
Schaft  legten  diese  Professoren,  die  beiden  ersteren  am 
II**"  September  i8i8,  der  letztere  am  2***"  Oktober 
1818^  bei  der  k^  k.  nied.  österr.  Landesregierung  ihren 
Diensteid  ab. 

Zur  Unterstützung  des  Zeichnungslehrers  an  der 
Realschule  war  bereits  mit  allerhöchster  Entschliefsung 
vonl  34***"  März  1818  die  Anstellung  eines  Assistenten 
bewilliget  vvorden.  Zu  dieser  Assistentenstelle  wurde 
am  i"*"  Mai  d.  J.  Hr.  Mathias  Tomfort  ernannt. 

Im  März  d.  J«  wurde  ein  Auszug  aus  dem  aller- 
höchst genehmigten  Organisationsstatut  >yerfassung 
des  k.  k  polytechnischen  Instituts.  Wien  bei  Gerolds 
gedruckt^  und  durch  die  hohen  Behörden  in  der  Mon- 
archie vertheilt.  In.  Mailand  wurde  dieses  Progrcunm 
in  das  Itahenische  übersetzt. 

• 

Im  Dezember  1817  hatte  der  k.  L  privilegirte 
Grofshändler  Edler  von  Coith  dem  poljtcchnisohen 


G-2 

In^itute  miieiner  Hofl^ammerobligation  von  3000  fl, 
Geschenk  gemachtj  um  aus  den  Zinsen  dieses  Kapi-^ 
tals  einen  Preis  für  ausgezeichnete  Schüler  zu  stiften. 
Biese  Verwendung  wijrde  mit  allerhöchster  Ent- 
schliefsung  vom  12""  April  1818  genehmiget,  und 
dem  Geher  das  allerhöchste  WohlgcfiilJen  Seiner  k.k. 
Majestät  zu  erlipnnen  gegehen.  Mit  Ende  dieses 
Schuljahrs  1819  wird  dieser  Preis  das  erste  Mahl  vei^; 
theilt  werden. 

Im  August  1818  wurden  nach  Beendigung  des 
Lehrknrses  die  gewolinlichen  Finalprüfnngeii  ge- 
halten. Man  hatte  alle  Ursache  ,  mit  den,  zum  Tlieii 
ausgezeichneten,  Fortscliritlen  der  Schüler,  sowohl 
an  den  heiden  Vorhereitungstlassen,  als  an  den  beiden 
höheren  Abtheilungen,  zufrieden  zu  seyn.  Das  Betra- 
gen der  Zujiörer  der  technischen  Abiheilimg  zeich- 
nete sicii  durch  verständige  Ordnung  und  männliche 
Ruhe  aus,  so  dafs  während  des  ganzen  Lehrkurses 
nicht  eine  einzige  Klage  vorkam, —  ein  neuer  Beweis, 
wenn  noch  einer  nÖthig  wäre,  dafs  der  Mensch  in 
der  Kegel  das  Vertrauen,  das  man  seinem  Verstandet 
und  seiner  MoraIit.ü  schenkt,  nicht  zu  mifsbrauchen 
geneigt  ist ,  und  dafs  auch  das  jugendliche  Gemüth 
durch  dieses  Selbstgefiilil  sicherer  geleitet  wird ,  als 
durch  eine  militärische  oder  klösterliche  DiscipUn, 
welche  die  jugendUche  Kraft  oft  zur  ungeordneten- 
und  muthwilligen  Thäligkeit  aufzureitzen  geeignet  ist. 

Da  durch  das  Organisationsstaiut  am  Ende  des 
Studienkurses  öffentluhe  Tentamina,  zu  welchen' 
sich  einige  der  vorzüglicheren  Schüler  selbst  anbö- 
len,  angeordnet  waren,  sowohl  um  dem  Pubhkum 
von  dem  Fortschreiten  der  Schüler  überzeugende 
Kenntnifs  zu  verschaffen,  als  um  den  Fleifs  dersel- 
ben selbst  zu  beleben  j  so  wurden  diese  Tentamina, 
nach  Beendigung  der  Finalprühmgen,  am  aS'""  und 
aO'""  August  aus  der  Physik ,  der  Mathematik  (Ana- 


lysis  und  den  sieometrischen  Wissenschaften)^  der 
Chemie,  der  maschinenlehre  und  der  praktischen 
Geometrie  feierlich  abgehalten ,  nachdem  die  aus  den 
einzelnen  LehrCichern  zu  vertheidigenden  Lehrsäue 
«vorher  gedruckt  worden  waren.  Für  das  Tentamen  aus 
der  Physik  hatten  sich  vier;  eben  so  viel  für  die  Chemie, 
Mathematik  und  Maschinenlehre,  und  für  die  prak- 
tische Geometrie  fiinf  Zuhörer  erboten.  Die  Kennt- 
nisse, welche  die  Zuhörer  in  diesem  Tentamen,  welches 
Se.  Fürstliche  Gnaden  der  Erzbischof  von  Wien,  Gra/ 
von  Hohenwart  y  Sc.  Exzellenz  der  Präsiden^t  der  k. 
L  Komiperzhofkommission,  iJi^^er  von  Stahl,  und  Se. 
Exzellenz  der  Präsident  der  k.  k.  nied.  österr.  Landes- 
regierung, Freitierr  von  Reichmann,  und  andere  aus- 
gezeichnete Staatsbeamte  und  Honoratioren  mit  ihrer 
Gegenwart  beehrten ,  an  Tag  gelegt  hatten ,  erhielten 
allgemeinen  Beifall. 

Das  neue  Hauptgebäude  wair  in  diesem  Jahre 
völlig  hergestellt,  und  alle  Säle,  mit  Ausnahme  des 
mittleren  grofsen  für  die  öffentlichen  Feierlichkeiten 
bestimmten  Saales,  gegen  Ende  des  Sommers  in  den 
Stand  gesetzt  worden,  mit  der  nöthigen  Einrichtung 
versehen  werden  zu  können.  Zu  dieser  inneren  Ein-* 
richtung  mit  den  nöthigen  Glasschränken,  Fächer- 
werk, und  Tischen  für  die  Kabinettssäle,  und  die 
Einrichtung  der  Hörsäle  hatte  der  Direktor  bereits  im 
Juni  1817  die  erforderlichen  Anträge  gemacht,  und 
nacli  Herstellung  und  Berichtigung  der  nöthigen  Über- 
schläge wrurde  mit  allerhöchster  Entschliefsung  die 
nöthige  Summe  angewiesen ,  so  dafs  bereits  im  Som- 
mer mit  der  Anfertigung  dieser  Geräthschften  der  An- 
fang gemacht  und  im  Herbste  die  Aufstellung  dersel- 
ben vorgenommen  werden  konnte. 

Das  Gebäude  wurde  nach  seiner  ganzen  Ausdeh- 
nung mit  der  DampJ^heitzung y ersehen,  so  dafs  ein  im 
KeUer    hefindlichejr  Ofen   diesQ  He.itzung    bewirkt;. 


k 


sonach  die  Gange  des  GeLäudes  von  Heitzöffiiun^ea 
frei  sind,  und  gleich  einer  Gallerie  henulzl  werdei 
können.  Eine  ausfuhrhche  Beschreibung  dieses,  in 
seiner  Art  "wahrscheinhch  grufsten  Heitzapparates, 
welcher  diesen  Winter  1819  hindurch  hureiu 
mit  dem  besten  Erfolge  in  Anwendung  war,  wird  im 
nächsten  Bunde  dieser  Jahrbücher  gegeben  werden, 

Im  September  und  Oktober  1818  wurden  nun: 
mehr  die  vorhandenen  Sammlungen  in  das  neue  Ge^ 
häude  übersetzt,  und  die  Lehrsäle  für  die  sämmtli' 
chen  Zweige  des  Instituts  vollständig  hergestellt,  um 
mit  dem  Eintritte  des  neuen  Schuljffhrs  alle  Vorlesun- 
gen in  demselben  eröffnen  zu  können. 

Die  Lokalitat  und  Eintheilung  dieses  Gebäudes 
ist  folgende.  Es  besteht  aus  einem  gewölhteu  Erdge^ 
schösse  von  17  Fufs  Höhe,  und  aus  zwei  Stockwer- 
ken; die  Säle  des  ersten  haben  eine  Höhe  von  i5; 
des  zweiten  von  i4  Fufs,  Die  Länge  des  Gebäud« 
is^  66  1/2  Klafter.  Die  Mitte  des  Gebäudes  wirt 
diu'cli  einen  gröfseren,  über  dem  Haupleingange  be 
lindlicben  Saal  eingenommen,  der  durch  die  beidedj 
Stockwerke  geht,  und  vor  deasen  Fenstern  sich  eij 
Perisiile  von  sechs  Säuleu  jonischer  Ordnung  befinde) 
Diese  Säulen  tragen  eine  von  dem  akademischen  Rat" 
und  Bildhauer,  Hrn.  Joseph  Klieber,  sehr  schön  vei 
fertigte  kolossale  Figuren-Gruppe,  welche  den  Gl 
nius  von  Österreich,  die  Minerva  an  seiner  Seite,  e 
nen  alten  Mann,  der  zwei  Zöglinge  dem  Genius  voi 
stellt,  zwei  weibhche  Figuren  mit  Attributen  der 
dustrie  ,  einen  Fhifsgotl,  eine  weibhche  Figur,  dii 
Gehchichle  vorstellend,  und  eine  Tafel  mit  der  Jah 
zjhl  i8i5  vor  sich  hallend ,  nebst  Attributen  der  Ni 
turlchre,  Geometrie,  des  Handels  etc.  enthält, 


65 

\ 

Unterhalb  dieser  Gruppe  ist  mit  goldeaen  Buch- 
d>en  folgende  Inschrift  angebracht : 

Der  PßegCy  Erweiterung^  Veredlung 
'S  Gewerbsjleljfses,  der  Bürgerkünste,  des  Handels, 

Franz  der  Erste. 

In  der  Fronte  des  Gebäudes  befinden  sich  noch 
ben  Basreliefs^  von  demselben  Meister,  bildliche 
irstellungen  der  Baukunst,  der  Mechanik,  derPhy- 
.,  der  Chemie,  der  Technologie,  der  Geschichte 
d  Geographie,  und  der  Handels  Wissenschaften, 
thaltend. 

Zu  ebener  Erde  enthält  der  rechte  Flügel  des 
(bäudes ,  das  Laboratorium  der  allgemeinen  techni- 
len  Chemie  in  vier  Sälen,  und  die  Wohnung  des 
boranten.  Der  erste  Saal  am  Ende  des  Flügels  ist 
r  chemische  Hörsaal^  in  den  zwei  anstofsenden 
.en  ist  die  chemische  Präparaten-  und  Apparatenr 
[imlung  aufgestellt )  der  vierte  gröfsere  Saal  ist  ein 
»misches  Experimentir-  Laboratoriuai,  zur  Anstellung 
izioser  und  anderer  Versuche,  dann  zudenÜbungs- 
)eiten  der  Zuhörer 

Im  linken  Flügel  ist,  aufser  der  Wohnung  des' 
irtiers ,  die  Lokalität  der  Realschule  in  drei  grofsen 
Jen,  von -denen  zwei  die  beiden  Klassen  derselben 
itbalten ,  und  der  dritte  der  für  beide  gemeinschall- 
iie  Zeichnungssaal  ist. 

Der  erste  Stock  enthält  im  rechten  Flügel  aufser 
em  Hörsaale  für  die  Technologie  vier  Säle  zur  Auf-  . 
lellimg  des  Fabriksprodukten -fCabipettes  5  im  linken 
lügel  aufser  dem  Hörsaale  für  die  Mechanik ,  Bau- 
unst  und  praktische  Geometrie  vier  Säle  zur  Aufstel- 
ung  der  Modellensammlung. 

laiirb.  d.   pol}t.    IttSt.  I.  Bd.  5 


Tier  zweite  Stack  enthält  im  rechteu  Flügel  ai 
ser  dem  Hörsaale  für  die  Mathematik  und  Physik  v, 
Säle  zur  Aufstellung  des  physikalischen  Kabinettes 
im  Huken  Flüyel  befindet  sich  der  Hörsaal  der  kon 
merziellen  Ähtheilung;  zwei  Säle  enthalten  das  MaU 
i'ialwaaren-  Kabinett  und  die  mineralogische  Sanm 
lung,  imd  die  Leiden  andern  Säle  sind  zur  ÄuisteUuu 
•    des  mathematischen  i\ahinettcs  bestinnnt. 

Rückwärts,  der  Hauptstiege  gegenüber,  befindi 
sich  noch- fünf  Zimmer  in  den  drei  Geschossen,  wove 
das  zu  ehener  Erde  als  Amtszimmer  des  Vicedirektoi 
der  Realschule,  jenes  im  ersten  Stocke  zu  den  Sitzui 
gen  der  Professoren  dient,  und  jene  im  zweiten  StocJ 
iiir  Konkurs  -  undPrivaipiüfuiigen  verwendet  werde 

Das  Bohlendach,  des  Gebäudes  enthült  gro( 
freie  Räume,  welche  durch  Verschalung  und  Stokkad 
rung  noch  zu  Sälen  benützt  werden,  und  von  denen  d 
unter  deniDache  des  mittleren Risallo  befmdlicbe  grofs 
13  Klafter  im  Gevierten  mit  5  Klaffer  Höhe  haheni 
Raum,  welcher  von  oben  einfallendes  Licht  hat 
einem  grofsen  Zeichnungssaale  hergestellt  wird. 

Den  chemischen  Hörsaal  ausgenommen,  welcl 
mit  rund  geschweiften  Bänken  versehen  ist,  besH 
die  Einrichtung  der  übrigen  Säle  in  Stühlen  und  U 
nen  Tischen ;  das  physikahsche  und  Fabriksprodi 
ten-Kabinett  ist  mit  Glasschränken,  das  Modelli 
kabinett  ,  und  mathematische  Kabinett  mit  Fa< 
werk  nebst  einem  Theil  Glaskästen  versehen. 
Holzwerk  roth  gebeitzt  und  gelirnifst. 

Noch  fehlt  die  Verbindung  des  rechten  Fli 
dieses  Hauptgebäudes  mit  dem  rückwärtigen  ältl 
Gebäude  durch  einen  Seitentrakt,  auf  dessen  Fori 
zmig  bei  der  Anlage  des  Hauptgebäudes  bereits 
tr.igen  worden  ist.     ita  etätcn  Stocke  diesem  Seil 


I 

traktes  kann  sonach  das  damit  in  Verbindung  stehende 
Lokale  des  Fabriksprodukten  -  Kabinettes  seine  Erwei- 
terung finden,  welches  derselben  nach  einiger  Zeil 
am  ersten  bedürftig  seyn  'möchte. 

In  den  hinter  diesem  Hauptgebäude  hegenden 
altem  Gebäuden  des  Instituts  befindet  sich  das  Labo- 
ratorium der  speziellen  chemisch-  technischen  Fächer ; 
die  mechaniscn^  Werkstätte;  der  BibUotheksaal ;  die 
Wohnung  des  Direktors  mit  der  Direktionskanzlei, 
die  Wohnungen  des  Vicedirektors  der  Realschule^ 
des  Rechnungsfiihrers  und  des  gesammten  Dienst- 
personales. 

Im  Okiober  d.  J.  (1818)  wurde  das  ModellenkjEi-^ 
binett  mit  einem  bedeutenden  Zuwachse  bereichert. 
Der  königlich  baierische  geheime  Rath,  Hr.]  Ritter  i^ori 
fFiebekingy  hatte  Seiner  k.  k.  Majestät  seine  eigen-r 
thümliche  Sammlung  von  Modellen,  von  Brücken  und 
lum  Wasserbau  gehörigen  Maschinen  und  Vorrich- 
bmgen  zum  Ankauf  fiir  das  k.  k.  polytechnische  Insti- 
lat  angetragen.  Der  Direktor  machte  auf  allerhöch- 
Äen  Befehl  Ende  Septembers  (i8i8)  eine  Reise  nach 
München y  um  diese  Sammlung  zu  besichtigen,  und 
Äer  deren  Ankauf  abzuschliefsen.  Hr.  Ritter  {fon 
fFiebeking  überliefs  dem  polytechnischen  Institute 
diese  Sammlung  unter  biUigeii  Bedingnissen.  Sie 
wurde  noch  im  Dezember  d.  J.  auf  der  Donau  nach 
'fFien  gebracht,  und  ,im  Lokale  der  Modellensamm- 
kmg  des  Listituts  aufgestellt.  Sie  enthält  hundert  fiinf 
ima  fimfzig  Modelle,  Der  Ankauf  dieser  schätzbaren 
Sammlung  ,  der  praktische  Nutzen ,  den  sie  im  Insti- 
tale  leisten  wird,  und  die  Zierde,  welche  sie  seinem 
ModcUenkabinette  verschafft,  sind  eine  neue  Aner^ 
lennung  der  Verdienste  ihres   berühmten  Urhebers. 

Die  Reise  des  Direktors  nach  München  hatte  zu- 
hieb zum  Zwecke^  mit  dem  königlich  baierischen 

5  * 

1 


**)i». 


68 

t        ■  \  ■ 

Saliaenrathe  ^  Hrn.  Ritter  i^ofi  Reichenöach,  über  den 
Ankauf  seiner  Theilungsmaschinen  und  der  zur  Ver- 
fertigung von  geometrischen  und  astronomischen  Werk- 
zeugen, mit  der,  der  Werkstätte  dieses  berühnKen  Me- 
chanikers eigen  thümlichen  Vollkommenheit,  erforderli- 
chen Vorhereitungsmaschinen.  die  nöthigen  Verabre- 
dungen zu  treffen,  wozu  bereits  früher  die  Voreinleituü- 
,  gen  getroffen  worden  waren    Es  war  nähmlich  schon 
seit  mehreren  Jahren  der  Wille  der  Staatsverwaltung, 
eine  grofse  vollkommene  Theilscheibe  anzuschaffen,  um. 
die  inländischen  Künstler    in   den  Stand  zu   setzen, 
gröfsere  und,  genauere  geometrische  und  astronomische 
Werkzeuge  verfertigen   zu  können,^  als  bisher.     Da 
anerkanntermafsen  die  Reichenbach^ sehen  Maschinea 
dieser  Art  die  vollkommensten  sind,  welche  man  kennt; 
da  aber  auch  zugleich  die  Reichenbacli*sch.en  Instru-, 
mente    ihre     Vollkommenheit     in    der    Ausführung 
nicht  nur  seiner,  auf  ein  sehr  genaues  und  sinnreiches^ 
Princip  gegründeten  Theilscheibe,  sondern  auch  dm,. 
von  dem  ErjSnder  mit  den  sinnreichstell  Vorrid^tun-; 
gen  ausgestatteten  Vorbereitungsmaschinen    verdaiH 
ken;  sonach,  um  etWjas  Vollkonuneües  zu  erzw^ckaij^ 
sowohl  die  Anschaffung  der  einen  als  der  andereü  no;- 
thigwar:    so  hatte   Se.  Exzellenz  der  Präsidentxdai 
k.  k.  Kommerz  -  Hofkommision ,  Hr.  Ritter  i^on  Stai^ 
dessen  ausgebreiteten  Kenntnissen  die  Wichtigkeit  die* 
ses   Gegenstandes  nicht  entgehen  konnte,   mit  defll 
Hrn.  i^on  Reichenbach  unmittelbar  Kommunikationen 
eröffnet,    in  Folge   welcher  mit  .allerhöchster  Ealj' 
schliefsung  Seiner  k.  k.  Majestät  vom  4**°  Oktol 
1 8 1 8  der  Ankauf  der  erforderlichen  Reichenbach^sdi'fiß 
Theilscheiben  imd  Vorbereitungsmaschinen  genehnil- 
get,  und  die  Vereinigung  dieser  Werkstätte  mit  dei 
polytechnischen  Institute  befohlen  wurde. 

In  Folge  der  mit  Hrn.  i^on  Reichenbach  getrofflj* 
neu  Verabredungen  werden  diese  verschiedenen  H 
.schinen  mit  den  nöthigen  Planzeichnungen  der  anA 


feriigenden  Instrumente  im  nächsten  Herbste  (1819) 
an  das  polytechnische  Institut  abgeliefert  werden, 
Hr.  i^on  Reichenbach  wird  die  erste  Einrichtung  die- 
ser Werkstätte  leiten,  die  ersten  Instrumente  unter 
seiner  Aufsicht  verfertigen  lassen,  der  Werkstätte 
selbst  einige  seiner  geschicktesten  Arbeiter  überlas- 
sen, und  überhaupt  die  nöthigcn  Hülfsniittel  an  die 
Hand  geben ;  so  dals  zu  erwarten  steht ,  dafs  aus  die- 
ser Anstalt  dieselben  Reicheiib ach* sehen  Instrumente 
hervorgehen  werden ,  wie  bisher  in  München ;  und 
dafs  so  das  polytechnische  Institut,  in  seiner  Eigen- 
schaft einer  moralischen  Person,  den  Nahmen  und  die 
Verdienste  des  berühmten  Erfinders  noch  weit  über 
den  Zeitpunkt  eines  Menschenlebens  hinaus  verbrei- 
ten werde* 

■ 

Das  Lokale  dieser  Reichenbach^schen  Werk- 
statte wird  unmittelbar  über  jenem  der  bereits  beste- 
henden Modellenwerkstätte  eingerichtet;  und  beide, 
die  unter  der  gemeinschaftlichen  Aufsicht  des  Profes- 
sors der  Mechanik  stehen,  können  sonach  in  gewis- 
sen Arbeiten  sich  wechselseitig  unterstützen. 

So  schlofs  sich  das  dritte  Jahr  des  polytechni- 
schen Instituts« 

Von  sämmtlichen  Lehrfächern  sind  nur  noch  de- 
fiuitif  zu  besetzen  übrig:  jenes  derManufaktur Zeichnung, 
der  Naturgeschichte  und  Waarenkunde,    der  Land- 

'  und  Wasserbaukunst  und  der  praktischen  Geometrie. 

rZur  Besetzung  des  letztern  Lehrfaches  sind  bereits  die 
Vorschläge  erstattet  worden« 

Die  Sammlungen  des  Instituts  haben  während 
dieser  Zeit  einen  nicht  unbedeutenden  Zuwachs  er- 
halten. 

Das  Laboratoriumi  der  allgemeinen   technischen 


\ 

I 


Chemie  und  jenes  der  speziellen  technischen  sind,  fiirJ 
jedes  mit  cinemAufwande  vooeiwa  laooo  fl.,  mit  deal 
einem  jeden  derselben  uöthigsten  Apparaten versehea.J 
Die  chemische  Praparatensaminlung  des  ersiere 
allmähhch  his  auf  sechshundert  Artikel  vermelu^t^ 
worden. 

Das  physikahscho  Kahinetl  hat  zu  dem, 
ursprünglich  für  dassclhe  von  Seiner  k.  k.  Majestät  r 
übergeben  worden  ist,  einen  ansehnlichen  Zuwachs  { 
erhallen.  Es  enthält  gegenwärtig  etwa  sechshundert'! 
verschiedene  Apparate  und  Vorrichtungen. 

Die  MineraUensammlung  und  die  Sammlung  iui" 
die  Materialwaarenkunde ,  erstere  mit  beiläufig  achtJ 
tausend,  letztere  mit  achthundert  Artikeln  ist  nci^ 
hinzugekommen. 

Das  mathematische  Kabinett  enthält  gegenwärtig 
hundert  und  zwanzig  verschiedene  Instrumente  una 
Vorrichtungen  als  ersten  Anfang.  Es  erwartet  sein« 
Bereicherung  aus  der  Reicheiil/ach''sc]icix  Werkstätte J 

Das  Fabriksproduktenkabinett  hat  gleichfalls  i 
sehnliche  Bereicherungen  erhalten,  theils  durch  Ä 
Schaffungen  aus  dem  Verla gsgelde,  theils  durch  Frivaq 
Beiträge,  gröfstentheils  durch  die  alierguädigste  Sori 
falt  Seiner  k.  k.  Majestät,  welche  die  technulogisc^hej 
Merkwürdigkeiten,  die  Sie  auf  Ihren  Reisen  gesam 
melt  hatten,  jederzeit  dem  Institute  zum  Gesehen! 
machten.  Es  eulhält  gegenwärtig  an  fünftausend  zwcm 
hundert  ausgewählter  Artikel.  Es  ist  zu  erwarteit 
da(s  dieses  Kabinett  durch  die  freiwilligen  EinliefM 
nmgen  von  Musterstücken  von'Seite  der  Fabriks-  umj 
Gewerbsbesitzer,  wozu  bereits  von  Seite  der  k. 
Kommerzhofkommission  die  Einleitungen  getroSlu 
worden  sindj  sich  schnell  erweitern  werde. 


71 

■I 

Die  ModcUcnsaminlung  hat  aus  der  Modellen- 
'werkstätte  einen  ansehnlichen  Zuwachs  zweckmäfsig 
und  schön  geai'heiteter  Modelle  erhalten.  Es  sind 
gegenwärtig  zweihundert  fünf  imd  sechzig  Modelle 
in  derselben   hefindlichi 

Aufserdem  sind  in  der  mechanischen  Werkstätte 
zur  Vervollständigung  ihrer  Einrichtung  mehrere  Vor- 
richtungen und  Werkzeuge  hergestellt,  und  eigens 
Terfertigt  worden.  Unter  der  Leitung  des  Professors 
der  Mechanik  wurde  in  dieser  W-erkstätte  eine  kleine 
Dampfmaschine  hergestellt,  welche  mit  mehreren 
Verbesserungen  •  versehen,  zum  instruktiven  Ge- 
brauche und  zur  Anstellung  belehrender  Versuche 
eingerichtet  ist.  Sie  ist  in  einem  zur  Modellenwerk- 
stätte  gehörigen  Zimmer  aufgestellt ,  und  setzt  einige 
Drehbänke  und  eine  Schleifmaschine  in  Bewegung. 
Das  Inventarium  der  ModcUenwerkstätte  enthält  ge- 
genwärtig 1750  Stücke  verschiedener  Werkzeuge 
und  Vorrichtungen. 

Die  Bibhothek  hat  zu  den  achthundert  Bänden, 
welche  mit  dem  ehemahls  bestandenen  Fabrikspro- 
dukten-Kabinette  an  das  polytechnische  Institut  über- 
tragen worden  waren,  binnen  dieser  Zeit  einen  Zu- 
wachs von  neunhundert  un4  zehn  Bänden  erhalten, 
wonmter  mehrere  kostspielige  architektojiische  Werke. 

Über  das  allmähliche  Wachsthum  dieser  Samm^ 
langen,  und  über  das,  was  in  denselben  vorzüglich 
merkwürdiges  vorkömmt,  wird  in  diesen  Jahrbüchern 
Bericht  gegeben  werden. 

Auch  in  seiner  Eigenschaft  einer  technischen 
Konstbehörde  ist  das  polytechnische  Institut  nicht  un- 
thätig  gewesen.  Seit  diesen  drei  Jahren,  als  es  be- 
gründet worden  ist,  sind  von  ihm  an  die  Hof- und 
Landesbehörden  an  vierhundert  und  fünfzig  B-crichte 


73 

und  Gutachten  über  Gegenstände  der  technischen 
Erfindungen  und  Verbesserungen,  der  Gewerbe,  des 
Handels  und  des  Zollwesens  erstattet  und  abgegeben 
worden.  / 

Mit  dem  Anfang  Novembers  1818  würde  der  neue 
Studienkurs,  das  erste  Mahl  vollständig,  in  den  Hör- 
sälen des  neuen  Gebäudes  eröffnet.  Die  SuppliBimg 
der  Land -und  Wasserbaukunst,  des  einzigen  Lehr- 
faches, das  bisher  noch  nicht  vorgetragen  worden 
.  war,  hatte  der  provisorische  k.  k.  Wasserbauamts-Direk- . 
tor,  Hr.  i^on  Kudriäffsky  y  übernommen.  Die  Anzahl 
der  Orden tUch  eingeschriebenen  Zuhörer  betrug  für 
die  erste  lüasse  der  Realschule  -  -  -  i48 
für  die  zweite     -         •         "    ,     "         "         •  9^ 

für    die   kommerzielle  Abtheilung         -         -  79 

für  die  technische  Abtheilung       -         -         -  ^       i83 

Unter  den  Zuhörern  der  letzteren  befanden  sich  sechs 
Fürsten  und  Graf  eil ,  welche  sich  dem  Studium  der 
Physik  und  Chemie  widmeten. 

So   reift   aUmähUch  das  Institut  von  der  zarten 
Pflanze ,  die  jeder  Windstofs  beugt ,  zum  fest  gewnr- 
zelten  Baume,  der  reichliche  Früchte   trägt.     Dies6 
Früchte  werden  der    Lohn   der   weisen  und   edlen  - 
Männer  scyn,  welche  die  Wichtigkeit  dieser  Anstalt  * 
für  das  Vaterland  in  ihrem  Werden  erkannten,  undf 
indem  sie  ihm  Hidfe  und  Pflege  angedeihen  liefsen»  : 
eben  sowohl   ihrer  Vaterlandsliebe  als  ihrer  Eiosicht 
ein  Denkmahl  seuten. 


A  bh  a  ndl  un  ffen. 


IIL 

Darstellung   der  englischen  '  Gesetzge- 
bung  über  die  Erfihdungs  -  Privilegien 

i^patents  of  invention). 


Vom   Herausgeber. 


XL  ine  zweckmäfsige  Gesetzgebung  über  Erfin- 
dungs  -  Privilegien  ist  ein  mäcbtiger  Sporn  des  Erfin- 
dungsgeistes^  und  dadurch   ein  wirksames  Beförde- 
rungsmittel des  Aufschwunges  der  Nationalindustrie» 
Viele  Erfindfingen,  die  aufserdem  theils  gar  nicht  ge> 
macht  worden,  theils  nicht  in  das*  praktische  Leben 
übergegangen  wären,  sind  durch  das  System  der  Er- 
&idujig$  -Privilegien,    und     durch    die   Sicherheit, 
welche  dasselbe  dem  Erfinder  in  der  Benützung  sei-' 
ner  Erfindung  gewährt,  hervorgerufen  oder  erhalten 
worden.     Dieses  System,  welches  seit  beinahe  zwei 
Jahrhunderten  in  England  besteht,  hat  durch  eine 
8ö  lange  Erfahrung    s'eine    mannigfaltigen    Vortheile 
hinreichend  erwiesen.     Dafs  England  einen  grofsen 
Theil  seiner 'Erfindungen  und  der  wirklichen  Ausfüh- 
rung und  Erweiterung  derselben  diesem  Systeme  ver^ 
danke,  kann  ohne    Übertreibung  behauptet  werden. 
Die  mit  diesem  Systeme  verbundene  Bekanntmachung 
der  durch  das  Privilegium  geschützten  Erfindungen 
ist  zugleich  eine  praktische  Schule  für  den  Erfindungs- 
geist, ein  Reitz  zur  Vervollkommnung  imd  Verbesse- 
rung, eine  Aneiferung  fürdieKapitaUsten,  ihre  Fonds 


der  ludusirie  und  ihrer  Vervollkommnung  z-uzuwenden* 
Es  kann  in  dieser  Hinsicht  nicht  anders  als  lehrreich 
seyn,  das  englische  Patentsystem,  das  in  seinem  De- 
tail, aus  Mangel  dervoUstänuigcnQuellen,  selten  rich- 
tig genug  gewürdigt  wird,  nälier  kennen  zu  lernen. 
Der  Unterrichtete  wird  von  selbst  die  Verbesserungen 
entdecken,  deren  dieses  System  noch  fähig  ist,  und 
die  Abänderungen  aulünden,  welche  demselben  in 
seiner  jVnwendung  auf  fremde  Loliahiateu  nothig  seyn 
dürlleu. 

Die  englische  Fundamen  talgesetzgehung  über 
die  Erfmdungs  -  Privilegien  (Jetters  pateiits,  and 
grants  of  privilege  of  inventtons)  ist  sehr  einfach. 
Das  Grundgesetz  für  die  Verleihung  dieser  Privilegien 
ist  in  dem  im  ein  und  zwanzigsten  RegierungsjaJire 
Jakobs  I.  (1623)  erlassenen  Statute  über  die  Restrik- 
tion der  Monopole  enthalten,  und  kommt  in  diesem 
Statute,  das  die  Verleihung  von  Monopolen  und  Pri- 
vilegien aller  Art  verhieiei,  als  Ausuahrasgesetz  vor;  weil 
überhaupt  die  Ertlicilung  von  Monopolen  den  Grund- 
gesetzen des  Reichs  und  der  Magna  Charta  widerspre- 
chend angesehen  wird.  Dieser  gesetzhche  Akt  ver- 
dankt seine  Entstehung  denMifsbrauchen,  welche  frü- 
her bei  der  Verleihung  von  Monopol(;u  sowohl  an  Ein- 
zelne als  Gesellschaften  Statt  gefunden,  und  von  Zeh 
zu  Zeit  ernstliche  Bosch  werden  über  die  dadurch  be^ 
einträchtigte  WolUfahrl  Einzelner  und  des  Ganzen 
■yeranlafst  hatten.  Die  Privilegien  wurden  in  diesef 
Zeit  gewohnlich  auf  ein  und  zwanzig  Jahre  ertheilt, 
und  erstreckten  sich  nicht  blofsauf  neue  Erfindungen) 
sondern  auch  auf  Gegenstände  anderer  Art,  und  wur- 
den zum  Theil  als  Finanztjuello  für  die  Krone  benntzl 

Gegen  Ende  der  Regierung  des  Königs  Jakob  l. 
hcschäfiigte  sich  das  Unterhaus  ernstlich  mit  diesem 
Gegenstande,  und  abging  im  neunzehnten Regierungs- 
jähre  desselben  in  diesem  Hause  eine  Bill  über  oui 


] 


75 

Restriktion  der  Monopole  durch,  welche  jedoch  vom 
Oberhause  verworfen  würde.  Vor  das  im  ein  und  zwan- 
zigsten Regierungs  jähre  Jakobs  /.zusammengetretene 
Parlament  wurde  jedoch  eine  neue  Bill,  über  diesen 
Gegenstand  gebracht,  die  am  iS'*"**  März  des  folgen- 
den Jahres  (1624)  in  dem  Unterhause  durchging,  end- 
lich auch  im  Oberhausc  nach  mehreren  Berathungen 
und  Änderungen  angenonunen  wurde,  und  am  n^^"" 
November  desselben  Jahres  die  königliche  Bestäti- 
gung erhielt. 

Das  dritte  Hauptstück  dieses  Statuts  enthält  die 
hieher  gehörigen  Bestimmungen  über  die  Restriktion 
der  Monopole  und  die    gesetzlichen  Ausnahmen;  es 
besteht  aus  vierzehn  Artikeln.     Der  erste  Artikel  er- 
klärt alle  Monopole,   Privilegien,   Lizenzen  uüd  Pa- 
tente jeder  Art,    sie  mögen  bereits  ertheilt  worden 
seyn  oder  künftig  ertheilt  werden,  als  den  Grundge- 
setzen des  Reichs  zuwider ,  für  nichtig  und  unausführ- 
bar. Der  zweite  Artikel  bestimmt,  dafs  alles,  was  diese 
Monopole ,  Lizenzen  etc.  und  ihre  Gültigkeit  betrifft, 
nach  den  gemeinen  Gesetzen  des  Reichs  und  auf  keine 
andere  Weise  verhandelt  und  bestimmt  werden  soll. 
Der  dritte  Artikel  erklärt  alle  Personen  und  Korpora- 
tionen fiir  unfähig ,  irgend  ein  Monopol  etc.  zu  besit- 
zen, und  in  Ausübung  zu  bringen.     Der  vierte  Arti- 
kel verbietet,  unter  dem  Verwände  des  Besitzes  eines 
Monopols,  irgend  Jemanden  in  der  Ausübung  seiner  Ge- 
schäfte zu  hindern  oder  zu  belästigen,  und  setzt  die  Stra- 
fen dafür  fest.  Der  fünfte  Artikel  bestimmt,  dafs  diese 
Verfügungen  sich  nicht  auf  diejenigen  Privilegien  er- 
strecken,   welche  bereits  für  die  Dauer  von  ein  und 
zwanzig  Jahren  oder  darunter  vor  diesem  Statut  auf 
neue  und  nützliche  Erfindungen  ertheilt  worden  sind. 
Der  sechste  Artikel  bestimmt  die  Norm  der  künftigen 
Verleihung  der  Erfindungs -Privilegien;  sein  wörtli-, 
eher  Inhalt  ist  folgender:     Auch  wird  ausgenommen 
Uüd  hierdurch  erUärt  und  verordnet  5  dafs  die  vorqj;- 


»       / 


76  .  ' 

wähnten  Erkläi-ungen  (I  —  V)  sich  nicht  ersti*ecken 
auf  die  offenen  Briefe  und  Verleihungen  von  Privile- 
gien fiir  die  Dauer  von  <^ierzeA/i  Jahren  und  darunter^ 
welche  in  der  Folge  ertheilt  werden  auf  die  alleinige 
Herstellimg  und  Verfertigung  von  irgend  einer  Art  ei- 
nes neuen  ,Erzeu]gnisses  \of  newmanufactiire)  inner- 
halb dieses  Königreichs,  an  den  oder  die  wahren  und 
ersten  Erfinder  solcher  Erzeugnisse  (inanufactures)^  \ 
welche  Andere  zur  Zeit  der  Ausfertigung  dieser  Pa- 
tente '  und  Verleihungen  nicht  gebrauchen ;  auch  ' 
welche  dem  Gesetze  nicht  entgegen  sind;^  oder  dem 
Staate  schädlich,  indem  sie  die  Preise  der  Lehen^  ^ 
hedürfnisse  steigern  oder  den  Handel  beeinträchtigen, 
oder  im  AUgeineinen  lästig  sind.  Die  genannten  vier- 
zehn Jahre  laufen  von  dem  Tage  der  Ausfertigung 
der  Patente  oder  der  Verleihung  der  Privilegien,  die 
künftig  ertheilt  werden,  an,  und  es  sollen  dieselben 
«ben  so  rechtskräftig  seyn,  als  sie  seyn  vmrden, 
wenn  dieser  Akt  oder  ein  anderer  nicht  vorhanden 
wäre.«  , 

*Die  übrigen  Artikel  dieses  Statuts  bestimmeiii 
dafs  auch  die  bisher  durch  Parlamentsakten  ertheil- 
ten  Privilegien, -ferner  die  den' Städten,  Korporatio- 
nen, Zünften ,.  Handelsgesellschaften  etc.  ertheilten 
Privilegien,  dann  die  Patente  für  BuchdrUckereien, 
Salpeter- imd  Schiefspulver  -Fabriken,  Kanonen*' 
giefsereien,  Alaunsiedereien;  ferner  die.  Privilegien 
der  Steinkohlengc;sellschaft  zu  JVewcastle,  endlich 
die  Privilegien  einiger  Individuen ,  als  des  Viceadmi- 
rals  Robert  Mansel,  in  Betreff  der  Erzeugung  voiL 
Glas ,  des  Jakoh  Maxwell  Esq. ,  die  Transportirungr 

•  von  Kalbhäuten  betreffend ,  des  Abraham  Baker  zur 
-Smalten  -  Erzeugung,    endlich    des    Eduard^  LorcL 
Dudlej  auf  das  Ausschmelzen   des  Eisens  mit  Steift^ 

,  kohJen,  gleichfalls  von^den  B.estimmungen  dieses  Sta-^ 
luts  ausgenommen  seyn  sollen. 


'77 

Man  sieht  von  selbst^  dafs  diese  Parlamentsakte 
mehr  diie  Beschränkung  jder  königlichen  Milcht  in  der 
Ertheilung  der  Monopole  und    Privilegien/  als   die 
Feststellung  umfassender  Gesetze  für  die  Ertheilung 
der  Erfindungs  -  Privilegien  zur  Absicht  hatte.     Die 
Konsequenz  und  Einsicht^  mit  welcher  die  Gerichts- 
stellen Englands  bei  den  in  Patentsachen  vorgekom- 
menen Streitfällen^  aus  dem  Buchstaben  des  Gesetzes 
und  der  Natur  der  Sache  die  gesetzlichen  Bestimmun- 
gen für  die    vielerlei    einzelnen   Fälle,   welche  eine 
Gesetzgebung  über  Erfindungs-  Privilegien  zu  berück- 
sichtigen hat,  in  Übereinstimmung  mit  den  Landesge- 
setzen herleiteten,  hat  jedoch  in  der  Praxis  die  Man- 
,gelliaftigkeit  des  Fundamentalgesetzes  ergänzt  und  ge- 
hoben j  und  es  hat  sich  auf  diese  Art  ein  System  aus- 
. gebildet,  das  der  Gegenstand  fremder  Achtung  und 
Nachahmung  geworden  ist.     Über  dieses  System  ist 
demnach  kein  zusammenhängendes  Gesetz  vorhanden,  - 
sondern  esist,aufserin  dem  erwähntenStatute/örA:oÄ^/, 
theils  in  dem  Patentbriefe  selbst,  welcher  für  neue 
Erfindungen  ertheilt  wird,  theils  in  den  Eiitschetduu- 
gen  der  Gerichtsstellen,  theils  in  dem  gerichtlichen 
und  gesetzlichen  Verfahren  in  analogen  Fi^Uen,   ent- 
halten. 

Ich  will  versuchen ,  dieses  System  in  seinem  ge- 
genwärtigen Zustande  darzustellen,  so  weit  es  mir  aus 
den  Quellen,  die  mir  zu. Gebote  standen,  und  deren 
überhaupt  nur  wenige  vorhanden  sind,  möglich  war, 
das  Ganze  aufzufassen. 

I 

Wer  in  England  ein  Erfindungspatent  erhalt,  miifs 
eine  genaue  Beschreibung  seiner  Erfindung  zur  Ein- 
registrirung  überreichen,  damit  nach  der  Anweisung 
derselben,  nach  Verlauf  der  Privilegiumszeit,  jeder 
im  Stande  sey,  die  Erfindung  selbst  auszuüben.  Diese 
Bedingung  ist  wesentlich  und  irgend  ein  Fehler  in  der 
Erfüllung  derselben  zieht  (wie  in  der  Folg^  näher  er- 


78  ■ 

örtert  wird)  den  Verlust  des  Patents  nach  sich.    Das 
Erfindungspatent  wird  sonach  in     der  gerichtlichen 
Praxis  als  ein  Vertrag  oder  eine  Übereinkunft '  zwi- 
schen König  und  Unterthan  angesehen  y  wodurch 
letzterem   auf  eine  bestimmte  jinzahl  von  Jahren 
(vierzehn  Jahre)  der  ausschliej suche  Genufs  einer 
Treuen  und  nützlichen  Erfindung  gegen  dem  zuge- 
sichert wirdy  dafs  die  Nation  nach  dieser  Zeit  i^olt- 
ständig   in  den  Besitz  dieser    Erfindung  'gesetzt 
werde  *).     Die   Gesetzgebung     beabsichtigt     daher 
durch  die  Ertheilung  der  Erfindungs-Privilegien  so- 
wohl die  billige  Belohnung  des  ersten  Erfinders  einer 
nützlichen  Sache  und  die  Aufmunterung  zu  nützhchen 
Erfindungen  durch  die  Aussicht  auf  eine  ungestörte 
und  ungetheilte  Benützung  derselben^   als   auch  die 
Erhaltung  der  Erfindung  selbst  für  die  Nation  zum 
Gemeingebrauch  nach  dem  Verlaufe  der  Patentszeit 

Gegenstand  des  Privilegiums. 

Durch  die  Verleihung  des  Patents  kann  Niemand 
in  demjenigen,  was  er  zuvorhatte,  öder  gebrauchte, 
odler  in  der  Ausübung  seines  gesetzmäfsigen  Gewer- 
bes beschränkt  werden.  Der  Gegenstand  des  Privile- 
giums nluls  ein  neues  Erzeugnijs  'seyn  (new  manu-  - 
facture).  Unter  diesem  Begriffe  wird  überhaupt  al- 
les ohne  Ausnahme,  was  einer  spczifizirten  Beschrei- 
bung fähig  ist,  und  ein  Gegenstand  des  Verkaufes 
werden  kann,  verstanden.  Es  gehören  dahin  nicht 
nur  wirklich  angefertigte  Dinge;  sondern  auch  die 
Art  der  Anfertigung  selbst  oder  die  Verfahrungsart ;  die 
PHnzipe,  die  auf  neue  Art  zur  Ausfuhrung  gebracht 
Werden  . '  die  neuen  Resultate  von  den  zur  Anwen- 
dung gebrachten  Prinzipien.  Unter  die  wirklich  ange- 
fertigten Dinge  gehören  alle  neue  Darstellungen  von 
Gegenständen,  als  Manufakturartikel  jeder  Artj  alle 


*)  Davies  Oollection   of  cases   rcspectiiig  patents  of  inventioa 
and  tbe  rights  of  patentees.  LoAdoa  1818.  p.  481. 


mechanischen 'Erfindungen^  es  möge  durch  dieselbe 
ein  neuer  Effekt  oder  ein  alter  durch  ein  neues  mecha«« 
nisches  Mittel  hervorgebracht  werden.  Unter  der 
An  der  Herstellung  versteht  man  jede  neue  Yerfah-* 
rongsart  2ur  Darstellung  eines  bereits  bekannten  Arti- 
kels oder  Effekts^  mit  Ersparung  an  Zeit  und  Aufwand 
(da  eine  neue  V%rfahnmgsart>  die  kostspieliger  als 
die  ^Ite  wäre  y  dem  Patentirten  nichts  huueii  würde), 
folgUch  zur  Herstellung  der  Sache  um  minderen  Preis. 

Da  das  Statut  nur  von  der  Herstellung  und  Ver- 
fertigung neuer  Erzeugnisse  spricht,  so  ist  ausschliefs- 
iicher  Ankauf,  Verkauf  und  Gebrauch  kein  Gegen- 
stand des  Patents;  und  sie  unterliegen  dem  allgemei- 
nen Verbot,  als  gesetzwidrig  und  dem  Handel 
schädhch. 

Eine  neue  Znsammenstellung  schon  bekannter 
Maschinentheile ,  um  einen  neuen  Effekt  hervorzubrin- 
gen, ist  ein  Gegenstand  des  Patents.  Die  Erfindung 
besteht  hier  und  in  ähnlichen  Fällen  in  der  Anwen- 
dung bekannter  Mittel  zu  neuen  Resultaten.  Dasselbe 
ist  der  Fall,  wenn  ein  schon  bekannter  Gegenstand 
auf  eine  'neue  Art  zur  Erreichung  eines  neuen  Zwe- 
ckes angewendet,  oder  vermittelst  derselben  Mittel, 
welche  schon  bekannt ,  oder  patentirt  sind,  ein  neuer 
Gegenstand  hervorgebracht  wird.  Das  Patenterstreckt 
sich  jedoch  sowohl  bei  mechanischen  als  chemischen 
Entdeckungen,  nicht  auf  die  zur  Darstellung  der 
neuen  Sache  dienenden  bekannten  MateriaUen  oder 
Mechanismen,  sondern  nur  auf  die  resultirende  Sache 
selbst.  ' 

Ist  der  hervorgebrachte  Effekt  oder  der  Gegen- 
stand des  Patents  keine  Substanz  oder  eine  Zusanunen- 
setzung  von  Dingen    so  gilt  das  Patent  blofs  fiir  deiv 
Mechanismus,  wenn  er  neu  ist,  oder  fiir  den  Prozefs, 
wenn  diesex  14  einer  neuen  Art  besteht,  den  Effekt 


8o 

mit  oder  ohne  einem  schon  gekannten  Mechanismus 
hervorzuhringeji.  So  erhielt  David  Hartlejr  ein  gül- 
tiges Patent  für  -eine  Erfindung,  die  Gehaude  vor 
Feuer  zu  sichern,^ vermittelst  einer  neuen  Anordnung 
von  eisernen  Platten  in  denselnen.  Hier  gilt  das  Pa- 
tent weder  für  den  hervorgebrachten  EflPekt ,  e!ben  so 
•wenig  für  die  Anfertigung  der  eisernen  Platten,  son- 
dern blofs  für  die  neue  Art,  diese  Platten  so^  anzuord- 
nen^ dafs  sie  den  E^flFekt  hervorbringen. 

Wenn  jemand  einer  alten  Maschine  etwas  Neue3 
hinzufugt ;  so  ist  das  ein  gültiger  Gegenstand  des  Pa- 
tents; allein  das  Patent  gilt  in  diesem  Fallie  nur  für 
den    hinzugekommenen    Theil,    keineswegs   fiir  ^e 
ganze  Maschine :  das  JPubükum  mufs  die  Verbesserung 
für  sich  allein  kaufen  können,  ohne  mit  anderen  Ne-* 
Lendingen' belästigt  zu  werden.     Werz.  B.  eine  nede  , 
Hemmung  in  der  Uhr  erfindet,  wird  seines  Patents  ver-' 
lusRg,  Wenn  er  es  auf  die  ganze  Uhr  genommen  hat,^ 
statt  auf  die  blofse  Hemmung.  Jeder  hat  das  Recht,  die' 
neue  Hemmimg  zu  kaufen,  und  sie  in  den  Uhren  seiner  * 
eigenen  ArBeit  anzubringen. 

Wird     überhaupt    an    einer'  bereits    bekannten 
oder  patentirten   Maschine    eine  Verbesserung  ange- 
bracht,   so  gilt   das   Patent   nur  allein    für  diese^  in 
der  Beschreibung  (^Specificatiori)  gehörig  angegebene 
Verbesserung;,  der  Patentirte  kann  aber  keineswegs!^ 
die  alleinige  Verfertigung  der  ganzen  Maschine '  an-' 
sprechen.     Übrigens  ist  es   dasselbe,    ob  das  Patent, 
auf  die.  Verbesserung  einer  Sache  oder  ^auf  die  verbes-_ 
serte  Sache  selbst  laute.    Als  Verbesserung  gilt  übri? 
gens  alles ,  was  für  den  bestimmten  Zweck  irgend  ei- 
nen nützlichen  Effekt  hervorbringt. 

Neu  ist  die  Erfindung  oder  Verbesserung,  weniL 
sie  (nach  den  V^orten  des   Statuts)   im    Inlande  »ur 


4  .  .  8i 

Zeit    der   Ausfertigung    des    Pateats   nicht   im   Ge- 
Lraoche  war. 

V 

Weiin  eine  Erfindung  vor  der  Ausfertigung  des 
Patents  von  dem  Erfinder  selbst  oder  von  Andern 
öffentlich  bekannt  gemacht  worden  ist  3  so  wird  sie 
nicht  mehr  als  neu  angesehen. 

Dagegen  kann  ein  gültiges  Patent  erhalten  wer- 
den auf  eine  Erfindung^  die  im  Auslande  schon  bekannt 
ist  und  ausgeübt  wird^  wenn  si^  nur  in  England  neu  ist. 
Ak  im  Lande  bereits  ausgeübt^  und  im  Gebrauche^ 
iblgUch  nicht  mehr  neu ,  wird  die  Erfindung  angese- 
hen^ wenn  das  Publikum  schon  vor  dem  Patente  im 
Besitze  derselben  ist^  oder  wenn  sie  auch  von  Jeman* 
den,  der  sie  geheim  hielt  ^  im  Gebrauche  war.  Im 
letztern  Falle  müssen  jedoch  mehrere  Personen  davon 
in  Ji^enntnifs  seyn.  So  wurde  DolLonds  Patent  auf 
die  Verfertigung  seiner  Objektivgläser  aufrecht  erhal- 
t  ,  obgeich  erwiesen  worden, war,  dafs  Dr.  Hall 
diese  Erfindung  vor  ihm  gemacht ,  aber  sie  in  seinem 
Pulte  verschlossen  hatte,  das  Publikum  daher  nicht 
zur  Kenntnifs  derselben  gekommen  war  '^). 

Ein  Prinzip  an  und  für  sich,  oder  die  allgemeine, 
\  nicht  nach  bestimmten  Fällen  organisirte ,  An wen- 
!  düng  eines  Prinzips  ist  kein  gültiger  Gegenstand  ei- 
nes   Patents ;  weil    in   diesem  Falle  dec  Gegenstand 
keine  genaue  Spezifijirung  zuläfst,   daher  der  Wir- 
kungskreis des  Patents  oder  der  Erfindung  nicht  ge- 
körig  bestimmbar  ist;    der   Gegenstand  des  Patents 
hingegen  irgend  ein  vcrkaufbaresErzeugnifs  seyn  mufs. 
Auf  ein  Prinzip,  dafs  einer  bestimmten  Maschine  zu 
Grund  liegt,  oder  das  durch  eine  bestimmte  Anwen- 
dung seine  Ausführbarkeit  erhalt,  und  das  in  seiner 
Anwendung  gehörig  spezifizirt  ist,  ist  dagegen,  so  wie 


*)  Davies    Collcction  of  cases  etc.   p.    199. 

i«^irh  .  «1    polyt.   tust*  I.  BiL  0 


89 


\ 


auf  eine  neue  Verfahrungsart  zur  Darstellung  einer  j 
Sache^  das  Patent  allerdings  gültig ;  und  es  wird  in  der  ' 
gerichtliclidti  Praxis  bei  vorkommenden  Streitfallen  hier  ^ 
nicht  auf  den  Ausdruck  gesehen,  dessen  sich  der  Pa-  s 
tehtirte  zur  Benennung  seiner  Erfindung  bedient,  ' 
sondern  auf  die  in  der  Beschreibung  seiner  Erfindung,  ^ 
^^nthaltene  Spezifizirung  des  Gegenstandes.  « 

Yerleihunffdes    Patents« 

Bei  der  Verleihung  des  Patents  wird  über  die/^ 
Neuheit  und  Nützlichkeit  der  Erfindung  oder  Verhes-  'j» 
serung,  und  über  die  übrigen  ^  Punkte ,  welche  t 
zur  Gültigkeit  eines  Patents  gehören,  keine  Unter^  i 
su-chung  gepflogen ,  sondern  die  Erörterung  diesem  .'^ 
Punkte  wird  erst  vorgenommen ,  wenn  über  die  Giilr  j 
tigkeit  des  bereits  ertheilten  Patents  ein  Rechtsstreit  \ 
entsteht.  ■  '  .\ 

Derjenige,  welcher  ein  Patent  zu  crhalten'i 
wiinscht,  übergibt,  ein  Gesuch  an  den  König,  inj 
welchem  er  die  Natur  seiner  Erfindung  auseinander  |j 
setzte  und  um  die  Ausfertigung  des  Patent  -  Briefeji^ 
bittet:  er  legt  zugleich  einen  Eid  ab,  dafs  die.£rfin*A 
düng  nach  seinem  Wissen  neu  sey.  Das  Gesuch  und| 
die  Eidesableguhg  werden  durch  den  Staats,sekretSrJL 
des  Innern  dem  Generalanwalt  zugemittelty  aim 
dessen  Vortrag  der  König  die  Verleihung  des  Privile-4| 
gimns  genehmigt,  wornach  die  Ausfertigung  des  Pm 
tents  im  Nahmen  des  Königs  unter  dem  grofsen  SicHj 
gel  erfolgt.  i 

Das  Patent  (die  Privilegiumsurkunde)  selbst  ha| 
folgenden  Inhalt.     Der  Eingang  erwähnt  das  Bittgt 
such  und  die  Natur  der  Erfindung  oder  Verbessei 
des  Bittstellers,  „welche  nach  dessen  Dafürhalten  g4 
meinnützlich^  und  von  welcher  er  der  erste  und  wal 
Erfinder  sey,  und  welche  von  irgend  jemand  andei 
nach  seinem  besten  Wissen  und  Glauben  nicht  ai 


83 

^eübt  oder  gebraucht  werde^^;  dann  folgt  das  Gesuch 
des  Bittstellers  um  den  ausschliefslichen  Genufs  der- 
selben für  sich  und  seine  Bevollmächtigte  auf  vierzehn 
Jahre 9  und  die  Erklärung  der  Bewilligung  dieses  Ge- 
sucheft^  in  Gemäfsheit  des  Statuts.  Nachdem  sofort 
allen  Unterthanen  anbefohlen  wird^  die  Rechte  des 
Patentes  nicht  zu  verletzen,  und  allen  Beamten  auf- 
getragen, den  Patentirten  in  der  Ausübung  dessel- 
ben nicht  zu  hindern ;  so  wird  der  Patentbrief  für 
nichtig  erklärt:  wenn  es  sich  ergibt,  dafs  die  Verlei- 
hung den  Gesetzen  entgegen,  oder  den  Untertha- 
nen nachtheilig  sey ;  oder  wenn  die  Erfindung  schoh  vor 
dem  Tage  der  Verleihung  im  GeJirauche  war;  oder 
vrenn  der  Patentirte  nicht  der  Erfinder  ist;  oder  wenn  das 
neue  Patent  mit  einem  früher  ertheilten  kollidirt ;  oder 
wenn  das  Patent  mehr  als  fünf  Personen  oder  einer 
Korporation  übertragen  w^ird;  oder  endlich  wenn  die 
Beschaffenheit  der  Erfindung  nicht  beschrieben,  oder 
die  Beschreibung  innerhalb  zwei  Monathen  nach  dem 
Datum  des  Patents  nicht  ämtlich  eingetragen  ist. 

Für  England,  Schottland  und  Irland  werden  ei- 
gene Patente  ausgefertigt,  und  dafür  bestimmte  Ta- 
xen erlegt.  In  dem  Patente  für  England  kann  jedoch 
gegen  den  Mehrerlag  eines  mäfsigen  Betrages  das  Pri- 
^egium  auch  noch  auf  die  auswärtigen  Jtolonien 
ausgedehnt  werden. 

Das  Patent  gilt  für  den  Patentirten  und  für  alle 
diejenigen,  die  von  ihm  zu  seiner  Ausführung  ange- 
stellt, verwendet  oder  bevollmächtigt  sind.  Es  gibt 
demselben  das  Recht,  während  der  vierzehnjährigen 
Patentzeit  den  Gegenstand  seiner  Erfindung  im  Lande 
XU  verfertigen,  zu  gebrauchen,  auszuüben  und  zu 
verkaufen,  in  der  Art,  wie  es  ihm  gutdünkt  Das  Pa- 
tent darf  jedoch,  bei  Verlust  desselben,  niclit  auf 
mehr  als  fünf  Personen  als  Theilnehmer  von  dem  Pa- 
tenürten  übertragen  werden  5  es  dürfen  keine  Aktie n- 


i\  # 


84- 

• 

Subskriptionen  für  mehr  als  fiinf  Personen  eröffnet  j 
auch  keine  Einlage  oder  Geld  von  einer  j^öfÄeren 
Anzahl  oder  einer  Korporation  angenommen  werden,  . 
und  es  dürfen  die  Patentirten  überhaupt  keine  grös- 
sere Korporation  bilden.  Diese  im  Patente  ausge- 
drückte Bestimmung  gründet  sich  auf  eine  Parla- 
mentsakte votn  sechsten  Regierungsjahre  Georgs  /., 
die  sich  zunächst  auf  die  Schiffsassekuranzen  und  Bod- 
merey  bezieht  *).  ; 

Damit  eine  gröfsere  Gesellschaft  oder  Korpora- 
tion ein  Patent  erhalten  könne}  dazu  ist  eine  eigene 
Parlamentsakte  eir forderlich,  wodurch  die  förmCcbe 
Inkorporirung  verliehen  wird. 

Der  Termin  von  vierzehn  Jahren  gilt  für  alle  Pa- 
tente; eine  Verlängerung  desselben* kann  nur  durch 
eine  Parlamentsakte  erhalten  werden. 

Die  in  dem  Patentbriefe  enthaltenen  Vollmach- 
ten und  Klauseln  haben  übrigens  von  Zeit  zu  Zeit  '■ 
einige  Veränderung  erlitten,  je  nach  dem  Antrage  ■ 
des  jeweiligen  Generalanwalts,  welcher  diese  Patente 
ausfertiget ,  und  welcher  durch  die  PrivilegiuaLSge-  ': 
nehmigung  des  Königs  die  Anweisung  erhält,  »alle  ^. 
jene  Klauseln,  Verbote  und  Verwahrungen  indenpisel«  '; 
heti  anzubringen ,  welche  bei  ähnlichen  Verleihungen  ^ 
gebräuchlich  und  nothwendig  sind,  und  welche  er.y 
für  erforderlich  halten  sollte.»  ä 

Die  Spezifikation  oder  Beschreibung  der  Erfin-  j 
düng,  deren  Übergabe  zur  Einregistrirung  in  einer! 
bestimmten  Zeit  der  Patentbrief  verlangt,   ist  einer 

*)  An  act  for  the  better  ^ecuring  certain  powers   and  privi1eges,li 

intended  to  be  granted  by  bis  Majesty  by  Iwo  Charters  &>r*J 

a.ssurance  of  Ships  and  merchandizes  at  sea  and  for  lendin^*^ 

Money  opon  battoinry,  and   for  restraining   severai  cxtravV  t 

gant  and  unwarrautablc  practiccs  tbereiu  nicntioued.  ,    J 


«5 

;r  wichtigsten  Punkte  bei  det  Verleihung  desselben, 
eil  das  ganze  Privilegium  sich  auf  diese  Beschrei* 
ing  gründet.  Diese  Beschreibung  mufs  dergesalt 
•gefalst  seyn^  dafs  dadurch  das  rublikum  in  den 
and  gesetzt  wird^  nach  dem  Verlaufe  der  Patent- 
it  die  Erfindung  vollständig  auszuüben.  In  der  frü* 
Ten  Zeit  w;ar  die  Ausfertigung  der  Spezifikation 
3ht  gebräuchlich ;  soildern  es  wurde  in  das  Patent 
Ibst  im  Allgemeinen  die  Beschreibung  der  Erfin« 
ng  eingerückt  y  und  es  hing  sonach  gewisserm^fsen, 
n  der  RedUchkeit  des  Patentirten  ab^  das  Publikum 
ch  dem  Verlaufe  des  Privilegiums  in  den  gehörigen 
rsitz  der  Erfindung  zu  setzen. 

Die  Erfahrungenvon  der  Unzweckmäfsigkeit  dieses 
srfahrens,  wodurch  in  mehreren  Fällen  einer  der 
luptzwecke  des  Privilegiums,  die  Erfindung  mit  der 
dt  dem  Publikum  zuzuwenden ,  vereitelt  wurde  j 
illeicht  auch  die  Erfahrung,  dais  es  für  den  Erfin- 
r  gefährlich  war,  eine  genaue  Beschreibung  seiner 
'findung  (zur  Einschaltung  ihres  wesentlichen  In- 
Ils  in  das  Patent)  zugeben,  bevor  das  Patent  das 
ofse  Siegel  erhalten  hatte,  indem  das  Privilegium 
ir  mit  dieser  Zeit  beginnt,  und  jede  frühere  Be- 
nntm'achung  der  Erfindung  ^  wenn  sie  auch  auf  trü- 
risehem  Wege  geschehen  sey,  das  Patent  ungültig 
icht,  —  veranlafsten  gegen  das  Ende  der  Regierung 
ir  Königinn  Anna  die  Einfiihrung  derKlausei  in  das 
itent,  welche  die  Einlegung  der  genauen  Beschrei- 
mg  in  einer  festgesetzten  Zeit  nach  der  Ausferti-r 
mg  des  Patents  als  wesentliche  Bedingung  seiner 
ultigkeit  aufstellte. 

Die  Zeit,  in  welcher  diese  Beschreibung  oder 
pezifikation  der  Erfindung  übergeben  werden  mufste, 
rar  Anfangs  auf  vier  Monathe,  von  dem  Datum  des 
^aientbriefes. angerechnet,  festgesetzt;  später  wurde 
ie  auf  ein  Monath  bestimmt,  und  neuerlich  ist  sie 


rücksicbllich  der  Sorgialt  und  öenam^eit,  nnt  wi„ 
eher  die  für  die  Gültigkeit  des  Patents  so  wichtigt. 
Spezifikation  abgefafst  seyn  mufs,  auf  zwei  Monath« 
festgesetzt  worden. 

Dieser  Zeitraum  kann  übrigens  von  dem  General- 
anwalt in  besondern  Fallen  und  nach  vorgängigen 
Gesuche  des  Pateniirten  verlängert  werden.  Dies« 
VeHängerung  ßndet  gewöhnlich  dann  Statt,  wem 
der  Erfinder  bei  seiner  Eidesabiegung  erklärt  bat,  dal 
er  auch  die  Patente  für  Irland  und  Schottland  aus 
bringen  wolle,  in  welchem  Falle  der  Termin  gewöhn- 
lich auf  sechs  Monathe  yerlängert  wird ,  weU  eini 
frühere  Eiuregistrirung  der  Spezifikation  in  England 
die  Erfindung  verlauibaren ,  und  den  Erfinder  defs- 
balb  uui  die  Erwerbung  der  Patente  für  jene  beideil 
Länder  bringen  würde. 


Hat  das  Patent  einmabi  das  grofse  Siegel  erhal 
ten,  so  mufs  der  darin  zur  Eintragung  der  Spczitika 
tion  ausgedrückte  Termin,  unter  Verlust  des  Patents 
bestimmt  zugehalten  werden. 

Die  Beschreibungen  oder  Spezifikationen  dej 
Erfindungen  werden  in  dem  Bureau  des  Lord  Kanzlei 
(tht  high  court  of  chancerj)  eingetragen;  s'e  siai 
dort  für  Jedermann  zur  Einsicht  olTen,  und  es  koa 
nen  Kopieen  von  denselben  erbalten  werden.  Ga 
wohnlich  werden  sie  im  Repertoiy  of  arts,  manufactu 
res  and  agrlculture,  dessen  Redaktion  die  Kopie« 
aus  dem  Eiuregistrirungsbureau  (rolls  chapel  qffice 
erhält,  bekannt  gemacht.  Die  Pateniirten  mäili 
ihre  Spezifikation  auch  selbst  an  diese  oder  ander! 
Zeitschriften  zur  Bekanntmachung  mit.  Durch  diei 
offene  Darlegung  der  patontirten  Erfindung  werden 
nicht  nur  diejenigen,  welche  geneigt  sind,  die  Maf 
scbine  oder  Erfindung  zu  kaufen,  mit  ihrer  BcschaH 
lenheit  und  ihren  Verdiensten  bekannt,  sondern  fää 


87 

bützt  auch  diejenigen^  welche  ihre  Geschicklich- 
it,  Zeit  und  Geld  au^  Verbesserungen  und  Erfin- 
ingen  ähnlicher  Art  verwenden,  vor  unnützem  Auf* 
inde  ihrer  Kräfte  auf  die  bereits  patentirte  Sache. 

Von  dieser  Eintragung  (enrolment)  der  Spezi- 
ation  der  Erfindung  und.  demnach  von  der  Bekannt- 
chung  derselben  kann  Niemand  dispensirt  werden, 
fser  in  besonderen  Fällen,  aus  wichtigen,  von  dem 
tsteller  dargelegten  und  gehörig  könstatirten,  Grün- 
tt,  durch  eine  Parlamentsakte.  Die  Geheimhaltung 
r  Erjfindung  wird  als  unnütz,  und  als  schädlich  fiir*^ 
%  Publikum  angesehen.  Unnütz ,  weil  jemand  nur 
r  Erfindung^  auf  irgend  einem  Wege  ganz  oder  zum 
leil  sich  zu  bemächtigen  und  sie  auszuüben  braucht, 
»durch  er  den  Pateütirten  zwingt,  gegen  ihn  klag- 
r. aufzutreten,  und  auf  diese  Art  die  Spezifikation 
ner  Erfindung  vorzulegen.  Das  Publikum  selbst  hat 
er  auch  ein  Recht,  die  Einsicht  der  Spezifikation  zu 
rlangen,  damit  nicht  Mancher  Zeit,  Mühe  und  Un- 
sten  auf  eine  Erfindung  verwende ,  bei  deren  Aus- 
ung  hintendrein  der  Patentirte  mit  seiner  Spezifi- 
tion hervortritt ,  und  auf  die  Verletzung  seines  Pa- 
its  klagt;  während  diese  Personen,  wenn  ihnen 
J  Spezifikation  früher  bekannt  gewesen  wäre ,  sich 
;  in  diese  Sache  eingelassen  hätten.  Die  Einregi- 
irung  ist  daher  zum  Nutzen  des  Publikums»  Als  im 
hre  1802  Jemand,  der  ein  Patent  auf  die  Verferti- 
ing  von  Papier  aus  Stroh  erhalten  hatte,  das  Gesuch 
a  Dispens  von  der  Eintragung  der  Spezifikation,  oder 
ir  Ergi'eifung  von  Mafsregeln  anbrachte ,  um  dieJBe- 
nntmachung  derselben  zu  verhüten,  wurde  er  vom 
ord  Kanzler  unter  den  eben  erwähnten  Entschei-? 
BDgsgründen  abgewiesen. 

Das  Patent  und  seine  Gültigkeit  griindet  sich,  wi« 
«agt,  auf  die  eingelegte  Spezifikation  der  Erfindung, 
»dem  diese  als  ein  wesentlicher  Theil  des  Patents 


selbst  anzusehen  ist,  und  als  die  Bedingnifs ,  unta 
we/cher  das  Privilegium  ertheilt  wird.  Die 
sclireilmng  der  EHJiidunj^  niufs  so  aligefafst  seyn,  dal 
jeder  Sachverständige  den  Gegenstand  nach  der 
Schreibung  m  verfertigen  im  Stande  ist,  ohne  neuej 
Erlindunj^ai,  Zugaben  oder  Verbesserungen  beifüge^ 
zumiissen.  Daher  wird  ein  Patent  nichtig,  wt 
wiesen  wird,  dafs  werk-  und  sachverstandige  Mw 
■  iier  aufser  Stande  sind,  den  Gegenstand  der  Erllndui^ 
oder  des  Patents  nach  der  Snezilikalion  allein, 
ohne  erst  selbst  neue  Versuche  zu  maclien,  darzo? 
Stellen. 

Die   Spegifiliaiion  mufs  die  Erfindung  klar  und.*, 
deutlich,  und  ohne  Zweideutigkeiten,  die  etwa  irroa 
leiten  könnten,  und  völlig  genau  darstellen.  So  wörda 
t.  B.  das  Patent  ungültig  werden,  wenn  der  ProzefJ 
welchen    der   Pateiitirte  in   seiner    Spezifikation   bei 
schrieben  hat,  zwar  sich  in  der  Ausführung  als  rich-l 
tigerweiset,  aber  dargethan  würde  ,  dafs  der  PaieU'-j 
tirte  den  Gegenstand  mit  woA/Zei/ere/i  Materialien  her- 
vorbringt, als  diejenigen,  welche  er  in  der  Spezifikag 
*ion  aufgezählt  hat.  Eben  so  wenig  darf  die  Angal 
eines  Handgriffes  oder  einer  Verfabrungsart  rd>ergani 
gen  werden,  welche  in  der  Ausübung  der  Erfindung 
von  Vortheil  ist.     So  wurde  in  einem  Rechtsfalle  eill 
Patent  für  Stahl  -  Bruchbänder  fiir  ungültig  erklärt 
weil  der  Patenlirte  in  seiner   Spezifikation  unterlassei 
hatte,  den  von  ilim  gebrauchten  Handgriff  zu  erwäl 
nen^  den  Stahl  beim  Härten  mit  Talg  zu  bestreiche! 

In  der  Spezifikation  mufs  dasjenige,  was  neaisn 
von  demjenigen,  was  schon  bekannt  ist,  genau  untei^ 
schieden  werden;  die  Spezifikation  oder  das  Pate 
wäre  ungtdtig,  wenn  erstere  Gegenstände  mir  in  i 
Erfindung  zöge,  welche  schon  bekannt  sind.  Ebeii 
90  mufs  die  Verbesserung,   auf  welclie    das  PateDl 


«9 

lautet^  genau  läiterschieden  werden  von  demjenigen, 
was  schon  vorher  in  der  Sache  bekannt  War. 

Übrigens  ist  es  nicht  nöthig ,  der  Beschreibung 
ein  Modeil  oder  eine  Zeichnung  beizulegen,  wenn 
anders  durch  die  blofse  Beschreibung  der  Zweck  er- 
reicht wird,  dafs  der  Künstler  blofs  nach  derselben 
den  Gegenstand  darstellen  könne.  Überhaupt  mufs 
die  Spezifikation  so  verfafst  seyn,  dafs  jeder  Werk- 
verständige durch  dieselbe  eben  so  in  den  Besitz  der 
Erfindung,  rücksichtlich  ihrer  AH,  Ausdehnung,  der 
leichtesten  Mittel  der  Ausführung  etc.  gesetzt  wird, 
als  der  Patentirte  sie  selbst  zur  Zeit  der  Anfertigung 
im  Besitze  hatte.  Jede  erwiesene  Verheimlichung  in 
den  Mitteln  und  der  Ausführung  würde  einen  Verlust 
des  Patents  nach  sich  ziehen. 

Um  den  Erfindern  in  dem  Falle,  wenn  sie  an 
Erfindungen  und  Verbesserungen  arbeiten,  deren 
Zustandebringen  längere  Zeit  erfordert,  und  welche 
sie  während  dieser  Zeit  nicht  gehörig  geheim  halten 
zu  können  glauben,  die  Gelegenheit  zu  geben,  die 
Priorität  ihrer  Erfindung  bis  zu  dem  Zeitpunkte  zu 
bewahren,  wo  sie  nach  vollendeter  Herstellung  ein 
Patent  auf  dieselbe  zu  nehmen  im  Stande  sind,  ist 
das  sogenannte  caveat  eingeführt» 

Das  Cas^eat  ist  nicht  etwa  eine  Art  von  Patent 
oder  vorläufigem  Patent  fiir  die  Erfindung  j  sondern 
es  ist  eigentlich  das  Verlangen  eines  Erfinders,  der 
sich  noch  mit  seinem,  noch  nicht  zur  Reife  gekomme- 
nen Oegenstande  beschäftiget,  dafs,  wenn  Jemand 
für  eine  Erfindung,,  welche  mit  derjenigen,  für 
Welche  er  durch  das  caveat  gesichert  ist,  gleiche  Be- 
schaffenheit habe,  ein  Patent  verlangen  sollte,  ihm 
hiervon  Nachricht  gegeben  werde,  damit  er  sich  der 
Ausfertigung  dieses  Patents  widersetzen  könne. 


9® 

Das  Qaveat  wird  gewöhnlich  in  dem  Bureau  des 
Generalprokurators  eingetragen,  und  es  hlcibtiürden 
Zeitraum  eines  Jahres  in  den  Biiehern,  kann  aLer 
■von  Jalir  zu  Jahr  naeh  Beheben  des  Erfinders  erneu- 
ert werden.  Die  Erfindung,  fiir  welche  das  caveat 
gilt,  wird  gewöknUch  nur  in  allgemeineren  Ausdrü- 
cken heschnehen,  theils  um  die  öffentliche  Bekannt- 
machung derselben  zu  vermeiden,  wodurch  die  künf- 
tige Paientirung  unmöglich  werden  würde,  ihcilsum 
absichthch  den  Gegenstand  der  Erfindung  so  sehrwie 
möghch  auszudehnen. 

Wenn  der  Inhaher  eines  caveat  sich  der  Aus- 
fertigung eines  Patentes  über  eine  Erfindung  von  glei- 
cher Beschaffenheit,  wovon  er  in  Kennlnifs  gesetzt 
worden  ist,  widersetzet;  so  verhört  der  GeneraJan- 
walt  die  Leiden  Parteien  abgesondert,  untersucht  die 
wesentliche  Alinlichkeit  der  beiden  Erfindungen,  wo- 
nach das  Patentgesuch  entweder  zurückgewiesen 
wird,  oder  seinen  gewöhnlichen  Weg  geht,  öfter* 
whd  den  Parteien  ein  Vergleich  vorgeschlagen,  s» 
dafs  sie  sich  auf  die  gemeinschaftliche  Erhebung  de* 
Patents  verständigen,  oder  einer  den  andern  abkauft^ 
eine  Mafsregel,  die  bei  der  vorhandenen  Ahnlichkeil 
der  Erfindung  nothweudig  wird,  weil  eine  Partei 
durch  die  öflentUche  Bekanntmachung  der  Erfindun; 
die  andere  aufser  Stand  setzen  kann,  ferner  ein  Fa 
tent  zu  nehmen. 

Mit  diesem  Ca^'fiat  wird  vielfacher  Mifshraucli' 
getrieben.  Es  gibt  Spekulanten,  die  eine  ganze  Liste 
von  cai'Ciif.'i  auf  allgemein  angegebene  Erfindungen, 
oder  Erfindungs  -  Prinzipien  emtragen  lassen,  ohne 
dufs  sie  im  Sinne  haben  je  selbst  ein  Patent  zu  neh* 
men;  sondern  welche  dabei  nur  die  Absicht  haben, 
mit  jeder  neuen  VerTiesserung  bekannt  zu  werdeOj 
und  dadurch  mit  den  wirkhchen  Erfindern  in  Kon- 
kiirrrenz  und  Gegensalz  zu  kommen,  von  denen  sie 


9^ 

schon  öfters  Bedeutende   Summen  zur.  Beseitigung 
ihrer  Ansprüche  erhalten  haben. 

Diese  Nachtheile  könnten  vielleicht  vermindert 
werden  ^  wenn  hei  der  Eintragung  eines  cai^eat  dem 
Erfinder  aufgelegt  würde  ^  eine  verschlossene  und 
versiegelte  vollständig  deiaillirte  Beschreibung '  seiner 
Erfindung^  soweit  er  mit  derselben  im  Reinen  ist, 
oder  wie  er  sie  auszufuhren  gedenket^  zu  übergeben; 
der  Gegenstaiid  derselben  aber  im  Allgemeinen  dem 
offenen  Register  einverleibt  würde ;  um  andere  Erfin- 
der vor  unnützem  Aufwand  auf  dieselbe  Sache  zu  be-* 
wahren.  In  dem  Falle ,  wenn  der  Inhaber  des  caveat 
sich  der  Erth eilung  eines  Patentes  widersetzt^  wäre 
j^e  Beschreibung  nach  Einvernehmung  der  Parteien 
zu  öfihen ,  und  mit  der  Spezifikation  des  angesuchten 
Patentes  zu  vergleichen  y  so  dafs  die  Wirkung 
des  caveat  nur  allein  auf  den  Inhalt  der  mit  demsel- 
ben eingelegten  Spezifikation  beschränkt  wäre-  Es  ist 
jedoch  nicht  zu  läugnen^  dafs  dieses  cweat  in  jedem 
Falle,  eine,  im  Grunde  unnöthige,  Verwicklung  in 
das  $onst  einfache  Patentsystem  bringt,  daher  es  viel- 
leicht am  zwekmäfsigsten  wäre,  dem  Erfinder  die 
Geheimhaltung  seiner  Erfindung  bis  zur  Patentirungr 
selbst  zu  überlanssen,  um  so  mehr,  da  er  die  Spezi- 
fikation erst  geramne  Zeit  nach  der  Ausfertigung  des 
Patents  einlegt,  und  er  während  dieser  Zeit  noch 
Versuche  zur  Vervollständigung  seiner  Erfindung  an- 
stellen kann,  um  sonach  die  Spezifikation  mit  der 
Böthigen  Vollständigkeit  abzufassen. 

Erlöschung    desPatents. 

Alle  Streitigkeiten ,  welche  die  Erfindungs  -  Pa- 
tente und  ihre  Gültigkeit  betreffen ,  werden  gleich 
jeder  andern  Streitsache,  vor  den  ordentUchen  Rich- 
tern verhandelt. 

Wer  in  die  Ausübimg  einer  patentirten  Erfin- 


<. 

I 


dang   eingreift,  mufs  nach   richterlichem  Ermessen 
dem  Paleutirten  den  eutstandenen  Schaden  ersetzen. 

Wird  die  Neuheit  einer  Erfindung  angefochten^ 
50  mufs  der  Patenlirte  dieselbe  nach  der  AusdchnuDS 
wie  sie  dem  Patente  in  der  Spezifikation  zu  Grunai 
liegt,  (für  das  Inland)  erweisen, 

Da  die  Neuheit  der  Erfindung  die  Gültigkeit  de! 
Patents  wesentlich  begründet;  so  wird  es  in  allen  je- 
nen Fällen  nichtig,  in  welchen  das  Patent  ganz  odö 
Eum  Theil  einen  Gegenstand  betrifft,  der  schon  in  dei 
Benützimg  desPubhkums  sich  befindet;  indem  es  be 
jedem  Patente,  nach  dem  Statut,  zur  Rechtsgültig 
keit  gehört,  dafs  Niemand  in  demjenigen,  was  ( 
bisher  ausgeübt  hat,  beeinträchtiget  werde.  Die  vei 
«chiedenen  Falle  dieser  Art  sind  bereits  im  fi-üherel 
vorgekommen. 

Auch  wird  das  Patent  ungültig,  wenn  erwiesen 
wird ,  dafs  der  Patentirte  nicht  der  alleinige  Erfinde) 
■war.  So  verlor  Hr.  Tennant  sein  im  Jahre  179' 
'  erhaltenes  Patent  für  seine  Bleichflüssigkeit  (die  / 
Wendung  des  oxjdirt  salzsauren  Kalks  zum  Bleichenu 
weil  erwiesen  worden  war,  dafs  ein  Bleicher  bei  iVb^j 
tinghnm  sich  fünf  oder  sechs  JäfaTC  vor  dem  Datui 
des  TfenTirtnf'schen  Patents  derselben  Bleichflüssigka 
bedient  hatte,  mid  dafs  ein  Chemiker  in  Glasgow  r 
Jahre  179(1,  dem  Hrn.  Tennant  geralhen  hatte,  dslj 
Kalkwasser  in  beständiger  Bewegung  zu  erhalten,  V 
lu  dem  Gelingen  des  Prozesses  noihwendig  war; 
folglich  weder  der  einzige  noch  der  wahre  Erfinde) 
gewesen  sey. 

Das  Patent  wird  ferner  ungültig  durch  die  Felj 
1er  der  Spezifikation;  ferner  wenn  der  Gegenstand 
desselben,  nach  dem  Sinne  des  Statuts,  gesetzwidri 


.9^ 

ist^  wie  hierüber  die  Klauseln  im  PatMitbriefe  selbst 
enthalten  sind. 

»  •  *     '  . 

Wird  ein  Patent  angefochten,  so  mufs  daher  der 
Patentirte  aufser  der  Neuheit,  auch  noch  die  Nütz- 
fichkeit  der  Erfindung  erweisen,  und  ferner  zeigen, 
dafs  er  die  Natur  seiner  Erfindung  in  seiner  Spezifika- 
tion genau  erklärt,  und  darin  dasjenige,  was  neu  ist, 
?on  dem  bereits  Bekannten  abgeschieaen  habe. 

In  einigen  Fällen  wird  das  Patent  ex  officio,  durch 
ein  sogenanntes  scire  facias  {a  V^rit  of  scire  facias) 
fiir  ungültig  erklärt  oder  widerrufen.  Diese  Fälle  sind: 

Erstens ,  wenn  auf  eine  und  dieselbe  Sache  das  Privi- 
legium an  mehrere  Personen  verliehen  worden  ist. 
In  diesem  Falle  erhält  der  zuerst  Patentirte,  aufsein 
Ansuchen ,  ein  scire  facias  gegen  den  zweiten, 
durch  welches  das  Patent  des  letzteren  im  Nah7 
mcn  des  Königs   widerrufen  wird. 

Zweitens,  wenn  das  Patent  auf  eine  falsche  Angabe 
(a  false  Suggestion)  verliehen  worden  ist,  das 
heifst,  wenn  das  ertheilte  Privilegium  der  Krone 

I  oder  dem  gemeinen  Wesen  oder  dem  Handel,  nach 
dem  Sinne  des  Statuts  Jakobs  /.  schädlich  ist. 

Drittens,  wenn  das  Patent  die  Verleihung  eines  Pri- 
läegiums  enthält,  welches  den  Landesgesetzen  zu- 
wider ist,  z.  B.  den  durch  das  Statut  Jakobs  L 
ausgesprochenen  Monopols  *  Restriktionsgesetzen. 


In  Grofsbritannien  wurden  seit  dem  Jahre  1675 
|)as  1816  nachfolgende  Anzahl  von  Erfindungspatenten 
trtheilt. 

1676  bis  i685  (JT^rZ//.)        -        -  4ß 

i|       1686     »     1689  (Jakob  IL)       -         -  i3  • 

1789    »     1703  \Tfilhelm  und  Maria)     102 


94 


170a  bis  i'ji^  (j^na)            -  ^30 

1715     »     1727  (George /.)       -  -          gS 

1727     »     ip;6o  (Georg  IL)    -  -         aSS 

1761     »     1770  {Georg  III.)  -  .        2i5 

»   1780       »      »    -  -     jjgg 

»   1790     »     »   -  -  ,  5(Jß 

»   1800       »      »    -  -     (Jg2  ' 

»   181O       »      »    -  -     943 

»  i8i5    »    »   -  .    55i 

3258. 


» 


-^ 


IV. 

Versuche  und  Bemerkungen  über  den 

moir^  metallique  *) 

'  von 

G.  Altmütter, 

Professor  der  Technologie  am  k.  lu  polytechnischen  Institute« 


*,» 


•L/ie^  unter  der  Benennung  des  moir^  m^taHiquii 
uns  vor  einigen  Jahren  aus  Frankreich  zugekommebi 
Waare  aus  lakirtem  Weifsblech^  die  sich  durch  eigen? 
thiimliche  schillernde  strahlcpi  ^  oder  wolkenartigi^ 
Zeichnungen^  von  ähnlichen  Arbeiten  sehr  vortheuj- 
haft  unterscheiden^  ist  zwar  jetzt  kein^  der  inlänr^ 
dischen  Industrie  fremd  gebliebener  Gegenstand  ^  in: 

*)  Ich  wüiste  die  französische ,  beinahe  schon  natural isirte  Bp 
nennung  nicht  passend  zu  übersetzen,  und  mufs  gestehei^ 
dafs  mir  die  diefsfalls  gemachten  Versuche  nicht  gelungoi 
zu  seyn  scheinen.  Bei  uns  und  in  Sachsen  bedient  man  sidl 
des  Ausdrucks:  Perlenmuttcrlack ,  der  sein  Entstehen  wahi^ 
scheinlich  der  Ansicht  der  ersten,  uns  aus  Frankreich  sttj 
gekommenen  Stücke  verdankt,  aber  nur  auf  die  cinfachst| 
Arbeit  dieser    Art,  die  das  rohe  Blech   gibt,  einigermafsflri 


.1 


dem  schon  melii'ere  sich  hei  uns  mit  demselben  be- 
schäftigen^ und  diese  Behandlung  der  Blechwaaren 
mit  gutem  Erfolg  ausüben.  Denpungeachtet  aber  glaube 
ich^  dafs  dieErzählung  meiner  in  dieser  Hinsiebt  an«^ 
gestellten  Versuche  in  zweierlei  Rücksicht  nicht  ganz 
unwillkommen  seyn  dürfte.  —  Ich  wünsche  nähmlich 
mit  der  folgenden^  den  Gegenstand  keinesweges  er- 
schöpfenden Darstellung  eine  doppelte  Absicht  zu  er- 
reichen.    Da  man  sich  nähmlich  an    den    gewöhnli-' 
chen ,  auf  diesen  Blech waaren  vorkommenden  Zeich- 
nungen^ die  der  Zufall^  oder  ein  unregelmäfsiges  Er- 
hitzen gibt^  bald   satt   gesehen   haben  möchte^  und 
von  den  inländischen  Künstlern  bis  jetzt  blofs  diese 
zu  Stande  gebracht  worden  sind,  so  glaube  ich  durch, 
die  Darstellung  der  Art,  wie  es  mir  gelungen  ist,  diese 
Zeichnungen  nach  Willkür  abzuändern,  vielleicht  eU 
was  zur  Aufnahme  dieses  artigen  Fabrikates  beitragen 
zu  können.     Anderseits  hoffe  ich  durch  die  Beschrei- 
bung meiner  Versuche,     die    theoretischen  Gründe 
dieser  auch  in  physikalischer  Hinsicht  merkwürdigen 
Erscheinungen  näher  zu  entwickeln,  und  zu  zeigen, 
dafs   eine  ziemUch  einfache  Erklärungsart  derselben 
mögUch  sey. 

i)  Über  die  relative  Tauglichkeit  des  zu  diesen 
Arbeiten  dienUchen  verzinnten  Eisenbleches,  fehlen 


f 

Er 


pai«l.  Der  ebenfalls  vorgesdilagene  Nähme  Atlasblccfa  scheint 
mir  ebenfalls  nicht  bezeichnend  genug,  besonders  wenn  er 
«ine  Übersetzung  des  moire  seyn  soll.  Moirirte  oder  ge- 
wässerte Zeuge  sind  behanntlich  solche,  die  durch  eine  eigne 
Behandlung  wellenartige  Zeichnungen  bekommen  haben.  Da 
unter  allen  Zeugen  aber  gerade  die  atlasartigen  diejenigen 
sind ,  die  sich  nicht  moiriren  lassen ,  so  erhellt  die  Inkonse- 
quenz jener  Übertragung  auf  Blech  von  selbst«,  Die  Bencn- 
^1  nung  gewässertes ^Blecl^  endlich  würde  sich  unserer  Sprache  ' 

'^^1  am  wenigsten  aufdringen  lassen,    weil    die   Ursachen,    die 

^^1  den  Ausdruck  gewässerter  Zeug  erträglich  machen,  nähm- 

^^^'1  lieh,  dafs  dessen  Flecken  wellenförmig   scheinen,  und  dafa 

*^^' I  das  Moiriren  der  Zeuge  nur  durch  Nafsmachen  möglich  wird, 

''I         beim  Blech    wegfallen. 


90 

mir  hinreichende  Erfahrungen.  Meine  Versuche  haho 
ich  fast  durehfiehends  mit  ordinärem  englischen  Blech 
angestellt.  Die  meisten  inländischen  Arten,  mit  Aus- 
nahme einiger  böhmischen,  wurden  bei  der  Beliand- 
hmg  mit  Säuren  zu  matt  und  dunkel,  weil  vermuth- 
lich  die  Verzinnung  stark  bleyhällig  ist,  Dafs  das 
Eisenblech  selbst  gewalzt  sey,  ist  keine  unerläfsliche 
Bedingung,  denn  auch  mit  ungewalztem  böhmischen 
Blech  sind  mir  einige  Versuche  so  ziemlich  gelungen. 
Besser  ist  natürlich  das  gleichförmigere  gewalzte,  weil 
sich  in  der  Folge  zeigen  wird,  dafs  von  dem  gleich^ 
förmigen  und  willkürlichen  Erhitzen  das  Gelingen  der 
Arbeit  grofsentlieils  abhängt. 

2)  Ich  gehe  nun  zur  Darstellung  der  Manipula- 
timisart  selLst-über.  Das  Blech  soll  jederzeit  vor  dein'% 
Versuch  von  Fett  und  Schmutz  durch  Abreiben  mit  Jj 
Kleyen,  oder  besser  durch  Seife  oder  Lauge  gerei-  fc 
Tiigt  werden,  Weil  sonst  die  bei  der  nachfolgendeafc 
Bejiandlung,  am  besten  mit  welchen  Pinseln  aufzu-^l 
tragenden  Sauren,  auf  den  fetten  Stellen  nicht  haften.'l 

Wenn  man  auf  eine  solche  Platte  starke  Schwe^'^« 
felsäurc  bringt,  so  erscheinen,  eben  nicht  sehr  deut-^a 
Jich,  die  grofsen  wolkenartigen  Zeichnungen.  NimmlB 
man  aber  sehr  verdünnte  Salpetersäure,  so  kommeofl 
die  Flecken  viel  eher  hervor,  werden  deutlicher,  be-wl 
sonders  aber  die  dunkeln  Stellen,  die  beinahe  schwara-M 
grau  scheinen.  Später  nimmt  auch  der  Glanz  de^H 
Zinnes  an  den  hellen  Stellen  im  Verhältnifs  mit  de^f 
Stärke  der  Säure  ab.  Endlich  überdeckt  sich  die  ObeP^f 
llärJie  mit  einem  welfsen  Pulver  (eine  Folge  dci;  ei^H 
gentlichen  Auflösmig  des  Zinnes),  das  Eisen  komm^B 
stellenweise  zum  Vorschein ,  und  die  Tafel  ist  für  die^| 
sen  Zweck  verdorben.  Da  man  die  Salpetersäure  ntd^| 
durch  viele  Übung  so  behandeln  lernt,  dafs  jene  c^H 
grofse  Oxydation  des  Z.inns  vermieden  wird,  so  Tei<^| 
bindet  man  am  sichersten  beide  Säuren  miteinandenH 


97 

dasheifst^  manläfst  zuerst  die  Schwefelsäure  wirken, 
wäscht  sie  dann  mit  Wasser  ab,  und  bringt  sehr 
schwache  Salpetersäure  auf  die  Tafel.  Ist  sie  nach 
dem  Abwaschen  doch  zu  dunkel  geworden,  und  . 
zeigt  sich  ein  weifser  Anflug,  so  kann  man  diesen 
durch  Waschen  mit  starker  Salzsäure  wegschaffen, 
und  das  Zinn  wieder  etwas  heller  machen.  Lange 
darf  man  aber  auch  diese  nicht  auf  der  Platte  lassen, 
weil  sonst  bläuliche  und  röthliche  Flecken  bleiben^ 
and  das  Blech  trüb  machen  Überhaupt  mufs  man, 
um  den  Glanz  möglichst  zu  erhalten,  mit  der  Anwen- 
dung der  Salpetersäure  möglichst  sparsam  und  vor- 
sichtig seyn.  Nach  fleifsigem  Waschen  mit  vielem 
Wasser,  und  nach  dem  Trocknen,  werden  die  Tafeln 
sobald  als  möglich  gefirnifst,  oder  auch  vorher  mit 
liasurfarbea  überzogen  und  illuminirt,  oder  sonst 
willkürlich  bemahlt,  Arbeiten  die  mit  denen  auf  ge- 
wöhnlichem lakirten  Blech  übereinkommen ,  und  de- 
ren Beschreibung  daher  hier  keine  Stelle  finden  kann. 
Für  alle  Bearbeitungen  dieses  Bleches  gilt  übrigens 
die  Regel,  dafs  man  auf  demselben,  so  lange  es  noch 
nicht  gefirnifst  ist,  so.  wenig  als  möglich  reibt  und 
wischt,  weil  dadurch  die  Figuren  matt  werden j  denn 
sie  lassen  sich  durch  Polirpulver,  z.  B.  Kalk  oder 
Kohlenstaub  ganz  von  dem  Blech  wegbringen. 

Ein  oft  vorkommender  Fehler  bei  ganz  fertigen, 

ind  schon  gefirnifet^n  Tafeln  ist  der ,  dafs  sie  anfangs 

sehr  hell  und  schön,  nach  kurzer  Zeit  aber  (oft  schon 

Iq  einigen  Wochen)  dunkel  werden.     Da  bei  den  ge- 

fimifsten  die  Einwirkung  der  Luft  nicht  Schuld  seyn 

lUnn,  80  liegt  die  Ursache  offenbar  an  der  Säure.     Es 

„,|liilt  nähmlich  sehr  schwer  durch  blofses   Waschen 

^1  iBe  Partikelchen  derselben  zu  beseitigen,  etwas  bleibt 

",l«rf dem  Blech  zurück,  und  macht  es  durch  fortwäh- 

'  l^nde  allmähliche  Einwirkung  dunkler     Es  ist  daher 

lidir  anzurathen,  die  Tafeln  vor  dem  Firnissen  noch 

.    I  nil  einer  nicht  ätzenden  alkalischeu  Flüssigkeit,  z.  B. 

kferl.  d.  poljt.   last.  L  Bd.  n 


schwacher  Pottaschen-  oder  Sodaauflösung  zu  vra* . 
sehen ^  wodurch  man  alle  Säure  beseitigt^  und  da*  ' 
nachmahlige  dunkeliind  schwarz  werden  der  Zeic)i->; 
iiung  gänzhch  verhindert.  — r 

3)  Auf  die  vorbeschriebene  Art  erhält  man  den 
einfachsten  Dessein^  nähmUch  wplkenartige  ^  g^^i3|i^' 
helle  und  dunklere  Flec^^en,  die  aber  schillern^  däp. 
heifst^  jeder  Flecken  ist  nach  Beschaffenheit  des  eucK 
fallenden  Lichtes',  und  der  Neigung  der  Tafel  gege% 
dasselbe  entweder  hell  oder  dunkel,  ein  Umstand  dei;- 
nicht  nur  bei  dem  erwähntejn  einfachen,  sondern  auclk-' 
allen  andern  Desseins  stattfindet.    '.  :/• 

Ich  W€irde  jetzt  die  Abänderungen  beschreiben,  dift 
nian,  mit  einiger  Übung,  willkürlich  hervorbringest^ 
kann,  in  der  Voraussetzung,  dafs  geschickte  und  t^ä^; 
tige  Künstler  meine  Versuche  nachahmen  und  vervol 
kommnen  werden.  Die  einfachste  Abänderung  be 
steht  darin,  dafs  man  eine  rohe  Tafel  über  «in^ 
Kohlfeuer  gleichförmig  und  so  stark  erhitzt,  dafs 
Zinn  schmelzt.  Auf  dem  abgekühlten  Blech  brii 
die  saure  Beitze  etwas  andere  Figuren  hervor.  Sie  si 
zwar  ebenfalls  sehr  grofs,  aber  statt  gerundet 
wolkenfbrmig,  länger  gezogen  und  streifenartig,  ab« 
keineswegs  angenehm  ins  Auge  fallend. 

Um  schöne  Figuren  hervorzubringen,  mufs 
Blech  eine  mechanische  Vorbereitung  erleiden.  Wei 
man  die  Tafeln  unter  dem  Glanzhammer  auf  die' 
wohnliche  Art  schlagen  und  poliren  läfst,  so  hat 
dann  gleichsam  einen  Grund,  auf  dem  man  willki 
liehe  Zeichnungen  auf  mehr  als  eine  Art  hervorbri 
gen  kann.  Die  Tafel  selbst  in  dem  jetzigen  Zustand 
gebeitzt,  zeigt  eine  für  die  Theorie  sehr  wichtige 
änderung.    Es  erscheinen  nähmlich  gar  keine  gri 
seren  Figuren,  sondern  ein  sehr  kleinkörniger  glei 
förmiger  Grufid.   Auch  auf  jeder  rohen  Blechtafel  lca| 


^-V 


99 

det  dort,  wo  ein    starker  Hammerschlag  hinkommt,  . 
dasselbe  statt,  die  grofsen  Flecken  verschysrinden  und 
sutt  ihrer  findet  man,  mitten  in  der  gröfseren  Zeich- 
nung^ jene  feinkörnigen  Stellen. 
• 
4)  Auf  einer  solchen  geschlagenen  Tafel  lassen 
sich  nun  auf  folgende  Arten  D essein s  hervorbringen. 
Man  lasse  auf  einen    einzigen   Punkt   der  Tafel   die 
Flamme  einer  ruhig  brennenden  Wachskerze  wirken. 
Auf  der  obern  Fläche  wird  man  an  dem  höhern  Blick 
des  Zinnes  bald  gewahr  werden,  dafs    es    schmelzt^ 
uad  zwar  nicht   etwa    irregulär,    sondern  so,    dafs 
bei  der  erwähnten  Art  der  Erhitzung  das  geschmol- 
zene Zinn  genau  eine  Kreisfläche  bildet,  die,  wenn 
oiaa  die   Flamme  unverrückt   fortwirken   läfst,    sich 
nach  .und  nach  vergröfsert,  so  dafs  man  auf  diese  Art 
«ne  Fläche  von  etwa  dritthalb  Zoll  im  Öurchmesser 
schmelzen  kann.     Entfernt  man  das  Blech  von  dem 
Lichte,     so    bemerkt   man,    dafs  das   geschmolzene 
Zinn  eben  so  regelmäfsig  erkaltet,  nähmlich  vom  äufsern 
Rande  nach  und  nach  bis  in  die  Mitte;  auch  sieht  man 
m  den  erkalteten  Stellen  schon  deutlich  die_JFYgur, 
die  man  hervorgebracht  hat.    Nach  dem  Beitzen  zeigt 
ach  nähmlich  ein  schöner  Stern,  von  der  Gröfe  des 
fiberschmolzenen  Fleckens,  der  aus  hellen  und  dun- 
leln  aus  der  Mitte  ausfahrenden  Strahlen  besteht.  — 
Ruckt  man,  sobald  das  Zinn  an  einer  Stelle  geschmol- 
icn  ist,  die  Tafel  selbst  langsam  und  gleichförmig  über 
der  Flamme  fort,  so  bleibt  auch  hier  der  Erfolg  kon- 
•tont.     Dem  Wege  der  Flammenspitze  entspricht  auf 
dem  Bleche  eine  Scheidungslinie,  von  welcher  zu  bei- 

vj:i  den  Seiten  ebenfalls  regclmüfsige  Strahlen  ausfahren, 
■ad  der  Zeichnung  ein  zweigartiges  Ansehen  geben. 

•vie|kBei  mehrerer  Übung  liält   es    daher    nicht  schwer, 
pofse  Sterne,  die  sich  aut  Dosen  und  Gefäfsdeckeln 

jjgw ausnehmen.  Kränze,  Bordüren,  ja  sogar  Buch-- 

öKiI*te6en  u.  d.  gl.  heryorzubringen.     Die  letzteren  mufs 
•aa  natüi^licJi  zuerst  auf  .dem  Bleche  «ich  vorzeich- 


100 

nen ,  und  dann  lernt  man  dieser  Zeichnuog  mit  der' 
Flamme  bald  nachgehen  und  das  Zinn  schmelzen. 

Man  kann  auch  die  ganze  Tafel  auf  verschiedene 
Art  mit  der  Flamme  überschmelzen,  z.  B.  mit  breiten 
sie  ganz  bedeckenden  Streifen,  wovon  dann  jeder 
zwei  in  der  Mitte  geschiedene  Strahlenreihen  bildet 
Überschmelzt  man  diese  Zeichnimg  auf  dieselbe  Art 
nochmahls,^aber  so,  dafs  sich  die  Richtungen  der 
Streifen  unter,  rechten  Winkeln  schneiden,  so  wird 
die  ganze  Tafel  deutlich  in  Rechtecke,  und,  wenn 
man  die  Entfernungen  gut  getroffen  hat,  sogar  in  Qua- 
drate getheilt,  deren  Gränzen  die  scheidende  Mittel- 
linie bildet.  .Ebenfalls  bekömmt  man  reguläre  Zeich- 
nungen, wenn  man  die  ganze  Fläche  in  den  gehöriges 
Abständen  mit  Sternen  bedeckt  u.  s.  w. 

5)  Wem  diese  Methode  zu  schwierig  scheint, 
kann  sich,  wenn  er  mit  dem  Löthkolben  umzugehei] 
weifs,  auch  damit  behelfen.  Wenn  man  auf  die  Hin- 
terseite des  Bleches  einen  gut  verzinnten  Löthkolbec 
nach  einem  beliebig  geschweiften  Lineal  oder  auclj 
aus  freier  Hand  wirken  läfst,  so  schm'lelzt  auch  da- 
durch das  Zinn,  und  zwar  eben  so  scharf  begränzt. 
Man  erhält  ebenfalls  die  von  einer  Mittellinie  ausgehen- 
den Strahlen,  und  Kränze,  Schangenlinien,  Buchstaben 
lassen  sich  sehr  geschwind  hervorbringen.  Ich  hab€ 
fi^anzösische  Muster  gesehen,  die  auf  rein  feingekörn- 
ten, dem  geschlagenen  Blech  eigenthümlichenGrunde) 

mit  lauter  regelmäfsigstehenden  gleichgrofsen'  Stern- 
chen besäet,  nach  Art  eines  gedrückten  Zeuges  iBa- 
mlnirt  v^aren,  und  eine- sehr  gefallige  Wirkung  hat' 
ten.  Zweifelsohne  hatte  man  die  Stellen'  für  ^ 
Sternchen  vorher    ausgezeichnet,    und    dann  durd 

S leichlanges  Anhalten  des  heifsen  Kolbens  das  Zim 
ort  zum  Fliefsen  gebracht.  —  Zur  Bearbeitung  mi 
dem  Löthkolben  darf  man  übrigens  kein^  zu  dimne 
Blech  nehmen^  weil  sich  dieses  besonders  bei  starke) 


Zeichnungen^   durch  dfe   Hitze   wirft ^  und  uneben 

wird.  .       '      , 

6)  Auch  das  Löthrohr  oder  '  noch  be({uemer  die 
Schmelzlampe  eines  Blasetisches  leidet  hier  Anwen- 
dnng^  und  ist  den  hciden  vorigen  Methoden  in  ge- 
wisser Hinsicht  noch  vorzuziehen.     Durch  die   sehr 

;  feine  ^  gleichförmig  w^irkende  Stichflamme  kann  man 
'nahmiick  feinere   Zeichnungen   erhalten,  als    durch 
die  Lichtflamme  oder  den  Löthkolben. 

7)  AUe  die^e  Zeichnungen,  die  sich  noch  un- 
endlich abändern  lassen,  bestehen  aus  einzelnen  Strah- 
len, und  haben  etwas  hartes  und  steifes,  was  bald  das 
Auge  ermüdet.  Glücklicherweise  aber  gibt  es  noch 
mehrere  Arten,  Veränderungen  hervorzubringen,  wo- 

'  von  ich  sogleich  eine  neue  Klasse ,  die  noch  .  mehr 
Iffannigfaltigkeit  zuläfst  als  die  vorige,  beschreiben 
werde.  Dazu  mufs  man  sich  ein  Kohlenfeuer  verschaf- 
fen, das 'aber,  um  die  Tafeln  gleichförmig  erhitzen 
m  können,  eine  etwas  gröfsere  Ausdehnung  haben 
mufs  als  diese.  Wenn  man  nun  eine  geschlagene  oder 
I  rohe  Tafel  gleichförmig  erhizt,  und  dann  durch 
Wasser*  abkühlt,  so  kann  man  nach  den  dabey  vor- 
kommenden Nebenumständen,  die  man  durch  Nach- 
denken und  Übung  in  seine  Gewalt  bringen  mufs,  die 
auffallendsten  Figuren  erhalten. 

Eine  detaillirte  Beschreibung  aller  von  mir  in  die- 
ser Hinsicht  angestellten  Versuche,  halte  ich  eines- 
theils  nicht  interessant  genug  für  das  gröfsere  Publi- 
kum, und  anderseits  auch  für  den  ausübenden  Künst- 
ler darum  nicht  nothwendig,  weil  das  meiste  auf 
Handgriffen  beruht,  deren  schriftliche  Mittheilung 
jederzeit  sehr  mifslich  ist.  Ich  werde  daher  nur  Fin- 
gerzeige zur  Nachahmung  und  weitern  Ausfuhrung 
geben^  da  ich  diesen  Gegenstand  selbst  natürlich  nicht 
erschöpfend  behandeln  konnte^     Man  wird  aus  dem 


^ 


102 


Folgenden  sehen,  dafs  sich  jetzt  die  Bedingungen  zur  .! 
Hervorbringung  eines  bestimmten  Desseins  sehr  hau-  ^J 
fen ,  und  gröfsere  Übung  zum  Gelingen  der  Versuche  ,  - 
nothwendig  wird.  Die  Momente ,  auf  die  es  hier 
ankömmt,  sind  vorzüglich  folgende:  gleichförmigem 
oder  ungleichförmiges  Erhitzen;  das  Abkühlen  bei  ' 
verschiedenen  Graden  der  Erhitzung ;  das  Abkühlea  ^ 
auf  der  dem  Kohlenfeuer  zugekehrt  gew^esenen  Seite^  g 
oder  auf  der  entgegengesetzten ;  schnelles  oder  lang-  ■ 
sames  Eintauchen,  oder  Begiefsen,  oder  Besprengen  ' 
mit  Wasser  etc.  Welche  Abweichungen  bei  der  Kom-  i 
bination  aller  dieser  Bedingungen  statt  finden,  läfst.. 
sich  aus  deren  Aufiählung  schon  beiläufig  ver-  ^ 
mulhen.  - 

8)  Bei  den  vorigen  Behandlungsarten  geben  s 
nach  der  Beitze  beide  Seiten  des  Bleches  genau  diesel^  z 
ben  Figuren,  hier  aber,  beim  Erkälten  durch  Was-  .i 
ser,  nicht.  Wenn  man  eine  Tafel  nur  soweit  erhitzt,  ' 
dafs  das  Zinn  eben  geflossen  ist,  mid  sie  dann  mit  ^ 
der  untern,  dem  Feuer  zugekehrt  gewesenen  Seite,  i> 
auf  einmahl  auf  die  Wasserfläche  bringt,  so  best^hl  i^ 
die  Zeichnung  auf  der  mit  Wasser  in  Berührung  ge-  ~: 
wesenen  Seite  aus  lauter  kleinen  eckichten  oder  rau-  ->.\ 
tenförmigen  Fleckchen ,  die  dem  Gefüge  des  Granit»^ 
einigermafsen  ähnlich  sind.  Je  heifser  das  Blech  war,t^ 
desto  kleiner  werden  die  Fleckchen.  Bei  ungeschla--^ 
genem  Blech  sind  sie  nicht  so  scharf  begränzt,  son-""^ 
dem  mehr  kraus  imd  sternförmig;  bei  geschlagenem, 
wenig  erhitzem  und  stärk  verzinntem  mehr  abgerun* 
Vlet  und  perlcnförmig,  I* 

Wenn  man  die  Seite,  die  beim  Erhitzen  oben^^ksi 
war ,  auf  das  Wasser  bringt ,  so  erhält  man  auf  dieser  % 
wieder  andere  durchaus  nicht  scharfe  und  eckichte, 
Flecken,  sondern  kleinere  wolkenartige,  die  aber,'] 
keine  nähere,  eine  klare  Vorstellung  gebende  Be^*^ 
Schreibung  zulassen,  Die  aitigste  Zeichnung  aber,  ssilt^ 


•  .  .        . 

der  aber  schön  ziemliclie  Übung  gehört,  bekömmt 
man  auf  der  obern  Seite,  wenn  man  die  unter^,  stark 
erhitzte,  begiefst,  und  zwar  so,  daß  niclit  ein  dünner 
Strahl  erst  nach  und  nach  die  Tafel-überdeckt,  son-* 
dem  dafs  etwa  aus  einem  viereckichten  Gefäfs  ein 
dünner  Strom  von  oben  über  die  senkrecht  gehaltene 
Tafel  herunterfliefst.  Diese  Zeichnung  ähnelt  dann 
dem  gefLunmten  Atlas  (und  kann  auch  so  illuminirt 
Werden)  und  die  Flarmnen  gehen  alle  in  der  Richtung, 
in  der  man  die  Tafel  gehalten  hat,  neben  einander 
herunter.  Bei  minder  vorsichtigem  Begiefsen  mit  ei- 
nem gewöhnUchen  Gefäfs  entstehen  zwar  diese 
Flammen  auch^  aber  sie  laufen  nicht  mit  einander 
parallel,  sondern  von  dem  Punkte  aus,  welchen  der 
erste  Gufs  getroffen  hat,  und  wo  sich  eine  feinere 
Zieichnung  befindet,  die,  vermöge  einer  optischen 
Täuschung  tiefer  als  die  Tafel  selbst  zu  liegen  scheint, 
was  ebenfalls  artig  genug  aussieht. 

Wenn  man  endlich  die  Tafel  mit  einem  Spreng- 
pinsel oder  einer  Bürsie,  auf  der  obern  Seite,  die 
aber  hernach  nicht  die  rechte  werden  darf,  weil  die 
fallenden  Wassertropfen  das  Zinn  auseinandertreiben 
und  das  Eisen  entblöfsen,  besprengt:  so  bekömmt 
man  wieder  eine  aus  eckichten  Steinchen  bestehende 
Zeichnung,  zwischen  welchen  sich  unregelmäfsige 
scharfe  strahlige  Ausbreitungen  zeigen,  welche  dort 
entstehen,  wo  man  eine  Lage  auf  einmahl  aufgesprizt 

Dieses  wären  dann  bei  dieser  zweiten  Hauptma-f 
nier  diejenigen  Versuche,  deren  Bedingungen  sich  am 
leichtesten  wieder  treffen  und  die  sich  also  bald  wie« 
der  nachmachen  lassen. 

9)  Eine  Figurirung,  die  sich  auf  Tassen  und 
eroisereu  Flächen  vortrefflich  ausnimmt,  und  wobei 
m  Blech  auch  auf  beiden  Seiten  gebeitzt,  und  ge^ 


io4 

firnifst  werden  kanii;  erhält  mau  auf  folgende^  freilich  ' 
etwas  mühsame  Art ,  bei  welcher  das  Erhitzen  über 
der  Lichtflamme  mit  dem  Abkühleh  durch   Wasser 
verbunden  wird.    Man   nimmt  schönes  geschlagenes 
Blech  und  schmelzt  mit  der  Lichtflamme  einen  beli^ 
big  grofsen  kreisrunden  Flecken.    Über  diesen  gielst 
man  Wasser.  In  der  Zeit,  welche  zwischen  dem  Ab- 
nehmen von  der  Flamme  und  dem  Übergie.fsen  mit 
•Wasser  verstreicht,    ist  schon  ein  Theil  des  Sternes  : 
gebildet,  nähmUch  der  runde  Flecken  hat  (nach  §.  4-)  ' 
am  Umfange  zu  erstarren  angefangen,  während  die 
Mitte  noch  flüssig  bleibt.     Wie  das  Wasser  hier  auf- 
fällt, so  erstarrrt  auch  dieser  mittlere  Theil  (und  zwar 
auf  der  begossenen  Seite  zu  kleinen  Steincheh)^  so 
dafs  diese  kleinere  Zeichnung  mit  eii]Ler  Bordur  von 
Strahlen  eingefafst  erscheint.  Wird  das  ganze  Blech 
auf  diese  Art  üb  er  schmolzen,    so  erhält  man  lauter  - 
solche,  einander  zum  Tiieil  deckende^  mit    Strahlen 
umgebene  Kreise.     Diese  bestehen  auf  der  begosse- 
nen Seite  aus  kleinen  Steinchen,   auf  der  entgegen- 
gesezten  aber  aus  atlasartigen  wellenförmigen  Zeicb-- 
nungen,  während  die  Strahlen  auf  beiden  Seiten  gleich  , 
sind.  > 

io>  Bei  jeder  Erhitzung  der  Bleche  ist  einige 
■   Vorsicht  nöthig ,  Weil  man  sie  leicht  ganz  verderben 
kann.     Wenn  das  Zinn  gehörig   geflossen   ist,    und 
man;  fährt  mit  der  Anwendimg    der   Hitze   fort,,   so 
wird  es  erst  gelb,  dann  blau  und  endlich  grau  und- 
glanzlos.   Im  letzten  FaUe  entsteht  schon  eine  starke 
Oxydation  des  Zinnes,  die  durch  Abloschen  im*  Wa»-  ' 
ser  so  gesteigert  wird,  das  die  Arbeit  mifslingt.  An  scJ- 
chen  Stellen  nähmlich  wird  dafs  Zinn  so  feinkörnige 
.dafs  sich  keine  Figuren  mehr  zeigen.     Diese  starke 
Erhitzung  mufs  man  daher,  besonders  wenn  die  erhizte 
Seilte  die  rechte  werden  soll,   sorgfältig    vermeiden. 
Dünnes  Blech  braucht  natürlich  mehr  Vorsicht,  und 
laim  daher  besser  zum  Erhitzen  über  der  Lichtflammt  ^ 


io5 

geHrancht  werden,  wogegen  man  dickeres' und  stär- 
ker verzinntes  zweckmälsiger  zur  Erhitzung  über  Koh-- 
len  anwendet.  Andere  Vortheile  und  Handgriffe^  die 
zum  Gelingen  der  einzelnen  Desseins  nöthig  sind^ 
müssen  hier  ^  so  wie  in  vielen  andern  fällen  der  eige- 
nen Übung  eines  jeden  überlassen  werden. 

1 1)  Durch  das  bisher  Gesagte  glaube  ich  im  All- 
gemeinen gezeigt  zu  haben,  wie  man  es  anstellen 
müsse,  um  jene  Erscheinungen  willküilich  abzuändern. 
Es  bedarf  fast  keiner  Erinnerung,  dafs  besonders  die 
Art  des  Abkühlens  noch  sehr  mannigfaltige  Verändc- 
rongen  gestaltet.  So  könnte  man  statt  des  Wassers 
andere  Flüssigkeiten,  z  B.  Salzlaugen,  Weingeist^» 
öhle,  ja  auf  der  Seite  des  Bleches,  die  nicht  ge-» 
braucht  wird,  sogar  Quecksilber  anwenden,  wodurch 
man  wahrscheinlich  auch  den  Erfolg  ändern  würde. 
Das  Begiefsen  könnte  mit  einer  Art  von  Giefskanne, 
oder  durch  eine  zweckmäfsige,  mit  Röhrchen  verse- 
hene Vorrichtung,  ferner  durch  einen  einzigen  Was- 
serstrahl, also  mit  einer  Spritze,  u.  d.  gl.  geschehen, 
so  dafs  also  die,  dieser  Arbeit  noch  zu  gebende  Man- 
nigfaltigkeit, bis  jetzt  keine  Gränzen  kennt. 

12)  Da  diese  Erscheinungen,  wie  ich  später  zei- 
gen, und  durch  einen  bald  zu  erzählenden  Versuch 
beglaubigen  werde,  keinesweges  von  der  Natur  des 
Eisenbleches  abhängen,  sonderii  einen-weit  allgemei- 
neren Griuid  haben :  so  verlohnte  es  sich  der  Miihe, 
bei  dem  bis  jetzt  angewendeten  Blech  nicht  stehen  zu 
bleiben.  Und  zwar  müfste  man  nicht  allein  andere 
Uetalle,  z.  B.  Kupfer,  Messing,  Zink  verzinnen,  son- 
dern sowohl  dieseals  auch  das  Eisen  mit  anderen  Me- 
tallen als  Zinn  2;.  B.  Wifsmuth,  Zink,  und  besonders 
Zinnlcgirungen  nach  Art  der  Verzinnung  zu  über- 
Ueiden  suchen.  Was  besonders  die  Zinnlegirun- 
een  betrifft,  so  veranlafst  mich  eine  Wahrnehmung, 
die  ich  hier  zur  weitern  Prüfung  aufstellen  will,  die- 


io6  '  '  .       ' 

selben  (mit  Ausnahme  der  Bleilegirüngen ,  der^n 
Unbrauchbarkeit  zum  moire  sich  leider  bei  den  mei^ 
sten  inländischen  Weifsblecharten  zur  Genüge  zeigt) 
besonders  anzuempfehlen.  Mir  scheint  nähmlich^  am 
der  Art  wie  die  Säuren  auf  das  englische  Blech  wir«* 
ken^  dafs  dasselbe  ebenfalls  nicht  mit  ganz  reinem 
Zinn^  sondern  mit  einer  Zinnkomposition  verzinnt  sey« 
Dafs  solche  Schliisse  von  der  Art  und  Weise,  wie  eine,* 
schwache  Säure  auf  irgend  ein  Metall  wirkt  ^z.  B  oh 
dasselbe  vor  der  Oxydation  grau,  weifs,  rötnlich  vl 
s.  w.  wird,  ob  dieselbe  Saure  schneller  oder  langsa- 
mer wirkt,  ob  die  Auflösung  gleichförmig  geschieht^  • 
und  die  angefressene  Fläche  ganz  glatt  oder  rauh  und 
jLÖmig  ist)^  auf  die  Mischung  des  Metalles  selbst,  gsur 
wohl  angehen,  wird  jeder  Chemiker,  der  sich  vi«l 
mit  Metallauflösungen  beschäftigt  hat,  zugestehen. 
Es  verlohnte  sich  daher  allerdings  der  Mühe,  Eisenr 
blech  mit  Zinn,  welches  man  mit  Wifsmuth,  Antir . 
monium   u.  s.  w.  versetzt  hätte,   zu  verzinnen. 

1 3)  Um  einem  Theile  meiner  erstgethanen  Vor- 
schläge (§.  12.)  Eingang  zu  verschaffen,,  fiihre  ich 
noch  einen  Versuch  an,  mit  dem  ich  zwar  nicht  Ur- 
sache habe  ganz  zufrieden  zu  seyn,  der  aber  demun- 
geachtet,  besonders  für  die  Theorie  dieser  Erschei- 
nungen, nicht  unwichtig  seyn  möchte.  Ich  habenähm- 
lich  auch  verzinntes  Kupfer  einer  mehrfachen  Behand- 
lung unterworfen,  und  wenigstens  die  Möglichkeit 
des  Gelingens  ähnhcher  Versuche  dabei  vorgefunden» 
Ein,  angeblich  mit  reinem  englischen  Zinn  verzinnr- 
tes,  unter  dem  Glanzhammer  behandeltes  Kupfer- 
blech, *gab  mir  nach  der  Beitze  gar  nichts.  Beim  Er- 
hitzen über  dem  Lichte  bemerkte  icheine  bedeutende" 
Abweichung  vom  Eisenblech.  Das  Zinn  schmelzt 
nahmlich  später,  ungeachtet  das  Kupfer  durchaus 
heifs  wird.  Der  Grimd  liegt  zweifelsohne  in  der  gros- 
sem Wärmeleitungsfahigkeit  des  Kupfers.  Beim  £»•* 
fen  nahmlich  erhitzt  sich  in  gleicher  Zeit  jxux  eiu 


:  *         .    •    107 

kleiner  ^Flecken,  beim  Knpfer   aber,    wo   sich  die 
Wärme  über  die  ganze  Tafel  verbreitet,  wird  die  tin- 
nuttelbar  über  der  Flamme  befindliche  Stelle  nicht  so 
heifs^  dafs  das, Zinn  schmelzen  könnte,  und  diefs  ge- 
schieht erst,  wenn  di^  ganze. Tafel  sehr  heifs  gewor- 
den ist.     Die  Schmelzung  geschieht  daher  auch  nicht 
fleckenweise,  wie  beim  Eisen,  sondern  fast  plötzUch 
auf  der  ganzen  Tafel.     Das,  auf  diese  Art  behandelte 
Kiipfer  gab  nodr  übrigens  nach  der  Beilze    ebenfalls 
einen   moire,   und  zwar   eckichte   Fleckchen,    aber 
mcht  so  schön  wie  Eisenblech.  Mängel  an  Zeit  verhin- 
dert mich  dermahlen,  die  Ursachen  dieser  mindern 
Schönheit  durch  abgeänderte  Versuche  aufzufinden, 
"Welche  ich  aber  einstweilen  in  der  schnellern  Abküh- 
lung des  Kupfers,  der  zu  dicken    Verzinnung,   und. 
auch  dem  Mangel  des  beiiii  englischen  Blech  wahr- 
scheinlich statt  findenden  Zusatzes  zum  Zinne,  su- 
chen möchte.     Da  übrigens  dennoch  die  Möglichkeit, 
das  Kupfer  zu  moiriren,  dargethan  ist,,  so  wünsche 
j    ich,    dafs    man    diese   Erfahrung   nicht   fallen  lasse, 
I   weil  man  aus  Kupfer  gröfsöre  Platten  bekommen ,  sie 
f  weit  leichter  verzinnen^  und  wenn  man  eben  so  schöne 
[   Figuren,  wie  auf  Weifsblech  erhalten  wüi:de,  woran, 
I .  ich  fast  nicht  zweifle ,  das  moirirtfe  Kupfer  zu  vielen 
[   Artikehi  benützen  könnte,  zu  denen  Eisenblech  nicht 

\  anwendbar  ist. 

\ 

^  1 4)  Ich  habe  schon  im  Eingange  erwähnt ,  dafs 

j  ich  auch  Einiges  über  die  Gründe  dieser  Erscheinun- 

[  |en  beizubringen  willens  sey.     Ich  glaube,  dafs,  im- 

r  geachtet  sie   ziemlich  komplicirt    zu    seyn  scheinen, 

:   durch  die  genaue  Betrachtung  der  erzählten  Versuche 

•  und  der  Natur  der  dabei  wirksamen  Stoffe,  dennoch 

die  physikalischen  Gründe  nicht    schwer   zu   finden 

seyn  werden.     Ich  bin  nähmUch  geneigt,  das  Ganze 

auf  die    Krystallisation    des    Zinnes    zurückzufuhren, 

und   einen  unmittelbaren  galvanischen  Prozefs,  zi| 


100  %.  ' 


dem  zwar  die  Bedingungei^  scheinbar  vorhanden  wän 
ren^  geradezu  zu  läugnen.     Mir   scheinen  nähmlich  i 
die  Säuren  wie  gewöhnlich ^  blofs'  durch  Oxydatioil  ' 
zu  wirken  und  die  Figuren   blofs  von  der  Lage  der  . 
Zinnkrystalle  auf  dem  Bleche  zu  entstehen«  '■ 

i5)  Dafs  die  Zeichnungen  nicht  erst  durch  die 
Sauren  hervorgebracht  werden^    sondern  schon  vof^ 
iKrer  Einwirkung  da  sind^    unterliegt  wohl  keineul 
Zweifel.    £s  ist  ein  bemerkenswerther  Umstand^  daft^ 
man  diö  grofsen  wolkenartigen  Flecken^    auch    aujß 
ganz  rohem  ^igUschen  Blech  unter  Umständen  xa 
sehen  bekömmt     Auf  mehreren  Blechtafeln  ^  mit  deb- 
ilen Kisten^  in  welchen  englisdfie  Waaren  Versendet 
worden    gefuttert    waren,     und    die   gewifs    kein«/ 
künstliche  Behandlung  erlitten  hatten,  habe  ich  diey^; 
Flecken,  freilich  nur  matt,  aber  doch  deutUch  genüge 
bemerkt.     Dasselbe  ist  mir  an  Blech,  wejiches   langSI 
gelegen  war ,  vorgekommen,  und  die  Ursache,  warum- 
diefs  nicht  bei  allem  der  FaU  ist,  liegt  wahrscheinlich| 
darin,    dafs  fene    atmosphärischen   Einflüssen,    odef] 
scharfen  das  Zinn  angreifenden  Dünsten  zufällig  aus-i? 
gesetzt    waren.     Auch  bei  Hervorbringung  wiflkürli-i 
eher  Figuren  (nach  §.  4-)^  besonders  bei  etwas  startet 
rer  Verzinnung,  sieht  man   nach  der  Erhitzung  de^ 
Tafel  die  Figuren  schon  deutlich,  welche  ,die  Beitza^ 
hervorrufen  wird,   und  von  den  einzelnen    Strahle» 
scheinen  einige  tiefer ,   andere  höher  zu  liegen , ,  sq^ 
dafs  also  die  chemischen  Agentien  die   Figuren  nichl( 
eigentlich  bilden,  sondern  blofs  deutlicher  machen^ 
Die  Strahlen  oder  Sterne  wären  also  ganz  dasselbe/ 
was  der  bekannte  Stern  auf  dem  Spiefsglanzkönig  is<i? 
Auch  hier  stehen  einige  blättrige  Konkretionen  höheiij| 
andere  tiefer,  und  bilden,  nur  im  gröfsern  Mafsstab^jj 
sogar  dieselbe  Figur,  die  man  auch  auf  Zinn  hervor? 
bringen  kann,  nur  dafs  diese  auf  dem  letztern,  wegei 
der  dünnen  Metall -Lage,  vor.  der  Beitze  weit  wenic 


,4 


\ 


»09 

gcr  Deudichkeit  kaben  i).     Ich  bin  daher   bei  mei- 
nen Versuchen  j  und  wie  der  Erfolg  «gezeigt  hat^  mit 
Recht ^  Yon  denoi  Grundsatze  ausgegangen^  dafs^  um 
willkürHche  D Osseins  hervorzubringen^'  man  die  Kry- 
staUisation  des  Zinnes  auf  dem  Blech  in  seine  Gewalt 
bringen  müsse.    So  verhindert  das  schnelle  Abkühlen 
hier^  wie  überall,    das  Entstehen  gpofser   Kry stalle, 
und  der  Grad  der  Erhitzung  vor  dem  plötzlichen  Ab- 
loschen steht  genau  mit  der  Gröfse  der  Krystalle  /iti 
Yerhältnifs,  die,  bei  zu  grofser  Hitze,  sogar  zu  einem 
blo&en  Korn  heruntergebracht  Mrerdenf  Der  Umstand, 
dafs  geschlagenes  Blech  ebenfalls  nur  ein  kleines  Korn 
zeigt,  widerspricht  dieser  Ansicht  keinesweges,  denn 
es  ist  bekannt,  dafs  die  Krystallisation  mancher  Me- 
talle (und  das  sogenannte  Korn  aller,  was  vermuth- 
lieh  auch  nur  eine  feine  Krystalliisation  ist)  durch  star- 
ken Druck  oder  3tofs  abgeändert,  ja  sogar   zerstört 
werden  kann  2). 


*i 


1)  Bei  erhitztem  und  abgelöschtem  Blech  sieht  man  vor  der  Beitze 
gewöhnlich   nichts  >  was  aber  auch   ganz  natürlich  ist^    weii^ 
hi^r  das  Blech  (besonders  durch  das  Aufgiefsen  des  Wassers) 
mit  einer,  wenn  schon  sehr  dünnen  Lage  Oxyd  bedecht  wirfl, 
welche  erst  die  Säure   wegschalTt. 
3)  Das  auffallendste  Beispiel  gibt    der  Zink.     Er  hat  bekannt- 
lich vom  Gusse  her  eine    starke  Krystallisation.     Sobald  er 
aber   unter  den    gehörigen   Umständen   gestreckt,  oder    zu 
Draht  gezogen  wird,  so  verliert  sich  dieselbe  zugleich  mit 
seiner    Sprödigkeit.     Je   feiner   Zinkdraht  ausgezogen  wird, 
desto   mehr  verfeinert  sich  sein   Korn,  und  desto   weicher 
wird  er,  wie  mich  eigene  Versuche,  deren  Resultate  sich  in 
Gilberts  Annalen  der  Physik^   neue   Folge,  Bd.  28  S.  436. 
befinden  ,  belehrt  haben.     Diese  Erfahrung ,  dafs   das  grobe 
•  Gefüge  zugleich  mit  der  Sprödigkeit  abnimmt,  und  hingegen 
t\  mit  ihr  fast  jederzeit  in  Verbindung  vorkömmt  (Spiefsglanz, 

■    Wifsmuth,  Zink,  Gufseisen etc.)?  entschuldigt  wenigstens di^ 
Muthmafsung,  dafs  die  letztere   vom  erstem,  und  also  von 
£^•1  der  starken  Krystallisation  abhänge.     Es    stünde    daher  zu 

"^f.l'  versuchen,  ob  nicht    Spiefsglanz    oder   Wifsmuth,    welcher 

\l  ohnediefs  schon  eiiiige  Anlage  zur  DeliYibarkeit  zeigt,  wenn 

^^'1  man   sie  mit  Gewalt  zu    krystallisiren    hinderte  (wenn  das 

^€^1  überhaupt  möglich  ist,  wie  es  z.  B.  beim  gefrierenden Wa$' 

scr  nicht  ist),  geschmeidig  werden  \könntenr.  Ich  würde  dazu 
das    geschmolzene  Metall   in   einen   sehr    starken   Zylinder 


?ü' 


HO  •  ^ 

i6)  Natürlich  dringt  sich  aher  jetzt  die  Frage  auf, 
warum  dieselben  Figuren  ^nicht  auf  Zinn  allein  (wie 
Gilberts  Annalen  neue  Folge  XXVIII.  438.  ganz 
richtig  behauptet  wird)  entstehen^  und  was  also  das^ ' 
Eis^n  (oder  Kupfer  §J.  i3.)  dazu  helfen  könne?  Beide,;^ 
und  besonders  das  Eisen,  erleichtern  offenbar  die 
KrystalUsation. 

Wenn  Zinn  fiir  sich  allein  erkaltet,  so  erfolgt  in 
der  Regel,  einige  Spuren  ausgenommen,  keine  Kry- 
stalUsation.    Die  Masse  zieht  sich  langsam  zusammen, 
und  die  kleinsten  Theilchen  nähern  sich  so  sehr  wie 
möglich  nach  den.  Regeln  der  Kohäsion.     Ist  hinge- 
gen das  Zinn  auf  dem  Eisen  verbreitet,  dem  es  stark, 
€Ldhärirty  so  wird  aus  der  letzter^  Ursache  die  Kohä- 
sion der  ganzen  Masse  beträchtlich  vermindert,  und  j 
es  mufs  daher  die  Verbindung  der  kleinsten  Massel-  - 
theilchen  in  kleinen  Partieen  (die  eben   die  einzel- 
nen Kry  stalle  sind)  erfolgen,  und  das  gleichförmige 
kleine  Korn  eines  ganzen  Stückes  Zinn  kann  sich  da- 
her nicht  bilden.     Beim  Abkühlen  des  heifsen  Ble- 
ches mit  Wasser  werden  die  Fleckchen  desto  kleiner, 
je  heifser  es  gewesen  ist,  und  je  länger  die  Zinntheil* 
chen  Zeit  gehabt  haben ,  die  Adhäsion  an  das  Eisen 
zu  überwinden,  und  sich   einander  zu  nähern,  bis 
man  endlich  gar  keine  Flecken,  sondern  blofs  eine 
gekörnte  Oberfläche,  ja,  bei  stark  verzinntem  Blech, 
sogar  hin  und  wieder  Tropfen  auf  demselben  erhalt 
Hier  hängt  also  von  der  Natur  der  Unterlage  wenig, 
und  nur  so  viel  ab,  dafs  sie  die  Zinntheilchen  durdbi 
das  Anhängen  an  sich,  ausgebreitet  erhält,  und  sie 

giefsen ,  auf  die  Ilühhing  desselben  einen  genau  passenden 
Kern  aufsetzen,  und  diesen  durch  eine  zwecliniäfsige  Vor- 
richtung, z.  B.  eine  sehr  starlie  Schraubenpresse ,  so  lang  mit 
gröfster  Gewalt  auf  das  Metall  wirken  lassen  ,  bis  es  gan»  , 
erkaltet  wäre.  Dafs  übrigens  das  Teclinische  dieser  Opera- 
tion Schwieriglieiton  hätte ,  braucht^  fast  nicht  erii;inert  iii 
werden.  — 


CII 


ibball  Ach  so  sehr  zu  nähern^  als  sie  Leim  massiven 
Meullgofs  Üiun  bürden» 


i  den^  dmrch  die  Lichtflamme  ^*  den  Löthkol- 
beA  oder  die   Stichflamme   erzeugten   regelmäfsigen 
Figur en>  die  sich  auf  Kupfer  nicht  werden  hervor- 
Lringen  lassen^  spielt  das  Eisen  eine  gröfsere  Rolle 
durch  sein  Verhaltnifs  zur  Wärme.     Die  aus  den   er- 
hitzten Mittelpunkten  oder  Mittellinien  nach  dem  Er- 
kalten hüschelförmig  auslaufenden  Strahlen^  die  auf     ' 
beiden  Seiten  gleich  sind,   haben  unstreitig  in  der      ^ 
Art  ihren  Grund^  wie  sich  das  Eisen  abkühlt^  so  gut  wie 
der  Spiefsglanz- Stern ^  der  auch  nur  in  runden,  et- 
was tiefen  Gefäfsen,  in  denen  das  Metall  von  aufseu 
nach  innen  langsam  erkaltet ,  entstehet. 

Noch  bemerke  ich ,  dafs  man  bei  den  mit  Was- 
ser nur  auf  einer  Seite  abgekühlten  Blechen,  eine 
mittlere  oder  besser  zusammengesetzte  Wirkung  nach- 
weisen kann.  Auf  der  Seite ,  die  das  Wasser  unmit- 
telbar berührt  hat,    erscheinen    eckichte  Steinchen 

■  (die  recht  sehr  auf  die,  mit  gehöriger  Vorsicht  auch 
:  in  geschmolzenem  Zinn  hervorzubringenden  rauten« 
I  förmigen  Krystalle  erinnern).  Auf  der  andern  Seite 
I  aber,  wo.,  cias  Erstarren  des  Zinns  ixichx.  so  schnell 
I  durch  das  Wasser,  sondern  erst  mittelbar  durch  das 
(erkaltete  Eisen  geschieht/ entsteht  eine  Bildung,  die 

■  zwischen  der  rautenförmigen ,  dem  Zinn  überhaupt 
eigenthümUchen  Kry stalli$ation ,  und  der  straliligeo. 
durch  die  Lichtflanune  bewirkten  das  Mittel  hält 

Den  Vorzug  des  Eisens  vor  dem  Kupfer  habe  ich, 
schon  früher  beiläufig  erklärt  (§.  i3.).  Kupfer,  und 
die  meisten  andern  Metalle,  erhitzen  sich  weit  schnel- 
ler, gleichförmiger,  und  leiten  die  Wärme  weit  be^ 
«er  als  Eisen,  welches  schlecht  leitet  und  sich  gleich- 
«am  nur  ruck -und  stöfswcise  erwärmt.  Daher  kömmt 
nnter    and«ri;i    das     öftere     ICrachea    «ine$    Ofens 


tl2 

an5  EUenWcch ,  der  tieheitit  wird ,  welches  man  auch 
keim  Lrhitien  df^r  Lleche  ut»er  der  Flamme  öfters  wahr- 
nimmt.    Der  erhitzte  Fleet,  weicher  die  Wärme  nur 
htnor^jn,  weiter  leitet .    dehnt  sieh  ans^  und  zwar  so  \ 
v^hr  dafs  sich  das  Uleeh  dort  wirft ^  und  die  erhitzte  ^ 
Stelle  in  die  HoLe  jjetriehen   wird      Aus    derselben^ 
Ursache  krümmt  sich  auch  d;,nnes  Blech  unter   dem  , 
LothJLolben   (  .  5.\ 


1  "^  Da  alsö  die  Fi:zuren  auf  dem  Bleche  vor  dem 
Beitzen  schon  da  sind,  so  foL:t  ganz  unbestreitbar,  '^ 
dafs  die  Säuren  sie  nur  decilicher  machen.  Diese  wir-  '^ 
ken  wahrscheinlich  LlU's  durch  die  ihnen  gewöhn-  ^ 
liehe  OxTdation  des  Metalles,  und  die  Spiegelung^ 
der  Fleeten  entsteht  vermuthlich  nur  dadurch,  dafs  *^ 
einige  Stellen  der  Krr stalle  mehr,  andere  aber  weni-  ^ 
cer  Yon  ihnen  ansesrriSTen  werden.  Den  unsystemati-  *^^ 
sehen  Ausdruck:  ankeifen ^  wähle  ich  übrigens  ge-^ 
flissenflich,  weil  ich  nicht  glaubr,  dafs  eine  eigejit--^ 
liehe  Metallsalz -Bilduu«;  oder  auch  nur  eine  höhere^ 
Orvdationsstufe  hier  statt  habe.  Ja  sie  mufs  sogaTi^'^ 
fnach  ,.  a.j  Termiedeu  werden.  Es  ist  wahrscheinr  ^ 
lieh  blofs  jene  anfängliche  schwache  Einwirkung  der. 
Säure  auf  alle  leichter  oxrdirbaren  Metalle,  die  der 
eigentlichen  Auflösung  Torhergoht ,  und  ihnen  dett  ^ 
Glanz  benimmt,  wie  diefs  häufig  bei  Zinn,  Bleji^ 
Wiismuth,  ja  sogar  Silber«  der  Fall  ist.  ^ 

■iL* 

Wie  aber  jene  Spiegelung  eigentlich  dadurch  entr' 
stehe ;  ganz  deutlich  zu  machen,  wäre  eine  zieimidv^x- 
schwierige  Auf*;abe.  Ich  gebe  blofs  entfernte  Veri^>'=? 
muthungen.  ^VahrscheiIllich  bestehen  auch  jenei^ 
Zinnkrvstalle  aus  einzelnen  Blättern ,  Büscheln  odcrV^ 
Schichten  /wie  die  Krvstalle  überhaupt),  in  derc»^=^- 
Zwischenräume  die  Säure  nur  ungleichförmig  eiÄ^''*= 
drinr:en  kann.  Dafs  eine  solche  ungleiche ,  bloft^^^^ 
von  der  Struktur  dos  Krvstalls  abhänt^ende  Ein—— 
Wirkung  des  Auilösungsmittels   statt  finde,    beweis^* 


ii3 

die  Erfahrting,  weil  sonst  jeder  Salzkrystall,  den 
man  im  Wasser  auflost,  nicht  zuerst  an  den  Kanten 
stampf  werden,  sondern  ohne  Verlust  seiner  Form 
regeunäfsig  sich  verkleinern  müfste.  So  möchte  denn 
die  Säure  auf  die  blättrigen  Zinnkrystalle  etwa  so  wir- 
ken, und  so  in  sie  eindringen,  wie  das  Wasser  in 
ein  Buch  Papier,  das  ganz  von  demselben  umgeben 
ist,  leichter  nähmlich  zwischen  den  Kanten  und 
schwerer  durch  die  Masse  der  Blätter.  Demnach 
würden  also  einige  Stellen  der  Krystalle  angegriffen 
werden,  und  den  Glanz  verlieren,  während  andere 
ihn  behielten  ,  und  die  fleckichten  Figuren  daher 
nach  Beschaffenheit  des  einfallenden  Lichtes,  Glanz, 
oder  das  Grau  des  sich  gebildeten  Oxydes  zeigen,  so 
wie  eine  ähnliche  Spiegelimg  beigillochirten  Dose^,  bei 
den  gewässerten  Zeugen  u.  4»  gl»  ebenfalls  nur  von 
dem  einfalleuden  Lichte,  und  der  jedesmahligen 
\  Lige  der  Erhöhungen  oder  Vertiefungen  gegen  das- 
sefce  abhängt.  Die  Richtigkeit  dieser  Ansicht  vor- 
tasgesetzt  wäre  also  der  Nähme  moire  metaUique  nicht 
nur  ' bezeichnend ^  sondern  auch  wiSiSenschaßlich 
fmau. 

18)  Fragt  man  endlich,  warum,  wenn  dictee 
Wirkungsart  der  Säuren  wirklich  statt  findet,  ähnliche 
Erscheinungen  bis  jetzt  noch  nicht  bemerkt  worden 
ttnd,  so  kann  ich  erwiedern,  dafs  ich  eine  solche  vor 
mehreren  Jahren  wirklich  gesehen  zu  haben,  mich 
dimkel  erinnere.  Da  ich  die  Hoffnung  keineswegs 
tu^ebe,  den  moir^  m^talliquc  auch  auf  massivem  Me- 
tall hervorzubringen,  und  Avenn  Zeit  und  Umstände 
tt  erlauben,  gesonnen  bin,  mehrere  Versuche  dar- 
[iber  anzustellen,  so  werde  ich  mich  bemühen,  jene 
Reminiszenz  deutlich  zu  machen,  und  das  Ganze  so- 
bald als  möglich  zur  aligemeinen  Kenn  tnifs  zubringen« 


Ulrl.  a.  p«I)t   Ust   l   B4.  8 


/ 


V. 

Praktische  Bemerkungen  über  dieDimen- 

sionen  und  Wirkungen  der  fVatf sehen 

und   fVoolf  sehen  Dampfmaschinen. 

Vom   Herausgeber« 

deit  der  Einführung  der  Dampfmaschinen  hat 
man  bekanntlich  ihren  mechanischen  Effekt  nach 
Pferdeskräften  bemessen  j  weil  jene  neue  bewegende 
Kraft  an  die  Stelle  der  bisherigen  Arbeit  der  Pferde 
in  Anwendung'  kam.  Durch  diese  Schätzungsart  des 
Effektes  beabsichtigte  man  weniger  eine  genaue  Be- 
stimmung seiner  Gröfse ;  vielmehr  sollte  dem  Besitzer 
oder  Käufer  der  Maschine  nur  die  vergleichende  An- 
sicht ihrer  Wirkung  auf  eine  populäre  Weise  da- 
durch verschafft  werden,  dafs  man  die  Anzahl  der 
Pferde  angab,  deren  gewöhnliche  Arbeit  die  Maschine 
zu  ersetzen  im  Stande  seyn  würde.  Um  eine  genaue 
Ansicht  des  Effektes  einer  Dampfmaschine  zu  erhal- 
ten, mufs  wie  bei  jeder  Maschine,  ihr  mechanisches 
Moment  angegeben,  oder  ausgedrückt  werden^  wie 
viel  Gewicht  4ie  Maschine  in  einer  bestimmten  Zeit 
auf  eine  bestimmte  Höhe  zu  heben  vermag. 

Zum  Behufe  dieser  ge^iauern  Bestimmung  setzten 
ßoulton  und  fFatt,  zur  Vergleichung  des  Effektes  ihr 
rer  Dampfmaschinen,  die  Kraft  eines  Pferdes  für  eioi^ 
,  Arbeit  von  acht  Stunden  des  Tages,  auf  33ooo  Pfund 
in  einer  Minute  auf  einen  Fufs  gehoben,  'oder  55^ 
Pfund  in  einer  Sekunde  auf  einen  Fufs  *).  Nai 
dieser  Bestimmung  ist  in  den  ^Aa^/'schen  Maschinen 
aus  ihrem   mechanischen   Momente    die  Anzahl  dec 


^ 


i'}  Ditf  .viaiäc  utid  Oewichle  sind  \\\\  Folgenden  englisch  angcgt-* 
ben,  das  Pfund  nachtfvo/r  dupoids  \j^W\c\i\ 'y  wenn  nicht,  aul^ 
drücklich  W.  oder  Wieuer^e^Yichit  l^eigesetzt  ist. 


\ 


11^ 

[    Pferde^  mit  welchen  die  Maschine  gleichen  Effekt 
leisten  soH,  abgeleitet. 

Dieses  Mafs  einer  Pferdeskraft  ist  unterdessen  zu 
grofs^  wieilnach  den  hierüber  vorhandenen  Erfahrun- 
gen nur  das  stärkste  Pferd  auf  kurze  Zeit  eine  solche 
Anstrengung  auszuhalten  im  Stande  seyn  würde,  Boul- 
ton  und  fVatth^htri  dieses  Mafs  zur  Vergleichung  des 
Effektes  ihrer  Maschinen  ohne  Zweifel  nur  darum  so 
hoch  angenommen^  damit  die  Maschine  auf  jeden  FaH^ 
:  auch  wenn  aus  Mangel  der  genauen  Bedienung  und  Auf- 
sicht die  berechnete  gröfste  Wirkung  bedeutend  ver- 
siindert  würde  ^  dennoch  die  versprochene  Pferde- 
kraft ersetze« 

Nach  den  genauen^  ziemlich  imGrofsen  und  un- 
ter veränderten  Umständen  angestellten  Versuchen  von 
Smeaton  y  kann  die  Kraft  eines  gewöhnlichen  Pfer- 
des^ welches  acht  Stunden  des  Tages  arbeitet^  nicht 
hoher  angeschlagen  werden,  als  auf  22000  Pf.  in  ei- 
ner Minute  auf  einen  Fufs  gehoben,  oder  36ö  Pf.  in 
einer  Sekunde  auf  einen  Fufs.  Dieses  ist  die  Arbeit 
Ton  sechs  Menschen« 

WüU  man  die  Kraft  einer  Dampfinaschine  bestim- 
aen,  so  müssen  der  Flächeninhalt  des  Kolbens,  auf 
Welchen  der  Dampf  drückt,  oder  die  innere  Weite  A^^ 
Zylinders^  die  Höhe  des  Hubes  des  Kolbens,  die  An- 
zahl der  Hübe  in  einer  Minute ,  und  die  Elastizität 
.des  Dampfes,  mit  welcher  der  Kolben  niederge- 
drückt wird,  berücksichtigt  werden 3  weil  von  diesen 
Bestimmungsstücken  unter  übrigens  gleichen  Umstän- 
den die  Wirkung  der  Maschine  abhängt-  Die  Höhe 
de»  Kolbenhubes  in  Fufsen,  bei  der  doppeltwirken- 
den Maschine  doppelt  genommen,  multipUzirt  mit  der 
AnzaU  der  Hübe  in  einer  Minute,  gibt  die  Geschwm- 
digkeit  des  Kolbens^  diese  multiplizirt  mit  dem  wirk- 
lichen Drucke  des  Dampfes  auf  den  Kolben  oder  mit 
dessen  Flächeninhalt  in  Quadratzollen  multiplizirt  mit 


ii6  '  • 

Äern  Drucke  des  Dampfes  auf  einen  QuadratzpU  in' 
Pfunden,  gilbt  die  mechanische  Wirkung  oder  die 
Anzahl  der  Pfunde ,  welche  die  Maschine  ^uf  einen 
Fufs  in  einer  Minute  zu  heben  im  Stande  ist.  Diese 
Zahl  dividirt  durch  33ooo  gibt  die  Benennung  ihrie$ 
Effektes  nach  dem  Mafse  dqr  Pferdeskraft. 

Zum  Beispiel,  eine  doppelt  wirkende  Pfatf sehe 
Maschine  habe  einen  Zylinder  von  ^4  Zollen  Durchs 
messer  (im  Lichte);  der  Kolbenhub  ist  5  Fufs  lang^ 
u|id  vCs  geschehen  20  Kolbenspiele  (doppelte  Hübe^ 
oder  Gänge  des  Kolbens  auf  und  nieder)  in  einer  Mi- 
nute ;  der  Druck  des  Dampfes  auf  den  Kolben  ist 
7,3  Pf  für  den  QuadratzoU.  Hier  ist  der  Flächenin» 
halt  des  Kolbens  =^:  4^2  Quadratzoll,,  folglich  dei*. 
Druck  auf  denselben  =^.  4^2  X  7>3  =  .33oö  Pf.  Di'e , 
Geschwindigkeit  des  Kolbens  ist  20  X  3  X  5  ==5  200^ 
Fufs.  Es  werden  hier  also  in  einer  Minute  33oo  P£\ 
durch  einen  Weg  von  200  Fufs  bewegt;  folglich  33oiy,] 
X  200  oder  666000  Pf.  in  einer  Minute  auf  einen  ^^i 
gehoben.  Diese  Zahl  durch  33ooo  dividirt  gibt  20,  ^Ül 
die  Anzahl  der  Pferde,  durch  deren  Kraft  dieMaschin^^ 
von  den  angegebnen  Dimensionen  bemessen  wird 

Wäre  diese  Maschine  nur  einfach  wirkend, 
dafs  der  Dampf  den  Kolben  z.  B.  nur  immer  nied 
drückt,   während   die   Hebung  desselben  durch 
Gegengewicht    erfolgt;    so   ist   begreiflich  die  S 
jener  Maschine- nur  die  Hälfte  oder  von  10  Pferd 

Der  wirkliche  Druck  auf  den  Kolben  hängt  vi 
der  Elastizität  des  Dampfes,  von  der  mehr  oder  lA*^. 
der  vollständigen  Herstellung  des  Luft -und  Dampi^ 
leeren  Raumes  auf  der  entgegengesetzten  Seite 
Kolbens  vermittelst  der  Kondensirung  und  des  S 
les  der  Luftpumpe,  und  von  der  Reibung  des  J 
bens  und  der  übrigen  Maschinerie  ab.  Bei  ei 
Elastizität  des  Dampfes  gleich  dem  Dx^ucke  der  AtmdN 
Sphäre,  also  dem  geringsten^  der  in  dem  Kessel  ein«^ 


'•I 


hl 


117 

^fltt'schen  Dampfmascliine,  deren  Sicherheitsventil 
gewöhnlich   mit  einem  Gewichte  von  2  his  4  Pf-  auf 
den  Quadratzoll  heiastet  wird ,  Statt  finden  kann  oder 
soll,  djimit  der  Kessel  von  der  äufsern  Luft  nicht  ge- 
drückt werde,  und  durch  kleine  Ritzen  etwa  Luft  ein- 
zusaugen vermöge/ würde  daher  der  effektive  Druck 
auf  den    Kolben  il^fi  Pf.  für  den  Quadratzoll  bietra- 
gen; wenn  der  Raum  unter  »demselben  vollkommen 
,    luft'-und  dampfleer  wäre,  und  die  Maschine  seihst 
1    ohne  Reibung  ginge.   Allein  dieser  wirkliche   Druck 
i   beträgt  bei  Maschinen  von  geringeren  Dimensionen,  bis 
f    za  20  Pferden ,  kaum  die  Hälfte  jenes^'^öfsten,  und 
äi)ersteigt  bei  gröfseren  Maschinen,  bei  welchen  im  be- 
sondern  die  .Kolbenreibung  verhältnifsmäfsig  geringer 
wird,  diese  Hälfte  nur  wenig.  Der  Grund  davon  liegt  in 
^    der  nicht  vollkommen  zu  bewerkstelligenden  Leerheit 
des  kondensirten  Raumes ,  in   welchem  immer  noch 
Dampf  von  3o°  —  4^®  R.  folglich  von  i  bis  2  Pf.  Druck 
tnf  den  Quadratzoll  zurückbleibt;  in  der  nicht  vollkom- 
menen Dampfdichtigkeit  des  Kolbens,  wodurch  aufser 
demDampfirerlust,  die  vollständigere  Kondensirung  er- 
[.  fdiwen  vnrd  j  und  in  der  Reibung  der  Maschinentheile. 

Die  nachstehende  Tafel  enthält  die  zur  Berecl:^-^ 
mmgdes  Effektes  der  Dampfmaschinen  nöthigen  Be- 
stimmungsstücke  und  den  ^ur  Hervorbringung  des 
bestimmten  Effektes  erforderlichen  Brennstoffaufwand 
m  englischen  Steinkohlen  {newcastle  coals).  Diese 
Tafel  ist  aus  Beobachtungen  über  eine  grofse  Anzahl 
wirklich  bestehender  ^a^^*scher  Dampfmaschinen 
von  verschiedener  Stärke  hergeleitet:  die  Bestim- 
;Omngen  für  mittlere  Gröfsen,  welche  zwischen  den 
wirklichen  Beobachtungen  liegen,  sind  nach  dem  aus 
der  Beobachtung  sich  ergebenden  Verhältnisse  inter- 

tolirt.  Es  ist  dabei  vorausgesetzt,  dafs  das  Sicher- 
^  citsventii  des  Kessels  mit  4  Pf-  auf  den  Quadratzoll 
beladen  sey,  oder  die  Elastizität  des  Daoipfes  iiat^  lii^es-^ 
sei  sich  innerhalb  der  Grenzen  von  2  bis  4  Pf  Druck 
sof  den  Quadratzoll  über  jenen  der  Atmosphäre  halte* 


^ 
y 


über  die  Dimensionen  der  ZyKnder  der  PTatt'acbe 
liehen  Effektes,  mit  Rücksiel: 


i   Pferdes- 

den  Holben. 

Ifcraft«    bei 
1   doppelt 

Uascliiaen. 

,^r  in  zoi- 

laiiilt. 

t          , 

6.0 

^B 

18.0 

7. 

199 

1 

8.3 

54 

17-4 

■      39« 

4 

II.6 

106 

7.3 

6 

,3.9 

iSi 

«5.4 

8 

.5.9 

'99 

«4.9 

6.9 

.389 

1         'O 

«45 

«4.5 

.7.8 

«4.0 

7-' 

■4 

».6 

33« 

«3.7 

7-' 

.357 

■6 

.1.75 

373 

.3.3 

1666 

1     '  '8 

a3.o 

4i« 

«J.9  1 

7.« 

lO 

45a 

««.6 

7.3 

33oo 

»5.1 

493 

H.4 

7-35 

363o 

«6.1 

7-4 

39fio 

16 

16.9 

569 

7.5 

4590 

38 

«7.8 

6o5 

«1.6 

7.6 

46«o 

3o 

18.7 

645 

«1.5 

7.6 

489T 

3i 

19-3 

68» 

7.39 

H 

3o.3 

36 

3i. 

756 

«1.0 

58i3 

38 

3i,8 

79i 

«0.9 

7.6 

4o 

3a-.6 

83« 

«0.8 

7.6 

6346 

4> 

33.3 

869 

«0.7 

44 

34. 

906 

«0.6 

7-7 

6980 

46 

34.7 

913 

7-7 

7.98 

!        48 

35.3 

979 

«0.4 

7-7 

7543 

5o 

36. 

10«» 

»0.4    1 

7857 

5i 

36.6 

io55 

so  3 

7.75 

8.7- 

64 

37.3 

1091 

»0.3 

7-77 

38. 

58 

38.8 

-.0.« 

7-79 

91.4 

n0 


f  e    1 


Dampfinaschinen  und  über   die  Gröfse   ihres  wirK«" 
auf  den  Brennstoffaufwand. 


Geschwindiglieit   des 
Kolbens. 


Mechanischer  Effekt 
oder  Gewicht  in  i  Mi- 
nute zu  einer  Höhe 
von  I    Fufs  gehoben. 


Länge  des 

Habe«    ia 

FoTsen. 


»Vi 

1 

3 

3% 


Ansahl 
der     Hol- 
benspiele 
in  einer 
Minute. 


Geschwin- 
digkeit des 

Holbens  in 
1  Minute 

in    Fufsen. 


Kabikfufs 
Wasser. 


Gewicht    in 
Pfunden. 


Vermehrung 

▼on  Kohlen  in 

1  Stunde   in 

Pfunden. 


Far 

jede 

Pferdes. 

kraft. 


I9  GaB' 
sen. 


5o 

42 
34 
3i 

27 


i66y3 
169 

170 
i85 
190 


528 
i,o56 
2,112 
3,168 

4,224 


33,000 

66,000 

1 3  2,000 

198,000 

264^000 


20.7 
i5.6 
i3.8 

13.3 
lO.Ö 

47 

65 
73 
84 


4 

4 

4'/» 

4% 

4% 


»4 

192 

5,280 

»4 

192 

6,336 

22 

196 

7,392 

22 

198 

8,448 

22 

198 

9,5o4 

33o,ooo 
396,000 
462,000 
528,000 
5949<>oo 


10.0 

100 

9.8 

117 

g:; 

126 

i4o 

8.5 

i53 

5  ' 

5 

5'/, 


30 

200 

20 

.200 

18 

200 

18 

200 

iB 

'   «00 

io,56o 
11,616 
1 2,672 
13,728 
^  14,784 


660,000 
726,000 
792,000 
858,000 
924,000 


8.3 

8.0 

7.8 

J7.6 

7.4 


166 
176 
187 
197 

207 


>7 

304 

1 5,840 

*7 

po4 

16,896 

}7 

204 

17,952 

»7 

204 

19,008 

16 

208 

20,064 

999.000 
,o56,ooo 
,122,000 
,188,000 

,254)000 


7.2 

7-1 
7.0 

6.9 

6.8 


216 
227 
238 
249 
258 


16 
16 
16 
16 
i5 


208 
208 
208 
208 
210 


21,120 
22,176 

23,232 

249^88 

25,344 


,330,000 
,386,000 
,45^,000 
,5 18,000 
^584)000 


6.7 

268 

6.6 
6.5 

379 
^86 

6.4 
6.3 

294 

302 

i5 

210 

26,400 

i5 

210 

27,456 

i5 

210 

28,512 

i5 

210 

39,568 

14 

210 

30,634 

,65o,ooo 
,716,000 
,782,000 
,848,000 
1,914,600 


6.2 
6.1 
6.1 
6.0 

6.0 


3io 
317 
329 
336 
348 


120 


Fortsetzm^ 


; Anzahl  der 
j    Pferdes- 
«lirätte     bei 
j   doppelt 
wirkenden . 
Maschinen. 


Dimensionen  des  Kolbens. 


V^irlilicher  Druck  auf 
den  Kolben. 


Durchmes- 
ser in  Zol- 
len. 


Flächen. 
Inhalt. 


Ansah!  der 

Quad.  Zolle 

far  1   Pfer- 

deskraft. 


Druck  auf 
den     ^nadr. 
Zoll  in  Pfun- 
den. 


