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^f-
J a li r b ü c h e r
des
kaiserlichen königlichen
polytechnischen Institutes
in Wien.
In Verbindung mit den Professoren des Institutes
herausgegeb .V»; \\!' '• * * ,\; .*
... • • . . .
Ton dem Direktor * . < . . ' . ^ .
Johann Joseph Pre.cli:^l[^.V V l/V
L k. wirkl. niedL ost. Regiernngsrathe , Mitgliede der k. !u Liiftd^k-t2i$Sliaft& •'yOe«elI«
tchaft Ton Wien und der k. k. Gesellschaft des Ackerbaues» der Natur- und Lan-
deskunde in Brunn » korrespond. Mitgliede der königl. baier. Akademie der
Wissenschaften, der Gesellschaft cur Beförderung der niitclichen KUnste und
ihrer Hülfs Wissenschaften zu Frankfurt» und ordentl. Mitgliede der Gesellschaft
sor B«fdrderang der gesammten Naturwissenschaft sn Marburg.
E^y ster Band.
\J-' \\ -YO^';;:
Mit vier Kupftirtafeln^
i
Wien, iSig.
Cedrucl&t und verlegt -bei Carl Gerold.
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Vorrede.
Die Herausgabe dieser Jahrbücher ist in dem
Verfassungsplane des kaiserl. königl. polytechni«*
sehen Institutes gegründet, Sie sollen dasjenige
erörtern, was auf die Beförderung des Gewerbs*
fleifses in seinen verschiedenen J^AVliöigen'Uii^Hülfs-»^
znitteln, und auf die Erweiterung ^6r Wissensch^f-^
ten, welche die Lehrfacher dei; ImftitUtei^ -aus-
machen, Bezug hat. Sie wer4e/j;;.^ine 'förtlAU-
fende Geschichte des Institutes enthalten'^* önd,
durch die Arbeiten der Mitglieder desselben , Re*
chenschaft ablegen von ihrem Eifer, ihren Be*^
mühungen, ihrem rühmlichen Zusammenwirken
Zum gemeinschaftlichen Zwecke, und von dem
allmählichen Fortschreiten des Ganzen. Die in
diesem ersten Bande befindlichen Originalarbei-
ten der Herren Professoren werden für den Er-
folg dieser Bemühungen zu den besten Erwartun-
gen berechtigen. Ich kann nicht umhin, ihnen fHir
die Thätigkeit und den Gemeinsinn , mit welchen
sie bisher meine eigenen geringen Anstrengungen
in der Fortbildung dieser neuen umfassenden An-
stalt unterstützten , hier öffentlich und im Nah-
men des Institutes den wärmsten Dank darzu-
bringen.
* 2-
Der Zweck dieser Jahrbücher ist zunäch;
technologisch. Das Wissensehaftliche wird d;
her in denselben auch nur zunächst in seiner B(
Ziehung auf die technische Anwendbarkeit behai
delt. Man wird trachten, in diesen Jahrbücher
nicht nur eine fortlaufende Darstiilhing der neuei
Fortschritte in der gesammten Indiistrial-Rultui
und der dahin gehörigen Erfindungen und Ver
besserungen zu geben, sondern auch bei Gelegen
heit das Neuere an das Ältere anzuknüpfen, un
über die einzelnen Zweige der chemischen, me
chanischen und empirischen Technologie umfas
_se_nder^ Übw^ichtp^ zu gewähren, so, dafs sicfc
j^itJä* Jahrb'ÄCh?r allmählich zu einem gehaltrei-
cheii"^c^i>iö3ogTschen Repertorium auszubilden
hoffe'ji. if ürfctt/ • -. :
Wir fordern übrigens Gelehrte , Techniker
und Fabrikanten auf, uns mit zweckmäfsigen
Beiträgen zu unterstützen. Besonders willkom-
men werden uns Darstellungen der Fortschritte
seyn, weichein den verschiedenen Gewerbsiiwei-
gen gemacht worden sind, so wie authentische
Beschreibungen merkwürdiger Fabriksanstalten;
damit wir in den Stand gesetzt werden, der Dar-
stellung der inländischen Industrial- Kultur immer
mehr Vollständigkeit zu geben.
Am 3o. Juni i8i<
._1
Inhalt.
Seite
I. Darstellung der V-erfassung des Icalserl. kÖnigl. poly-
technischen Institutes •
1
-* '■'
n. Geschichte des kaiserl. königl. polytechnischen Institu-
tes. Vom Herausgeber »34
Abhandlungen.
m. Darstellung der englischen Gcsetzge^uM über ^e^ &!"•
findungs -Privilegien (patents of inventidn^. 'Vom Her"'
•
auigeber , , • ,'• • • .^»"'.J» o%^ ^^^73
IV. Versuche und Bemerkungen über den moire ihetäliique;
Von G, jiltmätter^ Professor der Tec^o^ögiä jua If« X** 'o
polytechnischen Institute , . . ' 1 , ^ . ' <)4
V. Praktische Bemerkungen über die Dimensionen und Wir-
kungen der Watfschen und Wö^'schen Dampfmaschi-
nen. Vom Herausgeber 114
VI. Über die Anwendung der erhitzten Luft statt des Was-
serdampfes, als bewegende Kraft, Vom Herausgeber '. i34
'11. Darstellung des Gesetses der Elastizität der Wasserdäm-
pfe , und Beschreibung der über diesen Gegenstand im
polytechnischen Institute angestellten Versuche. Von
Johann Ariberger ^ Professor der Maschinenlehre am
k. k. polytechnischen Institute . . . . .144
III. Über Papins Maschinerie, um die Kraft eines Wasser-
rades auf eine grofse Entfernung fortzupflanzen. Vom'
Herausgeber . . • , . , . ♦ .160
rX. Vorschlag über die Orientirung des Mefstisches und die
Bestimmung des jedesmahligen Standpunktes mittelst
bereits bestimmter Fixpunkte, und auch solcher, die
aufser den Mefstisch fallen. Von Aloys Perger ^ Ver-
walter in Meretingen bei Pettau 171
X. Über die Verfertigung des Gufsstables. Vom Heraus-
g^her >8o
VI
XL Einige Bem6r1(ungcn über das Harten des Stables« nebst
Tafeln für die Zusammensetzung leichtflüssiger Metall-
mischungen, zur Regnlirung des Grades. der Anlauf«
wärme beim Harten des Stahles, und zu anderem Ge-
brauche. Vom Heraufgeber i
Xn. über Wärmemesser, besonders in Beziehung auf JSrip-
€iuets und JETo/s/Tui/f/fx Metall thermometer. Von Johann
Ph, Neumann , Professor der Physili am h. k. polytech-
nischen Institute 1
Xin. Über den verbesserten Blasebalg ;ron De ta Forge in
Paris 9
XIV. Zur Geschichte der Dampfboote. Vom Herautgeber, a
XV. Über Porzellan und Porzellanerden, vorzüglich in
den ^östei;f^i;bischen Staateii. Von Benjamin Schohy
**••«• * ^* I^'j.^rofHSp^ der allgemeinen technischen Chemie
• •••*• ein h. k.^p/Jytechnischen Institute . • . . f
XVl!»:ÜB^ jfas' Vprliommen und die Ven^vendung des Erd-
*** *Be^rbaums (arbutus unedo L.) in Dalmatiea. Vom
.; •,.Herau9j^€t .: s
X\n[Ir Ein vom flerm Professor \^/Kfoif Crivelli in Mailand
erfundenes Sicherheitsschlofs, beschrieben von G, Alt-
matter^ Professor der Technologie am h. k. poly-
technischen Institute %
XVIII. Ein von Jos, Sramah in London erfundenes Sicher-
heitsschlofs, beschrieben von (7. AltmÜtfer^ Profes-
sor der Technologie am k. k. polytech. Institute . 2
XIX. Beschreibung eines wenig beliannten Uhrmacher - Zu-
sammensetzers. «Von Cr. Altmütter ^ Professor der
Technologie am k. k. polytechnischen Institute • . \
XX. Über die Verwendung der Trapparten und vorzüglich
des Basaltes zu wasserbeständigen Gementen. Bearbei-
tet von Frani Bieply supplir. Professor am k. k. po-
. lytechnischen Institute !
XXI. Die Wurzel der Nymphea albcj ein neues Färbe- '
Maferiale. Von Jos. Seitz, Assistenten des Lehrfaches
der speziellen technischen Chemie am k. k. polytech-
nischen Institute . »
XXII. Beiträge zur Geschichte der Fortschritte der Gewcrbs-
Industrie und des Handels in der Österreich. Monarchie
in den drei letz^jen Jahren • • ^ . • ••
m
XXm. V^rEeictinirs der seit dem Jahre i8i$ in; der Ssterreich,
Monarchie ertheilten und noch bestehenden Krßn-
dungs ' Brivilegien . . • ' « . • •4^1
XXIV. Über eine neue , vom Hm. Artillerie -.Oberlieutenant
Hufs erfundene Methode, den Salpeter auf seinen Ge-
halt an fremdartigen Salzen zu prüfen. Von Benjamin
Scholz , M. D. Professor der allgemeinen technischen
Chemie am k« k» polytechnischen Institute • , . • 4^.
Misze-Ilen. .
HV. 1, Eine Maschine, durch welche d^ Hola iii feine Blätn-
ter von beliebiger Länge geschnitten wird . ^ 4^7 ^
2. Die Holzsäure , als Fäulziifs abhaltendes Mittel « 4^9^
3. Nachricht über die Anwendung des Gaslichtes ^u
den Leuchtfeuern in Dan%ig • • • • « 4^^
4*. Benützung der alten Wäscher- und Bleicher -Lauge
auf Pottasche • . . • . • « 4^?
5. Krystallisirung des Harzeji^ Von' Dr. fiies . «4^^
6b Übersicht der Produhtiojns -Verhältnisse der Acker-
bau- und Gewerbs - Industrie in Frankreich . • 43iö
XXVI. Wissenschaftliche und technologische Notizen , aus engli-
schen und französischen Zeitschriften. Von Frann Ritter
von Gerstner ^ Professor der praktischen Geometrie ara^
Ik. k. polytechnischen Institute. ^
Geschichte und Beschreibung der VauxhaU- Brüche in Eng-
land» S. 44^» — Neue Art schvvimmender Brücke, S. 447* —
^eue Art hängender Brücke , S. 448. — ünverbrennbares Maga-
zin zu Plymouth , S. 4^0 — Apparat zum Fegen der Rauchfange,
S. 45o. — Verbesserung der hydraulischen Presse von Hm. Murray^
S. 45i. — Apparat zur Erneuerung der Luft in d3n Bergwerken,
welcher in Schottland gebraucht wird,' S. 455» ~" Schnellschütze
des Hm. Lecoq^ von Bouen\ S. 454« — Mechanischer Luster dea
Theaters jRp^^sfefla zu -Parw , S. 4ö4« — Semaphore, oder Telegraph
tum Gebrauche der Marine , S, 455. — Schnelligkeit der Mitthei-
Ittng durch Telegraphen , S. 456. — Mathematische Instrumenten-
Werkstätte des Hrn. Schenk zu Bern, ibid. — Reflexions -Azimu-
tal-Kompafs, S. 459. — Verbesserung der Lampe, zum Behufe
^r Beleuchtung der Boussole auf den Schiffen, S. 460. — Ver-
besserter Barometer von Hrn. J^cker zu Paris , S. 462- — Neuer'
P4iiU>graph für drei Dimensionen, von Hrn. La-fondj S. 463» — ^
Me^hnnt^cheVöntelHunf; der Himiaelsbewegiiiigenf Ton Hm. R^ujr
in Partie 9# 4^4' — Beeben- Lineale, welche in England gebraucht
werden ^ S« 4^« — Unverbrennbarer Fimifs, S. 468* — Fort-
irdanieung der Olivenbiume , 8.468. — Ventifidung des Brandes* an
den Apfelbäumen, S. 469. — Vei^f^ihren^ um das Thranen des
Weinütock« zu verhindern, Von Hrn. Lambrjr, ibid. — Beschrei-
bung der Buchdruclterpresse des Hm« König , S. 470* — Schuh«
fabrili des Um. Brunei zu London 9 S. 474* "-* Genagelte Schuhe
und Stiefeln des Hrn. Gergone zu Paris ^ S. 476. — Neues Ver-
fahren, 'S\av:f,^tv zu fabriziren, von /. White ^ S. 477» • — Pflaste
rung von öufseisen zu London ^ S. 47^* "^^ Hüte mit .doppel-
tem Boden, S. 479* — Selbstentzündung der Baumwollwaaren,
welchö mil LeinOhl geträniit wurden, S. 479* — Neue Methode der
Engländer , Kardätschen ohne Beihülfe der menscblichen Hand mit
einer darch Dampf bewegten Maschine zu vet'fcrtigen , S. 480. —
N«iic Methode, gute Zeichenstiftc zu verfertigen, S. 485.' — De*
•tillfttions • Apparat , von Hrn. Collier- Blumentkai in Paris , S. 486^
*KXVII. Vorzciclinifs der Erfmdungspatente , welche im Jahre 1817
in Frankreich ortheilt worden sind, S. 489*
XXVin. Verzeichnifs der Erfindungspatente, welchd im Jahre 1818
in England crtheilt worden sind, S« 5o5.
I.
Darstellung der Verfassung
des kaiserl. königl.
polytechnischen Instituts
in Wien.
(Ein Aucsng aus dem allerhöchst genehmigt an Orgameationsplaae-)
Uas k. k. polytechnische Institut ist eine Central-
Bildungsanstalt für den Handel und- für die Gewerbe
durph die Verbreitung eines zweckmäfsigen, ihre Ver-
ToUkommnung begründenden wissenschaftlichen Un-
terrichtes, — ein Sanunelplatz für die von den Wissen*
Schäften ausgehenden Bejforderüngsmittel der Natio-
nalindustrie, von welchem aus sich Belehrung und
Raih für die Vervollkommnung der nützUchen Künste
verbreitet; — ein Verein nützlicher Kräfte zur Em-
)orliebung des inländischen Gewerbfleifses durch
ede Art wissenschaftlichen Einflusses. Das polytech-?
nisclie Institut wird also das Wesentliche dreyer An-
stalten in sich vereinigen, von denen jede für sich
schon wesentlich zur Erhöhung der technischen
Künste und des Nationalwohlstandes beytragen wird,
nähmlich einev technischen Lehranstalt y eines Kon-
sejvatoriums für Künste und Gewerbe, und eines
Vereins zur Beförderung der Nationalindustrie.
Jahrb. d. pol^t. Inst. I. Bd.
Das polyteclmisdie Institut als Lehr-
anstalL
Das poktecLflisclie faistitiit catluh als Ldirai
üak zwcT Alaiw^hmiy i) die komumersiene , 3) di
feckmiurhez mhi denen die ersne die Lehroeeensiand
m ^^ 1^ %,^
Ansbüdiin^ fir die Gesdiifte de
die zwme die phTsisdi - nutheniaüsche
Wififtcnsdiaficn in üircn Anwcndan^en anf die tecl
Di
nodi^ \i
^tr RtäMUchulc ^ als
lor bcrde Ablheiliin«|en wird i
Todberauingsscliiile des L
A. Leing^enstande.
1. Die ReahduJe odar förbsreUmmssktäissen di
Die Reakdiiile cnthah in xmet Jahi^ngen diej
ngen LeliT«;cgensunde, welche iär <lie bejden h
hercn Alitlicilang« des Instituts die nöthige Vorb
reilnng leisten; übrigens auch im Allgem^nen f\
gewäinlicfae bürgerliche Ansbildiing ausreiche
Diese Lehrgegenstande sind: |J[|2
HieHdipaa ...
Übungen im Schrälesen -
Deutsche Spradilehre imd S^
Klemmt ar ■ Mathematik
Geographie ...
».
Naturgeschichte
Zeichnen - . -
Kalligraphie
Italienische Sprache -
Franiosische Sprache
2
I
3
4
2
3
4
5
3
«JcaitL St
SUss«.
3
a
3
3
4
3
4
< I
In einer Stunde wird wöchentlich einmal Unter-
richt in der Deklamation gegehen.
Von aufserordentlichen Lehrern wird , Unterricht
in der. englischen^ höhmischen und lateinischen
Sprache gegeben.
Die deutsche Sprach -und Styl - Lehre un>-
fafst die Darstellung der Spf achregeln in der Bildung
und Fügung der Wörter und der Sätze, mit steter
Rücksicht auf logische Bestimmtheit des Ausdrucks
und Übung des Verstandes nach den Denkgesetzen.
Im zweyten Jahre die Anleitung zur richtigen auf die
Kenntnifs -der Sprache und der Sache gegründeten
Ausfertigung der in den verschiedenen Geschäften
des bürgerlichen Lebens, üblichen schriftlichen Dar-
stellungen und Aufsätze^ mit fortlaufenden prakti-
schen Übungen. Nach Professor HurteVs eigenem
Lehrbuche : Grundlehren der deutschen Sprache.
(Wien bey C. Gerold y i8i8)-
Die Elementar -- Mathematik begreift das Rech-
nen oder die .Arithmetik mit ihren Aijwendungen im
bürgerlichen Leben, nach den vorzüglichsten Abkür-
zungsmethoden ; die Buchstabenrechnung ; die Lehre
von den Verhältnissen und Proportionen \ die Lehre
von den Gleichungen des ersten und zweyten Gra-
des 5 die Elemente der Geometrie und Stereometrie.
Die Geographie beginnt von der allgemeinen
Erdbeschreibung , behandelt zuerst den österreichi-
schen Kaiserstaat und sonach die übrigen Staaten.
Nach Professor Beifsers eigenem LehrbucHe : ÄUge-^
neine Erdbeschreibung^ 3 Bände, (Wien bey Äraz^/J,
1818).
Der Unterricht in der Geschichte umfafst die
Grundzüge der allgemeinen Geschichte mit besonde-
j # .
/■
rer Beziehung auf die Gfeschichie der österreichi-
schen Monarchie. Nach Professor ^ei/sers eigenem
Lehrhuche.
»
Die Naturgeschichte begreift im ersten Jahr-
gange die Zoologie, im zweyten die Mineralogie mit
der Benützung des vorhandenen MineraUenkabinettes,
Der Zeichnungsunterricht begreift die geome-
trischen, Maschinen-, Architektur- Ornamenten -und
Blumenzeichnungen, als nöthige Vorbereitung zu den
Situations-, Maschinen-, und Architekturzeichnun-
gen der technischen Abtheilung des Instituts, und zu
dem Lehrfache der Manu facturzeichnung an dem-
selben.
. Aufser dem ordentlichen Zeichnungsunterfichte
ist der Zeichnungslehrer von 2 — 3 Uhr im Zeich-
nungssaale anwesend , und leitet und beobachtet die
'Übungen der Schüler , welche aus beyden Klassen
sowohl, als auch zur Nachhohlung aus der techni^
sehen Abtheilung noch in jener Stunde dem Zeich-
nei^'^ obliegen.
In der Kalligraphie werden sowohl die ge-,
bräuchlichsten Kurrentschriften verschiedener Spra- .
eben, als auch Kanzley-, Fraktur- und höhere Schrift-
arten eingeübt.
2. Die kommerzielle jibtheilung des poljrtechni-^
sehen Instituts.
Die kommerzielle Abtheilung des polytechni-
schen Instituts begreift die zur Ausübung für die
sämmtlichen Handelsgeschäfte nöthigen höheren Lehr-'
gegenstände in einer angemessenen Ausdehnung
und Behandlung.
Wöchentlich,
i) Der Geschäfts -und Korr espondent;-
styl für Kaufleute - ^ - 3 Stunden.
3) Die Handelswissenschaft - - '3 —
3) Das Handels - und Wechselrecht 3 '- —
4) Die Merkantilrechenkunst - 5 —
5) Die kaufmännische Buchhaltung - 4 — ^
6) Die Handelsgeographie - . 3 —
7) Die Handelsgeschichte - 7 2 —
8) Die Waarenkunde - - - 2 —
Der kaufmännische Geschäfts - und Karre"
spondenzstjrl begreift die besondern Regeln des kauf-
männischen Briefwechsels, mit den nöthigen Aus-
übungen begleitet; die Anleitung zu den kaufmänni-
schen Aufsätzen und schriftlichen Ausfertigungen in
den verschiedenartigen Handelsgeschäften.
Die Handelswissenschaft umfafst die Lehre vom
I-andel überhaupt und den verschiedenen Zweigen
desselben; die Grundsätze über Werth und Preis
der Waaren; die verschiedenen Arten von Einkauf
und Verkauf und die damit in Verbindung stehenden
verschiedenen Zahlungsmittel; und die übrigen
Grundsätze, welche zur klugen und richtigen Füh-
rung der verschiedenen Zweige der Handelsgeschäfte
leiten, nebst der Lehre von den verschiedenen Beför-
derungsmitteln des Handels. .Nach Professor Sonn--
leithner^s Lehrbuche der Handelswissenschaft.
(Wien bey C. Gerold 1819.)
Das Handels --und FVechselrecht wird nach Dr.
Sonnleithner*s Grundrifs vorgetragen.
Die Merkantilrechenkunst begreift alle den Han-
del betreffenden Kalkulationen , nach den vortheihaf-
testen Methoden und Abkürzungen ; die Geld-, Wech*
sei - und Waarenrechnungcn,
Mafs - und Gewichtskundo.
bsl der Mnmsi
Die kaufmännische Buchhaltung, sowohl ein
faclie als doppelte , mit Ausführung in Beyspielen ii
der Führung der verschiedenen Biichcr bej allen Ar
teu von Handelsgeschäften.
Die Handelsgeographie. Ihr Verhältnifs zu dei
politischen j von der Handelslaf^e der einzelnen Län
der im Allgemeinen und Besondern . Gränzeo un(
Eintheilung derselben in Bezug auf den Handel
Flüsse, Kommerzslrafsen, Handelsstädte, Zölle, Pro
dukte , Manufakturen und Fabriken , Eiufulir um
Ausfuhr, Transitohandel , Münzen und Kurse; he
sondere Merkwürdigkeilen und Lokalumstände in Be
Zug auf den Handel; die vornehmsten Handelshäu^e;
und Adressen; wechselseitiger Handelsverkehr un(
Verbindungen.
Handelsgeschichte. Sie stellet die Geschieht!
des Handels von den ältesten Zeiten bis Jetzt, mit BC'
rücksiehtigung der jedem Handel und Volke eigen
thümlichen Hülfsmittei und der zweckinifsigen Be
nützung derselben dar.
Die Waarenkunde begreift die Anleitung zu
richtigen Keuntnifs der im Handel vorkouimeudenNa
turprodukte , mit den Kennzeichen der Qualität, de
Verfälschungen etc. dabey ihre Bezichungsart, Haupt
g^jiiederlagsörter, Abzug etc. Zum Vortrage dient eini
I Sammlung für die Waarenkimde.
3. Die technische Abtheilung des poljtechni
sehen Instituts.
Die technische Abtheilung des polytechnische!
Instituts begreift die physikalischen und mathemat^
sehen Tjelirgegenstände mit ihren Anwendungen auf
die Vervollkommnung der technischen Künste /und
derjenigen öffentlichen und Privatheschäftigungen,
"welche sich auf .deren richtige Kenntnils gründen.
Diese Lehrfächer sind :
'S '
i) Die allgemeine technische Chemie. >
2) Einige specielle chemisch - technische Fächer.
3) Die Physik.
4) Die Mathematik.
5) Die Maschineniehre.
6) Die praktische Geometrie.
7) Die Xand - und Wasserhaukunst.
8) Die Technologie.
Die allgemeine technische Chemie wird täglich
durch eine Stunde vorgetragen , nach PrechtÜs Lehr-
bache (Grundlehren der Chemie^ in technischer Be-
ziehung. 2 Bände, s^*" Aufl. Wien bey C Geroldy
181 7). Der Vortrag ist möglichst experimentell, in
steter Beziehung der Anwendung der chemischen
Lehren auf die Gegenstände der Technik, so dafs der
Behandlung der praktischen und technischen Lehren
und der Darstellung der einzelnen chemischen Fabri-
kationszweige besondere Aufmerksamkeit gewidmet
wird. Um solchen Zuhörern, welche sich im Detail
der praktisch - chemischen Operationen gehörig un-
terrichten und einüben wollen, die nöthige Gelegen-
heit zu verschaffen, können sie in einem eigenen Saale
des chemischen Laboratoriums unter der Aufsicht des
Assistenten Üer Chemie den chemischen Arbeiten bey-
'wohnen, und in demselben auf ihre Kosten selbst
Operationen und Versuche vornehmen.
•
Einige specielle chemisch - technische Fächer
sind in ihrer gehörigen rationellen Ausführung mit
zuviel Detail verbunden, als dafs sie in der allgemei-
neren technischen Chemie in der nöthigen Ausdeh- _
nung behandelt werden konnten: sie sind jedoch da
boj wichtig genug, um, im Verfolge des ailgemei
nein Unterrichts, einen speciellen Vortrag nöttiig z\
machen. Dieser Vortrag (specielle technische Chemie
begreiftdie praktische Gährungslehre von der Wein
bereilung, Bierbrauerey, Branntweinhrennerey , Es
sigsiederey, Brodbäckerey , Stärkehereitung, und wai
sonst in dieses Fach gehört; die Scifensiederey, di(
Ledergärberey, die Färberey, Zeugdruckerey unc
Bleicherey. Dieser Vortrag wird, täghch mit zwej
Stunden, von einem zweyien chemischen Professor w
einem eigenen Laboratorium besorgt ; und die genann-
ten Gegenstände mit der gehörigen rationellen Be-
gründung experimentell nachgewiesen.
Die Physik wird in einem vollständigen Vortrage
mit der gehörigen Ausführung und Anwendung aul
die praktischen Falle des bürgerlichen Lebens, der
Künste und Gewerbe, experimentell behandelt, täg-
lich eine Stunde. Mit Beyhülfe eines physikalischen
Kahinettes. Nach Professor A'eiimanri's eigenemXeÄ/>
buche der Physik. (Wien hey C. Gerold 1818.)
Die Mathematik. Dieser Vortrag setzt die EleH
mentar- Mathematik aus den Vorbereitungsklasseu
oder der Realschule voraus, und hegreift die Algebra^
die Lehre von den Reihen, den Logarithmen; die
Lehre von den Gleichungen höherer Grade, die Ele-
mente der unbestimmten Analytik, weitere Ausfuh-
rung der Geometrie und Stereometrie, ebene und
sphärische Trigonometrie, Polygonometrie; die Lehr*
von den Kegelschnitten ; die Differential - und Inte-j
gralrecbnung, so weit ausgeführt, als sie zum analyti-j
sehen Vortrage der Mechanik und für die Baukunst|
erforderlich ist. Diese Gegenstande, welche vorzüg-l
hch mit Berüeksichtigung ifirer Anwendimg auf diej
praktisch - mathematischen Fächer dieser AblheUuD^
behandelt werden , werden täglich in zwey StundenJ
1^
lähmlich eine Stunde Vormittag und eine Stunde
Nachmittag, vorgetragen.
In einer dritte^ Sjtunde hält ein Repetitor täglich
;leichlaufende Repetitionen über diesen matheinati-
chen Lehrvortrag, und sucht die Zuhörer in dem
LuiSTasscn der schwierigeren Lehren zu unterstützen,
amit der ordentliche Vortrag mit dem gehörigen
[utzen verfolgt werden könne. /
Die Maschinenlehre oder Mechanik , als Theil
er angewandten Mathematik, begreift sowohl den
ortrag der Grundsätze der jStatik, Mechanik, Hy-
rodyiiamik und Hydraulik, mit Hülfe der höheren
naiytik, als ihre Anwendung auf dengesammten Ma-
^liinenbau. Sänmitliche Maschinen, welche zu irgend
nera Behufe im Grofsen angewendet werden, wer-
?n nach einer zweckmäfsigen, durch die besondere^
echanischen oder hydraulischen Grundsätze , auf
eiche sich ihr Princip bezieht, gegebenen Ordnung
jschrieben, nach Modellen erklärt, gehörig berech-
jt und die nöthige Detailanleitung zur unmittelbaren
jsführung im Grofsen gegeben. Täglich eine Stunde
ertrag, mit Beyhülfe eines Maschinen - Kabinettes»
einer zweyten Stunde wird, jenem Vortrage gleich-
ifend^ durch einen Assistenten, auf die Theorie der
*rspectiife gegründet, der Unterricht in der Model-
% und -Maschinenzeichnung gegeben.
Die praktische Geometrie bildet den Land -und
Mmesser, Ingenieur, Markscheider, und ist Hülfs-
ssenschaft fiir den Land -und Wasserbau, für den
rafsenbau, für den Bergbau, für die Landwirth-
baft. Sie erstreckt sich auf sämmtliche Vermes-
ngsarten nach der geometrischen und trigönometri-
ben Methode bey Anwendung aller üblichen Instru-
ente, auf ökonomische, topographische und Län-
T - Vermessungen, auf das Nivelliren und die Mark-''
I
scheideVunsi, und der Vortrag wird durch nra
Übungen auf dem Felde uiitersiuizt, um den Zub
rer in den Stand zu setzen, alle Vermessungen vorzi
nehmen, und die Situationen ohne 'Weitere Kuchluil
zu Papier zu bringen. 'i
Dem Vortrage geht der Unterricht in der Sitta
tionszeiclmuiig zur Seite, in der Verfertigung v<
geodätischen Rissen, Aufnahmen und Darstellongi
topographischer und hydrographischer Vermessung«
Dieiflnf/-und TVasserbauknnst nraiaSsx. mitV<}
anssetcung und Beziehung der in den zwey erst(
Jahrgängen erworbenen mailiemalischen , puysika)
seilen , mechanischen , hydrauliscken und
sehen Kenntnisse im Wmtersemester den
und im Sommersemester den Wasserbau,
enthält die Kenntnifs der Baumaterialien un(
Bindungen; die Zimmermannskunst, inlwiel
Kenntnifs dem Baumeister nöthig ist; die Lehre y{
der Festigkeit im Gebäude, lür GewÖtbe, Wideri
gen ; die Lehre von der Stärke der Materialien ; d
Lehre von der Bequemlichkeit im Gebäude in Uh<
einstimmung mit seinen Zwecken; die Lehre vo
Ästhetischen im Architektonischen mitHinwcisungB
die besten Muster ; den Sirafsenbau.
Die Wasserbaukunde begreift, mit Vorausseizu]
der allgemeinen Lehren des Civilbaues, die FlufsbjX
künde oder die Anleitung zum Wasserbau an Flüsse
Uferbau, Stromriclitung , Uferbefestigung; Seeufi
haukunde; die Deichbaukunde; den Hafenbau: d
Lehre von der Austrocknung, Entwässerung und B
Wässerung ; den Wehren - und Schleufsenbau; di
Kanalbau und die Schiflbarmachung der Flüsse; di
Brückenbau.
Die Lehre von der Anfertigung richtiger Vorai;
II
mafse und der Bauüberschlage wird am Schlüsse,
vorgetragen.
Den Vortrag begleitet der Unterricht in den Ar-
chitectur - und hydrographischen Zeichnungen, und
er wird durch Modelle und zweckmäfsige Versuche
anschauUch gemacht.
Die (empirische) Technologie hegreift ia ihrem
Vortrage die historische Darstellung derjenigen Ge-
werbe, die, auf empirischer Manipulatioi^ beruhend,
zwai: keiner wissenschaftlichen Begründung an sich
fähig sind, aber deren einzelne Operationen dennoch
durch die Hülfe der Mathematik, JPhysik und Chemie
manche Vervollkommnung erhalten können, so wie
ihre Zusammenstellung überhaupt sowohl ^den Erfin-
dungsgeist belebt, als eine nützliche Wifsbegierde
befriedigt. Hieher gehören die verschiedenen We-
berey en , die Fabrikationen aus Federn , Hörn , Elfert-
bein , Wolle etc. 5 die verschiedenen Holz - imd Glas-
arbeiten , die verschiedene Metallverarbeitung u, s. w.
Diejenigen chemischen Giewerbe, welche in der all-
gemeinen und specieUen technischen Chemie vorge-
tragen werden , sind von diesem Vortrage ausgeschlos-
sen. Mit Hülte des Fabriksprodukten - Kabinettes täg-
lich eine Stunde Vortrag.
Aufser diesen -ordentlichen Lehrgegehständen
können nach Bedürfnifs und nach der höchsten Ge-
nehmigung über einzelne wichtige, zum Zwecke des
Instituts gehörige Fächer aufserordentliche Vorlesun-
gen gegen Honorar gehalten werden.
Da das Zeichnen in eigenen Sälen betrieben w'ird,
w können die Zuhörer auch aufser dem ordentlichen
Unterrichte ihre Zeichnungsübungen nach ihrer dis-
poniblen Zeit in denselben fortsetzen,
12
Der Unterricht in der Manufdkturzeichnun§
wird' durch einen eignen Lehrer besorgt. Dieser Uli*
terricht begreift die verschiedenen Musterzeichnungs-:
arten fiir ^Kattundruckereyen , Tapetenfabrikatiön^
Zimmermahlerey^ die Zeichnungen im Desseinpapier
(carta rigata) für die verschiedenen Seiden-, Baum-
wollen-und Wollen- Web er eyen, etc^
B» Verbindung beyder Abtheilungen untereinan-
der und mit den Vorbereitungsklassen» '
Die Gegenstände der Vorbereitungsklassen oder
der Realschule werden sowohl bey der kommerziellen
als bey der technischen Ausbildung vorausgesetzt. Mit.
der kommerziellen Abtheilung machen sie eine eigent-
liche Handlungsschule aus^ in welcher der sich zum
Kaufmanne bildende in drey Jahren seine Ausbildung
ToUenden kann.
•
Will er aufser , den kommerziellen auch noch ei-
nige technische Fächer, als Chemie, Physik, Tech-
nologie Studiren, um sich für eine voUständige Fa-
briksfiihrung zu bilden , so wird d^^zu noch ein vier-
ter Jahrgang hinreichen.
Die technisch - chemischen Fächer mit der Phy-
sik und Technologie gewähren Bildung denjenigen,
welche irgend einen leitenden Einflufs in den chemi-
schen Fabrikationszweigen ausiiben, als: den Fär-
bern, den Koloristen in den Kattunfabriken, den Un-
ternehmern von Bleichanstalten aller Art, den Fabri-
kanten chemischer Präparate, den Dirigirenderi in
den Salz -und Salpetersiedcreyen , auf Alaun -und Vi-
triolwerken, auf Hüttenwerken aller Art, -in den ver-
schiedenen Fabriken, welche die Metalle verarbei-
ten, in den verschiedenen Bräuereyen u. s. w.
Um sich die kaufmännischen Kenntnisse für irgend
ßme Fabriksgeschäfts - Führung zu verschaffen, kön-
i3
jene IndWiduen zugleich den Unterricht in eini^
oder allen Pächern der kommerziellen Abtheilung .
eisen ^ und so die technologischen Fächer mit den
flaerziellen verbinden.
Die reine und höhere Mathematik^ die Physik^
Maschinenlehre mit der Maschinenzeichnung^ und ^
Technologie werden dem Maschinisten^ Hydrau-
, Mühlenbauer ^ dem Vorsteher in mechanischen
rkstätten und in Fabriken ^ in denen Maschinen-
ieb statt findet^ z. B. in den Spinnereven etc.,
Kunstmeister auf Berg - und Hüttenwerken, jene
bildung verschaffen, nach welcher er niit Sicher-
seine Praxis im Grofsen beginnen kann. Dieser
rkurs würde daher, mit Voraussetzung der Vor-
ntungsklassen folgende Ordnung haben :
Im ersten Jahre.
Die Mathematik täglich 3 Stund.
• — Physik — I —
Das Zeichnen — 1—2 —
Im zweyten Jahre.
Die Maschinenlehre täglich i Stund,
— Maschinenzeichnung — ' i — a —
— Technologie — i —
Auch diesem Lehrkurse können durch Hinzufu-
)iuig eines dritten Jahrganges noch die nötliigsten
kommerziellen Fächer nebst der Chemie beygefugt
•'srden.
Diejenigen , welche fiir das Land - und Forst--
^Tthschaftswesen sich am Institute die umfassenden
yor-und Hülfskenntnisse verschaffen wollen, können
■(einem zweyjährigen Kinase die Mathematik, Physik,
fc Buchhaltung, die Chemie und die praktische
i.
■ 4 ■ '
Geoiu,eit'ie mit den dazu gcliÖrigeil ZeicKuungen siu
dieren.
Eben so liefert das Institut für diejenigen, welch
sich fiir das ßerg-xind Hüttenwesen vorliereiien , i:
dem Studium der Mathematik, Physik, der Chemie
der praktischen Geometrie, der Maschinenlehre mi
den dazu gehörigen Zeichnungsübuneen und de
Buchhaltung, die gesammtcu Vor - und Hiilfskenni
nisse, welche eine vollständige Ausbildung beyi
Übergange zur Praxis im Berg - und Iliittenwesei
begründen.
Alle diejenigen , welche sich der Lttnd - um
Feldmefskunst .in ihren verschiedenen Abiheihinge
widmen, können in diesem Fache am Institute durc
das Studium der Mathematik, Physik, der prakti
sehen Geometrie und der Zeiclinungen, samnit de
Buchhaltung ihre vollständige Ausbildung erlangen.
Endlich stellt die technische Abiheilung des II
slituts in ihrer Verbindung mit den Vorbereitung
klassen eine vollständige Bauakademie oder eine Bi
dungsanslalt fiir die verschiedenen Baubeamten vo
in welcher alle diejenigen, welche sich dem Lam
Wasser- und Strafsenbau widmen, ihre gehörige Au
bildung erhalten können, um sodann mit allen fi
die künftige Ausübung erforderlichen Kenntniss<
versehen, in die praktische Laufbahn des Baubeai
teh oder des Bauingenieurs überzutreten. Mit Vo
aussetzung der Kenntnisse aus den beyden Vorbert
tungsklassen kann dieser Lehrkurs in dre.y Jahren b
endiget werden, und zwar im
ersten Jahrgange:
Die Mathematik täglich 3 Stund.
— Physik — I —
Das Zeichnen — a —
• i5
imzweyten Jahrgange:
'Maschinenlehre täglich i . Stund.
Maschinenzeichnung — i . — 2 —
prakt. Geometrie — i — — ^
Geometr. Zeichnung — i — 2 —
im dritten Jahrgange:
Land- und Wasserhaukunst tägl. i Stund.
Land- und Wasserbauzeichnungen — i — • 2 —
Te<jinologie — i —
Baubuchhaltung "^ — i —
s
I
C. Organisation der Lehranstalt«
1« Akademisclie und Schul - Verfassung.
I. Der Realschule oder der Forbereitungsklassen.
An den beyden Klassen der Realschul<3 findet di«
gewöhnUche Schuldisciplin Statt, nach welcher jeder
Schiller ordenthch alle Gegenstände ohne; Aiisnahme
zu besuchen hat, weil diese als Vorbereitung nöthig
oder nützlich sind. Von den Sprachen kann in ein-
zelnen Fällen dispensirt werden.
. Zur Aufnahme in die erste Klasse sind diejeni-
gen geeignet, welche die vierte Klasse einer Haupt-
schule zurückgelegt, oder über die Kenntnisse die-
ser Lehrklasse an einer Hauptschule die Prüfung ge-
macht, und von ihr ein Zeugnifs erhalten haben.
Schüler der Gymnasialklassen sind bey den erforder-
Uchen Zeugnissen gleichfalls zur Aufnahme geeignet.
Zur Aufnahme in die erste Klasse ist in der Regel ein
Alter von wenigstens dreyzehn Jahren erforderlich.
Solche , welche bereits mehr im Alter vorgerückt
»ind, die Gegenstande der ersten Klasse sich anders-
wo eigen gemacht, und über die Kenntnisse dersel-
ben an der Realschule eine genügende Prüfung abge-
i6 ' , "
0
legt haben , können auch unmittelbar in die zweyte
Klasse aufgenommen werden. Mathematik, Minera-
logie und Zeichnen im zweyten Jahrgange der Vor-
bereitungsklassen können von solchen, welche sich
fiir die technische Abtheilung des Instituts vorbereiten,
tmd zur Aufnahme in dieselbe im Übrigen quahficiri
sind, als aufseror deutlichen Schülern, einzeln gehört
werden.
Die Prüfungen werden halbjährig und mit der
üblichen Öffentlichkeit gehalten, und nach densel-
ben die Zeugnisse ausgestellt.
Die Realschule steht unter der unmittelbaren
Aufsicht eines Vicedirektors.
2 . Der kommerziellen und technischen ^btheilung.
An diesen beyden Abtheilungen findet die akade-
mische Einrichtung Statt, nach welcher Jeder nur
jene Fächer, die für seinen Lehrkurs nöthig oder
nützUch sind, daher auch einzelne Fächer, nach Be-
lieben frequentiren kann. Es versteht sich jedoch von .
selbst, dafs in der Aufeinanderfolge der Lehrgegen-
stände die zur Vorbereitung nöthige Ordnung zu be-
folgen sey, worüber der Direktor in vorkommenden
Fällen dem Zuhörer die erforderhchen Anweisungen
ertheilen wird.
Die Prüfungen jedes Einzelnen aus den Fä-
chern, welche er frequentirt hat, werden am Ende
des J^ahres, wo der Vortrag jedes einzelnen Faches
beendiget ist, von den Professoren, die es betrifft,
im Beyseyn des Direktors und zweyer von der hohen
'k. k. Studienhofkommission benannten Prüfungskom-
missäre vorgenommen, und hiernach die Zeugnisse
ausgestellt. Diejenigen , welche sich keiner Prüfung'
unterziehen; können einFrequentationszeugnifsmit dem
»7
Beysatze : voline sich, einer Prüfung zu unterziehen«
erhalten: als Frequentant wird aber nur derjenige
;üigesehen, welcher • ordentlich und ohne Unterbre- "
chung y Krankheitsfälle und andere erwiesene Hinder-
nisse ausgenommen, die Vorlesungen, zu denen er
eingeschrieben ist, besucht.
Ziu- Aufnahme in die- tcyden höheren Abthei-
lungeu des Instituts sind in der Regel diejenigen ge-
eignet, welche die zweyte Vorbereitungsklasse des In-
stituts, oder die Realschulen in den Provinzen mit den
erforderlichen Zeugnissen zurückgelegt haben, oder
die Kenntnisse derzweyten Vorbereitungsklasse durch
eine an derselben abzulegende Prüfung erweisen. Fer-
lier sind diejenigen, welche sämmtliche Gymnasiäl-
klassen mit guten Zeugnissen absolvirt, endlich dieje-
nigen, welche bereits in den philosophischen Klas-
sen studiert haben, zur Aufnahme für alle Lehrfächer
geeignet. In der Regel ist ein Alter von wenigstens
sechzehn Jahren erforderlich.
Diejenigen, welche bereits im Alter mehr vorge-
rückt sind, haben, wenn sie sich den mathemati-
schen Fächern widmen wollen, die nöthige Vorberei-
tung in der Mathematik auszuweisen j die kommer-
ziellen Fächer, die chemisch - technischen Fächer,
Phvsik und Technologie können von Jedermann, der
bey gesetztemAlter die nöthige allgemeine Vorbildung
hat, frequentirt werden.
• Die Aufnahme und Einschreibung geschieht
durch den Direktor des Instituts ; es wird eine Imma-
irikulirungsgebühr von lo fl. entrichtet, und dafür
eine Immatrikulations - Bescheinigung ausgestellt. Die
Vorlesungen selbst sind unentgeldlich.
Von den Zuhörern wird ein ruhiges und männli-
ches Betragen gefordert. Demjenigen, welcher dem
lahrl. d. polyt. Inst. I. Bd, ^2
lahnän^
zuwider bandcll, wird nach finicblloser Ermahnon^
durch die Uireküon der Zutritt zu den Vorlesungen
nicht weiter gestaltet, und seine Ausschliessung in
dem Immatrikulirungs-Katalog bemerkt.
Die Ferien des polytechnischen Instituts werden
nach denen an der k. k. Universität regiilirt. 'Der wo-
cheiithche Ferientag ist der Samstag, Die Lebrkurse'
werden jährlich mit Anfang des Novembers er-'
ölTnet.
ale
na tle
Verhält!.
t allen i
L
Das Personale des polytechnischen Instituts be-
steht aus dem Direktor, den Professoren der techni-,
sehen und der kommerziellen Abtheiluug, dem Vice-
direkior und den Professoren der Realschule oder der'
Vorbereilungsklasscn, den Assistenten der einzelnen.
Lehrfächer und den Dienern des Instituts. Einer derl
Professoren der technischen Abtheiluug vertritt das;
Amt eines Sekieiürs des Instituts. Die Rechnungs^,
geschiifte werden von einem Rechnungsführer be-i
sorgt.
Direktor,
Das gesammte Institut nach allen seinen Zweigei
und das ganze dazu gehörige Personale ist der Obei
Jeitung des Direktors untergeordnet. Ihm liegt in mo'
raliscber, wissenschaftlicher und ökonomischer Hin-
sicht die Sorge für das Gedeihen und Fortscbreitei
des Instituts und das zweckmalsige Zusammenwir]
der einzelnen Kräfte ob. Er sorgt dafür, dafs die vi
schiedenen Eehrfächer den Instruktionen gemafs ufli
in der nöthigen Zusamnienstinimuug vorjjetragen wp]
den. Er berichtet ül»er das Institut an die Landesn
gierung als seine unmittelbar vorgesetzte üehördi
und lepräsentirt das Institut vor derselben, so wie
bng-
Fällej
;eu X allen,
*9
Die Prof essoren der technischen ^btheilung sind:
i) Der Professor der allgemeinea technischen
Chemie«
2) » ^ » speciellen chemisch-tech-
nischen Fächer.
3) » » » Physik,
4) ^^ ^^ ^^ Mathematik.
5) » » » Maschinenlehre.
6) » V » praktischen Geometrie.
7) » » » Land -und Wasserbau-
kunst.
8) » V ' » Technologie.
Die Professoren der kommerziellen Abtheilung :
1) Der Professor der Merkantilrechenkunst und
Buchhaltung.
3) » » »* Handelswissenschaft ^ des
Handels und Wechsel-
rechtes.
3) Der Handelsgeschäftsstyl,
4) die Handelsgeographie und Geschichte^
5) » Waarenkunde^
werden von den Professoren des Styls^ der Geschichte
und Geographie, dann der Naturgeschichte an der
Realschule oder den Vorher ei tungsklassen, vorge-
tragen.
Der Sekretär des Instituts^ welche Funktioii
einem der Professoren mit der bestimmten Gehaltszu-
lage von dem Direktor übertragen wird, unterstützt
den Direktor in der Leitung der literarischen Angele-
genheiten des Instituts, in der Besorgung der Korre-
spondenzen und in der Redaktion des J ournals ; er füh-
ret in den Sitzungen der Professoren die Protokolle,
und hat die unmittelbare Aufsicht über die Biblio-
thek des Instituts.
Das Lehr - Personale der Realschule oder der Vor-
bereitungsklassen : . ,
i) Der Yicedirektor.
a) Professor der SpracMehre und des Geschäfts j
styls.
3) .» » Elementar - Mathematik.
4) » » Geschichte und Geographie.
5) » » Naturgeschichte.
6) Lehrer der Zeichnungen.
7) » » Kalligraphie.
8) » » französischen Sprache.
9) i^ » italienischen Sprache.
Der F7cedirektor führt die unmittelhare Auf-
sicht über diesen Theil des Instituts^ und die Lehrer
sind ihm rücksichtlich ihrer Funktionen an der Real-
schule unmittelhar untergeordnet. Der Dkektor des
Instituts fuhrt die Oberaufsicht*
Der Lehrer der Manufakturzeichnung geniefst
den Rang der Realschulprofessoren.
Die Assistenten an der technischen Abtheilung
des Listituts sind Lehramts - Kandidaten ^ welche auf
den Zeitraum von 2 — 4 Jahren angestellt sind , und
in der Assistirung des Professors durch die praktische
Verwendung in dem betreffenden Lehrfache ihre Aus-
bildung fortsetzen. Sie sind gegenwärtig :
i) Der Assistent fiir die allgemeine technische
Chemie.
^) » ^ der speciellen technischen
Chemie.
3) » » fiir die Maschinenlehre.
4) ^ ^^ för die Technologie.
5) » » für die Physik. ' ^
6) 1^ » tür die Mathematik als Repe*
titor.
31
(Die Assistenten für die praktische Geometrie und
die Land* und Wasserbaukunst sind noch' zu ernen«
nen).
Der Assistent der Maschinenlehre ertheilt den
Unterricht der Maschinenzeichnung , und unterstützt
den Professor in^ den Aufsichtsgeschäften. der Model-
lenwerkstäite. Die Assistenten der Physik, Chemie
und Technologie unterstützen die Professoren sowohl
in ihrem experimentellen Vortrage, als in der Auf-
sicht und Anordnung der ihnen unterstehenden Ka-
binette und Sammlungen.
An den Yorbereitungsklassen befindet sich ein
Adjunkt' des Zeichnungsfaches.
Die Diener des Institutes sind :
i) .Der Portier oder Hausmeister.
2) Saaldiener für das physikaUsche Kabinett.
3), V für die Modellensammlung.
4) » oder Aufseher für das Fabrikspro*
dukten - Kabinett.
5) Kanzleydiener für die Direktionsgeschäfte.
6) Schuldiener der Realschule.
7) Laborant der allgemeinen technischen Chemie.
8) - der speziellen technischen Chemie.
. Zwey Hausknechte.
3« Aufs eres Verhaltnifs des Instituts.
Das polytechnische Institut Jst unmittelbar der
k. k. Landesregierung , und mittelbar der k. k. Stu-
dienhofl^ommission untergeordnet.
Der Rang des Direktors jind der Professoren der
beyden höheren Abtheilu^gen des polytechnischen
Instituts ist jenem des Direktors und der Professoren
der philosophischen Fakultät der Universität gleich
gesetzt. Die Professoren der beyden VorbereitungS- ^
^2
klassen haben y als solche j den Rang der Gymnasial«
Professoren. Rücksichtlich der Assistenten gelten die^
selben BestiniTnnngen , wie an der Universität»
Die Schüler und Zuhörer des Instituts sind nach
denselben ModaUtäten^ wie an der Universität^ von
der Mihtärpflichtigkeit befreyeu
Auf die Zeugnisse des polytechnischen Instituts^
wird bey Anstellungen in Staatsdiensten, welche die
dort vorgetragenen Kenntnisse nöthig machen, beson-
dere Rücksicht genommen werden.
Das poljTtechnische Institut hat den Charakter
einer technischen Kimstbehörde und über alle tech-
juschen Gegenstände, worüber die höheren Behör-
den eines Gutachtens bedürfen, ist dieses von dem-
selben einzuhohlen ; so wie die Mitglieder desselben
zu den für technische Erhebungen in einzelnen Fäl-
len nöthigen Reisen verwendet werden,
4« Sitzungen der Professoren.
Unter dem Vorsitze des Direktors versammeln
sich die Professoren der beyden Sektionen des Insti-
tuts an den Samsta<;en zur gemeinschaftlichen Berä-
thung sowohl über die der höherenBehörde vorzulegen-
den Äufserungen, als über andere Gegenstände des
Instituts. In diesen Sitzungen werden die verschiede-
nen Begutachtungen, kommerzielle und technische
Äufserungen, nach dem höhereu Auftrage, von dea
hetreßenden Professoren gehörig vorbereitet und be-
arbeitet vorgetragen und verhandelt, und in diesen'
Fällen der gewöhnliche Kollegial - Geschäftsgang be-
obachtet. Ferner wird in diesen Sitzungen all dasje-
nige verhandelt, worüber der Direktor rücksichtlich
der Ausfuhrimg der höheren Anordnungen, in Be-
treff der inneren Verhaltnisse des Instituts zum Behufe
4^ gleichförmigen Fortschreitens desselben , und de$
33
gemeinschaftlichen Zusammenwirkens zur Realisirung
seiner Zwecke > eine Erörterung für nöthig hält. '
5. Öffentliche Verhandlung am Ende des '
Jahres.
Um das PubUküm mit dem Geiste des Instituts im-
mer mehr bekannt zu machen, und von seinem Fort-
schreiten und nützhchen Wirken in Kenntnifs zu erhal-
ten, wird zu Ende des Monathes August eine öffentliche
Sitzung oder Verhandlung nach cfinsr öffentlichen -ße-
kanntmachung durch den Direktor veranstaltet, zu
welcher durch ein Programm die Mitglieder der ho-
hen und höchsten Behörden, die Mitglieder des In-
stituts, die Honoratioren, und Jeder, der an den
Fortschritten der Nationalindustrie Theil nimmt^ ein-
geladen werden. In dieser öffentlichen Verhandlung
wird Rechenschaft gegeben von demjenigen, was in
diesem Jahre durch das Institut, sowohl in der Beleh-
rung und Berathung, als in der Prüfung, Bestätigung
und Darstellung neuer Entdeckungen und jihrer prakti-
schen Aawendung gewirkt worden ist. Es wird in
derselben eine geschichtliche Übersicht des inländi-
schen Industriewesens , und der darauf sich beziehen-
den Anstalten und Hülfsmittel, so wie der Fortschritte
und Verbesserungen gegeben, welche im Verlaufe
des Jahres aufscrhalb des Institutes im In- Und Aus-
lande gemacht worden sind. Die Aburtheilung der aus-
gesetzten Preisfragen wird bekannt gemacht , und es
Werden neue aufgegeben. Die Nahmen derjenigen
Zidiörer, welche mit Auszeichnung ihre Prüfungen
bestanden haben, werden mit Lobe erwähnt; auch
können einzelne Zuhörer über einzelne Gegenstände
öffentliche Vorträge zum Beweise ihrer erlangten
Kenntnisse machen. Endlich wird das Programm des
Instituts für das nächste Studienjahr vertheilt.
^.Jahrbücher des polytechnischen Instituts«
Sowohl um das Publikum von Zeit zu Zeit von
34
der Tendenz und den Bemühungen des Instituts zu
belehren^ als auch um einen Platz zu gc^vinne^, in
iVelchem stets sowohl die in- als ausländischen Ent-
d^'ckungen niederf^eleg? , verbreitet und gemeinnützig
gemacht werden können ^ wird ein Journal in zwangs*
freven Heften, unter dem Titel: Jahrbücher des k. k.
polytechnischen Instituts herausgegeben.
Dieses Joiu'nal enthalt alles , was auf die Beför-
derung des Gewerbfleifses in seinen verschiedenen
' Zweigen und Hulfsmitteln, und auf die Erweiterung
der Wissenschaften, welche die Lehrfächer des In-
stituts ausmachen , Bezug hat. Die in- und ausländi-
schen Entdeckungen im Fache der Chemie, des Ma-
schinenwesens und der übrigen Fächer des Instituts
und was deshalb im Institute selbst geschehen ist —
die Fortschritte der inländischen Industrialkultur — '
Abhandlungen der Professoren über die Erweiterung
gen ihrer verschiedenen Fächer zum Bchufe der Kunst
und Wissenschaft — Auszüge aus fremden vorzügü-
chen Abhandlungen j.enes Inhalts -^ Gutachten über
technische Gegenstände — Bekanntmachung der Ge-
genstände, auf welche Erfindungsprivilegien ertheih
worden sind — Nachrichten über das Fortschreiten
der Sammliuigen des Instituts u. s» w» sind die Ge^
jgenstande jener Jahrbücher,
7. B i b 1 i o t h e k
Die BibUothek des Instituts enthält die besseren
Werke über die seinen Lehrfächern zugehörigen Wi«!
senschaften, chemischen, physischen, mathemati-
schen, technologischen und kommerziellen Inhalts^
sowohl zur Benützung für die Professoren, als für di«
Zuhörer. Zur Dotirung dieser Bibliothek werden di«
Immatrikulirimgsgebühren , die von Privatprüfungetf
entfallenden Honorare und einige andere Zuflüsse verr
wendet. Zur Haltung gelehrter Journale ist ein jähr*
liebes Pauschale bestinunt.
35
Die Professoren machen von ^eit ZiVl Zeit dem
Direktor Vorschläge über diejenigen Bücher, deren
Anschaffung in Bezug auf ihre Fächer sie vorzügUch
wünschen, worauf der Direktor nach Verhältnifs des
zu verwendenden Geldes hey der Anschaffung Rück-
sicht nimmt.
Der Sekretär des Instituts fuhrt die unmi^elhare
Aufsicht über die Bibliothek.
II.
Das polytechnische Institut als techni-
sches Museum oder Konservatorium für
Künste und Gewerbe.
Die Sammlungen des polytechnischen Instituts
machen eine eigene Seite desselben aus^ in welcher
eSy von seiner Eigenschaft als Lehranstalt zum Theil
unabhängig, die SteUe eines technischen Museimis
oder einer Erhaltungsanstalt fiir Künste und Gewerbe
vertritt, welche durch die zweckmäfsig und vollstän-
dig aufgestellten technischen Sammlungen eine an-
schauliche Darstellung des Zustandes der Industrial-
kultur und der ihr zugehörigen Wissenschaften und
Hiilfsmittel enthält. Aufserdem dienen diese Samm-
longen als instruktives Hiilfsmittel für die Lehrvor-
trage. Die Professoren fuhren die ordentliche und
unmittelbare Aufsicht iiber die .ihnen, ia Übereinstim-
mung mit ihren Lehrfächern, übergebenen Kabinette
oad Sammlungen. Sie sind für die ihnen nach dem
Inventarium übergebenen Sammlungen verantwortlich,
upd verpflichtet, das Yorhiandene im vollkommenen
Zustande zu erhalten, und für die Erweiterimg des
Kabinettes nach Mafsgabe der vorhandenen Hülfsmitr
36 .
tel die möglichste Sorge zu traf^en. Für die Erbaltnili
und Erweiterung der Saminlungeii sind arigeiuessen«
jährÜclie Verlagsgclder hesiiniiut. Bey atleu Samau
limgen wird auch in der äulscren Aiifstelliing nacn
Thnnlichteit auf eine empfeUende Eleganz RucksieM
genommen. Die Oberaiifsictit über säniinlliclie Kabij
nelte liefet dem Direktor ob. Der Zutritt zu denSammj
luiigen steht dem Publikum gegen, bey dem Üirekto)|
abzuhohlende, und dem Saaldiener des Kabinette!
abzugebende, Eintrittskarten offen. ,'
Die einzelnen Sammlungen des Instituts
;ende :
lind fol
I. Sammlungen der Realschule oder der be^ydei
Vorbereitungskiassen. i
j4. Hier befindet sich eine Sammlung fiir Mincra
logie und Zoologie, deren Zweck und Einricbtunj
zunächst auf den Unterricht in jenen Fächern siel
bezieht. Als insüuktives Hüifsmittel macht sie dahd
weder auf Glanz noch grofse Ausdehnung AnsprucH
Sie steht unter der Aufsicht des Professors der Nl
turgeschicble. j
B, Die nöthigen Karlen und Hülfsraittel für di^
Geographie, dann die Originalien für die Kalligraphij
und das Zeichnen.
II, Sammlung der kommerziellen Abtheilung-
Hier befindet sich eine SamitJung für die f^ad
renkimde , als instruktives Hülfsmittei für den Voi
trag dieses Lehrfachs, welche sämmtlicbe Waarena|
tikel im charakterisdien Zustande enthält, welche i
natürliche, und zum Tbeil künstliche Erzeugnisse i
Handel vorkommen. Sie siebt unter der Aufsicht *
Professors der Waarenkunde.
I
' ^7
III. Samnilungen der technischen Abtheilung.
J. Chemische Präparaten- und Fabrikaten'
Sammlung.
Eine besondere Abtheihing des Laboratorium»
fiir die allgemeine' technische Chemie enthält eine so
viel möghch vollständige und mit deA Fortschritten
der Wissenschaft fortschreitende Sammlung der che-
mischen Präparate in gehöriger Reinheit. Ferner eine
vollständige Sammlung der eigen thchen chemischen
Fabrikate , wie sie im Grofsen gewonnen , und in den
Handel gebracht werden, nach den verschiedenen
Stufen ihrer Qualität. Die Aufsicht dieser Samnalung
gehört dem Professor der allgemeinen technischen
Chemie.
B. Mathematisches Kabinett.
Dieses Kabinett enthält diejenigen mathemati-
schen Werkzeuge und Vorrichtungen, welche zur
Darstellung und Ausübung der Lehren der prakti-
schen Geometrie gehören: ferner inländische und
fremde Mafse und Gewichte , Wagen u. s. w. Diese
Sammlung steht unter der Aufsicht des Professors der
praktischen Geometrie.
C. Das physikalische Kabinett,
Dieses Kabinett enthält eine voUtsändige und
wohlgeordnete Sammlung der physikalischen Apparate
und Vorrichtungen, wie sie sowohl zu einem vollstän-
dig experimentellen Vortrag der Physik, als auch
zur Anstellung der diese Wissenschaft, zumahl in
praktischer Hinsicht, erweiternden Versuche noth-
wendig sind. Der Professor der Physik ist Vorsteher
dieses Kabinettes.
D. Die Modellensammlung.
Diese Sammlung wird eine so viel möglich voU-
Handige Aufstellung der bekannten Maschinen in wohl
38 •
/ «
I
ausgearbeiteten^ nach passenden Mafsstäben und nach
der besten Einrichtung verfertigten, für die Ausfüh-
rung im Grofsen berechneten Modelle enthalten. Von
allen neuen wichtigeren Erfindungen im Gebiethe der
Mechanik werden hier fortwährend die Modelle auf-'
gestellt werden, so dafs diese Sammlung nicht nur
eine vollständige Übersicht der praktisch anwendbar
ren mechanischen Erfindungen aller Art gewährt, son-
dern zugleich ein Sammelplatz ist, von weichemaus
die praktischen Kenntnisse des Maschinenbaues sich
nach allen Seiten verbreiten. Die Modelle werden •
nach und nach in der mechanischen Werkstatte de«
Instituts ver^fertigt, und an dieselbe aus dem Verlag»-
gelde fiir die Modellensammlung der Betrag an Mate^
rial und Abnützung der Werkzeuge ersetzt. Die Mör
delle werden in jenem Mafsstabe ausgeführt, dafs alle '
einzelnen Theile gegen einander im richtigen. Verhällr
nisse stehen, und in jener Gröfse, dafs auch noch die*
kleinsten konstituirenden Theile in ihrem Verhält*
nisse zu den übrigen gehörig zu bemerken sind; so
dafs jede Ausführung der Maschinen im Grofsen nack-
diesen Modellen vorgenommen werden kann<
Diese Modellensammlung steht unter der Auf-
sicht des Professors der Maschinenlehre.
Die zunächst für den Land-, Wasser- und Brü-
ckenbau bestinunten Modelle und Vorrichtungen mar
eben eine kleinere Abiheilung dieses Kabinettes aüfl^
welche unter der Aufsicht des Professors der Land-
und Wasserbaukunst steht.
JE. Die mathematische und mechanische fVerh^
Stätte.
Die mechanische Werkstätte des Instituts ist ein#
Anstalt, in welcher die Modelle für die Modelleiir
Sammlung, aufserdem physikalische und mathemar-'
j^LSche In&txumente und Apparate für das physikaUscli9
^9
und matliematische Kabinett verfertiget^ «und auch
solche* Vorrichtungen ausgeführt werden, die zur
Stellung nützlicher Versuche dienen.
Die^e Werkstätte besteht aus zwey Abtheilungen :
aus der matheinatischen und der Modellenwerktsätte.
Die mathematische TVerkstätte, verfertigt die geome-
trischen und astronomischen Instrumente sowohl für
das Bedürfhifs des Instituts, als der übrigen Lehran-
stalten der Monarchie. Diese Anstalt wird die Theil-
scheiben, Vorbereitungs - Maschinen und übrigen
Hülfsmittel aus der berühmten Werkstätte des könig-
£ch-baierischen Salinenraths Ritter i^on Reichenbach
besitzen, und sie wird von demselben (mit Ende die-
ses Sommers) vollständig eingerichtet werden; so
dafs bey den eingeleiteten Mafsregeln künftig i?ei-
i chenbach^sche Instrumente aus derselben hervorgehen
werden.
1
In der Modellen - Werkstätte sind zwey Model-
lentischler, zwey Kunstschlosser, ein Mechanikus
und ein Uhrmacher, letzterer zugleich als Werkmei-
ster , angestellt. Die Aufsicht und Leitung der Werk-
statte ist dem Professor der Maschinenlehre anver-,
traut, und die Arbeiter sind ihm unmittelbar unter^
geordnet.
Für dasjenige , was in dieser Werkstätte an Mo-
dellen oder andern Apparaten verfertiget wird, hat
dttr Professor als Vorsteher des betreffenden Kabinette«
fiir die ihm abgelieferten Modelle oder Apparate aus
seinem Verlagsgelde das auf das Stück verwendete
Material, und den Betrag der Abnützung der Werk-
seuge nach Verhältnifs der auf das Stück verwende-
ten Arbeitszeit, an die Werkstätte zu bezahlen, wo-
mit das nöthige Material und Werkzeug wieder nach-
geschafft wird. Sowohl zur Regulirung dieser Be-
trage, als zur gehörigen Verrechnung des Ganzen
wird ein eigenes Buch geJiJLhrt, in welcbem y
verfertigte Stück, die Arbeit, welche darauf verwe
det worden ist, wie viel und welches Maienale
gebraucht worden, die auf dasselbe fallende Abm
tzunj; an Werkzeugen, der Gestebnngspreis desselln
und der etwaige laufende Verkaufspreis angegebi
sind.
Wenn einmahl das Bedür(hifs der Kabineue vo
ständig gedeckt seyn wird, so können auch fremde B
Stellungen auf verschiedene Modelle, so wie sie
Modellenkabinette aufgestellt seyn werden, angenofl
men und befriediget werden, um auch auf diei
Weise neue Verbesserungen in der Mechanik weiti
zu verbreiten.
J^. Das Fabriksprodukt eil - Kabinett.
Dieses Kabinett soll ein National - Fabrikspr
dukten - Kabinett darstellen, welches zum Zwecl
hat, durch die Aufstellung karakterislischer Must
aus sämmtlichcn Produktionen dernützÜchen Küfls
eine Übersicht sowohl des gegenwärtigen Zustand
der Vervollkommnung in diesen Arbeiten, als au4
des alimählichen Fortschreitens derselben, und d
durch ehi Bild der Kulturstufe des inländischen In4
striezustandes zu gewahren. Dieses Kabinett soÜ-^
her eine so viel möglich vollständige Übersicht da
sen gewähren, was die Kultur eines jeden Fährim
tionszweigcs zu einer bestimmten Zeit auf eine ausgi
zeichnete Weise zu karakterisiren vermag, so daft i
und aus demselben zu ersehen ist, welche Stufe f
der der verschiedenen Industriezweige dermahl od
bis zu einer bestimmten Zeit erreicht habe.
Die Sammlung wird daher blofs Musterslüd
enthalten, d. h. solche Arlieitsstücke, welche in* i
rer Ausfiihrung die dermahlige Vollkommenheit eia
bestimmten Fabrikalionszweiges auszusprechen i
1^
3i
Stande sind. Was in seiner Art nicht muster- und
meisterhaft ist, oder. sich durch eine besondere, we-
sentlich karakteristische Verschiedenheit oder ver-
schiedene Fahrikationsweise auszeichnet, und als sol-
ches nicht die Ansicht der Vervollkommnungsstufe
in dieser Art von Arbeiten zu geben vermag, kann in
dieser Sammlung keinen Platz finden. Der Fabrikant
wird es sich daher zur Ehre rechnen , wenn Stücke
seiner Fabrikation in dieses National - Fabriksproduk-
ten-Kabinett aufgenommen werden Die Aufstellung
der Muster eines bestimmten Fabrikationszweiges ge-
schieht übrigens in chronologischer Ordnung, und
jedem Stücke wird die Jahreszahl und der Nähme des
Fabrikanten und der Fabrik beygefügt.
Zum Behufe der instruktiven technologischen
Ansicht beginnt jede Reihe eines bestimmten, in sei-
nen verschiedenen Unterabtheilungen geordneten und
»ach der Zeitfolge fortlaufenden Fabrikszweiges mit
dem rohen Materiale in seinen verschiedenen Abän-
derungen^ den nächsten Verarbeitungen desselben
und der stufenweisen Entwickelung des fertigen Fa-
brikats bis zu den vollendeten Mustern. Bey der chro-
nologischen Fortsetzung dieser Muster wird auf ge-
hörige Baümersparnifs Rücksicht genommen, so dafs
unter Mustern, die für einen bestimmten Fabrika-
tionszweig gleich karakteristisch sind, solche gewählt
Werden, welche weniger Raum einnehmen.
. )
Die Produkte der bildenden Künste und die che-
nischen Fabrikate gehören nicht in dieses Kabinett.
Die zum Behufe des technologischen Vortrags
•öihige Sammlung der verschiedenen Werkzeuge,
äiVltkeils in Natur, theils in Modellen, macht eine ei-
1 il^||^, abgesonderte kleinere Abtheilung des Kabi-
ein^^^s aus.
Das Fabriksprodukteii - Kabinelt sieht uM^
Aufsicht des Professors der Technologie.
IV. Jährliche Öffentliche Ausstellung vonFabrilfi
Produkten.
Um den Produktionen der inlandischon Gewerhl
indusirie einen Vereiuigungspunkl zu verschaffen,
welchem durch die gegensciiige Vergleichung sowd
«ine rühmliche Nacheiferung, als auch eine letiendig
Erkenntnifs und Übers^icht der jährhchen Fortschria
der IndustrialkuUnr ausgeht; und um den FaLrikai
ten eine günstige Gelegenheit zu verschaffen^ dj
Fortschritte ihres GewerLflcifses hekannt zu mach^
wird im September eine öffentliche Ausstellung vlj
Fabriksproclukten im Gebäude des polytechnisch^
Instituts veranstaltet. ^l
Zu diesem Ende ergeht von der k. k. Komtner
hofliommission eine Aufforderung an sämnitliche F.
Lrikaiiten und technische Künstler der Monarch!
ein Exemplar des Vollendetesten ihrer Erzeugnisse j
' das Institut einzascndea. j
1
Dem eingesandten Gegenstande werden zw
gleichlautende von dem Eigenthümer eigenhändig u
terfertigte Bescheinigungen mit dem Nahmen der]
hrik, charakteristisclier Angabe des Gegenstandes m
seinem Verkaufspreise oder Wcrlhe Leygelegt, v
welchen der Eigenthümer die eine von dem Sekret
des Instituts und dem Professor der Technologie u
terfertigte als Empfangsscliein zurück erhält, diel
dere aber als Gegenversicherung aufbewahrt wü
Die Ausstellung beginnt mit den ersten Tagen c
Septembers und wird mit Ende dieses Monaths j
schlössen. Einem jeden ausgestellten Stücke wirdi
Nähme und Wohnort des Erzeugers , und der Pi
des Produktes heygefügt. Nach der Ausstellung W
den gegen den Empfangschein die eingesendeten W
33
1 wieder zuräckgegeben, Einsenduüg und Zurück-
hine geschieht' auf Kosten des Eigenthümers. Die
infiefenxng der auszustellenden Stücke kann das
mze Jahr hindurch geschehen.
Die Anordnung der Aufstellung hat unmittelbar
er Professor der Technologie -zu besorgen; auch ver*-
ifst er über die gesammte Ausstellung eiiien räson-
irenden Kataloge welcher im Journsd des Instituts
)ckancit gemacht wird.
III.
Das polytechnische Institut als Verein
zur Beförderung der Nationalindustrie,
oder als Gesellschaft zur Aufmunterung
der Künste und Gewerbe.
Durch die Ernennung von MitgUedern unter den
Angesehenen und Honoratioren, dem Handelsstande
und der Zahl gebildeter Fabrikanten wird das poly-
, technische Institut den Mittelpunkt eines Vereins zur
Beförderung der Nationalindustrie bilden, durch
welchen^ in Verbindung mit seinen eigenen Hülfs-
! Biittehi^ seine praktische Wirksamkeit in dem Mafse
befördert und erweitert wird , als sich dadurch die
Theilnahme an dessen wissenschaftlichen Bemühun-
gen und die Mitwirkung zu seinem Zwecke in einen
f'öfsercn JCreis verbreitet. Ein Hauptzweck dieses
ereines ist die jährliche Ausstellung bedeutender
fraise über Erfindungen und , Verbesserungen im
Felde der technischen Künste — ein reichhaltiges
Mitte!, durch welches in andern Ländern bereits so
"•iele neue Entdeckungen und Vervollkommnungen her-
vorgebracht worden sind. Überdiefs wird dieser Ver-
'Cin durch die nähere Verbindung, in welche er das
gewerbfleifsige Publikum mit dem Institut^ bringt, die
J*l>'k d. polyt. last. I. Bd. . 3
34
Verbreitung dei" höheren Kultur aus demselben be-
günstigen^ und hinwieder dem Institute selbst leichte
und schnelle Mittheilung von Erfindungen^ und in
einzelnen Fällen praktische Belehrung verschaffen.
Indem er das Interesse und die Achtung für die wis-
senschaftlichen Einflüsse auf das technische Leben er-
höht und allgemeiner macht ^ befördert er zugleich
wirksam den Erfolg der ganzen Anstalt. Über diesen
Verein, der einen integrirenden Theil des Ganzen
ausmacht, werden die nähieren Bestimmungen und
die Detail - Organisation noch nachträglich bekannt'
ffcmacht werden.
II.
Geschichte
des kaiserl, lönigL
*
polytechnischen Instituts,
Vom Heraus, ge h^e r.
ri
•■-^as notliwendige Wechselverhälthifs zwischen.
Ackerbau und Gewerbsindustrie^ der wichtige EinfluA^
den letztere auf die Ausbreitung und Vervollkonominuiu^
des/ersteren ausübt, durch die Werthserhöhung seineC
Produkte; die schöpferische Kraft, mit welcher Gor
werbe und Handel inmier neue Quellen des Nationi^t-
wohlstandes und der Nationalkraft eröffnen; dieNot)^
wendigkeit der wissenschaftlichen Kultur zur festetfi
Begründung und zweckmäfsigen Leitung der NatiönaBr-*
Betriebsamkeit nach allen ihren Zweigen und RichtaxB."
gen — sind von der österreichischen Staatsverwaltui^
schon lange erkannt worden. Was von der Regierul»|
durch Unterstutzimg ^ Ratb und Belehrung seit ^i
" . 35
ner Reihe von Jahren vielfach fiir den Ackerbau und
Gewerbshetrieb geschehen ist , liefert dazu zahlrei-
che Bele ge. Die Verbreitung wissenschaftlicher Bil-
dimgiur technische Zwecke^ als das fruchtbarste und
nachhaltigste Mittel zur Beförderung derselben^ ist
▼on&glich in dem letzten Jahrzehend ein Gegenstand
, der väterUchen Sorgfalt Seiner k. k. Majestät gewesen.
Nach und nach wurden die verschiedenen öffentlichen
Lehranstalten mit Lehrstühlen für die Landwirth-
Schaftslehre versehen: in der Hauptstadt sowohl^ als
in den Hauptstädten der Provinzen wurden landwirth-*
schaftliche Gesellschaften errichtet. y
Auf der andern Seite verlor man das Bedürfhifs,
gleichmäfsig für die Ausbildung der Gewerbsbetrieb-
samkeit zu sorgen^ nicht aus dem Gesichte. Schon im
Jahr i8o3 wurde von der k. k. Hof kammer die Noth-
wendigkeit und Nützlichkeit der Errichtung einer Zen-
tral-BUdungsanstalt für Handel und Gewerbe in der
Hauptstadt Wien anerkannt, und es wurden die ersten
Einleitungen zur künftigen Herstellung einer solchen
Anstalt in Anregung gebracht. Um für diese künftige
Anstalt einen hinreichenden Fond auszuscheiden, be-
fahlen Seine k. k. Majestät durch ein^ allerhöchste
Entschliefsung , diesen Fond, vom i. November i8o3
to, aus <len Zuflüssen der jährlichen Grofshandlimgs-
sieaer zu bilden. Aus diesen Zuflüssen und durch die
Aahäufung der Zinsen war dieser Fond bis zum Jahr
i8i5y bis zu 499732 fl. i5kr. angewachsen, obgleich
te Zuflüsse selbst mit dem i, November 181 3 auf-
tthört hatten, indem zu dieser Zeit die allgemeine
Hwerbsteuer in Ausführung gekommen, und die
iuherige Grofshandlungssteuer derselben einverleibt
^1 forden war.
Die ersten bestimmteren Verhandlungen über die
i'^Errichtung eines polytechnischen Institutes in der
3
1
m AmSil
36
Haupt- und Residenzstadt Wien fallen in den
des Jabres iSio. Um diese Zeit wurde dem damalil
geu Hofkammerpräsidenten, Grafen von Odonnel, di
erste Plan zur Errichtung dieses Instituts von dem g(
genwärligen Direktor übergeben. Die bald nachht
eingetretenen Reformationen im Finanzwesen und di
Zeitumstände schwächten jedoch die Aufmerksamki
auf diesen Gegenstand, und erst in den nächsten Jal
ren wurde die Verhandlung über denselben auf allei
höchsten Befehl Seiner k. k. Majestät erneuert, im
l)is zur Vollendung der Organisation ununlerbroche
fortgesetzt. Der um das Studienwesen der osterreich
scheu Monarchie so vielfach verdiente Staats - und Koi
ferenzrath, Freiherr von Stiffl, welcher das Departi
ment des öffendichen Unterrichtes im Staaisrathe bi
sorgte, und dessen Scharfblicke, bei seinen ausgebn
teten und vielseitigen Kenntnissen, die Wichtigkeit d(
Ausiah, um deren Errichtung es sich handehe, nicl
verborgen bleiben konnte, nahm sich derselben thäti
an, umfafste mit Eifer und Sachkennmifs ihr ganzi
Wesen, half gründen und beschleunigen. Seinen e
folgreichen Bemühungen hat das Institut grofsen Thoi
seine gegenwärtige Gestaltung, imd den Umfang si
ner Hülfsmitlel zu vcrdaoken. So entwickelte sich a
mähUch dieses Institut, dessen wohlthätige Früche
durch das gemeinsiuiiige Zusammenwirken und de
redlichen Fleifs seiner Mitglieder erzogen, den VatC!
landsfreund aufrufen werden zum segnenden Danl
gegen den Kaiser Franz, dessen Wille dieses Den!
mahl seiner Liehe fiir die nützlichen Wissenschafte
und Künste, seiner eigenen GrÖfse nicht unwertli, hej
vorgerufen hat.
Durch ein k. k. Studien -Hofkommissionsdekrl
vom aG. März i8i3, erhielt der Direktor den Auftrag, i
Beziehung auf den früher vorgelegten Plan, einen Voi
schlag üJier dieDetailmafsregeln zur anfänglichen Ai
führung des polj' technischen Institutes zu erstatti
37
Dieser Vorschlag wurde unterm a5**'* April[i8i3 au
die k« k. Studienhofkommission übergeben. Er um«
fafite diefiir die erste Einrichtung dieser Anstatt nöthi-
gen Organisationsgegenstäude ^ nähmlich die Aufstel-
lung der Lehrfächer, die BeischafFung der nöthigen
Apparstte und SammJungen, die Verwendung des
nöthigen Personale und dessen Besoldungsstand, den
Betrag der laufenden Ausgaben |[ur die anfängliche
Einrichtung, die Vereinigung der neuen Lehranstalt
mit der bereits bestehenden Realschule, und die fiir
das Institut erforderliche Lokalität. Im Oktober i8i3
wurde die Untersuchung gepflogen, ob die chemischen,
physischen, mechanischen und naturhistorischen Säle,
Apparate und Sammlungen an der Universität nicht
gememschafUich für das polytechnische Institut be«
niitzt werden könnten, in welchem Falle dann das In-
stitut, in der Nähe der Universität unterzubringen ge-
wesen ^eyn würde. Es ergab sich jedoch, dafs diese ge-
meinsckaiUiche Benützung nicht möglich sey , theils
weil die Universität einen Theil jener Sammlungen,
welche das polytechnische Institut nöthig hatte, nicht
besitzt , theils weil eine gemeinschaftliche Benützung
des Vorhandenen die Ordnung der einen oder der
aadem Lehranstalt gestört haben würde.
Der Anfang der Einrichtung des Instituts hing
nun von der Auffindung eines zweckmäfsigen Lokale
ib. Diese Auffindung war mit einigen Schwierigkei-
ten verbunden, weil in der eigentlichen Stadt ein zu
der neuen Anstalt hinreichend grofses und zweck-
mäTsig verwendbares Lokale nicht vorhanden ist, die
Anstalt selbst aber aus Rücksicht auf die Frequenta-
tion nicht in einen entlegenen Theil der Vorstädte
▼ersetzt werden konnte.
Endlich geläng es dem Direktor, unter dem
i.la4*'"* August i8i4, den Ankauf des vor dem Kärntner
c.| Thore an der Wien gelegenen ehemahlig. gräfl. Lose*^
■ 38 ■
sehen Hauses als ein völlig zweckmafsiges Lokale ai
die k. k. iiied. öster. Landesregierung iii Vorsclilag
bringen zu können. Dieses ilaus baue mit dem dasi
gehörigen Platze und Garten einen Fllicheninlialt
etwa 3ioo Quadratklafter. Die auf diesem Kautu(
■vorhandenen verschiedenartigen Gebäude waren zw,
nicht sehr geräumig, und grÖfstenLheils auf Zinswob
nungen eingerichtet es konnte jedoch für den An
fang ein Theil derselben iheils zu Hörsälen, theib
Unterbringung einiger Sammlungen verwendet wei
den. Der vor dem Hause liegende Platz gab Raui
Bur Aufführung eines neuen Hauptgebäudes von Ö
Klaftern Länge i auch bot der übrige Ranm noch hit
reichende Gelegenheit zu künftigen Bauführunge
imd Erweiterungen dar. Die geringe Entfernung dii
sei- Lokalität von der eigentlichen Stadt, ihre frei
Lage an dem Glacis und ihr bedeutender Umfang eij
neten sie ganz vorzüglich zu der Verwendung für di
neue Anstalt j und da der damablige Eigenthümer dei
selben, der griechische Banqiiicr Hr. Georg Sine
sich bereitwillig erklärt hatte, diese Realität dei
Slaate für die Errichtung des polyteebnischen Insl
tuts um den Preis von 200,000 fl. W. fV. zuüberlai
sen; so stand dem Ankaufe derselben kein HindemiJ
im Wege.
Nachdem noch vorläufig die summarischen Kc
stenüberschläge über die, in dem zu erkaufenden L(
kale, vorzunehmenden Baulichkeiten vorgelegt wol
den waren: so erhielt der mit dem Grofshändler&'n
abgeschlossene IContrakt, in Folge k. k. Studienho!
kommissionsdekrets vom Bo""" Dezember i8i4) di
allerhöchste Genehmigung ; der Kaufschilling vo
aoojooo fl. W. W. wurde angewiesen, und der Direl
lor beauitragt, das erkaufte Haus für das Institut
Besitz zu nehmen, und den darin befindlichen Woht
Parteien aufzukündcn.
39
I
Die K.aufsumme ^urde aus den Geldern des
polytecbLniscbren Institutsfondes bezahlt.
Bei der Auszahlung des Kaufschillings machte
der Grofshändler Sina dem Institute ein Geschenk
von 20,000 fl. in Uofkammer Obligationen; wor-
über demselben die allerhöchste Zufriedenheit Seiner
h h Majestät zu erkennen gegeben worden ist.
Nach dem erfolgten Ankaufe der Lokalität mufste
erstens die Aufführung des neuen Hauptgebäudes, um
das Institut in seiner gehörigen Ausdehnung aufnehmen
zu können, zweitens die vorläufige Adaptirung der
vorhandenen Gebäude für die erste Unterbringung
der Anstalt Jberücksichtiget werden. Mit Anfang des
Jahrs 18 1 5 wurden die Pläne des neuen Hauptgebäu-
des Yon der k. L Oberbaudirektion nach den vom
Direktor angegebenen Lokalitäts - Bedürfnissen entwor«
fenj im Oktober d, J. genehmigten Seine k. k: Maje-
stät die Auffuhrung dieses Gebäudes nach dem von
dem k. k. Hofbauraüie revidirten Plane, und übertru-
gen dem Hofbaurathsdirektor und Hofkommissions-
rathe Hrn. s^onSchemerl Ritter von Lejthenbach die
Oberleitimg dieses Baues.
Am 26*'*° Februar i8i5 übergab der Direktor
an die i. k. nied. öster. Landesregierung den Vor-
schlag, auf welche Weise die polytechnische Lehran-
stalt in dem dazu erkauften Gebäude für den Anfang
eröffnet werden könnte. Dieser Vorschlag bezieht sich
iof die Ausführung jener Mafsregeln, welche fiir den
ersten Anfang des Instituts mit Beziehung auf die be-
reits firüher vorgelegten umfassendem Plane noihwen-
dig waren, um an dieselben die allmähliche Erweiterung
4cr Anstalt nach erfolgter allerhöchster Genehmigung
, j des ganzen Planes anschliefsen zu können. Die Punkte
dieses Vorschlags bezogen sich auf die nöthige Adapti-
nmg des bereits vorhandenen Gebäudes, auf die An •
Stellung des vorerst nöthigen Lehrpersonals; die Auf-
nahme der nöthigen Dienstleute ; die erste Errichtung
der Modeilenwerkstättc , und die Anschaffung der vor-
läufig nöthigen Apparate.
' Wenn die ersten Vorlesungen mit dem Novera-
her 181 5 eröffnet werden sollten; so mufste wenig-
stens die allgemeine technische Chemie^ die Phy-
sik und die Mathematik vorgetragen werden. Zur
Übernahme des chemischen Lehrfaches erbot sich der
Direktor. Da jedoch die erste Einrichtung des che-
mischen Laboratoriums und die Beischaffung der ua^
entbehilichsten Präparate viele Vorarbeiten erfor-
derten^ zu welchen dqm Direktor seine laufenden Ge-
schäfte keine Zeit übrig gelassen haben würden ; so
brachte er^ aufser dem für dieses Lehrfach, so wie für
die übrigen, zu bewilligenden Assistente^, noch die
Anstellung eines chemischen Adjunkten in Antrags
welcher im ersten Jahre vorzüglich sich für die Ein-
richtung des Laboratoriums zu verwenden hätte, und
im folgenden für die nach dem ursprünglicheh Plane
Hoch zu errichtende Professur einiger einzelnen che-
* misch- technischen* Lehrzweige angestellt werden
könnte. Er schlug zu dieser Stelle den damahls aus
Siebenbürgen hier anwesenden Apotheker, Herrn
Paul .Traugott Meifsner y der sich bereits durch ei-.
nige chemische Schriften und durch GeschickUchkeit ,
in*" der chemischen Praxis vortheilhaft bekannt ge- ,
macht hatte, vor. Die übrigen Lehrstellen konnten • .
bis zur definitiven Besetzung einstweilen durch Süp-
pUrung besorgt werden.
Durch eine allerhöchste Eiitschliefsung vom aö'*"*
Mai 18 1 5 wurde, bis zur, Vorlegung des' Hauptvorr
träges über die definitive Organisation des gesammteä .
Instituts, über verschiedene Punkte der früherea
Voi*schläge entschieden, und dadurch dem Institute
diö Grundlage der Organisation gesichert, welche ihm
|: ■ * ■ . •• . Ar
später zu TheiL wurde. Durch diese allerhöchste Re-
solution wurde die Vereinigung der Etealakademie und
des, bisher unter einer eigenen Direktion bestandenen^
Kabinettes der Tabriksprodukte mit dem polytechni-
schen Institute^ als integrirender Theile, befohlen,
und das gesammte Institut nach allen seinen Zweigen
und das ganze dazu gehörige Personale der • Oberlei-
tung des ^Direktors untergeordnet. Der Anfang der
Vorlesungen wurde auf den Anfang des Novembers
d. J. (i8i5) festgesetzt^ dem Direktor das Lehrfach
der Chemiie übertragen; für die ülirigen Lehrfacher
einstwelUge Supplirung angeordnet. Die Anstellung
des Hm. P. T. Meißner sJls Adjunkt der Chemie mit der
Verpflichtung zu den ihm vom Direktor zuzuweisen-
den Geschäften und mit der Versicherung des Lehr-
amts der speziellen technischen Chemie im zweiten
Schuljahre^ wurde genehmigt; und für die Lehrfächer
der Chemie und Pnysik die Anstellung der Assisten-
ten bewilligt. Für die Einrichtung der mechanischen
oder Modellenwerkstätte wurde nach erfolgter .An-
stellung des Professors der Maschinenlehre die Erstat-
tung des detaillirten Vorschlags angeordnet , und vor-
laufig bestinmit^ dafs für die Arbeiter dieser Werk-
.stätte keine fixen Besoldungen festzusetzen seyen, son-
dern ihr Gehalt wie bei Privaten zu reguliren sey, und
nur in besonderen Fällen einer oder der andere der-
selben mit Dekret und fixem Gehalte angestellt werden
lonne. Die vorläufig nöthige Dienerschafl wurde mit
vier Individuen bewilligt. Die Gehalte der Profes-
soren wurden nach den Abstufungen von 2000 fl.,
1800 fL und i5oo fl. festgesetzt: dem Direktor die
Wahl eines Professors als Sekretär überlassen , und
fiir diese Dienstleistung eine Gehaltszulage von 4oo fl.
Itestimmt. — Zur ersten nöthigen Einrichtung desche-
liischen Laboratoriums wurden 8000 und zur An-
schaffung naehrerer physikalischer Geräthschaften
3000 fl. angewiesen. Seine k. k. Majestät machten
*ttgleich Ihr eigenes physikalisches Kabinett , das bis-
her in der Eiirg onter einer eigenen Uirektion besU
den liatie, dem Institute zum Geschenk-
Übrigens wurden in dieser allerhöchsten Resolu-
tion noch dem Direktor zur Bestieitung dei' Schreib-
materialien ein jahrhcher Betrag von i5o fl., zur Hai«
tung gelehrter Journale 4oo fl. und ein Holzdepu
tat zur Beheilzung seiner ihm im Institutsgebäud
(hereits durch allerhöchste Resohition vom la'™ Apri
d. J.) angevriesenen Wohnung bewilligt. Es wurdi
die möglichste Beschleunigung zur Herstellung de
neuen Institutsgebäudes angeordnet; und die öffenl
liehe Ankündigung des Instituts mit dem Beisatze bö
fohlen, dafs auf die Zeugnisse von diesem Instiluli
bei Ertheilung von Fabriksheflignissen und bei di
Anstellungen in Staatsdiensten, welche die dort vttf
getrageneu Kenntnisse nölhig machen, Bücksicht ge
uoramen werde.
Wahrend des Sommers und Herbstes i8i5 wtu
den nun von der k. k. Oberbaudirektion nach der Al
gäbe des Direktors die nothigen Einrichtungen
Veränderungen in dem ahen Gebäude vorgenommei
um die Vorlesungen mit dem i"'" November begil
neu zu können. Einige grötsere Säle wurden zu Voi
lesesälen hergerichtet, und mit der nothigen Einricl:
tung versehen; die übrigen kleineren Zimmer in de
Stand gesetzt, um die zu tibernehmenden SammluD
gen vorläufig unterbringen zu können; ein gegen di
Seite des Gartens gelegenes Gewächshaus sammt de
anstofsenden ebenerdigen Gemächern wurde in ei
zweckmäfsiges Lokale zur Unterbringung der meclu
nischen Werkstätte umgestaltet; ein daran stofsende
schöner Gartensaal wurde sammt den ansiofsende
Gemächern als Hörsaal und Laboratorium für die cht
mischen Vorlesungen hergerichtet, oni auch in d(
Folge, wenn das Laboratorium im neuen Gebäud
vollendet seyn wurde , für den Vortrag der speziell^
43
technisclicn Chemie dienen zu können , wefshalb vor
demselben ein hinlänglich geräumiger Grasplatz für
Bleich - und ähnliche Versuche aus einem Theile des
Gartens hergestellt wurde.
In der Mitte Augusts i8i5 erhielt der Direktor
den allerhöchsten Befehl, sich nach Paris zu verfo-
gen, wo damahls Seine k. k. Majestät anwesend waren.
Er benutzte seinen Aufenthalt in dieser Hauptstadt^
um sich mit den verschiedenen technischen Bildungs^
und Beförderungs- Anstalten und dem übrigen in die-
ser Hinsicht Merkwürdigen in derselben näher bekannt
zu machen, und erkaufte fär das Institut, um eine
durch die Grofsmiith Seiner k. k. Majestät dazu an-
gewiesene Summe, verschiedene schätzbare physika-
lische und chemische Apparate, mehrere Muster-
stücke von IndustrialproduKten, Maschinenzeichnun-
gen , und eine nicht unbedeutende Sammlung schätz-
barer Werke für die Bibliothek des Instituts. 'In der
Mitte des Oktobers kehrte er nach Wien zurück.
Während dieser Zeit waren die Adaptirungsarbeiten
des Gebäudes durch die k. k. Oberbaudirektion aus-
geführt worden j und Adjunkt Hr. P. TT Meijsner
hatte unterdessen in dem chemischen Laboratorium
die gemauerten Öfen hergestellt, und die für den An-
fang der Vorlesungen nöthigsten chemischen Apparate
und Materialien beigeschafft.
ea
In Folge der allerhöchsten Resolution vom 26'*
Mai i8i5 wurde durch Regierungsdekret vom 19'
Oktober d. J. nach der Zurückkunft des Direktors die
Realakademie, welche bisher dem fürs terzbischöfli-
chen Konsistorium untergeordnet war, dem polytech-
nischen Institute als integrirender Theil zugewiesen,
und das gesammte Personale derselben unter die Ober-
leitung des Direktors gestellt: sie mufste jedoch in
ihrem bisherigen Lokale in der Stadt noch so lange
verhleiben , bis sie in dem neuen Institutsgebäude
44
untergebracht, und die in dem Plane des Instituts lie-*
genden Veränderungen mit derselben vorgenonunen
werden konnten.
Am 3**" November i8i5 wurde das Institut vom,
Direktor mit einem Vortrage in Form einer Rede, in
welcher der Zweck und die wesentliche Einrichtung
des Instituts auseinandergesetzt waren, eröffnet.
Viele angesehene Staatsbeamte und Honoratioren
wohnten dieser Feierlichkeit bei, und sprachen da-
durch ihre Theilnahme an der entstehenden Anstalt
aus. Vorgetragen wurden aufser der Chemie noch
die Mathematik und Physik : diese Vorlesungen wur-
den voh etwa fünfzig Zuhörern besucht.
Die Mathematik wurde von dem Professor Hrn.
Joseph Hantschly Lehrer der Mathematik und Mer-
kantilrechnung an der Realschule, provisorisch vor-
getragen , und die Physik vom Hrn. Abbe Stelzham^
mePy Direktor des L k. physikalischen und astrono-
mischen Kabinettes, supplirt. Für die Chemie wurde
als Assistent Hr. Ignatz Pach, gewesener Provisor
der nied. öster. Landschaftsapotheke zu Molk, ange-
stellt y ein geschickter und thätiger junger Chemiker,
der während der Zeit , als er diese Stelle versah, eine
bedeutende Menge der chemischen Präparate für das
Laboratoriiun angefertiget hat.
Unterm ag'*'" Juni i8i5 hatte, in Beziehung auf
die Ausfuhrung der durch die allerhöchste Resolution
vom 26*^"" Mai 181 5 angeordneten Bestimitiuncen,
der Direktor die nöthigen Anträge an diek. k.Lanaes-
regierung übergeben, welche sich theils auf die Über-
nahme der Sammlungen, theils auf die Besetzung der
Lehrfächer der Physik und Mathematik, theils auf
die Anweisung der nöthigen Gelder und Besoldungen,
bezogen. Zum Lehramte der Physik wurde Hr. Johann
Philipp Neumann j Professor der Physik am k. k.
45
Lyceum und dejr Astronomie am- Joanneum in Grätz,
ein in seinem Fache durch die Herausgabe eines phy-
sikalischen Lehrbuches und, durch eine längere aui^-
eezeichnete Verwendung im Lehramte rühmlich be-
iaimter Gelehrter^ in Vorschlag gebracht.
Mit k. k. Studienhofkommissionsdekrete vom i ^^''^
Dezember i8i5 erfolgte über diese Punkte unterm
i5^" November d. J. eine allerhöchste Entschliefsung,
durch Virelche befohlen wurde, dafs der Hauptorga-
nisationsplan des polytechnischen Instituts nach den
früheren Anträgen und mit Berücksichtigung' und Be-
obachtung aller bisher in dieser Hinsicht erflossenen
höchsten Entschliefsungen von dem Direktor bearbei-
tet und vorgelegt werden sollte, damit sonach die
Einrichtung aer gesammten Anstalt beendiget werde.
Zur Besetzung der Lehrämter der Mathematik imd
der Technologie wurde die Ausschreibung von Kon-
kursen angeordnet} das Lehramt der Physik aber
dem Professor Neumann verliehen. Die unverzüg-
liche Übernahme des kaiserlichen physikalischen Ka-
binettes und des Fabriksprodukten -Kabinettes wurde ,
befohlen^ und die Übersetzung des bei letzterem be-
findliehen Personals, bestehend in einem Aufseher und
einem Hausknechte, an das Institut, angeordnet. Auf
Versuche für das chemische Laboratorium wurden
jährlich aSoo fl. angewiesen, auch dem Direktor zur
Haltung eines Privatschreibers 3oo fl. bewilligt.
Noch vor Anfang des Jahres 1816 wurde das kai-
serliche physikalische und das Fabriksprodukten - Ka-
binett förmlich übernommen , und in dem Instituts-
gebäude untergebracht.
Da die Anstellung des Professors der Maschinen-
lehre, wegen der Einrichtung der Modellen werk-
•tatte, die seiner Leitung unterstehen sollte, unver-
»chiehlich war ; so wurde für dieses Lehramt, in Folge
46
Smdienhofkommissiuiis-Deki-ets vom 28'"° Juli 18:
eiu Konkurs ausgescluieben. In Folge desselb<
■wurde, laut Sludienhofkommissions-Bekiet vom i5
Jänner, durch allerhöchsle Eutschliefsung Seiner k
Majestätf yom 3' " Jänner j8iG, jenes Lehramt de
Hrn. Johann ^rzber^^er verheben, (bisherigen ^ ;(
schinendireklor auf den Eisenwerken des Fürsten vo
Salm. - Reiferscheid in Mähren"^, welcher herei
durch mehrere Abhandlungen eben sowohl sein
gründlichen Kenntnisse in der höhern Matbcmati
und Mechanik, als durch praktische Ausführung^
seine Kenntnisse im Maschinenwesen erwiesen hatt
Am 5"" März iSiG legte er bei der k. k. nied. Östß
Landesregierung seinen Diensteid ah,
Da Professor Neumann sein Lehramt mit i o'
Jänner 181G angeU'eten hatte, und sonach die Ansu
lung dos Assistenten der Physik erforderlich war;
wurde Hr. Georg Altmiitter, bisheriger Assistent
der k. k. Theresiiuiiscbcn Ritterakadcuiie, zu diei
Stelle ernaimt.
Zur Beschleunigung der Errichtung der mecl:
nischen Werksiätte wurde unterm 9'*" März 18
ein eigener Vorschlag an die k. k. Landesregierui
über diesen Gegenstand, nach Einvernehmen d
Professors der Maschinenlehre erstattet, und a
dem Hauptorganisationsplane dasjenige, was die C
ganisation dieser Werkstätte betraf, vorläufig au8|
hoben. Diese Einrichtung wurde durch allerhöchl
Enlschliefsung vom 8""' Jidi 1816 genehmigt, tu
der Betrag von 5ooo fl. lür die erste Errichtung j
gewiesen, Professor Jrzberger besorgte sonach 1
Einrichtung dieser Werkstälte und ihre Dotini
mit den nöüiigen Geiathscbaften und Werks*
gen, fiir die sechs anzustellenden Arbeiter, so dafsl
reits im Sommer 181G die ersten drei Arbeiter v
nach und nach auch die übrigen in Thätigkeit trat
Durch Regierungsdekret vom 7*? April 18 16
'wurde in Folge allerhöchster Genehmigung dem Ad-
J'aniten der Chemie, Hrn. P. T. Meifsner , in Gemäfs-
leit seines tmterm ro**" Jänner 18 16 eingereichten
Gesuches, die Abhaltung aufserordentlicher Vorlesun-
gen über die jiräometrie gegen ein Honorar von
3o fl. W. W. bewiUigt-
Zur Besetzung der Lehrkanzeln der Mathematik
tmd Technologie waren am 14^**" März 18 16 die Kon-
kurse abgehalten worden. In Folge derselben wm-de
mit allerhöchster Entschliefsung vom i o^*" Jänner 1 8 16
das Lehramt der Mathematik dem bisherigen Lehrer
der Mathematik und Merkantilrechnung an der Real^
schule und supplirenden Lehrer der höheren Mathe-
matik an der Universität, Hrn. Joseph Hantschi , wel-
dicr durch eine vieljährige Verwendung im Lehr-
&che bereits vollgültige Beweise seiher mathemati-
schen. Kenntnisse an den Tag gelegt hatte, — und das
Lehramt der Technologie, dem bisherigen Assistenten,
der Physik, Hrn. Georg Altmütter, der sich über
seine gründlichen technologischen Kenntnisse durch
^\ seine Elaborate ausgewiesen hatte , verliehen. Letzte-
rer legte am 3 1***"" Juli 1816 bei der k. k. nied. öster^
iBjl Landesregierung seinen Diensteid ab.
d^
Mit Ende Mai 1816 trat der bisherige Assistent
der Chemie, Hr. Ignatz Pach, aus seinem Dienste,
tadem er die Direktion einer f(öinen Rosogliofabrik in
hsijji^en übernahm. An seiner Stelle wurde Alojs
ehrlcy Phai:maceut, zum Assistenten ernannt. Die
digte Assistentenstelle der Physik wurde unterm
August i8i6 dem Hrn. Karl Stßhlberger, Kan-
imflUaten der Medizin, verliehen.
fsbÄ Da der bisherige Lehrer des mathematischen
ichnungsfaches und der Geometrie an der Real-
raiÄthule^ Hr. F. J. Sender ^ zum Direktor der Volkszeick-
Iten
48 : •
hungsschulen ernannt woi'den war: so wurden, fiirdas
Lehrfach der Zeichnungvskunst Hr, Frünz Reijser, dei;
l^esonders im geographischen Fache sich durch Kupfer»-
stecherarheilen rühmhch ausgezeichnet halte, und ftit
das durch die Beförderung des Professors Hrn. Joseph
Jlahtschl erledigte Lehrfach der Elementarmathema-
tik und Merkantilrechnung, Hr. Joseph BeskiAa, d^r
die Rechtswissenschaft und höhere Matheoiatik ahsol»
virt hatte,, und Hr. Franz Lebacque, vormahhger
Schüler der Realschule, als Supplenten angestellt.
Der bisherige Lehrer des Blumenzeichnungsfaches
an* der Realschule, ür.Ignaz Lamingery wurde wegen
Altersschwäche, laut höchster Entschliefsung vom
II ""^ September 1816, in Jubilationsstand versetatj
und die Supplirung dieses Faches einstweilen dem
Hrn. J. K. Smirsch übertragen.
Nachdem der bisherige Direktor der Realschuloi
Br. Joseph Hally wegen Altersschwäche in Ruhe?
stand versetzt worden war : so wurde, laut Studienr
hofkommissionsdekrets vom 28'*^" Juni 1816, der bi*
herige Religionslehrer an der Realschule, Hr. Joseph
MajeVj Weltpriester, in Genehmigung des defshal|
von dem Direktor des Instituts erstatteten Antrag«;
zum provisorischen Vicedirektor der Realschule e^
nannt. Die definitiven Ernennungen an diesem Theilj
des polytechnischen Instituts konnten in Folge eina
früheren allerhöchsten Verfügung erst nach erfolgte
allerhöchster Genehmigung des Hauptorganisation»
planes, von welcher die definitive Einrichtung da
Realschule und ihre Verbindungsart mit den übri
gen Theilen des Instituts abhing, vor sich geheiu
Da füp den mineralogischen Unterricht an dö
Realschule die Anischaffung einer zweckmäfsigen uöJl
instruktiven Mineraliensammlung nöthig wurde : Ä
Jbrachte der Direktor im März 1816 den Ankauf ö
. . 49
I
ler bedeutenden Sammlung^ welche dem verstör-
>enen nied. österr. Regierungsrathe von Bock und Pol-
\ach gehört ^halte, in Vorschlag, und diese Saomilung
vmrde^ -vermöge allerhöchster Entschliefsung, wm die
Summe von lo^ooo £1. W. W. für das Institut ange-
kauft.
Am iii**«° August i8i6 machte der k. k. privile-
girte Grofshändler, Hr. Joseph von fViyrna in Wien,
dem polytechnischen Institute ein Geschenk von
2000 fl. W. W. als Beitrag zur Sammlung für die
Waarenkunde der kommerziellen Abtheiiung. Es
wurde. ihm dariiber die allerhöchste Zufriedenheit
Seiner k. k. Majestät zu erkennen gegeben. Der sup-
pUrende Professor der Naturgeschichte, Hr. Michael
äurtly übernahm sonach den Auftrag, mit diesem
Gelde die nöthigen Waarenmuster aus der vollkom-
men assortirten Materialwaarenhandlung des k. k. pri-
vilegirten Grofshändlers Hrn. Pittoni anzuschaffen.
Nachdem über achthundert Artikel in ausgelesenen
Mustern in die Sammlung aufgenommen worden wa-
ren : machte Hr. Pittoniy statt Annahme der Zahlung^
mit denselben dem Institute gleichfalls ein Geschenk,
und erbot sich überdiefs noch sämmtliche neue in den
Handel kommenden Artikel in die Sammlung nach-
Euliefem. ^mc^ diese grofsmüthige Handlung wurde
von Seiner k. k. Majestät mit der allerhöclisien
Beifallsbezeigung belohnt Mit Einyers'tändnifs des
Grofshändlers Hrn. Joseph von l^^ajrna wurde nun
die Summe von 2000 fl. mit 3JS zur Anschaffung
von Büchern für die Bibliothek verwendet j das Übrige
für die Materialienwaarensammlung theils zur An-
schaffung der nöthigen Gläser, theils zur nöthigen
^'achschafiung noch fehlender Artikel bestimmt.
Zu Ende Februars 18 16 wurde mit Ausgrab un
des Grundes des neuen Hauptgebäudes der Anfan
gemacht. Das Gebäude schritt rasch vorwärts, un
lakrl.'d. polyU Inst. 1. 'M- A
er
O
6o
bis Ende Oktobers war sämmtliches^ Mauerwerk bis •
unter das Dach hergestellt.
Die feierliche Legung* des Grundsteines an die-
sem Gebäude gefuheten Seine k. k. Majestät inhöchst-
eigener Person vorzunehmen : sie wurde auf den 1 4 .**
Oktober i8i6 festgesetzt. Das schönste Wetter be*
fünstigte diese erhabene Feierlichkeit, welcher die
aiserlichen Prinzen und die vornehmsten Hof- und
Staatsbeamten beiwohnten, und bei welcher sich
eine unzählbare Menge von Zusehern einfand.
•
Der Plat^ zur Legung des Grundsteines War in
der Eingangshalle des Gebäudes unter einem der-
Pfeiler, die das Gewölbe derselben zu ^agen be-
stimmt waren, aufbehalten worden.
In diese Vertiefung senkte der Kaiser unter den
gewöhnlichen FörmUchkeiten ' n Grundstein ein»^
In die Aushöhlung des Grundsteines vrarde eine'
6iJ0beme Plattö mit nachfolgender Aufschrift, eine von
Seiher k. k. Majestät unterzeichnete, und von den
hiezu erbetenen Zeugen mit unterfertigte Pergament-'
rolle , den Akt dieser Feierlichkeit enthaltena, dannK
die gangbaren Münzen vom neuesten Gepräge, die*
vom Magistrate der Stadt Wien zu diesem Zwecke dar-^
gebrachte Salvator^ Münze, dann die, auf die imJahragj
1816 erfolgte glorreiche Zurückkunfl Seiner k. fc*
3/07^^^^^ ausgegebene Denkmünze, — endlich die zum
Andenken der Feier dieses Tages aus Gold und:
Silber gcprägteix Denkmünzen, eingelegt, ^
Die silberne Platte enthält folgende Inschrift : . -t
■I
Franz der Erste , Kaiser von Österreich, legtS,
den Grundstein dieses Gebäudes im Jahre JSintaUf^
send achthundert sechzehn , den Xlf^* Oktober. \
«
5i
Sigismund Graf i^on Hohenwart , Erzbischof
n ff^ien , s^errichtete die feierliche Einsegnung;
rdinand Karl Leopold ^ Kronprinz und Thron-
Iger von Österreich, die Erzherzoge Karl, Anton,
idwig und Maximilian von Österreich; Aloys
^af von Ugarte, Staats - und Konferenzminister*^
^erster Kanzler und ^Präsident der k. k. Studien-
jfkommission ; Joseph Graf von Wallis , Staats-
id Konferenzminister : Ignaz Graf von Chorinsfy,
'äsident derk. k. HofTcammer ; und Andreas Frej-^
rr von Stiffi, Staats -und Konferenzrathund er-
er Leibarzt, waren Beistände dieser Feierlich-
st. Möge noch die späte Nachwelt dankbar die
rückte geniejsen, welche der erlauchte Gründer
'£ser Anstalt der gemeinnützigen Ausbildung des
"iedlichen Bürgerstandes weihte. *
«
Auf der Pergam<^ g^Ue sind folgende merkwür-
ige Worte des Kaisers aufgezeichnet :
Als Denkmahl meines Strebens, wissenschaft-
che Aufklärung unter allen Ständen der öster-
tichischen Staaten zu verbreiten', und insbeson-
dere die gemeinnützige Ausbildung Meines lieben
nd getreuen Bürgerstandes zu befördern; habe
ci diesen Grundstein im Jahre Eintausend acht-
mdert sechzehn den XIV. Oktober Eigenhän-
^ gelegt und eingemauert.
Die zum Andenken der Gründung dieses Insti-
Inis in Gold und Silber geprägte Denkmünze^ in der
Gröfse eines Konventionsthaiers ^ enthält auf der Vor-
lerseite das vrohlgeiungene Bildnifs des Kaisers , mit
fcr Umschrift : Franciscus L Imperator Austrice ;
W der Kehrseite die Fronte des Institutsgebäudes
kl der Umschrift: Munificentia Augiisti, und in
Fm Abschnitte mit der Inschrift : Institutum polj-
^hnicum. Fund. Find. MDCCCXK
«3
Der Hammer, die Kelle, beide aus Silber nei
gearbeitet, und die MÖrtehrulie, deren sich der Kaj
ser bei dieser feierlichen Grundsteinlegung bedien
hatte, dann das Schreibzeug-, werden zum ewige
Aadenken in dein Institute authewiihrt.
So ist der vierzehnte Oktober der merkwüidigst
Tag in der üeschicbte des polytechnischen Institut
geworden, — ein merkwürdiger Tag überhaupt t
der Kulturgeschichte Österreichs, da die feierlich
Rede und Handlung des Moiiarcben die wisseuschaC
liehe Kultur seines \'olkes auf die erhabene Stufe g<
stellt hat, welche ihr gebührt. Schon dieser Ta
allein vermag das Lob der Regenlenweisbeit Frat
des Kaisers, seiner Ächtung für Bürgerglück, seini
Liebe für die Wissenschaften der Nachwelt zu übe
hefern. ist ja doch die Bildung des Volkes die ersl
Quelle seiner dauernden Wohlfahrt I Aus ihr i
springt der wahrhaft religiöse Sinn , die Liebe für
Gute, die Achtung für die Gesetze, die Liebe zu
Yalerlande, der Eifer zur Unterstützung des jSütz
eben, das Streben zum Fortschreiten nach demBess
ven. Das Gute blühet, den edleren Kräutern gleie
nur im Lichte: es Hiebet die Schalten und die Fi
sternifs.
Da die vielen Direktionsgeschäfte dem Dir^ld
die fernere Besorgung des Lehramtes der Chem
welche er in diesem Jahre vorgetragen halt^j unial
lieh machten^ so bath er nach Beendigung diel
Studienjahres unterm 5"" September i8iö um (
Befreiung von diesem Lehramte, welche Seine k.
Majestät laut k. k. Studien -Hofkommissionsdekri
vom iG'" März 1817 zu bewilligen geruhten, i
das Lehramt der allgem. technischen Chemie
einem eigenen Professor «u besetzen befahlen.
Unterm 2"" September iQiQ hatte der Direl
t
53
an die k. k. Landesregierun«^ den Antrag gemaclit^
den bisherigen Adjunkten^ Hrn. P. 71 Meifsner, nun-
pehr mit dem Eintritte des neuen Studienjahres zum
Professor det speziellen technischen Chemie zu beför-
dern« Mit allerhöchster Entschliefsung wurde laut
k. L Stadien-Hofkommissionsdekrets vom 29*^®'' Novem-
ber 18 16 Hr. Meifsner zu dieser Professur ernannt,
und zugleich angeordnet^ dafs er einstvireilen ^ bis
die Vorlesungen über die spezielle technische Chemie^
nach der Herstellung des zweiten Laboratoriums im
neuen Gebäude^ beginnen können, die Vorlesungen
über die allgemeine technische Chemie ü])ernehme.
Am 7*" Jänner 18 17 legte Professor Meifsner bei
der iL k. nied. österr. Landesregierung den Diensteid ab.
Zu Anfang Novembers 1816 wurde der Lehr-
kors (lir da$ neue Schuljahr eröffnet. In diesem
Jahre wurden aufser der Chemie, Mathematik und'
Physik y noch Aie Technologie und Mechanik vorge-
tragen^ für welche Lehrfacher die ordentlichen Pro-
fiMoren bereits angestellt worden waren. Diese ver-
schiedenen Fächer wurden von zwei und siebenzig
ordentlichen Zuhörern besucht.
Um in dem polytechnischen Institute ein präkti-
l sches Beispiel der Beleuchtungsart ' mit Steinkohlen-
gas zugeben^ welche zu dieser Zeit^ nach den aus-
gedehnten Anwendungen derselben in London , auf
dem Kontinente Aufmerksamkeit zu erregen anfmg,
Wurde im Oktober 181C diese Beleuchtungsart zu-
erst fiir die mechanische Werkstätte ausgeführt, und
etwas später auf die übrigen Theilc des älteren In-
[filitatsgebäudes ausgedehnt, so dafs im Jänner 1817
■icht nur die mechanische Werkstätte , sondern auch
Jer Hofi die Stiegen und Gänge, ein Hörsaal, das
Bureau und die Wohnung des Direktors mit Gas be-
[•leachtet wurden* Die aus der Destillatioji der Stein-
kohlen erhaltenen Cokes wurden in der Schlosserei
der mechanischen WerOtaUeitätt
verwendet. Mit dem Gasbcleuchtungsofen wurd
späterhin ein Üampiupparat, nach der in des Dire^
tors Schrift: Anleitung zur zweckmäfsigsten Einricl
tung der Apparate zur BeleucUlung mit Steinkohle]
gast Leschriebenen Einrichtung in Verbindung gc
bracht: so dals dassell)e Feiier, mit welchem die G
erzeugung bewirket wurdo, nun auch die mechanisch
Werkstatte vermittelst der Wasserdam|)fe belieitxte.
Dieser Gasbeleuchlungsversuch nach den neu«
Verbesserungen war, so viel bekannt ist, der erst
auf dem Kontinent in einem gröfseren Mafsstabe. I
diesem Sommer (i8ig) wird ein gröfserer Appan
aufgestellt werden , um das neue Hauptgebäude rail
telst desselben beleuchten zu können. Dem Direku
und dem Professor der Mechanik, Hrn. ^rzberge\
welcher sich mit der Einrichtung der Apparate ihatigb'
schäftiget hatte, wurde wegen der gelungenen utl
ersten Ausführung dieser iu mehrere« lhnsir.hn
wichtigen Beleuchtungsart eine aUerhöchste Belobui]
zu Thei! Dieser gelungene Versuch hatte im Jahi
1818 einen gröfseren zur Folge, bei welchem ZW|
Sirafsen der Stadt vier Monate hindurch mit Gas b(
leuchtet worden sind. Von diesem Versuche wii
in diesen Jahrbüchern die Rede seyn.
Mehrere Anfragen Von Künstlern und HandvPc
kern über mechanische Gegenstände machten di
Professor der Mechanik, Hrn. Arzberger , auf d
Nutzlichkeil aufmerksam, diesen Gewerb sleuteii, w«
chen es an der nöthigcn Vorbildung fehlte, um eim
ausgedehtern und vollständigen Unterrichts theühaft
werden zu können, einen populären Unterricht üb
die unentbehrlichsten und am meisten praktischen G
gcnstande der Mechanik in Beziehung auf die ve
Gchiedenen Gewerbe, an Sonn -und Feiertagen ;
ertheileR. £r erbot sich zur unentgeldlichen Abhi
55
iraig dieser äufseroTrdentlichen Vorlesungen, und die-
ses Anerbieten mu'de mit k. k. Studien- Hofkommis-
sionsdekrete voni iS"*** Dezember i8i6 genehmiget.
Diese Vorlesungen hatten.einen zahlreichen Zuspruch
und nützlichen £rfolg.
Es ist im Antrage, ähnliche populäre aiifser-
ordentliche Vorlesungen für Mühlenbauer, dann für
Maurer und Zimmerleute zu geben, und so allmählich
richtigere Begriffe unter diesen Gewerbsklassen zu
verbreiten.
Bereits unterm 24'**"* Mai 1816 war in Folge der
froheren hohen Verfügung der Hauptorganisationsplan
des polytechnischen Instituts an die höheren Behör- '
den von dem Direktor übergeben worden. Nach viel-
seitiger Beurtheilung vnirde demselben mit k. k. Stu-
dien-Hofkommissionsdekrete vom 19*''" September
1817 unter einigen Modifikationen und Verbesserun-
gen die allerhöchste Genehmigung Seiner k. k. Maje^
stät ertheilt, und dadurch das Grundgesetz des poly-
technischen Instituts festc^esetzt. Der Auszug dieses
Organisations - Statuts ist als erster Artikel dieser Jahr-
bücher abgedruckt.
Es konnten nunmehr allmälilich die noch übri-
gen organischen Einrichtungen getroffen , und für die
theils provisorisch, theils noch gar nicht besetzten
Lehrfächer die definitiven Besetzungen eingeleitet und
die erforderhchen Konkurse ausgeschrieben werden«
Mit dieser allerhöchsten Genehmigung wurden
«Qgleich die Besoldungen der Professoren in ihren
verschiedenen Kategorien, so wie die jährlichen Ver-
-hgsgelder für die verschiedenen Sammlungen und
demonstrativen Hülfsmittel festgesetzte
Die Besoldungen der Professoren der techni-
sehen Abtheilung betragen nach drei Abstufung!
3000 fl., 1800 fl. und i5oo (1-
Die Besoldungen der Professoren der Xomme
ziellen AbtheUiing nach drei Abstufungen, i4<
1300 fl. uhd 1000 fl.
Die Gehake der Sprach-, Schreib- und Zeic]
nungs-.Lchrer an der Realschule wurden auf Goo
festgesetzt.
Die Professoren der technischen und komme
ziellen Abtheilung geniefsen ein Quariiergeld jährlio
von i5o fl. ; und jene der Realschule von tio fl. Di
Gehalt der Assistenten beträgt 4^0 fl. Gegenwart
aUes in Konventions -Münze.
Als jälirliche Ferlagsgelder vinrAca festgesetzt:
für das Laboratorium der allgemeinen technisch"
Chemie, jährlich ----- aooo
" jenes der speziellen technischen Chemie 3000
» das physikalische Kabinett und fiir
Versnche ------- 1000
■* die Modellensanimlung und Materialien
fiir die Werksiatte _ _ _ _ 3ooo l
» das Fabriltsproduklen- Kabinett - 2000 :
zur Erhaltung der mathematischen Samm-
lung ------- 5oo I
fiir Zeichnungen und Vorrichtungen
für die Land -und Wasserbaukunst - 5oo
Durch das definitive Organisalionsstatut wurc
BUgleich das Rechnungswesen des Instituts geordnc
und dem Institute seine eigne Kasse zugetheitt, i
welche alle Einnahmen einlÜefsen, und aus welchi
alle Ausgaben bestritten werden. Als Rechnung,
fuhrerund Kassier wurde mithöchster EntsckliefsuH
vom 3'°" Februar 1818 Hr. Peter £minel, hishi
57
k. k. Kasseofficial^ und unterm, i8*" Oktober 1818
der bislierige Privatschreibdr des Direktors, Hr. Karl
Malota y als Kontrolor mit der Funktion eines Direk-
tiolis -Kanzellisten angestellt.
Bei der k. k. ersten Arcieren - Leibgarde befand
sich eine nicht unbedeutende Anzahl verschiedener
physikalischen Gerätlischaften und geometrischen In-
strumente^ welche früher bei der gallizischen Abthei-
lung dieser Leibgarde zu den Vorlesungen über Phy-
sik und Mathematik gedient hatten j und seit der Auf-
hebung dieser Abtheilung unbenutzt aufbewahrt wur-
den. Auf den defshalb gemachten Antrag des Direk-
tors zur Übersetzung dieser Instrumente in das poly-
technische Institut wurden dieselben laut k. k. Stu-
dien - Hofkömmis^ionsdekret vom 3° Oktober 1817
von dem k. k. obersten Hofmeisteramte dem polytech-
nischen Institute zum Gebrauche und als ein Eigen-
thum überlassen^ und dem gemafs an die Direktion
' ibergeben. Das physikalische und mathematische Ka-
, binett erhielten dadurch eine nicht unbedeutende Be-
reicherung* In letzteres wiurden gleichfalls die in der
Registratur der k. k» nied. österr. Landesregierung be-
finolieh gewesenen Wiener Originalmafse imd Ge-
wichte übersetzt. '^
Im Dezember 1816 war der bisherige Supplent
an der Realschule^ Hr. Pranz LebacquCy als Pro-
fessor an dieinLemberg neu errichtete RealschtJe be-
fördert worden. Zur Supplirung der Arithmetik
wurde in Folge dieser Erledigimg Hr. Anton Plöjs^
nnd zur Supplirung der Merkantilrechnung und Buch-
haltung Hr. Ferdinand Grofse bis zur definitiven
Besetzung der Lehrfächer ^ für welche die Konkurse
Weits ausgeschrieben worden, aufgestellt.
Auch Hr. F}'iderich Große wurde unterm 22^**^"
September 1817 als Professor an die neu errichtete
SS
Realschule in Brody Gefordert. Das von ihm ferse-
hene Jjehrfach wurde nunmehr dem Hrn. Jh'tms
Hantschi zur Supplirung übertragen. ,
Im August 1817 wurden die gewöhnlichen Finäl-
prüfungen in den verschiedenen Zweigen undFächem
des Instituts gehalten. Die Fortschriite der Schulet
und ihre erwoiliencn Kenntnisse bewährten hinrei-
chend sowolil ihren Fleifs, als die Verwendung der
Professoren, und die ZwecKmäfsigkeii der Organisa-
tion, die man dem Unterrichte gegeben halte.
In diesem Jahre war das neue Hauptgebäude
allmählich seiner Vollendung entgegen gerückt. Dai
Dach war aufgesetzt, mit Kupfer gedeckt und dii
Haupsiiege hergestellt worden. Ein Theil des innern
Verputzes, die Aufstellung der Säulen im miltlerea
Frontispice und des Figurenaufsatzes über denselben/
ijnd die ührigen kleineren Vollendungen mufsten auf
das nächste Jahr verschoben werden. Auf dem ge-
räumigen Platze vor und neben der Fronte diesei
Hauptgebäudes war der sogenannte T^'ödelmark
mit mehreren hundert Hiilten befindlich: diesi
Hütten versperrten den Zugang zu dein Gebäude uo(
konlrastirten mit seiner Fronte Nach mehreren defs
halb gepflogenen Verhandlungen, befahlen Seine k.k
Majestät die Wegschaffung dieser Buden, und ihri
Versetzung auf einen andern Platz. Dadurch entstani
vor und neben dem Gebäude ein geräumiger Vorplati
der mit der Zeit beliebig verziert werden k;
In diesem Jahre wurde auch ein rückwärts gegei
die Paniglgasse gelegener baufälliger Theil der älterö
Institulsgebäude iu bewohnbaren Stand hergestellt, um
es wurden die nöthigen Wohnungen für die Arbeite
der n;iechanischen VVerkstätte gewonnen,
Da, wie man anfänglich gehofft hatte, das neu
' 59
HauplgeVdude bis «um !'*•** November 1817 nicht
YoUständig - hatte beendiget werden können; so
konnte mit Eintritt des Studienjahrs 18 18 die Real-
schule noch, nicht aus ihrer alten Lokalität in die neue
übersetzt werden , obgleich iti Gemäfsheit des Orga-
nisationsstatuts die nöthige Verbindung und Organisi-
rung der einzehien Zweige des Instituts bereits her-
gestellt w:orden war^ und das Ganze allmählich seiner
Aud>ildung entgegen reifte.
Bei de;r Eröffnung des neuen Lehrkurses im No-
vember 181 7 enthielt die erste Vorbereitungsklasse
i4p, die zweite 86 Schüler j die kommerzielle Abthei-
lung 62, und die technische Abtheilung io5 Zuhö-
rer (jene für die aufserordenthbhen Vorlesungen'
nicht mitgerechnet).
Aufser der Land 'Und PFasserbaukunst vrarden
in der letztern Abtheilung in diesem Jahre alle Fächer
vorgetragen; die Vorlesungen über die praktische
Geometrie fingen jedoch erst mit Anfang Jänner, und
jene über die spezielle technische Chemie im Februar
in, da um diese Zeit erst das dazu bestimmte Labo-
^ ratorium' erledigt wurde.
Für das Lehrfach der praktischen Geometrie
wurde Hr, Franz Anton Ritter von Gerstner als
supplirender Lehrer aufgestellt, da sowohl dieses
Lehrfach als jenes der Land -und Wasserbaukunst
noch definitiv besetzt werden mufsten. Das Lehrfach
der Land - und W^asserbaukunst konnte aus Mangel
eines tauglichen Individuums nicht supplirt werden j
und der defshalb bereits ausgeschriebene Konkurs war
ohne Erfolg gebheben.
Mit dem Anfange dieses Studienjahres wurden
nun auch die Assistenten der Mathematik, der Mecha-
wk und 4er Technologie angestellt : für die Mathe-
.1
matik als Repetitor Hr. Joseph Salomon ; Tur die M^
«hanik, Hr. Mathias Reinscher (welcher seil zwei
Jahren am polytechnisclien iQsliinte studirt halte);
uad ftir die Technologie Hr. ffenzel Nechuta.
In Folge des früher abgehahencn Konkurses wurde
Hr. Benjamin Scholz, M. Dr., durch mehrere chcr
mische und physikaUschc Schriften bereits vortheil-
haft bekaiinl, mit k; k. Studien-HofVommissionsde-
krel vom 23"""° November 1817 zuerst provisorischj
dann mit allerhöchster Entschhefsiing vom ad'"" Fe-
bruar r8i8 definitiv zum ordeniliclien Professor der
allgemeinen technischen Chemiü aju Institute ernannt^
und er legte in dieser Eigenschaft am i3'"" Februar
1818 hei der k. k. nied. ostcrr. Landesregierung, di
Diensteid ab. Da die in dem neuen Hauptgebäude
für das Laboratorium der allgemeinen technischi
Chemie bestimmte Lokalität bereits so weil vollendet
war, dafs sie sogleicli benutzt werden konnte: so
wurde mit Anfang des Dezembers 1817 mit der Ein-
richtung dieses neuen Laboratoriums angefangen, di«
Geräthschaftfln und Präparate wurden ans dem älte-
ren Laboratorium , in welchem bisher diese Vorlcsun
gen gehaUen würden, in das neue übertragen, um
Professor Scholz vollendete die Einrichtung in dieser
Monathe so weil, dafs er die Fortsetzung der Vorlc
sungen über die allgemeine technische Chemie i4
demselben mit dem 5'™ Jänner 1818 beginnen konnta
Zu gleicher Zeit versah Professor Meißner da
hercils vorhandene Laboratorium mit den nötbigel
Apparaten zum Behufe des praktischen Vortrages iihei
die speziellen chemisch- technischen Fächer, so daß
er mit seinen Vorlesungen in der glitte Februar da
Anfang machte. Für eben dieses Lehrfach wurde niu
auch Hr. Joseph Seitz als Assistent angestellt; auci
der zu diesem Laboratorium gehörige Laborant auj
genommen.
- Ol
TWGt allerliöchster Ent^chliefsung vom 7**'* Juli
1818 wurde dem bisherigen provisorischen Yicedirek-
tor und Katecheten der Realschule^ Hrn. Joseph Majrer,
die Stelle eines Vicedirektors der Kealschule definitiv
verliehen.
In Folge der früher abgehaltenen . Konkurse
wurde mit allerhöchster EntschUefsung vom i6^^° Juli
1818 das ordentliche Lehramt der Elementarmathe-
matik an der Realschule dem bisherigen Supplenten
desselben^ lAr^ Franz Beskiba, das^eh^amt der deut-
schen Sprache und des Styls an der Realschule^ dann
des Handels - Gesdhäftsstyls an der kommerziellen Ab-
theilung dem bisher supplirenden Lehrer^ Hrn. Michael
Uurtly und jenes der Merkautilrechenkimst und kauf-
männischen Buchhaltung an der kommerziellen Ab-
theilung dem bisherigen Supplenten desselben^ Hrn.
Franz Hantschi, definitiv verliehen. In dieser Eigen-:
Schaft legten diese Professoren, die beiden ersteren am
II**" September i8i8, der letztere am 2***" Oktober
1818^ bei der k^ k. nied. österr. Landesregierung ihren
Diensteid ab.
Zur Unterstützung des Zeichnungslehrers an der
Realschule war bereits mit allerhöchster Entschliefsung
vonl 34***" März 1818 die Anstellung eines Assistenten
bewilliget vvorden. Zu dieser Assistentenstelle wurde
am i"*" Mai d. J. Hr. Mathias Tomfort ernannt.
Im März d. J« wurde ein Auszug aus dem aller-
höchst genehmigten Organisationsstatut >yerfassung
des k. k polytechnischen Instituts. Wien bei Gerolds
gedruckt^ und durch die hohen Behörden in der Mon-
archie vertheilt. In. Mailand wurde dieses Progrcunm
in das Itahenische übersetzt.
•
Im Dezember 1817 hatte der k. L privilegirte
Grofshändler Edler von Coith dem poljtcchnisohen
G-2
In^itute miieiner Hofl^ammerobligation von 3000 fl,
Geschenk gemachtj um aus den Zinsen dieses Kapi-^
tals einen Preis für ausgezeichnete Schüler zu stiften.
Biese Verwendung wijrde mit allerhöchster Ent-
schliefsung vom 12"" April 1818 genehmiget, und
dem Geher das allerhöchste WohlgcfiilJen Seiner k.k.
Majestät zu erlipnnen gegehen. Mit Ende dieses
Schuljahrs 1819 wird dieser Preis das erste Mahl vei^;
theilt werden.
Im August 1818 wurden nach Beendigung des
Lehrknrses die gewolinlichen Finalprüfnngeii ge-
halten. Man hatte alle Ursache , mit den, zum Tlieii
ausgezeichneten, Fortscliritlen der Schüler, sowohl
an den heiden Vorhereitungstlassen, als an den beiden
höheren Abtheilungen, zufrieden zu seyn. Das Betra-
gen der Zujiörer der technischen Abiheilimg zeich-
nete sicii durch verständige Ordnung und männliche
Ruhe aus, so dafs während des ganzen Lehrkurses
nicht eine einzige Klage vorkam, — ein neuer Beweis,
wenn noch einer nÖthig wäre, dafs der Mensch in
der Kegel das Vertrauen, das man seinem Verstandet
und seiner MoraIit.ü schenkt, nicht zu mifsbrauchen
geneigt ist , und dafs auch das jugendliche Gemüth
durch dieses Selbstgefiilil sicherer geleitet wird , als
durch eine militärische oder klösterliche DiscipUn,
welche die jugendUche Kraft oft zur ungeordneten-
und muthwilligen Thäligkeit aufzureitzen geeignet ist.
Da durch das Organisationsstaiut am Ende des
Studienkurses öffentluhe Tentamina, zu welchen'
sich einige der vorzüglicheren Schüler selbst anbö-
len, angeordnet waren, sowohl um dem Pubhkum
von dem Fortschreiten der Schüler überzeugende
Kenntnifs zu verschaffen, als um den Fleifs dersel-
ben selbst zu beleben j so wurden diese Tentamina,
nach Beendigung der Finalprühmgen, am aS'"" und
aO'"" August aus der Physik , der Mathematik (Ana-
lysis und den sieometrischen Wissenschaften)^ der
Chemie, der maschinenlehre und der praktischen
Geometrie feierlich abgehalten , nachdem die aus den
einzelnen LehrCichern zu vertheidigenden Lehrsäue
«vorher gedruckt worden waren. Für das Tentamen aus
der Physik hatten sich vier; eben so viel für die Chemie,
Mathematik und Maschinenlehre, und für die prak-
tische Geometrie fiinf Zuhörer erboten. Die Kennt-
nisse, welche die Zuhörer in diesem Tentamen, welches
Se. Fürstliche Gnaden der Erzbischof von Wien, Gra/
von Hohenwart y Sc. Exzellenz der Präsiden^t der k.
L Komiperzhofkommission, iJi^^er von Stahl, und Se.
Exzellenz der Präsident der k. k. nied. österr. Landes-
regierung, Freitierr von Reichmann, und andere aus-
gezeichnete Staatsbeamte und Honoratioren mit ihrer
Gegenwart beehrten , an Tag gelegt hatten , erhielten
allgemeinen Beifall.
Das neue Hauptgebäude wair in diesem Jahre
völlig hergestellt, und alle Säle, mit Ausnahme des
mittleren grofsen für die öffentlichen Feierlichkeiten
bestimmten Saales, gegen Ende des Sommers in den
Stand gesetzt worden, mit der nöthigen Einrichtung
versehen werden zu können. Zu dieser inneren Ein-*
richtung mit den nöthigen Glasschränken, Fächer-
werk, und Tischen für die Kabinettssäle, und die
Einrichtung der Hörsäle hatte der Direktor bereits im
Juni 1817 die erforderlichen Anträge gemacht, und
nacli Herstellung und Berichtigung der nöthigen Über-
schläge wrurde mit allerhöchster Entschliefsung die
nöthige Summe angewiesen , so dafs bereits im Som-
mer mit der Anfertigung dieser Geräthschften der An-
fang gemacht und im Herbste die Aufstellung dersel-
ben vorgenommen werden konnte.
Das Gebäude wurde nach seiner ganzen Ausdeh-
nung mit der DampJ^heitzung y ersehen, so dafs ein im
KeUer hefindlichejr Ofen diesQ He.itzung bewirkt;.
k
sonach die Gange des GeLäudes von Heitzöffiiun^ea
frei sind, und gleich einer Gallerie henulzl werdei
können. Eine ausfuhrhche Beschreibung dieses, in
seiner Art "wahrscheinhch grufsten Heitzapparates,
welcher diesen Winter 1819 hindurch hureiu
mit dem besten Erfolge in Anwendung war, wird im
nächsten Bunde dieser Jahrbücher gegeben werden,
Im September und Oktober 1818 wurden nun:
mehr die vorhandenen Sammlungen in das neue Ge^
häude übersetzt, und die Lehrsäle für die sämmtli'
chen Zweige des Instituts vollständig hergestellt, um
mit dem Eintritte des neuen Schuljffhrs alle Vorlesun-
gen in demselben eröffnen zu können.
Die Lokalitat und Eintheilung dieses Gebäudes
ist folgende. Es besteht aus einem gewölhteu Erdge^
schösse von 17 Fufs Höhe, und aus zwei Stockwer-
ken; die Säle des ersten haben eine Höhe von i5;
des zweiten von i4 Fufs, Die Länge des Gebäud«
is^ 66 1/2 Klafter. Die Mitte des Gebäudes wirt
diu'cli einen gröfseren, über dem Haupleingange be
lindlicben Saal eingenommen, der durch die beidedj
Stockwerke geht, und vor deasen Fenstern sich eij
Perisiile von sechs Säuleu jonischer Ordnung befinde)
Diese Säulen tragen eine von dem akademischen Rat"
und Bildhauer, Hrn. Joseph Klieber, sehr schön vei
fertigte kolossale Figuren-Gruppe, welche den Gl
nius von Österreich, die Minerva an seiner Seite, e
nen alten Mann, der zwei Zöglinge dem Genius voi
stellt, zwei weibhche Figuren mit Attributen der
dustrie , einen Fhifsgotl, eine weibhche Figur, dii
Gehchichle vorstellend, und eine Tafel mit der Jah
zjhl i8i5 vor sich hallend , nebst Attributen der Ni
turlchre, Geometrie, des Handels etc. enthält,
65
\
Unterhalb dieser Gruppe ist mit goldeaen Buch-
d>en folgende Inschrift angebracht :
Der PßegCy Erweiterung^ Veredlung
'S Gewerbsjleljfses, der Bürgerkünste, des Handels,
Franz der Erste.
In der Fronte des Gebäudes befinden sich noch
ben Basreliefs^ von demselben Meister, bildliche
irstellungen der Baukunst, der Mechanik, derPhy-
., der Chemie, der Technologie, der Geschichte
d Geographie, und der Handels Wissenschaften,
thaltend.
Zu ebener Erde enthält der rechte Flügel des
(bäudes , das Laboratorium der allgemeinen techni-
len Chemie in vier Sälen, und die Wohnung des
boranten. Der erste Saal am Ende des Flügels ist
r chemische Hörsaal^ in den zwei anstofsenden
.en ist die chemische Präparaten- und Apparatenr
[imlung aufgestellt ) der vierte gröfsere Saal ist ein
»misches Experimentir- Laboratoriuai, zur Anstellung
izioser und anderer Versuche, dann zudenÜbungs-
)eiten der Zuhörer
Im linken Flügel ist, aufser der Wohnung des'
irtiers , die Lokalität der Realschule in drei grofsen
Jen, von -denen zwei die beiden Klassen derselben
itbalten , und der dritte der für beide gemeinschall-
iie Zeichnungssaal ist.
Der erste Stock enthält im rechten Flügel aufser
em Hörsaale für die Technologie vier Säle zur Auf- .
lellimg des Fabriksprodukten -fCabipettes 5 im linken
lügel aufser dem Hörsaale für die Mechanik , Bau-
unst und praktische Geometrie vier Säle zur Aufstel-
ung der Modellensammlung.
laiirb. d. pol}t. IttSt. I. Bd. 5
Tier zweite Stack enthält im rechteu Flügel ai
ser dem Hörsaale für die Mathematik und Physik v,
Säle zur Aufstellung des physikalischen Kabinettes
im Huken Flüyel befindet sich der Hörsaal der kon
merziellen Ähtheilung; zwei Säle enthalten das MaU
i'ialwaaren- Kabinett und die mineralogische Sanm
lung, imd die Leiden andern Säle sind zur ÄuisteUuu
• des mathematischen i\ahinettcs bestinnnt.
Rückwärts, der Hauptstiege gegenüber, befindi
sich noch- fünf Zimmer in den drei Geschossen, wove
das zu ehener Erde als Amtszimmer des Vicedirektoi
der Realschule, jenes im ersten Stocke zu den Sitzui
gen der Professoren dient, und jene im zweiten StocJ
iiir Konkurs - undPrivaipiüfuiigen verwendet werde
Das Bohlendach, des Gebäudes enthült gro(
freie Räume, welche durch Verschalung und Stokkad
rung noch zu Sälen benützt werden, und von denen d
unter deniDache des mittleren Risallo befmdlicbe grofs
13 Klafter im Gevierten mit 5 Klaffer Höhe haheni
Raum, welcher von oben einfallendes Licht hat
einem grofsen Zeichnungssaale hergestellt wird.
Den chemischen Hörsaal ausgenommen, welcl
mit rund geschweiften Bänken versehen ist, besH
die Einrichtung der übrigen Säle in Stühlen und U
nen Tischen ; das physikahsche und Fabriksprodi
ten-Kabinett ist mit Glasschränken, das Modelli
kabinett , und mathematische Kabinett mit Fa<
werk nebst einem Theil Glaskästen versehen.
Holzwerk roth gebeitzt und gelirnifst.