GuuerDmeJL 


s: 


60 
62 
64 

66 
68 


39.3 
39.8 
40.4 

41. 
41.6 


1206 

1246 
1280 

l32'0 

i36o 


ao.i 

7.8 

90.I 

7.8 

20.0 

7-85 

20.0 

7-9 

20.0 

7-9 

9,4»8 

9»74' 
0,057 
0,371 
0,686 


.7» 
7« 
74 

78 


42. 

i386 

19.9 

42.7 

i4^ 

19.9 

43.3 

1472 

19.9 

43.7 

i5o5 

19.8 

444 

i544 

i9.a 

8»o 
8;o 
8.0 
8.0 
80 


I9106 

1,423 
1.740 
2.o58 

2,375 


80 
85 
90 
95 
100 


45. 

1590 

19.8 

46.9 

1674 

19.7 

47.5 

1773 

19.7 

48.7 

1862 

19.6 

5o. 

1963 

19.6 

8.0 

8.2 
8.2 

82 

8.2 


2,692 
3,750 

4,558 
5,367 
6,176 


io5 
110 
ii5 

1{M> 
1261 


öl. 

52.2 

53.4 

54.7 

56. 


2043 
2145 
2^42 
2340 
•2463 


19.5 
19.5 
19.5 
19.5 
19.5 


II 


82 
8.5 
8.5 
8.5 
8.5 


6,990 

8,333 

9,166 

20,000 

2 1,000 


l32 

i36 

140 

145 
i5i 


57 

.  2552 

[   >9-4 

58 

2642 

19.4 

69 

2734 

19.4 

60 

2827 

19.4 

61 

2922 

19.3 

8.5 
8.6 
8.6 
8.6 
8.6 


»2^000 
22,666 
a3,5o3 
24,4  >  3 
25,4.24 


i56 
161 
166 
172 
178 


a    62 

3019 

63 

3n7 

64 

3217 

65 

33i8 

66 

3421 

19.3 
19.3 
19.3 
19.2 
19.2 


8.7 
8.7 

8.7 

8.8 
8.8 


a6,265 
27,246 
28,092 
29,258 
3o,435 


189 
200 
212 


68 

70 
72 


3632 
3848 
4071 


19.2 
19.2 
19.2 


8.9 
8.9 
9.0 


32,484 

34,555 
36,821 


dieser.  Tafel. 


131 


Mechanischer    Elfekt 

Verzehrung 

Geschtrindiglieit  des-     { 

oder  Gewrcht  in  1  Mi- 

von Hohlen  in 

^ 

Kolbens. 

nute  zu  einer  Höhe 

1  Stunde   in 

von  1  Fufs  gehoben. 

Pfunden. 

■ 

Ansakl 

Oesoh  win- 

v»^ 

Läufe  de« 

Halles    ia 

Fmfsea. 

der     Kol- 
Wuspiel« 
SB  einer 

digkeit  d^a 
HeUeM  in: 
1    1  Minute 

HnbikfarB 
Wasser. 

Gewicht  ia 
Pfunden. 

r  ttr 

|ede 

Pferdes. 

kr«ft. 

Im  Gän- 
sen. 

lIuiQt«. 

in  Fnfsen. 

7V2 

14 

31CI 

3i,68o 

1,980,000 

5.9 

354 

7V1 

14 

2V>  - 

32,736 

2,046,000 

5.9 

366 

TVi 

.     *4 

aio 

33,792 

2,112,000 

6.9 

378 

7'/a 

14 

210 

34,848 

2,178,000 

5.8 

382 

7'/. 

.     14.  .!     110      1 

35,904         2,244*000 

5.8 

394 

8 

iS 

208        J 

36,960 

2,3 10,600 

5.8 

406 

8 

i3 

20B 

38,016 

2,376,000 

5.7 

410 

8 

i3 

108 

39.072   ' 

2,442«000 

6.7 

422 

8 

i3' 

208 

40,128 

2,5o8,ooo 

5.7 

433 

8 

*     iS 

208 

41,184 

2,5749000 

5.6 

437 

8 

iS 

«•8 

42,240 

2,604,000 

5.^ 

448 

«»A 

1% 

to4 

44»88o 

2,8o5,ooo 

5.6 

476 

s*/« 

12      ' 

104 

47.520 

2,970,000 

5.6 

604 

»Vi 

la 

•04 

5o.i6o 

3,  i35,ooo 

5.5 

622 

»A 

12 

204 

K  62,800 

3,3oo,ooo 

5.5 

l  655 

9 

11 

198 

55,440 

3,365,000 

5.5 

677 

1 

9 

11 

198 

58,o8o 

3,63o,ooo 

5.5 

606 

9 

11 

198 

60,720 

3,795,000 

5.5 

632 

t 

9 

11 

198 

63,36o 

3,960,000 

5.5 

660 

9 

11 

198 

66,528 

4,i58,ooo 

5.5 

1  693 

9 

11 

198 

69,696 

4,356,000 

5.5 

72(1 

9 

10^4 

^97 

71,808 

4.488,000 

5-5 

748 

9 

10% 

197 

73,920 

4,620,000 

5.5 

-770 

9, 

loVi 

196 

76.560 

4,785,000 

5.5 

797 

9.6 

loVi 

196 

79,728 

4,983,000 

5.S 

83o 

9<6 

ioy; 

196 

82,368 

5,148,000 

5.5 

858 

9^  . 

10% 

195 

85,oo8 

5,3 1 3,000 

6.5 

885 

9.6 

10  - 

195 

87,648 

5,478,000 

6.5 

913 

, 

9.6 

9y4 

194 

90,816 

5,676,000 

5.5 

946 

10. 

9^/4 

19S 

93.984 

5,874,000 

6.5 

979 

10 

9% 

192 

99i79« 

6,287,000 

5.5 

1039 

10 

9^2 

191 

io5,6oo 

6,600,000 

5.5 

1100 

10 

l     9y2 

190 

111^936 

6,996,000 

5.5 

1166 

- 

122 


I 


Die  Materialien  zu  dieser  Tafel  befinden  sich  im  .  j 
den  monathlichen  Berichten  der  Maschinen -IhspekicH   .: 
ren  über  die  Arbeiten  der  Dampfmaschinen  in  den  , 
-Bergwerken  in  Cor/iTVÄ/Z,     Bis  zum  Jahre  i8n  hat-  . 
ten  die  in  diesen  Minen  befindlichen  Ffatt^sclLen  M^  ^ 
schinen^  durch   die    Maschinenmeister   verwahrlost,  i 
in  Verhältnifs  ihres  Effektes  viel  Brennstoffaufwand  ... 
erfordert,  indem,  na<^h  einem  Mitteldurchschnitt  der^ 
selben  im  August  desselben  Jahres ,  mit  einem  Bu-  ^ 
schel  (88  Pfund)  Kohlen  nur  1 3  i  MiUionen  Pfund  ^ 
Wasser   auf  i   Fufs  hoch  gehoben  wurden.    Die  Ei- ,, 
genthümer  der  Minen  von  Cornwall  stellten  sonach  • 
einige   geschickte    Ingenieurs   {Thomas  xmA.    John. 
Lean)  zur  Aufsicht  auf,  welche  in  jedem  Monath  öi-  j, 
nen  Bericht  über  die  Arbeit  jener  Maschinen ,  mit  - 
namentlicher  Aüfiuhrung  jeder  Einzelnen,  ihres  Effek- .' 
tes,  ihrer  Dimensionen  und  ihres  Brennstoffaufwan* 
des  drucken  liefsen.    Seit  dieser  Zeit  hielten  die  Ma-.^ 
schinenmeister  ihre  Maschinen  besser  in  Ordnung^  inr  , 
dem  sich  bald  nachher  der  Effekt  rücksichtlich  des  . 
Brennstoffaufwands   sehr  vermehrte,  so  dafs  in  dem/' 
Monathsberichte   vom  Juni    i8i8  die  niittlere  Wir*-: 
kung  von  ^4  ^^t^^'schen  Dampfmaschinen  (einfach  ^ 
und  doppeltwirkend)  auf    33,836654    Pfund    Was-^ 
ser  mittelst  eines  Buscheis  (88  Pf.)  Kohlen  auf  i  Fufs  ^ 
gehoben,  angegeben  wird.. 

.   Die  Bestimmungsstücke  dieser  Tafel  gelten  auch  "^ 
für  einfach  wirkende  Maschinen,  wie  sie  noch  beji^ 
grofsen   Pumpwerken,  angewendet  werden,   indeiflf^ 
bei  gleichen  Dimensionen  des  Zylindersund  gleicheni^''^ 
Pruck  auf  den  Kolben  ihr  Effekt  und  ihr  Kohlenvej*^ 
brauch  die  Hälfle  jener  bei  den  doppelt  wirkendeJk^ 

Maschinen  sind.  t^ 

•t 

Es  ist  aus  diesen  Beobachtungen  ersichtlich,  dafk 
der  Brennstoffaufwand  für  eine  bestimmte  Wirkun(|^'i 
der  Maschine  immer  mehr  abnimmt^  je  gröfser  dii|^^ 


Maschine  wird;  dafs  jedoch  hierin  hei  einer  Stärke 
von  loo  Pferden  oder  dem  Durchmesser  des  Zylin- 
ders von  5o  Zollen  eine  Grenze   eintrete,   üher  wel- 
cher di^  weitere  Vergröfserung  der  Maschine  keine 
Verminderung  des  BrennstofTauf^andes  mehr  hervor- 
bringt. Der  Grund  des  gröfseren  Aufwandes  an  Brenn  - 
material  hei  kleinern  Maschinen  liegt  in  der ,  verhäh- 
nifsmäfsig  zu  der  Gröfse  des  ganzen  EflFektes ,  gröfse- 
ren Reihung  des*Kolhens  und  der  ührigen  Maschinen- 
theile ;   daher  auch  mit  der  Gröfse  der  Maschine  die 
Gröfse  des  effektiven  Druckes  auf  den  Kolhen  immer 
inehr  zunimmt }  so  dafs  dieser,  hei  gleicher  Expan- 
sivkraft der  Dämpfe  im  Kessel,  hei  einer  Maschine 
von  IG  Pferden  7  Pf.,  und  hei  einer  von  212  Pferden 
9  Pf.  beträgt.     Die  Verminderung  des  Brennstoffauf- 
wandes' mit  der  Gröfse  der  Maschine  erreicht  aber 
endlich  eine  Grenze ,  weil  bei  sehr  gröfsen  Zylindern 
die  Dampfdichtigkeit  des  Kolbens  schwieriger  herzu- 
stellen und  zu  erhalten  ist,  und  sonach  durch  den  auf 
diesem  Wege  entstehenden  Dampfverlust  das  Erspar- 
nifs  auf  der  anderen  Seite  aufgehoben  wird  5  vielleicht 
mch  die  Gröfse  des  Feuerherdes   selbst  in  der  öko- 
Domischen    Verbrennung     durch    eine    Grenze   be- 
üngt  ist. 

So  ergibt  sich  aus  der  Vergleichung  des  mecha- 
lischen  Effekts  mit  dem  Kohlenaufwand,  dafs  bei  ei- 
ler  Dampfinaschine"  von  4  Pferden  mit  100  Pfunden 
Steinkohlen  144^0,000  Pfunde  auf  die  Höhe  von  i 
Fufs  gehoben  werden  ;  bei  einer  Dampfmaschine  von 
ED  Pferden  19,800,000  Pf;  bei  einer  Maschine  von 
$8  Pferden  3 1,680,000  Pf;  bei  einer  Maschine  von 
70  Pferden  34>620,ooa  Pf;  und  bei  einer  Maschine 
ron  90  Pferden  35,64o,ooo  Pf 

Die  mächtigste  Dampfmaschine ,  welche  gegen* 
irartig  in  England  nach  dem  Pp^att^sciien  Prinzip  vor- 
banden ist^  ist  StoddarVs  Maschine  an  der  vereinige 


.  ■  J 

,  •  •     •' 

124  j 

ten  Grube  in  Comwall:  sie  ist  doppelt  wirkend^  unii  n 
hat  einen  Zylind^  von  63  Zoll  Durchmesser;  das  Gre-  «; 
"wicht  des  Wassers  in  ihren  Pumpen  beträgt  S^OQoPEy  i^t 
mit  dieser  Last  macht  sie  6  j-  doppelte  Rolbenbobe '  i 
in  der  Minute  ^  jeden  Hub  von  7  ^  Fufs;  oder  M^^ 
hebt  diese  Last  i3  X  7I:  —  100  ^  Fufs  hoch    in  der^ 

Mmute.  Sie  hat  daher  eine  Kraft  von  8:1000  X  100  ^.jq 

— *■ 

33ooo 
?=:  aSo  f  iPferden.  -^ 

Mit  dieser  Maschine  sind  noch  direi  andere  voE 
gleichen  Dimension^  in  Verbindung,  welche  gemeiih 
schaltlich  die  Pumpen  zur  Hebung  des  Wassers  &Q*' 
der   Mine    in   Bewegung   setzen,     zusammen     €inp:^ 
Kraft  von  83 1  Pferden  ausüben,  und  daher  eine  eia-^ 
zige  Wasserhebongsmaschine  von  dieser  Stärke  dir-;'- 
stellen.  ^ 

Von  diesen  ist  vj_- 

Pferdclrtti^ 
Sloddart^s  Maschine,  Zylinder  63  ZoU^  aSo  \  ^S 
fViUiam\s  Maschine,  Zylinder  65  Zoll,  200  .  ^^ 
Sintis  Maschine,  Zylinder  63  Zoll,  -  i85  •*'= 
PoLdoreys  Maschine,  ZyUnder  63  Zoll,     196 


83t  i  ,^ 

SänuntUche  Maschinen  sind  doppeltwirkend« 

Die  Verschiedenheit  des  Effektes  in  diesen  UM. 
schinen  von  gleichen  Dimensionen  hat  ihren  GnuMT^ 
in  der  Verschiedenheit  des  effektiven  Drucks  des  ^^(f$L^ 
pfes  auf  den  Kolben ,  welcher  von  der  Gröfse  der  'S& 
pansivkraft  des  Dampfes  im  Kessel,  und  diese  wiedl}^ 
von  der  gröfseren  £rhitzungsfläche  des  Kessels  sdh4 
abhängt.  Je  nach  der  Gröfse  dieses  Kessels  und  Qacf , 
der  Art  der  Feurung  bei  gleichen  Kesseln  verändi 
sich  der  Effekt  der  Maschine  auch  bei  ganz  gleicii^ 
Dimensionen  derselben^  da  der  mechanische  Effidf^ 


\ 


jederzeit  im  Verhältnisse  steht  mit  dem  Gewichte  der 
in  gleicher  Zeit  in  Wirkung  kommenden  Dampfmenge. 
SO' befindet  sich  bei  der  Mine  Wheal  Alfred  in  Com- 
wall  eine  doppeltwirkende  Maschine  von  63  Zoll 
Durchmesser^  die  nur  die  Kraft  von  80  Pferden^  und 
eine  andere  in  der  IXalovath  Mine  von  gleichen  Di-^ 
mensionen^y  welche  die  Kraft  von  i3a  Pferden  hat* 

Bei  der   oben   erwähnten  ifto^c?ar^'schen   Ma- 
schine beträgt  der  Druck  des  Dampfes  auf  den  Kolben 

8aooo  ^  ,  ^^ 

=  -i—  =  ^6,4  Pf. 

J117 

auf  den  Quadratzoll.  Nach  der  Tafel  beträgt  der  effek- 
tive Druck  bei  einer  Maschine  von  diesen  Dimensio- 
nen bei  a  Pf.  Ventilbelastung  8,7  Pf.  auf  den  Quadrat- 
zoll; folglich  ist  in  der  erwähnten  Maschine  das  Si- 
cherheitsventil mit  etwa  30  Pf.  auf  den  Quadratzoll  bela- 
stet ,  wie  es  sich  auch  in  der  That  verhält.  Bei  ffatf^ 
sehen  Maschinen  ist  jedoch  diese  gröfsere  Spannung  der 
Pämpfe  fiir  den  BrennstoSaufwand  nicht  vortheilhaft ; 
auch  verbrennt  diese  Maschine  zur  Hebung  von  den 
8^261^500  Pf.  Wasser  in  i  Minute  auf  i  Fufs,  Sa  J 
Pf.  Kohlen^  während  die  in  der  Tafel  verzeichnete 
Maschine  von  63  Zollen  und  dem  effektiven  Kolben- 
'dru<^ke  von  nur  8,7  Pfund  auf  den  Quadratzoll  zur 
Leistung  desselben  Effektes  22,9  Pfund  Kohlen  ver- 
braucht* Man  wendet  daher  diese  höhere  Spannung 
anch  nur  dann  an  ^  wenn  man  mit  einer  kleineren  Ma- 
schine einen  gröfseren  Effekt  hervorzubringen  sich 
genöthigt  sieht  ^  als  aufweichen  sie  ursprünglich  be-* 
rechnet  ist. 

Die  Menge  des  Dampfes,  welche  zur  Bewegung 
der  Maschine  erforderlich  ist,  ergibt  sich  aus  der 
Geschwindigkeit  des  Kolbens,  multiplizirt  mit  der 
Quadratfläche  desselben.  So  sind  nach  den  Angaben 
der  Tafel  bei  der  Dampfmaschine  von  20  Pferden 
452  X  300  X  i^  KubikzoU  oder  628  Kubikfufs  Dampf 


126  ♦ 

I 

in  einer  Minute  von  der  Elastizität  der  Atmbsphm 
oder  etwas  darüber,  erforderlich,  oder  es  müssen  2iP£ 
Wasser  in  der  Minute  verdampft,  und  diese  Dampf» 
menge  in  derselben  Zeit  wieder  kondensirt  werden^ 

» 

Die  Wärme ,  welche  sich  bei  der  Kondensirung 
des  Wasserdarapfs  von    iöo°  C.  zu  Wasser  von  der- 
selben Temperatur  entbindet,  ist,  nach  den  neueren 
Versuchen  yon  Clement  und  Desormes,  hinreichend, 
um  5  1/2  mahl  soviel  Wasser  vom  Gefrierpunkte  bis  j 
zur  Siedehitze  zu  bringen.     Um  also  ein  Pfund  Was-  * 
serdampf  von  100°  C.  gerade  vollständig  zu  konden-  ; 
siren,   wobei   das  übrig  bleibende  Wasser  nodii  die  | 
Siedehitze  hat,  sind  6,5  Pfund  Wasser  von  1 5°  C.  I(i3^  . 
R.)  erforderlich.     Um  diese  7,5  Pf.  siedendes  Was- 
ser bis  auf  eine  Temperatur  von  ^o^  C.  herabzubrin-  ' 
gen,  sind  18  Pfunde  Wasser  von  i5^  C.  erforderlich:  - 
folghch  beträgt  für  den  vo^üegenden  Fall  die  ziir  Kon- 
densation im  Ganzen  erforderliche  Wassermenge  6,5  ^ 
X  18  =  ^45  Pf.  in  der  Minute.  Diese  mit  den  31  P£  ^ 
Wasserdämpfen  multiplizn-t ,    geben    die  Menge  des  h 
gesamwiten  Kondensations  Wassers  für  eine  Minute  za 
i54  Pfunden  *). 

Ist  die  Menge  dieses  Kondensationswassers  ge-'^ 
ringer,  oder  ist  bei  gleicher  Menge  seine  Ursprung-  J 
liehe  Temperatur  höher  j  so  erhält  das  warme.  Wasser 
im  Kondensator  eine  höhere  Temperatur,  es  drückt 
folglich  auf  den  jenseitigen  Theil  des  Kolbens  noch  ^- 
Dampf  von  einer  bedeutenderen  Expansivkraft,  und-. 


*)  Die  Forme)   für  diesen  Fall  ist  für  Grade  des   hunderttheili-    ' 

65o  —  b'  '^ 

gen  Thermometers  M  z=— — —  M',  wenn  M'  das  Gcwicnt  ^- 

u'  —  n 

des  zu  kondensirenden  W^asserdampfes ,  M  das  Gewicht  d»  . 
Hondcnsations  -  oder    Injectionswassers ,    n'  die  Temperatur  1 
des  aus  dem  Kondensationswasser   und   dem   W asser dampFv 
entsrehenden   warmen  Wassers,    n  die  ursprüngliche  Tem-i 
per*.tiir  dos  /um  Kondensiren  verwendeten  Wassers  in  Cöb-T 
tcsimai^raden.  bezeichnet«  '  V 

I 


1^7 

der  mrUiche  Druck  auf  den   Kolben  oder  die  Wir- 
kung .  der  Maschine  wird  dadurch  vermindert. 

Bei  dem  gewöhnlichen  Gange  der  Dampfmaschi- 
nen ist  die.  Menge  des  Wasserdampfes^  welcher  zum 
Kolbenspiele  gehört^  etwas  gröfser^  als   er  sich  aus 
der  Geschwindigkeit  des  Kolbens  mit  seiner  Grimd- 
flache    multiplizirt  berechnet.     Bei   der   ff^att*sch.en 
Dampfinascbiine  ist  für  jeden  Kolbenhub  etwa  i  i/^ 
mahl  soviel  Dampf  erforderlich^  als  zur  Ausfüllung  des 
Zylinders  hinreichte.     Dieser   Dampfverlust  entstellt 
theils  durch  die  nicht  vollkommene  Schliefsung  des 
Kolbens^  theils  von  einiger  Kondensirung  beim  Ein- 
tritte des  Dampfes  in  den  Zylinder^   vielleicht  auch 
zum  Theil  durch  die  Kondensirung  des  Dampfes  an 
der  Kolbenstange^  die  bei  ihrem  Heraustreten  aus  dem 
Zylinder  immer  etwas  abgekühlt  wird.  Auf  diese  grös- 
sere Dampfnjenge  mufs  daher  ^  sowohl  bei  der  Kon- 
densirung ^  ^Js  bei  der  Anlage  des  Kessels  für  einen 
bestimmten  Maschinen- Effekt  Rücksicht  genomi^ien 
werden. 

Da  in  der  Dampfmaschine  der  Wasser -Dampf 
die  bewegende  Kraft  ist;  so  kann  ihre  beabsichtigte 
Wirkung  nur  insofern  erfolgen,  als  die  nöthige  Dampf- 
erzeugung durch  die  Grölse  des  Dampfkessels  hinrei- 
chend gedeckt  ist.  Die  Gröfseder  Verdampfung  hängt 
von  der  Fläche  ab,  welche  vom  Feuer  bestrichen  wird, 
und  immer  mit  Wasser  in  Berührung  steht.  Nach  Er- 
fiihrungen  im  Grofsen  nimmt  man  an,  dafs  bei  einer 
gewöhnlichen  Kesselfeurung  20  Quadratfufs  Kessel- 
flache, welche  sich  zwischen  Wasser  und  Feuer  be- 
finden, in  der  Sekunde  einen  Kubikfufs  Wasserdampf 
von  dem  atmosphärischen  Drucke  oder  etwas  darüber 
liefern.  Nach  den  Versuchen  von  Clement  {Hachette 
traite'  des  machines  p,  i43)  verdampfen  in  einer 
Stunde  auf  einem  Quadratmeter  Oberfläche  eines  Kes- 
sels von  OL  —  7  Millimeter  (y^^  —  \  Zoll)  Dicke  3o  — 


4o  Kilogramme  Wasser.'  Nimmi  man  35  Kilogi-ammi 
als  das  Millel;   so  verdampfen  hiernach  auf  ao-Qi 
dralfufs   12G  Pf.  W.  Wasser  in  der  Slunde,  oder 
werden  in  dieser  Zeit  laGXSo  =3780  KubikfufsWas-' 
serdampf,  also  in  derSekufide  i  j'.Kubikfufs  erzeagti 
welches  mit  der  (rühercn  Bestimmimg  übereinkommt. 

Dieses  Verhältnifs  der  erhitzten  Fläche  zur  ver^ 
dampften  Wassermenf^e  ist  dasselbe,  wie  das  YerhÜlM 
nifs  der  Oberfläche  eines  siedend  heifsen  Wassers  ztfl 
4er  aus  derselben  verdunstenden  Wassermenge  naclili 
aen  Versuchen  von  Dnlton.    Denn  nach  diesem  Phy^*. 
siker  verdunsten  aus  einem  Gefafse  mit  siedend  heis-^i 
sem  Wasser,  desseD  Oberfläche  i  Quadratfufs  W.  be-VM 
tragt,  in  der  Minute  -80  Gran  W.  Wasser    beidet^yi 
Temperatur  der  Luft  von  10"  R^);  folghch  verdünsteÄ-ii 
aus  einer  Oberfläche  von  20  Quadratfuls  in  i  Sekunde 
nahe  an  -}^Vf.^.y  Welches  mit  der  vorigen  Angab« 
zusammenstimmt.    In  einem  Dampfkessel  hat   jedotA 
die  Gröfse  der  Oberfläcbo  des  Wassers  .luf  die  VeN 
dampfungsmenge  keinen  Einflufs,   weil  aus   der,  Wa« 
Seroberfläche  keine  Verdunstung  erfolgt,  wennDamu 
von  gleicher  Temperatur  auf  derselben  liegt. 

Dampf  von  höherer  Espansivkraft  erfordert  eiid 
proportionale  Vermehrung  derverdamplendenFlächtä'i 
denn  eine  erhitzte  Fläche,  welche  in  der  Sekunde  \ 
Kübikfufs  Dampf  von  iOü°  liefert,  erzeugt  in  ders 
ben  Zeit  nur  einen  Kubikfufs  Dampf  vom  zweifach« 
atmosphärischen  Drucke  oder  der  doppelten  Dichtij 
keit,  imd  so  im  Verhältnisse. 

Inder  neuern  Zeit  haben  die    /Fbo^/ 'sehen  MiB 
schinen  {fVoolfs  double-  crUnder  Expansion- 
gines)  den  gewöhnlichen  fratt'sdücn  Maschinen  ri 
sichtlich  der  Ersparung   an  Brennmaterial  den  Rm 
abgewonnen.      fVoolf    nahm  im  Jahre    i8o4  sein  <! 
stes  Patent    auf  seine   Verbesserungen  j  und  in   dd 


i2g 

[aliren  i8o5und  1810  noch  zwei  andere.  /Fbo//" wen- 
det, wie  früher  schon  Hornblower ,  zwei  Zylinder 
an ,  von  denen  der  eine  einen  gröfseren  Durchmesser 
bat,  als  der  andere.  In  dem  kleineren  wirkt  der  Dampf 
mit  höherer  Expansivkraft  als  gewöhnlich  \  tritt  dann 
in  den  gröfseren  Zylinder  üher,  imd  wirkt  hier  durch 
seilke  Ausdehnung.  Dieser  Effekt  kann  jedoch  auch 
in  der  /iPa^i'schen  Maschine  hei  einem  Zylinder  durch 
früheres  Absperren  des  Dampfes  erhalten  werden ;  auch 
ist  diese  Expansionsmethode  schon  früher  von  fVatt 
in  seinen  Maschinen  ausgeführt  worden  y  und  in  sei- 
nem Patente  vom  12.  März  1783,  welches  ausdrücklich 
aiaf  diesen  Gegeastand  lautet^  ausführlich  hesclu'ic- 
bcn.  ff^oolfs  Anwendung  des  Ausdehnungsprinzips 
unterscheidet  sich  von  der  früheren  besonders  da- 
durch^ dafs  er  Dampf  von  höherer  Expansivkraft  an- 
wendet^ was  für  diesen  Zweck  allerdings  vortheil- 
hafter  ist.  Aufserdem  verwendet  fVoolf  grofse  Sorg- 
£dt  auf  die  Dampfdichterhaltung  des  Kolbens^  welche 
er  entweder  durch  öhl,  Wachs,  Quecksilber  oder 
ein  leiehtflüssiges  Metall,  welche  über  dem  Kolben  in 
einer  der  Elastizität  des  Dampfes  angemessenen  Höhe 
sich  befinden,  oder  dadurch  bewerkstelligt,  dals  er 
den  Daanpf  nicht  unmittelbar  auf  den  Kolben,  son- 
dern auf  eine  Zwischensäule  von  jenen  Flüssigkeiten 
wirken  läfst.  In  diesem  Falle  befinden  sich  jenß  Flüs- 
sigkeiten in  einem,  eigenen,  mit  dem  untern  Theile  des 
Zylinders  durch  eine  Röhre  in  Verbindung  stehen- 
den, Gefafse,  in  welchßs  sonach  der  Dampf  unniittel- 
lar  eintritt,  und  die  Flüssigkeit  aus  demselben  in  den 
Zylinder  treibt.  Dieses  Mittel  verhindert  allen  Dampf- 
Ycrlust  durch  den  Kolben,  macht  aber  die  Maschi- 
nerie kompUzirter. 

Im  Jahre  181 5  wurden  in  den  Minen  von  Corn- 
Waü/ zuerst  zwei  grofse  If^oolßscAie  Maschinen  et  rich- 
tet; seitdem  noch  mehrere  andere.  In  T.  und  J. 
Leons  Monathsberichten  sind  seitdem  diese  Maschi- 


\ 


i3o  ^ 

nenneben  den  ff^at^schen  aufgeführt^  un^d  es  lälit. 
sich  sonach  ihre  Wii'kung  vergleichen.  Die  eine  die-^ 
ser  Maschinen  an  der  Grube  fVheal  vor  hat  eineä'j 
grofsen  Zylinder  von  53  ZoU  Durchmesser |  und'  ei- 1 
nen  Kolbenhub  von  9  Fufsen^  welcher  7^6  mahl  in  der  | 
Minute  wechselt.  Der  kleine  Zylinder  hat  etwardenti 
fünften  Theil  des  Inhalts  des  gröfseren.  Die  Maschin«;j 
setzt  sechs  Pumpen  in  Bewegung  y  welche  bei  jedem^ 
Hube  37982  Pf.  Wasser  7  ^  Fufs  hoch  heben.  Im^i 
März  18 16  hob  diese  Maschine  mit  '^inem  Buscnd^;^ 
Kohle  (88  Pf.)  auf  einen  Fufs  hoch  48,433700  P%- 
im  April  i^^oooooo  Pf,  im  Mai  49;5ooooo  Pf.,  inn ; 
^  Juni  43,000000  Pf  In  der  letztern  Zeit  verminderte;^ 
sich  dieser  Effekt.  Im  April  18 18  war  das  Gev^cht^ 
26,664500  Pf.,  im  Mai  29,05218a  Pf,  im  Juri^j 
3o,336482  Pf. 

« 

Eine  zweite  Maschine  bei  der  Grube  ^PfTiem. 
Abraham  hat  einen  grofsen  Zylinder  vo^  45  ZoO 
Durchmesser,  mit  einem  Kolbenhub  von  7  Fuf«;^ 
8,4  Hübe  in  der  Minute.  Bei  jedem  Hube  hebt  ML 
eme  Last  von  24o5o  Pf  auf  7  Fufs.  Mit  einem  Bai 
schel  Kohle  hob  diese  Maschine  im  März  i8t^ 
5o,oooooo  Pf  auf  i  Fufs ,  im  April  50,908000  Pf,  * 
Mai  56,917312  Pf,  im  Juni  5i,5booooPf.  Diefs 
rücksichtlich  -  des  Brennstoffaufwandes  der  gröfs 
Effekt,  den  je  eine  Dampfinascbine  geleistet  hat. 
April,  Mai  und  Juni  18 18  wird  die  Wirkung  dii 
Maschine  zu 32,723, 166  5  3i,520,7o3und  34^352oi3 
angegeben.  Nach  dieser  Zeit  verbesserte  sie  si« 
wahrscheinlich  nach  vorgenommener  Reparatur,  bedel 
tend;  im  Juli  18 18  hob  sie  34,^86,774  Pf^  imAugvi 
45,5io4i9  Pf.,  und  im  September  47,54o653  Pf.    \ 

Der  Mitteldurchschnitt  von  24  WaWscixetkMJt^ 
schinen  in  Cornwall  gibt  während  jener  Zeit  ein«' 
Wirkung  von  28,000000  Pf  -^ 


'5i 

Aus  diesem  folgte  dafs  die  gröfste  Wirkung, 
vrelche.manbei  einer  mit  Sorgfalt  konstruirten  Dampf- 
maschine ,  Lei  welcher  die  Expansion  des  Dampfes  be- 
nützt,  und  (ur  die  vollkommene  Dichtigkeit  aer  Kol* 
benliederung  möglichst  gesorgt  ist,  bisher  erhalten 
konnte ,  ^56,900000  Pf.  auf  einen  Fufs  mit  eiuem  Bü- 
schel (88  Pf)  Kohlen  gehoben ,  beträgt.  Die  gröfste 
Wirkung  der  ^iPa^^'schen  Maschine  beträgt  3o,oooooo 
Pf.  auf  den  Büschel  Kohle ;  die  mittlere  20,000000  Pf. 
Die  mittlere  Wirkung  der  ff^ool/* sehen  'Maschine, 
nach  längerem  Gange ,  folglich  in  dieser  Hinsicht  mit 
den  auf  demselbeu  Werke  bestehenden  fVatt^schen 
Maschinen  vergleichbar,  beträgt  nach  dem  vorigen  etwa 
3f>,oooooo  Pf.  Man  kann  sonach  das  Verhältnifs  zwi- 
schen beiden  für  gleichen  BrennstofTaufwand  im  Mit- 
tel auf  20  :  3o  setzen.  Vergleicht  man  die  höchsten 
Wirkungen;  so  würde  die  ff^oolf^sche  Maschine  bei- 
nahe noch  einmahl  soviel  als  die  ff^att^sche  leisten» 

Dieser  erhöhte  Effekt  der  PFool/^schen  Maschine 
ergibt  sich  aus  der  Anwendung  der  Dämpfe  von  hö- 

L  her  er  Expansivl^raft,  welche  vcrhältnifsmafsig  zu  dem 
erhöhten  Drucke  etwas  weniger  Wärme  zu  ihrer  Bil- 

,  düng  erfordern  (um  z.  B.  einen  Kubikfufs  Dampf  von 
3  Atmosphären  Druck  zu  bilden,  ist  etwas  weniger 
Wärme  erforderhch,  als  zur  Bildung  von  drei  Ku- 
bikfufs Dampf  von  dem  einfachen  Druck  der  Atmo- 
sphäre) j  aus  der  Anwendung  des  Expansionsprinzips, 
wodurch  ohne  neuen  Dampfaufwand  ein  Theil  des 
Effektes  durch  die  blofse  Expansion  des  in  gleicher 
Temperatur  erhaltenen  Dampfes  gewonnen  wird  j  end- 
lich aus  der  dampfelichten  Liederung  des  Kolbens, 
durch  welche,  wie  bereits  oben  vorkam,  beinahe  ^ 
der  ganzen  gewöhnlich  erforderlichen  Dampfinenge 
erspart  werden  kann. 

Zur  Übersicht  des  Einflusses  der  Anwendung  des 
Ezpansionsprinzips  bei  Dampfmaschinen  auf  die  Ver- 

9* 


nischen  Effekte ,  fuge  ich  noch  Folgendes  bei. 

Ist  m  die  Zahl^  welche  anzeigt^  wie  Tiel  Mahl 
sich  der  Dampf  bis^zur  Vollendung  des  Kolbenhubes 
im  Zylinder  ausdehnt :  so  ergibt  sich  aus  der  Yerglei*  . 
chung  des  Effektes  der  Maschine  für  den  Fall>  wemi 
der  Zylinder  nur  zum  Theil  mit  Dampf  gefüllt^  und  * 
durch  den  übrigen  Theil  des  Raumes  der  Kolben  ver« 
mittelst  der  Expansion  bei  gleich  bleibender  Tempera- 
tur fortgetrieben  wird,  und  für  den  Fall,  wenn  der 
Zylinder  ganz  mit  Dampf  angefüllt  wird, 

bei  der  Expansion 
für  die  Dampfmenge  =3  i ,  die  Wirkung  =  log.  nat.  m 

bei  der  ganzen  Füllung 
£ur  die  Dampfmenge  =  m,  die  Wirkung  =  m  —  i. .  ^ 

Folglich  verhält  sich  bei  gleicher  Dampfmenge' 
die  Wirkung  bei  der  Expansion,  zu  der  Wirkung  bitt  _ 

der  ganzen  Füllung  .  '         ^^ 

• 

E:  e  {=:  lo£.  nat.  m:   -  .^" 

^  m.  Ä 

Bei  gleicher  TVirkutig  verhält  sich  die  Dampfig 
menge  bei  der  ganzen  Füllung  zu  jener  bei  der  Lx-J^ 
pansion  "         '^ 

D:  d=;       " 


m  —  i      log.  nat.  m 

2h  B  Bei  einer  lofachen  Ausdehnung  ist  d=:o,3g3D 
bei  einer   3fachen        »       »       »      d= 0,6070/ 

Bei  der  lofachenAusdehnung  werden  also  etwa -^^ 
und  bei  der  3fachen  Ausdehn'ung  nahe  -^^  des  bei 
der   ganzen  Füllung  für   gleiche  Wirkung  nöthigea 


*  N  , i33 

Dampfes^  also  des  dazu  erforderlichen  Brennmaterials 
erspart.  '  - 

Für  gleiche  Wirkung  der  Maschine  mufs  jedoch 
bei  der  Anwendung  des  Ausdehnungsprinzips  der  Zy- 
linder gröfser  seyn ,  als  bei  der  ganzen  Füllung.  Ver- 
hält sich  der  Inhalt  des  Dampfzylinders  bei  der  gan- 
zen Füllung^  zum  Inhalte  des  Dampfzylinders  bei  der 
Expansion^  wie  r  :  R,  bei  gleicher  Wirkung j  so  ist 

Rm  —  1 
:  r  =  - — I :   I. 

log.  nat.  m 

Beider  lofachen  Ausdehnung  ist  daher  R  =3^91  r. 
bei  der  3fachen  Ausdehnung        »       »    R  =  i^83  rJ 

Diese  bedeutende  Vergröfserung  des  Zylinders 

macht   es   bei  grofsen    Maschinen    zweckmäisig   mit 

Woolf  zwei  Zylinder  statt  eines  einzigen  anzuwenden  j 

wozu  noch  kommt ^   dafs  der  kleinere  Zylinder^    iiX 

welchem  der  Dampf  mit  der  höheren  Expansivkraft 

wirket^  im  Verhältnisse  dieser  Elastizität  die  gehörige 

Starke  und  Kolben-  Liederung  erhalten  kann,  so  dafs 

^sonach  die  Kolben -Liederung  des  grofsen  Zylinders 

nur  eine  dem  einfachen  atmosphärischen  Drucke  ent-r 

[  sprechende    Dichtigkeit   und    Reibung  zu    erhalten 

^  Iffaucht ;  besonders  wenn  man  die  Ausdehnung  des 

Dampfes  schon   in    dem  kleinen    ZyHnder  anfangen 

lafst,  oder  den  Zuflufs  des  Dampfes  in  denselben  ab- 

iperret,  bevor  der  Kolben  ihn  ganz  durchlaufen  h^t. 


VI. 

* 

über  die  Anwendung  der  erhitzten  Luft 
statt  des  Wasserdampfes,  als  bewe- 
gende Kräfte 


Vom    Herausgeber. 


JLn   den    Dampfmaschinen  ist   der  Aufwand  an 
Brennstoff^  den  in  der  Konstruktion   des   Ofens  be^ 
dingten   Wärmeverlust  bei    Seite   geseut^   von  der  : 
Wärmemenge  abhängige    Vielehe    zur   Verwandlung; t 
des  Wassers  in  Dampf  von  einer  bestimmten  Expaot^ . 
sivkraft  erfordert  wird.   Da  bei  der  Bildung  des  Was*  ^ 
serdampfes  eine  sehr  bedeutende  Menge  Wärme  ge-*/^ 
bunden  wird^  so  dafs  nähmlich  der  Wasser  dampf  von^:; 
80^  R.  so  viel  gebundener  Wärme  enthält,  dafs  diese  : 
Wärme  (wenn  sich  der  Dampf  zu  siedcndheifsem  Was^^^ 
ser  kondensirt)  ein  5  ]  mahl  so  grofses  Gev^cht  eis- 
kalten Wassers  bis  zum  Siedepunkt  zu  erhitzen  ver- 
möchte; die  Ausdehnung  der  Luft  aber  bis  zur  Ver*' 
mehrung  ihrer  Elastizität   auf  einen   gewissen  Grad' 
verhältnifsmäfsig  weniger  Wärme  erfordert ,  weil  hier 
die  Wärme  blofs  auf  die  Ausdehnung,  nicht  aber  wie  "^ 
beim   Dampf  auf  die  Herstellung  einer  neuen-  Form^ 
verwendet  wird;  so  läfst  sich  schon  im  Allgemeinen'! 
erkennen ,   dafs  eine  Maschine ,  bei  ^welcher  die  be- . 
wegende  Kraft  die  Ausd/^hnung  der  erhitzten  Luft  ist, 
für  gleiche  Wirkung  weniger  Brennmaterial  erfordern 
müsse  ^  als  eine  Dampfmaschine.  . 


i35 

E»  werde  durch  eine  hinreichende  Menge  Wärme 
ein  Pfimd  eiskaltes  Wasser  in  Dampf  von  80'^  R.  ver- 
wandelt^ "der  folglich  dem  mittleren  atmosphärischen 
Drucke  das  Gleichgewicht  hält:  so  beträgt  dieser 
Dampf  3o  Kubikfufs,  der  also  einen  Raum  von  i  Qua- 
dratiufs  Grundfläche  und  3o  FufsHöhe  ausfüllt.  Wird 
dieser  Dampf  vollständig  kondensirt;  so  beträgt  der 
mittlere  Drück  der  Luft  auf  jenen  Quadrätfufs  (wel- 
chen man  sich  als  die  Fläche  des  Kolbens^  der  sich 
in  jenem  Räume  durch  die  Wirkung  des  äufseren  Luft- 
druckes nieder  bewegt,  ansehen  kann) -1800  Pf.:  in 
diesem  Falle  ist  daher  die  mechanische  Wirkung 
«=  1800  X  3o,  oder  1800  Pf.  auf  die  Höhe  von  3o 
Fufs  gehoben.  ^ 

Nehmen  wir  nun  an,  die  Wärme,  welche  zur 
Hervorbringung  dieser  Wirkung  erforderlich  war, 
werde  auf  die  Erhitzung  von  Luft  verwendet  5  so  er- 
gibt sich  Folgendes.  Die  Warme ,  welche  nöthig  ist, 
nmJQne  3o  Kubikfufs  Wasser  dampf  aus  einem  Pfupde 
eiskalten  Wassers  hervorzubringen,  reicht  hin,  um 
6,5  mahl  soviel  eiskaltes  Wasser  bis  zum  Siedepunkt 
tu  erhitzen.  Da  sich  die  spezifische  Wärme  der  Luft 
itt  jener  des  Wassers  wie  0,267  zu  i  verhält ;  so  kann 
daher  durch  eben  dieselbe  Quantität  Wärme  eine  Masse 

6  5 

Ton. — l —  =  3434  Pf-  Luft  von  der  Temperatur  des 

Eispunktes  und  der  Elastizität  des  mittleren  Luftdru- 
ckes auf  die  Temperatur  der  Siedehitze  gebracht 
Werden.  Bei»  dieser  Temperaturerhöhung  vermehrt 
ach  der  Umfang  der  Luft  bei  gleich  bleibender  Elasti- 
utät(am  0,375.  Nun  betragen  aber  ^434  Pf.  Luft  , 
bei  po  R.  und  28"  B.  33^,28  Kubikfufs :  folghch  ist 
die  Vermehrung  ihres  ümfanges  =  332,28  X  0.375  = 
ia46  Kubikfufs;  oder  ein  Raum  von  i  Quadrätfufs^ 
Grundfläche  und  1246  f^nfs  Höhe.  Stellt  man  sich 
vor,  diese  Luft  habe  bei  ihrer  durch  die  Erhitzung 
bewirkten  Ausdehnung  diese  Grundfläche  (die  Fläche 


\ 


i36 

• 

eines  Kolbens),  auf  welche  sie  mit  1800  Pf.  drückt, 
yor  sich  hergeschoben;  so  ist  in  diesen^  Falle  die 
Wirkung  =  1800  X  1246,  oder  1800  £f.  auf  1^46 
Fuls  gehoben.     *  '  . 

Bei  gleicher  Quantität  von  Wärine,  folgUch  von 
Brennmaterial  verhält  sich  daher  die  Wirkung  bei  der 
Anwendung  des' Wasserdampfes  zu  jener  bei  der  .An-  '.. 
Wendung    der  erhitzten  Luft,   wie  3o  :  1^46 •  oder 

letztere  ist  mehr  als  viermahl  gröfser ,  als  erstere'^ 

• 

Berücksichtiget  man  die  verbesserte  Einrichtung 
der  Dampfmaschme    durch  die  Anwendung  des  EU-- 
pansionsprinzips,  bei  welcher  dadurch,  dafs  der  Zy- 
linder nur  zumTheil  mit  Dampf  gefüllt  wird,  für  die' 
gewöhnlichen  Fälle  an  ein  Drittheil  des  Dampfes  iur 
gleiche  Wirkung  erspart  werden  kann  *):  so  würde  . 
dennoch  durch  die  Anwendung  der  erhitzten  Luft  all 
bewegende  Kraft,    bei  gleichem    Brennstoffaufveand» 
ein  wenigstens  dreimahl  so  girofser  Effekt,  als  bei  der 
Anwendung  des  Dampfes  in  der  Dampfinaschine  er*  . 
halten   werden  können. 

Dieser  bedeutende  Vortheil  macht  die  Anwen-. 
düng  der  erhitzten  Luft  als  bewegender  Kraft  zu  ei-  - 
nem  würdigen  Gegenstande  mechanischer  Untersu- 
chungen. Die  Ausführung  einer  Maschine  nach  die- 
sem Prinzip,  deren  Mechanismus  nicht,  oder  nicht 
viel  komplizirter  wäre  ,  als  jener  der  Dampfmaschine, 
würde  eine  wichtige  Bereicherung  des  Maschinen- 
wesens seyn.  Diese  Ausführung  ist  jedoch  mit  Schwie- 
rigkeiten verbunden,  welche  einiger  bereits  angestell« 
ten  Versuche  ungeachtet,  noch  nicht  überwimden 
worden  sind.  Es  läfst  sich  jedoch  um  äo  mehr  erwar- 
ten, dafs  der  mechanische  Scharfsinn  auch  hierin  sein 


-»*■ 


*)  S.  Diese  Jahrb.  S.  i3i. 


Ziel  erreichen  werde ,  als  dieser  Gegenstand  noch  zu 
neu  und  im  Ganzen  zu  wenig  bearbeitet  ist^  als  dafs 
sich  aufi  den  bisherigen  Versuchen  etwas  bestimmtes ' 
ableiten  liefse. 

Die  Herren  Niepce   fiihrten  im  Jahre   1806  in 
Paris   zuerst   eine  kleine  Maschine  aus^    von  ihnen 
Pyrefolophore  genannt^  in  welcher  die  erhitzte  Luft 
als  bewegende  Kraft  wirkte.    Diese  Maschine  besteht 
aus  einem  starken^  auf  einem  Gestelle  wohl  befestig- 
ten, von  allen  Seiten  wohl  verschlossenen  Rezipien- 
ten,   welcher  von  der  einen  Seite  eine  Öffnung  hat, 
an  welcher  ein  mit  einem  Kolben  versehener  ZyUn- 
der  befestiget  ist,  an  der  andern  Seite  befindet  sich 
eine    kleine    Öffnung    mit    einen^    daran    gelötheten 
Rohre.      Das  offene  Ende  dieser  Röhre  ist  mit  dem 
Mundstücke  oder  der  Dille  eines  Blasebalges  in  Ver- 
buidung.     Zwischen  dieser  Dille  und  dem  Rezipien- 
tcn  sind  in  der  Röhre  zwei  kleine  Öffnungen  ange- 
bracht ;  die  eine  näher  an  der  Dille  ist  bestimmt,  eine 
feine  leicht  verbrennliche  Substanz,  z.  B.  Berlepssa- 
men  (^semen  Ljrcopodii)  aufzunehmen^    die   andere 
welche  näher  an  dem  Rezipienten  liegt ,  befindet  sich 
über  der   Spitze    der  Flamme  einer  kleinen  Lampe. 
Beide  Öffnungen  sind  mit  Ventilen  versehen.   Ist  nun 
durch  die  erste  Öffnung  von  der  brennbaren  Substanz 
eine  angemessene  Quantität  in  die  Röhre  gebracht  wor- 
den ;  wird  sonach  der  Blasebalg  niedergedrückt,  und 
in    dem    Augenblicke    die    Spitze    der  .Lichtflamme 
durch  die  zweite  kleinere  Öffnung  gebracht ; ,  so  wird 
der  brennbare  Staub,  der  von  dem  Windstofse  durch 
die  Röhre  hindurch  fortgeführt  wird,  über  der  Spitze 
der  Lichtflamme  entzündet,  und  in  diesem  brennen- 
den Zustande  in  den  mit  Luft  angefüllten  Rezipienten 
getrieben.    In  diesem  Augenblicke  schliefsen  sich  die 
Klappen  der  erwähnten  beiden  Öffnungen ;  durch  die 
trennende  Substanz  wird  die  Luft  in  dem  Rezipien- 
ten erhitzt  und  ausgedehnt,   der  Kolben  des  Zylin- 


;» 


ik 


i38         - 

dcrs  vorwärts  i^esttofsen ,  und  die  mit  deniselbeu  in 
Verbindung  gebrachte  Last  in  Bewegung  gesetzt.  Das 
Zurückfuhren  des  Kolbens  in  seine  vorige  Lage^  das 
Einbringen  des  entzündlichen  Pulvers  in  einer  nach 
der  Gröfse  der  Wirkung  und  der  Kapazität  des  Rezi- 
pienten  angemessenen  Quantität,  das  Niederdriicken 
des  Blasebalges ,  das  E^infuhren  der  Lampenflamme  in 
die  zweite  Öffnung  und  das  Schliesfen  der  Klappen 
nach  eingeleiteter  Entzündung  wurde  übrigens  durch 
die  Maschine  selbst  verrichtei.  , 

."1 

Nach  jedem  Spiel  der  Maschine  war  es  noth«    - 
wendige  die  in  dem  Rezipienten  befindliche,  durch 
die  Verbrennung  der  Lycopods  verdorbene  Luft,  weg-, 
zusch'afien,  weilbeim  folgenden  Spiel  keine  Verbreii-  , 
nunc  mehr  in  derselben ,  daher  keine  Erhitzung  und '  ^ 
Wirkung  erfolgt  seyn  würde.    Die  Herren  Niepce  be- 
wirkten dieses  duixh  eine  in  dem  zylinderförmigea  ;] 
Rezipienten  angebrachte,  auf  die  Achse  demselben  senk-^   ' 
rechte  Scheidewand,   welche  sich  ivach  geendigter  ; 
Wirkung  nach  der  Länge  desselben  bewegte,  und  die 
warme  Luft  durch  mehrere  in  dem  Rezipienten  ange-  ^ 
brachte  und  mit  Klappen  versehene  Onnungen  aus-  ^ 
trieb,  während  von  der  andern  Seite   frische  atmo-   . 
sphärische  Luft  hinzutrat.     Bei  den  mit  dieser  Ma^' 
schine  angestellten  Versuchen  fand  es  sich ,  dafs  ihre 
Wirkung  beinahe  ganz  aufhörte ,  nachdem  die  Luft 
in  dem  Zimmer,  wo  sie  aufgestellt  war,    durch  die 
Respiration  einer  grof^en  Zahl  anwesender  Personen 
zum  Verbrennen  untaugHcher  geworden  war;  dafs  sie 
aber  ihre  Wirkung  in  dem  Augenblicke  wieder  erhielt,  ^ 
als  man  ein  Fenster  und  die  gegenüber  stehende  Thüre  ^  ^ 
geöfihet  hatte. 

Statt  das  Berlepssamen  konnte  als  Brennmaterial 
übrigens  auch  gepulverte  und  mit  etwas  gepulvertem 
Uarz  vermengte  Steinkohle  angewendet  werden.  Fein 
gepulverte  Holzkohlen,  getrocknete  und  fein  gepül- - 


-J! 


i39 

verte  Sägespäne^  Mehl  etc.  würden  übrigens  wahr- 
scheinlich ebenfalls  brauchbar  seyn. 

Die  Herren  Berthollet  und  Carnot  haben  im 
Dezember  1806  über  diese  neue  Maschine  einen  vor- 
theilhaflen  Bericht  erstattet.  Über  die  Gröfse  der 
Wirkung  der  Maschine  wurden  keine  genauen  Ver- 
suche angestellt.  Die  Bewegungen  derselben  waren 
stark  und  heftige  und  die  Maschine^  welche  etwa 
3oo  Pf.  wog,  erhielt  bei  jedem  Spiele,  wozu  blofs 
5  bis  G  Gran  des  Brennmaterials  erforderlich  waren, 
heftige  Erschütterungen. 

Dieser  Versuch  zeigte  allerdings  die  Anwendbar- 
keit und  Nützlichkeit  des  Prinzips.  Die  Maschine 
sett)st  war  noch  zu  unvollkommen,  in  ihrem  Gange 
zu  unsicher,  als  dafs  praktische  Anwendungen  im 
Grofsen  davon  hätten  gemacht  werden  können.  Die 
Brüder  Niepce  nahmen  auf  diese  Erfindung  ein  Pa- 
tent auf  IG  Jahre  (da&  im  J.  181 7  erlosch):  es  scheint 
jedoch  nicht ,  dafs  sie  sich  mit  der  Vervollkommnimg 
ihrer  Maschinerie  weiter  beschäftiget  hätten. 

Im  Jahre  1809  erfand  Hr.  Cagniard  -  LatouVy 
ehcmahliger  Zögling  der  polytechnischen  Schule  in 
Paris y  eine  Maschine,  in  welcher  die  Ausdehnung 
der  erwärmten  Luft  gleichfalls  die  bewegende  Kraft 
ist  Ihr  Mechanismus  gründet  sich  darauf,  dafs  kalte 
Luft  durch  warmes  Wasser  streicht,  und  durch  seine 
Erwärmung  in  demselben  ein  gröfseres  Volumen  ein- 
nimmt, folglich  eine  gröfsere  aufsteigende  Kraft  er- 
lialt,  als  diejenige,  welche  nöthig  ist,  dieselbe  Luft 
im  kalten  ZuMande  unter  eine  gleich  hohe  Wasser- 
säule zu  bringen. 

Diese  Maschine  besteht  aus  einem  Gefäfse,  in 
Welchem  herfses  Wasser  sich  befindet :  das  Wasser 
luttn  CAtweder  unmittelbar  in  diesem  Gefdfse  durch 


i4o 

äufseres  Feuer  erhitzt  werdcit,  oder  aus  einem  zwei- 
ten Kessel  in  dasselbe  zufliefsen.  Um  auf  dön  Boden 
dieses  Gefäfses  die  kalte  Luft  von  aufsen  zu  bringen^ 
dient  eine  archimedische  Schraube  oder  Spiralpumpe, 
welche  in  einem  zweiten,  mit  kaltem  Wasser  aageiull- 
ten,  Gefäfse  dergestalt  eingetaucht  ist,  dafs  die  obere 
Öffnung  der  Spirale  aus  dem  Wasser  hervorragt,  so 
dafs  bei  der  Umdrehung  diese ,  wie  bei  dem  Gange 
der  Spiralpumpe,  bald  in  das  Wasser  eintaucht,  bald 
aus  demselben  hervortritt.  Vermittelst  dieser  Pumpe 
wird  nun  die  Luft  auf  den  Böden  des  Gefäfses  mit 
kaltem  Wasser  gebracht,  von  wo  sie  durch  eine  Röhre 
auf  den  Boden  des  mit  dem  heifsen  Wasser  angefiUt- 
ten  Gefäfses  geleitet  wird.  Hier  dehnt  sie  sich  durc|i 
die  Wärme  des  Wassers  aus,  und  setzt,  indem  sie 
aufwärts  steigt ,  ein  vertikales  Rad  in  Bewegung,  wel- 
ches in  diesem  heifsen  Wasser  aufgestellt  ist. 

« 

Dieses  Rad  ist  mit  ZeUen,  wie  ein  oberschlädb- 
tiges  Wasserrad,  versehen,  und  von  allen  Seiten  mit 
dem  warmen  Wasser  umgeben.  Die  durch  die  Wärme 
ausgedehnte  und  (mittelst  eines  metallenen  Zwischen- 
bodens) auf  dem  Grunde  des  Gefäfses  angesanunelte 
Luft  strömt  durch  eine  Öffnung  aus,  welche  so  an- 
gebracht ist,  dafs  die  von  ihr  ausströmende  Luft 
von  den  niederwärts  gerichteten  Zellen  des  Rades 
aufgefangen  wird.  Dadurch  wird  die  Seite  des  Ra- 
des, auf  welcher  sich  diese  mit  Luft  gefüllten  Zelleü 
befinden,  leichter  als  die  entgegengesetzte,  derejt 
aufwärts  stehende  Zellen  mit  Wasser  gefüllt  sind^. 
und  das  Rad  dreht  sich  daher  so  lange  herum,  als  die- 
ser Zuflufs  der  Luft  dauert.  An  der  Welle  dieses  Ra- 
des kann  nun  die  in  Bewegung  zu  setzende  Last  ange- 
bracht werden.  Vermittelst  einer  Seitenverbindung 
wird  durch  eben  diese  Welle  die  Spiralpumpe  in  Be- 
wegung gesetzt» 

Die  Herren  de   Prony  y   Charles  y  Montgolfier 


i4i 

und  Carnot  ertheilten  in  einem  irn  Mai  1809  erstat- 
teten Berichte  dieser  neuen  Maschine^  welche  Hr. 
CUtgniardmiYlemen  ausgeführt  hatte^  gerechtes  Lob. 
Sie  halten  die  Anwendung  dieser  Maschinerie  ])ci  vie- 
len Gelegenheiten  für  sehr  nützlich.  Da  zur  Wirkung 
derselben  nur  ein  bis  auf  »jS^  C.  und  noch  geringer 
erhitztes  Wasser  hoth wendig  sey;  so  könne  man  dazu 
das  warme  Wasser,  das  in  mehreren  Manufakturen 
überflüssig  vorhanden  sey,  und  zum  Theil  wegge- 
schiittet  werde,  benützen  3  und  Caghiard's  Maschine 
könne  z.B.  in  den  Salzsiedereien  dazu  verwendet  wer- 
den, um  die  Pumpen  zur  Speisung  der  Kessel  in  Be- 
wegung zu  setzen.  Bei  Dampfmaschinen  selbst  könne 
man  das  aus  der  Kondensation  entstehende  warme 
Wasser  nnch  für  diese  Maschine  benützen,  und  da- 
durch noch  die  Kraft  von  mehreren  Menschen  und  Pfer- 
den hervorbringen.  Endlich  wäre  diese  Maschine  in 
den  Bädern,  Branntweinbrennereien,  Schmelzwerken, 
imd  in  allen  Anstalten,  wo  warmes  Wasser  oder  Feuer 
vorhanden  sey,  anwendbar.  Endlich  habe  sie  sehr 
wemg  Reibung,  und  brauche  wenig  Reparatur  ^). 

■ 

Der  NutzeflFekt  dieser  Maschine  ist  der  durch  die 
Wärme  bewirkten  Ausdehnung  proportional.  Bei  der 
Wärme  des  Wassers  von  76°  R.  wird  die  Ausdeh- 
nimg  der  Luft  etwa  \'y  die  Kraft,  welche  folglich  auf 
dUs  Einpumpen  der  Luft  durch  die  Wasserschraube 
verwendet  wird,  verhält  sich  zu  jener,  welche  durch 
•  —11  n 

*)  Hacbette   traite   des  Machines,    p.    i5i.      Die   archimedische 
Schraube  vertritt  bei  dieser  Maschine  die  Stelle  eines  Blase-* 
balgs.     Hr.    Cagniard  hat  diese    Schraube    auch   statt  eines 
Druckwerkes  vermittelst    Quecksilber,  angewendet.     In  tlie- 
3em   Falle  steht   die   archime4ische   Schraube   in   einem  Ge- 
lafse  mit  Quecksilber ,  über  welchem   sich  Wasser  beündet : 
so  dafs  die  Schraube  bei   ihrer   Umdrehung   mit  ihrem  ofie- 
nen  Ende  bald  in  das  Wasser,  bald  in    das  Quecksilber  ge- 
taucht wird.  Hier  wird  das  Wasser,  wie  vorher  die  Luft,  auf 
den  Grund  des   Getafses  geführt,    wo  es  dem  Drucke  der 
Quecksilbersäule  ausgesetzt  ist,  und  in  einer  Röhre  um  etwa 
£e  i4facke  Höbe  dieser  Säule  gehoben  wird. 


l42  T  , 

das  Aufsteigen  der  erwärmten  Luft  hervorgebracht 
wird,  wie  3  :  ^.'Dct  Nutzeffekt  ist  daher  ^  des  To- 
taleffekts. Hieraus  folgt,  dafs  diese  Maschine  seht 
bedeutende,  Dimensionen  haben  müsse ,  wenn  sie  be- 
trächtliche Wirkungen  liaben  soll.  Übrigens  ist  ihr 
Prinzip  sinnreich ,  auf  richtige  physikalische  iqid  me- 
chanische Grundsätze  gebaut ;  es  wird  bei  der  geriar. 
gen  noch  diirch  das  verminderte  Gewicht  der  im  Was* 
ser  eingetauchten  bewegten  Theile  verminderten,  Rei^ 
bimg  sehr  wenig  Kraft  verloren,  und  es  kann  wahr- 
scheinlich'in  mehreren  Fällen  von  demselben .  eine 
nützhche  Anwendung  gemacht  werden. 

Das  Quecksilber  wäre,  wenn  es  im  Grofsen.anr  \ 
wendbar  wäre,    für  diese  Maschine,  Statt  des  Wal- 
sers, ein  sehr  vorzügliches  Material,  sowohl  weil  ea 
viel  stärker  (bis  aSa-  R.)  erhitzt  werden  kann,  bevor 
es  siedet ,  als  auch  weil  es  eine  viel  (.n  i  mahl)  gerift«  , 
gere  spezifische  Wärme  hat,  als  das  Wasser.  Gesetzt 
aas  Quecksilber  habe  bei  der  Wirkung  der  Maschine 
eine  Wärme  von  21 5^  R. ;  so  wird  die  Ausdehnung  :. 
der  Luft  das  Doppelte^    folglich  der  Nutzeffekt  die 
Hälfte  des  Totaleffekts. 

Der  neueste '  Versuch ,  die  durch  Feuer  expaa» 
dirte  L\ift  als  bewegende  Kraft  zu  benützen,  ist  eine: 
von  Montgcifier  und  Dajrme  in  England  erfundene 
und  im  März   18 16  patentirte  Maschine,    deren  Be^  , 
Schreibung  sich  iiaRepertoiy  of  avts  and  manufao^\ 
tureSy  April  18 18,  befindet.  In  dieser  Maschine  streicht ; 
die  Luft  über  einem,'  in  einem  starken  verschlossenen  ** 
Gefäfse  befindlichen  Kohlenfeuer 5  wird  hier,  indem 
sie:  zugleich  die  Verbrennung  unterhält,  wobei  sich 
das  Sauerstoffgas  der  atmosphärischen  I^uft  zum  Theil 
in  kohlensaures  Gas  verwandelt,  stark  (bis  zur  Glühe- 
hitze) erhitzt  und  ausgedehnt,  und  wirkt  sonach  mit 
einem  Stofs  auf  eine  Wassersäule,  welche  in  die  Höhe 
gedrüfckt^  wird.    Das   Brennmaterial  wird  in  das  ver- 


i43 

schlossene  Gefafs  vermittelst  eines  in  einem  Zylinder 
luftdicht  beweglichen  Kolbens  eingebracht^  und  durch 
eine  ähnhche  Vorrichtung  /die  Asche  aus  demselben 
entfernt.  Die  Bewegung  des  Wassers  in  dieser  Ma- 
fchine  hat  übrigens  Ähnlichkeit  mit  jener  im  hydrau- 
lischen Widder.  Die  Maschine  ist  zwar  sinnreich 
angeotdnjet;  aber  komplizirt^  uind  im  Grofsen  schwer 
ansf  ufiihren  und  gangbai'  zu  erhalten :  überdem  geht 
in  derselben  durch  die  Stöfse  Und  die  abwechselnden 
entgegengesetzten  Bewegungen  des  Wassers  viel  an 
Kraft  verloren.  £s  scheint  daner  nicht^  dafs  auf  diesem 
Wege  von  dem  Prinzip  der  Ausdehnung  der  erhitzten 
Luft  ein  Gebrauch  gemacht  werden  könne  ^  welcher 
rücksichthch  der  Ersparung  an  Brennmaterial  der 
Anwendung  der  Dampfmaschine  vorzuziehen  wäre. 

Die  Art  der  Erhitzung  der  Luft^  indem  sie  durch 
Kohlenfeuer  streicht^  und  zugleich  zur  Unterhaltung 
desselben  dient  ^  scheint  übrigens  zweckmäfsig  zu 
seyn^  daxlie  Luft  in  diesem  Falle  die  Glühehitze  er- 
hält, ohne  durch  die  Verbrennung  eine  Verminderung 
ihres  Umfimgs  zu  erleiden^  da  das  kohlensaure  Gas 
mit  dem  Sauerstoffgas,  aus  welchem  es  entsteht,  den- 
selben Umfahg  behält:  nur  mufs  fiir  diesen  Fall  ein 
hinreichend  einfacher  und  haltbarer  Apparat  ausge- 
dacht werden.  Das  Verbrennen  einer  pulverigen 
Substanz  in  dem  eingeschlossenen  Räume,  wie  in 
der  Maschine  der  Herren  Niepce,  leistet  dieselbe  Wir- 
kung. Aufser  diesen  Mitteln  bleibt  noch  die  Erhitz 
xong  der  Luft  in  dem  Rezipienten ,  durch  Anbringung 
änes  äufseren  Feuers  an  demselben  übrig. 


VII. 

-  I 

Darstellung  des*  Gesetzes  der  Elastizität 
der  Wasserdämpfe ,  und  Beschreibung 
der  über  diesen  Gegenstand  im  poly- 
technischen Institute  angestellten 

Versuche. 

Von 

Johannes  Arzbergevy 

Professor  der  Maschinenlehre  am  1(.  k.  polytechnischen  Institute*  , 


Um. 


Um  das  Gesetz  zu  entdecken,  nach  welchem 
die  £la3tizität  des  Wasserdampfes  im  geschlosseneni; 
Räume  von  der  Temperatur  abhängt,  welche  sowoh^' 
Wasser  als  Dampf  bei  der  Bildung  des  letzteren  h^; 
ben,  wurden  von  mehreren  Physikern  Versuche  an? 
gestellt,  und  nach  diesen  Versuchen  das  erwähnte 
Gesetz  durch  Formeln  auszudrücken  gesucht. 

Zum  Messen  der  Elastizität  des  Dampfes  wur< 
bei  den  genaueren  hierher  gehörigen  Verfuchen  durch^j 
gängig  eine,  dem  Barometer  ähnliche,  mit  Quecksilj 
her  gefüllte  Röhre  angewendet,  und  der  Grad  dei;j 
Elastizität  durch  die  senkrechte  Höhe  einer  Quecksil^ 
bersäule,  welche  durch  jene  getragen  wurde,  ausge-2 
drückt;  wobei  jedoch  entweder  die  Röhre  oberhalb' 
der  Oberfläche  der  Quecksilbersäule  luftleer ,  und 
oben  zugeschmplzen ,  oder  bei  einer  oben  offenea 
Röhre  zur  gefundenen  Höhe  der  Quecksilbersäule^ 
der  Barometerstand  hinzugefügt  wurde ;  um  in  jedeil^ 
Falle  den  gesammten  Druck  zu  erhalten,  welchen  der 


«45 

Dampf  gögen  die  Wände  des  ihn  umgebenden  Ge- 
fafses  ausiibt.  Di«  ersten  Versuche  über  diesen  Ge- 
genstand sind  von  Ziegler  in  Basel  (im  J.  1769),  je- 
doch noch  nicht  mit  der  Genauigkea  f^ngestellt,  dafs 
sich  nach  ihnen'  eine  brauchbare  Formel  fiir  die  Be- 
rechnung der  Elastizität  auffinden  liefse 

Späterhin  haben  Betancourt^  Schmidt  y  Bikker 
und  Rouppe,  und  Daltoiiy  Vferfuche  über  diesen 
Gegenstand  angestellt,  welche  sänuntlich  innerhalb  der 
Grenze  vom  Eispunkte  bis  zu  go  ^  Reaumur  so  nahe 
übereinstinunen,  als  man  es  nur  immer  von  Versuchen 
dieser  Art  erwarten  kann.  Herr  Professor  Schmidt 
m  Giefsen  hat  in  der  Beschreibung  seiner  Versuche 
{Grens  Journal  für  Physik.  4«  Band)  schon  bemerkt^ 
dafs  bei  Verfuchen  dieser  Art  in  höheren  Tempera- 
turen Schwierigkeiten  eintreten,  welche  mit  zuneh- 
mender Temperatur  wachsen,  und  defshalb  stimmen 
auch  die  oben  erwähnten  Versuche  in  den  höheren 
Temperaturen  unter  sich  nicht  mehr  so  genau,  und 
[iönnen  auch  defshalb  nicht  mehr  als  hinreichend 
sicher  angesehen  werden,  um  auf  dieselben  die  Be- 
rechnung der  Elastizität  gründen  zu  können. 

Aus  Betancourfs  Verfuchen  hat  Pronjr  (neue 
Arcliilektura  Hydraulika  U  Till.)  eine  Formel  abgc- 
feilet,  nach  welcher  (iir  eine  gegelierie  Temperatur 
Äe  dieser  zugehörige  Elastizität  des  Dampfes  nahe  mit 
Jixx  nach  der  Erfahrung  gefundenen  zusammentrifft ; 
seist  aber  sehr  zusammengesetzt,  und  führt  ohne- 
^  fs  für  höhere  Temperaturen  auf  unwahrscheinliche 
ultate. 

Hr.  Professor  Schmidt  hat  ebenfalls  eine  Formel 
jestellt ,   welche  innerhalb  der  erwähnten  Grenze 

nahe  mit  den  Erfahrungen  zusammentrifft.  Sie 
folgende :  ^ 

)«kcb.  d.  polyt.  Inst.  I,  B<l>.  l  O 


«4ß 

Wenn  die  Temperatur  des  mit  Wasser  in  I 
rulirung  stehenden  Dampfes  in  Reaumurschen  Grad 
=  t}  die  Höhe  der  Qaeksilbersäule ^  welche  mit  € 
Elastizität  dieses  Dampfes  im  Gleichgewicht  steht^ 
Pariser  Zollen  ^=:  £  ist;  so  ist 

t  i,4ii3  +  o,oo5.  t 

L     E  = ; j  H>der 


lOO 


log»  E  =  (i,4ii3-f  o,oo5.  t).  log.  t  —  2. 

I^ach  dieser  Formel  ist  E  =  o  für  t  =  o ;  nun  ! 
aher  Daiton  gefunden  y  dafs  die  Elastizität  des  Di 
pies  bei  der  Temperatur  des  aufthauenden  Eises^  i 
gleich  nur  sehr  Uein^  doch  nicht  =  o  sey^  lind  \ 
•einen  Verwehen  ein  Gesetz  abgeleitet^  nach  f 
chem  die  Elastizität  bei  irgend  einer  Temperatur  « 
nahe  der  yon  ihm  befrachteten  gleich  kommt. 

Nach  den  Versuchen  Daltoris  hat  La  Plctce  ( 
Formel  abgeleitet;  diese  Formel  gibt^  wenn  i 
Grade  über  dem  Siedepunkte  nach  der  hundertd 
ligen  Skale ^  E  die  dieser  Temperatur  zugehörige  I 
stizität^  und  e  die  der  Siedehitze  zugehörige  Elastiz 
bezeichnet^ 

E  =  e  X  lO  *•  0,0154547  —  i*.  o,oooo6a58i6 

(lÜecanique  eheste ,  tom.  IV.)  oder  auch 
log.  E  ==-log.  e  -f  i-  (0,0154547  —  i-  o,oooo6a58: 

Um  diese  Formel  in  Graden  nach  Reaumur 
l)rauchen  zu  können,  sey  die  Temperatur  über  i 
Siedepunkt  nach  Reaumur  =^n,  fö.dafs  also,  wenn] 
die  Temperatur  nach  Reaumur  =5 1  setzt,  u  =;  t  - 
wird,  und  dann  ist 

IL  ,  log.  E  =3  log.  e  +  u.  (0,0 193 1 84 — u.  0,0000977! 
{Gilberts  Annalen.  Bd.  2S.) 


\ 


Nach  demselben  Daltori^schen  Gesetz  hat  auch 
i.  &•  Soldner  mehrere  Formeln  abgeleitet^  und  in  Gil- 
berts Annalen  (Bd.  17  u.  a5)  mitgetheilt.  Eine  der- 
selben^ welche  er  selbst  als  die  bequemste  ^  und  am 
genauesten  mit  den  Beobachtungen  übereinstimmende 
angegeben  hat^  ist  folgende : 

in.   log.  E=: log.  e+ 0,1 365.  u.  log.  (i,38o2  —  o,oo353). 

Herr  Hofrath  Magrer  in  Göttingen  hat  eine  For- 
mel aufgestellt ,  welche  Schmidts  Versuche  sehr  gut 
•darstellt.  Allein,  damit  sie  auch  Für  Temperaturen 
iber  go^  mit  Schmidts  Versuchen  übereinstimmte, 
nmfste  sie  so  eingerichtet  werden,  dafs  sie  fiir  t  =: 
'Bo^Äeoama/;  E  in  Pariser-Zollen  =  28,776  gibt;  was 
jedoch  nicht  mit  der  Voraussetzung  besteht,  dafs  der 
'*«bere  Fundamentalpunkt  des  Thermometers  bei:  28 
Pariser- Zoll  Barometerstand  bestimmt  wurde,  wie 
doch  Schmidt  m   der  Darstellung  seiner   Versuche 

t .  annimmt.     Nach  dieser  Formel  ist  ^ 

iV.    log.E=428n+log.(2i3+t)— !^^. 

1\o  — r-  t 

■  1 

So  verschiedenartig  auch  diese  vier  Formeln  sind, 

lo  geben   sie    doch    innerhalb    der  oben    erwähnten 

I Grenze,  sowohl  unter  sich,  als  auch  mit  denBeobach- 

igen,    so   nahe  übereinstimmende  Resultate,   dafs 

unsicher  ist,   welcher  der  erwähnten  Formeln 

Vorzug  gebührt. 

Aus  der  nähern  Betrachtung  der  Form  dieser 

üorndeln  ersieht  man  aber,  dafs  die  nach  ihneu/be- 

:hnete  Elastizität  des  Dampfes  für  einen  bedeutend 

)hcn  Grad  der  Temperatur,  sehr  verschieden   aus- 

[Men  müsse ;  da  Soldner'' s  und  La  Place* s  Formeln, 

tere  für  t=s  162,6^5   letztere   aber  für  t  =  178,8°, 

E  ein  Maximum,  und  also  für  noch  höhere  Tem- 

^peraturen   die  Elastizität  wieder  abnehmend  geben, 

10  * 


wo  hingegen  nach  Schmidts  uiid  Majers  Formell^ 
für  jede  Zunahme  der  Temperatur  auch  eine  Zn^ 
nähme  der  Elastizität  erhalten  wird,  so  grofs  anth.  im- 
mer die  Temperatur  angenommen  ■werdeo  mag. 

Folgende  Tafel  stellt  «inige  zusammenhängende 
Werthe  der  Elastizität  des  Wasserdampfes  mit  der  ZM 
gehörigen  Temperatur,  sowohl  nach  oben  erwälinteil 
Yersudien,  als  nach  den  angegebenen  Formeln  dai;i| 
wo  aber  durchgängig,  sowohl  für  die  BeohachtungeiL 
als  auch  für  die  Berechnungen  die  Temperatur  aiq 
Reaumürs<5he  Grade ,  und  die  Elastizitäten  auf  Qoeck* 
sUbcrhöhen  in  Wiener  Zollen  reduzirt  sind.  ''•■ 


Die  EinrichCung  der  Tafel  ^ 
Schrift  klar. 


ihrer  ÜbeN 


W\ 

Elu!.liz<tät  Aer  Wassci-däiiipre   durch  Qitecl^silbeihüheo  | 

J 

\ 

in  Wicnt-r-Zolien  ausgcdrücl^t.                         M 

ßcobuclitct  von 

Berrcliiiet  iwcl.               ^ 

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18,-9 

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A-.Ba 

4..d.. 

■  60- 

_ 

iS».o) 

•  T.9 

768.94 

S.4.3B 

~ 

Ibü.!». 

.6B79.» 

S3B8,1 

Die  in  den  letzten  zwei  Zeilen  enthaltenen  fiiÄ 

die  1 

empe 

ralur 

n  16 

j°  un 

d  240 

-'  Rea 

imur  \ 

erechi 

d 

ueten  Werthe  der  Elastizität  nach  den  vier  verschi 
denen  Formeln  zeigen  unter  sich  eine  sehr  grofse  V» 


1 


i49 

liedenbeit^  und  zwar  so,  dafs  man  zweifelhaft  wird^ 
^Iclie  dieser  Formeln  in  höheren.  Temperaturen  an- 
wendet werden  kann. 

Für  die  Benutzung  des  Wasserdampfes  als  bewe'-^ 
nde  Kraft  zum  Betrieb  der  Maschinen  ist  es  jedoch^  , 
sonders  bei  Dampfmaschinen  mit  hohem  Druck,  vor- 
glich in  Rücksicht  der  Anordnung  wegen  der  nö- 
igen  Sicherheit,  wichtig,  das  Gesetz  zu  kennen, 
eh  welchem  auch  für  höhere  Temperaturen  dieEla-^ 
zität  zu  berechnen  ist. 

Der  Mangel  an  hierzu  nöthigen  Erfahrungen  war 
e  Veranlassung  zu.  den  im  vorigen  Jahre  im  polyr 
chnischen  Institute  hierüber  angestellten  Versuchen,' 
eiche  in  Nachfolgendem  vorgelegt  werden  sollen.  • 

.  Da  sich  zum  Messen  einer  bedeutend  grofsen 
bstizität  die  Quecksilberrölire  nicht  wohl  mehr  an- 
enden  läfst,  so  wurde  zu  diesen  Versuchen  ein  Ap- 
irat  hergestellt,  welcher  folgende  Einrichtung  hat. 

Die  knieforipig  gebogene  eiserne  Röhre  ABC 
raf.IV.  Fig.  6.)  ist  in  A  mit  zwei,  und  in  B  mit  einem 
kfs  versehen,  und  zwar  so,  dafs,  wenn  der  Apparat 
lit  diesen  drei  Füfjen  auf  einer  wagrechten  Ebene 
jfht,  der  kurze  Schenkel  der  Röhre  B  C  senkrecht 
tehet,  und  der  lange  B  A,  von  B  nach  A  hin  auf- 
irts  steigend,  und  zwar  so  liegt,  dafs  das  Ende  A 
•he  in  gleicher  Höhe  mit  dem  Ende  des  kurzen  Schen- 
pk  C  ist. 


Die  Öffnung  A  ist  mit  einem  durchbohrten  Stör 
verschraubt,  dui'ch  dessen  Durchbohrung  ein 
cnnometer  gesteckt,  und  darin  befestigt  ist;  so^ 
sich  die  Kugel  des  Thermometers  innerhalb  der 
e  befindet;  und  an  der  über  den  Stöpfel  her- 
ürragenden   Skale    die   innerhalb   der  Röly-e    berr- 


schiende  Temperatur  ahj2[elesen  wetden  kann.  A' 
das  Ende  C  ist  ein  durchbohrter  harter,  stählerne 
Ansatz  D  E  geschraubt.  Die  Durchbolirung  diese 
Ansatzes  ist  etwas  konisch,  nach  oben  eingeengt,  mög 
liehst  rund  ausgeschliffen,  und  die  Begrenzungseben 
dieses  Ansatzes  D  E  möglichst  eben  abgeschliffen,  un< 
auf  der  Achse  der  Durchbohrung  senkrecht ;  so  dal 
diese  Fläche  im  Durchschnitt  mit  der  Durchbohrunj 
eine  kreisrunde  Schneide  nahe  unter  einem  rechte! 
Winkel  bildet. 

Der   Durchmesser  dieser  Öffnung  beträgt  o,5q( 

Zoll.     Auf  diese  Öffnung  ist  ein  Kugelventil  gelegt 

welches  von  sehr  hartem  Stahl ,  und  ebenfalls  in  ein€^ 

Kugelschale  von  nahe  |  Zoll  Halbmesser,    möglichfl 

rein  abgeschliffen  ist;  so  dafs  dieses  Ventil   den  All! 

Satz  nur    an  der  kreisrunden  Schneide  berührt,  un< 

so  die  Öffnung  bedeckt,  ohne  durch  zu  starke  Adfai 

sioiT  an  deren  Begrenzung  angehalten  zu  werden.     Di 

Ventil  ist  aufwärts  mit  einer  Stütze  G ,  und  abwäi 

mit  einem  eingeschraubten  Stift  H  versehen  :  letzteri| 

verhindert  bei  dem  Erheben  des  Ventils  dessen 

gleitung  von  der  Öffnung,     Auf  der  Stütze  G  liegt  S 

den  hierzu  gehörigen  Lagern  der   abwärtsschneidij 

Mittelpunktszapfen  eines  gleicharmigen  Wagebalki 

'  I L.     Einer    der   beiden   aufwärts   schneidigen  E] 

punktszapfen  dieses  Wagebalkens  |:uhet  in  dazu  ge 

rigen  Lagern,  an  einer  mit  der  Röhre  verbunden 

Stütze  I,   und  an  dem  andern  ist  die  Wagschale 

ißingehängt,    welche    beliebig  belastet  werden   kä 

In  K  ist  noch  eine  mit  der  Röhre  verbundene  Stütxif 

welche  oben  gescheert  ist,  und  das  Abfallen  derW 

beim  Erheben  des  Ventils  verhindert.     In  B  münd^ 

sich  in  die  Röhre  das  Ausgufsrohr  eiiies  kleinen  Dru 

Werks  M  ein,  um  hierdurch  Wasser  in  die  Röhre 

pen  zu  können.     Bei  A  ist  in  der  Röhre  eine  t 

aufwärts  gehende  Seitenöffnung,    welche  mit   eine 

Hahne  geschlossen  ist,  um  aus  ihr  anfangs  die  in  de 


•  ■ 

1 


äei 


i5i 

>parat  enthklt^he  Luft^  und  nachher  zur  R^guli-* 
ng  der  Temperatur,  willkürlich  mehr  oder  weni'» 
r  Dampf  ausströmen  zu  lassen. 

Das  Ventil,  der  Wagehaiken  und  die  Wagschale 
nrden  genau  abgewogen,  und  hei  den  verschiede- 
n  Versuchen  verschiedene  Gewichte  in  die  Wag- 
bale  gelegt,  und  dann  das  Gewicht  des  Ventils,' 
s  Gewicht  des  Wagebalkens.,  das  zweifache  Ge- 
icht  der  Wagschale,  und  das  zweifache  Gewicht 
T  Belastung  sämmtlich  zusammen  genommen  al» 
irjenige  Druck  angesehen,  mit  welchem  das  VeiitU 
igen  die  öifnung  gedrückt  wurde. 

Um  den  Apparat  zum  Versuche '  vorzurichten, 
urde  das  Ventil  abgehoben ,  der  Hahn  in  der  Sei- 
nöffhung  hei  A  geöffnet,  und  nun  durch  das  Druck- 
erkM  so  viel  Wasser  in  die  Röhre  gepumpt,  bis 
er  Schenkel  B  C  ganz  gefüllt  war ;  dann  wurde  da» 
entil  sammt  der  Wage  und  Belastung  aufgesetzt;  und 
Hier  dem  Schenkel  AB  nahe  bei  B  ein  kleines  Feuer 
igelegt.  Der  Hahn  iri  der  Seitenöffnung  bei  A  blieb, 
is  das  Wasser  in  der  Röhre  kochte,  was  man  an. 
em  Thermometer  erkennen  konnte,  ganz  offen ;  dann 
urde  er  entweder  nur  zum  Theil  oder  ganz  ge^ 
Bossen,  um  allmählich  die^  Temperatur  in  der 
fihre  so  hoch  zu  treiben,  dafs  durch  den  Druck  deai ' 
Kampfes  auf  das  Wasser ,  und  durch  dieses  auf  das. 
^entU,  letzteres  geöffnet,  und  das  Wasser  ausigCT 
fieben  wurde. 

1 

Aus  dem  Querschnitt  der  Öffnung  und  dem  auf 
6e  Kugel  reduzirten  Druck  wurde  die  Höhe  einer 
[aecksilhersäule  berechi^et,  welche  mit  diesem  Druck 
kfr  dem  Querschnitte  der  Öffnung  im  Gleichge- 
nchte  stand,  und  hierzu  der  Baroöaeterstand,  als 
ler  Druck  der  Atmosphäre ,  beigefügt.  Die  Summ^ 
ttirde  als  die  Höhe  der  Quecksilbersäule  ^enommieni 


i5a 

«• 
mit  welcher  die  Elastizität  des  Dampfes  im  Apparat 

das  Gleichgewicht  hält. 

Ist  der  Querschnitt  der  Öffnung  in  Quadrat- 
zollen =:       ..............       a 

Die  Belastung  auf  demselben  in  Pfund.  =    .       p 

Die  Anzahl  KubikzoUe  Quecksilber,  welche 
in  einem  Pfunde  enthalten  sind  =^ ä 

Die  Höhe  der  Quecksilbersäule  über  dieser 
Öffnung,  welche  mit  dem  Drucke  von  p  im  Gleich- 
gewichte steht  =       .♦..,..♦..       h 

so  ist; 

b  =  p.  — 5 

Das  spezifische  Gewicht  des  QuecksiLr 
bers  ist  Ä 1 3,575 

Das  Gewicht  eines  Kübikfiifses  Was-» 
^er  =       . 56,3  Pf. 

Hieraus  ergibt  sich  die  Anzahl  der  KubikzoUe^ 
welche  ein  Pfund  Quecksilber  enthält,  oder 
n  =  2,26. 
Der  Durchmesser  der  Öffnung  D  E 
ist  =  o,5o6  Zoll;  also 
a  s=3  0,301 ;  und 


—  =  11,244?  folglich 


b  =  p.  11,244' 

• 

Bei  den  mit  oben  beschriebenem  Apparate  ange-, 
«teilten  Versuchen  wurde  immer,  nachdem  die  Wag* 
ischale  mit  einer  bestimmten  Last  beschwert  war, 
durch  einen  vorläufigen  Versuch  die  Temperatur, 
bei  welcher  die  Elastizität  des  Dampfes  das  Ventil 
erhebt,  bestimmt.  Dann  wurde  dieser  Versuch  mehr- 
malen und  zwar  so  wiederholt,  dafs,  wenn  die  Tem* 
peratur  jener  nahe  kam,  bei  welcher  das  Ventil  ge- 
hoben   werden  sollte,  das    Thermometer  nur  sehr 


I     « 


53 


♦* 


langsam  yprwärts  ging^  damit  nicht  zu  befürchten  war^ 
dafs  die  Temperatur  des  Dampfes  ^  oder  Wassers  im 
;  Apparat  der  Temperatur  des  Quecksilbers  in  der 
!  Thermometer -Kugel  vorgeeilt  sey;  das  Feuer  wurde 
■  dabei  so  geleitet,  dafs  das  Thermometer  erst  in  meh** 
I    reren  Sekunden  um  einen  Grad  stieg  *). 

Die  Resultate  sechs  solcher  Versuchö^  deren 
jeder  fünf  bis  sechs  Mahl  wiederholt  wurde,  sind  in 
folgender  Tabelle  enthalten  j  in  welcher  in  der  ersten 
Spalte  die  Nummern  der  Versuche ,  in  der  zweiten 
die  auf  das  Ventil  reduzirte  Belastung  in  Pfunden, 
in  der  dritten  die  Höhe  der  Quecksilbersäule ,  welche 
diesem  Druck  auf  den  Querschnitt  der  Öffnung  da» 
Gleichgewicht  halt ;  in  der  vierten  der  Barometer-  , 
stand;  in  der  fiinften  die  Summe  von  3  und  4^  oder 
die  Höhe  der  Quecksilbersäule.,   welche  die  Elasti- 


i-« 


i- 


.x. 


*)  Eine  Reihe  vorläufiger  Versuche ,  welche  wir  mit  einem  dem 
oben  beschriebenen  ähnlichen ,  jedoch  minder  vollliommen  ein- 
gerichteten \pparate,  angestellt  hatten,  hatte  die Nothwendig- 
keit  dieser  Vorsicht  erwiesen.  Es  hatte  sich  nämlich  gefunden, 
dafs  bei  einem  etwas  zu  schnellen  Ansteigen  des  Quecksil- 
bers  im  Thermometer  die  angezeigte  Temperatur  um  meh- 
rere Grade  hinter  der  wahren  Temperatur  des  Dampfes  zu- 
rückgeblieben  war.  Bei  der  Einrichtung  und  Behandlung 
des  oben  beschriebenen  Apparates  wurde  diese  Ouelle  eines 
möglichen  Fehlers  vollkommen  beseitigt. ,  Durch  das  willkür- 
liche Öf&ien  des  zum  Ausströmen  des  Dampfes  bestinimten 
Hahnes,  konnte  man  die  Temperatur  stationär  erhalten, 
und  sich  dadurch  von  der  Gleichheit  der  Temperatur  des 
Thermometers  und  jener  des  Dampfes  vollkommen  versi- 
ckern. Daher  wichen  bei  diesen  Versuchen  die  für  eine  und 
dieselbe  Elastizität  durch  Wiederhohlung  des  Experimentes 
erhaltenen  Resultate  se^r  wenig ,  oft  gar  nicht  von  einander 
ab.  Wir  waren  anfangs  gesonnsn ,  die  Versuchsreihe  bis  zu 
einer  Elastizität  des  Wasserdampfes  von  dem  5ofachen  at- 
mosphärischen Drucke  auszudehnen:  allein  bei  dem  sieben- 
ten Versuche,  welcher  auf  eine  Elastizität  von  3o  Atmosphä- 
ren gemacht  wurde ,  war  der  Rückstofs  bei  der  Oi&ung  des 
Ventils  schon  so  stark ,  dafs  die  Thermometerkugel  zerbrach, 
and  die  Versuche  sonach  nicht  weiter  fortgesetzt  wurden, 
um  so  mehr,  als  diese  Ausdehnung  für  den  vorliegenden 
Zweck  nicht  weiter  nöthig  war. 

Der  Herausgeber. 


zität  des  Dampfes  ausdrücltt,  unJmoe^eSat^^ü^B 
beobachtete,  diesem  Drucke  zugehörige  Teraperatorl 
verzeichnet  sind.                                                                 M 

I. 

a. 

3. 

4. 

5. 

6. 

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V»oiU  rsdu. 
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.und. 

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•Chtrtl  TtiDl-, 

3 

4 
5 
6 

.5'/, 
35 

5o 

i4,o5 

28,11 

56,^3 

5fi7.2 

2fi.a 

a8,a 
3»,a 
^8.1 

56 ,3 1 
«4,45 

it.8,75 

3oq,3 

S9o,4 

„8 

Vergleicht  man  diese  Versuche  mit  den  Resul- 
taten obiger  Formebi,  so  findet  man,  dafs  für   hohe 
Temperaturen  die  berechneten  Elastizitäten  nach  La 
Place's  und  Söldners  Formeln  upi  vieles  zu  klein, 
nach  Schmidts  Formel  um  vieles  zu  grofs,  nach  Mayers 
Formel  aber,  zwar  auch  noch  etwas  zu  grofs  sind,  aber 
doch  den  Erfahrungen  am  nächsten  kommen. 

Hier  ist  zu  erinnern ,   dafs  diese  Formel  das  Ge-i 
setz,  nach  welchem  die  Elastizität  von  der  Tempera- 
tur abhängt,  unter  der  Bedingung  darstellen  soll,  daß 
die  Temperaturen  nach  dem  Luftthermometer  genom!- 
men  sind;  und  dafs  zwischen  dem  Luft-  und  dem  Queck 
silber-Thermometer,  obgleich  zwischen  dem  Eis-  unt 
Siedepunkt  kein  UnterscSiied  bemerkbar  ist,  doch  eil 
Unterschied  statt  finden  könne,  wckhei-  erst  bei  ei- 
nem  grüfsern  Umfange    der  Skale   bemerkbar    wird, 
und  dafs  sich  sonach    in    diesem  Unterschiede    de« 
Grund  der  obigen  Abweichung  vermuthen  lasse.     Da 
aber  in  der  Ausübung  das  Quecksilbe r-Thermometei 
gebraucht  wird ;  so  ist  es  hier  um  einen  Ausdruck  z» 
thun,  welcher  iur  die,  auf  der  gleich  getheilten  Skali 

'   «55 

des  Quecksilber- Thermometers  abgenommene  Tem-^ 
peratur ,  die  Elastizität  der  Erfahrung  sehr  nahe  ent- 
sprechend darstellt. 

Wenn  man  Mayers  Formel  in  ^^t  allgemeinen 
Form 

log.  E  =  B  +  log.  (2i3  +  0  —  "^  r —  nimmt, 

nnd  die  Gonstanten  B  und  C  aus  zusammen  gehörigen 
durch  Versuche  gefundenen  Werthen  fiir  E  und  t  fiir.^ 
zwei  hinreichend  entfernte  Werthe  deir  Temperatur 
bestimmt,  imd  diese  Gröfse  mehrmals,  und  zwar  im- 
mer fiir  andre  Werthe  von  E  und  t  ableitet,  so  las- 
sen sich  leicht  Mittelwerthe  fiir  B  und  C  so  bestim- 
men, dafs  die  berechneten  Werthe  von  E  nicht  mehr 
•ehr  entfernt  von  den  beobachteten  fallen.  Jedoch 
sind  in  diesem  Falle  die  Abweichungen  noch  so,  dafs 
sie  ihren»  Gange  zu  Folge ,  nicht  den  Beobachtungs- 
fehlem zugeschrieben  werden  können. 

Gibt  man  der  Formel  folgende  allgemeine  Form 

log.  E  =  B  +  log.  (u  +  t)  -  -j-p^  ;  und 

bestimmt  hier  B ,  C ,  und  u  immer  aus  drei  und  drei 
Beobachtungen,  so  erhält  man  noch  näher  stimmende 
Werthe.  Noch  mehr  angenäherte  Werthe  erhält  man, 
wenn  man  der  Formel  folgenden  allgemeinen  Ausdruck 

c 

log.  E  =  B  +  log.  (2i3  +  t)  --  — p-  gibt, 
ond  dann  B,  C,  imd  u  bestimmt. 

Wenn  man  aus  obigen  Beobachtungen,  und  der 
Elastizität  =  o,6  für  t  =  i6  (nach  SchmidVs  und  Dal- 
torfs  Beobachtungen)  für  die  letzten  beiden  allgemei- 
nen Ausdrücke  der  Formel  die  konstanten  Grölsen  ab- 
leitet ,  so  erhält  man  in  dem  ersten 

83o,o4 

A)  Jk)g,  E  =  2,88 174  + log.  (i4o  +  t)-,-^^:{:7. 


i56 

Für  den  zweiten  Ausdruck  erhält  man  u  =a  i^i  j  da 
aber  eine  kleine  Änderung  von  u  keinen  bedeutenden  ' 
'Einflufs  auf  die  Übereinstioamung  der  Formel  mit  der 
Erfahrung  .hat,  so  wurde  hier  u  =  i4o  beibehalten, 
und  hiernach  B  und  G  bestimmt;  und  dadurdh  er- 
hältmati  . 

B)     log.  E  =  =!,8435  +  log.  (:.i3  +  t)  — ;^|',. 

Zur  nähern  Vergleichung  der  Werthe  für  E  nach 
Viesen  und  den  obigen  Formeln,  und  den  Beobach- 
tungen ist  folgende  Tafel  heigeAigt,  deren  Einrich- 
tung die  Überschrifl  erklärt. 


. 

Eipa 

sivkraft  (kr  W 

aserdämple  nach  l^iiecii silber- 

= s 

liütii:>i  in  ^Vlen 

er. Zollen  aUsgedriitil, 

^^ 

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57,Ü7> 

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,  59,9(.       55.32 

56,43 

.07,5 

82,487 

79.53« 

9V18 

81,80 

84,3« 

84,4. 

;s 

.  48,^0 

i-ii,-ii, 

■M-^<) 

ig8,oi 

.f.6,97 

,6li,93 

.68,75 

^17,6. 

ibc,M 

539,88 

3^,,, 

309,15 

8S7,7 

J9"-7 



isJ 

Aus  dieser  Tafel  sieht  man ,  dafs  die  nach  For- 
n.el  (ß)  berechneten  Werthe  der  Elastizität,  den  be-  ^ 
obachteten  am  nächsten  kommen.    Diese  Formel  wird.  ^ 
daher  innerhalb  den  Glänzen  von  0°  bis  180'  Reau-    ■ 
mur  zur  Berechnung  der  Elastizität  des  Dampfes  an- 
gewendet werden  können,  ohne  einen  bedeutenden, 
Stehler  befürchten  zu   dürfen.     Nachfolgende  Tafel 
ist  nach  dieser  Formel  berechnet. 

Da  es  bei  Verwendung  des  Dampfes  wichtig  ist,  ^ 
die  Menge  Wasser  zu  kennen,  welche  zur  Erzeu-  . 
gung  einer  bestimmten  Dampfmenge  erfordert  wird,  . 


«57 

ampfmenge  beige- 

^iSinr  unter  der  A'or- 

r  und  Dampf  im 

sind}   wobei 

'^r- Pfund 

usge- 


des 
vVas- 

iber  ir- 


i)ikfufs  Dampf; 

ande  enthält^  so 

ivfufs  Dampf.   Setzt 

;id  anstatt  A  dessen 
rhält  man « 


Angaben  folgt  fiir  t  =  80^, 
ii*  eben  diesen  Werth  von  t, 
1  er -Zollen),  so  wird 


2l3  +  80 


=  3.9Ö  • 


ormel  die  in  folgender  Tafel  vorkom- 
;  der  Kubikfufse  Dampf,  welche  aus  ei- 
Wabser  erzeugt  werden,  berechnet  ist. 


iS8 


Temperatur. 

Elastizität. 
Ausgedriiclit 

AmaU 
der  Kubikfii 

tootb  ei- 

Bothei- 

in Queclisil- 
bersäulen 

in  Wieiier- 
Plunden 

Dampf 
aus  1  Pfuü 

lige 

Shale. 

lige 
Skale. 

na.h   Wicuer- 
ZoUcn. 

auf  den  Qua- 
dratEoll. 

Wasser. 

o' 

o" 

0,131 

o,o58 

4786 

5 

4 

«,197 

0,087 

3249 

lO 

8 

0,390 

0,119 

2253 

i5 

12 

0,430 

0,186 

.589 

20 

16 

o,5o. 

0,261  . 

1.46 

a5 

ao 

0,847 

0.375 

81 3,5 

3o 

24 

i,u5 

0,497 

631,6 

35 

a8 

1,669 

0,786 

428,4 

40 

3s 

a,oi5 

0,896 

358,1 

45 

36 

1/.73 

i,iR3 

275,5 

bo 

40 

3,463 

1,532 

1.6,3 

55 

44 

4,453 

'i97 

»70,8 

60 

48 

5,673 

2,31 

»36.« 

65 

S» 

7,'4'> 

3,.5 

.09,8 

70 

50 

8,9.9 

3,94 

89,27 

75 

bo 

n,o5 

4,88 

73, '6 

80 

64 

»3,57 

6,00 

6o,4» 

85 

<.8 

.6,55 

7,3a 

Bo,i7 

90 

7» 

20,10 

8^ 

4»,89 

95 

76 

j4,o8 

io,65 

35,6. 

Uo 

»8,78 

11,6 

3o,i4 

■o5 

84 

34,17 

.5,1 

■a5,7a 

1.0 

88 

40,34 

.7.8 

22,08 

..59 

Temperatur. 

£  1  a  s  t  i  a  i  t  ä  t. 

Ausgedrückt 

An«ahl 

der  Kubibfurse 

Dampf    . 

aus  I   Pfund 

Wasser. 

loothei- 
Skale. 

Solhei- 

lie«  ' 

Skale. 

in  Quecksil. 
faeraüulea 
nach  Wiener- 
Zellen. 

in  Wiener- 
Pfunden 
auf  den  Qua- 
drataeli. 

1.5 

91 

47,39 

ao,9 

.9,05 

..o 

96 

65,5a 

a4,5 

.6,47 

11? 

loo 

64,56 

a8,5 

.4,35 

i3* 

104 

74,18 

3.,9 

ii,6o 

i35 

108 

85,83 

37,9 

11,07 

140 

11a 

98,4a 

43,5 

9.775 

1(5 

ii6 

lia,So 

49,7 

8,660 

iSo 

lao 

.a8,65 

66,9 

7,66, 

iS$ 

1,4 

145,1a 

■64.. 

6,874 

16« 

ia8 

,63,91 

7>,4 

6,1 57 

i65 

i3. 

.84,60 

S.,7 

6,53a 

170 

i36 

307,äi 

91,7 

4,986 

.75 

,40 

a3.,.5 

.o,,3 

4,öo8 

* 

144 

aä8,7. 

,.4,4 

4,o85 

,8i 

,48 

a87,8o 

..7,3 

3,7 '4 

190 

i5> 

3i,,a 

14. ,a 

3,305 

195 

156 

353,a 

i5t,3 

3,093 

.» 

iGo 

389,8 

■7-,4 

a,83i 

■,     >o5 

164 

419," 

.89,9 

»,599 

1     "° 

•¥ 

47., 5 

ao8,6 

,,39. 

».5 

17a 

616,5 

aa8.5 

2,206 

»0 

176 

66ö,o    ■ 

a5o,o 

a,o3e 

..5 

180 

616,7 

172,8 

1,886 

•  l. 


VIII. 

über  Papins  Maschinerie,  um  die  Kraft 
eines  Wasserrades  auf  eine  grofse  Ent- 
fernung fortzupflanzen. 


Vom    HcrausgeLer. 


Jn  den  actU  eruditorum  {ür  das  Jahr  1688  pag* 
644  liefert  Papiriy  Professor  der  M&thematik  in  Ma^" 
bürg,    der  Erfinder   des   bekannten  Digestors,  wel-;- 
cber  seinen  Nahmen  fuhrt,  die  Beschreibung  einer' 
Maschinerie^  um  die  Kraft  eines  an  einem  Flusse  aufge- 

.  stellten  Wasserrades  auf  eine  grofse  Entfernung,  z.  B» 
bis  an  ein  Bergwerk  zur  Förderung  der  Erze  oder  i\xt-r 

.  Betreibung  eines  Pumpwerkes  fortzupflanzen.   Es  ^^^^ 
lohnt  sich  ohne  Zweifel  der  Mühe,  diese  sinnreiehe/r 

gixxi  das  Prinzip  der  Wirkung  der  Luftpumpe  gegrün- - 
dete,  Maschine,  die  gänzUch  in  Vergessenheit  gerä^^ 
then  zu  seyn  scheint,  neuerdings  bekannt  zu  machen. ' 

« 

Die  Fjg.  4yTaf.I.  enthält  die  Zeichnung  dieser  Ma«; ; 
schine.  In  den  beiden  Zylindern  A  A  werden  durch^ 
das  Wasserrad  zwei  Kolben  luftdicht  auf  und  niedei^ 
^bewegt.  Diese  Kolben  und  Zylinder  smd  wie  bd^ 
einer  Luftpumpe  eingerichtet,  so,  dafs  sich  ein  VenüljJ 
im  Boden  des  Zylinders ,  und  ein  anderes  im  Kolben^ 
befindet.  Von  dem  Boden  eines  jeden  dieser  ZylindiorJ 
fuhrt  eine  kurze  Röhre  in  die  gemeinschaftliche  Haupt 
röhre  R,  welche  luftdicht  zusammengesetzt,  bisan^ 
den  Ort  fortgefiihrt  ist ,  an  welchem  die  bewegendei 


rait  wirken  soU.  Hier  befiaden  sich  zwei  Zylindei* 
B'^  mit  ihren  Kolben  cc^  die  sich  luftdicht  auf  tmd 
eder  bewegen.  Der  Hahn  D  steht  mittelst  der 
5hren  EE  mit  diesen  Zylindern  in  Verbindung,  so 
ie  durch  die  Röhre  R  mit  den  Zylindern  AA.  Er  ist 
>ppelt  und  dergestalt  durchbohrt,  dafs,  wenn  die 
ihre  E  die  Kommunikation  der  Uauptröhre  R  mit 
:m  Inneren  des  Zylinders  B^  herstellt,  die  Kommu- 
katiou  der  äufseren  Lud  mit  dem'  Inneren  des  Zy- 
iders  B  durch  die. Röhre  E  geöffnet  ist,  und  tunge-- 
ihrt.  ' 

Papin  hat,  wie  die  Zeichnung  lehrt,  mit  dem 
olben  der  Zylinder  B  eine  Welle  mit  einem'  Rade 
rmittelst  Seilen,  die  in  entgegengesetzten  Richtun- 
)n  aufgewickelt  sind,  in  Verbindung  gebracht,  um 
irch  das  abwechselnde  Hin-  und  Uerdrehen  dieses 
ides  beim  Auf-  und  Niedergange  der  Kolben,  Erz- 
ibel  aus  einer  Grube  zu  ziehen. 

Das  Spiel  diescft"  Maschine  ist  folgendes.  Wen» 
irch  das  Spiel  der  Kolben  in  den  Zyliudern  A  A  di<S 
ift  aus  der  Röhre  R  ausgepumpt  wird,  und  der  Hahn 

nun   eine   solche  Lage   bat,    dafs  die  Kommüni- 
lion  der  Röhre  R  mit  dem  Zylinder  B'  geöffnet  ist; 

dringt  die  Lujfl  aus  dem  Zylinder  B'  in  den  mit  ver 
innter  Luft  angefüllten  Raum  der  Röhre  R  und  der 
ii  ihr  in  Verbindung  stehenden  Luftpumpen  A  A; 
odurch  der  äufsere  Luftdruck  den  Kolben  im  ZyUn- 
btB  niederdrückt,  mit  einer  Kraft,  die  mit  der-Luft- 
irdannung  unter  demselben  im  Verhältnisse  steht, 
fahrend  dieser  Kolben  niedergeht,  folglich  vermit- 
ikl  des  Seiles  die  Welle  mit  dem  Rade  umdreht, 
'ird  der  Kolben  des  anderen  Zylinders  B  in  die  Höhe 
pogen,  indem  die  atmosphärische  Luft  durch  den 
lAn  unter  diesen  Kolben  freien  Zutritt  hatj  folg- 
•4  der  Luftdruck  von  oben  und  unten  auf  denselben 
jleicli  wird.    Wird  nun  der  Hahn  D   gewendet,  so, 

'»irJ>.  d.  iK.lyt.  Inst.    I.  Bd.  II 


dafs  die  Kommunikation  der  Röhre  R  mit  dem-ZyliiKi^ 
der  B^  und  die  Kommunikation  der  äufsern  Luft  miil 
dem  Zylinder  B  hergestellt  wird  5  so  drückt 'die  Luit, 
nur  den  Kolben  im  Zylinder  B  nieder,  während  der^ 
Kolbeil  im  Zylinder  B'  in  die  Höhe -gezogen  wird|i' 
u.  s.  w.  Zur  Wendung  dieses  Hahnes  läfst  sich,  übri-i 
gens  leicht  eine  Steuerung  anbringen. 

Papin  sagt  über  diese  seine  Erfindung  L  c.  pag.^! 

645.     3>Als  ich  diese  Maschine  im  verflossenen  Jalira| 

(1G87)  der  königl.  Gesellschaft  in  London  vorlegte^^ 

wurden  mir  einige  Schwierigkeiten  entgegen  gesetzt,  r 

die  mich  veranlafsien,  über  die  Gröfse  der   einzel 

Theile  der  Maschine   zur  Hervorbringvuig  eine& 

stimmten  Effektes  Untersuchungen   anzustellen,  uua| 

ich  habe  durch  Rechnung  und  Erfahrung  gefundei^ 

dafs>  wenn  in  der  Stunde  1000  Pfund  Wasser  auf  6i] 

Höhe   von  5oo  Fufs  gehoben  werden  sollten > 

die  Gruben  vom  Flusse   zwei  Stunden  Weges  od( 

20000  Fufs    entfernt  wären,    für    die  Zylinder  B 

ein  Durchmesser  von  einem  Fufs,  und  eine  jHöhe  voni 

4  Fufs   hinreichen  würde  ;    die  Röhre  R    aber  *niil| 

einen  Dmchmesser  von  einein  halben  Zoll  zu'häbe^^ 

brauchte.     Da  diese   Röhren   nur  einen  Druck  v^tt 

aufsen  leiden,  und  ihre  konvexe  Form  die  Festigkelll 

vermehrt ;  so  können  sie  leicht  und  wohlfeil  aus  diift^ 

nein  Blei  hergestellt  werden  ^  so,  dafs  jene  ganzeLäogfll 

von  zwei  Stunden  in  England  nicht  mehr   als  zwefcn 

hundert  Thaler  kosten  würde.     Es  kann  daher  diesö 

Maschine  sehr  dauerhaft  mit  geringen  Kosten  hergc-r; 

richtet  werden,  ohne  Schwierigkeit,  wie  auch  inuneÄ 

die  Gegend  hügelich  und  unterbrochen  seynmag,  undl 

ohne  Unbequemlichkeit  für  die  öffentlichen  Strafseflj 

(da  die  Röliren  unter   dem  Boden  fortlaufen).     MaÄ 

mufs  zwar  bekennen,  dafs  die  Kolben  in  den  LufW 

pumpen  Ax\,  die  vom  Wasserrade  getrieben  werdeiy 

eine  gröfscre  Last  überwinden  müssen,  als  von  dö^ 

Kolben  in  den  ZyUndern  B  B'  gehoben  werde»  kann, 


103 

lud  dafs  daher  einiger  Verlust  an  bewegender  Kraft 
(rorhanden  sej :  jedoch  ist  es  viel  besser,  wenigstens 
ien  gröfsten  Theil  einer  vorhandenen  Kraft  zu  be- 
Dützen,  als  die  ganze  zu  verlieren,  besonders  da  in 
Melen  Flüssen  bewegende  Kraft  genug  vorhanden  ist/ 
Wegen  dieses  ICraftverlustes  darf  man  daher  unsere 
Haschine  nicht  verwerfen^  aufscr  man  erfinde  etwas^ 
lici  welchem  dasselbe  mit  weniger  Verlust  geleistet 
wirdj  woran  ich  jedoch  sehr  zweifle,  fld  autent 
ii  quis  praestiterit ^  evit  mihi  magnus  uäpoUoJ..(^ 

Es  ist  schön  bei  der  örst^n  Ansicht  dieser  Ma- 
^diine  kaum  zu  zweifeln  y  dafs  sie  nicht  in  mehreren 
{allen  mit  Vortheil  sollte  angewendet  werden  können. 
Die  Anfertigung  langer ,  luftdichter  Röhren ,  desglei- 
riehen  wohl  ausgebohrter  Zylinder  zu  den  Pumpeuj 
Ikdtlüftdicht^rKolbenliederung,  war  zu  Pa/jins 'Leiten 
mit  Schwierigkeiten  verbimden :  heut  zu  Tage 
man  dieselben  aus  Gufseisen  zu  jedem  t)urch- 
»scr  und  hinlänghch  wohlfeil  erhalten.  Werden 
I  Kolben  sowohl  in  den  Zylindern  A  A^  als  in  jenen 
B'  init  einer  Schichte  öhl  bedeckt^  so  wird  dadurch 
Luftdichtigkeit  der  Kolben  gesichert  und  ihie Rei- 
lg  vermindert.  Am  Bodeti  dieser  Zylinder  kann, 
le  in  den  neueren  ff^oolf  sehen  Dampfmaschinen, 
le  Vertiefung  angebracht  seyn>  in  welcher  sich  das 
der  Seitenwand  des  Kolbens  durchgetriebene  Öhl 
lelt,  und  von  Zeit  zu  Zeit  abgezogen  wird; 

Die  Vorrichtung  init  dem  Rade  an  der  Welle, 

sie  sich  in  Papins  Zeichnung  befindet,  kann  da^ 

aus  einer  nicht  sehr  bedeutenden  Tiefe  Erz  etc;^ 

irdert  werden   soll,  angewendet  werden.     Wärö 

Bi  der  Durchmesser  des  Rades  6  Fufs,  jener  der 

l^elJe  I  iFufs^   der  Kolbenhub  im  Zylinder  4  Fufs;  so 

p ;  |.  X  4  ==  36  Fufs  die  Tiefe,  auf  welche  der  Kü- 

'  bei  einem  Niedergange  des  Kolbens  sinkt. 


Sollen  mit  den  Zylindern  BB  Wasserptinipen 
oder  eine  andere  Maschinerie  in  Verbindung  gebracht, 
werden;  so  müssen  die  Kolben  mit  steifen  Kolben-' f 
Stangen  versehen ,  und  mit  einem  um  eine  Achse  : 
beweghchen  Querbaum,  an  welchem  dieP.umpenstaii-^ 
gen  befestigt  jsind,  in  Verbindung  gebracht  werden, J 
An  diesem  Querbaiun  läfst  sich  leichl  die  SteurungJ 
des  Hahnes  anbringen,  der  sich  immer  in  dem  Au-Jj 
genblicke  dreht,  wenn  ein  Kolben  seinen  Niedergang] 
vollendet  hat.  Es  mufs  nicht  uninteressant  seyn^  di 
Kolbenspiel  dieser  Maschine  walirzunchmen,  voi 
welcher  keine  bewegende  Kraft » sichtbar  ist,  da 
Wasserrad,  das  mit  den  Treibzylindern  durch  die 
terirdischen  Röhren  in  Verbindung  steht,  an  eine 
entfernten  Flusse  sich  befinden  kann. 

MitVortheil  anwendbar  erscheint  diese  Maschi 
in  allen  jenen  Fällen,  wo  die  Kraft  eines  entfern 
Flusses,    oder  eines  Aufschlagwassers  durch  die  g 
wohnlichen  Mittel  des  Gestänges  oder  der  Stang 
kunst,  auf  einen  entfernten  Punkt  entwedT^r  niu: 
grofsen  Schwierigkeiten  und  Kraftverlust,    oder 
einem  gröfseren  Anlags-  und  Unterhaltskapital  fo 
gepflanzt  werden  kann.     Bedenkt  man  die  durch 
vielfältigen  Zapfenreibungen  in  der  Stangenkunst  b 
vorgebrachten  Kraftverluste,  die  Schwierigkeit  sein 
Anlegung  in  sehr  hügelichem  Terrain,  die  Kosten 
seiner  Erhaltung  und  Reparatur,  und  die  vermeh 
Aufsicht 9    so.  dürfte  in  den  meisten  Fällen,    wo 
IJewegung  auf  eine  beträchtliche  Entfernung  forig 
pflanzt  werden  soll,  die  Papin^ sehe  Maschinerie 
Vorzug  verdienen.     Ihre  Anwendung  ist  an  gar  k 
Terrain  gebunden :  die  Röhren  können  senkrecht  u 
horizontal,  über  die  steilsten  Berge,  selbstüber  Fl 
und  überall  in  dem  kürzesten  Wege  geführt  werdd 
Sind  die,  vorher  auf  Luftdichtigkeit  probirten  Rö 
von  Gufseisen  bei  der  ersten  Anlage  mittelst  .des  1 
kannten  Eisenkittes,  sorgfältig  zusammeugefiägt  woH 


IÖ5 

den^  so  läfst  sich  ohne  Reparatur  ihre  Dauer  an(  eine 
lange  Reihe  von  Jahren  erwarten. 

Ich  will  versuchen,  diesen  Bemerkungen  eine 
Theorie  der  Wirkungsart.  dieser  Maschine  heizufii- 
gen,  um  hiernach  die  vortheilhaftere  Einrichtung  ih- 
T^s  Ganges  bemessen  zu  können. 

Die  Dichtigkeit  der  durch  das  Spiel  der  Maschine  . 
Jin  der  Kommunikationsröhre  RR  verdünnten  Luft  sey 
;ss:d,  wenn  jene  der  äufseren  atmosphärischen  Luft 
**=  I  ist.  Soli  diese  Dichtigkeit  d  durch  die  Maschine, 
ghachdem  sie  in  den  Beharrungsstai^d  getreten  ist,  kon- 
»lant  erhalten  werden,  die  Schwankiufgen  durch  das 
immerwährende  Einströmen  der  Luft  aus  den  Zylin- 
Jhm  BB  und  das  Abziehen  derselben  durch  die  Zy- 
der  AA'  abgerechnet;  so  mufs  durch  die  Pumpen 
A'  in  gleicher  Zeit  eben  so  viel  Luft  von  der  Dich- 

Skeit==:  I  ausgezogen  werden,  als  durch  die  Zylinder  • 
V  hinzukommt.  IJie  Kommunikationsröhre  R  ver- 
itt  unter  dieser  Voraussetzung  die  Stelle  eines  Re- 
oirs>  welches  di«  erwähnten  Schwankungen  um  so 
hr  ausgleicht,  fe  mehr  sein  kubischer  Inhalt  jenen 
Zylinder  übertrifft.  Für  die  in  der  Anwendung 
ommenden  Fälle,  wo  die  Kapazität  der  Röhre  ge- 
jene  der  Zylinder  sehr  grofs  ist,  ist  daher 

Hu 

R'  den  kid)ischen  Inhalt  der  beiden  Zylinder^ 

|B  ;  R  jenen  der  Zylinder  AA,  und  n  die  Anzahl 

Kolbenspiele  (d.  i.  eines  Aufganges  und  N,ieder- 

iges  des  Kolbens)  bezeichnet,  welche  in  einem  der 

runder  AA'  in  der  Zeit  geschehen,  iir  welcher  ^yn 

»enspiel  in  einem  der  Zylinder  B  B'  erfolgt.     Wir 

Jlen  die  Zylinder  A  A'  mit  dem  Nahmen  Pumpzjr- 

der,  und  jene  BB'  mit  Treibzjlinder  bezeichnen. 

Beim  Aufsteigen  des  KplJ)ens  in  den  Punipzylin-r 


i66  ■  <'  ' 

4ern  bleibt  die  Dichtigkeit  der  Luft  unter  den  Kc 
gleich,  nähmlich  =  d,  weil  immer  der  verhall 
wafsige  Ersatz  aus  den  Tycibzylindern  erfolgt.  J 
also  der  Druck  auf  deii  Kolben  von  unten 

'  * 

p-  =  d  p.  a. 

^enn  a  den  Querschnitt  der  Pun^pzylinder  odei 
Kolbenflächen  zusammengenommen  in  Fufsen,  u: 
den.  Druck  der  atmosphärischen  Luft  auf  den  ^ 
dratfufs  in  Pfunden  bezeichnet.     Folglich  isft 

pa  —  dpa  =  (x— d)pa 

die  Last  auf  dem  Kolben;  demnach  die  JCraft,  we 
^ur  Hebung  des  Kolbens  erforderlich  ist,  oder 

V'  =  (i-^d)  p.  a.  h  +  5 

Yfo  h  die  Höhe  der  Pumpzylinder  innerhalb  des 
benspieles  in  Fufsen  und  q  die  Kolbenreibung  di 
den  Weg  h  in  Pfunden  bezeichnet. 

Geht  der  Kolben  niederwärts,  so  wird  die  u 
demselben  befipdliche  verdünnte  Luft  allmählich 
jsammengedriickt,  bis  sie  vor  der  Ankunft  des  Koll 
am  Boden  die  Dichtigkeit  =:  i  erreicht,  und  d 
durch  die  Ventilöffnung  entweicht.  Bis  zu  di 
Glänze  drückt  daher  dieXuft  unter  dem  Kolben  n 
30  stark  gegen  seine  untere;  Fläche,  als  die  auf 
Luft  gegen  seine  obere  drückt;  der  Kolben  wird 
her  auf  seinem  Wege  durch  den  Zylinder  durch 
äufseren  Luftdruck  niedergetrieben,  welche  Wirk 
jedoch  in  dem  Mafse  abnimmt,  als  die  Dichtigkeit 
Luft  unter  dem  Kolben  zunimmt. 

I  ....  ■  .  .  ' 

Ist  d  die  Dichtigkeit,  mit  welcher  die  Luft 
dem  Niedergange  des  Kolbens  in  dem  Zylinder 
breitet  ist,  folglich  dh  der  Theil  dps  Zylinders 
welchem  sie  beim  Niedergange  des  Kolbens  die  D 
tigkeit  =  I  erlangt,  so  findet  sich  durch  Integrir 
4ie  Wirkung  des  Luftdruckes  auf  den  unteren  T 


I 


'  ,  .  .  167 

des  Kolbens  bei  seinem  allmähUcUen  Niedergange 
durch  den  Raum  dh 

=  padb  (log.  nat.  -—  +  0- 

Demnaeh  ergibt  s^ch,  da  die  Wirkung  des  Druckes 
der  Luft  auf  den  oberen  Theil  des  Kolbens  während 
»eines  Niederganges  =  pah  ist,  für  die  gesammte  zu 
feinem  Niedergang  durch  den  ZyUnder  erfqrderhche 
^aftV"; 

V"  =:padh  (log.  nat.  — -  +  i)  —  pah 

V  •  •  OL 

^^  ^^  t  • 

i^folglich  ist  V'  +  V^'  oder  die  zur  Bewirkung  des  Kol- 
benspieles  der  Pumpzylinder  für  einen  Auf-  und  Nie- 
dergang des  Kolbens  erforderliche  Kraft   . 

V  =  dp  ah  log.  nat,  •— • 

In  der  Zeit  t. geschehen  in  den  Pumpzylindern  n 
Kolbenhübe,  in  welcher  ein  Kolbenspiel  in  den  Treib-r 
lylindem  erfolgt.  Wird  daher  der  vorstehende  Werth 
?onV  mit  n  multiplizirt ,  so  drückt  er  di«  Last  aus, 

eiche  in  der  Zeit  t  auf  i  Fufs  gehoben  wird,  Bezeich- 

t6t  t  Sekunden ;  so  ist 

n.     V  =  (dp  ah  log,  nat.  -^)  -7-  +  ? 

Lider  Effekt  oder  die  Kraft  des  Wasserrades  in  Pfunden 
einer  Sekunde  auf  i  Fufs  gel^oben,  ausgedrückt; 
^Wo  f  die  Gröfse  der  Kolbenreibung  ii^  Pfunden  be- 
ichnet. 

Während  der  Zeit  t  erfolgt  ein  Niedergang  in  den 
^Treibzylindern  BB<.  Der  Flächeninhalt  der  Kolben 
raieser  Zylinder  zusammengenommen  sey  a^;  die  Höhe 
Ljedes  einzelnen  =:  h^ :  so  ist  der  Druck  yon  der  unte- 
"^n  Seite  des  Kolbens  =  dpa';  von  oben  =:  pa';  also 
fekliver Druck  =  (i  —  d)  p  a';  folglich  die  Qesammt- 
,_jst  in  den  Treibzylindern  oder 


r    ' 


i6S 


m..   E  =  (i  -  d)  pa'  -^  +  5', 


in  Pfunden  in  einer  Sekunde  auf  i  j^ufs  gehoben. 

Sonacli  wären  in  der  Wirkung  der  Maschine  di< 

mechanischen  Momente  der  Kraft  und  Last  gegen  ein 

dnder  bestimmt; Und  es  lassen  sich  aus  deren  Verglei 

chung  die  Eigensch^ten  ihrer  Wirkungsart  erkennen 

Um  die  Werthe  von  V  und  E  (in  den  Formehi  IL  un( 

III),  zur  Auffindung  de$  Verhäknisses  der  Kraft  zu 

Nutzlast,  mit  einander  zu  vergleichen,   kann  man  1 

=:  h'  setzen,   da  die  Kapazitäten  der  Zylinder  untei 

dieser  Annahme    durch  a  und  a'  bestimmt  werdet! 

Ferner  ist  aus  der  Formel 

-          R' .         ah'        , 
I.     d  =  ---^-  =: — ,  also 

R  n  a  i;  n 

d  h  a  n  ==:  a'  h'. 

In  Folge   dieser  Substituticflien  ist,   mit  Weglas&u]i| 
der  Kolbenreibung, 

V:E  =  (lo6.....^)J::^:(.-d)JLi2 

=  log.  nat.  -—  :   I  —  d. 

Hieraus  erhallet,  dafs  bei  dieser  Maschine  um  si 
mehr  an  Kraft  verloren  werde ,  je  mehr  die  Luft  il 
den  Röhren  Verdünnet  wird :  denn  wenn  durch  diefl 
Verdünnung  gleichwohl  die  Wirkung  in  den  Treiba^ 
lindem  zunimmt,  so  wird  dazu  doch  ein  unverhältniS 
raäfsiger  Kraftaufwand  in  den  Pumpzylindern  erfoc 
dert.  Bei  einer  unendlich  grofsen  Verdünnung  dei 
Luft  in  den  Röhren  würde  der  Kraftverlust  unendlidl 
grofs  seyn,  d.  h*  gar  keine  WiFkung  Statt  finden  köfl 
nen :  und  nur  in  einer  unendlich  gi*ofsejn  Aaaäheruiy 
jder  Dichtigkeit  der  Luft  zu  d  =  i  würde  ein  junend 
lieh  geringer  Krsrftverlust  vorhanden  seyn.  Auf  die$< 
-Art  ergibt  sich,  z.  B.  r- 


lO^ 


fur.d=:  .»^  E  =^  :^  V. 


2,99 
0,9 


fiir  d  «  y^  E  =  ^  V. 

^         für  d  ^    f    E  =  ^  V. 

« 

für  d  =   4    E  =  ~  V. 


2 


0,69 


für  d  =    ^    E  =  —  V. 


T 


0,40 


Es  dürfte  in  den  meisten  Fällen  am  zwcckmäfsig- 
nen  seyn,  die.Diphtigkeit  der  Luft  in  den  Röhren  im 
fieharrungsstande  der  Maschine  ~:  -J  zu  wählen,  bei 
:  welcher  der  Kraftverlust  nur  etwa  ^  beträgt,  und  hier- 
r  nach  die  Dimensionen  d«r  Pump-  und  Treibzylinder 
i  2u  bestimmen.  In  diesem  F^lle  wird  der  Druck  äer 
[  Kolben  in  den  Treibzyhndern  etwas  geringer  als  die 
i  Hälfte  des  Druckes  der  Atmosphäre,  folglich  brauchen 
bei  nicht  zu  langsamem  Kolbenspiel ,  auch  für  einen 
bedeutenden  Effekt  die  ZyUnder  keinen  übermäfsigen 
Durchmesser,  bei  gleicher  Hubhöhe,  zu  haben.  Für 
diese  Dichtigkeit  ist  dann 


Rn    ~   ^• 


^'  Der  dieser^  Maschine  an  sich  noth wendig  ankle- 
bende Kraftverlust  begründet  übrigens,  wie  schon  Pa- 
fin  bemerkt,  keinen  Einwurf  gegen  ihre  nützliche 
■^wedtdbarkeit.  Es  kommt  nur  darauf  an,  ob  mit 
l^end  einer  anderen  Maschinerie  ein  ähnlicher  Effekt 
■dt  «iner  geringeren  Schmälerung  des  Totaleffekte« 
'dorjch  die  Nebenlast  hervorgebracht  werden  könne. 
Was  fiir  die  meisten  Fälle ,  in  denen  diese  Maschinerie 
jibre  Anwendung  finden  kann,  zu  l^ez weifein  steht. 


Da  die  Gröfse  der  Kolbenreibung  mit  dem  gröfse- 
ren  Durchmesser  sich  verhältnifsmäfsig  gegen  den  To- 


I70 


tqlcffckt  vermindert,  das  Moment  der  Reibung  aber 
auch  mit  von  der  Länge  des  Kolbenvsreges  in  der  Se- 
kunde abhängig  so  ist  es  besser^  den  Pumpzylindani 
gröfscre  D-urchmesser  zu  geben,  und  die  Anzahl  der 
Kolbenhübe  =  n  zu  vermindern;  oder  auch  bei  eiaer 
gröfseren  Maschine  statt  zweien,  vier  Pumpzyliiider 
aufzustellen.  Ist  die  Luftdichtigkeit  d  =^  ^;  so  sind 
bei  gleichem  Inhalte  der  Pump-  und  Ti'cibzylinder 
Jiur  zwei  Hübe  in  ersteren  erforderlich,  während  eia 
Hub  in  den  letzteren  erfolgt.  Bei  doppeltem  Inhalte 
der  ersteren  geschehen  die  Hübe  in  beiden  gleich- 
zeitig. 

Der  Widerstand  und  die  Reibung  der  Luft  in  dent 
Röhren  scheint  nach  den  entscheidenden  Versuchen 
von  Lehot ,  Desormes  und  Clement  *)  selbst  auf  sehr 
bedeutende  Strecken  so  gering  zu  seyn,  daf&  er  kaum 
in  Anschlag  zu  bringen  ist;  zumahl  wenn  die  Röhrea 
gehörig  weit  genommen  werden,  damit  die  Geschwin- 
digkeit der  Liift  in  denselben  nicht  zu  grofs  Werde* 
Es  mufs  jedoch  inuner  ein  Theil  Kraftaufwand  auf  die 
Beschleunigung  der  Luft  in  diesen  Röhren  gerechnet 
werden,  der  jedoch  unter  jener  Voraussetzung  gleich«^ 
falls  nicht  bedeutend  ist. 

Haben  die  Treibzylinder  5  Fuft  Hubhöhe  unJ 
2  Fufs  Durchmesser,  also  i5,7  Kubikfufs  Inhalt,  und 
wechselt  das  Kolbenspiel  zehnmahl  in  der  Minute;  so 
strömt  in  der  Sekunde* 5 ^^  Kubikfufs  Luft  von  atmo- 
sphäilscher  Dichtigkeit  in  die  Röhren  aus,  die  vOll 
den  Pumpzyhndern  in  derselben  Zeit  wieder  wegge- 
nommen wird.  Haben  die  Röhren  6^'  Durchmesscrj 
so  beträgt  sonach  in  denselben  die  Geschwindigkeil 
der  Luft  von  der  halben  Dichtigkeit  as  54  Fufs  in  def 
Sekunde,  wozu  der  Druck  einer  Wassersäule  von  noch 
nicht  1  Zoll  Höhe   erforderlich  ist.     Hätte  dagegen 

•  •  • 

• ^ _-r- 1  — 

*)  Gilberts  Aiinalen  der  Physik.  Jahrg.  1811.  St,  9.  S.-  \\*i. 


171 

die  Kommunikationsröhre  3  Zoll  Durchmesser^  sq 
"wärde  die  Geschwindigkeit  der  verdünnten  Luft  in 
derselben  ifio  Fufs  in  einer  Sekunde  betragen ;  wozu 
der  Druck  einer  Wassersäule  von  beinahe  3^  Fufs  er- 
forderlich wäre,  welcher  die  vorhandene  Kraft  in 
Treibzylindem  schon  bedeutend  vermindern  vmrde. 


IX. 

Vorschlag  über  die  Orientirung  des  Mefs- 
I  tüsches  und  die  Bestimmung  des  jedes- 
r  mahligen  Standpunktes  mittelst  bereits 
;  bestimmter  Fixpunkte ,  und  auch  solcher, 
die  auTser  den  Mefstisch  fallen. 

Aloys  Perger, 

Ver^vaUer  in  Meretingen  bei  IVttaii. 


. JJie  vollLommen  parallele  Orientirung  des  Mefs- 
tisches^  und  die  genaue  Bestimmung  des  jedesmahH- 
gen  Standpunktes  auf  demselben  ist  bei  jeder  geome- 
trischen Operation  die  erste  Bedingunff  ihrer  Richtig- 
leit.  Unter  den  verschiedenen  Methoden,  den  Mefs- 
tisch zu  Orientiren,  und  den  Standpunkt  auf  selbem 
zu  bestimmen,  aber  ist  jene,  w^elche  mittelst  bereits 
festgesetzter  Fixpunkte  bewerkstelliget  w^ird,  aner- 
lannt  die  zuverläfsigste ;  und  zumahl  bei  gröfsem 
Ausmessimgen ,  v^o  alle  Distanzen,  sowohl  die  gros- 
sen als  die  kleinen  das  gehörige  Verhältnifs  haben 
müssen,  sollte  von  rechtswegen  keine  andere  anger 
Wendet  werden. 


172 


Indessen  stehen  der  allgemeinen  Anwendung  dieser 
Methode  zur  Zeit  noch  folgende  Hindernisse  'vpn  Wege : 

i)  Wenn  die  Fixpunkte  zu  dem  beabsic];itigten 
Gebrauch  dienen  sollen^  müssen  sie  selbst  vorläufig  mit 
der  gröfsten  Sehäcfe  bestimmt  seyn.     Man  pflegt  daher 
bei  gröfsern  Ausmessungen  der  Detailaufnahme  jedes- 
mahl  eine  trigonometrische  TrianguÜrung  vorangehn 
zu  lassen^  mittelst  welcher  eine  Anzahl  solcher  Punkte 
mit  Hülfe  der  schärfsten  Werkzeuge  auf  das  genaueste  : 
bestimmt  wird.     Von  diesen  Punkten  werden  sodann  -i 
jedem  Detailaufnehmer   diejenigen  mitgetheilt^  welr  » 
che  auf  seine  Sektion  fallen.  '  Bekanntltch  aber  müfs-  ; 
ten  sonach  auf  jede  Sektion  wenigstens  drei  solche  ; 
'  t'unkte  fallen^  damit  an  dieselben  in  allen  Fällen  die  i 
weitern  Messungen  angeknüpft  werden  könnten.     AI-  : 
lein  die  trigonometrische  Bestimmung  so  vieler  Fix- 
punkte ist  theils  zu  weitläufig  und  kostspieUg  ^  theil» 
auch  darum  nicht  überall  thunlich,  weil  es  nicht  in 
jeder  Sektion  so  viele,  auf  alle  'Fälle  zur  weitern  An- 
knüpfung taugliche  Fixpunkte  gibt. 

2)  Wollte  man  auch  zum  Behufe  der  Detailauf- 
nahme die  Triangulirung  mit  dem  Mefstische  weitef 
fortsetzen,  so  setzt  auch  dieses  entweder  schon  drei  auf 
jede  Sektion  gegebene  Fixpunkte  voraus,   oder  man. 
müfste  di^  Triangulirung   in   einem  kleineren  Mafis^  ^ 
Stabe  vornehmen,  als  in  welchem  die  Pctaibujfnahme/tr 
geschehen  soU.     Letzteres  aber  könnte  offenbar  nur  i« 
auf  Kosten  der  bei  Bestinunung  der  Fixpunkte  uner*'«- 
läfslichen  Schärfe  geschehen.  ' 

■  *i 

3)  Wäre  aber  auch  für  jede  Sektion  die  erfor-'i 

derliche  Anzahl  von  Fixpunkten  vorläufig   bestimmlj-; 
so  können  selbe  oft  aus  den  zu  nehimenden  Standpunk- : 
ten  nicl^t  gesehen  werden,  oft  haben  sie  auch  nickt 
die  zur  weitern  Anknüpfung  erforderliche  Lage,  und. 
^ind  folglich  nicht  brauchbar.     Dagegen  ist  vielleicht 


jydes  in  Ansehung  anderer  entfernteren  Fixpunkte 
er  Fall,  allein  sie  fallen  über  4as  Tischblatt  hinaus^ 
id  können  folglich  nicht  benützt  werden. 

4)  Unter  den  Methoden,  den  Mefstisch  nach 
xpunkten  zu  orientiren ,  und  den  jedesmahligen 
andpunkt  zu  bestinunen ,  ist  jene  ohne  Zweifel  die 
ifachste ,  nach  welcher  man  aus  dem  vorigen  Stand- 
inkte  ein^Alignement  nach  dem  neuen  zieht ,  sodann 
f  dem  neuen  Standpunkte  den  Mefstisch  nach  diesem 
ignement  orientirt,  und  den*  Standpunkt  mittelst 
ickwärtseinschneiden  aus  einem  oder  mehreren  Fix- 
mkten  bestimmt.  Allein  da  der  neue  Standpunkt 
iesmahl  nach  gewissen  ihm  zukompienden  Bedin- 
ingen  gewählt  werden  mufs,  so  setzt  dieses  Ver- 
iren  voraus,  dafs  sich  der  Geometer,  wenn  er  nicht 
len  Geh'ülfen,  der  selbst  Geometer  ist,  zur  lland 
iVy  vorläufig  auf  den  neuen  Standpunkt  zur  Auswahl 
;$selben  begeben,  sodann  zur  Ziehung  des  Aligne- 
ents  auf  den  alten  zurückkehren  mufs,  und  dann 
st  den  Mefstisch  auf  den  andern  übertragen  kann, 
as  in  den  meisten  Fällen  mit  vielem  Zeitverluste 
fbimden  ist. 

Die  Schwierigkeiten  i.  2.  3.  würden  offenbar 
öfstentheils  wegfallen,  wenn  man  eine  leicht  aus- 
hrbare  Methode  ausfindig  machte ,  mittelst  welcher 
an  solche  Fixpunkte,  die  über  dafs  Mefstischblatt 
naus  fallen,  eben  so  benützen  könnte ,  wie  diejeni- 
n,  welche  sich  auf  demselben  befinden.  In  Hin- 
:ht  des  4«  Punktes  aber  sind  zwar  bereits  mehrere 
ethöden  vorgeschlagen,  die  Orieniirung  und  Be- 
mmung  des  Standpunktes  unmittelbar  mittelst  dreier 
Kpunkte  zu  bewerkstelligen;  allein  sie  sind  alle 
gils  zu  weilläufig,  theils  zu  unzuverläfsirg,  als  dafs 
I  für  die  Ausübung  brauchbar  seyn  sollten.  Aufser- 
m  fordern  sie,  dafs  alle  drei  Fixpunkte  auf  dem  Mefs-^ , 
che  vorhanden  seyn  müssen,  welches  nach  unserer 


174 

Voraussetzung   nicht  immer   statt  fLudet.,   Es 
daher  ohne  Zweifel  ebenfalls  zu  wünschen ,  dafs 
neue  Methode  angegeben  würde ,  bei  welcher 
Mängel  nicht  Statt  fänden. 

Die  Auflösung  folgender  zwei  Aufgaben  ist 
Yersuch,  diesen  Forderungen  Genüge  zu  leisten 

I.    Aufgabe. 

Man  soll  bei   einer  Detailaufhafame   Fixpuj 
die  innerhalb  der  gegebenen  Sektio9  sichtbar  i 
aber  aufser  derselben  liegen  ,  eben  so  benutzen 
wenn  sie  sich  innerhalb  derselben  befänden. 

Vorbereitung.     Taf.  Ü. 

Die  zur  Auflösung  dieser  Aufgabe  nöthige  ^ 
richtung  besteht  in  Folgendem.  Man  bedarf  ein  i 
singenes  Lineal  ungefähr  von  eben  der  Länge ,  wei 
das  Diopterlineal  hat^  dessen  man  sich  bedient. 
Fig*  I.  stellt  das  Längenprofil  eines  solchen  Lin 
vor.  Bei  a  b  hat  selbes  eine  Biegung,  welche  < 
gestalt  gearbeitet  ist,  dafs  das  Querprofil  des  aufre 
liegenden  Diopterlineals  vollkommen  eben  hin 
pafst ;  b  ist  der  Mittelpunkt  desselben.  Von  d 
selben  aus  sind  zu  beiden  Seiten  gleichweit  e 
einen  Zoll  von  einander  abstehende  Abtheilungen  \ 
getragen,  und  die  zusammengehörigen  zu  beiden  Sei 
mit  gleichen  Ziffern  i,ij2,2j3,3;  etc.  bezei 
net.  Dieses  Lineal  A  B  (Fig.  i  im  Grundrifs).  \^ 
auf  die  Mitte  des  Diopterlineals  C  D  rechtwinkli 
aufgesetzt^  und  auf  demselben  mittelst  der  Schraul 
c  d  befestiget*  Bei  o  Fig.  i.  befindet  sich  eine  v 
eckigte  Hiiilse,  in  welche  ein  prismatischer  Zap 
f  g  Fig*  3  pafst,  der  den  Zeiger  gh  trägt,  welc 
so  gebogen  ist,  dafs,  wenn  das  Prisma  f  g  in  das  L 
o  Fig.  I.  gesteckt  wird,  die  Spitze  des  Zeigers  h  ] 


■••;'.  .175 

et  3  genau  an  der  scharfen  Kante  des  Diopterli- 
als  C  D  Fig.  n,  anliegt.  Diese3  Prisma  läfsf;  sich  itt 
m  Loch  o  vor-  und  zurückschieben ,  niitielst  der 
hraube  e  aber  darin  feststellen,  dergestalt",  dafs 
m  dem  Zeiger  h  längst  der  scharfen  Kante  des  Di- 
terlineals  eine  beliebige  Stellung  geben  kann. 

Auflösung«  . 

ÜiQi  jauli  die  obige  Aufgabe  aufzulösen,  bringe 
m  vorläufig  zu  Hause  jeden  Fixpunkt,  welcl^er  iu- 
rhalb  der  gegebenen  Sektion  sichtbar  ist,  aber  über 
is  Tischblatt  hinausfällt,  mittelst  Anstofsung  eines 
Veiten  Tischblattes  in  die  gehörige  Lagd.  Z.  ß.  Das 
ischblatt,  auf  welches  die  gegebene  Sektion  yer- 
iicimet  werden  soll,  sey  AB  Fig»4>  a  b  seyen  zwei 
egebene  Fixpunkte  auf  derselben ,  c,  ein  dritter  Fix- 
Ymkt,  der  aufser  der  Sektion  liegt,  dessen  Lage  aber 
;egea  a  b  bekannt  ist.  In  diesem  Falle  stofse  man 
lu Hause  das  Tischblatt  CÜ  an  das  erste  AB  an^ 
B&d  trage  auf  selbes  den  Punkt  c  in  seiner  gehörigen 
I^ge  auf. 

Von  diesem  Punkte  c  aus  beschreibe  man  mittelst 
^cs  Stangenzirkels  mit  einem  willkürlichen  Halb- 
messer auf  defli Tischblalt  AB  einen  Bogen  d  e,  und 
War  aus  Gründen ,  die  erst  weiter,  unten  einleuchten 
Börden,  ungefähr  in  die  Mitte  von  A  B,  wenn  c  un- 
pfilir  der  Mitte  von  AB  gegenüber,  und  mehr  an 
fc  entgegengesetzten  Seite ,  wenn  c  mehr  einer  Ecke 
^on  A  B  gegenüber  liegt. 

,  Einen  solchen  Bogen  beschreibt  man  auch  fiif 
Neu  andern  Punkt,  der  innerhalb  der  Sektion  A  B 
•chtbar,  aber  aufserhalb  derselben  befindlich  ist,  und 
01  ihm  die  erforderhche  Bezeichnung. 

^em^  jxmx  dan»  das  aiigestofsene  Tischblatt  CD 


17«  ■  ,  ■ 

weggenommen  hat,  UAd  sich  hlos  mit  dem  Ti: 
blatt  A  B  auf  dem  Felde  befindet  y  und  das  Diop 
hneal  C  D  Fig.  n.  dergestalt  an  den  Bogen  d  e  bri 
dafs  sich  zwei  übereinstimmende  Abtheilungen 
dem  Lineal  AB,  .als  i ,  i ;:  2,  2  oder  3,  3  etc« 
rade  über  dem  Bogen  befinden ,  dann  das  Diopt^ 
neal  mit  Beihaltung  dieser  Lage  so  lange  verschii 
bis  dieDiopten  zi^gleieh  nach  dem  Punkte  r  auf  d 
Felde  gerichtet  sind ,  so  ist  diefs  eben  so  viel,  als 
der  Punkt  c  selbst  auf  dem  Tischblatt  A  B  befind] 
wäre,  und  man  das  DiopterUneal  an  selben  angel 
und  nach  G  gerichtet  hätte. 

Der  Beweis  der  Richtigkeit  dieses  Verfahrt 
leuchtet  SQgleich  in  die  Augen.  Denn  i ,  i  j  2 , 
oder  3,  3}  etc.  ist  in  diesem  Falle  eine  Sehne  i 
Bogens  d  e ,  auf  welche  die  Schneide  des  Diopte; 
neals  und  zwar  durch  thren  Mittelpunkt  senkrei 
ist.  Eine  solche  senkrechte  aber  geht  jedesmahl  nä 
dem  Mittelpunkte  des  Bfogens :  c  aber  ist  der  Mio 

Kankt  des  Bogens  e  d ;  folglich  geht  die  Schneide  i 
iopterUneals  in  diesem  Falle  allemahl  nach  c. 

Anmerkung. 

Es  kann  sich  ereignen ,  dafs  das  Diopterlinc 
so  weit  nach  der  einen  oder  aiidern  Seite  gegen  A  od 
e  des  Tischblattes  A  B  geschoben  werden  niufs ,  dl 
,  die  eine  Hälfte  des  Lineals  A  B  (i.  und  2.)  Fig.  gai 
oder  gröfstentheils  über  das  Tischblatt  hinausstel 
In  diesem  Falle  kann  die  gehörige  Richtung  des  Dio] 
terlineals  mittelst  der  zusammengehörigen  Abtheilu; 
gen  1^1;  2,  3^  3,  3  etc.  nicht  statt  finden.  Mf 
bringt  daher  zuerst  zwei  solche  zusammengehörige  A 
theilungen  z.  B.  4>  4  über  den  Bogen,  ohne  si(Hxf& 
erste  um  die  sonstige  Richtung  des  Diopterlineals  : 
bekümmern..  Sodann  bringt  man  den  Zeiger  h  (2.Fi| 
ebenfalls  über  den  Bogen ,  und  stellet  ihn  fest.     Ni 


'      .  177 

ibl  man  crSt  dem  Diopterlincal  die  gehörige  Richtung 
lachC^  indem  man  zugleich^ Acht  gibt^  dafs  eine  der 
vorigen  Abtheilungen  4  und  der  Zeiger  h  sich  zu* 
;leidi  über  dem  Bogen  befinden ;  so  ist  die  obige  Be- 
Imgung  abermahl  erfüllt^  wie  sich«  leicht  einsehen 
lafst 

'       11/  A  u  f  g  a  b  e. 

Aus    drei  gegebenen  Fixpunkten  a  b  c  auf  dem 
Mefstisch^  deren  übereinstimmende  Punkte  ABC  auf 
iwi  Felde  man  aus  dem  Standpunkte  D  sehen  kann^ 
iqU  man  sowohl  den  Mefstisch  gehörig  Orientiren  ^  als 
lach  den  Standpunkt  d  gehörig  bestimmen. 

Anmerkung. 

• 

Die  Figuren  5,  6,  7,  8  stellen  die  vier  verschie- 
lienen  Fälle  vor,  wo  a)  i.  die  Punkte  A  B  C  in  einer 
iden  Linie  liegen,   b)  wo  sie  ein  A  bilden,  und 
Ut  Standpunkt  D,  2.  der  Seite  AB;  3.  dem  Winkel 
gegenüber ;   und  4«  innerhalb  des  A  A  B  C  liegt, 
das  Verfahren  im  wesentlichen  überall   auf  den 
ilichen  Grundsätzen  beruht,  so  sind  die  übere in- 
ienden   Punkte,   Linien,   und    Winkel   überall 
den    gleichen  Buchstaben  bezeichnet,   und   die 
^stehende  Auflösung  bezieht  sich  daher  auch  auf 
in  den  gedachten  Figuren  dargestellten  vier  Fälle. 

r 

Auflösung. 

i)  Man  gibt  dem  Mefstisch  nach   dem  Augen- 
^^&e  die  heiläufige  Orientirung* 

a)  Man  legt  das  Diopterlineal  an  a  an,  visirtnach 

>  und  zieht  a  :t;  dann  legt  man  an  b  an ,  visirt  nach 

>  und  zieht  by;  endlich  legt  m^m  an  c  an,    visirt 
^eh  G,  und  zieht  c  z. 


17» 

• 

3)  Wäre  nun  der  Tisch  vollkommen  richtig  ori-* 
entirt^  so  würden  sich  die  Linien  a  x^  h  y  and  c  z 
in  einem  einzigen  Punkte  d  durchschneiden  *),  und 
dieser  Punkt  wäre  zugleich  der  richtig  bestimmte 
Standpunkt.  Aufserdem  aber  entstehen  drei  verschie» 
dene  Durchschnittspunkte,  welchlß  das  fehl  erzeigende 
A  X  y  z  bilden,  und  von  dem  eigentUchen  Punkte  d 
alle  mehr  oder  weniger  abstehen. 

4)  Aus-  diesem  fehlerzeigenden  A  wird  nun  die 
eigentliche  Lage  des  Punktes  d  auf  folgende  Art  be- 
stimmt.    Man  messe  die  beobachteten  Winkel  a  x  c^  j 
und  c  y  b  mittelst  eines  geradlinichten  Trdnsporteori  j 
oder  noch  besser  mittelst  eines  tausendtheiligen  MafikJ 
Stabes,  und  einer  Sehnentafel.  j 

5)  Man  berechne  oz,  px  und  qv  =  den  HaDv4 
mQsSern  dreier.  Kreise ,  welche  durch  die  Punkte  a  b  z,  •' 
acx  und  cby  gehen  mittelst  nachstehenden  Formeln. 

ab                                 ab 
Q2    srs   : — :    . 

a  sin  (a  X  c  4'  <^  y  ^)  ^  ^i^  a  z  b 

ac 

px  ==  : . 

*  2  Sin  axc 

c  b 
qy  = 


a  sin  c  V  b 


6)  Man  bestimme  .4 
mit  o  z  aus  z  und  a  oder  aus  %  und  b  den  Punkt  o. 
mit  px  aus  x  und  a  oder  aus  x  und  c     »         *      P* 
mit  qy  aus  y  und  b  ode]>aus  y  und  c     »         »      q. 

7)  Aus  o  ziehe  man  mit  o  z  )einen  klein.  Bogen  ii 

»    p      »   '     ».      »    px;der  Gegend  des  fefc 
»    q     »         »       »    qy)lerzeigend.  Dreien 


*)   Diels  triitl  allemalil  zu ,  den  einzigen  Fali  aufgenommen,  w( 
der  Standpunkt  D  der   Seite  AB   gegenüber  liegt,  und  »Xh 
viei^Punkte.  ABcd  in  der  Peripherie  eines  Kreises  liegen.  I 
diesem  Falle  iäfst  sich  durch  diese  Punkte  ABC  weder  dl 
Mefstisch  orientiren,  noch  der  Standpunlit  d  bestimmen; 
die  Pxinhte  müfsten  daher  ander«  gewählt  werden. 


b 


1^ 


179 

<  .  ■    • 

8)  Der  Durchschnittspunkt  dieser  drei  Bogen  ist 
der  Punkt  d. 

p)  Nun  legt  man  das  Diopterlineal  an  d  c  an, 
lost  (üe  Stellschraube  des  Mefstisches^  und  dreht  ihn 
so^  dafs  die  Dioptern  pach  C  gerichtet  sind^  so  ist 
der  Mefstisch  orientirt. 

Zur  Probe  legt  man  nun  abermahl  an  a  an^  und 
visirt  nach  A :  dann  an  b ,  und  yisirt  nach  B ;  wo  sh^h 
^n,  wenn  alles  richtig  geschehen  ist^  die  Yisirli- 

^  ficn  iÄ  dem  einzigen  Punkte  d  durchschneiden  müs- 

liep.  Ist  dieses  nicht  der  Fall,  so  ist  irgendwo  ein 
FeJiIer  begangen   worden,    den  man  nun    aufsucht, 

tmd  das  vorige  Verfahren  so  lang  verbessert,  bis  diese 

Bedingung  eintrifft. 

Erste  Anmerkung.  Auf  solche  Art  ist  es  nun 
ficht,  sich  in  jedem  Punkte  D,  von  welchem  aus  man 
lur  drei  bereits  btestimmte  Fixpunkte  ABC  sehen  kann, 
Welche  die  hierzu  erforderlichen  Eigenschaften  haben, 
iufzustellen,  und  blo(s  mittelst  derselben  sowohl  den 
Pfefstisch  gehörig  zu  orientiren ,  als  auch  den  neuen 
jBtandpunkt  d  richtig  zu  bestimmen,  ohne  dafs  man 
höthig  hat,  denselben  vorher  anzuvisireh. 

Zweite  Anmerkung.     Es  ist  einleuchtend ,  dafs 
dieser  Verzeichnung  der  Punkt  c  sich  gar  nicht  auf 
Tische  zu  befinden  braucht,  wenn  man  nur  ac 
bc  nebst  ab  weifs,  und  die  Winkel  axc  und  cyb 
die  angezeigte  Art  zu  messen  im  Stande  ist. '    Auch 
(offenbar,  dafs  schon  der  Durchschnitt  zweier  Bo- 
den Punkt  d  bestimmt.     Es  braucht  folglich  auch 
einer  von  den  Punkten  a  und  b  nicht  unumgäng- 
auf  dem  Tische  zu  seyn;  und  dasDaseyn  nur  eines 
izigen  dieser  beiden  Punkte  auf  dem  Mefstisch  ist 
Noihfalle  zur  Auflösung  dieser  Aufgabe  hinlänglich. 


12* 


über  die  Verfertigung  des  Gufsstahles.  - 

Vom  .Herausgeber. 


s 


laU,  welcher  bei  hinreichend  hoher  Tempe«  j 


ra^tur  mit  Aijisschlufs  der  Luft  umgeschmolzen^  undil 
dann  in  eine  Form  ausgegossen  worden  ist  ^  heifijl  i 
Gufsstahl.  Durch  dieses  Umschmelzen  erlangt  der  •" 
Stahl  eine  viel  feinere  Beschaffenheit.  Der  gewöhar  \ 
iiche  S%ahl^  sey  es  Gerbstahl  oder  Brennstahl^  *v^t 
nie  in  allen  seinen  Theilen  vollkommen  gleichartig:  ^ 
durch  das  Umschmelzen  dagegen  werden  diejenigen,  i' 
leicht  oxydablen  Substanzen  y  deren  Beimischung  da|  { 
Eisen  in  Stahl  verwandelt^  als  Kohlenstoff^  Mangan}: 
Silicium  etc.  glcichmäfsig  durch  die  ganze  Masse  veM' 
breitet^  und  zwar  um  so  mehr^  je  vollkommener  deiy^ 
Flufs  der  Masse  erfolgt  ist^  so^  dafs  dadurch  alle  Theilv 
gleiche  Beschaffenheit  erlangen;  Der  Qufistahl*  isfrf 
daher  in  seiner  Textur  sehr  gleichförmige  von  feinem]! 
gleichen  Korne  im  Bruche;  er  nimmt,  wegen  seine^^ 
gleichartigen  Beschaffenheit  eine  sehr  vollkomme 
Politur  an.  Bei  seiner  Erhitzung  erwärmen  sich  all< 
seine  Theile  (wegen  ihrer  gleichen  Natur  und  spezi 
sehen  Wärme)  glcichmäfsig :  er  härtet  sich  daher  au 
bei  der  auf  die  Erhitzung  folgenden  Ablöschung 
Wasser  glcichmäfsig.  Er  braucht,  weil  sein  Schm 
punkt  niedriger  liegt,  als  jener  des  gemeinen  Stahl< 
keiner  so  grofsen  Anlafshitze  als  letzterer,  um  ein« 
bestimmten  Härtegrad  zu  erlangen.  Er  ist  daher 
diesen  Rücksichten  die  vollkommenste  Stahlgattui 
oder  eigentlich  vollkommener  Stahl.  Übrigens  ist 
bekannt,    dafs  in  der  Ausübung  gewöhnlicher  S 


1 1» 


t8i 

(ui^  manche  Werkzeuge,  welche  Zähigkeit  näd  Eisen^ 
strenge  erfordern,  dem  Gufsstahl  vorgezogeki  werde. 
So  werden  z.  B.  in  England  die  Schaf- Scheren  nur 
allein  aus  deutschem  oder  Gerbstahl  verfertiget« 

Der  englische  Gufsstahl  ist  das  Materiaie,  welches 
seit  einer  Reihe  von  Jahren  den  englischen  Messer- 
schmiedarbeiten  und  allen  Stahlprodukten,  bei  wel- 
chen Feinheit  und  Politur  erfordert  wird,  einen  ent- 
schiedenen Vorzug  nicht  nur  auf  dem  Kontinente, 
sondern  in  der  Welt  verschaflFt  hatte.  Der  Gufsstahl 
wird  für  alle  Schneidwerkzeuge  und  andere  Pro- 
dukte, welche  ganz  aus  Stahl  verfertiget  werden,  an- 
gewendet. Man  verfertiget,  der  Gleichförmigkeit  sei- 
ner Masse  wegen,  auch  feine  Rieht-  und  Mikrometer-, 
schrauben,  Zylinderzapfen  u.  s.  w.  daraus,  welche 
dann,  um  an  der  Genauigkeit  nichts  zu  verlieren,  nicht 
gehärtet  werden.  Der  englische  Gufsstahl  würde 
aoch  weit  häufiger  verwendet  worden  seyn^  wenn  er 
lieh,  ohne  zu  viel  Verlust  und  Schwierigkeilen,  mit 
Eisen  zusammenschweifsen  liefse,  um  auch  gröfsere 
Gegenstände,  welche  von  Eisen  und  nur  gestählt 
lind,  daraus  verfertigen  zu  können. 

Die  Schweifshitze,  bei  welcher  zwei  Stücke  Ei- 
len gehörig'  mit  einander  vereinigt  werden  können, 
beträgt  wenigstens  70 '^  Wedgwood.  Bei  dieser  Temr 
peratur  fängt  der  englische  Gufsstahl  schon  an  weich 
iti  werden ,  unter  dem  Hammer  zu  bersten  und  abzu- 
bröckeln. Er  kann  daher  auf  diese  Art  mit  Eisen  nicht 
fweinigt  werden.  Das  Anschweifsen  desselben  wird 
jedoch  bei  gehöriger  Vorsicht  und  Geschicklichkeit 
Boglich,  wenn  man  den  Stahl  und  das  Eisen,  jedes 
ibgesoudert,  und  zWar  den  erstem  blofs  bis  zur  mäfsi- 
jen  W^eifsgliihehitze ,  das  lezteYe  aber  bis  zu  seiner 
Schweifshitze  erwärmt,  und  nun  beide  durch  den  Ham- 
iier  mit  einander  vereinigt.  Auf  diese  Art  läfst  sich 
las  Schweifeen  unter  der  nöthigen  Vorsicht  ohne  viel 


I 

Abbrand  bewirken.  Der  Stahl  verliert  jedoch^  bei  j^ 
seax  Prozcfs^  durch  die  gröfsere  Hitze  ^  «twas  an,  sei- 
ner Qualität.  Mit  gleicher  Vorsicht,  und  indem- man 
den  Gufsstahl  nur  mäfsig  über  die  Rothglühehitze  er- 
wärmet, kann  man  auch  zwei  .Stücke  Gufsstahl  aneiii- 
aader  schweifsen ,  ohne  dafs  die  Qualität  des  Stahles 
dadurch  leidet.  Da  der  Gufsstahl  im  Feuer,  so  wie 
er  an  die  Weifsglühehitze  kommt,  sehr  leicht  ab- 
brennt 5  so  mufs  er  in  diesen  Fällen  immer  sorgfältig 
mit  gemeinem  Glas,  das  kein  Blei  enthält,  bed^cLtj 
werden.  1 

Auf  ähnliche  Art  lassen  sich  sogar  zwei  Stüdaj 
Gufseisen  zusammenschweifsen,  wenn  man  die  Endet^j 
derselben,  die  man  vereinigen  will,  vorher  in  die  geho-j 
rige  Lage  Gebracht,  in  eine  Röhre  von  Schmiedeeiseftj , 
bringt,  und  diese  gehörig  erhitzt,  damit  die  betdfK;; 
Enden  zusammenfliefsen. 