Noch fehlt die Verbindung des rechten Fli
dieses Hauptgebäudes mit dem rückwärtigen ältl
Gebäude durch einen Seitentrakt, auf dessen Fori
zmig bei der Anlage des Hauptgebäudes bereits
tr.igen worden ist. ita etätcn Stocke diesem Seil
I
traktes kann sonach das damit in Verbindung stehende
Lokale des Fabriksprodukten - Kabinettes seine Erwei-
terung finden, welches derselben nach einiger Zeil
am ersten bedürftig seyn 'möchte.
In den hinter diesem Hauptgebäude hegenden
altem Gebäuden des Instituts befindet sich das Labo-
ratorium der speziellen chemisch- technischen Fächer ;
die mechaniscn^ Werkstätte; der BibUotheksaal ; die
Wohnung des Direktors mit der Direktionskanzlei,
die Wohnungen des Vicedirektors der Realschule^
des Rechnungsfiihrers und des gesammten Dienst-
personales.
Im Okiober d. J. (1818) wurde das ModellenkjEi-^
binett mit einem bedeutenden Zuwachse bereichert.
Der königlich baierische geheime Rath, Hr.] Ritter i^ori
fFiebekingy hatte Seiner k. k. Majestät seine eigen-r
thümliche Sammlung von Modellen, von Brücken und
lum Wasserbau gehörigen Maschinen und Vorrich-
bmgen zum Ankauf fiir das k. k. polytechnische Insti-
lat angetragen. Der Direktor machte auf allerhöch-
Äen Befehl Ende Septembers (i8i8) eine Reise nach
München y um diese Sammlung zu besichtigen, und
Äer deren Ankauf abzuschliefsen. Hr. Ritter {fon
fFiebeking überliefs dem polytechnischen Institute
diese Sammlung unter biUigeii Bedingnissen. Sie
wurde noch im Dezember d. J. auf der Donau nach
'fFien gebracht, und ,im Lokale der Modellensamm-
kmg des Listituts aufgestellt. Sie enthält hundert fiinf
ima fimfzig Modelle, Der Ankauf dieser schätzbaren
Sammlung , der praktische Nutzen , den sie im Insti-
tale leisten wird, und die Zierde, welche sie seinem
ModcUenkabinette verschafft, sind eine neue Aner^
lennung der Verdienste ihres berühmten Urhebers.
Die Reise des Direktors nach München hatte zu-
hieb zum Zwecke^ mit dem königlich baierischen
5 *
1
**)i».
68
t ■ \ ■
Saliaenrathe ^ Hrn. Ritter i^ofi Reichenöach, über den
Ankauf seiner Theilungsmaschinen und der zur Ver-
fertigung von geometrischen und astronomischen Werk-
zeugen, mit der, der Werkstätte dieses berühnKen Me-
chanikers eigen thümlichen Vollkommenheit, erforderli-
chen Vorhereitungsmaschinen. die nöthigen Verabre-
dungen zu treffen, wozu bereits früher die Voreinleituü-
, gen getroffen worden waren Es war nähmlich schon
seit mehreren Jahren der Wille der Staatsverwaltung,
eine grofse vollkommene Theilscheibe anzuschaffen, um.
die inländischen Künstler in den Stand zu setzen,
gröfsere und, genauere geometrische und astronomische
Werkzeuge verfertigen zu können,^ als bisher. Da
anerkanntermafsen die Reichenbach^ sehen Maschinea
dieser Art die vollkommensten sind, welche man kennt;
da aber auch zugleich die Reichenbacli*sch.en Instru-,
mente ihre Vollkommenheit in der Ausführung
nicht nur seiner, auf ein sehr genaues und sinnreiches^
Princip gegründeten Theilscheibe, sondern auch dm,.
von dem ErjSnder mit den sinnreichstell Vorrid^tun-;
gen ausgestatteten Vorbereitungsmaschinen verdaiH
ken; sonach, um etWjas Vollkonuneües zu erzw^ckaij^
sowohl die Anschaffung der einen als der andereü no;-
thigwar: so hatte Se. Exzellenz der Präsidentxdai
k. k. Kommerz - Hofkommision , Hr. Ritter i^on Stai^
dessen ausgebreiteten Kenntnissen die Wichtigkeit die*
ses Gegenstandes nicht entgehen konnte, mit defll
Hrn. i^on Reichenbach unmittelbar Kommunikationen
eröffnet, in Folge welcher mit .allerhöchster Ealj'
schliefsung Seiner k. k. Majestät vom 4**° Oktol
1 8 1 8 der Ankauf der erforderlichen Reichenbach^sdi'fiß
Theilscheiben imd Vorbereitungsmaschinen genehnil-
get, und die Vereinigung dieser Werkstätte mit dei
polytechnischen Institute befohlen wurde.
In Folge der mit Hrn. i^on Reichenbach getrofflj*
neu Verabredungen werden diese verschiedenen H
.schinen mit den nöthigen Planzeichnungen der anA
feriigenden Instrumente im nächsten Herbste (1819)
an das polytechnische Institut abgeliefert werden,
Hr. i^on Reichenbach wird die erste Einrichtung die-
ser Werkstätte leiten, die ersten Instrumente unter
seiner Aufsicht verfertigen lassen, der Werkstätte
selbst einige seiner geschicktesten Arbeiter überlas-
sen, und überhaupt die nöthigcn Hülfsniittel an die
Hand geben ; so dals zu erwarten steht , dafs aus die-
ser Anstalt dieselben Reicheiib ach* sehen Instrumente
hervorgehen werden , wie bisher in München ; und
dafs so das polytechnische Institut, in seiner Eigen-
schaft einer moralischen Person, den Nahmen und die
Verdienste des berühmten Erfinders noch weit über
den Zeitpunkt eines Menschenlebens hinaus verbrei-
ten werde*
■
Das Lokale dieser Reichenbach^schen Werk-
statte wird unmittelbar über jenem der bereits beste-
henden Modellenwerkstätte eingerichtet; und beide,
die unter der gemeinschaftlichen Aufsicht des Profes-
sors der Mechanik stehen, können sonach in gewis-
sen Arbeiten sich wechselseitig unterstützen.
So schlofs sich das dritte Jahr des polytechni-
schen Instituts«
Von sämmtlichen Lehrfächern sind nur noch de-
fiuitif zu besetzen übrig: jenes derManufaktur Zeichnung,
der Naturgeschichte und Waarenkunde, der Land-
' und Wasserbaukunst und der praktischen Geometrie.
rZur Besetzung des letztern Lehrfaches sind bereits die
Vorschläge erstattet worden«
Die Sammlungen des Instituts haben während
dieser Zeit einen nicht unbedeutenden Zuwachs er-
halten.
Das Laboratoriumi der allgemeinen technischen
\
I
Chemie und jenes der speziellen technischen sind, fiirJ
jedes mit cinemAufwande vooeiwa laooo fl., mit deal
einem jeden derselben uöthigsten Apparaten versehea.J
Die chemische Praparatensaminlung des ersiere
allmähhch his auf sechshundert Artikel vermelu^t^
worden.
Das physikahscho Kahinetl hat zu dem,
ursprünglich für dassclhe von Seiner k. k. Majestät r
übergeben worden ist, einen ansehnlichen Zuwachs {
erhallen. Es enthält gegenwärtig etwa sechshundert'!
verschiedene Apparate und Vorrichtungen.
Die MineraUensammlung und die Sammlung iui"
die Materialwaarenkunde , erstere mit beiläufig achtJ
tausend, letztere mit achthundert Artikeln ist nci^
hinzugekommen.
Das mathematische Kabinett enthält gegenwärtig
hundert und zwanzig verschiedene Instrumente una
Vorrichtungen als ersten Anfang. Es erwartet sein«
Bereicherung aus der Reicheiil/ach''sc]icix Werkstätte J
Das Fabriksproduktenkabinett hat gleichfalls i
sehnliche Bereicherungen erhalten, theils durch Ä
Schaffungen aus dem Verla gsgelde, theils durch Frivaq
Beiträge, gröfstentheils durch die alierguädigste Sori
falt Seiner k. k. Majestät, welche die technulogisc^hej
Merkwürdigkeiten, die Sie auf Ihren Reisen gesam
melt hatten, jederzeit dem Institute zum Gesehen!
machten. Es eulhält gegenwärtig an fünftausend zwcm
hundert ausgewählter Artikel. Es ist zu erwarteit
da(s dieses Kabinett durch die freiwilligen EinliefM
nmgen von Musterstücken von'Seite der Fabriks- umj
Gewerbsbesitzer, wozu bereits von Seite der k.
Kommerzhofkommission die Einleitungen getroSlu
worden sindj sich schnell erweitern werde.
71
■I
Die ModcUcnsaminlung hat aus der Modellen-
'werkstätte einen ansehnlichen Zuwachs zweckmäfsig
und schön geai'heiteter Modelle erhalten. Es sind
gegenwärtig zweihundert fünf imd sechzig Modelle
in derselben hefindlichi
Aufserdem sind in der mechanischen Werkstätte
zur Vervollständigung ihrer Einrichtung mehrere Vor-
richtungen und Werkzeuge hergestellt, und eigens
Terfertigt worden. Unter der Leitung des Professors
der Mechanik wurde in dieser W-erkstätte eine kleine
Dampfmaschine hergestellt, welche mit mehreren
Verbesserungen • versehen, zum instruktiven Ge-
brauche und zur Anstellung belehrender Versuche
eingerichtet ist. Sie ist in einem zur Modellenwerk-
stätte gehörigen Zimmer aufgestellt , und setzt einige
Drehbänke und eine Schleifmaschine in Bewegung.
Das Inventarium der ModcUenwerkstätte enthält ge-
genwärtig 1750 Stücke verschiedener Werkzeuge
und Vorrichtungen.
Die Bibhothek hat zu den achthundert Bänden,
welche mit dem ehemahls bestandenen Fabrikspro-
dukten-Kabinette an das polytechnische Institut über-
tragen worden waren, binnen dieser Zeit einen Zu-
wachs von neunhundert un4 zehn Bänden erhalten,
wonmter mehrere kostspielige architektojiische Werke.
Über das allmähliche Wachsthum dieser Samm^
langen, und über das, was in denselben vorzüglich
merkwürdiges vorkömmt, wird in diesen Jahrbüchern
Bericht gegeben werden.
Auch in seiner Eigenschaft einer technischen
Konstbehörde ist das polytechnische Institut nicht un-
thätig gewesen. Seit diesen drei Jahren, als es be-
gründet worden ist, sind von ihm an die Hof- und
Landesbehörden an vierhundert und fünfzig B-crichte
73
und Gutachten über Gegenstände der technischen
Erfindungen und Verbesserungen, der Gewerbe, des
Handels und des Zollwesens erstattet und abgegeben
worden. /
Mit dem Anfang Novembers 1818 würde der neue
Studienkurs, das erste Mahl vollständig, in den Hör-
sälen des neuen Gebäudes eröffnet. Die SuppliBimg
der Land -und Wasserbaukunst, des einzigen Lehr-
faches, das bisher noch nicht vorgetragen worden
. war, hatte der provisorische k. k. Wasserbauamts-Direk- .
tor, Hr. i^on Kudriäffsky y übernommen. Die Anzahl
der Orden tUch eingeschriebenen Zuhörer betrug für
die erste lüasse der Realschule - - - i48
für die zweite - • " , " " • 9^
für die kommerzielle Abtheilung - - 79
für die technische Abtheilung - - - ^ i83
Unter den Zuhörern der letzteren befanden sich sechs
Fürsten und Graf eil , welche sich dem Studium der
Physik und Chemie widmeten.
So reift aUmähUch das Institut von der zarten
Pflanze , die jeder Windstofs beugt , zum fest gewnr-
zelten Baume, der reichliche Früchte trägt. Dies6
Früchte werden der Lohn der weisen und edlen -
Männer scyn, welche die Wichtigkeit dieser Anstalt *
für das Vaterland in ihrem Werden erkannten, undf
indem sie ihm Hidfe und Pflege angedeihen liefsen» :
eben sowohl ihrer Vaterlandsliebe als ihrer Eiosicht
ein Denkmahl seuten.
A bh a ndl un ffen.
IIL
Darstellung der englischen ' Gesetzge-
bung über die Erfihdungs - Privilegien
i^patents of invention).
Vom Herausgeber.
XL ine zweckmäfsige Gesetzgebung über Erfin-
dungs - Privilegien ist ein mäcbtiger Sporn des Erfin-
dungsgeistes^ und dadurch ein wirksames Beförde-
rungsmittel des Aufschwunges der Nationalindustrie»
Viele Erfindfingen, die aufserdem theils gar nicht ge>
macht worden, theils nicht in das* praktische Leben
übergegangen wären, sind durch das System der Er-
&idujig$ -Privilegien, und durch die Sicherheit,
welche dasselbe dem Erfinder in der Benützung sei-'
ner Erfindung gewährt, hervorgerufen oder erhalten
worden. Dieses System, welches seit beinahe zwei
Jahrhunderten in England besteht, hat durch eine
8ö lange Erfahrung s'eine mannigfaltigen Vortheile
hinreichend erwiesen. Dafs England einen grofsen
Theil seiner 'Erfindungen und der wirklichen Ausfüh-
rung und Erweiterung derselben diesem Systeme ver^
danke, kann ohne Übertreibung behauptet werden.
Die mit diesem Systeme verbundene Bekanntmachung
der durch das Privilegium geschützten Erfindungen
ist zugleich eine praktische Schule für den Erfindungs-
geist, ein Reitz zur Vervollkommnung imd Verbesse-
rung, eine Aneiferung fürdieKapitaUsten, ihre Fonds
der ludusirie und ihrer Vervollkommnung z-uzuwenden*
Es kann in dieser Hinsicht nicht anders als lehrreich
seyn, das englische Patentsystem, das in seinem De-
tail, aus Mangel dervoUstänuigcnQuellen, selten rich-
tig genug gewürdigt wird, nälier kennen zu lernen.
Der Unterrichtete wird von selbst die Verbesserungen
entdecken, deren dieses System noch fähig ist, und
die Abänderungen aulünden, welche demselben in
seiner jVnwendung auf fremde Loliahiateu nothig seyn
dürlleu.
Die englische Fundamen talgesetzgehung über
die Erfmdungs - Privilegien (Jetters pateiits, and
grants of privilege of inventtons) ist sehr einfach.
Das Grundgesetz für die Verleihung dieser Privilegien
ist in dem im ein und zwanzigsten RegierungsjaJire
Jakobs I. (1623) erlassenen Statute über die Restrik-
tion der Monopole enthalten, und kommt in diesem
Statute, das die Verleihung von Monopolen und Pri-
vilegien aller Art verhieiei, als Ausuahrasgesetz vor; weil
überhaupt die Ertlicilung von Monopolen den Grund-
gesetzen des Reichs und der Magna Charta widerspre-
chend angesehen wird. Dieser gesetzhche Akt ver-
dankt seine Entstehung denMifsbrauchen, welche frü-
her bei der Verleihung von Monopol(;u sowohl an Ein-
zelne als Gesellschaften Statt gefunden, und von Zeh
zu Zeit ernstliche Bosch werden über die dadurch be^
einträchtigte WolUfahrl Einzelner und des Ganzen
■yeranlafst hatten. Die Privilegien wurden in diesef
Zeit gewohnlich auf ein und zwanzig Jahre ertheilt,
und erstreckten sich nicht blofsauf neue Erfindungen)
sondern auch auf Gegenstände anderer Art, und wur-
den zum Theil als Finanztjuello für die Krone benntzl
Gegen Ende der Regierung des Königs Jakob l.
hcschäfiigte sich das Unterhaus ernstlich mit diesem
Gegenstande, und abging im neunzehnten Regierungs-
jähre desselben in diesem Hause eine Bill über oui
]
75
Restriktion der Monopole durch, welche jedoch vom
Oberhause verworfen würde. Vor das im ein und zwan-
zigsten Regierungs jähre Jakobs /.zusammengetretene
Parlament wurde jedoch eine neue Bill, über diesen
Gegenstand gebracht, die am iS'*"** März des folgen-
den Jahres (1624) in dem Unterhause durchging, end-
lich auch im Oberhausc nach mehreren Berathungen
und Änderungen angenonunen wurde, und am n^^""
November desselben Jahres die königliche Bestäti-
gung erhielt.
Das dritte Hauptstück dieses Statuts enthält die
hieher gehörigen Bestimmungen über die Restriktion
der Monopole und die gesetzlichen Ausnahmen; es
besteht aus vierzehn Artikeln. Der erste Artikel er-
klärt alle Monopole, Privilegien, Lizenzen uüd Pa-
tente jeder Art, sie mögen bereits ertheilt worden
seyn oder künftig ertheilt werden, als den Grundge-
setzen des Reichs zuwider , für nichtig und unausführ-
bar. Der zweite Artikel bestimmt, dafs alles, was diese
Monopole , Lizenzen etc. und ihre Gültigkeit betrifft,
nach den gemeinen Gesetzen des Reichs und auf keine
andere Weise verhandelt und bestimmt werden soll.
Der dritte Artikel erklärt alle Personen und Korpora-
tionen fiir unfähig , irgend ein Monopol etc. zu besit-
zen, und in Ausübung zu bringen. Der vierte Arti-
kel verbietet, unter dem Verwände des Besitzes eines
Monopols, irgend Jemanden in der Ausübung seiner Ge-
schäfte zu hindern oder zu belästigen, und setzt die Stra-
fen dafür fest. Der fünfte Artikel bestimmt, dafs diese
Verfügungen sich nicht auf diejenigen Privilegien er-
strecken, welche bereits für die Dauer von ein und
zwanzig Jahren oder darunter vor diesem Statut auf
neue und nützliche Erfindungen ertheilt worden sind.
Der sechste Artikel bestimmt die Norm der künftigen
Verleihung der Erfindungs -Privilegien; sein wörtli-,
eher Inhalt ist folgender: Auch wird ausgenommen
Uüd hierdurch erUärt und verordnet 5 dafs die vorqj;-
» /
76 . '
wähnten Erkläi-ungen (I — V) sich nicht ersti*ecken
auf die offenen Briefe und Verleihungen von Privile-
gien fiir die Dauer von <^ierzeA/i Jahren und darunter^
welche in der Folge ertheilt werden auf die alleinige
Herstellimg und Verfertigung von irgend einer Art ei-
nes neuen ,Erzeu]gnisses \of newmanufactiire) inner-
halb dieses Königreichs, an den oder die wahren und
ersten Erfinder solcher Erzeugnisse (inanufactures)^ \
welche Andere zur Zeit der Ausfertigung dieser Pa-
tente ' und Verleihungen nicht gebrauchen ; auch '
welche dem Gesetze nicht entgegen sind;^ oder dem
Staate schädlich, indem sie die Preise der Lehen^ ^
hedürfnisse steigern oder den Handel beeinträchtigen,
oder im AUgeineinen lästig sind. Die genannten vier-
zehn Jahre laufen von dem Tage der Ausfertigung
der Patente oder der Verleihung der Privilegien, die
künftig ertheilt werden, an, und es sollen dieselben
«ben so rechtskräftig seyn, als sie seyn vmrden,
wenn dieser Akt oder ein anderer nicht vorhanden
wäre.« ,
*Die übrigen Artikel dieses Statuts bestimmeiii
dafs auch die bisher durch Parlamentsakten ertheil-
ten Privilegien, -ferner die den' Städten, Korporatio-
nen, Zünften ,. Handelsgesellschaften etc. ertheilten
Privilegien, dann die Patente für BuchdrUckereien,
Salpeter- imd Schiefspulver -Fabriken, Kanonen*'
giefsereien, Alaunsiedereien; ferner die. Privilegien
der Steinkohlengc;sellschaft zu JVewcastle, endlich
die Privilegien einiger Individuen , als des Viceadmi-
rals Robert Mansel, in Betreff der Erzeugung voiL
Glas , des Jakoh Maxwell Esq. , die Transportirungr
• von Kalbhäuten betreffend , des Abraham Baker zur
-Smalten - Erzeugung, endlich des Eduard^ LorcL
Dudlej auf das Ausschmelzen des Eisens mit Steift^
, kohJen, gleichfalls von^den B.estimmungen dieses Sta-^
luts ausgenommen seyn sollen.
'77
Man sieht von selbst^ dafs diese Parlamentsakte
mehr diie Beschränkung jder königlichen Milcht in der
Ertheilung der Monopole und Privilegien/ als die
Feststellung umfassender Gesetze für die Ertheilung
der Erfindungs - Privilegien zur Absicht hatte. Die
Konsequenz und Einsicht^ mit welcher die Gerichts-
stellen Englands bei den in Patentsachen vorgekom-
menen Streitfällen^ aus dem Buchstaben des Gesetzes
und der Natur der Sache die gesetzlichen Bestimmun-
gen für die vielerlei einzelnen Fälle, welche eine
Gesetzgebung über Erfindungs- Privilegien zu berück-
sichtigen hat, in Übereinstimmung mit den Landesge-
setzen herleiteten, hat jedoch in der Praxis die Man-
,gelliaftigkeit des Fundamentalgesetzes ergänzt und ge-
hoben j und es hat sich auf diese Art ein System aus-
. gebildet, das der Gegenstand fremder Achtung und
Nachahmung geworden ist. Über dieses System ist
demnach kein zusammenhängendes Gesetz vorhanden, -
sondern esist,aufserin dem erwähntenStatute/örA:oÄ^/,
theils in dem Patentbriefe selbst, welcher für neue
Erfindungen ertheilt wird, theils in den Eiitschetduu-
gen der Gerichtsstellen, theils in dem gerichtlichen
und gesetzlichen Verfahren in analogen Fi^Uen, ent-
halten.
Ich will versuchen , dieses System in seinem ge-
genwärtigen Zustande darzustellen, so weit es mir aus
den Quellen, die mir zu. Gebote standen, und deren
überhaupt nur wenige vorhanden sind, möglich war,
das Ganze aufzufassen.
I
Wer in England ein Erfindungspatent erhalt, miifs
eine genaue Beschreibung seiner Erfindung zur Ein-
registrirung überreichen, damit nach der Anweisung
derselben, nach Verlauf der Privilegiumszeit, jeder
im Stande sey, die Erfindung selbst auszuüben. Diese
Bedingung ist wesentlich und irgend ein Fehler in der
Erfüllung derselben zieht (wie in der Folg^ näher er-
78 ■
örtert wird) den Verlust des Patents nach sich. Das
Erfindungspatent wird sonach in der gerichtlichen
Praxis als ein Vertrag oder eine Übereinkunft ' zwi-
schen König und Unterthan angesehen y wodurch
letzterem auf eine bestimmte jinzahl von Jahren
(vierzehn Jahre) der ausschliej suche Genufs einer
Treuen und nützlichen Erfindung gegen dem zuge-
sichert wirdy dafs die Nation nach dieser Zeit i^olt-
ständig in den Besitz dieser Erfindung 'gesetzt
werde *). Die Gesetzgebung beabsichtigt daher
durch die Ertheilung der Erfindungs-Privilegien so-
wohl die billige Belohnung des ersten Erfinders einer
nützlichen Sache und die Aufmunterung zu nützhchen
Erfindungen durch die Aussicht auf eine ungestörte
und ungetheilte Benützung derselben^ als auch die
Erhaltung der Erfindung selbst für die Nation zum
Gemeingebrauch nach dem Verlaufe der Patentszeit
Gegenstand des Privilegiums.
Durch die Verleihung des Patents kann Niemand
in demjenigen, was er zuvorhatte, öder gebrauchte,
odler in der Ausübung seines gesetzmäfsigen Gewer-
bes beschränkt werden. Der Gegenstand des Privile-
giums nluls ein neues Erzeugnijs 'seyn (new manu- -
facture). Unter diesem Begriffe wird überhaupt al-
les ohne Ausnahme, was einer spczifizirten Beschrei-
bung fähig ist, und ein Gegenstand des Verkaufes
werden kann, verstanden. Es gehören dahin nicht
nur wirklich angefertigte Dinge; sondern auch die
Art der Anfertigung selbst oder die Verfahrungsart ; die
PHnzipe, die auf neue Art zur Ausfuhrung gebracht
Werden . ' die neuen Resultate von den zur Anwen-
dung gebrachten Prinzipien. Unter die wirklich ange-
fertigten Dinge gehören alle neue Darstellungen von
Gegenständen, als Manufakturartikel jeder Artj alle
*) Davies Oollection of cases rcspectiiig patents of inventioa
and tbe rights of patentees. LoAdoa 1818. p. 481.
mechanischen 'Erfindungen^ es möge durch dieselbe
ein neuer Effekt oder ein alter durch ein neues mecha««
nisches Mittel hervorgebracht werden. Unter der
An der Herstellung versteht man jede neue Yerfah-*
rongsart 2ur Darstellung eines bereits bekannten Arti-
kels oder Effekts^ mit Ersparung an Zeit und Aufwand
(da eine neue V%rfahnmgsart> die kostspieliger als
die ^Ite wäre y dem Patentirten nichts huueii würde),
folgUch zur Herstellung der Sache um minderen Preis.
Da das Statut nur von der Herstellung und Ver-
fertigung neuer Erzeugnisse spricht, so ist ausschliefs-
iicher Ankauf, Verkauf und Gebrauch kein Gegen-
stand des Patents; und sie unterliegen dem allgemei-
nen Verbot, als gesetzwidrig und dem Handel
schädhch.
Eine neue Znsammenstellung schon bekannter
Maschinentheile , um einen neuen Effekt hervorzubrin-
gen, ist ein Gegenstand des Patents. Die Erfindung
besteht hier und in ähnlichen Fällen in der Anwen-
dung bekannter Mittel zu neuen Resultaten. Dasselbe
ist der Fall, wenn ein schon bekannter Gegenstand
auf eine 'neue Art zur Erreichung eines neuen Zwe-
ckes angewendet, oder vermittelst derselben Mittel,
welche schon bekannt , oder patentirt sind, ein neuer
Gegenstand hervorgebracht wird. Das Patenterstreckt
sich jedoch sowohl bei mechanischen als chemischen
Entdeckungen, nicht auf die zur Darstellung der
neuen Sache dienenden bekannten MateriaUen oder
Mechanismen, sondern nur auf die resultirende Sache
selbst. '
Ist der hervorgebrachte Effekt oder der Gegen-
stand des Patents keine Substanz oder eine Zusanunen-
setzung von Dingen so gilt das Patent blofs fiir deiv
Mechanismus, wenn er neu ist, oder fiir den Prozefs,
wenn diesex 14 einer neuen Art besteht, den Effekt
8o
mit oder ohne einem schon gekannten Mechanismus
hervorzuhringeji. So erhielt David Hartlejr ein gül-
tiges Patent für -eine Erfindung, die Gehaude vor
Feuer zu sichern,^ vermittelst einer neuen Anordnung
von eisernen Platten in denselnen. Hier gilt das Pa-
tent weder für den hervorgebrachten EflPekt , e!ben so
•wenig für die Anfertigung der eisernen Platten, son-
dern blofs für die neue Art, diese Platten so^ anzuord-
nen^ dafs sie den E^flFekt hervorbringen.
Wenn jemand einer alten Maschine etwas Neue3
hinzufugt ; so ist das ein gültiger Gegenstand des Pa-
tents; allein das Patent gilt in diesem Fallie nur für
den hinzugekommenen Theil, keineswegs fiir ^e
ganze Maschine : das JPubükum mufs die Verbesserung
für sich allein kaufen können, ohne mit anderen Ne-*
Lendingen' belästigt zu werden. Werz. B. eine nede ,
Hemmung in der Uhr erfindet, wird seines Patents ver-'
lusRg, Wenn er es auf die ganze Uhr genommen hat,^
statt auf die blofse Hemmung. Jeder hat das Recht, die'
neue Hemmimg zu kaufen, und sie in den Uhren seiner *
eigenen ArBeit anzubringen.
Wird überhaupt an einer' bereits bekannten
oder patentirten Maschine eine Verbesserung ange-
bracht, so gilt das Patent nur allein für diese^ in
der Beschreibung (^Specificatiori) gehörig angegebene
Verbesserung;, der Patentirte kann aber keineswegs!^
die alleinige Verfertigung der ganzen Maschine ' an-'
sprechen. Übrigens ist es dasselbe, ob das Patent,
auf die. Verbesserung einer Sache oder ^auf die verbes-_
serte Sache selbst laute. Als Verbesserung gilt übri?
gens alles , was für den bestimmten Zweck irgend ei-
nen nützlichen Effekt hervorbringt.
Neu ist die Erfindung oder Verbesserung, weniL
sie (nach den V^orten des Statuts) im Inlande »ur
4 . . 8i
Zeit der Ausfertigung des Pateats nicht im Ge-
Lraoche war.
V
Weiin eine Erfindung vor der Ausfertigung des
Patents von dem Erfinder selbst oder von Andern
öffentlich bekannt gemacht worden ist 3 so wird sie
nicht mehr als neu angesehen.
Dagegen kann ein gültiges Patent erhalten wer-
den auf eine Erfindung^ die im Auslande schon bekannt
ist und ausgeübt wird^ wenn si^ nur in England neu ist.
Ak im Lande bereits ausgeübt^ und im Gebrauche^
iblgUch nicht mehr neu , wird die Erfindung angese-
hen^ wenn das Publikum schon vor dem Patente im
Besitze derselben ist^ oder wenn sie auch von Jeman*
den, der sie geheim hielt ^ im Gebrauche war. Im
letztern Falle müssen jedoch mehrere Personen davon
in Ji^enntnifs seyn. So wurde DolLonds Patent auf
die Verfertigung seiner Objektivgläser aufrecht erhal-
t , obgeich erwiesen worden, war, dafs Dr. Hall
diese Erfindung vor ihm gemacht , aber sie in seinem
Pulte verschlossen hatte, das Publikum daher nicht
zur Kenntnifs derselben gekommen war '^).
Ein Prinzip an und für sich, oder die allgemeine,
\ nicht nach bestimmten Fällen organisirte , An wen-
! düng eines Prinzips ist kein gültiger Gegenstand ei-
nes Patents ; weil in diesem Falle dec Gegenstand
keine genaue Spezifijirung zuläfst, daher der Wir-
kungskreis des Patents oder der Erfindung nicht ge-
körig bestimmbar ist; der Gegenstand des Patents
hingegen irgend ein vcrkaufbaresErzeugnifs seyn mufs.
Auf ein Prinzip, dafs einer bestimmten Maschine zu
Grund liegt, oder das durch eine bestimmte Anwen-
dung seine Ausführbarkeit erhalt, und das in seiner
Anwendung gehörig spezifizirt ist, ist dagegen, so wie
*) Davies Collcction of cases etc. p. 199.
i«^irh . «1 polyt. tust* I. BiL 0
89
\
auf eine neue Verfahrungsart zur Darstellung einer j
Sache^ das Patent allerdings gültig ; und es wird in der '
gerichtliclidti Praxis bei vorkommenden Streitfallen hier ^
nicht auf den Ausdruck gesehen, dessen sich der Pa- s
tehtirte zur Benennung seiner Erfindung bedient, '
sondern auf die in der Beschreibung seiner Erfindung, ^
^^nthaltene Spezifizirung des Gegenstandes. «
Yerleihunffdes Patents«
Bei der Verleihung des Patents wird über die/^
Neuheit und Nützlichkeit der Erfindung oder Verhes- 'j»
serung, und über die übrigen ^ Punkte , welche t
zur Gültigkeit eines Patents gehören, keine Unter^ i
su-chung gepflogen , sondern die Erörterung diesem .'^
Punkte wird erst vorgenommen , wenn über die Giilr j
tigkeit des bereits ertheilten Patents ein Rechtsstreit \
entsteht. ■ ' .\
Derjenige, welcher ein Patent zu crhalten'i
wiinscht, übergibt, ein Gesuch an den König, inj
welchem er die Natur seiner Erfindung auseinander |j
setzte und um die Ausfertigung des Patent - Briefeji^
bittet: er legt zugleich einen Eid ab, dafs die.£rfin*A
düng nach seinem Wissen neu sey. Das Gesuch und|
die Eidesableguhg werden durch den Staats,sekretSrJL
des Innern dem Generalanwalt zugemittelty aim
dessen Vortrag der König die Verleihung des Privile-4|
gimns genehmigt, wornach die Ausfertigung des Pm
tents im Nahmen des Königs unter dem grofsen SicHj
gel erfolgt. i
Das Patent (die Privilegiumsurkunde) selbst ha|
folgenden Inhalt. Der Eingang erwähnt das Bittgt
such und die Natur der Erfindung oder Verbessei
des Bittstellers, „welche nach dessen Dafürhalten g4
meinnützlich^ und von welcher er der erste und wal
Erfinder sey, und welche von irgend jemand andei
nach seinem besten Wissen und Glauben nicht ai
83
^eübt oder gebraucht werde^^; dann folgt das Gesuch
des Bittstellers um den ausschliefslichen Genufs der-
selben für sich und seine Bevollmächtigte auf vierzehn
Jahre 9 und die Erklärung der Bewilligung dieses Ge-
sucheft^ in Gemäfsheit des Statuts. Nachdem sofort
allen Unterthanen anbefohlen wird^ die Rechte des
Patentes nicht zu verletzen, und allen Beamten auf-
getragen, den Patentirten in der Ausübung dessel-
ben nicht zu hindern ; so wird der Patentbrief für
nichtig erklärt: wenn es sich ergibt, dafs die Verlei-
hung den Gesetzen entgegen, oder den Untertha-
nen nachtheilig sey ; oder wenn die Erfindung schoh vor
dem Tage der Verleihung im GeJirauche war; oder
vrenn der Patentirte nicht der Erfinder ist; oder wenn das
neue Patent mit einem früher ertheilten kollidirt ; oder
wenn das Patent mehr als fünf Personen oder einer
Korporation übertragen w^ird; oder endlich wenn die
Beschaffenheit der Erfindung nicht beschrieben, oder
die Beschreibung innerhalb zwei Monathen nach dem
Datum des Patents nicht ämtlich eingetragen ist.
Für England, Schottland und Irland werden ei-
gene Patente ausgefertigt, und dafür bestimmte Ta-
xen erlegt. In dem Patente für England kann jedoch
gegen den Mehrerlag eines mäfsigen Betrages das Pri-
^egium auch noch auf die auswärtigen Jtolonien
ausgedehnt werden.
Das Patent gilt für den Patentirten und für alle
diejenigen, die von ihm zu seiner Ausführung ange-
stellt, verwendet oder bevollmächtigt sind. Es gibt
demselben das Recht, während der vierzehnjährigen
Patentzeit den Gegenstand seiner Erfindung im Lande
XU verfertigen, zu gebrauchen, auszuüben und zu
verkaufen, in der Art, wie es ihm gutdünkt Das Pa-
tent darf jedoch, bei Verlust desselben, niclit auf
mehr als fünf Personen als Theilnehmer von dem Pa-
tenürten übertragen werden 5 es dürfen keine Aktie n-
i\ #
84-
•
Subskriptionen für mehr als fiinf Personen eröffnet j
auch keine Einlage oder Geld von einer j^öfÄeren
Anzahl oder einer Korporation angenommen werden, .
und es dürfen die Patentirten überhaupt keine grös-
sere Korporation bilden. Diese im Patente ausge-
drückte Bestimmung gründet sich auf eine Parla-
mentsakte votn sechsten Regierungsjahre Georgs /.,
die sich zunächst auf die Schiffsassekuranzen und Bod-
merey bezieht *). ;
Damit eine gröfsere Gesellschaft oder Korpora-
tion ein Patent erhalten könne} dazu ist eine eigene
Parlamentsakte eir forderlich, wodurch die förmCcbe
Inkorporirung verliehen wird.
Der Termin von vierzehn Jahren gilt für alle Pa-
tente; eine Verlängerung desselben* kann nur durch
eine Parlamentsakte erhalten werden.
Die in dem Patentbriefe enthaltenen Vollmach-
ten und Klauseln haben übrigens von Zeit zu Zeit '■
einige Veränderung erlitten, je nach dem Antrage ■
des jeweiligen Generalanwalts, welcher diese Patente
ausfertiget , und welcher durch die PrivilegiuaLSge- ':
nehmigung des Königs die Anweisung erhält, »alle ^.
jene Klauseln, Verbote und Verwahrungen indenpisel« ';
heti anzubringen , welche bei ähnlichen Verleihungen ^
gebräuchlich und nothwendig sind, und welche er.y
für erforderlich halten sollte.» ä
Die Spezifikation oder Beschreibung der Erfin- j
düng, deren Übergabe zur Einregistrirung in einer!
bestimmten Zeit der Patentbrief verlangt, ist einer
*) An act for the better ^ecuring certain powers and privi1eges,li
intended to be granted by bis Majesty by Iwo Charters &>r*J
a.ssurance of Ships and merchandizes at sea and for lendin^*^
Money opon battoinry, and for restraining severai cxtravV t
gant and unwarrautablc practiccs tbereiu nicntioued. , J
«5
;r wichtigsten Punkte bei det Verleihung desselben,
eil das ganze Privilegium sich auf diese Beschrei*
ing gründet. Diese Beschreibung mufs dergesalt
•gefalst seyn^ dafs dadurch das rublikum in den
and gesetzt wird^ nach dem Verlaufe der Patent-
it die Erfindung vollständig auszuüben. In der frü*
Ten Zeit w;ar die Ausfertigung der Spezifikation
3ht gebräuchlich ; soildern es wurde in das Patent
Ibst im Allgemeinen die Beschreibung der Erfin«
ng eingerückt y und es hing sonach gewisserm^fsen,
n der RedUchkeit des Patentirten ab^ das Publikum
ch dem Verlaufe des Privilegiums in den gehörigen
rsitz der Erfindung zu setzen.
Die Erfahrungenvon der Unzweckmäfsigkeit dieses
srfahrens, wodurch in mehreren Fällen einer der
luptzwecke des Privilegiums, die Erfindung mit der
dt dem Publikum zuzuwenden , vereitelt wurde j
illeicht auch die Erfahrung, dais es für den Erfin-
r gefährlich war, eine genaue Beschreibung seiner
'findung (zur Einschaltung ihres wesentlichen In-
Ils in das Patent) zugeben, bevor das Patent das
ofse Siegel erhalten hatte, indem das Privilegium
ir mit dieser Zeit beginnt, und jede frühere Be-
nntm'achung der Erfindung ^ wenn sie auch auf trü-
risehem Wege geschehen sey, das Patent ungültig
icht, — veranlafsten gegen das Ende der Regierung
ir Königinn Anna die Einfiihrung derKlausei in das
itent, welche die Einlegung der genauen Beschrei-
mg in einer festgesetzten Zeit nach der Ausferti-r
mg des Patents als wesentliche Bedingung seiner
ultigkeit aufstellte.
Die Zeit, in welcher diese Beschreibung oder
pezifikation der Erfindung übergeben werden mufste,
rar Anfangs auf vier Monathe, von dem Datum des
^aientbriefes. angerechnet, festgesetzt; später wurde
ie auf ein Monath bestimmt, und neuerlich ist sie
rücksicbllich der Sorgialt und öenam^eit, nnt wi„
eher die für die Gültigkeit des Patents so wichtigt.
Spezifikation abgefafst seyn mufs, auf zwei Monath«
festgesetzt worden.
Dieser Zeitraum kann übrigens von dem General-
anwalt in besondern Fallen und nach vorgängigen
Gesuche des Pateniirten verlängert werden. Dies«
VeHängerung ßndet gewöhnlich dann Statt, wem
der Erfinder bei seiner Eidesabiegung erklärt bat, dal
er auch die Patente für Irland und Schottland aus
bringen wolle, in welchem Falle der Termin gewöhn-
lich auf sechs Monathe yerlängert wird , weU eini
frühere Eiuregistrirung der Spezifikation in England
die Erfindung verlauibaren , und den Erfinder defs-
balb uui die Erwerbung der Patente für jene beideil
Länder bringen würde.
Hat das Patent einmabi das grofse Siegel erhal
ten, so mufs der darin zur Eintragung der Spczitika
tion ausgedrückte Termin, unter Verlust des Patents
bestimmt zugehalten werden.
Die Beschreibungen oder Spezifikationen dej
Erfindungen werden in dem Bureau des Lord Kanzlei
(tht high court of chancerj) eingetragen; s'e siai
dort für Jedermann zur Einsicht olTen, und es koa
nen Kopieen von denselben erbalten werden. Ga
wohnlich werden sie im Repertoiy of arts, manufactu
res and agrlculture, dessen Redaktion die Kopie«
aus dem Eiuregistrirungsbureau (rolls chapel qffice
erhält, bekannt gemacht. Die Pateniirten mäili
ihre Spezifikation auch selbst an diese oder ander!
Zeitschriften zur Bekanntmachung mit. Durch diei
offene Darlegung der patontirten Erfindung werden
nicht nur diejenigen, welche geneigt sind, die Maf
scbine oder Erfindung zu kaufen, mit ihrer BcschaH
lenheit und ihren Verdiensten bekannt, sondern fää
87
bützt auch diejenigen^ welche ihre Geschicklich-
it, Zeit und Geld au^ Verbesserungen und Erfin-
ingen ähnlicher Art verwenden, vor unnützem Auf*
inde ihrer Kräfte auf die bereits patentirte Sache.
Von dieser Eintragung (enrolment) der Spezi-
ation der Erfindung und. demnach von der Bekannt-
chung derselben kann Niemand dispensirt werden,
fser in besonderen Fällen, aus wichtigen, von dem
tsteller dargelegten und gehörig könstatirten, Grün-
tt, durch eine Parlamentsakte. Die Geheimhaltung
r Erjfindung wird als unnütz, und als schädlich fiir*^
% Publikum angesehen. Unnütz , weil jemand nur
r Erfindung^ auf irgend einem Wege ganz oder zum
leil sich zu bemächtigen und sie auszuüben braucht,
»durch er den Pateütirten zwingt, gegen ihn klag-
r. aufzutreten, und auf diese Art die Spezifikation
ner Erfindung vorzulegen. Das Publikum selbst hat
er auch ein Recht, die Einsicht der Spezifikation zu
rlangen, damit nicht Mancher Zeit, Mühe und Un-
sten auf eine Erfindung verwende , bei deren Aus-
ung hintendrein der Patentirte mit seiner Spezifi-
tion hervortritt , und auf die Verletzung seines Pa-
its klagt; während diese Personen, wenn ihnen
J Spezifikation früher bekannt gewesen wäre , sich
; in diese Sache eingelassen hätten. Die Einregi-
irung ist daher zum Nutzen des Publikums» Als im
hre 1802 Jemand, der ein Patent auf die Verferti-
ing von Papier aus Stroh erhalten hatte, das Gesuch
a Dispens von der Eintragung der Spezifikation, oder
ir Ergi'eifung von Mafsregeln anbrachte , um dieJBe-
nntmachung derselben zu verhüten, wurde er vom
ord Kanzler unter den eben erwähnten Entschei-?
BDgsgründen abgewiesen.
Das Patent und seine Gültigkeit griindet sich, wi«
«agt, auf die eingelegte Spezifikation der Erfindung,
»dem diese als ein wesentlicher Theil des Patents
selbst anzusehen ist, und als die Bedingnifs , unta
we/cher das Privilegium ertheilt wird. Die
sclireilmng der EHJiidunj^ niufs so aligefafst seyn, dal
jeder Sachverständige den Gegenstand nach der
Schreibung m verfertigen im Stande ist, ohne neuej
Erlindunj^ai, Zugaben oder Verbesserungen beifüge^
zumiissen. Daher wird ein Patent nichtig, wt
wiesen wird, dafs werk- und sachverstandige Mw
■ iier aufser Stande sind, den Gegenstand der Erllndui^
oder des Patents nach der Snezilikalion allein,
ohne erst selbst neue Versuche zu maclien, darzo?
Stellen.
Die Spegifiliaiion mufs die Erfindung klar und.*,
deutlich, und ohne Zweideutigkeiten, die etwa irroa
leiten könnten, und völlig genau darstellen. So wörda
t. B. das Patent ungültig werden, wenn der ProzefJ
welchen der Pateiitirte in seiner Spezifikation bei
schrieben hat, zwar sich in der Ausführung als rich-l
tigerweiset, aber dargethan würde , dafs der PaieU'-j
tirte den Gegenstand mit woA/Zei/ere/i Materialien her-
vorbringt, als diejenigen, welche er in der Spezifikag
*ion aufgezählt hat. Eben so wenig darf die Angal
eines Handgriffes oder einer Verfabrungsart rd>ergani
gen werden, welche in der Ausübung der Erfindung
von Vortheil ist. So wurde in einem Rechtsfalle eill
Patent für Stahl - Bruchbänder fiir ungültig erklärt
weil der Patenlirte in seiner Spezifikation unterlassei
hatte, den von ilim gebrauchten Handgriff zu erwäl
nen^ den Stahl beim Härten mit Talg zu bestreiche!
In der Spezifikation mufs dasjenige, was neaisn
von demjenigen, was schon bekannt ist, genau untei^
schieden werden; die Spezifikation oder das Pate
wäre ungtdtig, wenn erstere Gegenstände mir in i
Erfindung zöge, welche schon bekannt sind. Ebeii
90 mufs die Verbesserung, auf welclie das PateDl
«9
lautet^ genau läiterschieden werden von demjenigen,
was schon vorher in der Sache bekannt War.
Übrigens ist es nicht nöthig , der Beschreibung
ein Modeil oder eine Zeichnung beizulegen, wenn
anders durch die blofse Beschreibung der Zweck er-
reicht wird, dafs der Künstler blofs nach derselben
den Gegenstand darstellen könne. Überhaupt mufs
die Spezifikation so verfafst seyn, dafs jeder Werk-
verständige durch dieselbe eben so in den Besitz der
Erfindung, rücksichtlich ihrer AH, Ausdehnung, der
leichtesten Mittel der Ausführung etc. gesetzt wird,
als der Patentirte sie selbst zur Zeit der Anfertigung
im Besitze hatte. Jede erwiesene Verheimlichung in
den Mitteln und der Ausführung würde einen Verlust
des Patents nach sich ziehen.
Um den Erfindern in dem Falle, wenn sie an
Erfindungen und Verbesserungen arbeiten, deren
Zustandebringen längere Zeit erfordert, und welche
sie während dieser Zeit nicht gehörig geheim halten
zu können glauben, die Gelegenheit zu geben, die
Priorität ihrer Erfindung bis zu dem Zeitpunkte zu
bewahren, wo sie nach vollendeter Herstellung ein
Patent auf dieselbe zu nehmen im Stande sind, ist
das sogenannte caveat eingeführt»
Das Cas^eat ist nicht etwa eine Art von Patent
oder vorläufigem Patent fiir die Erfindung j sondern
es ist eigentlich das Verlangen eines Erfinders, der
sich noch mit seinem, noch nicht zur Reife gekomme-
nen Oegenstande beschäftiget, dafs, wenn Jemand
für eine Erfindung,, welche mit derjenigen, für
Welche er durch das caveat gesichert ist, gleiche Be-
schaffenheit habe, ein Patent verlangen sollte, ihm
hiervon Nachricht gegeben werde, damit er sich der
Ausfertigung dieses Patents widersetzen könne.
9®
Das Qaveat wird gewöhnlich in dem Bureau des
Generalprokurators eingetragen, und es hlcibtiürden
Zeitraum eines Jahres in den Biiehern, kann aLer
■von Jalir zu Jahr naeh Beheben des Erfinders erneu-
ert werden. Die Erfindung, fiir welche das caveat
gilt, wird gewöknUch nur in allgemeineren Ausdrü-
cken heschnehen, theils um die öffentliche Bekannt-
machung derselben zu vermeiden, wodurch die künf-
tige Paientirung unmöglich werden würde, ihcilsum
absichthch den Gegenstand der Erfindung so sehrwie
möghch auszudehnen.
Wenn der Inhaher eines caveat sich der Aus-
fertigung eines Patentes über eine Erfindung von glei-
cher Beschaffenheit, wovon er in Kennlnifs gesetzt
worden ist, widersetzet; so verhört der GeneraJan-
walt die Leiden Parteien abgesondert, untersucht die
wesentliche Alinlichkeit der beiden Erfindungen, wo-
nach das Patentgesuch entweder zurückgewiesen
wird, oder seinen gewöhnlichen Weg geht, öfter*
whd den Parteien ein Vergleich vorgeschlagen, s»
dafs sie sich auf die gemeinschaftliche Erhebung de*
Patents verständigen, oder einer den andern abkauft^
eine Mafsregel, die bei der vorhandenen Ahnlichkeil
der Erfindung nothweudig wird, weil eine Partei
durch die öflentUche Bekanntmachung der Erfindun;
die andere aufser Stand setzen kann, ferner ein Fa
tent zu nehmen.
Mit diesem Ca^'fiat wird vielfacher Mifshraucli'
getrieben. Es gibt Spekulanten, die eine ganze Liste
von cai'Ciif.'i auf allgemein angegebene Erfindungen,
oder Erfindungs - Prinzipien emtragen lassen, ohne
dufs sie im Sinne haben je selbst ein Patent zu neh*
men; sondern welche dabei nur die Absicht haben,
mit jeder neuen VerTiesserung bekannt zu werdeOj
und dadurch mit den wirkhchen Erfindern in Kon-
kiirrrenz und Gegensalz zu kommen, von denen sie
9^
schon öfters Bedeutende Summen zur. Beseitigung
ihrer Ansprüche erhalten haben.
Diese Nachtheile könnten vielleicht vermindert
werden ^ wenn hei der Eintragung eines cai^eat dem
Erfinder aufgelegt würde ^ eine verschlossene und
versiegelte vollständig deiaillirte Beschreibung ' seiner
Erfindung^ soweit er mit derselben im Reinen ist,
oder wie er sie auszufuhren gedenket^ zu übergeben;
der Gegenstaiid derselben aber im Allgemeinen dem
offenen Register einverleibt würde ; um andere Erfin-
der vor unnützem Aufwand auf dieselbe Sache zu be-*
wahren. In dem Falle , wenn der Inhaber des caveat
sich der Erth eilung eines Patentes widersetzt^ wäre
j^e Beschreibung nach Einvernehmung der Parteien
zu öfihen , und mit der Spezifikation des angesuchten
Patentes zu vergleichen y so dafs die Wirkung
des caveat nur allein auf den Inhalt der mit demsel-
ben eingelegten Spezifikation beschränkt wäre- Es ist
jedoch nicht zu läugnen^ dafs dieses cweat in jedem
Falle, eine, im Grunde unnöthige, Verwicklung in
das $onst einfache Patentsystem bringt, daher es viel-
leicht am zwekmäfsigsten wäre, dem Erfinder die
Geheimhaltung seiner Erfindung bis zur Patentirungr
selbst zu überlanssen, um so mehr, da er die Spezi-
fikation erst geramne Zeit nach der Ausfertigung des
Patents einlegt, und er während dieser Zeit noch
Versuche zur Vervollständigung seiner Erfindung an-
stellen kann, um sonach die Spezifikation mit der
Böthigen Vollständigkeit abzufassen.
Erlöschung desPatents.
Alle Streitigkeiten , welche die Erfindungs - Pa-
tente und ihre Gültigkeit betreffen , werden gleich
jeder andern Streitsache, vor den ordentUchen Rich-
tern verhandelt.
Wer in die Ausübimg einer patentirten Erfin-
<.
I
dang eingreift, mufs nach richterlichem Ermessen
dem Paleutirten den eutstandenen Schaden ersetzen.
Wird die Neuheit einer Erfindung angefochten^
50 mufs der Patenlirte dieselbe nach der AusdchnuDS
wie sie dem Patente in der Spezifikation zu Grunai
liegt, (für das Inland) erweisen,
Da die Neuheit der Erfindung die Gültigkeit de!
Patents wesentlich begründet; so wird es in allen je-
nen Fällen nichtig, in welchen das Patent ganz odö
Eum Theil einen Gegenstand betrifft, der schon in dei
Benützimg desPubhkums sich befindet; indem es be
jedem Patente, nach dem Statut, zur Rechtsgültig
keit gehört, dafs Niemand in demjenigen, was (
bisher ausgeübt hat, beeinträchtiget werde. Die vei
«chiedenen Falle dieser Art sind bereits im fi-üherel
vorgekommen.
Auch wird das Patent ungültig, wenn erwiesen
wird , dafs der Patentirte nicht der alleinige Erfinde)
■war. So verlor Hr. Tennant sein im Jahre 179'
' erhaltenes Patent für seine Bleichflüssigkeit (die /
Wendung des oxjdirt salzsauren Kalks zum Bleichenu
weil erwiesen worden war, dafs ein Bleicher bei iVb^j
tinghnm sich fünf oder sechs JäfaTC vor dem Datui
des TfenTirtnf'schen Patents derselben Bleichflüssigka
bedient hatte, mid dafs ein Chemiker in Glasgow r
Jahre 179(1, dem Hrn. Tennant geralhen hatte, dslj
Kalkwasser in beständiger Bewegung zu erhalten, V
lu dem Gelingen des Prozesses noihwendig war;
folglich weder der einzige noch der wahre Erfinde)
gewesen sey.
Das Patent wird ferner ungültig durch die Felj
1er der Spezifikation; ferner wenn der Gegenstand
desselben, nach dem Sinne des Statuts, gesetzwidri
.9^
ist^ wie hierüber die Klauseln im PatMitbriefe selbst
enthalten sind.
» • * ' .
Wird ein Patent angefochten, so mufs daher der
Patentirte aufser der Neuheit, auch noch die Nütz-
fichkeit der Erfindung erweisen, und ferner zeigen,
dafs er die Natur seiner Erfindung in seiner Spezifika-
tion genau erklärt, und darin dasjenige, was neu ist,
?on dem bereits Bekannten abgeschieaen habe.
In einigen Fällen wird das Patent ex officio, durch
ein sogenanntes scire facias {a V^rit of scire facias)
fiir ungültig erklärt oder widerrufen. Diese Fälle sind:
Erstens , wenn auf eine und dieselbe Sache das Privi-
legium an mehrere Personen verliehen worden ist.
In diesem Falle erhält der zuerst Patentirte, aufsein
Ansuchen , ein scire facias gegen den zweiten,
durch welches das Patent des letzteren im Nah7
mcn des Königs widerrufen wird.
Zweitens, wenn das Patent auf eine falsche Angabe
(a false Suggestion) verliehen worden ist, das
heifst, wenn das ertheilte Privilegium der Krone
I oder dem gemeinen Wesen oder dem Handel, nach
dem Sinne des Statuts Jakobs /. schädlich ist.
Drittens, wenn das Patent die Verleihung eines Pri-
läegiums enthält, welches den Landesgesetzen zu-
wider ist, z. B. den durch das Statut Jakobs L
ausgesprochenen Monopols * Restriktionsgesetzen.
In Grofsbritannien wurden seit dem Jahre 1675
|)as 1816 nachfolgende Anzahl von Erfindungspatenten
trtheilt.
1676 bis i685 (JT^rZ//.) - - 4ß
i| 1686 » 1689 (Jakob IL) - - i3 •
1789 » 1703 \Tfilhelm und Maria) 102
94
170a bis i'ji^ (j^na) - ^30
1715 » 1727 (George /.) - - gS
1727 » ip;6o (Georg IL) - - aSS
1761 » 1770 {Georg III.) - . 2i5
» 1780 » » - - jjgg
» 1790 » » - - , 5(Jß
» 1800 » » - - (Jg2 '
» 181O » » - - 943
» i8i5 » » - . 55i
3258.
»
-^
IV.
Versuche und Bemerkungen über den
moir^ metallique *)
' von
G. Altmütter,
Professor der Technologie am k. lu polytechnischen Institute«
*,»
•L/ie^ unter der Benennung des moir^ m^taHiquii
uns vor einigen Jahren aus Frankreich zugekommebi
Waare aus lakirtem Weifsblech^ die sich durch eigen?
thiimliche schillernde strahlcpi ^ oder wolkenartigi^
Zeichnungen^ von ähnlichen Arbeiten sehr vortheuj-
haft unterscheiden^ ist zwar jetzt kein^ der inlänr^
dischen Industrie fremd gebliebener Gegenstand ^ in:
*) Ich wüiste die französische , beinahe schon natural isirte Bp
nennung nicht passend zu übersetzen, und mufs gestehei^
dafs mir die diefsfalls gemachten Versuche nicht gelungoi
zu seyn scheinen. Bei uns und in Sachsen bedient man sidl
des Ausdrucks: Perlenmuttcrlack , der sein Entstehen wahi^
scheinlich der Ansicht der ersten, uns aus Frankreich sttj
gekommenen Stücke verdankt, aber nur auf die cinfachst|
Arbeit dieser Art, die das rohe Blech gibt, einigermafsflri
.1
dem schon melii'ere sich hei uns mit demselben be-
schäftigen^ und diese Behandlung der Blechwaaren
mit gutem Erfolg ausüben. Denpungeachtet aber glaube
ich^ dafs dieErzählung meiner in dieser Hinsiebt an«^
gestellten Versuche in zweierlei Rücksicht nicht ganz
unwillkommen seyn dürfte. — Ich wünsche nähmlich
mit der folgenden^ den Gegenstand keinesweges er-
schöpfenden Darstellung eine doppelte Absicht zu er-
reichen. Da man sich nähmlich an den gewöhnli-'
chen , auf diesen Blech waaren vorkommenden Zeich-
nungen^ die der Zufall^ oder ein unregelmäfsiges Er-
hitzen gibt^ bald satt gesehen haben möchte^ und
von den inländischen Künstlern bis jetzt blofs diese
zu Stande gebracht worden sind, so glaube ich durch,
die Darstellung der Art, wie es mir gelungen ist, diese
Zeichnungen nach Willkür abzuändern, vielleicht eU
was zur Aufnahme dieses artigen Fabrikates beitragen
zu können. Anderseits hoffe ich durch die Beschrei-
bung meiner Versuche, die theoretischen Gründe
dieser auch in physikalischer Hinsicht merkwürdigen
Erscheinungen näher zu entwickeln, und zu zeigen,
dafs eine ziemUch einfache Erklärungsart derselben
mögUch sey.
i) Über die relative Tauglichkeit des zu diesen
Arbeiten dienUchen verzinnten Eisenbleches, fehlen
f
Er
pai«l. Der ebenfalls vorgesdilagene Nähme Atlasblccfa scheint
mir ebenfalls nicht bezeichnend genug, besonders wenn er
«ine Übersetzung des moire seyn soll. Moirirte oder ge-
wässerte Zeuge sind behanntlich solche, die durch eine eigne
Behandlung wellenartige Zeichnungen bekommen haben. Da
unter allen Zeugen aber gerade die atlasartigen diejenigen
sind , die sich nicht moiriren lassen , so erhellt die Inkonse-
quenz jener Übertragung auf Blech von selbst«, Die Bencn-
^1 nung gewässertes ^Blecl^ endlich würde sich unserer Sprache '
'^^1 am wenigsten aufdringen lassen, weil die Ursachen, die
^^1 den Ausdruck gewässerter Zeug erträglich machen, nähm-
^^^'1 lieh, dafs dessen Flecken wellenförmig scheinen, und dafa
*^^' I das Moiriren der Zeuge nur durch Nafsmachen möglich wird,
''I beim Blech wegfallen.
90
mir hinreichende Erfahrungen. Meine Versuche haho
ich fast durehfiehends mit ordinärem englischen Blech
angestellt. Die meisten inländischen Arten, mit Aus-
nahme einiger böhmischen, wurden bei der Beliand-
hmg mit Säuren zu matt und dunkel, weil vermuth-
lich die Verzinnung stark bleyhällig ist, Dafs das
Eisenblech selbst gewalzt sey, ist keine unerläfsliche
Bedingung, denn auch mit ungewalztem böhmischen
Blech sind mir einige Versuche so ziemlich gelungen.
Besser ist natürlich das gleichförmigere gewalzte, weil
sich in der Folge zeigen wird, dafs von dem gleich^
förmigen und willkürlichen Erhitzen das Gelingen der
Arbeit grofsentlieils abhängt.
2) Ich gehe nun zur Darstellung der Manipula-
timisart selLst-über. Das Blech soll jederzeit vor dein'%
Versuch von Fett und Schmutz durch Abreiben mit Jj
Kleyen, oder besser durch Seife oder Lauge gerei- fc
Tiigt werden, Weil sonst die bei der nachfolgendeafc
Bejiandlung, am besten mit welchen Pinseln aufzu-^l
tragenden Sauren, auf den fetten Stellen nicht haften.'l
Wenn man auf eine solche Platte starke Schwe^'^«
felsäurc bringt, so erscheinen, eben nicht sehr deut-^a
Jich, die grofsen wolkenartigen Zeichnungen. NimmlB
man aber sehr verdünnte Salpetersäure, so kommeofl
die Flecken viel eher hervor, werden deutlicher, be-wl
sonders aber die dunkeln Stellen, die beinahe schwara-M
grau scheinen. Später nimmt auch der Glanz de^H
Zinnes an den hellen Stellen im Verhältnifs mit de^f
Stärke der Säure ab. Endlich überdeckt sich die ObeP^f
llärJie mit einem welfsen Pulver (eine Folge dci; ei^H
gentlichen Auflösmig des Zinnes), das Eisen komm^B
stellenweise zum Vorschein , und die Tafel ist für die^|
sen Zweck verdorben. Da man die Salpetersäure ntd^|
durch viele Übung so behandeln lernt, dafs jene c^H
grofse Oxydation des Z.inns vermieden wird, so Tei<^|
bindet man am sichersten beide Säuren miteinandenH
97
dasheifst^ manläfst zuerst die Schwefelsäure wirken,
wäscht sie dann mit Wasser ab, und bringt sehr
schwache Salpetersäure auf die Tafel. Ist sie nach
dem Abwaschen doch zu dunkel geworden, und .
zeigt sich ein weifser Anflug, so kann man diesen
durch Waschen mit starker Salzsäure wegschaffen,
und das Zinn wieder etwas heller machen. Lange
darf man aber auch diese nicht auf der Platte lassen,
weil sonst bläuliche und röthliche Flecken bleiben^
and das Blech trüb machen Überhaupt mufs man,
um den Glanz möglichst zu erhalten, mit der Anwen-
dung der Salpetersäure möglichst sparsam und vor-
sichtig seyn. Nach fleifsigem Waschen mit vielem
Wasser, und nach dem Trocknen, werden die Tafeln
sobald als möglich gefirnifst, oder auch vorher mit
liasurfarbea überzogen und illuminirt, oder sonst
willkürlich bemahlt, Arbeiten die mit denen auf ge-
wöhnlichem lakirten Blech übereinkommen , und de-
ren Beschreibung daher hier keine Stelle finden kann.
Für alle Bearbeitungen dieses Bleches gilt übrigens
die Regel, dafs man auf demselben, so lange es noch
nicht gefirnifst ist, so. wenig als möglich reibt und
wischt, weil dadurch die Figuren matt werden j denn
sie lassen sich durch Polirpulver, z. B. Kalk oder
Kohlenstaub ganz von dem Blech wegbringen.
Ein oft vorkommender Fehler bei ganz fertigen,
ind schon gefirnifet^n Tafeln ist der , dafs sie anfangs
sehr hell und schön, nach kurzer Zeit aber (oft schon
Iq einigen Wochen) dunkel werden. Da bei den ge-
fimifsten die Einwirkung der Luft nicht Schuld seyn
lUnn, 80 liegt die Ursache offenbar an der Säure. Es
„,|liilt nähmlich sehr schwer durch blofses Waschen
^1 iBe Partikelchen derselben zu beseitigen, etwas bleibt
",l«rf dem Blech zurück, und macht es durch fortwäh-
' l^nde allmähliche Einwirkung dunkler Es ist daher
lidir anzurathen, die Tafeln vor dem Firnissen noch
. I nil einer nicht ätzenden alkalischeu Flüssigkeit, z. B.
kferl. d. poljt. last. L Bd. n
schwacher Pottaschen- oder Sodaauflösung zu vra* .
sehen ^ wodurch man alle Säure beseitigt^ und da* '
nachmahlige dunkeliind schwarz werden der Zeic)i->;
iiung gänzhch verhindert. — r
3) Auf die vorbeschriebene Art erhält man den
einfachsten Dessein^ nähmUch wplkenartige ^ g^^i3|i^'
helle und dunklere Flec^^en, die aber schillern^ däp.
heifst^ jeder Flecken ist nach Beschaffenheit des eucK
fallenden Lichtes', und der Neigung der Tafel gege%
dasselbe entweder hell oder dunkel, ein Umstand dei;-
nicht nur bei dem erwähntejn einfachen, sondern auclk-'
allen andern Desseins stattfindet. '. :/•
Ich W€irde jetzt die Abänderungen beschreiben, dift
nian, mit einiger Übung, willkürlich hervorbringest^
kann, in der Voraussetzung, dafs geschickte und t^ä^;
tige Künstler meine Versuche nachahmen und vervol
kommnen werden. Die einfachste Abänderung be
steht darin, dafs man eine rohe Tafel über «in^
Kohlfeuer gleichförmig und so stark erhitzt, dafs
Zinn schmelzt. Auf dem abgekühlten Blech brii
die saure Beitze etwas andere Figuren hervor. Sie si
zwar ebenfalls sehr grofs, aber statt gerundet
wolkenfbrmig, länger gezogen und streifenartig, ab«
keineswegs angenehm ins Auge fallend.
Um schöne Figuren hervorzubringen, mufs
Blech eine mechanische Vorbereitung erleiden. Wei
man die Tafeln unter dem Glanzhammer auf die'
wohnliche Art schlagen und poliren läfst, so hat
dann gleichsam einen Grund, auf dem man willki
liehe Zeichnungen auf mehr als eine Art hervorbri
gen kann. Die Tafel selbst in dem jetzigen Zustand
gebeitzt, zeigt eine für die Theorie sehr wichtige
änderung. Es erscheinen nähmlich gar keine gri
seren Figuren, sondern ein sehr kleinkörniger glei
förmiger Grufid. Auch auf jeder rohen Blechtafel lca|
^-V
99
det dort, wo ein starker Hammerschlag hinkommt, .
dasselbe statt, die grofsen Flecken verschysrinden und
sutt ihrer findet man, mitten in der gröfseren Zeich-
nung^ jene feinkörnigen Stellen.
•
4) Auf einer solchen geschlagenen Tafel lassen
sich nun auf folgende Arten D essein s hervorbringen.
Man lasse auf einen einzigen Punkt der Tafel die
Flamme einer ruhig brennenden Wachskerze wirken.
Auf der obern Fläche wird man an dem höhern Blick
des Zinnes bald gewahr werden, dafs es schmelzt^
uad zwar nicht etwa irregulär, sondern so, dafs
bei der erwähnten Art der Erhitzung das geschmol-
zene Zinn genau eine Kreisfläche bildet, die, wenn
oiaa die Flamme unverrückt fortwirken läfst, sich
nach .und nach vergröfsert, so dafs man auf diese Art
«ne Fläche von etwa dritthalb Zoll im Öurchmesser
schmelzen kann. Entfernt man das Blech von dem
Lichte, so bemerkt man, dafs das geschmolzene
Zinn eben so regelmäfsig erkaltet, nähmlich vom äufsern
Rande nach und nach bis in die Mitte; auch sieht man
m den erkalteten Stellen schon deutlich die_JFYgur,
die man hervorgebracht hat. Nach dem Beitzen zeigt
ach nähmlich ein schöner Stern, von der Gröfe des
fiberschmolzenen Fleckens, der aus hellen und dun-
leln aus der Mitte ausfahrenden Strahlen besteht. —
Ruckt man, sobald das Zinn an einer Stelle geschmol-
icn ist, die Tafel selbst langsam und gleichförmig über
der Flamme fort, so bleibt auch hier der Erfolg kon-
•tont. Dem Wege der Flammenspitze entspricht auf
dem Bleche eine Scheidungslinie, von welcher zu bei-
vj:i den Seiten ebenfalls regclmüfsige Strahlen ausfahren,
■ad der Zeichnung ein zweigartiges Ansehen geben.
•vie|kBei mehrerer Übung liält es daher nicht schwer,
pofse Sterne, die sich aut Dosen und Gefäfsdeckeln
jjgw ausnehmen. Kränze, Bordüren, ja sogar Buch--
öKiI*te6en u. d. gl. heryorzubringen. Die letzteren mufs
•aa natüi^licJi zuerst auf .dem Bleche «ich vorzeich-
100
nen , und dann lernt man dieser Zeichnuog mit der'
Flamme bald nachgehen und das Zinn schmelzen.
Man kann auch die ganze Tafel auf verschiedene
Art mit der Flamme überschmelzen, z. B. mit breiten
sie ganz bedeckenden Streifen, wovon dann jeder
zwei in der Mitte geschiedene Strahlenreihen bildet
Überschmelzt man diese Zeichnimg auf dieselbe Art
nochmahls,^aber so, dafs sich die Richtungen der
Streifen unter, rechten Winkeln schneiden, so wird
die ganze Tafel deutlich in Rechtecke, und, wenn
man die Entfernungen gut getroffen hat, sogar in Qua-
drate getheilt, deren Gränzen die scheidende Mittel-
linie bildet. .Ebenfalls bekömmt man reguläre Zeich-
nungen, wenn man die ganze Fläche in den gehöriges
Abständen mit Sternen bedeckt u. s. w.
5) Wem diese Methode zu schwierig scheint,
kann sich, wenn er mit dem Löthkolben umzugehei]
weifs, auch damit behelfen. Wenn man auf die Hin-
terseite des Bleches einen gut verzinnten Löthkolbec
nach einem beliebig geschweiften Lineal oder auclj
aus freier Hand wirken läfst, so schm'lelzt auch da-
durch das Zinn, und zwar eben so scharf begränzt.
Man erhält ebenfalls die von einer Mittellinie ausgehen-
den Strahlen, und Kränze, Schangenlinien, Buchstaben
lassen sich sehr geschwind hervorbringen. Ich hab€
fi^anzösische Muster gesehen, die auf rein feingekörn-
ten, dem geschlagenen Blech eigenthümlichenGrunde)
mit lauter regelmäfsigstehenden gleichgrofsen' Stern-
chen besäet, nach Art eines gedrückten Zeuges iBa-
mlnirt v^aren, und eine- sehr gefallige Wirkung hat'
ten. Zweifelsohne hatte man die Stellen' für ^
Sternchen vorher ausgezeichnet, und dann durd
S leichlanges Anhalten des heifsen Kolbens das Zim
ort zum Fliefsen gebracht. — Zur Bearbeitung mi
dem Löthkolben darf man übrigens kein^ zu dimne
Blech nehmen^ weil sich dieses besonders bei starke)
Zeichnungen^ durch dfe Hitze wirft ^ und uneben
wird. . ' ,
6) Auch das Löthrohr oder ' noch be({uemer die
Schmelzlampe eines Blasetisches leidet hier Anwen-
dnng^ und ist den hciden vorigen Methoden in ge-
wisser Hinsicht noch vorzuziehen. Durch die sehr
; feine ^ gleichförmig w^irkende Stichflamme kann man
'nahmiick feinere Zeichnungen erhalten, als durch
die Lichtflamme oder den Löthkolben.
7) AUe die^e Zeichnungen, die sich noch un-
endlich abändern lassen, bestehen aus einzelnen Strah-
len, und haben etwas hartes und steifes, was bald das
Auge ermüdet. Glücklicherweise aber gibt es noch
mehrere Arten, Veränderungen hervorzubringen, wo-
' von ich sogleich eine neue Klasse , die noch . mehr
Iffannigfaltigkeit zuläfst als die vorige, beschreiben
werde. Dazu mufs man sich ein Kohlenfeuer verschaf-
fen, das 'aber, um die Tafeln gleichförmig erhitzen
m können, eine etwas gröfsere Ausdehnung haben
mufs als diese. Wenn man nun eine geschlagene oder
I rohe Tafel gleichförmig erhizt, und dann durch
Wasser* abkühlt, so kann man nach den dabey vor-
kommenden Nebenumständen, die man durch Nach-
denken und Übung in seine Gewalt bringen mufs, die
auffallendsten Figuren erhalten.
Eine detaillirte Beschreibung aller von mir in die-
ser Hinsicht angestellten Versuche, halte ich eines-
theils nicht interessant genug für das gröfsere Publi-
kum, und anderseits auch für den ausübenden Künst-
ler darum nicht nothwendig, weil das meiste auf
Handgriffen beruht, deren schriftliche Mittheilung
jederzeit sehr mifslich ist. Ich werde daher nur Fin-
gerzeige zur Nachahmung und weitern Ausfuhrung
geben^ da ich diesen Gegenstand selbst natürlich nicht
erschöpfend behandeln konnte^ Man wird aus dem
^
102
Folgenden sehen, dafs sich jetzt die Bedingungen zur .!
Hervorbringung eines bestimmten Desseins sehr hau- ^J
fen , und gröfsere Übung zum Gelingen der Versuche , -
nothwendig wird. Die Momente , auf die es hier
ankömmt, sind vorzüglich folgende: gleichförmigem
oder ungleichförmiges Erhitzen; das Abkühlen bei '
verschiedenen Graden der Erhitzung ; das Abkühlea ^
auf der dem Kohlenfeuer zugekehrt gew^esenen Seite^ g
oder auf der entgegengesetzten ; schnelles oder lang- ■
sames Eintauchen, oder Begiefsen, oder Besprengen '
mit Wasser etc. Welche Abweichungen bei der Kom- i
bination aller dieser Bedingungen statt finden, läfst..
sich aus deren Aufiählung schon beiläufig ver- ^
mulhen. -
8) Bei den vorigen Behandlungsarten geben s
nach der Beitze beide Seiten des Bleches genau diesel^ z
ben Figuren, hier aber, beim Erkälten durch Was- .i
ser, nicht. Wenn man eine Tafel nur soweit erhitzt, '
dafs das Zinn eben geflossen ist, mid sie dann mit ^
der untern, dem Feuer zugekehrt gewesenen Seite, i>
auf einmahl auf die Wasserfläche bringt, so best^hl i^
die Zeichnung auf der mit Wasser in Berührung ge- ~:
wesenen Seite aus lauter kleinen eckichten oder rau- ->.\
tenförmigen Fleckchen , die dem Gefüge des Granit»^
einigermafsen ähnlich sind. Je heifser das Blech war,t^
desto kleiner werden die Fleckchen. Bei ungeschla--^
genem Blech sind sie nicht so scharf begränzt, son-""^
dem mehr kraus imd sternförmig; bei geschlagenem,
wenig erhitzem und stärk verzinntem mehr abgerun*
Vlet und perlcnförmig, I*
Wenn man die Seite, die beim Erhitzen oben^^ksi
war , auf das Wasser bringt , so erhält man auf dieser %
wieder andere durchaus nicht scharfe und eckichte,
Flecken, sondern kleinere wolkenartige, die aber,']
keine nähere, eine klare Vorstellung gebende Be^*^
Schreibung zulassen, Die aitigste Zeichnung aber, ssilt^
• . . .
der aber schön ziemliclie Übung gehört, bekömmt
man auf der obern Seite, wenn man die unter^, stark
erhitzte, begiefst, und zwar so, daß niclit ein dünner
Strahl erst nach und nach die Tafel-überdeckt, son-*
dem dafs etwa aus einem viereckichten Gefäfs ein
dünner Strom von oben über die senkrecht gehaltene
Tafel herunterfliefst. Diese Zeichnung ähnelt dann
dem gefLunmten Atlas (und kann auch so illuminirt
Werden) und die Flarmnen gehen alle in der Richtung,
in der man die Tafel gehalten hat, neben einander
herunter. Bei minder vorsichtigem Begiefsen mit ei-
nem gewöhnUchen Gefäfs entstehen zwar diese
Flammen auch^ aber sie laufen nicht mit einander
parallel, sondern von dem Punkte aus, welchen der
erste Gufs getroffen hat, und wo sich eine feinere
Zieichnung befindet, die, vermöge einer optischen
Täuschung tiefer als die Tafel selbst zu liegen scheint,
was ebenfalls artig genug aussieht.
Wenn man endlich die Tafel mit einem Spreng-
pinsel oder einer Bürsie, auf der obern Seite, die
aber hernach nicht die rechte werden darf, weil die
fallenden Wassertropfen das Zinn auseinandertreiben
und das Eisen entblöfsen, besprengt: so bekömmt
man wieder eine aus eckichten Steinchen bestehende
Zeichnung, zwischen welchen sich unregelmäfsige
scharfe strahlige Ausbreitungen zeigen, welche dort
entstehen, wo man eine Lage auf einmahl aufgesprizt
Dieses wären dann bei dieser zweiten Hauptma-f
nier diejenigen Versuche, deren Bedingungen sich am
leichtesten wieder treffen und die sich also bald wie«
der nachmachen lassen.
9) Eine Figurirung, die sich auf Tassen und
eroisereu Flächen vortrefflich ausnimmt, und wobei
m Blech auch auf beiden Seiten gebeitzt, und ge^
io4
firnifst werden kanii; erhält mau auf folgende^ freilich '
etwas mühsame Art , bei welcher das Erhitzen über
der Lichtflamme mit dem Abkühleh durch Wasser
verbunden wird. Man nimmt schönes geschlagenes
Blech und schmelzt mit der Lichtflamme einen beli^
big grofsen kreisrunden Flecken. Über diesen gielst
man Wasser. In der Zeit, welche zwischen dem Ab-
nehmen von der Flamme und dem Übergie.fsen mit
•Wasser verstreicht, ist schon ein Theil des Sternes :
gebildet, nähmUch der runde Flecken hat (nach §. 4-) '
am Umfange zu erstarren angefangen, während die
Mitte noch flüssig bleibt. Wie das Wasser hier auf-
fällt, so erstarrrt auch dieser mittlere Theil (und zwar
auf der begossenen Seite zu kleinen Steincheh)^ so
dafs diese kleinere Zeichnung mit eii]Ler Bordur von
Strahlen eingefafst erscheint. Wird das ganze Blech
auf diese Art üb er schmolzen, so erhält man lauter -
solche, einander zum Tiieil deckende^ mit Strahlen
umgebene Kreise. Diese bestehen auf der begosse-
nen Seite aus kleinen Steinchen, auf der entgegen-
gesezten aber aus atlasartigen wellenförmigen Zeicb--
nungen, während die Strahlen auf beiden Seiten gleich ,
sind. >
io> Bei jeder Erhitzung der Bleche ist einige
■ Vorsicht nöthig , Weil man sie leicht ganz verderben
kann. Wenn das Zinn gehörig geflossen ist, und
man; fährt mit der Anwendimg der Hitze fort,, so
wird es erst gelb, dann blau und endlich grau und-
glanzlos. Im letzten FaUe entsteht schon eine starke
Oxydation des Zinnes, die durch Abloschen im* Wa»- '
ser so gesteigert wird, das die Arbeit mifslingt. An scJ-
chen Stellen nähmlich wird dafs Zinn so feinkörnige
.dafs sich keine Figuren mehr zeigen. Diese starke
Erhitzung mufs man daher, besonders wenn die erhizte
Seilte die rechte werden soll, sorgfältig vermeiden.
Dünnes Blech braucht natürlich mehr Vorsicht, und
laim daher besser zum Erhitzen über der Lichtflammt ^
io5
geHrancht werden, wogegen man dickeres' und stär-
ker verzinntes zweckmälsiger zur Erhitzung über Koh--
len anwendet. Andere Vortheile und Handgriffe^ die
zum Gelingen der einzelnen Desseins nöthig sind^
müssen hier ^ so wie in vielen andern fällen der eige-
nen Übung eines jeden überlassen werden.
1 1) Durch das bisher Gesagte glaube ich im All-
gemeinen gezeigt zu haben, wie man es anstellen
müsse, um jene Erscheinungen willküilich abzuändern.
Es bedarf fast keiner Erinnerung, dafs besonders die
Art des Abkühlens noch sehr mannigfaltige Verändc-
rongen gestaltet. So könnte man statt des Wassers
andere Flüssigkeiten, z B. Salzlaugen, Weingeist^»
öhle, ja auf der Seite des Bleches, die nicht ge-»
braucht wird, sogar Quecksilber anwenden, wodurch
man wahrscheinlich auch den Erfolg ändern würde.
Das Begiefsen könnte mit einer Art von Giefskanne,
oder durch eine zweckmäfsige, mit Röhrchen verse-
hene Vorrichtung, ferner durch einen einzigen Was-
serstrahl, also mit einer Spritze, u. d. gl. geschehen,
so dafs also die, dieser Arbeit noch zu gebende Man-
nigfaltigkeit, bis jetzt keine Gränzen kennt.
12) Da diese Erscheinungen, wie ich später zei-
gen, und durch einen bald zu erzählenden Versuch
beglaubigen werde, keinesweges von der Natur des
Eisenbleches abhängen, sonderii einen-weit allgemei-
neren Griuid haben : so verlohnte es sich der Miihe,
bei dem bis jetzt angewendeten Blech nicht stehen zu
bleiben. Und zwar müfste man nicht allein andere
Uetalle, z. B. Kupfer, Messing, Zink verzinnen, son-
dern sowohl dieseals auch das Eisen mit anderen Me-
tallen als Zinn 2;. B. Wifsmuth, Zink, und besonders
Zinnlcgirungen nach Art der Verzinnung zu über-
Ueiden suchen. Was besonders die Zinnlegirun-
een betrifft, so veranlafst mich eine Wahrnehmung,
die ich hier zur weitern Prüfung aufstellen will, die-
io6 ' ' . '
selben (mit Ausnahme der Bleilegirüngen , der^n
Unbrauchbarkeit zum moire sich leider bei den mei^
sten inländischen Weifsblecharten zur Genüge zeigt)
besonders anzuempfehlen. Mir scheint nähmlich^ am
der Art wie die Säuren auf das englische Blech wir«*
ken^ dafs dasselbe ebenfalls nicht mit ganz reinem
Zinn^ sondern mit einer Zinnkomposition verzinnt sey«
Dafs solche Schliisse von der Art und Weise, wie eine,*
schwache Säure auf irgend ein Metall wirkt ^z. B oh
dasselbe vor der Oxydation grau, weifs, rötnlich vl
s. w. wird, ob dieselbe Saure schneller oder langsa-
mer wirkt, ob die Auflösung gleichförmig geschieht^ •
und die angefressene Fläche ganz glatt oder rauh und
jLÖmig ist)^ auf die Mischung des Metalles selbst, gsur
wohl angehen, wird jeder Chemiker, der sich vi«l
mit Metallauflösungen beschäftigt hat, zugestehen.
Es verlohnte sich daher allerdings der Mühe, Eisenr
blech mit Zinn, welches man mit Wifsmuth, Antir .
monium u. s. w. versetzt hätte, zu verzinnen.
1 3) Um einem Theile meiner erstgethanen Vor-
schläge (§. 12.) Eingang zu verschaffen,, fiihre ich
noch einen Versuch an, mit dem ich zwar nicht Ur-
sache habe ganz zufrieden zu seyn, der aber demun-
geachtet, besonders für die Theorie dieser Erschei-
nungen, nicht unwichtig seyn möchte. Ich habenähm-
lich auch verzinntes Kupfer einer mehrfachen Behand-
lung unterworfen, und wenigstens die Möglichkeit
des Gelingens ähnhcher Versuche dabei vorgefunden»
Ein, angeblich mit reinem englischen Zinn verzinnr-
tes, unter dem Glanzhammer behandeltes Kupfer-
blech, *gab mir nach der Beitze gar nichts. Beim Er-
hitzen über dem Lichte bemerkte icheine bedeutende"
Abweichung vom Eisenblech. Das Zinn schmelzt
nahmlich später, ungeachtet das Kupfer durchaus
heifs wird. Der Grimd liegt zweifelsohne in der gros-
sem Wärmeleitungsfahigkeit des Kupfers. Beim £»•*
fen nahmlich erhitzt sich in gleicher Zeit jxux eiu
: * . • 107
kleiner ^Flecken, beim Knpfer aber, wo sich die
Wärme über die ganze Tafel verbreitet, wird die tin-
nuttelbar über der Flamme befindliche Stelle nicht so
heifs^ dafs das, Zinn schmelzen könnte, und diefs ge-
schieht erst, wenn di^ ganze. Tafel sehr heifs gewor-
den ist. Die Schmelzung geschieht daher auch nicht
fleckenweise, wie beim Eisen, sondern fast plötzUch
auf der ganzen Tafel. Das, auf diese Art behandelte
Kiipfer gab nodr übrigens nach der Beilze ebenfalls
einen moire, und zwar eckichte Fleckchen, aber
mcht so schön wie Eisenblech. Mängel an Zeit verhin-
dert mich dermahlen, die Ursachen dieser mindern
Schönheit durch abgeänderte Versuche aufzufinden,
"Welche ich aber einstweilen in der schnellern Abküh-
lung des Kupfers, der zu dicken Verzinnung, und.
auch dem Mangel des beiiii englischen Blech wahr-
scheinlich statt findenden Zusatzes zum Zinne, su-
chen möchte. Da übrigens dennoch die Möglichkeit,
das Kupfer zu moiriren, dargethan ist,, so wünsche
j ich, dafs man diese Erfahrung nicht fallen lasse,
I weil man aus Kupfer gröfsöre Platten bekommen , sie
f weit leichter verzinnen^ und wenn man eben so schöne
[ Figuren, wie auf Weifsblech erhalten wüi:de, woran,
I . ich fast nicht zweifle , das moirirtfe Kupfer zu vielen
[ Artikehi benützen könnte, zu denen Eisenblech nicht
\ anwendbar ist.
\
^ 1 4) Ich habe schon im Eingange erwähnt , dafs
j ich auch Einiges über die Gründe dieser Erscheinun-
[ |en beizubringen willens sey. Ich glaube, dafs, im-
r geachtet sie ziemlich komplicirt zu seyn scheinen,
: durch die genaue Betrachtung der erzählten Versuche
• und der Natur der dabei wirksamen Stoffe, dennoch
die physikalischen Gründe nicht schwer zu finden
seyn werden. Ich bin nähmUch geneigt, das Ganze
auf die Krystallisation des Zinnes zurückzufuhren,
und einen unmittelbaren galvanischen Prozefs, zi|
100 %. '
dem zwar die Bedingungei^ scheinbar vorhanden wän
ren^ geradezu zu läugnen. Mir scheinen nähmlich i
die Säuren wie gewöhnlich ^ blofs' durch Oxydatioil '
zu wirken und die Figuren blofs von der Lage der .
Zinnkrystalle auf dem Bleche zu entstehen« '■
i5) Dafs die Zeichnungen nicht erst durch die
Sauren hervorgebracht werden^ sondern schon vof^
iKrer Einwirkung da sind^ unterliegt wohl keineul
Zweifel. £s ist ein bemerkenswerther Umstand^ daft^
man diö grofsen wolkenartigen Flecken^ auch aujß
ganz rohem ^igUschen Blech unter Umständen xa
sehen bekömmt Auf mehreren Blechtafeln ^ mit deb-
ilen Kisten^ in welchen englisdfie Waaren Versendet
worden gefuttert waren, und die gewifs kein«/
künstliche Behandlung erlitten hatten, habe ich diey^;
Flecken, freilich nur matt, aber doch deutUch genüge
bemerkt. Dasselbe ist mir an Blech, wejiches langSI
gelegen war , vorgekommen, und die Ursache, warum-
diefs nicht bei allem der FaU ist, liegt wahrscheinlich|
darin, dafs fene atmosphärischen Einflüssen, odef]
scharfen das Zinn angreifenden Dünsten zufällig aus-i?
gesetzt waren. Auch bei Hervorbringung wiflkürli-i
eher Figuren (nach §. 4-)^ besonders bei etwas startet
rer Verzinnung, sieht man nach der Erhitzung de^
Tafel die Figuren schon deutlich, welche ,die Beitza^
hervorrufen wird, und von den einzelnen Strahle»
scheinen einige tiefer , andere höher zu liegen , , sq^
dafs also die chemischen Agentien die Figuren nichl(
eigentlich bilden, sondern blofs deutlicher machen^
Die Strahlen oder Sterne wären also ganz dasselbe/
was der bekannte Stern auf dem Spiefsglanzkönig is<i?
Auch hier stehen einige blättrige Konkretionen höheiij|
andere tiefer, und bilden, nur im gröfsern Mafsstab^jj
sogar dieselbe Figur, die man auch auf Zinn hervor?
bringen kann, nur dafs diese auf dem letztern, wegei
der dünnen Metall -Lage, vor. der Beitze weit wenic
,4
\
»09
gcr Deudichkeit kaben i). Ich bin daher bei mei-
nen Versuchen j und wie der Erfolg «gezeigt hat^ mit
Recht ^ Yon denoi Grundsatze ausgegangen^ dafs^ um
willkürHche D Osseins hervorzubringen^' man die Kry-
staUisation des Zinnes auf dem Blech in seine Gewalt
bringen müsse. So verhindert das schnelle Abkühlen
hier^ wie überall, das Entstehen gpofser Kry stalle,
und der Grad der Erhitzung vor dem plötzlichen Ab-
loschen steht genau mit der Gröfse der Krystalle /iti
Yerhältnifs, die, bei zu grofser Hitze, sogar zu einem
blo&en Korn heruntergebracht Mrerdenf Der Umstand,
dafs geschlagenes Blech ebenfalls nur ein kleines Korn
zeigt, widerspricht dieser Ansicht keinesweges, denn
es ist bekannt, dafs die Krystallisation mancher Me-
talle (und das sogenannte Korn aller, was vermuth-
lieh auch nur eine feine Krystalliisation ist) durch star-
ken Druck oder 3tofs abgeändert, ja sogar zerstört
werden kann 2).
*i
1) Bei erhitztem und abgelöschtem Blech sieht man vor der Beitze
gewöhnlich nichts > was aber auch ganz natürlich ist^ weii^
hi^r das Blech (besonders durch das Aufgiefsen des Wassers)
mit einer, wenn schon sehr dünnen Lage Oxyd bedecht wirfl,
welche erst die Säure wegschalTt.
3) Das auffallendste Beispiel gibt der Zink. Er hat bekannt-
lich vom Gusse her eine starke Krystallisation. Sobald er
aber unter den gehörigen Umständen gestreckt, oder zu
Draht gezogen wird, so verliert sich dieselbe zugleich mit
seiner Sprödigkeit. Je feiner Zinkdraht ausgezogen wird,
desto mehr verfeinert sich sein Korn, und desto weicher
wird er, wie mich eigene Versuche, deren Resultate sich in
Gilberts Annalen der Physik^ neue Folge, Bd. 28 S. 436.
befinden , belehrt haben. Diese Erfahrung , dafs das grobe
• Gefüge zugleich mit der Sprödigkeit abnimmt, und hingegen
t\ mit ihr fast jederzeit in Verbindung vorkömmt (Spiefsglanz,
■ Wifsmuth, Zink, Gufseisen etc.)? entschuldigt wenigstens di^
Muthmafsung, dafs die letztere vom erstem, und also von
£^•1 der starken Krystallisation abhänge. Es stünde daher zu
"^f.l' versuchen, ob nicht Spiefsglanz oder Wifsmuth, welcher
\l ohnediefs schon eiiiige Anlage zur DeliYibarkeit zeigt, wenn
^^'1 man sie mit Gewalt zu krystallisiren hinderte (wenn das
^€^1 überhaupt möglich ist, wie es z. B. beim gefrierenden Wa$'
scr nicht ist), geschmeidig werden \könntenr. Ich würde dazu
das geschmolzene Metall in einen sehr starken Zylinder
?ü'
HO • ^
i6) Natürlich dringt sich aher jetzt die Frage auf,
warum dieselben Figuren ^nicht auf Zinn allein (wie
Gilberts Annalen neue Folge XXVIII. 438. ganz
richtig behauptet wird) entstehen^ und was also das^ '
Eis^n (oder Kupfer §J. i3.) dazu helfen könne? Beide,;^
und besonders das Eisen, erleichtern offenbar die
KrystalUsation.
Wenn Zinn fiir sich allein erkaltet, so erfolgt in
der Regel, einige Spuren ausgenommen, keine Kry-
stalUsation. Die Masse zieht sich langsam zusammen,
und die kleinsten Theilchen nähern sich so sehr wie
möglich nach den. Regeln der Kohäsion. Ist hinge-
gen das Zinn auf dem Eisen verbreitet, dem es stark,
€Ldhärirty so wird aus der letzter^ Ursache die Kohä-
sion der ganzen Masse beträchtlich vermindert, und j
es mufs daher die Verbindung der kleinsten Massel- -
theilchen in kleinen Partieen (die eben die einzel-
nen Kry stalle sind) erfolgen, und das gleichförmige
kleine Korn eines ganzen Stückes Zinn kann sich da-
her nicht bilden. Beim Abkühlen des heifsen Ble-
ches mit Wasser werden die Fleckchen desto kleiner,
je heifser es gewesen ist, und je länger die Zinntheil*
chen Zeit gehabt haben , die Adhäsion an das Eisen
zu überwinden, und sich einander zu nähern, bis
man endlich gar keine Flecken, sondern blofs eine
gekörnte Oberfläche, ja, bei stark verzinntem Blech,
sogar hin und wieder Tropfen auf demselben erhalt
Hier hängt also von der Natur der Unterlage wenig,
und nur so viel ab, dafs sie die Zinntheilchen durdbi
das Anhängen an sich, ausgebreitet erhält, und sie
giefsen , auf die Ilühhing desselben einen genau passenden
Kern aufsetzen, und diesen durch eine zwecliniäfsige Vor-
richtung, z. B. eine sehr starlie Schraubenpresse , so lang mit
gröfster Gewalt auf das Metall wirken lassen , bis es gan» ,
erkaltet wäre. Dafs übrigens das Teclinische dieser Opera-
tion Schwieriglieiton hätte , braucht^ fast nicht erii;inert iii
werden. —
CII
ibball Ach so sehr zu nähern^ als sie Leim massiven
Meullgofs Üiun bürden»
i den^ dmrch die Lichtflamme ^* den Löthkol-
beA oder die Stichflamme erzeugten regelmäfsigen
Figur en> die sich auf Kupfer nicht werden hervor-
Lringen lassen^ spielt das Eisen eine gröfsere Rolle
durch sein Verhaltnifs zur Wärme. Die aus den er-
hitzten Mittelpunkten oder Mittellinien nach dem Er-
kalten hüschelförmig auslaufenden Strahlen^ die auf '
beiden Seiten gleich sind, haben unstreitig in der ^
Art ihren Grund^ wie sich das Eisen abkühlt^ so gut wie
der Spiefsglanz- Stern ^ der auch nur in runden, et-
was tiefen Gefäfsen, in denen das Metall von aufseu
nach innen langsam erkaltet , entstehet.
Noch bemerke ich , dafs man bei den mit Was-
ser nur auf einer Seite abgekühlten Blechen, eine
mittlere oder besser zusammengesetzte Wirkung nach-
weisen kann. Auf der Seite , die das Wasser unmit-
telbar berührt hat, erscheinen eckichte Steinchen
■ (die recht sehr auf die, mit gehöriger Vorsicht auch
: in geschmolzenem Zinn hervorzubringenden rauten«
I förmigen Krystalle erinnern). Auf der andern Seite
I aber, wo., cias Erstarren des Zinns ixichx. so schnell
I durch das Wasser, sondern erst mittelbar durch das
(erkaltete Eisen geschieht/ entsteht eine Bildung, die
■ zwischen der rautenförmigen , dem Zinn überhaupt
eigenthümUchen Kry stalli$ation , und der straliligeo.
durch die Lichtflanune bewirkten das Mittel hält
Den Vorzug des Eisens vor dem Kupfer habe ich,
schon früher beiläufig erklärt (§. i3.). Kupfer, und
die meisten andern Metalle, erhitzen sich weit schnel-
ler, gleichförmiger, und leiten die Wärme weit be^
«er als Eisen, welches schlecht leitet und sich gleich-
«am nur ruck -und stöfswcise erwärmt. Daher kömmt
nnter and«ri;i das öftere ICrachea «ine$ Ofens
tl2
an5 EUenWcch , der tieheitit wird , welches man auch
keim Lrhitien df^r Lleche ut»er der Flamme öfters wahr-
nimmt. Der erhitzte Fleet, weicher die Wärme nur
htnor^jn, weiter leitet . dehnt sieh ans^ und zwar so \
v^hr dafs sich das Uleeh dort wirft ^ und die erhitzte ^
Stelle in die HoLe jjetriehen wird Aus derselben^
Ursache krümmt sich auch d;,nnes Blech unter dem ,
LothJLolben ( . 5.\
1 "^ Da alsö die Fi:zuren auf dem Bleche vor dem
Beitzen schon da sind, so foL:t ganz unbestreitbar, '^
dafs die Säuren sie nur decilicher machen. Diese wir- '^
ken wahrscheinlich LlU's durch die ihnen gewöhn- ^
liehe OxTdation des Metalles, und die Spiegelung^
der Fleeten entsteht vermuthlich nur dadurch, dafs *^
einige Stellen der Krr stalle mehr, andere aber weni- ^
cer Yon ihnen ansesrriSTen werden. Den unsystemati- *^^
sehen Ausdruck: ankeifen ^ wähle ich übrigens ge-^
flissenflich, weil ich nicht glaubr, dafs eine eigejit--^
liehe Metallsalz -Bilduu«; oder auch nur eine höhere^
Orvdationsstufe hier statt habe. Ja sie mufs sogaTi^'^
fnach ,. a.j Termiedeu werden. Es ist wahrscheinr ^
lieh blofs jene anfängliche schwache Einwirkung der.
Säure auf alle leichter oxrdirbaren Metalle, die der
eigentlichen Auflösung Torhergoht , und ihnen dett ^
Glanz benimmt, wie diefs häufig bei Zinn, Bleji^
Wiismuth, ja sogar Silber« der Fall ist. ^
■iL*
Wie aber jene Spiegelung eigentlich dadurch entr'
stehe ; ganz deutlich zu machen, wäre eine zieimidv^x-
schwierige Auf*;abe. Ich gebe blofs entfernte Veri^>'=?
muthungen. ^VahrscheiIllich bestehen auch jenei^
Zinnkrvstalle aus einzelnen Blättern , Büscheln odcrV^
Schichten /wie die Krvstalle überhaupt), in derc»^=^-
Zwischenräume die Säure nur ungleichförmig eiÄ^''*=
drinr:en kann. Dafs eine solche ungleiche , bloft^^^^
von der Struktur dos Krvstalls abhänt^ende Ein——
Wirkung des Auilösungsmittels statt finde, beweis^*
ii3
die Erfahrting, weil sonst jeder Salzkrystall, den
man im Wasser auflost, nicht zuerst an den Kanten
stampf werden, sondern ohne Verlust seiner Form
regeunäfsig sich verkleinern müfste. So möchte denn
die Säure auf die blättrigen Zinnkrystalle etwa so wir-
ken, und so in sie eindringen, wie das Wasser in
ein Buch Papier, das ganz von demselben umgeben
ist, leichter nähmlich zwischen den Kanten und
schwerer durch die Masse der Blätter. Demnach
würden also einige Stellen der Krystalle angegriffen
werden, und den Glanz verlieren, während andere
ihn behielten , und die fleckichten Figuren daher
nach Beschaffenheit des einfallenden Lichtes, Glanz,
oder das Grau des sich gebildeten Oxydes zeigen, so
wie eine ähnliche Spiegelimg beigillochirten Dose^, bei
den gewässerten Zeugen u. 4» gl» ebenfalls nur von
dem einfalleuden Lichte, und der jedesmahligen
\ Lige der Erhöhungen oder Vertiefungen gegen das-
sefce abhängt. Die Richtigkeit dieser Ansicht vor-
tasgesetzt wäre also der Nähme moire metaUique nicht
nur ' bezeichnend ^ sondern auch wiSiSenschaßlich
fmau.
18) Fragt man endlich, warum, wenn dictee
Wirkungsart der Säuren wirklich statt findet, ähnliche
Erscheinungen bis jetzt noch nicht bemerkt worden
ttnd, so kann ich erwiedern, dafs ich eine solche vor
mehreren Jahren wirklich gesehen zu haben, mich
dimkel erinnere. Da ich die Hoffnung keineswegs
tu^ebe, den moir^ m^talliquc auch auf massivem Me-
tall hervorzubringen, und Avenn Zeit und Umstände
tt erlauben, gesonnen bin, mehrere Versuche dar-
[iber anzustellen, so werde ich mich bemühen, jene
Reminiszenz deutlich zu machen, und das Ganze so-
bald als möglich zur aligemeinen Kenn tnifs zubringen«
Ulrl. a. p«I)t Ust l B4. 8
/
V.
Praktische Bemerkungen über dieDimen-
sionen und Wirkungen der fVatf sehen
und fVoolf sehen Dampfmaschinen.
Vom Herausgeber«
deit der Einführung der Dampfmaschinen hat
man bekanntlich ihren mechanischen Effekt nach
Pferdeskräften bemessen j weil jene neue bewegende
Kraft an die Stelle der bisherigen Arbeit der Pferde
in Anwendung' kam. Durch diese Schätzungsart des
Effektes beabsichtigte man weniger eine genaue Be-
stimmung seiner Gröfse ; vielmehr sollte dem Besitzer
oder Käufer der Maschine nur die vergleichende An-
sicht ihrer Wirkung auf eine populäre Weise da-
durch verschafft werden, dafs man die Anzahl der
Pferde angab, deren gewöhnliche Arbeit die Maschine
zu ersetzen im Stande seyn würde. Um eine genaue
Ansicht des Effektes einer Dampfmaschine zu erhal-
ten, mufs wie bei jeder Maschine, ihr mechanisches
Moment angegeben, oder ausgedrückt werden^ wie
viel Gewicht 4ie Maschine in einer bestimmten Zeit
auf eine bestimmte Höhe zu heben vermag.
Zum Behufe dieser ge^iauern Bestimmung setzten
ßoulton und fFatt, zur Vergleichung des Effektes ihr
rer Dampfmaschinen, die Kraft eines Pferdes für eioi^
, Arbeit von acht Stunden des Tages, auf 33ooo Pfund
in einer Minute auf einen Fufs gehoben, 'oder 55^
Pfund in einer Sekunde auf einen Fufs *). Nai
dieser Bestimmung ist in den ^Aa^/'schen Maschinen
aus ihrem mechanischen Momente die Anzahl dec
^
i'} Ditf .viaiäc utid Oewichle sind \\\\ Folgenden englisch angcgt-*
ben, das Pfund nachtfvo/r dupoids \j^W\c\i\ 'y wenn nicht, aul^
drücklich W. oder Wieuer^e^Yichit l^eigesetzt ist.
\
11^
[ Pferde^ mit welchen die Maschine gleichen Effekt
leisten soH, abgeleitet.
Dieses Mafs einer Pferdeskraft ist unterdessen zu
grofs^ wieilnach den hierüber vorhandenen Erfahrun-
gen nur das stärkste Pferd auf kurze Zeit eine solche
Anstrengung auszuhalten im Stande seyn würde, Boul-
ton und fVatth^htri dieses Mafs zur Vergleichung des
Effektes ihrer Maschinen ohne Zweifel nur darum so
hoch angenommen^ damit die Maschine auf jeden FaH^
: auch wenn aus Mangel der genauen Bedienung und Auf-
sicht die berechnete gröfste Wirkung bedeutend ver-
siindert würde ^ dennoch die versprochene Pferde-
kraft ersetze«
Nach den genauen^ ziemlich imGrofsen und un-
ter veränderten Umständen angestellten Versuchen von
Smeaton y kann die Kraft eines gewöhnlichen Pfer-
des^ welches acht Stunden des Tages arbeitet^ nicht
hoher angeschlagen werden, als auf 22000 Pf. in ei-
ner Minute auf einen Fufs gehoben, oder 36ö Pf. in
einer Sekunde auf einen Fufs. Dieses ist die Arbeit
Ton sechs Menschen«
WüU man die Kraft einer Dampfinaschine bestim-
aen, so müssen der Flächeninhalt des Kolbens, auf
Welchen der Dampf drückt, oder die innere Weite A^^
Zylinders^ die Höhe des Hubes des Kolbens, die An-
zahl der Hübe in einer Minute , und die Elastizität
.des Dampfes, mit welcher der Kolben niederge-
drückt wird, berücksichtigt werden 3 weil von diesen
Bestimmungsstücken unter übrigens gleichen Umstän-
den die Wirkung der Maschine abhängt- Die Höhe
de» Kolbenhubes in Fufsen, bei der doppeltwirken-
den Maschine doppelt genommen, multipUzirt mit der
AnzaU der Hübe in einer Minute, gibt die Geschwm-
digkeit des Kolbens^ diese multiplizirt mit dem wirk-
lichen Drucke des Dampfes auf den Kolben oder mit
dessen Flächeninhalt in Quadratzollen multiplizirt mit
ii6 ' •
Äern Drucke des Dampfes auf einen QuadratzpU in'
Pfunden, gilbt die mechanische Wirkung oder die
Anzahl der Pfunde , welche die Maschine ^uf einen
Fufs in einer Minute zu heben im Stande ist. Diese
Zahl dividirt durch 33ooo gibt die Benennung ihrie$
Effektes nach dem Mafse dqr Pferdeskraft.
Zum Beispiel, eine doppelt wirkende Pfatf sehe
Maschine habe einen Zylinder von ^4 Zollen Durchs
messer (im Lichte); der Kolbenhub ist 5 Fufs lang^
u|id vCs geschehen 20 Kolbenspiele (doppelte Hübe^
oder Gänge des Kolbens auf und nieder) in einer Mi-
nute ; der Druck des Dampfes auf den Kolben ist
7,3 Pf für den QuadratzoU. Hier ist der Flächenin»
halt des Kolbens =^: 4^2 Quadratzoll,, folglich dei*.
Druck auf denselben =^. 4^2 X 7>3 = .33oö Pf. Di'e ,
Geschwindigkeit des Kolbens ist 20 X 3 X 5 ==5 200^
Fufs. Es werden hier also in einer Minute 33oo P£\
durch einen Weg von 200 Fufs bewegt; folglich 33oiy,]
X 200 oder 666000 Pf. in einer Minute auf einen ^^i
gehoben. Diese Zahl durch 33ooo dividirt gibt 20, ^Ül
die Anzahl der Pferde, durch deren Kraft dieMaschin^^
von den angegebnen Dimensionen bemessen wird
Wäre diese Maschine nur einfach wirkend,
dafs der Dampf den Kolben z. B. nur immer nied
drückt, während die Hebung desselben durch
Gegengewicht erfolgt; so ist begreiflich die S
jener Maschine- nur die Hälfte oder von 10 Pferd
Der wirkliche Druck auf den Kolben hängt vi
der Elastizität des Dampfes, von der mehr oder lA*^.
der vollständigen Herstellung des Luft -und Dampi^
leeren Raumes auf der entgegengesetzten Seite
Kolbens vermittelst der Kondensirung und des S
les der Luftpumpe, und von der Reibung des J
bens und der übrigen Maschinerie ab. Bei ei
Elastizität des Dampfes gleich dem Dx^ucke der AtmdN
Sphäre, also dem geringsten^ der in dem Kessel ein«^
'•I
hl
117
^fltt'schen Dampfmascliine, deren Sicherheitsventil
gewöhnlich mit einem Gewichte von 2 his 4 Pf- auf
den Quadratzoll heiastet wird , Statt finden kann oder
soll, djimit der Kessel von der äufsern Luft nicht ge-
drückt werde, und durch kleine Ritzen etwa Luft ein-
zusaugen vermöge/ würde daher der effektive Druck
auf den Kolben il^fi Pf. für den Quadratzoll bietra-
gen; wenn der Raum unter »demselben vollkommen
, luft'-und dampfleer wäre, und die Maschine seihst
1 ohne Reibung ginge. Allein dieser wirkliche Druck
i beträgt bei Maschinen von geringeren Dimensionen, bis
f za 20 Pferden , kaum die Hälfte jenes^'^öfsten, und
äi)ersteigt bei gröfseren Maschinen, bei welchen im be-
sondern die .Kolbenreibung verhältnifsmäfsig geringer
wird, diese Hälfte nur wenig. Der Grund davon liegt in
^ der nicht vollkommen zu bewerkstelligenden Leerheit
des kondensirten Raumes , in welchem immer noch
Dampf von 3o° — 4^® R. folglich von i bis 2 Pf. Druck
tnf den Quadratzoll zurückbleibt; in der nicht vollkom-
menen Dampfdichtigkeit des Kolbens, wodurch aufser
demDampfirerlust, die vollständigere Kondensirung er-
[. fdiwen vnrd j und in der Reibung der Maschinentheile.
Die nachstehende Tafel enthält die zur Berecl:^-^
mmgdes Effektes der Dampfmaschinen nöthigen Be-
stimmungsstücke und den ^ur Hervorbringung des
bestimmten Effektes erforderlichen Brennstoffaufwand
m englischen Steinkohlen {newcastle coals). Diese
Tafel ist aus Beobachtungen über eine grofse Anzahl
wirklich bestehender ^a^^*scher Dampfmaschinen
von verschiedener Stärke hergeleitet: die Bestim-
;Omngen für mittlere Gröfsen, welche zwischen den
wirklichen Beobachtungen liegen, sind nach dem aus
der Beobachtung sich ergebenden Verhältnisse inter-
tolirt. Es ist dabei vorausgesetzt, dafs das Sicher-
^ citsventii des Kessels mit 4 Pf- auf den Quadratzoll
beladen sey, oder die Elastizität des Daoipfes iiat^ lii^es-^
sei sich innerhalb der Grenzen von 2 bis 4 Pf Druck
sof den Quadratzoll über jenen der Atmosphäre halte*
^
y
über die Dimensionen der ZyKnder der PTatt'acbe
liehen Effektes, mit Rücksiel:
i Pferdes-
den Holben.
Ifcraft« bei
1 doppelt
Uascliiaen.
,^r in zoi-
laiiilt.
t ,
6.0
^B
18.0
7.
199
1
8.3
54
17-4
■ 39«
4
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106
7.3
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38
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7.6
4o
3a-.6
83«
«0.8
7.6
6346
4>
33.3
869
«0.7
44
34.
906
«0.6
7-7
6980
46
34.7
913
7-7
7.98
! 48
35.3
979
«0.4
7-7
7543
5o
36.
10«»
»0.4 1
7857
5i
36.6
io55
so 3
7.75
8.7-
64
37.3
1091
»0.3
7-77
38.
58
38.8
-.0.«
7-79
91.4
n0
f e 1
Dampfinaschinen und über die Gröfse ihres wirK«"
auf den Brennstoffaufwand.
Geschwindiglieit des
Kolbens.
Mechanischer Effekt
oder Gewicht in i Mi-
nute zu einer Höhe
von I Fufs gehoben.
Länge des
Habe« ia
FoTsen.
»Vi
1
3
3%
Ansahl
der Hol-
benspiele
in einer
Minute.
Geschwin-
digkeit des
Holbens in
1 Minute
in Fufsen.
Kabikfufs
Wasser.
Gewicht in
Pfunden.
Vermehrung
▼on Kohlen in
1 Stunde in
Pfunden.
Far
jede
Pferdes.
kraft.
I9 GaB'
sen.
5o
42
34
3i
27
i66y3
169
170
i85
190
528
i,o56
2,112
3,168
4,224
33,000
66,000
1 3 2,000
198,000
264^000
20.7
i5.6
i3.8
13.3
lO.Ö
47
65
73
84
4
4
4'/»
4%
4%
»4
192
5,280
»4
192
6,336
22
196
7,392
22
198
8,448
22
198
9,5o4
33o,ooo
396,000
462,000
528,000
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10.0
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18
200
18
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11,616
1 2,672
13,728
^ 14,784
660,000
726,000
792,000
858,000
924,000
8.3
8.0
7.8
J7.6
7.4
166
176
187
197
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1 5,840
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po4
16,896
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17,952
»7
204
19,008
16
208
20,064
999.000
,o56,ooo
,122,000
,188,000
,254)000
7.2
7-1
7.0
6.9
6.8
216
227
238
249
258
16
16
16
16
i5
208
208
208
208
210
21,120
22,176
23,232
249^88
25,344
,330,000
,386,000
,45^,000
,5 18,000
^584)000
6.7
268
6.6
6.5
379
^86
6.4
6.3
294
302
i5
210
26,400
i5
210
27,456
i5
210
28,512
i5
210
39,568
14
210
30,634
,65o,ooo
,716,000
,782,000
,848,000
1,914,600
6.2
6.1
6.1
6.0
6.0
3io
317
329
336
348
120
Fortsetzm^
; Anzahl der
j Pferdes-
«lirätte bei
j doppelt
wirkenden .
Maschinen.
Dimensionen des Kolbens.
V^irlilicher Druck auf
den Kolben.
Durchmes-
ser in Zol-
len.
Flächen.
Inhalt.
Ansah! der
Quad. Zolle
far 1 Pfer-
deskraft.
Druck auf
den ^nadr.
Zoll in Pfun-
den.
GuuerDmeJL
s:
60
62
64
66
68
39.3
39.8
40.4
41.
41.6
1206
1246
1280
l32'0
i36o
ao.i
7.8
90.I
7.8
20.0
7-85
20.0
7-9
20.0
7-9
9,4»8
9»74'
0,057
0,371
0,686
.7»
7«
74
78
42.
i386
19.9
42.7
i4^
19.9
43.3
1472
19.9
43.7
i5o5
19.8
444
i544
i9.a
8»o
8;o
8.0
8.0
80
I9106
1,423
1.740
2.o58
2,375
80
85
90
95
100
45.
1590
19.8
46.9
1674
19.7
47.5
1773
19.7
48.7
1862
19.6
5o.
1963
19.6
8.0
8.2
8.2
82
8.2
2,692
3,750
4,558
5,367
6,176
io5
110
ii5
1{M>
1261
öl.
52.2
53.4
54.7
56.
2043
2145
2^42
2340
•2463
19.5
19.5
19.5
19.5
19.5
II
82
8.5
8.5
8.5
8.5
6,990
8,333
9,166
20,000
2 1,000
l32
i36
140
145
i5i
57
. 2552
[ >9-4
58
2642
19.4
69
2734
19.4
60
2827
19.4
61
2922
19.3
8.5
8.6
8.6
8.6
8.6
»2^000
22,666
a3,5o3
24,4 > 3
25,4.24
i56
161
166
172
178
a 62
3019
63
3n7
64
3217
65
33i8
66
3421
19.3
19.3
19.3
19.2
19.2
8.7
8.7
8.7
8.8
8.8
a6,265
27,246
28,092
29,258
3o,435
189
200
212
68
70
72
3632
3848
4071
19.2
19.2
19.2
8.9
8.9
9.0
32,484
34,555
36,821
dieser. Tafel.
131
Mechanischer Elfekt
Verzehrung
Geschtrindiglieit des- {
oder Gewrcht in 1 Mi-
von Hohlen in
^
Kolbens.
nute zu einer Höhe
1 Stunde in
von 1 Fufs gehoben.
Pfunden.
■
Ansakl
Oesoh win-
v»^
Läufe de«
Halles ia
Fmfsea.
der Kol-
Wuspiel«
SB einer
digkeit d^a
HeUeM in:
1 1 Minute
HnbikfarB
Wasser.
Gewicht ia
Pfunden.
r ttr
|ede
Pferdes.
kr«ft.
Im Gän-
sen.
lIuiQt«.
in Fnfsen.
7V2
14
31CI
3i,68o
1,980,000
5.9
354
7V1
14
2V> -
32,736
2,046,000
5.9
366
TVi
. *4
aio
33,792
2,112,000
6.9
378
7'/a
14
210
34,848
2,178,000
5.8
382
7'/.
. 14. .! 110 1
35,904 2,244*000
5.8
394
8
iS
208 J
36,960
2,3 10,600
5.8
406
8
i3
20B
38,016
2,376,000
5.7
410
8
i3
108
39.072 '
2,442«000
6.7
422
8
i3'
208
40,128
2,5o8,ooo
5.7
433
8
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208
41,184
2,5749000
5.6
437
8
iS
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42,240
2,604,000
5.^
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2,970,000
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3,3oo,ooo
5.5
l 655
9
11
198
55,440
3,365,000
5.5
677
1
9
11
198
58,o8o
3,63o,ooo
5.5
606
9
11
198
60,720
3,795,000
5.5
632
t
9
11
198
63,36o
3,960,000
5.5
660
9
11
198
66,528
4,i58,ooo
5.5
1 693
9
11
198
69,696
4,356,000
5.5
72(1
9
10^4
^97
71,808
4.488,000
5-5
748
9
10%
197
73,920
4,620,000
5.5
-770
9,
loVi
196
76.560
4,785,000
5.5
797
9.6
loVi
196
79,728
4,983,000
5.S
83o
9<6
ioy;
196
82,368
5,148,000
5.5
858
9^ .
10%
195
85,oo8
5,3 1 3,000
6.5
885
9.6
10 -
195
87,648
5,478,000
6.5
913
,
9.6
9y4
194
90,816
5,676,000
5.5
946
10.
9^/4
19S
93.984
5,874,000
6.5
979
10
9%
192
99i79«
6,287,000
5.5
1039
10
9^2
191
io5,6oo
6,600,000
5.5
1100
10
l 9y2
190
111^936
6,996,000
5.5
1166
-
122
I
Die Materialien zu dieser Tafel befinden sich im . j
den monathlichen Berichten der Maschinen -IhspekicH .:
ren über die Arbeiten der Dampfmaschinen in den ,
-Bergwerken in Cor/iTVÄ/Z, Bis zum Jahre i8n hat- .
ten die in diesen Minen befindlichen Ffatt^sclLen M^ ^
schinen^ durch die Maschinenmeister verwahrlost, i
in Verhältnifs ihres Effektes viel Brennstoffaufwand ...
erfordert, indem, na<^h einem Mitteldurchschnitt der^
selben im August desselben Jahres , mit einem Bu- ^
schel (88 Pfund) Kohlen nur 1 3 i MiUionen Pfund ^
Wasser auf i Fufs hoch gehoben wurden. Die Ei- ,,
genthümer der Minen von Cornwall stellten sonach •
einige geschickte Ingenieurs {Thomas xmA. John.
Lean) zur Aufsicht auf, welche in jedem Monath öi- j,
nen Bericht über die Arbeit jener Maschinen , mit -
namentlicher Aüfiuhrung jeder Einzelnen, ihres Effek- .'
tes, ihrer Dimensionen und ihres Brennstoffaufwan*
des drucken liefsen. Seit dieser Zeit hielten die Ma-.^
schinenmeister ihre Maschinen besser in Ordnung^ inr ,
dem sich bald nachher der Effekt rücksichtlich des .
Brennstoffaufwands sehr vermehrte, so dafs in dem/'
Monathsberichte vom Juni i8i8 die niittlere Wir*-:
kung von ^4 ^^t^^'schen Dampfmaschinen (einfach ^
und doppeltwirkend) auf 33,836654 Pfund Was-^
ser mittelst eines Buscheis (88 Pf.) Kohlen auf i Fufs ^
gehoben, angegeben wird..
. Die Bestimmungsstücke dieser Tafel gelten auch "^
für einfach wirkende Maschinen, wie sie noch beji^
grofsen Pumpwerken, angewendet werden, indeiflf^
bei gleichen Dimensionen des Zylindersund gleicheni^''^
Pruck auf den Kolben ihr Effekt und ihr Kohlenvej*^
brauch die Hälfle jener bei den doppelt wirkendeJk^
Maschinen sind. t^
•t
Es ist aus diesen Beobachtungen ersichtlich, dafk
der Brennstoffaufwand für eine bestimmte Wirkun(|^'i
der Maschine immer mehr abnimmt^ je gröfser dii|^^
Maschine wird; dafs jedoch hierin hei einer Stärke
von loo Pferden oder dem Durchmesser des Zylin-
ders von 5o Zollen eine Grenze eintrete, üher wel-
cher di^ weitere Vergröfserung der Maschine keine
Verminderung des BrennstofTauf^andes mehr hervor-
bringt. Der Grund des gröfseren Aufwandes an Brenn -
material hei kleinern Maschinen liegt in der , verhäh-
nifsmäfsig zu der Gröfse des ganzen EflFektes , gröfse-
ren Reihung des*Kolhens und der ührigen Maschinen-
theile ; daher auch mit der Gröfse der Maschine die
Gröfse des effektiven Druckes auf den Kolhen immer
inehr zunimmt } so dafs dieser, hei gleicher Expan-
sivkraft der Dämpfe im Kessel, hei einer Maschine
von IG Pferden 7 Pf., und hei einer von 212 Pferden
9 Pf. beträgt. Die Verminderung des Brennstoffauf-
wandes' mit der Gröfse der Maschine erreicht aber
endlich eine Grenze , weil bei sehr gröfsen Zylindern
die Dampfdichtigkeit des Kolbens schwieriger herzu-
stellen und zu erhalten ist, und sonach durch den auf
diesem Wege entstehenden Dampfverlust das Erspar-
nifs auf der anderen Seite aufgehoben wird 5 vielleicht
mch die Gröfse des Feuerherdes selbst in der öko-
Domischen Verbrennung durch eine Grenze be-
üngt ist.
So ergibt sich aus der Vergleichung des mecha-
lischen Effekts mit dem Kohlenaufwand, dafs bei ei-
ler Dampfinaschine" von 4 Pferden mit 100 Pfunden
Steinkohlen 144^0,000 Pfunde auf die Höhe von i
Fufs gehoben werden ; bei einer Dampfmaschine von
ED Pferden 19,800,000 Pf; bei einer Maschine von
$8 Pferden 3 1,680,000 Pf; bei einer Maschine von
70 Pferden 34>620,ooa Pf; und bei einer Maschine
ron 90 Pferden 35,64o,ooo Pf
Die mächtigste Dampfmaschine , welche gegen*
irartig in England nach dem Pp^att^sciien Prinzip vor-
banden ist^ ist StoddarVs Maschine an der vereinige
. ■ J
, • • •'
124 j
ten Grube in Comwall: sie ist doppelt wirkend^ unii n
hat einen Zylind^ von 63 Zoll Durchmesser; das Gre- «;
"wicht des Wassers in ihren Pumpen beträgt S^OQoPEy i^t
mit dieser Last macht sie 6 j- doppelte Rolbenbobe ' i
in der Minute ^ jeden Hub von 7 ^ Fufs; oder M^^
hebt diese Last i3 X 7I: — 100 ^ Fufs hoch in der^
Mmute. Sie hat daher eine Kraft von 8:1000 X 100 ^.jq
— *■
33ooo
?=: aSo f iPferden. -^
Mit dieser Maschine sind noch direi andere voE
gleichen Dimension^ in Verbindung, welche gemeiih
schaltlich die Pumpen zur Hebung des Wassers &Q*'
der Mine in Bewegung setzen, zusammen €inp:^
Kraft von 83 1 Pferden ausüben, und daher eine eia-^
zige Wasserhebongsmaschine von dieser Stärke dir-;'-
stellen. ^
Von diesen ist vj_-
Pferdclrtti^
Sloddart^s Maschine, Zylinder 63 ZoU^ aSo \ ^S
fViUiam\s Maschine, Zylinder 65 Zoll, 200 . ^^
Sintis Maschine, Zylinder 63 Zoll, - i85 •*'=
PoLdoreys Maschine, ZyUnder 63 Zoll, 196
83t i ,^
SänuntUche Maschinen sind doppeltwirkend«
Die Verschiedenheit des Effektes in diesen UM.
schinen von gleichen Dimensionen hat ihren GnuMT^
in der Verschiedenheit des effektiven Drucks des ^^(f$L^
pfes auf den Kolben , welcher von der Gröfse der 'S&
pansivkraft des Dampfes im Kessel, und diese wiedl}^
von der gröfseren £rhitzungsfläche des Kessels sdh4
abhängt. Je nach der Gröfse dieses Kessels und Qacf ,
der Art der Feurung bei gleichen Kesseln verändi
sich der Effekt der Maschine auch bei ganz gleicii^
Dimensionen derselben^ da der mechanische Effidf^
\
jederzeit im Verhältnisse steht mit dem Gewichte der
in gleicher Zeit in Wirkung kommenden Dampfmenge.
SO' befindet sich bei der Mine Wheal Alfred in Com-
wall eine doppeltwirkende Maschine von 63 Zoll
Durchmesser^ die nur die Kraft von 80 Pferden^ und
eine andere in der IXalovath Mine von gleichen Di-^
mensionen^y welche die Kraft von i3a Pferden hat*
Bei der oben erwähnten ifto^c?ar^'schen Ma-
schine beträgt der Druck des Dampfes auf den Kolben
8aooo ^ , ^^
= -i— = ^6,4 Pf.
J117
auf den Quadratzoll. Nach der Tafel beträgt der effek-
tive Druck bei einer Maschine von diesen Dimensio-
nen bei a Pf. Ventilbelastung 8,7 Pf. auf den Quadrat-
zoll; folglich ist in der erwähnten Maschine das Si-
cherheitsventil mit etwa 30 Pf. auf den Quadratzoll bela-
stet , wie es sich auch in der That verhält. Bei ffatf^
sehen Maschinen ist jedoch diese gröfsere Spannung der
Pämpfe fiir den BrennstoSaufwand nicht vortheilhaft ;
auch verbrennt diese Maschine zur Hebung von den
8^261^500 Pf. Wasser in i Minute auf i Fufs, Sa J
Pf. Kohlen^ während die in der Tafel verzeichnete
Maschine von 63 Zollen und dem effektiven Kolben-
'dru<^ke von nur 8,7 Pfund auf den Quadratzoll zur
Leistung desselben Effektes 22,9 Pfund Kohlen ver-
braucht* Man wendet daher diese höhere Spannung
anch nur dann an ^ wenn man mit einer kleineren Ma-
schine einen gröfseren Effekt hervorzubringen sich
genöthigt sieht ^ als aufweichen sie ursprünglich be-*
rechnet ist.
Die Menge des Dampfes, welche zur Bewegung
der Maschine erforderlich ist, ergibt sich aus der
Geschwindigkeit des Kolbens, multiplizirt mit der
Quadratfläche desselben. So sind nach den Angaben
der Tafel bei der Dampfmaschine von 20 Pferden
452 X 300 X i^ KubikzoU oder 628 Kubikfufs Dampf
126 ♦
I
in einer Minute von der Elastizität der Atmbsphm
oder etwas darüber, erforderlich, oder es müssen 2iP£
Wasser in der Minute verdampft, und diese Dampf»
menge in derselben Zeit wieder kondensirt werden^
»
Die Wärme , welche sich bei der Kondensirung
des Wasserdarapfs von iöo° C. zu Wasser von der-
selben Temperatur entbindet, ist, nach den neueren
Versuchen yon Clement und Desormes, hinreichend,
um 5 1/2 mahl soviel Wasser vom Gefrierpunkte bis j
zur Siedehitze zu bringen. Um also ein Pfund Was- *
serdampf von 100° C. gerade vollständig zu konden- ;
siren, wobei das übrig bleibende Wasser nodii die |
Siedehitze hat, sind 6,5 Pfund Wasser von 1 5° C. I(i3^ .
R.) erforderlich. Um diese 7,5 Pf. siedendes Was-
ser bis auf eine Temperatur von ^o^ C. herabzubrin- '
gen, sind 18 Pfunde Wasser von i5^ C. erforderlich: -
folghch beträgt für den vo^üegenden Fall die ziir Kon-
densation im Ganzen erforderliche Wassermenge 6,5 ^
X 18 = ^45 Pf. in der Minute. Diese mit den 31 P£ ^
Wasserdämpfen multiplizn-t , geben die Menge des h
gesamwiten Kondensations Wassers für eine Minute za
i54 Pfunden *).
Ist die Menge dieses Kondensationswassers ge-'^
ringer, oder ist bei gleicher Menge seine Ursprung- J
liehe Temperatur höher j so erhält das warme. Wasser
im Kondensator eine höhere Temperatur, es drückt
folglich auf den jenseitigen Theil des Kolbens noch ^-
Dampf von einer bedeutenderen Expansivkraft, und-.
*) Die Forme) für diesen Fall ist für Grade des hunderttheili- '
65o — b' '^
gen Thermometers M z=— — — M', wenn M' das Gcwicnt ^-
u' — n
des zu kondensirenden W^asserdampfes , M das Gewicht d» .
Hondcnsations - oder Injectionswassers , n' die Temperatur 1
des aus dem Kondensationswasser und dem W asser dampFv
entsrehenden warmen Wassers, n die ursprüngliche Tem-i
per*.tiir dos /um Kondensiren verwendeten Wassers in Cöb-T
tcsimai^raden. bezeichnet« ' V
I
1^7
der mrUiche Druck auf den Kolben oder die Wir-
kung . der Maschine wird dadurch vermindert.
Bei dem gewöhnlichen Gange der Dampfmaschi-
nen ist die. Menge des Wasserdampfes^ welcher zum
Kolbenspiele gehört^ etwas gröfser^ als er sich aus
der Geschwindigkeit des Kolbens mit seiner Grimd-
flache multiplizirt berechnet. Bei der ff^att*sch.en
Dampfinascbiine ist für jeden Kolbenhub etwa i i/^
mahl soviel Dampf erforderlich^ als zur Ausfüllung des
Zylinders hinreichte. Dieser Dampfverlust entstellt
theils durch die nicht vollkommene Schliefsung des
Kolbens^ theils von einiger Kondensirung beim Ein-
tritte des Dampfes in den Zylinder^ vielleicht auch
zum Theil durch die Kondensirung des Dampfes an
der Kolbenstange^ die bei ihrem Heraustreten aus dem
Zylinder immer etwas abgekühlt wird. Auf diese grös-
sere Dampfnjenge mufs daher ^ sowohl bei der Kon-
densirung ^ ^Js bei der Anlage des Kessels für einen
bestimmten Maschinen- Effekt Rücksicht genomi^ien
werden.
Da in der Dampfmaschine der Wasser -Dampf
die bewegende Kraft ist; so kann ihre beabsichtigte
Wirkung nur insofern erfolgen, als die nöthige Dampf-
erzeugung durch die Grölse des Dampfkessels hinrei-
chend gedeckt ist. Die Gröfseder Verdampfung hängt
von der Fläche ab, welche vom Feuer bestrichen wird,
und immer mit Wasser in Berührung steht. Nach Er-
fiihrungen im Grofsen nimmt man an, dafs bei einer
gewöhnlichen Kesselfeurung 20 Quadratfufs Kessel-
flache, welche sich zwischen Wasser und Feuer be-
finden, in der Sekunde einen Kubikfufs Wasserdampf
von dem atmosphärischen Drucke oder etwas darüber
liefern. Nach den Versuchen von Clement {Hachette
traite' des machines p, i43) verdampfen in einer
Stunde auf einem Quadratmeter Oberfläche eines Kes-
sels von OL — 7 Millimeter (y^^ — \ Zoll) Dicke 3o —
4o Kilogramme Wasser.' Nimmi man 35 Kilogi-ammi
als das Millel; so verdampfen hiernach auf ao-Qi
dralfufs 12G Pf. W. Wasser in der Slunde, oder
werden in dieser Zeit laGXSo =3780 KubikfufsWas-'
serdampf, also in derSekufide i j'.Kubikfufs erzeagti
welches mit der (rühercn Bestimmimg übereinkommt.
Dieses Verhältnifs der erhitzten Fläche zur ver^
dampften Wassermenf^e ist dasselbe, wie das YerhÜlM
nifs der Oberfläche eines siedend heifsen Wassers ztfl
4er aus derselben verdunstenden Wassermenge naclili
aen Versuchen von Dnlton. Denn nach diesem Phy^*.
siker verdunsten aus einem Gefafse mit siedend heis-^i
sem Wasser, desseD Oberfläche i Quadratfufs W. be-VM
tragt, in der Minute -80 Gran W. Wasser beidet^yi
Temperatur der Luft von 10" R^); folghch verdünsteÄ-ii
aus einer Oberfläche von 20 Quadratfuls in i Sekunde
nahe an -}^Vf.^.y Welches mit der vorigen Angab«
zusammenstimmt. In einem Dampfkessel hat jedotA
die Gröfse der Oberfläcbo des Wassers .luf die VeN
dampfungsmenge keinen Einflufs, weil aus der, Wa«
Seroberfläche keine Verdunstung erfolgt, wennDamu
von gleicher Temperatur auf derselben liegt.
Dampf von höherer Espansivkraft erfordert eiid
proportionale Vermehrung derverdamplendenFlächtä'i
denn eine erhitzte Fläche, welche in der Sekunde \
Kübikfufs Dampf von iOü° liefert, erzeugt in ders
ben Zeit nur einen Kubikfufs Dampf vom zweifach«
atmosphärischen Drucke oder der doppelten Dichtij
keit, imd so im Verhältnisse.
Inder neuern Zeit haben die /Fbo^/ 'sehen MiB
schinen {fVoolfs double- crUnder Expansion-
gines) den gewöhnlichen fratt'sdücn Maschinen ri
sichtlich der Ersparung an Brennmaterial den Rm
abgewonnen. fVoolf nahm im Jahre i8o4 sein <!
stes Patent auf seine Verbesserungen j und in dd
i2g
[aliren i8o5und 1810 noch zwei andere. /Fbo//" wen-
det, wie früher schon Hornblower , zwei Zylinder
an , von denen der eine einen gröfseren Durchmesser
bat, als der andere. In dem kleineren wirkt der Dampf
mit höherer Expansivkraft als gewöhnlich \ tritt dann
in den gröfseren Zylinder üher, imd wirkt hier durch
seilke Ausdehnung. Dieser Effekt kann jedoch auch
in der /iPa^i'schen Maschine hei einem Zylinder durch
früheres Absperren des Dampfes erhalten werden ; auch
ist diese Expansionsmethode schon früher von fVatt
in seinen Maschinen ausgeführt worden y und in sei-
nem Patente vom 12. März 1783, welches ausdrücklich
aiaf diesen Gegeastand lautet^ ausführlich hesclu'ic-
bcn. ff^oolfs Anwendung des Ausdehnungsprinzips
unterscheidet sich von der früheren besonders da-
durch^ dafs er Dampf von höherer Expansivkraft an-
wendet^ was für diesen Zweck allerdings vortheil-
hafter ist. Aufserdem verwendet fVoolf grofse Sorg-
£dt auf die Dampfdichterhaltung des Kolbens^ welche
er entweder durch öhl, Wachs, Quecksilber oder
ein leiehtflüssiges Metall, welche über dem Kolben in
einer der Elastizität des Dampfes angemessenen Höhe
sich befinden, oder dadurch bewerkstelligt, dals er
den Daanpf nicht unmittelbar auf den Kolben, son-
dern auf eine Zwischensäule von jenen Flüssigkeiten
wirken läfst. In diesem Falle befinden sich jenß Flüs-
sigkeiten in einem, eigenen, mit dem untern Theile des
Zylinders durch eine Röhre in Verbindung stehen-
den, Gefafse, in welchßs sonach der Dampf unniittel-
lar eintritt, und die Flüssigkeit aus demselben in den
Zylinder treibt. Dieses Mittel verhindert allen Dampf-
Ycrlust durch den Kolben, macht aber die Maschi-
nerie kompUzirter.
Im Jahre 181 5 wurden in den Minen von Corn-
Waü/ zuerst zwei grofse If^oolßscAie Maschinen et rich-
tet; seitdem noch mehrere andere. In T. und J.
Leons Monathsberichten sind seitdem diese Maschi-
\
i3o ^
nenneben den ff^at^schen aufgeführt^ un^d es lälit.
sich sonach ihre Wii'kung vergleichen. Die eine die-^
ser Maschinen an der Grube fVheal vor hat eineä'j
grofsen Zylinder von 53 ZoU Durchmesser | und' ei- 1
nen Kolbenhub von 9 Fufsen^ welcher 7^6 mahl in der |
Minute wechselt. Der kleine Zylinder hat etwardenti
fünften Theil des Inhalts des gröfseren. Die Maschin«;j
setzt sechs Pumpen in Bewegung y welche bei jedem^
Hube 37982 Pf. Wasser 7 ^ Fufs hoch heben. Im^i
März 18 16 hob diese Maschine mit '^inem Buscnd^;^
Kohle (88 Pf.) auf einen Fufs hoch 48,433700 P%-
im April i^^oooooo Pf, im Mai 49;5ooooo Pf., inn ;
^ Juni 43,000000 Pf In der letztern Zeit verminderte;^
sich dieser Effekt. Im April 18 18 war das Gev^cht^
26,664500 Pf., im Mai 29,05218a Pf, im Juri^j
3o,336482 Pf.
«
Eine zweite Maschine bei der Grube ^PfTiem.
Abraham hat einen grofsen Zylinder vo^ 45 ZoO
Durchmesser, mit einem Kolbenhub von 7 Fuf«;^
8,4 Hübe in der Minute. Bei jedem Hube hebt ML
eme Last von 24o5o Pf auf 7 Fufs. Mit einem Bai
schel Kohle hob diese Maschine im März i8t^
5o,oooooo Pf auf i Fufs , im April 50,908000 Pf, *
Mai 56,917312 Pf, im Juni 5i,5booooPf. Diefs
rücksichtlich - des Brennstoffaufwandes der gröfs
Effekt, den je eine Dampfinascbine geleistet hat.
April, Mai und Juni 18 18 wird die Wirkung dii
Maschine zu 32,723, 166 5 3i,520,7o3und 34^352oi3
angegeben. Nach dieser Zeit verbesserte sie si«
wahrscheinlich nach vorgenommener Reparatur, bedel
tend; im Juli 18 18 hob sie 34,^86,774 Pf^ imAugvi
45,5io4i9 Pf., und im September 47,54o653 Pf. \
Der Mitteldurchschnitt von 24 WaWscixetkMJt^
schinen in Cornwall gibt während jener Zeit ein«'
Wirkung von 28,000000 Pf -^
'5i
Aus diesem folgte dafs die gröfste Wirkung,
vrelche.manbei einer mit Sorgfalt konstruirten Dampf-
maschine , Lei welcher die Expansion des Dampfes be-
nützt, und (ur die vollkommene Dichtigkeit aer Kol*
benliederung möglichst gesorgt ist, bisher erhalten
konnte , ^56,900000 Pf. auf einen Fufs mit eiuem Bü-
schel (88 Pf) Kohlen gehoben , beträgt. Die gröfste
Wirkung der ^iPa^^'schen Maschine beträgt 3o,oooooo
Pf. auf den Büschel Kohle ; die mittlere 20,000000 Pf.
Die mittlere Wirkung der ff^ool/* sehen 'Maschine,
nach längerem Gange , folglich in dieser Hinsicht mit
den auf demselbeu Werke bestehenden fVatt^schen
Maschinen vergleichbar, beträgt nach dem vorigen etwa
3f>,oooooo Pf. Man kann sonach das Verhältnifs zwi-
schen beiden für gleichen BrennstofTaufwand im Mit-
tel auf 20 : 3o setzen. Vergleicht man die höchsten
Wirkungen; so würde die ff^oolf^sche Maschine bei-
nahe noch einmahl soviel als die ff^att^sche leisten»
Dieser erhöhte Effekt der PFool/^schen Maschine
ergibt sich aus der Anwendung der Dämpfe von hö-
L her er Expansivl^raft, welche vcrhältnifsmafsig zu dem
erhöhten Drucke etwas weniger Wärme zu ihrer Bil-
, düng erfordern (um z. B. einen Kubikfufs Dampf von
3 Atmosphären Druck zu bilden, ist etwas weniger
Wärme erforderhch, als zur Bildung von drei Ku-
bikfufs Dampf von dem einfachen Druck der Atmo-
sphäre) j aus der Anwendung des Expansionsprinzips,
wodurch ohne neuen Dampfaufwand ein Theil des
Effektes durch die blofse Expansion des in gleicher
Temperatur erhaltenen Dampfes gewonnen wird j end-
lich aus der dampfelichten Liederung des Kolbens,
durch welche, wie bereits oben vorkam, beinahe ^
der ganzen gewöhnlich erforderlichen Dampfinenge
erspart werden kann.
Zur Übersicht des Einflusses der Anwendung des
Ezpansionsprinzips bei Dampfmaschinen auf die Ver-
9*
nischen Effekte , fuge ich noch Folgendes bei.