Wir  werden  im  Nachfolgenden  sehen,  dafs  dm 
Schweifsbarkeitd^s  Guisstahls  von  der  Höhe  der  Tei»! 
peratur  abhängt,  bei  welcher  er  geschmolzen  wir^^ 
und  dafs  sich  sonach  Gufsstahl  verfertigen  .lass^' 
welcher  gleich  gewöhnlichem  Stahl  mit  Eisen  o^ 
besondere  Vorsicht  zusammengeschweifset  wen 
kann. 

So  einfach  das  Prinzip  der  Bereitung  des 
Stahls  ist,  indem  nichts  dazu  erfordert  wird,  ab 
wöhn'ichon  Stahl  im  Tiegel  umzuschmelzen :  so 
doch  seine  Verfertigungsart  lange  Zeit  ein  Geheii 
und  viele   seit   zwanzig  Jahren   darüber   angestell 
Versuche  mifsglückten,  theils  weil  man  sich  die  Vü 
fertigimgsart   für   kompHzirter  vorstellte,   als  sie  11 
und  die  besondere  Beschaffenheit  der  zuzusetzend^ 
Flüsse  für  eine  wesentUche  Sache  hielt;   theils  w« 
die  nötbigen  Handgriffe  dieser  Operation,  vorzügUc 
die  beiden  Hauptbedingnisse^  gehörige  Feue  ^    ' 


I 


i 


V. 


t83 


it  der  Tiegel  und  gehörig  holie  und  gleichförmige 
emperatur  nicht  beobacl;Ltet  waren.  Die  erste  Bcrei« 
ng  des  Gufsstahls  wurde  den  Engländern  durch  die 
erwendung  der  Cokes ,  durch  welche  im  Windofen 
ae  grofse  Hitze  erregt  werden  kann^  erleichtert. 

.  Der  englische  Gufsstahl  wird  auf  folgende  Art 
jrfertigt. 

Das  Materiale  zu  demselben  ist  Brenn  -  oder  Bla- 
nstahl  (Cementstahl).  Die  Abfalle  desselben  und 
ruchstücke  von  ahen  Werkzeugen,  welche  aus  den-» 
ilben  verfertiget  sind ,  als  Feilen  etc.  werden  zur  Er- 
tugang  einer  geringern  Sorte  Gufsstahl  verwendiet^ 
ur  besten  Sorte  wird  dagegen  frisch  gebrannter 
asenstähl  genommen;  der  zu  diesem  BelMife  etwas 
irker  gebrannt  ist,  als  gewöhnlich,  um  ihn  mit 
ner  etwas  gröfsern  Menge  von  Kohlenstoff  zu  ver- 
nden.  .  Die  Stangen  dieses  Blasenstahls  werden  in 
eine  Stücke  zerbrochen,  um  soviel  als  möglich  da- 
n  in  den  Tiegel  hineinbringen  zu  können. 

Der  Ofjsn  zum  Schmelzen  des  Stahls  ist  ein  ml 
bauter  Windofen,  welcher  in  seiner  Form  mit  den 
[en  zum  Schmelzen  von  Messing  und  Eisen  im  KJei- 
tn  im  Schmelztiegel  übereinstimmt.  Der  Theil  des 
[ens,  welcher  den  Schmelztiegel  und  das  Brennma- 
rial  enthält,  hat  eine  prismatische  Form,  zwölf  Zoll 
i  Gevierten,  'und  zwei  Fuß  Höbe  vom  Roste  an  bis 
r  Mündung,  welche  mit  einem  Deckel  verschlossen 
ird.  Etwa  drei  Zoll  unterhalb  dieses  Deckels  be- 
idet  sich  eine  horizontale  Zugöffnung,  welche  un- 
ittelbar  in  den  Rauchfang  geht.  Diese  Öffnung  hat 
wa  drei  Zoll  Breite ,  auf  sechs  Zoll  Länge :  sie  darf 
emals  kleiner  seyn,  als  der  offene  Theil  des  Rostes 
Flächeninhalt  beträgt.  In  einigen  Fabriken  sind 
bn  bis  zwölf  solcher  Öfen  auf  einmahl  im  Gange,  Sie 
id  in  diesem  Falle  längs  der  beiden  gegenüberste* 


A 


i84 

lienden  Mauern  des  Schmelzsaales  angebracht^  nnd 
diese  Mauern  enthalten  die  zu  den  Öfen  gehörigen 
Kauchfänge  von  ansehnlicher  Höhe.  Die  Mündungen 
der  Öfen  hegen  mit  dem  Boden  des  Schmelzsaales  in 
gleicher  Höhe.  Der  Aschenfall  der  Öfen  selbst^  durch 
welchen  die  Luft  unter  den  Rost  tritt,  steht  mit  ei- 
nem unterhalbHegenden  Keller  in  Verbindung,  wel- 
cher gut.  mit  Luftzügen  versehen  ist. 

Die  Tiegel^  in  welchen  der  Stahl  geschmolzea 
wird,  werden  gleich  zum  Gebrauche  verfertigt.     Das 
Materiale  zu  denselben  ist  ein  fetter  Thon  Sfon  Stour^' 
bridge  *),  welchem  etwas  weniges  Kohlenstaub  hin? 
zugefügt  wird.    Sie  werden  in  einem  Model  yon  Guis« 
eisen  geformt,  welcher  die  Form  der  äufsern  Oberfla* 
che  des  Tiegels  hat.     In  diesen  Model  wird  die  gehö- 
rige Quantität  vo(i  dem  zubereiteten  Thon  gebracht^^  j 
und  dann  ein  hölzerner  Pflock  eingetrieben,,  unv  mit*  j 
telst  desselben  die  innere  Oberfläche  des  Tiegels  za*; 
bilden.     Der  geformte  Tiegel  wird  dann  allmählich  ', 
getrocknet,   und   bei  einer  viel   geringern  Hitze   als.; 
gewöhnliches  Töpfergeschirr,  ganz  leicht  gebrannt;  -:. 
welches  Brennen  nur  zum  Zwecke  hat,  dem  Tiegd*] 
so  viel  Festigkeit  zu  geben,  um  ihn  in  den  Ofen  eiiwi 
setzen  zu  können.     Aus  diesem  Brennfeuer  wird  nui^*j 
der  Schmelztiegel,  ohne  abzukühlen,  unmittelbar  ia| 
den  Stahlschmclzofen  gebracht»     Diese  ManipulatiMlf 
hat .  den  Yortheil ,  den  Tiegel  vor  dem  Reifsen  und 
Zerspringen  zu  bewahren,  welchem  er  nicht  entg( 
hen  würde,  wäre  er  schon  vor  dem  Einsetzen  in  d^ 
Ofen  so  weit  gebrannt  worden,  dafs  der  Thon  an  dt 


*)   Stourhridge  liegt  in  der  Grafschaft  Woreestery  mJSMgi 
an  dem  Flusse  Stour.  Der  Staffbrdshire "Kanal  geht  in  sei 
Nähe  vorbei.    Diese  Stadt  hai  eine  der  bedeutendsten  das^ 
Fabriken.    Die  Thongrub^n  in  ihrer  Nähe,   deren  Prodnlii 
eiir  Verfertigung  der  Schmelz tiegel  weit  und  breit  verfB 
wird ,  beschäftigen  viele  Menschen  in  der  Stadt  und  in  ( 
^Nachbarschaft. 


t85 

I 

selben  in  eine  anfangende  Zusammensinterung  gekom- 
mea  wäre. 

Der  'Schmelztiegel  wird  in  den  Ofen  auf  eine 
etwa  vier  Zoll  hohe  Unterlage  gesetzt^  welche  sich  in 
der  Mitte  des  Rostes  befindet.  Die  untere  Flüche 
dieser  Unterlage  hat  einen  geringern  Durchmesser^ 
als  die  obere ,  auf  welcher  der  Tiegel  steht ,  um  den 
Zutritt  jder  Luft  so  wenig  als  möglich  abzusperren. 
Jeder  Tiegel  ist  mit  einem  flachen  unten  wohl  geeb- 
neten Deckel  versehen  ^  damit  er  gut  auf  den  Rand 
desselben  passe.  Er  ist  etwas  breiter,  als  die  Tie- 
gelöffnung, um  ihn  mit  der  Zange  leichter  abnehmen 
m  können.  Gewöhnlich  wird  dieser  Deckel  aus  feuer- 
festem Thcn  verfertiget ,  der  etwas  weniges  schmelz- 
barer ist,  als  jener,  au&  welchem  die  Tiegel  bestehen; 
damit  er  im  Feuer  auf  der  Ober^äche  etwas  verglase, 
daher,  noch  bevor  der  Stahl  schmilzt,  an  den  Rand 
des  Tiegels  anschmelze ,  und  so  den  Zutritt  der  Luft 
verschhefse. 

Dieser  Ausschlufs  der  Luft  ist  wesentlich :  denn 
bei  dem  Zutritte  derselben  würde  die  Oberfläche  des 
,  schmelzenden  Stahls  verbrennen,  und  daher  sich  mit 
einer  Eiseilschlacke  bedecken,  welche  auf  den  über 
ihr  liegenden  Stahl,  durch  Entziehung  des  Kohlen- 
stoffes, frischend  wirken,  und  so  allmählich  entweder 
den  Stahl  in  weiches  Eisen  verwandeln,  oder  we- 
nigstens seine  Qualität  sehr  verschlechtern  würde. 
Um  daher  diesem  üblen  Erfolge  auf  jeden  Fall  zu  be- 
gegnen, bedeckt  man  gewöhnlich  den  Stahl  mit  einem 
Flusse.  Dieser  Flufs  ist  von  der  Art,  dafs  er  be- 
deutend leichter  schmilzt  als  der  Stahl,  und  aus- 
lerdem  keine  Stoffe,  als  Schwefel,  Phosphor,  und 
;  Metalle  enthält,  welche  den  Stahl  verunreinigen  könn- 
ten. Dazu  dient  Glas,  welches  kein  Blei  enthält.  Ge-* 
genwärtig  nimmt  man  in  England  die  Asche  aus  den 
Gebläseöfen  dazu.  Man  setzt  von  diesem  Flüsse  so  viel 


186 


\ 
I 


KU ,  dafs  die  Oberfläche  des  zu  schmelzenden  Stahles 
davon  bedeckt  werden  kann. 

i 

Das  Brennmatericde  zum  Schmelzen  des  Stahles  i 
sind  eigends  dazu  vorbereitete  Cokes.    Diese  Gokes  -i 
werden  aus  den  besten  Pechkohlen  in  verschlossenen 
Gefäfsen  gebrannt^  und  sehr  stark  ausgebraten.    Ihr.  : 
Bruch  ist  daher  weifs  und  glänzend ;  sie  sind  so  har^  ~ 
dafs  sie  klingen  ^  und  ihr  spezifisches  Gewicht  ist  be- 
deutend gröfser^  als  jenes  der  gemeinen  Gokes.     Die- 
jBes  Brennmaterial    erregt   daher   bei  angemessenem  . 
*  Luftzuge  eine  sehr  grofse  Hitze ,  indem  ein  grofsei 
Gewicht  desselben  in  einem  kleinen  Raum  sich  terär    . 
nigen  lafst.     Diese  Cokes  werden  in  eigrofse  Stücke 
zerschlagen^   der  Schmelztiegel  wird    im  Ofen,  von 
allen  Seiten  mit  denselben^  eng  aneinaüder  gelegt^  um-   . 
geben ^  und  noch  einige  Zolle  hoch  damit  bedeckt^ 
Diese  Einlegung  des  Brennmateriales  mufs  mit  Yov-  ^ 
sieht  geschehen^  um  davon  soviel  wie  möglich^  uadv 
mit  den  nöthigen  Zwischenräumen  geordnet,  in  den  - 
Ofen  zu  bringen  j  weil  dieses  zuerst  eingesetzte  Brenn- ^ 
materiale  hinreichen  mufs,  den  ganzen  Sdhmelzproz^fii:. 
zu  vollenden,  indem  weiter  keine  Cokes  mehr  nachge»'| 
geben  werden,  nachdem  die  Mündung  des  Ofens  mit 
ihrem  Deckel  verschlossen  worden  ist.  Durch  das  Nach*-^ 
iiiUen  von  kalten  Kohlen  würde  nicht  nur  die  Hitze  gfr*  v, 
schwächt  und  die  Operation  verlängert,  sondern  auidki 
der  Schmelztiegel  in  Gefahr  gesetzt  werden.  •  ,- 

Die  Schmelzung  dauert  drei  bis  vier  Stundeii£^ 
Ist  der  Stahl  vollkommen  geschmolzen ;  so  wird  dePw 
Tiegel  mit  einer  konkaven  Zange  mit  langen  Süeleflj. 
umfafst,^  der  Deckel  von  demselben  abgestofsen,  derji 
Tiegel  hierauf  aus  dem  Feuer  gehoben,-  die  auf  deia\ 
Stahle  befindlichen  Schlacken  auf  die  Seite  geschobeii|i. 
und  der  Stahl  in  die  Form  ausgegossen.  Während  die-i, 
ses  Äusgiefsens  sprühet  er  Funken^  gleich  dem  Stah]|^ 
der  im  Sauerstoffgas  verbrenntt 


Die  Form  ist  von  Gufseisen  und  von  vcrscliie- 
ener  Gestalt^  nach  der  künftigen  Fierwendungsart 
es  Stahls.     Für  die  zum  Ausrecken  in  Stangen  be- 
immten Stücke  ist  sie  achteckig:  far  Stahlplatten  hat 
e  die  Form  eines  Parallelograms  j  solche  Stücke^  die 
ir .breite  Sägen  bestimmt  sind,  sind  schmäler  ah  je- 
am  Ende.     Diese  Stücke  werden  dann  in  der  Roth- 
Lühehitze  ausgehämmert,  oder  unter  den^  Walzwerke 
usgeplattet,  oder  auch  in  runde  St^tngen  geformt; 
^tztere    theils    vermittelst   eines   Zieheisens,    theils 
dttelst  eines  Walzenpaares,  in  welchem  sich  halb- 
reisförmige  Vertiefungen  befinden,   welche  mit  ih* 
m  Kanten  durch  die  feste  Lage  der  Walzen  genau 
if  einander  passen,  so  dafs  zwischen  beiden  Walzen 
ne  Reihe  von  kreisförmigen  Öffnungen  gebildet  wird, 
orch  welche  die  Stabe  hindurch  geprefst  werden, 
as  Ausrecken  des  Gufsstahls  zu  den  im  Handel  ge- 
äuchlicheh  Formen  mufs  übrigens  bei  der  gehörigeii 
itze  und  mit  Vorsicht  geschehen,  damit  der  Stahl 
cht  unganz  werde.   In  dieser  Hinsicht  sind  dieWalz- 
3rke  vorzuziehen.     Wird  der  Stahl  bei  diesem  Aus- 
cken  zu  stark  erhitzt,  so  verdirbt  er,  und  wird  für 
ne  Werkzeuge  untauglich. 

Österreich  besitzt  in  seinen  natürlichen  Stahl- 
ttungen  ein  vortreffliches  Materiale  zur  Gufsstahl- 
ceugung.  Diese  Veredlung  des  Stahls  ist  jedoch 
it  in  der  neueren  Zeit  zur  Ausführung  gekommen; 
d  w^ird  noch  als  Geheimnifs  betrieben.  JidiS  fürst" 
h  Schwarzenber^sche  Eisenhüttenwerk  z^Muraa 
Steiermark  producirt  schon  seit  geraumer  Zeit  Gufs- 
hl;  aber  nicht  in  der  erforderlichen  Menge,  um 
n  inländischen  Bedarf  zu  befriedigen  und  die  Nach- 
ge  der  Künstler  nach  dem  Englischen  entbehrlich 
machen.  Seit  zwei  Jahren  sind  noch  zwei  neue  , 
iternehm^r  hinzugekonunen ,  deren  Produkte  all9 
npfehlung  verdienen. 


Herr  Franz  Graf  von  Egger  ^  Besitzer  von  Et 
senschmelz  -  und  Hammerwerken  in  Kärmlieo,  ef 
aufgeklärter  und  thätiger  Beförderer  dieses  wichtige 
Industriezweiges,  hat  im  Jahre  18(7  sein  Hammer 
werk  an  der  oberen  Fellach  nächst  ViUach  zur  Gufs" 
Stahlproduktion  eingerichtet :  so ,  dafs  gegenwärtig 
jede  Menge  von  Gufsstahl  und  nach  verschiedenen 
Abstufungen  von  Harte  und  Schweifsharkeit  dort  ver- 
fertiget und  zu  den  im  Handel  gebräuchlichen  grö- 
bern  und  feinern  Stangen  ausgereckt,  zu  Stahlblech 
ausgewalzt,  und  zu  Stahldraht  ausgezogen  wird.  Die- 
ses Gufsstahlwerk  verfertiget  vier  Sorten:  sehr  hal^ 
ten,  harten,  weichen,  und  sehr  weichen  Stahl,  ji 
nach  den  verschiedenen  Verwendungen.  Die  heidei 
letzteren  Sorten  lassen  sich  umlegen  und  schweifseit 
Der  Stnhldrath  wird  aus  der  lezteren  §orte  ausgezo- 
gen, von  zwei  Linien  im  Durchmesser  bis  zu  dem 
iemsten  Saiten-,  Kardätschen-  und  Uhrenspiraldrahl 
Das  Stahlblech  wird  zwischen  polirten  Glanzwalzei 
von  der  Dicke  von  einer  Linie  W.  bis  zu  jener  von  ; 
Linie  W.  ausgewalzt.  Diese  gesammten  Slahigattun 
gen  sind  von  guter  Qualität,  und  geben  dem  cngU£ 
sehen  Gufsstahl  nichts  nach.  ,i 

Hr.  Gerlach,  Schlossermeister  des  k.  k.  HaupV 
Münzamtes  in  Wien,  hat  vor  zwei  Jahren,  nach  läng« 
ren  Versuclicn,  die  Gufsstahlerzeugung  zn  Stande  gl 
bracht,  und  fuhrt  sie  nun  gleichfalls  im  Grofsen  aa: 
Er  verfertiget  zwei  Sorten  von  Gufsstahl:  einen  Uli 
schweifsbaren  und  schweifsbaren.  Der  erstere  gleietl 
dem  englischen,  und  übertrifft  ihn  selbst  noch  a 
Harte.  Wir  haben  mit  diesem  Stahle  imd  dem  euj 
lischen  Gufsstahl  Vergleichungen  angestellt,  und  gi 
funden,  dafs  bei  gleicher  Anlafswärme  und  bei  glei 
ehern  Grade  des  Anlaufens  der  GerMcA'sche  Stil 
eine  gröfsere  Härte  erhielt,  als  der  englische,  so  dal 
dieser  von  jenem  bedeutend  angegriffen  wurde.  D( 
schweifsbare  Gufsstahl  erträgt  einen  sehr  hohen  Gra 


iBg 

I 

von  Hitze ,  ohne  an  Qualität  zu  verlieren ,  oder  sich 
unter  dem  Hammer  zu  Lröckeln ;  er  nimmt  gleichfalls 
eine  sehr  grofse  Härte  an^  und  hat  dabei  viel  Zähig- 
keit. Er  läfst  sich^  gleich  dem  Gerbstahl^  ohne  an- 
dere als  die  gewöhnlichen  Handgriffe^  mit  Eisen  zu* 
lammemchvreifsen. 

Hr.  Gerlach  schmelzt  diese  beiden  Gulsstahlr 
sorten  in  .einer  s.ehr  hohen  Temperatur^  die  ich  auf 
ijqo  —  iQqo  Wedgwood  schätze.  Er  verfertiget 
eigene  höchst  feuerbeständige  Schmelztiegel  dazu^ 
deren  Masse  er  geheim  hält.  In  diesen  Tiegeln^ 
uiid  bei  jenem  Feuer  ist  es  mir  eelungen^  eine  be- 
deatende  Portion  reines  Platin  vollkommen  zu  schmel- 
zen^ das  erste^  was  je ,  im  Qfenfeuer  geschmolzen 
worden  ist. 

f 

Da  durch  diese  nunmehr  hergestellte  Schweifs- 
barkeil der  Gufsstahl  noch  ein  bedeutend  erweitertes 
Feld  seiner  Anwendung  erlangt :  so  ist  zu  vmnschen, 
daft  sich  noch  mehrere  Hüttenbesitzer  mit  der  Erzeu- 
gimg  dieser  edlen  Stahlgattung  befassen  mögen  ^  um 
aurch  die  wechselseitige  Konkurrenz  und  I^acheife- 
mng  noch  alle  jene  Yervollkonunnung  in  diesen  Ge- 
genstand 2tVL  bringen  ^  deren  er  noch  föhig  i$t. 

• 

Für  diejenigen^  welche  sich  mit  der  Gufsstahl- 
erzeugung  befas&eni  wollen^  fuge  ich  noch  folgende 
Bemerl^ungen  bei^  welche  zum  Theil  Resultate  aus 
meinen  über  diesen  Gegenstand  vor  mehreren  Jahren 
angestellten  Versuchen^  und  aus  seitdem  gemachten 
Beobachtungen  sind. 

i)  Zum  Umschmelzen  des  Stahls  ist  eine  heftige^. 
I^^iehformig  anhaltende  Hitze  erforderlich.  Je  län- 
^  man  damit  zubringt ,  den  Stahl  in  vollen  Flufs  zu 
bringen^  desto  schlechter  wird  der  Gufsstahl.  Der 
Grund    davon  liegt  theils  darin  ^  dafs    unter    jener 


/ 


^9^ 

Voraussetzung  die  gleichförmige  Mengung  der  Th^ile 
niöht  vollständig  erfolgt,  theils  und  vorzüglich  darin, 
dafs  der  dieser  hohen  Temperatur  ausgesetzte  Stahl 
allmählich^  und  zwar  wegen  der  ungleichen  Schmet 
zung  ungleichförmig,  Kohlenstoff  verliert,  und  zwar 
um  so  mehr,  je  höher  die  Temperatur  ist,  und  je  län- 
ger die  Operation  dauert,  wodurch  er  an  Quahtät  und 
Gleichförmigkeit  einbüfst.  Der  Stahl  mufs  so  vollkom- 
men geschmolzen  seyn,  dafs  er  wie  Wasser  aus  dem  ^ 
Tiegel  fliefst. 

a)  Je  mehr   der  Stahl,   den  man   umschmiln, 
Kohlenstoff  enthält ,  desto  leichter  schmilzt  er;  und 
umgekehrt.     Je  höher  und  anhaltender  die  Tempe-  .. 
rätur  ist,  welche  zu  seiner  Schmelzung  erforderlich 
ist,  desto  mehr  erträgt  er  Hitze  bei  seiner  Verarbei-  ' 
timg,  oder  desto  mehr  hat  er  die  Eigenschaft  der  " 
Schweifsbarkeit.  Doppelt  und  einfach  gebrannter  Ce- 
mentstahl,  Rohstahl  und  Gerbstahl  im  Tiegel  umge-  * 
schmolzen,  geben  daher  verschiedene  Sorten  von  Gu(s-  '^^ 
stahl ,  von  denen  jener  aus  dem  stark  gebrannten  Bla-  ^ 
senstahl  der  leichtflüssige  oder  unschweifsbare ,  jener  * 
aus  dem  Gerbstahl  der  schwerflüssige  oder  schweif«*.^ 
bare  seyn  wird.     Die  Leichtflüssigkeit  wird  vermehrt,  f 
wenn  man  etwas  weniges  Köhlenpuher  zuset:^!  oder  -i 
in  die  Tiegelmasse  etwas  Kohlenpulver  einknetet.  Mit 
diesem  Zusätze  kann  man  aus  Gerbstahl  schweifsbaren 
und  unschweifsbaren  Gufsstahl  von  allen  Abstufun-  "1 
gen  schmelzen.     Je  geringer  die  Hitze  war ,  bei  wel-  % 
eher  der  Stahl  geschmolzen  worden ,  bei  desto  gerin-    ■ 
gerer  Anlafswärme  nimmt  er  seine  gröfste  Härte  an,  J 

und  umgekehrt.  ^ 

• 

Eben  so  können  aus  demselben  Materiale  ver- 
schiedene Sorten  von  Gufsstahl  geschmolzen  werden, 
wovon  die  eine  mehr  die  andere  weniger  schweifebar 
ist,  je  nachdem  die  Schmelzhitze  längere  Zeit  fort- 
gesetzt worden  ist,  oder  nicht.     Eine  Stunde  längere 


%  * 

jLH^elzzeit  bei  der  gehörigen  Temperatur  ist  schon 
ureidbiend^  diesen  Unterschied  hervor  zu  bringen.^ 

3)  Guisstahl  ^  welcher  bei  geringerer  Hitze  ge- 
imolzen  worden,  d.  i.  solcher,  welcher  bei  seiner  Ver« 
)eitiing  keine  hohe  Temperatur  verträgt,  eignet  sich 
rzügtich  zu  solchen  Stahlarbeiten,  welche  bei  gros- 
p  :Uärte  nicht  so  viel  Stärke  oder  Zähigkeit  Verlan- 
en, eine  hohe  Politur  annehmen  sollen,  und  beim 
irten  (wegen  der  ungleichen  Dicke)  dem  Werfen 
?hr  ausgesetzt  sind.  Dergleichen  sind  feine  Schneid- 
irkzeüge,  Rasiermesser,  Galanterie  -  Stahlarbeiten 
s.w.  Der  schweifsbare  oder  bei  gröfserer .  IJitze 
'schmolzene  Gufsstahl  eignet  sich  dagegen  vorzüg« 
;h  fiir  solche  Arbeiten,  welche  nebst  Härte  auch 
ärke  verlangen.  Er  erfordert ,  um  denselben  Grad 
>n  Härte  zu  erlangen^  ein  stärkeres  Anwärmen. 

4)  Das  Verfahren  der  Engländer  nachzuahmen^ 
id  den  Gufsstahl  aus  Brennstahl  zu  schmelzen, 
arfte  in  Österreich  zu  kostspielig  seyn,  da  die  guten 
erbstahlarten  wohlfeiler  sind,  und  diese  einen  we- 
igstens  eben  so  guten  Gufsstahl  liefern.  Am  wohl- 
listen  könnte  vielleicht  der  blofs  einfach  ausgereckte 
tierische  Rohstahl  auf  Gufsstahl  benützt  werden. 

5)  Das  Schmelzen  des  Gufssitahls  in  Windöfen 
ait  Holzkohlen ,  selbst  aus  harten  Kohlen,  ist  eine 
wfsliclie  Sache.  Der  Ofen  fafst  wegen  des  grofsen 
Bmfanges  dieser  Kohlen  zu  wenig  Kohlengewicht 
ri  einfnahl,.  und  die  Hitze  wird,  zumahl  für  streng- 
issigeren  Gufsstahl,  nicht  intensiv  genug.  Ich  war 
[enigstens  nicht  im  Stande,  in  einem  sehr  gut  ziehen- 

Windofen,  Gerbstahl  in  einem  noch  mit  etwas 
wUenstaub  versetzten  Tiegel  vor  fünf  Stünden  in 
len  leidlichen  Flufs  zu  bringen.     Mit  guten  Cokes 
dagegen  diese  Operation  in  drei  Stunden  beendi- 
gt seyn.    Ich  halte  es  daher  für  das  Beste,  sich 


4 

■  r 

gleich  den  Engländern^  der  aus  guten  Schwarzkoh* 
len  *)  durch  Destillation  in  einem  eisernen  Zylinder 
erzeugten  Cokes  zu  bedienen.  Kann  man  diese  nicht 
haben ,  so  mufs  man  für  Holzkohlen  Taus  hartem  Hol- 
ze) ein  starkes  Geblase  anwenden  un.a  unter  den  Rosi 
blasen« 


Eine  Stahlsorte  ^  welche  mit  dem  Güfsstahl  Ahn-  . 
hchkeit  hat,  und  zu  Bomb a/  fabricirt  wird,  kommt  , 
unter  dem  Namen  TVootZy  aus  Ostindien ,  in  geringer  \ 
Menge  nach  England,  und  wird  zuweilen  von  Kunst*  -i 
lern  verarbeitet.  Er  ist  hart  und  daher  schwer  zu  - 
verarbeiten  j  bei  einer  nicht  hohen  Temperatur  gehär-  ; 
tet,  nimmt  er  eine  aufserordentliche  Härte  an,  hat  ■ 
dabei  hoch  hinreichende  Stärke,  und  übertrifft  in  \ 
dieser  Hinsicht  den  englischen  Güfsstahl.  Ein  Feder-  j, 
messet  aus  diesem  fVootz  bei  einer  im  Dunkeln  sieht-  * 
baren  Glühehitze  gehärtet,  und  bei  einer  Tempera-  * 
tur  von  45o  °  F.  angelassen ,  nahm  eine  feine ,  härtere^  g 
und  dauerhaftere  Schneide  an,  als  ,aus  dem  besten  * 
enghschen  Güfsstahl.  ^ 

Es  scheint,  dafs  dieser  Wootz  ein  aus  einem  na-  "- 
türlichen  reichen  Stahlerze  geschmolzener  Stahl  sey.  . 
Nach  einigen  Chemikern  soll  er  Arsenik,  nach  andern  ■ 
Silicium  (Kieselmetall)  enthalten.  * 

Der  Zusatz  von  wenig  Arsenik  scheint  dem  Stahle  ^ 
überhaupt  nicht  nachtheilig  zu  seyn ,  und  ich  möchte  ^ 
defshalb  denjenigen,  welche  sich  mit  Güfsstahl  be-'^ 
schäftigen,  einige  Versuche  empfehlen,  welche  sich  ' 
am  leichtesten  so  anstellen  liefsen,  dafs  man  zu  den^  ^ 
Flusse  ein  stark  arsenikhaltiges  Glas  verwendete,  oder 


*)  Dergleichen  Schwarz Itolilen  findet^  sich  an  mehreren  Orten 
i:)  Steiermark  und  Kärnthen  ^  zu  Häringen  m  Tyrol^  «u 
Rossitt  und  Ofslawan  \\\  Mähren^  zu  Waidhof en  an  der  ^pp^^ 
zu  t Ünfkircken  in  Ungarn  etc. 


meines  Glas  mit  bestimmten  Vethäitnissen  yon  arse- 
ksaurem  Kali  zusammenschmelzte^  und  es  als  Flufs 
ir  Bedeckung  des  Gufsstahles  verwendete.  Dafs  das 
licium  das  Eisen  in  Stahl  verwandle,  ist  übrigens 
5reits  durch  Hrn.  Stromejrer*s  Versuche  bekannt !). 

*)  Ich  erwähne  hei  dieser  Gelegenheit  einer  Beobachtung  über 
die  Gegenwart  des  Siliciums  im  Eisen.    Hr.  Obersteiner  ^  ein 
aufgehHirter  Eisenhuttenbesitzer  in  Kärntken^   erzählte  mir 
▼or  mehreren  Jahren,  dafs  bei  der  Ausreckung  des  Eiset» s 
aus  der  Frischluppe  zuweiten  an  den  Stellen  des  Stabes, 
welche  der  Hammer  trifft ,  eine  hell  leuchtende  Feuererschei- 
nung sich  entwichle ,  welche  Ahnlichlieit  mit  jener  beim  hef- 
tigsten Vorbrennen  des  Stahles  im  Sauerstoil^as  habe 3   der 
brennende  Körper  erhebe   sich  unmittelbar  nach  Aer  erstem 
Erscheinung  in  einem  Bogen  in   die  Luft  unter  lebhaftem 
FunhenspriQien ,  und  einem  hörbaren  Zischen,  gleich  einer 
Rakete.    An  der  Stelle,  wo  diese  brennende  Substanz  nie- 
derfalle ,   finde  man   gewöhnlich  etwas   weniges   einer   dem 
Spinngewebe  ähnlichen  Materie.    Auf  mein  Ersuchen,    mir 
von  dieser  Substanz  etwas  zu  überschicken ,  erhielt  ich  nach 
einiger  Zeit  eine  kleine  Menge  davon,  welche  Hr.  Obersteir 
ner  selbst  unmittelbar  nach  der  erwähnten  Feuererscheinung 
aufgesammelt  hatte.    Diese  Substanz  war  ein  sehr  lockec^s 
Haufwerk ,   aus  sehr  feinen   n-eifsgrauen   elastischen   Fäden 
bestehend.  Ihr  Umfang  war  etwa  dem  einer  Haselnufs  gleich;' 
das  Ganze  wog  aber  kaum  y^^  Gran.    Die  einzelnen  höchst 
dünnen  Fäden   in  die  Flamme   eines  Wachslichtes   gehalten, 
glüheten  in  derselben  weifs,  ohne  srch  zu  verändern.    Die 
ganze  Masse  in  einem  Platintiegel  stärk  ausgeglühet,  verän- 
derte  sich  nicht,   und  wurde  nur   weifser,    wahrscheinlich 
durch  Entfernung  des  anhängenden  Staubes.    Säuren  hatten 
darauf  keine  Wirkung,  und-  sie  verhielt  sich   im   Übrigen,' 
wie  Kieselerde.    Es  war  hier  also  aus  dem  Eisen  durch  den 
Hammerschlag  das  Silicium  ausgeprefst  worden ,  dals  dann 
he(t»g  in  der  Luft  verbrannte.    Vielleicht  waren  die  Fäden 
lange  Kry stalle ,  was  ich  bei  ihrer  aufserordentlichcn  Dünne 
nicht  bestimmen  konnte.  Das  Eisen  war  aus  Magneteisenstein 
geschmolzen ,  der  bekanntlich  aufser  Eisenoxydul  nur  Quarz 
enthält. 

Wenn  man  Bohcisen  längere  Zeit  in  einer  Auflösung  von 
Malzsaurem  Kalk  liegen  lafst,  so  löst  sich  das  reine  Fisen  all 
mählich  in  derselben  auf,  und  es  bleiben  mit  dem 'Graphit 
die  Oxyde  der  mit  demselben  verbunden  gewesenen  leicht 
oxydablen  metallischen  Substanzen  beinahe  m  der  Form  des 
Bohcisenstückchens  in  einer  lockeren  Masse  zurück.  Salz- 
s^üte'  Bittererde  leistet  dasselbe. 


// 

I 


»al«l.  i.  polyt.  Inst.  I.  Bei. '  J  3 


XL 

I 

Einige  Bemerkungen  über  das  Härten  des 
Stahles ,  nebst  Tafeln  für  die  Zusammen- 
setzung leichtflüssiger  MetaÜ- 

mischungen, 

zur  Regulirung  des  Grades  der  Anlaufwärme  heim 
Härten  des  Stahles,  und  zu  anderem  Gehrauche. 

I 

Vom     Herausgeber. 


?.^. 


JLlie  Vorsicht  und  Sorgfalt,  welche  das  Härten 
des  Stahles  erfordert,  sind  den  Künstlern  Bekannt 
Durch  Mangel  an  der  nöthigen  Kenntnifs  und  Ge- 
schicklichkeit heim  Härten  wird  auch  der  heste  Stahl 
verdorhen.  Die  gröfste  Schwierigkeit  ist  das  gleich* 
förmige  Anwärmen  des  Stückes ,  zumahl  wenn  dieset 
dünnere  und  dickere  Stellen  hat,  da  hier,  hei  der  ge- 
wohnhchen  Erhitzung  im  Kohleufeuer  vor  dem  Ah* 
löschen,  die  dünneren  Stellen  in  derselben  Zeit  heis- 
ser  werden,  als  die  dickören,  daher  eine  ungleiche 
Härtung  entsteht.  Diefs  ist  z.  B.  hei  Rasirmessern  dei 
Fall,  ebenfalls  bei  Feilen.  Die  sorgfältigen  Handgriff! 
in  der  gleichförmigen  Anwärmung  und  Härtung  sinid 
hauptsächlich  der  Grund  des  Vorzuges  der  englisch^ 
feilen  vor  den  deutschen.  - 

Wird  eine  Feile  zum  Anwärmen  fiir  die  Härtung 
ins  Feuer  gelegt,  so  nehmen  ihre  Zähne  in  derselben 
Zeit  eine  gröfsere  Hitze  an^  als  die  ganze  Masse;  M 
bedecken  sich  zum  Theil  mit  Oxyd,  und  der  StaU 
verliert  dadurch  seine  Qualität  und  wird  weich.  li 
England  bedient  man  sich  verschiedener  Mittel, 


I 

die  Zähne  der  Feilen  beim  Härten  theils  vor  dem  Ab- 
brennen, theils  vor  der  zu  starken  Erhitzung  zu 
schüts^n.  > 

In.  einigen  Fabriken  macht  man  ein  Gemenge 
aus  Kochsalz  und  gepulverter  Beinasche  (gebrannte* 
Knochen)  mit  Bierhefen:  mit  diesem  Gemeuge,  das 
eine  gehörige  Konsistenz  hat,  werden  die  jf'eilen  ganz 
bedeckt,  sodann  auf  Eisenstäbe,  welche  in  demMauer- 
weil  eines  Ofens. befestiget  sind,  neben  einander  ge- 
legt,, und  durch  Kohlenfeuer  so  weit  erhitzt,  bis  der 
Überzug  hart  genug  wird ,  damit  er  nicht  abfalle, 
wenn  die  Feilen  in  das  Kohlenfeuer  zum  Anwärmen  ge- 
bracht worden.  Hierauf  werden  sie  möglichst  gleich- 
mäfsig  rothglühend  gemacht,  und  in  kaltem  Wasser 
(durch  senkrechtes  Eintauchen)  abgelöscht. 

,  In  den  meisten  Fabriken  wird  gegenwärtig  Rocken- 

mehl mit  einer  gesättigten  Salzaujflösung  angemacht, 
bis  zur  Konsistenz  eines  Syrups.  Die  Feilen  werden 
in  diesen  dünnen  Brei  eingetaucht,  und  wie  vorher 
behandelt.  Diese  Methode  hat  den  Vonheil,  duich 
ein  einmahUges  Eintauchen  das  besondere  Aufstrei- 
chen der  schützenden  Masse  zu  ersetzen.  Auch  wird 
bei  dieser  Methode  an  Kochsalz  erspart.  Nachdem 
die  Feilen  gehärtet  sind,  werden  sie  im  Wasser  abge- 
waschen, und  mit  Cokes- Staub  abgebürstet.  Zuletzt 
Werden  sie  in  Kalkwasser  eingetaucht,  am  Feuer  schnell 

Setrocknet,  und  noch  warm  mitBaumöhl  eingeschmicrt, 
fem  evwas  Terpentinöhl  zugesetzt  worden  ist.  Die  enj»ii- 
scUen  Feilen  werden  aus  doppelt  gebranntem  Gement- 
5tabl  verfertiget.  , 

Um  Stahlarbeiten,  welche  nach  dem  Harten  noch 

cbmahl  angelassen  werden,  um  ihnen  den  gehörigen 

['Grad  von  Härte  zu  geben,    wie  alle  Schneidewerk- 

«euge,  völlig  gleichmäfsig  zu  erhitzen,  braucht  man 

(l^enwärtig  für  feinere  Waaren  die  sogenannten  me- 

i3  * 


tallischen  Bäder,  wodurck  die  verlangte  Temperatur 
am  sichersten  und  gleichmäfsigsten  erhalten  wird.. 
Häufig  Wendet  man  dazu  hlofs  ein  Blcihad  an.  In  ei« 
nem  gufseisernen  Gefäfse  erhält  man  geschmolzenel 
Blei  in  der  gehörigen  Hitze ,  und  läfst  auf  demselben 
eine  eiserne  Platte  schwimmen.  Die  Stahlarbeiten  wer« 
den  dann  darauf  gelegt ;  und  wenn  sie  die  verlangte 
Anlaiiffaifbe  erhalten  haben ,  sogleich  abgelöscÄL 

Die  Temperaturen,  bei  welchen  der  Stähl  mit 
deh  bekannten  verschiedenen  Farben  anläuft,  sind 
bekannt  (vergl.  meine  Grundl.  der  Chemie  a**'  Tljeil, 
S.  129).  Durch  die  Schmclzgrade  von  Mischungen 
von  Blei  und  Zinn  lassen  sich  diese  Temperaturen  und 
ihre  Zwischenglieder  bestimmen,  und  wenn  man  nun 
in  diesen  geschmolzenen  Mischungen  die  Stahlar* 
beiten  anwärmt^  so  ist  man  nicht  nur  für  die  Tempe* 
iratur  selbst ,  sondern  auch  fiir  die  völlige  Gleicbför« 
migkeit  in  der  Anwärmung  vollkommen,  sicher.  Diese 
Methode  verdient  daher,  wenigstens  für  feine  Schnei* 
dewerkzcuge ,  eine  allgemeine  Nachahmung.  Ich  setze' 
daher  folgende  \on  Parkes  in  seinen  Chemical Essaf} 
T.  V.  angegebene  Tafeln  hierher,  von  denen  die  erste 
die  für  verschiedene  Stahlarbeiten  gewöhnlichen  An» 
lauf- Temperaturen,  und  die  diesen  entsprechende  Me- 
tallmischungen cuthält. 


1 

-I« 


i 

■4 


Für  Lanzette . 

—  andere  chirurgische  Instrumente    • 

—  Basirmesser  etc 

—  Federmesser  etc.      .     .     . 

—  gröfsere  Federmesser,  Skalpelle  etc. 

—  Scheren,  Hartmeifsel  etc.       .     .     . 

—  Bei]e,Hobeleisen,Taschenmesser  etc. 

—  Tischmesser ,  gröfsere  Scheren  etc,^ 

—  Degenklingen,  Uhrfedern  etc.    .     . 

—  Siigenblätter  elc 

— «  Srtiche,   »eiche  ein  stärkeres  An- 

la^ben  erfordern 


Metall. 

Tempen 

misehuug. 

Fakred 

7  Blei  4  Zinn 

44«» 

7%-  4    — 

43e 

8    -  4    - 

44« 

8'A-  4    - 

450' 

10   —  4    "" 

470 

14    -  4    — 

490 

19    —  4    — 

'  609 

3o    —  4    — 

53o 

48    -  4    — 

550 

kochend.Tjeinöhl 

600 

geschmols.  Blei 

6is 

\ 


Die  Metallmischnng  wird  in  ein  eisei'nes  Gefäfs 
eegossen^  das  von  unten  erwärmt  werden  kann*  /  Man 
legt  die  anzulassenden  Waaren  auf  die  erkaltete  Mi- 
schung^ und  erhitzt  diese  sonach.  Wenti  die  Oberfla- 
che derselben  zu  schmelzen  anfängt^  nimmt  man  dia 
Stücke  hinweg^  und  löscht  sie  ab. 

In  Scheffield  gibt  man  den  Sägeblättern  die  An- 
laiswähne  durch  das  Abbrennen.  Sie  werden  mit 
Talg  beschmiert^  und  über  dem  Feuer  so  lang  erhitzt^ 
bis  dieses  zu  brennen  anfängt.  Diese  Hitze  ist  etwa 
GooP  F. 

n. 

Die  nachstehende  Tafel  enthält  die  Mischungen 
ans  Wismuth^  Zinn  und  Blei^  dann  Blei  und  Zinn 
für  alle  Temperaturen  von  202°  F.  bis  zur  Schmelz- 
hitze des  Bleies  (612^  F.).  Diese  Temperaturen  gel- 
ten fiir  die  Schmelzpunkte  der  genannten  Metallmi- 
[  schungen^  oder  diejenigen  Momente,  in  welchen  sie 
völlig  in  Flufs  zu  kommen,  oder  aus  dem  geschmolze- 
nen Zustande  wieder  in  jenen  der  Verhärtung  über- 
2ugehen  anfangen. 

Mischungen  aus  Wlsmuth,  Blei  und  Zinn. 

Theile  Tbeile  Theilo  Craxle  Fthreuh. 

SWismuth,  8  Blei   und    3  Zinn  sclimelzen  bei  aoa 

SWismuth  6  Blei  3  Zinn  ao8 

SWitsmuth  8  Blei  3  Zinn  aaC 

SWismuth  «Blei  4Zinn  336 

SWismuth  8  Blei  6  Zinn  ^43 

SWismuth  8  Blei  8  Zinn  a54 

SWismuth  10  Blei  8  Zinn  a66 

SWismuth  laßlei  8  Zinn  370 

SWismuth  löBlei  8  Zinn  3oo 

SWismuth  16  Blei  10  Zinn  3o4 

SWismuth  16  Blei  laZinn  394 


I 


198 


"'•'vrfle 

Theile 

Theile 

Grad 

8  Wismuth, 

16  Blei 

und  1 4  Ziiim  schmelzen  1: 

SWisiuiiüi 

löBlei 

iGZinn 

8  Wismuth 

löBlei 

18  Zinn 

8  VVisiuuih 

lÖBlei 

20  Zinn 

8  VVismuth 

iGBlei 

1 

;)2Zinn 

8  VVismuth 

16  Blei 

24  Zinn 

8  Wismuth 

18  Blei 

2  4  Zinn 

8  Wismuth 

au  Blei 

2  4  Zinn 

8  Wismuth 

33  Blei 

2  4  Zinn 

8  Wismuth 

34  Blei 

24  Zinn 

8  Wismuth 

26  Blei 

2  4  Zinn 

8  Wismuth 

38  Blei 

24  Zinn 

8  VVismuth 

3o  Blei 

24  Zinn 

8  Wismuth 

3a  Blei 

24  Zinn 

8  VVismuth 

33  Blei 

2G  Zinn 

8  VVismuth 

33  Blei 

28  Zinn 

8  Wismuth 

3a  Blei 

H 

3o  Zinn 

8  Wismuth 

33  Blei 

32  Zinn 

8  Wismuth 

3a  Blei 

34  Zinn 

8  W'^ismuth 

3a  Blei 

36  Zinn 

8  Wisuiuth 

3  a  Blei 

38  Zinn 

8  Wismuth 

3a  Blei 

4o  Zinn 

Mischung 

en 

aus  Blei  und  Zinn. 

TliRile 

r 

rheile 

Grad 

4  Blei 

und 

4 

Zinn     schmelzen  hei 

4  Blei 

5 

Zinn 

4  Blei 

• 

G 

Zinn 

4  Blei 

7 

Zinn 

4  Blei 

* 

8 

Zinn 

4  Blei 

9 

Zinn 

4  Blei 

10 

Amn 

.      4  Blei 

II 

Zinn 

4  Blei 

1:2 

Zinn 

4  Blei 

i3 

Zinn 

4  Blei 

i4  Zinn 

4  Blei 

i5  Zinn 

Theile 

4  Blei 
4  Blei 
4  Blei 
4  Blei 
4  Blei 
4  Blei 
4  Blei 

4  Blei 

5  Blei 

6  Blei 

7  Blei 

8  Blei 

9  Blei 
0  Blei 

Blei 

2  Blei 

3  Blei 

4  Blei 

5  Blei 
[6  Blei 
[7  Blei 
[8  Blei 

19  Blei 

20  Blei 

21  Blei 

22  Blei 
^3  Blei 
4  Blei 

35  Blei 

36  Blei 

37  BUi 
28  Blei 
39  Blei 
3oBlei 
h  Blei 
34  Blei 
36  Blei 


und 


TlieiTe 

16  Zinn 

17  Zinn 

18  Zinn 

19  Zinn 

20  Zinn 
33  Zinn 
24  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 

4  Zinn 


199 

Tfrade  Falirenh. 

schmelzen  bei     867 

3'70 

378 

38o 
383 
37a 
390 

4ia 
430 

44a 

'  46o 

470 
476 

483 

486 

490 
494 

498. 
5oa 

5o5 

509 

5ia 

5i5 

5i7 

5i8 

519 

Sao 

SaS 

535 

537 

529 

53o 

533 

535 

538 


tüoo  - 


Theile 

38.  Blei 
4o  Blei 

43  Blei 

44  Blei 
46  Blei 
48  Blei 
5o  Blei 
ßa  Blei 
54  Blei 
56  Blei 
58  Blei 
60  Blei 

63  Blei 

64  Blei 
66  Blei 
68.  Blei 
70  Blei 

100  Blei 


und 


4 

4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 
4 


Theile  Grade  FahreiA. 

Zinn    ,  schmelzen  bei      54o 
Zinn 


Zinn 
Zinn 
Zinn 
Zinn 
Zinn 
Zinn 
Zinn 
Zinn 
^inn 
Zinn 
Zinn 

Zina 

Zinn 
Zinn 
Zinn 
Zinn 


Blei  allein^  schmilzt  bei 


543 

546 
548 
55o 
55 1 
55a 

554 
555 
556 
557 
557 
557 
557 
557 
559 
558 
612 


■  > 


'    V 


\ 


•fl 


XII.I       > 

t 

ber  Wärmemesser,  besonders  in  Be- 
lebung auf  Brequets  und  Holzmanns  Me- 

tallthermometer. 

Von 

Johann  Ph.   NeumanUy 

Professor  der  Physik  am  Ii.  k.  polytechnischen  Institute« 


Ua  das  Thermometer  niclit  nur  bei  Uniersu- 
fiDgen  über  die  Erscheinungen  dqr  Wärme  dem  Na- 
rforscher  unentbehrlich,  sondern  ein  Apparat  ist, 
sieben  der  Physiker  und  Chemiker  bei  Gelegenheit 
dnahe  aller  Naturprozesse  befi*agen  mufs ,  und  wel- 
ler  eben  so  von  jedem  zu  Rathe  gezogen  wird,  der 
m  diesen  Prozessen  in  Beziehung  auf  ökonomische, 
ichnische  und  medizinische  Zwecke  Anwendungen 
a  machen  hat;  kurz,  ein  Apparat,  wichtig  für  die  Wis- 
enschaft,  nicht  minder  wichtig  für  so  manche  Fälle 
ies  gemeinen  Lebens :  so  ist  es  nicht  zu  wundern, 
^is,  seit  der  Erfindung  desselben  so  viele  Gelehrte 
^d  Künstler  mit  dessen  Vervollkommnung  sich  be- 
schäftigt haben.  Man  hat  bekannthch  verschiedene 
Äaterien  als  thermoskopische  Substant  anzuwenden 
^ersucht}  indessen  hat  das  Quecksilherthermometer 
[^ti  nur  vor  allen  übrigen  Wärmemessern  bisher  den 
^  allerdings  gebührenden  Vorzug  behauptet ,  son- 
J^ni  ist  jetzt  beinahe  allein  in  dem  allgemeinen  Ge- 
^^^uche.  Indessen  hat  man  sich  ehißmahls  auch  der 
^^^^eist -Thermometer  häufig  bedicüt,  und  in  den 
^«uem  Zeiten  sind  die  Luftihermoskope  von  LesUe 


198 

» 

V  Solle  Theilc                    Theile  Grade  l^aTirenh: 

8  Wismuth,  i6  Blei  und,  1 4  Zinn  schmelzen  bei  ^o 

SWisiunth  löBlei            iGZinn  092 

SWismuth  löBlei            18  Zinn  398 

8VVi3niuth  iQBlei            20  Zinn  3o4 

SWi^muth  lüBlei  .          22 Zinn  3^2 

8VVismuth  16  Blei            24  Zinn  3i6 

8Wismiith  1 8  Blei           2  4  Zinn  3ia 

SWismiith  20  Blei            24  Zinn  3i(\ 

8Wismuth  22  Blei            24  Zinn  3o8 

8  Wismuih  24Blei            24 Zinn  3io 

SWismuth  26BJei            24  Zinn  320 

8  VVismuth  28  Blei            24  Zinn  33o 

8\Visinuih  3oBlei            24  Zinn  a42 

8Wismutli  32  Blei            24  Zinn  352 

SWismuth  32  Blei           2G  Zinn  348 

SWismuth  32BJei            28  Zinn  332 

8Wisnmth  32  Blei,           3oZihn  328 

8  VVismuth  32  Blei            32  Zinn  320 

8  VVismuth  32  Blei            34  Zinn  3i8 

8  Wisinuth  32  Blei            36  Zinn  320 

SWismuth  32  Blei            38  Zinn  322 

8  VVismuth  32  Blei           4o  Zinn  324 

Mischungen  aus  Blei  und  Zinn. 

Tlieile                           Theile  Grade  Fahtienk. 

4  Blei  und       4'Ziinn     schmelzen  bei      3'j:t 

4  Blei                   5  Zinn  353 

4  Blei                   G  Zinn  336 

4  Blei                   7  Zinn  338 

4  Blei                   8  Zinn  34o 

4  Blei                   9  Zinn  344 

4  Blei                 10  Zinn '  348    , 

4  Blei                 1 1  Zinn  353 

4  Blei                 13  Zinn  356 

4  ßlei                i3  Zinn  3Go 

4  Blei                 i4  Zinn  "  303 

4  Blei                i5  Ziun  364 


4  Blei 
4  Blei 
4  Blei 
4  Blei 
4  Blei 
4  Blei 
4  Blei 

4  Blei 

5  Blei 

6  Blei 

7  Blei 

8  Blei 

9  Blei 
»  Blei 
:  Blei 

2  Blei 

3  Blei 

4  Blei 

5  Blei 

6  Blei 

7  Blei 

8  Blei 

9  Blei 

20  Blei 

21  Blei 

22  Blei 

23  Blei 
2^  Blei 

25  Blei 

26  Blei 

27  Bl6i 

28  Blei 
39  Blei 
3o  Blei 
32  Blei 
34  Blei 
36  Blei 


TlieiTe 

und     16  Zinn 

17  Zinn 

18  Zinn 

19  Zinn 

20  Zinn 
22  Zinn 
24  Zrinn 

4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 
4  Zinn 


199 

Cfrade  Falirenh. 

schmelzen  bei     867 

370 

378 

38o 
383 
37a 
390 

430 

44a 

'  46o 

470 
47Ö 
483 

486 

490 
494 

498 
5oa 

5o5 

509 

5l3 

5i5 
5i7 
5i8 
519 
520 
533 
535 
537 
529 
53o 
533 
535 
538 


r 

drückt  er  inittelst  eines  stählernen  Hakens  h>n  de4  \ 
kürzern  Arm  e  eines  Hebels ^^  dessen  längerer  Arm  f 
in  einen  gezahnten  Bogen  ausgeht.  Die  Zähne  diesM 
letztern  greifen  in  die  Zähne  eines  kleinen  Rades  ein, 
an  dessen  Achse  der  Zeiger  z  (Zeichn.  3)  sich  befiii** 
det,  welcher  an  einem  Zifferblatte  die  Grade  derTemf 
peratur  angibt.  Eine  klsine  Spiralfeder  s  (Zeichn*  ^ 
dreht  die  Achse  des  Zeigers  in  entgegengesetzter  Ricbi*. 
tung^  wenn  jene  bogenförmige  Feder  sich  bei  abnehr; 
jnender  Wärme  stärker  krümmt^  und  daher  ihr  Dru^ 
auf  den  erwähnten  Hebel  nachläfst.  Noch  ist  einp  klei^< 
grie  Schraube  r  zu  bemerken.  Wird  diese  mehr  ein?' 
geschraubt^  so  drückt  sie  den  Stahlstreifen  tu  e^waii 
aufwärts  j  dadurch  kommt  h  näher  an  den  Drehungff; 
punkt  des  Hebels,  die  Wirkung  des  Druckes  wipiib 
demnach  kleiner.  Die  genannte  Schraube  r  dienet^ 
wie  man  sieht ,  zum  Reguliren  des  Apparates.  .^ 


Thermometer  dieser  Art  verfertiget  Herr  Hobkm 
manriy  nach  seiner  Versicherung,  schon  seit  fiin&.ehui 
Jahr&n.  Sie  sind  zwar  etwas  zusamm^engesetzt;  dod^ 
ist  ihr  Gang ,  den  damit  angestellten  Beobachtungeil 
zu  Folge,  regelraäfsig.  Sie  haben  (wie  aus  der  Zeidbi« 
nung  2  zu  ersehen  ist)  das  Aufsere  einer  Sackuhr.     ^ 

■I 

•    -j 
Ahnliche  Apparate  sind  vor  mehreren  Jahren  aiidl 

von  einem  gewissen  Herrn  Jürgensen,  in  Kopenhoi 

gen  verfertiget  worden,  wie  aus  einer  Nachricht  mil 

beigefügter  Zeichnung  im  6.  Bde.  von  Qehlens  neueni 

allgemeinen  Journal  der  Chemie,  Seite  5oo^   zu  eq| 

sehen  «ist.  .i 


•,i 


Die  neue  Art  des  Ifolzmann^ sehen  Thermom«^ 
ters,  dessen  Äufseres  (wie  aus  der  Zeichnung  i  e^ 
sichtlich  isi)  ebenfalls  aem  einer  Taschenuhr  gleid|M| 
hat  eine  ganz  einfache  Einrichtung.  Die  Then90* 
«kopische  Substanz  ist  ein  aus  zwei  aneinander  gefäp 
ten  Metallen  (nähmhch  Silber  und  Platin)  zusammem 


-V 


205 

■ 

gehetztes   spiralförmig  gewundenes   dünnes   j^lätt- 
chen  s.    ^Das  äufsere  Ende  der  Spirale  ist  an  einem 
mit  dem  «Gehäuse  verbundenen  Stänglein  t  fest  ge- 
macht^ das  innere  Ende  mit  der  Achse  des  Zeigers  z 
verbunden.    Bei  zunehm^^nder  Wärme  dreht  sich  die 
Spirale  auf,   bei  abiiehmender  zuj   in  beiden  Fällen 
mofs  der  Zeiger  bewegt  werden.     Ein  Thermometer 
dieser  Art,  dessen  Anzeigen  ich  mit  denen  eines  rich- 
.  ligen  Quecksilberthermometers  verglichen  habe ,  fand 
I  ich  mit  diesem  übereinstimmend.   Es  ist  ferner  in  ho- 
1  Kern  Grade  empfindlich  y   wovon  ich  mich  ebenfalls 
'  durch  Versuche  überzeugt  habe.     Die  Temperaturs- 
I  Veränderungen,  die  unter  dem  Rezipienten  der  Luft- 
!  pumpe    durch  Verdünnung   der  Luft,    und  nachher 
t  onrch  Herstellung    der  vorigen  Dichtheit   derselben 
[hervorgebracht  werden,    sind   an  dem  Zeiger  sehr 
merklich. 

Diese  Empfindlichkeit,  so  wie  eine  von  den  Me- 
tall-Therniometern  früherer  Zeiten  vergebens  erwar- 
tete Richtigkeit  findet  sich  ebenfalls  2iaBrequeVs  oben 
erwähntem  Thermometer.   Die  Benützung  des  blofsen 
ms  verschiedenen  Metallen  bestehenden  Streifens  ist 
liich  eigentlich  Brequet^sldee.  Die  gewöhnlichen  (we- 
nigstens unter  uns  bekannter  gewordenen)  Apparate 
dieses  Künstlers  aber  unterscheiden  sich  von  d!en  hier 
beschriebenen  Ifolzmann* sehen,   sowohl  in  der  Ge- 
»ildt  und  Anordnung  der  Theilc,  als  auch  in  dem  äus- 
•ercn  Aussehen.    Das  aus  drei  Metallen  (Silber,  Gold 
«nd  Platin)   zusammcfigefiigte  Blättchen   ist  schrau^ 
unförmig  gewunden.    Das  obere  Ende  desselben  ist 
M\  einem  Stänglein  befestigt^  das  von  einem  Fnfse  ge- 
tragen wird;  das  untere  freie  Ende  trägt  einen  hori- 
tontalen  Zeiger,  unter  welchem  sich  an  der  breiten 
Riehe  des  Fufses  die  kreisförmige  Gi  adeintheilung  be- 
Sftdet.     Die  Folge   dieser  Einrichtung  ist,    d^afs  das 
^Wttchen  sammt  dem  Zeiger  (welches,  wie  man  sieht, 
•owohl  in  Beziehung  auf  Schweie  als  in  der  auf  Ela- 


206  ^ 

siizität^  ciii  Pendel  ist)  bei  dem  leisesten  Luftzüge 
um  so  mejir  bei  der  kleinsten  Bewegung  des  Tischei 
auf  den  es  etwa  gestellt  ist^  oder  bei  der  langsamste! 
Übertragung  in  ein  Zittern  geräth  und  sehr  lange  oscil 
lirt,  bis  es  wieder  zur  Ruhe  kommt.  Um  es  vor  je 
dem  Luftstofse  zu  bewahren,  bedeckt  man  es  gewöfeff 
lieh  mit  einer  kleinen  Glasglocke.  —  Indessen  hai 
(Nachrichten  zu  Fcjge)  Hr.  Brequet  auch  Apparat« 
mit  spiralförmig  gewundenen  Metallstreifen  verfer: 
tigt,  welche  von  jener  durch  das  Zitterif  des  Blätfr 
chens  verursachten  Unbequemlichkeit  befreiet  sind 


XIII. 

Über  den  verbesserten  Blasebalg  voa 

De  la  Forge  in  Faris. 


'  \j\esev  Blasebalg,  von  welchem  die  Fig.  5.  Tafn 
die  Ansicht  und  den  senkrechten  Durchschnitt,  Fiß.( 
die  Ansicht  des  unteren  Bodens  enthalten,  unterscl 
det  sich  von  einem  gewöhnlichen  doppelton  Blasebj 
dadurch,  dafs  der  untere  Theil  desselben  (der  Saui 
kästen)  der  Länge  des  Blasebalges  nach  in  zweiThi 
getheilt  ist,  welche  sich  abwechselnd  auf  und  nie< 
bewegen,  und  dafs  die  Zwischenwand  des  Balges 
zwei  Ventilen  versehen  ist,  von  denen  jedes  einem  dd 
beiden  Saugkästen  zugehört.  Wenn  daher  dieser  Bl 
sebalg  vermittelst  der  m  der  Fig.  5.  verzeichneten V( 
richtung  in  Bewegung  gesetzt  wird ;  so  ist  die  WW 
kung  eigentlich  dieselbe,  als  wenn  zwei  einfache  BW 
sebälge  dem  oberen  Luftbehälter  als  Regulator  di* 
Luft  zuführten.  Auf  dem  Deckel  des  Luftbehälters  b^ 
findet  sich  eine  gut  schliefsende  Thiire,  um  durch 


sselbe  theils  zu  den  Ventilen  zu  gelangen ,  theils  den 
skalier  selbst  yo;i  etwa  durch  die  Dille  eingesaugten 
)lilen  u*.  s.  w.  reinigen  zu  können. 

Bei  dieser  Konstruktion  wird  also  die  Luft, 
Blche  zur  Anfachung  des  Feu6rs  in  einer  bestin^imten 
äit  erfordert  wird,  in  zwei  Portionen  in  den  Be- 
ilter  gebracht,  während  dieses  bei  dem  gewöhnli- 
len  Blasebalge  auf  einmahl  geschieht.  Es  mufs  also 
ne  gleichförmigere  Geschwindigkeit  des  Luftstromes 
idurch  bewirkt  werden. 

Mit  diesem  Blasebalge  wurden  von  dem  k.  k.  Ar- 
Ilerie-Hauptzeujgamte  und  dem  L  k.  Fuhrwesens- 
orps  -  Kommando  in  Wien  verschiedene  verglei- 
lende  Versuche  angestellt,  deren  Resultate  die  grös- 
Jre  Gleichfännigkeit  des  Windstromes  bei  demsel- 
en,  und  als  Folgen  dieser  vermehrten  Glqichformig- 
eit  einen  geringeren  Kohlenverbrauch  und  einen  ge- 
ngeren  Abbrand  des  Eisens  bewähren.  So  fand  sich; 
IS  unter  gleichen  ^Umständen  und  zur  Herstellung  ^ 
'rselben  Arbeit  bei  Anwendung  des  neuen  Blase- 
ilgs  65oj-  Pf  Kohlen,  bei  Anwendung  des  alten  aber 
i3|-  Pf.;  in  einem  anderen  fortgesetzten  Versuche  bei 
an  neuern  Balge  834  Pf-j  ^^^  d^"*  alten  972  Pf^ 
)lilen  erforderlich  waren.  Rücksichtlich  des  Ab^ 
andes  des  Eisens  ergab  sich  bei  der  Anwendung 
»  neuen  Blasebal^res  ein  Feuerabfali  von  3o  Pf. 
(Lth.,  bei  jener  des  alten  von  33  Pf.  24Lth. ;  bei 
aem  andern  fortgesetzten  Versuche  im  ersten  Falle 
ü  Abgang  von  4^  Pf  1  Lth.,  in  dem  zweiten  von 
i  Pf.  24  Lth.  Den  Grund  dieses  geringeren  Ab- 
fandes  fand  man  darin,  das  bei  dem  gleichformi-. 
cten  Luftstrom  des  neuen  Blasebalges  und  der  da- 
Ärch  erzeugten  gleichförmigen  Hitze  das  Eisen*nicht 
ö  oft  in  das  Feuer  eingehalten  werden  durfte,  als 
rfserdem. 


äo8 

Es  erhellet  übrigens  von  $ell>$t  y  dafs  bei  diese 
Einrichtung  des  Blasebalges  der  eine  der  beiden  Sau 
gekästen  ausgehängt^  und  nur  mit  dem  andern  ge 
arbeitet^  und  dadurch  die  Wirkimg  des  Gebläses  uo 
die  Hälfte  vermindert  werden  könne. 

Der  Herausgeber. 


XIV. 

Zur  Geschichte  der  Dainpfbopte. 


Vom    Herausgeber*). 


Di 


le  Idee,  Schiffe  durch  die  bewegende  Kraf 
6iner  Dampfmaschine  vorwärts  zu  treiben,  kam  bak 
nach  der  ersten  Verbreitung  der  Dampfmaschinen,  b 
Vorschlag.  Im  Jahre  1705  hatte  Newcomen  sein  Pa 
tent  auf  seine  Dampfmaschine  genommen,  welche  bi 
zum  Jahre  1720  in  den  Kohlen-  und  übrigen  Bergwei 
ken  allgemein  in  Gebrauch  kam.  Im  Jahre  1 737  macht 
ein  Jonathan  HüllSy  in  London  y  eine  BeschreibuB) 
mit  Zeichnung  bekannt,  um  mittelst  eines  durch  ein 
iVewcomen's che  Dampfinaschine  in  Bewegung  geseti 
ten  Bpotes,  Schiffe  aus  den  Häfen  und  Flüssen  oder  ii 
dieselben  gegen  Wind  und  Fluth  oder  bei  WindstiUi 
zu  fuhren.  Dieser  Vorschlag  hatte  keine  Folgen. 

Die^  erste  Ausfuhrung  der  Dampfboote  kam  11 
Nordamerika  zu  Stande.  Im  Jahre  1798  erhielt  de 
Kanzler  Livingston  von  der  Saatsverwaltung  in  New 
York  ein   ausschliefsendes  Privilegium  für    zwanlEi| 


♦)  Gröfsten  Theils  nach :  Blunts  stran^ers  guide  to  the  city  c 
New 'York.  New- York  ^  18175  Buchanän*^  treatise  ou  pr< 
pelling  vesseb  by  steam.  London^  181 0;  und  John  Bristed 
Hesources  of  the  united  states  ai America.  New- York,  18 1« 


^09 ' 

isilire  auf  die  ErricHtung'^  von  Damp(t)ooten  auf  allen 
jrewässem  innerhalb  des  Staates  von  New^  York  nüter 
1er  Bedingung^^  d'afs  er  binnen  einem  Jahre  ein  sei*!: 
ches  Damjpfboot  zu  Stande  brächte^  welches  im  Mittel 
vier  (engC)  Meilen  ')  in  der  Stunde  segelte.  Diesir 
Bedingung  wurde  unterdessen  von  Hrn.  Lwingston 
nicht  erfdllt. 

Als  Lwingston  sich  späterhin  als  nordamerika- 
nischer  Minister  in  Frankreich  >aufhielt,  machte  er 
dort  die  Bekanntschaft  des  Hm.  Fulton  aus  Neu^- 
York,  der  sich  früher  schon  mit  diesem  Gegenstände 
beschäftigt  hatte.  Die  Versuche,  welche  sie  im  Jahre 
i8o3  defshalb  anstellten,  hatten  den  gewünschten  Er- 
folg, und  überzeugten  sie  von  der  Ausführbarkeit  und 
Nützlichkeit  der  Entdeckung.  Erst  im  Jahre  1806, 
in  welchem  Fulton  nach  New-  York  zurück  kam,  un- 
ternahmen sie  die  erste  Errichtung  eines  Oampfboo- 
tc$.  Dieses  Boot  beschiffte  den  Hudsoris^Yhxh  im 
lahre  1807,  und  machte  im  Mittel  fünf  Meilen  in  der 
Stunde.  Im  nächsten  Winter  wurde  dieses  Boot^fer- 
fröfsert,  und  erhielt  i4o  Fufs  Länge  «luf  16^  Fufs 
Breite.  Die  Regierung  von  New-  York  war  von  der 
Nützlichkeit  dieser  neuen  Unternehmung  so  überzeugt^ 
dafs  sie  das  Privilegium  für  Lwingston  und  Fulton  für ' 
jedes  von  ihnen  zu  errichtende  Dampfhoot  auf  fiinf 
Jahre  ausdehnte,  mit  der  Beschränkung,  dafs  der 
ganze  Termin  nicht  dreifsi^  Jahre  übersteige. 

Dieses  erste  Dampfschiff  bekam  den  Namen  der- 

^nty  und  trug  160  Tonnen  «)  Last.  Es  machte  seine  ^ 

tttxe  Reise  nach  Jlbany  auf  dem  Hudson  s-Flufs,  eine 

^Entfernung  von  etwa  160  Meilen.    Für  die  Anwohner 

^eses Flusses  und  für  die  Schiffer  auf  demselben,  war 

0  Die  gesetzmäfsif^e  englisrlie   Meile   hat   848  \V.  Klafter;   die 
Londoner  Mcüe  beträgt  804  W:  Klafter. 

-)  Die  'f  onne  hat  20  Zentner. 

'•Iwb.  a.  polyt»  Inst.   I.  Bii.  T  4 


l 


dieses  Fahrzeug  eine  ganz  neue  Erscheinung  ^  und  ver- 
breitete Furcht  und  Schrecken  unter  die  Unwissendeo. 

f 

Die  ersten  Dai^pfboote  in  Amerika  gebrauchten  ab 
Brennmaterial^  wie  noch  jetzt  gr öfsten Theild ,  trocke- 
nes Fichtenholz ;  aus  dem  Rauchfange  stieg  daher  eine, 
funkensprühende  Feuersäule  mehrere  Fufs  hoch  enif- 
por:  »Diese  Flamme,  das  Plätschern  der  Räder  und 
das  Getöse  der  Maschinerie  gaben  dem  Schiffe  in  der 
Nacht  das  Ansehen  eines  Ungeheuers,  das  gegen 
Fluth  und  Wind  vorwärts  arbeitete,  und  seinen  Weg 
durch  das  eigene  Feuer  erleuchtete,  das  es  ausspie.« 

Unter  FultorHs  Leitung  wurden  in  New  -  Yoii 
nach  und  nach  fünfzehn  Dampfschiffe  erbaut.    Von 
diesen  ist  die  Dampffregatte ,  die  den  Namen  FuUxm 
der  Erste  fuhrt,  das  gröfste.     Der  Plan  zu  diesem* 
Gebäude  Wurde  zu  Anfang  des  Jahres  i8i4  zurYer- 
theidigung  des  Hafens  von  New  ^' York  entworfene 
Nach  FultorCs  Plan  sollte  dieses  Schiff  eine   starke 
Batterie  fuhren,  Ofen  fiir  glühende  Kugeln  enthalten,' 
und  eine    Geschwindigkeit  von  vier  Meilen   in  der 
Stunde  haben.     Um  Zeit  in  der  Ausfuhrung  zu  ge- 
winnen,   erbot   sich  ein  Ausschufs  der  Bürger  von 
iVerv-  York^  das  Schiff  auf  eigene  Kosten  und  Gefahr- 
herstellen  zu  lassen,  wenn  die  Regierung  dasselbe^ 
nach  seiner  Vollendung ,  und  nachdem  seine  Nützlich- 
keit erwiesen  seyn  würde ,  fiir  ihre  Rechnung  über- 
nähme.    Der  Betrag  der  Kosten  wurde  auf  320,ooo 
Dollars  geschätzt,  was  beiläufig  die  Summe  ist,  wel* 
che  eine  Fregatte  vom  ersten  Rang  kostet.     Die  Re** 
gierung  selbst  verwendete  sich  mit  Eifer  für  dieSache^ 
und  im  März  i8i4  wurde  der  Präsident  durdh  tvam 
Kongrefsakte  zum  Bau  eines  oder  mehrerer  dieser 
Schiffe ,  unter  dem  Nahmen  schwimmender  Batterien^ 
zur  Vertheidigung  der  Küsteil  und  Häfen  ermächtigt* 

Am  20.  Juni  i8i4  wurde  der  K.iel  zu  dieser  Fre- 
gatte gelegt,  und  am  29.  Oktober  desselben  Jahren 


211 

trde  sie  vom  Stapel  gelassen.  Im  Mai  i8i5  wurde 
=»  Dampftnaschine  auf  derselben  aufgestellt^  und  ea 
ir  alles  so  weit  fertig,  um  die  Maschinerie  probieren 
können.  In  dieser  Z^t  starb  Fulton  im  54***'*  Jahre 
ines  Alters* 

Am  4-  J^di  i8i5  machte  die  Fregatte  eine  Probe* 
ise  aus  dem  Flusse  in  das  Meer  und  zurück,  uni 
gte  durch  die  blofse  Kraft  der  Maschinerie  einen 
^eg  von  drei  und  fünfzig  Meilen  in  acht  Stunden  und 
ranzig  Minuten  zurück.  Diese  Versuche  hatten  die, 
erbesserung  einiger  Fehler  und  Un Vollkommenheiten 
der  Maschinerie  zur  Folge.  Im  September  machte 
}  einen  anderen  Ausflug  in  die  See  mit  ihrer  ganzen 
swaffnung  am  Bord :  sie  machte  hier  ii|i  Mittel  sechst-« 
Jb  Meilen  in  der  Stunde.  Gegen  die  Fluth,  welche 
Qe  Geschwindigkeit  von  drei  Meilen  in  der  Stunde 
itte,  ging  die  Fregatte  mit  einer  Geschwindigkeit 
n  dritthalb  Meilen  in  der  Stunde.  Die  Maschinerie 
eses  Schiffes  bedarf  übrigens  noch  einiger  Verbes-  • 
rangen,  damit  es  dieselbe  Geschwindigkeit  erlange^ 
ie  sie  den  kleinen  Dampfschiffen  eigen  ist* 

.Diese  Fregatte  besteht  aus  zwei  Gß  Fnfs  langen , 
^oten^  welche  durch  einen  Zwischenraum  voii  i5  Fuf$ 
eite  von  einander  {jetrennt  sind.  Das  eine  Boot  fent- 
It  die  kupfernen  Dampfkessel  j  das  zweite  dieDampf- 
ischine  selbst.  In  dem  Räume  zwischen  beiden  be- 
*gt  sich  das  Ruderrad.  Das  Haiiptverdeck  trägt  die 
iwaffnung,  und  ist  durch  eine  Brustwehr  von  mas- 
em  Zimmerholz,  4  F^^^  ^^  Zoll  in  der  Dicke,  be- 
biitzt.  Durch  dreifsig  Schiefspforten  sind  eben  so  viele 
Pfiinder  glühende  Kugeln  zu  werfen  bestimmt,  zu 
tren  Erhitzung  alles  bequem  und  sicher  eingerichtet 
t.  Das  obere  Verdeck ,  auf  welchem  die  Mannschaft 
rfgestellt  werden  kann,  ist  mit  einem  starken  Boll- 
werke umgeben.  Die  Fregatte  trägt  zwei  starke  Masten 

i4  * 


mit  Segeln :  sie  hat  zwei  Bogspriets  und  vier.  Steuer^ 
rüder ^  eines  an  jedem  Ende  der  beiden  Boote,  so^ 
dafs  sie  vor-  und  rückwärts  steuern  kaim.  Die  Kraft 
der  Dampfmaschine  auf  der  Fregatte  ist  auch  noch  auf 
das  Treiben  eines  Pumpwerkes  berechnet,  mittelst 
dessen  eine  grofse  Wassermenge  gehoben,,  und  auf 
die  Verdecke  und  durch  die  Schiefspforten  eines  feind- 
lichen Schiffes  gespritzt  werden  kann,  um  dadurch 
dessen  Batterien  und  Munition  zu  überschwemmen. 

Die  übrigen  Dampfschiffe,  welche  in  New- York 
theils  durch  Fulton  p  theils  nach  seinem  Tode  erbauet 
worden  sind,  tragen  gewöhnlich  120  bis  4oo  Tonnen 
Last.  .Das  gröfste  Dampfboot,  der  Kanzler  Living' 
ston,  von  526  Tonnen,  wurde  im  Jahre  1816  vom^ 
Stapel  gelassen.  Dieses  Fahrzeug  geht  von  JVevi^Tork 
nach  Albanyy  und  ist  unter  den  bekannten  das  schönste 
und  gröfste  Dampfboot  für  Reisende.  Es  hat  i65  Foft 
Län^e  auf  5o  Fufs  Breite.  Der  kupferne  Kessel  wiegt 
ao  Tonnen,  und  gehört  zu  einer  Maschine  von  80  Pfer- 
den Kraft.  Das  Schiff  hat  hinreichende  Bequemlich- 
keit für  zweihundert  Reisende,  überdiefs  die  nöthige 
Unterkunft  fiir  di§  dreifsig  bis  vierzig  Schiffsleute  und 
Matrosen.  Auf  dem  Verdecke  ist  der  Saal  fiir  die  Frauen 
angebracht,  schön  und  bequem  eingerichtet;  fernet 
die  Kajüte  des  Kapitäns,  und -das  Postzimmer:  über- 
dem  befindet  sich  hier  ein  Magazin  für  das  Gepäcke^ 
ein  Rauch-  und  Waschzimmer,  und  Gemächer  fiir  ge- 
ineine Soldaten;  alles  zierlich  eingerichtet,  und  eines 
von  dem  andern  abgesondert.  Unterhalb'  befinden 
sich  drei  Schlafzimmer  für  Männer,  von.  denei*  das 
gröfste  auch  bequem  als  der  gemeinschaftliche  Speise* 
saal  für  die  gesammten  Reisenden  hergerichtet  ist  In 
der  Nähe  befinden  sich  Küche  und  Speisekammer.  Un- 
geachtet des  grofsen  Umfanges  dieses  Schiffes  und  sei- 
ner grofsen  Belastung,  hat  man  es  denaoch  schon. 
Wind  und  Fluth  zu  seinen  Gunsten,  fünfzehn  Meilea 
in  der  Stunde  segeln  gesehen.  Sein  gewöhnhcher  Lauf^ 


I 


^i3 


gen  Wind  und  Fluth  ist  beiläufig  zehn  Meilen  in  der 
ande  (etwa  1 4  Fufs  W.  in  der  Sekunde). 

Yon  den  zwei  Booten^  »Zwillingsboote  genannt^^ 
;lche  zwischen  New-York  und  Jersey  hin-  und  her- 
ben^ besteht  jedes  aus  zwei  Booten^  welche  durch 
1  Verdeck  oder  eine  Brücke  mit  einander  verbunden 
id.  Sie  laufen  an  beiden  Enden  spitz  zu^  und  kön- 
m  vor-  und  rückwärts  bewegt  werden,  ohne  die  Zeit 
it  Umkehren  zu  verlieren.  Das  Ruderrad  befindBt 
Ji  in  der  Mitte. 

Das  letzte  Dampfboot  fiir  Reisende,  welche«  un- 
p  FultorCs  Leitung  erbauet  worden,  ist  )enes,  wel* 
les  die  Reise  ^ouNev^York  nach  New-Hai^en  maeht^ 
( triigt  etwa  4oo  Tonnen  Last,  ist  sehr  stark  gebauet^ 
id  schön  uod  bequem  eingerichtet.  Da  dieses  Boot 
len  grofsen  Theil  seiner  Reise  im  Meere  zu  machen 
t,  so  ist  es  mit  einem  runden  Boden,  gleich  einem 
llkommenen  Seeboote  gebauet  (alle  übrigen  Damp^ 
ote  sind  flach).  Es  passirt  täglich,  und  zu  jeder 
uthzeit,  die  gefährliche  Strecke  von  Heil-Gate y  wo 
-auf  die  Länge  einer  Meile  oft  gegen  eine  Strömung 
d  wenigsten«  sechs  Meilen  in  dSr  Stunde  zu  käm- 
m  hat. 

Die  meisten  Flüsse  der  nordamerikanischen  Frei- 
iaten  werden  gegenwärtig  mit  Dampfbooten  befah- 
a,  deren  Anzahl  sich  immer  vermehrt.  Diese  Unter- 
hmungen  werden  gröfstentheils  von  Aktiengesell- 
biaflen  betrieben,  welche  von  der  Regierung  auf  eiiic 
wisse  Anzahl  von  Jahren  privilegirt  sind. 

Selbst  der  Mississippi  und  der  Ohio,  die  reifsend- 
en  Ströme  Nordamerika! s ,  welche  vorher  größten- 
leils  nur  in  der  Richtung  des  Stromes  beschifft  wür- 
m,  werden  jetzt  mit  Dampfschiffen  aufwärts  befah- 
in.  Die  Reise  auf  dem  Mississippi  von  LouisnllB 
^di  Jfew-Orleans  und  wieder  zurück,  eine  Strecke 


2i4 

von  dreilausend  vierhundert  Meilen^  wird  durch  die 
Dampf  boote  gegenwärtig  in  fünf  und  dreifsig  hi3  vierzig 
Tagen  ,2urückgelegt :  die  Transportkosten  von  Waaren 
betragen  dabei  weniger  als  die  Hälfte  der  früherefl 
Landfracht  durch  die»Gebirge.  Im  Frühjahr  1817 
ging  eii^  Dampfboot  von  Pittsburg  m  Pensyhanien 
nach  Louisi^ille  in  Kentuki  und  zurück  auf  dem  Ohio. 
£s  ist  nicht  unwahrscheinlich  ^  dafs  die  Nordamerika- 
ner  mit  der  Zeit  mit  ihren  Dampfbooten  aus  dem  at- 
lantischen Meere  über  die  Wasserverbindungen  de» 
Hudsonflusses  und  Eriesees  den  Weg  in  den  mexi- 
kanischen Meerbusen  finden  werden. 

D  e  ^n  Nordamerika  ohnehin  sehr  häufigen  Kom- 
munikationen haben  sich  durch  die  Wohlfeilheit  und 
SclinelUgkeit  der  Dampfschiffahrt  noch  bedeutend  ver- 
mehrt. Die  Dampfhoote  legen  gewöhnlich  den  Weg 
in  der  halben  Zeit  zurück^  die  man  vorher  nöthig 
hatte.  Die  Strecke  von  New-York  nach  Albahjr  (etw» 
fünf  und  dreifsig  deutsche  Meilen)  wird  gewöhnlich  in 
vier  und  zwanzig  Stunden  zurückgelegt:  sonst  brauchte 
man  drei  Tage  zu  Wasser^  und  zwei  Tage  zu  Lanj. 

Das  folgende  Schema  einer  Reise  von  Philadel' 
phia  nach  Quebek  (sieben  hundert  Meilen),  zeigt  die 
Wohlfeilheit  dieser  Art  zu  reisen.  Die  erste  Kolumne 
enthält  die  Kosten  der  Reise  in  Dollars  für  eine  Pe^ 
soUj  Fracht  ujxdKost  eingeschlossen  *)• 


Von  Philadelphia  n.  New  -  York^  theils 
imDa».-  fj><>ot,  tbeilsinLandkutscb. 
V.  New-  York  n.  Albanyam  Dampfboot. 
V.  Alhany  n.  Whitehall^  inLandKutscb- 
V.  IVhitehalln.  ^i.  Johns,  im Dampfb. 
V.  St  John  s  n .  Montreal^  inLandkutsch. 
V.  Montreal  n.  Quedek,  im  P^mpfboot 


Kosten. 

Stunden. 

Metier 

Dollars. 

10 

i3 

96 

7 

H 

160 

8 

12 

■    70 

9 

36 

i5o 

3 

4 

37 

10 

24 

186 

47 

io3 

699 

•  •WF 


^)  JBrisU4^  He$oi|rcQ9  etc»  Pag.  66. 


5l5 

Vergleicht  man  die  Kosten  der  Reis^  fiir  den  mit 
demDampfböote  zurückgelegteil  Weg  gegen  die  Fahrt 
mit  den  Landkutschen ;  so  kommen  mit  der  Dampf- 
schiffahrt auf  einen  Dollar  Kosten^  19  Meilen^  mit  der 
Landkutsche  9^  Meilen.  < 

In  England  kam  das  erste  Dampfboot  erst  im  Jahre 
1 812  zur  Ausfuhr ung:  es  hatte  4o  Fufs  Länge^  lO^Fufs 
Breite,  und  war  mit  einer  Maschine  von  nur  drei  Pfer- 
den Kraft  versehen.  Es  beschiffte  den  Cljrde  zwischen 
Greenöck  und  Glasgow^  eine  Entfernung  von  etwa  fiinf 
und  zwanzig  Meilen.  Diese  Strecke  wurde  nach  und 
nach  noch  von  zehn  andern  Dampfbooten  von  gröfse- 
rer  Dimension  befahren.  Das  gröfste  derselben  hat 
neunzig  Fufs  Länge,  siebenzehn  Fufs  Breite,  und  eine 
Dampfmaschine  von  dreifsig  Pferden  Kraft.  Die  Dampf- 
boote in  England  stehen  überhaupt  denen  in  Nord^ 
amerika  an  Gröfse  und  Stärke  der  Maschinen  bedeu<^ 
lend  nach. 

I 

i 

Wie  sehr  durch  die  Erleichterung  der  Kommu- 
nikationsmittel 'dfe   Kommunikation   selbst   vermehrt 
werde,  davon  gibt,  nach  Buchanaris  Zeugnifs,  die 
Dampfschiffahrt  auf^  dem    Clyde    einen   auffallenden 
Beweis.     Vor  der  Einfuhrung  derselben  überstieg  die 
Anzahl  der  Reisenden  zwischen  Glasgow  und  Gree^ 
noc^  in  einem  Tage ,  selbst  im  Sommer,  auf  dem  Flusse 
nicht  die  Zahl  von  fünfzig  hin,  und  fünfzig  her^  die 
S^aU  derjenigen,  die  in  Kutschen  fuhren,  betrug  vier 
und  zwanzig  Personen  hin,  und  eben  so  viel  her.  Ge- 
genwärtig ist  es,  bei  gutem  Wetter,  etwas  gewöhn- 
liches, fünf  bis  sechs  hundert  Reisende  in  einem  Tagß 
ankonunen  und  abgehen  zu  sehen.  Auf  einem  einzigen 
dieser  Damfboote  befanden  sich  schon  zwei  hundert 
sieben  und  vierzig  Personen. 

Die  Geschwindigkeit  der  englischen  D^mpfboote 
ist  im  Mittel  sechs  Meilen  in  der  Stunde  in  stillem  Was^ 


2i6 

ser  (etwa  8|-  WJ  Fufs  in  der  Sekunde).  Das  Dampfboot 
(the  Ladyxof  the  Lake),  das  auf  dem  Forth  zwischen 
StirLing  und  Leith  hin-  und  hergeht,  von  65  Fufi 
Länge  im' Kiel,  i6  Fufs  42*011  Breit«,  mit  einer  Ma- 
schine von  zwanzig  Pferden  Kraft,  macht  einen  W^ 
von  zwei  und  fünfzig  Meilen,  gewöhnlich  abwärts  in 
fiinf  Stunden,  und  aufwärts  in  sechsthalb  Stunden*). 
Auf  den  verschiedenen  Flüssen  von  England  mögen 
gegenwärtig  fiinf  und  zwanzig  bis  dreifsig  Dampfboote 
im  Gange  seyn» 

In  Österreich  brachten  zwei  Unternehmer,  Fr» 
Bevnard  et  Comp,  und  Ches^.  de  St.  Leon  et  Comp., 
die  Dampfschiffahrt  auf  der  Donau  zur  Ausfuh- 
rung. Im  Herbste  1818  machten  beide  mit  ihren  er» 
baueten  Schiffen  die  zur  Erlangung  des  Privilegiums 
vorgeschriebene  Probefahrt,  von  Pesth  nach  Komom; 
wonach  Beiden  auf  die  Dampfschiffahrt  fiir  die  Donau 
und  ihre  Seitenflüsse,  ein  fünfzehnjähriges  Privile- 
gium zu  Theil  wurde.  Da  die  Donau  im  Mittel  eine 
Geschwindigkeit  von  5  Fufs  hat,  und  selbst  Stellen 
mit  8  Fufs  Geschwindigkeit  und  darüber  vorkommen; 
so  folgt,  dafs  auf  derselben  die  Dampf  boote  mit  stär* 
keren  Maschinen  versehen  werden  müssen,  als  gewöhn* 
heb  in  England,  wenn  die  Geschwindigkeit  der  Fährt 
aufwärts  von  Bedeutung  seyn  soll.  Über  die  Fort- 
schritte der  Dampfschiffahrt  auf  der  Donau  vvird  in  der 
Folge  Nachricht  gegeben  werden. 

Seit  Anfang  dieses  Jahres  ist  ein  Dampfbaot  zwi- 

*)  Dieses  Schiff  hat  daher  dieselbe  Geschwindigkeit,  wie  der 
y> Kanzler  JUvin^stoH^a  näbmlich  etwa  «ehn  engl.  Meilen  i» 
der  Stunde;  Auch  stehen  die  Kräfte  ihrer  Dampfmatchines 
und  ihre  Dimensionen  in  demselben  Verhältnisse.  Taucht 
nähmlicJi  die  »Frau  vom  See«  3  Fufs,  iind  der  »Kanzler  Li' 
vingston«  4  Fufs  im  Wasser;  so  ist  das  Verhältnils  ihrer 
Querschnitte,  wie  49:  200  oder  1  :4.  Die  Stärke  ihrer  Dampf* 
maschinen  verhält  »ich  wie  20 :  80  oder  1 : 4. 

Der  Ueimasgpber* 


317 

sehen  Triest  und  Venedig  regelmäfsig  im  Gange.  Der 
Uniemebmer  desselben  ist  Fr.  Allen :  er  liefs  die  Ma- 
schinerie zu  dem'  Schiffe  aus  England  kommen.  Das 
Schiff  seihst  wurde  in  Triest  gebauet.  Es  legt  den 
Weg  von  Triest  nach  Fenedig  gewöhnlich  in  zwölf 
Stunden  zurück. 


XV. 

über  Porzellan  und  Porzellanerden ,  vor- 
züglich in  den  österreichischen  Staaten. 

Von 

Benjamin  Scholz, 

^  M.  D.  Professor  der  allgemeinen  technischen  Chemie 
am  k.  "k,  polytechnitüiicn  Institute. 


r 


Dieser  Aufsats,  welcher  seine  Entstehung  einer  mit  Akten- 
st&räen  Hber  die  inländischen  Porzellanerden  begleiteten  A^iFor- 
ienmg  der  höhen  Kommen- ffofkommission ,  und  seine  Materialien 
nfscr  der  genanntton  Quelle,  vorzüglich  was  die  Details  betrifll, 
dett  ftvAerst  liberalen  Mittheilungen  des  Hrn.  Hofirathes  Und  Di- 
rektort der  Porsellan-  und  Spiegel manufaktur  ▼.  Nieäermajrr^  so 
wie  des  Hm.  Direktionsadjunkten  k.  k.  Rathes  v.  Joris  yerdanl^et, 
hat  den  Zweck ,  das  grofsere ,  gebildete  Publikum  mit  dem  We- 
sentlichen der  Porzellanfabrikation  bekannt ,  auf  seine  Wichtigkeit 
aufmerksam  zu  machen ,  über  die  Natur  und  das  Vorkommen  der 
ForseHanerde  su  belehren,  und  dadurch  Privaten  theils  zur  Anle- 
gung v^on  Porzellan  -  oder  ähnlichen  Fabriken  in  dazu  geeigneten 
Gegenlen  geneigt ,  theils  zur  Aufsuchung  tauglicher  Materialien 
fnr  die  sclioii  bestehenden  Fabriken  geschickt  zu  machen.  -—  Bei 
dieser  Gelegenheit  kann  man  nicht  lunhin ,  dem  W~unsche  sowohl 
der  hdien  Behörden,  als  der  Direktion  der  hiesigen  Porzellan- 
fybrik  ^emalli ,  dem  noch  siemlich  allgemein  herrschenden  Vorur- 
theile  la  widersprechen,  dafs  dieÄrarial-Pofzellanfabrik  in  Wien 
ein  ftoiseUielsendes  Pririlegium  besitze.  Nach  Ablauf  des  dieser 


si8 

Fabrik  bei  ihrer  Entstellung  ertbeilten  Privilegiums  auf  fünf  und 
-zwanzig  Jahre,  ist  dasselbe  nie  wieder  erneuert  worden;  und  nach 
dem  Geiste ,  welcher  gegenwärtig  bei  den  der  Leitung  unsers  Konl^ 
merz-  und  Fabrikwesens  vorgesetzten  Behörden  herrschet,  sollen 
Fabriken ,  die  der  Staat  auf  seine  Reclinung  errichtet  oder  fortföh- 
ret,  weit  entfernt,  Privatunternehmungen  ähnlicher  Art  zu  verhin- 
dern ,  denselben  vielmehr  zur  Aufmunterung  und  zu  Mustern  der 
Nachahmung  dienen.  Es  wäre  zu  wünschen,  dafs  die  Staatsverwal- 
tung diesen  Zweck  bei  allen  Anstalten  so  vollkommen :  als  bei  der 
liiesigen  PorzcUanfabrik  erreichte  y  welche  als  ein  wahres  Kunstin^ 
stitut  ihrer  Art ,  ein  sehr  nachahmungswürdiges  Muster  darbietet. 

A*    Porzellan. 

Geschichte   der  ersten  Einführung  und  Nachah- 
mung des  chinesischen  Porzellans  in  Europa. 

X^ie  Europäer  müssen  die  Chinesen^  die  ihnen 
die  Prioritätsansiprüche  auf  so  manche  andere  wichtige 
Erfindung  streitig  machen^  in  der  Kunst  Porzellan  za 
bereiten,  ohne  Widerrede  als  ihre  Lehrer  anerkennen« 
Die  ersten  Nachrichten  über  diese  Erfindung  verheren 
sich  bei  den  Chinesen  und  Japanern  in  den  Fabehi  ih- 
rer uralten  Geschichte^  die  nach  Jahrtausenden  wie 
die  unsrige  nach  Jahrhunderten  zählet.  Eine  Nadoiii  ^ 
der  so  lange  Er&hrungen  zu  Gebothe  stehen^  kann  es 
wohl  auch,  ohne  eben  rasche  Fortschritte  gemacht,^^ 
zu  haben,  in  den  eigenthchen  ErfahrungswissenschaP  ^ 
ten  und  Künsten  zur  grofsen  Yollkomm^oheit  gebracl^  ^ 
haben. 

In  Europa  erhielt  man  die  ersten  Nachrichten  von  r^ 

diesem  vcredeltesten  aller  Thonfabrikate  im  fun&ehsr ! 

teil  Jahrhunderte  durch  den  venetianischen  Gesandten  ~ 
in  Persien,  Bärbaro,  und  als  Handelswa^re  wurde  e$    ' 
zuerst  durch  die  Portugiesen  nach  der  Entdeckung 
des  Seeweges  nach  Ostindien  und  China  za  uns  ge^ 
bracht.     Gleich  bei  seiner  Einführung  wurde  es  ge^ 
tauft,  und  seiix  chine^isoher  Nahme^  Thsk/^  in  Ita- 


IL 


^ 


-j 


2ig 

Ucn  nach  einer  Art  von  Konchilien  (Cypraea),    die 
schon  lange  unter  dem  Nahmen  der  Porzellanschnecke 
bekannt. war ^   und'  mit  deren  Gehäuse  man  es  dem 
aufserlichen  Ansehen  nach  ähuHch  fand^  in  Porzellan 
verändert;  eine  Benennung^  die^un  mit  kleinen  Ver- 
sebiedenheiten^  fast  in  alle  Sprachen  aufgenommen 
worden  ist  *).     Obschon  es  in  Europa^  wo  man  von 
feinen  Töpferwaaren  fast  gar  nichts  wufste,   so  viel 
Beifall  fand^  dafs  japanisches  oder  chinesisches  Por- 
zellan als  eine  kostbare  und  elegante  Zimmei  Verzie- 
rung von  den  Grofsen  und  Reichen  häußg  gesucht 
wurde  ^  so  kam  man  doch  erst  im  siebenzehuten  Jahr- 
hunderte auf  den  Gedanken^  es  nachzumachen;  we- 
nigstens sind  von  früheren  Versuchen  keine  Nachrich- 
ten bis  auf  uns  gekommen. 


Wie  unvollständig  und  unrichtig  die  ersten  Nach- 
richten^ die  man  über  die  Porzellanbereitung  in  China 
und  Japan  durch  Seefahrer  und  Missionare  erhielt^ 
wiEiren^  läfst  sich  daraus  abnehmen^  weil  man  daraus 

!  nicht  eimnahl  die  Materialien  kennen  lernte ,  aus  denen 
das  Porzellan  gemacht  wurde.  Alle  waren  darin  über- 
einstimmend^ dafs  die  Porzellanmasse  der  Chinesen 
aus  zwei  Ingredienzen  bestehe^  nähmlich  aus  dem 
Kaolin  und  Petuntse,  und  dafs  die  aus  dieser  Masse 
verfertigten  Waaren  bei  einem  sehr  hohen  Feuersgrade 
gebrannt  würden.  Auch  darin  war  man  einige  dafs 
das  Kaolin  ein  besonderer^  magerer^  sich  weifsbren- 
nender,  fiir  sich  unschmelzbarer  Thon,  und  das  Pe- 
tontße  dessen  Flufsmittel  sey.  Worin  aber  dieses  Flufs- 
mittel  bestehe^  wufste  man  nicht ^  und  war  bei  dein 
damahligen  Zustande    der   Mineralogie   und    analyti- 


*)  Diese  Konchilien  heifsen  im  Italienischen  Porceüe^  daraus  ent- 
stand Porceüana^  und  daraus  der  deutsche  Nähme  Porzellan^ 
so  wie  der  fransösische  P^rcelaine,  Nach  Andern  soll  der 
Ifahme  Porzellan  durch  Ausdehnung  der  portugiesischen  Be« 
nennune  eine  Schale,  Porcelhma^  auf  alle  Gefaise  dieser  Art 
X  i*4  entstanden  seyn. 


<>•  • 


ger  suchte  daher  noch  andere  Erden  ^  fand  1709  die 
schöne  weifse  Porzellanerde  von  j^ue  bei  Schnee^ 
bergy  und  machte  daraus  ein  weifses^  dabei  schö- 
neres und  feineres  Porzellan /als  das  bisherige  braun- 
rothe  war^  von  welchem  daher  das  letztere  bis  zqdh 
Jahr  1730  ganz  verdrängt  vrarde.  Im  Jahre  1710 
wurde  die  Porzellanmanufaktur  in  der  Alhrechtshurg 
zu  Meifsen  errichtet^  .u^d  in  diesem  Jahr  das  erste  evr 
ropäische  Porzellan  auf  der  Oster -Messe  zu  £!eipzig 
öffentlich  verkauft,  Böttger  wurde  fiir  seine  Erfin- 
dung schon  im  Jahre  1705  in  den  Reichsfreiherrnstand 
erhoben  ^  ungeachtet  er  seines  äufserst  leichtsinnigen 
Lebenswandels  wegen  selten  auf  ganz  freiem  Fofse 
war^  und  starb  17 19  am  i3.  März  im  sieben  und  dreis- 
sigsten  Jahre  seines  Alters. 

Die  Fabrik  in  Meifsen  vnurde   sehr  geheim  be- 
trieben^ daher  auch  diejenigen  Beamten^  welche  cÜ6 
Fabriksgeheimnisse  wufsten,  Arkctrtisten  genannt  wnN 
den;  eine  Benennung^  die  man  bis  auf  die  gegenmi^; 
tige  Zeit  in  den  meisten  Porzellanmanufacturen  fiir  gc- 1 
wisse  Beamte  beibehalten  hat.     Die  Ausfuhr  der  Po^ , 
zellanerde  wurde  in  Sachsen  bei  Todesstrafe  verbo*, 
then.     In  England y   Frankreich  und  Holland  er*: 
weckte  diese  deutsche  Erfindung  sehr  viel  Aufmerk; 
samkeit;  man  gab  sich  dort  alle  erdenkliche  Müh^ 
auch  Porzellan  zu  machen;  aber  es  gelang  nicht,  selbtf 
dann  nicht,  als  man  sich  hatte  die  Materiahen  daüi 
aus  China  kommen  lassen.   Die  Franzosen  verkauftet 
Frittenporzellan  als  echtes  Steinporzellan. 

i 

Geschichte  der  Wiener  Porzellanmann-        \ 

faktur  *).  ! 

Die  erste  Tochter  der  Meifsner  Porzellanmanti- 
faktur  war  die  PFienery  und  diese  wurde  in  verbo- 1 

i 

♦)   Nach  der  golialtreichen  Gelegenheirssclirift:  Zur  Säkular feU^ 
d$r  k.  k.  Pßrteilaftmanufaktiir  in  IVUn.  Wi^n  b.  0€rofd,  iBiH* 


aai 


nporzellan  in  Europa  zu  machen.  Er  war  zu 
leitz  im  f^oigtlande  am  4«  Februar  1682  geboren, 
Qgte  sich  als  Jüngling  bei  dem  Apotheker  Zorn  in 
lin  auf  die^  Pharmazie  und  Chemie  y  und  gerieth 
3h  das  Lesen  alchymistischer  Schrifteii  und  durch 
ge  oberflächliche,  mifsdeutete  Versuche  auf  d^nGe- 
ken,  er  sey  im  Besitze  des  Steins  der  Weisen  oder 
Kunst  Gold  zu  machen.     In  einem  Wörtwechsel 

seinem  Lehrherrn  pochte  er  auf  seine  geheime 
ist,  und  wurde  durch  die  Drohungen  des  letzteren 
a  Furcht  gesetzt,  dafs  ier  1701  heimlich  nach  Sach- 

entwich;  welches  ihm  auch  gelang,  ungeachtet 
preufsische  Regierung  einen  Preis  von  tausend  Tha- 

auf  seinen  Kopf  gesetzt  hatte.  Da  er  durch  preus- 
hie  Steckbriefe  bis  nach  Sachsen  verfolgt  wurde, 
.  er  vom  Regen  in  die  Traufe,  und  wurde  angehal- 
,  eine  Probe  seines  GoIdmachertalente)s  abzulegen. 
tger  meinte  seiner  Sache  so  gewifs  zu  seyn ,  dafs 
roldzu  machen  versprach,  und  ftir  die  Erfiillmig 
es  Versprechens  sein  Leben  zum  Pfände  setzte, 
seinen  Versuchen  brauchte  er  sehr  feuerfeste 
melztiegel.  Zur  Verfertigung  derselben  versuchte 
verschiedene  Thonarten ;  unter  andern  eine  röth- 
e  von  Okrylle  aus  der  Gegend  von  Meifsen,  die 
nit  mehreren  andern  mengte.  Dieses  Gemenge 
ihm  im  heftigen  Feuer  das  braunrothe  Porzellan, 
ches  noch  jetzt  unter  dem  Nahmen  des  alten  säch- 
hen  Porzellans,  der  Böttgerwaare ,  oder  des  brau- 

Zeuges,  als  Seltenheit  theuer  bezahlet  wird.     So- 

wir  also  alchymischen  Versuchen  manche* andere 
htige   Entdekung  verdanken ,  so   gaben  sie  auch 

Erfindung  des  europäischen  Porzellans  die  Ver- 
assung. 

Nebst  der  braunrothen  Farbe  hatte  das  Porzel- 
tt  aus  der  Erde  von  Okrylle  nojch  die  unangenehme 
Jgenschaft,  dafs  die  darin  aufbewahrten  Speisen  und 
'^uäoke  eineik  vvidrigen  Geschmack  annahmen.  Bött-- 


»4 

den  Produkten  der  im  schnellen  Vorwärtsschreiten  be- 
griäenen  Meifsner  Fabrik  Tiel  nach.  [ 

Die  junge  Wiener  Manufaktur  hatte  bald  das  Schick^  :^ 
sal  der  meisten  neuen  Anstalten :  sie  gerieht  in  Yerle-  '. 
ffenheiten.     In  die  erste  wurde  sie  durch  den  Verlust 
aes  sächsischen  Werkmeblers  versetatt,  der,  weil  Por 
quier  die  ihm  gemachten  Verheiisungen  nibht  erfüllen 
konnte^  schon  nach  zwei  Jahren  wieder  heimlich  von  • 
Wien  in  sein  Vaterland  zurückkehrte,   nac^hdem  er 
zuvor  die  Massavorräthe   der  Fabrik  unbrauchbar  ge- 
macht hatte.  Es  mufste  mit  dfer  Fabrikation  ausgesetzet  - 
werden,  um  Zeit  zu  gewinnen,  inländische  Lehrlinge 
abzurichten,   und  nach  vielen  Versuchen  eine  neue, 
brauchbare  Masse  zu  bereiten.     Diese   Zwischenzeit 
scheint  jedoch  nicht  lange  gedauert  zu  haben  \  demi  ■' 
im  Jahre  1721  vermehrte  Paquier  bereits  den  Stand  - 
seiner  Arbeiter  von  zehn  auf  zwanzig  Personen,  imd  ' 
bauete  auch  mehrere  neue  Brennöfen. 

Dessen  ungeachtet  entsprach  der  Erfolg  seinen 
Ervvartungen  nicht :  im  Gegentheil  fand  er  nach  Ab«  ' 
lauf  seines  25jährigen  Privilegiums   durch  die  vielen 
Auslagen  auf  Gebäude,  Materialien  und  Werkzeuge, f 
auf  oft  mifslingende ,   nur  im  Grofseii  anzustellende 
und    daher    kostspielige    Versuche,  vorzügUch   aber* 
durch  die  Unterhaltung  eines  Personals,  das  er  heran*^^< 
ziehen  und  bilden  mufste ,  seinen  Fond  so  erschöpfi^^^ 
dafs  er  aufser  Stand,  die  Fabrik  weiter  fortzuführen,  'Mä- 
dem  Ärarium  zum  Kaufe  antrug..    Dieses   übemahiii.^ 
dieselbe  1744  g^g^**  Auszahlung  der  vom  Verkaufet'^ 
ausgewiesenen  Schulden  von  454^9  fl.     Du  Pcujuiet" 
wurde  mit  iSoofl.  Gehalt  und  Zusicherung  einer  Pen- 
sion für  seine  Witwe  als  Direktor  der  Fabrik  beibe»' 
halten. 

Bei  der  thätigen  Unterstützung  von  Seile  der  Staats- 
verwaltung erweiterte  sich  nun  diese  Anstalt  zuse^ 


225 

« 

hends«  Schon  im  Jahr  1750  beschäftigte  s.ie  vierzig, 
im  Jahr  1761  aber  bereit;s  hundert  und  vierzig  Arbeiter, 
und  brannte^  ihre  Waaren  in  sechs  Starkbrennöfen  und 
ider  Emailfeuem.  Bis  zu  dem  letztgenannten  Zeitpunkte 
hatte  sie  inmier  einiger  Zuschüsse  vom  Ärarium  be- 
durft; von  nun  an  erhieh  sie  sich  aber  nicht  nur  selbst, 
sondern  führte  im  Jahr  1761  den  ersten  Gewinn  mit 
16000  Gulden  ab. 

Unter  der  Direktion  des  1770  zum  Chef  der  Por- 
^ellanmanufaktur  ernannten  Hofraths  von  Ke/sler  er- 
hielten die  Waaren  derselben,  durch  die  Einführung 
einer  neuen  Masse,  mehr  Weifse  und  Auflösung,  und 
dadurch  den  gehörigen  Grad  von  angenehmer  Durch- 
ftcheinbarkeit.  Da  mit  der  fortschreitendien  VervoU- 
lon^mnung  der  Waare  auch  ihr  Absatz  zunahm ,  so 
muisle  das  Fabrikgebäude  erweitert,  neue  Brennöfen 
gebauet,  und  das  Arbeitspersonale  bis  zum  Jahr  1780 
auf  drei  hundert  Menschen  vermehret  werden. 

Dafs  es  leichter  ist,  eine  Fabrik  zu  vergröfsern, 
als  eine   im  Grofsen  betriebene,  wieder  einzuziehen., 
bewährte  sich  auch  hier.     Da  nähmlich  einige  Jahre 
Später  der  Absatz  etwas  abnahm,  häuften  sich  die  Vor* 
räthe^  und  da  in  Folge  einer  fehlerhaften  Rechnungs- 
manipulation  und  Buchführung,    die  Fabrik  jährlich 
gröfsere  Reichthümer  und  Überschüsse  auf  dem  Pa- 
piere nachwies,  und  doch  jährlich  weniger  Gewinn  in 
die  Staatskasse  abführte :  so  beschlofs  Kaiser  Joseph 
der  Zweite  y   nach  dessen  Grundsätzen  ohnehin  alle 
Gattungen  Industrie  den*  Privaten  überlassen  werden 
soflien,  die  Fabrik  mit  dem  Ausrufspreise  von  358ooo 
Gulden  öffentlich  zu  versteigern.   Da  sich  aber  an  dem 
Wtimmten  Tage   (20.  Juli  1784)  kein  einziger  Kauf- 
lastiger zur  Versteigerung  einfand;  $0  war  das  Ärarium 
genöthiget,  die  Fabrik  noch  ferner  auf  eigene  Rech- 
nung fortzuführen.     Die  Direktion  derselben  wurde 
1785  dem  Hofrathe   Freiherrn  von  Sovgenthal  mit 

J*l«l.  a.  polyt.  Imt.  L  Bd.  1  5 


s 
r 


den  ausgedehntesten  VoUmachten  übertragen^  die  er 
dazu  benutzte^  um  sowohl  in  der  Fabrikation  als  im 
Kunstfache ,  in  dem  ökonomischen  und  Buchhalteri- 
schen äer  Fabrik  sehr  wesentliche  und  zweckmäfsigef 
Verbesserungen  anzubringen.     So  wurde  z.   B.    der 
neuernannte  Modellmeister  Jiiton  Grassi  nach  Kom 
geschikt^  um  dort  im  Studium  der  Meisterwerke  aller* 
Kunst  sciije  Bildung  als  Künstler  zu  vollenden  \  *  es 
wurden  die  jungen  Künstler  angewiesen,   die  k.  k. 
Akademie  der  bildenden  Künste  fleifsig  zu  besuchen;  \ 
es  wurde  für  die  Desseins- und  Verzierungs&ahler  \ 
eine   eigene  Schule   bei   der  Fabrik  ierrichtet,   und. 
ausgezeichnete  Talente  und  Fortschritte  durch  aus- 
gesetzte Preise  belohnet;  es  wurde  eine  Provisions-  ; 
und  Pensionskasse   für    solche  Fabriksarbeiter,    die  "" 
durch  Alter  oder  Krankheit  in  die  traurige  Lage  der  .• 
Erwerbsunfähigkeit  versetzt  waren,  und   zur  Unter-  * 
Stützung  für  die  Wittwen  der  Verstorbenen  errichtet  1 
Den  neueren  Erzeugnissen  der  Fabrik  suchte  man  bei  '^ 
der  möglichsten  Güte  die  gröfste  Eleganz  und  SchöüP-  ^ 
heit  zu  geben,  und  dabei  doch  die  Preise,  vorzüglich  r 
der  gangbarsten  Aflikel,  so  niedrig  als  möglich  zuhe-  ? 
stimmen,  und  den  Gewinn  mehr*  in  dem  sich  immer  {' 
mehr  ausbreitenden  Absätze,  als  in  hohen  Preisen  zu.*'' 
suchen.     Der  Verkehr  mit  der  Türkei  wurde  vorzüg-:  |' 
hell  berücksichtigt,   und  die  sich  hier  darbietendeOr^ 

Handelsvortheile  verständig  benützet.  ' 

■'S 

Unter  dieser  klugen  Leitung  blühete  die  Fabrik'?^ 
zusehends  auf,  und  führte  wieder  beträchtliche  Üb€r^* 
Schüsse  als  Gewinn  an  das  Ärarium  ab.  Die  Nachfrag||F 
nach  ihren  Produkten  mehrte  sich  so,  dafs  sie  diesefcf 
ben  nicht  mehr  befriedigen  konnte  und  auf  neue  Er^,^ 
Weiterurigen  denken  mufste.  Da  aber  theils  das  bc-" 
schränkte  Lokale,  theils  die  beträchtliche  Brennhoh-  '^ 
Konsumtion  eine  Vergröfserung  der  Fabriksanstalt  in  ' 
Wien  selbst  nicht  erlaubte,  so  wurde  im  Jahre  1800 
in  den  an  der  Donau  liegenden  Gebäuden  der  aufge- 


'  •  227 

benen  Zisterzienser -Abtei  zu  Engelhavtszell  im 
lusruck- Viertel,  zehn  Stunden  unter  Passau  ein 
illswerk  oder  eine  Filiallabrik  errichtet,  worin  an- 
igsblofs  die  Passauer  Erde  gereinigt  und  geschlemmt, 
äter  aber  auch  ein  grofser  Theil  dier^  geringere^  Ge- 
iirrgattungen ,  wohlfeiler  und  fleifsiger  als  es  in 
ien  hätte  geschehen  können,  erzeugt  \Yurde. 

Als  im  Jahr  i8o5  Freiherr  v.  Sorgenthal  starb, 
Dterliefs  er  die  Fabrik  in  Wien  mit  fünf  und  dreis- 
[,  und  das  Hiilfswerk  in  Engelhartszell  mit  sieben 
ennöfen.  In  erstcrer  geschaTien  täglich  fünf  bis 
cfcs^  iu  letzterer  aber  ein  Starkbrand.  In  beiden 
irden  beinahe  »sechs  hundert  Arbeiter  beschäftigt, 
d  doch  kaum  die  Nachfragen  sowohl  aus  dem  In- 
Auslande  befriedigt. 

Unter  der  Leitimg  des  kenhtnifsreichen ,  durch 
le  mehr  als  4ojäbrige,  stets  ausgezeichnete  Dienst- 
stung  in  der  Porzellanmanufakriir,  an  unschätzbaren 
fahrungen  ungemein  reichen,  von  seinen  Unterge- 
nen als  Vater  geliebten,  von  Künstlern  und' Kunst- 
linden  als  Kenner  geachteten,  von  Allen  endlich, 
;  ihn  näher  kennen,  als  ein  eifriger  Beförderer  alles 
iten  und  Schönen  verehrten  Hrn.  Hofraths  Nieder- 
tyr,  welchem  die  Direktion  der  Fabrik  gleich  nach 
m  Ahleberi  des  Freiherrn  von  SorgenthaL  überger 
n  wurde,  schritt  sie  wie  verjüngt  noch  rascher  fort. 
Ibst  die  feindliche  Invasion  vom  Jahre  i8o5  störte 
re  Thätigkeit  nur  wenlfi;.  Bis  zum  Ausbruche  des 
rieges  vom  Jahre  1809  steigerte  der  durch  die  da- 
ahligen  Verhältnisse  des  Papiergeldes  bewirkte  leb- 
iftere  Verkehr  in  allen  Industriezweigen  ihre  Erzeu- 
mg  und  ihren  Absatz  aufs  Höchste. 

Von  diesem  Feldzuge  an  wiarden  aber  die  Zeit- 
erhältnisse für  die  Fabrik  wieder  etwas  mifslicher.  Sie 
erlor  hundert  und  fünfzig  Arbeiter,  welche  als  eine 

i5  * 


eigene  Kompagnie  mit  dem  ersten  Bataillon  der  Wiener 
Freiwilligen  ins  Feld  zogen.  Wegen  der  durch  lange 
Zeit  unterbrochenen  Land-  und  Wasserkommunika- 
tiou  litt  sie  Mangel  an  den  no  th wendigsten  Materialiei^ 
vorzüglich  an  Brennholz.  Die  Fabrik  in  Wien  wurde 
von  den  Feinden  nicht  inehr  so  loyal  wie  im' Jahre  i6fo5 
behandelt'^  das  Hülfswerk  von  EngelhartszeU  aher^ 
welches  während  des  Krieges  durch  die  feindüche 
Besatzung  im  Betriebe  gehemmt  wurde,  ging  mit  der 
Abtretung  des  Inn-  und  eines  Theils  des  Hausruck-:^ 
Viertels  fiir  die  Mutterfabrik  ganz  verloren.  Durch  die 
Einverleibung  des  Passauischen  Gebietes  mit  Baiem 
wurde  sie  in  ihrem  Hauptmateriale,  der  Porzellanerde, 
von  dem  Auslände  abhängig,  und  dadurch  selbst  in 
ihrer  Existenz  gefährdet.  Dazu  kam  noch  die  Verän- 
derung im  Papiergeldwesen  vom  Jahre  1811,  welche 
auf  sie,  wie  auf  die  Gewerbsthätigkeit  im  Aligemeinen 
hemmend  einwirkte  5  dann  das  Verboth  der  Kaffehein- 
fuhr,  welches  einen  bedeutenden  Theil  der  Poi'zel^ 
laner Zeugnisse  auf  einmahl  aufser  Gebrauch  setzte. 

Diese  Verlegenheiten  der  Fabrik,  als  Folgen  de» 
unglücklichen  Feldzuges  vom  Jahre  1809,  ^^^d^i^ 
durch  die  glücklichen  Kriegsereignisse  vom  Jahre  i8i3 
grofseh  Theils  gehoben.  Der  Aufhebung  des  Kafielp- 
einfuhrverbothes  folgte  in  den  ersten  sechs  Wochen 
ein  Absatz  von  35 000  Paar  Kaffehschalen,  Als  endlich 
auch  durch  die  gesegneten  Ernten  der  letzten  Jahre, 
und  durch  den  besser  gewordenen  Kurs  des  Papier- 
£(eldes  die  Preise  der  ersten  Lebensbedürfnisse  uiidi 
der  rohen  Materialien  bedeutend  fielen,  war  die  Fa- 
brik in  der  Lage,  die  Preise  ihrer  Erzeugnisse  ohne 
Gefährdung  ihres  Wohlstandes  zu  wlederhohlten  Mah- 
len bedeutend  herabzusetzen,  so,  dafs  diese  nun,  nach 
Ausgleichung  der  Valuta^  denen  vom  Jahre  i8o4  bei- 
nahe gleich  kommen. 


> 


I 


230 

/ 

Unter  die  glücklichen  Ereignisse  für  die  Fabrik  ver- 
dient auch  gezählt  zu  werden  die  Entdeckung  brauch* 
barer  Porzellanenden  an  mehreren  Punkten  der  Monar- 
chie, welche  ihr,  wenn  es  die  Umstände  und  ihr  Vortheil 
erheischen  sollten,  die  Passauer  Erde  ganz  ersetzen 
liöiinen,  so  wie  es  schon  zum  Theil  der  Fall  istj  dann 
die  Auffindung  des  Chromeisens  im  Inlande,  welches 
als  Materiale  zur  Bereitung  der  schönsten  und  dauer- 
haftesten grünen  Emailfärbe  sonst  mit  grofsen  Kosten 
aus  Frankreich  bezoiifen  wurde.  Das  Letztere  verdan- 
ket sie  und  mit  ihr  noch  viele  vaterlandischen  Künste 
1er,  die  sich  der  mannigfaltigen  aus  diesem  Naturpro- 
dukte bereiteten  schönen  Farben  bedienen,  den  ein- 
sichtsvollen Forschungen  des  um  die  Naturgeschichte 
unaers  Vaterlandes  hochverdienten  Erzherzoges  Jo- 
hann y  der  es  in  Steicrmarks  Gebirgen  suchte  und  fand, 
es  bergmännisch  fordern,  und  bis  auf  einen  gewissen 
Grad  reinigen,  d.  h.  zu  Schlich  ziehen  läfst.  Dieses 
rohe  Materiale  sowohl  als  die  daraus  bereiteten  Farben 
sind  ein  Handelsartikel  selbst  ins  Ausland  geworden: 

Gegenwärtiger  Zustand  der  \yiener  Por- 
zellan m  a  n  u  fa  k  t  u  r. 

Die  Gebäude  derselben  schliefsen  in  sieben  Höfen 
einen  Flächenraum  von  3762  Quadratklaftern  ein.   Sie 
zahlet  gegenwärtig  zwei  und  vierzig  liegende  und  zwei 
ninde  Starkbrennöfen,  zwei  grofse  Verglühöfen,  und 
acht  Emailöfen.  Sie  beschäftigt  aufser  den  Beainten  in 
ihren  vier  Abtheilungen  bei  fünf  hundert  Arbeitsindivi- 
duen. Diese  vier  Abtheilungen  sind:  6\e  Fabrikationy 
wozu  das  Schlemmen,  Massamachen,  Kapseldrehen, 
Glasuren,  Holzzubereiten,  und  das  Brennen  gehöret; 
die  fVeiJsdreherei y  die  Bildnereiy  und  die  Mahlereiy 
welche  in  die  Unterabthcilungen  der  Blaumahler ,  der 
Omamentisten  oder  Desseinmahler,  der  Blumenmah- 
1er,  dann  der  Historien-  und  Landschaftsmahler  zer- 
fallt. 


'  I 


a3o 

,    Dieses  Arbeiispersonale  verbraucht  täglich  i55o 
Pfund  Porzelianmasse,  19000  Pfund  Kapselmasse.  Die 
Fabrik  verbrennt  jährlich  5.  bis  6000  K-l^ftern  weiches, 
cröfstentheils  aus  Flofsbäumen  geschnittenes  :3j  Schuh 
Tanges  Holz,  7  bis  800  Stiibich  Kohlen.  In  den  Jahren 
i8|Gu.  1817  verkaufte  die  Fabrik,  obschon  sie  Weder 
in  der  Stadt  IVien  noch  in  den  Provinzen  Lager  auf 
eigene  Rechnung  hält,  um  mehr  als  eine.Million  von  ih- 
ren Produkten,  die  gröfstentheils  in  Tafel-  und  Kaffeh- 
geschirren   bestehen.      Von  ersteren  hat   die  Fabrik 
schon  in  manchen  Jahren  acht  hundert  vollständige  Ser- 
vice fiir  zwölf  bis  sechzig  Personen  verkauft,  von  denen 
der  gröfste  Theil  blau  ordinär,    vielleicht  der  vierte 
Theil  leicht  verzieret,  über  fünfzig  aber  reich  vergol- 
det und  bemahlt  waren.-   Die  Zahl  der  verkauften  or- 
dinären blaugeränderten  Teller  hat  jährlich  iiber  5oooo 
Stück,  ja  einmahl  sogar  über  60000,  so  wie  die  der 
blauen  Schüsseln  über  6000  Stück  betragen.  Die  Zahl 
der  verkauften  Frühstückservice  ist  verhältnifsmäfsig 
noch  gröfser.   Weifses  Porzellan  wird  aus  verschiede- 
nen, den  Fabriksvortheil  beeinträchtigenden  Ursachen 
nicht  verkauft.    Das  F^rikszeichen,  etwas  dem  erz- 
herzoglich österreichischen  Wappenschilde  Ähnliches; 
wird  der  Waare  unten  mit  blauer  Farbe  aufgemahlt. 

Im  Jahre  1740  wurde  die  Porzellanfabrik  7.\x  Höchst  errichtet,  un<l 
durch  Mitwirkung  eines  Arbeitersaus  der  Wiener  Fabrik ,  Nab- 
mei^s  Rirrglery  welche^  das  Geheimnifs  der  Massamiscbung  und 
eine  Zeiclmung  vom  Ofen  mitbrachte ,  aus  Passauer  Erde  gutei^ 
Porzellan  7^u  Stande  gebracht,  öie  Fabrik  ging  1795  durch  de». 
Krieg  zu  Grunde.  *  Die  Fabrik  zu  türstenberg  an  der  Wei^r 
wurde  1744^  die  zu  Ludwigsburg  175^,  jene  zu  Bruckberf 
im  Anspachischen  175g  e?'richtet.  Die  Gründung  Aer  Ijyn^ 
t  ph»nburger  Porzellanfabrik  fallt  in  das  Jahr  1747  *) ;  die  iä- 

Jal^c  1754  eil  Frankenthal  in  der  RheinpfaU  von  Ringler  et* 
richtete  Fabrik  warde  im  Jahr  1799  mit  der  Nymphenburgtr 
vereinigt.  Die  Porzellanmanufaktur  in  Är//Ä  wurde  1751  von.' 
dem  Kaufmann  IVegeli  gegründet,  und  176;^  von  der  Regie- 
rung um^  225,000  Thalcr  übernommen.  \n  Frankreich  sollei|» 
sich,  nach   Chaptal^  sechzig  Porzellanfabriken 9    und  davoia 

**')   wGrundzügc  zur  Geschichte  der  k.  baierischen  Forxellanmanuractur  su  I^^*^* 
p he o  bürg,«  £i^tworfeo  iron  H,  F»  L.  Se)imitz»  iBiQ» 
4 


23< 

» 

Grun\Wifs  der  Manipulation  in  der  Wiener 

Porzeflanmanufaktar. 

Als  Arbeitsmaterialien  .l>ratichet<  die  Fabrik  Por^ 
zellanerde  oder  Kaolin,  welche  sie  von  Passau ^  von 
Prinzdorf  in  Ungern,  und  von  Brenditz  in  Mähren 
beziehet;  eisenfreien  Quart,  der  yon^  Schildern  im 
V.  0.  M.  B.  herbeigeschafft  wird,  und  Gjps,  den  man 
ihr  ans  dem  Salzburgischen  zuführet.  Der  Thon  zu 
den  Kapseln  kommt /von  Göttweih,  Pöchlarn  und 
Dreß,  in  Österreich  unter  der  Enns,  yon  welchem 
letzteren  man  auch  an  Ort  und  Stelle  ein  sehr  brauch- 
bares Steingut  und  vortreifiiche  feuerfeste,  die  Hessi- 
schen übertreffende  .Schmelztiegel  machet.  Die  ver- 
schiedenen MetaUoxyde  zu  ihrer  Farbenpalette  wer- 
den von  dem  Fabriksarkanisten ,  dem  gescnickten  Ghe- 
misten  Jos.  Leithner  verfertigt :  der  Werth  der  rohen 
MateriaUen,  aus  denen  sie  gezogen  werden,  ist  bis  auf 
Platin  und  Gold  unbedeutend;  von  letzterem  aber  ver- 
brauchet sie  jährlich 'beinähe  fünf  und  zwanzig  Pfund.. 


ein  und  zwanzig  in  Paris  befinden.  Herr  Brogniart  kannte 
im  Jahre  1808  in  Paris  mir  fünfzehn  Porzellan  Fabriken ,  die 
zusammen  im  Durchschnitte  acht  hundert  Arbeiter  beschäftig- 
ten. In  den  Departements  waren  ihm  blofs  die  Fabriken  von», 
Pontainebleau  ^  Limoge  un4  Caen  bekannt.  Sie  beziehen  ihre 
Porzellanerde  sämmtiich  von  Limoge  *),  Die  älteste  und  vor- 
züglichste ist  die  königl.  Fabrik  zu  Stvres ^  weiche  im  Jahr 
1769  anftng  echtes  Steinporzellan  (porcelaine  dure)  zu  verfer^ 
tigcn.  Die  Fabrik  in  iro;[7e;i^a2§'^;t  entstand  1778.  Die  Fabriken 
von  Florenz  und  Neapel  sind  von  neuerer  Entstehung.  In 
Rufsland  existiren  fünf  Porzellanfabriken,  wovon  die  zwei 
grofsen  (die  kaiserl.  zu  St.  Petersburg  ^  imd  die  einem  Englän- 
der gehörige  zu  Dirnitrotif  in  der  Statthalterschaft  Moskwa) 
über  sechs  hundert  Arbeiter  beschäftigen  sollen,  aber  bisher 
keine  der  ausländischen  gleichkommende  Waare  liefern.  Die 
drei  kleineren  sind  zu  Riga^  Sjemsk^  und  in  Oberzahlen  in 
Ließand. 


*)  über  die  Erde  von  LimogOf  St.  Trieux  und  die  dortigen  Fabriken.  »Scliil" 
derong  der  Provinz  Limousin  und  deren  Bewohner.^  Ans  dem  Tagebuch  ei- 
nes preufsischen  OfiEIciers.  Berlin,  1817.  Bei  Maurer»  Diesen  Notizen  zu- 
folge «gibt  es  im  Departement  Haut-Vienne  fünf  Porzcllanfabriken  ,  die  mit 
100,640  Fl"'  Unkosten  a3o,4oo  Fr.  'yVaare  erzeugen  »  und  zwei  hundert  Men- 
schen beschäftigen. 


232 

Die  .drei  genannten  Porzellanerden*  werden ^ge- 
stofsen  und  dvirch  Sieben  von  den  gröberen  Unreinig- 
keiten  befreiet.  Dapn  werden  sie  sorgfältig  geschlemmt^ 
wobei  die  meisten  Sorten  der  Passauer  Erde  an  Sand^ 
der  aus  nicht  ganz  verwitterten,  mit  Quarz,  Hornblende, 
Graphit,  Eisen-  und  Titanoxyd  verunreinigten  und 
dadurch  unbrauchbar  gemachten  Feldspathstückchen 
bestehet,  mehr  als  die  Hälfte  von  ihrem  Gewichte  zu- 
rücklassen. Nur  die  zu  Auerbach  hei  Passau  gegra- 
bene Erde  setzt  dabei  einen  aus  reinem  Feldspath  be- 
stehenden Sand  ab,  und  wird,  da  man  diesen  gestos- 
§en,  gesiebt  und  fein  gemahlen,  zur  ferneren  Kompo- 
sition sehr  gut  brauchen  kann,  abgesondert  geschlemmt. 
Die  Prinzdorfer  Erde,  welche  etwas  bittererdehaltig, 
dabei  aber  sehr  bindend  und  zähe  ist,  läfst  sich  leicht 
rein  schlemmen,  verlieret  dabei  auch  die  Hälfte  des 
,  Gewichts,  und  setzet  viel  Arsenik- und  Eisenkies  ab. 
Die  Brenditzer  Erde  läfst  beim  Schlemmen  die  Hälfte  an 
sehr  reinen,  brauchbaren  Quarzkörnern  zurück.  Die 
geschlemmten  Erden  werden  getrocknet,  dann  gestos- 
sen  und  gesiebt,  und  kommen  so  in  der  Form  eines 
fernen  Mehles  in  die  Mengkammer.  Der  Quarz  und 
Gyps  werden  kalzinirt,  dann  ebenfalls  gestofsen,  ge- 
siebt und  zu  einem  feinen  Mehle  gemahlen. 

In  der  Mengkammer  versetzet  man  diese  Ingre- 
dienzen nach  genau  bestimmten  Verhältnissen.  Zu 
fünf  bis  sechs  Theilen  Porzellanerde  oder  Kaolin  kom- 
men ein  Theil  Feldspath,  ein  Theil  Quarz,  und  ein 
Drittheil  Gyps.  Zu  der  Masse,  welche  für  Bildwerke 
und  Biskuit  bestimmt  ist^  kommt  ein  etwas  gröfseres 
Verhäjtnifs  von  Feldspath  als  Flufsmittel.  Die  so  ver- 
setzten Materialien  läfst  man  zur  innigem  Vermengupg 
mit  etwas  Wasser  angemacht  unter  einem  mittelst  ei- 
ner Rofsmühle  bewegten  Mühlsteine  breiartig  dreimahl 
durchgehen.  Den  dünnen,  feinen  Brei,  welcher  Ge- 
schieder heifst,  trocknet  man  dann,  zerklopft  ihn  wie- 
der, bringt  ihn  mit  einer  hinlänglichen  Menge  frischen 


233 

Geschieders  durch  sorgfältiges  Kneten  zu  einem  stei- 
fen Teige,  formt  ihn  in  Ballen,  schlägt  diese  in  Fäs- 
ser und  üherläfst  sie  ^  an  einem  mäfsig  feuchten  Orte 
durch  eip  ganzes  Jahr  einer  eigenen,  oerFäulnifs  ähn- 
[  liehen  Gährung,  die  man  das  Rotten  heifst,  und  welche 
dem  hepatischen  Gerüche  nach  wahrscheinUch  in  eir 
ner  Zersetzung  des  Gypses  zu  Schwefelkalk  hesteht. 
Die  durch  das  Rotten  plastischer  gewordene  Masse 
wird  mit  den  von  den  Drehern  abfällenden  Theilen 
oder  dem  Geschjiitze,  wenn  solches  vorhanden  ist, 
vermengt,  auf  steiner^en  Tafeln  dreimahl  durchge- 
schnitten, und  wie  ein  Teig  geknetet  und  geschlagen, 
um  alle  gröbern,  verunreinigenden  Theile  auszuschei- 
den, ja  seihst  die  eingeschlossene  Luft  auszutreiben, 
und  sie  durchaus  möglichst  gleichartig  zu  machen. 
Jeder  Massamacher  versieht  die  von  ihm  zubereiteten 
Massaballen  mit  seinem  Zeichen,  und  gibt  sie  so  an 
eine  bestimmte  Zahl  ihm  zugewiesener  Weifsdreher 
ab,  die  nur  von  ihm  mit  Massa  versehen  werden,  und 
ihr  Geschnitze  auch  wieder  nur  an  diesen  Massama- 
cher zurückschicken,  damit  Nachlässigkeiten,  die  sich 
oft  erst  am  fertigen  Porzellan  zeigen,  eher  entdeckt 
und  an  dem  Schuldigen  geahndet  werden  können. 

Die  auf  der  Töpferscheibe  gedreheten,  oder  in 
Gypsformen  geformten,  oder  auf  beide  Arten  zugleich 
erzeugten  Waaren  werden  lufttrocken  gemacht,  ge- 
putzt, und  dann  in  eigenen  Öfen  verglühet^  d.  h.  einer 
Rothglühhitze  von  acht  bis  zehn  Graden  des  PFedg-^ 
wooßPschen  Pyrometers  ausgesetzt,  wodurch  sie  wohl 
an  Festigkeit  gewinnen,  aber  die  Eigenschaft,  Was- 
ser einzusaugen,  noch  in  vollem  Mafse  behalten.  Was 
,  blau  gemahlt  werden  soll,  erhält  diese  Farbe  gleich  nach 
dem  Verglühen  in  der  Blaumahlerei  mittelst  geröste- 
ten und  in  Wasser  fein  geriebenen  Kobalts. 

Das  vcrglühete  Porzellan,  es  mag  nun  blau  ge- 
mahlt.  worden:  seyn  oder  nicht,  kommt  zum  Glasuren, 


a34     .  •    •    .  -       ' 

Die  Glasurmasse,  welctic  sich  von  der  Porzellanmasse 
nur  durch  ein  etwas  gröfseres  Verhältnifs  des  Elufs- 
mittels  unterscheidet^  und  durchaus  keine  metallischen 
Theile  enthalten  darf,  bestehet  in  der. Wiener  Manu- 
faktur aus  gleichen  Theilen  feingepulverten  Scherben 
von  verglühetem  Porzellan  und  Quarz.    Diesen  zwei 
Ingredienzen  wird  als  Flufsmittel  kohlensaurer  Kalk, 
der  von  Marin  Zell  in  Obersteiermark  bezogen  und 
nur  Ein  Mahl  geschlemmt  wird,  in  vier  verschiedenen 
Verhähnissen  zugesetzet,  je  nachdem  sie  streng-  oder 
leichtflüssiger  werden  soll.'    Geschirre,    die  für  den 
heifsesten  Ort  im  Ofen  bestimmt  sind,  bekommen  eine 
Glasur,  d^e  nur  zwei  Fünftel  vom  Gewichte  des  Quar- 
zes an  kohlensaurem  Kalke  enthält;  die  Glasuren  für   . 
die  andern  Geschirre  enthalten,  so  wie  diese  im  Ofen 
weiter  zurükkommen,  drei  Fünftel,  fiinf  Achtel  und 
sechs  Achtel  von  diesem  Flufsmittel.  Diese  drei  Mate- 
rialien werden  trocken  zusammengemengt,  auf  einer 
Handmühle  ein  Mahl  abgerieben  und  geschlemmt.  iSo 
kommt  die  Glasur  nun  in  grofse ,  mit  reinem  Wasser 
gefüllte  Bottiche ,  wo  sie  beim  Gebrauche  mit  einem 
Stocke  zu  einer  trüben  Flüssigkeit  aufgerühret  wird, 
in  welche  die  verglühete  Waare  eingetaucht,  oder  durph 
welche  sie  nur  gezogen  wird.    Kaum  hat  die  Waare 
diese  trübe  Flüssigkeit  verlassen,  so  sieht  sie  wieder 
ganz  trocken  und  wie  mit  einem  feinen  Staube  (der  die 
blaue  Mahlerei  verschwinden  macht)  bedeckt  aus,  weil 
das  Wasser  eingesogen  worden,  die  darin  schwebende  , 
Glasur masse  aber  auf  der  Oberfläche  wie  auf  einem 
Filti'um  gleichförmig  verbreitet  zurückgeblieben  ist. 

Nachdem  die  Glasur  an  eihigen  Stellen  mit  dem 
Pinsel  ergänzt,  von  andern,  um  beim  Starkbrennen, 
das  An-  und  Zusanmienschmelzen  zu  vermeiden,  ab- 
geschabet  worden  ist,  werden  die  Gefäfse  in  4i^  au$ 
dem  feuerfesten,  durch  Treten  und  Schneiden  gerei- 
nigten Thon,  dem  ein  Drittel  feingepulverte  Scherben 
von  gebrannten  Kapseln  zugesetzt  worden^  verfertig- 


leB  Kapseln  auf  eigene  Untersätze,  die  auch  aus  Käpsel- 
thon  gemacht,  aber  zur  Verhinderung  des  Anfliefsens 
der  daraufstehenden  Porzellanstücke  mit  feinem  Quarz- 
sande bedeckt  werden,  gestellt 3  die  Kapfein  werden 
verschmieret,  und  das  Porzellan  kommt  nun  so  ver- 
wahret in  den  Starkbrennofen.  Kaflfehbecher  und  Tas- 
sen, und  mehrere  andere  Stücke,  die  man  vollkom- 
men rund  erhalten  will,  werden  zu  zwei  und  zwei  mit 
den  Rändern  aufeinander  gestellet,  jedoch  zilr  Ver- 
hinderung des  Anschmelzens  mittelst  eines  kleinen 
Kranzes  aus  demselben  mit  feinem  Quarzsand  bestriche- 
nen Thon  getrennt  erhallen.  Was  Biskuit  werden  soll, 
z.B.  Statuen,  Büsten,  welche  durch  die  Glasur  das 
marmorähnliche  Ansehen,  und  durch  ihr  Zusammen- 
fliefsen  in  den  tieferen  Stellen  und  Eindrücken  die 
Schärfe  der  Züge  und  den  gröfsten  Theil  ihrer  Schön- 
heit verlieren  würden,  kommt  ohne  Glasur  in  das  Stark- 
feuer. Jedes  grofse  Stück,  als  Schüsseln,  Teller,  Töpfe 
n.  dgl.,  hat  eine  eigene  Kapsel ;  von  kleineren  Stücken, 
2.  B.  Kaffehschalen,  kommen  mehrere  in  eine  Kapsel. 

Weil  die  Versuche,    die   strengflüssige  Wiener 
Porzeljanmasse,  die  man  ihrer  sonstigen  wesentlichen 
Vorzüge  wegen  mit  keiner  andern  leichtflüssigem  ver- 
tauschen will,  in  runden  Öfen  zu  brennen,  kein  gün- 
stiges Resultat  gegeben  haben,  woran  vorzüglich  die 
schlechte  Beschaffenheit  desKapselthones,  dessen  sich 
die  Manufaktur  zu  bedienen  gezwungen  ist,  die  Schuld 
^trägt;  da'  in  den  hohen  Säulen,  in  welchen  man  das 
Porzellan  in  solchen  Öfen  einsetzen  mufs,  die  unter- 
sten bei  dem  hohen  Feuerserade  weichgewordenen 
Kapseln  durch  das  Gewicht  der  oberen  zusannnenge- 
drückt  werden  würden;  so  ist  man  mit  geringen  Ab- 
änderungen bei  den  liegenden  oder  langen  Öfen  ste- 
hen geblieben,  derer  sich  die  Fabrik  beinahe  seit  ih- 
rer Entstehung  bedienet.  Der  Ofenraum  bildet  ein  lan- 
ges Viereck,  an  dessen  vorderen  breiten  Seite  die  Ein- 
setzthüre^   an  einer  schmalen  Seite  der  Feuerherd^ 


336 

und  an  der  entgegengesetzten  der  Schiott  oder  Raach- 
fang  ist.  Zwei  Ofen  sto&en  immer  mit  ihrer  Bauch- 
fangseite zusanmien.  Der  gröfste  Durchmesser  oder 
die  Länge  des  Ofens  von  der  Feuer-  zur  Schlottseite 
beträgt  zwölf ^  die  Breite  sechs  ^  die  Höhe  vierthalb  # 
Schuh. 

Die  Bißsetzung  des  Ofens  wird  in  den  Ober-  und 
üntereinsatz  eingetheilt.  Der  Uatereinsätz  zählet  acht 
Reihen^  die  von  der  Feuerseite  gegen  die  Schlottseite 
hinter  einander  stehen.  Jede  Reihe  hesteht  aus  fanf 
in  den  fiir  den  Luftzug  nothwendigen  Zwischenräu- 
men nehen  einander  stehenden  Kapselsäulen  ^  wovon 
in  jeder  wieder  vier  Kapseln  über  einander  stehen^ 
also  im  Ganzen  aus  hundert  sechzig  Kapseln^  wovon 
die  ersten,  dem  Feuerherde  am  nächsten,  wegen  der 
zu  heftigen  und  ungleichen  Wirkung  des  Feuers  leer 
gelassen,  die'  übrigen  aber  mit  kleinen  Stücken,  als 
Bechern,  Tassen  u.  dgl.  gefällt  sind.  Auf  diesen  wird  .. 
dann  der  Obereinsatz  so  gestellt,  dafs  die  Flamme  um 
jede  Kapsdsäule  frei  hinspielen  kann;  er  enthält  in 
achtzig  bis  neunzig  Kapseln  eben  so  viele  grofse  Por- 
zellanstücke, als  Schüsseln,  Teller,  Töpfe  u.  dgl. 

Nach  den  mit  FFedgwoits  Pyrometer  gemachten 
Versuchen  steigt  die  Hitze 

in  den  zwei  ersten  Reihen  von     i5o  bis  i6o  Grad 
in  der  dritten  u.  vierten  Reijbe  von  1 3o  bis  1 4o       » 
in  der  fünften  u.  sechsten  Reihe  von  120  bis  i3o       « 
in  der  siehent.  u.  achten  Reihe  von  iio  bis  i^o       » 
Nachdem  die  Geschirre  in  einer  von  den  erstem  oder 
den  letztern  Reihen  gebrannt  werden  sollen,  müsisen 
sie  mit  einer  streng-  oder  leichtflüssigen  von  den  oben 
angeführten  vier  Glasurkompositionen  versehen  wer- 
den. Diese  acht  Reihen  nehmen  nur  sieben  Schuh  von 
der  ganzen  Länge  des  Ofens  ein;  in  dem  noch  übrig  . 
bleibenden  Räume  von  fünf  Schuh  ist  die  Hitze  schon 
zu  schwach,  als  dafs  sich  die  Wiener  Porzellanmarsse 


darin  garbrennen  liefse;  er  wird  daher  entweder  Ynit 
schon  gebrauchten  etwas  beschädigten  Kapseln  gefuU 
let,  oder  in  sofern  es  ohne  Beeinträchtigung  des  Luft- 
zuges geschehen  kann  ^  zum  Brienaen  von  feuerfesten 
Ziiegeln  benützet. 

Nach  dem  Einsetzen  wird  die  Einsatztbüre  ver- 
mauert bis  auf  eine  kleine  Öffnung^  durch  welche  man 
zu  den  drei  kleinen^  die  glasurteii  Probescherben  ent- 
haltenden Kapseln  gelangen  kann:  diese  Öffnung  ist 
während  des  Brennens  auch  mit  einem  Zapfen  (Stopfe)) 
geschlossen.  Das  Einsetzen  beschäftiget  zwei  Arbeiter 
durch  einen  ganzen  Tag. 

Am  folgenden  Tage  föngt  man  zu  feuern  an.   Das 
Hok  ist  in  zwei  Zoll  dicke  Stücke  gespalten^  die  gut 
getrocknet  sind.   Man  verstärkt  das  Feuer  nur  allmähr 
lich^  so 9  dafs  erst  nach  drei  Stunden  der  ganze  Feuer- 
herd mit  Holz  belegt  ist.    Nach  zwölf  bis  sechzehn 
Stunden  ist  die  Flamme  gewöhnUch  rein^  und  das  In- 
nere des  Ofens  ganz  weilsglühend.  Wenn  nun  die  bei 
dem  Probeziehen  herausgenommenen  Scherben  eine 
ganz  glatte  und  rein  geflossene  Glasur  zeigen^  so  ist 
das  Porzellan  gar  und  der  Brand  geendigt.    Würde 
man  früher  aufhören,  so  bliebe  ein  Theil  des  Geschir- 
res unausgebrannt^   die  Glasur  matt  und  trübe  ^  der 
Scherben  upaufgelöset  und  noch  Wasser  einsaugend : 
setzet  man  das  Brennen  noch  länger  fort^   so  sinken 
die  Kapseln  ein,  die  Glasur  wird  vom  Geschirre  an- 
gesaugt^  und  dasselbe  trocken  und  gelblicht.    Jeder 
Brand  kostet  2^  bis  drittbalb  Klafter  Holz.   Die  Dauer 
des  Brennens  und  die  dazu  nothwendige  Holzmenge 
ist  übrigens  von  der  Beschaffenheit  der  Witterung, 
des  Windes,   des  Ofens,   des  Holzes,   und  von  dem 
Fleifse   des  Brenners   abhängig.     Der  Ofen  braucht 
drei  Tage  zum  Abkühlen  3  dann  nimmt  man  durch  die 
schon  früher  aufgebrochene  Einsetzthüre  die  Waaren 
aus,  und  sortiret  sie,  weil  in  so  hohen  Feuersgra^en 


1 


33»  ,  .         . 

immer  einiges  verzogen,  gelfümnit,  gesunken,  durch     1 
darauf  gefallene  Kapiseltheilchen  verunreiniget   sejm    [''■ 
mufs,   in  gute  Waare,   Ausschufs  und  Povel.    Stücke     '.. 
deren  Glasur  noch  nicht  spiegelt,  heifsen  matt,  und    ■ 
müssen  noch  einmahl  eingesetzt  werden.    Maoi  kann 
annehmen,   dafs  im  Durchschnitte  von  vier  hundertv 
Tellern  sechzig  zu  Ausschufs  werden.  Manche  mit  ab- 
geschmolzenen Kapsekheilchen  verunreipigte  Stücke    -- 
.  werden  durch  eigene  Glas-  oder  Steinschneider  ab- 
geschliffen und  brauchbar  gemacht  3  auf  diese  Weise 
wird  auch  jenen  P-unkten,  auf  denen  sie  während  des 
Brennens  standen,    die  Rauhigkeit  benomnien.     Die 
blaue  Mahlerei  wird  nun  unter  der  durchsichtig  ge- 
wordenen  Glasur   wieder   sichtbar   und   erhebet   oie 
mindere  Weifse  des  auf  den  niedrigeren  Feuersgra- 
den gebrannten  blauen  Geschirres  so,  vyie  das  ^hUue 
Papier  jene  des  Zuckers.    Sehr  gut  «nd  fleifaig  >gear- 
beitete  Kapseln  können  wohl  drei,  auch  viel'ipiahi  ge-    ! 
braucht  werden:    doch  mufs  bei  jedem  Ausnehmen  v 
immer  ein  grofser  Theil  als  unbrauchbar  ausgemustert 
werden.    Das  Wiener  Porzellan  verlieret  beim  Stark- 
hrennen  ein  Siebentel  am  Umfange,  worauf  bei  der 
^Bereitung  von  Sachen,  die  ein  bestimmtes  Mafs  hal- 
ten sollen,  geachtet  werden  mufs. 

Das  blaue  Porzellan  ist  nun  fertig  und  Kaufmanns- 
waare  j  das  weifse  Porzellan  aber  wird  auf  der  Glasur 
theils  mit  Metallen,  theils  mit  Metalloxyden,  die  mit 
einem  Flufsmittel  versetzt  und  mit  gereinigtem  Ter- 
pentinöhl  zu  einer  mit  dem  Pinsel  zu  handhabenden 
Masse  angemacht  sind,  bemahlet.  Die  Farben  wer- 
den dann  in  den  2{  Schuh  hohen  und  längen,  iwei 
Schuh  breiten  Muffeln ,  wovon  jeder  Emailofen  zwei 
'  enthält,  theils  mit  Holz,  theils  mit  Kohlen  bei  einer 
Temperatur  von  vierzehn  bis  achtzehn  Grad  Wedg- 
wood,  bei  welcher  das  Farbenflufsmittel  schmilzt, 
und  sich  mit  der  Porzellanglasur  innig  verbindet,  einz 
gebrannt*     Nach  drei  Stunden  sind  gewöhnlich  die 


a39 

/  -  ' 

Mufieln  und  alle  darin  befindlichen  Stücke  weifsgliiliend 
und  der  Brand,  wenn  die  herausgenommene  Probe 
gut  befunden  wird,  geendigt.  Jene  Stücke,  die  eines 
öfteren  Übermahlens  bedürfen,  vorzüglich  die  bessern 
kleinen  Stücke,  werden  im  Kohlenemailfeuer  ge- 
brannt; auch  sehr  zarte  Farben,  wie  rosenroth,  pur- 
pur,  violett,  gerathen  in  diesem  besser.  Das  Einbrennen 
der  Farben  in  den  mitHolzkohlen  von  allen  Seiten  be- 
ichten MuflFeln  ist  schon  in  einer  halben  Stunde  geen- 
digt; die  Stücke  sind  aber  dem  Zerspringen  und  Mifs- 
lingen  mehr  ausgesetzt,  als  in  den  mit  Flammenfeuer 
geheitzten  Muffeln. 

Die  hiesige  Fabrik  besitzet  sechs  und  dreifsig 
Hauptfarben,  durch  deren  Vermischung  und  Behand- 
lung von  geschickten  Künstlern  eine  grofse  Menge 
Nebenfarben  hervorgebracht  werden  können.  Unter 
diesen  Farben  sind  nur  drei,  welche  ohne  merkbare 

*  Veränderung  das  Starkfeuer  aushalten  j  nähmlich 
das  Uranschwarz,  Kobaltblau  und  Chromgrün.  Man 
macht  aber  nur  vom  Kobalte  Gebrauch,  um  damit 
auf  die  eben  beschriebene  Art  unter  der  Glasur  zu 
mahlen.  Mit  einigen  Farben,  z.  B.  Goldpurpur  und 
Kobaltoxyd  kann  man  über  andere  malilen;  andere^ 
2.-  B.  Schaltirgrün  aus  Kupferoxvd,  werden  blofs  zur 
Unterlage  und  Schattirung  von  diesen,  daher  mit  w^e- 
nig  Flufs  versetzet  gebraucht.  Die  leichtern  Nuancen 
werden  in  Einer,  die  dunklen  Farben  aber  in  zwei, 
drei  auch  vier  Lagen  aufgetragen  Im  höchst  fein  zer- 
theilten  rein  metallischen  Zustande  werden  blofs  Pla- 
tin, Gold  und  Silber  gebraucht,  übrigens  wie  Farben 

.  behandelt.  Sie  kommen  matt  wie  eine  braune  oder 
graue  Farbe  aus  dem  Feuer,  und  erhalten  ihren  me- 
tallischen Glanz  erst  durch  das  Poiiren  mit  den  Achat- 
ste^ien,  statt  derer  man  sich  auch  der  Blutsteine  be- 
dienen kaoin.  Die  Vergoldung,  welche  matt  werden 
soU,  kommt  nach  dem  Poliren  noch  einmaht  ins  Email« 
fener.   Die  Verzierungen  von  erhabenem  Golde  wer- 


den  auf  das    schon    einmahl   gebrannte   lind  polirte  * 
,Gold  mit  dem  Pinsel   wie   eine   Farbe   aufgetragen. 
Durch  Wiederhohlung  der  Arbeit  kann  man  diese  Ver-    " 
zierungen  so  erhoben  machen,  dafs  sie  wie  Basreliefs 
aussehen.     Die  Mahlereien  mit  Gold,  welctes  durch 
Quecksilber  gefällt  worden  ist,  sind  dem  Bronze  ähn- 
lich.    Die  Schönheit  der  Farben  hängt  von  der  Fein- 
heil der  Metalle  oder  Metalloxyde,  von  der  QuaUtät 
und  Quantität  des  Flusses ,  von  der  Beschaffenheit  des 
Terpentinöhls^  von  dem  beim  Auftragen  verwendeten 
Fleifse  und  von  dem  Einbrennen  ab.    Wenn  sich  das 
Gold   während    des  Polirens  von    der  Glasur    hebt,    • 
schwer  zu  poliren  imd  mit  Blättchen  vermischt  ist: 
so  hat  es  entweder  zu  viel  Borax  als  Flufsmittel  be- 
kommen, oder  es  ist  zu  stark  gebrannt  worden.     Das 
Aufsieden  des  Goldes  und  der  Farben  geschieht  nur, 
wenn  der  Mahler  mit  zu  dickem,  harzigem  öhle  gear-  , 
beitet  hat.     Durch   zu  starkes  Brennen  werden  die 
Farben  blässer  und  unansehnlicher,  und  die  mit  al- 
katischen  Flüssen  versetzten  springen  dann  gern  ab. 
Auch  durch  die  von  schlechten  Kohlen  in  die  Muffel 
dringenden  Dämpfe  werden   manchmahl  Mahlereien 
verdorben.  Eine  vorzügliche  Schwierigkeit  bei  Kunst- 
gemählden   auf  Porzellan   bestehet   darin,    dafs   die 
meisten  Farben   sich   im  Feuer  verändern  und   der 
Künstler  also  den  Effekt  seiner  Arbeit  nichts  sogleich, 
während  des  Fortganges  derselben  beurtheilen  kann,, 
sondern  mit  der  Phantasie  voranschreiten  und  sich 
vorstellen  mufs,  in  welchem  Zustande  sein  Werk  aus  ; 
dem  Feuer  kommen  wird.  Defswegen  ist  für  die  Por- 
zellanmahlerei  eine  besondere  Künstlerschule   noth- 
wendig.    Man  hat  jener  Schwierigkeit  einigermafsen 
dadurch  abgeholfen,    dafs  man  die  Metalloxyde  mit 
ihren  Flüssen  versetzt  vorher  brennet  und  dann  wie- 
der fein  reibet.  Manchmahl  gehen  ganz  fertige  Kunst- 
arbeiten, woran  der  Künstler  Monathe  lang  gearbeitet 
hat,  im  letzten  Emailfeuer  zu  Grunde  und  werden  zu 
Scherben. 


\ 


h 


a4r 

Aus  der  vorstellenden  iBeschreibung  der  zur  Ppr- 
^ellanbereijiung  nothjv^endigeti  Hauptoperiationen  er- 
hellet^ dafs  das  Porzellan  unmöglich  ein  wohlfeiler 
Artikel  seyn  kann.  Die  Umstände ,  welche  es  theuer 
machen^  3ind: 

i)  Die  Seltenheit  guter  roher  Materiahen^  daher 
diese  schon  an  Ort  und  Stiellie  gleich  Bergwerkspro- 
dukten bei  weitem  hoher  als  ahaerer  Töpferthön  ver- 
kaufet^ und  durch  den  Transport  bis  zur  Fabrik  noch 
bedeutend  vertheuert  werden.  Das  Fafs  Passauer 
Erde  von  drei  Zentnern  kommt  der  Wiener  Fabrik  auf 
6fl.,  die  Währung  Kapselthon  von  3oo  Zentnfem  auf 
60  fL  G.  M.  zu  stehen«» 

3)  Die  mühsame  Reinigung  und  Zubereitung 
dieser  rohisn  Materialien^  wobei  immer  wenigstens 
die  Hälfle  des  Gewichtes  der  rohen  Porzellanerde  ver- 
loren gehet.  \  - 

3)  Die  No th wendigkeit ^  stets  einen  ganzjährigen 
Masfievorrath  zu  haben. 

4)  Der  grpfse  Holzaufwand  beim  Yergliiben^  Slark- 
brennen  und  Emäilliren. 

5)  t)ie  Kothvrendigkeit  in  Kapseln  zu  brennen^ 
theils  wegen  der  bedeutenden  Gestehungskosten,  und 
des  oftmahligen  Zugrundegej^ens  der  Kapseln ,  theils 
wegen  des  Verlustes  an  Hitze ,  die  auf  d^s  Brennen 
derselben  verwendet  ^Vird ,  theils  wegen  des  Raumes^ 
den  sie  im  Ofen  einnehmen. 

6)  Schwierigere  Bearbeitung  der  stets  sehr  kur- 
zen Porzellanmasse^  höherer  Arbeitslohn  fiir  geschick- 
tere und  geübtere  Arbeiter« 

7)  Endlich  die  bedeutendie  Menge  Ausschufs 
und   Pov^l,  welche   in   t^  hohen    und   änhaltendeh 

■lahrb.  d«  poiyt.   last.  L  BH*  16         . 


2^2 

Fbuersgraden  durch  ungleiche»  Sch'winden^  Verziehen, 

Fleckigwerden  unvermeidlich  entstehen  mufs. 

% 

Dafs  Kunstmahlereien  auf  Porzellan  theurer  seyn 
müssen,  als  andere  Gemähide,  leuchtet  aus  den  ehen 
angeführten  dabei  stattfindenden  Schwierigkeiten  und 
Gefahren  ein :  dafür  empfehlen  sie  sich  aber  auch 
durch  Schönheit,  Glanz  und  durch  ein  Verschmelzen 
der  Farben  im  strengsten  Sinne,  vorzüglich  aber  durch 
den  höchsten  Grad  von  Unveränderhchkeit. 

Am  vollkommenen  Porzellane  suchet  man  folgende 
Eigenschaften  : 

i)  Blendende  Weifse  ohne  Sinen  merklichen  Stich 
ins  Gelbe,  Blaue  oder  Graue  mit  einem  eigenen  Grade 
angehehiher  Dtirchscheinbarkeit,  welche  sowohl  von. 
.der  Durchsichtigkeit  gewisser  Arten  von  Glas,  z.B. 
des  l^einglases,  als  von  dem  Opalisiren  mancher  Fos- 
silien una  Schalthiere  verschieden  ist. 

2)  Eine  glatte ,  üicht  wellige ,  rein  spiegelnde 
Oberfläche. 

3)  Einen  weifsen,  weder  glasigen  noch  erdigen, 
sondern  einen  glatten,  feinen  nur  etwas  glänzen den^ 
den  Erden  im  Zustande  der  halben  Auflösung^  eigenen 
Bruch.  Die  Bruchflächen  dürfen  Feuchtigkeit  nicht 
im  Geringsten  einsaugen^  und  daher  auch  nicht  an  die 
Zunge  kleben. 

4)  Einen  reinen,  angenehmen  Klang,  welcher 
ein  Beweis  von  der  Gleichförmigkeit  der  Masse,  ihrer 
gehörigen  Bearbeitung  und  Auflösung  ist. 

5)  Eine  solche  Härte,  dafs  man  mit  dem  Stahle 
Funken  daraus  schlagen  kann« 

6)  Die  Fähigkeit,  Abwechslungen  von  Hitze  und 
Kälte  ohne  Springen  wenigstens  bis  zu  dem  Grade  zu 


^4" 

ertragen,  dafs  man  in  ein  kaltes  Gefäfs  kochendes  Was- 
ser giefsen,  und  Wasser  darin  über  einer  Weingeist- 
flamme zum  Kochen  bringen  kann. 

*j)  Unschmelzbarkeit  in  den  höchsten  Ofenfeüers- 
graden.  Man  wird  zwar  diese  Eigenschaft  zu  den  mei- 
sten Verwendungen  des  Porzellans  iür  überflüssig  hal- 
len: da  aber  ein  Porzellan,  welches  bei  den  höchsten 
Feaersgraden  nicht  gänzlich  schmilzt,  bei  einem  ho- 
hen Feuersgrade  gebrannt  worden  seyn  muls,  um  in 
jenen  Zustand  des  Zusammensinterns  ^u  gerathen,  wo- 
durch es  zu  Porzellan  wird;  und  da  jede  Thonmasse 
um  so  dichter,  härter,  dauerhafter,  allen  äufseren, 
chemischen  sowohl  als  mechanischen  zerstörenden 
Einwirkungen  widerstehender  wird,  je  höher  der 
Feuersgrad  ist,  bei  dem  es  gebrannt  worden  ist:  so 
stehet  die  Unschmelzbarkeit  des  Porzellans  mit  seiner 
sonstigen  Dauerhaftigkeit  und  Unveränderlichkeit  im 
Verhältnisse. 

8)  Die  Glasur  mufs  ein  vollkommen  durchsichti- 
ges, möglichst  farbenloses,  sehr  hartes  Erdenglas  ohne 
Bläschen  seyn,  und  sich  allmählich  in  die  ihr  homo- 
gene Masse  des  Porzellans  selbst  verlieren,  so,  dafs 
es  zwischen  beiden  keine  scharfe  Gränze  gibt,  die 
Glasur  folglich  nicht  abspringen  kann.  Ist  das  Porzel- 
lan nicht  bei  sehr  hohen  Feuersgraden  gebrannt  wor- 
den, so  ist  die  Glasur  nicht  hart  genug,  wird  beim 
öfteren  Gebrauche  matt  und  rauh,  läßt  sich  leicht 
ritzen,  und  das  Porzellan,  vorzüglich  Teller  und  ähn- 
liche Gegenstände,  verlieren  in  kurzer  Zeit  ihre  Schön- 
heit und  ihr  reinliches  Aussehen. 

g)  Die  Farben  müssen  mit  den  gehörigen  Flüssen 
bei  einem  angemessenen  Feuersgrade  eingebrannt  seyn, 
so,  dafs  sie  nicht  abspringen  oder  leicht  weggewetzet 
wei'den  können,  und  nur  mit  dem  Porzellan  selbst  zu 
Grunde  gehen.  Dasselbe  gilt  auch  von  der  Vergoldung^ 

i6^ 


a44  . 

Welche  übrigens  nicht  gar  zU  dünii  aufgetragen  seyn 
mufs.  Mahlerei  und  Vergoldung  müssen  auch  d^n  ge- 
hörigen Spiegel  besitzen. 

lo)  Schöne,    gefällige,    zweckmäfsige  Formen;    - 
dünne  Bearbeitung  theils  wegen  des  Durchscheinens, 
theils  wegen  der  Leichtigkeit  oder  auch  als  ein  Beweis    " 
der  grofsen  Plastizität  der  Masse ,  welche  diese,'  nur 
durch  ein  gröfseres'Verhältnifs  von  Thonerde  erhal- 
ten kapn.  Von  diesem  gröfseren  Verhältnisse  der  Thon- 
erde häijigen  wieder  sehr  viele  andere  gute  Eigenschaf-    . 
ten  ab. 

* 

Unter  den  übrigen  Töpferwaaren  kommen  dem 
Porzellan  das  Fajrance  oder  die  Majolika,  vorzüglich  ■ 
aber  das  Steingut  am  nächsten.  Das  Fayance  unter-  , 
scheidet  sich  vom  Porzellan  durch  die  erdigen,  W^as-.  ■ 
ser  einsaugenden,  also  an  die  Zunge'  klebenden  Bruch-  ^ 
jflächen,  durch  die  undurchsichtige,  milch weifse  blei-  *j 
hältige  Zinnglasur.  —  Das  Steingut  hat  mit  dem  Por-  , 
zellan  den  Anfang  der  Verglasung  oder  des  Zusanunen-  ^ 
»interns,  folglich  auch  die  Wasserdichtigkeit  gemein,  i 
unterscheidet  sich  aber  von  demselben,  aufserdem,  .^ 
dais  die  Materialien  meistens  nicht  so  sorgfältig  zube-  ,. 
reitet  sind,  die  Masse  also  gröber  ist,  durch  den  Man-  . 
gel  der  Weifse  und  der  Durchscheinbarkeit.  Die  fein-  , 
sten  Sorten  von  Steingut  gehen  jedoch  allmählich  in  ■ 
da^  Poi:zellan  über. 

Nach  derVerschie.dei^heit  der  Materialien  in  qua-  \ 
litativer  und  quantitativer  Hinsicht,  welche  auch  je- 
desmahl  eine  entsprechende  Modifikatipn  in  der  Be- 
handlung bei  der  Fabrikation  begründet,   zeiget  das  \ 
Porzellan  aus   verschiedenen  Ländern  und  Fabriken 
sehr  mannigfaltige  Eigenschaften.    Das  beste  chinesi" 
sehe  Porzellan  zeichnet  sich  noch  immer  vor  allem   ^ 
^ropäischen  durch  die  Schönheit  seiner  Masse  und 
die  r^einheit  der  Bearbeitung  aus.    Welche  Plastizität 


•    .■    '  345 

I 

der  Masse  gehöret  dazu^  grofse  iStücke  so  dünn  und 
fein  drehen  oder  formen  zu  können^  wie  wir  es  öfters 
an  papierdünnen  japanischen  Tellern  und'  Schüsseln 
beobachten?  und  welche  Gleichförmigkeit,  dafs  diese 
dünnen  Stücke  im'  Schmelzfeuer  nicht  rissen,  zusam- 
mensanken oder  sich  verzogen  ?  Weil  es  in  China  und 
Japan  sehr  viele  Porzellanfabriken  gibt  *),  so  ist  das 
daher  k'omn^ende  Porzellan  nicht  .von  gleicher  Güte. 
Man  hat  in  der  Wiener  Fabrik  cl^'  .sisches  Porzellan 
in  einer  Wiener  Tasse  bis  zum  /iusummensinken  er- 
weichet, während  in  demselben  Ofen  eine  andere  chi- 
nesische Porzellanfigur  die  Porzellanfeuerprobe  so  voll- 
ständig bestand,  dafosie  nur  weifser,  schöner  und  glän- 
zender, sonst  aber  unversehrt  den  Oferi  verliefs.  Die 
Formen  der  Gefäfse  und  die  Mälilerei  köimen  aber  un- 
möglich dem  europäischen  Geschmacke  entsprechen. 
In  Europa  hat  die  älteste  Fabrik,  die  Meifsner,  in  Hin- 
sicht der  Schönheit  der  Masse  und  der  wesentlichsten 
Vollkommenheiten  des  Pbt*zellans,  vor  allen  übrigäii 
moch  immer  den  Vorzug.  Das  Pf  lener  I^oriellan  zeichr 
net  sich  durch  seine  rein  weifse,  ebene,  glatte,  spie- 
gelnde Oberfläche  selbst  in  gröfseren  Stücken,  durch 
seine  Dauerhaftigkeit  imd  durch  die  Fähigkeit  Tem- 
peratursabwechslungen zu  ertragen,  vor  allen  übrigen: 
vortheilhaft  aus ;  daher  sieht  man  auch  von  keinem  an- 
dern so  viel  Tafelgeschirr  als  von  dieseni.  In  Hinsicht 
der  Sbhönheit  und  dies  Reichthuüis  der  Farben,  so  wie 
in  Hinsicht  des  Künstwerthes  dei-  hier  vferferiigten  Ge- 
mählde,  mächt  ihr  keine  Fabrik  einen  bedeutenden 
Vorsprung  streitig.  Das  Berliner  und  Nymphenbur" 
ger  Porzellan  sehen  döm  Wiener  ähnlich.  Dasyran- 
zösische  Porzellan  empfiehlt 'sich  dem  Auge  durch 
eine  besonders  weifse  Farbe  und  durch  eine  ange- 
nehine  Duf chschieinb'arkfeit ;  weil  aber  beide  Folgeji 


•)  Zu  Kingt  Toehing  in' der  Provinz  Ktäiisi.  In  China  iicifHen  fünf 
hundert  Porzellanöfen  befindlieh  ^^eyii^  tiiiddiese  Fabrikation 
dort  beinahe  eine  Million  Menschen  beschai'tigdn. 


2^6 

einer  zu  staf  ken  Auflösung  oder  Verglasung  der  Masse 
sind^  so  idt  es  dem  Springen  sowohl  durch'  mechani-« 
sehe  Einwirkungen  als  durch  Temperaturswechsel  sehr 
ausgesetzet^  und  daher  mehr  zu  Vasen  ^  Prunkgeiäs- 
sen  und  andere  Verzierungen,  als  zu  Geläfsen^  die  für 
den  täghchen  Gebrauch  bestiüunt  sind,  geeignet.  Übri- 
gens ist  aber  das  Porzellan  aus  den  verschiedenen  fran- 
zösischen Fabriken  äufserst  verschieden  3  das  beste 
kommt  aus  der  königl.  Fabrik  yon  Sei^res^  In  Englandy 
wo  das  schönste  Steingut  und  Fayance  gemacht  wird, 
•verfertiget  man  nur  sehr  mittelmafsiges  Porzellanl 

In  Hinsicht  des  zur  Bewirkung  des  Zusammensin- 
terhs  zugesetzten  Flujsmittels  kommen  die  Fabriken 
von  Meysen ,  PVien  und  Njrmphetiburg y  welche  Gyps 
anwenden,  die  Fabriken  yon Berlin  und  Kopenhagen, 
welche  dazu  Feldspath  brauchen,  andere  Fabriken, 
welche  sich  des  Kalkes  bedie^en,  und  endUch  alle 
französischcix  Fabriken,  welche  dazu  Pottasche  wäh» 
len  sollen,  mit  einander  überein. 

In  Hinsicht  des  Hitzegrades ,  bei  welchem  das 
Porzellan  gahr  gebrannt  wird,  folgen  die  verschiede- 
nen Fabriken  in  nachstehender  Ordnung: 

Meifsen,  in  den  alten  liegenden  Öfen  bei  164^  W. 

fVien,  bei 160 

JSjmphenburg,  bei  ........  x54 

Berlin  i  bei .     .     .     •  — ^    • 

Kopenhagen,  bei      ...,..•,  — 

Seyres,  bei      .,     .     ,     ,.  .     ,     ,     •     *     •  i34 

In  Hinsicht  des  spezifischen  Gewichtes  bilden  die 
verschiedenen  Porzellanarten  folgende  Reihe ; 

Porzellan  von  Meißen,  nach  Eitelwein     ,     ,     ^>49^ 
Porzellan  von  JVjmphenburg ,  nach  Schmitz 

a)  strengflüssige  Mas$Q  ,     ,     ,     .     ,     ^^4^4 


a47 

*  b)  mittlere  Masse ti,32i 

c)  feine  Masse  zu  Büsten    ....  ja^2i6 
Porzellan  von  Pf^en,  nach  Meifsner 

,   a)  leithner'sche  Masse    .     .     .     .     •  2^386 

b)  mittlere  Masse :2^i3a 

c)  »        Masse.     .     .     .     .     .*    .     3^130 

d)  gewöhnliche  Masse 2,075 

•  Porzellan  au&  China  y  nach  Eitelwein   ...     2,385 

^GnfS\Anyon  Berlin  y  ndich.  Meifsner  .  .  .  2,aQ3 
Porzellan  von  Berlin  ^  Sanitätsgeschirr  .  .  2,a54 
Porzellan  aus  Frankreich  y  nach  Eitelwein    ,     3,1 46 

In  der  Dichtigkeit  nähert  sich  also  das  Wiener 
Porzellan  dem  chinesischen  am  meisten ;  und  das  fran« 
zosische  Porzellan  ist  das  am  Wenigsten  dichte  oder 
I  spezifisch  leichteste  *). 

Zeichen  der  Wiener  Fabrik .9 

»  t  Meifsner y  zwei  gekreuzte  Schwejrter .  ^ 

»  Berlinery  ein  Zepter     .....  \ 

»         Höchster y  ein  Rad ^ 

» ,  Fuldaer y  zwei  f  und  ein  Fürstenhut  ^ 

« .       Fürstenherger •  F 

»         Gothaer     • R 

»         Limbachery  im  Meinung'schen    L  oder  0000 

•  + 

»         Sevres  ' .     .     .     .     .     •     .     •      »    Sevres 
T         Petersburger  y  der  Nahmenssfiug 
der  Kais.  Catharinay  oder  das 
zweimahl  gestrichene  rujssische       £ 


K 


*)  S.  Sfihmiiz  am  ob.  a.  O, 


M 


L 


B-    Porzellanerden. 

Eigeuichaften  der  Porzellanerde. 

Das  Kaolin,  die  Bestand-  oder  Porzellanerde' 
erkennet  man  an  folgenden  Mcikmahtei^ 

i)  Sie  ist  ein  weifser,  erdartigor  Körper,  der 
zwar  gewöhnlich  in  Klumpen  zusammengehaut  vor- 
kommt, die  jedoch  so  wenig  Zusammenhang  hesitzen, 
dafs  sie  sich  leicht  zu  Pulver  zerreiben  lassen.  Wegen 
des  erdigen  Ansehens  darf  man  an  diesen  Klumpen, 
die  gewöhnlich  leichler,  als  ein  anderer  Stein  von  der- 
selben Gröfse  sind,  keinen  Glauz  bemerken. 

3)  Trocken  fühlet  sie  sich  fein,  doch  (mit  Aus- 
nahme der  böhmischen)  nicht  fettig,  sondern  etwas 
raub  und  mager  an.  -  Sie  farht  ab  und  macht  wie  Ki  eide 
die  Finger  weifs,  jedoch  kaiui  man  des  leichten  Z.er- 
hröckelns  wegen  mit  derselben  nicht  wie  mit  Kreide- 
schreiben. 

3)  Meistens  merkt  man  beim  Zerdrücken  mit  den 
Fingern  festere  Steintheilchen  oder  einen  gröberen 
Sand  in  derselben,  die  aber,  da  sie  sich  durch  Schlem* 
men  wegbringen  lassen,  dieselbe  nicht  unbrauchbar 
machen.  Wenn  jedoch  dieser  grobe  Sand  in  ear  zfi' 
grofser  Menge  vorhanden  wäre,  so  diirfle  vielleicht 
eine  solche  Erde,  wegen  des  zu  grofsen  Verlustes  beini' 
Schlemmen,  nicht  mit  Vorthed  verwendet  werden. 
Man  kann  sich  von  dem  Quantitätsverhältnisse  dieses 
Sandes  leicht  durch  einen  Scbtemmversuch  überzeu- 
gen. Man  reiht  eine  gewogene  Menge  der  Erde,  um 
die  etwas  mehr  zusammenliängcnden  Theile  zu  eer- 
driicken,  mit  Wasser  an,  giel'st  sie  dann  mit  mehr 
Wasser  in  ein  tiefes  Gef'afs ,  worin  man  sie  Anfangs  gut 
umrühret,  dann  aber  so  lange  ruhig  stehen  lafst,  bis 
sich  die  gröberen  Theile  zu  Boden  gesetzet  haben. 
Die  über  dem  Bodensatz;  stehende  mUchige  Flüssigkeit 


249 

giefst  man  in  ein  anderes  Gefäfs  ab  und  läfst  sie  so  lange 
ruliig  stehen^  bis  sich  die  darin  schwebenden,  feinen, 
erdigen  Theile  am  Boden  gesammelt  haben  und  das 
Wasser  ganz  tlar  geworden  ist.  Man  giefst  das  Wasser 
ab  und  behandelt  .sowohl  die  feinerdigen  Theile  als 
den  gröberen  Sand  noch  einmahl  auf  dieselbe  Weise, 
"wobei  sich  aus  jenen  noch  etwas  Sand,  aus  diesem  aber 
noch  etwas  Porzellanerde  ausscheidet.  Man  trocknet 
und  wägt  nun  beide,  so  weifs  man  das  Yerhältnifs  voii 
Sand  zur  ForzeUanerde  und  folglich  auch  den  zu  er- 
wartenden Abgang  beim  Schlennnen  im  Grofsen.  Viel 
über  die  Hälfte  darf  dieser  Abgang  nicht  betragen^ 
wenn  die  Erde  noch  gewinnungswürdig  seyn  soll. 

4)  Wegen  des  stets  bedeutenden  Verhältnisses 
Ton  beigemengtem  gröbern  Sande  ist  die  rohe,  unge- 
schlemmte  Porzellanerde  weniger  plastisch,  wie  ge- 
meiner Töpferthori,  d.  h.  sie  läfst  sich  nicht  so  leicht 
fomien  und  drehen,  wie  dieser,  sondern  sie  reifst  gern 
oder  ist  ein  kurzer  Thon.  Manche  Porzellanerde  be-* 
sitzt  im  rohen  Zustande  gar  keine  Plastizität  oder  Bild- 
samkeit, sondern  zerfällt  im  Wasser  wie  Walkerde  zu 
einem  Pulver. 

5)  Nebst  dem  Sande,  der  sich  aus  der  mit  Was- 
ser aufgerührten  Porzellanerde  zu  Boden  setzet,  be- 
merkt man  darin  auch  öfters  feine,  schuppige,  wie 
Perlmutter  glänzende  Blättchen ,  die  auf  dem  Wasser 
schwiimnen,  und,  wenn  sie  häufig  sind,  die  Erde, 
wegen  -eines  zu  grofsen  Gehaltes  an  Glimmer  oder  Bit- 
tererde-, zur  Porzellanfabrikation  untauglich  machen. 
Da  jedoch  hierbei  Alles  von  dem  Mengenverhältnisse 
abhängt,  so  mufs  man  eine  solche  Erde,  bevor  man 
weitere  Vwsuche  damit  angestellt  hat,  nicht  sogleich 
verwerfen.  Ein  bedeutender  Antheil  von  Bittererde 
ist  immer  ein  nicht  gern  gesehener  Begleiter  der  Por- 
zellanerde :  nebst  andern  Unbequemlichkeiten  bei  der 
Bearbeitung,  verursachet  sie  durch  die  Auflösung  im 


a5o 

Brennen  auch  den  Wund  oder  die  wellenförmig  un- 
ebene Oberfläche  des  Porzellans. 

.  6)  Da  die  Porzell^nmasse  weifs  seyn  nmfs,  so  wird 
auch  von  der  Porzellanerde  diese  Farbe  mit  Ausschlies- 
sung aller  schwarzen^  braunen  oder  gelben  Flecke^  als 
eine  unerläfsliche  Eigenschaft  gefordert.  Es  ist  nicht 
genüge  dafs  sie  weifs  gefunden  wird^  sondern  sie  mufs 
auch  im  Feu^r  weifs  bleiben  y  welches  nicht  immer  der 
Fall  ist.  Man  mufs  also  eine  weifse  Erde^  die  man  für 
Porzellanerde  hält,  in  einem  reinen  Feuer  durchglü- 
hen lassen,  und  sehen,  ob  sie  nach  dem  Glühen  noch 
voUommen  weifs  erscheinet.  Die  rohe  Porzellanerde 
hat  öfters  einen  Stich  ins  Röthliche,  Blauliche  oder 
Grauliche,  brennet  sich  aber  ganz  weifs,  weil  die  fär- 
benden Theile  vegetabihschen  Ursprungs  sind  und  im 
Feuer  verbrennen^  , 

7)  Der  Versuch  des  Durchglühens  der  Porzellan- 
erde ist  nicht  in  Hinsicht  ihrer  Farbe  allein,  sondern 
auch  anderer  von  derselben  geforderten  Eigenschaften 
wichtig;  daher  ^r  nie  unterlassen  werden  darf.  Die 
Porzellanerde  darf  sich  im  gewöhnhchen  Feuer,  selbst 
in  dem  Töpferofen  nicht  hart  brennen,  wie  es  beim 
gemeinen  Thon  geschieht,  sondern  sie  mufs  sich  nach 
dem  Brennen  noch  leicht  zerbrechen  und  zerreiben 
lassen,  wiewohl  sie  sich  dann  viel  rauher  anfühlet  und 
ihre  Plastizität  ganz  verloren  hat.  Die  Hafiier  können  * 
die  Porzellanerde  zu  ihren  Geschirren  ganz  und  gar 
nicht  brauchen,  weil  sich  diese  in  ihrem  Feuer  nicht 
fest  brennen  würden.  Im^  stärksten  Ofenfeuer,  selbst 
in  jenem  des  Glas-  oder  Porzellanofens,  darf  die  Por* 
zelJanerde  nicht  schmelzen.  Die  Spuren  des  Schmel- 
zens,  die  man  an  den  ungeschlemmien  Erden  im  hef» 
tigstenFeuer  bemerket,  können  durch  den  beigemeng* 
ten  Sand  verursacht  worden  seyn:  man  mufs  also  den 
Versuch  mit  der  geschlemmten  Erde  wiederhohlen^ 
Zeigen  sich  aber  ai^  (Ji^ser  auch  nur  Spuren  von  Schmel- 


t}^ig,  so  Ut,  sie  i&ur  Porzellanfabrikation  ganz  untaug- 
lich. Dieser  Versuch  mufs^  wenn  das  Ghiheh  zwischen 
Kohlen^  z.  B.  in  einer  Schmiedeesse  geschieht,  in  .ei- 
nem verschlossenen  Gefäfse  oder  Tiegel  gemacht  wer- 
den^ weil  sonst  die  Asche  das  Schmelzen  der  Oher-^ 
flache  verursachen  könnte. 

m  t 

% 

.8)  Gewisse  Arten  von  Kalk  werden  der  weifsen 
Farbe  wegen  oft  irriger  Weise  fiir  Porzellanerde  ge- 
halten; man  erkennet  aber  ihre  wahre  Nalur  durchs 
heftige  Glühen,  wodurch  sie  entweder  den  ätzenden 
Geschmack  des  gebrannten  Kalkes  bekommen  oder 
schmelzen.  Wenn  man  etwas  von  solchen  Erden  vor 
dem  Brennen  in  ein  mit  verdünnter  Salpetersäure, 
Schwefelsäure,  oder  in  deren  Ermangelung  auch  mit 
starkem  Essig  gefülltes  Glas  schüttet,  so  bemerkt  man 
ein  Aufsteigen  von  Luftbläschen,  oder  es  entsteht  gar 
ein  Aufbrausen  und  Aufschäumen,  da  sich  hingegen 
gute  Porzellanerde  in  diesen  Säuren  ganz  ruhig  ver- 
hält. Ein  Tropfen  dieser  Säuren,  den  man  auf  die 
trockenen  Erden  fallen  läf&t,^  wird  von  guter  Porzel- 
lanerde ganz  ruhig  eingesogen,  da  man  hingegen  auf 
kalkhaltigen  Erden  ebenfalls  ein  kleines  Blasenwerfen 
oder  Brausen  in  demselben  bemerket. 

9)  Die  Eigenschaften  der  Porzellanerde  hängen 
grofsen  Theils  von  ihren  Bestandtheilen  und  derer 
quantitativen  Verh^tnisse  ab.  Die  Porzellanerde  ist 
um  so  besser,  ein  je  reineres  Gemenge  von  Alaun-  oder 
Thquerde  und  von  Kieselerde  sie  ist,  und  in  der  Re* 
gel  je  gröfser  das  Verhältnifs  der  ersten  zur  letzten  ist} 
denn,  ein  Mangel  an  reiner  Kieselerde  läfst  sich  leicht 
ersetzen,  i^icht  so  leicht  der  von  reiner  Alaunerde, 
Alle  übrigen  Beimengungen  vermindern  die  Güte  der 
Porzellanerde.  Von  Bittererde,  welche  übrigens  die 
schon  oben  angefahrten  Unbequemlichkeiten  verur- 
sachet, verträgt  sie  ein  etwas  gröfseres  Verhältnifs  als 
von  Kalk,  weil  sie  di^rch  dei^  letztern  zu  bald  schmelz- 


:^5ü  ■ 

bar  wird.  Durch  Beimischung  färbender  Metallo^dd, 
z.  B.  Eisen  9  Braunstein  u.  dgl.  m.  wird  sie  ganz  un*' 
brauchbar^  wenn  diese  nicht  blofs  Bestandtheile  des 
gröberen  Sandes  sind^  uod  sich  durch  Schlemmen  zu^ 
gleich  mit  diesem  wegschaffen  lassen.  Es  folsea  hier 
die  Bestandtheile  einiger  Porzellanerden  nach  denÄnit^ 
lysen  *  zuverläfsiger  Ghemisten  y  zusammengestellt  mit 
den  Analysen  von  Feldspath^  welche  wir  später  brau- 
chen werden-  . 


F)ptuqueUn  fand: 

a)  in  der  Erdt  von  LU  b)  in  dem;  grünen  sibiri- 

mogis  y  scheu  Feldspath , 

Kiesderde.     .     .    64  Kieselerde     .     .     6a,83 

Alaunerde  .     .     .     32^5  Alaunerde     •     .     '7?^^ 

Kalk .     .     .     •     .       2,5  Kalk     •     •     .     .       3,oö' 

Eisenoxyd  ...       o;6  Bisenoxyd     .     .       i,oo' 

Kali     ....     i6,öo' 


99^6 


99,85 

Roose  fand: 

a)  \n  Aet  Porzellaner  de     b)  in  dem  F)sldsp€ithwn 
von  Außy  IkymmUZy 


Kieselerde 
Alaunerde 
Eisenoxyd 


52 '         Kieselerde 
47  Alaunerde 

o,33     Kalk     .     . 


06,7$ 

17^0 

1,25 

0,75 
12 


98,25 


Cehlen  fand: 

«)  in  der  geschlämmten  b)  xadexü  Feld^atb  von 

Passauer  Erde ,  KeUberg  bei  PasscM^ 

Kieselerde .     »     •    55,o  Kieselerde    •     «     .     &3* 

Alaunerde.     •     .     ^2,S.  Alaunerde     .     .     .     20>* 

Kalk.    ....       i^o:  dasiUurigeKaU^Kalkj£is#ni 
l^ißeuojy^  ,    .            i^o 

99^5 


r 


I 


a53 

jBuchoh  fand : 

in  einem  Feldspathe^  der  un^ufgelöset  in  der  Pas-- 

sauer  Erde  gefunden  worden -war, 

Kieselerde     .......     6o,25 

^Alatmerde      ....;..     22^25 

KaBi     • .       j^oo 

KaU      .........     i4oo 

W^asser     .....•••       i^oo 

Elisenoxyd  eine  Spur 

«8,5 

Entstehung  der "Porzellanerfle. 

Nach  der  von  den  Geologen  und  Geognosten  &st 
allgemein  angenommenen  uad  begründeten  Meinung 
ist  die  Porzellanerde  durch  das  F'erwittern  des  'Feld- 
spatheSy  d.  h.  durch  Veränderungen,  die  dieser  durch 
die  chemischen  und  mechanischen  JSinwirkungen  der 
Atmosphäre  erlitten  hat,  entstanden.  Daher  darf  man 
in  der  Nachbarschaft  von  Porzellanerde  stets  mit  Zu- 
verlässigkeit Feldspath  erwarten;  jedoch  kann  man 
nicht  umgekehrt  aus  dem  Vorkommen  von  Feldspath 
mit  eben  so  viel  Zuverlässigkeit  auf  das  Vorhanden- 
seyn  von  Porzellanerde  schliefsen;  denn  damit  der 
Feldspath  zu  Porzellanerde  verwittere,  sind  mehrere 
gänstige  Umstände  nothwendig. 

# 

% 

Dex  Feldspath  kommt  am  häufigsten  in  Verbin*^ 
dang  niit  Quarz  und  Gliomier  als  der  Hauptbestand- 
theil  der  zwei  ältesten  Urgebirgsmassen  vor,  die  unter 
den  Nahmen  des  Granits  und  Gneuses  bekannt  sind. 
Manchintahl  verwittert  der  Feldspath  in  dieser  Verbin- 
dung, uiui  das  Gestein  zerfällt  dann  in  Folge  dieser  Ver* 
Witterung.  Gewöhnlich  aber  schützen  in  dem  fest  und 
Tegelmäfsig  verbundenen  Gesteine  Quarz  und  Glimmer 
den  Feldspath  vor  den  Einwirkungen  der  Atmosphäre 
also  vor  der  Verwitterung}  daher  mufs  da«  Gestein  erst 
zerfaüerif  d.  h.  Quarz,  Feldspath  und  Glimmei*  müs- 


»      V 


sen  sich  trennen.    Der  Granit  zerfällt  seltener  als  der 
Gneus;   daher  lindct  man  Porzellanerde  häufiger  im 
Gncus-  als   Granitgebirge.     Nicht  jeder  Granit^  ja 
nicht  jeder  Gneus  ist  zum  Zerfallen  gleich  geeignet^ 
welches  thfiils  von  dem  Verhältnisse  der  Gemengtheile^ 
theils  von  ihrer  Beschaffenheit^   vorzüglich  ahter  von 
dem  Gefiige  abhängt.    Das  Verhältnifs  der  Gemeng- 
theilc  ist  nicht  bestimmt  und  in  jedem  Granit  oder    - 
Gneus  dasselbe ;  sondern  es  v^altet  manchmahl  dieser^ 
ein  andermahl  jen^r  der  Gemengtheile  vor,  ja  manch* 
mahl  bleibt  einer  oder  zwei  derselben  ganz  aus  tjnd 
man  sagt  dann,  dafs  der  dritte,  isolirt  vorhandene  auS" 
geschieden  worden  sey,  so  wie  man  überhaupt  die 
ganze  Erscheinung  unter  dem  Nahmen  Ausscheidung 
begreift.  Man  findet  Granit  und  Gneus,  welcher  sehr 
viel  Quarz  enthält,  ja  man  findet  in  diesem  ganze ,grofse 
Blöcke  reinen  Quarz  (Lagerquarz),  d.  h.  Gneus,  dem 
der  Feldspath  und  Glimmer  fehlen.    So  wie  hier  der, 
Quarz  frei  von  Feldspath  und  Glimmer  gefunden  vnrd,  . 
so  erscheint  ein  andermahl  der  Glimmer  frei  von  Quarz  . 
mit  nur  wenig  Feldspath  als  Glimmerschiefer.  So  kann 
sich  endlich  auch  der  Feldspath  ausscheiden.  An  die- 
sem unterscheidet  man  aber  zwei  wesentlich  verschie- 
dene Arten  von  Ausscheidung,  wovon  eine  die  andere 
auszuschliefsen  scheint,    nähmlich  die  regelmässige 
und  die  unregelmäfsige.   Bei  der  regelmäfsigen ,  wet 
che  dem  körnigen  Gneuse  eigen  ist,    erscheint  der 
Feldspath  in  vierseitigen,  säulenförmigen,  manchmahl 
drei  Zoll  langen,  manchmahl  viel  kleineren  Z'willings- 
krystallen  in  das  Gestein  verwachsen,  und  gibt  dem- 
selben, vorzüglich  wenn  das  körnige  Gefüge  unkenn-- 
bar  fein  ist,  das  Ansehen  eines  Porphyrs,  daher  auch  ; 
diese  Ausscheidung  die  porphyrartige  genannt  wird. 
Die  unregelmäfsige,  nur  dem  schieferigen  Gesteine, 
jedoch  nicht  jedem,  sondern  nur  gewissen  Schichten 
desselben  eigene  Ausscheidung,  wobei  man  den  Feld- 
spath sowohl  in  regelmäfsig  gemengten  Gneus  als  auch 
neben  Quarz-  und  Glimmerpartien  entweder  in  gros- 


!255 


r 


k 


sea Massen^  oder  in  kleinen  schnell  sich  auskeilenden 
Lagern^  Nieren,  Nestern  und  Stöcken  rein  findet,  gibt 
nach  den  bisherigen  Beobachtungen  2ur  Entstehung 
der  besten  Porzellanerde  am  häufigsten  Veranlassung, 
und  ist  die  unerläfsliche  Bedingung  des  Vorkommens 
einer  4er  Passauer  gleichen  PorzelIanerd.e. 

Von  diesen  durch  das  Zerfallen  des  Gesteines'  iso- 
lirten  oder  schon  ursprünglich  (durch  AusscLeidung) 
so  gebildeten  Gemengtheilen  des  Granits  und  Gneuses 
bleibt  nun  der  Quarz  ganz  unverändert,  mechanisch 
kann  er  "Wohl  abgerundet  oder  zu  Staub  zertrümmert 
werden,  allein  seine  wideispenstige  Natur  verändert 
er  nicht  im  Geringsten.  Glimmer  und  Feldspath  w^er- 
den  aber  durch  die  Einwirkungen  der  Atmosphäre 
weiter  verändert,  d.  h.  sie  verwittern,  wenn  sonst  ihr 
Gefuge  luid  ihre  chemische  Beschaffenheit  sie  dazu 
geeignet  machen  und  die  äufseren  Umstände  günstig 
Mnd.  Der  Glimmer  wird  zerreiblich  und  abfärbend, 
wobei  er  seine  vorige  Farbe,  und,  wenn  die  Zerstö- 
rung nicht  zu  weit  gegriffen  hat,  auch  seine  blätterige 
Textur  behält :  verliert  er  aber  durch  weitere  Verwitte- 
rung auch  ctiese,  so  wird  er  zu  einer  grauen,  thonigen 
Masse  oder  zu  Graphit.  Der  Feldspath  wird  durch 
die  ersten  Grade  der  Verwitterung  zerbrechHch  und 
theilet  sich  leicht  nach  allen  Richtungen  seines  blätte- 

r  Bruches 3  bei  den  folgenden  läfst  er  sich  zu  einem. 
fen,  gröbern  oder  feinem  Sande  zertheilen,  und 
bei  den  letzten  wird  er  zu  einer  zarten,  schlüpfrigen 
Hasse,  welche  alle,  oben  von  der  Porzellanerde  gefor- 
derten Eigenschaften  besitzt.  Es  ist  nun  klar,  warum 
das  Vorkommen  der  Porzellanerde  an  das  Vorhanden- 
«eyn  der  genannten  Urgebirge,  und  warum  ihre  Quan- 
tität an  den  Feldspathgehalt  derselben  gebunden  ist. 
Die  Qualität  der  Porzellanerde  hängt  von  der  Reinheit 
des  Feldspathes  und  von  dem  Grade  seiner  Verwitte- 
rung ab.  Es  ist  nun  leicht  zu  erklären,  warum  die  Por- 
zellanerde so  häufig  mit  Quar2;sand ,  mit  einem  schar« 


256 

m 

fen  Sande  von  uxi verwittertem  oder  erst  auf  der  zweiten 
Stufe  der  Verwitterung  begriffenen  Feldspalhe,  welche 
der  Erde  alle  Plastizität  benehmen^  si^^h  aber  durch 
ScMenunen  davon  sondern  lassen^  dann  mit  Glimmer- 
oder Talgblättchen  oder  mit  $ittererde  verunreinigt 
vorkommt^  warum  Porzellanerde  und  Graphit^  liäufig 
als  Nachbarn  getroffen  werden,  wie  es  z.  B.  im  Pas- 
sau'schen  der  Fall  ist. 

Nicht  jeder  Feldspath  ist  zur  Verwitterung  gleich 
geneigt:  es  lassen  sich  in  dieser  Beziehung  zwei  Va- 
rietäten unterscheiden,  eine  gelblichwei/se  blätterige 
und  eine  ölaulichgraue  kernige  oder  dichte,  die  oft 
in  demselben  Gneusgebirge,  selbst  ausgeschieden,  vor- 
kommen,.  wovon  aber  nur  die  erstere  der  Verwitte- 
rung zu  Porzellanerde   fähig  ist  (die  wir  daher  der 
Kürze  halber  Porzellanspath  heissen  wollen,  womit 
Prof.  Fiichs  eigentlich  dieses  Fossil  auf  einer  gewissen 
Stufe  der  Verwitterung  bezeichnet),  die  letzte  hinge*, 
gen  derselben  fast  so  hartnäckig  wie  der  Quarz  wider» 
stehet,   und,  wenn  sie  ja  eine  Zerstörung  erleidet, 
höchstens  ein  rauhes,   sandiges,   nie   ein   erdartiges 
Produkt  gibt.    Auf  den  Halden  der  Passauer  Gruben 
findet  man  in  der  vollkommensten  Porzellanerde  grös- 
sere und  kleinere  Partien  von  ganz  fi-ischem.oder  doch 
nur  wenig  verändertem  blaulichgrauen  Feldspathe,  die 
sich  durch  ihre  Farbe  kenntlich  machen.   Ja  man  fin<^ 
det  öfters  lange,  vierseitige,  säulenförmige  ELrystaHd 
des  gelblichweifsen  Feldsp  uhes ,  die  in  die  derbe  Mass^ 
des  blaulichgrauen  eingewachsen ,  und  mit  Beibehat 
tung  unverkennbarer  Spuren  ihrer  blätterigen  Tettot 
in  die  vollkommenste  Porzellanerde  verwandelt  sind^ 
während  der  letzte  ganz  frisch  und  unverändert  ist 
Solche  Krystalle  von  Porzellanerde  (Porzellanspath  de« 
Prof.  Fuchs) y  die  nach  Allem,  was  man  von  der  Kry- 
stallenbildung  weifs,  nicht  in  der  erdigen  Form  ent- 
standen seyn  können,  beweisen  auch  am  augenschein- 
lichsten die  Abkunft  der  Porzellanerde  vom  Feldspathe 


I- 


Über  die  Ursachen  dieser  merkwürdigen  Verschieden- 
heit zwischen  Porzellan  -  und  grauem  Feldspathe  wissen 
wir  nichts.  Buchholz  hat  einen  Feldspath,  den  man 
unaufgelöset  und  ganz  frisch  in  der  Passauer  Porzel- 
lanerde gefunden  hatte ^  auf  FLurCs  Ersuchen  genau 
analysirt^  und  das  oben  angeführte  mit  den  Besiand- 
theilen  anderer  Feldspathe  so  übereinstimmende  Re- 
sultat erhalten,  daf«  er  daraus  selbst  den  Schlufs  zielit, 
die  Unzerstörbarkeit  desselben  könne  weder  von  dem 
qualitativen  noch  quantitativen  Verhältnisse  seiner  Be- 
standtheile  abhängen. 

Da  'die  Verwitterung  durch  die  Einwirkung  der 
Aunosphäre  bewerkstelligt  wird,  so  kann  sie  sich  nur 
so  weit  erstrecken,  als  die  Atmosphäre  Zutritt  hat,  und 
»le  dringt  also  nur  bis  auf  eine  gewisse  Tiefe  unter 

'  Tage  ein.  Es  ist  eine  den  Bergleuten  sehr  wohl  be- 
Laimte  Thatsache,  dafs  das  Gestein,  wenn  es  nahe  afn. 
Tage  auch  noch  so  aufgelöset  ist,  in  mehrerer  Teufe 
an  Festigkeit  zunimmt  und  sich  seinem  ursprünglichen 
Zustande  mehr  nähert.  Es  müssen  sich  also  auch  die 
Porzellanspathmassen ,  wenn  sie  zur  Porzellanerde  ver- 

'  wittern  sollen,  nicht  zu  tief  unter  Tage  befinden,  sonst 
findet  man  sie  frisch.  Die  Erfahrung  bestätigt  dieses 
ohne  Ausnahme.  Die  Schächte  der  Porzellanerde  errei- 
chen fast  nie  eine  Tiefe  von  zehn  Klaftern,  und  es  ist 
ein  untrügliches  ZeicliQU  eines  Fehlbaues,  wenn  man 
mit  einem  Schachte  frischen  Porzellanspath  erreichet 
ohne  Porzellanerde  gefunden^  zu  haben.  Selbst  die 
sächsische  Porzellanerde  war  dort,  wo  eine  nur  drei 
Lachter  mächtisre  Schichte  von  Glimmerschiefer  über 
mr  lag,  am  besten  und  feinsten,  nahm  an  Feinheit 
nach  der  Teufe  zu  ab,  oder  wurde  rösch  und  ging 
dann  in  frischen  Feldspath  über. 

Wenn  hinlänglich  nahe  zu  Tage  liegende  Porzel- 
lanspathmassen durch  die  chemischen  Einwirkungen 
der  Atmosphäre  zu  Porzellanerde  verwittert  sind,  so  ist 


a58 

diese  nun  den  mechanisch- meteorischen  Einwirkung 

äen  derselben  ausgeselzet^  und  kann  denselben^  da  sie 
urch  den  vorausgegangenen  chemischen  Prozefs  ihre 
Kohäsion  gröfsten  Theds  yerloren  hat^  nur  wenig  Wi" 
derstand  leisten.  Es  wird  daher  von  andern  Lokalver- 
haltnissen abhängen^  ob  das  verwitterte  Gestein  auf 
seiner  Lagerstätte  bleiben,  oder  von  derselben  wegge- 
führt werden  wird.  Gegenden  mit  steilen  Bergen  und 
Gehängen  können  eben  so  wenig  Porzellanerde  als 
irgend  ein  verwittertes  Gestein  beherbergen  9  kaum  hat 
sich  dieses  von  dem  frischen  Gesteine  abgelöset^  so  wird 
es  auch  schon  von  den  Gewässern  weggeschwemmt  und 
es  bleiben  die  nackten  Felsen  von  frischem  Gesteine^ 
oder  als  Spuren  der  Verwitterung  höchstens  ein.  schar« 
fer  Sand  zurück.  Sanfihügelige  oder  ebene  Gegenden^ 
vorzüghch  Bergebenen  im  Gneusgebirge,  sind  es  also 
nur,  wo  man  Porzellanerde  zu  finden  erwarten  darf; 
denn  aus  diesen  konnten  die  Fluthen  die  Produkte  der 
vorhergegangenen  Verwitterung  des  Porzellanspadies 
nicht  wegfuhren.  So  sieht  das  Revier  der  Porzeilaner- 
degruben  im  Passau  sehen  y  so  die  Gegend  von  JRri/ijS- 
dorf  in  Ungern,  so  zum  Theil  die  Umgebung  von 
Znajm  in  Mähren  aus. 

Manchmähl  ist  die  Gegend  von  der  Art,  dafs  die 
Produkte  der  Verwitterung  entweder  bei  gewöhnücheÄ 
atmosphärischen  Ereignissen  nach  und  nach,  oder  bei 
grofseh  Revolutionen  auf  ein  Mahl  zwar  weggefuhret^ 
jedoch  an  einem  bestimmten  Orte  nicht  allein  ziemUch 
rein  wieder  abgesetzet,  sondern  wie  durch  einen  na* 
türlichen  Schlemmprozefs  selbst  verbessert  werden* 
Wir  werden  später  sehen,  dafs  dieses  mit  einem  Theile 
der  Porzellanerde  von  Brenditz  in  Mähren  der  Fall 
war.  Diese  Art  des  Vorkommens  von  Porzellanerde 
hat  mit  der  Entstehung  der  gewöhnlichen  Thonlager 
viele  Ähnlichkeit,  daher  sie  auch  einige  Mineralogen 
durch  die  Benennung  Porzellanthon  von  der  oben  be» 
schriebenen  Porzellanerde  unterscheiden  wollen. 


[ 


209 

Es  kann  auch  geschehen,  dafs  die  Gemengtheile 
des  Granites  und  Gneuses,  gleich  nachdem  das  Ge- 
stein in  dieselheu  zerfallen  ist.  hevor  sie  aber  noch  im 
Geringsten  weiter  verwittert  sind,  von  den  Fluthen  weg- 
geschwenmit,  und  der  eben  beschriebenen  natürlichen 
Schlemme  unterworfen  werden,  wobei  die  leichten  und 
zerreiblichen  Glinimerblättchen  sich  zuletzt,  die  Quarfc- 
Lömer  aber  gemengt  mit  den  ihnen  an  Gröfse  und  spe=^ 
zifischem  Gewicht  gleichen  Feldspathkörnern  etwas 
später  absetzen.  Geschieht  dieses  Absetzen  an  einem 
sonst  zur  Verwitterung  geeigneten  Orte,  so  wird  der 
Feldspath'  zu  Porzellanerde  verwittern,  welche  dann 
mit  den  unverändert  gebliebenen  Quarzkörnern  wie 
mit  einem  groben  Sande  verunreinigt  seyn  wird.  Nach 
der  Periode,  in  welcher  jenes  Wegwaschen  vorgefal- 
len ist,  kann  die  Porzellanerde  dann  sich  in  viel  jün- 
geren Gebirgsarten  finden.  Dieses  scheint  die  Entste-i» 
bungsart  der  meisten  Porzellanerden  in  Böhmen  zu 
seyn,  wo  sie  sich  in  der  Flötztrappformation  finden. 

Einige  Geognosten  nehmen  an,  dafs  Gebirgsarten 
oder  ihre  Theile  gleich  bei  der  ursprünglichen  Bildung 
aus  schwer  anzugebenden  Ursachen  unvollendet  ge- 
blieben seyn  können,  dafs  dieses  auch  mit  dem  Granit 
oder  dessen Feldspath  der  Fall  gewesen,  und  der  letzte 
also  nicht  die  derbe  oder  krystallinische  Form  erreicht 
haben,  sondern  eixi  erdähnliches  Pulvergeblieben  seyn 
könne.    So  lassen  Einige  die  sächsische  Porzellanerde 
ton  j^ue  entstehen,  worin  man  Quarzkrystalle  mit  einge- 
schlossener Porzellanerde  gefimden  haben  will,  welches 
das  Vorhandenseyn  der  letzteren  bei  der  Bildung  der 
crsteren  voraussetzet.  Dieser  Behauptung  wird  aber  von 
indem  widersprochen,  welche  aus  der  rauhen  Ober- 
Säche  der  Quarzkrystalle  schliefsen ,  däfs  sie  ursprüng- 
lich mit  einem  anderen  derben  oder  krystallinischen 
^1  Korper,  also  dem  Feldspathe  verwachsen  gewesen  seyn 
müssen,  und  welche  läugnen,  dafs  man  Porzellanerde 
in  gebildeten  Qu arzkry stallen  gefunden  habe,  in  denen 

17  * 


■itio 

sich  nicht  zugleich  eine  Öffnung  oder  ein  Ritz  hpfindc, 
durch  welche  die  Erde  hineingewaschen  worden  seja 
konnte  '}. 

Die  Verschiedenheit  der  Resultate,  welche  die 
chemische  Analyse  des  Feldspathes  und  der  Porzel- 
lanerde liefert,  wird  häufig  als  ein  Einwurf  gegen  die' 
Entstehung  der  letzteren  durch  Verwitterung  des  er- 
steren  angeführet.  Aus  den  oben  neben  einander  ge- 
stellten Analysen  heider  ergibt  sich,  dafs  das  Verhält- 
nifs  von  Kieselerde  gegen  die  Alaunerde  im  Feldspathe 
viel  gröfscr  als  in  der  Porzellanerde  ist,  und  dafs  in- 
dem ersteren  sich  eine  bedeutende  Menge  KaU  findet,; 
wovon  man  in  der  letztem  keine  Spur  entdeckt  haU 
Man  nimmt  zwar  an,  das  Kali,  mit  Kieselerde  zu  ei^ 
ner  Art  von  Kiesel feuchtigkeit  verbunden,  sey  wäh- 
rend der  Verwitterung  von  den  Wässern  fortgefiih- 
ret  worden;  und  erkläret  dadurch  frcihcli  auf  einmahl 
den  gänzlichen  Mangel  des  Kali  und  das  geringer« 
Vcrliältnifs  der  KioaeTerde  in  der  Porzellanerde.  Auch; 
schadet  dieser  Erklärung  der  Einwurf  nicht  viel,  daft 
mau  in  den  Gewässern  so  wenig  freies  Kah  finde;  denn 
dieses  kann  gegen  die  Menge  der  Gewässer  immer  nur 
sehr  wenig  betragen  haben,  und  mufs  seit  der  Zeil 
neue  Verbindungen  eingegangen  seyn,  in  denen  es  uit- 
seren  Untersuchungen  bisher  entgangen  ist.  Diese  Alt- 
nähme  stimmet  aber  mit  andern  chemischen  Thaisar 
eben  zu  wenig  liberein.  Da  aber  die  Verwitterung  de^ 
Feldspathes  sowohl  als  anderer  Gesteine,  eine  Veräft^ 
derung  ist,  woran  die  Natur  Jahrhunderte  oder  Jahr- 
tausende gearbeitet  hat,  die  Naturforscher  aber  erst 
seit  Kurzem  ihre  Aufmerksamkeit  auf  diesen  Gegen- 
stand gewendet  haben;  so  dürfen  wir  uns  nicht  wun* 
dern,  dafs  wir  in  den  eig«nllichen  dabei  statt  finden- 
den Hergang  noch  so  wenig  Einsichten  liesitzen.  Ana- 
lysen von  Porzellanspath  auf  allen  Stufen  der  Verwit- 


terung  von  frischem  bis  zur  feinsten  Porzellanerde  (eine 
Arbeit,  die  der  verstorbene  Akademiker  Gehlenhegour 
nen  hatte,  und  zu  deren  Wiederaufnahme  uns  Hr.  Prof. 
Fuchs y  der  sich  bereits  durch  mehrere  Analysen  von 
der  höchsten  Genauigkeit  um  die  Wissenschaft  verdient 
gemacht  hat,  Hoffnung  macht)  dürften  hierüber  noch 
die  genügendsten  zu  erlebenden  Aufschlüsse  geben. 


Porzellanerden,  welche  die  Wiener  Fabrik 

T 

braucht. 

Die  Wiener  Porzellanfabrik  bezog  gleich  nach 
ihrer  Errichtung  die  Porzellanerde  von  Kirchschlag 
aus  der  Gegend  von  Pf^.  Neustadt,  welche  sie  mit  dem 
Thone  yon  Prinzdorf  *)  in  Ungern  versetzte.  Die  erste 
Erde,  welche  wegen  eines  zu  grofsen  Gehaltes  an  Kalk 
im  heftigen  Feuer  eine  halbe  Verglasung  -erlitt,  dabei 
aber  wegen  eines  gleichfalls  bedeutenden  Bittererde- 
gehaltes grünlich  durchscheinend  wurde,  wird  jetzt 
von  der  Porzellan -Manufaktur  gar  nicht  mehr,  aafür 
aber  von  einer  Steingutfabrik  in  Neustadt  benützet. 

Über  die  Entdeckung  der  Erde  in  Prinzdorf  weifs 
man  nichts,  und  von  den  geognostischen  Verhältnissen 
ihres  Vorkommens  nur  so  viel ,  dafs  sie  ein  Lager  von 
bedeutender  Mächtigkeit  und  Verbreitung  bildet,  dafs 
sie  mit  vielen  Schwefelkiesen  durchmengt  ist,  dafs  sie 
j,  im  Feuer  stark  schwindet,  zusammenbackt,  und  sich 
bald  mehr,  bald  weniger  graulichweifs  brennet.  Um 
die  Kosten  des  Transportes  zu  vermindern,  wird  sie 
schon  an  Ort  und  Stelle  geschlemmt  und  in  der  Wiener 
Fabrik  nur  noch  ein  Mahl  überschlemmt.  Sie  besitzt 
dann  eine  besonders  grofse  Plastizität,  welche  sich, 
I  obschon  sie  eine  Eigenschaft  des  meisten  Lagerthones 
ist,  aus  den  Resultaten  ihrer  Analyse  nicht  erklären 
lafst,  und  theilet  diese  Eigenschaft  durch  Vermen- 

*)  Prin^dorfs    Prencsfalva   oder  Prentshow ,    ein   Dorf  jn   der 
Grojs ' Honiergespannschaft  an  der  Strafi^e  nach  Pesth. 


J 


302 

guDg  aucli  der  sehr  wenig  plastischen  und  daher 
feineren  Verarbeitung  weniger  geschickten  !Passa 
Erde  mit 

Passauer  Porzellanerde. 

In  den  Jahren  zwischen  1740  bis  1760  fing  1 
in  der  Wiener  Manufaktur  an,  sich  der  Passauer  E 
^ur  Porzellanmasse  zu  bedienen.  Die  Porzellanei 
gräberei  im  Passau'schen  hat  erst  zwischen  1780 
1740,  also  viel  später  als  die  Graphitgräberei  in  il 
Nachbarschaft  begonnen^  Simon  Kranawitter 
Lemmersdorf  wurde  auf  die  Entdeckung  dieser  E 
durch  Spuren  geleitet,  die  er  davon  in  einem  nah< 
seinem  Felde  vorbeifährenden  Hohlwege  entdec 
und  die  er  als  weifse  Farbe  an  Mann  zu  bringen  dac 
Zu  gleicher  Zeit  und'  auf  gleiche  Weise  wurde  1 
in  dem  benachbarten  Diendorf  auf  diese  Erde 
'  merksam.  Philipp  Stallmayer  brachte  dfe  erste  Pr 
davon  nach  Wien.  Als  sich  die  Nachfrage  vermet 
fing  man  in  mehreren  der  umliegenden  Ortschaf 
wie  in  Leopoldsdorf  y  V^illersdorf  y  Ranuy  Sei 
gendorfy  Grieshachy  Auerbach  y  Haary  PisU 
Oberedt  u.  a.  m.  zu  graben  an. 

Zwischen  den  steilen  Schluchten  der  Erlau 
dem  jäh  aufsteigenden  linken  Ranauf  er  y  zwei  Si 
den  in  einer  Richtung  von  Westen  nach  Osten,  i 
von  der  nördlichen  Verflächung  eines  an  die  Dai 
sich  lehnenden  Gneusgebirges  bis  an  die  um  Pf  aß 
reith  befindlichen  hohen  Gebirgskuppen,  zwei  St 
den  in  einer  Richtung  von  Süden  nach  Norden ,  1 
jene  hügelvolle  Ebene,  welche  nach  allen  bisheri 
Erfahrungen  die  einzige  m  dieaem  Theile  Deuu 
lands  ist,  wo*  Porzellanerde  in  bauwürdiger  Me 
vorkommt.       " 

Die  Gebirgsmasse,  in  welcher  hier  die  PorzelJ 
erde  sowohl  als  der  Graphit  vorkommen,  ist  ein 


a63 

beiden  Arten  von  Feldspalh  sehr  reicher  Gncus,  wel- 
cher gleich  unter  der  Damm6rde  liegt  ^  in  der  Gröfse, 
Art,  und  in  dem  Verhältnisse  seiner  Gemengtheile  in 
Hinsicht  ihrer  regelmafsigen  sowohl  als  nnregelmäfsi- 
gen  Ausscheidung,' so  wie  in  den  Graden  der  erlitte- 
öen  Verwitterung  beträchtlich  , abweichet.   Die  Rich- 
tang  der  Gebirgsschichten  erstreckt  sich  beinahe  von 
Nordwesten  nach  Südosten ,  und  findet  sich  zwischen 
St.  'j  und  9,  so,  dafs  also  St.  8  fi'ir  das  mittlere  Strei" 
chen  derselben  genommen  werden  kann.   Wenn  man 
nach  diesem  mittleren  Streichen  der  Gebirgsschichten 
zwei  Parallellinien  durch  Ffaffhnreith  und  Diendorf 
ziehet,  so  fällt  der  eben  beschriebene  an  Porzellan- 
erde reiche  Landstrich  zwischen  dieselben.   Die  Neir 
gung  der  Schichten  ändert  sich  oft  und  stark.  Wo  v  die 
Schichtung  ausgezeichnet  ist,  da  ist  ihr  Winkel  mit 
dem  Horizonte  meistens  ziemlich  grofs ;   kleiner  auf 
Lurzc  Distanzen,   wo  Ünregelmäfsigkeiten  eintreten. 
Daher  sieht  man  eine  Schichte,  die  hier  fast  sölig  ist, 
in  einer  geringen  Entfernung  sich  stürzen,  eine  ge- 
stiirzte  sich  aufrichten  u.  dgl.  m.   Es  ist  nur  in  sofern 
gegründet,    dafs  das  Daseyn  von  Porzellanerde  eine 
sölige  oder  beinahe  sölige  Schichtung  voraussetze,  als 
eine  solche  sich  nicht  durch  eine  schnelle  Entfernung 
von  der  Oberfläche  des  Gebirges  der  Verwitterung  enl-r 
liehet.    Die  gröfste  Erstreckung  der  bisher  gefunde- 
nen, sich  zwischen  den  Gneusschichten  öfters  auskei^ 
lenden  Porzellanerdelager  beträgt  nach  dem  Streichen 
30  Klafter,  nach  dem  Fallen  6  Klafter.  Was  dazwischen 
liegt,  sind  taube  Mittel. 

So  v?ie  man  den  Feldspath  auf  verschiedenen  Stu- 
fen der  Verwitterung  findet,  so  ist  auch  der  schon  als 
Porzellanerde  erscheinende  in  einem  verschiedenen 
Grade  aufgelöset.  Manche  Erde  ist  so  rein,  dafs  man 
wedjer  durch  das  Gesicht  nocl^  durch  das  Gefühl  etwas 
Fremdartiges  darin  entdecket,  und  dafs  sie  also  beim 
Schlenunen  nur  wenig  zurückläfstj  andere  enthalten 


3G4 

noch  Reste  von  nicht  ganz  verwittertem  Feldspathe^ 
oder,  wenn  die  Feldspathmassen  vor  der  Verwitterung 
von  den  übrigen  Gemengtüeilen  des  Quarzes  nicht  ganz 
rein  ausgeschieden  waren,  noch  Quarz  als  groben  Sand 
oder  auch  Ghmmerschiippchen  eingemengt.  Die  Gute 
der  Porzellanerde  ist  an  einem  und  demselben  der  eben 
genannten  Ol  tc  nicht  anhaltend  gleich;  Ein  Jähr  wird 
hier,  ein  anderes  Jahr  dort  die  beste  oder  die  schlech- 
teste lir  de.  gegraben. 

Aus  diesen  Verhiihnissen  des  Vorkommens  der  Pas- 
sauer Porzellanerde  folget,  tdafs  dieselbe  als  ein  Pro- 
dukt der  t^tirwitterung  im  Gneusgebirge  unregeh 
inä;sig ausgeschiedener FeldspcUhmassen  zu  betrach- 
ten ist,  welches  noch  auf  der  ursprünglichen  Lager* 
Stätte  dieser  letzteren  zu  ruhen  scheint^ 

Die  Grundbesitzei:  üben  gegen  Entrichtung  des 
zwanzigsten  Theils  der  gegrabenen  Erde  als  Zehent 
auf  ihrem  Grund  und  Boden  ganz  frei  das  Recht  der 
Porzellailgräberei.  Sie  wühlen;  nach  abgethanen  Feld- 
arbeiten, den  Spätherbst  und.Winter  über  ganz  kunst- 
los in  der  Erde  herum,  oder  treiben  eine  Art  von  Raub- 
bau, indem  sie  an  Orten,  wo  sie  nach  den  Angaben 
der  Wünschelruthe  oder  nach  andern  Anzeichen  Por- 
zellanerde vermuthen,  Schächte  abteufen  oder  eine 
Grube  aufthun,  und  so  nach  drei  bis  sechs  Fehlbauen 
endlich  ein  ergiebiges  oder  reiches  Lager  finden,  die 
Erde  mittelst  eines  Haspels  herausfordern  und  dann 
die  Gruben  wieder  verschütten. 

Mit  dieser  Erde  werden,  nebst  den  Fabriken  in 
Wien  und  Nymphenburg,  auch  jene  von  Höchst y  Lud-- 
wigsburg  \JLriA.Bruckberg'imAnspachischen  versehen. 
Die  Wiener  Fabrik  allein  bezog  ehemahls  den  grölsien 
Theil  und  beziehet  jetzt  noch  einen  grofsen  Theil,  wo- 
von ihr  das  Fafs  von  drei  Zentnern  mit  Mauth  und  Fracht 
bis  tVien  auf  6  fl.  C.  M.  zu  stehen  kommt.    Es  sollen 


a65 

*  ■ 

von  dieser  Erde  jährlich  800  bis  1000  Truhen  (Ladung-- 
auf  zwei  Pferde,  beiläufig  vierzehn  Zentner)  gegraben 
werden* .  Andern  Nachrichten  zu  Folge  soll  zwischen 
1795  und  i8o4  die  Ausfuhr  der  rohcii  Porzellanerde 
jährlich  4^oo  Zentner  betragen  und  4ooo  fl.  einge- 
bracht  haben  5  die  Ausfuhr  der  Fabrikate  aus  Tiegel- 
erde (SchwarzhafnergeschuT)  von  16370  Zentner  soll 
79805  fl.  getragen  haLben. 

Aufsuchung  inländischer  Porzellanerde.. 

a)    In   Österreich. 

Als  nach  der  Einverleibung  des  Fürstenthums  Pas- 
sau  mit  Baiern  die   fPiener  Porzellanmanufaktur  in 
Hinsicht  ihres  Hauptmateriales  von  der  Willfährigkeit 
dieses  Nachbarstaates  alihängig  geworden  war,  suchte 
sie  dasselbe  theils  durch  andere  schon  bekannte  injän- 
dische  Erden  zu  ersetzen,  theils  veranlafste  sie  Auf- 
suchungen neuer  Porzellanerdelager.  Sie  bediente  sich 
zu  diesem  Zwecke  der  ausgebreiteten,  durch  Reisen 
und  Erfahrungen  anderer  Art  geläuterten  Kenntnisse^ 
und  des  Eifers  des  rühmlich  bekannten  Geognosten 
Hrn.  I^r.  Mohs,  der  gegenwärtig  ff^erners  Nachfolger 
an  der  Bergakademie  zu  Freiberg  ist,  aus  dessen  hier- 
über erstatteten  Berichten  die  meisten  der  hier  vor- 
kommenden Notizen  über  das  Entstehen  und  Vorkom- 
men der  Porzellanerde  geschöpft  sind. 

Da  der  Wiener  Manufaktur  aus  später  vorkommen- 
den Gründen  vorzüglich  viel  daran  gelegen  seyn  mufste, 
eine  der  bisher  gebrauchten  Passauer  ganz  gleiche  Erde 
zu  finden }    der  Porzellanerdebezirk  im  Passau'schen 
aber  der  österreichischen  Gränze  ganz  nahe  liegt,  und 
die  dortigen  Schichten  nach  dem  beobachteten  Strei- 
chen derselben  in  das  obere  Müht-  Viertel  sich  fort- 
zusetzen scheiien :  so  bereiste  Herr  MohSy  nachdem 
er  die  geognostischen  Verhältnisse  der  Porzellanerde 
im  Passau^schea  an  Ort  und  Stelle  erforscht  hatte,  zu- 
erst die  beiden  Mühl- Viertel,  um  dort  die  inungean- 


266 

derter  Richtung  über  die  Gtänze  streichenden  diieus- 
schichten  aufzusuclien,  in  der  Hoffnung,  sie  in  einer 
sanfthiiijclicbpn  und  auch  sonst  zur  Entstehung  imd 
Beherbergung  der  Porzellanerde  geeigneten,  der  bei 
GrieslmcJi  und  der  Umgeliung  ühnlicheii  Gegend  wie- 
der zu  finden.  Diese  Hoffnung  wurde  aber  auf  einen 
sehr  schmalen  Landstrich  beschränket,  welcher  sich 
von  der  Passau'schen  Gränze  unterhalb  Neustiftf 
Ilochkirchen  u.  s.  w.  bis  in  die  Gegend  von  Mars- 
bacli  längs  der  Donau  herabzieht,  und  als  de f  Über- 
rest der  Gebirgsschichten  anzusehen  ist,  welche  jen- 
"seits  der  Gränze  Porzellanerde  hefern,  wovon  aber 
hier  den  gröfsten  Thcil  die  Donau  verschlungen  oder 
vom  Miild-Vicrtel  getrennt  hat.  Der  iilirige  Theil  de« 
Mühl- Viertels  bestehet  aus  körnigem  Gneuse,  worin 
nur  die  porphyrartige  zur  Entstehung  von  Porzeltan-i 
erde  nicht  geeignete  Ausscheidung  des  Feldspathes 
vorkommt,  welcher  eben  wegen  seiner  Unzersiörbar- 
keit,  meistens  steile  Berge,  schroffe  Felsen  und  Wände 
bildet,  und  auch  dadurch  die  Gegend  zur  Lagerstätte 
von  Porzellanerde  untauglich  machet.  —  Jener  schmal^' 
Landstrich  Hegt  dem  Donautliale  zu  nahe,  und  ist  wegeti 
der  zu  nahen  nördlichen  Begränzung  durch  die  höheroi 
aus  dem  körnigen  Gesteine  bestehenden  Beige ,  welche 
im  Passau'schen  viel  weiter  von  der  Donau  entfernt  lie-' 
gen,  zu  sehr  gegen  dasselbe  geneigt,  als  dafs  verwit- 
tertes Gestein  sich  dort  halte  erhalten  können :  er  wird 
ferner  von  der  Rann  durchschnilten ,  welche  ein  bedeu- 
tendes Stück  in  ihrer  Nachbarschaft  unfähig  macht,- 
Porzellanerde  zu  führen.  Das,  was  nach  Abzug  alles 
dessen  übrig  bleibt,  ist  von  so  geringer  Ausdehnung, 
dafs  man  seihst  bei  dem  glücUichsten  Erfolge  auf  keinr 
ergiebige  und  dauerhafte  Gewinnung  Rtchnung  macUei 
kann,  indem  bei  der  gewohnlichen  ^ertheilung  der 
Porzellanerde  ein  so  kleiner  Bezirk  bali  abgebaut  seyn 
wiude.  Diese  Schichten,  welche  im  Passau'schen  sä 
reich  an  Porzellanerde  sind,  machen  nach  ihrem  Eii>> 
tritte  in  das  Ober-Mühl-'Viertel  eine  s,arke  Wenduaj 


267 


N 


nach  Snden^  indem  sie  die  Stunde  eilf  und  darüber . 
erreichen,  durchschneiden  die  Donau  und  treten  in 
das  gegenüber  liegende  Gebirge  dergestak  ein,  dafs 
die  Donau  in  ihnen,  nachdem  sie  ihre  vorige  Richtung 
wieder  angenommen  haben,  ihren  Lauf  fortsetzet.  Da- 
durch werden  sie  der  Länge  nach  so  getheilet,  dafs 
im  Mühl- Viertel  nur  der  oben  beschriebene  schmale 
Streif  übrig  bleibt. —  Da  das  Donauthal  als  ein  Longi- 
tudinalthal  gern  den  milderen  Gebirgsschichten  fol- 
get, so  könnten  jene  zur  Entstehung  von  Porzellanerde 
geeigneten  Gneusschichten  wohl  einigen  Antheil  an 
dem  Laufe  der  Donau  haben,  und  die  Hoffnung,  in 
dem  übrigen  Österreich  einen  Ersatz  der  Passauer' 
Porsellanerde  zu  finden,  auf  die  Nachbarschaft  dieses 
Flusses  eingeschränkt  scyn.  Dieses  ist  jedoch  nur  eine, 
erst  durch  weitere  Erfahrungen  zu  bestätigende  Ver- 
muthung. 

Einen  Beweis  mehr  von  der  eben  erwähnten  Wen- 
dung det  Gneusschichten  gegen  Süden  liefert  die  Fort- 
setzung derselben  am  rechten  Ufer  der  Donau  im  Haus- 
ruck-Viertel, wo  sie  in  einem  zu  wenig  beachteten  Ver- 
suche zu  Neukirchen  am  fValdey  wie  auch  an  dem  Ge- 
steine und  dessen  Lage  gegen  die  körnigen  Schichten 
von  Haybach  an  bis  in  die  Fläche  von  Eff'erding  "zu  er^^ 
kennen  sind :  allein  dort  hemmte  die  damahlige  Landes- 
gränze  weitere  Nachforschungen,  und  hier  vereitelte 
die  Beschaffenheit  der  Gebirgsoberfläche  jede  Erwar- 
tung. Die  beobachtete  Richtung  der  Schichten  wiesen 
den  Forscher  in  die  Fläche  yon  Effer*ding  zurück.  Ein 
Gebirgszug,  der  sich  zwischen  dem  wilden  Innbache 
und  der  Traun  erhebt,  zwischen  Linz  und  fFilhering 
an  die  Donau  stöfst,  und  hier  aus  Gneus  bestehet, 
machte  es  wahrscheinlich,  die  verlornen  Schichten  wie- 
der zu  finden.  Allein  gleich  nach  Ersteigung  einiger 
Höhen  auf  der  Strafse  von  Efferding  nach  fVels  fand, 
lieh  eine  Mergelbedeckung  ein,  die  bis  in  die  Welser 
Heid^  hinab  ^  so  wie  auf  dem  ganzen  Gebirgsrücken 


bis  nach  .Linz  fortdauert.  Hier  an  der  Donau  zeigen 
sich  erst  wieder  die  Gneusschichten^  welche  vom  jen* 
seitigen  Gebirge  herübersetzen,  und  welche  also  am 
rechtefi  Donauufer,  wo  das  Gebirge  durch  eine  Menge 
von  Flüssen  und  Bächen  zerstöret  ist,  mit  Mergel,  in 
der  Gegend  von  Linz  mit  Sand,  und  an  andern  Orten 
mit  Lehm  oder  Thon  bedeckt  sind.  ' 

Der  Anfang  der  geognostischen  Untersuchung  des 
unteren  Mähl-yiertels  liefs  etwas,  erwarten.  Es  fand 
sich  in  den  nördlich  von  Linz  gelegenen  Gegenden  ein 
Gestein,  welches  sehr  tauglich  schien  Porzellanerde 
zu  führen,  in  einem  Streichen,  aus  welchem  man  auf 
das  Wiederkehren  der  verlornen  Passauer  Schichten 
hätte  schliefsen  können,  selbst  mit  Ausscheidungen 
von  Feldspath  in  den  höheren  Gegenden.  Allein  das 
Verflachen  dieser  Schichten  gegen  Osten  lieferte  den 
sichersten  Beweis,  dafs  sie  nicht  jene  gesuchten,  son- 
dern weit  neuere  sind,  die  sich  aus  den  dem  hohen 
Gebirgsrücken  näher  gelegenen  Gegenden  nach  Mittag 
herabziehen,  und  schon  diejenigen  zur  Unterlage  ha- 
ben, von  welchen  die  Passauer  bedeckt  werden.  Dann 
benahm  noch  die  allgemeine  und  anhaltende  Wendung 
des  Gebirges  gegen  Mittag  die  letzte  Hoffnung  zur  Wie- 
derauffindung der  gesuchten  Schichten  j  denn  das  süd- 
liche Gebirge  bis  an  die  Gränze  von  Steiermark  ist  nicht  i 
von  der  Art,  dafs  man  darin  Spuren  von  den  verlornen 
Schichten  zu  finden  hoffen  durfte;  indem ^ich  hier  aus 
dem  autgeschwemmten  Lande  gröfstentheils  Flötzge- 
birge,  Kalkstein,  Sandstein,  Gyps,  schieferiger  Thon, 
dann  aber  die  mächtigen  Übergangskalksteingebirge  er- 
heben, aus  denen  die  Urgebirge  nur  in  einzelnen  Par- 
tien hervorragen,  derer  Zusammenhang  mit  den  jen- 
seits der  Donau  gelegenen  Schichten  sich  schwerlich 
jemahls  wird  ausmitteln  lassen.  Auch  in  jenen  gutar- 
tigen Schichten,  die  sich  von  Linz  bei  einer  nicht  be- 
trächtlichen Breite  durch  ijien  Haselgraben  bis  an  die 
böhinische  Gränze  fortziehen,  ist  weder  ihre  Masse 


noch  der  ausgeschiedene  Feldspath  im  mindesten  zur 
Verwitterung  geneigt,  ohne  welche  doch  im  Gneusge- 
birge  nie  Porzellanerde  entstehen  kann.    Die  übrigen 
Gebirge  des  Unter-Mühl-FlerteLs y  welche  sich  auch 
ins  Viertel  O.  M.  B.  fortsetzen,  bestehen  aus  dem  pben 
beschriebenen,    körnigen,    porphyrartigen  Gesteine, 
welches  den  oben  genannten  gutartigen  Schichten  zur 
Unterlage  dienet,  und  zur  Entstehung  von  Porzellan- 
erde; sowohl  seiner  Natur  nach,  als  auch  wegen  der 
Oberflächenbeschaffenheit  der  von  ihm  gebildeten  Ge- 
birge ganz  untauglich  ist  *).   Auch  das  Gebirgsgestein 
des  Kettenthaies,  aus  welchem  der  Porzellanfabriks- 
direktion eine  weifse  Erde  als  Porzellanerde  war  zuge- 
schickt worden,  bestehet  aus  diesem  körnigen  Gneuse 
und  die  Sole  dieses  Thaies  ist  mit  Mergel,  Tlion  u.  s.  w. 
.  bedeckt.  Die  weifse  Erde  findet  sich  an  einem  einzigen 
Punkte  in  diesem  Thale,  an  der  Strafse  von  Schwerdt^ 
berg  nach  TYageiriy  mit  Lehm  bedeckt.  Die  angeführ- 
ten Umstände  machen  es  also  wahrscheinlich,    dafs 
diese  Erde,  welche  weit ,  entfernt  von  jeder  Ähnlich- 
keit mit  der  .Passauer  Erde  nicht  einmahl  brauchbar 
befunden  worden  ist,  von  späterer  Bildung  «und  das 
Produkt  einer  Überschwemmimg  sey. 

Diese  geognostischen  Untersuchungen  der  Mühl- 
Viertel  und  des  Hausruck -Viertels  geben  das»  negative 
Resultat,  welches  durch  Schürfungsversuche,  die  ei- 
nige Jahre  früher,  von  der  hohen  Hofkammer  im  Münz* 
und  Bergwesen  veranlasset,  in  der  Gegend  yon  Engel- 
hartszell  auf  Porzellanerde  und  Graphit  angestellet  wor- 
den sind,  vollkommen  bestätigt  wird,  dafs  man  sich 
künftighin  die  Mühe  ersparen  könne ,  in  Ustef'reich 
T)6  der  Enns  eine  der  Passaü" sehen ,  ihrer  Entstehung 
tmd  davon  abhängenden  Beschaffenheit  nach,  ähnliche 
Porzellanerde  zu  suchen. 

*)  Der  ia  Wien  gehräuehliclie  Pflasterstein  scheint  glciciiiaUs 
mehr  diesem  körnigen  Gneuse  als  dem  uralten  Granite  an- 
Stt^ehören, 


Auch  aus  der  Gegend  voa  Molk  war  der  obengcn 
uannlen  DirckUon  eine  weifse  Erde  eingesandt  wor-^ 
den,  die  sich  als  brauchhai'e  und  guie  Porzellanerdoi 
hewies.  Bei  der  näheren  Untersuchung  und  Beräu- 
muug  des  Fundortes  ergat  sich  aber,  dafs  er  nicht  ein» 
dem  Passau'schen  ähnliche  Lagerstätte,  sondern  dafs 
diese  Erde  fast  wie  jene  im  Kettenthaie,  ein  Produk( 
der  Aufschwenununf"  sey  ;  denn  die  schwachen  unj 
unordentlichen  Lagen  der  reinen  Porzellanerde  weck- 
selten  mit  Lagen  eines  unreinen,  graphilhäUigen  Pro 
duktes,  enthieltfn  grofsc  Geschiehe  von  Quarz  um 
hatteiiLehm  zur  Unterlage.  Diese  Porzellanerde  schiei 
von  Gneusschichten  herzurühren ,  die  sich  auf  nichl 
weit  davon  gelegenen  Höhen  fanden,  und  derer  Feld» 
spalh  vollständig  in  Porzellanerde,  so  wie  ihr  Glinv 
mer  in  Graphit  verwandelt  war,  so,  dafs  es  nur  dei 
ALscheidung  beider  bedurft  halte,  um  sowohl  die  cini 
als  den  andern  in  ziemlicher  Reinheit  zu  erhalten  und 
die  Auscheidung  des  Feldspathes  hier  also  die  einzig« 
noch  fehlende  Bedingung  war.  Es  wurde  in  dies* 
Schichten  ein  Versuchsstollen  getrieben,  von  welchen 
aus  die  übrigen  vorliegenden  Schichten  mit  einen 
Quprschlage  überfahren  werden  sollten:  allein  da  den 
aufgelösten  Gebirgsgesteine  bald  ein  frisches  sehr  fe 
stes  folgte,  und  der  Erdbohrer,  mit  dem  man  an  meh 
reren  Stellen  bis  auf  fünf  Klaftern  Tiefe  gedrungen  wai 
auch  nichts  Günstiges  versprach,  somufste  dieserVei 
such  als  hoSiiuogslos  aufgegeben  werden.  ' 

b)  In  Mäbren  und  Böbmen. 
Als  Herr  Mohs  die  Hoffnung,  m  Österreich  dii 
Passauer  Scliichten  und  mit  ihnen  unter  günstigen  Ver 
hältnissen  eine  der  Passau'schen  ähnliche  PorzeUan 
erde  wieder  zu  finden,  aufgege})en  halte:  durclireisl 
er  den  nordlichen  Tlieil  von  Österreich,  dann  eine 
Theil  von  Mähren  und  Böhmen,  um  dort,  wenn  aucl 
nicht  dasselbe,  doch  ein  ähnliches  Produkt  aufzusu 
chen.  Mehrere  aus  Mähren  und  ßölmien  schon  friiho 


I  • 

eingeschickten  Musler  von  Porzellanerden  (derer  geo- 
gnosÜBche  Verhältnisse  zu  untersuchen  Hr.  Mohs  sich 
zum  vorzüglichsten  Geschäfte  machte^)  liefsen  einen 
gimstigen  Erfolg  erwarten. 

Sobald  die  Flötzgebirgshedeckung^  die  von  den 
Ufern  der  Donau  sich  südlich  gegen  das  hohe  Kalk- 
steingebirge an  der  steirischen  Gränze^  nördlich  gegen 
Mähren^  verbreitet,  mit  dem  Wiener  Waldgebirge  zu 
Ende  gehetzt  tritt  das  Urgebirge  als  Granit,  Glimmer- 
schiefer und  selbst  als  Weifsstein  abwechselnd  mit 
Seipentin-  und  Urtrappgestein  hervor^  nimmt  die  bei- 
derseitigen Ufer  der  Donau  ein,  verbreitet  sich  theils 
in  einzelnen^  theils  in  zusammenhängenden  Gebirgs- 
zügen^ nur  wenig  bedeckt  mit  neuem  Flötz-  und  auf- 
geschwemmten Gebirge  über  den  gröfsten  Theil  des 
Landes,  und  eröffnet  ein  weites  Feld  für  Nachsuchun- 
gen um  Porzellanerde,  welche  nur  defswegcn  nicht 
häufig  genug  mit  einem  glücklichen  Erfolge  belohnet 
werden,  weil  dasVorhandenseyndiesesrProduktes  von 
dem  Zusammentreffen  sehr  vieler  günstiger  Umstände 
abhängig  ist. 

In  der  Gegend  von  Gfoll  findet  sich  der  Gneus  in 
mannigfaltigen,  nur  für  das  Vorkommen  von  Porzellan- 
erde eben  nicht  sehr  geeigneten  Varietäten,  indem  er 
fiel  Glinumer,  aber  wenig  Feldspath,  der  sich  auch 
nicht  ausscheidet,  enthält,  und  nichts  von  jener  Ver- 
witterung, welche  ganze  Schichten  ergreifet  und  tief 
in  das  Geliirge  dringt,  bemerken  läfst.  Das  Thal  des 
Kampflusses  gibt  übrigens  vortreffliche  Gelegenheitj^ 
sich  über  die  Verhältnisse  der  Schiefer  forma  tion  zu 
unterrichten,  welche  nach  ihrem  hiesigen  Befunde 
leinen  schnellen  Wechsel  erwarten  lassen.  —  So  fin- 
det  sich  auch  die  Gegend  und  das  Gestein  von  Hörn*, 
Beim  Eintritte  in  das  Mödringthal  sieht  man  den 
Gneus  sehr  deutlich  geschichtet,  und  weiter  gegen 
Norden^  indem  dei>  Feldspathes  immer  weniger  wird, 


r 


1 


in  Glimmer-,  ja  fast  selbst  in  Thonschiefer  übergfi« 
licn,  und  damit  die  Hoffimng,  dort  Porzellanerde  i 
finden,  giinzlich  Verschwinden,  Der  Glitiimcisciiii-Ii 
als  die  herrschende  Gebirgsart,  eistrecket  sich  bis  übi 
die  Gränzfi  von  Böhmen,  nnd  suhliefsl  bei  Drosenaor^ 
das . mächtige  Graphitiager  ein,  welches  aber  als  eil 
Produkt  des  Ghmmef  schief ergcbirges  keine  Anweisung 
auf  Porzellande  gibt.  Gegen  Osten  setzet  sich  diese 
Gebirge  unter  verschiedenen  Wendungen  bis  in  dii 
Gegend  von  Nuseldorf  fort,  wo  sich  Spuren  von  eiuej 
Sandbedecknng  cinfmden,  welche  immer  stärker  wer 
den.  Mit  dem  Sande  tritt  später  ein  weifser  Thon  i 
Verbindung,  der  sich  über  die  Fläche  verbreitet  un 
für  die  Steingutfabrik  zu  Frain  in  Mähren,  auf  ein 
sehr  regelwidrige  Weise  gegraben  wird.  —  Das  Gi 
birge  ändert  sich  zwischen  liier  und  Rotz  mchi  li» 
irächtlich,  weiter  gegen  Kordosten  aber  heiPiiUsauM 
Manhartsberge  kommt  der  uralte  Granit  zum  Vorscheii 
der  bis  kurz  vor  Znajm  fortdauert,  sich  in  den  m' 
Weinbergen  bedeckten  Gegenden,  in  einzelnen  Fe 
senpartien,  worin  meistens  Steinbrüche  angelegt  sin( 
erhebet,  sich  an  einzelnen  Stellen,  z.  B.  bei  Schrat 
tenthal,  zur  Verwitterung  neiget,  an  den  Ufern  d( 
Tkaya  aber  in  Gncus  übergehet,  indem  er,  ohne  di 
körnige  Struktur  zu  verlieren,  eine  deutliche  Schic' 
tung  annimmt. 

Brenditzer    P  n  r  i:e!  la  n  Pid  e. 

Der  Gneus  in  der  Gegend  von  Znaym  an  linki 
Ufer  derXhaya  zeiget  zwei  Varietäten;  eine  mehr  kc. 
nige,  und  eine  mehr  schieferige;  beide  sind  zur  Vei 
Witterung  sehr  geneigt.  Nicht  weit  hinter  Znajm  stel 
die  körnige  Varietät  in  einem  Hohlwege  verwittert  a 
imd  ist  gleichsam  das  erste  Ghed  einer  Reihe,  ^el<A 
durch  die  mehr  schieferigen  Varietäten  sich  fbrlsetzi 
und  bei  vollendeter  Verwitterung  jenen  Theil  der  a 
dieser  Gegend  bekannten  Brenditzcr  Porzellanerde 
liefert,  der  nichts  anders  a\&-  verwitterter  noch  att 


■  2p 

seinem  ursprünglichen  Läget*  ruhender  Oneus  ist^ 
wie  dieses  die  Gruben  in  einer  flachen  nach  Cucro^ 
witz  ^ich  hinabziehenden  Schlucht^  in  welcher  man 
das  verwitterte  Gestein  in  seiner  ursprüngUchen  Lage  , 
und  unter  gänzUch  unveränderten  Strukturverhältnis^ 
sen  anstehen  uild  bearbeitet  sieht^  unwidersprechlich 
beweisen.  Da  die  Verwitterung  sehr  tief  in  das  Gebirge 
eingegriffen  hat^  so  läfst  sich  auf  einen  sehr  grofs^ü 
Vorrath  dieser  Erde  rechnen. 

Diese  Schichten  des  zu  Porzellaneräfe  verwittei'- 
ten^  an  Ort  und  Stelle  liegen  gebliebenen  Gnejises  sind 
mit  einem  Produkte  ganz  anderer  Entstehung  bedeckt^ 
welches  weder  der  Struktur  noch  der  Schicntung  an- 
gemessen^ blofs  nach  der  Oberfläche  des  Gebirges  sich 
richtet 9  und  Geschiebe  von  Quarz  und  andern  Fossi- 
lien, wovon  sich  in  jenen  unteren  Schichtet!  keii^ö 
Spur  findet  >  eingeschlossen  enthält.  Der  verwitterte 
Gneü£l  hat  hähmlich  an  vielen  Orten  durch  die  mecha- 
nischen Kräfte  der  AtmosJ)häre  eine  weitere  Zerstö- 
rang  erlitten,  ist  weggewaschen  und  gerieben  worden, 
und  hat  sich  aus  den  Gewässern  theils  an  denselbeü 
Punkteii^  theils  iii  gröfserer  oder  kleinerer  Entfernung 
als  ein  blofs  mechanischer  Bodensatz  abgelagert,  def 
also  auch  fremde  Körper  eingeschlossen  und  in  seine 
Masse  aufgenommen  haben  kann^  daher. er  auch  die- 
ser zufälligen  Verunreinigungen  wegen  öfters  nicht 
brauchbar  ist< 

Weiter  gegen  Znajm  hinab  findet  sich  aber  in 
^iner  sehr  flachen  Schlucht,  als  Resultat  dieser  na- 
türlichen  fFäscherei y  ein  mächtiges  Sediment  reiner 
Porzellanerde y  in  welchem  das  vorzüglichst,e  Materiale 

i;egraben  wird,  welches  bisher  aus  dieser  Gegend  ge- 
iefeit  worden  ist.  In  dieser  durch  ihre  vorzügliche 
Reinheit  und  weifse  Farbe  sich  auszeichnenden  Por- 
i^ellänerde  findet  man  als  Beweise  ihrer  Entstehung 


■i 


■374 

Geschiebe  IVenidariiger  Fossilien,  uiul  als  Unterlag 
leineswef^s  verwitterten,  sondern  sehr  frischen  Gnew 
Der  von  den  Wässern  weggefiihrte ,  verwitterte  Gneu 
ist  nähnilich  geschlämmt  worden,  die  Gemengthi  " 
haben  sich  ihrer  Grofse,  ihrem  speziftsciicn  Gewichl 
oder  ihrer  Kohäsion  mit  dem  Wasser  gemäfs  fiühl 
pder  später  abjjesetzet,  wodurch  ein  grol'ser  Theil  di 
noch  nicht  vollkommen  zerstöiteii  und  in  die  Mas( 
übergegangenen  Glimmers  von  der  aus  dem  verwiltei 
ten  Feldspathe  eolstaiidenen  Porzellanerde  gesonder 
und  diese  verbessert  worden  ist. 

Dieses  natürliche  Sediment  der  Brenditzcr  Porzei 
lancrde  scheint  bei  einer  bedeutenden,  bis  jetzt  nicij 
ciumahi  ganz  bekannten  Mächtigkeit  eine  grofse  At« 
,  dehnung  zu  besitzen:  man  hat  zwei  Klaftern  in  deü 
selben  abgegraben  ohne  das  nuterliegende  Gebirge  3 
erreichen,  und  aus  der  weit  sich  erstreckenden  sanI 
hügeligen  Oberdhche  der  Gegend  hat  man  Grund  ai 
eine  sehr  grofse  Ausdehnung,  also  im  Ganzen  auf  eine 
sehr  grofsen  Erdevorratli  zu  schliefsen.  Die  Gewio 
niuig  derselben,  die  selu-  leicht  ist  und  blofs  eine 
reinlichen  Abraum  erfordert,  sollte  so  betrieben  wei 
den,  dafs  von  diesem  sehr  brauchbaren  Produtte  s 
wenig  als  möglich  verloren  ginge.  Man  sollte  daher  d; 
Lager  bis  auf  das  feste  Gestein  abgraben,  dicGruht 
vor  Verunreinigung  sichern,  und  die  Wasser  abfüfa 
rcn.  Von  allem  diesen  geschieht  bis  jetzt,  weil  m^ 
überhaupt,  auf  den  grofsen  Überflufs  sich  verlasseni 
sehr  verschwenderisch  zu  Werke  gehet,  nichts. 

In  der  Gegend  zwischen  der  Thaya  und  dem  Ja 
spitzer  Bache  gibt  es  noch  einige  Punkte,  wo  ähnlich 
Produkte  zu  linden  sind,  z.  B.  bei  tVinau,  wo  abi 
die  bisher  gegrabene  Erde  nicht  so  gut  als  die  Brec 
ditzer  befunden  worden  ist.  Bei  näliererUntersuchun) 
würden  sich  ohne  Zweifel  noch  mehrere  Lager  diese 
Efde  finden,  so  wie  man  hin  imd  wieder  auf  die  obei 


tescKriebenei^  Sedimente  des  zerriebenen  und  abge-* 

schlemmten  Glimmers  stöfst» 

»  .  .  '  . 

Von  der  BrenditÄet  Porzellanerde  gibt  es  ajso^  dem 
Bisherigen  zu  Folge,  zwei  Arten»  Die  eine  ist  blöfs  ver- 
wittertes^ aus  Feldspath,  Quarz  und  Glimmer  bestehen-^    . 
des  Gneusgestein  mit  allen  seinen  Gemengtheilen  ^  die 
andere  ist .  durch  eine  natürliche.  Schlemmerei  daraus 
abgesonderter^  verwitterter  Feldspath»  Beide  sind  a(lso 
von  der  t^assauer  Erde ,  welche  blofs  verwitterter  aus 
dem  Gneusgesteine  in  Massen  ausgeschiedener  Feld- 
spath  ist,  in  mehreren  Beziehungen  verschieden^  Die 
nrenditzerErde,  zumahl  die  erste  Art  derselben,  kann 
daher,  vorzüglich  weil  der  Glimmer  nicht  ausgeschie- 
den ist^  und  durch  Schlemmen  im  Kleinen  sich  gar 
nicht,   durch  das  oben  beschriebene  Schleminen  im 
Grofsen  nur  unvollkommen  abscheiden  läfst,  keines- 
wegs die  Eigenschaften  der  Passauer  Erde ,  in  sofern  , 
diese  von  den  chemischen  Bestandtheilen  abhängen^ 
besitzen«    Auch  gibt  sich  bei  der  Bearbeitung  dieser 
Erde  auf  mehrerlei  Weise   ein  bedeutender  Antheil 
vom  GHmmer  herrührender  Bittererde  zu  erkennen* 

In  der  Nähe  von  BrenditZy  so  wie  bei  Fladnitz 
Unweit  Rotz,  befindet  sich  auch  ein  gutes  Thonlager. 

Porzellanerden  in  Bohjneil. 

Die  Schieferformation  hält  in  det  Richtung  der 
Poststrafse  beinahe  durch  ganz  Mähren  an,  und  nimmt 
selbst  grofse  Striche  von  Böhmen  ein,  indem  sie  bei 
dieser  Verbreitung  den  gewöhnlichen  Wechsel  der  Ge- 
steine zeigt,  und  in  der  Gegend  von  Kuttenberg  z.  B* 
als  ein  sehr  grobflaseriger  Gneus  hervorVritt.  In  der 
Nähe  von  Prag  finden  sich  Übergangsgebirge  ein;  auf 
diese  folgt  ein  mehr  und  mehr  sich  ausbreitendes 
Flötzgebirge  *),  aus  welchem  sich  die  älteren  Gebirge 

•)  In  den  tJmgebungen  von  Schlan  ist  ein  SteinltoKlenlai^cr  mit 
Terschiedenen  Varietäten  von  Sandstein  das  herrschende» 

i8  * 


1 


=70 

ilieils  in  einzelnen,  iheils  in  zusAmmenhängenS 
sen  weiterhin  wieder  hervorheben.  So  gelangt  man  ü 
dem  nordwestlichen  Theile  von  Böhmen  an  eine  sehjj 
ansgedehnle  Granitpartie ,  welche  hier  mit  den  G«i 
steinen  der  Schieferfbrmation,  dort  mit  einem  Gehirgi 
sehr  neuer  Entstehung,  nähmlich  dem  FtötztrappgA 
hirge  bedeckt,  das  Materiale  zu  der  unermeßlichei 
Menge  von  Povzelliinerde  hergegeben  hat,  die  bi 
jedem,  der  sie  zu  übersehen  im  Stande  ist,  das  g» 
gründetste  Erstaunen  erregen  mujs;  denn  so  äufserl 
karg  die  Natur  Österreich  mit  Porzellanerde  betheÜÄ 
hat,  so  verschwenderisch  hat  sie  dieselbe  in  dem  El 
bogner  und  Saatzer  Kreise  Böhmens  angehäuft,  wl 
überdiefs  noch  ein  seltenes  Zusammentreffen  andere 
günstiger  Umstände  und  Hiilfsbediirfnisse,  z.B.  RcicB 
thum  an  Brennmate tiale  und  an  bewegenden  Kräfl^ 
mancherlei  Art,  zur  Beniil7.ung  derselben  einladeif 
Bevor  jedoch  von  den  hiesigen  Porzellanerden  ausfuhl 
lieber  gehandelt  werden  kann,  müssen  die  geognosa 
sehen  Verhältnisse  der  Gegend  ihres  Vorkoaunens  ni 
her  betrachtet  werden.  1 

I 

Der  Granit  des  Saalzcr  und  Elbogner  Kreisefl 
welcher  wahrer  uralter  Granity  nicht  wie  im  Mühl 
Viertel  körniger  Gncus  ist,  welcher  in  seiner  weitd 
A  erbreitung,  besonders  an  den  Ufern  der  Eger  häufiJ 
unter  den  neueren  Bildungen  hervorragt,  sich  bis  in 
Erzgebirge  und  die  benachbarten  Länder  erstreckel 
die  Lage  und  Richtung  der  auf  ihm  gelagerten  SchicH 
ten  derSchieferforraation  bestimmt,  ist  sowohl  zur  m 
gelmäfsigen  als  umegclmälsigon  Ausscheidung  sehr  gJ 
neigt,  welche  daher  beide  in  ihm  sehr  häufig  vorkom 
meu.  Die  regelmäfsige  Ausscheidung  bringt  die  hia 
sehr  gemeine  porphyiarügc  Struktur  hervor,  duria 
die  unregelmälsige  Ausscheidung  werden  jene  Fela 
epathlager  gebildet,  die  an  Reinheit,  Mächtigkeit  uiJ 
Ausdehnung  alles  iibertretlen,  was  selbst  ein  so  erfah« 
ner  Geognost,  wie  Hr.  Mohs,  in  dieser  Art  je  ges« 


\  • 

hen  hat.  Besonders  «ind  hiejler  zu  zählen  die  Feld- 
9padilager  von  Dalwitzimd  Topeisgrün;  die  im  Salm- 
thalcy  in  Giefshäbelund  Karlsbad  sind  theils  weniger 
rein  und  mächtige  theils  zur  Benützi^g  zu  entlegen. 

Das  nächst  jüngere  auf  dem  urahen  Granit  gelar 
gerte  Gehirge  ist  die  Schieferformation  y  als  Gneus, 
Glunmerschiefer ,  Thonschiefer  und  Weifsstein  mit 
ihren  Einlagerungen  Urtrapp,  älteren  Porphyr,  aber 
kaum  Urkalkstein,  und  mit  mächtigen  Metall -Lagern. 
Antser  der  Porzellanerde  beiKaaden,  von  der  gleich 
die  Rede  seyn  wird,  liefert  das  Schiefergebirge  zur 
Porzellanfabrikation  noch  sehr  reinen  Quarz.  Quarz- 
lager  in  grofsen,  sehr  reinen  Blöcken,  finden  sich  zwi- 
schen Pichelberg  und  Neugrün  ^  zwischen  Harten- 
herg  und  Falkenau ,  ^ferner  bei  Sitmesgrün ,  wo  die 
Lagerstätte  ein  Gang  seyn  dürfte.  Auf  den  Stockwerks- 
haldisn von  Schlackenwalde  liefse  sich  eine  Menge 
sehr  reiner  Quarz  ausscheiden.  Endlich  kommt  zu  jRt- 
chelbergy  Lauterbach ,  Kulm^  Radalitz  und  anderen 
Orten  ein  sehr  schöner  weifser  Sand  vor,  der  den  Ab- 
gang des  Lagerquarzes,  wenn  derselbe  je  eintreten 
sollte,  ersetzen  könnte. 

Aufset*  dem  auf  dem  Gneuse  gelagerten  sogenann- 
ten neuen  Granit y  enthält  die  hiesige  Gegend  von  an- 
dern Urgebirgeyi,  von  Übergangs-  oder  älteren  Flötz- 
^ebirgen  wenig  oder  nichts.  Dafiir  sieht  man  aber  das 
jüngste  Gebirge,  die  FlotUrappformation  hier  ihre 
^anze  Mannigfaltigkeit  in  besonderen  Gesteinarten, 
Öire  Merkwürdigkeit  in  besonderen  Naturphänomenen, 
tind  ihren  Reichthum  an  nützlichen  Materialien  mit  ver- 
schwenderischer Freigebigkeit  entfalten.  Ohne  sich  an 
€me  bestimmte  Unterlage  zu  binden,  liegen  die  Ge- 
steine dieser  Formation  bald  auf  dem  Granite ,  bald 
auf  dem  Schiefergebirge  (in  andern  Ländern  auf  sehr 
Heuen  Flötzgebirgen) ;  sie  ragen  auf  dem  Rücken  des 
Erzgebirges  als  einzelne  Kuppen,  wovon  z.  B.  der  Spitz- 


1 


3^8 

l>ei"g  eine  ist,  hervor,  und  füllen  in  niedrigen  Gegen« 
den  Scbhicliteo  und  Thäler  ans;  oline  auf  eine  beüoa 
dere  Form  der  Lagerung  sicL  zu  beschränken,  breche] 
sie  dort  auf  Gängen  und  stehenden  Stöcken  in  ander] 
Gebiigsniassen,  und  bilden  hier  wieder  die  Gebirgs 
masse  selbst,  in  welcher  Gange  aufsetzen.  Noch  ver 
schiedener,  als  diese  liSgeruagsverhätinisse  sind 
dieBeacUaffenhcit  der  Gesteine  dieser  Formation :  voU 
kommen  krystallinische  wechseln  mit  völlig  erdartigen, 
harte,  die  am  Stahle  Funken  sprühen,  mit  weichen 
die  Eindrücke  vom  Fingernagel  annehmen;  rein  che 
mische  Bildungen  mit  rein  mechanischen  ab.  Der  Jia 
S'dl,  den  man  vorzüglich  auf  den  Gipfeln  der  Bergj 
dieser  Formation  anlrifft,  von  denen  er  seine  Bruch 
stiicke  über  die  ganze  Gegend  verbreitet,  ist  auch  hiei 
das  gewöhnlichste,  und  wegen  seiner  Neigung,  Säulei 
und  kegelförmige  Berge  zu  bilden,  wodurch  er  längs 
die  Aufinerksamkeit  auf  sich  gezogen  hat,  am  allge 
meinsten  bekannte  Gestein.  Weniger  bäulig  und  ge 
kannt  ist  der  Porphjvsvliiefer.  Ein  Berg  in  der  Nah« 
von  Siiteles  imd  der  kegelförmige  Bei'g  EngeLshaus  h^ 
stehen  daraus;  letzterer  ist  von  der  ungeheuren  Gr* 
nitmasse,  die  seine  Grundfeste  ausmacht,  durch  ei 
Zwischenlager  von  Wackenlhon  geschiedea.  Dei 
Gnüistein  findet  man  nur  verwittert  ia  schaligen  Ku- 
geln mit  festem  aber  nicht  frischem  Kernfe.  Hänfigä 
kommt  die  IVacke  und  der  JVackenthon  vor,  wovM 
der  letzte  sich  durch  seine  griüilich  graue  und  griini 
Farbe,  durch- die  tessularischen  Bruchstucke,  durcb 
andere  äufsere  Verhiütnisse,  durch  seine  Sclunelzbar 
kcit  charakterisiret,  und  als  beständiger  Begleiter  dei 
Steinkohlen  angetrotfen  wird.  An  den  unbrauchbare! 
Wackenlhon  schlicfsen  sich  die  übrigen  brauchbaren 
Thonarten,  die  hier  sämmtlich  Töpferlhon,  gewöhn- 
lich von  graulich  weifser,  selten  von  hebt  perlgraues 
Farbe  sind,  Öfters  Sand,  der  immer  sehr  fein  und  nift 
60  grob  als  in  der  Porzellanerde  ist,  eingemenf^t  ent- 
h;Jlen,  dann  Sand  und  Sandstein  an. 


Die  Thonlagery   so  wie  der  Wackenthorj  zjum 
Theil,  müssen  als  Produkte  mechanischer  Operatio- 
nen, einer  natürlichen  Wäscherei,  angesehen  .werden» 
Die  fein  geriebenen  Bestandtheile  älterer  Gebirge,  vor*- 
züglich  des  Granites  undGneuses,  sind  die  Stoffe,  aus 
denen  sie  bestehen.    Ihre  Güte  hängt  von  dei^  Menge 
aufgelösten  und  zerriebenen  Fcldspäthes,   dann  von 
der  Abwesenheit  eines  bedeutenden  Kalk-  oder  Eisen- 
oxydgehaites  ab.  —  Der  Hergang  bei  der  Bildung  der 
Thon-  und  Sandlager  durch  eine  Schlemmoperation  im^ 
Grofsen  läfst  sich  sehf  leicht  vorstellen.  Bei  den  sehr 
fem  geriebenen  Quarz-  und  verwitterten  Feldspath*- 
theilen  macht,  eben  wegen  der  Feinheit,  die  Verschie- 
denheit in  Festigkeit  und  Härte  keinen  Unterschied 
mehr  in*  Hinsicht  ihres  Absetzens;  sie  fallen  also  zu 
gleicher  Zeit  nieder  und  bilden  ein  Thonlager.   Daher 
enthalten  alle  Thonarten  einen  feinen  Sand,  der,  wenn 
auch  weder  Gesicht  noch  Gefühl  ihn  unterscheiden, 
sich  herauswaschen  läfst  3  daher  mengt  sich  in  den  un- 
teren Theilen  des  Lagers  meistens  ein  etwas  gröberer 
Sand  ein,  der  mit  der  Tiefe  immer  zunimmt,  so,  dafsdie 
Thongrube  endlich  zu  einer  Sandgrube  wird.  Die  grü'-' 
Leren  Quarztheilc  setzen  sich  früher,  und  da  sie  alle 
von  gleicl^er  Natur  sind,  blofs  nach  ihrer  Gröfse  ab, 
und  bilden  so  die  Sand-  oder  Gruslager.  Der  Glimmer, 
als  der  zerreiblichste  und  leichteste  Gemengtheii  der 
Ürgebirgssteine,  bleibt  wieder  am  längsten  in  der  Flüs- 
sigkeit schweben,  und  setzet  sich  zuletzt  ab.  Defswe- 
gqi  findet  man  abwechselnd  mit  deuThonlagern,  z.B. 
IM  Wildstein  und  Libkowitz  y  hdi^ev  von  zerriebenem, 
schuppigen  Glimmer,    schwach  zusammengebacken, 
zom  Theil  blasig  und  porös,  zum  Theil  mit  Thon  ge- 
mengt, als  einen  sehr  glimmerreichen  Thon.  Wir  sehen 
hier  die  bei  der  Bildung  der  Brenditzer  Erde  befolgte, 
zur  Verbesserung   des  Produktes   wesentlich  beitra- 
gende Naturoperation  wiederhohlt.  Der  Schwefelkies 
und  dcrThoneisenstein,  die  man  in  oder  an  denThon- 
lagem  findet  und  benützet,  sind  ursprüngliche  Aus- 


1 


scheldiiugen  aus  der  Thonniasse.  Die  Flüssigkeit,  wel« 
plie  das  zerstörte  ujid  zerriebene  (lebirgsyesleinyeöl 
verÜieiit  mechtniisck  enlliielt  und  sie  als  BodensalzA 
falleu  iiels,  hatte  auch  die  BesiandtheUe  des  Schwe« 
jelkieses  und  des  Thoueisensteines  chemisch  aufgCm 
löset,  welche  der  Jiohäsionski-aft  folgend,  theils  in 
Jtugelc,  theils  in  regelmälsig  eckigen  Körpern  heran^ 
^ijsLaliisii'ten.  Die  Ahsckeidung  des  Eisens  als  Thön 
eisenhU'iu  und  Schwefelkies  tragen  zur  VortreftlichkeB 
der  hiesigen  Thoulager,  wovon  am  Schlüsse  ein  zw^ 
■  bedeutendes,  jedoch  gewjfs  noch  sehr  unvollständig^ 
Verzejchnifs  folget,  sehr  viel  bei.  J 

Was  den  Sand  betriffi ,  so  erscheint  derselbe  nicld 
allein  in  mächtigen  Lagern  von  feineren  und  gräbfireOj 
zum  Theil  auch  sehr  groben  abgesondertfin  Körnern, 
sondern  auch  zu  einem  Sandsteine  verbunden ,  der  ilj 
ungeheurrnj  losen,  nicht  wie  Granit-  und  Gneusmas« 
sen  über  eipander  gethurmten,  sondern  gleichsam  nCi 
hen  einander  hingelegten,  nicht  abgerundeten,  soni 
dern  vollkommen  scharfkantigen,  nur  von  der  Atmo- 
sphäre benetzten  Blöcken  vorkommt,  l»ald  sehr  lockei 
mid  eisenschüssig,  bald  so  ungemein  fest  ist,  dafs  er  siel 
nur  änfserst  schwer  Iicarbciten,  ja  selbst  sehr  schwel 
zersprengen  läfst.  Diese  ungewöhnliche  Festigkeit  ot 
hält  er  von  dem  ihm  ganz  eigenthümlichen  Bindung« 
jnitiel,  welches  hißv  nicht,  wie  gewöhnlich,  thon-«i 
mcrgfl- oder  kalkartig,  sondern  ^unrsf^  ist,  woducdi 
er  auch  das  Ausehen  eines  unreinen  Lagerquarzes  erj 
Jiäli:,  Die  hiesigen  Fabriken  benützen  ihn  als  Läuioi 
zu  ihren  Massamühlen  *). 

— ^ j 


f)  Unter  solchen  VerhaltnUscn,  selbst  mit  StämmcQ  und  Affl 
,  sttirkeii  von  versteinertem Ilolxe  und  Blntterabdrücken,  v<if 
pr  in  BÖh'nen  vorkommt ,  lieuuet  man  den  Sandstein  biühal 
nur  in  den  Flöl*tvappgobirgen  Hessens ,  wo  er  die  Sole  äti 
Stein kofilenlBp;(?r  am  Karlsberge  unweit  Jfaisel  aiismacbel 
und  von  den  durtigun  U<.'i*glcuten  G/aiifiacAa  auch  Lungttt  ' 
geiian.ij  wird. 


ii8i 

Die  Porzellanerde y  wie  sie  in  Böhmen  am  häu- 
figsten Yorlommt^  ist  kein  einfaches  Fossil^  sondern 
ein  Gemenge  aus  zwei  andern^  wovon  das  eine  bestän- 
lüg  ein  graulich  weifser  Quarz  in  unbestimmt  eckigen 
Körnern,  das  aildere  aber  die  eigenthchia  Porzellan- 
erde ebenfalls  in  gröfseren  oder  kleineren  aber  leicht 
^erreiblichen  Körnern  ist.  Gewöhnlich  ist  dieses  Ge- 
menge frei  von  andern  heterogenen  Körpern :  zuwei- 
len bemerket  man  Glimmerschüppchen  darin.,  seltener 
Eisenoxyd,  noch  seltener  die  gewöhnlichen  Begleiter 
vieler  Thonarten,  Kugeln  und  Nieren  von  Schwefel- 
ües.  Gewöhnlich  ist  Quarz  und  Porzellanerde  im  glei- 
chen quantitativen  Verhältnisse  gemengt:  waltet  jedoch  ' 
ein  Gemehgthcil  vor,  so  ist  es  gemeiniglich  der  Quarz  j^ 
ja  zuweilen  verläuft  sich  diese  Porzellanerde  vollkom- 
men in  einen  nur  mit  wenig  Erde  gemengten  Sand,  der 
hin  and  wieder,  z.  B,  zxiSchönhöfy  im  Liegenden  des- 
ungemein  reichen  Erdlagers  von  Ckodatiund  zu  Zerf- 
fite  zu  einem  leicht  zersprengbaren  Sandsteine  zusam- 
mengebacken ist.  Die  vom  Sande  gereinigte  Porzellan- 
erde ist  so  ungewöhnlich  weifs,  dafs  kaum  ein  Stich 
ins  Grüne  oder-  Gelbe  daran  zu  bemerken  ist,  leicht 
zerreiblich,  äufserst  zart  und  fein,  keineswegs  aber 
mager,  sondern  ein  wenig  fettig  anzufühlen.  Die  böh- 
mische Porzellanerde  unterscheidet  sich  also  von  der 
Passauer  dadurch,  dafs  letztere  ^tets  als  einfaches  Fossil 
oder  nur  zufällig  mit  Spuren  von  Graphit  gemengt  vor- 
kommt, und  dafs  die  eingemengten  sandartigen  Theile 
mit  ihr  yon  gleicher  Natur,  d.  h.  nicht  genug  verwit- 
terter Feldspath  sind.  Die  Passauer  Erde  ist  übrigens 
Weniger  weifs,  fiihlt  sich  weniger  fein,  und  im  trock- 
nen Zustande  gar  nicht  schlüpfrig  oder  fettig,  wie  die 
bphmische,  an. 

Die  Porzellanerden  in  Böhmen  sind,  wie  es  sich 
wohl  erwarten  läfst,  an  den  verschiedenen  Punkten 
ihres  Vorkommens  nicht  von  einerlei  Entstehung  und 
daher  auplj  nicht  yon  einerlei  Beschaffenheit  Die  Port 


b. 


zelZanerde  von  Kaaden,  die  sich  sowohl  in  Hinsicht 
ihrer  geognosiischen  Veihällnisse  als  in  Hinsicht  ih- 
rer Beschaffenheit  von  allen  übrigen  Porzellanerden 
Böhmens  iinlerscheidel,  auf  welche  daher  die  ebea 
gegebene  Beschreibung  der  böhmischen  Porzellanerde 
nicht  passet,  kommt  mit  der  eben  beschriebenen  von- 
Brenditz  in  Mähren  licinahc  ganz;  überein.  Sie  ist 
nähmlich  nichts  anders  als  verwitterter  Gneus,  dessen 
Fcldspath  in  Porzellanerde  verwandelt^  dessen  Glim-r 
mer  wenig  und  dessen  Quarz  gar  nicht  verändert  worv 
den  ist.  Dabei  hat  der  Gneus  sein  ursprünj^lichcs  Ge- 
fiigc  behalten,  in  welchem  der  zu  Porzelhmerde  g&> 
wordene  Feidspath,  wie  Steinmark,  schmale  KIüftA 
ausfixllet.  Überdiesem  verwillerten  Gneuse,  der  in  seit 
ner  gewöhnlichen,  hier  der  senkrechten  ziemlich  nahet 
kommenden  Lage  anstehet,  liegt  gemengt  mit  Geschie« 
ben  verscliiedcner  Steinarten,  als  das  Produkt  seineC' 
mechanischen  Zerstörung,  ebcnfallsPorzellanerde,  ge* 
nau  so  wie  \a Brenditz;  nur  scheint  dieKaadner  Por- 
zellanerde, wahrscheinlich  wegen  der  ursprünglich 
-  besseren  Beschaffenheit  des  Gesteines,  vor  der  Breni 
ditzer  einige  Vorzüge  ku  besitzen. 

Die  Entstehungsart  der  Porzellanerde  vop  Kaadei 
kann  auf  die  übrigen  Porzellanerdelager  in  BöhmcQi 
selbst  abgesehen  von  der  Verschiedenheit  der  Fr« 
duktc  und  anderweitiger  Verhältnisse,  schon  defswei 
geu  nicht  übertragen  werden,  weil  diese  nicht  in  di 
Gneus-,  sondern  im  Flötztrappgebirge  vorkommen.  Map 
kann  sich  auch  nicht  vorstellen,  dafs  die  aus  Porzellan' 
erde  und  Quarzkörnern  bestehenden  Lager,  so  wi" 
die  Thonlager  in  dem  Flötztrappgebirge ,  durch  die 
oben  beschriebene  Wäscherei  entstanden  seyen.  Dena 
äiiramt  man  an,  dafs  beide,  Porzellanerde  (schon  als 
solche)  lind  Quarzköruer,  zugleich  in  einer  Flüssigke'" 
mechanisch  enthalten  waren,  so  wird  sich  die  PoC 
zellanerde  erweichen,  fein  zertheilt  in  der  FUissigke« 
5ch\Veben,  und  sich  erst  hei  vollständiger  Ruhe  de 


283 

lüssigkeit  nach  langer  Zeit  langsam  absetzen^  wäh* 
md  die  unerweichbaren  Quarzkörner  sogleich,  wie 
ie  heftige  Bewegung  der  Flüssigkeit  nachläfst,  zu 
öden  sinken;  genau  so  wie  man  es  geschehen  sieht, 
eim  man  ein  Stück  dieser  Erde  in  einem  Glase  voll 
i^asser  zerrühret  und  dann  ruhig  stehen  läfst^  oder 
ie  man  es  beim  Schlemmen  in  den  Por^ellanfabriken 
^schehen  sieht.  Wenn  also  dieses  der  Fall  gewesen 
äre,  würde  man  die  Porzellanerde  mit  den  Quarz- 
ürnem  nipht  in  einem  gleichförmigen  Gemenge,  son- 
ern  von  einander  abgesondert  finden.  —  Nimmt  man 
i  chemischen  Auflösungen  seine  Zuflucht,  weil  gleich- 
rmige  Gemenge  gewöhnlich  durch  gleichzejitige  Kry- 
allisation  aus  diesen  entstehen,  und, denket  man  sicb^ 
äfs  aus  dem  gemcinschaftlicl^en  Auflösungsmittel  bei- 
e,  der  Quarz  krystaliinisch,  die  Porzellanerde  aber 
s  ein  erdiges  Pulver  ursprünglich  (wie  es  nach  eini- 
?n  Geognosten  bei  der  Porzellanerde  von  j^ue  in  Sach- 
m  der  Fall  seyn  soll)  sich  ursprünglich  ausgeschieden 
aben:  so  wird  man  durch  die  Gestalt  des  Quarzes,  der 
i  dieser  Porzellanerde  nur  in  Körnern  und  eckigen 
Lücken,  beiläufig  in  der  Gröfse  und  Form,  ,wie  man 
e  im  Granite  verwachsen  sieht,  nicht  aber,  wie  es 
ner  Annahme  nach  seyn  müfste  (und  in  Sachsen  auch 
irklich  ist  *)  in  Kry stallen  vorkommt,  ferner  durch 
ie  Beobachtung  widerlegt,  dafs  der  in  dem  unteren 
heile  der  Lager  zuweilen  abgesondert  vorkommende 
[uarz,  nicht  eine  zusammenhängende  Masse,  sondern 

*)  über  das  Vorltommen  der  sächsischen  Porzellanerde  finden 
sich  im  ersten  Bande  der  mineralog.  Gesellschaft  in  Dresden 
(1818)  zwei  interessante  Aufsätze  von  Oelschläf^el,  Die  Por- 
zellanerde bildet  zwei  durch  eine  Granitschichte  getrennte 
Lager,  hat  Granit  zur  Unterlage  und  Glimmerschiefer  zur 
Bedeckung  und  höchstens  zwei  Lachter  Mächtigkeit.  Nur  der 
fünfte  bis  vierte  Theil  des  Lagers  ist  Porzellanerae «  das  übrige 
<Juarz,  sowohl  derb  als  krystallisirt,  frischer  Feldspat h,  Glim- 
mer, derber  Pinit,  und  Trümmer  von  Rotheisenstein,  Der 
Quarz  zeiget  nicht  selten  Eindrücke  von  Feldspathkrystallen, 
Die  Seilitzer  Porzellanerde  (nördlich  von  H^eijser^)  scheint 
mit  4«r  böhmischen  von  Einer  Entstehung  zu  seyn. 


284 

nur  einen  losen,  aus  aL^cftihrten  Stücken  besteheiu 
Sand  bildet.  Diese  IJnislande  weisen  wieder  auf  die 
mechanische  Bildung  zurück,  welche  folgende  mil  allen 
Umständen  ühereißstimmeade  Erklärung  ganz  hegreiP 
lieh  macht. 

Wenn  der  Granit  oder  Gneus  zerstöret  wird 
kann  dieses  durch  mechanische  (hier  eben  so  wenij 
als  bei  den  meisten  übrigen  geologischen  Erklärnngei 
zu  bestimmende)  Kräfte  auf  eine  solche  Art  geschehen^ 
dafs  die  Gcniengtheile  Quarz ,  Feldspath  und  Glimmd 
sich  von  einander  absondern,  das  Gestein  also  in  dies! 
ungleichartigen  Körper,  die  aber  noch  ganz  frisch  unj 
ujiverwittert  seyn  können,  zerfallt  oder  zcrtrümmeil 
wird.  Nun  würde  noch  eine  lange  Zeit  dazu  gehöre^ 
ehe  der  Feldspath  zu  Porzellanerde  verwittert.  Unter 
dessen  werden  aber  diese  Geinengiheile  entweder  vol 
den  zerstörenden  Elementen  selbst,  oder  von  ander) 
hei  einer  spätem  Revolution  bis  zu  ihnen  gestiegen« 
Fluthen  aufgenommen,  fortgeführt  und  einer  Schlenun 
Operation  unterworfen,  die  hier  aber,  wo  alle  Gemeng 
theile  noch  frisch  sind,  einen  andern  Erfolg  als  di 
früher  beschriebene  haben  mufs.  Die  Feldspath-  un 
Qnarzkorner  sind  an  Härte  uiid  Gröfse  ziemlich, 
spezifischen  Gewichte  aber  einander  ganz  gleich, 
setzen  sich  also  zu  gleicher  Zeit  ab ,  und  bilden 
fänglich  ein  aus  Quarz  und  Feldspath  gemengtes  Sand 
lager,  oder  hacken  auch  zu  einer  Art  von  Sandstei 
Zusammen,  wie  man  dieses  auch,  jedoch  nur  seltei 
an  einigen  Sandsteinen  findet.  Wenn  in  jenem  Sana 
oder  m  diesen  Sandsteinen  später  der  Feldspath  » 
Porzellanerde  verwittert,  mufs  ein  der  böhmische 
Porzellanerde  ganz  ähnhches  Produkt  entstehen.  Di 
Porzellanerde  von  WinteTgrim  eignet  sich  vorzüglicl 
zum  Beweise  dieser  Entstehungsart.  Diese  Erde,  wel 
che  einem  geraeinen,  verwitterten  Granite  ganz  ähit 
lieh  sieht,  ater,  weii  sie  im  Flötztrappgcbirge  lie^ 
dieser  nicht  seyn  kann,  enthält  noch  ziemhch  deut 


285 

idic  Krystalle  von  halbverwitierteinFeldspaüie,  Wor- 
ms folgt  ^  dafs  der  Feldspaih  unverwittert  in  diese 
lekundäre  VcFbindung  getreten,  und  durch  Verwit- 
ierimg  desselben  erst  später  Porzellanerde  entslan-' 
ien  seyn  mufs.  Diese  Erklärung,  welche  die  Entste- 
hung dfe^  hiesigen  Porz^ellanerde  einerseits  mit  der  Ent- 
;|tehung  der  Thonlager  *),  anderseits  mit  jener  der  Sand-  ^ 
lifteine,  so  wie  auch  mit  dem  Vorkommen  der  Wacke, 
*^es  Ba3altes,  Porphyrschiefers  und  den  anderweitigen 
idukten  der  Flötztrappforraation  in  Verbindung  brin- 
,  gibt  auch  den  Grund  an,  wie  durch  das  Weg- 
iwemmen,  der  leichteren  und  zerreiblicheren  Glim- 
•chüppchen  ein  sehr  reines  und  deni  aus  verwit- 
reinemFeldspathe,  wie  die  Passauer  Porzellan- 
le  ist,  an  Gute  ziemlieh  gleiches  Produkt  hat  ent- 
len  können,  wenn  die  Varietät  des  Feldspathes^sei- 
Mischung  nach  dieses  gestattete.  Das  veränder- 
leVerhältnifs  von  Quarz  und  Porzellanerde  ist  jener 
[g  gar  nicht  entgegen.  Sie  wird  überdiefe  durch 
aUgemeinen  geognostischen  Verhältnisse  der  böh- 
lehen  Porzellanerde,  z,  B.  durch  ihr  Vorkommen  in 
^htigen  sehr  verbreiteten  Lagern,  oft  in  volikom- 
deutlichen,  meistens  horizontalen  Schichtungen, 
Abwechslung  mit  solchen  Produkten,  die  mit  ihr 
Einer  Formation  gehören,  als  Thon,  Steinkohlen, 
idstein,  vollkommen  bestätiget. 

Fundörter  der  Porzellanerde  in  Böhmen. 

Hr.  Friedrich  Mohs  hat  das  Vorkommen  von  Por- 
lerde  an  ein  und  zwanzig  Punkten  des  Elbogner 
id  Saatzer  Kreises  beobachtet,  von  denen  folgende 
Auszeichnung  genannt  zu  werden  verdienen: 


f)  Nach  Pam  {Berg-  und  Hüttenwerke  Steiermarks)  finden  sich 
SU  Vordernberg  im  Spital  gründe ,  zwischen  blaulich  grauem 
\         Thon  kleine  Gange  von  schneeweifser  Porzellanerde ,  der  all- 
seit  kleine  Quarskörner  beigemengt  sind. 


a86 

Im  Elboguer  Kreise  wird  das  Porzellanerdelagf 
von  ZedUtz  für  das  reichballigste  geaclitet,  und  die 
daselbst  gegrabene  Erde  von  den  böiimiscben  Fabri- 
ken am  meisten  benutzet,  oltscbon  sich  nach  äulseren 
Kennzeichen  koine  wesentlichen  Vorzüge  dieser  Erde 
vor  den  Uhrigen  nachweisen  lassen;  indem  sie,  wenn 
sie  nicht  durch  die  schlechte  Art  des  Abgrabens  ver- 
■unreinigt  worden  ist,  frei  von  anderweitigen  verschlech- 
ternden fremdartigen  Beimengungen,  nur  etwas  Glim- 
mer enlhäll.  Kugeln  von  Schwefelkies  befinden  sich 
nur  aJs  Seltenheiten  darin.  Man  hat  in  dieses  Lager 
zwei  Klaltcrn  lief  niedergegraben,  aber  dadurch  noci 
nicht  seine  ganze  Mächtif'keit  kennen  gelcinl.  Da  die- 
ses Lager  überdicfs  eine  hcträchlliehe  Alisdehnung  t\k. 
besitzen -scheint,  so  ist  nicht  zu  zweifeln,  dafs  dassell>e 
allein  im  Stande  wäre,  eine  grofse^abrik  auf  Jahihun- 
derle  mit  Porzellanerde  zu  versehen. 

■  Die  Lager  hei  ^ich,  DalwitZ  und  DrahowitSf, 
acheinen  hiofs  Fortseizungen  des  Zedlitzer  zu  sem 
Auch  die  mächtigen  und  ausgedelmten  Lager  von  Puti 
schiven  und  Janeseu ,  welche  mit  Steinkoblenschäch« 
ten  ersunken  sind,  und  eine  zwar  gröbere  aber  sehr 
brauchbare  Erde  liefern  können,  befinden  sich  in  g&^ 
ringer  Entfernung  von  Zedlitz. 

In.  der  Gegend  von  Chodau  hat  man  bei  elnei 
mifsinngenen  Versiiche  E(uf  Steinkohlen,  sieben  Klal 
tern  von  der  Mächtigkeit  eines  Lagers  entdeckt,  des 
seu  oberer  Theil  aus  einer  sehr  reinen,  doch  elWi 
grohgemengien  Porzellanerde  bestehet,  worin  ab( 
der  Sand  mit  der  Tiefe  immer  zunimmt  und  endUc 
die  Oberhand  gewinnt.  Der  reine  Theil  dieser  gegei 
wäriig  gar  nicht  heniilzten  Erde  scheint  von  vorziigl 
eher  Güte  zu  seyn.  In  der  ganzen  Gegend  läfst 
kaum  ein  Graben  aufwerfen,  oder  ein  Baum  setzen 
ohne  auf  Porzellanerde  zu  stofsen ;   woraus  man  ati 


k 


le  mit  der  Mächtigkeit  im  Verhältnifs  stehende  Ver- 
eitung dieses  Lagers  schliefsen  kann. 

Im  Saatzer.  Kreise  sind  Puschwitz,  Schbnhof^ 
öhau ,  Kaaden  und  Kachele  die  bedeutendsten 
indörter  von  Porzellanerde.  Die  Erde  von  Pw^cÄwiYz 
sehr  gut  und  w^ird  auch  vielfältig  gebraucht^  bei 
m  unordentlichen  Bau  aber  sehr  viel  davon  verv^ü« 
it.  Die  Erde  \on  Schönhof  ist  wegen  der  gröfseren 
3rhältnisse  des  beigemengten  Sandes  v^eniger  em- 
ehlenswerth.  An  diesen  beiden  Punkten  ist  die  Erde 
udich  geschichtet,  und  an  dem  ersteren  sogar  mit 
Lsalt  bedeckt.  Die  Erde  von  Kachele  ist  jener  von 
ischwitz  ähnlichi  Von  der  Porzellanerde  von  Kaa- 
w,  die  von  den  übrigen  in  Böhmen  sich  unterschei- 
t,  dagegen  mit  der  Brenditzer  in  Mähren  überein- 
mmt,  ist  bereits  gehandelt  worden. 

Überdiefs  kommt  Porzellanerde  auch  im  Walde 
uchow  auf  der  Herrschaft  Böhmischaicha  im  BunZ" 
uer  Kreise  3  dann  zu  Mielnik  auf  der  Herrschaft 
hwarzkostelletz  im  Kaurzimer  Kreise,  wovon  im 
[ire  1817  mehr  als  iwei  hundert  Strich  gewonnen 
u*den,  vor. 

Bei  den  Versuchen,  welche  in  der  Wiener  Fabrik 
t  den  böhmischen  Porzellanerden  gemacht  wurden, 
chnete  sich  an  Weifse,  Güte  und  sonstiger  Brauch- 
rkeif  vorzüglich  jene  von  Drasenau  auf  der  Herr- 
laft  Kaut  im  Klattauer  Kreise  aus.  Bei  den  Unter- 
shungen  des  k.  k.  Rathes  von  Joris  an  Ort  und  Stelle 
;ab  sich  aber,  dafs  von  diesem  Lager  nur  eine  unbe- 
utende  Ausbeute  zu  hoffen  scy,  und  dafs  überdiefs 
Je  andere  ungünstige  Nebenumstände  die  Gewin- 
ng  derselben  sehr  erschweren,  und  die  Erde  selbst 
dur<^  yertheuern  würden. 


288 

Einige  dieser  Porzellanerden  werden  zwar  in  msh- 
veren,  zum  Thcil  neu  gegriindelen,  Gt^schirrfabrikeil 
bemitzct,  aber  bei  weitem  nicht  in  jener  Menge,  wie  sie 
die  Nalur  anbietet.  Dei'suegen  ist  man  auch  gar  nicht 
bauslviiterisch  mit  diesem,  wie  es  scheint,  unerschopf^ 
lieben  Produkte,  Der  Bauer  nennet  die  Erde  Lchni) 
macht  schlechte  Ziegeln  daraus,  streicht  die  Häuser 
damit  an,  und  lafst  sie  in  grol'sen  Haufen  vor  denHäi 
Sern  vom  \  iebe  zertreten  und  verderben. 

Von  den  Punkten,  an  denen  reinere  Thonartat 
in  mächtigen,  und  wie  es  scheint,  sehr  verbreiteten 
Lagern  vorkommen,  und  sowohl  zur  Verfertigung  voB 
Kapseln,  Glashafen,  als  zu  Steinkrügen  (t'lutzcrn),  Rft' 
torten,  Vorlagen  und  zu  gemeiner  Töpferarbeit  ver- 
wendet werden,  verdienen  folgende  ausgezeichnet  la 
werden : 

Zu  TVilAstein  im  Egerlande  kommt  ein  melir  als 
eine  Klafter  mächtiges,  weit  verbreitetes  Lager  von 
sehr  gutem  Thone  vor.  'LuPicIiell/erg  nnvieh  Bleistndt 
verhält  es  sieh  fast  eben^so.  Zu  Neugrün  am  Waldi 
ist  der  Thon  fetter  und  weniger  sandig.  Der  Thon  voi 
Elbogen  an  den  hohen  Ufern  der  Eger  scheint  zw* 
Tortreflliche  Eigenschaften  zu  besitzen,  doch  macht  eil 
starker  Abraum,  in  welcliem  sich  ungeheure  Steine 
blocke  befinden,  die  Gewinnung  beschwerlich.  Voi 
dem  Tlione  zu  Lauterbach  war  schon  die  Rede.  Dil 
bisher  genannten  Thonlager  stehen  mit  den  Steiiikob 
len  und  dem  die  letzteren  begleitenden  Wuckenihom 
obschon  sie  mit  demsellien  zu  Einer  Pormalion  geh( 
rcn,  in  keiner  unmittelbaren  Verbindung,  weiches  ei 
Grund  mehr  ist,  sie  von  der  Natur  des  Wackenlhoßf 
am  meisten  entfernt,  und  daher  fdr Produkte  von  voi 
züglicher  Güte  zu  halten.  Der  Thon  von  FlÖhaii  bt 
i*oc(Aorfa/i  scheint  den  von  WiUistein  an  guten  Eigei 
Schäften  noch  zu  übertretfen.  Der  Thon  von  AenBüh 
renhäuseru  unweit  Lumpen  ist  sandig  und  scheint  d«i 


Natur  der  hiesigen  Porzellanerde  sich  zu  nahem.  In 
unbezweifelter  Verbindung  mit  den  SteinkohlenJugcrn 
steheti  die  Thonlager  vqu  Aich^  Altsattei ,  Putsclu" 
rerij  Janesen.  Aus  einigen  dieser  Thonarten  ist  in 
den  Erdbränden  der  Porzellanjasp^s  entstanden. 

Brauchbarer  Felffspath  Xommt  vor  auf  der  Herr- 
schaft Bilin  im  Leitmeritzer  Kreise,  zu  TippfLs^rürij 
Dalwitz,  Katzengrün,  Lauterbach  im  Elbogner 
Kreise ;  zu  PFostrutschin  im  Klattauer,  zu  Böhmisch- 
aicha  und  Morgenstern  im  Bunzlauer  Kreise.  Braudh- 
baren  Quarz  finaet  man  zu  Rusohatetz,  Selnu,  LU 
kawetz  im  Czaslauer  Kreise ;  zu  Bilin  im  Leitmeritzer, 
zu  Giefshübel  im  Elbogner,  zu  Böhmischaicha  und 
fVeijswasser  im  Bunzlauer  Kreise. 

Porssellan-  und  Steingutfabriken  in.Böhnien. 

a)  Porzellan fabriken. 

In  der  sogenannten  fViener  Porzellan-  und  Steinr 
gutfabrik  der  Gebrüder  Haidinger  zu  Elhogen  wen- 
det man  zur  Masse  die  Zedlitzer  Erde^  den  Lauterba- 
cher Feldspath,  den  Quarz  von  den  Schlaggenwalder 
Berghalden,  den  Thon  you  Elbogen  an,  verfertigt  Ta-»' 
fei-  und.Kaffehgeschirr,  die  in  zwei  Öfen  ausschliefst, 
lieh  mit  Steinkohlen  gebrannt  werden. 

r 

In  AeT  Porzellan-  und  Flitter  gutfabrik  des  Hrn. 
Franz  Hladeck  zu  Giefshübel  verfertigt  man  diesel- 
ben Waaren  aus  Zedlitzer  Erde,  Tippeisgrüner  Feld- 
spath,  Giefshübler  Quarz,  die  man  mit  Holz  brennt. 

In'  der  ReichenbacK sehen  Porzellanfabrik  zu 
Hammer  wendet  man  dieselbe  Erde  und  den  nähm- 
lichen  Feldspath  an,  und  brennet  auch  mit  Holz. 

In  der  Schlaggenwalder  Pörzellanfabrik  der  H. 
H.  Lippert  und  Haas  verfertigt  man  aus  Zedlitzer  Erde 
wid  Lauterbacher  Feldspath  ausgezeichnet  gute  Ge- 

'«hrb.  d.  poly!,  Inst,  X.  Jid.  IQ 


scliirre,  die  man  mit  Hotz  brennt.    Diese  Fabrik  hat 
in  Wien  eine  Niederlage. 

b)  Sleingiilfabvilieii. 

Aus  Tlion  von  ^iCÄ,  ZedLitz,  Tippelsgrun  \md 
Putschirn  verfertigt  mau  in  der  FJjrik  des  Hrn.  RiiteC 
von  Schönau  zu  Dalwitz  vorzüglich  gutes  Steingut, 
welches  sowohl  mit  Holz  als  Steinkohlen  gebrannt  wird.' 

Hr.  Franz  MiefsL  verarbeitet  in  seiner  Steingut- 
fabrik zu  ühterkodait  den  Elbogner  Thon  und  Giefs- 
hübler  Quarz  zu  gutem  Steinzeuge,  und  brennet  das- 
selbe mit  Steinkohlen  aus  dem  eigenen  Werke  voa 
Doglasgrün. 

In  der  Steingiitfabrik  des  Hni.  Benedikt  Hafs' 
lacher  und  Coiiiji.  zu  j4ltrohlati ,  werden  die  Waaren 
aus  Zedhtzer  Thon,  Tippeisgrüner  Feldspatb,  Giefs« 
hübler  und  eigenem  Quarz  mit  Elbogner  Stemkohlea 
gebrannt. 

Hr.  Franz  J.  Majer  et  Comp,  verarbeitet  in  der 

■  Steingut-  und  Fayancefabrik  zu  Dannowa  3oo  Zent. 

Thon  yotiFlöhait  tn  Steingut,  loo  ZentnerThon  von 

Teiiiitz  zu  Kapseln ,  und  braucht  2S0  Klafter  Brennholz« 

In  der  Steingutfabrik  des  Hrn.  Franz  Römisch 
rxs. Schumbiirg  im  Bunzlauer  Kreise,  werden  aus  der. 
Erde  yonJessenej'i  Saud  von F.'-iedstein  aul'derHerr- 
I  schnCt  Böhmischaicha ,  undFeldspath  von  Morchen- 

L  Stern,  jährlich  um  3ooo  (1.  Waaren  erzeugt. 

I        m 

■  Fli 

m       su 

B'  liei 


In  der  Prager  Steingutfabrik  des  Hrn.  Joseph^ 
Hübet  verarbeitet  man  die  Erde  von  Schmetschna  und 
Flöhau,  brennet  mit  Steinkohlen  und  Holz. 

Zu  KlösteHc  im  Saatzer  Kreise  befmden  sich  *wei 
Steingiufabriken_.  so  wie  eine  r,aKonopiscfit  imßev&u- 
per  Kreise. 


201 

Was  den  JJmfang  der  tiebäude  und  die  günstigfeii 
Ortsverhähnisse  betrifft,  gebübrt  unstreitig  der  Fal^rik' 
des  Herrn  Grafen  von  fVrtby  zu  Teinitz  der  Vorzug. 
Eid  grofses  ganz  neu  erbauetes  und  zu  seiner  Bestim- 
mung vollkommen  eingericbtetes,  auf  einer  mäfkigen 
Anhöhe  über  einem  bedeutenden  Flüfschen  gelegenes 
Gebäude,  I eine  blofs  dem  Fabriksbetriebe  gewidmetä 
Mühle  von  drei  Gängen,  dann  di€s  liberale  (JnterstiHzung 
ihres  kunstliebenden  Besitzers  gewähren  ihr  viele  Vor- 
theile.  Die  Arbeitsstuben  sind  besonders  hell,  und  er- 
halten die  Heitzung  sowohl  als  die  zum  Trocknen  noth- 
wendige  Wärme  durch  eigene  mit  Klappen  versehend 
Kanäle  ^us  den  Brenn  Öfen.  In  dieser  Fabrik  wird  hiebt 
blofs  Steingut,  sondern  in  dem  untersten  Räume  de» 
Ofens  auch  Pfeifenköpfe  und  andere  Kleinigkeiten  voii 
Porzellan  gebrannt.  Nur  die  kleineren;  Sachen  werdeii 
in  Teinitz  bemahlet,   ihre  eigentliche  Mahleröi   auf 
Steingut  befindet  sich  id  Präg,  wd  in  der  Niederlage . 
wirkücb  Teuer  getroffen  werden,  an  welchen  man  mit 
Bedauern  die  Kosten  der  Vergoldung  und  Mahlei-ei  auf 
einen  so  leicht  zerbrechlichen,  unaüfgelösten  Körper 
und  auf  einen  Überzug  von  Bleiglas  verschwendet  siehti 
Überhaupt  ist  es  eine  auf  alle  böhmischfe  Porzellan- 
Und  Steingut waären  passende  Beobachtung,  dafs  ihre 
Vorsteher,  obschon  Leute  von  Kenntnissen  und  Erfah-- 
Itmgen,  über  dem  Bestreben,  ihren  Fabrikaten  durch 
Farben  und  Vergoldung,  wie  auch  durch  Nachahmung 
fremder  Muster  eine  lockende  Aufsenseite  zu  geben^ 
die  wesenthchen  Eigenschaften  derselben ,    nähmlich 
ihre  Haltbarkeit/  dann  die  Festigkeit  der  Glasur,  die 
oft  nicht  einmahl  dem  Schnitte  eines  Messers  wider- 
stehet^ etwas  vernachlässigen; 

Die  Wiener  Fabrik  hat  bisher  aufs^r  20  Zentnern 
«u  Versuchen  verwendeter  Zediitzer  Erde,  noch  kei- 
nen Gebrauch  von  den  böhrdischen  Px)rzellanerden  ge- 
macht, weil  die  der  sächsischen  ähnliche  Porzellan- 
erde zxxDrasenau'vcL  zu  geringer  Menge  vorkommt^  als 

19  * 


39^ 

dafs  $io  ein  Hülfswerk,  welches  man  an  Ort  undStelle 
zu  errichten  gesonnen  war,  mit  Matcriale  hätte  ver- 
sorgen können ;  dann  weil  die  übrigen  böhmischen 
Erden  ihrer  Natur  nach  von  der  Passauer  so  verschie- 
den sind,  dafs  die  Fabrik  mit  der  Anwendung  der  er- 
steren  statt  der  letzteren  ihre  ganze  Fabrikation  hätte 
ändern  müssen,  ohne  doch  im  Staude  zu  seyn,  ein 
dem  bisherigen  gleiches  Porzellan  dantit  zu  erzeugen; 
weil  üherdiefs  die  hiesige  PorzeUaumasse  eben  wegen 
der  grofsen  Verschiedenheit  ohne  Beeinträchtigung 
der  an  dem  Wiener  Porzellans  vorzüglich  geschätzten 
Vollkommenheiten  nicht  einmalü  einen  bedeutenden 
Zusatz  von  den  böhmischen  Erden  verträgt;  weil  end- 
lich die  böhmischen  Erden  wegen  des  weilen  Land- 
transportes bis  Wien  \iel  höher  zu  stehen  kommen 
würden,  als  die  z«  Wasser  her  gebrachte  Passauer  Erde. 
Die  böhmischen  Porzellanerden  bleiben  also  der  Be- 
nutzung der  im  Lande  selbst  befindlichen  und  darauf 
eingerichteten  Privatfabriken  überlassen.  Dafür  aber 
wendet  die  Wiener  Fabrik  schon  seit  dem  Jahre  1800 
die  ihr  viel  näher  gelegene  und  durch  die  Fayancefa- 
hrik  in  Holitsch  unter  dem  Nahmen  der  Kötzer  Erde 
bekannt  gewordene  Porzellanerde  von  Brenditz  in  MiÜi- 
cen  als  Zusatz  zu  ilirer  Masse  mit  so  gutem  Erfolge  an, 
dafs  sie  im  Falle  der  Noih  die  Passauer  Erde  ganz  ent- 
behren könnte. 


XVI. 

über  das  Vorkommen  und  die  Verwen*» 
düng  des  Erdbeerbaums  (arbutunedoL.) 

in  Dalmatien. 

V  o*  m     Herausgeber. 


JlI r,  Klette y  Expedits-  und Registraturs- Direktor 
des  k.  k.  Guberniums  yqh  Dalmatien^  theilte  mir  un- 
term m.  Februar  1818  aus  Zara  über  das  Vorkommen  . 
des  Erdbeerbaums  (arbutus  unedo  L.)>  dessen  Friicbte 
im  Italieniscben  Fragolini  oder  Corbezzoli^  illyrisch 
Magniche  oder  Pianike  genannt  werden,  und  über 
die  gegenwärtige  Benützung  dieser  Früchte  mehrere 
Nachrichten  mit,  die  mir  um  so  interessanter  zu  ^s^yu 
schienen,  als  eine  vermehrte  Aufmerksamkeit  auf  die- 
ses ,  aufser  Spanien  sonst  wohl  in  keinem  Theile  von  . 
Europa  einheimische,  Gewächs  für  jenes  Land,  das  ai^ 
Erwerbsmittehi  ohnehin  keinen  Überflufs  hat,  nicht 
ohne  y ortheil  bleiben  kann. 

Die  Früchte  dieses  Erdbeerbaums  (von  welchem 
es  bekanntlich  mehrere  Spezies  gibt)  gleichen  den 
schönsten  Gartenerdbeeren;  sind  jedoch  zwei  bis  drei- 
mahl gröfser:  sie  haben  einen  süfsen,  wenig  säuerli-  "* 
eben,  daher  faden  Geschmack.  Der  Baum  wachst 
strauchartig,  und  erreicht  eine  Höhe  von  20  bis  3q 
Fufs.  Er  behält  sein  Laub  den  ganzen  Winter  über, 
bis  es  durch  das  im  Frühling  hervorgetriebene  neue 
Laub  abgestofsen  wird.  In  dem  Moiiath  November  wer-  ' 
den  seine  Früchte  vom  vorigen  Jahre  zeitig,  und  si(| 
sind  dann  am  meisten  zuckerreich. 


r 


394 

Dieser  Erdbeerbaum  wächst  in  Dalmaiien  wild  und 
ungemein  liäufiy,  besonders  in  den  imbewohnien  In- 
seln; wo  dieser  Strauch  in  weiten  Flächen  ein  beinahe 
undiirchdringhches  Geslrippe  bildet.  Die  ungeheure 
Menf;e  dieser  Friicbie  bUeb  bisher  unbenutzt.  Erst 
ini  Jahr  löi^  bat  man  die  ersten  Versuche  gemacht, 
Branntwein  daraus  zu  brennen,  welche  einen  solchen 
Erl'ulg  hatten,  dafs  schon  in  diesem  ersten  Jahr  übet 
1000  ßarillen,  und  im  nächstfolgenden  an  2000  BariU 
len  Branntwein  von  sechzehn  Graden  daraus  erzeugt 
wurden. 

Dieser  Branntwein  war  von  sehr  guter  Qualität:  er 
wurde  in  Triest  im  Uurchscbnitl  um  100  Lire  (ä  latr.) 
dieBarille  abgesetzt,  während  seine  Erzeugungskostea 
nur  etwa  aid  3o  Lire  i'ur  die  Barille  zu  stehen  kames. 
Der  Weingeist  ans  diesen  Früchten,  wovon  ich  eine 
Probe  von  3o  Stärke  erhielt,  ist  sehr  rein,  von  angev 
nehmen  Geriiche  und  AiselfreiemGeschinacke;  so,  daf» 
er  sich  sehr  gut  zur  feinen  Liqueurfabrikalion  eignet. 
Auch  nabni  die  Nachfrage  nach  demselbeii  in  Triest 
bedeutend  zu. 

So  eröffnen  also  die  Früchie  des  Erdbeerhaums 
den  dalmatinischen KiistenbewobnerD  einen  neuenEr- 
werbszweig,  der  um  so  wichtiger  ist,  als  den  vorhan- 
denen Erfahrungen  zu  Folge,  diese  Früchte  gerade  in 
jenen  Jahren  am  reichlichsten  gedeihen,  in  welchen 
ühl  und  Wein,  die  Haupterzeugnisse  des  Landes, 
juifsrathen. 

Der  k,  k.  Kreishauptmann  in  Spalatro  munterte 
die  Landleuie  zur  Einsammlung  und  Benutzung  deT 
Beeren  auf.  Er  hefs  eine  gedruckte,  in  italienischer 
und  illyrischer  Sprache  verfafste,  Anleitung  zur  Darstel- 
lung des  Branntweins  aus  den  Beeren  vertheileif,  welcbp 
im  Wesenthchen  Folgendes  eijtl^ält. 


t 

Die  Früchie  werden  in  ihrer  völligen  Reife  einge^ 
«ammelt^  nähmlicli  wenn  sie  anfangen  weich  zu  wer* 
ieiiy  und  sich  von  dem  Stiele  leicht  ablösen.  Die  ein^^ 
gesammelten  Früchte  werden  zerquetscht  und  in  ei^e]l 
Brei  verwandelt^  sonach  in  Tonnen  geiUllt^  um  zu  * 
^^ihren^  Gewöhnlich  haben  die  Beeren  so  viele  Feuch- 
tigkeit bei  sich,  dafs  der  Saft  die  Masse  in  dem  Fasse 
überdeckt.  Ist  dieses  nicht  der  Fall,  so  mufs  so  viel 
Meerwasser  hinzugefugt  werden,  damit  die  Ober- 
fläche mit  Flüssigkeit  bedeckt  werde,  und  zwar  aus 
dem  Grunde,  um  die  Oberfläche  der  Masse  vor  der 
Säuerung  bei  dem  freien  Zutritte  der  Luft  zi:^  bewahr 
ren,  und  um  die  Gährung  durch  das  Vorhandenseyn 
hinreichender  Flüssigkeit  zu  beschleunigen,  und  die 
Auflösung  der  Zuckertheile  zu  begünstigen,  daher  es 
gut  ist,  die  Masse  zweimahl  des^Tages  mit  einem  llolze 
umzurühren. 

Wenn  die  Gährung  eingejtreten  ist,  so  müssen 
jeden  Tag,  so  lange  dieselbe  anhält,  durch  den  über 
dem  Boden  der  Tonne  angebrachten  Hahn,  zwei' 
und  mehrere  Kübel  voll  Flüssigkeit  abgelassen ,  und 
über  der  Oberfläche  der  gährenden  Masse  gleichmäs- 
sig  ausgegossen  werden ,  damit  die  Gährung  gleichfor<p 
mig  in  den  verschiedenen  Schichten  der  Masse  forl-^ 
schreite. 

Ist  die  Gährung  beendigt,  welches  der  Fall  ist, 
wenn  das  Aufbrausen  aufhört j  so  wird  die  Flüssigkeit 
aus  der  Tonnfe  abgezogen,  und  der  Destillation  unter- 
worfen. Man  erhält  daraus  den  vierten  Theil  des  Um- 
iangs  an  starkem  Branntwein  ohne  fremdartigen  Ge- 
ruch und  Geschmacks  Seine  Stärke  beträgt  gewöhn- 
lich i8  bis  20  Grad,  während  der  aus  dem  Wein  ge- 
wonnene bei  ähnUeher  Destillation  gewöhnlich  nur 
eine  Stärke  von  1 4  Grad  hat. 


Ü])er  die  Masse,  welche  in  der  Tonne  zuri 
lilielien  ist,  gictst  man  den  ^elmien  Theil  ilires  Um- 
f.mges  Meeiwasser.  Man  zieht  das  iMecrwasser  dem 
Brunnen-  oder  Zisienienwasser  vor,  weil  iiiJrii  dem 
Sfdzß  die  Ei^cnsciiaft  zus(:hri'il)l,  die  scLIeimigten 
Tlieile  aus  der  Äullosung  leichler  abzusckeideuj  so, 
dal's  die  Fliissigkejt  sich  vun  der  Masse  reiner  und  kla- 
rer abziehen  lälst.  Für  die  vom  Meere  mehi-  enlfeinien 
Gegenden,  welche  nur  siifses  Wasser  anwenden  kon- 
Di-n,  wu'd  delsbalh  der  Zusatz  einer  geringen  Qiian- 
tilät  von  Kuchsaiz  empfohlen. 

Die  mit  See  wasser  befeuchtete  Masse  wird  ausge- 
prrfst.  Die  erhaltene  Flüssigkeit  deslillirt  man  entwe- 
der ihr  sich,  oder  man  gielst  sie  zu  der  zuerst  erhal- 
tenen Flüssigkeit.  Im  ersiercn  Falle  erliall  man  naiiir- 
hch  daraus  einen  schwächeren  Branntwein. 

Im  Allgemeinen  erhält  man  aus  lausend  Phmd 
Friichien  desErdbecrhauins  cineDarille  guleuBranui- 
weiu  von  lÜ  Graden. 

Im  44"'  "  Bande  (J.  1S12)  der  ^ttnales  des  ^rtS' 
etMunufactiires,  steht  unter  dem  Titel:  =^Jotiz  ühep: 
einen  in  Spanien  entdeckten  Zuckerhanm,«  ein  Auf- 
satz von  Hni.  Jrinesfo,  über  die  von  ihm  angestellten' 
Versuche,  ans  den  Fruchten  des  von  dim  aulden  Hü- 
geln von  Nnvin  in  Spanien  gefundenen  avbutus  itnedo 
Zucker  dar/uslelhn.  Er  behauptet  aus  den  Beeren. 
demselben  den  fünften  Theil  ihres  Gewichtes  an,  bii 
zur  Krystallisirungsfahigkeit,  eingedickten  Syrup  er- 
haUen  zuhaben,  der  einen  harten  krystallisirlen  Zu- 
cker üeferte.  Er  zertpietschte  die  Beeren;  fugte,  da' 
sie  fiir  sich  im  Verhältnifs  zu  den  schleimigten  Theden> 
zu  wenig  Saft  enlhielleii,  um  ausgcprefst  werden  zu- 
können,  den  dritten  Theil  ihres  Gewichtes  Wasser 
biiizuj  \erseme  diesen  Brei,  um  die  freie  Säure  zu 
saltigen,  mit  einer  Unze  ausgelaugter  Asche  auf  das 


^97 

Pfbnd;  und  sonderte  sonach  vermittelst  eines  Flanells 
tlen  flüssigen  Theil  von  dem  festen  ^  zuletzt  mittelst 
Anspresseus.  Der  erhaltene  Saft  wurde  mit  etwas  Ei- 
yfeiis  vermischt,  aufgekocht,  abgeschäumt;  hierauf 
vom  Feuer  genommen,  und  in  Ruhe  gelassen;  abge- 
klärt, und  dann  bis  zum  krystallisirbaren  Syrup  ein- 
gekocht. 

Auf  meine  Erinnerung  über  den  hier  erwähnten 
günstigen  Erfolg,  nach  welchem  diese  Beeren  etwa 
eben  so  viel  Zucker  liefern  würden,  als  der  Saft  des 
Zuckerrohrs^  ein  Resultat,  das  der  in  der  erwähnten 
offiziellen  Anleitung  angegebenen  Quantität  von  Wein- 
geist, welcher  aus  den  Beeren  erhalten  wird,  nicht 
widerspricht;  traf  das  k.  k.  Gubernium  vonDalmatien 
die  gefäUige  Einleitung,  durch  den  Kreisarzt  von  Spa- 
latfXfy  Hrn.  Bignami,  einen  Versuch  über  Zuckerer- 
leugung  aus  diesen  Beeren  anstellen  zu  lassen,  wor- 
über dasselbe  unterm  1 1.  Februar  dieses  Jahrs  an  die 
hohe  k.k.  Kommerz -Hofkommission  Bericht  erstattete. 

Hr.  Bignami  sammelte  die  Beeren  zu  Ende  No- 
bembers  vorigen  Jahres  auf  dem  südlichen  Theile  der 
laset  Lesina  ein.  Zwanzig  Pfunde  Ap.  Gewicht  wur- 
den davon  zerquetscht  und  zu  einem  Brei  zerrieben : 
Dieser  Brei  mufste,  um  ausgeprefst  werden  zu  kön- 
nen, vncderhohlt  mit  Wasser  versetzt  werden.  Der 
ausgeprcfste  Saft  wurde  in  einem  Gefäfse  über  Feuer 
ganz  mäfsig  erwärmt,  mit  gepulvertem  kohlensauren 
Kalk 'Unter  Umrühren  versetzt,  bis  das  Aulbrausen 
nachgelassen  hatte.  Hierauf  wurde  die  Flüssigkeit  zum 
Rochen  gebracht,  sodann  vom  Feuer  genommen,  in 
Ruhe  gelassen,  und  vom  Bodensatze  abgegossen:  Hier- 
auf neuerdings  unter  Zusatz  von  Eiweifs  erhitzt  und 
'  abgeschäumt,  soQach  bis  zur  Konsistenz  von  29  Grad 
(i,a5  spez.  Gew.)  sAgedampft. 


Bieser  SjTiip  wo^J'üii/'Pfunff,  neun  Unze 
Apoth.  Gew.  Aus  einem  Theile  desselben  suchte  H 
Bignami  den  Zucker  durch  allmäliliche  Verdünstut 
an  der  freien  Luft  auszuscheiden;  er  erhielt  jedoc 
aus  dem  Pfunde  nur  drei  Unzen  zwei  Drachmen  feste 
lu"ystallisirten  Zuckers.  Wahrscheinlich  war  derSyra 
nicht  rein  {jenug  geklärt,  da  er  noch  eine  rothhraui 
Farbe  heihehiell,  oder  er  erlill  durch  das  lange  Ab 
setzen  an  die  Luft  in  einem  nicht  gehörig  eingedickt! 
Zustande  einifje  Gahrung.  Wäre  jener  Syrup  auch  u 
von  gleicher  ße  schaffe  nheit,  wie  der  aus  dem  Runki 
rühensafle  erhaltene;  so  hätten  aus  jenen  fiinfPftl 
dei)  neun  Unzen  Syriip  von  dem  angegebenen  spezj 
sehen  Gewichte  zwei  Pfund  neun  Unzen  fester  reio 
Zucker  erhalten  werden  müssen  ').  Diefs  würde  a 
hundert  Pfund  Beeren  beinahe  vierzehn  Pfund  Z 
ckcr  geben.  Dieses  Resultat  würde  mit  der  Behaoj 
tnng  Avmestds  nahe  übereinstimmen;  denn  bis  tu 
körnigkrystallisir baren  SjTUp  eingedickt,  vermindci 
sich  die  von  Herrn  Bignami  erhaltenen  fünf  Pfui 
neun  Unzen  Syrup  von  i,35  spez.  Gf>w.  bis  auf  vi 
Pfund  3I  Unzen;  folglich  etwa  auf  den  fünften  Th 
des  angewandten  Beercn-Gewichles;  wie  es  j4rmes 
in  seinen  Versuchen  angibt.  Es  scheint  dieses  weni 
stens  zu  beweisen,  dafs  die  Beeren  des  Erdbeerbaui 
in  Dalmaticn  eben  so  zuckerreich  sind,  al)  diejel 
gen ,  mit  welchen  Hr.  JiTnesto  in  Spanien  VersucI 
gemaclit  hat. 

Sowohl  von  dem  Zucker,  als  dem  Syrup,  welcl 
aus  den  Beeren  des  Erdbeerbaums  erhalten  word 
waren,  wurden  kleine  Muster  eingesendet.  DerZucI 
ist  halb  weifs,   sehr  fest,   und  von  dem  Hohrzuct 


•)   Kach  ^chard  geben    1000   Pfunii  Hunlielrüben   gi'/i  ^^ 
völlig  reinen  Syrup  von  i,340  spee.  Gevr.'i  secfaa  Pfua^ 
ses  Sjrups  verlieren  beim  Abdampfen  bis  «ur  kömigen  ._ 
stallisation  ^'/^  Pfund;  »lehn  Pfund  dieses  geKörnleqZiHcl 
geben  6%  Plumi  reinen  Zucker  und  3Vi  Pl'unfl  Meliue- 


weder  im  Geschmacke'  noch  in  dem  krystallinischen 
Gefüge  zu  unterscheiden.  Der  Syrup  hat  einen  sehr 
reinen  Geschmack. 

,  Diese  vorläufigen  Resultate  machen  es  wünschens- 
werth,  hierüber  noch  weitere  Versuche  anzustellen  j 
QBX  so  mehr^  da  sich  diese  Zuckererzengung^  wenn 
sie  mit  Vortheil  gegen  den  Preis  des  westindischen 
Produktes  betrieben  werden  kann^  mit  der  Brannt- 
weinerzeugung aus  den  ausgeprefsten  Rückständen  der 
Beeren  und  aus  der  Melasse  vereinigen  läfst;  und  so 
die  Industrie  zwei  neue  Produkte  gewinnt,  um  deren 
Absatz  in  jeder  Quantität  keine  Verlegenheit  entste- 
llen kann: 


XVII. 


V 


Ein,  vom  Herrn  Anton  Crivelli,  Professor 

der  Physik  in  Mailand  erfundenes  Sicher* 

heitsschlo|s ;  beschrieben 

von 

C   Altmütt eVy 

ProTessor  der  Technologie  am  It.  k.  polytecbnischeii  Institute« 


Taf.  III.  Fig.  1  bis  14. 


lliin  Sicherheitsschlofs,  wenn  es  diesen  Nahmen 
mit  ToUem  Rechte  verdienen  sollte^  müfste  all  den  Ge- 
'&hren  nicht  ausgesetzt  seyn^  denen  Schlösser  in  Hin- 
ttcht  auf  das  unbefugte  Öffnen  unterliegen.  Dieses  letz- 
tere aber  geschieht  vorzüglich  in  drei  Fällen^  nahm- 
lieh,  wenn  ein  Schlofs  mit  Gewalt^  und  so^  dafs  seine 
Ißestandtheile   a^er])roohen  oder  beschädigt  werdei;!} 


3oo 

oder  wenn  es  mit  einem  fremden  Schlüssel  oder  mit 
eigenen  Insirnmenten  (U<iuptschliisselmidSperrzeug)i 
oder  endlich  dadurch  eröffnet  wird>  dafs  der  Schlüssel 
auf  irgend  eine  Art  heimlich  nachgemacht  worden  ist. 

Das  gewaltsame  Erbrechen  ist  natürlich  nie  ganj 
zu  verhindern,  und  in  dieser  Hinsicht  leisK^t  einScIuoll 
allen FoidernngenGenüfje,  wenn  dessen  Mechanismi 
so  iicschaffen  ist,  dafs  es  einen,  dem  Orte  seiner  Bei 
Stimmung  angemessenen  sehr  festen  Bau  zuläfst,  — 
Leichter  ist  es,  hesoiiders  wenn  man  gröfsere  Kosten 
nicht  zu  scheuen  hraucht,  eine  Einrichlung  zu  treffe^ 
■welche  das  Öffnen  mit  fremden  Schlüsseln  oder  dem 
Sperrzeug  unmöglich  macht.  Was  endlich  aber  dal 
]y<ichniachen  des  Schlüitsels  betriffl,  so  lehrt  die  Er 
fahi-ung,  dafs  diese  Art  des  Betruges  am  öftesten  voi 
kommt,  und  dafs  leider  nach  einem  Abdrucke,  ja  sog« 
oft  blofs  durch  die  Besichtigung  des  Schhissellochj 
ein  Schlüssel  angefertigt  werden  kann.  Da  diefs  di 
Fall  bei  allen  mir  bekannten  Schlössern  (mitAusnahn 
eines  einzigen,  niihmlich  des  im  folgenden  Aufsatze  bj 
schrieheiien  enf^Uschen)  ist;  so  hat  man  Schlosser  ohi 
Schlüssel  erfunden,  die  aber  auch  ihre  giofsen  Nacii 
iheile  haben ,  und  in  Rücksicht  ilirer  Anwendbarke 
sehr  beschränkt  sind. 