Ist m die Zahl^ welche anzeigt^ wie Tiel Mahl
sich der Dampf bis^zur Vollendung des Kolbenhubes
im Zylinder ausdehnt : so ergibt sich aus der Yerglei* .
chung des Effektes der Maschine für den Fall> wemi
der Zylinder nur zum Theil mit Dampf gefüllt^ und *
durch den übrigen Theil des Raumes der Kolben ver«
mittelst der Expansion bei gleich bleibender Tempera-
tur fortgetrieben wird, und für den Fall, wenn der
Zylinder ganz mit Dampf angefüllt wird,
bei der Expansion
für die Dampfmenge =3 i , die Wirkung = log. nat. m
bei der ganzen Füllung
£ur die Dampfmenge = m, die Wirkung = m — i. . ^
Folglich verhält sich bei gleicher Dampfmenge'
die Wirkung bei der Expansion, zu der Wirkung bitt _
der ganzen Füllung . ' ^^
•
E: e {=: lo£. nat. m: - .^"
^ m. Ä
Bei gleicher TVirkutig verhält sich die Dampfig
menge bei der ganzen Füllung zu jener bei der Lx-J^
pansion " '^
D: d=; "
m — i log. nat. m
2h B Bei einer lofachen Ausdehnung ist d=:o,3g3D
bei einer 3fachen » » » d= 0,6070/
Bei der lofachenAusdehnung werden also etwa -^^
und bei der 3fachen Ausdehn'ung nahe -^^ des bei
der ganzen Füllung für gleiche Wirkung nöthigea
* N , i33
Dampfes^ also des dazu erforderlichen Brennmaterials
erspart. ' -
Für gleiche Wirkung der Maschine mufs jedoch
bei der Anwendung des Ausdehnungsprinzips der Zy-
linder gröfser seyn , als bei der ganzen Füllung. Ver-
hält sich der Inhalt des Dampfzylinders bei der gan-
zen Füllung^ zum Inhalte des Dampfzylinders bei der
Expansion^ wie r : R, bei gleicher Wirkung j so ist
Rm — 1
: r = - — I : I.
log. nat. m
Beider lofachen Ausdehnung ist daher R =3^91 r.
bei der 3fachen Ausdehnung » » R = i^83 rJ
Diese bedeutende Vergröfserung des Zylinders
macht es bei grofsen Maschinen zweckmäisig mit
Woolf zwei Zylinder statt eines einzigen anzuwenden j
wozu noch kommt ^ dafs der kleinere Zylinder^ iiX
welchem der Dampf mit der höheren Expansivkraft
wirket^ im Verhältnisse dieser Elastizität die gehörige
Starke und Kolben- Liederung erhalten kann, so dafs
^sonach die Kolben -Liederung des grofsen Zylinders
nur eine dem einfachen atmosphärischen Drucke ent-r
[ sprechende Dichtigkeit und Reibung zu erhalten
^ Iffaucht ; besonders wenn man die Ausdehnung des
Dampfes schon in dem kleinen ZyHnder anfangen
lafst, oder den Zuflufs des Dampfes in denselben ab-
iperret, bevor der Kolben ihn ganz durchlaufen h^t.
VI.
*
über die Anwendung der erhitzten Luft
statt des Wasserdampfes, als bewe-
gende Kräfte
Vom Herausgeber.
JLn den Dampfmaschinen ist der Aufwand an
Brennstoff^ den in der Konstruktion des Ofens be^
dingten Wärmeverlust bei Seite geseut^ von der :
Wärmemenge abhängige Vielehe zur Verwandlung; t
des Wassers in Dampf von einer bestimmten Expaot^ .
sivkraft erfordert wird. Da bei der Bildung des Was* ^
serdampfes eine sehr bedeutende Menge Wärme ge-*/^
bunden wird^ so dafs nähmlich der Wasser dampf von^:;
80^ R. so viel gebundener Wärme enthält, dafs diese :
Wärme (wenn sich der Dampf zu siedcndheifsem Was^^^
ser kondensirt) ein 5 ] mahl so grofses Gev^cht eis-
kalten Wassers bis zum Siedepunkt zu erhitzen ver-
möchte; die Ausdehnung der Luft aber bis zur Ver*'
mehrung ihrer Elastizität auf einen gewissen Grad'
verhältnifsmäfsig weniger Wärme erfordert , weil hier
die Wärme blofs auf die Ausdehnung, nicht aber wie "^
beim Dampf auf die Herstellung einer neuen- Form^
verwendet wird; so läfst sich schon im Allgemeinen'!
erkennen , dafs eine Maschine , bei ^welcher die be- .
wegende Kraft die Ausd/^hnung der erhitzten Luft ist,
für gleiche Wirkung weniger Brennmaterial erfordern
müsse ^ als eine Dampfmaschine. .
i35
E» werde durch eine hinreichende Menge Wärme
ein Pfimd eiskaltes Wasser in Dampf von 80'^ R. ver-
wandelt^ "der folglich dem mittleren atmosphärischen
Drucke das Gleichgewicht hält: so beträgt dieser
Dampf 3o Kubikfufs, der also einen Raum von i Qua-
dratiufs Grundfläche und 3o FufsHöhe ausfüllt. Wird
dieser Dampf vollständig kondensirt; so beträgt der
mittlere Drück der Luft auf jenen Quadrätfufs (wel-
chen man sich als die Fläche des Kolbens^ der sich
in jenem Räume durch die Wirkung des äufseren Luft-
druckes nieder bewegt, ansehen kann) -1800 Pf.: in
diesem Falle ist daher die mechanische Wirkung
«= 1800 X 3o, oder 1800 Pf. auf die Höhe von 3o
Fufs gehoben. ^
Nehmen wir nun an, die Wärme, welche zur
Hervorbringung dieser Wirkung erforderlich war,
werde auf die Erhitzung von Luft verwendet 5 so er-
gibt sich Folgendes. Die Warme , welche nöthig ist,
nmJQne 3o Kubikfufs Wasser dampf aus einem Pfupde
eiskalten Wassers hervorzubringen, reicht hin, um
6,5 mahl soviel eiskaltes Wasser bis zum Siedepunkt
tu erhitzen. Da sich die spezifische Wärme der Luft
itt jener des Wassers wie 0,267 zu i verhält ; so kann
daher durch eben dieselbe Quantität Wärme eine Masse
6 5
Ton. — l — = 3434 Pf- Luft von der Temperatur des
Eispunktes und der Elastizität des mittleren Luftdru-
ckes auf die Temperatur der Siedehitze gebracht
Werden. Bei» dieser Temperaturerhöhung vermehrt
ach der Umfang der Luft bei gleich bleibender Elasti-
utät(am 0,375. Nun betragen aber ^434 Pf. Luft ,
bei po R. und 28" B. 33^,28 Kubikfufs : folghch ist
die Vermehrung ihres ümfanges = 332,28 X 0.375 =
ia46 Kubikfufs; oder ein Raum von i Quadrätfufs^
Grundfläche und 1246 f^nfs Höhe. Stellt man sich
vor, diese Luft habe bei ihrer durch die Erhitzung
bewirkten Ausdehnung diese Grundfläche (die Fläche
\
i36
•
eines Kolbens), auf welche sie mit 1800 Pf. drückt,
yor sich hergeschoben; so ist in diesen^ Falle die
Wirkung = 1800 X 1246, oder 1800 £f. auf 1^46
Fuls gehoben. * ' .
Bei gleicher Quantität von Wärine, folgUch von
Brennmaterial verhält sich daher die Wirkung bei der
Anwendung des' Wasserdampfes zu jener bei der .An- '..
Wendung der erhitzten Luft, wie 3o : 1^46 • oder
letztere ist mehr als viermahl gröfser , als erstere'^
•
Berücksichtiget man die verbesserte Einrichtung
der Dampfmaschme durch die Anwendung des EU--
pansionsprinzips, bei welcher dadurch, dafs der Zy-
linder nur zumTheil mit Dampf gefüllt wird, für die'
gewöhnlichen Fälle an ein Drittheil des Dampfes iur
gleiche Wirkung erspart werden kann *): so würde .
dennoch durch die Anwendung der erhitzten Luft all
bewegende Kraft, bei gleichem Brennstoffaufveand»
ein wenigstens dreimahl so girofser Effekt, als bei der
Anwendung des Dampfes in der Dampfinaschine er* .
halten werden können.
Dieser bedeutende Vortheil macht die Anwen-.
düng der erhitzten Luft als bewegender Kraft zu ei- -
nem würdigen Gegenstande mechanischer Untersu-
chungen. Die Ausführung einer Maschine nach die-
sem Prinzip, deren Mechanismus nicht, oder nicht
viel komplizirter wäre , als jener der Dampfmaschine,
würde eine wichtige Bereicherung des Maschinen-
wesens seyn. Diese Ausführung ist jedoch mit Schwie-
rigkeiten verbunden, welche einiger bereits angestell«
ten Versuche ungeachtet, noch nicht überwimden
worden sind. Es läfst sich jedoch um äo mehr erwar-
ten, dafs der mechanische Scharfsinn auch hierin sein
-»*■
*) S. Diese Jahrb. S. i3i.
Ziel erreichen werde , als dieser Gegenstand noch zu
neu und im Ganzen zu wenig bearbeitet ist^ als dafs
sich aufi den bisherigen Versuchen etwas bestimmtes '
ableiten liefse.
Die Herren Niepce fiihrten im Jahre 1806 in
Paris zuerst eine kleine Maschine aus^ von ihnen
Pyrefolophore genannt^ in welcher die erhitzte Luft
als bewegende Kraft wirkte. Diese Maschine besteht
aus einem starken^ auf einem Gestelle wohl befestig-
ten, von allen Seiten wohl verschlossenen Rezipien-
ten, welcher von der einen Seite eine Öffnung hat,
an welcher ein mit einem Kolben versehener ZyUn-
der befestiget ist, an der andern Seite befindet sich
eine kleine Öffnung mit einen^ daran gelötheten
Rohre. Das offene Ende dieser Röhre ist mit dem
Mundstücke oder der Dille eines Blasebalges in Ver-
buidung. Zwischen dieser Dille und dem Rezipien-
tcn sind in der Röhre zwei kleine Öffnungen ange-
bracht ; die eine näher an der Dille ist bestimmt, eine
feine leicht verbrennliche Substanz, z. B. Berlepssa-
men (^semen Ljrcopodii) aufzunehmen^ die andere
welche näher an dem Rezipienten liegt , befindet sich
über der Spitze der Flamme einer kleinen Lampe.
Beide Öffnungen sind mit Ventilen versehen. Ist nun
durch die erste Öffnung von der brennbaren Substanz
eine angemessene Quantität in die Röhre gebracht wor-
den ; wird sonach der Blasebalg niedergedrückt, und
in dem Augenblicke die Spitze der .Lichtflamme
durch die zweite kleinere Öffnung gebracht ; , so wird
der brennbare Staub, der von dem Windstofse durch
die Röhre hindurch fortgeführt wird, über der Spitze
der Lichtflamme entzündet, und in diesem brennen-
den Zustande in den mit Luft angefüllten Rezipienten
getrieben. In diesem Augenblicke schliefsen sich die
Klappen der erwähnten beiden Öffnungen ; durch die
trennende Substanz wird die Luft in dem Rezipien-
ten erhitzt und ausgedehnt, der Kolben des Zylin-
;»
ik
i38 -
dcrs vorwärts i^esttofsen , und die mit deniselbeu in
Verbindung gebrachte Last in Bewegung gesetzt. Das
Zurückfuhren des Kolbens in seine vorige Lage^ das
Einbringen des entzündlichen Pulvers in einer nach
der Gröfse der Wirkung und der Kapazität des Rezi-
pienten angemessenen Quantität, das Niederdriicken
des Blasebalges , das E^infuhren der Lampenflamme in
die zweite Öffnung und das Schliesfen der Klappen
nach eingeleiteter Entzündung wurde übrigens durch
die Maschine selbst verrichtei. ,
."1
Nach jedem Spiel der Maschine war es noth« -
wendige die in dem Rezipienten befindliche, durch
die Verbrennung der Lycopods verdorbene Luft, weg-,
zusch'afien, weilbeim folgenden Spiel keine Verbreii- ,
nunc mehr in derselben , daher keine Erhitzung und ' ^
Wirkung erfolgt seyn würde. Die Herren Niepce be-
wirkten dieses duixh eine in dem zylinderförmigea ;]
Rezipienten angebrachte, auf die Achse demselben senk-^ '
rechte Scheidewand, welche sich ivach geendigter ;
Wirkung nach der Länge desselben bewegte, und die
warme Luft durch mehrere in dem Rezipienten ange- ^
brachte und mit Klappen versehene Onnungen aus- ^
trieb, während von der andern Seite frische atmo- .
sphärische Luft hinzutrat. Bei den mit dieser Ma^'
schine angestellten Versuchen fand es sich , dafs ihre
Wirkung beinahe ganz aufhörte , nachdem die Luft
in dem Zimmer, wo sie aufgestellt war, durch die
Respiration einer grof^en Zahl anwesender Personen
zum Verbrennen untaugHcher geworden war; dafs sie
aber ihre Wirkung in dem Augenblicke wieder erhielt, ^
als man ein Fenster und die gegenüber stehende Thüre ^ ^
geöfihet hatte.
Statt das Berlepssamen konnte als Brennmaterial
übrigens auch gepulverte und mit etwas gepulvertem
Uarz vermengte Steinkohle angewendet werden. Fein
gepulverte Holzkohlen, getrocknete und fein gepül- -
-J!
i39
verte Sägespäne^ Mehl etc. würden übrigens wahr-
scheinlich ebenfalls brauchbar seyn.
Die Herren Berthollet und Carnot haben im
Dezember 1806 über diese neue Maschine einen vor-
theilhaflen Bericht erstattet. Über die Gröfse der
Wirkung der Maschine wurden keine genauen Ver-
suche angestellt. Die Bewegungen derselben waren
stark und heftige und die Maschine^ welche etwa
3oo Pf. wog, erhielt bei jedem Spiele, wozu blofs
5 bis G Gran des Brennmaterials erforderlich waren,
heftige Erschütterungen.
Dieser Versuch zeigte allerdings die Anwendbar-
keit und Nützlichkeit des Prinzips. Die Maschine
sett)st war noch zu unvollkommen, in ihrem Gange
zu unsicher, als dafs praktische Anwendungen im
Grofsen davon hätten gemacht werden können. Die
Brüder Niepce nahmen auf diese Erfindung ein Pa-
tent auf IG Jahre (da& im J. 181 7 erlosch): es scheint
jedoch nicht , dafs sie sich mit der Vervollkommnimg
ihrer Maschinerie weiter beschäftiget hätten.
Im Jahre 1809 erfand Hr. Cagniard - LatouVy
ehcmahliger Zögling der polytechnischen Schule in
Paris y eine Maschine, in welcher die Ausdehnung
der erwärmten Luft gleichfalls die bewegende Kraft
ist Ihr Mechanismus gründet sich darauf, dafs kalte
Luft durch warmes Wasser streicht, und durch seine
Erwärmung in demselben ein gröfseres Volumen ein-
nimmt, folglich eine gröfsere aufsteigende Kraft er-
lialt, als diejenige, welche nöthig ist, dieselbe Luft
im kalten ZuMande unter eine gleich hohe Wasser-
säule zu bringen.
Diese Maschine besteht aus einem Gefäfse, in
Welchem herfses Wasser sich befindet : das Wasser
luttn CAtweder unmittelbar in diesem Gefdfse durch
i4o
äufseres Feuer erhitzt werdcit, oder aus einem zwei-
ten Kessel in dasselbe zufliefsen. Um auf dön Boden
dieses Gefäfses die kalte Luft von aufsen zu bringen^
dient eine archimedische Schraube oder Spiralpumpe,
welche in einem zweiten, mit kaltem Wasser aageiull-
ten, Gefäfse dergestalt eingetaucht ist, dafs die obere
Öffnung der Spirale aus dem Wasser hervorragt, so
dafs bei der Umdrehung diese , wie bei dem Gange
der Spiralpumpe, bald in das Wasser eintaucht, bald
aus demselben hervortritt. Vermittelst dieser Pumpe
wird nun die Luft auf den Böden des Gefäfses mit
kaltem Wasser gebracht, von wo sie durch eine Röhre
auf den Boden des mit dem heifsen Wasser angefiUt-
ten Gefäfses geleitet wird. Hier dehnt sie sich durc|i
die Wärme des Wassers aus, und setzt, indem sie
aufwärts steigt , ein vertikales Rad in Bewegung, wel-
ches in diesem heifsen Wasser aufgestellt ist.
«
Dieses Rad ist mit ZeUen, wie ein oberschlädb-
tiges Wasserrad, versehen, und von allen Seiten mit
dem warmen Wasser umgeben. Die durch die Wärme
ausgedehnte und (mittelst eines metallenen Zwischen-
bodens) auf dem Grunde des Gefäfses angesanunelte
Luft strömt durch eine Öffnung aus, welche so an-
gebracht ist, dafs die von ihr ausströmende Luft
von den niederwärts gerichteten Zellen des Rades
aufgefangen wird. Dadurch wird die Seite des Ra-
des, auf welcher sich diese mit Luft gefüllten Zelleü
befinden, leichter als die entgegengesetzte, derejt
aufwärts stehende Zellen mit Wasser gefüllt sind^.
und das Rad dreht sich daher so lange herum, als die-
ser Zuflufs der Luft dauert. An der Welle dieses Ra-
des kann nun die in Bewegung zu setzende Last ange-
bracht werden. Vermittelst einer Seitenverbindung
wird durch eben diese Welle die Spiralpumpe in Be-
wegung gesetzt»
Die Herren de Prony y Charles y Montgolfier
i4i
und Carnot ertheilten in einem irn Mai 1809 erstat-
teten Berichte dieser neuen Maschine^ welche Hr.
CUtgniardmiYlemen ausgeführt hatte^ gerechtes Lob.
Sie halten die Anwendung dieser Maschinerie ])ci vie-
len Gelegenheiten für sehr nützlich. Da zur Wirkung
derselben nur ein bis auf »jS^ C. und noch geringer
erhitztes Wasser hoth wendig sey; so könne man dazu
das warme Wasser, das in mehreren Manufakturen
überflüssig vorhanden sey, und zum Theil wegge-
schiittet werde, benützen 3 und Caghiard's Maschine
könne z.B. in den Salzsiedereien dazu verwendet wer-
den, um die Pumpen zur Speisung der Kessel in Be-
wegung zu setzen. Bei Dampfmaschinen selbst könne
man das aus der Kondensation entstehende warme
Wasser nnch für diese Maschine benützen, und da-
durch noch die Kraft von mehreren Menschen und Pfer-
den hervorbringen. Endlich wäre diese Maschine in
den Bädern, Branntweinbrennereien, Schmelzwerken,
imd in allen Anstalten, wo warmes Wasser oder Feuer
vorhanden sey, anwendbar. Endlich habe sie sehr
wemg Reibung, und brauche wenig Reparatur ^).
■
Der NutzeflFekt dieser Maschine ist der durch die
Wärme bewirkten Ausdehnung proportional. Bei der
Wärme des Wassers von 76° R. wird die Ausdeh-
nimg der Luft etwa \'y die Kraft, welche folglich auf
dUs Einpumpen der Luft durch die Wasserschraube
verwendet wird, verhält sich zu jener, welche durch
• —11 n
*) Hacbette traite des Machines, p. i5i. Die archimedische
Schraube vertritt bei dieser Maschine die Stelle eines Blase-*
balgs. Hr. Cagniard hat diese Schraube auch statt eines
Druckwerkes vermittelst Quecksilber, angewendet. In tlie-
3em Falle steht die archime4ische Schraube in einem Ge-
lafse mit Quecksilber , über welchem sich Wasser beündet :
so dafs die Schraube bei ihrer Umdrehung mit ihrem ofie-
nen Ende bald in das Wasser, bald in das Quecksilber ge-
taucht wird. Hier wird das Wasser, wie vorher die Luft, auf
den Grund des Getafses geführt, wo es dem Drucke der
Quecksilbersäule ausgesetzt ist, und in einer Röhre um etwa
£e i4facke Höbe dieser Säule gehoben wird.
l42 T ,
das Aufsteigen der erwärmten Luft hervorgebracht
wird, wie 3 : ^.'Dct Nutzeffekt ist daher ^ des To-
taleffekts. Hieraus folgt, dafs diese Maschine seht
bedeutende, Dimensionen haben müsse , wenn sie be-
trächtliche Wirkungen liaben soll. Übrigens ist ihr
Prinzip sinnreich , auf richtige physikalische iqid me-
chanische Grundsätze gebaut ; es wird bei der geriar.
gen noch diirch das verminderte Gewicht der im Was*
ser eingetauchten bewegten Theile verminderten, Rei^
bimg sehr wenig Kraft verloren, und es kann wahr-
scheinlich'in mehreren Fällen von demselben . eine
nützhche Anwendung gemacht werden.
Das Quecksilber wäre, wenn es im Grofsen.anr \
wendbar wäre, für diese Maschine, Statt des Wal-
sers, ein sehr vorzügliches Material, sowohl weil ea
viel stärker (bis aSa- R.) erhitzt werden kann, bevor
es siedet , als auch weil es eine viel (.n i mahl) gerift« ,
gere spezifische Wärme hat, als das Wasser. Gesetzt
aas Quecksilber habe bei der Wirkung der Maschine
eine Wärme von 21 5^ R. ; so wird die Ausdehnung :.
der Luft das Doppelte^ folglich der Nutzeffekt die
Hälfte des Totaleffekts.
Der neueste ' Versuch , die durch Feuer expaa»
dirte L\ift als bewegende Kraft zu benützen, ist eine:
von Montgcifier und Dajrme in England erfundene
und im März 18 16 patentirte Maschine, deren Be^ ,
Schreibung sich iiaRepertoiy of avts and manufao^\
tureSy April 18 18, befindet. In dieser Maschine streicht ;
die Luft über einem,' in einem starken verschlossenen **
Gefäfse befindlichen Kohlenfeuer 5 wird hier, indem
sie: zugleich die Verbrennung unterhält, wobei sich
das Sauerstoffgas der atmosphärischen I^uft zum Theil
in kohlensaures Gas verwandelt, stark (bis zur Glühe-
hitze) erhitzt und ausgedehnt, und wirkt sonach mit
einem Stofs auf eine Wassersäule, welche in die Höhe
gedrüfckt^ wird. Das Brennmaterial wird in das ver-
i43
schlossene Gefafs vermittelst eines in einem Zylinder
luftdicht beweglichen Kolbens eingebracht^ und durch
eine ähnhche Vorrichtung /die Asche aus demselben
entfernt. Die Bewegung des Wassers in dieser Ma-
fchine hat übrigens Ähnlichkeit mit jener im hydrau-
lischen Widder. Die Maschine ist zwar sinnreich
angeotdnjet; aber komplizirt^ uind im Grofsen schwer
ansf ufiihren und gangbai' zu erhalten : überdem geht
in derselben durch die Stöfse Und die abwechselnden
entgegengesetzten Bewegungen des Wassers viel an
Kraft verloren. £s scheint daner nicht^ dafs auf diesem
Wege von dem Prinzip der Ausdehnung der erhitzten
Luft ein Gebrauch gemacht werden könne ^ welcher
rücksichthch der Ersparung an Brennmaterial der
Anwendung der Dampfmaschine vorzuziehen wäre.
Die Art der Erhitzung der Luft^ indem sie durch
Kohlenfeuer streicht^ und zugleich zur Unterhaltung
desselben dient ^ scheint übrigens zweckmäfsig zu
seyn^ daxlie Luft in diesem Falle die Glühehitze er-
hält, ohne durch die Verbrennung eine Verminderung
ihres Umfimgs zu erleiden^ da das kohlensaure Gas
mit dem Sauerstoffgas, aus welchem es entsteht, den-
selben Umfahg behält: nur mufs fiir diesen Fall ein
hinreichend einfacher und haltbarer Apparat ausge-
dacht werden. Das Verbrennen einer pulverigen
Substanz in dem eingeschlossenen Räume, wie in
der Maschine der Herren Niepce, leistet dieselbe Wir-
kung. Aufser diesen Mitteln bleibt noch die Erhitz
xong der Luft in dem Rezipienten , durch Anbringung
änes äufseren Feuers an demselben übrig.
VII.
- I
Darstellung des* Gesetzes der Elastizität
der Wasserdämpfe , und Beschreibung
der über diesen Gegenstand im poly-
technischen Institute angestellten
Versuche.
Von
Johannes Arzbergevy
Professor der Maschinenlehre am 1(. k. polytechnischen Institute* ,
Um.
Um das Gesetz zu entdecken, nach welchem
die £la3tizität des Wasserdampfes im geschlosseneni;
Räume von der Temperatur abhängt, welche sowoh^'
Wasser als Dampf bei der Bildung des letzteren h^;
ben, wurden von mehreren Physikern Versuche an?
gestellt, und nach diesen Versuchen das erwähnte
Gesetz durch Formeln auszudrücken gesucht.
Zum Messen der Elastizität des Dampfes wur<
bei den genaueren hierher gehörigen Verfuchen durch^j
gängig eine, dem Barometer ähnliche, mit Quecksilj
her gefüllte Röhre angewendet, und der Grad dei;j
Elastizität durch die senkrechte Höhe einer Quecksil^
bersäule, welche durch jene getragen wurde, ausge-2
drückt; wobei jedoch entweder die Röhre oberhalb'
der Oberfläche der Quecksilbersäule luftleer , und
oben zugeschmplzen , oder bei einer oben offenea
Röhre zur gefundenen Höhe der Quecksilbersäule^
der Barometerstand hinzugefügt wurde ; um in jedeil^
Falle den gesammten Druck zu erhalten, welchen der
«45
Dampf gögen die Wände des ihn umgebenden Ge-
fafses ausiibt. Di« ersten Versuche über diesen Ge-
genstand sind von Ziegler in Basel (im J. 1769), je-
doch noch nicht mit der Genauigkea f^ngestellt, dafs
sich nach ihnen' eine brauchbare Formel fiir die Be-
rechnung der Elastizität auffinden liefse
Späterhin haben Betancourt^ Schmidt y Bikker
und Rouppe, und Daltoiiy Vferfuche über diesen
Gegenstand angestellt, welche sänuntlich innerhalb der
Grenze vom Eispunkte bis zu go ^ Reaumur so nahe
übereinstinunen, als man es nur immer von Versuchen
dieser Art erwarten kann. Herr Professor Schmidt
m Giefsen hat in der Beschreibung seiner Versuche
{Grens Journal für Physik. 4« Band) schon bemerkt^
dafs bei Verfuchen dieser Art in höheren Tempera-
turen Schwierigkeiten eintreten, welche mit zuneh-
mender Temperatur wachsen, und defshalb stimmen
auch die oben erwähnten Versuche in den höheren
Temperaturen unter sich nicht mehr so genau, und
[iönnen auch defshalb nicht mehr als hinreichend
sicher angesehen werden, um auf dieselben die Be-
rechnung der Elastizität gründen zu können.
Aus Betancourfs Verfuchen hat Pronjr (neue
Arcliilektura Hydraulika U Till.) eine Formel abgc-
feilet, nach welcher (iir eine gegelierie Temperatur
Äe dieser zugehörige Elastizität des Dampfes nahe mit
Jixx nach der Erfahrung gefundenen zusammentrifft ;
seist aber sehr zusammengesetzt, und führt ohne-
^ fs für höhere Temperaturen auf unwahrscheinliche
ultate.
Hr. Professor Schmidt hat ebenfalls eine Formel
jestellt , welche innerhalb der erwähnten Grenze
nahe mit den Erfahrungen zusammentrifft. Sie
folgende : ^
)«kcb. d. polyt. Inst. I, B<l>. l O
«4ß
Wenn die Temperatur des mit Wasser in I
rulirung stehenden Dampfes in Reaumurschen Grad
= t} die Höhe der Qaeksilbersäule ^ welche mit €
Elastizität dieses Dampfes im Gleichgewicht steht^
Pariser Zollen ^=: £ ist; so ist
t i,4ii3 + o,oo5. t
L E = ; j H>der
lOO
log» E = (i,4ii3-f o,oo5. t). log. t — 2.
I^ach dieser Formel ist E = o für t = o ; nun !
aher Daiton gefunden y dafs die Elastizität des Di
pies bei der Temperatur des aufthauenden Eises^ i
gleich nur sehr Uein^ doch nicht = o sey^ lind \
•einen Verwehen ein Gesetz abgeleitet^ nach f
chem die Elastizität bei irgend einer Temperatur «
nahe der yon ihm befrachteten gleich kommt.
Nach den Versuchen Daltoris hat La Plctce (
Formel abgeleitet; diese Formel gibt^ wenn i
Grade über dem Siedepunkte nach der hundertd
ligen Skale ^ E die dieser Temperatur zugehörige I
stizität^ und e die der Siedehitze zugehörige Elastiz
bezeichnet^
E = e X lO *• 0,0154547 — i*. o,oooo6a58i6
(lÜecanique eheste , tom. IV.) oder auch
log. E ==-log. e -f i- (0,0154547 — i- o,oooo6a58:
Um diese Formel in Graden nach Reaumur
l)rauchen zu können, sey die Temperatur über i
Siedepunkt nach Reaumur =^n, fö.dafs also, wenn]
die Temperatur nach Reaumur =5 1 setzt, u =; t -
wird, und dann ist
IL , log. E =3 log. e + u. (0,0 193 1 84 — u. 0,0000977!
{Gilberts Annalen. Bd. 2S.)
\
Nach demselben Daltori^schen Gesetz hat auch
i. &• Soldner mehrere Formeln abgeleitet^ und in Gil-
berts Annalen (Bd. 17 u. a5) mitgetheilt. Eine der-
selben^ welche er selbst als die bequemste ^ und am
genauesten mit den Beobachtungen übereinstimmende
angegeben hat^ ist folgende :
in. log. E=: log. e+ 0,1 365. u. log. (i,38o2 — o,oo353).
Herr Hofrath Magrer in Göttingen hat eine For-
mel aufgestellt , welche Schmidts Versuche sehr gut
•darstellt. Allein, damit sie auch Für Temperaturen
iber go^ mit Schmidts Versuchen übereinstimmte,
nmfste sie so eingerichtet werden, dafs sie fiir t =:
'Bo^Äeoama/; E in Pariser-Zollen = 28,776 gibt; was
jedoch nicht mit der Voraussetzung besteht, dafs der
'*«bere Fundamentalpunkt des Thermometers bei: 28
Pariser- Zoll Barometerstand bestimmt wurde, wie
doch Schmidt m der Darstellung seiner Versuche
t . annimmt. Nach dieser Formel ist ^
iV. log.E=428n+log.(2i3+t)— !^^.
1\o — r- t
■ 1
So verschiedenartig auch diese vier Formeln sind,
lo geben sie doch innerhalb der oben erwähnten
I Grenze, sowohl unter sich, als auch mit denBeobach-
igen, so nahe übereinstimmende Resultate, dafs
unsicher ist, welcher der erwähnten Formeln
Vorzug gebührt.
Aus der nähern Betrachtung der Form dieser
üorndeln ersieht man aber, dafs die nach ihneu/be-
:hnete Elastizität des Dampfes für einen bedeutend
)hcn Grad der Temperatur, sehr verschieden aus-
[Men müsse ; da Soldner'' s und La Place* s Formeln,
tere für t=s 162,6^5 letztere aber für t = 178,8°,
E ein Maximum, und also für noch höhere Tem-
^peraturen die Elastizität wieder abnehmend geben,
10 *
wo hingegen nach Schmidts uiid Majers Formell^
für jede Zunahme der Temperatur auch eine Zn^
nähme der Elastizität erhalten wird, so grofs anth. im-
mer die Temperatur angenommen ■werdeo mag.
Folgende Tafel stellt «inige zusammenhängende
Werthe der Elastizität des Wasserdampfes mit der ZM
gehörigen Temperatur, sowohl nach oben erwälinteil
Yersudien, als nach den angegebenen Formeln dai;i|
wo aber durchgängig, sowohl für die BeohachtungeiL
als auch für die Berechnungen die Temperatur aiq
Reaumürs<5he Grade , und die Elastizitäten auf Qoeck*
sUbcrhöhen in Wiener Zollen reduzirt sind. ''•■
Die EinrichCung der Tafel ^
Schrift klar.
ihrer ÜbeN
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Elu!.liz<tät Aer Wassci-däiiipre durch Qitecl^silbeihüheo |
J
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in Wicnt-r-Zolien ausgcdrücl^t. M
ßcobuclitct von
Berrcliiiet iwcl. ^
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Die in den letzten zwei Zeilen enthaltenen fiiÄ
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ueten Werthe der Elastizität nach den vier verschi
denen Formeln zeigen unter sich eine sehr grofse V»
1
i49
liedenbeit^ und zwar so, dafs man zweifelhaft wird^
^Iclie dieser Formeln in höheren. Temperaturen an-
wendet werden kann.
Für die Benutzung des Wasserdampfes als bewe'-^
nde Kraft zum Betrieb der Maschinen ist es jedoch^ ,
sonders bei Dampfmaschinen mit hohem Druck, vor-
glich in Rücksicht der Anordnung wegen der nö-
igen Sicherheit, wichtig, das Gesetz zu kennen,
eh welchem auch für höhere Temperaturen dieEla-^
zität zu berechnen ist.
Der Mangel an hierzu nöthigen Erfahrungen war
e Veranlassung zu. den im vorigen Jahre im polyr
chnischen Institute hierüber angestellten Versuchen,'
eiche in Nachfolgendem vorgelegt werden sollen. •
. Da sich zum Messen einer bedeutend grofsen
bstizität die Quecksilberrölire nicht wohl mehr an-
enden läfst, so wurde zu diesen Versuchen ein Ap-
irat hergestellt, welcher folgende Einrichtung hat.
Die knieforipig gebogene eiserne Röhre ABC
raf.IV. Fig. 6.) ist in A mit zwei, und in B mit einem
kfs versehen, und zwar so, dafs, wenn der Apparat
lit diesen drei Füfjen auf einer wagrechten Ebene
jfht, der kurze Schenkel der Röhre B C senkrecht
tehet, und der lange B A, von B nach A hin auf-
irts steigend, und zwar so liegt, dafs das Ende A
•he in gleicher Höhe mit dem Ende des kurzen Schen-
pk C ist.
Die Öffnung A ist mit einem durchbohrten Stör
verschraubt, dui'ch dessen Durchbohrung ein
cnnometer gesteckt, und darin befestigt ist; so^
sich die Kugel des Thermometers innerhalb der
e befindet; und an der über den Stöpfel her-
ürragenden Skale die innerhalb der Röly-e berr-
schiende Temperatur ahj2[elesen wetden kann. A'
das Ende C ist ein durchbohrter harter, stählerne
Ansatz D E geschraubt. Die Durchbolirung diese
Ansatzes ist etwas konisch, nach oben eingeengt, mög
liehst rund ausgeschliffen, und die Begrenzungseben
dieses Ansatzes D E möglichst eben abgeschliffen, un<
auf der Achse der Durchbohrung senkrecht ; so dal
diese Fläche im Durchschnitt mit der Durchbohrunj
eine kreisrunde Schneide nahe unter einem rechte!
Winkel bildet.
Der Durchmesser dieser Öffnung beträgt o,5q(
Zoll. Auf diese Öffnung ist ein Kugelventil gelegt
welches von sehr hartem Stahl , und ebenfalls in ein€^
Kugelschale von nahe | Zoll Halbmesser, möglichfl
rein abgeschliffen ist; so dafs dieses Ventil den All!
Satz nur an der kreisrunden Schneide berührt, un<
so die Öffnung bedeckt, ohne durch zu starke Adfai
sioiT an deren Begrenzung angehalten zu werden. Di
Ventil ist aufwärts mit einer Stütze G , und abwäi
mit einem eingeschraubten Stift H versehen : letzteri|
verhindert bei dem Erheben des Ventils dessen
gleitung von der Öffnung, Auf der Stütze G liegt S
den hierzu gehörigen Lagern der abwärtsschneidij
Mittelpunktszapfen eines gleicharmigen Wagebalki
' I L. Einer der beiden aufwärts schneidigen E]
punktszapfen dieses Wagebalkens |:uhet in dazu ge
rigen Lagern, an einer mit der Röhre verbunden
Stütze I, und an dem andern ist die Wagschale
ißingehängt, welche beliebig belastet werden kä
In K ist noch eine mit der Röhre verbundene Stütxif
welche oben gescheert ist, und das Abfallen derW
beim Erheben des Ventils verhindert. In B münd^
sich in die Röhre das Ausgufsrohr eiiies kleinen Dru
Werks M ein, um hierdurch Wasser in die Röhre
pen zu können. Bei A ist in der Röhre eine t
aufwärts gehende Seitenöffnung, welche mit eine
Hahne geschlossen ist, um aus ihr anfangs die in de
• ■
1
äei
i5i
>parat enthklt^he Luft^ und nachher zur R^guli-*
ng der Temperatur, willkürlich mehr oder weni'»
r Dampf ausströmen zu lassen.
Das Ventil, der Wagehaiken und die Wagschale
nrden genau abgewogen, und hei den verschiede-
n Versuchen verschiedene Gewichte in die Wag-
bale gelegt, und dann das Gewicht des Ventils,'
s Gewicht des Wagebalkens., das zweifache Ge-
icht der Wagschale, und das zweifache Gewicht
T Belastung sämmtlich zusammen genommen al»
irjenige Druck angesehen, mit welchem das VeiitU
igen die öifnung gedrückt wurde.
Um den Apparat zum Versuche ' vorzurichten,
urde das Ventil abgehoben , der Hahn in der Sei-
nöffhung hei A geöffnet, und nun durch das Druck-
erkM so viel Wasser in die Röhre gepumpt, bis
er Schenkel B C ganz gefüllt war ; dann wurde da»
entil sammt der Wage und Belastung aufgesetzt; und
Hier dem Schenkel AB nahe bei B ein kleines Feuer
igelegt. Der Hahn iri der Seitenöffnung bei A blieb,
is das Wasser in der Röhre kochte, was man an.
em Thermometer erkennen konnte, ganz offen ; dann
urde er entweder nur zum Theil oder ganz ge^
Bossen, um allmählich die^ Temperatur in der
fihre so hoch zu treiben, dafs durch den Druck deai '
Kampfes auf das Wasser , und durch dieses auf das.
^entU, letzteres geöffnet, und das Wasser ausigCT
fieben wurde.
1
Aus dem Querschnitt der Öffnung und dem auf
6e Kugel reduzirten Druck wurde die Höhe einer
[aecksilhersäule berechi^et, welche mit diesem Druck
kfr dem Querschnitte der Öffnung im Gleichge-
nchte stand, und hierzu der Baroöaeterstand, als
ler Druck der Atmosphäre , beigefügt. Die Summ^
ttirde als die Höhe der Quecksilbersäule ^enommieni
i5a
«•
mit welcher die Elastizität des Dampfes im Apparat
das Gleichgewicht hält.
Ist der Querschnitt der Öffnung in Quadrat-
zollen =: .............. a
Die Belastung auf demselben in Pfund. = . p
Die Anzahl KubikzoUe Quecksilber, welche
in einem Pfunde enthalten sind =^ ä
Die Höhe der Quecksilbersäule über dieser
Öffnung, welche mit dem Drucke von p im Gleich-
gewichte steht = .♦..,..♦.. h
so ist;
b = p. — 5
Das spezifische Gewicht des QuecksiLr
bers ist Ä 1 3,575
Das Gewicht eines Kübikfiifses Was-»
^er = . 56,3 Pf.
Hieraus ergibt sich die Anzahl der KubikzoUe^
welche ein Pfund Quecksilber enthält, oder
n = 2,26.
Der Durchmesser der Öffnung D E
ist = o,5o6 Zoll; also
a s=3 0,301 ; und
— = 11,244? folglich
b = p. 11,244'
•
Bei den mit oben beschriebenem Apparate ange-,
«teilten Versuchen wurde immer, nachdem die Wag*
ischale mit einer bestimmten Last beschwert war,
durch einen vorläufigen Versuch die Temperatur,
bei welcher die Elastizität des Dampfes das Ventil
erhebt, bestimmt. Dann wurde dieser Versuch mehr-
malen und zwar so wiederholt, dafs, wenn die Tem*
peratur jener nahe kam, bei welcher das Ventil ge-
hoben werden sollte, das Thermometer nur sehr
I «
53
♦*
langsam yprwärts ging^ damit nicht zu befürchten war^
dafs die Temperatur des Dampfes ^ oder Wassers im
; Apparat der Temperatur des Quecksilbers in der
! Thermometer -Kugel vorgeeilt sey; das Feuer wurde
■ dabei so geleitet, dafs das Thermometer erst in meh**
I reren Sekunden um einen Grad stieg *).
Die Resultate sechs solcher Versuchö^ deren
jeder fünf bis sechs Mahl wiederholt wurde, sind in
folgender Tabelle enthalten j in welcher in der ersten
Spalte die Nummern der Versuche , in der zweiten
die auf das Ventil reduzirte Belastung in Pfunden,
in der dritten die Höhe der Quecksilbersäule , welche
diesem Druck auf den Querschnitt der Öffnung da»
Gleichgewicht halt ; in der vierten der Barometer- ,
stand; in der fiinften die Summe von 3 und 4^ oder
die Höhe der Quecksilbersäule., welche die Elasti-
i-«
i-
.x.
*) Eine Reihe vorläufiger Versuche , welche wir mit einem dem
oben beschriebenen ähnlichen , jedoch minder vollliommen ein-
gerichteten \pparate, angestellt hatten, hatte die Nothwendig-
keit dieser Vorsicht erwiesen. Es hatte sich nämlich gefunden,
dafs bei einem etwas zu schnellen Ansteigen des Quecksil-
bers im Thermometer die angezeigte Temperatur um meh-
rere Grade hinter der wahren Temperatur des Dampfes zu-
rückgeblieben war. Bei der Einrichtung und Behandlung
des oben beschriebenen Apparates wurde diese Ouelle eines
möglichen Fehlers vollkommen beseitigt. , Durch das willkür-
liche Öf&ien des zum Ausströmen des Dampfes bestinimten
Hahnes, konnte man die Temperatur stationär erhalten,
und sich dadurch von der Gleichheit der Temperatur des
Thermometers und jener des Dampfes vollkommen versi-
ckern. Daher wichen bei diesen Versuchen die für eine und
dieselbe Elastizität durch Wiederhohlung des Experimentes
erhaltenen Resultate se^r wenig , oft gar nicht von einander
ab. Wir waren anfangs gesonnsn , die Versuchsreihe bis zu
einer Elastizität des Wasserdampfes von dem 5ofachen at-
mosphärischen Drucke auszudehnen: allein bei dem sieben-
ten Versuche, welcher auf eine Elastizität von 3o Atmosphä-
ren gemacht wurde , war der Rückstofs bei der Oi&ung des
Ventils schon so stark , dafs die Thermometerkugel zerbrach,
and die Versuche sonach nicht weiter fortgesetzt wurden,
um so mehr, als diese Ausdehnung für den vorliegenden
Zweck nicht weiter nöthig war.
Der Herausgeber.
zität des Dampfes ausdrücltt, unJmoe^eSat^^ü^B
beobachtete, diesem Drucke zugehörige Teraperatorl
verzeichnet sind. M
I.
a.
3.
4.
5.
6.
Di> inf Au
V»oiU rsdu.
.in. BcU-
<lgr
.und.
T::;"
D!> l.,üb-
•Chtrtl TtiDl-,
3
4
5
6
.5'/,
35
5o
i4,o5
28,11
56,^3
5fi7.2
2fi.a
a8,a
3»,a
^8.1
56 ,3 1
«4,45
it.8,75
3oq,3
S9o,4
„8
Vergleicht man diese Versuche mit den Resul-
taten obiger Formebi, so findet man, dafs für hohe
Temperaturen die berechneten Elastizitäten nach La
Place's und Söldners Formeln upi vieles zu klein,
nach Schmidts Formel um vieles zu grofs, nach Mayers
Formel aber, zwar auch noch etwas zu grofs sind, aber
doch den Erfahrungen am nächsten kommen.
Hier ist zu erinnern , dafs diese Formel das Ge-i
setz, nach welchem die Elastizität von der Tempera-
tur abhängt, unter der Bedingung darstellen soll, daß
die Temperaturen nach dem Luftthermometer genom!-
men sind; und dafs zwischen dem Luft- und dem Queck
silber-Thermometer, obgleich zwischen dem Eis- unt
Siedepunkt kein UnterscSiied bemerkbar ist, doch eil
Unterschied statt finden könne, wckhei- erst bei ei-
nem grüfsern Umfange der Skale bemerkbar wird,
und dafs sich sonach in diesem Unterschiede de«
Grund der obigen Abweichung vermuthen lasse. Da
aber in der Ausübung das Quecksilbe r-Thermometei
gebraucht wird ; so ist es hier um einen Ausdruck z»
thun, welcher iur die, auf der gleich getheilten Skali
' «55
des Quecksilber- Thermometers abgenommene Tem-^
peratur , die Elastizität der Erfahrung sehr nahe ent-
sprechend darstellt.
Wenn man Mayers Formel in ^^t allgemeinen
Form
log. E = B + log. (2i3 + 0 — "^ r — nimmt,
nnd die Gonstanten B und C aus zusammen gehörigen
durch Versuche gefundenen Werthen fiir E und t fiir.^
zwei hinreichend entfernte Werthe deir Temperatur
bestimmt, imd diese Gröfse mehrmals, und zwar im-
mer fiir andre Werthe von E und t ableitet, so las-
sen sich leicht Mittelwerthe fiir B und C so bestim-
men, dafs die berechneten Werthe von E nicht mehr
•ehr entfernt von den beobachteten fallen. Jedoch
sind in diesem Falle die Abweichungen noch so, dafs
sie ihren» Gange zu Folge , nicht den Beobachtungs-
fehlem zugeschrieben werden können.
Gibt man der Formel folgende allgemeine Form
log. E = B + log. (u + t) - -j-p^ ; und
bestimmt hier B , C , und u immer aus drei und drei
Beobachtungen, so erhält man noch näher stimmende
Werthe. Noch mehr angenäherte Werthe erhält man,
wenn man der Formel folgenden allgemeinen Ausdruck
c
log. E = B + log. (2i3 + t) -- — p- gibt,
ond dann B, C, imd u bestimmt.
Wenn man aus obigen Beobachtungen, und der
Elastizität = o,6 für t = i6 (nach SchmidVs und Dal-
torfs Beobachtungen) für die letzten beiden allgemei-
nen Ausdrücke der Formel die konstanten Grölsen ab-
leitet , so erhält man in dem ersten
83o,o4
A) Jk)g, E = 2,88 174 + log. (i4o + t)-,-^^:{:7.
i56
Für den zweiten Ausdruck erhält man u =a i^i j da
aber eine kleine Änderung von u keinen bedeutenden '
'Einflufs auf die Übereinstioamung der Formel mit der
Erfahrung .hat, so wurde hier u = i4o beibehalten,
und hiernach B und G bestimmt; und dadurdh er-
hältmati .
B) log. E = =!,8435 + log. (:.i3 + t) — ;^|',.
Zur nähern Vergleichung der Werthe für E nach
Viesen und den obigen Formeln, und den Beobach-
tungen ist folgende Tafel heigeAigt, deren Einrich-
tung die Überschrifl erklärt.
.
Eipa
sivkraft (kr W
aserdämple nach l^iiecii silber-
= s
liütii:>i in ^Vlen
er. Zollen aUsgedriitil,
^^
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B
Es
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82,487
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81,80
84,3«
84,4.
;s
. 48,^0
i-ii,-ii,
■M-^<)
ig8,oi
.f.6,97
,6li,93
.68,75
^17,6.
ibc,M
539,88
3^,,,
309,15
8S7,7
J9"-7
isJ
Aus dieser Tafel sieht man , dafs die nach For-
n.el (ß) berechneten Werthe der Elastizität, den be- ^
obachteten am nächsten kommen. Diese Formel wird. ^
daher innerhalb den Glänzen von 0° bis 180' Reau- ■
mur zur Berechnung der Elastizität des Dampfes an-
gewendet werden können, ohne einen bedeutenden,
Stehler befürchten zu dürfen. Nachfolgende Tafel
ist nach dieser Formel berechnet.
Da es bei Verwendung des Dampfes wichtig ist, ^
die Menge Wasser zu kennen, welche zur Erzeu- .
gung einer bestimmten Dampfmenge erfordert wird, .
«57
ampfmenge beige-
^iSinr unter der A'or-
r und Dampf im
sind} wobei
'^r- Pfund
usge-
des
vVas-
iber ir-
i)ikfufs Dampf;
ande enthält^ so
ivfufs Dampf. Setzt
;id anstatt A dessen
rhält man «
Angaben folgt fiir t = 80^,
ii* eben diesen Werth von t,
1 er -Zollen), so wird
2l3 + 80
= 3.9Ö •
ormel die in folgender Tafel vorkom-
; der Kubikfufse Dampf, welche aus ei-
Wabser erzeugt werden, berechnet ist.
iS8
Temperatur.
Elastizität.
Ausgedriiclit
AmaU
der Kubikfii
tootb ei-
Bothei-
in Queclisil-
bersäulen
in Wieiier-
Plunden
Dampf
aus 1 Pfuü
lige
Shale.
lige
Skale.
na.h Wicuer-
ZoUcn.
auf den Qua-
dratEoll.
Wasser.
o'
o"
0,131
o,o58
4786
5
4
«,197
0,087
3249
lO
8
0,390
0,119
2253
i5
12
0,430
0,186
.589
20
16
o,5o.
0,261 .
1.46
a5
ao
0,847
0.375
81 3,5
3o
24
i,u5
0,497
631,6
35
a8
1,669
0,786
428,4
40
3s
a,oi5
0,896
358,1
45
36
1/.73
i,iR3
275,5
bo
40
3,463
1,532
1.6,3
55
44
4,453
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60
48
5,673
2,31
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65
S»
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3,.5
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89,27
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80
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»3,57
6,00
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Bo,i7
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4»,89
95
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Uo
»8,78
11,6
3o,i4
■o5
84
34,17
.5,1
■a5,7a
1.0
88
40,34
.7.8
22,08
..59
Temperatur.
£ 1 a s t i a i t ä t.
Ausgedrückt
An«ahl
der Kubibfurse
Dampf .
aus I Pfund
Wasser.
loothei-
Skale.
Solhei-
lie« '
Skale.
in Quecksil.
faeraüulea
nach Wiener-
Zellen.
in Wiener-
Pfunden
auf den Qua-
drataeli.
1.5
91
47,39
ao,9
.9,05
..o
96
65,5a
a4,5
.6,47
11?
loo
64,56
a8,5
.4,35
i3*
104
74,18
3.,9
ii,6o
i35
108
85,83
37,9
11,07
140
11a
98,4a
43,5
9.775
1(5
ii6
lia,So
49,7
8,660
iSo
lao
.a8,65
66,9
7,66,
iS$
1,4
145,1a
■64..
6,874
16«
ia8
,63,91
7>,4
6,1 57
i65
i3.
.84,60
S.,7
6,53a
170
i36
307,äi
91,7
4,986
.75
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a3.,.5
.o,,3
4,öo8
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4,o85
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3,7 '4
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3,093
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a,83i
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164
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17a
616,5
aa8.5
2,206
»0
176
66ö,o ■
a5o,o
a,o3e
..5
180
616,7
172,8
1,886
• l.
VIII.
über Papins Maschinerie, um die Kraft
eines Wasserrades auf eine grofse Ent-
fernung fortzupflanzen.
Vom HcrausgeLer.
Jn den actU eruditorum {ür das Jahr 1688 pag*
644 liefert Papiriy Professor der M&thematik in Ma^"
bürg, der Erfinder des bekannten Digestors, wel-;-
cber seinen Nahmen fuhrt, die Beschreibung einer'
Maschinerie^ um die Kraft eines an einem Flusse aufge-
. stellten Wasserrades auf eine grofse Entfernung, z. B»
bis an ein Bergwerk zur Förderung der Erze oder i\xt-r
. Betreibung eines Pumpwerkes fortzupflanzen. Es ^^^^
lohnt sich ohne Zweifel der Mühe, diese sinnreiehe/r
gixxi das Prinzip der Wirkung der Luftpumpe gegrün- -
dete, Maschine, die gänzUch in Vergessenheit gerä^^
then zu seyn scheint, neuerdings bekannt zu machen. '
«
Die Fjg. 4yTaf.I. enthält die Zeichnung dieser Ma«; ;
schine. In den beiden Zylindern A A werden durch^
das Wasserrad zwei Kolben luftdicht auf und niedei^
^bewegt. Diese Kolben und Zylinder smd wie bd^
einer Luftpumpe eingerichtet, so, dafs sich ein VenüljJ
im Boden des Zylinders , und ein anderes im Kolben^
befindet. Von dem Boden eines jeden dieser ZylindiorJ
fuhrt eine kurze Röhre in die gemeinschaftliche Haupt
röhre R, welche luftdicht zusammengesetzt, bisan^
den Ort fortgefiihrt ist , an welchem die bewegendei
rait wirken soU. Hier befiaden sich zwei Zylindei*
B'^ mit ihren Kolben cc^ die sich luftdicht auf tmd
eder bewegen. Der Hahn D steht mittelst der
5hren EE mit diesen Zylindern in Verbindung, so
ie durch die Röhre R mit den Zylindern AA. Er ist
>ppelt und dergestalt durchbohrt, dafs, wenn die
ihre E die Kommunikation der Uauptröhre R mit
:m Inneren des Zylinders B^ herstellt, die Kommu-
katiou der äufseren Lud mit dem' Inneren des Zy-
iders B durch die. Röhre E geöffnet ist, und tunge--
ihrt. '
Papin hat, wie die Zeichnung lehrt, mit dem
olben der Zylinder B eine Welle mit einem' Rade
rmittelst Seilen, die in entgegengesetzten Richtun-
)n aufgewickelt sind, in Verbindung gebracht, um
irch das abwechselnde Hin- und Uerdrehen dieses
ides beim Auf- und Niedergange der Kolben, Erz-
ibel aus einer Grube zu ziehen.
Das Spiel diescft" Maschine ist folgendes. Wen»
irch das Spiel der Kolben in den Zyliudern A A di<S
ift aus der Röhre R ausgepumpt wird, und der Hahn
nun eine solche Lage bat, dafs die Kommüni-
lion der Röhre R mit dem Zylinder B' geöffnet ist;
dringt die Lujfl aus dem Zylinder B' in den mit ver
innter Luft angefüllten Raum der Röhre R und der
ii ihr in Verbindung stehenden Luftpumpen A A;
odurch der äufsere Luftdruck den Kolben im ZyUn-
btB niederdrückt, mit einer Kraft, die mit der-Luft-
irdannung unter demselben im Verhältnisse steht,
fahrend dieser Kolben niedergeht, folglich vermit-
ikl des Seiles die Welle mit dem Rade umdreht,
'ird der Kolben des anderen Zylinders B in die Höhe
pogen, indem die atmosphärische Luft durch den
lAn unter diesen Kolben freien Zutritt hatj folg-
•4 der Luftdruck von oben und unten auf denselben
jleicli wird. Wird nun der Hahn D gewendet, so,
'»irJ>. d. iK.lyt. Inst. I. Bd. II
dafs die Kommunikation der Röhre R mit dem-ZyliiKi^
der B^ und die Kommunikation der äufsern Luft miil
dem Zylinder B hergestellt wird 5 so drückt 'die Luit,
nur den Kolben im Zylinder B nieder, während der^
Kolbeil im Zylinder B' in die Höhe -gezogen wird|i'
u. s. w. Zur Wendung dieses Hahnes läfst sich, übri-i
gens leicht eine Steuerung anbringen.
Papin sagt über diese seine Erfindung L c. pag.^!
645. 3>Als ich diese Maschine im verflossenen Jalira|
(1G87) der königl. Gesellschaft in London vorlegte^^
wurden mir einige Schwierigkeiten entgegen gesetzt, r
die mich veranlafsien, über die Gröfse der einzel
Theile der Maschine zur Hervorbringvuig eine&
stimmten Effektes Untersuchungen anzustellen, uua|
ich habe durch Rechnung und Erfahrung gefundei^
dafs> wenn in der Stunde 1000 Pfund Wasser auf 6i]
Höhe von 5oo Fufs gehoben werden sollten >
die Gruben vom Flusse zwei Stunden Weges od(
20000 Fufs entfernt wären, für die Zylinder B
ein Durchmesser von einem Fufs, und eine jHöhe voni
4 Fufs hinreichen würde ; die Röhre R aber *niil|
einen Dmchmesser von einein halben Zoll zu'häbe^^
brauchte. Da diese Röhren nur einen Druck v^tt
aufsen leiden, und ihre konvexe Form die Festigkelll
vermehrt ; so können sie leicht und wohlfeil aus diift^
nein Blei hergestellt werden ^ so, dafs jene ganzeLäogfll
von zwei Stunden in England nicht mehr als zwefcn
hundert Thaler kosten würde. Es kann daher diesö
Maschine sehr dauerhaft mit geringen Kosten hergc-r;
richtet werden, ohne Schwierigkeit, wie auch inuneÄ
die Gegend hügelich und unterbrochen seynmag, undl
ohne Unbequemlichkeit für die öffentlichen Strafseflj
(da die Röliren unter dem Boden fortlaufen). MaÄ
mufs zwar bekennen, dafs die Kolben in den LufW
pumpen Ax\, die vom Wasserrade getrieben werdeiy
eine gröfscre Last überwinden müssen, als von dö^
Kolben in den ZyUndern B B' gehoben werde» kann,
103
lud dafs daher einiger Verlust an bewegender Kraft
(rorhanden sej : jedoch ist es viel besser, wenigstens
ien gröfsten Theil einer vorhandenen Kraft zu be-
Dützen, als die ganze zu verlieren, besonders da in
Melen Flüssen bewegende Kraft genug vorhanden ist/
Wegen dieses ICraftverlustes darf man daher unsere
Haschine nicht verwerfen^ aufscr man erfinde etwas^
lici welchem dasselbe mit weniger Verlust geleistet
wirdj woran ich jedoch sehr zweifle, fld autent
ii quis praestiterit ^ evit mihi magnus uäpoUoJ..(^
Es ist schön bei der örst^n Ansicht dieser Ma-
^diine kaum zu zweifeln y dafs sie nicht in mehreren
{allen mit Vortheil sollte angewendet werden können.
Die Anfertigung langer , luftdichter Röhren , desglei-
riehen wohl ausgebohrter Zylinder zu den Pumpeuj
Ikdtlüftdicht^rKolbenliederung, war zu Pa/jins 'Leiten
mit Schwierigkeiten verbimden : heut zu Tage
man dieselben aus Gufseisen zu jedem t)urch-
»scr und hinlänghch wohlfeil erhalten. Werden
I Kolben sowohl in den Zylindern A A^ als in jenen
B' init einer Schichte öhl bedeckt^ so wird dadurch
Luftdichtigkeit der Kolben gesichert und ihie Rei-
lg vermindert. Am Bodeti dieser Zylinder kann,
le in den neueren ff^oolf sehen Dampfmaschinen,
le Vertiefung angebracht seyn> in welcher sich das
der Seitenwand des Kolbens durchgetriebene Öhl
lelt, und von Zeit zu Zeit abgezogen wird;
Die Vorrichtung init dem Rade an der Welle,
sie sich in Papins Zeichnung befindet, kann da^
aus einer nicht sehr bedeutenden Tiefe Erz etc;^
irdert werden soll, angewendet werden. Wärö
Bi der Durchmesser des Rades 6 Fufs, jener der
l^elJe I iFufs^ der Kolbenhub im Zylinder 4 Fufs; so
p ; |. X 4 == 36 Fufs die Tiefe, auf welche der Kü-
' bei einem Niedergange des Kolbens sinkt.
Sollen mit den Zylindern BB Wasserptinipen
oder eine andere Maschinerie in Verbindung gebracht,
werden; so müssen die Kolben mit steifen Kolben-' f
Stangen versehen , und mit einem um eine Achse :
beweghchen Querbaum, an welchem dieP.umpenstaii-^
gen befestigt jsind, in Verbindung gebracht werden, J
An diesem Querbaiun läfst sich leichl die SteurungJ
des Hahnes anbringen, der sich immer in dem Au-Jj
genblicke dreht, wenn ein Kolben seinen Niedergang]
vollendet hat. Es mufs nicht uninteressant seyn^ di
Kolbenspiel dieser Maschine walirzunchmen, voi
welcher keine bewegende Kraft » sichtbar ist, da
Wasserrad, das mit den Treibzylindern durch die
terirdischen Röhren in Verbindung steht, an eine
entfernten Flusse sich befinden kann.
MitVortheil anwendbar erscheint diese Maschi
in allen jenen Fällen, wo die Kraft eines entfern
Flusses, oder eines Aufschlagwassers durch die g
wohnlichen Mittel des Gestänges oder der Stang
kunst, auf einen entfernten Punkt entwedT^r niu:
grofsen Schwierigkeiten und Kraftverlust, oder
einem gröfseren Anlags- und Unterhaltskapital fo
gepflanzt werden kann. Bedenkt man die durch
vielfältigen Zapfenreibungen in der Stangenkunst b
vorgebrachten Kraftverluste, die Schwierigkeit sein
Anlegung in sehr hügelichem Terrain, die Kosten
seiner Erhaltung und Reparatur, und die vermeh
Aufsicht 9 so. dürfte in den meisten Fällen, wo
IJewegung auf eine beträchtliche Entfernung forig
pflanzt werden soll, die Papin^ sehe Maschinerie
Vorzug verdienen. Ihre Anwendung ist an gar k
Terrain gebunden : die Röhren können senkrecht u
horizontal, über die steilsten Berge, selbstüber Fl
und überall in dem kürzesten Wege geführt werdd
Sind die, vorher auf Luftdichtigkeit probirten Rö
von Gufseisen bei der ersten Anlage mittelst .des 1
kannten Eisenkittes, sorgfältig zusammeugefiägt woH
IÖ5
den^ so läfst sich ohne Reparatur ihre Dauer an( eine
lange Reihe von Jahren erwarten.
Ich will versuchen, diesen Bemerkungen eine
Theorie der Wirkungsart. dieser Maschine heizufii-
gen, um hiernach die vortheilhaftere Einrichtung ih-
T^s Ganges bemessen zu können.
Die Dichtigkeit der durch das Spiel der Maschine .
Jin der Kommunikationsröhre RR verdünnten Luft sey
;ss:d, wenn jene der äufseren atmosphärischen Luft
**= I ist. Soli diese Dichtigkeit d durch die Maschine,
ghachdem sie in den Beharrungsstai^d getreten ist, kon-
»lant erhalten werden, die Schwankiufgen durch das
immerwährende Einströmen der Luft aus den Zylin-
Jhm BB und das Abziehen derselben durch die Zy-
der AA' abgerechnet; so mufs durch die Pumpen
A' in gleicher Zeit eben so viel Luft von der Dich-
Skeit==: I ausgezogen werden, als durch die Zylinder •
V hinzukommt. IJie Kommunikationsröhre R ver-
itt unter dieser Voraussetzung die Stelle eines Re-
oirs> welches di« erwähnten Schwankungen um so
hr ausgleicht, fe mehr sein kubischer Inhalt jenen
Zylinder übertrifft. Für die in der Anwendung
ommenden Fälle, wo die Kapazität der Röhre ge-
jene der Zylinder sehr grofs ist, ist daher
Hu
R' den kid)ischen Inhalt der beiden Zylinder^
|B ; R jenen der Zylinder AA, und n die Anzahl
Kolbenspiele (d. i. eines Aufganges und N,ieder-
iges des Kolbens) bezeichnet, welche in einem der
runder AA' in der Zeit geschehen, iir welcher ^yn
»enspiel in einem der Zylinder B B' erfolgt. Wir
Jlen die Zylinder A A' mit dem Nahmen Pumpzjr-
der, und jene BB' mit Treibzjlinder bezeichnen.
Beim Aufsteigen des KplJ)ens in den Punipzylin-r
i66 ■ <' '
4ern bleibt die Dichtigkeit der Luft unter den Kc
gleich, nähmlich = d, weil immer der verhall
wafsige Ersatz aus den Tycibzylindern erfolgt. J
also der Druck auf deii Kolben von unten
' *
p- = d p. a.
^enn a den Querschnitt der Pun^pzylinder odei
Kolbenflächen zusammengenommen in Fufsen, u:
den. Druck der atmosphärischen Luft auf den ^
dratfufs in Pfunden bezeichnet. Folglich isft
pa — dpa = (x— d)pa
die Last auf dem Kolben; demnach die JCraft, we
^ur Hebung des Kolbens erforderlich ist, oder
V' = (i-^d) p. a. h + 5
Yfo h die Höhe der Pumpzylinder innerhalb des
benspieles in Fufsen und q die Kolbenreibung di
den Weg h in Pfunden bezeichnet.
Geht der Kolben niederwärts, so wird die u
demselben befipdliche verdünnte Luft allmählich
jsammengedriickt, bis sie vor der Ankunft des Koll
am Boden die Dichtigkeit =: i erreicht, und d
durch die Ventilöffnung entweicht. Bis zu di
Glänze drückt daher dieXuft unter dem Kolben n
30 stark gegen seine untere; Fläche, als die auf
Luft gegen seine obere drückt; der Kolben wird
her auf seinem Wege durch den Zylinder durch
äufseren Luftdruck niedergetrieben, welche Wirk
jedoch in dem Mafse abnimmt, als die Dichtigkeit
Luft unter dem Kolben zunimmt.
I .... ■ . . '
Ist d die Dichtigkeit, mit welcher die Luft
dem Niedergange des Kolbens in dem Zylinder
breitet ist, folglich dh der Theil dps Zylinders
welchem sie beim Niedergange des Kolbens die D
tigkeit = I erlangt, so findet sich durch Integrir
4ie Wirkung des Luftdruckes auf den unteren T
I
' , . . 167
des Kolbens bei seinem allmähUcUen Niedergange
durch den Raum dh
= padb (log. nat. -— + 0-
Demnaeh ergibt s^ch, da die Wirkung des Druckes
der Luft auf den oberen Theil des Kolbens während
»eines Niederganges = pah ist, für die gesammte zu
feinem Niedergang durch den ZyUnder erfqrderhche
^aftV";
V" =:padh (log. nat. — - + i) — pah
V • • OL
^^ ^^ t •
i^folglich ist V' + V^' oder die zur Bewirkung des Kol-
benspieles der Pumpzylinder für einen Auf- und Nie-
dergang des Kolbens erforderliche Kraft .
V = dp ah log. nat, •— •
In der Zeit t. geschehen in den Pumpzylindern n
Kolbenhübe, in welcher ein Kolbenspiel in den Treib-r
lylindem erfolgt. Wird daher der vorstehende Werth
?onV mit n multiplizirt , so drückt er di« Last aus,
eiche in der Zeit t auf i Fufs gehoben wird, Bezeich-
t6t t Sekunden ; so ist
n. V = (dp ah log, nat. -^) -7- + ?
Lider Effekt oder die Kraft des Wasserrades in Pfunden
einer Sekunde auf i Fufs gel^oben, ausgedrückt;
^Wo f die Gröfse der Kolbenreibung ii^ Pfunden be-
ichnet.
Während der Zeit t erfolgt ein Niedergang in den
^Treibzylindern BB<. Der Flächeninhalt der Kolben
raieser Zylinder zusammengenommen sey a^; die Höhe
Ljedes einzelnen =: h^ : so ist der Druck yon der unte-
"^n Seite des Kolbens = dpa'; von oben =: pa'; also
fekliver Druck = (i — d) p a'; folglich die Qesammt-
,_jst in den Treibzylindern oder
r '
i6S
m.. E = (i - d) pa' -^ + 5',
in Pfunden in einer Sekunde auf i j^ufs gehoben.
Sonacli wären in der Wirkung der Maschine di<
mechanischen Momente der Kraft und Last gegen ein
dnder bestimmt; Und es lassen sich aus deren Verglei
chung die Eigensch^ten ihrer Wirkungsart erkennen
Um die Werthe von V und E (in den Formehi IL un(
III), zur Auffindung de$ Verhäknisses der Kraft zu
Nutzlast, mit einander zu vergleichen, kann man 1
=: h' setzen, da die Kapazitäten der Zylinder untei
dieser Annahme durch a und a' bestimmt werdet!
Ferner ist aus der Formel
- R' . ah' ,
I. d = ---^- =: — , also
R n a i; n
d h a n ==: a' h'.
In Folge dieser Substituticflien ist, mit Weglas&u]i|
der Kolbenreibung,
V:E = (lo6.....^)J::^:(.-d)JLi2
= log. nat. -— : I — d.
Hieraus erhallet, dafs bei dieser Maschine um si
mehr an Kraft verloren werde , je mehr die Luft il
den Röhren Verdünnet wird : denn wenn durch diefl
Verdünnung gleichwohl die Wirkung in den Treiba^
lindem zunimmt, so wird dazu doch ein unverhältniS
raäfsiger Kraftaufwand in den Pumpzylindern erfoc
dert. Bei einer unendlich grofsen Verdünnung dei
Luft in den Röhren würde der Kraftverlust unendlidl
grofs seyn, d. h* gar keine WiFkung Statt finden köfl
nen : und nur in einer unendlich gi*ofsejn Aaaäheruiy
jder Dichtigkeit der Luft zu d = i würde ein junend
lieh geringer Krsrftverlust vorhanden seyn. Auf die$<
-Art ergibt sich, z. B. r-
lO^
fur.d=: .»^ E =^ :^ V.
2,99
0,9
fiir d « y^ E = ^ V.
^ für d ^ f E = ^ V.
«
für d = 4 E = ~ V.
2
0,69
für d = ^ E = — V.
T
0,40
Es dürfte in den meisten Fällen am zwcckmäfsig-
nen seyn, die.Diphtigkeit der Luft in den Röhren im
fieharrungsstande der Maschine ~: -J zu wählen, bei
: welcher der Kraftverlust nur etwa ^ beträgt, und hier-
r nach die Dimensionen d«r Pump- und Treibzylinder
i 2u bestimmen. In diesem F^lle wird der Druck äer
[ Kolben in den Treibzyhndern etwas geringer als die
i Hälfte des Druckes der Atmosphäre, folglich brauchen
bei nicht zu langsamem Kolbenspiel , auch für einen
bedeutenden Effekt die ZyUnder keinen übermäfsigen
Durchmesser, bei gleicher Hubhöhe, zu haben. Für
diese Dichtigkeit ist dann
Rn ~ ^•
^' Der dieser^ Maschine an sich noth wendig ankle-
bende Kraftverlust begründet übrigens, wie schon Pa-
fin bemerkt, keinen Einwurf gegen ihre nützliche
■^wedtdbarkeit. Es kommt nur darauf an, ob mit
l^end einer anderen Maschinerie ein ähnlicher Effekt
■dt «iner geringeren Schmälerung des Totaleffekte«
'dorjch die Nebenlast hervorgebracht werden könne.
Was fiir die meisten Fälle , in denen diese Maschinerie
jibre Anwendung finden kann, zu l^ez weifein steht.
Da die Gröfse der Kolbenreibung mit dem gröfse-
ren Durchmesser sich verhältnifsmäfsig gegen den To-
I70
tqlcffckt vermindert, das Moment der Reibung aber
auch mit von der Länge des Kolbenvsreges in der Se-
kunde abhängig so ist es besser^ den Pumpzylindani
gröfscre D-urchmesser zu geben, und die Anzahl der
Kolbenhübe = n zu vermindern; oder auch bei eiaer
gröfseren Maschine statt zweien, vier Pumpzyliiider
aufzustellen. Ist die Luftdichtigkeit d =^ ^; so sind
bei gleichem Inhalte der Pump- und Ti'cibzylinder
Jiur zwei Hübe in ersteren erforderlich, während eia
Hub in den letzteren erfolgt. Bei doppeltem Inhalte
der ersteren geschehen die Hübe in beiden gleich-
zeitig.
Der Widerstand und die Reibung der Luft in dent
Röhren scheint nach den entscheidenden Versuchen
von Lehot , Desormes und Clement *) selbst auf sehr
bedeutende Strecken so gering zu seyn, daf& er kaum
in Anschlag zu bringen ist; zumahl wenn die Röhrea
gehörig weit genommen werden, damit die Geschwin-
digkeit der Liift in denselben nicht zu grofs Werde*
Es mufs jedoch inuner ein Theil Kraftaufwand auf die
Beschleunigung der Luft in diesen Röhren gerechnet
werden, der jedoch unter jener Voraussetzung gleich«^
falls nicht bedeutend ist.
Haben die Treibzylinder 5 Fuft Hubhöhe unJ
2 Fufs Durchmesser, also i5,7 Kubikfufs Inhalt, und
wechselt das Kolbenspiel zehnmahl in der Minute; so
strömt in der Sekunde* 5 ^^ Kubikfufs Luft von atmo-
sphäilscher Dichtigkeit in die Röhren aus, die vOll
den Pumpzyhndern in derselben Zeit wieder wegge-
nommen wird. Haben die Röhren 6^' Durchmesscrj
so beträgt sonach in denselben die Geschwindigkeil
der Luft von der halben Dichtigkeit as 54 Fufs in def
Sekunde, wozu der Druck einer Wassersäule von noch
nicht 1 Zoll Höhe erforderlich ist. Hätte dagegen
• • •
• ^ _-r- 1 —
*) Gilberts Aiinalen der Physik. Jahrg. 1811. St, 9. S.- \\*i.
171
die Kommunikationsröhre 3 Zoll Durchmesser^ sq
"wärde die Geschwindigkeit der verdünnten Luft in
derselben ifio Fufs in einer Sekunde betragen ; wozu
der Druck einer Wassersäule von beinahe 3^ Fufs er-
forderlich wäre, welcher die vorhandene Kraft in
Treibzylindem schon bedeutend vermindern vmrde.
IX.
Vorschlag über die Orientirung des Mefs-
I tüsches und die Bestimmung des jedes-
r mahligen Standpunktes mittelst bereits
; bestimmter Fixpunkte , und auch solcher,
die auTser den Mefstisch fallen.
Aloys Perger,
Ver^vaUer in Meretingen bei IVttaii.
. JJie vollLommen parallele Orientirung des Mefs-
tisches^ und die genaue Bestimmung des jedesmahH-
gen Standpunktes auf demselben ist bei jeder geome-
trischen Operation die erste Bedingunff ihrer Richtig-
leit. Unter den verschiedenen Methoden, den Mefs-
tisch zu Orientiren, und den Standpunkt auf selbem
zu bestimmen, aber ist jene, w^elche mittelst bereits
festgesetzter Fixpunkte bewerkstelliget w^ird, aner-
lannt die zuverläfsigste ; und zumahl bei gröfsem
Ausmessimgen , v^o alle Distanzen, sowohl die gros-
sen als die kleinen das gehörige Verhältnifs haben
müssen, sollte von rechtswegen keine andere anger
Wendet werden.
172
Indessen stehen der allgemeinen Anwendung dieser
Methode zur Zeit noch folgende Hindernisse 'vpn Wege :
i) Wenn die Fixpunkte zu dem beabsic];itigten
Gebrauch dienen sollen^ müssen sie selbst vorläufig mit
der gröfsten Sehäcfe bestimmt seyn. Man pflegt daher
bei gröfsern Ausmessungen der Detailaufnahme jedes-
mahl eine trigonometrische TrianguÜrung vorangehn
zu lassen^ mittelst welcher eine Anzahl solcher Punkte
mit Hülfe der schärfsten Werkzeuge auf das genaueste :
bestimmt wird. Von diesen Punkten werden sodann -i
jedem Detailaufnehmer diejenigen mitgetheilt^ welr »
che auf seine Sektion fallen. ' Bekanntltch aber müfs- ;
ten sonach auf jede Sektion wenigstens drei solche ;
' t'unkte fallen^ damit an dieselben in allen Fällen die i
weitern Messungen angeknüpft werden könnten. AI- :
lein die trigonometrische Bestimmung so vieler Fix-
punkte ist theils zu weitläufig und kostspieUg ^ theil»
auch darum nicht überall thunlich, weil es nicht in
jeder Sektion so viele, auf alle 'Fälle zur weitern An-
knüpfung taugliche Fixpunkte gibt.
2) Wollte man auch zum Behufe der Detailauf-
nahme die Triangulirung mit dem Mefstische weitef
fortsetzen, so setzt auch dieses entweder schon drei auf
jede Sektion gegebene Fixpunkte voraus, oder man.
müfste di^ Triangulirung in einem kleineren Mafis^ ^
Stabe vornehmen, als in welchem die Pctaibujfnahme/tr
geschehen soU. Letzteres aber könnte offenbar nur i«
auf Kosten der bei Bestinunung der Fixpunkte uner*'«-
läfslichen Schärfe geschehen. '
■ *i
3) Wäre aber auch für jede Sektion die erfor-'i
derliche Anzahl von Fixpunkten vorläufig bestimmlj-;
so können selbe oft aus den zu nehimenden Standpunk- :
ten nicl^t gesehen werden, oft haben sie auch nickt
die zur weitern Anknüpfung erforderliche Lage, und.
^ind folglich nicht brauchbar. Dagegen ist vielleicht
jydes in Ansehung anderer entfernteren Fixpunkte
er Fall, allein sie fallen über 4as Tischblatt hinaus^
id können folglich nicht benützt werden.
4) Unter den Methoden, den Mefstisch nach
xpunkten zu orientiren , und den jedesmahligen
andpunkt zu bestinunen , ist jene ohne Zweifel die
ifachste , nach welcher man aus dem vorigen Stand-
inkte ein^Alignement nach dem neuen zieht , sodann
f dem neuen Standpunkte den Mefstisch nach diesem
ignement orientirt, und den* Standpunkt mittelst
ickwärtseinschneiden aus einem oder mehreren Fix-
mkten bestimmt. Allein da der neue Standpunkt
iesmahl nach gewissen ihm zukompienden Bedin-
ingen gewählt werden mufs, so setzt dieses Ver-
iren voraus, dafs sich der Geometer, wenn er nicht
len Geh'ülfen, der selbst Geometer ist, zur lland
iVy vorläufig auf den neuen Standpunkt zur Auswahl
;$selben begeben, sodann zur Ziehung des Aligne-
ents auf den alten zurückkehren mufs, und dann
st den Mefstisch auf den andern übertragen kann,
as in den meisten Fällen mit vielem Zeitverluste
fbimden ist.
Die Schwierigkeiten i. 2. 3. würden offenbar
öfstentheils wegfallen, wenn man eine leicht aus-
hrbare Methode ausfindig machte , mittelst welcher
an solche Fixpunkte, die über dafs Mefstischblatt
naus fallen, eben so benützen könnte , wie diejeni-
n, welche sich auf demselben befinden. In Hin-
:ht des 4« Punktes aber sind zwar bereits mehrere
ethöden vorgeschlagen, die Orieniirung und Be-
mmung des Standpunktes unmittelbar mittelst dreier
Kpunkte zu bewerkstelligen; allein sie sind alle
gils zu weilläufig, theils zu unzuverläfsirg, als dafs
I für die Ausübung brauchbar seyn sollten. Aufser-
m fordern sie, dafs alle drei Fixpunkte auf dem Mefs-^ ,
che vorhanden seyn müssen, welches nach unserer
174
Voraussetzung nicht immer statt fLudet., Es
daher ohne Zweifel ebenfalls zu wünschen , dafs
neue Methode angegeben würde , bei welcher
Mängel nicht Statt fänden.
Die Auflösung folgender zwei Aufgaben ist
Yersuch, diesen Forderungen Genüge zu leisten
I. Aufgabe.
Man soll bei einer Detailaufhafame Fixpuj
die innerhalb der gegebenen Sektio9 sichtbar i
aber aufser derselben liegen , eben so benutzen
wenn sie sich innerhalb derselben befänden.
Vorbereitung. Taf. Ü.
Die zur Auflösung dieser Aufgabe nöthige ^
richtung besteht in Folgendem. Man bedarf ein i
singenes Lineal ungefähr von eben der Länge , wei
das Diopterlineal hat^ dessen man sich bedient.
Fig* I. stellt das Längenprofil eines solchen Lin
vor. Bei a b hat selbes eine Biegung, welche <
gestalt gearbeitet ist, dafs das Querprofil des aufre
liegenden Diopterlineals vollkommen eben hin
pafst ; b ist der Mittelpunkt desselben. Von d
selben aus sind zu beiden Seiten gleichweit e
einen Zoll von einander abstehende Abtheilungen \
getragen, und die zusammengehörigen zu beiden Sei
mit gleichen Ziffern i,ij2,2j3,3; etc. bezei
net. Dieses Lineal A B (Fig. i im Grundrifs). \^
auf die Mitte des Diopterlineals C D rechtwinkli
aufgesetzt^ und auf demselben mittelst der Schraul
c d befestiget* Bei o Fig. i. befindet sich eine v
eckigte Hiiilse, in welche ein prismatischer Zap
f g Fig* 3 pafst, der den Zeiger gh trägt, welc
so gebogen ist, dafs, wenn das Prisma f g in das L
o Fig. I. gesteckt wird, die Spitze des Zeigers h ]
■••;'. .175
et 3 genau an der scharfen Kante des Diopterli-
als C D Fig. n, anliegt. Diese3 Prisma läfsf; sich itt
m Loch o vor- und zurückschieben , niitielst der
hraube e aber darin feststellen, dergestalt", dafs
m dem Zeiger h längst der scharfen Kante des Di-
terlineals eine beliebige Stellung geben kann.
Auflösung« .
ÜiQi jauli die obige Aufgabe aufzulösen, bringe
m vorläufig zu Hause jeden Fixpunkt, welcl^er iu-
rhalb der gegebenen Sektion sichtbar ist, aber über
is Tischblatt hinausfällt, mittelst Anstofsung eines
Veiten Tischblattes in die gehörige Lagd. Z. ß. Das
ischblatt, auf welches die gegebene Sektion yer-
iicimet werden soll, sey AB Fig»4> a b seyen zwei
egebene Fixpunkte auf derselben , c, ein dritter Fix-
Ymkt, der aufser der Sektion liegt, dessen Lage aber
;egea a b bekannt ist. In diesem Falle stofse man
lu Hause das Tischblatt CÜ an das erste AB an^
B&d trage auf selbes den Punkt c in seiner gehörigen
I^ge auf.
Von diesem Punkte c aus beschreibe man mittelst
^cs Stangenzirkels mit einem willkürlichen Halb-
messer auf defli Tischblalt AB einen Bogen d e, und
War aus Gründen , die erst weiter, unten einleuchten
Börden, ungefähr in die Mitte von A B, wenn c un-
pfilir der Mitte von AB gegenüber, und mehr an
fc entgegengesetzten Seite , wenn c mehr einer Ecke
^on A B gegenüber liegt.
, Einen solchen Bogen beschreibt man auch fiif
Neu andern Punkt, der innerhalb der Sektion A B
•chtbar, aber aufserhalb derselben befindlich ist, und
01 ihm die erforderhche Bezeichnung.
^em^ jxmx dan» das aiigestofsene Tischblatt CD
17« ■ , ■
weggenommen hat, UAd sich hlos mit dem Ti:
blatt A B auf dem Felde befindet y und das Diop
hneal C D Fig. n. dergestalt an den Bogen d e bri
dafs sich zwei übereinstimmende Abtheilungen
dem Lineal AB, .als i , i ;: 2, 2 oder 3, 3 etc«
rade über dem Bogen befinden , dann das Diopt^
neal mit Beihaltung dieser Lage so lange verschii
bis dieDiopten zi^gleieh nach dem Punkte r auf d
Felde gerichtet sind , so ist diefs eben so viel, als
der Punkt c selbst auf dem Tischblatt A B befind]
wäre, und man das DiopterUneal an selben angel
und nach G gerichtet hätte.
Der Beweis der Richtigkeit dieses Verfahrt
leuchtet SQgleich in die Augen. Denn i , i j 2 ,
oder 3, 3} etc. ist in diesem Falle eine Sehne i
Bogens d e , auf welche die Schneide des Diopte;
neals und zwar durch thren Mittelpunkt senkrei
ist. Eine solche senkrechte aber geht jedesmahl nä
dem Mittelpunkte des Bfogens : c aber ist der Mio
Kankt des Bogens e d ; folglich geht die Schneide i
iopterUneals in diesem Falle allemahl nach c.
Anmerkung.
Es kann sich ereignen , dafs das Diopterlinc
so weit nach der einen oder aiidern Seite gegen A od
e des Tischblattes A B geschoben werden niufs , dl
, die eine Hälfte des Lineals A B (i. und 2.) Fig. gai
oder gröfstentheils über das Tischblatt hinausstel
In diesem Falle kann die gehörige Richtung des Dio]
terlineals mittelst der zusammengehörigen Abtheilu;
gen 1^1; 2, 3^ 3, 3 etc. nicht statt finden. Mf
bringt daher zuerst zwei solche zusammengehörige A
theilungen z. B. 4> 4 über den Bogen, ohne si(Hxf&
erste um die sonstige Richtung des Diopterlineals :
bekümmern.. Sodann bringt man den Zeiger h (2.Fi|
ebenfalls über den Bogen , und stellet ihn fest. Ni
' . 177
ibl man crSt dem Diopterlincal die gehörige Richtung
lachC^ indem man zugleich^ Acht gibt^ dafs eine der
vorigen Abtheilungen 4 und der Zeiger h sich zu*
;leidi über dem Bogen befinden ; so ist die obige Be-
Imgung abermahl erfüllt^ wie sich« leicht einsehen
lafst
' 11/ A u f g a b e.
Aus drei gegebenen Fixpunkten a b c auf dem
Mefstisch^ deren übereinstimmende Punkte ABC auf
iwi Felde man aus dem Standpunkte D sehen kann^
iqU man sowohl den Mefstisch gehörig Orientiren ^ als
lach den Standpunkt d gehörig bestimmen.
Anmerkung.
•
Die Figuren 5, 6, 7, 8 stellen die vier verschie-
lienen Fälle vor, wo a) i. die Punkte A B C in einer
iden Linie liegen, b) wo sie ein A bilden, und
Ut Standpunkt D, 2. der Seite AB; 3. dem Winkel
gegenüber ; und 4« innerhalb des A A B C liegt,
das Verfahren im wesentlichen überall auf den
ilichen Grundsätzen beruht, so sind die übere in-
ienden Punkte, Linien, und Winkel überall
den gleichen Buchstaben bezeichnet, und die
^stehende Auflösung bezieht sich daher auch auf
in den gedachten Figuren dargestellten vier Fälle.
r
Auflösung.
i) Man gibt dem Mefstisch nach dem Augen-
^^&e die heiläufige Orientirung*
a) Man legt das Diopterlineal an a an, visirtnach
> und zieht a :t; dann legt man an b an , visirt nach
> und zieht by; endlich legt m^m an c an, visirt
^eh G, und zieht c z.
17»
•
3) Wäre nun der Tisch vollkommen richtig ori-*
entirt^ so würden sich die Linien a x^ h y and c z
in einem einzigen Punkte d durchschneiden *), und
dieser Punkt wäre zugleich der richtig bestimmte
Standpunkt. Aufserdem aber entstehen drei verschie»
dene Durchschnittspunkte, welchlß das fehl erzeigende
A X y z bilden, und von dem eigentUchen Punkte d
alle mehr oder weniger abstehen.
4) Aus- diesem fehlerzeigenden A wird nun die
eigentliche Lage des Punktes d auf folgende Art be-
stimmt. Man messe die beobachteten Winkel a x c^ j
und c y b mittelst eines geradlinichten Trdnsporteori j
oder noch besser mittelst eines tausendtheiligen MafikJ
Stabes, und einer Sehnentafel. j
5) Man berechne oz, px und qv = den HaDv4
mQsSern dreier. Kreise , welche durch die Punkte a b z, •'
acx und cby gehen mittelst nachstehenden Formeln.
ab ab
Q2 srs : — : .
a sin (a X c 4' <^ y ^) ^ ^i^ a z b
ac
px == : .
* 2 Sin axc
c b
qy =
a sin c V b
6) Man bestimme .4
mit o z aus z und a oder aus % und b den Punkt o.
mit px aus x und a oder aus x und c » * P*
mit qy aus y und b ode]>aus y und c » » q.
7) Aus o ziehe man mit o z )einen klein. Bogen ii
» p » ' ». » px;der Gegend des fefc
» q » » » qy)lerzeigend. Dreien
*) Diels triitl allemalil zu , den einzigen Fali aufgenommen, w(
der Standpunkt D der Seite AB gegenüber liegt, und »Xh
viei^Punkte. ABcd in der Peripherie eines Kreises liegen. I
diesem Falle iäfst sich durch diese Punkte ABC weder dl
Mefstisch orientiren, noch der Standpunlit d bestimmen;
die Pxinhte müfsten daher ander« gewählt werden.
b
1^
179
< . ■ •
8) Der Durchschnittspunkt dieser drei Bogen ist
der Punkt d.
p) Nun legt man das Diopterlineal an d c an,
lost (üe Stellschraube des Mefstisches^ und dreht ihn
so^ dafs die Dioptern pach C gerichtet sind^ so ist
der Mefstisch orientirt.
Zur Probe legt man nun abermahl an a an^ und
visirt nach A : dann an b , und yisirt nach B ; wo sh^h
^n, wenn alles richtig geschehen ist^ die Yisirli-
^ ficn iÄ dem einzigen Punkte d durchschneiden müs-
liep. Ist dieses nicht der Fall, so ist irgendwo ein
FeJiIer begangen worden, den man nun aufsucht,
tmd das vorige Verfahren so lang verbessert, bis diese
Bedingung eintrifft.
Erste Anmerkung. Auf solche Art ist es nun
ficht, sich in jedem Punkte D, von welchem aus man
lur drei bereits btestimmte Fixpunkte ABC sehen kann,
Welche die hierzu erforderlichen Eigenschaften haben,
iufzustellen, und blo(s mittelst derselben sowohl den
Pfefstisch gehörig zu orientiren , als auch den neuen
jBtandpunkt d richtig zu bestimmen, ohne dafs man
höthig hat, denselben vorher anzuvisireh.
Zweite Anmerkung. Es ist einleuchtend , dafs
dieser Verzeichnung der Punkt c sich gar nicht auf
Tische zu befinden braucht, wenn man nur ac
bc nebst ab weifs, und die Winkel axc und cyb
die angezeigte Art zu messen im Stande ist. ' Auch
(offenbar, dafs schon der Durchschnitt zweier Bo-
den Punkt d bestimmt. Es braucht folglich auch
einer von den Punkten a und b nicht unumgäng-
auf dem Tische zu seyn; und dasDaseyn nur eines
izigen dieser beiden Punkte auf dem Mefstisch ist
Noihfalle zur Auflösung dieser Aufgabe hinlänglich.
12*
über die Verfertigung des Gufsstahles. -
Vom .Herausgeber.
s
laU, welcher bei hinreichend hoher Tempe« j
ra^tur mit Aijisschlufs der Luft umgeschmolzen^ undil
dann in eine Form ausgegossen worden ist ^ heifijl i
Gufsstahl. Durch dieses Umschmelzen erlangt der •"
Stahl eine viel feinere Beschaffenheit. Der gewöhar \
iiche S%ahl^ sey es Gerbstahl oder Brennstahl^ *v^t
nie in allen seinen Theilen vollkommen gleichartig: ^
durch das Umschmelzen dagegen werden diejenigen, i'
leicht oxydablen Substanzen y deren Beimischung da| {
Eisen in Stahl verwandelt^ als Kohlenstoff^ Mangan}:
Silicium etc. glcichmäfsig durch die ganze Masse veM'
breitet^ und zwar um so mehr^ je vollkommener deiy^
Flufs der Masse erfolgt ist^ so^ dafs dadurch alle Theilv
gleiche Beschaffenheit erlangen; Der Qufistahl* isfrf
daher in seiner Textur sehr gleichförmige von feinem]!
gleichen Korne im Bruche; er nimmt, wegen seine^^
gleichartigen Beschaffenheit eine sehr vollkomme
Politur an. Bei seiner Erhitzung erwärmen sich all<
seine Theile (wegen ihrer gleichen Natur und spezi
sehen Wärme) glcichmäfsig : er härtet sich daher au
bei der auf die Erhitzung folgenden Ablöschung
Wasser glcichmäfsig. Er braucht, weil sein Schm
punkt niedriger liegt, als jener des gemeinen Stahl<
keiner so grofsen Anlafshitze als letzterer, um ein«
bestimmten Härtegrad zu erlangen. Er ist daher
diesen Rücksichten die vollkommenste Stahlgattui
oder eigentlich vollkommener Stahl. Übrigens ist
bekannt, dafs in der Ausübung gewöhnlicher S
1 1»
t8i
(ui^ manche Werkzeuge, welche Zähigkeit näd Eisen^
strenge erfordern, dem Gufsstahl vorgezogeki werde.
So werden z. B. in England die Schaf- Scheren nur
allein aus deutschem oder Gerbstahl verfertiget«
Der englische Gufsstahl ist das Materiaie, welches
seit einer Reihe von Jahren den englischen Messer-
schmiedarbeiten und allen Stahlprodukten, bei wel-
chen Feinheit und Politur erfordert wird, einen ent-
schiedenen Vorzug nicht nur auf dem Kontinente,
sondern in der Welt verschaflFt hatte. Der Gufsstahl
wird für alle Schneidwerkzeuge und andere Pro-
dukte, welche ganz aus Stahl verfertiget werden, an-
gewendet. Man verfertiget, der Gleichförmigkeit sei-
ner Masse wegen, auch feine Rieht- und Mikrometer-,
schrauben, Zylinderzapfen u. s. w. daraus, welche
dann, um an der Genauigkeit nichts zu verlieren, nicht
gehärtet werden. Der englische Gufsstahl würde
aoch weit häufiger verwendet worden seyn^ wenn er
lieh, ohne zu viel Verlust und Schwierigkeilen, mit
Eisen zusammenschweifsen liefse, um auch gröfsere
Gegenstände, welche von Eisen und nur gestählt
lind, daraus verfertigen zu können.
Die Schweifshitze, bei welcher zwei Stücke Ei-
len gehörig' mit einander vereinigt werden können,
beträgt wenigstens 70 '^ Wedgwood. Bei dieser Temr
peratur fängt der englische Gufsstahl schon an weich
iti werden , unter dem Hammer zu bersten und abzu-
bröckeln. Er kann daher auf diese Art mit Eisen nicht
fweinigt werden. Das Anschweifsen desselben wird
jedoch bei gehöriger Vorsicht und Geschicklichkeit
Boglich, wenn man den Stahl und das Eisen, jedes
ibgesoudert, und zWar den erstem blofs bis zur mäfsi-
jen W^eifsgliihehitze , das lezteYe aber bis zu seiner
Schweifshitze erwärmt, und nun beide durch den Ham-
iier mit einander vereinigt. Auf diese Art läfst sich
las Schweifeen unter der nöthigen Vorsicht ohne viel
I
Abbrand bewirken. Der Stahl verliert jedoch^ bei j^
seax Prozcfs^ durch die gröfsere Hitze ^ «twas an, sei-
ner Qualität. Mit gleicher Vorsicht, und indem- man
den Gufsstahl nur mäfsig über die Rothglühehitze er-
wärmet, kann man auch zwei .Stücke Gufsstahl aneiii-
aader schweifsen , ohne dafs die Qualität des Stahles
dadurch leidet. Da der Gufsstahl im Feuer, so wie
er an die Weifsglühehitze kommt, sehr leicht ab-
brennt 5 so mufs er in diesen Fällen immer sorgfältig
mit gemeinem Glas, das kein Blei enthält, bed^cLtj
werden. 1
Auf ähnliche Art lassen sich sogar zwei Stüdaj
Gufseisen zusammenschweifsen, wenn man die Endet^j
derselben, die man vereinigen will, vorher in die geho-j
rige Lage Gebracht, in eine Röhre von Schmiedeeiseftj ,
bringt, und diese gehörig erhitzt, damit die betdfK;;
Enden zusammenfliefsen.
Wir werden im Nachfolgenden sehen, dafs dm
Schweifsbarkeitd^s Guisstahls von der Höhe der Tei»!
peratur abhängt, bei welcher er geschmolzen wir^^
und dafs sich sonach Gufsstahl verfertigen .lass^'
welcher gleich gewöhnlichem Stahl mit Eisen o^
besondere Vorsicht zusammengeschweifset wen
kann.
So einfach das Prinzip der Bereitung des
Stahls ist, indem nichts dazu erfordert wird, ab
wöhn'ichon Stahl im Tiegel umzuschmelzen : so
doch seine Verfertigungsart lange Zeit ein Geheii
und viele seit zwanzig Jahren darüber angestell
Versuche mifsglückten, theils weil man sich die Vü
fertigimgsart für kompHzirter vorstellte, als sie 11
und die besondere Beschaffenheit der zuzusetzend^
Flüsse für eine wesentUche Sache hielt; theils w«
die nötbigen Handgriffe dieser Operation, vorzügUc
die beiden Hauptbedingnisse^ gehörige Feue ^ '
I
i
V.
t83
it der Tiegel und gehörig holie und gleichförmige
emperatur nicht beobacl;Ltet waren. Die erste Bcrei«
ng des Gufsstahls wurde den Engländern durch die
erwendung der Cokes , durch welche im Windofen
ae grofse Hitze erregt werden kann^ erleichtert.
. Der englische Gufsstahl wird auf folgende Art
jrfertigt.
Das Materiale zu demselben ist Brenn - oder Bla-
nstahl (Cementstahl). Die Abfalle desselben und
ruchstücke von ahen Werkzeugen, welche aus den-»
ilben verfertiget sind , als Feilen etc. werden zur Er-
tugang einer geringern Sorte Gufsstahl verwendiet^
ur besten Sorte wird dagegen frisch gebrannter
asenstähl genommen; der zu diesem BelMife etwas
irker gebrannt ist, als gewöhnlich, um ihn mit
ner etwas gröfsern Menge von Kohlenstoff zu ver-
nden. . Die Stangen dieses Blasenstahls werden in
eine Stücke zerbrochen, um soviel als möglich da-
n in den Tiegel hineinbringen zu können.
Der Ofjsn zum Schmelzen des Stahls ist ein ml
bauter Windofen, welcher in seiner Form mit den
[en zum Schmelzen von Messing und Eisen im KJei-
tn im Schmelztiegel übereinstimmt. Der Theil des
[ens, welcher den Schmelztiegel und das Brennma-
rial enthält, hat eine prismatische Form, zwölf Zoll
i Gevierten, 'und zwei Fuß Höbe vom Roste an bis
r Mündung, welche mit einem Deckel verschlossen
ird. Etwa drei Zoll unterhalb dieses Deckels be-
idet sich eine horizontale Zugöffnung, welche un-
ittelbar in den Rauchfang geht. Diese Öffnung hat
wa drei Zoll Breite , auf sechs Zoll Länge : sie darf
emals kleiner seyn, als der offene Theil des Rostes
Flächeninhalt beträgt. In einigen Fabriken sind
bn bis zwölf solcher Öfen auf einmahl im Gange, Sie
id in diesem Falle längs der beiden gegenüberste*
A
i84
lienden Mauern des Schmelzsaales angebracht^ nnd
diese Mauern enthalten die zu den Öfen gehörigen
Kauchfänge von ansehnlicher Höhe. Die Mündungen
der Öfen hegen mit dem Boden des Schmelzsaales in
gleicher Höhe. Der Aschenfall der Öfen selbst^ durch
welchen die Luft unter den Rost tritt, steht mit ei-
nem unterhalbHegenden Keller in Verbindung, wel-
cher gut. mit Luftzügen versehen ist.
Die Tiegel^ in welchen der Stahl geschmolzea
wird, werden gleich zum Gebrauche verfertigt. Das
Materiale zu denselben ist ein fetter Thon Sfon Stour^'
bridge *), welchem etwas weniges Kohlenstaub hin?
zugefügt wird. Sie werden in einem Model yon Guis«
eisen geformt, welcher die Form der äufsern Oberfla*
che des Tiegels hat. In diesen Model wird die gehö-
rige Quantität vo(i dem zubereiteten Thon gebracht^^ j
und dann ein hölzerner Pflock eingetrieben,, unv mit* j
telst desselben die innere Oberfläche des Tiegels za*;
bilden. Der geformte Tiegel wird dann allmählich ',
getrocknet, und bei einer viel geringern Hitze als.;
gewöhnliches Töpfergeschirr, ganz leicht gebrannt; -:.
welches Brennen nur zum Zwecke hat, dem Tiegd*]
so viel Festigkeit zu geben, um ihn in den Ofen eiiwi
setzen zu können. Aus diesem Brennfeuer wird nui^*j
der Schmelztiegel, ohne abzukühlen, unmittelbar ia|
den Stahlschmclzofen gebracht» Diese ManipulatiMlf
hat . den Yortheil , den Tiegel vor dem Reifsen und
Zerspringen zu bewahren, welchem er nicht entg(
hen würde, wäre er schon vor dem Einsetzen in d^
Ofen so weit gebrannt worden, dafs der Thon an dt
*) Stourhridge liegt in der Grafschaft Woreestery mJSMgi
an dem Flusse Stour. Der Staffbrdshire "Kanal geht in sei
Nähe vorbei. Diese Stadt hai eine der bedeutendsten das^
Fabriken. Die Thongrub^n in ihrer Nähe, deren Prodnlii
eiir Verfertigung der Schmelz tiegel weit und breit verfB
wird , beschäftigen viele Menschen in der Stadt und in (
^Nachbarschaft.
t85
I
selben in eine anfangende Zusammensinterung gekom-
mea wäre.
Der 'Schmelztiegel wird in den Ofen auf eine
etwa vier Zoll hohe Unterlage gesetzt^ welche sich in
der Mitte des Rostes befindet. Die untere Flüche
dieser Unterlage hat einen geringern Durchmesser^
als die obere , auf welcher der Tiegel steht , um den
Zutritt jder Luft so wenig als möglich abzusperren.
Jeder Tiegel ist mit einem flachen unten wohl geeb-
neten Deckel versehen ^ damit er gut auf den Rand
desselben passe. Er ist etwas breiter, als die Tie-
gelöffnung, um ihn mit der Zange leichter abnehmen
m können. Gewöhnlich wird dieser Deckel aus feuer-
festem Thcn verfertiget , der etwas weniges schmelz-
barer ist, als jener, au& welchem die Tiegel bestehen;
damit er im Feuer auf der Ober^äche etwas verglase,
daher, noch bevor der Stahl schmilzt, an den Rand
des Tiegels anschmelze , und so den Zutritt der Luft
verschhefse.
Dieser Ausschlufs der Luft ist wesentlich : denn
bei dem Zutritte derselben würde die Oberfläche des
, schmelzenden Stahls verbrennen, und daher sich mit
einer Eiseilschlacke bedecken, welche auf den über
ihr liegenden Stahl, durch Entziehung des Kohlen-
stoffes, frischend wirken, und so allmählich entweder
den Stahl in weiches Eisen verwandeln, oder we-
nigstens seine Qualität sehr verschlechtern würde.
Um daher diesem üblen Erfolge auf jeden Fall zu be-
gegnen, bedeckt man gewöhnlich den Stahl mit einem
Flusse. Dieser Flufs ist von der Art, dafs er be-
deutend leichter schmilzt als der Stahl, und aus-
lerdem keine Stoffe, als Schwefel, Phosphor, und
; Metalle enthält, welche den Stahl verunreinigen könn-
ten. Dazu dient Glas, welches kein Blei enthält. Ge-*
genwärtig nimmt man in England die Asche aus den
Gebläseöfen dazu. Man setzt von diesem Flüsse so viel
186
\
I
KU , dafs die Oberfläche des zu schmelzenden Stahles
davon bedeckt werden kann.
i
Das Brennmatericde zum Schmelzen des Stahles i
sind eigends dazu vorbereitete Cokes. Diese Gokes -i
werden aus den besten Pechkohlen in verschlossenen
Gefäfsen gebrannt^ und sehr stark ausgebraten. Ihr. :
Bruch ist daher weifs und glänzend ; sie sind so har^ ~
dafs sie klingen ^ und ihr spezifisches Gewicht ist be-
deutend gröfser^ als jenes der gemeinen Gokes. Die-
jBes Brennmaterial erregt daher bei angemessenem .
* Luftzuge eine sehr grofse Hitze , indem ein grofsei
Gewicht desselben in einem kleinen Raum sich terär .
nigen lafst. Diese Cokes werden in eigrofse Stücke
zerschlagen^ der Schmelztiegel wird im Ofen, von
allen Seiten mit denselben^ eng aneinaüder gelegt^ um- .
geben ^ und noch einige Zolle hoch damit bedeckt^
Diese Einlegung des Brennmateriales mufs mit Yov- ^
sieht geschehen^ um davon soviel wie möglich^ uadv
mit den nöthigen Zwischenräumen geordnet, in den -
Ofen zu bringen j weil dieses zuerst eingesetzte Brenn- ^
materiale hinreichen mufs, den ganzen Sdhmelzproz^fii:.
zu vollenden, indem weiter keine Cokes mehr nachge»'|
geben werden, nachdem die Mündung des Ofens mit
ihrem Deckel verschlossen worden ist. Durch das Nach*-^
iiiUen von kalten Kohlen würde nicht nur die Hitze gfr* v,
schwächt und die Operation verlängert, sondern auidki
der Schmelztiegel in Gefahr gesetzt werden. • ,-
Die Schmelzung dauert drei bis vier Stundeii£^
Ist der Stahl vollkommen geschmolzen ; so wird dePw
Tiegel mit einer konkaven Zange mit langen Süeleflj.
umfafst,^ der Deckel von demselben abgestofsen, derji
Tiegel hierauf aus dem Feuer gehoben,- die auf deia\
Stahle befindlichen Schlacken auf die Seite geschobeii|i.
und der Stahl in die Form ausgegossen. Während die-i,
ses Äusgiefsens sprühet er Funken^ gleich dem Stah]|^
der im Sauerstoffgas verbrenntt
Die Form ist von Gufseisen und von vcrscliie-
ener Gestalt^ nach der künftigen Fierwendungsart
es Stahls. Für die zum Ausrecken in Stangen be-
immten Stücke ist sie achteckig: far Stahlplatten hat
e die Form eines Parallelograms j solche Stücke^ die
ir .breite Sägen bestimmt sind, sind schmäler ah je-
am Ende. Diese Stücke werden dann in der Roth-
Lühehitze ausgehämmert, oder unter den^ Walzwerke
usgeplattet, oder auch in runde St^tngen geformt;
^tztere theils vermittelst eines Zieheisens, theils
dttelst eines Walzenpaares, in welchem sich halb-
reisförmige Vertiefungen befinden, welche mit ih*
m Kanten durch die feste Lage der Walzen genau
if einander passen, so dafs zwischen beiden Walzen
ne Reihe von kreisförmigen Öffnungen gebildet wird,
orch welche die Stabe hindurch geprefst werden,
as Ausrecken des Gufsstahls zu den im Handel ge-
äuchlicheh Formen mufs übrigens bei der gehörigeii
itze und mit Vorsicht geschehen, damit der Stahl
cht unganz werde. In dieser Hinsicht sind dieWalz-
3rke vorzuziehen. Wird der Stahl bei diesem Aus-
cken zu stark erhitzt, so verdirbt er, und wird für
ne Werkzeuge untauglich.
Österreich besitzt in seinen natürlichen Stahl-
ttungen ein vortreffliches Materiale zur Gufsstahl-
ceugung. Diese Veredlung des Stahls ist jedoch
it in der neueren Zeit zur Ausführung gekommen;
d w^ird noch als Geheimnifs betrieben. JidiS fürst"
h Schwarzenber^sche Eisenhüttenwerk z^Muraa
Steiermark producirt schon seit geraumer Zeit Gufs-
hl; aber nicht in der erforderlichen Menge, um
n inländischen Bedarf zu befriedigen und die Nach-
ge der Künstler nach dem Englischen entbehrlich
machen. Seit zwei Jahren sind noch zwei neue ,
iternehm^r hinzugekonunen , deren Produkte all9
npfehlung verdienen.
Herr Franz Graf von Egger ^ Besitzer von Et
senschmelz - und Hammerwerken in Kärmlieo, ef
aufgeklärter und thätiger Beförderer dieses wichtige
Industriezweiges, hat im Jahre 18(7 sein Hammer
werk an der oberen Fellach nächst ViUach zur Gufs"
Stahlproduktion eingerichtet : so , dafs gegenwärtig
jede Menge von Gufsstahl und nach verschiedenen
Abstufungen von Harte und Schweifsharkeit dort ver-
fertiget und zu den im Handel gebräuchlichen grö-
bern und feinern Stangen ausgereckt, zu Stahlblech
ausgewalzt, und zu Stahldraht ausgezogen wird. Die-
ses Gufsstahlwerk verfertiget vier Sorten: sehr hal^
ten, harten, weichen, und sehr weichen Stahl, ji
nach den verschiedenen Verwendungen. Die heidei
letzteren Sorten lassen sich umlegen und schweifseit
Der Stnhldrath wird aus der lezteren §orte ausgezo-
gen, von zwei Linien im Durchmesser bis zu dem
iemsten Saiten-, Kardätschen- und Uhrenspiraldrahl
Das Stahlblech wird zwischen polirten Glanzwalzei
von der Dicke von einer Linie W. bis zu jener von ;
Linie W. ausgewalzt. Diese gesammten Slahigattun
gen sind von guter Qualität, und geben dem cngU£
sehen Gufsstahl nichts nach. ,i
Hr. Gerlach, Schlossermeister des k. k. HaupV
Münzamtes in Wien, hat vor zwei Jahren, nach läng«
ren Versuclicn, die Gufsstahlerzeugung zn Stande gl
bracht, und fuhrt sie nun gleichfalls im Grofsen aa:
Er verfertiget zwei Sorten von Gufsstahl: einen Uli
schweifsbaren und schweifsbaren. Der erstere gleietl
dem englischen, und übertrifft ihn selbst noch a
Harte. Wir haben mit diesem Stahle imd dem euj
lischen Gufsstahl Vergleichungen angestellt, und gi
funden, dafs bei gleicher Anlafswärme und bei glei
ehern Grade des Anlaufens der GerMcA'sche Stil
eine gröfsere Härte erhielt, als der englische, so dal
dieser von jenem bedeutend angegriffen wurde. D(
schweifsbare Gufsstahl erträgt einen sehr hohen Gra
iBg
I
von Hitze , ohne an Qualität zu verlieren , oder sich
unter dem Hammer zu Lröckeln ; er nimmt gleichfalls
eine sehr grofse Härte an^ und hat dabei viel Zähig-
keit. Er läfst sich^ gleich dem Gerbstahl^ ohne an-
dere als die gewöhnlichen Handgriffe^ mit Eisen zu*
lammemchvreifsen.
Hr. Gerlach schmelzt diese beiden Gulsstahlr
sorten in .einer s.ehr hohen Temperatur^ die ich auf
ijqo — iQqo Wedgwood schätze. Er verfertiget
eigene höchst feuerbeständige Schmelztiegel dazu^
deren Masse er geheim hält. In diesen Tiegeln^
uiid bei jenem Feuer ist es mir eelungen^ eine be-
deatende Portion reines Platin vollkommen zu schmel-
zen^ das erste^ was je , im Qfenfeuer geschmolzen
worden ist.
f
Da durch diese nunmehr hergestellte Schweifs-
barkeil der Gufsstahl noch ein bedeutend erweitertes
Feld seiner Anwendung erlangt : so ist zu vmnschen,
daft sich noch mehrere Hüttenbesitzer mit der Erzeu-
gimg dieser edlen Stahlgattung befassen mögen ^ um
aurch die wechselseitige Konkurrenz und I^acheife-
mng noch alle jene Yervollkonunnung in diesen Ge-
genstand 2tVL bringen ^ deren er noch föhig i$t.
•
Für diejenigen^ welche sich mit der Gufsstahl-
erzeugung befas&eni wollen^ fuge ich noch folgende
Bemerl^ungen bei^ welche zum Theil Resultate aus
meinen über diesen Gegenstand vor mehreren Jahren
angestellten Versuchen^ und aus seitdem gemachten
Beobachtungen sind.
i) Zum Umschmelzen des Stahls ist eine heftige^.
I^^iehformig anhaltende Hitze erforderlich. Je län-
^ man damit zubringt , den Stahl in vollen Flufs zu
bringen^ desto schlechter wird der Gufsstahl. Der
Grund davon liegt theils darin ^ dafs unter jener
/
^9^
Voraussetzung die gleichförmige Mengung der Th^ile
niöht vollständig erfolgt, theils und vorzüglich darin,
dafs der dieser hohen Temperatur ausgesetzte Stahl
allmählich^ und zwar wegen der ungleichen Schmet
zung ungleichförmig, Kohlenstoff verliert, und zwar
um so mehr, je höher die Temperatur ist, und je län-
ger die Operation dauert, wodurch er an Quahtät und
Gleichförmigkeit einbüfst. Der Stahl mufs so vollkom-
men geschmolzen seyn, dafs er wie Wasser aus dem ^
Tiegel fliefst.
a) Je mehr der Stahl, den man umschmiln,
Kohlenstoff enthält , desto leichter schmilzt er; und
umgekehrt. Je höher und anhaltender die Tempe- ..
rätur ist, welche zu seiner Schmelzung erforderlich
ist, desto mehr erträgt er Hitze bei seiner Verarbei- '
timg, oder desto mehr hat er die Eigenschaft der "
Schweifsbarkeit. Doppelt und einfach gebrannter Ce-
mentstahl, Rohstahl und Gerbstahl im Tiegel umge- *
schmolzen, geben daher verschiedene Sorten von Gu(s- '^^
stahl , von denen jener aus dem stark gebrannten Bla- ^
senstahl der leichtflüssige oder unschweifsbare , jener *
aus dem Gerbstahl der schwerflüssige oder schweif«*.^
bare seyn wird. Die Leichtflüssigkeit wird vermehrt, f
wenn man etwas weniges Köhlenpuher zuset:^! oder -i
in die Tiegelmasse etwas Kohlenpulver einknetet. Mit
diesem Zusätze kann man aus Gerbstahl schweifsbaren
und unschweifsbaren Gufsstahl von allen Abstufun- "1
gen schmelzen. Je geringer die Hitze war , bei wel- %
eher der Stahl geschmolzen worden , bei desto gerin- ■
gerer Anlafswärme nimmt er seine gröfste Härte an, J
und umgekehrt. ^
•
Eben so können aus demselben Materiale ver-
schiedene Sorten von Gufsstahl geschmolzen werden,
wovon die eine mehr die andere weniger schweifebar
ist, je nachdem die Schmelzhitze längere Zeit fort-
gesetzt worden ist, oder nicht. Eine Stunde längere
% *
jLH^elzzeit bei der gehörigen Temperatur ist schon
ureidbiend^ diesen Unterschied hervor zu bringen.^
3) Guisstahl ^ welcher bei geringerer Hitze ge-
imolzen worden, d. i. solcher, welcher bei seiner Ver«
)eitiing keine hohe Temperatur verträgt, eignet sich
rzügtich zu solchen Stahlarbeiten, welche bei gros-
p :Uärte nicht so viel Stärke oder Zähigkeit Verlan-
en, eine hohe Politur annehmen sollen, und beim
irten (wegen der ungleichen Dicke) dem Werfen
?hr ausgesetzt sind. Dergleichen sind feine Schneid-
irkzeüge, Rasiermesser, Galanterie - Stahlarbeiten
s.w. Der schweifsbare oder bei gröfserer . IJitze
'schmolzene Gufsstahl eignet sich dagegen vorzüg«
;h fiir solche Arbeiten, welche nebst Härte auch
ärke verlangen. Er erfordert , um denselben Grad
>n Härte zu erlangen^ ein stärkeres Anwärmen.
4) Das Verfahren der Engländer nachzuahmen^
id den Gufsstahl aus Brennstahl zu schmelzen,
arfte in Österreich zu kostspielig seyn, da die guten
erbstahlarten wohlfeiler sind, und diese einen we-
igstens eben so guten Gufsstahl liefern. Am wohl-
listen könnte vielleicht der blofs einfach ausgereckte
tierische Rohstahl auf Gufsstahl benützt werden.
5) Das Schmelzen des Gufssitahls in Windöfen
ait Holzkohlen , selbst aus harten Kohlen, ist eine
wfsliclie Sache. Der Ofen fafst wegen des grofsen
Bmfanges dieser Kohlen zu wenig Kohlengewicht
ri einfnahl,. und die Hitze wird, zumahl für streng-
issigeren Gufsstahl, nicht intensiv genug. Ich war
[enigstens nicht im Stande, in einem sehr gut ziehen-
Windofen, Gerbstahl in einem noch mit etwas
wUenstaub versetzten Tiegel vor fünf Stünden in
len leidlichen Flufs zu bringen. Mit guten Cokes
dagegen diese Operation in drei Stunden beendi-
gt seyn. Ich halte es daher für das Beste, sich
4
■ r
gleich den Engländern^ der aus guten Schwarzkoh*
len *) durch Destillation in einem eisernen Zylinder
erzeugten Cokes zu bedienen. Kann man diese nicht
haben , so mufs man für Holzkohlen Taus hartem Hol-
ze) ein starkes Geblase anwenden un.a unter den Rosi
blasen«
Eine Stahlsorte ^ welche mit dem Güfsstahl Ahn- .
hchkeit hat, und zu Bomb a/ fabricirt wird, kommt ,
unter dem Namen TVootZy aus Ostindien , in geringer \
Menge nach England, und wird zuweilen von Kunst* -i
lern verarbeitet. Er ist hart und daher schwer zu -
verarbeiten j bei einer nicht hohen Temperatur gehär- ;
tet, nimmt er eine aufserordentliche Härte an, hat ■
dabei hoch hinreichende Stärke, und übertrifft in \
dieser Hinsicht den englischen Güfsstahl. Ein Feder- j,
messet aus diesem fVootz bei einer im Dunkeln sieht- *
baren Glühehitze gehärtet, und bei einer Tempera- *
tur von 45o ° F. angelassen , nahm eine feine , härtere^ g
und dauerhaftere Schneide an, als ,aus dem besten *
enghschen Güfsstahl. ^
Es scheint, dafs dieser Wootz ein aus einem na- "-
türlichen reichen Stahlerze geschmolzener Stahl sey. .
Nach einigen Chemikern soll er Arsenik, nach andern ■
Silicium (Kieselmetall) enthalten. *
Der Zusatz von wenig Arsenik scheint dem Stahle ^
überhaupt nicht nachtheilig zu seyn , und ich möchte ^
defshalb denjenigen, welche sich mit Güfsstahl be-'^
schäftigen, einige Versuche empfehlen, welche sich '
am leichtesten so anstellen liefsen, dafs man zu den^ ^
Flusse ein stark arsenikhaltiges Glas verwendete, oder
*) Dergleichen Schwarz Itolilen findet^ sich an mehreren Orten
i:) Steiermark und Kärnthen ^ zu Häringen m Tyrol^ «u
Rossitt und Ofslawan \\\ Mähren^ zu Waidhof en an der ^pp^^
zu t Ünfkircken in Ungarn etc.
meines Glas mit bestimmten Vethäitnissen yon arse-
ksaurem Kali zusammenschmelzte^ und es als Flufs
ir Bedeckung des Gufsstahles verwendete. Dafs das
licium das Eisen in Stahl verwandle, ist übrigens
5reits durch Hrn. Stromejrer*s Versuche bekannt !).
*) Ich erwähne hei dieser Gelegenheit einer Beobachtung über
die Gegenwart des Siliciums im Eisen. Hr. Obersteiner ^ ein
aufgehHirter Eisenhuttenbesitzer in Kärntken^ erzählte mir
▼or mehreren Jahren, dafs bei der Ausreckung des Eiset» s
aus der Frischluppe zuweiten an den Stellen des Stabes,
welche der Hammer trifft , eine hell leuchtende Feuererschei-
nung sich entwichle , welche Ahnlichlieit mit jener beim hef-
tigsten Vorbrennen des Stahles im Sauerstoil^as habe 3 der
brennende Körper erhebe sich unmittelbar nach Aer erstem
Erscheinung in einem Bogen in die Luft unter lebhaftem
FunhenspriQien , und einem hörbaren Zischen, gleich einer
Rakete. An der Stelle, wo diese brennende Substanz nie-
derfalle , finde man gewöhnlich etwas weniges einer dem
Spinngewebe ähnlichen Materie. Auf mein Ersuchen, mir
von dieser Substanz etwas zu überschicken , erhielt ich nach
einiger Zeit eine kleine Menge davon, welche Hr. Obersteir
ner selbst unmittelbar nach der erwähnten Feuererscheinung
aufgesammelt hatte. Diese Substanz war ein sehr lockec^s
Haufwerk , aus sehr feinen n-eifsgrauen elastischen Fäden
bestehend. Ihr Umfang war etwa dem einer Haselnufs gleich;'
das Ganze wog aber kaum y^^ Gran. Die einzelnen höchst
dünnen Fäden in die Flamme eines Wachslichtes gehalten,
glüheten in derselben weifs, ohne srch zu verändern. Die
ganze Masse in einem Platintiegel stärk ausgeglühet, verän-
derte sich nicht, und wurde nur weifser, wahrscheinlich
durch Entfernung des anhängenden Staubes. Säuren hatten
darauf keine Wirkung, und- sie verhielt sich im Übrigen,'
wie Kieselerde. Es war hier also aus dem Eisen durch den
Hammerschlag das Silicium ausgeprefst worden , dals dann
he(t»g in der Luft verbrannte. Vielleicht waren die Fäden
lange Kry stalle , was ich bei ihrer aufserordentlichcn Dünne
nicht bestimmen konnte. Das Eisen war aus Magneteisenstein
geschmolzen , der bekanntlich aufser Eisenoxydul nur Quarz
enthält.
Wenn man Bohcisen längere Zeit in einer Auflösung von
Malzsaurem Kalk liegen lafst, so löst sich das reine Fisen all
mählich in derselben auf, und es bleiben mit dem 'Graphit
die Oxyde der mit demselben verbunden gewesenen leicht
oxydablen metallischen Substanzen beinahe m der Form des
Bohcisenstückchens in einer lockeren Masse zurück. Salz-
s^üte' Bittererde leistet dasselbe.
//
I
»al«l. i. polyt. Inst. I. Bei. ' J 3
XL
I
Einige Bemerkungen über das Härten des
Stahles , nebst Tafeln für die Zusammen-
setzung leichtflüssiger MetaÜ-
mischungen,
zur Regulirung des Grades der Anlaufwärme heim
Härten des Stahles, und zu anderem Gehrauche.
I
Vom Herausgeber.
?.^.
JLlie Vorsicht und Sorgfalt, welche das Härten
des Stahles erfordert, sind den Künstlern Bekannt
Durch Mangel an der nöthigen Kenntnifs und Ge-
schicklichkeit heim Härten wird auch der heste Stahl
verdorhen. Die gröfste Schwierigkeit ist das gleich*
förmige Anwärmen des Stückes , zumahl wenn dieset
dünnere und dickere Stellen hat, da hier, hei der ge-
wohnhchen Erhitzung im Kohleufeuer vor dem Ah*
löschen, die dünneren Stellen in derselben Zeit heis-
ser werden, als die dickören, daher eine ungleiche
Härtung entsteht. Diefs ist z. B. hei Rasirmessern dei
Fall, ebenfalls bei Feilen. Die sorgfältigen Handgriff!
in der gleichförmigen Anwärmung und Härtung sinid
hauptsächlich der Grund des Vorzuges der englisch^
feilen vor den deutschen. -
Wird eine Feile zum Anwärmen fiir die Härtung
ins Feuer gelegt, so nehmen ihre Zähne in derselben
Zeit eine gröfsere Hitze an^ als die ganze Masse; M
bedecken sich zum Theil mit Oxyd, und der StaU
verliert dadurch seine Qualität und wird weich. li
England bedient man sich verschiedener Mittel,
I
die Zähne der Feilen beim Härten theils vor dem Ab-
brennen, theils vor der zu starken Erhitzung zu
schüts^n. >
In. einigen Fabriken macht man ein Gemenge
aus Kochsalz und gepulverter Beinasche (gebrannte*
Knochen) mit Bierhefen: mit diesem Gemeuge, das
eine gehörige Konsistenz hat, werden die jf'eilen ganz
bedeckt, sodann auf Eisenstäbe, welche in demMauer-
weil eines Ofens. befestiget sind, neben einander ge-
legt,, und durch Kohlenfeuer so weit erhitzt, bis der
Überzug hart genug wird , damit er nicht abfalle,
wenn die Feilen in das Kohlenfeuer zum Anwärmen ge-
bracht worden. Hierauf werden sie möglichst gleich-
mäfsig rothglühend gemacht, und in kaltem Wasser
(durch senkrechtes Eintauchen) abgelöscht.
, In den meisten Fabriken wird gegenwärtig Rocken-
mehl mit einer gesättigten Salzaujflösung angemacht,
bis zur Konsistenz eines Syrups. Die Feilen werden
in diesen dünnen Brei eingetaucht, und wie vorher
behandelt. Diese Methode hat den Vonheil, duich
ein einmahUges Eintauchen das besondere Aufstrei-
chen der schützenden Masse zu ersetzen. Auch wird
bei dieser Methode an Kochsalz erspart. Nachdem
die Feilen gehärtet sind, werden sie im Wasser abge-
waschen, und mit Cokes- Staub abgebürstet. Zuletzt
Werden sie in Kalkwasser eingetaucht, am Feuer schnell
Setrocknet, und noch warm mitBaumöhl eingeschmicrt,
fem evwas Terpentinöhl zugesetzt worden ist. Die enj»ii-
scUen Feilen werden aus doppelt gebranntem Gement-
5tabl verfertiget. ,
Um Stahlarbeiten, welche nach dem Harten noch
cbmahl angelassen werden, um ihnen den gehörigen
['Grad von Härte zu geben, wie alle Schneidewerk-
«euge, völlig gleichmäfsig zu erhitzen, braucht man
(l^enwärtig für feinere Waaren die sogenannten me-
i3 *
tallischen Bäder, wodurck die verlangte Temperatur
am sichersten und gleichmäfsigsten erhalten wird..
Häufig Wendet man dazu hlofs ein Blcihad an. In ei«
nem gufseisernen Gefäfse erhält man geschmolzenel
Blei in der gehörigen Hitze , und läfst auf demselben
eine eiserne Platte schwimmen. Die Stahlarbeiten wer«
den dann darauf gelegt ; und wenn sie die verlangte
Anlaiiffaifbe erhalten haben , sogleich abgelöscÄL
Die Temperaturen, bei welchen der Stähl mit
deh bekannten verschiedenen Farben anläuft, sind
bekannt (vergl. meine Grundl. der Chemie a**' Tljeil,
S. 129). Durch die Schmclzgrade von Mischungen
von Blei und Zinn lassen sich diese Temperaturen und
ihre Zwischenglieder bestimmen, und wenn man nun
in diesen geschmolzenen Mischungen die Stahlar*
beiten anwärmt^ so ist man nicht nur für die Tempe*
iratur selbst , sondern auch fiir die völlige Gleicbför«
migkeit in der Anwärmung vollkommen, sicher. Diese
Methode verdient daher, wenigstens für feine Schnei*
dewerkzcuge , eine allgemeine Nachahmung. Ich setze'
daher folgende \on Parkes in seinen Chemical Essaf}
T. V. angegebene Tafeln hierher, von denen die erste
die für verschiedene Stahlarbeiten gewöhnlichen An»
lauf- Temperaturen, und die diesen entsprechende Me-
tallmischungen cuthält.
1
-I«
i
■4
Für Lanzette .
— andere chirurgische Instrumente •
— Basirmesser etc
— Federmesser etc. . . .
— gröfsere Federmesser, Skalpelle etc.
— Scheren, Hartmeifsel etc. . . .
— Bei]e,Hobeleisen,Taschenmesser etc.
— Tischmesser , gröfsere Scheren etc,^
— Degenklingen, Uhrfedern etc. . .
— Siigenblätter elc
— « Srtiche, »eiche ein stärkeres An-
la^ben erfordern
Metall.
Tempen
misehuug.
Fakred
7 Blei 4 Zinn
44«»
7%- 4 —
43e
8 - 4 -
44«
8'A- 4 -
450'
10 — 4 ""
470
14 - 4 —
490
19 — 4 —
' 609
3o — 4 —
53o
48 - 4 —
550
kochend.Tjeinöhl
600
geschmols. Blei
6is
\
Die Metallmischnng wird in ein eisei'nes Gefäfs
eegossen^ das von unten erwärmt werden kann* / Man
legt die anzulassenden Waaren auf die erkaltete Mi-
schung^ und erhitzt diese sonach. Wenti die Oberfla-
che derselben zu schmelzen anfängt^ nimmt man dia
Stücke hinweg^ und löscht sie ab.
In Scheffield gibt man den Sägeblättern die An-
laiswähne durch das Abbrennen. Sie werden mit
Talg beschmiert^ und über dem Feuer so lang erhitzt^
bis dieses zu brennen anfängt. Diese Hitze ist etwa
GooP F.
n.
Die nachstehende Tafel enthält die Mischungen
ans Wismuth^ Zinn und Blei^ dann Blei und Zinn
für alle Temperaturen von 202° F. bis zur Schmelz-
hitze des Bleies (612^ F.). Diese Temperaturen gel-
ten fiir die Schmelzpunkte der genannten Metallmi-
[ schungen^ oder diejenigen Momente, in welchen sie
völlig in Flufs zu kommen, oder aus dem geschmolze-
nen Zustande wieder in jenen der Verhärtung über-
2ugehen anfangen.
Mischungen aus Wlsmuth, Blei und Zinn.
Theile Tbeile Theilo Craxle Fthreuh.
SWismuth, 8 Blei und 3 Zinn sclimelzen bei aoa
SWismuth 6 Blei 3 Zinn ao8
SWitsmuth 8 Blei 3 Zinn aaC
SWismuth «Blei 4Zinn 336
SWismuth 8 Blei 6 Zinn ^43
SWismuth 8 Blei 8 Zinn a54
SWismuth 10 Blei 8 Zinn a66
SWismuth laßlei 8 Zinn 370
SWismuth löBlei 8 Zinn 3oo
SWismuth 16 Blei 10 Zinn 3o4
SWismuth 16 Blei laZinn 394
I
198
"'•'vrfle
Theile
Theile
Grad
8 Wismuth,
16 Blei
und 1 4 Ziiim schmelzen 1:
SWisiuiiüi
löBlei
iGZinn
8 Wismuth
löBlei
18 Zinn
8 VVisiuuih
lÖBlei
20 Zinn
8 VVismuth
iGBlei
1
;)2Zinn
8 VVismuth
16 Blei
24 Zinn
8 Wismuth
18 Blei
2 4 Zinn
8 Wismuth
au Blei
2 4 Zinn
8 Wismuth
33 Blei
2 4 Zinn
8 Wismuth
34 Blei
24 Zinn
8 Wismuth
26 Blei
2 4 Zinn
8 Wismuth
38 Blei
24 Zinn
8 VVismuth
3o Blei
24 Zinn
8 Wismuth
3a Blei
24 Zinn
8 VVismuth
33 Blei
2G Zinn
8 VVismuth
33 Blei
28 Zinn
8 Wismuth
3a Blei
H
3o Zinn
8 Wismuth
33 Blei
32 Zinn
8 Wismuth
3a Blei
34 Zinn
8 W'^ismuth
3a Blei
36 Zinn
8 Wisuiuth
3 a Blei
38 Zinn
8 Wismuth
3a Blei
4o Zinn
Mischung
en
aus Blei und Zinn.
TliRile
r
rheile
Grad
4 Blei
und
4
Zinn schmelzen hei
4 Blei
5
Zinn
4 Blei
•
G
Zinn
4 Blei
7
Zinn
4 Blei
*
8
Zinn
4 Blei
9
Zinn
4 Blei
10
Amn
. 4 Blei
II
Zinn
4 Blei
1:2
Zinn
4 Blei
i3
Zinn
4 Blei
i4 Zinn
4 Blei
i5 Zinn
Theile
4 Blei
4 Blei
4 Blei
4 Blei
4 Blei
4 Blei
4 Blei
4 Blei
5 Blei
6 Blei
7 Blei
8 Blei
9 Blei
0 Blei
Blei
2 Blei
3 Blei
4 Blei
5 Blei
[6 Blei
[7 Blei
[8 Blei
19 Blei
20 Blei
21 Blei
22 Blei
^3 Blei
4 Blei
35 Blei
36 Blei
37 BUi
28 Blei
39 Blei
3oBlei
h Blei
34 Blei
36 Blei
und
TlieiTe
16 Zinn
17 Zinn
18 Zinn
19 Zinn
20 Zinn
33 Zinn
24 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
199
Tfrade Falirenh.
schmelzen bei 867
3'70
378
38o
383
37a
390
4ia
430
44a
' 46o
470
476
483
486
490
494
498.
5oa
5o5
509
5ia
5i5
5i7
5i8
519
Sao
SaS
535
537
529
53o
533
535
538
tüoo -
Theile
38. Blei
4o Blei
43 Blei
44 Blei
46 Blei
48 Blei
5o Blei
ßa Blei
54 Blei
56 Blei
58 Blei
60 Blei
63 Blei
64 Blei
66 Blei
68. Blei
70 Blei
100 Blei
und
4
4
4
4
4
4
4
4
4
4
4
4
4
4
4
4
4
4
Theile Grade FahreiA.
Zinn , schmelzen bei 54o
Zinn
Zinn
Zinn
Zinn
Zinn
Zinn
Zinn
Zinn
Zinn
^inn
Zinn
Zinn
Zina
Zinn
Zinn
Zinn
Zinn
Blei allein^ schmilzt bei
543
546
548
55o
55 1
55a
554
555
556
557
557
557
557
557
559
558
612
■ >
' V
\
•fl
XII.I >
t
ber Wärmemesser, besonders in Be-
lebung auf Brequets und Holzmanns Me-
tallthermometer.
Von
Johann Ph. NeumanUy
Professor der Physik am Ii. k. polytechnischen Institute«
Ua das Thermometer niclit nur bei Uniersu-
fiDgen über die Erscheinungen dqr Wärme dem Na-
rforscher unentbehrlich, sondern ein Apparat ist,
sieben der Physiker und Chemiker bei Gelegenheit
dnahe aller Naturprozesse befi*agen mufs , und wel-
ler eben so von jedem zu Rathe gezogen wird, der
m diesen Prozessen in Beziehung auf ökonomische,
ichnische und medizinische Zwecke Anwendungen
a machen hat; kurz, ein Apparat, wichtig für die Wis-
enschaft, nicht minder wichtig für so manche Fälle
ies gemeinen Lebens : so ist es nicht zu wundern,
^is, seit der Erfindung desselben so viele Gelehrte
^d Künstler mit dessen Vervollkommnung sich be-
schäftigt haben. Man hat bekannthch verschiedene
Äaterien als thermoskopische Substant anzuwenden
^ersucht} indessen hat das Quecksilherthermometer
[^ti nur vor allen übrigen Wärmemessern bisher den
^ allerdings gebührenden Vorzug behauptet , son-
J^ni ist jetzt beinahe allein in dem allgemeinen Ge-
^^^uche. Indessen hat man sich ehißmahls auch der
^^^^eist -Thermometer häufig bedicüt, und in den
^«uem Zeiten sind die Luftihermoskope von LesUe
198
»
V Solle Theilc Theile Grade l^aTirenh:
8 Wismuth, i6 Blei und, 1 4 Zinn schmelzen bei ^o
SWisiunth löBlei iGZinn 092
SWismuth löBlei 18 Zinn 398
8VVi3niuth iQBlei 20 Zinn 3o4
SWi^muth lüBlei . 22 Zinn 3^2
8VVismuth 16 Blei 24 Zinn 3i6
8Wismiith 1 8 Blei 2 4 Zinn 3ia
SWismiith 20 Blei 24 Zinn 3i(\
8Wismuth 22 Blei 24 Zinn 3o8
8 Wismuih 24Blei 24 Zinn 3io
SWismuth 26BJei 24 Zinn 320
8 VVismuth 28 Blei 24 Zinn 33o
8\Visinuih 3oBlei 24 Zinn a42
8Wismutli 32 Blei 24 Zinn 352
SWismuth 32 Blei 2G Zinn 348
SWismuth 32BJei 28 Zinn 332
8Wisnmth 32 Blei, 3oZihn 328
8 VVismuth 32 Blei 32 Zinn 320
8 VVismuth 32 Blei 34 Zinn 3i8
8 Wisinuth 32 Blei 36 Zinn 320
SWismuth 32 Blei 38 Zinn 322
8 VVismuth 32 Blei 4o Zinn 324
Mischungen aus Blei und Zinn.
Tlieile Theile Grade Fahtienk.
4 Blei und 4'Ziinn schmelzen bei 3'j:t
4 Blei 5 Zinn 353
4 Blei G Zinn 336
4 Blei 7 Zinn 338
4 Blei 8 Zinn 34o
4 Blei 9 Zinn 344
4 Blei 10 Zinn ' 348 ,
4 Blei 1 1 Zinn 353
4 Blei 13 Zinn 356
4 ßlei i3 Zinn 3Go
4 Blei i4 Zinn " 303
4 Blei i5 Ziun 364
4 Blei
4 Blei
4 Blei
4 Blei
4 Blei
4 Blei
4 Blei
4 Blei
5 Blei
6 Blei
7 Blei
8 Blei
9 Blei
» Blei
: Blei
2 Blei
3 Blei
4 Blei
5 Blei
6 Blei
7 Blei
8 Blei
9 Blei
20 Blei
21 Blei
22 Blei
23 Blei
2^ Blei
25 Blei
26 Blei
27 Bl6i
28 Blei
39 Blei
3o Blei
32 Blei
34 Blei
36 Blei
TlieiTe
und 16 Zinn
17 Zinn
18 Zinn
19 Zinn
20 Zinn
22 Zinn
24 Zrinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
4 Zinn
199
Cfrade Falirenh.
schmelzen bei 867
370
378
38o
383
37a
390
430
44a
' 46o
470
47Ö
483
486
490
494
498
5oa
5o5
509
5l3
5i5
5i7
5i8
519
520
533
535
537
529
53o
533
535
538
r
drückt er inittelst eines stählernen Hakens h>n de4 \
kürzern Arm e eines Hebels ^^ dessen längerer Arm f
in einen gezahnten Bogen ausgeht. Die Zähne diesM
letztern greifen in die Zähne eines kleinen Rades ein,
an dessen Achse der Zeiger z (Zeichn. 3) sich befiii**
det, welcher an einem Zifferblatte die Grade derTemf
peratur angibt. Eine klsine Spiralfeder s (Zeichn* ^
dreht die Achse des Zeigers in entgegengesetzter Ricbi*.
tung^ wenn jene bogenförmige Feder sich bei abnehr;
jnender Wärme stärker krümmt^ und daher ihr Dru^
auf den erwähnten Hebel nachläfst. Noch ist einp klei^<
grie Schraube r zu bemerken. Wird diese mehr ein?'
geschraubt^ so drückt sie den Stahlstreifen tu e^waii
aufwärts j dadurch kommt h näher an den Drehungff;
punkt des Hebels, die Wirkung des Druckes wipiib
demnach kleiner. Die genannte Schraube r dienet^
wie man sieht , zum Reguliren des Apparates. .^
Thermometer dieser Art verfertiget Herr Hobkm
manriy nach seiner Versicherung, schon seit fiin&.ehui
Jahr&n. Sie sind zwar etwas zusamm^engesetzt; dod^
ist ihr Gang , den damit angestellten Beobachtungeil
zu Folge, regelraäfsig. Sie haben (wie aus der Zeidbi«
nung 2 zu ersehen ist) das Aufsere einer Sackuhr. ^
■I
• -j
Ahnliche Apparate sind vor mehreren Jahren aiidl
von einem gewissen Herrn Jürgensen, in Kopenhoi
gen verfertiget worden, wie aus einer Nachricht mil
beigefügter Zeichnung im 6. Bde. von Qehlens neueni
allgemeinen Journal der Chemie, Seite 5oo^ zu eq|
sehen «ist. .i
•,i
Die neue Art des Ifolzmann^ sehen Thermom«^
ters, dessen Äufseres (wie aus der Zeichnung i e^
sichtlich isi) ebenfalls aem einer Taschenuhr gleid|M|
hat eine ganz einfache Einrichtung. Die Then90*
«kopische Substanz ist ein aus zwei aneinander gefäp
ten Metallen (nähmhch Silber und Platin) zusammem
-V
205
■
gehetztes spiralförmig gewundenes dünnes j^lätt-
chen s. ^Das äufsere Ende der Spirale ist an einem
mit dem «Gehäuse verbundenen Stänglein t fest ge-
macht^ das innere Ende mit der Achse des Zeigers z
verbunden. Bei zunehm^^nder Wärme dreht sich die
Spirale auf, bei abiiehmender zuj in beiden Fällen
mofs der Zeiger bewegt werden. Ein Thermometer
dieser Art, dessen Anzeigen ich mit denen eines rich-
. ligen Quecksilberthermometers verglichen habe , fand
I ich mit diesem übereinstimmend. Es ist ferner in ho-
1 Kern Grade empfindlich y wovon ich mich ebenfalls
' durch Versuche überzeugt habe. Die Temperaturs-
I Veränderungen, die unter dem Rezipienten der Luft-
! pumpe durch Verdünnung der Luft, und nachher
t onrch Herstellung der vorigen Dichtheit derselben
[hervorgebracht werden, sind an dem Zeiger sehr
merklich.
Diese Empfindlichkeit, so wie eine von den Me-
tall-Therniometern früherer Zeiten vergebens erwar-
tete Richtigkeit findet sich ebenfalls 2iaBrequeVs oben
erwähntem Thermometer. Die Benützung des blofsen
ms verschiedenen Metallen bestehenden Streifens ist
liich eigentlich Brequet^sldee. Die gewöhnlichen (we-
nigstens unter uns bekannter gewordenen) Apparate
dieses Künstlers aber unterscheiden sich von d!en hier
beschriebenen Ifolzmann* sehen, sowohl in der Ge-
»ildt und Anordnung der Theilc, als auch in dem äus-
•ercn Aussehen. Das aus drei Metallen (Silber, Gold
«nd Platin) zusammcfigefiigte Blättchen ist schrau^
unförmig gewunden. Das obere Ende desselben ist
M\ einem Stänglein befestigt^ das von einem Fnfse ge-
tragen wird; das untere freie Ende trägt einen hori-
tontalen Zeiger, unter welchem sich an der breiten
Riehe des Fufses die kreisförmige Gi adeintheilung be-
Sftdet. Die Folge dieser Einrichtung ist, d^afs das
^Wttchen sammt dem Zeiger (welches, wie man sieht,
•owohl in Beziehung auf Schweie als in der auf Ela-
206 ^
siizität^ ciii Pendel ist) bei dem leisesten Luftzüge
um so mejir bei der kleinsten Bewegung des Tischei
auf den es etwa gestellt ist^ oder bei der langsamste!
Übertragung in ein Zittern geräth und sehr lange oscil
lirt, bis es wieder zur Ruhe kommt. Um es vor je
dem Luftstofse zu bewahren, bedeckt man es gewöfeff
lieh mit einer kleinen Glasglocke. — Indessen hai
(Nachrichten zu Fcjge) Hr. Brequet auch Apparat«
mit spiralförmig gewundenen Metallstreifen verfer:
tigt, welche von jener durch das Zitterif des Blätfr
chens verursachten Unbequemlichkeit befreiet sind
XIII.
Über den verbesserten Blasebalg voa
De la Forge in Faris.
' \j\esev Blasebalg, von welchem die Fig. 5. Tafn
die Ansicht und den senkrechten Durchschnitt, Fiß.(
die Ansicht des unteren Bodens enthalten, unterscl
det sich von einem gewöhnlichen doppelton Blasebj
dadurch, dafs der untere Theil desselben (der Saui
kästen) der Länge des Blasebalges nach in zweiThi
getheilt ist, welche sich abwechselnd auf und nie<
bewegen, und dafs die Zwischenwand des Balges
zwei Ventilen versehen ist, von denen jedes einem dd
beiden Saugkästen zugehört. Wenn daher dieser Bl
sebalg vermittelst der m der Fig. 5. verzeichneten V(
richtung in Bewegung gesetzt wird ; so ist die WW
kung eigentlich dieselbe, als wenn zwei einfache BW
sebälge dem oberen Luftbehälter als Regulator di*
Luft zuführten. Auf dem Deckel des Luftbehälters b^
findet sich eine gut schliefsende Thiire, um durch
sselbe theils zu den Ventilen zu gelangen , theils den
skalier selbst yo;i etwa durch die Dille eingesaugten
)lilen u*. s. w. reinigen zu können.
Bei dieser Konstruktion wird also die Luft,
Blche zur Anfachung des Feu6rs in einer bestin^imten
äit erfordert wird, in zwei Portionen in den Be-
ilter gebracht, während dieses bei dem gewöhnli-
len Blasebalge auf einmahl geschieht. Es mufs also
ne gleichförmigere Geschwindigkeit des Luftstromes
idurch bewirkt werden.
Mit diesem Blasebalge wurden von dem k. k. Ar-
Ilerie-Hauptzeujgamte und dem L k. Fuhrwesens-
orps - Kommando in Wien verschiedene verglei-
lende Versuche angestellt, deren Resultate die grös-
Jre Gleichfännigkeit des Windstromes bei demsel-
en, und als Folgen dieser vermehrten Glqichformig-
eit einen geringeren Kohlenverbrauch und einen ge-
ngeren Abbrand des Eisens bewähren. So fand sich;
IS unter gleichen ^Umständen und zur Herstellung ^
'rselben Arbeit bei Anwendung des neuen Blase-
ilgs 65oj- Pf Kohlen, bei Anwendung des alten aber
i3|- Pf.; in einem anderen fortgesetzten Versuche bei
an neuern Balge 834 Pf-j ^^^ d^"* alten 972 Pf^
)lilen erforderlich waren. Rücksichtlich des Ab^
andes des Eisens ergab sich bei der Anwendung
» neuen Blasebal^res ein Feuerabfali von 3o Pf.
(Lth., bei jener des alten von 33 Pf. 24Lth. ; bei
aem andern fortgesetzten Versuche im ersten Falle
ü Abgang von 4^ Pf 1 Lth., in dem zweiten von
i Pf. 24 Lth. Den Grund dieses geringeren Ab-
fandes fand man darin, das bei dem gleichformi-.
cten Luftstrom des neuen Blasebalges und der da-
Ärch erzeugten gleichförmigen Hitze das Eisen*nicht
ö oft in das Feuer eingehalten werden durfte, als
rfserdem.
äo8
Es erhellet übrigens von $ell>$t y dafs bei diese
Einrichtung des Blasebalges der eine der beiden Sau
gekästen ausgehängt^ und nur mit dem andern ge
arbeitet^ und dadurch die Wirkimg des Gebläses uo
die Hälfte vermindert werden könne.
Der Herausgeber.
XIV.
Zur Geschichte der Dainpfbopte.
Vom Herausgeber*).
Di
le Idee, Schiffe durch die bewegende Kraf
6iner Dampfmaschine vorwärts zu treiben, kam bak
nach der ersten Verbreitung der Dampfmaschinen, b
Vorschlag. Im Jahre 1705 hatte Newcomen sein Pa
tent auf seine Dampfmaschine genommen, welche bi
zum Jahre 1720 in den Kohlen- und übrigen Bergwei
ken allgemein in Gebrauch kam. Im Jahre 1 737 macht
ein Jonathan HüllSy in London y eine BeschreibuB)
mit Zeichnung bekannt, um mittelst eines durch ein
iVewcomen's che Dampfinaschine in Bewegung geseti
ten Bpotes, Schiffe aus den Häfen und Flüssen oder ii
dieselben gegen Wind und Fluth oder bei WindstiUi
zu fuhren. Dieser Vorschlag hatte keine Folgen.
Die^ erste Ausfuhrung der Dampfboote kam 11
Nordamerika zu Stande. Im Jahre 1798 erhielt de
Kanzler Livingston von der Saatsverwaltung in New
York ein ausschliefsendes Privilegium für zwanlEi|
♦) Gröfsten Theils nach : Blunts stran^ers guide to the city c
New 'York. New- York ^ 18175 Buchanän*^ treatise ou pr<
pelling vesseb by steam. London^ 181 0; und John Bristed
Hesources of the united states ai America. New- York, 18 1«
^09 '
isilire auf die ErricHtung'^ von Damp(t)ooten auf allen
jrewässem innerhalb des Staates von New^ York nüter
1er Bedingung^^ d'afs er binnen einem Jahre ein sei*!:
ches Damjpfboot zu Stande brächte^ welches im Mittel
vier (engC) Meilen ') in der Stunde segelte. Diesir
Bedingung wurde unterdessen von Hrn. Lwingston
nicht erfdllt.
Als Lwingston sich späterhin als nordamerika-
nischer Minister in Frankreich >aufhielt, machte er
dort die Bekanntschaft des Hm. Fulton aus Neu^-
York, der sich früher schon mit diesem Gegenstände
beschäftigt hatte. Die Versuche, welche sie im Jahre
i8o3 defshalb anstellten, hatten den gewünschten Er-
folg, und überzeugten sie von der Ausführbarkeit und
Nützlichkeit der Entdeckung. Erst im Jahre 1806,
in welchem Fulton nach New- York zurück kam, un-
ternahmen sie die erste Errichtung eines Oampfboo-
tc$. Dieses Boot beschiffte den Hudsoris^Yhxh im
lahre 1807, und machte im Mittel fünf Meilen in der
Stunde. Im nächsten Winter wurde dieses Boot^fer-
fröfsert, und erhielt i4o Fufs Länge «luf 16^ Fufs
Breite. Die Regierung von New- York war von der
Nützlichkeit dieser neuen Unternehmung so überzeugt^
dafs sie das Privilegium für Lwingston und Fulton für '
jedes von ihnen zu errichtende Dampfhoot auf fiinf
Jahre ausdehnte, mit der Beschränkung, dafs der
ganze Termin nicht dreifsi^ Jahre übersteige.
Dieses erste Dampfschiff bekam den Namen der-
^nty und trug 160 Tonnen «) Last. Es machte seine ^
tttxe Reise nach Jlbany auf dem Hudson s-Flufs, eine
^Entfernung von etwa 160 Meilen. Für die Anwohner
^eses Flusses und für die Schiffer auf demselben, war
0 Die gesetzmäfsif^e englisrlie Meile hat 848 \V. Klafter; die
Londoner Mcüe beträgt 804 W: Klafter.
-) Die 'f onne hat 20 Zentner.
'•Iwb. a. polyt» Inst. I. Bii. T 4
l
dieses Fahrzeug eine ganz neue Erscheinung ^ und ver-
breitete Furcht und Schrecken unter die Unwissendeo.
f
Die ersten Dai^pfboote in Amerika gebrauchten ab
Brennmaterial^ wie noch jetzt gr öfsten Theild , trocke-
nes Fichtenholz ; aus dem Rauchfange stieg daher eine,
funkensprühende Feuersäule mehrere Fufs hoch enif-
por: »Diese Flamme, das Plätschern der Räder und
das Getöse der Maschinerie gaben dem Schiffe in der
Nacht das Ansehen eines Ungeheuers, das gegen
Fluth und Wind vorwärts arbeitete, und seinen Weg
durch das eigene Feuer erleuchtete, das es ausspie.«
Unter FultorHs Leitung wurden in New - Yoii
nach und nach fünfzehn Dampfschiffe erbaut. Von
diesen ist die Dampffregatte , die den Namen FuUxm
der Erste fuhrt, das gröfste. Der Plan zu diesem*
Gebäude Wurde zu Anfang des Jahres i8i4 zurYer-
theidigung des Hafens von New ^' York entworfene
Nach FultorCs Plan sollte dieses Schiff eine starke
Batterie fuhren, Ofen fiir glühende Kugeln enthalten,'
und eine Geschwindigkeit von vier Meilen in der
Stunde haben. Um Zeit in der Ausfuhrung zu ge-
winnen, erbot sich ein Ausschufs der Bürger von
iVerv- York^ das Schiff auf eigene Kosten und Gefahr-
herstellen zu lassen, wenn die Regierung dasselbe^
nach seiner Vollendung , und nachdem seine Nützlich-
keit erwiesen seyn würde , fiir ihre Rechnung über-
nähme. Der Betrag der Kosten wurde auf 320,ooo
Dollars geschätzt, was beiläufig die Summe ist, wel*
che eine Fregatte vom ersten Rang kostet. Die Re**
gierung selbst verwendete sich mit Eifer für dieSache^
und im März i8i4 wurde der Präsident durdh tvam
Kongrefsakte zum Bau eines oder mehrerer dieser
Schiffe , unter dem Nahmen schwimmender Batterien^
zur Vertheidigung der Küsteil und Häfen ermächtigt*
Am 20. Juni i8i4 wurde der K.iel zu dieser Fre-
gatte gelegt, und am 29. Oktober desselben Jahren
211
trde sie vom Stapel gelassen. Im Mai i8i5 wurde
=» Dampftnaschine auf derselben aufgestellt^ und ea
ir alles so weit fertig, um die Maschinerie probieren
können. In dieser Z^t starb Fulton im 54***'* Jahre
ines Alters*
Am 4- J^di i8i5 machte die Fregatte eine Probe*
ise aus dem Flusse in das Meer und zurück, uni
gte durch die blofse Kraft der Maschinerie einen
^eg von drei und fünfzig Meilen in acht Stunden und
ranzig Minuten zurück. Diese Versuche hatten die,
erbesserung einiger Fehler und Un Vollkommenheiten
der Maschinerie zur Folge. Im September machte
} einen anderen Ausflug in die See mit ihrer ganzen
swaffnung am Bord : sie machte hier ii|i Mittel sechst-«
Jb Meilen in der Stunde. Gegen die Fluth, welche
Qe Geschwindigkeit von drei Meilen in der Stunde
itte, ging die Fregatte mit einer Geschwindigkeit
n dritthalb Meilen in der Stunde. Die Maschinerie
eses Schiffes bedarf übrigens noch einiger Verbes- •
rangen, damit es dieselbe Geschwindigkeit erlange^
ie sie den kleinen Dampfschiffen eigen ist*
.Diese Fregatte besteht aus zwei Gß Fnfs langen ,
^oten^ welche durch einen Zwischenraum voii i5 Fuf$
eite von einander {jetrennt sind. Das eine Boot fent-
It die kupfernen Dampfkessel j das zweite dieDampf-
ischine selbst. In dem Räume zwischen beiden be-
*gt sich das Ruderrad. Das Haiiptverdeck trägt die
iwaffnung, und ist durch eine Brustwehr von mas-
em Zimmerholz, 4 F^^^ ^^ Zoll in der Dicke, be-
biitzt. Durch dreifsig Schiefspforten sind eben so viele
Pfiinder glühende Kugeln zu werfen bestimmt, zu
tren Erhitzung alles bequem und sicher eingerichtet
t. Das obere Verdeck , auf welchem die Mannschaft
rfgestellt werden kann, ist mit einem starken Boll-
werke umgeben. Die Fregatte trägt zwei starke Masten
i4 *
mit Segeln : sie hat zwei Bogspriets und vier. Steuer^
rüder ^ eines an jedem Ende der beiden Boote, so^
dafs sie vor- und rückwärts steuern kaim. Die Kraft
der Dampfmaschine auf der Fregatte ist auch noch auf
das Treiben eines Pumpwerkes berechnet, mittelst
dessen eine grofse Wassermenge gehoben,, und auf
die Verdecke und durch die Schiefspforten eines feind-
lichen Schiffes gespritzt werden kann, um dadurch
dessen Batterien und Munition zu überschwemmen.
Die übrigen Dampfschiffe, welche in New- York
theils durch Fulton p theils nach seinem Tode erbauet
worden sind, tragen gewöhnlich 120 bis 4oo Tonnen
Last. .Das gröfste Dampfboot, der Kanzler Living'
ston, von 526 Tonnen, wurde im Jahre 1816 vom^
Stapel gelassen. Dieses Fahrzeug geht von JVevi^Tork
nach Albanyy und ist unter den bekannten das schönste
und gröfste Dampfboot für Reisende. Es hat i65 Foft
Län^e auf 5o Fufs Breite. Der kupferne Kessel wiegt
ao Tonnen, und gehört zu einer Maschine von 80 Pfer-
den Kraft. Das Schiff hat hinreichende Bequemlich-
keit für zweihundert Reisende, überdiefs die nöthige
Unterkunft fiir di§ dreifsig bis vierzig Schiffsleute und
Matrosen. Auf dem Verdecke ist der Saal fiir die Frauen
angebracht, schön und bequem eingerichtet; fernet
die Kajüte des Kapitäns, und -das Postzimmer: über-
dem befindet sich hier ein Magazin für das Gepäcke^
ein Rauch- und Waschzimmer, und Gemächer fiir ge-
ineine Soldaten; alles zierlich eingerichtet, und eines
von dem andern abgesondert. Unterhalb' befinden
sich drei Schlafzimmer für Männer, von. denei* das
gröfste auch bequem als der gemeinschaftliche Speise*
saal für die gesammten Reisenden hergerichtet ist In
der Nähe befinden sich Küche und Speisekammer. Un-
geachtet des grofsen Umfanges dieses Schiffes und sei-
ner grofsen Belastung, hat man es denaoch schon.
Wind und Fluth zu seinen Gunsten, fünfzehn Meilea
in der Stunde segeln gesehen. Sein gewöhnhcher Lauf^
I
^i3
gen Wind und Fluth ist beiläufig zehn Meilen in der
ande (etwa 1 4 Fufs W. in der Sekunde).
Yon den zwei Booten^ »Zwillingsboote genannt^^
;lche zwischen New-York und Jersey hin- und her-
ben^ besteht jedes aus zwei Booten^ welche durch
1 Verdeck oder eine Brücke mit einander verbunden
id. Sie laufen an beiden Enden spitz zu^ und kön-
m vor- und rückwärts bewegt werden, ohne die Zeit
it Umkehren zu verlieren. Das Ruderrad befindBt
Ji in der Mitte.
Das letzte Dampfboot fiir Reisende, welche« un-
p FultorCs Leitung erbauet worden, ist )enes, wel*
les die Reise ^ouNev^York nach New-Hai^en maeht^
( triigt etwa 4oo Tonnen Last, ist sehr stark gebauet^
id schön uod bequem eingerichtet. Da dieses Boot
len grofsen Theil seiner Reise im Meere zu machen
t, so ist es mit einem runden Boden, gleich einem
llkommenen Seeboote gebauet (alle übrigen Damp^
ote sind flach). Es passirt täglich, und zu jeder
uthzeit, die gefährliche Strecke von Heil-Gate y wo
-auf die Länge einer Meile oft gegen eine Strömung
d wenigsten« sechs Meilen in dSr Stunde zu käm-
m hat.
Die meisten Flüsse der nordamerikanischen Frei-
iaten werden gegenwärtig mit Dampfbooten befah-
a, deren Anzahl sich immer vermehrt. Diese Unter-
hmungen werden gröfstentheils von Aktiengesell-
biaflen betrieben, welche von der Regierung auf eiiic
wisse Anzahl von Jahren privilegirt sind.
Selbst der Mississippi und der Ohio, die reifsend-
en Ströme Nordamerika! s , welche vorher größten-
leils nur in der Richtung des Stromes beschifft wür-
m, werden jetzt mit Dampfschiffen aufwärts befah-
in. Die Reise auf dem Mississippi von LouisnllB
^di Jfew-Orleans und wieder zurück, eine Strecke
2i4
von dreilausend vierhundert Meilen^ wird durch die
Dampf boote gegenwärtig in fünf und dreifsig hi3 vierzig
Tagen ,2urückgelegt : die Transportkosten von Waaren
betragen dabei weniger als die Hälfte der früherefl
Landfracht durch die»Gebirge. Im Frühjahr 1817
ging eii^ Dampfboot von Pittsburg m Pensyhanien
nach Louisi^ille in Kentuki und zurück auf dem Ohio.
£s ist nicht unwahrscheinlich ^ dafs die Nordamerika-
ner mit der Zeit mit ihren Dampfbooten aus dem at-
lantischen Meere über die Wasserverbindungen de»
Hudsonflusses und Eriesees den Weg in den mexi-
kanischen Meerbusen finden werden.
D e ^n Nordamerika ohnehin sehr häufigen Kom-
munikationen haben sich durch die Wohlfeilheit und
SclinelUgkeit der Dampfschiffahrt noch bedeutend ver-
mehrt. Die Dampfhoote legen gewöhnlich den Weg
in der halben Zeit zurück^ die man vorher nöthig
hatte. Die Strecke von New-York nach Albahjr (etw»
fünf und dreifsig deutsche Meilen) wird gewöhnlich in
vier und zwanzig Stunden zurückgelegt: sonst brauchte
man drei Tage zu Wasser^ und zwei Tage zu Lanj.
Das folgende Schema einer Reise von Philadel'
phia nach Quebek (sieben hundert Meilen), zeigt die
Wohlfeilheit dieser Art zu reisen. Die erste Kolumne
enthält die Kosten der Reise in Dollars für eine Pe^
soUj Fracht ujxdKost eingeschlossen *)•
Von Philadelphia n. New - York^ theils
imDa».- fj><>ot, tbeilsinLandkutscb.
V. New- York n. Albanyam Dampfboot.
V. Alhany n. Whitehall^ inLandKutscb-
V. IVhitehalln. ^i. Johns, im Dampfb.
V. St John s n . Montreal^ inLandkutsch.
V. Montreal n. Quedek, im P^mpfboot
Kosten.
Stunden.
Metier
Dollars.
10
i3
96
7
H
160
8
12
■ 70
9
36
i5o
3
4
37
10
24
186
47
io3
699
• •WF
^) JBrisU4^ He$oi|rcQ9 etc» Pag. 66.
5l5
Vergleicht man die Kosten der Reis^ fiir den mit
demDampfböote zurückgelegteil Weg gegen die Fahrt
mit den Landkutschen ; so kommen mit der Dampf-
schiffahrt auf einen Dollar Kosten^ 19 Meilen^ mit der
Landkutsche 9^ Meilen. <
In England kam das erste Dampfboot erst im Jahre
1 812 zur Ausfuhr ung: es hatte 4o Fufs Länge^ lO^Fufs
Breite, und war mit einer Maschine von nur drei Pfer-
den Kraft versehen. Es beschiffte den Cljrde zwischen
Greenöck und Glasgow^ eine Entfernung von etwa fiinf
und zwanzig Meilen. Diese Strecke wurde nach und
nach noch von zehn andern Dampfbooten von gröfse-
rer Dimension befahren. Das gröfste derselben hat
neunzig Fufs Länge, siebenzehn Fufs Breite, und eine
Dampfmaschine von dreifsig Pferden Kraft. Die Dampf-
boote in England stehen überhaupt denen in Nord^
amerika an Gröfse und Stärke der Maschinen bedeu<^
lend nach.
I
i
Wie sehr durch die Erleichterung der Kommu-
nikationsmittel 'dfe Kommunikation selbst vermehrt
werde, davon gibt, nach Buchanaris Zeugnifs, die
Dampfschiffahrt auf^ dem Clyde einen auffallenden
Beweis. Vor der Einfuhrung derselben überstieg die
Anzahl der Reisenden zwischen Glasgow und Gree^
noc^ in einem Tage , selbst im Sommer, auf dem Flusse
nicht die Zahl von fünfzig hin, und fünfzig her^ die
S^aU derjenigen, die in Kutschen fuhren, betrug vier
und zwanzig Personen hin, und eben so viel her. Ge-
genwärtig ist es, bei gutem Wetter, etwas gewöhn-
liches, fünf bis sechs hundert Reisende in einem Tagß
ankonunen und abgehen zu sehen. Auf einem einzigen
dieser Damfboote befanden sich schon zwei hundert
sieben und vierzig Personen.
Die Geschwindigkeit der englischen D^mpfboote
ist im Mittel sechs Meilen in der Stunde in stillem Was^
2i6
ser (etwa 8|- WJ Fufs in der Sekunde). Das Dampfboot
(the Ladyxof the Lake), das auf dem Forth zwischen
StirLing und Leith hin- und hergeht, von 65 Fufi
Länge im' Kiel, i6 Fufs 42*011 Breit«, mit einer Ma-
schine von zwanzig Pferden Kraft, macht einen W^
von zwei und fünfzig Meilen, gewöhnlich abwärts in
fiinf Stunden, und aufwärts in sechsthalb Stunden*).
Auf den verschiedenen Flüssen von England mögen
gegenwärtig fiinf und zwanzig bis dreifsig Dampfboote
im Gange seyn»
In Österreich brachten zwei Unternehmer, Fr»
Bevnard et Comp, und Ches^. de St. Leon et Comp.,
die Dampfschiffahrt auf der Donau zur Ausfuh-
rung. Im Herbste 1818 machten beide mit ihren er»
baueten Schiffen die zur Erlangung des Privilegiums
vorgeschriebene Probefahrt, von Pesth nach Komom;
wonach Beiden auf die Dampfschiffahrt fiir die Donau
und ihre Seitenflüsse, ein fünfzehnjähriges Privile-
gium zu Theil wurde. Da die Donau im Mittel eine
Geschwindigkeit von 5 Fufs hat, und selbst Stellen
mit 8 Fufs Geschwindigkeit und darüber vorkommen;
so folgt, dafs auf derselben die Dampf boote mit stär*
keren Maschinen versehen werden müssen, als gewöhn*
heb in England, wenn die Geschwindigkeit der Fährt
aufwärts von Bedeutung seyn soll. Über die Fort-
schritte der Dampfschiffahrt auf der Donau vvird in der
Folge Nachricht gegeben werden.
Seit Anfang dieses Jahres ist ein Dampfbaot zwi-
*) Dieses Schiff hat daher dieselbe Geschwindigkeit, wie der
y> Kanzler JUvin^stoH^a näbmlich etwa «ehn engl. Meilen i»
der Stunde; Auch stehen die Kräfte ihrer Dampfmatchines
und ihre Dimensionen in demselben Verhältnisse. Taucht
nähmlicJi die »Frau vom See« 3 Fufs, iind der »Kanzler Li'
vingston« 4 Fufs im Wasser; so ist das Verhältnils ihrer
Querschnitte, wie 49: 200 oder 1 :4. Die Stärke ihrer Dampf*
maschinen verhält »ich wie 20 : 80 oder 1 : 4.
Der Ueimasgpber*
317
sehen Triest und Venedig regelmäfsig im Gange. Der
Uniemebmer desselben ist Fr. Allen : er liefs die Ma-
schinerie zu dem' Schiffe aus England kommen. Das
Schiff seihst wurde in Triest gebauet. Es legt den
Weg von Triest nach Fenedig gewöhnlich in zwölf
Stunden zurück.
XV.
über Porzellan und Porzellanerden , vor-
züglich in den österreichischen Staaten.
Von
Benjamin Scholz,
^ M. D. Professor der allgemeinen technischen Chemie
am k. "k, polytechnitüiicn Institute.
r
Dieser Aufsats, welcher seine Entstehung einer mit Akten-
st&räen Hber die inländischen Porzellanerden begleiteten A^iFor-
ienmg der höhen Kommen- ffofkommission , und seine Materialien
nfscr der genanntton Quelle, vorzüglich was die Details betrifll,
dett ftvAerst liberalen Mittheilungen des Hrn. Hofirathes Und Di-
rektort der Porsellan- und Spiegel manufaktur ▼. Nieäermajrr^ so
wie des Hm. Direktionsadjunkten k. k. Rathes v. Joris yerdanl^et,
hat den Zweck , das grofsere , gebildete Publikum mit dem We-
sentlichen der Porzellanfabrikation bekannt , auf seine Wichtigkeit
aufmerksam zu machen , über die Natur und das Vorkommen der
ForseHanerde su belehren, und dadurch Privaten theils zur Anle-
gung v^on Porzellan - oder ähnlichen Fabriken in dazu geeigneten
Gegenlen geneigt , theils zur Aufsuchung tauglicher Materialien
fnr die sclioii bestehenden Fabriken geschickt zu machen. -— Bei
dieser Gelegenheit kann man nicht lunhin , dem W~unsche sowohl
der hdien Behörden, als der Direktion der hiesigen Porzellan-
fybrik ^emalli , dem noch siemlich allgemein herrschenden Vorur-
theile la widersprechen, dafs dieÄrarial-Pofzellanfabrik in Wien
ein ftoiseUielsendes Pririlegium besitze. Nach Ablauf des dieser
si8
Fabrik bei ihrer Entstellung ertbeilten Privilegiums auf fünf und
-zwanzig Jahre, ist dasselbe nie wieder erneuert worden; und nach
dem Geiste , welcher gegenwärtig bei den der Leitung unsers Konl^
merz- und Fabrikwesens vorgesetzten Behörden herrschet, sollen
Fabriken , die der Staat auf seine Reclinung errichtet oder fortföh-
ret, weit entfernt, Privatunternehmungen ähnlicher Art zu verhin-
dern , denselben vielmehr zur Aufmunterung und zu Mustern der
Nachahmung dienen. Es wäre zu wünschen, dafs die Staatsverwal-
tung diesen Zweck bei allen Anstalten so vollkommen : als bei der
liiesigen PorzcUanfabrik erreichte y welche als ein wahres Kunstin^
stitut ihrer Art , ein sehr nachahmungswürdiges Muster darbietet.
A* Porzellan.
Geschichte der ersten Einführung und Nachah-
mung des chinesischen Porzellans in Europa.
X^ie Europäer müssen die Chinesen^ die ihnen
die Prioritätsansiprüche auf so manche andere wichtige
Erfindung streitig machen^ in der Kunst Porzellan za
bereiten, ohne Widerrede als ihre Lehrer anerkennen«
Die ersten Nachrichten über diese Erfindung verheren
sich bei den Chinesen und Japanern in den Fabehi ih-
rer uralten Geschichte^ die nach Jahrtausenden wie
die unsrige nach Jahrhunderten zählet. Eine Nadoiii ^
der so lange Er&hrungen zu Gebothe stehen^ kann es
wohl auch, ohne eben rasche Fortschritte gemacht,^^
zu haben, in den eigenthchen ErfahrungswissenschaP ^
ten und Künsten zur grofsen Yollkomm^oheit gebracl^ ^
haben.
In Europa erhielt man die ersten Nachrichten von r^
diesem vcredeltesten aller Thonfabrikate im fun&ehsr !
teil Jahrhunderte durch den venetianischen Gesandten ~
in Persien, Bärbaro, und als Handelswa^re wurde e$ '
zuerst durch die Portugiesen nach der Entdeckung
des Seeweges nach Ostindien und China za uns ge^
bracht. Gleich bei seiner Einführung wurde es ge^
tauft, und seiix chine^isoher Nahme^ Thsk/^ in Ita-
IL
^
-j
2ig
Ucn nach einer Art von Konchilien (Cypraea), die
schon lange unter dem Nahmen der Porzellanschnecke
bekannt. war ^ und' mit deren Gehäuse man es dem
aufserlichen Ansehen nach ähuHch fand^ in Porzellan
verändert; eine Benennung^ die^un mit kleinen Ver-
sebiedenheiten^ fast in alle Sprachen aufgenommen
worden ist *). Obschon es in Europa^ wo man von
feinen Töpferwaaren fast gar nichts wufste, so viel
Beifall fand^ dafs japanisches oder chinesisches Por-
zellan als eine kostbare und elegante Zimmei Verzie-
rung von den Grofsen und Reichen häußg gesucht
wurde ^ so kam man doch erst im siebenzehuten Jahr-
hunderte auf den Gedanken^ es nachzumachen; we-
nigstens sind von früheren Versuchen keine Nachrich-
ten bis auf uns gekommen.
Wie unvollständig und unrichtig die ersten Nach-
richten^ die man über die Porzellanbereitung in China
und Japan durch Seefahrer und Missionare erhielt^
wiEiren^ läfst sich daraus abnehmen^ weil man daraus
! nicht eimnahl die Materialien kennen lernte , aus denen
das Porzellan gemacht wurde. Alle waren darin über-
einstimmend^ dafs die Porzellanmasse der Chinesen
aus zwei Ingredienzen bestehe^ nähmlich aus dem
Kaolin und Petuntse, und dafs die aus dieser Masse
verfertigten Waaren bei einem sehr hohen Feuersgrade
gebrannt würden. Auch darin war man einige dafs
das Kaolin ein besonderer^ magerer^ sich weifsbren-
nender, fiir sich unschmelzbarer Thon, und das Pe-
tontße dessen Flufsmittel sey. Worin aber dieses Flufs-
mittel bestehe^ wufste man nicht ^ und war bei dein
damahligen Zustande der Mineralogie und analyti-
*) Diese Konchilien heifsen im Italienischen Porceüe^ daraus ent-
stand Porceüana^ und daraus der deutsche Nähme Porzellan^
so wie der fransösische P^rcelaine, Nach Andern soll der
Ifahme Porzellan durch Ausdehnung der portugiesischen Be«
nennune eine Schale, Porcelhma^ auf alle Gefaise dieser Art
X i*4 entstanden seyn.
<>• •
ger suchte daher noch andere Erden ^ fand 1709 die
schöne weifse Porzellanerde von j^ue bei Schnee^
bergy und machte daraus ein weifses^ dabei schö-
neres und feineres Porzellan /als das bisherige braun-
rothe war^ von welchem daher das letztere bis zqdh
Jahr 1730 ganz verdrängt vrarde. Im Jahre 1710
wurde die Porzellanmanufaktur in der Alhrechtshurg
zu Meifsen errichtet^ .u^d in diesem Jahr das erste evr
ropäische Porzellan auf der Oster -Messe zu £!eipzig
öffentlich verkauft, Böttger wurde fiir seine Erfin-
dung schon im Jahre 1705 in den Reichsfreiherrnstand
erhoben ^ ungeachtet er seines äufserst leichtsinnigen
Lebenswandels wegen selten auf ganz freiem Fofse
war^ und starb 17 19 am i3. März im sieben und dreis-
sigsten Jahre seines Alters.
Die Fabrik in Meifsen vnurde sehr geheim be-
trieben^ daher auch diejenigen Beamten^ welche cÜ6
Fabriksgeheimnisse wufsten, Arkctrtisten genannt wnN
den; eine Benennung^ die man bis auf die gegenmi^;
tige Zeit in den meisten Porzellanmanufacturen fiir gc- 1
wisse Beamte beibehalten hat. Die Ausfuhr der Po^ ,
zellanerde wurde in Sachsen bei Todesstrafe verbo*,
then. In England y Frankreich und Holland er*:
weckte diese deutsche Erfindung sehr viel Aufmerk;
samkeit; man gab sich dort alle erdenkliche Müh^
auch Porzellan zu machen; aber es gelang nicht, selbtf
dann nicht, als man sich hatte die Materiahen daüi
aus China kommen lassen. Die Franzosen verkauftet
Frittenporzellan als echtes Steinporzellan.
i
Geschichte der Wiener Porzellanmann- \
faktur *). !
Die erste Tochter der Meifsner Porzellanmanti-
faktur war die PFienery und diese wurde in verbo- 1
i
♦) Nach der golialtreichen Gelegenheirssclirift: Zur Säkular feU^
d$r k. k. Pßrteilaftmanufaktiir in IVUn. Wi^n b. 0€rofd, iBiH*
aai
nporzellan in Europa zu machen. Er war zu
leitz im f^oigtlande am 4« Februar 1682 geboren,
Qgte sich als Jüngling bei dem Apotheker Zorn in
lin auf die^ Pharmazie und Chemie y und gerieth
3h das Lesen alchymistischer Schrifteii und durch
ge oberflächliche, mifsdeutete Versuche auf d^nGe-
ken, er sey im Besitze des Steins der Weisen oder
Kunst Gold zu machen. In einem Wörtwechsel
seinem Lehrherrn pochte er auf seine geheime
ist, und wurde durch die Drohungen des letzteren
a Furcht gesetzt, dafs ier 1701 heimlich nach Sach-
entwich; welches ihm auch gelang, ungeachtet
preufsische Regierung einen Preis von tausend Tha-
auf seinen Kopf gesetzt hatte. Da er durch preus-
hie Steckbriefe bis nach Sachsen verfolgt wurde,
. er vom Regen in die Traufe, und wurde angehal-
, eine Probe seines GoIdmachertalente)s abzulegen.
tger meinte seiner Sache so gewifs zu seyn , dafs
roldzu machen versprach, und ftir die Erfiillmig
es Versprechens sein Leben zum Pfände setzte,
seinen Versuchen brauchte er sehr feuerfeste
melztiegel. Zur Verfertigung derselben versuchte
verschiedene Thonarten ; unter andern eine röth-
e von Okrylle aus der Gegend von Meifsen, die
nit mehreren andern mengte. Dieses Gemenge
ihm im heftigen Feuer das braunrothe Porzellan,
ches noch jetzt unter dem Nahmen des alten säch-
hen Porzellans, der Böttgerwaare , oder des brau-
Zeuges, als Seltenheit theuer bezahlet wird. So-
wir also alchymischen Versuchen manche* andere
htige Entdekung verdanken , so gaben sie auch
Erfindung des europäischen Porzellans die Ver-
assung.
Nebst der braunrothen Farbe hatte das Porzel-
tt aus der Erde von Okrylle nojch die unangenehme
Jgenschaft, dafs die darin aufbewahrten Speisen und
'^uäoke eineik vvidrigen Geschmack annahmen. Bött--
»4
den Produkten der im schnellen Vorwärtsschreiten be-
griäenen Meifsner Fabrik Tiel nach. [
Die junge Wiener Manufaktur hatte bald das Schick^ :^
sal der meisten neuen Anstalten : sie gerieht in Yerle- '.
ffenheiten. In die erste wurde sie durch den Verlust
aes sächsischen Werkmeblers versetatt, der, weil Por
quier die ihm gemachten Verheiisungen nibht erfüllen
konnte^ schon nach zwei Jahren wieder heimlich von •
Wien in sein Vaterland zurückkehrte, nac^hdem er
zuvor die Massavorräthe der Fabrik unbrauchbar ge-
macht hatte. Es mufste mit dfer Fabrikation ausgesetzet -
werden, um Zeit zu gewinnen, inländische Lehrlinge
abzurichten, und nach vielen Versuchen eine neue,
brauchbare Masse zu bereiten. Diese Zwischenzeit
scheint jedoch nicht lange gedauert zu haben \ demi ■'
im Jahre 1721 vermehrte Paquier bereits den Stand -
seiner Arbeiter von zehn auf zwanzig Personen, imd '
bauete auch mehrere neue Brennöfen.
Dessen ungeachtet entsprach der Erfolg seinen
Ervvartungen nicht : im Gegentheil fand er nach Ab« '
lauf seines 25jährigen Privilegiums durch die vielen
Auslagen auf Gebäude, Materialien und Werkzeuge, f
auf oft mifslingende , nur im Grofseii anzustellende
und daher kostspielige Versuche, vorzügUch aber*
durch die Unterhaltung eines Personals, das er heran*^^<
ziehen und bilden mufste , seinen Fond so erschöpfi^^^
dafs er aufser Stand, die Fabrik weiter fortzuführen, 'Mä-
dem Ärarium zum Kaufe antrug.. Dieses übemahiii.^
dieselbe 1744 g^g^** Auszahlung der vom Verkaufet'^
ausgewiesenen Schulden von 454^9 fl. Du Pcujuiet"
wurde mit iSoofl. Gehalt und Zusicherung einer Pen-
sion für seine Witwe als Direktor der Fabrik beibe»'
halten.
Bei der thätigen Unterstützung von Seile der Staats-
verwaltung erweiterte sich nun diese Anstalt zuse^
225
«
hends« Schon im Jahr 1750 beschäftigte s.ie vierzig,
im Jahr 1761 aber bereit;s hundert und vierzig Arbeiter,
und brannte^ ihre Waaren in sechs Starkbrennöfen und
ider Emailfeuem. Bis zu dem letztgenannten Zeitpunkte
hatte sie inmier einiger Zuschüsse vom Ärarium be-
durft; von nun an erhieh sie sich aber nicht nur selbst,
sondern führte im Jahr 1761 den ersten Gewinn mit
16000 Gulden ab.
Unter der Direktion des 1770 zum Chef der Por-
^ellanmanufaktur ernannten Hofraths von Ke/sler er-
hielten die Waaren derselben, durch die Einführung
einer neuen Masse, mehr Weifse und Auflösung, und
dadurch den gehörigen Grad von angenehmer Durch-
ftcheinbarkeit. Da mit der fortschreitendien VervoU-
lon^mnung der Waare auch ihr Absatz zunahm , so
muisle das Fabrikgebäude erweitert, neue Brennöfen
gebauet, und das Arbeitspersonale bis zum Jahr 1780
auf drei hundert Menschen vermehret werden.
Dafs es leichter ist, eine Fabrik zu vergröfsern,
als eine im Grofsen betriebene, wieder einzuziehen.,
bewährte sich auch hier. Da nähmlich einige Jahre
Später der Absatz etwas abnahm, häuften sich die Vor*
räthe^ und da in Folge einer fehlerhaften Rechnungs-
manipulation und Buchführung, die Fabrik jährlich
gröfsere Reichthümer und Überschüsse auf dem Pa-
piere nachwies, und doch jährlich weniger Gewinn in
die Staatskasse abführte : so beschlofs Kaiser Joseph
der Zweite y nach dessen Grundsätzen ohnehin alle
Gattungen Industrie den* Privaten überlassen werden
soflien, die Fabrik mit dem Ausrufspreise von 358ooo
Gulden öffentlich zu versteigern. Da sich aber an dem
Wtimmten Tage (20. Juli 1784) kein einziger Kauf-
lastiger zur Versteigerung einfand; $0 war das Ärarium
genöthiget, die Fabrik noch ferner auf eigene Rech-
nung fortzuführen. Die Direktion derselben wurde
1785 dem Hofrathe Freiherrn von Sovgenthal mit
J*l«l. a. polyt. Imt. L Bd. 1 5
s
r
den ausgedehntesten VoUmachten übertragen^ die er
dazu benutzte^ um sowohl in der Fabrikation als im
Kunstfache , in dem ökonomischen und Buchhalteri-
schen äer Fabrik sehr wesentliche und zweckmäfsigef
Verbesserungen anzubringen. So wurde z. B. der
neuernannte Modellmeister Jiiton Grassi nach Kom
geschikt^ um dort im Studium der Meisterwerke aller*
Kunst sciije Bildung als Künstler zu vollenden \ * es
wurden die jungen Künstler angewiesen, die k. k.
Akademie der bildenden Künste fleifsig zu besuchen; \
es wurde für die Desseins- und Verzierungs&ahler \
eine eigene Schule bei der Fabrik ierrichtet, und.
ausgezeichnete Talente und Fortschritte durch aus-
gesetzte Preise belohnet; es wurde eine Provisions- ;
und Pensionskasse für solche Fabriksarbeiter, die ""
durch Alter oder Krankheit in die traurige Lage der .•
Erwerbsunfähigkeit versetzt waren, und zur Unter- *
Stützung für die Wittwen der Verstorbenen errichtet 1
Den neueren Erzeugnissen der Fabrik suchte man bei '^
der möglichsten Güte die gröfste Eleganz und SchöüP- ^
heit zu geben, und dabei doch die Preise, vorzüglich r
der gangbarsten Aflikel, so niedrig als möglich zuhe- ?
stimmen, und den Gewinn mehr* in dem sich immer {'
mehr ausbreitenden Absätze, als in hohen Preisen zu.*''
suchen. Der Verkehr mit der Türkei wurde vorzüg-: |'
hell berücksichtigt, und die sich hier darbietendeOr^
Handelsvortheile verständig benützet. '
■'S
Unter dieser klugen Leitung blühete die Fabrik'?^
zusehends auf, und führte wieder beträchtliche Üb€r^*
Schüsse als Gewinn an das Ärarium ab. Die Nachfrag||F
nach ihren Produkten mehrte sich so, dafs sie diesefcf
ben nicht mehr befriedigen konnte und auf neue Er^,^
Weiterurigen denken mufste. Da aber theils das bc-"
schränkte Lokale, theils die beträchtliche Brennhoh- '^
Konsumtion eine Vergröfserung der Fabriksanstalt in '
Wien selbst nicht erlaubte, so wurde im Jahre 1800
in den an der Donau liegenden Gebäuden der aufge-
' • 227
benen Zisterzienser -Abtei zu Engelhavtszell im
lusruck- Viertel, zehn Stunden unter Passau ein
illswerk oder eine Filiallabrik errichtet, worin an-
igsblofs die Passauer Erde gereinigt und geschlemmt,
äter aber auch ein grofser Theil dier^ geringere^ Ge-
iirrgattungen , wohlfeiler und fleifsiger als es in
ien hätte geschehen können, erzeugt \Yurde.
Als im Jahr i8o5 Freiherr v. Sorgenthal starb,
Dterliefs er die Fabrik in Wien mit fünf und dreis-
[, und das Hiilfswerk in Engelhartszell mit sieben
ennöfen. In erstcrer geschaTien täglich fünf bis
cfcs^ iu letzterer aber ein Starkbrand. In beiden
irden beinahe »sechs hundert Arbeiter beschäftigt,
d doch kaum die Nachfragen sowohl aus dem In-
Auslande befriedigt.
Unter der Leitimg des kenhtnifsreichen , durch
le mehr als 4ojäbrige, stets ausgezeichnete Dienst-
stung in der Porzellanmanufakriir, an unschätzbaren
fahrungen ungemein reichen, von seinen Unterge-
nen als Vater geliebten, von Künstlern und' Kunst-
linden als Kenner geachteten, von Allen endlich,
; ihn näher kennen, als ein eifriger Beförderer alles
iten und Schönen verehrten Hrn. Hofraths Nieder-
tyr, welchem die Direktion der Fabrik gleich nach
m Ahleberi des Freiherrn von SorgenthaL überger
n wurde, schritt sie wie verjüngt noch rascher fort.
Ibst die feindliche Invasion vom Jahre i8o5 störte
re Thätigkeit nur wenlfi;. Bis zum Ausbruche des
rieges vom Jahre 1809 steigerte der durch die da-
ahligen Verhältnisse des Papiergeldes bewirkte leb-
iftere Verkehr in allen Industriezweigen ihre Erzeu-
mg und ihren Absatz aufs Höchste.
Von diesem Feldzuge an wiarden aber die Zeit-
erhältnisse für die Fabrik wieder etwas mifslicher. Sie
erlor hundert und fünfzig Arbeiter, welche als eine
i5 *
eigene Kompagnie mit dem ersten Bataillon der Wiener
Freiwilligen ins Feld zogen. Wegen der durch lange
Zeit unterbrochenen Land- und Wasserkommunika-
tiou litt sie Mangel an den no th wendigsten Materialiei^
vorzüglich an Brennholz. Die Fabrik in Wien wurde
von den Feinden nicht inehr so loyal wie im' Jahre i6fo5
behandelt'^ das Hülfswerk von EngelhartszeU aher^
welches während des Krieges durch die feindüche
Besatzung im Betriebe gehemmt wurde, ging mit der
Abtretung des Inn- und eines Theils des Hausruck-:^
Viertels fiir die Mutterfabrik ganz verloren. Durch die
Einverleibung des Passauischen Gebietes mit Baiem
wurde sie in ihrem Hauptmateriale, der Porzellanerde,
von dem Auslände abhängig, und dadurch selbst in
ihrer Existenz gefährdet. Dazu kam noch die Verän-
derung im Papiergeldwesen vom Jahre 1811, welche
auf sie, wie auf die Gewerbsthätigkeit im Aligemeinen
hemmend einwirkte 5 dann das Verboth der Kaffehein-
fuhr, welches einen bedeutenden Theil der Poi'zel^
laner Zeugnisse auf einmahl aufser Gebrauch setzte.
Diese Verlegenheiten der Fabrik, als Folgen de»
unglücklichen Feldzuges vom Jahre 1809, ^^^d^i^
durch die glücklichen Kriegsereignisse vom Jahre i8i3
grofseh Theils gehoben. Der Aufhebung des Kafielp-
einfuhrverbothes folgte in den ersten sechs Wochen
ein Absatz von 35 000 Paar Kaffehschalen, Als endlich
auch durch die gesegneten Ernten der letzten Jahre,
und durch den besser gewordenen Kurs des Papier-
£(eldes die Preise der ersten Lebensbedürfnisse uiidi
der rohen Materialien bedeutend fielen, war die Fa-
brik in der Lage, die Preise ihrer Erzeugnisse ohne
Gefährdung ihres Wohlstandes zu wlederhohlten Mah-
len bedeutend herabzusetzen, so, dafs diese nun, nach
Ausgleichung der Valuta^ denen vom Jahre i8o4 bei-
nahe gleich kommen.
>
I
230
/
Unter die glücklichen Ereignisse für die Fabrik ver-
dient auch gezählt zu werden die Entdeckung brauch*
barer Porzellanenden an mehreren Punkten der Monar-
chie, welche ihr, wenn es die Umstände und ihr Vortheil
erheischen sollten, die Passauer Erde ganz ersetzen
liöiinen, so wie es schon zum Theil der Fall istj dann
die Auffindung des Chromeisens im Inlande, welches
als Materiale zur Bereitung der schönsten und dauer-
haftesten grünen Emailfärbe sonst mit grofsen Kosten
aus Frankreich bezoiifen wurde. Das Letztere verdan-
ket sie und mit ihr noch viele vaterlandischen Künste
1er, die sich der mannigfaltigen aus diesem Naturpro-
dukte bereiteten schönen Farben bedienen, den ein-
sichtsvollen Forschungen des um die Naturgeschichte
unaers Vaterlandes hochverdienten Erzherzoges Jo-
hann y der es in Steicrmarks Gebirgen suchte und fand,
es bergmännisch fordern, und bis auf einen gewissen
Grad reinigen, d. h. zu Schlich ziehen läfst. Dieses
rohe Materiale sowohl als die daraus bereiteten Farben
sind ein Handelsartikel selbst ins Ausland geworden:
Gegenwärtiger Zustand der \yiener Por-
zellan m a n u fa k t u r.
Die Gebäude derselben schliefsen in sieben Höfen
einen Flächenraum von 3762 Quadratklaftern ein. Sie
zahlet gegenwärtig zwei und vierzig liegende und zwei
ninde Starkbrennöfen, zwei grofse Verglühöfen, und
acht Emailöfen. Sie beschäftigt aufser den Beainten in
ihren vier Abtheilungen bei fünf hundert Arbeitsindivi-
duen. Diese vier Abtheilungen sind: 6\e Fabrikationy
wozu das Schlemmen, Massamachen, Kapseldrehen,
Glasuren, Holzzubereiten, und das Brennen gehöret;
die fVeiJsdreherei y die Bildnereiy und die Mahlereiy
welche in die Unterabthcilungen der Blaumahler , der
Omamentisten oder Desseinmahler, der Blumenmah-
1er, dann der Historien- und Landschaftsmahler zer-
fallt.
' I
a3o
, Dieses Arbeiispersonale verbraucht täglich i55o
Pfund Porzelianmasse, 19000 Pfund Kapselmasse. Die
Fabrik verbrennt jährlich 5. bis 6000 K-l^ftern weiches,
cröfstentheils aus Flofsbäumen geschnittenes :3j Schuh
Tanges Holz, 7 bis 800 Stiibich Kohlen. In den Jahren
i8|Gu. 1817 verkaufte die Fabrik, obschon sie Weder
in der Stadt IVien noch in den Provinzen Lager auf
eigene Rechnung hält, um mehr als eine.Million von ih-
ren Produkten, die gröfstentheils in Tafel- und Kaffeh-
geschirren bestehen. Von ersteren hat die Fabrik
schon in manchen Jahren acht hundert vollständige Ser-
vice fiir zwölf bis sechzig Personen verkauft, von denen
der gröfste Theil blau ordinär, vielleicht der vierte
Theil leicht verzieret, über fünfzig aber reich vergol-
det und bemahlt waren.- Die Zahl der verkauften or-
dinären blaugeränderten Teller hat jährlich iiber 5oooo
Stück, ja einmahl sogar über 60000, so wie die der
blauen Schüsseln über 6000 Stück betragen. Die Zahl
der verkauften Frühstückservice ist verhältnifsmäfsig
noch gröfser. Weifses Porzellan wird aus verschiede-
nen, den Fabriksvortheil beeinträchtigenden Ursachen
nicht verkauft. Das F^rikszeichen, etwas dem erz-
herzoglich österreichischen Wappenschilde Ähnliches;
wird der Waare unten mit blauer Farbe aufgemahlt.
Im Jahre 1740 wurde die Porzellanfabrik 7.\x Höchst errichtet, un<l
durch Mitwirkung eines Arbeitersaus der Wiener Fabrik , Nab-
mei^s Rirrglery welche^ das Geheimnifs der Massamiscbung und
eine Zeiclmung vom Ofen mitbrachte , aus Passauer Erde gutei^
Porzellan 7^u Stande gebracht, öie Fabrik ging 1795 durch de».
Krieg zu Grunde. * Die Fabrik zu türstenberg an der Wei^r
wurde 1744^ die zu Ludwigsburg 175^, jene zu Bruckberf
im Anspachischen 175g e?'richtet. Die Gründung Aer Ijyn^
t ph»nburger Porzellanfabrik fallt in das Jahr 1747 *) ; die iä-
Jal^c 1754 eil Frankenthal in der RheinpfaU von Ringler et*
richtete Fabrik warde im Jahr 1799 mit der Nymphenburgtr
vereinigt. Die Porzellanmanufaktur in Är//Ä wurde 1751 von.'
dem Kaufmann IVegeli gegründet, und 176;^ von der Regie-
rung um^ 225,000 Thalcr übernommen. \n Frankreich sollei|»
sich, nach Chaptal^ sechzig Porzellanfabriken 9 und davoia
**') wGrundzügc zur Geschichte der k. baierischen Forxellanmanuractur su I^^*^*
p he o bürg,« £i^tworfeo iron H, F» L. Se)imitz» iBiQ»
4
23<
»
Grun\Wifs der Manipulation in der Wiener
Porzeflanmanufaktar.
Als Arbeitsmaterialien .l>ratichet< die Fabrik Por^
zellanerde oder Kaolin, welche sie von Passau ^ von
Prinzdorf in Ungern, und von Brenditz in Mähren
beziehet; eisenfreien Quart, der yon^ Schildern im
V. 0. M. B. herbeigeschafft wird, und Gjps, den man
ihr ans dem Salzburgischen zuführet. Der Thon zu
den Kapseln kommt /von Göttweih, Pöchlarn und
Dreß, in Österreich unter der Enns, yon welchem
letzteren man auch an Ort und Stelle ein sehr brauch-
bares Steingut und vortreifiiche feuerfeste, die Hessi-
schen übertreffende .Schmelztiegel machet. Die ver-
schiedenen MetaUoxyde zu ihrer Farbenpalette wer-
den von dem Fabriksarkanisten , dem gescnickten Ghe-
misten Jos. Leithner verfertigt : der Werth der rohen
MateriaUen, aus denen sie gezogen werden, ist bis auf
Platin und Gold unbedeutend; von letzterem aber ver-
brauchet sie jährlich 'beinähe fünf und zwanzig Pfund..
ein und zwanzig in Paris befinden. Herr Brogniart kannte
im Jahre 1808 in Paris mir fünfzehn Porzellan Fabriken , die
zusammen im Durchschnitte acht hundert Arbeiter beschäftig-
ten. In den Departements waren ihm blofs die Fabriken von»,
Pontainebleau ^ Limoge un4 Caen bekannt. Sie beziehen ihre
Porzellanerde sämmtiich von Limoge *), Die älteste und vor-
züglichste ist die königl. Fabrik zu Stvres ^ weiche im Jahr
1769 anftng echtes Steinporzellan (porcelaine dure) zu verfer^
tigcn. Die Fabrik in iro;[7e;i^a2§'^;t entstand 1778. Die Fabriken
von Florenz und Neapel sind von neuerer Entstehung. In
Rufsland existiren fünf Porzellanfabriken, wovon die zwei
grofsen (die kaiserl. zu St. Petersburg ^ imd die einem Englän-
der gehörige zu Dirnitrotif in der Statthalterschaft Moskwa)
über sechs hundert Arbeiter beschäftigen sollen, aber bisher
keine der ausländischen gleichkommende Waare liefern. Die
drei kleineren sind zu Riga^ Sjemsk^ und in Oberzahlen in
Ließand.
*) über die Erde von LimogOf St. Trieux und die dortigen Fabriken. »Scliil"
derong der Provinz Limousin und deren Bewohner.^ Ans dem Tagebuch ei-
nes preufsischen OfiEIciers. Berlin, 1817. Bei Maurer» Diesen Notizen zu-
folge «gibt es im Departement Haut-Vienne fünf Porzcllanfabriken , die mit
100,640 Fl"' Unkosten a3o,4oo Fr. 'yVaare erzeugen » und zwei hundert Men-
schen beschäftigen.
232
Die .drei genannten Porzellanerden* werden ^ge-
stofsen und dvirch Sieben von den gröberen Unreinig-
keiten befreiet. Dapn werden sie sorgfältig geschlemmt^
wobei die meisten Sorten der Passauer Erde an Sand^
der aus nicht ganz verwitterten, mit Quarz, Hornblende,
Graphit, Eisen- und Titanoxyd verunreinigten und
dadurch unbrauchbar gemachten Feldspathstückchen
bestehet, mehr als die Hälfte von ihrem Gewichte zu-
rücklassen. Nur die zu Auerbach hei Passau gegra-
bene Erde setzt dabei einen aus reinem Feldspath be-
stehenden Sand ab, und wird, da man diesen gestos-
§en, gesiebt und fein gemahlen, zur ferneren Kompo-
sition sehr gut brauchen kann, abgesondert geschlemmt.
Die Prinzdorfer Erde, welche etwas bittererdehaltig,
dabei aber sehr bindend und zähe ist, läfst sich leicht
rein schlemmen, verlieret dabei auch die Hälfte des
, Gewichts, und setzet viel Arsenik- und Eisenkies ab.
Die Brenditzer Erde läfst beim Schlemmen die Hälfte an
sehr reinen, brauchbaren Quarzkörnern zurück. Die
geschlemmten Erden werden getrocknet, dann gestos-
sen und gesiebt, und kommen so in der Form eines
fernen Mehles in die Mengkammer. Der Quarz und
Gyps werden kalzinirt, dann ebenfalls gestofsen, ge-
siebt und zu einem feinen Mehle gemahlen.
In der Mengkammer versetzet man diese Ingre-
dienzen nach genau bestimmten Verhältnissen. Zu
fünf bis sechs Theilen Porzellanerde oder Kaolin kom-
men ein Theil Feldspath, ein Theil Quarz, und ein
Drittheil Gyps. Zu der Masse, welche für Bildwerke
und Biskuit bestimmt ist^ kommt ein etwas gröfseres
Verhäjtnifs von Feldspath als Flufsmittel. Die so ver-
setzten Materialien läfst man zur innigem Vermengupg
mit etwas Wasser angemacht unter einem mittelst ei-
ner Rofsmühle bewegten Mühlsteine breiartig dreimahl
durchgehen. Den dünnen, feinen Brei, welcher Ge-
schieder heifst, trocknet man dann, zerklopft ihn wie-
der, bringt ihn mit einer hinlänglichen Menge frischen
233
Geschieders durch sorgfältiges Kneten zu einem stei-
fen Teige, formt ihn in Ballen, schlägt diese in Fäs-
ser und üherläfst sie ^ an einem mäfsig feuchten Orte
durch eip ganzes Jahr einer eigenen, oerFäulnifs ähn-
[ liehen Gährung, die man das Rotten heifst, und welche
dem hepatischen Gerüche nach wahrscheinUch in eir
ner Zersetzung des Gypses zu Schwefelkalk hesteht.
Die durch das Rotten plastischer gewordene Masse
wird mit den von den Drehern abfällenden Theilen
oder dem Geschjiitze, wenn solches vorhanden ist,
vermengt, auf steiner^en Tafeln dreimahl durchge-
schnitten, und wie ein Teig geknetet und geschlagen,
um alle gröbern, verunreinigenden Theile auszuschei-
den, ja seihst die eingeschlossene Luft auszutreiben,
und sie durchaus möglichst gleichartig zu machen.
Jeder Massamacher versieht die von ihm zubereiteten
Massaballen mit seinem Zeichen, und gibt sie so an
eine bestimmte Zahl ihm zugewiesener Weifsdreher
ab, die nur von ihm mit Massa versehen werden, und
ihr Geschnitze auch wieder nur an diesen Massama-
cher zurückschicken, damit Nachlässigkeiten, die sich
oft erst am fertigen Porzellan zeigen, eher entdeckt
und an dem Schuldigen geahndet werden können.
Die auf der Töpferscheibe gedreheten, oder in
Gypsformen geformten, oder auf beide Arten zugleich
erzeugten Waaren werden lufttrocken gemacht, ge-
putzt, und dann in eigenen Öfen verglühet^ d. h. einer
Rothglühhitze von acht bis zehn Graden des PFedg-^
wooßPschen Pyrometers ausgesetzt, wodurch sie wohl
an Festigkeit gewinnen, aber die Eigenschaft, Was-
ser einzusaugen, noch in vollem Mafse behalten. Was
, blau gemahlt werden soll, erhält diese Farbe gleich nach
dem Verglühen in der Blaumahlerei mittelst geröste-
ten und in Wasser fein geriebenen Kobalts.
Das vcrglühete Porzellan, es mag nun blau ge-
mahlt. worden: seyn oder nicht, kommt zum Glasuren,
a34 . • • . - '
Die Glasurmasse, welctic sich von der Porzellanmasse
nur durch ein etwas gröfseres Verhältnifs des Elufs-
mittels unterscheidet^ und durchaus keine metallischen
Theile enthalten darf, bestehet in der. Wiener Manu-
faktur aus gleichen Theilen feingepulverten Scherben
von verglühetem Porzellan und Quarz. Diesen zwei
Ingredienzen wird als Flufsmittel kohlensaurer Kalk,
der von Marin Zell in Obersteiermark bezogen und
nur Ein Mahl geschlemmt wird, in vier verschiedenen
Verhähnissen zugesetzet, je nachdem sie streng- oder
leichtflüssiger werden soll.' Geschirre, die für den
heifsesten Ort im Ofen bestimmt sind, bekommen eine
Glasur, d^e nur zwei Fünftel vom Gewichte des Quar-
zes an kohlensaurem Kalke enthält; die Glasuren für .
die andern Geschirre enthalten, so wie diese im Ofen
weiter zurükkommen, drei Fünftel, fiinf Achtel und
sechs Achtel von diesem Flufsmittel. Diese drei Mate-
rialien werden trocken zusammengemengt, auf einer
Handmühle ein Mahl abgerieben und geschlemmt. iSo
kommt die Glasur nun in grofse , mit reinem Wasser
gefüllte Bottiche , wo sie beim Gebrauche mit einem
Stocke zu einer trüben Flüssigkeit aufgerühret wird,
in welche die verglühete Waare eingetaucht, oder durph
welche sie nur gezogen wird. Kaum hat die Waare
diese trübe Flüssigkeit verlassen, so sieht sie wieder
ganz trocken und wie mit einem feinen Staube (der die
blaue Mahlerei verschwinden macht) bedeckt aus, weil
das Wasser eingesogen worden, die darin schwebende ,
Glasur masse aber auf der Oberfläche wie auf einem
Filti'um gleichförmig verbreitet zurückgeblieben ist.
Nachdem die Glasur an eihigen Stellen mit dem
Pinsel ergänzt, von andern, um beim Starkbrennen,
das An- und Zusanmienschmelzen zu vermeiden, ab-
geschabet worden ist, werden die Gefäfse in 4i^ au$
dem feuerfesten, durch Treten und Schneiden gerei-
nigten Thon, dem ein Drittel feingepulverte Scherben
von gebrannten Kapseln zugesetzt worden^ verfertig-
leB Kapseln auf eigene Untersätze, die auch aus Käpsel-
thon gemacht, aber zur Verhinderung des Anfliefsens
der daraufstehenden Porzellanstücke mit feinem Quarz-
sande bedeckt werden, gestellt 3 die Kapfein werden
verschmieret, und das Porzellan kommt nun so ver-
wahret in den Starkbrennofen. Kaflfehbecher und Tas-
sen, und mehrere andere Stücke, die man vollkom-
men rund erhalten will, werden zu zwei und zwei mit
den Rändern aufeinander gestellet, jedoch zilr Ver-
hinderung des Anschmelzens mittelst eines kleinen
Kranzes aus demselben mit feinem Quarzsand bestriche-
nen Thon getrennt erhallen. Was Biskuit werden soll,
z.B. Statuen, Büsten, welche durch die Glasur das
marmorähnliche Ansehen, und durch ihr Zusammen-
fliefsen in den tieferen Stellen und Eindrücken die
Schärfe der Züge und den gröfsten Theil ihrer Schön-
heit verlieren würden, kommt ohne Glasur in das Stark-
feuer. Jedes grofse Stück, als Schüsseln, Teller, Töpfe
n. dgl., hat eine eigene Kapsel ; von kleineren Stücken,
2. B. Kaffehschalen, kommen mehrere in eine Kapsel.
Weil die Versuche, die strengflüssige Wiener
Porzeljanmasse, die man ihrer sonstigen wesentlichen
Vorzüge wegen mit keiner andern leichtflüssigem ver-
tauschen will, in runden Öfen zu brennen, kein gün-
stiges Resultat gegeben haben, woran vorzüglich die
schlechte Beschaffenheit desKapselthones, dessen sich
die Manufaktur zu bedienen gezwungen ist, die Schuld
^trägt; da' in den hohen Säulen, in welchen man das
Porzellan in solchen Öfen einsetzen mufs, die unter-
sten bei dem hohen Feuerserade weichgewordenen
Kapseln durch das Gewicht der oberen zusannnenge-
drückt werden würden; so ist man mit geringen Ab-
änderungen bei den liegenden oder langen Öfen ste-
hen geblieben, derer sich die Fabrik beinahe seit ih-
rer Entstehung bedienet. Der Ofenraum bildet ein lan-
ges Viereck, an dessen vorderen breiten Seite die Ein-
setzthüre^ an einer schmalen Seite der Feuerherd^
336
und an der entgegengesetzten der Schiott oder Raach-
fang ist. Zwei Ofen sto&en immer mit ihrer Bauch-
fangseite zusanmien. Der gröfste Durchmesser oder
die Länge des Ofens von der Feuer- zur Schlottseite
beträgt zwölf ^ die Breite sechs ^ die Höhe vierthalb #
Schuh.
Die Bißsetzung des Ofens wird in den Ober- und
üntereinsatz eingetheilt. Der Uatereinsätz zählet acht
Reihen^ die von der Feuerseite gegen die Schlottseite
hinter einander stehen. Jede Reihe hesteht aus fanf
in den fiir den Luftzug nothwendigen Zwischenräu-
men nehen einander stehenden Kapselsäulen ^ wovon
in jeder wieder vier Kapseln über einander stehen^
also im Ganzen aus hundert sechzig Kapseln^ wovon
die ersten, dem Feuerherde am nächsten, wegen der
zu heftigen und ungleichen Wirkung des Feuers leer
gelassen, die' übrigen aber mit kleinen Stücken, als
Bechern, Tassen u. dgl. gefällt sind. Auf diesen wird ..
dann der Obereinsatz so gestellt, dafs die Flamme um
jede Kapsdsäule frei hinspielen kann; er enthält in
achtzig bis neunzig Kapseln eben so viele grofse Por-
zellanstücke, als Schüsseln, Teller, Töpfe u. dgl.
Nach den mit FFedgwoits Pyrometer gemachten
Versuchen steigt die Hitze
in den zwei ersten Reihen von i5o bis i6o Grad
in der dritten u. vierten Reijbe von 1 3o bis 1 4o »
in der fünften u. sechsten Reihe von 120 bis i3o «
in der siehent. u. achten Reihe von iio bis i^o »
Nachdem die Geschirre in einer von den erstem oder
den letztern Reihen gebrannt werden sollen, müsisen
sie mit einer streng- oder leichtflüssigen von den oben
angeführten vier Glasurkompositionen versehen wer-
den. Diese acht Reihen nehmen nur sieben Schuh von
der ganzen Länge des Ofens ein; in dem noch übrig .
bleibenden Räume von fünf Schuh ist die Hitze schon
zu schwach, als dafs sich die Wiener Porzellanmarsse
darin garbrennen liefse; er wird daher entweder Ynit
schon gebrauchten etwas beschädigten Kapseln gefuU
let, oder in sofern es ohne Beeinträchtigung des Luft-
zuges geschehen kann ^ zum Brienaen von feuerfesten
Ziiegeln benützet.
Nach dem Einsetzen wird die Einsatztbüre ver-
mauert bis auf eine kleine Öffnung^ durch welche man
zu den drei kleinen^ die glasurteii Probescherben ent-
haltenden Kapseln gelangen kann: diese Öffnung ist
während des Brennens auch mit einem Zapfen (Stopfe))
geschlossen. Das Einsetzen beschäftiget zwei Arbeiter
durch einen ganzen Tag.
Am folgenden Tage föngt man zu feuern an. Das
Hok ist in zwei Zoll dicke Stücke gespalten^ die gut
getrocknet sind. Man verstärkt das Feuer nur allmähr
lich^ so 9 dafs erst nach drei Stunden der ganze Feuer-
herd mit Holz belegt ist. Nach zwölf bis sechzehn
Stunden ist die Flamme gewöhnUch rein^ und das In-
nere des Ofens ganz weilsglühend. Wenn nun die bei
dem Probeziehen herausgenommenen Scherben eine
ganz glatte und rein geflossene Glasur zeigen^ so ist
das Porzellan gar und der Brand geendigt. Würde
man früher aufhören, so bliebe ein Theil des Geschir-
res unausgebrannt^ die Glasur matt und trübe ^ der
Scherben upaufgelöset und noch Wasser einsaugend :
setzet man das Brennen noch länger fort^ so sinken
die Kapseln ein, die Glasur wird vom Geschirre an-
gesaugt^ und dasselbe trocken und gelblicht. Jeder
Brand kostet 2^ bis drittbalb Klafter Holz. Die Dauer
des Brennens und die dazu nothwendige Holzmenge
ist übrigens von der Beschaffenheit der Witterung,
des Windes, des Ofens, des Holzes, und von dem
Fleifse des Brenners abhängig. Der Ofen braucht
drei Tage zum Abkühlen 3 dann nimmt man durch die
schon früher aufgebrochene Einsetzthüre die Waaren
aus, und sortiret sie, weil in so hohen Feuersgra^en
1
33» , . .
immer einiges verzogen, gelfümnit, gesunken, durch 1
darauf gefallene Kapiseltheilchen verunreiniget sejm [''■
mufs, in gute Waare, Ausschufs und Povel. Stücke '..
deren Glasur noch nicht spiegelt, heifsen matt, und ■
müssen noch einmahl eingesetzt werden. Maoi kann
annehmen, dafs im Durchschnitte von vier hundertv
Tellern sechzig zu Ausschufs werden. Manche mit ab-
geschmolzenen Kapsekheilchen verunreipigte Stücke --
. werden durch eigene Glas- oder Steinschneider ab-
geschliffen und brauchbar gemacht 3 auf diese Weise
wird auch jenen P-unkten, auf denen sie während des
Brennens standen, die Rauhigkeit benomnien. Die
blaue Mahlerei wird nun unter der durchsichtig ge-
wordenen Glasur wieder sichtbar und erhebet oie
mindere Weifse des auf den niedrigeren Feuersgra-
den gebrannten blauen Geschirres so, vyie das ^hUue
Papier jene des Zuckers. Sehr gut «nd fleifaig >gear-
beitete Kapseln können wohl drei, auch viel'ipiahi ge- !
braucht werden: doch mufs bei jedem Ausnehmen v
immer ein grofser Theil als unbrauchbar ausgemustert
werden. Das Wiener Porzellan verlieret beim Stark-
hrennen ein Siebentel am Umfange, worauf bei der
^Bereitung von Sachen, die ein bestimmtes Mafs hal-
ten sollen, geachtet werden mufs.
Das blaue Porzellan ist nun fertig und Kaufmanns-
waare j das weifse Porzellan aber wird auf der Glasur
theils mit Metallen, theils mit Metalloxyden, die mit
einem Flufsmittel versetzt und mit gereinigtem Ter-
pentinöhl zu einer mit dem Pinsel zu handhabenden
Masse angemacht sind, bemahlet. Die Farben wer-
den dann in den 2{ Schuh hohen und längen, iwei
Schuh breiten Muffeln , wovon jeder Emailofen zwei
' enthält, theils mit Holz, theils mit Kohlen bei einer
Temperatur von vierzehn bis achtzehn Grad Wedg-
wood, bei welcher das Farbenflufsmittel schmilzt,
und sich mit der Porzellanglasur innig verbindet, einz
gebrannt* Nach drei Stunden sind gewöhnlich die
a39
/ - '
Mufieln und alle darin befindlichen Stücke weifsgliiliend
und der Brand, wenn die herausgenommene Probe
gut befunden wird, geendigt. Jene Stücke, die eines
öfteren Übermahlens bedürfen, vorzüglich die bessern
kleinen Stücke, werden im Kohlenemailfeuer ge-
brannt; auch sehr zarte Farben, wie rosenroth, pur-
pur, violett, gerathen in diesem besser. Das Einbrennen
der Farben in den mitHolzkohlen von allen Seiten be-
ichten MuflFeln ist schon in einer halben Stunde geen-
digt; die Stücke sind aber dem Zerspringen und Mifs-
lingen mehr ausgesetzt, als in den mit Flammenfeuer
geheitzten Muffeln.
Die hiesige Fabrik besitzet sechs und dreifsig
Hauptfarben, durch deren Vermischung und Behand-
lung von geschickten Künstlern eine grofse Menge
Nebenfarben hervorgebracht werden können. Unter
diesen Farben sind nur drei, welche ohne merkbare
* Veränderung das Starkfeuer aushalten j nähmlich
das Uranschwarz, Kobaltblau und Chromgrün. Man
macht aber nur vom Kobalte Gebrauch, um damit
auf die eben beschriebene Art unter der Glasur zu
mahlen. Mit einigen Farben, z. B. Goldpurpur und
Kobaltoxyd kann man über andere malilen; andere^
2.- B. Schaltirgrün aus Kupferoxvd, werden blofs zur
Unterlage und Schattirung von diesen, daher mit w^e-
nig Flufs versetzet gebraucht. Die leichtern Nuancen
werden in Einer, die dunklen Farben aber in zwei,
drei auch vier Lagen aufgetragen Im höchst fein zer-
theilten rein metallischen Zustande werden blofs Pla-
tin, Gold und Silber gebraucht, übrigens wie Farben
. behandelt. Sie kommen matt wie eine braune oder
graue Farbe aus dem Feuer, und erhalten ihren me-
tallischen Glanz erst durch das Poiiren mit den Achat-
ste^ien, statt derer man sich auch der Blutsteine be-
dienen kaoin. Die Vergoldung, welche matt werden
soU, kommt nach dem Poliren noch einmaht ins Email«
fener. Die Verzierungen von erhabenem Golde wer-
den auf das schon einmahl gebrannte lind polirte *
,Gold mit dem Pinsel wie eine Farbe aufgetragen.
Durch Wiederhohlung der Arbeit kann man diese Ver- "
zierungen so erhoben machen, dafs sie wie Basreliefs
aussehen. Die Mahlereien mit Gold, welctes durch
Quecksilber gefällt worden ist, sind dem Bronze ähn-
lich. Die Schönheit der Farben hängt von der Fein-
heil der Metalle oder Metalloxyde, von der QuaUtät
und Quantität des Flusses , von der Beschaffenheit des
Terpentinöhls^ von dem beim Auftragen verwendeten
Fleifse und von dem Einbrennen ab. Wenn sich das
Gold während des Polirens von der Glasur hebt, •
schwer zu poliren imd mit Blättchen vermischt ist:
so hat es entweder zu viel Borax als Flufsmittel be-
kommen, oder es ist zu stark gebrannt worden. Das
Aufsieden des Goldes und der Farben geschieht nur,
wenn der Mahler mit zu dickem, harzigem öhle gear- ,
beitet hat. Durch zu starkes Brennen werden die
Farben blässer und unansehnlicher, und die mit al-
katischen Flüssen versetzten springen dann gern ab.
Auch durch die von schlechten Kohlen in die Muffel
dringenden Dämpfe werden manchmahl Mahlereien
verdorben. Eine vorzügliche Schwierigkeit bei Kunst-
gemählden auf Porzellan bestehet darin, dafs die
meisten Farben sich im Feuer verändern und der
Künstler also den Effekt seiner Arbeit nichts sogleich,
während des Fortganges derselben beurtheilen kann,,
sondern mit der Phantasie voranschreiten und sich
vorstellen mufs, in welchem Zustande sein Werk aus ;
dem Feuer kommen wird. Defswegen ist für die Por-
zellanmahlerei eine besondere Künstlerschule noth-
wendig. Man hat jener Schwierigkeit einigermafsen
dadurch abgeholfen, dafs man die Metalloxyde mit
ihren Flüssen versetzt vorher brennet und dann wie-
der fein reibet. Manchmahl gehen ganz fertige Kunst-
arbeiten, woran der Künstler Monathe lang gearbeitet
hat, im letzten Emailfeuer zu Grunde und werden zu
Scherben.
\
h
a4r
Aus der vorstellenden iBeschreibung der zur Ppr-
^ellanbereijiung nothjv^endigeti Hauptoperiationen er-
hellet^ dafs das Porzellan unmöglich ein wohlfeiler
Artikel seyn kann. Die Umstände , welche es theuer
machen^ 3ind:
i) Die Seltenheit guter roher Materiahen^ daher
diese schon an Ort und Stiellie gleich Bergwerkspro-
dukten bei weitem hoher als ahaerer Töpferthön ver-
kaufet^ und durch den Transport bis zur Fabrik noch
bedeutend vertheuert werden. Das Fafs Passauer
Erde von drei Zentnern kommt der Wiener Fabrik auf
6fl., die Währung Kapselthon von 3oo Zentnfem auf
60 fL G. M. zu stehen«»
3) Die mühsame Reinigung und Zubereitung
dieser rohisn Materialien^ wobei immer wenigstens
die Hälfle des Gewichtes der rohen Porzellanerde ver-
loren gehet. \ -
3) Die No th wendigkeit ^ stets einen ganzjährigen
Masfievorrath zu haben.
4) Der grpfse Holzaufwand beim Yergliiben^ Slark-
brennen und Emäilliren.
5) t)ie Kothvrendigkeit in Kapseln zu brennen^
theils wegen der bedeutenden Gestehungskosten, und
des oftmahligen Zugrundegej^ens der Kapseln , theils
wegen des Verlustes an Hitze , die auf d^s Brennen
derselben verwendet ^Vird , theils wegen des Raumes^
den sie im Ofen einnehmen.
6) Schwierigere Bearbeitung der stets sehr kur-
zen Porzellanmasse^ höherer Arbeitslohn fiir geschick-
tere und geübtere Arbeiter«
7) Endlich die bedeutendie Menge Ausschufs
und Pov^l, welche in t^ hohen und änhaltendeh
■lahrb. d« poiyt. last. L BH* 16 .
2^2
Fbuersgraden durch ungleiche» Sch'winden^ Verziehen,
Fleckigwerden unvermeidlich entstehen mufs.
%
Dafs Kunstmahlereien auf Porzellan theurer seyn
müssen, als andere Gemähide, leuchtet aus den ehen
angeführten dabei stattfindenden Schwierigkeiten und
Gefahren ein : dafür empfehlen sie sich aber auch
durch Schönheit, Glanz und durch ein Verschmelzen
der Farben im strengsten Sinne, vorzüglich aber durch
den höchsten Grad von Unveränderhchkeit.
Am vollkommenen Porzellane suchet man folgende
Eigenschaften :
i) Blendende Weifse ohne Sinen merklichen Stich
ins Gelbe, Blaue oder Graue mit einem eigenen Grade
angehehiher Dtirchscheinbarkeit, welche sowohl von.
.der Durchsichtigkeit gewisser Arten von Glas, z.B.
des l^einglases, als von dem Opalisiren mancher Fos-
silien una Schalthiere verschieden ist.
2) Eine glatte , üicht wellige , rein spiegelnde
Oberfläche.
3) Einen weifsen, weder glasigen noch erdigen,
sondern einen glatten, feinen nur etwas glänzen den^
den Erden im Zustande der halben Auflösung^ eigenen
Bruch. Die Bruchflächen dürfen Feuchtigkeit nicht
im Geringsten einsaugen^ und daher auch nicht an die
Zunge kleben.
4) Einen reinen, angenehmen Klang, welcher
ein Beweis von der Gleichförmigkeit der Masse, ihrer
gehörigen Bearbeitung und Auflösung ist.
5) Eine solche Härte, dafs man mit dem Stahle
Funken daraus schlagen kann«
6) Die Fähigkeit, Abwechslungen von Hitze und
Kälte ohne Springen wenigstens bis zu dem Grade zu
^4"
ertragen, dafs man in ein kaltes Gefäfs kochendes Was-
ser giefsen, und Wasser darin über einer Weingeist-
flamme zum Kochen bringen kann.
*j) Unschmelzbarkeit in den höchsten Ofenfeüers-
graden. Man wird zwar diese Eigenschaft zu den mei-
sten Verwendungen des Porzellans iür überflüssig hal-
len: da aber ein Porzellan, welches bei den höchsten
Feaersgraden nicht gänzlich schmilzt, bei einem ho-
hen Feuersgrade gebrannt worden seyn muls, um in
jenen Zustand des Zusammensinterns ^u gerathen, wo-
durch es zu Porzellan wird; und da jede Thonmasse
um so dichter, härter, dauerhafter, allen äufseren,
chemischen sowohl als mechanischen zerstörenden
Einwirkungen widerstehender wird, je höher der
Feuersgrad ist, bei dem es gebrannt worden ist: so
stehet die Unschmelzbarkeit des Porzellans mit seiner
sonstigen Dauerhaftigkeit und Unveränderlichkeit im
Verhältnisse.
8) Die Glasur mufs ein vollkommen durchsichti-
ges, möglichst farbenloses, sehr hartes Erdenglas ohne
Bläschen seyn, und sich allmählich in die ihr homo-
gene Masse des Porzellans selbst verlieren, so, dafs
es zwischen beiden keine scharfe Gränze gibt, die
Glasur folglich nicht abspringen kann. Ist das Porzel-
lan nicht bei sehr hohen Feuersgraden gebrannt wor-
den, so ist die Glasur nicht hart genug, wird beim
öfteren Gebrauche matt und rauh, läßt sich leicht
ritzen, und das Porzellan, vorzüglich Teller und ähn-
liche Gegenstände, verlieren in kurzer Zeit ihre Schön-
heit und ihr reinliches Aussehen.
g) Die Farben müssen mit den gehörigen Flüssen
bei einem angemessenen Feuersgrade eingebrannt seyn,
so, dafs sie nicht abspringen oder leicht weggewetzet
wei'den können, und nur mit dem Porzellan selbst zu
Grunde gehen. Dasselbe gilt auch von der Vergoldung^
i6^
a44 .
Welche übrigens nicht gar zU dünii aufgetragen seyn
mufs. Mahlerei und Vergoldung müssen auch d^n ge-
hörigen Spiegel besitzen.
lo) Schöne, gefällige, zweckmäfsige Formen; -
dünne Bearbeitung theils wegen des Durchscheinens,
theils wegen der Leichtigkeit oder auch als ein Beweis "
der grofsen Plastizität der Masse , welche diese,' nur
durch ein gröfseres'Verhältnifs von Thonerde erhal-
ten kapn. Von diesem gröfseren Verhältnisse der Thon-
erde häijigen wieder sehr viele andere gute Eigenschaf- .
ten ab.
*
Unter den übrigen Töpferwaaren kommen dem
Porzellan das Fajrance oder die Majolika, vorzüglich ■
aber das Steingut am nächsten. Das Fayance unter- ,
scheidet sich vom Porzellan durch die erdigen, W^as-. ■
ser einsaugenden, also an die Zunge' klebenden Bruch- ^
jflächen, durch die undurchsichtige, milch weifse blei- *j
hältige Zinnglasur. — Das Steingut hat mit dem Por- ,
zellan den Anfang der Verglasung oder des Zusanunen- ^
»interns, folglich auch die Wasserdichtigkeit gemein, i
unterscheidet sich aber von demselben, aufserdem, .^
dais die Materialien meistens nicht so sorgfältig zube- ,.
reitet sind, die Masse also gröber ist, durch den Man- .
gel der Weifse und der Durchscheinbarkeit. Die fein- ,
sten Sorten von Steingut gehen jedoch allmählich in ■
da^ Poi:zellan über.
Nach derVerschie.dei^heit der Materialien in qua- \
litativer und quantitativer Hinsicht, welche auch je-
desmahl eine entsprechende Modifikatipn in der Be-
handlung bei der Fabrikation begründet, zeiget das \
Porzellan aus verschiedenen Ländern und Fabriken
sehr mannigfaltige Eigenschaften. Das beste chinesi"
sehe Porzellan zeichnet sich noch immer vor allem ^
^ropäischen durch die Schönheit seiner Masse und
die r^einheit der Bearbeitung aus. Welche Plastizität
• .■ ' 345
I
der Masse gehöret dazu^ grofse iStücke so dünn und
fein drehen oder formen zu können^ wie wir es öfters
an papierdünnen japanischen Tellern und' Schüsseln
beobachten? und welche Gleichförmigkeit, dafs diese
dünnen Stücke im' Schmelzfeuer nicht rissen, zusam-
mensanken oder sich verzogen ? Weil es in China und
Japan sehr viele Porzellanfabriken gibt *), so ist das
daher k'omn^ende Porzellan nicht .von gleicher Güte.
Man hat in der Wiener Fabrik cl^' .sisches Porzellan
in einer Wiener Tasse bis zum /iusummensinken er-
weichet, während in demselben Ofen eine andere chi-
nesische Porzellanfigur die Porzellanfeuerprobe so voll-
ständig bestand, dafosie nur weifser, schöner und glän-
zender, sonst aber unversehrt den Oferi verliefs. Die
Formen der Gefäfse und die Mälilerei köimen aber un-
möglich dem europäischen Geschmacke entsprechen.
In Europa hat die älteste Fabrik, die Meifsner, in Hin-
sicht der Schönheit der Masse und der wesentlichsten
Vollkommenheiten des Pbt*zellans, vor allen übrigäii
moch immer den Vorzug. Das Pf lener I^oriellan zeichr
net sich durch seine rein weifse, ebene, glatte, spie-
gelnde Oberfläche selbst in gröfseren Stücken, durch
seine Dauerhaftigkeit imd durch die Fähigkeit Tem-
peratursabwechslungen zu ertragen, vor allen übrigen:
vortheilhaft aus ; daher sieht man auch von keinem an-
dern so viel Tafelgeschirr als von dieseni. In Hinsicht
der Sbhönheit und dies Reichthuüis der Farben, so wie
in Hinsicht des Künstwerthes dei- hier vferferiigten Ge-
mählde, mächt ihr keine Fabrik einen bedeutenden
Vorsprung streitig. Das Berliner und Nymphenbur"
ger Porzellan sehen döm Wiener ähnlich. Dasyran-
zösische Porzellan empfiehlt 'sich dem Auge durch
eine besonders weifse Farbe und durch eine ange-
nehine Duf chschieinb'arkfeit ; weil aber beide Folgeji
•) Zu Kingt Toehing in' der Provinz Ktäiisi. In China iicifHen fünf
hundert Porzellanöfen befindlieh ^^eyii^ tiiiddiese Fabrikation
dort beinahe eine Million Menschen beschai'tigdn.
2^6
einer zu staf ken Auflösung oder Verglasung der Masse
sind^ so idt es dem Springen sowohl durch' mechani-«
sehe Einwirkungen als durch Temperaturswechsel sehr
ausgesetzet^ und daher mehr zu Vasen ^ Prunkgeiäs-
sen und andere Verzierungen, als zu Geläfsen^ die für
den täghchen Gebrauch bestiüunt sind, geeignet. Übri-
gens ist aber das Porzellan aus den verschiedenen fran-
zösischen Fabriken äufserst verschieden 3 das beste
kommt aus der königl. Fabrik yon Sei^res^ In Englandy
wo das schönste Steingut und Fayance gemacht wird,
•verfertiget man nur sehr mittelmafsiges Porzellanl
In Hinsicht des zur Bewirkung des Zusammensin-
terhs zugesetzten Flujsmittels kommen die Fabriken
von Meysen , PVien und Njrmphetiburg y welche Gyps
anwenden, die Fabriken yon Berlin und Kopenhagen,
welche dazu Feldspath brauchen, andere Fabriken,
welche sich des Kalkes bedie^en, und endUch alle
französischcix Fabriken, welche dazu Pottasche wäh»
len sollen, mit einander überein.
In Hinsicht des Hitzegrades , bei welchem das
Porzellan gahr gebrannt wird, folgen die verschiede-
nen Fabriken in nachstehender Ordnung:
Meifsen, in den alten liegenden Öfen bei 164^ W.
fVien, bei 160
JSjmphenburg, bei ........ x54
Berlin i bei . . . • — ^ •
Kopenhagen, bei ...,..•, —
Seyres, bei ., . , ,. . , , • * • i34
In Hinsicht des spezifischen Gewichtes bilden die
verschiedenen Porzellanarten folgende Reihe ;
Porzellan von Meißen, nach Eitelwein , , ^>49^
Porzellan von JVjmphenburg , nach Schmitz
a) strengflüssige Mas$Q , , , . , ^^4^4
a47
* b) mittlere Masse ti,32i
c) feine Masse zu Büsten .... ja^2i6
Porzellan von Pf^en, nach Meifsner
, a) leithner'sche Masse . . . . • 2^386
b) mittlere Masse :2^i3a
c) » Masse. . . . . .* . 3^130
d) gewöhnliche Masse 2,075
• Porzellan au& China y nach Eitelwein ... 2,385
^GnfS\Anyon Berlin y ndich. Meifsner . . . 2,aQ3
Porzellan von Berlin ^ Sanitätsgeschirr . . 2,a54
Porzellan aus Frankreich y nach Eitelwein , 3,1 46
In der Dichtigkeit nähert sich also das Wiener
Porzellan dem chinesischen am meisten ; und das fran«
zosische Porzellan ist das am Wenigsten dichte oder
I spezifisch leichteste *).
Zeichen der Wiener Fabrik .9
» t Meifsner y zwei gekreuzte Schwejrter . ^
» Berlinery ein Zepter ..... \
» Höchster y ein Rad ^
» , Fuldaer y zwei f und ein Fürstenhut ^
« . Fürstenherger • F
» Gothaer • R
» Limbachery im Meinung'schen L oder 0000
• +
» Sevres ' . . . . . • . • » Sevres
T Petersburger y der Nahmenssfiug
der Kais. Catharinay oder das
zweimahl gestrichene rujssische £
K
*) S. Sfihmiiz am ob. a. O,
M
L
B- Porzellanerden.
Eigeuichaften der Porzellanerde.
Das Kaolin, die Bestand- oder Porzellanerde'
erkennet man an folgenden Mcikmahtei^
i) Sie ist ein weifser, erdartigor Körper, der
zwar gewöhnlich in Klumpen zusammengehaut vor-
kommt, die jedoch so wenig Zusammenhang hesitzen,
dafs sie sich leicht zu Pulver zerreiben lassen. Wegen
des erdigen Ansehens darf man an diesen Klumpen,
die gewöhnlich leichler, als ein anderer Stein von der-
selben Gröfse sind, keinen Glauz bemerken.
3) Trocken fühlet sie sich fein, doch (mit Aus-
nahme der böhmischen) nicht fettig, sondern etwas
raub und mager an. - Sie farht ab und macht wie Ki eide
die Finger weifs, jedoch kaiui man des leichten Z.er-
hröckelns wegen mit derselben nicht wie mit Kreide-
schreiben.
3) Meistens merkt man beim Zerdrücken mit den
Fingern festere Steintheilchen oder einen gröberen
Sand in derselben, die aber, da sie sich durch Schlem*
men wegbringen lassen, dieselbe nicht unbrauchbar
machen. Wenn jedoch dieser grobe Sand in ear zfi'
grofser Menge vorhanden wäre, so diirfle vielleicht
eine solche Erde, wegen des zu grofsen Verlustes beini'
Schlemmen, nicht mit Vorthed verwendet werden.
Man kann sich von dem Quantitätsverhältnisse dieses
Sandes leicht durch einen Scbtemmversuch überzeu-
gen. Man reiht eine gewogene Menge der Erde, um
die etwas mehr zusammenliängcnden Theile zu eer-
driicken, mit Wasser an, giel'st sie dann mit mehr
Wasser in ein tiefes Gef'afs , worin man sie Anfangs gut
umrühret, dann aber so lange ruhig stehen lafst, bis
sich die gröberen Theile zu Boden gesetzet haben.
Die über dem Bodensatz; stehende mUchige Flüssigkeit
249
giefst man in ein anderes Gefäfs ab und läfst sie so lange
ruliig stehen^ bis sich die darin schwebenden, feinen,
erdigen Theile am Boden gesammelt haben und das
Wasser ganz tlar geworden ist. Man giefst das Wasser
ab und behandelt .sowohl die feinerdigen Theile als
den gröberen Sand noch einmahl auf dieselbe Weise,
"wobei sich aus jenen noch etwas Sand, aus diesem aber
noch etwas Porzellanerde ausscheidet. Man trocknet
und wägt nun beide, so weifs man das Yerhältnifs voii
Sand zur ForzeUanerde und folglich auch den zu er-
wartenden Abgang beim Schlennnen im Grofsen. Viel
über die Hälfte darf dieser Abgang nicht betragen^
wenn die Erde noch gewinnungswürdig seyn soll.
4) Wegen des stets bedeutenden Verhältnisses
Ton beigemengtem gröbern Sande ist die rohe, unge-
schlemmte Porzellanerde weniger plastisch, wie ge-
meiner Töpferthori, d. h. sie läfst sich nicht so leicht
fomien und drehen, wie dieser, sondern sie reifst gern
oder ist ein kurzer Thon. Manche Porzellanerde be-*
sitzt im rohen Zustande gar keine Plastizität oder Bild-
samkeit, sondern zerfällt im Wasser wie Walkerde zu
einem Pulver.
5) Nebst dem Sande, der sich aus der mit Was-
ser aufgerührten Porzellanerde zu Boden setzet, be-
merkt man darin auch öfters feine, schuppige, wie
Perlmutter glänzende Blättchen , die auf dem Wasser
schwiimnen, und, wenn sie häufig sind, die Erde,
wegen -eines zu grofsen Gehaltes an Glimmer oder Bit-
tererde-, zur Porzellanfabrikation untauglich machen.
Da jedoch hierbei Alles von dem Mengenverhältnisse
abhängt, so mufs man eine solche Erde, bevor man
weitere Vwsuche damit angestellt hat, nicht sogleich
verwerfen. Ein bedeutender Antheil von Bittererde
ist immer ein nicht gern gesehener Begleiter der Por-
zellanerde : nebst andern Unbequemlichkeiten bei der
Bearbeitung, verursachet sie durch die Auflösung im
a5o
Brennen auch den Wund oder die wellenförmig un-
ebene Oberfläche des Porzellans.
. 6) Da die Porzell^nmasse weifs seyn nmfs, so wird
auch von der Porzellanerde diese Farbe mit Ausschlies-
sung aller schwarzen^ braunen oder gelben Flecke^ als
eine unerläfsliche Eigenschaft gefordert. Es ist nicht
genüge dafs sie weifs gefunden wird^ sondern sie mufs
auch im Feu^r weifs bleiben y welches nicht immer der
Fall ist. Man mufs also eine weifse Erde^ die man für
Porzellanerde hält, in einem reinen Feuer durchglü-
hen lassen, und sehen, ob sie nach dem Glühen noch
voUommen weifs erscheinet. Die rohe Porzellanerde
hat öfters einen Stich ins Röthliche, Blauliche oder
Grauliche, brennet sich aber ganz weifs, weil die fär-
benden Theile vegetabihschen Ursprungs sind und im
Feuer verbrennen^ ,
7) Der Versuch des Durchglühens der Porzellan-
erde ist nicht in Hinsicht ihrer Farbe allein, sondern
auch anderer von derselben geforderten Eigenschaften
wichtig; daher ^r nie unterlassen werden darf. Die
Porzellanerde darf sich im gewöhnhchen Feuer, selbst
in dem Töpferofen nicht hart brennen, wie es beim
gemeinen Thon geschieht, sondern sie mufs sich nach
dem Brennen noch leicht zerbrechen und zerreiben
lassen, wiewohl sie sich dann viel rauher anfühlet und
ihre Plastizität ganz verloren hat. Die Hafiier können *
die Porzellanerde zu ihren Geschirren ganz und gar
nicht brauchen, weil sich diese in ihrem Feuer nicht
fest brennen würden. Im^ stärksten Ofenfeuer, selbst
in jenem des Glas- oder Porzellanofens, darf die Por*
zelJanerde nicht schmelzen. Die Spuren des Schmel-
zens, die man an den ungeschlemmien Erden im hef»
tigstenFeuer bemerket, können durch den beigemeng*
ten Sand verursacht worden seyn: man mufs also den
Versuch mit der geschlemmten Erde wiederhohlen^
Zeigen sich aber ai^ (Ji^ser auch nur Spuren von Schmel-
t}^ig, so Ut, sie i&ur Porzellanfabrikation ganz untaug-
lich. Dieser Versuch mufs^ wenn das Ghiheh zwischen
Kohlen^ z. B. in einer Schmiedeesse geschieht, in .ei-
nem verschlossenen Gefäfse oder Tiegel gemacht wer-
den^ weil sonst die Asche das Schmelzen der Oher-^
flache verursachen könnte.
m t
%
.8) Gewisse Arten von Kalk werden der weifsen
Farbe wegen oft irriger Weise fiir Porzellanerde ge-
halten; man erkennet aber ihre wahre Nalur durchs
heftige Glühen, wodurch sie entweder den ätzenden
Geschmack des gebrannten Kalkes bekommen oder
schmelzen. Wenn man etwas von solchen Erden vor
dem Brennen in ein mit verdünnter Salpetersäure,
Schwefelsäure, oder in deren Ermangelung auch mit
starkem Essig gefülltes Glas schüttet, so bemerkt man
ein Aufsteigen von Luftbläschen, oder es entsteht gar
ein Aufbrausen und Aufschäumen, da sich hingegen
gute Porzellanerde in diesen Säuren ganz ruhig ver-
hält. Ein Tropfen dieser Säuren, den man auf die
trockenen Erden fallen läf&t,^ wird von guter Porzel-
lanerde ganz ruhig eingesogen, da man hingegen auf
kalkhaltigen Erden ebenfalls ein kleines Blasenwerfen
oder Brausen in demselben bemerket.
9) Die Eigenschaften der Porzellanerde hängen
grofsen Theils von ihren Bestandtheilen und derer
quantitativen Verh^tnisse ab. Die Porzellanerde ist
um so besser, ein je reineres Gemenge von Alaun- oder
Thquerde und von Kieselerde sie ist, und in der Re*
gel je gröfser das Verhältnifs der ersten zur letzten ist}
denn, ein Mangel an reiner Kieselerde läfst sich leicht
ersetzen, i^icht so leicht der von reiner Alaunerde,
Alle übrigen Beimengungen vermindern die Güte der
Porzellanerde. Von Bittererde, welche übrigens die
schon oben angefahrten Unbequemlichkeiten verur-
sachet, verträgt sie ein etwas gröfseres Verhältnifs als
von Kalk, weil sie di^rch dei^ letztern zu bald schmelz-
:^5ü ■
bar wird. Durch Beimischung färbender Metallo^dd,
z. B. Eisen 9 Braunstein u. dgl. m. wird sie ganz un*'
brauchbar^ wenn diese nicht blofs Bestandtheile des
gröberen Sandes sind^ uod sich durch Schlemmen zu^
gleich mit diesem wegschaffen lassen. Es folsea hier
die Bestandtheile einiger Porzellanerden nach denÄnit^
lysen * zuverläfsiger Ghemisten y zusammengestellt mit
den Analysen von Feldspath^ welche wir später brau-
chen werden- .
F)ptuqueUn fand:
a) in der Erdt von LU b) in dem; grünen sibiri-
mogis y scheu Feldspath ,
Kiesderde. . . 64 Kieselerde . . 6a,83
Alaunerde . . . 32^5 Alaunerde • . '7?^^
Kalk . . . • . 2,5 Kalk • • . . 3,oö'
Eisenoxyd ... o;6 Bisenoxyd . . i,oo'
Kali .... i6,öo'
99^6
99,85
Roose fand:
a) \n Aet Porzellaner de b) in dem F)sldsp€ithwn
von Außy IkymmUZy
Kieselerde
Alaunerde
Eisenoxyd
52 ' Kieselerde
47 Alaunerde
o,33 Kalk . .
06,7$
17^0
1,25
0,75
12
98,25
Cehlen fand:
«) in der geschlämmten b) xadexü Feld^atb von
Passauer Erde , KeUberg bei PasscM^
Kieselerde . » • 55,o Kieselerde • « . &3*
Alaunerde. • . ^2,S. Alaunerde . . . 20>*
Kalk. .... i^o: dasiUurigeKaU^Kalkj£is#ni
l^ißeuojy^ , . i^o
99^5
r
I
a53
jBuchoh fand :
in einem Feldspathe^ der un^ufgelöset in der Pas--
sauer Erde gefunden worden -war,
Kieselerde ....... 6o,25
^Alatmerde ....;.. 22^25
KaBi • . j^oo
KaU ......... i4oo
W^asser .....••• i^oo
Elisenoxyd eine Spur
«8,5
Entstehung der "Porzellanerfle.
Nach der von den Geologen und Geognosten &st
allgemein angenommenen uad begründeten Meinung
ist die Porzellanerde durch das F'erwittern des 'Feld-
spatheSy d. h. durch Veränderungen, die dieser durch
die chemischen und mechanischen JSinwirkungen der
Atmosphäre erlitten hat, entstanden. Daher darf man
in der Nachbarschaft von Porzellanerde stets mit Zu-
verlässigkeit Feldspath erwarten; jedoch kann man
nicht umgekehrt aus dem Vorkommen von Feldspath
mit eben so viel Zuverlässigkeit auf das Vorhanden-
seyn von Porzellanerde schliefsen; denn damit der
Feldspath zu Porzellanerde verwittere, sind mehrere
gänstige Umstände nothwendig.
#
%
Dex Feldspath kommt am häufigsten in Verbin*^
dang niit Quarz und Gliomier als der Hauptbestand-
theil der zwei ältesten Urgebirgsmassen vor, die unter
den Nahmen des Granits und Gneuses bekannt sind.
Manchintahl verwittert der Feldspath in dieser Verbin-
dung, uiui das Gestein zerfällt dann in Folge dieser Ver*
Witterung. Gewöhnlich aber schützen in dem fest und
Tegelmäfsig verbundenen Gesteine Quarz und Glimmer
den Feldspath vor den Einwirkungen der Atmosphäre
also vor der Verwitterung} daher mufs da« Gestein erst
zerfaüerif d. h. Quarz, Feldspath und Glimmei* müs-
» V
sen sich trennen. Der Granit zerfällt seltener als der
Gneus; daher lindct man Porzellanerde häufiger im
Gncus- als Granitgebirge. Nicht jeder Granit^ ja
nicht jeder Gneus ist zum Zerfallen gleich geeignet^
welches thfiils von dem Verhältnisse der Gemengtheile^
theils von ihrer Beschaffenheit^ vorzüglich ahter von
dem Gefiige abhängt. Das Verhältnifs der Gemeng-
theilc ist nicht bestimmt und in jedem Granit oder -
Gneus dasselbe ; sondern es v^altet manchmahl dieser^
ein andermahl jen^r der Gemengtheile vor, ja manch*
mahl bleibt einer oder zwei derselben ganz aus tjnd
man sagt dann, dafs der dritte, isolirt vorhandene auS"
geschieden worden sey, so wie man überhaupt die
ganze Erscheinung unter dem Nahmen Ausscheidung
begreift. Man findet Granit und Gneus, welcher sehr
viel Quarz enthält, ja man findet in diesem ganze ,grofse
Blöcke reinen Quarz (Lagerquarz), d. h. Gneus, dem
der Feldspath und Glimmer fehlen. So wie hier der,
Quarz frei von Feldspath und Glimmer gefunden vnrd, .
so erscheint ein andermahl der Glimmer frei von Quarz .
mit nur wenig Feldspath als Glimmerschiefer. So kann
sich endlich auch der Feldspath ausscheiden. An die-
sem unterscheidet man aber zwei wesentlich verschie-
dene Arten von Ausscheidung, wovon eine die andere
auszuschliefsen scheint, nähmlich die regelmässige
und die unregelmäfsige. Bei der regelmäfsigen , wet
che dem körnigen Gneuse eigen ist, erscheint der
Feldspath in vierseitigen, säulenförmigen, manchmahl
drei Zoll langen, manchmahl viel kleineren Z'willings-
krystallen in das Gestein verwachsen, und gibt dem-
selben, vorzüglich wenn das körnige Gefüge unkenn--
bar fein ist, das Ansehen eines Porphyrs, daher auch ;
diese Ausscheidung die porphyrartige genannt wird.
Die unregelmäfsige, nur dem schieferigen Gesteine,
jedoch nicht jedem, sondern nur gewissen Schichten
desselben eigene Ausscheidung, wobei man den Feld-
spath sowohl in regelmäfsig gemengten Gneus als auch
neben Quarz- und Glimmerpartien entweder in gros-
!255
r
k
sea Massen^ oder in kleinen schnell sich auskeilenden
Lagern^ Nieren, Nestern und Stöcken rein findet, gibt
nach den bisherigen Beobachtungen 2ur Entstehung
der besten Porzellanerde am häufigsten Veranlassung,
und ist die unerläfsliche Bedingung des Vorkommens
einer 4er Passauer gleichen PorzelIanerd.e.
Von diesen durch das Zerfallen des Gesteines' iso-
lirten oder schon ursprünglich (durch AusscLeidung)
so gebildeten Gemengtheilen des Granits und Gneuses
bleibt nun der Quarz ganz unverändert, mechanisch
kann er "Wohl abgerundet oder zu Staub zertrümmert
werden, allein seine wideispenstige Natur verändert
er nicht im Geringsten. Glimmer und Feldspath w^er-
den aber durch die Einwirkungen der Atmosphäre
weiter verändert, d. h. sie verwittern, wenn sonst ihr
Gefuge luid ihre chemische Beschaffenheit sie dazu
geeignet machen und die äufseren Umstände günstig
Mnd. Der Glimmer wird zerreiblich und abfärbend,
wobei er seine vorige Farbe, und, wenn die Zerstö-
rung nicht zu weit gegriffen hat, auch seine blätterige
Textur behält : verliert er aber durch weitere Verwitte-
rung auch ctiese, so wird er zu einer grauen, thonigen
Masse oder zu Graphit. Der Feldspath wird durch
die ersten Grade der Verwitterung zerbrechHch und
theilet sich leicht nach allen Richtungen seines blätte-
r Bruches 3 bei den folgenden läfst er sich zu einem.
fen, gröbern oder feinem Sande zertheilen, und
bei den letzten wird er zu einer zarten, schlüpfrigen
Hasse, welche alle, oben von der Porzellanerde gefor-
derten Eigenschaften besitzt. Es ist nun klar, warum
das Vorkommen der Porzellanerde an das Vorhanden-
«eyn der genannten Urgebirge, und warum ihre Quan-
tität an den Feldspathgehalt derselben gebunden ist.
Die Qualität der Porzellanerde hängt von der Reinheit
des Feldspathes und von dem Grade seiner Verwitte-
rung ab. Es ist nun leicht zu erklären, warum die Por-
zellanerde so häufig mit Quar2;sand , mit einem schar«
256
m
fen Sande von uxi verwittertem oder erst auf der zweiten
Stufe der Verwitterung begriffenen Feldspalhe, welche
der Erde alle Plastizität benehmen^ si^^h aber durch
ScMenunen davon sondern lassen^ dann mit Glimmer-
oder Talgblättchen oder mit $ittererde verunreinigt
vorkommt^ warum Porzellanerde und Graphit^ liäufig
als Nachbarn getroffen werden, wie es z. B. im Pas-
sau'schen der Fall ist.
Nicht jeder Feldspath ist zur Verwitterung gleich
geneigt: es lassen sich in dieser Beziehung zwei Va-
rietäten unterscheiden, eine gelblichwei/se blätterige
und eine ölaulichgraue kernige oder dichte, die oft
in demselben Gneusgebirge, selbst ausgeschieden, vor-
kommen,. wovon aber nur die erstere der Verwitte-
rung zu Porzellanerde fähig ist (die wir daher der
Kürze halber Porzellanspath heissen wollen, womit
Prof. Fiichs eigentlich dieses Fossil auf einer gewissen
Stufe der Verwitterung bezeichnet), die letzte hinge*,
gen derselben fast so hartnäckig wie der Quarz wider»
stehet, und, wenn sie ja eine Zerstörung erleidet,
höchstens ein rauhes, sandiges, nie ein erdartiges
Produkt gibt. Auf den Halden der Passauer Gruben
findet man in der vollkommensten Porzellanerde grös-
sere und kleinere Partien von ganz fi-ischem.oder doch
nur wenig verändertem blaulichgrauen Feldspathe, die
sich durch ihre Farbe kenntlich machen. Ja man fin<^
det öfters lange, vierseitige, säulenförmige ELrystaHd
des gelblichweifsen Feldsp uhes , die in die derbe Mass^
des blaulichgrauen eingewachsen , und mit Beibehat
tung unverkennbarer Spuren ihrer blätterigen Tettot
in die vollkommenste Porzellanerde verwandelt sind^
während der letzte ganz frisch und unverändert ist
Solche Krystalle von Porzellanerde (Porzellanspath de«
Prof. Fuchs) y die nach Allem, was man von der Kry-
stallenbildung weifs, nicht in der erdigen Form ent-
standen seyn können, beweisen auch am augenschein-
lichsten die Abkunft der Porzellanerde vom Feldspathe
I-
Über die Ursachen dieser merkwürdigen Verschieden-
heit zwischen Porzellan - und grauem Feldspathe wissen
wir nichts. Buchholz hat einen Feldspath, den man
unaufgelöset und ganz frisch in der Passauer Porzel-
lanerde gefunden hatte ^ auf FLurCs Ersuchen genau
analysirt^ und das oben angeführte mit den Besiand-
theilen anderer Feldspathe so übereinstimmende Re-
sultat erhalten, daf« er daraus selbst den Schlufs zielit,
die Unzerstörbarkeit desselben könne weder von dem
qualitativen noch quantitativen Verhältnisse seiner Be-
standtheile abhängen.
Da 'die Verwitterung durch die Einwirkung der
Aunosphäre bewerkstelligt wird, so kann sie sich nur
so weit erstrecken, als die Atmosphäre Zutritt hat, und
»le dringt also nur bis auf eine gewisse Tiefe unter
' Tage ein. Es ist eine den Bergleuten sehr wohl be-
Laimte Thatsache, dafs das Gestein, wenn es nahe afn.
Tage auch noch so aufgelöset ist, in mehrerer Teufe
an Festigkeit zunimmt und sich seinem ursprünglichen
Zustande mehr nähert. Es müssen sich also auch die
Porzellanspathmassen , wenn sie zur Porzellanerde ver-
' wittern sollen, nicht zu tief unter Tage befinden, sonst
findet man sie frisch. Die Erfahrung bestätigt dieses
ohne Ausnahme. Die Schächte der Porzellanerde errei-
chen fast nie eine Tiefe von zehn Klaftern, und es ist
ein untrügliches ZeicliQU eines Fehlbaues, wenn man
mit einem Schachte frischen Porzellanspath erreichet
ohne Porzellanerde gefunden^ zu haben. Selbst die
sächsische Porzellanerde war dort, wo eine nur drei
Lachter mächtisre Schichte von Glimmerschiefer über
mr lag, am besten und feinsten, nahm an Feinheit
nach der Teufe zu ab, oder wurde rösch und ging
dann in frischen Feldspath über.
Wenn hinlänglich nahe zu Tage liegende Porzel-
lanspathmassen durch die chemischen Einwirkungen
der Atmosphäre zu Porzellanerde verwittert sind, so ist
a58
diese nun den mechanisch- meteorischen Einwirkung
äen derselben ausgeselzet^ und kann denselben^ da sie
urch den vorausgegangenen chemischen Prozefs ihre
Kohäsion gröfsten Theds yerloren hat^ nur wenig Wi"
derstand leisten. Es wird daher von andern Lokalver-
haltnissen abhängen^ ob das verwitterte Gestein auf
seiner Lagerstätte bleiben, oder von derselben wegge-
führt werden wird. Gegenden mit steilen Bergen und
Gehängen können eben so wenig Porzellanerde als
irgend ein verwittertes Gestein beherbergen 9 kaum hat
sich dieses von dem frischen Gesteine abgelöset^ so wird
es auch schon von den Gewässern weggeschwemmt und
es bleiben die nackten Felsen von frischem Gesteine^
oder als Spuren der Verwitterung höchstens ein. schar«
fer Sand zurück. Sanfihügelige oder ebene Gegenden^
vorzüghch Bergebenen im Gneusgebirge, sind es also
nur, wo man Porzellanerde zu finden erwarten darf;
denn aus diesen konnten die Fluthen die Produkte der
vorhergegangenen Verwitterung des Porzellanspadies
nicht wegfuhren. So sieht das Revier der Porzeilaner-
degruben im Passau sehen y so die Gegend von JRri/ijS-
dorf in Ungern, so zum Theil die Umgebung von
Znajm in Mähren aus.
Manchmähl ist die Gegend von der Art, dafs die
Produkte der Verwitterung entweder bei gewöhnücheÄ
atmosphärischen Ereignissen nach und nach, oder bei
grofseh Revolutionen auf ein Mahl zwar weggefuhret^
jedoch an einem bestimmten Orte nicht allein ziemUch
rein wieder abgesetzet, sondern wie durch einen na*
türlichen Schlemmprozefs selbst verbessert werden*
Wir werden später sehen, dafs dieses mit einem Theile
der Porzellanerde von Brenditz in Mähren der Fall
war. Diese Art des Vorkommens von Porzellanerde
hat mit der Entstehung der gewöhnlichen Thonlager
viele Ähnlichkeit, daher sie auch einige Mineralogen
durch die Benennung Porzellanthon von der oben be»
schriebenen Porzellanerde unterscheiden wollen.
[
209
Es kann auch geschehen, dafs die Gemengtheile
des Granites und Gneuses, gleich nachdem das Ge-
stein in dieselheu zerfallen ist. hevor sie aber noch im
Geringsten weiter verwittert sind, von den Fluthen weg-
geschwenmit, und der eben beschriebenen natürlichen
Schlemme unterworfen werden, wobei die leichten und
zerreiblichen Glinimerblättchen sich zuletzt, die Quarfc-
Lömer aber gemengt mit den ihnen an Gröfse und spe=^
zifischem Gewicht gleichen Feldspathkörnern etwas
später absetzen. Geschieht dieses Absetzen an einem
sonst zur Verwitterung geeigneten Orte, so wird der
Feldspath' zu Porzellanerde verwittern, welche dann
mit den unverändert gebliebenen Quarzkörnern wie
mit einem groben Sande verunreinigt seyn wird. Nach
der Periode, in welcher jenes Wegwaschen vorgefal-
len ist, kann die Porzellanerde dann sich in viel jün-
geren Gebirgsarten finden. Dieses scheint die Entste-i»
bungsart der meisten Porzellanerden in Böhmen zu
seyn, wo sie sich in der Flötztrappformation finden.
Einige Geognosten nehmen an, dafs Gebirgsarten
oder ihre Theile gleich bei der ursprünglichen Bildung
aus schwer anzugebenden Ursachen unvollendet ge-
blieben seyn können, dafs dieses auch mit dem Granit
oder dessen Feldspath der Fall gewesen, und der letzte
also nicht die derbe oder krystallinische Form erreicht
haben, sondern eixi erdähnliches Pulvergeblieben seyn
könne. So lassen Einige die sächsische Porzellanerde
ton j^ue entstehen, worin man Quarzkrystalle mit einge-
schlossener Porzellanerde gefimden haben will, welches
das Vorhandenseyn der letzteren bei der Bildung der
crsteren voraussetzet. Dieser Behauptung wird aber von
indem widersprochen, welche aus der rauhen Ober-
Säche der Quarzkrystalle schliefsen , däfs sie ursprüng-
lich mit einem anderen derben oder krystallinischen
^1 Korper, also dem Feldspathe verwachsen gewesen seyn
müssen, und welche läugnen, dafs man Porzellanerde
in gebildeten Qu arzkry stallen gefunden habe, in denen
17 *
■itio
sich nicht zugleich eine Öffnung oder ein Ritz hpfindc,
durch welche die Erde hineingewaschen worden seja
konnte '}.
Die Verschiedenheit der Resultate, welche die
chemische Analyse des Feldspathes und der Porzel-
lanerde liefert, wird häufig als ein Einwurf gegen die'
Entstehung der letzteren durch Verwitterung des er-
steren angeführet. Aus den oben neben einander ge-
stellten Analysen heider ergibt sich, dafs das Verhält-
nifs von Kieselerde gegen die Alaunerde im Feldspathe
viel gröfscr als in der Porzellanerde ist, und dafs in-
dem ersteren sich eine bedeutende Menge KaU findet,;
wovon man in der letztem keine Spur entdeckt haU
Man nimmt zwar an, das Kali, mit Kieselerde zu ei^
ner Art von Kiesel feuchtigkeit verbunden, sey wäh-
rend der Verwitterung von den Wässern fortgefiih-
ret worden; und erkläret dadurch frcihcli auf einmahl
den gänzlichen Mangel des Kali und das geringer«
Vcrliältnifs der KioaeTerde in der Porzellanerde. Auch;
schadet dieser Erklärung der Einwurf nicht viel, daft
mau in den Gewässern so wenig freies Kah finde; denn
dieses kann gegen die Menge der Gewässer immer nur
sehr wenig betragen haben, und mufs seit der Zeil
neue Verbindungen eingegangen seyn, in denen es uit-
seren Untersuchungen bisher entgangen ist. Diese Alt-
nähme stimmet aber mit andern chemischen Thaisar
eben zu wenig liberein. Da aber die Verwitterung de^
Feldspathes sowohl als anderer Gesteine, eine Veräft^
derung ist, woran die Natur Jahrhunderte oder Jahr-
tausende gearbeitet hat, die Naturforscher aber erst
seit Kurzem ihre Aufmerksamkeit auf diesen Gegen-
stand gewendet haben; so dürfen wir uns nicht wun*
dern, dafs wir in den eig«nllichen dabei statt finden-
den Hergang noch so wenig Einsichten liesitzen. Ana-
lysen von Porzellanspath auf allen Stufen der Verwit-
terung von frischem bis zur feinsten Porzellanerde (eine
Arbeit, die der verstorbene Akademiker Gehlenhegour
nen hatte, und zu deren Wiederaufnahme uns Hr. Prof.
Fuchs y der sich bereits durch mehrere Analysen von
der höchsten Genauigkeit um die Wissenschaft verdient
gemacht hat, Hoffnung macht) dürften hierüber noch
die genügendsten zu erlebenden Aufschlüsse geben.
Porzellanerden, welche die Wiener Fabrik
T
braucht.
Die Wiener Porzellanfabrik bezog gleich nach
ihrer Errichtung die Porzellanerde von Kirchschlag
aus der Gegend von Pf^. Neustadt, welche sie mit dem
Thone yon Prinzdorf *) in Ungern versetzte. Die erste
Erde, welche wegen eines zu grofsen Gehaltes an Kalk
im heftigen Feuer eine halbe Verglasung -erlitt, dabei
aber wegen eines gleichfalls bedeutenden Bittererde-
gehaltes grünlich durchscheinend wurde, wird jetzt
von der Porzellan -Manufaktur gar nicht mehr, aafür
aber von einer Steingutfabrik in Neustadt benützet.
Über die Entdeckung der Erde in Prinzdorf weifs
man nichts, und von den geognostischen Verhältnissen
ihres Vorkommens nur so viel , dafs sie ein Lager von
bedeutender Mächtigkeit und Verbreitung bildet, dafs
sie mit vielen Schwefelkiesen durchmengt ist, dafs sie
j, im Feuer stark schwindet, zusammenbackt, und sich
bald mehr, bald weniger graulichweifs brennet. Um
die Kosten des Transportes zu vermindern, wird sie
schon an Ort und Stelle geschlemmt und in der Wiener
Fabrik nur noch ein Mahl überschlemmt. Sie besitzt
dann eine besonders grofse Plastizität, welche sich,
I obschon sie eine Eigenschaft des meisten Lagerthones
ist, aus den Resultaten ihrer Analyse nicht erklären
lafst, und theilet diese Eigenschaft durch Vermen-
*) Prin^dorfs Prencsfalva oder Prentshow , ein Dorf jn der
Grojs ' Honiergespannschaft an der Strafi^e nach Pesth.
J
302
guDg aucli der sehr wenig plastischen und daher
feineren Verarbeitung weniger geschickten !Passa
Erde mit
Passauer Porzellanerde.
In den Jahren zwischen 1740 bis 1760 fing 1
in der Wiener Manufaktur an, sich der Passauer E
^ur Porzellanmasse zu bedienen. Die Porzellanei
gräberei im Passau'schen hat erst zwischen 1780
1740, also viel später als die Graphitgräberei in il
Nachbarschaft begonnen^ Simon Kranawitter
Lemmersdorf wurde auf die Entdeckung dieser E
durch Spuren geleitet, die er davon in einem nah<
seinem Felde vorbeifährenden Hohlwege entdec
und die er als weifse Farbe an Mann zu bringen dac
Zu gleicher Zeit und' auf gleiche Weise wurde 1
in dem benachbarten Diendorf auf diese Erde
' merksam. Philipp Stallmayer brachte dfe erste Pr
davon nach Wien. Als sich die Nachfrage vermet
fing man in mehreren der umliegenden Ortschaf
wie in Leopoldsdorf y V^illersdorf y Ranuy Sei
gendorfy Grieshachy Auerbach y Haary PisU
Oberedt u. a. m. zu graben an.
Zwischen den steilen Schluchten der Erlau
dem jäh aufsteigenden linken Ranauf er y zwei Si
den in einer Richtung von Westen nach Osten, i
von der nördlichen Verflächung eines an die Dai
sich lehnenden Gneusgebirges bis an die um Pf aß
reith befindlichen hohen Gebirgskuppen, zwei St
den in einer Richtung von Süden nach Norden , 1
jene hügelvolle Ebene, welche nach allen bisheri
Erfahrungen die einzige m dieaem Theile Deuu
lands ist, wo* Porzellanerde in bauwürdiger Me
vorkommt. "
Die Gebirgsmasse, in welcher hier die PorzelJ
erde sowohl als der Graphit vorkommen, ist ein
a63
beiden Arten von Feldspalh sehr reicher Gncus, wel-
cher gleich unter der Damm6rde liegt ^ in der Gröfse,
Art, und in dem Verhältnisse seiner Gemengtheile in
Hinsicht ihrer regelmafsigen sowohl als nnregelmäfsi-
gen Ausscheidung,' so wie in den Graden der erlitte-
öen Verwitterung beträchtlich , abweichet. Die Rich-
tang der Gebirgsschichten erstreckt sich beinahe von
Nordwesten nach Südosten , und findet sich zwischen
St. 'j und 9, so, dafs also St. 8 fi'ir das mittlere Strei"
chen derselben genommen werden kann. Wenn man
nach diesem mittleren Streichen der Gebirgsschichten
zwei Parallellinien durch Ffaffhnreith und Diendorf
ziehet, so fällt der eben beschriebene an Porzellan-
erde reiche Landstrich zwischen dieselben. Die Neir
gung der Schichten ändert sich oft und stark. Wo v die
Schichtung ausgezeichnet ist, da ist ihr Winkel mit
dem Horizonte meistens ziemlich grofs ; kleiner auf
Lurzc Distanzen, wo Ünregelmäfsigkeiten eintreten.
Daher sieht man eine Schichte, die hier fast sölig ist,
in einer geringen Entfernung sich stürzen, eine ge-
stiirzte sich aufrichten u. dgl. m. Es ist nur in sofern
gegründet, dafs das Daseyn von Porzellanerde eine
sölige oder beinahe sölige Schichtung voraussetze, als
eine solche sich nicht durch eine schnelle Entfernung
von der Oberfläche des Gebirges der Verwitterung enl-r
liehet. Die gröfste Erstreckung der bisher gefunde-
nen, sich zwischen den Gneusschichten öfters auskei^
lenden Porzellanerdelager beträgt nach dem Streichen
30 Klafter, nach dem Fallen 6 Klafter. Was dazwischen
liegt, sind taube Mittel.
So v?ie man den Feldspath auf verschiedenen Stu-
fen der Verwitterung findet, so ist auch der schon als
Porzellanerde erscheinende in einem verschiedenen
Grade aufgelöset. Manche Erde ist so rein, dafs man
wedjer durch das Gesicht nocl^ durch das Gefühl etwas
Fremdartiges darin entdecket, und dafs sie also beim
Schlenunen nur wenig zurückläfstj andere enthalten
3G4
noch Reste von nicht ganz verwittertem Feldspathe^
oder, wenn die Feldspathmassen vor der Verwitterung
von den übrigen Gemengtüeilen des Quarzes nicht ganz
rein ausgeschieden waren, noch Quarz als groben Sand
oder auch Ghmmerschiippchen eingemengt. Die Gute
der Porzellanerde ist an einem und demselben der eben
genannten Ol tc nicht anhaltend gleich; Ein Jähr wird
hier, ein anderes Jahr dort die beste oder die schlech-
teste lir de. gegraben.
Aus diesen Verhiihnissen des Vorkommens der Pas-
sauer Porzellanerde folget, tdafs dieselbe als ein Pro-
dukt der t^tirwitterung im Gneusgebirge unregeh
inä;sig ausgeschiedener FeldspcUhmassen zu betrach-
ten ist, welches noch auf der ursprünglichen Lager*
Stätte dieser letzteren zu ruhen scheint^
Die Grundbesitzei: üben gegen Entrichtung des
zwanzigsten Theils der gegrabenen Erde als Zehent
auf ihrem Grund und Boden ganz frei das Recht der
Porzellailgräberei. Sie wühlen; nach abgethanen Feld-
arbeiten, den Spätherbst und.Winter über ganz kunst-
los in der Erde herum, oder treiben eine Art von Raub-
bau, indem sie an Orten, wo sie nach den Angaben
der Wünschelruthe oder nach andern Anzeichen Por-
zellanerde vermuthen, Schächte abteufen oder eine
Grube aufthun, und so nach drei bis sechs Fehlbauen
endlich ein ergiebiges oder reiches Lager finden, die
Erde mittelst eines Haspels herausfordern und dann
die Gruben wieder verschütten.
Mit dieser Erde werden, nebst den Fabriken in
Wien und Nymphenburg, auch jene von Höchst y Lud--
wigsburg \JLriA.Bruckberg'imAnspachischen versehen.
Die Wiener Fabrik allein bezog ehemahls den grölsien
Theil und beziehet jetzt noch einen grofsen Theil, wo-
von ihr das Fafs von drei Zentnern mit Mauth und Fracht
bis tVien auf 6 fl. C. M. zu stehen kommt. Es sollen
a65
* ■
von dieser Erde jährlich 800 bis 1000 Truhen (Ladung--
auf zwei Pferde, beiläufig vierzehn Zentner) gegraben
werden* . Andern Nachrichten zu Folge soll zwischen
1795 und i8o4 die Ausfuhr der rohcii Porzellanerde
jährlich 4^oo Zentner betragen und 4ooo fl. einge-
bracht haben 5 die Ausfuhr der Fabrikate aus Tiegel-
erde (SchwarzhafnergeschuT) von 16370 Zentner soll
79805 fl. getragen haLben.
Aufsuchung inländischer Porzellanerde..
a) In Österreich.
Als nach der Einverleibung des Fürstenthums Pas-
sau mit Baiern die fPiener Porzellanmanufaktur in
Hinsicht ihres Hauptmateriales von der Willfährigkeit
dieses Nachbarstaates alihängig geworden war, suchte
sie dasselbe theils durch andere schon bekannte injän-
dische Erden zu ersetzen, theils veranlafste sie Auf-
suchungen neuer Porzellanerdelager. Sie bediente sich
zu diesem Zwecke der ausgebreiteten, durch Reisen
und Erfahrungen anderer Art geläuterten Kenntnisse^
und des Eifers des rühmlich bekannten Geognosten
Hrn. I^r. Mohs, der gegenwärtig ff^erners Nachfolger
an der Bergakademie zu Freiberg ist, aus dessen hier-
über erstatteten Berichten die meisten der hier vor-
kommenden Notizen über das Entstehen und Vorkom-
men der Porzellanerde geschöpft sind.
Da der Wiener Manufaktur aus später vorkommen-
den Gründen vorzüglich viel daran gelegen seyn mufste,
eine der bisher gebrauchten Passauer ganz gleiche Erde
zu finden } der Porzellanerdebezirk im Passau'schen
aber der österreichischen Gränze ganz nahe liegt, und
die dortigen Schichten nach dem beobachteten Strei-
chen derselben in das obere Müht- Viertel sich fort-
zusetzen scheiien : so bereiste Herr MohSy nachdem
er die geognostischen Verhältnisse der Porzellanerde
im Passau^schea an Ort und Stelle erforscht hatte, zu-
erst die beiden Mühl- Viertel, um dort die inungean-
266
derter Richtung über die Gtänze streichenden diieus-
schichten aufzusuclien, in der Hoffnung, sie in einer
sanfthiiijclicbpn und auch sonst zur Entstehung imd
Beherbergung der Porzellanerde geeigneten, der bei
GrieslmcJi und der Umgeliung ühnlicheii Gegend wie-
der zu finden. Diese Hoffnung wurde aber auf einen
sehr schmalen Landstrich beschränket, welcher sich
von der Passau'schen Gränze unterhalb Neustiftf
Ilochkirchen u. s. w. bis in die Gegend von Mars-
bacli längs der Donau herabzieht, und als de f Über-
rest der Gebirgsschichten anzusehen ist, welche jen-
"seits der Gränze Porzellanerde hefern, wovon aber
hier den gröfsten Thcil die Donau verschlungen oder
vom Miild-Vicrtel getrennt hat. Der iilirige Theil de«
Mühl- Viertels bestehet aus körnigem Gneuse, worin
nur die porphyrartige zur Entstehung von Porzeltan-i
erde nicht geeignete Ausscheidung des Feldspathes
vorkommt, welcher eben wegen seiner Unzersiörbar-
keit, meistens steile Berge, schroffe Felsen und Wände
bildet, und auch dadurch die Gegend zur Lagerstätte
von Porzellanerde untauglich machet. — Jener schmal^'
Landstrich Hegt dem Donautliale zu nahe, und ist wegeti
der zu nahen nördlichen Begränzung durch die höheroi
aus dem körnigen Gesteine bestehenden Beige , welche
im Passau'schen viel weiter von der Donau entfernt lie-'
gen, zu sehr gegen dasselbe geneigt, als dafs verwit-
tertes Gestein sich dort halte erhalten können : er wird
ferner von der Rann durchschnilten , welche ein bedeu-
tendes Stück in ihrer Nachbarschaft unfähig macht,-
Porzellanerde zu führen. Das, was nach Abzug alles
dessen übrig bleibt, ist von so geringer Ausdehnung,
dafs man seihst bei dem glücUichsten Erfolge auf keinr
ergiebige und dauerhafte Gewinnung Rtchnung macUei
kann, indem bei der gewohnlichen ^ertheilung der
Porzellanerde ein so kleiner Bezirk bali abgebaut seyn
wiude. Diese Schichten, welche im Passau'schen sä
reich an Porzellanerde sind, machen nach ihrem Eii>>
tritte in das Ober-Mühl-'Viertel eine s,arke Wenduaj
267
N
nach Snden^ indem sie die Stunde eilf und darüber .
erreichen, durchschneiden die Donau und treten in
das gegenüber liegende Gebirge dergestak ein, dafs
die Donau in ihnen, nachdem sie ihre vorige Richtung
wieder angenommen haben, ihren Lauf fortsetzet. Da-
durch werden sie der Länge nach so getheilet, dafs
im Mühl- Viertel nur der oben beschriebene schmale
Streif übrig bleibt. — Da das Donauthal als ein Longi-
tudinalthal gern den milderen Gebirgsschichten fol-
get, so könnten jene zur Entstehung von Porzellanerde
geeigneten Gneusschichten wohl einigen Antheil an
dem Laufe der Donau haben, und die Hoffnung, in
dem übrigen Österreich einen Ersatz der Passauer'
Porsellanerde zu finden, auf die Nachbarschaft dieses
Flusses eingeschränkt scyn. Dieses ist jedoch nur eine,
erst durch weitere Erfahrungen zu bestätigende Ver-
muthung.
Einen Beweis mehr von der eben erwähnten Wen-
dung det Gneusschichten gegen Süden liefert die Fort-
setzung derselben am rechten Ufer der Donau im Haus-
ruck-Viertel, wo sie in einem zu wenig beachteten Ver-
suche zu Neukirchen am fValdey wie auch an dem Ge-
steine und dessen Lage gegen die körnigen Schichten
von Haybach an bis in die Fläche von Eff'erding "zu er^^
kennen sind : allein dort hemmte die damahlige Landes-
gränze weitere Nachforschungen, und hier vereitelte
die Beschaffenheit der Gebirgsoberfläche jede Erwar-
tung. Die beobachtete Richtung der Schichten wiesen
den Forscher in die Fläche yon Effer*ding zurück. Ein
Gebirgszug, der sich zwischen dem wilden Innbache
und der Traun erhebt, zwischen Linz und fFilhering
an die Donau stöfst, und hier aus Gneus bestehet,
machte es wahrscheinlich, die verlornen Schichten wie-
der zu finden. Allein gleich nach Ersteigung einiger
Höhen auf der Strafse von Efferding nach fVels fand,
lieh eine Mergelbedeckung ein, die bis in die Welser
Heid^ hinab ^ so wie auf dem ganzen Gebirgsrücken
bis nach .Linz fortdauert. Hier an der Donau zeigen
sich erst wieder die Gneusschichten^ welche vom jen*
seitigen Gebirge herübersetzen, und welche also am
rechtefi Donauufer, wo das Gebirge durch eine Menge
von Flüssen und Bächen zerstöret ist, mit Mergel, in
der Gegend von Linz mit Sand, und an andern Orten
mit Lehm oder Thon bedeckt sind. '
Der Anfang der geognostischen Untersuchung des
unteren Mähl-yiertels liefs etwas, erwarten. Es fand
sich in den nördlich von Linz gelegenen Gegenden ein
Gestein, welches sehr tauglich schien Porzellanerde
zu führen, in einem Streichen, aus welchem man auf
das Wiederkehren der verlornen Passauer Schichten
hätte schliefsen können, selbst mit Ausscheidungen
von Feldspath in den höheren Gegenden. Allein das
Verflachen dieser Schichten gegen Osten lieferte den
sichersten Beweis, dafs sie nicht jene gesuchten, son-
dern weit neuere sind, die sich aus den dem hohen
Gebirgsrücken näher gelegenen Gegenden nach Mittag
herabziehen, und schon diejenigen zur Unterlage ha-
ben, von welchen die Passauer bedeckt werden. Dann
benahm noch die allgemeine und anhaltende Wendung
des Gebirges gegen Mittag die letzte Hoffnung zur Wie-
derauffindung der gesuchten Schichten j denn das süd-
liche Gebirge bis an die Gränze von Steiermark ist nicht i
von der Art, dafs man darin Spuren von den verlornen
Schichten zu finden hoffen durfte; indem ^ich hier aus
dem autgeschwemmten Lande gröfstentheils Flötzge-
birge, Kalkstein, Sandstein, Gyps, schieferiger Thon,
dann aber die mächtigen Übergangskalksteingebirge er-
heben, aus denen die Urgebirge nur in einzelnen Par-
tien hervorragen, derer Zusammenhang mit den jen-
seits der Donau gelegenen Schichten sich schwerlich
jemahls wird ausmitteln lassen. Auch in jenen gutar-
tigen Schichten, die sich von Linz bei einer nicht be-
trächtlichen Breite durch ijien Haselgraben bis an die
böhinische Gränze fortziehen, ist weder ihre Masse
noch der ausgeschiedene Feldspath im mindesten zur
Verwitterung geneigt, ohne welche doch im Gneusge-
birge nie Porzellanerde entstehen kann. Die übrigen
Gebirge des Unter-Mühl-FlerteLs y welche sich auch
ins Viertel O. M. B. fortsetzen, bestehen aus dem pben
beschriebenen, körnigen, porphyrartigen Gesteine,
welches den oben genannten gutartigen Schichten zur
Unterlage dienet, und zur Entstehung von Porzellan-
erde; sowohl seiner Natur nach, als auch wegen der
Oberflächenbeschaffenheit der von ihm gebildeten Ge-
birge ganz untauglich ist *). Auch das Gebirgsgestein
des Kettenthaies, aus welchem der Porzellanfabriks-
direktion eine weifse Erde als Porzellanerde war zuge-
schickt worden, bestehet aus diesem körnigen Gneuse
und die Sole dieses Thaies ist mit Mergel, Tlion u. s. w.
. bedeckt. Die weifse Erde findet sich an einem einzigen
Punkte in diesem Thale, an der Strafse von Schwerdt^
berg nach TYageiriy mit Lehm bedeckt. Die angeführ-
ten Umstände machen es also wahrscheinlich, dafs
diese Erde, welche weit , entfernt von jeder Ähnlich-
keit mit der .Passauer Erde nicht einmahl brauchbar
befunden worden ist, von späterer Bildung «und das
Produkt einer Überschwemmimg sey.
Diese geognostischen Untersuchungen der Mühl-
Viertel und des Hausruck -Viertels geben das» negative
Resultat, welches durch Schürfungsversuche, die ei-
nige Jahre früher, von der hohen Hofkammer im Münz*
und Bergwesen veranlasset, in der Gegend yon Engel-
hartszell auf Porzellanerde und Graphit angestellet wor-
den sind, vollkommen bestätigt wird, dafs man sich
künftighin die Mühe ersparen könne , in Ustef'reich
T)6 der Enns eine der Passaü" sehen , ihrer Entstehung
tmd davon abhängenden Beschaffenheit nach, ähnliche
Porzellanerde zu suchen.
*) Der ia Wien gehräuehliclie Pflasterstein scheint glciciiiaUs
mehr diesem körnigen Gneuse als dem uralten Granite an-
Stt^ehören,
Auch aus der Gegend voa Molk war der obengcn
uannlen DirckUon eine weifse Erde eingesandt wor-^
den, die sich als brauchhai'e und guie Porzellanerdoi
hewies. Bei der näheren Untersuchung und Beräu-
muug des Fundortes ergat sich aber, dafs er nicht ein»
dem Passau'schen ähnliche Lagerstätte, sondern dafs
diese Erde fast wie jene im Kettenthaie, ein Produk(
der Aufschwenununf" sey ; denn die schwachen unj
unordentlichen Lagen der reinen Porzellanerde weck-
selten mit Lagen eines unreinen, graphilhäUigen Pro
duktes, enthieltfn grofsc Geschiehe von Quarz um
hatteiiLehm zur Unterlage. Diese Porzellanerde schiei
von Gneusschichten herzurühren , die sich auf nichl
weit davon gelegenen Höhen fanden, und derer Feld»
spalh vollständig in Porzellanerde, so wie ihr Glinv
mer in Graphit verwandelt war, so, dafs es nur dei
ALscheidung beider bedurft halte, um sowohl die cini
als den andern in ziemlicher Reinheit zu erhalten und
die Auscheidung des Feldspathes hier also die einzig«
noch fehlende Bedingung war. Es wurde in dies*
Schichten ein Versuchsstollen getrieben, von welchen
aus die übrigen vorliegenden Schichten mit einen
Quprschlage überfahren werden sollten: allein da den
aufgelösten Gebirgsgesteine bald ein frisches sehr fe
stes folgte, und der Erdbohrer, mit dem man an meh
reren Stellen bis auf fünf Klaftern Tiefe gedrungen wai
auch nichts Günstiges versprach, somufste dieserVei
such als hoSiiuogslos aufgegeben werden. '
b) In Mäbren und Böbmen.
Als Herr Mohs die Hoffnung, m Österreich dii
Passauer Scliichten und mit ihnen unter günstigen Ver
hältnissen eine der Passau'schen ähnliche PorzeUan
erde wieder zu finden, aufgege})en halte: durclireisl
er den nordlichen Tlieil von Österreich, dann eine
Theil von Mähren und Böhmen, um dort, wenn aucl
nicht dasselbe, doch ein ähnliches Produkt aufzusu
chen. Mehrere aus Mähren und ßölmien schon friiho
I •
eingeschickten Musler von Porzellanerden (derer geo-
gnosÜBche Verhältnisse zu untersuchen Hr. Mohs sich
zum vorzüglichsten Geschäfte machte^) liefsen einen
gimstigen Erfolg erwarten.
Sobald die Flötzgebirgshedeckung^ die von den
Ufern der Donau sich südlich gegen das hohe Kalk-
steingebirge an der steirischen Gränze^ nördlich gegen
Mähren^ verbreitet, mit dem Wiener Waldgebirge zu
Ende gehetzt tritt das Urgebirge als Granit, Glimmer-
schiefer und selbst als Weifsstein abwechselnd mit
Seipentin- und Urtrappgestein hervor^ nimmt die bei-
derseitigen Ufer der Donau ein, verbreitet sich theils
in einzelnen^ theils in zusammenhängenden Gebirgs-
zügen^ nur wenig bedeckt mit neuem Flötz- und auf-
geschwemmten Gebirge über den gröfsten Theil des
Landes, und eröffnet ein weites Feld für Nachsuchun-
gen um Porzellanerde, welche nur defswegcn nicht
häufig genug mit einem glücklichen Erfolge belohnet
werden, weil dasVorhandenseyndiesesrProduktes von
dem Zusammentreffen sehr vieler günstiger Umstände
abhängig ist.