Wenn  mm  auch  das,  in  derÜherscbrift  angeküi 
digte,  nicht  alle  von  einem  Sicherheitsschlossc  zu  ye 
langenden  Eigenschaften  besitzt,  so  hat  es  doch  de 
grofsen  Vorzug  der  Einfachheit,  und  ist  daher  we 
■wohlfeiler  und  anwendbarer,  als  die  übrigen,  in  di 
Ri?gpl  fichrkoniphzirten,  Sicherheitsschlösser.  Nachsi 
dem  ist  aber  auch  hei  der  Wahl  eines  Schlosses  dj 
Regel  nicht  zu  vergessen,  dafs  es  sich  nach  dem  jedei 
mahligenBedürfnisse  richten  müsse,  denn  nicht  iibera 
hraucht  man  die  grofste  Sicherheit,  sondern  nur  eint 
die  den  wahrscheinlich  zu  vermuthenden  Verletzui 
^".n  entspricht.    Es  wird  sich  zeigen,  dafs  unter  di( 


3oi 

sen  Beschränkungen^  das  Scblofs  des  Hrn.  Professor 
Criv^lU  wfenig  zu  Punschen  übrig  läfst. 

/ 

Dieses  Resultat  kann  sich  überzeugend^  aber  nur 
*"  aus  der  Vergleichung  desselben  mit  andern  ergeben, 
■  und  zu  diesem  Ende  wird  eine  AufzäUung  der  bekann- 
;  ten  Hauptarten  von  Schlössern^  und  eine  Würdigung 
^  derselben  nach  ihrem  relativen  Werthe  am  rechten  Orte 
\.  stehen.  Hiebei  wrird  sich  zugleich  finden,  dafs  die  kur- 
renten  Begriffe  iiber  diesen  Gegenstand  ziemlich  man- 
\  gelhaft  sind,  und  man  sich  oft  auf  eine  Yerschlicfsungs- 
art  verläfst,  die  kein  Vertrauen  verdient. 

Obwohl  eine  Klassifikation  der  Schlövsser,  ihrer 
unendlichen  Verschiedenheit  wegen,  fast  nicht  mög- 
I  lidi  zu  seyn  scheint ,  so  verschwindet  die  Schwierig- 
keit bald,  wenn  man  auf  die  Uauptbestandiheile  eines 
Schlosses  zurückgeht.  Man  stelle  sich  eine  gewöhnliche, 
sB.  eine  Gartenthür  vor^  die  vorerst  blofs  von  innen 
verschlossen  werden  soll.  Eine  Klammer  an  derThür, 
eine  andere  am  Thürpfosten ,  und  ein  längeres  durch 
dieselben  gestecktes  Stück  Holz  oder  Eisen ,  halten . 
leide  hinlänglich  und  so  lange  zusammen,  als  man 
jenes  lange  Stück  (den  Riegel)  in  der  beschriebenen 
Lage  lassen  will.  Diese  einfachste  und  wahrscheinlich 
akeste  Verschliefsungsart  ist  übrigens  noch  zu  unvoll- 
kommen, und  die  jetzt  gewöhnlichen  Schlösser  haben 
noch  mehrere  andere  wesentliche  Bestandtheile.  Hie- 
lier  gehört  zuerst  die  sogenannte  Zuhaltung,  welche 
hauptsächlich  das  gewaltsame  Zurückschieben  des  Rie- 
dels durch  Brechinstrumente  verhindern  soll.  Zu  die- 
lenn  Zweck  hat  der  Riegel  an  der  oberen  Kante  einen 
oder  niehrere  viereckigte  Einschnitte,  in  welches  ein, 
not  dem  Riegel  in  sonst  keiner  Verbindung  stehendes 
tperrfaakenfbrmlges  Stück,  vermittelst  einer  Feder  (Zu- 
Haltungsfeder)  einfällt.  Ehe  daher  der  Riegel  bewegt 
werden  kann^  mufs  dieser  Haken  aus  dem  Einschnitte 

i4 


} 


des  Riegels  ausgel 

mUtelsL  des  ScLIussels  gescliieht. 

Der  Schlüssel  und  die  nach  der  verschiedenen  Art 
seiner  Anwendung  verschiedenen  JNebentheile  sind  es 
eigentlich,  von  welchen  in  Ähsicht  auf  die  Sicherheit 
des  Schlosüei,  wenn  man  das  gewaltsame  ÖShen  aus- 
nimmt, fast  alles  al)häDgt,  Er  ist  das  Instrument,  wel- 
ches statt  der  hlofsen  Hand,  den  Riegel  durch  eine 
kleine  üiFnung  (das  Schlüsselloch)  in  Bewegung  setzen 
mufs,  so,  dals  also  dadurch  die  innem  Schlofstheile ' 
im  Schloisliasten  verhoigen,  und  durch  densclbco  ge-' 
gen  Beschädigung  gesichert  seyn  können.  Ihn  so  ein- 
zurichten, dals  ein  gegebenes  Schlols  nur  durch  deü 
emzigen  dazu  verfertigten  geöffnet  werden  kann,  und' 
bei  dem  häufigen  Bedarf  an  Schlossern  dieselben  fa- 
briksmäfsig,  also  beiläulig  in  der  Hauptsache,  nach 
derselben  Form  und  denselben  Grundsätzen  verfertigt 
werden  können,  ist  die  wabrhaitig  nicht  leichte,  ja  viel- 
leicht unmüghcbe  Aufgabe ,  deren  Auflösung  die  Kunst 
durch  Jahrhunderte  versucht,  aber  des  vielen  zu  die- 
sem Zweck  aufgewendeten  Scharfsinnes  Ungeachtet, 
bis  jelzt  noch  nickt  befriedigend  vollbracht  hati 

Die  in  dieser  Hinsicht  gemachten  Versuche*  und 
mithin  auch  die  bis  jetzt  bekannten  Schlosser,  lassea 
sich  nach  den  eben  vorausgeschickten  Erörterungen,, 
sehr  leicht  unH;r  allgemeine  Gesichtspunkte  bringen. 
Man  hat  nahmlich  i)  dem  Schlüssel  zu  allen  Schlot' 
Sern  im  Ganzen  dieselbe  Form  gegeben ,  und  nui 
einige  Theile  desselben  für  jedes  einzelne  Schlofir 
anders  gebüdet,  und  zwar  vorzüglich  den  Bart  und  da» 
Schlüsselrohr.  Hieher  gehören  die  EingerichtCj 
die  geschweiften  Schliisselbärte ,  und  die  tlgurirten 
Schlusselrohre.  Dadurch  wollte  man  die  Verfertigung 
der  grofsern  Schlüfstlieilc  nach  einerlei  Regel  betrei* 
ben,.und  denhoch  durch  jene  Abänderungen  jedern 
Schlofs  eine  wesentliche  Verschiedenheit  geben,  si0 


3o3 

)sö  sicher  uüd  sftügleich  allgemein  anwendbar  mä- 
hen. 2  )  Man  hat  Schlösser  erfunden ,  deren  Schlüs- 
el  eine  von  den  gewöhnlichen  ganz^abweichende  Form 
laben,  die  aber,  aufser  der  Gröfse  wenige  Abände* 
ungen  leiden,  und  daher  nie  allgemein  werden  kön- 
en.  3)  Bei  den  vorigen  Arten  gründet  sich  die  Sicher- 
eit  darauf  j  4^fs  nur  der  Besitzer  des  Schlüssels  das 
chlofs  öffiien  kann.  Es  ist  aber  auch  nicht  vergessen' 
worden ,  Schlösser  so  zu  bauen,  däfs  sie ,  auch  wenn 
lan  tlen  Schlüssel  hat,  sich  nicht  öffnen  lassen,  wenn 
lan  ihn  niöht  auf  die  bestimmte  Art  zu  gebrauchen, 
der.  gewisse  verborgene  Auslösungen  vorher  zu  tret- 
en Weife.  Solche  Schlösser  nennt  man  gewöhnlich 
^exir-  oder  eigentliche  Kunstschlösser.  4)  Eine  letzte 
Llasse  endlich  machen  die  sogenannten  Combinations- 
chlösser,  wo  vor  dem  Aufsperren  gewisse  verschieb- 
bare Theile  erst  in  eine  bestimmte  Ordnung  gebracht 
Verden  müssen. 

Die  eben. aufgezählten  verschiedenen  Arten  werde 
ch,  um  den  relativen  Werth  des  von  Hrn.  Crwelli 
irfimdenen  Schlosses,  und  des  in  folgendem  Aufsatze 
Deschriebenen  Patentschlosses,  ganz  deutlich  zu  ma- 
chen, kurz  durchgehen,  und  die  Vorzüge  und  Fehler 
eines  jeden  anzugeben  versuchen. 

Schlösser  mit  Eingericbten  oder  Besetzungen  fin- 
det man  noch  jetzt  ziemlich  häufig,  und  sie  haben 
auch,  gut  gearbeitet,  Vorzüge  vor  den  meisten  übri- 
Jea.-    Unter  Eingericht  oder  Besetzung  versteht  man 

risse,  im. Schlosse  liegende  Bleche,  nach  denen 
Schlüssel  durchbrochen  seyn  mufs,  wenn  er  in 
^  Schlofs  gehen  soll.  Man  stelle  sich  einen  massi- 
*^  Schlüsselbart  vor ,  in  welchen  in  der  Hälfte  ein 
Querein»chnitt  Fig.  i.  a  —  b  (der  sogenannte  Mittel- 
Weh)  gemacht  worden  ist.  Wenn  nun  im  Schlosse 
•dhst  ein  Blättchen  befestigt  ist,  Welches  ,  wenn  der 
Schlüsse  eingesteckt  ist,  genau  auf  dessen  Einschnitt 


} 


3o4 

trifft,  so  erKeJh  vou  sclltsi,  dafs  ein  andrer  Schlüsset 
bait,  dem  jener  Einschnitt  fehlt,  au  dem  festen  JUlatv 
chen  anstehen,  und  sich  nicht  wurde  Kerumdiehu 
luäsen.  W'erdeuuuf  diesesBIiiitchen  noch  nicUiere  aa 
dere  rund  gebogene  festgelölhet,  so  inuls  der  Schlii! 
sei  ebenfalls  so  ausf^escLuitlen  werden,  dals  sie  ü: 
an  seiner  Bewegung  nicht  hindein.  Dafs  die  Zah 
undForiu  dieser  kleinen  Theile,  und  die  ihnen  corre 
spondirende  Durchbrechung  des  Bartes  selirverschi 
den  seyn  könne,  erhelh  von  selbst.  Eine  der  einfach 
sten  Besetzungen  dieser  Art  (Mitteibruchbesel»:un 
mit  bedeckten  Kreuzen)  stellt  die  Figur  2  vor,  lui 
Figur  1  ist  der  Schlüssel  dazu.  Die  blofse  Ansiilj 
der  Figuren  zeigt  deutlich  genug,  dafs  in  einem  Schlol' 
in  welchem  lig.  2  festgemacht  ist,  der  ächlüsiii 
Hg.  3  oder  4  nicht  herumgehen  kann.  Bei  der  b« 
Setzung  auf  dem  Mittcliiruch,  wie  Fig.  2  eine  vorstell 
ist  man  übrigens  nicht  stellen  gebhej.'ün,  weil  lOi 
bald  eine  Art  Schlüssel  erfand  (den  sogenannten  HaiiJ 
scldüsscl),  weicher  Schlosser  dieser  An  sehr  Jeic 
öffnet.  Man  hat  daher  die  Rein)esrf7iingen  ausgi 
dacht,  wo  der  Schlüssel  nicht  Inder  Mitte,  sondern! 
den  zwei  Kanten  eingeseliiiitten,  ist,  und  di 
krümmten  .Bleche  düher  an  andern  Stellen  als  bei  cf« 
vorigen  liegen.  Fig.  3  stellt  einen  solchen  Schlüs* 
vor.  Da  diese  Eingcrichte,  wenn  sie  ganz  ausgefüU 
seyn  sollen  ,  blofs  für  Schlösser  taugen,  welche  ni 
auf  einer  Seite  ein  Schlüsselloch  haben  ,  z.  B.  bi 
Geldkassen,  wo  sie  vortrefllich  sind:  so  hai  mau  eiq 
Mittelgattung  hinzugefügt,  die  ebenfalls  gegen  dfl 
Hanplschlüssel  gesichert  ist.  Es  fmden  sich  hii 
sowoli!  Einschnitte  auf  dem  Mitlelbru  :h  ,  als 
an  den  Kanten,    wie  Fig.  4  ""•!  5  ')  zeigen.  —  Eni 


'*)  fig.  9  gehurt  EU  einem  sehr  scbün  gearbeiteten  Maatllrä 
aclilol's ,  wpIcLes  der  gescliickte  hiesige  Schlossenneisl 
Herr  IV.  Aetiiak  verfertigt,  und  dem  t'ati. Uisprodukt« 
Rabliielte  des  li.  fc.  pulyl.  In^tit  les  zur  Cireiitlicbcn Aufsb 
1img  iineiilgcldlich  ü:jeilasscn  hat. 


.  •  3oS> 

ich  kann  man  den  Künstlern^  welche  Schlösser  ver-* 
fertigen  und  erfinden,  nicht  vorwerfen ,  dafs  sie  et- 
was unversucht  gelassen  hätten,  sondern  man  hat  Ein- 
schnitte und  dazu  passende  Besetzungen  angebracht, 
wo  es  nur  mögUch  war.  Bei  einem  neuerhch  in  Eug- 
land  patentirten  Schlosse  von  Rowntree ,  hat  der 
Schlüssel  auch  an  der  vordem  Seite  des  Bartes  (an 
der  Linie  a  b  Fig  5)  staflTelfbrmige  Einschnitte,  nach 
deren  Form  das  Innere  des  Schlosses,  und  zwar  die 
Zuhaltung  geformt  ist. 

Diese  Eingerichte  sind  zwar,  wenn  sie  gut  ge- 
arheitet  sind,  gegen.  Sperrhaken  und  Dietriche  eine 
sweckmäfsige  Maafsregel ,  allein  es  stehen  ihnen  wie- 
der Hindernisse  entgegen.  Einmahl  sind  bei  den  mei- 
sten die  Schlüssel  leicht  zu  machen,  weil  die  Ein- 
schnitte im  Barte ,  wenn  sie  nur  mit  dem  Original 
beiläufig  zutreffen ,  ja  noch  besser  ,  wenn  sie  weiter 
sind,  fiir  das  Eingerichte  gut  passen.  Ferner  ist  die 
allgemeine  Anwendbarkeit  dieser  Schlösser  nicht 
ganz  ohne  Gränzen,  wie  es  wohl  scheinen  möchte. 
Die  Kombinationen  der  einzelnen  Einschnitte  können 
zwar  ins  Unendliche  gehen ,  und  der  Schlüsselbart 
lafst  fast  jede  (auch  krummlinigte )  zu,  die  ihn  nicht 
m  sehr  schwächt  j  allein  in  der  Ausfiihrung  ist  es 
anders.  Das  Krümmen  und  Biegen  der  Bleche  der 
Besetzung  kann  nähmlich  nicht  aus  freier  Hand, 
sondern  mufs  mit  Gesenken  und  andern  Hulfs- 
Werkzeugen  geschehen,  die  fast  zu  jeder  Figur  anders 
»cyn,  und  also,  wenn  man  nicht  einen  Ungeheuern 
Vorrath  solcher  Werkzeuge  voraussetzen  will,  sehr 
viele  Schlösser  einander  ähnlich  werden  müssen.  Es 
ist  daher  ganz  begreiflich ,  dafs  der  häufigere  Ge- 
brauch schöner  Eingerichte  um  mehrere  Jahrhunderte 
turüok,  und  in  eine  Zeit  fällt,  wo  der  Arbeitslohn 
tivohlfeiler  war,  und  der  unverdrossene  Fleifs  eines 
Künstlers  der  z.  B.  eine  vollständige  Waffenrüstung 
mit  Silber  einlegen  konnte,  an.  der  Verfertigung  eines 

Uhxh.  (k  polyt*  lB«t.   I.  Bd.  20 


3o6 

Eingerichtes  und  der  dazu  nöthigen  Werkzeuge  bei 
weiiem  noch  nicht  ermüden  konnte. 

Der  Vorwurf  des  zu  liohen  Preises,  und  der 
wenigen  zuläfsigen  Abänderungen  trifft  auch. die  figu- 
rirten  Schlüsselröhre.  Man  braucht  Siegern  bei  Vor^ 
lege  schlossern,  die  fiir  eine  ausgeführte  Besetzung  zu 
wenig  Raum  in  der  Dicke  haben,  und  der  Schlüssel 
mufs  dazu  ein  sogenannter  Rohrschlüssel  sejn  ,  also 
das  Schlofs  einen  Dorn  haben.  Dieser  ist  aber  nicht 
rund,  sondern  kreuz- rosen-kleeblattfbrmig  u.  s.  w. 
Dies  Schlüsselrohr  hat  dieselbe  Form/  (Fig.  3,  der 
Schlüssel  zu  einem  Rosendorn).  Dem  allgemeinen 
Gebrauche  derselben  steht  aufser  dem  obigen  noch 
der  Umstand  entgegen,  dafs  sie ,  wenn  sie  auf  beiden 
Seiten  zum  sperren  seyn  sollen,  sehr  mühsam  zu  ver- 
fertigen sind,  und  dennoch  nicht  die,  bei  einer  , so 
tlieuren  Arbeit  sehr  zu  berücksichtigende  Dauerhaf- 
tigkeit haben. 

Diese  Mängel,  und  der  Umstand ,  dafs  die  Ver- 
fertigung jener  sehr  mühsamen  Vorrichtungen  für  die 
neueren  Zeiten ,  wo  mail  durch  Vereinfachung  der  Ar- 
beit und  der  Werkzeuge  die  fabriksmäfsige  Erzeugung 
auch  der  Schlösser  zu  begünstigen  strebte  ,  nicht, 
mehr  passend  seyen,  "haben- Gelegenheit  zur  Erfin- 
dung der  geschweiften  Schlüsselbär te  gegeben,  wo- 
durch der  Gebrauch  der  Eingerichte  und  der  figxirir- 
,ten  Röhre  nur  auf  eigentliche  Kunstschlösser  be- 
:schränkt  wurde.  Die  Schweifungen  der  Barte  (deren 
einer  Figur  6  vorgestellt  ist)  machen  keine  betrachte 
liehe  Mühe,  und  können  ins  Unendliche,  und  so  ab- 
geändert werden,  dafs  keine  der  andern  gleicht,  und 
also  auch  kein  andrer  als  der  nach  der  Schweifung 
des  Schlüsselloches  gebildete  Bart  in  dasselbe  ^eht. 
Daher  ersetzt  diese  Methode  die  theuren  Einge- 
richte vollkommen,  wenn  das  .Schlofsblech  so  stark 
genonuncn  wird,   dafs   sich  das  Schlüsselloch  nicht 


3o7 

leicht  mit  Gewalt  erweitern  läfst ,  und  wenri  das 
Schlofs  selbst  so  lief  in  Holz  eingelassen  werden  ,kann^ 
dafs  man  die  Schweifung  des  Schlüsselluches  nicht 
mehr  von  aussen  sehen  kann.  —  Das  heimliche  JN ach- 
machen des  Schlüssels  aber  wird  auch  hiör  nicht  ver- 
hindert. 

Die  drei  eben  beschriebenen  Vorrichtungen,  die 
nicht  nur  einzeln,  sonderp  auch  in  Verbindung  mit 
I  einander  vorkommen  (denn  man  hat  auch  Besetzungsr 
Schlösser  mit  figurirten  Schlusselröhren  ynd  ge- 
schweiften Scblüsselbärten )  sind. diejenigen,  welche 
am  häufigsten  vorkommen,  und  die  viehaliigsten  Ab- 
änderungen leiden.  Die  noch  zu  erwähnenden  Arten 
sind  weit  seltener ,  und  schon  ihrer  Natur  nach  so 
beschaffen,  dafs  sie  nicht  fabriksmäfsig  verfertigt  und 
also  auch  nicht  allgemein  werden  können. 

Hieher  gehören  zuerst  jene  Schlösser ,  deren 
Schlüssel  eine  von  der  gewöhnlichen  sehr  abwei- 
chende Form  haben,  und  wovon  ich  die  bekannte- 
sten ebenfalls  einer  kurzen  Revision  tmterwerfen  will. 
Man  hat  solche,  wo  das  Schlüsselloch  ein  ganz  rundes 
Rohr  ist,  durch  welches  kein  gewöhnlicher  Schlüssel 
mit  dem  Bart  eingebracht  werden  kann.  Denmnge- 
achtet  fehlt  derselbe  an  dem  eigentlichen  Schlüssel 
nicht,  aber  er  besteht  aus  drei  Gliedern,  so  dafs  er  sich 
in  den  hohlen  Schaft  des  Schlüssele  ganz  hineinlegt, 
und  erst  durch  ein ,  in  demselben  bewegliches  vier- 
kantiges Stäbchen,  an  welchsem  das  letzte  Glied  fest 
ist,  hervorgeschoben  wird  Fig.  7  ist  der  Schlüssel 
ehe  er  in  das  Schlofs  gebracht  wird,  Fig.  8.  zeigt  den 
hervorgehenden  Bart,  wenn  man  das  Siäbchen  b  nie- 
derdrückt, und  Fig.  9,  den  Bart  wenn  er  sperren  solh 
a  a  a  Fig.  8  und  9  bezeichnen  die  oben  erwähnten, 
Gewinde.  Dafs  der  Schlüssel  nicht  sehr  klein  ge- 
macht werden  kann,  sondern  eine,  durch  das  Mate- 
rial beiläufig  schon  bedingte  Gröfse  haben  mufs,  und 

20  * 


^   / 


I 
v 


3o8  '^H^^^^l 

demnach  ein  möglichst  klciucr,  fast  alle  ähnlitllfaeTtf 
Schlösser  sperrt,  dafs  feiner  grofse  Gefahr  ist,  den 
schwachen  Bari  abzudrehen,  wenn  das  Schlofs  nicht 
die  theuern  sogenannten  fliegenden  Angriffe  hat,  untt 
dafs  es  eben  darum  nicht  möglich  wird,  gegen  das 
Aufsperren  mit  gewissen  einfachen  Haken  eine  sehr 
Starke  Zuhaltungsfeder  anzuwenden,  sind  grobe,  Lei 
dieser  Einrichtung  nicht  zu  vermeidende  Fehler.  — 
Hieher  gehören  auch  die  Vorhängschlössermit Schrau- 
benschlüsseln, denen  man  ebenfalls  keine  verschiedene 
Einrichtung  geben  kann  ;  ferner  Schlosser,  welche 
der  Schlüssel  dedurcli  öffnet,  dafs  ein,  ao  itm  feste» 
durchbrochenes  Viereck  gewisse  Sperrfedern  zusam- 
mendrückt;  und  mehrere  andere,  die  keine  besoit- 
dere  Erwälmuug  verdienen. 

Von  allen  diesen  unterscheiden  sich  die  Vexier- 
schlösser dadurch,  dafs  man  zu  Ihnen  den  Schlüssel 
nicht  nur  haben,  sondern  auch  zu  gebrauchen  wissen 
roufs.  Sie  sind,  nach  den  Ideen  des  Künstlers  und 
nach  besondern  Absichten  so  verschieden,  dafs  eine 
Aufzäljung  derselben  nicht  möglich  ist.  So  mufs  mau 
bei  einigen  den  Schlüssel  nach  der  ersten  Umdrehung' 
etwas  tiefer  oder  hoher  bringen,  und  dann  nochmali), 
in  einer  oder  der  andern  Richtung  drehen  ;  bei  andern 
ist  an  einer  Stelle  des  Schlofskastens  ein  verborgener 
Drucker  angebracht  ,  den  man  erst  in  Bewegung 
setzen  mufs  j  andere  habfen  ein  falsches  Schlüsselloch, 
das  erst  aufwärts  geschoben  werden  mufs;  bei  noch 
andern  erfolgt  bei  unrechter  Führung  des  Schlüssel» 
ein  Schufs  aus  dem  Schlosse,  und  was  dergleichen 
Künsteleien  mehr  sind.  Eins  der  vorzüglichsten  ist' 
das  von  Arkwrigth  erfiindene  und  in  den  transac- 
tions  o  f  tfie  Society  for  the  encoiiragement  of  tu'ts 
vol.  XVIII.  p.  23t),  und  aus  diesen  im  Magazin  aller 
neuen  Erfindungen,  Leipzig  bei  Baumgärtner,  V. 
p.  374)  ""d  i™  Journal  für  Fabrik  XXVllI  p.  495, 
«her  nicht  sehr  deutlich  .  beschriebene.      Zu  dieser 


J 


3o9 

Klasse  von  Schlössern  kann  man  endlich  noch  die  so- 
genannten ,  ,  vom  Mechanismus  des  Gesperres  selbst 
meistens  unabhängigen^  Yorgesperre  und  Schlüssel- 
loch deckel  rechnen,  die  man  besonders  gern  bei  Vor- 
hängsschlössern anbringt.  Bei  diesen  mufs  ebenfallsf 
durch  einen  oft  sehr  verborgen  angebrachten  Drücker 
oder  Schieber  der  Schlüssellochdeckel  geöffnet  werden. 
Bei  all  diesen  Vorrichtungen  biethen^  sich  mehrere 
Bemerkungen  von  selbst  dar.  Hieher  gehört,  dafs 
sie  meistens  sehr  zusammengesetzt;  v^andelbar  und 
kostspielig  sind ,  dafs  das  öffnen  und  Schliefsen  Zeit- 
aufwand ,  ja  sogar  oft  einige  Geschicklichkeit  ifordert, 
und  endlich,  dafs  sie  nicht  alle^emein  anwendbar  sind^ 
weil  ihre  Sicherheit  eben  in  dem  Geheimnifs  besteht^ 
und  man  sie  also,  streng  genommen,  in  Beiseyn  ei- 
j    nes  Fremden  eigentlich  nie  offnen  dürfte. 

Die  letzte  Klasse  enthält,  nach  den  oben  aufge* 
tteüten  Ansichten,  die  sogenannten  Kombinations- 
schlösser. Der  dabei  zu  Grunde  liegenden  Haupt- 
ide'e  nach,  gehört  hieher  eigentlich  nur  ein  einziges, 
nähmUch  das  sogenannte  Ring-,  Nahmen-  oder  Mahl- 
schlofs,  auf  dessen  bewegUchen  Ringen  (sonst  auch 
wohl  auf  ander  enver  schiebbar  enTheilen)  sich  Zeichen 
r  Zahlen  oder  Buchstaben  )  befinden,  welche,  wenn 
das  Schlofs  sich  soll  öffnen  lassen,  vorerst  in  eine, 
dem  Eigenthümer  bekannte  Ordnung  müssen  gebracht 
werden.  Das  ursprüngliche  einfache  Mahlschlofs  ist 
nur  auf  ein  bestimmtes  Wort  oder  Zahl  zu  gebrau- 
chen. Regnier  in  Paris  aber  hat  solche  Ring- 
schlösser geliefert,  wo  die  Ordnung  der  Zeichen  wiUr 
kürlieh  abgeändert  werden  kann ,  und  zwar,  wenn 
das  Schlofs  vier  Ringe  und  auf  jedem  vier  und  zwanzig 
Buchstaben  hat,  33i y'j'jö  mahL  j^uch  dieses  Schlof(» 
ist  ziemlich  mühsam  zu  öffnen,  und  zwar  nicht  im 
Dunkeln,  kann  auch  nur  als  Vorlegeschlofs  gebraucht 
werden ,  weil  seine  Anwendung  bei  Thüren,  als  Vor- 
gesperre  (wie  sie  im  Magazin  aller  neuen  Erfindungea 


äio 


»  ^ 


V.  j;oi.  beschrieben  ist)  äufserst  unbequem  und  um- 
standlicb  wäre;  und  endlich  hat  es  nach  Regniers 
Bauart  den  grofsen  Fehler ,  dafs  es  sich  auf  eine  Art, 
deren  Beschreibung  man  hier  nicht  erwarten  wird, 
mit  geringer  Gewalt  und  durch  einen  einfachen 
Handgrifi,- (in  den  meisten  Fällen  sogar  ohne  Spur  ein^r 
\^erletzung),  öffnen  läfst.  —  Besser  läfst  sich  die  Art 
rechtfertigen,  -wie  der  Engländer  Marschall  das  Mahl- 
schlofs  alsSchliissellochdeckel  angewendet  hat^  wo  es, 
wenn  auch  nicht  bei  Thüren,  doch  bei  Geldkassen 
u.  dgl.  sehr  gute  Dienste  ihun  würde  *)• 


Aus  der  vorigen  Revision  geht  hervor,  dafs  zwar 
an  sichern  Verschliefsungsarten  kein  Mangel  ist,  so- 
bald  man  jede  nach  dem  speziellen  Bedürfnisse  zu 
wählen  weifs,  dafs  aber  dcmungeachtet  noch  manches 
zu  wünschen  übrig  bleibt ,  und  vorzüglich  manchen 
derselben  der  hohe  Preis  entgegen  steht. 

Der  Herr  Professor  Crwelli  hat  sich  daher  mit 
gutem  Vorbedacht  die  einfachste  und  beste  Art  von 
Schlössern,  nähmlich  die  mit  geschweiften  Schlüssel- 
bärten ,  als  Objekt  seiner  Verbesserungen  gewählt, 
und  es  dahin  gebracht,  dafs  der  gröfste  Nachtheil  der- 
selben, nähmlich  die  Leichtigkeit  der  Schlüssel  durch 
blofse  Besichtigung  des  Schlüsselloches  nachzuma« 
chen,  glücklich  vermieden  wird.  .  '  ' 


*)  Es  ist  sonderbar ,  wie  Regnier  für  den  Erfinder  jener ,  von 
den  air<i  ,  nur  für  ein  Wort  brauchbaren,  wesentlich  ver- 
schiedenen Ringvschlösser ,  gehalten  werden  kann  ,  indem 
doch  Marschalls  Schlüssellochdekei  weit  älter  ist ,  im  Gan- 
zen genommen  aber  dieselbe  Struktur  hat  wie  Reeniers  ca- 
denat  ä  rouloux»  Indessen  wird  dieser  Umstand  dadurch 
be^reiÜich,  dalV  sowohl  die  englische  Zeichnung ,  als  auch 
die  Beschreibung  (in.  den  Transactions  of  tke  encourage^ 
ment  etc.  Vol.  III.  p,  i6o)  nichts  weniger  als  deutlich  sind. 


.     3ii 

t 

Der  Schlüssel  zu  diesem  Schlofs  ist  eia  Rohr- 
schlüssel mit  wilkürlich  geschweiftem  Bart ,  Fig.  ö.  — 
In  Absicht  auf  die  Riegelbewegung  hat  es  nichts  ei^ 
genihümUches  ^  wie  man  Fig.  ii  sieht.  Der  Riegel  A 
wird  wie  gewöhnlich  durch  den  Schlüsselbart  bewegt, 
so  Yrie  die  Zuhaltung  B  durch  denselben  ausgelöset. 
Die  Zuhaltimgsfeder  b  ist  mit  der  Zuhaltung  aus  ßi- 
nem  Stück,  eine  Einrichtung  die  sich  sonst  auch  hin 
und  wieder  findet. 

Das  Charakteristische  des  Schlosses  aber  besteht 
darin,  dafs  man  aufsen  am  Schlofsblech  die  Art  der 
Schweifung  des  Bartes  nicht  sieht,  und  auch  auf  kei- 
nerlei Art  errathen  kann,  indem  das  sichtbare  Schlüs- 
selloch Fig.  10  E  wie  für  einen  völlig  massiven  Bart 
gestaltet  ist. 

Deniungeachtet  kann  kein  anderer  als  der  für 
das  Schlofs  bestimmte  Schlüssel  bis  in  die  Ebene  des 
Rieigels  gebrächt  werden,  wie  man  sogleich  sehen 
wird. 

Statt  dafs  sonst  Riegel  und  Zuhaltung  gleich  unter 
der  Schlofsplatte  liegen ,  so  mufs  hier  der  Schlüssel 
statt  durch  dieses  einzige,  durch  drei  über  einander 
befindliche  Bleche,  wovon  das  dritte  erst  die  gehörige 
Schweifung  hat.  Wenn  man  das  Blech,  was  man  Fig, 
10  A,  und  Fig.  12  umgekehrt  von  der  innern  Seite- 
sieht,  abnimmt:  so  entdeckt  man  ein  zweites  Fig.  i3  und 
unter  diesem  noch  ein  drittes  Fig.  i3  AA,  welches 
Fig.  i4  besonders  gezeichnet  ist.  Wenn  der  Schlüssel 
bei  E  Fig.  10  eingesteckt  ist,*  so  läfst  man  ihn  die  halbe 
Umdrehung,  machen,  wo  er  dann  iiber  dem  Schlüs- 
selloch E  Fig.  1 3  seyn  wird.  Hier  drückt  man  ihn  nie- 
4er,*  so,  dafs  er  durch  dasselbe  durchgeht.    Wenn  er 
wieder  ein  halb  mahl  umgedreht  wird,  so  steht  er  iiber 
dem  geschweiften  Schlüsselloch  E  Fig,  i4>    durch 


3ia  ' 

welches  er  mir  durchgehen  kani^^  wenn  er  genau  di^ 
selbe  Schweifung  hat.  Wird  er  hier  nochmahls  tiefer 
gesteckt^  so  hefindet  er  sich  in  der  Ebene  desRiegels, 
und  kann  das  Schlofs  sperren.  Beim  Herausziehen  mufs 
er  natürlich  dieselben  Touren  vermehrt  machen;  und 
bei  jedem  Schlüsselloch  in  die  Höhe  gezogen  werden« 

Dmxh  das  Durchgehen  durch  die  drei  Bleche^^ 
tvrovon  jedes  ein  Schlüsselloch^  das  letzte  aber  nur  das 
nach  dem  Originalschlüssel  geformte  hat;  wird  das 
Aufsperren  mit  Nachschlüssel  und  Sperrzeug  so  un- 
möglich^ dafs  eine^  wohl  noch  anzubringende  Beset- 
zung» wie  in*  der  Zeichnung  die  zwei  Reifen  Fig.  li^^f 
und  Fig.  1:2  aa^  beinahe  überflüssig  wird. 

Unter  der  obersten  Platte  ist  auf  dem  2;weiten 
Bleche  noch  eine  besondere  Vorrichtung  angebrachte 
welche  übrigens  nicht  mehr  zur  Hauptsache  gehört. 
Nähmlich  zwei  Staffeln,  Fig.  i3  ab,  mit  schiefen  in 
entgegengesetzter  Richtung  aufsteigenden  Flachen ;  die 
bei  c  c  in  Gewinden  bewegUch  sind ,  und  deren  jede 
durch  eine  an  der  dritten  Platte  befestigte  Feder, 
Fig.  i4  ab,  aufwärts  getrieben  wird.  Ihre  Wirkung  ist 
folgende.  Wenn  der  Schlüssel  unter  dem  obersten 
Blech  in  der  Richtung  x  Fig.  10  umgedreht  wird,  so 
trifft  er  auf  den  niedrigsten  T heil  der  Staffel  b  Fig.  i3. 
Da  er  sich  dann  an  der  obern  Platte  klemmt,  so  drückt 
er  natürlich  diese  Staffel  und  die  unter  ihr  liegende 
Feder  nieder,  so  lange  bis  eretwa  einen  Viertel-Umgang 
gemacht  hat.  Dann  fällt  er  von  der  Staffel  ab,  und 
diese  wird  von  ihrer  starken  Feder  mit  Gewalt  an  die 
obere  Platte  getrieben,  wodurch  ein  Geräusch  entsteht, 
Avelches  mit  dem/  beim  Aufsperren  eines  gewöhnhcheu 
Schlosses  die  gröfste  Ähnlichkeit  hat.  Wird  jetzt  der 
Schlüssel  nicht  durch  das  zweite  Schlüsselloch  ge-^ 
steckt,  sondern  noch  weiter  zwischen  den  zwei  ersten 
Platten  umgedreht,  so  steigt  er  über  die  Staffel  a  Fig, 
l3,  vnd  es  erfolgt  derselbe  Schall  wie  vorhin j  und 


3i3 

Ewar  so  oft ^  als  man  den  Schlüssel  über  eine  oder  die 
andere  Staffel  fahrt.  Um  diesen  Schall  zu  verstärkend 
und  zugleich  die  Spitzen  der  Staffeln  d  d  Fig.  1 3  gegen 
das  zu  heftige  Anprellen  zu  schützen^  so  hat  das  oberste 
Blech  über  den  zwei  höchsten  Stellen  der  Staffehi,  dd 
Fig.  i3  zwei  Ausschnitte  (bei  bb  Fig.  12  sichtbar), 
welche  durch  zwei  nur  an  einer  Seite  an  das  oberste 
Blech  festgenietete  schmale  Federblättchen  gedeckt 
sind  (aa  Fig.  10  und  die  punktirten  Linien  Fig.  13). 
Per  Schlag  der  Staffeln  trifft  also  nicht  das  oberste  Blech^ 
sondern  die  nachgebenden  schmalen  Federn. 

Die  Täuschung,  dafs  derjenige,  der  den  Schlüs- 
sel auf  die  eben  beschriebene  Art  bewegt,  das  Schlofs 
gesperrt  zu  haben  glaubt,  weil  er  das  Schnappen  hört, 
ist  indefs  nicht  der  einzige  Zweck  dieser  Vorrichtung, 
sondern  die  Staffeln  hindern  das  Einbringen  einer  wei- 
chen, zum  Abdruck  der  Schweifung  dienenden  Masse, 
welches  sonst  wohl  möglich  wäre.  Dafs  übrigens  unter 
Umständen  diese  zusammengesetzte  Vorrichtung  yveg- 
gelassen ,  oder  durch  eine  andere ,  z.  B.  durch  zwei 
oder  drei  auf  die  hohe  Kahle  gestellte  einfache  Fe- 
dern, ersetzt  werden  könnte,  bedarf  keiner  weitern 
Erörterung. 

Das  hier  gezeichnete  5chlofs  ist,  in  der  Kunst- 
sprache, ein  eintouriger,  «ingesteckter  wälscher  Rie- 
gel. Das  heifst ,  der  Schlissel  schiebt  den  Riegel  nur 
emmahl,  und  das  Schloß  wird  in  die  Holzdicke  einer 
Thüre  ganz  eingelassen, und  ist  nur  auf  einer  Seite  zu 
sperren.  Mit  etwas  melr  Mühe  kann  es  aber  auch  als 
ein  ordentliches  Thürchlofs  verfertigt  werden.  Es 
müfste  fiir  den  Schlüi>el  eine  Hülse  verfertigt,  und, 
wenn  man  die  drei  Si^lüssellöcher  auf  beiden  Seiten 
haben  wollte,  noch  e^  besonderer  Aufsatz  fiir  die  drei 
über  einander  befindlichen  Abtheilungen  der  entge- 
gengesetzten Seite  angebracht  werden.  Dafs  es  endhch 
auch  ein  sehr  brauc^ares  Vorlegeschlofs  abgeben  kanii> 


3i4 

▼ersteht  sich  von  seihst^  und  dazu  bedürfte  es  in  Hin- 
sicht der  drei  Bleche  auch  gar  keiner  Abänderung. 


i 
I 

4 

.i 
1 

I 


XVIII. 

Ein ,  von  Joseph  Bramah  in  London  erfun- 
denes Sicherheitsschlofs :  beschrieben 

von  { 

G.   Altmüttery  i 

Professor  der  Technologie  am  1&.  k.  po1ytechnii»cben  Institute.      I 


Tafel  UI.  Fig.  i5  bis  a3. 


'  I 


JJas  im  Folgenden  zu  beschreibende  Schlofs^  ist  i 
unter  den  mir  bekanmen  Sicherheitsschlössern  bei  wei-  \ 
tem  das  vorzüglichste,  ind^m  es  fast  allen  Forderaugea 
entspricht,  ja  sogar  g^gen  das  Nachmachen  des  in  , 
fremde  Hände  gekomnenen  Schlüssels  zi^nlich  ge- 
sichert, und  also  in  jen^  Fällen,  wo  man  die  gröfste  j 
Sicherheit  braucht,  z.  B.  bei  Geldkassen,  Schatullen  ; 
u.  dgl. ,  beinahe  unbeding  zu  empfehlen  ist. 

Die  Auseinandersetzui^  seiner  einzelnen  Theile  . 
vyird  die  Aufzählung  seiner  grofsen  Vorzüge  möglich  ; 
machen,  und  die  vorige  Anci^pfehlung  rechtfertigen.    ; 

In  der  Figur  i5  ist  es  im  Aifrisse  gezeichnet,  und 
zwar  in  natürhcher  Gröfse,  A  u  ^as  Schlofsblech,  B 
der  unter  einem  rechten  Win^l  aufgebogene  Theil 
desselben  (der  sogenannte  ümsoiweif);  C  der  Riegel, 
D  das  Gehäuse,  welches  den  eijentlichen,  von  dem 
gewöhnlichen  ganz  abweichende^  Mechanisnius  der 
Kiegelbewegung  enthält.  DasSchl<s^  wie  es  hier  vor- 


\ 


-  3i5 

liegt,  ist  ein  Kasten-  oder  Schatullenschlofs,  bei  wel- 
chem, wie  sonst,  das  Schlofsblech  A  und  der  Umschwcif 
in  das  Holz  eingelassen  werden  mufs.    Von  aufsen  ist 
am  Kast^ndeckel  oder  an  der  Schublade,  vom  Schlofs 
gar  nicht^  sichtbar,  als  die  obere  Fläche  des  Gehäuses 
.fcei  ee,  für  welche  also  an  der  gehörigen  Stelle  das 
Holz  ebenfalls,  wie  für  das  Schlüsselloch  eines  gewöhn- 
bchen  Schlosses,  ausgeschnitten  werden  mufs. 

Der  Schlüssel  E  Fig.  i5,  oder,  von  unten  gesehen 
Fig.  i8,  ist  ein  Rohrschlüssel,  mit  einem  ziemlich  hoch 
an  demselben  stehenden  kleinen  Bart  a,  und  mehreren 
Einschnitten  an  seinem  Umfange,  die,  aber  von  unglei- 
cher Länge  sind.  Er  ist  sehr  leicht  zu  gebrauchen. 
Man  steckt  ihn  nähmlich  in  das  Schlüsselloch,  drückt 
ihft  so  tief  nieder  als  er  geht,  und  dreht  ihn  dann  auf 
<lie  gewöhnliche  Art.  Dadurch  wird,  nach  der  feich- 
tung  der  Umdrehung,  der  Riegel  entweder  vor-  oder 
rückwärts  gehen,  und  das  Schlofs  also  gesperrt  oder 

fcöffnet  werden ,    ohne  dafs  das  sonst  gewöhnliche 
chnappen,  oder  selbst  nur  ein  bedeutender  Wider-  * 
tHand  beim  Umdrehen,  wie  bei  jedem  andern  Schlofs, 
Semerkbar  wäre.  Hat  der  Schlüssel  die  ganze  Tour  ge- 
^^Biacht,  so  steigt  er,  wenn  er  das  Schlüsselloch  wieder 
^^(rreicht  halt,  von  selbst  in  die  Höhe,  und  kann  abge- 
JEogen  werden. 

% 

Nach  dieser  vorläufigen  Erörterung,  gehe  ich  zur 
Beschreibung  der  einzelnen,  in  Fig.  1 5  noch  nicht  sicht- 
baren Haupttheile  über. 

Durch  den  verborgenen  Mechanismus  werden  zwei 
Bauptäbsichten  erreicht.  Es  wird  nähmlich  erstlich 
der  Riegel  vor-  und  2;urückgezogen,  und  auf  eine  äus- 
serst einfache  und  sinnreiche  Art  in  jeder  dieser  bei- 
den Lagen  unbeweglich  fest  gehalten,  wozu  sonst  die 
Zuhaltnng  und  die  Zuhaltungsfeder  dient,  welche  hier 
ganz  fehlen.   Dann  aber  liegen  im  Gehäuse  noch  be^^  - 


3i6 

solidere  Thcile,  welche  es  durchaus  unmö:^lich  machen^ 
den  Riegel  anders  als  durch  denSchlüssel  zu  bewegen^ 
und  daher  die  Eingerichte,  Vorgesperre  und  ähnliche 
Sicherungsmafsregelii  ersetzen. 

Ohne  vorerst  auf  die  letztgedachteii  Theile  heson- 
dere  Rücksicht  zu  nehmen,  weide  ich  zuerst  die  ÄJt 
der  Riegelhewegung  deuthch  zu  machen  suchen. 

In  dem  hohl  ausgedreheten  Gehäuse,  D  Fig. 
Lefmdci  sich  ein  bewcghcher  Kern  (Fig.  tß),  und 
dessen  untero  Ende  eine  an  ihn  festgeschraubte  Plat« 
Pig.  lO  c,  an  weicher,  dem  Schlüsselbarte  gegenübeo 
einSlififest  ist,  welcher  den  Riegel  ziehen  muls.  Unuj 
der  Ebene  ff  Fig.  i5,  ist  in  den  Kern  eine  Nuth  eirf 
'gedreht,  vermittelst  welcher  er  in  der  stählernen  Platte 
f  Fig.  iG  (deren  zweite  Hälfte  Fig.  ^3  vorgestellt  ist] 
sich  herumdrehen  läfst.  Diese  stählerne  Platte  bestehl 
defswcgen  aus  zwei  Theilen  (f  Fig,  i6  u.  Fig.  23),  dami 
sie  in  die  Nuth  des  Kernes  eingeschoben  werden  kann. 
Beide  Hälften  derselben  sind  im  Gehäuse,  Fig.  i5H 
mittelst  vier  Schrauben  unter  der  Fläche  ff,  auf  w^ 
cLer  man  auch  die  Enden  dieser  Schrauben  gezeicb 
net  findet,  festgemacht.  Dieser  Kern  steckt  also 
hohlen  Gehäuse,  pafst  oben  genau  in  dasselbe,  is 
der  Mitte  der  erwähnten  stählernen  Platte  beweglich 
und  reicht  mit  seiner  untern  Fläche,  c  Fig.  iG,  bis  all 
den,  unter  ihm  liegenden  Riegel.  Im  Innern  diesei 
Kernes  hefmdet  »ich  noch  der  Dorn  für  den  Scblü» 
sei,  und  andere  Theile,  die  hier  noch  nicht  heschrie 
hen  werden  können. 

Für  den  Schlüsselbart  hat  der  Kern  am  obersU 
Ende  eine  passende  Vertiefung,  g  Fig.  iG,  Wenn  dei 
Schlüssel  in  das  Schlofs  gedrückt  wird,  so  üegl  dei 
Bart  ganz  in  dieser  Vertiefung,  und  der  Kern  kann  al« 
jnittelstdesSchlüssels  herumgedreht  werden.  DerBj 
bleibt  dann  unter  der  obersten  Fläche  des  Gehäusi 


3ij 

und  dör  ScWiissel  lann  ni<^ht  eher  abgezogen  werden, 
^  als  bis  er  die  ganze  Tour  gemacht,  und  der  Bart  wie- 
der über  das  in  der  Decke  des  Gehäuses  eingeschnit« 
tene  Sc|iIüsselloch  zu  stehen  kommt. 

Die  Figur  2 1  zeigt  den  Riegel  von  oben  gesehen, 
und  in  der  Lage  wenn  er  vorgeschoben  und  also  das 
Schlofs  zugesperrt  ist.  Die  punktirten  Linien  ee,  über 
welche  der  Kopf  des  Riegels  hinausgeht,  bezeichnen 
den  Umschweif  (Fig.  i5  B),  der  punktirte  Kreis  aber, 
die  Platte  c  in  der  Fig.  i6,  an  welcher  sich  der  Stift  d 
Flg.  31  bejSndet,  welcher  in  dem  Einschnitte  des  Rie- 
gü»  läuft,  und  denselben  bewegt.  Dieser  Einschnitt 
besteht  vorerst  aus  einem  halben  Kreis  Fig.  2 1  f,  wel- 
cher aber,  wie  sich  zeigen  wird,  zur  Riegelbewegung 
selbst  nichts  beiträgt.  Bei  g  ändert  sich  die  Kreisfigur 
und  geht  mehr  gerade,  von  h  aber  bis  d  ganz  gerade, 
bis  unmittelbar  bei  d,  wo  sich  ein  Vorsprung  befindet, 
in  welchen,  wie  die  Zeichnung  ausweiset,  der  Stift 
-  zu  liegen  kommt.  Man  setze  nun,  dafs  die  Lage  aller 
Theile  so  sey,  wie  sie  die  Figur  21  angibt,  dafs  der 
Schlüssel  in  das  Schlofs  gesteckt,  und  in  der  Rich- 
tung k  umgedreht  werde,  so  wird  der  Stift  an  der 
untersten  Platte  des  Keines  bei '  der  Umdrehung  des- 
selben nach  1  kommen,  dort  an  die  Wand  des  Rie- 
gelausschnittes anstehen,  und  bei  fortgesetzter  Bewe- 
gung natürlich  den  Riegel  zurückziehen^  und  zwar  so 
lange,  bis  der  Kreisauschnilt  f  mit  dem  punktirten 
Kreise  konzentrisch  steht,  und  der  Stift  eine,  seiner 
ersten,  gerade  entgegengesetzten  Lage  bei  o  bekommt. 
Stift  und  Schlüssel  haben  jetzt  den  halben  Umgang  ge- 
macht, das  Schlofs  ist  geöffnet,  der  Schlüssel  aber, 
dessen  Bart  noch  unter  der  obersten  Fläche  des  Ge- 
häuses liegt,  geht  noch  nicht  aus  dem  Schlosse.  Blofs 
dazu  dient  der  Kreisausschnitt  f.  Wenn  die  Umdre- 
hung in  der  Richtung  k  fortgesetzt  wird,  so  läuft  der 
Stift  jetzt  in  diesem  Ausschnitt ,  und  wenn  er  die  ganze 
Tour  gemacht  hat,  und  in  seine  erste  Lage  zurückgc- 


3i8 

kommen  isi^  so  steht  auch  der  Schlüsselbart  über  dem 
Schlüsselloch  und  der  Schlüssel  geht  heraus.  Ist  also, 
das  Schlofs  offen  ^  so  steht  der  Riegelkopf  tnit  ee  gleich; 
der  Stift  aber  an  der  Stelle  c  des  Hiegelausschaittes^ 
und  der  noch  zu  erVähnende ,  unbewegliche  Theil, 
c  bei  b. 

Soll  der  Riegel  wieder  vorgeschoben  werden*,  so 
wird,  wie  bei  jedem  Schlofs,  der  Schlüssel  in  verkehr- 
ter Richtung  (i)  gedrehet,  und  der  Stift  bewegt  sich, 
heinahe  durch  drei  Viertel  der  Umdrehung  bis  in  die 
Gegend  von  1,  frei  im  Zirkelausschnitte.  Unter  1  steht 
der  Riegel  noch  einige  Zeit  still ,  von  h  an  aber  wirJ' 
er  vorgeschoben,  bis  der  Stift  wieder  im\orsprune  d, 
und  alles  so  steht,  wie  in  Fig.  21. 

Der  Nutzen  des  uilbeweglichen  viereckigen  Stif-    ] 
tes  c,  welcher  entweder  an  dem  Schlofsblech  oder  an    ; 
dem  Gehäuse  befestigt  ist,  leuchtet  bald  ein.    Es  ist   j 
nähmlich  der  zweite  feste  Punkt,  welcher  den  Riegel    ■ 
feststellt.  Wenn  der  Stift  und  c  so  stehen  wie  in  der 
Figur,  so  bedarf  es  nur  des  flüchtigsten  Blickes,  um 
einzusehen,  dafs  der  Riegel  weder  weiter  vor,  noch 
zurück  kai;in,  ehe  nicht  der  Stift  gegen  k  gedreht  wird. 
Bei  offenem  Schlofs  hingegen  befindet  sich  der  Stift 
in  c,  und  c  bei  b,  so,  dafs  der  Riegel  ebenfalls  nicht 
den  geringsten  Spielraum  hat. 

Es  leuchtet  bei  einigem  Nachdenken  ein,  dafs,, 
um  die  blojse  Riegelbewegung  zu  bewirken,  der  Aus- 
schnitt von  c  bis  h  blofs  kreisförmig  zu  seyn  brauchte, 
lind  es  dazu  der  Erweiterung  bei  d  und  der  geraden 
Linie  hd  gar  nicht  bedürfte,  so  wenig  als  des  Vor- 
sprunges bei  d.  Dennoch  ist  dieser- letztere  von  der 
gröfsten  Wichtigkeit,  und  ein  Beweis,  was  man  dmch 
äufserst  einfache  Mittel  zu  bewirken  im  Stande  ist.  Man 
denke  sich  den  Vorsprung  (zu  dessen  Eildung  die  ge- 
rade Linie  und  die  Erweiterung  des  Einschnittes  nöthig 


wird)  hinweg,  und  es  ist  kein  Hindernifs  vorhanden, 
dafs  man  nicht  den  Schlüssel  noch  einmahl  in  der 
Richtung  i  hei!%imzudrehen  versuchen  sollte.  Der 
Stift  vi^ürde  sich  in  derselben  Richtung  gegen  i  bewe- 
gen ,  und  sobald  ^r  die  Wand  des  Riegelausschnittes 
(dort  wo  sich  in  der  Figur  dieser  und  der  punktirte 
Kreis  schneiden  )  erreicht,  den  Riegel  wieder  zurück- 
ziehen. -  Ohne  diesen  Vorsprung  könnte  man  den 
Schlüssel  so  oft  man  wollte  in  derselben  Richtung 
umdrehen,  und  der  Riegel  würde  sich  also  nach  jeder 
Umdrehung  vor  und  zurück  bewegen,  und  niemand 
versichert  seyn ,  ob  er  das  Schlofs  wirklich  gesperrt- 
liabe  oder. nicht. 

Das  Verdienst  dieser  beispiellosen  Art  derHiegel- 
bewegung  wird  dann  am  deutlichsten,  werin  man  be- 
denkt, dafs  es  eigentlich  blofs  der  einzige  Vorsprung 
ist,  welcher  die  sonst  gewöhnhche  Zuhaltung,  den 
dazu  passenden  Einschnitt  im  Riegel ,  und  die  Zuhal- 
tungsfeder  ersetzt. 

Noch  gehört  eine  Bemerkung  für  die  praktische 
Ausführung  hieher.  Der  Stift  c,  und  der  gerade 
Einschnitt  m,  kann  ganz  wegbleiben,  und  die  Fig. 
mit  dem  Kreise  bei  p  geschlossen  seyn,,  wenn  der 
Biegelkopf  bei  n ,  v^ie  bei  vielen  andern  Schlössern 
(selbst  bei  dem  auf  derselben  Platte  abgebildeten 
Fig.  II  bey  n)  einen  Ansatz  bekommt,  welcher  ihn 
weiter  vorzugehen  verhindert.  Ein  Schlofs  dieser  Art 
ist  leichter  zu  verfertigen,  allein  der  Stift  c  nach  der 
Zeichnung  21  bewirkt  einen  weit  leichtern  und  sanf- 
tem Gang  des  Riegels ,  als  wenn  sich  dieser  blofs  an 
den  Einschnitten  der  Wände  des  Gehäuses  und  am 
Aasschnitt  im  Umschweif  seinen  Gang  nehmen  mufs. 

Ich  komme  jetzt  zur  Auseinandersetzung  derjeni-  , 
fgeaTheilc,  die  das  Schlofs  ganz  3icher  machen ,  und 
^e  alle  im  Gehäuse  verborgen  hegen.  —  Man  könnte 


320 

zwar  allerdings  im  Kern  eine  passende  Vertiefung  iÜT 
einen  geschweiften  Schliisselhart,  ja  sogar  ein  Eiujji 
Heilte  anbringen,  und  das  Schiofs  hätte  noch  imuii 
in  Rücksicht  derRiegelhewcgiing  bedeutende  VoiKÜfia 
vor  den  gewöhnlichen;  allein  die,  freilich  elwa'i  kom- 
plizirie  Einrichlung,  die  es  wirklich  hat,  zeichhft  ei 
so,  sehr  aus,  dafs  in  Absicht  auf  Sicherheit  niciils 
mehr  zu  wünschen  übrig  bleibt. 

Der  hohle  Schlüssel,  der  schon  erwähnt  worden 
ist,  hat  an  seinem  Umkreise  fünf,  manchmahl  auch 
sechs  EinschDiiie  von  ungleicher  Länge,  und  das  Schlofs 
ist  so  eingerichtet,  dafs  su  dpmselben  nur  dei'  einzige 
dazu  bestimmte  Schlüssel  pafst.  Jeder  andere,  der 
nicht  genau  die  Einschnitte  von  derselben  Tiefe, 
in  derselben  Aufeinanderfolge  und  Anzahl  hat,  sperrt 
dasselbe  nicht. 

Zur  Erkliirunfi  des  Gesagten  miifs  zuerst  dei 
Kern  ,  und  die  in  der  Milic  desselben  heBndiichra 
Stücke  beschrieben  werden.  Der  Kern  ist  nichl 
massiv  sondern  in  der  Mitte  durchbohrt,  jedoch  s(^ 
dafs  er  oben  eine  (  eingelöthcte  )  Deckplatte  hat,  dii 
zwar  auch,  aber  so  durchbohrt  ist,  dafs  das  Loa 
kleiner  ist,  als  die  Höhlung  im  Kern.  In  die  Ictzterf 
pafst  eine  kleine  unten  mit  einem  runden  Ansatz  veiv 
sehene  Scheibe,  Fig.  i^  h  oder  Fig.  30.  00.  Durch 
das  kleine  Loch  dieser  Scheibe  geht  derSchlüsseldorl 
(  Fig.  17  a.  Flg.  20  h),  welcher  an  der  untern  PlatK 
des  Kernes  (Fig.  iG  c,  Fig.  17  d,  Fig.  10  n)  festge 
lüihet  ist.  Zwischen  der  kleinen  Scheibe  b  Fig.  i^ 
und  der  untern  Platte  Fig.  17  d  liegt  eine  gut  gehäi* 
tete  Spiralfeder  mit  weiten  Gängen  Fig.  17  c.  Dies* 
drückt  die  kleine  Seheibe  Fig.  17  b  an  die  obere  en 
gere  Mündung  des  Kernes,  kann  sie  aber  nie  höhet 
oder  aus  dem  Schlüfs  treiben,  weil,  wie  gesagt,  du 
Deckplatte  des  Kenis  eine  kleinere  Mimdunghat,  äl 
dieser    selbst.     Alle  Fig.   17  vorgestelltea  Theile  1« 


3ai 

finden  sich  in  der  Höhlung  des  Kernes  Fig.  i6,  und 
die  untere  Platte  Fig.  17  d.  oder  16  c  ist  an  derselbe^ 
festgeschraubt.  —  Wenn  der  Schlüssel  in  das  Schlofs 

Sesteckt  wird ,  so  drückt  er  also  das  Sch6ibchen  und 
ie  Spiralfeder  nieder. 

Der  Kern  ist  noch  aufserdem  nach  der  Anzahl  der 
Kerben  im  Schlüssel  (in  der  Zeichnung  sechsmahl) 
senkrecht  und  sternförmig  eingeschnitten^ '  wie  man 
am  obern  Theil  der  16  Fig.  sieht.  Auf  diese  Ein- 
schnitte treffen  genau  eben  so  viele  in  der  stählernen 
im  Gehäuse  befestigten  Platte  Fig.  16  t,  und  Fig  23 
a  a  a. 

In  jenen  sechs  Einschnitten  liegen  eben  so  viele 
Riegelchen  (wovon  ein  einzelnes  Fig.  ig  gezeichnet 
bt),  die  man  Fig.  16  bei  d  über  den  ausgedrehten  Kern 
vorstehen  sieht.,  Da  die  stählerne  Platte  an  der  abge- 
setzten  Rundung  des  Kernes  anliegt^  die  Riegelchen 
aber  über  dieselbe  vorstehen,  so  gehen  die  letztern 
natürlich  auch  durch  die  Einschnitte  der  Platte  Fig. 
23  a  a  a^  und  halten  dadurch  den  Kern  unbeweglich 
fest 

Wie  jetzt  der  Schlüssel  diese  Sperrung  des  Kernes 
auslösen  kann ,  wird  sich  sogleich  zeigen.     Wäre  der 
Schlüssel  ganz  ohneKeiiien,  so  würde  er  die  Scheibe 
Fig.  i';^  b  und  alle  i^iegelchen,  deren  Köpfe  Fig.  19  b 
auf  ihr  liegen,  gleich  ^te/ niederdrücken.   So  aber  ge- 
schieht diefs  blofs  mit  d[er  ersteren,   und  die  Riegel- 
chen, welche  genau  auf  die  Einschnitte  des  Schlüssels 
treffen,  bleiben  nach  Maafsgabe  der  Tiefe  derselben 
einer  hoher  dei*^  andere  tiefer  stehen.  Wenn  nun  (  den 
Fall  gesetzt,  dafs  der  Schlüssel  auf  die  besagte  Art 
gewirkt  hat)  jedes  solche  durch  die  ungleich  tiefen 
Schlüsseleinschnitte ,    ungleich  tief  stehendes  Riegel- 
chen  in    der    Ebene  der   stählernen   Platte  einen 
Quereinschnitt  hat  (Fig.  19  a)  welcher  also  bei  jedem 


3aa      ' 

Riegelchen  an  einer  andern  Stelle  ist,  wie  man 
Fig,  i6  bei  i  i  i  sieht ^  so  wird  sich  der  Kern  l^erum« 
drehen  lassen^  weil  jetzt  die  an  den  gehörigen  Stellen 
ausgeschnittenen  Riegelchen  an  der  Stahlplatte  kein 
Hindemifs  mehr  finden.  Wird  der  Schlüssel  nach 
der  vollendeten  Tour  wieder  aus  dem  Schlosse  genom- 
men^ so  treibt  die  Spiralfeder  Fig.  17  b  die  Riegel- 
chen an  den  Köpfen,  Fig.  19  b,  wieder  in  die  Höhe, 
die  Quereinschnitte  kommen  aus  der  Ebene  der  Stahl- 
platte ,  und  die  Riegelchen  stellen  den  Kern  in  der-  \ 
selben  wieder  so  fest,  dafs  ihn  nur  derjenige  Schlüssel, 
der  die  Quereinschnitte  wieder  genau  in  die  ]Bbene 
der  Stahlplatte  bringt ,  in  Bewegung  setzea  kann. 

Da  4ie  Riegelchen,  sobald  die  Spiralfeder  niede^  ' 
gedrückt  ist,   durch  nichts  mehr  gehalten  würden^  ' 
und  also  auch  tiefer  fallen  könnten  als  sie  sollten,  mit:  , 
hin  ihre  Quereinschnitte  auch  unter  die  Ebene  der  ; 
stählernen  Platte  zu  stehen  kommen  könnten,  und  da- 
durch der  Kern  wieder  fest  gestellt  würde :   so  müs-  . 
sen  sie  so  beschaffen  seyn,  dafs  sie  in  jeder  Höhe  frei 
stecken  bleiben.     Diefs  bewirkt  man  dadurch,   cUfs 
man  sie  aus  einer  zusammengelegten  Uhrfeder  Yer-. 
fertigt ,  und  zwar  so ,  dafs  beide  Blätter  bei  c  Fig.  19 
etwas  klaffen,  sich  federn,  und  dadurch  an  den  Wänr 
den  der  Einschnitte  im  Kern  sich  in  jeder  Höhe  ohne  ^ 
Unterstüung  fest  halten  können. 

Ich  glaube  mm  zur  Verständlichkeit  des  Ganzen 
nichts  mehr  zusetzen  zu  dürfen,  besonders  da  die 
Durchschnittszeichnung  Fig.  20,  verglichen  mit  den 
übrigen,  hoffentlich  jeden  Anstand  heben  \vird.  In  die- 
ser ^ig.  20  ist  s  s  s  das  Scblofsblech,  d  der  Riegel, 
r  r  r  das  hohle  Gehäuse.  Den  Kern  und  seine  Lage 
in  demselben  zeigt  m  m.  An  demselben  ist  die  Platte 
n  fest  geschraubt,  an  welcher  wieder  der  den  Riegel 
ziehende  Stift  c  und  der  Schlüsseldorn  b  befestigt  ist. 
Zwischen  dieser  Platte  und  der  Scheibe  0  o  sieht  maa 


3a3 

Spiralfeder,  und  bei  ä  a  Südlich  dejl  Durch* 
Lnitt  der  stählernen  Platte,  in  welcher  d^r.Kern, 
fireglich  ist  —  Die  Riegelchen  konnten  hier  nicht 
;ebracht  Mr erden,  sind  aber  dur<^  Fig»  i6  und  19 
aediefs  deutlich  gemacht, 


Nach  dieser  Beschreibung  der  einzelnen  Bestand^ 
eile,    lassen  sich  die  Vorzüge  dieses  Schlosses,  die 
»ammengenommen  kein  anderes  besitzt,  einzeln  an-^ 
>en,  und  gehörig  würdigen    —  Es  sind  Vornehm-. 
h  folgende. 

i )  Die  grofse  Festigkeit  desselben  bei  dem  aii* 
leinend  sehr  schwachen  Baue.     Die  zarten  Theile 
limlich  liegen  alle  im  Gehäuse    und   im  Kern  so 
f,  dafs  man  durch  das  enge  Schlüsselloch  nicht  an 
!  kommen  kann.     Aufserdem  ist  auch  ein  gewaltsa- 
ts  Zurücktreiben  des  Riegels  ohne  Zerstöruiig   des 
mzen  unmöglich.      Gesetzt  man  wollte  denselben 
i  e  Fig.  20  mit  einem  Brecheisen  zurückzwif^gen, 
fällt  die   ganze  Gewalt  offenbar  auf  den  Stifl  c. 
eser  kann  wohl  etwas  verdrückt  Werden,   und  so' 
Ige    nachgeben ,    bis    er  an   die   entgegengesetzte 
and  des  Riegelsausschnittes  gebracht  ist,  wodurch 
r  Riegel    auch   um  etwas  weniges  zurückweichen 
irde.     Mehr  aber  würde  nicht  erfolgen,   weil  die 
izelnen  Theile  einander  genau  berühren  und  nicht 
sweichen  können.     Auf  dem  Riegel  liegt  die  untere 
äche  des  Kerns  n  Fig.  20,    der  Kern  selbst  aber 
>fst  oben  an  das  Gehäuse  an.^  Man  müfste  also  so 
i\e  Gev^alt  anwenden,  dafs  die  Schrauben,  welche 
8  Gehäuse  mit  dem  Schlofsblech  Verbinden,   aus- 
^sprengt ,   und  das   Schlofs    selbst   zerstört  Würde« 
afs  eine  gewöhnliche  Zuhalrung  leichter  der  Gewalt 
achgibt,  weifs  jeder  Kenner.  \    . 


3a4  '  ,      ^ 

I 

2)  Die  Abnützung^  welche  die  einzelnen  Theile 
leiden^  ist  äufserst  gering ^  und  das  Schlofs  demnach 
weit  dauerhafter  als  die  gewöhnlichen.      Hier  ist 
keine    gewahsame  Anreibung  des  Schlüsselbartes  an 
Riegel  und   Zuhaltung,    wie  bei    andern  Schlüsseln^ 
wo  der  Bart  bei  jeder  Umdrehung  den  vollen  Druck 
der  Zuhaltungsfeder  überwinden  mufs.     Hier  hat  der 
Schlüssel  (eigentlich  der  Stift  am  Kern)   blqfs  den   : 
Riegel  zu    ziehen,    der  keinen    Widerstand    leistet    ; 
DiEther  hört  man  auch  beim  Sperren  gar  kein  Geräusch,    : 
ein  Umstand,  der  wohl  in  manchen  Fällen  sehr  er-   ' 
wünscht  seyn  möchte.     Die  senkrechten  Riegelchen 
leiden  ebenfalls  wenig,    und  nur  die  Spiralfeder  lei- 
stet einigen  Widerstand.    Wenn  übrigens  das  Schlofs 
gut  gearbeitet ,    die  Einschnitte  fiir   die  Riegeldien 
senkrecht  und  unter  einander  parallel  sind,    so  kann   ' 
auch    diese   Feder   schwach   seyn ,    und  wird   dem    ■ 
Schlüssel,  der  ohnediefs  gehärtet  seyn  mufs,   nicht 
schaden. 

3)  Gewöhnliche  Schlüssel  müssen,  damit  der 
•Bart  nicht  abgedreht  werden ,  und  man  die  gehörige 
Kraft  anwenden  kann ,  im  Verhältnifs  zur  Stärke  der  . 
Schlofsfeder  grofs  seyn.  Der  unbedeutende  Wider- 
stand bei  dem  beschriebenen  Schlosse  aber  erlaubt  den 
Schlüssel  so  klein  zu  machen,  dafs  man  ihn  leicht  an 
einer  Uhrkette  oder  in  einer  Brieftasche  tragen  kann, 
und  er,  z.B.  zu  einem  Schreibpultschlosse,  nur  etwa 
1^'  Zoll  lang  zu  seyn  braucht. 

4)  Dafs  das  Schlofs  sehr  sicher  ist,  und  mit  kei- 
nem andern  als  dem  dazu  verfertigten  Schlüssel  geöffnet 
werden  kann,  erhellet  aus  dem  Vorigen.  Aufserdem 
aber  ist  es  unter  den  mir  bekannten  das  einzige,  wel- 
ches auch  gegen  das  Nachmachen  des  Schlüssels,  also 
gegen  die  gröfste  Gefahr,    der  ein  Schlofs  iiberhaupt 

^  unterliegt ,  möglichst  ge^sichert  ist.     Das  Nachmachen 
desselben  durch  einen  bLofsen  Abdruck  desselben  i$t 


3a5 

einahe  durfihaus  uümöglicli ;  und  es  hält  sogar  fiir 
inen  geschickten  Künstler  schwer,  auch  wenn  er 
^hlofs  und  Schlüssel  Vor  sich  hat,  einen  zweiten 
issenden  dazu  anzufertigen.  Es  ist  also  fast  his  zum 
»hier  sicher,  weil  mehrers  Schlösser  für  denselben 
hlüssel,  oder  umgekehrt  zu  verfertigen,  eine  kost- 
ielige  und  schwierige  Arbeit  seyn  ^würde.  Gegen 
e  Anwendbarkeit  dieser  Schlösser  folgt  daraus  aber 
ir  so  viel,  dafs  es  als  ein  ganz  gewöhnliches  Schlofs 
cht  tauglich,  hingegen  aber  überall  zu  empfehlen 
^,  wo  man. die  gröfste  Sicherheit  verlangt,  oder 
X  ein  einziges  Schlofs  braucht  —  In  diesem  Sinne 
es  dann  auch  allgemeih  ai;iwendbar,  weil  es  unzäh- 
e  Veränderungen  in  der  Anzahl,  Tiefe  und  Folge 
r  Einschnitte  im*  Schlüssel  zidäfst ,  und  auch  fa* 
iksmäfsig  verfertigt ,  unter  mehreiren  tausenden 
^lleicht  nicht  zwei  gleiche  Schlüssel  sich  finden 
irden.  .  , 

Wenn  der  Schlüssel  verloren  wird  ,  so  mufs 
jiüch  das  Schlofs  mit  Gewalt  geöffnet  werden ,  was 
er  der-  Fall  bei  jedem  ganz  sichern  Schlofs  seyn 
ufs,  weil  es  keines  geben  kann,  was  für  alle  andere 
Strumente ,  den  Schlüssel  ausgenommen, ,  unzu- 
nglich,  in  einem  einzelnen  Fall  einer  Nachläfsig- 
it  des  Besitzers  wieder  ohne  denselben  sich  sollte 
ben  lassen.  Gienge  der  Schlüssel  übrigens  ver- 
ren ,  und  man  besäfse  einen  zweiten ,  oder  das 
öffnen  wäre  ohne  beträchtliche  Destruction  des 
hlo^sses  bewirkt  worden,  so  machte  der  verlorne 
hlüssel  keine  Besorgnisse.  Man  dürfte  dann  nur 
rei  oder  mehrere  von  den  Riegelchen  ihre  Stellen 
Achseln,  und  darnach  einen  neuen  Schlüssel  an- 
rtigen  lassen. 

Aufser  jenem  Fehler  der  zu  grofsen  Sicherheit 
ird  sich  kaum  etwas  Erhebliches  gegen  dieses  Schlclfs 
ifbringen  lassen.     Selbst  der  Preis  desselben  ist  in' 


^ ' 


. ' 


$26 

Vergleich  mit  den  grofsen  Vordieileii^  und  mit  andern 
Sicherheitsschlössern  sehr  mäfsig);  indem  es  kanm. 
den  yierten  Theil  eines  bloßen  guten  Eingerichtes 
in  ein  gewohnUches  Schlofs  kosten  kann^ 

Es  könnte  ferner^  mit  einiger  Veränderung  in  ^er 
Riegelbewegung^   leicht  als  Kassenschlofs  anwendbar 
gemacht  werden.  Vorlegeschlösser  dißser  Art  wurden 
häufig  von  Bramah  selbst  gemachte   Ein  nach  denset 
hen  Grundsätzen   gebautes  Thürschlofs  aber^  yrtm 
es  auf  beiden  Seiten  zu  sperren  seyn  sollte  ^  würde  ' 
sehr  mühsam  auszuführen  y  und  ziemlich  zusanunen- 
gesetzt  seyn.     Allein  gerade  diese  Verschliefsungsart  f 
ist  diejenige,  welche  die  gröfste  Sicherheit  defswegeu  j^ 
nicht  bedarf,  weil  sieh  eine  Thüre  hinlängUch  durch  \ 
'  die  Nachtriegel  sichern  läfst. 

Um  diese  Schlösser  in  Au&ahme  zu  bringen  und  \ 
bekannter  zu  machen ,  habe  ich  für  das  Fabrikspr(h  = 
duktenkabinett    am   k.  k.   polytechnischen   Icistitutei  " 
nach  meinen  Zeichnungen  orei  derselben  von  drei  ge-. '', 
schickten  hiesigen  Künstlern  verfertigen  lassen.  Nahm-  % 
lieh  eines  von  Hrn.  Hiicky  physikalischen  Instrumen-  ^ 
tenmacher,  ein  anderes  von  Hrn.   Schuster  yYf^Ar  .' 
meister  im  polytechnischen  Institute,  welches  beson- 
ders schön  und  fleifsig  gearbeitet  ist ;  und  endlich  ein  ' 
drittes  vom  hiesigen  Drechslermeistei;  Hrn.    Stricker. 
Bei  dem  ietztern  ist  zum  Behufe   der  Demonstration  - 
das  Gehäuse  und  das  Schlofsblech  so  durchbrochen, 
dafs  man  leicht  und  mit  einem  Blicke  die  innere  Ein-  « 
richtung  sehen  kann.     Aufserdem  habe  ich  noch  bei 
demselben  eine  Abänderung  machen  lassen ,    die  ich 
glaube  empfehlen  zu  können.     Da  bei  des  beschnebe- 
nen  Art,  die  stählerne  Platte  Fig.  i6  f.  oder  Fig.  20 
a  a  mit  Schrauben  an  das  Gehäuse  zu  befestigen,  diese, 
weil  sie  nicht  lang  seyn  können,  endlich  dem  Prucke 
♦ies  Scblüssels  nachgeben  würden,  besonders  wenn 
der  Kern  nicht  ganz  avif  dem  Hiegel  aufliegt ;  so  habe. 


— . « 


ich  folgetade  Veränderung  anbringen  lassen.  Die  zwei 
Theile  der  Platte  haben  ebenfalls  vier  Löcher^  denen 
eben  so  viele  kurze  im  Gehäuse  befestigte  Stifte  ent- 
sprechen^  die  verbinde]^  ^  dafs  sich  die  Platte  nicht 
verrücken  kann.     Unmittelbar  unter  diesen '  hat  das 
Innere  des  Gehäuses  einen  Schraubengaug  ^   in  wel- 
chen sich  ein  dicker  messingener  Ring  festschrauben 
läfst^  welcher  also  die  Platte  hinlänglich  und  sicherer 
als  jene  Schrauben  an  das  Gehäuse  andrückt. 

Eine  Beschreibung  des  Schlosses  ist  mir  übri- 

Sens  noch  nirgends  vorgekommen.  Die  erste  Anlage 
^sselben^  die  aber  kaum  die  Elemente  des  Schlosses, 
vfie  es  aus  Brahmah*s  Werkstätte  in  der  letztern  Zeit 
hervorgegangen  ist ,  enthält,  findet  sich  im  repertorjr 
of  arts  ana  manuf  actures  von  1798.  Nro.  28.,  und 
übersetzt,  jedoch  ohne  den  Erfinder  zu  nennen,  im 
Journal  für  «Fabrik..  Leipzig  1798,  Januar,  S.  44* 
JDie  dort  noch  sehr  unvoUkonmiene  weit  schwie- 
rigerfe  und  zusammengesetztere  Einrichtung ,  der 
grofse  sternförmige  Schlüssel  und  die  harte  Riesel- 
Bewegung  unterscheiden  es  aber  so  sehr  von  dem 
jetzt  besdiriebenen,  dafs  dieses  als  ein  ganz  neues 
und  in  seiner  Art  einziges  anzusehen  ist ,  und  daher 
die  öffentUche  Bekanntmachung  und  weitere  Yerbrei«^ 
tung  mir  zu  verdienen  schien. 


XIX. 

Beschreibung  eines  wenig  bekannten 
Uhrmacher  -  Zusammensetzers. 

Von 

G.  Altmütter, 

Professor  der  Technologie  am  V,V,  polytechnischen  Institute. 


Tafel  IV.  Fig.  i,  3,  3,  4»  5. 


JJieses  sinnreiche  Werkzeug,  welches  man  in 
den  Schriften  über  Uhrmacherkunst  vergebUch  sucht, 
verdient  hier  um  so  mehr  eine  Stelle,  weil  es  für  den 
Gebrauch  äufserst  vortheilhaft  und  bequem  ist,  und 
die  dasselbe  charakterisirende  sonderbare  Bewegung 
der  Haupttheile  durch  eine  krumme  Linie  der  hohem 
Ordnung  geschieht,  ein  Fall,  welcher  bei  blofsen  Werk- 
zeugen sehr  selten  eintritt. 

Den  Gebrauch  des  gewöhnlichen  Zusanunenset- 
^ers.  zeigt  schon  sein  Nähme  (und  n'och  besser  sein 
französischer,  le  main,  Hand).  Man  bedient  sich  seiner 
iiähmlich,  um  eine  zerlegte  oder  sonst  zu  reparirende 
Taschen -Uhr  bequem  behandeln,  und  ihre  einzelnen 
Theile  wieder  zwischen  die  Platten  einsetzen  zu  kön- 
nen. Man  spannt  daher  die  ührplatte,  in  welche  man 
die  einzelnen  Räder  u.  s.  w,  einsetzen  will,  in  den  Zu- 
sammensetzer ein ,  wo  sie  an  drei  Punkten  gehalten 
wird,  sonst  aber  an  allen  Stellen  fr^i  ist,  und  daher 
sehr  leicht  behandelt  werden  kann. 


d  I 


Die  Figur  4  zeigt  einen  solchen  Zusammensetzer 
n  Grundrifs.'Sein  Haupttheil  ist'  einp  gehörig  durch- 
lochene  Messingp^atte  A^  an  'welcher  sich  nie  Bäh- 
en für  die  drei  Arme  befinden.  Diese  Arme  B,  wovon 
Der  Figur  5  noch  besonders  abgebildet  ist,  sind  an 
nem  Ende  c  c  c  mit  Schrauben  mit  dem  äufseren  Kreise 
3$  Zusanimensetzers  so  verbunden ,  dafs  sie  noch  be- 
eglich,  bleiben.  Sie  können  daher  willkürlich  dem 
ittelpunkte  genähert,  und  dann  an  jeder  Stelle  der 
ihn  fest  gemacht  werden.  Dieses  geschieht  von  un- 
1,  mittelst  längerer  Schrauben,  deren  Enden  man 
i  eee  sieht,  und  die  zugleich  dem  Instrument  statt 
r  Füsse  dienen.  Wie  diese  Arme  die  Uhr  festhalten, 
il  die  Fig.  5  zeigen.  Auf  dem  eigentlichen  bogenför- 
gen  Arm,  Fig.  5  a,  ist  noch  ein  senkrechtes  Stück  b 
fgesetzt,  welches  bei  c  einen  Absatz  hat.  Auf  die- 
1  Absatz  kommt  die  Platte  der  Uhr  zu  liegen,  und, 
mn  alle  drei  Arme  an  drei  Punkten  an  dieselbe  ge- 
ängt  anstehen,  und  dann  die  untern  langen  Schrau- 
n  festgestellt  werden,  so  liegt  sie  ebenfalls  im  In- 
umente  selbst  ganz  fest. 

Da  das  Feststellen  der  einzelnen  Schrauben  müh- 
n  und  zeitraubend  ist,  und  sogar  eiue  bedeutende 
mng  braucht,  so  hat  sich  der,  mir  leider  unbekannte 
finder  des  in  der  Aufschrift  angekündigten,  und 
^r  I  und  2  vorgestellten  Instrumentes  die  Aufgabe 
tnacht,  die  Bewegung  und  das  Stellen  der  drei  Arme 
f  einmahl  und  gleichzeitig  zu  bewirken. 

Wenn  man  bei  dem,  Fig.  i,  vorgestellten  Zusam- 
insetzer,  den  unter  A  liegenden  beweglichen  Fufs 
e  zwei  andern,  an  dem  gröfsten  Kreise  befestigten 
sse  sind  unbeweglich)  in  der  Richtung  x  umdrehet, 
nähern  sich  die  drei  Arme  B  C  D  gleichzeitig  nach 
i  nach  dem  Mittelpunkt y  und  zwar  so,  dafs  sie, 
nn  das  Insrument  genau  gearbe)|et  ist,  sobald  man 


33o 

zu  drehen  aufliört,  wieder  unheweglicli  fest  stehen, 
Häh  man  daher  mit  der  einen  Hand  die  Uhrplatle  ia 
der  Ebenp  des  sie  fassenden  Absatzes  der  Aime  (Fig. 
5  c),  und  dreht  mit  der  andern  den  Fufs  nach  der  oben 
verlangten  Richtung,  so  erfolgt  das  Festhalten  mit  der 
gröfsten  Leichtigkeit.  Dafs  heim  Drehen  in  ■verkehrter 
Richtung  die  Arme  nach  dem  Umkreis  wieder  zurück- 
gehen,  braucht  fast  keiner  Erwähnung. 

Der  Mechanismus  des  Instrumentes  wird  sich  aos  ■ 
folgender  Beschreibung  ergeben.  Es  hat  vorerst  alle 
Theile  des  gewöhnlicben  Zusammensetzers.  Nähmlich 
die  drei  Arme,  BGD  Fig.  i,  die  um  die  Schrauben 
ccc  heweglich  sind,  und  ihren  Weg  ebenfalls  in  deu 
Ausschnitten  der  obersten  Platte  nnn  nehmen,  welche 
bogenförmig,  wie  gewohnlich,  gestaltet  sind.  Eben 
solche  auf  diese  genau  treffende  Ausschnitte  hat  die 
unterste  Platte,  wie  man  Fig.  2000  sehen  kann.  Die 
Schrauben  am  andern  Ende  der  Arme,  eee  Figur 
sind  hier  aber  nicht  so  lang,  dafs  sie  statt  der  Füfs« 
dienen  konnten  (welche  hier  an  der  untersten  Platts 
sich  beGnden),  auch  brauchen  sie,  damit  die  Arme  ii 
jeder  Entfernung  vom  Mittelpunkte  stehen  bteibea. 
nicht  erst  angezogen  zu  werden. 

Zwischen  den  beiden  erst  erwähnten  Platten 
welche  mittelst  der  Schrauben  b  b  b  zusammengehal« 
ten werden,  hegt  eine  dritte,  durchweiche  eigentlidi 
'die  Bewegung  hervorgebracht  wird,  und  die  das  Ii 
strument  vor  allen  ähnlichen  auszeichnet.  Auch  in 
dieser  sind  Bahnen  eingeschnitten,  welche  aber  nad 
einer  schneckenförmigen  Krümmung ,  von  welch 
weiter  unten  noch  die  Rede  seyn  wird,  gebildet  sind 
Diese  Platte  siebt  man  zum  Tbeil  schon  Fig.  i ,  nochi 
besser  aber  Fig.  2 ,  welche  den  Zusammensetzer  so 
vorstellt,  wie  er  erscheint,  wenn  die  oberste  Platu 
abgenommen  wir^n 


'  - 


Am  Umkreise  der  mittleren  beweglichen  Vhxie 
sind  bis  auf  etwa  drei  Viertel  desselben  Zähne  einge- 
schnitten^ in  welche  ein  kleines  Rad  Fig.  2  B  eingreift. 
Dieses  liegt  in  einer  Vertiefung^ des  Vorsprunges  A  Fig. 
I  und  3.  Die  Achse  desselben  ist  in  dem  beweglichen. 
Fufse  unter  A  fest,  welcher  noch  aufserdem  das  Sperr- 
Rädchen  C  Fig.  2  trägt,  welches  unter  dem  Vorsprung 
k  liegt.  In  dasselbe  kann  man  noch  nach  V^illkür  den 
Sperrhaken  Fig.  2  D  einfallen  lassen. 

Wenn  also  der  bewegliche  Fufs  nach  der  Rich- 
tung X  (Fig.  I  oder  2)  gedrehet  wird,  so  dreht  sich  in 
derselben  auch  das  kleine  Rad  A  Fig.  3  und  demnach 
auch  die  mittlere  Platte,  aber  natürlich  in  der* Rich- 
tung y  Fig.  I  oder  2. 

Da  nun  die  Schrauben  e  e  e  Fig.  i  (oder  eigentlich 
die  rund  abgedreheten  Spindeln  derselben)  durch  die 
Ausschnitte  aller  drei  Platten  gehen,  so  müssen  sie  sich* 
(und  mit  ihneti  die  Arme  selbst)  noth wendig,  wenn  die 
fortrückende  Bewegung  der  spiralförmigen  Ausschnitte 
nach  y  Figur  3  geschieht,  dem  Mittelpunkte  nähern. 
Denn  der  Punkt  m  mufs  natürlich,  wenn  er  sich  bei  4 
oder  5  Fig.  3  befinden  soll,  dem  Mittelpunkte  näher 
seyn,  weil  die  Abstände  der  Linien  4^,  5e,  vom  Mit- 
telpunkte kleiner  sind  als  le,  2e,  3e. 

Noch  deutlicher  wird  die  Nothwendigkeit  dieses 
]£rfolges,  wenn  man  sich  vorstellt,  dafs  in  der  Lage 
der  Schraube  m  Fig.  2  zwischen  sie  und  einen  festen 
Punkt  p  am  Umkreise  ein  Keil  langsam  eingeschoben 
vnirde,  dessen  Spitze  nach  y  gekehrt  wäre.  Dadurch 
würde  sich  m  in  dem  bogenförmigen  Ausschnitte  nach 
dem  Mittelpunkt^  bewegen,  Dafe  das  Fortrücken  der  . 
mittleren  Platte  ganz  denselben  Erfolg  haben  müsse, 
erhellet  deutlich  daraus,  dafs  die  Linien  ab  und  (ic, 
«ehr  ffohX  die   Begränzimgen  "Ciner  krummlinigtej^, 


33a 

lieUformigeti  Fläche  vorstellen  können,  welche  nacl 
der  Richtung  y  zwischen  den  Umkreis  und  den  beweg' 
liehen  Punkt  ra  eingeschoben  würde. 

Difs  sich  durch  die  Art  der  Bewegung  die  drei 
Arme  gleichzeitig  bewegen,  dafs  die  Abstände  di 
drei  festhaltenden  Punkte  sich  unter  einander  jeder- 
zeit gleich  sind,  und  dafs  endlich  die  Arme  selbst  an 
jeder  Stelle  der  Bahn  von  selbst  fest  stehen  und  nicht 
weichen  können  (weil  sich  sonst  die  mittlere  Platts 
drehen  müfste),  wird  wohl  ohne  weitere  Auseinandep 
Setzung  einleuchten. 

Für  die  praktische  Ausfuhrung  des  IrjstrumenieJ 
ist  die  Frage  keineswegs  unwichtig,  was  die  Bahuea 
der  mittleren  Platte  eigentlich  für  eine  Krümtniinf 
haben  müssen?  Um  die  drei  Arme  nach  dem  Mittet 
punkte  zu  bringen,  brauchte  man  blofs  eine  krumoit 
Linie,  die  von  a  nach  e  Fig.  2  ginge,  gesetzt  auch,  daß 
sie  ein  blofser  Kreisbogen  wäre.  Jedoch  ist  die  Art  der 
Krümmung  in  Rücksicht  auf  den  leichtern  Gang  der 
Arme  und  die  Unbeweghchkeit  derselben  in  jedeni 
Punkte  der  Bahnen  nicht  gleichgühig.  Je  mehr  sicli 
n.ihmlich  die  erst  zu  bestimmende  Linie  dem  Paral 
lelismus  mit  dem  Üufsern  Umkreise  des  Jnstrumentei 
nähert,  desto  fester  werden  die  Arme  stehen,  die  Bb' 
wegung  wird  aber  auch  (eine  bestimmte  Anzahl  Zähni 
hei  der  Platte  und  dem  kleinen  Rad  vorausgesetzt)  weil 
langsamer  geschehen.  Je  kürzer  aber  der  Weg  nach 
dem  Mittelpunkte  wird,  je  mehr  sich  daher  dieKrüm' 
mung  der  bogenförmigen  in  der  obern  und  untera 
Platte  nähert,  desto  eher  können  auch  die  Arme  aus- 
weichen, und  am  leichtesten,  wenn,  wie  bei  dem  ge- 
wöhjüichen  Zusammensetzer,  die  Bahn  ein  blofsetf 
Kreisbogen  ist.  Nach  dem  Gesagten  könnten  daher  sei 
viele  krumme  Linien  jene  Bewegung  hervorbri 
B.  die  verschiedenen  Spirallinien,  die  Muschi 
;,  s.  w.  Da  aber  das  feste  Einspannen  der  Hauptzwecl 


■'■...■'  33i 

0 

••  •  -  • 

es  Instrumentes  Lleibt,  so  wird  man  eine  wählen  müs- 
in;  die  den  längsten  Weg  um  den  Mittelpunkt  zu  be- 
bleiben  im  Stande  ist!^  übrigens  aber  auch  dreimahl 
if  der  Platte  selbst  Platz  finden  kann.  Eine  solche 
igt  die  Figur  3^  und  zugleich  die  Art,  wie  sie  zu 
3hen  ist  *). 

Wenn  eine  schnell  nach  dem  Mittelpunkte  lau- 
ide  Linie  gewählt  wird,  wie  es  bei  dem  Fig.  i  und  'x 
zeichneten^  in  der  mit  dem  k.  k.  Fabriksprodukten- 
binette  verbundenen  Werkzeugsanunlung  befindli<^ 
en  Instrumente  wirklich  der  Fall  gewesen  ist^  so  ist 
s  Sperr -Rädchen  C  Fig.  ^  keineswegs  überflüssige 
iil  es  allerdings^  wenn  die  Uhr  eingespannt  ist^  das 
isweichen  der  Arme  verhütet.  Es  wird  aber  auch  bei  i  ^ 
ler  der  Fig.  3  gezeichneten^  ähnlichen  Krümmung 
te  Dienste  thun ,  wenn  durch  sehr  langen  Gebrauch 
lige  Theile  wandelbar  geworden  wären  ^  uiid  man 
;se  nicht  sogleich  durch  neue  ersetzen  wollte. 

Eine  etwas  abgeänderte,  aber  eben  nicht  vorzüg- 
be  Einrichtung,  kann  man  dem  Ganzen  dadurch 
ben,  dafs  man  das  kleine  Rad  B  Fig.  3  wegläfst,  der 
ttleren  Platte  Sperrzähne  und  eine  solche  Einrieb?  . 
lg  gibt,  dafs  sie  durch  ein,  an  ihrer  untern  Fläche 
findliches  Kjiöpfchen  herumgedreht,  und  dann  durch 
len  Sperrhaken  beliebig  festgestellt  werden  kann. 
s  Instrument  wird  dadurch  einfacher,  aber  nicht 
quemer,  weil  die  Bewegung  dadurch  erschwert  wird. 


*)  Der  gröfste  Kreis  wird  in  zwölf  Theile  getheilt,  und  yoa, 
diesen  Halbmesser  auf  den  Mittelpunkt  sezogen.  Einen  der- 
selben tbeilt  man  wieder  in  zwölf  Tbeile,  und  zieht  durch 
diese  Theilungspunltte  lionzentrisc^e  Kreise  mit  dem  ersten. 
Durch  die  Durcbschnittspunlite  der  Halbmesser  ttnd  der  Kreis« 
werden  die  drei  Krümmungen  aus  drei  gleich  weit  von  ein- 
ander entfernten  Punliten  des  gröfsten  Kreises  nach  dem 
Mittelpunkt  aus  freier  Hand  geführt.  Dafs  dia  Eintheilung 
sebr  genau  seyn  müsse,  wenn  dia  Bewegung  nicht  stockeu 
soll,  versteht  sich  von  selbst. 


334 

Dafs  die  yerfertigung  dieses  Zusammenset 
nicht  leicht  sey,  und,  wenn  er  gehörige  Dienste  t 
soll,  mit  Genauigkeit  geschehen  müsse,  geht  aus  < 
Gesagten  hervor.  Um  die  haldige  Abnützung  der  Zä 
zu  verhindern,  ist  auch  noch  anzurathen,  dafs  man 
mittlere  Platte  von  Stahl  verfertige,  welche^  auch  i 
den  Vortheil  gewähren  wird,  dafs  s^ch,  wenn  man 
Uhr  sehr  fest  einspannt,  die  mittlere  Platte,  wem 
ven  Messing  ist,  nicht  etwas  verzieht,  welche  ge\ 
same  Spannung  endlich  auch  dem  Ganzen  zum  N 
theile  gereichen  müfste. 

Endlich  glaube  ich  nicht  verschweigen  zu  mü$ 

dafs  ^3LS  Instrument,  ungeachtet  seine  bequeme  H 

habung  die  Mühe  der  Verfertigung  allerdings  belc 

dennoch  in  gewissen  (seltenen)  Fällen  unanwen 

ist.  Es  kommen  nähmlich  unter  den  Uhren  von  all 

Bauart  auch  solche  vor,  wo  mehrere  Theile,  z.  B 

Steijgrad,  das  Federhaus,  das  Schneckenrad  u.  s 

etwas  Weniges  über  die  Platten  der  Uhr  hervorstc 

Da  unser  Zusammensetzer  jedesmahl.  an  drei  g^ 

weit  /  von  einander  entfernten  Punkten  fafst ,  so.  i 

oft  nicht  möglich,  eine  solche  Uhr  so  zu  wenden, 

nicht  einer  jener  vorstehenden  Theile  gerade  von  c 

Arm  sollte  getrofTeiji  werden,  wodurch  also  das 

spannen  ohne  Beschädigung  unmöglich  ist.  Für  s< 

immer  seltener  werdende  Fälle  übrigens ,   wird 

leicht  noch  einen   gewöhnlichen  Zusammensetzi 

Vorrath  haben  können,  bei  welchen  es  aller  ding 

geht,  eine  Uhr  auch  aufser  dem  Mittel,  oder  so 

zuspannen,  dafs  die  drei  Arme  nicht  an  drei  Pui 

eines   gleichseitigen,    sondern  eines  ungleichsei 

Dreieckes  festhalten^  wie  die  Fig   4™i^o  zeigt 

der  punktirte  Kreis  die  mit  dem  Umkreise  des  Ie 

mentes  nicht  konzentrisch  eingespannte  Uhrplattc 

stellet. 


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1! 

I 
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u- 


XX- 

über  die  Verwendung  der  Trapparten 
und  vorzüglich  desf  Basaltes  zu  wasser- 
beständigen Cementen. 

Bearbeitet  von 

Fr  an  z    m  e  p  l, 

«upplir.  Professor  der  Mineralogie  am  k.  k.  polytechnischen 

Institute. 


ö 


W  enn  die  Formation  des  Flötztrappes  und  ins- 

(besondere  die  des  Basaltes  durch  ihr  Lagerunssver- 
haltnifs  gegen  andere  Gebirgshildungen  ^  durch  ihr 
terstreutes  unzusammenhängendes  Vorkommen  in  ein* 
tefaien  theils  aufgezetzten^  t]^eils  eingelagerten  Massen^ 
gleichsam  in  Trümmern  eines  über  die  ganze  Erde  ver* 
breiteten  Gebirgserzeugnisses  ein  wichtiger  Gegenstand 
für  die  Gebirgskunde  ist  ^  sp  ist  sie  es  nicht  minder  in 
smderweitigen  Beziehungen  fiir  das  bürgerliche  Leben. 

Ohne  uns  gegenwärtig  weiter  über  die  Verwen- 
dong  einiger  Trapparten  ^  vorzüglich  des  feinkörnigen 
Basaltes  «zu  Pochsohlen^  Zapfenlagern^  Reibschalen^ 
Mörsern^  Ambossen^  Säulen^  Statuen^  Vasen^  Pfei- 
lern^ Thürstöcken^  Ecksteinen^  dann  als  Zuschlags 
mittel  beim  Eisenschmelzprozesse  ^  zur  Bereitung  des 
dunkelgrünen  Bouteillen- Glases  u.  dgl.^  einzulassen; 
W(^en  wir  dieselbe  nur  in  ihrer  Brauchbarkeit  zu  was* 
serbeständigen  Cementen  betrachten^  und  einige  dahin 
bezugnehmende  Versuche  anfuhren^  die  mit  mehreren 
ZH  diesem  Beli^ufe  aus  Ungern  eingesendeten  Flötzlrapp- 


arten  auf  Befehl  der  Staatsverwaltung  gemacht  wor*  j 
den.  Vorerst  sollen  jedoch  jene  Versuche  ang^eben. 
werden,  die  der  k.  k.  Rath  von  Ruhedorf  mi  Kleinen 
anstelhe,  welcher  sich  das  \erdienst  erworhen  hat, 
der  Erste  zu  seyn,  der  in  Österreich  auf  die  Wichtig« 
keit  einiger  Basalt- Varietäten  fiir  Wasserbaufuhrungen 
praktisch  aufinerksam  machte.  % 

Wir  wollen  vor  Allem  die  nöthigen  Kennzeichen 
der  hiebei  verwendeten  Gebirgsarten  angeben,  um 
daran  einen  Leitfaden  zu  einer  ähnlichen  Benützung 
gleichartiger  Gesteine  auch  anderswo  zu  finden. 

Die  Gesteine,  mit  welchen  Vorzugsweise  Ver- 
suche gemacht  wurden,  sind  folgende  Varietäten  des 
Basaltes : 

J.  Ein ^echter  Basalt.  Halbhart,  im  Bruche  dicht 
und  uneben,  dem  Körnigen  sich  nähernd,  niatt  (von 
eingemengten  Hornblende-  oder  Augittheilen  dort  und 
da  schimmernd),  undurchsichtig,  schwer  zerspreng- 
bar, grauhch  schwarz,  aschgrau  im  Striche; 'schmilzt 
vor  dem  Löthrohre  zu  einem  schwarzen  Glase.  Ge- 
nommen aus  den  nördlich  nächst  Schushanos^etz  im 
Temeswarer  Komitate  gelegenen  Steinbrüchen. 

n.  Ein  echter  Basalte  Von  Obigem  nicht  wesent- 
lich dem  äufsern  Ansehen  nach  verschieden.  Aus  den 
östlich  von  Schushanovetz  befindlichen  Steinbrüchen. 

IIL  Ein  wackenartiger  Basalt.  Weich,  im  Bru- 
che dicht,  dem  Erdigen  sich  nähernd,  matt,  ein  wenig 
fettig  anzufühlen,  leicht  zersprengbar,  bräunlichroth; 
häufig  pyramidalförmig  abgesondert. 

IV.  Ein  manrielsteinartiger  Basalt.  Weich  dem 
Halbhartqn  sich  nähernd j  viele  Blasenräume,  welche 
gröfstentheils  leer  «indj   übrigens  fast  wie  Nr.  lU. 


337 

Seide  letzteren  aus  der  v.  Doctoroi^it' sehen  Herrschaft 
im  Tejßeswarer  Koinitate. 

Sowohl  Nr.  I.  als  11.  kommen  häufig  in  kugelicheii^ 
gröistentheils  in  plattenförmigen  Absonderungssiücken 
Tor.  Die  kugelförmigen  Absonderungsstücke  sind'  da- 
selbst von  (i',  5')  und  darüber  im  Durchmesser  stark^ 

I  konzentrisch  schalig  ^  sehr  schwer  zersprehgbar^  klin- 
gend u.  s.  w.    So  wie  die  meisten  Basahe^  enthalten 

^  auch  diese  OUvin- Körner^  dann  um  und  um  ausgebil- 
dete Ausitkrystalle  in  sich^^und  die  Blasenräume,  die 
sich  auch  einfinden,  sind  mit  Kalkspath  und  den  Gat-* 
tonnen  des  Zeohth- Geschlechtes  erfüllt. 

Dafs  diese  so  eben  bezeichneten  Gesteine  Flotz^ 
trappaiten,  und  folgUch  von  den  in  Italien  zu  stand« 
hatten  Wasserbauten  schon  zu  den  Zeiten  der  römi- 
schen Republä  angewandten  echt  vulkanischen  Er- 
zeugnissen, als  dem  vulkanischen  Tuffe ^  der  Pozzo^ 
lane^  dem  Rapillo,  dem  Peperino  und  den  Las>aarten 
verschieden  seyen,  ergibt  sich  theils  aus  ihrem  äufsern 
Ansehen,  noch  mehr  aber  aus  ihren  Lagerungs-  und  Ab- 
.  sondemngsverhältnissen,  so  wie  aus  ihrer  grofsen  Ver- 
breitung über  viele  Quadratmeilen  Landes  nächst  den 
Dörfern  TopolovetZy  Fktar^  BudinZy  RissettOy  Schus- 
hanovetz  u.  s.  f.  im  Temeswarer  Komitate,  wodurch 
sich  ein  weit  ausgedehntes  Hügelland  bildet. 

DerTrafs  der  Holländer,  der  im  Trierischen,  Köl- 
nischen und  Pfälzischen  am  Rheine  gewonnen,  und  zu 
Wasser  nach  Holland,  England,  Rufsland  verführt 
wird,  scheint  ebenfalls  Flöiztrapp  zu  seyn,  der  mit 
Schieferthon  und  Braunkohlen  abwechselt,  so  wie  die- 
ses mit  mehr  Flötztrapplagern  am  südlichen  Abhänge 
des  Erzgebirges  von  Aussig  bis  JEger  hin  der  Fall  ist. 

Die  Verwendungsart  dieser  Basaltarten  zu  Was- 
sermörtel ist  folgende^ 

Jththm  d.  polyt.  Inst.  I.  Bd..  22 


I 


338      . 

In  Ermangelung  einer  ^öfseren  Poch-  uud  Mahl- 
anstalt  wurden  die  Basallstücke  mit  einem  eiserneB« 
Hammer  zerkleinert,  dann  in  einem  eisernen  Mörser 
zu  Pulver  gepocht,  und  dieses  endJich  durch  ein  fei- 
nes Haarsieh  geschlagen. 

Nach  italienischer  Ai't  weiter  behandelt  kommt 
gleich  heim  Pochen  \  his  %  abgelöschten  und  bereit») 
■wieder  ausgetrockneten  Kalkes  (dem  Kubik-Inhalte^ 
nach  genommen)  dem  Steinmehle  zuzusetzen,  dauiiti 
sich  beide  Stoffe  wohl  mengen.  Wach  hollätidiscker' 
Art  wird  statt  des  Kalkes  unbrauchbares  schlcchtes^i 
oder  sogenanntes  Fufsmehl  auf  obige  Art  beigemengt. 
Nun  wird  das  so  vorbereitete  Gemenge  mit  unvetwit- 
tertem,  frischgelöschtem,  noch  breiartigem  Kalke  g6<: 
mischt,  imd  so  lange  durch  einander  gearbeitet,  bi»< 
das  Ganze  einen  beinahe  trockenen  gleichfarbigenjj 
Klumpen  bildet,  an  welchem  keine  Spuren  des  Kalkes i! 
mehr  wahrgenommen  werden  können.  ^ 

,1 

Öas  Verhahnifs  des  frisch  gelöschten  Kalkes  zui 
obigem  Gemenge  läfst  sich  im  Allgemeinen  bei  denJ 
verschiedenen  Mischungsverhältnissen  des  Kalkes  nicht! 
angeben  und  ist  bei  vorkommenden  Fallen  leicht  aus*j 
zumiiteln.  Bei  den  naclifolgenden  Versuchen  wurdem 
drei  Theile  des  Gemenges  nach  dem  Körperraafse  ge-li 
rechnet  zu  einem  Theile  des  abgelöschten  Kalkes  vonj 
f^äor,  und  vier  Theile  des  Gemenges  zu  einem  TheileJ 
Kalk  von  Torgos  am  wirksamsten  befimden,  was  aus] 
dem  grofseren  Thonerden-Gehalte  des  ersteren  Kalkesi 
erklärt  werden  mufs.  ^  J 

Zu  diesem  Gemische  wird  nun  eine  drei  bis  vieri 
Tage  alte  Milch  nach  und  nach  in  kleinen  PortioneirJ 
Zugesetzt,  gut  mit  selbem  abgerührt,  und  so  lange  '.. 
damit  fortgefahren,  bis  sich  die  verlangte  breiartiga' 
Konsistenz  des  Cementes  ergibt.  Auf  ein  Pfund  des  ij 
Gemisches  ist  ein  EJslöffel  voll  derlei  Milch  meistens'! 


t 

hinläbglicli  zul-  gehörigeft  Verdilntiün^  und  beäbsich« 
teienr  Wirkung. 

Es  ist  wichtig,  diesen  so  zubereiteten  Cemettt 
nicht  icü  dickflüssig  tu  gebrauchen,  weil  man  bei  ge- 
höriger Verdünnung  eine  innigere  Bindung  erzieh, 
tmd  zugleich  weniger  von  diesem  kostsp^ieligen  Mörtel 
nöthig  nat.  Gibt  man  jedoch  nur  ein  unbedeutendes 
Quantum  von  saurer  Milch  zu  viel  in  obige  Mischung, 
so  wird  das  Ganze  so  dünnflüssig  wie  Wasser,  und 
dadurch  minder  brauchbar,  indem  es  wie  Wasser 
abfliefst» 

Mit  der  ganzen  Zubereitungsarbeit  mufs  so  sehr 
ab  mödich  geeilt  werden,  weil  dieser  Cemetit  bei  all 
seiner  Flüssigkeit  gleichsam  unter  den  Händen  trock-* 
net  und  verhärtet  Im  Falle  er  sich  jedoch  schneli 
verdicken  sollte ,  dafs  er  nicht  leicht  und  dünn  genug 
aufgetragen  werden  könnte,  so  macht  ihn  ein  kleiner 
Zusatz  von  gestockter  Milch  wieder  flüssig. 

Man  bedieht  sich  bei  Auilragung  dieses  Cementes 
eines  Borstenpinsels ,  mit  dem  man  die  zu  kittenden 
Pugen  und  Flächen  reiner  und  dünner  als  mit  der 
Mauerkelle  überziehen  kann. 

Um  nun  das  Verhalten  dieses  Steinmehles  im  Was- 
ser zu  erforschen,  nachdem  es  iheils  itahenisch  iheils 
holländisch  zu  Cemenl  zubereitet  war,  trug  der  k.  kt 
Rath  Hr.  v;  Ruhedorf  dasselbe  auf  Gegenstande  und 
Unterlagen  von  verschiedener  Textur,  Härte  und  Glätte, 
als  auf  Glas,  polirtes  Eisen,  Zinn,  Blei,  hartos  und  wei- 
ches Holz,  Stroh,  ungeleimtes  Papier  auf }  die  Resul- 
tate hievon  waren  folgende :  • 

i)  Wurden  mehrere  Gläser,  welche  mit  Cctnent 
iÜ>erzogen  waren,  welches  aus  dem  Steinmehle  der 
Basalte  Yon  Kissetto '  (A.)  nach  italienischer  Art  zübe*- 

2'2    * 


«1  / 


34o 

'-  reitet  wurde  ^  in  ein  hinlänglich  grofses,  mit  "passer 
gefülltes  Gefäfs  gehangen^  durch  sedhs  Stunden  ainem 
stark  wallenden  Sude  ausgesetzt,  während  welchem 
das  durch  das  Ausdünsten  abnehmende  Wasserquan- ' 
tum  stets  ersetzt  wurde;  dann  wurde  das  Gefäfs  ^ammt 
dem  Wasser  dem  Abkühlen  überlassen,  endlich  das 
überzogene  Glas  aus  demselben  gehoben,  an  der  Luft 
getrocknet,  und  viel  fester  als  beim  Einhängen  be« 
funden« 

Ein  gleiches  geschah  mit  Steinmehl  au«  der  Ge- 
gend von  Mehadia  (B),  und  der  Befund!  war  der 
nähmliche. 

Gläser,  die  mit  auf  holländische  Art  zubereitetem 
Cement  überzogen  wurden,  zeigten  einen  noch  häi:- 
teren  Überzug  nach  beständigem  Kochen. 

2)  Wurden  Cemente ,  welche  aus  d^m  Steinmehl 
(A  und  B)  auf  italienische  und  hoUändische  Art  zube- 
reitet waien,  auf  hartes  und  weiches  Holz  aufgetragen, 
in  kaltes  und  kochendes  Wasser  gebracht,  und  end- 
lich gefunden,  dafs  dieselben  härter  werden,  ohne 
sich  los  zu  lösen  oder  Risse  zu  bekommen,  und  folg-» 
lieh  als  wasserbeständige  Cemente  zwischen  Holz  zu, 
gebrauchen  seyen.  Diese  Erfahrung  war  fiir  die  Hcr- 
kulesbäder  zu  Mehadia  wichtig,  deren  hölzerne  Ba- 
dekästen bisher  nicht  ganz  wasserdicht  hergestellt  wer- 
den konnten. 

Um  nun  obige  Cemente  in  ihrer  Eigenschaft,  im 
Wasser  zu  verhärten  und  gegen  dasselbe  zu  decken, 
noch  weiter  zu  erforschen,  würden  mehrere  aus  Wei- 
denruthen geflochtene  Gefäfse  mit  imgeleimten  Papier 
ausgelegt,  und  die  Cemente  \  bis  J  Linie  dick,  d.  i. 
möglichst  dünn  aufgetragen.  Nach  schniell  erfolgter 
Trockmmg  wurden  die  Gefäfse,  theils  mit  kaltem^  theils 


mit  kochendeip  Wasser  gefüllt  und  so  stehen  gelassen. 
Am  ersten  Tage  wurd^  das  Wasser  ein  wenig  trübe^ 
wahrscheinlich  von  dem  nicht  ganz  durch  d^n  Kalk 
gebundenen  Steinmehle ;  jedoch  liefsen  die  zum  zwei-^ 
ten  Mahle  mit  klarem  Wasser  gelullten  Gefäfse  keine 
weitere  Trübung  mehr  spüren^  und  während  einer 
8ecfaswpchenüichen  Füllung  konnte  gai*  kein  Durcfi- 
mtem  des  Wassers  wahrgenommen  werden.  Nach 
endli<£er  Ausleerung  des  Wassers  zeigten  sich  die 
Obersüge  bedeutend  verhärtet. 

>  . 

Die  Überzüge  über  Eisen ^  Zinn^  Blei,  Stroh,  ver- 
hielten sich  so  Yiie  bei  den  übrigen  Stoffen. 

Bei  keiner  von  den  mit  diesem  Mörtel  gemachten 
Proben  im  lUeinen  ?&eigte  sich  demnach  ein  Zusam- 
menziehen oder  Ausdehnen,  Springen  odär  Reifsen 
desselben,  --» ausgenonunen  an  dem  nach  holländischer 
Art  zu  dünnflüssig  zubereiteten,  der  sich  wellenför- 
mig warf,  da  er  zu  schnell  und  lebhaft  das  yiele  bei- 
gemengte Wasser  bindet,  —  krystallisirt,  und  daher 
im  festen  Zustande  einen  gröfsern  Raum  eini}immt  als 
im  flüssigen.  Der  Glanz,  den  dieser  Cement  beim  Auf> 
tragen  und  Glätten  annimmt,  verliert  sich  mit  der  Zeit. 

Außer  den  im  Banhate  gemachten  Versuchen 
nahm  auch  die  k.  k.  Wasserbau -Direktion  in  Verbin- 
dung mit  dem  Direktor  des  k.  k.  polytechnischen  Insti- 
tutes ZB  Wien  mit  oben  beschriebenen  Abänderungen 
desBiiSfdtes  (mitNr.n,III,u.  IV)  Versuche  vor,  deren 
Resultate  folgende  waren. 

Die  Gesteine  wurden  wie  oben  zu  feinem  Pulver 
bereitet. 

Nri  n.  gab  ein  schwarzgraues,  schsttf  und  rauh 
anzufidileDdes  Pulver. 


34a 

Nr.  III,  ein  ziegelrothes  fettig  anzufühlendes  Pulfer. 

Nr.  lY  ein  braunrothes ,  nicht  sonderUch  rauh  an- 
l^ufuhlendes  Pulver.  , 

« 

Mit  drei  Theilen  von  jedem  dieser  drei  Sorten 
wurde  (nach  dem  Körpermafise  gerc^chnet)  ein  Theil 
Kalkpulver  und.  ein  Theil  Wasser  innig  gemengt«  Der 
Kalk  wurde  durchs  Tauchen  gelöscht  und  pulverisiiti 
d.  i.  er  wurde  mittelst  eines  geflochtenen  Korbes  ins 
Wasser  getaucht^  darin  so  lauge  gehalten^  bis  er  zu 
wallen  anüng,  dann  heraus  gehoben^  wornach  er  serfieL 

Es  kommt  hier  zu  bemerken^  dafs  es  nicht  gleich- 
gültig  ist^  verschieden  abgelöschten  und  zubereiteten 
Kalk  nach  gleichem  Körperqiafse  i>\x  gebrauchen  ^  da 
durch  die  verschiedene  Ablöschungsmethode  die  Raum« 
erfullung^  d.  i.  die  Dichtigkeit  und  der  Gehalt  an  y^disset 
im  Kulke  beträchtlich  verändert  wird. 

So  vermehrt  sich  (z.  B.)  i  K.  F.  des  durch  Tau^. 
chüng  zu  Pulver  gelöschten  Kalkes  auf  a  4  K,  F.,  und 
l  K.  F.  durch  Tauchung  zu  Pi^ver  gelöschten  Kalkes 
zu  einem  dicken  Brei  mit  Wasser  abgemacht^  verjnin-» 
dert  sich  auf  |  K.  F.  Ferner  vermehrt  sich  i  K.F.  un- 
gelo3chtei)  Kalkes  nach  der  gewphnUchea  Art  gelöscht 
Suli^RF, 

Um  nun  auf  die  Versuche  selbst  zu  kommen/  sa 
wurden  (A)  n^it  jedem  aus  obigen  drei  Sorten  SteÜEi- 
mehl  und  Kalk  erzeugten  Gen^eute  am  Eude  des 
Septembers  i8i4>  vier  Ziegel  und  vier  Steine  zusam» 
uaengekittct  und  iu  die  Ponau  gehangen. 

Femer  wurden  (B)  drei  Quadrate  nahe  am  Fub- 
daqiente  einer  Mauer  äufserlich  mit  obigeil  drei  de- 
menten neu  beworfen.    Zur  Gegenprobe  hicvon  ge« 

$chah  au  dqr  aähmlichen  A|auer  eine  Beweriung  m\ 


'343 

Terschiedeii  abselö^chten  £alk^  der  theils  mit^  theil» 
ohne  saure  Much  zubereitet  wurde. 

G.  Endlich  wurden  im  Wässerigten  Grande  an  der 
Donau  Ziegel-  und  Steinmauern  mit  obigem  Gemente 
aas  Steinmehl  imd  Kalk  ohne  saure  Milch  verfertiget ' 
an^  mit  Bretem  bedeckt. 

Nach  zehn  Tagen  fand  sich  der  Gement  an  den  in 
die  Donau  eingehängten  Ziegeln  und  Steinen  (A) 
von  dem  Steinmehle  Nr.  n,  fast  ganz  hart^ 
*      »  »  Nr. in,  noch  weich, 

»  '    «►  »  Nr. IV,  etwas  verhärtet; 

nach  if  fahr    >  Nr.  11,  ganz  verhärtet  und  so 

fest,  dafs  mit  starken 
Hammerschlägenkeine 
Trennung  erfolgte,  ja 
die  Ziegeln  sich  eher 
zertrümmerten  ^ 
^  »         »  Nr.  m,  >(renig  verhärtet,  so, 

dafs  die  Trennung  der 
Steine  u.  Ziegel  leicht 
warj  - 
»          »         »  Nr.  IV,  ziemlich  verhärtet. 

Die  mit  dem  Steinmehl -Gemente  (B)  beworfenen 
Quadrate  waren  alle  ganz  verhärtet,  nur  Nr.  HI  etwas 
rissig.     Die  übrigen  aufgetragenen  Kalkmörtel -Qua-' 
drate  haben  si6h  fan  durchaus  mehr  oder  weniger 
rissig  gezeigt. 

>  ■ 

Von  einer  mit  Salpeter  beschlagenen  Mauer  loste 
sich  jeder  Gement  ab. 

W^as  die  (G)  verfertigten  Mauern  betrifft,  so  konn- 
ten dieselben,  wegen  des  immerwährend  hohen  W^asr 
serstandes  der  Donau,  erst  nach  dritlhalb  Jahreji  un- 
Versucht  werden,  und  der  Befund  zeigte  eine  ganz  ver- 


344  ' 

härtete  >  steinfeste  Zusammeokittimg  j  jedocb;  übertraf 
das  Cemeut  Nr.  U  alle  übrigen  bei  weitem  an  Hartfii 
und  Festigkeit. 

Gleiche  Resultate  ergaben  sich  an  gröfseren  offene 
liehen  Baüfuhrungen^  die  vom  k.  k.  General  Feldmar- 
schall-Lieutenant £.  V.  MaiÜard  im  Sommer  i8i5 
und  i8i6  im  Bannate  veranstaltet  wurden. 

Nach  den  Versuchen  des  königlich  ungrischea 
Landes -Oberbau^Direktors  v.  Szvoboda  ist  der  Ge- 
rn ent  aus  obigen  Steinmehlen  besonders  von  Nr.  II 
dem  Trafse  an  Wirkung  ganz  gleich^  welchen  letzte- 
ren er  im  Auslande  kennen  zu  lernen  und  praktisch  an* 
zuwenden^  Gelegenh^t  hatte* 

Bei  Verfertigung  der  aus  diesem  Gemente  gegos- 
senen Mauern  sowohl  in  stehenden  als  fliefsenden  Wäs- 
sern darf  nicht  aufser  Acht  gelassen  werden^  die  Figur 
der  Mauer  oder  des  Grundwerkes  im  Umfange  wohl 
geschlossen  zu  verschallen^  oder  nach  den  obwalten- 
den Umständen  mit  Spuntpfählen  einzufassen^  damit 
das  Wasser  den  Mörtelgufs  weder  verschlemmen^  noch 
den  K^k  auslaugen  könne  ^  wodurch  die  Verbindung 
der  Ziegel-  oder  Mauersteine  aufgehoben  würde,  ehe 
der  Gement  verhärtet.. 

Aus  allen  angeführten  Versuchen  ist  es  nun  ent- 
schieden ^  dafs  sich  die  Flötztrapparten  zu  einem  was- 
serbeständigen Gemente  gleich  aem  Trafse  hei  Andere 
nach  am  Rheine  gebrauchen  lassen,  und  dafs  die  festen, 
graulich  schwarzen,  unyerwitterten  Varietäten  des  Ba- 
saltes die  bindendsteh  seyen,  was  nu^h  am  Rheine  und 
in  Holland  angenommen  ist  *). 


■^».i.*i""^"^."^i*«ip"***" 


*^  Durch  die  Verwitterung  scheinen  die  TOsmätativen  Mischungs- 
verhältnisse der  Thoncrde^  Kieselerde,  des  Eisens  u.  s*  w. 
im  Basalte,  folglich  auch  die  chemischen  Verwandtschafts* 
Äu(seruA{[en  gegeu  den  Kalk ,  den  SauerstoiT  und  das  Wasser» 


345 

Die  ausgezeichneteste  Verwendung  desselben  fände 
emnach  Statt  in  Seehäfen^  an  Flüssen^  bei  Brücken^ 
dileussen,  Zisternen ,  Wasserbehältern  aller  Art^ 
Wasserleitungen^  gegossenen  Hausdächem^  gemauer» 
n  Schächten  und  Stollen  (deren  Kalkmörtel  bei  vielen 
isitzenden  Wässern  in  kurzer  Zeit  ausgelaugt  ist^  und 
gentlich  nie  verhärtet)  *).  Femer  bei  Gesimsen  und 
auem^  die  der  Nässe  ausgesetzt  sind  u.  dgl.  m. 

Die  grofse  Verbreitung  des  Basaltes  im  AUgemei* 
in  und  insbesondere  in  den  österreiohischen  otaaten 
icht  ihn  bei  seiner  erv^iesenen  Brauchbarkeit  zu 
indhaften  Wasserbaufuhrungen  um  so  wichtiger^  und 

v^ird  hier  nicht  am  unrechten  Orte  seyn^  die  Ge- 
nden  und  Punkte  im  Allgemeinen  anzuführen^  wo 
:h  derselbe  In  der  Monarchie  findet^  um  dadurch 
e  Aufmunterung  zu  seiner  allgemeinem  Verwendung 

geben  ^  und  so  die  Vortheile  unvervrüstbarer  Was- 
rgebäude  auch  aufser  Italien  mögUchst  zu  verbreiten. 

Böhmen  hat  unter  den  österreichischen  Provinzen 
3  meisten  Basahbildungen ;  der  JElbogner,  Saatzer, 
itmeritzer  und  Bunzlauer  Kreis  bieten  eine  täs% 
übersehbare  Reihe  von  kegelförmigen  Basaltkuppeil 
r.  Die  untere  Elhe  hat  gröfstentheils  Basaltmassen 
ihren  Ufern  (so  auch  die  Eger)^  und  die  zahlrei- 
en  Bergwerke  am  südlichen  Abhänge  des  Erzgehir« 

bedeutend  modificirt  zu  werden.  Der  Gehalt  eines  böhmi- 
schen säulenförmig  abgesonderten  Basaltes  ist  nach  Klafr 
rotk,  in  loo  Theilen: 

16,75  Thoaerde, 
44^0  Kieselerde, 
9,5o  Kalkerde, 
2,25  Talkerde, 
20,00  Eisenoxydul, 
0,1a  Braunsteinoxyd, 
1,60  Soda ,  ' 
9,00  Wasser. 

)   Sehemnitt  bat  eine  Basaltkuppe  und  taU^eiche  Pochwerke 
gans  in  der  Nähe» 


t  hörig 


346 

gcs  finden  ihn  entweder  in'  ihren  Thülem  und  Gäogfll 
selbst,  oder  als  zerstreute  hervorragende  Fragmenttt 
in  ihrer  Nachbarschaft.  Das  nültlere  Böhmen  hatlang9 
zubauen  an  den  Basallbergen  hei  JVetshetin ,  Breiter»^ 
stein,  Schlan,  Kunetitz  u,  m.  a. 

Ungarn  hat  am  südlichen  Abhänge  der  Karpaihcn 
und  ,iu  den  Thälern  derselben  von  der  Gränze  Mäh- 
rens bis  in  die  Türkei  hin  eine  der  gröfsten  Flötz- 
trappbildungcn  von  Europa,  während  das  Flachland 
am  Plattensee,  ämBakonier- Walde,  und  vou  da  bis 
über  die  steiermarkische  Granze  durch  zahlreiche  ßa- 
sahkuppen  unterbrochen  ist, 

>  Ein  gleiches  findet  am  siidlichenAbhange  desUber- 
gangskalkes  im  Venetianischen  Statt,  wo  der  Basalt  in 
einer  beträchtlichen  Verbreitung  sich  Bndet^ 

Ein  grofser  Theil  der  Monarchie  kann  demnach 
dieses  wichtige  Bau-Surrogat  der  Pozzoulane  aus  unbe- 
deutenden Entfernungen  beziehen.  Für  die  Wasser- 
bauführungen in  den  Alpen  und  im  Eöhmerwaldge^ 
birge  ist  durch  das  häuGge  Vorfinden  des  älteren  TrajH 

eis  auf  Lagern,  und  der  Eisenschlake  bei  den  vielen 
üttenwcrken  gesorgt;  denn  diese  ersetzen,  nach  obir 
;er  Art  behandelt  und  zubereitet,  die  bindende  Krait 
.es  Basaltes  fast  ganz,  da  sie,  so  wie  dieser,  eine  bi 
Uächthche  Menge  Eisen -Oxydul  enthalten. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  dafs  bei  gröfserenBaOf 
fiihrungen  die  Verkleinerung  und  Pulverisirung  de 
Gesteines  mittelst  einer  Poch-  und  Mahtmaschine  ge 
scheheti  müsse.  Durch  einen  Pochhammer  saramt  neun 
Pochschüssern  und  eine  zweigängige  Mülile  konnten 
während  sechs  Sommermonathen  etwa  i4ooo  ZentnW 
Steinmehl  erzeugt  werden,  wenn  dieErfahrungen  in  den 
Bergpochwerken  und  Amalgamationa- Mühlen  mit  ge- 
höriger Berücksichtigung  der  verschiedeueu  Gesteiusi 


dl 


347 


I 


festigkeit  zum  vorläufigen  Beurdieilungsgrunde  gcnom« 
iften  werden.  Das  eigentliche  Verhäknifs  des  durch 
zwei  Mühlgänge  in  einer  besüknmteä  Zeit  aufzumah* 
lenden  möglichen  Quantums  gegen  die  Anzahl  der 
Pochhämmer  und  Pochschüsser  mufs  erst  allerorts  ce» 
nauer  ausgemittelt  werden,  da  dieses  lediglich  von  der 
indifiduellen  Festigkeit  des  zu  mahlenden  Gesteines 
und  der  Art  der  mechanischen  Vorrichtung  abhängt. 

ImSonmier  des  Jahres  1818  wurde  dieTotal-Ge- 
stehung  des  graulich  schv^arzen  Steinmehles  (aus  dem 
Basalte  bei  Kissetto  im  Bannate  erzeugt)  folgender« 
maisen  bestimmt. 

Für  die  Baufuhrun'gen 
am  Temeswar  der  Kubik-Fufs  zu        iiilur.  G,M. 
vxPesth      '       »         w         »     zu  3 fl.  20 kr.  CM. 
zu  fflen  »         y>        »     zu  5fl.  54kr.  C*M. 

Diese  Daten  sollen  nur  zu  einem  beiläufigen  An- 
haltspunkte dienen^  wonach  dem  veränderten  Arbeits^ 
lohne  und  Ortsverhältnissen  gemäfs  anderswo  die  Bau« 
und  Gestehungsüberschläge  gemacht  werden  können* 

Übrigens  dürfte  gegenwärtig  der  Gestehungspreis 
fktJPesth  und  Wien  beträchtlich  kleiner  seyn^  zuinahl 
wenn  die  mehr  gegen  Westen  liegenden  ungrisdhen 
Balsaltmassen  *)  ta  dem  vorUegenden  Zwecke  verwen« 
det  MTÜrden. 

'  f)  T^Magyorod nächst  Pestk\  daiinim  ff^utraer Komitate  u.  s.  vr^ 


3e 


XXI. 

Die  Wur2el  der  Nymphea  älha^in  neue» 

Färbe  -  Materiale. 

Von 

Joseph  Seitz,  * 

Assistent  des  Leliriaclies  der  speziellen  tedmisehen  Chemie  lun  k.  Ik  S 

polytechnischen  Institute«  g 


■•^d 


JH  err  Franz  Schams ,  Apotheker  aus  Piitet^  ■ 
war  dein  y  hatte  im  Jahre  i8i4  der  k.  k.  patriotisch*  1 
ökonomischen  Gesellschaft  in  Prag,  deren  Mitglied  ' 
er  ist,  seine  Etitdeokung  der  Verwendung  der  Nrnh  j 
phea  alba  als  Färhe- Materiale  mitgetheUt.  la  dem^  - 
selben  Jahre  würde  dieser  Gegenstand  dxxitkt  die  »Vater«  ij 
ländischen  Blätter  fiir  den^östeti'eicbisoheQKi^Mrstiatii'  | 
zur  allgemeinen  Kenntnifs  gebracht,  und  Herr  Kräpf,  1 
Färber  in  Wien^  Stellte  mit  den  aus  Ungarn  cäiu^e- ! 
sandten  Wurzeln  Verstbche  an,  deren  Erfolg,  jtui £c%  1 
wog,  sich  fiir  sein  Ges€^ft  um  eine  gtöfsere  JMieiig«  ^ 
dieses  neuen  Materials  %\x  bewerben.  Auch  in  Pri^ 
wurden  sowohl  mit  ungrischen,  als  mit  deii  m  JSft/^ . 
men  selbst  gesammelten  Wurzeln,  auf  Veranlatnihg  ^ 
der  k.  k.  patriotisch  -  ökonomischen  Gesellschaft,.  4vLr<£ 
Herrn  Professor  von  Freyfsmuth,  und  auf  Anfiraga 
der  k.  Kommerz  -  und  Fabriksrlnspektion,  durch  Herrn 
Professor  Steinmanny  Versuche  angestellt,  welche  för 
diese  Pflanze  als  Färbe-Materiale  das  günstigste  Resultat 
hatten. 


^        V 


349 

Die  k.  k.n.  ö.  Landesregierung^  alJenEntdeckungen 
welche  das  Wohl  des  Vaterlandes  hefördern  können^ 
die  gröfste  Aufmerksamkeit  scheiikend^  befahl  zur  völli- 
gen Erörterung  dieses  Gegenstandes ,  dafs  durch  ei- 
nen Färber  unter  Aufsicht  eines  Professors  des  poly- 
technischen Institutes  die  hiezu  nöthigen  Veriuche 
gemacht  wiirden^  "wozu  der  geschickte  und  als  gewe- 
sener Schüler  gegen  das  Institut  dankbare  Fabrikant 
Herr  Majer  die  Hand  both. 

Die  weifse Seerose, i^m^ÄöÄ  älhoL  (weifse  Was- 
serlilie^ weifse  Seeblume,  weifse  Wasserblume,  weifse 
Tfixenblume,  Seemummel,'  Kannenplumpe,  ToUin- 
gen,  Seepuppe,  Wassertulpe,  englisch  White  Wa- 
ter -  hly ,  französisch  Neiiphar  blanCy  Lis  des  etangSj 
lAsblanc  iteau)  ist  eine  ausdauernde  Pflanze,  welche 
nur  ersten  Ordnung  der  dreizehnten  Klasse  des  Lin- 
neischen  Geschlechts -Systems  Poljrandria  Monogy;- 
nia  und  zur  Y^wSiie  Papai^eraceae  gehört. 

Sie  hat  einen  vierblättrigen  Kelch,  der  auswendig 
grun^  inv^endig  aber  weifsfich,  spitzig  und  gröfser 
ab  die  Blumenblätter  ist.  Die  Blumenkrone  besteht 
ans  vielen,  meistens  fünfzehn  schönen  weifsen,  etwas 
tothlich  sehattirten ,  spitzigen  Blättern,  die  in  mehr 
a)s  einer  Reihe  stehen  und  gegen  die  Mitte  kleiner 
werden.  Die  Staubgefäfse  oder  männlichen  Begat- 
tSBgswerkzeuge',  gewöhnlich  siebehzig  an  der  Zahl, 
welche  ^uf  dem  Fruchtboden  stehen,  sind  goldgelb, 
md  bestehen  aus  flachen,  mehr  oder  weniger  gekrümm- 
ten Staubfäden,  auf  deren  Ran  de  längliche  Staubbeutel 
'  angeheftet  sind;  sie  haben  die  Eigenschaft,  nach  und 
nach  in  Blumenblätter  überzugehen  und  gleichsam 
eme  gefiillte  Gartenblume  vorzustellen,  die  so  schön 
bt ,  aafs  sie  einen  Platz  in  den  Ziergärten  einzuneh- 
laen  verdiente,  wenn  sie  aufser  Wasser  gedeihen 
könnte.  Der  weibliche  Geschlechtstheil  bildet  einen 
grofsen  eiförmigen  Fruchtknoten,  auf  dem  die  Narbe 


35o 


£ 


kreisrund^  gestrahlt^  flach ^  schildförmig  aufsitzend^ 
am  Rande  gekerbt  und  lappige  unmittelbar  ohns 
Griffel  sitzt. 

• 

Die  ganze  Blume  steht  etwas  über  der  Wasser« 
fläche  auf  zwei  bis. drei  Fufs  langen  runden  Blumen* 
stielen ,  welche  unmittelbar  aus  der  Wurzel  komme jl 
Sie  öffnen  sich  des  Morgens,  wenn  die  Sonne  darauf 
scheint,  und  erheben  sich  über  das  Wasser  ,  des 
Abends  schliefsen  sie  sich  wieder.  Die  Blätter  sind:  ^ 
dunkelgrün,  ganzrandig,  glatt,  lederartig  anzufühieOi-  r 
rundlichherzförmig  in  dec  Länge  einer  Mannshsnd 
und  fast  noch  breiter ;  sie  kommen  ebenfalls,  auf  seli^ 
langen,  .meistens  eckigen^Blattstielen  unmittelbar  aus' 
der  Wurzel  hervor,  und  schwimmen  mit  ihrer  ganzen 
Unterfläche  auf  dem  Wasser;  sie  sind  meistens  ins0^' 
grofser  Menge  vorhanden ,  dafs  sie  beinahe  die  gans6 '  j 
Oberfläche  des  Wassers  bedecken.  Bevor  sich  diAf 
Blätter  bei  ihrerer  Entwicklung  ganz: über  die  Ober- 
fläche des  Wassers  begeben,  erscheinen  sie  über  deuH' 
selben  mit  ihrer  Hälfte  wie  eine  Papiertute  zusammen- 
gerollt, und  wenn  das  Wasser  so  tief  fäUt,  dafs  sienicbt^v 
mehr  schwimmen  können,  so  welken  sie  und  leg« 
*  sich  zusammen» 

Tief  im  Schlamme  befindet  siöh  die  Wun^?] 
welche  zuweilen  eine  Elle  lang  ist ,  und  beinähe 
Dicke  eines  Mannsarmes  hat ;  sie  ist  schwammig, 
aufsen  braun  und  knotig,  inwendig  aber  weifs-  un< 
von  bitterlich  zusammenziehend  herbem  Geschmack^j 
der  sich  'aber  im  warmen  Klima  in  einen  süfsen 
angenehmen  verwandeln  soU;  sie  dauert  viele  Ja] 
und  treibt  im  Frühjahre  mehrere  röhrenähnliche  StaiK^ 
gel,  die  nach  dem  Maafse  der  Tiefe  des  Wassers  lang  "^ 
oder  kurz  sind ,  und  wovon  die  einen  die  Blätter,  die  . 
andern  die  Blumen  tragen.  Die  Blumen  kommen  im* 
Junius  oder  Juüus  über  der  Oberfläche  des  Wassers/' 
zum  Vorschein,  blühen  sehr  lange  und  bringen  dann 


'35i 

eine  zehn  bis  funfzehnfachriche  harte>  eiförmige^  rin*- 
dige^  iliwendig  fleischige  Beere  hervor^  die  oben  ge« 
lurönt  und  am  Halse  zusammengezogen  ist^  und  viele 
rundliche  Samen  entliält ;  diese  Beere  taucht  sich 
dann  "t^ieder  unter  Wasser  und  ihre  Samen  gedeihen 
darin^  zur  Reife. 

Diese  Pflanze  ist  in  Deutschland  und  vielen  anr 
dem  Ländern  häufig   verbreitet ;   die  Standorte  sind 
5een^  Teiche,   tiefe  Gräben  und  fliefsende  Wässer. 
Ungarn  möchte  vor  vielen  andern  Ländern  in  den  Mo- 
nsten^   Vielehe  die  Donau,  die  Sau 'und  die  Theifs 
liildet,  wohl  die  gröfste  Menge  dieses  Gewächses  lie- 
iern^    Herr  Schams  fand  sie  besonders  im  Baatscher 
Xomitate,  im  Peterwardeiner  Regimentsbezirke,  und 
im  Syrmier  Komitate  in  so   grofser  Menge,   dafs   er 
mcJit  nur  den  inländischen  Bedarf  decken ,  sondern 
aEch  für  die  Ausfuhr  ins  Ausland  hinlänglich  liefern 
zu  können  glaubt.      Dafs  sie  auch  in  der  Nähe  von 
Prag  zu  Hause  sey,  bewies  die  k.  k.  patriotisch  -  öko« 
nomische  Gesellschaft ,   indem  sie  sich  die  zu  den 
Proben    nöthige    Wurzel   selbst  sammeln  liefs.      In 
Mähren  fand  sie  Herr  Rosenthal  auf  der  fürstlich- 
Liechtensteinischen  Herrschaft  Rabensburg  y  und  auf 
der  gräflich- Dielrichsteinischen    Herrschaft    Pisenz. 
Als  Standörter  in  Österreich  gab  derselbe  die  Umge- 
baogen   von   Mühleuten ,    Sachsengang,    fVittau, 
'Prwsdorf,  Mansdorf,  Ort,  Eckartsau,  Marchek, 
Baumgarten  >  Zwemdorf,  Anger ,  Ebereichsdorf  ^ 
f  und  mehrere  andere  an.     Da  er  jedoch  mehrere  ste- 
ckende Wässer  an  beiden  Seiten  der  Märch  fand,  |W0 
^4iese  Pflanze  nicht  anzutreffen  war,  so  glaubt  er,  dafs 
'  laan  nöthigen  Falls  durch  künstliche  Anpflanzung  eine 
ietiebiee  Menge  erzeugen  könnte.     Auch  in  der  Nähe 
fon  frien  ist  sie,   wiewohl  nicht  in  grofser  Menge, 
i  xa  finden  \  und    zwar  bei  Himherg  ,   Zwölf  axingy 
Jhhaii,  Laxenburg ,^  Moosbrunn ,  fischament  und 


35a 

in  der  Lobau ,  in  Gesellschaft  der  gelben  Seeblume^ 
von  der  sie  sich  durch  ihre  Blume  unterscheidet  *), 

§ 

*)  Nach  den  von  Herrn  Haberle ,  Professor  der  Botanik  an  der 
Universität  tuFeeth»  gegebenen  Naciiweisungen  wird,  die  Ifyln< 
phea  alba  in  grofser  Menge  in  folgenden  Gegenden  in  l^«- 
garh  gefunden : 

i)  Im  Feregker  Homitat  in  dem  Sumpfe  bei  Bereghl,  Swenyt* 
fdotkdr  genannt. 

a)  In  allen  grofseren  Sümpfen  an  den  Ufern,  der  Tibr^t 
nämlich  im  Stabüleser  Komitate  vom  Dorfe  Veresmarth  usd 
dem  Markte  Kis*  Varda  bis  snm  Dorfe  Paoa  und  dem 
Markte  Keressbtur.  debgleich'.'n  in  der  gegenüber  liecendMi 
Oegend  Bodrogk6t%  im  Z#m^//>ftfr,  Komi  täte.  Ferner  m  das 
Sümpfen  bei  Bolgar ;  in  den  Sümpfen  bei  PoroSMiöy  uad 
von  Tina^FSreä  im  Hevesser  Komitat  bis  nach  Sidliuk; 
von  hier  und  durch  die  Tis»a  -  Földvdrer  Gegend  bis  nick 
Csongrad  im  Komitate  gleiches  Namens.  Von  -^hier  auf  dea 
beiden  morastigen  Ufern  der  Tkeyjs  bis  nach  Szeg^din  im 
CBongrader  Komitate ;  dann  in  den  östlichen  an  dir  ^kerß 
stoisenden  Sümpfen  durch  die  .Gegenden  bei  Czdka  im  ji' 
rontäler  Komitate  bis  zum  Zusammenflüsse  der  Tkeyjs  wf 
der  Donau. 


3)  In  den  ausgedehnten  Sümpfen  «fo/^r-/?^/ genannt,  von  Kord- 
stag  in  dem  gröfsem  Kumaner  Gebiete  und  von  Füzes»  Gyar- 
matk  bis  nacn  Ssuurvas  im  Bekefser  Komitate :  eben  so  mei- 
nem andern  Sumpfe,  gleichfalls  Suir-Ret  genannt,  voa 
den  Dörfern  Csökmö  und  Harsdnjr  bis  nach  Sarkdd  im  J^ 
harier  Komitate. 

4)  In  dem  ausgedehnten  Sumpfe  Hanstdi  genannt ,  kn  der 
Grenze  des  Wieselburger  Komitats. 

5)  An  der  ausgedehnten  sumpfigen  Geeend,  gleichfalls  i^uir^ 
Ret  genannt,  bei  Siuklweissenburg^  und  von  hier  bis  KalH 
im  Stuhlweissenburger  Komitate,  und  bis  nach  SimoH-'tomjra 
und  JSälejid  im  Tolner  Komitate. 

6)  In  den  östlichen  Donaugegenden  vom  Dorfe  Otsd  unddw 
Stadt  /^J»  Si.  Aliklos  bis  zu  den  Städten  Kis  -  KörSs  mid 
Hajos  im  Festher  Komitate. 

<7)  In  den  Sümpfen  vor  der  %X9A\Mohdcs  im  Bakonierho- 
mitate  bis  zur  Stad^  Bczddn :  desgleichen  von  Apathin  bis 
nach  Vikovdr  im  Bacser  Komitate,  und  in  den  Gi';,'enden  der 
Draw  gegen  den  westlichen  Sumpf  Falatsd  •  Motsdr  bei 
£siek ,  so  wie  in  dem  Sumpfe  Doßnbß  -  Motiär  bei  Fetrovih 
in  VerCcter  Komitate. 


353 

Die  Anwendung  diösei"  Pflante  ist  ^vielfach.  Di^ 
Ijptier  s.oUen  den  Samen  zu  £rod  backen.  fLeon- 
rÄJi  Naturgeschichte,  11.  Band,  S.  i245'.)  Die  Wurzel 
t  ebenfalls  zur  Zeit  einer  Hungersnoth  in  Schweden 
Nahrungsmittel  gedient ;  auch  in  der  Reihe  der 
zneymittel  nimmt  sie  eine  Stelle  ein ;  ihr  GarbestofiP- 
halt  macht  sie-,  nach  Gleditschy  zu  einem  brauch- 
ren  Materiale  für  Ledergärber.  Die  Anwendung  als 
rbe  -  Materiäle  warder  neuern  Zeit  vorbehalten.  In 
iwendung  zur  Tintenbereitung  mufs  sie  zwar  d^n 
lUäpfeln  an  Intensität  der  Farbe  nachstehen,  jedoch 
)t  sie  eine  Tinte ^  welche  seit  Januar  181:8,  unter 
dchem  Datum  der  Entdecker  eine  Probe  einsandte^ 
[Verändert  bliebi 

Um  Leinen,  Baumwolle,   Wolle  und  Seide  zu 

ben,   wurde  ganz  dasselbe  Verfahren  angewandt^. 

^Ichesbei  jedem  dieser  Stoffe  gebräuchlich  ist,  wenn 

mit  gallussäure  -  und  tanninhältigen  Farbe-Materia- 

n  behandelt  wird« 

Unter  den  vielen  angestellten  Versuchen  mögen 
T  Kürze  wegen  hier  nur  folgende  Resultate  als  die 
ichtigeren  Platz  finden. 

Die  schwarzen  Farben,  Welche  auf  den  verschie- 
!nen  Stotfen  mit  Njmphea  alba  und  Eisensala^en  er- 
ugt  werden  können,  sind  zwar  schön >  doch  über- 
3ffen  sie  die  der  Knopern  nicht,  und  nachdem  die 
Izteren ,  ebenfalls  ein  inländisches  Produkt ,  in  der 


8)  In  dca  Sümpfen  ^//^i^/iar/  Mothdr  hti  Versetz  in  Tenvt- 
/rrKoinitat,  so  wie  in  den  Sümpfen  t,vi\^c\iQfi  Betskerek  und 
Pancsova  im  Bannat, 

9)  Endlich   in   den  Sünpfen  Siebenbürgens  bei  J».  j^gatha^ 
Käsd  -  Sz^  Joän^    K<Shal\>m  ^   und    in  der   Gegend    Toden- 

Der  Herausgeber. 

«hrb.  d.  polyt»  Inst.  I.  Bd,  ^3 


354  • 

Regel  wohlfeiler ,  und  da  sie  nicht  so  viel  Schleim  als 
erstere  enthalten^  auch  bequemer  anzuwenden^  sind^ 
so  möchte  nur  fiir  jene  Jahre^  wo  Mangel  anKnopern 
entsteht^  oder  wenn  die  Njmphea  wohlfeiler  als  je.txt 
in  den  Handel  kommt,  fiir  die  Schwarzfärberei  davon 
grofse  Anwendung  zu  machen  seyn. 

Jedoch  ist  dieses  Materiale  ein  sehr  wichtiges . 
Aquisit ,  um  mittelst  Eisenauflösungen  graue  Farben 
darzustellen;  denn  diese  fielen,  wie  die  hiesigen  und 
die  ul  Pi^ag  erzeugten  Muster  beweisen,  unter  ge- 
wisl$en  Umständen  reiner  und  angenehmer  aus,  ab 
selbst  die  mittelst  Gallus  hervorgebrachten. 

Durch  Mischungen  von  essigsauren  Eisen- und 
Zinkauflösungen  vorbereitete  Wolle  und  Baumwolle 
gaben  sehr  schöne  Nuancen  von  Kafieh-  und  noch 
dunklerem  Braun. 

» 

Mit  schwefelsaurem  Kupfer  angesottenes  Tuch 
gab  in  der  Brühe  der  Njrmphea  eine  Drapfarbe,  die 
sich  recht  wohl  für  den  Gebrauch  quaUfizirt. 

Wolle  und  Seide  mit  Alaun  gebeitzt  und  in  d^ 
Njmphea  ausgefärbt  erhielten  ein  bräunliches  Gelb, 
welches  ebenfaUs  Anwendung  verdienen  möchte. 

Die  in  dem  Wurzelabsude  allein  behandelten 
Stoffe  aller  Art  erhielten  eine  Farbe,  welche  keine 
Beachtung  verdient. 

Auch  in  jenen  Fällen,  wo  bei  Druckwaaren  der 
Grund  weifs  bleiben  soU,  qualifizirt  sich  dieses  Farb- 
Materiale  zur  Anwendung  ,  wenn  der  Gärbestoff  aus 
dem  Absude  durch  Leimauflösung  niedergeschlagen 
wird. 


355. 

■  k 

Dem  zu  Folge  ist  dieser  neue  Färbe-  und  Han- 
Idsartikel*)  besonders  Jenen^  welche  grau  färben^  der 
Schönheit  und  Wohlfeilheit  des  Produktes  wegen ^  zu 
empfehlen. 


XXII. 

Beiträge  zur  Geschichte  der  Fortschritte 
der  Gewerbs- Industrie  und  des  Handels 
m  der  österreichischen  Monarchie  in  den 

drei  letzten  Jahren, 


JLIas  Gedeihen  und  die  Wohlfahrt  der  Industrie 
ist  die  Frucht  eines  langjährigen  Friedens  und  geord- 
neter Verhältnisse  der  Staaten.    Verheerende  Kriege 
und  erschöpfende  Anstrengungen  der  Völker  wirken 
noch  in  ihren  späten  Folgen  nachtheilig  auf  den  Zu-^ 
stand  der  Industrie  ein.    Dieses  ist^  mehr  als  je^  die 
Erfahrung  unserer  Zeit.  Die  Klagen  über  das  Stocken 
.  des  Erwerbes  sind  beinahe  allgemein  geworden.   Es 
würde  indessen  ungerecht  seyn,  über  die  Folgen  von 
Ereignissen^  welche  sich  nun  einmahl  nicht  ungesche- 
hen machen  lassen^  dasjenige  zu  verkennen^  was  auf- 
geklärte Regierungen  leisten  und  geleistet  haben  ^  um 
alte  Wunden  zu  heilen^  und  die  allgemeine  Wohlfahrt 
wieder  zu  beleben.     Wir  werden  uns  hier  auf  eine 
kurze  Übersicht  desjenigen  beschränken^  was  seit  den 
letzten  Jahren  zur  Beförderung  der  National-Industrie 


*)  In  Wien  führt  diese  Waare  Herr  Pitoni  ^  Materialist  beim 
schönea  Brunn  unter  den  Tuchlauben  ;  in  Pesth  der  Entdecker 
Hr.  Franz  Schams ^  Apotheker,  wohnhaft  im  Hause  desHrc. 
Schwarz  in  der  SchifTgasse. 

a3  * 


356 

und  des  Handels  in  dem  oste^em 
schehen  isi. 

Es  konnte  der  weisen  Einsicht  der  Staatsverwal- 
tung nicht  cntfjehen,  wie  viele  Vonheile  die  Zurück- 
fiihrung  alles  desjenigen,  was  die  Handels-  und  Ge- 
werbsverhältnisse  des  Staates  hetrilTl,  unter  den  Wir- 
kungskreis einer  eif'cnen  Zentral-Behörde  fiir  die  Ver- 
einfachung der  Geschäfte  sowohl,  als  vorzüglich  (ür 
die  Ausfiihruug  allgemeiner,  auf  ein  besiimmtes  System 
gegründeter  Mafsregeln  diesem  Admin^trationszWei{;ö 
verschaffen  würde.  Diese  Zenirahsirung  war  durch 
die  seit  demFrieden vermehrte  Heterogeneiiatder  ein- 
zelnen Bestandtheile  der  Monarchie  und  ihrer  Veifafr- 
sungcn  noch  dringender  geworden. 

Mit  höchstem  Handschreiben  Sr.  M.  des  Kaisers 
vom  II.  Juli  i8i6  wurde  über  einen  Vorschlag  Sr. 
Exzellenz  des  Herrn  Finauzministers  Philipp  Grafett 
von  Stadion  zu  diesem  Ende  unter  der  Leitung  Sr. 
Exzellenz  des  k.  k.  geheimen  Raths,  Philipp  Ritters, 
von  Stahl,  eine  eigene  Kommerz- Ho/komm ission  zi> 
sanimengesetzt,  ihr  der  zweckmäfsige  Wirkungskreis 
vorgezeichnet,  und  sie  ermächtiget,  Handelsleute  und 
Fabrikanten  von  den  bedeutenderen  Handels-  undFa- 
briksplätzen  zu  berufen,  und  ihre  Ansichten ,  Wünsch* 
und  Vorschläge  über  Verbesserungen  in  den  Anstalten 
zur  Belebung  des  Handels  imd  der  Industrie  zu  ver« 
nehmen. 

Die  Aufmerksamkeit  dieser  neuen  Zentralbehörde 
richtete  sich  zuerst  auf  das  dringende  Bedürfnifs  einer 
neuen  und  allgemeinen  Regulirung  des  Zollwesens, 

Der  österreichische  Staat,  welcher  sich  in  seineitt 
gegenwärtigen  Zustande  von  dem  43"  7'  his  zum  5i'; 
4'  nördlicher  Breite,  undvom  35°  50'  bis  zum  44" 
lo' östlicher  Länge  erstreckt,  welcher  in  einem  Granx' 


357 

Wan^e  von  pSS^  Meilen  einen  Flä^  reninhalt  voa 
i2o56  geographischen  Quadratmeilen  ^     nd  eine  Be« 
Yölkerung  von  heiläufig  28  Millionen  Eil  yohnern  in 
'.'    sich  begreift^  mit  deutschen  und  italienisci  'n  Staaten, 
'^  mit  der  Schweiz,  Rufsland  und  der  Tür.  ü  in  den 
vielseitigsten  Berührungen  und  nachbarliche  Verhält- 
nissen stehet,  einen  Mittelpunkt  zwischen  kaltivirten 
und  unkultivirten  Ländern  bildet,  den  rauhen  JN^or den 
mit  Italiens  schönem  Himmel  paaret,  mehrere  der  gröfs- 
ten  schiffbaren  FKisse  von  Europa  beherrscht,  herr- 
liche altberiihmce  Seehäfen  besitzt,  im  Wechsel  frucht- 
barer Ebenen  und  metallreicher  Gebirge ,  gesegnet  nAt 
Produkten  aller  Axt,  zum  Theil  von  arbeitsamen,  indu- 
Btriösen,  kultivirten,  zum  Theil  von  noch  bildsamen 
Völkern  bewohnet  wird,  bietet  zwar  allerdings  eine 
Mannigfaltigkeit  von  Quellen  des  Nationalreichthums 
dar,  welche  bei  einer  weisen  Benützung  Stoff  in  Über- 
flufs  in  sich  fassen,  um  Landbau ^  Industrie  und  Handel 
gleich  mächtig  zu  beleben,   und  selbst  die  Wunden 
langjähriger  Kriege  zu  heilen.  Allein ,  aufser  den  allge- 
mein bekannten  Verhältnissen,   welche  Ungarn  und 
Siebenbürgen  mit  den  dazu  gehörigen  Nebenländern 
in  staatswirthschaftlicher  Hinsicht  von  den   übrigen 
Landern  des  österreichischen  Staates  trennen,  hatten 
auch  die  neu  erworbenen  Provinzen,  die  Lombardie, 
Venedig,  TjroLy  dieLandestheile  \oii  Oberösterreich 
VL  8.  w.  vor  ihrer  neuen  Vereinigung  mit  diesem  Staate, 
jede  ihre  eigenen  Handelssysteme,   Zollverfassungen 
und  Mauthkordone.    In  diesen  Provinzen  ist  die  Ge-' 
"werbefreybeit  eingeführt,  in  den  alt -österreichischen 
Ländern  herrscht  noch  die  Zunftverfassung.  Jede  Pro- 
vinz hatte  ihr  eigenes  Interesse,  in  allen  zusammen 
stellte  sich  ein  buntes  Gemenge  verschiedenartiger  in- 
nerer Verhaltnisse ,  Ansichten,  Meinungen  undNatio-« 
nalcharaktere  dar.  Man  mufste  daher  vor  allem  darauf 
bedacht  seyn,  jene  Schranken  zu  durchbrechen,  und 
den  innern  freien  Ferkehr ^  als  die  erste  Grundlage 
zur  Wiederbelebung  der  Nationalindustiie  und  zurVer-^ 


358 

einiguhg  der  verschiedenen  Provinzen  unter  ein  ge- 
meinschaftliches Handels -Interesse  herzustellen. 

Solche  Unternehmungen  sind  nicht  ohne  Schwie- 
rigkeiten. In  Fr^mkreich  waren  die  Bemühungen  CoU 
ier^^  Vergehens,  die  Provinzial-ZöUe  aufzuheben^  und 
einen  gleichförmigen  Zoll  •  Tarif  einzuführen.  Der 
Zoll-Xarif  vom  Jahre  iG64  wurde  in  den  prouinces 
des  cinq  grosses  fermes  angenommen.  Alle  Vor- 
schläge ,  welche  durch  NoaiUes  in  der  Minderjährig- 
keit Ludwigs  ^lS.,  durch  den  Finanz -Minister  Oriy 
nach  1787,  durch  Trudaiiie  1763,  durch  Twr%of^ 
Necker  und  Calonne  gemacht  worden  waren,  schei- 
terten, bis  endlich  durch  das  D^ret  der  Nationalver- 
sammlung vom  3o.  und  3.i.  Oktober  1790  *)  alle  Zölle 
und  Mauthen  mit  einem  Mahle  auf  die  Grannen  hinaus- 
gerückt, und  ein  einförmiger,  für  ganz  Frankreich  gül- 
tiger General- Zoll -Tarif  eingeführt  wurde. 

Was  Revolutionen  zerstören  und  schaflTen,  pafsl 
nicht  auf  den  geregelten  Zustand  eines  ruhigen  Staa- 
tes,   auf '  den  Geist  einer  wohlwollenden  Regierung, 
welche  alle  Klassen  der  Staatsbürger,  ihr  Eigenthuni; 
ihre  Rechte  und  Interessen  mit  gleicher  Sorgfalt  be- 
achten und  schonen  soll.    Um  den  freien  Verkehr  iöi 
Innern  eines  grofsen,  aus  den  verschiedenartigsten  Be- 
standtheilen  zusammengesetzten  Staates,  herzustellen, 
um   folglich   das   einzelne  Provinzial-ZoUwesen  de* 
Staates  tax  gcneralisiren ,  handelt  es  sieht  nicht  blofs 
darum,  die  einzelnen  Provinzial- Interessen  zu  vereini- 
gen, sondern  auch  die  Privat* Interessen  der  verschie- 
denen Klassen  und  Stände  im  Staate,  ihre  durch  Zeit 
und  Umstände  konsolidirten  Verhältnisse  zu  beachteUj 
um  nicht  durch  gewaltsame  Verletzungen  schädh^he 
Reaktionen  herbeizuführen. 


*)  hoxj.  conGernpmt  le  commerce  etc.  etc.  par  (?,  F,  de  Martins, 
Tow»  I.  p.  003*^  5o6, 


359 

Es  kann  hier  nicht  die  Rede  seyn  von  deii  verschie* 
denen  ^taatswirthschaftlichen  Theorien  in  Bezug  auf 
das  Zollwesen.  Die  gebildeten  Staatsmänner  sind  wohl 
nber  die  Hauptgrundsätze  dieser  Systeme  und  über 
Biren  relativen  Werth,  der  Wesenheit  nach^  einig. 
Allein  der  gröfste  Theil  der  Regierungen  in  den  kulti- 
yirien  Staaten  huldigt  in  Beziehung  auf  das  Handels-^ 
und  Zollwesen  gegen  das  Ausland  beschränkenden. 
Systemen.  Selbst  das  in  seinem  Innern  so  liberale 
England  geht. mehr  als  jede  andere  grofse  Macht  mit 
cifier  Strenge  gegen  den  Handel  des  Auslandes  vor^ 
Welche  nirgend  ein  Gegenstück  findet. 

Die  meisten  grofsen  Staaten  in  Europa  mufsten 
nach  und  nach,  wenn  sie  nicht  eine  verderbliche  Re- 
aktion der  zerstörten  natürlichen  Verhältnisse  des  Welt- 
liandels  fühlen  sollten,  eigene  beschränkende  Systeme 
ergreifen.    Unter  dem  Schutze  eines,  solchen  Systems 
ist  in  den  alt-österreichischen  Provinzen  eine  Masse  von 
Industrial- Unternehmungen  entstanden ,   welche  seit 
seoehr  als  dreifsig  Jahren  einen  grofsen  Theil  der  Na- 
^onal-Kapitalien  an  sich  zogen,  und  welche  insbeson-^ 
4ere  während  der  Routinen tal-Sperre  in  der  Zeit  eines 
über  alles  Verhältnifs   vermehrten  Papiergeldes  bei 
«iner  wohl  nie  wiederkehrenden  unermefslichen  Nach- 
fcige  nach  Fabrikations-Waaren  eine  ungeheure  Aus- 
dehnung erreichten. 

'Wenn  nun   in  dem  Laufe  der  letztverflossenen 
Jahre  die  Aufhebung  der  Kontinental-Sperre,  und  zu 
Polge  der  Alles  überwiegenden  Rücksichten  des  Staats- 
"iredits,  die  Reduktion  des  Papiergeldes  eine  entger 
gengesetzte  Lage  der  Dinge  in  Beziehung  auf  den  Vor- 
tnabls  so  blühenden  Stand  der  inländischen  Fabriken 
Hervorbrachte,   wenn  das  Unglück  einiger  Mifsjahre 
die  Noth  und  Erwerblosigkeit  vermehrte,  und  wenn 
andere  grofse  Staaten,  weit  entfenjt,  liberalen  Grund- 
sätzen zu  huldigen,  die  Prohibjtiv- Systeme  vielmehr 


.   36o 


mit  aller  Strenge  handhabten >  o4er  neue^  unsere  In- 
dustrie drückende,  Verbothsgesetj^en  ähnliche^  Zollbe- 
stimmungen einführten;  so  forderte  es  wohl  das  In- 
teresse ^^  ja  die  Pflicht  des  Slas^tes  in  einem  hohen  Grade^ 
die  inländischen  Fabriken^  so  viel  es  nur  in  der  Macht 
der  Regierung  stand,  zu  schützen^  und  zu  verhindern, 
dafs  mit  ihnen  nicht  ein  grofser  Theil  detr  NationalLa- 
pitalien  zu  Grunde  ging. 