In der Gegend von Gfoll findet sich der Gneus in
mannigfaltigen, nur für das Vorkommen von Porzellan-
erde eben nicht sehr geeigneten Varietäten, indem er
fiel Glinumer, aber wenig Feldspath, der sich auch
nicht ausscheidet, enthält, und nichts von jener Ver-
witterung, welche ganze Schichten ergreifet und tief
in das Geliirge dringt, bemerken läfst. Das Thal des
Kampflusses gibt übrigens vortreffliche Gelegenheitj^
sich über die Verhältnisse der Schiefer forma tion zu
unterrichten, welche nach ihrem hiesigen Befunde
leinen schnellen Wechsel erwarten lassen. — So fin-
det sich auch die Gegend und das Gestein von Hörn*,
Beim Eintritte in das Mödringthal sieht man den
Gneus sehr deutlich geschichtet, und weiter gegen
Norden^ indem dei> Feldspathes immer weniger wird,
r
1
in Glimmer-, ja fast selbst in Thonschiefer übergfi«
licn, und damit die Hoffimng, dort Porzellanerde i
finden, giinzlich Verschwinden, Der Glitiimcisciiii-Ii
als die herrschende Gebirgsart, eistrecket sich bis übi
die Gränzfi von Böhmen, nnd suhliefsl bei Drosenaor^
das . mächtige Graphitiager ein, welches aber als eil
Produkt des Ghmmef schief ergcbirges keine Anweisung
auf Porzellande gibt. Gegen Osten setzet sich diese
Gebirge unter verschiedenen Wendungen bis in dii
Gegend von Nuseldorf fort, wo sich Spuren von eiuej
Sandbedecknng cinfmden, welche immer stärker wer
den. Mit dem Sande tritt später ein weifser Thon i
Verbindung, der sich über die Fläche verbreitet un
für die Steingutfabrik zu Frain in Mähren, auf ein
sehr regelwidrige Weise gegraben wird. — Das Gi
birge ändert sich zwischen liier und Rotz mchi li»
irächtlich, weiter gegen Kordosten aber heiPiiUsauM
Manhartsberge kommt der uralte Granit zum Vorscheii
der bis kurz vor Znajm fortdauert, sich in den m'
Weinbergen bedeckten Gegenden, in einzelnen Fe
senpartien, worin meistens Steinbrüche angelegt sin(
erhebet, sich an einzelnen Stellen, z. B. bei Schrat
tenthal, zur Verwitterung neiget, an den Ufern d(
Tkaya aber in Gncus übergehet, indem er, ohne di
körnige Struktur zu verlieren, eine deutliche Schic'
tung annimmt.
Brenditzer P n r i:e! la n Pid e.
Der Gneus in der Gegend von Znaym an linki
Ufer derXhaya zeiget zwei Varietäten; eine mehr kc.
nige, und eine mehr schieferige; beide sind zur Vei
Witterung sehr geneigt. Nicht weit hinter Znajm stel
die körnige Varietät in einem Hohlwege verwittert a
imd ist gleichsam das erste Ghed einer Reihe, ^el<A
durch die mehr schieferigen Varietäten sich fbrlsetzi
und bei vollendeter Verwitterung jenen Theil der a
dieser Gegend bekannten Brenditzcr Porzellanerde
liefert, der nichts anders a\&- verwitterter noch att
■ 2p
seinem ursprünglichen Läget* ruhender Oneus ist^
wie dieses die Gruben in einer flachen nach Cucro^
witz ^ich hinabziehenden Schlucht^ in welcher man
das verwitterte Gestein in seiner ursprüngUchen Lage ,
und unter gänzUch unveränderten Strukturverhältnis^
sen anstehen uild bearbeitet sieht^ unwidersprechlich
beweisen. Da die Verwitterung sehr tief in das Gebirge
eingegriffen hat^ so läfst sich auf einen sehr grofs^ü
Vorrath dieser Erde rechnen.
Diese Schichten des zu Porzellaneräfe verwittei'-
ten^ an Ort und Stelle liegen gebliebenen Gnejises sind
mit einem Produkte ganz anderer Entstehung bedeckt^
welches weder der Struktur noch der Schicntung an-
gemessen^ blofs nach der Oberfläche des Gebirges sich
richtet 9 und Geschiebe von Quarz und andern Fossi-
lien, wovon sich in jenen unteren Schichtet! keii^ö
Spur findet > eingeschlossen enthält. Der verwitterte
Gneü£l hat hähmlich an vielen Orten durch die mecha-
nischen Kräfte der AtmosJ)häre eine weitere Zerstö-
rang erlitten, ist weggewaschen und gerieben worden,
und hat sich aus den Gewässern theils an denselbeü
Punkteii^ theils iii gröfserer oder kleinerer Entfernung
als ein blofs mechanischer Bodensatz abgelagert, def
also auch fremde Körper eingeschlossen und in seine
Masse aufgenommen haben kann^ daher. er auch die-
ser zufälligen Verunreinigungen wegen öfters nicht
brauchbar ist<
Weiter gegen Znajm hinab findet sich aber in
^iner sehr flachen Schlucht, als Resultat dieser na-
türlichen fFäscherei y ein mächtiges Sediment reiner
Porzellanerde y in welchem das vorzüglichst,e Materiale
i;egraben wird, welches bisher aus dieser Gegend ge-
iefeit worden ist. In dieser durch ihre vorzügliche
Reinheit und weifse Farbe sich auszeichnenden Por-
i^ellänerde findet man als Beweise ihrer Entstehung
■i
■374
Geschiebe IVenidariiger Fossilien, uiul als Unterlag
leineswef^s verwitterten, sondern sehr frischen Gnew
Der von den Wässern weggefiihrte , verwitterte Gneu
ist nähnilich geschlämmt worden, die Gemengthi "
haben sich ihrer Grofse, ihrem speziftsciicn Gewichl
oder ihrer Kohäsion mit dem Wasser gemäfs fiühl
pder später abjjesetzet, wodurch ein grol'ser Theil di
noch nicht vollkommen zerstöiteii und in die Mas(
übergegangenen Glimmers von der aus dem verwiltei
ten Feldspathe eolstaiidenen Porzellanerde gesonder
und diese verbessert worden ist.
Dieses natürliche Sediment der Brenditzcr Porzei
lancrde scheint bei einer bedeutenden, bis jetzt nicij
ciumahi ganz bekannten Mächtigkeit eine grofse At«
, dehnung zu besitzen: man hat zwei Klaftern in deü
selben abgegraben ohne das nuterliegende Gebirge 3
erreichen, und aus der weit sich erstreckenden sanI
hügeligen Oberdhche der Gegend hat man Grund ai
eine sehr grofse Ausdehnung, also im Ganzen auf eine
sehr grofsen Erdevorratli zu schliefsen. Die Gewio
niuig derselben, die selu- leicht ist und blofs eine
reinlichen Abraum erfordert, sollte so betrieben wei
den, dafs von diesem sehr brauchbaren Produtte s
wenig als möglich verloren ginge. Man sollte daher d;
Lager bis auf das feste Gestein abgraben, dicGruht
vor Verunreinigung sichern, und die Wasser abfüfa
rcn. Von allem diesen geschieht bis jetzt, weil m^
überhaupt, auf den grofsen Überflufs sich verlasseni
sehr verschwenderisch zu Werke gehet, nichts.
In der Gegend zwischen der Thaya und dem Ja
spitzer Bache gibt es noch einige Punkte, wo ähnlich
Produkte zu linden sind, z. B. bei tVinau, wo abi
die bisher gegrabene Erde nicht so gut als die Brec
ditzer befunden worden ist. Bei näliererUntersuchun)
würden sich ohne Zweifel noch mehrere Lager diese
Efde finden, so wie man hin imd wieder auf die obei
tescKriebenei^ Sedimente des zerriebenen und abge-*
schlemmten Glimmers stöfst»
» . . ' .
Von der BrenditÄet Porzellanerde gibt es ajso^ dem
Bisherigen zu Folge, zwei Arten» Die eine ist blöfs ver-
wittertes^ aus Feldspath, Quarz und Glimmer bestehen-^ .
des Gneusgestein mit allen seinen Gemengtheilen ^ die
andere ist . durch eine natürliche. Schlemmerei daraus
abgesonderter^ verwitterter Feldspath» Beide sind a(lso
von der t^assauer Erde , welche blofs verwitterter aus
dem Gneusgesteine in Massen ausgeschiedener Feld-
spath ist, in mehreren Beziehungen verschieden^ Die
nrenditzerErde, zumahl die erste Art derselben, kann
daher, vorzüglich weil der Glimmer nicht ausgeschie-
den ist^ und durch Schlemmen im Kleinen sich gar
nicht, durch das oben beschriebene Schleminen im
Grofsen nur unvollkommen abscheiden läfst, keines-
wegs die Eigenschaften der Passauer Erde , in sofern ,
diese von den chemischen Bestandtheilen abhängen^
besitzen« Auch gibt sich bei der Bearbeitung dieser
Erde auf mehrerlei Weise ein bedeutender Antheil
vom GHmmer herrührender Bittererde zu erkennen*
In der Nähe von BrenditZy so wie bei Fladnitz
Unweit Rotz, befindet sich auch ein gutes Thonlager.
Porzellanerden in Bohjneil.
Die Schieferformation hält in det Richtung der
Poststrafse beinahe durch ganz Mähren an, und nimmt
selbst grofse Striche von Böhmen ein, indem sie bei
dieser Verbreitung den gewöhnlichen Wechsel der Ge-
steine zeigt, und in der Gegend von Kuttenberg z. B*
als ein sehr grobflaseriger Gneus hervorVritt. In der
Nähe von Prag finden sich Übergangsgebirge ein; auf
diese folgt ein mehr und mehr sich ausbreitendes
Flötzgebirge *), aus welchem sich die älteren Gebirge
•) In den tJmgebungen von Schlan ist ein SteinltoKlenlai^cr mit
Terschiedenen Varietäten von Sandstein das herrschende»
i8 *
1
=70
ilieils in einzelnen, iheils in zusAmmenhängenS
sen weiterhin wieder hervorheben. So gelangt man ü
dem nordwestlichen Theile von Böhmen an eine sehjj
ansgedehnle Granitpartie , welche hier mit den G«i
steinen der Schieferfbrmation, dort mit einem Gehirgi
sehr neuer Entstehung, nähmlich dem FtötztrappgA
hirge bedeckt, das Materiale zu der unermeßlichei
Menge von Povzelliinerde hergegeben hat, die bi
jedem, der sie zu übersehen im Stande ist, das g»
gründetste Erstaunen erregen mujs; denn so äufserl
karg die Natur Österreich mit Porzellanerde betheÜÄ
hat, so verschwenderisch hat sie dieselbe in dem El
bogner und Saatzer Kreise Böhmens angehäuft, wl
überdiefs noch ein seltenes Zusammentreffen andere
günstiger Umstände und Hiilfsbediirfnisse, z.B. RcicB
thum an Brennmate tiale und an bewegenden Kräfl^
mancherlei Art, zur Beniil7.ung derselben einladeif
Bevor jedoch von den hiesigen Porzellanerden ausfuhl
lieber gehandelt werden kann, müssen die geognosa
sehen Verhältnisse der Gegend ihres Vorkoaunens ni
her betrachtet werden. 1
I
Der Granit des Saalzcr und Elbogner Kreisefl
welcher wahrer uralter Granity nicht wie im Mühl
Viertel körniger Gncus ist, welcher in seiner weitd
A erbreitung, besonders an den Ufern der Eger häufiJ
unter den neueren Bildungen hervorragt, sich bis in
Erzgebirge und die benachbarten Länder erstreckel
die Lage und Richtung der auf ihm gelagerten SchicH
ten derSchieferforraation bestimmt, ist sowohl zur m
gelmäfsigen als umegclmälsigon Ausscheidung sehr gJ
neigt, welche daher beide in ihm sehr häufig vorkom
meu. Die regelmäfsige Ausscheidung bringt die hia
sehr gemeine porphyiarügc Struktur hervor, duria
die unregelmälsige Ausscheidung werden jene Fela
epathlager gebildet, die an Reinheit, Mächtigkeit uiJ
Ausdehnung alles iibertretlen, was selbst ein so erfah«
ner Geognost, wie Hr. Mohs, in dieser Art je ges«
\ •
hen hat. Besonders «ind hiejler zu zählen die Feld-
9padilager von Dalwitzimd Topeisgrün; die im Salm-
thalcy in Giefshäbelund Karlsbad sind theils weniger
rein und mächtige theils zur Benützi^g zu entlegen.
Das nächst jüngere auf dem urahen Granit gelar
gerte Gehirge ist die Schieferformation y als Gneus,
Glunmerschiefer , Thonschiefer und Weifsstein mit
ihren Einlagerungen Urtrapp, älteren Porphyr, aber
kaum Urkalkstein, und mit mächtigen Metall -Lagern.
Antser der Porzellanerde beiKaaden, von der gleich
die Rede seyn wird, liefert das Schiefergebirge zur
Porzellanfabrikation noch sehr reinen Quarz. Quarz-
lager in grofsen, sehr reinen Blöcken, finden sich zwi-
schen Pichelberg und Neugrün ^ zwischen Harten-
herg und Falkenau , ^ferner bei Sitmesgrün , wo die
Lagerstätte ein Gang seyn dürfte. Auf den Stockwerks-
haldisn von Schlackenwalde liefse sich eine Menge
sehr reiner Quarz ausscheiden. Endlich kommt zu jRt-
chelbergy Lauterbach , Kulm^ Radalitz und anderen
Orten ein sehr schöner weifser Sand vor, der den Ab-
gang des Lagerquarzes, wenn derselbe je eintreten
sollte, ersetzen könnte.
Aufset* dem auf dem Gneuse gelagerten sogenann-
ten neuen Granit y enthält die hiesige Gegend von an-
dern Urgebirgeyi, von Übergangs- oder älteren Flötz-
^ebirgen wenig oder nichts. Dafiir sieht man aber das
jüngste Gebirge, die FlotUrappformation hier ihre
^anze Mannigfaltigkeit in besonderen Gesteinarten,
Öire Merkwürdigkeit in besonderen Naturphänomenen,
tind ihren Reichthum an nützlichen Materialien mit ver-
schwenderischer Freigebigkeit entfalten. Ohne sich an
€me bestimmte Unterlage zu binden, liegen die Ge-
steine dieser Formation bald auf dem Granite , bald
auf dem Schiefergebirge (in andern Ländern auf sehr
Heuen Flötzgebirgen) ; sie ragen auf dem Rücken des
Erzgebirges als einzelne Kuppen, wovon z. B. der Spitz-
1
3^8
l>ei"g eine ist, hervor, und füllen in niedrigen Gegen«
den Scbhicliteo und Thäler ans; oline auf eine beüoa
dere Form der Lagerung sicL zu beschränken, breche]
sie dort auf Gängen und stehenden Stöcken in ander]
Gebiigsniassen, und bilden hier wieder die Gebirgs
masse selbst, in welcher Gange aufsetzen. Noch ver
schiedener, als diese liSgeruagsverhätinisse sind
dieBeacUaffenhcit der Gesteine dieser Formation : voU
kommen krystallinische wechseln mit völlig erdartigen,
harte, die am Stahle Funken sprühen, mit weichen
die Eindrücke vom Fingernagel annehmen; rein che
mische Bildungen mit rein mechanischen ab. Der Jia
S'dl, den man vorzüglich auf den Gipfeln der Bergj
dieser Formation anlrifft, von denen er seine Bruch
stiicke über die ganze Gegend verbreitet, ist auch hiei
das gewöhnlichste, und wegen seiner Neigung, Säulei
und kegelförmige Berge zu bilden, wodurch er längs
die Aufinerksamkeit auf sich gezogen hat, am allge
meinsten bekannte Gestein. Weniger bäulig und ge
kannt ist der Porphjvsvliiefer. Ein Berg in der Nah«
von Siiteles imd der kegelförmige Bei'g EngeLshaus h^
stehen daraus; letzterer ist von der ungeheuren Gr*
nitmasse, die seine Grundfeste ausmacht, durch ei
Zwischenlager von Wackenlhon geschiedea. Dei
Gnüistein findet man nur verwittert ia schaligen Ku-
geln mit festem aber nicht frischem Kernfe. Hänfigä
kommt die IVacke und der JVackenthon vor, wovM
der letzte sich durch seine griüilich graue und griini
Farbe, durch- die tessularischen Bruchstucke, durcb
andere äufsere Verhiütnisse, durch seine Sclunelzbar
kcit charakterisiret, und als beständiger Begleiter dei
Steinkohlen angetrotfen wird. An den unbrauchbare!
Wackenlhon schlicfsen sich die übrigen brauchbaren
Thonarten, die hier sämmtlich Töpferlhon, gewöhn-
lich von graulich weifser, selten von hebt perlgraues
Farbe sind, Öfters Sand, der immer sehr fein und nift
60 grob als in der Porzellanerde ist, eingemenf^t ent-
h;Jlen, dann Sand und Sandstein an.
Die Thonlagery so wie der Wackenthorj zjum
Theil, müssen als Produkte mechanischer Operatio-
nen, einer natürlichen Wäscherei, angesehen .werden»
Die fein geriebenen Bestandtheile älterer Gebirge, vor*-
züglich des Granites undGneuses, sind die Stoffe, aus
denen sie bestehen. Ihre Güte hängt von dei^ Menge
aufgelösten und zerriebenen Fcldspäthes, dann von
der Abwesenheit eines bedeutenden Kalk- oder Eisen-
oxydgehaites ab. — Der Hergang bei der Bildung der
Thon- und Sandlager durch eine Schlemmoperation im^
Grofsen läfst sich sehf leicht vorstellen. Bei den sehr
fem geriebenen Quarz- und verwitterten Feldspath*-
theilen macht, eben wegen der Feinheit, die Verschie-
denheit in Festigkeit und Härte keinen Unterschied
mehr in* Hinsicht ihres Absetzens; sie fallen also zu
gleicher Zeit nieder und bilden ein Thonlager. Daher
enthalten alle Thonarten einen feinen Sand, der, wenn
auch weder Gesicht noch Gefühl ihn unterscheiden,
sich herauswaschen läfst 3 daher mengt sich in den un-
teren Theilen des Lagers meistens ein etwas gröberer
Sand ein, der mit der Tiefe immer zunimmt, so, dafsdie
Thongrube endlich zu einer Sandgrube wird. Die grü'-'
Leren Quarztheilc setzen sich früher, und da sie alle
von gleicl^er Natur sind, blofs nach ihrer Gröfse ab,
und bilden so die Sand- oder Gruslager. Der Glimmer,
als der zerreiblichste und leichteste Gemengtheii der
Ürgebirgssteine, bleibt wieder am längsten in der Flüs-
sigkeit schweben, und setzet sich zuletzt ab. Defswe-
gqi findet man abwechselnd mit deuThonlagern, z.B.
IM Wildstein und Libkowitz y hdi^ev von zerriebenem,
schuppigen Glimmer, schwach zusammengebacken,
zom Theil blasig und porös, zum Theil mit Thon ge-
mengt, als einen sehr glimmerreichen Thon. Wir sehen
hier die bei der Bildung der Brenditzer Erde befolgte,
zur Verbesserung des Produktes wesentlich beitra-
gende Naturoperation wiederhohlt. Der Schwefelkies
und dcrThoneisenstein, die man in oder an denThon-
lagem findet und benützet, sind ursprüngliche Aus-
1
scheldiiugen aus der Thonniasse. Die Flüssigkeit, wel«
plie das zerstörte ujid zerriebene (lebirgsyesleinyeöl
verÜieiit mechtniisck enlliielt und sie als BodensalzA
falleu iiels, hatte auch die BesiandtheUe des Schwe«
jelkieses und des Thoueisensteines chemisch aufgCm
löset, welche der Jiohäsionski-aft folgend, theils in
Jtugelc, theils in regelmälsig eckigen Körpern heran^
^ijsLaliisii'ten. Die Ahsckeidung des Eisens als Thön
eisenhU'iu und Schwefelkies tragen zur VortreftlichkeB
der hiesigen Thoulager, wovon am Schlüsse ein zw^
■ bedeutendes, jedoch gewjfs noch sehr unvollständig^
Verzejchnifs folget, sehr viel bei. J
Was den Sand betriffi , so erscheint derselbe nicld
allein in mächtigen Lagern von feineren und gräbfireOj
zum Theil auch sehr groben abgesondertfin Körnern,
sondern auch zu einem Sandsteine verbunden , der ilj
ungeheurrnj losen, nicht wie Granit- und Gneusmas«
sen über eipander gethurmten, sondern gleichsam nCi
hen einander hingelegten, nicht abgerundeten, soni
dern vollkommen scharfkantigen, nur von der Atmo-
sphäre benetzten Blöcken vorkommt, l»ald sehr lockei
mid eisenschüssig, bald so ungemein fest ist, dafs er siel
nur änfserst schwer Iicarbciten, ja selbst sehr schwel
zersprengen läfst. Diese ungewöhnliche Festigkeit ot
hält er von dem ihm ganz eigenthümlichen Bindung«
jnitiel, welches hißv nicht, wie gewöhnlich, thon-«i
mcrgfl- oder kalkartig, sondern ^unrsf^ ist, woducdi
er auch das Ausehen eines unreinen Lagerquarzes erj
Jiäli:, Die hiesigen Fabriken benützen ihn als Läuioi
zu ihren Massamühlen *).
— ^ j
f) Unter solchen VerhaltnUscn, selbst mit StämmcQ und Affl
, sttirkeii von versteinertem Ilolxe und Blntterabdrücken, v<if
pr in BÖh'nen vorkommt , lieuuet man den Sandstein biühal
nur in den Flöl*tvappgobirgen Hessens , wo er die Sole äti
Stein kofilenlBp;(?r am Karlsberge unweit Jfaisel aiismacbel
und von den durtigun U<.'i*glcuten G/aiifiacAa auch Lungttt '
geiian.ij wird.
ii8i
Die Porzellanerde y wie sie in Böhmen am häu-
figsten Yorlommt^ ist kein einfaches Fossil^ sondern
ein Gemenge aus zwei andern^ wovon das eine bestän-
lüg ein graulich weifser Quarz in unbestimmt eckigen
Körnern, das aildere aber die eigenthchia Porzellan-
erde ebenfalls in gröfseren oder kleineren aber leicht
^erreiblichen Körnern ist. Gewöhnlich ist dieses Ge-
menge frei von andern heterogenen Körpern : zuwei-
len bemerket man Glimmerschüppchen darin., seltener
Eisenoxyd, noch seltener die gewöhnlichen Begleiter
vieler Thonarten, Kugeln und Nieren von Schwefel-
ües. Gewöhnlich ist Quarz und Porzellanerde im glei-
chen quantitativen Verhältnisse gemengt: waltet jedoch '
ein Gemehgthcil vor, so ist es gemeiniglich der Quarz j^
ja zuweilen verläuft sich diese Porzellanerde vollkom-
men in einen nur mit wenig Erde gemengten Sand, der
hin and wieder, z. B, zxiSchönhöfy im Liegenden des-
ungemein reichen Erdlagers von Ckodatiund zu Zerf-
fite zu einem leicht zersprengbaren Sandsteine zusam-
mengebacken ist. Die vom Sande gereinigte Porzellan-
erde ist so ungewöhnlich weifs, dafs kaum ein Stich
ins Grüne oder- Gelbe daran zu bemerken ist, leicht
zerreiblich, äufserst zart und fein, keineswegs aber
mager, sondern ein wenig fettig anzufühlen. Die böh-
mische Porzellanerde unterscheidet sich also von der
Passauer dadurch, dafs letztere ^tets als einfaches Fossil
oder nur zufällig mit Spuren von Graphit gemengt vor-
kommt, und dafs die eingemengten sandartigen Theile
mit ihr yon gleicher Natur, d. h. nicht genug verwit-
terter Feldspath sind. Die Passauer Erde ist übrigens
Weniger weifs, fiihlt sich weniger fein, und im trock-
nen Zustande gar nicht schlüpfrig oder fettig, wie die
bphmische, an.
Die Porzellanerden in Böhmen sind, wie es sich
wohl erwarten läfst, an den verschiedenen Punkten
ihres Vorkommens nicht von einerlei Entstehung und
daher auplj nicht yon einerlei Beschaffenheit Die Port
b.
zelZanerde von Kaaden, die sich sowohl in Hinsicht
ihrer geognosiischen Veihällnisse als in Hinsicht ih-
rer Beschaffenheit von allen übrigen Porzellanerden
Böhmens iinlerscheidel, auf welche daher die ebea
gegebene Beschreibung der böhmischen Porzellanerde
nicht passet, kommt mit der eben beschriebenen von-
Brenditz in Mähren licinahc ganz; überein. Sie ist
nähmlich nichts anders als verwitterter Gneus, dessen
Fcldspath in Porzellanerde verwandelt^ dessen Glim-r
mer wenig und dessen Quarz gar nicht verändert worv
den ist. Dabei hat der Gneus sein ursprünj^lichcs Ge-
fiigc behalten, in welchem der zu Porzelhmerde g&>
wordene Feidspath, wie Steinmark, schmale KIüftA
ausfixllet. Überdiesem verwillerten Gneuse, der in seit
ner gewöhnlichen, hier der senkrechten ziemlich nahet
kommenden Lage anstehet, liegt gemengt mit Geschie«
ben verscliiedcner Steinarten, als das Produkt seineC'
mechanischen Zerstörung, ebcnfallsPorzellanerde, ge*
nau so wie \a Brenditz; nur scheint dieKaadner Por-
zellanerde, wahrscheinlich wegen der ursprünglich
- besseren Beschaffenheit des Gesteines, vor der Breni
ditzer einige Vorzüge ku besitzen.
Die Entstehungsart der Porzellanerde vop Kaadei
kann auf die übrigen Porzellanerdelager in BöhmcQi
selbst abgesehen von der Verschiedenheit der Fr«
duktc und anderweitiger Verhältnisse, schon defswei
geu nicht übertragen werden, weil diese nicht in di
Gneus-, sondern im Flötztrappgebirge vorkommen. Map
kann sich auch nicht vorstellen, dafs die aus Porzellan'
erde und Quarzkörnern bestehenden Lager, so wi"
die Thonlager in dem Flötztrappgebirge , durch die
oben beschriebene Wäscherei entstanden seyen. Dena
äiiramt man an, dafs beide, Porzellanerde (schon als
solche) lind Quarzköruer, zugleich in einer Flüssigke'"
mechanisch enthalten waren, so wird sich die PoC
zellanerde erweichen, fein zertheilt in der FUissigke«
5ch\Veben, und sich erst hei vollständiger Ruhe de
283
lüssigkeit nach langer Zeit langsam absetzen^ wäh*
md die unerweichbaren Quarzkörner sogleich, wie
ie heftige Bewegung der Flüssigkeit nachläfst, zu
öden sinken; genau so wie man es geschehen sieht,
eim man ein Stück dieser Erde in einem Glase voll
i^asser zerrühret und dann ruhig stehen läfst^ oder
ie man es beim Schlemmen in den Por^ellanfabriken
^schehen sieht. Wenn also dieses der Fall gewesen
äre, würde man die Porzellanerde mit den Quarz-
ürnem nipht in einem gleichförmigen Gemenge, son-
ern von einander abgesondert finden. — Nimmt man
i chemischen Auflösungen seine Zuflucht, weil gleich-
rmige Gemenge gewöhnlich durch gleichzejitige Kry-
allisation aus diesen entstehen, und, denket man sicb^
äfs aus dem gemcinschaftlicl^en Auflösungsmittel bei-
e, der Quarz krystaliinisch, die Porzellanerde aber
s ein erdiges Pulver ursprünglich (wie es nach eini-
?n Geognosten bei der Porzellanerde von j^ue in Sach-
m der Fall seyn soll) sich ursprünglich ausgeschieden
aben: so wird man durch die Gestalt des Quarzes, der
i dieser Porzellanerde nur in Körnern und eckigen
Lücken, beiläufig in der Gröfse und Form, ,wie man
e im Granite verwachsen sieht, nicht aber, wie es
ner Annahme nach seyn müfste (und in Sachsen auch
irklich ist *) in Kry stallen vorkommt, ferner durch
ie Beobachtung widerlegt, dafs der in dem unteren
heile der Lager zuweilen abgesondert vorkommende
[uarz, nicht eine zusammenhängende Masse, sondern
*) über das Vorltommen der sächsischen Porzellanerde finden
sich im ersten Bande der mineralog. Gesellschaft in Dresden
(1818) zwei interessante Aufsätze von Oelschläf^el, Die Por-
zellanerde bildet zwei durch eine Granitschichte getrennte
Lager, hat Granit zur Unterlage und Glimmerschiefer zur
Bedeckung und höchstens zwei Lachter Mächtigkeit. Nur der
fünfte bis vierte Theil des Lagers ist Porzellanerae « das übrige
<Juarz, sowohl derb als krystallisirt, frischer Feldspat h, Glim-
mer, derber Pinit, und Trümmer von Rotheisenstein, Der
Quarz zeiget nicht selten Eindrücke von Feldspathkrystallen,
Die Seilitzer Porzellanerde (nördlich von H^eijser^) scheint
mit 4«r böhmischen von Einer Entstehung zu seyn.
284
nur einen losen, aus aL^cftihrten Stücken besteheiu
Sand bildet. Diese IJnislande weisen wieder auf die
mechanische Bildung zurück, welche folgende mil allen
Umständen ühereißstimmeade Erklärung ganz hegreiP
lieh macht.
Wenn der Granit oder Gneus zerstöret wird
kann dieses durch mechanische (hier eben so wenij
als bei den meisten übrigen geologischen Erklärnngei
zu bestimmende) Kräfte auf eine solche Art geschehen^
dafs die Gcniengtheile Quarz , Feldspath und Glimmd
sich von einander absondern, das Gestein also in dies!
ungleichartigen Körper, die aber noch ganz frisch unj
ujiverwittert seyn können, zerfallt oder zcrtrümmeil
wird. Nun würde noch eine lange Zeit dazu gehöre^
ehe der Feldspath zu Porzellanerde verwittert. Unter
dessen werden aber diese Geinengiheile entweder vol
den zerstörenden Elementen selbst, oder von ander)
hei einer spätem Revolution bis zu ihnen gestiegen«
Fluthen aufgenommen, fortgeführt und einer Schlenun
Operation unterworfen, die hier aber, wo alle Gemeng
theile noch frisch sind, einen andern Erfolg als di
früher beschriebene haben mufs. Die Feldspath- un
Qnarzkorner sind an Härte uiid Gröfse ziemlich,
spezifischen Gewichte aber einander ganz gleich,
setzen sich also zu gleicher Zeit ab , und bilden
fänglich ein aus Quarz und Feldspath gemengtes Sand
lager, oder hacken auch zu einer Art von Sandstei
Zusammen, wie man dieses auch, jedoch nur seltei
an einigen Sandsteinen findet. Wenn in jenem Sana
oder m diesen Sandsteinen später der Feldspath »
Porzellanerde verwittert, mufs ein der böhmische
Porzellanerde ganz ähnhches Produkt entstehen. Di
Porzellanerde von WinteTgrim eignet sich vorzüglicl
zum Beweise dieser Entstehungsart. Diese Erde, wel
che einem geraeinen, verwitterten Granite ganz ähit
lieh sieht, ater, weii sie im Flötztrappgcbirge lie^
dieser nicht seyn kann, enthält noch ziemhch deut
285
idic Krystalle von halbverwitierteinFeldspaüie, Wor-
ms folgt ^ dafs der Feldspaih unverwittert in diese
lekundäre VcFbindung getreten, und durch Verwit-
ierimg desselben erst später Porzellanerde entslan-'
ien seyn mufs. Diese Erklärung, welche die Entste-
hung dfe^ hiesigen Porz^ellanerde einerseits mit der Ent-
;|tehung der Thonlager *), anderseits mit jener der Sand- ^
lifteine, so wie auch mit dem Vorkommen der Wacke,
*^es Ba3altes, Porphyrschiefers und den anderweitigen
idukten der Flötztrappforraation in Verbindung brin-
, gibt auch den Grund an, wie durch das Weg-
iwemmen, der leichteren und zerreiblicheren Glim-
•chüppchen ein sehr reines und deni aus verwit-
reinemFeldspathe, wie die Passauer Porzellan-
le ist, an Gute ziemlieh gleiches Produkt hat ent-
len können, wenn die Varietät des Feldspathes^sei-
Mischung nach dieses gestattete. Das veränder-
leVerhältnifs von Quarz und Porzellanerde ist jener
[g gar nicht entgegen. Sie wird überdiefe durch
aUgemeinen geognostischen Verhältnisse der böh-
lehen Porzellanerde, z, B. durch ihr Vorkommen in
^htigen sehr verbreiteten Lagern, oft in volikom-
deutlichen, meistens horizontalen Schichtungen,
Abwechslung mit solchen Produkten, die mit ihr
Einer Formation gehören, als Thon, Steinkohlen,
idstein, vollkommen bestätiget.
Fundörter der Porzellanerde in Böhmen.
Hr. Friedrich Mohs hat das Vorkommen von Por-
lerde an ein und zwanzig Punkten des Elbogner
id Saatzer Kreises beobachtet, von denen folgende
Auszeichnung genannt zu werden verdienen:
f) Nach Pam {Berg- und Hüttenwerke Steiermarks) finden sich
SU Vordernberg im Spital gründe , zwischen blaulich grauem
\ Thon kleine Gange von schneeweifser Porzellanerde , der all-
seit kleine Quarskörner beigemengt sind.
a86
Im Elboguer Kreise wird das Porzellanerdelagf
von ZedUtz für das reichballigste geaclitet, und die
daselbst gegrabene Erde von den böiimiscben Fabri-
ken am meisten benutzet, oltscbon sich nach äulseren
Kennzeichen koine wesentlichen Vorzüge dieser Erde
vor den Uhrigen nachweisen lassen; indem sie, wenn
sie nicht durch die schlechte Art des Abgrabens ver-
■unreinigt worden ist, frei von anderweitigen verschlech-
ternden fremdartigen Beimengungen, nur etwas Glim-
mer enlhäll. Kugeln von Schwefelkies befinden sich
nur aJs Seltenheiten darin. Man hat in dieses Lager
zwei Klaltcrn lief niedergegraben, aber dadurch noci
nicht seine ganze Mächtif'keit kennen gelcinl. Da die-
ses Lager überdicfs eine hcträchlliehe Alisdehnung t\k.
besitzen -scheint, so ist nicht zu zweifeln, dafs dassell>e
allein im Stande wäre, eine grofse^abrik auf Jahihun-
derle mit Porzellanerde zu versehen.
■ Die Lager hei ^ich, DalwitZ und DrahowitSf,
acheinen hiofs Fortseizungen des Zedlitzer zu sem
Auch die mächtigen und ausgedelmten Lager von Puti
schiven und Janeseu , welche mit Steinkoblenschäch«
ten ersunken sind, und eine zwar gröbere aber sehr
brauchbare Erde liefern können, befinden sich in g&^
ringer Entfernung von Zedlitz.
In. der Gegend von Chodau hat man bei elnei
mifsinngenen Versiiche E(uf Steinkohlen, sieben Klal
tern von der Mächtigkeit eines Lagers entdeckt, des
seu oberer Theil aus einer sehr reinen, doch elWi
grohgemengien Porzellanerde bestehet, worin ab(
der Sand mit der Tiefe immer zunimmt und endUc
die Oberhand gewinnt. Der reine Theil dieser gegei
wäriig gar nicht heniilzten Erde scheint von vorziigl
eher Güte zu seyn. In der ganzen Gegend läfst
kaum ein Graben aufwerfen, oder ein Baum setzen
ohne auf Porzellanerde zu stofsen ; woraus man ati
k
le mit der Mächtigkeit im Verhältnifs stehende Ver-
eitung dieses Lagers schliefsen kann.
Im Saatzer. Kreise sind Puschwitz, Schbnhof^
öhau , Kaaden und Kachele die bedeutendsten
indörter von Porzellanerde. Die Erde von Pw^cÄwiYz
sehr gut und w^ird auch vielfältig gebraucht^ bei
m unordentlichen Bau aber sehr viel davon verv^ü«
it. Die Erde \on Schönhof ist wegen der gröfseren
3rhältnisse des beigemengten Sandes v^eniger em-
ehlenswerth. An diesen beiden Punkten ist die Erde
udich geschichtet, und an dem ersteren sogar mit
Lsalt bedeckt. Die Erde von Kachele ist jener von
ischwitz ähnlichi Von der Porzellanerde von Kaa-
w, die von den übrigen in Böhmen sich unterschei-
t, dagegen mit der Brenditzer in Mähren überein-
mmt, ist bereits gehandelt worden.
Überdiefs kommt Porzellanerde auch im Walde
uchow auf der Herrschaft Böhmischaicha im BunZ"
uer Kreise 3 dann zu Mielnik auf der Herrschaft
hwarzkostelletz im Kaurzimer Kreise, wovon im
[ire 1817 mehr als iwei hundert Strich gewonnen
u*den, vor.
Bei den Versuchen, welche in der Wiener Fabrik
t den böhmischen Porzellanerden gemacht wurden,
chnete sich an Weifse, Güte und sonstiger Brauch-
rkeif vorzüglich jene von Drasenau auf der Herr-
laft Kaut im Klattauer Kreise aus. Bei den Unter-
shungen des k. k. Rathes von Joris an Ort und Stelle
;ab sich aber, dafs von diesem Lager nur eine unbe-
utende Ausbeute zu hoffen scy, und dafs überdiefs
Je andere ungünstige Nebenumstände die Gewin-
ng derselben sehr erschweren, und die Erde selbst
dur<^ yertheuern würden.
288
Einige dieser Porzellanerden werden zwar in msh-
veren, zum Thcil neu gegriindelen, Gt^schirrfabrikeil
bemitzct, aber bei weitem nicht in jener Menge, wie sie
die Nalur anbietet. Dei'suegen ist man auch gar nicht
bauslviiterisch mit diesem, wie es scheint, unerschopf^
lieben Produkte, Der Bauer nennet die Erde Lchni)
macht schlechte Ziegeln daraus, streicht die Häuser
damit an, und lafst sie in grol'sen Haufen vor denHäi
Sern vom \ iebe zertreten und verderben.
Von den Punkten, an denen reinere Thonartat
in mächtigen, und wie es scheint, sehr verbreiteten
Lagern vorkommen, und sowohl zur Verfertigung voB
Kapseln, Glashafen, als zu Steinkrügen (t'lutzcrn), Rft'
torten, Vorlagen und zu gemeiner Töpferarbeit ver-
wendet werden, verdienen folgende ausgezeichnet la
werden :
Zu TVilAstein im Egerlande kommt ein melir als
eine Klafter mächtiges, weit verbreitetes Lager von
sehr gutem Thone vor. 'LuPicIiell/erg nnvieh Bleistndt
verhält es sieh fast eben^so. Zu Neugrün am Waldi
ist der Thon fetter und weniger sandig. Der Thon voi
Elbogen an den hohen Ufern der Eger scheint zw*
Tortreflliche Eigenschaften zu besitzen, doch macht eil
starker Abraum, in welcliem sich ungeheure Steine
blocke befinden, die Gewinnung beschwerlich. Voi
dem Tlione zu Lauterbach war schon die Rede. Dil
bisher genannten Thonlager stehen mit den Steiiikob
len und dem die letzteren begleitenden Wuckenihom
obschon sie mit demsellien zu Einer Pormalion geh(
rcn, in keiner unmittelbaren Verbindung, weiches ei
Grund mehr ist, sie von der Natur des Wackenlhoßf
am meisten entfernt, und daher fdr Produkte von voi
züglicher Güte zu halten. Der Thon von FlÖhaii bt
i*oc(Aorfa/i scheint den von WiUistein an guten Eigei
Schäften noch zu übertretfen. Der Thon von AenBüh
renhäuseru unweit Lumpen ist sandig und scheint d«i
Natur der hiesigen Porzellanerde sich zu nahem. In
unbezweifelter Verbindung mit den SteinkohlenJugcrn
steheti die Thonlager vqu Aich^ Altsattei , Putsclu"
rerij Janesen. Aus einigen dieser Thonarten ist in
den Erdbränden der Porzellanjasp^s entstanden.
Brauchbarer Felffspath Xommt vor auf der Herr-
schaft Bilin im Leitmeritzer Kreise, zu TippfLs^rürij
Dalwitz, Katzengrün, Lauterbach im Elbogner
Kreise ; zu PFostrutschin im Klattauer, zu Böhmisch-
aicha und Morgenstern im Bunzlauer Kreise. Braudh-
baren Quarz finaet man zu Rusohatetz, Selnu, LU
kawetz im Czaslauer Kreise ; zu Bilin im Leitmeritzer,
zu Giefshübel im Elbogner, zu Böhmischaicha und
fVeijswasser im Bunzlauer Kreise.
Porssellan- und Steingutfabriken in.Böhnien.
a) Porzellan fabriken.
In der sogenannten fViener Porzellan- und Steinr
gutfabrik der Gebrüder Haidinger zu Elhogen wen-
det man zur Masse die Zedlitzer Erde^ den Lauterba-
cher Feldspath, den Quarz von den Schlaggenwalder
Berghalden, den Thon you Elbogen an, verfertigt Ta-»'
fei- und.Kaffehgeschirr, die in zwei Öfen ausschliefst,
lieh mit Steinkohlen gebrannt werden.
r
In AeT Porzellan- und Flitter gutfabrik des Hrn.
Franz Hladeck zu Giefshübel verfertigt man diesel-
ben Waaren aus Zedlitzer Erde, Tippeisgrüner Feld-
spath, Giefshübler Quarz, die man mit Holz brennt.
In' der ReichenbacK sehen Porzellanfabrik zu
Hammer wendet man dieselbe Erde und den nähm-
lichen Feldspath an, und brennet auch mit Holz.
In der Schlaggenwalder Pörzellanfabrik der H.
H. Lippert und Haas verfertigt man aus Zedlitzer Erde
wid Lauterbacher Feldspath ausgezeichnet gute Ge-
'«hrb. d. poly!, Inst, X. Jid. IQ
scliirre, die man mit Hotz brennt. Diese Fabrik hat
in Wien eine Niederlage.
b) Sleingiilfabvilieii.
Aus Tlion von ^iCÄ, ZedLitz, Tippelsgrun \md
Putschirn verfertigt mau in der FJjrik des Hrn. RiiteC
von Schönau zu Dalwitz vorzüglich gutes Steingut,
welches sowohl mit Holz als Steinkohlen gebrannt wird.'
Hr. Franz MiefsL verarbeitet in seiner Steingut-
fabrik zu ühterkodait den Elbogner Thon und Giefs-
hübler Quarz zu gutem Steinzeuge, und brennet das-
selbe mit Steinkohlen aus dem eigenen Werke voa
Doglasgrün.
In der Steingiitfabrik des Hni. Benedikt Hafs'
lacher und Coiiiji. zu j4ltrohlati , werden die Waaren
aus Zedhtzer Thon, Tippeisgrüner Feldspatb, Giefs«
hübler und eigenem Quarz mit Elbogner Stemkohlea
gebrannt.
Hr. Franz J. Majer et Comp, verarbeitet in der
■ Steingut- und Fayancefabrik zu Dannowa 3oo Zent.
Thon yotiFlöhait tn Steingut, loo ZentnerThon von
Teiiiitz zu Kapseln , und braucht 2S0 Klafter Brennholz«
In der Steingutfabrik des Hrn. Franz Römisch
rxs. Schumbiirg im Bunzlauer Kreise, werden aus der.
Erde yonJessenej'i Saud von F.'-iedstein aul'derHerr-
I schnCt Böhmischaicha , undFeldspath von Morchen-
L Stern, jährlich um 3ooo (1. Waaren erzeugt.
I m
■ Fli
m su
B' liei
In der Prager Steingutfabrik des Hrn. Joseph^
Hübet verarbeitet man die Erde von Schmetschna und
Flöhau, brennet mit Steinkohlen und Holz.
Zu KlösteHc im Saatzer Kreise befmden sich *wei
Steingiufabriken_. so wie eine r,aKonopiscfit imßev&u-
per Kreise.
201
Was den JJmfang der tiebäude und die günstigfeii
Ortsverhähnisse betrifft, gebübrt unstreitig der Fal^rik'
des Herrn Grafen von fVrtby zu Teinitz der Vorzug.
Eid grofses ganz neu erbauetes und zu seiner Bestim-
mung vollkommen eingericbtetes, auf einer mäfkigen
Anhöhe über einem bedeutenden Flüfschen gelegenes
Gebäude, I eine blofs dem Fabriksbetriebe gewidmetä
Mühle von drei Gängen, dann di€s liberale (JnterstiHzung
ihres kunstliebenden Besitzers gewähren ihr viele Vor-
theile. Die Arbeitsstuben sind besonders hell, und er-
halten die Heitzung sowohl als die zum Trocknen noth-
wendige Wärme durch eigene mit Klappen versehend
Kanäle ^us den Brenn Öfen. In dieser Fabrik wird hiebt
blofs Steingut, sondern in dem untersten Räume de»
Ofens auch Pfeifenköpfe und andere Kleinigkeiten voii
Porzellan gebrannt. Nur die kleineren; Sachen werdeii
in Teinitz bemahlet, ihre eigentliche Mahleröi auf
Steingut befindet sich id Präg, wd in der Niederlage .
wirkücb Teuer getroffen werden, an welchen man mit
Bedauern die Kosten der Vergoldung und Mahlei-ei auf
einen so leicht zerbrechlichen, unaüfgelösten Körper
und auf einen Überzug von Bleiglas verschwendet siehti
Überhaupt ist es eine auf alle böhmischfe Porzellan-
Und Steingut waären passende Beobachtung, dafs ihre
Vorsteher, obschon Leute von Kenntnissen und Erfah--
Itmgen, über dem Bestreben, ihren Fabrikaten durch
Farben und Vergoldung, wie auch durch Nachahmung
fremder Muster eine lockende Aufsenseite zu geben^
die wesenthchen Eigenschaften derselben , nähmlich
ihre Haltbarkeit/ dann die Festigkeit der Glasur, die
oft nicht einmahl dem Schnitte eines Messers wider-
stehet^ etwas vernachlässigen;
Die Wiener Fabrik hat bisher aufs^r 20 Zentnern
«u Versuchen verwendeter Zediitzer Erde, noch kei-
nen Gebrauch von den böhrdischen Px)rzellanerden ge-
macht, weil die der sächsischen ähnliche Porzellan-
erde zxxDrasenau'vcL zu geringer Menge vorkommt^ als
19 *
39^
dafs $io ein Hülfswerk, welches man an Ort undStelle
zu errichten gesonnen war, mit Matcriale hätte ver-
sorgen können ; dann weil die übrigen böhmischen
Erden ihrer Natur nach von der Passauer so verschie-
den sind, dafs die Fabrik mit der Anwendung der er-
steren statt der letzteren ihre ganze Fabrikation hätte
ändern müssen, ohne doch im Staude zu seyn, ein
dem bisherigen gleiches Porzellan dantit zu erzeugen;
weil üherdiefs die hiesige PorzeUaumasse eben wegen
der grofsen Verschiedenheit ohne Beeinträchtigung
der an dem Wiener Porzellans vorzüglich geschätzten
Vollkommenheiten nicht einmalü einen bedeutenden
Zusatz von den böhmischen Erden verträgt; weil end-
lich die böhmischen Erden wegen des weilen Land-
transportes bis Wien \iel höher zu stehen kommen
würden, als die z« Wasser her gebrachte Passauer Erde.
Die böhmischen Porzellanerden bleiben also der Be-
nutzung der im Lande selbst befindlichen und darauf
eingerichteten Privatfabriken überlassen. Dafür aber
wendet die Wiener Fabrik schon seit dem Jahre 1800
die ihr viel näher gelegene und durch die Fayancefa-
hrik in Holitsch unter dem Nahmen der Kötzer Erde
bekannt gewordene Porzellanerde von Brenditz in MiÜi-
cen als Zusatz zu ilirer Masse mit so gutem Erfolge an,
dafs sie im Falle der Noih die Passauer Erde ganz ent-
behren könnte.
XVI.
über das Vorkommen und die Verwen*»
düng des Erdbeerbaums (arbutunedoL.)
in Dalmatien.
V o* m Herausgeber.
JlI r, Klette y Expedits- und Registraturs- Direktor
des k. k. Guberniums yqh Dalmatien^ theilte mir un-
term m. Februar 1818 aus Zara über das Vorkommen .
des Erdbeerbaums (arbutus unedo L.)> dessen Friicbte
im Italieniscben Fragolini oder Corbezzoli^ illyrisch
Magniche oder Pianike genannt werden, und über
die gegenwärtige Benützung dieser Früchte mehrere
Nachrichten mit, die mir um so interessanter zu ^s^yu
schienen, als eine vermehrte Aufmerksamkeit auf die-
ses , aufser Spanien sonst wohl in keinem Theile von .
Europa einheimische, Gewächs für jenes Land, das ai^
Erwerbsmittehi ohnehin keinen Überflufs hat, nicht
ohne y ortheil bleiben kann.
Die Früchte dieses Erdbeerbaums (von welchem
es bekanntlich mehrere Spezies gibt) gleichen den
schönsten Gartenerdbeeren; sind jedoch zwei bis drei-
mahl gröfser: sie haben einen süfsen, wenig säuerli- "*
eben, daher faden Geschmack. Der Baum wachst
strauchartig, und erreicht eine Höhe von 20 bis 3q
Fufs. Er behält sein Laub den ganzen Winter über,
bis es durch das im Frühling hervorgetriebene neue
Laub abgestofsen wird. In dem Moiiath November wer- '
den seine Früchte vom vorigen Jahre zeitig, und si(|
sind dann am meisten zuckerreich.
r
394
Dieser Erdbeerbaum wächst in Dalmaiien wild und
ungemein liäufiy, besonders in den imbewohnien In-
seln; wo dieser Strauch in weiten Flächen ein beinahe
undiirchdringhches Geslrippe bildet. Die ungeheure
Menf;e dieser Friicbie bUeb bisher unbenutzt. Erst
ini Jahr löi^ bat man die ersten Versuche gemacht,
Branntwein daraus zu brennen, welche einen solchen
Erl'ulg hatten, dafs schon in diesem ersten Jahr übet
1000 ßarillen, und im nächstfolgenden an 2000 BariU
len Branntwein von sechzehn Graden daraus erzeugt
wurden.
Dieser Branntwein war von sehr guter Qualität: er
wurde in Triest im Uurchscbnitl um 100 Lire (ä latr.)
dieBarille abgesetzt, während seine Erzeugungskostea
nur etwa aid 3o Lire i'ur die Barille zu stehen kames.
Der Weingeist ans diesen Früchten, wovon ich eine
Probe von 3o Stärke erhielt, ist sehr rein, von angev
nehmen Geriiche und AiselfreiemGeschinacke; so, daf»
er sich sehr gut zur feinen Liqueurfabrikalion eignet.
Auch nabni die Nachfrage nach demselbeii in Triest
bedeutend zu.
So eröffnen also die Früchie des Erdbeerhaums
den dalmatinischen KiistenbewobnerD einen neuenEr-
werbszweig, der um so wichtiger ist, als den vorhan-
denen Erfahrungen zu Folge, diese Früchte gerade in
jenen Jahren am reichlichsten gedeihen, in welchen
ühl und Wein, die Haupterzeugnisse des Landes,
juifsrathen.
Der k, k. Kreishauptmann in Spalatro munterte
die Landleuie zur Einsammlung und Benutzung deT
Beeren auf. Er hefs eine gedruckte, in italienischer
und illyrischer Sprache verfafste, Anleitung zur Darstel-
lung des Branntweins aus den Beeren vertheileif, welcbp
im Wesenthchen Folgendes eijtl^ält.
t
Die Früchie werden in ihrer völligen Reife einge^
«ammelt^ nähmlicli wenn sie anfangen weich zu wer*
ieiiy und sich von dem Stiele leicht ablösen. Die ein^^
gesammelten Früchte werden zerquetscht und in ei^e]l
Brei verwandelt^ sonach in Tonnen geiUllt^ um zu *
^^ihren^ Gewöhnlich haben die Beeren so viele Feuch-
tigkeit bei sich, dafs der Saft die Masse in dem Fasse
überdeckt. Ist dieses nicht der Fall, so mufs so viel
Meerwasser hinzugefugt werden, damit die Ober-
fläche mit Flüssigkeit bedeckt werde, und zwar aus
dem Grunde, um die Oberfläche der Masse vor der
Säuerung bei dem freien Zutritte der Luft zi:^ bewahr
ren, und um die Gährung durch das Vorhandenseyn
hinreichender Flüssigkeit zu beschleunigen, und die
Auflösung der Zuckertheile zu begünstigen, daher es
gut ist, die Masse zweimahl des^Tages mit einem llolze
umzurühren.
Wenn die Gährung eingejtreten ist, so müssen
jeden Tag, so lange dieselbe anhält, durch den über
dem Boden der Tonne angebrachten Hahn, zwei'
und mehrere Kübel voll Flüssigkeit abgelassen , und
über der Oberfläche der gährenden Masse gleichmäs-
sig ausgegossen werden , damit die Gährung gleichfor<p
mig in den verschiedenen Schichten der Masse forl-^
schreite.
Ist die Gährung beendigt, welches der Fall ist,
wenn das Aufbrausen aufhört j so wird die Flüssigkeit
aus der Tonnfe abgezogen, und der Destillation unter-
worfen. Man erhält daraus den vierten Theil des Um-
iangs an starkem Branntwein ohne fremdartigen Ge-
ruch und Geschmacks Seine Stärke beträgt gewöhn-
lich i8 bis 20 Grad, während der aus dem Wein ge-
wonnene bei ähnUeher Destillation gewöhnlich nur
eine Stärke von 1 4 Grad hat.
Ü])er die Masse, welche in der Tonne zuri
lilielien ist, gictst man den ^elmien Theil ilires Um-
f.mges Meeiwasser. Man zieht das iMecrwasser dem
Brunnen- oder Zisienienwasser vor, weil iiiJrii dem
Sfdzß die Ei^cnsciiaft zus(:hri'il)l, die scLIeimigten
Tlieile aus der Äullosung leichler abzusckeideuj so,
dal's die Fliissigkejt sich vun der Masse reiner und kla-
rer abziehen lälst. Für die vom Meere mehi- enlfeinien
Gegenden, welche nur siifses Wasser anwenden kon-
Di-n, wu'd delsbalh der Zusatz einer geringen Qiian-
tilät von Kuchsaiz empfohlen.
Die mit See wasser befeuchtete Masse wird ausge-
prrfst. Die erhaltene Flüssigkeit deslillirt man entwe-
der ihr sich, oder man gielst sie zu der zuerst erhal-
tenen Flüssigkeit. Im ersiercn Falle erliall man naiiir-
hch daraus einen schwächeren Branntwein.
Im Allgemeinen erhält man aus lausend Phmd
Friichien desErdbecrhauins cineDarille guleuBranui-
weiu von lÜ Graden.
Im 44"' " Bande (J. 1S12) der ^ttnales des ^rtS'
etMunufactiires, steht unter dem Titel: =^Jotiz ühep:
einen in Spanien entdeckten Zuckerhanm,« ein Auf-
satz von Hni. Jrinesfo, über die von ihm angestellten'
Versuche, ans den Fruchten des von dim aulden Hü-
geln von Nnvin in Spanien gefundenen avbutus itnedo
Zucker dar/uslelhn. Er behauptet aus den Beeren.
demselben den fünften Theil ihres Gewichtes an, bii
zur Krystallisirungsfahigkeit, eingedickten Syrup er-
haUen zuhaben, der einen harten krystallisirlen Zu-
cker üeferte. Er zertpietschte die Beeren; fugte, da'
sie fiir sich im Verhältnifs zu den schleimigten Theden>
zu wenig Saft enlhielleii, um ausgcprefst werden zu-
können, den dritten Theil ihres Gewichtes Wasser
biiizuj \erseme diesen Brei, um die freie Säure zu
saltigen, mit einer Unze ausgelaugter Asche auf das
^97
Pfbnd; und sonderte sonach vermittelst eines Flanells
tlen flüssigen Theil von dem festen ^ zuletzt mittelst
Anspresseus. Der erhaltene Saft wurde mit etwas Ei-
yfeiis vermischt, aufgekocht, abgeschäumt; hierauf
vom Feuer genommen, und in Ruhe gelassen; abge-
klärt, und dann bis zum krystallisirbaren Syrup ein-
gekocht.
Auf meine Erinnerung über den hier erwähnten
günstigen Erfolg, nach welchem diese Beeren etwa
eben so viel Zucker liefern würden, als der Saft des
Zuckerrohrs^ ein Resultat, das der in der erwähnten
offiziellen Anleitung angegebenen Quantität von Wein-
geist, welcher aus den Beeren erhalten wird, nicht
widerspricht; traf das k. k. Gubernium vonDalmatien
die gefäUige Einleitung, durch den Kreisarzt von Spa-
latfXfy Hrn. Bignami, einen Versuch über Zuckerer-
leugung aus diesen Beeren anstellen zu lassen, wor-
über dasselbe unterm 1 1. Februar dieses Jahrs an die
hohe k.k. Kommerz -Hofkommission Bericht erstattete.
Hr. Bignami sammelte die Beeren zu Ende No-
bembers vorigen Jahres auf dem südlichen Theile der
laset Lesina ein. Zwanzig Pfunde Ap. Gewicht wur-
den davon zerquetscht und zu einem Brei zerrieben :
Dieser Brei mufste, um ausgeprefst werden zu kön-
nen, vncderhohlt mit Wasser versetzt werden. Der
ausgeprcfste Saft wurde in einem Gefäfse über Feuer
ganz mäfsig erwärmt, mit gepulvertem kohlensauren
Kalk 'Unter Umrühren versetzt, bis das Aulbrausen
nachgelassen hatte. Hierauf wurde die Flüssigkeit zum
Rochen gebracht, sodann vom Feuer genommen, in
Ruhe gelassen, und vom Bodensatze abgegossen: Hier-
auf neuerdings unter Zusatz von Eiweifs erhitzt und
' abgeschäumt, soQach bis zur Konsistenz von 29 Grad
(i,a5 spez. Gew.) sAgedampft.
Bieser SjTiip wo^J'üii/'Pfunff, neun Unze
Apoth. Gew. Aus einem Theile desselben suchte H
Bignami den Zucker durch allmäliliche Verdünstut
an der freien Luft auszuscheiden; er erhielt jedoc
aus dem Pfunde nur drei Unzen zwei Drachmen feste
lu"ystallisirten Zuckers. Wahrscheinlich war derSyra
nicht rein {jenug geklärt, da er noch eine rothhraui
Farbe heihehiell, oder er erlill durch das lange Ab
setzen an die Luft in einem nicht gehörig eingedickt!
Zustande einifje Gahrung. Wäre jener Syrup auch u
von gleicher ße schaffe nheit, wie der aus dem Runki
rühensafle erhaltene; so hätten aus jenen fiinfPftl
dei) neun Unzen Syriip von dem angegebenen spezj
sehen Gewichte zwei Pfund neun Unzen fester reio
Zucker erhalten werden müssen '). Diefs würde a
hundert Pfund Beeren beinahe vierzehn Pfund Z
ckcr geben. Dieses Resultat würde mit der Behaoj
tnng Avmestds nahe übereinstimmen; denn bis tu
körnigkrystallisir baren SjTUp eingedickt, vermindci
sich die von Herrn Bignami erhaltenen fünf Pfui
neun Unzen Syrup von i,35 spez. Gf>w. bis auf vi
Pfund 3I Unzen; folglich etwa auf den fünften Th
des angewandten Beercn-Gewichles; wie es j4rmes
in seinen Versuchen angibt. Es scheint dieses weni
stens zu beweisen, dafs die Beeren des Erdbeerbaui
in Dalmaticn eben so zuckerreich sind, al) diejel
gen , mit welchen Hr. JiTnesto in Spanien VersucI
gemaclit hat.
Sowohl von dem Zucker, als dem Syrup, welcl
aus den Beeren des Erdbeerbaums erhalten word
waren, wurden kleine Muster eingesendet. DerZucI
ist halb weifs, sehr fest, und von dem Hohrzuct
•) Kach ^chard geben 1000 Pfunii Hunlielrüben gi'/i ^^
völlig reinen Syrup von i,340 spee. Gevr.'i secfaa Pfua^
ses Sjrups verlieren beim Abdampfen bis «ur kömigen ._
stallisation ^'/^ Pfund; »lehn Pfund dieses geKörnleqZiHcl
geben 6% Plumi reinen Zucker und 3Vi Pl'unfl Meliue-
weder im Geschmacke' noch in dem krystallinischen
Gefüge zu unterscheiden. Der Syrup hat einen sehr
reinen Geschmack.
, Diese vorläufigen Resultate machen es wünschens-
werth, hierüber noch weitere Versuche anzustellen j
QBX so mehr^ da sich diese Zuckererzengung^ wenn
sie mit Vortheil gegen den Preis des westindischen
Produktes betrieben werden kann^ mit der Brannt-
weinerzeugung aus den ausgeprefsten Rückständen der
Beeren und aus der Melasse vereinigen läfst; und so
die Industrie zwei neue Produkte gewinnt, um deren
Absatz in jeder Quantität keine Verlegenheit entste-
llen kann:
XVII.
V
Ein, vom Herrn Anton Crivelli, Professor
der Physik in Mailand erfundenes Sicher*
heitsschlo|s ; beschrieben
von
C Altmütt eVy
ProTessor der Technologie am It. k. polytecbnischeii Institute«
Taf. III. Fig. 1 bis 14.
lliin Sicherheitsschlofs, wenn es diesen Nahmen
mit ToUem Rechte verdienen sollte^ müfste all den Ge-
'&hren nicht ausgesetzt seyn^ denen Schlösser in Hin-
ttcht auf das unbefugte Öffnen unterliegen. Dieses letz-
tere aber geschieht vorzüglich in drei Fällen^ nahm-
lieh, wenn ein Schlofs mit Gewalt^ und so^ dafs seine
Ißestandtheile a^er])roohen oder beschädigt werdei;!}
3oo
oder wenn es mit einem fremden Schlüssel oder mit
eigenen Insirnmenten (U<iuptschliisselmidSperrzeug)i
oder endlich dadurch eröffnet wird> dafs der Schlüssel
auf irgend eine Art heimlich nachgemacht worden ist.
Das gewaltsame Erbrechen ist natürlich nie ganj
zu verhindern, und in dieser Hinsicht leisK^t einScIuoll
allen FoidernngenGenüfje, wenn dessen Mechanismi
so iicschaffen ist, dafs es einen, dem Orte seiner Bei
Stimmung angemessenen sehr festen Bau zuläfst, —
Leichter ist es, hesoiiders wenn man gröfsere Kosten
nicht zu scheuen hraucht, eine Einrichlung zu treffe^
■welche das Öffnen mit fremden Schlüsseln oder dem
Sperrzeug unmöglich macht. Was endlich aber dal
]y<ichniachen des Schlüitsels betriffl, so lehrt die Er
fahi-ung, dafs diese Art des Betruges am öftesten voi
kommt, und dafs leider nach einem Abdrucke, ja sog«
oft blofs durch die Besichtigung des Schhissellochj
ein Schlüssel angefertigt werden kann. Da diefs di
Fall bei allen mir bekannten Schlössern (mitAusnahn
eines einzigen, niihmlich des im folgenden Aufsatze bj
schrieheiien enf^Uschen) ist; so hat man Schlosser ohi
Schlüssel erfunden, die aber auch ihre giofsen Nacii
iheile haben , und in Rücksicht ilirer Anwendbarke
sehr beschränkt sind.
Wenn mm auch das, in derÜherscbrift angeküi
digte, nicht alle von einem Sicherheitsschlossc zu ye
langenden Eigenschaften besitzt, so hat es doch de
grofsen Vorzug der Einfachheit, und ist daher we
■wohlfeiler und anwendbarer, als die übrigen, in di
Ri?gpl fichrkoniphzirten, Sicherheitsschlösser. Nachsi
dem ist aber auch hei der Wahl eines Schlosses dj
Regel nicht zu vergessen, dafs es sich nach dem jedei
mahligenBedürfnisse richten müsse, denn nicht iibera
hraucht man die grofste Sicherheit, sondern nur eint
die den wahrscheinlich zu vermuthenden Verletzui
^".n entspricht. Es wird sich zeigen, dafs unter di(
3oi
sen Beschränkungen^ das Scblofs des Hrn. Professor
Criv^lU wfenig zu Punschen übrig läfst.
/
Dieses Resultat kann sich überzeugend^ aber nur
*" aus der Vergleichung desselben mit andern ergeben,
■ und zu diesem Ende wird eine AufzäUung der bekann-
; ten Hauptarten von Schlössern^ und eine Würdigung
^ derselben nach ihrem relativen Werthe am rechten Orte
\. stehen. Hiebei wrird sich zugleich finden, dafs die kur-
renten Begriffe iiber diesen Gegenstand ziemlich man-
\ gelhaft sind, und man sich oft auf eine Yerschlicfsungs-
art verläfst, die kein Vertrauen verdient.
Obwohl eine Klassifikation der Schlövsser, ihrer
unendlichen Verschiedenheit wegen, fast nicht mög-
I lidi zu seyn scheint , so verschwindet die Schwierig-
keit bald, wenn man auf die Uauptbestandiheile eines
Schlosses zurückgeht. Man stelle sich eine gewöhnliche,
sB. eine Gartenthür vor^ die vorerst blofs von innen
verschlossen werden soll. Eine Klammer an derThür,
eine andere am Thürpfosten , und ein längeres durch
dieselben gestecktes Stück Holz oder Eisen , halten .
leide hinlänglich und so lange zusammen, als man
jenes lange Stück (den Riegel) in der beschriebenen
Lage lassen will. Diese einfachste und wahrscheinlich
akeste Verschliefsungsart ist übrigens noch zu unvoll-
kommen, und die jetzt gewöhnlichen Schlösser haben
noch mehrere andere wesentliche Bestandtheile. Hie-
lier gehört zuerst die sogenannte Zuhaltung, welche
hauptsächlich das gewaltsame Zurückschieben des Rie-
dels durch Brechinstrumente verhindern soll. Zu die-
lenn Zweck hat der Riegel an der oberen Kante einen
oder niehrere viereckigte Einschnitte, in welches ein,
not dem Riegel in sonst keiner Verbindung stehendes
tperrfaakenfbrmlges Stück, vermittelst einer Feder (Zu-
Haltungsfeder) einfällt. Ehe daher der Riegel bewegt
werden kann^ mufs dieser Haken aus dem Einschnitte
i4
}
des Riegels ausgel
mUtelsL des ScLIussels gescliieht.
Der Schlüssel und die nach der verschiedenen Art
seiner Anwendung verschiedenen JNebentheile sind es
eigentlich, von welchen in Ähsicht auf die Sicherheit
des Schlosüei, wenn man das gewaltsame ÖShen aus-
nimmt, fast alles al)häDgt, Er ist das Instrument, wel-
ches statt der hlofsen Hand, den Riegel durch eine
kleine üiFnung (das Schlüsselloch) in Bewegung setzen
mufs, so, dals also dadurch die innem Schlofstheile '
im Schloisliasten verhoigen, und durch densclbco ge-'
gen Beschädigung gesichert seyn können. Ihn so ein-
zurichten, dals ein gegebenes Schlols nur durch deü
emzigen dazu verfertigten geöffnet werden kann, und'
bei dem häufigen Bedarf an Schlossern dieselben fa-
briksmäfsig, also beiläulig in der Hauptsache, nach
derselben Form und denselben Grundsätzen verfertigt
werden können, ist die wabrhaitig nicht leichte, ja viel-
leicht unmüghcbe Aufgabe , deren Auflösung die Kunst
durch Jahrhunderte versucht, aber des vielen zu die-
sem Zweck aufgewendeten Scharfsinnes Ungeachtet,
bis jelzt noch nickt befriedigend vollbracht hati
Die in dieser Hinsicht gemachten Versuche* und
mithin auch die bis jetzt bekannten Schlosser, lassea
sich nach den eben vorausgeschickten Erörterungen,,
sehr leicht unH;r allgemeine Gesichtspunkte bringen.
Man hat nahmlich i) dem Schlüssel zu allen Schlot'
Sern im Ganzen dieselbe Form gegeben , und nui
einige Theile desselben für jedes einzelne Schlofir
anders gebüdet, und zwar vorzüglich den Bart und da»
Schlüsselrohr. Hieher gehören die EingerichtCj
die geschweiften Schliisselbärte , und die tlgurirten
Schlusselrohre. Dadurch wollte man die Verfertigung
der grofsern Schlüfstlieilc nach einerlei Regel betrei*
ben,.und denhoch durch jene Abänderungen jedern
Schlofs eine wesentliche Verschiedenheit geben, si0
3o3
)sö sicher uüd sftügleich allgemein anwendbar mä-
hen. 2 ) Man hat Schlösser erfunden , deren Schlüs-
el eine von den gewöhnlichen ganz^abweichende Form
laben, die aber, aufser der Gröfse wenige Abände*
ungen leiden, und daher nie allgemein werden kön-
en. 3) Bei den vorigen Arten gründet sich die Sicher-
eit darauf j 4^fs nur der Besitzer des Schlüssels das
chlofs öffiien kann. Es ist aber auch nicht vergessen'
worden , Schlösser so zu bauen, däfs sie , auch wenn
lan tlen Schlüssel hat, sich nicht öffnen lassen, wenn
lan ihn niöht auf die bestimmte Art zu gebrauchen,
der. gewisse verborgene Auslösungen vorher zu tret-
en Weife. Solche Schlösser nennt man gewöhnlich
^exir- oder eigentliche Kunstschlösser. 4) Eine letzte
Llasse endlich machen die sogenannten Combinations-
chlösser, wo vor dem Aufsperren gewisse verschieb-
bare Theile erst in eine bestimmte Ordnung gebracht
Verden müssen.
Die eben. aufgezählten verschiedenen Arten werde
ch, um den relativen Werth des von Hrn. Crwelli
irfimdenen Schlosses, und des in folgendem Aufsatze
Deschriebenen Patentschlosses, ganz deutlich zu ma-
chen, kurz durchgehen, und die Vorzüge und Fehler
eines jeden anzugeben versuchen.
Schlösser mit Eingericbten oder Besetzungen fin-
det man noch jetzt ziemlich häufig, und sie haben
auch, gut gearbeitet, Vorzüge vor den meisten übri-
Jea.- Unter Eingericht oder Besetzung versteht man
risse, im. Schlosse liegende Bleche, nach denen
Schlüssel durchbrochen seyn mufs, wenn er in
^ Schlofs gehen soll. Man stelle sich einen massi-
*^ Schlüsselbart vor , in welchen in der Hälfte ein
Querein»chnitt Fig. i. a — b (der sogenannte Mittel-
Weh) gemacht worden ist. Wenn nun im Schlosse
•dhst ein Blättchen befestigt ist, Welches , wenn der
Schlüsse eingesteckt ist, genau auf dessen Einschnitt
}
3o4
trifft, so erKeJh vou sclltsi, dafs ein andrer Schlüsset
bait, dem jener Einschnitt fehlt, au dem festen JUlatv
chen anstehen, und sich nicht wurde Kerumdiehu
luäsen. W'erdeuuuf diesesBIiiitchen noch nicUiere aa
dere rund gebogene festgelölhet, so inuls der Schlii!
sei ebenfalls so ausf^escLuitlen werden, dals sie ü:
an seiner Bewegung nicht hindein. Dafs die Zah
undForiu dieser kleinen Theile, und die ihnen corre
spondirende Durchbrechung des Bartes selirverschi
den seyn könne, erhelh von selbst. Eine der einfach
sten Besetzungen dieser Art (Mitteibruchbesel»:un
mit bedeckten Kreuzen) stellt die Figur 2 vor, lui
Figur 1 ist der Schlüssel dazu. Die blofse Ansiilj
der Figuren zeigt deutlich genug, dafs in einem Schlol'
in welchem lig. 2 festgemacht ist, der ächlüsiii
Hg. 3 oder 4 nicht herumgehen kann. Bei der b«
Setzung auf dem Mittcliiruch, wie Fig. 2 eine vorstell
ist man übrigens nicht stellen gebhej.'ün, weil lOi
bald eine Art Schlüssel erfand (den sogenannten HaiiJ
scldüsscl), weicher Schlosser dieser An sehr Jeic
öffnet. Man hat daher die Rein)esrf7iingen ausgi
dacht, wo der Schlüssel nicht Inder Mitte, sondern!
den zwei Kanten eingeseliiiitten, ist, und di
krümmten .Bleche düher an andern Stellen als bei cf«
vorigen liegen. Fig. 3 stellt einen solchen Schlüs*
vor. Da diese Eingcrichte, wenn sie ganz ausgefüU
seyn sollen , blofs für Schlösser taugen, welche ni
auf einer Seite ein Schlüsselloch haben , z. B. bi
Geldkassen, wo sie vortrefllich sind: so hai mau eiq
Mittelgattung hinzugefügt, die ebenfalls gegen dfl
Hanplschlüssel gesichert ist. Es fmden sich hii
sowoli! Einschnitte auf dem Mitlelbru :h , als
an den Kanten, wie Fig. 4 ""•! 5 ') zeigen. — Eni
'*) fig. 9 gehurt EU einem sehr scbün gearbeiteten Maatllrä
aclilol's , wpIcLes der gescliickte hiesige Schlossenneisl
Herr IV. Aetiiak verfertigt, und dem t'ati. Uisprodukt«
Rabliielte des li. fc. pulyl. In^tit les zur Cireiitlicbcn Aufsb
1img iineiilgcldlich ü:jeilasscn hat.
. • 3oS>
ich kann man den Künstlern^ welche Schlösser ver-*
fertigen und erfinden, nicht vorwerfen , dafs sie et-
was unversucht gelassen hätten, sondern man hat Ein-
schnitte und dazu passende Besetzungen angebracht,
wo es nur mögUch war. Bei einem neuerhch in Eug-
land patentirten Schlosse von Rowntree , hat der
Schlüssel auch an der vordem Seite des Bartes (an
der Linie a b Fig 5) staflTelfbrmige Einschnitte, nach
deren Form das Innere des Schlosses, und zwar die
Zuhaltung geformt ist.
Diese Eingerichte sind zwar, wenn sie gut ge-
arheitet sind, gegen. Sperrhaken und Dietriche eine
sweckmäfsige Maafsregel , allein es stehen ihnen wie-
der Hindernisse entgegen. Einmahl sind bei den mei-
sten die Schlüssel leicht zu machen, weil die Ein-
schnitte im Barte , wenn sie nur mit dem Original
beiläufig zutreffen , ja noch besser , wenn sie weiter
sind, fiir das Eingerichte gut passen. Ferner ist die
allgemeine Anwendbarkeit dieser Schlösser nicht
ganz ohne Gränzen, wie es wohl scheinen möchte.
Die Kombinationen der einzelnen Einschnitte können
zwar ins Unendliche gehen , und der Schlüsselbart
lafst fast jede (auch krummlinigte ) zu, die ihn nicht
m sehr schwächt j allein in der Ausfiihrung ist es
anders. Das Krümmen und Biegen der Bleche der
Besetzung kann nähmlich nicht aus freier Hand,
sondern mufs mit Gesenken und andern Hulfs-
Werkzeugen geschehen, die fast zu jeder Figur anders
»cyn, und also, wenn man nicht einen Ungeheuern
Vorrath solcher Werkzeuge voraussetzen will, sehr
viele Schlösser einander ähnlich werden müssen. Es
ist daher ganz begreiflich , dafs der häufigere Ge-
brauch schöner Eingerichte um mehrere Jahrhunderte
turüok, und in eine Zeit fällt, wo der Arbeitslohn
tivohlfeiler war, und der unverdrossene Fleifs eines
Künstlers der z. B. eine vollständige Waffenrüstung
mit Silber einlegen konnte, an. der Verfertigung eines
Uhxh. (k polyt* lB«t. I. Bd. 20
3o6
Eingerichtes und der dazu nöthigen Werkzeuge bei
weiiem noch nicht ermüden konnte.
Der Vorwurf des zu liohen Preises, und der
wenigen zuläfsigen Abänderungen trifft auch. die figu-
rirten Schlüsselröhre. Man braucht Siegern bei Vor^
lege schlossern, die fiir eine ausgeführte Besetzung zu
wenig Raum in der Dicke haben, und der Schlüssel
mufs dazu ein sogenannter Rohrschlüssel sejn , also
das Schlofs einen Dorn haben. Dieser ist aber nicht
rund, sondern kreuz- rosen-kleeblattfbrmig u. s. w.
Dies Schlüsselrohr hat dieselbe Form/ (Fig. 3, der
Schlüssel zu einem Rosendorn). Dem allgemeinen
Gebrauche derselben steht aufser dem obigen noch
der Umstand entgegen, dafs sie , wenn sie auf beiden
Seiten zum sperren seyn sollen, sehr mühsam zu ver-
fertigen sind, und dennoch nicht die, bei einer , so
tlieuren Arbeit sehr zu berücksichtigende Dauerhaf-
tigkeit haben.
Diese Mängel, und der Umstand , dafs die Ver-
fertigung jener sehr mühsamen Vorrichtungen für die
neueren Zeiten , wo mail durch Vereinfachung der Ar-
beit und der Werkzeuge die fabriksmäfsige Erzeugung
auch der Schlösser zu begünstigen strebte , nicht,
mehr passend seyen, "haben- Gelegenheit zur Erfin-
dung der geschweiften Schlüsselbär te gegeben, wo-
durch der Gebrauch der Eingerichte und der figxirir-
,ten Röhre nur auf eigentliche Kunstschlösser be-
:schränkt wurde. Die Schweifungen der Barte (deren
einer Figur 6 vorgestellt ist) machen keine betrachte
liehe Mühe, und können ins Unendliche, und so ab-
geändert werden, dafs keine der andern gleicht, und
also auch kein andrer als der nach der Schweifung
des Schlüsselloches gebildete Bart in dasselbe ^eht.
Daher ersetzt diese Methode die theuren Einge-
richte vollkommen, wenn das .Schlofsblech so stark
genonuncn wird, dafs sich das Schlüsselloch nicht
3o7
leicht mit Gewalt erweitern läfst , und wenri das
Schlofs selbst so lief in Holz eingelassen werden ,kann^
dafs man die Schweifung des Schlüsselluches nicht
mehr von aussen sehen kann. — Das heimliche JN ach-
machen des Schlüssels aber wird auch hiör nicht ver-
hindert.
Die drei eben beschriebenen Vorrichtungen, die
nicht nur einzeln, sonderp auch in Verbindung mit
I einander vorkommen (denn man hat auch Besetzungsr
Schlösser mit figurirten Schlusselröhren ynd ge-
schweiften Scblüsselbärten ) sind. diejenigen, welche
am häufigsten vorkommen, und die viehaliigsten Ab-
änderungen leiden. Die noch zu erwähnenden Arten
sind weit seltener , und schon ihrer Natur nach so
beschaffen, dafs sie nicht fabriksmäfsig verfertigt und
also auch nicht allgemein werden können.
Hieher gehören zuerst jene Schlösser , deren
Schlüssel eine von der gewöhnlichen sehr abwei-
chende Form haben, und wovon ich die bekannte-
sten ebenfalls einer kurzen Revision tmterwerfen will.
Man hat solche, wo das Schlüsselloch ein ganz rundes
Rohr ist, durch welches kein gewöhnlicher Schlüssel
mit dem Bart eingebracht werden kann. Denmnge-
achtet fehlt derselbe an dem eigentlichen Schlüssel
nicht, aber er besteht aus drei Gliedern, so dafs er sich
in den hohlen Schaft des Schlüssele ganz hineinlegt,
und erst durch ein , in demselben bewegliches vier-
kantiges Stäbchen, an welchsem das letzte Glied fest
ist, hervorgeschoben wird Fig. 7 ist der Schlüssel
ehe er in das Schlofs gebracht wird, Fig. 8. zeigt den
hervorgehenden Bart, wenn man das Siäbchen b nie-
derdrückt, und Fig. 9, den Bart wenn er sperren solh
a a a Fig. 8 und 9 bezeichnen die oben erwähnten,
Gewinde. Dafs der Schlüssel nicht sehr klein ge-
macht werden kann, sondern eine, durch das Mate-
rial beiläufig schon bedingte Gröfse haben mufs, und
20 *
^ /
I
v
3o8 '^H^^^^l
demnach ein möglichst klciucr, fast alle ähnlitllfaeTtf
Schlösser sperrt, dafs feiner grofse Gefahr ist, den
schwachen Bari abzudrehen, wenn das Schlofs nicht
die theuern sogenannten fliegenden Angriffe hat, untt
dafs es eben darum nicht möglich wird, gegen das
Aufsperren mit gewissen einfachen Haken eine sehr
Starke Zuhaltungsfeder anzuwenden, sind grobe, Lei
dieser Einrichtung nicht zu vermeidende Fehler. —
Hieher gehören auch die Vorhängschlössermit Schrau-
benschlüsseln, denen man ebenfalls keine verschiedene
Einrichtung geben kann ; ferner Schlosser, welche
der Schlüssel dedurcli öffnet, dafs ein, ao itm feste»
durchbrochenes Viereck gewisse Sperrfedern zusam-
mendrückt; und mehrere andere, die keine besoit-
dere Erwälmuug verdienen.
Von allen diesen unterscheiden sich die Vexier-
schlösser dadurch, dafs man zu Ihnen den Schlüssel
nicht nur haben, sondern auch zu gebrauchen wissen
roufs. Sie sind, nach den Ideen des Künstlers und
nach besondern Absichten so verschieden, dafs eine
Aufzäljung derselben nicht möglich ist. So mufs mau
bei einigen den Schlüssel nach der ersten Umdrehung'
etwas tiefer oder hoher bringen, und dann nochmali),
in einer oder der andern Richtung drehen ; bei andern
ist an einer Stelle des Schlofskastens ein verborgener
Drucker angebracht , den man erst in Bewegung
setzen mufs j andere habfen ein falsches Schlüsselloch,
das erst aufwärts geschoben werden mufs; bei noch
andern erfolgt bei unrechter Führung des Schlüssel»
ein Schufs aus dem Schlosse, und was dergleichen
Künsteleien mehr sind. Eins der vorzüglichsten ist'
das von Arkwrigth erfiindene und in den transac-
tions o f tfie Society for the encoiiragement of tu'ts
vol. XVIII. p. 23t), und aus diesen im Magazin aller
neuen Erfindungen, Leipzig bei Baumgärtner, V.
p. 374) ""d i™ Journal für Fabrik XXVllI p. 495,
«her nicht sehr deutlich . beschriebene. Zu dieser
J
3o9
Klasse von Schlössern kann man endlich noch die so-
genannten , , vom Mechanismus des Gesperres selbst
meistens unabhängigen^ Yorgesperre und Schlüssel-
loch deckel rechnen, die man besonders gern bei Vor-
hängsschlössern anbringt. Bei diesen mufs ebenfallsf
durch einen oft sehr verborgen angebrachten Drücker
oder Schieber der Schlüssellochdeckel geöffnet werden.
Bei all diesen Vorrichtungen biethen^ sich mehrere
Bemerkungen von selbst dar. Hieher gehört, dafs
sie meistens sehr zusammengesetzt; v^andelbar und
kostspielig sind , dafs das öffnen und Schliefsen Zeit-
aufwand , ja sogar oft einige Geschicklichkeit ifordert,
und endlich, dafs sie nicht alle^emein anwendbar sind^
weil ihre Sicherheit eben in dem Geheimnifs besteht^
und man sie also, streng genommen, in Beiseyn ei-
j nes Fremden eigentlich nie offnen dürfte.
Die letzte Klasse enthält, nach den oben aufge*
tteüten Ansichten, die sogenannten Kombinations-
schlösser. Der dabei zu Grunde liegenden Haupt-
ide'e nach, gehört hieher eigentlich nur ein einziges,
nähmUch das sogenannte Ring-, Nahmen- oder Mahl-
schlofs, auf dessen bewegUchen Ringen (sonst auch
wohl auf ander enver schiebbar enTheilen) sich Zeichen
r Zahlen oder Buchstaben ) befinden, welche, wenn
das Schlofs sich soll öffnen lassen, vorerst in eine,
dem Eigenthümer bekannte Ordnung müssen gebracht
werden. Das ursprüngliche einfache Mahlschlofs ist
nur auf ein bestimmtes Wort oder Zahl zu gebrau-
chen. Regnier in Paris aber hat solche Ring-
schlösser geliefert, wo die Ordnung der Zeichen wiUr
kürlieh abgeändert werden kann , und zwar, wenn
das Schlofs vier Ringe und auf jedem vier und zwanzig
Buchstaben hat, 33i y'j'jö mahL j^uch dieses Schlof(»
ist ziemlich mühsam zu öffnen, und zwar nicht im
Dunkeln, kann auch nur als Vorlegeschlofs gebraucht
werden , weil seine Anwendung bei Thüren, als Vor-
gesperre (wie sie im Magazin aller neuen Erfindungea
äio
» ^
V. j;oi. beschrieben ist) äufserst unbequem und um-
standlicb wäre; und endlich hat es nach Regniers
Bauart den grofsen Fehler , dafs es sich auf eine Art,
deren Beschreibung man hier nicht erwarten wird,
mit geringer Gewalt und durch einen einfachen
Handgrifi,- (in den meisten Fällen sogar ohne Spur ein^r
\^erletzung), öffnen läfst. — Besser läfst sich die Art
rechtfertigen, -wie der Engländer Marschall das Mahl-
schlofs alsSchliissellochdeckel angewendet hat^ wo es,
wenn auch nicht bei Thüren, doch bei Geldkassen
u. dgl. sehr gute Dienste ihun würde *)•
Aus der vorigen Revision geht hervor, dafs zwar
an sichern Verschliefsungsarten kein Mangel ist, so-
bald man jede nach dem speziellen Bedürfnisse zu
wählen weifs, dafs aber dcmungeachtet noch manches
zu wünschen übrig bleibt , und vorzüglich manchen
derselben der hohe Preis entgegen steht.
Der Herr Professor Crwelli hat sich daher mit
gutem Vorbedacht die einfachste und beste Art von
Schlössern, nähmlich die mit geschweiften Schlüssel-
bärten , als Objekt seiner Verbesserungen gewählt,
und es dahin gebracht, dafs der gröfste Nachtheil der-
selben, nähmlich die Leichtigkeit der Schlüssel durch
blofse Besichtigung des Schlüsselloches nachzuma«
chen, glücklich vermieden wird. . ' '
*) Es ist sonderbar , wie Regnier für den Erfinder jener , von
den air<i , nur für ein Wort brauchbaren, wesentlich ver-
schiedenen Ringvschlösser , gehalten werden kann , indem
doch Marschalls Schlüssellochdekei weit älter ist , im Gan-
zen genommen aber dieselbe Struktur hat wie Reeniers ca-
denat ä rouloux» Indessen wird dieser Umstand dadurch
be^reiÜich, dalV sowohl die englische Zeichnung , als auch
die Beschreibung (in. den Transactions of tke encourage^
ment etc. Vol. III. p, i6o) nichts weniger als deutlich sind.
. 3ii
t
Der Schlüssel zu diesem Schlofs ist eia Rohr-
schlüssel mit wilkürlich geschweiftem Bart , Fig. ö. —
In Absicht auf die Riegelbewegung hat es nichts ei^
genihümUches ^ wie man Fig. ii sieht. Der Riegel A
wird wie gewöhnlich durch den Schlüsselbart bewegt,
so Yrie die Zuhaltung B durch denselben ausgelöset.
Die Zuhaltimgsfeder b ist mit der Zuhaltung aus ßi-
nem Stück, eine Einrichtung die sich sonst auch hin
und wieder findet.
Das Charakteristische des Schlosses aber besteht
darin, dafs man aufsen am Schlofsblech die Art der
Schweifung des Bartes nicht sieht, und auch auf kei-
nerlei Art errathen kann, indem das sichtbare Schlüs-
selloch Fig. 10 E wie für einen völlig massiven Bart
gestaltet ist.
Deniungeachtet kann kein anderer als der für
das Schlofs bestimmte Schlüssel bis in die Ebene des
Rieigels gebrächt werden, wie man sogleich sehen
wird.
Statt dafs sonst Riegel und Zuhaltung gleich unter
der Schlofsplatte liegen , so mufs hier der Schlüssel
statt durch dieses einzige, durch drei über einander
befindliche Bleche, wovon das dritte erst die gehörige
Schweifung hat. Wenn man das Blech, was man Fig,
10 A, und Fig. 12 umgekehrt von der innern Seite-
sieht, abnimmt: so entdeckt man ein zweites Fig. i3 und
unter diesem noch ein drittes Fig. i3 AA, welches
Fig. i4 besonders gezeichnet ist. Wenn der Schlüssel
bei E Fig. 10 eingesteckt ist,* so läfst man ihn die halbe
Umdrehung, machen, wo er dann iiber dem Schlüs-
selloch E Fig. 1 3 seyn wird. Hier drückt man ihn nie-
4er,* so, dafs er durch dasselbe durchgeht. Wenn er
wieder ein halb mahl umgedreht wird, so steht er iiber
dem geschweiften Schlüsselloch E Fig, i4> durch
3ia '
welches er mir durchgehen kani^^ wenn er genau di^
selbe Schweifung hat. Wird er hier nochmahls tiefer
gesteckt^ so hefindet er sich in der Ebene desRiegels,
und kann das Schlofs sperren. Beim Herausziehen mufs
er natürlich dieselben Touren vermehrt machen; und
bei jedem Schlüsselloch in die Höhe gezogen werden«
Dmxh das Durchgehen durch die drei Bleche^^
tvrovon jedes ein Schlüsselloch^ das letzte aber nur das
nach dem Originalschlüssel geformte hat; wird das
Aufsperren mit Nachschlüssel und Sperrzeug so un-
möglich^ dafs eine^ wohl noch anzubringende Beset-
zung» wie in* der Zeichnung die zwei Reifen Fig. li^^f
und Fig. 1:2 aa^ beinahe überflüssig wird.
Unter der obersten Platte ist auf dem 2;weiten
Bleche noch eine besondere Vorrichtung angebrachte
welche übrigens nicht mehr zur Hauptsache gehört.
Nähmlich zwei Staffeln, Fig. i3 ab, mit schiefen in
entgegengesetzter Richtung aufsteigenden Flachen ; die
bei c c in Gewinden bewegUch sind , und deren jede
durch eine an der dritten Platte befestigte Feder,
Fig. i4 ab, aufwärts getrieben wird. Ihre Wirkung ist
folgende. Wenn der Schlüssel unter dem obersten
Blech in der Richtung x Fig. 10 umgedreht wird, so
trifft er auf den niedrigsten T heil der Staffel b Fig. i3.
Da er sich dann an der obern Platte klemmt, so drückt
er natürlich diese Staffel und die unter ihr liegende
Feder nieder, so lange bis eretwa einen Viertel-Umgang
gemacht hat. Dann fällt er von der Staffel ab, und
diese wird von ihrer starken Feder mit Gewalt an die
obere Platte getrieben, wodurch ein Geräusch entsteht,
Avelches mit dem/ beim Aufsperren eines gewöhnhcheu
Schlosses die gröfste Ähnlichkeit hat. Wird jetzt der
Schlüssel nicht durch das zweite Schlüsselloch ge-^
steckt, sondern noch weiter zwischen den zwei ersten
Platten umgedreht, so steigt er über die Staffel a Fig,
l3, vnd es erfolgt derselbe Schall wie vorhin j und
3i3
Ewar so oft ^ als man den Schlüssel über eine oder die
andere Staffel fahrt. Um diesen Schall zu verstärkend
und zugleich die Spitzen der Staffeln d d Fig. 1 3 gegen
das zu heftige Anprellen zu schützen^ so hat das oberste
Blech über den zwei höchsten Stellen der Staffehi, dd
Fig. i3 zwei Ausschnitte (bei bb Fig. 12 sichtbar),
welche durch zwei nur an einer Seite an das oberste
Blech festgenietete schmale Federblättchen gedeckt
sind (aa Fig. 10 und die punktirten Linien Fig. 13).
Per Schlag der Staffeln trifft also nicht das oberste Blech^
sondern die nachgebenden schmalen Federn.
Die Täuschung, dafs derjenige, der den Schlüs-
sel auf die eben beschriebene Art bewegt, das Schlofs
gesperrt zu haben glaubt, weil er das Schnappen hört,
ist indefs nicht der einzige Zweck dieser Vorrichtung,
sondern die Staffeln hindern das Einbringen einer wei-
chen, zum Abdruck der Schweifung dienenden Masse,
welches sonst wohl möglich wäre. Dafs übrigens unter
Umständen diese zusammengesetzte Vorrichtung yveg-
gelassen , oder durch eine andere , z. B. durch zwei
oder drei auf die hohe Kahle gestellte einfache Fe-
dern, ersetzt werden könnte, bedarf keiner weitern
Erörterung.
Das hier gezeichnete 5chlofs ist, in der Kunst-
sprache, ein eintouriger, «ingesteckter wälscher Rie-
gel. Das heifst , der Schlissel schiebt den Riegel nur
emmahl, und das Schloß wird in die Holzdicke einer
Thüre ganz eingelassen, und ist nur auf einer Seite zu
sperren. Mit etwas melr Mühe kann es aber auch als
ein ordentliches Thürchlofs verfertigt werden. Es
müfste fiir den Schlüi>el eine Hülse verfertigt, und,
wenn man die drei Si^lüssellöcher auf beiden Seiten
haben wollte, noch e^ besonderer Aufsatz fiir die drei
über einander befindlichen Abtheilungen der entge-
gengesetzten Seite angebracht werden. Dafs es endhch
auch ein sehr brauc^ares Vorlegeschlofs abgeben kanii>
3i4
▼ersteht sich von seihst^ und dazu bedürfte es in Hin-
sicht der drei Bleche auch gar keiner Abänderung.
i
I
4
.i
1
I
XVIII.
Ein , von Joseph Bramah in London erfun-
denes Sicherheitsschlofs : beschrieben
von {
G. Altmüttery i
Professor der Technologie am 1&. k. po1ytechnii»cben Institute. I
Tafel UI. Fig. i5 bis a3.
' I
JJas im Folgenden zu beschreibende Schlofs^ ist i
unter den mir bekanmen Sicherheitsschlössern bei wei- \
tem das vorzüglichste, ind^m es fast allen Forderaugea
entspricht, ja sogar g^gen das Nachmachen des in ,
fremde Hände gekomnenen Schlüssels zi^nlich ge-
sichert, und also in jen^ Fällen, wo man die gröfste j
Sicherheit braucht, z. B. bei Geldkassen, Schatullen ;
u. dgl. , beinahe unbeding zu empfehlen ist.
Die Auseinandersetzui^ seiner einzelnen Theile .
vyird die Aufzählung seiner grofsen Vorzüge möglich ;
machen, und die vorige Anci^pfehlung rechtfertigen. ;
In der Figur i5 ist es im Aifrisse gezeichnet, und
zwar in natürhcher Gröfse, A u ^as Schlofsblech, B
der unter einem rechten Win^l aufgebogene Theil
desselben (der sogenannte ümsoiweif); C der Riegel,
D das Gehäuse, welches den eijentlichen, von dem
gewöhnlichen ganz abweichende^ Mechanisnius der
Kiegelbewegung enthält. DasSchl<s^ wie es hier vor-
\
- 3i5
liegt, ist ein Kasten- oder Schatullenschlofs, bei wel-
chem, wie sonst, das Schlofsblech A und der Umschwcif
in das Holz eingelassen werden mufs. Von aufsen ist
am Kast^ndeckel oder an der Schublade, vom Schlofs
gar nicht^ sichtbar, als die obere Fläche des Gehäuses
.fcei ee, für welche also an der gehörigen Stelle das
Holz ebenfalls, wie für das Schlüsselloch eines gewöhn-
bchen Schlosses, ausgeschnitten werden mufs.
Der Schlüssel E Fig. i5, oder, von unten gesehen
Fig. i8, ist ein Rohrschlüssel, mit einem ziemlich hoch
an demselben stehenden kleinen Bart a, und mehreren
Einschnitten an seinem Umfange, die, aber von unglei-
cher Länge sind. Er ist sehr leicht zu gebrauchen.
Man steckt ihn nähmlich in das Schlüsselloch, drückt
ihft so tief nieder als er geht, und dreht ihn dann auf
<lie gewöhnliche Art. Dadurch wird, nach der feich-
tung der Umdrehung, der Riegel entweder vor- oder
rückwärts gehen, und das Schlofs also gesperrt oder
fcöffnet werden , ohne dafs das sonst gewöhnliche
chnappen, oder selbst nur ein bedeutender Wider- *
tHand beim Umdrehen, wie bei jedem andern Schlofs,
Semerkbar wäre. Hat der Schlüssel die ganze Tour ge-
^^Biacht, so steigt er, wenn er das Schlüsselloch wieder
^^(rreicht halt, von selbst in die Höhe, und kann abge-
JEogen werden.
%
Nach dieser vorläufigen Erörterung, gehe ich zur
Beschreibung der einzelnen, in Fig. 1 5 noch nicht sicht-
baren Haupttheile über.
Durch den verborgenen Mechanismus werden zwei
Bauptäbsichten erreicht. Es wird nähmlich erstlich
der Riegel vor- und 2;urückgezogen, und auf eine äus-
serst einfache und sinnreiche Art in jeder dieser bei-
den Lagen unbeweglich fest gehalten, wozu sonst die
Zuhaltnng und die Zuhaltungsfeder dient, welche hier
ganz fehlen. Dann aber liegen im Gehäuse noch be^^ -
3i6
solidere Thcile, welche es durchaus unmö:^lich machen^
den Riegel anders als durch denSchlüssel zu bewegen^
und daher die Eingerichte, Vorgesperre und ähnliche
Sicherungsmafsregelii ersetzen.
Ohne vorerst auf die letztgedachteii Theile heson-
dere Rücksicht zu nehmen, weide ich zuerst die ÄJt
der Riegelhewegung deuthch zu machen suchen.
In dem hohl ausgedreheten Gehäuse, D Fig.
Lefmdci sich ein bewcghcher Kern (Fig. tß), und
dessen untero Ende eine an ihn festgeschraubte Plat«
Pig. lO c, an weicher, dem Schlüsselbarte gegenübeo
einSlififest ist, welcher den Riegel ziehen muls. Unuj
der Ebene ff Fig. i5, ist in den Kern eine Nuth eirf
'gedreht, vermittelst welcher er in der stählernen Platte
f Fig. iG (deren zweite Hälfte Fig. ^3 vorgestellt ist]
sich herumdrehen läfst. Diese stählerne Platte bestehl
defswcgen aus zwei Theilen (f Fig, i6 u. Fig. 23), dami
sie in die Nuth des Kernes eingeschoben werden kann.
Beide Hälften derselben sind im Gehäuse, Fig. i5H
mittelst vier Schrauben unter der Fläche ff, auf w^
cLer man auch die Enden dieser Schrauben gezeicb
net findet, festgemacht. Dieser Kern steckt also
hohlen Gehäuse, pafst oben genau in dasselbe, is
der Mitte der erwähnten stählernen Platte beweglich
und reicht mit seiner untern Fläche, c Fig. iG, bis all
den, unter ihm liegenden Riegel. Im Innern diesei
Kernes hefmdet »ich noch der Dorn für den Scblü»
sei, und andere Theile, die hier noch nicht heschrie
hen werden können.
Für den Schlüsselbart hat der Kern am obersU
Ende eine passende Vertiefung, g Fig. iG, Wenn dei
Schlüssel in das Schlofs gedrückt wird, so üegl dei
Bart ganz in dieser Vertiefung, und der Kern kann al«
jnittelstdesSchlüssels herumgedreht werden. DerBj
bleibt dann unter der obersten Fläche des Gehäusi
3ij
und dör ScWiissel lann ni<^ht eher abgezogen werden,
^ als bis er die ganze Tour gemacht, und der Bart wie-
der über das in der Decke des Gehäuses eingeschnit«
tene Sc|iIüsselloch zu stehen kommt.
Die Figur 2 1 zeigt den Riegel von oben gesehen,
und in der Lage wenn er vorgeschoben und also das
Schlofs zugesperrt ist. Die punktirten Linien ee, über
welche der Kopf des Riegels hinausgeht, bezeichnen
den Umschweif (Fig. i5 B), der punktirte Kreis aber,
die Platte c in der Fig. i6, an welcher sich der Stift d
Flg. 31 bejSndet, welcher in dem Einschnitte des Rie-
gü» läuft, und denselben bewegt. Dieser Einschnitt
besteht vorerst aus einem halben Kreis Fig. 2 1 f, wel-
cher aber, wie sich zeigen wird, zur Riegelbewegung
selbst nichts beiträgt. Bei g ändert sich die Kreisfigur
und geht mehr gerade, von h aber bis d ganz gerade,
bis unmittelbar bei d, wo sich ein Vorsprung befindet,
in welchen, wie die Zeichnung ausweiset, der Stift
- zu liegen kommt. Man setze nun, dafs die Lage aller
Theile so sey, wie sie die Figur 21 angibt, dafs der
Schlüssel in das Schlofs gesteckt, und in der Rich-
tung k umgedreht werde, so wird der Stift an der
untersten Platte des Keines bei ' der Umdrehung des-
selben nach 1 kommen, dort an die Wand des Rie-
gelausschnittes anstehen, und bei fortgesetzter Bewe-
gung natürlich den Riegel zurückziehen^ und zwar so
lange, bis der Kreisauschnilt f mit dem punktirten
Kreise konzentrisch steht, und der Stift eine, seiner
ersten, gerade entgegengesetzten Lage bei o bekommt.
Stift und Schlüssel haben jetzt den halben Umgang ge-
macht, das Schlofs ist geöffnet, der Schlüssel aber,
dessen Bart noch unter der obersten Fläche des Ge-
häuses liegt, geht noch nicht aus dem Schlosse. Blofs
dazu dient der Kreisausschnitt f. Wenn die Umdre-
hung in der Richtung k fortgesetzt wird, so läuft der
Stift jetzt in diesem Ausschnitt , und wenn er die ganze
Tour gemacht hat, und in seine erste Lage zurückgc-
3i8
kommen isi^ so steht auch der Schlüsselbart über dem
Schlüsselloch und der Schlüssel geht heraus. Ist also,
das Schlofs offen ^ so steht der Riegelkopf tnit ee gleich;
der Stift aber an der Stelle c des Hiegelausschaittes^
und der noch zu erVähnende , unbewegliche Theil,
c bei b.
Soll der Riegel wieder vorgeschoben werden*, so
wird, wie bei jedem Schlofs, der Schlüssel in verkehr-
ter Richtung (i) gedrehet, und der Stift bewegt sich,
heinahe durch drei Viertel der Umdrehung bis in die
Gegend von 1, frei im Zirkelausschnitte. Unter 1 steht
der Riegel noch einige Zeit still , von h an aber wirJ'
er vorgeschoben, bis der Stift wieder im\orsprune d,
und alles so steht, wie in Fig. 21.
Der Nutzen des uilbeweglichen viereckigen Stif- ]
tes c, welcher entweder an dem Schlofsblech oder an ;
dem Gehäuse befestigt ist, leuchtet bald ein. Es ist j
nähmlich der zweite feste Punkt, welcher den Riegel ■
feststellt. Wenn der Stift und c so stehen wie in der
Figur, so bedarf es nur des flüchtigsten Blickes, um
einzusehen, dafs der Riegel weder weiter vor, noch
zurück kai;in, ehe nicht der Stift gegen k gedreht wird.
Bei offenem Schlofs hingegen befindet sich der Stift
in c, und c bei b, so, dafs der Riegel ebenfalls nicht
den geringsten Spielraum hat.
Es leuchtet bei einigem Nachdenken ein, dafs,,
um die blojse Riegelbewegung zu bewirken, der Aus-
schnitt von c bis h blofs kreisförmig zu seyn brauchte,
lind es dazu der Erweiterung bei d und der geraden
Linie hd gar nicht bedürfte, so wenig als des Vor-
sprunges bei d. Dennoch ist dieser- letztere von der
gröfsten Wichtigkeit, und ein Beweis, was man dmch
äufserst einfache Mittel zu bewirken im Stande ist. Man
denke sich den Vorsprung (zu dessen Eildung die ge-
rade Linie und die Erweiterung des Einschnittes nöthig
wird) hinweg, und es ist kein Hindernifs vorhanden,
dafs man nicht den Schlüssel noch einmahl in der
Richtung i hei!%imzudrehen versuchen sollte. Der
Stift vi^ürde sich in derselben Richtung gegen i bewe-
gen , und sobald ^r die Wand des Riegelausschnittes
(dort wo sich in der Figur dieser und der punktirte
Kreis schneiden ) erreicht, den Riegel wieder zurück-
ziehen. - Ohne diesen Vorsprung könnte man den
Schlüssel so oft man wollte in derselben Richtung
umdrehen, und der Riegel würde sich also nach jeder
Umdrehung vor und zurück bewegen, und niemand
versichert seyn , ob er das Schlofs wirklich gesperrt-
liabe oder. nicht.
Das Verdienst dieser beispiellosen Art derHiegel-
bewegung wird dann am deutlichsten, werin man be-
denkt, dafs es eigentlich blofs der einzige Vorsprung
ist, welcher die sonst gewöhnhche Zuhaltung, den
dazu passenden Einschnitt im Riegel , und die Zuhal-
tungsfeder ersetzt.
Noch gehört eine Bemerkung für die praktische
Ausführung hieher. Der Stift c, und der gerade
Einschnitt m, kann ganz wegbleiben, und die Fig.
mit dem Kreise bei p geschlossen seyn,, wenn der
Biegelkopf bei n , v^ie bei vielen andern Schlössern
(selbst bei dem auf derselben Platte abgebildeten
Fig. II bey n) einen Ansatz bekommt, welcher ihn
weiter vorzugehen verhindert. Ein Schlofs dieser Art
ist leichter zu verfertigen, allein der Stift c nach der
Zeichnung 21 bewirkt einen weit leichtern und sanf-
tem Gang des Riegels , als wenn sich dieser blofs an
den Einschnitten der Wände des Gehäuses und am
Aasschnitt im Umschweif seinen Gang nehmen mufs.
Ich komme jetzt zur Auseinandersetzung derjeni- ,
fgeaTheilc, die das Schlofs ganz 3icher machen , und
^e alle im Gehäuse verborgen hegen. — Man könnte
320
zwar allerdings im Kern eine passende Vertiefung iÜT
einen geschweiften Schliisselhart, ja sogar ein Eiujji
Heilte anbringen, und das Schiofs hätte noch imuii
in Rücksicht derRiegelhewcgiing bedeutende VoiKÜfia
vor den gewöhnlichen; allein die, freilich elwa'i kom-
plizirie Einrichlung, die es wirklich hat, zeichhft ei
so, sehr aus, dafs in Absicht auf Sicherheit niciils
mehr zu wünschen übrig bleibt.
Der hohle Schlüssel, der schon erwähnt worden
ist, hat an seinem Umkreise fünf, manchmahl auch
sechs EinschDiiie von ungleicher Länge, und das Schlofs
ist so eingerichtet, dafs su dpmselben nur dei' einzige
dazu bestimmte Schlüssel pafst. Jeder andere, der
nicht genau die Einschnitte von derselben Tiefe,
in derselben Aufeinanderfolge und Anzahl hat, sperrt
dasselbe nicht.
Zur Erkliirunfi des Gesagten miifs zuerst dei
Kern , und die in der Milic desselben heBndiichra
Stücke beschrieben werden. Der Kern ist nichl
massiv sondern in der Mitte durchbohrt, jedoch s(^
dafs er oben eine ( eingelöthcte ) Deckplatte hat, dii
zwar auch, aber so durchbohrt ist, dafs das Loa
kleiner ist, als die Höhlung im Kern. In die Ictzterf
pafst eine kleine unten mit einem runden Ansatz veiv
sehene Scheibe, Fig. i^ h oder Fig. 30. 00. Durch
das kleine Loch dieser Scheibe geht derSchlüsseldorl
( Fig. 17 a. Flg. 20 h), welcher an der untern PlatK
des Kernes (Fig. iG c, Fig. 17 d, Fig. 10 n) festge
lüihet ist. Zwischen der kleinen Scheibe b Fig. i^
und der untern Platte Fig. 17 d liegt eine gut gehäi*
tete Spiralfeder mit weiten Gängen Fig. 17 c. Dies*
drückt die kleine Seheibe Fig. 17 b an die obere en
gere Mündung des Kernes, kann sie aber nie höhet
oder aus dem Schlüfs treiben, weil, wie gesagt, du
Deckplatte des Kenis eine kleinere Mimdunghat, äl
dieser selbst. Alle Fig. 17 vorgestelltea Theile 1«
3ai
finden sich in der Höhlung des Kernes Fig. i6, und
die untere Platte Fig. 17 d. oder 16 c ist an derselbe^
festgeschraubt. — Wenn der Schlüssel in das Schlofs
Sesteckt wird , so drückt er also das Sch6ibchen und
ie Spiralfeder nieder.
Der Kern ist noch aufserdem nach der Anzahl der
Kerben im Schlüssel (in der Zeichnung sechsmahl)
senkrecht und sternförmig eingeschnitten^ ' wie man
am obern Theil der 16 Fig. sieht. Auf diese Ein-
schnitte treffen genau eben so viele in der stählernen
im Gehäuse befestigten Platte Fig. 16 t, und Fig 23
a a a.
In jenen sechs Einschnitten liegen eben so viele
Riegelchen (wovon ein einzelnes Fig. ig gezeichnet
bt), die man Fig. 16 bei d über den ausgedrehten Kern
vorstehen sieht., Da die stählerne Platte an der abge-
setzten Rundung des Kernes anliegt^ die Riegelchen
aber über dieselbe vorstehen, so gehen die letztern
natürlich auch durch die Einschnitte der Platte Fig.
23 a a a^ und halten dadurch den Kern unbeweglich
fest
Wie jetzt der Schlüssel diese Sperrung des Kernes
auslösen kann , wird sich sogleich zeigen. Wäre der
Schlüssel ganz ohneKeiiien, so würde er die Scheibe
Fig. i';^ b und alle i^iegelchen, deren Köpfe Fig. 19 b
auf ihr liegen, gleich ^te/ niederdrücken. So aber ge-
schieht diefs blofs mit d[er ersteren, und die Riegel-
chen, welche genau auf die Einschnitte des Schlüssels
treffen, bleiben nach Maafsgabe der Tiefe derselben
einer hoher dei*^ andere tiefer stehen. Wenn nun ( den
Fall gesetzt, dafs der Schlüssel auf die besagte Art
gewirkt hat) jedes solche durch die ungleich tiefen
Schlüsseleinschnitte , ungleich tief stehendes Riegel-
chen in der Ebene der stählernen Platte einen
Quereinschnitt hat (Fig. 19 a) welcher also bei jedem
3aa '
Riegelchen an einer andern Stelle ist, wie man
Fig, i6 bei i i i sieht ^ so wird sich der Kern l^erum«
drehen lassen^ weil jetzt die an den gehörigen Stellen
ausgeschnittenen Riegelchen an der Stahlplatte kein
Hindemifs mehr finden. Wird der Schlüssel nach
der vollendeten Tour wieder aus dem Schlosse genom-
men^ so treibt die Spiralfeder Fig. 17 b die Riegel-
chen an den Köpfen, Fig. 19 b, wieder in die Höhe,
die Quereinschnitte kommen aus der Ebene der Stahl-
platte , und die Riegelchen stellen den Kern in der- \
selben wieder so fest, dafs ihn nur derjenige Schlüssel,
der die Quereinschnitte wieder genau in die ]Bbene
der Stahlplatte bringt , in Bewegung setzea kann.
Da 4ie Riegelchen, sobald die Spiralfeder niede^ '
gedrückt ist, durch nichts mehr gehalten würden^ '
und also auch tiefer fallen könnten als sie sollten, mit: ,
hin ihre Quereinschnitte auch unter die Ebene der ;
stählernen Platte zu stehen kommen könnten, und da-
durch der Kern wieder fest gestellt würde : so müs- .
sen sie so beschaffen seyn, dafs sie in jeder Höhe frei
stecken bleiben. Diefs bewirkt man dadurch, cUfs
man sie aus einer zusammengelegten Uhrfeder Yer-.
fertigt , und zwar so , dafs beide Blätter bei c Fig. 19
etwas klaffen, sich federn, und dadurch an den Wänr
den der Einschnitte im Kern sich in jeder Höhe ohne ^
Unterstüung fest halten können.
Ich glaube mm zur Verständlichkeit des Ganzen
nichts mehr zusetzen zu dürfen, besonders da die
Durchschnittszeichnung Fig. 20, verglichen mit den
übrigen, hoffentlich jeden Anstand heben \vird. In die-
ser ^ig. 20 ist s s s das Scblofsblech, d der Riegel,
r r r das hohle Gehäuse. Den Kern und seine Lage
in demselben zeigt m m. An demselben ist die Platte
n fest geschraubt, an welcher wieder der den Riegel
ziehende Stift c und der Schlüsseldorn b befestigt ist.
Zwischen dieser Platte und der Scheibe 0 o sieht maa
3a3
Spiralfeder, und bei ä a Südlich dejl Durch*
Lnitt der stählernen Platte, in welcher d^r.Kern,
fireglich ist — Die Riegelchen konnten hier nicht
;ebracht Mr erden, sind aber dur<^ Fig» i6 und 19
aediefs deutlich gemacht,
Nach dieser Beschreibung der einzelnen Bestand^
eile, lassen sich die Vorzüge dieses Schlosses, die
»ammengenommen kein anderes besitzt, einzeln an-^
>en, und gehörig würdigen — Es sind Vornehm-.
h folgende.
i ) Die grofse Festigkeit desselben bei dem aii*
leinend sehr schwachen Baue. Die zarten Theile
limlich liegen alle im Gehäuse und im Kern so
f, dafs man durch das enge Schlüsselloch nicht an
! kommen kann. Aufserdem ist auch ein gewaltsa-
ts Zurücktreiben des Riegels ohne Zerstöruiig des
mzen unmöglich. Gesetzt man wollte denselben
i e Fig. 20 mit einem Brecheisen zurückzwif^gen,
fällt die ganze Gewalt offenbar auf den Stifl c.
eser kann wohl etwas verdrückt Werden, und so'
Ige nachgeben , bis er an die entgegengesetzte
and des Riegelsausschnittes gebracht ist, wodurch
r Riegel auch um etwas weniges zurückweichen
irde. Mehr aber würde nicht erfolgen, weil die
izelnen Theile einander genau berühren und nicht
sweichen können. Auf dem Riegel liegt die untere
äche des Kerns n Fig. 20, der Kern selbst aber
>fst oben an das Gehäuse an.^ Man müfste also so
i\e Gev^alt anwenden, dafs die Schrauben, welche
8 Gehäuse mit dem Schlofsblech Verbinden, aus-
^sprengt , und das Schlofs selbst zerstört Würde«
afs eine gewöhnliche Zuhalrung leichter der Gewalt
achgibt, weifs jeder Kenner. \ .
3a4 ' , ^
I
2) Die Abnützung^ welche die einzelnen Theile
leiden^ ist äufserst gering ^ und das Schlofs demnach
weit dauerhafter als die gewöhnlichen. Hier ist
keine gewahsame Anreibung des Schlüsselbartes an
Riegel und Zuhaltung, wie bei andern Schlüsseln^
wo der Bart bei jeder Umdrehung den vollen Druck
der Zuhaltungsfeder überwinden mufs. Hier hat der
Schlüssel (eigentlich der Stift am Kern) blqfs den :
Riegel zu ziehen, der keinen Widerstand leistet ;
DiEther hört man auch beim Sperren gar kein Geräusch, :
ein Umstand, der wohl in manchen Fällen sehr er- '
wünscht seyn möchte. Die senkrechten Riegelchen
leiden ebenfalls wenig, und nur die Spiralfeder lei-
stet einigen Widerstand. Wenn übrigens das Schlofs
gut gearbeitet , die Einschnitte fiir die Riegeldien
senkrecht und unter einander parallel sind, so kann '
auch diese Feder schwach seyn , und wird dem ■
Schlüssel, der ohnediefs gehärtet seyn mufs, nicht
schaden.
3) Gewöhnliche Schlüssel müssen, damit der
•Bart nicht abgedreht werden , und man die gehörige
Kraft anwenden kann , im Verhältnifs zur Stärke der .
Schlofsfeder grofs seyn. Der unbedeutende Wider-
stand bei dem beschriebenen Schlosse aber erlaubt den
Schlüssel so klein zu machen, dafs man ihn leicht an
einer Uhrkette oder in einer Brieftasche tragen kann,
und er, z.B. zu einem Schreibpultschlosse, nur etwa
1^' Zoll lang zu seyn braucht.
4) Dafs das Schlofs sehr sicher ist, und mit kei-
nem andern als dem dazu verfertigten Schlüssel geöffnet
werden kann, erhellet aus dem Vorigen. Aufserdem
aber ist es unter den mir bekannten das einzige, wel-
ches auch gegen das Nachmachen des Schlüssels, also
gegen die gröfste Gefahr, der ein Schlofs iiberhaupt
^ unterliegt , möglichst ge^sichert ist. Das Nachmachen
desselben durch einen bLofsen Abdruck desselben i$t
3a5
einahe durfihaus uümöglicli ; und es hält sogar fiir
inen geschickten Künstler schwer, auch wenn er
^hlofs und Schlüssel Vor sich hat, einen zweiten
issenden dazu anzufertigen. Es ist also fast his zum
»hier sicher, weil mehrers Schlösser für denselben
hlüssel, oder umgekehrt zu verfertigen, eine kost-
ielige und schwierige Arbeit seyn ^würde. Gegen
e Anwendbarkeit dieser Schlösser folgt daraus aber
ir so viel, dafs es als ein ganz gewöhnliches Schlofs
cht tauglich, hingegen aber überall zu empfehlen
^, wo man. die gröfste Sicherheit verlangt, oder
X ein einziges Schlofs braucht — In diesem Sinne
es dann auch allgemeih ai;iwendbar, weil es unzäh-
e Veränderungen in der Anzahl, Tiefe und Folge
r Einschnitte im* Schlüssel zidäfst , und auch fa*
iksmäfsig verfertigt , unter mehreiren tausenden
^lleicht nicht zwei gleiche Schlüssel sich finden
irden. . ,
Wenn der Schlüssel verloren wird , so mufs
jiüch das Schlofs mit Gewalt geöffnet werden , was
er der- Fall bei jedem ganz sichern Schlofs seyn
ufs, weil es keines geben kann, was für alle andere
Strumente , den Schlüssel ausgenommen, , unzu-
nglich, in einem einzelnen Fall einer Nachläfsig-
it des Besitzers wieder ohne denselben sich sollte
ben lassen. Gienge der Schlüssel übrigens ver-
ren , und man besäfse einen zweiten , oder das
öffnen wäre ohne beträchtliche Destruction des
hlo^sses bewirkt worden, so machte der verlorne
hlüssel keine Besorgnisse. Man dürfte dann nur
rei oder mehrere von den Riegelchen ihre Stellen
Achseln, und darnach einen neuen Schlüssel an-
rtigen lassen.
Aufser jenem Fehler der zu grofsen Sicherheit
ird sich kaum etwas Erhebliches gegen dieses Schlclfs
ifbringen lassen. Selbst der Preis desselben ist in'
^ '
. '
$26
Vergleich mit den grofsen Vordieileii^ und mit andern
Sicherheitsschlössern sehr mäfsig); indem es kanm.
den yierten Theil eines bloßen guten Eingerichtes
in ein gewohnUches Schlofs kosten kann^
Es könnte ferner^ mit einiger Veränderung in ^er
Riegelbewegung^ leicht als Kassenschlofs anwendbar
gemacht werden. Vorlegeschlösser dißser Art wurden
häufig von Bramah selbst gemachte Ein nach denset
hen Grundsätzen gebautes Thürschlofs aber^ yrtm
es auf beiden Seiten zu sperren seyn sollte ^ würde '
sehr mühsam auszuführen y und ziemlich zusanunen-
gesetzt seyn. Allein gerade diese Verschliefsungsart f
ist diejenige, welche die gröfste Sicherheit defswegeu j^
nicht bedarf, weil sieh eine Thüre hinlängUch durch \
' die Nachtriegel sichern läfst.
Um diese Schlösser in Au&ahme zu bringen und \
bekannter zu machen , habe ich für das Fabrikspr(h =
duktenkabinett am k. k. polytechnischen Icistitutei "
nach meinen Zeichnungen orei derselben von drei ge-. '',
schickten hiesigen Künstlern verfertigen lassen. Nahm- %
lieh eines von Hrn. Hiicky physikalischen Instrumen- ^
tenmacher, ein anderes von Hrn. Schuster yYf^Ar .'
meister im polytechnischen Institute, welches beson-
ders schön und fleifsig gearbeitet ist ; und endlich ein '
drittes vom hiesigen Drechslermeistei; Hrn. Stricker.
Bei dem ietztern ist zum Behufe der Demonstration -
das Gehäuse und das Schlofsblech so durchbrochen,
dafs man leicht und mit einem Blicke die innere Ein- «
richtung sehen kann. Aufserdem habe ich noch bei
demselben eine Abänderung machen lassen , die ich
glaube empfehlen zu können. Da bei des beschnebe-
nen Art, die stählerne Platte Fig. i6 f. oder Fig. 20
a a mit Schrauben an das Gehäuse zu befestigen, diese,
weil sie nicht lang seyn können, endlich dem Prucke
♦ies Scblüssels nachgeben würden, besonders wenn
der Kern nicht ganz avif dem Hiegel aufliegt ; so habe.
— . «
ich folgetade Veränderung anbringen lassen. Die zwei
Theile der Platte haben ebenfalls vier Löcher^ denen
eben so viele kurze im Gehäuse befestigte Stifte ent-
sprechen^ die verbinde]^ ^ dafs sich die Platte nicht
verrücken kann. Unmittelbar unter diesen ' hat das
Innere des Gehäuses einen Schraubengaug ^ in wel-
chen sich ein dicker messingener Ring festschrauben
läfst^ welcher also die Platte hinlänglich und sicherer
als jene Schrauben an das Gehäuse andrückt.
Eine Beschreibung des Schlosses ist mir übri-
Sens noch nirgends vorgekommen. Die erste Anlage
^sselben^ die aber kaum die Elemente des Schlosses,
vfie es aus Brahmah*s Werkstätte in der letztern Zeit
hervorgegangen ist , enthält, findet sich im repertorjr
of arts ana manuf actures von 1798. Nro. 28., und
übersetzt, jedoch ohne den Erfinder zu nennen, im
Journal für «Fabrik.. Leipzig 1798, Januar, S. 44*
JDie dort noch sehr unvoUkonmiene weit schwie-
rigerfe und zusammengesetztere Einrichtung , der
grofse sternförmige Schlüssel und die harte Riesel-
Bewegung unterscheiden es aber so sehr von dem
jetzt besdiriebenen, dafs dieses als ein ganz neues
und in seiner Art einziges anzusehen ist , und daher
die öffentUche Bekanntmachung und weitere Yerbrei«^
tung mir zu verdienen schien.
XIX.
Beschreibung eines wenig bekannten
Uhrmacher - Zusammensetzers.
Von
G. Altmütter,
Professor der Technologie am V,V, polytechnischen Institute.
Tafel IV. Fig. i, 3, 3, 4» 5.
JJieses sinnreiche Werkzeug, welches man in
den Schriften über Uhrmacherkunst vergebUch sucht,
verdient hier um so mehr eine Stelle, weil es für den
Gebrauch äufserst vortheilhaft und bequem ist, und
die dasselbe charakterisirende sonderbare Bewegung
der Haupttheile durch eine krumme Linie der hohem
Ordnung geschieht, ein Fall, welcher bei blofsen Werk-
zeugen sehr selten eintritt.
Den Gebrauch des gewöhnlichen Zusanunenset-
^ers. zeigt schon sein Nähme (und n'och besser sein
französischer, le main, Hand). Man bedient sich seiner
iiähmlich, um eine zerlegte oder sonst zu reparirende
Taschen -Uhr bequem behandeln, und ihre einzelnen
Theile wieder zwischen die Platten einsetzen zu kön-
nen. Man spannt daher die ührplatte, in welche man
die einzelnen Räder u. s. w, einsetzen will, in den Zu-
sammensetzer ein , wo sie an drei Punkten gehalten
wird, sonst aber an allen Stellen fr^i ist, und daher
sehr leicht behandelt werden kann.
d I
Die Figur 4 zeigt einen solchen Zusammensetzer
n Grundrifs.'Sein Haupttheil ist' einp gehörig durch-
lochene Messingp^atte A^ an 'welcher sich nie Bäh-
en für die drei Arme befinden. Diese Arme B, wovon
Der Figur 5 noch besonders abgebildet ist, sind an
nem Ende c c c mit Schrauben mit dem äufseren Kreise
3$ Zusanimensetzers so verbunden , dafs sie noch be-
eglich, bleiben. Sie können daher willkürlich dem
ittelpunkte genähert, und dann an jeder Stelle der
ihn fest gemacht werden. Dieses geschieht von un-
1, mittelst längerer Schrauben, deren Enden man
i eee sieht, und die zugleich dem Instrument statt
r Füsse dienen. Wie diese Arme die Uhr festhalten,
il die Fig. 5 zeigen. Auf dem eigentlichen bogenför-
gen Arm, Fig. 5 a, ist noch ein senkrechtes Stück b
fgesetzt, welches bei c einen Absatz hat. Auf die-
1 Absatz kommt die Platte der Uhr zu liegen, und,
mn alle drei Arme an drei Punkten an dieselbe ge-
ängt anstehen, und dann die untern langen Schrau-
n festgestellt werden, so liegt sie ebenfalls im In-
umente selbst ganz fest.
Da das Feststellen der einzelnen Schrauben müh-
n und zeitraubend ist, und sogar eiue bedeutende
mng braucht, so hat sich der, mir leider unbekannte
finder des in der Aufschrift angekündigten, und
^r I und 2 vorgestellten Instrumentes die Aufgabe
tnacht, die Bewegung und das Stellen der drei Arme
f einmahl und gleichzeitig zu bewirken.
Wenn man bei dem, Fig. i, vorgestellten Zusam-
insetzer, den unter A liegenden beweglichen Fufs
e zwei andern, an dem gröfsten Kreise befestigten
sse sind unbeweglich) in der Richtung x umdrehet,
nähern sich die drei Arme B C D gleichzeitig nach
i nach dem Mittelpunkt y und zwar so, dafs sie,
nn das Insrument genau gearbe)|et ist, sobald man
33o
zu drehen aufliört, wieder unheweglicli fest stehen,
Häh man daher mit der einen Hand die Uhrplatle ia
der Ebenp des sie fassenden Absatzes der Aime (Fig.
5 c), und dreht mit der andern den Fufs nach der oben
verlangten Richtung, so erfolgt das Festhalten mit der
gröfsten Leichtigkeit. Dafs heim Drehen in ■verkehrter
Richtung die Arme nach dem Umkreis wieder zurück-
gehen, braucht fast keiner Erwähnung.
Der Mechanismus des Instrumentes wird sich aos ■
folgender Beschreibung ergeben. Es hat vorerst alle
Theile des gewöhnlicben Zusammensetzers. Nähmlich
die drei Arme, BGD Fig. i, die um die Schrauben
ccc heweglich sind, und ihren Weg ebenfalls in deu
Ausschnitten der obersten Platte nnn nehmen, welche
bogenförmig, wie gewohnlich, gestaltet sind. Eben
solche auf diese genau treffende Ausschnitte hat die
unterste Platte, wie man Fig. 2000 sehen kann. Die
Schrauben am andern Ende der Arme, eee Figur
sind hier aber nicht so lang, dafs sie statt der Füfs«
dienen konnten (welche hier an der untersten Platts
sich beGnden), auch brauchen sie, damit die Arme ii
jeder Entfernung vom Mittelpunkte stehen bteibea.
nicht erst angezogen zu werden.
Zwischen den beiden erst erwähnten Platten
welche mittelst der Schrauben b b b zusammengehal«
ten werden, hegt eine dritte, durchweiche eigentlidi
'die Bewegung hervorgebracht wird, und die das Ii
strument vor allen ähnlichen auszeichnet. Auch in
dieser sind Bahnen eingeschnitten, welche aber nad
einer schneckenförmigen Krümmung , von welch
weiter unten noch die Rede seyn wird, gebildet sind
Diese Platte siebt man zum Tbeil schon Fig. i , nochi
besser aber Fig. 2 , welche den Zusammensetzer so
vorstellt, wie er erscheint, wenn die oberste Platu
abgenommen wir^n
' -
Am Umkreise der mittleren beweglichen Vhxie
sind bis auf etwa drei Viertel desselben Zähne einge-
schnitten^ in welche ein kleines Rad Fig. 2 B eingreift.
Dieses liegt in einer Vertiefung^ des Vorsprunges A Fig.
I und 3. Die Achse desselben ist in dem beweglichen.
Fufse unter A fest, welcher noch aufserdem das Sperr-
Rädchen C Fig. 2 trägt, welches unter dem Vorsprung
k liegt. In dasselbe kann man noch nach V^illkür den
Sperrhaken Fig. 2 D einfallen lassen.
Wenn also der bewegliche Fufs nach der Rich-
tung X (Fig. I oder 2) gedrehet wird, so dreht sich in
derselben auch das kleine Rad A Fig. 3 und demnach
auch die mittlere Platte, aber natürlich in der* Rich-
tung y Fig. I oder 2.
Da nun die Schrauben e e e Fig. i (oder eigentlich
die rund abgedreheten Spindeln derselben) durch die
Ausschnitte aller drei Platten gehen, so müssen sie sich*
(und mit ihneti die Arme selbst) noth wendig, wenn die
fortrückende Bewegung der spiralförmigen Ausschnitte
nach y Figur 3 geschieht, dem Mittelpunkte nähern.
Denn der Punkt m mufs natürlich, wenn er sich bei 4
oder 5 Fig. 3 befinden soll, dem Mittelpunkte näher
seyn, weil die Abstände der Linien 4^, 5e, vom Mit-
telpunkte kleiner sind als le, 2e, 3e.
Noch deutlicher wird die Nothwendigkeit dieses
]£rfolges, wenn man sich vorstellt, dafs in der Lage
der Schraube m Fig. 2 zwischen sie und einen festen
Punkt p am Umkreise ein Keil langsam eingeschoben
vnirde, dessen Spitze nach y gekehrt wäre. Dadurch
würde sich m in dem bogenförmigen Ausschnitte nach
dem Mittelpunkt^ bewegen, Dafe das Fortrücken der .
mittleren Platte ganz denselben Erfolg haben müsse,
erhellet deutlich daraus, dafs die Linien ab und (ic,
«ehr ffohX die Begränzimgen "Ciner krummlinigtej^,
33a
lieUformigeti Fläche vorstellen können, welche nacl
der Richtung y zwischen den Umkreis und den beweg'
liehen Punkt ra eingeschoben würde.
Difs sich durch die Art der Bewegung die drei
Arme gleichzeitig bewegen, dafs die Abstände di
drei festhaltenden Punkte sich unter einander jeder-
zeit gleich sind, und dafs endlich die Arme selbst an
jeder Stelle der Bahn von selbst fest stehen und nicht
weichen können (weil sich sonst die mittlere Platts
drehen müfste), wird wohl ohne weitere Auseinandep
Setzung einleuchten.
Für die praktische Ausfuhrung des IrjstrumenieJ
ist die Frage keineswegs unwichtig, was die Bahuea
der mittleren Platte eigentlich für eine Krümtniinf
haben müssen? Um die drei Arme nach dem Mittet
punkte zu bringen, brauchte man blofs eine krumoit
Linie, die von a nach e Fig. 2 ginge, gesetzt auch, daß
sie ein blofser Kreisbogen wäre. Jedoch ist die Art der
Krümmung in Rücksicht auf den leichtern Gang der
Arme und die Unbeweghchkeit derselben in jedeni
Punkte der Bahnen nicht gleichgühig. Je mehr sicli
n.ihmlich die erst zu bestimmende Linie dem Paral
lelismus mit dem Üufsern Umkreise des Jnstrumentei
nähert, desto fester werden die Arme stehen, die Bb'
wegung wird aber auch (eine bestimmte Anzahl Zähni
hei der Platte und dem kleinen Rad vorausgesetzt) weil
langsamer geschehen. Je kürzer aber der Weg nach
dem Mittelpunkte wird, je mehr sich daher dieKrüm'
mung der bogenförmigen in der obern und untera
Platte nähert, desto eher können auch die Arme aus-
weichen, und am leichtesten, wenn, wie bei dem ge-
wöhjüichen Zusammensetzer, die Bahn ein blofsetf
Kreisbogen ist. Nach dem Gesagten könnten daher sei
viele krumme Linien jene Bewegung hervorbri
B. die verschiedenen Spirallinien, die Muschi
;, s. w. Da aber das feste Einspannen der Hauptzwecl
■'■...■' 33i
0
•• • - •
es Instrumentes Lleibt, so wird man eine wählen müs-
in; die den längsten Weg um den Mittelpunkt zu be-
bleiben im Stande ist!^ übrigens aber auch dreimahl
if der Platte selbst Platz finden kann. Eine solche
igt die Figur 3^ und zugleich die Art, wie sie zu
3hen ist *).
Wenn eine schnell nach dem Mittelpunkte lau-
ide Linie gewählt wird, wie es bei dem Fig. i und 'x
zeichneten^ in der mit dem k. k. Fabriksprodukten-
binette verbundenen Werkzeugsanunlung befindli<^
en Instrumente wirklich der Fall gewesen ist^ so ist
s Sperr -Rädchen C Fig. ^ keineswegs überflüssige
iil es allerdings^ wenn die Uhr eingespannt ist^ das
isweichen der Arme verhütet. Es wird aber auch bei i ^
ler der Fig. 3 gezeichneten^ ähnlichen Krümmung
te Dienste thun , wenn durch sehr langen Gebrauch
lige Theile wandelbar geworden wären ^ uiid man
;se nicht sogleich durch neue ersetzen wollte.
Eine etwas abgeänderte, aber eben nicht vorzüg-
be Einrichtung, kann man dem Ganzen dadurch
ben, dafs man das kleine Rad B Fig. 3 wegläfst, der
ttleren Platte Sperrzähne und eine solche Einrieb? .
lg gibt, dafs sie durch ein, an ihrer untern Fläche
findliches Kjiöpfchen herumgedreht, und dann durch
len Sperrhaken beliebig festgestellt werden kann.
s Instrument wird dadurch einfacher, aber nicht
quemer, weil die Bewegung dadurch erschwert wird.
*) Der gröfste Kreis wird in zwölf Theile getheilt, und yoa,
diesen Halbmesser auf den Mittelpunkt sezogen. Einen der-
selben tbeilt man wieder in zwölf Tbeile, und zieht durch
diese Theilungspunltte lionzentrisc^e Kreise mit dem ersten.
Durch die Durcbschnittspunlite der Halbmesser ttnd der Kreis«
werden die drei Krümmungen aus drei gleich weit von ein-
ander entfernten Punliten des gröfsten Kreises nach dem
Mittelpunkt aus freier Hand geführt. Dafs dia Eintheilung
sebr genau seyn müsse, wenn dia Bewegung nicht stockeu
soll, versteht sich von selbst.
334
Dafs die yerfertigung dieses Zusammenset
nicht leicht sey, und, wenn er gehörige Dienste t
soll, mit Genauigkeit geschehen müsse, geht aus <
Gesagten hervor. Um die haldige Abnützung der Zä
zu verhindern, ist auch noch anzurathen, dafs man
mittlere Platte von Stahl verfertige, welche^ auch i
den Vortheil gewähren wird, dafs s^ch, wenn man
Uhr sehr fest einspannt, die mittlere Platte, wem
ven Messing ist, nicht etwas verzieht, welche ge\
same Spannung endlich auch dem Ganzen zum N
theile gereichen müfste.
Endlich glaube ich nicht verschweigen zu mü$
dafs ^3LS Instrument, ungeachtet seine bequeme H
habung die Mühe der Verfertigung allerdings belc
dennoch in gewissen (seltenen) Fällen unanwen
ist. Es kommen nähmlich unter den Uhren von all
Bauart auch solche vor, wo mehrere Theile, z. B
Steijgrad, das Federhaus, das Schneckenrad u. s
etwas Weniges über die Platten der Uhr hervorstc
Da unser Zusammensetzer jedesmahl. an drei g^
weit / von einander entfernten Punkten fafst , so. i
oft nicht möglich, eine solche Uhr so zu wenden,
nicht einer jener vorstehenden Theile gerade von c
Arm sollte getrofTeiji werden, wodurch also das
spannen ohne Beschädigung unmöglich ist. Für s<
immer seltener werdende Fälle übrigens , wird
leicht noch einen gewöhnlichen Zusammensetzi
Vorrath haben können, bei welchen es aller ding
geht, eine Uhr auch aufser dem Mittel, oder so
zuspannen, dafs die drei Arme nicht an drei Pui
eines gleichseitigen, sondern eines ungleichsei
Dreieckes festhalten^ wie die Fig 4™i^o zeigt
der punktirte Kreis die mit dem Umkreise des Ie
mentes nicht konzentrisch eingespannte Uhrplattc
stellet.
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tili
Qe!
V
1!
I
Dt
u-
XX-
über die Verwendung der Trapparten
und vorzüglich desf Basaltes zu wasser-
beständigen Cementen.
Bearbeitet von
Fr an z m e p l,
«upplir. Professor der Mineralogie am k. k. polytechnischen
Institute.
ö
W enn die Formation des Flötztrappes und ins-
(besondere die des Basaltes durch ihr Lagerunssver-
haltnifs gegen andere Gebirgshildungen ^ durch ihr
terstreutes unzusammenhängendes Vorkommen in ein*
tefaien theils aufgezetzten^ t]^eils eingelagerten Massen^
gleichsam in Trümmern eines über die ganze Erde ver*
breiteten Gebirgserzeugnisses ein wichtiger Gegenstand
für die Gebirgskunde ist ^ sp ist sie es nicht minder in
smderweitigen Beziehungen fiir das bürgerliche Leben.
Ohne uns gegenwärtig weiter über die Verwen-
dong einiger Trapparten ^ vorzüglich des feinkörnigen
Basaltes «zu Pochsohlen^ Zapfenlagern^ Reibschalen^
Mörsern^ Ambossen^ Säulen^ Statuen^ Vasen^ Pfei-
lern^ Thürstöcken^ Ecksteinen^ dann als Zuschlags
mittel beim Eisenschmelzprozesse ^ zur Bereitung des
dunkelgrünen Bouteillen- Glases u. dgl.^ einzulassen;
W(^en wir dieselbe nur in ihrer Brauchbarkeit zu was*
serbeständigen Cementen betrachten^ und einige dahin
bezugnehmende Versuche anfuhren^ die mit mehreren
ZH diesem Beli^ufe aus Ungern eingesendeten Flötzlrapp-
arten auf Befehl der Staatsverwaltung gemacht wor* j
den. Vorerst sollen jedoch jene Versuche ang^eben.
werden, die der k. k. Rath von Ruhedorf mi Kleinen
anstelhe, welcher sich das \erdienst erworhen hat,
der Erste zu seyn, der in Österreich auf die Wichtig«
keit einiger Basalt- Varietäten fiir Wasserbaufuhrungen
praktisch aufinerksam machte. %
Wir wollen vor Allem die nöthigen Kennzeichen
der hiebei verwendeten Gebirgsarten angeben, um
daran einen Leitfaden zu einer ähnlichen Benützung
gleichartiger Gesteine auch anderswo zu finden.
Die Gesteine, mit welchen Vorzugsweise Ver-
suche gemacht wurden, sind folgende Varietäten des
Basaltes :
J. Ein ^echter Basalt. Halbhart, im Bruche dicht
und uneben, dem Körnigen sich nähernd, niatt (von
eingemengten Hornblende- oder Augittheilen dort und
da schimmernd), undurchsichtig, schwer zerspreng-
bar, grauhch schwarz, aschgrau im Striche; 'schmilzt
vor dem Löthrohre zu einem schwarzen Glase. Ge-
nommen aus den nördlich nächst Schushanos^etz im
Temeswarer Komitate gelegenen Steinbrüchen.
n. Ein echter Basalte Von Obigem nicht wesent-
lich dem äufsern Ansehen nach verschieden. Aus den
östlich von Schushanovetz befindlichen Steinbrüchen.
IIL Ein wackenartiger Basalt. Weich, im Bru-
che dicht, dem Erdigen sich nähernd, matt, ein wenig
fettig anzufühlen, leicht zersprengbar, bräunlichroth;
häufig pyramidalförmig abgesondert.
IV. Ein manrielsteinartiger Basalt. Weich dem
Halbhartqn sich nähernd j viele Blasenräume, welche
gröfstentheils leer «indj übrigens fast wie Nr. lU.
337
Seide letzteren aus der v. Doctoroi^it' sehen Herrschaft
im Tejßeswarer Koinitate.