Es  mufste  femer  berücksichtiget  virerden,  dafs  (är 
den  österreichischen  Staat  weder  ein  isolirtes  Agrikul- 
tur-System, noch  auch  ein  isolirtes  Merkantil -System 
passe.    Der  Glanz  des  Thrones,  die  verfeinerten  Be^ 
dürfnisse  der  Nation ,  die  f^rhöhung  der  Produktions- 
fähigkeit  des  Landbaues  selbst  erheischen  ein  daaer- 
}iaftes  Gedeihen  der  Nationahndustrie.    Wäre  Osier^ 
reich  ein  handeis-  und  ipdustriearmer  Staat  gewesen, 
so  würde  er  nicht  vermocht  haben,  die  langjährigen 
französischen    Umwälzungskriege     aus^cuhalten ,    die 
Heere  beständig  mit  allen  Kriegserfordernissen  zu  ver- 
sehen, und  sich  vor  einer  gänzlichen  Nationalverar- 
piung  zu  retten.  Allein  auf  der  andern  Seite  läfst  es  sidi^ 
auch  nicht  verkennen ,  dafs  der  Landbau  die  Grund- 
lage des  Nationalreichthums  ist,  dafs  er  der  Industrie 
Lebensmittel  und  Urstofie   herbeischafft ,    und   daüi 
vielleicht  seit  ColSer'ts  Zeiten  die  meisten  Staaten  in 
Europa  sich  zu  sehr  auf  die  S^ite  eine$  isolirten  Mer-i 
kantil-Systems  hingeneigt  haben  dürften,  Die  am  mäch- 
tigsten und  dauerhaftesten  konstruirten  Staaten  sind 
ohne  Zweifel  diejenigen,  deren  Existenz  auf  einer  luir 
gekünstelten  Wechselwirkung  zwischen  Landbau ,  In- 
dustrie und  Handel  beruhet.    Das  Systekn  des  natürli-!' 
eben  Gleichgevnchts  dieser  Staatskräfte  scheint  allein 
dasjenige  fu  seyn,  von  welchem  der  unfehlbare  Erfolg 
eines  afimählicn  wiederkehrenden  allgepieinen  Wohl-^ 
«•tandesf  zu  erwarten  ist^ 


36i 

Je  Terschiedenartiger  die  einzelnen  Interessen  sind^ 
desto  schwieriger  ist  indessen  die  Beobachtung  dieses 
Gleichgewichts.  Der  Landwirth  wünscht  das  Yerboth 
oder  wenigstens  die  gröfstmögliche  Erschwerung  der 
Einfuhr  fremder  Lanaeserzeugnisse  und  Urstofie^  die 
«r  selbst  im  Inlande  hervorzubringen  vermag^  und  wo 
möglich  freie  Ausfuhr  seiner  Erzeugnisse;  der  Fabri- 
kant dagegen^  der  Lebensmittel  zur  Erhaltung  seiner 
Arbeiter^  undUrstofie  zur  Verarbeitung  seiner  Fabriks- 
waaren  bedarf^  die  freie  Einfuhr  der  Lebensmittel  und 
Urstoffe ,  oder  doch  wenigstens  die  gröfstmögUche  Er- 
leichterung derselben  durch  niedere  Zölle  ^  die  Er- 
schwerung ihrer  Ausfuhr^  und  die  strengste  Ausschlies- 
sung fremder  FabriksWaaren^  so  wie  die  freieste  Ausfuhr 
der  eigenen  Fabrikate.  Das  Interesse  des  Kaufinannes 
bestehet  in  dem  ungestörtesten  Austausche  der  Erzeug- 
aisse  aller  Welttheile;  er  i/^nscht  alles  ^  was  seinem 
Handekbetriebe  unterUegt^  ohne  Einschränkung^  ohne 
^  Auflagen^  ein-  und  ausfuhren  zu  können.  Der  Konsu- 
ment möchte  so  wohlfeil  als  möglich  leben ;  wenn  man 
diesien  anhört^  so  sollte  die  Ausfuhr  der  inländischen 
Landes-  und  Gewerbserzeugnisse  verbothen  oder  er- 
schwert^ und  die  Einfuhr  der  fremden  Erzeugnisse 
frei  gestattet  oder  erleichtert  werden.  Die  Staatskasse 
reclmet  auf  die  Zölle  als  Staatseinkünfte^  welche  sie 
nicht  wohl  entbehren  kann^  ohne  sich  einer  ausgiebigen 
Quelle  zur  Deckung  der  Staatsauslagen  zu  berauben^ 
oder  noch  drückendere  Auflagen  auf  andere  steuerbare 
Gegenstände  zu  wälzen.  Die  Benützung  eifies  grofsen 
Theils  der  Nationalkapitalien  endUch  hängt  von  dem 
Zollsysteme  ab ;  überspannte  ZöUe^  unüberlegte  Mauth- 
gesetze^  plötzliche  Herabsetzungen  oder  Veränderun- 
gen der  Zölle  können  manche  Unternehmung  lähmen^ 
folglich  auf  die  darauf  verwendeten  Kapitalien  zerstö- 
rend einwirken ;  wogegen  wieder  manche  Kapitalien 
unter  gevnssen  Umständen  durch  zollbegünstigte  Un- 
ternehmungen über  alles  Verhältiiifs  fruchtbringend 
W^rden^ 


36:2    •  .  • 

Um  MifsversltändnissjSil  vorzuLeugeii^    darf  man 
hier  wohl  nochmaU  auf  die  gegenwärtig  bestehenden 
verwickelten  Verhältnisse  des  Welthandels,  die  Stel- 
lung der  Staaten  gegen  einander,  die  Lage  der  Indu- 
strie und  den  gegenwärtigen  Geist  der  e^ropäischen 
Handelspolitik  hinweisen.   Nach  den  Grundsätzen  der 
reinen  Theorie  würden  freilich  mittelst  der  Herstellung 
einer  allgemeinen  Handelsfreiheit  alle  diese  Schwierig- 
keiten hinwegfallen ;  allein  vor  der  Hand  stellen  sich 
diese  Grundsätze  in  der  wirklichen  Welt,  wie  sie  ist, 
nur  als  fromme  Wünsche  dar,  und  das  Streben  einer 
weisen  Staatsverwaltung  mufs  sich  darauf  beschränken, 
die  Folgen  und  Übel  eines  gezwungenen  ZuStandes 
durch  ein  wohlüberdachtes,  alle  Rücksichten  umfas- 
sendes System  zu  mildern. 


i 


Die  k.  k.  Kommerz-Hoikommission  war  bemühet, 
das  Gleichgewicht  dieser  Interessen  durch   ein  um-    . 

.  sichtsvolles,  stufenweises  Fortschreiten  in  der  Gene-   \ 
ralisirung  des  Zollsystems  herzustellen.    So 'wie  nach 

*    erlangter    genauer   Kenntnifs   aller   Verhältnisse   di^ 
Dringlichkeit  der  Gegenstände  sich  reihete,  wurde  die 
Regulirung  des  allgemeinen  Zollsystems  mittels  eii^set 
ner  Spezialtariffe   vorgenomriien :    die  Bergwerkspro- 
duk^  und  Metall waaren,  die  Seide,  Schafwolle,  Baum- 
wolle, Hanf,  Flachs  und  die  daraus  verfertigten  Waa- 
ren, Papier,  Glas,  Porzellan  und  Steingut,  Lebens- 
mittel und  Getränke  u.  s.  w.  sind  bereits  der  vollstäu-" 
digen  Revision  unterzogen,  der  innere  freie  Verkehr 
mit  diesen  Artikeln  i^t  theils  hergestellt,  theils  auf  dem 
Punkte  hergestellt  zu  werden.    Mehrere  Verbothsge^ 
setze,  welche  den  freien  Vorkehr  von  Landesproduk- 
ten mit  dem  Auslande  störten ,   wurden  aufgehoben, 
mehrere  drückende  Zölle  gemildert.    Die  Zollbestim- 
mungen wurden  auf  einfachere  Sätze  zurückgeführt, 
die  Nomenklaturen  berichtigt,  und  die  verschiedenen 
bei  der  neuen  Zolliegulirpng  eintretenden,  staatswirth- 
schafUichen  Jtücksichten  genau  beachtet.    £s  erübri« 


^  ^en  ttur  noch  die  Kolonial-Waaren  und  einige  unbedeu-. 
tende  Artikel^  deren  Zollregulirung  wahrscheinlich  im 
Werke  ist:  und  so  wird  das  mjihsame  Werk  der  Ge- 
neraUsirung  des  ZoUwe^ens  bald  vollendet  seyn. 

So  wie  bereits  die  zollämtliche  Linie  ^  welche  die 
alten  und  neuen  Landestheile  der  Provinz  Oberöster- 
reich von  einander  trennte,  aufgehoben,  und  der  in- 
nerie  freie  Verkehr  in  dieser  Provinz  bereits  hergestellt 
ist,  so  werden  dann  auch  die  zollämtlichen  Linien, 
welche  die  Lombardie,  Venedig,  Tyrol  und  die  alt- 
österreichischen Provinzen  von  einand.er  scheiden,  nie- 
dergerissen, und  die  freien  Handelsyerbindimgen  zwi- 
schen allen  diesen.  Provinzen  hergestellt  werden.  Nur 
die  Aufhebung  des  ungrischen  Kordons  hindern  noch 
bekannte  Provinzial- Verhältnisse.  Die  Fabriken  in  den. 
alt-österreichischen  Provinzen  werden  immer  mehrere 
und  ne^e  Wege  des  bisher  verminderten  Absatzes 
ihrer  Fabrikswaaren,  die  Lombardie j  F'enedig  und* 
Tyrol  erwünschte  Tauschmittel  ihres  Reichthums  an 
Landeserzeugnissen,  und  die  Handelsstädte  der  Mo- 
narchie einen  ausgedehnten  Spiehaum  des  gegenseitig 
beförderten  Verkehres  finden. 

Schon  bereisen  italienische  Handels-Kommissionäre 
die  altösterreichischen  Märkte  und  Provinzen,  und  alt- 
psterreichische  Handels-Kommissionäre  Italien  und  Ty- 
rol, um  gegenseitige  Verbindungen  anzuknüpfen,  und 
die  gegenseitigen  Verhältnisse  der  Handelsartikel  ken- 
nen zu  lernen.  Insbesondere  nehmen  die  Bestellungen 
von  Waaren  der  industriereichen  alt  -  österreichischen 
Provinzen,  vorzüglich  von  baumwollenen  und  schaf- 
wolleneü  Waaren  nach  den  itaUenischen  Provinzen 
taglich  zu. 

Der  Durchzugshandel,  als  Beförderung  der  aus- 
laituiischen  Erzeugung  zur  ausländischen  Verzehrung 
ist  lür  jedes^Land,  welches  als  Mittel  zu  dieser  Beför*» 


3Ö4 

deruriR  dienet ,  ein  durchaus  reiner  Gewinn.  jOhn« 
ausländische  Waaren  zur  innern  Verzehrung  zu  brio' 
peu,  oder  im  Inlande  selbst  brauchbare  Erzeugnisse 
dein  Auslande  zuzuführen  ,  gewähret  er  vielfdUigca 
Zweigen  der  inländischen  Industrie  Beschäftigung', 
■wirkt  auf  die  Erhaltung  und  Vermehrung  des  Zug- 
viebsundes ,  und  dadurch  auch  auf  den  Ackerbaii 
■vortbeilhalt  ein,  verschaffet  dem  Landmaune  bei  tili' 
hender  Feldarbeit  Verdienst,  belebet  oft.  unwirlhbi 
sonst  unbewohnte  Gegenden,  und  bahnet  nicht  selteni 
.  selbst  dem  Absätze  der  entbehrlichen  inländischen  Er- 
zeugnisse in  das  Ausland  den  Weg.  Es  ist,  dem  Ver- 
nehmen nach,  ein  neuer,  auf  die  liberalsten  GrundsäUfl 
gebauter  Transilo  -  Tarif  für  den  Österreichischen  Staal 
entworfen  worden,  welcher  vielleicht  nächstens  zur 
Ausführung  kommen  diirfle. 

Indem  die  Staatsverwaltung  ihre  vorzügliche  Aufc 
merksautkeit  auf  die  grofstmögliche  Belebung  de«  in- 
nern Verkehrs  richtete,  können  ihr  wohl  auch  jene 
Hindernisse  nicht  entgehen,  welche  das  bestehend^^ 
drückende  Wegmauth- Systen^  und  lästige  Lokalgr" 
biihren  verursachen.  Es  ist  zu  erwarten ,  dafs  ei 
System,  welches  den  Handel  stört,  mit  unverhältniß 
mäfsig  hohen  Regiekosren  verbunden  ist,  und  den 
Staatsschätze  das  hinreichende  Einkommen  nicht  ver 
schafft,  aufgehoben,  und  dafs  entweder  die  Weg 
juauthen  auf  die  Grenzen  der  Monarchie  hinausgd 
rückt,  oder  ganz  abgeschafft,  und  durch  eiafachei4 
-  Mittel,  ohne  neue  drückende  Lasten ,  ersetzt  werde| 
ddrhen. 

Zu  den  mächtigsten  Beförderungsmitteln  des  in 
nem  Handelsverkehrs  gehören  ohne  Zweifei  die  Laiut 
und  fVasserstraJsen.  Sie  sind  als  die  Adern  d« 
Staatskörpers  zu  betrachten,  in  welchen  sich  der  in 
nere  Kreislauf  der  Staatskräfte  freier  und  mächiieei 
pder  träger  und  ohnmächtiger  beweget,  je  nachaej 


365 

die  Staatsverwaltung  sie  •sorgsam  pfleget  oder  vernach- 
lässigt 

^  Es  vmrde  uns  hier  zu  weit  von  unserm  Zwecke 
ableiten 9  wenn  wir  uns  in  eine  .ausführliche  D ar steif 
[  .lang  alles  dessen  einlassen  wollten^  was  ungeachtet 
:  so  mancher  un^nstiger  Zeitumstände  Kur  die  Herst el- 
\  hing  der  innern  Verbindungswege  unter  der  thaten- 
i  rachen  Regierung  Sr.  M.  des  Kaisers  Franz  gesche- 
[  hen  ist*  Wir  wollen  uns  hier  blofs  auf  die  neuesten 
und  merkwürdigsten  Thatsachen  beschränken. 

Um  den  Durchzug  des  Handels  durch  das  lom- 
bardisch-^-  venetianische  Königreich  nach  dem  südli- 
chen Deutschland  und  nach  den  Rheingegenden  durch 
Graubünden  zu  erleichtern^  sind  Unterhandlungen 
über  eine  neue  .  Kommerzialstrafse  von  Chiavenna 
ober  Aßa  Berg  Splügen  nach  Graubünden  eingeleitet 
worden.     Die^e  Strafse  ist  ihrer  Vollendung  nahe. 

Eine  neue  Verbindung  der  südöstlichen  Theile 
Deutschlands  mit  der  Lombardie  beabsichtigt  der  b&- 
sehlossene*  Strafsenzug  in  der  Provinz  Sondrio  über 
Bomio  nach  TyroL  Von  Sandrio  bis  Tirana  ist 
d&e  Kommerzialstrafse  bereits  hergestellt. 

In  den  alt -^  österreichischen  Provinzen  zeichnet 
sich  Böhmen  insbesondere  aus^  in  welchem  Lande 
während  der  letzten  Jahre  blofs  durch  Privatkonkur- 
renz grofse  Strecken  von  Kommerzialstrafsen  herge- 
stellt^ und  die  im  Jahre  1796  vorhandenen  ein  und 
sechzig  Meilen  gebauter  Stralsen  gegenwärtig  auf  zwei 
hundert  ein  und  dreifsig  Meilen  vermehrt  worden  sind* 

• 

unter  die  merkwürdigsten  Unternehmungen  der 
gegenwärtigen  Regierung  kann  der  grofse  Kanal  ge- 
zählt werden,  der  von  PFien  bis  nach  Triest  geführt 
Werden^  und  die  Donau  mit  dem  adriatischen  Meere 


I 


366 

vereinigen  soll.  Derselbe  ist  von  dieser  Hauptstadt 
an  bis  zur  ungriscben  Grenze  bereits  hergestellt^  und 
nach  der  Wiederkehr  des  Friedens  die  Verhandlung 
über  jdio  weitere  Fortsetzung  desselben  eingeleitet 
vgorden. 

Der  schifihare  Kanal  von  Mailand  nach  Pas^ia 
wird  in  diesem  Jahre  vollendet.     Dieses  grofse   ge- 
meinnützige Unternehmen  war  schon  vorbeinahe  vier 
hundert  Jahren  im  Antrage^  und  dessen  Ausführung 
im    Jahre    i564    beschlossen.      Allein    wegen    der  j 
Schwierigkeit,  die  Kosten  aufzubringen,  wurde  erst  ^ 
im  Jahre   1597  imter  dem  Gouverneur  Grafen  Fuen^  ; 
tes    der  Bau   des  Kanales  angefangen,    jedoch  nur 
durch  eine  kurze  Strecke  bis  zum  Wildstrome  Zorn-  ! 
bro  fortgeführt.  Erst  im  Jahre  1772  brachte  der  da-  - 
mahlige  General-  Gouverneur  Erzherzog  Ferdinand  \ 
diesen   wichtigen  Gegenstand   wieder  in  Anregung. 
Die  Kaiserinn  Maria  Theresia  beschlofs  im  Jahre. 
1773    die   Fortsetzung    dieses    Kanals    sowohl,    ab 
auch  den  Bau  des  Kanals  della  Martesana ,  weicher 
von  LeccOy    wo  die  Adda  wegen  Klippen  und  Was- 
serfällen nicht  schiffbar    ist ,   nach  Marland  führet 
Der  Bau  dieses  letztern  Kanals,  welcher  der  Stadt 
Majland  die  Verbindung   zu  Wasser  mit  dem  See 
von  Como  zur  grofsen  Erleichterung  des  innem  Ver- 
kehrs verschaffet,  wurde  zuerst  begonnen,  weil  durch 
diesen  Kanal  die  Herbeiführung  der   zum  Baue  des 
Kanals  von  Majland  nach  Pavia  nöthigen  Materia^ 
lifen  erleichtert  vnu^de.     Der  Bau  dieses  letzteren  Ka- 
nals unterblieb  abermahl  wegen  eingetretener  Hinder- 
nisse bis  zum  Jahre   1807,  wo  von  der  erloschenen 
italienischen  Regierung  wieder   Hand  an  die  Arbeit 
gelegt  wurde.     Der  glorreichen  Regierung  Sr.  M,  des 
Kaisers  Franz  war  es  vorbehalten,  dieses  grofse  Werk 
zu  vollenden.   Mayland  geniefsel  bereits  den  Vortheü 
zweier  schiffbarer  Kanäle,    nähmliqh  des  gedachtßJ* 
Kanals  della  Martesana^   und  des  sogenannten  iV^' 


3Ö7 

flio  grande,  der  von  4em  Tieino  unweit  seines^ 
isflusses  aus  dem  Lago  Maggiore  nach  Marland 
leitet  ist,  und  dieser  Stadt  die  Natur-  und  Kunst- 
Zeugnisse  von  den  Gebirgsgegenden,  und  den  am 
ago  Maggiore  gelegenen  Länaern  zuführet.  Durch 
m  dritten  neuen  Kanal  von  Majrland  nach  Pavia 
ird  der  Vortheil  der  Wasserfracht  über  das  ganze 
md  verbreitet,  die  unmittelbare  Verbindung  mit 
;m  adriatischen  Meere  durch  die  Häfen  von  GorQ, 
hioggia  und  Venedig  geöffnet,  und,  d&r  Stadt  May- 
nd  in  Beziehung  auf  den  eigenen  und  den  Durch-' 
gshandel  gewissermafsen  der  Vortheil  eines  See- 
atzes  verschafft  *). 

Wenn  der  Verkehr  im  Innern  eines  Landes  im- 
^r  mehr  belebt  werden  soll ,  so  müssen  auch  alle 
iebfedem  in  Bewegung  gesetzt  werden,  um  den 
lädhchen  Egoismus  zu  päralysiren,  der  so  manche 
swerbsUassen  von  einander  trennt,  und  um  bei 
m  Bürgerstande   einen  wahren  Gemeingeist ,    ein 


)  Über  die  Schiffbarmachung  der  Flüsse  und  ihre  Vereinigung^ 
durch  Kanäle  in  dem  österreichischen  Staate  befinden  sich 
theils  in  Druclt Schriften ,  theils  in  den  Archiven  der-  Hof- 
stellcn  viele  Vorschläge  von  Vogemontj  Fremaut^  Le  Maire^ 
Freiherrn  von  »SV^r/iMa/,  flofrath  von  Raab,  Gebrüdern  Ai/x,  . 
Gruber  ^  v.  Schemerl^  Fre'iherrn  von  Liecktenstcrn ,  u.  a. 
welche  aus  der  Vergessenheit  hervorgezogen ,  mit  Hücltsicbt  \ 
auf  die  neuesten  Verhältnisse,  der  Monarchie  genauer  ge- 
würdigt, und  bei  günstigen  Zeitumständen  zum  Thei\  aus- 
geführt zu  werden  verdienen.  Vielleicht  sind  wir  in  einiger 
Zeit  so  glücklich ,  eine  genaue  Übersicht  dieser  Vorschlage 
liefern  zu  können ,  indem  unser  Bestreben  hauptsächlich 
dahin  gehet,  über  alles,  was  zur  Belebung  des  Handels  und 
der  Industrie  beitragen  kann,  Licht  und  Aufklärung  zu  ver- 
breiten. Die  Herausgabe  einer  ausführlichen  Strom -und 
Strafsenkarte  der  Monarchie ,  mit  Benützung  und  Andeutung 
der  Ton  sachverständigen  Männern  vorgeschlagenen  neuen 
Wasser  -  und  Land  -Kommunikazionen  im  Innern  des  Landes, 
und  mit  Beifügung  eines  erklärenden  Textes  würde  gewifs 
für  jeden  denkenden  Staatsmann  und  wohlwollenden  Freund 
des  Vaterlandes  von  grofsem  Interesse  seyn. 


r 


363 

thätiges    und    nützliches    Xneinanderwirkeii    zu 
wecken. 

Dieser  Zweck  kann  difrch  die  Vereinigung  der 
rechtlichsten  und  aufgeklärtesten  Landwirthe^  Fabri- 
kanten ,  Gewerbsleute ,  Kaufleute  und  staatswirtk- 
schaftlich  gebildeter  Manner  in  Handelskammei; 
fuglichsten  erreicht  werden.  Durch  die 
können  nach  und  nach  alte  Vojurtheile  un( 
brauche  des  Zunftgeistes,  ohne  plÖtzUche  gewi 
Zerstörungen  verjährter  Gewohnheiten  beseitigt,  alle 
interessanten  Notizen  über  den  Stand  des  Handels, 
der  Fabriken  und  Manufakturen  gesammelt,  sachver 
ständige  Ansichten  über  die  Hindernisse,  welche  ilre 
Entwickelung  und  ihre  Fortschritte  hemmen,  über 
die  Mittel,  ihren  Flor  zu  befördern,  über  die  nüu- 
liebsten  Einrichtungen  im  Handelsfache  erlangt,  und 
den  verscbiedenenGewerbsklassen  die  Wege  gebahnet 
werden,  ihre  Wünsche  und  Bedürfnisse  in  wohl 
organisirten  Vereinen  unter  öffentlicher  Autorität  mit 
gründlicher  Erörterung  der  wichtigsten  Angelegen' 
heilen,  welche  ihre  Wohlfahrt  im  reinen  Haudeh* 
fache  betreffen ,  zur  Kenutnifs  der  Staatsverwaltung 
zu  bringen.  Sie  sind  das  Band,  welches  die  Treufl 
und  Anhänglichkeit  des  Bürgerstandes  an  die  Regie- 
rung immer  mehr  befestigt. 

Eine  ähnliche,  treffliche  Einrichtung  bestehet  be- 
reits in  dem  lombardisch -venetianischen  Königreiche. 
Die  Lomhardie  insbesondere  verdanket  sie  der  Reeen- 
tenweisheit  des  Kaisers  Joseph  H.  Es  ist  zu  hoffen, 
dafs  diese  Einrichtung  auch  noch  den  deutschen  Pro- 
vinzen werde  zu  Theil  werden.  Die  Aufklärungen 
und  praktischen  Ansichten  ,  welche  wohl  oiganisirta, 
Handelskammern  der  Staatsverwaltung  an  die  Hand  tti 
geben  vermögen  ,  sind  zugleich  als  die  sicherste 
Grundlage  zu  betrachten,  Um  dem  bestehenden  Cbel- 
standc  einer  beinahe  ia  einer  jeden  Provinz  verschie* 


t 

denartigen^  im  Ganzen  höchst  kontrastirenden^  in- 
nern  Gewerhsverfassung  abzuhelfen^  und  eine  so  viel 
möglich  gleichförmige,  die  individuellen  Proyinzial- 
Verhältnisse  dennoch  beachtende ,  mit  den  I'ort- 
schritten  der  Industrie  übereinstimmende ,  zcitge- 
niii^se  Gewerbs  -  Per/ussunff  zu  Stande  zu  bringen. 

Es  ist  dem  Vernehmen  nach  die  Einleitung  gc- 
trqffen ,  dafs  in  allen  Frovihzen  des  österreichischen 
Staates  durch  erfahrene,  vertrauenswürdige  Mannet 
lie  Gesetze,  Statuten,  Verordnungen,  Reglements 
md  Gewohnheiten  der  von  einander  so  sehr  verschic- 
lenen  Pro vinzial  -  Ge werbs  -  Verfassungen  gesammelt, 
md  der  k,  k.  Kommerz -Hofkommission  eingesen- 
iet  werden,  welche  damit  beschäftiget  ist,  darüber 
;ine  General- Übersicht  zu  verfassen,  und  auf  diese 
mit  Benützung  der  bisherigen  Erfahrungen  den  Ent- 
pmrf  eines,  allen  Bedünhissen  entsprechenden,  neuen 
Gewerbs  -  Systems  zu  gründen. 

Wenn  bei  den  so  eben  geschilderten  Verhältnis- 
sen die  Herstellung  des  freien  Verkehrs  im  Innern  dejj 
Landes,  die  allmähliche  Entfernung  der  Hindei^nisse, 
welche  demselben  bisher  im  Wege  standen,  und  den- 
selben noch  zum  Theil  beirren,  die  Mittel  zur  Bele- 
bung desselben,  die  Erweckung  eines  thä tigeren  Ge- 
meingeistes, die  Entfernung  alter  Vorurtheile ,  die 
Vorbereitung  zu  einer  zeitgemäfseren  Gewerbs- Ver- 
fassung, und  die  Erlangung  der  genauesten  Kenntnifs 
aller  Innern  Verhältnisse  des  Handels  und  der  Indu- 
strie die  vorzügliche  Aufmerksamkeit  der  österreichi- 
schen Regierung  in  den  letzten  zwei  Jahren  beschäf- 
tigten ,  und  wenn  sie,  bei  der  gegenwärtigen  Lage 
des  Welthandels  und  der  auswärtigen  Handels -Sy- 
steme anderer  grofser  Staaten,  zum  Schutze  der  eige- 
nen National-Industrie  gezwungen  war,  das  beschrän- 
kende System  gegen  das  Ausland  nicht  allein  noch 
länger  beizubehalten,   sondern  solches  auch  auf  die 

lahrl.  H,   pol^t.  Inst.   I.  Bii.  2:\ 


379 

iieucrworlicnen  Provinzen  auszudehneB;  wa 
ihr  doch  auch  jene  Rücksichten  nicht,  we! 
mögliche  Entrerniing  der  Hindernisse  und  die 
tcrung  des  Handels  nüi  dem  Auslände  erfon 


3-     ^*«a 

Znrol2(e  des.   den  -— i8i5in^^ 

^  ai.  April 

liOid  al)gcschlossenen  JFheundschaf tsver 
wurde  dcu  ^}  August  i8i 8  in  Petersburg 
dclsverlrag  ")  unterzeichnet,  und  den  'j 
i8i8  in  den  Katiiikationen  ausgewechselt 
halt  dieses  Vertrages  wird  die  Schiffahrt  au 
men  und  Flüssen ,  welche  in  dem  Gehietli 
Königreichs  Pohlen  (vom  Jahre  1772)  ihre; 
haheu  ^  so  wie  auf  jenen ,  die  dasselbe  di 
den  oder  es  berühren,  und  welche  du 
oder  durch  Zusanimenflufs  mit  andern  St 
in  das  Meer  ergiessen,  so  weit  es  die  ] 
Österreich  und  Rufsland  betrifft,  aufwar 
wärls,  so  wie  die  Besuchung  der  Häfen  ^ 
tc^rthancn  beider  Staaten  frei  erklärt,  und  1 
Grundsätze  auf  die  jetzt  wirklich  schon  v< 
und  auf  künftig  zu  erbauende  Kanäle^  so  \ 
Fli'isse,  welche  jetzt  wirklich  schon  seh 
oder  es  künftig  werden  dürften,  und  we 
Ijauf  zwischen  der  östlichen  Grenze  des  alt< 
der  DilnUy  dem  Dnicpr^  AemDniester  und 
haben  ^  ihre  Anwendung.  Die  beiderseitij 
ihaneu  werden  in  Beziehung  auf  die  Gel 
den  Eingebornen  vollkommen  gleich  beha 
Österreich  von  der  Schiffahrt  auf  den  F 
alten  Fohlens  keine  Abgabe  erhebet,  und  i 


*)    Klubers   Akten    des  Wiener  -  Kongresses.  V.  Bai 
S.  lai  —  137. 

•)   Konvention,    den  Handel    der    zu  PoLlen,    so 
177«  bestand,  gehörigen  Provinzen   betreffend, 
der  k.  k.  Uof  •  und  Staats -Druckerei  1819. 


371 

gesinnet  ist,  eine  solche  aufzulegen ;  so  wird  auch  in 
Aufsland  auf  dem  Bug  von  ösleiTeichiscjien  Fahrzeu-; 
gen  keine  Abgabe  erhoben  ^    aoiser  wenn  sie  durch 
den  Kanal  der  Muchawitze  schiffen,    oder  \on  den 
Ufern  des  Bugs  im  russischen  Gebiethe  abgegangen 
■wären.     Die   Schiffahrt    auf  der  PVeichsel  ^    so  writ 
ihre  Ufer  den  beiderseitigen  Mächten  angehören,  ist 
von  aller  Abgabe  frei.     Ziu*  Erleichtervmg  des  gegen- 
seitigen Durchfuhrhandels  sind  wichtige  Begünstigun- 
gen beschlossen  worden.     Um  insbesondere  den  Han- 
aelsverkehr  zwischen  Brodr  und  Odessa  zu  beleben, 
ist  über  den  Durchfuhrhandel  zwischen  diesen  beiden 
Städten  eine  eigene  Übereinkunft   getroffen  word^'n. 
Alle  russischen  Handelsleute,   welche    die  Befugnifs 
zum  auswärtigen  Handel  haben,    und   alle  Ausländer, 
sogar  jene,    welche   in  Rufsland  weder  angesessen, 
noch   in  die  Gilden  eingeschrieben  sind,    haben  das 
Recht,  in  ihrem  eigenen  Nahmen,  und  ohne  irgend 
eine  fremde  Dazwischenkunft,    von  den  Grenzen  der 
Moldau,  der  österreichischen  und  preufsischen  Staa- 
ten nach  Odessa y   oder  von   dieser  Stadt   nach  be- 
sagten Grenzen  Waaren  durchfuhren  zu  lassen;   sie 
bei  dem  russischen  Eintritts- Zollanite  anzugeben;  sie 
zu  versenden  oder  bis  zu  ihrem  Bestimmungsorte  zu 
kegleiten;    sie  dort  niederzulegen  oder  ausführen  zu 
lassen ;  und  von  Odessa  nach  den  näbmlichen  Grenzen 
mit  oder  ohne  Rückfracht  frei  zurückzukehren.      Er- 
zeugnisse und  Waaren   aller  Art ,  selbst  jene ,  deren 
Einfuhr  zum  Verbrauch  im  Innern  veriiothen  ist,  mit 
einziger  Ausnahme  des*  Schiefspulvers ,  können  Ge- 
genstände  des  gegenseitigen  Durchfuhrhandels  seyn. 
Die  Durchfuhrgebühren  werden  nur  einmabl  nach  ei- 
nem sehr  geringen  Mafsstabe  nach  dem  Gewichte  ab- 
genommen. 

Auf  einer  ähnliclien  Grundlage  wurde  schon  frü- 
her, den  22.  März  1817,  in  Warschau  eine  Überein- 


373 

kunft  »)  zwischen  Österreich  und  Preußen  untere 
zeichnet^  und  von  beiden  Mächten  ratificirt.  Hier^ 
nach  hat  sich  Österreich  anheischig  gemacht^  auf 
den  schiffbaren  Flüssen  GalizieiiSy  nahmentlich  dem 
Dünajec  und  San ,  eben  so  wenig  als  am  rechten  Ufer 
der  tVeichsel  fiir  den  Betrieb  der  Schiffahrt  eine 
Abgabe  einzuhebenj  eben  so  läfst  auch  Preujsen  auf 
den  Gewässern  seiner  pohlischen  Provinzen,  nahment- 
lich der  Weichsel  undf  der  fVartha^  von  den  Schiffen 
der  Bewohner  Galiziens  unter  keinem  Titel  eine 
Schifiahrts- Abgabe  einfordern. 

Eine  ähnliche  Übereinkunft  wurde  in  Beziehung 
auf  die  gegenseitigen  polnischen  Landesantheile  zwir 
sehen  Preujsen  und  Rujsland  abgeschlossen. 


'. 


; 


\ 


In  dem   loS'*""  Artikel  der  Hauptschlufsacte  des 
Wiener -Kongresses  '^)  haben  die  verbündeten  Mächtei 
deren  Staaten  durch  einen  schiffbaren  Flufs  getrennt, 
oder  in  seinem  Laufe  durchströmt  werden ,  sich  an- 
heischig gemacht,  in  gemeinschaftlicher  Übereinkunft 
Alles  zu  ordnen,    was  Beziehung  auf  die  Schiffahrt 
eines   solchen  Flusses  hat,  und  zu  diesem  Ende  be-   \ 
vollmächtigte  Kommissäre  zu  ernennen ,    welche  die   | 
in  den  Artikeln  109  — ^  116  der  erwähnten  Akte  aus-    \ 
gesprochenen  Grundsätze  zur  Grundlage  ihrer  Arbeit 
nehmen  sollen.     Der  Zweck  der  verbündeten  Mächte 
bei  diesen  Bestimmungen  war,  die  Fesseln  zu  lösen, 
welche   die  Schiffahrt  'auf  jenen  Flüssen  bisher  ge»    1 
drückt,    und   den    freien  Handelsverkehr  gehindert 
hatten,  wie  auch  durch  zweckmäfsige Mafsregeln  vor- 
zubeugen >  dafs  in  der  Folge  kein  einziger  Uferstaat, 
durch    einseitiges   Interesse'  geleitet,    Anordnungen 


»)    liouvonlion    zwlstlieu    Oesttrreick   und    Prtujsen.     Wien  in 
der  StaatsJiuclit^rei.   1819- 

-*)    JCi übers  Mite n  des  "W  iener  -  Kongresses.   VI.   Band  21.    Heft, 
S.  89. 


373 

lachen  lönne^  um  die  bezweckte  Freiheil  der  Flufs- 
luffahrt  2u  beschränken. 

Österreich  überhaupt  nxiA Böhmen  insbesondere 
ab*en   durch  die  zahlreichen   Stapelrechte  und  Ab- 
aben   auf  der  Elbe  bei  ihretn  Handelsbetriebe  sehr 
iel  gelitten.     Sie  mufsten  sich  statt  der  wohlfeileren 
Vasserfracht   öfter  der  äufserst  kostspieligen  Land- 
iracht  bedienen  5  oder  unzähligen  Plackereien  ausge- 
etzt  finden.    Diese  Hindernisse  waren  vorzüglich  die 
Jrsache ,     dafs    die    Verbindung  der  Elbe   mit  der 
Donau  durch  die  Moldau  nicht  zu  Stande  kam,  ob- 
wohl diese  höchst  wichtige  Flufsverbindung  oft  in  An- 
^gung   gebracht  worden  war,    und  im  Jahre   1807 
lurch  Errichtung  einer  eigenen  hydrotechnischen  Ge- 
»ellsl^haft  in  Prag  ihrer  Ausführung  näher  gerücket 
(chiea.     Allein  auch  hier  erhielt  man  die  Überzeu- 
gung, dafs,  so  wünschenawerth  diese  Flufsverbindung 
fiir  den  innern  Verkehr  seyn  würde,    dieselbe  den- 
noch, der  dazu  erforderten  bedeutenden  Kosten  we- 
gen,   erst  dann  lohnend  w:erden  könnte,   wenn  die 
Elbeschiffahrt  bis  in  das  Meer  frei  seyn  würde.   Sach- 
sen y  Preußen,  die -^nÄafo'schen  Häuser,  Mecklen- 
burg, Hamburg,  Hannos>er  und  Dännemark  vmrden 
durph  die  Aufhebung  gegenseitiger  drückender  Flufs- 
zölle  und  Stapelrechte  in  ihren   anliegenden  Landes- 
antheilen  bei  der  allgemeinen  Belebung  des  Handels 
gewinnen.     Welche  unberechenbare  Vortheile  .wären 
erst  vvon    der   Vereinigung  dör    Nordsee    mit    dem 
schwara^n  Medre  durch  die  Flufsschiffahrt  und  Ka- 
näle zu  erwarten? 

Die  Kommissäre  der  Mächte,  die  es  betrifft,  sind 
eben  in  Dresden  versammelt,  um  die  Befreiung  der 
so  wichtigen  Elbeschifffahrt  nach  den  Bestimmungen 
der  Kongrefsakte  zur  Ausführung  zu  bringen. 


374 

Der  Handel  iu  Italien  erlitt,  wie  allenthalben,  in 
den  letzten  zwanzig  Jahren,  grofse  Veränderungen; 
anhaltende  Umwälzungskriege,  und  davon  unzertrenn- 
liche Zwangsinafsregeln  aller  Art ,  zerstörten  dßn 
ruhigen  Gang ,  auf  welchem  allein  sein  Gedeihen  bjB- 
ruhetj  er  betrat  bald  diese,  bald  jene  unnatürlicbe 
Bahn.  ^  Der  aus  den  jüngsten  allgemeinen  Friedens- 
schlüssen hervorgegangene  neue  Territoriai  -  Besitz- 
stand, und  das  niit  ihm.  eingetretene  neue  Interesse 
dürfte  denselben  nach  und  nach  wieder  in  ein  ange-  ' 
messenes  naturliches  Verhältnifs  zurückführen. 

Auch  hier  sind  ünterhandlu^igen  über  die  Schiff- 
fahrt  auf  dem  Po  mit  den  Uierstaaten,  welche  dabei 
interessirtsind,  im  Werke.  Herr  des  ganzen  linkenllfers  ^ 
dieses  für  den  italienischen  Handel  so  wichtigen  Flap- 
ses, so  weit  er^'das  lombardisch  -  venetianische  Kö- 
nigreich bespulet,  und  zugleich  im  Besitze  dessen 
rechten  Ufers  durch  eine  sehr  bedeutende  Strecke, 
kann  Osterreich  von  den  Mitufer -Staaten' eine"  gleiche 
Bereitwilligkeit  zur  Entfernung  aller  Hindernisse  der 
Schiffahrt  erwarten» 

Die  Handelsverhältnisse  von  Österreich  mit  der 
Türkei  gründen  sich  noch  immer  auf  den  Passaro- 
witzer  Frieden  vom  Jahre  1718,  und  erhielten  durch 
den  Belgrader  Frieden  vom  Jahre  1739  und  durch 
den  Szistower  Frieden  vom  Jahre  1792  ihre  Bestä- 
tigung. Die  österreichischen  Unterthanen  dürfen  ihre 
Waaren  in  allen  ottomänischen  Gebiethen  verkaufen; 
und  damit  freien  Handel  treiben.  Die  Schiffahrt  auf 
der  Donau  ist  für  die  beiderseitigen  Unterthanen  frei. 
Die  kaiserl.  österreichischen  Kaufleute  können  die 
Waaren,  die  sie  auf  der  Donau  in  die  Türkei  fuhren, 
zu  fViddiii^  Rudsclinck  und  an  andern  Orten  von  den 
Schiffen'abladen,  auf  Wägen  bringen  ;  und  wohin  sie 
immer  wollen,  führen  und  verhandeln j  dann,  weil 
die  Donauschiffe   nicht  in  das  Meer   eingehen  ^   zu 


375 

• 

ailuy  IssaciUy  Kiliaj  und  in  andern  H^ndebstäd- 
einfahren^  ihre  Waaren  einlegen^  und  sie  nach 
ristahtinopel ,  nach  Trapezuht ,  Sjrnopel  und  an- 
n  Handelsstädten  des  schwarzen  und  mittelländi- 
en  Meeres  überführen ,  ohne  Hindemifs  hin- und 
-ziehen,  und  die  Handlung  treiben.  Sie  haben  an 
U  nie  mehr  als  drei  für  hundert  zu  bezahlen.  Merk- 
rdig  für  unsere  Zeit  ist  ihsbesondere  der  XIX.  Ar- 
2I  des  Passarowitzer  Vertrages ,  wornach  die  per- 
ohen  Kaufleute,  welche  aus  dem  k.  k,  Reiche  auf 
r  Donau  in  die  ottomanischen  Grenzen  zu  schiffen 
lenken ,  oder  die  aus  Persien  durch  die  ottomani- 
len  Grenzen  in  das  k,  k.  Gebieth  zu  reisen  verlan- 
1,  nach  einmahl  bezahlter  Auflage  (Refftie)  von 
if  vom  Hundert,  zu  keiner  weitern  Bezahlimg  ange- 
lten werden  sollen. 

Die  ottomanische  Pforte  hat  sich  seit  einer  l^eihe 
n  Jidiren  als  ein  getreuer  Nacljibar  Österreichs  be- 
ihret.  Die  türkischen  Unterthanen  l^aben  sich  auch 
dem  österreichischen  Staate  des  vollsten  Schutzes 
erfreuen.  Vorzüglich  lebhaft  ist  der  Handelsvef- 
hr  mit  denselben  auf  den  Plätzen  Wieriy  Pesth  und 
Mnlin. 

H 

r 
•'  » 

Im  Jahre  18 18  wurde  zwischen  Österreich  und 
5r  ottomanischen  Pforte  ein  neuer  ZoUtariff  iuf  vier- 
hn  Jahre  abgeschlossen,  welcher  für  alle  österreichir» 
he  Unterthanen  in  dem  Verkehre  mit  der  Türkei 
L  gelten  hat. 

Die  Verbindungen  unserer  Seehäfen  xml  Amerika 
ingen  von  den  Zeitumständen  ab.  Die  mit  Brasilien 
igeknüpfte  Familien-  Verbindung  eröffnet  die  Aussicht  ( 
3uer   ilreundschaftlicher  Verhältnisse  des   gegensei" 
gen  Handelsverkehrs. 


3.>  .  /  „ 

7.0 

I 
Der  österreichische  Staat  in  seinem  gegenwärtin 
gen  Umfange  hat  eine  glückliche  Lage  zur  vortheil- 
haften  Gründung  einer  ansehnlichen  Xaz(^a^'^ei-J/a-  ji 
rine,  der  hesten  Pflanzschule  des  Seewesens.  Die  -^ 
österreichischen  Seehäfen  sind  mit  Einrichtungen  und  ^ 
Gebäuden  zur  Beförderung  der  Schiffahrt,  worunter> 
insbesondere  das  ahherühmte  Arsenal  von  yienedig 
horücksichtigt  zu  werden  verdient,  reichlich  ver- 
sehen; die  Seeküsten  liefern  die  besten  Matrosen  und 
Schiffbau-Materialien.  Bei  diesen  Verhältnissen  vnirde 
das  Konsularwesen  in  allen  Welttheilen  zum  Schutxe 
der  österreichischen  Seefahrer  und  zur  Emporhrin-  . 
gung  des  Seehandcls  einer  besonderen  Aufmerksam-'  ; 
keit  gewürdigt.  Es  ist  die  Einleitung  getroffen  wor-  ^ 
den/  dafs  nach  bestimmten  Instrukzionen  über  den  ,.; 
österreichischen  Scehandel,  einzeln  sowohl  als  iia  t 
Ganzen  genommen,  von  den  österreichischen  Konsula  | 
und  Handels -Agenten  ausführliche  MonathsI>erichte  \ 
erstattet  werden ,  um  das  Zu  -  oder  Ahnehmeii  des-  '\ 
selben  mit  einem  festen  Blicke  überschauen  ,  den  Ge-  ^ 
brechen  oder  Mifsbräuchen,  dort  wo  es  nöthig  ist,  j 
mit  Sachkenntnifs  und  Kraft  entgegenwirken ,  das  j 
Gute  und  ]\utzliche  aber  so  viel  möglich  befördern  in  \ 
können.  Die  Seegesetze,  der  Handels -Kodex  und  j 
das  Konsularwesen  überhaupt  werden  einer  umfassen-  1 
den  Revision  unterzogen,  und  alle  Gelegenheiten  be-  : 
nüizt,  um  Hindernisse  zu  entfernen,  und  Gebrechen 
abzuhelfen.  Selbst  in  einigen  bedeutenden  Handels- 
städten des  Kontinents  wurden  Handels  -  Agenten 
aufgestellt. 

Die  österreichische  Handels  -  Marine  ,  welche 
zwar  schon  vormahls  blühend,  am  Schlüsse  des  Jahres 
j8i5  aber  durch  die  Zeitumstände  herabgekommen 
nur  aus  ijy  pateutirten  Fahrzeugen  hestand ,  zählte 
am  Schlüsse  des  Jahres  1818,  ohne  die  weit  zahlrei- 
cheren bei  der  Küstenfahrt  und.  Fischerei  verwende- 
JenFahrzeugc  und  Barken  zu  rechnen,  S^SKauffs^hrtei- 


/       .  •  377 

schiflfe^  welche  zu  ihrer  Bedienung  und  Verljieidigung 
6836  geübte  Matxosen  und  236g  Kanonen  am  Borde 
fiihren^  und  zusammen  1 10,443  Tonnen  halten.  Dar* 
unter  haken  nur  78  Schiffe  unter  100  Tonnen,  70  aber 
vber  3oo,  und  7  über  4oo  Tonnen.  Das  Schiff l/^strea, 
Kapitän  Matliüus  CosuUch  aus  Fiume,  das  gröfste  un- 
ter allen,  hält  5o4  Tonnen.  Die  Patentirung  von  48 
neuen  Kauffahrteischiffen  wird  eben  vorgenommen. 

^  Am  lebhaftesten  ist  der  Verkehr  mit  der  Levante. 
Die  österreichischen  Seeleute  gehören  unter  die  geüb- 
testen im  adriatischcn  und  mittelländischen  Meere. 
Die  österreichis(dien  .Schiffe  werden  von  den  italieni- 
schen Gewerbsleuten  aus  vielen  Gegenden  für  ihren 
Verkehr  in  diesen  Gewässern  gesucht,  und  ihr,e  Asse- 
kuranzprämie ist  die  billigste  in  Italieh.  Der  Küsten- 
handel mit  türkisch  Albanien  hat  dadurch  sehr  viel  ge- 
gewonnen ,  dafs  ( 1 8 1 8)  zu  Gunsten  der  dalmatinischen 
und  ragusäischen  Küstenfahrer  die  Cabotage -Linie 
auf  die  ganze  Küste  von  j4lbanien  im  Einverständnisse 
mit  der  ottomanisphen  Pforte  ausgedehnt  worden  ist. 

Aufser  Aer  Le\fante  gehet  der  stärkste  Handelszug 
nach  den  italienischen  Küsten.  Im  letzten  halben  Jahre 
waren  in  den  Häfen  von  Ancona,  Rimini  und  Grottar 
mara  645 ,  in  den  Häfen  des  Grofsherzogthums  Tos-  ^ 
kana  486,  des  Königreichs  beider  Sicilien  1 248,  Sar- 
diniens 319,  in  Malta  61  österreichische  Schiffe  etc. 
eingelaufen.  In  Barcellona  üefen  69,  in  Lissabon  29, 
in  Tmpanmok  und  Odessa  aber  3^4  österreichische 
Schiffe  ein. 

V^^ir  werfen  nun  einige  Blicke  auf  die  Industrial- 
Unternehmungen  in  den  letzten  Jahren  und  auf  die 
Fortschritte  in  einzelnen  Gewerbszweigen.  Man  darf 
hier  nicht  aufser  Acht  lassen,  dafs  diese  letzten  Jahre 
der  Gewerbs- Industrie  nichts  weniger  als  günstig 
waren;    dafs  Mifsjahre  die  Konsumtion  verminderten j 


378  -  . 

die  Geld  Verhältnisse  ihr  einen  Theil  der  Kapitalien  ent- 
zögen 5  und  dafs  die  in  den  ersten  Jahren  des  Friedens- 
standes nach  einem  langwierigen  Kriege  verminderte 
Zirkulations-Lehhafiigkeit  sie  mehr  oder  weniger  läh- 
men mufste.  Diese  üblen  Einflüsse  verlieren  sich  jedoch 
allmählich^  und  aus  dem  Drange  der  Zeit  tritt  aie  Ge- 
werbe-Industrie  gewissermafsen  geläutert  und  fester 
Legriindet  hervor.  In  der  allmählichen  Verbreitnng 
einer  gleichförmigen  Kultur  durch  die  verschiedenen 
Provinzen  des  Kaiserstaates  liegt  fiir  sie  noch  die  Aus- 
sicht ajif  eine  sehr  grofse  Erhöhung  und  Erweiterung. 

Diesem  Aufsatze  ist  das  Verzeichnifs  der  Erfin- 
dungs- Privilegien  angehängt,  welche  in  den  drei  letz- 
ten Jahren  in  der  österreichischen  Monarchie  ertheik 
■worden  sind.    Da  nach  dem  gegenwärtig  bestehenden 
Privilegiums-Systeme  einErfindungs  Privilegium  jeman- 
den nur  dann  ertheilt  wird,  wenn  durch  die  vorläufige 
Untersuchung  die  Erfindung  für  neu  und  nützlich  tn- 
erkannt  worden  ist^  so  enthält  jenes  Verzeichnifs  gröf^ 
tentheils  ischätzbare  und  interessante  Erfindungen  und   . 
Verbesserungen.  —  Wir  werden  aufser  denjenigen No-   , 
tizen,  welche  anderweite  Industrial- Gegenstände  be- 
treffen, hier  von  diesen  Erfindungen  nur  diejenigen 
berühren,   von  denen  bereits  gröfsere  Ausführungen 
vorhanden  sind,  und  von  denen  etwas  gesagt  weraen 
kann;  da  nach  dem  bestehenden  Systeme,  die  Natur  ; 
der  Erfindungen  selbst  während  der  Dauer  der  Privi- 
legiumszeit  von  dem  Erfinder  als»  Geheimnifs  behan- 
delt wird.  Wir  müssen  hier  noch  bemerken,  dafs  die 
k.  k.  Kommerz -Hof  Kommission,  in  ihrem  unermüde- 
ten  Streben,  die  Hindernisse  der  freien  Kraftäufserung 
in  den  Industrial- Unternehmungen  nach  den  Umstän* 
d*'n  möglichst  zu  beseitigen,    sich  dem  Vernehmen 
i:iach,  gegenwärtig  mit  dem  Entwürfe  eines  peuen  Pri- 
viiegiums-Systems  beschäftiget,  welches,  vielleicht  mit 
Benützung  der  Grund -Ideen  des  englischen  Systems, 
die  lästigen  Formalitäten  entfernt,  welche  gegenwärtig 


379 

mit  der  Erlangung  eines  Erfindungs-Privilegiums  ver- 
luaüpft  sind. 

Ti'ie  Dampf  Schiffahrt  y  welche  zu  den  wichtigsten 
Erfindungen  unseres  Zeitalters  gehört,  welche  beson- 
ders in  solchen  Ländern,  wo  es  Überflufs  an  Steinkoh- 
len gibt ,  in  der  Erleichterung  und  Beförderung  der 
Kommunikationen  vermittelst  der  Flüsse,  Kanäle  und 
an  den  Seeküsten  die  wichtigsten  Vortheile  gewährt, 
kam  in  der  österreichischen  Monarchie  im  Jahre  i8i8 
%ur  Ausfuhrung. 

Zur  Beförderung  der  Dampfschiffahrt  in  den  öster- 
reichischen Staaten  wurde  beschlossen,  die  grofsen 
Uilternehmungen  derselben ,  seyen  es  nun  Inländer 
oder  Ausländer,  welche  sich  dazu  herbeilassen,  nicht 
für  den  ganzen  Umfang  der  Monarchie,  sondern  nur 
nach  den  einzelnen  Uauptströmen  nebst  ihren  Seiten- 
flüssen^  oder  nach  bestimmten  Richtungen  der  See- 
£ihrt  voll  einem  Punkte  der  Moriarchie  bis  zu  einem 
andern ,  durch  Privilegien  auf  die  Dauer  von  fünf- 
zehn Jahren  in  der  Art  zu  begünstigen,  dafs  derjenige, 
welcher  mit  einem  solchen  Privilegium  betheät  wird, 
in  dem  gewählten  Umfange,  und  zwar  auf  dem  Haupt- 
sfrome  binnen  einem  Jahre,  auf  jedem  Seitenflusse  bin- 
nen zwei  Jahren  wenigstens  ein  Dampfschiff  nach  der 
von  ihm  angezeigten  Art  herzustellen,  und  in  Anwen- 
dung zu  bringen  habe,  widrigens  das  ihm  ertheihe 
Privilegium  als  erloschen  anzusehen  ist^  dafs,  wenn 
zwei- Unternehmer  zugleich  fiir  einen  und  denselben 
Umfang  um  ein  Privilegium  ansuchen,  die  eingelegten 
Zeichnungen  und  Modelle  verglichen  werden,  und 
venn  sich  keine  wesentliche  Verschiedenheit  in  der 
Verfahi*ungsart  ergibt,  von  der  Staatsverwaltung  ent- 
schieden werden  soll,  wem  der  Vorzug  zu  geben  sey; 
wenn  sich  aber  in  der  V^esenheit  Verschiedenheiten 
ergeben,  auch  für  jede  derselben  auf  dem  nähmKchen 
Umfange  Privilegien  ertheilt  werden.  Zur  Verwahrung 


38o 

» 

vor  Unglücksfällen  wurden  eigene,  auf  chemisch-lecli- 
nische  Grundsätze  und  auf  die  Rücksichten  derWas-j 
ser -Polizei  gestützte  Vorsiebten  von  der  Staatsverwal- 
tung vorgeschrieben  *). 

Hiernach  wurde  zuerst  (i8i7)^er  Grofshändlerti 
John  All§n  in  Triest  mit  einem  Privilegium,  auf  einil 
regelmäfsige  Art  mit  Dampfschiffen  zwischen  Tri&n 
und  Venedig  in  der  Art  der  Packetboote  für  ReisenMJ 
und  Waaren  zu  fahren,  betheilt;  welche  ünterneh-] 
mun^  nun  bereits  mit  dem  besten  Erfolge  im  volle»! 
.Gange  ist.  * 

Anton  Bernhard  et  Comp,  und  der  Chei^alier  SL 
Leon  haben  Jeder  für  sich  auf  ihre  verchiedenen  Ver* 
fahrungs weisen  der  Dampfschiffahrt  (1818)  Privilegici'^ 
zur  Schiffahrt  auf  der  Donau  von  ihrem  Einflüsse  auf 
Baiern  bis  zu  ihrem  Ausflusse  in  die  Türkei y  und  ai^ 
ällQU  in  dieselbe  einmündenden  Flüssen,  und  iwaf 
Anton  Bernhard  insbesondere  für  den  Gebrauch  dcfij 
von  dems^elben  erfundenen  Schaufelräder  mit  beweg* 
liehen  Parallel -Schaufeln  erhalten.  Beide  haben  ihrt= 
Probefahrten  auf  der  Donau  bereits,  vorgenommen  'l' 

■. 

Eine  ähnliche  grofse  Unternehmung  der  Damp 
Schiffahrt  auf  dem  Po  ist  eben  im  Werke. 


»)    Zirkular  vom  22.  November  181 7, 

*)   Besonders  wichtig  liönnte  eine  zweclimäfsige  BeuüUiiBg  «''^ 
Dampfschiffahrt   für  das  an  den  besten  Steinliöhlenlageni  <,: 
reiche  Ungarn  werden ,    dem   es   für  den  reichlichen  Al»«^. 
seines  Überflusses  an  Naturprodukten  noch  immer  an  W»**! 
chenden,    iniiern  Verbindungen    fehlt.    Es  ist  zu  crwarWi 
dafs  die  ungarisehc  Nation  diese  Erfindung  nach  allen  KräfW 
unterstützen  werde ,   um   nach  und  nach  die  vielen  Vi^ ' 
strafsen,  womit  die  Natur  Ungarn  gesegnet  hat,  schiitt^^ 
machen,  und  die  darauf  verwendeten  Kosten  durch  dasW*"-; 
nende  Erträgnifs  der  Dampfschiffahrt  mit  Gewinn  herein«] 
bringen. .  ' 


38i 

Der  hiesige  Uhrmacher  Anton  Lebersörger  hat 
le  Vorrichtung  erfunden,  ohne  Anwendung  von  thie- 
chen  und  Feuerkräften  stromaufwärts  zu  fahren, 
ine  Vorrichtung  besteht  im  Wesentlichen  darin,  dafs 
s  Schiff  durch  Wasserräder,  welche  der  Strom  des 
usses  in  Bewegung  setzt,  vermittelst  Seile  gegen  den 
rem  gewunden  wird.  —  Er  hat  nach  einer  gelunge* 
:n  Prohefahrt'(i8i7)  zur  Benützung  seiner  Erfindung 
r  alle  Gewässer  der  Monarchie  ein  Privilegium  auf 
bn  Jahre  erhalten.  In  diesem  Frühjahre  hat  er  eine 
ihrt  von  Pesth  nach  PTien  mit  einer  Ladung  von  ei- 
gen tausend  Zentnern  bewerkstelligt. 

Die  Glasfabrikation  ist  schon  seit  langer  Zeit 
1  auf  eine  hohe  Stufe  ausgebildeter  Industriezweig 
T  österreichischen  Monarchie.  In  den  letzteren  Jah- 
n  hat  sie  noch  durch  einige  Verbesserungen  gewon- 
n.  Die  Anwendung  des  Glaubersalzes  statt  der  im- 
»r  theurer  werdenden  Pottasche,  hat  sich  seit  den 
stspieligen  Versuchen,  welche  die  Staatsverwaltung 
r  mehreren  Jahren  dafshalb  anstellen  liefs,  bereits 
verschiedenen  Glasfabriken  ausgebreitet,  und  einige 
rselben  erzeugen  ein  Glaubersalzglas,  das  dem  ge- 
ihnlichen  an  Farbenlosigkeit  wenig  nachsteht.  Der 
(darf  an  Glaubersalz  konnte  bereits  nicht  mehr  ganz 
fi-iediget  werden. 

Dem  Doktor  Jos,  Österreicher  wurde  (1818)  in 
icksicht  der  Verdienste,  welche  sich  derselbe  in 
>sichLt  auf^  die  Glaserzei\gung  mittelst  Glaubersalzes 
durch  erworben  hat,  dafs  er  der  Erste  in  der  Mo- 
rchie  nicht  nur  diesen  Gegenstand«'  zur  Sprache 
achte,  sondern  auch  die  Anwendung  des  Glauber- 
xes  zur  Glaserzeugung  wirklich  ausführte,  durch  die 
zeugung  und  den  Verkauf  seiner  Glasfritte,  und  sei- 
r  sogenannten  gereinigten  Soda  den  Gebrauch  dieser 
Lwenduiig  verbreitete,  und  nebstbei  über  die  Ge- 


\ 


383 

gendea^   wo  das  Qlaubersalz  sich .  vorfindet  und  mit  ^ 
Vortheil  gewonnen  werden  kann^  besonders  übeir  dea  i 
Teich  von  j^bbä  in  Ungarn,  interessante  Aufschlüsse 
ertheilte,  die  grofse  goldene  Ehren- Medaille  mit  ölir 
und  Band  verliehen. 

Der  Glasmeister  in  Schwarzau^  Zieh  der  jün- 
gere,  und  die  galizische  Staatsgüter-  und  Salinen-Admi- 
nistration mittelst  des  Bergwerks-Adjunkten  v.  Schind" 
ler  haben  ,sehr  gelungene  praktische  Versuche  der 
Glasererzeugung  mittelst  Glaubersalzes  gemacht.  Der 
Glasfabrikant  zu  Oberndorf  in  Steiermark ,  Franz  s 
Geyer y  hat  eine  eigene  Abhandlung  über  diesen  Ge- 
genstand geschriebei][. 

Der  Steingutfabrikant  zu  Bajereck  in  Böhroeiiy 
Joseph  Jäckely  wurde  mit  einem  zehnjährigen  Privi-  : 
legium  auf  seine  Erfindung,    Glas,    ohne  Pottasche, 
ohne  Soda,  und,  den  gewöhnlichen  Beisatz  vonKoch- 
salz  abgerechnet,  auch  ohne  Salze  zu  erzeugen,  be- 
thcilt.  Der  Körper,  dessen  sich  der  Erfinder  als  Fliifc- 
mittel  bedient,  kommt  in  mehreren  Provinzen  der  Mo* 
narchie  sehr  häufig  vor,  ist  sehr  wohlfeil  zu  habeiv  : 
und  ist  bisher  sowohl  im  In-  als  Auslande  zur  Glaser- 1 
Zeugung  noch  gar  nicht,  und  zu  andern  Zwecken  sehr 
wenig  verwendet  worden,  folglich  ein  bisher  gi'öfsten- 
theils  unbenutztes  Naturprodukt.  Diese  Erfindung  ist  : 
wichtig,  und  kann  für  die  Glasfabrikation  da,  wo  die 
Substanz,  welche  der  Erfinder  der  Pottasche  substi- 
tuirt  hat,  rein  und  in  hinreichender  Menge  vorkommt,  ^ 
sehr  vortheilhaft  werden.    Es  wird  von  ihr  bereits  auf  ^ 
einigen  Glashütten  im  Grofsen  Gebrauch  gemacht. 

Der  Glashändler  Friedrich  Egermann  in  Blot- 
tendorfy  Ijeitmeritzer  Kreises  in  Böhmen,,  hat  durch 
sein  lobenswerthes  Bestreben,  diesen  Industrialzvveig 
immer  höher  zu  heben,  durch  sehr  mannigfaltige,  mit 
Geschmack  gewählte  Muster  in  der  Kolorirung  des 


I 


383 

ases  den  Absatz  der  böhmischen  Glaswaaren  zu  ver- 
ilfaltigen  gesucht.  Auf  den  geschliffeneil  Glaswaaren 
t  er  eine  besonders  schöne;  gelbe,  transparente 
rbe  (aus  schwefelsaurem  Silberoxyd)  in  Anwendimg 
bracht.  Er  hat  das  Natioiialfabriks-Produktenkabi- 
tt  des  k.  k.  polytechnischen  Instituts  mit  mehreren 
lön^n  Musterproben  bereichert,  wofiir  ihm  das 
ohlgefallen  der  k.  k.  Kommerz-Hofkommision  zu  ei'- 
nnen  gegeben  worden  ist. 

Graf  von  Buquojr  hat  (1818)  auf  seiner  Herrschaft 
tthenhaus  in  Böhmen,  zu  Neuhaus  eine  neue  Glas- 
>rik,  Georgswerk  genannt,  errichtet,  welche  einzig 
d  allein  durch  Torflieitzung  ')  betrieben  wird.  Die 
bei  befindliche  Dampfmaschine  ist  nach  der  Erfin- 
ng  des  Grafen  v.  Buquof  2)  ausgeführt.  Diese  Glas- 
tte  beschäftigt  schon  gegenwärtig  bei  sechzig  Per- 
len.  Zu  ihrem  Betriebe  wurden  schon  im  Jahr  181 8 
er  fünf  Millionen  Torfziegel  erzeugt,  wobei  täglich 
i  zwei  huiidert  Personen,  meistens  Weiber  undKin- 
r,  die  zu  keiner  schweren  Arbeit  fähig  sind,  Be- 
läftigung  fanden,  und  in  dieser  kurzen  Zeit  schon 
er  100,000  Gulden  W.  W.  von  der  ärmsten  Volks- 
sse verarbeitet  wurden. 

Der  kenntnifsreiche  und  thätige  Unternehmer  hat 
jh  mehreren  Versuchen  eine  schöne,  schwarze  glas- 
ige Masse  zu  Stande  gebracht,  woraus  verschiedene 
iräthschaften,  als  Leuchter,  Salzfässer  u.  s.  w.  ver- 


')  Die  Heitzung  der  Glasöfcii  mit  Torf  wird  auch  schon  länger 
in  der  auf  der  k.  k.  Familienherrschaft  Gutenbrunn  in  N.  Ö. 
befindlichen  Glashütte  betrieben.  S.  Weinholds  Erfahrungen 
über  die  Benützung  des  Torfs  zur  Gläsc-rzeugung  in  Guten- 
brunn,    Wien. 

^)  Beschreibung  einer  im  Jahrf  i8i3  am  Kunstschachte  eines 
Kohlenbergwerkes  in  Böhmen  erbauten,  äufserst  einfachen,, 
wohlfeilen'  und  allenthalben  leicht  ausmhrbaren  Dampfma" 
^biae  vom  Grafen  G*  v.  Buquoy»  Prag  b.  Haase^  18 14* 


384  ^ 

fertigt  werden.  Diese  Masse  ist  sehr  hart,  YoUkommen 
schwarz,  selbst  in  dünnen  Stellen  nur  sehr  wenig  durch- 
scheinend, und  sie  nimmt  eine  vollkommene  Politiur 
an.  Die  aus  dieser  Masse  verfertigten,  von  dem  Herrn 
Grafen  dem  polytechnischen  Institute  fixr  das  Fabrib- 
produkten  -  Kabinett  übergebenen  Stücke  verdienen 
alles  Lob. 

• 

Bei  vielen  Glashütten  wurde  bisher  noch  d6r  erste 
Grundsatz  der  Pyrotechnik,  den  Öffnungen,  durch 
; welche  die  zur  Verbrennung  erforderüche  Luft  den 
Zutritt ,  und  nach  geäufserter  Wirkung  im  erhitzten ;  | 
Zustande,  als  Flamme  oder  Rauch,  den  Abzug  findet,  \ 
ein  zweckmäfsiges  Verhältnifs  gegen  einander  zu  geben,  ' 
nicht  gehörig  beachtet,  um  dadurch  die  gehörige  Tem-  i 
peratur  mit  dem  geringsten  Aufwände  von  Brennma- 1 
teriale  zu  erlangen.  Der  Besitzer  des  landtälQichen ! 
Gutes  liechobus  in  Böhmen  und  der  dort  befindli-  5 
chen  privilegirten  Hohlglasfabrik,  Joseph  Hofmanrij  * 
auf  Lo^sels  Werk  über  die  Glasmacherkunst  aufmerk-  i 
sam  gemacht,  hat  durch  Abänderungen  in  dem  Ver- 1 
hältnisse  der  Luftzüge  seiner  Öfen,  und  durch  Ver- 1 
kleinerung  des  Schmelzofens  in  dem  Verbrauche  des  j 
Brennholzes  bedeutende  Ersparuiigen  erzielet.  ^ 

Österreich  hat  zwar  einen  Überflufs  an  Stahl  ver- 
schiedener Art,  zum  Theil  von  der  besten  Qualität:  in 
der  Fabrikation  der  Feilen  konnte  jedoch  die  feinste  ^ 
Qualität  der  englischen,  in  der  Härte,  Gleichförmig-: 
keit  und  Dauer,  nicht  vollkommen  erreicht  werden, 
obgleich  mehrere  inländische  Feilen,  z.  B.  diejenigen 
des  Herrn  Fischer  zu  St.  ^gidjr  den  englischen  sehr 
nahe  kommen.  Die  Staatsverwaltung  hat  nicht  unter- 
lassen ,  auch  auf  diesen  wichtigen  Gewerbszweig  ihr 
Augenmerk  zu  richten. 

FFilhelm  Bock  y  ein  geschickter  Ausländer,  hat 
sich  als  Fein -Feilen -Fabrikant  zu  JVaidhofen  an  der 


385 

Ybbs  in N.  ö.  niedergelassen.  Demselben  wurde  (i8i 7) 
eine  Unterstützung  von  fünf  tausend  Gulden  W,  W, 
unter  der  Bedingung  bewilligt^  dafs  er  sechs  ihm  zu- 
zuweisende eingeborne  Lehrlinge  in  der  Kunst  der 
feinen  Feilen -Fabrikation  vollständige  und  so  wie  er 
sie  selbst  besitzt^  zu  unterrichten  habe.  Gegen  diese 
Verpflichtung  sind  ihm  sogleich  zwei  tausend  Gulden' 
mit  der  Zusicherung  verabfolgt  worden,  dafs  ihm,  so 
oft  er  sich  über  den  vollständigen  Unterricht  eines  d«r 
gedachten  sechs  Lehrlinge  befriedigend  auszuweisen 
vermag^  für  jeden  derselben  eine  Belohnung  von  fünf 
hundert  Gulden  werde  ertheilt.  werden.  Die  Feilen  die- 
ses Fabrikanten  sind  von  sehr  guter  Qualität,  und  von 
den  besten  englischen  nicht  wohl  zu  unterscheiden. 

Die  inländische  Stahlfabrikation  hat  überhaupt  in 
den  letzten  Jahren  bedeutende  Fortschritte  gemacht. 
Die  .Bemühungen  di^^  Hrn.  Grafen  von  Egger  und  des 
Hm.  Gerlach  in  der  Gufsstahlerzeugung  sind  bereits 
in  Nr.  X.  dies^er  Jahrbücher  erwähnt  worden. 

Eine  vorzugliche  Erwähnung  verdienet  die  Fein- 
stahlwaaren  -  Fabrik  des  Ignaz  von  Bösler,  zu  JV^ijci 
dorf  in  Böhmen.  Das  grofse  massive ,  ganz  neu  er- 
baute Hauptgebäude  dieser  Fabrik  enthält  eine  grofsd 
Schmiede  mit  vier  Feuerherden  und  vier  Ambofsen^ 
einen  Härteofen  und  einen  Glüheofen,  eine  Drahtzug- 
und  Bohrmaschine,  grofte  und  kleine  Kompressen^ 
Durchschnittpressen,  eine  Ausschweifmaschine,  eine 
Maschine  zur  Verfertigung  von  gestreiften,  gerauteten 
und  krystallinischen  Schalen  von  Holz,  Knochen,  El- 
fenbein und  Perlmutter,  mit  einer  eigenen  Ovalma- 
schine, eine  Maschine  zum  Stempeln  und  Graviren 
der  Scheren,  eine  Streck -Walz -Maschine,  und  eine 
grofse  Menge  von  Vorrichtungswerkzeugen,  Schneid- 
säumen, Stanzen  u.dgl.,  grofse Material-Vorrathskam- 
mern  und  Gewölbe,  nebst  den  Wohn-  und  Arbeits- 
zimmern. In  dem  dazu  gehörigen  Garten  befindet  sich 

•'«hrJ.  ri,  polrt.  lust,  I.  Bd.  ^5 


3Ö6 

• 

6111  Gebäude  fiii-  den  Graveur  und  seine\  Gehülfen^ 
ferner  ein  eigenes  Haus  fiir  die  Holzarbeiter.  In  einem 
eigenen  Wohngebäude    ist   die  •  Waaren  -  Niederlage 
nebst  den  Material -Vorrathskammern,  die  Buchhal- 
tung und  die  Leitung  der  Erzeugung  und  des  Yet^ 
schleisses.  In  dem  angränzenden  Dorfe  Folmsdorf\i^ 
sitzt  die  Fabrik  eine  oberschlächtige  Schleifmühle  mit 
vier  Schleifstätten  fiir  gröbere  Sachen  zu  ebener  Erde^ 
und  sechs  Schleif-  und  Polirstätten  fiir  feinere  Arbei- 
ten im  ersten  Stockwerke ,  dann  eine  uilterschlächtige 
Schleifmühle  mit  zwei  groben  Schleifstätten  zu  ebener 
Erde ,  und  fünf  Schleif-  und  Polirstätten  für  feinere 
Arbeiten  im  ersten  Stockwerke ;  endlich  in  dem  un^ 
weit  davon  gelegenen  Dorfe  Cunersdorf  eine  ober-' 
schlächtige  Schleifmühle  mit  sechs  ^gröberen  und  fei-  | 
neren  Schleif- und  Polirwerkstätten.  In  einem  gepach-  i 
teten  Hause  befindet  sich  die  Gürtlerei  nebst  einigisn  * 
Drechslermaschinen ^  .Ovalwerken,    Walzmaschinen, 
Galleriemaschinen,  Durchschnittpressen,  einer  grofscn 
Menge  von  Werkzeugen  und  einem  Messing -Schmeli- 
ofcn.    Aufserdem  arbeitet  noch  eine  Anzahl  von  ver-    ' 
schiedenen  Handwerkern,  Messerschmieden^und  Hand- 
mühlschleifern in  eigenen  oder  gemietheten  Wohnun- 
gen mit  Weibern,  Kmdern  und  Gesellen  auf  den  Herr- 
schaften Hainspach  y   SchluckenaUy   Rumburg  und 
Böhmisch- Camnitz.  Diese 'Fabrik  beschäfligt  und  er- 
nährt gegenwärtig  hundert  zwei  und  neunzig  Perso- 
nen, und  hat  vom  i.  Oktober  1817  bis  i.  Oltober  1818    ' 
im  Inlande  um  i3o,8o3  fl.  C.  M.,  und  in  das  Ausland 
um  63,212  fl:  C.  M.  Waaren  verkauft.     Der  Fabriks- 
inhaber, Jakob  RösleVy  hat  mit  grofsen  Kosten  meh- 
rere seiner  Angehörigen  im  Auslände  uniEerreisen,  und 
die  besten  Maschinen  von  daher  kommen  lassen.    Seit 
mehreren  Messen  verkauft  die  Nixdorfer  Fabrik,  bei 
täuschender  Ähnlichkeit  der  Waaren  mit  den  engli- 
sehen,  in  grofsen  Massen  5o7o  im  Durchschnitt  unter 
den  niedrigsten  Preisen  der  Engländer  in  Leipzig:  Die 
genauesten  Uutersuchungen  des  Zustandes  dieser  Fa«  • 


387 

brik  haben  ihre  ausgezeichneten  Vorzüge  bewährt.  In 
dem  National -Fabriksprodukten -Kabinette  des  poly- 
technischen Institutes  befindet  sich  eine  eigens  für 
dasselbe  verfertigte  Musterkarte  ^  welche  unserer  Na- 
tional-Industrie  zur  Ebre  gereicht.  Um  die  Verdienste 
dieser  Fabrik  zu  belohnen  ^  und  andere  Künstler  zu 
gleicher  Vollkommenheit  in  ihren  Unternehmungen 
aufzumuntern^  haben  Seine  k.  k.  Majestät  (1819)  dem 
Inhaber  dieser  Fabrik^  Ignaz  Rösler,  und  seinem 
Neffen^  Joseph  Emanuel  Fischer y  Direktor  derselben^ 
den  österreichiscben  Adelstand,  dann  seinen  übrigen 
di^i  Neflfen  ^  dem  Fabriks  -  Geschäftsführer ,  Franz 
Aloys  Fischer y  dem  Buchhalter,  Joseph  Röster ,  und 
dem  Werkführer  und  Maschine -Direktor  Aloys  Rös- 
ler,  80  wie  dem  Graveur,  Freiherrn  von  Plejs,  die 
mittlere  goldene  Ehrenmedaille  zu  verleihen  gei^uhet. 

Die  einzelnen  Industriezweige  der  Spinner,  We- 
ber, Wirker,  Fäiber  und  Gärber  biethen  noch  ein 
weites  Feld  für  den  Erfindungsgeist  dar. 

Die  Erzeugung  der  Leinwand  war  in  früheren 
Zeiten  einer  der  wichtigsten  Industriezweige  der  Mo- 
narchie, und  der  Handel  damit  sebr  ausgedehnt.  In 
den  neueren  Zeiten,  besonders  seit  dem  Jahre  18 13, 
hat  der  auswärtige  Absatz  beinahe  gänzlich  Wfgehört, 
und  auch  der  inländische  sich  bedfeutend  vermindert, 
—  zunächst  eine  Folge  der  seit  dieser  Zeit  über  Ver- 
hältnifs  gestiegenen  Preise  der  Lebensmittel  und  der 
Arbeit,  so  wie  der  immer  gröfseren  Verbreitung  und 
Wohlfeilheit  der  baumwollenen  Zeuge.  Die  Einfüh- 
rung der  Maschinenspinnerei,  durch  welche  nach  und 
nach  die  Preise  der  Flachsgarne  in  demsellien  Ver- 
hältnisse, wie  bei  den  Baumwollengarnen ,  herabge- 
bracht werden  können,  ist  daher  von  grofser  Wichtig-? 
keit,  weil  nur  durch  diese  Maschinerien  dieser  alte, 
dem  Lande  natürliche  Industriezweig  wieder  gehoben 

^5  * 


38Ä  .     . 

und  zu  einer  gröfseren  Ausdehnung  als  jemals  gebracht 
werden  kann. 

Ähnliche  Betrachtungen  haben  Seine  k.  k.  Maje^' 
^^4^  bewogen^  den  Philipp  Girardy  einen  ausgezeich- 
neten Mechaniker  aus  Paris ,  Erfinder  einer  Flachs- 
Spinnmaschine^  im  Herbste  1 8 1 5  in  die  österreichischen 
Staaten  zu  b.erufen,  ihm  auf  seine  Erfindung  fiir  den 
ganzen  Umfang  der  Monarchie  ein  Privilegium  auf  zehn 
Jahre  zu  verleihen,   Äur  Beförderung  der  Untemehr 
mung  fiir  ihn  ein  angemessenes  Lokale  in  Hirtenberg 
(einige  Stunden  von  fVien)  anzukaufen,  und  ihn  mit 
aen  zur  ersten  "Herstellung  der  Anstalt  erforderlichen  j 
Geld  Vorschüssen  zu  imterstützen.    Im  Jahre  1817  be-  j 
fand  sich  diese  Spinnerei  bereits  mit  zehn  Feinspion«*  - 
maschiiien,   jede  zu  vier  und  fünfzig  Spulen,  sammt   ': 
den  dazu  gehörigen  Vorspinn-  und  HUlfsmaschinen  im 
Gange. '  Die  Resultate  der  ämtlichen  Untersuchung 
dieser  Anstalt  im  Jahre  18 17  bewiesen,  nach  dem  ein- 
stimmigen Urtheile  /der  Sachverständigen,  die  Yorzüg- 
lichkeit  der  Maschinerien  des  Hrn.  Girard^  und  die 
tadelfi:eie  BeschaflFenheit  ihrer  Produkte. 

Um  der  Absicht  der  Staatsverwaltung  in  der  schnei- 
feren  Verbreitung  dieses  neuen  und  wichtigen  Indo- 
^triezweiges  zu  entsprechen ,  machte  sich  Hr.  Girard 
anheischig,  seine  Maschinen  zum  Verkaufe  zu  verfer- 
tigen, und  Jedem,  der  es  verlangen  und  hiezu  die  ge- 
hörige Genehmigung  erhalten  hsd^en  wird,  einen  voll- 
ständigen, aus  drei  Vorbereitungs-  und  zehn  Fein- 
spinnmaschinen bestehenden  Satz  um  den  Preis  von 
8000  fl.  C.  M.  zu  liefern.  Seine  k.  k.  Majestät  geruhe- 
Xen  auch  zugleich  mit  allerhöchster  Entschliefsung  vom 
10.  Jnli  181 7,  dem  Hrn.  Girard  für  jeden  der  ersten 
hundert  Sätze,  welche  er  auf  die  oben  angeführte  Art 
verkauft  haben  wird,  eine  Prämie  von  1000  fl.  G.  M. 
2U  bewilligen,  in  der  Art,  dafs  davon  die  Hälfte  an 
den  ihm  gemachten  und  zum  Ersätze  bestimmten  Vor- 


389 

iscliüsseii  abgeschrieben^  die  andere  Hälfte  aber  ihm 
mit  jeder  Ablieferung  haar  ausgezahlt  werde« 

Die  Fabrik  des  Hrn.  Girard  arbeitet  gegenwärtig 
mit  zwanzig  Feinspinnmaschinen.  Das  Garn  zeichnet 
sich  durch  Gleichförmigkeit  und  Festigkeit  aus,  soj^ 
dafs  die  Leinwandfabrikanten  es  vorzugsweise  ^ur  An- 
wendung fiir  die  Kette  kaufen.  Der  Fabrikant,  Herr 
Heitzmann  von  Brana  in  Mähren ,  hat  zur  Verarbei- 
tung des  Hirtenberger  Maschinengarnes  an  hundert 
Weberstühle  im  Gange. 

Im  vorigen  Jahre  hat  Hr.  Girani  sein  Maschinen- 
System  noch  durch  die  Erfindung  einer  sinnreichen 
Biaschine  vervollständiget,  welche  das  beim  Hecheln 
des  Flachses  abfallende  Werg  kämmet  und  in  Bänder 
mit  parallel  liegenden  Fasern  bildet ,  welche  sonach 
gleidh  dem  Flachse  versponnen  werden,  upd  einen 
schönen  und  gleichförmigen  Faden  liefern. 

Aufser  Hrn.  Girard  haben  seitdem  noch  der  Me- 
chaniker Wurm  in  Verbindung  mit  dem  k.  k.  Rathe 
Hrn.  Pausinger,  dann  die  hiesigen  Mechaniker  Philipp 
Hebenstreit  und  Leopold  Avchinger  Privilegien  auf 
Flachsspinnmaschinen  erhalten.  Nur  die  erstern  haben 
jedoch  bis  jetzt  davon  Ausfuhrungen  im  Grofsen  ge- 
macht. Auch  Herr  Tf^urrrjL  verarbeitet  sein  Werg  ver- 
mittelet einer  eigenen  M^ischine ;  auch  hat  er  eine  ei- 
gene, dem  Vernehmen  i^ach  sehr  sinnreich  und  zweck- 
mäfsig  eingerichtete  Hechelmaschine  ausgeführt,  in 
welcher  der  Flachs  vollständig  und  zum  Verspinnen 
geeignet,  gehechelt  wird,  —  eine  Maschine,*  deren 
grofser  Nutzen  von  selbst  einleuchtet. 

Die  neue  Flachszubereituncsmethode  von  Lee  in 
London  ohne  Rösten  (Rotten)  der  Leinpflanze  durch 
blofses  Trocknen  derselben,  und  das  darauffolgende 
Brechen  und  Reinigen  derselben  von  den  holzigen 


390       , 

Theilon  durch  Amvendung  von  Maschinen^  entgbg^ 
der  Aufmerksamkeit  der  k.  k.  Kommerz-Hofkommission'  ^ 
nicht.  Auf  ihre  Veranlassung  wurde  eine  von  Herrn 
Christian  in  Paris,  ausgeführte  Brechmaschine  hieher 
gebracht^  und  in  der  Modellensammlung  des  k.  k.  po- 
lytechnischen Institutes  aufgestellt^  um  als  Muster  für 
weitere  Verbreitung  und  Nachahmung  üu  dienen  *). 

Hier  verdienet  die  Erfindung  des  hiesigen  Weber- 
meisters Bayerleitner  bemerkt  zu  werden;   welcher 
einen  Weberstuhl  hergerichtet  hat,  auf  welchem  er 
sackförmige  Gewebe  ohne  Nath  verfertigt.    Er  hat 
sich  gegenwärtig  zunächst  auf  die  Verfertigung  von 
Säcken  von  verschiedener  Gröfse  und  zu  verschiede- 
nem Gehrauche  beschränkt.    Für  Mehl-  und  Fulter- 
säcke,  desgleichen  far  Geldsäcke,   fällt  der  Yortheä  1 
dieser  Erfindung  rücksichtUch  der  Dauerhaftigkeit  VM  ', 
seU)st  in  die  Augen.  Bei  Geldsäcken  ist  noch  im  Bes<m-    ' 
dern  zu  berücksichtigen,  dafs  durch  diese  Säcke  ohne 
Nath  einer  möglichen  Veruntreuung,  durch  aufschnei- 
den und  wieder  zunähen  der  Nath  bei  den  gewöhii- 
lichen  (versiegelten)  Geldsäcken,  vorgebeugt  wird. 

Die  Papier Jabrikation  bedarf  in  der  österreichi- 
schen Monarchie  noch  bedeutender  Vervollkonmmun- 
gen,  bis  im  Allgemeinen  die  feinsten  Gattungen  ihrer 
Erzeugnisse  den  feinern  englischen  und  hoUändischen 
Papieren  gleichgestellt  werden  können.  Jedoch  sind 
in  den. letzten  Jahren  darin  nicht  unbedeutende  Fort- 
schritte geschehen.  Herr  J.  G.  Uffenheimer  führte 
auf  der  Papiermühle  zu  Guntramsdorf  einige  neue 
Verbesserungen  in  der  Bleichung  der  Papiermasse  mit- 
telst oxydirter  Salzsäure  ein,  durch  welche  mehrere 
wesenthche  Unbequemlichkeiten  dieser  Bleichungsart 

^^ ■  _  -  1     -  ■ • ^ ^^^M  — ■ 

*)  AnsfQlirlicfae  Nachricht  über  diesen  Gegenstand  enthalt  dAs 
»Mau^acin  für  den  dcatschf^n  Flachs-  und  Ilanfbaii  etc* ,  von 
/.  Roths tein  und  Dr.  Bertuch*  Erstes  Heft.  Weimar  ^  181 9«« 


3Qt 

l>eseitiget  werden.  Die  von  ihm  verfertigten  Post-  und 
^Velinpapiere  zeichnen  sich  durch  Weifse  und  Feinheit 
BUS.  Auch  in  der  Erzeugung  gefärbter .  Papiere  l^at; 
^ese  Fabrik  rühndiche  Fortschritte  gemacht. 

■ 

Die  dem  Hrn.  Ritter  von  Peschier  zugehörige  Pa- 
pierfabrik in  Franzensthal  nächst  Ebergassing  ver- 
spricht bei  den  bedeutenden  Kosten^  yrelche  der  Ei- 
genthümer  auf  ihre  Vervollkomnmung  verwendet,  und 
unter  der  Leitung  ihres  geschickten  Direktors ,  Herrn 
Sterz  ^  eine  der  ersten  Etablissements  dieser  Art  in  der 
Monsurchie  zu  werden.  Sie  produzirt  weifse  und  ge- 
ürbte^  Post-  und  Velinpapiere,  welche  den  ausländi- 
schen wenig  nachgeben.  Hr.  Sterz  hat,  nach  vielfachen 
Versuchen,  eine  i^  England  zwar  schon  früher  ausge- 
führte, aber  in  ihrem  Detail  geheim  gehaltene,  Papier- 
fabHkaiibnsmaschine  so  eben  zu  Stande  gebracht, 
auf  welcher  das  Papier  in  Blättern  von  jeder  beliebigen 
Länge  und  mit  der  gröfsten  Ersparnifs  an  Handarbeit, 
Raum  und  Zeit  verfertiget  wird.  Diese  im  Inlande  neu 
nach  -  erfundene  Maschine  wird  der  Papierfabrik'ation 
rücksichtlich  der  Qualität  und  Preise  die  gröfsten  Vor- 
theile  verschaffen. 

Die  Thichfabrikatioh  hat  in  Österreich  schon  seit 
längerer  Zeit  einen  hohen  Grad  von  VoUkonunenheit 
erreicht,  und  die  Fein  -  Tuchfabriken  in  Mähren,  zu 
Brühn\ai6,,Namiesty  dann  in  Klagen/urthy  sind  rühm- 
lich bekannt.  Die  wohlthätige  Zuruckwirkung  dieses 
Gewerbszweiges  auf  die  Agrikultur -Lid^ustrie  hat  in 
kurzer  Zeit,  eine  ungemeine  Veredlung  der  inländischen 
Schäfexeien  bewirkt,  so,  dafs  die  gegenwärtig  in  be- 
deutender Menge  in  Böhmen,  Mähren,  Österreich 
und  Ungarn  erzeugte  Schafwolle  zu  den  feinsten  ge- 
rechnet, und  zum  Theil  selbst  der  berühmten  Elek- 
toral- Wolle  gleich  geschätzt  wird.  Li  den  meisten 
gröfseren  Tuchfabriken  wurden  nach  und  nach  die 
besten  Wollspinnmaschinen  und  andere  Mec)ianiäinen 


i 

■ 

I 


392 

eingeführt^  welche  die  ErzeugungskosteH  vermindern] 
Die  Tuchfabrik  des  Grafen  von  Haugwitz  zu  NaMiest\ 
in  Mähren  y  vielleicht  das  gröfste  Etablissement  dieser  1 
Art  in  der  jVIonarchie  y  besitzt  in  dieser  Hinsicht  Ein-^ 
richtungen^  welche  sie  jeder  Fabrik  des  Auslandes  as 
die  Seite  stellen.  ' 

Die   Einfuhrung.  einer    neuen  Schermaschini 
durch  Herrn  CocheLet  et  Comp,  im  vorigen  Jahre  ge- 
währt für  die  Tuchfabrikation  einen  neuen  Vortheil  in 
derErsparnifs  und  in  der  Qualität  der  Appretur.  Diese 
Schermaschine  ,(7b/^fiieMie  oder  Forces  helicoideSf 
schraubenförmige  Schere)    beschleunigt    die   Arbeil 
aufserordentlich  ^  und  gibt  überdem  eine  sehr  regd*   ^ 
mäfsige  und  gleiche  Schur.   Sie  gibt  in  zwölf  Stunden   \ 
auf  i3oo  Wien.  Ellen  -J  oder  -|  breiten  Tuches  einen'  ^ 
vollkommenen  Schnitt^  ist  daher  im  Stande^  in  einein 
Tage  von  zwölf  Stunden  drei  Stücke  Tuch  zu  saEUefli 
jedes  zu  zwanzig  Schnitten  zu  scheren.    Die  Kosten  , 
der  Arbeit  dieser  Maschine  verhalten  sich  zu  jenen  dei 
Scherens  mit  der  Hand  wie  i46o  zu  584o^  und  zu 
jenen  mit  den  bisher  gewöhnlichen  Schermaschinen 
wie  i46o  zu  5090  *).    Hr.  Cochelet  et  Cofnp.  verkauft 
eine  solche  Maschine  um  den  Preis  von  65oo  fl.  C.  M. 
In  Brunn  ist  eine  solche  aufgestellt,  und  seit  einiger 
Zeit  auf  Rechnung  des  Erfinders  in  Thätigkeit :  die 
Fabrik  in  Namiest  hat  sich  bereits  eine  solche  ange- 
kauft.  Das  wesentliche  Stück  dieser  Mas,chine  besteht 
in  einem  Zylinder,  auf  dessen  Oberfläche,  in  langge-   i 
zogenien  Schraubengängeh,  sechzehn  scharfe  KKneen   1 
befestigt  sind.   Unter  diesem  Zylinder  und  pAraQel  mit   j 
demselben  ist  eine  andere  festliegende  Stahlklinge  an- 
gebracht,  welche  über  einer  mit  einem  elastischen 

♦)  In  dem  gelial^rrichcn  y>HeSperus^  lierausgegeben  von  CA.  C* 
Jindr^^«  5tes  lieft  181 9  >  S.  230,  befindet  sich  eine  aus(uh^ 
liehe  Aufzählung  der  Vortl^eile  dieser  Maschine ,  und  eine 
VergleicJiung  der  Üost^u  mit  den  bisher  üblichen  Scher» 
inethoden, 


1 


t 


393 

isen  versehenen  kupfernen  Platte  sich  befindet.  Das 
ch  geht  über  dieser  Platte  und  unter  der  liegenden 
Jilklmge  mit  einer  Geschwindigkeit  von  etwa  drei 
en  in  der  Minute  durch,  während  der  Zylinder  mit 
a  Schermessern  sich  schnell  umdrehet.  Die  WöU- 
em  werden  dadurch  auf  dem  hegenden  Messer  un- 
fähr  unter  einem  Winkel  von  45  Grad  abgeschnit- 
i^  wodurch  das  Tuch  schon  eine  Art  Glanz  erhält. 

In  den  gewöhnlichen  Tuchscheren  hat  der  Ma- 
linist  Joseph  Wagner  aus  Prefsbufg  im  Jahre  1817 
le  nützUche  Verbesserung  bewerkstelHgt,  die  im 
esentlichen  darin  besteht,  dafs  er  abgesonderte 
[meiden  aus  Stahl  von  i\  Zoll  Breite  verfertiget^ 
Iche  mittelst  Schrauben  an  schon  gebrauchte  und 
genützte  Tuchscheren,  oder  an  neue  blofs  aus  Eisen 
^fertigte  Scheren  befestigt,  und  vermöge  dieser 
hrauben  auch  in  ihrer  Richtung  so  verändert  wer- 
D  können ,  dafs  dadurch  nach  Ef fordernifs  ein  mehr 
er  weniger  scharfer  Schnitt  bewerkstelligt  wird, 
e  Yortheile  dieser  Methode  fallen  von  selbst  in  die 
Igen. 

Hier  verdient  die  Fabrikation  der  Wiener  Shawls 
svähnt  zu  werden,  deren  Erzeugung  in  der  letzten 
üt  avif  einen  hohen  Grad  vervollkommt  worden  ist, 
,  däfs  SLu£  der  Leipziger  Michaelis-Messe  181 8  diese 
lawls,  wegen  ihrer  gröfseren  Ähnlichkeit  mit  den 
rkischen,  den  französischen  und  englischen  vorge- 
gen  worden  sind.  Auch  die  Teppiche  der  k.  k.  Ara- 
ilfabrik  in  Linz  zeichnen  sich  durch  ihre  Vollendung 
IS,  und  stehen  den  besten  englischen  dieser  Art 
cht  nach. 

In  den  mechanischen  Hülfsmitteln  der  Weberei 
ad  in  den  letzten  Jahren  bedeutende  Fortschritte  ge- 
acht  worden.  Hr.  Ch.  G.  Hornpostel  in  Wien ,  und 
r.  /.  i;.  Thornton  in  Pottendorf  haben,  nach  der  Art 


394 

des   englischen  Selbstwebestuhles,    WebemaschLs 

ausgeführt,  von  denen  der  erster e  in  seiner  bedeu^ 

den  Seidenzeugfabrik  bereits  einen  ausgedehnten  ^ 

brauch  macht.     Eine    besonders  rühmliche  Ervp^ 

nung  verdient  die  im  vorigen  Jahre  von  Hrn.  Fran^ 

Bernwerth  mit  Beihülfe  des  Mechanikers  Anton  Fr^ 

ausgeführte  und  gleich  den  Vorigen  mit  dem"Priv 

gium  betheilte,  Weberaaschine ,  welche  in  der  V» 

ständigkeit  des  Mechanismus  alle  Forderungen,  befi 

digt,  und  daher  den  engUschen  Webestuhl  hinter  s: 

läfst.    Diese  Maschine  ist  mit  sinnreichen  Vorrichtu 

gen  versehen,  welche  den  Gang  des  Stuhles  augi 

blicldich  hemmen,    sobald  ein  Faden  in  der  Ke 

bricht ,  und  sobald  ein  Faden  im  Einschlage  rei 

Bei  dieser  Maschine  wird  das,  viel  Zeit  wegnehmen 

Schweifen  der  Kette  ganz  erspart,  der  Stuhl  braui 

daher  gar  nicht  aufgebäumt  zu  werden,  so  dafs,  w( 

er  einmahl  eingezogen  ist,  Jahre  lang  fortgearbei 

werden  kann,  ohne  den  Stuhl  neu  einziehen  zu  m 

sen.    Diese  Einrichtung  erspart  nicht  nur  bedeute 

an  Zeit,    sondern  auch  an  Materiale,   da  bei  den 

dern  Stühlen  bei  jedem  Stücke  am  Anfange  und 

Ende  eine  nicht  unbedeutende  Menge  der  Kette  i 

loren  geht.    Ferner  schlichtet  sich  während  des  G 

ges  dieser  Webemaschine  immer  die  Kette  von  seil 

und  das  Eintrocknen  wird  durch  einen  Windfang 

fördert.  Endlich  hat  dieser  Stuhl  noch  eine  sinnfei« 

Vorrichtung,    durch  welche  das  Gewebe  immerl 

selbst  (der  Breite  nach)  gespannt  wird.    Jemand 

diese  Maschine  oder  mehrere  zugleich  besorgt, 

daher  nichts  zu  thun,  als  bei  dem  von  selbst  erfolg 

den  Stillstehen  derselben  einen  Faden,  in  der  K 

oder  im  Einschlage,  anzuknüpfen. 

Die  landesbefugten  Seiden-  und  Floretband- 
brikanten,  JSeuffer  und  Wreden  in  TPien,  habei 
^  dem  Mechanismus  der  Mühlstühle  zur  Erzeugung 
J^äi^der,'  ^weckm^fsige  Verbesserungen  angebracht, 


395 

ise  Stühle  auf  eine  völlig  sichere  Art  blofs  durch 
asser  zu  betreiben,  und  die  bisher  erforderUche 
^vegüng  dieser  Stühle  durch  Menschenhände  zu  be- 
tigen. Sie  hab&n  zu  diesem  Behufe  aufser  der  Ver- 
idung  der  bewegenden  Kraft  mit  den  Stühlen  ei- 
ae  sinnreiche  Vorrichtungen  ausgeführt,  damit  die 
?sch\?vindigkeit  der  Bewegung  der  Stühle  stets  die- 
he  bleibe,  auch  fiir  den  Fall,  wenn  nur  ein  Theil 
r  Stühle  durch  die  Wasserkraft  getrieben  wird,  und 
bst  für  den  Fall ,  als  das  Niveau  des*  Aüfschlag- 
ssers  durch  gröfsern  oder  geringeren  Zuflufs  an 
asser  veränderlich  ist.  Ein  ausgedehntes  Etablis- 
^^nt  mit  diesen  Maschinenstühlen  J^efindet  sich  zu 
^^uskirchen  in  Nieder- Österreich.' 

Der  Mechanikus  Gottlieb  Friedrich  Schuster 
\  ^ottendorf  hat  im  Jahre  1817  seinen  selbstwir- 
^den  Strumpfwirkerstuhl,  eine  Petinet-  und  eine 
^*co^- Maschine  ausgeführt^  welche  sämmtHch  durch 
^M^'asser  getrieben  werden,  und  sehr  vollkommene 
d  gesuchte  Produkte  liefern.  Der  Strumpfwirker^ 
^hl  verrichtet  ganz  allein  die  Arbeit  eines  Strumpf- 
^^ers  ,  und  zur  Bedienung  drei  solcher  Stühle^ 
"'^lich  zum  Aufstecken  der  Spulen  und  Anknüpfen 
** eingerissenen  Fäden,  ist  ein  einziger  Mensch  nin- 
^Aend.  Der  Petinet- Maschinenstuhl  ist  doppelt, 
^^  er  wirkt  auf  beiden  Seiten,  auf  deren  jeder  er 
^  ^inem  Knaben  zum  Einlegen  der  etwa  reissenden 
^^^n  bedient  wird.  Jede  Seite  verfertigt  in  einer 
**^de  etwa  eine  Elle  Petinet,  aii  zwei  Ellen  breit,  mit 
^Ppelt  geschlungenen  Maschen,  sowohl  glatt  als  mit 
^^^^hiedenen  Desseins.  Der  7>tco^- oder  Strick- 
^^^hinenstuhl  hat  einen  von  dem  gewöhnlichen 
^^^^pfwirkerstuhl  wesentlich  verschiedenen  Mechä- 
^^Us;  er  arbeitet  ebenfalls  doppelt,  und  es  wird 
[^^r  auf  demselben  auf  jeder  Seite  ein  abgeson- 
^^^^Tricötstück  in  einer  Breite  von  2  J  Wiener  Ellen, 
•^^^  Schafv^oUe,  Baumwolle,  Leinen  und  Seide  verar- 


396  ' 

I 

beitet.  Auf  einer  Seite  können  in  einer  Stunde  zwei 
Wiener  Ellen  ^  folglich  im  Ganzen  vier  Ellen  in  der 
Stunde  verfertigt  v^erden.  Diese  Waare  zeichnet  sich 
durch  die  beste  Qualität  aus^  und  wird  sehr  gesucht 

Hie  Baumwollen- Maschinenspinner ejr  y  welche 
seit  den  letzten  zehn  Jahren  zu  einer.  Ausdehnung  ge- 
langt ist^  durch  welche  der  gesammte  Bedarf  der  in-  \ 
ländischen  Webereien  an  gi^öberen  und  mittelfein^  i 
mule '  twist  gedeckt  wird ,  hat  in  der  letzten  Zeit  ^ 
mehrere  Vervollkommnungen  in  den  einzelnen  Mecha* 
nismen  erhalten.  Die  gi^öfsern  Fabriksanstalten  dieser 
Art  befinden  sich  in  Niederösterreich,  unter  welcher  l 
sich  wieder  die  S'pinnfabrik  in  Pottendorf  durch  Au»-  jj^ 
dehnung  des  Betriebes  y  Zweckmäfsigkeit  der  Ein-  v, 
richtung^  und  Vollkommenheit  der  Maschinerie  beson- '  j< 
ders  auszeichnet.  Diese  Fabrik ,  die  vielleicht  dffl  L 
dritten  Theil  des  Maschinengespinnstes  erzeugt^  das  L 
im  Inlande  fabrizirt  wird^  und  an.Gröfse  nur  wenigen  ^ 
Anstalten  dieser  Art  im  Auslande  nachstehen  dürfte^  j 
hat  in  der  letzten  Zeit  durch  die  Bemühungen  ihres  \  - 
geschickten  Werkmeisters,  Johann  sfon  Thornton,  [r 
mehrere  Verbesserungen  in  den  Maschinerien  erhal-  j^ 
ten,  welche  in  dem  anhängenden  Priyilegium-Yerzeicb'  ^ 
nisse  angegeben  sind.  *3 


il 
il 


1 

iZ 


Die  Kattunfabriken  ,   von  welchen  sowohl  in  l 
Nieder  Österreich,  als  in  Böhmen  und^fäÄrenEtablis-  ^ 
sements   von    grofser  Ausdehnung   vorhanden   sind|  ] 
haben  zwar  in  den  letzten  Jahren  unter  dem  Drucke  ^ 
der  Zeitverhältnisse  an  Geschäftsausdehnung  bedeu-  |r 
tend  verloren^  sie  sind  aber  in. der  Vervollkommnung  ; 
der  Manipulazionen  und   ihrer  Erzeugnisse  vorwärts 
geschritten,  und  einigen  ist  es  selbst  gelungen,  durch  ^ 
Qualität  und   Preise    auf  auswärtigen  Märkten  ge-  ^ 
gen  fremde  Erzeugnise  die  Konkurrenz  zu  gewinnen. . 
Hierin  und  besonders  in  der  Fal>rikazion  der  türkisch-  ^ 

rothen  sogenannten  Merinos- Artikel,  in  welchen  die  ^ 

»  1^ 


'  397 

sutsclien  Fabriken  selbst  den  Kunstfleifs  der  Engläji  ^ 
?r  übertroffen  haben^  hat  die  Kattunfabrik  des  jPr^nz 
eitenberger  zu  Cosmanofs  im  Bunzlauer  Kreise  in 
Ohmen  sich  vorzüglich  ausgezeichnet.  Auf  der  Leip- 
ger  Michaelismesse  1817  fanden  ihre  Waaren  den 
igetheiltesten  Beifallj  und  die  Fabrik  war  nicht' 
Stande^  die  erhaltenen  Bestellungen  zu  befriedigen. 
\  k.  k.  Majestäty  stets  geneigt,  rühm  würdigen  Aus- 
Lchnungen  im  Indus trialfache  Ihren  höchsten  Beifall 
gedeihen  zu  lassen ,  geruhten  in  Folge  der  von  der 
k.  Kommerz-Hofkommission  erstatteten  Erhebungen 
d  Anträge,  mit  allerhöchster  EntSchliessung  von  lo. 
i  181 8  dem  Eigenthümer  der  Kosmanoser  Fabrik, 
anz  Leitenberger  die  grofse,  dann  jedem  seiner 
;i  Gehülfen  und  Gesellschafter,  Ignatz  dOrlando^ 
tri  Köchlin  und  Jeremias  Sänger  die  mittlere  gol- 
ne  Civil -Ehren -Denkmünze  mit  Öhr  und  Band  zu 
rleihen,  und  die  Ankündigung  dieser  Auszeichnuilg 
den  Zeitungsblättern  der  Monarchie  zu  befehlen. 

Eine  ähnliche  Auszeichnung  wurde  dem  Leder- 
»rikanten,  /oÄa/iw  Bapt,  Lena  zu  Udine,  zu  Theil, 
Jeher  verschiedene  Ledergattungen  mit  einem  ho- 
a  Grade  von  Vollendung,  und  insbesondere  das  zu 
;menzeug  und  Sätteln  verwendete  Blankleder,  und 
\  aus  ungarischen  Ochsenhäuten  verfertigte  Pfund- 
»r  Sohlenleder  in  einer  von  den  Wiener -Lederfabri- 
Lten  nicht  erreichten  Vollkommenheit  darstellet.  Se. 
f.  Majestät  haben  ihm  mit  allerhöchster  Entschlies- 
ig  vom  I.  August  18 18  die  mittlere  goldene  Ehren- 
^qaille  mit  Öhr  und  Band  zu  verleihen  geruht. 

Die  Fabrikazion  wasserdichter  Hüte^  auf  wel- 
5  rücksichtlich  der  verschiedenen  Methoden  einige 
vilegien  (an  Herrn  Girzik  und  FVerner)  verliehen 
rden  sind ,  hat  in  den  letzteren  Jahren  in  diesem 
:eige  eine  nicht  unbedeutende  Ceschäftserweite- 
g  begründet.  Diese  Hüte,  welche  sich  durch  Fein- 


398 

lieit  und  Leichtigkeit  auszeichnen^  sind  dem  Wasser 
undurchdringlich^  behahen^  ind^m  sie  nicht  durch 
Leim  gesteift  sind,  lange  Zeit  ihre  Form^  und  das 
Abputzen  mit  einem  nassen  Schwämme,  wodurch  sie 
einen  neuen  Glanz  erhalten,  vertritt  bei  ihnen  die 
Stelle  des  Abbürstens. 

Wir  erwähnen  hier    endlich    noch  der  in  der 
neuern  Zeit  entstandenen,   in  ihrer  ^Art  merkwürdi«' 
gen  Zunderschwammfabrik  von  Alofs  Kutiaro  und 
Kauz  zu  Heidenschaft  in  Krain,     In  dieser  Fabrik 
wird    der  in  den  Buchenwaldungen  der  Gegend  iu  | 
Menge  gesammelte  Zunderschwamm  {boletus  ignior  i 
rius  L.)y   und  der  bei    der  gewöhnhchen  Zuberei-  J 
tung  desselben  in  Menge  entstehende  AJbfall  der  mehr  - 
holzichten  Theile  als  Zündmateriale ,  nach  einer  der 
Papierfabrikation  ähnlichen  Methode  ,    in  der  Form 
von  dünnen  Pappendeckeln  zubereitet,    und   in  der 
Gestalt  von  Papierriefsen  appretirt  und  in  den  Handel 
gebracht.       Die    bequemere    Form    dieses    Zunder» ' 
schwammes  und  seine  gute  Qualität  haben  ihn  zu  ei-  - 
nem  beliebten  Handels  -  Artikel  gemacht,  und  es  wer- 
den davon  bedeutende  Partien    in  das   Ausland  ab- 
gesetzt. 

JVir  wollen  diesen  Artikel  mit  einigen  Notizen 
über  die  Fortschi^itte  dör  Anwendung  des  Gaslichtes 
in  der  Monarchie  schlielsen.  Die  ersten  Versuche  über 
diese  vielfach  nützhche  und  schöne  Beleuchtungsart 
wurden,  wie  bereits  in  Nr.  H.  dieser  Jahrbücher  er^ 
wähnt,  in  dem  polytechnischen  Institute  gemacht.  Im 
Sommer  1818  wurde  in  der  Stadt /Fte/i  ein  gröfserer Be- 
leuchtungsversuch angestellt,  wo  zwei  Strafsen  mit  fünf 
und  zwanzig  Lampen  vier  Monathe  hindurch  ununter- 
brochen beleuchtet  vmrden.  Diese  Beleuchtung  ent- 
sprach vollkommen  der  Erwartung.  Das  Licht  war  sehr 
rein,  und  leuchtete  beiläufig  dreimahl  so  stark,  als  das 
der  gewöhnlichen  Öhllampen«  Durch  diesen  Erfolg  ha- 


399 

i>eii  sich Se.i.k* Majestät  heyvogen  gefunden^  zurEin- 
fiihruBg  der  Gasbeleuchtung  in  einem  grofsen  Theile 
der  Stadt  die  nöthigen  Yorerhebungen  und  Anschläge 
anzuordnen.  Dieser  Gegenstand  wird  gegenwältig 
¥on  den  Behörden  bearbeitet. 

Mehrere  Privaten  haben  seitdem  diese  Beleüchr 
tnngsart  bei  sich  eingeführt.  Eine  der  ersten  Aus- 
fuhrungen dieser  Art  war  jene  des  Herrn  Wirthschafls- 
rathes  j^ndre  in  Brunn,  die  schon  seit  zwei  Jahre9 
besteht.  In  Ollmütz  beleuchteten  der  Landschafts« 
apotheker  Hr.  Schrötter  und  der  Weinhändler  Hr. 
Semler  ihr  Haus.  In  Brunn ,  das  so  viele  Fabriken 
besitzt  9  und  in  dessen  Nähe  die  Bergwerke  von  O'slo- 
van  und  Rofsitz  mit  den  vortrefilichsten  Steinkohlen 
sich  befinden^  wird  diese  Beleuchtungsart  vielleicht 
^äterhin  noch  gröfsere  Fortschritte  machen.  Hr. 
Pranz  Ludwig  zu  Reichenberg  in  Böhmen  hat  mit 
Anfang  dieses  Jahres  seine  BaumwoU-  und  Schafwolle 
Maschinenspinnerei  vollständig  mit  Steinkohlengas  be- 
leuchtet :  diese  Beleuchtungsart  findet  jetzt  dort  sc 
viel  Beifall^  dafs  sie  bereits  mehrere  Nachahmer  ge- 
funden hat. 

Eine  grofse  Anlage  in  dieser  Art  hat  bereits 
seit  einem  Jahre  der  Herzog  von  Montfort  in  Schbnau 
bei  Wien  herstellen  lassen  y  durch  welche  das  ganze 
Schlofs  mit  mehr  als  hundert  Lichtern  beleuchtet 
wird.  In  mehrern  Zimmern  brennt  das  Gaslicht  aus 
srofsen  Hängleuchtern,  und  verbreitet  eine  grofse  Hel- 
Egkeit,  ohne  allen  Geruch.  Der  Gasometer  ist 
von  Kupfer,  und  hat  einen  Inhalt  von  acht  hundert 
Kubikiufs. 

Der  erste  Leuchtthurm ,  welcher  mit  Licht  aus 
Steinkohlengas  versehen  ist,  wurde  in  der  österreichi- 
ichen  Monarchie  errichtet.  Er  befindet  sich  auf  dem 
Punkte  yon  Salyore  an  der  Küste  von  Istrien,  etwa  fünf 


«.:  1  .^oAUig  IcaliemscheMeilen  von  Triest,  um  die  S 
.villi  uach  diesem  Seehafen  zu  sichern.  Sein 
^fcUide  im  März  1817  angefangen^  und  in  der  Nach 
L^.  Aprils  18 18  leuchtete  das  Gaslicht  in  dems 
zujMi  erstemnale  den  Schiflem.  Diese  Beleud 
wurde  bisher  ununterbrochen  fortgesetzt^  und  si 
friedigt  alle  Forderungen  des  Schiffers ,  gibt  stat 
gelbhchen  öhlflanune  ein  blendendweifses Licht, 
gewährt  eine  bedeutende  Ersparung.  Der  TJ 
selbst  (von  dem  gegenwärtigen  k.  L  Uofl>aurathe 
Direktor  der  Architekturschule  an  der  k.  L  Akad 
der  bildenden  Künste,  Herrn  Peter  Aobilej,  erric 
hat  die  Form  einer  Säule  mit  einem  Kapitell ,  di 
einem  viereckigen  Piedestal  ruht.  Der  Durchm 
der  Säule  ist  'i6Fuis;  die  Breite  des  Kapitells  20 
In  der  Säule  führt  eine  Wendeltreppe  auf  die  I 
des  Kapitells,  auf  welcher  sich  die  Laterne,  vo: 
Fufs  in  Durchmesser  und  1 4  Fufs  Höhe ,  aus  ( 
eisen  auf  dem  k.  k.  Gufswerke  in  Mariazeil  verfe 
und  mit  Spiegelglas  versehen,  befindet.  In  diesen 
h^use  befindet  sich  der  Leuchter  von  Messing,  aus 
übereinander  befindlichen  horizontalen  und  paral 
Bingen,  von  denen  der  Durchmesser  nach  der  1 
abnimmt,  bestehend,  aus  welchen  das  brennende 
durch  32  Leuchtöfinungcn  hervortritt.  Auf  dies< 
stellt  sich  ein  leuchtender  kegelförmiger  Körpei 
5  Fufs  Höhe  und  6  Fufs  in  der  Grundfläche  dar. 
einer  Entfernung  von  4  Fufs  von  den  Eisenst 
der  Laterne  befindet  sich  ein  eisernes  Geländer 
dafs  man  sicher  um  dieselbe  herumgehen  kann. 
Mittelpunkt  der  Lichtmasse  befindet  sich  1 1  o  Fuf 
über  der  Meeresfläche.  Das  Licht  ist  auf  ^5  italieni 
Meilen  sichtbar.  Das  viereckige  Piedestal  enthält 
Raum,  in  welchem  der  Gas-Destillationsapparat  ai 
stellt  ist,  über  dem  ein  Magazin  für  die  Vorräthe, 
die  Wohnung  der  Wächter.  Das  Ganze  ist  aus  < 
dersteinen  errichtet.  Der  Gasapparat  wurde  von 


4oi 

*  • 

L  k.  Artillerie-Zeugwart,  Herrn  Tomek,  zweckmäfsig 
hergestellt^  welcher  auch  die  Leitung  dieser  Beleuch- 
tungsanstalt besorgt« 


XXIII. 

Verzeichnifs  der  seit  dem  Jahre  1815  in 

der  Österreichischen  Monarchie  ertheil- 

ten  und  noch  bestehenden  Erfindungs- ' 

Privilegien. 

J  akob  Schändl  erhält  ein  ausschliefsliches  Pri'^ 
lilegium  auf  die  von  ihm  erfundenen  fVassermaschi^ 
nen  auf  fünf  Jähre ^  unterm  21.  Dezember  i8i4 

Das  Wesentliche  dieser  Maschinerie  besteht  aus  einem  hori- 
zontalen« unter  das  Wasser  des  Flusses  eingetauchten  Rade  mit 
schiefstehenden  Schaufeln ,  Avelches  seine  Bewegung  auf  die  am 
Ufer  stehende  Maschinerie  vermittelst  mehrerer  durch  den  Hucki- 
sehen  Schlüssel  verbundenen  Stangen  fortpflanzt. 

Franz  Schaf zahly  auf  seine  Nägelprefsfnaschine 
auf  sechs  Jahre  ^  unterm  2.  Mai  181 5. 

Friedrich  Fbigtländer,  auf  die  von  ihm  erfunde- 
nen periscopischen  Gläser,  auf  sechs  Jahre ^  unterm 
5.  Juli  i8i5, 

Gebtüder  Offenheimer ,  auf  die  Erzeugung  des 
Indigo^ Lok  (Lac-dye)  als  Surrogat  der  Cochenille^ 
Ofilsnheimer  ' Rot h  genannl,  auf  zehn  Jahre ^  unterm 
26.  Juü  i8i5. 

PhiL  Girardy  auf  seine  Ftacksspinnmaschine,  auf 
zehn  Jahre,  unterm  i8.  September  18 15. 

JaJirk    d.  poijrt.  Inst.  I.  Bd  ^Q 


\ 


403 

« 

Anton  Straujsy  far  eine  Buchdruckermäschm 
auf  sechs  Jahre ^  unterm  3.  November  i8i5. 

Peter  Anton  Girzick;  auf  seine  Erfindung,  HiiU 
^wasserdicht  zu  machen,  auf  sechs  Jahre,  unterm  ay« 
Dezember  i8i5. 

Ant.Estlej',  auf  sein  Strohpapier,  fyr^sechs  Jahre^ 
\interm  ^7.  Dezember  181 5. 

Hr.  Estler  verfertigt  gegenwärtig  ein  durchscheinendes,  zuoi 
Durchzeichnen  geeignetes ,  Strohpapier  von  vorzüglicher  Qualität. 

• 

Raimund  Gärberydjxi^tvijnobileperpetuuni^  auf 
lunfzehn  Jahre,  unterm 3 1 .  Jänner  18 16  (unter  derBe* 
dingung  der  vorläufigen  Ausfiihrung). 

Thomas  Bischof  und  GeorgHornpostelj  auf  ihre 
tieu  erfundenen  Webestühle,  fiir  acht  Jahlre,  unteno 
Srg.  März  18 16. 

Bernhard  Nei^ffer  und  Karl  Wred^n ,  auf  ihre 
Erfindung^  Mühlstühle  durch  Wasserkraft  zu  betreib 
hen,  auf  drei  Jahre,  unterm  i 4  ^ug^^^  1 8 1 6 ;  verläu' 
g^rt  auf  zehn  Jahre,  den  20.  April  1818; 

Joseph  Wagner,  fiir  die  von  ihm  neu  erfimdenen 
Tuchscheren y  auf  sechs  Jahre,  den  11.  Juni  1817. 

Friedrich  GottL  Schuster,  auf  seine  Petinet-vsA 
dTWco^-Maschine,  auf  zehn  Jahre,  den23.0ktob.  181 7. 

Joseph  p.  Saurimonty  auf  die  Erzcugting  des  tv^ 
serdichten  LederSy  unterm  14.  März  181 7, 

Johann  Mälzely  auf  seinen  Takt  -  Messer  (MetiO' 
nome),  auf  acht  Jahre,  unterm  27.  April  181 7. 

Mathias  Joseph  Thümmely  auf  die  von  ihm  erkßr 
Aene  Tf^asserheb"  Maschine,  auf  zehn  Jahre  ^  dea  i& 
April  Z817. 


4o3 

LudwigLpcatelli,  auf  seinis  Schiffe  von  ganz  neuer 
lart^  auf  zehn' Jahre^  unterm  i4*  April  ioi7. 

Anton  Löbersorger,  adf  die  Erfindung^  ohne  An- 
indung  thierischer  und  Feuerkräfte  Stromaufwärts 
faliren,  auf  zehn  Jahre^  unterm  6.  Mai  1817. 

Mathias  Giustini,  auf  die  von  ihm  erfundene  Ro/s- 
ar-Krämpelmaschine,  aiif  sechs  Jahre,  den  3i.  März 

Franz  Wurm  und  D.  Pausinger,  ajif  ihre  Flachs- 
nnmaschine,  auf  zehn  Jahre,  unterm  i2.  April  1817. 

Ludwig  Locätelliy  auf  die  Verfertigung  und  den 
rkauf  seiner  PFasserhebungS'-  und  Dreschmaschine^ 
ffiinf  JaluiB,  unterm  t6.  Mai  181 7. 

Martin  und  Alojs  Munding  y  auf  ihre  neu  erfun- 
ne  Fournir-Zirkular-Schneidemaschine ,  auf  sechs 
buce,  den  9.  Jimi  1817. 

P^itus  Ugatzfy  N.  Ö.  Strafseiihau- Kommissär,  auf 
;  von  ihm  erfundene  Säem  aschine ,  für  sämmtliche 
blande  auf  acht  Jahre,  unterm  3o.  August  1817. 

Paul  ßrölemann  und  Joseph  Daminger^  auf  die 
bauung  und  Betreibung  von  PFindmiifilen  eigener 
t,  anfacht  Jahre,  den  2.6.  September  18 17, 

Gebrüder  ScandellUy  auf  ihre  Seiden- Zwirn-- 
2schine,  fiir  das  lombardisch -venelianische  König- 
ich auf  fünf  J  ahre ,  unterm  5.  Oktober  1817, 

Ferd. Honig,  auf  seine  neue  Methode,  &?Äwar^- 
färben,  auf  acht  Jahre,  den  i5.  Dezember  1817. 

JosephGerlachy  auf  seine  Erzeugung  desschwreifs- 
ren  Gufsstahls  und  der  feuerhältigen  Schmelztiegel,  • 
f  zehn  Jahre,  den  i5.  Dezember  1817. 

a6* 


'  \ 


4o4 

Pausingernnd  fFurmy  aof  Oire  nene  ftachsspinn'\ 
maschine,  auf  zehn  Jahre,  imterm  ai.  Dexember  1817/ 

Johann  v.  Thomton^  auf  seme  neu  erfimdene 
JSaumwoU^Phrspinnmaschine,  auf  xehn  Jahre,  nnteni 
31.  Dezember  1817. 

Joseph  Weidlich ,  Geburtshelfer ,  auf  die  von  ihm 
erfundene  Bademasc/iinej  auf  sechs  Jahre,  unterm  17. 
Februar  i8i8. 

Giuseppe  Cavaliere  Morasiy  anf  di^  yon  ihm  er«  ^ 
fundenen  Maschinen  zum  Dreschen  und  j^ushülsen  ^ 
des  Reises  und  ziun  Dreschen  anderer  Getreidegat^  < 
tungen,  fiir  denUm&ng  des  lombardisch-venetianisdliea 
Königreichs  auf  fünf  Jahre,  den  i.  Dezember  1817. 

John  Allen ,  Grofshändler  in  Jlriest,  auf  eine  re- 
gefanafsige  Fahrt  mit  Dampfschiffen  z¥risehen  Triesi 
imd  Venedig  in  Art  der  Packetboote  fiir  Passagiers 
und  Waaren^  auf  fünfzehn  Jahre,  unterm  8«  Dezember 
1817. 

Brüder  Galvani,  Papierfabrikanten  mCordenons^ 
auf  die  Reinigung  des  zur  Papierfabrikation  erforderli* 
chen  Materials y  auf  fiinfJahre^  unterm  29.  Jänner  18  id. 

Cheif alier  Cochelety  fiir  die  von  ihm  erfundene 
Tuchschermaschine,  auf  zehn  Jahre  in  der  ganzen  Mo» 
narchie^  unterm  18.  April  18 18. 

Felix  Biffly  Färber  zu  Monza,  für  die  von  ihm 
erfundene  Methode,  den  Natikin  nach  ostindischer  Art 
tn  färbeuy  in  dem  lombardisch -venetianischen  König'* 
reich  auf  fünf  Jahre,  den  2b.  April  18 18. 

Eugen  Locatelliy  auf  die  Von  ihm  eingeführte  Me- 
thode^ Stiefeln  und  Schuhe,  anstatt  d^s  Pei^draht« 


>• 


«mit  kleinen  eisernen  Nieten  zu  verbinden^  fnr  das  lom- 
l>ardisch  -  vehetianische  Königreich  auf  iiinf  Jahre,  un-  - 
term  a8.  April  1818. 

Die  Anfertigung  dieser  Schuhe  mit  eisernen  odör  kupfernen 
Vagein  statt  der  gewöhnlichen  Na^h  (welche  Methode  aus  £ng1and 
stammt) ,  wird  gegenwärtig  schon  häufig  in  den  übrigpn  Provinzen 
der  Monarchie  mit  Erfolg  ausgeübt. 

Joh.  Bapt,  und  Karl  Freiherr  v.  Putton  >,  auf  die 
von  ihnen  neu  er fxmdene  Baumwoll-P^orspinn"  Ma- 
schine^ auf  zehn  Jahre  ^  unterm  i4-  Mai  181 8. 

Jonathan  Gabriel  üffenheimer,  fui^  die  von  ihm 

•  erfimdene  Methode^  das  Papier  zu  bleichen,  in  der 

guizen  Monarchie  auf  sechs  Jahrq^  unterm  1 4-  Mai  18 18. 

Joseph  Leonardi  und  Felix  Botta,  auf  ihre  Erfin- 
dung^ die  Seide  von  den  Kokons  mittelst  Dampf  a^- 
.    zttspinnen^  für  das  iombardischr-venetianische  König- 
reicb,  auf  fünf  Jahre,  den  8.  Mai  18 18, 

'  Friedr.  Gottlieb  Schuster ,  fiir  den  von  ihm  erfun- 

[    denen  selbstv^irkenden  Strumpfwirkerstuhl  oder  Tf^e- 
\    bestuhly  in  der  ganzen  Monarchie  auf  zehn  Jahre^  un- 
term 20.  April  18 18. 

Von  Doschoty  fiir  die  von  ihm  erfundenen  er^pa- 
;  renden  Heitz-  und  Ko^höfen,  dann  eine  Bretsäge^ 
>^  maschiney  in  der  ganzen  Monarchie  auf  sechs  Jahre^  un-* 
:    lerm  20»  April  |8i8. 

Joseph  Jäckely  auf  seine  Erfindung;,  das  CZo^ohne 
Pottasche  und  Soda  zu  erzeugen;»  auf  zßhn  Jahre^  un- 
I   term  37.  Juni  1818. 

Brüder  Leppichy  auf  die  von  ihnen  erfundene  iVä- 
.  gel  -  Druckmaschine,  auf  sechs  Jahre^  den  1 1 .  Juli  1 8 1 8. 

Ignaz  Leitenberger ,  für  die  von  ihm  erfundene 
Platten* Druckmaschine  zu  Seiden-,  Baumwoll-  und 


4o6    , 

Leiriwandwuaren j  für  die  gaiize  Monardbie  auf  zchij 
Jahre^  unterm  2 3.  August  i8i8. 

Franz  Hägner,  auf  seine  neue  Verfahrujigsart  zur 
Bleiweifs-  Fabrikation,  für  die  ganze  Monarchie^  un- 
term 10.  Juli  1818. 

Johann  v.  TTiornton,  auf  die  Von  ihm.  erfundene 
T'Fiefjerei'Hül/smaschine  zum  Schlichten  und  Stär- 
ken der  Kette,  für  die  ganze  Monarchie  auf  zehn  Jahr^ 
unterm  9,  August  18 18. 

John  TVattSy  für  seine  Erfindung  zur  Herstellung 
der  Stereotyp 'Platten,  für  den  Umfang  der  ganzen 
Monarchie  auf  zehn  Jahre,  unterm  29»  August  1818. 


f 


PaulSzaho,  auf  die  von  ihm  erfundenen  Feuer'  ', 
spritzen,  für  die  ganze  Monarchie  auf  acht  Jahre,  un-  \ 
terjn  24-  Juni  18 18. 

Franz  von  Bernwerth,  auf  seine  neu  erfundene  ' 
JVebemaschiney  fiir  den  ganzen  Umfang  der  Moliarcbie 
auf  zehn  Jahre,  den  20.  September  1Q18. 

Paul  Vboldi,  auf  die  von  ihm  erfundene  Vorrich- 
tung beim  Strumpfwirkerstuhle  zur  Verfertigung  der 
Kottonstrickwaaren  nach  englischer  Art  mit  schaf- 
woUenem  Eintrage,  für  das  lombardisch-venetianische 
Königreich  auf  fünf  Jahre,  unterm  i5.  u.  18.  Sept.  1818. 

Blasius  Mayer,  auf  die  von  ihm  erfundene  NägeU 
Prefsmaschine,  für  den  Umfang  der  ganzen  Monarchie 
auf  sechs  Jahre,  unterm  i5.  Oktober  i8i8* 

Anton  Franz  Smetana,  auf  seine  von  ihm  erfun- 
dene Graphit-Geschirr  und  Ö/e/i-Erzeugung,  für  den 
Umfang  der  ganzen  Monarchie  auf  sechs  Jahre,  den 
i3.  Oktober  18 18. 


4o7 

* 

Carl  Qiiidiciy  auf  die  von  ihm  erftuidene  Mascbine 
OL    Wasser  schöpfen  aus  einem  "wije  immer  .tiefen 
lun^  fiir  das  lombardisch -venetianische  Königreich 
fünf  Jahre,  unterm  37.  u,  3q,  Oktober  x8i8.     ' 

Johann  Aichinger  und  Hebenstreit ,  auf  die  von 
len  erfundene  Flachsspinnmaschine,  für  denUmfai^g 
r  ganzen  Monarchie,  auf  zehn  Jahre. 

Johann  Geist ,  auf  die  von  ihm  erfui^deneiiböUer* 
a  Stockiihren  mit  einem  einfachen  Repetir- Schlag- 
rk,  für  den  Umfang  der  ganzen  Mon^rchie^  auf  acht  ' 
Jire. 

Blasius  May  er y  auf  die  von  ihm  erfundene  TVas^ 
'^säulen^ Maschine,  zum  Behufe  ihrer  Anwendung 
*  drehende  Bewegung,  für  die  ganze  Monqirchie  ^uf 
zks  Jahre, 

Diese  Einrichtung  ist  sinnreicb  und  wichtig. 

Philipp  Girard,  auf  die  von  ihm  erfUndene  Ma- 
liine,  fVerg  und  andere  Stoffe  zu  verspinnen,  f^ 
n  Umfang  der  ganzen  Monarchie  auf  zehn  Jahre,  un* 
:m  II.  Jänner  1819. 

Ches^ alier  St.  Leon  und  Anton  Bernhard  erhal- 
1  ein  ausschliefsUches  Privilegium  zur  Dampfschiff 
ihrt  für  die  ganze  Donau  und  ihre  Nebenflüsse,  auf 
nfzelm  Jahre,  unterm  6.  Jänner  18 ig, 


(Die  Fortsetf^tiiig  folgt.) 


^ 


XXIV. 

über  eine  neue ,  vom  Herrn  Artillerie- 
Oberlieutenant  ä^/j  erfundene  Methode, 
den  Salpeter  auf  seinen  Gehalt  an  fremd- 
artigen Salzen  zu  prüfen. 

Von 

Benjamin  Scholz, 

M.  D.  Frorcssor    der  alli^crmeinen  technisdicn  Ch«nüe 
am  k.  V.  polyteclinischen  Iiislilule. 


M-fcr  Salpeter  wird  in  den  österreichischen  Staa- 
ten gröfsteniheils  von  cifjens  dazu  berechiigien  Privat- 
fahrikanten  erzeugt,  und  in  die  Ararialmagazine  ent' 
weder  als  ««ecA*  einfach  geläuterter ,  oder  als  echt 
einfach  geläuterter  oder  auch  als  doppelt  geläuter* 
ter  Salpeter  eingeliefert. 

Unecht  einfach  geläuterter  Salpeter  heifst  derji 
nige,  aus  dem  man  den  Rohsalpeter  erhält,  wenn  man 
diesen  in  seinem  gleichen  Gewichte  Wasser  durch 
Uulie  der  Siedehitze  aufläset,  das  Ahsetzen  des  Schau- 
mes durch  Zusatz  von  etwas  Tischlerleim  oder,  wie 
es  am  häufigsten  geschieht,  von  etwas  Kalk,  befördert, 
den  aufgeworfenen  Schaum  fleifsigahnimmt,  die  Lauge 
bis  auf  48  bis  Sa  Araometergrade  *)  abrauchet,  in  die 


•)  Auf  den   in    den    liieaigen  Salpcleraiedereien    gebrauch licIiM 

ÄräomelpniLedeulet  die  Zaiil  der  Grade  elien  «o  viele  Piuiiiil 
Salpeter  in  einem  Zenner  Lauge. 


4o9* 

Ibottich  bringt,  daselbst  so  weit  erkalten  läfst^  bis 
n  die  Hand  ohne  Schmerzen  darin  erleiden  kann^ 
m  Von  den  abgesetzten  salzsauren  Salzen  in  dieKry* 
llisirgefäfse  abgiefset^  und  hier  durch  völliges  Erkal-^ 
i  den  Salpeter  anschiefsen  läfst.  Er  führt  den  Nah- 
n  des  unechten ,  weil  er  wegen  seines  Gehalts  an 
mdartigen  Salzen  noch  nicht  zur  Bereitung  des 
rengpulvers  verwendet  werden  kann. 

Aus  diesem  unecht  geläuterten  Salpeter  vnrd  der 
ppelt  geläuterte  gewonnen,  indem  man  iSoff.  des- 
ben  in  ^  Eimer  Kalk wasser,  welches  i  ^  Loth  Kalk' 
thält,  durchErhitzen  im  Läuterkessel  auflöset,  wäh- 
id  des  Siedens  abschäumet,  öfters  ,  um  das  Übei- 
läumen  zu  verhindern,  etwas  frisches  Kalkwasser  zu* 
:zet,  im  Sommer  bis  auf  58,  im  Winter  bis  auf  53 
äometergrade  abdampft,  *)  zuletztnoch^Seitel  Kalk- 
Ich  (Niederschlag)  zugiefsei,  die  Lauge  dann  durch 
athsiebe  in  die  Anschufskessel  schöpft,  und  die^e  gut 
gedeckt  an  einem  kühlen  Orte  so  lange  ruhig  ste-' 
n  läfst,  bis  kein  Salpeter  mehr  anschiefst.  Die 
luge  wird  von  den  Salpeter -Krystallen  abgegossen, 
d  diese  noch  einige  Mahl  abgewaschen.  *  Die  abge- 
ssene  Lauge  wird  nun  wieder  in  dem  Läuterkessel 
gedampft,  und  auf  die  oben  beschriebene  Weise  der 
Ipeter  daraus  durch  Krystallisiren  gewonnen.  Die- 
r  zweite  Anschufs  heifst  nun  echt  einfach  geläu- 


*)  Ein  stärlteres  Konzentrireri  würde  schädlich  'scyn,  weil  durch 
die  darauf  folgende  Krystallisation  die  salzsauren  Salze  zum 
Theil  mit  anschiefsen  und  den  ersten  Salpeteranschufs , .  wel- 
cher der  reinste  scyn  soll,  verunreinigen  würden.  Auch  will 
man  beim  starkem  Konzentriren  einen  Verlust  von  0,04  Sal- 
neter  beobachtet  haben,  der  wahrscheinlich  bei.  der  höhern 
Siedehitze  einer  sehr  konzentrirtcn  Lauge  von  den  Wasser- 
dämpfen    mit  fortgerissen    wird,    Lavoitier   soll    gefunden 
haben,  dafs  man  durch  diesen  Fehler  in  Frankreich  in  einem 
Jahre  4o  ^'^  5o,ooo  Pfund  Salpeter  verloren  habe.     Wie 
viel  müfste ,  wenn  dieser  Verlust  nur  einiger  Mafisen  wahr- 
scheinlieh  werden  soll ,    in  diesein  Jahre  Salneter  in  Frank- 
reich erzeugt  worden  seyn  ?  '    •  • 


terter  Salpeter  y  weil  er  gleieh  zur  S[SreQgpulver-Er« 
Zeugung  verwendet  werden  kann.  Die  liauge  wird 
nun  auf  diese  Weise  zu  wiederhohlten  Mahlen  so. 
lange  abgedampft^  in  die  Fallbottich  zürn  Abseta^en  der 
salzsauren  Salze^  und  dann  in  den  Anschufskessel  zum 
Kry^tallisiren  gestellt  ^  und  abgegossen  ,  bis  zuletzt 
nichts  als  eine  schwärzhch  gelbe  ^  dicke  und  fette 
Flüssigkeit  als  Mutterlauge  zurückbleibt.  Die  Anschüsse 
aus^  den  zweiten  und  den  folgenden  Läuterwässem 
werden  mit  dem  ersten  Läuterwasser  gewaschen^  dann 
auf  die  vorher  beschriebene  Weise  zu  doppelt  geläu- 
tertem Salpeter  verarbeitet.  Bei  der 'Läuterung  von  ein- 
fach zu  doppelt  geläutertem  Salpetar  ist  eine  Schwen- 
dung von  0,070  bewilligt.  .. 

Der  Salpeter  darf  höchstens  o,o3  salzsaure  Salze 
enthalten,  um  ihn  noch  zur  Sprengpulver-Erzeugung 
Verwenden,  also  als  echt  einfach  geläuterten  Salpeter 
annehmen  zu  können.  Ist  er  mit  einem  gröfseren  Ver» 
hältnisse  heterogener  Salze  venmreinigt ,  so  wird  er 
als  unecht  einfach  geläuterter  Salpeter  für  die  Läute- 
rung übernommen,  und  den  Lieferanten  aufser  dem  Ge- 
halte an  salzsauren  Salzen  nach  Ojo4^  für  die  Scbweib 
düng  bei  der  Läuterung  abgezogen. 

Aus  dem  Gesagten  erhellet,  dafs  ein  zuverlässi- 
ges, leichtes  und  wenig  Zeit  erforderndes  Prüfungs» 
jnittel  des  Salpeters  auf  sisine  Reinheit  bei  der  Über- 
nahme desselben  in  die  k.  k.  Magazine  zur  Sicherstel- 
lung sowohl  der  Beamten  als  der  Lieferanten  Von  grof-* 
ser  Wichtigkeit  seyn  mufs. 

In  den  frühesten  Zeiten  waren  die  Salpeter-Über- 
nahmsbeamten angewiesen  ,  den  eingelieferten  Sal» 
peter  nach  äufseren  Merkmahlen  zu  beürtheilen.  Es 
war  ihnen  defswegen  von  Jeder  Salpetersorte  ein  Mu- 
ster gegeben  worden ,  und  je  nachdem  ihnen  der  zu 
übernehmende  Salpeter  mit  dem  Muster  einer  oder 


der  andern  Sorte  übereinzustimmen  schien  ^  erklärten 
sie  ihn  fiir  eckt  oder  unecht  einfach  ^geläuterten  Sal- 
peter^ und  bestimmten  darnach  auch  die  zu  machen- 
den  Abzüge. 

Jeder  Qiemist  und  Salpeterfabrikant  weifs  aber, 
welche  mifsliche  Sache  es  ist,  den  Grad  der  Reinheit 
des  Salpeters  in  Prozenten  blofs  nach  äufsem  Kenn- 
zeichen beurtheilen  zu  wollen.  Dieses  Verfahren 
^^ab  daher  auch  zu  sehr  vielen  Fehlern  und  Willkür- 
lichkeiten Anlafs,  bei  denen  inanchmahl  der  Fabrikant, 
aber  meistens,  wie  es  zu  geschehen  pflegt,  das  Ära-  ^ 
rium  zu  kurz  kam.  Entstanden  Streitigkeiten,  so  fehlte 
es  an  einem  Schiedsrichter;  der  eine  erklärte  einen 
Salpeter  für  echt  einfach  geläutert,  den  der  andere 
nur  für  unecht  einfach  geläutert  gelten  lassen  wollte ; 
dieser  wollte  0,08  Abzug  machen ,  jener  sich  aber  nur 
o,o4  gefallen  lassen.  Dann  hatte  diese  unsichere  Prü- 
fungsart noch  den  besondern  Nachtheil ,  dafs ,  wenn 
ein  an  salzsauren  Salzen  sehr  reicher  Salpeter  als  echt 
einfach  geläuterter  angenommen,  und  an  die  Pulver^ 
macher  zur  Iprzeugung  des  Sprengpulvers  verabfolgt 
worden  war,  dieses  Pulver  nicht  allein  gleich  bei 
derJEinlieferung,'  ohne  Verschulden  des  Pulvermüllers, 
nicht  die  vorgeschriebene  Zahl  Grade  auf  der  Pulver- 
probe schlug ,  sondern  bei  der  Aufbewahrung  in  den 
Magazinen  Feuchtigkeit  anzog,  und  dadiurdi  nach 
einiger  Zeit  ganz  imbrauchbar  wurde. 

Als  im  Jahre  1 7^  der  mit  sehr  gründlichen  wis- 
senschafUichen  und  vorzüglich  chemischen  Kentnis- 
sen  ausgerüstete  Major  von  lyhas^skr,  nunmehriger 
Oberst,  und  Kommandant  des  Artillerie-Oberzeu^- 
amts  die  Direkzion  des  Pulver  -  und  Salpeterwesens 
übernommen  hatte ,  schaffte  er  jene  unverläfsliche 
Prüfungsart  ab,  führte  dagegen  die  Prüfung  mit  der 
Auflösung  von  salpetersaurem  Silber  ein,  und  verfer- 
tigte sehr  gemiue  Tabellen,  um  aus  der  Menge  des 


> 


4.3 

crlialtencn  Niederschlags  an  salzsaurcm  Silber,  sgwolil 
dem  LJml'ange  als  dem  Gewichte  nach,  das  Verhältnifs 
der  in  dem  untcrsuchienSalpeierquantum  cntlialtenen 
salzsauren  Salze  fiadeo  zu  können. 

So  sehr  auch  diese  Prüfungsmeihode  die  vorher- 
gehende, kaum  diesen  Nahmen  verdienende,  an  Ge- 
nauigkeit und  Zuverlassigkeii  übertraf,  und  so  gewiJi 
sie  auch  zurUnicrsuchung  des  doppeil  geläuterten  Sal* 
peiers  immer  die  genaueste  bleiben  wird,  so  halte  sie 
doch ,  in  Hinsicht  äirer  Anwendbarkeit  zur  Prüfung  des 
einfach  geläuterten  Salpeters  noch  einige  Mängel.  Wena" 
der  Salpeter  blofs  salzsaures  Kali  oder  blois  salzsau- 
resNatron  als  verunreinigendes  Salz  enthielte,  so  liefse 
sich  freilich  aus  dem  Gewichte  des  erhaltenen  Horn- 
silbers  die  Quantität  eines  oder  des  andern  dieser  zwei 
in  dem  Salpeter  vorhandenen  Salze  selir  genau  hestini' 
nien.  Allein  dieses  ist  nicht  der  Fall,  sondern  meisteus 
ist  der  Salpeter  mit  Digestivsalz  und  Kochsalz  zugleid» 
verunreinigt,  ja  manchmal  findet  man  noch  iiberdieft 
schwefelsaure  Salze  darin.  Nun  zeigen  aber  loo  Gci 
■wichtstheile  Hornsilber  4t  Gc wich tsth eile  Kochsah, 
oder  Sa  Gewichtstheile  Digestivsalz  an,  und'^oo  Ge- 
wichtstheile  schwefelsaures  Silber  setzen  44  Gewicht*' 
theile  Glaubersalz  oder  54Gewiclitstheile  Uuphkatsal^ 
voraus.  Es  wäre  also  zuvor  auszumitteln,  welche  von 
den  genannten  Salzen  und  in  welchem  Veihälinisse  sto 
vorhanden  sind.  Das  Verhälmifs  von  schwefelsaurea 
und  salzsaurenSalzen  ist  wohl  leicht  auszumilieln,  desto 
mehr  Schwierigkeiten  finden  sich  ahet-  bei  derBestim- 
nmng  des  Verhähoisses  von  Kali-  und  Natronsalzen.— 
Dann  fordert  dies^  Untersuchungsart,  wenn  sie  genait 
verrichtet  wird,  ziemlich  viel  Zeit,  luid  setzt  bei  den 
Unternehmer  einige  Fertigkeit  in  mehreren  chemischeili, 
Handgriffen  voraus.  Da  es  nun  vielen  Beamten  an  der 
zu  dieser  Untersuchung  gehörigen  Zeit,  Geduld  odaf 
Geschicklichkeit  fehlte,  so  unterliefsen  sie  diesetbt 
meistens,  hegpügteu  sich  mit  der  Beurtlieiluitg  ni 


.  '  .        ■     4i3 

äufseren  Kennzeichen^  und  YcriGelen  dadurch  v^ieder 
in  alle  ohen  gerügten  Fehler. 

Herr  Oherst  Tjrhai^skjr  war  der  ferste,  der  die 
Mängel  seiner  eigenen  Einrichtung  fühlte,  und  auf 
Mittel  zur  Abhülfe  derselben  -  dachte.  Die  um  xliesc 
Zeit  von  Riffault  vorgeschlagene,  in  ganz  Frankreich 
und  einem  grofsen  Theile  von  Italien  angenommene 
Prüfungsart  des  Salpeters  schien  mehrere  der  ge- 
vninschten  Vortheile  zu  vereinigen.  Man  stellte  daher 
über  ihre  Anwendbarkeit  mehrere  Versuche  an.  Rif- 
/ae^/^^  Methode  besteht  darin,  dafs  man  eine  genau 
gewogene  und  bis  zu  einem  bestimmten  Grad  getrock- 
nete Salpetermenge  mit  einer  sanz  gesättigten  Salpe-  * 
terlauge  wäscht,  und  aus  dem  dadurch  erlittenen  Ver- 
luste auf  den  Gehalt  an  fremden  Salzen  schliefst.  Sie 
gründet  sich  darauf,  dafs  eine  mit  Salpeter  gesättigte 
Lauge  keinen  Salpeter  mehr,  wohl  aber  noch  andere 
Salze  aufzulösen  im  Stande  ist,  diese  also  dem  damit  ge^ 
waschenen  Salpeter  entzieht  und  dadurch  sein  Ge- 
wicht vermindert. 

.    Bei  Wiederhohlung  der  Versuche  fand  man',  dafs 
Riffault^s  Methode  noch  mehr  Zeit  erfordere  als  die 
vorige  mit  der  Lösung  von  salpetersaurem  Silber,  in- 
dem zu  Einer  Probe  vier  und  zwanzig  Stunden  Zeit 
gehören.   Da  nun  diese  Untersuchungen  in  Gegenwart 
des  abliefernden  Fabrikanten  geschehen  müssen,   so 
würde  dieser  dadurch  beinahe  zwei  Tage  aufgehalten 
worden  seyn.    Dann  kann  auch  der  Beamte,  in  man- 
chen Monathen,  in  denen  die  Ablieferungen  häufig 
sind,  z.  B.  im  November  und  Dezember,  unmöglich 
so  viel  Zeit  gewinnen,   um  jede  Salpeterpost  auf  die 
vorgeschriebene  Weise  zu  untersuchen.    Übrigens  hat 
die  lange  Dauer  dieser  Prüfung  noch  einen  andern 
wesentlich  nachtheiligen  Einflufs  auf  die  Richtigkeit 
derselben.    Wenn  nähmlich  während  der  Dauer  der 
Probe  die  Temperatur  steigt  oder  fällt,  so  löset  die 


4i4 

zum  Waschen  angewendete  Salpeierlauge,  welche  w 
Lei  einem  bestimmten  Wärmegrade  gesättigt  ist ,  etwi 
von  dem  gewaschenen  Salpeter  auf,  oder  läfst  etw; 
von  ilirem  Eigenen  Salpetergehallc  fallen.  Im  erste 
Falle  zeigt  die  Probe  mehr  fremde  Salze  an,  als  wirk'^ 
lieh  voihanden  sind,  und  fällt  also  zmn  Nachlheil  de« 
Fabrikanten  aus;  im  zweiten  Falle  wird  ein  Theil  der 
aufgelösten  fremden  Salze  durch  den  abgesetzten  Sal- 

Seter  gedeckt,  und  die  Probe  fallt  zum  Nachtheil 
es  Arariums  aus.  Man  müfste  zu  diesen  Proben  also 
ein  eigenes  Lokale  haben,  wo  sich  die  Temperatur  j 
binnen  vier  und  zwanzig  Stunden  nicht  um  J'^  R.  än- 
de  ukannj  denn  ^°  R.  Temperainrs-Ünlerschied  kann 
schon  eine  bedeutende  Differenz  in  dem  Resultate  der 
Priifung  bewirken.  Aber  auch  dieses  wäre  noch  nichl 
genug,  indem  die  Waschlauge  schon  durch  das  Auf- 
lösen der  Salzsäuren  Salr.e  eine  Temperaturs-Verän-  | 
derung  erleidet,  die  sich  ohne  Kcnntnifs  der  Menge 
der  aufgelösten  salzsauien  Salze  schwer  bestimmea 
lafst.  —  Endlich  setzt  auch  diese  Methode  bei  demjeni- 
gen, der  sie  ausüben  will,  einii^c  Fertigkeit  in  chemi- 
schen Verrichtungen  voraus;  denn  das  Waschen,  Fit 
triren,  Wagen,  vorzüglich  aber  das  Trocknen,  mufS' 
mit  der  gröfsten  Genauigkeit  geschehen.  Wenn  da» 
letzlere  auch  mit  noch  so  viel  Vorsicht  und  Fleifs  be- 
trieben wird,  so  kann  man  doch  nicht  vermeiden,  dafs 
nicht  ein  Theil  der  zum  Waschen  verwendeten  Lauge 
an  dem  gewaschenen  Salpeter  hängen  bleibt,  die  dann 
beim  Trocknen  ihren  Salpetergehalt  zurückläfst  und 
dadurch  das  Gewicht  des  gewaschenen  Salpeters  ver- 
mehret. Man  rechnet  gewölmhch  2  pCt.  auf  die  da- 
durch bewirkte  Gewichtszunahme;  allein  diese  wird 
schwerlich  ciiunahl  wie  das  andere  Mäht  ausfallen),  und 
mufs  auf  jeden  Fall  bei  besserem  Salpeter  (wegen  der 
grüfseren  Menfje  des  nach  dem  Waschen  zurückblei" 
bendeu  festen  Salpeters)  mehr  als  bei  schlechterem  be- 
U'agen. 


4i5 

\ 

\ 

Wäbfend  der  Versuche  über  die  Rijffault' sch^ 
Priifunssmethode  kam  Herr  Oberlieutenant  Hufsy  der 
daran  tnätigen  Antheil  nahm^  auf  den  Gedanken  zu 
einer  andern Untersuchungsart^  des  Salpeters,  welche, 
frei  von  den  Fehlerh  der  Ri^aulf  sehen  Methode,  aÜcj 
nur  zu  wünschenden  Vortheile  zu  vereinigen  schien. 
Als  ein  in  diesem  Fache  durch  eigenes  Forschen,  durch 
Lesen  und  Erfahrungen  sehr  bewanderter  Mann,  er- 
hielt dr  von  dem  Herrn  Obersten  Tjhasfsky  den  Auf- 
trag, seine  Methode  durch  Versuche  zu  prüfen.    Das 
Resultat  vieler  sehr  mühsamer  Versuche  fiel  so  günstig 
31US,  dafs  Hrn.  Hufs  unstreitig  das  Verdienst  gebühret, 
uns  die  einfachste,  zuverläfsigste ,  von  äufseren,  öfters 
unvermeidlichen  Umständen,  am  wenigsten  abhängige 
Prufungsmexhode  des  Salpeters  gelehret  zu  haben, 

Diese  neue  Methode  gründet  sich  auf  die  Erfah- 
rungssätze, a)  dafs  die  Menge  Salpeters,  welche  sich 
im  Wasser  auflösen  kaiin,  mit  dem  Gewichte  und  mit 
der  Temperatüi  des  letzteren  im  geraden  Verhältnisse 
stehet  3  dafs  der  Unterschied  der  Auflöslichkeit  de$ 
Salpeters  in  hcifsem  und  in  kaltem  Wasser  sehr  grofs 
ist;  dafs  alsp  bei  gleichem  Gewichte  des  Wassers  um 
so  mehr  Salpeter  aufgelöset  wird  oder  aufgelöset  er- 
halten werden  kann,  je  höher  die  Temperatur  ist;  dafs 
daher  eine  Salpeterlauge  bei  jedem  Temperatursgrade 
einen  andern  Sättigungspunkt  hat,  und  dafs  eine  bei 
einer  gewissen  Temperatur  gesättigte  Lauge  Salpeter 
fallen  lassen  mufs,  wie  ihre  Temperatur  sinkt,  dage- 
gen in  den  Stand  gesetzet  wird,  noch  mehr  ihr  dar- 
gebothenen  Salpeter  aufzulösen,  wenn  ihre  Tempera- 
tur steigt  *);  b)  dafs  auf  dieses  Sättigungsverhältnifs 


*)  Nach  den  Beobachtungen  der  Beamten ,  welche  in  Frankreich 
den  Salpeter  nach  der  Riffaulf  sehen  Methocle  luitersuchen, 
zeigt  eine  bei  -|-  ^^^  B.  m*  reinem  Salpeter  vollkommen  ge- 
sättigte Auflösung  19  Beaum^schc  Grade,  diese  Grade  steigen 
und  fallen  aber  im  geraden  Verhältnisse  nüt  den  Bcaumur'» 


4it;  "     * 

Äwiscben   \\asscr  und  Salpeter  andere   Salze   keJ: 
Einflufs  haben,  daTs  nahmlicli  niii  Salpeter  Lei  eini 

fewissen  Tempuratur  j^esaltigles  Wasser  noch  andei 
aize,  z.  B.  Kochsalz  oder  Digestivsalz  u-  dgl.  hei  di 
selben  Temperatur  aufzulösen  vermag;  dafs  also  dit 
fremden  Salze  den  zur  Sätligunt;  einer  gewissen  Mengl 
Wasser  hei  einer  bestimmten  Temperatur  noch  feh« 
lendeo  Salpeter  nicht  zu  ersetzen  vermögen;  und  daf» 
folglich  eine  Lauge,  welche  Salpeter  und  andere  Salze 
zugleich  aufgelöset  enthält,  erst  bei  jener  Temperaluc 
Salpeterkry stalle  abzusetzen  anfängt,  bei  welcher  einfl 
Auflösung  derselben  Menge  reinen  Salpeters  in  dersek 
Leu  Menge  reinen  Wassers  würde  zu  krystallisiren 
gefangen  haben.  Wenn  man  also  weifs,  dafs  loo  Gft- 
wichistheile  Wasser  bei  -f-  i4**  R-  afli^S  Gewichtstheiie 
reinen  Salpeter  auflösen  können,  so  wird,  wenn  man; 
2q,(i5  Gewichtstheiie  Salpeter  in  lOo  Gewichistheilew 
Wasser  von -f- 45  ^  ß.  auflöset,  die  Auflösung  zugedecM 
mit  einem  darin  befmdlichen  Thermometer  erkalteft 
läfst,  noch  nichts  von  Salpeter  anschiefsen,  wenn  auch 
die  Temperatur  auf -j-  i4°  R-  herabfällt;  aber  es  miis 
sen  sich  gleich  kleine  Salpcterkrystaile  zeigen,  wie  tili 
Temperatur  nur  etwas  liefer  sinkt.  Lassen  sich  in  den 
genannten  Falle  etwas  unter  -f  !4'  K.  noch  keine  Sal- 
peterkry stalle  sehen,  so  ist  dieses  ein  Zeichen,  daß 
in  dem  Wasser  nicht  die  beslimmle  Menge  Salpeti 
aufgelöset  ist,  und  dafs  die  zur  Auflösung  gelirauchl 
Salpetermcnge  andere  Salze  beigemengt  enthalten  halie 
Mufs  die  erwähnte  Salpcterlauge  bis  auf  4-  10''  R.  ah 
kühlen,  ehe  sich  etwas  Salpeter  in  Krystallen  auszui 
scheiden  anfängt,  und  weifs  man  aus  der  Erfahrung, 
dafs  roo  Gewichtslbeile  Wasser  bei  4  10°  R.  24>5iGe* 
wichtsthcile  Salpeter  aufgelöset  entlialten;  so  ist  durcl 
diesen  Versuch  ausgemiitelt,  dafs  in  dem  aufgelostei 

seilen  Tempera t Urs gra den,  bei  weluhen  clas  Wasiii^r  mit  Salpe- 
ter gesällißt  woriltn  ist;  so,  das  eine  be\+  14"  11.  gesätligW 
Salpetcijauge  aS  B.  Grade,  eine  bei  +Ö='R.  gusättigtc  Ldug« 
aber  nur  17  11.  Grade  acigtt. 


Salpetergewichte  nur  2^,5 1  Gewichtstheile  reiner  Sal- 
peter, das  übrige  aber,  oder  5,i4Gewichtsth.,  fremd- 
artige beigemengte  Salze  waren. 

Um  nach  diesen  Grundsätzen  Salpeter  prüfen  zu 
können,  mufste  durch  genaue  Versuche  ausgemittelt 
^Verden,  wie  viel  reinen  Salpeter  eine  bestimmte  Menge 
Wasser  bei  verschiedenen  Temperaturen  aufgelöset  zu 
lialten  im  Stande  ist.     Hr.  ffufs  stellte  diese  Versuche 
an,  indem  er  zuerst  in  loo  Gewichtstheilen  warmen 
Wassers  4o  Gewichtstheile  reinen  Salpeter  auflöste,  und 
dieTemperatur  bemerkte,  bei  welcher  diese  Lauge  zu 
liystallisiren  anfing;  indem  er  dann  ferner  beobachtete. 
Wie  viel'man  für  dieselbe  Menge  Wasser  an  Salpeter  ab- 
brechen müsse  (wofür  man  allenfalls  salzsaure  Salze  zu- 
setzen kann),  wenn  die  Lauge  erst  bei  einer  immer  um 
^  Grad  niedrigem  Temperatur  krysiallisiren  soll.  Nach 
den  Resultaten  dieser  Versuche  ist  die  folgende  Ta- 
belle entworfen,  in  deren  erster  Spalte  die  Tenipera- 
tursgrade  von  Viertel  zu  Viertolgrad  nach  der  Sothei- 
ligen  oder  Reaumur^ sehen  Skale  angegeben  sind ,  bei 
welcher  die  Lauge  von  loö^Gewichtsilieiiea  Wasser 
und  4o  Gewichtstheilen  eines  zu  untersuchenden  Sal- 
peters zu  krystallisiren  anfängt  *);    in  deren  zweiten 
Spalte  man  die  Menge  reinen  Salpeters  findet,  welche 
in  den  4o  Gewichtstheilen  des  untersuchten  Salpeters, 
dessen  Lösung  in  loo  Gewichtstheilen  Wasser  bei  der 
vorstehenden  Temperatur  krystallisirt,  enthalten  sind; 
in  deren  dritter  Spalte  endlich  dieses  Verhäitnifs  auf 
Prozente  reduzirt  ist. 

Gesetzt  also,  es  soll  ein  zu  übernehmender  Salpeter 
auf  diese  Weise  geprüfet  werden;  so  mufs  man  zuerst 


*)  Man  könnte  hier  auch  sagen  j  die  erste  Spalte  ge}).^  die  Tem- 
peratur an,  bei  welcher  loo  Gewichtstheile  Wasser  mit  den 
m  der  zweiten  Spalte  auf  derselben  Linie  stehenden  Gewichts- 
theilen reinen  Salpeters  vollkommen  gesättiget  sind. 

Uhrfc.  dU  polyU  Inst.  I.  Dd.  ;)n 


> , 


4i8 

in  einem  genau  tarirten  zylindrischen  Glase  loo  Quentn 
chen  (^  25  Loth)  r6ines  Regen-,  Flufs-  oder  auch: 
Brunnenwasser,  welches  vorher  beiläufig  auf-f  45®fi. 
erwärmt  worden  ist,  abwägen  '^;  dieses  Wasser  wird  j 
dann  auf  i  o  Lth.  des  feingepulverten  zu  untersuchenden 
Salpeters  in  ein  anderes,  beiläufig  i  W.MafshaJtende^ 
Glas  gegossen,  mit  einem  Glasstäbchen,  mit  einem  ^in-  ■ 
nemen  Löffel,  odJr  auch  allenfalls  mit  dem  Thermo- 
meter so  lange  umgerühret,  bis  sich  der  Salpeter  gänz^' 
lieh  aufgelöset  hat.    Sollte  das  Wasser  während  des  l 
Auflösens  so  weit  abgekühlet  worden  seyn,  dafs  es  den  ^ 
Salpeter  nicht  mehr  ganz  aufzulösen  im  Stande  wäre,  ^ 
so  darf  man  das  Glas  nur  in  ein  gröfseres  Gefäfs  luit  j 
warmem- Wasser  stellen,  bis  unter  fortgesetztem  Uoi-  t 
rühren  die  Auflösung,  erfolgt  ist.  Wenn,  nach  gescLe«   | 
hener  Auflösung  das  hineingestellte  Thermometer  noch   / 
eine  hohe  Temperatur  zeigt,  so  kann  man,  um  die  Ab^ 
kühlung  zu  beschleunigen,  das  Glas  in  ein  Gefäfs  mit 
kaltem  Wasser  stellen  tmd  die  Lauge  jbeständig  um*    j 
rühren  oder  schütteln,    damit  die  Abkühlung  durch 
die  ganze  Masse  derselben  gleichförmig  erfolge.   Ist 
die  Temperatur  beiläufig  auf  +  22^  R.  gesunken,  so 
nimmt  man  das  Glas  aus  dem  kalten  Wasser,  rühret 
die  Salpeterlauge  einige  Minuten  gut  unter  einander, 
und  sieht  dann  nach,  ob  sich  am  Boden  des  Glases 
noch  keine  Spiefschen  von  angeschossenem  Salpeter 
zeigen.      Diese    Krystalle  werden    öfters    deutlicher 

»)  VVcil  das  Abwägen  beschwerlich  ist,  so  kann  man  sich  zu 
diesem  Zweclie  auch  ein  enges  Zylinderglas  vorrichteft,  wel» 
ches  bis  zu  einem  bestimmten  Punkte  genau  25  Loth  W^asser 
von  +45<»R.  fasset,  und  das  Wägen  also  in  ein  Messen  ver- 
wandeln. Nur  mufs  in  diesem  Falle  immer  Wasser  von  der- 
selben Reinheit  und  von  derselben  Temperatur  genommen 
vverden.  Am  genauesten  könnte  dieses  Messen  vielleicht  in 
einer  Flasche  mit  einem  langen,  etnas  engen  Halse,  in  welcher 
die  bestimmte  Wasserquantität  bis  zu  einem  bezeichneten 
Punkte  reichen  müCstc,  geschehen. 

»)  Die  Temperatur  von  1 00 Ge wich tstheilen  Wasser  fallt  beider 
Auflösung  von  40  Gewiclitstheilen  Salpeter,  von +  45»  R.  ge- 
wölmiich  auf  -}-  a5*  R.  herab. 


i 


4i9 

t. wahrnehmbar,  wenn  man  das  Glas  etwas  neiget,   so, 
I  dlafs  sie  sich  an  die  Seitenwand  de$  Glases,  anlegen. 
•  Bemerkt  man  noch   keine   Salpetcrkrystalle,    so  läfst 
^  man  die  Lauge  so  lange, langsam  abkühlen,  bis  diese 
:  sich  zeigen,  und  bemerkt,  wenn  dieser  Zeitpunkt  ein- 
tritt, genau  die  Temperatur  an  dem  in  der  Lauge  ste- 
henden Thermometer.    Hätte  man  den  Zeitpunkt  des 
ersten  Anschiefsens  der  Krystalle  übersehen,   so  darf 
Äan  das  Glas  nur  wieder  in  warmes  Wasser  stellen, 
I)is  die  gebildeten  Krystalle  sich  aufgeloset  haben,  und 
dann  mit  mehr  Aufmerksamkeit  während  des  Abküh- 
lens  den  genannten  Zeitpunkt  und  die  dabei  statt  ha- 
biende  Temperatur  beobachten.—    Um  während  des 
Auftösens,  Abkühlens  undUmrührens  das  Verdampfen 
des  Wassers  zu  vermindern,  und  dadurch  vielleicht 
eine  Quelle  von  unbedeutenden  Unrichtigkeiten  zu  ver- 
Hopfen, kann  man  das  Gefäfs  so  viel  als  es  thunlich 
ist,    zugedeckt  halten.    Auch  darf  man  die  Umriihr- 
stäbchen  nicht  weglegen,  damit  nichts  von  der  Flüs- 
sigkeit verloren  gehe. 

Wenn  man  nach  dieser  Beobachtung  in  der  ersten 
Spalte  der  Tabelle  den  beobachteten  Thermometer- 
grad suchet,  so  wird  man  auf  derselben  Linie  in  der 
^weiten  Spalte  die  Anzahl  Quentchen  Salpeter  finden, 
die  bei  dieser  Temperatur  in  loo  Quentchen  Wasser 
aufgeloset. seyn  können,  folglich  in  den  4o  Quentchen 
des  untersuchten  Salpeters  enthalten  waren,  in  der 
dritten  Spalte  aber  die  Zahl  der  Pfunde  reinen  Salpe- 
ters, aufweiche  man  in  lOO  Pfunden  des  untersuch- 
ten Salpeters  rechnen  kann.  Wenn  mit  der  letzten  ' 
Zahl  die  Anzähl  Pfunde  der  ganzen  Salpeterpost  mul- 
tipliziret  und  das  Produkt  mit  loo  dividiret  wirdj  so 
»eigt  der  Quotient  die  Anzahl  Pfunde  reinen  Salpeters 
in  der  ganzen  Post.  Für  die  Praxis  braucht  man  ei- 
gentlich nur  die  erste  und  dritte  Spalte.  Ein  Beispiel 
wird  dieses  noch  deutlicher,  machen. 

^7  * 


420 

Ein  Salpetersieder  bringt  45o  Pfund  Salpeter, 
werden  die  Proben  nach  den  allgemein  bckaunteDRoj 
geln  genommen,  und  die  Uniersucluing  nach  der  oticl 
Leschriehenen  Art  damit  vorgenommen.  Die  AufLüsuufl 
zeiget  Lei  -|-  ig^  R.  SaJpcterkrjsialle.    Diese  it)  Ther 
momeler grade  zeigen  in  der  dritten  Spalte  94  Pf^und  I 
reinen  Satpeter  auf  Einen  Zentner  des  untersuchte]],  1 
(450X94):    100  =  423.    Folglich  enthalten  jene  45o  | 
Pfiind  des  eingelieferten  Salpeters  nur  433  Pf.  reinen  1 
Salpeter  und  a^  Pf.  fremdartige  Salze, 

Da  bei  dieser  Untersuchungsari  alles  auf  die  genauä 
Bestimmung  der  Temperatur  gebauet  ist,  bei  welchei 
eine  bcstioimte  Salpcteriösung  ihren  Salti gungspunkl 
erreicht  oder  zu  krjstallisireu  anfangt  r  so  kommt  ei 
dabei  vorzüglich  auf  zweckmäfsige  Instrumente  zur  Be- 
stimmung der  Temperatur,  also  auf  gute  Thermome- 
ter an.  Weil  kleine  Teuiperaturs-Unterschiede  schon 
bedeutende  Differenzen  in  dem  Resultate  der  Unler- 
slichung  hervorbringen  küunen,  die  Reaiitnurschen 
Grade  aber  zu  grofs  sind,  so  mufs  man  sich  dazu  ein 
Tbermometei-  machen  lassen,  auf  dessen  Skale  jeder 
Keaiimur'sche  Grad  in  vier  Theile  getheilt  ist,  und 
auch  diese  V  iertelgrade  müssen  wenigstens  |  Linien  grofs 
seyn,  damit  man  bei  der  Beobachtung  den  vierten Theil 
davon  noch  deutlich  unterscheiden,  die  Temperaturs- 
Bestimmung  also  bis  auf  Sechzehntelgrade  treibäl 
könne.  Obscbonin  derTabellenur  von  Viertel  zuVier- 
tel R.  Graden  die  Salpeterquanlitäten  angegeben  sindi 
welche  100  Gewicbtslheile  Wasser  sattigenj  so  kann 
man  sich  doch  durch  Interpolation  leicht  hellen,  wenir 
der  Krystallisaiionspunkt  einer  Lange  auch  nicht  auf 
einen  ganzen  oder  einen  ^  iei'tel  R,  Grad  lallt.  Gesetil 
man  habe  bei  dem  Kiystallisationspunkte  einer  Salpe- 
terlauge  Viertheile  von  einem  \  iertelgrade  heobacli- 
tet,  so  suche  man  in  der  dritM'n  Spalte  die  zwei  Zah- 
len, zwischen  welche  die  Beobachtung  fällt,  ziebffdie 


421 

ibere  von  der  unteren  ab,  dividire  die  Differenz  durch 
[^  und  zähle  den  Quotient  so  oft  zu  der  kleineren  jener 
wei  Zahlen  hinzu ,  als  man  Viertheile  eines  Vierlel- 
;rades  beobachtet  hat..  Folgendes  Beispiel  wird  dieses 
^erfahren  mehr  erläutern.  . 

Die  nach  der  oben  gegebenen  Vorschrift  bereitete 
jösung  eines  zu  untersuchenden  Salpeters  krystallisiret 
»ei*etwa$  mehr  als  19^ Grad R.,  denn  man  findet,  dafs 
las  Quecksilber  auf  einem  Punkt  stehet,  der  noch  drei 
^iertheile  des  folgenden  Viertelgrades  beträgt  (das 
Thermometer  stehet  also  eigentlich  auf  i  iQj^^  ^O?  *^ 
uche  man  in  der  dritten  Spalte  die  Zahlen,  welche 
9^  und  iQji^R.  entsprechen;  man  findet  als  solche 
3^2  und  gßj^.  Nun  ziehe  man  die  kleineren  von.  der 
^öfseren  ab,  so  erhält  man  1,2;  dieses  dtirch  4  divi- 
liret  gibt  den  Quotienten  o,3,  und  dieses  dreifa6h  zu 
)5,3  addiret  gibt  96,1  pCt.  als  den  Gehalt  an  reinem 
alpetersauren  KaU  in  einem  Salpeter,  von  welchem  4o 
oewichtstheile  bei  einer  Temperatur  von  +  I9r^°  R» 
Loo  Gewichtstheile  Wasser  bis  zum  Krystallisations* 
tunkte  sättigen. 

Nebst  dem,  dafs  die  Thermometer  hinlänglich 
^ofse  Grade  haben,  kommt  es  vorzüglich  darauf  an, 
iafs  ihr  Rohrchen  genau  calibrirt,  dafs  sie  übrigens 
richtig  seyen,  und  vorzüglich  dafs  sie  niit  jenem  Ther- 
3iometer,  womit  Hr.  Ifufs  seine  Versuche  zur  Entwer- 
Tung  der  Tabelle  gemacht  hat,  genau  korrespondiren. 
M[an  kann  sich  von  dieser  Korrespondenz  überzeugen, 
wenn  man  eine,  in  der  zweiten  Spalte  der  Tabelle  vor- 
kommende Quantität  von  reinem  Salpeter  in  100  Ge- 
mchtstheilen  V^asser  auflöset  und  bemerket,  ob  der 
ECrystallisationspunkt  der  Lösuug  bei  dem  in  der  ersten 
Spalte  daneben  stehenden  Temperatursgrade  eintritt. 
Wenn  man  sich  also  Laugen  macht  von  100  Gewichts- 
(heilen  Wasser  mit  !i4;5i ,  mit  3o  und  mit  4oGewichtS' 


iJi 


42a 

iheilen  reinen  Salpeter :  so  mufs  dasTheraiometer,  wem 
es  mit  jenem  des  Hrn.  Ifujs  korrespondiret,  bei  dem' 
Krystallisationspunkte  der  ersten  4-  10^  bei  jenem  der 
zweiten  -J- 1 44,  und  bei  jenem  der  dritten  Lauge + 30 J^R. 
zeigen.  Weichet  das  zu  Gebothe  stehende  Thermome- 
ter von  jenem  des  Hrn.  /ki/s  zwar  ab,  bleibt  sich  aber 
die  Abweichung  durch  die  gajize  Skale  gleich,  sojas« 
sen  sich  die  Grade  des  einen  Thermometers  leicht  anf 
jene  des  andern  reduzirenj  ist  aber  die  Abvreichung 
veränderlich,  so  ist  schwer  zu  helfen. 

Die  Skale  des  zu  diesen  Untersuchungen- zu  vcr-  t 
wendenden  Thermometers  braucht  blofs  von  o  bis  p 
+  5o°R.  zu  reichen,  weil  sonst  dats Röhrchen  zu  langi  r 
das  ganze  Instrument  zu  unbequem  und  in  demdeU>ea  t 
Verhältnisse  gebrechlich  ausfalleu  würde.  ^ 

t 

Die  Tabelle  reichet  nur  bis  +  8°  R->  tei  wclcheiix  c 
eine  nach  der  oben  beschriebenen  Weise  bereitete  Sat  t 
peterlauge  krystaUisiret,  wenn  der  darin  aufgelöste  Sal-  : 
peter  nur  55,7  P^^-  reines  salpetersaures  Kali  enthält  Je 
Obschon  es  kaum  glaubhch  ist,  dafs  ein  Salpeter  zur  1 
Untersuchung  kommen  wird^  der  noch  unreiner  ist,! 
und  dessen  Lauge  also  eine  hoch  tiefere ,  in  der  Ta-  ] ' 
bjelle  nicht  mehr  angezeigte  Temperatur  zum  Krystal*  : 
lisiren  bedürfte :  so  kann  man  sich  doch  auch  in  die- 
sem Falle,  wenn  er  eintreten  sollte,  helfen,  durch  Zu- 
satz von  reinem  Salpeter,  den  man  dann  bei  der  Be- 
rechnung wieder  abziehet. 

Z.  B.  Man  bekommt  einen  schlechten  Salpeter  zu 
untersuchen,  von  dem  man  4o  Gewichtstheile  in  100 
Gewichtstheilen  auflöset,  allein  die  Lauge  fängt ,^  selbst 
nachdem  ^ie  bis  auf  8®  R.  abgekühlt  ist,  noch  nicht 
zu  krystallisiren  an.  Man  nimmt  nun  80  Gewichtstheile 
desselben  Salpeters, -setzet  ihnen  20  Gewichtstheile 
reiues  salpetersaures  Kali  zu,   mengt  alles  gut  unter 


4^3 

ind^r  und  löset  4^  Gewiclitstheile  des  Gemenges 
[oo  Gewichtstheilen  \Vasser  auf.  Diese  Auflösung 
gt  nun  bei  +  lo^^  ^  R.  zu  krystallisiren  an.  Diesem 
rstallisationspunkte  entsprechen  in  der  dritten  Spalte 
pCt.  reitier  Salpeter;  davon  müssen  aber  die  20  pCt. 
i  zugesetzten  Salpeters  abgezogen  werden;  folglich 
liält  der  untersuchte  Salpeter  ^2  pCt.  reines  salpe* 
saures  Kali. 

Auf  gleiche  Weise  verfahrt  man  auch,  weim  man 
ti  im  Sommer  keine  hinreichend  tiefe  Temperatur^ 
»cfaon  diese  vielleicht  in  der  Tabelle  noch  zu  finden 
re^  zurKrystaUisation  der  Lauge  eines  gewissen  Sal- 
ers  verschaffen  kann.  Gesetzt  man  befinde  sich  in 
*  h^issesten  Jahrszeit  an  einem  Orte,  wo  man^kein 
bältnifs  findet,  in  welchem  während  des  Tages  die 
mperatur  unter -f  i6'  R.  fiele,  und  man  untersuchte 
en  Salpeter,  dessen  Lauge  bei  dieser  Temperatur 
3h  nicht  krystallisiret.  Man  setzt  dem  zu  unter- 
^henden  Salpeter  auf  die  obige  Art  lo  pGt.  reinc^ 
peter  zu,  macht  nun  mit  dem  Gemenge  die  Proh^ 
'  die  vorgeschriebene  Weise,  und  findet,  dafs  nun 
!  Lauge  bei  -f  1»^°  R.  zu  krystallisiren  anfängt.  Die- 
Temperatur  entsprechen  in  der  Tabelle  85,4  pCt.; 
7Qn  10  abgezogen:  so  bleiben  76,4  pGt.  als  Qehalt 
\  untersuchten  Salpeters. 

Da  die  Richtigkeit  der  Resultate  dieser  Unter- 
^hungsmetbode  von  der  genauen  Bestimmung  nicht 
3in  der  Temperatur ,  sondern  aucji  der  Menge  des 
assers  abhängt;  so  sieht  man  leicht  ein,  ^ie  viel 
rauf  ankommt,  dafs  zu  den  100  Gewichtstheilen 
asser,  worin  die  l\o  Gewic^tstheile  Salpeter  aufge- 
et  werden,  nicht  noch  wo  anders  her  Wasser  komme» 
eses  ist  aber  der  Fall,  wenn  der  zu  untersuchende 
Ipeter  selbst  Wasser  enthält  oder  feucht  ist;  denn 
s  Wasser  dieses  Salp^eters  wird  bei  dem  beobachte- 


434 

len  Krystallisalionsp unkte  so  viel  Salpeter  sufgelÖSflt  h 
l)ehalien,  als  eine  solche  Menge  Wasser  in  der  Lei  i 
diesem  Punkte  satt  findenden  Temperatur  aufgelösel^ 
behalten  kann,  und,  die  Probe  -wird  aUo  weniger  rei- 
nen Salpeter  anzeigen  als  wirklich  vorhanden  ist.  Ge- 
setzt man  untersuche  einen  Salpeter,  der  2 1  pCt.  Feuch- 
tigkeit enthalt  und  welcher  bei  -|-  18°  R.  zu  kryslalli-; 
■  siren  anfiingt,  folglich  89,5  pCt.  reines  sal petersaiu'ei 
Kali  zu  erkennen  gibt;  so  hat  dieser  Salpeter  eigentlich 
90,194  pCl.  salpetersaures  Kali  enlJialten ,  und  die 
Probe  ist  beinahe  mii  0,9  pCt.  zu  gering  ausgefallen. 
Wenn  nähralich  der  Salpeter  ai-  pCi.  Wasser  enthalt, 
so  enthalten  4o  Gewichtstbeile  dieses  Salpeters  i  Ge- 
wichtsihei!  Wasser;  i  Gewichtstheil  Wasser  loset  aber 
bei  -f  18°  R.  Oj358i  Gewichtstbeile  reinen  Salpeter 
auf,  der  also  nicht  angezeigt  wird.  Wenn  in  4o  Ge- 
wichts ibeilen  Salpeter  o,358i  Gewichistheile  zu  wenig 
angezeigt  werden,  so  betragt  dieses  auf  100  Gewichis- 
theile Salpeter  0,895  Gewichtstheiie  oder  beinahe  0,9 
pCt.  Über  3  pCt.  Feuchtigkeit  kann  ein  Salpeter  kanm 
enthalten.  Wenn  von  einem  solchen  3  pCt.  Feuchtig- 
keit enthaltenden  Salpeter  eine  Probe  genommen  wird, 
und  die  vorscliriftniüfsige  Auflösung  krystallisiret  bei 
+  iG^  R-,  gibt  also  81,5  pCt.  reines  salpetersaurei 
Kali  zu  erkennen,  so  beträgt  die  Unrichtigkeit  in  Hift- 
sicht  des  zu  gering  angezeigten  reinen  Salpetergehal- 
tes 0,9^5  pCt,,  und  dieser  Salpeter  enthält  eigentlicb 
83,475  pCt.  reines  salpetersaures  Kali,  wovon  aber  bet 
-f  16^  R.  0,975  pCt.  von  dem  Wasser,  womit  er  be- 
feuchtet war,  aufgelöset  gehalten  werden. 

Man  sieht,  dafs  die  Proben  mit  feuchtem  Salpetes 
immer  zuuiNachtheil  des  Fabrikanten,  welcher  solchei 
Salpeter  einliefert,  ausfallen,  welches  auch  nicht  gani 
unbillig  ist,  indem  gewöhnlich  nur  solcher  Salpeter^ 
der  sehr  viel  salzsaure  Salze  enthält,  durch  das  ai 
4er  Atmosphäre  angezogene  Wasser  feucht  Istj  iudei 


425 

Terner  ein  solcher  Salpeter  in  den  Magazinen  duröh 
Zierfliefsen  nicht  allein  Unbequemlichkeiten  verursacht, 
sondern  auch  eine  grössere  Schwendung  erleidet,  und 
indem  es  endlich  in  der  Willkür  des  Lieferanten  steht, 
seinen  Salpeter  möglichst  trocken  einzuliefern ;  das  letz* 
tere  wird  unfehlbar  auch  geschehen ,  sobald  den  Lie- 
feranten bekannt  seyn  wird,  dafs  es  ihnen  zum  Vor- 
iheile  gereiche.    Wenn  es  jedoch  in  manchen  Fällen 
daran  gelegen  seyn  sollte,  den  Gehalt  eines  feuchten 
Salpeters  genau  zu  bestimmen,  so  trockne  man  loo 
Gewichtstheile  desselben;    der  Gewichtsverlust  gibt 
den  Wassergehalt  in  ProzejUen.    Dann  nehme  man  4o 
Gewichtstheile  des  getrockneten  Salpeters,  löse  ihn  in 
IOC  Gewichtstheilen  Wasser  auf,  und  macl^c  die  Probe 
nach  der  oben  gegebenen  Vorschrift.   Kennt  man  den  > 
Wassergehalt  des  Salpeters,    so  kann  man  auch  das 
Resultat  der  damit  im  feuchten  Zustande  angestellten 
Probe  korrigiren ,  indem  man  zu  dem  angezeigten  rei- 
nen Salpeter  das  hinzurechnet,  was  die  bekannte  Was- 
sermenge des  feuchten  Salpeters  bei  der  Krystallisa»' 
tiöns- Temperatur  aufgelöset  behalten  kann» 

Well  diese  Proben  mit  solcher  Genauigkeit  und 
Leichtigkeit  angestellt  werden  können,  so  werden  sich 
die  Fabrikanten  ihrer  wohl  auch  bedienen,  um  das  bei 
den  ersten  Läuterungen  abfallende  Digestiv-  und  Koch- 
salz auf  den  etwaigen  Salpetergehalt  zu  untersucheh, 
and  den  letzteren,  wenn  sie  es  der  Miihe  werth  finden, 
durch  die  bekann<ten  Mittel  daraus  zu  gewinnen.  Ohne 
Zweifel  werden  sie  finden,  dafs  sie  öfters  mit  diesea 
Salzen  viel  Salpeter  weggeworfen  haben. 


A^6 

T^b  eile 

zur  Untersuchung  des  Salpeters  auf  seinen  Geholt  an 

reinem  salpetersauren  Kali. 


sind  io<v6e- 

folglioh  sind 

sind  100  Ge- 

folglich  sind 

l    ! 

Bei  neeb- 

wichtstheile 

in  lOoPf.  des 

Bei  nach- 

wichtstheile 

in  looPf.  des  1 

Wasser  mit 

nntersnch- 

Wasser  mit 

untersuch*   f 

•tehendea 

folgenden 

ten  Salpeters 

stehenden 

folgenden 

teaSalpeters  1 

Gewieht¥- 

an  reinem 

Gewicht  s- 

an  reinem    1 

Tempera- 

theilen 

Salpetersäu- 

Tempera- 

theiien 

salpetersaa-l 

reinen  Sal- 

ren Kali 

reinen  Salr 

ren  HaU 

tarigraden 

peters  voll« 
kommen 
gesättigt 

enthalten. 

tttrsgraden 

peters  voll- 
kommeu 
gesättigt 

•nthalten. 

1 

. 

Pfnnde. 

« 

Pfände. 

• 

+  8  R. 

22,27 

55,7 

•4'/« 

3o 

75 

. 

•/. 

28,53 

56,3 

y* 

36,36 

75i9 

« 

.  y« 

2a,8o 

Ö7 

y4 

30,72 

76,8 

y« 

23,o8 

57»7 

i5 

31,09 

77i7 

9 

23,36 

58,4 

y« 

3 1,46 

78,6 

V* 

33M 

59,1 

V* 

3i,83 

79»^ 

V» 

23,92 

59,8 

*Ä 

32,2  i 

80,5 

% 

24,21 

60,5 

16 

32,59 

81,5 

lO 

24,5 1 

61,3 

y« 

32,97 

82,4 

% 

24,Bi 

62 

t 

y« 

33,36 

83,4 

v* 

25,12 

62,8 

y. 

33,75 

84,4      1    - 

% 

25,4l 

63,5 

'7 

34,i5 

85,4 

11 

25,71 

64,3 

y« 

34,55 

86,4 

% 

26,02 

65 

y* 

34,96 

87,4 

% 

26,32 

65,8 

y. 

35,38 

88,4 

, 

% 

26,64 

66,6 

18 

35,81 

89.5 

»a 

26,96 

674 

% 

36,25 

90,6 

V* 

27,28 

68,2 

V. 

36,70 

9»  1.7 

% 

27,61 

69 

.y* 

37,15 

9«»9 

y* 

»7*94 

69,8 

«9 

37,61 

94 

i3 

28,27 

70»7 

y. 

38,o8 

95,2 

•/« 

28,61 

71,5 

y* 

38,55 

964 

y* 

28,95 

7«»4 

y* 

39,03 

97,6 

% 

29,30 

73,2 

ao 

39,51 

98,8 

>4 

29,65 

* 

'74>i 

% 

40 

• 

100 

:. 

\  / 


XXV. 
Miszellen. 


1. 

Eine  Maschine ,  durch  welche  das  Holz 
in  feine  Blätter  von  beliebiger  Länge 

geschnitten  wird. 


U  ber  diese  in  Res^al  erfundene  Maschine  ist  uns 
folgende  Nachricht  zugekommen. 

»Das  schneidende  Werkzeug  dieser  Maschine  ist 
ein  horizontales  Messer  von  solcher  Länge  y  als  man 
die  Blätter  breit  machen  will  (bei  der  hier  befindli- 
chen, Maschine  drei  Fuft),  welchem  mittelst  eines 
Räderwerkes  ein  grob  gedrechselter  Holz-CyUnder 
entgegen  gedrehet  wird. 

Das  Messer  ist  mit  einer  ~  Bedeckung  versehen^ 
welche  ihm  so  viel  Spielraum  läfst^  als  im  Verhältnifs 
der  den  Blättern  zu  gebenden  Dicke  nöthig  ist.  Es 
bildet  übrigens  die  schmale  Seite  eines  sechs  bis  sie- 
ben Schuh  langen  Rahmens^  und  liegt  unmittelbar  auf 
dem  Holz-Cylinder  auf.  Damit  es  in  denselben  ein- 
greife, ist  der  Rahmen  gegen  das  Wasser  zu  mit 
einem  Gewichte  beschwert.  Durch  das  Entgegendre- 
hen des  Holz -Cylinders  wird  nun  dieser,  so  zu  sagen, 
abgeschält  oder  in  feine  Blätter  geschnitten.      Man 


438 

» 

kann  diese  Blatter  fünfzig  bis  sechzig  Ellen  lang  nia«> 
cben^  je  nachdem  der  Holz  -  Gylinder  dick  ist. 

Auf  der  dem  Messer  entgegengesetzten  Sßite  des 
Rahmens,' ist  dieser  in  einer  Falz  laufend  von  oben 
nach  unten  beweglich.  Diefs  ist  deshalb  nothwendifi, 
damit  er  rückwärts  in  dem  Mafse  herabweiche,  als 
er  vorn  durch  die  Abnahme  des  Holz- Cy linders,  auf 
welchen  er  sich  aUein  stützt,  sinkt.  Damit  dieses Nach- 
sinken  gleichmäfsig  geschehe ,  ist  rücliwärts  ein  Re* 
gulator  angebracht,  der  in  einer  flachen  Eisenstange 
besteht,  welche  als  schiefe  Fläche  den  Rahmen  un« 
terstützt.  So  wie  mit  diesem  also  das  Messer  vom 
herabsinkt,  eben  so  gleitet  er  rükwärts  an  der  schiefen 
Fläche  herunter.  Diese  wird  aber  dadurch  allmählich 
^vorgeschoben,  und  der  ganze  Rahmen  erhält  dabei  keine 
andere  Bewegung,  als  ein  langsames  Herabsinken.     . 


V 


Diese   Holzblätter  können    zum  Abdrucken  von 
Kupferstichen  oder  lithographirten  Zeichnimgen,  wie 
.Papier,  verwendet  werden,  nachdem  man  sie  vorher 
mit  Bimsstein  gehörig  abgerieben  hat. 

Der  vorzüglichste  Nutzen  dieser  Maschine  ist, 
kostbares  Holz  ohne  Verlust  und  in  grofser  Schnellig- 
keit in  dünne  Blätter  zu  schneiden',  welche  zum  Fur- 
niren  von  Geräthschaften  verwendet  werden.  Man 
verfertigt  mit  dieser  Maschine  in  drei  Minuten  fünf 
und  dreifsig  Ellen  solcher  Blätter  von  beliebiger  Brei- 
te ,  bis  zu  3  Schuh. 

Der  Bau  dieser  Maschine  ist  übrigens  einfach;  so 
dafs  sie  leicht  nachgemacht  werden  kann :  die  Haupt- 
schwierigkeit besteht  nur  in  der  Einrichtung  und  An- 
wendung des  Regulators  und  in  der  Anwendung  eines 
so  gediegenen  Stahles ,  der  sich  beim  Härten  weder 
wirft,  noch  ausspringt,  und  sich  mit  der  gröfsten 
Gleichheit  schleifen  läfst.< 


429 

• 

Das  Princip  dieser  Maschine,  welches  eigentlich 
auf  die  Operazion  des  Abdrehens  der  Späne  auf  der 
Drehbank  gegründet   ist,    ist  in  seiner  Anwendung 
sinnreich ,    und  diese  Maschine  scheint  bedeutende 
Vortheile  zu  versprechen.     Es  kann  praktischen  Me- 
chanikern nicht  schwer   fallen,    eine  Maschine  nacÜ 
dieser  Idee  auszufuhren.   Der  Mechanismus  zur  Regu« 
lirung  des  Messers ,   dessen  Schneide  sich  in   einer 
Spirallinie  um  die  Achse  des  abzudrehenden  oder  in 
die  Blätter  zu  zerschneidenden  Holz -Cy  lind  er  s  bewe- 
gen mufs,  kann  übrigens  verschieden  eingerichtet  wer- 
den.    Vielleicht  wäre  diese  Bewegung  am  sichersten 
durch  ^inen  sogenannten  Support  auszufuhren ,    wie 
man  ihn  bei  Drehbänken  hat,  auf  welchem  das  Schneid- 
eisen sich  mittelst  einer  durch  die  Umdrehung  des 
Bolz-  Cylinders    in    Bewegung    gesetzten    Schraube, 
gegen  dessen  Achse  und  parallel  mit  derselben  gleich- 
förmig bewegte.     Auf  diese  Art  könnten  Blätter  von 
jeder  Dünne,    und  von  feinem  Holze  von  der  Dicke 
eines  feinen  Papiers  abgeschnitten  werden* 

Der  Herausgeber. 


■»♦ 


2.    . 

Die  Holzsäure,  als  Fäulnifs  abhaltendes 

Mittel. 

Pariser  Blätter  enthalten  Folgendes:  Hier  ist  eine 
gichtige  Entdecktuig  gemacht  worden,  welche  die 
irzte  und  Chemiker  sehr  beschäftiget.  Herr  Monge 
lat  gefunden,  dafs  die  brandige  Holzsäure  (acide  pyro- 
igneux),  die  man  durch  Destillation  des  Holzes  erhält, 
lie  Eigenschaft  besitzt,  dafs  sie  die  Auflösung  und  Faul- 
lifs  der  thierischen  Materien  hmdert.  Man  brau^cht 
leisch  nur  einige  Augenblicke  in  diese  Säure  zu  tau- 
ben ^  wenn  sie  auch  nur  schwach  brandig  ist^  so  er- 


43Ö 

hält  sich  dieses  Fleisch  heruach,  so  lange  man  wil 
Bippen,  Leber,  Nieren,  Kaninchen,  die  schon  im 
Julius  vorigen  Jahres  auf  diese  Art  präpaiirt  woidi'n, 
sind  jetzt  noch  ehen  so  frisch,  als  kämen  sie  erit  aus 
der  Fleischhanli.  Man  sah  Leichname,  die  man  yor 
drei  Wochen  mit  brandiger  Kolzsaurc  gewaschen,  imi 
die  jetzt  keine  Spnr  der  Fäulnifs  an  sich  tragen.  Die 
Fäiilnifs  wird  nicht  nur  dadurch  aufgebalten,  sondern' 
auch  rückgängig  gemacht.  Es  lälst  sich  denken,  wel- 
che wichtige  Anwendungen  in  der  Marine,  der  Arj- 
neikunst,  in  den  Fabriken  etc.  von  dieser  Erfahrung  ge- 
macht werden  können.  Dadurch  erklart  sichs,  warum 
Fleisch,  im  Ofen  gedorrt,  sich  nicht  hält,  währeod, 
das  geräucherte  keiner  solche»  Zerstörung  unterworfen ■' 
ist.  Jetzt  besitzt  man  also  das  Geheimnils  der  Zube- 
reitung der  egyptischen  Älumien  ,  die  dreitausend 
Jahre  lang  der  Zerstörung  ü-otzen,  und  die  wirklich. 
das  Aussehen  haben,  als  waren  sie  durch  den  Rauchi 
schwarz  gebeitzt,  und  dadurch  unzerstörbar  gemacht 
worden. 

Um  die  Richtigkeit  der  Angabe  von  dieser  Fäulnifs 
abhaltenden  Eigenschaft  des  Holzessigs  zu  prüfen,  habe 
ich  eine  entfiederte  und  ausgeweidete  Gans  und  eine 
frische  Rindszunge  auf  die  vorgeschriebeoe  Weise  mit 
Holzessig  behandelt,  den  ich  zu  ditesem  Zweck  aus 
Giiajakholz  frisch  destillirci,  alter  gar  nicht  rectifiziret 
habe ,  so  dafs  also  dieser  Holzessig  von  seinem  be^ 
trächthchen  Gehalte  an  empireumatischen  Ölde  noch 
ganz  braun  gefärbt  war.  Beide  Stücke  wurden  am  27. 
Mai  im  Laboratorium  aufgehängt,  und  am  lö.  Juni,  da 
sich  noch  nicht  die  geringste  Spur  von  Fäulnifs  zeigte, 
zugerichtet,  um  sie  auf  ihren  Geschmack  zu  versuchen. 
Die  Gans  war  sehr  zusammengeschrumpft  und  hatte 
auch  eine  braune  Farbe  angenommen,  genau  so,  al» 
■wäre  sie  in  einemRauchfange  geräuchert  worden.  Am 
der  Zunge  konnte  man  weder  das  Eine  noch  das  An- 
dere beobachten;  sie  war  im  Gegcntheil  so  weich  ge- 


^L  der  Zui 

^^^^  dere  be 


43i 

)lieben  ^  dafs  ich  auf  den  Verdacht  kam  ^  sie  könnte 
m  Inneren  ganz  verdorben  seyn^  und  sie^defswegen 
[iirchschnitt.  Allein  sie  zeigte  im  Innern  noch  ganz 
las  Ansehen  einer  frischen  Zunge  ^  war  ganz  und  gat 
icht  mifsfÄrbi|{  und  gab  auch  durch  den  Geruch  nicht 
as  Geringste  von  eingetretener Fäulnifs  zu  erkennen, 
de  Zunge  sowohl  als  die  Gans  wurde  vor  der  Zürich- 
ing  zum  Verspeisen  einen  Tag  in  Ss^zwasser  gelegt. 
Is  sie  nun  zubereitet  genossen  wurden^  konnte  wohl 
ich  der  Geschmack  nichts  von  Fäulnifs  daran  eni- 
ecken,  allein  beide  hatten  den  ihnen  eigenthümlichen 
leischgeschmack  so  gänzlich  verloren^  und  schmeck- 
en dagegen  so  sehr  nach  Rauch ,  dafs  ma^  meinte  ein 
ark  geräuchertes  und  durch  langes  Sieden  erweich- 
;s  Stück  Fell  im  Munde  zu  haben.  So  zubereitetes 
leisch  würde  man  sich  also  wohl  nur  im  höchsten  Noth- 
Jle  als  Speise  zu  genicfsen  entschliessen^  niemahls  aber 
em  auf  die  gewöhnliche  Weise  geräucherten  Fleische 
lelch  schätzen  kömien.  Ich  setze  die  Versuche  mit 
lungen  fort,  die  ich  vorher  eingepöckelt  (eingebeitzt). 
nd  mit  Holzessig,  der  bis  zur  weifsen  Farbe  rektifizirt 
Orden  ist,  gewaschen  habe,  um  zu  sehen,  ob  sie  da- 
arch  nicht  mehr  von  dem  ihnen  eigenthümlichen,  an- 
nehmen Geschmack  behalten,  und  dagegen  weniger 
»n  dem  unangenehmen  Rauchgeschmacke  bekommen. 

Ich  hatte  mir  Anfangs  vorgestellt,  das  der  iinan- 
mehme  Geruch  des  Holzessigs  die  Insekten  verscheu- 
le ,  und  auch  dadurch  etwas  zur  längeren  Konserva- 
3n  des  Fleisches  beitrage  j  der  Versuch  mit  der  ^ 
iinge  hat  mich  aber  vom  Gegentheile  belehret.  Am 
er  und  zwanzigsten  Tage  setzte  eine  grofse  Fleisch- 
ege  ihre  Eier  auf  den  von  der  Luftröhre  daran  ge- 
iebenen  Theil  der  Zimge ,  und  am  andern  Tage  be- 
erkte  ich  an  dieser  Stelle  schon  eine  grofse  Menge 
aden ;  jedoch  nicht  das  Geringste  von  einem  fauli- 
n  oder  sonst  widrigen  Gerüche.  Durch  diese 
;obachtung  wird  eine  alte  Behauptung  bestätiget. 


f 


433 

dafs  Fleisch  ohne  zu  stinken  g<lne  madig  seyn  könne^ 
Der  Versuch  mit  der  Zunge  lehret  üherdiels,  djfs  da^ 
Austrocknen  im  Ranchfanj;«  nicht  die  IJauptiirsacfai 
der  iHnftcren  Haltbarkeit  des  geräucherten  Fleischoi 
ist,  sondern  dufs  die  Imprägnation  mit  dem  Holressigf^ 
und  empireumalischen  Pflanzenöhle,  den  jedesmab 
ligen  Begleitern  des  Holzrauches,  den  Hauptantheil 
daran  ha  heu. 

Dr.  Benjamin  Scholz,  Professor. 


Nachricht  über  die  Anwendung  des  Gas- 
lichtes zu  den  Leuchtfeuern  in  Damig, 

Vor  einiger  Zeit  hat  die  Gasbeleuchtung  tob 
awel  Leuchtfeuern  inj  Hafen  au  Danzig  angefangen. 
Obgleich  auswärtige  Zeiumj^en  schon  vor  längerer  Zeit 
erzählt  hatten ,  dafs  damit  der  Anfang  gemacht  wor- 
den sey,  so  war  dieseNachricht  doch  zu  voreilig.  So- 
wohl der  Feuerthurni,  als  auch  die  Baakc  werdea 
jetzt  mit  Gas,  statt  mit  Wachs  helenchtet.  Das  Gasbe- 
haltnifs  fafst  /|00  Kuhikfufs;  das  Gas  wird  mittelst  4o 
Fufs  Jangen  Röhren  zum  Thnrm,  und  aus  einer  Ent- 
fernung von  274  Fnis  nach  der  Baake  geleitet,  stei- 
get von  beiden  Seiten  zu  den  Lampen  empor,  und 
theilt  sich  aus  jedem  Rohre  in  drei  Arme,  an  deren 
Ende  sich  Argandische  Brand-Mündungen  befinden. 
Diese  haben  1 -^  Zoll  im  Durchmesser,  und  bestehen 
aus  zwei  konzentrischen  Kreisen,  welche  vierzig  fein- 
durchbohrte  Löcher  enthalten.  Auch  in  dei' Wohnung 
des  Aufsehers  ist  eine  Braudmündung  angebracht, 
damit  er  an  solcher  bemerken  kann,  ob  das  Feuer  ge- 
hörig brenne.  Jede  dieser  Brandmundungen  verzehrt, 
im  Dnrchscbnilte  /(  Kubikfufs  Gafs,  so  dafs  das  Gafs- 
hehältnifs  fiir  die  längste  Nacht  auf  sechzehn  Siutt' 
den  ziueicht. 


433 

Jedie  Gasflamme  brcmit  vor  einem  parabolischen 

llessingspiegel;  der  auf  demThurme  zwei  und  zwan- 

cigy  und  auf  der  Baake  siebenzehn  Zoll'  im  Durch* 

radbutie  mifst.    Die  vorgenommenen  täglich  forigesctz- 

.ten  Versuche  haben  dargethan,    dafs  an  jedem  Tage 

3io  bis    320  PfiÄid  'Steinkohlen  verbraucht  werden; 

Dieser  Brennstoff  ist  sicherlich  bedeutend  genug,  und 

der  Verbrauch  von  Steinkohlen,    wenn  sie  gut  sind, 

dürfte  jährlich  acht  bis  neun  Lasten  ausmachen.     Zur 

Zeit,  als   die  Feuer  vormahls  mit  Steinkohlen  unter- 

lialten  wurden,   hatte   man  jedoch  mehr  als  dreifsig 

Xasten:  verbraucht.     Gleichermafsen  war  die  späterhin 

»eingeführte   Wachsbeleuchtung   sehr  kostbar  ;    denn 

I  vorigen  Jahre  wurden  i  i8o  J    Pfund  Wachskerzen 

irbrannt.     Inzwischen  bestehen  die  Vortheile  nicht 

allein  in  der  Verminderung  der  Unkosten :    die 

uWe  Einrichtung  hat  ungemein   durch  die   stärkere 

Bileuchtung  gewonnen,  welche  so  sehr  zugenommen 

];,  dafs  die  Einwohner  von  Heluy  welchen  die  vor- 

geiiommene  Veränderung  unbekannt  war,  die  Gasbe- 

leachtung  fiir  eine  in  Neufahrwasser  ausgebrochene 

Fdaersbrunst  gehalten  hatten.      Das    zur  Anlage  ver- 

v?/nidete  Kapital  wird  sich  in  wenigen  Jahren  reich- 

li/m  vergüten. 

I 


I 


f  ^' 

Benutzung  der  alten  Wäscher-  und  Blei- 
cher-Lauge auf  Pottasche, 

Als  ich  im  Jahre  i8i5  in  Paru  einen  in  dem  St. 
Lud wigs  *  Hospital  aufgestellten  und  zweckmäfsig  aus- 
geführten Apparat  zur  Heilzung  der  Bäder  mittelst  der 
Wasserdämpfe  besichtigte ,  fiel  mir  die  zweckmäfsige 
Beniitzung  auf,  welche  bei  diesem  Apparate  von  der 
alten,  von  der  Spitalwäfche  abfallenden,  Lauge  ge- 
macht wurde.     Der  Dampfkessel  wurde  nämlich  stait 

J«hrk.  dU  polyu  inst.  I.  JBiL  2  8 


434 

mit  gewöhnlichem  Wasser^   mit  dieser  alten  :Wasck 
lauge  gefüllt.     Wenn  die  Flüssiskeit  nach  wiederhoht  ^ 
tem  Nachgiefsen  der  Lauge  und  diird^  die  Yerflüchti' 
gung  des  reinen  Wassers  aus  derselben  (dc^ssen Däm- 
pfe das  Badewasser  erwärmten)  hinreichend  gesättigt 
war;  so  wurde  sie  aus  dem  KCss^  abgelassen,  und 
in  flache,  oberhalb  desselben  befindliche  Geläfse  ge-t 
brächt,  wo  die  Lauge  allmählich  bis  zur  Trockne  abge^T 
dampft  wurde.     Dieser  trockne,  aus  Pottasche ,  öhl  I 
oder  Talg  und  andern  Unreinigkeitenbestehende  Rück- 1 
stand  wurde  nun  in  einem  gewöhnlichen  Kalzinirofea 
verbrannt,  und  eine  sehr  reine,  85  bis  90  Procent  koh- 
lensauren Kali  enthaltende^  Pottasche  gewonnen.  Diese 
Pottasche,  deren  Erzeugung  kaum  mehr,  als  das  zum 
Kalziniren  verwendete  wenige  Brennmateriale  kostete, 
deckte  einen  Theil   der  Kosten  der   fiir  die  Spital- 
wäsche nöthigen  Seifen  und  Lauge. 
1 

% 

Herr  FLahault  Fokedejr  >  Zwirnfabrikant  zu 
Bailleul  im  Noradepartement^  betreibt  seit  einigen 
Jahren  diese  Benutzung  alter  Wäscherlaugen  im 
Grofsen  und  fabrikmäfsig^  Er  errichtete  an  den  Ufern 
der  LjSy  in  der  Nähe  der  Bleichereien)  ein  eigene! 
Etablissement  auf  zwanzig  Sudkesseln ,  und  erzeugte 
vorerst  zehn  tausend  Kilogramm  vortrefflicher  Pott- 
asche, die  er  jedoch,  beidemVorürtheile  der  Bleicher 
gegen  dieses,  aus  einem  als  völlig  unnüte  und  ver- 
braucht angesehenen  Materiale  entstandene  Produkt, 
anfangs  gar  nicht,  und  spätier  nur  mit  einem  minderen 
Preise  von  fünf  Franken  pr.  Zentner  gegen  die  Handels«^ 
Pottasche  verkaufen^  konnte.  Aber  bald  überwand 
die  gute  Qualität  der  neneru  Pottasche  das  Vorurtheil, 
und  sie  wurde  der  russischen  und  Danziger  Pottasche 
vorgezogen.  Im  Jahre  1817  fabrizirte  Herr  FlahauU 
zwanzig  tausend  Kilogranuii  von  dieser  Pottasche, 
den  Zentner  (zu  fimiiig  Kilogranunen)  um  1 5  Franks. 


435 

Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dafs  diese  Be- 
itzungsart  der  alten  Laugen  bei  grofsen  Bleichereien, 
grofsen  Städten ,  und  ü.berhaupt  da,  wo  diese  Lau- 
;n  in  der  Nähe  in  hinlänglicher  Menge  zu  haben 
rid,  und  d^sBrennmateriale  nicht  zu  theuer  ist,  oder 
e  Abdampfung  nebenbei  verrichtet  werden  kann, 
achahmung  verdiene. 

Der  Herausgeber. 


5. 
Krystallisirung  des  Harzes* 

Das  gemeine  weifse  Pech,  Pix  Alba^  welche i' 
51  dem  Absondern  des  Terpenthins  aus  den  Aua- 
issen  der  Pechtanne,  Pinus  sils^estris,  gewonnen 
ird,  gibt  in  Alkohol  von  34  —  36^  Baume  aLuige- 
s^t,  unter  begünstigenden  Umständen  mit  Schwefel-, 
dpeter-  oder  Salzsäure  niedergeschlagen,  Krystalle, 
eiche  öfters  von  ausnehmender  Gröfse  sind ,  so  dafs. 
h  bereits  einen  ganz  frei  stehenden  Krjstall  von  ei- 
ern Zoll  Länge  erhalten  habe. 

Die  Krystalle  sind  durchsichtig,  gelblich  weifs, 
ft  auch  ganz  weifs ,  von  Fettglanz ,  und  bilden  sich 
inzeln,  oder  in  Drusen  und  Nestern,  auf  der  Ober- 
äche  der  Flüssigkeit  sowohl,  als  an  den  Wänden  des 
rcfäfses,  und  steigen  an  denselben  manchmahl  bis 
iderthalb  Zoll  über  die  Flüssigkeit  hinauf.  Am  hau- 
gsten  bilden  sie  sich  aber  auf  dem  Boden  des  Gefafses 
ad  auf  dem  uukrystaUisirten  Harz-  Niederschlage, 

Die  Krystallform  ist  ein  gerades  Prisma  mit  para- 
logrammer  und  schiefwinklicher  Grundfläche  ;  die 
rismen  sehr  dünn  und  daher  tafelförmig  j  dieSä- 
tnflächeu  des  dünneren  Prisma  biegen  sich  zuweilen 

28  ^ 


43Ö 

convex  aus,  und  sind  anoe^stumpferen  Enden 
gestumpft  ,   wodurch  das    vierseilige  Prisma  in 
sclirnales  sechsseiliges  übergeht.      Die  sechsseiiigf 
Prismen  krystallisiren  meist   einzcbi,    die  vierseitigi 
in  Drusen.    —  Das  Krystallisations-System  ist  da." 
jenes  der  schwefelsauren  Kalkerde,  oder  des  Gypi 
Die  ersten  Krjstalle  aus  der  Auflösung  des  Harzes  dei 
Pechlanne  erhielt  ich  zu  Ofen  im  Februar  i8i4 
von  ich  an  Herrn  Buchholz  in  Ei- fürt ,  samrat  mehrt 
rcn  Krystallen   aus    dem   Saite  der  Maisslängel    eiito, 
Prohe  mit  dem  Ersuchen  überschickte,    dieses  Ver-1 
hahen  hekannt  zu  machen,  und  zu  untersuchen,  o1 
dieKrysialle  noch  wirkliches  reine^  Harz  wären,  odt 
oh   sie  eine    che^iiische  Veränderung   erlitten   hatteQ 
Allein  ich  erhielt  von  Herrn  Buchfiolz  keine  Antwort 
und  da  bei  wiederliohUenund  verscUieden  abgeänder 
ten  Versuchen,    hei  der  genauen  Beobachtung   allei 
Umstände,    welche  die  Krystallisation  hegleiletcn,  d 
mir  in  der  Folge  nicht  mehr  gelingen  wollte,  Krystall^ 
zu  erzeugen ;  so  liels  ich  die  Sache  auf  sich  beruhen 
Nur   erst    in   diesem   Jahre  Anfangs  März  erhielt  kll 
wieder,  und  zwar  in  zwanzig  Versuchen  Krystalte  ai 
dem  weifsen  Haize,  wovou  ich  einige  zur  gefälligen B< 
nrtheilung  beilege.      Diese  Krystallisations  -  Versucl 
dehnte  ich  sogleich  auf  mehrere  Harze  aus,  und  hoffte 
vorzüglich  ICrystalle  aus  einem  reinen  Uar7.e  zu  erhahen, 
welches  Herrn  7b.rc/7/t /li«on;  aus  Nordamerika  unter 
demJVahmen  weifscsPcch  als Handclswaare  erst  neuer- 
lich eingesendet  worden   war;  allein  ich  erhielt  eliea 
so  wenig  von  diesem  ceinen  Pech  Krystalle,  als  au«, 
dem  sehr  schonen  durchsichtigen  Harz,  welches  Herr 
Joseph.  Pittonj  aus  Brasilien  unter  dem  Nahmen  Ju- 
tui-cicika    oder   Brasilianischer  Kopal   bekommen 
hatte.      Es  wurden  drei  Versuche    mit  der  Myrrha^ 
vier  mit  iXcTaOLibanum,  mehrere  mit  dem  Sandarak, 
demMastix,  dem  harzigen  Theile  des  Weihrauches,  mit 
dem  Guajac -Harz  und  dem  Benzoe  gemacht,  allein, 
keines   dieser  Harze  machte  Krystalle ;    ohschoa  du 


437 

ienzoe-Harz  einige  haarfeine  Streifen  bildete^  die  sich 
ber  in  einigea  Tagen  wieder  verloren ,  und  die  Srui- 
r^roc- Auflösung  an  der  Wand  des  Glases  Dendriten 
bsetzte  ^  die  sich  aber  nicht  zu  Krystallen  bildeten« 

Die  Harz  -  Krystalle  scheinen  in  ihrer  Eigenschaft 
ils  Harz  nicht  geändert  zu  seyn;  denn  sie  lösen  sich 
EQ  Wasser  nicht  auf;  sie  lassen  sich  daher  von  der 
inhängenden  Säure  durch  Waschen  recht  gut  reini- 
j^en, '  und  verHeren  dabei  die  gelbUche  Farbe;  sie 
DseB[  sich  aber  vollkommeja  und  leicht  in  Alkohol  kalt 
u£  In  dem  Alkohol^  in  wrelchem  sie  durch  Eingiefsen 
ler  Säuren  krystaUisiren^  werden  sie  durchErwärmen 
>ei  geringer  Temperatur  (25  —  3o^)  wieder  aufge- 
öset;  wodurch  jedoch  die  KrystaUisationsfähigkeit  der 
Luflösung  nicht  gestört  wird ;  im  Gegentheil  .glaube 
ch  bemerkt  zu  haben  ^  dafs  noch  schönere  Krystalle 
»ich  darnach  ansetzen.  Sie  zerfliefsen  in  höherer  Tem- 
peratur, dampfen 'und  brennen  mit  Rauch  und  dem 
eigenen  Harz -Geruch.  Die  spezifische  Schwere  ist 
gröfser  als  jene  des  unkrystallisirten  Harzes,  Der  un- 
krystallisirte  Harz  -  Niederschlag  ist  weich  und  ziehbar, 
lichtbraun,  erhärtet  an  der  Luft,  wird  spröde,  wie 
das  Harz  vor  der  Auflösung  war  *). 

Wien,  den  27.  März  1819. 

Job.  Franz  Ries, 

Med.  Doct. 


*)  Herr  Professor  SchoU  hat  diese  Harzkrystalle  mit  reinem  km- 
moniak  behandelt,  die  Flüssigkeit  mit  Salpetersäure  neut^a-^ 
lisirt ,  und  sie  sonach  auf  Salzsäure  und  Schwefelsäure  ge- 
prüft. Es  zeigte  sich  jedoch  von  beiden  keine  Spur  In  der- 
selben. 

Der  Herausgeber. 


t 


438 

0.  IP 

, Übersicht  der  Produktions -Verhältnisse 
der  Ackerbau*  und  Gewerbs- Industrie 

in  Frankreich.  |c 

Die  nachstehende  allgemeine  Übersicht  habe  ich 
aus  des  GTdienChaptats  neuestem  interessanten  Wierkc' 
>  de  t Industrie  frangoise.  2  Tom.  Paris  1 8 1 9.«  ausge- 
zogen. Dieses  Werk  ist  das  erste  in  seiner  Art,  wel- 
ches aus  richtigen  Grundsätzen,  in  klarer  Ordnung  und 
mit  voller  Sachkenntnifs  die  Verhältnisse  der  National- 
Jndustrie  eines  grofsen,  fruchtbaren  und  gewerbfleifei- 
gen  Staates  in  ihren  drei  Elementen:  Handel, ^Acker- 
bau und  Gewerbe,  nach  approximativen  numerischen 
Bestimmungen  erörtert.  Es  enthält  eine  grofse  Menge  '^ 
t  chätzbarer  Notizen,  die  es  dem  Staatswirthe  und  depi 
Technologen  sehr  interessant  machen. 

Ertrag  der  Agrikultur-Industrie. 

Produktion  an  Weizen,  Korn,  Buchv\rei- 

zen,  Mais,  Gerste,  Hafer,  Hülsen-  Franks. 

fruchten,  Erdäpfeln 1 929,33 184& 

Produktion  aus  der  Viehzjucht  jeder  Art  678^995412 

an  Obst ,,     ,     .     ,     ,  64,620000 

»  Gemüse •     •  196,800000  J 

»  Heu ,  680,805965 

y  Weide   ..........  3o,25oooo 

»  Wein     .*  r    •,,,,,,     ,  7x8,941675 

V  Wolle 81,339317 

»  Kokons ,....,....  15,442827 

^y>  Hanf.     .     ,     .     .     , 3o,94i84o 

»  Lein  ,.,,....,..  19,000000 

»  Krapp    . •     .     •  4,000000 

aus  Waldungen i4l,44oooo 

»n  öhl  jeder  Art ^      70,000000 

V  Tabak '      7,OOOOQO 


.    ^  439 

&  kleineren  Kulturerträgnisseti;  als  Waid,      Franks. 

Wau,  Hopfen,  Süfsholz,  SafFran  etc.       1,700000 
»  Kastanien   .     r .  8,120000 

Fr.     4()78,7a88a4 

-  Den  reinen  Ertrag  von  dieser  Produktion  (nacli 
Umschlag  des  Samens,  des  Taglohns,  der  Repara^ 
LQi^u  und  Baulichkeiten,  der  Unterhaltung  derWerk- 
seuge^  des  Absterbens  des  Viehes  und  der  Nahrung 
iron  Menschen  und  Thieren)  schätzt  Graf  Chaptal  auf 
1344793370  JF'ranks. 

Ertrag  der  Gewerbs -Industrie.. 

Franks. 
IVerth  der  Seiden^Fahrikation     .     .     iO7,56ooo0[ 
»         »     Tuch-   und  Wollenzeug- 
Fabrikation  .     .     «     .     238,1 3393:2 
>         V     Lein- und  Hanf-Fabrikate  342,796012 
»  »     Papier -Fabrikate  .     -     .       31,700000 

5>  »     Baumwollen -Fabrikate  .     191,600000 

V  »     Posameptir-Arbeiten  .     .         7,000000 

»         9    Metalle  und  Metallwaaren 

aller  Art  *).,..     332,4664oo 

»  p     Glaswaaren 20,5ooooo, 

Porzellan 5,oooooo 

Steingut 6,000000 

»         »     gemeinen  Töpferarbeiten       i5,oooooo 

-»         »     Ziegel-Fabrikation     .     .        17,600000 

«>     Gyps- und  Kalkbrennerei      i5,oooooo 

»     Salze  und  Säurenfabrikeh      58,86oo*oo 

Seife  • 33,000000 

»         »^Zucker-Raffinerien     .     .       60,823910 


» 


»  » 


*)  Hierunter  befinden  sich  die  Eisen-  und  Stahlarbeiten  mit 
3Ö7,39p377  Fr. ;  der  Werth  der  fabriztrten  und  reparirten 
Uhren  ipit  22,5ooooo  Fr.  (es  werden  jährlich  5ooooo  Taschen- 
uhren von  Gold  und  Silber,  und  etwa  5ooo  Stockuhrten  in 
Frankreich  verfertigt)  5  der  Werth  der  Gold*  und  Silber- 
;arbeiten  und  Bijouteriewaaren  mit  S8,oooooo  Fr. 


X 


.« 

«■ 


»  - 


» 


44o 

Werth  der  Hut-Fabrikation     •     .     . 

Leder-Fabrikation  und  Le- 
derarbeiten aller  Art  • 

Färbereien  und  Lakir^n . 

Parfümerien      .... 

Stärkefabriken  u.Produkte 
aus  der  Stärke  *)    .     .  , 

Buchdruckerei      .     .     . 

Tischlerei  u.  musikalische 
Instrumente .     .     .     . 

Bier,  Cider,  Branntwein 


Franks^. 
34375000 

1 55,392650 
49,117950 
1 3,000000 

2!l,5o0000 

21,652736 

43,000000 
1 5 1,2578  li 


Totalertrag     1 820, 1 02409  Fr. 

Dieser  Werth  besteht : 
j)  Aus  etwa  4i6,oooooo  Fr.  für  inländische  rohe 
Stoffe. 

2)  Aus  1 86,000000  Fr.  für  ausländische  roheStoffe. 

3)  Aus  8445000000  Fr.  Arbeitdohn. 

4)  Aus  192,000000  Fr.  an  allgemeiilen  Unkosten, 
als  Abnutzung  der  Werkzeuge,  Reparaturen  >  Heitzung, 
Beleuchtung,  Interessen  des  ersten  Anlagekapitals  etc. 

5)  Aus  182,000000  Fr.  als  Gewinn  des  Fabrikanten. 

Zieht  man  aber  von  dem  obigen  Total werthe  die 
4 16,000000  Fr.  für  inländische  rohe  Stoffe  ab ,  welche 
die  Manufaktur -Industrie  von  der  Ackerbau-Industrie 
übernommen  batj  so  bleiben  i4o4>  10^409  Fr*  als  die 
Summe  der  Fabrikationskosten,  der  Handarbeit^  des 


*)  Hierunter  befinden  sieh  für  4,5ooüOoFr.  rliuinartiger  Brannt- 
wein, welcher  aus  der  Stärke  gewonnen  worden  i$t,  nach- 
dem man  diese  erst  vorher,  nach  dem  ICirohhaff^sclien  Vcr- 
fahre.i ,  in  Stärhezucker  verwandelt  und  zu.*  Gährung  ge- 
bracht hat.  Im  Mai  1818  befanden  sich  in  Paris  vierug  Fsh 
briken,  in  welchen  mau  auf  diese  Art  die  Stärke  zur  Destil< 
latiuh  verwendete.  So  schnell  gehen  neue  Erfindungen  in 
das  praktische  Leben  über,  wenn  sie  von  wissenschaftlfcl) 
gebildeten  Unternehmern  gepflegt  werden. 


44» 

fVertlies  der  fremden  rohen  Stoffe,  un^^des  Gewinne« 
ler  Fabrikanten. 


Da  die  4 16^000000  Fr.  inländisclier  roher  Stoffe  . 
licht  erzeugt  werden  könnten,  Wenn  sie  fiir  die  Ge- 
iverbs- Industrie  keinen  Absatz  hätten;  da  ferner  die 
[86,000000  Fr.  ausländischer  roher  Stoffe,  alsTausch- 
mittel  inlandischer  Produkte,   der  inländischen  Pro- 
(hiktion  selbst  zu  gut  kommen;  und  von  diesen  beiden 
Posten,  so  wie  von  den  192  Mill.  Fr.  fiir  allgemeine 
Unkosten,  etwa  ein  Drittheil  als  verzehrbarer  Ertrag/ 
gerechnet  werden  kann;  da  ferner  durch  den  Umsalz 
äer  18-20  Mill.  Fr.   an  Gewerbserzeugnissen  noch  we- 
nigstens 10*0  oder  128  Mill.  Fr.  im  Handel  gewonnen 
werden;  so  kann  man  das  verzehrbare  Produkt  der 
Gewerbs- Industrie  auf  i473  Mill.  Fr.  rechnen.  Dieses 
Erzeugnifs  reicht  fiir  die  Subsistenz  von  etwa  zwölf 
MiUiönen  Menschen  hin,  auf  die  Person,  fiir  Männer, 
Weiber  und  Kinder  im  Durchschnitte,  hundert  und 
zwanzig' Franks  gerechnet  *). 

•  In  einem  fruchtbaren  Staate,  in  welchem  Ackerr- 
W-  und  Gewerbs  -  Industrie  mit  gleicher  Sorgfalt  kid- 
tivirt  werden,  wird  daher  beinahe  die  Hälfte  der  Be- 
völkerung durch  die  Gewerbs-Industrie  getragen,  oder  ' 
der  Ackerbau  produzirt  doppelt  so  viel,  als  die  Men-  * 
schenzahl,  die  sich  mit  demseUien  beschäftiget,  zur 
Produktion  und  Verzehrung  braucht.  In  dem  Mafse, 
fds  sich  diese  Gewerbs-Industrie  vermindert,  vermin- 
dert sich  aiüch  die  Produktion  der  Ackerbau-Industrie, 
Weil  der  Absatz  fehlt,  und  Niemand  etwas  produzirt, 
Was  /Cr  nicht  verkauft. 


*)   In  f rankreich  bescjiäftigen  sipb  drei  Millionen  Faioilien  init 
dem  Ackerbau, 


44a 

Ohne  GeWerbs- Industrio  wurde  daher  in  Franko 
reich  etwa  die  Hälfte  des  ackerbaren  Bodens  wüste 
oder  in  Heiden  liegen^  oder  mit  Waldungen  bedeckt 
seyn^  und  seine  Bevölkenuig  kaum  auf  die  Hälfte  der 
jetzigen  steigen.     Die  Landleute  würden   sich  ihre 
Werkzeuge  nothdürftig  selbst  yerfertigen,  aus  Schaf- 
pelzen ihre  Kleidungsstücke  zusapnmensetzen^  und  in 
elenden  Hütten  wohnen.    Einige  wenige  Reiche  wius 
den  mit  dem "  wenigen  vorhandenen  Gelde  sich  aus 
fernen  Landen  imd  über  Meere  theure  Waairen  her- 
beischaffen y   um  sich  in  Seide  zu  kleidep  y  und  mit 
Gold  zu  verbrämen.    Diefs  war  der  2^ustand  des  Mit- 
telalters.   Wer  das  Altdeutsche  liebt,  mag  sich  den* 
selben  allerdings  zuri^ckwünschen. 

Der  Herausgeber. 


XXVI. 

i^issenschaftliche  und  technologische 

Notizen, 

sgezogen   aus    den    englischen  und   fran« 
zösischen   Zeitschriften. 

Von 

Franz  Ritter  s^on  Gerstner, 

rofessor  der  pralitischen  Geometrie  am  k.  k.  polytechnischem    ^ 

Institute. 


^Schichte  und  Beschreibung  der  J^auxhall' Brücke 

in  England. 

JL/er  Bau  einer  Brücke  über  die  Themse^  nahCxbei 
luxhaU^  scheint  schon  vor  der  Erbauung  der  ^^4?5«mi^«r- 
ücke  in  Antrag  gewesen  zu  seyn,  und  die  Frage,  ob 
^estminster  oder  Vauxhall  die  schicklichste  Lage  für  die 
dachte  Brücke  sey,  scheint  ein  Gegenstand  gewesen  zu 
j^n,  über  welchen  die  öffentliche  Meinung  zu  jener  Zeit 
öfstentheils  getheilt  war.  Nach  Erbauung  der  fVestmin- 
r  Brücke j  welche  ungefähr  achtzig  Jahre  nach  dieser  Zeit 
att  fand ,  ruhete  die  Idee  einer  andern  Verbindung  zwi- 
ien  derselben  und  der  Battfirsea-Brücke,  bis  ungefähr  Tor 
ölf  "Jahren,  wo  sie  durch  Herrn  Ralph  Dodd-wieAev  er- 
uert  wurde,  welcher  die  öffentliche  Meinung  hiezu 
mmte,  und  mit  der  Eröffnung  einer  Subscription  für  ihre 
isführung  beschäftigt  war.  Die  erste  Verhandlung  ging 
»ruber  im  Parlamente  im  Jahre  1809  vor,  kurz  nachher 
irde  Herr  Kennte  als  Ingenieur  für  diese  Angelegenheit 
stimmt,  und  eine  steinerne  Brücke  von  sieben  Bogei^ 
;rde  unter  seiner  Anleitung  begonnen.  Der  erste  Grund- 
in dJüVier yon Middlesex  wurde  am  Q.Mai.iSii  von  Lord^ 
ndas  im  Prahmen  des  Prinzen  Regenten  gelegt« 


^^^    öflfne 


444 

Diese  Grundlegung,  Terbunden  mit  den  allgemcinea 
Vorbereitungen  für  «las  Werk  nnd  dem  Ankaufe  der  Bau- 
materiatien,  wareu  ji-doch  die  einzigen  geschclienenüiiige, 
als  das  Komile  der  Direktoren  dieses  Brückenbaues  'wahr- 
zunehmen  anting,  dal'a  die  Ausgabe  für  eine  steinerne  Brücke 
vahrsclieiniich  ihr  Kapital  ticI' überschreiten  würde;  die 
Folge  davon  war  eiae  unmittelbare  Verzögerung  de»  Wer- 
kes, und  eine  zweite  Bitte  an  das  Parlament  im  Jahre  i8i3, 
warauf  sie  eine  Akle  erhielt,  welche  zu  dem  Gebrauche 
der  eisernen  uder  andern  Materialien  bei  dem  Baue  der 
Brücke  ermächtig  le.  —  Kur/  nachher  wurde  ein  Entwurf 
für  eine  Brücke  von  neun  eisernen  Bogen  durch  Hrn.  Sa' 
muri  ßrntham  vorgelegt ,  und  vom  Hrn.  J.  GrelUer  bestätigt 
und  kontrahirt,  um  unter  der  Direktion  des  Hrn.  Samuel 
ausgeführt  zu  werden.  Die  Neuheit  der  Idee  bestand  in 
den  Brückenpfeilern,  welche  in  Kasten  mit  ziegeinen  und 
steinernüu Seiten  versenkt  wurden,  und  in  dem  Gebrauclie 
der  kleinen  Kenter  Bruchsteine  für  die  Fronten  der  Brücken- 
pfeiler, hinter  welche  noch  kleinere  Steine  gelegt  und  roit 
Parkers  lämischemCement  verbunden  wurden.  Die  Grund- 
lagen von  einigen  Pfeilern  wurden  nach  diesem  Plane  in 
den  Flula  gelegt,  ein  beträchtlicher  Theil  von  Herrn  Ren« 
nie't  Uferbaue  war  abgenommen,  und  anstatt  dessetbra 
wurde  das  Mauerwerk  nach  der  obigen  Beschreibung  auf- 
geführt: aber  die  Neuheil  dieser  Art  zu  bauen  und  der 
unvollkommene  Erfolg,  welchen  die  Ausführung  davon  ko 
erwarten  schien,  zog  die  Aufmerksamkeit  des  Komite  ap 
sich,  das  sich  sonach  an  Herrn  Jamei  IValker  wandte,  uml 
euch  bald  nachher  von  ihm  eine  Zeichnung  empfing ,  welche 
mehr  Sicherheit  für  die  Ausführung  zu  gewähren  schicB- 
Die  Brücke  wurde  nun  wirklich  unter  der  Oberaufsicht  d» 
Hrn.  i^alker,  als  Direktor,  und  Hrn.  English,  als  Auf'sichU- 
Ingenienr,  ausgeführt ;  es  war  jedoch  vorher  abermals  noüi- 
•wcndig,  das  ganze  Werk  abzunehmen  und  wegzuschaffen, 
welches  von  Hrn.  lyamuei^e/KÄam  aufgeführt  worden  war,— 
Der  erste  Stein  zu  dieser  Brücke  wurde  durch  den  Herzog 
von  Brumii^'ick  am  ai.  August  i8i3  gelegt,  und  am  4.  Juni 
»8.6,  wo  es  drei  Jahre  seit  der  Zeit  waren  ,  da  Hr.  ff^alkcr 
Ton  der  Kompagnie  engagirt  wurde,  fuhr  Hr.  ff^iüiam  kfü- 
liains,  der  Schatzmeister  der  Kompagnie,  mit  seinemWagen 
die  Brücke,  welche  seil  jener  Zeit  dem  Publikum  er- 
öffnet wurde.  —  Die  Augelegenheiten  dieser  Kompagnie 
.'frurden  durch  ein  Homite  von  Direktoren  geleitet.    AI» 


445 

nach  der  Eröffnung  der  Brücke  die  erste  General-Yersamm- 
lung  gehalten  wurde ,  so  erkannte  man  einstimmig  dem  Hrn. 
ff^alker  die  Summe  yon  drei  hundert  Guineen ,  dem  Hrn. 
English  hundert  und  fünfzig  Guineen ,  und  dem  Bechnungs«^ 
führer^  Herrn  Nash^  hundert  Guineen  hinsichtlich  der 
Verdienste  zu,  welche  sich  diese  Männer  hiebei  erwor- 
ben hätten. 

Die  Breite  der  Themse  bei  Vauxhall  ist  ungefähr.  900 
(engL)  Schuh  ^) ,  die  Tiefe  des  kleinen  Wassers  yon  8  bis 
10  Schuh,  und  das  Steigen  der  Fluth  oder  des  Hochwas-^ 
sers  ungefähr  12  Schuh.   Die  gegenwärtige  Brücke  besteht 
«US  neun  Bogen  yon  78  Schuh >Spannung,  und  acht  Brücken* 
pfeilern ,  jeder  1 3  Schuh  breit.    Die  Böden  der  Senkkästen, 
in  welche  die  Brückenpfeiler  gebauet  wurden,  wahren  16 
Zoll   dick ,  yon  dreimal  über  einander  gelegtem  massiyen 
Tannenholz  ,    welches  stark  mit  einander  yerriegelt  und 
kalfatert  war.   Der  Bau  hieyon  wurde  auf  öiner  abhängigen, 
in  den  Flufs  anstofsenden  £bene  yorgenommen,  und  das 
Ganze  sodann  auf  Walzen  in  den  Flufs  herabgelassen.  Der 
vollendete  Kasten  wurde  durch  Pfahle  und  Anker  nahe  an 
deäi  Platze  befestigt,  und  die  Mauerung  des  Pfeilers  inner- 
talb  desselben  yorgenommen,  bis  er  ungefähr  mit  5  Schuh 
Höbe  yon  seiner  Base  beladen  war.     Nun  wurde  derselbe 
lei  hohem  Wasser  an  den  Ort  geschwommen,  welcher  yor- 
ber  für  seine  Aufnahme  yer tieft  und  eben  gemacht  wurde,' 
Q^d  indem  er  in  seiner  eigentlichen  Lage  durch  Pfahle  und 
auf  andere  Art  gehalten  wurde  ^  liefs  man  das  Wasser  durch 
eine  in  der  Seite  angebrachte  Öffnung  hinein,  so,  dafs  der 
Pfeiler  nach  i^nd  nach  in  seinen  gehörigen  Ort  yersank, 
Kun  wurde  ein  zeitweiliges  Gerüst  auf  der  Höhe  des  Kastens 
errichtet,  und  mit  einem  Steinhaufen  gehörig  beladen ;  zu- 
gleich wurde  eine  schwimmende  Dampfmaschine  an  eine 
I^nmpe  yon  2  Schuh  im  Durchmesser  angebracht,  welche 
in  dem  Kasten  noch  yor  seiner  Absetzung  befestigt  wurde. 
Sobald  die  Fluth  den  obern  Theil  des  Kastens  yerliefs,. 
fmrde  die  Dampfmaschine  in  Bewegung  gesetzt,   um  das 
lYasser  aus  dem  Kasten  auszupumpen,   und  so  wie  diefs 
{ethan  war ,  wurde  die  Mauerung  des  Pfeilers  wieder  bis 
:ur  Wiederkehr  einer  Fluth  fortgesetzt,  wo  die  Arbeiter 
>■■      II  .111'  1 1..  ■  ■  I.     I      „.. 

♦)   Es  betragen  17  englische  iSchuh  sehr  genau  16%  W»  Sckuh; 
t  «ngl.  Fufs  hat  gleichfalls  is  Zoll. 


44ß 

abermals  aufboren  mufsten.  Als  nun  einige  Lagen  der  Ma 
ruDg  fertig  waren,  so,  dafs  kein  Schwimmen  des  Käst 
mehr  zu  befürchten  war ,  so  wurden  die  Seiten  des  Kasi 
abgenommen ,  und  die  Arbeiter  waren  nun  im  Stande  imi 
fortzufahren* 

Das  Bett  des  Flusses  zu  Vauxhall  besteht  aus  ui 
fahr  6  Schuh  tiefem  Sand ,  unter  welchem  eine  ebene  I 
von  festem  Thon  auf  eine  beträchtliche  Tiefe  yorhan 
ist.  Das  Unglück,  welches  aus  der  Gründung  der  Pfe 
auf  dem  Sande  bei  der  Westminster^Brücke  entstand ,  wi 
bei  Vauxhaü  sehr  wohl  yermieden ,  indem  man  den  gai 
Sand  wegschafile  und  die  Kasten  auf  die  feste  Thon 
setzte;  die  Festigkeit  der  Gründung  wurde  ferner  dadi 
erprobt,  dafs  man  Probepfahle  yon  derselben  Gröfse 
Gestalt  an  yerschiedenen  Orten  des  Flusses,  sowohl  r 
bei  der  JVesLminster -Bracke^  als  bei  Vauxhall  einranu 
und  hieraus  das  Moment  der  Kraft  und  den  hierdurch  I 
yorgebrachten  Effekt  auf  den  Pfahl  an.  den  yerschiede 
Orten  berechnete« 

» 

Die  Boden  der  Kästen  sind  66  Schuh  lang  und  26  Sc 
b/eit.  Die  erste  Lage  der  Mauerung  ist  67  Schuh  lang 
19  Schuh  breit;  sie  ist  6  Schuh  breiter  als  der  Schaft 
Pfeilers  über  deiji  kleinen  Wasser ;  die  Absätze  sind  stu 
weise,  und  alle  unter  diesem  Wasserstande.  Die  Pfe 
sind  unter  dem  kleinen  Wasser  mit^grofsen  Yorkshire- 
Portland' Steinen^  und'über  demselben  mit  Dundce-Ste^ 
eingefafst;  innerhalb  des  Pfeilers  selbst  sind  dieselben  St< 
in  eiiier  kettenartigen  Verbindung  gelegt,  und  mit  G 
«isen  stark  eingeklammert  und  aneinander  gefüget.  £ 
der  hintere  Theil  der  Pfeiler  besteht  aus  Bruchstei 
welche  theils  in  römischen  Cement  und  theils  in  Kalki 
tel  gelegt  sind.  Um  ein  übermäfsiges  Gewicht  zu  veri 
den,  ist  der  Theil  der  Pfeiler  zwischen  dem  Anfange 
Wasserspiegels  und  dem  Fahrwege  der  Brücke,  hohl, 
Ziegelmauern  gebauet,  bis  zum  First  übergewölbt  und  al 
.eine  i'/i  Ziegel  dicke Ziegel-Quermaue'r  ist  zwischen  j( 
Rippe  des  eisernen  Werkes  geführt.  —  In  der  Mitte  € 
jed^  Pfeilei^  ist  eine  Öffnung  von  1  Schuh  Durchmej 
die  yom  untern  Wasserstande  bis  nahe  zum  obern  Tl 
reicht,  wo  sie  sich  alsdann  gegen  die  Seiten  der  Fahr> 
yerbreitet ,  um  das  Wasser  yon  der  Brücke  aufzunehm 


Das  Eisenwerk  zu  dieser  Brücke  wurde  in  den  ButUrljr 
Ei«enwerken ,  nahe  bei  Derb^^  durch  die  Herren  J^sop  ge- 
gossen^ ein  jeder  Bogen  besteht  aus*  zehn  Bippen,  und  jede 
Hippe  aus  drei  Segmenten ,  welche  mitsammen  durch  starke 
Oaerriegeln  von  Eisen  verbunden  sind ,  die  mit  einer  brei- 
ten Platte  an  jedem  Ende  versehen  sind  u.  s.  w.  —  Der 
Fahrweg  wird  von  gufseisernen  Platten  getragen,  welche 
^uf  den  Ecken  der  Büge  der  gufseisernen  Bippen  ruhen, 
worauf  ungefähr  18  Zoll  hoch  Kies  zur  Bildung  des  Weges 
gelegt  ist.  —   Das  ganze  Eisenwerk  ist  mit  einem  starken 
Überzug  von  destillirtem  Kohlentheer  bedeckt;   blofs  die 
Aufsenseite  der  Bippen  und  Oitter  ist  mit  einer  Steinfarbe, 
d.ie  zugleich  gegen  den  Bost  schützt,   bestrichen;    dieser 
Unterschied  der  Farben  hilft  nähmlich  zugleich  auch  nach 
den  hierüber  angestellten  Yer suchen  gegen  die  gröfsere 
Steigung ,  welche  die  äufsern  Bippen  sonst  haben  würden, 
tich  auszudehnen,  da  sie  der  Sonne  gerade  entgegenge« 
letzt  sind. 

l>ie  Bl>eite  der  Brücke  im  Lichten  ist  36  Schuh,  weU 
che  in  einen  F^rweg  von  25  Schuh ,  und  zwei  erhabene 
Folswege,  ein  jeder  von  5  Schuh  6  Zoll  Breite,  eingetheilt 
ist.  Die  ganze  Länge  der  Brücke  im  Lichten  von  den  Ufern 
ist  606  Schuh;  das  Steigen  des  F^ihrweges  auf  der  Brücke 
ist  1  auf  35  bis  zur  Mitte  des  vierten  Bogens  von  jeder 
Seite ,  welcher  mittlere  Theil  etwas  gekrümmt  ist. 

Die  nähere  Beschreibung  und  Zeichnung  dieser  Brücke 
findet  man  in  dem  Repertory  of  Arts^  Manvfactures  and  Agri^ 
^ure-  March,  1818.  Pag,  211. 


Neue  Art  schwimmender  Brücke^ 

Hr.  James  Alexander  M,  Corihy  hat  unter  dem  26.  Au* 

]^8f  1817  ein  Patent  auf  diese  von  ihm  angegebene  Erfin* 

dang  «rhalten ,  welche  in  einer  neuen  Art  schwimmenden 

Strafse ,    oder  eines  Weges  über  Flüsse  und  Buchten  be* 

steht,  ohne  dals  aber  hiebei  der  beständigen  Navigation  auf 

diesen  Gewässern  etwas  in  Weg  gelegt  sej.  —   Er  geht 

kiebei  von  der  Betrachtung  aus,   dafs  es  bei  jedem  von 

Schiffen  befahrenen  Fluss#  nur  eine ,  im  Yerhältnifs  der 


448 

ganzen  Breite  des  Flusses  sehr  kleine  Strecke  gebe,  über 
welche  dfie  Schiffe  ihren  Lauf  nehmen  ;^  dafs  man  aber  die 
bisher  gebaueten  Brücken  alle  so  Koch  anlege ,  dafs  die 
Schiffe  unter  jedem  Bogen  derselben  durchfahren  können, 
und  dafs  endlich  bei  den  minder  kostspieligen  Schiffl>rücke]i 
jedesmahl  erst  ein  oder  mehrere  Schiffe  zum  Behufe  der 
Navigation  abgelöst  werden  müssen ,  welche  letztere  defs« 
halb  eben  so,  wie  die  Kommunikation  über  die  Brücke»  auT* 
gehalten  und  unterbrochen  wird.  ,  •  « 

Zur  Beseitigung  aller  dieser  Nachtheile  schlägt  Herr 
Cortky  vor ,   von  beiden  Ufern  gegen  den  Stromstrich  zu 
eine  schwimmende  Passage  oder  Strafse  zu  bauen,  welche 
in  der  Mitte  so  weit  offen  ist ,  als  es  die  Navigation  erfor* 
dert.     Diese  schwimmende  Strafse  wird  an  den  zwei  Ufern 
und  auch  in  der  Mitte  durch  Träme  oder  Biegel  mit  ein* 
ander  rerbunden,  welche  jedoch  so  tief  im  Wasser  liegen, 
dafs  die  darüber  gehenden  Schiffe  nicht  daran  streifen  kön- 
nen.    Zur  Erhaltung  der  beständigen  Kommunikation  auf 
dieser  Brücke  wird  über  den  mittlem,   für  die  Schiffahrt 
frei  gelassenen,  Theil  ein  der  Breite  desselben  angemessen 
nes  Häng-  oder  Sprengwerk  gebaut,   und  defshalb  bilden 
auch  -die  zwei  Theile  dieser  Passage  eine  schiefe  Flache^ 
welche  bereits  bei  den  Ufern  des  Flusses  anfangt  und  die 
gehörige  Steigung  bis  zu  dem  mittlem  Theile  erhält.     Da 
übrigens  das  ganze  Werk  schwimmt,  so  steigt  und  fällt  es, 
je  nach  dem  Wasserstande ,  und  die  Schiffahrt  wird  so  wie  ' 
die  Kommunikation  nie  unterbrochen. 


Neue  Art  hängender  Brücke« 

Hr»  J.  C.  Loudon  in  England  hatte  bereits  vor  einigeii 
Jahren  während  seiner  Anwesenheit  zu  Pf^arsc^au  der  dor» 
tigen  königlichen  Sozietät  einen  neuen  Entwurf  zu  einer    i^ 
hängenden  Brücke  über  die   2000  Schuh  breite   ff^eichfel     ^ 
überreicht.    Im  Monath  Mai  1817  projektirte  derselbe  aber-' 
mals  für  England  eine  solche  Brücke  über  den  Flufs  Mersey 
zur  Herstellung  einer  Kommunikation  zwischen  den  Städten 
Lancaster  und  Chesier,     Hiebei  war  unbedingt  nothwendigi 
dafs  die   bedeutende   Schiffahrt  auf  diesem   Flusse  selbst 
während  der  Zeit  der  Errichtung  dieser  Brücke  nicht  un- 


4^ 

terbrochen  werde.  In  letzterer  Hinsicht  war  zugleich 
durch  die  hierüber  festgesetzte  Komite  bestimmt,  d^fa  die 
mittlere  Öffnung  dieser  Brücke  nicht  weniger  als  i  ooo  eng- 
lische Fufs ,  und  dafs  der  Bogen  auf  diese  Weite  einen  lee- 
ren Raum  von  nicht  weniger  als  70  Fufs  Höhe  liber  den 
hohen  Wasserstand  betragen  müsse.  Ferner  ist  zu  bemer- 
ken, dafs  der  Grund  und*  die  Seitenufer  des  Flusses  aus 
einem  -kompakten  Sandsteinfelsen  bestehen. 

Die  hiernach  vom  Hrn.  /.  C»  Loudon  pro jektirte  Brücke 
besteht  aus  drei  Bogen ,  welche  von  Gufsstahl  und  Schmie- 
deeisen konstruirt  sind,    und  an   gufseisernen ,    über  die 
Oberfläche  der  Brücke  hoch  hinausgehenden  Brückenpfei- 
lern im  Gleichgewicht  hängen.     Diese  Brücke  unterschei*- 
det  sich  jedoch  von  andern  Brücken ,  welche  an  Kettenbogen 
hängen ,  in  der  Gestalt  und  in  der  Vertheilung  der  Last  an 
den  Brückenpfeilern,  da  hier  ein  jeder  Theil  allein  und  un- 
mittelbar an  den  Brückenpfeilern  aufgehängt  ist,   und  man 
nebstdem  mehrere  feste  Widerlagspunkte  an  dem  Felsen ,  als 
dem  Grunde  des  Flufsbettes,    anstatt  eines  Landpfeilerge- 
mäners  erhält.    Die  genannten  Brückenpfeiler  bestehen  aus 
drei  mit;  einander  verbundenen  Beilien  von  hohlen ,  koni- 
sAen  und  gufseisernen  Säulen  oder  Bohren ,  welche  senk- 
recht errichtet  und  durch  eiserne  Bänder  mit  einander  ver- 
bunden sind.  —  Die  pro  jektirte  Brücke  über  den  Flufs  Mersej' 
besteht  aus  zwei  solchen  Pfeilern,    an  deren  obern  Ende 
der  mittlere  1000  Schuh  lange" Theil  der  Brücke  an  eiser- 
nen Stangen  aufgehängt  ist.     Die  zwei  übrigen  Strecken 
der  Brücke ,  welche  sich  an  die  Ufer  anschliefsen  ,  hängen 
gleichfalls  an  solchen  eisernen  Stangen,  die  an  dem  obern 
£nde  der  zwei  Brückenpfeiler  angehängt,  und  zur  gröfsem* 
l^estigkeit  noch  in  ihrer  Bichtung  verlängert  und  an  dem 
felsigten  Grundbette   des  Flusses    angemacht    sind.      Die 
letztere  Einrichtung  ersetzt  daher  die   sonst  nothwendig 
gewesenen  grofsen  gemauerten  Land pfeil er,  unAHr,  Loudoa 
*äth,  im  Falle  das  Grundbett-des  Flusses  nicht  an  sich  fest 
{enug  seyn  sollte ,  um   die   eisernen  Kettenstangen   daran 
gehörig  zu  befestigen ,  in  den  Flufs  an  beiden  Ufern  eine 
linreichende  Lage  von  Steinen  oder  Gufseisen  zu  versen- 
len  und  hieran  die  Kettenstangen  zu  befestigen. 

Das  Nähere  über    die  Konstruktion  dieser  eisernen 
(rücke  findet  man  in  AenAnruLls  qf  philo sophy  eic,  bj  Thomas 

J«krb.   d.  polyi.  Inst.  I.  Bd.  :2Q 


45ö 

ThomsoTU  Januar  1818)  pag.  14 — 27;  wodieZeichnungea. 
und  alle  andern  hiezu  gehörigen  Details  angegeben  sind» 


Unverbrennbares  Magazin  zu  Pljrmoutk^ 

Das  unyerbrennbare  Magazin,  welches  im  Jahre  i8ift 
auf  der  SchifFswerfte  yon  Plj-mouth  vollendet  wurde,  i«* 
ganz  von  Eisen  oder  Stein  gebaut.  Die  Gurten,  die  Träme, 
die.Thüren,  die  Schiebfenster  und  die  Rahmen  sind  all« 
«ehr  nett  von  Gufseisen  ausgeführt.  Das  Dach  ist  von 
Guiseisen ,  und  die  Fufsböden  von  Yorkshire  -  Stein.  Dia 
Treppe  ist  von  Moorstein  —  Die  gesehätzte  Ausgabe  &m 
dieses  Gebäude  ist  id,ooo  Pfund  Sterling. 


'    .  Apparat  zum  Fegen  der  Rauchfänge* 

Man  bedient  sich  bereits  seit  längerer  Zeit  in  Eng- 
land verschiedener  Apparate  zum  Fegen  der  Bau^hfange, 
um  die  Menschen"  dieser  beschwerlichen  und  unangeneh- 
men Arbeit  zu  überheben.  Herr  Feetham  gebraucht  ip 
seinem  Hause  zu  London  ^  Nr.  9  Ludgate  Hill^  oder  Nr.  290  i 
Oxford  Street ,  bereits  seit  sieben  Jahren,  einen  Apparat  zu 
diesem  Behufe,  welcher ^von  sehr  vielen  Ingenieuren  und 
Baumeistern  gebilligt  wurde ,  und  sich  seiner  Einfachheit 
halber  bei  einem  jeden  andern  unbefangenen  Beurtheiler 
empfiehlt. 

Dieser  Apparat  besteht  in  einem  dünnen  eisernen' 
Kasten  oder  Gehäuse,  ungefähr  i3  Zoll  lang  und  11  Zoll, 
breit ,  mit  zwei  genau  zusammgepafsten  Thüren ,  welche 
nebstdem  noch  V^  Breite  haben  ,  und  die  -Hinter  -  und 
Vorderseite  desselben  bilden :  auf  dem  untern  Theile  des 
Gehäuses  ist  eine  Bolle  befestigt,  und  zwar  in  einer,  der 
Neigung  des  Bauchfangs  angemessenen ,  entweder  geneig- 
ten, oder  senkrechten  Biqhtung.  Dieses  Gehäuse  wird 
nun  in  den  Bauchfang  so  nahe  an  den  Giebel  gepafst,  ä)^ 
es  angemessen  ist,  also  entweder  in  dem  höchsten  Stock- 
werke ,  im  Boden  oder  im  Dache ,  so  dafs  die  Thür  mit 
Leichtigkeit  aufgehen  kann.  Oberhalb  dieser  Thür  wird 
dejr  Bauchfang  durch  eine  elastische  Fischbeinbürste  gerei» 
nigt ,  und  unterhalb  derselben  auf  die  folgende  Art ; 


45t 

Eine  Fischbeinbfirste ,  welche  von  der  Person ,  die 
ie  braacht,  fär  jede  Gröfse  des  Rauchfanges  eingericbtet 
werden  mufs ,  ist  mit  einer  eisernen  Kugel  verjbunden,  so 
afs  sie  in  einer  gewissen  Richtun]g  herablaufen  kann,  und 
n  dem  obern  Ende  des  Gehäuses  ist  ein  Seil  festgemacht, 
fun  wird  die  Bürste  mit  der  Kugel  durch  die  Thüre  in 
en  Bauchfang  gebracht,  und  das  Seil  ober  der  Bolle  fest- 
emacht. Das  Gewicht  zieht  nun  die  Bürste  herab,  welche 
Isbald^  wieder  durch  das  Seil  hinaufgezogen  wird,  so  dafs 
ie  in  wenigen  Minuten  durch  den  Bauchfang  drei  oder . 
iermahl  auf  und  ab  gehen  kann.  Da  die  Thür  während 
ieser  Operazion  verschlossen  ist,  und*  der. Strick  durch 
inen  kleinen  Einschnitt  in  derselben  geht,  so  ist  auch  der 
'ntstehung  eines  jeden  Schmutzes  vorgebeugt.  .  Soll  die 
lürste  durch,  einen  Bauchfang  gehen ,  Mxlcher  eine  be- 
rächtliche  Neigung  hat  ,  oder  auch  durch  horizontale 
•trecken ,  oder  in  Winkelecken ,  so  werden  *hiezu  beson- 
lere  Thüren  erfordert.  Die  in  einem  solchen  Falle  hin* 
nkommende  geringe  Auslage  wird  jedoch  hinreichend 
lorch  die  Vortheile  ,  welche  hieraus  entstehen ,  ersezt^ 
ind  zwar  um  so  mehr ,  als  man  mit  diesem  Apparat  ein 
ntstandenes  Feuer  am  leichtesten  auslöschen ,  .und  das, 
f^rabgehen  des  Bauches  von  den  nachbarlichen  Bauchfän- 
en  verhindern  kann  u.  s.  w«. 

Die  Vortrefflich keit  eines  solchen  Apparats  erhellet 
as  dessen  Einfachheit,  undHerrF^^<Äa/n  versichert,  dafs 
amit  seit  sieben  Jahren  die  Bauchfänge  seines  Hauses  auf 
ie  aller]  eich  teste  Art  vollkommen ,  und  jedesmahl  in  we- 
igen  Minuten  gefegt  werden.  Die  ganze  Ausgabe  eines 
>lchen ,  auf  die  beste  Art  verfertigten ,  Apparates  über- 
;eigt  nicht  ein  bis  fünf  Pf.  Sterling;  und  «selbst  ohne 
ine  besondere  *  Aufmerksamkeit  erfor4ert  er  in  einer 
ingen  Zeit  keine  Beparaturen  oder  eine  Ersetzung« 


Verbesserung   der  hydraulischen  Presse   von  Herrn 

Murray. 

Die  Einrichtung  der  gegenwärtig  allgemein  in  den 
'apier- ,  Tuch  -  und  andern  Fabriken  mit  grofsem  Yortheil 

29 


45a 

angewandten  hydraulischen  Presse  ist  zu  bekannt,,  als  dafs 
man  zuerst  eine  besondere  Erwähnung  dayon  machen  sollte. 
Herr  Mwrray  hat  jedoch  diese  Presse  wesentlich  verbes- 
sert ;  er  wendet  nähmlich  dort ,  wo  es  sich  um  die  Pres- 
sung oder  Einballirung  weicher  und  elastischer  Materien 
handelt ,  die  zugleich  einen  grofsen  Raum  einnehmen ,  als 
z.  B.  Wolle,  Baumwolle  etc.,  eine  Presse  an,  deren  ober« 
'  und  untere  Platte  sich  gleichzeitig  nähern  und  entfersen, 
welches  die  Zusammendrückung  der  angewandten  Materien 
und  ihr  Einbringen  in  die  Presse  sehr  erleichtert;  wäh- 
rend bei  der  gewöhnlichen  Presse .  die  untere  JPlatte 
allein  beweglich  ist,  und  sich  manchmahl  hoch  über  den 
Boden  erhebt,  wodurch  die  Behandlung  der  Waare  unbe- 
quem wird. 

■■ 
Die  aufrecht  stehenden   Säulen  des  Gestelles  dieser 
Presse  sind  gewöhnlich  mit  Riegeln  und  Schraubenmuttern 
verbunden,  und  können  nicht  herausgehoben  werden ,  was 
doch  für  eine  warme  oder  sehr  starke  Pressung  nothwen- 
dig  wäre,  um  stärkere,  dem  Zwecke  entsprechende  Säulen 
anwenden  zu  können.     Zu  diesem  Behufe  nun  schneidet 
der  Erfinder  die  obern  Theile  oder  Köpfe  dieser  Säulen  in 
der  Form  eines  T  aus ,   und  läfst  sie  in  korrespondirende 
Zapfenlöcher  ein ,  die  in  dem  Querbalken  and  dem  obern 
Deckel  der  Presse  angebi^cht  sind. 

# 

Man  weifs  ferner,  dafs  bereits  viele  traurige  Folgen 
durck  das  Springen  der  Cylinder  in  den '  hydraulischen 
Pressen  verursacht  worden  sind,  wenn  man  nicht  die  Pres- 
sung nach  der  vorhandenen  Stärke  der  Maschine  einrich- 
tete. Diesem  Übel  hat  Herr  Murray  durch  die  Anwendung 
eines  Regulators  vorgebeugt,  der  sowohl  die  verschie- 
denen Grade  der  Pressung  anzeigt ,  welche  man  erhält, 
als  auch  den  Punkt,  wo  man  inne  halten'  mufs.  — .  Dieser 
Regulator  ist  aus  einem  Cylinder  System  von  verschiedenen 
Durchmess,ern  zusammengesetzt,  die  sich  fm  Wassier  in 
einer  dem  Gange  der  Presse  entgegengesetzten  Richtung 
bewegen.  Der  letzte  Cylinder  hievon  wirkt  auf  eine,  in 
einer  gläsernen  Röhre  abgesperrten  Quecksilbersäule,  die 
mit  einer  graduirten  Skale  versehen  ist,  und  die  Gröfsd 
der  hervorgebrachten  Kraft  im  Gewichte  anzeigt« 

Dieses  Mittel  kann  man  mit  grofsem  Vortheil«  bei  der 


4S3 

ressting  d^  Tücher  anwenden ,  vre  eine  tn  starke  oder 
1  schwache  Pressung  öfters  die  Qualität  und  Farbe  des 
ewehes  ändert.  Man  kann  sich  auch  dessen  bedienen,  um 
le  schwersten  Lasten  damit  zu  heben. 

Bei  der  Verfertigung  der  hydraulischen  Pressen  hat 
lan  besonders  auf  die  Auswahl  guter  Materialien  Rück- 
icht  zu,  nehmen,  und  insbesondere  auf  einen  sehr  guten 
rofs   der  Cylinder,    da   hieron  die  Vollkommenheit  und 

Sicherheit  der  Maschine  abhängt. 

fr 

Das  nähere  Detail  hieyon  findet  man  in  dem  Bulletin 
e  la  Societe  d'Encouragement ,  d  Paris*  Jani>ier  i8iö»^ 


Ipparat  zur  Erneuerung  der  Luft  in  den  Bergwer- 
ken, welcher  in  Schottland  gebraucht  wird. 

Dieser  Apparat  besteht  aus  zwei  viereckigen  und 
on  Holz  zusammengefügten  Röhren  ,  welche  senkrecht  . 
ufgestellt  und  von  einander  durch  eine  Scheidewand  ge- 
rennt sind,  die  jedoch  durch  eine  gewisse  Anzahl  schiefer 
)({iiungen  symmetrisch  durchbrochen  ist.  An  einer  von 
iesen  Röhren ,  die  bis  in  den  Schacht  der  Grube  hinab- 
eicht, ist  oberhalb  ein  grofser  Trichter  mit  einem  engen 
lalse  angebracht ;  die  andere  Röhre  erhält  ein  horizpn* 
ales  Rohr ,  das  bis  an  jenen  Stollen  reicht ,  den  man  aus- 
üften  will.  Nunmehr  ist  ein  Wasserstrom  bereitet,  um 
ien  Trichter  hinlänglich  zu  versehen,  und  das  Wasser 
urch  die  Röhre  zu  fähren ;  dieses  Wasser  stürzt  nun  auf  den 
ioden  des  Stollens,  woraus  solches  mittelst  Punipen  wie- 
ler  herauf  gezogen  wird.  Bei  dem  schnellen  Durchgang-c 
Les  Wassers  durch  die  Röhre  verursacht  aber  dasselbe 
inen  Lüftstrom,  der  der  verdorbenen  Luft  den  Austritt 
Lurch  die  in  der  Scheidewand  angebrachten  Öffnungen 
-^erstattet ,  welche  mit  der  horizontalen  Röhre  in  Verbin- 
lung  stehen. 

Hiebei  ist  jedoch  nothwendig ,  dafs  das  Wasser  eine 
beträchtliche  Geschwindigkeit  habe ,  um  diesen  Effekt  auf 
eine  zweckmäCsige  Weise  zu  bewirken ;  /  die  Öffnung  des 
frichter»   mul's    daher    eine  Gröfse    haben,    welche   de» 


454  ■ 

Quantität  des  in  einer  be&timmten  Zeit  abBufli^Isendeo 
>v  assers  proporzional  ist.  Bei  einer  solchen  Maschine 
hatte  (in  Schottland)  dieselbe  3  Zoll  im  Durchmesser, 
die  Bohren  waren  3  Zoll  breit  und  4  ^^oU  lang,  di^  Hdhe 
des  Wasserfalls  betrug  i3  Klafter. 

Diese  Vorrichtung  ist  jener  vorzuziehen,  welche  mit- 
telst des^Drucks  die  frische  Luft  in  die  Gruben  einzudrin- 
gen  zwingt,  ihre  Wirkungsart  ist  yOn  den  gewöhnlich 
angewandten  Mitteln  ganz  verschieden ,  und  verdient  nicht 
ininder  die  Aufmerksamkeit  der  Steinkohlengräber.  (AnnaU 
Qf  chemistrjr  etc*  par  Th.  Thomshn,  i8i4)« 


1 


Schnellschütze  des  Herrn  Lecoq  von  Rouen* 

Ein  Tischler  von  'Ronen  y  Nahmens  Lecoq  y  hat  der  &h 
ciete  et  Emulaiion  dieser  Stadt  das  Modell  einor  Schnell- 
schütze  für  die  Verfertigung  der  Leinwanden  vorgewiesen. 
Diese  Schnellschütze  ist  mit  einer  Feder  versehen,  di« 
dazu  dient,  die  Spindel,  auf  der  der  Eintrag  aufgewickelt 
ist,  im  Innern,  der  Schnellschütze  .sehr  fest  zu  halten. 
Diefs  ist  ein  neues  Mittel ,  wodurch  man  vielen  Unannehm- 
lichkeiten ausweicht  ,  als  dem  Verlaufen  des  Ge'spinn- 
$les  etc.,  und  welches  noch  die  Schnelligkeit  in  den  Fabrilts« 
operazionen  vermehrt.  Die  Gesellschaft  hat  dem  Erfinder 
eine  Ermunterungs  -  Hedaille  zuerkannt- 


Mechanischer  Luster  des  Theater  Pejrdeau  zu  Paris. 

Dieser  Luster  ist  nicht  sowohl  in  Hinsicht  seiner 
reichen  Verzierungen ,  als  des  dabei  angebrachte'n  »ehr 
sinnreiichen  Mechanismus  merkwürdig. 

Es  ist  bekannt,  dafs  der  Effekt  nächtlicher  Szenen 
bisher  auf  den  Theatern  durch  das  blofse  Herunterlassen 
der  Lampentreppe  auf  eine  sehr  unvollständige  Art  be- 
ll weckt  worden  ist,  da  der  Schein  des  Lusters  grofsentheih 
die  auf  der  Szene  hervorgebrachte  Finsternifs  vereitelte. 
Dieser  Übelstand  besteht  nicht  mehy  im  Theater  JF^^deau; 


455 

lenn  sobald  auf  der  Szene  Nacht  herrschen  »oll ,  so  ver- 
chleiem  sich. alle  Lichter  des  neuien  Lusters  Ton  derThea- 
erseite  nach  und  nach ,  und  es  geht  daraus,  auf  der  Szene 
iine  Tollliommne  Täuschung,  so  wie  im  Saale  eine  seh? 
laufte  Dämmerung  herydr. 


Sdmaphore^  oder  Telegraph  zum  Gebrauche 

der  Marine. 

In  dem  englischen  Journal  tke  Globe  liest  man  fol- 
genden Artikel : 

»Der  Semaphore  hat  gestern  (als  den  ii.  Juli  1816)  • 
angefangen,  Signale  zwischen  der  Admiralität  und  Chatham 
EU  geben.  Die  durch  diese  yeryollkommnete  Maschine  fest- 
gestellten Mittheilungen  übertreffen  bei  weitem  den  Tele- 
graphen ,  sowohl  in  Rücksicht  der  gröfsern  Schnelligkeit, 
vroinit  die  Zeichen  gegeben  werden»  als  auch  wegen  der 
riel  weiter  sichtbaren  Entfernung  der  Maschine.<i 

»Dieser  letztere  Vortheil  wird  dem  zugeschrieben, 
lafs  der  Semaphore  aus  einem  hohlen  Mast  besteht,  wäh- 
rend der  (englische)  Telegraph)  da  er  eine  sphärische 
[jestalt  hat,  die  Dichtigkeit  der  Atmosphäre  keineswegs 
Inrchdringt.  Der  Telegraph  besteht  bekanntlich  aus  sechs 
irmen ,  die  nur  hundert  Kombinazioneh  hervorzubringen 
rermögen.  Die  neue  Maschine  mit  zwei  Armen  liefert 
licht  nur  Buchstaben  und  Worte,  sondern  ßätze  und  bei- 
läufig zweitausend  yerschiedene  Worte.« 

^Der  Nutzen  dier  Maschine  beschränkt  sich  keines- 
wegs blofs  auf  den  Marinedienst ;  ihre  einfache  Konstruk«-. 
sion  macht  sie  auch  für  jeden  Armeegebrauch  anwendbar, 
um  so  mehr,  als  sie  in  fünf  Minuten  in  einem  Wagen  nach 
Mafsgabe  des  Bedürfnisses  von  einem  Orte  zum  andern 
Ijransportirt  werden  kann.  Der  Herr  Herzog  Ton  Yorkf 
Hr.  Hewrjr  Forr^ns^  und  viele  andere  Offiziere  vö^n  Ansehen, 
haben  sie  in  diesem  Betrachte  untersucht  .  und  ihren 
Nutzen  für  den  Dienst  der  Armeen  anerkannt,« 


( 


456  . 

vMan  verdankt    die    Terbesserung    und  An-vrendunj; 
dieser  Maschine  dem  Admiral  Hrn.  Home  Popham.^ 


iSchnelligkeit  der  Mittheilung  durch  Telegraphen. 

Die  in  Frankreich  bestehenden  Telegraphen  theilen 
in  folgenden  Zeiträumen  die  Nachrichten  bis  Paris  mit,  als: 

Von  Calais  bis  Paris j  durch  27  Telegraphen,  in  3  Min. 
/Von  Lisle  bis  Paris  j,  durch  22  Telegraphen,  in 2 Min. 
,  Von  Strasburg  bis  Paris  >  durch  /\.5  Telegraphen ,  in 
6*/»  Minuten. 

Von  I^on  bis  Paris ,  durch  5o  Telegraphen,  in  9  Min. 

Von  Brest  bis  Paris,,  durch  3o  Telegrapheii)  in  8  |Cn. 


Mathematische  Instrumenten  -  W^erkstätte  des  Herrn 

Schenk  zu  Bern. 

Herr  Schenk  ^  ein  Zögling  des  berühmten  Herrn  von 
Reichenbach ^  errichtete  zu  Bern  eine  Werkstatte,  woraus 
schon  mehrere  Instrumente  hervorgegangen  sind,  von  denen 
Kenner  mit  vielem  Lobe  sprechen.  Unter  dieser  Anzahl 
biefindet  sich  auch  eine ,  nach  jener  von  Ramsden  kon- 
struirte  und  vervollkommnete  Theilmaschine  ^  deren  Ein- 
richtung wesentlich  in  Folgendem  besteht: 

Sie  hat  mit  der  ursprünglichen  Idee  Ramsdens  nur 
den  Kreis  gemein,  welcher  sich  auf  einer  vertikalen  Achse 
dreht ,  wobei  aber  die  Tangentialsahraube  ausgelassen  ist. 
Dieser  Kreis  hat  4  Vi  Sctuh  im  Durchmesser  und  seine 
unten  und  oben  konische  Achse  ist  sehr  haltbar  in  eine 
Stein^nasse  eingesetzt,  durch  welche  sie  geht,  und  die  so- 
wohl zur  Grundlage  als  zur  Stütze  eines  aus  eisernen  Thei- 
len fest  verbundenen  Gestelles  dient,  welches  sowohl  den 
Falz,  in  dem  das  Armband  wirksam  ist,  als  auch  andere 
Stücke  trägt,  die  sämmtlich  während  der  Bewegung  der 
Kreisscheibö  die  gröfste  Beständigkeit  beibehalten.  Unter 
der  Anzahl  dieser  Stücke  sind  vier  starke  Vcrgröfserungs- 
gläser,  wovon  jedes  in  seinem  Brennpunkt  einen  sehr 
feineif  Spinnenfaden  enthält,    und  die  oberhalb  der  End- 


457 

I  I 

punkte  der  swei  Durchmesser  des  Kreises ,  die  sich   u!nter  ■ 
rechten  Winkeln  schneiden ,  angebracht  sind. 

Die  Theilscheibe  und  ihre  «wölf  Radien  wurden  dui'ch 
Herr  Schenk  ,  den  altern  auf  einen  Gufs  gegossen.  Es  war 
der  gleicl^förmigen  Ausdehnung  wegen  wesentlich,  dal« 
das  Messing  dieses  grolseii  Rades  aus  einem  Stücke  bestehe^ 
und  es  würde  ein  ungeheures  Gewicht  gehabt  haben,  wenn 
man  es  massiv  gegossen  hätte.  Die  Ausführung  ist  dafan 
sehr  schön. 

In  der  Mitte  seines  obern  Randes '  ist  ein  silberner 
Limbus  eingelassen ,  auf  dem  die  Theilungen  besser ,  als 
auf  Messing  sichtbar  sind.  Diese  Theilungen  sind  von 
aufserordentlicher  Feinheit  und^'von  5  zu  5  Minuten  einge- 
risaen.  Man  hat  aufserhalb  des  sie  begränzenden  Kreises 
einen  hinlänglichen  Raum  gelassen,  um  auf  dem  nämlichen 
Limbus  Theilungen  zu  verzeichnen ,  die  jedeni  andern 
gewünschten  Ünterabtheiluxigs-Systeme  des  Kreises  zukom- 
men würden ,  z.  15.  die  ünterabtheilung  in  vier  Theile, 
welche  bei  den  in  Paris  verfertigten  Instrumenten  ziemlich 
allgemein  angewandt  wird.  Auf  der  Theilscheibe  ist  je- 
doch aufser  der  angegebenen  Theilung  noch  keine  andere 
ausgeführt. 

Die  Repetizionskreise  (Theodolites  repetiteurs),  welche 
Herr  Schenk  verfertigt ,  machen  sowohl  wegen  der  Schön- 
heit ihrer  Ausführung,  als  wegen  der  Richtigkeit  ihrer 
Verhältnisse  ,  die  dem  Ganzen  eiiie  gewisse  wohlgefäl- 
lige Übereinstimmung  geben ,  auf  den  Kenner  grofsen 
Eindruck. 

»  

Der  Horizontal  kreis ,  an  seinem  äufsernEnde  gemes- 
a^en ,  hat  nur  8  Zoll  im  Durchmesser ,  der  vertikale  Kreis 
aber  nur  5  ^4  Zoll.  Ein  jeder  hievon  ist  aus  zwei  Kreisen 
zusammengesetzt;  wovon  einer  •  in  dem  andern  beweglich 
ist,  um  sonach  die  so  wesentliche  Redingung  der  Repeti- 
zion  zu  erhalten.  Diese  zwei  Kreise  sind  so  konzentrisch 
gearbeitet,  dafs  man  nur  mit  Mühe  den  sie  absondernden 
Zwischenraum  entdeckt.  Die  konzentrischen  Zapfen  der 
zwei  Horizontalkreise  werden  durch  Federn  getragen, 
welche  ihnen  nur  in  so  weit  Druck   und  Reibung  zulassen, 


458        , 

als  zur  Sicherheit  der  Bewegung  9   die  übrigfns  aufserot* 
deutlich  «anft  uud  leicht  geht,  nöthig  ist» . 

D^8  Instrument  ist  mit  zwei  Fernröhren  yersehen: 
jenes ,  welches  sich  unter  dem  Horizontalkreise  befindet, 
ist  blofs  ein  Yersicherungsfernrohr,  das  während  der  gan- 
zen Dauer  der  Operazion  auf  einen  Gegenstand  gerichtet 
bleiben  .mpfs;  das  andere  gehört  dem.  innern  und  dem 
Vertikalhreise  zu ,  und  verrichtet  die  Funhzion  einer  Al- 
hidade.  Sowohl  eines  als  das  andere  haben  im  Brenn- 
punkte des  Okularglases  ein  Kreuz  von  sehr^feinen  Spinn- 
webenfaden ;  sie  sind  1  Schuh  lang ,  sehr  gut  in  ihren 
Yerhaltnissen ,  und  die  Gegenstande  werden  durch  sie 
nicht  verkehrt  dargestellt. 

Die  konische  Achse  des  beweglichen  Fernrohrs  ist 
von  Glockenmetall,  und  hat  an  ihrem  Ende  stählerne  Za- 
pfen ,  die  auf  Unterlagen  von  Glockenmetall  ruhen,  welche 
auf  dem  obern  Theile  der  zwei  aufrecht  stehenden  Stücke 
oder  Träger  des  Fernrohrs  befestigt  sind.  Auf  diesen  . 
Zapfen  befindet  sich  die  Libelle,  welche  bestimmt  ist,  die 
Oberfläche  des  Instrumentes  mittelst  dreier  breitköpfig 
versenkter  Schrauben  wagerecht  zu  stellen ,  die  unterhalb 
des  Horizontalkreises  seinen  Fufs  unterstützen.  Diese 
Wasserwage  ist  einer  sehr  leichten  Prüfung  mittelst  de» 
bekannten  Vorgangs  der  Umdrehung  fähig. 

Eine  zweite ,  auf  dem  beweglichen  Fernrohr  befind- 
liche, Wasserwage  ist  dazu  bestimmt,  solches  horizontal 
.  jsu  stellen ,  und  sonach  zur  Beobachtung  der  Höhen  den 
Punkt  des  veränderten  Standes  der  Luftblase  zu  bestioi- 
men.  Eine  jede  dieser  auf  der  Wasser  wage  angebrachten 
Eintheilungen  hat  beiläufig  eine  Linie  Ausdehnung,  und 
entspricht  einer  Neigung  von  3  bis  4  Grad.  Diese  Was- 
serwage ^^ird  gleichfalls  durch  dfe  blofse  Umwendung 
verifizirt,  ' 

Die  dHtte  Wasserwage  ist  an  dem  Vertikal-  oderHö^ 
henkreise  angebracht. 

Der  in  Messing  eingelassene  silberne  Limbus  dci 
Horizontalkreises  ist  von  10  zu  10  Minuten  eijigetheilt, 
^nd  vier  einander  gerade  entgegengesetzte  Verniers ,   de* 


459 

ren  jeder  mit  einem  Vergröfserungsglase  von  einzölliger 
Brennweite  verseilen  ist,  verschaffen  eine  Uhterabtheilung 
von  lo  zu  10  Sekunden.  Entgegengesetzt  dem  innern 
Theile  des  von  jede^  Vernier  eingenommenen  Kreises, 
ist  ein  Reflektor  von  mattem  Weifs  angebracht,  welcher  die- 
sem Theile  des  Kreises  ein  gleiches  und  zuträgliches  Licht 
verschafft ,  und  die  Operazion  vorzüglich  erleichtert.  Die 
Theilungen,  sowohl  auf  dem  Kreise  als  auf  den  Verniers, 
sind  von  ausgezeichneter  Feinheit  und  Reinheit.  Sie  er- 
scheinen gleichsam  auf  einer  und  derselben  Ebene,  wel- 
ches die  Beobachtung  des  Zusammentreffens  der  Theilstri- 
che  viel  leichter  und  sicherer  macht. 

Die  Repetizion  der  Vertikalwfhkel  geschieht  durch 
ein  etwas  weniger  einfaches  Verfahren ,  wovon  die  nähern 
Details  siph  in  'einem  Aufsatze  des  Hrn.  A.  Plctet  befinden, 
der  in  der  Bibliotheque  britanniquey  Mai  18 iS,  eingeschal- 
tet ist. 


Reflexions  -  Azimutal  -  Kompafs. 

l}ev  Azimutal  "Kompajs  ^  von  der  Erfindung  des  Hrn. 
Smalcdlder,  wurde  durch  Hrn.  Jecker  zu  Paris  ausgeführt,^ 
der  den  Gebrauch  dieses  Instrutnentes  ausdehnen,  und  sel- 
bes für  eine  gröfsere  Anzahl  asti^onomischer  Reobachtungen 
anwendbar  machen  wollte.  Zu  diesem  Zwecke  brachte  er 
oberhalb  des  Azimutalkreises  einen  Reflexions^Sextanten  an, 
mittelst  welchem  man  die  Sonne  auf  den  Horizont  bringen 
kann.  Die  auf  der  Rosette,  des  Kompasses  angebrachten 
Eintheilungen  werden  mittelst  eines  Prisma  in  d^s  Fern- 
iV^hr  reflektirt,  welches,  indem  es  sich  vor  dem  Okular-* 
glase  befindet,  zu  gleicher  Zeit  die  Sonne  und  die  von  der 
Magnetnadel  angezeigten  Grade  zu  beobachten  erlaubt. 
Diese  zwei  Gegenstände  erscheinen  in  den ,  im  Fernrohre 
gespannten  Fäden.  Man  kann  demnach  zu  jeder  Stunde 
den  Winkel  wissen,  welchen  die  Magnetnadel  mit  der 
Sonne  macht,  und  demnach  auch  hinlänglich  genau  die 
Abweichung  derselben. 

Das  nämliche  Instrument  kann  auch  auf  der  Erde  zumi 
Höhenmessen  gebraucht  werden;  man  setzt  es  zu  diesem 
Behufe  ^uf  ein  Stalif,   welches  mit  einer  Wasser  wage  ver^ 


46o 

sehen  ist ,  Üe  parallel  tnr  optischen  Achse  dea  TemrohH 
gestellt  wird. 

Im  Falle,  dafs  das  Instrument  ans  seiner  Lage,  die  es 
haben  soll,  verrückt  würde,  dienen  die  allenthalben,  wo 
es  .nöthig  ist ,  angebrachten  Wendschrauben  dazu ,  demsel- 
ben die  vorige  Stellung  wieder  zu  verschaffen. 

um  sich  dieses  Instrumentes  zu  bedienen ,  stellt  man 
solches  mit  der  Wasserwage,  deren  Luftblase  sich  nicht 
mehr  ändern  darf,  hoi^izontal;  sodann  setzt  man  das  Fern- 
rohr auf  seine  Träger  und  fafst  damit  einen  Gegenstand; 
nimmt  es  hierauf  ab ,  kehrt  es  mit  seinem  entgegengesetz- 
ten Ende  um,  und  setzt  es  neuerdings  auf  den  Träger. 
Nun  sieht  man  /nach ,  ob  der  vorher  beobachtete  Gegen- 
stand noch  von  dem  horizontalen  Faden  bedeckt  wird ;  im 
entgegengesetzten  Falle  erhöht  oder  erniedrigt  man  einen 
dieser  Träger,  und  wiederholt  dieses  Verfahren  so  lange, 
bis  man  den  gewünschten  Zweck  erreicht  hat ,  wobei  man 
aber  immer  darauf  sehen  mufs  ,  das  Fernrohr  jedesmaU 
umzukehren.  —  Dieses  Instrument  kann  man  auch  zum 
Nivelliren  anwenden. 

Da  dasselbe  vorzüglich  zum  Gebrauche  für  Schif- 
fahrer  bestimmt  ist ,  so  unterliegt  es  keinem  Zweifel ,  daf» 
ihnen  solches  vielfaltige  Vorth eile  verschaffen  wird.  Nach- 
dem aber  das  Sehwanken  des  Schiffes  nicht  erlaubt,  das- 
selbe weder  auf  ein  Statif  zu  setzen ,  noch  in  der  Hand 
zu  halten ,  ohne  dafs  es  sich  verrückte ,  so  ersann  Herr 
Jecker ,  es  auf  einem  gewöhnlichen  Azimutal-Kompafs  anzu- 
bringen ,  und  wie  die  Boussole  aufzuhängen.  In  diesem 
Falle  trägt  der  Kompafs  einen  doppelten  Reflektor.  Die 
Ausführung  dieses  Instrumentes  ist  sehr  sinnreich.  (Bul- 
letin de  la  Societe  d'Encouragement*   Septembre  i8i5.) 


0 


Verbesserung  an  der  Lanipe^  zum  Behufe  der  bestän- 
digen  und  gleichförmigen  Beleuchtung  der  Rose  der 

Boussole  auf  dem  Meere. 

Das  bei  der  englischen  Schiffahrt  angewandte  Korn" 
palshäuschen  ist  sehr  unvollkommen.    Diefs  ist  gewöhnlich 


46i 

ein  Tiereckiger ,  auf  dem  Verdecke  befindliche!!* ,  un^  in-^ 
wendig  in  zwei  Kammern  gelheilter  Kasten,  woyon  der 
eine  die  Lampe  oder  Kerze,  und  der  andere  den  Kompais 
eDlhält.  In  der  Abtheilung,  welche  diey  zwei  Kammeru 
absondert  ,  ist  eine  riereckige  Glasscheibe  angebracht, 
damit  das  Licht  hineindringen  könne ;  auf  der  Yor^lerseite 
des  Kastens  ist  eine  ähnliche  Glasscheibe  zur  Beobachtung 
der  Magnetnadel ,  die  selbst  wieder  in  einem  viereckigen 
hölzernen  Kästchen  eingeschlossen  ist;  jenes,  das  die  Rose 
und  Magnetnadel  aufnimmt,  ist  rund,  von  Kupfer,  und 
auf  Zapfen  oder  Balanziers  aufgehängt. 

Nun  wird    eine  Linie  j    welche  mit    dem  Kiele  des 

Schiffs  immer  parallel  seyn  soll ,    um   dessen  flichtung  je- 

desmahl  genau  zu  bestimmen ,  ih  das  Innere  des  Gehäuses 

mit  Bleistift  gezogen  und  diese  dient  den  Spitzen  der  Rose 

zum  Index;  aber  die  Art,   aufweiche  der  Kompafs  in  das 

sogenannte  Kompai'shäuschen  eingemacht  wird,  macht  diese 

Operazion  sehr  ungewii's.      Man  befestigt  ihn  gewöhnlich 

mit  hölzernen   Keilen ,    die  man  rund  herum  einschlägt, 

Was  nun    rerhindert,    ihm  eine  vollkommen    horizontale 

Lage  zu  geben. 

Man  macht  auch  Kompafshäuschen  mit  zwei  Magnet*- 
nadeln,  die  mittelst  einer  zwischen  ihnen  gestellten  Lampe 
erleuchtet  werden ;  aber  aufserdem ,  dafs  sie  hiedurch  nui; 
eine  schwache  Beleuchtung  erhalten ,  tritt  die  üble  Folge 
der  Näherung  zweier  magnetischer  Nadeln  ein ,  da  diesel- 
ben auf  einander  wirken  können. 

Das  Ton  Hrn.  Grant  Preston  erftindene  Komparshäus- 
chen, wofür  ihm  von  der  Aufmunterungsgesellschaft  zu 
London  eine  silberne  Medaille  zuerkannt  worden,  verei- 
nigt mehrere  Yortheile  in  sich.  Die  Lampe  ist  darin 
oberhalb  der  Magnetnadel  in  einer  runden  Kapsel  ange- 
bracht, und  erleuchtet  die  Rose  durch  die  Zurückstrahlung 
ron  oben  nach  unten.  Da  sie  vermittelst  einer  Lichtman- 
schete  gedeckt  ist,  so  ist  sie  auch  vor  dem  durch  schlechte 
Witterung  oder  sonstige  Zufalle  veranlafsten  Erlöschen 
gesichert,  was  von  grofsem  Belange  ist.  Ihre  Einrichtung 
ist  einfach,  sie  verzehrt  wenig  Öhl  und  verbreitet  ein  sehr 
helles  Licht,  ohne  das  Auge  des  Bootsmannes  zu  ermüden, 
•der  von  einem  feindlichen  Schiffe  auf  dem  Meere  wahr- 


46a  •     .  .    ' 

genommen  zu  werden.     Da  der.  ganze  obere  Theif  ^esei 
Kompafshäuschens  von  Metall  ist,  so  ist  derselbe  auch  sehe«  | 
dauerhaft. 


.  t 


Man  kann  die  Lampe  av^ch  sehr  leicht  herausneh- 
men ,  um  sie  entweder  zu  reinigen ,  oder  daran  eine  Re- 
paratur Torzunehmen. 

Es  wird  hier  noch  bemerkt ,  dafs  der  Herr  Optiker 
DoUond  den  19.  Februar  1812  ein  Patent  auf  die  Verbes- 
serung der  Beleuchtung  der  Magnetnadeln  im  Meere  'ge- 
nommen hat,  dergestalt,  dafs  sie  nur  vom  Steuermanne 
selbst  auf  eine  gewiss^  Entfernung  gesehen  werden  kön- 
nen ,  und  sich  ungeachtet  des  Schwankens  des  Schiffes  im- 
mer senkrecht  erhalten. 


U 


Verbesserter  Barometer  vop  Herrn  Jecker  zu  Paris.. 

Dieser  Barometer  besjteht  aus  einer  heberartig  geboge- 
nen Röhre ,  welche  das  Quecksilber,  enthält.  Diese  Röhre 
kann  entweder  äaf  Eisen  oder  Holz  befindlich  sejn ,  dem 
man  die  Form  eines  Rahmens  gibt ,  welcher  beinahe  2  7i 
mahl  höher  als  breiter  ist.  In  der  Mitte  hievon  ist  eine 
Querstange  angebracht,  welche  ein  in  seinem  Schwer- 
punkte befestigtes  Gleich gewichtsmesser  trägt.  Die  Zwinge, 
die  das  Messer  unterstüzt,  ist  selbst  wieder  auf^  einem, 
zweiten  Messef  aufgehangen,  welches  sie  immer  senkrecht 
erhält  und  dieser  Wage  mehr  Empfindlichkeit  ertheilt. 
Das  Ganze  wird  auf  einem ,  zu  diesem  Gebrauche  be^e- 
men  Fufs  aufgehangen. 

Man  begreift  wohl ,  dafs  das  Quecksilber  weder  stei' 
gen  noch  fallen,  d.  h.  aus  einem  Arm.  in  den  andern 
treten  kann,  ohne  das  relative  Gewicht  dieser  Arme  zu 
ändern,  wobei  sich  dann  das  Instrument  auf  die  schwerere 
Seite  neigt.  Dieser  Mangel  des  Gleichgewichts  wird  nun 
mittelst  einer  Nadel  angezeigt,  die  sich  auf  einem  einge- 
theilten  Zirkelbogen  befindet.  Um  alsbald  die  abgängige 
Quantität  des  Quecksilbers  zur  Herstellung  des  Gleichge- 
wichtes zu  ergänzen,  legt  man  in  die  eine  Seitenröhre  Ge- 
wichte zu. 


463 

Da  dieser  Barometer  Tdfzdglich  zur  Höhenmessung 
lestimmt  ist ,  so  mufs  man  ihn  tragbar  machen.  Um  nun 
iie  Oscillationen  des  Quecksilbers  beim  Transporte  zu 
ermeiden,  hat  Herr  Jecker  auf  einem  der  Arme  zwei 
ichliessen  angebracht ,  welche  die  Bohre  sperren ,  und 
omit  das-  Quecksilber  zurückhalten.  Um  endlich  dem 
Beobachter  zugleich  die  Temperatur  der  Atmosphäre  in 
lern  Augenblicke  anzuzeigen,  wo  er  ihr  Gewicht  bestimmt, 
8t  diesem  Barometer  auch  noch  ein  Thermometer  an-» 
;eliängt. 

Dieses    Instrument  hat  eine   solche  Empfindlichkeit^ 
laTs   es  mittelst  desselben  leicht  ist,  sehr  geringe  Höhen 
m  berechnen ;  die  Nadel  läfst  schon  djen  jJnterschied  von 
\    Schuh  Erhöhung  bemerken.     Mit  einem  solchen  Biaro- 
neter  ist  es  daher  sehr  leicht,  die  Höhe  der  Gebirge  und 
loher  Gebäude  zu  bestimmen ;  allein  es  ist  zu  diesem  Be- 
lufe  noch'  nothwendig ,  dafs  Herr  Jecker  ein  genaues  Ver- 
lältnifs  zwischen  der  Eintheilutig  seiner  Gradleiter  und « 
\er   metrischen  festsetze ,   und  dafs  er  sonach  auch  sein 
Nweau  über  die  Oberfläche  des  Meeres  bei  einem  Thermo-^ 
oieterstande  von  zehn  Graden  annehme.     Dieses  mufs  sich 
K>dann  von  Meter  zu  Meter  bis  auf  die  gröfsten  beobacK«  ^ 
:eten  Höhen  erstrecken ,    und   nun  wird  seine  Gradleiter 
luch  nicht  mehr  willkürlich  seyn.    (Journal  de  Pharmacie^ 
äeptembre  i8i5.) 


Steuer  Pantograph  für  drei  Dimensionen^  von  Herrn 
La-Fond,  Ingenieur  des  Brücken  -  und  Strafsenbaues. 

Herr  La- Fond  hat  d^r  Akademie  der  WissenschÄften 
zu  Paris  eine  Maschine  vorgelegt,  womit  eine  im  Zeichnen 
mgeubte  Person  eine  jede  aus  zwei ,  und  selbst  aus  drei 
Dimensionen  bestehende  Figur  nach  jeder  geforderten  Pro- 
jefctionsart  kopiren  und  selbst  grayiren  kann. 

Die  Theorie  dieses  Instruments  stützt  sich  auf  das 
Prinzip)  dafs  eine  gerade  um  einen  festen  Stützpunkt  be- 
iregliche  Begel,  in  ihrer  Länge  irgendwo  gefafst,  mittelst 
ihrer  Enden,  sobald  sie  uiti  diese  Stütze  in  Bewegung  ge- 
letzt wird,  ähnliche  und  selbst  gleiche  Figuren  beschreibt; 


4G4 

wenn   der  fixe  Punkt  in  der  Mitte  der  Regel  angenom- 
men ist. 

» 

Das  Instrument  selbst  gleicht  einem  Näherung;sfem-' 
röhr ,  wovon  die  Rohren,  wie  gewöhnlich ,  eine  in  die  an- 
dere gesteckt  worden.  An  einem  Ende  ist  eine  Spitze, 
welche  die  Hand  auf  den  Umrissen  des  Modells  oder  der 
Fläche ,  oder  der  erhabenen  Arbeit  herumführt ;  an  dem 
andern  Ende  des  Rohrs  ist  ein  Bleistift  angebracht,  der 
durch  eine  Drahtfeder  angedrückt  wird,  und  auf  einer  dem 
Modelle  parallelen  Fläche ,  das  Tollkommen  genaue  Bild, 
aber  umgekehrt  zeichnet.  Man  erlangt  die  Redukzionen 
nach  Willkür,  blofs  durch  die  Stellung  des  reränderlichen 
Stützpunktes.  Das  Instrument  ist  auch  anwendbar  for 
Zeichnungen  von  Abgüssen. 


Mechanische  Vorstellung  der  Planeten  oder  Hinunels- 
Bewegungen,  ausgeführt  von  Herrn  Rouy  zu  Paris* 

Dieser  Mechanismus  zeichnet  sich  vor  andern  ähn- 
lichen durch  die  Menge  seiner  vorstellenden  Bewegungen 
und  dadurch  aus ,  dafs  alle  diese  Bewegungen  ohne  den 
Gebrauch  gezähnter  Räder  oder  Getriebe ,  so  wie  es  ge- 
wöhnlich geschieht ,  hervorgebracht  werden,  wodurch  nun 
der  Erfinder,  Herr  B.oujr  ^  zugleich  im  Stande  ist,  seinen 
Mechanismus  um  einen  sehr  mäfsigen  Preis  herzustellen. 
Derselbe  erfordert  auch  aufserdem  keine  Unterhaltungs- 
kosten ,  und  sein  Transport  ist  sehr  leicht,  so  dafs  sich 
aus  diesen  Gründen  vermuthen  läfst,  dafs  man  sich  des- 
selben allgemein  zur  Darstellung  der  himmlischen  Erschei- 
nungen bedienen  werde.  Die  wirkende  Kraft  ist  bei  die- 
sem Mechanismus  an  einer  Kurbel  angebracht,  und  die 
hiedurch  hervorgebrachten  Wirkungen  sind  folgende: 

Erstens:  Die  Potationsbewegung  der  Sonne  um  ihre 
Achse ,  zur  Darstellung  der  Erscheinung  und  Verschwin- 
idung  der  Sonnenflecken. 

Zusehens:  Die  Bewegung  des  Merkurs  um  die  Sonne» 

Dritiens:  Jene  der  Venus  um  dasselbe  Gestirn. 


465 

VieAeris:  Die  täglieke  Bewegung  Aet  Erde  um  ihre  237z 
ad  geneigte  Achse. 

Fiinßens:  Ihre  jährliehe  Bewegung  in  einer  Bahn, 
j  sie  um  die  Sonne  beschreibt,  indem  sie  den  Parallelis- 
LS  ihrer  Achse  immerfort  beibehält ;  um  zu  zeigen ,  auf 
;lche  Art  die  Ungleichheiten  'der  Tage  uiid  Nächle,  und 
glich  die  Abwechslung  der  Jahreszeiten  bewirkt  wird. 

I>er  besondere  Mechanismus,  welcher  zur  Bewegung 
r  Erde  dient,  ist  so  eingerichtet,  um  sie  eine  zweite 
hn  beschreiben  zu  lassen ,  und  um  die  Sonnennähe  und 
nnenferne  in  beiden  Sonnenwenden  hervorzubringen, 
s  hiebei  zur  Heryorbringung  dieses  Effektes  angewandte 
ttel  wurde  von  den  Astronomen  zu  Mailand .  geprüft  und 
t  befunden. 

Sdthstens:  Während  die  täglichen  und  jährlichen  Be- 
gungen  der  Erde  vor  sich  gehen,  macht  der  Mond,  als 
gleiter  der  Erde,  seine  Umläufe  in  der  geneigten  Pla- 
:enbahn,  wodurch  leicht  die  Phänomene  der  Phasen  und 
r  Finsternifse  erklärt  werden,  und  auch,  warum  letztere 

den     Konjunktionen    oder    Oppositionen,     oder    auch ,' 
hrend  dem  Neu-  und  Vollmonde  nicht  immer  Statt  fin- 
n ,  und  warum   sie  nur  für  gewisse  Orte  der  Erde  sicht- 
r  sind.     .       i_  < 

Siebentens:  Die  andern  Planeten  und  ihre  Satelliten, 
flehe  die  Ergänzung  des  Sonnensystems  bilden  ,  sind 
rgestalt  geordnet,  dafs  sie  mit  der  Hand  versetzt  wer- 
n  können,  um  den  Zustand  des  Hinimels  an  jedem  ge- 
benen  Tage  vorzustellen.  Ein  einfacher  und  sinnreicher 
^chanismus  macht  dem  Auge  den  Stillstand  und  Rücklauf 
r  Planeten  merkbar.  '     * 

Die  Sonne  wird  durch  ein  Licht  vorgestellt,  'das  in 
1  Mittelpunkt  einer  vom  Glänze  befreiten  krystallenen 
gel  gesetzt  wird,  und  eine  sehr  gute  Wirkung  her- 
rbringt. 

Der  Erfinder  hat  seinem  Mechanismus  überdie^s  noch 
igefiigt:  itens  die  Kreisbewejrung  der  Venus  um  ihre 
hse  in  einer  geneigten  Planetenbahn ,  um  die  Erschei- 
ig  des  Durchgangs  dieses  Gestirns  unter  der  Sonne  dar- 
;tell^n,  und  atens  die  Bewegung  eines  Kometen  in  seiner 

ahfb.  d.  yol^t.  Inst.  I.  Bd.  JO 


< 


\  - 


1    * 


466  ' 

parabolischen  LaufLalin,  dergestalt  angeordnet)  um  di«i 
Bahn' mehrerer  Planeten  zu  durchschneiden,  wodurch  dir 
Möglichkeit  des  Begegnens  zweier  Himmelskörper  bewie- 
sen werden  kann. 


Rechen-Lineale,  welche  in  f'/z^Za/i^  gehraucht  werden. 

Diese  zwei  Lineale  scheinen  in  jeder  Hinsicht  nichu 
mehr  wünschenswerthes  übrig  zu  lassen,  und  'können  eben 
sowohl  Gelehrten,  als  auch  den  Ingenieurs,  den  Negozianten, 
Handwerkern  etc.  dienen.  In  London  sieht  man  deren  be- 
reits viele  auf  der  Börse,  und  in  den  Werkstatten ;  sie  sind 
^  übrigens  zum  Tragen  eingerichtet,  und  überaus  gut  einge- 
theilt.  Man  macht  mittelst  derselben  in  einem  Augenblicke 
Multiplikationen  und  Divisionen  in  ganzen  Zahlen  und  in 
Brüchen*;;  eben  so  zusammengesetzte  Begles  de  trois  durch 
eine  einzige  eben  so  schnelle,  als.  leichte  Operazion.  Man 
zieht  aus  Zahlen  die  Wurzeln  aus ,  und  erhebt  sie  auf  jed- 
wede Potenz ;  endlich  löst  man  damit  auch  Dreiecke  auf* 

'  Alles  dieses  geschieht  vermittelst  eines  platten  und 
schmal'en  buchsbaum'enen  Lineals  von  einem  Schuh  Länge, 
in  welchem  sich  eine  kleine  bewegliche  Begel  befindet, 
die  so  wie  die  andere  gehörig  eingetheilt  ist. 

Man  weifs ,  dafs  mit  Hülfe  der  Logarithmen  eine  jcJi 
Multiplikation  oder  D^ivision  in  eine  einfache  Addition  ver- 
wandelt wird.  Die  zwei  Regeln  sind  nun  nach  diesem 
Prinzipe  konstruirt  und  eingetheilt.  Durch  das  Vor -oder 
Rück'wärtsschieben  der  beweglichen  oder  glitschenden  Re- 
gel thut  man  nichts  anderes,  als  die  auf  einer  und  der  an- 
dern gravirten  Zahlen  zu  addiren  oder  zu  subtrahiren, 
und  folglich  eine  jede  Art  arithmetischer  Regel  aas- 
zuführen. 

Die  Eintheilung   dieser  Maschine  ist  folgende.    Eine 
V  von  den  Oberflächen  der  Regel  enthält  vier  Eintheilungen 
von  gleicher  Gröfse. 

Die  obere  Eintheilung  bildet  zwei  von  einander  ver- 
schiedene Theile ,  die  durch  ,Wiederhohlung  der  nämli^ 
eben  Ziffern ,   mit  Ausnahme  der    zwei  letztern ,  wotoq 


bie  1  und  die  andere  lo  ist^  angezeigt  sind.  Diese  zwei 
heile  sind  gleich  lang,  und'  auf  einerlei  Art  eingetheilt; 
ne  jede  enthält  neun  Hauptabtheilungen  ,  die  mit  den 
ffern  i  bis  9  bezeichnet  sind ,  die  erste,  zwischen  1  und 
hat  fünfzig  Unterabtheilungen ,  die  zwei  folgenden  ha- 
n  jede  20  und  die  6  darauf  folgenden  haben  zehn  Uu*  ' 
^abtheilungen» 

Es  ist  zu  bemerken ,  dafs   die  Abstände  zwischen  1 
1  2  eben  so  lang  sind ,  als  jene  yon  2  zu  4  9  Ton  4  zu  8, 
1  8  zu  16  u.  s.  f.  woraus  erhellet,  dafs  Nr.  10  die  Hälfte. 
•  Eintheilung  ist. 

Die  bewegliche  Regel  ist  sowohl  oben  als  unt^n  auf 
;n  diese  Weise ,  ohne  einen  statt  ^  findenden  Unter* 
ied ,  eingetheilt. 

Der  untere  Theil  der  Regel  enthält  9  Hauptabthei-» 
gen,  wovon  die  erste  in  100  Theile  untergetheilt  ist,  die 
ei  folgenden  "in  5o ,  die  nächstfolgenden  zwei  in  20 
l  die  vier  letzten  in  10.     Jede  dieser  Hauptabtheilungeii 

doppelt  so  lang  als  jene ,  welche  durch  eben  diese 
mmern  in  den  obern  3  Leitern  angezeigt  sind,    so  dafs 

Nr.  2  dieser  Eintheilung  der  Nr.  4  der  obern  Einthci- 
g  entspricht,    die  Nr.  3  der  Nr.  9,    die  Nr.  4   der   Nr» 

u.  s.  f.  bis.  ans  Ende ,  welches  mit  jenem  der  andern 
iheilungen  übereintrifft. 

Es  folgt  hieraus ,  dafs  diese  Eintheilung  die  Quadrat* 
rzeln  der  iSahlen  gibt,'  die  unten  angezeigt  sind;  man 
lält  sie  unmittelbar  ohne  die  bewegliche  Regel  zu  ver- 
lern, und  im  ursprünglichen  Zustande  entsprechen  ille 
hlen  eine  der  andern.  Da  die  Erhebung  der  Potenzen 
\  Umgekehrte  vom  Ausziehen  der  Wurzeln  ist,  so  mufs 
n ,  um  das  Quadrat  einer  Zahl  zu  erhalten ,  auf  dem 
ern  Rande  der  beweglichen  Regel  bei  der,  in'  der  un- 
n  Leiter  bemerkten  Zahl ,  nachsehen* 

Aus  dieser  ganzen  Einrichtung  geht  hervor ,  dafs  t 

i)  Um  eine  Dhision  zu  machen,  man  die  nämliche  Nr.  1 
er  den  Divisor  bringen  müsse;  den  Quotienten  findet 
Q  auf  der  beweglichen  Regel  unteihalb  des  Dividenden. 

3o* 


I 
t 


4Ga 

2)  Um  eine'Multiplikation  zn  yerrichten,  ist  es  genng,  die: 
Nr.  1  der  beweglichen  Regel  unter  einen  der  Faktoren  st 
fuhren ;  das  Produbt  findet  ihan  sonach  unterhalb  der  i| 
dern  auf  der  obern  Abtheilung  n.  s.  w« 

Da  der  Platz  zur  Ausfuhrung  des  Details  hier  zu  be- 
schränkt ist,  'so  kann  man  ein  Mehreres  hierüber  in  den 
Bulletin  de  la  Söciete  d'Encouragement,  Aoüt  18 15,  nachlesen. 


Es  ist  zu  wünschen,  dafs  solche  Regeln  allgemein  in 
Gebrauch  kämen  ,  und  defshalb  überall  yerfertigt  würden« 
In  London  kostet  eine  derlei  einen  Schuh  lange  Regel  fonf 
Schillings. 


Unverbrennbarer  Fimifs. 

Dieser  Firnifs  ist  ein  Mittel,  um  der  Einwirkung  dei^' 
]^^lamme  auf  was  immer  für  Materien  in  einem  sehr  hohen 
Grade  yorzub engen ,  indem  man  der  Yerkohlung  und  daher 
auch  der  Verbrennung  yorbeugt. 

Man  läfst  nähmlich  Fischleim  im  Wasser.  zergeheO) 
sej  es  warm  oder  kalt ,  und  bereitet  zu  gleicher  Zeit  eine 
ähnliche  Quantität  Alaun.  Man  mischt  nun  diese  zwei  Auf« 
lösungen  zusammen ,  befeuchtet  damit  sorgfaltig  die  der 
Flamn^e  auszusetzenden  Gegenstände ,  und  um  des  Erfolgt 
noch  sicherer  zu  seyn,  yerrichtet  man  dieses  Anfeuchten 
auch  noch  ein  zweites  Mahl.  Etwas  hinzugefügter  Essig 
vermehrt  noch  die  Unyerbrennbarkeit.  Was  solchergestalt 
benetzt  worden  ist,  wird  sich  nur  aufserst  schwer  und  mit 
aufserordentlichem  Widerstände  entzünden.  Auf  diese  Art 
kanh  man  hölzerne  Gefafse  dem  Feuer  aussetzen,  lind  darin 
alles  angeikiessen  sieden  lassen,  weil  dieser  Firnifs  keines- 
wegs die  Durchlassung  der  Wärme,  sondern  ganz  allein 
und  sicher  die  Yerkohlung  hindert. 


Fortpflanzung  der  Olivenb^ume. 

In  dem  südlichen  Frankreich  und  in  andern  Oliven- 
Gegenden  war  die  Fortpüanzung  der  OliTenbäuiüe  durch 


I 


469 

• 

Samen  sebon  lange,  ein  wichtiger  Gegenstand,  jedoch  hat» 
;.ten  alle  Versuche  dieser  Art  bisher  immer  fehlgeschlagen, 
.  und'  nur  Setzlinge  waren  das  einzige  Mittel ,  ihre  Zahl  zu 
'  T#mehren.  Gegenwärtig  wurde  eine  Methode  entdeckt , 
«welche  diese  Schwierigkeit  beseitigt;  man  weicht  nähmlich 
,  die  OIiYen  in  eine  schwache  alkalische  Auflösung  ein ,  und 

laet  sie  sodann  aus,  worauf  die  Samen  wirklich  keimen  und 

Pflanzen  heryorbringen. 

Diese  Entdeckung  rührt  von  der  Beobachtung  her, 
'  welche  man  über  die  Art  machte ,  wie  die  Natur  diese  Bäume 
fortpflanzt:  Die  Samen  hieyon  wachsen  nähmlich  dann  Ton 
selbst,  wenn  sie  durch  den  Magen  der  Vögel  gegangen  sind, 
wo  sie  also  eine  besondere  Einwirkung  erleiden  müssen, 
und  man  fand  durch  Versuche,  dafs  die  Samen,  welche 
Truthühnern  gegeben  wurden,  dann  Keime  trieben,  wenn 
sie  mit  dem  Kothe  dieser  Thüre  gesäet  wurden. 


Vermeidung  des  Brandes  an  den  Äpfelbäumen. 

Di^  amerikanischen  Pächter  sollen  folgendes  prak- 
tische Verfahren  ergriffen  haben ,  um  den  Brand  an  ihren 
Äpfelbäumen  zu  yerhindern.  Im  Frühjahre  reiben  sie  T||per 
gut  in  die  Rinde  der  Äpfelbäume  ungefähr  vier  oder  sechs 
Zoll  breit  um  jeden  Baum ,  und  ungefähr  einen  Fufs  -  über 
dem  Erdboden ;  dieses  beugt  dem  Brande  hinlänglich  TOi^* 
und  eine  ausgiebige  Ernte  ist  die  Folge  davon.         « 


Verfahren  9  um  das  Thränen  des  Weinstocks  zu  ver- 
hindern^ und  seine  Reife  zu  befördern  j 

von  Hrn.  Lambry.  * 

Sobald  der  Weinstock  in  die  Blüthe  tritt,  oder  selbst 
wenn  er  schon  in  voller  Blüthe  ist,  mufs  man  entweder  an 
dem  heurigen  jungen  Holze,  oder  an  dem  vorjährigen,  in 
die  Rinde  zwei  kreisrunde ,  eine  Linie  von  einander  ent- 
fernte Einschnitte  ,■  machen ;  und  diesen  kleinen  zwischen 
den  zwei  Einschnitten  vorhandenen  Bindenring  mittelst 
eines  Pfropf-  oder  kleinen  Rebmessers  abnehmen. 


/ 


470  .      • 

Der  Ort  des  Einschnittes  mufs  immer  unterhalb  den 
Trauhen  seyn ,  wefshalb  man  bei  vorjährigen  ZVeigen  den 
ganzen  Raum  zwischen  den  untersten  Trai^ben  und  dei^ 
Ort^  des  Auswuchses  zur  Wahl  des  Einschnittes  frei  hat, 
indefs  man  bei  diefsjährigen  Trieben  den  Schnitt  immer 
unterhalb  zwei  oder  drei  Augen  ^anbringen  mufs,  auf  denen 
das  Beschneiden  das  nächste  Jahr  Statt  finden  wird.  Bio  , 
in  dem  Zweige  veranlafste  kleine  Wunde  gibt  bald  zur  Bil-  j 
düng  eines  Wuchses  Veranlassung,  der  in  fünfzehn  bis 
zwanzig  Tagen  die  nackte  Stelle  vollkommen  bedeckt;  diese 
zeitweilige  Unterbrechung  des  Saftes  ist  nun  hinreichend, 
den  Erfolg  dieser  Operation  zu  sichern ,  der  darin  besieht, 
dafs  i)  jeder  solchergestalt  operirte  Zweig  durchaus  vor 
dem  Thränen  gesichert  ist;  und  2)  die  Reifung  der  Frucht 
wenigstens  um  acht  Tage  früher  Statt  findet. 

Diese  von  Hrn.  Lambry  so  oft,  sowohl  auf  jungem  alt' 
altem  Holze,  angewandte  Methode  ist  jederzeit  von  dem 
grofsten  Erfolge  gewesen;  was  übrigens  den  vortrefflichen 
Nutzen  dieses  Mittels  noch  mehr  verbürgt,  ist,.daf^  die 
königliche  Zentral-Ackerbau-Gesellschaft  dem  Hrn.  Lambry 
zur  Belohnung  eine  goldene  Medaille  zuerkannt  hat,  und 
es  ist  daher  zu  wünschen,  dafs  in  Weingegenden  dieses 
den  Weinstock,  besonders  in  nassen  Jahren,  sichernde  Mittel 
in  Anwendung  kommen  möge. 


T"«- 


Beschreibung  der  Buchdruckerpresse  des  Hm.  Konig, 

welche  durch  die  Kraft  einer  Dampfmaschine  bewegt 

uud  hei  dem  Drucke  des  Journals  the  Times 

zu,  Jjondon  angewandt  wird. 

llv,  Könige  ein  deutscher  Künstler,  welcher*zu  London 
ansäfsig  war ,  und  gegenwärtig  zu  Himmelspf orten  bei  fViivz- 
bürg  eine  eigene  Werkstätte  errichtet  hat,  hat  eine  neue 
Druckerpresse  konstruirt,  von  deren  Vorhandensein  zwar 
bereits  viele  Journale  gesprochen,  aber  noch  keine  um- 
ständliche Beschreibung  derselben  gegeben  haben.  Die 
Bibliotheque  britannique.  Decembre  181 5,  liefert  folgende 
detaillirte  Beschreibung  eines  Augenzeugen  ,' welcher  di# 
'Kaschine  wahrend  ihrer  Arbeit  genau  beobachtete, 


\ 


.■ 


.         471 

Diese  Presse  ist  jener  der  Kupferdrucker  sehr  ähnlich 
«nd  wirkt  im  Allgemeinen  durch  Zylinder.  Das  Gestelle,  , 
welches  sie  enthält,  hat  sechs  bis  sieben  Schuh  Höhe,  eine' 
beiläufig  eben  solche  Breite,  und  eine  Länge  von  zwölf  bis 
' Tierzehn  Schuh.  Alle  hiezu  gehörigen  Zylinder  sind  in 
einer  unter  sich  parallelen  Lage ,  und  perpendikulär  auf 
die  der  Länge  nach  gehende  Direktion  der  Maschine  ge« 
stellt.  Die  Kraft,  wodurch  die  Zylinder  in  Bewegung  ge- 
setzt werden ,  ist  an  ihren  auf$erhalb  des  Gestelles  yerlän« 
gerten  Achsen  zunächst  des  Hauptrades  angebracht,  und 
bewegt  die  Kurbel  desselben  durch  das  Hin-  undHergehent 
der  Ziehstange  einer  Dampfmaschine. 

Die  Druckfarbe  ist  unmittelbar  ober  der  Mitte  desGe«> 
steiles  in  einem  Gefafse  enthalten,  und  fliefst  durch  eine 
im  Boden  desselben  angebrachte  Öffnung,  die  man  nach 
dem  Bedürfnifs  erweitern  oder  verengen  kann ,  aus.     So 
wie  die  Farbe  aus  dem  Gefafse  herauskommt,   so  fallt  sie 
zwischen  zwei  metallene  Zylinder ,  die,  sich  um  ihre  Achsen 
drehen  und  in  naher  Berührung  mit  einander  stehen.    Der 
Oruek,  welchen  dieselben  sonach  auf  die  Farbe  ausüben, 
zwingt  sie ,  sich  auf  den  Oberflächen  dieser  Zylinder  gleich- 
formig  zu  yertheilen ,  und  verdünnet  sie  bedeutend.    Von 
diesem  ersten  Zylinderpaare  kommt  die  Farbe  auf  andere, 
die  sie  noch  mehr  zertheilen ,  und  wird  endlich  auf  einen, 
mit  einer  Haut,  oder  sonst  einer  geschmeidigen ,  .zur  Über- 
tragung der  Druckfarbe  in  die  Buchstaben'  geeigneten  Ma* 
terie  bedeckten  Zylinder,   abgesetzt,  der    die  Stelle  der 
X)rackerbdllen  versieht. 

Ein  grofser  Vortheil  dieses  Verfahrens  ist  die  Fein.- 
leit,  die  der  Druckfarbe  er th eilt  wird,  und  die  merkwür- 
dige Gleichförmigkeit,  mit  der  sie  auf  die  Buchstaben 
zertheilt  wird,  welche  ungleich  vorzüglicher  als  jene  ist, 
die  man  a%f  die  gewöhnliche  Weise  mit  den  Händen  zu  er-, 
langen  vermag,  besonders  wenn  der  Druck  sehr  schnell 
geschieht. 

Pleses  für  die  Verth eilung  der  Druckfarbe  ange- 
brachte Zylindersystem  nimmt  in  der  Mitte  des  Gestelles 
einen  Raum  von  ungefähr  achtzehn  Zoll  bis  zwei  Schuh 
Höhe  ein ,  und  die  zwei  Theile  der  Presse ,  die  ^ich  an  einer 
und  der  andern  Seite  des  Zylinders  befinden ,  sind  einander 


4/^ 

Tollkomrnen  gleich;  ein  jeder  Theil  hat.  so  zu  sagen,  seine  |r 
eigene  Walzenpresse,  so,  dafs  die  Ar]>eit  mit  den  nahm« 
liehen  Buchstaben  doppelt  verrichtet  wii'd. 

In  jeder  dieser  zvfei  Abtheilungen  der  Presse,  ircl- 
clie  x^fischen  den  Druckfarbe  -  Zylindern  und  dem  Ende 
eiilhalten  sind,  befindet  sich  ein  grofser  hölzerner  Zjlin- 
der  Ton  solchen  Dimensionen  ,  'dals  drei  Bogen  Druckpa- 
pier seine  Oberfläche  vollkommen  bedecken.  Ein  jede^ 
dieser  Zylinder  dreht  sicli  genau  um  seine  Achse ;  aber  ihre 
Bevregung  ist  nicht  gleichförmig;  sie  beschreiben  auf  ein 
Mahl  ^ur  ein  Drittheil  ihres  Umkreises,  und  bleiben  dann 
während  einiger  Sekunden  an  dieser  Stelle.  —  Nach  jcdes- 
maliligem  Aufentlialte  biethet  demnach  ihre  äufsere  Ober- 
fläche einen  leeren  Raum  dar,  der  dicGröfse  eines Bogens 
Druckpapier  hat.  Ein  nahe  dabei  stehender  Arbeiter  hat 
neben  sich,  auf  einer  flachen  Form  einen  Haufen  befeuch' 
teler  Bogen ;  er  nimmt  hievon  einen  bei  seinen  zwei  En- 
den, breitet  ihn  auf  den  leeren  Platz  und  macht  ihn  hier- 
auf mit  der  Hand  zurecht ,  während  der  Zylinder  in  Ruhe 
ist.  Dieser  beschreibt  alsbald  ein  Drittel  seines  Umkrei- 
ses,  ein  neuer  leerer  Raum  biethet  sich  dar,  wurd  wieder 
mit  einem  Bogen  Papier  belegt  u.  s.  w. 

Wenn  die  Maschine  in  voller  Thätigkeit  ist ,  so  druckt 
ein  jeder  dieser  zwei  Zylinder  in  einer  Stunde  fünf  hun* 
dert  und  fünfzig  Bogen  ab ;  hiebei  müssen  jedpeh  die  Ar- 
beiter sehr  thätig  seyn ;  die  gewöhnliche  Arbeit  sind  vier 
hundert  und  fünfzig  Bogen  in  einer  Stunde  durch  einen 
Menschen ,  welches  einen  gedruckten  Bogen  auf  acht  Se- 
kunden macht. 

Die  Buclistahen  werden,'  nachdem  sie  gesetzt  und  in 
gewöhnliche  Zeilen  in  eine  eiserne  Form  gebracht  wurden, 
auf  eine,  einige  Zoll  dicke,  metallene  flache  Form  gesetzt, 
die  von  vier  kleinen,  ungefähr  vier  Zoll  im  Durchmesser 
haltenden  Rädchen  unterstützt  wird,  wovon  zwei  auf. 
jeder  Seile  sind.  Diese  Rädchen  laufen  in  zwei  Geleisen, 
die  die  ganze  Länge  der  Maschine  einnehmen ,  und  davon 
die  Base  ausmachen,  wenn  die  Maschine  in  Bewegung  ist. 
Die  flache,  solchergestalt  mit  Buchstaben  ausgefüllte  Form» 
läuft  sehr  leicht  auf  ihren  Rädern  von  einem  Ende  des 
Ceslelles  zum  andern ,  ohne  sich  merkbar  aufzuhalten  p  aus« 


4^3 

(genommen,  wenn  sie  ein  oder  das  andere  Ende  erreicht. 

Hier  bemerkt  man  einen  Aufenthalt  von  ein  oder  zwei  Se-  - 

künden,   dann  kehrt  sie  wieder  rückwärts  zurück  an  «das 

andere  Ende,  und  bei  jeder  dieser  wechselweisen  Bewe-  • 

gungen  geht  sie  unter  dem  mit  Druckfarbe  versehenen  TtjT 

linder  durch,  und  sodann  unter  jene  zwei  Zylinder,  die  an 

ihrer  Oberfläche  mit  den  Papierbogen  belegt  sind,  welche 

nun  an -die  Buchslaben  angedrückt'werden,  und  von  ihnen 

die  Farbe  aufnehmen  5  im  Rückwege  nehmen  sie  eine  neu6 

Quantität  Farbe  auf,   und  geben  sie  unmittelbar  dem  auf 

dem    entgegengesetzten  Zylinder    gespannten   Papiere    ab. 

Wenn  die  gesetzten  Buchstaben  auf  ihrem  Wege  von  dem 

Ende  gegen  die  Milte  zurückkehren,    so  berühren  sie  da» 

Papier  keineswegs  zum  zweiten  Mahle;  denn  der  Zylinder, 

an  welchem  das  Papier  befestigt   ist,    wird  um  ein   oder 

zwei  'Zoll  gehoben ,   so ,    dals  die  Plattform  daiunter  frei 

durchgeben  kann. 

Eine  der  sonderbarsten  Operatiomen  dieses  neuen  Pro- 
zesses ist  die  Abnahme  der  gedriickten Bogen.  Statt  dals  diese 
Bogen,  wie  man  glauben  dürfte,  dem  Zylinder  und  den 
Buchstaben  anhängen ,  so  biethen  sie  sich  selbst  mit  ihren 
Rändern  nach  der  ganzen  Länge  des  Zylinders  dar,  und 
zwar  unmittelbar  sogleich,  als  sie  den  Druck  empfangen 
haben.  Ein  Kind  von  zehn  oder  eilf  Jahren  sitzt  am  Ende 
des  Gestelles,  mit  dem  Gesichte  gegen  den  Zylinder  ge- 
kehrt und  ist  mit  der  Abnahme  der  gedruckten  Bogen  be- 
schäftigt ,  die  es  auf  den  Haufen  der  vorhergehenden  Bo-  ^ 
gen,  wie  gewöhnlich  oben  auflegt.  • 

Man  sieht  hieraus ,  dafs  die  ganze  Arbeit  bei  der  Presse, 
durch  die  zwei  Männer ,  welche  die  Zylinder  mit  weifsem 
Papier  belegen,  und  durch  die  zwei  mit  Wegnahme  der 
gedruckten  Bogen  beschäftigten  Kinder  verrichtet  wird; 
wonach  bei  cem  gewöhnlichen  Gange  der  Presse  in  einer 
Stunde  neunhundert,  oder,  wenn  sie  geschwinder  gehen 
jnufs ,  eilf  hundert  Bogen  gedruckt  werden.  Nebstdem  ist 
noch  ein  Mann  jangestellt,  welcher  die  Dampfmaschine ,  und 
ein  anderer ,  der  den  gehörigen  Gang  der  Druckerpresse 
besorgt,  und  dann  noch  einige  Leute  zum  Zutragen  dei 
weifsen  ^  und  Wegtragen  des  gedruckten  Papiers. 