Sowohl Nr. I. als 11. kommen häufig in kugelicheii^
gröistentheils in plattenförmigen Absonderungssiücken
Tor. Die kugelförmigen Absonderungsstücke sind' da-
selbst von (i', 5') und darüber im Durchmesser stark^
I konzentrisch schalig ^ sehr schwer zersprehgbar^ klin-
gend u. s. w. So wie die meisten Basahe^ enthalten
^ auch diese OUvin- Körner^ dann um und um ausgebil-
dete Ausitkrystalle in sich^^und die Blasenräume, die
sich auch einfinden, sind mit Kalkspath und den Gat-*
tonnen des Zeohth- Geschlechtes erfüllt.
Dafs diese so eben bezeichneten Gesteine Flotz^
trappaiten, und folgUch von den in Italien zu stand«
hatten Wasserbauten schon zu den Zeiten der römi-
schen Republä angewandten echt vulkanischen Er-
zeugnissen, als dem vulkanischen Tuffe ^ der Pozzo^
lane^ dem Rapillo, dem Peperino und den Las>aarten
verschieden seyen, ergibt sich theils aus ihrem äufsern
Ansehen, noch mehr aber aus ihren Lagerungs- und Ab-
. sondemngsverhältnissen, so wie aus ihrer grofsen Ver-
breitung über viele Quadratmeilen Landes nächst den
Dörfern TopolovetZy Fktar^ BudinZy RissettOy Schus-
hanovetz u. s. f. im Temeswarer Komitate, wodurch
sich ein weit ausgedehntes Hügelland bildet.
DerTrafs der Holländer, der im Trierischen, Köl-
nischen und Pfälzischen am Rheine gewonnen, und zu
Wasser nach Holland, England, Rufsland verführt
wird, scheint ebenfalls Flöiztrapp zu seyn, der mit
Schieferthon und Braunkohlen abwechselt, so wie die-
ses mit mehr Flötztrapplagern am südlichen Abhänge
des Erzgebirges von Aussig bis JEger hin der Fall ist.
Die Verwendungsart dieser Basaltarten zu Was-
sermörtel ist folgende^
Jththm d. polyt. Inst. I. Bd.. 22
I
338 .
In Ermangelung einer ^öfseren Poch- uud Mahl-
anstalt wurden die Basallstücke mit einem eiserneB«
Hammer zerkleinert, dann in einem eisernen Mörser
zu Pulver gepocht, und dieses endJich durch ein fei-
nes Haarsieh geschlagen.
Nach italienischer Ai't weiter behandelt kommt
gleich heim Pochen \ his % abgelöschten und bereit»)
■wieder ausgetrockneten Kalkes (dem Kubik-Inhalte^
nach genommen) dem Steinmehle zuzusetzen, dauiiti
sich beide Stoffe wohl mengen. Wach hollätidiscker'
Art wird statt des Kalkes unbrauchbares schlcchtes^i
oder sogenanntes Fufsmehl auf obige Art beigemengt.
Nun wird das so vorbereitete Gemenge mit unvetwit-
tertem, frischgelöschtem, noch breiartigem Kalke g6<:
mischt, imd so lange durch einander gearbeitet, bi»<
das Ganze einen beinahe trockenen gleichfarbigenjj
Klumpen bildet, an welchem keine Spuren des Kalkes i!
mehr wahrgenommen werden können. ^
,1
Öas Verhahnifs des frisch gelöschten Kalkes zui
obigem Gemenge läfst sich im Allgemeinen bei denJ
verschiedenen Mischungsverhältnissen des Kalkes nicht!
angeben und ist bei vorkommenden Fallen leicht aus*j
zumiiteln. Bei den naclifolgenden Versuchen wurdem
drei Theile des Gemenges nach dem Körperraafse ge-li
rechnet zu einem Theile des abgelöschten Kalkes vonj
f^äor, und vier Theile des Gemenges zu einem TheileJ
Kalk von Torgos am wirksamsten befimden, was aus]
dem grofseren Thonerden-Gehalte des ersteren Kalkesi
erklärt werden mufs. ^ J
Zu diesem Gemische wird nun eine drei bis vieri
Tage alte Milch nach und nach in kleinen PortioneirJ
Zugesetzt, gut mit selbem abgerührt, und so lange '..
damit fortgefahren, bis sich die verlangte breiartiga'
Konsistenz des Cementes ergibt. Auf ein Pfund des ij
Gemisches ist ein EJslöffel voll derlei Milch meistens'!
t
hinläbglicli zul- gehörigeft Verdilntiün^ und beäbsich«
teienr Wirkung.
Es ist wichtig, diesen so zubereiteten Cemettt
nicht icü dickflüssig tu gebrauchen, weil man bei ge-
höriger Verdünnung eine innigere Bindung erzieh,
tmd zugleich weniger von diesem kostsp^ieligen Mörtel
nöthig nat. Gibt man jedoch nur ein unbedeutendes
Quantum von saurer Milch zu viel in obige Mischung,
so wird das Ganze so dünnflüssig wie Wasser, und
dadurch minder brauchbar, indem es wie Wasser
abfliefst»
Mit der ganzen Zubereitungsarbeit mufs so sehr
ab mödich geeilt werden, weil dieser Cemetit bei all
seiner Flüssigkeit gleichsam unter den Händen trock-*
net und verhärtet Im Falle er sich jedoch schneli
verdicken sollte , dafs er nicht leicht und dünn genug
aufgetragen werden könnte, so macht ihn ein kleiner
Zusatz von gestockter Milch wieder flüssig.
Man bedieht sich bei Auilragung dieses Cementes
eines Borstenpinsels , mit dem man die zu kittenden
Pugen und Flächen reiner und dünner als mit der
Mauerkelle überziehen kann.
Um nun das Verhalten dieses Steinmehles im Was-
ser zu erforschen, nachdem es iheils itahenisch iheils
holländisch zu Cemenl zubereitet war, trug der k. kt
Rath Hr. v; Ruhedorf dasselbe auf Gegenstande und
Unterlagen von verschiedener Textur, Härte und Glätte,
als auf Glas, polirtes Eisen, Zinn, Blei, hartos und wei-
ches Holz, Stroh, ungeleimtes Papier auf } die Resul-
tate hievon waren folgende : •
i) Wurden mehrere Gläser, welche mit Cctnent
iÜ>erzogen waren, welches aus dem Steinmehle der
Basalte Yon Kissetto ' (A.) nach italienischer Art zübe*-
2'2 *
«1 /
34o
'- reitet wurde ^ in ein hinlänglich grofses, mit "passer
gefülltes Gefäfs gehangen^ durch sedhs Stunden ainem
stark wallenden Sude ausgesetzt, während welchem
das durch das Ausdünsten abnehmende Wasserquan- '
tum stets ersetzt wurde; dann wurde das Gefäfs ^ammt
dem Wasser dem Abkühlen überlassen, endlich das
überzogene Glas aus demselben gehoben, an der Luft
getrocknet, und viel fester als beim Einhängen be«
funden«
Ein gleiches geschah mit Steinmehl au« der Ge-
gend von Mehadia (B), und der Befund! war der
nähmliche.
Gläser, die mit auf holländische Art zubereitetem
Cement überzogen wurden, zeigten einen noch häi:-
teren Überzug nach beständigem Kochen.
2) Wurden Cemente , welche aus d^m Steinmehl
(A und B) auf italienische und hoUändische Art zube-
reitet waien, auf hartes und weiches Holz aufgetragen,
in kaltes und kochendes Wasser gebracht, und end-
lich gefunden, dafs dieselben härter werden, ohne
sich los zu lösen oder Risse zu bekommen, und folg-»
lieh als wasserbeständige Cemente zwischen Holz zu,
gebrauchen seyen. Diese Erfahrung war fiir die Hcr-
kulesbäder zu Mehadia wichtig, deren hölzerne Ba-
dekästen bisher nicht ganz wasserdicht hergestellt wer-
den konnten.
Um nun obige Cemente in ihrer Eigenschaft, im
Wasser zu verhärten und gegen dasselbe zu decken,
noch weiter zu erforschen, würden mehrere aus Wei-
denruthen geflochtene Gefäfse mit imgeleimten Papier
ausgelegt, und die Cemente \ bis J Linie dick, d. i.
möglichst dünn aufgetragen. Nach schniell erfolgter
Trockmmg wurden die Gefäfse, theils mit kaltem^ theils
mit kochendeip Wasser gefüllt und so stehen gelassen.
Am ersten Tage wurd^ das Wasser ein wenig trübe^
wahrscheinlich von dem nicht ganz durch d^n Kalk
gebundenen Steinmehle ; jedoch liefsen die zum zwei-^
ten Mahle mit klarem Wasser gelullten Gefäfse keine
weitere Trübung mehr spüren^ und während einer
8ecfaswpchenüichen Füllung konnte gai* kein Durcfi-
mtem des Wassers wahrgenommen werden. Nach
endli<£er Ausleerung des Wassers zeigten sich die
Obersüge bedeutend verhärtet.
> .
Die Überzüge über Eisen ^ Zinn^ Blei, Stroh, ver-
hielten sich so Yiie bei den übrigen Stoffen.
Bei keiner von den mit diesem Mörtel gemachten
Proben im lUeinen ?&eigte sich demnach ein Zusam-
menziehen oder Ausdehnen, Springen odär Reifsen
desselben, --» ausgenonunen an dem nach holländischer
Art zu dünnflüssig zubereiteten, der sich wellenför-
mig warf, da er zu schnell und lebhaft das yiele bei-
gemengte Wasser bindet, — krystallisirt, und daher
im festen Zustande einen gröfsern Raum eini}immt als
im flüssigen. Der Glanz, den dieser Cement beim Auf>
tragen und Glätten annimmt, verliert sich mit der Zeit.
Außer den im Banhate gemachten Versuchen
nahm auch die k. k. Wasserbau -Direktion in Verbin-
dung mit dem Direktor des k. k. polytechnischen Insti-
tutes ZB Wien mit oben beschriebenen Abänderungen
desBiiSfdtes (mitNr.n,III,u. IV) Versuche vor, deren
Resultate folgende waren.
Die Gesteine wurden wie oben zu feinem Pulver
bereitet.
Nri n. gab ein schwarzgraues, schsttf und rauh
anzufidileDdes Pulver.
34a
Nr. III, ein ziegelrothes fettig anzufühlendes Pulfer.
Nr. lY ein braunrothes , nicht sonderUch rauh an-
l^ufuhlendes Pulver. ,
«
Mit drei Theilen von jedem dieser drei Sorten
wurde (nach dem Körpermafise gerc^chnet) ein Theil
Kalkpulver und. ein Theil Wasser innig gemengt« Der
Kalk wurde durchs Tauchen gelöscht und pulverisiiti
d. i. er wurde mittelst eines geflochtenen Korbes ins
Wasser getaucht^ darin so lauge gehalten^ bis er zu
wallen anüng, dann heraus gehoben^ wornach er serfieL
Es kommt hier zu bemerken^ dafs es nicht gleich-
gültig ist^ verschieden abgelöschten und zubereiteten
Kalk nach gleichem Körperqiafse i>\x gebrauchen ^ da
durch die verschiedene Ablöschungsmethode die Raum«
erfullung^ d. i. die Dichtigkeit und der Gehalt an y^disset
im Kulke beträchtlich verändert wird.
So vermehrt sich (z. B.) i K. F. des durch Tau^.
chüng zu Pulver gelöschten Kalkes auf a 4 K, F., und
l K. F. durch Tauchung zu Pi^ver gelöschten Kalkes
zu einem dicken Brei mit Wasser abgemacht^ verjnin-»
dert sich auf | K. F. Ferner vermehrt sich i K.F. un-
gelo3chtei) Kalkes nach der gewphnUchea Art gelöscht
Suli^RF,
Um nun auf die Versuche selbst zu kommen/ sa
wurden (A) n^it jedem aus obigen drei Sorten SteÜEi-
mehl und Kalk erzeugten Gen^eute am Eude des
Septembers i8i4> vier Ziegel und vier Steine zusam»
uaengekittct und iu die Ponau gehangen.
Femer wurden (B) drei Quadrate nahe am Fub-
daqiente einer Mauer äufserlich mit obigeil drei de-
menten neu beworfen. Zur Gegenprobe hicvon ge«
$chah au dqr aähmlichen A|auer eine Beweriung m\
'343
Terschiedeii abselö^chten £alk^ der theils mit^ theil»
ohne saure Much zubereitet wurde.
G. Endlich wurden im Wässerigten Grande an der
Donau Ziegel- und Steinmauern mit obigem Gemente
aas Steinmehl imd Kalk ohne saure Milch verfertiget '
an^ mit Bretem bedeckt.
Nach zehn Tagen fand sich der Gement an den in
die Donau eingehängten Ziegeln und Steinen (A)
von dem Steinmehle Nr. n, fast ganz hart^
* » » Nr. in, noch weich,
» ' «► » Nr. IV, etwas verhärtet;
nach if fahr > Nr. 11, ganz verhärtet und so
fest, dafs mit starken
Hammerschlägenkeine
Trennung erfolgte, ja
die Ziegeln sich eher
zertrümmerten ^
^ » » Nr. m, >(renig verhärtet, so,
dafs die Trennung der
Steine u. Ziegel leicht
warj -
» » » Nr. IV, ziemlich verhärtet.
Die mit dem Steinmehl -Gemente (B) beworfenen
Quadrate waren alle ganz verhärtet, nur Nr. HI etwas
rissig. Die übrigen aufgetragenen Kalkmörtel -Qua-'
drate haben si6h fan durchaus mehr oder weniger
rissig gezeigt.
> ■
Von einer mit Salpeter beschlagenen Mauer loste
sich jeder Gement ab.
W^as die (G) verfertigten Mauern betrifft, so konn-
ten dieselben, wegen des immerwährend hohen W^asr
serstandes der Donau, erst nach dritlhalb Jahreji un-
Versucht werden, und der Befund zeigte eine ganz ver-
344 '
härtete > steinfeste Zusammeokittimg j jedocb; übertraf
das Cemeut Nr. U alle übrigen bei weitem an Hartfii
und Festigkeit.
Gleiche Resultate ergaben sich an gröfseren offene
liehen Baüfuhrungen^ die vom k. k. General Feldmar-
schall-Lieutenant £. V. MaiÜard im Sommer i8i5
und i8i6 im Bannate veranstaltet wurden.
Nach den Versuchen des königlich ungrischea
Landes -Oberbau^Direktors v. Szvoboda ist der Ge-
rn ent aus obigen Steinmehlen besonders von Nr. II
dem Trafse an Wirkung ganz gleich^ welchen letzte-
ren er im Auslande kennen zu lernen und praktisch an*
zuwenden^ Gelegenh^t hatte*
Bei Verfertigung der aus diesem Gemente gegos-
senen Mauern sowohl in stehenden als fliefsenden Wäs-
sern darf nicht aufser Acht gelassen werden^ die Figur
der Mauer oder des Grundwerkes im Umfange wohl
geschlossen zu verschallen^ oder nach den obwalten-
den Umständen mit Spuntpfählen einzufassen^ damit
das Wasser den Mörtelgufs weder verschlemmen^ noch
den K^k auslaugen könne ^ wodurch die Verbindung
der Ziegel- oder Mauersteine aufgehoben würde, ehe
der Gement verhärtet..
Aus allen angeführten Versuchen ist es nun ent-
schieden ^ dafs sich die Flötztrapparten zu einem was-
serbeständigen Gemente gleich aem Trafse hei Andere
nach am Rheine gebrauchen lassen, und dafs die festen,
graulich schwarzen, unyerwitterten Varietäten des Ba-
saltes die bindendsteh seyen, was nu^h am Rheine und
in Holland angenommen ist *).
■^».i.*i""^"^."^i*«ip"***"
*^ Durch die Verwitterung scheinen die TOsmätativen Mischungs-
verhältnisse der Thoncrde^ Kieselerde, des Eisens u. s* w.
im Basalte, folglich auch die chemischen Verwandtschafts*
Äu(seruA{[en gegeu den Kalk , den SauerstoiT und das Wasser»
345
Die ausgezeichneteste Verwendung desselben fände
emnach Statt in Seehäfen^ an Flüssen^ bei Brücken^
dileussen, Zisternen , Wasserbehältern aller Art^
Wasserleitungen^ gegossenen Hausdächem^ gemauer»
n Schächten und Stollen (deren Kalkmörtel bei vielen
isitzenden Wässern in kurzer Zeit ausgelaugt ist^ und
gentlich nie verhärtet) *). Femer bei Gesimsen und
auem^ die der Nässe ausgesetzt sind u. dgl. m.
Die grofse Verbreitung des Basaltes im AUgemei*
in und insbesondere in den österreiohischen otaaten
icht ihn bei seiner erv^iesenen Brauchbarkeit zu
indhaften Wasserbaufuhrungen um so wichtiger^ und
v^ird hier nicht am unrechten Orte seyn^ die Ge-
nden und Punkte im Allgemeinen anzuführen^ wo
:h derselbe In der Monarchie findet^ um dadurch
e Aufmunterung zu seiner allgemeinem Verwendung
geben ^ und so die Vortheile unvervrüstbarer Was-
rgebäude auch aufser Italien mögUchst zu verbreiten.
Böhmen hat unter den österreichischen Provinzen
3 meisten Basahbildungen ; der JElbogner, Saatzer,
itmeritzer und Bunzlauer Kreis bieten eine täs%
übersehbare Reihe von kegelförmigen Basaltkuppeil
r. Die untere Elhe hat gröfstentheils Basaltmassen
ihren Ufern (so auch die Eger)^ und die zahlrei-
en Bergwerke am südlichen Abhänge des Erzgehir«
bedeutend modificirt zu werden. Der Gehalt eines böhmi-
schen säulenförmig abgesonderten Basaltes ist nach Klafr
rotk, in loo Theilen:
16,75 Thoaerde,
44^0 Kieselerde,
9,5o Kalkerde,
2,25 Talkerde,
20,00 Eisenoxydul,
0,1a Braunsteinoxyd,
1,60 Soda , '
9,00 Wasser.
) Sehemnitt bat eine Basaltkuppe und taU^eiche Pochwerke
gans in der Nähe»
t hörig
346
gcs finden ihn entweder in' ihren Thülem und Gäogfll
selbst, oder als zerstreute hervorragende Fragmenttt
in ihrer Nachbarschaft. Das nültlere Böhmen hatlang9
zubauen an den Basallbergen hei JVetshetin , Breiter»^
stein, Schlan, Kunetitz u, m. a.
Ungarn hat am südlichen Abhänge der Karpaihcn
und ,iu den Thälern derselben von der Gränze Mäh-
rens bis in die Türkei hin eine der gröfsten Flötz-
trappbildungcn von Europa, während das Flachland
am Plattensee, ämBakonier- Walde, und vou da bis
über die steiermarkische Granze durch zahlreiche ßa-
sahkuppen unterbrochen ist,
> Ein gleiches findet am siidlichenAbhange desUber-
gangskalkes im Venetianischen Statt, wo der Basalt in
einer beträchtlichen Verbreitung sich Bndet^
Ein grofser Theil der Monarchie kann demnach
dieses wichtige Bau-Surrogat der Pozzoulane aus unbe-
deutenden Entfernungen beziehen. Für die Wasser-
bauführungen in den Alpen und im Eöhmerwaldge^
birge ist durch das häuGge Vorfinden des älteren TrajH
eis auf Lagern, und der Eisenschlake bei den vielen
üttenwcrken gesorgt; denn diese ersetzen, nach obir
;er Art behandelt und zubereitet, die bindende Krait
.es Basaltes fast ganz, da sie, so wie dieser, eine bi
Uächthche Menge Eisen -Oxydul enthalten.
Es versteht sich von selbst, dafs bei gröfserenBaOf
fiihrungen die Verkleinerung und Pulverisirung de
Gesteines mittelst einer Poch- und Mahtmaschine ge
scheheti müsse. Durch einen Pochhammer saramt neun
Pochschüssern und eine zweigängige Mülile konnten
während sechs Sommermonathen etwa i4ooo ZentnW
Steinmehl erzeugt werden, wenn dieErfahrungen in den
Bergpochwerken und Amalgamationa- Mühlen mit ge-
höriger Berücksichtigung der verschiedeueu Gesteiusi
dl
347
I
festigkeit zum vorläufigen Beurdieilungsgrunde gcnom«
iften werden. Das eigentliche Verhäknifs des durch
zwei Mühlgänge in einer besüknmteä Zeit aufzumah*
lenden möglichen Quantums gegen die Anzahl der
Pochhämmer und Pochschüsser mufs erst allerorts ce»
nauer ausgemittelt werden, da dieses lediglich von der
indifiduellen Festigkeit des zu mahlenden Gesteines
und der Art der mechanischen Vorrichtung abhängt.
ImSonmier des Jahres 1818 wurde dieTotal-Ge-
stehung des graulich schv^arzen Steinmehles (aus dem
Basalte bei Kissetto im Bannate erzeugt) folgender«
maisen bestimmt.
Für die Baufuhrun'gen
am Temeswar der Kubik-Fufs zu iiilur. G,M.
vxPesth ' » w » zu 3 fl. 20 kr. CM.
zu fflen » y> » zu 5fl. 54kr. C*M.
Diese Daten sollen nur zu einem beiläufigen An-
haltspunkte dienen^ wonach dem veränderten Arbeits^
lohne und Ortsverhältnissen gemäfs anderswo die Bau«
und Gestehungsüberschläge gemacht werden können*
Übrigens dürfte gegenwärtig der Gestehungspreis
fktJPesth und Wien beträchtlich kleiner seyn^ zuinahl
wenn die mehr gegen Westen liegenden ungrisdhen
Balsaltmassen *) ta dem vorUegenden Zwecke verwen«
det MTÜrden.
' f) T^Magyorod nächst Pestk\ daiinim ff^utraer Komitate u. s. vr^
3e
XXI.
Die Wur2el der Nymphea älha^in neue»
Färbe - Materiale.
Von
Joseph Seitz, *
Assistent des Leliriaclies der speziellen tedmisehen Chemie lun k. Ik S
polytechnischen Institute« g
■•^d
JH err Franz Schams , Apotheker aus Piitet^ ■
war dein y hatte im Jahre i8i4 der k. k. patriotisch* 1
ökonomischen Gesellschaft in Prag, deren Mitglied '
er ist, seine Etitdeokung der Verwendung der Nrnh j
phea alba als Färhe- Materiale mitgetheUt. la dem^ -
selben Jahre würde dieser Gegenstand dxxitkt die »Vater« ij
ländischen Blätter fiir den^östeti'eicbisoheQKi^Mrstiatii' |
zur allgemeinen Kenntnifs gebracht, und Herr Kräpf, 1
Färber in Wien^ Stellte mit den aus Ungarn cäiu^e- !
sandten Wurzeln Verstbche an, deren Erfolg, jtui £c% 1
wog, sich fiir sein Ges€^ft um eine gtöfsere JMieiig« ^
dieses neuen Materials %\x bewerben. Auch in Pri^
wurden sowohl mit ungrischen, als mit deii m JSft/^ .
men selbst gesammelten Wurzeln, auf Veranlatnihg ^
der k. k. patriotisch - ökonomischen Gesellschaft,. 4vLr<£
Herrn Professor von Freyfsmuth, und auf Anfiraga
der k. Kommerz - und Fabriksrlnspektion, durch Herrn
Professor Steinmanny Versuche angestellt, welche för
diese Pflanze als Färbe-Materiale das günstigste Resultat
hatten.
^ V
349
Die k. k.n. ö. Landesregierung^ alJenEntdeckungen
welche das Wohl des Vaterlandes hefördern können^
die gröfste Aufmerksamkeit scheiikend^ befahl zur völli-
gen Erörterung dieses Gegenstandes , dafs durch ei-
nen Färber unter Aufsicht eines Professors des poly-
technischen Institutes die hiezu nöthigen Veriuche
gemacht wiirden^ "wozu der geschickte und als gewe-
sener Schüler gegen das Institut dankbare Fabrikant
Herr Majer die Hand both.
Die weifse Seerose, i^m^ÄöÄ älhoL (weifse Was-
serlilie^ weifse Seeblume, weifse Wasserblume, weifse
Tfixenblume, Seemummel,' Kannenplumpe, ToUin-
gen, Seepuppe, Wassertulpe, englisch White Wa-
ter - hly , französisch Neiiphar blanCy Lis des etangSj
lAsblanc iteau) ist eine ausdauernde Pflanze, welche
nur ersten Ordnung der dreizehnten Klasse des Lin-
neischen Geschlechts -Systems Poljrandria Monogy;-
nia und zur Y^wSiie Papai^eraceae gehört.
Sie hat einen vierblättrigen Kelch, der auswendig
grun^ inv^endig aber weifsfich, spitzig und gröfser
ab die Blumenblätter ist. Die Blumenkrone besteht
ans vielen, meistens fünfzehn schönen weifsen, etwas
tothlich sehattirten , spitzigen Blättern, die in mehr
a)s einer Reihe stehen und gegen die Mitte kleiner
werden. Die Staubgefäfse oder männlichen Begat-
tSBgswerkzeuge', gewöhnlich siebehzig an der Zahl,
welche ^uf dem Fruchtboden stehen, sind goldgelb,
md bestehen aus flachen, mehr oder weniger gekrümm-
ten Staubfäden, auf deren Ran de längliche Staubbeutel
' angeheftet sind; sie haben die Eigenschaft, nach und
nach in Blumenblätter überzugehen und gleichsam
eme gefiillte Gartenblume vorzustellen, die so schön
bt , aafs sie einen Platz in den Ziergärten einzuneh-
laen verdiente, wenn sie aufser Wasser gedeihen
könnte. Der weibliche Geschlechtstheil bildet einen
grofsen eiförmigen Fruchtknoten, auf dem die Narbe
35o
£
kreisrund^ gestrahlt^ flach ^ schildförmig aufsitzend^
am Rande gekerbt und lappige unmittelbar ohns
Griffel sitzt.
•
Die ganze Blume steht etwas über der Wasser«
fläche auf zwei bis. drei Fufs langen runden Blumen*
stielen , welche unmittelbar aus der Wurzel komme jl
Sie öffnen sich des Morgens, wenn die Sonne darauf
scheint, und erheben sich über das Wasser , des
Abends schliefsen sie sich wieder. Die Blätter sind: ^
dunkelgrün, ganzrandig, glatt, lederartig anzufühieOi- r
rundlichherzförmig in dec Länge einer Mannshsnd
und fast noch breiter ; sie kommen ebenfalls, auf seli^
langen, .meistens eckigen^Blattstielen unmittelbar aus'
der Wurzel hervor, und schwimmen mit ihrer ganzen
Unterfläche auf dem Wasser; sie sind meistens ins0^'
grofser Menge vorhanden , dafs sie beinahe die gans6 ' j
Oberfläche des Wassers bedecken. Bevor sich diAf
Blätter bei ihrerer Entwicklung ganz: über die Ober-
fläche des Wassers begeben, erscheinen sie über deuH'
selben mit ihrer Hälfte wie eine Papiertute zusammen-
gerollt, und wenn das Wasser so tief fäUt, dafs sienicbt^v
mehr schwimmen können, so welken sie und leg«
* sich zusammen»
Tief im Schlamme befindet siöh die Wun^?]
welche zuweilen eine Elle lang ist , und beinähe
Dicke eines Mannsarmes hat ; sie ist schwammig,
aufsen braun und knotig, inwendig aber weifs- un<
von bitterlich zusammenziehend herbem Geschmack^j
der sich 'aber im warmen Klima in einen süfsen
angenehmen verwandeln soU; sie dauert viele Ja]
und treibt im Frühjahre mehrere röhrenähnliche StaiK^
gel, die nach dem Maafse der Tiefe des Wassers lang "^
oder kurz sind , und wovon die einen die Blätter, die .
andern die Blumen tragen. Die Blumen kommen im*
Junius oder Juüus über der Oberfläche des Wassers/'
zum Vorschein, blühen sehr lange und bringen dann
'35i
eine zehn bis funfzehnfachriche harte> eiförmige^ rin*-
dige^ iliwendig fleischige Beere hervor^ die oben ge«
lurönt und am Halse zusammengezogen ist^ und viele
rundliche Samen entliält ; diese Beere taucht sich
dann "t^ieder unter Wasser und ihre Samen gedeihen
darin^ zur Reife.
Diese Pflanze ist in Deutschland und vielen anr
dem Ländern häufig verbreitet ; die Standorte sind
5een^ Teiche, tiefe Gräben und fliefsende Wässer.
Ungarn möchte vor vielen andern Ländern in den Mo-
nsten^ Vielehe die Donau, die Sau 'und die Theifs
liildet, wohl die gröfste Menge dieses Gewächses lie-
iern^ Herr Schams fand sie besonders im Baatscher
Xomitate, im Peterwardeiner Regimentsbezirke, und
im Syrmier Komitate in so grofser Menge, dafs er
mcJit nur den inländischen Bedarf decken , sondern
aEch für die Ausfuhr ins Ausland hinlänglich liefern
zu können glaubt. Dafs sie auch in der Nähe von
Prag zu Hause sey, bewies die k. k. patriotisch - öko«
nomische Gesellschaft , indem sie sich die zu den
Proben nöthige Wurzel selbst sammeln liefs. In
Mähren fand sie Herr Rosenthal auf der fürstlich-
Liechtensteinischen Herrschaft Rabensburg y und auf
der gräflich- Dielrichsteinischen Herrschaft Pisenz.
Als Standörter in Österreich gab derselbe die Umge-
baogen von Mühleuten , Sachsengang, fVittau,
'Prwsdorf, Mansdorf, Ort, Eckartsau, Marchek,
Baumgarten > Zwemdorf, Anger , Ebereichsdorf ^
f und mehrere andere an. Da er jedoch mehrere ste-
ckende Wässer an beiden Seiten der Märch fand, |W0
^4iese Pflanze nicht anzutreffen war, so glaubt er, dafs
' laan nöthigen Falls durch künstliche Anpflanzung eine
ietiebiee Menge erzeugen könnte. Auch in der Nähe
fon frien ist sie, wiewohl nicht in grofser Menge,
i xa finden \ und zwar bei Himherg , Zwölf axingy
Jhhaii, Laxenburg ,^ Moosbrunn , fischament und
35a
in der Lobau , in Gesellschaft der gelben Seeblume^
von der sie sich durch ihre Blume unterscheidet *),
§
*) Nach den von Herrn Haberle , Professor der Botanik an der
Universität tuFeeth» gegebenen Naciiweisungen wird, die Ifyln<
phea alba in grofser Menge in folgenden Gegenden in l^«-
garh gefunden :
i) Im Feregker Homitat in dem Sumpfe bei Bereghl, Swenyt*
fdotkdr genannt.
a) In allen grofseren Sümpfen an den Ufern, der Tibr^t
nämlich im Stabüleser Komitate vom Dorfe Veresmarth usd
dem Markte Kis* Varda bis snm Dorfe Paoa und dem
Markte Keressbtur. debgleich'.'n in der gegenüber liecendMi
Oegend Bodrogk6t% im Z#m^//>ftfr, Komi täte. Ferner m das
Sümpfen bei Bolgar ; in den Sümpfen bei PoroSMiöy uad
von Tina^FSreä im Hevesser Komitat bis nach Sidliuk;
von hier und durch die Tis»a - Földvdrer Gegend bis nick
Csongrad im Komitate gleiches Namens. Von -^hier auf dea
beiden morastigen Ufern der Tkeyjs bis nach Szeg^din im
CBongrader Komitate ; dann in den östlichen an dir ^kerß
stoisenden Sümpfen durch die .Gegenden bei Czdka im ji'
rontäler Komitate bis zum Zusammenflüsse der Tkeyjs wf
der Donau.
3) In den ausgedehnten Sümpfen «fo/^r-/?^/ genannt, von Kord-
stag in dem gröfsem Kumaner Gebiete und von Füzes» Gyar-
matk bis nacn Ssuurvas im Bekefser Komitate : eben so mei-
nem andern Sumpfe, gleichfalls Suir-Ret genannt, voa
den Dörfern Csökmö und Harsdnjr bis nach Sarkdd im J^
harier Komitate.
4) In dem ausgedehnten Sumpfe Hanstdi genannt , kn der
Grenze des Wieselburger Komitats.
5) An der ausgedehnten sumpfigen Geeend, gleichfalls i^uir^
Ret genannt, bei Siuklweissenburg^ und von hier bis KalH
im Stuhlweissenburger Komitate, und bis nach SimoH-'tomjra
und JSälejid im Tolner Komitate.
6) In den östlichen Donaugegenden vom Dorfe Otsd unddw
Stadt /^J» Si. Aliklos bis zu den Städten Kis - KörSs mid
Hajos im Festher Komitate.
<7) In den Sümpfen vor der %X9A\Mohdcs im Bakonierho-
mitate bis zur Stad^ Bczddn : desgleichen von Apathin bis
nach Vikovdr im Bacser Komitate, und in den Gi';,'enden der
Draw gegen den westlichen Sumpf Falatsd • Motsdr bei
£siek , so wie in dem Sumpfe Doßnbß - Motiär bei Fetrovih
in VerCcter Komitate.
353
Die Anwendung diösei" Pflante ist ^vielfach. Di^
Ijptier s.oUen den Samen zu £rod backen. fLeon-
rÄJi Naturgeschichte, 11. Band, S. i245'.) Die Wurzel
t ebenfalls zur Zeit einer Hungersnoth in Schweden
Nahrungsmittel gedient ; auch in der Reihe der
zneymittel nimmt sie eine Stelle ein ; ihr GarbestofiP-
halt macht sie-, nach Gleditschy zu einem brauch-
ren Materiale für Ledergärber. Die Anwendung als
rbe - Materiäle warder neuern Zeit vorbehalten. In
iwendung zur Tintenbereitung mufs sie zwar d^n
lUäpfeln an Intensität der Farbe nachstehen, jedoch
)t sie eine Tinte ^ welche seit Januar 181:8, unter
dchem Datum der Entdecker eine Probe einsandte^
[Verändert bliebi
Um Leinen, Baumwolle, Wolle und Seide zu
ben, wurde ganz dasselbe Verfahren angewandt^.
^Ichesbei jedem dieser Stoffe gebräuchlich ist, wenn
mit gallussäure - und tanninhältigen Farbe-Materia-
n behandelt wird«
Unter den vielen angestellten Versuchen mögen
T Kürze wegen hier nur folgende Resultate als die
ichtigeren Platz finden.
Die schwarzen Farben, Welche auf den verschie-
!nen Stotfen mit Njmphea alba und Eisensala^en er-
ugt werden können, sind zwar schön > doch über-
3ffen sie die der Knopern nicht, und nachdem die
Izteren , ebenfalls ein inländisches Produkt , in der
8) In dca Sümpfen ^//^i^/iar/ Mothdr hti Versetz in Tenvt-
/rrKoinitat, so wie in den Sümpfen t,vi\^c\iQfi Betskerek und
Pancsova im Bannat,
9) Endlich in den Sünpfen Siebenbürgens bei J». j^gatha^
Käsd - Sz^ Joän^ K<Shal\>m ^ und in der Gegend Toden-
Der Herausgeber.
«hrb. d. polyt» Inst. I. Bd, ^3
354 •
Regel wohlfeiler , und da sie nicht so viel Schleim als
erstere enthalten^ auch bequemer anzuwenden^ sind^
so möchte nur fiir jene Jahre^ wo Mangel anKnopern
entsteht^ oder wenn die Njmphea wohlfeiler als je.txt
in den Handel kommt, fiir die Schwarzfärberei davon
grofse Anwendung zu machen seyn.
Jedoch ist dieses Materiale ein sehr wichtiges .
Aquisit , um mittelst Eisenauflösungen graue Farben
darzustellen; denn diese fielen, wie die hiesigen und
die ul Pi^ag erzeugten Muster beweisen, unter ge-
wisl$en Umständen reiner und angenehmer aus, ab
selbst die mittelst Gallus hervorgebrachten.
Durch Mischungen von essigsauren Eisen- und
Zinkauflösungen vorbereitete Wolle und Baumwolle
gaben sehr schöne Nuancen von Kafieh- und noch
dunklerem Braun.
»
Mit schwefelsaurem Kupfer angesottenes Tuch
gab in der Brühe der Njrmphea eine Drapfarbe, die
sich recht wohl für den Gebrauch quaUfizirt.
Wolle und Seide mit Alaun gebeitzt und in d^
Njmphea ausgefärbt erhielten ein bräunliches Gelb,
welches ebenfaUs Anwendung verdienen möchte.
Die in dem Wurzelabsude allein behandelten
Stoffe aller Art erhielten eine Farbe, welche keine
Beachtung verdient.
Auch in jenen Fällen, wo bei Druckwaaren der
Grund weifs bleiben soU, qualifizirt sich dieses Farb-
Materiale zur Anwendung , wenn der Gärbestoff aus
dem Absude durch Leimauflösung niedergeschlagen
wird.
355.
■ k
Dem zu Folge ist dieser neue Färbe- und Han-
Idsartikel*) besonders Jenen^ welche grau färben^ der
Schönheit und Wohlfeilheit des Produktes wegen ^ zu
empfehlen.
XXII.
Beiträge zur Geschichte der Fortschritte
der Gewerbs- Industrie und des Handels
m der österreichischen Monarchie in den
drei letzten Jahren,
JLIas Gedeihen und die Wohlfahrt der Industrie
ist die Frucht eines langjährigen Friedens und geord-
neter Verhältnisse der Staaten. Verheerende Kriege
und erschöpfende Anstrengungen der Völker wirken
noch in ihren späten Folgen nachtheilig auf den Zu-^
stand der Industrie ein. Dieses ist^ mehr als je^ die
Erfahrung unserer Zeit. Die Klagen über das Stocken
. des Erwerbes sind beinahe allgemein geworden. Es
würde indessen ungerecht seyn, über die Folgen von
Ereignissen^ welche sich nun einmahl nicht ungesche-
hen machen lassen^ dasjenige zu verkennen^ was auf-
geklärte Regierungen leisten und geleistet haben ^ um
alte Wunden zu heilen^ und die allgemeine Wohlfahrt
wieder zu beleben. Wir werden uns hier auf eine
kurze Übersicht desjenigen beschränken^ was seit den
letzten Jahren zur Beförderung der National-Industrie
*) In Wien führt diese Waare Herr Pitoni ^ Materialist beim
schönea Brunn unter den Tuchlauben ; in Pesth der Entdecker
Hr. Franz Schams ^ Apotheker, wohnhaft im Hause desHrc.
Schwarz in der SchifTgasse.
a3 *
356
und des Handels in dem oste^em
schehen isi.
Es konnte der weisen Einsicht der Staatsverwal-
tung nicht cntfjehen, wie viele Vonheile die Zurück-
fiihrung alles desjenigen, was die Handels- und Ge-
werbsverhältnisse des Staates hetrilTl, unter den Wir-
kungskreis einer eif'cnen Zentral-Behörde fiir die Ver-
einfachung der Geschäfte sowohl, als vorzüglich (ür
die Ausfiihruug allgemeiner, auf ein besiimmtes System
gegründeter Mafsregeln diesem Admin^trationszWei{;ö
verschaffen würde. Diese Zenirahsirung war durch
die seit demFrieden vermehrte Heterogeneiiatder ein-
zelnen Bestandtheile der Monarchie und ihrer Veifafr-
sungcn noch dringender geworden.
Mit höchstem Handschreiben Sr. M. des Kaisers
vom II. Juli i8i6 wurde über einen Vorschlag Sr.
Exzellenz des Herrn Finauzministers Philipp Grafett
von Stadion zu diesem Ende unter der Leitung Sr.
Exzellenz des k. k. geheimen Raths, Philipp Ritters,
von Stahl, eine eigene Kommerz- Ho/komm ission zi>
sanimengesetzt, ihr der zweckmäfsige Wirkungskreis
vorgezeichnet, und sie ermächtiget, Handelsleute und
Fabrikanten von den bedeutenderen Handels- undFa-
briksplätzen zu berufen, und ihre Ansichten , Wünsch*
und Vorschläge über Verbesserungen in den Anstalten
zur Belebung des Handels imd der Industrie zu ver«
nehmen.
Die Aufmerksamkeit dieser neuen Zentralbehörde
richtete sich zuerst auf das dringende Bedürfnifs einer
neuen und allgemeinen Regulirung des Zollwesens,
Der österreichische Staat, welcher sich in seineitt
gegenwärtigen Zustande von dem 43" 7' his zum 5i';
4' nördlicher Breite, undvom 35° 50' bis zum 44"
lo' östlicher Länge erstreckt, welcher in einem Granx'
357
Wan^e von pSS^ Meilen einen Flä^ reninhalt voa
i2o56 geographischen Quadratmeilen ^ nd eine Be«
Yölkerung von heiläufig 28 Millionen Eil yohnern in
'.' sich begreift^ mit deutschen und italienisci 'n Staaten,
'^ mit der Schweiz, Rufsland und der Tür. ü in den
vielseitigsten Berührungen und nachbarliche Verhält-
nissen stehet, einen Mittelpunkt zwischen kaltivirten
und unkultivirten Ländern bildet, den rauhen JN^or den
mit Italiens schönem Himmel paaret, mehrere der gröfs-
ten schiffbaren FKisse von Europa beherrscht, herr-
liche altberiihmce Seehäfen besitzt, im Wechsel frucht-
barer Ebenen und metallreicher Gebirge , gesegnet nAt
Produkten aller Axt, zum Theil von arbeitsamen, indu-
Btriösen, kultivirten, zum Theil von noch bildsamen
Völkern bewohnet wird, bietet zwar allerdings eine
Mannigfaltigkeit von Quellen des Nationalreichthums
dar, welche bei einer weisen Benützung Stoff in Über-
flufs in sich fassen, um Landbau ^ Industrie und Handel
gleich mächtig zu beleben, und selbst die Wunden
langjähriger Kriege zu heilen. Allein , aufser den allge-
mein bekannten Verhältnissen, welche Ungarn und
Siebenbürgen mit den dazu gehörigen Nebenländern
in staatswirthschaftlicher Hinsicht von den übrigen
Landern des österreichischen Staates trennen, hatten
auch die neu erworbenen Provinzen, die Lombardie,
Venedig, TjroLy dieLandestheile \oii Oberösterreich
VL 8. w. vor ihrer neuen Vereinigung mit diesem Staate,
jede ihre eigenen Handelssysteme, Zollverfassungen
und Mauthkordone. In diesen Provinzen ist die Ge-'
"werbefreybeit eingeführt, in den alt -österreichischen
Ländern herrscht noch die Zunftverfassung. Jede Pro-
vinz hatte ihr eigenes Interesse, in allen zusammen
stellte sich ein buntes Gemenge verschiedenartiger in-
nerer Verhaltnisse , Ansichten, Meinungen undNatio-«
nalcharaktere dar. Man mufste daher vor allem darauf
bedacht seyn, jene Schranken zu durchbrechen, und
den innern freien Ferkehr ^ als die erste Grundlage
zur Wiederbelebung der Nationalindustiie und zurVer-^
358
einiguhg der verschiedenen Provinzen unter ein ge-
meinschaftliches Handels -Interesse herzustellen.
Solche Unternehmungen sind nicht ohne Schwie-
rigkeiten. In Fr^mkreich waren die Bemühungen CoU
ier^^ Vergehens, die Provinzial-ZöUe aufzuheben^ und
einen gleichförmigen Zoll • Tarif einzuführen. Der
Zoll-Xarif vom Jahre iG64 wurde in den prouinces
des cinq grosses fermes angenommen. Alle Vor-
schläge , welche durch NoaiUes in der Minderjährig-
keit Ludwigs ^lS., durch den Finanz -Minister Oriy
nach 1787, durch Trudaiiie 1763, durch Twr%of^
Necker und Calonne gemacht worden waren, schei-
terten, bis endlich durch das D^ret der Nationalver-
sammlung vom 3o. und 3.i. Oktober 1790 *) alle Zölle
und Mauthen mit einem Mahle auf die Grannen hinaus-
gerückt, und ein einförmiger, für ganz Frankreich gül-
tiger General- Zoll -Tarif eingeführt wurde.
Was Revolutionen zerstören und schaflTen, pafsl
nicht auf den geregelten Zustand eines ruhigen Staa-
tes, auf ' den Geist einer wohlwollenden Regierung,
welche alle Klassen der Staatsbürger, ihr Eigenthuni;
ihre Rechte und Interessen mit gleicher Sorgfalt be-
achten und schonen soll. Um den freien Verkehr iöi
Innern eines grofsen, aus den verschiedenartigsten Be-
standtheilen zusammengesetzten Staates, herzustellen,
um folglich das einzelne Provinzial-ZoUwesen de*
Staates tax gcneralisiren , handelt es sieht nicht blofs
darum, die einzelnen Provinzial- Interessen zu vereini-
gen, sondern auch die Privat* Interessen der verschie-
denen Klassen und Stände im Staate, ihre durch Zeit
und Umstände konsolidirten Verhältnisse zu beachteUj
um nicht durch gewaltsame Verletzungen schädh^he
Reaktionen herbeizuführen.
*) hoxj. conGernpmt le commerce etc. etc. par (?, F, de Martins,
Tow» I. p. 003*^ 5o6,
359
Es kann hier nicht die Rede seyn von deii verschie*
denen ^taatswirthschaftlichen Theorien in Bezug auf
das Zollwesen. Die gebildeten Staatsmänner sind wohl
nber die Hauptgrundsätze dieser Systeme und über
Biren relativen Werth, der Wesenheit nach^ einig.
Allein der gröfste Theil der Regierungen in den kulti-
yirien Staaten huldigt in Beziehung auf das Handels-^
und Zollwesen gegen das Ausland beschränkenden.
Systemen. Selbst das in seinem Innern so liberale
England geht. mehr als jede andere grofse Macht mit
cifier Strenge gegen den Handel des Auslandes vor^
Welche nirgend ein Gegenstück findet.
Die meisten grofsen Staaten in Europa mufsten
nach und nach, wenn sie nicht eine verderbliche Re-
aktion der zerstörten natürlichen Verhältnisse des Welt-
liandels fühlen sollten, eigene beschränkende Systeme
ergreifen. Unter dem Schutze eines, solchen Systems
ist in den alt-österreichischen Provinzen eine Masse von
Industrial- Unternehmungen entstanden , welche seit
seoehr als dreifsig Jahren einen grofsen Theil der Na-
^onal-Kapitalien an sich zogen, und welche insbeson-^
4ere während der Routinen tal-Sperre in der Zeit eines
über alles Verhältnifs vermehrten Papiergeldes bei
«iner wohl nie wiederkehrenden unermefslichen Nach-
fcige nach Fabrikations-Waaren eine ungeheure Aus-
dehnung erreichten.
'Wenn nun in dem Laufe der letztverflossenen
Jahre die Aufhebung der Kontinental-Sperre, und zu
Polge der Alles überwiegenden Rücksichten des Staats-
"iredits, die Reduktion des Papiergeldes eine entger
gengesetzte Lage der Dinge in Beziehung auf den Vor-
tnabls so blühenden Stand der inländischen Fabriken
Hervorbrachte, wenn das Unglück einiger Mifsjahre
die Noth und Erwerblosigkeit vermehrte, und wenn
andere grofse Staaten, weit entfenjt, liberalen Grund-
sätzen zu huldigen, die Prohibjtiv- Systeme vielmehr
. 36o
mit aller Strenge handhabten > o4er neue^ unsere In-
dustrie drückende, Verbothsgesetj^en ähnliche^ Zollbe-
stimmungen einführten; so forderte es wohl das In-
teresse ^^ ja die Pflicht des Slas^tes in einem hohen Grade^
die inländischen Fabriken^ so viel es nur in der Macht
der Regierung stand, zu schützen^ und zu verhindern,
dafs mit ihnen nicht ein grofser Theil detr NationalLa-
pitalien zu Grunde ging.
Es mufste femer berücksichtiget virerden, dafs (är
den österreichischen Staat weder ein isolirtes Agrikul-
tur-System, noch auch ein isolirtes Merkantil -System
passe. Der Glanz des Thrones, die verfeinerten Be^
dürfnisse der Nation , die f^rhöhung der Produktions-
fähigkeit des Landbaues selbst erheischen ein daaer-
}iaftes Gedeihen der Nationahndustrie. Wäre Osier^
reich ein handeis- und ipdustriearmer Staat gewesen,
so würde er nicht vermocht haben, die langjährigen
französischen Umwälzungskriege aus^cuhalten , die
Heere beständig mit allen Kriegserfordernissen zu ver-
sehen, und sich vor einer gänzlichen Nationalverar-
piung zu retten. Allein auf der andern Seite läfst es sidi^
auch nicht verkennen , dafs der Landbau die Grund-
lage des Nationalreichthums ist, dafs er der Industrie
Lebensmittel und Urstofie herbeischafft , und daüi
vielleicht seit ColSer'ts Zeiten die meisten Staaten in
Europa sich zu sehr auf die S^ite eine$ isolirten Mer-i
kantil-Systems hingeneigt haben dürften, Die am mäch-
tigsten und dauerhaftesten konstruirten Staaten sind
ohne Zweifel diejenigen, deren Existenz auf einer luir
gekünstelten Wechselwirkung zwischen Landbau , In-
dustrie und Handel beruhet. Das Systekn des natürli-!'
eben Gleichgevnchts dieser Staatskräfte scheint allein
dasjenige fu seyn, von welchem der unfehlbare Erfolg
eines afimählicn wiederkehrenden allgepieinen Wohl-^
«•tandesf zu erwarten ist^
36i
Je Terschiedenartiger die einzelnen Interessen sind^
desto schwieriger ist indessen die Beobachtung dieses
Gleichgewichts. Der Landwirth wünscht das Yerboth
oder wenigstens die gröfstmögliche Erschwerung der
Einfuhr fremder Lanaeserzeugnisse und Urstofie^ die
«r selbst im Inlande hervorzubringen vermag^ und wo
möglich freie Ausfuhr seiner Erzeugnisse; der Fabri-
kant dagegen^ der Lebensmittel zur Erhaltung seiner
Arbeiter^ undUrstofie zur Verarbeitung seiner Fabriks-
waaren bedarf^ die freie Einfuhr der Lebensmittel und
Urstoffe , oder doch wenigstens die gröfstmögUche Er-
leichterung derselben durch niedere Zölle ^ die Er-
schwerung ihrer Ausfuhr^ und die strengste Ausschlies-
sung fremder FabriksWaaren^ so wie die freieste Ausfuhr
der eigenen Fabrikate. Das Interesse des Kaufinannes
bestehet in dem ungestörtesten Austausche der Erzeug-
aisse aller Welttheile; er i/^nscht alles ^ was seinem
Handekbetriebe unterUegt^ ohne Einschränkung^ ohne
^ Auflagen^ ein- und ausfuhren zu können. Der Konsu-
ment möchte so wohlfeil als möglich leben ; wenn man
diesien anhört^ so sollte die Ausfuhr der inländischen
Landes- und Gewerbserzeugnisse verbothen oder er-
schwert^ und die Einfuhr der fremden Erzeugnisse
frei gestattet oder erleichtert werden. Die Staatskasse
reclmet auf die Zölle als Staatseinkünfte^ welche sie
nicht wohl entbehren kann^ ohne sich einer ausgiebigen
Quelle zur Deckung der Staatsauslagen zu berauben^
oder noch drückendere Auflagen auf andere steuerbare
Gegenstände zu wälzen. Die Benützung eifies grofsen
Theils der Nationalkapitalien endUch hängt von dem
Zollsysteme ab ; überspannte ZöUe^ unüberlegte Mauth-
gesetze^ plötzliche Herabsetzungen oder Veränderun-
gen der Zölle können manche Unternehmung lähmen^
folglich auf die darauf verwendeten Kapitalien zerstö-
rend einwirken ; wogegen wieder manche Kapitalien
unter gevnssen Umständen durch zollbegünstigte Un-
ternehmungen über alles Verhältiiifs fruchtbringend
W^rden^
36:2 • . •
Um MifsversltändnissjSil vorzuLeugeii^ darf man
hier wohl nochmaU auf die gegenwärtig bestehenden
verwickelten Verhältnisse des Welthandels, die Stel-
lung der Staaten gegen einander, die Lage der Indu-
strie und den gegenwärtigen Geist der e^ropäischen
Handelspolitik hinweisen. Nach den Grundsätzen der
reinen Theorie würden freilich mittelst der Herstellung
einer allgemeinen Handelsfreiheit alle diese Schwierig-
keiten hinwegfallen ; allein vor der Hand stellen sich
diese Grundsätze in der wirklichen Welt, wie sie ist,
nur als fromme Wünsche dar, und das Streben einer
weisen Staatsverwaltung mufs sich darauf beschränken,
die Folgen und Übel eines gezwungenen ZuStandes
durch ein wohlüberdachtes, alle Rücksichten umfas-
sendes System zu mildern.
i
Die k. k. Kommerz-Hoikommission war bemühet,
das Gleichgewicht dieser Interessen durch ein um- .
. sichtsvolles, stufenweises Fortschreiten in der Gene- \
ralisirung des Zollsystems herzustellen. So 'wie nach
* erlangter genauer Kenntnifs aller Verhältnisse di^
Dringlichkeit der Gegenstände sich reihete, wurde die
Regulirung des allgemeinen Zollsystems mittels eii^set
ner Spezialtariffe vorgenomriien : die Bergwerkspro-
duk^ und Metall waaren, die Seide, Schafwolle, Baum-
wolle, Hanf, Flachs und die daraus verfertigten Waa-
ren, Papier, Glas, Porzellan und Steingut, Lebens-
mittel und Getränke u. s. w. sind bereits der vollstäu-"
digen Revision unterzogen, der innere freie Verkehr
mit diesen Artikeln i^t theils hergestellt, theils auf dem
Punkte hergestellt zu werden. Mehrere Verbothsge^
setze, welche den freien Vorkehr von Landesproduk-
ten mit dem Auslande störten , wurden aufgehoben,
mehrere drückende Zölle gemildert. Die Zollbestim-
mungen wurden auf einfachere Sätze zurückgeführt,
die Nomenklaturen berichtigt, und die verschiedenen
bei der neuen Zolliegulirpng eintretenden, staatswirth-
schafUichen Jtücksichten genau beachtet. £s erübri«
^ ^en ttur noch die Kolonial-Waaren und einige unbedeu-.
tende Artikel^ deren Zollregulirung wahrscheinlich im
Werke ist: und so wird das mjihsame Werk der Ge-
neraUsirung des ZoUwe^ens bald vollendet seyn.
So wie bereits die zollämtliche Linie ^ welche die
alten und neuen Landestheile der Provinz Oberöster-
reich von einander trennte, aufgehoben, und der in-
nerie freie Verkehr in dieser Provinz bereits hergestellt
ist, so werden dann auch die zollämtlichen Linien,
welche die Lombardie, Venedig, Tyrol und die alt-
österreichischen Provinzen von einand.er scheiden, nie-
dergerissen, und die freien Handelsyerbindimgen zwi-
schen allen diesen. Provinzen hergestellt werden. Nur
die Aufhebung des ungrischen Kordons hindern noch
bekannte Provinzial- Verhältnisse. Die Fabriken in den.
alt-österreichischen Provinzen werden immer mehrere
und ne^e Wege des bisher verminderten Absatzes
ihrer Fabrikswaaren, die Lombardie j F'enedig und*
Tyrol erwünschte Tauschmittel ihres Reichthums an
Landeserzeugnissen, und die Handelsstädte der Mo-
narchie einen ausgedehnten Spiehaum des gegenseitig
beförderten Verkehres finden.
Schon bereisen italienische Handels-Kommissionäre
die altösterreichischen Märkte und Provinzen, und alt-
psterreichische Handels-Kommissionäre Italien und Ty-
rol, um gegenseitige Verbindungen anzuknüpfen, und
die gegenseitigen Verhältnisse der Handelsartikel ken-
nen zu lernen. Insbesondere nehmen die Bestellungen
von Waaren der industriereichen alt - österreichischen
Provinzen, vorzüglich von baumwollenen und schaf-
wolleneü Waaren nach den itaUenischen Provinzen
taglich zu.
Der Durchzugshandel, als Beförderung der aus-
laituiischen Erzeugung zur ausländischen Verzehrung
ist lür jedes^Land, welches als Mittel zu dieser Beför*»
3Ö4
deruriR dienet , ein durchaus reiner Gewinn. jOhn«
ausländische Waaren zur innern Verzehrung zu brio'
peu, oder im Inlande selbst brauchbare Erzeugnisse
dein Auslande zuzuführen , gewähret er vielfdUigca
Zweigen der inländischen Industrie Beschäftigung',
■wirkt auf die Erhaltung und Vermehrung des Zug-
viebsundes , und dadurch auch auf den Ackerbaii
■vortbeilhalt ein, verschaffet dem Landmaune bei tili'
hender Feldarbeit Verdienst, belebet oft. unwirlhbi
sonst unbewohnte Gegenden, und bahnet nicht selteni
. selbst dem Absätze der entbehrlichen inländischen Er-
zeugnisse in das Ausland den Weg. Es ist, dem Ver-
nehmen nach, ein neuer, auf die liberalsten GrundsäUfl
gebauter Transilo - Tarif für den Österreichischen Staal
entworfen worden, welcher vielleicht nächstens zur
Ausführung kommen diirfle.
Indem die Staatsverwaltung ihre vorzügliche Aufc
merksautkeit auf die grofstmögliche Belebung de« in-
nern Verkehrs richtete, können ihr wohl auch jene
Hindernisse nicht entgehen, welche das bestehend^^
drückende Wegmauth- Systen^ und lästige Lokalgr"
biihren verursachen. Es ist zu erwarten , dafs ei
System, welches den Handel stört, mit unverhältniß
mäfsig hohen Regiekosren verbunden ist, und den
Staatsschätze das hinreichende Einkommen nicht ver
schafft, aufgehoben, und dafs entweder die Weg
juauthen auf die Grenzen der Monarchie hinausgd
rückt, oder ganz abgeschafft, und durch eiafachei4
- Mittel, ohne neue drückende Lasten , ersetzt werde|
ddrhen.
Zu den mächtigsten Beförderungsmitteln des in
nem Handelsverkehrs gehören ohne Zweifei die Laiut
und fVasserstraJsen. Sie sind als die Adern d«
Staatskörpers zu betrachten, in welchen sich der in
nere Kreislauf der Staatskräfte freier und mächiieei
pder träger und ohnmächtiger beweget, je nachaej
365
die Staatsverwaltung sie •sorgsam pfleget oder vernach-
lässigt
^ Es vmrde uns hier zu weit von unserm Zwecke
ableiten 9 wenn wir uns in eine .ausführliche D ar steif
[ .lang alles dessen einlassen wollten^ was ungeachtet
: so mancher un^nstiger Zeitumstände Kur die Herst el-
\ hing der innern Verbindungswege unter der thaten-
i rachen Regierung Sr. M. des Kaisers Franz gesche-
[ hen ist* Wir wollen uns hier blofs auf die neuesten
und merkwürdigsten Thatsachen beschränken.
Um den Durchzug des Handels durch das lom-
bardisch-^- venetianische Königreich nach dem südli-
chen Deutschland und nach den Rheingegenden durch
Graubünden zu erleichtern^ sind Unterhandlungen
über eine neue . Kommerzialstrafse von Chiavenna
ober Aßa Berg Splügen nach Graubünden eingeleitet
worden. Die^e Strafse ist ihrer Vollendung nahe.
Eine neue Verbindung der südöstlichen Theile
Deutschlands mit der Lombardie beabsichtigt der b&-
sehlossene* Strafsenzug in der Provinz Sondrio über
Bomio nach TyroL Von Sandrio bis Tirana ist
d&e Kommerzialstrafse bereits hergestellt.
In den alt -^ österreichischen Provinzen zeichnet
sich Böhmen insbesondere aus^ in welchem Lande
während der letzten Jahre blofs durch Privatkonkur-
renz grofse Strecken von Kommerzialstrafsen herge-
stellt^ und die im Jahre 1796 vorhandenen ein und
sechzig Meilen gebauter Stralsen gegenwärtig auf zwei
hundert ein und dreifsig Meilen vermehrt worden sind*
•
unter die merkwürdigsten Unternehmungen der
gegenwärtigen Regierung kann der grofse Kanal ge-
zählt werden, der von PFien bis nach Triest geführt
Werden^ und die Donau mit dem adriatischen Meere
I
366
vereinigen soll. Derselbe ist von dieser Hauptstadt
an bis zur ungriscben Grenze bereits hergestellt^ und
nach der Wiederkehr des Friedens die Verhandlung
über jdio weitere Fortsetzung desselben eingeleitet
vgorden.
Der schifihare Kanal von Mailand nach Pas^ia
wird in diesem Jahre vollendet. Dieses grofse ge-
meinnützige Unternehmen war schon vorbeinahe vier
hundert Jahren im Antrage^ und dessen Ausführung
im Jahre i564 beschlossen. Allein wegen der j
Schwierigkeit, die Kosten aufzubringen, wurde erst ^
im Jahre 1597 imter dem Gouverneur Grafen Fuen^ ;
tes der Bau des Kanales angefangen, jedoch nur
durch eine kurze Strecke bis zum Wildstrome Zorn- !
bro fortgeführt. Erst im Jahre 1772 brachte der da- -
mahlige General- Gouverneur Erzherzog Ferdinand \
diesen wichtigen Gegenstand wieder in Anregung.
Die Kaiserinn Maria Theresia beschlofs im Jahre.
1773 die Fortsetzung dieses Kanals sowohl, ab
auch den Bau des Kanals della Martesana , weicher
von LeccOy wo die Adda wegen Klippen und Was-
serfällen nicht schiffbar ist , nach Marland führet
Der Bau dieses letztern Kanals, welcher der Stadt
Majland die Verbindung zu Wasser mit dem See
von Como zur grofsen Erleichterung des innem Ver-
kehrs verschaffet, wurde zuerst begonnen, weil durch
diesen Kanal die Herbeiführung der zum Baue des
Kanals von Majland nach Pavia nöthigen Materia^
lifen erleichtert vnu^de. Der Bau dieses letzteren Ka-
nals unterblieb abermahl wegen eingetretener Hinder-
nisse bis zum Jahre 1807, wo von der erloschenen
italienischen Regierung wieder Hand an die Arbeit
gelegt wurde. Der glorreichen Regierung Sr. M, des
Kaisers Franz war es vorbehalten, dieses grofse Werk
zu vollenden. Mayland geniefsel bereits den Vortheü
zweier schiffbarer Kanäle, nähmliqh des gedachtßJ*
Kanals della Martesana^ und des sogenannten iV^'
3Ö7
flio grande, der von 4em Tieino unweit seines^
isflusses aus dem Lago Maggiore nach Marland
leitet ist, und dieser Stadt die Natur- und Kunst-
Zeugnisse von den Gebirgsgegenden, und den am
ago Maggiore gelegenen Länaern zuführet. Durch
m dritten neuen Kanal von Majrland nach Pavia
ird der Vortheil der Wasserfracht über das ganze
md verbreitet, die unmittelbare Verbindung mit
;m adriatischen Meere durch die Häfen von GorQ,
hioggia und Venedig geöffnet, und, d&r Stadt May-
nd in Beziehung auf den eigenen und den Durch-'
gshandel gewissermafsen der Vortheil eines See-
atzes verschafft *).
Wenn der Verkehr im Innern eines Landes im-
^r mehr belebt werden soll , so müssen auch alle
iebfedem in Bewegung gesetzt werden, um den
lädhchen Egoismus zu päralysiren, der so manche
swerbsUassen von einander trennt, und um bei
m Bürgerstande einen wahren Gemeingeist , ein
) Über die Schiffbarmachung der Flüsse und ihre Vereinigung^
durch Kanäle in dem österreichischen Staate befinden sich
theils in Druclt Schriften , theils in den Archiven der- Hof-
stellcn viele Vorschläge von Vogemontj Fremaut^ Le Maire^
Freiherrn von »SV^r/iMa/, flofrath von Raab, Gebrüdern Ai/x, .
Gruber ^ v. Schemerl^ Fre'iherrn von Liecktenstcrn , u. a.
welche aus der Vergessenheit hervorgezogen , mit Hücltsicbt \
auf die neuesten Verhältnisse, der Monarchie genauer ge-
würdigt, und bei günstigen Zeitumständen zum Thei\ aus-
geführt zu werden verdienen. Vielleicht sind wir in einiger
Zeit so glücklich , eine genaue Übersicht dieser Vorschlage
liefern zu können , indem unser Bestreben hauptsächlich
dahin gehet, über alles, was zur Belebung des Handels und
der Industrie beitragen kann, Licht und Aufklärung zu ver-
breiten. Die Herausgabe einer ausführlichen Strom -und
Strafsenkarte der Monarchie , mit Benützung und Andeutung
der Ton sachverständigen Männern vorgeschlagenen neuen
Wasser - und Land -Kommunikazionen im Innern des Landes,
und mit Beifügung eines erklärenden Textes würde gewifs
für jeden denkenden Staatsmann und wohlwollenden Freund
des Vaterlandes von grofsem Interesse seyn.
r
363
thätiges und nützliches Xneinanderwirkeii zu
wecken.
Dieser Zweck kann difrch die Vereinigung der
rechtlichsten und aufgeklärtesten Landwirthe^ Fabri-
kanten , Gewerbsleute , Kaufleute und staatswirtk-
schaftlich gebildeter Manner in Handelskammei;
fuglichsten erreicht werden. Durch die
können nach und nach alte Vojurtheile un(
brauche des Zunftgeistes, ohne plÖtzUche gewi
Zerstörungen verjährter Gewohnheiten beseitigt, alle
interessanten Notizen über den Stand des Handels,
der Fabriken und Manufakturen gesammelt, sachver
ständige Ansichten über die Hindernisse, welche ilre
Entwickelung und ihre Fortschritte hemmen, über
die Mittel, ihren Flor zu befördern, über die nüu-
liebsten Einrichtungen im Handelsfache erlangt, und
den verscbiedenenGewerbsklassen die Wege gebahnet
werden, ihre Wünsche und Bedürfnisse in wohl
organisirten Vereinen unter öffentlicher Autorität mit
gründlicher Erörterung der wichtigsten Angelegen'
heilen, welche ihre Wohlfahrt im reinen Haudeh*
fache betreffen , zur Kenutnifs der Staatsverwaltung
zu bringen. Sie sind das Band, welches die Treufl
und Anhänglichkeit des Bürgerstandes an die Regie-
rung immer mehr befestigt.
Eine ähnliche, treffliche Einrichtung bestehet be-
reits in dem lombardisch -venetianischen Königreiche.
Die Lomhardie insbesondere verdanket sie der Reeen-
tenweisheit des Kaisers Joseph H. Es ist zu hoffen,
dafs diese Einrichtung auch noch den deutschen Pro-
vinzen werde zu Theil werden. Die Aufklärungen
und praktischen Ansichten , welche wohl oiganisirta,
Handelskammern der Staatsverwaltung an die Hand tti
geben vermögen , sind zugleich als die sicherste
Grundlage zu betrachten, Um dem bestehenden Cbel-
standc einer beinahe ia einer jeden Provinz verschie*
t
denartigen^ im Ganzen höchst kontrastirenden^ in-
nern Gewerhsverfassung abzuhelfen^ und eine so viel
möglich gleichförmige, die individuellen Proyinzial-
Verhältnisse dennoch beachtende , mit den I'ort-
schritten der Industrie übereinstimmende , zcitge-
niii^se Gewerbs - Per/ussunff zu Stande zu bringen.
Es ist dem Vernehmen nach die Einleitung gc-
trqffen , dafs in allen Frovihzen des österreichischen
Staates durch erfahrene, vertrauenswürdige Mannet
lie Gesetze, Statuten, Verordnungen, Reglements
md Gewohnheiten der von einander so sehr verschic-
lenen Pro vinzial - Ge werbs - Verfassungen gesammelt,
md der k, k. Kommerz -Hofkommission eingesen-
iet werden, welche damit beschäftiget ist, darüber
;ine General- Übersicht zu verfassen, und auf diese
mit Benützung der bisherigen Erfahrungen den Ent-
pmrf eines, allen Bedünhissen entsprechenden, neuen
Gewerbs - Systems zu gründen.
Wenn bei den so eben geschilderten Verhältnis-
sen die Herstellung des freien Verkehrs im Innern dejj
Landes, die allmähliche Entfernung der Hindei^nisse,
welche demselben bisher im Wege standen, und den-
selben noch zum Theil beirren, die Mittel zur Bele-
bung desselben, die Erweckung eines thä tigeren Ge-
meingeistes, die Entfernung alter Vorurtheile , die
Vorbereitung zu einer zeitgemäfseren Gewerbs- Ver-
fassung, und die Erlangung der genauesten Kenntnifs
aller Innern Verhältnisse des Handels und der Indu-
strie die vorzügliche Aufmerksamkeit der österreichi-
schen Regierung in den letzten zwei Jahren beschäf-
tigten , und wenn sie, bei der gegenwärtigen Lage
des Welthandels und der auswärtigen Handels -Sy-
steme anderer grofser Staaten, zum Schutze der eige-
nen National-Industrie gezwungen war, das beschrän-
kende System gegen das Ausland nicht allein noch
länger beizubehalten, sondern solches auch auf die
lahrl. H, pol^t. Inst. I. Bii. 2:\
379
iieucrworlicnen Provinzen auszudehneB; wa
ihr doch auch jene Rücksichten nicht, we!
mögliche Entrerniing der Hindernisse und die
tcrung des Handels nüi dem Auslände erfon
3- ^*«a
Znrol2(e des. den -— i8i5in^^
^ ai. April
liOid al)gcschlossenen JFheundschaf tsver
wurde dcu ^} August i8i 8 in Petersburg
dclsverlrag ") unterzeichnet, und den 'j
i8i8 in den Katiiikationen ausgewechselt
halt dieses Vertrages wird die Schiffahrt au
men und Flüssen , welche in dem Gehietli
Königreichs Pohlen (vom Jahre 1772) ihre;
haheu ^ so wie auf jenen , die dasselbe di
den oder es berühren, und welche du
oder durch Zusanimenflufs mit andern St
in das Meer ergiessen, so weit es die ]
Österreich und Rufsland betrifft, aufwar
wärls, so wie die Besuchung der Häfen ^
tc^rthancn beider Staaten frei erklärt, und 1
Grundsätze auf die jetzt wirklich schon v<
und auf künftig zu erbauende Kanäle^ so \
Fli'isse, welche jetzt wirklich schon seh
oder es künftig werden dürften, und we
Ijauf zwischen der östlichen Grenze des alt<
der DilnUy dem Dnicpr^ AemDniester und
haben ^ ihre Anwendung. Die beiderseitij
ihaneu werden in Beziehung auf die Gel
den Eingebornen vollkommen gleich beha
Österreich von der Schiffahrt auf den F
alten Fohlens keine Abgabe erhebet, und i
*) Klubers Akten des Wiener - Kongresses. V. Bai
S. lai — 137.
•) Konvention, den Handel der zu PoLlen, so
177« bestand, gehörigen Provinzen betreffend,
der k. k. Uof • und Staats -Druckerei 1819.
371
gesinnet ist, eine solche aufzulegen ; so wird auch in
Aufsland auf dem Bug von ösleiTeichiscjien Fahrzeu-;
gen keine Abgabe erhoben ^ aoiser wenn sie durch
den Kanal der Muchawitze schiffen, oder \on den
Ufern des Bugs im russischen Gebiethe abgegangen
■wären. Die Schiffahrt auf der PVeichsel ^ so writ
ihre Ufer den beiderseitigen Mächten angehören, ist
von aller Abgabe frei. Ziu* Erleichtervmg des gegen-
seitigen Durchfuhrhandels sind wichtige Begünstigun-
gen beschlossen worden. Um insbesondere den Han-
aelsverkehr zwischen Brodr und Odessa zu beleben,
ist über den Durchfuhrhandel zwischen diesen beiden
Städten eine eigene Übereinkunft getroffen word^'n.
Alle russischen Handelsleute, welche die Befugnifs
zum auswärtigen Handel haben, und alle Ausländer,
sogar jene, welche in Rufsland weder angesessen,
noch in die Gilden eingeschrieben sind, haben das
Recht, in ihrem eigenen Nahmen, und ohne irgend
eine fremde Dazwischenkunft, von den Grenzen der
Moldau, der österreichischen und preufsischen Staa-
ten nach Odessa y oder von dieser Stadt nach be-
sagten Grenzen Waaren durchfuhren zu lassen; sie
bei dem russischen Eintritts- Zollanite anzugeben; sie
zu versenden oder bis zu ihrem Bestimmungsorte zu
kegleiten; sie dort niederzulegen oder ausführen zu
lassen ; und von Odessa nach den näbmlichen Grenzen
mit oder ohne Rückfracht frei zurückzukehren. Er-
zeugnisse und Waaren aller Art , selbst jene , deren
Einfuhr zum Verbrauch im Innern veriiothen ist, mit
einziger Ausnahme des* Schiefspulvers , können Ge-
genstände des gegenseitigen Durchfuhrhandels seyn.
Die Durchfuhrgebühren werden nur einmabl nach ei-
nem sehr geringen Mafsstabe nach dem Gewichte ab-
genommen.
Auf einer ähnliclien Grundlage wurde schon frü-
her, den 22. März 1817, in Warschau eine Überein-
373
kunft ») zwischen Österreich und Preußen untere
zeichnet^ und von beiden Mächten ratificirt. Hier^
nach hat sich Österreich anheischig gemacht^ auf
den schiffbaren Flüssen GalizieiiSy nahmentlich dem
Dünajec und San , eben so wenig als am rechten Ufer
der tVeichsel fiir den Betrieb der Schiffahrt eine
Abgabe einzuhebenj eben so läfst auch Preujsen auf
den Gewässern seiner pohlischen Provinzen, nahment-
lich der Weichsel undf der fVartha^ von den Schiffen
der Bewohner Galiziens unter keinem Titel eine
Schifiahrts- Abgabe einfordern.
Eine ähnliche Übereinkunft wurde in Beziehung
auf die gegenseitigen polnischen Landesantheile zwir
sehen Preujsen und Rujsland abgeschlossen.
'.
;
\
In dem loS'*"" Artikel der Hauptschlufsacte des
Wiener -Kongresses '^) haben die verbündeten Mächtei
deren Staaten durch einen schiffbaren Flufs getrennt,
oder in seinem Laufe durchströmt werden , sich an-
heischig gemacht, in gemeinschaftlicher Übereinkunft
Alles zu ordnen, was Beziehung auf die Schiffahrt
eines solchen Flusses hat, und zu diesem Ende be- \
vollmächtigte Kommissäre zu ernennen , welche die |
in den Artikeln 109 — ^ 116 der erwähnten Akte aus- \
gesprochenen Grundsätze zur Grundlage ihrer Arbeit
nehmen sollen. Der Zweck der verbündeten Mächte
bei diesen Bestimmungen war, die Fesseln zu lösen,
welche die Schiffahrt 'auf jenen Flüssen bisher ge» 1
drückt, und den freien Handelsverkehr gehindert
hatten, wie auch durch zweckmäfsige Mafsregeln vor-
zubeugen > dafs in der Folge kein einziger Uferstaat,
durch einseitiges Interesse' geleitet, Anordnungen
») liouvonlion zwlstlieu Oesttrreick und Prtujsen. Wien in
der StaatsJiuclit^rei. 1819-
-*) JCi übers Mite n des "W iener - Kongresses. VI. Band 21. Heft,
S. 89.
373
lachen lönne^ um die bezweckte Freiheil der Flufs-
luffahrt 2u beschränken.
Österreich überhaupt nxiA Böhmen insbesondere
ab*en durch die zahlreichen Stapelrechte und Ab-
aben auf der Elbe bei ihretn Handelsbetriebe sehr
iel gelitten. Sie mufsten sich statt der wohlfeileren
Vasserfracht öfter der äufserst kostspieligen Land-
iracht bedienen 5 oder unzähligen Plackereien ausge-
etzt finden. Diese Hindernisse waren vorzüglich die
Jrsache , dafs die Verbindung der Elbe mit der
Donau durch die Moldau nicht zu Stande kam, ob-
wohl diese höchst wichtige Flufsverbindung oft in An-
^gung gebracht worden war, und im Jahre 1807
lurch Errichtung einer eigenen hydrotechnischen Ge-
»ellsl^haft in Prag ihrer Ausführung näher gerücket
(chiea. Allein auch hier erhielt man die Überzeu-
gung, dafs, so wünschenawerth diese Flufsverbindung
fiir den innern Verkehr seyn würde, dieselbe den-
noch, der dazu erforderten bedeutenden Kosten we-
gen, erst dann lohnend w:erden könnte, wenn die
Elbeschiffahrt bis in das Meer frei seyn würde. Sach-
sen y Preußen, die -^nÄafo'schen Häuser, Mecklen-
burg, Hamburg, Hannos>er und Dännemark vmrden
durph die Aufhebung gegenseitiger drückender Flufs-
zölle und Stapelrechte in ihren anliegenden Landes-
antheilen bei der allgemeinen Belebung des Handels
gewinnen. Welche unberechenbare Vortheile .wären
erst vvon der Vereinigung dör Nordsee mit dem
schwara^n Medre durch die Flufsschiffahrt und Ka-
näle zu erwarten?
Die Kommissäre der Mächte, die es betrifft, sind
eben in Dresden versammelt, um die Befreiung der
so wichtigen Elbeschifffahrt nach den Bestimmungen
der Kongrefsakte zur Ausführung zu bringen.
374
Der Handel iu Italien erlitt, wie allenthalben, in
den letzten zwanzig Jahren, grofse Veränderungen;
anhaltende Umwälzungskriege, und davon unzertrenn-
liche Zwangsinafsregeln aller Art , zerstörten dßn
ruhigen Gang , auf welchem allein sein Gedeihen bjB-
ruhetj er betrat bald diese, bald jene unnatürlicbe
Bahn. ^ Der aus den jüngsten allgemeinen Friedens-
schlüssen hervorgegangene neue Territoriai - Besitz-
stand, und das niit ihm. eingetretene neue Interesse
dürfte denselben nach und nach wieder in ein ange- '
messenes naturliches Verhältnifs zurückführen.
Auch hier sind ünterhandlu^igen über die Schiff-
fahrt auf dem Po mit den Uierstaaten, welche dabei
interessirtsind, im Werke. Herr des ganzen linkenllfers ^
dieses für den italienischen Handel so wichtigen Flap-
ses, so weit er^'das lombardisch - venetianische Kö-
nigreich bespulet, und zugleich im Besitze dessen
rechten Ufers durch eine sehr bedeutende Strecke,
kann Osterreich von den Mitufer -Staaten' eine" gleiche
Bereitwilligkeit zur Entfernung aller Hindernisse der
Schiffahrt erwarten»
Die Handelsverhältnisse von Österreich mit der
Türkei gründen sich noch immer auf den Passaro-
witzer Frieden vom Jahre 1718, und erhielten durch
den Belgrader Frieden vom Jahre 1739 und durch
den Szistower Frieden vom Jahre 1792 ihre Bestä-
tigung. Die österreichischen Unterthanen dürfen ihre
Waaren in allen ottomänischen Gebiethen verkaufen;
und damit freien Handel treiben. Die Schiffahrt auf
der Donau ist für die beiderseitigen Unterthanen frei.
Die kaiserl. österreichischen Kaufleute können die
Waaren, die sie auf der Donau in die Türkei fuhren,
zu fViddiii^ Rudsclinck und an andern Orten von den
Schiffen'abladen, auf Wägen bringen ; und wohin sie
immer wollen, führen und verhandeln j dann, weil
die Donauschiffe nicht in das Meer eingehen ^ zu
375
•
ailuy IssaciUy Kiliaj und in andern H^ndebstäd-
einfahren^ ihre Waaren einlegen^ und sie nach
ristahtinopel , nach Trapezuht , Sjrnopel und an-
n Handelsstädten des schwarzen und mittelländi-
en Meeres überführen , ohne Hindemifs hin- und
-ziehen, und die Handlung treiben. Sie haben an
U nie mehr als drei für hundert zu bezahlen. Merk-
rdig für unsere Zeit ist ihsbesondere der XIX. Ar-
2I des Passarowitzer Vertrages , wornach die per-
ohen Kaufleute, welche aus dem k. k, Reiche auf
r Donau in die ottomanischen Grenzen zu schiffen
lenken , oder die aus Persien durch die ottomani-
len Grenzen in das k, k. Gebieth zu reisen verlan-
1, nach einmahl bezahlter Auflage (Refftie) von
if vom Hundert, zu keiner weitern Bezahlimg ange-
lten werden sollen.
Die ottomanische Pforte hat sich seit einer l^eihe
n Jidiren als ein getreuer Nacljibar Österreichs be-
ihret. Die türkischen Unterthanen l^aben sich auch
dem österreichischen Staate des vollsten Schutzes
erfreuen. Vorzüglich lebhaft ist der Handelsvef-
hr mit denselben auf den Plätzen Wieriy Pesth und
Mnlin.
H
r
•' »
Im Jahre 18 18 wurde zwischen Österreich und
5r ottomanischen Pforte ein neuer ZoUtariff iuf vier-
hn Jahre abgeschlossen, welcher für alle österreichir»
he Unterthanen in dem Verkehre mit der Türkei
L gelten hat.
Die Verbindungen unserer Seehäfen xml Amerika
ingen von den Zeitumständen ab. Die mit Brasilien
igeknüpfte Familien- Verbindung eröffnet die Aussicht (
3uer ilreundschaftlicher Verhältnisse des gegensei"
gen Handelsverkehrs.
3.> . / „
7.0
I
Der österreichische Staat in seinem gegenwärtin
gen Umfange hat eine glückliche Lage zur vortheil-
haften Gründung einer ansehnlichen Xaz(^a^'^ei-J/a- ji
rine, der hesten Pflanzschule des Seewesens. Die -^
österreichischen Seehäfen sind mit Einrichtungen und ^
Gebäuden zur Beförderung der Schiffahrt, worunter>
insbesondere das ahherühmte Arsenal von yienedig
horücksichtigt zu werden verdient, reichlich ver-
sehen; die Seeküsten liefern die besten Matrosen und
Schiffbau-Materialien. Bei diesen Verhältnissen vnirde
das Konsularwesen in allen Welttheilen zum Schutxe
der österreichischen Seefahrer und zur Emporhrin- .
gung des Seehandcls einer besonderen Aufmerksam-' ;
keit gewürdigt. Es ist die Einleitung getroffen wor- ^
den/ dafs nach bestimmten Instrukzionen über den ,.;
österreichischen Scehandel, einzeln sowohl als iia t
Ganzen genommen, von den österreichischen Konsula |
und Handels -Agenten ausführliche MonathsI>erichte \
erstattet werden , um das Zu - oder Ahnehmeii des- '\
selben mit einem festen Blicke überschauen , den Ge- ^
brechen oder Mifsbräuchen, dort wo es nöthig ist, j
mit Sachkenntnifs und Kraft entgegenwirken , das j
Gute und ]\utzliche aber so viel möglich befördern in \
können. Die Seegesetze, der Handels -Kodex und j
das Konsularwesen überhaupt werden einer umfassen- 1
den Revision unterzogen, und alle Gelegenheiten be- :
nüizt, um Hindernisse zu entfernen, und Gebrechen
abzuhelfen. Selbst in einigen bedeutenden Handels-
städten des Kontinents wurden Handels - Agenten
aufgestellt.
Die österreichische Handels - Marine , welche
zwar schon vormahls blühend, am Schlüsse des Jahres
j8i5 aber durch die Zeitumstände herabgekommen
nur aus ijy pateutirten Fahrzeugen hestand , zählte
am Schlüsse des Jahres 1818, ohne die weit zahlrei-
cheren bei der Küstenfahrt und. Fischerei verwende-
JenFahrzeugc und Barken zu rechnen, S^SKauffs^hrtei-
/ . • 377
schiflfe^ welche zu ihrer Bedienung und Verljieidigung
6836 geübte Matxosen und 236g Kanonen am Borde
fiihren^ und zusammen 1 10,443 Tonnen halten. Dar*
unter haken nur 78 Schiffe unter 100 Tonnen, 70 aber
vber 3oo, und 7 über 4oo Tonnen. Das Schiff l/^strea,
Kapitän Matliüus CosuUch aus Fiume, das gröfste un-
ter allen, hält 5o4 Tonnen. Die Patentirung von 48
neuen Kauffahrteischiffen wird eben vorgenommen.
^ Am lebhaftesten ist der Verkehr mit der Levante.
Die österreichischen Seeleute gehören unter die geüb-
testen im adriatischcn und mittelländischen Meere.
Die österreichis(dien .Schiffe werden von den italieni-
schen Gewerbsleuten aus vielen Gegenden für ihren
Verkehr in diesen Gewässern gesucht, und ihr,e Asse-
kuranzprämie ist die billigste in Italieh. Der Küsten-
handel mit türkisch Albanien hat dadurch sehr viel ge-
gewonnen , dafs ( 1 8 1 8) zu Gunsten der dalmatinischen
und ragusäischen Küstenfahrer die Cabotage -Linie
auf die ganze Küste von j4lbanien im Einverständnisse
mit der ottomanisphen Pforte ausgedehnt worden ist.
Aufser Aer Le\fante gehet der stärkste Handelszug
nach den italienischen Küsten. Im letzten halben Jahre
waren in den Häfen von Ancona, Rimini und Grottar
mara 645 , in den Häfen des Grofsherzogthums Tos- ^
kana 486, des Königreichs beider Sicilien 1 248, Sar-
diniens 319, in Malta 61 österreichische Schiffe etc.
eingelaufen. In Barcellona üefen 69, in Lissabon 29,
in Tmpanmok und Odessa aber 3^4 österreichische
Schiffe ein.
V^^ir werfen nun einige Blicke auf die Industrial-
Unternehmungen in den letzten Jahren und auf die
Fortschritte in einzelnen Gewerbszweigen. Man darf
hier nicht aufser Acht lassen, dafs diese letzten Jahre
der Gewerbs- Industrie nichts weniger als günstig
waren; dafs Mifsjahre die Konsumtion verminderten j
378 - .
die Geld Verhältnisse ihr einen Theil der Kapitalien ent-
zögen 5 und dafs die in den ersten Jahren des Friedens-
standes nach einem langwierigen Kriege verminderte
Zirkulations-Lehhafiigkeit sie mehr oder weniger läh-
men mufste. Diese üblen Einflüsse verlieren sich jedoch
allmählich^ und aus dem Drange der Zeit tritt aie Ge-
werbe-Industrie gewissermafsen geläutert und fester
Legriindet hervor. In der allmählichen Verbreitnng
einer gleichförmigen Kultur durch die verschiedenen
Provinzen des Kaiserstaates liegt fiir sie noch die Aus-
sicht ajif eine sehr grofse Erhöhung und Erweiterung.
Diesem Aufsatze ist das Verzeichnifs der Erfin-
dungs- Privilegien angehängt, welche in den drei letz-
ten Jahren in der österreichischen Monarchie ertheik
■worden sind. Da nach dem gegenwärtig bestehenden
Privilegiums-Systeme einErfindungs Privilegium jeman-
den nur dann ertheilt wird, wenn durch die vorläufige
Untersuchung die Erfindung für neu und nützlich tn-
erkannt worden ist^ so enthält jenes Verzeichnifs gröf^
tentheils ischätzbare und interessante Erfindungen und .
Verbesserungen. — Wir werden aufser denjenigen No- ,
tizen, welche anderweite Industrial- Gegenstände be-
treffen, hier von diesen Erfindungen nur diejenigen
berühren, von denen bereits gröfsere Ausführungen
vorhanden sind, und von denen etwas gesagt weraen
kann; da nach dem bestehenden Systeme, die Natur ;
der Erfindungen selbst während der Dauer der Privi-
legiumszeit von dem Erfinder als» Geheimnifs behan-
delt wird. Wir müssen hier noch bemerken, dafs die
k. k. Kommerz -Hof Kommission, in ihrem unermüde-
ten Streben, die Hindernisse der freien Kraftäufserung
in den Industrial- Unternehmungen nach den Umstän*
d*'n möglichst zu beseitigen, sich dem Vernehmen
i:iach, gegenwärtig mit dem Entwürfe eines peuen Pri-
viiegiums-Systems beschäftiget, welches, vielleicht mit
Benützung der Grund -Ideen des englischen Systems,
die lästigen Formalitäten entfernt, welche gegenwärtig
379
mit der Erlangung eines Erfindungs-Privilegiums ver-
luaüpft sind.
Ti'ie Dampf Schiffahrt y welche zu den wichtigsten
Erfindungen unseres Zeitalters gehört, welche beson-
ders in solchen Ländern, wo es Überflufs an Steinkoh-
len gibt , in der Erleichterung und Beförderung der
Kommunikationen vermittelst der Flüsse, Kanäle und
an den Seeküsten die wichtigsten Vortheile gewährt,
kam in der österreichischen Monarchie im Jahre i8i8
%ur Ausfuhrung.
Zur Beförderung der Dampfschiffahrt in den öster-
reichischen Staaten wurde beschlossen, die grofsen
Uilternehmungen derselben , seyen es nun Inländer
oder Ausländer, welche sich dazu herbeilassen, nicht
für den ganzen Umfang der Monarchie, sondern nur
nach den einzelnen Uauptströmen nebst ihren Seiten-
flüssen^ oder nach bestimmten Richtungen der See-
£ihrt voll einem Punkte der Moriarchie bis zu einem
andern , durch Privilegien auf die Dauer von fünf-
zehn Jahren in der Art zu begünstigen, dafs derjenige,
welcher mit einem solchen Privilegium betheät wird,
in dem gewählten Umfange, und zwar auf dem Haupt-
sfrome binnen einem Jahre, auf jedem Seitenflusse bin-
nen zwei Jahren wenigstens ein Dampfschiff nach der
von ihm angezeigten Art herzustellen, und in Anwen-
dung zu bringen habe, widrigens das ihm ertheihe
Privilegium als erloschen anzusehen ist^ dafs, wenn
zwei- Unternehmer zugleich fiir einen und denselben
Umfang um ein Privilegium ansuchen, die eingelegten
Zeichnungen und Modelle verglichen werden, und
venn sich keine wesentliche Verschiedenheit in der
Verfahi*ungsart ergibt, von der Staatsverwaltung ent-
schieden werden soll, wem der Vorzug zu geben sey;
wenn sich aber in der V^esenheit Verschiedenheiten
ergeben, auch für jede derselben auf dem nähmKchen
Umfange Privilegien ertheilt werden. Zur Verwahrung
38o
»
vor Unglücksfällen wurden eigene, auf chemisch-lecli-
nische Grundsätze und auf die Rücksichten derWas-j
ser -Polizei gestützte Vorsiebten von der Staatsverwal-
tung vorgeschrieben *).
Hiernach wurde zuerst (i8i7)^er Grofshändlerti
John All§n in Triest mit einem Privilegium, auf einil
regelmäfsige Art mit Dampfschiffen zwischen Tri&n
und Venedig in der Art der Packetboote für ReisenMJ
und Waaren zu fahren, betheilt; welche ünterneh-]
mun^ nun bereits mit dem besten Erfolge im volle»!
.Gange ist. *
Anton Bernhard et Comp, und der Chei^alier SL
Leon haben Jeder für sich auf ihre verchiedenen Ver*
fahrungs weisen der Dampfschiffahrt (1818) Privilegici'^
zur Schiffahrt auf der Donau von ihrem Einflüsse auf
Baiern bis zu ihrem Ausflusse in die Türkei y und ai^
ällQU in dieselbe einmündenden Flüssen, und iwaf
Anton Bernhard insbesondere für den Gebrauch dcfij
von dems^elben erfundenen Schaufelräder mit beweg*
liehen Parallel -Schaufeln erhalten. Beide haben ihrt=
Probefahrten auf der Donau bereits, vorgenommen 'l'
■.
Eine ähnliche grofse Unternehmung der Damp
Schiffahrt auf dem Po ist eben im Werke.
») Zirkular vom 22. November 181 7,
*) Besonders wichtig liönnte eine zweclimäfsige BeuüUiiBg «''^
Dampfschiffahrt für das an den besten Steinliöhlenlageni <,:
reiche Ungarn werden , dem es für den reichlichen Al»«^.
seines Überflusses an Naturprodukten noch immer an W»**!
chenden, iniiern Verbindungen fehlt. Es ist zu crwarWi
dafs die ungarisehc Nation diese Erfindung nach allen KräfW
unterstützen werde , um nach und nach die vielen Vi^ '
strafsen, womit die Natur Ungarn gesegnet hat, schiitt^^
machen, und die darauf verwendeten Kosten durch dasW*"-;
nende Erträgnifs der Dampfschiffahrt mit Gewinn herein«]
bringen. . '
38i
Der hiesige Uhrmacher Anton Lebersörger hat
le Vorrichtung erfunden, ohne Anwendung von thie-
chen und Feuerkräften stromaufwärts zu fahren,
ine Vorrichtung besteht im Wesentlichen darin, dafs
s Schiff durch Wasserräder, welche der Strom des
usses in Bewegung setzt, vermittelst Seile gegen den
rem gewunden wird. — Er hat nach einer gelunge*
:n Prohefahrt'(i8i7) zur Benützung seiner Erfindung
r alle Gewässer der Monarchie ein Privilegium auf
bn Jahre erhalten. In diesem Frühjahre hat er eine
ihrt von Pesth nach PTien mit einer Ladung von ei-
gen tausend Zentnern bewerkstelligt.
Die Glasfabrikation ist schon seit langer Zeit
1 auf eine hohe Stufe ausgebildeter Industriezweig
T österreichischen Monarchie. In den letzteren Jah-
n hat sie noch durch einige Verbesserungen gewon-
n. Die Anwendung des Glaubersalzes statt der im-
»r theurer werdenden Pottasche, hat sich seit den
stspieligen Versuchen, welche die Staatsverwaltung
r mehreren Jahren dafshalb anstellen liefs, bereits
verschiedenen Glasfabriken ausgebreitet, und einige
rselben erzeugen ein Glaubersalzglas, das dem ge-
ihnlichen an Farbenlosigkeit wenig nachsteht. Der
(darf an Glaubersalz konnte bereits nicht mehr ganz
fi-iediget werden.
Dem Doktor Jos, Österreicher wurde (1818) in
icksicht der Verdienste, welche sich derselbe in
>sichLt auf^ die Glaserzei\gung mittelst Glaubersalzes
durch erworben hat, dafs er der Erste in der Mo-
rchie nicht nur diesen Gegenstand«' zur Sprache
achte, sondern auch die Anwendung des Glauber-
xes zur Glaserzeugung wirklich ausführte, durch die
zeugung und den Verkauf seiner Glasfritte, und sei-
r sogenannten gereinigten Soda den Gebrauch dieser
Lwenduiig verbreitete, und nebstbei über die Ge-
\
383
gendea^ wo das Qlaubersalz sich . vorfindet und mit ^
Vortheil gewonnen werden kann^ besonders übeir dea i
Teich von j^bbä in Ungarn, interessante Aufschlüsse
ertheilte, die grofse goldene Ehren- Medaille mit ölir
und Band verliehen.
Der Glasmeister in Schwarzau^ Zieh der jün-
gere, und die galizische Staatsgüter- und Salinen-Admi-
nistration mittelst des Bergwerks-Adjunkten v. Schind"
ler haben ,sehr gelungene praktische Versuche der
Glasererzeugung mittelst Glaubersalzes gemacht. Der
Glasfabrikant zu Oberndorf in Steiermark , Franz s
Geyer y hat eine eigene Abhandlung über diesen Ge-
genstand geschriebei][.
Der Steingutfabrikant zu Bajereck in Böhroeiiy
Joseph Jäckely wurde mit einem zehnjährigen Privi- :
legium auf seine Erfindung, Glas, ohne Pottasche,
ohne Soda, und, den gewöhnlichen Beisatz vonKoch-
salz abgerechnet, auch ohne Salze zu erzeugen, be-
thcilt. Der Körper, dessen sich der Erfinder als Fliifc-
mittel bedient, kommt in mehreren Provinzen der Mo*
narchie sehr häufig vor, ist sehr wohlfeil zu habeiv :
und ist bisher sowohl im In- als Auslande zur Glaser- 1
Zeugung noch gar nicht, und zu andern Zwecken sehr
wenig verwendet worden, folglich ein bisher gi'öfsten-
theils unbenutztes Naturprodukt. Diese Erfindung ist :
wichtig, und kann für die Glasfabrikation da, wo die
Substanz, welche der Erfinder der Pottasche substi-
tuirt hat, rein und in hinreichender Menge vorkommt, ^
sehr vortheilhaft werden. Es wird von ihr bereits auf ^
einigen Glashütten im Grofsen Gebrauch gemacht.
Der Glashändler Friedrich Egermann in Blot-
tendorfy Ijeitmeritzer Kreises in Böhmen,, hat durch
sein lobenswerthes Bestreben, diesen Industrialzvveig
immer höher zu heben, durch sehr mannigfaltige, mit
Geschmack gewählte Muster in der Kolorirung des
I
383
ases den Absatz der böhmischen Glaswaaren zu ver-
ilfaltigen gesucht. Auf den geschliffeneil Glaswaaren
t er eine besonders schöne; gelbe, transparente
rbe (aus schwefelsaurem Silberoxyd) in Anwendimg
bracht. Er hat das Natioiialfabriks-Produktenkabi-
tt des k. k. polytechnischen Instituts mit mehreren
lön^n Musterproben bereichert, wofiir ihm das
ohlgefallen der k. k. Kommerz-Hofkommision zu ei'-
nnen gegeben worden ist.
Graf von Buquojr hat (1818) auf seiner Herrschaft
tthenhaus in Böhmen, zu Neuhaus eine neue Glas-
>rik, Georgswerk genannt, errichtet, welche einzig
d allein durch Torflieitzung ') betrieben wird. Die
bei befindliche Dampfmaschine ist nach der Erfin-
ng des Grafen v. Buquof 2) ausgeführt. Diese Glas-
tte beschäftigt schon gegenwärtig bei sechzig Per-
len. Zu ihrem Betriebe wurden schon im Jahr 181 8
er fünf Millionen Torfziegel erzeugt, wobei täglich
i zwei huiidert Personen, meistens Weiber undKin-
r, die zu keiner schweren Arbeit fähig sind, Be-
läftigung fanden, und in dieser kurzen Zeit schon
er 100,000 Gulden W. W. von der ärmsten Volks-
sse verarbeitet wurden.
Der kenntnifsreiche und thätige Unternehmer hat
jh mehreren Versuchen eine schöne, schwarze glas-
ige Masse zu Stande gebracht, woraus verschiedene
iräthschaften, als Leuchter, Salzfässer u. s. w. ver-
') Die Heitzung der Glasöfcii mit Torf wird auch schon länger
in der auf der k. k. Familienherrschaft Gutenbrunn in N. Ö.
befindlichen Glashütte betrieben. S. Weinholds Erfahrungen
über die Benützung des Torfs zur Gläsc-rzeugung in Guten-
brunn, Wien.
^) Beschreibung einer im Jahrf i8i3 am Kunstschachte eines
Kohlenbergwerkes in Böhmen erbauten, äufserst einfachen,,
wohlfeilen' und allenthalben leicht ausmhrbaren Dampfma"
^biae vom Grafen G* v. Buquoy» Prag b. Haase^ 18 14*
384 ^
fertigt werden. Diese Masse ist sehr hart, YoUkommen
schwarz, selbst in dünnen Stellen nur sehr wenig durch-
scheinend, und sie nimmt eine vollkommene Politiur
an. Die aus dieser Masse verfertigten, von dem Herrn
Grafen dem polytechnischen Institute fixr das Fabrib-
produkten - Kabinett übergebenen Stücke verdienen
alles Lob.
•
Bei vielen Glashütten wurde bisher noch d6r erste
Grundsatz der Pyrotechnik, den Öffnungen, durch
; welche die zur Verbrennung erforderüche Luft den
Zutritt , und nach geäufserter Wirkung im erhitzten ; |
Zustande, als Flamme oder Rauch, den Abzug findet, \
ein zweckmäfsiges Verhältnifs gegen einander zu geben, '
nicht gehörig beachtet, um dadurch die gehörige Tem- i
peratur mit dem geringsten Aufwände von Brennma- 1
teriale zu erlangen. Der Besitzer des landtälQichen !
Gutes liechobus in Böhmen und der dort befindli- 5
chen privilegirten Hohlglasfabrik, Joseph Hofmanrij *
auf Lo^sels Werk über die Glasmacherkunst aufmerk- i
sam gemacht, hat durch Abänderungen in dem Ver- 1
hältnisse der Luftzüge seiner Öfen, und durch Ver- 1
kleinerung des Schmelzofens in dem Verbrauche des j
Brennholzes bedeutende Ersparuiigen erzielet. ^
Österreich hat zwar einen Überflufs an Stahl ver-
schiedener Art, zum Theil von der besten Qualität: in
der Fabrikation der Feilen konnte jedoch die feinste ^
Qualität der englischen, in der Härte, Gleichförmig-:
keit und Dauer, nicht vollkommen erreicht werden,
obgleich mehrere inländische Feilen, z. B. diejenigen
des Herrn Fischer zu St. ^gidjr den englischen sehr
nahe kommen. Die Staatsverwaltung hat nicht unter-
lassen , auch auf diesen wichtigen Gewerbszweig ihr
Augenmerk zu richten.
FFilhelm Bock y ein geschickter Ausländer, hat
sich als Fein -Feilen -Fabrikant zu JVaidhofen an der
385
Ybbs in N. ö. niedergelassen. Demselben wurde (i8i 7)
eine Unterstützung von fünf tausend Gulden W, W,
unter der Bedingung bewilligt^ dafs er sechs ihm zu-
zuweisende eingeborne Lehrlinge in der Kunst der
feinen Feilen -Fabrikation vollständige und so wie er
sie selbst besitzt^ zu unterrichten habe. Gegen diese
Verpflichtung sind ihm sogleich zwei tausend Gulden'
mit der Zusicherung verabfolgt worden, dafs ihm, so
oft er sich über den vollständigen Unterricht eines d«r
gedachten sechs Lehrlinge befriedigend auszuweisen
vermag^ für jeden derselben eine Belohnung von fünf
hundert Gulden werde ertheilt. werden. Die Feilen die-
ses Fabrikanten sind von sehr guter Qualität, und von
den besten englischen nicht wohl zu unterscheiden.
Die inländische Stahlfabrikation hat überhaupt in
den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht.
Die .Bemühungen di^^ Hrn. Grafen von Egger und des
Hm. Gerlach in der Gufsstahlerzeugung sind bereits
in Nr. X. dies^er Jahrbücher erwähnt worden.
Eine vorzugliche Erwähnung verdienet die Fein-
stahlwaaren - Fabrik des Ignaz von Bösler, zu JV^ijci
dorf in Böhmen. Das grofse massive , ganz neu er-
baute Hauptgebäude dieser Fabrik enthält eine grofsd
Schmiede mit vier Feuerherden und vier Ambofsen^
einen Härteofen und einen Glüheofen, eine Drahtzug-
und Bohrmaschine, grofte und kleine Kompressen^
Durchschnittpressen, eine Ausschweifmaschine, eine
Maschine zur Verfertigung von gestreiften, gerauteten
und krystallinischen Schalen von Holz, Knochen, El-
fenbein und Perlmutter, mit einer eigenen Ovalma-
schine, eine Maschine zum Stempeln und Graviren
der Scheren, eine Streck -Walz -Maschine, und eine
grofse Menge von Vorrichtungswerkzeugen, Schneid-
säumen, Stanzen u.dgl., grofse Material-Vorrathskam-
mern und Gewölbe, nebst den Wohn- und Arbeits-
zimmern. In dem dazu gehörigen Garten befindet sich
•'«hrJ. ri, polrt. lust, I. Bd. ^5
3Ö6
•
6111 Gebäude fiii- den Graveur und seine\ Gehülfen^
ferner ein eigenes Haus fiir die Holzarbeiter. In einem
eigenen Wohngebäude ist die • Waaren - Niederlage
nebst den Material -Vorrathskammern, die Buchhal-
tung und die Leitung der Erzeugung und des Yet^
schleisses. In dem angränzenden Dorfe Folmsdorf\i^
sitzt die Fabrik eine oberschlächtige Schleifmühle mit
vier Schleifstätten fiir gröbere Sachen zu ebener Erde^
und sechs Schleif- und Polirstätten fiir feinere Arbei-
ten im ersten Stockwerke , dann eine uilterschlächtige
Schleifmühle mit zwei groben Schleifstätten zu ebener
Erde , und fünf Schleif- und Polirstätten für feinere
Arbeiten im ersten Stockwerke ; endlich in dem un^
weit davon gelegenen Dorfe Cunersdorf eine ober-'
schlächtige Schleifmühle mit sechs ^gröberen und fei- |
neren Schleif- und Polirwerkstätten. In einem gepach- i
teten Hause befindet sich die Gürtlerei nebst einigisn *
Drechslermaschinen ^ .Ovalwerken, Walzmaschinen,
Galleriemaschinen, Durchschnittpressen, einer grofscn
Menge von Werkzeugen und einem Messing -Schmeli-
ofcn. Aufserdem arbeitet noch eine Anzahl von ver- '
schiedenen Handwerkern, Messerschmieden^und Hand-
mühlschleifern in eigenen oder gemietheten Wohnun-
gen mit Weibern, Kmdern und Gesellen auf den Herr-
schaften Hainspach y SchluckenaUy Rumburg und
Böhmisch- Camnitz. Diese 'Fabrik beschäfligt und er-
nährt gegenwärtig hundert zwei und neunzig Perso-
nen, und hat vom i. Oktober 1817 bis i. Oltober 1818 '
im Inlande um i3o,8o3 fl. C. M., und in das Ausland
um 63,212 fl: C. M. Waaren verkauft. Der Fabriks-
inhaber, Jakob RösleVy hat mit grofsen Kosten meh-
rere seiner Angehörigen im Auslände uniEerreisen, und
die besten Maschinen von daher kommen lassen. Seit
mehreren Messen verkauft die Nixdorfer Fabrik, bei
täuschender Ähnlichkeit der Waaren mit den engli-
sehen, in grofsen Massen 5o7o im Durchschnitt unter
den niedrigsten Preisen der Engländer in Leipzig: Die
genauesten Uutersuchungen des Zustandes dieser Fa« •
387
brik haben ihre ausgezeichneten Vorzüge bewährt. In
dem National -Fabriksprodukten -Kabinette des poly-
technischen Institutes befindet sich eine eigens für
dasselbe verfertigte Musterkarte ^ welche unserer Na-
tional-Industrie zur Ebre gereicht. Um die Verdienste
dieser Fabrik zu belohnen ^ und andere Künstler zu
gleicher Vollkommenheit in ihren Unternehmungen
aufzumuntern^ haben Seine k. k. Majestät (1819) dem
Inhaber dieser Fabrik^ Ignaz Rösler, und seinem
Neffen^ Joseph Emanuel Fischer y Direktor derselben^
den österreichiscben Adelstand, dann seinen übrigen
di^i Neflfen ^ dem Fabriks - Geschäftsführer , Franz
Aloys Fischer y dem Buchhalter, Joseph Röster , und
dem Werkführer und Maschine -Direktor Aloys Rös-
ler, 80 wie dem Graveur, Freiherrn von Plejs, die
mittlere goldene Ehrenmedaille zu verleihen gei^uhet.
Die einzelnen Industriezweige der Spinner, We-
ber, Wirker, Fäiber und Gärber biethen noch ein
weites Feld für den Erfindungsgeist dar.
Die Erzeugung der Leinwand war in früheren
Zeiten einer der wichtigsten Industriezweige der Mo-
narchie, und der Handel damit sebr ausgedehnt. In
den neueren Zeiten, besonders seit dem Jahre 18 13,
hat der auswärtige Absatz beinahe gänzlich Wfgehört,
und auch der inländische sich bedfeutend vermindert,
— zunächst eine Folge der seit dieser Zeit über Ver-
hältnifs gestiegenen Preise der Lebensmittel und der
Arbeit, so wie der immer gröfseren Verbreitung und
Wohlfeilheit der baumwollenen Zeuge. Die Einfüh-
rung der Maschinenspinnerei, durch welche nach und
nach die Preise der Flachsgarne in demsellien Ver-
hältnisse, wie bei den Baumwollengarnen , herabge-
bracht werden können, ist daher von grofser Wichtig-?
keit, weil nur durch diese Maschinerien dieser alte,
dem Lande natürliche Industriezweig wieder gehoben
^5 *
38Ä . .
und zu einer gröfseren Ausdehnung als jemals gebracht
werden kann.
Ähnliche Betrachtungen haben Seine k. k. Maje^'
^^4^ bewogen^ den Philipp Girardy einen ausgezeich-
neten Mechaniker aus Paris , Erfinder einer Flachs-
Spinnmaschine^ im Herbste 1 8 1 5 in die österreichischen
Staaten zu b.erufen, ihm auf seine Erfindung fiir den
ganzen Umfang der Monarchie ein Privilegium auf zehn
Jahre zu verleihen, Äur Beförderung der Untemehr
mung fiir ihn ein angemessenes Lokale in Hirtenberg
(einige Stunden von fVien) anzukaufen, und ihn mit
aen zur ersten "Herstellung der Anstalt erforderlichen j
Geld Vorschüssen zu imterstützen. Im Jahre 1817 be- j
fand sich diese Spinnerei bereits mit zehn Feinspion«* -
maschiiien, jede zu vier und fünfzig Spulen, sammt ':
den dazu gehörigen Vorspinn- und HUlfsmaschinen im
Gange. ' Die Resultate der ämtlichen Untersuchung
dieser Anstalt im Jahre 18 17 bewiesen, nach dem ein-
stimmigen Urtheile /der Sachverständigen, die Yorzüg-
lichkeit der Maschinerien des Hrn. Girard^ und die
tadelfi:eie BeschaflFenheit ihrer Produkte.
Um der Absicht der Staatsverwaltung in der schnei-
feren Verbreitung dieses neuen und wichtigen Indo-
^triezweiges zu entsprechen , machte sich Hr. Girard
anheischig, seine Maschinen zum Verkaufe zu verfer-
tigen, und Jedem, der es verlangen und hiezu die ge-
hörige Genehmigung erhalten hsd^en wird, einen voll-
ständigen, aus drei Vorbereitungs- und zehn Fein-
spinnmaschinen bestehenden Satz um den Preis von
8000 fl. C. M. zu liefern. Seine k. k. Majestät geruhe-
Xen auch zugleich mit allerhöchster Entschliefsung vom
10. Jnli 181 7, dem Hrn. Girard für jeden der ersten
hundert Sätze, welche er auf die oben angeführte Art
verkauft haben wird, eine Prämie von 1000 fl. G. M.
2U bewilligen, in der Art, dafs davon die Hälfte an
den ihm gemachten und zum Ersätze bestimmten Vor-
389
iscliüsseii abgeschrieben^ die andere Hälfte aber ihm
mit jeder Ablieferung haar ausgezahlt werde«
Die Fabrik des Hrn. Girard arbeitet gegenwärtig
mit zwanzig Feinspinnmaschinen. Das Garn zeichnet
sich durch Gleichförmigkeit und Festigkeit aus, soj^
dafs die Leinwandfabrikanten es vorzugsweise ^ur An-
wendung fiir die Kette kaufen. Der Fabrikant, Herr
Heitzmann von Brana in Mähren , hat zur Verarbei-
tung des Hirtenberger Maschinengarnes an hundert
Weberstühle im Gange.
Im vorigen Jahre hat Hr. Girani sein Maschinen-
System noch durch die Erfindung einer sinnreichen
Biaschine vervollständiget, welche das beim Hecheln
des Flachses abfallende Werg kämmet und in Bänder
mit parallel liegenden Fasern bildet , welche sonach
gleidh dem Flachse versponnen werden, upd einen
schönen und gleichförmigen Faden liefern.
Aufser Hrn. Girard haben seitdem noch der Me-
chaniker Wurm in Verbindung mit dem k. k. Rathe
Hrn. Pausinger, dann die hiesigen Mechaniker Philipp
Hebenstreit und Leopold Avchinger Privilegien auf
Flachsspinnmaschinen erhalten. Nur die erstern haben
jedoch bis jetzt davon Ausfuhrungen im Grofsen ge-
macht. Auch Herr Tf^urrrjL verarbeitet sein Werg ver-
mittelet einer eigenen M^ischine ; auch hat er eine ei-
gene, dem Vernehmen i^ach sehr sinnreich und zweck-
mäfsig eingerichtete Hechelmaschine ausgeführt, in
welcher der Flachs vollständig und zum Verspinnen
geeignet, gehechelt wird, — eine Maschine,* deren
grofser Nutzen von selbst einleuchtet.
Die neue Flachszubereituncsmethode von Lee in
London ohne Rösten (Rotten) der Leinpflanze durch
blofses Trocknen derselben, und das darauffolgende
Brechen und Reinigen derselben von den holzigen
390 ,
Theilon durch Amvendung von Maschinen^ entgbg^
der Aufmerksamkeit der k. k. Kommerz-Hofkommission' ^
nicht. Auf ihre Veranlassung wurde eine von Herrn
Christian in Paris, ausgeführte Brechmaschine hieher
gebracht^ und in der Modellensammlung des k. k. po-
lytechnischen Institutes aufgestellt^ um als Muster für
weitere Verbreitung und Nachahmung üu dienen *).
Hier verdienet die Erfindung des hiesigen Weber-
meisters Bayerleitner bemerkt zu werden; welcher
einen Weberstuhl hergerichtet hat, auf welchem er
sackförmige Gewebe ohne Nath verfertigt. Er hat
sich gegenwärtig zunächst auf die Verfertigung von
Säcken von verschiedener Gröfse und zu verschiede-
nem Gehrauche beschränkt. Für Mehl- und Fulter-
säcke, desgleichen far Geldsäcke, fällt der Yortheä 1
dieser Erfindung rücksichtUch der Dauerhaftigkeit VM ',
seU)st in die Augen. Bei Geldsäcken ist noch im Bes<m- '
dern zu berücksichtigen, dafs durch diese Säcke ohne
Nath einer möglichen Veruntreuung, durch aufschnei-
den und wieder zunähen der Nath bei den gewöhii-
lichen (versiegelten) Geldsäcken, vorgebeugt wird.
Die Papier Jabrikation bedarf in der österreichi-
schen Monarchie noch bedeutender Vervollkonmmun-
gen, bis im Allgemeinen die feinsten Gattungen ihrer
Erzeugnisse den feinern englischen und hoUändischen
Papieren gleichgestellt werden können. Jedoch sind
in den. letzten Jahren darin nicht unbedeutende Fort-
schritte geschehen. Herr J. G. Uffenheimer führte
auf der Papiermühle zu Guntramsdorf einige neue
Verbesserungen in der Bleichung der Papiermasse mit-
telst oxydirter Salzsäure ein, durch welche mehrere
wesenthche Unbequemlichkeiten dieser Bleichungsart
^^ ■ _ - 1 - ■ • ^ ^^^M — ■
*) AnsfQlirlicfae Nachricht über diesen Gegenstand enthalt dAs
»Mau^acin für den dcatschf^n Flachs- und Ilanfbaii etc* , von
/. Roths tein und Dr. Bertuch* Erstes Heft. Weimar ^ 181 9««
3Qt
l>eseitiget werden. Die von ihm verfertigten Post- und
^Velinpapiere zeichnen sich durch Weifse und Feinheit
BUS. Auch in der Erzeugung gefärbter . Papiere l^at;
^ese Fabrik rühndiche Fortschritte gemacht.
■
Die dem Hrn. Ritter von Peschier zugehörige Pa-
pierfabrik in Franzensthal nächst Ebergassing ver-
spricht bei den bedeutenden Kosten^ yrelche der Ei-
genthümer auf ihre Vervollkomnmung verwendet, und
unter der Leitung ihres geschickten Direktors , Herrn
Sterz ^ eine der ersten Etablissements dieser Art in der
Monsurchie zu werden. Sie produzirt weifse und ge-
ürbte^ Post- und Velinpapiere, welche den ausländi-
schen wenig nachgeben. Hr. Sterz hat, nach vielfachen
Versuchen, eine i^ England zwar schon früher ausge-
führte, aber in ihrem Detail geheim gehaltene, Papier-
fabHkaiibnsmaschine so eben zu Stande gebracht,
auf welcher das Papier in Blättern von jeder beliebigen
Länge und mit der gröfsten Ersparnifs an Handarbeit,
Raum und Zeit verfertiget wird. Diese im Inlande neu
nach - erfundene Maschine wird der Papierfabrik'ation
rücksichtlich der Qualität und Preise die gröfsten Vor-
theile verschaffen.
Die Thichfabrikatioh hat in Österreich schon seit
längerer Zeit einen hohen Grad von VoUkonunenheit
erreicht, und die Fein - Tuchfabriken in Mähren, zu
Brühn\ai6,,Namiesty dann in Klagen/urthy sind rühm-
lich bekannt. Die wohlthätige Zuruckwirkung dieses
Gewerbszweiges auf die Agrikultur -Lid^ustrie hat in
kurzer Zeit, eine ungemeine Veredlung der inländischen
Schäfexeien bewirkt, so, dafs die gegenwärtig in be-
deutender Menge in Böhmen, Mähren, Österreich
und Ungarn erzeugte Schafwolle zu den feinsten ge-
rechnet, und zum Theil selbst der berühmten Elek-
toral- Wolle gleich geschätzt wird. Li den meisten
gröfseren Tuchfabriken wurden nach und nach die
besten Wollspinnmaschinen und andere Mec)ianiäinen
i
■
I
392
eingeführt^ welche die ErzeugungskosteH vermindern]
Die Tuchfabrik des Grafen von Haugwitz zu NaMiest\
in Mähren y vielleicht das gröfste Etablissement dieser 1
Art in der jVIonarchie y besitzt in dieser Hinsicht Ein-^
richtungen^ welche sie jeder Fabrik des Auslandes as
die Seite stellen. '
Die Einfuhrung. einer neuen Schermaschini
durch Herrn CocheLet et Comp, im vorigen Jahre ge-
währt für die Tuchfabrikation einen neuen Vortheil in
derErsparnifs und in der Qualität der Appretur. Diese
Schermaschine ,(7b/^fiieMie oder Forces helicoideSf
schraubenförmige Schere) beschleunigt die Arbeil
aufserordentlich ^ und gibt überdem eine sehr regd* ^
mäfsige und gleiche Schur. Sie gibt in zwölf Stunden \
auf i3oo Wien. Ellen -J oder -| breiten Tuches einen' ^
vollkommenen Schnitt^ ist daher im Stande^ in einein
Tage von zwölf Stunden drei Stücke Tuch zu saEUefli
jedes zu zwanzig Schnitten zu scheren. Die Kosten ,
der Arbeit dieser Maschine verhalten sich zu jenen dei
Scherens mit der Hand wie i46o zu 584o^ und zu
jenen mit den bisher gewöhnlichen Schermaschinen
wie i46o zu 5090 *). Hr. Cochelet et Cofnp. verkauft
eine solche Maschine um den Preis von 65oo fl. C. M.
In Brunn ist eine solche aufgestellt, und seit einiger
Zeit auf Rechnung des Erfinders in Thätigkeit : die
Fabrik in Namiest hat sich bereits eine solche ange-
kauft. Das wesentliche Stück dieser Mas,chine besteht
in einem Zylinder, auf dessen Oberfläche, in langge- i
zogenien Schraubengängeh, sechzehn scharfe KKneen 1
befestigt sind. Unter diesem Zylinder und pAraQel mit j
demselben ist eine andere festliegende Stahlklinge an-
gebracht, welche über einer mit einem elastischen
♦) In dem gelial^rrichcn y>HeSperus^ lierausgegeben von CA. C*
Jindr^^« 5tes lieft 181 9 > S. 230, befindet sich eine aus(uh^
liehe Aufzählung der Vortl^eile dieser Maschine , und eine
VergleicJiung der Üost^u mit den bisher üblichen Scher»
inethoden,
1
t
393
isen versehenen kupfernen Platte sich befindet. Das
ch geht über dieser Platte und unter der liegenden
Jilklmge mit einer Geschwindigkeit von etwa drei
en in der Minute durch, während der Zylinder mit
a Schermessern sich schnell umdrehet. Die WöU-
em werden dadurch auf dem hegenden Messer un-
fähr unter einem Winkel von 45 Grad abgeschnit-
i^ wodurch das Tuch schon eine Art Glanz erhält.
In den gewöhnlichen Tuchscheren hat der Ma-
linist Joseph Wagner aus Prefsbufg im Jahre 1817
le nützUche Verbesserung bewerkstelHgt, die im
esentlichen darin besteht, dafs er abgesonderte
[meiden aus Stahl von i\ Zoll Breite verfertiget^
Iche mittelst Schrauben an schon gebrauchte und
genützte Tuchscheren, oder an neue blofs aus Eisen
^fertigte Scheren befestigt, und vermöge dieser
hrauben auch in ihrer Richtung so verändert wer-
D können , dafs dadurch nach Ef fordernifs ein mehr
er weniger scharfer Schnitt bewerkstelligt wird,
e Yortheile dieser Methode fallen von selbst in die
Igen.
Hier verdient die Fabrikation der Wiener Shawls
svähnt zu werden, deren Erzeugung in der letzten
üt avif einen hohen Grad vervollkommt worden ist,
, däfs SLu£ der Leipziger Michaelis-Messe 181 8 diese
lawls, wegen ihrer gröfseren Ähnlichkeit mit den
rkischen, den französischen und englischen vorge-
gen worden sind. Auch die Teppiche der k. k. Ara-
ilfabrik in Linz zeichnen sich durch ihre Vollendung
IS, und stehen den besten englischen dieser Art
cht nach.
In den mechanischen Hülfsmitteln der Weberei
ad in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte ge-
acht worden. Hr. Ch. G. Hornpostel in Wien , und
r. /. i;. Thornton in Pottendorf haben, nach der Art
394
des englischen Selbstwebestuhles, WebemaschLs
ausgeführt, von denen der erster e in seiner bedeu^
den Seidenzeugfabrik bereits einen ausgedehnten ^
brauch macht. Eine besonders rühmliche Ervp^
nung verdient die im vorigen Jahre von Hrn. Fran^
Bernwerth mit Beihülfe des Mechanikers Anton Fr^
ausgeführte und gleich den Vorigen mit dem"Priv
gium betheilte, Weberaaschine , welche in der V»
ständigkeit des Mechanismus alle Forderungen, befi
digt, und daher den engUschen Webestuhl hinter s:
läfst. Diese Maschine ist mit sinnreichen Vorrichtu
gen versehen, welche den Gang des Stuhles augi
blicldich hemmen, sobald ein Faden in der Ke
bricht , und sobald ein Faden im Einschlage rei
Bei dieser Maschine wird das, viel Zeit wegnehmen
Schweifen der Kette ganz erspart, der Stuhl braui
daher gar nicht aufgebäumt zu werden, so dafs, w(
er einmahl eingezogen ist, Jahre lang fortgearbei
werden kann, ohne den Stuhl neu einziehen zu m
sen. Diese Einrichtung erspart nicht nur bedeute
an Zeit, sondern auch an Materiale, da bei den
dern Stühlen bei jedem Stücke am Anfange und
Ende eine nicht unbedeutende Menge der Kette i
loren geht. Ferner schlichtet sich während des G
ges dieser Webemaschine immer die Kette von seil
und das Eintrocknen wird durch einen Windfang
fördert. Endlich hat dieser Stuhl noch eine sinnfei«
Vorrichtung, durch welche das Gewebe immerl
selbst (der Breite nach) gespannt wird. Jemand
diese Maschine oder mehrere zugleich besorgt,
daher nichts zu thun, als bei dem von selbst erfolg
den Stillstehen derselben einen Faden, in der K
oder im Einschlage, anzuknüpfen.
Die landesbefugten Seiden- und Floretband-
brikanten, JSeuffer und Wreden in TPien, habei
^ dem Mechanismus der Mühlstühle zur Erzeugung
J^äi^der,' ^weckm^fsige Verbesserungen angebracht,
395
ise Stühle auf eine völlig sichere Art blofs durch
asser zu betreiben, und die bisher erforderUche
^vegüng dieser Stühle durch Menschenhände zu be-
tigen. Sie hab&n zu diesem Behufe aufser der Ver-
idung der bewegenden Kraft mit den Stühlen ei-
ae sinnreiche Vorrichtungen ausgeführt, damit die
?sch\?vindigkeit der Bewegung der Stühle stets die-
he bleibe, auch fiir den Fall, wenn nur ein Theil
r Stühle durch die Wasserkraft getrieben wird, und
bst für den Fall , als das Niveau des* Aüfschlag-
ssers durch gröfsern oder geringeren Zuflufs an
asser veränderlich ist. Ein ausgedehntes Etablis-
^^nt mit diesen Maschinenstühlen J^efindet sich zu
^^uskirchen in Nieder- Österreich.'
Der Mechanikus Gottlieb Friedrich Schuster
\ ^ottendorf hat im Jahre 1817 seinen selbstwir-
^den Strumpfwirkerstuhl, eine Petinet- und eine
^*co^- Maschine ausgeführt^ welche sämmtHch durch
^M^'asser getrieben werden, und sehr vollkommene
d gesuchte Produkte liefern. Der Strumpfwirker^
^hl verrichtet ganz allein die Arbeit eines Strumpf-
^^ers , und zur Bedienung drei solcher Stühle^
"'^lich zum Aufstecken der Spulen und Anknüpfen
** eingerissenen Fäden, ist ein einziger Mensch nin-
^Aend. Der Petinet- Maschinenstuhl ist doppelt,
^^ er wirkt auf beiden Seiten, auf deren jeder er
^ ^inem Knaben zum Einlegen der etwa reissenden
^^^n bedient wird. Jede Seite verfertigt in einer
**^de etwa eine Elle Petinet, aii zwei Ellen breit, mit
^Ppelt geschlungenen Maschen, sowohl glatt als mit
^^^^hiedenen Desseins. Der 7>tco^- oder Strick-
^^^hinenstuhl hat einen von dem gewöhnlichen
^^^^pfwirkerstuhl wesentlich verschiedenen Mechä-
^^Us; er arbeitet ebenfalls doppelt, und es wird
[^^r auf demselben auf jeder Seite ein abgeson-
^^^^Tricötstück in einer Breite von 2 J Wiener Ellen,
•^^^ Schafv^oUe, Baumwolle, Leinen und Seide verar-
396 '
I
beitet. Auf einer Seite können in einer Stunde zwei
Wiener Ellen ^ folglich im Ganzen vier Ellen in der
Stunde verfertigt v^erden. Diese Waare zeichnet sich
durch die beste Qualität aus^ und wird sehr gesucht
Hie Baumwollen- Maschinenspinner ejr y welche
seit den letzten zehn Jahren zu einer. Ausdehnung ge-
langt ist^ durch welche der gesammte Bedarf der in- \
ländischen Webereien an gi^öberen und mittelfein^ i
mule ' twist gedeckt wird , hat in der letzten Zeit ^
mehrere Vervollkommnungen in den einzelnen Mecha*
nismen erhalten. Die gi^öfsern Fabriksanstalten dieser
Art befinden sich in Niederösterreich, unter welcher l
sich wieder die S'pinnfabrik in Pottendorf durch Au»- jj^
dehnung des Betriebes y Zweckmäfsigkeit der Ein- v,
richtung^ und Vollkommenheit der Maschinerie beson- ' j<
ders auszeichnet. Diese Fabrik , die vielleicht dffl L
dritten Theil des Maschinengespinnstes erzeugt^ das L
im Inlande fabrizirt wird^ und an.Gröfse nur wenigen ^
Anstalten dieser Art im Auslande nachstehen dürfte^ j
hat in der letzten Zeit durch die Bemühungen ihres \ -
geschickten Werkmeisters, Johann sfon Thornton, [r
mehrere Verbesserungen in den Maschinerien erhal- j^
ten, welche in dem anhängenden Priyilegium-Yerzeicb' ^
nisse angegeben sind. *3
il
il
1
iZ
Die Kattunfabriken , von welchen sowohl in l
Nieder Österreich, als in Böhmen und^fäÄrenEtablis- ^
sements von grofser Ausdehnung vorhanden sind| ]
haben zwar in den letzten Jahren unter dem Drucke ^
der Zeitverhältnisse an Geschäftsausdehnung bedeu- |r
tend verloren^ sie sind aber in. der Vervollkommnung ;
der Manipulazionen und ihrer Erzeugnisse vorwärts
geschritten, und einigen ist es selbst gelungen, durch ^
Qualität und Preise auf auswärtigen Märkten ge- ^
gen fremde Erzeugnise die Konkurrenz zu gewinnen. .
Hierin und besonders in der Fal>rikazion der türkisch- ^
rothen sogenannten Merinos- Artikel, in welchen die ^
» 1^
' 397
sutsclien Fabriken selbst den Kunstfleifs der Engläji ^
?r übertroffen haben^ hat die Kattunfabrik des jPr^nz
eitenberger zu Cosmanofs im Bunzlauer Kreise in
Ohmen sich vorzüglich ausgezeichnet. Auf der Leip-
ger Michaelismesse 1817 fanden ihre Waaren den
igetheiltesten Beifallj und die Fabrik war nicht'
Stande^ die erhaltenen Bestellungen zu befriedigen.
\ k. k. Majestäty stets geneigt, rühm würdigen Aus-
Lchnungen im Indus trialfache Ihren höchsten Beifall
gedeihen zu lassen , geruhten in Folge der von der
k. Kommerz-Hofkommission erstatteten Erhebungen
d Anträge, mit allerhöchster EntSchliessung von lo.
i 181 8 dem Eigenthümer der Kosmanoser Fabrik,
anz Leitenberger die grofse, dann jedem seiner
;i Gehülfen und Gesellschafter, Ignatz dOrlando^
tri Köchlin und Jeremias Sänger die mittlere gol-
ne Civil -Ehren -Denkmünze mit Öhr und Band zu
rleihen, und die Ankündigung dieser Auszeichnuilg
den Zeitungsblättern der Monarchie zu befehlen.
Eine ähnliche Auszeichnung wurde dem Leder-
»rikanten, /oÄa/iw Bapt, Lena zu Udine, zu Theil,
Jeher verschiedene Ledergattungen mit einem ho-
a Grade von Vollendung, und insbesondere das zu
;menzeug und Sätteln verwendete Blankleder, und
\ aus ungarischen Ochsenhäuten verfertigte Pfund-
»r Sohlenleder in einer von den Wiener -Lederfabri-
Lten nicht erreichten Vollkommenheit darstellet. Se.
f. Majestät haben ihm mit allerhöchster Entschlies-
ig vom I. August 18 18 die mittlere goldene Ehren-
^qaille mit Öhr und Band zu verleihen geruht.
Die Fabrikazion wasserdichter Hüte^ auf wel-
5 rücksichtlich der verschiedenen Methoden einige
vilegien (an Herrn Girzik und FVerner) verliehen
rden sind , hat in den letzteren Jahren in diesem
:eige eine nicht unbedeutende Ceschäftserweite-
g begründet. Diese Hüte, welche sich durch Fein-
398
lieit und Leichtigkeit auszeichnen^ sind dem Wasser
undurchdringlich^ behahen^ ind^m sie nicht durch
Leim gesteift sind, lange Zeit ihre Form^ und das
Abputzen mit einem nassen Schwämme, wodurch sie
einen neuen Glanz erhalten, vertritt bei ihnen die
Stelle des Abbürstens.
Wir erwähnen hier endlich noch der in der
neuern Zeit entstandenen, in ihrer ^Art merkwürdi«'
gen Zunderschwammfabrik von Alofs Kutiaro und
Kauz zu Heidenschaft in Krain, In dieser Fabrik
wird der in den Buchenwaldungen der Gegend iu |
Menge gesammelte Zunderschwamm {boletus ignior i
rius L.)y und der bei der gewöhnhchen Zuberei- J
tung desselben in Menge entstehende AJbfall der mehr -
holzichten Theile als Zündmateriale , nach einer der
Papierfabrikation ähnlichen Methode , in der Form
von dünnen Pappendeckeln zubereitet, und in der
Gestalt von Papierriefsen appretirt und in den Handel
gebracht. Die bequemere Form dieses Zunder» '
schwammes und seine gute Qualität haben ihn zu ei- -
nem beliebten Handels - Artikel gemacht, und es wer-
den davon bedeutende Partien in das Ausland ab-
gesetzt.
JVir wollen diesen Artikel mit einigen Notizen
über die Fortschi^itte dör Anwendung des Gaslichtes
in der Monarchie schlielsen. Die ersten Versuche über
diese vielfach nützhche und schöne Beleuchtungsart
wurden, wie bereits in Nr. H. dieser Jahrbücher er^
wähnt, in dem polytechnischen Institute gemacht. Im
Sommer 1818 wurde in der Stadt /Fte/i ein gröfserer Be-
leuchtungsversuch angestellt, wo zwei Strafsen mit fünf
und zwanzig Lampen vier Monathe hindurch ununter-
brochen beleuchtet vmrden. Diese Beleuchtung ent-
sprach vollkommen der Erwartung. Das Licht war sehr
rein, und leuchtete beiläufig dreimahl so stark, als das
der gewöhnlichen Öhllampen« Durch diesen Erfolg ha-
399
i>eii sich Se.i.k* Majestät heyvogen gefunden^ zurEin-
fiihruBg der Gasbeleuchtung in einem grofsen Theile
der Stadt die nöthigen Yorerhebungen und Anschläge
anzuordnen. Dieser Gegenstand wird gegenwältig
¥on den Behörden bearbeitet.
Mehrere Privaten haben seitdem diese Beleüchr
tnngsart bei sich eingeführt. Eine der ersten Aus-
fuhrungen dieser Art war jene des Herrn Wirthschafls-
rathes j^ndre in Brunn, die schon seit zwei Jahre9
besteht. In Ollmütz beleuchteten der Landschafts«
apotheker Hr. Schrötter und der Weinhändler Hr.
Semler ihr Haus. In Brunn , das so viele Fabriken
besitzt 9 und in dessen Nähe die Bergwerke von O'slo-
van und Rofsitz mit den vortrefilichsten Steinkohlen
sich befinden^ wird diese Beleuchtungsart vielleicht
^äterhin noch gröfsere Fortschritte machen. Hr.
Pranz Ludwig zu Reichenberg in Böhmen hat mit
Anfang dieses Jahres seine BaumwoU- und Schafwolle
Maschinenspinnerei vollständig mit Steinkohlengas be-
leuchtet : diese Beleuchtungsart findet jetzt dort sc
viel Beifall^ dafs sie bereits mehrere Nachahmer ge-
funden hat.
Eine grofse Anlage in dieser Art hat bereits
seit einem Jahre der Herzog von Montfort in Schbnau
bei Wien herstellen lassen y durch welche das ganze
Schlofs mit mehr als hundert Lichtern beleuchtet
wird. In mehrern Zimmern brennt das Gaslicht aus
srofsen Hängleuchtern, und verbreitet eine grofse Hel-
Egkeit, ohne allen Geruch. Der Gasometer ist
von Kupfer, und hat einen Inhalt von acht hundert
Kubikiufs.
Der erste Leuchtthurm , welcher mit Licht aus
Steinkohlengas versehen ist, wurde in der österreichi-
ichen Monarchie errichtet. Er befindet sich auf dem
Punkte yon Salyore an der Küste von Istrien, etwa fünf
«.: 1 .^oAUig IcaliemscheMeilen von Triest, um die S
.villi uach diesem Seehafen zu sichern. Sein
^fcUide im März 1817 angefangen^ und in der Nach
L^. Aprils 18 18 leuchtete das Gaslicht in dems
zujMi erstemnale den Schiflem. Diese Beleud
wurde bisher ununterbrochen fortgesetzt^ und si
friedigt alle Forderungen des Schiffers , gibt stat
gelbhchen öhlflanune ein blendendweifses Licht,
gewährt eine bedeutende Ersparung. Der TJ
selbst (von dem gegenwärtigen k. L Uofl>aurathe
Direktor der Architekturschule an der k. L Akad
der bildenden Künste, Herrn Peter Aobilej, erric
hat die Form einer Säule mit einem Kapitell , di
einem viereckigen Piedestal ruht. Der Durchm
der Säule ist 'i6Fuis; die Breite des Kapitells 20
In der Säule führt eine Wendeltreppe auf die I
des Kapitells, auf welcher sich die Laterne, vo:
Fufs in Durchmesser und 1 4 Fufs Höhe , aus (
eisen auf dem k. k. Gufswerke in Mariazeil verfe
und mit Spiegelglas versehen, befindet. In diesen
h^use befindet sich der Leuchter von Messing, aus
übereinander befindlichen horizontalen und paral
Bingen, von denen der Durchmesser nach der 1
abnimmt, bestehend, aus welchen das brennende
durch 32 Leuchtöfinungcn hervortritt. Auf dies<
stellt sich ein leuchtender kegelförmiger Körpei
5 Fufs Höhe und 6 Fufs in der Grundfläche dar.
einer Entfernung von 4 Fufs von den Eisenst
der Laterne befindet sich ein eisernes Geländer
dafs man sicher um dieselbe herumgehen kann.
Mittelpunkt der Lichtmasse befindet sich 1 1 o Fuf
über der Meeresfläche. Das Licht ist auf ^5 italieni
Meilen sichtbar. Das viereckige Piedestal enthält
Raum, in welchem der Gas-Destillationsapparat ai
stellt ist, über dem ein Magazin für die Vorräthe,
die Wohnung der Wächter. Das Ganze ist aus <
dersteinen errichtet. Der Gasapparat wurde von
4oi
* •
L k. Artillerie-Zeugwart, Herrn Tomek, zweckmäfsig
hergestellt^ welcher auch die Leitung dieser Beleuch-
tungsanstalt besorgt«
XXIII.
Verzeichnifs der seit dem Jahre 1815 in
der Österreichischen Monarchie ertheil-
ten und noch bestehenden Erfindungs- '
Privilegien.
J akob Schändl erhält ein ausschliefsliches Pri'^
lilegium auf die von ihm erfundenen fVassermaschi^
nen auf fünf Jähre ^ unterm 21. Dezember i8i4
Das Wesentliche dieser Maschinerie besteht aus einem hori-
zontalen« unter das Wasser des Flusses eingetauchten Rade mit
schiefstehenden Schaufeln , Avelches seine Bewegung auf die am
Ufer stehende Maschinerie vermittelst mehrerer durch den Hucki-
sehen Schlüssel verbundenen Stangen fortpflanzt.
Franz Schaf zahly auf seine Nägelprefsfnaschine
auf sechs Jahre ^ unterm 2. Mai 181 5.
Friedrich Fbigtländer, auf die von ihm erfunde-
nen periscopischen Gläser, auf sechs Jahre ^ unterm
5. Juli i8i5,
Gebtüder Offenheimer , auf die Erzeugung des
Indigo^ Lok (Lac-dye) als Surrogat der Cochenille^
Ofilsnheimer ' Rot h genannl, auf zehn Jahre ^ unterm
26. Juü i8i5.
PhiL Girardy auf seine Ftacksspinnmaschine, auf
zehn Jahre, unterm i8. September 18 15.
JaJirk d. poijrt. Inst. I. Bd ^Q
\
403
«
Anton Straujsy far eine Buchdruckermäschm
auf sechs Jahre ^ unterm 3. November i8i5.
Peter Anton Girzick; auf seine Erfindung, HiiU
^wasserdicht zu machen, auf sechs Jahre, unterm ay«
Dezember i8i5.
Ant.Estlej', auf sein Strohpapier, fyr^sechs Jahre^
\interm ^7. Dezember 181 5.
Hr. Estler verfertigt gegenwärtig ein durchscheinendes, zuoi
Durchzeichnen geeignetes , Strohpapier von vorzüglicher Qualität.
•
Raimund Gärberydjxi^tvijnobileperpetuuni^ auf
lunfzehn Jahre, unterm 3 1 . Jänner 18 16 (unter derBe*
dingung der vorläufigen Ausfiihrung).
Thomas Bischof und GeorgHornpostelj auf ihre
tieu erfundenen Webestühle, fiir acht Jahlre, unteno
Srg. März 18 16.
Bernhard Nei^ffer und Karl Wred^n , auf ihre
Erfindung^ Mühlstühle durch Wasserkraft zu betreib
hen, auf drei Jahre, unterm i 4 ^ug^^^ 1 8 1 6 ; verläu'
g^rt auf zehn Jahre, den 20. April 1818;
Joseph Wagner, fiir die von ihm neu erfimdenen
Tuchscheren y auf sechs Jahre, den 11. Juni 1817.
Friedrich GottL Schuster, auf seine Petinet-vsA
dTWco^-Maschine, auf zehn Jahre, den23.0ktob. 181 7.
Joseph p. Saurimonty auf die Erzcugting des tv^
serdichten LederSy unterm 14. März 181 7,
Johann Mälzely auf seinen Takt - Messer (MetiO'
nome), auf acht Jahre, unterm 27. April 181 7.
Mathias Joseph Thümmely auf die von ihm erkßr
Aene Tf^asserheb" Maschine, auf zehn Jahre ^ dea i&
April Z817.
4o3
LudwigLpcatelli, auf seinis Schiffe von ganz neuer
lart^ auf zehn' Jahre^ unterm i4* April ioi7.
Anton Löbersorger, adf die Erfindung^ ohne An-
indung thierischer und Feuerkräfte Stromaufwärts
faliren, auf zehn Jahre^ unterm 6. Mai 1817.
Mathias Giustini, auf die von ihm erfundene Ro/s-
ar-Krämpelmaschine, aiif sechs Jahre, den 3i. März
Franz Wurm und D. Pausinger, ajif ihre Flachs-
nnmaschine, auf zehn Jahre, unterm i2. April 1817.
Ludwig Locätelliy auf die Verfertigung und den
rkauf seiner PFasserhebungS'- und Dreschmaschine^
ffiinf JaluiB, unterm t6. Mai 181 7.
Martin und Alojs Munding y auf ihre neu erfun-
ne Fournir-Zirkular-Schneidemaschine , auf sechs
buce, den 9. Jimi 1817.
P^itus Ugatzfy N. Ö. Strafseiihau- Kommissär, auf
; von ihm erfundene Säem aschine , für sämmtliche
blande auf acht Jahre, unterm 3o. August 1817.
Paul ßrölemann und Joseph Daminger^ auf die
bauung und Betreibung von PFindmiifilen eigener
t, anfacht Jahre, den 2.6. September 18 17,
Gebrüder ScandellUy auf ihre Seiden- Zwirn--
2schine, fiir das lombardisch -venelianische König-
ich auf fünf J ahre , unterm 5. Oktober 1817,
Ferd. Honig, auf seine neue Methode, &?Äwar^-
färben, auf acht Jahre, den i5. Dezember 1817.
JosephGerlachy auf seine Erzeugung desschwreifs-
ren Gufsstahls und der feuerhältigen Schmelztiegel, •
f zehn Jahre, den i5. Dezember 1817.
a6*
' \
4o4
Pausingernnd fFurmy aof Oire nene ftachsspinn'\
maschine, auf zehn Jahre, imterm ai. Dexember 1817/
Johann v. Thomton^ auf seme neu erfimdene
JSaumwoU^Phrspinnmaschine, auf xehn Jahre, nnteni
31. Dezember 1817.
Joseph Weidlich , Geburtshelfer , auf die von ihm
erfundene Bademasc/iinej auf sechs Jahre, unterm 17.
Februar i8i8.
Giuseppe Cavaliere Morasiy anf di^ yon ihm er« ^
fundenen Maschinen zum Dreschen und j^ushülsen ^
des Reises und ziun Dreschen anderer Getreidegat^ <
tungen, fiir denUm&ng des lombardisch-venetianisdliea
Königreichs auf fünf Jahre, den i. Dezember 1817.
John Allen , Grofshändler in Jlriest, auf eine re-
gefanafsige Fahrt mit Dampfschiffen z¥risehen Triesi
imd Venedig in Art der Packetboote fiir Passagiers
und Waaren^ auf fünfzehn Jahre, unterm 8« Dezember
1817.
Brüder Galvani, Papierfabrikanten mCordenons^
auf die Reinigung des zur Papierfabrikation erforderli*
chen Materials y auf fiinfJahre^ unterm 29. Jänner 18 id.
Cheif alier Cochelety fiir die von ihm erfundene
Tuchschermaschine, auf zehn Jahre in der ganzen Mo»
narchie^ unterm 18. April 18 18.
Felix Biffly Färber zu Monza, für die von ihm
erfundene Methode, den Natikin nach ostindischer Art
tn färbeuy in dem lombardisch -venetianischen König'*
reich auf fünf Jahre, den 2b. April 18 18.
Eugen Locatelliy auf die Von ihm eingeführte Me-
thode^ Stiefeln und Schuhe, anstatt d^s Pei^draht«
>•
«mit kleinen eisernen Nieten zu verbinden^ fnr das lom-
l>ardisch - vehetianische Königreich auf iiinf Jahre, un- -
term a8. April 1818.
Die Anfertigung dieser Schuhe mit eisernen odör kupfernen
Vagein statt der gewöhnlichen Na^h (welche Methode aus £ng1and
stammt) , wird gegenwärtig schon häufig in den übrigpn Provinzen
der Monarchie mit Erfolg ausgeübt.
Joh. Bapt, und Karl Freiherr v. Putton >, auf die
von ihnen neu er fxmdene Baumwoll-P^orspinn" Ma-
schine^ auf zehn Jahre ^ unterm i4- Mai 181 8.
Jonathan Gabriel üffenheimer, fui^ die von ihm
• erfimdene Methode^ das Papier zu bleichen, in der
guizen Monarchie auf sechs Jahrq^ unterm 1 4- Mai 18 18.
Joseph Leonardi und Felix Botta, auf ihre Erfin-
dung^ die Seide von den Kokons mittelst Dampf a^-
. zttspinnen^ für das iombardischr-venetianische König-
reicb, auf fünf Jahre, den 8. Mai 18 18,
' Friedr. Gottlieb Schuster , fiir den von ihm erfun-
[ denen selbstv^irkenden Strumpfwirkerstuhl oder Tf^e-
\ bestuhly in der ganzen Monarchie auf zehn Jahre^ un-
term 20. April 18 18.
Von Doschoty fiir die von ihm erfundenen er^pa-
; renden Heitz- und Ko^höfen, dann eine Bretsäge^
>^ maschiney in der ganzen Monarchie auf sechs Jahre^ un-*
: lerm 20» April |8i8.
Joseph Jäckely auf seine Erfindung;, das CZo^ohne
Pottasche und Soda zu erzeugen;» auf zßhn Jahre^ un-
I term 37. Juni 1818.
Brüder Leppichy auf die von ihnen erfundene iVä-
. gel - Druckmaschine, auf sechs Jahre^ den 1 1 . Juli 1 8 1 8.
Ignaz Leitenberger , für die von ihm erfundene
Platten* Druckmaschine zu Seiden-, Baumwoll- und
4o6 ,
Leiriwandwuaren j für die gaiize Monardbie auf zchij
Jahre^ unterm 2 3. August i8i8.
Franz Hägner, auf seine neue Verfahrujigsart zur
Bleiweifs- Fabrikation, für die ganze Monarchie^ un-
term 10. Juli 1818.
Johann v. TTiornton, auf die Von ihm. erfundene
T'Fiefjerei'Hül/smaschine zum Schlichten und Stär-
ken der Kette, für die ganze Monarchie auf zehn Jahr^
unterm 9, August 18 18.
John TVattSy für seine Erfindung zur Herstellung
der Stereotyp 'Platten, für den Umfang der ganzen
Monarchie auf zehn Jahre, unterm 29» August 1818.
f
PaulSzaho, auf die von ihm erfundenen Feuer' ',
spritzen, für die ganze Monarchie auf acht Jahre, un- \
terjn 24- Juni 18 18.
Franz von Bernwerth, auf seine neu erfundene '
JVebemaschiney fiir den ganzen Umfang der Moliarcbie
auf zehn Jahre, den 20. September 1Q18.
Paul Vboldi, auf die von ihm erfundene Vorrich-
tung beim Strumpfwirkerstuhle zur Verfertigung der
Kottonstrickwaaren nach englischer Art mit schaf-
woUenem Eintrage, für das lombardisch-venetianische
Königreich auf fünf Jahre, unterm i5. u. 18. Sept. 1818.
Blasius Mayer, auf die von ihm erfundene NägeU
Prefsmaschine, für den Umfang der ganzen Monarchie
auf sechs Jahre, unterm i5. Oktober i8i8*
Anton Franz Smetana, auf seine von ihm erfun-
dene Graphit-Geschirr und Ö/e/i-Erzeugung, für den
Umfang der ganzen Monarchie auf sechs Jahre, den
i3. Oktober 18 18.
4o7
*
Carl Qiiidiciy auf die von ihm erftuidene Mascbine
OL Wasser schöpfen aus einem "wije immer .tiefen
lun^ fiir das lombardisch -venetianische Königreich
fünf Jahre, unterm 37. u, 3q, Oktober x8i8. '
Johann Aichinger und Hebenstreit , auf die von
len erfundene Flachsspinnmaschine, für denUmfai^g
r ganzen Monarchie, auf zehn Jahre.
Johann Geist , auf die von ihm erfui^deneiiböUer*
a Stockiihren mit einem einfachen Repetir- Schlag-
rk, für den Umfang der ganzen Mon^rchie^ auf acht '
Jire.
Blasius May er y auf die von ihm erfundene TVas^
'^säulen^ Maschine, zum Behufe ihrer Anwendung
* drehende Bewegung, für die ganze Monqirchie ^uf
zks Jahre,
Diese Einrichtung ist sinnreicb und wichtig.
Philipp Girard, auf die von ihm erfUndene Ma-
liine, fVerg und andere Stoffe zu verspinnen, f^
n Umfang der ganzen Monarchie auf zehn Jahre, un*
:m II. Jänner 1819.
Ches^ alier St. Leon und Anton Bernhard erhal-
1 ein ausschliefsUches Privilegium zur Dampfschiff
ihrt für die ganze Donau und ihre Nebenflüsse, auf
nfzelm Jahre, unterm 6. Jänner 18 ig,
(Die Fortsetf^tiiig folgt.)
^
XXIV.
über eine neue , vom Herrn Artillerie-
Oberlieutenant ä^/j erfundene Methode,
den Salpeter auf seinen Gehalt an fremd-
artigen Salzen zu prüfen.
Von
Benjamin Scholz,
M. D. Frorcssor der alli^crmeinen technisdicn Ch«nüe
am k. V. polyteclinischen Iiislilule.
M-fcr Salpeter wird in den österreichischen Staa-
ten gröfsteniheils von cifjens dazu berechiigien Privat-
fahrikanten erzeugt, und in die Ararialmagazine ent'
weder als ««ecA* einfach geläuterter , oder als echt
einfach geläuterter oder auch als doppelt geläuter*
ter Salpeter eingeliefert.
Unecht einfach geläuterter Salpeter heifst derji
nige, aus dem man den Rohsalpeter erhält, wenn man
diesen in seinem gleichen Gewichte Wasser durch
Uulie der Siedehitze aufläset, das Ahsetzen des Schau-
mes durch Zusatz von etwas Tischlerleim oder, wie
es am häufigsten geschieht, von etwas Kalk, befördert,
den aufgeworfenen Schaum fleifsigahnimmt, die Lauge
bis auf 48 bis Sa Araometergrade *) abrauchet, in die
•) Auf den in den liieaigen Salpcleraiedereien gebrauch licIiM
ÄräomelpniLedeulet die Zaiil der Grade elien «o viele Piuiiiil
Salpeter in einem Zenner Lauge.
4o9*
Ibottich bringt, daselbst so weit erkalten läfst^ bis
n die Hand ohne Schmerzen darin erleiden kann^
m Von den abgesetzten salzsauren Salzen in dieKry*
llisirgefäfse abgiefset^ und hier durch völliges Erkal-^
i den Salpeter anschiefsen läfst. Er führt den Nah-
n des unechten , weil er wegen seines Gehalts an
mdartigen Salzen noch nicht zur Bereitung des
rengpulvers verwendet werden kann.
Aus diesem unecht geläuterten Salpeter vnrd der
ppelt geläuterte gewonnen, indem man iSoff. des-
ben in ^ Eimer Kalk wasser, welches i ^ Loth Kalk'
thält, durchErhitzen im Läuterkessel auflöset, wäh-
id des Siedens abschäumet, öfters , um das Übei-
läumen zu verhindern, etwas frisches Kalkwasser zu*
:zet, im Sommer bis auf 58, im Winter bis auf 53
äometergrade abdampft, *) zuletztnoch^Seitel Kalk-
Ich (Niederschlag) zugiefsei, die Lauge dann durch
athsiebe in die Anschufskessel schöpft, und die^e gut
gedeckt an einem kühlen Orte so lange ruhig ste-'
n läfst, bis kein Salpeter mehr anschiefst. Die
luge wird von den Salpeter -Krystallen abgegossen,
d diese noch einige Mahl abgewaschen. * Die abge-
ssene Lauge wird nun wieder in dem Läuterkessel
gedampft, und auf die oben beschriebene Weise der
Ipeter daraus durch Krystallisiren gewonnen. Die-
r zweite Anschufs heifst nun echt einfach geläu-
*) Ein stärlteres Konzentrireri würde schädlich 'scyn, weil durch
die darauf folgende Krystallisation die salzsauren Salze zum
Theil mit anschiefsen und den ersten Salpeteranschufs , . wel-
cher der reinste scyn soll, verunreinigen würden. Auch will
man beim starkem Konzentriren einen Verlust von 0,04 Sal-
neter beobachtet haben, der wahrscheinlich bei. der höhern
Siedehitze einer sehr konzentrirtcn Lauge von den Wasser-
dämpfen mit fortgerissen wird, Lavoitier soll gefunden
haben, dafs man durch diesen Fehler in Frankreich in einem
Jahre 4o ^'^ 5o,ooo Pfund Salpeter verloren habe. Wie
viel müfste , wenn dieser Verlust nur einiger Mafisen wahr-
scheinlieh werden soll , in diesein Jahre Salneter in Frank-
reich erzeugt worden seyn ? ' • •
terter Salpeter y weil er gleieh zur S[SreQgpulver-Er«
Zeugung verwendet werden kann. Die liauge wird
nun auf diese Weise zu wiederhohlten Mahlen so.
lange abgedampft^ in die Fallbottich zürn Abseta^en der
salzsauren Salze^ und dann in den Anschufskessel zum
Kry^tallisiren gestellt ^ und abgegossen , bis zuletzt
nichts als eine schwärzhch gelbe ^ dicke und fette
Flüssigkeit als Mutterlauge zurückbleibt. Die Anschüsse
aus^ den zweiten und den folgenden Läuterwässem
werden mit dem ersten Läuterwasser gewaschen^ dann
auf die vorher beschriebene Weise zu doppelt geläu-
tertem Salpeter verarbeitet. Bei der 'Läuterung von ein-
fach zu doppelt geläutertem Salpetar ist eine Schwen-
dung von 0,070 bewilligt. ..
Der Salpeter darf höchstens o,o3 salzsaure Salze
enthalten, um ihn noch zur Sprengpulver-Erzeugung
Verwenden, also als echt einfach geläuterten Salpeter
annehmen zu können. Ist er mit einem gröfseren Ver»
hältnisse heterogener Salze venmreinigt , so wird er
als unecht einfach geläuterter Salpeter für die Läute-
rung übernommen, und den Lieferanten aufser dem Ge-
halte an salzsauren Salzen nach Ojo4^ für die Scbweib
düng bei der Läuterung abgezogen.
Aus dem Gesagten erhellet, dafs ein zuverlässi-
ges, leichtes und wenig Zeit erforderndes Prüfungs»
jnittel des Salpeters auf sisine Reinheit bei der Über-
nahme desselben in die k. k. Magazine zur Sicherstel-
lung sowohl der Beamten als der Lieferanten Von grof-*
ser Wichtigkeit seyn mufs.
In den frühesten Zeiten waren die Salpeter-Über-
nahmsbeamten angewiesen , den eingelieferten Sal»
peter nach äufseren Merkmahlen zu beürtheilen. Es
war ihnen defswegen von Jeder Salpetersorte ein Mu-
ster gegeben worden , und je nachdem ihnen der zu
übernehmende Salpeter mit dem Muster einer oder
der andern Sorte übereinzustimmen schien ^ erklärten
sie ihn fiir eckt oder unecht einfach ^geläuterten Sal-
peter^ und bestimmten darnach auch die zu machen-
den Abzüge.
Jeder Qiemist und Salpeterfabrikant weifs aber,
welche mifsliche Sache es ist, den Grad der Reinheit
des Salpeters in Prozenten blofs nach äufsem Kenn-
zeichen beurtheilen zu wollen. Dieses Verfahren
^^ab daher auch zu sehr vielen Fehlern und Willkür-
lichkeiten Anlafs, bei denen inanchmahl der Fabrikant,
aber meistens, wie es zu geschehen pflegt, das Ära- ^
rium zu kurz kam. Entstanden Streitigkeiten, so fehlte
es an einem Schiedsrichter; der eine erklärte einen
Salpeter für echt einfach geläutert, den der andere
nur für unecht einfach geläutert gelten lassen wollte ;
dieser wollte 0,08 Abzug machen , jener sich aber nur
o,o4 gefallen lassen. Dann hatte diese unsichere Prü-
fungsart noch den besondern Nachtheil , dafs , wenn
ein an salzsauren Salzen sehr reicher Salpeter als echt
einfach geläuterter angenommen, und an die Pulver^
macher zur Iprzeugung des Sprengpulvers verabfolgt
worden war, dieses Pulver nicht allein gleich bei
derJEinlieferung,' ohne Verschulden des Pulvermüllers,
nicht die vorgeschriebene Zahl Grade auf der Pulver-
probe schlug , sondern bei der Aufbewahrung in den
Magazinen Feuchtigkeit anzog, und dadiurdi nach
einiger Zeit ganz imbrauchbar wurde.
Als im Jahre 1 7^ der mit sehr gründlichen wis-
senschafUichen und vorzüglich chemischen Kentnis-
sen ausgerüstete Major von lyhas^skr, nunmehriger
Oberst, und Kommandant des Artillerie-Oberzeu^-
amts die Direkzion des Pulver - und Salpeterwesens
übernommen hatte , schaffte er jene unverläfsliche
Prüfungsart ab, führte dagegen die Prüfung mit der
Auflösung von salpetersaurem Silber ein, und verfer-
tigte sehr gemiue Tabellen, um aus der Menge des
>
4.3
crlialtencn Niederschlags an salzsaurcm Silber, sgwolil
dem LJml'ange als dem Gewichte nach, das Verhältnifs
der in dem untcrsuchienSalpeierquantum cntlialtenen
salzsauren Salze fiadeo zu können.
So sehr auch diese Prüfungsmeihode die vorher-
gehende, kaum diesen Nahmen verdienende, an Ge-
nauigkeit und Zuverlassigkeii übertraf, und so gewiJi
sie auch zurUnicrsuchung des doppeil geläuterten Sal*
peiers immer die genaueste bleiben wird, so halte sie
doch , in Hinsicht äirer Anwendbarkeit zur Prüfung des
einfach geläuterten Salpeters noch einige Mängel. Wena"
der Salpeter blofs salzsaures Kali oder blois salzsau-
resNatron als verunreinigendes Salz enthielte, so liefse
sich freilich aus dem Gewichte des erhaltenen Horn-
silbers die Quantität eines oder des andern dieser zwei
in dem Salpeter vorhandenen Salze selir genau hestini'
nien. Allein dieses ist nicht der Fall, sondern meisteus
ist der Salpeter mit Digestivsalz und Kochsalz zugleid»
verunreinigt, ja manchmal findet man noch iiberdieft
schwefelsaure Salze darin. Nun zeigen aber loo Gci
■wichtstheile Hornsilber 4t Gc wich tsth eile Kochsah,
oder Sa Gewichtstheile Digestivsalz an, und'^oo Ge-
wichtstheile schwefelsaures Silber setzen 44 Gewicht*'
theile Glaubersalz oder 54Gewiclitstheile Uuphkatsal^
voraus. Es wäre also zuvor auszumitteln, welche von
den genannten Salzen und in welchem Veihälinisse sto
vorhanden sind. Das Verhälmifs von schwefelsaurea
und salzsaurenSalzen ist wohl leicht auszumilieln, desto
mehr Schwierigkeiten finden sich ahet- bei derBestim-
nmng des Verhähoisses von Kali- und Natronsalzen.—
Dann fordert dies^ Untersuchungsart, wenn sie genait
verrichtet wird, ziemlich viel Zeit, luid setzt bei den
Unternehmer einige Fertigkeit in mehreren chemischeili,
Handgriffen voraus. Da es nun vielen Beamten an der
zu dieser Untersuchung gehörigen Zeit, Geduld odaf
Geschicklichkeit fehlte, so unterliefsen sie diesetbt
meistens, hegpügteu sich mit der Beurtlieiluitg ni
. ' . ■ 4i3
äufseren Kennzeichen^ und YcriGelen dadurch v^ieder
in alle ohen gerügten Fehler.
Herr Oherst Tjrhai^skjr war der ferste, der die
Mängel seiner eigenen Einrichtung fühlte, und auf
Mittel zur Abhülfe derselben - dachte. Die um xliesc
Zeit von Riffault vorgeschlagene, in ganz Frankreich
und einem grofsen Theile von Italien angenommene
Prüfungsart des Salpeters schien mehrere der ge-
vninschten Vortheile zu vereinigen. Man stellte daher
über ihre Anwendbarkeit mehrere Versuche an. Rif-
/ae^/^^ Methode besteht darin, dafs man eine genau
gewogene und bis zu einem bestimmten Grad getrock-
nete Salpetermenge mit einer sanz gesättigten Salpe- *
terlauge wäscht, und aus dem dadurch erlittenen Ver-
luste auf den Gehalt an fremden Salzen schliefst. Sie
gründet sich darauf, dafs eine mit Salpeter gesättigte
Lauge keinen Salpeter mehr, wohl aber noch andere
Salze aufzulösen im Stande ist, diese also dem damit ge^
waschenen Salpeter entzieht und dadurch sein Ge-
wicht vermindert.
. Bei Wiederhohlung der Versuche fand man', dafs
Riffault^s Methode noch mehr Zeit erfordere als die
vorige mit der Lösung von salpetersaurem Silber, in-
dem zu Einer Probe vier und zwanzig Stunden Zeit
gehören. Da nun diese Untersuchungen in Gegenwart
des abliefernden Fabrikanten geschehen müssen, so
würde dieser dadurch beinahe zwei Tage aufgehalten
worden seyn. Dann kann auch der Beamte, in man-
chen Monathen, in denen die Ablieferungen häufig
sind, z. B. im November und Dezember, unmöglich
so viel Zeit gewinnen, um jede Salpeterpost auf die
vorgeschriebene Weise zu untersuchen. Übrigens hat
die lange Dauer dieser Prüfung noch einen andern
wesentlich nachtheiligen Einflufs auf die Richtigkeit
derselben. Wenn nähmlich während der Dauer der
Probe die Temperatur steigt oder fällt, so löset die
4i4
zum Waschen angewendete Salpeierlauge, welche w
Lei einem bestimmten Wärmegrade gesättigt ist , etwi
von dem gewaschenen Salpeter auf, oder läfst etw;
von ilirem Eigenen Salpetergehallc fallen. Im erste
Falle zeigt die Probe mehr fremde Salze an, als wirk'^
lieh voihanden sind, und fällt also zmn Nachlheil de«
Fabrikanten aus; im zweiten Falle wird ein Theil der
aufgelösten fremden Salze durch den abgesetzten Sal-
Seter gedeckt, und die Probe fallt zum Nachtheil
es Arariums aus. Man müfste zu diesen Proben also
ein eigenes Lokale haben, wo sich die Temperatur j
binnen vier und zwanzig Stunden nicht um J'^ R. än-
de ukannj denn ^° R. Temperainrs-Ünlerschied kann
schon eine bedeutende Differenz in dem Resultate der
Priifung bewirken. Aber auch dieses wäre noch nichl
genug, indem die Waschlauge schon durch das Auf-
lösen der Salzsäuren Salr.e eine Temperaturs-Verän- |
derung erleidet, die sich ohne Kcnntnifs der Menge
der aufgelösten salzsauien Salze schwer bestimmea
lafst. — Endlich setzt auch diese Methode bei demjeni-
gen, der sie ausüben will, einii^c Fertigkeit in chemi-
schen Verrichtungen voraus; denn das Waschen, Fit
triren, Wagen, vorzüglich aber das Trocknen, mufS'
mit der gröfsten Genauigkeit geschehen. Wenn da»
letzlere auch mit noch so viel Vorsicht und Fleifs be-
trieben wird, so kann man doch nicht vermeiden, dafs
nicht ein Theil der zum Waschen verwendeten Lauge
an dem gewaschenen Salpeter hängen bleibt, die dann
beim Trocknen ihren Salpetergehalt zurückläfst und
dadurch das Gewicht des gewaschenen Salpeters ver-
mehret. Man rechnet gewölmhch 2 pCt. auf die da-
durch bewirkte Gewichtszunahme; allein diese wird
schwerlich ciiunahl wie das andere Mäht ausfallen), und
mufs auf jeden Fall bei besserem Salpeter (wegen der
grüfseren Menfje des nach dem Waschen zurückblei"
bendeu festen Salpeters) mehr als bei schlechterem be-
U'agen.
4i5
\
\
Wäbfend der Versuche über die Rijffault' sch^
Priifunssmethode kam Herr Oberlieutenant Hufsy der
daran tnätigen Antheil nahm^ auf den Gedanken zu
einer andern Untersuchungsart^ des Salpeters, welche,
frei von den Fehlerh der Ri^aulf sehen Methode, aÜcj
nur zu wünschenden Vortheile zu vereinigen schien.
Als ein in diesem Fache durch eigenes Forschen, durch
Lesen und Erfahrungen sehr bewanderter Mann, er-
hielt dr von dem Herrn Obersten Tjhasfsky den Auf-
trag, seine Methode durch Versuche zu prüfen. Das
Resultat vieler sehr mühsamer Versuche fiel so günstig
31US, dafs Hrn. Hufs unstreitig das Verdienst gebühret,
uns die einfachste, zuverläfsigste , von äufseren, öfters
unvermeidlichen Umständen, am wenigsten abhängige
Prufungsmexhode des Salpeters gelehret zu haben,
Diese neue Methode gründet sich auf die Erfah-
rungssätze, a) dafs die Menge Salpeters, welche sich
im Wasser auflösen kaiin, mit dem Gewichte und mit
der Temperatüi des letzteren im geraden Verhältnisse
stehet 3 dafs der Unterschied der Auflöslichkeit de$
Salpeters in hcifsem und in kaltem Wasser sehr grofs
ist; dafs alsp bei gleichem Gewichte des Wassers um
so mehr Salpeter aufgelöset wird oder aufgelöset er-
halten werden kann, je höher die Temperatur ist; dafs
daher eine Salpeterlauge bei jedem Temperatursgrade
einen andern Sättigungspunkt hat, und dafs eine bei
einer gewissen Temperatur gesättigte Lauge Salpeter
fallen lassen mufs, wie ihre Temperatur sinkt, dage-
gen in den Stand gesetzet wird, noch mehr ihr dar-
gebothenen Salpeter aufzulösen, wenn ihre Tempera-
tur steigt *); b) dafs auf dieses Sättigungsverhältnifs
*) Nach den Beobachtungen der Beamten , welche in Frankreich
den Salpeter nach der Riffaulf sehen Methocle luitersuchen,
zeigt eine bei -|- ^^^ B. m* reinem Salpeter vollkommen ge-
sättigte Auflösung 19 Beaum^schc Grade, diese Grade steigen
und fallen aber im geraden Verhältnisse nüt den Bcaumur'»
4it; " *
Äwiscben \\asscr und Salpeter andere Salze keJ:
Einflufs haben, daTs nahmlicli niii Salpeter Lei eini
fewissen Tempuratur j^esaltigles Wasser noch andei
aize, z. B. Kochsalz oder Digestivsalz u- dgl. hei di
selben Temperatur aufzulösen vermag; dafs also dit
fremden Salze den zur Sätligunt; einer gewissen Mengl
Wasser hei einer bestimmten Temperatur noch feh«
lendeo Salpeter nicht zu ersetzen vermögen; und daf»
folglich eine Lauge, welche Salpeter und andere Salze
zugleich aufgelöset enthält, erst bei jener Temperaluc
Salpeterkry stalle abzusetzen anfängt, bei welcher einfl
Auflösung derselben Menge reinen Salpeters in dersek
Leu Menge reinen Wassers würde zu krystallisiren
gefangen haben. Wenn man also weifs, dafs loo Gft-
wichistheile Wasser bei -f- i4** R- afli^S Gewichtstheiie
reinen Salpeter auflösen können, so wird, wenn man;
2q,(i5 Gewichtstheiie Salpeter in lOo Gewichistheilew
Wasser von -f- 45 ^ ß. auflöset, die Auflösung zugedecM
mit einem darin befmdlichen Thermometer erkalteft
läfst, noch nichts von Salpeter anschiefsen, wenn auch
die Temperatur auf -j- i4° R- herabfällt; aber es miis
sen sich gleich kleine Salpcterkrystaile zeigen, wie tili
Temperatur nur etwas liefer sinkt. Lassen sich in den
genannten Falle etwas unter -f !4' K. noch keine Sal-
peterkry stalle sehen, so ist dieses ein Zeichen, daß
in dem Wasser nicht die beslimmle Menge Salpeti
aufgelöset ist, und dafs die zur Auflösung gelirauchl
Salpetermcnge andere Salze beigemengt enthalten halie
Mufs die erwähnte Salpcterlauge bis auf 4- 10'' R. ah
kühlen, ehe sich etwas Salpeter in Krystallen auszui
scheiden anfängt, und weifs man aus der Erfahrung,
dafs roo Gewichtslbeile Wasser bei 4 10° R. 24>5iGe*
wichtsthcile Salpeter aufgelöset entlialten; so ist durcl
diesen Versuch ausgemiitelt, dafs in dem aufgelostei
seilen Tempera t Urs gra den, bei weluhen clas Wasiii^r mit Salpe-
ter gesällißt woriltn ist; so, das eine be\+ 14" 11. gesätligW
Salpetcijauge aS B. Grade, eine bei +Ö='R. gusättigtc Ldug«
aber nur 17 11. Grade acigtt.
Salpetergewichte nur 2^,5 1 Gewichtstheile reiner Sal-
peter, das übrige aber, oder 5,i4Gewichtsth., fremd-
artige beigemengte Salze waren.
Um nach diesen Grundsätzen Salpeter prüfen zu
können, mufste durch genaue Versuche ausgemittelt
^Verden, wie viel reinen Salpeter eine bestimmte Menge
Wasser bei verschiedenen Temperaturen aufgelöset zu
lialten im Stande ist. Hr. ffufs stellte diese Versuche
an, indem er zuerst in loo Gewichtstheilen warmen
Wassers 4o Gewichtstheile reinen Salpeter auflöste, und
dieTemperatur bemerkte, bei welcher diese Lauge zu
liystallisiren anfing; indem er dann ferner beobachtete.
Wie viel'man für dieselbe Menge Wasser an Salpeter ab-
brechen müsse (wofür man allenfalls salzsaure Salze zu-
setzen kann), wenn die Lauge erst bei einer immer um
^ Grad niedrigem Temperatur krysiallisiren soll. Nach
den Resultaten dieser Versuche ist die folgende Ta-
belle entworfen, in deren erster Spalte die Tenipera-
tursgrade von Viertel zu Viertolgrad nach der Sothei-
ligen oder Reaumur^ sehen Skale angegeben sind , bei
welcher die Lauge von loö^Gewichtsilieiiea Wasser
und 4o Gewichtstheilen eines zu untersuchenden Sal-
peters zu krystallisiren anfängt *); in deren zweiten
Spalte man die Menge reinen Salpeters findet, welche
in den 4o Gewichtstheilen des untersuchten Salpeters,
dessen Lösung in loo Gewichtstheilen Wasser bei der
vorstehenden Temperatur krystallisirt, enthalten sind;
in deren dritter Spalte endlich dieses Verhäitnifs auf
Prozente reduzirt ist.
Gesetzt also, es soll ein zu übernehmender Salpeter
auf diese Weise geprüfet werden; so mufs man zuerst
*) Man könnte hier auch sagen j die erste Spalte ge}).^ die Tem-
peratur an, bei welcher loo Gewichtstheile Wasser mit den
m der zweiten Spalte auf derselben Linie stehenden Gewichts-
theilen reinen Salpeters vollkommen gesättiget sind.
Uhrfc. dU polyU Inst. I. Dd. ;)n
> ,
4i8
in einem genau tarirten zylindrischen Glase loo Quentn
chen (^ 25 Loth) r6ines Regen-, Flufs- oder auch:
Brunnenwasser, welches vorher beiläufig auf-f 45®fi.
erwärmt worden ist, abwägen '^; dieses Wasser wird j
dann auf i o Lth. des feingepulverten zu untersuchenden
Salpeters in ein anderes, beiläufig i W.MafshaJtende^
Glas gegossen, mit einem Glasstäbchen, mit einem ^in- ■
nemen Löffel, odJr auch allenfalls mit dem Thermo-
meter so lange umgerühret, bis sich der Salpeter gänz^'
lieh aufgelöset hat. Sollte das Wasser während des l
Auflösens so weit abgekühlet worden seyn, dafs es den ^
Salpeter nicht mehr ganz aufzulösen im Stande wäre, ^
so darf man das Glas nur in ein gröfseres Gefäfs luit j
warmem- Wasser stellen, bis unter fortgesetztem Uoi- t
rühren die Auflösung, erfolgt ist. Wenn, nach gescLe« |
hener Auflösung das hineingestellte Thermometer noch /
eine hohe Temperatur zeigt, so kann man, um die Ab^
kühlung zu beschleunigen, das Glas in ein Gefäfs mit
kaltem Wasser stellen tmd die Lauge jbeständig um* j
rühren oder schütteln, damit die Abkühlung durch
die ganze Masse derselben gleichförmig erfolge. Ist
die Temperatur beiläufig auf + 22^ R. gesunken, so
nimmt man das Glas aus dem kalten Wasser, rühret
die Salpeterlauge einige Minuten gut unter einander,
und sieht dann nach, ob sich am Boden des Glases
noch keine Spiefschen von angeschossenem Salpeter
zeigen. Diese Krystalle werden öfters deutlicher
») VVcil das Abwägen beschwerlich ist, so kann man sich zu
diesem Zweclie auch ein enges Zylinderglas vorrichteft, wel»
ches bis zu einem bestimmten Punkte genau 25 Loth W^asser
von +45<»R. fasset, und das Wägen also in ein Messen ver-
wandeln. Nur mufs in diesem Falle immer Wasser von der-
selben Reinheit und von derselben Temperatur genommen
vverden. Am genauesten könnte dieses Messen vielleicht in
einer Flasche mit einem langen, etnas engen Halse, in welcher
die bestimmte Wasserquantität bis zu einem bezeichneten
Punkte reichen müCstc, geschehen.
») Die Temperatur von 1 00 Ge wich tstheilen Wasser fallt beider
Auflösung von 40 Gewiclitstheilen Salpeter, von + 45» R. ge-
wölmiich auf -}- a5* R. herab.
i
4i9
t. wahrnehmbar, wenn man das Glas etwas neiget, so,
I dlafs sie sich an die Seitenwand de$ Glases, anlegen.
• Bemerkt man noch keine Salpetcrkrystalle, so läfst
^ man die Lauge so lange, langsam abkühlen, bis diese
: sich zeigen, und bemerkt, wenn dieser Zeitpunkt ein-
tritt, genau die Temperatur an dem in der Lauge ste-
henden Thermometer. Hätte man den Zeitpunkt des
ersten Anschiefsens der Krystalle übersehen, so darf
Äan das Glas nur wieder in warmes Wasser stellen,
I)is die gebildeten Krystalle sich aufgeloset haben, und
dann mit mehr Aufmerksamkeit während des Abküh-
lens den genannten Zeitpunkt und die dabei statt ha-
biende Temperatur beobachten.— Um während des
Auftösens, Abkühlens undUmrührens das Verdampfen
des Wassers zu vermindern, und dadurch vielleicht
eine Quelle von unbedeutenden Unrichtigkeiten zu ver-
Hopfen, kann man das Gefäfs so viel als es thunlich
ist, zugedeckt halten. Auch darf man die Umriihr-
stäbchen nicht weglegen, damit nichts von der Flüs-
sigkeit verloren gehe.
Wenn man nach dieser Beobachtung in der ersten
Spalte der Tabelle den beobachteten Thermometer-
grad suchet, so wird man auf derselben Linie in der
^weiten Spalte die Anzahl Quentchen Salpeter finden,
die bei dieser Temperatur in loo Quentchen Wasser
aufgeloset. seyn können, folglich in den 4o Quentchen
des untersuchten Salpeters enthalten waren, in der
dritten Spalte aber die Zahl der Pfunde reinen Salpe-
ters, aufweiche man in lOO Pfunden des untersuch-
ten Salpeters rechnen kann. Wenn mit der letzten '
Zahl die Anzähl Pfunde der ganzen Salpeterpost mul-
tipliziret und das Produkt mit loo dividiret wirdj so
»eigt der Quotient die Anzahl Pfunde reinen Salpeters
in der ganzen Post. Für die Praxis braucht man ei-
gentlich nur die erste und dritte Spalte. Ein Beispiel
wird dieses noch deutlicher, machen.
^7 *
420
Ein Salpetersieder bringt 45o Pfund Salpeter,
werden die Proben nach den allgemein bckaunteDRoj
geln genommen, und die Uniersucluing nach der oticl
Leschriehenen Art damit vorgenommen. Die AufLüsuufl
zeiget Lei -|- ig^ R. SaJpcterkrjsialle. Diese it) Ther
momeler grade zeigen in der dritten Spalte 94 Pf^und I
reinen Satpeter auf Einen Zentner des untersuchte]], 1
(450X94): 100 = 423. Folglich enthalten jene 45o |
Pfiind des eingelieferten Salpeters nur 433 Pf. reinen 1
Salpeter und a^ Pf. fremdartige Salze,
Da bei dieser Untersuchungsari alles auf die genauä
Bestimmung der Temperatur gebauet ist, bei welchei
eine bcstioimte Salpcteriösung ihren Salti gungspunkl
erreicht oder zu krjstallisireu anfangt r so kommt ei
dabei vorzüglich auf zweckmäfsige Instrumente zur Be-
stimmung der Temperatur, also auf gute Thermome-
ter an. Weil kleine Teuiperaturs-Unterschiede schon
bedeutende Differenzen in dem Resultate der Unler-
slichung hervorbringen küunen, die Reaiitnurschen
Grade aber zu grofs sind, so mufs man sich dazu ein
Tbermometei- machen lassen, auf dessen Skale jeder
Keaiimur'sche Grad in vier Theile getheilt ist, und
auch diese V iertelgrade müssen wenigstens | Linien grofs
seyn, damit man bei der Beobachtung den vierten Theil
davon noch deutlich unterscheiden, die Temperaturs-
Bestimmung also bis auf Sechzehntelgrade treibäl
könne. Obscbonin derTabellenur von Viertel zuVier-
tel R. Graden die Salpeterquanlitäten angegeben sindi
welche 100 Gewicbtslheile Wasser sattigenj so kann
man sich doch durch Interpolation leicht hellen, wenir
der Krystallisaiionspunkt einer Lange auch nicht auf
einen ganzen oder einen ^ iei'tel R, Grad lallt. Gesetil
man habe bei dem Kiystallisationspunkte einer Salpe-
terlauge Viertheile von einem \ iertelgrade heobacli-
tet, so suche man in der dritM'n Spalte die zwei Zah-
len, zwischen welche die Beobachtung fällt, ziebffdie
421
ibere von der unteren ab, dividire die Differenz durch
[^ und zähle den Quotient so oft zu der kleineren jener
wei Zahlen hinzu , als man Viertheile eines Vierlel-
;rades beobachtet hat.. Folgendes Beispiel wird dieses
^erfahren mehr erläutern. .
Die nach der oben gegebenen Vorschrift bereitete
jösung eines zu untersuchenden Salpeters krystallisiret
»ei*etwa$ mehr als 19^ Grad R., denn man findet, dafs
las Quecksilber auf einem Punkt stehet, der noch drei
^iertheile des folgenden Viertelgrades beträgt (das
Thermometer stehet also eigentlich auf i iQj^^ ^O? *^
uche man in der dritten Spalte die Zahlen, welche
9^ und iQji^R. entsprechen; man findet als solche
3^2 und gßj^. Nun ziehe man die kleineren von. der
^öfseren ab, so erhält man 1,2; dieses dtirch 4 divi-
liret gibt den Quotienten o,3, und dieses dreifa6h zu
)5,3 addiret gibt 96,1 pCt. als den Gehalt an reinem
alpetersauren KaU in einem Salpeter, von welchem 4o
oewichtstheile bei einer Temperatur von + I9r^° R»
Loo Gewichtstheile Wasser bis zum Krystallisations*
tunkte sättigen.
Nebst dem, dafs die Thermometer hinlänglich
^ofse Grade haben, kommt es vorzüglich darauf an,
iafs ihr Rohrchen genau calibrirt, dafs sie übrigens
richtig seyen, und vorzüglich dafs sie niit jenem Ther-
3iometer, womit Hr. Ifufs seine Versuche zur Entwer-
Tung der Tabelle gemacht hat, genau korrespondiren.
M[an kann sich von dieser Korrespondenz überzeugen,
wenn man eine, in der zweiten Spalte der Tabelle vor-
kommende Quantität von reinem Salpeter in 100 Ge-
mchtstheilen V^asser auflöset und bemerket, ob der
ECrystallisationspunkt der Lösuug bei dem in der ersten
Spalte daneben stehenden Temperatursgrade eintritt.
Wenn man sich also Laugen macht von 100 Gewichts-
(heilen Wasser mit !i4;5i , mit 3o und mit 4oGewichtS'
iJi
42a
iheilen reinen Salpeter : so mufs dasTheraiometer, wem
es mit jenem des Hrn. Ifujs korrespondiret, bei dem'
Krystallisationspunkte der ersten 4- 10^ bei jenem der
zweiten -J- 1 44, und bei jenem der dritten Lauge + 30 J^R.
zeigen. Weichet das zu Gebothe stehende Thermome-
ter von jenem des Hrn. /ki/s zwar ab, bleibt sich aber
die Abweichung durch die gajize Skale gleich, sojas«
sen sich die Grade des einen Thermometers leicht anf
jene des andern reduzirenj ist aber die Abvreichung
veränderlich, so ist schwer zu helfen.
Die Skale des zu diesen Untersuchungen- zu vcr- t
wendenden Thermometers braucht blofs von o bis p
+ 5o°R. zu reichen, weil sonst dats Röhrchen zu langi r
das ganze Instrument zu unbequem und in demdeU>ea t
Verhältnisse gebrechlich ausfalleu würde. ^
t
Die Tabelle reichet nur bis + 8° R-> tei wclcheiix c
eine nach der oben beschriebenen Weise bereitete Sat t
peterlauge krystaUisiret, wenn der darin aufgelöste Sal- :
peter nur 55,7 P^^- reines salpetersaures Kali enthält Je
Obschon es kaum glaubhch ist, dafs ein Salpeter zur 1
Untersuchung kommen wird^ der noch unreiner ist,!
und dessen Lauge also eine hoch tiefere , in der Ta- ] '
bjelle nicht mehr angezeigte Temperatur zum Krystal* :
lisiren bedürfte : so kann man sich doch auch in die-
sem Falle, wenn er eintreten sollte, helfen, durch Zu-
satz von reinem Salpeter, den man dann bei der Be-
rechnung wieder abziehet.
Z. B. Man bekommt einen schlechten Salpeter zu
untersuchen, von dem man 4o Gewichtstheile in 100
Gewichtstheilen auflöset, allein die Lauge fängt ,^ selbst
nachdem ^ie bis auf 8® R. abgekühlt ist, noch nicht
zu krystallisiren an. Man nimmt nun 80 Gewichtstheile
desselben Salpeters, -setzet ihnen 20 Gewichtstheile
reiues salpetersaures Kali zu, mengt alles gut unter
4^3
ind^r und löset 4^ Gewiclitstheile des Gemenges
[oo Gewichtstheilen \Vasser auf. Diese Auflösung
gt nun bei + lo^^ ^ R. zu krystallisiren an. Diesem
rstallisationspunkte entsprechen in der dritten Spalte
pCt. reitier Salpeter; davon müssen aber die 20 pCt.
i zugesetzten Salpeters abgezogen werden; folglich
liält der untersuchte Salpeter ^2 pCt. reines salpe*
saures Kali.
Auf gleiche Weise verfahrt man auch, weim man
ti im Sommer keine hinreichend tiefe Temperatur^
»cfaon diese vielleicht in der Tabelle noch zu finden
re^ zurKrystaUisation der Lauge eines gewissen Sal-
ers verschaffen kann. Gesetzt man befinde sich in
* h^issesten Jahrszeit an einem Orte, wo man^kein
bältnifs findet, in welchem während des Tages die
mperatur unter -f i6' R. fiele, und man untersuchte
en Salpeter, dessen Lauge bei dieser Temperatur
3h nicht krystallisiret. Man setzt dem zu unter-
^henden Salpeter auf die obige Art lo pGt. reinc^
peter zu, macht nun mit dem Gemenge die Proh^
' die vorgeschriebene Weise, und findet, dafs nun
! Lauge bei -f 1»^° R. zu krystallisiren anfängt. Die-
Temperatur entsprechen in der Tabelle 85,4 pCt.;
7Qn 10 abgezogen: so bleiben 76,4 pGt. als Qehalt
\ untersuchten Salpeters.
Da die Richtigkeit der Resultate dieser Unter-
^hungsmetbode von der genauen Bestimmung nicht
3in der Temperatur , sondern aucji der Menge des
assers abhängt; so sieht man leicht ein, ^ie viel
rauf ankommt, dafs zu den 100 Gewichtstheilen
asser, worin die l\o Gewic^tstheile Salpeter aufge-
et werden, nicht noch wo anders her Wasser komme»
eses ist aber der Fall, wenn der zu untersuchende
Ipeter selbst Wasser enthält oder feucht ist; denn
s Wasser dieses Salp^eters wird bei dem beobachte-
434
len Krystallisalionsp unkte so viel Salpeter sufgelÖSflt h
l)ehalien, als eine solche Menge Wasser in der Lei i
diesem Punkte satt findenden Temperatur aufgelösel^
behalten kann, und, die Probe -wird aUo weniger rei-
nen Salpeter anzeigen als wirklich vorhanden ist. Ge-
setzt man untersuche einen Salpeter, der 2 1 pCt. Feuch-
tigkeit enthalt und welcher bei -|- 18° R. zu kryslalli-;
■ siren anfiingt, folglich 89,5 pCt. reines sal petersaiu'ei
Kali zu erkennen gibt; so hat dieser Salpeter eigentlich
90,194 pCl. salpetersaures Kali enlJialten , und die
Probe ist beinahe mii 0,9 pCt. zu gering ausgefallen.
Wenn nähralich der Salpeter ai- pCi. Wasser enthalt,
so enthalten 4o Gewichtstbeile dieses Salpeters i Ge-
wichtsihei! Wasser; i Gewichtstheil Wasser loset aber
bei -f 18° R. Oj358i Gewichtstbeile reinen Salpeter
auf, der also nicht angezeigt wird. Wenn in 4o Ge-
wichts ibeilen Salpeter o,358i Gewichistheile zu wenig
angezeigt werden, so betragt dieses auf 100 Gewichis-
theile Salpeter 0,895 Gewichtstheiie oder beinahe 0,9
pCt. Über 3 pCt. Feuchtigkeit kann ein Salpeter kanm
enthalten. Wenn von einem solchen 3 pCt. Feuchtig-
keit enthaltenden Salpeter eine Probe genommen wird,
und die vorscliriftniüfsige Auflösung krystallisiret bei
+ iG^ R-, gibt also 81,5 pCt. reines salpetersaurei
Kali zu erkennen, so beträgt die Unrichtigkeit in Hift-
sicht des zu gering angezeigten reinen Salpetergehal-
tes 0,9^5 pCt,, und dieser Salpeter enthält eigentlicb
83,475 pCt. reines salpetersaures Kali, wovon aber bet
-f 16^ R. 0,975 pCt. von dem Wasser, womit er be-
feuchtet war, aufgelöset gehalten werden.
Man sieht, dafs die Proben mit feuchtem Salpetes
immer zuuiNachtheil des Fabrikanten, welcher solchei
Salpeter einliefert, ausfallen, welches auch nicht gani
unbillig ist, indem gewöhnlich nur solcher Salpeter^
der sehr viel salzsaure Salze enthält, durch das ai
4er Atmosphäre angezogene Wasser feucht Istj iudei
425
Terner ein solcher Salpeter in den Magazinen duröh
Zierfliefsen nicht allein Unbequemlichkeiten verursacht,
sondern auch eine grössere Schwendung erleidet, und
indem es endlich in der Willkür des Lieferanten steht,
seinen Salpeter möglichst trocken einzuliefern ; das letz*
tere wird unfehlbar auch geschehen , sobald den Lie-
feranten bekannt seyn wird, dafs es ihnen zum Vor-
iheile gereiche. Wenn es jedoch in manchen Fällen
daran gelegen seyn sollte, den Gehalt eines feuchten
Salpeters genau zu bestimmen, so trockne man loo
Gewichtstheile desselben; der Gewichtsverlust gibt
den Wassergehalt in ProzejUen. Dann nehme man 4o
Gewichtstheile des getrockneten Salpeters, löse ihn in
IOC Gewichtstheilen Wasser auf, und macl^c die Probe
nach der oben gegebenen Vorschrift. Kennt man den >
Wassergehalt des Salpeters, so kann man auch das
Resultat der damit im feuchten Zustande angestellten
Probe korrigiren , indem man zu dem angezeigten rei-
nen Salpeter das hinzurechnet, was die bekannte Was-
sermenge des feuchten Salpeters bei der Krystallisa»'
tiöns- Temperatur aufgelöset behalten kann»
Well diese Proben mit solcher Genauigkeit und
Leichtigkeit angestellt werden können, so werden sich
die Fabrikanten ihrer wohl auch bedienen, um das bei
den ersten Läuterungen abfallende Digestiv- und Koch-
salz auf den etwaigen Salpetergehalt zu untersucheh,
and den letzteren, wenn sie es der Miihe werth finden,
durch die bekann<ten Mittel daraus zu gewinnen. Ohne
Zweifel werden sie finden, dafs sie öfters mit diesea
Salzen viel Salpeter weggeworfen haben.
A^6
T^b eile
zur Untersuchung des Salpeters auf seinen Geholt an
reinem salpetersauren Kali.
sind io<v6e-
folglioh sind
sind 100 Ge-
folglich sind
l !
Bei neeb-
wichtstheile
in lOoPf. des
Bei nach-
wichtstheile
in looPf. des 1
Wasser mit
nntersnch-
Wasser mit
untersuch* f
•tehendea
folgenden
ten Salpeters
stehenden
folgenden
teaSalpeters 1
Gewieht¥-
an reinem
Gewicht s-
an reinem 1
Tempera-
theilen
Salpetersäu-
Tempera-
theiien
salpetersaa-l
reinen Sal-
ren Kali
reinen Salr
ren HaU
tarigraden
peters voll«
kommen
gesättigt
enthalten.
tttrsgraden
peters voll-
kommeu
gesättigt
•nthalten.
1
.
Pfnnde.
«
Pfände.
•
+ 8 R.
22,27
55,7
•4'/«
3o
75
.
•/.
28,53
56,3
y*
36,36
75i9
«
. y«
2a,8o
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y4
30,72
76,8
y«
23,o8
57»7
i5
31,09
77i7
9
23,36
58,4
y«
3 1,46
78,6
V*
33M
59,1
V*
3i,83
79»^
V»
23,92
59,8
*Ä
32,2 i
80,5
%
24,21
60,5
16
32,59
81,5
lO
24,5 1
61,3
y«
32,97
82,4
%
24,Bi
62
t
y«
33,36
83,4
v*
25,12
62,8
y.
33,75
84,4 1 -
%
25,4l
63,5
'7
34,i5
85,4
11
25,71
64,3
y«
34,55
86,4
%
26,02
65
y*
34,96
87,4
%
26,32
65,8
y.
35,38
88,4
,
%
26,64
66,6
18
35,81
89.5
»a
26,96
674
%
36,25
90,6
V*
27,28
68,2
V.
36,70
9» 1.7
%
27,61
69
.y*
37,15
9«»9
y*
»7*94
69,8
«9
37,61
94
i3
28,27
70»7
y.
38,o8
95,2
•/«
28,61
71,5
y*
38,55
964
y*
28,95
7«»4
y*
39,03
97,6
%
29,30
73,2
ao
39,51
98,8
>4
29,65
*
'74>i
%
40
•
100
:.
\ /
XXV.
Miszellen.
1.
Eine Maschine , durch welche das Holz
in feine Blätter von beliebiger Länge
geschnitten wird.
U ber diese in Res^al erfundene Maschine ist uns
folgende Nachricht zugekommen.
»Das schneidende Werkzeug dieser Maschine ist
ein horizontales Messer von solcher Länge y als man
die Blätter breit machen will (bei der hier befindli-
chen, Maschine drei Fuft), welchem mittelst eines
Räderwerkes ein grob gedrechselter Holz-CyUnder
entgegen gedrehet wird.
Das Messer ist mit einer ~ Bedeckung versehen^
welche ihm so viel Spielraum läfst^ als im Verhältnifs
der den Blättern zu gebenden Dicke nöthig ist. Es
bildet übrigens die schmale Seite eines sechs bis sie-
ben Schuh langen Rahmens^ und liegt unmittelbar auf
dem Holz-Cylinder auf. Damit es in denselben ein-
greife, ist der Rahmen gegen das Wasser zu mit
einem Gewichte beschwert. Durch das Entgegendre-
hen des Holz -Cylinders wird nun dieser, so zu sagen,
abgeschält oder in feine Blätter geschnitten. Man
438
»
kann diese Blatter fünfzig bis sechzig Ellen lang nia«>
cben^ je nachdem der Holz - Gylinder dick ist.
Auf der dem Messer entgegengesetzten Sßite des
Rahmens,' ist dieser in einer Falz laufend von oben
nach unten beweglich. Diefs ist deshalb nothwendifi,
damit er rückwärts in dem Mafse herabweiche, als
er vorn durch die Abnahme des Holz- Cy linders, auf
welchen er sich aUein stützt, sinkt. Damit dieses Nach-
sinken gleichmäfsig geschehe , ist rücliwärts ein Re*
gulator angebracht, der in einer flachen Eisenstange
besteht, welche als schiefe Fläche den Rahmen un«
terstützt. So wie mit diesem also das Messer vom
herabsinkt, eben so gleitet er rükwärts an der schiefen
Fläche herunter. Diese wird aber dadurch allmählich
^vorgeschoben, und der ganze Rahmen erhält dabei keine
andere Bewegung, als ein langsames Herabsinken. .
V
Diese Holzblätter können zum Abdrucken von
Kupferstichen oder lithographirten Zeichnimgen, wie
.Papier, verwendet werden, nachdem man sie vorher
mit Bimsstein gehörig abgerieben hat.
Der vorzüglichste Nutzen dieser Maschine ist,
kostbares Holz ohne Verlust und in grofser Schnellig-
keit in dünne Blätter zu schneiden', welche zum Fur-
niren von Geräthschaften verwendet werden. Man
verfertigt mit dieser Maschine in drei Minuten fünf
und dreifsig Ellen solcher Blätter von beliebiger Brei-
te , bis zu 3 Schuh.
Der Bau dieser Maschine ist übrigens einfach; so
dafs sie leicht nachgemacht werden kann : die Haupt-
schwierigkeit besteht nur in der Einrichtung und An-
wendung des Regulators und in der Anwendung eines
so gediegenen Stahles , der sich beim Härten weder
wirft, noch ausspringt, und sich mit der gröfsten
Gleichheit schleifen läfst.<
429
•
Das Princip dieser Maschine, welches eigentlich
auf die Operazion des Abdrehens der Späne auf der
Drehbank gegründet ist, ist in seiner Anwendung
sinnreich , und diese Maschine scheint bedeutende
Vortheile zu versprechen. Es kann praktischen Me-
chanikern nicht schwer fallen, eine Maschine nacÜ
dieser Idee auszufuhren. Der Mechanismus zur Regu«
lirung des Messers , dessen Schneide sich in einer
Spirallinie um die Achse des abzudrehenden oder in
die Blätter zu zerschneidenden Holz -Cy lind er s bewe-
gen mufs, kann übrigens verschieden eingerichtet wer-
den. Vielleicht wäre diese Bewegung am sichersten
durch ^inen sogenannten Support auszufuhren , wie
man ihn bei Drehbänken hat, auf welchem das Schneid-
eisen sich mittelst einer durch die Umdrehung des
Bolz- Cylinders in Bewegung gesetzten Schraube,
gegen dessen Achse und parallel mit derselben gleich-
förmig bewegte. Auf diese Art könnten Blätter von
jeder Dünne, und von feinem Holze von der Dicke
eines feinen Papiers abgeschnitten werden*
Der Herausgeber.
■»♦
2. .
Die Holzsäure, als Fäulnifs abhaltendes
Mittel.
Pariser Blätter enthalten Folgendes: Hier ist eine
gichtige Entdecktuig gemacht worden, welche die
irzte und Chemiker sehr beschäftiget. Herr Monge
lat gefunden, dafs die brandige Holzsäure (acide pyro-
igneux), die man durch Destillation des Holzes erhält,
lie Eigenschaft besitzt, dafs sie die Auflösung und Faul-
lifs der thierischen Materien hmdert. Man brau^cht
leisch nur einige Augenblicke in diese Säure zu tau-
ben ^ wenn sie auch nur schwach brandig ist^ so er-
43Ö
hält sich dieses Fleisch heruach, so lange man wil
Bippen, Leber, Nieren, Kaninchen, die schon im
Julius vorigen Jahres auf diese Art präpaiirt woidi'n,
sind jetzt noch ehen so frisch, als kämen sie erit aus
der Fleischhanli. Man sah Leichname, die man yor
drei Wochen mit brandiger Kolzsaurc gewaschen, imi
die jetzt keine Spnr der Fäulnifs an sich tragen. Die
Fäiilnifs wird nicht nur dadurch aufgebalten, sondern'
auch rückgängig gemacht. Es lälst sich denken, wel-
che wichtige Anwendungen in der Marine, der Arj-
neikunst, in den Fabriken etc. von dieser Erfahrung ge-
macht werden können. Dadurch erklart sichs, warum
Fleisch, im Ofen gedorrt, sich nicht hält, währeod,
das geräucherte keiner solche» Zerstörung unterworfen ■'
ist. Jetzt besitzt man also das Geheimnils der Zube-
reitung der egyptischen Älumien , die dreitausend
Jahre lang der Zerstörung ü-otzen, und die wirklich.
das Aussehen haben, als waren sie durch den Rauchi
schwarz gebeitzt, und dadurch unzerstörbar gemacht
worden.
Um die Richtigkeit der Angabe von dieser Fäulnifs
abhaltenden Eigenschaft des Holzessigs zu prüfen, habe
ich eine entfiederte und ausgeweidete Gans und eine
frische Rindszunge auf die vorgeschriebeoe Weise mit
Holzessig behandelt, den ich zu ditesem Zweck aus
Giiajakholz frisch destillirci, alter gar nicht rectifiziret
habe , so dafs also dieser Holzessig von seinem be^
trächthchen Gehalte an empireumatischen Ölde noch
ganz braun gefärbt war. Beide Stücke wurden am 27.
Mai im Laboratorium aufgehängt, und am lö. Juni, da
sich noch nicht die geringste Spur von Fäulnifs zeigte,
zugerichtet, um sie auf ihren Geschmack zu versuchen.
Die Gans war sehr zusammengeschrumpft und hatte
auch eine braune Farbe angenommen, genau so, al»
■wäre sie in einemRauchfange geräuchert worden. Am
der Zunge konnte man weder das Eine noch das An-
dere beobachten; sie war im Gegcntheil so weich ge-
^L der Zui
^^^^ dere be
43i
)lieben ^ dafs ich auf den Verdacht kam ^ sie könnte
m Inneren ganz verdorben seyn^ und sie^defswegen
[iirchschnitt. Allein sie zeigte im Innern noch ganz
las Ansehen einer frischen Zunge ^ war ganz und gat
icht mifsfÄrbi|{ und gab auch durch den Geruch nicht
as Geringste von eingetretener Fäulnifs zu erkennen,
de Zunge sowohl als die Gans wurde vor der Zürich-
ing zum Verspeisen einen Tag in Ss^zwasser gelegt.
Is sie nun zubereitet genossen wurden^ konnte wohl
ich der Geschmack nichts von Fäulnifs daran eni-
ecken, allein beide hatten den ihnen eigenthümlichen
leischgeschmack so gänzlich verloren^ und schmeck-
en dagegen so sehr nach Rauch , dafs ma^ meinte ein
ark geräuchertes und durch langes Sieden erweich-
;s Stück Fell im Munde zu haben. So zubereitetes
leisch würde man sich also wohl nur im höchsten Noth-
Jle als Speise zu genicfsen entschliessen^ niemahls aber
em auf die gewöhnliche Weise geräucherten Fleische
lelch schätzen kömien. Ich setze die Versuche mit
lungen fort, die ich vorher eingepöckelt (eingebeitzt).
nd mit Holzessig, der bis zur weifsen Farbe rektifizirt
Orden ist, gewaschen habe, um zu sehen, ob sie da-
arch nicht mehr von dem ihnen eigenthümlichen, an-
nehmen Geschmack behalten, und dagegen weniger
»n dem unangenehmen Rauchgeschmacke bekommen.
Ich hatte mir Anfangs vorgestellt, das der iinan-
mehme Geruch des Holzessigs die Insekten verscheu-
le , und auch dadurch etwas zur längeren Konserva-
3n des Fleisches beitrage j der Versuch mit der ^
iinge hat mich aber vom Gegentheile belehret. Am
er und zwanzigsten Tage setzte eine grofse Fleisch-
ege ihre Eier auf den von der Luftröhre daran ge-
iebenen Theil der Zimge , und am andern Tage be-
erkte ich an dieser Stelle schon eine grofse Menge
aden ; jedoch nicht das Geringste von einem fauli-
n oder sonst widrigen Gerüche. Durch diese
;obachtung wird eine alte Behauptung bestätiget.
f
433
dafs Fleisch ohne zu stinken g<lne madig seyn könne^
Der Versuch mit der Zunge lehret üherdiels, djfs da^
Austrocknen im Ranchfanj;« nicht die IJauptiirsacfai
der iHnftcren Haltbarkeit des geräucherten Fleischoi
ist, sondern dufs die Imprägnation mit dem Holressigf^
und empireumalischen Pflanzenöhle, den jedesmab
ligen Begleitern des Holzrauches, den Hauptantheil
daran ha heu.
Dr. Benjamin Scholz, Professor.
Nachricht über die Anwendung des Gas-
lichtes zu den Leuchtfeuern in Damig,
Vor einiger Zeit hat die Gasbeleuchtung tob
awel Leuchtfeuern inj Hafen au Danzig angefangen.
Obgleich auswärtige Zeiumj^en schon vor längerer Zeit
erzählt hatten , dafs damit der Anfang gemacht wor-
den sey, so war dieseNachricht doch zu voreilig. So-
wohl der Feuerthurni, als auch die Baakc werdea
jetzt mit Gas, statt mit Wachs helenchtet. Das Gasbe-
haltnifs fafst /|00 Kuhikfufs; das Gas wird mittelst 4o
Fufs Jangen Röhren zum Thnrm, und aus einer Ent-
fernung von 274 Fnis nach der Baake geleitet, stei-
get von beiden Seiten zu den Lampen empor, und
theilt sich aus jedem Rohre in drei Arme, an deren
Ende sich Argandische Brand-Mündungen befinden.
Diese haben 1 -^ Zoll im Durchmesser, und bestehen
aus zwei konzentrischen Kreisen, welche vierzig fein-
durchbohrte Löcher enthalten. Auch in dei' Wohnung
des Aufsehers ist eine Braudmündung angebracht,
damit er an solcher bemerken kann, ob das Feuer ge-
hörig brenne. Jede dieser Brandmundungen verzehrt,
im Dnrchscbnilte /( Kubikfufs Gafs, so dafs das Gafs-
hehältnifs fiir die längste Nacht auf sechzehn Siutt'
den ziueicht.
433
Jedie Gasflamme brcmit vor einem parabolischen
llessingspiegel; der auf demThurme zwei und zwan-
cigy und auf der Baake siebenzehn Zoll' im Durch*
radbutie mifst. Die vorgenommenen täglich forigesctz-
.ten Versuche haben dargethan, dafs an jedem Tage
3io bis 320 PfiÄid 'Steinkohlen verbraucht werden;
Dieser Brennstoff ist sicherlich bedeutend genug, und
der Verbrauch von Steinkohlen, wenn sie gut sind,
dürfte jährlich acht bis neun Lasten ausmachen. Zur
Zeit, als die Feuer vormahls mit Steinkohlen unter-
lialten wurden, hatte man jedoch mehr als dreifsig
Xasten: verbraucht. Gleichermafsen war die späterhin
»eingeführte Wachsbeleuchtung sehr kostbar ; denn
I vorigen Jahre wurden i i8o J Pfund Wachskerzen
irbrannt. Inzwischen bestehen die Vortheile nicht
allein in der Verminderung der Unkosten : die
uWe Einrichtung hat ungemein durch die stärkere
Bileuchtung gewonnen, welche so sehr zugenommen
];, dafs die Einwohner von Heluy welchen die vor-
geiiommene Veränderung unbekannt war, die Gasbe-
leachtung fiir eine in Neufahrwasser ausgebrochene
Fdaersbrunst gehalten hatten. Das zur Anlage ver-
v?/nidete Kapital wird sich in wenigen Jahren reich-
li/m vergüten.
I
I
f ^'
Benutzung der alten Wäscher- und Blei-
cher-Lauge auf Pottasche,
Als ich im Jahre i8i5 in Paru einen in dem St.
Lud wigs * Hospital aufgestellten und zweckmäfsig aus-
geführten Apparat zur Heilzung der Bäder mittelst der
Wasserdämpfe besichtigte , fiel mir die zweckmäfsige
Beniitzung auf, welche bei diesem Apparate von der
alten, von der Spitalwäfche abfallenden, Lauge ge-
macht wurde. Der Dampfkessel wurde nämlich stait
J«hrk. dU polyu inst. I. JBiL 2 8
434
mit gewöhnlichem Wasser^ mit dieser alten :Wasck
lauge gefüllt. Wenn die Flüssiskeit nach wiederhoht ^
tem Nachgiefsen der Lauge und diird^ die Yerflüchti'
gung des reinen Wassers aus derselben (dc^ssen Däm-
pfe das Badewasser erwärmten) hinreichend gesättigt
war; so wurde sie aus dem KCss^ abgelassen, und
in flache, oberhalb desselben befindliche Geläfse ge-t
brächt, wo die Lauge allmählich bis zur Trockne abge^T
dampft wurde. Dieser trockne, aus Pottasche , öhl I
oder Talg und andern Unreinigkeitenbestehende Rück- 1
stand wurde nun in einem gewöhnlichen Kalzinirofea
verbrannt, und eine sehr reine, 85 bis 90 Procent koh-
lensauren Kali enthaltende^ Pottasche gewonnen. Diese
Pottasche, deren Erzeugung kaum mehr, als das zum
Kalziniren verwendete wenige Brennmateriale kostete,
deckte einen Theil der Kosten der fiir die Spital-
wäsche nöthigen Seifen und Lauge.
1
%
Herr FLahault Fokedejr > Zwirnfabrikant zu
Bailleul im Noradepartement^ betreibt seit einigen
Jahren diese Benutzung alter Wäscherlaugen im
Grofsen und fabrikmäfsig^ Er errichtete an den Ufern
der LjSy in der Nähe der Bleichereien) ein eigene!
Etablissement auf zwanzig Sudkesseln , und erzeugte
vorerst zehn tausend Kilogramm vortrefflicher Pott-
asche, die er jedoch, beidemVorürtheile der Bleicher
gegen dieses, aus einem als völlig unnüte und ver-
braucht angesehenen Materiale entstandene Produkt,
anfangs gar nicht, und spätier nur mit einem minderen
Preise von fünf Franken pr. Zentner gegen die Handels«^
Pottasche verkaufen^ konnte. Aber bald überwand
die gute Qualität der neneru Pottasche das Vorurtheil,
und sie wurde der russischen und Danziger Pottasche
vorgezogen. Im Jahre 1817 fabrizirte Herr FlahauU
zwanzig tausend Kilogranuii von dieser Pottasche,
den Zentner (zu fimiiig Kilogranunen) um 1 5 Franks.
435
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dafs diese Be-
itzungsart der alten Laugen bei grofsen Bleichereien,
grofsen Städten , und ü.berhaupt da, wo diese Lau-
;n in der Nähe in hinlänglicher Menge zu haben
rid, und d^sBrennmateriale nicht zu theuer ist, oder
e Abdampfung nebenbei verrichtet werden kann,
achahmung verdiene.
Der Herausgeber.
5.
Krystallisirung des Harzes*
Das gemeine weifse Pech, Pix Alba^ welche i'
51 dem Absondern des Terpenthins aus den Aua-
issen der Pechtanne, Pinus sils^estris, gewonnen
ird, gibt in Alkohol von 34 — 36^ Baume aLuige-
s^t, unter begünstigenden Umständen mit Schwefel-,
dpeter- oder Salzsäure niedergeschlagen, Krystalle,
eiche öfters von ausnehmender Gröfse sind , so dafs.
h bereits einen ganz frei stehenden Krjstall von ei-
ern Zoll Länge erhalten habe.
Die Krystalle sind durchsichtig, gelblich weifs,
ft auch ganz weifs , von Fettglanz , und bilden sich
inzeln, oder in Drusen und Nestern, auf der Ober-
äche der Flüssigkeit sowohl, als an den Wänden des
rcfäfses, und steigen an denselben manchmahl bis
iderthalb Zoll über die Flüssigkeit hinauf. Am hau-
gsten bilden sie sich aber auf dem Boden des Gefafses
ad auf dem uukrystaUisirten Harz- Niederschlage,
Die Krystallform ist ein gerades Prisma mit para-
logrammer und schiefwinklicher Grundfläche ; die
rismen sehr dünn und daher tafelförmig j dieSä-
tnflächeu des dünneren Prisma biegen sich zuweilen
28 ^
43Ö
convex aus, und sind anoe^stumpferen Enden
gestumpft , wodurch das vierseilige Prisma in
sclirnales sechsseiliges übergeht. Die sechsseiiigf
Prismen krystallisiren meist einzcbi, die vierseitigi
in Drusen. — Das Krystallisations-System ist da."
jenes der schwefelsauren Kalkerde, oder des Gypi
Die ersten Krjstalle aus der Auflösung des Harzes dei
Pechlanne erhielt ich zu Ofen im Februar i8i4
von ich an Herrn Buchholz in Ei- fürt , samrat mehrt
rcn Krystallen aus dem Saite der Maisslängel eiito,
Prohe mit dem Ersuchen überschickte, dieses Ver-1
hahen hekannt zu machen, und zu untersuchen, o1
dieKrysialle noch wirkliches reine^ Harz wären, odt
oh sie eine che^iiische Veränderung erlitten hatteQ
Allein ich erhielt von Herrn Buchfiolz keine Antwort
und da bei wiederliohUenund verscUieden abgeänder
ten Versuchen, hei der genauen Beobachtung allei
Umstände, welche die Krystallisation hegleiletcn, d
mir in der Folge nicht mehr gelingen wollte, Krystall^
zu erzeugen ; so liels ich die Sache auf sich beruhen
Nur erst in diesem Jahre Anfangs März erhielt kll
wieder, und zwar in zwanzig Versuchen Krystalte ai
dem weifsen Haize, wovou ich einige zur gefälligen B<
nrtheilung beilege. Diese Krystallisations - Versucl
dehnte ich sogleich auf mehrere Harze aus, und hoffte
vorzüglich ICrystalle aus einem reinen Uar7.e zu erhahen,
welches Herrn 7b.rc/7/t /li«on; aus Nordamerika unter
demJVahmen weifscsPcch als Handclswaare erst neuer-
lich eingesendet worden war; allein ich erhielt eliea
so wenig von diesem ceinen Pech Krystalle, als au«,
dem sehr schonen durchsichtigen Harz, welches Herr
Joseph. Pittonj aus Brasilien unter dem Nahmen Ju-
tui-cicika oder Brasilianischer Kopal bekommen
hatte. Es wurden drei Versuche mit der Myrrha^
vier mit iXcTaOLibanum, mehrere mit dem Sandarak,
demMastix, dem harzigen Theile des Weihrauches, mit
dem Guajac -Harz und dem Benzoe gemacht, allein,
keines dieser Harze machte Krystalle ; ohschoa du
437
ienzoe-Harz einige haarfeine Streifen bildete^ die sich
ber in einigea Tagen wieder verloren , und die Srui-
r^roc- Auflösung an der Wand des Glases Dendriten
bsetzte ^ die sich aber nicht zu Krystallen bildeten«
Die Harz - Krystalle scheinen in ihrer Eigenschaft
ils Harz nicht geändert zu seyn; denn sie lösen sich
EQ Wasser nicht auf; sie lassen sich daher von der
inhängenden Säure durch Waschen recht gut reini-
j^en, ' und verHeren dabei die gelbUche Farbe; sie
DseB[ sich aber vollkommeja und leicht in Alkohol kalt
u£ In dem Alkohol^ in wrelchem sie durch Eingiefsen
ler Säuren krystaUisiren^ werden sie durchErwärmen
>ei geringer Temperatur (25 — 3o^) wieder aufge-
öset; wodurch jedoch die KrystaUisationsfähigkeit der
Luflösung nicht gestört wird ; im Gegentheil .glaube
ch bemerkt zu haben ^ dafs noch schönere Krystalle
»ich darnach ansetzen. Sie zerfliefsen in höherer Tem-
peratur, dampfen 'und brennen mit Rauch und dem
eigenen Harz -Geruch. Die spezifische Schwere ist
gröfser als jene des unkrystallisirten Harzes, Der un-
krystallisirte Harz - Niederschlag ist weich und ziehbar,
lichtbraun, erhärtet an der Luft, wird spröde, wie
das Harz vor der Auflösung war *).
Wien, den 27. März 1819.
Job. Franz Ries,
Med. Doct.
*) Herr Professor SchoU hat diese Harzkrystalle mit reinem km-
moniak behandelt, die Flüssigkeit mit Salpetersäure neut^a-^
lisirt , und sie sonach auf Salzsäure und Schwefelsäure ge-
prüft. Es zeigte sich jedoch von beiden keine Spur In der-
selben.
Der Herausgeber.
t
438
0. IP
, Übersicht der Produktions -Verhältnisse
der Ackerbau* und Gewerbs- Industrie
in Frankreich. |c
Die nachstehende allgemeine Übersicht habe ich
aus des GTdienChaptats neuestem interessanten Wierkc'
> de t Industrie frangoise. 2 Tom. Paris 1 8 1 9.« ausge-
zogen. Dieses Werk ist das erste in seiner Art, wel-
ches aus richtigen Grundsätzen, in klarer Ordnung und
mit voller Sachkenntnifs die Verhältnisse der National-
Jndustrie eines grofsen, fruchtbaren und gewerbfleifei-
gen Staates in ihren drei Elementen: Handel, ^Acker-
bau und Gewerbe, nach approximativen numerischen
Bestimmungen erörtert. Es enthält eine grofse Menge '^
t chätzbarer Notizen, die es dem Staatswirthe und depi
Technologen sehr interessant machen.
Ertrag der Agrikultur-Industrie.
Produktion an Weizen, Korn, Buchv\rei-
zen, Mais, Gerste, Hafer, Hülsen- Franks.
fruchten, Erdäpfeln 1 929,33 184&
Produktion aus der Viehzjucht jeder Art 678^995412
an Obst ,, , . , , 64,620000
» Gemüse • • 196,800000 J
» Heu , 680,805965
y Weide .......... 3o,25oooo
» Wein .* r •,,,,,, , 7x8,941675
V Wolle 81,339317
» Kokons ,....,.... 15,442827
^y> Hanf. . , . . , 3o,94i84o
» Lein ,.,,....,.. 19,000000
» Krapp . • . • 4,000000
aus Waldungen i4l,44oooo
»n öhl jeder Art ^ 70,000000
V Tabak ' 7,OOOOQO
. ^ 439
& kleineren Kulturerträgnisseti; als Waid, Franks.
Wau, Hopfen, Süfsholz, SafFran etc. 1,700000
» Kastanien . r . 8,120000
Fr. 4()78,7a88a4
- Den reinen Ertrag von dieser Produktion (nacli
Umschlag des Samens, des Taglohns, der Repara^
LQi^u und Baulichkeiten, der Unterhaltung derWerk-
seuge^ des Absterbens des Viehes und der Nahrung
iron Menschen und Thieren) schätzt Graf Chaptal auf
1344793370 JF'ranks.
Ertrag der Gewerbs -Industrie..
Franks.
IVerth der Seiden^Fahrikation . . iO7,56ooo0[
» » Tuch- und Wollenzeug-
Fabrikation . . « . 238,1 3393:2
> V Lein- und Hanf-Fabrikate 342,796012
» » Papier -Fabrikate . - . 31,700000
5> » Baumwollen -Fabrikate . 191,600000
V » Posameptir-Arbeiten . . 7,000000
» 9 Metalle und Metallwaaren
aller Art *).,.. 332,4664oo
» p Glaswaaren 20,5ooooo,
Porzellan 5,oooooo
Steingut 6,000000
» » gemeinen Töpferarbeiten i5,oooooo
-» » Ziegel-Fabrikation . . 17,600000
«> Gyps- und Kalkbrennerei i5,oooooo
» Salze und Säurenfabrikeh 58,86oo*oo
Seife • 33,000000
» »^Zucker-Raffinerien . . 60,823910
»
» »
*) Hierunter befinden sich die Eisen- und Stahlarbeiten mit
3Ö7,39p377 Fr. ; der Werth der fabriztrten und reparirten
Uhren ipit 22,5ooooo Fr. (es werden jährlich 5ooooo Taschen-
uhren von Gold und Silber, und etwa 5ooo Stockuhrten in
Frankreich verfertigt) 5 der Werth der Gold* und Silber-
;arbeiten und Bijouteriewaaren mit S8,oooooo Fr.
X
.«
«■
» -
»
44o
Werth der Hut-Fabrikation • . .
Leder-Fabrikation und Le-
derarbeiten aller Art •
Färbereien und Lakir^n .
Parfümerien ....
Stärkefabriken u.Produkte
aus der Stärke *) . . ,
Buchdruckerei . . .
Tischlerei u. musikalische
Instrumente . . . .
Bier, Cider, Branntwein
Franks^.
34375000
1 55,392650
49,117950
1 3,000000
2!l,5o0000
21,652736
43,000000
1 5 1,2578 li
Totalertrag 1 820, 1 02409 Fr.
Dieser Werth besteht :
j) Aus etwa 4i6,oooooo Fr. für inländische rohe
Stoffe.
2) Aus 1 86,000000 Fr. für ausländische roheStoffe.
3) Aus 8445000000 Fr. Arbeitdohn.
4) Aus 192,000000 Fr. an allgemeiilen Unkosten,
als Abnutzung der Werkzeuge, Reparaturen > Heitzung,
Beleuchtung, Interessen des ersten Anlagekapitals etc.
5) Aus 182,000000 Fr. als Gewinn des Fabrikanten.
Zieht man aber von dem obigen Total werthe die
4 16,000000 Fr. für inländische rohe Stoffe ab , welche
die Manufaktur -Industrie von der Ackerbau-Industrie
übernommen batj so bleiben i4o4> 10^409 Fr* als die
Summe der Fabrikationskosten, der Handarbeit^ des
*) Hierunter befinden sieh für 4,5ooüOoFr. rliuinartiger Brannt-
wein, welcher aus der Stärke gewonnen worden i$t, nach-
dem man diese erst vorher, nach dem ICirohhaff^sclien Vcr-
fahre.i , in Stärhezucker verwandelt und zu.* Gährung ge-
bracht hat. Im Mai 1818 befanden sich in Paris vierug Fsh
briken, in welchen mau auf diese Art die Stärke zur Destil<
latiuh verwendete. So schnell gehen neue Erfindungen in
das praktische Leben über, wenn sie von wissenschaftlfcl)
gebildeten Unternehmern gepflegt werden.
44»
fVertlies der fremden rohen Stoffe, un^^des Gewinne«
ler Fabrikanten.
Da die 4 16^000000 Fr. inländisclier roher Stoffe .
licht erzeugt werden könnten, Wenn sie fiir die Ge-
iverbs- Industrie keinen Absatz hätten; da ferner die
[86,000000 Fr. ausländischer roher Stoffe, alsTausch-
mittel inlandischer Produkte, der inländischen Pro-
(hiktion selbst zu gut kommen; und von diesen beiden
Posten, so wie von den 192 Mill. Fr. fiir allgemeine
Unkosten, etwa ein Drittheil als verzehrbarer Ertrag/
gerechnet werden kann; da ferner durch den Umsalz
äer 18-20 Mill. Fr. an Gewerbserzeugnissen noch we-
nigstens 10*0 oder 128 Mill. Fr. im Handel gewonnen
werden; so kann man das verzehrbare Produkt der
Gewerbs- Industrie auf i473 Mill. Fr. rechnen. Dieses
Erzeugnifs reicht fiir die Subsistenz von etwa zwölf
MiUiönen Menschen hin, auf die Person, fiir Männer,
Weiber und Kinder im Durchschnitte, hundert und
zwanzig' Franks gerechnet *).
• In einem fruchtbaren Staate, in welchem Ackerr-
W- und Gewerbs - Industrie mit gleicher Sorgfalt kid-
tivirt werden, wird daher beinahe die Hälfte der Be-
völkerung durch die Gewerbs-Industrie getragen, oder '
der Ackerbau produzirt doppelt so viel, als die Men- *
schenzahl, die sich mit demseUien beschäftiget, zur
Produktion und Verzehrung braucht. In dem Mafse,
fds sich diese Gewerbs-Industrie vermindert, vermin-
dert sich aiüch die Produktion der Ackerbau-Industrie,
Weil der Absatz fehlt, und Niemand etwas produzirt,
Was /Cr nicht verkauft.
*) In f rankreich bescjiäftigen sipb drei Millionen Faioilien init
dem Ackerbau,
44a
Ohne GeWerbs- Industrio wurde daher in Franko
reich etwa die Hälfte des ackerbaren Bodens wüste
oder in Heiden liegen^ oder mit Waldungen bedeckt
seyn^ und seine Bevölkenuig kaum auf die Hälfte der
jetzigen steigen. Die Landleute würden sich ihre
Werkzeuge nothdürftig selbst yerfertigen, aus Schaf-
pelzen ihre Kleidungsstücke zusapnmensetzen^ und in
elenden Hütten wohnen. Einige wenige Reiche wius
den mit dem " wenigen vorhandenen Gelde sich aus
fernen Landen imd über Meere theure Waairen her-
beischaffen y um sich in Seide zu kleidep y und mit
Gold zu verbrämen. Diefs war der 2^ustand des Mit-
telalters. Wer das Altdeutsche liebt, mag sich den*
selben allerdings zuri^ckwünschen.
Der Herausgeber.
XXVI.
i^issenschaftliche und technologische
Notizen,
sgezogen aus den englischen und fran«
zösischen Zeitschriften.
Von
Franz Ritter s^on Gerstner,
rofessor der pralitischen Geometrie am k. k. polytechnischem ^
Institute.
^Schichte und Beschreibung der J^auxhall' Brücke
in England.
JL/er Bau einer Brücke über die Themse^ nahCxbei
luxhaU^ scheint schon vor der Erbauung der ^^4?5«mi^«r-
ücke in Antrag gewesen zu seyn, und die Frage, ob
^estminster oder Vauxhall die schicklichste Lage für die
dachte Brücke sey, scheint ein Gegenstand gewesen zu
j^n, über welchen die öffentliche Meinung zu jener Zeit
öfstentheils getheilt war. Nach Erbauung der fVestmin-
r Brücke j welche ungefähr achtzig Jahre nach dieser Zeit
att fand , ruhete die Idee einer andern Verbindung zwi-
ien derselben und der Battfirsea-Brücke, bis ungefähr Tor
ölf "Jahren, wo sie durch Herrn Ralph Dodd-wieAev er-
uert wurde, welcher die öffentliche Meinung hiezu
mmte, und mit der Eröffnung einer Subscription für ihre
isführung beschäftigt war. Die erste Verhandlung ging
»ruber im Parlamente im Jahre 1809 vor, kurz nachher
irde Herr Kennte als Ingenieur für diese Angelegenheit
stimmt, und eine steinerne Brücke von sieben Bogei^
;rde unter seiner Anleitung begonnen. Der erste Grund-
in dJüVier yon Middlesex wurde am Q.Mai.iSii von Lord^
ndas im Prahmen des Prinzen Regenten gelegt«
^^^ öflfne
444
Diese Grundlegung, Terbunden mit den allgemcinea
Vorbereitungen für «las Werk nnd dem Ankaufe der Bau-
materiatien, wareu ji-doch die einzigen geschclienenüiiige,
als das Komile der Direktoren dieses Brückenbaues 'wahr-
zunehmen anting, dal'a die Ausgabe für eine steinerne Brücke
vahrsclieiniich ihr Kapital ticI' überschreiten würde; die
Folge davon war eiae unmittelbare Verzögerung de» Wer-
kes, und eine zweite Bitte an das Parlament im Jahre i8i3,
warauf sie eine Akle erhielt, welche zu dem Gebrauche
der eisernen uder andern Materialien bei dem Baue der
Brücke ermächtig le. — Kur/ nachher wurde ein Entwurf
für eine Brücke von neun eisernen Bogen durch Hrn. Sa'
muri ßrntham vorgelegt , und vom Hrn. J. GrelUer bestätigt
und kontrahirt, um unter der Direktion des Hrn. Samuel
ausgeführt zu werden. Die Neuheit der Idee bestand in
den Brückenpfeilern, welche in Kasten mit ziegeinen und
steinernüu Seiten versenkt wurden, und in dem Gebrauclie
der kleinen Kenter Bruchsteine für die Fronten der Brücken-
pfeiler, hinter welche noch kleinere Steine gelegt und roit
Parkers lämischemCement verbunden wurden. Die Grund-
lagen von einigen Pfeilern wurden nach diesem Plane in
den Flula gelegt, ein beträchtlicher Theil von Herrn Ren«
nie't Uferbaue war abgenommen, und anstatt dessetbra
wurde das Mauerwerk nach der obigen Beschreibung auf-
geführt: aber die Neuheil dieser Art zu bauen und der
unvollkommene Erfolg, welchen die Ausführung davon ko
erwarten schien, zog die Aufmerksamkeit des Komite ap
sich, das sich sonach an Herrn Jamei IValker wandte, uml
euch bald nachher von ihm eine Zeichnung empfing , welche
mehr Sicherheit für die Ausführung zu gewähren schicB-
Die Brücke wurde nun wirklich unter der Oberaufsicht d»
Hrn. i^alker, als Direktor, und Hrn. English, als Auf'sichU-
Ingenienr, ausgeführt ; es war jedoch vorher abermals noüi-
•wcndig, das ganze Werk abzunehmen und wegzuschaffen,
welches von Hrn. lyamuei^e/KÄam aufgeführt worden war,—
Der erste Stein zu dieser Brücke wurde durch den Herzog
von Brumii^'ick am ai. August i8i3 gelegt, und am 4. Juni
»8.6, wo es drei Jahre seit der Zeit waren , da Hr. ff^alkcr
Ton der Kompagnie engagirt wurde, fuhr Hr. ff^iüiam kfü-
liains, der Schatzmeister der Kompagnie, mit seinemWagen
die Brücke, welche seil jener Zeit dem Publikum er-
öffnet wurde. — Die Augelegenheiten dieser Kompagnie
.'frurden durch ein Homite von Direktoren geleitet. AI»
445
nach der Eröffnung der Brücke die erste General-Yersamm-
lung gehalten wurde , so erkannte man einstimmig dem Hrn.
ff^alker die Summe yon drei hundert Guineen , dem Hrn.
English hundert und fünfzig Guineen , und dem Bechnungs«^
führer^ Herrn Nash^ hundert Guineen hinsichtlich der
Verdienste zu, welche sich diese Männer hiebei erwor-
ben hätten.
Die Breite der Themse bei Vauxhall ist ungefähr. 900
(engL) Schuh ^) , die Tiefe des kleinen Wassers yon 8 bis
10 Schuh, und das Steigen der Fluth oder des Hochwas-^
sers ungefähr 12 Schuh. Die gegenwärtige Brücke besteht
«US neun Bogen yon 78 Schuh >Spannung, und acht Brücken*
pfeilern , jeder 1 3 Schuh breit. Die Böden der Senkkästen,
in welche die Brückenpfeiler gebauet wurden, wahren 16
Zoll dick , yon dreimal über einander gelegtem massiyen
Tannenholz , welches stark mit einander yerriegelt und
kalfatert war. Der Bau hieyon wurde auf öiner abhängigen,
in den Flufs anstofsenden £bene yorgenommen, und das
Ganze sodann auf Walzen in den Flufs herabgelassen. Der
vollendete Kasten wurde durch Pfahle und Anker nahe an
deäi Platze befestigt, und die Mauerung des Pfeilers inner-
talb desselben yorgenommen, bis er ungefähr mit 5 Schuh
Höbe yon seiner Base beladen war. Nun wurde derselbe
lei hohem Wasser an den Ort geschwommen, welcher yor-
ber für seine Aufnahme yer tieft und eben gemacht wurde,'
Q^d indem er in seiner eigentlichen Lage durch Pfahle und
auf andere Art gehalten wurde ^ liefs man das Wasser durch
eine in der Seite angebrachte Öffnung hinein, so, dafs der
Pfeiler nach i^nd nach in seinen gehörigen Ort yersank,
Kun wurde ein zeitweiliges Gerüst auf der Höhe des Kastens
errichtet, und mit einem Steinhaufen gehörig beladen ; zu-
gleich wurde eine schwimmende Dampfmaschine an eine
I^nmpe yon 2 Schuh im Durchmesser angebracht, welche
in dem Kasten noch yor seiner Absetzung befestigt wurde.
Sobald die Fluth den obern Theil des Kastens yerliefs,.
fmrde die Dampfmaschine in Bewegung gesetzt, um das
lYasser aus dem Kasten auszupumpen, und so wie diefs
{ethan war , wurde die Mauerung des Pfeilers wieder bis
:ur Wiederkehr einer Fluth fortgesetzt, wo die Arbeiter
>■■ II .111' 1 1.. ■ ■ I. I „..
♦) Es betragen 17 englische iSchuh sehr genau 16% W» Sckuh;
t «ngl. Fufs hat gleichfalls is Zoll.
44ß
abermals aufboren mufsten. Als nun einige Lagen der Ma
ruDg fertig waren, so, dafs kein Schwimmen des Käst
mehr zu befürchten war , so wurden die Seiten des Kasi
abgenommen , und die Arbeiter waren nun im Stande imi
fortzufahren*
Das Bett des Flusses zu Vauxhall besteht aus ui
fahr 6 Schuh tiefem Sand , unter welchem eine ebene I
von festem Thon auf eine beträchtliche Tiefe yorhan
ist. Das Unglück, welches aus der Gründung der Pfe
auf dem Sande bei der Westminster^Brücke entstand , wi
bei Vauxhaü sehr wohl yermieden , indem man den gai
Sand wegschafile und die Kasten auf die feste Thon
setzte; die Festigkeit der Gründung wurde ferner dadi
erprobt, dafs man Probepfahle yon derselben Gröfse
Gestalt an yerschiedenen Orten des Flusses, sowohl r
bei der JVesLminster -Bracke^ als bei Vauxhall einranu
und hieraus das Moment der Kraft und den hierdurch I
yorgebrachten Effekt auf den Pfahl an. den yerschiede
Orten berechnete«
»
Die Boden der Kästen sind 66 Schuh lang und 26 Sc
b/eit. Die erste Lage der Mauerung ist 67 Schuh lang
19 Schuh breit; sie ist 6 Schuh breiter als der Schaft
Pfeilers über deiji kleinen Wasser ; die Absätze sind stu
weise, und alle unter diesem Wasserstande. Die Pfe
sind unter dem kleinen Wasser mit^grofsen Yorkshire-
Portland' Steinen^ und'über demselben mit Dundce-Ste^
eingefafst; innerhalb des Pfeilers selbst sind dieselben St<
in eiiier kettenartigen Verbindung gelegt, und mit G
«isen stark eingeklammert und aneinander gefüget. £
der hintere Theil der Pfeiler besteht aus Bruchstei
welche theils in römischen Cement und theils in Kalki
tel gelegt sind. Um ein übermäfsiges Gewicht zu veri
den, ist der Theil der Pfeiler zwischen dem Anfange
Wasserspiegels und dem Fahrwege der Brücke, hohl,
Ziegelmauern gebauet, bis zum First übergewölbt und al
.eine i'/i Ziegel dicke Ziegel-Quermaue'r ist zwischen j(
Rippe des eisernen Werkes geführt. — In der Mitte €
jed^ Pfeilei^ ist eine Öffnung von 1 Schuh Durchmej
die yom untern Wasserstande bis nahe zum obern Tl
reicht, wo sie sich alsdann gegen die Seiten der Fahr>
yerbreitet , um das Wasser yon der Brücke aufzunehm
Das Eisenwerk zu dieser Brücke wurde in den ButUrljr
Ei«enwerken , nahe bei Derb^^ durch die Herren J^sop ge-
gossen^ ein jeder Bogen besteht aus* zehn Bippen, und jede
Hippe aus drei Segmenten , welche mitsammen durch starke
Oaerriegeln von Eisen verbunden sind , die mit einer brei-
ten Platte an jedem Ende versehen sind u. s. w. — Der
Fahrweg wird von gufseisernen Platten getragen, welche
^uf den Ecken der Büge der gufseisernen Bippen ruhen,
worauf ungefähr 18 Zoll hoch Kies zur Bildung des Weges
gelegt ist. — Das ganze Eisenwerk ist mit einem starken
Überzug von destillirtem Kohlentheer bedeckt; blofs die
Aufsenseite der Bippen und Oitter ist mit einer Steinfarbe,
d.ie zugleich gegen den Bost schützt, bestrichen; dieser
Unterschied der Farben hilft nähmlich zugleich auch nach
den hierüber angestellten Yer suchen gegen die gröfsere
Steigung , welche die äufsern Bippen sonst haben würden,
tich auszudehnen, da sie der Sonne gerade entgegenge«
letzt sind.
l>ie Bl>eite der Brücke im Lichten ist 36 Schuh, weU
che in einen F^rweg von 25 Schuh , und zwei erhabene
Folswege, ein jeder von 5 Schuh 6 Zoll Breite, eingetheilt
ist. Die ganze Länge der Brücke im Lichten von den Ufern
ist 606 Schuh; das Steigen des F^ihrweges auf der Brücke
ist 1 auf 35 bis zur Mitte des vierten Bogens von jeder
Seite , welcher mittlere Theil etwas gekrümmt ist.
Die nähere Beschreibung und Zeichnung dieser Brücke
findet man in dem Repertory of Arts^ Manvfactures and Agri^
^ure- March, 1818. Pag, 211.
Neue Art schwimmender Brücke^
Hr. James Alexander M, Corihy hat unter dem 26. Au*
]^8f 1817 ein Patent auf diese von ihm angegebene Erfin*
dang «rhalten , welche in einer neuen Art schwimmenden
Strafse , oder eines Weges über Flüsse und Buchten be*
steht, ohne dals aber hiebei der beständigen Navigation auf
diesen Gewässern etwas in Weg gelegt sej. — Er geht
kiebei von der Betrachtung aus, dafs es bei jedem von
Schiffen befahrenen Fluss# nur eine , im Yerhältnifs der
448
ganzen Breite des Flusses sehr kleine Strecke gebe, über
welche dfie Schiffe ihren Lauf nehmen ;^ dafs man aber die
bisher gebaueten Brücken alle so Koch anlege , dafs die
Schiffe unter jedem Bogen derselben durchfahren können,
und dafs endlich bei den minder kostspieligen Schiffl>rücke]i
jedesmahl erst ein oder mehrere Schiffe zum Behufe der
Navigation abgelöst werden müssen , welche letztere defs«
halb eben so, wie die Kommunikation über die Brücke» auT*
gehalten und unterbrochen wird. , • «
Zur Beseitigung aller dieser Nachtheile schlägt Herr
Cortky vor , von beiden Ufern gegen den Stromstrich zu
eine schwimmende Passage oder Strafse zu bauen, welche
in der Mitte so weit offen ist , als es die Navigation erfor*
dert. Diese schwimmende Strafse wird an den zwei Ufern
und auch in der Mitte durch Träme oder Biegel mit ein*
ander rerbunden, welche jedoch so tief im Wasser liegen,
dafs die darüber gehenden Schiffe nicht daran streifen kön-
nen. Zur Erhaltung der beständigen Kommunikation auf
dieser Brücke wird über den mittlem, für die Schiffahrt
frei gelassenen, Theil ein der Breite desselben angemessen
nes Häng- oder Sprengwerk gebaut, und defshalb bilden
auch -die zwei Theile dieser Passage eine schiefe Flache^
welche bereits bei den Ufern des Flusses anfangt und die
gehörige Steigung bis zu dem mittlem Theile erhält. Da
übrigens das ganze Werk schwimmt, so steigt und fällt es,
je nach dem Wasserstande , und die Schiffahrt wird so wie '
die Kommunikation nie unterbrochen.
Neue Art hängender Brücke«
Hr» J. C. Loudon in England hatte bereits vor einigeii
Jahren während seiner Anwesenheit zu Pf^arsc^au der dor»
tigen königlichen Sozietät einen neuen Entwurf zu einer i^
hängenden Brücke über die 2000 Schuh breite ff^eichfel ^
überreicht. Im Monath Mai 1817 projektirte derselbe aber-'
mals für England eine solche Brücke über den Flufs Mersey
zur Herstellung einer Kommunikation zwischen den Städten
Lancaster und Chesier, Hiebei war unbedingt nothwendigi
dafs die bedeutende Schiffahrt auf diesem Flusse selbst
während der Zeit der Errichtung dieser Brücke nicht un-
4^
terbrochen werde. In letzterer Hinsicht war zugleich
durch die hierüber festgesetzte Komite bestimmt, d^fa die
mittlere Öffnung dieser Brücke nicht weniger als i ooo eng-
lische Fufs , und dafs der Bogen auf diese Weite einen lee-
ren Raum von nicht weniger als 70 Fufs Höhe liber den
hohen Wasserstand betragen müsse. Ferner ist zu bemer-
ken, dafs der Grund und* die Seitenufer des Flusses aus
einem -kompakten Sandsteinfelsen bestehen.
Die hiernach vom Hrn. /. C» Loudon pro jektirte Brücke
besteht aus drei Bogen , welche von Gufsstahl und Schmie-
deeisen konstruirt sind, und an gufseisernen , über die
Oberfläche der Brücke hoch hinausgehenden Brückenpfei-
lern im Gleichgewicht hängen. Diese Brücke unterschei*-
det sich jedoch von andern Brücken , welche an Kettenbogen
hängen , in der Gestalt und in der Vertheilung der Last an
den Brückenpfeilern, da hier ein jeder Theil allein und un-
mittelbar an den Brückenpfeilern aufgehängt ist, und man
nebstdem mehrere feste Widerlagspunkte an dem Felsen , als
dem Grunde des Flufsbettes, anstatt eines Landpfeilerge-
mäners erhält. Die genannten Brückenpfeiler bestehen aus
drei mit; einander verbundenen Beilien von hohlen , koni-
sAen und gufseisernen Säulen oder Bohren , welche senk-
recht errichtet und durch eiserne Bänder mit einander ver-
bunden sind. — Die pro jektirte Brücke über den Flufs Mersej'
besteht aus zwei solchen Pfeilern, an deren obern Ende
der mittlere 1000 Schuh lange" Theil der Brücke an eiser-
nen Stangen aufgehängt ist. Die zwei übrigen Strecken
der Brücke , welche sich an die Ufer anschliefsen , hängen
gleichfalls an solchen eisernen Stangen, die an dem obern
£nde der zwei Brückenpfeiler angehängt, und zur gröfsem*
l^estigkeit noch in ihrer Bichtung verlängert und an dem
felsigten Grundbette des Flusses angemacht sind. Die
letztere Einrichtung ersetzt daher die sonst nothwendig
gewesenen grofsen gemauerten Land pfeil er, unAHr, Loudoa
*äth, im Falle das Grundbett-des Flusses nicht an sich fest
{enug seyn sollte , um die eisernen Kettenstangen daran
gehörig zu befestigen , in den Flufs an beiden Ufern eine
linreichende Lage von Steinen oder Gufseisen zu versen-
len und hieran die Kettenstangen zu befestigen.
Das Nähere über die Konstruktion dieser eisernen
(rücke findet man in AenAnruLls qf philo sophy eic, bj Thomas
J«krb. d. polyi. Inst. I. Bd. :2Q
45ö
ThomsoTU Januar 1818) pag. 14 — 27; wodieZeichnungea.
und alle andern hiezu gehörigen Details angegeben sind»
Unverbrennbares Magazin zu Pljrmoutk^
Das unyerbrennbare Magazin, welches im Jahre i8ift
auf der SchifFswerfte yon Plj-mouth vollendet wurde, i«*
ganz von Eisen oder Stein gebaut. Die Gurten, die Träme,
die.Thüren, die Schiebfenster und die Rahmen sind all«
«ehr nett von Gufseisen ausgeführt. Das Dach ist von
Guiseisen , und die Fufsböden von Yorkshire - Stein. Dia
Treppe ist von Moorstein — Die gesehätzte Ausgabe &m
dieses Gebäude ist id,ooo Pfund Sterling.
' . Apparat zum Fegen der Rauchfänge*
Man bedient sich bereits seit längerer Zeit in Eng-
land verschiedener Apparate zum Fegen der Bau^hfange,
um die Menschen" dieser beschwerlichen und unangeneh-
men Arbeit zu überheben. Herr Feetham gebraucht ip
seinem Hause zu London ^ Nr. 9 Ludgate Hill^ oder Nr. 290 i
Oxford Street , bereits seit sieben Jahren, einen Apparat zu
diesem Behufe, welcher ^von sehr vielen Ingenieuren und
Baumeistern gebilligt wurde , und sich seiner Einfachheit
halber bei einem jeden andern unbefangenen Beurtheiler
empfiehlt.
Dieser Apparat besteht in einem dünnen eisernen'
Kasten oder Gehäuse, ungefähr i3 Zoll lang und 11 Zoll,
breit , mit zwei genau zusammgepafsten Thüren , welche
nebstdem noch V^ Breite haben , und die -Hinter - und
Vorderseite desselben bilden : auf dem untern Theile des
Gehäuses ist eine Bolle befestigt, und zwar in einer, der
Neigung des Bauchfangs angemessenen , entweder geneig-
ten, oder senkrechten Biqhtung. Dieses Gehäuse wird
nun in den Bauchfang so nahe an den Giebel gepafst, ä)^
es angemessen ist, also entweder in dem höchsten Stock-
werke , im Boden oder im Dache , so dafs die Thür mit
Leichtigkeit aufgehen kann. Oberhalb dieser Thür wird
dejr Bauchfang durch eine elastische Fischbeinbürste gerei»
nigt , und unterhalb derselben auf die folgende Art ;
45t
Eine Fischbeinbfirste , welche von der Person , die
ie braacht, fär jede Gröfse des Rauchfanges eingericbtet
werden mufs , ist mit einer eisernen Kugel verjbunden, so
afs sie in einer gewissen Richtun]g herablaufen kann, und
n dem obern Ende des Gehäuses ist ein Seil festgemacht,
fun wird die Bürste mit der Kugel durch die Thüre in
en Bauchfang gebracht, und das Seil ober der Bolle fest-
emacht. Das Gewicht zieht nun die Bürste herab, welche
Isbald^ wieder durch das Seil hinaufgezogen wird, so dafs
ie in wenigen Minuten durch den Bauchfang drei oder .
iermahl auf und ab gehen kann. Da die Thür während
ieser Operazion verschlossen ist, und* der. Strick durch
inen kleinen Einschnitt in derselben geht, so ist auch der
'ntstehung eines jeden Schmutzes vorgebeugt. . Soll die
lürste durch, einen Bauchfang gehen , Mxlcher eine be-
rächtliche Neigung hat , oder auch durch horizontale
•trecken , oder in Winkelecken , so werden *hiezu beson-
lere Thüren erfordert. Die in einem solchen Falle hin*
nkommende geringe Auslage wird jedoch hinreichend
lorch die Vortheile , welche hieraus entstehen , ersezt^
ind zwar um so mehr , als man mit diesem Apparat ein
ntstandenes Feuer am leichtesten auslöschen , .und das,
f^rabgehen des Bauches von den nachbarlichen Bauchfän-
en verhindern kann u. s. w«.
Die Vortrefflich keit eines solchen Apparats erhellet
as dessen Einfachheit, undHerrF^^<Äa/n versichert, dafs
amit seit sieben Jahren die Bauchfänge seines Hauses auf
ie aller] eich teste Art vollkommen , und jedesmahl in we-
igen Minuten gefegt werden. Die ganze Ausgabe eines
>lchen , auf die beste Art verfertigten , Apparates über-
;eigt nicht ein bis fünf Pf. Sterling; und «selbst ohne
ine besondere * Aufmerksamkeit erfor4ert er in einer
ingen Zeit keine Beparaturen oder eine Ersetzung«
Verbesserung der hydraulischen Presse von Herrn
Murray.
Die Einrichtung der gegenwärtig allgemein in den
'apier- , Tuch - und andern Fabriken mit grofsem Yortheil
29
45a
angewandten hydraulischen Presse ist zu bekannt,, als dafs
man zuerst eine besondere Erwähnung dayon machen sollte.
Herr Mwrray hat jedoch diese Presse wesentlich verbes-
sert ; er wendet nähmlich dort , wo es sich um die Pres-
sung oder Einballirung weicher und elastischer Materien
handelt , die zugleich einen grofsen Raum einnehmen , als
z. B. Wolle, Baumwolle etc., eine Presse an, deren ober«
' und untere Platte sich gleichzeitig nähern und entfersen,
welches die Zusammendrückung der angewandten Materien
und ihr Einbringen in die Presse sehr erleichtert; wäh-
rend bei der gewöhnlichen Presse . die untere JPlatte
allein beweglich ist, und sich manchmahl hoch über den
Boden erhebt, wodurch die Behandlung der Waare unbe-
quem wird.
■■
Die aufrecht stehenden Säulen des Gestelles dieser
Presse sind gewöhnlich mit Riegeln und Schraubenmuttern
verbunden, und können nicht herausgehoben werden , was
doch für eine warme oder sehr starke Pressung nothwen-
dig wäre, um stärkere, dem Zwecke entsprechende Säulen
anwenden zu können. Zu diesem Behufe nun schneidet
der Erfinder die obern Theile oder Köpfe dieser Säulen in
der Form eines T aus , und läfst sie in korrespondirende
Zapfenlöcher ein , die in dem Querbalken and dem obern
Deckel der Presse angebi^cht sind.
#
Man weifs ferner, dafs bereits viele traurige Folgen
durck das Springen der Cylinder in den ' hydraulischen
Pressen verursacht worden sind, wenn man nicht die Pres-
sung nach der vorhandenen Stärke der Maschine einrich-
tete. Diesem Übel hat Herr Murray durch die Anwendung
eines Regulators vorgebeugt, der sowohl die verschie-
denen Grade der Pressung anzeigt , welche man erhält,
als auch den Punkt, wo man inne halten' mufs. — . Dieser
Regulator ist aus einem Cylinder System von verschiedenen
Durchmess,ern zusammengesetzt, die sich fm Wassier in
einer dem Gange der Presse entgegengesetzten Richtung
bewegen. Der letzte Cylinder hievon wirkt auf eine, in
einer gläsernen Röhre abgesperrten Quecksilbersäule, die
mit einer graduirten Skale versehen ist, und die Gröfsd
der hervorgebrachten Kraft im Gewichte anzeigt«
Dieses Mittel kann man mit grofsem Vortheil« bei der
4S3
ressting d^ Tücher anwenden , vre eine tn starke oder
1 schwache Pressung öfters die Qualität und Farbe des
ewehes ändert. Man kann sich auch dessen bedienen, um
le schwersten Lasten damit zu heben.
Bei der Verfertigung der hydraulischen Pressen hat
lan besonders auf die Auswahl guter Materialien Rück-
icht zu, nehmen, und insbesondere auf einen sehr guten
rofs der Cylinder, da hieron die Vollkommenheit und
Sicherheit der Maschine abhängt.
fr
Das nähere Detail hieyon findet man in dem Bulletin
e la Societe d'Encouragement , d Paris* Jani>ier i8iö»^
Ipparat zur Erneuerung der Luft in den Bergwer-
ken, welcher in Schottland gebraucht wird.
Dieser Apparat besteht aus zwei viereckigen und
on Holz zusammengefügten Röhren , welche senkrecht .
ufgestellt und von einander durch eine Scheidewand ge-
rennt sind, die jedoch durch eine gewisse Anzahl schiefer
)({iiungen symmetrisch durchbrochen ist. An einer von
iesen Röhren , die bis in den Schacht der Grube hinab-
eicht, ist oberhalb ein grofser Trichter mit einem engen
lalse angebracht ; die andere Röhre erhält ein horizpn*
ales Rohr , das bis an jenen Stollen reicht , den man aus-
üften will. Nunmehr ist ein Wasserstrom bereitet, um
ien Trichter hinlänglich zu versehen, und das Wasser
urch die Röhre zu fähren ; dieses Wasser stürzt nun auf den
ioden des Stollens, woraus solches mittelst Punipen wie-
ler herauf gezogen wird. Bei dem schnellen Durchgang-c
Les Wassers durch die Röhre verursacht aber dasselbe
inen Lüftstrom, der der verdorbenen Luft den Austritt
Lurch die in der Scheidewand angebrachten Öffnungen
-^erstattet , welche mit der horizontalen Röhre in Verbin-
lung stehen.
Hiebei ist jedoch nothwendig , dafs das Wasser eine
beträchtliche Geschwindigkeit habe , um diesen Effekt auf
eine zweckmäCsige Weise zu bewirken ; / die Öffnung des
frichter» mul's daher eine Gröfse haben, welche de»
454 ■
Quantität des in einer be&timmten Zeit abBufli^Isendeo
>v assers proporzional ist. Bei einer solchen Maschine
hatte (in Schottland) dieselbe 3 Zoll im Durchmesser,
die Bohren waren 3 Zoll breit und 4 ^^oU lang, di^ Hdhe
des Wasserfalls betrug i3 Klafter.
Diese Vorrichtung ist jener vorzuziehen, welche mit-
telst des^Drucks die frische Luft in die Gruben einzudrin-
gen zwingt, ihre Wirkungsart ist yOn den gewöhnlich
angewandten Mitteln ganz verschieden , und verdient nicht
ininder die Aufmerksamkeit der Steinkohlengräber. (AnnaU
Qf chemistrjr etc* par Th. Thomshn, i8i4)«
1
Schnellschütze des Herrn Lecoq von Rouen*
Ein Tischler von 'Ronen y Nahmens Lecoq y hat der &h
ciete et Emulaiion dieser Stadt das Modell einor Schnell-
schütze für die Verfertigung der Leinwanden vorgewiesen.
Diese Schnellschütze ist mit einer Feder versehen, di«
dazu dient, die Spindel, auf der der Eintrag aufgewickelt
ist, im Innern, der Schnellschütze .sehr fest zu halten.
Diefs ist ein neues Mittel , wodurch man vielen Unannehm-
lichkeiten ausweicht , als dem Verlaufen des Ge'spinn-
$les etc., und welches noch die Schnelligkeit in den Fabrilts«
operazionen vermehrt. Die Gesellschaft hat dem Erfinder
eine Ermunterungs - Hedaille zuerkannt-
Mechanischer Luster des Theater Pejrdeau zu Paris.
Dieser Luster ist nicht sowohl in Hinsicht seiner
reichen Verzierungen , als des dabei angebrachte'n »ehr
sinnreiichen Mechanismus merkwürdig.
Es ist bekannt, dafs der Effekt nächtlicher Szenen
bisher auf den Theatern durch das blofse Herunterlassen
der Lampentreppe auf eine sehr unvollständige Art be-
ll weckt worden ist, da der Schein des Lusters grofsentheih
die auf der Szene hervorgebrachte Finsternifs vereitelte.
Dieser Übelstand besteht nicht mehy im Theater JF^^deau;
455
lenn sobald auf der Szene Nacht herrschen »oll , so ver-
chleiem sich. alle Lichter des neuien Lusters Ton derThea-
erseite nach und nach , und es geht daraus, auf der Szene
iine Tollliommne Täuschung, so wie im Saale eine seh?
laufte Dämmerung herydr.
Sdmaphore^ oder Telegraph zum Gebrauche
der Marine.
In dem englischen Journal tke Globe liest man fol-
genden Artikel :
»Der Semaphore hat gestern (als den ii. Juli 1816) •
angefangen, Signale zwischen der Admiralität und Chatham
EU geben. Die durch diese yeryollkommnete Maschine fest-
gestellten Mittheilungen übertreffen bei weitem den Tele-
graphen , sowohl in Rücksicht der gröfsern Schnelligkeit,
vroinit die Zeichen gegeben werden» als auch wegen der
riel weiter sichtbaren Entfernung der Maschine.<i
»Dieser letztere Vortheil wird dem zugeschrieben,
lafs der Semaphore aus einem hohlen Mast besteht, wäh-
rend der (englische) Telegraph) da er eine sphärische
[jestalt hat, die Dichtigkeit der Atmosphäre keineswegs
Inrchdringt. Der Telegraph besteht bekanntlich aus sechs
irmen , die nur hundert Kombinazioneh hervorzubringen
rermögen. Die neue Maschine mit zwei Armen liefert
licht nur Buchstaben und Worte, sondern ßätze und bei-
läufig zweitausend yerschiedene Worte.«
^Der Nutzen dier Maschine beschränkt sich keines-
wegs blofs auf den Marinedienst ; ihre einfache Konstruk«-.
sion macht sie auch für jeden Armeegebrauch anwendbar,
um so mehr, als sie in fünf Minuten in einem Wagen nach
Mafsgabe des Bedürfnisses von einem Orte zum andern
Ijransportirt werden kann. Der Herr Herzog Ton Yorkf
Hr. Hewrjr Forr^ns^ und viele andere Offiziere vö^n Ansehen,
haben sie in diesem Betrachte untersucht . und ihren
Nutzen für den Dienst der Armeen anerkannt,«
(
456 .
vMan verdankt die Terbesserung und An-vrendunj;
dieser Maschine dem Admiral Hrn. Home Popham.^
iSchnelligkeit der Mittheilung durch Telegraphen.
Die in Frankreich bestehenden Telegraphen theilen
in folgenden Zeiträumen die Nachrichten bis Paris mit, als:
Von Calais bis Paris j durch 27 Telegraphen, in 3 Min.
/Von Lisle bis Paris j, durch 22 Telegraphen, in 2 Min.
, Von Strasburg bis Paris > durch /\.5 Telegraphen , in
6*/» Minuten.
Von I^on bis Paris , durch 5o Telegraphen, in 9 Min.
Von Brest bis Paris,, durch 3o Telegrapheii) in 8 |Cn.
Mathematische Instrumenten - W^erkstätte des Herrn
Schenk zu Bern.
Herr Schenk ^ ein Zögling des berühmten Herrn von
Reichenbach ^ errichtete zu Bern eine Werkstatte, woraus
schon mehrere Instrumente hervorgegangen sind, von denen
Kenner mit vielem Lobe sprechen. Unter dieser Anzahl
biefindet sich auch eine , nach jener von Ramsden kon-
struirte und vervollkommnete Theilmaschine ^ deren Ein-
richtung wesentlich in Folgendem besteht:
Sie hat mit der ursprünglichen Idee Ramsdens nur
den Kreis gemein, welcher sich auf einer vertikalen Achse
dreht , wobei aber die Tangentialsahraube ausgelassen ist.
Dieser Kreis hat 4 Vi Sctuh im Durchmesser und seine
unten und oben konische Achse ist sehr haltbar in eine
Stein^nasse eingesetzt, durch welche sie geht, und die so-
wohl zur Grundlage als zur Stütze eines aus eisernen Thei-
len fest verbundenen Gestelles dient, welches sowohl den
Falz, in dem das Armband wirksam ist, als auch andere
Stücke trägt, die sämmtlich während der Bewegung der
Kreisscheibö die gröfste Beständigkeit beibehalten. Unter
der Anzahl dieser Stücke sind vier starke Vcrgröfserungs-
gläser, wovon jedes in seinem Brennpunkt einen sehr
feineif Spinnenfaden enthält, und die oberhalb der End-
457
I I
punkte der swei Durchmesser des Kreises , die sich u!nter ■
rechten Winkeln schneiden , angebracht sind.
Die Theilscheibe und ihre «wölf Radien wurden dui'ch
Herr Schenk , den altern auf einen Gufs gegossen. Es war
der gleicl^förmigen Ausdehnung wegen wesentlich, dal«
das Messing dieses grolseii Rades aus einem Stücke bestehe^
und es würde ein ungeheures Gewicht gehabt haben, wenn
man es massiv gegossen hätte. Die Ausführung ist dafan
sehr schön.
In der Mitte seines obern Randes ' ist ein silberner
Limbus eingelassen , auf dem die Theilungen besser , als
auf Messing sichtbar sind. Diese Theilungen sind von
aufserordentlicher Feinheit und^'von 5 zu 5 Minuten einge-
risaen. Man hat aufserhalb des sie begränzenden Kreises
einen hinlänglichen Raum gelassen, um auf dem nämlichen
Limbus Theilungen zu verzeichnen , die jedeni andern
gewünschten Ünterabtheiluxigs-Systeme des Kreises zukom-
men würden , z. 15. die ünterabtheilung in vier Theile,
welche bei den in Paris verfertigten Instrumenten ziemlich
allgemein angewandt wird. Auf der Theilscheibe ist je-
doch aufser der angegebenen Theilung noch keine andere
ausgeführt.
Die Repetizionskreise (Theodolites repetiteurs), welche
Herr Schenk verfertigt , machen sowohl wegen der Schön-
heit ihrer Ausführung, als wegen der Richtigkeit ihrer
Verhältnisse , die dem Ganzen eiiie gewisse wohlgefäl-
lige Übereinstimmung geben , auf den Kenner grofsen
Eindruck.
»
Der Horizontal kreis , an seinem äufsernEnde gemes-
a^en , hat nur 8 Zoll im Durchmesser , der vertikale Kreis
aber nur 5 ^4 Zoll. Ein jeder hievon ist aus zwei Kreisen
zusammengesetzt; wovon einer • in dem andern beweglich
ist, um sonach die so wesentliche Redingung der Repeti-
zion zu erhalten. Diese zwei Kreise sind so konzentrisch
gearbeitet, dafs man nur mit Mühe den sie absondernden
Zwischenraum entdeckt. Die konzentrischen Zapfen der
zwei Horizontalkreise werden durch Federn getragen,
welche ihnen nur in so weit Druck und Reibung zulassen,
458 ,
als zur Sicherheit der Bewegung 9 die übrigfns aufserot*
deutlich «anft uud leicht geht, nöthig ist» .
D^8 Instrument ist mit zwei Fernröhren yersehen:
jenes , welches sich unter dem Horizontalkreise befindet,
ist blofs ein Yersicherungsfernrohr, das während der gan-
zen Dauer der Operazion auf einen Gegenstand gerichtet
bleiben .mpfs; das andere gehört dem. innern und dem
Vertikalhreise zu , und verrichtet die Funhzion einer Al-
hidade. Sowohl eines als das andere haben im Brenn-
punkte des Okularglases ein Kreuz von sehr^feinen Spinn-
webenfaden ; sie sind 1 Schuh lang , sehr gut in ihren
Yerhaltnissen , und die Gegenstande werden durch sie
nicht verkehrt dargestellt.
Die konische Achse des beweglichen Fernrohrs ist
von Glockenmetall, und hat an ihrem Ende stählerne Za-
pfen , die auf Unterlagen von Glockenmetall ruhen, welche
auf dem obern Theile der zwei aufrecht stehenden Stücke
oder Träger des Fernrohrs befestigt sind. Auf diesen .
Zapfen befindet sich die Libelle, welche bestimmt ist, die
Oberfläche des Instrumentes mittelst dreier breitköpfig
versenkter Schrauben wagerecht zu stellen , die unterhalb
des Horizontalkreises seinen Fufs unterstützen. Diese
Wasserwage ist einer sehr leichten Prüfung mittelst de»
bekannten Vorgangs der Umdrehung fähig.
Eine zweite , auf dem beweglichen Fernrohr befind-
liche, Wasserwage ist dazu bestimmt, solches horizontal
. jsu stellen , und sonach zur Beobachtung der Höhen den
Punkt des veränderten Standes der Luftblase zu bestioi-
men. Eine jede dieser auf der Wasser wage angebrachten
Eintheilungen hat beiläufig eine Linie Ausdehnung, und
entspricht einer Neigung von 3 bis 4 Grad. Diese Was-
serwage ^^ird gleichfalls durch dfe blofse Umwendung
verifizirt, '
Die dHtte Wasserwage ist an dem Vertikal- oderHö^
henkreise angebracht.
Der in Messing eingelassene silberne Limbus dci
Horizontalkreises ist von 10 zu 10 Minuten eijigetheilt,
^nd vier einander gerade entgegengesetzte Verniers , de*
459
ren jeder mit einem Vergröfserungsglase von einzölliger
Brennweite verseilen ist, verschaffen eine Uhterabtheilung
von lo zu 10 Sekunden. Entgegengesetzt dem innern
Theile des von jede^ Vernier eingenommenen Kreises,
ist ein Reflektor von mattem Weifs angebracht, welcher die-
sem Theile des Kreises ein gleiches und zuträgliches Licht
verschafft , und die Operazion vorzüglich erleichtert. Die
Theilungen, sowohl auf dem Kreise als auf den Verniers,
sind von ausgezeichneter Feinheit und Reinheit. Sie er-
scheinen gleichsam auf einer und derselben Ebene, wel-
ches die Beobachtung des Zusammentreffens der Theilstri-
che viel leichter und sicherer macht.
Die Repetizion der Vertikalwfhkel geschieht durch
ein etwas weniger einfaches Verfahren , wovon die nähern
Details siph in 'einem Aufsatze des Hrn. A. Plctet befinden,
der in der Bibliotheque britanniquey Mai 18 iS, eingeschal-
tet ist.
Reflexions - Azimutal - Kompafs.
l}ev Azimutal "Kompajs ^ von der Erfindung des Hrn.
Smalcdlder, wurde durch Hrn. Jecker zu Paris ausgeführt,^
der den Gebrauch dieses Instrutnentes ausdehnen, und sel-
bes für eine gröfsere Anzahl asti^onomischer Reobachtungen
anwendbar machen wollte. Zu diesem Zwecke brachte er
oberhalb des Azimutalkreises einen Reflexions^Sextanten an,
mittelst welchem man die Sonne auf den Horizont bringen
kann. Die auf der Rosette, des Kompasses angebrachten
Eintheilungen werden mittelst eines Prisma in d^s Fern-
iV^hr reflektirt, welches, indem es sich vor dem Okular-*
glase befindet, zu gleicher Zeit die Sonne und die von der
Magnetnadel angezeigten Grade zu beobachten erlaubt.
Diese zwei Gegenstände erscheinen in den , im Fernrohre
gespannten Fäden. Man kann demnach zu jeder Stunde
den Winkel wissen, welchen die Magnetnadel mit der
Sonne macht, und demnach auch hinlänglich genau die
Abweichung derselben.
Das nämliche Instrument kann auch auf der Erde zumi
Höhenmessen gebraucht werden; man setzt es zu diesem
Behufe ^uf ein Stalif, welches mit einer Wasser wage ver^
46o
sehen ist , Üe parallel tnr optischen Achse dea TemrohH
gestellt wird.
Im Falle, dafs das Instrument ans seiner Lage, die es
haben soll, verrückt würde, dienen die allenthalben, wo
es .nöthig ist , angebrachten Wendschrauben dazu , demsel-
ben die vorige Stellung wieder zu verschaffen.
um sich dieses Instrumentes zu bedienen , stellt man
solches mit der Wasserwage, deren Luftblase sich nicht
mehr ändern darf, hoi^izontal; sodann setzt man das Fern-
rohr auf seine Träger und fafst damit einen Gegenstand;
nimmt es hierauf ab , kehrt es mit seinem entgegengesetz-
ten Ende um, und setzt es neuerdings auf den Träger.
Nun sieht man /nach , ob der vorher beobachtete Gegen-
stand noch von dem horizontalen Faden bedeckt wird ; im
entgegengesetzten Falle erhöht oder erniedrigt man einen
dieser Träger, und wiederholt dieses Verfahren so lange,
bis man den gewünschten Zweck erreicht hat , wobei man
aber immer darauf sehen mufs , das Fernrohr jedesmaU
umzukehren. — Dieses Instrument kann man auch zum
Nivelliren anwenden.
Da dasselbe vorzüglich zum Gebrauche für Schif-
fahrer bestimmt ist , so unterliegt es keinem Zweifel , daf»
ihnen solches vielfaltige Vorth eile verschaffen wird. Nach-
dem aber das Sehwanken des Schiffes nicht erlaubt, das-
selbe weder auf ein Statif zu setzen , noch in der Hand
zu halten , ohne dafs es sich verrückte , so ersann Herr
Jecker , es auf einem gewöhnlichen Azimutal-Kompafs anzu-
bringen , und wie die Boussole aufzuhängen. In diesem
Falle trägt der Kompafs einen doppelten Reflektor. Die
Ausführung dieses Instrumentes ist sehr sinnreich. (Bul-
letin de la Societe d'Encouragement* Septembre i8i5.)
0
Verbesserung an der Lanipe^ zum Behufe der bestän-
digen und gleichförmigen Beleuchtung der Rose der
Boussole auf dem Meere.
Das bei der englischen Schiffahrt angewandte Korn"
palshäuschen ist sehr unvollkommen. Diefs ist gewöhnlich
46i
ein Tiereckiger , auf dem Verdecke befindliche!!* , un^ in-^
wendig in zwei Kammern gelheilter Kasten, woyon der
eine die Lampe oder Kerze, und der andere den Kompais
eDlhält. In der Abtheilung, welche diey zwei Kammeru
absondert , ist eine riereckige Glasscheibe angebracht,
damit das Licht hineindringen könne ; auf der Yor^lerseite
des Kastens ist eine ähnliche Glasscheibe zur Beobachtung
der Magnetnadel , die selbst wieder in einem viereckigen
hölzernen Kästchen eingeschlossen ist; jenes, das die Rose
und Magnetnadel aufnimmt, ist rund, von Kupfer, und
auf Zapfen oder Balanziers aufgehängt.
Nun wird eine Linie j welche mit dem Kiele des
Schiffs immer parallel seyn soll , um dessen flichtung je-
desmahl genau zu bestimmen , ih das Innere des Gehäuses
mit Bleistift gezogen und diese dient den Spitzen der Rose
zum Index; aber die Art, aufweiche der Kompafs in das
sogenannte Kompai'shäuschen eingemacht wird, macht diese
Operazion sehr ungewii's. Man befestigt ihn gewöhnlich
mit hölzernen Keilen , die man rund herum einschlägt,
Was nun rerhindert, ihm eine vollkommen horizontale
Lage zu geben.
Man macht auch Kompafshäuschen mit zwei Magnet*-
nadeln, die mittelst einer zwischen ihnen gestellten Lampe
erleuchtet werden ; aber aufserdem , dafs sie hiedurch nui;
eine schwache Beleuchtung erhalten , tritt die üble Folge
der Näherung zweier magnetischer Nadeln ein , da diesel-
ben auf einander wirken können.
Das Ton Hrn. Grant Preston erftindene Komparshäus-
chen, wofür ihm von der Aufmunterungsgesellschaft zu
London eine silberne Medaille zuerkannt worden, verei-
nigt mehrere Yortheile in sich. Die Lampe ist darin
oberhalb der Magnetnadel in einer runden Kapsel ange-
bracht, und erleuchtet die Rose durch die Zurückstrahlung
ron oben nach unten. Da sie vermittelst einer Lichtman-
schete gedeckt ist, so ist sie auch vor dem durch schlechte
Witterung oder sonstige Zufalle veranlafsten Erlöschen
gesichert, was von grofsem Belange ist. Ihre Einrichtung
ist einfach, sie verzehrt wenig Öhl und verbreitet ein sehr
helles Licht, ohne das Auge des Bootsmannes zu ermüden,
•der von einem feindlichen Schiffe auf dem Meere wahr-
46a • . . '
genommen zu werden. Da der. ganze obere Theif ^esei
Kompafshäuschens von Metall ist, so ist derselbe auch sehe« |
dauerhaft.
. t
Man kann die Lampe av^ch sehr leicht herausneh-
men , um sie entweder zu reinigen , oder daran eine Re-
paratur Torzunehmen.
Es wird hier noch bemerkt , dafs der Herr Optiker
DoUond den 19. Februar 1812 ein Patent auf die Verbes-
serung der Beleuchtung der Magnetnadeln im Meere 'ge-
nommen hat, dergestalt, dafs sie nur vom Steuermanne
selbst auf eine gewiss^ Entfernung gesehen werden kön-
nen , und sich ungeachtet des Schwankens des Schiffes im-
mer senkrecht erhalten.
U
Verbesserter Barometer vop Herrn Jecker zu Paris..
Dieser Barometer besjteht aus einer heberartig geboge-
nen Röhre , welche das Quecksilber, enthält. Diese Röhre
kann entweder äaf Eisen oder Holz befindlich sejn , dem
man die Form eines Rahmens gibt , welcher beinahe 2 7i
mahl höher als breiter ist. In der Mitte hievon ist eine
Querstange angebracht, welche ein in seinem Schwer-
punkte befestigtes Gleich gewichtsmesser trägt. Die Zwinge,
die das Messer unterstüzt, ist selbst wieder auf^ einem,
zweiten Messef aufgehangen, welches sie immer senkrecht
erhält und dieser Wage mehr Empfindlichkeit ertheilt.
Das Ganze wird auf einem , zu diesem Gebrauche be^e-
men Fufs aufgehangen.
Man begreift wohl , dafs das Quecksilber weder stei'
gen noch fallen, d. h. aus einem Arm. in den andern
treten kann, ohne das relative Gewicht dieser Arme zu
ändern, wobei sich dann das Instrument auf die schwerere
Seite neigt. Dieser Mangel des Gleichgewichts wird nun
mittelst einer Nadel angezeigt, die sich auf einem einge-
theilten Zirkelbogen befindet. Um alsbald die abgängige
Quantität des Quecksilbers zur Herstellung des Gleichge-
wichtes zu ergänzen, legt man in die eine Seitenröhre Ge-
wichte zu.
463
Da dieser Barometer Tdfzdglich zur Höhenmessung
lestimmt ist , so mufs man ihn tragbar machen. Um nun
iie Oscillationen des Quecksilbers beim Transporte zu
ermeiden, hat Herr Jecker auf einem der Arme zwei
ichliessen angebracht , welche die Bohre sperren , und
omit das- Quecksilber zurückhalten. Um endlich dem
Beobachter zugleich die Temperatur der Atmosphäre in
lern Augenblicke anzuzeigen, wo er ihr Gewicht bestimmt,
8t diesem Barometer auch noch ein Thermometer an-»
;eliängt.
Dieses Instrument hat eine solche Empfindlichkeit^
laTs es mittelst desselben leicht ist, sehr geringe Höhen
m berechnen ; die Nadel läfst schon djen jJnterschied von
\ Schuh Erhöhung bemerken. Mit einem solchen Biaro-
neter ist es daher sehr leicht, die Höhe der Gebirge und
loher Gebäude zu bestimmen ; allein es ist zu diesem Be-
lufe noch' nothwendig , dafs Herr Jecker ein genaues Ver-
lältnifs zwischen der Eintheilutig seiner Gradleiter und «
\er metrischen festsetze , und dafs er sonach auch sein
Nweau über die Oberfläche des Meeres bei einem Thermo-^
oieterstande von zehn Graden annehme. Dieses mufs sich
K>dann von Meter zu Meter bis auf die gröfsten beobacK« ^
:eten Höhen erstrecken , und nun wird seine Gradleiter
luch nicht mehr willkürlich seyn. (Journal de Pharmacie^
äeptembre i8i5.)
Steuer Pantograph für drei Dimensionen^ von Herrn
La-Fond, Ingenieur des Brücken - und Strafsenbaues.
Herr La- Fond hat d^r Akademie der WissenschÄften
zu Paris eine Maschine vorgelegt, womit eine im Zeichnen
mgeubte Person eine jede aus zwei , und selbst aus drei
Dimensionen bestehende Figur nach jeder geforderten Pro-
jefctionsart kopiren und selbst grayiren kann.
Die Theorie dieses Instruments stützt sich auf das
Prinzip) dafs eine gerade um einen festen Stützpunkt be-
iregliche Begel, in ihrer Länge irgendwo gefafst, mittelst
ihrer Enden, sobald sie uiti diese Stütze in Bewegung ge-
letzt wird, ähnliche und selbst gleiche Figuren beschreibt;
4G4
wenn der fixe Punkt in der Mitte der Regel angenom-
men ist.
»
Das Instrument selbst gleicht einem Näherung;sfem-'
röhr , wovon die Rohren, wie gewöhnlich , eine in die an-
dere gesteckt worden. An einem Ende ist eine Spitze,
welche die Hand auf den Umrissen des Modells oder der
Fläche , oder der erhabenen Arbeit herumführt ; an dem
andern Ende des Rohrs ist ein Bleistift angebracht, der
durch eine Drahtfeder angedrückt wird, und auf einer dem
Modelle parallelen Fläche , das Tollkommen genaue Bild,
aber umgekehrt zeichnet. Man erlangt die Redukzionen
nach Willkür, blofs durch die Stellung des reränderlichen
Stützpunktes. Das Instrument ist auch anwendbar for
Zeichnungen von Abgüssen.
Mechanische Vorstellung der Planeten oder Hinunels-
Bewegungen, ausgeführt von Herrn Rouy zu Paris*
Dieser Mechanismus zeichnet sich vor andern ähn-
lichen durch die Menge seiner vorstellenden Bewegungen
und dadurch aus , dafs alle diese Bewegungen ohne den
Gebrauch gezähnter Räder oder Getriebe , so wie es ge-
wöhnlich geschieht , hervorgebracht werden, wodurch nun
der Erfinder, Herr B.oujr ^ zugleich im Stande ist, seinen
Mechanismus um einen sehr mäfsigen Preis herzustellen.
Derselbe erfordert auch aufserdem keine Unterhaltungs-
kosten , und sein Transport ist sehr leicht, so dafs sich
aus diesen Gründen vermuthen läfst, dafs man sich des-
selben allgemein zur Darstellung der himmlischen Erschei-
nungen bedienen werde. Die wirkende Kraft ist bei die-
sem Mechanismus an einer Kurbel angebracht, und die
hiedurch hervorgebrachten Wirkungen sind folgende:
Erstens: Die Potationsbewegung der Sonne um ihre
Achse , zur Darstellung der Erscheinung und Verschwin-
idung der Sonnenflecken.
Zusehens: Die Bewegung des Merkurs um die Sonne»
Dritiens: Jene der Venus um dasselbe Gestirn.
465
VieAeris: Die täglieke Bewegung Aet Erde um ihre 237z
ad geneigte Achse.
Fiinßens: Ihre jährliehe Bewegung in einer Bahn,
j sie um die Sonne beschreibt, indem sie den Parallelis-
LS ihrer Achse immerfort beibehält ; um zu zeigen , auf
;lche Art die Ungleichheiten 'der Tage uiid Nächle, und
glich die Abwechslung der Jahreszeiten bewirkt wird.
I>er besondere Mechanismus, welcher zur Bewegung
r Erde dient, ist so eingerichtet, um sie eine zweite
hn beschreiben zu lassen , und um die Sonnennähe und
nnenferne in beiden Sonnenwenden hervorzubringen,
s hiebei zur Heryorbringung dieses Effektes angewandte
ttel wurde von den Astronomen zu Mailand . geprüft und
t befunden.
Sdthstens: Während die täglichen und jährlichen Be-
gungen der Erde vor sich gehen, macht der Mond, als
gleiter der Erde, seine Umläufe in der geneigten Pla-
:enbahn, wodurch leicht die Phänomene der Phasen und
r Finsternifse erklärt werden, und auch, warum letztere
den Konjunktionen oder Oppositionen, oder auch ,'
hrend dem Neu- und Vollmonde nicht immer Statt fin-
n , und warum sie nur für gewisse Orte der Erde sicht-
r sind. . i_ <
Siebentens: Die andern Planeten und ihre Satelliten,
flehe die Ergänzung des Sonnensystems bilden , sind
rgestalt geordnet, dafs sie mit der Hand versetzt wer-
n können, um den Zustand des Hinimels an jedem ge-
benen Tage vorzustellen. Ein einfacher und sinnreicher
^chanismus macht dem Auge den Stillstand und Rücklauf
r Planeten merkbar. ' *
Die Sonne wird durch ein Licht vorgestellt, 'das in
1 Mittelpunkt einer vom Glänze befreiten krystallenen
gel gesetzt wird, und eine sehr gute Wirkung her-
rbringt.
Der Erfinder hat seinem Mechanismus überdie^s noch
igefiigt: itens die Kreisbewejrung der Venus um ihre
hse in einer geneigten Planetenbahn , um die Erschei-
ig des Durchgangs dieses Gestirns unter der Sonne dar-
;tell^n, und atens die Bewegung eines Kometen in seiner
ahfb. d. yol^t. Inst. I. Bd. JO
<
\ -
1 *
466 '
parabolischen LaufLalin, dergestalt angeordnet) um di«i
Bahn' mehrerer Planeten zu durchschneiden, wodurch dir
Möglichkeit des Begegnens zweier Himmelskörper bewie-
sen werden kann.
Rechen-Lineale, welche in f'/z^Za/i^ gehraucht werden.
Diese zwei Lineale scheinen in jeder Hinsicht nichu
mehr wünschenswerthes übrig zu lassen, und 'können eben
sowohl Gelehrten, als auch den Ingenieurs, den Negozianten,
Handwerkern etc. dienen. In London sieht man deren be-
reits viele auf der Börse, und in den Werkstatten ; sie sind
^ übrigens zum Tragen eingerichtet, und überaus gut einge-
theilt. Man macht mittelst derselben in einem Augenblicke
Multiplikationen und Divisionen in ganzen Zahlen und in
Brüchen*;; eben so zusammengesetzte Begles de trois durch
eine einzige eben so schnelle, als. leichte Operazion. Man
zieht aus Zahlen die Wurzeln aus , und erhebt sie auf jed-
wede Potenz ; endlich löst man damit auch Dreiecke auf*
' Alles dieses geschieht vermittelst eines platten und
schmal'en buchsbaum'enen Lineals von einem Schuh Länge,
in welchem sich eine kleine bewegliche Begel befindet,
die so wie die andere gehörig eingetheilt ist.
Man weifs , dafs mit Hülfe der Logarithmen eine jcJi
Multiplikation oder D^ivision in eine einfache Addition ver-
wandelt wird. Die zwei Regeln sind nun nach diesem
Prinzipe konstruirt und eingetheilt. Durch das Vor -oder
Rück'wärtsschieben der beweglichen oder glitschenden Re-
gel thut man nichts anderes, als die auf einer und der an-
dern gravirten Zahlen zu addiren oder zu subtrahiren,
und folglich eine jede Art arithmetischer Regel aas-
zuführen.
Die Eintheilung dieser Maschine ist folgende. Eine
V von den Oberflächen der Regel enthält vier Eintheilungen
von gleicher Gröfse.
Die obere Eintheilung bildet zwei von einander ver-
schiedene Theile , die durch ,Wiederhohlung der nämli^
eben Ziffern , mit Ausnahme der zwei letztern , wotoq
bie 1 und die andere lo ist^ angezeigt sind. Diese zwei
heile sind gleich lang, und' auf einerlei Art eingetheilt;
ne jede enthält neun Hauptabtheilungen , die mit den
ffern i bis 9 bezeichnet sind , die erste, zwischen 1 und
hat fünfzig Unterabtheilungen , die zwei folgenden ha-
n jede 20 und die 6 darauf folgenden haben zehn Uu* '
^abtheilungen»
Es ist zu bemerken , dafs die Abstände zwischen 1
1 2 eben so lang sind , als jene yon 2 zu 4 9 Ton 4 zu 8,
1 8 zu 16 u. s. f. woraus erhellet, dafs Nr. 10 die Hälfte.
• Eintheilung ist.
Die bewegliche Regel ist sowohl oben als unt^n auf
;n diese Weise , ohne einen statt ^ findenden Unter*
ied , eingetheilt.