474. 

Wenn  man  geschwinde  arbeitet,  so  wird  der  Druck 
riel  reiner ,  als  nach,  der  gewöhnlichen ,  bisher  allgemein 
üblichen  Art;  am  merkwürdigsten  hiebei  aber  ist  die  aus- 
serordentliche Schnelligheit  der  Arbeit ,  welches  eben  diese 
BCaschine  als  ^yorzüglich  geeignet  für  den  Druck  der  Jour- 
nale und  anderer  Gegenstande  macht,  die  einen  grofsen 
Fleifs  in  der  Ausfuhrung  und  eine  gi'ofse  Anawthl  Abdrucke 
erfordern.  Im  Monath  Juni  1814  bediente  sich  jedoch  nur 
die  Druckerei  der  Times  derselben ,  und  ihre  Maschine  geht 
seit  ihrer  Errichtung  ununterbrochen  im  besten  Gange  fort. 
Die  Eigenthümer  hievon  haben  jedoch ,  um  bei  einem  zu- 
falligen £1  eignisse  nicht  im  Drucke  unterbrochen  zu  wer- 
den ,  zwei  solche  Maschinen  und  zu  einer  jeden  eine  Dampf- 
maschine von  der  Kraft  von  vier  Pferden  gebaueU  —  Man 
schätzt  die  Kosten  der  Errichtung  eines  jeden  dieser  Appa- 
rate auf  ungefähr  i5oo  Pf.  Sterling. 

Das  Verdienst  dieser  Erfindung  gebührt  dem  Herrn 
Könige  einem  Deutschen.  Dieser  falbste  die  erste  Idee  hie- 
von  im  Jahre  1798,  welche  jedoch  noch  sehr  unvollkom- 
men war.  Im  April  1811  hatte 'er,  in  Verbindung  mit  eini- 
gen andern  Künstlern,  eine  solche  Maschine  erbauet,  und 
druckte  damit  zuerst  drei  tausend  Exemplare  des  Blattes 
des  NeiP  Annual  Register^  von  1810.  Diese  Maschine  war 
jedoch  auch  noch  nicht  ganz  vollkommen  und  erhielt  erst 
im  Dezember  1812  ihre  gegenwärtige  höchst  vortheilhafte 
Einrichtung,  auf  welche  Herr  König  zugleich  ein  Patent 
isrhielt. 


Schuhfabrik  des  Hrn.  Brunei  zn  London. 

Hr.  Brunei  hat  in  London  j  CheUea-street  j  bei  der  BaU 
tersea-hridge  eine  Fabrik  errichtet,  in  der  man  gegenw;är- 
tig  beinahe  hundert  Paar  Schuhe  täglich  mit  einör  unbe« 
greiflichen  Schnelle  verfertigt.  Nur  die  Veitheilung  der 
Arbeit,/die  Vortrefflichkeit  der  angewandten  mechanischen 
Mittel  und  das  Genie  des  Erfinders  sind  allein  hinreichend, 
dieses  schöne  Resultat  zu  erklären ,  wovon  ija  Folgenden 
die  allgemeine  Idee  aufgestellt  ist. 


•    475 

Die  Sohle  und  der  Absatz  des  Schuhes  werden  vorher 
mittelst  eines  gleich  geibrmtenund  auf  die  Art  des  Schuster- 
kneifs wirkenden  Eisens  geschnitten,  und  man  erhält  niit 
zwei  Keilschlägen  eine  Sohle:  diese  Sohle  wird  alsdann  in 
eine  Maschine  gelegt ,  die  von  einem  Arbeiter  mittelst  des 
Fufses  bewegt  wird ,  und  die  in  den  Rand  derselben  drei 
Reihen  regeJmäi'siger  Löcher  einbohrt,  die  dazu  bestimmt 
sind,  die  kleinen  eisernen  Nägel  aufzunehmen. 

Ein  anderer  Arbeiter  bereitet  diese  kleinen  Nägel  mit- 
telst einer  Maschine ,  welche  eine  Platte  Eisenblech  schnei- 
det, und  macht  daraus  Spitzen  von  der  gehörigen  Form 
und  Gröfse,  und  diefs  alles  mit  einer  solchen  Behendig- 
keit, dafs  ein  einzelner  Mann  deren  täglich  bei  sechzig 
tausend  verfertigt. 

Endlich  verrichtet  eine  dritte  Maschine ,  die  von  einem 
Invaliden  mittelst  seines  hölzernen  Beines  in  Bewegung  ge- 
setzt wird ,  gleichzeitig  die  doppelte  Operation ,  den  klei- 
nen Nagel  in  das  ihr  in  der  Sohle  bestimmte  Loch  zu  setzen, 
und  ihn  dergestalt  darin  einzutreiben ,  dafs  die  Spitze  zwei 
oder  drei  Linien  weit  aus  der  andern  Seite  der  Sohle  her- 
vorsteht. 

In  diesem  Zustande  wird  die  Sohle  in  ein  anstofsen- 
des  Zimmer  gebracht,  wo  man  sie  iii  das  schon  bereiteti^ 
Oberleder  anheftet,  indem  ^nan  sie  auf  eine  Form  bringt, 
auf  der  sie  mittelst  fünf  oder  sechs  Schraubstöcken,  die 
zirkeiförmig  um  die  Form  angebracht  sind,  fest  angedrückt 
wird.  Auf  dem  Rande  des  Oberleders  sind  Bänder  von 
dickem  Leder,  welche  bestimmt  sind,  die  Nägel  der  Sohle 
aufzunehmen;  einige  Haminer  seh  läge  befestigen  diese  an 
das  Oberleder ;  man  nimmt  nun  die  Schraubstöcke  ab  und 
der  Schuh  tritt  daraus  in  seinem  vollkommenen  Zustande 
hervor. 

Es  dürfte  scheinen,  dafs  diese  blofs  mittelst  einiger 
Nägel  und  so  zu  sagen,  ohne  Nath  verfertigten  Schuhe 
sehr  unvollkommen  und  wenig  dauerhaft  seyn  dürften;  die 
Erfahrung  hat  jedoch  gelehrt,  dafs  sie  sehr  gut  gebraucht 
werden  können ;  und  nachdem  der  Erfinder  mit  der  Regi^" 
rung  einen  Kontrakt  abgeschlossen  hat ,  um  di^  Armee  mit 
•olchen  Schuhen  zu  versehen ,  so  ist  diefs  cLer  beste  Beweit 


470 

gegen  alle  'Emwurte^  die  man  seiner  Erfindung  machen 
könnte. 

Der  Erfinder  verwendet  für  diese  Arbeit  blofs  Inva« 
liden ,  und  er  beschäftigt  sich  nunmehr  damit ,  seine  Fabrik 
auszudehnen,  uui  im  Kurzen  drei  hundert  Inyäliden  anzu- 
stellen, die  ih;n,.  so  wie  er  hofI\;,  tausend  Paar  Schuhe 
tägJich  verfertigen  werden.  (Bibliotheque  britannique: 
Mars,  181 5.) 


Genagelte  Schuhe  und  Stiefehi  des  Hrn.  Gergonne 

zu  Paris. 

In  Frankreich  war  Herr  Barnet  j  im  Jahre  1810,  der 
Erste,  welcher  für  diesen  Gegenstand  ein  ausschli^lsendes 
Privilegium  erhielt.  Er  beauftragte  den  Schuhmacherme*- 
ster  Gergonne^  in  der  Strafse  coeur  polant,  Nr.  12,  in  der 
Vorstadt  St.  Germain  ^  mit  der  Ausführung  dieses^  Verfah- 
rens ,  und  berechtigte  Ihn ,  mittelst  einer  Übereinkunfti 
diese  Fabrikazion  fortzusetzen. 

Das  Verfahren  des  Herrn  Barnet  ist  sehr  einfach;  es 
besteht  darin ,  das  Oberleder ,  wie  auf  die  gewöhnliche 
Weise,  an  das  Fersenleder  und  die  erste  Sohle  genähet, 
auf  eine  Form  von  gegossenem  Eisen,  oder  Holz  mit  dickem 
'Eisenblech  überzogen ,  zu  bringen ,  und  das  Oberleder  mit 
der  ersten  Sohle  auf  was  immer  für  eine  Art  mit  oder  ohne 
Bahmen  zu  heften  oder  zu  verbinden ,  hierauf  den  Band 
des  Oberleders  mit  dem  Hammer  gut  nieder  zu  schlagen, 
die  zweite  Sohle  auf  den  Schuh  zu  befestigen ,  und  zuletzt 
die  Nägel ,  einen  nach  '  dem  andern ,  sehr  nahe  und  doch 
gleichweit  einzuschlagen.  Hr.  Gergonne  schneidet  die  Nägel 
aus  einer  Platte  weichen  Eisenbleches.  Man  erachtet  leicht, 
da  s  die  Nagelspitze,  nachdem  sie  die  zweite  Sohle,  den 
Bahmen,  das  Oberleder  und  die  erste  Sohle  durchdrungen 
hat,  und  nun  auf  die  eiserne  Form  aufstöfst,  sich  umbieget 
oder  vernietet ,  und  somit  die  ganze  Arbeit  sehr  vollkom- 
men zusamnienhält ;  nur  erfordert  das  Einschlagen  selbst 
einige  Geschicklichkeit ,  damit  der  Nagel  night  schief  gehe, 
»ind  ^eine  Spitze  abweiche. 


In  Phris  sowohl ,  als  in  den  ProrinÄen  wird  nun  nach 
erloschenem  Privilegio  des  Hrn.  Barnet  diese  Verferligungs- 
art  Ton  yielen  Schuhmachern  nachgeahmt,  und  es  düriie 
nicht  lange  währen,  dafs  auch  Schuhe  durch  bloise  Ma- 
schinen verfertiget  werden. 


Neues  Verfahren,   Kerzen  zu  fabriziren, 
von  /.   PFhite  in  England. 


f  • 


Die  von  Hrn.  ff^hite  angewandten  Lichlerformen  kön- 
nen von  Kupfer,  Zinn,  oder  jedwedem  andern  Metall  und 
den  gewöhnlichen  Formen  und  Ausmalsen  sejn.  Da  aher 
ihre  inwendigen  Seiten  vollkommen  glatt  seyn  müssen ,  so 
mufs  man  sie  eben  so ,  wie  die  Röhren  der  Perspektive,  auf 
der  Ziehbank  strecken.  Ihr  oberes  Ende  ist  mit  einem 
hntähnlichen  Deckel  versehen,  in  welchem  zum  Durchs 
gange  des'  Dochtes  ein  Loch  eingebohrt  ist;  das  untere 
£nde  ist  mit  einem  flachen ,  einen  Zoll  hohen  Deckel ,  in 
dessen  Mittelpunkte  gleichfalls  ein  Loch  gebohrt  ist ,  ^  be- 
kleidet. 

Ist  nun  die  Form  solchergestalt  vorgerichtet ,  so  ver- 
stopft man  mit  einem  Pfropfe  das  Loch  des  Hutes,  stürzt 
sie  um ,  und  giefst  nun  durch  die  Öffnung  des  Deckels  eine 
Quantität  Wallrath ,  Wachs ,  ünschlitt ,  oder  ein  Gemenge 
ans  allen  diesen  Materien  hinein ,  so ,  dafs  es  hinreicht ,  um 
den  dritten  Theil  ihres  Inhaltes  auszufüllen.  Während 
darin  das  Ünschlitt  noch*  im  flüssigen  Zustand  ist,  stürzt 
Jäm  die  Form  auf  einen  gut  geebneten  Tisch,  und  rollt 
sie  entweder  mit  der  Hand  oder  mit  Anwendung  einer  Ma- 
schine so  lange  vor-  und  rückwärts ,  bis  die  erhaltene  Ma- 
terie Festigkeit  erlangt  und  sich  an  die  innern  Seiten  wände 
angelegt  hat.  Man  erhält  auf  diese  Art  einen  hohleii  Talg- 
zylinder, der  vollkommen  glatt  ist,  und  genau  die  Gröise 
und  Länge  der  Form  hat,  in  welche  man  dann  den  Docht 
bringt ,  und  auf  die  gewöhnliche  Art  mit  Talg  ausfüllt. 

Man  könnte  sich  auch  irdener  oder  gläserner  Formen 
bedienen,  aber  der  Erfinder  gibt  den  gestreckten  Metall- 
röhren den  Vorzug ,  die  überhaupt  viel  regelmäi'siger  sind, 
und  einen  gleichern  Durchmessep  haben. 


478  .  .   * 

Er  versichert  ^  dafs  die  auf  diese  Art  zubereiteten  Her- '{ 
zen  den  Wachslichtern  Tollkommen  ähnlich  sind ,  und  ein 
eben  so  schönes  Licht  geben ,  keines  Putzens  bedürfen  und 
von  aufsen  rollkommen  -  polirt  aussehen ,  so  wie  auch  Ton 
dem  unangenehmen ,  den  ordinären  Kerzen  eigenthümlithen 
Geruch  befreiet  sind.  Ihr  Preis  ist  etwas  höher,  jedoch 
geringer  als  jener  der  Wachskerzen*  —  Der  Erfinder  er- 
hielt hiefür  den  27.  Dezember  1814  ein  Patent.  (Reper- 
torj  of  arts.  181 5.  Mar  eh.) 


Pflasterung  von  Gufseisen  zu  London. 

Man  hat  in  London  den  Vorschlag  gemacht ,  das  ge* 
Wohnliche  Pflaster  durch  quadratförmig  gegossene,  unter 
sich  mittelst  eines  Schwalben  seh  weifs  verbundene  Stücke, 
von  angemessener  Form  und  hinlänglicher  Rauhigkeit  zum 
Yernieiden  des  Ausgleitens  der  darauf  gehenden  Pferde 
zu  ersetzen.  Der  Versuch  hierüber  hatte  in  einem  nahen 
Stadtyiertel  ^  unweit  der  Brücke  von  Blacitfrior  statt ,  und  ist 
Toll kommen  gelungen.  Man  scheint  daher  den  Plan  zu 
liaben  ,  auf  diese  Art  mehrere  Haupts trafsen  der  Stadt  zu 
pflastern.  Es  ist  auch  keinem  Zweifel  unterworfen,  dafs, 
wenn"  dieser  Entwurf  angenommen  wird,  die  häufig  in 
England  existirenden  Giefsereien  einen  neuen  Ausweg  fin* 
den  werden ,  ihre  Produkte  abzusetzen ,  und  dafs  zu  glei- 
cher Zeit  hieraus  eine  beträchtliche  Ersparnifs  für  die 
grofsen  Städte  heryorgehenwird;  denn  man  hat  berechnet, 
dafs  ein  gut  hergestelltes  eisernes  Pflaster  während  zwanzig 
Jahren  widerstehen  könne  j  ohne  Reparaturen  nothwendig 
zu  haben ,  selbst  ein  sehr  lebhaftes  Fahren  vorausgesetzt, 
indefs  das  gewöhnliche  Pflaster  alle  drei  oder  vier  Jahre 
durchaus  erneuert  werden  mufs.  -=—  Das  Pflaster ,  mit  dem 
der  oben  erwähnte  Versuch  gemacht  worden,  hat  während 
mehrerer  Wochen ,  sehr  schwer  beladene  Wägen  trefflich 
ausgehalten ,  ohne  dafs  seine  Massen  im  geringsten  Ter* 
ändert  worden  wären. 


47Ö 

Hüte  mit  doppeltem  Boden. 

.        •»  .      * 

Herr  Moissard^  Hutmacher  von  Paris ^  rue  Saint-' Mar^ 
Xj  Nr.  147,  hat  auf  die  Erfindung  der  Hüte  mit  doppel- 
n  Boden  ein  Pa'.ent  bekommen.  Diese  Hüte  können  zu- 
eich den  Liebhabern  der  Mode  und  der  Nützlichkeit  Ge- 
ige leisten,,  indem  man  darin  Handschuhe,  Schnupftü- 
er,  Papier  eic.  auf  eine  sichere  Weise  aufbewahren 
nn,  anderseits  aber  dieselben  dem  Auge  nichts«  mehr  als 
ne  geschmackvolle  Verkleidung  darbiethen,  welche  das 
irin  Enthaltene  vollkomen  verbirgt. 


Ibstentzündung  der  BaumwoUwaaren^  welche  mit 

Leinöhl  getränkt  wurden. 

Es  ist  wohl  bekannt,  dafs  BaumwoUwaaren ,  welche 
tweder  absichtlich  oder  zufallig  mit  Leinöhl  getränkt 
irden ,  fähig  sind,  sich  selbst  zu  entzünden ,  auf  welche 
t  bereits  sehr  viele  Feuer  in  Kattunfabriken  veranlafst 
irden. 

Herr  Marshall  Hallj  Med.  Doct.  in  Englandy  bemerlkt 
ruber  Folgendes : 

»Ich  habe,«  sagt  derselbe,  ^»mehrere  Gelegenheiten 
dabt,  die  freiwillige  Entzündung  der  geöhlten  Baum- 
lle  selbst  zu  sehen.,  und  einen  Haufen  davon  vor  der 
tzündung,  und  nachdem  dieselbe  anfing  und  gestillt 
rde ,  zu  untersuchen.  Die  Mitte  dieses  Haufens  wat* 
iesmahl,  und  selbst  wenn  er  noch  fern  von  dem  Zustande 
?  Entzündung  war ,  um  viele  Grade  höher-  als  die  Tem- 
*atur  der  umgebenden  Almospl^äre.« 

»Der  rationelle  Grund  dieser  Erscheinung  scheint  fol« 
ider  zu  seyn :  das  Ohl  absorbirt  das  Oxygeii  der  ängren^ 
iden  Atmosphäre,  welches  man  leicht  sehen  kann, 
nn  man  eine  Quantität  Baumwolle  mit  Leinöhl  be« 
chtet  und  in  ein  umgekehrtes  gläsernes  Gefafs  über 
iSser  bringt :  das  darin  enthaltene  Gas  vermindert  sich 
;  der  Zeit  am  Räume  und  wird  seines  Oxygens  beraubte 
mn  grofse  Quantitäten  geöhlter  Baumwolle  vorhanden 


48o 

sind,  so  wächst  hiebe!  die  Temperatar  durch  die  Fe8twe^j 
düng  des  O^jgens  um  einen  Grad.  Dieses  vermehrt  sichj 
mit  der  Zeit,  so  dai's  hiedurch  diese  Art  von  Entzündung i 
hervorgebracht  wird,  welche  Anfangs  in  der  Erzeugung 
von  Hitzö  besteht,  welche  aber  noch  nicht  von  Flamn^ß' 
begleitet  ist  ;  wodurch  jedoch  zuletzt  eine  vollkonmuio 
Entzündung  herbeigeführt  wird.<<c 

»Dieser  Übergang  von  der  langsamen  Verbindung  de$ 
Oxycens  in  den  Zustand  der  Entzündung  ohne  Flamme, 
und  von  diesem  letzteren  in  wirkliche  Entzündung  ist  der 
besondern  Aufmerksamkeit  der  Chemiker  werth.« 


Neue  Methode   der  Engländer  ^  Kardätschen  olme 
Beihülfe  der  menschlichen  Hand  mit  einer  xlurch 
'    Dampf  bewegten  Maschine  zu  verfertigen. 

Es  ist  bekannt  ,  welcher  wichtige  Gegenstand  die 
Kardätschen  (Wollkratzen ,  Krempeln)  in  der  Baumwoll- 
spinnerei sind,  indem  der  Grad  der  Gleichheit  und  Fein-, 
heit  des  Gespinnstes  vorzüglich  von  der  Zertheilung  der  ' 
Baumwolle  durch  die  Krempelmaschine ,  und  diese  wieder 
besonders  von  der  Beschaffenheit  der  auf  dem  Kreinpel- 
cylinder  befestigten  Kardätschen  abhängt.  Diese  letztem 
wurden  bisher  allgemein  blofs  theilweise  mit  Maschinen 
verfertigt ;  nunmehr  aber  bereiten  die  Engländer  die  Kar- 
dätschen ganz  auf  einer  Maschine ,  welche  wieder  durch 
eine  Dampfmaschine  bewegt  wird.  Die  interessante  Be- 
schreibung hievon  ist  in  der  zu  Genf  erscheinenden  BibUa- 
iheque  unii^er seile  des  sclencesj  helles -lettr es  j  et  ar( s  yom. 
Jahre  1818  enthalten.  Professor  Picteij  ein  Mitherausgeber 
dieses  wissenschaftlichen  Journals ,  hat  die  genannte  Ma- 
schine bei  seiner  Bereisung  Englands  im  Sommer  des  Jahres 
1817  zu  Manchester  gesehen,  und  liefert  an  dem  a.  O-  eine 
Beschreibung  hievon,  die  hier  in  der  deutschen  Über- 
setzung mitgetheilt  wird.     Er  sagt: 

■ 

Ungefähr  zwei  hundert  Meilen  von  London^  zu  Manches-- 
tevj  fanden  wii:  eine  aijdere  geistreichere  Anwendung  der 
Dampfmaschine  zur  Verfertigung  der  Kardätschen^  die  ein  sehr 
wichtiger  und  viel  gebrauchter  Gegenstand  in  denBaiun- 


48t 

^ffoDspmnerieien  sind,  welchö  sich,  ivie  man  iireits ,  in  die- 
ser kunstbetriebsamen  Stadt  und  ihren  Umgebungen  in 
sehr  grofsei*  Anzahl  befinden; 

i)iese  Karden  sind  metallene  Bürsten  ,  womit  grofsi^ 
Zylinder  ^  welche  sich  sehr  schnell  ^bewegen,  an  ihrer 
ganzen  Oberfläche  belegt  sind ,  zwischen  welchen  nun  die 
rohe  Baumwolle  zertheilt,  gleichförmig  vertheilt  und  nach 
und  nach  durch  die  Wirkung  der  Kreisbewegung  gehechelt 
"wird,  welches  vereinigt  mit  der  Wirkung  der  Bürsten, 
die  dieselbe  absondern ,  Endlich  der  Baumwolle  die  Foi>m 
eines  Zylinders  oder  einer  leichten  und  halb  durchsichti- 
gen Wurst  geben ,  welche  nun  yorbereitet  ist ,  um  in  die 
3)rehapparate  zu  kommen,  die  sie  in  einen  Faden  bis  zu 
dem  Grade  der  verlangten  Feinheit  verwändein.  Die  Voll- 
liammenheit  des  Fadens  hängt  hauptsächlich  von  der^vor- 
bergehen'äen  Operazion  mit  der  Hardätsc}\e  ab. 

Die  Kardätschen  sind  ton  Verschiedenem  tirade  der 
Feinheit ;  das  Muster ,  was  wit*  vor  uns  haben ,  und  ver- 
fertigen sahen,  enthält  729  Drähte  oder  Spitzen  in  cfinem 
Quadratzoll ,  eine  jede  von  vier  Xiinieb  Länge  mit  Inbe- 
griff der  Dicke  der  ledernen  Haut  ,  durch  welche  die 
Spitzen ,  je  zwei  und  zwei^  gesteckt  sind,  weil  der  Metall- 
draht, woraus  sie  gemacht  sind,  zweimahl  nach  der  Fornl 
des  Buchstabens  U  zurückgebogen  ist ;  eiiie  jede  Länge 
dieses  Drahtes  liefert  zwei  Spitzen  j  welche  mitsammen  in 
zwei  Öffnungen  gesetzt  sind ,  die  in  dem  Leder ,  una  sie 
einzunehmen  ,  vorgerichtet  sind.  Nachher  sind  diese 
Spitzen  ein  wenig  gegen  die  Mitte  ihrer  Länge  gekrümmt, 
um  eine  kleine  Neigung  in  der  Richtung  zu  erhalten,  in 
Welcher  sie  wie  feürsten  wirken  müssen« 

Es  bestehen  seit  langer  Zeit  Maschinen  j  welche 
inehr  oder  minder  bequem  und  geistreich  sind,  um  die 
Drähte  zu  verfertigen  und  zu  krümmen ,  und  um  das  Le- 
der durchzubohren,  welches  sie  aufnehmen  mufs;  aber 
eine'  langsame  und  zarte  Verrichtung  der  Hand  war  jeder- 
zeit nothwendig,  um  sie  in  Kardätschen  zu  verwandeln. 
Wir  befragten  den  Dr.  Heinrich  zu  Manchester  über  das 
Interessanteste  der  Industrie  seiner  Stadt,  er  bezeichnete 
üiiÄ  ohne  Anstand  die  Maschine  zur  Verfertigung  der  Kar- 

Jähthi  di  polyt*  Inst;  I.  BAi  3 1 


•       • 


I 


4öa  .         '    . 

den ,  welche  dem  Herrn  DycTS  gehört ,  und  der  berühmte 
Physiker,  Herr  Dalton^  der  in  derselben  Stadt  wohnt, 
b^tte  die  Güte,  uns  bei  dem  EigeuthüQier  dieses  schöneii 
Etablissements  einzuführen ,  wO  wir  mit  derselben  Herz- 
lichkeit aufgenommen  wurden ,  welche  uns  wirklich  den 
Charakter  der  grofsen  Fabrikanten  in  England  zu  bezeich- 
nen scheint:  entfernt,  die  geringste  Unruhe  über  unsere 
Fragen  zu  zeigen,  ging  Herr  Dfcrs  mit  einer  grofsen  Zu- 
vorkommung mit  allen  jenen  Erklärungen  yoraii,  welche 
wir  nur  m  tinschen  konnten. 

Zwei  grofse  Werkstätten ,  eine  über  der  andern ,  ent- 
halten eine  jede  drcifsig  Maschinen,  um. Kardätschen  xu 
machen^  welche  beide  durch  eine  einzige 'Dampfmaschine 
von  der  Kraft  von  zehn  Pferden  bewegt  werden ;  diese 
Kraft  hat,  aufser  deii  sechzig  Maschinen ,  die  sie  ins  Sjnel 
setzt,  aufser  der  Bewegung  der  Drahtziehereien,  die  den. 
eisernen  Draht  ziehen ,  aufser  der  Zubereitung  der  leder-' 
nen  Bänder ,  welche  die  gröfsten  Vorsichten  für  eine  voll- 
kommne  Gleichlieit  der  Dicke  erfordern;  diese  Maschine, 
sagen  wir ,  hat  noch  viel  überschufs  an  Kraft ;  der  Eigen- 
thümer  vermiethet  diesen  Überschufs  an  seine  Nachbarn 
mittelst  horizontaler  Bäume ,  welche  von  ihm  ausgehen« 
und  sich  bei  ihnen ,  zum  Behufe  dieser  oder  jener  beson- 
dern Industrie,  drehen. 

Bei  dem  Eintreten  in  die  Werkstätte  des  Herrn  Djen 
jsi  man  ein  wenig  von  dem  Geräusch  der  dreifsig  Maschi- 
nen betäubt,  welche  zugleich  arbeiten,  und  wovon  eine 
jede  eine  Kardätsche  verfertigt.  Keiii  menschliches» Wesen 
mengt  sich  hinein  ;  zwei  junge  Mädchen  gehen  mit  kreuz- 
weise über  einander  geschlagenen  Armen  auf  und  ab ,  in* 
dem  sie  nachsehen ,  ob  eine  von  den  Haspeln ,  welche  die 
eisernen  Drähte  einer  jeden  Maschine  darreichen,  nicht 
bald  leer  werde ,  worauf  sie  dafür  eine  volle  hingeben. 
Diefs  ist  ihre  ganze  Arbeit,  und  sie  erfordert  weder  eine 
Lehrzeit,  noch  Geschicklichkeit,  noch  eine  sitzende»  der 
Gesundheit  schädliche  Lage  des  Körpers. 

Eine  jede  Maschine  erscheint  von  weitem  gesehen  un- 
gefähr wie  ein  Strumpfwirkerstuhl ,  wegen  der  allgemei- 
nen  Gestalt    und    dem   Geräusch    der     sich    bewegenden 


-  483 

Theile ;  aber  diese  Theile  sind  hiör  viel  zahlreicher ,  und 
die  Bewegurtg  ist  beiweitem  schneller  und  forldaurender, 
ald  jene  eines  StrutnpfwirkerslulileÄ.  Die  Reihe  der  Ver^ 
riiöhtungen^  \Felche  die  Maschine  ausführt,  ist  folgende: 

i 

Einerseits  ist  der  mehr  oder  weniger  breite  Streifen 
Leder,  welcher  die  Spitzen  der  Kardätsche  aufnehmen 
mufs,  entweder  vertikal  oder  horizontal  gespannt,  und 
seine  Fläche  steht  der  Maischine  gegen  über;  dieser  Strei- 
fen wird  entweder  von  unten  nach  oben ,  öder  von  recht» 
nach  links  mit  dem  gehörigen  Grade  der  Geschwindigkeit^ 
oder  vielmehr  der  nothwendigen  Langsamkeit  in  Bewegung 
gesetzt,  damit  er  regelmäfsig  die  Spitzen,  welche  die  Ma- 
schine vorbereitet  und  an  den  Platz  stellt,  aufnehme. 

Von  der   andern   Seite  reifcht  die   seitwärts  der  Ma-^ 
schine    gestellte  Haspel    den  Draht,    woraus   die    Spitzen- 
durch  die  Reihe  der  folgenden  Verrichtungen  ,"*  wovon  ei- 
nige' nach  einander  folgend ,   und  andere  gleichzeitig  sind^ 
Verfertijgt  werden: 

Erstens:  Eine  Zange,  welche  den  eisernen  Draht  an 
seinem  Ende  hält,  führt  denselben  seitwärts  in  hinreichenv 
der  Menge  zu,  damit  er,  wenn  ihn  eine  Schere  äbschnei- 
"  det,  die  gehörige  Länge  für  ^die  doppelte  Spitze  habe, 
welche  er  erhält,  wenn  er  nach  der  Form  desBuchstabenä 
'(J  giskrümmt  wird;  1 

Zu^eitens :  Die  Maschine  ergreift  dieses  Ende  und  gibt 

-  ihm  in  einem  Augenblick  die  Krümmung  in  der  Wiederkehr 

des  Winkelmafses ,    d.  h.   die  winklichte  und  nicht  runde, 

welches  die  zwei  Spitzen  vollkommen  gleich,  parallel,  und 

fähig  macht,  um  zugleich  nach  ihrer  ganzen  Länge  in  die 

'  Haut  einzugehen.  ^ 

Drittens:  Während  das  Vorhergeheiide  erfolgt  istj 
wurde  ein  Stilett  mit  zwei  seht^  feinen  Spitzen ,-  deren  Ent- 
fernung eben  so  grofs  als  jene  der  zwei  Drahtspitzen  ist, 
gegen  das  Leder  gestofseuj  wo  es  Iheilweise  zwei  Löch'^r 
von  'der  Gröfse.  und  in  der  gehörigen  Entfernung  gemaci/t 
hat,  um  die  zwei  Spitzen  auf  cinmaM  aufzunehmen^  wenii 
sie  dufch  die'  Maschine  hineingestofsen  werden. 

3i  ♦ 


m 


T'ierUni'  Diese  zwei  Spitzen  werden  In  dem  Leder  ai 
die  Art  eingeseut,  dal's  der  Giund  des  IJ  von  der  einen 
Seile  bleibt,  und  dal's  die  zwei  Spitzen  yon  der  andern 
Seile  des  Leders  den  noiliwendigen  Vorsprung  für  die 
Dicke  machen,  welche  die  Kardatsche  haben  mi 

Fär^ffens:    Die  zwei  Spitzen  erhalten  zugleich  gcg» 
die  Mitte  ihrer  Länge  eine  kJeine  Beugung,    so,    dal»  ihi 
zweite  Hälfte  den  Grad  der  Neigung  daibicthet,    welchi 
als  der  gehörige  für  die  beste  Wirkung  der  Kardätsche  ge- 
Tun  den  wurde. 

Eine  Reihe  so  rerschiedener  Effetite,  ausgeführt  mit 
einer  Präzision,  welche  mau  absolut  nennen  bönnte,  wärfll 
schon  ein  schönes  mechanisches  Resultat,  wenn  man  der 
Maschine  die  Zeil  Jassen  mochte,  welche  eine  gescfaickie 
Hand  braucht,  um  sie  hervor  zu  bringen;  aber  das 
das  Besullnt  wirklich  bewunderungswürdig  macht,  ist  die 
«n begreifliche  Geschwindigkeit,  verbunden  mit  der  groi'i- 
len  Richtigkeit  der  Effekte.  Wir  haben,  die  Uhr  i»  der' 
Hand,  die  Maschine  hundert  und  sechzig  dieser  doppeh 
Spitzen,  d.  h.  drei  hundert  und  zwanzig  einfache  in  einer 
Minute  erzeugen  und  an  den  Platz  setzen  gesehen,  und  d» 
einige  dieser  Maschinen  den  Mechanismus  auf  das  Doppelte 
bringen ,  indem  sie  eben  so  geschwind  als  die  einfachem 
Maschinen  arbeiten,  so  fabriziten  und  placiren  diese  scchi 
hundert  und  vierzig  Spitzen  in  einer  Minute ,  d.  h.  mehi 
als  zehn  in  einer  Zeilsekundc!  und  die  Arbeil  ist  Tollkoni' 
men;  die  Muster,  welche  wir  davon  haben,  sind  von  allen 
'  Kennern  bewundert. 

Die  zweite  Werkstätte  enthält  dreiTsig  ähnliche  Masch: 
und  diese  sechzig  verwandeln  jeden  Tag  eine  Läng 
Eisendraht  von  fünfzig  englischen  Meilen  (beiläuKg  siebi'n 
zehn  franz.)  in  Kardätschen.  Es  schien  uns,  daf's  man  hie 
die  Kardatschen  für  ganz  England  bereiten  könnte,  aberllr. 
Drers  sagte  uns ,  dafs  er  mit  Mühe  dem  Verbrauche  der 
Stadt  Manchester  allein  genügen  könnte.  Eine  jede  dieser 
Maschinen  kostet  loo  Pf,  Sterling,  um  sie  herzustellen. 


Wir  haben  vergessen  anzuführen,  dafs  die  Maschine 
das  Leder  nach  Willkür  in  verschiedenen  Ordnungen  aticbti  _ 


4»5 

welche  sowohl  senkrecht  gegen  seine  Länge  gestellt  sind« 
ftlft  auch  nach  schiefen  Richtungen  in  der  Gestalt  eines  Yer-» 
bandes  Ton  dreien«  *  ' 

Wir  besuchten  hierauf  die  Werkstätte,   wo  man  den 
Draht  zieht.     Hr.  Dyers  machte  uns  aufmerksam,   dafs  die 
SingriQe  der  Bäder,  welche  die  Ziehzangen  bewegen,  nach 
den  Grundsätzen  des  ff^hiie  konstruirt  sind,  d.  h.  dafs  die 
Richtung  der  Oberflächen  der  Zähne  keineswegs  parallel  der 
Bewegungsachse ,  sondern  schief  auf  diese  Achse  ist ;  diese 
Einrichtung  macht,    dafs  der  Eingriff  eines  jeden  Zahnes 
nach  einander  Statt  findet ,  nähmlich ,  von  einem  Ende  der 
reibenden  Oberflächen  zum  andern ,  woraus  viel  Milde  und 
Gleichheit  in  dem  Gange  der  EingriBTe,  sowohl  der  kreis- 
runden als  der  konischen ,  entsteht. 

Als  wir  die  Feinheit  des  verwandten  Drahtes  und  jene 
der  Löcher  bei  den  Drahtzicheisen ,  welche  ihn  hervor- 
bringen, sahen,  bezeigten  wir  unser  Erstaunen,  dafs  es 
Bohrer  gebe ,  welche  auf  einmahl  so  fein  und  so  stark  sind, 
um  diese  Öffnungen  in  die  harte  und  dicke  Materie  dieser 
Zieheisen  zu  bohren  (da  sie  Stahl  ist)*  Herr  Dyevs  hatte 
die  Güte,  uns  das  Yerfahren  anzuzeigen,  indem  er  es  vor 
unsern  Augen  durch  einen  seiner  Arbeiter  ausführen  liefs. 
Ein  Anstand  hält  uns  jedoch  in  dem  Yerlangen,  diefs  zu 
beschreiben,  aus  dem  Grunde  zurück,  weil  wir  dadurch 
eine  Unbescheidenheit  begehen  würden ,  da  wir  muthmafseh, 
dafs  dieses  Yerfahren  noch  nirgends  anders  bekannt  sey* 


Neue  Methode^  gute  Zeichens tifte  (crayons)  zu 

verfertigen. 

Man  verschaffet  sich  eine  Kohle  von  sehr  feinem  Korne; 
sägt  sie  in  Stücke  von  derjenigen  Form  und  Gröfse,  die 
man'  den  Zeichenstiften  geben  will ;  legt  sonach  diese  Stücke 
in  eine  irdene  Pfanne,  die  mit  geschmolzenem  Wachs  ge- 
füllt ist,  und  läfst  sie  darin  über  einem  gelinden  Feuer 
etwa  eine  halbe  Stunde  lang  stehen.  Nach  dieser  Zeit  nimmt 
man  sie  heraus ,  und  läfst  sie  abkühlen :  sie  sind  dann  zum 
Gebrauche  fertig. 


Will  m<in  der  Kohle  eine  ^ofsere  Härte  geben,  9e 
tnufs  man  dem  Wachse  Harz  hinzufügen:    sollen  dagegen 
'die  Stifte  sehr  weich  werden;   so  setzt  man  dem.  Wachse^ 
etwas  Butter  oder  Talg  hinzu. 

Die  mit  dieser  schwarzen  Kreide  gemachten  Zeich- 
nungen lassen  sich  auf  dem  Papiere  nicht  verwischen  oder 
fibielben,  wie  das  mit  unvorbereiteter  Kohle  oder  der  gc- 
wöhniichen  schwarzen  Kreide  der  Fall  ist. 

Lerzlere,  oder  auch  die  Rothstifte  können  jedoch  auf 
gleiche  Art  behandelt,  und  dadurch  verbessert  werden« 


DestiUations- Apparat  von  Hm.  Cellier- ßlurnenthat 

in  Paris. 

Hr.  Cellier-  Blumenthal^  hat  einen  DestillatloxiSTAppa« 
rat  vermittelst  der  Wasserdämpfe  angegeben ,  welcher  sich 
von  den  bekannten  Apparaten  dieser  Art  wesentlich  unter- 
scheidet. In  demselben  kommen  die  W^sserdämpfe  mit 
der  fein  zerth eilten  zu  des tillir enden  Flüssigkeit  i^  Berüh- 
rung, und  die  Destillation  kann  ohne  Unterbrechung,  so 
lange  man  will,  fortgesetzt  werden. 

Der  Wein  oder  jede  andere  gegohrne  Flüssigkeit  wird 
auf  die  hjöchste  Stelle  des  Apparats  gebracht:  hier  tritt  die 
Flüssigkeit  durch  eine  Röhre,  in  feine  Strahlen  zertheilt, 
durchläuft  die  verschiedenen ,  absichtlich  vervielfältigten 
Flächen ,  und  gelangt  zuletzt  in  kleinen  Antheilen  unten  in 
den  Kessel,  schon  beinahe  alles  Alkohols ,  welchen  sie  ent- 
hielt, beraubt.  Hier  macht  sie  noch  einen  ziemlich  langen 
We^,  wo  sie  noch  den  Rest  an  Alkohol  verliert,  und  dann 
aus  dem  Kessel  von  selbst  ausfliefst.  Dieser  Ausflufs  dauert 
beständig  fort,  und  er  wird  nach  der  Quantität  des  Weines, 
welche  von  oben  einiliefst,  regulirt.  Auf  diese  Act  geht 
die  Operation  unaufhörlich  fort. 

Durch  die  feine  Zertheilung  der  zu  d^e st iUir enden  Flüs» 
sigkeit,  und  durch  die  Wirkung  des  Wasserdampfs  auf  di?- 


^  487 

I 

^Ibe,  welcKer  übrigens  gar  keine  höhere  Spannung  hat, 
m^cht  sich  die  Operation ,    so  zu  sagen ,  von  selbst.     Der 
TVasserdampf ,  dann  der  Dampf  der  in  dem  Kessel  befind- 
lichen, noch  mit  niehr  oder  weniger  Alkohol  Terbundenen 
Flüssigkeit  tritt  aus  dem  Kessel  heraus,  geht  in  den  eigene 
liehen  Apparat  durch  dessen  untern  Theil ,   und  begegnet 
dort  dem  Weine  in  Gestalt  eines  feinen  Regens.     Dieser 
wird  sogleieh  erwärmt,  und  sobald  dessen  Temperatur  hoch 
genug  ist,  dafs  der  Alkohol  in  demselben  nicht  mehr  im 
flüssigen  Zustande  bestehen  kann ,    bilden  sich  auf  Kosten 
der, Wärme  eines  Theiles  der  Wasserdämpfe  die  Dämpfe 
des  Alkohols.     Dadurch  kommt  ein  Theil  dieses  Wasser- 
dampfs in  den  Zustand  des  Wassers  zurück,  welches  sich 
mit  dem  Weine  oder  mit  der  schon  von  Weingeist  enlblöfs- 
ten  Flüssigkeit  vermischt,    gegen   den  unteren  Tl>eil  -des 
Apparats  abfliefst,  und  von  hier  allmählich  in  den  Kessel 
sich  begibt,  mit  der  vom  Alkohol  beinahe  gänzlich  befrei- 
ten Flüssigkeit  vermischt.     In  diesem  Kessel  dienet  diese 
Flüssigkeit  zur  Bildung  des  Wasserdampfes  selbst,  und  die 
geringe  Menge  Alkohol ,   welche  sie  noch  enthalten  kann, 
wird  ihr  vermittelst  der  Umgänge ,    welche  in  dem  Kessel 
angebracht  sind,  und  welche  sie  durchlaufen  mufs,  bevor  sie 
durch  den  Ausflufshahn  abfliefst,  noch  vollends  entzogen. 

Der  Alkoholdampf,  mit  mehr  oder  weniger  Wasser- 
dampf vermischt ,  nimmt  seine  Richtung  gegen  den  oberen 
Theil  des  Apparats,  und  indem  er  auf  seinem  Wege  Flä- 
chen berührt,  welche  eine  geringere  Temperatur  haben, 
als  er  selbst,  setzt  er  immerfort  mehr  und  mehr  Wasser 
ab ,  und  begibt  sich  endlich ,  bis  auf  den  verlangten  Punkt 
«konzentrirt,  in  das  Schlangenrohr,  welches  sich  in  einem 
Geiafse  mit  Wein  befindet,  und  wo  der  Dampf  zuerst  eine 
warme ,  dann  eine  allmählich  kältere ,  und  endlich  ganz 
kalt*  Fläche  berührt  (vom  oberen  Theil  e  des  Gefafses  nach 
dem  unteren),  sich  sonach  kondensirt,  und  als  Branntwein 
von  beliebiger  Stärke  ausiliefst,  je  nach  der  Abkühlung 
und  der  Vervielfachung  der  mehr  oder  weniger  warmen 
Oberflächen,  welche  er  zu  durchlaufen  hat.  • 

'  Die  Einrichtung  dieses  sinnreichen  Apparats  ist  bei 
seiner  Einfachheit  leicht  zu  verstehen :  seine  Zusammen- 
setzung ist  so  wenig  kompliziia  und  so  wenig  kosts|)ielig^ 


488       ' 

dafs  seine  Anschaffung  für  Jedermami  leicht  ist:  anckiitl 
er  im  Süden  von  Frankreich  bereits  sehr  yerbreitet  Er 
hat  den  Yortheil,  eiiie  beträchtliche  Erspamng  an  Zeit, 
Handarbeit,  and Brennmateriale  zu  gewähren.  (BaUetinde 
|a  societe  d'Encourag.  1817.  Pag.  256.) 


(Die  Fortsetzung  folgt  im  nächsten  Baad^.^ 


fr^^ 


HH 


XXVIL 

Verzeichnifs  der  Patente, 

welche  in  Frankreich  im  Jahre  1817  aufErfindungen^ 
Verhesserungeu  und  Einfuhr ungen  ertheilt  wurden. 


i.  '^bellard^  Antoine  •  Honof^ .' Jean  ^  von  Paris  ^  auf  einen 
iur  Abliühlung  der  Flüssigkeiten  dienenden  Apparat,  welchen  er 
>den  Abkühler«,  nennt.  —  Datirt  vom  28.  Juli  »817.  —  Dauer 
les  Privilegiums  fünf  Jahre. 

a.  Adam^  Gaspard  Zacharie  ^  yon  Montpellier  ^  im  Depar- 
eraent'von  Hdrault  ^  auf  einen  neuen  Destillir- Apparat.  —  Da^ 
:irt  vom  2.  Dezember  1817.  — ,   Dauer  des  Privilegiums  zehn  Jahre 

3.  Alle  au  ^  Simon  y  von  JSeaupoir  ^  sur  '  Niort ,  im  Departe 
»lent  Deuje  -  Sivres ,  auf  einen  zur  Destillation  des  Alkohols  die 
lenden  Apparat.  —    Datirt  vom  24.  Oktober.  —  Dauer  fünf  Jahre 

4. .  Allix ,  Andr^ '  Julien  -  Louis ,  von  Paris ,  auf  ein  Verfah 
*cn  der  Fabrikazion  der  Perüquen ,  welche  durch  die  Ausdünstung 
unveränderlich  bleiben,  —    Datirt  vom  3o.  Juni.    —    Dauer  fünf 

Uhre. 

5.  Aubril^  Joseph  y  von  Paris  ^  auf  die  Verfertigune  eines 
'.um  Gebrauch  der  Haare  dienlichen  Öls ,  welches  er  philocöme 
aennt,  —    Datirt  vom  28.  Dezember.  —    Dauer  fiinf  Jahre» 

6  Audin ,  CSme ,  von  Paris ,  auf-  einen  Mechanismus  einer 
»chaukel ,  welches  er  y)die  gesellschaftliche  Promenade<k  nennt.  — ; 
)atii't  vom  1 7.  Jänner.  —    Dauer  fünf  Jahre. 

7.  Bagneris  y  Jean -Pierre  ^  yon  Trdbes  ^  im  Departement  von 
iude ,  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  einem  Patente ,  wel- 
hes  er  für  ein  DampfschitT  auf  fünfzehn  Jahre ,  am  12.  März  18169 
rh  alten  hatte.  —     Datirt  vom  23.  Mai  i'8i7.  — '  Dauer  fünf  Jahre. 

8.  Bancel,  Pierre  et  Compagnie  y.  von  St»  Chamon,  im  De- 
artement  der  Loire,  auf  ein  Verfahren  der  Verfertigung  von 
ändern  und  andern  Seidengeweben,  in  zwei  Verrichtungen,  bei 
eichen  man  ihnen  die  Farbe  nach  der  ersten  und  vor  der  letzten 


490 

dieser  Operationen  gibt.  •*•    Datirt  vom  ü6.  DcÄÄmber.  —    Dauef 
füllt'  Jahre. 

o.  Banse ,  Th^ophile  -  Joseph ,  von  Lyon  9  im  Departement 
der  B hone ^  auf  einen  Meclianismu9  ,  'welcher  bestimmt,  ist,  um 
bei  (Icji  gewöhnlichen  Wcberladen  der  Seidenzeuge  angewandt  m 
Mcrden,  und  geeignet,  das  Spiel  der  Schiefsspule  etc.  zu 
verrichten.  —    Datirt  vom  3o.  September.  —    Dauer  fünf  Jahre. 

10.  Bandet,  Charles-  Victor ^  von Fleurlnes  im  Oiw* Depar- 
tement ,  auf  ein  mechanisches  Verfahren ,  welches  geeignet  ist, 
bei  der  Anwendung  der  ovalen  Drehscheibe,  zu  kreisförmigen, 
reihLlwinklich  parallelen  und  allen  Arten  Töpferwaaren.  —  Datirt 
vom  26.  Februar,  —    Dauer  fünf  Jahre. 

1 1 .  Barnet ,  Tsaak  Cox  \  von  Faris ,  auf  eine  Dampfmaschine, 
welche  nach  seiner  Angabe  unmittelbar  eine  Kreisbewegung  her- 
vorbringt. —    Datirt  vom  14.  April.    —    Dauer  fünfzehn  Jahre. 

12.  Bayeul^  Frangois  *  Casimir  ^  von  St,  L^gßr  ^  Bour^ 
Denis ,  im  Seine  -  infer.  -  Departement ,  auf  ein  Verfahren ,  vermit- 
telst' dessen  man ,  zufolge  seiner  Angabe ,  zwei  vereinigte  Hes&el 
und  ein  erhöhtes  Gefafs  ins  Sieden  versetzen  hann.  —  Datirt^  vom 
aö.  Februar.  —     Dauer  fünfzehn  Jahre. 

i3.  Beck,  Fr^ddric ' Christian ^   yoxl  Paris ,   auf  ein  zur  Aus- 
übung des  Schneiders  geeignetes  Mafs ,    longimdtre    genannt.  —    1 
Datirt  vom  19.  April.    —    Dauer  fünf  Jähre. 

i4«  Derselbe,  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  dem  vori- 
gen Patente.  —    Datirt  vom  3,  Dezember.  —     Dauer  fünf  Jahre. 

i5.  Benaiste ,  Jean- Joseph ^  von  Paris,  auf  die  Errichtung 
einer  Anstalt,  welche  er  »die  schweizerische  Promenade  und  Rirt- 
gelspicU  nennt.  —    Datirt  vom  3.  März.  —    Dauer  fünf  Jahre« 

16.  Derselbe,  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  dem  vor-^ 
hergehenden  Patente.    —    Datirt  vom  22.  .April.    —     Dauer  fünf 
Jahre»  '  - 

17.  Beretta^  Pascal ^  von  Paris,  auf  ein  Verfahren  derPa 
pierfabriltazion  aus  dem  Erdäpfelrückstande,  nach  Extrahirung 
des  Stärkemehls.  *—    Datirt  vom  1 5.  Oktober.  —  Dauer  fünf  Jahre. 

18.  Berry ,  William  ^  \on  Paris,  auf  ein  Verfahren ,  die  Ein- 
legung des  Leders  in  die  Lohe  betrefl'end.  —  Datirt  vom  Si.l^ära. 
■ —  Dauer  zebn  Jahre. 

19.  Bertin,  Etienne  y  von  Bordeaux  ,  im  (r/ro«<itf  -  Departe- 
ment, auf  einen  zur  "Verdampfung  des  Syrups  und  and.erer  B'lüs- 
sigkeiten  bei  4^®  Reaumur  geeigneten  Apparat.  * —  Datirt  vom 
^i  April.   —    Daueic  fünf  Jahr^. 


491 

ao.  Beury ,  Tean  -  Mmt ,  Vallade , ,  Claude  -  Jacques  ?  Fra/i- 
r,  und  Bu/^gieri  y  Alichel -  Marie  ^  alle  drei  vonPöW,  auf  ein>en 
chaaismus,  welchen  sie  y>Fall  des  Niagaraoi  nennen.  —  Datirt 
n  39.  April.  —    Dauer  fünf  Jahre. 

2 1 .  Binet ,  Pierre  -  Jacques  und  Benaud  Blanchet ,  beide  von 
ns  ^    auf   ein  Verfahren   zur  Honstrultzion  der  Schiffe ,    um  auf 
Lsscn  mittelst  der  Dampfmaschinen  aufwärts  zu  fahren.  —    Da- 
vom  35.  'März.  —     Dauer  zehn  Jahre. 

22*  Bonnet  de  Cout%^  Jules  -  Theodore  ^  von  Paris  ^  auf  eine 
scbine ,  zur  Räumung  der  Flüsse   uud  Ströme,  -—    Datirt  vom 
l^ovember.  —    Dauer  zehn  Jahre.  * 

23.  Bouchon ,  Louis ,  von  Bergerae ,  im  Gironde  -  Departe- 
nt,  auf  ein  Verfahren  zur  Verfertigung  der  Töpfe  und  Flascbcn- 
.sel  aus  Gufseisen.  —  Datirt  vom  19.  Juni.  —  Dauer  fünf  Jahre. 

24«  Bougereau^   Elie  ^  von   La-Bochelle^    im    Charente -^  in- 
ieure  -  Departement ,     auf    einen  Mechanismus ,    um  Stroh   zu    * 
meiden.  —    Datirt  vom  3o,  Dezember«  —    Dauer  fünf  Jahre. 

20.  Bouis ,  Thomas ,  von  Paris ,  auf  ein  Verfahren ,  Bruch- 
irtel  zu  verfertigen.  —  Datirt  vom  8.  Februar.  —  Dauer  fünf 
ire. 

26.  Breton ,  Jean  -  Antoine ,  von'  Lyon ,  im  BhSne  -  Departe- 
'^t ,  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  einem  am  25.  Mai  i8i5 
f  fünf  Jahre  erhaltenen  Patente  für  einen  Mechanismus  v<i  la 
7quarti<  genannt ,  welcher  zur  Fabrikazion  der  Seidenstoffe  an- 
..aiidt  zu  werden  fähig  ist.  —  Datirt  vom  17.  Jänner.  —  Dauer 
if  Jahre. 

27.  Briard ,  Honorä  -  Jean  -  Baptiste ,  von  Paris ,  auf  ein  Ver« 
)ren  zur  Verfertigung  eines  Wassers ,  welches  die  Schönheit  der 
ut  befördert  und  von  ihm  y>eau  de  rosiSres^  genannt  wird.  -— 
itirt  voii\  26.  April.  —    Dauer  fünf  Jahre. 

•  • 

28.  Brison ,  Pierre  •  Marie ,  von  Paris ,  auf  mechanische  Vor- 
'htungen ,  mittelst  welcher  er  Luftpromenaden  etablirt.  —  Da- 
t  vom  8.  Februar.  —     Auf  fünf  Jahre. 

2q.  Brouquikres ^  Antoine^  von  Nieul^  im  Charente^infd' 
«rtf- Departement,  auf  einen  Destillir- Apparat; —  Datirt  vom 
.  Dezember.  —    Auf  fünf  Jahre. 

3o.  Cabany  ^  Marie  ^  Jean  -  Baptiste  ^  von  Paris^  a^f  eine 
ihyiftliopier  -  Maschine.  —  Datirt  vom  24.  April.  —  Auf  fünf  Jahre. 

3i.  DeCavaillon^  Joseph ^  von  Paris^  auf  eii[i Verfahren,  mit- 
st  welchem  man,  zufolge  seiner  Angabe  ,  das  thierische  Schwarz, 
s  vegetabilische  Schwarz  und  das  Schwarz  aus  den  Rückständen 


^ 


492 

des  Berlinerblaues  wieder  iii  seine  vorige  Lebhaftigkeit  yerseUe« 
kann.  —    Datirt  vom  4*  März.  —    Aaf  fonfschn  Jahre« 

3a.  Chahoty  Fran^ois^  von  Paris  ^  auf  ein  Verfahren  zur 
Verfertigung  der  Saiten-  und  Bogen -Instrumente.  —  Datirt  vom 
1 1 .  Dezember.  —    Auf  zehn  Jahre. 

33.  Chaplain^  August » Ren^ •  Gassieu ^  von  Paris,  auf  Zu- 
sätze und  Verbesserungen ,  zu  dem  Erfindungspatente ,  welches  er 
iuv  eine  hydraulische  Maschine  am  29.  Mai  1816  auf  fünfzehn 
Jahre  erhalten  hat.  —  Datirt  vom  3i*März.  —  Dauer  zehn  Jahre. 

34.  Charlei  y  Louis  ^  Charles ,  von  Paris  ^  auf  ein  Verfahren 
zur  Verfertigung  von  Rasirmessern  mit  metallischen  Rücken  aller 
Art,  —    Datirt  vom  27.  Februar.  —    Auf  fünf  Jahre. 

♦  35.  Chateiain ,  Pierre  -  J9faglaire ,  von  Paris ,  auf  ein  Verfeh- 
ren ,  mittelj>t  welchem  er  die  Rennwägen  auf  den  künstlich  ange- 
führten Bergen ,  sowohl  beim  Hinauf-  als  beim  Herabgehen  in 
Bewegung  setzt.  —  Datirt  vom  22.  November.  -—  AjUf  fünf  Jahre, 

36.  Cochot^  Jean  •  Baptiste  -  Marie  ^  Albert^  Brunei ,  Auguste 
und  Gagneauy  Etienne  -  Jean  -  Baptiste  ^  alle  drei  von  Paris  ^  auf 
ein  Veriahreu  zur  Fabrtkazion  einer  mechanischen  Lampe,  mit  ih- 
reni  Zugehör,  welche  '»Lampe  ä  la  Cochote  genannt  wird.  —  Da- 
tirt vom  25.  März.  —    Auf  fünfzehn  Jahre« 

37.  Dieselben  y  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  dem  vor- 
hergehenden Patente.  —  Datirt  vom  12.  August.  —  Auf  fünf- 
zehn Jahre. 

3^.  Corteaut ,  J.  -L.  -N,  ^  von  Nantes ,  im  Departement  der 
Loire  .  inf/rieure ,  nuf  gebrochene  Ruder ,  welche  durch  einBalan- 
zir- Pendel  bewegt  werden.  —  Datirt  vom  16.  Dezember.  —  Auf 
zehn  JahVe. 

3q.  Crevel^  Jacques  ^Georges  -D^sir^  ^  von  Paris  ^  auf  ein 
Verfahren  zur  Vorfertigung  von  Fischbehältem ,  welche  zum  Trans- 
port und  zur  Erhaltimg  der  lebendigen  Seefische  bestimmt  sind.  -- 
Datirt  vom  11.  Oktober.  —    Auf  fünfzehn  Jahre. 

40.  Crosley ,  Henri ,  von  Paris ,  auf  ein  Verfahren ,  mittelst 
welchem  er  die  Klärung  des  Syrups  und  Raffinirung  des  Zuckers 
hervorbringt.  —    Datirt  vom  11.  Dezember.  —    Auf  zehn  Jahre. 

4'-  Culhaty  Antoine  y  von  Lyon  ^  im /?Ä<J«tf  -  Departement, 
auf  ein  Verfahren ,  mittelst  welchem  man  die  Zähne  der  Kämme 
von  Stahl,  in  länglichter  Ovalform,  verfertigen  kann«  —  Datirt 
vom  11.  Juni.    —    Auf  fünf  Jahre. 

42»  Dqlmas ,  HonorS ,  von  Castelnaudary ,  im  Aud^^  -  Depar- 
tement, auf  eine  Maschine,  welche  bestimmt  ist,   die  Wirkung 


»■ 


.  '       403 

des  Feuers  auf  die  Kreisbewegung  der  Mahlmühlen  und  anderer 
Werke  in  Anwendung  zu  bringen.  —  Datirt  vom  26.  April.  -  -- 
Auf  fünfzehn  Jahre. 

43,  Darcet ,  Jean  -  Pierre  -  Joseph ,  von  Paris ,  auf  ein  Ver- 
fahren, lun  die  in  den  Knochen  enthaltene  Gallerte  auszuziehen.-— 
Datirt  vom  17.  April.  —    Auf  zehn  Jahre. 

44*  Deckateauy   L^uis^Jean,   von  Vaygirecrd  ^   im  Departe* 
ment   der  Seine ,   auf  die   Bereitung  einer  nährenden  Substanz, . 
welche  ^er  'tsopa  d^ollae.  nennt.  — «    Datirt  vom  1.  Februar.  —  Auf 
(unf  Jahre. 

% 

45.  Decrugy  ^  Fran^oiSy  von  LatremBlade ,  im  Ckarente4n* 
y5Ä"/tf«rtf  -  Departement ,,  auf  eine  Methode   vMonogammevi  genannt, 

mittelst  der  man  auf  eine  und  dieselbe  Art  alle  auf  dem  Klaviere 
üblichen  Tonleiter  ausfuhren  kann ,  und  die  sich  auch  auf  ver- 
schiedene andere  Instrumente  anwenden  läfst.  —  Datirt  vom  i5. 
Mars.  —    Auf  fünfzehn  Jahre. 

46.  Derselbe ,  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  dem  vor- 
bergehenden  Patente«  —  Datirt  vom  24.  April.  —  Dauer  fünf- 
zehn Jahre. 

> 

1  • 

47.  Delvau ,  Didier ,  von  Paris ,  auf  ein  Verfahren  zur  Fa* 
.  brikazion  lederner  Köhren  ohne  Naht ,  welche  bestimmt  sind ,  die 

Cylinder  der  Baumwoll-  und  WoU  -  Spinnereien  zu  bedecken.  -^ 
Datirt  vom  5.  Februar.  —    Auf  fünf  Jahre. 

48.  Demartfuet ^  Benoit ^  von  Bordeaux^  im  Gironde^'Oe* 
partement,  auf  einen  Mechanismus,  mittelst  welchem  man  vier 
Stücke  eines  Stoffes  auf  einmal  mit  Hülfe  zweier  Fufstritte  weben 
kann ,  welche  die  Bewegung  wechselweise  der  Wurfschütze  mit- 
theilen. — ;    Datirc  vom  19.  April.  —    Auf  fünf  Jahre. 

49.  Desarnodj  Joseph  ^  Fran^ois  j  von  Paris  ^  auf  die  Kon« 
strukzion  von  fünf  Apparaten,  welche  bestimmt  sind,  um  das 
Rauchen  der  Schorsteine  zu  verhindern,  und  welche  er  yifumi- 
fuges«,  nennt.  — •    Datirt  vom  3o.  Dezember.    — >    Auf  fünf  Jahre« 

50.  Desfossäs ^  Pierre^  und  Malard ^  Louis ^  von  Paris ^  auf 
ein  neues  Verfahren  beim  Bcitzen  der  Haare ,  welche  zur  Fatri- 
kasion  der  Hüte  bestimmt  sind.  —  Datirt  vom  22.  November.  -— 
Auf  fünf  Jahre. 

5i.  Despiati^  J.  von  Condom  ^  im  ^^ri  -  Departement , -auf 
eine  hydraulische  Maschine  mit  einem  Luffcstrom  und  Pendel.  — * 
Datirt  vom  23.  Dezember.  —    Auf  fünf  Jahre. 

62.  Desvignes  ^  Jean  •  Baptiste  ^  von  Paris  ^  auf  ein  Verfah- 
ren ,  vermittelst  welchem  man  auf  Glas  9  Krystall ,  Alabaster  und 


494 

Porssie|)ftu  vergolden,  maKlen  und  graviren  kann;«—    Datirt  vom 
s 2.' März. —    Auf  fiinf  Jahre. 

63.  Dihlj  Christophe  y  von  Paris  ^  auf  einen  Kitt  von  seiner 
Erfindung  ,  welchen  er  zum  Gebrauche  bei  der  Konstrul>^iön  und 
Erhaltung  der  Gebäude  sowohl,  als  anderer  Kunstgegenstände  vor- 
schlägt. —    Datirt  vom  23.  Oktober.  —    Auf  fünfzehn  Jahre. 

54*  Dubochet ,  JeaH  -  AUxandre ,  von  Nantes ,  im   Loire  -  in» 
yVnVttrff  -  Departement ,  ^uf  ein  Verfahren ,  das  gemeine  Satz  oder 
die  salzsaure  Soda  der  Salinen  zu   r^jBPiniren.  —    Datirt  vom  ao. 
März.  —    Auf  fünfzehn  Jahre. 

55.  Derselbe ,  auf  Zusätze  ig»d  V^erbesserungen^  zu  dem  vor- 
hergehenden Patente.  *-—  Datirt  yom  a8.  Juli.  —  Auf  fünfzehn 
Jahre. 

.56.  Dubois  ^  Auzoujc^  Jacques  -  Paul^  YonLouviers^  \fxi  Eure* 
Departement,  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  einem  am  ii. 
September  i8i6  auf  fünf  Jahre  erhaltenen  Patente,  auf  das  Ver- 
fahren der  Fabrikazion  der  metallischen' Karden.  -^  .Datirt  vom 
17.  April.  —    Auf  fünfzehn  Jahre. 

57.  Dufort  ^  Jdan-Fränqois  y  von  Parts  ^  auf  das  Verfahren^ 
neue  Stiefelhölzer  von  Leder,  sowohl  für  Stiefel  als  ilir  Schuhe« 
zu  machen.  ' —    Datirt  vom  1 1.  Juni.   —    Auf  fünf  Jahre. 

58i  Derselbe ,  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  dem  vor- 
Hergehenden  Patente.  —  Datirt  vom  17.  Oktober.  •—  Auf  fünf 
Jahre.  •     . 

59.  Dunnage ^  Georges^  von  Versailles^  und  Marschall  J(h 
seph  ,  von  Neuilly ,  auf  ein  Verfahren ,  Hüte  von  Seide  auf  Sam- 
inetart  zif  verfertigen.  . —  Datirt  vom  4«  August.  — p  Auf  fünf- 
zehn Jahre. 

•    60.  Duplat ^   Marc- Marie ^   von  Paris ^   auf  ein   Verfahren 
geruchlose  Abtritte  zu  verfertigen;  —    Datirt  voni  11.  Dezember. 

—  Auf  fünf  Jahre. 

61.  Edward^  Humphry  ^.  Von  Patis  ^  auf  ein  Verfahren, 
Dampfmaschinen  zu  verfertigen.  —  Datirt  vom  1 5.  März.  —  Auf 
7^ehn  Jahre. 

■ 

62.  Fahre  ^  Bernard '•  Raimond  ^  von  Paris  ^  auf  die  Berei- 
tung eines  Wassers  /ur  befördci  uus;  der  Schönheit  dt^r  Haut,  nn- 
tcfi*  dem  Namen   itempüers«.   oder  y;balsaniisches  Kö'Uner  -  IVasserÄ 

—  Datirt  vom  I9.  April»  —     Auf  fünf  Jahre. 

63.  Fesquet ,  A* ,  von  Nismes ,  im  Card  -  Departement ,  auf 
ein   mechanisches   Verfahren  ^   mittelst  welchem  er   chinirte  und 


403 

te  Seidenzeuge   verfertigt ,    von  ihm   "»nstrakaniicher  Samtnt^ 
aant.  —    Datirt  vom  23.  Dezember-  —    Aut  zehn  Jährt*. 

64.  ^oucquet  ^  Casimir^  von  S^llevilla  ^  im  Departement  der 
le ,  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  einem  Erfindimgspa- 
te  ,  welches  ihm  am  18.  August  i8i5  auf  fünf  J{ihre ,  iVir  Uie 
-Stellung  verschiedener  Produiite  aus  den  Überresten  der  TJiiere, 
leilt  wurd^.  —    Datirt  vom  29.  März.  —    Auf  zehn  Jahre. 

65.  Frogier  ^  Pierre '  Marie  ^  von  Paris  ^  auf  ein  Verfahren, 
telst  welchem  man  die  für  die  Dampfmaschinen  bestimmten  Kcs- 

auf  eine   okonoinlsche  Weise    erhitzen  liann.  —    JDatirt   vom 
März.  —     Auf  zehn  Jahre. 

66.  Fromont  ^  AU Jtandre  -  Joseph  ^  von  Paris  ^  auf  dias  Ver- 
ren  der  Fabrikazion  einer  neuen  Gattung  Spitzen  und  Tülle  aus 
imwoUe ,  Seide,  Gold  und  Silber.  —  Datirt  vom  21. März. — 
f  fünf  Jahre. 

67.  Fürstenstein  (Baron  von) ,  von  Paris ,  auf  das  Verfahren 
Fabrikazion  metallener  Naben.  -:-    Datirt  vom  3«.  Dezember. 

Auf  fünfzehn  Jahre. 

68.  GttUois ,  /.  P. ,  von  Rouen ,  im  Seine  -  inf^rieure  -  Depar- 
»ent,  auf  die  Verfertigung  von  Tafeln  zum  Scheren  des  Tu- 
s,  die  ohne  Beihülfe  -einer  Führung  oder  eines  Wasserwerkes 
Bewegung  gesetzt  werden  können.  -^  Datirt  vom  29.  Oktober« 
Auf  fünf  Jahre. 

69.  Gengembre ^  Vater  und  Sohn,  von  Paris ^  auf  ApPJ^rate^ 
che  bei  der  Beleuchtung  mit  Uydrogengas  anwendbar  sind.  — > 
irt  vom  26.  April.  —    Auf  fünf  Jahre. 

70.  George  ,  Claude  -  Barth^lemy ,  von  Paris ,  auf  das  Ver* 
Pen  der  Konstrukzion  einer  Erd  -  Himmelskugel ,  welche  zum 
eichtern  der  Erlernung  der  Astronomie  uiid  Geographie  be- 
imt  ist,  —    Datirt  vom  16.  Juli.  —    Auf  fünf  Jahre. 

7 1 .  Girand ,  J.  F,  ^  von  Paris ,  auf  einen  Apparat ,  den  er 
Tiifuge  (Kauch vermeider)  nennt.  —  Datirt  vom  26.  November« 
Auf  fünf  Jahre. 

72.  Gohin^  Henri' Julien  und  Mathieu,  Jean^  beide  von 
ns  ^  aü'f  eine  Maschine  zur  Verfertigung  der  Karden,  —  Datirt 
n   i3.  Dezember.  —    Auf  fünf  Jahre. 

'j'^,  Grignet^  Franc  eis  -  Ignace  ^  Yon  Paris ,  auf  eine  Methode, 
i  Torf  zuzubereiten.  —  Datirt  vom  22.  März. —  Auf  fünf  Jahre. 

74.  Guillaume ,  Charles ,  von  RemonviÜe  ,  in  dem  Departe- 
nt  der  Ardennen ,  aut  das  Verfahi  en  der  iionstrukzion  eines 
len  Pfluges.  —    Datirt  vom  i3.  Februar.  -^    Auf  fünf  Jahre r 


496 

75.  Guillemin^  lacques  ^  von  Paris  ^  auf  die  l^abrOiazion  ei- 
nes neuen  Feuergewehres, —  Datirt  xpm  1 1 .  Jänner. —  Auf  zehn 
Jahre. 

76.  Ouillon ,  Louis  -  Christophe  -  Toussaint ,  von  Paris ,  auf 
ein  neues  Verfahren  der  Raffinirung  des  ausländisoficn  Zuckers.  — 
Datirt  vom  20.  März«  — -    Auf  zehn  Jahre« 

77.  Halletie ^  der  Sohn,  Alexis^  von  Blangy ^ les ^ Arräs^ 
im  Departement  von  Pas  ^  de '  Calais  ^  auf  Maschinen  ,  weiche  hti 
den  Ölpressen  angewandt  werden  können.  ~-  Datirt  vom  i3i 
Mai.  —    Auf  fünf  Jahre.. 

»j^^  Hatdacre  ^  Henri  •  Thomas  ^  Yotn  Paris  ^  auf  die  Zusain« 
mensetzung  eines  Fettes ,  welches  zum  Bestreichen  ies  Takelwerlis 
der  Schiffe ,  des  Räderwerks  bei  Maschinen  etc.  anwendbar  ist, 
und  welches  Fett  er  ^antiattrition^  nennt. 

79.  Hhhre^  Francois ,  von  Paris ,   auf  ein  Verfahren ,    einen 
'  Wagen  mit  vier  Rädern,  Gondel  genannt,  zu  verfertigen.  —  Da- 
tirt vom  1.  September.  —    Auf  fünf  Jahre. 

^o.  Herichard ^  Louis- Jean ^  -von Duppe^  im  Departement dei* 
Seine -infärieure ^  auf  ein  Verfahren,  eine  neue  Fttfsbekleidung 
zu  fabriziren.  —    Datirt  vom  99.  Jänner.  —    Auf  fünf  Jahre. 

81.  Hervieuje  ^  Nicolas  -  Joseph  ^  von  Paris  ^  a^jf  einen  Aräo» 
meter  -  Thermometer  oder  vergleichenden  Flüssigkeitsmessex'.  -* 
Datirt  vom  11.  Oktober.  —    Auf  fünf  Jahre.  ' 

82.  Hill^  Samuel  und  £undjr ,  Guillaume  y  beide  von  Paris^ 
auf  ein  System  von  Maschinen ,  mittelst  weichen  man  den  Lein 
und  den  Hanf  brechen  und  grob  und  fein  hecheln  kann  ,  ohne  dies6 
fasrigen  Materien  der  Röste  auszusetzen.  —  Datirt  vom  23.  Oli* 
tober.  —    Auf  zehn  Jahre. 

83.  Hogau ,  Louis  -  A^ex,  -  D^sir^^  von  Paris ,  auf  ein  me* 
chanisches  Verfahren ,  mittelst  welchem  man ,  zufolge  seiner  An* 
gäbe ,  die  Schiffe  in  Bewegung  setzen  kann.  —  Datirt  vom  21. 
April.  —    Auf  fünfzehn  Jahre. 

84«  Jacquinet  ^  Jean-fiicolas^  von  Paris  ^  auf -das  Verfahren, 
einen  neuen  Dampfkamin  von  starkem  Eisenblech  zu  verfertigen, 
welcher  »<i  la  Nancys,  genannt  wird.  —  Datirt  vom  22.  August. 
Auf  fünf  Jahre. 

85<  lalabert ^  Jean» Baptiste ^  von  Paris ^  auf  eine  Maschinei 
welche  zur  Fabrikazion  metallener  Tjschgeräthe ,  mittelst  eines 
Walzwerkes  und  mit  Hülfe  beweglicher  Stempel,  bestimmt  ist.— 
Datirt  vom  n.  Oktober.  —     Auf  fünfzehn  Jahre. 

86.  Jallade '  Lafond  ^    Guillaume  ^   von  Paris ,  auf  ein  Ver- 


'    497 

"en,    Bruchbänder    cu  fabristren,    welcbe  er  ^r^nimgradeSM. 
nt.  —    Datirt  vom  1 2.  August   -^    Auf  fünf  Jabre. 

87.  Jernstedt ,  Pierre ,  von  JDinan ,  im  Departement  Cot  -  dm' 
'd ,  auf  ein  Verfall ren ,  Dampf-  und  Kanalschiffe  xu  konstruiren. 
Datirt  Yom  ao*  November.  —    Auf  fünfzehn  Jahre. 

^,  Derselbe  ^  auf  ein  Verfahren ,  um  die  aus  Hanf  und  Flachs 
fertigten  Stoffe  vor  der  Fäuini Ps  eu  versichern.  —    Datirt  vom 
Dezember.  —    Auf  zehn  Jahre. 

89.  Joannis^  Jean  *  Baptiste  ^  von  Turqubrt^' im.  Maine-  und 
ff*e- Departement,  auf  ein  Verfahren,  welches  die  Vcrltohlung 
1  Destillation  des  Holzes  zum  Zweck  hat.  —  Datirt  vom  3» 
rz.  —  .  Auf  zehn  Jahre. 

90.  Jomard  de  Savergne ,  von  Paris ,  auf  ein  Verfahren,  ein 
trank  zu  fabriziren,  welches  er ^ mit  dem  Namen  ifuas  kislichi 
zeichnet.  —    Datirt  vom  i3.  Juni.    —    Auf  fünfzehn  Jahre. 

I 

91.  Jorge  ^  Jean  •Victor^  von  Paris  ^  auf  Zusätze  und  Ver* 
»erungen  zu  einem  Kinführungspatcnte  von  zehn  Jahren ,  wel- 
'S  er  unter  dem  10.  April  1816  auf  eine  Ccntrifugal'- Pumpe  er- 
ten  bat.  —    Datirt  vom  12.  März.  —    Auf  fünfzehn  Jahre»      / 

9«.  Jouffroy  (Marquis  von)  auf  Zusätze  und  Verbesserungen 
dem  Patente  von  fünfzehn  Jahren ,  welches  e»  unter  dem  'zS. 
ril  1816  auf  die  Konstrukzion  eines  DampfschifTes  erhalten  hat. 
Datirt  vom  4*  Juni.    —     Auf  fünfzehn  Jahre. 

93.  Lajude  ^  Daniel^  von  Senlis  im  OfV^ •  Departement ,  auf 
ß  Maschinerie ,  welche  zur  Fabrikazion  der  Baumwoll Watten 
timmt  ist.  —    Datirt  vom  6.  November.  —    Auf  fünf  Jahre. 

94.  LandrieuJp ,  Jean  -  Antoine ,  von  Louviers ,    im  JEirr^-Dc-' 
tement ,  auf  das  Verlaliren  der  Konstrukzion  eines  Pferdegöpels, 
eher  die   hydraulischen  Maschinen  und  alle  jene,  welche  durch 
Kraft  und  das  Gewicht  des  Wassers  in  Bewegung  gesetzt  wer- 

i ,  vertreten  kann.  - —    Datirt  vom  25.  März.  —  Auf  fünf  Jahre. 

95.  Landoin^  Etienne  ^  von  Paris  ^  auf  Veränderungen, 
che  durch  ihn  an  der  Schnellschütze  angebracht  wurden.  *— 
irt  voiri  29.  November.  —    Auf  fünf  Jahre. 

96.  Laurent  y  Henri  ^  von  Amiens  ^  im  *So/nm e-Departcmcnt* 
die  Fabrikazion  wollener  Teppiche  mit  doppeltem  Gewebe  und 

»pelten  Oberflächen.  "^    Datirt  vom  23.  Jänner.  —    Auf  zehn 
re, 

« 

97  Lefevre^  /.  /  M,^  von  Paris  ^  auf  eine  Maschinerie, 
che  zum  Zerschneiden  des  Foumirholzes  in  dünne  Blätter  be- 
nmt  ist.  —    Datirt  vom  2f.  November,  —  Auf  fünfzehn  Jahre. 

ahrl.  d.  poljrt.  last.  I.  Bd.  3^ 


498  .  - 

98.  Leh'oulif  der  jan^e,  und  Compagräe^  Tonifif.  Qu^ntim,  im. 
Aisne  -  Departement ,  auf  einen  Weberstuhl ,  mittelst  welebem  maii| 
ihrer  Anzcip;c  gemäfs ,  alle  Artent  erhabener  Gewebe  fabriziren 
kann.  —    Datirt  vom  17.  Oktober.  -^    Auf  fttnf  Jabre« 

99.  Lemire  ^  Vater  und  Sohn^  ^on  Clairvakx  ^  im  /«ra^De^ 
partement,  auf  ein  mechanisches  Verfahren,  die  Nägel  kalt  su 
schmieden»  —    Dätirt  vom  28.  Juni.   —    Auf  zehn  Jahre. 

100.  Dieselben^  auf  ein  Verfahren,  mittelst  welchem  mas 
iprodes  Gufseisen  in  weiches  Eisen  verwandeln  kann.  —  Datirt 
vom  ä3.  Juni;    —   "Auf  fünf  Jahre.  , 

101.  henormandt  Louis  Sebastian ,  auf  ein  mecbanisches  Vep 
fahren ,  welches  zur  Erleichterung  und  Beschleunigung  der  inner 
ren  Schiffahrt  geeignet  ist.  —  Datirt  vom  8.  Februar.  > —  Auf 
fünfzehn  Jahre. 

* 

102.  Dtrselhe  ^  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  su  dem  vor- 
hergehenden Patente.  '—  Datirt  vom  11.  Februar.  —  Auf  fünf* 
zehn  Jahre. 

io3.  tjtpage  ^  Jean^  von  Paris  ^  auf  ein  Feü^rgiewehr ,  wd*-  ; 
ches  der  Feuchtigkeit  undurchdringbar  ist.  — •  Datirt  vom  3.  No*  i 
vember.  — •    Auf  fünf  Jahre. 

104.  Lesigne  f  Jeait'Sosepk^  von  Paris  ^  auf  einen  Mechanist 
müs,  welcher  bestimmt  ist,  fünfzehn  Schnellwägen  auf  einmal 
laufen  zu  lassen,  welches  er  die  itDedalisehe  Prom^nades.  nennt« 
—  Datirt  vom  29.  April.  ■■ —    Auf  zehn  Jahre. 

'  '  ' 

io5.  Ltroy  ^  Julien^  von  Paris ^  auf  Zusätze  und  Verbesse^ 
rungen  zu  dem  Erfindungspatente ,  welches  er  unter  dem  8.  Sep* 
tembcr  181 5  für  die  Fabiriiiazion  eines  neuen  Feuergewehi(«s  er- 
halten hat.  —    Datirt  vom  11.  Dezember.  — ^   Auf  zehn  Jahre. 

1 06.  VHomond ,  Amnble  -  Nicolas ,  von  Choisy  -  le  -  Roi^  im 
Departement  der  Seine ,  auf  einen  Reflecteur  hypodiaphahe ,  zuin 
Genraudie  bei  ai^andischen  Lampen.  —  Datirt  vom  6.  Märs.^ 
Auf  fünf  Jahre. 

107,  Loti^  iean  -  Baptiste  und  Simon  ^  Jean  '  Nicolas  ^  beide 
von  Saint  Diä ^  im  Vosges  -  Departement,  auf  ein  Verfahren, 
Schornsteine  von  starkem  Eisenblech  zu  verfertigen.  —  Datirt 
vom  11«  Juli.    —    Auf  fünf  Jahrie. 


108.  Loustau^  Jacques*  Miches  ^  Gessionär  des  Herrn  Gury\ 
von  Paris  ^  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  dem  Patente  von 
fünf  Jahren ,  welches  dem  Herrn  Gury  am  7.  Juni  1816  auf  die 
Fabrikazion  der  Hüte  aus  Baumwolle  und  andern  fasrigen  Sub- 
stanzen ertheilt  wurde.  —  Datirt  vom  19^  Juni«  •—  Auf  fünf 
Jahre« 


^, 


-  499 

109'  Machon  t  Väter  und  Solin^  von  ie  Grand -Serre^  im 
•f^mr- Departement,  auf  mechanische  Kämme,  welche  bestimmt 
d  9  das  Unkraut  sowohl  aus  den  Feldern  als  natürlichen  und 
astUchen  Wiesen  heraus  zu  reifsen.  -^  Datirt  vom  iS*  Novem- 
r.  —     Auf  zehn  Jahre. 

iio.  Magnan,  Paül^  von  Paris  ^  auf  !Zusätze  und  Verbesse» 
i^en  zu  seinem  Patente  von  zehn  Jahren,  welches  er  am  7.  Juni 
16  auf  einen  wandelbaren  Destillir- Apparat  erhalten  hat.  —  Da- 
t  vom  1«.  August.  —    Auf  zehn  Jahre; 

111.  Maiziire  y  Louis  '  Nicolas  ^  von  JRoieeh,  im  Seine -inf^^ 
»re  -  Departement ,  auf  einen  Mechanismus,  welcher  bestimmt 
,  um  dem  Kamm,  womit  die  Wolle  und  Baumwolle  gekämmt 
rd ,  die  Bewegung  zu  ertheilen.  •^—  Datirt  vom  8*  Februar.  — ^ 
if  fünf  Jahre. 

112.  Derselbe^  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  deni  von» 
rgehenden  Patente.  —  Datirt  vom,  26.  April.  —  Auf  fünf  Jahre^ 

11 3.  JUaiiiire  ,  Charles  •  Pierre  '  Sric»  ^  von  Rotten^  im  Seinem 
^rieure  -  Departement ,  auf  einen  Mechanismus ,  der  bestimmt  ist, 
5  Hälfte  mehr  Kraft  den  Pferdegöpeln  bei  ihrem  Gebrauche  in 
n  Fabriken  zu   ertheilen.  —    Datirt  vom  i^  Mai.   -^    Auf  fünf 

lirei     .  •  ' 

1 

ii4.  Marguerite  ^  Simon  ^  Florehtin  ^  von  Paris  ^  aüfeinJl^er- 
iren ,  nuttclst  welchem  man  die  Fingerhüte  mit  feinem  ^ilbeif 
sfüttert.  —     Datirt  vom  24.  Mai.   - —    Auf  fünf  Jahre. 

11 5.  Mathieu  de  Dombasle  ^  Christophe  '  Joseph  »  Alejsandre^ 
1  Nancys  im  iWiparM^- Departement,  auf  Zusätze  und  Verbes-' 
ungen  zu  dem  Patente  von  zehn  Jahren ,  welches  er  den  6.  No- 
nber  1816  auf  einen  Destillir- Apparat,  comhineur  hydropneu» 
tique  genannt,  erhalten  hat*  -^  Datirt  vom  19;  Juni.  —  Auf 
if  Jahre» 

i  1 6.  Maüpossani  de  kanvy ,  iean  -  ßaptiste  j  von  Paris ,  auf 
e  Maschine  zum  Behufe  der  Fabrikazion  der  Korkstöpfel.  — 
tirt  vorti  2.  Dezember.  —    Auf  zehn  Jahre. 

117.  Montgoißer^  Pierre  ^  Fr an^oisMiid^Dayme,  Louis-tJenri^ 
Aiel^  beide  von  Paris  ^  auf  ein  neaes  System  der  Aul'wärtsbe- 
rung  der  Strömci  —  Datirt  vom  17.  April.  -^  Auf  iunfzehn 
irci 

1 18.  Nanie ,  Sean  -  Büptisie ,  von  Paris ,  auf  das  Verfahren^ 
e  Gesundlieitspumpezukonstruiren.  —  Datirt  vom  17;  Jänner; 
Auf  zehn  Jahre. 

119.  Derselbe^  auf  Zusätze  imd  Verbesserungen  zu  dem  vor- 
rgchenden  Patente;  —  Datirt  vom  24»  Oktober.  —  Auf  zehn  Jahre. 

32   * 


-Oi 


I 


600 


120.  Naquety  Abraham  und  Mayer  ^  Louis  ^  beide  vonPariSy 
auf  die  Verfertigung  eines   Öls ,    das  zur  Erhaltung  der^ Haare ''be- 
« stimmt  ist ,  und  von  ihnen  TtOel  von  ßfaeassar^  genannt  wird.  — 
Datirt  vom  39.  Oktober.  -—    Auf  fünf  Jahre. 

lai.  Navier  ^  der  Sobn,  Franqoii  -  Cyprien ^  Ton  P^ronm^ 
im  Somme  -  Departement ,  auJP  das  Verfahren  ,  Mühlen  mit  hori- 
zontalen Flügeln  zu  verfertigen.  — -  Datirt  vom  a8.  Juli.  -—  Auf 
fünf  Jahre. 

191.  Olivicr^  Frangoit '  Henri  j  von  Paris  ^  auf  Zusätze  und 
Verbesserungen  zu  dem  Einführungspatente  von  zehn  Jahren, -wel- 
ches er  den  ai«  Dezember  181^  auf  die  Fabrikazion  mechanischer 
iPufsbekleidimgen  erhalten  hat.  —  Datirt  vom  11.  JuK.  — <  Auf 
fünf  Jahre. 

ia3.  Paillart  ^  Vaillant,  Pierre  ^  Bernard  ^  von  Paris  ^  auf  eiv 
Verfahren ,  mittelst  welchem  man ,  zufolge  seiner  Aiigabe ,  Kalb- 
felle in  die  Lohbriihe  bringen  und  mit  Beibehaltung  ihrer  Haare 
zu  Leder  bereiten  und  dergestalt  krümmen  kann,  dais  sie  zuFufs- 
bekleidungeu  dienlich ■  sind.  —  Datirt  vom  19.  Februar.  -—  Auf 
fünf  Jahre. 

ia4*  Passiv  Charles^  von  Paris ^  auf  ein  Verfahren,   eine 
Lampe  zu  verfertigen ,  welche  er  ^hydrostatische  Lampe  mit  K#w    : 
gulatorti  nennt.  — «    Datirt  vom  7.  Juni.  —    Auf  fuiif  Jahre.  i 

'  1 

120.  Paytn^  Jeßn"  Baptiste '  Pierrt  ^  BourKer^  Nicolas  und  j 
die  Brüder  Pluvinet ,  alle  von  Clichy ,  im  Departement  der  Seine,  j 
auf  Apparate ,  welche  bestimmt  sind ,  animalische  Materien  und  J 
die  Bückstände  des  Berlinerblaus  zu  kalziniren  und  in  Kohle  um«  ^ 
iBuwandeln.  —    Datirt  vom  a3.  Mai.   ^-    Auf  sehn  Jahre.        » 

• 

1 26.  Paxion ,  William ,  von  Paris ,  auf  eine  neue  Dampf- 
maschine. —    Datirt  vom  17.  April.  —    Auf  fünfzehn  Jahre.. 


127.  Pelletier,  5eqn^ Simon,  von  Paris ^  auf  ein  neues  Sj- 
Stem  der  Streckung ,  welches  auf  alle  faserigen  Materien  anwend- 
bar ist.  —    Datirt  vom  a6.  Dezember.  —    Auf  funfxehiki  Jahre. 

128*  Perissol,  Sean-Baptiste  ^  von  Chanipigny ,  im  Haute* 
Sadne  •  Departement ,  auf  das  Verfahren  der  Konstrukzien  eines 
hydraulisenen  MaschinenschifFes.  —  Datirt  vom  27.  November. —< 
Auf  fünf  Jahre.  -  C 

129.  Peuri^re ,  Bomain,  von  St*  JStienne,  im  Loire 'Depäv-  P 
%?raent,  auf  das  Verfahren  der  Fabrikazion  einer  Flinte  mit  dop-  1  * 
pelten  Läufen,  wobei  mit  überoxygenirtem  Pulver  aufgeschüttet- 
wird.  —    Datirt  voiA  ai.  November.  —    Auf  fünf  Jahre, 


i 


.  501 

■ 

iSo.  Piant^  Guillaume^  von  Paris  ^  auf  das  Verfahren  der 
Honstnikzion  von  Wägen  mit  Nabenbehältem.  —  Datirt  vom  ii« 
Juli.   —    Auf  fünf  Jahre. 

i3i.  PilUt  Je  JBeaumont  y  Franfois »  JBtienne ,  von  Paris,  auf 
die  Errichtung  eines  Etablissement! ,  welches  er  mit  dem  Namen 
der  rZdgfifßrofnenaiietL  belegt.  —  Datirt  vom  22«  Mars.  —  Auf 
l^bif  Jabre. 

■ 

,        i3a.  Pitef^  Jacques  y  von  Lyon  ^  im /?A^/fe  •  Departement,  auf 
einen  Mechanismus,  der  zum  Mahlen' des  Getreides  ohne  Beibülfe 
des  Wasaett  imd  Windes  bestimmt  ist.  —    Datirt  vom  18.  August. 
— >  Anf  fünf  Jahre. 

iS3.  Derselbe  y  auf  Zusätze  und  Verhesserungen  su  dem  vor- 
hergehenden Patente.  —  Datirt  vom  30.  November.  —  Auf  fünf 
Jahre. 

iS4«  Privat ,  Jean  -  Marie ,  auf  ein  Verfahren ,  baumwollne 
Iieiige  fassonirty  g<*schnürt,  mit  Lahn  durchwirkt ,  brochirt  etc. 
mittelst  4^9  ^ä  la  Jaequart^  genannten  Mechanismus  su  verferti- 
gen. —    Datirt  vom  25.  Mars.  -^    Auf  fünf  Jahre. 

i35.  Beliacq,  Jean,  von  Paris,  auf  ein  Verfahren,  mittelst 
welchem  man  Scnalen -mit  geraden  Rändern  aus  einem  einzigen 
Stück  starken  Eisenblech  schlagen  kann.  —  Datirt  vom  so.  Juni. 
—  Auf  fünf  Jahre. 

•  •  1S6.  Benaud '  JSlaneket  j  Jacques  und  Pinet ,  Pierre-Jacques^ 
beide  von  Paris ,  auf  eine  hydraulische  Maschine  ,  welche  sie  ^die 
hydraulische  Wagenwindee.  nennen.  —  Datirt  vom  20.  Mai.  — - 
Auf  fünfzehn  Jahre. 

iSy.  Richard,  Jacques,  Von  Paris,  auf  einen  Mechanismus« 
4er  cur  Beilegung  der  Bilder  von  Schiffen  oder  Barken  in  einom 
das  stürmische  Meer  darstellenden  Gemälde  bestimmt  ist.  — •  Da- 
tirt rom  25.  März.  —    Auf  fünf  Jahre. 

i38.  Robin  de  la  Quintinye,  Zä^onard'Franeois,  von  An^ 
gouUme ,  im  Charente  -  Departement ,  auf  ein  .Verfahren  zur  Ver« 
fertigung  einer  eisernen  Kiste ,  die  i^Metalli  •  mechanische«  genannt, 
welche  zum  Einsetzen  der  Bäume  bestimmt  ist.  —  Datirt  vom 
i3.  August.  «^  Auf  fünf  Jahre, 

139.  Roguin ,   Louis  -  Victor  •  Joseph  -  Marc ,   von  Paris ,  auf  ^ 
lAne  Maschine  zur  Bearbeitung  des  Holzes  von  jeder  Art  und  von    , 
allen  Dimensionen.   —    Datirt  vom   i5.  März.   — •    Auf  fünfzehn 
Jahre, 

1 40.  von  Rydt ,  Charles ,  von  Paris ,  auf  ein  Verfahren,  vier- 
eckige Sonnenuhren    zu  verfertigen ,    die  sowohl   auf  Sack-  als 


'.. 


6aa 

Pendeluhren  angebracht  xu  worden  fähig  sind,  -r^    Datirt  Fom  s5^ 
Februar.  —    Auf  fünf  Jahre. 

i4i*  Sabardin  (Baron  von),  von  J\xris ^  auf  ein  Verfahren, 
Wa^en  zu  konstruiren ,  welche  man  die  iD^chnBUfakr enden  Wägen 
^v^looifire4)(L  nennt.  —  Datirt  vom  i3.  August.  —  Auf  zehnjahre^ 

143.  SaiÜant ^  Simons  von  Paris ^  auf  das  Verfahren,  Ta^ 
balisdosen  mit  Gold  auf  Silber  zu  platiren.  ^-^  Datirt  vom  a6. 
Dezcmher.  —    Auf  fünf  Jahr«, 

143.  Salichon^  Joseph^  von  J^arh^  auf  ein  neues Schliffahrtsr 
System ,  sowohl  auf  der  See ,  als  im  Innern  eines  Landes,  tt  Da- 
tirt vom  10.  September.  —    Auf  fünfzehn  Jahre. 

i44*  Sartoris  ^  Urbain^  von  Paris  ^  auf  das  Verfahren ,  ein 
Feuergewehr  zu  verfertigen,  welches  durch  die  Schwanzschrauh^ 
geladen  wird.  — r    Datirt  vom  20.  Mai.   ^r-    Auf  fünfzehn  Jahre. 

149.  iSßuvage  de  Saint 'Mars  t  Ziouis^^  LaUrent ,  'VOn  fariSf 
auf  das  Verfahren,  einander  entgegenwirkende  Cjlinder,  welche 
bey  verschiedenen  Maschinen  anwendbar  sind ,  ^u  verfertigen,  — 
Datirt  vom  7-  A\igust.  --r    Auf  fünfzehn  Jahre. 

i46.  Seuc0,  Pkil^mony  von  Le  Hävre^  im  Seine  -  isif^ieM' 
Departement ,  auf  das  Verfahren ,  eine  cylindrische  Elle  zu  ver- 
fertigen, -r-    Datirt  vom  22.  März.  —    Auf  fünf  Jahre.   - 

147.  Sevine y  Auguste^  von  Parti y  auf  eine  Maschine,  um 
Tücher  und  andere  Stoft'e  zu  sc^eeren.  —    Datirt  vom   3iO.  ^uni. 

—  Auf  fünfzehn  Jahre. 

i48.  Derselbe  y  auf  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  dem  vor- 
hergehenden Patente.  — r  Datirt  vom  i3/  August.  —  Auf  fünf- 
zehn Jahre. 

• 

149.  Sie'vrac ^  Jean- Henri ^  von  Paris ^  Tauf  das  Verfahre», 
Wä^en  zu  verfertigen ,  welche  TDdie  geschtoindfahrenden  Wägen 
{cMrifires)  genannt  werden.  —  Datirt  vom  i3.  August«  r—  Auf 
zehn  Jahre.  ^  ^ 

i5o«  Taahauzin^  Joseph  und  Gouron^  'Eusiba^  beide  von 
JEause ,  im  Gers  -  Departement ,  auf  die  dritten  Zusätze  und  Ver- 
besslbrungen  zu  dem  iPatente  von  fünfzehn  Jahren ,  welches  si? 
am  4*  September  1816  auf  ein  Destillationsverfahren  erhalten  ha- 
ben» —    Datirt  vom  18.  März.  —    Auf  zehn  Jahren 

i5i.  Dieselben^  auf  die  vierten  Zusätze  und  Verbesserungen 
zu  dem   vorhergehenden  Patente.   —    Datirt  vom   18.  DezemheTt 

—  Auf  zehn  Jahre. 


603 

iSs.  Ternaux  und  Solin,  von  Paris ^^'KO.f  die  Verfertigung^ 
neuer  Stoffe,  welche  sie  ^atimodesvi  nennen,  r—  Datirt  vom  3o, 
September.  —    Auf  fünf  Jahre. 

i53.  T^baut,  Pierre^  von  Paris  ^  auf  das  Verfahren,  Frauen- 
«ImmerhütevonBaümwollschlingenzu  verfertigen.  • —    Datirt  vom 

i5.  Dezember.  —   ^Auf  fünf  Jahre.  * 

\ 

154.  Thilorier^  Jean 'Charles^  yon  Paris,  auf  das  Verfahren, 
Taueber  *  Flöfse  zu  verfertigen.  —    Datirt  vom  16.  Mai.   — r'  Auf 

funfzehn  Jahre,  v 

■ 

i55.  Thomas  j  Lionard^  von  Caen,^  im  Co/t/ad'oj  -  Departe* 
ment,  auf  ein  Verfahren,  kleine  und  grofse  Fässer,  Tonnen  und 
andere  derlei  Gefafse  zii  fabriziren.  —  Datirt  vom  39.  Novem- 
)>er.  —    Auf  fünfzehn  Ja^hre. 

i56.  Thomassin,^  Corbitt^  Blaks  undi  Cutis  ^  MeYon  pouay^ 
iffi  iVbr^  -  Departement ,  auf.  einen  Mechanismus,  mittelst  welchem 
man  Tulln  von  leinenem  oder  baumwollenen^  Garn ,  und  genahte 
Spitzen  von  jeder  Breite  verfertigen  kann.  —  Datirt  vom  id.No« 
yember.  —    Auf  zehn  Jahre. 

,  167.  Thory  ^  Andr^  -  Jean  -  Baptist^  ^  von  Paris  ^  aufZu$ät?:e 
and  Verbesserungen  zu  dem  Patente  von  fünf  Jahren ,  welches  er 
4en  7.  November  181 5  auf  den  Mechanismus  einer  mechanischeii 
Harfe  erhalten  hat.  —    Datirt  vom  8.  August.  —    Auf  zehn  Jahre, 

1S8.  Tourasse  y  Pierre  -  Jean  -  Baptiste  -  Joseph  ^  von  PariSy  auf 
eine  Maschine ,  die  bestimmt  ist ,  Schr|iubenmütter  für  die  soge- 
nannten Holzschrauben  zu  bohren.  —  Datirt  vom  7.  Juni.  — : 
Auf  fünf  Jahre. 

iSq.  Tourasse  y  Denis  -  JEtienne  ^  von  Paris  ^  auf  eine  Mar 
«chine ,  welche  zur  Fabrikazion  der  Zuckerformen  angewandt  wird* 
—  Datirt  vem  3o.  September.  —    Auf  fünf  Jahre. 

160.  Vacassy  d^  Grammont  ^  von  Puris  ^  auf  die  Errichtung 
eines  sogenannten  Rennschlitten-Etablissements ,  nach  der  Art  der 
Alpner  und  Pyrenäer  konstruirt.  —  Datirt  vom  17,  Jänner,  —r 
Am  fünf  Jahre. 

161  »yaHlanty  Ztouis  •  Jacques  ^   von  BeUevUie  y  ita  Depatte"  / 

ment  der  Seine ,  auf  das  Verfahren ,  mechanische  Lampen  zu  yer*  - 
fertigen.  —    Datirt  vom  6.  März.  »-    Auf  fünf  Jahre, 

i6a.  Vernerty  Jean-Fran^ois^  von  Paris  ^  auf  Kugeln  und 
Lichtschirme  von  mattgeschllffenem  Glas  oder  Krystall,  welche 
alle  Arten  gemahlter  Gegenstände  darstellen,  und  zum  Gebrauche 
der  Lampen  .mit  Luftzügen  ohne  Ausnahme  dienen.  —  Datirt 
vom  a3*  Dezember.  --^    Auf  fünf  Jahre. " 


504 

1^3.  Vidalj  Jgan '  Pierre  ^  von  Paris  ^  auf  ein  Verfal 
mittelst  dessen  man  bewegliche  Rahmen  in  den  Kutschenschi 
der  sogenannten  Landauer  Wägen  anbringen  kann.  —  Datirt 
23.  Mai.  "     A|if  fünf  Jahre. 

r 

164.  Winsor^  PrädMc '  Albert  ^  von  Paris  ^  auf  Zusätze 
Verbesserungen  zu  einem  Patente  von  fünfzehn  Jahren ,  we 
er  den  18.  Jänner  1816  auf  einen  Beleuchtungs  -  Apparat  mi 
drogengas  erhalten  hat«  —  Datirt  vom  ii.Febriur.  —  Auf 
Jahre. 


XXVIIL 

Verzeichnifs  der  Patente,    - 

welche  in  England  im  Jahre   1818  auf  neue  Erfin- 
dungen^ Verbesserungen  oder  Einfuhrungen  ectheilt 

wurden. 

(Die  Dauer  aämmtl icher  Patente  ist  vierzehn  Jahre). , 


1.  JtLdward  Cowper  ^  Druclier  von  Nelson '  Sauare,  in  der 
Grafschaft  Surrejr^  auf  gewisse  Verbesserungen  der  Druclierpres- 
sen,  oder  der  sumDrucl&en  gebrauchten  Maschinen.  —  Datirt  vom 
7.  Jänner  1818.  —  Zwei  Monathe  zur  Einschreibung  der  Spe- 
sifiliasion  bewilligt. 

s.  John  Colüer,  Inf^enieur,  von  Froeester  in  der  Grafschaft 
Gloucester,  auf  gewisse  Verbesserungen  einer  Maschine  zum  Be« 
hufe  des  Scheerens  der  Wollenzeuge  von  jeder  Art.  —  Datirt 
vom  i5.  Jänner  i8i8.  —  Zwei  Monathe  zur  Einschreibun^fl ' 

3.  John  Lewis  f  Tuchmacher,  William  Lewis  j  Färber  und 
William  Davies ,  Ingenieur ,  alle  von  Briscomh  in  der  Grafschaft 
Gloucesiery  auf  gewisse  Verbesserungen  der  Maschinen  zum  Schee- 
ren  der  wollenen  und  andern  Zeuge,  welche  ei;i  solches  Vecr 
fahren  erfordern;  dieses  sind  fernere  Verbesserungen  zu  einem 
Patente,  welches  JoA/f  Lewis  unter  ^em.97.  Juli  181 5  auf  eine 
verbesserte  Schcermascbiue  bereits  erhalten  hatte*  ^—  Datirt  vom 
i5.  Jänner  1818.  -«  Sechs  Monathe. 

4.  Philipp  Taylor ,  ausübender  Chemilier ,  von  JSromley  in 
der  Grafschaft  Midellesejtj  auf  seine  neue  Methode,  die  llil/,e  in 
gewissen  Processen  anzuwenden,  bei  welchen  sie  bisher  noch  nicht 
angewandt  wurde,  und  gleichfalls  auf  Verbesserungen  der  Kühl« 
gefafse.  —  Datirt  vom  i5.  Jänner.  —  Sechs  Monathe. 

S^  William  Moult  von  Bedford  -  Sauare  in  der  Grafschaft 
MiddUsejoi ,  auf  gewisse  Verbesserungen  der  Dampfmaschinen.  ^^ 
Datirt  vom  i5.  Jänner.  —  Sechs  Monathe. 


« 


5o6 

6.  John  Holworthy  Pahner  ^  von  WettoUnster  ^  in  dein  Graf- 
^Schaft  Middhsea:  ^  auf  seine  neue  Art  gewisse  Gasarten  in  reinit 

gen.  —  'Datirt  vom  i5.  Jänner.  ■*—  Sechs  Monathe» 

7.  John  Theodore  Kotier  ^  Kaufmann  in  der  Grafscliaft  Xa/i« 
matter ,'  auf  seine  neue  oder  verbesserte  Methode ,  Wägen  mit  Rä* 
dern  zu  bauen  oder  herzustellen ,  und  auch  um  Räder  für  Wägen 
zu  machen.  — ;  Datirt  vom  i5.  Jänner«  -^  Zwei  Monathe. 

8.  James  Fräser ,  >  Ingenieur  und  Knpferschmid  ,  von  I^ng 
^cre  in  der  Grafschaft  MiddUsex ,  auf  seine  Kochmaschine ,  zum 
Behufe  einer  einfachem  und  wirksamem  .  Zersetzung  de^ 
See  Wassers ,  um  dasselbe  für  das  allgemeine  Bedürfnifs  der  Schiff« 
leute  etc.  zur  See  briiuchbarer  zu  machen ,  ohne  einen  aiideni 
Apparat  aufeer  der  genannt^ii  Kochipaschinei  —  Datirt  vom  i5. 
Jäuner.  —  Zwei  Monathe* 

• 

9.  Charles  Brightly ^    Drucker,    von  Bungay  in   der  Graf- 
schaft Suffolk ,  und  Bryan  Donkin ,  Ingenieur ,  von  Orange  Roßi  * 
zu    Bermondsey  in   der  Grafschaft  Surrey  ^    auf  ihre  verbesserte 
Druckmaschine   zum  Drucken    mit  Lettern   und  metallenen  oder 
hölzernen  Platten.  —  Datirt  vom  17.  Jänner.  —  Vier  Monathe. 

10.  Marc  Jsambard  Brunei^  Civil  -  Ingenieur|  von  Lindsa/r 
row  zu  ChelSi  a  in  der  Grafschaft  MiddUsex ,  auf  seine  plethode 
oder  Methoden,  Höhren  oder  Abzugsröhren,  die  unter  dem  £rd* 
l)oden  Hegen,  zi|  foxinen«  «r-  Datir^  vom  ao,  Jänner«  —  Sechs 
Monathe. 

11.  Hugh  Ronalds^  von  Hammersmith  in  der  Grafschaft 
JMiddUsex ,  auf  seine  Verbesseruiigen  in  der  Kunst ,  Leder  zu 
machen.  —  Datirt  vom  23.  Jänner.  —  Sechs  Monathe. 

1^.  Joseph  Corty ^  Kaufmann,  von  Harley - Sireet ^  Caveth 
4ish  -  Square  in  der  Grafschaft  Middleseoc  x  in  Folge  einer  Mitthei- 
lung, welche  ihm  von  einem  im  Auslande  beflnaliohen  Fremden 
gemacht  wurde ;  auf  Verbesserungen  und  Zusätze  zu  den  Brenn- 
blascn ,  oder  den  zur  Destillation  gebrauchten  Apparat ,  und  auch 
in  dem  Prozesse  der  Destillation  und  Läuterung.  — rr  Datirt  vom 
ao.  Jänner.  —  Auf  sechs   Monathe. 

i3.  Benjamin  Wifson^  Flachsfabrikant,  auf  seine  neue  Ma- 
achine  zum  brechen,  Schwingen  und  Vorbereiten  des  Flachsos 
oder  Hanfes.  —  Datirt  vom  23.  Jänner*  —  Sechs  Monathe. 

i4.  Richard  BankSy  Ingei^eur  von  Hadley^  in  dem  Kirchspiel 
Wellington  in  der  Grafschaft  Salop  ,  auf  seine  fernem  Ver- 
besserungen der  Räderwägen.  —  Datirt  vom  a3.  Jannep.  — 
SecJis  Monathe.  '  ^ 

i5.  Thomas  Calderbank  ^  Bleigiefser  voi^  Liverpool  in  der 
pirafschaft  J^qncaster  ,   aiif  seine  Verbesserungjen  in  Küucksicht  def 


« 


5o7 

Wirkung  der  Pumpen  und  anderer  Maachinen.  —  Datirt  vom  23. 
Jänner.  —  Zwei  Monathe« 

I 

i6.  John  Scott  von  Pengo-^  place  in  der  Grafschaft  Surrey^ 
auf  yerbesserungen  der  Dampfboote  und  in  der  Maschinerie ,  sie 
EU  betreiben.  —  Datirt  vom  a3.  Jänner.  —  Zwei  Monathe. 

9 

17.,  James  Ikin^  Maschinist,  von  WilUani  ^  Street  ^  im  Kirch- 
spiel Christ '  church  ^  in  der  Grafschaft  Surrey  ^  auf  seine  verbes* 
serte  Methode  oder  Methoden ,  Feuer  -  oder  Ofenstangen  oder 
Ofenröste  «u  konstruiren ,  oder  zu  fabriziren,  —  Datirt  vzra  1^7. 
Jänner.  —  Zwei  Monathe. 

18.  George  Frederick  Hagner ^  vormahl  s  su  Philadelphia  in  den 
vereinigten  Staaten,  aber  nun  zu  Adelphi^  Middlesex ^  auf  ge- 
wisse Verbesserungen  in  der  Kunst  Pigmente  zu  fabriziren,  welcne 
gewöhnlich  unter  dem  Nahmen  Bleiweifs  und  Grünspann  bekannt 
•ind.  —  Datirt  vom  27.  Jänner, 

19.  Rudolph  Ackermann^  Buchhändler  yovtk Strand^  MiddU- 
$ex ^  aut  gewisse  Verbesserungen  an  den  Achsen,  welche  bei 
ilen  vierrädrigen  Wägen  anwendbar  sind  \  welches  ihm-  von  Oemrg 
JJenkensperger  in  dem  Königreiche  Baiem  mitgctheilt  wurde.  — 
Datirt  vom  27.  Jänner,  —  oechs  Monathe, 

20.  William  Horner  ^  Notar  und  Bacealaureus  der  Künste, 
von  Howick  in  Northumberland ,  auf  eine  Maschine  oder  Apparat, 
um  eine  sehr  grofse  mechahisehe  Kraft  in  einem  kleinen  Raum  und 
mit  wenig  tleibung  zu  erhalten ,  imd  ohne  die  Möglichkeit  des 
Zurück  -  oder  Ablaufens  der  Maschine ,  wenn  dieselbe  zum  Erhe- 
ben oder  Niederlassen  der  Lasten  angewandt  wird,  •— *  Datirt  vom 
97.  Jänner  -^  Sechs  Monathe» 

21.  George  Prior ^  Uhrmacher,  von  Lecds  in  dem  westlichen 
Bezirke  der  Grafschaft  Vork,  auf  seine  Erfindung,  das  Hemmungs- 
rad der  Chrometer  von  dem  Einflüsse  der  Reibung'  und  von 
jenen  Unregelmäfsigkeiten  vollkommen  zu  befreien,'  welche  von 
der  Hauptfeder,  den  Zapfen  und  den  Zähnen  aller  andern  Räder 
und  Getriebe  in  der  Maschine,  während  der  Zeit,  als  sie  dem 
8teigrade  Stösse  gibt,  herrühren ;  wodurch  dessen  Schwingung  viel 

genauer  uud  gleichförmiger  erhalten  wird ,    als  durch  eine  andere, 
isher  bekannt  gemachte  Erfindung.  —  Datirt  vom  29.  Jänner.  -— 
Sechs  Monathe. 

22.  Jon  Penwarne  ,  von  Staffbrd'  Street  ,  St, Mary  •  le» 
pone^   MiddUseje^   auf    gewisse  Verbesserungen,    an  der    Pippe 

zum  Abziehen  des  Bieres,  Ciders  und  anderer  geistigen  Geträiike 
von  Fässern  und  andern  Gefafsen,  ohne  dafs  hiebei  eine  Un- 
terbrechung durch  einen  hölzernen  Stöpfel ,  Pflock  oder  durch 
irgend  eine  Öffnung  in  dem  Obertheile  des  Fasses  oder  Gefafses 
Statt   finde ,'  entweder  ,  um    Luft    zuzulassen  ,    oder    um   das 


5o8 

genannte  Instrament  oder  die  Fippe,  oder  einen  Apparat,  der  hie- 
zu  gebort,  fest  bu  machen.  -—  Datirt  vom  3i.  Jänner.  -—  Zwei 
Monathe. 

33  Benjamin  Taylor^  Ton  AfiUiEnd^  nahe  bei  Glaseotv 
in  JLanarkshir/^ y  auf  einen  Weberstuhl ,  welcher  durch  die.Kraflt 
einer  Dampfmaschine  arbeitet ,  und  Figuren  oder  Blumen  auf  je* 
den  geköppcrten  oder  glatten  Zug  webt,  und  eben  so  in  jeden 
Seidenseug ,  Kattun^,  Leinwand  oder  Wollenzeug  oder  eines  von 
diesen   vermischt.   —  Datirt  vom  3i.  Jänner —    Zwei  Monathe« 

«4»  Herr  Thomas  Cochrane ,  Ritter ,  welcher  gewöhnlich 
Lord  Cochrane  genannt  wird :  auf  eine  Verbesserung  oder  Ver- 
besserungen in  dem  Prosesse  der  Reinigung  eines  geirissen  Geistes 
oder  destillirten  Öhles ,  welches  unter  dem  Nahmen  des  Theergei- 
stes  oder  Theeröhls  bekannt  ist ,  und  von  verschiedenen  holzigen, 
kohlenstaffartigcn  oder  bituminösen  Substanzen  erhalten  wird^ 
durch  welche  Verbesserung  oder  Verbesserungen  das  genannte 
Öhl  oder  Geist  von  gewissen  Unreinigheiten  befreit  wird,  die 
bisher  den  Gebrauch  dieses  Öhls  oder  Geistes  zu  verschiedenen  nütz- 
lichen Zwecken  verhindert  haben.  —  Datirt  vom  3.  Februar  i8i8*-- 
Sechs  Monathe.  ' 

.  a5.  Matthew  Cotes  Wyatt ,  von  Henrieita  -  Street ,  Caven- 
dish  -  Square ,  MiddUiex  ;  in  Folge  einer  Mittheilung,  welche  ibm 
von  einem  Fremden,  im  Auslanoe  befindlichen,  gemacht  wurde, 
auf  ein  Verwahrungsmittel,  um  der  zufalligen  Bewegung  des 
Hahnes  einer  Flinte ,  Pistole  oder  andrer  Feuergewehre,  gegen 
den  Hammer  zu  ,  vorzubeugen.  -—  Datirt  vom  3.  Februar.  -- 
Sechs  Monathe. 

26.  Jeremiah  Chubh ,  Mechaniker ,  .von  Portsea  in  der  Graf- 
schaft Southampton ,  auf  gewisse  Verbesserungen  in  der  Verferti- 
gung der  Schlösser.  —  Datirt  vom  3.  Februar.  —  Sechs  Monathe. 

%'j,  Daniel  IVilsony  yon  Earl -  Street  zu  London^  auf  gewisse 
Verbesserungen  in  dem  Prozesse  des  Siedens  und  Raffinirens  des 
Zuckers.  —  Datirt  vom  3.  Februar.  —  Sechs  Monathe. 

• 

28.  Edward  Ifaish  ,  Strumpfl^ändler  und  Quäcker«,  von 
Bristol  in  Gloucestershire  ^  auf  gewisse  Verbesserungen  an  den 
Maschinen,  oder  der  Maschinerie,  welche  zum  Baumwoll winden 
gebraucht  wird.  —  Datirt  vom  3.  Februar.  —  Vier  Monathe. 

29.  Grand"  Preston ,  Kupferschmid ,  von  Bnrr  -  Street  zu 
jtldgate\  MiddlesejCy  auf  eine  Verbesserung  an  der  Sicherheits- 
thür  eines  Schiffs  -  Verdeckes.  —  Datirt  vom  3.  Februar,  —Zwei 

Monathe. 

* 

30.  Natkaniel  Smith ,  Böttcher  von  Kettering  In  der  Graf- 
schaft Northampton ,  auf  gewisse  Verbesserungen  der  Getreide- 
«chwiagmaschinen.  —  Datirt  vom  5.  Februar.  —  Sechs  IM^onathe. 


5o9 

■ 

Si.  Mary'  Seigyfick^  Starkefabrikant  won^- Biikopsgate  Wi^ 
tkin ,  auf  f  in  nutzbringendes  Produkt   oder  Produkte  von  jenem . 
Theile   des  Ab wurfes ,  '  Schleims   oder  der  Überreste  von  Stärke^ 
die  sieh  nicht  von  selbst  setzen  lyorllen«  —  Datirt  vom  lo.  Fehr.— 
Zwei  Monathe. 

'3a.  /oA/t  Munro^  voii  Finsbury  -  Square  ^  Middleieje;  in 
Folge  einer  Mittheilung,  welche  ihm  von'  ßarnabai  Langton  von 
tieto  -  York  in  den  vereinigten  Staaten  gemacht'  wurde :  auf  gewisse 
Verbesserungen  an  den  Dampfmaschinen.  —  Datirt  vom  12,  Febr. 
^^  Vier  Monathe. 

33.  Zachariah  Barrat  ,  Kunstschreiner  und  Zimmermann, 
von  Ntv  17 ,  IVindmill'  Street ,  Tottenham  -  eourt  -  road ,  Middle- 
tejpj  jauf  eine  Maschine  zum  Ausbessem,  Reinigen,  Fegen  und 
Lüft^  der  Schornsteine,  und  wenn  die  Schornsteine  in  Feuer  sind^ 
dasselbe  auszulöschen.  —  Datirt  vom  10.  Februar.  —  Zwei 
Monathe. 

34*  John  Simpson ,    Plattirer  von  Birmingham,  in  Warwick^ 
skire  j  auf  eine  Methode  Feder  -  Fangeisen  oder  sogenannte  Sehne-' 
pfenaugen  zu  verfertigen ,    und   auf  Kutschengescbirre ;    welcher 
Grundsatz  der  Feder  auch  auf  Pferdgeschirre  ,  Schnallen  etc.  an- '  . 
gewandt  werden  soll.  — ^  Datirt  vom  16.  Febr.  —  Zwei  Monathe. 

35.  Thomas  jlUingham.,  von  Smiths  Street  in  Chelsea,  auf 
seine  Lampe ,  welche  vdie  ökonomische  und  allgemeine  Lampen 
genannt  werben  soll,  und  welche  durch  die  Flamme  eines  Dochtes 

febildet  wird,  der  in  einen  Jseständigen  und  gleichen  Grad  von 
luflufs  des  Öhls  gestellt  ist,  so  dafs  er  (im  Verhältnifs  des  Lichtes, 
was  derselbe  gibt)  eine  kleinere  Menge  Öbl ,  als  andere  Lampen 
verzehrt  und  ein  beständiges  Licht  von  beinahe  unveränderlicnem 
Schimmer  gibt.  —  Datirt  vom  19.  FebtT.  -«  Sechs  Monathe. 

36.  Jon  Jones  ^  Bilrstenfabrikant',   aus  der  Stadt  Gloucester^ 
auf  seine   Vffrbesserungen  in  gewissen   Theilen   der  Maschinerie  • 
oder  der  Instrumente ,  welche  zum  Appretiren   der  wollenen  und 
andern  Zeuge  gebraucht  werden»  —  Datirt  vom  19.  Febr. —  Zwei 
Monathe. 

37.  James  Collier^  Civil  -  Ingenieur  von  Frocester ,  in  Glouce- 
Mtershire^  auf  verschiedene  Verbesserungen   einer  bereits   im  Ge-. 
brauch   befindlichen    Maschine  zum  Appretiren   und  Walken  der 
wollenen  Zeuge,  Walke  genannt.  —  Datirt  vom   19.  Februar.  — 
Auf  zwei  Monathe. 

38.  Jilexander  Haliburton ,  von  den  Haigh  -  Eisenwerken, 
nahe  bei  Wygan  in  Liane ashire  ^  auf  gewisse  Verbesserungen  an 
den  Dampfma  chinen  und  Dampfkesseln.  -^  Datirt  vom  37.  Febr.,-^ 
Zwei  Monathe. 


5io 


in 


39.  Jikma  Romtle^s  Ingeniear  tob  BoUom^ie^Mo^r^  ^ 
der  Grafschaft  Jdimratter^  auf  eine  Verbessemng  oder  Verbesseran* 
fen  bei  den  Hreisdampfimasckinen.  >—  Datirt  vom  97.  Febr.  — - 
Sechs  Monathe. 

40.  John  SutherJantLi  Knpferschmid  von  Liverpo^l^  und  anch 
Ton  iVr,  99  9  Houndtditck  zu  JLoiidom «  auf  verschiedene  Verbesse- 
rungen in  der  Verfertigung  eines  Apparats  zum  Reinieen  der 
Flüssigkeiten.  —  Datirt  vom  7.  Mars  1818.  —  Zwei  Monathe. 

41.  Thomas  HeppenstaB^  Maschinenbauer  5  von  Doneaster 
in  der  Grafschaft  JTork  ^  auf  eine  Verbesserung  der  Maschine  zum 
Schneiden  oder  sum  Zerhleinem  verschiedener  Artikel  in  das,  was 
mau  Spreu  nennt ,  als  trocknes  Futter  ffär  Pferde  und  Vieh.  -^ 
Datirt  vom  7.  Mars.  —  Zwei  Monathe. 


41.  George  Wyke^  von  6atk  in  der  Grafschaft  Somerset 
und  WiUiam  Sampson^  Kaufmann  xon  Bristol  In  derselben  X>rar- 
schaft ,  auf  Verbesserungen  an  den  Pumpen ,  welche  Verbessenm- 
gen  auch  bei  Maschinerien  verschiedenar  Art  anwendbar  sind.  — 
Datirt  vom  i4«  März.  —  Sechs  Monathe. 

43,  lohn  Bead,  von  Tiptott^  Staffordshire  und  WiSioM 
tioweü^  Grundvogt  von  Wedneshtay  in  derselben  Grafschaft^  aaf 
eine  neue  Methode ,  den  Hauptgahg  ^ner  Kohlenmine  herauszuar- 
beiten und  SU  fordern.  -^  Datirt  vom  i4iMars.  —  Zwei  Monathe- 


44«  BichardPemnj  von  Bichmond  Hiüy  in  der  Grafschaft 
Surrey ,  auf  seine  verbesserte  Methode ,  besondere  hölzerne  ver- 
zierte Einrichtungsstücke  vermittelst  Slaschinen  zu  fabrisiren.  — 
Datirt  vom  i4»  März.  —  Zwei  Monathe« 

45.  John  AshtoH^  Weinhändler  von  Gredt- Tower -Street 
zn  London j  TUkd  Thomas Giü^  Hydrometerfabrikant,  auf  gewisse 
Verbesserungen  in  oder  an  den  Listrumenten  und  Apparaten  zum 
genauen  Bestimmen  der  Stärke  der  gßistigen  Flüssigkeiten  und 
auch  der  spezifischen  Schwere  der  Flüssigkeiten  und  Metalle.  — 
Datirt  vom  i4<  März.  —  Sechs  MonathCi 

46.  Herr  Thomas  Cochrane  ,  Ritter;  gewöhnlich  Lord  Coeh» 
rane  genannt,  auf  das  Verfertigen  von  Lampen  für  Strafsen, 
welche  die  Verbrennung  ^incs  gewissen  Öbles  (oder  Geistes)  be- 
werkstelligen und  reguliren ,  welches  von  verschiedenen  holzigen, 
kohlenstofTartigen  oder  bituminösen  Substanzen  erhalten  und  ge« 
wohnlich  Theergeisl  oder  Tbeeröhl  genalnnt  wird;  und  auch  auf 
die  Verfertigung  Von  Vorrichtungen  an  den  Lampen ,  wodurch 
alle  andern  Lampen ,  in  welchen  Flamme,  wie  in  den  Gassenlara- 
pen ,  innerhalb  gläsernen  Getafsen ,  oder  ändern  Bedeckungen^ 
die  fähig  sind ,  das  Licht  durchzulassen  und  die  Flamme  Vor  dem 
Wind  und  Weiter  zu  schützen,  eingeschlossen  ist,  zur  Hervorbrin- 
gung eines  hellen  Lichtes  durch  die  Verbrennung  oder  Zersetzung 
des  genannten  gereinigten  Öhls  oder  Geistes  geeignet  werden;  fer' 


Sri 

ner  auf  den.Oebrauch  des  genannten  gereinigten  öhls  oder  Geistes 
'  m  solchen  Lampen.  — «  Datirt  vom  8.  April  1618.  —  Sechs 
.Monathe, 

47.  John  James  Alexander  M,  Carthjr  ^  von  Nr.  4*  Spring 
Qardens^  zu  IVestminser ^  MiddUsex^  auf  seine  Methode  oderMe^ 
thoden ,  den  Granit  oder  anderes  Materiale  anzuwenden,  um  das 
Pflaster  oder  die  Bedeckung  für  Strafsen ,  Wege  und  Plätze '  su 
verfertigen,  tu  konstruiren  oder  zu  formen.  —  Datirt  vom8.  AprlL 
—  Sechs  Monatlie. 

48»  Wiüiam  Annesley  ^  Architeltt  von  Telfast  in  trrlandy 
anf  g(&\visse  Verbesserungen  in  derKonstrukzioh  derScliiffc,  Bootd 
und  anderer  Fahrzeuge.  —  Datirt  vom  8»  April.  —  Auf  sechs 
Monathe. 

49.  William  Hopkins^fßy  Kutschenmacher  von  High  Holhorn^ 
Middlesex ,  auf  seine  Maschine  oder  Apparat ,  um  dem  zufalJigeii 
Ablaufen  der  Räder  von  den  Wägen,  Karren,  Kutschen  und  alleni 
andern  Fuhrwerk  vorzubeugen,  YicXche^  er  &en  Rad -Zur  Uckhal- 
ter nennen  will.  —   Datirt  vom  8.  ApriU  -=^  Zwei  Monathe. 

Öo.  (reorge  Witharh^  Spindel  fabrikäht ,  "voii  Sheffiela  in  A^t 
.Grafschaft  JPor^ ,  auf  seine  Maschine  zum  Schleifen ,  Poliren  und 
Zuricliten  der  k' einen  Baumwoll  oder  Wollspindeln-  zum  Spinnen 
9m1  jenney  ^  bills  und  mule  ^  und  andern  Arten  der  Maschinell  fUt* 
Feingespunst.  —  Dat;rt  vem  8.  April.  --  Zwei  Monathe. 

61.  William  6ooih  ^  Drechsler  in  JEckingtoh  in  der  Graf- 
schaft Derhy^  auf  eine  Methode  oder  ein  Verfahren ,  mittelst  einer 
gewissen  Maschine  oder  Maschinen  hölzerne  Klötze  für  Holzschuhe 
zu  verfertigen.  —  Datirt  von  8,  April.  —  Zwei  Monathe. 

52.  William  Church  ^  vormals  zu  New  Coffee^house^  Swee* 
ting*s  -  alley ,  Cornhill  zu  London ,  aber  nun  zu  Clifton  Street^ 
Finsbury '  Square^  Middlesex^  auf  gewisse  Verbesserungc*n  an  den 
Dampfmaschinen.  —  Datirt  vom  8.  April.  —  Vier  Monathe. 

^3^  Gilbert  l^ang  und  Robert  Smith ,  beide  Drucliei^  ixl 
Glasgow^  auf  ihre  Methode  auf  Kattun  das  neue  Dunkel  undBlafs- 
rothe  durch  örtlich,  angebrachte  Mordants  hervorzubringen^  und 
ein  Hellblau  über  das  genannte  Roth  aufzutragen.  —  Datirt  vom 
11.  April.  —  Zwei  Mqnathe.      ^ 

Ö4.  Jiobert  Clayionj  Künstler  von  tfelsoh-SItreet  in  Dublin^ 
auf  eine  Methode' des  Einlegehs  oder  Einschal tens  gewisser  Metalle 
oder  einer  Mischung  von  Metallen  in  Holz,  Elfenbein,  Bein^ 
Hom,  Papier  oder  Topfe rw aaren  ,  wodurch  man  des  alten  und 
lästigen  Verfahrens  des  Einlegens  überhoben  wir^ ,  und  doch  die- 
seioen  Wirkungen  in  einer  hüriseren  Zeit  und  weniger*  Unkosten 
t^auerbafter  hervorgebracht  werden,   al6  dutch  ein  anderes ,  ge> 


N 


5i2 

gcnwartig   angewandtes  Verfahren.  —  Datift  vom   i6.  April.  — 
Sechs  idonathe.    . 

65.  William  Crawshay\f  der  jüngere ,  von  den  Cy/arihfa- 
Eisenwerken,  in  der  Grafschaft  Glamorgan^  und  David Musnct^ 
Eisenwerkführer,  von  Coleford ^  in  der  Grafschaft  Gißucester^ 
auf  ihre  Verbesserung  in  der  Verfertigung  von  Stangen-  oder  «in* 
derem  Eisen,  aus  gewissen  Abfallen,  Schlacken  oder  Asche,  beim 
Schmelzen  der  Rupfererse  in  der  Kupferbereitung,  —  Datirt  vom 
18.  April.  —  Zwei  Monathe. 

56.  Augustus  jipplegarth ,  Buchdrucker  von  Ihtlson  Square^ 
Great  Surrey  -  Street  ^  Surrey  ^  auf  gewisse  Verbessenmgen  in  der 
Kunst,  Stereotypen  oder  andere  Platten  sum  Drucken  En  gielsen, 
uiid  in  der  Ver^rtigung  der  Platten  zum  Drucken  der  Bank  •  oder 
Wechsler  Noten,  oder  anderer  gediotckten  Abdrücke,  bei  denen 
die  Schwierigkeit  der  Nachahmung  Erfordemifs  ist.  -—  Datirt 
vom  23.  April.  —  Zwei  Monathe.  ^   ^ 

57.  Edward  Lillie  Bridgmait  ,  Lichtzieher  von  GoswelU 
Street  Road^  MiddUsex  ^  auf  gewisse  Vcrbeseerungen  in  der  Ver- 
fertigung der  Särge,  und  in  den  Maschinen,  um  die  Särge  zur' 
Beerdigung  zu  bringen,  und  dem  Zugehör  zu  demselben,  welches 
in  der  Kirche  und  an  den  Begräbnifsorten  gebraucht  wird.  -- 
Datirt  vom  i3.  April.  —  Zwei  Monathe.  ' 

68,  George  Tyer  ^  von  Hemertbn^  in  der  Grafschaft  Mid4(fi' 
sex^  auf  seine  Ketten  -  Pumpe.  -^  Datirt  vom  2.  Mai.  1818.  —  Zwej 
Monathe. 

69.  Joshua  Rowe ,  Kaufmann ,  von  Torpoint ,  in  CornwaÜ, 
auf  gewisse  Verbesserungen  oder  Prozesse  ,  welche  bei  dem 
Drucken  der  baumwollenen  und  andern  Zeuge,  und  zu  andern 
Behufen  anwendbar  sind.  — -  Datirt  vom  4*  ^^i-  —  Sechs 
Monathe. 

» 

60.  Herr  Thomas  Cochrane^  Ritter,  gewohnlich  Lord  Coek» 
rane  genannt ,  und  Alexander  Galloway^  Ingenieur ,  von  Holborn^ 
Middlesex ,  auf  einQ  Maschine  zum  Abwenden  der  Ungemächlich-' 
keiten  des  Rauches  oder  der.  entstandenen  Gasarten  in  den  Öfen, 
Schmiedeöfen  oder  Feuerherden ,  durch  das  Glühen  oder  Ver- 
brennen der  Kohlen  und  anderer  brennbarer  Substanzen  ,  und  in 
gewissen  Fällen  zum  Dirigiren  der  Hitze  und  Anwenden  dieses 
Rauches  oder  der  Gase  zu  verschiedenen  nützlichen  Zwecken ,  die 
einen  grofsea  gemeinsamen  Nutzen  haben  werden.  —  Datirt  vom 
4.  Mai.  —  Sechs  Monathe. 

61.  Thomas  Jones ^  Eisengiefser  von  Bradford'  Street^  zu 
Birmingham, ,  Warwichshire ,  und  Charles  Plimley ,  liäuterer, 
ebenfalls  von  da,  auf  eine  Verbesserung  der  Blase-  und  der 
Dampfmaschinen.  —  Datirt  vom  7.  Mai.  —  Zwei  Monathe« 


t  1 

5i3 

62.  'William  Buth^ .  der  |üngere,  Ingentear  von  Bermondsty^ 
Sutrtjr  ;  auf  eine  Verbesserung  in  der  Methode  des  Dörrens  und 
Zubereitens  des  Malzes,  Weisens  und  andrer  Getreide«  —  Datirt 
▼om  5.  Mai.  —  Sechs  Monathe. 

"^  63.  Wolf  Senjantin  ,  Regenschirmfabriltant  ,  von  Pljrmoutk^ 

doek^  Devonshire^  auf  eine  eigene  Mischung  von  verschiedenen  Far- 
ben,  mit  piner  besondern  Methode  ihrer  A.nwendung,  um  Kanne- 
fals,  Leinwand  und  Zeug,  dauerhaft,  biegsam,  frei  vom  Brechen,, 
and  wasserdicht  2u  machen ,  und  auch ,  uro  jede  Gattung  und  Art 
fiols  für  Luft  und  Wetter  zu  beschützen  ,  es  mag  nun  zu  Schif- 
fen^ Häusern ,  oder  Fabriken  ,  und  für  alle  Zwecke  angewendet 
ireraen,  wo  Anstrich  -  Fimifs  oder  Theer  zur  Erhaltung  oder  der 
Schönheit  halber  gebraucht  werden ,  oder  auch ,  sie  mögen  zu  Ge- 
scküU  oder  Eisen  von  jeder  Art  angewendet  werden.  -—  Datirt 
▼om  5.  Mai»  «^  Zwei  Monathe. 

64*  Tkontos  Todd^  Orgelbauer,  von  Swanseuy  (rtamorgan^ 
iSkire^  auf  gewisse  Verbesserungen  im  Walzen  des  Eisens,  und 
im  Verfertigen  des  Drahtes,  der  Nägel ,  Bodennägel,  und  Schrau- 
ben. •'-^  Datirt  vom  7.  Mai.  —  Sechs  Monathe« 

65.  Wiäam  Churck ,  von  Turner  -  Street ,  Commereial'  road^ 
*uf  gewisse  Verbesserungen  in-  oder  an  der  Maschinerie  zum  Ver- 
fertigen kurzer  und  langer  Nägel  von  verschiedenen  Formen  und 
Dimensionen,  auch  von  Draht  und  Schrauben  aus  Eisen,  Kupfer, 

Kessing,  oder   einem  andern  anständigen  Metalle.  —  Datirt  vom 
7.  Mai.  —  iSechs  Monathe. 

66.  Henry  Const^ntineJenningi^  von  Carhurton^  Street^  Fitz*- 
^oy»  Square^  St.  Marylebone^  Middletex ^  auf  seine  Verbesse^ 
rangen  an  dem  Seekompasse.  -—  Datirt  vom  7.  Mai.  —  Sechs 
Monatb'e. 

67.  Rohart  Mccles ,  von  Edinburgh  , .  auf  gewisse  Verbesse* 
rungen  an  den  Mastbäumen ,  Segeln  und  Tauen  der  Schiffe  oder 
segelnden  Fahrzeuge,  —  Datirt  vom  ^.  Mai.  —  Zwei 
Monathe. 

68.  Thomas  Hills,  Kaufmann  von  Bromley,  Middleseje,  und 
XTriäh  Hoddock  ,  Chemiker ,  in  der  City  -  terrace ,  City  -  roaä^ 
Middlesejc ,  auf  eine  Verbesserung  in  der  Fabrizirung  der  Schwe* 
felsämre.  —  Datirt  vom  18.  Mai.  -^.  Sechs  Monathe. 

69.  Thomas  Brown  Milnes ,  Bleicher,  von  Lenton^  Ifotting" 
hahuhitey  auf  gewisse  Verbesserungen  an  d«r  Mabchinerie  zum 
vollkommnen  Arbeiten  der  baumwollenen  Angola Nind  schafwolr 
lenen  Strümpfe,  und  anderer  Strumpfwirkerwaaren^  wie  auch  auf 
die  Anwendung  der  bel^annten  Kräfte  bei  den  Arbeiten  der  genaott* 
ten  Maschinerie.  Datir^  vom  19.  Mai*  —  Sechs  Monathe. 

lalirk.  d.  pol/t.  IbH.  I.  B4«  33 


f 

I 


5i4 

70.  Maurice'  St,  Leger ^  von  Si^  Giles^  Camberwütt  j  Surrey^ 
auf  s^ine  verbesserte  Methode ,  Kalk  zu  bereiten.  —  Datirt  vom 
19.  Mai.  —  Sechs  Monathe. 

71^  Thomas  Mothley  ^  von  der  Strand  ^  Straf se  ^  Middle- 
sex^  auf  gewisse  Verbesserungen  an  den  Leitern.  —  Datirt  vom 
19.  Märe.  —  Zwei  Monathe. 

72.  John  Dyson ;  von  Watfoord^  Hertfordshire^  auf  gewisse 
Apparate  für  die  Kultur  und  Bearbeitung  des  Bodens.  — >  Datirt 
vom  26.  Mai.  —  Zwei  Monathe.   , 

73.  Charles  Greenway  ^  Baum  Wollspinner  von  Manchester^ 
auf  seine  Verbesserung  in  der  Operazioii,  die  rohe  Baumwolle  aus- 
zulesen ,  bevor  sie  gekrempelt  und  gesponnen  wird^,  und  durrb 
welche  Verbesserung  diese  Operazion  erleichtert  wird.  —  Datirt 
vom  36.  Mai.  —  Zwei  Monathe. 

74.  George  Michael^  Baumeister  ,  von  Ä.  Austeü^  Corn- 
watt^  auf  Verbesserungen  in  der  Methode  des  Öf&ens  und  Schlies- 
scns  der  Fenster  oder  Schiebfenster,  und  auch  in  der  Anwen- 
dung der  Maschinerie ,  die  Fensterläden  zu  öffnen  und  zu  schlies- 
sen  V  und  in  andern  Fällen,  wo  die  genannten  Verbesserungen 
angewendet  werden  können.  —  Datirt  vom  36.  Mai.  —  Zwei 
Monathe. 

75.  Henry  Taylor^    von    Kingston <t    Surrey ^    auf  gewisse' 
Verbesserungen    an  den  Maschinen  oder  Apparaten,   um  Batzen 
und  anderes  Ungeziefer  zu  fangen  und  zu  zerstören.  —  Datirt  vom 
36.  Mai.  Vier  Monathe.  , 

76.  Thomas  Homfray  ^  Eisenwerk£uhrer ,  von  der  Hyde^' 
Kinfare ,  Steffordshire ,  auf  eine  n\eue  Art  von  Spule  oder  SpuleOf 
welche  in  den  Spinn  -  und  andern  Fabriken  gebraucht  werden.  — 
Datirt  vom  28.  Mai.  —  Zwei  Monathe. 

77.  William  Lester^  Ingenieur ,  ComtnerciaJ'  road^  Middle- 
Sex  f  auf  seine  Methode  ,  das  Licht ,    welches  durch  Lampen  oder 

.  auf  eine  andere  Art  hervorgebracht  wurde ,  zu  vermehren  oder 
zurückzuwerfen.  —  Datirt  vom  3.  Juni  1818.  —  Sechs  Mo- 
nathe. 

78.  George  Atkinson^  Kanefafs -Fabrikant ,  von  Leeds^  in 
der  Grafschaft  Vork ,  auf  eine  Zusammensetzung  von  Materialien, 
um  einen  Artikel  hervorzubringen,  der  dem  Bombasin  ähnlich 
ist.  —  Datirt  vom  10.  Juni.  —  Vier  Monathe. 

79.  William  Eaton^  Baum  Wollspinner,  von  den  Wiln  -  Müh- 
len ,  in  der  Grafschaft  Derby ,  auf  Verbesserungen  an  gewissen 
Theilen  der  Maschinerie ,  welche  bei  dem  Schweifen  und  Spinnen 


5i5 

Baumwolle  und  Wolle  angebracht  wird«  Datirt  vom   18,  Junu 
Sechs  Monathe. 

80.  Robert  Wlnck ,  eines  Drucliers  Zimmermann  und  Prefs- 
rher,  von  Shoe-Lane  ^  in  dem  Kirchspiel  von  St,  Audrew  zu 
xdon  .  und  Richard  Holden  ^  von  Stafford  ^  Street  ^  St,  ßfaryl/, 
e ,  Middlesecc  ,  auf  eine  Maschinerie ,  um  Bewegung  und 
iffc  verschiedenen  andern  Maschinen  mitzutheilen ,  welche,  eine 
rhselseitige    oder   alternative  Bewegung    erfordern.   —   Datirt 

1  18.  Juni.  —  Vier  Monathe.  , 

• 

81.  John  Neilson^  Leimfabrikant,  Yon  Lirüthgoitf  mScotland^ 
'  eine  Verbesserung  in  dem  Gärben  und  Weilsgärben  der  Häute 
l  Felle ,  und  in  den  Färben  des  Leders  und  anderer  Artikel« 
Datirt  vom  22.  Juni.  —  Sechs  Monathe. 

82.  Gilbert  Roujty  Doktor  der  Theologie,  von  Yverdon^  in 
1  Kanton  Vaud^  in  Aev  Schweiz^  in  Folge  einer  Mittheilung, 
che  ihm  von  einem  Fremden ,  im  Auslande  wohnend ,  gemacht 
rde ,  auf  eine  Verbesserung  oder  Verbesserungen ,  die  bei  den 
ilössern  von  verschiedener  Art  anwendbar  sind.  —  Datirt  vom 
Juni.  —  Zwei  Monathe. 

83.  John  Baird^  Vorsteher   der  neuen  schottischen  Eisen- 
npagnic,  wohnhaft  im  Kirchspiel  of  Shotts  ^   in  der  Grafschaft 
%ark  in   Schottland  ^   auf  verschiedene  Verbesserungen  in  dem  . 
jriziren  und  Verfertigen  der  Gufseisenkessel ,    welche   zum  Be-  ♦ 
e  der  Verdampfung  des  Saftes  des  Zuckerrohrs   oder  des  daher 
irenden  Syrups   angewendet  werden,  indem  man  sie  in  einem    ^ 
>n  oder  Brennofen  von  einer  besondern  Konstrukzion  befestiget. 
Datirt  vom  11.  Juli  1818.  —  Vier  Monathe. 

84*  William  Bailey  ,  Eisenkrämer  ,  von  High  Holborn^ 
ddUsex^  auf  gewisse  Verbesserungen  der  Schubfenster -,  Ober- 
ster -  und  Fensterrahmen ,  welche  allgemein  znm  Bchufe  des 
fnehmens  und  Festhaltens  des  Glases  für  die  Durchlassung  des 
htcs  und  den  Ausschlufs  des  Begens  und  Schnees  gebraucht 
rden,  imd  auch  ,^  um  Dächer  und  Bedeckungen  für  Häuser  und 
•schiedene  andere  Gebäude  zu  verfertigen.  —  Datirt  vom  11. 
i.  1818  —  Sechs  Monathe. 

8^.  James  Milto'n ,  sonst  zu  Paisley  in  Nordpritannien^  aber 
1  zu  Ashton-under  n  Line^  in  der  Grafschaft  Lißncaster ,  auf  eine 
t  von  Weberstuhlwerk  zur  .Hervorbringung  von  Figuren  oder 
imen  auf  eine  bisher  unbekannte  Art ,  bei  jeder  Verfertigung 
les  Stoffes ,  während  dem  Ausüben  des  Webens ;  dieser  Stolt 
r  nun  Leinwand,  Baumwolle,  W^olle,  Seide,  oder  eines  von 
!sen  untermischt.  —  Datirt  vom  11.  Juli,  «—  Zwei  Monathe. 

86.  John  Richter^  von  Hölloway^  Middlesejc^  in  Folge  einer 
ttheilung  welche  ihm  durch  einen  Fremden ,  im  Auslande  woh- 
iden  gemacht  wurde,   auf  gewisse  Verbesserungen  in  dem  Ap* 

33*     . 


^ 


5iß 

parate  o<lcr  Geratlie,  welche«  aur  DestHlazion ,  VerdampfVing  undl 
Kondensazion  geraucht  wird,    Und   in   diesem  Lande  noch    nevk 
ist.  —  Datirt  vom  i4«  Juli.  —  Sechs  Monatbe. 
•  '  < 

87.  Richurd  Ormrod^  FJsengiefser,  Von  Manchester-^  xtv  der 
Grafschaft  Lancaster ,  auf  eine  Verbesserung   in    der  Fabriajirung 
derltupfernen  und  andern  Metallcylinder  oder  Walzen  aumKalilio-  1 
drucken.  —  Datirt  vom  a2.  Juli.  —  Vier  Monathe. 

})8.  ürhanus  Sartöris  Kaufmann  von  Winchester  -  Street  ^  va 
London^  auf  Verbesserungen  in  ^er  Methode,  da»  Zünden  der 
Feuergewehre  durch  die  Verdichtung  der  atmosphärischen  Luft 
hervorzubringen,  ■ —  Datirt  vom  49.  Juli.  —  Sechs  Monathe. 

89.  Henry  Creigton^  Civil  -  Ingenieur,  von  Glascow^  auf  eine 
neue  Methode,  den  Zutritt  des   Dampfes  in  Röhren   oder  andere 
Geßifse  zu  reguliren,  welche  zum  Heitzen    der  Gebäude  oder  an- 
derer  Bäume     gebraucht     werden.   —    Datirt    vom    aa,  Juli.  — 
2^vvci  Monathe. 

QO.  Samuel  Clegg^  Ingenieur  von  Westminstef  ^  auf  einen 
verbesserten  Gasometer  oder  Gashalter.  —  Datirt  vom  a3.  Juli. 
—  Sechs  Monathe. 

91,  Richard  Slakemore  von  MiUngriffith  Work^  in  der 
Grafschaft  Glamorgan  und  John  James  ,  Von  Loufer  Redbrook, 
in  der  Grafschaft  Gioucester  ^  beide  Eisenwerkführcr  iind  Zinn- 
platten  fabrikanten  ,  auf  eine  neue  Art  Platten,  welche  sie  ^Amot- 
phose  Metallplatte n«^  nennen,  und  gleichfalls  auf  eine  verbessertCi 
oder  mehr  vervollkommnete  Methode  pder  Methoden,  um  die 
Oberfläche  der  Zinnplatten  oder  der  verzinnten  Eisen  oder  Kupfer 
platten ,  welche  sie  y>Am,orphose  Metallplattentk  nennen  ,  zu  kry« 
stallisiren ,  oder  krystallisirbar  zu  machen,  -r-  Datirt  vom  24- 
Juli.  —  Sechs  Monathe. 

9a.  Joseph  Manton^  Büchsenmaeher ,  von  Davies-StreeU 
Betkü'ley  -  Square^  auf  gewisse  Zündpulver  für  Feuergewehre,  und 
RUch  auf  gewisse  Verbesserungen  in  der  Verfertigung  gewisser 
Theiie  der  Feuergewehre.  —  Datirt  vom  3.  August  1818.  «^ 
Sechs  Monathe. 

93.  John  Malam  ^  Ingenieur,    von  Marsham  •  Street ^    Weti- 
minster  ^  auf  gewisse  Verbesserungen  an   den  Dampfmaschinen. -<- 
^  Datirt  vom  5.  August.  —  Sechs  Monathe. 

I 

94-  James  Hollingrake  ^   Mechaniker,    von  Manchester^  auf  ! 

seine   verbesserte   Mcthi»de ,    kupferne    oder  andere   Metallwalzen  i 

für  Kaliko- Druckereien  zu  verfertigen  oder  zu  fabriziren. —  Datirt  i 
vom  7.  August.  —  Sechs  Monathe« 

95.  Thomas  Machell ^  Wundarzt,  von  Great  Ryder  -  Street^ 
im  Kirchspiel  von  St,  James  zu  Westminster^  auf  seine  verbesserte 


5i7 

Methode ,  «um  Behufe  medizinischer  Zweclie  die  Wirlisamlieit  der 
atmosphärischen  Luft  und  der  flüssigen  oder  gasartigen  Substan« 
sen  auf  der  äufsem  Oberfläche  ^  und  auch  in  einigen  innerD  Höh- 
lungen und  Öffnungen  des  menschlichen  Körpers  anzuwenden,  und 
auf  die  sweckmäfsigere'  und  nütsliche  Art  der  Anwendung  des 
Öhls  und  Geistes  nach  ähnlichen  Grundsätzen  bei  Lampen  nnd 
andern  Leifcht  -  Apparaten.  —  Datirt  vom  a4*  August«  —  Sechs 
Möiiathe. 

'96.  Jlokn  Bennett ,  Krämer ,  von  Manchester ,  in  der  Graf* 
tichslt-  Lancasier  ^  auf  gewisse  Verbesserungen  an  den  Fi^trirgef^s- 
sen ,  und  an  denjenigen  Mitteln ,  wodurch  filtrirt  wird.  —  Datirt 
Tom  3i.  August.  —  Sechs  Monathe. 

97.  Joseph  Bowyer ^  Tapetenfabrikant,  von  Kidderminster^ 
in  der  Grafschaft  Worcester ,  auf  seine  Verbesserung  an  der  Ma- 
schinerie »ur  Verfertigung  der  Brüfsler-  und  geschnittenen  Teppi- 
che, welch«  gewöhnlich  »Wllton  -  Teppiche  ^  Kotien  mit  Figuren^ 
und  kaiserliche  Kotien«  genannt  werden.  —  Patirt  vom  3 1.  August. 
-^  Zwei  Monathe.  > 

98.  Riehard  Green ^  Eisenkrämer,  von  Lish •  Street^^  Leict' 
Mter- Square^  Middleseae ^  auf  seine  Verbesserung  an  der  Feder- 
platte für  Geschirre ,  und  die  Anwendung  hievon  auf  Zäume ,  Zü- 
gel, Gebifs,  Degen]iuppeln ,  Gewehrfedern  und  zu  andeia  Zwe- 
cken. —  Datirt  vom  3i.  August.  —  Zwei  Monathe. 

99.  William  SaUshury ^  Botaniker,  von  Srompton  in  der 
Grafschaft  MiddUsea  ,  auf  eine  Maschine  oder  Geräth  zum  Behufe 
der  Zubereitung  des  Hanfes,  Flachses  und  anderer  Vegetabilischen 
fasrigen  Substanzeii^  welche  demselben  zum  Theil  von  einem 
Fremden  mitgetheilt  wurde ,  •  der  in  dem  Dienste  Sr.  Majestät 
des  Kaisers  von  Bufsland  steht ,  und  zum  Theil  seine  eigene  Er- 
findung ist.  —  Datirt  vom  3i.  August.  —  Sechs  Monathe. 

100.  Frederik  Dite,  von  Crabtree^  Fulhom^  MiddUsex  ^  auf 
seine  entdeckte  Verbesserung  der  musikalischen  Blafs-Instrumente 
von  jeder  Art.  —  Datirt  vom  3i.  August.  —  Sechs  Monathe.. 

101.  Henry  Stübhs ^  Blendenfabrikant,  von  St,  James- Street^ 
Westminst^r ,  auf  einen  beweglichen  Absatz  für  Stiefel ,  Schuhe 
und  andere  Zwecke.  —  Datirt  vom  7.  September  1818.  —  Sechs 
Monathe.  ^ 

102.  Thomas  Parker^  der  jüngere,  von  Seven  Oaks^  in  der 
Grafschaft  Kent^  Maurer,  auf  seine  Methode  oder  Methoden- ,  den 
Zug  der  Bauchfange  zu  reguliren  und  zu  verbessern.  —  Datirt 
vom  5.  Oktober  1818.  —  Zwei  Monathe. 

io3.  William  Finch  ^  von  JSirmingham^  in  der  Grafschaft 
Warwicky  auf  gewisse  Verbesserungen  an  den  Zügeln  der  Pferde» 


5i8 

welche  er  die  ^philaniropischen  ZUgeU  eu  nennen  gesonnen  ist.*-^ 
Datirt  vom  12.  Oktober.  —  Zwei  Monathe. 

» 
\ol^.  Samuel  Hobday^   Lichtjputzmacher ,  von  Birmingham^ 

auf  seine  neue  und  verbesserte  Metkode  oder  Prinzip  in  der  Ver- 
fertigung der  Lichtputzen  ohne  eine  Feder  oder  einen  Hebel. — ^ 
Datirt  vom  12.  Oktober.  —  Zwei  Monathe. 

io5.  H<»rr  William  Congreve^  Baronet  ^  von*  Cecil  -  Street^ 
in  der  Stadt  Westm,inster^  auf  seine  gewissen  entdeckten  und  neuen 
Älethoden  der  Verfertigung  der  Dampfmaschinen.  —  Datirt  vom 
19.  Oktober.  —  Sechs  Monathe. 

106.  CÄör/(p/ Wä//,  Wundarzt,  von  Ratcliff  Highway^  Middlc' 
sex ,  auf  die  Vergoldung  und  Zubereitung  der  Kiele  und  Federn 
durch  menschliche  Arbeit*  und  chemische  Operazionen,  um  sit 
dauerhafter  und  nützlicher  zumachen.- —  Datirt  vom  3 1. Oktober. 
—  Zwei  Monathe. 

107.  Nicholas  Desforg^s ^  Kaufmann,  von  Bucklersburg  zu 
London^  auf  gewisse  Verbcsserungen  in  der  Betreibung  der 
Boote'  und  anderer  Fahrzeuge.  —  Datirt  vom  ST-  Oktober.  — 
Sechs  Monathe. 

108.  John  BogaertSy  von  Air  •  Street ^PiccadiUr^  Middlesex; 
in  Folge  einer  Mittheilung,  welche  ihm  von  John  Groctares ^  der 
gegenwärtig  in  Brüssel  wohnt ,  gemacht  wurde ;  auf  eine  Methode 
oder  Methoden  zum  Erheben  und  Herablassen  des  Wassers  in  den 
Kanalschleussen,  —  Datirt  vom  12.  November  1818.  — •  Sechs 
Monathe. 

100.  Edward  WooUey ^  Schraubenfabrikant,  von  Bilston, 
Staffördshire ,  auf  Verbesserungen  an  der  Maschinerie  zum  Ver- 
fertigen  der  hölzernen  Schrauben.  Datirt  vom  12.  November.  Sechs 
Monathe. 

110.  James  Ingledew,  befugter  Victualienhändler,  von  Li ttle 
College  '  Street,  Westminster  ^  auf  Mittel  zur  Erreichung  einer  Er- 
sparung in  der  Consumption  der  gewöhnlichen  Brennstoffe ,  durch 
die  Anwendung  gewisser  wohl  bekannter  Materialien,  welche  bis- 
her zu  diesem  Behufe  noch  nicht  gebraucht  wurden.  —  Datirt 
vom  12.  November.  —  Sechs  Monathe. 

111.  Moses  Poole,  von  Lincolns  Inn,  Middlestx :  in  Folge 
einer  Mittheilung,  welche  ihm  von  Christoph  Dihl,  einem  Frem- 
den im  Auslande,  gemacht  wurde;  auf  .die  Erfindung  der  Anwen 
düng  der  bekannten  Kitte  oder  Cemente  zu  verschiedenen  Zwecken, 
als  um  Statuen  zu  modellircn ,  steinerne  Platten  zu  verfertigen, 
um  eingedrückte  oder  erhabene  Figuren  oder  andere  Verzierun- 
gen zu  machen,  auch  um  Häuser  zu  decken,  und  auf  jede  andere 


5i9 

lirt,.  in  welcher  der  Kitt  oder  Cement  angewendet  werden  mag, 
oder  kann.  —  Datirt  vom  la.  November.  —  Sechs  Monathe. 

.-  113.  John  Grüfton^  Ingenieur,  vormahls  in  London^  nun 
in  Mdinburgh ,  auf  einen  verbesserten  Frozefs  oder  Methode ,  das 
BohlenwasserstofFgas  zum  Behufe  der  Beleuchtung  zu  bereiten.  — 
Dadrt  vom  12.  November.  —  Sechs. Monathe.' 

11 3.  James  Haden^  der  jüngere,  Wollenfabrifiant  von  ^ber' 
d$€H  in  Schottland^  auf  eine  Verbesserung  in  dem  Vorbereiten, 
Schweifen  und  Spinnen  der  Wolle.  —  Datirt  vom  la«  November* 
—  Sechs  Monathe. 

I 

11 4*  George  James  Clark  ^  Messerschmidsgeselle ,  von  ^ath^ 
an  der  Oraf Schaft  Sommerset  ^  auf  einen  Apparat  für  die  leichteste 
Anwendui;g  der  Schleife  bei  einem  Bäderwagen.  —  Datirt  vom 
11.  November.  —  Sechs  Monathe, 

11 5.  William  Styler ^  Zimmermann,  von  Islington^  MiddU' 
*ex  9  auf  gewisse  Verbesserungen  an  der  Maschinerie  zum  Sieben 
der  9usgeglüheten  Kohlen  und  Ausladen  der  sonach  gesiebten 
Kohlen  in  ein  geh<»riges  Gefafs ,  welche  Maschinerie  auch  zu  an- 
dern möglichen  Zwecken  anwendbar  ist.  '-—  Datirt  vom  12.  No- 
vmnber.  —  Zwei  Monathe. 

416.  James  Fräser^  Maschinist  und  Kupferschmid,  von  Long' 
jUrt  ^  St,  Martin  in  the  Fields^  MiddUseoc  ^  auf  eine  neue  und 
originelle  Erfindung  von  Bohren  bei  einem  Dampfkessel ,  auch 
auf  neue  Abzüge  bei /dem  genannten  Dampfkessel,  oder  dem  Ofen, 
welcher  mit  seiner  Aufstellung  verbunden  ist ,  um  dadurch  an 
Brennstoff  zu    ersparen ,     den  Bauch   zu    vermindern ,    und  *  eine 

fröfsere  Sicherheit  zu  crwirfien.  —  Datiit  vom  12.  November.  — 
wei  Monathe. 

117.  Richard  TVrighi ^  Ingenieur,  von  Tofsenhouse •  Yard 
zu  London^  auf  gewisse  Verbesserungen  in  derKonstrukzion  der 
I>anpfmaschinen ,  und  dem  nachherigen  Gebrauch  des  Dampfs. 
—  Datirt  vom  14.  November.  —  Sechs  Monathe. 

118.  Henry  Matthews^  von  Gretton •  Place  Mast,  Bethnal 
Gre9n ,  Middlesex ,  auf  gewisse  Verbesseruneen ,  welche  bei  den 
Bäderwagen  oder  Fuhrwerken  von  verschiedener  Art  anwendbar 
sind ,  um  sie  sicherer  und  bequemer  zu  machen«  -—  Datirt  vom 
19.  November.  —  Zwei  Monathe. 

119.  George  Clymer ,  Kaufmann,  vormahls  in  Philadelphia 
in  Amerika,  nun  zu  Cornhill  in  London y  auf  gewisse  Verbesse- 
rungen an  den  Schiffspumpen.  -^  Datirt  vooi  ai.  November.  — 
Sechs  Monathe. 


5ao  s 

110.  John  Chaneellor  ,  Uhrmacber^  zu  SaviUe^Shf^-i 
Dublin^  auf  eine  Verbesserung  in  dem  Umwenden  der  BIIU^ 
der  Musilibücher  auf  eine  einfache  und  wirksame  Art,  mit  odi 
ohne  eine  angebrachte  Fufs Verrichtung.  —  Datirt  vom  ii.  H« 
vember.  —  Sechs  Monathe* 

1  si  EHsha  Hayden  Collier,  vormahls  zu  Bostmn^  in  demStaal 
von  Massachusetts,  gegenwärtig  su  Charter  House  -  Squate  in  toK 
den;  in  Fo]ge  einer  AÜtlheüung ,  welche  ihm  von  einem  Fnimdc 
im  Auslande  gemacht  wurde,  verbunden  mit  gewissen  Zitats^ 
von  seiner  eigenen  Erfindung:  auf  eine  Verbesserung  I9  de 
Fenergewehren  von  jeder  Art,  welche  Verbesserung  aoch  bi 
Kanonen  anwendbar  ist,  —  Datirt  vom  ^4'  November«  *^  Sect 
Monathe. 


(  Di«  FortMtiQBg  fo^t  im  aXobiUn  Bani«  die««r  lAribftoliprh) 


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