Der untere Theil der Regel enthält 9 Hauptabthei-»
gen, wovon die erste in 100 Theile untergetheilt ist, die
ei folgenden "in 5o , die nächstfolgenden zwei in 20
l die vier letzten in 10. Jede dieser Hauptabtheilungeii
doppelt so lang als jene , welche durch eben diese
mmern in den obern 3 Leitern angezeigt sind, so dafs
Nr. 2 dieser Eintheilung der Nr. 4 der obern Einthci-
g entspricht, die Nr. 3 der Nr. 9, die Nr. 4 der Nr»
u. s. f. bis. ans Ende , welches mit jenem der andern
iheilungen übereintrifft.
Es folgt hieraus , dafs diese Eintheilung die Quadrat*
rzeln der iSahlen gibt,' die unten angezeigt sind; man
lält sie unmittelbar ohne die bewegliche Regel zu ver-
lern, und im ursprünglichen Zustande entsprechen ille
hlen eine der andern. Da die Erhebung der Potenzen
\ Umgekehrte vom Ausziehen der Wurzeln ist, so mufs
n , um das Quadrat einer Zahl zu erhalten , auf dem
ern Rande der beweglichen Regel bei der, in' der un-
n Leiter bemerkten Zahl , nachsehen*
Aus dieser ganzen Einrichtung geht hervor , dafs t
i) Um eine Dhision zu machen, man die nämliche Nr. 1
er den Divisor bringen müsse; den Quotienten findet
Q auf der beweglichen Regel unteihalb des Dividenden.
3o*
I
t
4Ga
2) Um eine'Multiplikation zn yerrichten, ist es genng, die:
Nr. 1 der beweglichen Regel unter einen der Faktoren st
fuhren ; das Produbt findet ihan sonach unterhalb der i|
dern auf der obern Abtheilung n. s. w«
Da der Platz zur Ausfuhrung des Details hier zu be-
schränkt ist, 'so kann man ein Mehreres hierüber in den
Bulletin de la Söciete d'Encouragement, Aoüt 18 15, nachlesen.
Es ist zu wünschen, dafs solche Regeln allgemein in
Gebrauch kämen , und defshalb überall yerfertigt würden«
In London kostet eine derlei einen Schuh lange Regel fonf
Schillings.
Unverbrennbarer Fimifs.
Dieser Firnifs ist ein Mittel, um der Einwirkung dei^'
]^^lamme auf was immer für Materien in einem sehr hohen
Grade yorzub engen , indem man der Yerkohlung und daher
auch der Verbrennung yorbeugt.
Man läfst nähmlich Fischleim im Wasser. zergeheO)
sej es warm oder kalt , und bereitet zu gleicher Zeit eine
ähnliche Quantität Alaun. Man mischt nun diese zwei Auf«
lösungen zusammen , befeuchtet damit sorgfaltig die der
Flamn^e auszusetzenden Gegenstände , und um des Erfolgt
noch sicherer zu seyn, yerrichtet man dieses Anfeuchten
auch noch ein zweites Mahl. Etwas hinzugefügter Essig
vermehrt noch die Unyerbrennbarkeit. Was solchergestalt
benetzt worden ist, wird sich nur aufserst schwer und mit
aufserordentlichem Widerstände entzünden. Auf diese Art
kanh man hölzerne Gefafse dem Feuer aussetzen, lind darin
alles angeikiessen sieden lassen, weil dieser Firnifs keines-
wegs die Durchlassung der Wärme, sondern ganz allein
und sicher die Yerkohlung hindert.
Fortpflanzung der Olivenb^ume.
In dem südlichen Frankreich und in andern Oliven-
Gegenden war die Fortpüanzung der OliTenbäuiüe durch
I
469
•
Samen sebon lange, ein wichtiger Gegenstand, jedoch hat»
;.ten alle Versuche dieser Art bisher immer fehlgeschlagen,
. und' nur Setzlinge waren das einzige Mittel , ihre Zahl zu
' T#mehren. Gegenwärtig wurde eine Methode entdeckt ,
«welche diese Schwierigkeit beseitigt; man weicht nähmlich
, die OIiYen in eine schwache alkalische Auflösung ein , und
laet sie sodann aus, worauf die Samen wirklich keimen und
Pflanzen heryorbringen.
Diese Entdeckung rührt von der Beobachtung her,
' welche man über die Art machte , wie die Natur diese Bäume
fortpflanzt: Die Samen hieyon wachsen nähmlich dann Ton
selbst, wenn sie durch den Magen der Vögel gegangen sind,
wo sie also eine besondere Einwirkung erleiden müssen,
und man fand durch Versuche, dafs die Samen, welche
Truthühnern gegeben wurden, dann Keime trieben, wenn
sie mit dem Kothe dieser Thüre gesäet wurden.
Vermeidung des Brandes an den Äpfelbäumen.
Di^ amerikanischen Pächter sollen folgendes prak-
tische Verfahren ergriffen haben , um den Brand an ihren
Äpfelbäumen zu yerhindern. Im Frühjahre reiben sie T||per
gut in die Rinde der Äpfelbäume ungefähr vier oder sechs
Zoll breit um jeden Baum , und ungefähr einen Fufs - über
dem Erdboden ; dieses beugt dem Brande hinlänglich TOi^*
und eine ausgiebige Ernte ist die Folge davon. «
Verfahren 9 um das Thränen des Weinstocks zu ver-
hindern^ und seine Reife zu befördern j
von Hrn. Lambry. *
Sobald der Weinstock in die Blüthe tritt, oder selbst
wenn er schon in voller Blüthe ist, mufs man entweder an
dem heurigen jungen Holze, oder an dem vorjährigen, in
die Rinde zwei kreisrunde , eine Linie von einander ent-
fernte Einschnitte ,■ machen ; und diesen kleinen zwischen
den zwei Einschnitten vorhandenen Bindenring mittelst
eines Pfropf- oder kleinen Rebmessers abnehmen.
/
470 . •
Der Ort des Einschnittes mufs immer unterhalb den
Trauhen seyn , wefshalb man bei vorjährigen ZVeigen den
ganzen Raum zwischen den untersten Trai^ben und dei^
Ort^ des Auswuchses zur Wahl des Einschnittes frei hat,
indefs man bei diefsjährigen Trieben den Schnitt immer
unterhalb zwei oder drei Augen ^anbringen mufs, auf denen
das Beschneiden das nächste Jahr Statt finden wird. Bio ,
in dem Zweige veranlafste kleine Wunde gibt bald zur Bil- j
düng eines Wuchses Veranlassung, der in fünfzehn bis
zwanzig Tagen die nackte Stelle vollkommen bedeckt; diese
zeitweilige Unterbrechung des Saftes ist nun hinreichend,
den Erfolg dieser Operation zu sichern , der darin besieht,
dafs i) jeder solchergestalt operirte Zweig durchaus vor
dem Thränen gesichert ist; und 2) die Reifung der Frucht
wenigstens um acht Tage früher Statt findet.
Diese von Hrn. Lambry so oft, sowohl auf jungem alt'
altem Holze, angewandte Methode ist jederzeit von dem
grofsten Erfolge gewesen; was übrigens den vortrefflichen
Nutzen dieses Mittels noch mehr verbürgt, ist,.daf^ die
königliche Zentral-Ackerbau-Gesellschaft dem Hrn. Lambry
zur Belohnung eine goldene Medaille zuerkannt hat, und
es ist daher zu wünschen, dafs in Weingegenden dieses
den Weinstock, besonders in nassen Jahren, sichernde Mittel
in Anwendung kommen möge.
T"«-
Beschreibung der Buchdruckerpresse des Hm. Konig,
welche durch die Kraft einer Dampfmaschine bewegt
uud hei dem Drucke des Journals the Times
zu, Jjondon angewandt wird.
llv, Könige ein deutscher Künstler, welcher*zu London
ansäfsig war , und gegenwärtig zu Himmelspf orten bei fViivz-
bürg eine eigene Werkstätte errichtet hat, hat eine neue
Druckerpresse konstruirt, von deren Vorhandensein zwar
bereits viele Journale gesprochen, aber noch keine um-
ständliche Beschreibung derselben gegeben haben. Die
Bibliotheque britannique. Decembre 181 5, liefert folgende
detaillirte Beschreibung eines Augenzeugen ,' welcher di#
'Kaschine wahrend ihrer Arbeit genau beobachtete,
\
.■
. 471
Diese Presse ist jener der Kupferdrucker sehr ähnlich
«nd wirkt im Allgemeinen durch Zylinder. Das Gestelle, ,
welches sie enthält, hat sechs bis sieben Schuh Höhe, eine'
beiläufig eben solche Breite, und eine Länge von zwölf bis
' Tierzehn Schuh. Alle hiezu gehörigen Zylinder sind in
einer unter sich parallelen Lage , und perpendikulär auf
die der Länge nach gehende Direktion der Maschine ge«
stellt. Die Kraft, wodurch die Zylinder in Bewegung ge-
setzt werden , ist an ihren auf$erhalb des Gestelles yerlän«
gerten Achsen zunächst des Hauptrades angebracht, und
bewegt die Kurbel desselben durch das Hin- undHergehent
der Ziehstange einer Dampfmaschine.
Die Druckfarbe ist unmittelbar ober der Mitte desGe«>
steiles in einem Gefafse enthalten, und fliefst durch eine
im Boden desselben angebrachte Öffnung, die man nach
dem Bedürfnifs erweitern oder verengen kann , aus. So
wie die Farbe aus dem Gefafse herauskommt, so fallt sie
zwischen zwei metallene Zylinder , die, sich um ihre Achsen
drehen und in naher Berührung mit einander stehen. Der
Oruek, welchen dieselben sonach auf die Farbe ausüben,
zwingt sie , sich auf den Oberflächen dieser Zylinder gleich-
formig zu yertheilen , und verdünnet sie bedeutend. Von
diesem ersten Zylinderpaare kommt die Farbe auf andere,
die sie noch mehr zertheilen , und wird endlich auf einen,
mit einer Haut, oder sonst einer geschmeidigen , .zur Über-
tragung der Druckfarbe in die Buchstaben' geeigneten Ma*
terie bedeckten Zylinder, abgesetzt, der die Stelle der
X)rackerbdllen versieht.
Ein grofser Vortheil dieses Verfahrens ist die Fein.-
leit, die der Druckfarbe er th eilt wird, und die merkwür-
dige Gleichförmigkeit, mit der sie auf die Buchstaben
zertheilt wird, welche ungleich vorzüglicher als jene ist,
die man a%f die gewöhnliche Weise mit den Händen zu er-,
langen vermag, besonders wenn der Druck sehr schnell
geschieht.
Pleses für die Verth eilung der Druckfarbe ange-
brachte Zylindersystem nimmt in der Mitte des Gestelles
einen Raum von ungefähr achtzehn Zoll bis zwei Schuh
Höhe ein , und die zwei Theile der Presse , die ^ich an einer
und der andern Seite des Zylinders befinden , sind einander
4/^
Tollkomrnen gleich; ein jeder Theil hat. so zu sagen, seine |r
eigene Walzenpresse, so, dafs die Ar]>eit mit den nahm«
liehen Buchstaben doppelt verrichtet wii'd.
In jeder dieser zvfei Abtheilungen der Presse, ircl-
clie x^fischen den Druckfarbe - Zylindern und dem Ende
eiilhalten sind, befindet sich ein grofser hölzerner Zjlin-
der Ton solchen Dimensionen , 'dals drei Bogen Druckpa-
pier seine Oberfläche vollkommen bedecken. Ein jede^
dieser Zylinder dreht sicli genau um seine Achse ; aber ihre
Bevregung ist nicht gleichförmig; sie beschreiben auf ein
Mahl ^ur ein Drittheil ihres Umkreises, und bleiben dann
während einiger Sekunden an dieser Stelle. — Nach jcdes-
maliligem Aufentlialte biethet demnach ihre äufsere Ober-
fläche einen leeren Raum dar, der dicGröfse eines Bogens
Druckpapier hat. Ein nahe dabei stehender Arbeiter hat
neben sich, auf einer flachen Form einen Haufen befeuch'
teler Bogen ; er nimmt hievon einen bei seinen zwei En-
den, breitet ihn auf den leeren Platz und macht ihn hier-
auf mit der Hand zurecht , während der Zylinder in Ruhe
ist. Dieser beschreibt alsbald ein Drittel seines Umkrei-
ses, ein neuer leerer Raum biethet sich dar, wurd wieder
mit einem Bogen Papier belegt u. s. w.
Wenn die Maschine in voller Thätigkeit ist , so druckt
ein jeder dieser zwei Zylinder in einer Stunde fünf hun*
dert und fünfzig Bogen ab ; hiebei müssen jedpeh die Ar-
beiter sehr thätig seyn ; die gewöhnliche Arbeit sind vier
hundert und fünfzig Bogen in einer Stunde durch einen
Menschen , welches einen gedruckten Bogen auf acht Se-
kunden macht.
Die Buclistahen werden,' nachdem sie gesetzt und in
gewöhnliche Zeilen in eine eiserne Form gebracht wurden,
auf eine, einige Zoll dicke, metallene flache Form gesetzt,
die von vier kleinen, ungefähr vier Zoll im Durchmesser
haltenden Rädchen unterstützt wird, wovon zwei auf.
jeder Seile sind. Diese Rädchen laufen in zwei Geleisen,
die die ganze Länge der Maschine einnehmen , und davon
die Base ausmachen, wenn die Maschine in Bewegung ist.
Die flache, solchergestalt mit Buchstaben ausgefüllte Form»
läuft sehr leicht auf ihren Rädern von einem Ende des
Ceslelles zum andern , ohne sich merkbar aufzuhalten p aus«
4^3
(genommen, wenn sie ein oder das andere Ende erreicht.
Hier bemerkt man einen Aufenthalt von ein oder zwei Se- -
künden, dann kehrt sie wieder rückwärts zurück an «das
andere Ende, und bei jeder dieser wechselweisen Bewe- •
gungen geht sie unter dem mit Druckfarbe versehenen TtjT
linder durch, und sodann unter jene zwei Zylinder, die an
ihrer Oberfläche mit den Papierbogen belegt sind, welche
nun an -die Buchslaben angedrückt'werden, und von ihnen
die Farbe aufnehmen 5 im Rückwege nehmen sie eine neu6
Quantität Farbe auf, und geben sie unmittelbar dem auf
dem entgegengesetzten Zylinder gespannten Papiere ab.
Wenn die gesetzten Buchstaben auf ihrem Wege von dem
Ende gegen die Milte zurückkehren, so berühren sie da»
Papier keineswegs zum zweiten Mahle; denn der Zylinder,
an welchem das Papier befestigt ist, wird um ein oder
zwei 'Zoll gehoben , so , dals die Plattform daiunter frei
durchgeben kann.
Eine der sonderbarsten Operatiomen dieses neuen Pro-
zesses ist die Abnahme der gedriickten Bogen. Statt dals diese
Bogen, wie man glauben dürfte, dem Zylinder und den
Buchstaben anhängen , so biethen sie sich selbst mit ihren
Rändern nach der ganzen Länge des Zylinders dar, und
zwar unmittelbar sogleich, als sie den Druck empfangen
haben. Ein Kind von zehn oder eilf Jahren sitzt am Ende
des Gestelles, mit dem Gesichte gegen den Zylinder ge-
kehrt und ist mit der Abnahme der gedruckten Bogen be-
schäftigt , die es auf den Haufen der vorhergehenden Bo- ^
gen, wie gewöhnlich oben auflegt. •
Man sieht hieraus , dafs die ganze Arbeit bei der Presse,
durch die zwei Männer , welche die Zylinder mit weifsem
Papier belegen, und durch die zwei mit Wegnahme der
gedruckten Bogen beschäftigten Kinder verrichtet wird;
wonach bei cem gewöhnlichen Gange der Presse in einer
Stunde neunhundert, oder, wenn sie geschwinder gehen
jnufs , eilf hundert Bogen gedruckt werden. Nebstdem ist
noch ein Mann jangestellt, welcher die Dampfmaschine , und
ein anderer , der den gehörigen Gang der Druckerpresse
besorgt, und dann noch einige Leute zum Zutragen dei
weifsen ^ und Wegtragen des gedruckten Papiers.
474.
Wenn man geschwinde arbeitet, so wird der Druck
riel reiner , als nach, der gewöhnlichen , bisher allgemein
üblichen Art; am merkwürdigsten hiebei aber ist die aus-
serordentliche Schnelligheit der Arbeit , welches eben diese
BCaschine als ^yorzüglich geeignet für den Druck der Jour-
nale und anderer Gegenstande macht, die einen grofsen
Fleifs in der Ausfuhrung und eine gi'ofse Anawthl Abdrucke
erfordern. Im Monath Juni 1814 bediente sich jedoch nur
die Druckerei der Times derselben , und ihre Maschine geht
seit ihrer Errichtung ununterbrochen im besten Gange fort.
Die Eigenthümer hievon haben jedoch , um bei einem zu-
falligen £1 eignisse nicht im Drucke unterbrochen zu wer-
den , zwei solche Maschinen und zu einer jeden eine Dampf-
maschine von der Kraft von vier Pferden gebaueU — Man
schätzt die Kosten der Errichtung eines jeden dieser Appa-
rate auf ungefähr i5oo Pf. Sterling.
Das Verdienst dieser Erfindung gebührt dem Herrn
Könige einem Deutschen. Dieser falbste die erste Idee hie-
von im Jahre 1798, welche jedoch noch sehr unvollkom-
men war. Im April 1811 hatte 'er, in Verbindung mit eini-
gen andern Künstlern, eine solche Maschine erbauet, und
druckte damit zuerst drei tausend Exemplare des Blattes
des NeiP Annual Register^ von 1810. Diese Maschine war
jedoch auch noch nicht ganz vollkommen und erhielt erst
im Dezember 1812 ihre gegenwärtige höchst vortheilhafte
Einrichtung, auf welche Herr König zugleich ein Patent
isrhielt.
Schuhfabrik des Hrn. Brunei zn London.
Hr. Brunei hat in London j CheUea-street j bei der BaU
tersea-hridge eine Fabrik errichtet, in der man gegenw;är-
tig beinahe hundert Paar Schuhe täglich mit einör unbe«
greiflichen Schnelle verfertigt. Nur die Veitheilung der
Arbeit,/die Vortrefflichkeit der angewandten mechanischen
Mittel und das Genie des Erfinders sind allein hinreichend,
dieses schöne Resultat zu erklären , wovon ija Folgenden
die allgemeine Idee aufgestellt ist.
• 475
Die Sohle und der Absatz des Schuhes werden vorher
mittelst eines gleich geibrmtenund auf die Art des Schuster-
kneifs wirkenden Eisens geschnitten, und man erhält niit
zwei Keilschlägen eine Sohle: diese Sohle wird alsdann in
eine Maschine gelegt , die von einem Arbeiter mittelst des
Fufses bewegt wird , und die in den Rand derselben drei
Reihen regeJmäi'siger Löcher einbohrt, die dazu bestimmt
sind, die kleinen eisernen Nägel aufzunehmen.
Ein anderer Arbeiter bereitet diese kleinen Nägel mit-
telst einer Maschine , welche eine Platte Eisenblech schnei-
det, und macht daraus Spitzen von der gehörigen Form
und Gröfse, und diefs alles mit einer solchen Behendig-
keit, dafs ein einzelner Mann deren täglich bei sechzig
tausend verfertigt.
Endlich verrichtet eine dritte Maschine , die von einem
Invaliden mittelst seines hölzernen Beines in Bewegung ge-
setzt wird , gleichzeitig die doppelte Operation , den klei-
nen Nagel in das ihr in der Sohle bestimmte Loch zu setzen,
und ihn dergestalt darin einzutreiben , dafs die Spitze zwei
oder drei Linien weit aus der andern Seite der Sohle her-
vorsteht.
In diesem Zustande wird die Sohle in ein anstofsen-
des Zimmer gebracht, wo man sie iii das schon bereiteti^
Oberleder anheftet, indem ^nan sie auf eine Form bringt,
auf der sie mittelst fünf oder sechs Schraubstöcken, die
zirkeiförmig um die Form angebracht sind, fest angedrückt
wird. Auf dem Rande des Oberleders sind Bänder von
dickem Leder, welche bestimmt sind, die Nägel der Sohle
aufzunehmen; einige Haminer seh läge befestigen diese an
das Oberleder ; man nimmt nun die Schraubstöcke ab und
der Schuh tritt daraus in seinem vollkommenen Zustande
hervor.
Es dürfte scheinen, dafs diese blofs mittelst einiger
Nägel und so zu sagen, ohne Nath verfertigten Schuhe
sehr unvollkommen und wenig dauerhaft seyn dürften; die
Erfahrung hat jedoch gelehrt, dafs sie sehr gut gebraucht
werden können ; und nachdem der Erfinder mit der Regi^"
rung einen Kontrakt abgeschlossen hat , um di^ Armee mit
•olchen Schuhen zu versehen , so ist diefs cLer beste Beweit
470
gegen alle 'Emwurte^ die man seiner Erfindung machen
könnte.
Der Erfinder verwendet für diese Arbeit blofs Inva«
liden , und er beschäftigt sich nunmehr damit , seine Fabrik
auszudehnen, uui im Kurzen drei hundert Inyäliden anzu-
stellen, die ih;n,. so wie er hofI\;, tausend Paar Schuhe
tägJich verfertigen werden. (Bibliotheque britannique:
Mars, 181 5.)
Genagelte Schuhe und Stiefehi des Hrn. Gergonne
zu Paris.
In Frankreich war Herr Barnet j im Jahre 1810, der
Erste, welcher für diesen Gegenstand ein ausschli^lsendes
Privilegium erhielt. Er beauftragte den Schuhmacherme*-
ster Gergonne^ in der Strafse coeur polant, Nr. 12, in der
Vorstadt St. Germain ^ mit der Ausführung dieses^ Verfah-
rens , und berechtigte Ihn , mittelst einer Übereinkunfti
diese Fabrikazion fortzusetzen.
Das Verfahren des Herrn Barnet ist sehr einfach; es
besteht darin , das Oberleder , wie auf die gewöhnliche
Weise, an das Fersenleder und die erste Sohle genähet,
auf eine Form von gegossenem Eisen, oder Holz mit dickem
'Eisenblech überzogen , zu bringen , und das Oberleder mit
der ersten Sohle auf was immer für eine Art mit oder ohne
Bahmen zu heften oder zu verbinden , hierauf den Band
des Oberleders mit dem Hammer gut nieder zu schlagen,
die zweite Sohle auf den Schuh zu befestigen , und zuletzt
die Nägel , einen nach ' dem andern , sehr nahe und doch
gleichweit einzuschlagen. Hr. Gergonne schneidet die Nägel
aus einer Platte weichen Eisenbleches. Man erachtet leicht,
da s die Nagelspitze, nachdem sie die zweite Sohle, den
Bahmen, das Oberleder und die erste Sohle durchdrungen
hat, und nun auf die eiserne Form aufstöfst, sich umbieget
oder vernietet , und somit die ganze Arbeit sehr vollkom-
men zusamnienhält ; nur erfordert das Einschlagen selbst
einige Geschicklichkeit , damit der Nagel night schief gehe,
»ind ^eine Spitze abweiche.
In Phris sowohl , als in den ProrinÄen wird nun nach
erloschenem Privilegio des Hrn. Barnet diese Verferligungs-
art Ton yielen Schuhmachern nachgeahmt, und es düriie
nicht lange währen, dafs auch Schuhe durch bloise Ma-
schinen verfertiget werden.
Neues Verfahren, Kerzen zu fabriziren,
von /. PFhite in England.
f •
Die von Hrn. ff^hite angewandten Lichlerformen kön-
nen von Kupfer, Zinn, oder jedwedem andern Metall und
den gewöhnlichen Formen und Ausmalsen sejn. Da aher
ihre inwendigen Seiten vollkommen glatt seyn müssen , so
mufs man sie eben so , wie die Röhren der Perspektive, auf
der Ziehbank strecken. Ihr oberes Ende ist mit einem
hntähnlichen Deckel versehen, in welchem zum Durchs
gange des' Dochtes ein Loch eingebohrt ist; das untere
£nde ist mit einem flachen , einen Zoll hohen Deckel , in
dessen Mittelpunkte gleichfalls ein Loch gebohrt ist , ^ be-
kleidet.
Ist nun die Form solchergestalt vorgerichtet , so ver-
stopft man mit einem Pfropfe das Loch des Hutes, stürzt
sie um , und giefst nun durch die Öffnung des Deckels eine
Quantität Wallrath , Wachs , ünschlitt , oder ein Gemenge
ans allen diesen Materien hinein , so , dafs es hinreicht , um
den dritten Theil ihres Inhaltes auszufüllen. Während
darin das Ünschlitt noch* im flüssigen Zustand ist, stürzt
Jäm die Form auf einen gut geebneten Tisch, und rollt
sie entweder mit der Hand oder mit Anwendung einer Ma-
schine so lange vor- und rückwärts , bis die erhaltene Ma-
terie Festigkeit erlangt und sich an die innern Seiten wände
angelegt hat. Man erhält auf diese Art einen hohleii Talg-
zylinder, der vollkommen glatt ist, und genau die Gröise
und Länge der Form hat, in welche man dann den Docht
bringt , und auf die gewöhnliche Art mit Talg ausfüllt.
Man könnte sich auch irdener oder gläserner Formen
bedienen, aber der Erfinder gibt den gestreckten Metall-
röhren den Vorzug , die überhaupt viel regelmäi'siger sind,
und einen gleichern Durchmessep haben.
478 . . *
Er versichert ^ dafs die auf diese Art zubereiteten Her- '{
zen den Wachslichtern Tollkommen ähnlich sind , und ein
eben so schönes Licht geben , keines Putzens bedürfen und
von aufsen rollkommen - polirt aussehen , so wie auch Ton
dem unangenehmen , den ordinären Kerzen eigenthümlithen
Geruch befreiet sind. Ihr Preis ist etwas höher, jedoch
geringer als jener der Wachskerzen* — Der Erfinder er-
hielt hiefür den 27. Dezember 1814 ein Patent. (Reper-
torj of arts. 181 5. Mar eh.)
Pflasterung von Gufseisen zu London.
Man hat in London den Vorschlag gemacht , das ge*
Wohnliche Pflaster durch quadratförmig gegossene, unter
sich mittelst eines Schwalben seh weifs verbundene Stücke,
von angemessener Form und hinlänglicher Rauhigkeit zum
Yernieiden des Ausgleitens der darauf gehenden Pferde
zu ersetzen. Der Versuch hierüber hatte in einem nahen
Stadtyiertel ^ unweit der Brücke von Blacitfrior statt , und ist
Toll kommen gelungen. Man scheint daher den Plan zu
liaben , auf diese Art mehrere Haupts trafsen der Stadt zu
pflastern. Es ist auch keinem Zweifel unterworfen, dafs,
wenn" dieser Entwurf angenommen wird, die häufig in
England existirenden Giefsereien einen neuen Ausweg fin*
den werden , ihre Produkte abzusetzen , und dafs zu glei-
cher Zeit hieraus eine beträchtliche Ersparnifs für die
grofsen Städte heryorgehenwird; denn man hat berechnet,
dafs ein gut hergestelltes eisernes Pflaster während zwanzig
Jahren widerstehen könne j ohne Reparaturen nothwendig
zu haben , selbst ein sehr lebhaftes Fahren vorausgesetzt,
indefs das gewöhnliche Pflaster alle drei oder vier Jahre
durchaus erneuert werden mufs. -=— Das Pflaster , mit dem
der oben erwähnte Versuch gemacht worden, hat während
mehrerer Wochen , sehr schwer beladene Wägen trefflich
ausgehalten , ohne dafs seine Massen im geringsten Ter*
ändert worden wären.
47Ö
Hüte mit doppeltem Boden.
. •» . *
Herr Moissard^ Hutmacher von Paris ^ rue Saint-' Mar^
Xj Nr. 147, hat auf die Erfindung der Hüte mit doppel-
n Boden ein Pa'.ent bekommen. Diese Hüte können zu-
eich den Liebhabern der Mode und der Nützlichkeit Ge-
ige leisten,, indem man darin Handschuhe, Schnupftü-
er, Papier eic. auf eine sichere Weise aufbewahren
nn, anderseits aber dieselben dem Auge nichts« mehr als
ne geschmackvolle Verkleidung darbiethen, welche das
irin Enthaltene vollkomen verbirgt.
Ibstentzündung der BaumwoUwaaren^ welche mit
Leinöhl getränkt wurden.
Es ist wohl bekannt, dafs BaumwoUwaaren , welche
tweder absichtlich oder zufallig mit Leinöhl getränkt
irden , fähig sind, sich selbst zu entzünden , auf welche
t bereits sehr viele Feuer in Kattunfabriken veranlafst
irden.
Herr Marshall Hallj Med. Doct. in Englandy bemerlkt
ruber Folgendes :
»Ich habe,« sagt derselbe, ^»mehrere Gelegenheiten
dabt, die freiwillige Entzündung der geöhlten Baum-
lle selbst zu sehen., und einen Haufen davon vor der
tzündung, und nachdem dieselbe anfing und gestillt
rde , zu untersuchen. Die Mitte dieses Haufens wat*
iesmahl, und selbst wenn er noch fern von dem Zustande
? Entzündung war , um viele Grade höher- als die Tem-
*atur der umgebenden Almospl^äre.«
»Der rationelle Grund dieser Erscheinung scheint fol«
ider zu seyn : das Ohl absorbirt das Oxygeii der ängren^
iden Atmosphäre, welches man leicht sehen kann,
nn man eine Quantität Baumwolle mit Leinöhl be«
chtet und in ein umgekehrtes gläsernes Gefafs über
iSser bringt : das darin enthaltene Gas vermindert sich
; der Zeit am Räume und wird seines Oxygens beraubte
mn grofse Quantitäten geöhlter Baumwolle vorhanden
48o
sind, so wächst hiebe! die Temperatar durch die Fe8twe^j
düng des O^jgens um einen Grad. Dieses vermehrt sichj
mit der Zeit, so dai's hiedurch diese Art von Entzündung i
hervorgebracht wird, welche Anfangs in der Erzeugung
von Hitzö besteht, welche aber noch nicht von Flamn^ß'
begleitet ist ; wodurch jedoch zuletzt eine vollkonmuio
Entzündung herbeigeführt wird.<<c
»Dieser Übergang von der langsamen Verbindung de$
Oxycens in den Zustand der Entzündung ohne Flamme,
und von diesem letzteren in wirkliche Entzündung ist der
besondern Aufmerksamkeit der Chemiker werth.«
Neue Methode der Engländer ^ Kardätschen olme
Beihülfe der menschlichen Hand mit einer xlurch
' Dampf bewegten Maschine zu verfertigen.
Es ist bekannt , welcher wichtige Gegenstand die
Kardätschen (Wollkratzen , Krempeln) in der Baumwoll-
spinnerei sind, indem der Grad der Gleichheit und Fein-,
heit des Gespinnstes vorzüglich von der Zertheilung der '
Baumwolle durch die Krempelmaschine , und diese wieder
besonders von der Beschaffenheit der auf dem Kreinpel-
cylinder befestigten Kardätschen abhängt. Diese letztem
wurden bisher allgemein blofs theilweise mit Maschinen
verfertigt ; nunmehr aber bereiten die Engländer die Kar-
dätschen ganz auf einer Maschine , welche wieder durch
eine Dampfmaschine bewegt wird. Die interessante Be-
schreibung hievon ist in der zu Genf erscheinenden BibUa-
iheque unii^er seile des sclencesj helles -lettr es j et ar( s yom.
Jahre 1818 enthalten. Professor Picteij ein Mitherausgeber
dieses wissenschaftlichen Journals , hat die genannte Ma-
schine bei seiner Bereisung Englands im Sommer des Jahres
1817 zu Manchester gesehen, und liefert an dem a. O- eine
Beschreibung hievon, die hier in der deutschen Über-
setzung mitgetheilt wird. Er sagt:
■
Ungefähr zwei hundert Meilen von London^ zu Manches--
tevj fanden wii: eine aijdere geistreichere Anwendung der
Dampfmaschine zur Verfertigung der Kardätschen^ die ein sehr
wichtiger und viel gebrauchter Gegenstand in denBaiun-
48t
^ffoDspmnerieien sind, welchö sich, ivie man iireits , in die-
ser kunstbetriebsamen Stadt und ihren Umgebungen in
sehr grofsei* Anzahl befinden;
i)iese Karden sind metallene Bürsten , womit grofsi^
Zylinder ^ welche sich sehr schnell ^bewegen, an ihrer
ganzen Oberfläche belegt sind , zwischen welchen nun die
rohe Baumwolle zertheilt, gleichförmig vertheilt und nach
und nach durch die Wirkung der Kreisbewegung gehechelt
"wird, welches vereinigt mit der Wirkung der Bürsten,
die dieselbe absondern , Endlich der Baumwolle die Foi>m
eines Zylinders oder einer leichten und halb durchsichti-
gen Wurst geben , welche nun yorbereitet ist , um in die
3)rehapparate zu kommen, die sie in einen Faden bis zu
dem Grade der verlangten Feinheit verwändein. Die Voll-
liammenheit des Fadens hängt hauptsächlich von der^vor-
bergehen'äen Operazion mit der Hardätsc}\e ab.
Die Kardätschen sind ton Verschiedenem tirade der
Feinheit ; das Muster , was wit* vor uns haben , und ver-
fertigen sahen, enthält 729 Drähte oder Spitzen in cfinem
Quadratzoll , eine jede von vier Xiinieb Länge mit Inbe-
griff der Dicke der ledernen Haut , durch welche die
Spitzen , je zwei und zwei^ gesteckt sind, weil der Metall-
draht, woraus sie gemacht sind, zweimahl nach der Fornl
des Buchstabens U zurückgebogen ist ; eiiie jede Länge
dieses Drahtes liefert zwei Spitzen j welche mitsammen in
zwei Öffnungen gesetzt sind , die in dem Leder , una sie
einzunehmen , vorgerichtet sind. Nachher sind diese
Spitzen ein wenig gegen die Mitte ihrer Länge gekrümmt,
um eine kleine Neigung in der Richtung zu erhalten, in
Welcher sie wie feürsten wirken müssen«
Es bestehen seit langer Zeit Maschinen j welche
inehr oder minder bequem und geistreich sind, um die
Drähte zu verfertigen und zu krümmen , und um das Le-
der durchzubohren, welches sie aufnehmen mufs; aber
eine' langsame und zarte Verrichtung der Hand war jeder-
zeit nothwendig, um sie in Kardätschen zu verwandeln.
Wir befragten den Dr. Heinrich zu Manchester über das
Interessanteste der Industrie seiner Stadt, er bezeichnete
üiiÄ ohne Anstand die Maschine zur Verfertigung der Kar-
Jähthi di polyt* Inst; I. BAi 3 1
• •
I
4öa . ' .
den , welche dem Herrn DycTS gehört , und der berühmte
Physiker, Herr Dalton^ der in derselben Stadt wohnt,
b^tte die Güte, uns bei dem EigeuthüQier dieses schöneii
Etablissements einzuführen , wO wir mit derselben Herz-
lichkeit aufgenommen wurden , welche uns wirklich den
Charakter der grofsen Fabrikanten in England zu bezeich-
nen scheint: entfernt, die geringste Unruhe über unsere
Fragen zu zeigen, ging Herr Dfcrs mit einer grofsen Zu-
vorkommung mit allen jenen Erklärungen yoraii, welche
wir nur m tinschen konnten.
Zwei grofse Werkstätten , eine über der andern , ent-
halten eine jede drcifsig Maschinen, um. Kardätschen xu
machen^ welche beide durch eine einzige 'Dampfmaschine
von der Kraft von zehn Pferden bewegt werden ; diese
Kraft hat, aufser deii sechzig Maschinen , die sie ins Sjnel
setzt, aufser der Bewegung der Drahtziehereien, die den.
eisernen Draht ziehen , aufser der Zubereitung der leder-'
nen Bänder , welche die gröfsten Vorsichten für eine voll-
kommne Gleichlieit der Dicke erfordern; diese Maschine,
sagen wir , hat noch viel überschufs an Kraft ; der Eigen-
thümer vermiethet diesen Überschufs an seine Nachbarn
mittelst horizontaler Bäume , welche von ihm ausgehen«
und sich bei ihnen , zum Behufe dieser oder jener beson-
dern Industrie, drehen.
Bei dem Eintreten in die Werkstätte des Herrn Djen
jsi man ein wenig von dem Geräusch der dreifsig Maschi-
nen betäubt, welche zugleich arbeiten, und wovon eine
jede eine Kardätsche verfertigt. Keiii menschliches» Wesen
mengt sich hinein ; zwei junge Mädchen gehen mit kreuz-
weise über einander geschlagenen Armen auf und ab , in*
dem sie nachsehen , ob eine von den Haspeln , welche die
eisernen Drähte einer jeden Maschine darreichen, nicht
bald leer werde , worauf sie dafür eine volle hingeben.
Diefs ist ihre ganze Arbeit, und sie erfordert weder eine
Lehrzeit, noch Geschicklichkeit, noch eine sitzende» der
Gesundheit schädliche Lage des Körpers.
Eine jede Maschine erscheint von weitem gesehen un-
gefähr wie ein Strumpfwirkerstuhl , wegen der allgemei-
nen Gestalt und dem Geräusch der sich bewegenden
- 483
Theile ; aber diese Theile sind hiör viel zahlreicher , und
die Bewegurtg ist beiweitem schneller und forldaurender,
ald jene eines StrutnpfwirkerslulileÄ. Die Reihe der Ver^
riiöhtungen^ \Felche die Maschine ausführt, ist folgende:
i
Einerseits ist der mehr oder weniger breite Streifen
Leder, welcher die Spitzen der Kardätsche aufnehmen
mufs, entweder vertikal oder horizontal gespannt, und
seine Fläche steht der Maischine gegen über; dieser Strei-
fen wird entweder von unten nach oben , öder von recht»
nach links mit dem gehörigen Grade der Geschwindigkeit^
oder vielmehr der nothwendigen Langsamkeit in Bewegung
gesetzt, damit er regelmäfsig die Spitzen, welche die Ma-
schine vorbereitet und an den Platz stellt, aufnehme.
Von der andern Seite reifcht die seitwärts der Ma-^
schine gestellte Haspel den Draht, woraus die Spitzen-
durch die Reihe der folgenden Verrichtungen ,"* wovon ei-
nige' nach einander folgend , und andere gleichzeitig sind^
Verfertijgt werden:
Erstens: Eine Zange, welche den eisernen Draht an
seinem Ende hält, führt denselben seitwärts in hinreichenv
der Menge zu, damit er, wenn ihn eine Schere äbschnei-
" det, die gehörige Länge für ^die doppelte Spitze habe,
welche er erhält, wenn er nach der Form desBuchstabenä
'(J giskrümmt wird; 1
Zu^eitens : Die Maschine ergreift dieses Ende und gibt
- ihm in einem Augenblick die Krümmung in der Wiederkehr
des Winkelmafses , d. h. die winklichte und nicht runde,
welches die zwei Spitzen vollkommen gleich, parallel, und
fähig macht, um zugleich nach ihrer ganzen Länge in die
' Haut einzugehen. ^
Drittens: Während das Vorhergeheiide erfolgt istj
wurde ein Stilett mit zwei seht^ feinen Spitzen ,- deren Ent-
fernung eben so grofs als jene der zwei Drahtspitzen ist,
gegen das Leder gestofseuj wo es Iheilweise zwei Löch'^r
von 'der Gröfse. und in der gehörigen Entfernung gemaci/t
hat, um die zwei Spitzen auf cinmaM aufzunehmen^ wenii
sie dufch die' Maschine hineingestofsen werden.
3i ♦
m
T'ierUni' Diese zwei Spitzen werden In dem Leder ai
die Art eingeseut, dal's der Giund des IJ von der einen
Seile bleibt, und dal's die zwei Spitzen yon der andern
Seile des Leders den noiliwendigen Vorsprung für die
Dicke machen, welche die Kardatsche haben mi
Fär^ffens: Die zwei Spitzen erhalten zugleich gcg»
die Mitte ihrer Länge eine kJeine Beugung, so, dal» ihi
zweite Hälfte den Grad der Neigung daibicthet, welchi
als der gehörige für die beste Wirkung der Kardätsche ge-
Tun den wurde.
Eine Reihe so rerschiedener Effetite, ausgeführt mit
einer Präzision, welche mau absolut nennen bönnte, wärfll
schon ein schönes mechanisches Resultat, wenn man der
Maschine die Zeil Jassen mochte, welche eine gescfaickie
Hand braucht, um sie hervor zu bringen; aber das
das Besullnt wirklich bewunderungswürdig macht, ist die
«n begreifliche Geschwindigkeit, verbunden mit der groi'i-
len Richtigkeit der Effekte. Wir haben, die Uhr i» der'
Hand, die Maschine hundert und sechzig dieser doppeh
Spitzen, d. h. drei hundert und zwanzig einfache in einer
Minute erzeugen und an den Platz setzen gesehen, und d»
einige dieser Maschinen den Mechanismus auf das Doppelte
bringen , indem sie eben so geschwind als die einfachem
Maschinen arbeiten, so fabriziten und placiren diese scchi
hundert und vierzig Spitzen in einer Minute , d. h. mehi
als zehn in einer Zeilsekundc! und die Arbeil ist Tollkoni'
men; die Muster, welche wir davon haben, sind von allen
' Kennern bewundert.
Die zweite Werkstätte enthält dreiTsig ähnliche Masch:
und diese sechzig verwandeln jeden Tag eine Läng
Eisendraht von fünfzig englischen Meilen (beiläuKg siebi'n
zehn franz.) in Kardätschen. Es schien uns, daf's man hie
die Kardatschen für ganz England bereiten könnte, aberllr.
Drers sagte uns , dafs er mit Mühe dem Verbrauche der
Stadt Manchester allein genügen könnte. Eine jede dieser
Maschinen kostet loo Pf, Sterling, um sie herzustellen.
Wir haben vergessen anzuführen, dafs die Maschine
das Leder nach Willkür in verschiedenen Ordnungen aticbti _
4»5
welche sowohl senkrecht gegen seine Länge gestellt sind«
ftlft auch nach schiefen Richtungen in der Gestalt eines Yer-»
bandes Ton dreien« * '
Wir besuchten hierauf die Werkstätte, wo man den
Draht zieht. Hr. Dyers machte uns aufmerksam, dafs die
SingriQe der Bäder, welche die Ziehzangen bewegen, nach
den Grundsätzen des ff^hiie konstruirt sind, d. h. dafs die
Richtung der Oberflächen der Zähne keineswegs parallel der
Bewegungsachse , sondern schief auf diese Achse ist ; diese
Einrichtung macht, dafs der Eingriff eines jeden Zahnes
nach einander Statt findet , nähmlich , von einem Ende der
reibenden Oberflächen zum andern , woraus viel Milde und
Gleichheit in dem Gange der EingriBTe, sowohl der kreis-
runden als der konischen , entsteht.
Als wir die Feinheit des verwandten Drahtes und jene
der Löcher bei den Drahtzicheisen , welche ihn hervor-
bringen, sahen, bezeigten wir unser Erstaunen, dafs es
Bohrer gebe , welche auf einmahl so fein und so stark sind,
um diese Öffnungen in die harte und dicke Materie dieser
Zieheisen zu bohren (da sie Stahl ist)* Herr Dyevs hatte
die Güte, uns das Yerfahren anzuzeigen, indem er es vor
unsern Augen durch einen seiner Arbeiter ausführen liefs.
Ein Anstand hält uns jedoch in dem Yerlangen, diefs zu
beschreiben, aus dem Grunde zurück, weil wir dadurch
eine Unbescheidenheit begehen würden , da wir muthmafseh,
dafs dieses Yerfahren noch nirgends anders bekannt sey*
Neue Methode^ gute Zeichens tifte (crayons) zu
verfertigen.
Man verschaffet sich eine Kohle von sehr feinem Korne;
sägt sie in Stücke von derjenigen Form und Gröfse, die
man' den Zeichenstiften geben will ; legt sonach diese Stücke
in eine irdene Pfanne, die mit geschmolzenem Wachs ge-
füllt ist, und läfst sie darin über einem gelinden Feuer
etwa eine halbe Stunde lang stehen. Nach dieser Zeit nimmt
man sie heraus , und läfst sie abkühlen : sie sind dann zum
Gebrauche fertig.
Will m<in der Kohle eine ^ofsere Härte geben, 9e
tnufs man dem Wachse Harz hinzufügen: sollen dagegen
'die Stifte sehr weich werden; so setzt man dem. Wachse^
etwas Butter oder Talg hinzu.
Die mit dieser schwarzen Kreide gemachten Zeich-
nungen lassen sich auf dem Papiere nicht verwischen oder
fibielben, wie das mit unvorbereiteter Kohle oder der gc-
wöhniichen schwarzen Kreide der Fall ist.
Lerzlere, oder auch die Rothstifte können jedoch auf
gleiche Art behandelt, und dadurch verbessert werden«
DestiUations- Apparat von Hm. Cellier- ßlurnenthat
in Paris.
Hr. Cellier- Blumenthal^ hat einen DestillatloxiSTAppa«
rat vermittelst der Wasserdämpfe angegeben , welcher sich
von den bekannten Apparaten dieser Art wesentlich unter-
scheidet. In demselben kommen die W^sserdämpfe mit
der fein zerth eilten zu des tillir enden Flüssigkeit i^ Berüh-
rung, und die Destillation kann ohne Unterbrechung, so
lange man will, fortgesetzt werden.
Der Wein oder jede andere gegohrne Flüssigkeit wird
auf die hjöchste Stelle des Apparats gebracht: hier tritt die
Flüssigkeit durch eine Röhre, in feine Strahlen zertheilt,
durchläuft die verschiedenen , absichtlich vervielfältigten
Flächen , und gelangt zuletzt in kleinen Antheilen unten in
den Kessel, schon beinahe alles Alkohols , welchen sie ent-
hielt, beraubt. Hier macht sie noch einen ziemlich langen
We^, wo sie noch den Rest an Alkohol verliert, und dann
aus dem Kessel von selbst ausfliefst. Dieser Ausflufs dauert
beständig fort, und er wird nach der Quantität des Weines,
welche von oben einiliefst, regulirt. Auf diese Act geht
die Operation unaufhörlich fort.
Durch die feine Zertheilung der zu d^e st iUir enden Flüs»
sigkeit, und durch die Wirkung des Wasserdampfs auf di?-
^ 487
I
^Ibe, welcKer übrigens gar keine höhere Spannung hat,
m^cht sich die Operation , so zu sagen , von selbst. Der
TVasserdampf , dann der Dampf der in dem Kessel befind-
lichen, noch mit niehr oder weniger Alkohol Terbundenen
Flüssigkeit tritt aus dem Kessel heraus, geht in den eigene
liehen Apparat durch dessen untern Theil , und begegnet
dort dem Weine in Gestalt eines feinen Regens. Dieser
wird sogleieh erwärmt, und sobald dessen Temperatur hoch
genug ist, dafs der Alkohol in demselben nicht mehr im
flüssigen Zustande bestehen kann , bilden sich auf Kosten
der, Wärme eines Theiles der Wasserdämpfe die Dämpfe
des Alkohols. Dadurch kommt ein Theil dieses Wasser-
dampfs in den Zustand des Wassers zurück, welches sich
mit dem Weine oder mit der schon von Weingeist enlblöfs-
ten Flüssigkeit vermischt, gegen den unteren Tl>eil -des
Apparats abfliefst, und von hier allmählich in den Kessel
sich begibt, mit der vom Alkohol beinahe gänzlich befrei-
ten Flüssigkeit vermischt. In diesem Kessel dienet diese
Flüssigkeit zur Bildung des Wasserdampfes selbst, und die
geringe Menge Alkohol , welche sie noch enthalten kann,
wird ihr vermittelst der Umgänge , welche in dem Kessel
angebracht sind, und welche sie durchlaufen mufs, bevor sie
durch den Ausflufshahn abfliefst, noch vollends entzogen.
Der Alkoholdampf, mit mehr oder weniger Wasser-
dampf vermischt , nimmt seine Richtung gegen den oberen
Theil des Apparats, und indem er auf seinem Wege Flä-
chen berührt, welche eine geringere Temperatur haben,
als er selbst, setzt er immerfort mehr und mehr Wasser
ab , und begibt sich endlich , bis auf den verlangten Punkt
«konzentrirt, in das Schlangenrohr, welches sich in einem
Geiafse mit Wein befindet, und wo der Dampf zuerst eine
warme , dann eine allmählich kältere , und endlich ganz
kalt* Fläche berührt (vom oberen Theil e des Gefafses nach
dem unteren), sich sonach kondensirt, und als Branntwein
von beliebiger Stärke ausiliefst, je nach der Abkühlung
und der Vervielfachung der mehr oder weniger warmen
Oberflächen, welche er zu durchlaufen hat. •
' Die Einrichtung dieses sinnreichen Apparats ist bei
seiner Einfachheit leicht zu verstehen : seine Zusammen-
setzung ist so wenig kompliziia und so wenig kosts|)ielig^
488 '
dafs seine Anschaffung für Jedermami leicht ist: anckiitl
er im Süden von Frankreich bereits sehr yerbreitet Er
hat den Yortheil, eiiie beträchtliche Erspamng an Zeit,
Handarbeit, and Brennmateriale zu gewähren. (BaUetinde
|a societe d'Encourag. 1817. Pag. 256.)
(Die Fortsetzung folgt im nächsten Baad^.^
fr^^
HH
XXVIL
Verzeichnifs der Patente,
welche in Frankreich im Jahre 1817 aufErfindungen^
Verhesserungeu und Einfuhr ungen ertheilt wurden.
i. '^bellard^ Antoine • Honof^ .' Jean ^ von Paris ^ auf einen
iur Abliühlung der Flüssigkeiten dienenden Apparat, welchen er
>den Abkühler«, nennt. — Datirt vom 28. Juli »817. — Dauer
les Privilegiums fünf Jahre.
a. Adam^ Gaspard Zacharie ^ yon Montpellier ^ im Depar-
eraent'von Hdrault ^ auf einen neuen Destillir- Apparat. — Da^
:irt vom 2. Dezember 1817. — , Dauer des Privilegiums zehn Jahre
3. Alle au ^ Simon y von JSeaupoir ^ sur ' Niort , im Departe
»lent Deuje - Sivres , auf einen zur Destillation des Alkohols die
lenden Apparat. — Datirt vom 24. Oktober. — Dauer fünf Jahre
4. . Allix , Andr^ ' Julien - Louis , von Paris , auf ein Verfah
*cn der Fabrikazion der Perüquen , welche durch die Ausdünstung
unveränderlich bleiben, — Datirt vom 3o. Juni. — Dauer fünf
Uhre.
5. Aubril^ Joseph y von Paris ^ auf die Verfertigune eines
'.um Gebrauch der Haare dienlichen Öls , welches er philocöme
aennt, — Datirt vom 28. Dezember. — Dauer fiinf Jahre»
6 Audin , CSme , von Paris , auf- einen Mechanismus einer
»chaukel , welches er y)die gesellschaftliche Promenade<k nennt. — ;
)atii't vom 1 7. Jänner. — Dauer fünf Jahre.
7. Bagneris y Jean -Pierre ^ yon Trdbes ^ im Departement von
iude , auf Zusätze und Verbesserungen zu einem Patente , wel-
hes er für ein DampfschitT auf fünfzehn Jahre , am 12. März 18169
rh alten hatte. — Datirt vom 23. Mai i'8i7. — ' Dauer fünf Jahre.
8. Bancel, Pierre et Compagnie y. von St» Chamon, im De-
artement der Loire, auf ein Verfahren der Verfertigung von
ändern und andern Seidengeweben, in zwei Verrichtungen, bei
eichen man ihnen die Farbe nach der ersten und vor der letzten
490
dieser Operationen gibt. •*• Datirt vom ü6. DcÄÄmber. — Dauef
füllt' Jahre.
o. Banse , Th^ophile - Joseph , von Lyon 9 im Departement
der B hone ^ auf einen Meclianismu9 , 'welcher bestimmt, ist, um
bei (Icji gewöhnlichen Wcberladen der Seidenzeuge angewandt m
Mcrden, und geeignet, das Spiel der Schiefsspule etc. zu
verrichten. — Datirt vom 3o. September. — Dauer fünf Jahre.
10. Bandet, Charles- Victor ^ von Fleurlnes im Oiw* Depar-
tement , auf ein mechanisches Verfahren , welches geeignet ist,
bei der Anwendung der ovalen Drehscheibe, zu kreisförmigen,
reihLlwinklich parallelen und allen Arten Töpferwaaren. — Datirt
vom 26. Februar, — Dauer fünf Jahre.
1 1 . Barnet , Tsaak Cox \ von Faris , auf eine Dampfmaschine,
welche nach seiner Angabe unmittelbar eine Kreisbewegung her-
vorbringt. — Datirt vom 14. April. — Dauer fünfzehn Jahre.
12. Bayeul^ Frangois * Casimir ^ von St, L^gßr ^ Bour^
Denis , im Seine - infer. - Departement , auf ein Verfahren , vermit-
telst' dessen man , zufolge seiner Angabe , zwei vereinigte Hes&el
und ein erhöhtes Gefafs ins Sieden versetzen hann. — Datirt^ vom
aö. Februar. — Dauer fünfzehn Jahre.
i3. Beck, Fr^ddric ' Christian ^ yoxl Paris , auf ein zur Aus-
übung des Schneiders geeignetes Mafs , longimdtre genannt. — 1
Datirt vom 19. April. — Dauer fünf Jähre.
i4« Derselbe, auf Zusätze und Verbesserungen zu dem vori-
gen Patente. — Datirt vom 3, Dezember. — Dauer fünf Jahre.
i5. Benaiste , Jean- Joseph ^ von Paris, auf die Errichtung
einer Anstalt, welche er »die schweizerische Promenade und Rirt-
gelspicU nennt. — Datirt vom 3. März. — Dauer fünf Jahre«
16. Derselbe, auf Zusätze und Verbesserungen zu dem vor-^
hergehenden Patente. — Datirt vom 22. .April. — Dauer fünf
Jahre» ' -
17. Beretta^ Pascal ^ von Paris, auf ein Verfahren derPa
pierfabriltazion aus dem Erdäpfelrückstande, nach Extrahirung
des Stärkemehls. *— Datirt vom 1 5. Oktober. — Dauer fünf Jahre.
18. Berry , William ^ \on Paris, auf ein Verfahren , die Ein-
legung des Leders in die Lohe betrefl'end. — Datirt vom Si.l^ära.
■ — Dauer zebn Jahre.
19. Bertin, Etienne y von Bordeaux , im (r/ro«<itf - Departe-
ment, auf einen zur "Verdampfung des Syrups und and.erer B'lüs-
sigkeiten bei 4^® Reaumur geeigneten Apparat. * — Datirt vom
^i April. — Daueic fünf Jahr^.
491
ao. Beury , Tean - Mmt , Vallade , , Claude - Jacques ? Fra/i-
r, und Bu/^gieri y Alichel - Marie ^ alle drei vonPöW, auf ein>en
chaaismus, welchen sie y>Fall des Niagaraoi nennen. — Datirt
n 39. April. — Dauer fünf Jahre.
2 1 . Binet , Pierre - Jacques und Benaud Blanchet , beide von
ns ^ auf ein Verfahren zur Honstrultzion der Schiffe , um auf
Lsscn mittelst der Dampfmaschinen aufwärts zu fahren. — Da-
vom 35. 'März. — Dauer zehn Jahre.
22* Bonnet de Cout%^ Jules - Theodore ^ von Paris ^ auf eine
scbine , zur Räumung der Flüsse uud Ströme, -— Datirt vom
l^ovember. — Dauer zehn Jahre. *
23. Bouchon , Louis , von Bergerae , im Gironde - Departe-
nt, auf ein Verfahren zur Verfertigung der Töpfe und Flascbcn-
.sel aus Gufseisen. — Datirt vom 19. Juni. — Dauer fünf Jahre.
24« Bougereau^ Elie ^ von La-Bochelle^ im Charente -^ in-
ieure - Departement , auf einen Mechanismus , um Stroh zu *
meiden. — Datirt vom 3o, Dezember« — Dauer fünf Jahre.
20. Bouis , Thomas , von Paris , auf ein Verfahren , Bruch-
irtel zu verfertigen. — Datirt vom 8. Februar. — Dauer fünf
ire.
26. Breton , Jean - Antoine , von' Lyon , im BhSne - Departe-
'^t , auf Zusätze und Verbesserungen zu einem am 25. Mai i8i5
f fünf Jahre erhaltenen Patente für einen Mechanismus v<i la
7quarti< genannt , welcher zur Fabrikazion der Seidenstoffe an-
..aiidt zu werden fähig ist. — Datirt vom 17. Jänner. — Dauer
if Jahre.
27. Briard , Honorä - Jean - Baptiste , von Paris , auf ein Ver«
)ren zur Verfertigung eines Wassers , welches die Schönheit der
ut befördert und von ihm y>eau de rosiSres^ genannt wird. -—
itirt voii\ 26. April. — Dauer fünf Jahre.
• •
28. Brison , Pierre • Marie , von Paris , auf mechanische Vor-
'htungen , mittelst welcher er Luftpromenaden etablirt. — Da-
t vom 8. Februar. — Auf fünf Jahre.
2q. Brouquikres ^ Antoine^ von Nieul^ im Charente^infd'
«rtf- Departement, auf einen Destillir- Apparat; — Datirt vom
. Dezember. — Auf fünf Jahre.
3o. Cabany ^ Marie ^ Jean - Baptiste ^ von Paris^ a^f eine
ihyiftliopier - Maschine. — Datirt vom 24. April. — Auf fünf Jahre.
3i. DeCavaillon^ Joseph ^ von Paris^ auf eii[i Verfahren, mit-
st welchem man, zufolge seiner Angabe , das thierische Schwarz,
s vegetabilische Schwarz und das Schwarz aus den Rückständen
^
492
des Berlinerblaues wieder iii seine vorige Lebhaftigkeit yerseUe«
kann. — Datirt vom 4* März. — Aaf fonfschn Jahre«
3a. Chahoty Fran^ois^ von Paris ^ auf ein Verfahren zur
Verfertigung der Saiten- und Bogen -Instrumente. — Datirt vom
1 1 . Dezember. — Auf zehn Jahre.
33. Chaplain^ August » Ren^ • Gassieu ^ von Paris, auf Zu-
sätze und Verbesserungen , zu dem Erfindungspatente , welches er
iuv eine hydraulische Maschine am 29. Mai 1816 auf fünfzehn
Jahre erhalten hat. — Datirt vom 3i*März. — Dauer zehn Jahre.
34. Charlei y Louis ^ Charles , von Paris ^ auf ein Verfahren
zur Verfertigung von Rasirmessern mit metallischen Rücken aller
Art, — Datirt vom 27. Februar. — Auf fünf Jahre.
♦ 35. Chateiain , Pierre - J9faglaire , von Paris , auf ein Verfeh-
ren , mittelj>t welchem er die Rennwägen auf den künstlich ange-
führten Bergen , sowohl beim Hinauf- als beim Herabgehen in
Bewegung setzt. — Datirt vom 22. November. -— AjUf fünf Jahre,
36. Cochot^ Jean • Baptiste - Marie ^ Albert^ Brunei , Auguste
und Gagneauy Etienne - Jean - Baptiste ^ alle drei von Paris ^ auf
ein Veriahreu zur Fabrtkazion einer mechanischen Lampe, mit ih-
reni Zugehör, welche '»Lampe ä la Cochote genannt wird. — Da-
tirt vom 25. März. — Auf fünfzehn Jahre«
37. Dieselben y auf Zusätze und Verbesserungen zu dem vor-
hergehenden Patente. — Datirt vom 12. August. — Auf fünf-
zehn Jahre.
3^. Corteaut , J. -L. -N, ^ von Nantes , im Departement der
Loire . inf/rieure , nuf gebrochene Ruder , welche durch einBalan-
zir- Pendel bewegt werden. — Datirt vom 16. Dezember. — Auf
zehn JahVe.
3q. Crevel^ Jacques ^Georges -D^sir^ ^ von Paris ^ auf ein
Verfahren zur Vorfertigung von Fischbehältem , welche zum Trans-
port und zur Erhaltimg der lebendigen Seefische bestimmt sind. --
Datirt vom 11. Oktober. — Auf fünfzehn Jahre.
40. Crosley , Henri , von Paris , auf ein Verfahren , mittelst
welchem er die Klärung des Syrups und Raffinirung des Zuckers
hervorbringt. — Datirt vom 11. Dezember. — Auf zehn Jahre.
4'- Culhaty Antoine y von Lyon ^ im /?Ä<J«tf - Departement,
auf ein Verfahren , mittelst welchem man die Zähne der Kämme
von Stahl, in länglichter Ovalform, verfertigen kann« — Datirt
vom 11. Juni. — Auf fünf Jahre.
42» Dqlmas , HonorS , von Castelnaudary , im Aud^^ - Depar-
tement, auf eine Maschine, welche bestimmt ist, die Wirkung
»■
. ' 403
des Feuers auf die Kreisbewegung der Mahlmühlen und anderer
Werke in Anwendung zu bringen. — Datirt vom 26. April. - --
Auf fünfzehn Jahre.
43, Darcet , Jean - Pierre - Joseph , von Paris , auf ein Ver-
fahren, lun die in den Knochen enthaltene Gallerte auszuziehen.-—
Datirt vom 17. April. — Auf zehn Jahre.
44* Deckateauy L^uis^Jean, von Vaygirecrd ^ im Departe*
ment der Seine , auf die Bereitung einer nährenden Substanz, .
welche ^er 'tsopa d^ollae. nennt. — « Datirt vom 1. Februar. — Auf
(unf Jahre.
%
45. Decrugy ^ Fran^oiSy von LatremBlade , im Ckarente4n*
y5Ä"/tf«rtf - Departement ,, auf eine Methode vMonogammevi genannt,
mittelst der man auf eine und dieselbe Art alle auf dem Klaviere
üblichen Tonleiter ausfuhren kann , und die sich auch auf ver-
schiedene andere Instrumente anwenden läfst. — Datirt vom i5.
Mars. — Auf fünfzehn Jahre.
46. Derselbe , auf Zusätze und Verbesserungen zu dem vor-
bergehenden Patente« — Datirt vom 24. April. — Dauer fünf-
zehn Jahre.
>
1 •
47. Delvau , Didier , von Paris , auf ein Verfahren zur Fa*
. brikazion lederner Köhren ohne Naht , welche bestimmt sind , die
Cylinder der Baumwoll- und WoU - Spinnereien zu bedecken. -^
Datirt vom 5. Februar. — Auf fünf Jahre.
48. Demartfuet ^ Benoit ^ von Bordeaux^ im Gironde^'Oe*
partement, auf einen Mechanismus, mittelst welchem man vier
Stücke eines Stoffes auf einmal mit Hülfe zweier Fufstritte weben
kann , welche die Bewegung wechselweise der Wurfschütze mit-
theilen. — ; Datirc vom 19. April. — Auf fünf Jahre.
49. Desarnodj Joseph ^ Fran^ois j von Paris ^ auf die Kon«
strukzion von fünf Apparaten, welche bestimmt sind, um das
Rauchen der Schorsteine zu verhindern, und welche er yifumi-
fuges«, nennt. — • Datirt vom 3o. Dezember. — > Auf fünf Jahre«
50. Desfossäs ^ Pierre^ und Malard ^ Louis ^ von Paris ^ auf
ein neues Verfahren beim Bcitzen der Haare , welche zur Fatri-
kasion der Hüte bestimmt sind. — Datirt vom 22. November. -—
Auf fünf Jahre.
5i. Despiati^ J. von Condom ^ im ^^ri - Departement , -auf
eine hydraulische Maschine mit einem Luffcstrom und Pendel. — *
Datirt vom 23. Dezember. — Auf fünf Jahre.
62. Desvignes ^ Jean • Baptiste ^ von Paris ^ auf ein Verfah-
ren , vermittelst welchem man auf Glas 9 Krystall , Alabaster und
494
Porssie|)ftu vergolden, maKlen und graviren kann;«— Datirt vom
s 2.' März. — Auf fiinf Jahre.
63. Dihlj Christophe y von Paris ^ auf einen Kitt von seiner
Erfindung , welchen er zum Gebrauche bei der Konstrul>^iön und
Erhaltung der Gebäude sowohl, als anderer Kunstgegenstände vor-
schlägt. — Datirt vom 23. Oktober. — Auf fünfzehn Jahre.
54* Dubochet , JeaH - AUxandre , von Nantes , im Loire - in»
yVnVttrff - Departement , ^uf ein Verfahren , das gemeine Satz oder
die salzsaure Soda der Salinen zu r^jBPiniren. — Datirt vom ao.
März. — Auf fünfzehn Jahre.
55. Derselbe , auf Zusätze ig»d V^erbesserungen^ zu dem vor-
hergehenden Patente. *-— Datirt yom a8. Juli. — Auf fünfzehn
Jahre.
.56. Dubois ^ Auzoujc^ Jacques - Paul^ YonLouviers^ \fxi Eure*
Departement, auf Zusätze und Verbesserungen zu einem am ii.
September i8i6 auf fünf Jahre erhaltenen Patente, auf das Ver-
fahren der Fabrikazion der metallischen' Karden. -^ .Datirt vom
17. April. — Auf fünfzehn Jahre.
57. Dufort ^ Jdan-Fränqois y von Parts ^ auf das Verfahren^
neue Stiefelhölzer von Leder, sowohl für Stiefel als ilir Schuhe«
zu machen. ' — Datirt vom 1 1. Juni. — Auf fünf Jahre.
58i Derselbe , auf Zusätze und Verbesserungen zu dem vor-
Hergehenden Patente. — Datirt vom 17. Oktober. •— Auf fünf
Jahre. • .
59. Dunnage ^ Georges^ von Versailles^ und Marschall J(h
seph , von Neuilly , auf ein Verfahren , Hüte von Seide auf Sam-
inetart zif verfertigen. . — Datirt vom 4« August. — p Auf fünf-
zehn Jahre.
• 60. Duplat ^ Marc- Marie ^ von Paris ^ auf ein Verfahren
geruchlose Abtritte zu verfertigen; — Datirt voni 11. Dezember.
— Auf fünf Jahre.
61. Edward^ Humphry ^. Von Patis ^ auf ein Verfahren,
Dampfmaschinen zu verfertigen. — Datirt vom 1 5. März. — Auf
7^ehn Jahre.
■
62. Fahre ^ Bernard '• Raimond ^ von Paris ^ auf die Berei-
tung eines Wassers /ur befördci uus; der Schönheit dt^r Haut, nn-
tcfi* dem Namen itempüers«. oder y;balsaniisches Kö'Uner - IVasserÄ
— Datirt vom I9. April» — Auf fünf Jahre.
63. Fesquet , A* , von Nismes , im Card - Departement , auf
ein mechanisches Verfahren ^ mittelst welchem er chinirte und
403
te Seidenzeuge verfertigt , von ihm "»nstrakaniicher Samtnt^
aant. — Datirt vom 23. Dezember- — Aut zehn Jährt*.
64. ^oucquet ^ Casimir^ von S^llevilla ^ im Departement der
le , auf Zusätze und Verbesserungen zu einem Erfindimgspa-
te , welches ihm am 18. August i8i5 auf fünf J{ihre , iVir Uie
-Stellung verschiedener Produiite aus den Überresten der TJiiere,
leilt wurd^. — Datirt vom 29. März. — Auf zehn Jahre.
65. Frogier ^ Pierre ' Marie ^ von Paris ^ auf ein Verfahren,
telst welchem man die für die Dampfmaschinen bestimmten Kcs-
auf eine okonoinlsche Weise erhitzen liann. — JDatirt vom
März. — Auf zehn Jahre.
66. Fromont ^ AU Jtandre - Joseph ^ von Paris ^ auf dias Ver-
ren der Fabrikazion einer neuen Gattung Spitzen und Tülle aus
imwoUe , Seide, Gold und Silber. — Datirt vom 21. März. —
f fünf Jahre.
67. Fürstenstein (Baron von) , von Paris , auf das Verfahren
Fabrikazion metallener Naben. -:- Datirt vom 3«. Dezember.
Auf fünfzehn Jahre.
68. GttUois , /. P. , von Rouen , im Seine - inf^rieure - Depar-
»ent, auf die Verfertigung von Tafeln zum Scheren des Tu-
s, die ohne Beihülfe -einer Führung oder eines Wasserwerkes
Bewegung gesetzt werden können. -^ Datirt vom 29. Oktober«
Auf fünf Jahre.
69. Gengembre ^ Vater und Sohn, von Paris ^ auf ApPJ^rate^
che bei der Beleuchtung mit Uydrogengas anwendbar sind. — >
irt vom 26. April. — Auf fünf Jahre.
70. George , Claude - Barth^lemy , von Paris , auf das Ver*
Pen der Konstrukzion einer Erd - Himmelskugel , welche zum
eichtern der Erlernung der Astronomie uiid Geographie be-
imt ist, — Datirt vom 16. Juli. — Auf fünf Jahre.
7 1 . Girand , J. F, ^ von Paris , auf einen Apparat , den er
Tiifuge (Kauch vermeider) nennt. — Datirt vom 26. November«
Auf fünf Jahre.
72. Gohin^ Henri' Julien und Mathieu, Jean^ beide von
ns ^ aü'f eine Maschine zur Verfertigung der Karden, — Datirt
n i3. Dezember. — Auf fünf Jahre.
'j'^, Grignet^ Franc eis - Ignace ^ Yon Paris , auf eine Methode,
i Torf zuzubereiten. — Datirt vom 22. März. — Auf fünf Jahre.
74. Guillaume , Charles , von RemonviÜe , in dem Departe-
nt der Ardennen , aut das Verfahi en der iionstrukzion eines
len Pfluges. — Datirt vom i3. Februar. -^ Auf fünf Jahre r
496
75. Guillemin^ lacques ^ von Paris ^ auf die l^abrOiazion ei-
nes neuen Feuergewehres, — Datirt xpm 1 1 . Jänner. — Auf zehn
Jahre.
76. Ouillon , Louis - Christophe - Toussaint , von Paris , auf
ein neues Verfahren der Raffinirung des ausländisoficn Zuckers. —
Datirt vom 20. März« — - Auf zehn Jahre«
77. Halletie ^ der Sohn, Alexis^ von Blangy ^ les ^ Arräs^
im Departement von Pas ^ de ' Calais ^ auf Maschinen , weiche hti
den Ölpressen angewandt werden können. ~- Datirt vom i3i
Mai. — Auf fünf Jahre..
»j^^ Hatdacre ^ Henri • Thomas ^ Yotn Paris ^ auf die Zusain«
mensetzung eines Fettes , welches zum Bestreichen ies Takelwerlis
der Schiffe , des Räderwerks bei Maschinen etc. anwendbar ist,
und welches Fett er ^antiattrition^ nennt.
79. Hhhre^ Francois , von Paris , auf ein Verfahren , einen
' Wagen mit vier Rädern, Gondel genannt, zu verfertigen. — Da-
tirt vom 1. September. — Auf fünf Jahre.
^o. Herichard ^ Louis- Jean ^ -von Duppe^ im Departement dei*
Seine -infärieure ^ auf ein Verfahren, eine neue Fttfsbekleidung
zu fabriziren. — Datirt vom 99. Jänner. — Auf fünf Jahre.
81. Hervieuje ^ Nicolas - Joseph ^ von Paris ^ a^jf einen Aräo»
meter - Thermometer oder vergleichenden Flüssigkeitsmessex'. -*
Datirt vom 11. Oktober. — Auf fünf Jahre. '
82. Hill^ Samuel und £undjr , Guillaume y beide von Paris^
auf ein System von Maschinen , mittelst weichen man den Lein
und den Hanf brechen und grob und fein hecheln kann , ohne dies6
fasrigen Materien der Röste auszusetzen. — Datirt vom 23. Oli*
tober. — Auf zehn Jahre.
83. Hogau , Louis - A^ex, - D^sir^^ von Paris , auf ein me*
chanisches Verfahren , mittelst welchem man , zufolge seiner An*
gäbe , die Schiffe in Bewegung setzen kann. — Datirt vom 21.
April. — Auf fünfzehn Jahre.
84« Jacquinet ^ Jean-fiicolas^ von Paris ^ auf -das Verfahren,
einen neuen Dampfkamin von starkem Eisenblech zu verfertigen,
welcher »<i la Nancys, genannt wird. — Datirt vom 22. August.
Auf fünf Jahre.
85< lalabert ^ Jean» Baptiste ^ von Paris ^ auf eine Maschinei
welche zur Fabrikazion metallener Tjschgeräthe , mittelst eines
Walzwerkes und mit Hülfe beweglicher Stempel, bestimmt ist.—
Datirt vom n. Oktober. — Auf fünfzehn Jahre.
86. Jallade ' Lafond ^ Guillaume ^ von Paris , auf ein Ver-
' 497
"en, Bruchbänder cu fabristren, welcbe er ^r^nimgradeSM.
nt. — Datirt vom 1 2. August -^ Auf fünf Jabre.
87. Jernstedt , Pierre , von JDinan , im Departement Cot - dm'
'd , auf ein Verfall ren , Dampf- und Kanalschiffe xu konstruiren.
Datirt Yom ao* November. — Auf fünfzehn Jahre.
^, Derselbe ^ auf ein Verfahren , um die aus Hanf und Flachs
fertigten Stoffe vor der Fäuini Ps eu versichern. — Datirt vom
Dezember. — Auf zehn Jahre.
89. Joannis^ Jean * Baptiste ^ von Turqubrt^' im. Maine- und
ff*e- Departement, auf ein Verfahren, welches die Vcrltohlung
1 Destillation des Holzes zum Zweck hat. — Datirt vom 3»
rz. — . Auf zehn Jahre.
90. Jomard de Savergne , von Paris , auf ein Verfahren, ein
trank zu fabriziren, welches er ^ mit dem Namen ifuas kislichi
zeichnet. — Datirt vom i3. Juni. — Auf fünfzehn Jahre.
I
91. Jorge ^ Jean •Victor^ von Paris ^ auf Zusätze und Ver*
»erungen zu einem Kinführungspatcnte von zehn Jahren , wel-
'S er unter dem 10. April 1816 auf eine Ccntrifugal'- Pumpe er-
ten bat. — Datirt vom 12. März. — Auf fünfzehn Jahre» /
9«. Jouffroy (Marquis von) auf Zusätze und Verbesserungen
dem Patente von fünfzehn Jahren , welches e» unter dem 'zS.
ril 1816 auf die Konstrukzion eines DampfschifTes erhalten hat.
Datirt vom 4* Juni. — Auf fünfzehn Jahre.
93. Lajude ^ Daniel^ von Senlis im OfV^ • Departement , auf
ß Maschinerie , welche zur Fabrikazion der Baumwoll Watten
timmt ist. — Datirt vom 6. November. — Auf fünf Jahre.
94. LandrieuJp , Jean - Antoine , von Louviers , im JEirr^-Dc-'
tement , auf das Verlaliren der Konstrukzion eines Pferdegöpels,
eher die hydraulischen Maschinen und alle jene, welche durch
Kraft und das Gewicht des Wassers in Bewegung gesetzt wer-
i , vertreten kann. - — Datirt vom 25. März. — Auf fünf Jahre.
95. Landoin^ Etienne ^ von Paris ^ auf Veränderungen,
che durch ihn an der Schnellschütze angebracht wurden. *—
irt voiri 29. November. — Auf fünf Jahre.
96. Laurent y Henri ^ von Amiens ^ im *So/nm e-Departcmcnt*
die Fabrikazion wollener Teppiche mit doppeltem Gewebe und
»pelten Oberflächen. "^ Datirt vom 23. Jänner. — Auf zehn
re,
«
97 Lefevre^ /. / M,^ von Paris ^ auf eine Maschinerie,
che zum Zerschneiden des Foumirholzes in dünne Blätter be-
nmt ist. — Datirt vom 2f. November, — Auf fünfzehn Jahre.
ahrl. d. poljrt. last. I. Bd. 3^
498 . -
98. Leh'oulif der jan^e, und Compagräe^ Tonifif. Qu^ntim, im.
Aisne - Departement , auf einen Weberstuhl , mittelst welebem maii|
ihrer Anzcip;c gemäfs , alle Artent erhabener Gewebe fabriziren
kann. — Datirt vom 17. Oktober. -^ Auf fttnf Jabre«
99. Lemire ^ Vater und Sohn^ ^on Clairvakx ^ im /«ra^De^
partement, auf ein mechanisches Verfahren, die Nägel kalt su
schmieden» — Dätirt vom 28. Juni. — Auf zehn Jahre.
100. Dieselben^ auf ein Verfahren, mittelst welchem mas
iprodes Gufseisen in weiches Eisen verwandeln kann. — Datirt
vom ä3. Juni; — "Auf fünf Jahre. ,
101. henormandt Louis Sebastian , auf ein mecbanisches Vep
fahren , welches zur Erleichterung und Beschleunigung der inner
ren Schiffahrt geeignet ist. — Datirt vom 8. Februar. > — Auf
fünfzehn Jahre.
*
102. Dtrselhe ^ auf Zusätze und Verbesserungen su dem vor-
hergehenden Patente. '— Datirt vom 11. Februar. — Auf fünf*
zehn Jahre.
io3. tjtpage ^ Jean^ von Paris ^ auf ein Feü^rgiewehr , wd*- ;
ches der Feuchtigkeit undurchdringbar ist. — • Datirt vom 3. No* i
vember. — • Auf fünf Jahre.
104. Lesigne f Jeait'Sosepk^ von Paris ^ auf einen Mechanist
müs, welcher bestimmt ist, fünfzehn Schnellwägen auf einmal
laufen zu lassen, welches er die itDedalisehe Prom^nades. nennt«
— Datirt vom 29. April. ■■ — Auf zehn Jahre.
' ' '
io5. Ltroy ^ Julien^ von Paris ^ auf Zusätze und Verbesse^
rungen zu dem Erfindungspatente , welches er unter dem 8. Sep*
tembcr 181 5 für die Fabiriiiazion eines neuen Feuergewehi(«s er-
halten hat. — Datirt vom 11. Dezember. — ^ Auf zehn Jahre.
1 06. VHomond , Amnble - Nicolas , von Choisy - le - Roi^ im
Departement der Seine , auf einen Reflecteur hypodiaphahe , zuin
Genraudie bei ai^andischen Lampen. — Datirt vom 6. Märs.^
Auf fünf Jahre.
107, Loti^ iean - Baptiste und Simon ^ Jean ' Nicolas ^ beide
von Saint Diä ^ im Vosges - Departement, auf ein Verfahren,
Schornsteine von starkem Eisenblech zu verfertigen. — Datirt
vom 11« Juli. — Auf fünf Jahrie.
108. Loustau^ Jacques* Miches ^ Gessionär des Herrn Gury\
von Paris ^ auf Zusätze und Verbesserungen zu dem Patente von
fünf Jahren , welches dem Herrn Gury am 7. Juni 1816 auf die
Fabrikazion der Hüte aus Baumwolle und andern fasrigen Sub-
stanzen ertheilt wurde. — Datirt vom 19^ Juni« •— Auf fünf
Jahre«
^,
- 499
109' Machon t Väter und Solin^ von ie Grand -Serre^ im
•f^mr- Departement, auf mechanische Kämme, welche bestimmt
d 9 das Unkraut sowohl aus den Feldern als natürlichen und
astUchen Wiesen heraus zu reifsen. -^ Datirt vom iS* Novem-
r. — Auf zehn Jahre.
iio. Magnan, Paül^ von Paris ^ auf !Zusätze und Verbesse»
i^en zu seinem Patente von zehn Jahren, welches er am 7. Juni
16 auf einen wandelbaren Destillir- Apparat erhalten hat. — Da-
t vom 1«. August. — Auf zehn Jahre;
111. Maiziire y Louis ' Nicolas ^ von JRoieeh, im Seine -inf^^
»re - Departement , auf einen Mechanismus, welcher bestimmt
, um dem Kamm, womit die Wolle und Baumwolle gekämmt
rd , die Bewegung zu ertheilen. •^— Datirt vom 8* Februar. — ^
if fünf Jahre.
112. Derselbe^ auf Zusätze und Verbesserungen zu deni von»
rgehenden Patente. — Datirt vom, 26. April. — Auf fünf Jahre^
11 3. JUaiiiire , Charles • Pierre ' Sric» ^ von Rotten^ im Seinem
^rieure - Departement , auf einen Mechanismus , der bestimmt ist,
5 Hälfte mehr Kraft den Pferdegöpeln bei ihrem Gebrauche in
n Fabriken zu ertheilen. — Datirt vom i^ Mai. -^ Auf fünf
lirei . • '
1
ii4. Marguerite ^ Simon ^ Florehtin ^ von Paris ^ aüfeinJl^er-
iren , nuttclst welchem man die Fingerhüte mit feinem ^ilbeif
sfüttert. — Datirt vom 24. Mai. - — Auf fünf Jahre.
11 5. Mathieu de Dombasle ^ Christophe ' Joseph » Alejsandre^
1 Nancys im iWiparM^- Departement, auf Zusätze und Verbes-'
ungen zu dem Patente von zehn Jahren , welches er den 6. No-
nber 1816 auf einen Destillir- Apparat, comhineur hydropneu»
tique genannt, erhalten hat* -^ Datirt vom 19; Juni. — Auf
if Jahre»
i 1 6. Maüpossani de kanvy , iean - ßaptiste j von Paris , auf
e Maschine zum Behufe der Fabrikazion der Korkstöpfel. —
tirt vorti 2. Dezember. — Auf zehn Jahre.
117. Montgoißer^ Pierre ^ Fr an^oisMiid^Dayme, Louis-tJenri^
Aiel^ beide von Paris ^ auf ein neaes System der Aul'wärtsbe-
rung der Strömci — Datirt vom 17. April. -^ Auf iunfzehn
irci
1 18. Nanie , Sean - Büptisie , von Paris , auf das Verfahren^
e Gesundlieitspumpezukonstruiren. — Datirt vom 17; Jänner;
Auf zehn Jahre.
119. Derselbe^ auf Zusätze imd Verbesserungen zu dem vor-
rgchenden Patente; — Datirt vom 24» Oktober. — Auf zehn Jahre.
32 *
-Oi
I
600
120. Naquety Abraham und Mayer ^ Louis ^ beide vonPariSy
auf die Verfertigung eines Öls , das zur Erhaltung der^ Haare ''be-
« stimmt ist , und von ihnen TtOel von ßfaeassar^ genannt wird. —
Datirt vom 39. Oktober. -— Auf fünf Jahre.
lai. Navier ^ der Sobn, Franqoii - Cyprien ^ Ton P^ronm^
im Somme - Departement , auJP das Verfahren , Mühlen mit hori-
zontalen Flügeln zu verfertigen. — - Datirt vom a8. Juli. -— Auf
fünf Jahre.
191. Olivicr^ Frangoit ' Henri j von Paris ^ auf Zusätze und
Verbesserungen zu dem Einführungspatente von zehn Jahren, -wel-
ches er den ai« Dezember 181^ auf die Fabrikazion mechanischer
iPufsbekleidimgen erhalten hat. — Datirt vom 11. JuK. — < Auf
fünf Jahre.
ia3. Paillart ^ Vaillant, Pierre ^ Bernard ^ von Paris ^ auf eiv
Verfahren , mittelst welchem man , zufolge seiner Aiigabe , Kalb-
felle in die Lohbriihe bringen und mit Beibehaltung ihrer Haare
zu Leder bereiten und dergestalt krümmen kann, dais sie zuFufs-
bekleidungeu dienlich ■ sind. — Datirt vom 19. Februar. -— Auf
fünf Jahre.
ia4* Passiv Charles^ von Paris ^ auf ein Verfahren, eine
Lampe zu verfertigen , welche er ^hydrostatische Lampe mit K#w :
gulatorti nennt. — « Datirt vom 7. Juni. — Auf fuiif Jahre. i
' 1
120. Paytn^ Jeßn" Baptiste ' Pierrt ^ BourKer^ Nicolas und j
die Brüder Pluvinet , alle von Clichy , im Departement der Seine, j
auf Apparate , welche bestimmt sind , animalische Materien und J
die Bückstände des Berlinerblaus zu kalziniren und in Kohle um« ^
iBuwandeln. — Datirt vom a3. Mai. ^- Auf sehn Jahre. »
•
1 26. Paxion , William , von Paris , auf eine neue Dampf-
maschine. — Datirt vom 17. April. — Auf fünfzehn Jahre..
127. Pelletier, 5eqn^ Simon, von Paris ^ auf ein neues Sj-
Stem der Streckung , welches auf alle faserigen Materien anwend-
bar ist. — Datirt vom a6. Dezember. — Auf funfxehiki Jahre.
128* Perissol, Sean-Baptiste ^ von Chanipigny , im Haute*
Sadne • Departement , auf das Verfahren der Konstrukzien eines
hydraulisenen MaschinenschifFes. — Datirt vom 27. November. —<
Auf fünf Jahre. - C
129. Peuri^re , Bomain, von St* JStienne, im Loire 'Depäv- P
%?raent, auf das Verfahren der Fabrikazion einer Flinte mit dop- 1 *
pelten Läufen, wobei mit überoxygenirtem Pulver aufgeschüttet-
wird. — Datirt voiA ai. November. — Auf fünf Jahre,
i
. 501
■
iSo. Piant^ Guillaume^ von Paris ^ auf das Verfahren der
Honstnikzion von Wägen mit Nabenbehältem. — Datirt vom ii«
Juli. — Auf fünf Jahre.
i3i. PilUt Je JBeaumont y Franfois » JBtienne , von Paris, auf
die Errichtung eines Etablissement! , welches er mit dem Namen
der rZdgfifßrofnenaiietL belegt. — Datirt vom 22« Mars. — Auf
l^bif Jabre.
■
, i3a. Pitef^ Jacques y von Lyon ^ im /?A^/fe • Departement, auf
einen Mechanismus, der zum Mahlen' des Getreides ohne Beibülfe
des Wasaett imd Windes bestimmt ist. — Datirt vom 18. August.
— > Anf fünf Jahre.
iS3. Derselbe y auf Zusätze und Verhesserungen su dem vor-
hergehenden Patente. — Datirt vom 30. November. — Auf fünf
Jahre.
iS4« Privat , Jean - Marie , auf ein Verfahren , baumwollne
Iieiige fassonirty g<*schnürt, mit Lahn durchwirkt , brochirt etc.
mittelst 4^9 ^ä la Jaequart^ genannten Mechanismus su verferti-
gen. — Datirt vom 25. Mars. -^ Auf fünf Jahre.
i35. Beliacq, Jean, von Paris, auf ein Verfahren, mittelst
welchem man Scnalen -mit geraden Rändern aus einem einzigen
Stück starken Eisenblech schlagen kann. — Datirt vom so. Juni.
— Auf fünf Jahre.
• • 1S6. Benaud ' JSlaneket j Jacques und Pinet , Pierre-Jacques^
beide von Paris , auf eine hydraulische Maschine , welche sie ^die
hydraulische Wagenwindee. nennen. — Datirt vom 20. Mai. — -
Auf fünfzehn Jahre.
iSy. Richard, Jacques, Von Paris, auf einen Mechanismus«
4er cur Beilegung der Bilder von Schiffen oder Barken in einom
das stürmische Meer darstellenden Gemälde bestimmt ist. — • Da-
tirt rom 25. März. — Auf fünf Jahre.
i38. Robin de la Quintinye, Zä^onard'Franeois, von An^
gouUme , im Charente - Departement , auf ein .Verfahren zur Ver«
fertigung einer eisernen Kiste , die i^Metalli • mechanische« genannt,
welche zum Einsetzen der Bäume bestimmt ist. — Datirt vom
i3. August. «^ Auf fünf Jahre,
139. Roguin , Louis - Victor • Joseph - Marc , von Paris , auf ^
lAne Maschine zur Bearbeitung des Holzes von jeder Art und von ,
allen Dimensionen. — Datirt vom i5. März. — • Auf fünfzehn
Jahre,
1 40. von Rydt , Charles , von Paris , auf ein Verfahren, vier-
eckige Sonnenuhren zu verfertigen , die sowohl auf Sack- als
'..
6aa
Pendeluhren angebracht xu worden fähig sind, -r^ Datirt Fom s5^
Februar. — Auf fünf Jahre.
i4i* Sabardin (Baron von), von J\xris ^ auf ein Verfahren,
Wa^en zu konstruiren , welche man die iD^chnBUfakr enden Wägen
^v^looifire4)(L nennt. — Datirt vom i3. August. — Auf zehnjahre^
143. SaiÜant ^ Simons von Paris ^ auf das Verfahren, Ta^
balisdosen mit Gold auf Silber zu platiren. ^-^ Datirt vom a6.
Dezcmher. — Auf fünf Jahr«,
143. Salichon^ Joseph^ von J^arh^ auf ein neues Schliffahrtsr
System , sowohl auf der See , als im Innern eines Landes, tt Da-
tirt vom 10. September. — Auf fünfzehn Jahre.
i44* Sartoris ^ Urbain^ von Paris ^ auf das Verfahren , ein
Feuergewehr zu verfertigen, welches durch die Schwanzschrauh^
geladen wird. — r Datirt vom 20. Mai. ^r- Auf fünfzehn Jahre.
149. iSßuvage de Saint 'Mars t Ziouis^^ LaUrent , 'VOn fariSf
auf das Verfahren, einander entgegenwirkende Cjlinder, welche
bey verschiedenen Maschinen anwendbar sind , ^u verfertigen, —
Datirt vom 7- A\igust. --r Auf fünfzehn Jahre.
i46. Seuc0, Pkil^mony von Le Hävre^ im Seine - isif^ieM'
Departement , auf das Verfahren , eine cylindrische Elle zu ver-
fertigen, -r- Datirt vom 22. März. — Auf fünf Jahre. -
147. Sevine y Auguste^ von Parti y auf eine Maschine, um
Tücher und andere Stoft'e zu sc^eeren. — Datirt vom 3iO. ^uni.
— Auf fünfzehn Jahre.
i48. Derselbe y auf Zusätze und Verbesserungen zu dem vor-
hergehenden Patente. — r Datirt vom i3/ August. — Auf fünf-
zehn Jahre.
•
149. Sie'vrac ^ Jean- Henri ^ von Paris ^ Tauf das Verfahre»,
Wä^en zu verfertigen , welche TDdie geschtoindfahrenden Wägen
{cMrifires) genannt werden. — Datirt vom i3. August« r— Auf
zehn Jahre. ^ ^
i5o« Taahauzin^ Joseph und Gouron^ 'Eusiba^ beide von
JEause , im Gers - Departement , auf die dritten Zusätze und Ver-
besslbrungen zu dem iPatente von fünfzehn Jahren , welches si?
am 4* September 1816 auf ein Destillationsverfahren erhalten ha-
ben» — Datirt vom 18. März. — Auf zehn Jahren
i5i. Dieselben^ auf die vierten Zusätze und Verbesserungen
zu dem vorhergehenden Patente. — Datirt vom 18. DezemheTt
— Auf zehn Jahre.
603
iSs. Ternaux und Solin, von Paris ^^'KO.f die Verfertigung^
neuer Stoffe, welche sie ^atimodesvi nennen, r— Datirt vom 3o,
September. — Auf fünf Jahre.
i53. T^baut, Pierre^ von Paris ^ auf das Verfahren, Frauen-
«ImmerhütevonBaümwollschlingenzu verfertigen. • — Datirt vom
i5. Dezember. — ^Auf fünf Jahre. *
\
154. Thilorier^ Jean 'Charles^ yon Paris, auf das Verfahren,
Taueber * Flöfse zu verfertigen. — Datirt vom 16. Mai. — r' Auf
funfzehn Jahre, v
■
i55. Thomas j Lionard^ von Caen,^ im Co/t/ad'oj - Departe*
ment, auf ein Verfahren, kleine und grofse Fässer, Tonnen und
andere derlei Gefafse zii fabriziren. — Datirt vom 39. Novem-
)>er. — Auf fünfzehn Ja^hre.
i56. Thomassin,^ Corbitt^ Blaks undi Cutis ^ MeYon pouay^
iffi iVbr^ - Departement , auf. einen Mechanismus, mittelst welchem
man Tulln von leinenem oder baumwollenen^ Garn , und genahte
Spitzen von jeder Breite verfertigen kann. — Datirt vom id.No«
yember. — Auf zehn Jahre.
, 167. Thory ^ Andr^ - Jean - Baptist^ ^ von Paris ^ aufZu$ät?:e
and Verbesserungen zu dem Patente von fünf Jahren , welches er
4en 7. November 181 5 auf den Mechanismus einer mechanischeii
Harfe erhalten hat. — Datirt vom 8. August. — Auf zehn Jahre,
1S8. Tourasse y Pierre - Jean - Baptiste - Joseph ^ von PariSy auf
eine Maschine , die bestimmt ist , Schr|iubenmütter für die soge-
nannten Holzschrauben zu bohren. — Datirt vom 7. Juni. — :
Auf fünf Jahre.
iSq. Tourasse y Denis - JEtienne ^ von Paris ^ auf eine Mar
«chine , welche zur Fabrikazion der Zuckerformen angewandt wird*
— Datirt vem 3o. September. — Auf fünf Jahre.
160. Vacassy d^ Grammont ^ von Puris ^ auf die Errichtung
eines sogenannten Rennschlitten-Etablissements , nach der Art der
Alpner und Pyrenäer konstruirt. — Datirt vom 17, Jänner, —r
Am fünf Jahre.
161 »yaHlanty Ztouis • Jacques ^ von BeUevUie y ita Depatte" /
ment der Seine , auf das Verfahren , mechanische Lampen zu yer* -
fertigen. — Datirt vom 6. März. »- Auf fünf Jahre,
i6a. Vernerty Jean-Fran^ois^ von Paris ^ auf Kugeln und
Lichtschirme von mattgeschllffenem Glas oder Krystall, welche
alle Arten gemahlter Gegenstände darstellen, und zum Gebrauche
der Lampen .mit Luftzügen ohne Ausnahme dienen. — Datirt
vom a3* Dezember. --^ Auf fünf Jahre. "
504
1^3. Vidalj Jgan ' Pierre ^ von Paris ^ auf ein Verfal
mittelst dessen man bewegliche Rahmen in den Kutschenschi
der sogenannten Landauer Wägen anbringen kann. — Datirt
23. Mai. " A|if fünf Jahre.
r
164. Winsor^ PrädMc ' Albert ^ von Paris ^ auf Zusätze
Verbesserungen zu einem Patente von fünfzehn Jahren , we
er den 18. Jänner 1816 auf einen Beleuchtungs - Apparat mi
drogengas erhalten hat« — Datirt vom ii.Febriur. — Auf
Jahre.
XXVIIL
Verzeichnifs der Patente, -
welche in England im Jahre 1818 auf neue Erfin-
dungen^ Verbesserungen oder Einfuhrungen ectheilt
wurden.
(Die Dauer aämmtl icher Patente ist vierzehn Jahre). ,
1. JtLdward Cowper ^ Druclier von Nelson ' Sauare, in der
Grafschaft Surrejr^ auf gewisse Verbesserungen der Druclierpres-
sen, oder der sumDrucl&en gebrauchten Maschinen. — Datirt vom
7. Jänner 1818. — Zwei Monathe zur Einschreibung der Spe-
sifiliasion bewilligt.
s. John Colüer, Inf^enieur, von Froeester in der Grafschaft
Gloucester, auf gewisse Verbesserungen einer Maschine zum Be«
hufe des Scheerens der Wollenzeuge von jeder Art. — Datirt
vom i5. Jänner i8i8. — Zwei Monathe zur Einschreibun^fl '
3. John Lewis f Tuchmacher, William Lewis j Färber und
William Davies , Ingenieur , alle von Briscomh in der Grafschaft
Gloucesiery auf gewisse Verbesserungen der Maschinen zum Schee-
ren der wollenen und andern Zeuge, welche ei;i solches Vecr
fahren erfordern; dieses sind fernere Verbesserungen zu einem
Patente, welches JoA/f Lewis unter ^em.97. Juli 181 5 auf eine
verbesserte Schcermascbiue bereits erhalten hatte* ^— Datirt vom
i5. Jänner 1818. -« Sechs Monathe.
4. Philipp Taylor , ausübender Chemilier , von JSromley in
der Grafschaft Midellesejtj auf seine neue Methode, die llil/,e in
gewissen Processen anzuwenden, bei welchen sie bisher noch nicht
angewandt wurde, und gleichfalls auf Verbesserungen der Kühl«
gefafse. — Datirt vom i5. Jänner. — Sechs Monathe.
S^ William Moult von Bedford - Sauare in der Grafschaft
MiddUsejoi , auf gewisse Verbesserungen der Dampfmaschinen. ^^
Datirt vom i5. Jänner. — Sechs Monathe.
«
5o6
6. John Holworthy Pahner ^ von WettoUnster ^ in dein Graf-
^Schaft Middhsea: ^ auf seine neue Art gewisse Gasarten in reinit
gen. — 'Datirt vom i5. Jänner. ■*— Sechs Monathe»
7. John Theodore Kotier ^ Kaufmann in der Grafscliaft Xa/i«
matter ,' auf seine neue oder verbesserte Methode , Wägen mit Rä*
dern zu bauen oder herzustellen , und auch um Räder für Wägen
zu machen. — ; Datirt vom i5. Jänner« -^ Zwei Monathe.
8. James Fräser , > Ingenieur und Knpferschmid , von I^ng
^cre in der Grafschaft MiddUsex , auf seine Kochmaschine , zum
Behufe einer einfachem und wirksamem . Zersetzung de^
See Wassers , um dasselbe für das allgemeine Bedürfnifs der Schiff«
leute etc. zur See briiuchbarer zu machen , ohne einen aiideni
Apparat aufeer der genannt^ii Kochipaschinei — Datirt vom i5.
Jäuner. — Zwei Monathe*
•
9. Charles Brightly ^ Drucker, von Bungay in der Graf-
schaft Suffolk , und Bryan Donkin , Ingenieur , von Orange Roßi *
zu Bermondsey in der Grafschaft Surrey ^ auf ihre verbesserte
Druckmaschine zum Drucken mit Lettern und metallenen oder
hölzernen Platten. — Datirt vom 17. Jänner. — Vier Monathe.
10. Marc Jsambard Brunei^ Civil - Ingenieur| von Lindsa/r
row zu ChelSi a in der Grafschaft MiddUsex , auf seine plethode
oder Methoden, Höhren oder Abzugsröhren, die unter dem £rd*
l)oden Hegen, zi| foxinen« «r- Datir^ vom ao, Jänner« — Sechs
Monathe.
11. Hugh Ronalds^ von Hammersmith in der Grafschaft
JMiddUsex , auf seine Verbesseruiigen in der Kunst , Leder zu
machen. — Datirt vom 23. Jänner. — Sechs Monathe.
1^. Joseph Corty ^ Kaufmann, von Harley - Sireet ^ Caveth
4ish - Square in der Grafschaft Middleseoc x in Folge einer Mitthei-
lung, welche ihm von einem im Auslande beflnaliohen Fremden
gemacht wurde ; auf Verbesserungen und Zusätze zu den Brenn-
blascn , oder den zur Destillation gebrauchten Apparat , und auch
in dem Prozesse der Destillation und Läuterung. — rr Datirt vom
ao. Jänner. — Auf sechs Monathe.
i3. Benjamin Wifson^ Flachsfabrikant, auf seine neue Ma-
achine zum brechen, Schwingen und Vorbereiten des Flachsos
oder Hanfes. — Datirt vom 23. Jänner* — Sechs Monathe.
i4. Richard BankSy Ingei^eur von Hadley^ in dem Kirchspiel
Wellington in der Grafschaft Salop , auf seine fernem Ver-
besserungen der Räderwägen. — Datirt vom a3. Jannep. —
SecJis Monathe. ' ^
i5. Thomas Calderbank ^ Bleigiefser voi^ Liverpool in der
pirafschaft J^qncaster , aiif seine Verbesserungjen in Küucksicht def
«
5o7
Wirkung der Pumpen und anderer Maachinen. — Datirt vom 23.
Jänner. — Zwei Monathe«
I
i6. John Scott von Pengo-^ place in der Grafschaft Surrey^
auf yerbesserungen der Dampfboote und in der Maschinerie , sie
EU betreiben. — Datirt vom a3. Jänner. — Zwei Monathe.
9
17., James Ikin^ Maschinist, von WilUani ^ Street ^ im Kirch-
spiel Christ ' church ^ in der Grafschaft Surrey ^ auf seine verbes*
serte Methode oder Methoden , Feuer - oder Ofenstangen oder
Ofenröste «u konstruiren , oder zu fabriziren, — Datirt vzra 1^7.
Jänner. — Zwei Monathe.
18. George Frederick Hagner ^ vormahl s su Philadelphia in den
vereinigten Staaten, aber nun zu Adelphi^ Middlesex ^ auf ge-
wisse Verbesserungen in der Kunst Pigmente zu fabriziren, welcne
gewöhnlich unter dem Nahmen Bleiweifs und Grünspann bekannt
•ind. — Datirt vom 27. Jänner,
19. Rudolph Ackermann^ Buchhändler yovtk Strand^ MiddU-
$ex ^ aut gewisse Verbesserungen an den Achsen, welche bei
ilen vierrädrigen Wägen anwendbar sind \ welches ihm- von Oemrg
JJenkensperger in dem Königreiche Baiem mitgctheilt wurde. —
Datirt vom 27. Jänner, — oechs Monathe,
20. William Horner ^ Notar und Bacealaureus der Künste,
von Howick in Northumberland , auf eine Maschine oder Apparat,
um eine sehr grofse mechahisehe Kraft in einem kleinen Raum und
mit wenig tleibung zu erhalten , imd ohne die Möglichkeit des
Zurück - oder Ablaufens der Maschine , wenn dieselbe zum Erhe-
ben oder Niederlassen der Lasten angewandt wird, •— * Datirt vom
97. Jänner -^ Sechs Monathe»
21. George Prior ^ Uhrmacher, von Lecds in dem westlichen
Bezirke der Grafschaft Vork, auf seine Erfindung, das Hemmungs-
rad der Chrometer von dem Einflüsse der Reibung' und von
jenen Unregelmäfsigkeiten vollkommen zu befreien,' welche von
der Hauptfeder, den Zapfen und den Zähnen aller andern Räder
und Getriebe in der Maschine, während der Zeit, als sie dem
8teigrade Stösse gibt, herrühren ; wodurch dessen Schwingung viel
genauer uud gleichförmiger erhalten wird , als durch eine andere,
isher bekannt gemachte Erfindung. — Datirt vom 29. Jänner. -—
Sechs Monathe.
22. Jon Penwarne , von Staffbrd' Street , St, Mary • le»
pone^ MiddUseje^ auf gewisse Verbesserungen, an der Pippe
zum Abziehen des Bieres, Ciders und anderer geistigen Geträiike
von Fässern und andern Gefafsen, ohne dafs hiebei eine Un-
terbrechung durch einen hölzernen Stöpfel , Pflock oder durch
irgend eine Öffnung in dem Obertheile des Fasses oder Gefafses
Statt finde ,' entweder , um Luft zuzulassen , oder um das
5o8
genannte Instrament oder die Fippe, oder einen Apparat, der hie-
zu gebort, fest bu machen. -— Datirt vom 3i. Jänner. -— Zwei
Monathe.
33 Benjamin Taylor^ Ton AfiUiEnd^ nahe bei Glaseotv
in JLanarkshir/^ y auf einen Weberstuhl , welcher durch die.Kraflt
einer Dampfmaschine arbeitet , und Figuren oder Blumen auf je*
den geköppcrten oder glatten Zug webt, und eben so in jeden
Seidenseug , Kattun^, Leinwand oder Wollenzeug oder eines von
diesen vermischt. — Datirt vom 3i. Jänner — Zwei Monathe«
«4» Herr Thomas Cochrane , Ritter , welcher gewöhnlich
Lord Cochrane genannt wird : auf eine Verbesserung oder Ver-
besserungen in dem Prosesse der Reinigung eines geirissen Geistes
oder destillirten Öhles , welches unter dem Nahmen des Theergei-
stes oder Theeröhls bekannt ist , und von verschiedenen holzigen,
kohlenstaffartigcn oder bituminösen Substanzen erhalten wird^
durch welche Verbesserung oder Verbesserungen das genannte
Öhl oder Geist von gewissen Unreinigheiten befreit wird, die
bisher den Gebrauch dieses Öhls oder Geistes zu verschiedenen nütz-
lichen Zwecken verhindert haben. — Datirt vom 3. Februar i8i8*--
Sechs Monathe. '
. a5. Matthew Cotes Wyatt , von Henrieita - Street , Caven-
dish - Square , MiddUiex ; in Folge einer Mittheilung, welche ibm
von einem Fremden, im Auslanoe befindlichen, gemacht wurde,
auf ein Verwahrungsmittel, um der zufalligen Bewegung des
Hahnes einer Flinte , Pistole oder andrer Feuergewehre, gegen
den Hammer zu , vorzubeugen. -— Datirt vom 3. Februar. --
Sechs Monathe.
26. Jeremiah Chubh , Mechaniker , .von Portsea in der Graf-
schaft Southampton , auf gewisse Verbesserungen in der Verferti-
gung der Schlösser. — Datirt vom 3. Februar. — Sechs Monathe.
%'j, Daniel IVilsony yon Earl - Street zu London^ auf gewisse
Verbesserungen in dem Prozesse des Siedens und Raffinirens des
Zuckers. — Datirt vom 3. Februar. — Sechs Monathe.
•
28. Edward Ifaish , Strumpfl^ändler und Quäcker«, von
Bristol in Gloucestershire ^ auf gewisse Verbesserungen an den
Maschinen, oder der Maschinerie, welche zum Baumwoll winden
gebraucht wird. — Datirt vom 3. Februar. — Vier Monathe.
29. Grand" Preston , Kupferschmid , von Bnrr - Street zu
jtldgate\ MiddlesejCy auf eine Verbesserung an der Sicherheits-
thür eines Schiffs - Verdeckes. — Datirt vom 3. Februar, —Zwei
Monathe.
*
30. Natkaniel Smith , Böttcher von Kettering In der Graf-
schaft Northampton , auf gewisse Verbesserungen der Getreide-
«chwiagmaschinen. — Datirt vom 5. Februar. — Sechs IM^onathe.
5o9
■
Si. Mary' Seigyfick^ Starkefabrikant won^- Biikopsgate Wi^
tkin , auf f in nutzbringendes Produkt oder Produkte von jenem .
Theile des Ab wurfes , ' Schleims oder der Überreste von Stärke^
die sieh nicht von selbst setzen lyorllen« — Datirt vom lo. Fehr.—
Zwei Monathe.
'3a. /oA/t Munro^ voii Finsbury - Square ^ Middleieje; in
Folge einer Mittheilung, welche ihm von' ßarnabai Langton von
tieto - York in den vereinigten Staaten gemacht' wurde : auf gewisse
Verbesserungen an den Dampfmaschinen. — Datirt vom 12, Febr.
^^ Vier Monathe.
33. Zachariah Barrat , Kunstschreiner und Zimmermann,
von Ntv 17 , IVindmill' Street , Tottenham - eourt - road , Middle-
tejpj jauf eine Maschine zum Ausbessem, Reinigen, Fegen und
Lüft^ der Schornsteine, und wenn die Schornsteine in Feuer sind^
dasselbe auszulöschen. — Datirt vom 10. Februar. — Zwei
Monathe.
34* John Simpson , Plattirer von Birmingham, in Warwick^
skire j auf eine Methode Feder - Fangeisen oder sogenannte Sehne-'
pfenaugen zu verfertigen , und auf Kutschengescbirre ; welcher
Grundsatz der Feder auch auf Pferdgeschirre , Schnallen etc. an- ' .
gewandt werden soll. — ^ Datirt vom 16. Febr. — Zwei Monathe.
35. Thomas jlUingham., von Smiths Street in Chelsea, auf
seine Lampe , welche vdie ökonomische und allgemeine Lampen
genannt werben soll, und welche durch die Flamme eines Dochtes
febildet wird, der in einen Jseständigen und gleichen Grad von
luflufs des Öhls gestellt ist, so dafs er (im Verhältnifs des Lichtes,
was derselbe gibt) eine kleinere Menge Öbl , als andere Lampen
verzehrt und ein beständiges Licht von beinahe unveränderlicnem
Schimmer gibt. — Datirt vom 19. FebtT. -« Sechs Monathe.
36. Jon Jones ^ Bilrstenfabrikant', aus der Stadt Gloucester^
auf seine Vffrbesserungen in gewissen Theilen der Maschinerie •
oder der Instrumente , welche zum Appretiren der wollenen und
andern Zeuge gebraucht werden» — Datirt vom 19. Febr. — Zwei
Monathe.
37. James Collier^ Civil - Ingenieur von Frocester , in Glouce-
Mtershire^ auf verschiedene Verbesserungen einer bereits im Ge-.
brauch befindlichen Maschine zum Appretiren und Walken der
wollenen Zeuge, Walke genannt. — Datirt vom 19. Februar. —
Auf zwei Monathe.
38. Jilexander Haliburton , von den Haigh - Eisenwerken,
nahe bei Wygan in Liane ashire ^ auf gewisse Verbesserungen an
den Dampfma chinen und Dampfkesseln. -^ Datirt vom 37. Febr.,-^
Zwei Monathe.
5io
in
39. Jikma Romtle^s Ingeniear tob BoUom^ie^Mo^r^ ^
der Grafschaft Jdimratter^ auf eine Verbessemng oder Verbesseran*
fen bei den Hreisdampfimasckinen. >— Datirt vom 97. Febr. — -
Sechs Monathe.
40. John SutherJantLi Knpferschmid von Liverpo^l^ und anch
Ton iVr, 99 9 Houndtditck zu JLoiidom « auf verschiedene Verbesse-
rungen in der Verfertigung eines Apparats zum Reinieen der
Flüssigkeiten. — Datirt vom 7. Mars 1818. — Zwei Monathe.
41. Thomas HeppenstaB^ Maschinenbauer 5 von Doneaster
in der Grafschaft JTork ^ auf eine Verbesserung der Maschine zum
Schneiden oder sum Zerhleinem verschiedener Artikel in das, was
mau Spreu nennt , als trocknes Futter ffär Pferde und Vieh. -^
Datirt vom 7. Mars. — Zwei Monathe.
41. George Wyke^ von 6atk in der Grafschaft Somerset
und WiUiam Sampson^ Kaufmann xon Bristol In derselben X>rar-
schaft , auf Verbesserungen an den Pumpen , welche Verbessenm-
gen auch bei Maschinerien verschiedenar Art anwendbar sind. —
Datirt vom i4« März. — Sechs Monathe.
43, lohn Bead, von Tiptott^ Staffordshire und WiSioM
tioweü^ Grundvogt von Wedneshtay in derselben Grafschaft^ aaf
eine neue Methode , den Hauptgahg ^ner Kohlenmine herauszuar-
beiten und SU fordern. -^ Datirt vom i4iMars. — Zwei Monathe-
44« BichardPemnj von Bichmond Hiüy in der Grafschaft
Surrey , auf seine verbesserte Methode , besondere hölzerne ver-
zierte Einrichtungsstücke vermittelst Slaschinen zu fabrisiren. —
Datirt vom i4» März. — Zwei Monathe«
45. John AshtoH^ Weinhändler von Gredt- Tower -Street
zn London j TUkd Thomas Giü^ Hydrometerfabrikant, auf gewisse
Verbesserungen in oder an den Listrumenten und Apparaten zum
genauen Bestimmen der Stärke der gßistigen Flüssigkeiten und
auch der spezifischen Schwere der Flüssigkeiten und Metalle. —
Datirt vom i4< März. — Sechs MonathCi
46. Herr Thomas Cochrane , Ritter; gewöhnlich Lord Coeh»
rane genannt, auf das Verfertigen von Lampen für Strafsen,
welche die Verbrennung ^incs gewissen Öbles (oder Geistes) be-
werkstelligen und reguliren , welches von verschiedenen holzigen,
kohlenstofTartigen oder bituminösen Substanzen erhalten und ge«
wohnlich Theergeisl oder Tbeeröhl genalnnt wird; und auch auf
die Verfertigung Von Vorrichtungen an den Lampen , wodurch
alle andern Lampen , in welchen Flamme, wie in den Gassenlara-
pen , innerhalb gläsernen Getafsen , oder ändern Bedeckungen^
die fähig sind , das Licht durchzulassen und die Flamme Vor dem
Wind und Weiter zu schützen, eingeschlossen ist, zur Hervorbrin-
gung eines hellen Lichtes durch die Verbrennung oder Zersetzung
des genannten gereinigten Öhls oder Geistes geeignet werden; fer'
Sri
ner auf den.Oebrauch des genannten gereinigten öhls oder Geistes
' m solchen Lampen. — « Datirt vom 8. April 1618. — Sechs
.Monathe,
47. John James Alexander M, Carthjr ^ von Nr. 4* Spring
Qardens^ zu IVestminser ^ MiddUsex^ auf seine Methode oderMe^
thoden , den Granit oder anderes Materiale anzuwenden, um das
Pflaster oder die Bedeckung für Strafsen , Wege und Plätze ' su
verfertigen, tu konstruiren oder zu formen. — Datirt vom8. AprlL
— Sechs Monatlie.
48» Wiüiam Annesley ^ Architeltt von Telfast in trrlandy
anf g(&\visse Verbesserungen in derKonstrukzioh derScliiffc, Bootd
und anderer Fahrzeuge. — Datirt vom 8» April. — Auf sechs
Monathe.
49. William Hopkins^fßy Kutschenmacher von High Holhorn^
Middlesex , auf seine Maschine oder Apparat , um dem zufalJigeii
Ablaufen der Räder von den Wägen, Karren, Kutschen und alleni
andern Fuhrwerk vorzubeugen, YicXche^ er &en Rad -Zur Uckhal-
ter nennen will. — Datirt vom 8. ApriU -=^ Zwei Monathe.
Öo. (reorge Witharh^ Spindel fabrikäht , "voii Sheffiela in A^t
.Grafschaft JPor^ , auf seine Maschine zum Schleifen , Poliren und
Zuricliten der k' einen Baumwoll oder Wollspindeln- zum Spinnen
9m1 jenney ^ bills und mule ^ und andern Arten der Maschinell fUt*
Feingespunst. — Dat;rt vem 8. April. -- Zwei Monathe.
61. William 6ooih ^ Drechsler in JEckingtoh in der Graf-
schaft Derhy^ auf eine Methode oder ein Verfahren , mittelst einer
gewissen Maschine oder Maschinen hölzerne Klötze für Holzschuhe
zu verfertigen. — Datirt von 8, April. — Zwei Monathe.
52. William Church ^ vormals zu New Coffee^house^ Swee*
ting*s - alley , Cornhill zu London , aber nun zu Clifton Street^
Finsbury ' Square^ Middlesex^ auf gewisse Verbesserungc*n an den
Dampfmaschinen. — Datirt vom 8. April. — Vier Monathe.
^3^ Gilbert l^ang und Robert Smith , beide Drucliei^ ixl
Glasgow^ auf ihre Methode auf Kattun das neue Dunkel undBlafs-
rothe durch örtlich, angebrachte Mordants hervorzubringen^ und
ein Hellblau über das genannte Roth aufzutragen. — Datirt vom
11. April. — Zwei Mqnathe. ^
Ö4. Jiobert Clayionj Künstler von tfelsoh-SItreet in Dublin^
auf eine Methode' des Einlegehs oder Einschal tens gewisser Metalle
oder einer Mischung von Metallen in Holz, Elfenbein, Bein^
Hom, Papier oder Topfe rw aaren , wodurch man des alten und
lästigen Verfahrens des Einlegens überhoben wir^ , und doch die-
seioen Wirkungen in einer hüriseren Zeit und weniger* Unkosten
t^auerbafter hervorgebracht werden, al6 dutch ein anderes , ge>
N
5i2
gcnwartig angewandtes Verfahren. — Datift vom i6. April. —
Sechs idonathe. .
65. William Crawshay\f der jüngere , von den Cy/arihfa-
Eisenwerken, in der Grafschaft Glamorgan^ und David Musnct^
Eisenwerkführer, von Coleford ^ in der Grafschaft Gißucester^
auf ihre Verbesserung in der Verfertigung von Stangen- oder «in*
derem Eisen, aus gewissen Abfallen, Schlacken oder Asche, beim
Schmelzen der Rupfererse in der Kupferbereitung, — Datirt vom
18. April. — Zwei Monathe.
56. Augustus jipplegarth , Buchdrucker von Ihtlson Square^
Great Surrey - Street ^ Surrey ^ auf gewisse Verbessenmgen in der
Kunst, Stereotypen oder andere Platten sum Drucken En gielsen,
uiid in der Ver^rtigung der Platten zum Drucken der Bank • oder
Wechsler Noten, oder anderer gediotckten Abdrücke, bei denen
die Schwierigkeit der Nachahmung Erfordemifs ist. -— Datirt
vom 23. April. — Zwei Monathe. ^ ^
57. Edward Lillie Bridgmait , Lichtzieher von GoswelU
Street Road^ MiddUsex ^ auf gewisse Vcrbeseerungen in der Ver-
fertigung der Särge, und in den Maschinen, um die Särge zur'
Beerdigung zu bringen, und dem Zugehör zu demselben, welches
in der Kirche und an den Begräbnifsorten gebraucht wird. --
Datirt vom i3. April. — Zwei Monathe. '
68, George Tyer ^ von Hemertbn^ in der Grafschaft Mid4(fi'
sex^ auf seine Ketten - Pumpe. -^ Datirt vom 2. Mai. 1818. — Zwej
Monathe.
69. Joshua Rowe , Kaufmann , von Torpoint , in CornwaÜ,
auf gewisse Verbesserungen oder Prozesse , welche bei dem
Drucken der baumwollenen und andern Zeuge, und zu andern
Behufen anwendbar sind. — - Datirt vom 4* ^^i- — Sechs
Monathe.
»
60. Herr Thomas Cochrane^ Ritter, gewohnlich Lord Coek»
rane genannt , und Alexander Galloway^ Ingenieur , von Holborn^
Middlesex , auf einQ Maschine zum Abwenden der Ungemächlich-'
keiten des Rauches oder der. entstandenen Gasarten in den Öfen,
Schmiedeöfen oder Feuerherden , durch das Glühen oder Ver-
brennen der Kohlen und anderer brennbarer Substanzen , und in
gewissen Fällen zum Dirigiren der Hitze und Anwenden dieses
Rauches oder der Gase zu verschiedenen nützlichen Zwecken , die
einen grofsea gemeinsamen Nutzen haben werden. — Datirt vom
4. Mai. — Sechs Monathe.
61. Thomas Jones ^ Eisengiefser von Bradford' Street^ zu
Birmingham, , Warwichshire , und Charles Plimley , liäuterer,
ebenfalls von da, auf eine Verbesserung der Blase- und der
Dampfmaschinen. — Datirt vom 7. Mai. — Zwei Monathe«
t 1
5i3
62. 'William Buth^ . der |üngere, Ingentear von Bermondsty^
Sutrtjr ; auf eine Verbesserung in der Methode des Dörrens und
Zubereitens des Malzes, Weisens und andrer Getreide« — Datirt
▼om 5. Mai. — Sechs Monathe.
"^ 63. Wolf Senjantin , Regenschirmfabriltant , von Pljrmoutk^
doek^ Devonshire^ auf eine eigene Mischung von verschiedenen Far-
ben, mit piner besondern Methode ihrer A.nwendung, um Kanne-
fals, Leinwand und Zeug, dauerhaft, biegsam, frei vom Brechen,,
and wasserdicht 2u machen , und auch , uro jede Gattung und Art
fiols für Luft und Wetter zu beschützen , es mag nun zu Schif-
fen^ Häusern , oder Fabriken , und für alle Zwecke angewendet
ireraen, wo Anstrich - Fimifs oder Theer zur Erhaltung oder der
Schönheit halber gebraucht werden , oder auch , sie mögen zu Ge-
scküU oder Eisen von jeder Art angewendet werden. -— Datirt
▼om 5. Mai» «^ Zwei Monathe.
64* Tkontos Todd^ Orgelbauer, von Swanseuy (rtamorgan^
iSkire^ auf gewisse Verbesserungen im Walzen des Eisens, und
im Verfertigen des Drahtes, der Nägel , Bodennägel, und Schrau-
ben. •'-^ Datirt vom 7. Mai. — Sechs Monathe«
65. Wiäam Churck , von Turner - Street , Commereial' road^
*uf gewisse Verbesserungen in- oder an der Maschinerie zum Ver-
fertigen kurzer und langer Nägel von verschiedenen Formen und
Dimensionen, auch von Draht und Schrauben aus Eisen, Kupfer,
Kessing, oder einem andern anständigen Metalle. — Datirt vom
7. Mai. — iSechs Monathe.
66. Henry Const^ntineJenningi^ von Carhurton^ Street^ Fitz*-
^oy» Square^ St. Marylebone^ Middletex ^ auf seine Verbesse^
rangen an dem Seekompasse. -— Datirt vom 7. Mai. — Sechs
Monatb'e.
67. Rohart Mccles , von Edinburgh , . auf gewisse Verbesse*
rungen an den Mastbäumen , Segeln und Tauen der Schiffe oder
segelnden Fahrzeuge, — Datirt vom ^. Mai. — Zwei
Monathe.
68. Thomas Hills, Kaufmann von Bromley, Middleseje, und
XTriäh Hoddock , Chemiker , in der City - terrace , City - roaä^
Middlesejc , auf eine Verbesserung in der Fabrizirung der Schwe*
felsämre. — Datirt vom 18. Mai. -^. Sechs Monathe.
69. Thomas Brown Milnes , Bleicher, von Lenton^ Ifotting"
hahuhitey auf gewisse Verbesserungen an d«r Mabchinerie zum
vollkommnen Arbeiten der baumwollenen Angola Nind schafwolr
lenen Strümpfe, und anderer Strumpfwirkerwaaren^ wie auch auf
die Anwendung der bel^annten Kräfte bei den Arbeiten der genaott*
ten Maschinerie. Datir^ vom 19. Mai* — Sechs Monathe.
lalirk. d. pol/t. IbH. I. B4« 33
f
I
5i4
70. Maurice' St, Leger ^ von Si^ Giles^ Camberwütt j Surrey^
auf s^ine verbesserte Methode , Kalk zu bereiten. — Datirt vom
19. Mai. — Sechs Monathe.
71^ Thomas Mothley ^ von der Strand ^ Straf se ^ Middle-
sex^ auf gewisse Verbesserungen an den Leitern. — Datirt vom
19. Märe. — Zwei Monathe.
72. John Dyson ; von Watfoord^ Hertfordshire^ auf gewisse
Apparate für die Kultur und Bearbeitung des Bodens. — > Datirt
vom 26. Mai. — Zwei Monathe. ,
73. Charles Greenway ^ Baum Wollspinner von Manchester^
auf seine Verbesserung in der Operazioii, die rohe Baumwolle aus-
zulesen , bevor sie gekrempelt und gesponnen wird^, und durrb
welche Verbesserung diese Operazion erleichtert wird. — Datirt
vom 36. Mai. — Zwei Monathe.
74. George Michael^ Baumeister , von Ä. Austeü^ Corn-
watt^ auf Verbesserungen in der Methode des Öf&ens und Schlies-
scns der Fenster oder Schiebfenster, und auch in der Anwen-
dung der Maschinerie , die Fensterläden zu öffnen und zu schlies-
sen V und in andern Fällen, wo die genannten Verbesserungen
angewendet werden können. — Datirt vom 36. Mai. — Zwei
Monathe.
75. Henry Taylor^ von Kingston <t Surrey ^ auf gewisse'
Verbesserungen an den Maschinen oder Apparaten, um Batzen
und anderes Ungeziefer zu fangen und zu zerstören. — Datirt vom
36. Mai. Vier Monathe. ,
76. Thomas Homfray ^ Eisenwerk£uhrer , von der Hyde^'
Kinfare , Steffordshire , auf eine n\eue Art von Spule oder SpuleOf
welche in den Spinn - und andern Fabriken gebraucht werden. —
Datirt vom 28. Mai. — Zwei Monathe.
77. William Lester^ Ingenieur , ComtnerciaJ' road^ Middle-
Sex f auf seine Methode , das Licht , welches durch Lampen oder
. auf eine andere Art hervorgebracht wurde , zu vermehren oder
zurückzuwerfen. — Datirt vom 3. Juni 1818. — Sechs Mo-
nathe.
78. George Atkinson^ Kanefafs -Fabrikant , von Leeds^ in
der Grafschaft Vork , auf eine Zusammensetzung von Materialien,
um einen Artikel hervorzubringen, der dem Bombasin ähnlich
ist. — Datirt vom 10. Juni. — Vier Monathe.
79. William Eaton^ Baum Wollspinner, von den Wiln - Müh-
len , in der Grafschaft Derby , auf Verbesserungen an gewissen
Theilen der Maschinerie , welche bei dem Schweifen und Spinnen
5i5
Baumwolle und Wolle angebracht wird« Datirt vom 18, Junu
Sechs Monathe.
80. Robert Wlnck , eines Drucliers Zimmermann und Prefs-
rher, von Shoe-Lane ^ in dem Kirchspiel von St, Audrew zu
xdon . und Richard Holden ^ von Stafford ^ Street ^ St, ßfaryl/,
e , Middlesecc , auf eine Maschinerie , um Bewegung und
iffc verschiedenen andern Maschinen mitzutheilen , welche, eine
rhselseitige oder alternative Bewegung erfordern. — Datirt
1 18. Juni. — Vier Monathe. ,
•
81. John Neilson^ Leimfabrikant, Yon Lirüthgoitf mScotland^
' eine Verbesserung in dem Gärben und Weilsgärben der Häute
l Felle , und in den Färben des Leders und anderer Artikel«
Datirt vom 22. Juni. — Sechs Monathe.
82. Gilbert Roujty Doktor der Theologie, von Yverdon^ in
1 Kanton Vaud^ in Aev Schweiz^ in Folge einer Mittheilung,
che ihm von einem Fremden , im Auslande wohnend , gemacht
rde , auf eine Verbesserung oder Verbesserungen , die bei den
ilössern von verschiedener Art anwendbar sind. — Datirt vom
Juni. — Zwei Monathe.
83. John Baird^ Vorsteher der neuen schottischen Eisen-
npagnic, wohnhaft im Kirchspiel of Shotts ^ in der Grafschaft
%ark in Schottland ^ auf verschiedene Verbesserungen in dem .
jriziren und Verfertigen der Gufseisenkessel , welche zum Be- ♦
e der Verdampfung des Saftes des Zuckerrohrs oder des daher
irenden Syrups angewendet werden, indem man sie in einem ^
>n oder Brennofen von einer besondern Konstrukzion befestiget.
Datirt vom 11. Juli 1818. — Vier Monathe.
84* William Bailey , Eisenkrämer , von High Holborn^
ddUsex^ auf gewisse Verbesserungen der Schubfenster -, Ober-
ster - und Fensterrahmen , welche allgemein znm Bchufe des
fnehmens und Festhaltens des Glases für die Durchlassung des
htcs und den Ausschlufs des Begens und Schnees gebraucht
rden, imd auch ,^ um Dächer und Bedeckungen für Häuser und
•schiedene andere Gebäude zu verfertigen. — Datirt vom 11.
i. 1818 — Sechs Monathe.
8^. James Milto'n , sonst zu Paisley in Nordpritannien^ aber
1 zu Ashton-under n Line^ in der Grafschaft Lißncaster , auf eine
t von Weberstuhlwerk zur .Hervorbringung von Figuren oder
imen auf eine bisher unbekannte Art , bei jeder Verfertigung
les Stoffes , während dem Ausüben des Webens ; dieser Stolt
r nun Leinwand, Baumwolle, W^olle, Seide, oder eines von
!sen untermischt. — Datirt vom 11. Juli, «— Zwei Monathe.
86. John Richter^ von Hölloway^ Middlesejc^ in Folge einer
ttheilung welche ihm durch einen Fremden , im Auslande woh-
iden gemacht wurde, auf gewisse Verbesserungen in dem Ap*
33* .
^
5iß
parate o<lcr Geratlie, welche« aur DestHlazion , VerdampfVing undl
Kondensazion geraucht wird, Und in diesem Lande noch nevk
ist. — Datirt vom i4« Juli. — Sechs Monatbe.
• ' <
87. Richurd Ormrod^ FJsengiefser, Von Manchester-^ xtv der
Grafschaft Lancaster , auf eine Verbesserung in der Fabriajirung
derltupfernen und andern Metallcylinder oder Walzen aumKalilio- 1
drucken. — Datirt vom a2. Juli. — Vier Monathe.
})8. ürhanus Sartöris Kaufmann von Winchester - Street ^ va
London^ auf Verbesserungen in ^er Methode, da» Zünden der
Feuergewehre durch die Verdichtung der atmosphärischen Luft
hervorzubringen, ■ — Datirt vom 49. Juli. — Sechs Monathe.
89. Henry Creigton^ Civil - Ingenieur, von Glascow^ auf eine
neue Methode, den Zutritt des Dampfes in Röhren oder andere
Geßifse zu reguliren, welche zum Heitzen der Gebäude oder an-
derer Bäume gebraucht werden. — Datirt vom aa, Juli. —
2^vvci Monathe.
QO. Samuel Clegg^ Ingenieur von Westminstef ^ auf einen
verbesserten Gasometer oder Gashalter. — Datirt vom a3. Juli.
— Sechs Monathe.
91, Richard Slakemore von MiUngriffith Work^ in der
Grafschaft Glamorgan und John James , Von Loufer Redbrook,
in der Grafschaft Gioucester ^ beide Eisenwerkführcr iind Zinn-
platten fabrikanten , auf eine neue Art Platten, welche sie ^Amot-
phose Metallplatte n«^ nennen, und gleichfalls auf eine verbessertCi
oder mehr vervollkommnete Methode pder Methoden, um die
Oberfläche der Zinnplatten oder der verzinnten Eisen oder Kupfer
platten , welche sie y>Am,orphose Metallplattentk nennen , zu kry«
stallisiren , oder krystallisirbar zu machen, -r- Datirt vom 24-
Juli. — Sechs Monathe.
9a. Joseph Manton^ Büchsenmaeher , von Davies-StreeU
Betkü'ley - Square^ auf gewisse Zündpulver für Feuergewehre, und
RUch auf gewisse Verbesserungen in der Verfertigung gewisser
Theiie der Feuergewehre. — Datirt vom 3. August 1818. «^
Sechs Monathe.
93. John Malam ^ Ingenieur, von Marsham • Street ^ Weti-
minster ^ auf gewisse Verbesserungen an den Dampfmaschinen. -<-
^ Datirt vom 5. August. — Sechs Monathe.
I
94- James Hollingrake ^ Mechaniker, von Manchester^ auf !
seine verbesserte Mcthi»de , kupferne oder andere Metallwalzen i
für Kaliko- Druckereien zu verfertigen oder zu fabriziren. — Datirt i
vom 7. August. — Sechs Monathe«
95. Thomas Machell ^ Wundarzt, von Great Ryder - Street^
im Kirchspiel von St, James zu Westminster^ auf seine verbesserte
5i7
Methode , «um Behufe medizinischer Zweclie die Wirlisamlieit der
atmosphärischen Luft und der flüssigen oder gasartigen Substan«
sen auf der äufsem Oberfläche ^ und auch in einigen innerD Höh-
lungen und Öffnungen des menschlichen Körpers anzuwenden, und
auf die sweckmäfsigere' und nütsliche Art der Anwendung des
Öhls und Geistes nach ähnlichen Grundsätzen bei Lampen nnd
andern Leifcht - Apparaten. — Datirt vom a4* August« — Sechs
Möiiathe.
'96. Jlokn Bennett , Krämer , von Manchester , in der Graf*
tichslt- Lancasier ^ auf gewisse Verbesserungen an den Fi^trirgef^s-
sen , und an denjenigen Mitteln , wodurch filtrirt wird. — Datirt
Tom 3i. August. — Sechs Monathe.
97. Joseph Bowyer ^ Tapetenfabrikant, von Kidderminster^
in der Grafschaft Worcester , auf seine Verbesserung an der Ma-
schinerie »ur Verfertigung der Brüfsler- und geschnittenen Teppi-
che, welch« gewöhnlich »Wllton - Teppiche ^ Kotien mit Figuren^
und kaiserliche Kotien« genannt werden. — Patirt vom 3 1. August.
-^ Zwei Monathe. >
98. Riehard Green ^ Eisenkrämer, von Lish • Street^^ Leict'
Mter- Square^ Middleseae ^ auf seine Verbesserung an der Feder-
platte für Geschirre , und die Anwendung hievon auf Zäume , Zü-
gel, Gebifs, Degen]iuppeln , Gewehrfedern und zu andeia Zwe-
cken. — Datirt vom 3i. August. — Zwei Monathe.
99. William SaUshury ^ Botaniker, von Srompton in der
Grafschaft MiddUsea , auf eine Maschine oder Geräth zum Behufe
der Zubereitung des Hanfes, Flachses und anderer Vegetabilischen
fasrigen Substanzeii^ welche demselben zum Theil von einem
Fremden mitgetheilt wurde , • der in dem Dienste Sr. Majestät
des Kaisers von Bufsland steht , und zum Theil seine eigene Er-
findung ist. — Datirt vom 3i. August. — Sechs Monathe.
100. Frederik Dite, von Crabtree^ Fulhom^ MiddUsex ^ auf
seine entdeckte Verbesserung der musikalischen Blafs-Instrumente
von jeder Art. — Datirt vom 3i. August. — Sechs Monathe..
101. Henry Stübhs ^ Blendenfabrikant, von St, James- Street^
Westminst^r , auf einen beweglichen Absatz für Stiefel , Schuhe
und andere Zwecke. — Datirt vom 7. September 1818. — Sechs
Monathe. ^
102. Thomas Parker^ der jüngere, von Seven Oaks^ in der
Grafschaft Kent^ Maurer, auf seine Methode oder Methoden- , den
Zug der Bauchfange zu reguliren und zu verbessern. — Datirt
vom 5. Oktober 1818. — Zwei Monathe.
io3. William Finch ^ von JSirmingham^ in der Grafschaft
Warwicky auf gewisse Verbesserungen an den Zügeln der Pferde»
5i8
welche er die ^philaniropischen ZUgeU eu nennen gesonnen ist.*-^
Datirt vom 12. Oktober. — Zwei Monathe.
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\ol^. Samuel Hobday^ Lichtjputzmacher , von Birmingham^
auf seine neue und verbesserte Metkode oder Prinzip in der Ver-
fertigung der Lichtputzen ohne eine Feder oder einen Hebel. — ^
Datirt vom 12. Oktober. — Zwei Monathe.
io5. H<»rr William Congreve^ Baronet ^ von* Cecil - Street^
in der Stadt Westm,inster^ auf seine gewissen entdeckten und neuen
Älethoden der Verfertigung der Dampfmaschinen. — Datirt vom
19. Oktober. — Sechs Monathe.
106. CÄör/(p/ Wä//, Wundarzt, von Ratcliff Highway^ Middlc'
sex , auf die Vergoldung und Zubereitung der Kiele und Federn
durch menschliche Arbeit* und chemische Operazionen, um sit
dauerhafter und nützlicher zumachen.- — Datirt vom 3 1. Oktober.
— Zwei Monathe.
107. Nicholas Desforg^s ^ Kaufmann, von Bucklersburg zu
London^ auf gewisse Verbcsserungen in der Betreibung der
Boote' und anderer Fahrzeuge. — Datirt vom ST- Oktober. —
Sechs Monathe.
108. John BogaertSy von Air • Street ^PiccadiUr^ Middlesex;
in Folge einer Mittheilung, welche ihm von John Groctares ^ der
gegenwärtig in Brüssel wohnt , gemacht wurde ; auf eine Methode
oder Methoden zum Erheben und Herablassen des Wassers in den
Kanalschleussen, — Datirt vom 12. November 1818. — • Sechs
Monathe.
100. Edward WooUey ^ Schraubenfabrikant, von Bilston,
Staffördshire , auf Verbesserungen an der Maschinerie zum Ver-
fertigen der hölzernen Schrauben. Datirt vom 12. November. Sechs
Monathe.
110. James Ingledew, befugter Victualienhändler, von Li ttle
College ' Street, Westminster ^ auf Mittel zur Erreichung einer Er-
sparung in der Consumption der gewöhnlichen Brennstoffe , durch
die Anwendung gewisser wohl bekannter Materialien, welche bis-
her zu diesem Behufe noch nicht gebraucht wurden. — Datirt
vom 12. November. — Sechs Monathe.
111. Moses Poole, von Lincolns Inn, Middlestx : in Folge
einer Mittheilung, welche ihm von Christoph Dihl, einem Frem-
den im Auslande, gemacht wurde; auf .die Erfindung der Anwen
düng der bekannten Kitte oder Cemente zu verschiedenen Zwecken,
als um Statuen zu modellircn , steinerne Platten zu verfertigen,
um eingedrückte oder erhabene Figuren oder andere Verzierun-
gen zu machen, auch um Häuser zu decken, und auf jede andere
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lirt,. in welcher der Kitt oder Cement angewendet werden mag,
oder kann. — Datirt vom la. November. — Sechs Monathe.
.- 113. John Grüfton^ Ingenieur, vormahls in London^ nun
in Mdinburgh , auf einen verbesserten Frozefs oder Methode , das
BohlenwasserstofFgas zum Behufe der Beleuchtung zu bereiten. —
Dadrt vom 12. November. — Sechs. Monathe.'
11 3. James Haden^ der jüngere, Wollenfabrifiant von ^ber'
d$€H in Schottland^ auf eine Verbesserung in dem Vorbereiten,
Schweifen und Spinnen der Wolle. — Datirt vom la« November*
— Sechs Monathe.
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11 4* George James Clark ^ Messerschmidsgeselle , von ^ath^
an der Oraf Schaft Sommerset ^ auf einen Apparat für die leichteste
Anwendui;g der Schleife bei einem Bäderwagen. — Datirt vom
11. November. — Sechs Monathe,
11 5. William Styler ^ Zimmermann, von Islington^ MiddU'
*ex 9 auf gewisse Verbesserungen an der Maschinerie zum Sieben
der 9usgeglüheten Kohlen und Ausladen der sonach gesiebten
Kohlen in ein geh<»riges Gefafs , welche Maschinerie auch zu an-
dern möglichen Zwecken anwendbar ist. '-— Datirt vom 12. No-
vmnber. — Zwei Monathe.
416. James Fräser^ Maschinist und Kupferschmid, von Long'
jUrt ^ St, Martin in the Fields^ MiddUseoc ^ auf eine neue und
originelle Erfindung von Bohren bei einem Dampfkessel , auch
auf neue Abzüge bei /dem genannten Dampfkessel, oder dem Ofen,
welcher mit seiner Aufstellung verbunden ist , um dadurch an
Brennstoff zu ersparen , den Bauch zu vermindern , und * eine
fröfsere Sicherheit zu crwirfien. — Datiit vom 12. November. —
wei Monathe.
117. Richard TVrighi ^ Ingenieur, von Tofsenhouse • Yard
zu London^ auf gewisse Verbesserungen in derKonstrukzion der
I>anpfmaschinen , und dem nachherigen Gebrauch des Dampfs.
— Datirt vom 14. November. — Sechs Monathe.
118. Henry Matthews^ von Gretton • Place Mast, Bethnal
Gre9n , Middlesex , auf gewisse Verbesseruneen , welche bei den
Bäderwagen oder Fuhrwerken von verschiedener Art anwendbar
sind , um sie sicherer und bequemer zu machen« -— Datirt vom
19. November. — Zwei Monathe.
119. George Clymer , Kaufmann, vormahls in Philadelphia
in Amerika, nun zu Cornhill in London y auf gewisse Verbesse-
rungen an den Schiffspumpen. -^ Datirt vooi ai. November. —
Sechs Monathe.
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110. John Chaneellor , Uhrmacber^ zu SaviUe^Shf^-i
Dublin^ auf eine Verbesserung in dem Umwenden der BIIU^
der Musilibücher auf eine einfache und wirksame Art, mit odi
ohne eine angebrachte Fufs Verrichtung. — Datirt vom ii. H«
vember. — Sechs Monathe*
1 si EHsha Hayden Collier, vormahls zu Bostmn^ in demStaal
von Massachusetts, gegenwärtig su Charter House - Squate in toK
den; in Fo]ge einer AÜtlheüung , welche ihm von einem Fnimdc
im Auslande gemacht wurde, verbunden mit gewissen Zitats^
von seiner eigenen Erfindung: auf eine Verbesserung I9 de
Fenergewehren von jeder Art, welche Verbesserung aoch bi
Kanonen anwendbar ist, — Datirt vom ^4' November« *^ Sect
Monathe.
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